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Full text of "Die kunst-und geschichts-denkmäler des grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin; im auftrage des grossherzoglichen ministeriums des innern;"

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Die 

Kanst-  und  Geschicht&-Denkmäler 

des  Grossherzogthums 

Mecklenburg-Schwerin. 

Im  Auftrage 
des  Grossherzoglichen  Ministeriums  des  Innern 

herausgegeben 
von  der 

Commission  zur  Erhaltung  der  Denkmäler. 


V.  Band: 

Die  Amtsgerichtsbezirke 

Teterow,    Malchin,  Stavenhagen,    Penzlin, 
Waren,  Malchow  und  Röbel 

bearbeitet 
von  Geh.  Hofr.  Prof.  Dr.  Friedrich  Schlie, 

Direktor  des  Grossh.  Museums  und  der  Grossh.  Kunstsammlungen. 


Mit  einem  Anhang  Über  einige  ältere  Denkmäler  ausserhalb  Landes 
und  einem  Generalregister  über  alle  fünf  Bände. 


Schwerin  i.  M.  1902. 

Druck  und  Vertrieb  der  Bärensprungschen  Hofbuchdruckerei. 

Kommissionär  K.  F.  Köhler,  Leipzig. 


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HARVARD 
UNIVERSITY 

LIBRARY 
APR  15  1955 


Vorrede. 


ach  den  Vorredeir  m  den-  ^  voraufgehenden  vier 
Bänden  hat  der  Verfasser  zu  dem  jetzt  voll- 
endeten fünften  und  letzten  Band  des  Werkes 
der  mecklenburgischen  Kunst-  und  Geschichts- 
Denkmäler  nichts  weiter  zu  sagen,  als  dass  er 
hierin  zum  ersten  Mal  bei  der  Herstellung  des 
Textes  selber  einen  freiwilligen  Mitarbeiter  gefunden  hat,  dem  er 
sich  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet  fühlt.  Es  ist  Herr  Kammerherr 
Ulrich  Graf  von  Oeynhausen,  der  seine  Müsse  dazu  benutzt  hat, 
um  die  Güter  -  Geschichten  in  den  Amtsgerichtsbezirken  Malchin, 
Stavenhagen,  Waren,  Malchow,  und  zum  Theil  auch  im  Amts- 
gerichtsbezirk Röbel,  in  gleicher  Weise,  wie  es  der  Verfasser  ge- 
wohnt war,  zusammenzustellen,  und  der  nun  mit  Erfolg  dazu  über- 
gegangen ist,  solche  Lokalgeschichten  auch  für  andere  Plätze,  die 
durch  den  Plan  des  Werkes  ausgeschlossen  waren,  anzufertigen, 
und  zwar  auf  breiterer  Grundlage,  als  es  in  dem  Werk  der  mecklen- 
burgischen Kunst-  und  Geschichts- Denkmäler  thunlich  war.  Es  ist 
nicht  daran  zu  zweifeln,  dass  derartige  Ergänzungen  überall  sehr 
willkommen  werden  geheissen  werden.  Im  Uebrigen  sind  es  be- 
sonders die  von  Herrn  Pastor  Karsten  (jetzt  in  Vellahn)  in  den 
Kirchen  des  Amtsgerichtsbezirkes  Röbel  mit  grosser  Gewissenhaftigkeit 
gemachten  Aufzeichnungen  gewesen,  welche  des  Verfassers  Arbeit  in 
bequemer  Weise  erleichtert  haben. 

Bei  der  mühseligen  Herstellung  des  viertheiligen  Generalregisters 
zu  allen  fünf  Bänden,  das  diesem  fünften  Bande  angeschlossen  ist,  haben 
Herr  Oberleutnant  a.  D.  Plüschow,  der  am  Museum  als  Volontär 
thätig  ist,  und  Herr  Ministerialkanzlist  Passow  nützliche  Dienste  ge- 
leistet,   theils    durch    Herstellung    von    Zettelauszügen,    theils    durch 


IV  VORREDE. 

Nachprüfung  der  Seitenzahlen  in  der  Druck  -  Korrektur.  Der  letzt- 
genannte hat  auch  den  Verfasser  während  der  ganzen  zehnjährigen 
Arbeitszeit,  in  der  das  Werk  entstanden  ist,  unablässig  durch  Ab- 
schriften dessen,  was  von  den  Vertrauensmännern  der  Kommission 
und  von  dem  Verfasser  und  einzelnen  Mitgliedern  der  Kommission 
als  Revisoren  in  die  in  der  Vorrede  des  ersten  Bandes  erwähnten 
Formulare  eingetragen  worden  war,  aufs  Beste  unterstützt.  Beiden 
Herren  soll  dafiir  an  dieser  Stelle  gedankt  sein. 

Der  dem  Generalregister  voraufgehende  Anhang  enthält  einige 
ältere  mecklenburgische  Kunst-  und  Geschichts- Denkmäler  ausserhalb 
Landes,  welche  bis  dahin  nicht  so  bekannt  waren,  wie  es  z.  B.  die  herr- 
liche Bronzefigur  der  Herzogin  Katharina  von  Carlo  de  Cesare  im 
Dom  zu  Freiberg  und  die  Marmorgruppe  der  Herzoginnen  Marie 
Louise  und  Friederike  von  Gottfried  Schadow  im  Schloss  zu  Berlin 
sind,  auf  welche  deshalb  nicht  weiter  einzugehen  war. 

Zuletzt  kann  der  Verfasser  nicht  unterlassen,  seine  Freude 
darüber  auszusprechen,  dass  es  ihm  gelungen  ist,  das  Werk  der 
mecklenburgischen  Kunst-  und  Geschichts  -  Denkmäler ,  welches  von 
dem  hochseligen  Grossherzog  Friedrich  Franz  III.  ins  Leben  gerufen 
und  von  dem  gnädigen  Wohlwollen  Seiner  Hoheit  des  Herzogs  Johann 
Albrecht  als  Herzog- Regenten  getragen  worden,  schon  in  dem  ersten 
Regierungsjahr  Seiner  Königlichen  Hoheit  des  Grossherzogs  Friedrich 
Franz  IV.  zu  vollenden.  Auch  drängt  es  den  Verfasser,  hier  darauf 
hinzuweisen,  dass  dieses  Werk  die  ganze  Zeit  hindurch  von  einer 
freundlichen  Haltung  der  Kommissionsmitglieder,  im  Besonderen  von 
der  des  Vorsitzenden,  des  Herrn  Ministerialdirektors  Schmidt,  dessen 
rühmlicl^  bekanntes  Verwaltungsgeschick  keine  Schwierigkeiten  auf- 
kommen Hess,  begleitet  gewesen  ist.  Es  hätte  ja  in  der  langen  Zeit 
auch  anders  kommen  und  z.  B.  der  einheitliche  Guss  des  Ganzen 
gestört  werden  können.  Sehr  viele  Arbeit  hat  es  gegeben,  aber 
auch  sehr  viele  werthvolle  Anregung,  an  die  der  Verfasser  sein  Leben 
lang  gerne  zurück  denken  wird.     Darum  am  Schluss  ein 

DEO   GRATIAS. 


Schwerin,  den   17.  Januar  1902. 


Friedrich  Schlie. 


Inhalts-Verzeichniss. 


Seite 

I.  Amtsgerichtsbezirk  Teterow      i — 83 

Teterow i 

Hohen -Mistorf 24 

Thürkow 29 

Levitzow 32 

Jördenstorf 35 

Wamkenhagen 41 

Diekbof 44 

Gross -Wokem 45 

Klaber 48 

Langhagen 51 

Grubenhagen 53 

Schorssow 63 

Bülow 66 

Bristow 71 

Hohen -Demzin 79 

Burg  Schlitz 82 

Vorgeschichtliche  Stellen      .     .  224 

II.  Amtsgerichtsbezirk  Malchin  84 — 152 

Malchin 84 

Gorschendorf 1 1 1 

Remplin 114 

Panstorf 117 

Basedow 118 

Faulenrost 136 

Gessin 137 

Dahmen 138 

Schwinkendorf 1 40 

Rittermannshagen 145 

Gic'low 148 

Vorgeschichtliche  Stellen  225 

III.  Amtsgerichtsbezirk  Stavenhagen 

153—227 

Stavenhagen 153 

Ritzerow       ....           .     .  162 

Jürgenstorf 164 

Pribbenow 168 


Kloster  Ivenack 

Borgfeld . 

Röckwitz 

Zwiedorf 

Wolde     . 

Kastorf   . 

Rosenow 

Kittendorf 

Suiten     . 

Varchentin 

Varchow 

Bredenfelde 

Briggow 

Tamow  . 

Vorgeschichtliche  Stellen 


IV.  Amtsgerichtsbezirk 


Penzlin    . 
Lübkow  . 
Lapitz 
Puchow  . 
Wrodow . 
Gross -Helle 
Alt-Rehse 
Krukow  . 
Maliin 
Breesen  . 
Pinnow   . 
Chemnitz 
Woggersin 
Mölln 

Klein -Helle 
Seh  wandt 
Passentin 
Gross- Lukow 
Marin 

Gross -Flotow 
Luplow   . 


Seite 

169 

• 

.   185 

« 

.   187 

• 

•   191 

• 

•   193 

• 

198 

• 

200 

• 

203 

• 

210 

■ 

211 

• 

216 

» 

219 

220 

222 

len 

■ 

226 

Penzlin 

228—325 

.  .  .  228 

249 

250 

252 

253 

254 

255 

257 

258 

260 

263 

265 

268 

■ 

270 
277 
279 
280 
283 

285 
287 

288 

VI 


INHAl/rS  -  VERZEICIINISS. 


Seite 

Ankershagen 290 

Möllenhagen 303 

Rumpshagen 304 

(iross -Vielen 306 

Zähren 310 

Mollenstorf 315 

Peckatel 318 

Liepen 322 

Kraase 324 

Vorgeschichtliche  Stellen      .  455 

V.  Amtsgerichtsbezirk  Waren 

326—390 

Waren 326 

Federow 346 

'Kargow 350 

Speck 351 

Boek 353 

Schlön 356 

Klein -Plasten 361 

Gross  -  Drato  w 362 

Deven 364 

Gross -Gievitz 365 

Alt-Schönau 371 

Lansen 375 

Rambow 377 

Ulrichshiisen 380 

Vielist 383 

Sommerstorf 387 

Klink 389 

Vorgeschichtliche  Stellen      .      .  459 

VI.  Amtsgerichtsbezirk  Malchow 

391—463 

Malchow 391 

Lexow 414 

Alt -Schwerin 416 

Nossentin 420 

Jabel 422 

Kieth 424 

Wangelin 427 

I.ütgendorf  .           429 

Grüssow 432 

Walow 436 

Sietow 437 

Poppentin 441 

Satow 442 


Zislow 

Stuer  

Vorgeschichtliche  Stellen 


Seite 
444 

445 
46  I 


VII.  Amtss^erichtsbczirk  Röbel 

464—597 

Rubel 464 

Ludorf 512 

Nätebow 520 

Leizen 523 

Minzow 526 

Dambeck 527 

Karchow 534 

Bütow 537 

Finken 538 

Massow 5^o 

Kambs    .                 ,      .  541 

Grabow 545 

Kiewe 547 

Wredenhagen 551 

Zepkow 560 

Melz 562 

Buchholtz 566 

Krümmel 568 

Vipperow 570 

Priborn 574 

Zielow 576 

Rechlin 57  8 

Laerz 580 

Schwarz 584 

Diemitz 585 

Ahrensberg 586 

Rossow 587 

Netzeband 593 

Schönberg 595 

Vorgeschichtliche  Stellen      ,      .  596 

Anhang  I: 

Amelungsborn 601 

Havelberg 608 

Wisby 609 

Freiberg 610 

Gandersheim 613 


Anhang  II: 

Orts-,  Personen-,   Künstler-  und 
Kunsthandwerker  -  Register     . 


615 


Verzeichniss  der  Illustrationen. 


auf    den    Altar 


auf    die     Orgel 


(Licht- 
(Licht- 


Tctcrow. 

Blick  auf  TeteroAv  (Kopfleiste)  i 
Kirche  (Nordseite)   7. 
Querschnitt  8. 
Grundriss  8. 
I^ngsschnitt  8. 
Inneres,     Blick 

druck)  8. 
inneres,    Blick 

druck)  9. 
Frühgothisches  Portal  (Sakristei)  9. 
Laubwerk- Kapitelle  9. 
Hochgothisches  Triptychon   10. 
Spätgothisches  Triptychon   1 1 . 
Hl.  Maria  mit  dem  Kinde   12. 
Ehemalige  Kanzel   13. 
Messingschüssel   14. 

Grabstein  desPleban  Gerh.  Vogelsang  15. 
Wandgemälde  (östliches  Gewölbe)   :6. 
Zwei  Fürsten  von  Werle   17. 
Wandmalerei  (westliches  Gewölbe)   18. 
Kelch  [i]   19. 

Rostocker  Thor  20. 
Malchiner  Thor  21, 
Aufriss     und    Grundrisse    des    Malchiner 

Thor  22. 
Aufriss     und    Grundrisse    des    Rostocker 

Thor   23. 

Hohen-Mistorf. 
Kirche   25. 

Kirche,   Aufriss  und  Grundrisse  27. 
Ostgiebel   28. 
Fenster-  und  Thürlaibungen  28. 


L  e  V  i  t  z  o  w. 


Jördensdorf. 
Kirche  36. 

Aufriss  und  Grundriss  37. 
Giebel  und  Südseite  38. 
Bogenfries  und  Laibungen  38. 
Aeltestes  Christusbild  40. 

Schloss  Diekhof  44. 


Gr.-Wockern. 
Ansicht  der  Kirche  46. 
Portal  (Xordseite)  47. 

Kl  ab  er. 
Grabstein  des  Christoffer  Moltsan  50. 

Grubenhagen. 

Blick  auf  Grubenhagen  55. 

Inneres  der  Kirche  57. 

Maltzahn'sche  Epitaphien   59. 

Leichenstein  der  Katharina  von  Malt- 
zahn  60. 

Leichenstein  des  Ulrich  von  Maltzahn  61. 

Willkomm  als  Kelch  der  Kirche  (Licht- 
druck) 62. 


Ansicht  $$. 


Bülo  w. 
Kirche  67. 

Aufriss  und  Grundriss  der  Kirche  68. 
Von  der  Ostseite  der  Kirche  69. 

B  r  i  s  t  o  w. 
Kirche  mit  Umgebung  72. 
Altaraufsötz  (Lichtdruck)  74. 
Kanzel  (Lichtdruck)  75. 
Orgel -Empore  75. 
Epitaph  als  Stuhlbekrönung  75. 
Taufständer  76. 
Messingschüssel  77. 
Grabstein  des  Hans  Hahn  78. 


VIII 


VERZEICHNISS  DER  ILLUSTRATIONEN. 


Hohen-Demzin. 
Wappen  des  H.  A.  v.  der  Osten  80. 


Burg  Schlitz  (Lichtdruck)  82. 


Malchin. 

Ansicht  der  Stadt  (Kopfleiste)  84. 

Bombardement  der  Stadt  i .  Januar  1 7  6 1 
(Lichtdruck)  92. 

Grundriss  der  Kirche  94. 

Querschnitt  der  Kirche  95. 

Friese  an  der  Kirche  96. 

Inneres,  Blick  auf  den  Altar  (Licht- 
druck) 96. 

Inneres,  Blick  auf  die  Orgel  (Licht- 
druck) 97. 

Früherer  Altaraufsatz  98. 

Flügel  des  Altaraufsatzes  99. 

Alte  Kanzel   100. 

Taufständer  101. 

Grabstein  des  Nikolaus  Breide  103. 

Frühgothischer  Kelch   104. 

Fuss  des  Kelches   105. 


Kalensches  Thor  106.   107. 
Steinthor  108.   109. 
Alter  Wartthurm   iio. 


Gorschendorf. 
Kelch  [i]   1 14. 

Schloss  Remplin  (Lichtdruck)  114. 


Basedow. 
Kirche  119. 
Orgel  -  Empore   120. 
Altaraufsatz  (Lichtdruck)   120. 
Frozessionsstangen   121. 
Taufbehälter  122. 
Messingschüssel  123. 
Schulenburg- Hahn' sches  Epitaph   124. 
Epitaph    des  Werner   Hahn    (Lichtdruck) 

124. 
Epitaph  des  Kuno  Hahn  125. 
Epitaph  des  Paris  Hahn  126. 
Grabstein  des  Kone  Hahn  127. 
Grabstein    des   Joachim    Hahn    und    der 

Lucie  Fineke  128. 


Grabstein    des   Joachim    Hahn    und    der 

Dorothea  von  Putlitz   128. 
Grabstein  der  Anna  Hahn   129. 


Alter  Theil  des  Schlosses  131. 
Aeltere  Theile  des  Schlosses  132. 
Ausgrabungen  im  Schlossgarten   133. 
Schloss    zur    Zeit    der   Stüler' sehen   Um- 
bauten  134. 
Schloss  Basedow  (von  Haupt)  134. 
Schloss  (innerer  Hof)   135. 
Schloss,  Gartenseite   135. 


Schloss  Faulenrost   136. 


Schwinkendorf. 
Inneres  der  Kirche   141. 
Grabstein  des  Otto  Hahn   142. 
Grabstein   des  Dietrich  van  dem  Werder 

143- 

Rittermannshagen. 
Strebepfeiler  an  der  Kirche   146. 


Gielow. 
Grundriss  der  Kirche  150. 
Granitfünte  151. 


Stavenhagen. 

Blick  auf  die  Stadt  (Kopfleiste)   153. 
Altes  Siegel  der  Stadt  154. 
Kirche,  Südseite   159. 
Kirche  mit  Thurm   160. 
Schloss   162. 


Jürgensdorf. 
Altaraufsatz    165. 
Grabstein  des  Henning  Christoph  v.  Höbe 

166. 
Taufbecken   167. 


Pribbenow. 
Altaraufsatz   168. 


Ivenack. 

Fernblick  auf  das  Schloss  170. 

Ehemal.  Kloster -Wirthschafsshaus  [1707] 
176. 

Facciata  und  inwendige  Gestalt  des  fürst- 
lichen Hauses  176. 

Uralte  Eichen   178. 


VERZEICIINISS  DER  ILLUSTRATIONEN. 


IX 


Kirche  179. 

Grabstein  des  Klosterprobstes  A.  Gilow  180. 
V.  Koppelow'sches  Marmor-Epitaph  (Licht- 
druck)  1 80. 
Glockenbild  181. 


Parkanlagen  182.   183.   184.  223. 
Schloss   183. 

Röckwitz. 
Kirche  189. 
Inneres  der  Kirche   190. 


Zwiedorf. 

Kirche,  Südseite  192. 
Kirche,  Westseite  193. 

Wolde. 
Kirche   195. 
Altaraufsatz  196. 
Kelch,  Ciborium  und  Kanne  (Lichtdruck) 

196. 
Taufschale  197. 


Alte  Burg  245. 

Theile  der  Burg  246.   247. 


Klein-Helle. 
Spätgothisches  Triptychon  278. 


Ankershagen. 
Kirche  293. 
Grundriss  294. 

Inneres  der  Kirche  (Lichtdruck)  294. 
Querschnitt,  Laibungs- Profile  295. 
Altes  Fenster  im  Schiff  der  Kirche  296. 
Gewölbe  und  Pfeiler  297. 
Taufbehälter  2q8. 


Herrenhaus  (Vorderansicht)  299. 
Herrenhaus  (Gartenansicht)  300. 
Alte  Festungsmauer  im  Garten  301. 
2  Pläne  zum  alten  Haus  auf  dem  Wicken- 
werder 302. 


Rosenow. 
Mittelstück  eines  gothischen  Triptychons 


201. 


Kittendorf. 
Kirche  203. 
3   Portale  204.   205. 
Inneres  der  Kirche  206. 
Altar  (Lichtdruck)  206. 
Empore  207. 

Schloss  209. 


Zähren. . 
Blick  auf  die  Kirche  311. 
Grundriss  312. 
Ostseite  312. 
Längsschnitt  313. 
Nordseite  313. 
Pforte,  Gesims,  Rippe  314. 


Peckatel. 
Ansicht  319. 

Spätgothisches-  Triptychon  320. 
Glockeninschrift  321. 


Varchentin. 
Ansicht  213. 
Inneres  der  Kirche  214. 


Schloss  216. 


Penzlin. 

Stadtansicht  (Kopfleiste)  228^ 

Kirche,  Ostseite  240. 

Grundriss  241. 

2  Friese   242. 

Inneres  der  Kirche  (Lichtdruck)  242. 

Gesims,   Laibungen,  Blenden  243. 


Liepen. 
Blick  auf  die  Kirche  322. 


Waren. 

Blick  auf  die  Stadt  326. 

Altes  Siegel  334. 

Grundriss  der  St.  Georgen-Kirche  338. 

Inneres  der  Kirche,   Blick  auf  den  Altar 

(Lichtdruck)  338. 
Inneres,  Blick  auf  die  Orgel  (Lichtdr.)  339. 
Obergaden,  Profile  339. 
Grundriss  der  Marien  -  Kirche  341. 
Fenster,  Kaffgesimse,  Fries  341. 
Thurmeingangs- Halle,  Chorgiebel  342. 
Thurm portal  343. 
Altar  und  Kanzel  344. 
Taufständer  345. 


X 


VERZEICIINISS   DER   ILKUSTKATIONEN, 


Seh  lön. 
(irundriss  der  Kirche  357. 
Kirclie  und  Längsschnitt  358.   359. 
Fenster  der  Südseite  360. 

Gross-Gie  V  itz. 
Ansicht  366. 

Kirche,    Grundriss    und  Längschnitt  367. 
Thurmeingang  368. 
Romanische  Steinfünte  369. 
Marmor- P^pitaph  des  E.  Chr.  v.  Voss  370. 


Alt-Schönau. 
Kapelle  372. 

West-  und  Ostgiebel  373. 
(irundriss  373. 
Fenster-  und  Thüren -Profile  374. 


Ulrichshusen. 
Schloss  (Lichtdruck)  380. 


Vielist. 

Grimdriss  der  Kirche  384. 

Kirche  385. 

Ostseite  des  Chors  386. 


Malchow. 


Blick  auf  die  Stadt  (Kopfleiste)  391. 

Flotow'sches  Wappen   405. 

Malchower  Stadtsiegel  405. 

Blick  auf  die  Klosterkirche(Kopfleiste)  408 

Klosterkirche  409. 

Inneres  der  früheren  Kirche  410. 

Inneres  der  jetzigen  Kirche  410. 


Kelch 
Kelch 
Kelcli 


41 1. 
412. 

413- 


G  r  ü  s  s  o  w. 


Kirche  435. 


S  i  e  t  o  w. 
Kirche  438. 
Portal  der  Südseite  439. 


Burg  Stuer  447.   451.  452. 
Burg  Stuer  (Lichtdruck)  448. 
Gothisches  Triptychon  449. 
Burg -Grundriss  453.   454. 


Grimdriss  der  Burg  auf  dem   Werder  bei 

Penzlin  456. 
Grundplan  der  alten  Befestigung  zu  Frei- 

dorf  458. 


RöbeL 

Blick  auf  die  Stadt  (Kopfleiste)  464. 
niick  auf  St.  Marien  (Kopfleiste)  479. 
Marienkirche  480. 
Inneres  der  Manenkirche,    Blick  auf  den 

Altar  (Lichtdruck)  481. 
Inneres    der  Marienkirche,    BHck  auf  die 

Orgel  (Lichtdruck)  482. 
Zwei  frühgothische  Portale  481. 
Hauptansicht     des    Chors    (Farbendruck) 

482. 
I  Wandmalereien    der    Gewölbe   483.    484. 

485. 
.  Wandmalereien  (Farbendruck)  483. 

Spätgothisches  Triptychon  486. 

Zwei  Hochreliefs:    Erschaffung    der  Eva; 

Der  Sünden  fall   487. 

Ehemalige  Triumphbogen -Gruppe  488. 

Kelch  [i]  489. 

Altes  Taufbecken  490. 

Kelch  [3]  491. 

Grund  plan  von  St.  Nikolai  492. 

Inneres  der  Kirche,    Blick  auf  den   Altar 
(Lichtdruck)  492. 

Inneres  der  Kirche,    Blick  auf  die  Orgel 
(Lichtdruck)  493. 
j  Chorgiebel  493. 
.  Sakristei -Giebel  493. 

Nordportal  494. 

Süd  portal  495. 

Bogenband  496. 

Fenster  im  Chor  496. 
I  Altes  Portal  in  den  Altar  räum  496. 

Pfeiler  496. 

Portal  zwischen  Thurm  und  Kirche  496. 

Wappenschild   des  Probstes  Werner  407. 

Ehemaliger  Altaraufsatz  498. 
I  Flügel  zum  Altaraufsatz  499. 

Glas  aus  dem  XV.  Jahrhundert  501. 

Weihurkunde  von    1490     501. 
I  Einzelheiten     vom     Dominikaner- Gestühl 

504-   505- 
Dominikaner- Gestühl  (Doppel -Lichtdruck) 

504.   505- 
'  Stuhl bekrönungen  505. 


VEKZKICIINISS   DKR   1LT.I\STKA'H()NKN. 


XI 


Vom  ehemaligen  Gestühl  506. 
Stuhlbekrönung   507. 
Siuhhvangen   50S. 
KeJch   [1]    509. 
BeJt  510. 

(ieräthschaften  des  Amtes  der  Maurer  in 

Rubel  (Lichtdruck)   510. 
Zwei   Pulverhürner  511. 
Hifthorn   511. 

Ludorf. 
Kirche   513. 
Grundriss  514. 
l^ngsschnitt  515. 
Querschnitt  515. 
Inneres  der  Kirche  517. 


Leizen. 
Knuth' scher  (}rabstein  525. 

M  i  n  z  o  w. 
Seh  wedenschanze  527. 

Dambeck. 

Kirchenruine  530. 
Priesterpforte  531. 
Zwei  Messingschüsseln  532.   533. 

Kare  ho  w. 
Altaraufsatz  535. 


Kanibs. 

Schnitzwerk  aus  der  Kirche  543 
Kelch   [i]   544. 
Monstranz  545. 

Wredenhagen. 

Blick  auf  Wredenhagen  (Kopfleiste)   551 
Schloss  und   Kirche  (1827)  554. 
Wredenhagen  (1860)  555. 


Aufgang  zur  Burg  556. 

Plan  der  Burg  558. 

Grundrisse     der     ältesten     (iebäude    der 

Burg  559 
Theile  der  L'infassungsmaucr  der  Burg  560. 

Mclz. 
Gothisches  Triptychon   564. 


Laerz. 


Kelch  [i]   582 
Leuchter  583. 


Rossow. 
Gothisches  Triptychon  591. 


Silberne    Schale,     gefunden    bei     Gross- 
Kelle  597. 


Anhang   I. 

A  melungsborn. 

Klosteransicht  601. 

Westliches    Langhaus    der    Klosterkirche 

604, 
Querschiff    und    Chor    der    Klosterkirche 

605. 
Schild  des  Hauses  Werle  607. 


Havell)erg. 
Schild  des  Hauses  Werle  608. 


Wisbv. 
Wappenschild  des  Herzogs  Erich  609. 

Freiberg. 

Herzogin  Katharina  mit  ihrem  Sohn  (nach 

Lukas  Kranach)  610. 
Grabplatte  der  Herzogin  Katharina  611. 


Gandersheim. 

Denkmal  der  Herzoginnen  Christine  und 
Marie  Elisabeth  612. 


BUcIe  auf  die  SUdt  Tetero 


Amtsgeriolitsbezirk  Teterov. 


Die  Stadt  Teterow.') 

leschicbte   der   Stadt.     Schon    im    XII.  Jahrhundert    fällt    ein    heller   Geschichte 
Liclitstreir  in    das    geschichtliche    Dunkel,    in    welchem    derjenige         der 
Theil   des   alten  Circipanerlandes   ruht,    dem  Teterow    mit  seinem  ^    ' 

mitten  im  See  gelegenen  ehemaligen  wendischen  Burgwall  angehört.  Es  ist 
jene  Zeit,  in  der  zwei  mächtige  politische  Grössen,  der  Baiem-  und  Sachsen- 
herzo^  Heinrich  der  Löwe  und  der  Dänenkönig  Waldemar,  beide  im  Dienste 
der  Kirche  stehend  und  gemeinsam  das  Werk  Gottes  fördernd,  beide  aber  von 
ehrgeizigen  Machtplänen  und  zum  Theil  einander  widerstrebenden  politischen 
Interessen  geleitet)  ihre  Hand  auf  das  heidnische  Wendenland  legen,  der  eine 
von  Süden  und  Westen  her,  der  andere  von  Norden  und  Osten  her.  Selbst- 
verständlich kann  hier  nicht  auf  Alles  eingegangen  werden,  was  zur  Beleuchtung 
dieser  Zeiten  und  Verhältnisse  dient.  Es  mag  deshalb  besonders  auf  das 
neunte  und  zehnte  Kapitel  in  dem  Leben  Bischof  Berno's  von  Wigger  und  auf 
den  von  Lisch  in  wörtlicher  Uebersetzung  veröffentlichten  Bericht  des  Saxo 
Grammaticus  über  den  Zug  Waldemar's   ins  Circipanerland  verwiesen  werden, 

')  Im  XI[[.  Jahrhundert  Thiterow,  Telerowe,  Theterowe,  Thitterowe,  von  teierev,  Auer- 
habn,  also  soviel  wie  Auerhahnstldt.  Vgl.  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVI.  S.  144.  äiem^sen.  M. Jahrb.  VI, 
S.  S3-     AU  AbkQrzung  könnte  das  Keuter'scbe  >Khansiäill<  gehen. 


2  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 

nach  welchem  der  König  und  der  dem  Saxo  Grammaticus  befreundete  Bischof 
Absalon  von  Roskilde  im  Jahre  1171  von  Stralsund  aus  durch  Festland  Rügen 
zieht,  mit  unsäglichen  Schwierigkeiten  den  Durchgang  durch  die  Trebelmoore 
bewerkstelligt,  dann  den  Hartwald  zwischen  Malchin,  Neu -Kaien  und  Teterow 
durchquert  und  zu  der  Burg  des  Chotimar  vordringt,  welche  keine  andere  als 
die  im  Teterower  See  gelegene  sein  kann,  die  damals  als  die  am  schwersten  zu 
erobernde  Trutzburg  des  Circipanerlandes  gegolten  haben  muss.^)  Den  Bericht 
kann  Saxo  sehr  wohl  direkt  aus  dem  Munde  des  Bischofs  Absalon,  der  als 
streitbarer  Herr  an  allen  Fährlichkeiten  der  Fahrt  und  des  Krieges  den  leb- 
haftesten und  thatkräftigsten  Antheil  nimmt,  empfangen  haben.  Zwar  kommen 
die  ebengenannten  Ortsnamen  nicht  darin  vor,  aber  die  ungemein  anschau- 
liche, echt  epische  Darstellung,  die  an  die  klassischsten  Beispiele  der  Alten 
erinnert,  und  das  starke  Lokal -Kolorit  der  Erzählung  haben  für  den,  der 
die  Gegenden  kennt,  eine  solche  Ueberzeugungskraft,  dass,  da  auch  Anfang, 
Richtung  und  Ziel  des  Zuges  sowie  die  noch  heute  vorhandenen  Burg-,  Wall- 
und  Damm -Reste  im  Teterower  See  aufs  Allerbeste  zu  der  Erzählung  passen, 
jeder  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der  topographischen  Deutung  des  Berichtes 
durch  Lisch  und  Wigger  verschwindet.*)  Mit  der  Eroberung  der  Burg  und 
ihrer  Wiek  ist  der  Zweck  des  Heerzuges  erreicht,  und  es  erfolgt  nun,  wie 
bereits  im  ersten  Bande  des  Werkes  erzählt  worden  ist,  unter  Betheiligung 
Chotimar's  und  seiner  Brüder  die  Gründung  des  Klosters  Dargun  durch  dänische 
Mönche  aus  Esrom,  welche  die  Aufgabe  haben,  im  Circipanerlande  einen 
solchen  Stützpunkt  für  christliche  Kultur  zu  schaffen,  wie  ihn  die  Schöpfungen 
Heinrich's  des  Löwen  in  Ratzeburg  und  Schwerin  im  Westen  und  das  von 
Bischof  Berno  gegründete  Kloster  Doberan  im  Norden  des  Wendenlandes  dar- 
stellen. Dass  aber  das  dänische  Kloster  in  Dargun  nicht  von  Bestand  bleibt, 
sondern  schon  11 88  nach  Hilda  bei  Greifswald  übersiedelt  und  1209  durch 
eine  Tochtergründung  des  Klosters  Doberan  ersetzt  wird,  ist  ebenfalls  im  ersten 
Bande  auseinandergesetzt  worden.  Hier  kommt  es  ja  auch  nur  darauf  an,  daran 
zu  erinnern,  dass  die  Geschichte  der  Stadt  Teterow  mit  der  Erzählung  des 
Saxo  Grammaticus  vom  Zuge  des  Königs  Waldemar  von  Dänemark  ins  Circi- 
panerland  und  der  Erstürmung  der  Feste  im  Teterower  See  einzusetzen  hat.') 


^)  Saxonis  Grammatici  Historia  danica,  Liber  XIV  (Edd.  Müller  &  Velschow,  Pars  IIa,  Pag. 
883—886).  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  181  — 195.  Wigger,  M.  Jahrb.  XXVIII,  S.  143—186.  Vgl. 
dazu  dessen  Annalen,  S.  126/127.   148. 

*)  An  anderer  Stelle,  in  der  Knytlinga-Sage  über  diesen  Zug,  werden  Stralsund  (Straela), 
Triebsees  (Tribuzis)  und  das  östlich  von  Güstrow  gelegene  Land  Tribeden  (Atripiden),  zu  dem 
auch  Teterow  gehört,  genannt.    Vgl.  Lisch,  a.  a.  O.,  S.  186. 

•)  Es  kann  nicht  auffallen,  dass  die  älteren  Geschichtsforscher,  welche  den  Zug  des 
Waldemar  nach  den  Quellen  erzählen,  ohne  Gegenden  und  Verhältnisse  im  alten  Circipanien  von 
den  Trebel- Mooren  über  den  Hartwald  weg  bis  zum  Teterower  See  zu  kennen  (wie  z.  B.  Ludwig 
Giesebrecht,  Wend.  Geschichten  III,  S.  203/4,  Barthold,  Gesch.  von  Rügen  und  Pommern  II, 
S.  223/24  und  Quandt  in  Balt.  Studien  X,  2,  S.  162),  zu  Darstellungen  und  Auffassungen  kommen, 
welche  mit  denen  der  jüngeren  mecklenburgischen  Forscher,  die  mit  den  in  Betracht  kommenden 
örtlichen  Verhältnissen  vertrauter  sind,  nicht  übereinstimmen. 


GESCHICHTE   DER  STADT  TETEROW.  3 

Indessen  der  Faden  spinnt  sich  nicht  weiter.  Zwischen  dieser  Geschichte 
und  der  ersten  urkundlichen  Nachricht  über  Teterower  Verhältnisse  liegen 
hundert  Jahre.  Damals  sind  die  von  Moltke  die  Grundherrn  sowohl  über  den 
Teterower  See  als  auch  über  die  an  seiner  Ostseite  liegenden  Güter  Sührkow 
und  Niendorf  (ehemals  Teschow),  über  deren  Verkauf  an  das  Kloster.  Dargun 
am  I.Januar  1297  der  landesherrliche  Konsens  durch  den  Fürsten  Nikolaus 
von  Rostock  erfolgt.^)  Diese  Gegend  gehört  somit  (und  wie  wir  auch  sonst 
wissen)  in  jener  Zeit  vorübergehend  zur  Herrschaft  Rostock,  welche  im  Jahre 
1300  unter  dänische  Oberlehnsherrlichkelt  geräth,  und  Ritter  Friedrich  von  Moltke 
ist  wenigstens  in  Bezug  auf  den  See  als  Rechtsnachfolger  des  Chotimar  an- 
zusehen, der  hundert  Jahre  früher  als  Burgherr  des  Sees  die  dänische  Eroberung 
erduldet.  Dass  das  aber  nicht  ausreicht,  um  die  Vermuthung  einer  Bluts- 
verwandtschaft zwischen  beiden  zu  begründen,  ist  selbstverständlich.*) 

Zur  selben  Zeit  aber  ist  auch  Teterow  längst  eine  kleine  Stadt  (oppi- 
dum)  mit  Rath  und  Bürgerschaft,  welche  sich  als  solche  schon  am  17.  De- 
cember  1272  dreiundvierzig  im  Dorfe  Baudorf  angekaufte  Hufen  von  Fürst 
Nikolaus  von  Werle  hat  zu  Stadtrecht  legen  lassen.')  Andererseits  kommen 
am  18.  März  1285  zweiundzwanzig  Hufen  der  städtischen  Feldmark  durch 
Kauf  an  das  Lübecker  Heiligengeist- Stift  und  mit  diesen  Hufen  zugleich  das 
ganze  14  km  nordwestlich  von  Teterow  gelegene  Dorf  Striesenow,  damals  ein 
Bauemdorf.*)  Aus  einer  Urkunde  vom  20.  December  13 12  ersehen  wir,  dass 
das  Dominikaner -Kloster  zu  Rostock  ein  eigenes  Haus  in  der  Stadt  besitzt, 
und  aus  der  bekannteren  Urkunde  vom  2.  December  13 16  über  die  werlesche 
Landestheilung,  dass  Teterow  zu  demjenigen  Landestheil  gelegt  wird,  von 
welchem  Parchim  die  Vorderstadt  ist.^)  Diese  Zeit  des  XIV.  Jahrhunderts,  in 
welcher  die  Stadtvertretung  nicht  selten  als  Zeuge  bei  grösseren  Staatsaktionen 
der  werleschen  Fürsten  mitwirkt,®)  ist  die  Zeit,  in  welcher  die  prächtigen  hohen 
gothischen  Thore  entstehen,  wenn  auch  keine  besondere  Urkunde  darüber  vor- 
handen ist.  Teterow  hat  sich  diese  seine  Stadtzierden  besser  zu  bewahren 
gewusst  als  die  Vorderstadt  Parchim,  obgleich  diese  als  die  grössere  und 
führende  Stadt  im  alten  werleschen  Landestheil  der  kleineren  Stadt  mit  gutem 
Beispiele  hätte  vorangehen  sollen.  Von  guten  ökonomischen  Verhältnissen  in 
der  Stadt  zeugt  auch  der  Kirchenbau,  der,  wenn  er  auch  nach  seinem  älteren 


')  M.  U.-B.  2431.  2432.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  2.  Ueber  das  zeitweise 
Condominium  der  Linien  Rostock  und  Werle  vgl.  Rudloif,  Hdb.  II,  S.  89.   190. 

*)  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  195. 

•)  M.  U.-B.  1261. 

*)  M.  U.-B.  1788.  Vgl.  3956.  Wie  die  Lübecker  Rechte  in  Vergessenheit  kommen  und  den 
Bauern  neue  Gerechtsame  von  den  Herzögen  und  den  Gottiner  Erbherrn  von  Lehsten  auferlegt 
werden,  wie  sich  dann  aus  diesen  Wirren  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  eine  Reihe  von  Pro- 
zessen entwickelt,  woran  die  Bauern  zu  Grunde  gehen:  darüber  handelt  G.  W.  Dittmer  im  M. 
Jahrb.  VIII,  S.  161  — 176:  >Der  reichsgerichtliche  Pfändungsprozess  in  besonderer  Anwendung  auf 
das  mecklenburgische  Dorf,  jetzt  Lehngut  Strisenow.c 

5)  M.  U.-B.  3581.  3860. 

•)  M.  Ü.-B.  6098.  7771.  7772.  9394.  9491.  9560.  10334.  10672.  10678.  11009. 


4  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 

Theil,  dem  Chor,  bereits  dem  Anfange  des  XIII.  oder  gar  schon  dem  Ende 
des  XII.  Jahrhunderts  angehören  wird,  die  grössere  und  höhere  Ausfuhrung 
des  Schiffes  erst  im  XIV.  Jahrhundert  erhalten  haben  wird,  und  dessen  Mauer- 
werk den  Eindruck  grösster  Gediegenheit  macht.  Auch  hören  wir  in  den 
zwanziger  und  dreissiger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts  wiederholt  von  der 
Stiftung  einer  grösseren  Vikarei  in  der  Kirche  zu  Teterow  durch  den  Priester 
Dietrich  Glashagen,  deren  Patronat  die  Fürsten  von  Werle  übernehmen.*)  Um 
die  Verbesserung  der  Teterower  Pfarre  mit  Ackerland  und  Wiesen  macht  sich 
besonders  der  Magister  Johann  Sternberg  verdient,  der  zugleich  Domherr  zu 
Güstrow  und  Kirchherr  zu  Teterow  ist,  und  dem  wir  von  1334 bis  1359  sehr  häufig 
in  den  Urkunden  begegnen.*)  Ein  dritter  Geistlicher,  der  sich  durch  Stiftung  eines 
Altars  in  der  Teterower  Kirche  bemerkbar  macht,  und  von  dem  noch  heute  ein 
sehr  schöner  Abendmahlskelch  und  ein  wohlerhaltener  trefflicher  Grabstein  in 
der  Kirche  Zeugniss  geben,  ist  der  in  den  achtziger  Jahren  des  XIV.  Jahr- 
hunderts genannte  Pleban  Gerhard  Vogelsang.^)  Im  Jahre  1403  kommen  die 
Wangelin'schen  Vikarei -Stiftungen  hinzu.*)  Im  Uebrigen  aber  hebt  die  an- 
scheinende Wohlhabenheit  ihrer  Bürger  die  Stadt  doch  nicht  aus  der  Reihe 
der  kleineren  Städte  hinaus,  wie  an  ihrer  Stellung  in  den  verschiedenen  Land- 
friedenstraktaten jener  Zeit  zu  erkennen  ist.  Nachdem  nämlich  Teterow  im 
werle  -  mecklenburgischen  Vertrag  vom  16.  Oktober  135 1,  gleich  den  Städten 
Grevesmühlen,  Gadebusch,  Gnoien,  Ribnitz,  Barth,  Lychen,  Röbel,  Penzlin, 
Malchow  und  Kaien  mit  zehn  Helmen  eingesetzt  worden  und  damit  doppelt 
soviel  wie  Laage,  halbsoviel  wie  Sternberg  und  ein  Drittel  soviel  wie  Malchin 
zu  leisten  hat,  erscheint  es  in  dem  vom  14.  März  1354  gleich  der  kleineren 
Stadt  Laage  nur  mit  fünf  Mann.^)  Als  Mittelpunkt  einer  werleschen  Vogtei 
wird  Teterow  im  Jahre  1336  zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt;  auch  1359, 
als  Fürst  Nikolaus  von  Werle  dem  Henneke  Moltke  auf  Rossewitz  für  Kriegs- 
kosten einen  Theil  der  Bede  aus  den  Vogteien  Güstrow,  Krakow,  Laage, 
Teterow,  Malchin,  Neukaien,  Goldberg  und  Parchim  verschreibt;®)  und  be- 
sonders 1380,  als  am  24.  April  d.  J.  F*ürst  Lorenz  von  Werle  Stadt  und  Land 
Teterow  an  die  von  Smeker  verpfändet  und  nur  Kirchlehn,  Mannschaft  und 
Rossdienst   sich    vorbehält.')     Wann    dieses    Pfandverhältniss    seine    Endschaft 


*)  M.  U.-B.  4621.  5274.  9953,  Anmkg. 

*)  M.  U.-B.  4621.  71 16.  7583.    7921  (honorabilis  vir  magister  J.  St.).    8579. 

•)  M.  U.-B.  II 260.  II 505.  Den  Altar  des  Gerhard  Vogelsang  weiht  am  23.  April  1380 
Johann  von  Tana,  Weihbischof  des  Bischofs  Philipp  von  Kammin  (altare  in  angulo  ecclesie  parro- 
chialis  opidi  Theterowe  fundatum  et  dotatum  ob  preces  et  rogatum  honorabilis  viri  domini  Gherardi 
Vogelsanck  in  honorem  omnipotentis  dei,  sancte  virginis  Marie,  Laurencii  martyris,  Katherine  vir- 
ginis  et  omnium  sanctorum  beatorum).  Ein  Altar  des  hl.  Laurentius  wird  auch  in  einer  bis  jetzt 
nicht  gedruckten  Urkunde  vom   15.  Juni   1461   genannt. 

*)  Nach  noch  nicht  gedruckten  Urkunden  im  Grossh.  Archiv. 

*)  M.  U.-B.  7524.  7911.    Vgl.  dazu  7731.  9174.  11378. 

°)  M.  U.-B.  5689.  8561. 

')  M.  U.-B.  II 261.  Für  8900  Mark  lUb.  Pfennige  »de  nu  ghenghe  vnde  gheue  sint,  alsze 
dat  dre  Lubesche  marck  ene  lodighe  marck  maken.c 


GESCHICHTE  DER  STADT  TETEROW.  5 

erreicht  hat,  ist  unbekannt.  Als  Vögte  von  Teterow  werden  im  XIV.  Jahr- 
hundert Berend  von  Lehsten  (1362)  und  Hartmann  von  Oldenburg  (1363, 
1364)  genannt.^) 

Wie  sich  im  Jahre  1374,  als  die  Parchim-Goldberger  Linie  des  werle- 
schen  Hauses  erlischt,  die  Städte  Parchim,  Malchin,  Teterow  und  Laage  zum 
Schutze  ihrer  Privilegien  mit  einander  verbinden,  ist  früher  bereits  erwähnt 
worden,  ebenso  aber  auch,  wie  unbegründet  die  Sorge  war,  dass  ihnen  davon 
etwas  durch  die  beiden  anderen  Linien  des  Hauses,  die  erbenden  Linien  zu 
Güstrow  und  Waren,  verloren  gehen  könne.*)  Teterow  geht  damals,  wie  nicht 
bloss  zu  vermuthen,  sondern  auch  urkundlich  zu  belegen  ist,  an  die  Güstrower 
Linie  über.*)  Die  erste  mecklenburgische  Privilegienbestätigung  erfolgt  nach 
dem  Aussterben  des  werleschen  Mannesstammes  im  Jahre  1436,  die  nach- 
folgenden vertheilen  sich  auf  die  Jahre  1469,  1588,  1613,  1619,  1660  und 
1702.  Bei  den  mecklenburgischen  Ländertheilungen  gehört  die  Vogtei  Teterow 
Anfangs  (1520)  zur  Hälfte  der  Schweriner  und  zur  andern  Hälfte  der  Güstrower 
Linie,  bei  der  zweiten  und  dritten  Theilung  (1556  und  161 1)  ausschliesslich 
zur  Güstrower  Linie.*) 

Im  Uebrigen  ist  nichts  Erhebliches  aus  der  weiteren  Geschichte  der 
Stadt  zu  berichten.  Einzelheiten  aus  den  Jahren  der  Pest,  der  Kriegsunruhen 
und  der  Stadtbrände  werden  weiter  unten  in  der  Pastoren  -  Liste  vorkommen. 
Die  bekannten  »Teterower  Stücke«,  lustige  kleine  Erzählungen,  welche  zum 
Theil  den  Weg  in  Fritz  Reuter's  »Olle  Kamellen«  gefunden  haben,  beweisen, 
dass  guter  plattdeutscher  Humor  in  der  von  hübschen  Hügeln  und  Waldbergen 
eingeschlossenen  weiten  Wiesenniederung,  in  welcher  Stadt  und  See  gelegen 
sind,  noch  nicht  ausgestorben  ist. 

Ausser  den  schon  genannten  Geistlichen  des  Mittelalters,  die  dem 
XIV.  Jahrhundert  angehören,  ist  für  das  letzte  Viertel  des  XIIL  Jahrhunderts 
noch  der  Pfarrer  Johann  von  Reez  zu  nennen,  der  als  Notar,  Kaplan  und 
I^ichtvater  der  Fürsten  von  Werle  häufig  genug  vorkommt.  Fürs  XIV. 
Jahrhundert,  und  zwar  dessen  erstes  Drittel,  ist  der  Pfarrer  Konrad  nach- 
zuholen, unter  dessen  Kirchenrektorat  der  Priester  Dietrich  Glashagen,  wie 
oben  bemerkt  worden,  eine  Vikarei  stiftet.  Dem  Pfarrer  Konrad  folgt  der 
oben  bereits  erwähnte  Pfarrer  Johann  Sternberg,  und  neben  diesem  wird  in 
der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  ein  Vikar  Nikolaus  von  Kaien  auf- 
geführt. Die  zeitweise  Verbindung  von  Teterower  Pfarrlehn  und  Güstrower 
Kanonikat,  wie  sie  sich  in  der  Person  des  Johann  Sternberg  darstellt,  wird 
1489  durch  Inkorporierung  der  Teterower  Pfarre  in  eine  schon  seit  dem  Jahre 
1301  mit  der  Pfarre  zu  Malchin  verbundene  Güstrower  Domherrnstelle  zu 
einer  dauernden  Institution,  d.  h.  zu  einer  Pfründen -Anhäufung,  die  von  vor- 
nehmen Herren  gesucht  wird,    welche  dafür  gering   besoldete  Vikare  mit  dem 


*)  M.  ü.-B.  9033.  9174-  9307- 

*)  M.  U-B.  10635.    Vgl.  M.  Kunst-  11.  Gesch. -Dcnkm.  IV,  S.  426. 

*)  M   L'.-B.  II  378  (8.  November   1381).    Vgl.  Rudloff,  Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  645. 

^)  Rudloff,  Hdb.  Hla,  S.  55.  228.     Hlb,  S.  1 19/120  (Amt  Güstrow). 


6  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

Dienst  betrauen.  *)  So  macht  es  z.  B.  der  Doctor  iitriusqiie  juris  und  Pro- 
fessor an  der  Universität  Rostock  Liborius  Meyer  mit  Genehmigung  des  Bischofs 
von  Kammin  im  Jahre  1494,  da  er  selbst  dem  Dienst  in  Teterow  nicht  nach- 
zukommen vermag.*) 

Und  der  vielbeschäftigte  Kanzler  Brandanus  Schöneich,  welcher  am 
25.  Januar  1503  von  den  Herzögen  Magnus  und  Balthasar  dem  Güstrower 
Domstift  als  Nachfolger  des  Liborius  Meyer  präsentiert  wird,  und  dem  ein 
paar  Wochen  später  vom  Offizial  der  Präpositur  Güstrow  auch  die  seiner 
Präbende  inkorporierte  Pfarre  zu  Teterow  verliehen  wird,  hat  es  ohne  Zweifel 
ebenso  gemacht.')  Die  Teterower  Kirche  muss  damals  überhaupt  viel  haben 
hergeben  können,  denn  auch  der  in  der  Reformationsgeschichte  Mecklenburgs 
häufig  genannte  stark  papistisch  gesinnte  Detlev  Danquardi,  Rostocker  Dom- 
Thesaurarius,  bischöflicher  Offizial,  Archidiakon  und  Pfarrherr  zu  Kessin,  zehrt, 
anscheinend  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1556,  von  zwei  Fürstenlehnen  der 
Kirche  zu  Teterow.*) 

Der  erste  evangelische  Prediger  zu  Teterow,  der  den  Papisten  gegen- 
über einen  schweren  Stand  hat,  ist  Joachim  Mesekow,  er  predigt  die  neue 
Lehre  1541  und  auch  noch  1564  oder  länger.  Zu  seiner  Zeit  hat  die  Kirche 
ausser  dem  Hauptaltar  noch  elf  Nebenaltäre  und  führt  den  in  früherer  Zeit 
nicht  nachzuweisenden  Titel  »St.  Petri  und  Pauli  Pfarrkirche«,  der  auch  in 
späteren  Visitationsprotokollen  des  XVIL  Jahrhunderts  vorkommt.  Schröder 
nennt  fiir  das  Jahr  1564  neben  dem  alten  Mesekow  dessen  Sohn  N.  Mesekow 
als  Diakon  und  als  zweiten  Pastor  den  David  Quade,  sowie  später,  etwa  um 
1570,  den  Diakonus  Griphan.^)  Nach  den  im  Grossh.  Archiv  bewahrten  Tete- 
rower Kirchenakten  heisst  er  richtiger  Nikolaus  Grifanck  (Gryfanck)  und  ist 
um  1580  sicher  im  Dienst^  aber  vor  ihm  muss  Magister  Heimradus  Rinckwich 
(Ringwicht)  berufen  sein,  da  dieser  1595  und  1596  als  erster  vor  Nikolaus 
Grifanck  unterzeichnet.  Uebrigens  wird  neben  dem  alten  Mesekow  1564  auch 
ein  Er  Heinrich  Bansow  genannt,  dem  die  in  Verfall  gerathene  Kirchen- 
ökonomie übertragen  wird.  Nach  Grifancks  Tode  1608  folgt  Magister  Sieg- 
fried Neumeister  als  zweiter  Pastor  und  nach  Rinckwich's  Tode  Petrus  Scharling 
(seit  1614,  stirbt  1629  an  der  Pest).  Neben  Scharling  wirkt  seit  1616  Kaspar 
Mester.  Dieser  erhält  1629  in  dem  von  Wallenstein  berufenen  Nikolaus  Ring- 
wicht einen  Kollegen,  welcher  1638  stirbt.  Beide  erleben  im  Jahre  1632  die 
erste  grosse  Feuersbrunst,  von  der  berichtet  wird.  Mester  versieht  nun  den 
Dienst  einige  Jahre  hindurch  allein.  1643  soll  er  an  seinem  Sohn  Johannes 
einen    Gehülfen    haben.     Aber    die   kaiserliche    Armee    rückt    heran,    und    der 


*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  16/17.     XVI,  S.  98.     XXXI,  S.  85.     XXXIX,   S.  206. 

')  Schröder,  Pap.  M.,  S.  2542. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  338—340.    Vgl.  dazu  VIII,  S.  44  (Zustände  in  Teterow  um  I535)- 

*)  Visitationsprotokolle  der  Kirche  zu  Teterow  von    1535,   1541  und  1552. 

*)  Schröder,  Kirchenhist.  d.  ev.  M.  I,  S.  429.  II,  S.  465.  III,  S.  50.  Er  wird  derselbe 
sein,  der  1577  die  Formula  Concordiae  unterschreibt:  Schröder  III,  S.  328  (Nicolaus  Gryfanius). 
Der  Sohn  N.  Mesekow  ist  vielleicht   der    in  Retzow   (bei  Gorschendorf)   genannte  Elias  Mesekow. 


GESCHICHTE   DEK   STADT   TETEROW.  f 

Sohn,  um  nicht  eingezogen  zu  werden,  macht  sich  aus  dem  Staube.  Erst 
1646  wird  er  wirklich  der  Gehülfe  des  Vaters,  stirbt  aber  schon  im  Früh- 
sommer 1651.  Nun  wird  Johannes  Schultz  zweiter  Pastor  neben  dem  alten 
Mester,  der  erst  1658  oder  1659  stirbt  und  in  seinem  Schwiegersohn  Joachim 
Krüger  einen  Nachfolger  erhalt.  Aber  schon  1661  tritt  Felix  Fidlerus  (Fiedler) 
als  zweiter  Pastor  an  dessen  Stelle.     Schultz  stirbt  1672,  während  Fiedler  als 


Kirche  lu  Teterow  (Nordseite). 

Präpositus  {seit  1673)  noch  1704  am  Leben  und  im  Amte  ist.*)  Als  zweite 
Prediger  wirken  neben  ihm  Christian  Netzeband  (seit  1673},  Joachim  Mowius 
(seit  1694,  f  1701),  und  seit  1703  Jakobus  Brasch  (Brasche),  der  noch  1743 
im  Amte  ist.  Zur  Zeit  des  alten  Fiedler  und  des  Jakob  Brasch,  im  Jahre  1702, 
erlebt  Teterow  die  zweite  grosse  Feuersbrunst;  Brasch  erlebt  auch  die  dritte 
im  Jahre  1722,  Neben  Brasch  wirkt  seit  1704  der  aus  Mölln  berufene  Kon- 
stantin Fiedler  (zuerst  als  Adjunkt  des  Vaters),  und  seit  1727  (auch  wieder  als 

')  Er  ist  der  Stifter  des  Fiedler'schen  Legates  lu  Gunsten  armer  Schulliinder.    Vgl.  Millies, 
die  kirchlichen  Stiftuneen  in  MecklenburE  (1900),   S.  35. 


8 


AMTSGERICHTSBKZIRK   TETEROW. 


Beschrei- 
bung des 
Baues. 


Substitut  des  Vaters)  Konstantin's  Sohn  Heinrich  Christoph  Fiedler.  1741  bittet 
Brasch,  der  17 17,  als  dänisches  Kriegsvolk  in  der  Stadt  lag,  von  einem 
trunkenen  Soldaten  schwer  verwundet  worden  war,  um  einen  Substituten.  Er 
erhält  ihn  in  seinem  Schwiegersohn  Vollrath  Heinrich  Hane,  der  1760  stirbt. 
Sechs  Jahre  vorher  (1754)  hat  auch 
Fiedler  in  Michael  Sigismund  Herr- 
lich einen  Nachfolger  erhalten. 
Neben  Herrlich  wirken  an  zweiter 
Stelle:  von  1762  an  J.  F.  Haeger, 
der  1770  nach  Gadebusch  geht, 
von  1770  an  Joh.  Wilhelm  Schultz, 
der  1778  Pastor  und  Präpositus  in 
Schwaan  wird,  und  von  1779  an 
Joh.  Christian  Gramm  aus  Rey, 
der  1807  aus  dem  Leben  scheidet. 
Herrlich  stirbt  schon  1780.  Es 
folgen  nun  an  zweiter  Stelle  neben 
Gramm  zuerst  Karl  Leopold  Hintze 
(1782  bis  1794)  und  nachher  Joh. 
Rudolph  Brinckmann  (bis  181 1  in 
Teterow,  bis  1838  in  Neukaien, 
f  1843  als  Emeritus).  Zur  Zeit 
von  Gramm  und  Hintze,  im  Jahre 
1793,  findet  die  vierte  grössere 
Feuersbrunst  statt.  Vgl.  Walter 
a.  a.  O. 


S.^N.»»^/^.^     ^~^^ 


Die  Kirche. 


IB^  aubeschreibung.     Die  Kirche 
zu  Teterow*)  ist  von  1877 


(gir--4-l-4-4-l-l^4--^4  -T) 


m,fm 


>,*M  *~  *  *»»  ^—^-t 


bis  1880  einem  grösseren  Durch- 
bau unterzogen,  bei  dem  man  die 
Nordseite  stark  verändert  und  auch  ~ 
die  Sakristei  von  der  Nordseite  auf 
die  Südseite  verlegt  hat.  Der  dem 
Anfange  des  XIII.  Jahrhunderts  angehörende  spätromanisch  gestaltete  Chor  ist 
ein  Backsteinbau  mit  Lisenen  und  ruht  auf  einem  Granitsockel.  Er  wird  im 
Innern  von  zwei  anscheinend  erst  dem  XIV.  Jahrhundert  angehörenden  Kreuz- 
gewölben, mit  gothischem  Rippenprofil,  überdeckt,  deren  Kappen  mit  Gemälden 


')  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  464/65.     XLII,  S.  i6i  ff.     Crull,  M.  Jahrb.  XLV,  S.  274.  280. 


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5 


Innere«  der  Kirch«  zu  Telerow.     Blick  auf  den  Allar. 


Inneres  der  Kirche  in  Teterow.     Blick  anf  die  Orgel. 


KIKCIIK   ZU   TETERÜW. 


gefüllt  sind.     Die   mit   hiibsctiei 
Gewölberippen  gehen   bis  zum 
die  theils 
romani- 
schen, 
theils  friih- 
gothischen 
Nischen- 
bildungen 
unten   an 
der    Nord- 
und  an  der 
Südwand 
des  Chors. 
In  der  Ost- 
wand drei, 
in   den 
Seiten- 
wänden  je 
zweimal 

zwei 
Schlitz- 
fenster ro- 
niaiiisclien 
Stils.  Das 
gothtsche 
Langhaus 
ist    jünger 


1   Laubwerk-Kapitellen    verzierten  Dienste  der 
Fussboden   herunter.     Zu  beachten   sind   auch 
als  der 
Chor :    es 
gehört   in 
seinen  An- 
langen 
ohne  Zwei- 
fel der  früh- 
gothi  sehen 
Zeit  am 
Ende  des 

XIII.  oder 
am  An- 
fange   des 

XIV.  Jahr- 
hunderts 

an  und  war 
zuerst 
wahr- 
scheinlich, 
wie  so  viele 
andere 
Kirchen 
dieser  Zeit, 
mit   einer 
flachen 
Balken- 


FrUhgothischM  Porta]  (in  der  Sakristei). 


Laubwerk -Kapitelle  im  Chor. 


f 


AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

und  Bretterdecke 
geschlossen.  Das 
stark  erhöhte 
Mittelschiff  wird 
auf  jeder  Seite 
von  zwei  frei- 
stehenden acht- 
seitigen Pfeilern 

von    grosser 
Massigkeit   ge- 
tragen und  durch 
drei  spätgothische 
Stemgewölbe   im 

Charakter  des 
XV.  Jahrhunderts 
geschlossen.   Das 
anscheinmd 
gleichaltrige 
schmälere  süd- 
liche  Seitenschiff 
wird    durch    drei 

S  achttheilige 

8  Gewölbe    ge- 

S  schlössen , 

3  während    in  dem 

§  sehr  viel  breiteren 

nördüchen  Seiten- 
schiff mit   Ober- 
licht drei  vier- 
theilige Kreuz- 
gewölbe   den 
Raum    über- 
decken.    In    der 
Sakristei,   die  an 

Stelle    einer 
früheren  Vorhalle 
neu  angebracht 
ist,  sieht  man  ein 

frühgothisches 
Prachtportal    mit 
reichem  Kapitell- 

und    Blätter- 
schmuck, ähnlich 
denen    in    ReJns- 


KIKCHE   ZU   TETEROW.  II 

hagen  bei  Güstrow  und  an  anderen  Orten.  Das  Rund  bogen  portal  der  alten 
Sakristei  auf  der  Nordseite  ist  zugesetzt,  aber  noch  scltön  erhalten.  Ein  vier- 
seitiger Thurm,  gleich  der  ganzen  Kirche  aus  Backsteinen  aufgeführt,  trägt 
einen  Helm  in  der  Form  einer  niedrigen  vierseitigen  Pyramide. 

In  den  Visitationsprotokollen  von  1553  bis  1646  wird  die  Kirche, 
wie  schon  bemerkt  worden,  wiederholt  als  S.  S.  Petri-  und  Pauli-Pfarrkirche 
bezeichnet.  Ob  sie  diesen  Namen  auch  schon  im  Mittelalter  führte,  ist  aus 
älteren  Urkunden  nicht  zu  ersehen.  Sie  hatte  ausser  dem  Hauplaltar  elf 
Nebenaltäre.  Es  waren  die  .\ltäre:  i,  S.  Crucis;  2.  S.  Petri;  3.  S.  Catha- 
rinae;  4.  St.  Laurentii;  S-  S.  Magdalenae;  6.  St.  Andreae  et  Johannis  Evan- 
gelistae;  7.  S.  Mariae  im  Thurm;  8.  St.  Bartholoniaei',  g.  St.  Jacobi;  10.  S, 
Mariae;     11.  Trium  regum.') 


Spätgothisches  Triplychon. 

Ausser  der  Haiiptkirche  gab  es  noch  eine  S.  Marien-Kapelle  vor 
dem  Malchiner  Thor  mit  zwei  Altären,  eine  S.  Gertruden-Kapelle  eben- 
daselbst mit  einem  Altar,  und  eine  S.  Georgen-Kapelle  vor  dem  Rostocker 
Thor  mit  einem  Altar.  Sie  scheinen  schon  am  Ende  des  XVI,  Jahrhunderts 
verschwunden  zu  sein.  Das  St.  Georgs-  und  Armbudenstift  dagegen  ist  von 
Bestand  geblieben.  Von  Kalands- Einkünften  ist  noch  im  XVII.  Jahrhundert 
die  Rede. 

Altar  und  Kanzel  sind  neu,  ebenso  das  Altarbild  (der  auferstandene  Aliar  und 
Christus),  eine  Kopie  nach  Plockhorst.  Kanzel. 

Das  frühere  Triptychon,  ein  treffliches  hochgothisches  Werk  aus  der  Triptychon. 
zweiten    Hälfte    des    XIV.  Jahrhunderts,    ist,    soweit   es    auf  die    Schnitt  werke 

')  Vul.  l-isch,   M.Jahrb.^Xl.IT,  S.  165. 


12  AMTSÜERICHTSUliZlRK   TETEKOW. 

ankommt,  noch  gut  erhalten.    E^  hat  seinen  Platz  an  der  Westwand  des  nörd- 
lichen Seitenschiffes  gefunden.     Man   sieht   in    der  Mitte   die  Krönung  Mariae 
und   die   stehenden   Gestalten    der   Apostel,   denen   St.  Paulus   und    der   erste 
Märtyrer  der  Kirche,   St.  Stephanus,    zugesellt  sind.     Unten  siebenzehn  Halb- 
figuren.    Es  sind  zu  nennen:  in  der  Mitte  die  hl.  Anna  und  die  hl.  Maria  mit 
dem  Kinde  und  rechts   acht  weibliche  Heilige  (Magdalena,   Katharina,   Marga- 
retha,     Dorothea,     Harbara, 
Gertrud,     eine    Heilige    mit 
Palme   [Christine?]    und   eine 
Heilige  in  Nonnentracht,  an- 
scheinend   einen   Tetler    mit 
Fischen    haltend    [Elisabeth? 

Anielberga?  Eanswida  ?] ). 
Links  von  der  Aiinaselbdritt- 
gruppe:  Erzengel  Michael, 
die  Heiligen  Job.  Baptista, 
I^urentius,  Georg,  Mauritius 
und  drei  Bischöfe  (Nikolaus, 
Otto,  Erasmus?). 

Triptychon.  An  der  Ostwand  des- 

selben Schiffes  noch  ein 
kleineres  spätgothisches  Trip- 
tychon aus  der  zweiten  Hälfte 
des  XV.  Jahrhunderts.  Ausser 
der  hl.  Maria  mit  dem  Kinde 
erkennt  man  oben  zwei 
Apostel  sowie  die  Id.  Katha- 
rina und  die  hl.  Barbara, 
unten  aber  die  beiden  hl. 
Johannes  Baptista  und  Evan- 
gelista  sowie  die  hl.  Magda- 
lena und  die  Ul.  Elisabeth.') 

')   Beide   Triplyclia   sind   so 
befesligt,   dass   dns  Umschlagen  der  Die  hl.  .Marin  mit  dem  Kinde. 

Vorder-     und     Hinterflllgel      schwer 

ist.  Sobald  die  VorderflUgel  des  Hauptwerkes  lusammeneesehlngen  .sind,  erliliclit  man  auf 
ihnen  und  den  Vorderseiten  der  llinterfldgel  scchiehn  Wilder  ans  der  Pas sionsge schichte,  die  im 
Inventar  von  1811  einzeln  heschrielien  sind:  1.  EiniUj>  in  Jerusalem;  2.  Kssen  des  Osterl.imms; 
3.  Gehet  im  Garten  Gethsemane;  4.  Verralh:  5.  Verhöhnung  im  Palast  des  Kaiphas;  6.  Christus 
vor  PiUtus;  7.  Geisselung;  8.  Dornenkrönung;  9.  Ecco  homo;  10.  lländewaschen  des  Pilalus; 
II.  Kreuitragung;  12.  Kreuiigung;  13.  Christus  am  Kreui,  mit  Johannes  und  Maria;  14.  Grab- 
legung; 15.  Auferstehung;  16.  Christi  Mimmelfahrt.  —  Üa^  andere  Triptychon  hat  auf  den  Rück- 
seiten acht  Bilder  mit  Heiligen-Martyrien.  Vgl,  die  austtllirliche  Beschreibung  des  Hauptaltars  hei 
Lisch,  M.  Jahrb.  XI.IT,  S-  161-164.  I-isch  hal  Neigung,  dicken  Schrein  mit  jener  Altarstiftung 
lies  Gerhard   Vi^elsang    in   Verbindung    zu    bringen,    welche  von    Kammin    her    am   23.  April    1380 


KIllCIIE  ZU   TETEROW.  13 

Ausserdem   in  einem  besonderen  gothischen  Rahmen   noch  eine  zweite  Die  hl. 

geschnitzte   hl.  Maria    mit  dem  Kinde  in   einer  Strahlenmandorla,    gleich  dem  Maria  mit 

vorhergehenden  Schnitzwerk  aus  dem  XV.  Jahrhundert  stammend.  "    '" 


Ehemalige  Kanzel  (jetzt  im  'Iliurm  aufgestellt]. 

Die  ehemalige  Kanzel,  ein  tretHiches  Werk  der  Ren: 
des  XVI.  Jahrhunderts,  ist  jetzt  an  einer  Wand  im  Thurm  aufgestellt, 

■lie  bischöfliche  Weihe  erhSlt:  M.  U.-B.  ll>6o.  Der  Altar  wird  geweiht  «in  honorem  omiii- 
^ulcntis  dei  sue(|ue  gloriose  genitricis  virginis  Marie.  Laurencii  marliris,  Katherine  vir^ini.i  el 
Mnniutn  &anctonim  beatorum."  Das  könnte  stimmen,  und  da  auch  das  Schnitiwerk  dieses  Altars 
thr  wohl  zu  der  Zeit  des  Gerhard  Vogelsang  passt,  so  wäre  es  nicht  unmi^lich,  dass  Li^cli  mit 
ittner  Veraiuthung  Recht  halte.  —  Von  dem  kleineren  nicht  so  werthvoUen  Triptyclion  hat  Lisch 
i\t  Meinung,  es  möchte  zu  dem  Altar  in  der  Marien -Ka(>elle  zum  Thurm  (s.  o.  S.  11)  geliiirt  halien. 


"4 


AMTSGEKICHTSBEZIRK   TETEROW. 


Orgel- 
Prospekt. 


Tauf- 
behäller 


Messing- 
schüssel. 


Triumph- 


An  der  Westseite  des  Mittelschiffes  der  grosse  Barock  -  Prospekt  der 
Orgel,  der  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  stammt.  Das  Pfeifenwerk  der  Orgel 
wurde   1877/80  erneuert. 

Vor  dem  Altar   ein    alter   gothischer   steinerner  Tanfbehältcr;    in    ihm 
eine  schöne  alte  Hessingscbüssel   mit   der  Darstellung   der  Verkündigung  des 
Engels  an  die  hl. 
Maria.     In  der 
Schüssel  eine  un- 
gewöhnliche 
Legende,     be- 
stehend  aus   den 
sich  wiederholen- 
den Buchstaben 
RJfiaWISIlRBI. 

Oberhalb 
des    Triumph- 
bogens das  grosse 
Triumpfakrenz 
mit   den   über- 
lebe nsgrossen 
Nebenfiguren  des 
hl.  Johannes   und 
der  hl.  Maria. 

Unter-  In  derThurm- 

schrifteines  halle,    hinter  der 
Epitaphs.     Q^^,_  jjg  Ujij^^ 

scbrjft  eines  Epi- 
taphs (nicht  mehr 

das  Epitaph  selber)  auf  CUNO  HANS  VON  OLDENBURG,  geb.  25.  März  1656, 
gest.  17.  November  1735  auf  seinem  Erbgut  Köthel,  und  seiner  beiden  Ge- 
mahlinnen DOROTHEA  MARGARETHA  VON  OLDENBURG  a,  d.  H.  Köthel  (Kotel), 
geb.  14.  December  1656,  gest.  24.  November  1703,  und  MARIA  CHRISTINA 
VON  LOVTZOW  (Lautzowe)  a.  d.  H.  Rensow,  geb.  28.  Januar  1677,  gest.  28. 
Juli   1711. 

Wappen.  Oberhalb  der  Eingangsthür  vom  Thurm  her,  im  Innern  der  Kirche,  die 

Wappen  des  ADAM  CHRISTOFFER  VON  OLDENBURG  auf  Köthel,  geb.  I3.  April 
1691,  gest.  3.  Januar  1736,  und  das  seiner  Gattin  EVA  KATHARINA  VON  ZEPLIN 
a.  d.  H.  Klenz,  geb.  i.  Oktober  1712,  gest.  10.  Juli   1730.') 

Glocken.  Im  Thurm  zwei  grosse  Glocken,  die  grössere  ist   1871   von  Ed.  Albrecht 

in  Wismar,   die   zweite    1749   von    Otto  Gerhard   Meyer   in    Rostock   gegossen. 

')  Das  Inventar  von  iSli    beschreibt  noch  einige  andere  Denkmäler  der  Kamilie  von  Olden- 


ingschUssel. 


KIRCHE   ZU   TETEKOW.  I  5 

Eine  dritte  kleinere  Glocke  hängt  aussen  am  Chorgiebcl.  Spuren  einer  Inschrift 
von  unten  nicht  zu  entdecken.  Im  Thurm  ganz  oben,  nach  draussen  gehängt, 
noch  eine  vierte  kleine  Glocke,  welche  der  Kirchenuhr  dient.') 

Grabsteine.      Im    Chor  Grabsteine, 
an   der  Nordseite   der  Grab- 
stein des  Plebanus  Gerhard 
Vogel  sang,    gestorben    nach 
dem  Jahre  1383: 

HÜnna  boniiiii  mctc\%  \  ff 

r  1 

aMt    bomlmi^    sfjttat' 

baiiu^  Duiu^  ecciefie  • 
cuiu^  miinia  rcQuiefcat 
in  )fate.*) 

Auf  dem  Grabstein  ist  der 
Schild  des  Geistlichen  zu 
beachten. 

Hinter    dem    Altar    der 
anscheinend  dem  Ende  des 

XVI.  Jahrhunderts  an- 
gehörende Stein  des  OTTE 
WOTZENITZ  und  der  ELSE 
BELOW  mit  Wappen.  Der 
Wotzenitz'sche  Schild  enthält 
drei  gewässerte  Querbalken, 
und  die  Helmzier  darüber 
drei  Pfauenfedern,  der  Below- 
sche  den  bekannten  Doppel- 
adler.') 


Grabstein  des  Plebans  Gerhard  Vt^elsang.  'J    Nach    dem    Inventar    von 

181 1  war  die  grosse  Glocke  1779 
inr  Zeit  der  Pastoren  M.  S.  Herrlich  und  Job.  Christian  Gramm  von  Job.  Val.  Schuli  gegossen 
worden.  Die  zweite  von  O.  G.  Meyer-Rosiock  174g  gegossene  Glocke  enthält  die  Namen  der 
I^'itoren  Jakob  Brasch,  Heinr.  Christ.  Fiedler  und  Volrath  Heinrich  Hane.  Von  der  dritten  heisst 
es,  sie  hat>e  die  Inschrift  tetro  AtMO  r«S3,  und  von  der  vierten,  sie  sei  ohne  Inschriri. 

*)  V<^elsHng  ist  noch  am  39.  MBrz  1383  am  I^ben:  M.  U.-6.  itS^S-  l'ie  hei  Lebzeiten 
des  Plebanus  auf  dem  Stein  gelassene  Lücke,  welche  nach  dem  Tode  ergSnzt  werden  sollte,  ist 
inaasgcfallt  geblieben.  Im  mecklenburgischen  Uikundenbuch  fehlt  bei  1 1 505  der  lliniveis  auf 
1:260,  wo  die  Inschrift  dieser  Grabplatte  und  ebenso  auch  die  des  von  Vogelsang  geslirteteii 
Ktiches  (nach  Lisch,  M.  Jahrb.  XII.  S.  464/465.  und  Xl.II,  S.  165—167),  bereits  verüfferit licht 
imd.  Lisch  will  ihm  auch  dos  ehemalige  Triptychon  des  Hochaltars  beigelegt  ui^^ien  (s.  0.). 
■)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  465.     Crull,  Geschl.  d.  Mannschaft,  N.  14  und  .N.  603. 


l6  AMTSGKRICHTSBEZIRK   TETEROW. 

Die    übrigen    Steine    sind    sehr   abgetreten,    auch   der    von    Lisch    auf- 
geführte  Stein   der   Lntgard   von    Rumpeshagen :    SGlIlta   bamtllf   mta%tlr   in 

ptaft^a  beatarum  ayoftolociim  M&i(l')'t>i)  et  fncobi  ofiiit  (lut)0]^act  u%at 
bjcftoiii^  rumpcfÖÄOcn  et  pficrttubi^  pfia  ciu^  •  ora  pro  ti$J) 

Wand-  Wandgemälde.')     Bei   der  Restauration   der  Kirche   in   den  Jahren  von 

gciiiälde.  1877  bis  1880  fanden  sich  im  Chor  unter  der  Kalktünche  der  Gewölbe  eine 
Mcn^'C  wohlerhaitener  Gemälde  des  XIV.  Jahrhunderts  Sie  wurden  beluitsam 
blüisijclegt  und  bilden  jetzt,  nach  ihrer  Auffrischung  durch  den  Maler  Michaelsen 
aus  Wismar,  eine  werthvolle  Zierde  der  Kirche. 


WandgemSlde  (ü^tliches  Geivölbe). 

I.  Oestliches  Gewölbe,  südliche  Kappe,  unterer  Theil:  SchöpfungS' 
geschichte  der  Welt  in  vier  Bildern  (1.  Geist  Gottes  über  den  Wassern;  2 — 4. 
Erschaffung  von  Sonne  und  Mond,  den  vier  Elementen  und  den  Thieren); 
Fortsetzung  davon:  in  der  westlichen  Kappe  mit  den  Bildern  der  Erschaffung 
des. Adam  und  der  Eva  sowie  mit  der  Darstellung  des  Baumes  der  Erkenntntss, 
und  in  der  südlichen  Kappe  mit  dem  Sündenfall,  der  Austreibung  aus  dem  Para- 
diese und  dem  Brudermorde.  Als  Zwickelfiguren  in  diesen  drei  Kappen  phan- 
tastische Thier-  und  Mensch  engebilde.  In  demselben  östlichen  Gewölbe  sieht 
man    als    grössere,    bis    zum    Scheitel    des   Gewölbes    reichende   Darstellungen 

')  I.i^cll,   M.  Jahrb.  Xl[,  S.  465,      XI.V,  S,  189. 

')  Eine  ausführliche  lieschreibuiig  aller  dieser  liilder,  auch  mil  Keriicksithligung  der  Farben, 
giebt  Crull,  M.  Jahrb.  XI.V  {1880),  S.  274—282. 


KIRCHE  ZU  TETEROW.  \^ 

erstens  in  der  Südkappe  die  Geisselung,  in  der  Westkappe  die  Kreuzigung, 
in  weicher  als  Figuren  neben  dem  Kreuz  ausser  Maria  und  Johannes  die  hl. 
Katharina  und  ein  heiliger  Bischof  (welcher?) ')  zu  bemerken  sind,  und  in  der 
Nordkappe  die  Auferstehung  und  die  Höllenfahrt.  Die  Ostkappe  desselben 
Gewölbes  dagegen  ist  mit  der  Darstellung  des  jüngsten  Gerichts  gefüllt: 
Christus  in  einer  Mandorla  auf  dem  Regenbogen  thronend,  mit  dem  Schwert 
der  Gerechtigkeit  und  der  Lilie  der  Gnade,  die  aus  seinem  Munde  gehen. 
Dazu  die  vier  Evangelisten-Symbole,  zwei  geflügelte  Engel  und  zwei  knieende 


Zwei  Füraten  von  Werte  (Zwickelüguren  vom  östlichen  Gewölbe). 

Gestallen,  die  ohne  Zweifel  die  hl.  Maria  und  den  hl.  Johannes  Baptista  dar- 
stellen sollen,  wenngleich  der  letztere  nicht  charakteristisch  genug  erscheint. 
Darunter,  als  kleineres  Figurenband,  die  zwölf  Apostel,  alle  sitzend;  und 
endlich  als  Zwickel  figuren  zwei  gepanzerte  Fürst  engestalten  mit  dem  Schild 
und  der  Fahne  der  Herren  von  Werle,  also  zwei  Fürsten  dieses  Haases.') 
Neben  jedem  eine  phantastische  Thiergestalt. 


hl.  Nikolaus  an 

i^unehm 

en   sein,   oder 

auch   ci< 

auf   die  Zu^eh 

üriKkcit 

der  Teterou'i 

;r  Kirch  t 

')  Nach  CniU  wird  wohl  der 
ApiHlel  der  Pommem  (mit  KUcküich 
Diöcesc). 

')  Mit  Ktlcksichl  auf  den  llelmschmuck  der  Fürsten   kon 
Nikolaus    III.    von    Werle  Güstrow    <f  1360    oder    61),    der    lu 


l8  AMTS6ERICHTSBEZIBK  TETEROW. 

II.  Westliches  Gewölbe.  Als  unterer  Figurenring  durch  alle  vier 
Kappen  die  Geschichte  Christi  von  der  Verkündigung  bis  zum  Einzug  in 
Jerusalem  in  vierzehn  Bildern.  Als  grössere  Darstellungen  darüber:  in  der  Süd- 
kappe die  Dingung  des  Judas  und  der  Verrath,  in  der  Westkappe  Christus 
vor  Pilatus,  in  der  Nordkappe  die  Dornenkrönung  und  Kreuztragung  und  in 
der  Ostkappe  die  Krönung  Mariae  Als  Zwickelfiguren  in  diesen  vier  Kappen 
der  erhängte  Judas,  zwei  phantastische  Thier-  und  Menschenbildungen  und 
fünf  Bäume. 


Wandmalerei  (wesllicl 


Von  dem  verstorbenen  Restaurator  MichaelsenWismar  sagt  CruU  a.  a.  0. 
S.  i8i,  dass  er  seiner  glaubhaften  Versicherung  gemäss  mit  gewissenhafter 
Treue  und  Pietät  den  alten  Umrissen  nachgegangen  sei.  »Verbessert  hat  er 
nur  die  Gestalten  der  beiden  Büttel  in  der  Darstellung  der  Geisseiung,  welche 
einer  späteren  Restauration  angehören,  die  sie  unförmlich  stark  gebildet  hatte, 
und  die  Banner,   in  denen  die  Stierköpfe  weiss  geblieben  waren,  und  ganz  neu 

Mecklenburg  auf  seinen  I  [elm  gesetzt  habe,  und  an  dessen  Btuder  und  Milregenten,  liernhard 
von  Waren  (f  ijSl),  gedacht  werden  mdsse.  Es  bleibt  aber  auch  der  Gedanke  an  die  beiden 
Sühne  von  Nikolaus  III.,  KUrst  I.orenü  (f  1399)  und  l'Urst  Johann  V.  (f  1377  oder  78),  die  beide 
gemeinschaftlich  das  Land  Werle-Gd.strow  regierten,  nicht  au >ige schlössen.  Auffallend  ist  die 
Kilstung. 


KIRCHE  ZU  TETEROW.  ig 

gemacht  ein  paar  Zwickel,  indem  er  an  die  Stelle  d^  völlig  verloschenen 
Grotesken  Laubwerk  malte,  sowie  die  gleichfalls  fast  unkenntlich  gewordenen 
Gruppen,  welche  Kain's  Mord,  die  Geburt  Jesu  und  Jesus  im  Tempel  lehrend 
darstellen,  die  er  nach  alten  Vorlagen  ergänzte.* 

Klcinknastwcrke.     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechseckigem  Fuss,  Kleinkunst- 
der  nach  innen  geschweifte  Seiten  und  eine  durchbrochen  gearbeitete  Basis  hat.       werke. 
An  den  Rotuü   des  etwas   flachgedrückten  Kelches   der  Name  IhÖSVS.     Am 
Fuss  ein  plastischer  Kmcifixus   als  Signaculum.     Um   den  Fuss  in  gothischen 
Minuskeln   die    Umschrift:    ffUM  •  ralfcein   ttebit  •  btl^  x  QÜecatttll^   UO^tU 
jantö  *  ptEfianuiä  •  in   tfteterota.     Die   zugehörige  Patene   ist   ohne  Inschrift 

und  nur  mit  einem  vertieften 
Vierpass  geschmückt.  Keine 
Stempel,  weder  am  Kelch 
noch  an  der  Patene.  —  3. 
Silber  vergoldeter  Kelch  auf 
sechspassigem  Fuss,  an  den 
Rotuli  des  Knaufes  abwech- 
selnd Rosen  und  Christus- 
köpfe. Am  oberen  Theil  des 
sechseckigen  Schaftes  %tlp 
got.  am  unteren  OC  limtia 
Am  Fuss  als  Signaculum  ein 

plastischer  frühgothischer 
Krucitixus  und  ein  späterer 
silberner  Tartschenschild  mit 
drei  Adlerköpfen.  Stempel 
fehlen.  —  4.  Silber  vergoldete 
Patene,   17 15  geschenkt  von 

GOTFRID  ADELER    und 
ANNA   CATARINA   ADELERS. 
Mit   den  Stempeln    des  Gü- 
strower Goldschmiedes   Len- 
hafd   Mestlln    (G   mit    Krone 
und  L  M).    —    s.  6.  Silber- 
Kelch  (i).  vergoldeter  Kelch  auf  sechs- 
passigem Fuss,  mit  dem  ein- 
gravierten Oldenbui^ 'sehen  Wappen,   sammt'der  silbervergoldeten  Patene   ge- 
stiftet 1737  von  dem  Major  JOACH.  FRIEDR.  VON  OLDENBURG.    Beide  Stücke, 
Kelch  und  Patene,  von  demselben  Güstrower  Goldschmied  wie  4.  —  7.  Kleiner 
silbervergoldeter  Krankenkelch,    1672  von  JOCHIM  SCHMIDT  und    ELISABETH 
MEYLANS  gestiftet.    Von  dem  Güstrower  Goldschmied  Heinrich  Hölscher  (165S 
bis  1706).  —  8.  Silberne  Oblatenpyxis   mit   Doppelmonogramm,   gebildet   aus 

>)  CniU,  GOsIrower  Goldschmiede,  M.  Jahrb.  LXIII,  S.  149/150. 


20  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEBOW. 

den  Buchstaben  H.  D.  H.  ANNO  1760.  Werkzeichen  des  Güstrower  Gold- 
schmiedes Caspar  Joh.  Livonlue  (C  I  L).')  —  9.  Abendmahlskanne,  neu,  1855 
vom    Grossherzog   FRIEDRICH  FRANZ  II.    gestiftet.    —    10.  Taufbecken,    neu, 


Das  Rostocker  Thor  lu  Teterow. 


ebenfalls  von  1855.  —  11.  12.  Zwei  Leuchter  von  Alfenide,  gestiftet  1880  von 
Gutsbesitzer  HELD -Kl. -Rege. 


Ausser  der  Kirche  verdienen  die  beiden  stattlichen  Thore,  das  Rostocker 
und  das  Malcbiner  Thor,  als  gothische  Bauten  des  XIV.  Jahrhunderts  die 
grösste  Aufmerksamkeit.    Zwar  haben  die  Giebel,  die  ursprünglich  ohne  Zweifel 


THORE   DER   STADT  TETEROW.  21 

nach  hochgothischer  Art  scharf  abgetreppt  waren,  in  späterer  Zeit  (wahr- 
scheinlich erst  im  XVII.  Jahrhundert)  Veränderungen  erlitten,  indem  die  Ab- 
stufungea  ihre  jetzige  Umbildung  in  Kurven  erhielten,  wie  sie  dem  Geschmack 


Das  Malchiner  Thor 


der  Renaissance  entsprechend  waren,  auch  ist  die  grosse  Mittelnische  auf  der 
Innenseite  des  Rostocker  Thors  im  Charakter  der  klassicierenden  Phantasic- 
Gothik  aus  dem  ersten  Viertel  des  XIX.  Jahrhunderts  (vgl,  Ludwigslust, 
kathohsche  Kirche;  Parchim,  Rathhaus;  dazu  die  der  romantischen  Kultur- 
periode angehörende  »modificierte  Schinkel-Gothik«  in  Dobbertin  u.  a.  m.) 
umgestaltet  worden:  indessen  thut  der  kleine  Verlust  an  Ursprünglichkeit  der 
grossen  monumentalen  Wirkung  dieser  beiden  untrüglichen  Zeugen  einstmaliger 


AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 


fe^F~^B^H 

2!?^^M. 

Aufriss  und  Grundrisse  vom  Malchiner  Thor. 


THORE   DER  STADT  TETEROW.  23 

Städte-Blüthe  des  Mittelalters  keinen  Eintrag.  Die  Stadt  Teterow  wird  wie 
heute,  so  auch  hoffentlich  für  alle  zukünftigen  Zeiten  sich  das  Verständniss 
Tür  den  historischen  und  künstlerischen  Werth  dieser  Bauten  zu  erhalten  wissen 


ttgtflngfgthtiit. 


AuTriss  und  Gru 


1  Rostocker  Thor 


und  niemals  der  Stimme  derjenigen  nachgeben,  welche  (lir  die  Venvirklichung 
moderner  Verkehrsbedürfnisse  nicht  anders  als  mit  Zerstörung  geschichtlicher 
Denkmäler  und  mit  Verleugnung  der  Pietät  und  des  historischen  Sinnes  sich 
zu  helfen  wissen.  In  dieser  Beziehung  giebt  es  auch  in  Mecklenburg  schon 
viel  zu  viel,  dessen  Verlust  aufrichtig  zu  beklagen  ist. 


24  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 


Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Hohen  -  Mistorf.') 

Geschichte   H  ffi]  ass   der   in    einer    zu    Dargun   am    12.  März    1249   von    Bischof  Wilhelm 
des  von    Kammin   ausgestellten   Urkunde   als    Zeuge  vorkommende   Pfarrer 

Johannes  von  Mistorf,  der  zugleich  Kaplan  des  Fürsten  Borwin  von  Rostock 
ist,  nicht,  wie  Lisch  annahm,  dem  erst  im  Jahre  1342  zu  einem  Filialdorf  mit 
Kapelle  erhobenen  Dorfe  Mistorf  bei  Schwaan  angehören  kann,  sondern  nach 
Hohen -Mistorf  bei  Teterow  zu  versetzen  ist,  und  dass  die  Register  des  Ur- 
kundenbuches  zwischen  beiden  Dörfern  nicht  scharf  genug  unterscheiden,  hat 
der  Verfasser  bereits  früher  darzuthun  Gelegenheit  gehabt.*)  Um  1249  ist 
somit  Hohen -Mistorf  bereits  ein  Kirchdorf.  Dazu  passt  der  frühgothische 
Ziegelbau  der  Kirche,  die  mit  ihrem  eigenartigen,  auf  der  Nord-  und  Südseite 
verhältnissmässig  schmal  angelegten,  aber  auf  der  Westseite  mit  der  vollen 
Breite  des  Schiffes  emporgeRihrten  und  mit  einem  nördlich  und  südlich  ab- 
gewalmten  Satteldach  versehenen  Thurm  an  verschiedene  Kirchen  dieser  Zeit 
in  der  Mark  erinnert.  Wenn  schon  aus  der  Berufung  ihres  Plebans  durch  den 
Kamminer  Bischof  am  12.  März  1249  zur  Zeugenschaft  nach  Dargun  und  aus 
ihrer  Lage  mitten  im  mecklenburgischen  Circipanien  auf  Zugehörigkeit  zur 
Kamminer  Diöcese  geschlossen  werden  durfte,  so  wird  dies  ganz  direkt  durch 
eine  Urkunde  vom  16.  Juni  1305  bezeugt.  Damals  weilt  Bischof  Heinrich  von 
Kammin  zu  Hohen- Mistorf  und  beurkundet  von  dort  «lus,  dass  er  die  von 
dem  Ritter  Dietrich  Moltke  zu  Schlakendorf  bei  Neukaien  gegründete  Kirche 
geweiht,  mit  Pfarrgut  bestätigt  und  von  der  Mutterkirche  (ab  ecclcsia  matrice) 
zu  Schorrentin  abgetrennt  habe.^) 

In  der  werleschen  Theilung  der  Länder  Hart  und  Kaien  nach  dem 
Jahre  13 14  wird  Hohen- Mistorf  mit  einem  Rossdienst  sowie  mit  dreissig  Hufen 
aufgeführt,    von   denen  sechzehn   bedepflichtig   sind.^)     Im  Jahre   1328  machen 

*)  7  km  östlich  von  Teterow,  in  Luftlinie  nur  6  km.  Mistisdorph.  Mist  =  Mikist  =  Ort 
des  Mik,  Mika,  wie  auch  Miekow:  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  95.  Also  wendisch  und  deutsch 
mit    einander    verbunden :     Dorf    des    Mik,    Mika,    Mica. 

*)  M.  Kunst- u.  (»esch.-Denkm.  IV,  S.  18,  Anmkg.  2.  Dazu  M.U. -11622:  »Johannes  ple- 
banus  de  Mistisdorph  capellanus  domini  Boriuwini.«  Lisch,  M.  Jahrb.  VI,  S.  96.  Ebenso  ist 
der  in  den  Urkunden  zwischen  1306  und  1339  mehrfach  vorkommende  Priester  und  spätere 
Pleban  Hermann  von  Lage,  wie  auch  aus  Nebenumständen  zu  ersehen  ist,  der  Kirche  in  Ilohen- 
Mistorf  zuzuweisen.    Vgl.  besonders  M.  U.-B.  3597,  ferner  3072  n.,  4691   und  5939  n. 

•)  M.  U.-B.  3007.  Mit  Hohen -Mistorf  werden  somit  auch  Schlakendorf,  Schorrentin  (und 
weiterhin  durch  die  Zeugen -Namen)  Röcknitz  und  Levin  als  zur  Kamminer  Diöcese  gehörig  ur- 
kundlich bezeugt.  Ueber  die  ehemalige  Kirche  zu  Schlakendorf  vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denk- 
mäler I,  S.  591  (612). 

*)  M.  U.-B.  3721.  »Mystorpe  in  deme  lande  tome  Kaiende,«  heisst  es  bei  der  werleschen 
Theilung  im  Jahre   1347:    M.  U.-B.  6779. 


KIRCHDORF   HOHEN- MISTORF.  25 

sich  die  Brüder  Raven,  Henning  und  Reimar  von  Biick  durch  eine  Memorien- 
stiftung  für  das  Seelenheil  ihres  Vaters,  des  Ritters  Raven  von  Bück,  um  die 
Kirche  zu  Hohen-Mistorf  verdient,  indem  ihr  dafür  Einkünfte  aus  einer  Hufe 
(fcs  Greifswaider  Stadtgutes  Tremt  (Tremete)  zugeführt  werden.'}  Am  3.  No- 
vember 1352  gründen  die  von  Wozenitz  und  von  Stahl  eine  unter  ihrem 
Familien -Patronat  stehende  gemeinsame  Vikarei  zu  Ehren  der  Apostel  Petrus 
uad  Paulus  in  der  Kirche  zu  Mistorf  und  bewidmen  sie  mit  Hebungen  aus 
Damen  und  >Siden(-Remplin  *)    Auch  dreizehn  Jahre  später,  als  die  von  Stahl 

ihrenHofzu  »Sidenc- 
Remplin  nebst  der 
Mühle  an  Heinrich 
Schnakenburg  ver- 
kaufen, bedenken  sie 
ihreMislorferVikarei 
aufs  Neue  mit  Ein- 
künften durch  Be- 
lastung des  ver- 
kauTten  Gutes  mit 
einer  an  sie  abzu- 
gebenden Rente.*) 
Um  1367  giebt  es 
wieder  einen  Pfarrer 
Johann  zu  Hohen- 
Mistorf,  der  mit  dem 
1376  genannten  Jo- 
hann Rücze  identisch 
ist.*}  Dass  hier  der 
Probst  zu  Güstrow 
die  geistliche 
Zwischen-Instanz 
zwischen  derbischöf- 
Kirche  lu  Hohen-Mistorf.  liehen     Gewalt     und 

der  KirchenÖkono- 
tnie  ist.  beweist  ein  Tausch  von  Rcinshäger  Vikarei -Aeckern  in  dem  unter- 
gegangenen Dorfe  Lulow  mit  Vikarei -Aeckern  in  Hohen-Mistorf,  worüber  sich 
der  Ritter  Hartwig  von  Wozenitz  und  der  Reinshäger  Vikar  Hermann  Prange 
im  Jahre  1379  mit  einander  vertragen.'') 

')  Nach   einem  Transsumt    in   iwei   bisher    nicht   e^ärucklen   Urkunden    vom    27.  und   28. 
Anpi«  1503. 

*)  M.  V.U.  7673. 
»)  M.  U.U.  9154- 
•)  M-  L'.-B.  9580.  10928. 

'J  M.  f.-B.  11  183.   1125s.     Lulow  einstmals   bei  Bartelshagen   (j'/t  Vm   sUdlich  vom  Kirch- 
dorf Wamkenhngen).     Vgl.  Raster  des  Urkunden  buch  es.     Der  Vikar  Prange   erhält  die  Mistorfer 


26  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 

Noch  ZU  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  sitzen  die  schon  genannten 
werleschen  Vasallenfamilien  von  Wozenitz  und  Stahl  auf  oder  an  den  wald- 
reichen Hartbergen  zwischen  Neukaien,  Teterow  und  Malchin,  jene  auf  Teschow, 
diese  auf  Pohnstorf.  Neben  ihnen  werden  Eier  Levetzow  (to  Gorloess,  Gorschen- 
dorff),  Hinrick  vom  Hagen  und  Kersten  Passow,  beide  mit  Antheilen  an 
Hohen -Mistorf,  als  zum  Rossdienst  pflichtige  Ritter  des  Hartlandes  (vpp 
Harthe)  aufgeführt.*)  Aber  um  das  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  sind  alle  diese 
alten  Vasallenfamilien,  mit  Ausnahme  des  Passow'schen  und  Levetzow'schen 
Geschlechts,  in  Mecklenburg  erloschen.*)  Zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts 
haben  auch  die  erst  im  XVII.  Jahrhundert  ausgestorbenen  von  Marin  (Morin) 
Antheile  von  Hohen -Mistorf.  Doch  der  Besitz  wechselt  von  einer  Hand  in 
die  andere.  Immer  aber  sind  es  ausser  ihnen  entweder  die  von  Wozenitz, 
oder  die  von  Passow,  oder  die  von  Levetzow,  die  ihre  Hand  in  Hohen- 
Mistorf  haben. ^)  Im  XVII.  und  im  Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts  sind  es 
dann  ausser  den  von  Levetzow  auch  die  von  Möller*)  und  von  Lowtzow,  bis 
im  Jahre  1730  das  Gut  Hohen -Mistorf  dauernd  an  die  von  Levetzow  kommt, 
die  es  noch  heute  besitzen. 

Die  bis  jetzt  bekannt  gewordenen  Namen  mittelalterlicher  Geistlicher 
sind  schon  genannt.  Um  1534  ist  der  Küchenmeister  Vicke  Hildebrand  zu 
Bützow  Inhaber  des  ihm  von  Herzog  Heinrich  verliehenen  Kirchlehns.  Später 
—  nach  der  Handschrift  und  den  im  Schreiben  genannten  Personen  zu 
schliessen,  ungefähr  von  1560  bis  70  —  ist  Jochim  Protzen  »Prediger«  zu 
Hohen -Mistorf.  1575  schreibt  Christoph  von  Stralendorff  auf  Pohnstorf  von 
einem  flüchtig  gewordenen  Mistorfer  Pastor,  nennt  ihn  aber  nicht.  Zwischen 
1585  und  1590  finden  wir  dort  den  Pastor  Joh.  Albrecht.  Die  eingepfarrten 
Gutsherrn  wünschen  den  Erasmus  Hohlschacht  an  seine  Stelle  gesetzt  zu 
sehen.  Aber  wir  haben  nicht  ermitteln  können,  ob  dieser  wirklich  Nachfolger 
geworden.  16 10  verlässt  Petrus  Paschedag  die  Pfarre  zu  Hohen -Mistorf,  um 
Gehülfe  seines  Vaters  zu  werden.  Für  ihn  wird  der  Teterower  Rektor  Johann 
Zimmer  berufen.  Zwischen  16 19  und  1634  (seinem  Todesjahr)  wirkt  dort 
Aegidius  Othmann,  vielleicht  schon  vor  16 19;  von  1634  bis  1642  Andreas 
Wendt;  von  1643  bis  1660  Johannes  Conradi;  von  1661  bis  1682  Christoph 
Meyer;  von  1683  bis  1723,  volle  vierzig  Jahre  lang,  Jakobus  Erdmann  Krönicke 
[f  1724);  nach  ihm  sein  Sohn  Samuel  Joachim  Krönicke,  der,  weil  er  solitarie 
eingesetzt  ist,  in  Folge  der  politisch -geistlichen  Wirren  zwischen  Herzog  Karl 


Vikarei-Aecker.  Wozenitz  nimmt  dafür  die  Lulowschen  Aecker,  die  bis  dahin  zur  Reinshäger 
Vikarei  gehört  haben. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  IX,  S.  399/400.  —  Das  Dorf  Hagensruhm,  nicht  von  Ruhm,  son- 
dern von  Raum  abgeleitet,  mag  noch  an  die  von  Hagen  auf  dem  Hart- Lande  erinnern,  die  lange 
SUhrkow,  dessen  Pertinenz  es  ist,  im  Besitz  hatten. 

')  Gamm,  M.  Jahrb.  XI,  S.  427—458. 

•)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Im  Jahre  181 1  befand  sich  noch  in  der  Kirche  zu  Hohen  -  Mistorf  ein  Epitaph  des  1639 
den  10.  Oktober  zu  Heiligenthal  geborenen  Herrn  Heinrich  Wilhelm  von  Möller,  der  im  Jahre 
1672  vor  seinem  eigenen  Hofe  ermordet  worden  war. 


KIRCHDORF   HOHEN- MISTORF. 


Leopold   und  der  Kaiserlichen   Reichskommission  1739  sein  Amt   niederlegen 
muss;    zwischen    1739   und    1744  Joh.  Christoph   Martini;    von  1745  bis   zum 


V«'^ — 

Kirche  lu  Hohen -Mistoif. 

31.  Januar  1799  Nikolaus  Andreas  Ockel;  und 
nach  ihm  sein  1791  eingetretener  zweiter  Sub- 
stitut (sein  erster  KoUaborator  von  1786  an  hiess 
Suderow)  Jakob  Augustin  Giesenhagen,  dessen 
Hauptzeit  den  ersten  vier  Jahrzehnten  des  XIX. 
Jahrhunderts  angehört.')     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  hier  gegebenen  Abbildungen,  Kirche. 
Grundrisse  und  a.  m.  überheben  uns  einer  Be- 
schreibung. Leider  hat  sich  die  prächtige  wetter- 
graue Ostwand  des  Chors  durch  einen  Anbau  in 
neuerer  [Zeit  eine  Erweiterung  und  damit  einen 
Verlust  an  ihrer  Ursprünglichkeit  gerallen  lassen  müssen,  ebenso  die  Südseite 
des  Chors  durch   eine  Vorhalle.     Das   gothische   Kreuzgewölbe,   welches   den 


*)  AktcD  im  Grossb.  Archiv. 


28 


AMI-SGERICIITSDEZIRK   TETEROW. 


Innenraum  des  Chores  deckt,  wird  durch  untergelegte  Balken  zusammen- 
gehalten, während  die  Deckbalken  des  Bodens  oberhalb  des  Gewölbes  über 
die  seitlichen  Aussenmauern  hinausragen  und  hier  mit  derb  geschnitzten  Holz- 
konsolen verklammert  sind.  Ob  das  Kreuzgewölbe  des  Chors  erst  nach  einem 
Dachsturz  zu  Anfang  des  XIX. Jahrhunderts  eingewölbt  ist,  wie  die  lokale  Ueber- 

liefening  wissen  will, 
erscheint  fraglich. 
Das  durch  einen 
steilen  schweren 
Triumphbogen  vom 
Chor  getrennte,  im 
Uebrigen  aber  flach 
gedeckte  Gemeinde- 
haus ist  kleiner  als 
der  Chor,  wird  aber 
durch  einen  Theil  des 
Thurmraumes  ver- 
grössert ,  der  sich 
zum    Gemeindehaus 

hin  mit  einem 
gleichen  Spitzbogen 
wie  der  Triumph- 
bogen vom  Chor  her 
öffnet.  Der  Thurm 
.soll  noch  im  vorigen 

Jahrhundert    eine 

Spitze  gehabt  haben, 

die  bei  ihrem  Nieder- 

,  das  innere  Gewölbe 


y^/'j^ 


■-*=g^ 


;  sehen  ' 


fallen,  wie  man  an  der  Ostwand  des  Thui 
des  Schiffes  weggebrochen  hat. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 
Tafel.  An   der   Wand   eine   Tafel    mit   kleinen   Wappenschilden    der    Familie 

VON  BLOCHER-Teschow.') 
Stocken.  Im  Thurm    hängen   drei    Glocken   (Dm.  i,io,   0,82,   0,68  m);    alle  drei 

sind  1839  von  F,  SchQnsmann  in  Demmin  gegossen  worden.*) 

')  Es  sind  die  Wappen  von  l.  Helmuth  Iliutwig  von  lilQcher,  geb.  lo.  Januar  1745,  gest. 
12.  April  1817,  vermähll  mit  Sophie  Hedwig  von  Rieben,  geb.  5.  September  1756,  ge»t.  10.  Man 
1S31.  2.  Luidrath  Ernst  Anton  von  HiUcher,  geb.  z6.  April  1793.  gest.  36.  August  1863,  vermShlt 
mit  Koroline  von  l.evetzow,  geb.  21.  December  1793,  gest.  aS.  Aptil  1S33.  3.  Oberst  Helmuth 
von  BlUcher,  geb.  3.  Mai  iSiS,  gest.  19.  November  1882,  vermählt  mit  Außiisle  von  BlUcher,  geb. 
von  Meyenn,  geb.  7.  Mai  1817,  gest,  19.  Märi  1883.  4.  Karl  Wilhelm  von  Meyenn,  Kammerherr 
nnd  D103I,  geb.  S.September  1790,  gest.  10.  August  1831,  vennSblt  mit  Pauline  von  BasMwiti, 
geb.  12.  December  1S04,  gest.  23.  Oktober  1E73. 

*)  Von  den  Vorgängerinnen  dieser  Clocken  hatte  die  grüssle  (nach  dem  Inv.  von  l8tl  mit 
einem  Dm.  von  3>/i  Fuss)  gar  keine  Schrift,  wlhrend  die  kleinste  von  2  Fuss  Dm.  1  Münchsschrin  c 


KIRCHDORF  THÜRKOW.  29 

I.  Grosser  silberner   Kelch   auf  rundem  Fuss.     An  Kleinkunst- 
der  Kupa  das  Wappen    des    Dr.  C.  STURTZ  1698.*)     Als    Stempel    eine    drei-      werke, 
thürmige  Burg   mit  Krone  darüber  (Hamburg?).  —  2.  Silbervergoldete  Patene, 
gestiftet  1859  vom  Hausgutspächter  C.  SCHMIDT  zu  Niendorf.*)  —  3.  4.  Grosse 
ninde  Oblatenschachtel   und  eine  Abendmahlskanne,   beide  mit  der  Jahreszahl 
1856  und   dem  Namen  des  ERNST   ANTON    V.    BLÜCHER  auf  Teschow.^) 


Das  Kirchdorf  ThUrkow/) 

|us  einer  Urkunde  vom  8.  April  1371  —  eher  erfahren  wir  nichts  —  geht   Geschichte 
hervor,  dass  Thürkow  ein  Gut  der  mit  den  Levetzow's  verschwägerten         ^^s 
Familie  von  Sukow  ist,   und  dass    der  damalige  Besitzer  Dietrich  von  Sukow,      Liorfes. 
als  Erbe  und  Vormund  des  jungen  unmündigen  Werner  von  Sukow  zu  Klever- 
hof,  seinem   ebenfalls   zu  Kleverhof  wohnenden  Oheim  Werner  von  Levetzow 
im  Namen    seines  Mündels    dessen   Besitz   den    damaligen    Rechtsbedingungen 
der  Vormundschaft   gemäss   käuflich   überlässt.^)     Nun  vergehen  über   hundert 
Jahre,  ehe  es  wieder  eine  Nachricht   giebt.     Inzwischen  aber   ist  Thürkow  ein 
Gut  der   Familie  von   Barold   geworden,    als   deren    Hauptsitze  im    Mittelalter 
Dobbin  bei  Krakow,    Dudinghausen  bei  Schwaan   und  Moisall  bei  Bützow  er- 
scheinen.     Aber  am    17.  März  148 1  (nicht  1418)  verkaufen  die  Brüder  Henneke 
und  RoloflT  von  Barold  die  Güter  Thürkow  und  Appelhagen  (Abelenhagen)  an 
den    mit    ihnen    verschwägerten    Hermann    von    Zepelin.®)     Und    nun    bleibt 
Thürkow  bis  zum  Jahre  1796   in  Zepelin'schen  Händen.     Von    1796  bis   1831 
wird   es    Besitz   des  Domdechanten  Hans   Graf  von  Schlitz.      1831    erwirbt   es 

nnd  die  Jahreszahl  1487,  die  mittlere  aber  von  3  Fuss  Dm.  1750  von  Otto  Gerhard  Meyer  in 
Rostock  gegossen  war  und  die  Namen  des  Pastors  Nikolaus  Andreas  Ockel  und  der  Vorsteher 
Friedrich  Kanseyer  und  Jochim  Lüders  trug. 

*)  Aeltester  Sohn  des  Jakob  Sturtz  (1602 — 1672),  welcher  Besitzer  der  nach  Ilohen-Mistorf 
eingepfarrten  Guter  SUhrkow  und  Bukow  wurde.  Der  hier  genannte  Christoph  wurde  im  Juni 
1642  noch  als  Knabe  in  Rostock  immatrikuliert,  Dr.  juris  zu  Altorf  1656,  und  starb  1698  als  viel- 
bescbiftigter  Sachwalter  zu  Hamburg.  Nach  Hofmeister,  Allgem.  deutsche  Bibliographie.  Das  Inv. 
von  181 1  fügt  zu  dem  Sturtz'schen  Kelche  hinzu:  »Dieser  Kelch  ist  im  November  1806  gerettet, 
da  die  beiden  kleinen  silbernen  weggenommen  sind  sammt  den  Patenen.« 

*)  Niendorf  ist  eingepfarrt  nach  Hohen  -  Mistorf. 

•)  Tcschow  ist  ebenfalls  nach  Hohen  -  Mistorf  eingepfarrt. 

*)  6  km  nördlich  von  Teterow.  Von  Kühnel  mit  dem  altslavischen  Stamm  turu  =  Auer 
verbunden:   Ort  des  Turek,  Auerhagen,  Auerdorf. 

»)  M.  LVB.  10 180.  10 183. 

^  Dieser  Hermann  von  Zepelin  war  mit  Margaretha  von  Barold  a.  d.  H.  Dobbin  vermahlt. 
Vgl.  Fromm,  Gesch.  d.  Farn,  von  Zepelin,  S.  128.  Die  Annahme  1418  für  1481  beruht,  wie  die 
Verkaufs -Urkunde  im  Grossh.  Archiv  beweist,  auf  einem  Schreib-  oder  Lesefehler  in  Claus  Joseph 
von  Behr's  Genealogie  der  Familie  von  Zepelin:  Fromm,  a.  a.  O.,  Urkunden,  S.  68.  Der  Fehler 
W  in  Lehsten,  Adel  Mecklenburgs,  übergegangen  und  für  die  genealogischen  Zusammenstellungen 
Fromm's  verhangnissvoU  geworden.  Im  Jahre  1555  lösen  die  von  Zepelin  eine  Reihe  landesherr- 
licher Gerechtsame  ab,  doch  bleibt  das  Kirchlehn  ausgenommen. 


30 


AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 


Kirche. 


Altar. 


Gestühl. 


Glocken. 


Friedrich  Graf  von  Hahn,  und  aus  Hahn'schen  Händen  kommt  es  1890  an 
Wilhelm  Blohm.  Appelhagen  aber  ist  noch  heute,  also  bereits  über  vier- 
hundertundzwanzig Jahre,  ein  Zepelin'sches  Gut. 

Ueber  den  Bau  der  Kirche  ist  uns  nichts  überliefert.  Da  aber  Thür- 
kovv  im  Lande  Circipanien  liegt,  das  seit  der  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts 
zum  Bisthum  Kammin  gehört,  so  wird  das  Gotteshaus  von  dorther  seine  Weihe 
empfangen  haben.  Namen  von  mittelalterlichen  Geistlichen  fehlen  ganz.  Um 
1534  haben  die  herzoglichen  Vögte  zu  Güstrow  die  Kirche  zu  verleihen:  Herr 
Jochim  Keding  beschwert  sich  über  Cord  von  Zepelin.  1541  ist  Nikolaus 
Schönicke  der  erste  Prediger  im  Sinne  der  Reformation.  Er  wird  gelobt  und 
ist  auch  1552  im  Dienst.  Nach  ihm  werden  Joh.  Deneke  und  Wolfgang  Sieg- 
fried genannt,  jener  in  der  Zeit  zwischen  1572  und  1579,  dieser  um  1580, 
aber  die  Akten  lauten  über  beide  nicht  erfreulich.  1580  wird  Joh.  Koster 
(Coster)  von  Herzog  Ulrich  berufen,  er  ist  auch  161 6  noch  im  Dienst.  1638 
wird  Pastor  Zacharias  Altenkirch  vom  Tode  hingerafft,  das  Kirchspiel  und  die 
Pfarre  werden  als  völlig  verwüstet  geschildert.  Die  wenigen  Hofbesitzer,  die 
übrig  geblieben  sind,  bitten  den  Herzog  Adolf  Friedrich,  sich  zur  Kirche  nach 
Levitzow  und  an  den  von  Hans  von  Lowtzow  dort  eingesetzten  jungen  Pastor 
Heinrich  Neusenius  halten  zu  dürfen.  Doch  1643  bekommen  sie  bereits  wieder 
ihren  eigenen  Pastor  in  Balthasar  Hüttenheber.  Diesem  folgt  schon  1647  der 
Teterower  Kantor  Joachim  Geist,  der  aber  auch  nur  kurze  Zeit  dableibt.  Denn 
1652  tritt  Joh.  Georg  Denstedt  an  seine  Stelle.  Es  folgen  weiter:  1655  Michael 
Blancke,  1689  Daniel  Perlensticker,  1697  Paulus  Roht  (Rohte,  Rathke),  der 
am  6.  Mai  1724  stirbt.  Von  1726  bis  1786  wirken  Joh.  Jakob  Sievert  und 
sein  Sohn  Georg  VoUrath  Jakob  Sievert,  letztgenannter  erst  seit  den  sieben- 
ziger  Jahren.  Er  stirbt  im  Frühsommer  1786.  1787  wird  Daniel  Knöchel  be- 
rufen (f  28.  Januar   183 1).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  kleiner  auf  einem  Granitfundament  ruhender 
niedriger  frühgothischer  Ziegelbau  in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  Im 
Innern  eine  flache  Decke.  Der  Ostgiebel  ist  mit  Blenden  verziert.  Auf  der 
Südseite  ein  Eingangs -Anbau  und  auf  der  Westseite  ein  mit  der  Kirche  ver- 
bundenes Fachwerk -Glockenhaus,  dessen  First  niedriger  ist  als  der  der  Kirche. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung.  Auf  dem  Altar  ein  Bild 
der  hl.  Maria  mit  dem  Leichnam  Christi  (Pietas)  von  Fr.  Oesterreich. 

Beachtenswerth  ist  der  alte  Appelhäger  Hofstuhl  des  CHRIST  :  FRIED- 
RICH VON  ZEPELIN^)  und  seiner  Gemahlin    IDA  DOROTHEA  VON  LEVETZOW, 

mit  übergesetztem  geschnitzten  Allianz -Prunk -Wappen  von   1746. 

Im  Glockenstuhl  zwei  Glocken.  Die  erste  ist  laut  Inschrift  im  Jahre 
1805  unter  dem  regierenden  Herzog  FRIEDRICH  FRANZ  von  Valentin  Schultz 
zu  Rostock   umgegossen  worden.  —  Die  zweite   hat   die  Inschrift:    ©  •  ttf  • 


*)  Weiland  Besitzer  des  nach  Thürkow  eingepfarrten  Rittergutes  Appelhagen. 


KIRCHDORF  THÜRKOW.  3I 

BloriC  •  JCpC  •  bClip  •  cum  •  patt  •  ano  •  blli  (Jahreszahl  fehlt,  der 
Schriftring  ist  geschlossen).  Unter  dem  oberen  Schriftring  kleine 
Rundbilder,  ebenso  zwischen  den  einzelnen  Worten.  Am  Mantel 
eingeritzt  das  nebenstehende  Giesserzeichen  und  ein  +.  Die  Buch- 
staben sind  ungeschickt  behandelt.  —  Auf  dem  Boden  des  Glockenstuhles 
11^  noch  eine  dritte  kleine  Glocke,  die  weder  Zeichen  noch  Inschrift  hat. 

Kleinktmstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss  und  Kleinkunst- 
mit  rundem  Knauf  Am  Fusse  das  Zepelin'sche  Wappen,  darüber:  0»F»  werke. 
ZIEPLIEN  ANNO  1707.  Als  Stadtstempel  eine  dreithürmige  Burg  mit  dem 
Jahresbuchstaben  C,  und  als  Meisterzeichen  ein  aus  der  Wolke  ragender  Arm, 
der  einen  Schlüssel  hält.  Die  dazu  gehörige  Patene  hat  dieselbe  Umschrift 
wie  der  Kelch.  —  3.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss  und  mit  rundem 
Knauf.  Am  Fuss  ein  Drieberg-Zepelin'sches  Allianzwappen,  dazu  die  Anfangs- 
buchstaben A.  D.  und  D.  Z.  ^)  An  ihm  auch  die  Stempel  des  Güstrower 
Goldschmiedes  Heinr.  Hölscher  (1658 — 1706).  —  4.  Ovale  silberne  Oblatendose, 
auf  dem  Boden  die  Buchstaben  A  •  M  •  T»  Dazu  Güstrower  Werkzeichen:  G 
und  C  L  (Christian  von  Lohe,  1698 — 1701?).  —  5.  Neue  silberne  Abendmahls- 
kanne in  gothischer  Form,  in  der  Verzierung  dem  Kelch  und  der  Patene  von 
1707  angepasst.  Am  Fuss  das  Zepelin'sche  Wappen  und  die  Buchstaben 
S  •  V  •  Z  •  1893.  Werkzeichen  fehlen.  —  6.  7.  Zwei  alte  Zinnleuchter.  Der 
eine  trägt  die  Inschrift:  DAViDT  X  SCHONOW  X  1646  X  DOROTHEA  X  ZEPE- 
UEN.  Der  andere:  HANS  SCHRÖDER  THO  TVRC'W  IN  DAT  GOTTES  HVS  — 
1646 — .     Werkzeichen  bei  beiden  verhämmert. 

Ein  Vergleich  des  jetzigen  Inhalts  der  Kirche  mit  dem  von  1811 
zeigt,  dass  hier  seitdem  mit  Kunst-  und  Geschichts- Denkmälern  stark  auf- 
geräumt ist.  Die  ehemaligen  Kancellen  des  Altars  stammten  von  1581, 
der  Altaraufsatz  selbst  mit  einem  Bilde  der  Grablegung  Christi  war  ein  Ge- 
schenk des  in  dänischen  Diensten  gewesenen  Oberstleutnants  JOHANN  VON 
ZEPELIN  vom  Jahre  1686.  Zu  seinem  Gedächtniss  (geb.  1645,  S^^t.  1720) 
war  auch  eine  Fahne  mit  Inschrift  und  Wappen  in  der  Kirche  aufgehängt. 
Ein  dritter  silberner  Kelch  war  mit  dem  Zepelin-Plessen' sehen  Allianzwappen 
und  den  beiden  Namen  JOHANN  ZEPELIN  und  HENRICA  VON  PLESSEN  versehen, 
und  eine  zweite  silberne  Oblatenschachtel  von  runder  Form  trug  die  Jahres- 
zahl 1662  und  die  Namen  und  Wappen  des  JOHANN  VON  ZEPELIN  und  der 
HEDWIG  MARGARETHA  VON  BARSTORFF.  Statt  zweier  zinnerner  Altarleuchter 
gab  es  1 8 1 1  deren  fünf.  Auch  war  noch  ein  beim  Absterben  des  auf 
Wotrum  erbgesessenen  JULIUS  GEORG  OTTO  VON  OLDENBURG  im  Jahre  1754 
aufgestellter  Krucifixus  von  Zinn  vorhanden.  Am  Thürkower  Hofstuhl  sah 
man  in  Farben  das  Zepelin-Holck'sche  Allianzwappen  mit  den  beiden  Namen 
VOLRATH  HARTWIG  VON  ZEPELIN  und  LOUISE  FRIEDERICA  QRXFIN  VON  HOLCKEN, 
die  auch  an  der  im  Jahre  1745  aufgestellten  Kanzel  wiederkehrten.  An 
dieser  Kanzel  ausserdem  das  Wappen  der  DOROTHEA  EVA  ELISABETH  VON 
OLDENBURG. 


*)  Adam  von  Drieberg   auf  Sprenz,   vor  1650  vermählt  mit  Dorothea  von  Zepelin  a.  d.  H. 
Appelhagen. 


32 


AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 


Das  Kirchdorf 


.') 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


|ie  Geschichte  des  Gutes  und  Dorfes  beginnt  mit  der  Gründung  der  Kirche 
durch  den  Ritter  Johann  von  Levetzow  im  Jahre  1304.  Der  Gründer 
selbst  freilich  kommt  schon  von  1292  an  in  mecklenburgischen  Urkunden  vor, 
er  ist  das  Haupt  jener  Adelsfamilie,  die  ihren  Namen  von  der  Mitte  des 
XVI.  Jahrhunderts  an  in  Loutzouw,  Lautzau,  Lowtzow  verändert  hat,  und  nicht 
mit  den  ein  anderes  Wappen  führenden  Herren  von  Levetzow  verwechselt 
werden  darf.*)  Bis  1304  gehören  Gut  und  Dorf  Levitzow  zur  Jördenstorfer 
Plebanie.  In  diesem  Jahre  aber  werden  die  Dörfer  Todendorf  und  Perow  aus- 
geschieden und  mit  dem  neuerstandenen  Kirchdorf  Levitzow  zu  einer  beson- 
deren Parochie  verbunden.')  Der  Kirchherr  zu  Jördenstorf  (damals  Herr  Gerdes), 
wird  mit  Einkünften  aus  Gross -Methling  entschädigt,  für  deren  Aufbringung 
das  Kloster  Dargun  die  Bürgschaft  übernimmt,  der  Bischof  von  Kammin  giebt 
zu  dieser  Veränderung  in  seiner  Diöcese  die  Zustimmung,  und  Markgraf  Otto 
von  Brandenburg,  der  damals  als  Oberlehnsherr  des  südlichen  Mecklenburg 
und  im  Besonderen  des  Hauses  Werle  auftritt  und  den  Ritter  Johann  von 
Levetzow  seinen  Vasallen  nennt,  (ugt  seine  weltliche  Bestätigung  hinzu.  Zu- 
gleich verleiht  er  dem  Kloster  Dargun  das  Patronat  über  die  Kirche.*)  Dass 
im  Jahre  1305  zwei  Priester  an  der  Kirche  wirken,  deren  Einkünfte  durch 
Ritter  Johann  von  Levitzow  verbessert  werden,  erfahren  wir  aus  einer  Urkunde 
vom  30.  September  1305.^)  Damit  aber  ist  unsere  Kunde  aus  dem  Mittelalter  zu 
Ende.  Nur  noch  von  den  in  ununterbrochener  Reihe  auf  Levitzow  wohnenden 
Herren  von  Levetzow  (Lowtzow)  giebt  es  einige  Nachrichten,  die  Lisch  im 
M.  Jahrb.  XI,  S.  476 — 481,  zusammengestellt  hat,  und  auf  die  wir  daher  hier 
nicht  zurückzukommen  brauchen.  Erwähnt  soll  nur  werden,  dass  Ritter 
Johann,  der  Erbauer  der  Levitzower  Kirche,  für  sich  und  .seine  Frau  Gertrud 
im  Jahre  1308  eine  Grabstätte  in  der  Klosterkirche  zu  Dargun  erwirbt  und 
mit  vieler  Freigiebigkeit  allerlei  Anordnungen  für  seine  Bestattung  trifft.^) 
Doch  hat  sich  keine  Spur  von  der  letzten  Stätte  beider  erhalten. 

Bis    1796    bleiben    die   von   Lowtzow    auf   Levitzow.     In    diesem   Jahre 
übernimmt    die    Frau   Geh.  Etatsräthin   Gräfin  von   Lüttichau    das   Gut.      1799 


*)  8  km  nördlich  von  Teterow.     >Ort  des  Levik,  Levicac :    Ktthnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  83. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XI,  S.  476—81.     Lehsten,  Adel  M.'s,  S.  152. 

*)  M.  U.-B.  2930.  Ueber  den  Hufenstand  dieser  drei  Dörfer,  ihre  Bede  und  Verpflichtung 
zum  Rossdienst  giebt  die  Urkunde  3721  (werlescher  Theilungsvertrag  Über  die  Länder  Kaien  und 
Hart  im  Jahre  1314)  weitere  Auskunft. 

*)  M.  U.-B.  2931.  2936.     Vgl.  Rudloff,   Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  178.    199. 

*)  M.  U.-B.  3027. 

«)  M.  U.-B.  3236. 


KIRCHDORF   LBVITZOW.  33 

folgt  ihr  der  Oberjägermeister  Kaspar  Heinrich  von  Sierstorpff,  welcher  acht- 
unddreissig  Jahre  im  Besitz  bleibt.  Seit  1837  aber  ist  das  Gut  in  den  Händen 
der  Familie  Nahmmacher. 

Die  Quellen  über  die  Geistlichkeit  fliessen  nur  spärlich.')  Den  Namen 
des  Bartholomaeus  Theophilus  entnehmen  wir  dem  Kelch  von  1596  (s.  u.). 
Reichlichere  Nachweise  giebt  es  liir  Heinrich  Ncusenius  (1641  — 1681),  Joh. 
Brü^e  (1682 — 169g],  Joh.  Reineccius  (1700 — (719)  und  Joachim  Nochland 
(1720 — 1730).  Nach  Nochland's  Tode  bittet  der  Patron  der  Kirche  Eier  Detlev 
von  Lowtzow  (s.  Glocke  und  Kirchenstuhl)  um  Kombinierung  seiner  Kirche 
mit   der   in  Thürkow.     Aber   es   ist   die  Zeit   der  Wirren   unter   Herzog  Karl 


Levitzow. 

Leopold,  und  er  bleibt  ohne  Antwort,  so  auch  noch  1743-  Zuletzt  geht  aus 
den  Thürkower  Kirchenakten  hervor,  dass  die  Kombinierung  thatsächlich  ein- 
getreten und  auf  keinen  Widerstand  gestossen  ist. 

Kirche.  Die  Kirche,  ein  noch  stark  romanisch  anmuthendes  schlichtes 
Bauwerk  aus  Backstein,  mit  kleinen  Rundb<^enrenstern  {drei  im  Osten,  vier  im 
Süden  und  drei  im  Norden)  ruht  auf  einem  Granitfundament  und  bildet  ein  läng- 
liches Viereck  mit  plattem  Chorschluss.  Im  Mauerwerk  überall  der  wendische 
VcrlMind.  Am  Westende  ein  Fachwerkthurm  mit  einem  vierseitigen  niedrigen 
Helm.  An  der  Nordseite  eine  Grabkapelle  vom  Jahre  1604,  an  ihr  als 
Schmuck  ein  Lowtzow -Winterfeld 'sches  Allianzwappen  in  Terrakotta.  Dieselben 
Wappen  in  Terrakotta  an  der  im  Renaissancestil  erbauten  kleinen  steinernen 
Eingan^halle  vom  Jahre  1619.     Dies  Datum  findet  sich  hier  an  einem  Balken. 

')  Vgl.   Evoi^el.   Mecklenburg   I,    S.  286.   379.      Durch    ein   Versehen   h.it   hier   Schröder 
LeassowcT  und  LeviWowcr  Pasloren  mi(  einander  verbunden  (Grotefend). 


34  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

Der  Innenraum  der  Kirche  ist  mit  einer  im  Barockstil  bemalten  Balken-  und 
Bretterdecke  überspannt,  die  das  Jahr  17 lO  aufweist.*) 

Altar  und  Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

Kanzel, 
Gothisches  Noch  erhalten  ein  kleiner  Johannes  Baptista  mit  einem  knieenden  Engel 

Schnitz-     zur  Seite.     Ein  ursprünglich  auch  auf  der  anderen  Seite  vorhanden  gewesener 

werk.        Engel  ist  weggebrochen.     Gothisches  Schnitzwerk  aus  Eichenholz. 

Allianz-  An    der    Nordwand    ein     polychrom     behandeltes    Allianzwappen    des 

Wappen.     JOCHIM  V.  LOWTZOW    und    der    MARGARETHA  VON  WINTERFELD    mit    dem 
Datum  1620. 

Prunk.stiihl.  An    der  Südwand    ein    grosser   Prunkstuhl    mit   dem   Lowtzow-Stralen- 

dorff 'sehen  Allianzwappen  von  1732  (E«D*V«L«  —  J.M»V-S.).-) 

Glocken.  Im  Thurm   zwei   Glocken.     Die   eine   mit   der   Umschrift:    i^  0  IIHX 

GliORie  VeWI  QVSß  PäQG.  Die  zweite  hat  oben  als  Inschrift:  LAURENTIUS 
STRAHLBORN  ME  FUDIT  LUBECAE  ANNO  1738.  Im  Felde  auf  der  einen  Seite 
das  Lowtzow'sche  Wappen  und  die  Anfangsbuchstaben  E«  D»V»  L»,  auf  der 
anderen  Engelsköpfe  und  dazwischen  SOLI  DEO  GLORIA. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  Silbcrvergoldeter  spätgothischer  Kelch  auf  sechs- 

werke, passigem  F'uss,  mit  dem  Namen  il)eflj^  am  Knauf  Am  Fuss  die  Inschrift: 
JOCH  :  LOVZ  :  ex  •  MORBO  •  gravi  •  liberal  •  CVM  •  CONIVGE  •  MAR  : 
WINT  •  DEDIT  •  GRATITUDINIS  •  ERGO  •  ANNO  •  1596.  Dazu  die  eingravierten 
Wappen  beider.  Unter  dem  Fusse:  (EO)  TEMPORE  PASTOR  BARTHOLV'MEUS 
THEOPHILUS.  Ohne  Werkzeichen.  —  2.  Kleiner  silberner  Kelch  auf  rundem 
Fuss,  vom  Rostocker  Goldschmied  Peter  Qu istorp  (löiT,  1632).  An  der  Kupa 
die  Inschrift  ADAM  LOWTZOW  und  das  Lowtzow'sche  Wappen.  —  3.  Silber- 
vergoldete Patene  ohne  jedes  Zeichen.  —  4.  Ovale  Oblatendose,  vom  Güstrowcr 
Goldschmied  Lenhard  Mestlin  (1705  — 1739).  —  5.  6.  Zwei  zinnerne  Henkel vascn 
von  1733.  Malchiner  Stadtzeichen:  Büffelskopf.  Meisterzeichen:  Pelikan  mit 
CK.  —  7.  8.  9.  Drei  grosse  zinnerne  Leuchter  aus  der  Zopfzeit.  Malchiner 
Stadtzeichen:  Büffelskopf;  Meisterzeichen:  I  C  P.  —  9.  Kleiner  Leuchter  mit 
der  Marke  des  englischen  Zinns  von  1786. 


*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  470. 

*)  Eier  Detlev  von   Lowtzow  (s.  o.)  auf  Levitzow  und  Silhrkow,   vermählt  mit  der   >F^rl)lehii- 
Jungfrau«  Juliane  Margarethe  von  Stralendorff  a.  d.  II.  (Ireven. 


KIRCHDORF  JÖRDENSTORF.  35 


*)  Gut  12  km  nördlich  von  Teterow,    14  km  nordwestlich  von   Neukaien. 

*)  M.  U.-B.  2979.     Rudioff,  Hdb.  H,  S.  202. 

')  M.  U.-B.  4026.     Die  durch  diese  Urkunde  geschaffenen  grossen  Einkünfte  der  Pfarre  he 
^Tehen  noch  heute.     Auch  die  Jurisdiktion  bei  der  Pfarre  hat  bis  ins  XIX.  Jahrhundert  hinein  ge- 
dauert, ist  aber  seitdem  auf  das  Amtsgericht  übergegangen. 

*)  M.  U.-B.  6550.  6667.  9673. 

3* 


Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Jördenstorf.') 

|ls    ältere    und    grössere    Plebanie    ist    uns    das    »in    der    vogedeye    thom    Geschichte 
Kalandec  gelegene  deutsche  Bauerndorf  Jördenstorf  (Jordanstorp,  Jordens-      ,^^^^ 
dorpe)  schon   im  Jahre  1304   bei   der  Gründung   der  Kirche   zu  Levitzow  ent- 
gegengetreten  (s.  o.  S.  32).     Damals   ist   Herr   Gerdes   der   Pleban.     Weiteres 
hören  wir  über  Jördenstorf  im  Jahre  1305.     Da  giebt  es  hier  am  3.  April  eine 
grosse  Fürsten -Versammlung,    deren  Spitze   gegen   den  König  von   Dänemark 
gekehrt  ist,    die  aber  z.  Zt.  gar  keinen   praktischen  Erfolg   gehabt  hat:    es   ist 
eine  Berathung    zwischen    den  Fürsten  der   drei   Linien  Rostock,    Mecklenburg 
und  Werle   und   den   brandenburger  Markgrafen  Otto,  Johann,    Hermann   und 
Woldemar  über  die  Wiederauslösung   des  Landes  Rostock  aus    der  dänischen 
Oberlehnshoheit.*)     Im  Jahre  13 18  kommt  abermals  eine  Kunde  von  Jördenstorf. 
Damals    ist  Konrad  Gamm    der   Kirchherr.     Im  Auftrage   seines   Landesherrn, 
des  F*ürsten  Johann  von  Werle,    hat   er   für  dessen   Seelenheil   eine   Pilgerreise 
zum  heiligen  Grabe  gemacht.     Zum  Dank  dafiir  bestätigt  ihm  der  Fürst  nicht 
nur  das  von  seinen  Vorfahren   gestiftete  und  ausgestattete  Kirchlehn,    sondern 
er  verbessert  auch  dessen  Einkünfte  in  erheblicher  Weise  durch  eine  Schenkung 
von  vier  Hufen    in   der  Jördenstorfer   Feldmark    und   durch  Genehmigung   des 
Besitzes  einer  fünften  Hufe,  welche  Reimar  von  Moltke  Gott  zu  Ehren  der  Pfarre 
überwiesen    hat.    Dazu  giebt  er   das   Gericht   und   schenkt   der   Pfarre   sieben 
Käthen  (aus  jedem  Käthen  das  Rauchhuhn),  sowie  Holz-  und  Weide -Nutzung. 
Nur  knüpft  er  daran  einige  Bedingungen  für  das  geistliche  Amt,  wie  gebühren- 
freie Verabreichung   des  heiligen  Sakraments  der  Oelung   (»vnd  vor  de  houe 
schal  de  kerckher,  de  dar  den  ist,  tho  allen  krancken  luden  ghan  vnd  in  sinen  (!) 
bedde  mith   dem  hilligen  sacrament  de  hilligen  öligen    [geuen]  vnd  nene  pen- 
ninge  daraff  eschene)  und  Abhaltung  von  Vigilien   und  Seelenmessen    für  das 
werlesche  Haus  zweimal  im  Jahre  (twyge  des  jares).*) 

Um  1345  ist  Johannes  Dähn  (Dacus)  Pleban  in  Jördenstorf,  dem  wir  ein 
Jahr  später  in  Stavenhagen  begegnen,  wenn  es  derselbe  ist,  und  1367  giebt 
es  wieder  einen  Dominus  Johann  zu  Jördenstorf.*)  Dass  es  hier  im  Mittelalter 
ritterschaftlichen  Hufenbesitz  gab,  wird  sowohl  durch  die  Moltke'sche  Schenkung 
im  Jahre  1318  als  auch  durch  zwei  Kaufverträge  bewiesen.  Am  10.  Februar 
1359  überlassen   die  von  Brizkow  (Brützkow),    welche    den  von  Bülow   stamm- 


36  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

verwandt  sind,')  zwei  Jördenstorfer  Hufen,  die  sie  vom  Kamminer  Bischof  zu 
Lehn  tragen,  den  Herren  von  Moltke  auf  Strietfeld,  und  am  30.  April  1373 
gewähren  diese  wieder  der  Familie  Hasse  in  Gnoien  eine  Komhebung  von 
neun  Drömt  aus  ihren  Jördenstorfer  Hufen  (in  duobus  mansis  sitis  in  catnpo 
ville  Jordenstorp,  in  aduocacia  Nygencaland).  *) 

Als  letzten  vorre  forma  torischen  Geistlichen  werden  wir  den  von  Herzog 
Albrecht  eingesetzten  Matthaeus  Stime  um  1534  anzusehen  haben.  Um  1544 
wird  Nikolaus  Borch  (Barg)  genannt.')  Nachher  Er  Melchior  Brandt,  der  noch 
1585  als  Pastor  in  Rittermannshagen  lebt,     1575  wird  Joachim  Grape  berufen. 


Kirche  lu  Jördenslorf. 

der  über  90  Jahre  alt  wird.  Er  wird  1629  emeritiert,  und  an  seine  Stelle  tritt 
der  von  Wallenstein  eingesetzte  Christian  Netzeband.*)  Aber  schon  1632  folgt, 
noch  bei  Grape's  Lebzeiten,  der  von  Herzog  Hans  Albrecht  von  Mecklenbui^ 
berufene  Kaspar  Schwarz.  Diesem  wird  1647  Andreas  Rosenow  substituiert. 
Es  sind  die  Kriegszeiten:  1648  werden  in  Jördenstorf,  wo  es  vordem  neun 
Bauern  und  sieben  Kossäten  gab,  nur  vier  Personen  gezahlt.'')  Auch  später 
giebt  es  noch  viele  Drangsale  dieser  Art  bei  Truppen  -  Durchmärschen,  welche 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  88—93. 

•)  M.  U.-B.  8565.    1043z. 

■)  In  einem  uns  vorUegenden  Verieichniss  von  1544  wird  auch  Jlirgenslorf  bei  Slavcnhagen 
als  Jördenstorf  aufgeführt.  In  dem  einen  ist  Nik.  Horch  (Haig)  l'astor,  in  dem  andern  Joachim 
KrUg«r.  Wenn  nun  Schräder  den  Nik.  Borch  richtig  nach  Jördenslorf  setz)  (Evnng.  M.  III,  S.  203) 
dann  gehört  der  andere  nach  JUrgenstorf  hin.      Vgl.  el«ndaselbst  I,  S.  455. 

■)  Im    Verzeichniss  bei   Lisch,   M.  Jahrb.  XXXVIl,  S,  7fr.,   nicht  mit  aufgeflihrt. 

=■)  Groth,  M.  Jahrb.  VI.  .S.  138.     1703  sind  wieder  66  Iteichlkinder  im  Horfe. 


KIRCHDORF  JORDENSTORF.  37 

den  Pastor  Rosenow  im  Jahre  1660  veranlassen,  iiiii  eine  >Salva  giiardia«  zu 
bitten.  Auf  Rosenow  folgt  1698  Kaspar  Mantzel.  Nach  dessen  Tode  (30.  Sep- 
tember r735)  tritt  eine  Vakanz  von  dreizehn  Jahren  ein.  Als  Patronatsherrin  in 
alten  Kirchen  des  Darguner  Amtes  will   die  Herzogin  Auguste  einen  Prediger 


Kirche  zu  Jördenstorf. 

im  Sinne  ihrer  Darguner  Geistlichen ')  nach  Jördenstorf  gesetzt  haben.  Aber 
die  ganze  Gemeinde  widersteht.  Auch  die  Wirren  zwischen  dem  Herzog  Karl 
Leopold  und  der  Kaiserlichen  Reichskommission  halten  die  Ordnung  der  Ver- 
hältnisse  auf.     Endlich   kommt    auf  Vorschlag   der   Herzogin    Auguste   Pastor 

')  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkni.  I,  S.  5Z7  (546)- 


3»  AMTSGERICHTSBRZIRK   TETKROW. 

ICrnst  Ludwig  Fratick  ins  Jördcnstorfer  ITarr.imt. ')  Indessen  Anfang  und  Ende 
bei  ihm  haben  l^einen  gleichen  Klang.  Die  Akten  berichten  in  den  sechziger 
Jahren  des  XVIII,  Jahrhunderts  allerlei  Nachtheiliges  über  ihn.  Ihm  folgt  176S 
Joh.  Andreas  Hetschack  (7  12.  Mai  1795),  und  diesem  1796  Dr.  Joh.  Georg 
Kecker,  später  Dr.  thcol.  und  Konsistorialrath  in  Rostock.    Vgl.  Walter  a.  a.  0. 


Kirche  zu  Jördenstorf. 


Kirche.  Kirche.    Den  beigegebenen  Abbildungen  der 

Kirche  sieht  man  sofort  an,  dnss  es  sich  um 
einen  Bau  von  grösserer  Hcdeutung  aus  dem  An- 
fange des  XIII.  Jahrhunderts  handelt,  dessen  ältester 
Theil,  der  Chor,  vielleicht  schon  dem  letzten  Viertel 
des  XII.  Jahrhunderts  angehört.  Sein  Gewölbe  ist 
zwar  ein  achttheiliges  Rippengewölbe,  aber  nicht 
nach  gothi.scher  Art,  sondern  von  jener  romani- 
schen Kuppel-  oder  Backofen-Form,  wie  sie  in  den 
älteren  mecklenburgischen  Stadt-  und  Landkirchen 
nicht  selten  ist.  Der  Kalkputz  am  Chor  und  der 
südlichen  Eingangshalle  oberhalb  der  Granitplatten 
ist  quadriert.  Schiff  und  Chor  werden  durch  einen 
schweren  Triumphbogen  in  Form  eines  gedrückten 
Spitzbogens  von  einander  getrennt.  Der  Rund- 
bogenfries ist  neu,  aber  durch  alte  Reste  auf  der 
Westseite  vorgezeichnet.  Wie  Chor  und  Langhaus 
ist  auch  der  Thurm  ein  massiger  Ziegelbau,  der 
immerhin   noch   dem    XIII.  Jahrhundert    angehört. 


')  Wilhelmi,  M.  Jahrb.  XI.VIIT.  ü.  186— 197  (lies 


r  Jördenstorfer  Pfarre). 


KIRCHDORF  JORDENSTORF.  39 

wenn  auch  wohl  mehr  dessen  Ende.  Er  hat  ein  rundbogiges  Portal  sowie 
auch  rundbogige  Blenden  und  Schallöffnungen,  aber  es  fehlen  die  feineren 
Profilierungen  der  älteren  Zeit.  Wandungen  und  Laibungen  sind  in  jener  ein- 
facheren Art  ausgeführt,  die  z.  B.  die  spätromanische  Kirche  zu  Levitzow  am 
Ende  des  XIII.  Jahrhunderts  aufzuweisen  hat.  Dagegen  giebt  es  auf  der  Süd- 
seite ein  zugesetztes  gutes  frühgothisches  Portal  mit  hübscher  Laibung  in  einem 
vorgeschobenen  Mauerkern,  geradeso  auf  der  Nordseite  ein  solches  mit  einem 
Kapitellglied  in  der  Kämpferlinie.  Leider  haben  der  trefflichen  alten  Kirche 
störende  Anbauten  und  stillose  Zuthaten  in  späterer  Zeit  nicht  erspart  werden 
können. 

Das  Innere  der  Kirche  ist  mit  Werken  der  letzten  Jahrhunderte  gefüllt.       Altar- 
Der  Altaraafsatz   ist   eine    Stiftung   des    HELMUTH  HARTWIG  VON  BLÜCHER      aufsatz. 
auf  Sukow,   Wasdow   und    Bobbin    und    seiner    Frau    ELEONORA  MARIA  VON 
OERTZEN  vom  Jahre  1793,   das  Altargemälde  in  ihm  aber  ein  Geschenk  von 
ANTON  SCHRÖDER  auf  Schrödershof  und  seiner  Ehefrau  SOPHIE,  geb.   HELD. 
Es  stellt   den  Krucifixus   nach  Guido  Reni  von  Andrea  Guglielmi    in  Rom  dar. 

Die  Kanzel   ist  von   1734,   die  Orgel  von  1777.  —  Neben  der  Kanzel  Kanzel, 
ein  Blüchcrsches  Epitaph,  gesetzt  von  JÖRGEN  VON  BLÜCHER  auf  Sukow,  17 10       Ofgel, 

renoviert  auf  Kosten  der  Wittwe  des  ERNST  LUDWIG  VON  BLÜCHER,  MARIE  ^P'^aph. 
VON  BREDOW.     Auf  dem  Epitaph  das  Gemälde  der  Auferstehung  Christi. 

• 

Im    Chor   auf  der   Südseite    die    Remliner    Empore    mit  Wappen    der    Emporen. 

Familien  VON  KARDORFF  und  VON  OERTZEN.  *)— Auf  der  Nordseite  die  Klcnzer 

und  Sukower  Empore,   jene    mit  den  Wappen  der  Familien  VON  LEVETZOW 

und  VON  TREUENFELS,    diese  (Sukower)   mit   einer   Reihe   von  Wappen   der 

Familie  VON  BLÜCHER.')   —   Im  Langhaus   auf  der  Südseite  die  Schröders- 

böfer  Empore    mit   einem  Monogramm    (SCHRÖDER)  von    1868,    die  Klenzer 

Leute- Empore   mit   denselben   Wappen   wie  die   Klenzer  Empore    im    Chor; 

auf  der  Xordseite  aber  die  jetzige  Poggelower  Empore   mit   dem  LEHSTEN- 

BÜLOW sehen    Allianzwappen,    die    jetzige    Schwetziner    Empore    mit    dem 

KETTENBURG -BARNER'schen  Wappen  und  die  jetzige  Schwasdorfer  Empore 

ohne   dergleichen    Schmuck.')    —    Zu    beachten    sind    ferner    zwei    Sukower 

Kirchenstiihle  mit  geschnitzten  Wangen   und  Familienwappen.     Der  eine,   an 

der  Nordseite   des  Altarplatzes,   zeigt   die  Namen   und   Wappen   von    LUDER 

BLÜCHER  +  ELSE  SMEKER  +  TONS  BLÜCHER  +  ELSE  PENS  (Preen'sches 

Wappen,  also  wohl  »PRENS«  zu  lesen),  JÜRGEN  BLÜCHER,  LUDER  BLÜCHER 

TONS  SONE  +  ELSE  BLÜCHER  ANNO  1569.     Der  zweite  Stuhl   (der  erste  der 

Mittelreihe)  hat  die  Namen  und  Wappen  von  LUDER  BLÜCHER  TONS  SON  + 

')  Remlin  von  1494  bis  1860  in  Kardorff'schem,  seitdem  in  Oertzen'schem  Besitz. 

')  Klenz  noch  heute  im  Besitz  der  Familie  von  Treuenfels,  früher,  von  1372  bis  1653  und 
voa  1707  bis  1789,  im  Besitz  der  Familie  von  Levetzow.  —  Suckow  von  1505  bis  vor  wenigen 
Jahren  im  Besitz  der  Familie  von  Blücher. 

•)  Die  von  I^hsten  hatten  das  nach  Jördenstorf  eingepfarrte  Gut  Schwasdorf  in  der  Zeit 
von  1607  bis  1619  und  nachher  wieder  von  1735  *"•  —  ^^^^  ^o"  ^^^  Kettenburg  halien  das  nach 
Jördenstorf  eingcpfante  Gut  Schwetzin  seit  1683. 


40  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

JÜRGEN  BLÜCHER  +  JÜRGEN  PRENNEN  +  LUDER  BLÜCHER  +  ILSE  SME- 
KER  +  ABEL  LUZOW  +  MAODELEN  BLÜCHER  +  ELSE  BLÜCHER  ANNO  1569. 
—  In  der  Kirche  auch  zwei  Brustbilder  ehemaliger  Pastoren  der  Gemeinde: 
JOACHIM  GRAPIUS,    f  163z,    und  JOH.  ANDREAS  HETSCHACK,  f   [795   (s.  o.). 

Eucharistie-  Tn  der  Ostwand,   nördlich  vom  Ahar,  ein  Encharistie-Schrank,   so  alt 

Schrank,  ^ie  die  Kirche.  Auf  der  Innenseite  das  Brustbild  des  Heilandes  in  schwarzen 
Umrissen  und  mit  rother 
Füllung  (Blutstropfen).  Das 
Bild  ist  so  alt  wie  der  Chor 
und  kann  daher  sehr  wohl 
dem  Ende  des  XII.  Jahr- 
hunderts angehören.  Es  hat 
in  seiner  ländlichen  Schlicht- 
heit etwas  von  jener  herben 
und  strengen  Auffassung  des 
Königs  der  Könige,  d.  h.  ge- 
wisse Züge,  die  an  die  nor- 
mannischen Christusbilder  in 
Sicilien  erinnern. 

Glocken.  Im  Thurm  hängen  drei 

Glocken.  Die  grösste  ist  1744 
von  Otto  Gerhard  Meyer  in 
Rostock  gegossen  und  trägt 
die    Wappen     des    Herzogs 

CARL  LEOPOLD  und  der 
Herzogin  AUGUSTA  zu  Meck- 
lenburg. Die  zweite  trägt 
die    Wappen     des    Herzogs 

CHRISTIAN  LUDEWIG  und 
der  Herzogin  AUGUSTA  und 
ist  von  Otto  Gerhard  Meyer 
in  Rostock  1749  gegossen 
worden.     Die   dritte,   ohne  Embleme,  goss  P.  M.  Hausbrandt  in  Wismar   1866. 

Das  Inventar  von  iSii  führt  vier  Glocken  auf,  eine  dritte  ältere  mit 
(nicht  gelesener)  »Mönchsschrift«  und  eine  vierte  mit  der  blossen  Jahreszahl 
174g.  Als  Lisch  die  Kirche  sah  (es  war  vor  dem  Jahre  1847),  fand  er 
drei  Glocken  vor.      Er  beschreibt  nur  die  älteste,  welche  die  Inschrift  hatte: 

0  ipi  ttt  glode  beiii  cum  pact  •  Tinna  täi  iaaa^iiiU. 

M.  Jahrb.  XU,  S.  465. 

Vasa  Sacra.  Vasa  Sacra.     1.  Grosser  silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  rundem 

Fuss.  Am  verkehrt  angeschrobenen  Knauf  der  Name  if|efl)^.  Am  Fuss  die 
InschriH:   DIESER  •  ANNO    1677   DEN   1t  .  AUGUSTY   IN    ROSTOCK  VORBRANT 


Adlest. 

(Auf  der  Irnenseil 


KIRCHDORF  WARNKENHAGEN.  4I 

VND  EBENDENSELBEN  JAHRE  IM  MONAT  NOVEMBER  RENOVIRTER  KELCH 
GEHÖRET  IN  DIE  KIRCH  ZV  JÖRDENSDORFF.  Dazu  das  Güstrower  Stadt- 
zeichen G  und  das  Meisterzeichen  KH  des  Heinrich  Hölscher.  An  der  Kupa 
zwei  Allianzwappen  eingraviert,  als  älteres  das  des  ANTONIES  VON  BLÜCHER 
und  der  SOFFIA  CATRINA  VON  KNUTTEN,  und  als  jüngeres  das  des  ERNST 
VON  BLÜCHER  und  der  INA  VON  SCHACK  mit  dem  Datum  1866.  Ohne 
Patene.  —  2.  3.  Grosser  silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  sechspassigem 
Fuss.  Am  Knauf  die  Buchstaben  I  S  N  C  R  N  (In  sancto  nomine  Christi 
redemptoris  nostri?).  Am  Fuss  die  Inschrift:  ANNA  DORROTIEA  VON  WARN- 
STADT  HAT  DIESEN  KELCH  ZU  GÖRNSTORFF  IN  DIE  KIRCHE  ZUM  STETTEN 
GEDÄCHTNIS  VOREHREN  WOLLEN.  Dazu  ihr  eingraviertes  Wappen,  sowie 
ein  Kreuz  und  eine  Dornenkrone.  Am  Rande  die  Stempel  des  Rostocker 
Goldschmiedes  Jürgen  Muller:  I  M.^)  Dazu  eine  Patene  mit  denselben  Werk- 
stempeln. —  4.  5.  Grosser  innen  vergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,  gestiftet 
1756  von  O  •  F  •  H  •  und  D  •  M  •  H  •  Am  Rande  die  Zeichen  des  Rostocker 
Goldschmiedes  Daniel  Halbeck.  Patene  mit  derselben  Bezeichnung.  —  6.  Neue 
runde  Oblatendose  von  1869.  —  7.  Neue  Abendmahlskanne  von  1878,  ge- 
stiftet von  ERNST  VON  BLÜCHER  und   INA  VON  SCHACK. 


Das  Kirchdorf  Warnkenhagen.') 

jittelalterliche  Urkunden  vor  dem  XV.  Jahrhundert  haben   sich   bis   heute    Geschichte 
nicht  gefunden.     Auffallend  bleibt  es,   dass  jenes  Dorf  Warnkenhagen,         ^^^ 
welches  die  noch  im  XIV.  Jahrhundert  auf  Wattmannshagen  sitzenden  Herren      I^o"*ss. 
von  Ketelhodt  im  Jahre  1 290  dem  Kloster  Rühn  überlassen,  nicht  das  in  Rede 
stehende  benachbarte,   sondern  jenes  Rinfzig  Kilometer  westwärts  auf  Wismar 
zu   gelegene   Warnkenhagen    ist:    allein   spätere   Nachrichten    machen    es    un- 
zweifelhaft,   dass   nur  dieses  Warnkenhagen    das  wirkliche  Kühner  Klosterdorf 
ist,  nicht  das  bei  Teterow  gelegene.')     Hier  ist  es,  wo  von  1458  bis  zur  Mitte 
des  XVII.  Jahrhunderts   die  von  Adrum   über   Höfe,    Hufen   und  Pflugdienste 
verfugen.     1656  haben   die   Gläubiger   des  Augustin  von  Adrum,   des   letzten 
seines   Stammes*)   auf  Zierstorf,   ihre  Hand   auch  in   Wamkenhagen,   das   um 
diese  Zeit   und   auch   später   als   Pertinenz   von   Zierstorf  angesehen  und    be- 
handelt  wird.     Es   folgen   die    Herren   von   Vieregge   als    Besitzer   von    Zier- 
storf c.  p.  in  Wamkenhagen,   Klein- Roge   und  Bartelshagen   bis  1728,   darauf 
der  Hauptmann  Christian   Ludwig  von  Hein,   von  1752   an   der   Kammerherr 


^)  In  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  thätig. 
■)  II  km  nordwestlich  von  Teterow. 

•)  Vgl.  Lisch    im    Ortsregister    zu    Band  IV    des    mecklenburgischen    Urkundenwerkes.    — 
Schüdt,  M.  Jahrb.  XLVII,  S.  237/238.  —  Schlie,  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  80.  307. 
*)  Nicht  Paul  von  Adrum,  wie  von  Gamm  im  M.  Jahrb.  XI,  S.  427,  angiebt. 


42  AMTSGERICHTSBEZ1KK   TETEROW. 

und  Oberforstmeister  Nikolaus  von  Warnstädt,  von  1785  an  der  Amtmann 
Joh.  Christoph  Hennings,  von  1798  der  schon  oft  genannte  Kammerrath  Hahn 
(später  von  Hahn),  von  1803  an  die  Gebrüder  Grafen  von  Hessenstein,  und 
von  1830  an  der  Domänenrath  J.  C.  Pogge.  Dessen  Erben  trennen  1832 
Warnkenhagen  von  Zierstorf.  In  der  Familie  Pogge  bleibt  Warnkenhagen  bis 
1844.  In  diesem  Jahre  übernimmt  es  Karl  Bernh.  Wilh.  Müller.  Von  ihm 
kommt  es  1863  an  den  Kammerjunker  Otto  Ch  Heinrich  von  Bülow.  Seit 
1875  aber  ist  Warnkenhagen  Schlieffen'scher  Besitz. 

Auf  der  Pfarre  ist  ein  vollständiges  Verzeichniss  der  Geistlichen  von 
1541  an  vorhanden:  Jakobus  Reincke  (Reneke)  von  1541  bis  1588;  Joachim 
Bambam  von  1588  bis  1629;  der  von  Wallenstein  eingesetzte  Johannes  Bannier 
von  1629  bis  1635;^)  Joachim  Willebrand  von  1636  bis  1688;  Christian 
Krichel  von  1688  bis  1725;  Joachim  Christian  Schütz  von  1725  bis  1778; 
und  Johann  L.  Voss  von  1779  bis  1828.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Zu  den  hier  Verzeichneten  gesellt  sich  nun  als  vorreformatorischer 
Geistlicher  der  Vikar  Johannes  Bo  .  .  .  .,  dessen  Grabstein  erhalten  ist  (s.  u.). 
Als  zur  Kamminer  Diöcese  gehörig  wird  Warnkenhagen  in  einer  Urkunde  des 
Jahres  1424  (Stiftung  einer  Vikarei  in  Malchow  betreffend)  genannt:  Werneken- 
hagen  dicte  Caminensis  diocesis.  S.  Rudioff 's  handschriftliches  Diplom. 
Mecklenb.,  Vol.  VIII,  fol.  281  b.^) 

Kirche.  Kirche.    Die  Kirche  zu  Warnkenhagen  ist  ein  einschiffiger  frühgothischer 

Ziegelbau  auf  einem  Granitfundament.  Chor  und  Langhaus  sind  mit  Strebe- 
pfeilern bewehrt,  jedoch  sind  diese  beim  Chor  eine  Zuthat  des  XIV.  Jahr- 
hunderts, seine  ursprüngliche  Anlage  ist  die  nach  Art  des  älteren  romanischen 
Stils  mit  Lisenen,  die  noch  an  mehreren  Stellen  hervortreten.  Auch  schliesst 
der  durch  einen  hohen  Triumphbogen  vom  Langhaus  geschiedene  Chor  nach 
älterer  Weise  mit  der  Ostwand  platt  ab.  Er  ist  mit  zwei  trefflichen  Kreuz- 
gewölben überspannt.  Als  Schmuck  an  den  Aussenmauern  des  Chors  sehen 
wir  einen  abgetreppten  Fries,  wie  er  sich  an  Bauten  aus  der  Zeit  des  Ueber- 
ganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil  findet  und  später  in  der  Gothik 
herrschend  wird.  Unter  ihm  ein  Band  in  Form  einer  Stromschicht.  Das 
breitere  Gemeindehaus  ist  mit  einer  flachen  hölzernen  Decke  überspannt.  Wie 
an  seinen  Mauern  heute  noch  zu  sehen  ist,  wollte  man  in  alter  Zeit  wölben, 
kam  aber  nicht  dazu.  Sämmtliche  Fenster  sind  spitzbogig  geschlossen.  Zu 
beachten  ist  auch  das  treffliche  spätgothische  Thurmportal  mit  einem  schlichten 
Kapitellband  in  der  Kämpferlinie.  Der  im  Westen  vorgesetzte  Thurm  ist  mit 
einem  Kreuzdach  versehen.  Er  soll  früher  eine  Spitze  gehabt  haben,  die 
heruntergenommen  wurde,  weil  man  ihrer  Festigkeit  nicht  traute.')  Am  Ost- 
ende  des  Langhauses    ein    einfacher   Dachreiter,    welcher   eine   kleine   Glocke 


»)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVII,  S.  7. 
')  Grossh.  Archiv  in  Schwerin. 

•)  Jedenfalls    handelt   es    sich    in    der   ersten    Hälfte   der    achtziger   Jahre    des   XV III.  Jahr- 
hunderts um   eine  Reparatur    des    schadhaft    gewordenen  Thurmes.     Aber   von    einem  Thurmsturz, 


KIRCHDORF   VVARNKENHAGEN. 


43 


enthält.  An  der  Nordseite  des  Chors  eine  gewölbte  alte  Sakristei,  vor  der 
südlichen  Eingangsthür  eine  Vorhalle,  die  dem  Ansehen  des  alten  Baues  nicht 
zum  Vortheil  gereicht.*) 

Der  Altaraufsatz  stammt  aus  dem  Jahre  1785.  Die  Kosten  wurden 
seiner  Zeit  auf  Betrieb  des  Pastors  VOSS  »durch  milde  Beiträge  guter  Freunde« 
aufgebracht.  Im  Hauptstock  das  Gemälde  der  Auferstehung,  darunter  als 
kleineres  Bild  das  hl.  Abendmahl.  Säulen  und  Statuen  (die  Evangelisten)  bilden 
das  Rahmenwerk.  Darüber  plastisch  der  Heiland  in  schwebender  Gestalt,  von 
Engeln  umgeben,  ganz  oben  das  Auge  Gottes  in  einer  Strahlenglorie. 

Der  vorhergehende  Altaraufsatz,  eine  Stiftung  der  Frau  Generalmajorin 
VON  HEIN  auf  Gottin  und  des  Hauptmanns  VON  HEIN  auf  Zierstorf  aus  dem 
Jahre   1737,  wurde   1783  durch  Blitzschlag  zerstört. 

Die  Kanzel  ist  eine  Stiftung  des  Herzogs  und  späteren  Grossherzogs 
FRIEDRICH  FRANZ  I.  aus  dem  Jahre  1788. 

Die  Orgel  ist  neu. 

Verschiedenes,  aber  nicht  besonders  werthvolles  Schnitzwerk  der  alten 
Orgel -Empore  wird  im  Pfarrhause  aufbewahrt. 


Altar- 
aufsatz. 


Kanzel. 


Orgel. 


Stuhl  auf  der  Südseite  im  Chor:  Sünno  •  botnitli  •  m^CCC^  (Vorderwand      Gestühl, 
des  Stuhles)  COtltdb^  •  Cltgj^lt  •  Ot  •     Im  Wappen    nur   der   Schrägbalken   zu 
erkennen. 


Bedeutendere  Epitaphien   fehlen  ganz,   doch  mag  die  Gedächtnisstafel         Ge 
der  Ehefrau  des  Pastors  WILBRANT,   geb.  MARGARETHA  SCHULTZ,   gest.  den    dächtniss- 
26.  Juni   1667,  genannt  werden. 


tafel. 


Im  Fussboden  der  Kirche  drei  Grabplatten  mit  abgetretenen  Inschriften  Grabsteine, 
und  Figuren.     Ein  mittelalterlicher  Stein  hat  die  Inschrift: 

bicariu^  in  tacrtiTi7l)age  or'  <p  eo« 

Eine  jüngere  Platte   deckt   die  Ruhestätte    des   Pastors   JOACHIM  US  BAMBAM 
und  seiner  Ehefrau,  und  eine  dritte  die  des  PAUL  VON  ADRUM  (s.  o.). 


Im  Glockenstuhl  des  Thurmes  drei  Glocken.  Die  grösste  (Dm.  1,28  m) 
ist  laut  Inschrift  1777  von  J.  V.  Schultz  in  Rostock  zur  Zeit  des  Pastors  J.  C. 
SCHÜTZ  umgegossen.  Der  Giesser  der  zweiten  Glocke  (Dm.  1,07  m)  ist  Huges 
Collier-Berlin  1875.  Die  kleinste  Glocke  (Dm.  0,79  m)  ist  1855  von  C.  Jllles 
in  Waren  umgegossen  worden.*) 


Glocken. 


wie  es  die  Sage  will,  ist  in  den  Akten  keine  Rede.     Zwischen    der  ebengenannten  Reparatur  und 
dem  Blitzschlag,  der  1783  den  Altar  zerstört  (s.  o.)  wird  wohl  ein  Zusammenhang  sein. 

»)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  468. 

•)  Die  Vorgängerinnen  der  zweiten  und  dritten  Glocke  stammten  ebenfalls  von  J.  V.  Schultz 
und  aus  dem  Jahre   1777. 


44 


AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 


Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.     I.  2.  Silbervei^oldeter  Abendmahlskelch  mit  Patene, 

werke.  gestiftet  1706  von  dem  Oberst  und  späteren  Generalmajor  VON  HEIN  auf 
Gottin  und  seiner  Ehefrau,  geb.  VON  BRÜGGMANN  a.  d.  H.  Uldrichsholm. 
Meisterzeichen  @,  das  Stadtzeichen  fehlt.'}  —  3.  Einfache  silberne  Oblaten- 
dose mit  der  Inschrift:  JOHANN  LUDEWIG  VOSS,  PASTOR  IN  WARNKEN- 
HAGEN 1779.  Meisterzeichen  des  1769  in  die  Zunft  eingetretenen  Joh.  G«org 
Rahm  zu  Rostock:  |jG§.  Aber  ohne  Stadtstempel.  —  4.  Kleinere  Patene  mit 
dem  Stempel  ^.  —  Ausserdem  verschiedene  neuere  Geräthe:  Berliner  Fabrik- 
arbeiten, theils  von  Aumann-LDdanscheidt,  thcils  von  Ernst. 


Schloss  lu  Diekhof. 

Das  Uut  SHn  dem  nach  Warnkenhagen  hin  eingepfarrten  grossen  und  schönen  Gut 
Ditkhof.  HH  Diekhof)  giebt  es  schon  in  alter  Zeil  eine  Kapelle.  Doch  ist  sie  im 
XVII.  (wenn  nicht  schon  im  XVt.)  Jahrhundert  eingegangen.  Statt  ihrer  entsteht 
im  Jahre  1768  im  Schlosse  selbst  die  heutige  Schlosskapelle  in  jenen  Formen 
und  Farben,  die  zur  Zeit  des  Ueberganges  vom  Rokoko  zum  Klassicismus  beliebt 
sind.  AEDES  VSVI  PROFANO  OLIM  DICATAS  AD  SACRARIVM  DOMESTICVM 
APTAVIT  EXORNAVIT  CONSECRAVIT  LVDOVICVS  STATIVS  HAHN  CANON  ■ 
MAGDEB  •  ET  CVBICVLI  PRAEF  •  ELECTORIS  SAXONIAE  A  .  R  .  S  •  MDCCLXVMI : 
so  lautet  die  Ueberschrift  oberhalb  der  Eingangsthür  in  den  hellen,  anmuthig 
gestalteten  Raum,  in  welchem  Alles  in  Weiss  und  Gold  erglänzt. 

•)  Das  Inventar  von   181 1  fuhrt  noch  einen  iweilen  von  Hein'schen  Kelch  aiif. 
*)  Vgl.  Lisch,  Album  meeklenb.  Schlösser,  Heft  III  und  IV.    Von  1470  bis  1780  Hahn'sches 
Gut,  von   1780  bis   1S4S  U'allmoden-Gimborn'sches  und  von  184;  an  Basse witz' sc hes  Gut. 


KIRCHDORF  GROSS -WOKERN.  45 


Das  Kirchdorf  Gross- Wokern/) 

|okart  oder  Wokert  (Wokerd)  lautet  der  Name  des  alten  Dorfes  zu  Anfang  Geschichte 
des  XIV.  Jahrhunderts,  das  damals  schon  seit  langem  ein  Kirchdorf  des 
ist.  Denn  wenn  der  Ritter  Deneke  von  Kröpelin,  der  mit  dem  schon  in  den  Ajorfes. 
siebenziger  Jahren  des  XIII.  Jahrhunderts  genannten  werleschen  Vasallen 
gleichen  Namens  identisch  sein  wird,  zusammen  mit  seiner  Vetternschaft  in 
der  Kirche  zu  Gross -Wokern  eine  Vikarei  gründet,  und  wenn  die  Stifter  dieses 
ausgesprochenermassen  nicht  nur  zu  ihrem  eigenen  Heile,  sondern  auch  zu 
dem  ihrer  geliebten  Vorfahren  und  Gründer  der  Kirche  thun  (in  remissionem 
peccatorum  nostrorum  dilectorum  progenitorum  et  fundatorum  ecclesie  ejusdem, 
sc.  Wokart),  so  muss  die  Kirchengründung  selber  schon  ziemlich  weit  zurück- 
liegen. In  der  That  entspricht  denn  auch  der  wuchtige  alte  Feldsteinbau  aufs 
Allerbeste  dem  spätromanischen  Stil  im  ersten  Viertel  des  XIII.  Jahrhunderts, 
jener  schweren  Zeit,  in  welcher,  wie  die  Geschichte  des  Klosters  Dargun  lehrt, 
die  Geistlichen  des  Circipanerlandes  überall  noch  einen  harten  Kampf  gegen 
das  trotzige  Heidenthum  zu  fuhren  haben  und  darin  vom  Bisthum  Kammin 
her  berathen  und  unterstützt  werden.  Wie  dieses  um  die  Mitte  des  XIII.  Jahr- 
hunderts seine  Ansprüche  auf  Circipanien  dem  Bisthum  Schwerin  gegenüber 
zur  Geltung  bringt,  ist  in  der  Geschichte  des  Klosters  Dargun  erzählt  worden. 
Demgemäss  ist  es  auch  Bischof  Heinrich  von  Kammin,  der  am  25.  November 
1306  der  vom  Landesherrn  Nikolaus  von  Werle  bereits  am  8.  April  1302  be- 
stätigten Stiftung  der  Familie  Kröpelin,  die  zunächst  dem  Priester  Ern  Konrad 
Pennink  zu  Gute  kommt,  die  geistliche  Konfirmation  ertheilt.*)  Eine  Ver- 
besserung dieser  Vikarei  durch  weitere  Einkünfte  aus  Hufen  des  Dorfes  Gross- 
Wokern  (majoris  Wokert)  erfolgt  im  September  1364,  als  der  Priester  Johannes 
Phoyterock  ständiger  Vikar  (vic.  perpetuus)  der  Kirche  ist  und  Johannes 
Rumpeshagen  die  Plebanie  dort  inne  hat.^)  Damals  hat  auch  die  Familie 
Hasenor  Hufenbesitz  in  Gross -Wokern,  dessen  sie  sich  zu  Gunsten  der  Vikarei 
entäussert.  Ob  sie  aber  neben  oder  nach  der  Familie  Kröpelin  zu  diesem 
Besitz  gekommen  ist  und  ob  sie  noch  weitere  Hufen  dort  hat  oder  behält, 
wird  nicht  gesagt.  Aus  einer  noch  nicht  veröffentlichten  Urkunde  des  Jahres 
1396  ersehen  wir  ferner,  dass  auch  Timme  Zorow  und  seine  Söhne  Gerd  und 
Kord  im  XIV.  Jahrhundert  Besitz   in  Wokern  haben,    freilich    nicht   in  Gross- 


')  6  km  westsiidwestlich  von  Teterow.  KUhnel  deutet  den  Namen  auf  »die  Wokertc  und 
crionert  dabei  an  den  altslavischen  Wortstamm  krüt-  (polnisch  kret  =  Maulwurf),  der  durch  C)  = 
Prothesis  zu  dem  Eigennamen  des  Dorfes  geführt  haben  könne. 

•)  M.  U.-B.  2792.  3124.  Ein  Priester  Ilermannus  de  Wokart  wird  1318  genannt,  aber  ob 
er  mit  Dorf  und  Kirche  Gross -Wokern   zu  verbinden   ist,    bleibt    zweifelhaft:    M.  U.-B.  3854. 

*)  M.  U.-B.  9299. 


46  AMTSÜEKlCHTSItEZlRK   TETEKOW. 

Wokern,  sondern  in  dem  anstossenden  Wendisch -Wo kern  oder  Lütten -Wokern 
(Klein -Wokern),  Es  sind  vier  Hufen,  die  sie  damals  an  Otto  und  Heine 
von  Wozenitz  überlassen.  Rund  fünTzig  Jahre  später,  nämlich  1448,  hat 
Henneke  von  Flotow  Besitz  in  beiden  Dörfern.  Als  die  letzte  Erbin  dieser 
Linie,  Margarethe  Von  Flotow,  im  Jahre  1562  stirbt,  werden  beide  Lehne, 
Gross-  und  Klein-Wokern,  von  den  Herzögen  eingezogen  und  bleiben,  trotz 
der  Proteste  von  Andreas  und  Christoph  von  Flotow,  landesherrliches  Do- 
manium.  Als  solches  werden  sie  noch  ein  paar  Male  im  XVII.  Jahrhundert 
verplandet,  wie  z.  B.  1648  an  den  Geh.  Rath  Adam  Otto  von  Vieregge  und 
später  an  den  Geh.  Rath  Georg  von  Mecklenburg.'} 


Um  1534  wird  als  Pfarrer  zu  Gross-Wokern  ein  Kaspar  Dessin  genannt, 
der  zehn  Jahre  vorher  vom  Güstrower  Probst  als  dem  herkömmlichen  bischöflich- 
kamminschen  Offizial  und  ArchJdiakon  für  Circipanien  (das  Darguner  Kloster- 
Archidiakonat  Alt-Kaien  ausgenommen)  eingesetzt  ist.  Um  1541  finden  wir 
dort  den  Matthaeus  Blumenholz  (Blumenholt),  der  auch  noch  ISS3  genannt  wird.') 
Seit  dem  Jahre  1602,  dem  Jahre  der  Berufung  des  Pastors  Joachim  Gott- 
schalk nach  Klaber,  ist  die  Kirche  zu  Gross-Wokern  mit  der  zu  Klaber 
kombiniert,  wie  der  Pastor  selber  in  einem  Aktenstück  sagt,  nicht  erst  seit 
1608,  wie  es  in  einem  sehr  viel  späteren  Aktenstück  irrthümücher  Weise  heisst. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  spätromanischer  Feldsteinbau  ohne  Thurm, 
mit   einem   schmalen  Chor   und    einem   etwas   breiteren    Langhaus,    die   beide 

I)  Vgl.  Akten  im  (Irn^h.  Archiv. 

*)  Schröder,  evargel.  Meckleilb.  I,  S.  282.     Vgl.  S.  429- 


KIRCHDORF   GROSS-WOKERN.  47 

zusammen  durch  elf  Schlitzfenster  erleuchtet  werden.  Die  Laienpforte  auf  der 
Nordseite  ist  ein  treffliches  rein  romanisches  Granitportal;  die  Priesterpforte 
auf  der  Südseite  des  Chors  ist  von  geringerer  Bedeutung.  Die  ehemalige 
Sakristei  an  der  Nordseite  dient  jetzt  als  Holzschuppen,  der  Eingang  dazu 
von  der  Kirche  her  ist  vermauert.  Der  Chor  ist  mit  einem  aus  Granitgeröll 
erbauten  Kuppelgewölbe,  das  Langhaus  aber  mit  zwei  anscheinend  erst  in 
spaterer  Zeit  eingesetzten  Kreuzgewölben  geschlossen,  die  aus  Ziegelsteinen  auf- 
gemauert   sind    und    eine    ziemlich    rohe  Rippenbildung   aufweisen.     Vor  dem 


Portal  auf  der  Nordseite  der  Kirche. 

Hauptportal  auf  der  Nordseite  liegen  zwei  ehemalige  Kornquetsch- Steine,  die 
als  Weihwasserbecken  gedient  haben  können.  Im  Westen  ein  hölzerner 
Glockenstuhl. 

Der  eingehenden  Beschreibung  dieses  altehrwürdigen  Kirchenbaues  bei 
Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  164 — 367,  und  dem  Vergleich  mit  den  Kirchen- 
ruinen  in  Dambeck  bei  Roebel  und  dem  untergegangenen  Domherren  -  Papen- 
hagen  bei  Ulrichshusen,  später  auch  mit  der  Kirche  zu  Semlow,  M.  Jalirb. 
XXIII,  S.  318 — 20,  merkt  man  den  tiefen  Eindruck  an,  den  dieser  alte  Bau 
zu  Gross-Wokem  auf  empfängliche  Gemüther  macht.  Möge  ihm  ein  besseres 
Schicksal  beschieden  sein  als  seinen  beiden  mecklenburgischen  ScliMesler- 
kirchen,  die  dem  Untergange  geweiht  sind.  Bei  Dambeck  wäre  der  Chor 
allenfalls  noch  zu  retten. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 


48 


AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Die  drei  Glocken   der  Kirche  sind  1892  von  Oberg- Wismar  gegossen 

worden. 

Von  den  älteren  Glocken  war  nach  Angabe  des  Inventars  von  181 1 
die  grössere  im  Jahre  1 7  5 1  unter  Herzog  CHRISTIAN  LUDWIG  und  z.  Zt.  des  Pastors 
JOHANNES  WALTER  von  O.  G.  Meyer  in  Rostock  gegossen  worden.  Die  andern 
beiden  hatten  keine  Inschriften. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  sechs- 
passigem  Fuss,  am  Knauf  kleine  geflügelte  Engelsköpfe  und  der  Name 
IHESVS.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  — 
3.  4.  Silberner  Kelch,  mit  einem  aufgehefteten  Krucifixus  als  Signaculum. 
Ohne  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  5.  Neugothische 
Abendmahlskanne.  —  6.  Neugothische  Oblatendose.  —  7.  Schöpflöffel  mit  dem 
Doppel -Monogramm  P«  B«  und  dem  Stempel  des  Güstrower  Goldschmiedes 
Lenhard  Mestlin  (1705  — 1739).  —  8.  Neue  messingene  Taufschale.  —  9.  10. 
Zwei  schwere  alte  Messingleuchter,  gestiftet  von  A  •  M  •  TÖPPELL.*) 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Kiaber.') 

|ie  Geschichte  des  Dorfes  hebt  an  mit  der  Ueberweisung  des  Kirchen- 
patronates  an  das  Güstrower  Domstift  durch  den  Landesherrn  Fürst 
Nikolaus  von  Werle  am  16.  Mai  1303  und  mit  der  schon  nach  zehn  Tagen, 
den  26.  d.  M.,  nachfolgenden  Bestätigung  durch  den  Bischof  Heinrich  von 
Kammin.')  Demgemäss  begegnen  wir  der  Kirche  auch  später  in  den  Güstrower 
Dom -Statuten.*)  Um  1364  ist  Bertrammus  de  Hapezel  Kirchenrektor  in  Klaber 
(rector  parrochialis  ecclesie  in  C?ilaber,  Caniinensis  dyocesis),  der  aus  unbekannt 
gebliebenen  Anlässen  auf  einen  Schutzbrief  Kaiser  Karl's  IV.  besonderes 
Gewicht  legt,  welcher  der  Geistlichkeit  in  den  Kirchenprovinzen  Magdeburg 
und  Bremen  wider  die  Bedrückung  durch  weltliche  Gewalten  verliehen  ist.*) 
Hapezel,  dessen  Name  nicht  in  Hapsal  übersetzt  werden  muss,  da  er  ohne 
diese  Uebersetzung  viel  verständlicher  ist,  bleibt  aber  auch  der  einzige  mittel- 
alterliche Geistliche  der  mecklenburgischen  Calabria,  den  wir  kennen  lernen. 
Als  Herren  im  Dorfe  begegnen  uns  im  XV.  Jahrhundert  die  Herren  von 
Müggesfeld,  eine  in  Lauenburg,  Holstein  und  Mecklenburg  ansässige  alte 
Adelsfamilie,     deren    Mitglieder     in    Mecklenburg    schon     im    Anfange     des 


^)  Ebenderselbe  Pensionarius  Arend  Moritz  Töppel  stiftete  im  Jahre  171 7  einen  silbernen 
Kelch,  der  jetzt  in  Klaber  ist  (s.  u.). 

*)  10  km  südwestlich  von  Teterow.  Der  alte  Name  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts 
Calabria,  Kalaber  muss  im  Dunkeln  bleiben.    Vgl.  Ktthnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  68. 

•)  M.  U.-B.  2864.  2869. 

*)  M.  U.-B.  8428. 

*)  M.  U.-B.  7873.  9262. 


GUT  UND  KIRCHDORF  KLABER.  49 

XIV.  Jahrhunderts  als  werlesche  Vasallen  vorkommen.  Sie  haben  das  Gut 
Klaber  und  die  im  Jahre  1726  eingegangene  Schäferei  Klingenberg  nach- 
weislich im  Jahre  T433  ^^^^  "^^  behalten  beide  Güter  bis  zu  ihrem  Aus- 
sterben im  Jahre  1515.^)  Da  fallen  diese  an  die  Herzöge  zurück,  die  15 17 
den  Wedige  von  Maltzahn  damit  belehnen.  Maltzahn 'scher  Besitz  bleiben  sie 
bis  1648.  In  diesem  Jahre  kommen  sie,  indem  als  Zwischenkäufer  erst  die 
Gebrüder  Hallermann  und  dann  der  Dr.  Neubauer  auftreten,  als  Pfandgüter  an 
den  Generaladjutanten  Zacharias  von  Holstein.  1699  kauft  sie  der  Rittmeister 
Klaus  Christoph  von  Schack;  1706  besitzt  sie  der  Oberhofmeister  und  spätere 
Geh.  Rath  Christian  von  Schack,  dem  Herzog  Friedrich  Wilhelm  1706  das 
Patronat  der  Kirche  überlässt.  Der  Geh.  Rath  von  Schack  verkauft  sie  1726 
an  Gerd  Heinrich  von  Levetzow.  Levetzow'scher  Besitz  bleibt  Klaber  c.  p. 
bis  1765.  Von  1765  an  Thomstorff'sches  Gut,  kommt  es  als  Pfandbesitz  an 
Jakob  Friedr.  Joachim  von  Bülow,  der  mit  Louise  von  Thomstorff  a.  d.  H. 
Rothspalk  vermählt  ist  (s.  u.  Klingbeutel),  und  von  diesem  1798  an  die 
von  Lowtzow,  die  es  noch  heute  haben. 

1541  ist  Nikolaus  Gilow  vom  Güstrower  Domkapitel  eingesetzter  Pfarr- 
herr zu  Klaber.     Er   ist  auch   1553  noch  da,   offenbar  aber  viel  länger.     Ihm 
folgt  David  Lau   (Lowe,   nicht   David  Bauer),   der  1574   bereits   als  Pastor  in 
Wokern  thätig  ist,  aber  acht  Jahre  vorher   in  Klaber  das  Pastorat  innegehabt 
hat.    Lau's  (Lowe's)   Nachfolger   Paulus   Stegemann,   welcher  24  Jahre  Pastor 
in  Klaber  und  dort  nachweislich  schon  1574  im  Pfarramt  ist  (wie  seine  Tochter, 
die  spätere  Pastorin  Zepelin,  im  Jahre  1602  in  einem  Briefe  sagt,  als  sie  schon 
Wittwe  geworden),  unterschreibt  1577  die  Konkordien- Formel.     Ihm  folgt  der 
Schwiegersohn    Kord    Zepelin,    dieser    stirbt    aber    schon    1602    oder    1601. 
1602    folgt    (seit    1608    Pastor    in    Klaber    und    Wokern    zugleich)    Joachim 
Gottschalk,   dem   1635  der  Sohn  Simon  Gottschalk  substituiert  wird.     Simon 
Gottschalk,  nachdem  er  alle  Noth  und  Drangsal  des  Krieges  erfahren  hat  und 
nach  Güstrow   geflüchtet  ist,    stirbt  am    15.  Juni   1638.     Es   folgen   nun:   Joh. 
Koch  von  1640 — 71,   Barthold  Guhle  von   1672 — 86,  Joachim  Wittmann  von 
1686   bis    1706,    und  Joh.  Laurentius    Grambtzow   (Gramsow)   von    1707    an. 
Grambtzow  lässt  sich  1735  den  David  Joh.  Walter  substituieren,  der  bis  1774 
lebt.     Nach  ihm  folgen:  Joh.  Christian  Lehmann  (1775 — 1780),  Kaspar  Johann 
Christian  Bade  (1781 — 95)  und   1797  Andreas  Friedr.  Tarnow  (f  1815).     Siehe 
Walter  a.  a  O. 

Kirche.  Die  Kirche  hat  in  den  Jahren  1872 — 76  einen  Durchbau  er-  Kirche. 
fahren  und  ist  dabei  aus  einem  alten,  der  Zeit  des  Uebergangs  vom  romani- 
schen zum  gothischen  Stil  angehörenden  gewölbten  Bau,  in  welchem  der 
Triumphbogen  in  seiner  Ursprünglichkeit  erhalten  geblieben  ist,  zu  einem 
stattlichen,  stark  vergrösserten  Neubau  geworden.  Besonders  erweitert  ist  der 
Chor.     Auf  der  Nordseite   der  Kirche  ist  auch   ein   zugesetztes  frühgothisches 


')  Akten  im  Grossh.  Archiv.    Vgl.  Schildt,    M,  Jahrb.  LVI,    S.  215.     Eine    Ziegelei    Glinken- 
Itr^  liegt  noch  jetzt  in  der  Nahe,  gleich  südwestlich  von  Rothspalk. 

4 


50  AMTSGERICHTSBEZIBK   TETEROW. 

Portal  mit  einem  schlichten  Kapitel  Ig  liede  in  der  Kämpferlinie  unverändert  ge- 
blieben. Dagegen  ist  der  drei  Stockwerke  hohe  Thurm  mit  einem  steilen 
achtseitigen  Pyramidenhelm  völlig  neu. 

Innere  Ein-  Altaraufsatz,      Kanzel     und 

richtung.     Gestühl  sind  neu. 

Grabstein.  An  der  Nordwand  des  Lang- 

hauses ein  alter  Grabstein  mit  dem 
erhaben  gearbeiteten  Rildniss  eines 
Kitters  in  voller  Figur:  ANO  • 
1589  •  AM  •  NYEN'JARS  •  DAGE* 
IS  •  DER  •  EDLER*  •  VND  •  EREN- 
VEST  •  CHBISTOFFER  MOLTSAN. 
IN  .  GODT  •  SALICH  .  ENTSLAPEN  • 
j  .  S  •  G  >  G  •  S  .  In  den  Ecken 
vier  Wappen:  das  Mattzan'sche, 
Buchwald'sche,  Biilow'sche  und 
War  nstedt 'sehe. 
Glocken.  Im     Thurm     hängen     drei 

Glocken,  die  im  Jahre  1841  von 
F.  Schflnemann  in  Demmin  ge- 
gossen worden  sind.  Die  beiden 
grösseren  führen  den  Namen  des 
Landesherrn  und  ausserdem  die 
Namen  der  Besitzer  der  einge- 
pfarrten  ritterschaftlichen  Güter, 
des  Predigers,  Küsters  und  der 
Ju  raten. 

Das   Inventar  von    181 1 

giebt  die  Inschriften  der  älteren 

Glocke    nicht   an,    wohl    aber 

von  der  mittleren  das  Glocken- 

gi  esserzeichen     des      /v/v/V 

noch  ein   +   zugesetzt  ist. 
Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.       i .    2.    Silbcrvergoldeter     gothischer     Kelch ,     am 

werke.  Knauf  sechs  getriebene  Christusköpfe  und  spätgothisch  stilisierte  eingravierte 
Blätter.  Umschrift  auf  dem  Fu.sse:  HINRICK  •  FHIG  •  DACH  .  ACCHIM  . 
SCHONEVELT  •  ACCHIM  •  SCHMIDT  •  1553  •  HER  NICOLAVS  •  GILOW  KARCK- 
HER  TOM  KLABER  •  1553  HANS  ■  ROSTE  •  H  D  •  K  M  *  Zwischen  HANS 
und  ROSTE  ein  aufgelegter  plastischer  Krucifixus  als  Signaculum.  Keine 
Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  —  3.  Silbcrvergoldeter  Kelch  mit  der 
Inschrift:  ILSABE  •  JOHANNA  •  ANNA  •  TROGEN  •  SEEL  •  H.  •  HOFF  •  RAHT. 
TROGEN  •  JVNGFER  •  TOCHTER  >   HAT  •  DIESEN   •  KELCH   ■  DER  •  KLABER- 


Ricken  von  MSnke- 

hagen,    dem   vorne      X  X  N  >  Grabslein  des  Christoffer  Molisa 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  LANGHAGEN.  51 

SCHEN  •  KIRCHEN  •  IN  •  EWIGEN  •  ANDENCKEN  •  GESCHENKET  •  ANNO« 
1698  •  DEN  •  3  •  DECEMBER.  Meisterzeichen  verhämmert;  das  Stadtzeichen 
scheint  @  =  Güstrow  zu  sein.  —  4.  Silbervergoldete  Patene  mit  der  Inschrift 
auf  der  Unterseite:  DISEN  •  KELCH  •  GIBET  •  GOTT  •  ZU  •  EHREN  •  HR  • 
AREND  •  MORITZ  TÖPPEL')  •  PENSIONARIUS  •  DER  •  KIRCH  •  IN  WOCKERN  • 
ANNO  1717.  —  5.  Neugothische  silberne  Kanne,  geschenkt  von  Freiherrn 
MOELLER  VON  LILIENSTERN  auf  Rothspalk  1868.  —  6.  Neugothisches 
Ciborium.  —  7.  Hübscher  alter  Schöpflöffel,  dem  in  Wokern  gleich,  aber 
ohne  Monogramm  und  Stempel.  —  8.  Kleiner  zinnerner  Krankenkelch.  Auf 
der  Unterseite  des  Fusses  der  Name  des  Stifters:  1698  WITMAN  P  •  KIRCHE 
ZUM  KLABER.  (Englisch  Zinn.)  —  9.  Alte  getriebene  Messingschüssel,  ge- 
stiftet 1729  von  JOHAN  STUEFF.  —  10.  Noch  eine  Messingschüssel,  reicher 
verziert,  ohne  Inschrift.  —  11.  12.  13.  Drei  hübsche  Vela  mit  farbiger  Blumen- 
stickerei, aus  dem  Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

Das  Inventar  von  181 1  erwähnt  einen  Klingbeutel  mit  der  Inschrift  am 
Bügel:  lACOB  FRIEDRICH  lOACHIM  VON  BÜLOW  ddiXHRIGER  BESITZER  DES  GVTES 
CLABER  VND  DOROTHEA  SOPHIA  LOVISA  V  BÜLOW  GEB.  VON  THOMSTORFF  A.  D.  H. 
ROTHSPALCK  VEREHREN  DIESES  DER  KIRCHE  ZV  CLABER  1798. 

♦  ♦  ♦ 

Der  Pastor  Tamow  (s.  o.)  berichtet,  dass  ein  im  Pfarrhaasc  aufbewahrter  Kasten  mit 
viereckiger  Kasten  von  Eichenholz  1801    in  den  damals  neu  errichteten  Altar    Reliquien 
der  Kirche   zu  Klaber  eingemauert  worden  und   in   ihm   die  von  Pastor  Witt-    ^™  Pfarr- 
mann    aufgezählten   Reliquien   (cf.  Chronik,  S.  i)   aufbewahrt  seien.     Bei   der 
Restauration  der  Klaberschen  Kirche  in  den  siebenziger  Jahren  des  XIX.  Jahr- 
hunderts  wurde   der  Kasten   im  Altar   gefunden.     Er   ist   durch  ein  Versehen 
des  Baumeisters  Koch  nicht  wieder  eingemauert  worden. 

»Die  Reliquien  sind:  ein  hölzernes  Büchslein,  gelb  angestrichen,  darin 
zwei  kleine  Stücklein  von  Reliquien,  so  in  Cartuk  gewickelt.  Briefe  vermodert. 
Dabei  etwas  von  einem  grossen  Siegel  mit  Frauengestalt  [hl.  Cäcilie]  und 
einem  M.     So  gefunden   1706  von  Pastor  Wittmann.« 

Chronik  auf  der  Pfarre  mit  Angabe  der  Pastoren  von  1560  an. 


Das  Gut  und  Fiiiai  -  Kirchdorf  Langhagen 

[vormals  Lankavel].*) 

|eltere  Urkunden  über  Langhagen  vor  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  scheinen    Geschichte 
zu   fehlen.     Im  Jahre  145 1,   nach   dem  Aussterben  der   von   (oder  von         ^^s 
der)  Oldenstadt,  die  Gut  und  Dorf  zu  Lehn  getragen  haben,  wird  Heinrich  Hahn 
zu   Kuchelmiss   mit   dem   herzoglichen  Anfall   von   Lankavel   oder   Langhagen 


')  Siehe  Leuchter  in  Wokern. 

*)   13  km  sUdsttdwestlich  von  Teterow. 

4* 


52 


AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 


Kirche 


belehnt.*)  Von  da  an  bis  zum  Jahre  1780  gehört  Langhagen  zur  Hahn'schen 
Begüterung.  In  diesem  Jahre  erwirbt  es  der  Generalleutnant  Joh.  Ludwig  Gts^( 
von  Wallmoden -Gimborn.  Dieser  überlässt  es  1796  dem  schon  öfter  genannten 
Kammerrath  Hahn,  der  1788  in  den  Adelsstand  erhoben  war.  Dessen  Erben 
behalten  es  bis  1815.  Von  1815  bis  1846  ist  der  Hof- und  Kanzleirath  Georg 
Ludwig  von  Wedemeyer  der  Besitzer,  dem  auch  Laiendorf  gehört.  1846 
kommt  Langhagen  an  Adolf  Aug.  Hellm.  Albrecht  Freiherrn  von  Maltzan. 
Der  Freiherrlich -Maltzan'schen  Linie  gehört  es  auch  heute. 

Die  Kapelle  hat  von  jeher  zur  Mutterkirche  in  Serrahn  gehört.  Vgl. 
M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  335/336.  Es  scheint  ihr  aber  keine  vor- 
reformatorische  Gründung  voraufgegangen  zu  sein. 

Kirche.  Sie  stellt  sich  als  ein  schlichtes  Fachwerk  in  Form  eines  Vierecks 
dar  und  stammt  aus  dem  Jahre  1615,  der  ihr  in  gleicher  Breite  vorgesetzte 
Thurm  dagegen  erst  aus  dem  Jahre  171 5.  An  einem  Aussenbalken  der  Kirche 
die  eingeschnitzte  Inschrift:  HOC  AEDEFICIUM  SACRUM  EXSTRUCTUM  EST 
1616 -<  ANNO  1716. 

Innere  Ein-  Altar,  Kanzel  und  Gestühl  sind  ohne  Bedeutung. 

richtung. 

Im  Innern  auf  einer  grossen  Holztafel  eine   mit  Gold  auf  Schwarz  ge- 

Holztafel.    malte  Inschrift,  welche  besagt,    dass  unter  HAHN'schem  Patronat  und  zur  Zeit 

des  Pastors  URBANUS  OESLER')  im  Jahre  1703  eine  Erneuerung  stattgefunden 

habe.  —  In  den  Fenstern  sieht  man  noch  eine  Anzahl  farbiger  Scheiben  von 

1703,  darunter  folgende  Namen:    HERR  JULIUS  LUDWIG  VON  PEDERSTORFF, 

HOCHFURSTL  •  CAMMERJUNCKER    ANNO    1703;     HERR    EHRENREICH    VON 

MOLTKE  HOCHFURSTL  •  MECKL  •  LANDRATH    ANNO  1703;»)    das    HAHN'sclie 

Wappen  ohne  Namen;    dazu  die  bürgerlichen  Namen:    BADEMÖLLER,    KOITE, 

ZENCKER,    PRANGE,    SCHMIDT  DER  ALTE,    VOSS  DER   SOHN,    GLASOW,    VOS 

DER  ALTE. 

Glocken.  In  dem  kleinen  Thurmaufsatz   auf  dem  Westgiebel  zwei  Glocken,    die 

eine  1893  von  C.  Oberg  in  Wismar,  die  andere  1859  von  C.  Jllies  in  Waren 
gegossen. 

Die  Vorgängerin  der  grösseren  Glocke  war  nach  dem  Inventar  von  1 8 1 1 
im  Jahre  17 19  gegossen.  Sie  wurde  bereits  im  Jahre  1778  durch  J.  Valentin 
Schulz -Rostock  umgegossen.  Die  Vorgängerin  der  zweiten  Glocke  war  ohne 
Inschrift. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  Silberner   Kelch   von    183 1,    ohne    Inschrift   und 

werke.       Stempel.  —  2.  Silberne  Patene,    1716  von  C.  GRÜTZMACHER  gestiftet.     Ohne 


Glas- 
malerei. 


*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  147.  154.   157.     IV,  S.  177.  224.  227.  231. 

•)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  336. 

•)  Im  Jahre  1698  erfolgte  der  landesherrliche  Konsens  zur  pfandweisen  Ueberlassung  des 
Gutes  Hinzenhagen  c.  p.  in  Bansow,  Striggow,  Langhagen  und  Ahrenshagen  an  den  Landrath 
Bogislav  Ernst  von  PederstorfT.  Die  eigenthche  Besitzerin  von  Ilinzenhagen  war  Maria  Magdalena 
Cothmann,  Ehefrau  des  Oberstleutnants  Joachim  von  Moltke. 


KIRCHDORF  GRUBENHAGEN.  53 

Stempel.  —  3.  Silberne  Oblatendose,  1669  gestiftet  von  JOHANN  COTHMANN, 
FÖRSTL  •  MECKL  •  KAMMERJUNCKER.i)  Auf  der  Unterseite  ein  undeutlicher 
Stempel.  —  4.  Zinnschüssel,  ohne  Inschrift  und  Stempel.  —  5.  Zinnerne  Wein- 
kanne mit  der  Inschrift:  ECCLESIAE  LANGHAGENSI  SACRUM  •  E  •  H  •  BRUM- 
MERSTAEDT  PASTOR  1775,*)  umgegossen  im  Jahre  1848,  wobei  die  alte  Schrift 
konserviert  worden  ist.  —  6.  7.  Zwei  schwere  treffliche  Leuchter  von  Messing 
auf  drei  Füssen,  die  von  ruhenden  Löwen  gebildet  werden,  gestiftet  von 
GUSTAV  WALTER  im  Jahre  1728.  —  8.  Neben  der  Kanzel,  unterhalb  des 
Fensters,  ein  trefflicher  Armleuchter  von  Messing. 


Das  Kirchdorf  Grubenhagen/) 

|m  XIIL  Jahrhundert,  aber  anscheinend  nicht  ganz  bis  zur  Mitte  des  XIV.  Geschichte 
Jahrhunderts  hin,  sitzen  auf  der  alten  Burg  Grubenhagen,  dem  heutigen  ^^s 
Schloss  gleichen  Namens,  gut  i  km  nordnordwestlich  von  Kirch -Grubenhagen,  Do"*ss. 
die  von  Grube  als  Vasallen  der  Fürsten  von  Werle.*)  Sie  mögen  die  Stifter 
von  Burg,  Dorf  und  Kirche  gewesen  sein,  wie  angenommen  worden  ist,  aber 
ihre  Zeit  ist  damals  abgelaufen.  Denn  beim  Beginn  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrhunderts  sind  sie  aus  der  Geschichte  verschwunden.*)  Auffallender 
Weise  wird  unter  jenen  im  Jahre  1353  von  Fürsten  und  Städten  bezwungenen 
Raubburgen,  die  eine  lange  Linie  vom  Nordende  des  Schaalsees  bis  nach 
Perleberg  hinunter  bilden,  auch  die  Burg  Grubenhagen  genannt.  Wenigstens 
geschieht  dies  in  der  Chronik  des  Wismarschen  Stadtschreibers  Heinrich 
von  Baisee,  der  freilich,  der  lübischen  Detmar- Chronik  entgegen,  irriger  Weise 
die  Ereignisse  auf  1354  statt  auf  1353  setzt.  Und  das  Register  des  Urkunden- 
büches  identifiziert  demgemäss  die  von  Baisee  genannte  Burg  Grubenhagen 
mit  der  gleichnamigen  Burg  in  Circipanien.®)  Da  aber  diese  ganz  aus  der 
erstgenannten  Reihe  herausfallt  und  auch  sonst  als  Raubburg  nicht  bekannt 
ist,  so  muss  an  ein  anderes  Verhältniss  gedacht  werden.  Es  ist  uns  deshalb 
sehr  willkommen,  dass  Crull,  der  Herausgeber  der  Baisee -Chronik,  im  mecklen- 
burgischen Jahrbuch  XLIII,  S.  184,  mit  sehr  viel  grösserer  Wahrscheinlichkeit 


^)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  337. 

*)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.- Denkm.  IV,  S.  336. 

•)  15  km  südsüdwestlich  von  Teterow. 

*)  M.  U.-B.  547.  1932.  Schild  und  Helmzier  der  von  Grube  abgebildet  bei  Crull,  Geschl. 
d.  Mannschaft,  N.  21.  Weiteres  über  die  Familie  von  Grube  und  ihre  Güter  bei  Lisch,  Gesch.  d. 
Geschl.  von  Maltzan  II,  S.  181—183. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII B,  S.  129.  —  Christoph  Otto  von  Gamm,  in  seinem  Adels -Ver- 
zeichniss  um  I775t  M.  Jahrb.  XI,  S.  442,  lässt  einen  Kaplan  Heinrich  Grube  (in  Diensten  des 
er?teo  mecklenburgischen  Herzogs  Albrecht)  den  letzten  seines  Geschlechts  sein.  Aber  es  wird 
das  auf  einer  Verwechslung  mit  dem  in  den  Urkunden  dieser  Zeit  sehr  häufig  genannten  Kaplan 
and  Hofnotar  Heinrich  von  Griben  (Gryben,  Greben)  beruhen. 

«)  Vgl.  M.  U.-B.  7797,  Anmkg. 


54  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 

die  13  km  südöstlich  von  Perleberg  gelegene  Burg  Grube  in  der  Mark  dafür 
eingesetzt  hat,  von  der  aus  die  von  Quitzow  noch  im  XV.  Jahrhundert  nach- 
gewiesenermassen,  z.  B.  1447/48,  ihre  Raubzüge  weit  nach  Mecklenburg  hinein 
unternahmen.^)  Es  giebt  somit  keinen  Anlass,  die  bekannte  Bezwingung  der 
mecklenburgischen,  lauenburgischen  und  märkischen  Raubburgen  im  Jahre 
1353  mit  der  Familiengeschichte  der  von  Grube  oder  von  Maltzan  in  Ver- 
bindung zu  bringen. 

An  die  Stelle  der  von  Grube  nämlich  tritt  auf  Burg  Grubenhagen  das 
alte  Geschlecht  der  von  Maltzan.  Es  scheint,  als  wenn  es  Schulden  waren, 
welche  die  erstgenannten  zur  Veräusserung  ihrer  Güter  brachten.  Wann  aber 
dieser  Uebergang  von  Burg  und  Dorf  Grubenhagen  von  der  einen  an  die 
andere  Familie  stattgehabt  habe,  ist  nicht  genau  anzugeben,  nach  Lisch's 
Annahme  nicht  vor  dem  Jahre  13 10,  jedenfalls  aber  vor  1364,  vielleicht 
zwischen  1325  und  1340.*)  Denn  um  1364  sitzt  bereits  Ritter  Ulrich  von 
Maltzan  (Moltzan)  auf  Grubenhagen.*)  Seit  dieser  Zeit  nun  ist  die  Familie 
von  Maltzan  auf  Grubenhagen  ansässig  geblieben,  also  weit  ins  sechste  Jahr- 
hundert hinein.  Nicht  so  freilich  auch  auf  Kirch -Grubenhagen,  denn  hier  giebt 
es  von  1828  bis  185 1,  also  dreiundzwanzig  Jahre  lang,  eine  Unterbrechung 
durch  die  Familie  Heise  (später  von  Heise -Rothenburg),  und  1877  ist  Kirch- 
Grubenhagen  mit  Vollrathsruhe  und  seinen  Nebengütern  an  den  damaligen 
Oberstleutnant  Hubert  Gustav  Victor  von  Tiele -Winkler  übergegangen,  dessen 
Familie  noch  heute  im  Besitz  ist.*) 


»)  M.  Jahrb.  XVII,  S.  340.     XLIII,  S.  177/178  und   184,  Anmkg. 

•)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  von  Maltzan  II,  S.  182,  bringt  mit  der  Familie  von  Grube  eine 
Reihe  alter  Lehen  in  Verl)indung,  wie  Grube  bei  Hristow  und  Hohen -Dempzin,  Hof  und  Dorf 
Grube  zwischen  Krakow  und  Gross -Grabow  (seit  1796  Charlottenthal  geheissen),  Vorwerk  Grube 
zwischen  Krakow  und  Serrahn,  das  1791  See -Grube  heisst.  Hauptgüter,  ausser  Grubenhagen, 
waren  Wangelin  und  Lipen,  die  noch  zu  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  Gruben -Wangelin  und 
Gruben  -  Lipen  hiessen. 

•)  M.  U.-B.  9256.  9274.   10121.   11491. 

*)  Die  ältere  Grubenhäger  Linie  war  bereits  181 5  erloschen.  Der  letzte  seines  Stammes 
war  der  Erblandmarschall  Cord  Jasper  Ferdinand  von  Maltzahn,  den  sein  Schwager  von  Dannen- 
berg  am  i.  December  18 15  im  Duell  crschoss.  Seine  Leiche  wurde  im  Gewölbe  unter  dem  Altar 
der  Kirche  zu  Grubenhagen  beigesetzt.  Es  war  die  letzte,  die  dies  Gewölbe  aufnahm.  1861 
wurde  es  fest  vermauert.  —  Die  übrigen  Linien  des  Geschleclits  der  von  Maltzan  und  Maltzahn  in 
Mecklenburg,  Pommern  und  Schlesien  konnten  ihre  Erbrechte  auf  die  Grubenhäger  Güter  nicht 
sofort  hinlänglich  erweisen,  und  es  trat  daher  bis  zum  Jahre  1822  eine  Verwaltung  unter  Sequester 
ein.  Aber  1822  wurden  die  Güter  freigegeben  und  auf  Anordnung  des  Grossherzogs  Friedrich 
Franz  I.  unter  die  Familienmitglieder  verloost,  nachdem  sie  zu  ziemlich  gleichen  Theilen  getrennt 
worden  waren.  Das  Patronat  wurde  auf  Vollrathsruhe  gelegt,  das  seit  1759  der  Wohnsitz  der 
Grubenhäger  Linie  von  Maltzahn  gewesen  war.  Bei  der  Verloosung  kam  Vollrathsruhe  an  die 
Penzliner  Linie  von  Maltzan,  also  an  die  Freiherrn  zu  Wartenberg  und  Penzlin,  die  es  1828  ver- 
kauften. 1852  erwarb  es  der  Landschaftsdirektor  PVeiherr  Karl  von  Maltzahn  zurück.  Er  baute 
die  beiden  Güter  Vollrathsruhe  und  Hallalit  nebst  dem  Kirchdorf  Grubenhagen  fast  ganz  neu 
wieder  auf.  Von  ihm  stammt  auch  das  Eingangsportal  in  der  Kirchhofsmauer,  wie  denn  überhaupt 
die  ganze  Kirchhofsmauer  im  Jahre  1857  auf  Kosten  des  Patrons  der  Kirche  erbaut  worden  ist 
(Nach  Mittheilungen   des  Herrn  Pastor  Hoyer.) 


KIKCIIDOKF  GKUBENHAGEN.  55 

Der  Name  Kirch-Grubenhagen  ist  kein  alter  Name.  Denn  in  dem  von 
1667  an  geluhrten  Kirchenbuch  heisst  das  Kirchdorf  einfach  Kirchhagen,  und 
erst  von  1756  an  kommt  der  Name  Kirch-Grubciihagen  auf,  ein  Name,  der 
dann  im  XIX.  Jahrhundert  der  herrschende  wird.  In  alter  Zeit  dagegen  ist 
Grubenhagen  auch  der  Name  für  das  Kirchdorf  (ecclesia  in  Grubenhagen, 
ecciesia  in  villa  Gruben Iiagen,  plebanus  in  Gmbenhagen).  Alle  älteren  Ur- 
kunden über  das  Kirchdorf  bis  auf  eine  sollen  bei  einem  Brande  des  Pfarr- 
hauses im  XVII.  Jahrhundert  vernichtet  sein.')  Man  weiss  aber  doch,  dass 
dem  Orte  eine  Art  von  Flecken  -  Gerechtigkeit  zugestanden  war,  denn  es  durften 
sich  hier  auf  Grund  einer  Maltzan "sehen  Verfügung  von  1546  Handwerker 
jeder  Art  niederlassen,  auch  wurden  bis  1886  jährlich  drei  Märkte  abgehalten.'} 


Blick  anf  die  Kirch«  lU  Grubenhagen. 

Alte  Filial- Kirchen  oder  Filial -Kapellen  der  Kirche  waren  die  von 
Gross -Luckow  und  Klocksin.  Aber  von  beiden  heisst  es  im  Visitations- 
Protokoll  von  1648,  dass  sie  in  den  Kriegsjahren  vernichtet  worden  seien. 
1786  dachte  man  /.war  an  einen  Wiederaufbau  der  Kapelle  in  Klocksin,  aber 
es  kam  nicht  dazu. 

Als  Kirche  im  Lande  Circipanien  gehört  Kirch-Grubenhagen  selbst- 
verständlich üur  Kamminer  Diöcese.  Aber  es  wird  das  ausserdem  durch  eine 
Urkunde  vom  16.  August  1494  ausdrücklich  bezeugt,  in  welcher  Bischof  Bene- 
dikt von  Kanimin,  der  an  diesem  Tage  selber  in  Gmbenhagen  anwesend  ist, 
eine  Schenkung  Wedeges  von  Malt:^an  an  die  Kirche,  bestehend  in  anderthalb 
Hufen  zum   Zweck  einer  Seelenmessen-Stiftung,  bestätigt.*) 

Im  Jahre  1288  wird  der  Pfarrer  Dietrich  genannt  (»plebanus  in  Gruben- 
liagen*).  Der  nächste,  welchen  wir  urkundlich  zwischen  1399  und  1439  kennen 
lernen,  ist  der  Pleban  Heinrich  Weltzin.*)     Dass  aber  ausser  dem  Pleban  noch 

■)  Nach   schriftlichen  und  mUnclUchen   Mitlheilungen  des   Herrn   Poslor  Iloyer. 
*)  Lisch,  M,  Jahrb.  XXIV,  S.  59. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXIV.  S.  63/64.  Diese  Hufen  sind  als  Pfarrantheil  vom  Hofe  ni  Vnll. 
riilisruhe  in   Erbpacht  genommen  worden. 

*)  Schröder,  l'api^t.  Meckl.,  S.  1674.   1978. 


56  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 

Vikare  da  waren,  ersehen  wir  aus  der  angezogenen  Urkunde  des  Bischofs  von 
Kammin  (plebanus  .  .  .  cum  vicariis  suis).  Und  aus  Akten  des  XVI.  Jahr- 
hunderts ergiebt  sich,  dass  der  Pleban  deren  vier  zur  Hülfe  hatte,  für  die  es 
auch  vier  besondere  Häuser  gab.^)  In  der  nachreformatorischen  Zeit  tritt  statt 
der  Vikare  ein  Diakon  dem  Pastor  an  die  Seite.  Aber  nach  dem  dreissig- 
jährigen  Kriege  und  dem  Untergange  der  Filial -Kirchen  in  Klocksin  und 
Gross -Luckow  verschwindet  auch  dieser.  Am  i6.  August  1543  schreibt 
Dr.  Martin  Luther  an  seinen  gelehrten  und  theuren  Freund  Dietrich  Maltzan, 
dass  er  ihm  für  den  sei.  Pfarrer  Balthasar  einen  anderen  senden  werde,  und 
zugleich  mit  dem  Briefe  trifft  Mag.  Johannes  Frisius  ein.  An  dessen  Stelle 
tritt  von  1546  bis  1551  Sebastian  Bock,  unter  welchem  155 1  von  einem  un- 
genannten Diakonus  die  Rede  ist.  Ungefähr  1 560  folgt  Mag.  Martinus  Brasclie 
(f  1592).  Zu  seinerzeit  wirken  neben  ihm  die  Diakoni  Thomas  Schult  {1580) 
und  Johannes  Capobus  (1581).  Von  1593  bis  161 2  folgt  Pfarrer  Eberhard 
Westerhausen,  und  neben  ihm  werden  die  Diakoni  Joachim  Colberg  und  Johann 
Bolte  genannt.  Von  161 3  bis  1625  folgt  Mag.  Sebastian  Peschelius,  unter  dem 
Johannes  Kohlhof  als  Diakonus  wirkt.  An  die  Stelle  des  Peschelius  tritt 
Simon  Rhode  (Rhodius).  und  an  Kohlhof 's  Stelle,  dessen  1629  als  eines  Ver- 
storbenen Erwähnung  geschieht,  wird  Heinrich  Otto  (Otte)  gesetzt:  der  letzte 
Diakon.  Von  1635  bis  1641  werden  keine  Pfarr- Register  gefuhrt,  angeblich 
in  Folge  der  Kriegszeiten,  vielleicht  auch  deshalb  nicht,  weil  Simon  Rhode 
bereits  todt  war,  wenngleich  auf  der  Prediger -Tafel  in  der  Kirche  zu  Gruben - 
hagen  sein  Todesjahr  mit  1638  angegeben  wird.*)  1640  folgt  Christophorus 
Bertram,  unter  dessen  Pastorat  1648  eine  Kirchen -Visitation  stattfindet.  Er 
lebt  bis  1660.  1662  ist  das  Pfarrhaus  abgebrannt,  der  Pastor  Joachim  Rhode 
wohnt  in  der  Kapellanei  und  ist  (nach  dem  Visitations- Protokoll  von  1662) 
bereits  drei  Vierteljahre  in  officio  gewesen:  er  ist  der  Sohn  des  Simon 
Rhodius.  Es  folgen  nun  Joh.  Lüning  I  von  1676  bis  1709,  Joh.  Lüning  II  von 
1707  bis  17 II  (Anfangs  als  Substitut)  und  Joh.  Christoph  Wendt  von  171 1 
bis  1738.  Nach  elfjähriger  Vakanz,  in  Folge  langen  Patronatsstreites  zwischen 
dem  von  Bassewitz  auf  Klocksin  und  den  von  Maltzan  auf  Schloss  Gruben- 
hagen, folgen  von  1749  bis  71  Wilhelm  Studemund  und  von  1773  bis  181 1 
Joh.  Christian  Beeck.  Ueber  ihn  und  seine  Nachfolger  im  XIX.  Jahrhundert 
s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die   dem  Typus   der   Kirchen   des  Ueberganges  vom    romani- 

schen zum  gothischen  Stil  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  folgende 
alte  Kirche  stellt  sich  mit  ihrem  dreischiffigen  Langhaus  und  einem  aus  Feld- 
steinen erbauten  Chor  sammt  dem  in  den  Innenraum  hineingezogenen  massigen 
Thurm  als  ein  stattliches  Gebäude  dar,  dessen  alter  Bestand  freilich  gründlich 


>)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXIV,  S.  56.  59. 

')  In  dieser  Zeit  des  Krieges  und  der  Pestilenz  war  der  Bauern-  und  Kossatenstand  der 
gesammten  Gemeinde  von  Kirch -Grubenhagen  von  achtundneunzig  bewohnten  Gehöften  auf  — 
fünf!  bewohnte  Gehöfte  zusammengeschmolzen:  vgl.  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 


KIRCHDORF   GkL'BENIIAGEN,  57 

verändert  ist.  Die  Fenster  im  Schiff  erscheinen  als  ältere  romanische  Schlitz- 
foniien,  im  Chor  aber  als  jüngere  breitere  gothische  Lichtöffnungen,  die  ihre 
Ursprünglichkeit  nicht  bewahrt  haben.  Der  Innenraum  des  Thurmes  ist  mit 
einem  Kreuzgewölbe  geschlossen,  das  Langhaus  dagegen  liat  eine  neuere  Holz- 
decke, die  von  dem  Dachbodenraum  so  viel  wie  möglich  mitnimmt.  Der 
durch   einen  schweren  Triumphbogen  in  Form  eines  gedrückten  frühgothischen 

Spitzbogens  vom 
I^nghaus    ab- 
getrennte   Chor, 
dessen     Ostwand 
ursprünglich  glatt 

abschloss,    ist 
gleich  dem Thtirm 
mit  einem  steiner- 
nen Gewölbe  aus 

Kalkluff   ge- 
schlossen, der  aus 
Ablagerimgen 
herstammen 
muss,  die  sich  bei 

Teterow  und 
Gorschendorf  ge- 
funden haben.'} 
Seit  1861  ist  der 
Chor  um  eine 
polygone  Apsis 
vergrössert  wor- 
den, durch  deren 
Anlage  der  ur- 
sprüngliche Cha- 
rakter der  Kirche 
eine  Einbusse  er- 
litten hat.')  Die 
,.   .  die    Decke    des 

Inneres  der  Kirche  lU  Gnibenhagen.  .,         ,  _ 

Mittelschiffes 
tragenden    neuen  Säulen   sind  von    Holz.     Unter  dem  Chor   ein  Grabgewölbe 
der  Familie  VON  MALTZAN  ■  Grubenhagen,  jetzt  aber  vermauert  (s.  o.),  und  unter 
der  neuen  Apsis  ein  gewölbter  Raum,  der  als  Leichenkammer  benutzt  wird. 

Der  Altaranfsatz,  sowie  der  Patronats-  und  Pfarrstnhl   im  Chor  sind  Innere  Kin- 
neugothisches   Schnitzwerk   aus   Eichenholz.     Das  Altargemälde,   Christus   am     ricluimg. 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVII,  -S,  124, 

"}  Li»ch,  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  Iä8,   beschreibt  noch  die  alten  Choifc.i^ter  al^  schmale,    leise 
eespiUte  Feniter  mit  schräge  eiiiEehenden   unge|;liederlen  Wänden, 


58 


AMTSGERlCinSDEZIRK   TETEROW. 


Kanzel. 


Zurück- 
gesetzte 
Schnitz- 
werke. 

Gedenk- 
tafel. 


Maltzalin- 
sehe  Epi- 
taphien. 


Kreuz,  daneben  Johannes  und  Maria,   ist  von  Professor  Kaselowsky  in  der  Art 
und  Weise  Pfannschmidt's  und  der  Neu-Nazarener  ausgeführt. 

Die  von  der  Figur  des  Moses  getragene  Kanzel  ist  im  Jahre  1707  von 
dem  Bildhauer  Johann  Vieregge  aus  Rostock  geschnitzt.  In  den  Füllungen  ver- 
schiedene Darstellungen,  wie  Christus  mit  der  Sünderin  beim  Mahl  des  Simeon, 
Christus  in  Gethsemane,  Christus  am  Kreuz  und  Magdalena  am  Fuss  des 
Kreuzes,  Christus  als  Salvator  mundi  und  als  Richter. 

In  der  Sakristei  ein  zurückgesetzter  Altaraufsatz  ^)  und  über  ihm  ein 
geschnitzter  Krucifixus  aus  jüngerer  Zeit.  Ferner  auch  auf  dem  Glockenboden 
der  Rest  eines  geschnitzten  Krucifixus. 

Neben  der  Kanzel  eine  grosse  Gedenktafel  der  seit  der  Reformation  thätig 
gewesenen  Pastoren,  die,  nach  Angabe  in  der  Unterschrift,  1728  angefertigt 
worden  ist.  Sie  stimmt  freilich  nicht  ganz  mit  dem  geschichtlichen  That- 
bestande  (s.  o.). 

Im  Altarraum  ferner  zwei  grosse  Maltzahn'sche  Epitaphien  in  üppiger 
Harockschnitzerci,  mit  reicher  Vergoldung  und  Polychromie.  In  der  Nordost- 
ecke, neben  dem  Altar,  das  des  ADOLF  FRIEDRICH  VON  MOLTZAN,  geb. 
1622  zu  Grubenhagen,  gest.  1697  zu  Wien.  Im  Mittelfelde  das  Maltzan'sche 
Wappen  mit  Löwen  als  Schildhaltern  und  umgeben  von  sechs  allegorischen 
Figuren:  FORTITUDO,  SPES,  FIDES,  CARITAS,  JUSTITIA  und  SAPIENTIA.  Ganz 
oben  die  Gestalt  Christi,  dessen  Fuss  oberhalb  des  Hauptes  eines  knieenden 
Ritters  erscheint.  Unten  eine  lange  lateinische  Inschrift  mit  Angaben  über  die 
Lebensstellungen  und  Charaktereigenschaften  des  Verstorbenen. 

DOMINO  DN.  A«F*DEMOLTZANGENERISANTIQUITATEVIRTUTUM  DIG- 
NITATE  ERUDITIONIS  CLARITATE  ACTORUM  ET  CONSILIORUM  FELICI- 
TATE  VARIARUMQUE  LINGUARUM  SCIENTIA  LONGE  EXCELLENTISSI- 
MO  EQUm  MECKLENBURGICO  DN  •  IN  GRUBENHAGEN  ET  BOECKE 
ORDINIS  EQUESTRIS  SENATORI  PROVINCIALI  ASSESSORI  SUPREMO 
JUDICII  PROVINCIALIS  GRAVISSIMO  DUCATUS  MECKLENBURGICI  :MA- 
RESCHALLO  HEREDITARIO  IN  DUCATU  VANDALORUM  :  FIDE  SPE 
CHARITATE  ET  RELIGIONE  EVANGELICA  AD  FINEM  CONSTANTISSIMO 
INGENII  SUBTILITATE  PRUDENTIAE  RARITATE  CORDIS  PIETATE  VITAE 
INTEGRITATE  MORUM  GRAVITATE  SPLENDIDISSIMO  MENTIS  HUMILI- 
TATE  ORIS  SUAVITATE  ANIMI  GENEROSITATE  DOCTRINAE  ERUDITIONE 
ECCLESIAE  ET  SUBDITORUM  FAVORE  LAUDATISSIMO  NATO  GRUBEN- 
HAGI  1622  D  •  15  •  NOVEMB  •  MORTUO  VIENNAE  1697   D  •  16  •  APRIL  • 

In  der  Südostecke,  neben  dem  Altar,  das  Epitaphium  des  VOLLRATH 
LEVIN  VON  MALTZAHN,  Schwiegersohnes  des  vorigen.     Die  Tafel  gleicht  der 


*)  Dieser  alte  Altaraufsatz,  ein  Werk  des  Barockstils,  war  eine  Stiftung  des  VoUrath  Levin 
von  Multzahn  und  seiner  dritten  Gemahlin  Ilse  Mnrgarethe  von  Grombow  aus  dem  Jahre  1706. 
Vgl.  Inventar  von   181 1. 


KIRCHDORF  GRUBEN!  lAGEN. 


60  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

vorbeschriebenen,  nur  sind  die  Nebenfiguren  keine  Allegorien,  sondern  Apostel 
und  andere  Heilige.  Unten  ebenfalls  eine  lange  lateinische  Inschrill  mit  der 
Angabe  des  Geburts-  und  Todestages. 

MEMORIAE   DIVAE   INGENUAE   PERILLUSTRIS   AC  GENEROSSISSIMI    DNI  ■ 

DN*   VOLRATH    LEV1N   A  MOLTZAHN    VETUSTA   QENTE  VIRTUTE   ET   FIDE 

QUI  CONSILIIS  ET  PIETATE 

NATIVO  DUCATU1  ITA  PRAE- 

FUIT     UT    QUEM     NATURA 

MARESCHALLUM      HAERE- 

DITARIUM      EUM      MERITA  | 

CONSILIARIUM    FACERENT 

PROVINCIALEM      FAMILIAE 

SECUNDUS  CONDITOR 
SENESCENTEM  NON  GLO- 
RIAM  QUAE  PER  TOT 
SECLA  SERENA  FULSIT 
SED  FORTUNAM  RESTAU- 
RAVIT  MULTORUM  ET  TO- 
GATAS  ET  SAGATAS  ELUSIT 
INJURIAS  ELIDENDO  AVIDA 
EXTRANEORUM  DESIDERtA 
INHIANTIUM  SEDIBUS  PA- 
TERNIS  AVITI5QUE  ET  FE- 
LICI  IMPRIMIS  OMINE  AN- 

TIQUAM    HANG    DENTIS 
SUAE    SEDEM    VINDICAVIT 
SIBIQUE     ET    SUIS    CON- 
FIRMAVIT  .  NATUS  A  •  1626 
D •  28  OCTOBR  .  DENATUS 

A  1700  D.  22  JULIJ  • 
EX  TRIBUS    CONJUQIBUSt 
ILSA    METTA   AB    HAHNEN 
DOROTHEA    SOPHIA    A 
MOLTZAHN EN    •    HOC 
MONUMENTUM     POSUIT  •'"^"""=  """  """"""■  «'"'■  ^°"  ""  Schulenburg. 

SUPERSTES  TERTIA   ILSA   MARGAR   :   A   GRAMBOWEN  . 

Im  Altarraum  der  Grabstein  der  Frau  KATHARINA,  LEVIN'S  VON  DER 
SCHULENBURG  Tochter,  vermählt  in  erster  Ehe  mit  VICKE  VON  DEM  BERGE, 
in  zweiter  mit  CHRISTOFFER  VON  MALTZAHN.  Die  stark  vertretene  Inschrift 
ist  heute  nicht  mehr  so  gut  zu  lesen,  wie  vor  sechzig  Jahren,  als  Lisch  sie 
aufzeichnete.  Sie  lautet  voll  ausgeschrieben:  ANNO  1582  DEN  12  •  APRILIS 
UMB  4  UHR  VOR  j  MITTAGE  IST  DIE  EDLE  VND  VILTHUGENTSAME  CATARINA 
LEVINS  VAN    DER  SCHULENBVRGK  DOCHTER   IN  GOT   DEM  |  HERN  SELICH 


KIRCHDORF  GRUBENHAGEN. 


6l 


ENTSCHLAFFEN  NACHDEM  SY  MIT  IHREN  |  ERSTEN  EHMANNE  II  KINDER 
GHEZEUGET  ALS  FRITZ  VAN  BERGEN  VND  ILSE  VAN  BERGEN  DIDERICK 
MOLTZANS  EHELICHE  HVSFROUWE.  In  den  Ecken  oben  das  Schuienburg'sche 
und  Quitzow'sche  Wappen,  unten  das  der  von  dem  Berge  und  der  von  Arnim; 
unmittelbar    über     dem    Haupte    das    der    Verstorbenen    und     ihrer    beiden 

Ehemänner. 

Ausserdem  zwei  Grabsteine, 
deren  Inschriften  heute  kaum 
mehr  zu  entzifTem  sind,  deren 
einen  aber  Lisch  noch  im  Jahre 
1862  sehr  gut  zu  lesen  ver- 
mochte. Er  ist  at^ebildet  in 
der  Geschichte  des  Geschlechts 
der  von  Maltzan,  Band  III, 
S.  268.  Voll  ausgeschrieben 
lautet  die  Inschrift: 

^nno  bQminf  mcccclijr  |  ht 
bemt  bflQlge  bonatf  ciif^cajii 
ofiiit  alrfru^  moltfan  taaniiie 
Ocu  I  fieiigciggen  mtirfi^alftl 
bei:  gereii  to  meßelenftori^ 
biibe  fieate  fiiie  j^iifbrohie 
be  Qot  gnebii$  f1. 

Von  dem  dritten  Stein  war 
nur     noch     zu     lesen :     ^IltlO 

bomtiii  mccc(lj;)C)c 0 

An  der  Südwand  hängen 
die  lebensgrossen  Bilder  der 
Pastoren  LÖNING  (1667-1709), 

WENDT    (1711  —  1738}    und 
STUDEMUND  (1749— 1771),  alle 
drei   mit    längeren   lateinischen 
Unterschriften,  weiter  auch  noch 
eatc  das  Brustbild  des  Pastors  KAVSEL 

(1812—1852). 

Im    Thurm    drei   Glocken,    alle   drei    umgegossen    im  Jahre    1851    von 
F.  Schünemann  in  Demmin. 

Die  Vorgängerinnen  dieser  drei  Glocken  waren  sämmdich  von  Martin 
Hslntze  in  Perleberg  gegossen  worden  (1668  und  1671)  unter  den  Patronen 
Herzog  Adolph  Friedrich  sowie  Dietrich  und  VoUrath  I.evin  Gevettem  von 
Maltzahn,    dann  aber    tlieÜs    1720  und    1721    unter    dem  l'atronat    des  Herrn 


')  M.  Jahtb.  Vlim.  S.  129/130. 


62  AMTSGERICHTSBEZIRK  TETEROW. 

Levin  Joachim  von  Maltxahn,  Erblandiiiarschalls  und  Erbherrn  zum  Gruben- 
hagen, theils  1753  unter  dem  Patronat  des  Erblandmarschalls  Vollrath  Levin 
von  Maltzahn  umgegossen  worden.  1720  und  172 1  war  der  schon  oft  ge- 
nannte Michael  Begun  der  Giesser,   1753  Gottfried  Wosack  in  Stralsund. 

Kleinkunst-  Kleinknnstwerke.     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss, 

werke.  von  1698,  mit  dem  Güstrower  Stadtzeichen  G  und  dem  hier  undeutlich  ge- 
wordenen, aber  auf  der  zugehörigen  Patene  wohl  erhaltenen  Meisterzeichen  W 
des  Heinr.  Hölscher  (1658 — 1706).  —  3.  4.  Silbervergoldeter  grösserer  Kelch 
auf  achtpassigem  Fuss,  ohne  Inschrift,  wahrscheinlich  17 12  gestiftet.  Güstrower 
Arbeit  mit  dem  Meisterzeichen  A  R  des  Abraham  Ratke,  dessen  Thätigkeit  von 
1706  an  nachzuweisen  ist.  Auf  der  zugehörigen  Patene  weder  Stempel  noch 
Inschrift.  —  5.  Silbervergoldeter  Kelch  von  sehr  schöner  Treibarbeit,  ur- 
sprünglich kein  kirchliches  Geräth,  sondern  ein  profaner  Deckel -Willkomm. 
Am  Fuss  das  eingravierte  Maltzan'sche  Wappen  mit  V  L  M.*)  Rostocker 
Stadtstempel,  dazu  der  Meisterstempel  ^Rj,  der  dem  um  1632  nachweisbaren 
Meister  Hans  Klein  II  angehören  wird.  —  6.  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem 
Fuss,  gestiftet  von  D»E  v»W«g«H  1740  i«d»G«K»*)  Güstrower  Arbeit 
von  dem  Goldschmied  Caspar  Johann  Livonius:  JcTl}-  —  7 — 9-  Silberner 
Krankenkelch,  Güstrower  Arbeit  von  dem  schon  genannten  Heinrich  Hölscher, 
gestiftet  von  ELISABETH  CAPPELLEN  •  WITWE  MOLTZANEN.  Dazu  Patene 
und  Dose.  —  10.  Silbervergoldete  runde  Oblatenschachtel  mit  der  Inschrift: 
ZU  GOTTES  EHRE  HABE  ICH  ANNA  MARGRETHA  MALZANN  GEBORNE  VON 
BÜRKHOLZEN_DIESE  OBLATENSCHACHTEL  IN  DIE  GRUBENHAGER  KIRCHEN 
VOREHRET  AO  1665.  Zeichen  B  (zweites  Zeichen  undeutlich).  —  ii.  Silber- 
vergoldete längliche  Oblatenschachtel,  grösser  als  die  vorige,  mit  der  Inschrift: 
ZU  GOTTES  EHREN!  CHRISTINA  WILHELMINA  VON  MOLZAHN,  GEBOHRNE 
REICHS- FREY  :  VON  LÖWEN  ANNO  1726.  Güstrower  Arbeit  von  dem  schon 
genannten  Andreas  Ratke.  —  12.  Neue  silberne  Abendmahlskanne.  Wagner- 
Berlin,  1857.  —  13.  Neue  Taufschale  von  F.  LIppold- Malchin,  gestiftet  1857 
von  A.  FREIH.  V.  MALTZAN  und  LOUISE  V.  MALTZAN,  geb.  V.  TREUENFELS, 
auf  Gross-Luckow.  —  14.  Becken,  in  Messing  getrieben,  gestiftet  17 14  von 
CHARLOTTE  ELISABETH  FREDENHAGENS,  DAVID  STINTMANS  EHEFRAU.  - 
15.  16.  Zwei  zinnerne  Becken,  das  eine  1653  von  MARIE  >-*>^-^  ^'^•^^^ 
RESEN,  Güstrower  Arbeit  (nebenstehendes  erstes  Zeichen).  \  JCuT/  \  ^^  ^^  / 
das  andere  1765  von  einem  Ungenannten  (nebenstehendes  i^\\  i  B  J 
zweites  Zeichen).  —   17.  Klingbeutel,   mit  dem  in  Silber  ^  "^ 

gestickten  Maltzan- Löwen 'sehen  Allianzwappen.  Am  Rande  die  Initialen 
L  J  V  M  und  C  W  V  L  (s.  o.  unter  1 1).  —  18—21.  Vier  schöne  Vela  mit  Gold- 
.stickerei  aus  neuerer  Zeit. 

*         *         * 


*)  Kein  anderer  als  jener  Vollrath  Levin  von  Maltzahn,  dem  das  zweite  Prunk  -  Epitaph  ge- 
stiftet worden  ist. 

')  Der  Schluss  soll  heissen:    »in  die  Grubenhäger  Kirchec   sc.  gestiftet. 


i 


^ 


w 


m 


Ehemaliger  Witlkomni  als  Kelch  der  Kirche  la  GrubenhagsD. 


GUT  UND   EHEMAUGES  KIRCHDORF  SCHORSSOW. 


63 


In  Schloss-Grttbenhagen  steht  noch  eine  Mauerwand  des  alten  Maltzahn- 
schen  Schlosses.  —  Auf  dem  früheren  Schlossplatz  findet  sich  der  Eingang 
zu  einem  unterirdischen  Gange,  der  wegen  Gerölls  und  schlechter  Luft  noch 
nicht  hat  erforscht  werden  können.  Ob  er  weit  fuhrt  —  der  Sage  nach  bis 
zur  Kirche  in  Grubenhagen,  zwei  Kilometer  vom  Schloss  Grubenhagen  ent- 
fernt —  ist  zweifelhaft. 

*        ♦        * 

Im  Garten  des  Herrenhauses  zu  Gross -Luckow  steht  eine  alte  Granit- 
Fünte,  welche  der  im  zweiten  Bande  der  mecklenburgischen  Kunst-  und  Geschichts- 
Denkmäler  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirkes  Wismar  abgebildeten,  jetzt 
im  Schlossgarten  zu  Wiligrad  stehenden  Fünte  sehr  ähnlich  ist.  Nach  einer 
Mitiheilung  des  Herrn  Baron  von  Maltzan  auf  Schloss  Grubenhagen  ist  der 
Untersatz  in  der  ersten  Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  durch  Ankauf  von  einem 
Bauern  in  der  Gegend  von  Sternberg  nach  Gross -Luckow  gekommen,  das 
Becken  aber,  das  schwache  Bogen -Verzierungen  zeigt  und  an  dem  früher  ein 
eiserner  Reifen  befestigt  gewesen  ist,  wurde  in  dem  Fundament  eines  alten 
Gebäudes  auf  dem  Nebenhofe  Bartz  gefunden. 


Schloss- 

Gruben- 

hagen. 


Gross- 
Luckow. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  ehemalige  Kirchdorf  Schorssow.') 

|as  Gut  Schorssow  liegt  sowohl  unmittelbar  an  einem  kleineren  See,  der  Geschichte 
zum  Gute  selbst  gehört,  als  auch  zugleich  an  dem  westlichen  Ende  des  ^^s 
malerisch  eingebetteten  grossen  Malchiner  Sees,  dessen  Längenachse  die  Richtung 
von  Nordost  nach  Südwest  innehält.  Schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts ist  das  theilweise  auch  von  Bauern  bewohnte  Dorf  Schorssow  im 
Besitz  der  Maltzan  (Maltzahn,  Moltzan).  *)  Höchst  wahrscheinlich  aber  haben 
sie  es  von  längerer  Zeit  her.  Die  beiden  Brüder,  die  in  den  siebenziger  Jahren 
als  Herren  von  Schorssow  auftreten,  nennen  sich  Moltzan  und  Hinrick  Moltzan, 
Herrn  Hinrickes  Moltzans  Söhne,  eines  Ritters  von  Schorssow.')  Dass  der  auf- 
fälliger Weise  immer  ohne  Vornamen  genannte  Knappe  Moltzan  zu  den  be- 
deutenderen werleschen  Vasallen  gehört,  beweist  der  über  Rechte  und  Einkünfte 
aus  dem  Lande  Malchin  zwischen  ihm  und  den  beiden  Fürsten  Lorenz  und  Johann 
vonWerle  geschlossene  Pfandvertrag  vom  i.  Novbr.  1375.*)  In  einer  Urkunde 
vom  7.  Juni  1378  bezeichnet  ihn  Fürst  Johann  von  Werle  als  seinen  Marschall.  ^) 

')  10  km  südlich  von  Teterow.  Die  ältesten  Formen  des  Namens  sind  Schorsowe,  Schortzow, 
Scorsowe»  Scortzowe.     »Ort  des  Skores«:   Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  130. 

*)  M.  U.-B.  10334.  Vor  dem  dreissigjährigen  Kriege  werden  hier  elf  Kossäten  gezählt: 
Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 

*)  M.  LVB.  10643. 

*)  M.  U.-B.  10 791.     Lisch,  Geschl.  M.  II,  S.  61.  254. 

*)  M.  V.-B.  II 113. 


64  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

Auch  begegnet  er  uns  in  einer   grossen  Anzahl    von  Urkunden,    in    denen  es 
sich  öfter  um  werlesche  Staatsaktionen  handelt,  als  Zeuge.*)     Das  ändert  aber 
nichts  an  der  gegen theiligen  Auffassung  der  Lübecker,  die  ihn  im  Jahre  1385 
in  ihr  Verzeichniss  der  mit  Krieg    zu    überziehenden  »Raubritterc    aufnehmen, 
die   wendischen   Städte,    darunter   auch  Malchin,    in    ihren    Bund    hineinziehen 
und  vereint  mit  diesen   ungefähr   zwanzig  Berchfride   und   befestigte  Höfe  be- 
zwingen.   Wie  bei  diesem  Anlass,  oder  auch  bald  darauf  aus  anderen  Gründen, 
Maltzan  von  Schorssow  von   den  Malchinern   im  Dorfe  Faulenrost   erschlagen 
wird,  wie  Fürst  Johann  von  Werle  daliir  eine  Sühne  fordert  und  diese  Sühne 
von  den  Bürgern  geleistet  wird:  das  alles  ist  durch  Urkunden   und  Chroniken 
aus  jenen  Tagen  klargelegt  und    braucht   hier    nicht    ausfuhrlicher    erörtert  zu 
werden.  *)     Die  von  Maltzahn  halten  sich,  drei  verhältnissmässig  kurze  Unter- 
brechungen abgerechnet,  eine  durch  ihren  Schwager  Arnd  Höbe  von  1447  an, 
die   andere   durch    ihren    Schwager   Volrath    Preen    in   der   ersten   Hälfte   des 
XVI.  Jahrhunderts  und  die  dritte  durch  zeitweise  Verpfändung   während   einer 
Vormundschaftsperiode  von   1596  an,  auf  Schorssow  bis  in  die  vierziger  Jahre 
des  XVII.  Jahrhunderts.  ')     Am  8.  Februar  1645   erhält  der  Lübecker  Bischof 
Herzog  Hans  von  Holstein  den  Konsens  zu  einem  auf  dreissig  Jahre  mit  den 
von  Maltzan   abgeschlossenen   Pfandkontrakt   über  Schorssow  c.  p.  Bülow  und 
Tessenow.     Von  ihm  aber  kommen  diese  drei  Güter,  auch  Ziddorf,  schon  um 
die  Mitte    des  XVII.  Jahrhunderts   an    die    von  Moltke*),    die    bis   18 16    darin 
bleiben.     Ihre  Rechtsnachfolger  sind:    1817  Oberamtmann  Georg  Karl  Friedr. 
Siebmann,    1823    Louise    Gräfin    von    Hahn    (Friedrich  Graf  von  Hahn),   1835 
Gräfin  von  Voss,  geb.  Gräfin  von  Hahn  (Felix,  Graf  von  Voss),  und  1891   der 
Oberstleutnant  von  Thiele -Winkler,  in  dessen  Familie  die  Güter  heute  noch  sind 
mit  Ausnahme  von  Tessenow  und  Ziddorf,  welche  jetzt  zu  dem  Gräfl.  Bassewitz- 
schen  Grundbesitz  gehören. 


*)  M.  U.-B.  10503.  10583.  10672.  10678.  10763.  10764.  10791.  10857.  11004.  11009. 
II  068.  II 089.   II 093.   II 114.   II 155.  II 261.   II 329.   II 383.  II 399.   II 403.   II 424.  II  535. 

*)  M.  U.-B.  1 1 665,  Anmkg.  Vgl.  Lisch»  Geschl.  Maltzan  II,  S.  337 — 345.  355 — 358.  M. 
Jahrb.  XV,  S.  6i.  62.  XXXVIII,  S.  176.  Chroniken  der  niedersächsischen  Städte,  ed.  Koppmann, 
I,  S.  588  89.  II,  S.  264.  »In  deme  siilven  jare  voreneden  sik  de  van  Lubeke  mit  konink  Albert 
van  Sweden,  vnde  de  konink  toch  darto  sine  stede  Rostok  vnde  Wismar.  Desse  togen  mit  her- 
schilde  vnde  mankraft  to  vordervende  de  rovere,  de  de  Straten  roveden  vnde  ok  andere  roverie 
deden,  wor  em  dat  steden  künde.  Hovellude  desser  rovere  weren:  Moltzan  van  Scortzowe,  Hen- 
neke  Mallin  van  Ghomtowe,  Hinrik  van  Bvlowe  van  deme  Prensberge,  Hinrik  Bvlouwe  van 
[C]ritz[owe],  Tideke  Bulowe  van  Radem.  Dessen  wannen  se  ere  slote  vnde  ere  vestene  af  vnde 
breken  se  vnde  woU  XX  gude  berchvrede  vnde  vaste  hove.  De  sake,  dar  dit  mest  umme  schach, 
was,  dat  de  stratenrovere  de  ko  vor  Molne  nemen,  de  de  van  Lubeke  vordeghedingheden.«  — 
Das  Chronikon  Ruf!  hebt  allein  den  Gömtower  (Kriedrichsruher)  Mallin  aus  der  Reihe  heraus, 
spricht  von  dreissig  zerstörten  Berchfriden  und  setzt  hinzu:  »De  dar  gud  hadden  to  verlesende, 
de  geven  sik  an  gnaden  des  koninges  vnd  der  stede  und  worden  entvangen  to  gnaden.  Se  zworen 
truwe  to  holden  vnde  behelden  ere  gud.« 

•)  Ueber  Arnd  Hohe  s.  Lisch,  Geschl.  Maltzahn  IV,  S.  505/6  (ürk.  863).  Ueber  die  Ver- 
pfändung von   1596  an  vgl.  Lisch,  Geschl.  Mahn  III,  S.  246.  250. 

*)  Konsens  vom  5  Juni   1652. 


GUT   UND  EHEMALIGES   KIRCHDORF  SCHORSSOW.  65 

Die  Kirche  zu  Schorssow  wird  am  25.  März  1403  zum  ersten  Mal  ur- 
kundlich genannt,  als  Hinricus  Moltzan  fiir  das  Seelenheil  seines  erschlagenen 
Bruders  Moltzan  eine  Vikarei  stiftet  und  deshalb  einen  eigenen  Altar  errichten 
lässt^)  Bei  dieser  Gelegenheit  erfahren  wir,  dass  die  Kirche  zu  Schorssow 
eine  Filia  der  Mutterkirche  zu  Dahmen  ist.  Da  nun  die  Ruinen  der  Kirche 
noch  heute  den  Stil  der  alten  Feldsteinkirchen  des  XIII.  Jahrhunderts  mit 
geradem  Chorschluss  erkennen  lassen,  so  können  wir  annehmen,  dass  das  an- 
g^ebene  Verhältniss  zu  Dahmen  um  1403  schon  gegen  anderthalb  Jahr- 
hunderte von  Bestand  gewesen  war.  So  bleibt  es  auch  noch  gut  weitere 
hundert  Jahre.  Aber  zur  Zeit  des  lang  dauernden  heftigen  Streites  der  Maltzan 
mit  ihrem  Schwager  Volrath  Preen,  der  sich  als  Gemahl  der  Erbjungfer  Anna 
von  Maltzan  auf  Schorssow  in  den  Besitz  des  Gutes  gesetzt  hatte,  ändert  sich 
die  Sache  gründlich.  Man  ersieht  aus  den  Akten,  im  Besondern  aus  den 
Frageartikeln  wegen  der  Besitznahme  des  Gutes,  dass  Volrath  Preen  in 
Schorssow,  wie  man  zu  sagen  pflegt,  das  Oberste  zu  unterst  und  das  Unterste 
zu  oberst  gekehrt  und  schon  vor  1520  die  schön  gewölbte  und  mit  einer 
Orgel  versehene  Kirche,  ohne  darnach  zu  fragen,  hatte  einreissen  lassen.*)  So 
ist  es  denn  auch  zu  verstehen,  dass,  während  1507  noch  ein  Schorssower 
Vikar  Jakob  Meyer  urkundlich  angetroffen  wird,  im  Visitationsprotokoll 
von  1541  von  einer  eigenen  Kirche  keine  Rede  mehr  ist,  sondern  Schorssow 
schon  als  zur  Parochie  Bülow  gehörig  verzeichnet  wird,  wohin  es  Volrath  Preen 
als  Patron  und  zugleich  als  Besitzer  des  Gutes  und  Dorfes  Bülow  im  Namen 
seiner  Hausfrau  Anna  eigenmächtig  gelegt  hatte.*)  So  erklärt  es  sich  ferner, 
dass  etwas  über  hundert  Jahr  später,  nämlich  im  Visitationsprotokoll  der 
Bülower  Kirche  von  1648,  zu  lesen  ist,  dass  die  Filialkirche  zu  Schorssow  vor 
vielen  Jahren  niedergefallen,  eine  von  ihren  drei  Glocken  widerrechtlich,  d.  h. 
ohne  Konsens  des  Landesherrn  als  obersten  Biscliofes,  im  Jahre  1604  durch 
Bernd  Ludolf  Moltzan  nach  Rambow  versetzt,  und  an  Stelle  der  Schorssower 
Kirche,  die  (hier  tritt  nun  der  Irrthum  ein,  weil  man  von  dem  alten  Ver- 
hältniss zu  Dahmen  nichts  mehr  weiss)  einst  Mater  gewesen,  die  Kirche  zu 
Bülow  als  Mutterkirche  getreten  sei. 


*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  36 — 39.     Der  Satz  der  von    einem  Schweriner   und   einem 

Kamminer  Geistlichen  beglaubigten  Urkunden  -  Abschrift,    auf  den    es  hier  ankommt,  lautet: 

prefatam  vicariam  ....  feci  et  facio  ordinanter  annuatim  ad  quoddam  altare  in  ecclesia  Schorsovv, 
qoe  est  filia  ecclesie  parrochialis  Damen,  dotandum  (nicht  dotandam),  quod  (nicht  ({ue)  in  honore 
omnipotentis  dei,  beate  Marie  virginis  genitricis  ejus  necnon  decem  milium  martirum  ac  sanctissime 

Katerine  virginis  constnixi In  Folge  dieser    abschriftlichen  Versehen  bezieht    Lisch    das, 

was  den  Altar  angeht,  auf  die  Kirche  und  lässt  diese  um  1400  erbaut  sein.  Dass  Lisch  Anfangs 
kein  richtiges  Bild  von  der  Kirche  hatte,  ist  auch  aus  dem  Vergleich  von  M.  Jahrb.  VI  B,  S.  104, 
mit  dem  zehn  Jahre  späteren  Text  in  der  Gesch.  des  Geschl.  v.  Maltzan  III,  S.  39,  Anmkg.,  zu 
eikennen. 

*)  Lisch,  Geschl.  v.  Maltzan  III,  S.  489—496  (Urk.  854—856).  IV,  S.  391/92  (Urk.  805). 
S.  476—480  (Urk.  850).     V,  S.  105/6  (Urk.  935).     S.  203/4  (Urk.  984).     S.  225/26  (Urk.  997). 

•)  Das  Patronat  von  Schorssow  finden  wir  u.a.  im  Jahre  1475  in  Maltzan'schcn  ILHnden: 
Ijsch,  Geschl.  v.  M.  III,  S.  391.  Der  Altar  der  Vikarei  führt  damals  den  Namen  des  hl.  Märtyrers 
Eraamus,  der  vor  den  übrigen  Märtyrern,  denen  er  gewidmet  war,  den  Vorrang  errungen. 

5 


66 


AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 


Alte 
Kirche. 


1403  wird  Hermann  Maltzan,  der  den  geistlichen  Beruf  ergriffen  hat, 
Inhaber  der  neu  gestifteten  Vikarei.  1475  ist  der  Vikar  Nikolaus  Dupow 
gestorben ;  an  seine  Stelle  tritt  der  Priester  Otto  Reme,  und  diesem  mag 
nachher  der  schon  genannte  Jakobus  Meyer  gefolgt  sein,  der  möglicherweise  der 
letzte  war.  Alle  diese  Geistlichen  haben  wir  als  zur  Kamminer  Diöcese  gehörig 
anzusehen.  Mitten  in  Circipanien  gelegen,  wie  alle  Kirchen  auf  der  Nordseite 
des  Malchiner  Sees,  kann  sie  schon  gar  nicht  anderswohin  gewiesen  werden. 
Als  Filia  der  alten  Kirche  zu  Dahmen  (Damen)  nimmt  sie  überdies  Theil  an 
den  urkundlichen  Erweisen,  welche  für  die  Zugehörigkeit  dieser  Kirche  zur 
Kamminer  Diöcese  schon  aus  dem  XIII.  Jahrhundert  beizubringen  sind.^)  Seit 
Volrath  Preen's  Zeit  gehört  wie  bemerkt,  Schorssow  zur  Bülower  Kirche. 

In  der  alten  Kirche,  der  Ruine  am  Haussee,  hängen  in  einem  Glocken- 
stuhl zwei  Glocken.  Die  ejne  hat  die  Jahreszahl  ANNO  1696  und  im  Felde 
die  Inschrift:  ERENTREICH  V  •  MOLTKEN  CATHAR  •  HEDW  •  V  •  VOSSEN  M  • 
MARTIN  KOPPEN  PAST  •  HINRICH  KAESSIN  JOCHIM  GRIFHANKE  JOCHIM 
BASSE  :  VORSTEHER  •  M  •  ERNST  SIEBENBAUM  AUS  ROSTOCK  HAT  MICH 
GEGOSSEN.  Die  Glocke  ist  jetzt  gerissen.  —  Die  zweite  Glocke  hat 
in  grösseren  Zwischenräumen  die  Buchstaben:  £1  U  C  (1)  0  C  •  tll  \l  C  i  \l« 
(^11110  Cgriftf  inbMb).     Im   Felde   das   nebenstehende  Giesserzeichen. 


W" 


Das  Inventar  von  1 8 1 1  erwähnt  auch  eine  kleine  Glocke  zu  Ziddorf, 
welche  1750  unter  dem  Patronat  des  Eberhard  Friedrich  Ehrenreich  von  Moltke 
und  dem  l'astorat  des  VoUrath  Dietrich  Drepper  zu  Bülow  aus  einer  älteren 
Glocke  umgegossen  war. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  BUlow.') 

JBSis  1372  (oder  auch  bis  1373)  ist  Volrath  Hanensce  der  Besitzer  eines  oder 
^=^     auch   des   grössten  Theiles   vom    Gut   und    Dorfe   Bülow,    wie   man  an 


seinen  letztwilligen  Bestimmungen  zu  Gunsten  des  dortigen  Kirchherrn  wahr- 
nimmt. Auch  sieht  man,  dass  zu  jener  Zeit  noch  eine  ganze  Anzahl  deutscher 
Bauern  dort  wohnen.^)  Diese  werden  erst  durch  den  dreissigjährigen  Krieg 
hinweggeräumt.  Bis  dahin  zählt  man  immer  noch  sechzehn  Höfe,  nämlich 
zwölf  Vollbauern  und  vier  Kossäten.^)  An  Hanensee's  Stelle  aber  treten  ein 
Jahr  später  die  von  Moltzan  auf  Schorssow.  Sie  einigen  sich  mit  der  Stadt 
Malchin  über  denselben  Kamp  in  oder  vor  dem  Dorfe,  den  schon  Volrath 
Hanensee   der  Stadt    zum    Trocknen    ihrer    Netze    überlassen    hatte.*)      Ueber 


»)  M.  U.-B.  439.  758. 

')    12  km    südlich    von   Teterow,     unmittelbar    am    Malchiner    See. 
Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  .S.  31. 
■j  M.  U.-B.  10271. 
*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI.  S.  135. 
»)  M.  U.-B.  10643. 


»Ort   des   Bul,    Balac 


GUT  UND   KIRCHDORF  BÜLOW.  6^ 

dritteliaib  hundert  Jnlire  bleiben  sie  die  Herren.')  Als  sie  aber  gegen  die 
vierziger  Jahre  des  XVII.  Jahrhunderts  das  schöne  Gut  und  Dorf  Schorssow 
an  den  Bischof  von  Lübeck,  den  Herzog  Hans  zu  Holstein,  verlieren,  da  haben 
die  Güter  Bülow  und  Tessenow  als  Pertinenzen  von  Schorssow  bis  1816  das- 
selbe Schicksal.  Es  folgen  nämlich  hier  wie  dort  um  die  Mitte  des  XVII. 
Jahrhunderts  die  von  Moltke  im  Besitz.     1816  übernimmt  Joh.  Heinr.  Degener 

das  Gut  Bülow, 
1845  Joh.  Ad. 
Karl  Christian 

Erbrecht, 
1859  der  Ma- 
jor a.  D.  W. 
E.  B,  von  Bü- 
low und  1890 
der  Oberstleut- 
nant V,  Thiele- 
Winkler,  der 
es  wieder  mit 
Schorssow  wie 
in  alter  Zeit 
vereinigt  hat. 
Heute  ist  Ra- 
ban  von  Thiele- 
Winkler  der 
Herr  von  Bü- 
low, Schorssow 
und  Carlshof 
bei  Hohen- 
Demzin. 

Das  Patro- 
nat  der  Kirche 
zu    Bülow 

„.   .         „.,  schenkt    Chri- 

Kirche  zu  UUlow. 

stoffer,  Fürst 
zu  Wenden  und  Herr  zu  Werle,  schon  im  Jahre  1423  seinem  Marschall  Ulrich 
Maltzan.*)     Von  da  an  hadet  es  am  Besitz  von  Bülow. 

Namen  von  mittelalterlichen  Geistlichen  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt 
geworden,  154'.  ^'s  der  vielgenannte  Volrath  Preen  das  Patronat  innehat, 
ist  Heinrich  Schwieger  (Tacitus)  Pastor  zu  Bülow,  Zu  seiner  Parochie  gehören 
damals    ausser  Bülow    die    Dörfer   und    Güter  Schorssow,    Tessenow,  Bristow, 

'1  Wie  Volrath  Preen  im  XVI.  Jahrhundert  eine  Zeit  lang  den  Beäiti  erzwingt,  siehe  bei 
ihomow.      Vgl.  Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  v.  M.  III,  S.  391   und  491  (Urk.  805  und  855). 

*)  Vgl.  Akten  im  Grossh.  Archiv,  betr.  Erbiandmarschallamt  im  FUrstenthum  Wenden.  Im 
Besonderea  Evers,  Nachrichten  etc.,  S.  77. 


AMTSGERlCHTSbEZIRK   TETEROW. 


Ziddorf.      Karstorf    dagegen,    das    früher    auch    dabei    gewesen,    hat   Achim 
von  der  Osten  auf  Hohen-Demzin  davon  abgenommen.    Schwieger's  Nachfolger 


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Kirche  zu  BQIow. 


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Nach  Zeichnungen   von   Prie 


■wvo^Ce^r^- 


GUT   UND   KIRCHDORF   WÜLOW. 


69 


Johann  Ricke  wird  wegen  zeitweiser  Geisteskrankheit  1590  entlassen.  1591 
folgt  Erasmus  Haischacht.  Um  1608  finden  wir  dort  den  Pastor  Arnold 
Stappenbeck,  um  1624  den  Joh.  Preissinger  (Pressinger,  Priessing),  von  1643 
bis  1656  Paul  Gottschalk,  von  1657  bis  1676  Heinrich  Heidemann,  von 
1677  bis  1706  Martinus  Koppe,  von  1707  bis  Ende  der  vierziger  Jahre  Joh. 
Cyriacus  Kraue),  nach  längerer  Vakanz  von  1749  an  Volrath  Dietr.  Drepper, 

um  1762  den  Pastor 
'^  Schmidt,    und    nach 

dessen  im  Jahre  1774 
erfolgten    Tode   von 

1775     an    den    Pastor 

Daniel  Philipp  Walter 

\(f  1832),  den  Vater  des 
späteren  Ober-  Hof- 
predigers. Ueber  ihn 
und  die  Geistlichen 
des  XIX.  Jahrhunderts 
vgl.  Walter  a.  a.  O. 
Ueber  die  Zu- 
gehörigkeit  der  Kirche 
während  des  Mittel- 
alters zur  Kamminer 
Diöcese  siehe  oben  bei 
Schorssow,  S.  65,  An- 
merkung 1. 

Kirche.  Fruhgothi- 
sche  Kirche  aus  der 
Zeit  des  XIII.  Jahr- 
hunderts im  Charakter 
des  Ueberganges  vom 
romanischen  zum  go- 
thischen  Stil,  mit  einem 
Feldstein thurm,  der  ein 
abgewalmtes  Dach 
trägt.  Der  Chor 
schliesst  platt  ab  und 
hat  auf  der  Ostseite 
an  dreitheiliges,  aus  zusammengestellten  Schlitzen  gebildetes  Fenster,  in 
«Ichem  ebenso  nach  aussen  wie  nach  innen  hin  romanische  Pilaster  mit  unten 
abgerundeten  Würfelkapitellen  die  Scheidewand  architektonisch  beleben.  Im 
Chor  ein  Kreuzgewölbe  mit  Rippen.  Von  Süden  her  fuhrt  als  » Priesterpforte« 
ein  stattliches  "ifrühgothisches  Portal  aus  einer  Vorhalle  in  den  Chor.  Ein 
schwerer  Triumphbogen  scheidet  den  Chor  von  dem  durch  frühgothische  zwei- 
theilige Fenster  erleuchteten  flachgedeckten  Langhause. 


Ivwwty, 


^iwäto»S. 


VoD  der  Ostseite  der  ICirchc  i 


70 


AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 


Kanzel.  Die  innere  Einrichtung  ist  zum  grössten  Theil  neu.     Die  hübsche,  leider 

mit  Farben   überstrichene  Kanzel  von   1673    ist   eine  Stiftung  der  KATHARINA 
VON  STRALENDORFF,  Wittwe  des  Oberst  JOACHIM  VON  MOLTKE. 

Moltke'sche  In  der  Sakristei  auf  der  Nordseite  eine  Moltke'sche  Prnnkrttstttng  und 

Rüstung,    die  Reste  eines  Moltke'schen  geschnitzten  Wappens.^) 


Glocken, 


Kleinkunst- 
werke. 


Im  Thurm  drei  Glocken.  Die  erste  hat  obenherum  die  Inschrift:  SOLI 
DEO  GLORIA  ANNO  1790.  Im  Felde  die  Inschrift:  SO  MANCHER  SCHWUNG, 
SO  MANCHER  SCHLAG  TRAFEN  MICH,  BIS  ICH  ZERBRACH  •  GLEICH  DEN 
MENSCHEN,  DIE  DA  STERBEN,  MUSS  DER  TOD  MICH  ERST  VERDERBEN  • 
VERWANDELT  DURCH  DES  FEUERS  MACHT  LEB  ICH  NUN  MIT  NEUER 
PRACHT«  GOS  MICH  JOHANN  CHRISTIAN  MEYER  IN  NEUSTRELITZ.  Auf 
der  Rückseite  die  Namen  des  Patrons  CARL  GUSTAV  LUDWIG  VON  MOLTKE 
und  seiner  Gemahlin  MARIA  ELISABETH  CAROLINA  GRAFIN  VON  BASSEWITZ, 
sowie  die  Namen  des  Pastors  RUDOLPH  FRIEDR.  DAVID  WALTER  und  der 
Kirchenvorsteher  JOHANN  GRIEWAN  und  EHRENREICH  GRIEWAN.  —  Die 
zweite  Glocke  hat  die  Inschrift:  0  rcj  flloric  cgtifte  Ucnl  CU  jfMt  •  a  •  b  • 
in  •  CCCdii*     Dazu  die  Giesserzeichen : 


^+;t 


—  Die  dritte  Glocke  ist  ohne  Schrift  und  Zeichen. 

Kleinkttnstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss, 
mit  einem  aufgelegten  plastischen  Krucifixus  als  Signaculum  und  dem  ein- 
gravierten Wappen  des  J.  VON  MOLTKE  und  der  A.  M.  VON  DER  LUHE  1651. 
Rostocker  Arbeit  von  L  G  (Lorenz  Gudejohann).     Patene  ohne  Werkzeichen.  — 

3.  Eine  zweite  silberne  Patene,  gestiftet  von  HANS  TIMME,  hat  das  Werk- 
zeichen des  Güstrower  Goldschmiedes    I  L  (Johann  oder   Joachim  Lemke).*)  — 

4.  Kleiner  silberner  Krankenkelch  mit  undeutlichem  Stempel.  —  5.  Runde  sil- 
berne Oblatenschachtel,  von  einem  Güstrower  Meister  mit  undeutlichem  Stempel. 
Auf  dem  Deckel  ein  Monogramm  aus  S  V  M.  —  6.  Kleine  Oblatenschachtel 
im  Rokokogeschmack,  von  dem  Warenschen  (W)  Goldschmied  L.  B.  Auf  dem 
Deckel  in  Treibarbeit  ein  Agnus  Dei.  —  7.  Neugothische  Kanne.  —  8.  Tauf- 
schüssel von  Zinn,  neu.  —  9.  Silbervergoldeter  Schöpflöffel,  gestiftet  1754  von 
E«F«E«V«M»     Vom  Schweriner  Goldschmied  A •  L •  K  (Konow). ') 

*)  Aufbewahrt  in  einer  Kiste. 

*)  CruU,  M.  Jahrb.  LXIII,  S.  149.     Johann  um  1662/69,  Joachim  um  1680/1691  nachweisbar. 

»)  Vgl.  Stieda,  M.  Jahrb.  LIX,  S.  Iio. 


GUT   UND   KIRCHDORF  BRISTOW.  71 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Bristow.') 

Kam  6.  Januar  1297  verkauft  der  Ritter  Friedrich  Moltke  dem  Abt  Johann  Geschichte 
■^"  zu  Dargun  sein  nahe  am  Teterower  See  gelegenes  Dorf  Sührkow  ^^s 
(villulam  Scurekendorp)  sammt  vier  Hufen  in  Niendorf  und  macht  zugleich  L)<>"es. 
beim  Kloster  eine  Anleihe  von  200  Mark  Geldes,  die  er  als  Abzahlung  für 
das  von  ihm  gekaufte  Gut  Bristow  nöthig  hat.*)  Aber  fünfund fünfzig  Jahre 
später,  den  i.  April  1352,  geht  Bristow  als  Lehn  der  Linie  Werle- Goldberg 
an  den  Knappen  Nikolaus  Hahn  über.*)  Ob  direkt  von  den  Herrn  von  Moltke 
oder  aus  anderen  Händen,  die  es  inzwischen  erlangt  haben  könnten,  erfahren 
wir  nicht.  Doch  bleiben  Anrechte  Anderer,  die  an  einzelnen  Bauerhöfen  in 
Bristow  haften,  vorläufig  noch  von  Bestand.*)  Später  mag  das  Gut  auch 
hiervon  frei  geworden  sein.  Hahn 'scher  Besitz  ist  es  nun  zunächst  bis  zum 
Jahre  16 16.  Da  kommt  es  an  die  Gläubiger  von  Hans  Hahn,  nur  noch  ein 
Bauhof  und  die  Mühle  zu  Bristow  sammt  einem  Antheil  am  Gute  Grube  ver- 
bleiben ihm  und  seiner  Familie.  Bei  dem  lang  sich  hinschleppenden  Konkurs- 
Verfahren  gehen  endlich  auch  diese  verloren,  und  1687  geht  Bristow  sammt 
seinen  Pertinenzen  Glasow  und  Grambzow  an  den  Landrath  Adam  Henning 
von  Bülow  über.  An  dessen  Stelle  tritt  schon  1693  der  Kammerjunker 
Volrath  Paris  von  Vieregge,  und  noch  in  der  ersten  Hälfte  des  XVIIL  Jahr- 
hunderts kommen  die  Güter  in  den  Pfandbesitz  des  Oberstleutnants  Eickstädt. 
Als  aber  die  von  Hahn  unermüdlich  die  Muthung  ihrer  alten  Lehne  fortsetzen, 
gelingt  es  ihnen  im  Jahre  1752,  aufs  Neue  mit  dem  Lehn  begnadigt  zu  werden. 
Sie  stellen  nun  eine  Reluitionsklage  gegen  die  Eickstädt'schen  Söhne  an, 
kommen  aber  erst  1779  wieder  in  den  thatsächlichen  Besitz  ihrer  Güter. 
Doch  erfreuen  sie  sich  deren  nur  bis  zum  Jahre  1815.^)  Da  wird  Friedrich 
Schläger  der  Rechtsnachfolger,  und  1845  wird  es  Karl  August  Ludwig  Graf 
von  Bassewitz.  Seitdem  sind  Bristow,  Glasow  und  Grube  Bassewitz'scher 
Besitz.  Eins  der  denkwürdigsten  Ereignisse,  welche  Bristow  erlebt  hat,  ist  der 
von  Werner  Hahn  begonnene  und  von  seinem  Sohn  Hans  fortgesetzte  und 
1597/98  vollendete  Kirchenbau,  ein  Bau,  der  in  seiner  Art  einzig  dasteht.  Im 
Hinblick  auf  den  alten  Werner  nennt  Lisch  ihn  ein  Denkmal  seiner  Kraft  und 


*)  8  km  sttdsüdöstlich  von  Teterow,    am  Malchiner  See.     Den  Namen,   der  schon  im  XIII. 
Jahrhundert  so  geschrieben  wird  wie  heute,   tibersetzt   man   mit  »Ülmenort«    (ahslavisch    brSstü  = 
llmc).     Vgl.  KOhnel,  M.  Jahrb.  XL  VI,  S.  29. 
*)  M.  U.-B.  2432. 
•)  M.  U.-B.  7597. 

*)  M.  U.-B.  9660.     Vor   dem    dreissigjährigen  Kriege    zählt  Bristow   noch    fünf  Bauern    und 
zwei  Kossäten:   Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 

■)  Lisch,  Gesch.  des  GeschL  Hahn  II,  S.  47.  66.  115.     III,  S.  34.  235  ff.     IV,  S.  154.  155. 
262.  264.  301.  304.  324. 


72  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

seines  Glaubens.  Das  ist  ohne  Zweifel  richtig.  Aber  es  kann  auch  hinzu- 
gefiigt  werden,  dass,  als  später  Hans  Hahn  in  ünanzielle  Bedrängnisse  geräth, 
diese  Kirchenstiftung  mit  ihren  testamentarisch  festgelegten  Lasten  anlangt, 
einen  Druck  auf  ihn  nnd  seine  Familie  auszuüben,  der  immer  schwerer  wird. 
Anfangs  hat  diese  Kirche  ihren  eigenen  Pastor.  Es  ist  im  Jahre  1600, 
als  Hans  Hahn  den  ersten  beruft.  Doch  haben  wir  seinen  Namen  nicht  zu 
ermitteln  vermocht.  Dabei  hat  Hans  Hahn  sich  verpflichtet,  der  Kirche  zu 
Biilow,  welcher  in  Folge  davon  Ihre  Pfarrkinder  zu  Bristow  und  Glasow  ent- 
zogen werden,  ein  Kapital  zu  überweisen,  von  dessen  Zinsen  Pastor  und 
Küster  entschädigt  werden  sollen,  und  auch  allen  sonstigen  früheren  Verbind- 


Kirclie  lu  Bristow  mit  Um|;ebimu. 

lichkeitcn  gegen  Kirche,  Wedem  u.  s.  w.  nachzukommen.  Aber  schon  1624. 
als  Bristow  langst  keinen  eigenen  Pastor  mehr  hat  —  der  zweite  und 
letzte  war  von  1610  bis  1617  der  nach  Roebel  versetzte  Georg  Kenast  ge- 
wesen —  giebt  es  in  diesem  Punkte  Verdriessüchkeiten  aller  Art,  worüber 
Pastor  Preissinger  zu  Bülow,  der  auch  Pastor  zu  Bristow  ist,  Klage  fiihrt. 
Aehnliche  Beschwerden  folgen  1652.  Vier  Jahre  vorher,  nämlich  im  Visitations- 
protokoll von  1648,  heisst  es,  das  Pfarrhaus  in  Bristow  sei  abgebrannt  und 
nicht  wieder  ersetzt  worden,  der  Pastor  sei  todt.  Darauf  liest  man  im 
Visitationsprotokoll  von  1662,  dass  Magister  Adam  Müller  von  Basedow  her 
den  Gottesdienst  in  Bristow  verwalte,  weil  hier  kein  Pastorat  bestehe.  Uebrigens 
wird  die  Gemeinde  sehr  gelobt,  von  der  schönen  Kirche  aber  bemerkt,  dass 
darin  vieles  ruiniert  sei.  Nach  Adam  Müller  hat  wieder  Pastor  Heinrich 
Heidemann  zu  Bülow  die  Cura  zu  Bristow,  von  1677  an  hat  sie  der  Pastor 
Friedr.  Nikolaus  Ideler  zu  Hohen-Demzin.  Von  da  an  sind  Hohen-Demzin 
und  Bristow  über  hundert  Jahre  lang  mit  einander  verbunden,   1790  aber  kehrt 


GUT   UND    KIRCHDORF  URISTOW. 


73 


Bristow  zu  Bülow   zurück,    und    zugleich   nimmt  die  Filia  die  Mater  mit  sich: 
auch  Hohen-Demzin  wird  in  diesem  Jahre  mit  Bülow  verbunden.*) 

Wenn,  was  mit  Bestimmtheit  weder  zu  bejahen  noch  zu  verneinen  ist, 
Bristow  schon  vor  der  Zeit  der  Kirche  des  Werner  und  Hans  von  Hahn  eine 
ältere  Kapelle  hatte,  so  gehörte  sie  selbstverständlich  ebenso  wie  ihre  Mutter- 
kirche zu  Bülow  zur  Kamminer  Diöcese,  die  neue  Kirche  aber,  welche  der  Zeit 
nach  der  Reformation  entstammt,  berührt  sich  selbstverständlich  nicht  mehr  mit 
dem  Kamminer  Bischof.     Vgl.  oben  S.  65  (Schorssow). 

Kirche.  Die  ganze  Kirche  ist  ein  von  sauber  behauenen  Granitquadern 
aufgeführter  eigenartiger  schwerer  Bau  in  Form  eines  Vierecks  und  im  Ge- 
schmack der  Renaissance  vom  Jahre  1597.  Diese  Zahl  findet  sich  an  dem 
Ostgiebel  des  platt  abschneidenden  Chors.  Der  im  Westen  vorgesetzte  Thurm 
ist  ebenfalls  von  unten  bis  oben  ein  schwerer  Granitbau  und  hat  einen 
Helm  mit  einem  laternenförmigen  Aufsatz.  An  der  Nordwand  eine  zugesetzte 
Rundbogenthür  mit  darüber  angebrachter  Kreuzesgruppe  in  einer  Rahmen- 
Einfassung,   die  an  die  Form  eines  Renai.ssance- Epitaphs  erinnert.*) 

Dem  Aufwand  an  Granitquadern,  die  ohne  Zweifel  aus  einheimi.schen 
erratischen  Blöcken  gewonnen  sind,  entspricht  die  ganze  innere  Einrichtung, 
in  welcher  eine  überraschende  Pracht  der  Renaissance  in  Marmor-  und  Sand- 
steinarbeit mit  Vergoldung  und  Polychromie  entwickelt  ist. 

Am  Altaraufsatz  acht  Hoch- Reliefs :  die  Geburt  des  Heilandes  (ober- 
halb des  Durchganges  auf  der  Nordseite),  die  Anbetung  der  hl.  drei  Könige, 
das  Ostcrlamm  -  Essen  und  das  Gebet  in  Gethsemane  (im  unteren  Mitteltheil), 
die  Kreuzigung,  Auferstehung  und  Himmelfahrt  (alle  drei  im  oberen  Mittel- 
theil) und  endlich  die  Ausgiessung  des  hl.  Geistes  (oberhalb  des  Durchganges 
auf  der  Südseite).  Ausserdem  in  den  Zwickel  fei  dern  der  Durchgänge  die  vier 
Evangelisten-Symbole,  und  hinter  den  die  Kreuzigung  flankierenden  ionischen 
Säulen  die  Apostel  Petrus  und  Paulus  mit  ihren  Attributen.  Dazu  eine  Menge 
von  Versen,  die  sich  auf  alle  diese  plastischen  Werke  beziehen. 

Hinter  dem  Altar  auf  steinernen  Tafeln  das  Testament  Werner 
von  Hahn's  an  seinen  Sohn  Hans:  des  Gründers  der  Kirche  an  deren  Vollender. 
Die  Aufschrift  der  Tafel  lautet: 

EXTRACT  •  WERNER  •  HAHNS  •  TESTAMENT  •  AN  •  SEINEN  • 

EINIGEN  •  SOHN«*) 

„Extract  aus  des  ehrlichen  und  seligen  Mans  Werner  Hanen  letzten 
„Willen  und  Befehlig  an  seinen  einigen  Sohn. 

„Es  Ist  dir  auch,  mein  lieber  Sohn,  die  Lehre,  so  der  alte  Tobias 
„seinem  Sohn  dem  jungen  Tobias  im  4  •  Cap  •  gegeben,  wol   bekant,  das- 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz. 


Steinerne 
Tafeln. 


')  Vgl   Lisch,  Geschl.  Hahn  III,  S.  238/39. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  169.  —   (Jesch.  des  Geschl.  Mahn  lll,  S.  235—239.  245. 

•)  Nach  Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  Hahn  III,  S.  236 — 238. 


74  AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 

„selbe  will  du  oft  leeen  und  nicht  andere  aufnehmen,  als  wen  ich  dein  gut 
„meinender  Vater  in  meinem  letzten  solches  mündlich  mit  dir  geredet  hotte, 
„das  wird  dich  dein  lebelangk  nicht  gereuen  •  Darneben  weistu,  das  ich  zu 
„Bristow  eine  Kapel  oder  kleine  Kirche  erbauwet  und  einen  eigenen  Prediger 
„bei  mir  habe  und  halte,  wan  dereelbe  hinwegk  komt,  bin  ich  Willens,  wo 
„mich  unser  lieber  Herre  Gott  lenger  fristet,  dreihundert  Thaler  an  einen 
„gewissen  Ort  zu  belegen,  darvan  en  Pastor  in  der  Nachbarschaft,  der  mihr 
„gef&lligk  ist  und  sich  rühmlich  und  fleisigk  in  seinem  Ambt  verh&lt,  lährlich 
„18  Thaler  Zinsen,  auch  ein  Drömpt  Rocken  und  ein  Drömpt  Gerste  grosse 
„mas  von  meinem  Howe  daselbst  zu  heben  haben  und  davor  auf  die  Son- 
ntage und  Freitage  auch  auf  die  Mitwochen  predigen  soll  •  Und  weil  die 
„Pastores  auch  ihre  Mängel  haben,  soll  mir  frei  sein  und  bleiben,  auf  vor- 
„faliende  erhebliche  Ursachen  von  einem  auf  den  andern  solches  zu  ver- 
„endern  •  Wurde  ich  aber  von  dem  lieben  Gott  vor  der  Zeit  abgefurdert, 
„wie  ich  in  meinem  Alter  mich  stündlich  vormuthen  mus,  so  wilt  du  mein 
„lieber  Sohn  dieses  also  verordnen  und  was  ich  wolmeinlich  angefangen, 
„voilent  ins  Werk  richten  •  "• 

„Diesen  väterlichen  Willen  und  christlichen  Befehlig  zu  gebührlig  und 
„gehorsamer  folge,  zu  vorderet  aber  Gott  dem  allmechtigen  und  seinem 
„helligen  Wordt  zu  Ehren,  auch  seiner^  hertzliebenden  öltem  und  ihm  selbst 
„zum  Gedechtnis  hat  der  Edler  und  Ehrenfester  Hans  Han,  vorbemeldten 
„Werner  Hanen  einiger  Sohn,  durch  Hülf  und  Beistand  des  Allmechtigen 
„diese  Kirche  nicht  allein  erweitert  und  renoviret,  auch  die  von  seinem 
„seligen  Vätern  izt  gedachten  Gelt-  und  Kornhebunge  bis  anhero  richtigk 
„ausgeben  und  folgen  lasen,  sondern  vor  pflichtiget  sich  auch  hirmidt,  hen- 
„ferner  vor  sich,  seine  Lehnsfolger,  Erben  und  Erbnehmen  durch  gnedige 
„Verleihung  des  Allmechtigen  diese  Kirche  bei  ihrem  Einkomen,  auch  in 
„guten  Bau  und  Beserung  zu  erhalten  und  dereelbigen  viel  lieber  etwas  zu- 
„kehren,  als  das  geringste  darvon  zu  entwenden  •  "• 

„Der  getreue  fromme  Gott  wolle  die  Landesfüreten  und  das  gantze 
„Land,  diese  Gemeine,  Ordt  und  Untertanen,  Lehrer  und  Zuhörer  mit  seinem 
„heiligen  Geist  erleuchten  und  regieren,  auch  in  wahrem  Glauben  bei  reiner 
„Lehr  und  rechten  Gebrauch  der  heiligen  hochwürdigen  Sacramente  wider 
„den  Teufel,  Türeken,  Babst,  Muscowiter,  Spanier,  Cal  vi  nisten,  Widertaufer, 
„allen  Secten,  Rotten,  Wulffuchsen  und  falschen  Bruedern  gnedigk  schützen 
„und  erhalten,  auch  vor  Kriegk,  Pestilenz  und  teurer  Zeit  veterlich  behüten 
„im  weitlichen  Regimente  und  haushalten,  auch  einen  Jeden  in  seinen 
„beruf  thun  und  lasen  mit  Segen  und  Glück  beiwohnen  und  uns  allen 
„endlich  das  Ende  unsere  Glaubens  nemllch  der  Seele  Seligkeit  darvon 
„bringen  lassen  um  der  Ehre  seines  heiligen  Nhamens  und  seines  lieben 
„Sones  Jesu  Christi  bitter  Leiden  und  Sterbens  willen  hochgelobet  vor  aller 
„Woltat  •    Amen  •    Her  Jesu  Christ  •    Amen  •    Anno  1598  •    H  •  A  • 

.G«W«Z«B«    — G^B^M^S««" 


Kanzel  der  Kirche  zu  Brixlov. 


GUT   UNI)   KIUCHPOKF  BRISTOW. 


Epitaph  ttls  StahlbekrSnung. 


76  AMTSGERlCHTSnEZIKK   TEIEROW. 

Glas-  In  den  Fenstern  ausser  andern  Glasmalereien   das   herzog],    mecklenb 

malereien.  Wappen  und  die  Wappen  des  lOACHIM  .  HANE  und  der  ANNA  ■  VON  •  DER  • 
SCHVLENBURGK  .  GNAD  •  IR  •  GOD  .  (Der  Eltern  des  Werner  und  der  Gross- 
eltern des  Hans  von  Habn.) 

Kanzel.  Der  Pracht  des  Altars   entspricht   die  Kannl.     An   der  Wandung  des 

Aufganges  die  Gestalten  des  Heilandes  und  der  Apostel  Petrus  und  Paulus, 
am  Predigtstuhl  die  Halbfiguren 
der  vier  Evangelisten,  an  der 
Hinterwand  im  Predigtstuh'l  das 
Christkind  als  Satvator  mundi 
mit  dem  Weltglobus,  und  oben 
auf  dem  Schalldeckel  eine  An- 
zahl allegorischer  Figuren. 

Orgel.  Ebenso   ist   der   Orgel- 

Prospekt.     Prospekt    vom  Jahre    1601   zu 
beachten,   an   dessen   Brüstung 
dieGestalten  derGRAMMATTICA, 
DIALECTICA,    RHETORICA,   MV- 
SICA.    ARITMETICA.    ASTRO- 
NOMIA    und     GEOMETRIA    an- 
gebracht   sind.     Am    Prospekt 
weiter  das  Distichon: 
ORGANA    DECANTANT  CHRI- 
STO   LAVDESQVE    DECUS- 
QVE 
ET    RECREANT  VARIIS    PEG- 
TORA  NOSTRA  S0NI8  • 

Etwas  tiefer  die  Initialen  des 
stiftenden  Ehepaars  und  ihrer 
Sinnsprüche  und  die  Jahres- 
zahl 1601. 

Der  Pfeifen-Prospekt  Taufständer. 

hatte  181 1  noch  seine  alten 

Thüren  mit  Malereien:  Jakob's  Traum,  Isaak's  Opferung,  der  brennende  Busch 

des  Moses  u.  s.  w. 

Tauf-  Der  Tanfständer    der   Kirche   ist    nicht   mehr   der   ursprüngliche.     An 

Schüssel,     ihm  gab  es  einst  einen  reichen  Figurenschmuck,  dazu  am  Decket  die  Initialen : 

H*H-G.W*Z>B<,    J<V*A.,     G'B'M'S.     ANNO   A   NATO   CHRISTO 

Messing-     1600.    Aber  noch  vorhanden  ist  die  zu  ihm  gehörige  grosse  prächtige  Messing- 

Schüssel.     schUssel    mit    dem    Bilde    der   Verkündigung    des    Engels    an    die    hl.  Maria. 


GUT   UND   KIRCHDORF  BRISTOW.  77 

Zwischen  beiden   im  Hintergninde  ein  Blumentopf  mit  einer  blühenden  Lilie, 
und  darüber  die  Taube  als  Sinnbild  des  hl.  Geistes. 

Zur  Rechten   des  Altars,    also  an    der   Südwand    der   Kirche,    mit   der    Steinerne 
Wand  verbunden,  eine  steincrae  Stnhlbekröonog  mit  den  Wappen  des  HANS        Stuhl- 
HAHN    und    seiner    beiden    Gemahlinnen     ILSE  VON  ARNIM    und    ILSE  VON   "»ekrömmg, 
HALBERSTADT. 


Grabsteine.  Der  Grabstein  des  HANS  HAHN  (i^sS,  f  1633)  steigt  Grn 
sdn  Bild  in  ganzer  Rittergestalt.  Der  bei  Lisch '}  abgedruckten  langen  Inschrift 
fehlen  die  Data.  Sie  sind  unausgefüllt  geblieben.  An  den  Ecken  die  Wappen 
der  von  Hahn,  von  der  Luhe,  von  Veitheim  und  Halberstadt.  Dagegen  enthält 
der  Grabstein  von  Hans  Hahn's  erster  Ehefrau,  ILSE  VON  ARNIM,  wenigstens 
das  Datum  des  Todes,  nämlich:    DEN  •  22  •  SEPT  •  1605. 

')  Vgl.  Lisch,  Geschl.  Hahn  lU,  S.  155/57.  Von  Hans  Hahnes  «weiter  Krau,  Ilse  von 
llalbersUdt,  weiss  man,  dass  sie  die  Seh  recke  nsieit  der  Jahre  1637  und  (638  Überlebte.  In 
einem  Bericht  an  den  Herzig  Adolph  Friedrich  vom  18.  Aueusi  1639  heisst  es:  illans  Hanen 
Erben  zn  Brittow,  lel»!  die  Witbe,  ist  in  Rostogk,  der  Hoff  ist  wUsle,"  Wahrscheinlich  hat  auch 
ac  ihr  Begribniss  in  der  Kirche  lu  Uristow  gefunden. 


7»  AMTSGERICHTSBEZI KK  TETEUOW. 

Im  Thurtn  drei  Glocken,  sämmtlich  im  Jahre  1598  von  Clawes  Blncka 
in  Wismar  gegossen  und  mit  den  Stifteraamen  HANS  HANE  und  ILSE  VON 
ARNIM  versehen. 


Grabslein  des  Hans  llahn  und  deswn   erster  Ehefrau  Ilse  von  Arnim, 

Kleinkunst-  KlciDknnstwerke.     i.  2.  Silberner   Kelch   auf  sechspassigem   Fuss,  mit 

werke.  aufgelegter  plastischer  Kreuzesgruppe  als  Signaculum.  Auf  der  Unterseite  des 
Fusses  die  Inschnll:  DER  KIRCHGEN  ZU  BRISTOW  ANNO  1725  •  D  •  20*  JULY. 
Vom  Güstrow  er  Goldschmied  L«M.  (Lenhard  Msstlin).  Ebenso  die  Patene.  — 
3.  4.  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  mit  aufgelegter  plastischer 
Kreuzesgruppe  als  Signaculum.  Auf  der  Unterseite  des  Fusses  eingraviert: 
JACOB  MÜLLER  HAT  DIESEN  KELCH  DER  KIRCHEN  ZU  BRISTOW  VEREHRET 


GUT   UND   KIRCHDORF  HOHEN -DEMZIN.  79 

ANNO  1752.  D  .  8  .  JANUARI.  Vom  Malchiner  Goldschmied  D  •  I  •  W.  Patene 
ohne  Schrift  und  Zeichen.  —  5.  Längliche  achtseitige  Oblatendose  vom  Gü- 
strower Goldschmied  Lenhard  Mestlin.  —  6.  Neugothische  Kanne,  gestiftet  von 
CARL  GRAF  BASSEWITZ  und  Gemahlin  MARGARETHE  GEB  •  GRAFIN  V  •  D  • 
SCHULENBURG.  —  7.  Altes  Messing -Taufbecken  mit  der  Scene  der  Ver- 
kündigung. —  8.  9.  Zwei  Messing -Leuchter  ohne  Datum,  der  eine  gestiftet 
laut  Inschrift  von  JOCHGIM  RESING  und  WARNER  STEN,  der  andere  von 
JOCHGIM  WVLF.  —  10.  Kleiner  silbervergoldeter  Schöpflöffel  ohne  Inschrift 
und  Stempel. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Hohen  -  Demzin/) 

Irühmittelalterliche  Urkunden  fehlen.  Aber  vom  ersten  Viertel  des  Geschichte 
XV.  Jahrhunderts  her  sind  die  von  der  Osten,  eine  schon  im  XIII.  Jahr-  ^^s 
hundert  in  Pommern  und  Mecklenburg  ansässige  Adelsfamilie,  als  Herren  von  ^^ries. 
Hohen-Demzin  und  Karstorf  nachzuweisen.  Der  letzte  von  ihnen,  der  Kloster- 
hauptmann Johann  Dietrich  von  der  Osten  in  Dobbertin,  nimmt  aber  Ende  der 
sechziger  Jahre  des  XVIII.  Jahrhunderts  aus  Mecklenburg  einen  unrühmlichen 
Abgang  und  wird  flüchtig.*)  Aus  seiner  Konkursmasse  erwirbt  Joachim  Joh. 
Friedrich  von  Müller  1788  die  Güter,  tritt  sie  aber  schon  1791  an  den  1786 
von  König  Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preussen  in  den  Freiherrnstand  und  1793 
mit  dem  Prädikat  »Freiherr  von  Labes  gen.  Graf  von  Schlitz«  in  den  Grafen- 
stand erhobenen  späteren  Domdechanten  und  Geh.  Legationsrath  Hans 
Graf  von  Schlitz  ab.  Dieser  stirbt  am  25.  Juli  1831  mit  Hinterlassung  einer 
einzigen  Tochter,  Johanna  Carolina  Louise,  vermählten  Gräfin  Bassewitz,  deren 
Nachkommen  heute  im  Besitz  der  Güter  sind.  Die  Reihe  der  Geistlichen  von 
Hohen-Demzin  beginnt  für  uns  erst  im  XVII.  Jahrhundert,  aus  früherer  Zeit 
haben  wir  keine  Nachrichten.  Um  1660  ist  der  alte  Pastor  Christophorus 
Conradi  gestorben.  Er  ist  über  vierzig  Jahre  zu  Hohen-Demzin  im  Amte 
gewesen  und  hat  alle  Noth  und  alles  Elend  des  dreissigjährigen  Krieges  mit 
seiner  Gemeinde  durchlebt.  Von  sechzehn  Höfen  in  Hohen-Demzin,  auf  denen 
es  vorher  zwölf  Bauern  und  vier  Kossäten  gab,  ist  1648  nur  noch  einer  von 
Menschen  bewohnt,  und  Karstorf,  wo  acht  Höfe  waren,  hat  1648  gar  keinen 
mehr.')     Auf  Conradi  folgt  1662  Christian  Karsten  (Carstenius),   welcher  1675 

')  7  km  südlich  von  Teterow.  Nach  KUhnel  >Ort  des  Demeta,  Demesac :  M.  Jahrb.  XL  VI, 
Seite  39. 

*)  Nach  Akten  im  Grossh.  Archiv.  Am  21.  November  1768  wird  wegen  »rnuth willigen 
CoDcurses  und  eingestandener  Falsorum«  ein  Steckbrief  gegen  ihn  erlassen.  Im  Mfirz  177 1  wird 
er  anf  die  Festung  Dömitz  gebracht,  aber  nach  anderthalbjähriger  Gefangenschaft  am  i.  Oktober 
1773  mit  Landesverweisung  begnadigt.  Sein  einziger  Sohn  Johann  Dietrich  stirbt  als  Student  auf  der 
Imrersität  Leipzig. 

»)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 


80  AM|-.SGERICiriSUEZIKK   TETEUOW. 

Stirbt,     1676  wird  Mag.  Friedr.  Nik.  Ideler  berufen,  der  1702  als  Pastor  und 
Präpositus  nach  Schwaan  übersiedelt.     Ideler  übernimmt  1677   auch   die  Cura 
von  Bristow.     Ihm  folgt  Stephanus  Hane  (Hahn),  von   1702   bis   1742.      Nach 
längerer  Vakanz  während  der  bekannten  Wirren  zwischen  Herzog  Karl  Leopold 
und  der  Kaiserlichen  Reichskommission  wird  endhch  im  Jahre  175 1  Johann  Diet- 
rich von  Neulich 
(Vonneilich)  be- 
rufen (f  1773). 
Nach  dessen  Tode 
übernehmen     die 
Pastoren  zu  Tete- 
row  den   Dienst; 
1 790    aber    geht 
auf    einen     Vor- 
schlag des  oben- 
genannten  Herrn 
von    Müller,    zu 
welchem    die 
landesherrliche 
Zustimmung  er- 
folgt, die  Hohen- 
Demziner  Kirche, 
wie   schon  S.  73 
erwähnt     worden 
ist,  als  vagierende 
Mutterkirche    zur 
Kirche   in   Bülow 
über.      Man     bat 
aber    in  Aussicht 
genommen,  dem- 
nächst in  Demzin 
wieder  ein  eigenes 

Pastorat  zu  er- 
richten. 

Ueber    die 
ehemalige    Zu- 
gehörigkeit   der  Wappen  des  Heinrich  Adnm  von  der  Osten. 
mitten     in    Circi- 

panien   gelegenen   alten   Demziner  Kirche   zur  Kamminer   Diöcese   kann    kein 
Zweifel  bestehen,  wenn  auch  kein  ausdrückliches  Zeugniss  daliir  vorliegt.    Siehe 
oben  S.  65,  Anmkg.  1   (Schorssow). 
Kirche.  Kirche.     Die   Kirche,    1872   umgebaut,   ruht  auf  einem   hohen   Granit- 

fundament und  hat  einen  Chorschluss  aus  dem  Achteck  sowie  einen  ganz  aus 
Granit  aufgeführten  Thurm  mit  einer  achtseitigen  steilen  Helmspitze, 


GUT  UND   KIRCHDORF  HOHEN -DEMZIN.  8l 

Im  Innern  ist  Alles  neu.  Auf  dem  Altar  ein  auf  Goldgrund  gemalter  Innere  Ein- 
Krucifixna  von  Fischer- Polsson  1871.  Auf  der  Nordseite  der  Kirche,  draussen,  richtung 
ein  Denkstein  der  gräflichen  Familien  VON  SCHLITZ  und  BASSEWITZ-SCHLITZ  <ler  Kirche, 
(nach  1861),  und  ein  anderer  kleinerer  Stein  mit  der  Angabe:  HIER  RUHEN 
DIE  VON  DER  OSTEN,  WELCHE  SEIT  1427  BIS  ZUM  JAHRE  1788  AUF  KAR- 
STORF GESESSEN.  Unter  dem  Chor  die  von  aussen  mit  einer  eisernen  Platte 
geschlossene  BASSEWITZ-SCHLITZ'sche  Gruft  (1871).  Im  Innern  der  Kirche, 
und  zwar  an  der  Nordwand,  ein  aus  Holz  geschnitztes  und  bemaltes  grosses 
Wappen  mit  kriegerischen  Emblemen  und  einer  Unterschrift,  welche  besagt, 
dass  der  kurfürstlich -brandenburgische  Generalquartiermeister  HEINRICH  ADAM 
VON  DER  OSTEN,  grundgesessen  auf  Schildberg,  Karstorf  und  Wildberg,  am 
28.  September  1626  zu  Schildberg  geboren  und  2.  August  1682  zu  Karstorf 
gestorben  sei.  Ausserdem  im  herrschaftlichen  Stuhl  ein  geschnitztes  und  be- 
maltes neues  BASSEWITZ-MALTZAN'sches  Allianzwappen.  An  der  Wange 
desselben  Stuhls  treffliche  neugothische  Schnitzerei  mit  dem  BASSEWITZ- 
BÜLOW'schen  Allianz wappen. 

Im   Thurm    zwei    Glocken.     An    der    grösseren    Glocke    die    Inschrift:     Glocken. 
LOBET  DEN  HEREN  LOBET  IN   MIT  HELLEN  CYMBELN,  LOBET  IN   MIT  WOL- 
KLINGENDEN   CYMBELN  •  CL   PSALM  CHRISTOPHORUS   CONRADUS   PASTOR 
ANNO  DNi  1620.    Auf  der  Vorderseite  ein  reichverziertes  Kreuz.     Giesser  nicht 
genannt.  —  Die  zweite  Glocke  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  sechs-  Kleinkunst- 
passigem  Fuss.  Am  Knauf  der  Name  IHESVS.  Kein  Signaculum.  Auf  der  werke. 
Unterseite  des  Fusses  die  Aufschrift:  GOTT  ZU  EHREN  VNDT  DEM  HOCH- 
HEILIGESTEN SACRAMENT  ZV  ZIRDE  VEREHRET  DISEN  KELCH  IN  DIE  HO- 
HEN  DEMZVNSCHEN  KIRCHEN  H  •  GEORG  WILHELM  VON  DER  OSTEN  •  AO 
1653.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3.  4. 
Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  mit  aufgelegtem  plastischen  Kruci- 
fixus  als  Signaculum  und  dem  eingravierten  Osten'schen  Wappen  sowie  den 
Initialen  J»D.V»0»  sammt  der  Jahreszahl  1736.  Güstrower  Arbeit  von  Lenhard 
Mestiin.  Patene  ohne  Inschrift  und  Zeichen.  —  5.  Kleiner  silberner  Kranken- 
kelch, gestiftet  1859  von  A.  und  S.  WURZBACH.^)  Als  Werkzeichen  ein  ein- 
gestempeltes S.  —  6.  7.  Neugothische  Deckelkanne  und  neugothische  Oblaten- 
schachtel, mit  den  Initialen  des  Stifters  A  •  B  •  S  •  unter  einer  Grafenkrone 
(von  Bassewitz- Schlitz).  —  8.  Messingene  Taufschale  von  1856.  —  9.  Zinnerner 
Klingbeutel  mit  Sammetbeutel  und  aufgesticktem  Osten'schen  Doppelwappen 
von  1745   (J»D»V»D»0»  und  D»C»V»D»0»). 

')  Kflster  and  Lehrer  zu  Hohen -Demzin. 


82 


AMTSGERICHTSBEZIRK   TETEROW. 


Geschichte 

von  Burg 

Schlitz. 


Burg  Schlitz. 

rei  Kilometer  weiter  südlich  von  Hohen -Demzin  treffen  wir  das  von  jeher 
als  Pertinenz  dazu  gehörige  alte  von  der  Osten'sche,  jetzt  Gräflich 
Bassewitz'sche  Gut  Karstorf,  auf  dessen  Feldmark  der  schon  bei  Hohen -Demzin 
erwähnte  Hans  Labes,  seit  1786  Freiherr  und,  nach  Adoption  durch  den 
Grafen  Johann  Eustachius  von  Schlitz  gen.  von  Görtz,  seit  1793  mit  dem 
Prädikat  »Freiherr  von  Labes,  gen.  Graf  von  Schlitz«  in  den  Grafenstand  er- 
hoben, zur  Erinnerung  an  die  ihm  gewordenen  neuen  Namen  und  Titel  die 
beiden  Ortschaften  Burg  Schlitz  und  Görzhausen  gegründet  hat.*)  Wenn  wir 
hier  nun  Burg  Schlitz,  das  als  breiter  Schlossbau  weiss  aus  dem  Grün  hervor- 
leuchtet, besonders  erwähnen,  so  geschieht  es  weniger  wegen  irgend  welcher 
Besonderheiten  der  Architektur,  die  im  Ganzen  bei  bequemer  Weiträumigkeit 
schlicht  und  einfach  gehalten  ist,  als  wegen  der  besonderen  Art  der  Verbin- 
dung von  Kunst  und  Natur  in  jenem  klassicierenden  Geschmack  vom  Ende 
des  XVIII.  und  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts,  dem  z.  B.  das  ältere  Ludwigs- 
lust, sowie  das  ältere  Doberan  sammt  den  älteren  Theilen  von  Heiligendamm 
ihre  Entstehung  danken.  Dieser  Art  von  Schöpfungen,  die  eine  hinter  uns 
liegende  höchst  bemerkenswerthe  Periode  des  klassicierenden  Geschmacks  re- 
präsentieren, eine  Periode,  die  das  grosse  Publikum  ihres  zeitlichen  Zusammen- 
treffens wegen  gerne  mit  dem  französischen  Namen  »Empire«  bezeichnet,  obwohl 
dieser  Name  ihren  wirklichen  Zeit- Umfang  keineswegs  deckt  und  das  ganze 
Empire  vom  Standpunkte  seiner  Kunst  sogar  nur  als  eins  ihrer  Produkte  an 
einer  bestimmten  Stelle  anzusehen  ist,  schliesst  sich  Burg  Schlitz  als  eine  der 
hervorragendsten  Lei.stungen  der  Garten-  und  Landschaftskunst  jener  längst  ver- 
gangenen herrlichen  Tage  an,  die  in  Literatur  und  Kunst  soviel  Glanz  über 
Deutschland  ergossen  haben.  Wir  können  hier  in  keine  genauere  Einzel- 
beschreibung eintreten,  aber  es  ist  nicht  zuviel  gesagt,  wenn  wir  das  Land- 
schaftsbild, welches  sich  von  der  Rampe  des  Schlosses  oder  von  den  Platt- 
formen der  Dächer  oder  oben  vom  Thurm  vor  dem  Beschauer  ausbreitet,  als 
ein  Paradies  bezeichnen,  gross,  weit  und  vollendet  schön  in  den  Formen  seiner 
Hügel   und  Thäler,   Wälder    und   Felder,   Baumgruppen   und   Garten- Anlagen, 


^)  Hohen -Schlitz  bei  Thürkow  und  Görzhausen  erscheinen  1802  zum  ersten  Mal  im  Staats- 
kalender, Hohen -Schlitz  mit  Thürkow  im  ritterschaftlichen  Amt  Güstrow  verbunden,  Görzhausen 
zusammen  mit  Karstorf  und  Hohen -Demzin  im  ritterschaftlichen  Amt  Stavenhagen.  Burg- Schlitz 
dagegen  erhält  als  neue  Anlage,  die  1806  begonnen  und  1816  zum  ersten  Mal  bezogen  wird,  erst 
am  17.  Januar  1817  die  landesherrliche  Genehmigung  zur  Führung  eines  eigenen  Namens.  Zugleich 
wird  es  zum  Hauptgut  erhoben  und  das  bisherige  Hauptgut  Karstorf  zu  einer  Pertinenz  von  jenem 
gemacht. 


BURG  SCHLITZ.  83 

aus  denen  überall  hübsche  Dörfer  mit  Kirchthürmen  hervorlugen ,  und  in  deren 
Mitte  wie  eine  grosse  blaue  Perle  der  Malchiner  See  sich  ausdehnt.    Von  diesem 
eigenartigen  kultur-  und  kunstgeschichtlichen  Gesichtspunkte  aus  wollen  auch  die 
sechsunddreissig  Denkmäler  beurtheilt  sein,  die,  grösstentheils  sauber  aus  errati- 
schen Granitblöcken  der  Feldmark  hergestellt  und  theilweise  mit  eingemeisselten 
Versen,  Sprüchen,  Dedikationen  u.  dgl.  m.  versehen,  den  weiten  Park  und  Wald 
füllen  und  überall,  an  Wegen  und  Stegen  und  auf  freien  Plätzen,  den  Wanderer 
an  die  alte  klassische  Zeit  mit  ihrer  feinen  Empfindsamkeit  erinnern.     Mögen 
einzelne,  z.  B.  Pyramiden  mit  genauer  Angabe  der  Entfernung  von  Regensburg 
und  andern  Plätzen,   nach   denen   heute   im   neuen  Reich   nicht   mehr  gefragt 
wird,  für  die  aber  der  alte  Geh.  Legationsrath  und  Graf  irgend   ein  Interesse 
hatte,   für  den  Betrachter  etwas  Auffalliges   haben   und   mehr   wie  Spielereien 
denn  wie  ernst  gemeinte  Dinge  erscheinen-:  was  thut  das  dem  Platze,    wo  sie 
stehen?      Ist    doch    die   Hauptsache    die,    dass   so   ein  Denkstein,   sei   es   auf 
grünem  Rasen,  sei  es  vor  einem  geschmackvoll  gruppierten  Hintergrunde  von 
Gebüsch  und  Bäumen,  wirkungsvoll  sich  abhebt.      Das   ist   aber  bei  allen  der 
Fall.      Eis    wäre    daher    schade,    wenn    auch    nur    ein    einziges    dieser    alten 
schlichten,  glücklicherweise  aber  äusserst  dauerhaften  Monumente  verschwände.^) 
Die  Bauzeit  des  Schlosses  währte  von  1806  bis  1823. 


■  \^  ■^^  -s^  \^  f 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Stavenhagen, 


')  Wir  bemerken  dies  absichtlich,  weil  in  der  Vaterlandskunde  von  Raabe-Quade  I, 
S.  Ii03f  eine  Bemerkung  darüber  zu  lesen  ist,  welche  zeigt,  dass  die  alte  Kunst  der  Landschafts- 
gärtnerei  in  Burg  Schlitz  nicht,  wie  es  bitte  sein  müssen,  vom  Standpunkte  ilirer  Zeit  aus  ver- 
standen und  beurtheilt  worden  ist.  —  Vgl.  Lisch  und  Wedemeyer,  Album  mecklenb.  Schlösser  und 
Landgüter,  Heft  3  und  4,  S.  29 — 32.  —  Lisch,  Mecklenburg  in  Bildern  II,  S.  54 — 56. 


1  Hfitrte  des  XIX.  Johrhundetts. 


Amtsgericlitslieziik  MalcMn. 


Die  Stadt  Malchin.) 

Hlescbichte  der  Stadt.  Als  im  Anfange  des  XIII.  Jahrhunderts  das 
westlich  von  der  Stadt  Seehausen  in  der  Altmark  gelegene  Cister- 
cienser  -  Nonnenkloster  Arendsee  seine  Besitzungen  bis  in  das 
mecklenburgische  Circipanien  ausdehnt,  da  giebt  es  zwischen  Malchin  und 
Wargentin,  einem  erst  im  Jahre  1788  völlig  eingegangenen  Kirchdorf,  dessen 
unmittelbar  am  Malchiner  See  gelegene  Feldmark  jetzt  mit  der  von  Basedow 
verbunden  ist,  einen  Eichwald,  in  welchem  Fuclisgruben  {uosgrouen)  vorhanden 
sind,  die  als  Grenzpunkte  genannt  werden.  Das  ist  das  erste  Mal,  dass  der 
Name  Malchin  urkundlich  vorkommt:  es  geschieht  in  jeuer  Schenkungsurkunde 
des  Herzogs  Kasimar  von  Pommern,  in  welcher  er,  der  damals  Herr  von 
Circipanien  ist,  das  Dorf  Wargentin  mit  dem  halben  Wargentiner  See  am 
26.  Juni  1215  zu  Dcnimin  dem  genannten  Kloster  überweist.*)  Es  wird  nicht 
angedeutet,  aber  man  empfängt  den  Hindruck,  dass  Malchin  um  diese  Zeit 
noch  ein  Dorf  ist.  Auch  steht  es  fest,  dass  der  grosse  schöne  See  seinen 
heutigen  Namen  noch  nicht  fuhrt,  sondern  ganz  und  gar  zu  Wargentin  gehört 
und   den   Namen  sWargentiner  See*    auch    dann   noch   lange   behält,    als   die 


')  Im  XIH.  Jahrhundert  Malekin,  Malchyn,  Malechm  geschrieben:  .Ort  des  Malek.  (all- 
^vi»ch  mala  =  klein):  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  89,  Deutsch  also  unEefähr  dasselbe  wie 
>  Kleinhagen  •  ■ 

*)  M.  U.-B.  »19.  371.  3715.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XV,  S.  1— II  (Clesch.  der  Besitiangen  des 
Klosters  Arendsee  in  Mecklenburg,  im  liesondern  der  Dörfer  Waqjenlin  und  Kögelin). 


GESCHICHTE   DER  STADT   MALCHIN.  85 

Besitzverhältnisse  völlig  andere  geworden  sind.  Aber  eine  grössere,  städtische 
Einrichtungen  zustrebende  Gemeinde  wird  Malchin  auch  damals  schon  gewesen 
sein,  denn  sonst  würde  es  uns  im  Jahre  1236  kaum  als  eine  fertige  Stadt  mit 
Kirche,  Pfarrer  und  Bürgern  entgegengetreten  sein,  als  eine  Stadt,  welcher 
Fürst  Nikolaus  von  Werle,  nachdem  Circipanien  in  demselben  Jahr  wieder  an 
Land  Mecklenburg  gekommen,  am  7.  April  dieses  Jahres  das  Schwerinsche 
Stadtrecht  verleiht.^)  Dass  die  Kirche  gleich  den  meisten  unseres  Landes  der 
hl.  Jungfrau  Maria  und  dem  hl.  Evangelisten  Johannes  gewidmet  war,  erfahren 
wir  aus  jener  Urkunde  des  Bischofs  Wilhelm  von  Kammin,  in  welcher  er  am 
14.  Januar  1247  ^^  Filial-Verhältniss  der  Basedower  zur  Malchiner  Kirche 
feststellt.*)  Um  diese  Zeit  giebt  es  auch  bereits  eine  mit  landesherrlichen 
Privilegien  ausgestattete  Mühle  zu  Malchin.')  Uneinigkeiten  zwischen  der  Stadt 
und  dem  Kloster  Dargun,  welchem  das  benachbarte  Dorf  Gielow  gehört,  führen 
unter  Mithülfe  der  Landesherrn  und  des  Kamniiner  Bischofs  Hermann,  der 
öfter  in  der  Stadt  weilt,  allmählich  zu  Ausgleichen:  die  Stadt  erhält  den  Wald 
zwischen  ihrer  und  der  Gielower  Feldmark;  das  Klosterdorf  Gielow  bekommt 
das  nicht  ganz  rechtmässig  auf  seiner  Feldmark  angelegte  und  nach  Malchin 
eingepfarrte  Dorf  Moizle  zurück;  es  erfolgt  eine  bestimmte  Abgrenzung  des 
Hofes  Gielow,  auf  welchem  der  Darguner  Magister  Curiae  die  Verwaltung  führt; 
und  endlich  leistet  das  Kloster  Spanndienste  beim  Malchiner  Brückenbau, 
wofür  es,  mit  einem  seinerseits  zu  leistenden  Zuschlag  von  Geld,  vom  Brücken- 
zoll befreit  wird:  alles  das  in  der  Zeit  von  1253  bis  1283.*)  Dass  das  Ver- 
hältniss  der  Stadt  zu  dem  nahen  Pommernlande  durch  die  einschneidenden 
politischen  Veränderungen  keine  nachhaltige  Trübung  erfahren  hat,  beweist 
eine  von  Herzog  Bogislav  am  20.  Juni  1286  zu  Ukermünde  ertheilte  Zoll- 
vergünstigung fiir  den  Malchiner  Handel  und  Verkehr  in  Anklam  und  anderen 
Städten  seines  Landes:  der  Zoll  soll  dort  nicht  höher  sein  als  in  dem  nahe 
gelegenen  Demmin.*)  Das  gute  Verhältniss  der  Stadt  zum  Fürstenhause  Werle 
aber  erfahrt  eine  weitere  Bestätigung  durch  die  am  26.  Juni  1294  gegebene 
Genehmigung  zur  Erwerbung  sowohl  der  Peene-Mühle  vor  der  Stadt  als  auch 
des  Wargentiner  Sees,  von  dem  natürlich  der  dem  Kloster  Arendsee  gehörende 
Theil  auszunehmen  ist,  wenngleich  dies  nicht  besonders  gesagt  wird.®)     Wenn 

*)  M.  U.-H.  449.  7667.    Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I,  S.  519  (537). 

•)  M.  Ü.-B.  589.    Vgl.  2404. 

»)  M.  U.-B.  595. 

*)  M.  U.-B.  721.  857.  858.  913.  1335.  1435.  1436.  1654.  I^as  Dorf  Moizle  wird  im  XIV. 
Jahrhandert  nicht  mehr  genannt.  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  205.  Zu  beachten  ist  auch  die  Be- 
freiung des  Klosters  Dargun  vom  Ausfuhr -Verbot,  das  für  Malchin  in  Betreff  von  KornfrUchten 
erlassen  worden  war,  im  Jahre  13 10:  M.  U.-B.  3384.  6431.  Uebrigens  hören  wir  1357  wieder  von 
einem  Vergleich  neuer  Zwistigkeiten :  M.  U.-B.  8332.  Die  Legende  von  einem  Burgenbau  bei 
Malchin  im  Jahre  1261  gegen  pommersche  Raubritter,  welche  sich  auf  gar  keine  Urkunde  stützt, 
trotzdem  aber  in  viele  Bücher,  auch  in  Raabe  -  Quade's  Vaterlandskunde,  eingedrungen  ist,  geht 
wahrscheinlich  auf  eine  Nachricht  in  Klüver's  Beschreibung  Mecklenburgs,  II,  S.  280,  zurück. 

»)  M.  U.-B.  1853.   1854. 

•)  M.  U.-B.  2290.  Vgl.  7668.  10672.  Der  Kloster -Antheil  am  See  kommt  später  an  die 
Ton  Hahn  und  heisst  schon  im  XIV.  Jahrhundert  »das  Hahnen -Wasser« :  Lisch,  a.  a.  O.,  S,  13. 


86  AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHIN. 

wir  diesen  Nachrichten  über  die  Entwickelung  der  Stadt  noch  hinzufügen,  dass 
vierzehn  Hufen  im  Dorfe  Tessenow,  welche  der  Kirche  in  Malchin  gehören, 
mit  Genehmigung  des  Kamminer  Bischofs  und  Domkapitels  sowie  auch  des 
Fürsten  Nikolaus  von  Werle  an  das  Kloster  Doberan  verkauft  werden  und 
dieses  auch  in  den  Besitz  der  Malchiner  Mühle  gelangt,  so  ist  damit  alles, 
was  für  das  XIII.  Jahrhundert  urkundlich  feststeht,  angegeben  worden.^) 

Am    4.  September    1301    inkorporiert   Fürst    Nikolaus    von    Werle  die 
Pfarre   zu  Malchin   mit   allen   ihren  Einkünften   einer   der  Domherrenstellen  zu 
Güstrow,   verpflichtet   aber   ihren  jeweiligen  Inhaber  —  damals   ist  es  Martin 
von  Mailin  —  jedem  der  dreizehn  Domherren  wöchentlich  vierzehn  Präbenden- 
brote  zu  liefern,  wie  sie  ein  Scheffel  feinen  und  reinen  Weizenmehls  hergiebt, 
wogegen  die  Domherren  wiederum  den  Beschluss  festsetzen,  auch  den  Fürsten 
und    seine   Gemahlin    in    diese   Präbendenbrot- Gemeinschaft    aufzunehmen   und 
nach  dem  Schloss  in  Güstrow  gleichfalls  im  Fall  der  Anwesenheit  des  Fürsten, 
oder  auch  wenn  die  Fürstin  allein  anwesend  sei,  dieselbe  Zahl  von  Broten  ab- 
zugeben.*)    Der   Stadt   Malchin   aber   giebt   derselbe  Fürst   am    25.  Mai    1302 
einen  Beweis  seines  Wohlwollens  und  Vertrauens  damit,  dass  er  ihr  den  dritten 
Theil    der  Gefälle  des  Gerichts   in  der  Stadt  und  auf  dem  Stadtfelde  verleiht 
und   zugleich   für  eine  Stellvertretung  der  fürstlichen  Vögte   im  Fall  ihrer  Ab- 
wesenheit  durch   den   Rath   der  Stadt   Sorge    trägt  ^)    Ein    paar  Jahre   später 
hören    wir   von    einer   Krebsmühle   bei    Malchin   (Creuetesmolen),    welche   dem 
Ritter  Friedrich  von  KardorfT  gehört.     Er  vermacht  sie  aber  am  6.  Juli   1306 
dem  Kloster   zu  Dargun  mit  der  Bedingung,    dafür  fiir  sich  und  die  Seinigen 
die  letzte  Ruhestätte  im  Kloster  zu  erhalten.*)     1310,  den  6.  Februar,  geht  der 
Antheil,   den   die  Stadt   an  der  Aussen -Mühle   {ante  ciuitatem)   seit   1294  inne 
hat,  an  das  Kloster  Doberan  über,  zugleich  auch  das  Eigenthum  dieser  Mühle, 
die  wir  nach  dem  in  der  Urkunde  gebrauchten  Ausdruck  weder  mit  der  Krebs- 
mühle noch  mit  der  Mühle   in  der  Stadt,   die  das  Kloster  seit   1298  inne  hat, 
verwechseln  dürfen.*) 

In  den  Streitigkeiten  und  Kämpfen  der  Jahre  131 5  und  13 16,  in  denen 
Fürst  Johann  von  Werle  eine  zweifelhafte  Rolle  spielt,  indem  er  Anfangs  auf 
Seiten  des  Königs  Erich  und  seiner  Bundesgenossen  steht,  dann  aber  zur 
Partei  des  Markgrafen  Waldemar  von  Brandenburg  tritt  und  gleich  darauf  im 
Treffen  bei  Luplow  von  seinen  nunmehrigen  Gegnern  gefangen  genommen 
wird,  muss  er,  statt  ein  Lösegeld  zu  bezahlen,  unter  der  Bedingung  des  Ver- 
lustes,   am  23.  März  13 16  Haus,  Stadt  und  Land  Malchin  auf  sechs  Jahre  fiir 


')  M.  U.-B.  2436.  2443.  2446.  2502.  2621. 

*)  M.  U.-B.  275.  2854.  2868.  2887.  2908.  4218.  4598.  5130.  6743.  6744.  8428.  II 453. 
Vgl.  Schröder,  Pap.  M.,  S.  871—73.  879. 

•)  M.  U.-B.  2796. 

*)  M.  U.-B.  3101. 

•)  M.  U.-B.  3373«  Diese  Mühle  vor  der  Stadt  wird  später  eingegangen  sein:  heute  ist 
ausser  der  Krebsmilhle  nur  die  grosse  Mühle  in  der  Stadt  vorhanden.  Vgl.  auch  M.  U.-B. 
9454.  9801. 


GESCHICHTE   DER   STADT   MALCHIN.  Sy 

loooo  Mark  löthigen  Silbers  dem  Könige  und  zugleich  dem  Fürsten  Heinrich 
von  Mecklenburg   zum  Pfände  setzen,   sowie  dem  kurz  vorher   von  ihm  beim 
Dorfe  Mölln  gefangen  genommenen  Grafen  Heinrich  von  Schwerin  unentgeltlich 
die  Freiheit  wiedergeben.^)    Die  Stadt  Malchin  leistet  bald  darauf  dem  Fürsten 
Heinrich  von  Mecklenburg  die  Pfandhuldigung,  aber  sie  nimmt  es  damit  nicht 
ernst  und  treu  genug,  wie  Kirchberg  erzählt,  ohne  darüber  weitere  Andeutungen 
zu  geben.*)     Wie   unterdessen   Fürst  Johann  von  Werle   vom   Domkapitel   zu 
Güstrow    (bei    der    werleschen    Landestheilung    am    2.   December    1316    war 
Malchin  an  die  Parchim  -  Goldberger  Hälfte  gekommen)  am  6.  September  13 18 
die  zur  Einlösung  von   Malchin   erforderliche  Summe   geschenkt  erhält,   diese 
Summe   aber   nur  als  Darlehn   angesehen  wissen   will,   wenn  der  Bischof  von 
Kammin   die  Schenkung  nicht  genehmigt,   erfahren  wir  aus  einer  besonderen 
Urkunde,    die    für    die    Verhältnisse    jener    Zeiten    charakteristisch    ist.^)      Im 
Uebrigen  hält  das  Haus  Werle,   beunruhigt  und  misstrauisch  geworden  durch 
die  Machtentwicklung  des   Fürsten  Heinrich   von  Mecklenburg,    in    der   Folge 
zum  König  von  Dänemark   und    sichert  sich  zugleich  durch  ein  Bündniss  mit 
Pommern.    Man  nimmt  dabei  wahr,  dass  der  Verlust  von  Lübz  mit  der  Türe, 
wie    es    begreiflich    erscheint,    besonders    schwer    empfunden    wird    und    dass 
Malchin    politisch   und   strategisch   als  einer  der  Hauptstützpunkte  der  Herren 
von  Werle   angesehen    wird.*)     Diese   Bedeutung   Malchins   tritt   vierzig  Jahre 
später    ganz    besonders    in    dem    Vertrage    zwischen    Herzog    Albrecht    von 
Mecklenburg   und    Herzog  Barnim   zu  Stettin    am    29.  August  1355    über   die 
Eventual-Succession  hervor,    insofern    die  Beschlussfassung  über  Malchin  vor- 
behalten bleibt.*) 

Den  16.  Juni  1330  hören  wir  von  einer  Verplandung  der  Bede  des 
Landes  Malchin  durch  die  Fürsten  von  Werle  an  die  Gebrüder  Kossebade.®) 
Die  weitere  innere  und  äussere  Entwickelung  der  Stadt  ist  aus  dem  Bruchstück 
einer  Stadtrechnung  von  1331/32  zu  erkennen,  insofern  sich  ergiebt,  dass  in- 
zwischen ein  Heiligengeiststift  gegründet  ist  und  dass  Mauern  und  Thore  vor- 


')  M.  U.-6.  3818.  Vgl.  Dettmar- Chronik  (ed.  Koppmann)  I,  S.  429.  Rudioff.  Pldb.  d.  m. 
Gesch.  II,  S.  217 — 222. 

*)  Reimchronik  von  Ernst  von  Kirchberg,  ed.  Westphalen,  Mon.  ined.  IV,  S.  810.  Rudioff, 
Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  222. 

»Wer  wyfe  iv  ^tvvt  wolle  f^n 

^er  l)übt  iid9  vüv  btn  t>on  Hlalcb^n« 

—  sagt  der  alte  Kirchberg. 

•)  M.  U.-B.  4005.    Vgl.  dazu  3860.  7771.  7772. 

*)  M.  U.-B.  4358.  6393.  9174.  9394.  9560.  Vgl.  Band  IV  der  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm., 
S.  513  und  514.  In  den  LandfriedensbUndnissen  der  späteren  Zeit  steht  Malchin  mit  30  Mann 
eingeschrieben,  also  auf  gleicher  Stufe  wie  Neubrandenburg,  nur  Überboten  von  Parchim,  Wismar 
and  Rostock.  Selbst  Güstrow  bleibt  dahinter  zurück,  die  meisten  übrigen  Städte  aber  stellen  nur 
lehn  Mann:  M.  U.-B.  7524.  7717,  Anmkg.  791 1. 
»)  M.  U.-B.  8125. 

•)  M.  U.-B.  5154.  Später  sind  die  von  Bamekow  im  Pfandbesitz  der  Bede  aus  der  Vogtei 
Makhin:  M.  U.-B.  7378.  1359»  den  18.  Januar,  erhalten  auch  die  von  Moltke  einen  Antheil  daran: 
M.  U.-B.  8561. 


88  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

banden  sind,  unter  ihnen  das  mehrmals  genannte  Wargentiner  Thor.*)  That- 
sächlich  findet  sich  denn  auch  schon  wenige  Jahre  nachher  der  gewiss 
nicht  bloss  bildlich  gemeinte  Ausdruck  »intra  muros  Malchin«  in  einer  Urkunde 
vom  22.  Januar  1338.')  Zugleich  hören  wir  von  einer  erheblichen  Stiftung 
des  Malchiner  Bürgermeisters  Gerlach  Dempzin  und  seiner  Ehefrau  Gertrud, 
womit  diese  einestheils  das  Heiligengeiststift  bedenken,  anderntheils  ein  Armen- 
haus für  nicht  weniger  als  zwölf  hülfsbedürftige  Personen  einrichten.  Auch 
andere  wohlhabende  Familien  in  der  Stadt,  wie  die  von  Reez,  Gube  und 
Sachow  werden  um  diese  Zeit  genannt,  die  sich  um  eine  Vikarei  in  der 
Malchiner  Kirche  verdient  machen.^)  Deshalb  hat  sich  hier  auch  ein  Platz 
für  den  Franziskaner  -  Orden ,  die  fratres  minores,  gefunden,  von  denen 
bereits  eine  Strasse  den  Namen  trägt.^)  Dass  sich  die  Cisterciensermönche 
zu  Dargun  dort  in  anscheinend  noch  umfangreicherer  Weise  ausgebreitet  haben, 
erklärt  sich  aus  den  bereits  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  vor- 
handenen Beziehungen  zwischen  Stadt  und  Kloster,    die  oben  erwähnt  sind.^) 

Noch  vor  dem  Abscheiden  des  Hauses  Werle  aus  der  Geschichte  em- 
pfangt das  bisherige  gute  Verhältniss  zur  Stadt  einen  schweren  Stoss.  Ein 
besonderer  äusserer  Anlass  ist  unbekannt.  Wir  erfahren  aber  aus  einer  Ver- 
söhnungsurkunde vom  II.  Juni  1372,  dass  sich  der  Trotz  des  selbstbewussten 
Bürgerthums  jener  Zeiten  während  der  Minderjährigkeit  des  Fürsten  Johann  d.  ä. 
zu  einer  Gewaltthat  hat  hinreissen  lassen,  nämlich  zur  Niederreissung  des  fürst- 
lichen Hauses  oder  Schlosses  in  der  Stadt,  das  mit  einem  Wall  umgeben  war. 
Fürst  Johann  von  Werle  söhnt  sich  zwar  mit  der  Stadt  wieder  aus,  aber  er 
verkauft  den  Wall  und  die  Stelle  des  abgebrochenen  Hauses  zu  Bürgerrecht 
und  wendet  der  eigenmächtigen  Stadt  den  Rücken.®) 

Es  naht  die  Zeit  des  Aussterbens  der  Goldberger  Linie  des  Hauses 
Werle.  Unsicher  über  ihre  Zukunft  verbinden  sich  die  Städte  Parchim, 
Malchin,  Teterow  und  Laage  am  23.  September  1374  zu  gegenseitigem  Schutz 
ihrer  Privilegien.')  Aber  das  Haus  Werle  behält  die  Oberhand,  und  Malchin 
geht  auf  die  Güstrower  Linie  über.  In  einem  Streit  der  Stadt  mit  den  von 
Maltzan  um  den  an  Schorssow  angrenzenden  Theil  des  Wargentiner  oder 
Malchiner  Sees  behält  jene  Recht,   und   die  Herren  von  Werle  bestätigen  ihr 


*)  M.  U.-B.  5273.  Das  Steinthor  wird  zehn  Jahre  später  genannt  (freilich  nicht  in  einer 
Original -Urkunde,  sondern  —  was  nicht  zu  übersehen  ist  —  in  deren  Abschrift  aus  dem  XVI. 
Jahrhundert):  M.  U.-B.  6198  (.  .  .  agri  jacentis  extra  ciuitatem  infra  valuam  lapideam  et  aliam  valuam 
proprie  Wargantinns  (!)  nuncupatam).  Das  MUhlenthor  wird  1381  zum  ersten  Mal  urkundlich  ge- 
nannt: M.  U.-B.  II  352. 

*)  M.  U.-B.  5847.  Vgl.  7651,  Anmkg.  Die  Stadtmauern  werden  auch  1372  urkundlich  ge- 
nannt: M.  U.-B.  10334. 

«)  M.  U.-B.  6198. 

*)  M.  U.-B.  5847. 

^)  M.  U.-B.  6431  (habitacionem,  curiam,  domum  lapideam,  et  horreum  aliaque  edificia  .  .  .  . 
in  ciuitate  nostra  Malchin  .  .  .  habent  abbas  et  conuentus).     Vgl.  M.  U.-B.  7651.  8332. 

•)  M.  U.-B.  10334. 

^  M.  U.-B.  10635. 


GESCHICHTE   DER   STADT   MALCHIN.  89 

am  29.  December   1374  aufs  Neue  den  Besitz  des  Sees  und  der  Peene-Mühle 
vor  der  Stadt.*)     Indessen  das  Verhältniss  zwischen  der  Landesherrschaft  und 
dieser   ist   vorläufig   noch    ein   bedingtes.     Das  sieht  man  sowohl  an  der  Ein- 
schränkung  der    Huldigung   im   Jahre    1374   durch    den    vom   Malchiner  Rath 
gemachten  Hinweis   auf  die  Rechte   der   mecklenburger  Herren,    obwohl  doch 
diese  damals  noch  nicht  daran  denken  konnten,  die  werleschen  Lande  in  Besitz 
zu  nehmen,  als  auch  an  der  über  die  bedingte  Huldigung  unter  grosser  Zeugen- 
Betheiligung  aufgenommenen  Urkunde  vom  4.  Januar  1375.*)     Die  hierin  kund 
gegebene  Vorsicht   entspringt   nämlich    dem    für   eine  Zeitdauer   von  vierzehn 
Jahren    geschlossenen    und   daher  noch  nicht  abgelaufenen  Rostocker  Vertrage 
vom  31.  Oktober  1366   zwischen   denen   von  Werle  einerseits   und  denen  von 
Mecklenburg  andererseits,  wenngleich  darin  auch  der  vor  der  Zeit  eingetretene 
Todesfall  Johanns  d.  ä.,  des  letzten  Herrn  von  Werle -Goldberg,   der  sich,  wie 
festgesetzt  war,  im  Jahre  1378  mit  der  mecklenburgischen  Herzogin  Euphemia 
vennählen   sollte,    nach  allen  Richtungen  hin  auf  das  Gründlichste  vorgesehen 
war.^)    Indessen,  da  sich  dieselbe  Herzogin  bald  darauf  mit  Fürst  Johann  d.  j. 
von  der  Linie  Werle- Güstrow   vermählt,   so   bleiben    die   seit   dem    genannten 
Vertrage  bestehenden  Freundschafts-  und  Verwandtschaftsverhältnisse  zwischen 
beiden  Theilen   dieselben,   und   die  angewendete  Vorsicht   der   Stadt    Malchin 
gelangt  zu   keiner  praktischen  Bedeutung.     Auch  hindert  das  in  keiner  Weise 
die  weitere  politische  Entwickelung  durch  Verträge  verschiedener  Art  zwischen 
dem   Landesfürsten   und   seinen  Vasallen   auf  einer   Seite   und   der   Stadt  auf 
anderer  Seite.*)     Man  war  eben  in  jenen  Zeiten  nicht  allzu  empfindsam;    im 
Gegentheil  genossen  gewaltthätiges  und  rücksichtsloses  Vorgehen  weithin  eine 
gewisse  Duldung   und  selbst  Entschuldigung,    wie   z.  B.  die  Ueberlistung  und 
Gefangennehmung   des   Ritters   Johann  von  Stralendorff  durch   den    Malchiner 
Bürger  Adrian  Breide  im  Sommer   1383   und  der  von  einer  grösseren  Anzahl 
Malchiner   Bürger    bei    Gelegenheit    eines    Wortstreites    an    dem    Schorssower 
Maltzan   im  Frühjahr    1385    zu  Faulenrost   in   Gegenwart   des  Fürsten  Johann 
von  Werle  begangene  Todschlag  beweisen.*)     War  der  Fall  unangenehmerer 
Art,   wie  z.  B.   der   letztgenannte,    dann  half  man  sich  und  seinem  Gewissen 
durch  den  Bau   einer   Sühnekapelle   und    durch  Memorienstiftungen,    nahm    es 
aber  auch  damit  nicht  allemal  ernst,  wie  aus  einer  Urkunde  vom  25.  März  1403 
in  dieser  Schorssower  Sache  zu  ersehen  ist.®)     Der  Erschlagene  war  seit  dem 

*)  M.  U.-B.  10339.  10643.  10672. 

*)  M.  U.-B.  10678. 

*)  M.  U.-B.  9560.     Rudioff,  Ildb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  470.  493.  511. 

^)  M.  U.-B.  II 113.  11155.  II37S-  II444-  ii45X-  11664. 

*)  M.  U.-B.  II  524.  II 665.  Aehnliche  Vergewaltigungen  wie  dem  Johann  Stralendorff  ge- 
schahen 1394  dem  Heyne  Plessen,  1400  dem  Koneke  Eggherdes,  1410  dem  Henneke  von  dem 
I^aland,  Gherwen  und  Reiner  Steffen,  1534  dem  Jürgen  Hogendorp  und  1536  dem  Matthias  Kerk- 
dorp,  wie  urkundlich  nachzuweisen  ist.  Verzeichnisse  der  Ritterschaft  im  Lande  Malchin  giebt  es 
▼on  1425  und  1491 :  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  176.  Abgedruckt  in  Gesch.  des  Geschlechts 
Maltzan  II,  S.  S55,  und  IV,  S.  211. 

")  Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  Maltzan  III,  S.  36  (Urk.  468).  Vgl.  dazu  II,  S.  356  (Urk.  338); 
S.365  (Urk.  341);    S.  371  (Urk.  344);    S.  374  (Urk.  345).     M.  Jahrb.  XV,  S.  61. 


90  AMTSGERICHTSUEZIRK   MALCHIN. 

I.  November  1375  Pfandherr  des  Landes  Malchin  gewesen,  da  ihm  und  seinen 
Erben  an  diesem  Tage  von  den  beiden  Fürsten  Lorenz  und  Johann  von  Werle 
das  Hundekorn,  sowie  das  höchste  und  niederste  Gericht  sanimt  allen  Unter- 
thanenpflichten  im  ganzen  Lande  Malchin  (lir  die  Summe  von  1800  Mark 
lübischer  Pfennige  überlassen  worden  waren. ^)  An  seine  Stelle  tritt  nun  der 
Bruder  Heinrich  von  Maltzan  als  Pfandherr  der  Vogtei  (vaghed  der  voghedye 
to  Malchin).*) 

Das  bedeutsamste  Ereigniss   (lir  die  Stadt  gegen  Ende  des  XIV.  Jahr- 
hunderts ist  —  wenn  wir  von   dem   im  Jahre  1382   geschehenen  Ankaufe  des 
Schnakenburg'schen   kleinen  Gutes  Pisede   zur   städtischen   Kämmerei   absehen 
—  der   grosse  Brand   der  Kirche  im  Jahre  1397.     Dabei   verliert  diese   ihren 
gesammten  Inhalt  an  Schmuck,  Gewändern,  Büchern,  Kelchen,  Leuchtern  und 
allem  Andern,  was  zu  ihrem  Bestände  nöthig  ist.    Wir  erfahren  das  aus  einem 
Ablassbrief  des  Kamminer  Weihbischofs  Johann,  Bischof  von  Garda  in  partibus, 
der  am    6.  Juni    des  Jahres   in    der  Stadt   anwesend    ist   und    in  diesem  Briefe 
nicht  bloss  einen  weitreichenden  Ablass  gewährt,  sondern  die  Aussendung  von 
Boten  zur  Einsammlung  milder  Gaben  gestattet.')     Da  entsteht  nun  der  statt- 
liche hochgothische  Bau  der  heutigen  Kirche  an  Stelle  der  älteren  und  niedrigeren 
spätromanischen  Kirche   aus   der   ersten    Hälfte   des   XIII.  Jahrhunderts  (s.  u.). 
Der  Uebergang   der   Stadt   an   das    Haus  Mecklenburg   nach   dem  Aussterben 
des    Mannesstammes    der    letzten    Linie    des    Hauses    Werle    im    Jahre    1436 
und   die   den  Herzögen   von  Mecklenburg   noch    im  selben  Jahre  dargebrachte 
Huldigung;    die  Eventualhuldigung  an  das  Haus  Brandenburg,    das  bei   dieser 
Gelegenheit  am   12.  April   1442  zu  Wittstock   das  Zugeständniss  der  Eventual- 
Succession  von  Mecklenburg  erreicht  hatte,  und  die  noch  im  selben  Jahre  am 
Abend  vor  Himmelfahrt   erfolgte  Privilegienbestätigung   durch   die  Markgrafen 
Friedrich  d.  ä.  und  Friedrich  d.  j.;^)  der  Ankauf  der  Binnenmühle  vom  Kloster 
Doberan    durch    den    Rath    im   Jahre    1451;    das    von    den    beiden    Herzögen 
Heinrich  d.  ä.  und  Heinrich  d.  j.  von  Mecklenburg  erlassene  Verbot  im  Jahre 
1460,  weiterhin  noch  liegende  Gründe  in  Malchin  an  Geistliche  zu  vermachen 
und    bei    Lebzeiten    zu    überlas.sen    —   bei    Verlust    des    der    Landesherrschaft 
anheimfallenden  Vermögens    und   vom  Veräusserer   überlassenen   Gutes,   sowie 
bei  Strafe  der  Vertreibung  der  dawider  handelnden  Geistlichen  aus  der  Stadt, 
es  sei  denn,  dass  es  mit  Rath  und  Willen  der  Bürgermeister  und  Rathmannen 
geschehen  und  dass  in  diesem  Falle  den  Erben  der  Stifter  die  Wiedereinlösung 
des  gestifteten  Gutes  mit  baarem  Gelde  verblieben;   die  Privilegienertheilungen 


»)  M.  U.-B.  II 665. 

*)  Lisch,  a.  a.  O.  II,   S.  378  (Urk.  347). 

•)  M.  U.-B.  II 405.  M.  Jahrb.  XXXI,  S.  93 — 95.  Dabei  wird  versehenUich  als  besonderer 
Schützpatron  der  hl.  Johannes  Baptista  an  die  Stelle  des  in  der  Kamminer  Konfirmationsurkunde 
vom   14.  Januar  1247  richtig  genannten  hl.  Johannes  Evangelista  gesetzt. 

*)  Rudioff,  Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  41.  178.  742—746.  749—754.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.- 
Denkm.  IV,  S.  582.  —  Unter  den  Malchiner  Urkunden  und  Akten  finden  sich  in  der  Zeit  von 
1286  bis  1697  über  zwanzig  fürstliche  Privilegien -Bestätigungen. 


GESCHICHTE   DER   STADT   MALCHIN.  9I 

vom  Rath  an  die  Schöngewandschneider  1463,  an  die  Kaufleute- Gilde  ebenfalls 
1463,  und  an  das  Haak-  oder  Haken-Amt  15 10,  die  am  6.  März  1489  ge- 
schehene Einverleibung  der  Teterower  Pfarre  in  die  Malchiner  Pfarre  und 
damit  zugleich  in  das  Güstrower  Domstift  zwecks  Aufrechterhaltung  der 
Mallin'schen  Präbendenbrot- Stiftung  (s.  o.):  das  sind  die  Hauptmomente  in 
der  Entwickelung  städtischer  Verhältnisse  des  XV.  Jahrhunderts  und  schon 
darüber  hinaus.^) 

lieber  die  Kirchen -Reformation  in  Malchin,  für  die  der  eben  erwähnte 
Erlass  der  beiden  mecklenburgischen  Herzöge  vom  Jahre  1460  fast  wie  ein 
früher  Vorbote  erscheint,  hat  Lisch  einen  lesenswerthen  längeren  Aufsatz  im 
M.  Jahrb.  XVI,  S.  98 — 125,  niedergelegt,  auf  den  wir  hier  verweisen.*)  In 
Malchin  giebt  es  einen  harten  Widerstand,  spät  erst  unterliegt  das  Alte  dem 
Neuen.  Im  Jahre  1561,  nach  Antritt  des  Darguner  Erbes  durch  den  Herzog 
Ulrich,  schenkt  dieser  das  in  Malchin  gelegene  Haus  des  Klosters  mit  Hof 
und  allen  dazu  gehörenden  liegenden  Gründen,  aber  mit  Ausnahme  aller 
Hebungen  an  Zehnten  und  aus  Holzungen  und  Wiesen  sowie  alles  dessen, 
was  sonst  um  des  Klosters  willen  jährlich  dahin  gebracht  worden  sei,  seinem 
bewährten  Rath  Kruse  auf  Varchentin  und  dessen  Erben.  Zugleich  erhält 
der  Amtmann  in  Dargun  den  Befehl,  den  Ebengenannten  sofort  in  seinen 
Besitz  einzuweisen.') 

Mit   dem  Beginn   des  Reformationszeitalters   tritt   das  Interesse  an  den 
Stadtgeschichten  vor  dem  der  Landesgeschichte  zurück.     So  ist  es  denn  auch 
ebensosehr    und     mehr    noch    ein    landesgeschichtlicher    Akt    als    ein    stadt- 
geschichtlicher, wenn  bei  der  » Totaldi vision«  der  Herzogthümer  Schwerin  und 
Güstrow    im  Jahre   1621   neben  der  schon  seit  1572  für  die  Landtagsversamm- 
lungen dienenden  Stadt  Sternberg  im  Herzogthum  Schwerin  die  Stadt  Malchin 
im  Herzogthum  Güstrow   fiir  die  umschichtig  in  dem  einen  und  dem  anderen 
Landestheil  abzuhaltenden  gemeinsamen  Landtage  der  Ritter-  und  Landschaft 
eingesetzt   wird.*)     Die   noch   übrig   bleibende   Geschichte   des   XVII.,   XVIII. 
und   des  Anfanges   des  XIX.  Jahrhunderts   ist   im  Wesentlichen   eine  Leidens- 
geschichte,   besonders    die    des    dreissigjährigen   Krieges,    durch    welchen    die 
Blüthe  des  Bürger-  und  Bauernstandes  vernichtet  wird.*)    Wir  verweisen  in  dieser 
Beziehung  auf  die  aus  den  Stadtbüchern  wie  »Kraut  und   Rüben«   zusammen- 
gestellten chronistischen  Aufzeichnungen  in  dem  Büchlein  von  Herm.  Christian 
Heinrich  Gotthardt:    »Sagen  der  Vorzeit  Malchins   und  Denkwürdigkeiten  der 
Stadt  während  der  letzten  drei  Jahrhunderte,  zusammengetragen  aus  mündlichen 


*)  Vgl.  Urkunden  und  Akten  im  Grossh.  Archiv.  Dazu  oben  S.  5  (bei  Teterow).  Lisch, 
M.  Jahrb.  XII,  S.  16.  17.     XXXI,  S.  85. 

•)  Vgl.  M.  Jahrb.  VIII,  S.  44. 

*)  Nach  bisher  nicht  gedruckten  Urkunden  der  Stadt  Malchin.  Abschriften  im  Grossherzogl. 
.\rchiv.    Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.  -  Denkm.  I,  S.  527  (546). 

*)  Assecurations- Revers  Art.  XIV.  XXIII.     Rudioff,  Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  209. 

')  Es  sollen  einst  300  (I)  Tuchmacher  in  Malchin  ihr  Brot  gefunden  haben :  Gotthardt,  a.  a.  O., 
Seite  34. 


92  AMTSGERICHTSIJEZIRK   MALCHIN. 

Uebcrlieferungen,  städtischen  Urkunden  und  eigenen  Beobachtungen.«  Malchin, 
1862,  gedruckt  bei  J.  W.  Piper.*) 

Besondere  Erwähnung  verdienen  das  persönHche  Eingreifen  und  der 
Besuch  des  Herzogs  Gustav  Adolph  in  Malchin  nach  der  grossen  Feuersbrunst 
am  3.  Juni  1663;*)  die  tausend  Drangsale  während  des  nordischen  Krieges, 
wobei  die  Stadt  die  Fischereigerechtigkeit  auf  dem  grossen  See  verliert,  indem 
sie  diese  stückweise  an  die  umliegenden  Güter  verkauft;')  das  Bombardement 
der  von  den  Schweden  besetzten  Stadt  in  der  Nacht  vor  Neujahr  1762  durch 
die  Preussen,*)  die  Einquartierung  von  Russen  im  Jahre  1805  und  von  Franzosen 
unter  Murat  im  Jahre  1806,  wobei  die  Kirche  als  Heu-  und  Stroh-Magazin 
benutzt  wird,*^)  und  endlich  die  Bildung  des  »Reform Vereins«  im  März  1848 
und  des  »Constitutionellen  Vereins«  im  September  desselben  Jahres,®)  wobei  man 
an   die  ergötzlichen   Schilderungen  in  Fritz  Reuters  »Stromtid«    erinnert  wird. 

In  diesen  letzten  Dingen  macht  sich  das  erste  politische  Wiederaufleben 
bemerkbar,  ein  Wiederaufleben,  das  seitdem  besonders  im  Handel  und  Verkehr 
zugenommen  hat.  Indessen  finden  sich  selbst  in  den  erwähnten  Leidenszeiten 
allerlei  Thatsachen,  welche  beweisen,  dass  die  Kraft  zum  Schaffen  niemals 
ganz  erlahmte.  Wir  rechnen  dahin  z.  B.  die  Gründung  einer  Synagoge  im 
Jahre  1764  und  deren  Neubau  1837,  den  Bau  eines  Schulhauses  1782  und 
dessen  Neubau  1846/47,  sowie  endlich  den  Neubau  des  Rathhauses  im  Jahre 
1842,  wobei  man  im  Thurmknopf  des  alten  Hauses  eine  lange  Mittheilung 
aus  dem  Jahre  1745  fand,  in  welchem  eine  durchgreifende  Restauration  des 
Hauses  stattgefunden  hatte.'') 

Von  vor-  und  nachreformatorischen  Geistlichen  ist  eine  grosse  Zahl 
Namen  überliefert,  für  die  wir  theils  auf  die  Verzeichnisse  in  den  Personen- 
und  Standesregistern  des  mecklenburgischen  Urkundenbuches,  theils  auf  die 
kleine  Schrift  des  Pastors  Christian  Alard  (1712 — 1723)  über  das  Jubelfest  der 
Reformation  im  Jahre  17 17,®)  auf  Schröder's  papistisches  Mecklenburg  und  die 
Geschichte  der  Malchiner  Kirchenreformation  im  M.  Jahrb.  XVI,  S.  98  bis  125, 
verweisen,  dazu  auch  auf  einen  nur  im  Manuskript  vorhandenen  Cleemann'schen 


^)  Für  das  Ende  des  XVI.  und  den  Anfang  des  XVI  I.Jahrhunderts  sind  die  Sadenwather'schen 
Aufzeichnungen  benutzt,  für  die  letzten  elf  Jahre  des  dreissigjährigen  Krieges  und  die  nachfolgenden 
Zeiten  die  des  Bürgermeisters  Barthold  Zahrndt,  des  Bürgermeisters  Lorenz  Goldschmidt  u.  a.  m. 
(Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  23.  40.  50.  120).  —  Zu  den  Nachrichten  aus  dem  dreissigjährigen  Krieg 
ist  für  dessen  Anfang  auch  Klüver,  Beschr.  M.'s,  II,  S.  280 ff.,  heranzuziehen. 

')  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  44. 

•)  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  46—50. 

*)  Gotthardt,  a.a.O.,  S.  55ff.  Dazu  ist  besonders  ein  von  Pogge-Gevezin  im  Malchiner 
General -Anzeiger  vom  5.  und  10.  März  1899  veröffentlichter  Auszug  aus  dem  Tagebuch  des 
I  Malchiner  Kupferschmiedes  Michael  Friedr.  Behm  zu  vergleichen. 

*)  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  65  ff. 

*)  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  72  ff. 

')  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  14.   19.  20.  36.  37. 

*)  Malchinsches  Denckmahl  nach  abgelegtem  ev.ingelisch -lutherischen  Jubelfest  ....  des 
17 17.  Jahres  ....  von  Christian  Alard,  Güstrow  bei  Joh.  Lcmbken,  S.  27 — 40.  42 — 44  (Aus  Ver- 
zeichnissen von  Kirchlehnen,  Kalands-Summarien,  und  aus  Kirchenbüchern  des  XVII.  Jahrhunderts). 


KIRCHE  ZU  MALCHIN. 


93 


Nachtrag  zu  dessen  Repertorium  universale  (im  Grossherzoglichen  Archiv). 
Das  Alard'sche  Verzeichniss  reicht  bis  zu  seiner  eigenen  Person.  Er  stirbt 
den  II.  November  1723.  Es  folgen  Friedrich  Wilhelm  Krüger  (1725 — 1755) 
und  Augustin  Grapius  (1728 — 1733),  Samuel  Sigismund  (1735 — 1762)  und 
J.  H.  A.  Müller  (1755 — 1787,  f  1792),  Joh.  Andr.  Fabricius  (1763— 1799)  und 
Joh.  Christoph  (nicht  Christian)  Lehmann  (1787 — 181 1,  Kollaborator  des 
gemüthskrank  gewordenen  Pastors  Müller).  Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahr- 
hunderts s.  Walter  a.  a.  O.  Seit  dem  ersten  Adventssonntage  1848  ist  Malchin 
der  Sitz  einer  Superintendentur.*) 


Kirche. 


{anbeschreibung.  Die  Kirche  zu  Malchin  ist  ein  vornehm  wirkender  hoher 
Backsteinbau,  dessen  Chor  mit  drei  Seiten  aus  dem  Achteck  schliesst 
und  dessen  dreischiffiges  Gemeindehaus  einen  von  beiden  Seiten  her  erleuchteten 
Obergaden  hat.  Die  mit  schwarzglasierten  gothischen  Thonfriesen  verzierten 
Gesimse  des  Obergadens  sind  alt,  d.  h.  sie  gehören  dem  nach  dem  Jahre  1397 
begonnenen  Bau  an  (s.  o.),  die  der  Seitenschiffe  dagegen  stammen  aus  dem 
Jahre  1870.  Der  Grundriss  und  die  Abbildungen  ersetzen  nun  zwar  im 
Uebrigen  die  weitere  Beschreibung,  aber  sie  lassen  nicht  erkennen,  was  und 
wieviel  von  der  ausgebrannten  alten  Kirche  in  die  neue  übergegangen  ist. 
Nur  soviel  sieht  man  auch  aus  ihnen,  dass  hier  verschiedene  alte  und  neuere 
Theile  schliesslich  zu  einem  Ganzen  vereinigt  worden  sind,  wie  es  nicht  von 
Anfang  an  erdacht  worden  war.  Von  der  alten  Kirche  steht  noch  heute  die 
südliche  Wand  der  Abseite  mit  ihren  romanischen  Ecklisenen,  von  denen  die 
östliche  durch  den  ersten  Strebepfeiler  des  jüngeren  Baues  beinahe  ganz  ver- 
deckt ist.  Demgemäss  fehlen  auf  dieser  Seite  die  gothischen  Strebepfeiler  und 
jene  Granitsockelbildungen,  die  an  dem  jüngeren  Bau  wahrzunehmen  sind. 
Auch  sind  noch  Spuren  der  ehemaligen  romanischen  Fensterlaibungen  zu 
erkennen,  die  man  ausgehauen  und  durch  breitere  gothische  Fenster  ersetzt 
hat.  Ferner  ist  im  Innern  der  angebauten  Kapelle  auf  dem  Westende  noch 
etwas  von  dem  südlichen  Theil  des  ehemaligen  Westgiebels  der  alten  romani- 
schen Kirche  zu  erkennen.*)  Es  sind  dies  der  Rest  eines  Rundbogen frieses 
unter  einer  zweifachen  Stromschicht  und  ein  Fensterschlitz  mit  schräge  ein- 
gehenden Wandungen.^)  Ueberhaupt  enthält  der  ganze  südwestliche  Theil 
auch  sonst  im  Innern  soviele  Spuren  vom  Bestände  des  alten  Baues,  dass  es 
ein  Leichtes  sein  würde,  diesen,  der  höchst  wahrscheinlich  eine  dreischiffige 
Hallenkirche  von   gleicher  Breite  war  und   ein  Gemeindehaus  von    der   Länge 


*)  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  37. 

*)  Auch  in  der  Doberaner  Abteikirche  und  im  Schweriner  Dom  sind  die  südwestlichen 
Theile  des  Baues  die  Träger  des  alten  Bestandes. 

•)  Oberhalb  des  romanischen  Frieses  erscheint  (als  erste  Koncession  an  die  Frühgothik) 
eine  vertiefte  vierblatterige  Kleeblatt -Verzierung. 


Beschrei- 
bung des 
Baues. 


AMISGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


dreier   Ge- 
wölbejoche 
latte,    ganz 
eder  so  auf- 
bauen wie  er 
inst  aussah. 
Is  wesentlich 
Neues    er- 
:heint   dann 
m  gegenüber 
dem    zwei- 
in  Kirchen- 
au    die    Er- 
öhung   des 
littelschiffes 
zu    einem 
Dbergaden, 
iwie  dessen 
Erweiterung 
ach    Osten 

lewölbejoch 
allen     drei 
teilen  (wobei 
es    dahin- 
stellt bleiben 
nn,  ob  man, 
jvie    Lisch 
Nnt,  Anfangs 
;n  seitliche 
usladungen 
durch  ein 
Querschi  ff 
ichte),   und 
endlich 

auch 
der    An- 
bau   des 
hohen 
Chores 

mit 
seinem 
Poly- 
gonal- 


KIRCHE   ZU  MAI.CII1N.  95 

schluss.^)  Am  auflalligsten  aber  erscheint  der  Thurmbau,  der,  auf  der  Nord- 
seite der  Kirche  liegend,  mit  seiner  Breitseite  nur  die  nördliche  Hälfte  der 
Kirche  deckt,  und  dessen  inneres  Gemäuer  durch  einen  nachträglich  plump 
in  die  Mitte  gesetzten  schweren  Stutzpfeiler  des  Glockenstuhls  einen  sehr  wenig 
erfreuenden  Anblick  bietet.  Wie  ist  diese  eigenth  um  liehe,  dem  Bau  von  1397 
angehörende  Anlage  zu  erklären?  Wollte  man  zwei  Thürme  neben  einander 
haben  und  kam  der  zweite  Thurm  in  Folge  des  dazwischen  tretenden  stattlichen 


Kapellenbaues  im  Westen  nicht  zur  Ausführung?  Oder  war  diese  Kapellen- 
Idee  die  erste  und  trat  in  Folge  davon  der  Thurm  seine  althergebrachten 
Rechte  auf  die  Mitte  an  die  Kapelle  ab,  zu  welcher  dann  noch  eine  Vor- 
halle hinzukam?  Die  Antwort  ist  nicht  leicht.  Was  uns  betrifft,  so  möchten 
wir  dem  letztgenannten  Verhäitniss  den  Vorzug  geben;  zu  völliger  Gewissheit 
hierüber  aber  werden  wir  deshalb  niemals  gelangen,  weil  es  über  den  Thurm- 
bau an  Urkunden  und  älteren  Akten  fehlt,  und  weil  aus  den  Mauern  ganz  allein 
auch  nicht  immer  unfehlbare  Schlüsse  gezogen  werden  können,  wenigstens 
nicht  über  alle  Punkte,   die   dabei  in  Frage   kommen.     Nur   das  möchte  man 

*)  Am    Chor  ist   m   beachten,    dass   sein    schwarz   glasierter  Fries   ein   anderes   golhisches 
MiSer  le^  als  der  des  Schiffes  der  Kirche. 


96 


AMTSGERICHTSBEZIRK    MALCHIN. 


Altar- 
aiiTbau. 


für  ausgemacht  halten,   dass  die  alte  romanische  Kirche  des  XIII.  Jahrhunderts 
keinen  Thurm  hatte.     Wäre  dieser  irgendwie  beabsichtigt  gewesen,  so  würde 
man  die  Westseite  der  Kirche   nicht  mit  jenen  trefflichen   Blenden-  und  Fries- 
Verzierungen  versehen  haben,  von 
denen  noch  heute  ein  ansehnlicher 
Theil   hinter   dem    spätgothischen 
Bau  sichtbar  wird.    Die  Bedachung 
des  jetzigen  Thurmes  stammt  aus 
der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahr- 
hunderts.    Man    ersieht    das    aus 
dem  Visitationsprotokoll  von  1662, 
in    welchem    es    heisst,    dass    die 


im  Jahre  1648  im  Monat  Februar 
heruntergefallene  Spitze  »in  et- 
was wieder  auffgebauet«, 
aber  noch  nicht  wieder  vollends 
fertig  sei.') 

Der  Altaraufbau  ist  ein  Werk 
des  klassi  eieren  den  und  romanti- 
sierenden Geschmacks  vom  Ende 
des  zweiten  Jahrzehnts  im  XIX. 
Jahrhundert;  an  ihm  berühren  sich 
die  Formen  antiker  Säulen  und 
antiken  Gebälks  mit  denen  der 
Phantasie-  oder  »modificiertem 
Gothik     des    XIX.    Jahrhunderts. 


■         I,         II    1.               1 

Tirig^irijr- 

▼"  1^ 

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J^afcl.iH 


Nach  Zeichnungen  * 


Seine  schönen  mattrosafarbenen  Säulen   aber  sind   nicht  aus  Mam 

I)  Vgl.  Lisch,   M.  Jahrb.  XXXI,  S.  82—95. 


Inneres  der  Kirche  iq  Malchin.     Blick  auf  den  Altar. 


Kirche  lu  Malchin  (Blick  vom  Chor  nach  W«lcn). 


KIRCHE  ZU  MALCHIN. 


97 


aus  Stucco-Lustro  hergestellt.  Sie  fassen  ein  Gemälde  ein,  das  die  Kreuzigung 
Christi  darstellt  und  eine  Arbeit  des  angeblich  aus  Malchin  gebürtigen  Malers 
Wilhelm  Krüger  ist,  der  damals  (1824)  und  noch  lange  nachher  in  Dresden 
lebte.  Ausserdem  gereicht  dem  Altar  ein  trefflicher  Krncifixus  von  Silber  auf  Krucifixus. 
einem  Bronzefuss  zum  Schmuck,  welcher  der  Kirche  am  i .  Januar  1 894  über- 
wiesen wurde. 


Früherer 
Altar- 
aufsatz. 


An  der  Westwand  der  Kirche  hängt  der  frühere  Altaranfsatz,  eine 
unrechter  Weise  arg  vernachlässigte  Holzschnitzerei  mit  Polychromie  und  Ver- 
goldung, ein  Werk  vom  Anfange  des  XV.  Jahrhunderts,  ohne  Zweifel  jenes 
Triptychon,  das  den  Hauptaltar  der  neuen  Kirche  nach  dem  grossen  Brande 
von  1397  zierte.  Das  Mittelstück  enthält  die  Krönung  der  Jungfrau  Maria, 
aber  es  ist  dabei  zu  beachten,  dass,  wie  es  in  der  vorreformatorischen  Zeit 
sicher  nicht  war,  beide  Figuren  ihre  Plätze  gewechselt  haben :  sie  wenden  sich 
gfi^enseitig  den  Rücken  zu.  Sehr  zu  würdigen  ist  das  Schnitzwerk  in  der 
Basis  der  Mittelgruppe:  es  sind  alttestamentliche  Halbfiguren  mit  Spruch- 
bändern. Unter  den  Nebenfiguren  zu  jeder  Seite  der  Mittelgruppe  fallen  oben 
die  beiden  Schutzheiligen  der  Kirche,  Johannes  Evangelista  und  der  später 
ihm  zugesellte  Johannes  Baptista,  als  nächste  oben  rechts  und  links  ins  Auge. 
Ks  sind  im  Ganzen  sechsunddreissig  Heiligenfiguren,  unter  ihnen  die  zwölf 
Apostel.  Die  Rückseiten  der  Innenflügel  und  die  beiden  Seiten  der  Aussen- 
flügel  sind  bemalt  mit  neutestamentlichen  Scenen  aus  der  Leidensgeschichte 
und   mit  Darstellungen  aus  dem  Leben  des  Evangelisten  St.  Johannes. 

Eine  eingehende  Beschreibung  aller  Schnitzfiguren  und  Bilder,  an  denen 
auch  die  niederdeutschen  Inschriften  von  vielem  Interesse  sind,  finden  wir 
bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXI,  S.  8g — 92,  worauf  wir  verweisen.  Hier  wollen 
wir  nur  auf  das  Nachdrücklichste  betonen,  dass,  wenn  irgend  ein  mittel- 
alterliches Kunstwerk  eine  bessere  Erhaltung  und  Wiederher- 
stellung verdient,  es  dieses  Triptychon  ist  (ebenso  sehr  wie  das 
alte  Werk  in  der  Kirche  zu  Tempzin). 

Die  Kirche  hatte  es  im  Mittelalter  auf  dreissig  Altäre  gebracht  (neun- 
undzwanzig  Nebenaltäre  neben  dem  Hauptaltar).  Es  hat  sich  davon  ein 
genaues  Verzeichniss  mit  allen  Intraden  aus  dem  Jahre  1549  erhalten,  das 
von  Christian  Alard,  a.  a.  O.,  S.  27 — 30,  und  siebenzig  Jahre  später  auch  in 
Schröder's  Kirchenhistorie  des  evangelischen  Mecklenburg  I,  S.  396 — 398, 
abgedruckt  ist.  Man  begreift  daher  die  Erweiterung  der  Kirche  durch  eine 
grosse  Kapelle  im  Westen,  fiir  die  der  Thurm  ebenso  zum  Eingange  diente 
und  noch  heute  dient,  wie  fiir  die  Hauptkirche.  Ein  eigener  Name  für  diese 
Kapelle  ist  nicht  überliefert,  aber  sie  wird  ohne  Zweifel  jene  Kapelle  sein, 
in  welcher  nach  dem  ebengenannten  Verzeichniss  wenigstens  vier  Altäre  unter- 
gebracht waren.  ^)  Demgemäss  würden  für  die  Kirche  noch  sechsundzwanzig 
Altäre  übrig  bleiben.  Von  ihnen  gehörte  je  einer  auch  den  Dominikanern 
und  den  Franziskanern. 

Kanzel.     Die  jetzige  Kanzel   ist  ein  neugothisches  Werk  unserer  Zeit.      Kanzel. 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXI,  S.  88,  hat  Neigung,  sie  als  »Marien- Kapelle <  zu  bezeichnen. 
VTir  glauben  aber,  dass,  wenn  sie  diesen  Namen  wirklich  geführt  hätte,  er  sich  auch  erhalten 
habeo  würde. 

7 


AMTSGEKICIITSBEZIRK   MALCHIN. 


KIRCHE   ZU   MALCHIN. 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Alte  Künstlerisch    bedeutender    erscheint    die    alte  Kanzel,    ein   Schnitzwerk 

Kanzel.  der    Renaissance  vom   Jahre    1571.     Sie    steht   jetzt    unter    dem    Raths-Chor. 

Ihr  Verfertiger  hiess  Hans  Boeckl«r,  der  nach  einem  aus  Stettin  gekommenen 
Vorbilde  arbeitete.  Das  Geld  dazu  (104  FI.  =  51  Rlhlr.)  war  von  einzelnen 
Mitgliedern  aus  der  Gemeinde  aufgebracht.  Von  dem  übrig  gebliebenen 
Gelde  (6  Fl.  6  ßl.  ^=  3  'l'hlr.  6  fil.)  wurde  ein  messingener  Wandarm  mit 
Leuchter  beschafft.') 

An    der  Vorderseite    der    Kanzel    in    säulen verzierten    Nischen    die    vier 
Evangelisten.      Darunter,    auf    einem    Wappenschilde    mit    drei    Herzen,    der 
Name  des  Stifters  CONRADUS  FftOLIKE-^)     Die  Jahreszahl  1571   findet   sich   am 
Schalldeckel. 
Orgel.  Orgel.    Die  jetzige  Orgel  mit  ihrem  Prospekt  stammt  von  dem  Rostocker 

Orgelbauer  Paul  Schmidt  und  ist  1780  errichtet.  Die  Empore  wurde  von  dem 
Zimmermeister  Deichert  und  dem  Tischlermeister  Joh.  Sponholz  verfertigt,  die 
Malerei  und  Vergoldung 
von  den  Malern  Pel. 
Joh.  Koch  aus  Güstrow 
und  Juslus  Chr.  Hans 
Hetb«rg  in  Malchin. 

Die     1779    ab- 
gebrochene    alte 

Orgel  war  1570 
fertig  geworden : 
»Anno     1567     in 

vespera    circumcisi- 

onis   Dei  hat  E.  E. 

Rath     mit    Meister 

Fabian  Peters, 
Orgelbauern,     um 

eine  neue  Orgel  zu 

bauen  verdinget,  da 
die    Bürger    Geld 

ziigeleget  und  Um- 

Speisung  gethan  und 

ist    anno    1570    die 

Orgel  gar  fertig  ge- 
worden   und    von 
Meister    Potor 

Boechel,  Maler,  ge- 

sta füret  und  ge- 
liefert.      Das     Holz  A]«K.-vn«l. 

dazu    ist    aus    dem 

Siadtholz  genommen  und  ist  auf  Angaben  des  Orgelbauers  nach  Daumen  Zoll 

dick  geschnitten  worden  und  hat  etliche  Wochen  in  Wasser  rotten  müssen  und 

hernach  aufgesteigert  gedürret  worden,  eodem  provisore«  (sc.  Dr,  Sadenwather).*) 

Granit-                  Vor  dem  Chor  ein  schön   geschliffenes  Granitbecken  (Taufbecken)  mit 
becken  mit  Granitdeckel  auf  eisernem  Ständer,  der  Restauration  in  den  zwanziger  Jahren 
Deckel. ■ - 

:iiuatlier's  Aufz  eich  nun  gen).    —     ')  Nach  dem  Inventar 
•)  Collliaidl,   a.  a.  O..  S.  24  und  34. 


KIRCHE   ZU    MALCHIN. 


des  XIX.  Jahrhunderts  angehörig.')   —   Oberhalb  des  Konfirmandensaales  wird     Triumph- 
jetzt  die  grosse  aus  Holz  geschnitzte  Trinmphkreuz- Gruppe  der  allen  Kirche       kreuz- 
aufbewahrt (der  Gekreuzigte,  Maria  und  Johannes).  Gruppe. 

Grosses    Renaissance -Epitaphium    mit    zwei    Hauptfeldern    und    zwei  Epitaphien. 
Seitenfeldern.     In   dem   oberen   Hauptfelde   die  Auferstehung   Cliristi,    in   dem 

. _- ,    unteren   die  Auferstehung  des  Lazarus,   in 

den  beiden  Seitenfeldern  Johannes  und 
Paulus,  jedes  Feld  mit  Bibelsprüchen,  Unter 
den  beiden  Mittelfeldern  die  Inschrift:  ANO 
1599  DEN  24  MAI  HAT  DER  ERBARE  UND 
VORNEME  ZEVERIN  KRUSE  DIS  EPI- 
TAPHIUM SAMT  SEINER  LIEBEN  HAUS- 
FRAWEN  DER  KIRCHEN  ZUR  ERE  UND 
SICH  ZUM  OEDECHTNIS  VOi^'FERTIGEN 
LASEN. 

Noch  ein  zweites  Epitaphium  aus  dem 
Jahre  1676.  Im  Hauptfeld  die  Auferstehung, 
auf  zwei  Nebenfeldern  je  ein  Bibelspruch, 
imten  die  Inschrift:  DIESE  GRABMAHL 
HAT  MATTI  ZIMERMAN  SEINEN  SOHN 
MATT  •  DER  1675  D  •  4  FEB  •  GEBOH  • 
1676    D  •  7  SEPT  •  SETZEN    LASSEN. 

Grosse   Stundentafel   einer  Kirchen-     Sltinden- 
uhr  vom  Jahre    1596.     Auf  einem  oberen   ^^^^^  einer 
Felde  die  zwölf  Himmelszeichen,  auf  einem     '^"'clien- 
unteren    eine    Uhr    mit    Zifferblatt,    rechts 
davon    ein    Engel    mit    der    Unterschrift: 
CAMPANA   QUANDO    EDIT  SONUM  TUBAE 
MEMOR  SIS  ULTIMA[E];    links  ein  Gerippe 
mit  der  Unterschrift:    ELAPSA  CEU   HAEC 
CLEPSYDRA,     SIC    VITA     LABETUR    TUA. 
Die  Arme  beider  Figuren  sind  beweglich  und 
stehen   mit  den   über   ihnen   angebrachten 
Glocken  in  Verbindung,  die  beim  Stunden- 
wechsel von   ihnen    angeschlagen  werden 
und    von    denen    jede    die    Inschrift    hat: 
DATVM    MALGIN    1596.     Ausserdem     noch 
zwei  auf  den  Engel,   der  die  Viertelstunden  anschlägt,   und  den  Tod,   der  die 
VoUstundenschläge  besorgt,  sich  beziehende  Inschriften.     Die  eine  lautet: 
FORMA  VIRI  ROSEIS  DIDUCENS  ORA  LABELLIS 
DISCRETOS  RICTU  SIGNAT  HIANTE  SONOS. 

')  I.i-sch,    M.  Jahrb.  XXXI,   S,  89,   erwähnt  auch   der 
ilun  Gnuiitbecken  spStromanischen  Slils  aus  der  Zeit  der 


Tanfständer. 


n  Taufstein  dor  Kiicl 
in   Kirch  eiigrlindung. 


I02 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Kron- 
leuchter. 


Wand- 
leuchter. 


Oel- 
gemälde. 


Glocken. 


Die  andere: 

QUANDO  VIDES  VERTI  CLEPSYDRAM  MORTIS  AB  UMBRA 

PROPEDIEM  MORTIS  TE  MEMINISSE  DECET  • 
EN  TIBI  QUAM  RAPIDO  LABUNTUR  TEMPORA  CVRSU 

DUM  SISTIS  GRESSUS,  JAM  BREVIS  HORA  FUGIT. 

Unter  dem  Zifferblatt  liegen  zwei  aus  Holz  geschnitzte  Widder,   die  einstmals 
beim  Schlagen  der  Uhr  mit  ihren  Köpfen  zusammenstiessen.*) 

In  der  Kirche  zwei  Kronleuchter  von  Messing,  der  eine  mit  der  Inschrift: 
ECHHARD  •  KRULL  •  MARIA  MÖLLERS  •  A  •  1752;  der  zweite:  DISE.CRONE* 
HABEN  •  S  •  ASMUS  •  GRISEN  •  VND  •  ANNA  •  BENEKENS  •  SEMPTLICH(E)  • 
KINDER  •  ALS  HANS  ZACHARIAS  •  U  •  CATHARINA  •  DIE  GRISEN  •  ZUM  •  GE- 
DECHTNISS  •  IHRER  •  S  •  E  •  IN  •  DIE  •  KIRCHE  •  V  •  E  •  ÄO  •  1616. 

An  den  Wänden  acht  messingene  Wandleuchter,  ähnlich  denen  in  den 
Rostocker  Kirchen.  An  dem  einen  die  Inschrift:  H  •  ZACHARIAS  KRUSE« 
ELISABETH  TIMMEN  ANNO  1698.  Die  Wappen  dieses  Leuchters  (H  Z  K  — 
E  B  T)  finden  sich  auch  an  einem  zweiten  mit  der  Inschrift:  LAVRENZ 
BENEKE  ELISABET  RATEKEN  ANNO  1691.  An  einem  dritten  Leuchter:  PAWEL 
BIDERMOLLER  ELSEBE  GRIPERS;    an  einem  vierten:  ONNA  •  1689. 

Zwei  Oelgemälde,  Luther  und  Melanchton,  sind  von  geringer  Bedeutung, 
ebenso  ein  Bild  aus  dem  Jahre  1742  (Hemento  mori),  das  von  JOH.  FRID. 
SELLIN  gestiftet  ist. 


Im  Thurm  vier  Glocken.  Die  grösste  Glocke  (Dm.  1,53  m)  hat  eine 
lange  Inschrift,  aus  der  hervorgeht,  dass  sie  ursprünglich  im  Jahre  1561  von 
Mattheus  Mattes  gegossen  wurde,  1808  einen  Riss  bekam  und  1824  von  den 
Gebrüdern  Schwenn  in  Stettin  umgegossen  werden  musste.*)  —  Von  der 
zweiten  Glocke  ist  die  werthvolle  Erzkrone  abgesägt  und  durch  ein  Collier'sches 
Gehänge  ersetzt.     Inschrift:    0  #  tej:  #  plotic  #  )ci7e#beni  #  CllU1#pace# 

et  #  funbatc  (0  #  fbin  #  ipo  #  bic  #  6cati  # 

iaCObi  #  apoftoli«  Unter  der  Inschrift  zuerst  das 
nebenstehende  Zeichen  und  darauf  das  bekannte  Zeichen 
des  Rlkert  von  Mönkehagen.  —  Die  dritte  Glocke,  eben- 
falls mit  einem  Collier'schen  Gehänge,  hat  die  Inschrift:    rgi  0  rC)C  glotit  %pt 

beni  cü  p^tt  anö  bni  mtatl%xxi  ^nte  feftu  paffe  lielp  i||^  inatia 

anna«  Unter  der  Jahreszahl  im  Felde  die  eingerissene  Figur  des 
Täufers  Johannes.  Darunter  das  nebenstehende  Giesserzeichen.  — 
Die  vierte  Glocke,  ohne  Inschrift  und  Zeichen,  ist  gleichfalls  durch 
ein  neues  Colller'sches  Gehänge  an  ihrem  Werthe  geschädigt. 


*)  Die  letzte  Wiederherstellung  der  Uhr  fand   1721   statt. 

*)  Vgl.  Inventar    181 1.     Matthaeus   Matz,    der   Glockengiesser,    war    zugleich    Rathsherr    in 
Roebel:    Vgl.  Gotthardt,  a.  a.  O.,  S.  23. 


KIRCHE   ZU   MALCHIN.  IO3 

Von    den  Grabstetnen    jn    der   Kirche  verdient    nur   ein    in   die  Wand  Grabsteine, 
links  vom  Altar  eingemauerter  eine  eingehendere  Beachtung.     Es  ist  der  Stein 
des   Güstrower   Domherrn    und    Malchiner   Kirchherrn    Nikolaus    Breide.      Er 
zeigt   dessen  Bild   in  geistlicher  Tracht   und  hat  die  InschriJl:    ^nno  boillfni 

mtctcltx%  (Lücke)  oßHt  tiomfnu^  nicolau^  l&cejibe  to<"nantcu^  giiftr<'>tatnfi^ 
~  "  oratc  heiim  yco  co.    An  der 

Tracht  ist  die  mit  Pelzwerk  be- 
setzte Almucia  (Almucium)  des 
Domherrn  zu  beachten. ') 

Kleinkniistwerkc.     i.   2.      Kleinkunsi- 
Friihgothischer  Kelch  aus  dem       werke. 
XIII.  Jahrhundert,   auf  rundem 
Fuss  und  mit  stark  ausladendem 
Knauf.     Auf  dem    Fuss    sechs 

spitzovale  Silberplatten  mit 
Passionsdarstellungen  in  Flach- 
relief: der  Verrath  des  Judas, 
Christus  vor  Pilatus,  die  Kreuzi- 
gung. Dornenkrönung,  Geisse- 
lung  und  Kreuztragung,  sämmt- 
lich  drcifigiirig.  Dazwischen  auf- 
gelegter plastischer  Schmuck 
von  gothisch  stilisierten,  leider 
aber  theilweise  weggebrochenen 
Eicheln  und  Eichenblättern.  Am 
Knauf   acht    Rädchen    (Rotuh, 

Rotulae)    mit    fünfblättrigen 

Blumen    in   Email.     Kein   Sig- 

naculum.  Darüber  und  darunter, 

auch    am    oberen    und   unteren 

Scliafttheil,  aufgelegte  gothisch 

stilisierte    Weinblätter.      Keine 

Werkzeichen,  auch  nicht  an  der 
drabstem  des  Nikolaus  Breide. 

zugehörigen  vierpassigenl  atene. 

Der   Kelch   gehört   zu   den    alleräUesten   in   Mecklenburg   und   ist   von 
hohem  Werlhe. 
—  3.  4.   Der  Holstein'sche  Kelch,   auf  sechspassigem  Fuss,  dessen  Felder  mit 
aus    einer    Blattfläche    geschnittenen    Silberranken     belegt    sind.      Achnlicher 

')  Ijsch.  M.  Jahrb.  XXXIX,  S.  205— ao8.  Der  Kanonikus  Nik.  Breide  war  noch  1488  am 
1.ebeD.  Er  hielt  den  Stein  somit  seit  1480  fUr  sich  bereit.  Der  Apotheker  KrUg^er,  welcher  ihn 
liier  150  Jahre  später  für  sich  erwarb,  ist  der  Vater  des  späteren  Gdslrower  Ariles  Dr.  Krllger- 
Hanicn,   weichet  sich  weithin  Ruf  erwarb. 


AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHIN. 


Schmuck  am  Knauf  und  am  unteren  Theil  der  Kupa.     Am  oberen  Schafttbeil 
die  Sigla   lESVM.     Am   unteren    Schafttheü   MARIA.     Ohne  Signaculum. 


Frühgothiacher  Kelch  (i). 

Inschrin;:  ZV  GEDECHTNIS  HABE  ICH  ZACHARIAS  HOLSTEIN  HABE  DISEN 
KELCH  IN  DIE  KIRCHE  IN  MALGIN  VERERET  T>  1653.  Keine  Werkzeichen, 
auch  nicht  an  der  Patene,  —  5,  6.  Silbervergoldeler  Kelch  von  I/IJ,  gestiftet 


KIRCHE   ZV   MALCHIN.  lo; 

von  dem  Oeconomen  SAMUEL  LUDWIG  SCHULTZ  und  seiner  Hausfrau  MARIA 
ELISABETH  EHGEL.  Vom  Güstrower  Goldschmied  Lanhard  Msstlln:  L  M. 
Auf  der  Patene  keine  Werkzeichen.  —  7.  Kreisrunde  silberne  Oblatenschachtel 
auf  drei  Kugelfussen,  mit  hubscher  Treibarbeit  im  Barockstil,  gestiftet  1696 
von  CHRISTOPFER  MÜLLER.  An  der  Wandung  drei  ovale  Felder,  im  ersten 
die  Abendmahlsscene,  im  andern  das  Gebet  in  Gethsemane,  im  dritten  der 
Spruch:    IN    DIESEN    GEFAS    IST    DAS    BROT    DES    LEBENS  ■  WER    WÜRDIG 


Fus«  vom  nebenstehenden  Kelch  (i). 

DAVON  ISSET,  dem  WIRD  NIMMER  HUNGERN  SONDERN  DAS  EWIGE  LEBEN 
HABEN.  Auf  dem  Deckel  gleichfalls  drei  Felder  mit  der  Kreuztragung, 
Kreuzigung  und  Auferstehung.  Werkzeichen  zwei  gekreuzte  Bischofsstäbe  und 
Meisterzeichen  ^Q.  —  8.  Einfache  kreisrunde  silberne  Oblatenschachtel,  17 18 
gestiftet  von  M  •  LUDERS.  Als  Stadtzeichen  eine  dreithürmige  Burg  mit  dem 
Jahresbuchstaben  L.  Meisterzeichen  undeutlich.  —  9.  Schlanke  silberne  Deckel- 
kanne in  klassicierendem  Stil,  vom  Malchiner  Meister  l»F»  H*  —  10.  Eine 
grössere  silberne  Kanne  von  1896. 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Ehemalige  |J^Hon  den  ehemaligen  Kapellen  der  Stadt  steht  nur  noch   die  Heiligengeist- 
Kapellen,   ■■■     Kapelle,  die  seit  vielen  Jahren  als  Spritzenhaus  dient.     Es  ist  ein  kleiner 
unscheinbarer  vierseitiger  gothischer  Bau  des  XIV.  Jahrhunderts.     Doch  ist  zu 
beachten,  dass 

Chr.  Alard, 
a.  a.  O.,  S.  30, 
im  Jahre  1717 

nicht  sicher 
angeben  kann, 
ob    sie     ihren 

Namen    mit 

Recht   führt 

oder   nicht. 
Die    Heiligen- 

geisl- Kapelle 

ist    in    der 
zweiten  Hälfte 
des  XVI.  Jahr- 
hunderts   eine 

Filiale    der 

St.  Johannis- 

oder   Haupt- 
kirche  der 

Stadt.     Sie 
wird  1577  aus 
ihrem     Verfall 

wieder  her- 
gestellt und 

Donnerstags 

zum    Gottes- 
dienst    ge- 
braucht.*) 


Knien  sches  Thor. 


Wo  einst  die  Heiligenkreuz -Kapelle  stand,  weiss  Niemand,  Die  St. 
Jürgen  ■  Kapelle  soll  auf  dem  Friedhof  vor  dem  Mühlenthor  gestanden  haben, 
die  für  den  Mord  des  Moltzan-Schorssow  (s.  o.)  als  Siihnkapelle  errichtete 
St.  Erasmus-Kapelle  dagegen  nach  einer  Nachricht  auf  dem  »Stadthof«,  nach 
der  anderen  ebenfalls  vor  dem  Mühlenthor  zu  finden  gewesen  sein.  Die 
St.  Katharinen- Kapelle  stand  vor  dem  Wargentiner  Thor,  soll  später  als  Haus 
für  kranke  Reisende  (Elendenhaus)  eingerichtet  und  im  Jahre  1554  abgebrochen 
sein.  Die  St.  Gertruden-Kapelle  wird  wieder  vor  dem  Mühlenthor  gesucht. 
Endlich    soll    die    Kalands- Bruderschalt,    welcher    zahlreicher    Adel    aus    der 


THORE   UND  TIIÜRME   ZU   MALCHIN.  107 

Nachbarschaft  angehörte,  ihr  Haus  (»PapenCoUalion«  geheissen)  auf  dem 
Wedenhof  am  » Papen stieg»  in  der  Nähe  der  St.  Johannis- Kirche  gehabt 
haben.  *) 

... 

Von  den  vier  Thoren,    welche  ehemals  die  Stadt  Malchin  besass,    sind  Thore  der 
noch   vorhanden   das    Kalen'sche   im  Norden    und   das    Steinthor    im  Süden,       Stadt. 

deren  äussere 
Fassaden  aus  den 
beigegebenen 
Photographien 
ersichtlich  sind. 
Das  westliche 
Wargentiner  und 

das  Östliche 
Mühlentbor  sind 
erst  im  XIX.  Jahr- 
hundert abge- 
brochen worden.') 
Das  am  besten 
erhaltene  Thor 
ist  das  nördliche, 
welches  durch  die 
Munificenz  Seiner 
Königlichen  Ho- 
heit des  Gross- 
herzogs vor  eini- 
gen Jahren  restau- 
riert   worden 


Kalenaches  Thor. 


■)  Alard,  a.  a.  O.. 
S.  33-  34-  —  Schrö- 
der, Gesch.  des  evan- 
gelisclien  Mecklenb.  I, 
S.  398.  399.  —  Gott- 
hardt,  a.  a.  O.,  S.  13. 
*)  Zur  Zeit  des 
dreissigjShrigen  Krie- 
ges war  das  Mdhlen- 
thor  noch  ein  drei- 
faches, an  dem  man 
das    äussere,    mittlere 

und  innere  unter- 
schied. Das  äussere 
war  das  teWe.  wel- 
ches abgebrochen 
wurde.  Gotlhardl, 
a.  a-O.,  S.  II. 


I08  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

ist.')  Beide  Thore,  dem  Stile  nach  der  nordischen  Gothik  angehörig,  sind  aus 
Ziegeln  (zum  Theil  gla- 
sierten) im  XV.  Jahr- 
hundert erbaut  worden. 
Nach  der  Stadtseite 
zu  sind  sie  etwa  bis 
zur    halben   Höhe   der 

Fensterbögen   mit 
einem  schrägen  Dache 
gedeckt.      Der    innere 
Raum  des  unteren  Ge- 
schosses,  zu  dem  man 
früher     durch     Seiten- 
treppen   gelangen 
konnte,  wurde  noch  in 
der  ersten   Hälfte   des 
vorigenjahrhundertsals 
Gefängniss   benutzt. 
Unmittelbar    an    die 
Thore    schloss    sich 
früher  die  Stadtmauer 
an,   welche  von   einem 
jetzt   vollständig   zu- 
geschütteten   Wall- 
graben umgeben  war.'} 
In   der  Nähe  des  ehe- 
maligen   östlichen 
(Mühlen-)  Thores   steht 
noch     ein     viereckiger 
aus  Ziegeln  gemauerter  

')    Auch    das     südiiche  Steinlhor. 

Steinthor  ist  vor  einigen 
Jahren  restauriert,  nachdem 
es  schon  bis  lum  Durchgangs-  I 

bc^en  henintergebrochen 
war.  Vergleiche  Akten  der 
Grossherz.  Kommission  zur 
Erh.  d.  DenltmSIer.  —  Das 
Kalcnsche  Thor  war  einst- 
mals ein  Doppel-Thor;  Goit- 
hardt.  a.  a.  O.,  S.  13. 

•)  Den  Zug  der  Stadt- 
mauer kann  man  in  den  An- 
lagen [wischen  Steinthor  und 
Wargentiner  Thor  noch  beute  , 


thurm«. 


THORE   UND  THÜRME   ZU   MALCHIN.  IO9 

hoher  Thttrm,    welcher  an  Höhe  die  vorhin  genannten  Thore  bedeutend  über-      Thurm. 
ragt.     Sein   Inneres   ist   in   einem  stark  verfallenen  Zastande.     Sein  Aeusseres 
macht   einen  besseren  Eindruck.     Man  nimmt  an  den  Giebeln  wahr,    dass  sie 
seiner  Zeit   im  Geschmack  der  Renaissance  aus   der  zweiten  Hälfte  des  XVI. 

Jahrhunderts  zugestutzt 

sind.     Wahrscheinlich 

diente  er  als  Wartthurm 
nach  Pommern  hin,  um 
die  Malchiner  vor  plötz- 
lichen Ueberlallen  zu 
warnen.  Ein  anderer  Ehemaliger 
hoher  Thurm  war  einst-  »Fangel- 
mals der  hohe  >Fan9el- 
thurmc  an  der  Wall- 
Mauer,  der  1799  ab- 
getragen wurde.  »Er 
stand  da  —  sagt  Gott- 
hardt,  a.  a,  O.,  S.  12 
und  13  — ,  wo  jetzt 
(1862)  auf  dem  Striet- 
feld  an  der  Mauer  das 
kleine  Häuschen  ein- 
gebaut ist* 


Ueber    die    Anlage        Alter 
eines  alten  Burgwalles    Burgwall, 
in  Form  eines  grossen 
etwas  gerundeten  Vier- 
ecks von  ungelahr  vier- 
zig Meter  Durchmesser 

und  durchschnittlich 
zwei  Meter  Höhe  findet 
man  Näheres  bei  Lisch, 

M.  Jahrb.  XXXVIII, 
S.  174 — 178.  Er  liegt 
»eine  gute  Viertelstunde 
südöstlich  von  der  Stadt 
vor  dem  Mühlenthor, 
in  den  weiten  Wiesen 
an  der  Oberen  Peene, 
welche  aus  dem  See 
von  Rittermannsliagen 
kommt  und  bei  Malchin 


306cff?&iÄüI 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


GUT   UND   KIRCHDORF  GORSCHENDORF.  III 

in  die  grosse  Peene  fliesst,  jenseits  des  Flusses  von  der  Stadt  aus  gesehen, 
und  zwar,  nach  allgemeinen  Bestimmungen,  zwischen  der  Oberen  Peene  und 
der  Chaussee  nach  Stavenhagen,  in  der  Gegend  nach  dem  Hainholze  zu.< 

*         *         * 

In   der   Nähe   von    Malchin,    und   zwar   anscheinend   in    oder   bei    den   Alte  Burg 
Wiesenstücken   nach   Kummerow   und   dem   Kummerower  See  hin,   die   noch    Kiekindc- 
heute  von  Obrigkeitswegen  als  »Kiekdepen«  bezeichnet  werden,   lag  die  einst       P^ne. 
den  Herren  von  Thun  gehörende  alte  Burg  Kiekindepene,  die  in  den  Urkunden 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  mehrfach  genannt  wird.^) 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gorschendorf.') 

|orschendorf,  im  ehemaligen  Lande  Hardt  und  nahe  am  Kummerower  See  Geschiclite 
gelegen,  ist  ein  altes  Levetzow'sches  Lehn.  Schon  im  Jahre  1363  ^^s 
erscheint  »Arnoldus  de  Lewetzowe  in  villa  Ghuratzendorp  habitans«  als  Zeuge, 
1369  wohnen  dort  Günther  und  Amd  Lewytzowen,  deren  Geschlecht  auch 
sonst  in  jener  Gegend  reich  begütert  war  und  zum  Theil  es  noch  heutigen 
Tages  ist.')  Die  Familie  bleibt  bis  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  im  Besitz 
des  Gutes,  denn  unter  dem  4.  April  1605  erhält  Abraham  Winterfeld  Konsens 
und  Lehnbrief  über  Gorschendorf,  welches  er  aus  dem  Arnd  Levetzow* sehen 
Konkurse  für  22800  fl.  gekauft  hat.*)  Der  Winterfeld*sche  Besitz  dauert  nur 
kurze  Zeit,  es  tritt  Konkurs  ein,  und  1651  erwirbt  Arnd  von  Levetzow  das 
Gut  für  22000  fl.  zurück.  Doch  ist  auch  dies  nicht  auf  lange  Dauer,  da 
Axel  Amd  von  Levetzow  es  1687  an  des  Klaus  Moltke  hinterlassene  Wittwe 
verkauft,  und  diese  es  im  Jahre  1691  an  Joachim  Gabriel  von  Klitzing  für 
9000  fl.  wieder  veräussert.  Nachdem  von  Seiten  der  von  Levetzow  (1691)  auf 
alle  Lehnrechte  verzichtet  worden,  wird  Gorschendorf  gegen  eine  Zahlung  von 
400  Thalern  vom  Herzog  Gustav  Adolf  allodificiert  und  der  Allodialbrief  für 
Joachim  Gabriel  von  Klitzing  den  2.  Mai  1692  ausgestellt. 

Die  von  Klitzing  haben  Gor.schendorf  bis  zum  Jahre  1724  besessen:  da 
wird  Ulrich  Christoph  von  Blücher   ihr   Rechtsnachfolger.*)     Von    den  Herren 


')  M.  U.-B.  4396.  4503.  4802.  5169.  5225.  5544.  —  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  178. 

*)  5  km  nördlich  von  Malchin.  Im  XIV.  Jahrhundert  Ghoratzendorp,  Guratsendorpe , 
Ghorissendorp  geheissen.  Nach  Kühnel,  der  an  die  altslavischen  Wortstämme  >gor-  Brand,  gor^ti 
brennen  und  gorazdu  kluge  erinnert,  soviel  wie  Dorf  des  Gorac,  was  soviel  sein  würde  wie 
»Brandshofe   oder  »Klugsdorfc. 

*)  M-  U.-B.  9163.  9998.   10 180. 

*}  Zu  gleicher  Zeit  belehnt  ihn  der  Herzog  Karl  zu  Mecklenburg  mit  dem  Patronat  der 
Kirche  zu  Gorschendorf.    Vgl.  Kirchenakten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Nachdem  inzwischen  Herzog  Friedrich  Wilhelm  die  Regierung  des  Herzogthums  Güstrow 
angetreten    hatte,    und   Gabriel  von  Klitzing   mit    Hinterlassung  von    Kindern    gestorben    war,    ver- 


112  AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHIN. 

von  Blücher  kommt  das  Gut  1797  an  Henning  Friedrich  Engel  und  von  diesem 
an  den  Hauptmann  Anton  Christoph  Caspar  von  Wickede.  1820  kauft  es 
Adolf  Friedr.  Peters  und  1841  der  Hofrath  Gustav  von  Kühlewein,  dessen 
Rechtsnachfolger  1846  Carl  Wilhelm  Wendhausen  wird.  Von  diesem  ersteht 
es  1862  die  Grossherzogliche  Kammer.  Seit  1873  aber  befindet  es  sich  in  der 
Verwaltung  der  Behörde  des  Grossherzoglichen  Haushalts. 

Es  giebt  eine  Urkunde  vom  27.  Juni  1366  mit  Siegelbändern  von 
Pergamentstreifen,  welche  aus  zerschnittenen  älteren  Urkunden  gewonnen  sind, 
die  für  die  damals  Lebenden  keine  Bedeutung  mehr  hatten.  Auf  einem  dieser 
Bänder  ist  von  einem  Kirchenrektor  in  Ghorissendorp  die  Rede  und  zugleich 
der  Name  eines  Demminer  Probstes  de  Gard  angegeben,  also  der  eines  höheren 

Geistlichen  aus  der  Kamminer  Diöcese:  — de  Gard,  ofBcialis  prepositi 

Dymyn.,  discreto  viro  rectori  ecclesie  in  Ghorissendorp.^)  Den  Namen  des 
Gorschendorfer  Plebanus  erfahren  wir  nicht,  aber  wir  ersehen,  dass  schon  vor 
1366  eine  Kirche  in  Gorschendorf  vorhanden  war.  Nur  weiss  Niemand,  wie 
lange  vorher.  Dies  ist  das  einzige  Zeugniss  dieser  Art,  das  bis  jetzt  aus  dem 
Mittelalter  auf  uns  gekommen  ist.  Im  Uebrigen  beginnt  die  Reihe  der 
Gorschendorfer  Pastoren  für  uns  erst  mit  Petrus  Beckmann,  der  zwischen  1567 
und  1587  nachzuweisen  ist.*)  Um  1590  ist  Petrus  Hensel  Pastor  in  Gorschen- 
dorf Nach  einer  Vakanz  durch  Tod  folgt  1608  Nikolaus  Potlingius.  Aber 
161 3  ist  bereits  Peter  Bruno  an  seiner  Stelle.')  Dieser  lässt  sich  1645  seinen 
Sohn  Samuel  adjungieren.    Dem  Samuel  Bruno  folgt  1658  Christian  Güstrow; 


suchte  der  Hofrath  Schäffer  das  Gut  von  den  Erben  zu  erwerben  und  erklärte  sich  dem  Herzog 
gegenüber  bereit,  dasselbe  wieder  als  Lehn  in  Empfang  zu  nehmen.  Friedrich  Wilhelm  hatte 
nämlich  die  Allodifikation  nicht  anerkannt  und  für  ungtlltig  erklärt.  Indessen  die  Veräusserung 
scheiterte  an  dem  Widerspruch  des  Vertreters  der  Klitzing'schen  Erben,  welcher  für  diese  dem 
Herzog  gegenüber  die  Konservierung  des  Gutes  beanspruchte,  und  zwar  unter  Aufrechterhaltung 
seiner  Eigenschaft  als  Allod.  Der  Herzog  bestand  indessen  auf  seinem  AVillen,  und  nach  mannig- 
fachen vergeblichen  Bitten  erklärte  der  Klitzing'sche  Vertreter,  Hans  Kaspar  von  Klitzing,  sich 
bereit,  das  Gut  für  seinen  Pflegling  Kaspar  Christoph  auch  als  Lehn  anzunehmen.  Dies  wurde 
ihm  dann  durch  Bescheid  vom  4.  Juli  17 10  unter  Vorbehalt  der  Zahlung  des  üblichen  Laudemiums 
zugestanden.  Am  27.  März  leistete  Kaspar  von  Klitzing  den  Lehneid.  Obwohl  er,  unter  Hinweis 
auf  die  erst  gezahlte  AUodialitäts- Gebühr  von  400  Thalern,  Befreiung  von  der  Zahlung  des  Lau- 
demiums erbat,  musste  er  dennoch  100  Dukaten  Species  entrichten.  Ausserdem  wurde  die  Aus- 
lieferung des  inzwischen  ertheilten  Lehnbriefes  an  den  neuen  Vasallen  davon  abhängig  gemacht, 
dass  er  vorher  einen  Revers  unterschreibe,  in  welchem  er  auf  Ausübung  der  hohen  Jagd  verzichte, 
und  sein  Protest  mit  dem  Bescheide  zurückgewiesen,  les  sei  bei  Ertheilung  von  Lehnbriefen  überall 
also  geschehene  Klitzing  unterschrieb,  und  nun  trat  Gorschendorf  in  die  Reihe  derjenigen  ritter- 
schaftlichen Güter  ein,  welche  im  Anfang  des  vorletzten  Jahrhunderts  ihre  hohe  Jagd  verlieren. 

*)  M.  U.-B.  9500,  Anmkg. 

*)  Nicht  bis  1610,  wie  Schliemann  im  Archiv  für  Landeskunde  XI,  S.  275,  annimmt. 
Während  der  Amtsdauer  des  Petrus  Beckmann  scheint  eine  Zeitlang  eine  Vertretung  durch  den 
Pastor  Quast  zu  Schorrentin  stattgefunden  zu  haben.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I  (2.  Aufl.), 
S.  617,  Anmkg. 

*)  Petrus  Bruno  übernimmt  1639  auch  das  Pastorat  in  Schorrentin.  Der  Sohn  Samuel 
Bruno  behält  es  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1658.  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I  (2.  Aufl.) 
S.  616,  Anmkg.  3. 


GUT  UND  KIRCHDORF  GORSCHENDORF. 


113 


Kirche. 


diesem  1682  Laiirentiiis  Sommer,  der  bis  1704  zu  Gorschendorf  im  Amte  ist. 
Die  Pastoren  des  XVIII.  Jahrhunderts  sind:  Jakob  Vick  (1704 — 1711),  Andr. 
Melchior  Zernotitzky  (1712 — 1727),  Christian  Heinrich  Pauli  (1727 — 1757), 
Joh.  Aug.  Hermes  (1759 — 1765),  der  spätere  Darguner  Präpositus  Severus 
(1766 — 1774)  und  Clamor  Jochim  Kielmann  (1774 — 1807).  Nach  Kielmann's 
Tode  wird  die  Pfarre  in  Gorschendorf  mit  der  in  Neukaien  verbunden.  Das 
bleibt  so  bis  über  die  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts  hinaus.*)  Ueber  die  Ver- 
hältnisse im  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 

Bis  in  den  dreissigjährigen  Krieg  hinein  giebt  es  in  dem  benachbarten 
Retzow  eine  Filialkirche,  die  einstmals  Materkirche  von  der  in  Gorschendorf 
war.  Wann  sich  dies  Verhältniss  umkehrt,  ist  nicht  bekannt,  anscheinend 
schon  im  Mittelalter.*)  Zur  evangelischen  Zeit  sind  wieder  zwei  eigene  Pastoren 
in  Retzow  nachzuweisen,  Elias  Me.sekow  und  nach  ihm  Heinr.  Gosslar.  Es 
ist  das  in  den  sechziger  Jahren  des  XVI.  Jahrhunderts.  Aber  sie  müssen,  da 
die  Wedem  nicht  wieder  aufgerichtet  ist,  beim  Bauern  einlicgen.  Daher  nimmt 
denn  auch  in  dieser  Zeit  das  eigene  Pastorat  in  Retzow  sehr  schnell  wieder 
ein  Ende.  Das  Inventar  von  1 8 1 1  spricht  noch  von  den  Rudera  der  Retzower 
Kirche  und  von  zwei  Glocken  auf  dem  dortigen  Kirchhof,  doch  sind  diese 
Rudera  die  eines  versuchten  Wiederaufbaues  in  den  dreissiger  Jahren  des 
XVIII.  Jahrhunderts,  der  1740  ins  Stocken  geräth. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  Neubau  der  allerjüngsten  Zeit. 

Ihre  Vorgängerin  war  ein  schlichter  Fach  werk  bau  vom  Jahre  i593  ohne 
jede  architektonische  Bedeutung.  Im  Innern  eine  niedrige  flache  Decke. 
Kanzel  und  Altar,  zu  einem  Körper  vereinigt,  stammten  aus  derselben  Zeit. 
An  ihrem  Gehäuse,  das  in  seinen  Formen  an  die  Altäre  in  Gnoien,  Prestin 
u.  s.  w.  erinnerte,  gab  es  einige  Figuren  aus  einem  elicmaligen  gothischen 
Triptychon. 

Glocken.    Zwei  Glocken,  die  grö.ssere,    1859  v^"  ^-  Schöne- 
mann    in    Demmin    gegossen.       Die    kleinere    mit    der    Inschrift: 

<0  itj:  glotie  icpc  beut  (uin  pnre  äiia  ctcccjcti  (das  tu  fehlt). 

Dazu  das  nebenstehende  Glockenzeichen. 

Grabsteine.  In  der  südwestlichen  Mcke  der  Kirche  lag  der  des  Pastors  Grabsteine. 
JOACHIM  CLAMOR  KIELMANN  (geb.  6.  April  1738,  gest.  12.  April  1807).  — 
Auf  dem  Friedhof  ausserhalb  der  Kirche  ein  zu  beachtendes  schmiedeeisernes 
Gitter  (in  der  Art  der  Niens'schen  Arbeit  aus  Ludwigslust)  um  den  Stein  der 
Frau  WILHELMINE  SOPHIE  LUDOVtKA  VON  WICKEDE,  geb  von  Blücher,  geb. 
18.  Februar   1767,  gest.  16.  December  1798. 

In  der  Kirche  selbst  viele  kleine  Wappenschilds  der  MOLTKE.  KLITZING, 
BLÜCHER,  WICKEDE  mit  denen  ihrer  Frauen,  wie  sie  sich  aus  den  jüngeren 
Besitzverhältni.ssen  des  Dorfes  und  Gutes  erklären  (s.  o.).  Diese  Schildclien 
dienten  als  Zierrath  für  Särge. 

0  Schliemann,  a.  a.  O.,  S.  270  ff.    347  ff.    609  ff. 
*)  Schliemann,  a.  a.  O.,  S.  270—275.    614. 

8 


Glocken. 


Wappen- 
schilde. 


I  14  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

Kleinkunst'  KletnkanBtwerkc.     i.  Ein  sehr  zu  beaclitcnder  Kelch  auf  nindcin  Fuss 

werke.  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XiV.  Jahrhunderts,  mit  den  Wappen  der  beiden 
Adelsfamilien  KALAND  (des  Mannes)  und  VOSS')  (der  Frau).  Beide  Wappen 
mit  durchsichtiger  Email  rüllung. 
Der  zwischen  ihnen  als  Signaculum 
aufgelegte  Krucifixus  hat  noch 
ganz  die  Formgebiuig  der  älteren 
Christnsbilder  des  XIII.  Jahrhun- 
derts. Am  Knauf  der  Name  IhH- 
SVS,     am     Schaft     oben     jVjCfU^ 

iiaijarent)^),  unten  matia  jo'gnii' 

nt^.  —  2—4  Silberner  Kelch  mit 

dem   Stempel    des    in    den    ersten 

Jahrzehnten  des  XVIII.  Jahrhunderts 

thätigen  Rostocker  Goldschmiedes 

HInrIch  Steffen   Bornemann.     Dazu 

Oblatendose  und  Patene.    Auf  der 

Oblatcndose    der    Name:    M  •  £• 

VON  WAHNKEN  WITWE  VON  DER 

LÜNEN.    —    5.   Silberne    Kanne. 

neu.  —  ö.  7.  Zwei  zinnerne  Leuchter, 

der  eine    mit    dem  Namen    DAVID 

CHRISTIAN     GAtCKE     1718,      der 

andere    mit    dem    Namen    ELIAS 

ZIEL  1732.      Beide     ohne    Werk- 

,  .,      .       .  Kelch  (I). 

zeichen.    —    6.  7.   Zwei     zinnerne 

Blumenvasen    mit    Henkeln.      Beide    haben    als    Stadtzeichen    den    werleschen 

Stierkopf  in  einem  Kreis.    Als  Meisterzeichen  das  Bild  eines  auf  seinem  Neste 

sitzenden  Pelikans  und  die  Initialen  C  K. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Remplin.') 


Dorfes. 


BSlas  Gut  Remplin  erscheint  urkundlich  zuer.st  1283  als  Eigenthum  des 
^^  Bischofs  von  Kammin  und  besteht  aus  zwei  Dörfern,  welche  Hohen- 
und  Siden-  bzw.  Gross-  und  Klein-Remplin  genannt  werden  (in  villa  Magno 
Repelyn,  in  Parvo  Reppelyn,  utrumque  Remplyn,  ambe  ville  Rampelin,  Alta 
villa  Rampelyn).     Im   Jahre   1283  vergiebt   der  Bischof  Hebungen   aus    beiden 

')  Oder  slau  Voss  eine  andere  Familie,  die  einen  »sleigerdem  Kuchs  im  Wappen- 
schilde fuhrt. 

•)  5  km  westnordwesilich  von  Malchin.  Im  Xlll.  Jahrhundert  Repelyn,  Keppelin,  Rampelyn 
Keschrieben.  KUhncl,  M.  J.ihrb.  XLVI.  S.  118,  erinnert  an  dis  alt-lavische  rfpa  =  Rübe  und  auch 
an  den  Stamm  r^p-.      l>arnach    »Ort  des   Reph   oder  Rapclai. 


GUT   UND  KIRCHDORF  REMPUN.  II5 

Gütern  an  das  Kloster  Ivenack,  welchem  sie  von  Nikolaus  von  Werle  am 
I.  Juli  1300  bestätigt  werden.^)  Im  Besitz  des  Hofes  und  der  Mühle  von 
Siden-Remplin  finden  wir  1352  die  Familie  der  Stahl,  welche  am  3.  No- 
vember cf.  J.  zusammen  mit  den  von  Wozenitz  auf  Dahmen  eine  Vikarei  in 
der  Kirche  zu  Hohen -Mistorf  stiften,  bei  der  sie  Patronat  und  Präsentations- 
recht mit  einander  theilen.*)  Sie  verkaufen  aber  ihren  Hof  nebst  der  Mühle 
im  Jahre  1363  dem  Hinrik  Schnakenburg  (Snakenborghe),  dessen  Rechtsnach- 
folger 142 1  Klaus  Wozenitz  wird.'*)  Allein  schon  im  Jahre  1405  erscheinen 
neben  ihnen  die  von  Hahn  im  Besitze  eines  Theiles  der  beiden  Güter,  und 
nachdem  1425  der  Bischof  Siegfried  von  Kammin  den  Eckhard  Hahn  auf 
Wendisch -Wargentin  mit  fünfzehn  Hufen  in  Siden-Remplin  und  allen  Gütern, 
welche  er  schon  in  Hohen -Remplin  besass,  belehnt  hat,  und  auch  die 
von  Wozenitz  ihren  Antheil  den  Herren  von  Hahn  überlassen  haben,  sind 
die  Güter  hiemit  anscheinend  vollständig  in  Hahn'schen  Besitz  übergegangen. 
Wenigstens  ist  von  irgend  welchem  Mitbesitz  künftig  nicht  mehr  die  Rede.*) 
Unter  mannigfachem  Wechsel  zwischen  den  einzelnen  Linien  halten  die  von  Hahn 
ihren  schönen  Besitz  bis  zum  Jahre  1816  fest.  In  diesem  Jahre  erwirbt  der 
Fürst  Georg  Wilhelm  von  Schaumburg -Lippe  das  Gut  Remplin.  Von  diesem 
kauft  es  1848  der  Landschaftsdirektor  von  Maltzahn  auf  Sommerstorf,  um  es 
vier  Jahre  später  dem  Herzog  Georg  von  Mecklenburg- Strelitz  zu  überlassen, 
der  das  in  einem  prachtvollen  Park  gelegene  Schloss  durch  Vor-  und  Anbauten 
nach  Entwürfen  des  Geh.  Regierungsrathes  Hitzig  in  Berlin  erweitert  und  mit 
kostbaren  Denkmälern  aller  Art  gefüllt  hat.  Jetzt  sind  es  seine  Nachkommen, 
die  sich  dieses  schönen  Besitzes  erfreuen. 

Eine  nach  Hohen -Mistorf  eingepfarrte  Kapelle  wird  hier  wahrscheinlich 
schon  im  Mittelalter  vorhanden  gewesen  sein.  Genannt  wird  sie  freilich  erst 
im  Jahre  1647,  ^'s  das  Dorf  gleich  allen  andern  umher  wüste  liegt.  Auch 
heute  gehört  die  Rempliner  Kirche  zur  Kirche  in  Hohen-Mistorf,  doch  ist  sie  nicht 
mehr  Filia,  sondern  hat  seit  1879  ^*^  Rechte  einer  Mater  vagans,  die  von 
der  eingegangenen  Panstorfer  Kirche  auf  sie  übertragen  wurden.  Im  XVIII. 
Jahrhundert  ist  übrigens  zeitweise  die  Ciira  der  Rempliner  Kirche  bei  der  in 
Basedow  gewesen,  z.  B.  unter  dem  Pastorat  des  Joachim  Rudolf  Vick  von  17 13 
an,  aber  mit  Wahrung  der  Rechte  des  Pastors  in  Hohen-Mistorf.^) 

Kirche.     Die  neue  vom  Geh.  Oberbaurath  Daniel  erbaute  Kirche  ist  ein      Kirche. 
Ziegelbau    in  Kreuzform   mit  einem  Chorschluss   aus  dem  Sech.seck  (nicht  aus 
dem  Achteck).     Nur  der  letzte  Theil  des  Chorschlusses  ist  gewölbt,  der  übrige 


*)  M.  U.-B,  1666.  2614.  Vgl.  3721.  —  Ueber  zeitweise  Anrechte  und  von  einer  Hand  in 
die  andere  wechselnde  Einkünfte  der  von  Kaland,  von  Keez  und  des  Klosters  Dargun  vgl.  M. 
U.-B.  5251.  6690.  6691.  6697. 

•)  M.  U.-B.  7673. 

•)  M.  U.-B.  91S4. 

*)  Vgl.  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IT,  S.  64. 

•)  Vgl.  Kirchenakten  von  Hohen-Mistorf  im  Grossh.  Archiv. 

8* 


ii6 


AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHIN. 


Raum    ist    nur    mit    einer    den    Formen    des    Dachgebälkes    folgenden    Holz- 
verkleidung überspannt.     Im  Innern  ebenfalls  alles  neu.  ^) 

Marmor-  Als   Aufsatz    auf  dem    Marmor  -  Altar   der    Raphael'sche   Verklärungs- 

Altar.       Christus,  gemalt  von  HELENE,  Herzogin  zu  Mecklenburg- Strelitz,  1877. 


Bronze- 
Engel. 
Marmor- 
tafel. 


Nansen  der 

gefallenen 

Krieger. 


Vor  dem  Altar  ein  Bronze -Engel  mit  Tanfschale. 

Auf  der  Südseite  im  Chor  eine  Harmortafel  mit  der  Inschrift: 

MARIE,  GROSSHERZOGIN  MUTTER  VON  MECKLENBURG  STRELITZ, 

GEB  •  PRINCESSIN   VON   HESSEN 
ERBAUTE  DIESE  KIRCHE  IM  JAHRE  1878  ZUR  EHRE  GOTTES  UND  ZUR 
ERINNERUNG  AN  ZWEI    HEISSGELIEBTE   BINNEN  ZWANZIG  TAGEN  IHR 

ENTRISSENE  KINDER 
GEORG  HERZOG  ZU  MECKLENBURG  GEST  •  20  •  JUNI  1876,  GELIEBT 
UND  VEREHRET  IN  ALLEN  LEBENSSTELLUNGEN,  BEGRÜNDER  DER 
FIDEI-COMMISS- HERRSCHAFT  REMPLIN,  UND  CAROLINE,  HERZOGIN 
ZU  MECKLENBURG,  GEST  •  1  •  JUNI  1876,  DEREN  GANZES  LEBEN  NUR 
MENSCHENFREUNDLICHEN  ZWECKEN  GEWIDMET  WAR. 

Auf  der   Gegenseite    die   Namen    der    1813 — 15,     1870/71    gefallenen 
Krieger  der  Gemeinde. 


Gemälde.  Auf  der  südlichen   Empore  drei   Gemälde -Kopien:    i.  Kreuztragender 

Christus,  gemalt  1875;  2.  Johannes  von  Domenichino;  3.  Italienischer  Christuskopf. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Glocken.  Im  Thurm  zwei  Glocken,  i.  Grosse  schöne  Glocke,  z.  Zt. 
des  Basedower  Pastors  JOH.  VICK  im  Jahre  1689  gegossen  von  M.  VItes 
Siebenbaum  aus  Schwerin.  Die  zweite  hat  die  Inschrift:  ♦  HlCCCrjCJCICiii  *^ 
0  mdtid«  Beide  Glocken  stammen  aus  der  Kirche  zu  Alt-Panstorf,  in  der 
seit  dem  Neubau  der  Rempliner  Kirche  kein  Gottesdienst  mehr  abgehalten  wird. 

Kleinkunatwerke.  i.  2.  Silberner  Kelch,  gestiftet  von  JOH  •  VICK  • 
PENSIN  •  1685  REMPLIN  ET  LIEPEN.  Werkzeichen  des  Güstrower  Gold- 
schmiedes Joh.  Frledr.  Molstorf:  G  und  I  F  M.  Patene  ohne  Zeichen  und  Schrift. 
—  3.  4.  Noch  ein  silberner  Kelch.  Malchiner  Arbeit.  Stempel:  M  und  D  I  W. 
Dazu  eine  Patene.  —  5.  6.  Abendmahlskanne  und  Oblatendose,  ganz  neu, 
erstere  vom  Goldschmied  BEHMEN.  —  7.  8.  Zwei  treffliche  Messing  -  Leuchter 
aus  der  Kirche  zu  Alt-Panstorf  befinden  sich  im  Schloss. 


*)  Früher  auf  dem  Wirthschaftshof   eine    einfache  vierseitige  Kapelle,    die  nach  Vollendung 
der  neuen  Kirche  abgebrochen  wurde. 


GUT  UND  KIRCHDORF  PANSTORF. 


117 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Panstorf ) 

uf  Panstorf  sitzen   im  Jahre  13 14   die  von  Moltke,*)   später  aber  die  von   Geschichte 


Nossentin.  Im  Jahre  1372  versichert  Fürst  Laurentius  von  Werle 
seinem  Vasallen  und  Rath  Marqiiard  Nossentin  den  Besitz  des  höchsten  Gerichts 
und  Rossdienstes  »in  deme  dorpe  to  Panstorpe,  dat  licht  up  deme  Harte.«*) 
Doch  die  von  Nossentin  sind  schon  vor  1372  im  Besitze  Panstorfs  gewesen, 
wie  ein  Pergamentstreifen  nachweist,  an  welchem  das  Siegel  zu  vorgenannter 
Versicherungsurkunde  gehangen  hat.*)  Ihre  Rechtsnachfolger  sind  die  von 
Hahn.'*)  Das  Kirchenpatronat  und  die  Mühlenzufuhr  in  Panstorf  besitzen  die 
Hahn  schon  1380.  Als  aber  um  1426  Reimar  von  Nossentin  gestorben,  ge- 
langen sie  in  den  vollständigen  Besitz  des  Dorfes.  Reimar  von  Nossentin 
hinterlässt  nämlich  drei  Erbtöchter,  Anna,  Katharina  und  Czye,  von  denen  die 
erste  mit  Nikolaus  Hahn  auf  Basedow  (Nikolaus  V),  die  zweite  mit  Hennecke 
von  Lehsten  auf  Wardow  und  die  dritte  mit  Radeke  von  Kardorff  auf  Granzow 
und  Wöpkendorf  verheirathet  ist.  Von  diesen  drei  Erbtöchtern  und  ihren 
Ehemännern  ersteht  Lüdecke  III  Hahn,  Vater  von  Nikolaus  V,  das  Gut  mit 
allen  Gerechtigkeiten,  Herrlichkeiten  und  Gericht  und  erhält  die  landesherrliche 
Genehmigung  dazu  am  22.  Januar  1470,  sodass  Panstorf  nunmehr  ganz  in 
Hahn'schen  Besitz  übergeht.  In  diesem  verbleibt  es  bis  1816.  Im  Jahre  1792 
wird  der  alte  Hof  zu  Panstorf  niedergerissen,  und  es  entsteht  ein  neuer  Hof 
an  einer  anderen  Stelle  der  Feldmark.  In  Folge  davon  theilt  sich  das  Dorf 
in  Alt-  und  Neu-Panstorf,  und  Neu-Panstorf  wird  Pertinenz  von  Alt-Panstorf. 
Mit  dem  Rempliner  Besitz  gehen  auch  Alt-  und  Neu-Panstorf  1816  auf  den 
Fürsten  Georg  Wilhelm  von  Schaumburg- Lippe  über.  Von  diesem  kommen  sie 
1848  an  den  Landschaftsdirektor  von  Maltzahn  auf  Sommerstorf.  1853  kauft 
sie  der  Herzog  Georg  von  Mecklenburg- Strelitz,  dessen  Nachkommen  jetzt  im 
Besitz  sind. 

Die  Kirche  zu  Panstorf  steht  heute  noch  an  ihrer  alten  Stelle,  aber  todt 
und  leer.  Mit  ihrem  Chorschluss  aus  dem  Achteck  stellt  sie  sich  als  ein 
festes  solides  gothisches  Mauerwerk  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  dar.  Dazu 
stimmt  es,  dass  wir  1366  von  einem  Kirchherrn  »Hinric,  perner  to  Panstorpe« 


*)  Panstorf  liegt  8  km  westnordwesllich  von  Malchin.  Die  alte  Schreibweise  ist  Pantacen- 
dorp.  Daher  ist  die  Ableitung  KUhnels  vom  altslavischen  patu  =  Weg  der  früheren  Siemssen'schen 
von  »panna  =  Mädchen«  im  M.  Jahrb.  VI,  S.  53,  vorzuziehen.  >Dorf  des  Patak«,  wie  Kühnel 
im  M.  Jahrb.  übersetzt,  würde  deutsch  soviel  heissen  wie   > Wegestorf <   oder   »Strassen«. 

«)  M.  U.-B.  3721. 

»)  M.  U.-B.  10348. 

*)  M.  U.-B.  10250,  Anmkg. 

')  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IlT,  S.  23  ff. 


des 
Dorfes. 


Kirche. 


Il8  AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHIN. 

hören.*)  Ihr  hoher  schlanker  mit  Schindeln  gedeckter  Thurm  ziert  weithin  die 
Gegend.  Schon  1811  wurden  ihr  die  Glocken  genommen.  Der  Charakter 
einer  Mater  vagans,  den  sie  hatte,  wurde  1879  auf  die  neu  erbaute  Kirche  in 
Remplin  übertragen.  An  diese  wurde  auch  die  Panstorfer  Gemeinde  (die  aus 
den  Dörfern  Panstorf  und  Wendischhagen  bestand)  gewiesen.  Also  mit 
Remplin  zugleich  nach  Hohen -Mistorf,  wohin  Panstorf  schon  einmal  zeitweise, 
nämlich  vom  dreissigjährigen  Kriege  her  bis  zum  Jahre  1662,  gehört  hatte. 
Dieser  Uebergang  im  Jahre  1879  bedeutete  zugleich  einen  Wechsel  aus  der 
Präpositur  Malchin  hinüber  zur  Präpositur  Neukaien. 

In  alter  Zeit  hatte  die  Panstorfer  Kirche  ihren  eigenen  Pastor.  Der 
letzte  war  Johannes  Kiselius,  den  die  Noth  des  dreissigjährigen  Krieges  vertrieb.*) 
1648  ist  das  Dorf  menschenleer.*)  Sobald  sich  nachher  wieder  Menschen 
anfinden,  ist  es  die  Kirche  zu  Hohen -Mistorf,  die  sie  bei  sich  aufnimmt. 
Das  dauert  bis  1662.  Mit  diesem  Jahr  geht  die  Panstorfer  Kirche  zur  Kirche 
in  Basedow  über.  In  Folge  davon  nennen  sich  für  die  nächste  Zeit  die 
Pastoren  in  Basedow  Pastoren  zu  Basedow  und  Panstorf,  so  z.  B.  noch  Christian 
Alard  (1690 — 17 13).  1713  gewährt  Herzog  Friedrich  Wilhelm  dem  Oberst 
Levin  Ludwig  von  Hahn  auf  Remplin  die  Bitte,  Panstorf  mit  Remplin  zu- 
sammen zu  Basedow  legen  zu  dürfen  (s.  Remplin).  Aber  der  Superintendent 
wahrt  die  Rechte  des  Pastors  in  Hohen- Mistorf,  und  später  nennt  sich  der 
dortige  Pastor  wieder  Pastor  zu  Hohen -Mistorf  und  Panstorf:  so  z.  B.  Giesen- 
hagen  im  Inventar  von  181 1.  Seit  1879  aber,  nach  Uebertragung  der  Rechte 
der  Panstorfer  Mater  vagans  auf  Remplin,  heisst  der  Pastor  zu  Hohen-Mistorf 
Pastor  zu  Hohen-Mistorf  und  Remplin. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Basedow/) 

Geschichte  HHjie  Geschichte  des  Gutes  Basedow  im  Lande  Circipanien  beginnt   mit  der 
des  Einverleibung   seiner   Kirche    am    14.  Januar    1247    durch    den    Bischof 

Dorfes.  Wilhelm  von  Kammin  in  die  Malchiner  Kirche,  indem  er  sie  dieser  als  Tochter- 
kirche zuweist.  Zugleich  bestätigt  er  ihren  Ackerbesitz,  der  in  zwei  Hufen  zu 
Basedow  und  in  ebensoviel  Hufen  zu  Liepen  besteht,  setzt  ihren  Pfarrsprengel 
fest,  der  ausser  Basedow  fünf  Dörfer  umfasst  (die  noch  bestehenden  Gessin, 
Liepen  und  Sagel,  sowie  die  untergegangenen  Gutisdorp  und  Nykasiusdorp) 
und  genehmigt  die  Schenkung  der  Einkünfte  von  einer  Hufe  in  Basedow  an 
den    Pleban    auf   Lebenszeit    durch    den    Theodoricus    Luch,    der    damals    als 


^)  M.  U.-B.  9449. 

')  Die  Namen  von  früheren  Pastoren  haben  wir  nicht  ermittelt,  ausgenommen  den  vor- 
genannten einzigen  aus  dem  Mittelalter. 

•)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  136. 

*)  8  km  südsUdwestlich  von  Malchin.  Nach  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  23,  =  »Ort 
des  Bazda«.     Vgl.  Bastorf. 


GUT  UND   KIRCHDORF  BASEDOW.  Up 

wcriescher  Vasall  auf  Basedow  sitzt.')  Wie  lange  diese  dem  Lande  Pommern 
und  Mecklenburg  angehörende  alte  Adelsfamilie  hier  und  sonst  in  der  Um- 
gegend ansässig  gewesen  ist,  ist  nicht  bekannt.*)  Als  Rechtsnachfolger  der 
Luch   erscheint  das   schon   1287  auf  den  Gütern  Lupendorf  und  Schlakendorf 

nachzuweisende 
Geschlecht  der 
Hahn  (Gallus) 
vom  Jahre  1337 
an.     Nämlich  am 

3.    Mai    dieses 
Jahres  giebt  Fürst 
Johann   III.  von 
Werle-Goldberg 
den  Brüdern 
Nikolaus,  Eck- 
hard,   Matthias 
und    Nikolaus 
Hahn    die   Güter 
Basedow,    G essin 
und   Liepen   zu 
erblichem  Lehn. 
Mit  dem  Erwerb 
dieser  drei  Dörfer 
aber,   besonders 
dem   von    Base- 
dow, beginnt  die 

Blütlie  des 
Hahn'schen  Ge- 
schlechts, welches 
diese  Güter  bis 
auf  den  heutigen 
Tag  festgehalten 
Kirche  zu  Basedow.  hat.  ^) 

Namen  mittelalterlicher  Plebane  sind  nicht  überliefert.  Das  Register 
des  M,  Jahrb.  tiihrt  freilich  irrthümlich  den  Ritter  Theodoricus  Luch  als  Base- 
dower Pleban  auf,  aber  den  müssen  wir  abweisen.  Dagegen  ist  der  in  einer 
Urkunde  am  1.  April  1481  als  Zeuge  genannte  >her  Johan  Tessen,  der  Haren 
vicarius  to  Bazedouwe«  nicht  zu  übersehen.  Erst  die  evangelische  Zeit  hebt 
')  M.  L',-B.  589.  Vgl.  die  Bestätigung  durch  den  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  am  11,  Juli 
1196:   M,  U.-B.  3404. 

»)  Die  letite  ihres  Geschlechts  war  Liburg  Loch,  die  mit  Ewald  von  Kampti  (■}■  vor  1506) 
tnmlhlt  war:   Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  I,  S.  91. 

•)  M.  U.-B,  1896.  1906.  S764-  Zur  weiteren  Geschichte  von  Basedow  sind  lu  vergleichen 
b  Urkunden  7009.  7489.  9449.  11004.  Besonders  aber  das  vierbSndige  Werk  von  Lisch,  Gesch. 
LGeschl.  Hahn  (Schwerin,  StUler'scbe  Hofbuchhandlung,   1844—1856). 


I20  AMTSGERICUTSBEZIKK   MALCHIN. 

mit  einer  vollständigeren  Reihe  an.  Um  1587  wird  Stephan  Holste  genannt. 
Wahrscheinlich  war  er  schon  1577  da,  denn  er  gehört  in  diesem  Jahre  zu 
jenen  Pastoren  im  Amte  Stavenhagen,  welche  die  Konkordienformel  unter- 
schreiben.') Um  1610  giebt  es  eine  Vakanz  durch  Tod.  Herzog  Karl 
empfiehlt  den  Herren  von  Hahn  als  Patronen  der  Kirche  den  Christian  Koppen 
(Coppius)  aus  Mirow  als  guten  Prädikanten.  Ob  er  Pastor  wird,  ist  aus  den 
uns  zu  Gebote  stehenden  Akten  nicht  zu  ersehen,   aber  wahrscheinlich  ist  es. 


Blick  auf  die  Uigcl-Empore. 

1645  wird  Johann  Adam  Müller  berufen,  aber  erst  1648  introduciert.  Es 
folgen:  1664  Joachim  Heinrich  Fabriciiis,  1687  Joh.  Lorenz  Müller,  1690 
Christian  Alard,  1713  Joach.  Rudolph  Vick,  1753  (vielleicht  schon  etwas  früher} 
Joh.  Samuel  Martini,  und  1783  Matthias  Georg  Christoph  Wüstney  (f  1822). 
Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  angehörende 
Kirche  hat  einen  den  Zeiten  des  Uebcrganges  vom  romanischen  zum  golhischen 
Stil  entsprechenden  platt  abscliliessenden  Chor,  der  bis  nahe  unter  das  Dach 
aus  Granitfindlingen  mit  quadrierten  Kalkfugen  aufgeführt  ist.  Das  Schiff 
dagegen  ist  ein  Ziegelbau  derselben  Zeit,  in  welchem  der  wendische  Verband 
vorherrscht.     Die  Giebel    beider,   des  Schiffes   wie  des   Chors,    der   für   diesen 

')  Schröder,  evang.  Meckl.  III,  S.  319. 


AlUraa^tz  der 


GUT   UND    KIRCHDORF   BASEDOW. 


121 


Theil  ebenfalls  der  Backstein -Ziegel  nicht  entbehren  kann,  sind  mit  Blenden 
geschmückt.  Ob  der  ältere  Bau  der  Kirche  schon  im  XV.  Jahrhundert  durch 
Lüdeke  (III)  Hahn,  den  bekannten  thatkräftigen  Vertrauensmann  der  Herzöge 
und  eifrigen  Erbauer  von  P*estungen  und  Thürmen  im  Lande,  eine  Um- 
gestaltung in  golhischem  Sinne  erfuhr,  wie  Lisch  (a.  a.  O.  III,  S.  45)  meint, 
müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen.  Sämmtliche  Fenster  sind  heute  dreitheilig 
und  spitzbogig  geschlossen.  Sie  stammen  in  ihrer  jetzigen  Ge.staltung  aus 
neuerer  Zeit,  nämlich  aus  den  Jahren  1855  bis  57.  Ebenso  hat  der  Thurm 
bei  dieser  Gelegenheit  in  seinem  oberen  Theil  eine  völlig  neue  Gestalt  erhalten. 
Als  Neuerungen  sind  übrigens  auch  die  Aufsätze  auf  den  Giebeln  von  Schiff 
und  Chor  in  der  Mitte  und  an  den  Seiten  ins  Auge  zu  fassen. 

Im  Innern  ist  der  Chor  mit  einem,  das  Langhaus  mit  drei  niedrigen 
gerippten  Kreuzgewölben  geschlossen.    Steiler  erscheint  das  Gewölbe  im  Chor, 

flacher  gespannt  sind  die  im 
Schiff  und  anscheinend  auch 
jünger  als  jenes,  alle  mit  ein- 
ander aber  mit  jener  hand- 
werksmässigen  Unbeholfenheit 
ausgeführt,  wie  sie  sich  in  zahl- 
reichen Kirchen  des  Mittel- 
alters zeigt. 

An  der  Südseite  des  Chors 
eine  neuere  Sakristei  gothischen 
Stils;  an  der  Südseite  des 
Mittelschiffes,  vor  dem  Haupt- 
eingang, eine  kleine  Vorhalle, 
die  ebenfalls  neu  ist.  An  der 
Nordseite  des  Chors  dagegen 
eine    grosse    Kapelle    als    Erb- 

begräbniss   für  die   gräfliche  Familie  vom  Ende  der    fünfziger  Jahre   des  XIX. 

Jahrhunderts. 

Der  Altaranfsatz  ist  ein  reiches  Werk  der  Renais.sance  des  XVI.  Jahr- 
hunderts aus  bestem  Sandstein  und  mit  vielen  Relief- Einlagen  aus  weissem 
Marmor.  Die  Abbildung,  welche  wir  hier  geben,  überhebt  uns  einer  ein- 
gehenderen Beschreibung,  Das  Abendmahl  hat  den  Hauptplatz  erhalten.  Auch 
erscheinen  die  Einsetzungsworte  des  Abendmahls  als  Haupt -Inschrift  des  Altar- 
werkes. Darunter,  in  der  Basis,  der  Gebetskampf  in  Gethsemane.  Seitlich  vom 
Abendmahl  die  Kreuzigung  und  die  Auferstehung,  im  oberen  Theil  aber  die 
Himmelfahrt.  Als  Einfassung  der  drei  Hauptbildwerke  in  der  Mitte  dienen  die 
Statuen  der  vier  Evangelisten.  Unter  dem  Bilde  der  Himmelfahrt  die  Verse  der 
Apostelgeschichte  I,  9 — 11.  Ueber  dem  Abendmahl:  CHRISTUS  IST  UMB 
UNSER  SUDE  WILLEN  IN  DE  TODT  GEGEBEN  UNDT  UMB  UNSER  GERECH- 
TIGKEIT WILLEN  AUFERSTANDEN.    Ueber  dem  Gebet  in  Gethsemane:  WACHET 


ProzejiMons -Stangen. 


Altar- 
aufsatz. 


122  AMTSGERlCltTSliEZlKK   MALCHIN. 

UND  BETET,  DAS  IHR  NICHT  IN  ANFECHTUNG  FALLET*  MEIN  VATER  ISTS 
NICHT  MVQLICH.  DAS  DIESER  KELICH  VAN  MIHR  GEHE  ICH  TR(etC.).  Links 
und  rechts  neben  der  Kreuzigung:  DIS  SEIN  DES  EDLEN  UNDT  EHRENVESTEN 
WERNER  HANEN  UNOT  SEINER  VIELTUGENTSAME  LIEBE  HAUSFRAUWE 
ANNA  VAN  DER  LUHE  SELIGER  ACHT  AHNEN.  -  DIS  SEIN  DES  EDLEN  UNDT 
EHRENVESTEN  CHUNE  HANEN  SELIGER  UNDT  SEINER  VIELTUGENTSAME 
LIEBE  HAUSFRAUWE  SOPHIA  VÄ  DER  SCHULENBURGK  AUCH  SELIGER  ACHT 
AHNEN.  Darüber  je  acht  Wappen. 
In  der  Bekrönung  dieses  Flügels: 

NON   HANG  EFFIGIEM  CHRISTI 
SED   CHRISTVM  ADORA 

AD  DEXTRAM  PATRIS  QVI  SINE 
FINE  REGIT. 

Links  und   rechts  neben  der  Auf- 
erstehung  im   rechten   Seitenstück 

die  Inschriften:  DIS  SEIN  DES 
EDLEN     UNDT     EHRENVESTEN 

JOACHIM     HANEN    CHRISTOFFER 

SELIGER    SOHNS    UNDT   SEINER 

VIELTUGENTSAME    LIEBE    HAUS- 

FRAUW    DOROTEAQO)  •   GEBORN 

VAN  POTLITZ  ACHT  AHNEN.  — 
DIS  SEIN  DES  EDLEN  UND 
EHRENVESTEN     HANS     HANEN, 

WERNERS  SOHNS,  UNDT  SEI- 
NER   VIELTUGENTSAME    LIEBE 

HAUSFRAUW    JLSE    VAN    ARNIM 

ACHT  AHNEN.     Dazu    die    schon 

bei  Bristow  vorgekommenen  Sigla 

der  Sinnsprüche:    G  •  W  •  Z  •  B. 

G<B*M>S>IS92   IM    MAIO  •  M. 

In    der    Bekrönung    dieser    Seite 

die  Worte:  Ta.rbehaiter. 

PARTA  TIBI  ILLIVS  VERE  VERISSIMA  PROBRIS 
GLORIA  SVNT  CHRISTI  VVLNERA  VITA  TIBI.') 

Kanzel.  Die  Kanzel  hat  südlich  an  der  Ecke  vom  Chor  und  Schiff  ihren  Platz. 

Krucifixus.   Darüber  der  alte  Triampbbogen-KruciGxus  mit  Maria  und  Johannes. 

Orgel.  Die  Orgel  -  Empore   ist   ein   reiches  Renaissance  -  Schnitzwerk  des  XVI. 

Jahrhunderts.     Der  Orgel-Prospekt  selber  aber  mit  seinen  Risaliten  ist  hundert 
Jahre  jünger  und  stammt  aus  dem  Jahre  1680.     Die  Inschrift  lautet: 

')  Ueber  den  Altar  vgl.  Lisch,  Gescbl.  Hahn  HI.  S,  139—341,    Als  Sinnspruche  der  Siglen 
schlißt  Grotefend  mr:  >Gott  wende'»  lum  Besten«  und  »Gott  bewahre  meine  Sinne>. 


GUT   UND   KIKCHDORF  BASEDOW,  I23 

ORGANA  DECANTANT  CHRISTO  LAUDESQUE  DECUSQUE» 

ET  RECREANT  VARIIS  PECTORA  NOSTRA  SONIS. 

ANNO  CHRISTI  1680  FRID  •  HAHN*') 

In  der  Sakristei  ein  aus  Holz  geschnitzter  Johannes  Baptiita,  auch  zwei     Schniu- 
Prozessions  -  Staogen  mit  Engeln.  werke. 

Im  Chor  steht  ein  achtseitiger  hölzerner  Taufbehältcr,   der  nicht  mehr       Tauf- 
gebraucht  wird.     In   seinen  acht  Füllungen  Apostelbilder,   auf  den    acht  drei-     behälter. 

seitigen 
Deckelflächen 
die  Bilder  der 
Evangelisten, 
des  Heilandes 
und  des  Jo- 
hannes  Bap- 
tista,   ausser- 
dem  das 
HAHN'sche 
und   LOHE- 
sche  Wappen. 
*  Im  Innern  eine 


MessingschUssel. 


Hesaing-  Messig- 

schfluel    mit     schüssel. 
den  schon  oft 
erwähnten  viel- 

gedcutetcn 
Legenden. 

Epitaphien.  Epitaphien. 
An  der  Nord- 
seite des  Chors 
ein  Epi- 
taphium, das  die  ganze  Wand  einnimmt  und  wie  der  Altar  aus  feinem  Sand- 
stein mit  Einlagen  von  Marmor  hergestellt  ist.  Es  ist  dem  Eltempaare  Werner 
Hahn  und  seiner  Anna  von  der  LUbe  gewidmet  von  ihrem  Sohn  HANS  HAHN. 
In  der  Mitte  drei  fast  lebensgrosse  knieende  Gestalten  und  hinter  ihnen  der 
Sohn;  beiden  gegenüber  die  Gattin  und  Mutter.  In  der  Mitte  ein  Marmor- 
Relief:  Christus  mit  der  Siegesfahne  tritt  den  Drachen  zu  Boden.  Das  Relief 
wird    in   acht  kleinen   Gruppen  von   den   Marterwerkzeugen   Christi   umgeben, 

')  Beide,  Kanzel  ond  Orgel,  sind  Stiftungen  des  Geh.  Roths  Fricdr.  Hahn,  der  lum  KaCholi- 
äsani  flbertrat,  aber  nichtsdestoweniger  die  väterliche  Kirche  nach  wie  vor  mit  Gaben  bedachte: 
Liich.  GeschL  Hahn  HI,  S.  360.  Ueber  eine  Reparatur  der  Orgel  im  XIX.  Jahrhundert  5.  Lisch, 
i.  ».  O.  IV,  S.  304. 


124  AMTSGIildCHTKlIKZIKK   MALCHIN. 

In  der  Bekrönung  des  Werkes  mehrere  allegorische  Gestalten,  in  der  Mitte  die 
Caritas  {nicht  die  hl.  Marial)  u.  s.  w.    Ausser  verschiedenen  Bibelsprüchen  auch 
eine  lange 

Inschrift   mit 

der  Lebens- 
geschichte des 
Ehepaares  und 

der  Angabe, 
dass  der  Sohn 

HANS   HAHN 
seinen  Eltern 
dies    Epi- 
taphium   im 

Jahre    1594 

habe  setzen 
lassen. ') 

An     der 
Nord  Seite    des 
Langhauses, 
in   der    mitt- 
leren   Fenster- 
nische ,   und 
fast  das  ganze 
Fenster    ver- 
deckend,   ein 
zweites    Epi- 
taphium. 
Oben  als  Relief 
eine   Dar- 
stellung der 
Auferstehung 
und    in   der 

Mitte  die 
Kreuzigung. 
Vor  dieser 
fiinf  freie 
plastische  Ge- 
stalten, welche 

knieen;    links  Schulenburg . Hahn'sches  Epitaph. 

Bern dt  von 
der  Schulcnburgk,  rechts  seine  Ehefrau  Anna  Hahn,    dazwischen  drei  Kinder, 
Levin,    Gudel    und    Ilse   von    der    Schulenbnrgk.     Zu   jeder    Seite   sechzehn 

')  Lisch,  Gcschl.  Hnhn  lU,  S.  241—243.    Vgl.  Grabsloine. 


GUT  VSD   KIRCHDORF   BASEDOW.  125 

Ahnenwappen.  Nach  der  Inschrift  am  Fuss  ist  dies  Epitaphium  von  BERNDT 
VON  DER  SCHULENBURGK  seiner  am  9.  Januar  \$8g  im  27.  Lebensjahre  ent- 
schlafenen Eherrau  in  demselben  Jahre  gestiftet.') 

An  der  westlichen  Ecke  der  Nordwand,  das  ganxe  Fenster  verdockend, 
em  dem  Kuno  Hahn  und  seinen  beiden  Frauen  gewidmetes  drittes  Epitaphium. 
Im  Aufsatz,  die  Mitte  des  ganzen  Werkes 
einnehmend,  die  liegende  Statue  der  ersten 
Gemahlin  Kuno's,  Gödel  von  Maltzan. 
Unten  nebeneinander  die  gleichfalls  liegen- 
den Gestalten  Kuno's  und  seiner  zweiten 
Gemahlin,  der  Sophie  von  der  Schulcn- 
burg.  Ausserdem  sind  die  zweiunditwanzig 
Kinder  Kuno's  (acht  Söhne  und  vierzehn 
Töchter)  aus  beiden  Ehen  in  kleineren 
Figuren  kntecnd  und  betend  dargcstelli. 
Zu  beachten  ist  auch  die  Anordntmg  der 
Ahnentafeln. 

Rechts  und  links  und  über  den  Figuren 
verschiedene  Bibelsprüche.  Unter  der  Ge- 
stalt der  Goedel  von  Maltzan  die  Inschrid: 
ANNO  1575  DEN  TREITAGK  VOR  LETARE 
IST  DIE  EDLE  UND  VIEL  TUGENTSAME 
GUEDEL  MOLTZAN  IM  HEREN  ENT- 
SCHLAFFEN, NACHDEM  SIE  VIER  SOHNE 
UND  ZEHEN  TOCHTER  GEZEUGET  HATTE, 
DER  SEHLE  GOT  GNADE*  Unter  den 
beiden  unteren  Bildsäulen :  ANNO  1590 
DEN  21  •  JANUARII  IST  DER  EDLE  UND 
EHRENVESTE  CUNO  HANE  ERBGESESSEN 
ZV  BASEDOW  UND  LIREN,  INHABER  DES 
HAUSES  SEHEBURGK  ZUR  LIREN  IN 
GOTT  DEM  HERREN  SALICH  ENTSCHLAF- 
FEN •  GOTT  VORLEIHE  IHM  EINE  FROV- 
LICHE  AUFERSTEHUNG.  UND  ANN0159t. 
DEN  21  •  OCTOBRIS  IST  SEINE  LIEBE 
Ep.,=ph  des  Kuno  llnhn.  HAUSFROVIfE    DIE     EDLE     UND    VIEL    TU- 

GENTSAME  SOPHIE  VON  DER  SCHULENBURGK  ZU  SEHEBURGK  IN  WAH- 
RER ERKENTNIS  CHRISTI  SANFT  IM  HERREN  ENTSCHLAFEN  UND  ALDAHR 
CHRISTLICH  ZUR  ERDEN  BESTEDIGET.  HAT  IHM  EHESTAND  VIER  SOHNE 
UND  VIER  TOCHTER  GEZEUGET  •  S  •  G  •  G*  Ganz  unten  steht:  ANNO  1593.') 
An  der  Nordseite,  zwischen  Chor  und  Schiff,  und  am  Triumphbogen 
(jetzt  innerhalb  des  herrschaftlichen  Chors),  ein  kleines  Epitaphium  des  Paris  (I) 

')  J,isch,   Gci^elil.  Hahn    IV,  S.  19.  35—37.      S.  11.  tiralisleine. 

•)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IV,  S.  20  und  21.    Vyl.  Grabsteine. 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Epitaph  des  Paris  (I)  Hahn  und  seioes  Sohnes  Paris  (11). 

Hahn    (f  1565)   und   seines   Sohnes    Paris    (II,    -i-  1587).     Im    Mittelstück   der 
Gekreuzigte.     Zu    seinen    Füssen    knieend    Vater    und    Sohn.      Daneben    die 


GUT   UND  KIRCHDORF  BASEDOW.  127 

Ahnenwappen.     Unter  den  Figuren  der  Spruch  aus  Jesaias  LIII:     DER   HERR 
WARF  UNSER  ALLER  SUNDE  AUFF  IHN.      Rechts  die  Inschrift:    PARYS  HAN 
DER    ELTER    DES   JUNGEN   VATER,    links:    PARYS    HANE    DER  JUNGER    DES 
ALTEN  SOHN.     Als  Unterschrift  eine  lange  Inschrift,  aus  der  hervorgeht,  dass 
CATARINA  VON  BOLOW  ihrem  nach  zweijähriger  Ehe  gestorbenen  Gemahl  und 
ihrem    1587    im  Alter   von   zweiund- 
zwanzig Jahren  durch  einen  Unglücks- 
fall  ums  Leben  gekommenen  Sohne 
dies  Epitaphium  habe  setzen  lassen.') 
lu  einer  Fensternische  der  Nord- 
wand, nach  dem  Chor  zu,  ein  fünftes, 
zum  Theil   durch   eine   Empore   ver- 
decktes   Epitaphium,    das   des    1651 
gestorbenen  Landraths  und  Erbland- 
marschalls Clani  Hahn.     Im    Mittel- 
felde der  gekreuzigte  Christus,  neben 
ihm   die   knieende    und   zu   ihm  auf- 
schauende Gestalt  des  Verstorbenen. 
Das     Epitaphium     ist     halb     durch 
die  herrschaftliche  Empore  verdeckt. 
Unten  eine   lange  Inschrift,   aus  der 
hervorgeht,  dass  der  Sohn  CHRISTIAN 
FRIEDRICH   HAHN    und    der    Enkel 
WEDIGE  CHRISTIAN  HAHN  dies  Epi- 
taphium haben  setzen  lassen.') 

Grabsteine.  An  der  Südwand  Grabsteine, 
des  Chors  ein  Grabstein  vom  Ende 
des  XVI.  Jahrhunderts.  Im  Felde 
eine  betende  Frau  mit  der  Ueber- 
schrift  zu  Häupten:  CHRISTI  STER- 
BEN IST  MEIN  EWIGES  LEBEN. 
Die  Umschrift  ist  unleserlich.  Eben- 
daselbst ein  zweiter  Stein,  der  einen 
betenden  Ritter  darstellt.  Umschrift: 
Grabstein  des  Rone  Hahn.  ANNO    1590    DEN    21  •  JANVARII    IST 

DER  EDLER  VND  ERNVESTER  KONE 

HAHN     ERBGESESSEN     ZV     BASEDOV    VND     M(uggenburg)    GOTSEL ') 

An   der   Südwand   des   Schiffes,   der   Kanzel   zunächst,   ein   grosser  Stein    mit 

')  IJsch,  Ceschl.  Hahn  IV,  S.  28.  41. 

*]  T)em  Valer  geteilt  von  dem  Sohne,  dem  zum  KaChoIicismus  Übergetretenen  Geh.  Rath 
Friedrich  Hahn  (1624— 1701):  tjsch,  Ceschl.  Hahn  IH ,  S.  338—361,  besonders  S.  360.  Das 
Itenkmal  wurde  erst  nach  dem  Tode  des  Siteren  Stifters  vollendet  und  ist  daher  mit   1702  datiert. 

';  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IV,  S.  ao  (Kuno  1,  S.  ä— i2).     S.  o.  Epitaphien. 


AMTSGERICHTSBEZI  KK   MALCHIN. 


GUT  UND   K.IRCHDORF  BASEDOW.  129 

dem  Bilde  eines  Mannes  und  einer  Frau  und  einer  nur  theilweise  zu  lesenden 
Inschrift.  Es  ist  der  des  JOACHIM  HANE  [f  1600)  und  seiner  Gemahlin,  der 
LUCIE  FINEKE  (f  vor  1619).')  Ebendaselbst  ein  Stein  mit  dem  Bilde  einer 
betenden  Frau.     Inschrift:    ANNO  1589  DEN  9  •  JANUARri  IST  DIE  EDLE  VND 

TVGENTSAME  ANNA  MA- 
NEN, DES  EDLEN  VNDT 
EflENVESTEN  BERNDT 
VAN  DER  SCHVLEN- 
BVRGK  EHELICHE  HAVS- 
FRAW  IN  GODT  SELICH. 
LICHEN  ENTSCHLAFFEN, 
DER  SEHLEN  GODTGNE 
DIGK  VNDT  BARMHERT- 
ZIGK  SEI.«)  An  demselben 
Ort  noch  ein  Stein  mit 
dem  Bilde  eines  Mannes 
und  einer  Frau.  Die  In- 
schrift ist  jeut  nicht  mehr 
genau  zu  entziffern.  Nach 
einer  Abschrift  aus  dem 
Jahre  1 8 1 6  lautete  sie : 
ANNO  {1598  DEN  15* 
FEBR  •  IST  DER]    EDLER 

[GE]STRENG[ER]    UND 
EHRENVESTER  JOACHIM 

HAN    CHRISTOPHERS 
SEL  [SOHN    IN  GOTT  SE- 
LIG   ENTSCHLAFEN] 
UNDT   DE[N  15  MAJRTI  .  . 
ALHIER    BEGRABEN  • 

ANNO DEN 

IST    DIE    EDLE    UND 

WOHLGEBORN    DORO- 

TEA    VON    PUTLITZ    IN 
GODT     SELICH     ENT- 
SCHLAFFEN   UND  ALHIE   BEGRABEN.     Sterbejahr   und   Tag  sind    nicht    aus- 
gefiilll.')    —    Die  vier  erstgenannten   Grabsteine  lagen  bis  vor  wenigen  Jahren 
im  Chor  der  Kirche,  der  letztgenannte  in  der  nordwestlichen  Ecke  des  Schiffes. 

Unten  im  Thurm  der  Kirche  ist  eine  Reihe  minderwerthiger,  im  Zurück- 
Renaissancestil  auf  Holz  gemalter  Bilder  aus  dem  Jahre  1704  aufgestellt,  die  gestellte 
. Bilder  im 

■)  Lisch,  Gcschl.  Hahn  III,  S.  198— aoi.  Thumi. 

*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  IV,  S,  19.  35—37-     Vgl.  o.  Epilaphien. 

',  Li=.cl..   Geschl.  ILihn  III.  S.  301—305. 


130  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

früher  an  der  Südseite  des  Schiffes  ihren  Platz  hatten.  Je  ein  oberes  und  das 
darunter  befindliche  Bild  gehören  zusammen,  und  zu  je  zwei  Bildern  gehören 
immer  drei  Inschriften.  Man  sieht  die  Sündfluth  und  die  Taufe  des  Kämmerers 
durch  Philippus,  den  Sündenfall  und  Christi  Geisselung,  Christi  Geburt  und 
Christi  Grablegung  u.  s.  w.     Im  Ganzen  sind  es  zwanzig  Bilder. 

Glocken.  Im  Thurm   zwei  Glocken,   die  im  Jahre    1843   von   C.  Illies  in  Waren 

gegossen  sind.  Gestiftet  sind  sie  von  FRIEDRICH  GRAF  HAHN  und  AGNES 
GRÄFIN  HAHN,  geb.  GRAFIN  SCHLIPPENBACH. 

Das  Inventar  von  181 1  enthält  folgende  Notiz:  »In  dem  von  Mauer- 
steinen massiv  aufgeführten  Thurm  sind  ausser  der  zur  Kirchenuhr  gehörigen 
kleinen  Glocke  gar  keine  Glocken  vorhanden,  weil  die  ganze  ehemals  schöne 
Thurmspitze  von  der  Kuppel  an  bis  zu  dem  Gemäuer  den  29.  September  1766 
nebst  allen  Pfarrgebäuden  abgebrannt  ist,  die  Glocken  zusammengeschmolzen 
und  grösstentheils,  bis  auf  einen  vor  zwei  Jahren  verkauften  Ueberrest,  verbrannt 
sind.«     Auf  dem  Kirchhofe  war  damals  eine  kleine  Glocke  von   17  13. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i.  2.  Grosser   Kelch   in    klassicierendem    Stil,   vom 

werke.  Malchiner  Goldschmied  Harck,  ebenso  die  Patene.  —  34.  Kleiner  silber- 
vergoldeter Kelch  auf  rundem  Fuss,  mit  einem  aufgenieteten  plastischen 
Krucifixus  als  Signaculum.  Der  ausladende  Knauf  mit  Falten  erinnert  an 
spätromanische  F'ormen.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  — 
5.  6.  Kanne  und  Oblatendose,  neu,  von  1847,  letztgenannte  aus  einer  älteren 
umgearbeitet  vom  Malchiner  Goldschmied  F.  LIppold.  Die  Kanne  ist  von 
FRIEDRICH  GRAF  HAHN  und  AGNES  GRAFIN  HAHN,  geb.  GRAFIN  SCHLIPPEN- 
BACH,  gestiftet.*)  —  7.  Messingenes  Taufbecken  von  1669  mit  der  Angabe, 
dass  es  der  ehemaligen  Kirche  zu  Wargentin  gehört  hat. 


Schloss  zu  R\^as  zur  Geschichte  des  Schlosses  beigebracht  werden  kann,  ist  nicht  viel, 
Basedow.  IMfll  immerhin  aber  mehr  als  bei  allen  anderen  alten  Adelssitzen  unseres 
Landes.  Es  ist  das  dem  trefflichen  Familien -Archiv  in  Basedow  zu  danken, 
für  welches  von  jeher  in  besonderer  Weise  Sorge  getragen  worden  ist.  Nach- 
dem es  Jahrhunderte  lang,  schon  vom  Mittelalter  her,  inmitten  des  alten  Baues 
einen  eigenen  gewölbten  Raum  eingenommen  hatte,  wurde  im  XIX.  Jahrhundert 
ein  besonderer,  freistehender  steinerner  Gewölbebau  neben  dem  Sekretariat  dafür 
aufgeführt,  in  welchem  alle  archivalischen  Dokumente  jetzt  wohlbewahrt  ruhen.*) 
Den  Anfang  zu  einem  festen  Bau  in  Basedow  hat,  wie  Lisch  glaubt 
vermuthen  zu  dürfen,  schon  jener  Nikolaus  Hahn  gemacht,  welcher  am 
I.  April  1352  mit  Bristow  belehnt  wurde.  Indessen  muss  es  dahin  gestellt 
bleiben,  ob  diesem  Bau  jene  Ruinen  angehören,  die  heute  hinter  dem  Schloss 
im  Garten  gefunden  werden,  aber  mit  vielen  neueren  Zuthaten  versehen  sind.*) 

*)  Siehe  Glocken. 

')  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  II,  S.  5. 

•)  Lisch,  a.  a.  O.  II,  S.  48:    »Ohne  Zweifel   unternahm   er   die   erste  Anlage   des   Schlosses 
zu  Basedow,  von  dem  noch  über  und  unter  der  Erde  kräftige  Ruinen  vorhanden  sindc. 


GUT   UND   KIRCHDORF   BASEDOW.  I3I 

Gewiss  freilich  ist,    dass  sich  in  den  unzweifelhaft  alten  Theilen  dieser  Ruinen 
die  der  gothischen  Zeit  angehörenden  Ziegelverbandsweisen  finden,  die  wendische 


Aller  Theil  des  Schlosses  Rasedow  (Hinterseitc). 

wie  die  polnische.  Klarer  tritt  der  feste  Bau  des  Mittelalters  aus  einer  Urkunde 
vom  4.  September  1467  und  deren  Anhängsel  aus  dem  Jahre  1473  hervor, 
worin  sich  Oheim  LUdeke  und  sein  Neffe  Hans  über  das  Schloss  zu  Basedow 


t32  AMTSGliklCHTSBEZlRK   MALCHIN. 

vertragen,  und  woraus  man  ersieht,  dass  besonders  Liideke  es  war,  der  viele 
Kosten  an  den  Bau  gewandt  halte.  Liideke  soll  die  eigentliche  Obhut  über 
das  Schloss,  Hans  aber  seine  Wohnung  darin  haben,  und  jeder  die  Hälfte  des 
Hoffeldes  (lir  sich  benutzen.  Während  der  Vormundschaft  über  Hans  hatte 
Liideke  den  Hauptthurm,  die  Mauern,  die  Gräben,  die  Vorbui^  und  die  Bau- 
höfe von  Grund  aus  neu  gebaut.  Er  verzichtet  nun  im  Uebrigen  auf  einen 
Ersatz   von  seinem  Neffen,    doch  soll  diesem  sein  Antheil  an  dem  Hauptthor- 


Aeltere  Ttieile  des  Schlosses  Basedow  (Vorderseite). 

gebäude  (dem  obersten  Thor)  mit  250  Mark  Liibisch  angerechnet  werden  und 
das  Gebäude  selbst  dafür  als  Pfand  in  Lüdekes  Hand  bleiben.  Gemeinschaftlich 
soll  beiden  das  Gewölbe  für  die  Armbrüste,  Pfeile,  Büchsen,  lür  Pulver  und 
Briefe  (Urkunden)  gehören,  doch  soll  jeder  daneben  ein  Gewölbe  (ur  sich 
besitzen.  Ferner  soll  das  Thor  vor  der  Vorburg  als  Pfand  fiir  100  Mark 
Lübisch  zu  Ludeke's  Verfügung  stehen,  mit  dem  Thor  auch  die  beiden  Thürme 
auf  der  Vorburg,  die  er  auf  eigene  Kosten  hat  bauen  lassen.') 

Dieser  Lüdekc   ist  derselbe,   den  wir  in  der  Geschichte  der  Stadt  Plau 
als  Vertrauensmann  der  mecklenburgischen  Herzöge  kennen  gelernt  haben,  der 
')  Lisch,  fl.  a.  O.  II,  Urk.,  S.  136—14?  (Nr.  246). 


GUT   UND   KIRCHDORF   BASEDOW.  I33 

gut  zwanzig  Jahre  früher  als  landesherrlicher  Vogt  die  Bui^  in  Flau  befestigt, 
die  Lenzburg  an'  der  Eide  erbaut,  mit  starker  Hand  dem  wilden  Raubwesen 
jener  Zeiten  entgegentritt  und  mit  seiner  Gattin  Jutta  Preen  die  letzte  Ruhe- 
stätte in  der  Klosterkirche  zu  Dargun  ündet.') 

Nach  Lüdeke's  Zeit  hören  wir  erst  im  Jahre  15 13  wieder  von  einem 
Neubau,  den  der  Landrath  Joachim  Hahn  auf  dem  Schlosshofe  zu  Basedow 
errichtet,  und  zu  dem  ihm  der  Herzog  Heinrich  und  dessen  Gemahlin  Helena 
am   15.  Juni  desselben  Jahres  (zehn  Tage  nach  seiner  Vermählung)  zwei  gemalte 


AusgraboDgen  im  Schlossguten  m  Basedow. 

Fenster  verehren.  Joachim  Hahn  hat  sich  seines  »neuen  Hauses*  noch  über 
die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts  hinaus  erfreuen  können.  >Dies  ist  (sagt  Lisch 
im  Jahre  1855),  nachdem  die  mittelalterlichen  Gebäude  bis  auf  geringe  Reste 
nach  und  nach  abgebrochen  sind,  ohne  Zweifel  der  noch  vorhandene  ältere 
Theil  des  Schlosses  Basedow,  welcher  in  der  Mitte  steht  und  sich  im 
rechten  Winkel  an  den  neuesten  (im  Jahre  1891  durch  Brand  zerstörten)  Bau 
anlehnt.«  Zugleich  hält  Lisch  auch  den  an  diesen  Theil  angesetzten  Thurm  mit 
der  Jahreszahl  1552  fiir  einen  Bau  Joachim 's  und  seiner  Gemahlin,   welche  die 


■)  M.  Kunst-  und   Gesch.-Denkm.  IV,   S.  581.  SS2.     I,   S.  54S   (567).     Lisch, 


134  AMTSGERICHTSBEZIBK   MALCHIN. 

Siglen  ihrer  unbekannten  Sinnsprüche  hinzugeliigt  haben.')  Sie  stehen  gleich 
oberhalb  der  Eingangsthiir  in  diesen  Thurm.  Auch  nach  der  Gartenseite  hin 
kommt  von  diesem  älteren  Theil  des  Schlosses  aus  dem  XVI.  Jahrhundert 
noch  ein  ansehnliches  Stück  zur  Erscheinung.  Vor  allen  Dingen  ist  hier  ein 
alter  Giebel  mit  angesetztem  Treppenthurm  zu  beachten,  der  von  unten  her 
vierseitig  emporsteigt  und  sich  oben  in  ein  Rund  umsetzt.  Auch  ist  im  an- 
stossenden  Giebel  selbst  noch  der  Kern  des  alten  Mauerwerks  deutlich  zu  er- 
kennen.   Alles  Andere  auf  dieser  Seite  ist  im  Sinne  der  alten  Formen  erneuert. 


Schloss  Bmedovr  lur  Zeit  der  Stuler'schen  Umbauten. 

Der  nächste  grössere  Neubau  findet  unter  dem  ersten  Grafen  Fried- 
rich II  im  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts  statt.  Er  lässt  den  alten  Flügel 
rechts  am  Aufgange  abbrechen  und  einen  neuen  Bau  mit  einem  hohen 
Thurm  aufführen.  »Dieser  Flügel  (sagt  Lisch  im  Jahre  1856)  ist  gegenwärtig 
das  herrschaftliche  Wohngebäude  und  unter  dem  jetzigen  Grafen  durch  den 
Geheimen  Oberbaurath  Stiller  aus  Berlin,  welcher  auch  alle  anderen  neuen 
Gebäude  in  Basedow  aufgeführt  hat,  erhöhet  und  geschmackvoll  ausgebauet 
und  eingerichtet.«*) 

Aber  auch  von  diesem  alten  Flügel  steht  heute  nur  noch  der  untere 
Theil  des  Thurmes.     Am    12.  Januar  1891   brannte  der  ganze  Bau  gründlich 

■}  Lisch,  a.  B.  O.  III,  S.  143. 
^  Lisch,  ».  ft.  O.  IV,  S.  304. 


GUT   UND   KIRCHDORF   BASEDOW.  135 

nieder,  nur  die  Umfassungsmauern  blieben  stehen.  Dagegen  konnte  das  grosse 
Thorgebäude  gerettet  werden.  Es  ist  daher  heute  der  einzige  Theil  jener  am 
Ende  der  dreissiger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  ausgeführten  Bauten,  in  denen 
sich  der  klassicierende  und  nach  englischer  Art  zugleich  gothisierende  Geschmack 
der  Stüler'schen  Periode  offenbart.  An  die  Stelle  des  niedergebrannten  grossen 
Flügels  zur  Rechten  erhebt  sich  jetzt  ein  seit  dem  Jahre  1891  unter  der 
Leitung    des    Architekten    Professor    Dr.    Haupt    entstandener    Prachtbau    im 


Schloss  Basedow,  wie  es  jetzt  ist  (von  der  Gartenseite). 

Geschmack  nordischer  Renaissance,  als  deren  glänzendste  Leistung  sich  das 
grosse  Portal  im  Innern  des  Hofes  darstellt.  Den  herrlichen  Bau  schmückt 
die  Inschrift: 

FRIDERICVS  •  FRANCISCVS  •  COMES  •  HAHN  •  ET  •  THERESA  •  COMI- 
TISSA  •  HENCKEL-  DONNERSMARCK  •  HANG .  DOMVM  •  ET  •  TVRRES* 
IGNE  •  CONSVMPTAS  •  E  •  CINERE  •  IN  •  NOWM  >  SPLENDOREM  . 
MAIORVM  •  RITV  •  ERIGI  •  IVSSERVNT.') 

')  V&'-  auch   die  Abbildung   des  früheren  Schlosses   vor   1S91   bei  Lisch   und  Wedemeyer, 
Albmn  meckl.  Schlösser  nnd  Landgüter,  Heft  i  und  z.     Ebendon  Text  dazu. 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Das  Gut  Paulenrost 


Gut        B^^^'*  Kilometer  sudöstlich  von  Basedow  liegt  das  Hahn'sche  Schloss  Faulen- 

Faulenrost.  ^21     ^ost.     Einst,   vom   XIII.  bis   zum   XV.  Jahrhundert,   als   Villa   Rostok. 

Villa  Rozstock,  Völen  Rozstok,  Vulenrosteke,  Vulrostke,  Vulenrostke  im  Besitz 


Schloss  P'autenrost. 

der  alten  Adelsfamilie  Rostock  (nachher  Rostkc)  geht  das  Gut  am  i.  November 
1494  an  den  Ritter  Klaus  Hahn  zu  Basedow  über  und  ist  seitdem  in  dessen 
Familie  verblieben.  Seit  dem  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  ist  der  Name 
Faulenrost  üblich  geworden.  Das  stattliche  Schloss  mit  seinen  Nebengebäuden 
ist  ein  im  französischen  Stil  des  XVIII.  Jahrhunderts  erdachter  und  ausgeführter 
Bau  von  sehr  ansehnlichen  Verhältnissen,  den  der  durch  sein  tragisches  Geschick 
bekannt  gewordene  Klaus  Ludwig  Hahn  im  Jahre  1760  errichten  und  mit 
entsprechenden  ausgedehnten  Parkanlagen  versehen  Hess.')  Ueber  die  frühere 
Kapelle  in  Faulenrost  s.  Rittermannshagen,  S.  146. 

■)  Lisch  und  Wedemejer,   a.  b.  O.,   Ueft  S~I2,  S.  68. 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  GESSIN. 


137 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kapelle. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Gessin.') 

|as  Geschick  des  Dorfes  Gessin  ist  eng  mit  dem  von  Basedow  verknüpft. 
Noch  ehe  jenes  in  Hahn'schen  Besitz  übergeht,  vereinigt  es  Bischof 
Wilhelm  von  Kammin  mit  Basedow,  indem  er  durch  eine  Urkunde  vom 
14.  Januar  1247  die  Gründung  und  Bewidmung  der  Pfarre  zu  Malchin  sowie 
die  ihrer  Tochterkirche  zu  Basedow  bestätigt  und  unter  den  Dörfern  der  letzt- 
genannten auch  »Jacin«  aufzählt.*)  Neunzig  Jahre  später,  am  3.  Mai  1337, 
verleiht  Johann  III.  von  Werle- Goldberg  den  Brüdern  Nikolaus,  Eckhard, 
Mathias  und  Nikolaus  von  Hahn  ausser  Basedow  auch  die  Dörfer  Gessin  und 
Liepen  zu  erblichem  Lehn,  und  von  da  an  bleibt  nun  Gessin  ununterbrochen 
mit  Basedow  verbunden.') 

Kapelle.  Die  aus  Feldsteinen  und  Ziegeln  aufgebaute  pfeilerbewehrte 
gothische  Kapelle  hat  einen  Chorschluss  aus  dem  Achteck  und  stellt  sich  als 
ein  Bau  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  dar.  Der  Innenraum  ist  mit  niedrigen 
gerippten  Kreuzgewölben  geschlossen  und  wird  durch  fünf  schmale  Blenden 
erleuchtet. 

Die  innere  Einrichtnng   ist  ohne  Bedeutung.     Die  Kanzel  fehlt  ganz.*)  Innere  Ein- 
Auf  dem  Altar  stehen  zwei  Leuchter,  der  eine  ist   1700  von  HANS  SCHMIDT,      richtung 
der   andere   1706  von    SOPHIA  H ACKERT    gestiftet.     Beide    haben   als  Stempel 
den  werleschen  Büfielskopf,  der  zugleich  als  Stadtzeichen  für  Malchin  anzusehen 
ist,  und  ein  Meisterzeichen  in  Form   einer  undeutlichen  Hausmarke  +^. 

Als  vasa  sacra  werden  die  in  Basedow  benutzt. 

Vor  der  Westwand  der  Kapelle,  deren  Giebel  mit  fünf  schmalen  Blenden      Glocke. 
belebt    ist,    steht    ein    offener   Glockenstuhl,    in    welchem    eine    einzige    kleine 
Glocke  ohne  Inschrift  hängt. 


der 
Kapelle. 


*)  6  km  sudsüdwestlich  von  Malchin.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  49,  verbindet  den  alten 
Namen  Jacin  mit  dem  altsla vischen  Stamm  jacu  =  stark  und  übersetzt  ihn  mit  »Ort  des  Jak«. 
Das  wäre  ungefähr  »Starkenhagen«.     Anders  Siemssen  im  M.  Jahrb.  VI,  S.  53. 

*)  M.  U.-B.  589. 

«)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  22  ff. 

*)  Die  Kapelle  wird  nur  für  den  Abendmahlsdienst  verwandt.  Zweimal  im  Jahr  findet  eine 
Predigt  vom  Altar  ans  statt. 


138 


AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHIN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Dahmen.') 

|as  am  Südende  des  Malchiner  Sees  gelegene  Kirchdorf  Dahmen  gehört 
zum  Sprengel  des  Bischofs  von  Kammin.  Im  Oktober  1235  schenkt 
Bischof  Konrad  von  Kammin  dem  Domkapitel  zu  Güstrow  theils  zu  neuen 
Präbenden,  theils  zum  gemeinschaftlichen  Genüsse  der  Domherrn,  theils  zu 
einer  Memoria,  die  Zehnten  von  vierundsechzig  Hufen  zu  Jahmen,  Dahmen 
(Damene),  Granzow,  Klein  -  Methling,  Beestland  und  Klein-Dalwitz.*)  Der  Ver- 
wirklichung dieser  Spende  steht  jedoch  der  Widerspruch  des  Bisthums  Schwerin 
entgegen,  denn  erst  am  24.  September  1255  ist  Konrad's  Nachfolger,  der 
Bischof  Hermann,  im  Stande,  diese  Schenkung  zu  bestätigen,  nachdem  er, 
wie  er  sich  ausdrückt,  die  Zehnten  im  Lande  Circipanien  mit  vieler  Mühe  und 
vielen  Kosten  erstritten  hat.  Aus  Dahmen  werden  dreizehn  Hufen  verliehen.^) 
Hier  sitzen  im  Jahre  1352  die  Wozenitze,  welche  am  3.  März  desselben 
Jahres  mit  den  Stahl  auf  Siden-Remplin  eine  Vikarei  in  der  Kirche  zu 
Hohen -Mistorf  stiften  und  Hebungen  dazu  legen,  sich  auch  über  die  Ausübung 
des  Patronats  daselbst  und  des  Präsentationsrechts  einigen.*)  Mittels  Urkunde 
vom  12.  März  1371  gelangen  die  Güter  Dahmen,  Sagel  und  Moltzow  an  die 
von  Maltzan,  wenn  auch  zunächst  blos  pfandweise.^)  Aber  am  18.  März  1462 
wird  ihnen  ihr  Besitz  bestätigt,  den  sie  dann  ununterbrochen  bis  zum  Jahre 
1877  festhalten.^  In  diesem  Jahre  wird  der  Oberst  a.  D.  Hubert  Gustav 
Viktor  von  Tiele-Winckler  ihr  Rechtsnachfolger,  heute  ist  einer  von  dessen 
Söhnen  im  Besitz. 

Aus  Aufzeichnungen  des  Pastors  Kaspar  Breslach  (Bretschlag),  der 
1645,  im  Jahre  seiner  Berufung,  das  Kirchenbuch  anlegt  und  sich  Pastor  zu 
Dahmen  und  Rambow  nennt,  erfahren  wir  die  Namen  von  vier  Vorgängern, 
den  Pastoren  Henrikus  Hermundt,  Magister  Andreas  Voigt,  der  eine  nennens- 
werthe  Bibliothek  hinterlassen,  Johann  Bent  und  dessen  Schwiegersohn  Arnold 
Stappenbeck.  ^)  Hermundt  ist  der  unmittelbare  Vorgänger  von  Bretschlag.  Vor 
Hermundt  ist  Voigt  und  vor  diesem  Stappenbeck  Pastor.  Dessen  Wittwe  lebt 
noch  zu  Bretschlag's  Zeit  in  Rambow  und  theilt  ihm  über  die  Pfarrverhältnisse 
das  mit,  was  fiir  ihn  wissenswerth  ist.  Leider  aber  erfahren  wir  nichts  über 
die  Zeit  dieser  Vorgänger,  von  denen  Bent  der  älteste  ist.     Auch  ist  diesen 


^)  16  km  südwestlich  von  Malchin,  am  Ende  des  grossen  Sees.  Im  XIII.  Jahrhundert 
1  Damene«  geheissen.  Der  altslavische  Familienname  Dahm  oder  Dahms  ist  noch  heute  von  alter 
Zeit  her  in  Mecklenburg  sehr  gebräuchlich.    Daher  der  Ortsname :  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  36. 

*)  M.  U.-B.  439. 

•)  M.  U.-B.  758. 

*)  M.  U.-B.  7673. 

*)  M.  U.-B.  10 174. 

•)  S.  bei  Lisch,  Geschl.  Maltzan,  Urk.- Sammlung  Nr,  287.  468.  581.  712.  819. 

')  S.  o.  Bülow,  S.  69. 


GUT  UND   KIRCHDORF  DAHMEN. 


139 


Kirche. 


vieren  der  auf  der  Glocke  von  161 4  genannte  Magister  Jakob  Knüppel 
noch  zuzugesellen,  wenn  nicht  etwa  »Meister  Gottlieb  Knüppelt  als  Glocken- 
giesser  verstanden  werden  soll.  Zu  Bretschlag's  Zeit  sind  Dahmen  und  Rambow 
zwei  verödete  Dörfer.^)  Wann  Dahmen,  dessen  Kirche  im  Visitationsprotokoll 
von  1648  als  Mater  vagans  aufgeführt  wird,  mit  Rambow  verbunden  worden, 
ob  lange  oder  kurze  Zeit  vor  dem  dreissigjährigen  Kriege,  wissen  wir  nicht. 
Seit  dieser  Zeit  aber  sind  beide  Kirchdörfer  nachweislich  zusammen  geblieben. 
Bretschlag  lebt  bis  1663.  Ihm  folgen:  Joachim  Warneke  von  1664  an,  Johann 
Meineke  1678  nach  anderthalbjähriger  Vakanz,  nach  Meineke's  Tode  im  Jahre 
1732  Friedrich  Heinrich  Hacker,  dessen  Wittwe  1771  genannt  wird,  und  von 
1771  bis  1806  Enoch  Friedrich  Studemund.*)  lieber  die  Greistlichen  des 
XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  auf  einem  behauenen  Granitsockel  errichtete  Kirche  ist 
ein  frühgothischer  Backsteinbau  mit  wettergrauen  trefflichen  Ziegeln,  in  dem 
der  wendische  Verband  vorherrscht.  Der  Chor  schliesst  platt  ab.  Auf  der 
Südseite  ein  zugesetztes  gothisches  Portal  ohne  Kämpfer  und  Kapitell.  Im 
Chor  ein  dreitheiliges  gothisches  Fenster,  die  übrigen  Fenster  sind  ebenfalls 
spitzbogig,  aber  theils  einfache  schmale  Schlitze,  theils  paarweise  angeordnete 
Lichtöffnungen.  An  der  Nordseite  eine  Sakristei  mit  Kreuzgewölbe.  Der 
Innenraiim  ist  mit  zwei  gerippten  Kreuzgewölben  geschlossen.  Ein  Thurm  ist 
nicht  vorhanden.  An  der  Südostseite  ein  Anbau,  der  als  Materialienkammer  dient. 

Der  Altaraufsatz  der  Kirche  ist  mit  sechs  Oelbildern  aus  der  Passions- 
geschichte geschmückt,  die  einem  gothischen  Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts 
entnommen  sind,  wie  das  Gebet  in  Gethsemane,  Gefangennahme  Christi, 
Christus  vor  Pilatus,  die  Kreuztragung  mit  der  hl.  Veronika,  der  Krucifixus 
mit  Johannes  und  Maria  und  die  Kreuzabnahme.  —  Im  Uebrigen  bietet  das 
Innere  nichts  Bemerkenswerthes.  Doch  giebt  es  dort  noch  ein  paar  alte 
gothische  Schnitzgrtippeii :  eine  sitzende  Madonna  mit  dem  Jesuskinde,  eine 
Annaselbdrittgruppe  und  eine  Gruppe  aus  einer  Kreuzigungsscene. 

Im  Glockenstuhl  südlich  von  der  Kirche  drei  Glocken.  Die  erste  hat 
die  Inschrift:  #  0  RflX  +  GLORIS  +  VQßl  +  QVSß  +  PÄOB  ®.  — 
Die  zweite  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen,  die  dritte  hat  die  Inschrift:  1614 
VOLRAD  LVTKE  MOLTZAHN    •    M  •  lACOB  KNVPPEL. 

Kleinknnstwerke.     Kelch,   Patene,   Ciborium,    neu,   ohne  Inschrift   und  Kleinkunst- 
Zeichen.    —    Zwei  Zinnleuchter,    der   eine    1648   von  JOCHIM   FLEISTEN  und       werke. 
DOROTHEA  HAKERS,  der  zweite  1729  von  JOH  •  DIETR  •  SCHRÖDER 
gestiftet.    Auf  jenem  als  Stempel  das  Güstrow'er  Stadtwappen,  auf 
diesem  der  nebenstehende  Meisterstempel.*) 

»)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  136. 

*)  Nicht  C.  F.  Studemund,  wie  er  unrichtiger  Weise  im  Staatskalender  und  bei  Cleemann  heisst. 

■)  Vgl.  M.  Kunst-  und  Gesch.-Denkm.  I,  S.  494. 


Altar- 
aufsatz. 


Gothische 
Schnitz- 
grupen. 

Glocken. 


I40  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Schwinkendorf/) 

Geschichte  BBHIas  zur  Hahn'schen  Begüterung  gehörige  Schwinkendorf  kommt  schon  sehr 
^^s  lUS«  fj.^h  als  Kirchdorf  vor.  Denn  am  7.  Juni  1271  legt  der  Bischof  Heinrich 
von  Kammin  das  Dorf  Rambow,  welches  bisher  nach  Schwinkendorf  (Swineken- 
dorp)  eingepfarrt  war,  zum  Kirchspiel  Domherrenhagen.*)  Die  Besitzverhältnisse 
sind  ursprünglich  sehr  getheilt;  erst  nach  und  nach  gelangen  die  von  Hahn 
in  das  volle  Eigenthum  des  schönen  Gutes.  ^)  Lüdeke  (II)  Hahn  kauft  am 
17.  März  1440  zunächst  von  den  Gebrüdern  Joachim  und  Andreas  von  Kosboth 
auf  Torgelow  und  dem  Heinrich  Konstin  auf  Rittermannshagen  29  Mark 
3  Schillinge  jährliche  Pacht  aus  sieben  Bauerhufen  in  Schwinkendorf,  und  am 
24.  Juni  1446  verlassen  die  beiden  Frauen  Jabel  Rodesche  und  Tzimmersche 
vor  dem  Voigteigericht  in  Stavenhagen  ihm  ihre  Rittermannshäger  Güter, 
nämlich  einen  halben  Hof  mit  einer  halben  Hufe,  einer  Worth  bei  der  Pfarre 
und  einer  andern  bei  der  Ziegelscheune.  Am  11.  März  1445  verkauft  Barthold 
von  Schönau  dem  Lüdeke  drei  Höfe  mit  drei  Hufen  nebst  Pacht,  Dienst  und 
Rauchhuhn.  Auch  die  Herzöge  haben  Eigenthum  in  Schwinkendorf.  Aber 
Heinrich  der  Aeltere  und  Heinrich  der  Jüngere  verpfänden  es  am  18.  Oktober 
1454  dem  Lüdeke  (III)  Hahn  auf  Basedow  für  500  rheinische  Goldgulden, 
nämlich  50  Lübische  Mark  sowie  972  Drömt  Korn  und  Pacht,  ausserdem  für 
weitere  500  rheinische  Goldgulden  das  höchste  Gericht.  Schon  am  i.  April  1456 
und  15.  November  1461  machen  beide  Herzöge  hieraus  ein  endgültiges  Ver- 
hältniss  und  versichern  dem  Lüdeke  auch  das  Patronat  der  Kirche.  Herzog 
Ulrich  bestätigt  diese  Verfügung  seines  Vaters  vom  15.  November  1461  am 
16.  Januar  1470.  Als  endlich  Lüdeke  1475  cl^"  ^^"^  bereits  als  Pfand  gehörenden 
letzten  Schwinkendorfer  Antheil  der  Rostke's  auf  Faulenrost  für  472 Va  Mark 
erwirbt,  da  sind  die  Hahn  in  den  alleinigen  Besitz  gelangt,  und  bereits  in 
einem  Lehnregister  von  1491  wird  Claus  Hahn,  des  Lüdeke  Sohn,  als  einziger 
Besitzer  von  Schwinkendorf  genannt.*) 

Geistliche  des  Mittelalters  werden  uns  nicht  genannt.  Der  erste  evan- 
gelische Geistliche  um  1541  ist  Joachim  Stritt.  Nach  ihm  eine  Lücke  bis 
zum  Pastor  Andreas  Conradi  (1619,  •}•  1631).  Diesem  folgt  1632  Jakob 
Wackerow,  doch  vertreibt  ihn  im  Jahre  1638  die  Kriegsnoth  nach  Dithmarsen. 
Die   Visitation   von    1648    trifft    in    Schwinkendorf   keinen    Pastor    an.      Vier 


*)  14  km  sudsüdwestlich  von  Malchin.  Swinekendorp,  Swynekendorp,  Tzuinekendorppe 
(altslavisch  svinija  =  Schwein)  ist  nach  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  132,  zu  verstehen  als  »Dorf 
der  Svinekc. 

*)  M.  U.-B.  II,  1229. 

•)  Ueber  Anrechte  der  von  Reez  s.  M.  U.-B.  6198. 

*)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  II,  S.  91  ff.     III,  S.  18  ff. 


GUT  UND   KIRCHDORF   SCH  WIN  KEN  DORF.  I4I 

Personen  zählt  das  Dorf,  während  vorher  neun  Bauerstellen  und  sieben  Kossäten- 
höfe  den  Bestand  gebildet  haben.')  Die  Vakanz  der  Pfarre  dauert  noch  bis 
1653.  Da  wird  Henricus  Bernhardi  berufen.  Es  folgen:  1673  Joachim  Bulsz, 
1706  Augustinus  Grapius,  1710  Joh.  Frühling  (RJelJng),  1717  Joh.  Gottfried 
Rümker,  1745  Joachim  SusemihI,  1762  Ad.  Augustin  Beckmann,  1773  Franz 
Ernst  Lange  und  1784  Erh.  Ludw.  Wilh,  Friedr.  Brummerstädt  (■{■  1825).  Ueber 
ihn  und  seine  Nachfolger  im  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 


Inneres  der  Kirche  zu  Scbwinkendorf. 

Als  Filialen  treffen  wir  im  XVII,  Jahrhundert  (1648  und  1662)  die 
heute  nicht  mehr  vorhandenen  Kirchen  und  Kapellen  zu  Heinrichshagen, 
Langwitz,  Lupendorf  und  Tressow. 

Kircbe.  Frühgothische  Kirche  mit  später  vorgebautem  Thurm,  dessen 
wettergraue  Steine  eine  treffliche  Patina  zeigen.  Das  alte  frühgothische  Portal 
im  Westen  liegt  nicht  in  der  Achse  des  Thurms.  Auch  die  Priesterpforte 
auf  der  Südseite  des  Chors,  die  jetzt  in  eine  Vorhalle  fuhrt,  hat  frühgothischen 
Charakter.  Im  zweigetheilten  Schiff  sieht  man  an  den  ohne  Zweifel  verschiedene 
Mate  veränderten  Lichtöffnungen  noch  die  Nachwirkungen  der  älteren  Form 
romanischer  Schlitzfenster.  Im  Chor  nord-  und  südwärts  je  ein  zweitheiliges, 
im  Osten  ein  dreitheilig  angelegtes  Fenster  mit  Neuerungen  aus  jüngerer  Zeit. 

')  Grolh,  M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 


142  AMTSGERlCHTSBEZrRK   MALCHIN, 

Ein  breiter  und  schwerer  Triumphbogen  in  Form  eines  Stichbogens  scheidet 
SchifT  und  Chor,  und  zwei  achtseitige  Pfeiler  mit  >alten«  Diensten  theilen  das 
Gemeindehaus  in  zwei  Schiffe,  von  denen  jedes  mit  drei  Stern ge wölben 
spätgothischer  Zeit  geschlossen  ist,  während  der  Chor  nur  ein  einziges  einfaches 
Kreuzgewölbe  aus  früherer  Zeit  aufzuweisen  hat.') 

Der   Altar   hat 
einen     Aufsatz     im 

Geschmack     der 
Spätrenaissance  des 
XVII.  Jahrhunderts. 

An  der  Hinter- 
wand des  Chors,  zu 
beiden  Seiten  de.*? 
Altars,  sind  zwei 
Grabsteine  auf- 
gestellt, die  in 
früherer  Zeit  vor 
dem  Altar  lagen. 
Der  eine  enthält  die 
Figuren  des  Ritters 
Habn  auf  Hinrichs- 
hagen  und  seiner 
Gemahlin  In  den 
vier  Ecken  sind 
vier  Wappen  ein- 
gerne isselt.  In  dem 
unter  den  beiden 
Figuren  befindlichen, 
durch  einen  verti- 
kalen Strich  in  zwei 
gleiche  Hälften  ge- 
theiiten  Raum  die 
Inschrift:    ANNO 

1596     DEN  •  29  •  Grabstein  des  Otto  Hahn  und   seiner  üemnhlin   liriijilta  von  Trothen. 

MAII  HORA  VESPER- 
TINA IST  DER  EDLER  VND  ERENFESTER  .  OTTO  HANE  ZUM  HEINRICHS  HAGEN 
JOACHIMI  SELIGER   SOHN   IN  GOT  SELICHLICHEN   ENTSCHLAFFE(N)  AETATIS 

SUAE  33  •    Rechts :  ANNO  1 DIE  .  . .  HORA IST  DIE  EDLE  VND  VIEL- 

TUGENTSAME    BRIGITTA   VON    TROTHEN    OTTO    HANES    SELIGER    EHELICHE 

HAUSFRAW  IN  GOTT  SELICHE(N)  ENTSCHLAFF(EN)  AETATIS  SUAE ')     Auf 

dem  zweiten  Stein  ist  in  Ritterrüstung  die  Figur  des  Dietrich  van  dem  Werder 

')  Vgl,  Beschreibung  der  Kirche  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  VIIIB.  S.  127. 

^  Vgl.  Lisch.  Gesell,  d.  (iesclil.  Hahn  III,  .S.  a68. 


GUT   UND   KIRCHDORF  SC  HW  IN  KENDORF.  I43 

at^ebildet,  daneben  acht  Wappen.  Umschrift:  ANNO  .  1589  •  DEN  .  28  •  NO- 
VEMBRIS  IST  DER  GESTRENGE  EDLE  VND  ERNVESTE  DIETRICH  VAN  DEM 
WERDER  VF  GORZ ALTERS  58 IN  C(ODT)  SELIGLICH  ENTSCHLAF- 
FEN •  DESSEN  SELE  GOT  GNEDIG  SEIN  WOLLE  •') 

Im  Thurm  drei  grosse    Glocken. 
Glocken.  Die  erste  Glocke 
hat    auf   der   einen    Seite 
des   Feldes   die  Inschrift: 

1847  WARD  ICH  GE- 
STIFTET 

1893  HAT  MICH  EIN 
BLITZSTRAHL  VER- 
NICHTET 

1894  BIN  ICH  NEU  ER- 
STANDEN 

NUN  LAUT  ICH  WIEDER 

ALLEN  LANDEN  • 
ZU  GOTTES  EHR  • 
F  .  F  .  H  .   B  •     cg]     C  ■ 
OBERG   WISMAR    HOF- 
GLOCKENGIESSER  • 

Auf  der  entgegengesetzten 
Seite  des  Feldes:   FRIED- 
RICH    FRANZ     GRAF 
HAHN— BASEDOW,     ERB- 
LANDMARSCHALL,   PA- 
TRON   •   THERESE    GRA- 
FIN    HAHN    GB.  GRÄFIN 
HENCKEL-DONNERS- 
MARCK  •     Darüber  die 
Wappen  beider,    darunter 
D  •  A  •  RISCHE     PASTOR. 
—  Die  Inschrift  der  zweiten 
Glocke  lautet:  PATRONUSi 
FR  •  FR  •  COMES    HAHN  -  BASEDOW   W*W<W<W-G*W**)    PASTOR  :   D  . 
A  •  RISCHE  •  O   LAND   LAND   LAND   HÖRE    DES    HERREN   WORT  •  C  •  OBERG 
WISMAR     HOFGLOCKENGIESSER.       Auf     der     entgegengesetzten     Seite     das 
Hahn'schc  Wappen  und  die  Worte:    ANNO  DOMINI  1894.  ICH  LAUT  GOTTES 
EHR.   —   Inschrift  der  dritten  Glocke:    EX  IQNE  FULMINIS  RESURREXI  SUM- 
TIBUS  PAROCHI   ET  PAROCHIANORUM  NEC  NON  OBERGII  OPERA  1894-     Auf 

')  Vgl.  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  IV,  S.  19.  34. 
•)  Wie,  wo,  wann,  was  Gott  will. 


Grabstein  des  Dietrich  van  dem  Werder. 


144  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

der  entgegengesetzten  Seite:  KOMMET,  DENN  ES  IST  ALLES  BEREIT.  C 
OBERG  WISMAR  HOFGLOCKENGIESSER.  —  Auf  einem  freistehenden  Stuhl 
südlich  vom  Thurm  eine  kleine  Glocke,  die  sog.  Schulglocke.  Wappen  und 
laschrift:  F.G.H.  A^G«  H*GEB«S.')  Um  den  Ring:  LASSET  DIE  KINDLEIN 
ZU  MIR  KOMMEN  •  RICHTE  DU  LEHRER  DEIN  AMT  REDLICH  AUS. 

Die  Vorgängerinnen  dieser  Glocken  waren  nach  dem  Inventar  von 
iSii:  I.  eine  grosse  im  Jahre  17 13  von  Michael  Begun  aus  Friedland  ge- 
gossene Glocke  mit  dem  Spruch: 

WAS  GOTTES  HAND  DURCH  STRAHL  UND  FLAMMEN  RUHRET 
WIRD  WIEDERUM  DURCH  SEEGEN  AUFGEFÜHRET. 

Dazu  macht  der  Pastor  Brummerstädt  den  Zusatz:  »In  eben  diesem  Jahre 
(1713)  am  Himmelfahrtstage  Nachmittags  ist  die  hiesige  sehr  hohe  Thurm- 
spitze  von  einem  Blitzstrahl  getroffen  und  bis  auf  das  Mauerwerk  nieder- 
gebrannt.« —  2.  Eine  mittlere  Glocke  mit  gothischer  Majuskelschrift:  0 
RHX  GLORie  XFe  VÖWI  (IVSn  PÄOe.  —  Eine  kleinere  Glocke  des 
XVI.  Jahrhunderts    mit   gothischer    Minuskelschrift    und    dem    Namen    der   hl. 

Katharina:  ^ailCta  Catetina*  ailllO  bomilli  niCCCCCbii*  Dazu  das  Glocken- 
zeichen :  ^^V   ^^£ 


/\ 


Kleinkunst-  Kl«inkvnstwerke.     i.  2.  Grosser  silberner  Kelch,  ursprünglich  im  klassi- 

werke.  cieienden  Stil  des  XVIII.  Jahrhunderts  gearbeitet,  1847  erneuert  von  F.  G.  H. 
und  A.  G.  H.  S.  Ohne  Stempel.  Die  zugehörige  Patene  stammt  vom  Malchiner 
Goldschmied  M.  Lippold.  —  3.  Krankengeräth,  neu,  gestiftet  von  H  •  SELL- 
SCHOPP  und  Frau  LISETTE,  geb.  HILLMANN  (1854— 1892).  —  4.  Gros.ser 
Zinnkelch,  ohne  Zeichen.  —  5.  Kleiner  Zinnkelch,  1700  von  ANNA  SOPHIA 
BULSSIN  gestiftet*)  —  6.  Ein  kleineres  Geräth  für  Kranken-Kommunion,  von 
Zinn.  —  7.  Grosse  Oblatendose,  neu  (Sy  &.  Wagner- Berhn).  —  8.  Zinnerne 
Dose,  kreisrund,  auf  drei  Füssen,  auf  dem  Deckel  ein  plastischer  Hahn.  Als 
englisches  Zinn  gestempelt  von  einem  1756  ins  Malchiner  Zinngiesseramt  ein- 
getretenen Meister.  —  9.  Kanne,  neu,  gestiftet  1847  von  F.  G.  H.  und  A.  G.  H.  S. 
(s.  o).  —  10.  Grosse  Messingschüssel  mit  dem  doppelköpfigen  Reichsadler, 
laut  Inschrift  1679  der  Kirche  zu  Schwinkendorf  als  Taufbecken  verehrt  von 
ILSE  DOROTHEA  VON  MOLTZAHNEN  VND  FRAW  ZEPELINEN.  —  ii.  Des- 
gleichen, kleiner,  mit  dem  Bilde  des  Sündenfalls  in  der  Mitte.  —  12.  Desgleichen, 
neu,  von  Messing,  gestiftet  von  F.  G.  H.  —  13 — 16.  Vier  Zinnleuchter,  von 
denen  ein  Paar  1701  von  CLAUS  HARTWICH  VENDT,  und  das  andere  Paar 
1654  von  ADAM  MÖLLER  gestiftet  ist. 


*)  Vgl.  Basedow. 

')  S.  o.  Pastor  Bulsz. 


GUT  UND  KIRCHDORF  RITTERM ANNSHAGEN.  I45 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rittermannshagen.') 

jittermannshagen,  im  alten  Lande  Schloen  (terra  Zlone)  gelegen,  gehört  Geschichte 
Anfangs  zum  Sprengel  des  Bischofs  zu  Kammin.  Aber  am  6.  März  1260  ^^s 
überweist  der  Bischof  Hermann  von  Kammin,  in  Folge  des  bekannten  Ver-  Dorfes, 
gleiches  zwischen  beiden  Diöcesen,  das  Dorf  Rittermannshagen  mit  Genehmigung 
des  Kamminer  Domkapitels  dem  Bisthum  Schwerin.^  Der  weltliche  Besitz 
des  Gutes  ist  in  alter  Zeit  ein  ausserordentlich  wechselnder.  Im  Jahre  1349 
belehnen  die  Fürsten  Johann  III.  und  Nikolaus  von  Werle  die  von  Babbezin  mit 
viereinhalb  Hufen  aus  Rittermannshagen.')  Im  XV.  Jahrhundert  erscheinen 
die  Konstin  (Kunstin)  und  die  Rostke  als  gleichzeitige  Besitzer  von  Antheilen 
am  Dorfe.  Schon  damals  gehen  Antheile  an  dem  Gut  von  diesen  auf  die  von 
Hahn  über.  Daneben  erscheinen  später  die  von  Holstein  und  Wangelin,  deren 
Besitz  nach  und  nach  ganz  an  die  von  Staffeid  zu  kommen  scheint.  Jedenfalls 
gelangen  die  von  Hahn  dadurch,  dass  sie  am  10.  August  1680  von  Johann 
Albrecht  von  Staffeid  dessen  Antheil  an  Rittermannshagen  kaufen,  in  den 
ungetheilten  Besitz  dieses  Gutes,  den  sie  sich  bis  auf  den  heutigen  Tag  bewahrt 
haben.*)  Vor  1648  giebt  es  acht  Bauern  und  einen  Kossäten  in  Rittermanns- 
hagen, in  diesem  Jahre  aber  zählte  man  nur  drei  Personen  im  Dorfe,  1703 
aber  sind  wieder  vierundvierzig  Beichtkinder  beisammen.*) 

Ausser  dem  in  Anmkg.  i  genannten  Plebanus  Johannes  ist  kein  weiterer 
Name  von  Geistlichen  des  Mittelalters  auf  uns  gekommen.  Erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts,  zur  Zeit  des  Hahn'schen  Patronats,  treten  uns 
Personen  und  Verhältnisse  wieder  näher.  Zwischen  1556  und  1567  ist  Sigismund 
Predole  Pastor  in  Rittermannshagen,  vielleicht  schon  von  früherer  Zeit  her 
und  auch  noch  einige  Jahre  später.  Aber  1571  ist  Melchior  Brand  bereits 
an  seiner  Stelle.  Er  unterschreibt  1577  die  Konkordienformel  und  wird  auch 
noch  1579  dort  angetroffen.®)  1599  giebt  es  einen  Pastor  Schönenz  in  Ritter- 
mannshagen, der  in  diesem  Jahre  dem  Andenken  seines  gestorbenen  Söhnchens 
eine  Tafel  stiftet.     S.  Inventar  181 1.     Später,  und  zwar  bis  1636,   wirkt  dort 

')  15  km  südlich  von  Malchin.  Die  anscheinend  nur  in  den  beiden  Kamminer  Urkunden 
vom  6.  März  1260  vorkommende  enge  Verbindung  von  Rittermannshagen  und  Mertensdorf  (uilla 
Riddermanneshagen  cum  tota  parrochia  Mertinenstorpe),  von  denen  das  eine  zur  Terra  Slone  und 
das  andere  zur  Terra  Malchow  (Malichowe)  zählt,  hat  etwas  Auffallendes.  Jedenfalls  ist  Ritter- 
mannshagen im  XIV.  Jahrhundert  selber  ein  Kirchdorf.  Der  Kirchherr  Johannes  wird  im  Jahre 
1373  »plebanus  in  Riddermanshaghenc  bezeichnet:    M.  U.-B.  10404  und  10432. 

*)  M.  U.-B.  857.  858. 

*)  M.  U.-B.  6978. 

*)  Lisch,  Gesch.  d.  Geschl.  Hahn  III,  S.  61  ff. 

*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  136. 

•)  Schröder,  evangel.  Meckl.  III,  S.  79.  329.  485. 

10 


I4Ö  AMTSGEklCHTSBEZIRK    MALCHIN. 

Joh.  Reiche.     Ob  zwischen  Schönenz  und  Reiche  noch  einer  oder  mehrere  da 
waren,  können  wir  nicht  sagen.    Reiche's  Wittwe  wird  die  Gattin  seines  Nach- 
folgers, des  Jakob  Witte,  der  in  den  Visitationsprotokollen  von   1648  und  1662 
als  Pastor  der   beiden    menschenleer   gewordenen   Gemeinden   in   Demzin   und 
Rittermannshagen    genannt    wird.')      Dabei    erfahren    wir,    dass    Demzin    die 
Mutterkirche    ist    und    die   Kirchen   zu    Rittermannshagen   und   Faulenrost   als 
deren  Töchter   angesehen   werden.     Aber   in  Demzin   ist   zu   jener  Zeit  weder 
Pfarrhaus   noch  Küsterei,  der  Pastor  wohnt  daher  in  Rittermannshagen.     Von 
seinen    beiden    Kirchen    ist    die    zu 
Demzin   in    besserem  Zustande.     An 
der  Rittermannshäger  Kirche  sind  am 
Grünen  Donnerstag  1634  während  des 
Gottesdienstes  Thurm  und  Gemeinde- 
haus zusammengestürzt.    Nur  der  Chor 
ist  stehen  geblieben,  und  die  Predigt 
wird  daher  von  der  Zeit  an  vom  Altar 
aus  gehalten.    Als  verfallen  wird  auch 
die  Kapelle  in  Faulenrost  geschildert, 
in  der  aber  dennoch  zeitweise  Gottes- 
dienst    abgehalten     wird.     Vierzehn 
Jahre   später    freilich    heisst    es    von 
dieser   schon,   dass   sie   ganz   nieder- 
liege, während  in  den  andern  beiden 
Kirchen  derselbe  Zustand  fortdauert. 
1 684  folgt  Albertus  Helmich  als  Pastor, 
1706    Zacharias  Susemihl,    1752  (als 
Adjunkt)    dessen    Sohn    Herrn.    Lau- 
rentius  Susemihl,  und  1773  Joh.  Fried-    ' 
rieh  Becker  (f  1807),   welchem   1786 
der   Sohn  Joh.  Albr.  Friedr.  Becker 

adjungiert     wird     (+    1837).      Siehe  t.    ^    <■  ■■  ^     c.  ^        ,     ,     ,^,. 

'      °  \'  ■"'  Strebepfeiler  an  der  SUdostecke  der  Kirche. 

Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Ziegelbau  auf  behauenem 
Granitsockel  und  mit  erneuerten  Fenstern.  Am  Chor,  der  platt  abschliesst, 
zwei  starke  Strebepfeiler,  von  denen  der  eine,  und  zwar  der  auf  der  Südost- 
ecke, einen  von  aussen  her  zugänglichen  ganz  kleinen  Raum  mit  seitlicher 
Lichtöffnuiig  in  sich  schliesst.*)  Ein  einfaches  Kreuzgewölbe  mit  Rippen  deckt 
das  Innere  des  Chors,  während  das  Langhaus  mit  einer  unter  dem  Dachstuhl 
sitzenden  Holzverkleidung  überspannt  und  also  nicht  gewölbt  ist.  Der  Triumph- 
bogen hat  noch  etwas  von  der  Schwere  des  älteren  Stils,  erscheint  aber  nicht 

')  Groth.  M.  Jahrb.  VI,  S.  :36. 

*]  Woiu  mag  dieser  Innenraum  des  Pfeilers,  in  dem  nicht  mehr  als  eine  Person  shzen 
oder  stehen  und  durch  die  l.ichlölTnung  hindurchgehen  l<ann,  gedient  hnben;  Als  liuKskapelle ? 
Reclusenielle '     Todtenleuchle  P     (Hofmeister). 


GUT  UND  KIRCHDORF  RITTERMANNSHAGEN.  I47 

SO  gedrückt  wie  in  manchen  anderen  Kirchen  aus  der  Zeit  des  XIII.  Jahr- 
hunderts. Auf  der  Nordseite  des  Chors  ein  zugemauertes  Portal  frühgothischen 
Stiles.  Auf  derselben  Nordseite  im  Langhaus  ein  zweites  zugesetztes  Portal  in 
vorgeschobenem  Mauerkern,  und  ihm  gegenüber  auf  der  Südseite  ein  drittes, 
das  nicht  mehr  als  Eingang  dient.  Dafür  ist  der  Eingang  später  in  etwas 
geschmackloser  Art  und  Weise  in  die  Westmauer  der  Kirche  eingebrochen. 
Die  ehemalige  Sakristei  auf  der  Nordseite  des  Chors  ist  schon  in  alten  Zeiten 
zu  einer  Grabkapelle  gemacht  worden.  Später  ist  auf  der  Ostseite  eine  zweite 
Grabkapelle  hinzugekommen.  Die  innere  Einrichtung  der  Kirche  bietet  nichts 
Bemerkenswerthes. 

Von  dem  alten  Triptycbon  des  XV.  Jahrhunderts  wird  noch  die  Mittel-  Triptychon. 
gruppe  aufbewahrt:  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  auf  dem  Mond  und  in  einer 
Strahlenmandorla,   dazu  unten  rechts  ein  knieender  Ritter,    links  ein  knieender 
König,  hinter  dem  ein  stehender  Herzog  sichtbar  wird. 

In  der  Hahn'schen  Gruft  auch  noch  ein  altes  Triamphkrenz.  Triumph- 

kreuz. 
Im  Westgiebel  der  Kirche  zwei  Glocken  über  einander.     Die  eine  hat    Glocken 

oben   am   Ring   in   gothischen   Minuskeln   die   Inschrift:    f^tljf  l  Sl^Qt  !  ^tljf  l 

Itiarjld  I  bt  !  dlltt  l  not  I  ausserdem   ein  Rundbild  mit  der  Kreuzi- 

g^ngsgruppe   und   das   nebenstehende   Giesserzeichen.     Auch   sonst 

noch  im  Felde  kleine  Relieffiguren  und  Rundbildchen  in  der  Grösse 

eines  Fünfmarkstückes.    —    Die  andere  Glocke  ist  1875  unter  dem 

Patronat  des  Grafen  CUNO  HAHN  von  Ed.  Albrecht  in  Wismar  gegossen  worden. 

Das  Inventar  von  181 1  zählt  drei  Glocken  auf,  ausser  der  heute  noch 
vorhandenen  älteren  Glocke  eine  zweite  mit  dem  bekannten  Spruch:  ^  tt% 
glorif  ttt  •  und  eine  dritte,  die  im  Jahre  1793  unter  dem  Patronat  Friedrichs 
von  Hahn  zur  Zeit  des  Fastors  Becker  von  Christian  Meyer  zu  Neustrelitz 
gegossen  worden  war.  Ausserdem  bemerkt  Pastor  Becker,  dass  die  Kirche 
noch  eine  vierte  Glocke  gehabt  habe,  die  jetzt  (181 1)  auf  dem  Kirchhof  zu 
Demzin  angebracht  sei  und  dort  bei  Beerdigungen  gebraucht  werde. 

Kleinktinstwerke.  i .  Silbervergoldeter  frühgothischer  Kelch  auf  rundem  Kleinkunst- 
Fuss  und  mit  gefälteltem  Knauf.  Stempel  verdrückt.  —  2.  Silbervergoldeter  werke, 
gothischer  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  mit  aufgenietetem  plastischen 
Krucifixus  als  Signaculum.  Am  Knauf  Blätter  und  Rosen.  Am  oberen  Theil 
des  sechsseitigen  Schaftes  der  Name  i]^efb^)  am  unteren  Theil  fflÄRlÄ. 
—  3.  4.  Silberner  Kelch  auf  rundem  Fuss,  1707  vom  Güstrower  Gold- 
schmied Molstorf.  Die  zugehörige  Patene  ist  ohne  Stempel.  —  5.  Längliche 
achtseitige  Oblatendose,  vom  Malchiner  Goldschmied  D  •  I  •  W.  —  6.  Silberne 
Deckelkanne,  1864  von  Graf  CUNO  HAHN  der  Lansener  Kirche  gestiftet.  — 
7.  Taufbecken  von  Messing,  neu.  —  8.  9.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine  1688 
von  CHRISTIAN  RIT2ER0W  geschenkt  (1854  umgegossen),  der  andere  von 
JOCHIM  MÖLLER  1719  geschenkt  (ebenfalls  1854  umgegossen).  Keine  Werk- 
zeichen. 

10* 


148  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 


Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Gielow.') 

Geschichte   HSWechs  Kilometer  südlich   von  Malchin,   auf  fruchtbarstem  Boden,    liegt  das 
des  Kirchdorf   Gielow,    welches    mit    1483    Einwohnern    zu    den    grössten 

Dörfern  des  Landes  zählt.  In  seiner  um  die  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts  ab- 
gefassten  polnischen  Chronik  erwähnt  Bischof  Boguphal  von  Posen  des  Dorfes 
Gielow  als  einer  Burg  (castrum)  mit  dem  Zusatz  »a  crassitudine  terre  dicitur«.*) 
Kurz  nach  Beginn  der  Christiani.sierung  des  Landes  Malchin  wird  Gielow 
(Chylowe,  Chylow,  Ghilow)  Darguner  Klostergut.  Denn  am  5.  August  1228 
bestätigt  Herzog  Wartislaw  von  Pommern  dem  Kloster  den  Besitz  der  Dörfer 
Gielow  (Chylow)  und  Benitz,  welche  Ritter  Jenecke  von  Verchen  »ob  salutem 
anime  matris  sue«  geschenkt  hat.®)  Auch  Bischof  Konrad  von  Kammin,  zu 
dessen  Sprengel  der  Ort  gehört,  verleiht  dem  Kloster  mehrere  Zehnten  im 
Dorfe  selbst,  und  Fürst  Nikolaus  vonWerle  bestätigt  dieVerchen'sche  Schenkung 
am  12.  August  1240.*)  Indessen  ist  der  Umfang  dieser  Gabe  nicht  ganz  un- 
bestritten, und  namentlich  muss  sich  das  Kloster  von  der  Stadt  Malchin 
mannigfache  Anfechtung  seines  Gebietes  gefallen  lassen.  So  z.  B.  beansprucht 
Malchin  den  zwischen  Gielow  und  der  Stadt  gelegenen  Wald  schon  bald  nach 
Uebergang  des  Dorfes  an  das  Kloster.  Fürst  Nikolaus  von  Werle  schlichtet 
den  Streit  dadurch,  dass  er  dem  Kloster  mittels  einer  Urkunde  vom  15.  Mai  1253 
als  Entschädigung  fiir  den  Verzicht  auf  den  Wald  das  Dorf  Vipernitz  verleiht.^) 
Manchen  Streit  zwischen  dem  Kloster  Dargun  und  der  Stadt  Malchin  über 
die  Grenzen  des  Hofes  Gielow  legt  der  Fürst  in  seiner  Fürsorge  (lir  das  ihm 
ans  Herz  gewachsene  Kloster  am  10.  Mai  1277  persönlich  bei,  indem  er  die 
Grenzen  ein  fiir  alle  Male  feststellt  und  die  Stadt  veranlasst,  diese  nun- 
mehr anzuerkennen.**)  Auch  in  anderer  Weise  war  das  Kloster  bei  Ueber- 
gabe  des  Gutes  geschädigt  worden,  indem  man  auf  einem  Theile  davon  ohne 
des  Klosters  Zustimmung  das  später  wieder  untergegangene  Dörfchen  Moizle 
(Museliz)  angelegt  hatte.  Das  war  zur  Zeit  der  Minderjährigkeit  des  jungen 
Fürsten  Nikolaus  von  Werle  und  seiner  Brüder  geschehen.  Aus  Reue  hierüber 
und  um  seine  Zuneigung  zum  Abt  Heinrich  von  Dargun  zu  beweisen,  verleiht 
der  Fürst  nunmehr  dieses  neue  Dorf  Moizle  dem  Kloster.     Dies  geschieht  am 


*)  Nach  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S  49,  soviel  wie  »Ort  des  Chil«,  was  auf  deutsch  soviel 
wie  1  Bösendorf«  oder  »Krummendorf«  heissen  könnte.  Doch  ist  die  Deutung  von  Boguphal  zu 
beachten. 

*)  M.  Jahrb.  XXVII,  S.  128. 

*)  M.  U.-B.  355. 

*)  M.  U.-B.  402.  514. 

*)  M.  U.-B.  721. 

®)  M.  U.-B.  1435.   '436. 


KIRCHDORF  GIELOW.  I49 

22.  Februar  1261.*)  Ueber  zwanzig  Jahre  später,  nämlich  am  5.  Mai  1281, 
befreien  die  Fürsten  Heinrich,  Johann  und  Bernhard  von  Werle  die  Kloster- 
mühlen zu  Gielow,  Röcknitz,  Pannekow,  sowie  elf  Hufen  zu  Moizle  von  allen 
Abgaben  und  Lasten,  und  Bischof  Hermann  von  Kammin  bestätigt  diese  neue 
Gnadenerweisung  am  27,  Mai  1282.*)  Dabei  ist  zu  beachten,  dass  das  Dorf 
Gielow  damals  noch  keine  Kirche  hat.  Wir  erfahren  aus  der  fürstlichen 
Urkunde  vom  5.  Mai  1281,  dass  die  Einwohner  von  Gielow  und  Benitz  (im 
XV.  Jahrhundert  untergegangen)  vom  Kamminer  Bischof  dem  Duckower  Pfarr- 
sprengel zugewiesen  sind.  Auch  1307  ist  es  noch  so.*)  Mit  der  Säkularisation 
des  Klosters  Dargun  im  Jahre  1552  fällt  Gielow  an  die  Landesherrschaft  zurück, 
doch  nicht  ohne  weitläufige  Streitigkeiten  mit  den  von  Maltzan  auf  Gruben- 
hagen. Diesem  Geschlecht  ist  seiner  Zeit  wegen  der  entlegenen  Lage  Gielows 
das  Schutzverhältniss  über  das  Dorf  durch  das  Kloster  übertragen,  und  die 
von  Maltzan  beziehen  dafiir  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Gefällen  und 
Abgaben  aus  dem  Dorfe.  Allein  das  Schutzverhältniss  wird  Mitte  des  X VL  Jahr- 
hunderts vom  Kloster  aufgerufen  und  damit  zugleich  der  Anspruch  auf  Fortfall 
dieser  Bezüge  der  von  Maltzan  erhoben.*)  Aber  diese  sind  damit  keines- 
wegs einverstanden,  sondern  beanspruchen  jene  Bezüge  als  ein  wohlerworbenes 
Recht,  da  sie  bisher  selbstständig  darüber  verfugt  und  sie  z.  B.  gelegentlich 
auch  verkauft  haben.  Den  Sitten  jener  Zeit  entsprechend,  geht  es  bei  diesen 
Streitigkeiten  nicht  ohne  Gewaltthätigkeiten  ab,  unter  denen  aber  in  erster 
Linie  die  Bauern  zu  leiden  haben,  Ihre  endgültige  Regelung  findet  die 
Angelegenheit  erst  unter  dem  Herzog  Hans  Albrecht,  welcher  den  von  Maltzan 
auf  Grubenhagen  ihre  theils  unbestrittenen,  theils  bestrittenen  Antheile  in 
Gielow  durch  Vertrag  vom  S.Juli  1618  für  die  Summe  von  1800  fl.  abkauft. 
Damit  geht  nun  das  Dorf  ganz  und  gar  an  die  Landesherrschaft  über. 

Schon  im  Mittelalter  ist  es  kein  unbedeutender  Ort.  Vor  dem  dreissig- 
jährigen  Kriege  enthält  Gielow  sechzehn  Bauern.  Aber  nach  dem  Kriege  ist  es 
eine  vollständig  wüste  Feldmark  mit  nur  drei  Einwohnern.*)  Heute  ist  Gielow 
in  aufblühender  Entwickelung  begriffen.  Es  hat  sechzehn  Erbpächter,  acht- 
undfiinfzig  Büdner  und  sechsundzwanzig  Häusler,  dazu  allerlei  grösseren  Ge- 
werbe- und  Geschäftsbetrieb.  »De  Gielowsche  MähU  ist  durch  Fritz  Reuter 
weltbekannt  geworden. 

Schon  lange  vor  den  Zeiten  der  Reformation  ist  die  Kirche  zu  Gielow 
Filia  der  Kirche  zu  Duckow.®)  Dies  Verhältniss  währt  bis  1766.  Als  in 
diesem  Jahre  Duckow  zu  einer  Mater  vagans  mit  Anschluss  an  Zettemin  wird, 
geht  Gielow  mit.^)     Aber   1837  löst  sich  Gielow  von  Zettemin  und  schliesst 


»)  M.  ü.-B.  913. 
»)  M.  U.-B.  1578.  1629. 
»)  M.  U.-B.  3166. 

*)  Lisch«  Gesch.  der  Hahn  IV,  4. 
»)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  138. 

•;  Vgl.  die  Visitationsprotokolle   des   Darguner   Amtes   von    1560  und    1648   und    des  Neu- 
kalenschen  Amtes  von  1662. 

')  Stuhr,  die  Kirchenbücher  Mecklenburgs,  M.  Jahrb.  LX,  S.  34. 


ISO  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

sich    der  Malchiner  Kirche   an,   bis   es   endlich   im  Jahre  1S62  seinen  eigenen 
Pfarrsprengel  erhält. 

Kirche.  Die  aus  dem  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts  stammende  Kirche 
mit  Fiillmauem,  in  denen  Backsteine  und  Feldsteine  mit  einander  abwechseln, 
ist  im  Jahre  1897/98  einem  grösseren  Umbau  unterzogen  worden.  Der  frühere 
Chor  mit  Schluss  aus  dem  Achteck  steht  nicht  mehr  da,  statt  dessen  ist  ein 
neuer  Erweiterungsbau  eingetreten,  der  dem  Grundplan  die  Kreuzform  gegeben 


Grunilriss  der  Kirche  lu  Cielow.     (Bis  Ostem   1S97.) 

ümriss  der  Emporen  bis  1897.  —  ■■ Orgel  bis  1897. 

Neubau   1897/98. 

a.  Alter  Taufstein  von  Granit     b.  Preiligerstuhl.     c.  Pfarrstuhl,     d.  Hinrichsrelder  Stuhl. 

e.  Kirchen  vorsteherstuhl,      f.  Muhlenstuhl.      g.  HoUwSrterstuhl. 

A.  Massiver  Windfang,   1S39  errichtet,   1S97  abgerissen, 

hat.  Dabei  sind  die  Schlitzfenster  der  Kirche  von  Bestand  geblieben,  haben 
aber  eine  Erneuerung  ihrer  Wandungen  und  Laibungen  erfahren.  Dem  Portal 
ist  ein  neuer  Mauerkern  mit  Treppengiebel  vorgesetzt.  Der  Thurm,  welcher 
bei  weitem  nicht  die  Breite  der  Kirche  hat,  ist  alt,  seine  Spitze  aber  stammt 
aus  dem  Umbau  von  1897/98  und  ist  nach  einer  eigenhändigen  Skizze  des 
hochseligen  Grossherzogs  Friedrich  Franz  III.  errichtet.  Im  Innern  eine  flache 
Bretterdecke.  Auch  die  alte  Kirche  hatte  seit  dem  dreissigjahrigen  Kriege 
eine  flache  Decke,  war  aber  ursprünglich  mit  drei  Kreuzgewölben  geschlossen. 
Innere  Ein-  Die  ganze  Einrichtung  ist  neu.     Als  Altarbild   Christus  und   der   Ver- 

richtung,    sinkende  Petrus  von  Bortha  Albin. 


KIRCHDORF  GIELOW. 


Das   älteste   Stück   in   der  Kirche   ist   eine   roh   behaltene  GraDitfUnte,  FünteuDd 

deren  Körper  mit  tief  eingegrabenen  seltsamen  Kopfformen  und  mit  Blatt-  und  Tauf- 

Ringbildungen  bedeckt  ist.     Unter  den  Köpfen  der  Stierkopf  von  Werle.     Als  '>«"t«'>- 
Taufbecken   dient   ein   sechseckiges    zinnernes    Becken,    das  von    KATHARINA 


HÖFFSCHEN   und  SOPHIE  ELISABETH  SOLVEREN  1666    gestiftet   ist. 

E^   hat   als    Malchiner   Stadtzeichen   den    Biifielskopf,    dazu    zweimal    1  ^ 

nebenstehendes  Meisterzeichen. 

Eine   ähnliche  Fünte   zu  Treptow  a.  d.  Tollense,      Femer  eine  der  Gie- 
lower  Fünte  verwandtes  Stück  als  Traufe  vor  der  Zetteminer  Kirche. 

Im  Thurm  zwei  Glockeo.     Die  älteste,  welche  1756  nach  einem  grossen     Glocken. 
Brande,  der  am   14.  April   1755  fast  das  ganze  Dorf  und  auch  denThumihelm 
verzehrte,    aus    dem    Metallgut    der    geschmolzenen    beiden    älteren    Glocken 
gegossen  ist,    hat  die  Inschrift:    FÜRST    FRIEDERICH    SCHÜTZT,      EIN    RÖNN- 


152  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHIN. 

BERG  WACHT,  EIN  WILCKE  LEHRT,  DA  ICH  GEMACHT*  ICH  RUF  VOM 
HEILIGEN  ORT  :  KOMMET,  HÖRET  GOTTES  WORT  •  Darüber:  ICH  BIN 
DURCHS  FEUER  GEFLOSSEN,  DA  MICH  JOHANN  VALENTIN  SCHULTZ')  GE- 
GOSSEN •  1756  •  —  Die  zweite  Glocke  ist  1849  von  lllles  in  Waren  gegossen. 

Kleinkunst-  Kleiokunstwerke.      i.  2.  Silberner   Kelch   auf  rundem    Fuss   mit   Ver- 

werke.  zierungen  in  klassicierendem  Geschmack,  1835  vom  Goldschmied  H.  Gotthardt 
in  Malchin  angefertigt.  Ebenso  die  Patene.  —  3.  Deckelkanne,  neu.  — 
4.  Eine  zweite  Kanne  von  Silber,  geschenkt  1898  von  Ihrer  Kaiserlichen  Hoheit 
der  Frau  Grossherzogin  AN  ASTASI  A.  —  5.  Oblatendose,  neu,  1874  gestiftet  von 
FRIEDRICH  WILHELM  GREFFRATH  zu  Liepen.  —  6.  Achtseitiges  Taufbecken 
von  Zinn,  aus  dem  Jahre  1755,  als  Stadtzeichen  der  Malchinsche  Büffelskopf 
und  ein  Meisterzeichen  mit  den  Initialen  I.  I.  S.  —  7.  Geräth  für  die  Kranken- 
kommunion, von  Zinn,  gestiftet  1748  von  ANDREAS  WAGENKNECHT. 


Vorgeschichtliche 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Stavenhagen. 


*)  Aus  Rostock. 


Blick  auf  die  Stadt  Stavenbagen. 


Amtsgerichtsliezirk  Stavenhagen. 


Die  Stadt  Stavenhagen. 


Stadt. 


beschichte  der  Stadt.  Das  Land  Stavenhagen  (der  Stovenhagen)  hat  Geschichte 
seinen  Namen  von  der  Adelsfamilie  der  Stove,  die  es  im  XIII.  Jahr- 
hundert von  den  Pommerherzögen  zu  Lehn  tragen  und  möglicher- 
weise schon  vom  XII.  Jahrhundert  her  ihren  Sitz  auf  jenem  alten  Castrum 
haben,  den  heute  das  Schloss  zu  Stavenhagen  einnimmt.  Dass  dieses  Land 
damals  ziemlich  dieselbe  Ausdehnung  hat  wie  der  heutige  Amtsgerichtsbezirk 
Stavenhagen,  ist  daran  zu  sehen,  dass  nicht  bloss  Ivenack  und  Basepohl 
zum  Gebiet  des  Burgherrn  Reimbern  von  Stove  gehören,  sondern  auch  Suiten 
und  die  in  gerader  Luftlinie  von  Norden  nach  Süden  fünfzehn  Kilometer  weit 
von  einander  entfernten  Dörfer  Fahrenholz  (Vorneholt)  und  Kleeth  (Kleth)  aus- 
drücklich als  im  Lande  oder  in  der  Vogtei  Stavenhagen  gelegene  Dörfer 
urkundlich  aufgeführt  werden.')  Auf  welche  Rechtstitel  hin  das  Land  Staven- 
hagen einst  an  Pommern  gekommen,  ob  Circipanien  oder  das  ganze  Peene- 
Gebiet  von  der  Neukalenschen  bis  zur  Kittendorfer  Peene  und  darüber  hinaus 
als  ein  Theil  des  alten  Leutizier-Landes  oder  geradezu  als  das  ganze  pom- 
mersche  Leutizier- Land  angesehen  wurde  (woraufhin,  und  zwar,  wie  nicht 
zu  übersehen  ist,  bei  einschneidenden  Verfügungen  über  dieses  Land,  Herzog 
Kasimar  II.  sich  im  Jahre  1215  princeps  Leuticiorum  und  Bischof  Konrad  von 
Kammin  sich  im  Jahre  1220   dej   gracia  Caminensis  ecciesie  et  Pomeranorum 

•)  M.  U.-B.  691.   1249.  2065.  2895.  6970.  7103.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  277. 


154  AMTSGEKICHTSBEZIKK   STAVENIIAGEN. 

et  Leuticiorum   episcopus  nennt),   ob   dieses  Land   einstmals  von   dem   Schutz 
und    Hüire   suchenden   Pribislav   in   der   zweiten    Hälfte   des   XII.  Jahrhunderts 
zeitweise  an  Pommern  abgetreten  wurde  und  nachher  bei  der  Wiedereroberung 
im  Anfange   der   dreissiger  Jahre   des   XIII.  Jahrhunderts   von   Pommern    vor- 
läufig noch   behalten  wurde,    ob  das   pommersche  Recht   auf  einer  Belehnung 
durch  Heinrich  den  Löwen  beruhte,  oder  ob  die  Verhältnisse  noch  ganz  anders 
waren:    —  alles   das   liegt  ebenso   im  Dunkeln  wie  Anlass   und  Zeitpunkt  der 
Wiedergewinnung   durch   die  Fürsten  von  Werle   am  Ende  des  XIII.  oder  im 
Anfange  des  XIV.  Jahrhunderts.')     Dagegen  sind  es  unnmstössliche  Thatsnchen. 
dass  Haus,   Stadt  und  Land 
Stavenhagen   bis   über   1282 
hinaus    unter   ausschliesslich 
pommerscher  Herrschaft  sich 
befinden,  dass  die  Erhebung 
Stavenhagens  zur  Stadt  durch 
die    Herzöge   Wartislav    III. 
von  Pommern- Demmin   und 

Barnim  I.  von  Pommern- 
Stettin  geschehen  ist  (wenn 
wir  auch  den  ungefähr  in  die 
Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts 

fallenden  Zeitpunkt  dieser 
Erhebung  nicht  genau  an- 
geben können),  dass  die  zu 
Treptow  ausgestellte  Urkunde 
des  Herzogs  Bogislav  II,  vom 
29.  Mai  1282  in  Betreff  aller 

c.    j..        Li  ■  n  Altes  Sirael  der  Stadt  Siavciiliaijeii. 

btadtrechte     nur     eme     Be-  ^ 

stätigungsurkunde  ist,  dass  die  Fürsten  von  Werle  (soweit  dies  nachzuweisen 
ist)  nicht  vor  1290  an  den  Staatsaktionen  im  Lande  Stavenhagen  sich  be- 
theiligen und  ihr  angeblicher,  immerhin  aber  gewiss  in  irgend  einer  Form  zu 
Recht  bestehender  Pfand-Anspruch  sich  auf  eine  verdächtige  Urkunde  von 
1282  (ohne  Datum)  stützt,  dass  Pommern  erst  am  20.  Januar  1317  in  Folge 
enger  verwandtschaftlicher  Verbindung  mit  den  Fürsten  von  Werle  auf  Haus, 
Stadt  und  Land  Stavenhagen  in  förmlicher  Weise  Verzicht  leistet,  sowie  dass 
die  Stadt  noch  im  Jahre  1353  den  steigenden  pommerschen  Greif  in  ihrem 
grossen  Stadtsiegel  fuhrt.*) 

■)  M.  U.-B.  3ig.  372.  446.  458.  491.  Dazu  Lisch,  M.  Jahrb.  III.  S.  27.  z8.  Beyer,  M. 
lahrb.  XI,  S.  43.  44.  Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  Maltzan  II ,  S.  3S4.  aSs-  Wiese,  Über  die  Cisler- 
cienser  in  Dargun,  S.  49.  Schbc,  M.  Kunst- 11.  Gesch. -Detikm.  I,  8.517,  -'^nmkg.  3  {535,  Anmkg.  3] 
und  519  (537).  lieber  die  I.eutiiier  s.  Wi^jger,  Annalen,  S.  114S.  Ueber  die  Circipaner  eben- 
daselbst S.  117.   118.     Wagner,  Wendenieit  (M.  Gesch.  in  EinieldarsleUungcn,  lieft  tl),  S.  5. 

')  M.  I'.-Il.  861.  932.  1630.  1631.  2065.  ii8(.  3874.  —  na?u  PrUmers:  Die  angeliliche 
Verpßndung  des   Landes  Stavenhagen    im  Jahre    IlSa.      Stettin,    liei  llciicke  u.  Lebeling    IÜ85.   — 


GESCHICHTE   DER   STADT   STA  VENHAGEN.  155 

Die  anfangliche  Unsicherheit  des  Besitzes  auf  werlescher  Seite  merkt 
man  besonders  in  dem  der  pommerschen  Verzichtleistung  voraufgehenden 
Jahre  13 16.  In  einer  Klausel  in  dem  bekannten  Rendsburger  Vertrag  vom 
23.  März  13 16,  dessen  Spitze  gegen  Brandenburg  gerichtet  ist  und  dem  die 
Fürsten  von  Werle  beitreten,  nachdem  sie  kurz  vorher  als  brandenburgische 
Bundesgenossen  üble  Erfahrungen  gemacht  haben,  sagen  ihre  neuen  Freunde, 
der  König  Erich  von  Dänemark,  Herzog  Erich  von  Sachsen,  Fürst  Wizlav 
von  Rügen,  Fürst  Heinrich  von  Mecklenburg,  die  Grafen  Nikolaus  und  Heinrich 
von  Schwerin  und  der  Bischof  Hermann  von  Schwerin  Folgendes:  »Wegen 
des  Hauses  und  Landes  zu  Stavenhagen  sollen  wir  Herren  einen 
neuen  Rechtsspruch  fällen;  will  aber  Herzog  Otto  (von  Pommern- 
Stettin)  darüber  den  Herren  von  Werle  irgend  Unrecht  und  Gewalt 
thun,  so  sollen  wir  Herren  allen  denen  von  Werle  helfen  mit  aller 
unserer  Macht  diesseit  der  See.«  Ebenso  ist  in  dem  werleschen  Theilungs- 
vertrage  vom  2.  December  13 16,  in  welchem  das  Land  Kaien  dem  Güstrower 
und  das  Land  Stavenhagen  dem  Parchim-Goldberger  Theil  zugelegt  wird,  die 
nachstehende  Abmachung  nicht  zu  übersehen:  »Spreke  we  mit  rechte  oder 
mit  orloge  vppe  de  lant  thome  Stouenhaghen  vnde  Kalant,  dat  se 
van  vns  quemen,  dat  skole  wy  beyde  like  weren.  Ghynke  vnser 
eme  desser  lant  en  äff,  mit  weide  oder  mit  rechte,  den  scaden 
scole  wy  beyde  hebben.«  ^)  Aber  wie  gesagt,  schon  am  20.  Januar  1317 
macht  der  Heirathsvertrag  zwischen  Herrn  Johann  d.  j.  von  Werle  und  der 
Herzogin  Mechtild,  der  Tochter  Herzog  Otto's  von  Pommern  -  Stettin,  diesen 
unsichern  politischen  Verhältnissen  in  Betreff  des  Landes  Stavenhagen  für  alle 
Zeiten  ein  Ende,  Herzog  Otto  verzichtet  endgültig  auf  sein  Einlösungsrecht, 
und  Stavenhagen  ist  seit  diesem  Tage  von  den  mecklenburgischen  Landen 
wenigstens  nicht  mehr  getrennt  worden,  wenngleich  das  Gelüsten  darnach 
noch  wieder  zum  Vorschein  gelangt.*) 

Was  nun  die  Stadt  selbst  betrifft,  so  verdient  es  Beachtung,  dass  dort 
schon  im  XIIL  Jahrhundert  der  Gewinn  von  Salz  und  Eisen  aus  dem  heimischen 
Boden  durch  Anlegung  von  Salinen  und  Eisengruben  (»salinis  et  ferrifodinis«, 
oder,  wie  es  in  späteren  Uebersetzungen  heisst,  »mit  sültten  edder  solttspennige, 
isergrouen«,  auch  »zolten,  morkulen«  und  »mit  soltbörne  vnd  isergrufften«)  ins 
Auge  gefasst  wird.')  Doch  hat  sich  hier  offenbar  kein  grösserer  und  länger 
dauernder  Betrieb  dieser  Art  entwickelt,  denn  sonst  würde  es  wohl  Nachrichten 
davon  geben.  Nur  der  Name  des  südlich  gelegenen  Dorfes  Suiten  und  femer 
der  Umstand,  dass  unmittelbar  bei  Stavenhagen  selbst  in  den  zwanziger  Jahren 
des   XIX.  Jahrhunderts    wieder   soviel    eisenhaltiges   Wasser    gefunden    wurde. 


Das  prachtige  alte  pommersche  Siegel  der  Stadt  ist  abgebildet  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XV,  S.  355. 
M.  U.-B.  1630.  —  Jüngere  Privilegien  -  Bestätigungen  giebt  es  von  1606,  1613,  1662,  1691,  1703, 
1720,   1736  und   1749. 

*)  M.  U.-B.  3818.  3860.     Vgl.  dazu  Kudloff,  Hdb.  II,  S.  217—226. 

*)  M.  U.-B.  3874.     Rudioff,  a.  a.  O.  II,  S.  232.     Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  235. 

*)  M.  U.B.  1630.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII,  S.  54.  55. 


156  AMTSGERICHTSIJEZIKK   STA  VENHAGEN. 

dass  daraufhin  ein  Mineralbad  eröffnet  werden  konnte  (welches  aber  nur  wenige 
Jahre  bestand),  dient  den  urkundlichen  Nachrichten  aus  dem  XIII.  Jahrhundert 
über  diese  Dinge  zur  Bestätigung.^)  Ein  Pleban  Gerhard  wird  1260  genannt*) 
Als  Vögte  und  Burgmannen  aber  sitzen  auf  dem  alten  Stove'schen  Castrum 
die  durch  besonders  viele  Privatsiegel  des  XIII.  und  XIV.  Jahrhunderts  bekannt 
gewordenen  Herren  von  Voss,  zuerst  als  pommersche  und  dann  als  werlesche 
Vasallen.')  Doch  nachdem  später  eine  Verpfandung  von  Burg  und  Land 
Stavenhagen  durch  Fürst  Johann  III.  von  Werle  stattgehabt  —  an  wen  wird 
nicht  gesagt  —  und  das  Kloster  Dobbertin  dem  Fürsten  durch  Ankauf  der 
Seen  bei  Drewitz,  Cramon,  Malkwitz  und  Kraz  die  Möglichkeit  verschafft, 
Burg  und  Land  im  Jahre  1332  wieder  einzulösen,  treten  andere  Adelsfamilien 
im  Amt  der  Burgmannen  und  landesherrlichen  Vögte  in  Stavenhagen  auf,  wie 
z.  B.  die  von  Schönberg  in  den  dreissiger  Jahren,  die  von  Breide  und  Kessin 
in  den  vierziger  und  fünfziger  Jahren,  und  die  von  Maltzan  in  den  sechziger 
und  siebenziger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts.*)  Auch  hören  wir  von  neuen 
Verpfandungen  des  Landes  Stavenhagen  erst  durch  Johann  IV.  von  Werle 
und  nachher  durch  seine  Erben  und  Oheime,  die  Fürsten  und  Brüder  Lorenz 
und  Johann  von  Werle,  an  die  von  Maltzan  im  Jahre  1375.^)  Dabei  ist  es 
nicht  ohne  Interesse  wahrzunehmen,  wie  bei  den  Realpolitikern  jener  Tage  der 
zwischen  Pommern  und  Werle  im  Jahre  13 17  geschlossene  Vertrag  über  Haus, 
Stadt  und  Land  Stavenhagen  wieder  in  Vergessenheit  kommt,  obgleich  in  der 
Urkunde  darüber  klar  und  deutlich  ausgesprochen  ist,  »dat  nen  man  by  vnsen 
dagen  edder  na  vnsen  dagen  schal  edder  ne  mach  vppe  de  vorbenande  land 
vorderen  edder  spreken«.  Denn  am  29.  August  1355  erkennt  der  weit 
schauende  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  dem  Herzog  Barnim  d.  ä.  von 
Pommern -Stettin  gegenüber  dessen  Lehn-  und  Heim  fallsrecht  an  Land  Staven- 
hagen an,  wogegen  dieser  jenem  die  Vormundschaft  für  die  Wittwe  und  Kinder 
des  Fürsten  Nikolaus  IV.  von  Werle-Goldberg  sowie  das  Eventual  -  Successions- 
recht  auf  dessen  übrige  Lande  zugesteht.®)  Darauf  entwickelt  sich  das  wieder 
aufgewärmte  alte  Verhältniss  in  der  Art  weiter,  dass  am  6.  November  1368 
Johann  IV.  von  Werle-Goldberg  und  am  9.  April  1377  seine  Oheime  und 
Erben,  die  Fürsten  Lorenz  und  Johann  von  Werle -Güstrow  die  pommersche 
Oberlehnshoheit  über  das  Land  Stavenhagen  anerkennen.'')  Indessen  macht 
Pommern  bei   dem  Uebergange  der  werleschen  Länder  im  Jahre  1436  an  das 


*)  Vgl,  die  lustige  Geschichte  von  dem  Stavenhäger  Gesundbrunnen  in  Reuter's  Schurr  -  Murr. 

«)  M.  U.-B.  861. 

•)  M.  U.-B.  1725.  2181.  2615.  2640.  2747.  4081.  4321.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIII, 
S.  200 — 204. 

*)  M.  U.-B.  5369.  5370.  5950.  5951.  6431.  6934.  7499-  7520.  7597-  777i-  7772-  10763. 
10764.  10784.  II 009.  II 471. 

*)  M.  U.-B.  9394.  10763.  10764.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  123.  124.  126.  Gesch. 
des  GeschL  Maltzan  II,  S.  186 — 190.  277 — 285. 

•)  M.  U.-B.  8125. 

')  M.  U.-B.  9838.  1 1 009. 


GESCHICHTE  DER  STADT  STAVENHAGEN.  157 

Haus  Mecklenburg  von  seinem  Reluitionsrechte  keinen  Gebrauch,  und  Schloss 
wie  Vorwerk  Stavenhagen  werden  gemeinsamer  Besitz  der  beiden  herzoglichen 
Linien  Mecklenburg  und  Stargard.^) 

Im  Uebrigen  giebt  es  bis  jetzt  aus  dem  XV.  Jahrhundert  nur  wenige 
Mittheilungen  von  grösserem  Belang.  Am  17.  December  1414  übernehmen 
die  von  Maltzan  Haus,  Stadt  und  Land  Penzlin  als  Pfand  von  den  beiden 
Fürsten  Balthasar  und  Christoph  von  Werle  und  erhalten  ausserdem  das  Ver- 
sprechen, dass  in  Betreff  von  Kauf  und  Verkauf  ihrer  Güter  im  Lande  Staven- 
hagen ihren  Wünschen  auf  jede  Art  Rechnung  getragen  werden  soll.*)  Dies 
vielleicht  im  Hinblick  auf  die  bereits  beabsichtigte  Wiedereinlösung  des  Landes. 
Um  diese  zu  ermöglichen,  verpfänden  die  Fürsten  von  Werle  im  Jahre  141 5 
die  Vogtei  Kaien  an  Heinrich  von  Kalant.  In  diesem  Jahre  mag  Stavenhagen 
frei  geworden  sein.  Wenigstens  kann  es  damit  zusammenhängen,  dass  Fürst 
Balthasar  von  Wenden  im  Januar  14 16  an  den  »langhen  Henning  Kossebade« 
220  lübische  Mark  aus  dem  Lande  Stavenhagen  überträgt.')  Wenn  wir 
noch  hinzufügen,  dass  nach  dem  Uebergange  des  Landes  Stavenhagen  an 
das  Haus  Mecklenburg  der  tapfere  Lüdeke  Hahn  nicht  bloss  das  Land  Flau, 
sondern  auch  das  Land  Stavenhagen  als  herzoglicher  Vogt  unter  seinen 
Schirm  nimmt  und  hier  bis  über  1455  hinaus  seines  Amtes  waltet,  und  dass 
in  den  dreissiger  Jahren  des  XVL  Jahrhunderts,  nachweislich  1531,  Hans 
von  Quitzow  auf  dem  Schloss  zu  Stavenhagen  als  herzoglicher  Vogt  sitzt,  dass 
sich  die  Kirchen -Reformation  im  Lande  ohne  besondere  Vorgänge  vollzieht, 
sowie  dass  am  Ende  desselben  Jahrhunderts  die  Herzogin  Elisabeth,  die  Ge- 
mahlin des  Herzogs  Ulrich,  dem  aus  einem  St.  Jürgen -Stift  hervorgegangenen 
Armenhause  der  Stadt  eine  Stiftung  für  sechs  hülfsbedürftige  Leute  überweist, 
so  ist  damit  eigentlich  alles  berichtet,  was  in  dieser  Zeit  vom  XV.  Jahrhundert 
her  durch  das  XVL  Jahrhundert  hindurch  eine  gewisse  Bedeutung  hat.*) 

Bei  der  Landestheilung  im  Jahre  1520  kommt  das  Amt  Stavenhagen 
an  die  Güstrowsche  Linie.*^)  Auch  im  Fahrenholzer  Vertrag  von  161 1  ver- 
bleibt es  dem  Herzogthum  Güstrow.")  Sehr  schwer  nimmt  der  dreissigjährige 
Krieg  das  ganze  Amt  mit,  und  nur  langsam  heben  sich  wieder  Bevölkerung 
und  Wohlstand.')     Davon   zeugen   im  XVIII.  Jahrhundert   die  Erneuerung  des 

^)  Rudloif,  Hdb.  d.  m.  Gesch.  II,  S.  741.  Schon  1426  giebt  es  einen  Vertrag  zwischen 
Pommern  und  Mecklenburg,  wonach  der  Streit  zwischen  ihnen  über  Stavenhagen  einstweilen 
ruhen  soll.     Vgl.  Urkunden  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  Maltzan  II,  S.  494 — 501. 

•)  Noch  nicht  gedruckte  Urkunden  im  Grossh.  Archiv.  Vgl.  Lisch,  Gesch.  des  Gesch]. 
Maltzan  II,  S.  285. 

*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  98.  M.  Jahrb.  XVI,  S.  iio  und  iii  (Brief  des  Prädikanten 
Thomas  Aderpul). 

*)  Rudioff,  Hdb.  III,  I,  S.  228.  Ueber  die  Grösse  des  Amtes  Stavenhagen,  das  im  Jahre 
1570  auch  das  Land  Malchin  sowie  die  Vogteien  Penzlin  und  Waren  in  sich  begreift,  s.  eben- 
daselbst S.  226,  Anmkg.  i. 

•)  Rudioff,  Hdb.  III,  2,  S.  120. 

')  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  132 — 138  (Tabellarische  Uebersicht  über  die  Kirchen  und  Pfarren 
im  Amte  Stavenhagen  nach  den   Visitationsprotokollen  von   1648). 


158  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 

Stadt -Reglements  von  1775  an,  der  Bau  der  Kirche  am  Ende  der  siebenziger 
und  Anfange  der  achtziger  Jahre,  das  Aufhören  der  Amtssässigkeit  des  Städt- 
chens im  Jahre  1789^)  und  der  Bau  des  Rathhauses  im  Jahre  1790.  Zwar 
bringt  das  Jahr  1806  wieder  schwere  Kriegsdrangsale,  die  Stadt  erduldet  eine 
Plünderung,  aber  diese  und  die  nachfolgende  Zeit  (1808  bis  1845),  >"  welcher 
der  Vater  des  plattdeutschen  Dichters  Fritz  Reuter  als  Bürgermeister  der  Stadt 
deren  Gemeinwesen  zu  leiten  hat,  wird  auch  wieder  Ursache  zu  bedeutenden 
literarischen  Denkmälern,  womit  der  berühmte  Sohn  des  Bürgermeisters  den 
Namen  von  Stadt  und  Land  —  es  ist  nicht  zuviel  damit  gesagt  —  durch  die 
Welt  getragen  hat.  Es  sind  vor  allen  Dingen  »Ut  de  Franzosentid«,  »de 
Stromtid«  und  »Meine  Vaterstadt  Stavenhagen«. 

Ausser  dem  schon  genannten  Pleban  Gerhard,  dem  ersten,  der  uns  im 
XIII.  Jahrhundert  entgegentritt,  kennen  wir  noch  einen  zweiten  aus  diesem 
Zeitabschnitt,  den  Kirchherrn  Albertus  um  1293.  Ebenso  sind  aus  der  ersten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  zwei  Plebane  bekannt  geworden,  Pfarrer  Heinrich 
und  Pfarrer  Johann  Däne.  Damit  hören  die  Nachrichten  bis  zum  XVI.  Jahr- 
hundert auf.  In  den  Jahren  1534,  1541  und  1552  giebt  es  Mittheilungen  über 
den  Kirchherrn  Johann  Parrmann,  welcher  der  Reformation  beitritt.  Damals 
ist  Ritzerow  noch  kein  Filial  von  Stavenhagen,  denn  es  hat  noch  in  Joh. 
Wagenknecht  seinen  eigenen  Pastor,  der  auch  die  heute  nicht  mehr  vorhandene 
Kirche  in  Grischow  bedient,  deren  Patronat  ebenso  wie  das  in  Ritzerow  die 
Aebtissin  zu  Ivenack  ausübt.  Ebenso  bildet  damals  noch  Jürgenstorf  mit 
seinen  Filialen  Pribbenow  und  Krummsee  (wo  es  heute  keine  Kirche  mehr 
giebt)  ein  eigenes  Kirchspiel,  dessen  Kirchherr  Joachim  Bünger  ist.  1560  folgt 
in  Stavenhagen  Pastor  Eberhard  Telius,  der  1577  ^*^  Konkord ienformel  unter- 
zeichnet. Er  ist,  wie  dem  Visitationsprotokoll  von  1603  zu  entnehmen  ist,  in 
diesem  Jahre  noch  am  Leben,  hat  aber  einen  Pfarrverweser  in  Ern  Otto 
Wesenberg.  Auch  ist  Ritzerow  um  diese  Zeit  bereits  zu  Stavenhagen  über- 
gegangen, ebenso  Grischow  zu  Ivenack.  Auf  Wesenberg  folgt  (das  Jahr 
selbst  ist  nicht  bekannt)  Joachim  Walter,  den  die  Kriegsnoth  vertreibt.  Er 
stirbt  1638  in  Rostock.  1640  wird  Johann  Telius  berufen,  der  bis  1668  hin 
lebt  und  im  Amte  ist.  Vorher  ist  er  zwanzig  Jahre  lang  Pastor  in  Gülzow 
gewesen,  wo  1603  Pastor  Krull  seit  sechsunddreissig  Jahren  im  Amte  ist,  und 
1607  Pastor  Chrysostomus  Suderow  als  dessen  Nachfolger  genannt  wird. 
Damals  hat  auch  Scharpzow  eine  Kirche,  welche  Filia  der  Gülzower  Kirche 
ist.  Das  Patronat  beider  Kirchen  aber  hat  »der  Stovenhagen«,  also  der 
Landesherr.  Als  aber  Johannes  Telius  sein  Amt  in  Stavenhagen  antritt,  da 
versieht  er  den  Dienst  nicht  bloss  in  der  Stadt  und  in  Ritzerow,  sondern  auch 
in  Gülzow,  Scharpzow  und  Jürgenstorf  und  dessen  Filiale  Pribbenow.*) 
Ueberall  sind  die  Kirchen  verwüstet,  überall  ist  die  Bevölkerung  bis  auf  einen 


*)  Balck,   Güter  und  Aemter  II,  S.  73.     Akten    im   Grossh.  Archiv,    betr.  Entwurf   und    Be- 
stätigung des  Stadt -Reglements  von   1775  bis   1782. 

')  Krummsee  sucht  und  findet  Unterkunft  bei  der  Kirche  zu  Ivenack. 


GESCHICHTE   DER   STADT  STA  VENHAGEN.  I  59 

kleinen  Rest  zusammengeschmolzen.  Man  sehe  die  Zahlen  bei  Groth  a.  a.  O. 
und  lese  die  VisitationsproloWolle  von  1643,  1648,  1662.  Jürgenstorf  hat  bis 
1638  seinen  eigenen  Pastor  gehabt.  Als  1597  der  alte  Conradus  Philipp,  der 
1577  die  Konkordienrormel  unterzeichnet  hat,  selig  entschlafen  ist,  da  sorgen 
die  von  Voss  auf  Luplow,  welche  das  Patronat  von  Jtirgenstorf  wider  die 
von  Hahn  auf  Basedow  behaupten,  für  einen  Nachfolger  in  der  Person  des 
Pastors  Daniel  Weinholz.    Aber  wie  viele  andere  Pastoren  treibt  auch  ihn  der 


Kirche  lu  Stavenhigen. 

Krieg  von  der  Pfarre,  und  er  stirbt  ebenso  wie  der  Stavenhäger  Walter  in 
Rostock.  Die  Verhältnisse  verändern  sich  nicht  unter  dem  Nachfolger  von 
Telius,  dem  1668  erwählten  Pastor  Bernhard  Kellermann,  von  dem  es  auch 
1678  Nachrichten  giebt.  Nicht  anders  wird  es  unter  dem  Pastor  Adam 
Joachim  Koch,  den  wir  1695  bereits  als  Kellermann's  Nachfolger  vorfinden.') 
Zwar  wird  1717  unter  dem  mit  dem  Gute  erlangten  Patronat  des  Henning 
Jürgen  von  Höbe  in  Jüi^enstorf  eine  eigene  Pfarre  wieder  errichtet,  um  welche 
sich  der  Pastor  Joh.  Friedr.  Hartmann  zu  Kittendorf  bewirbt.  Und  1719 
handelt  es  sich  darum,  auch  das  alte  Filial  Pribbenow  wieder  zu  seiner  ehe- 
maligen Mutterkirche  zu  legen.  Aber  alles  das  erscheint  nur  vorübergehend. 
Denn  der  von   der  Herzogin  Magdalena  Sibylla   als  Inhaberin   ihres  Witthum- 

')  Vgl.  Stnhr,   M.  Jahrb.  LX,  S.  91. 


l6o  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 

Amtes  Stavenhagen   im  Jahre   1709   zu   Koch's  Nachfolger  berufene  Magister 
und   spätere  Präpositus   des   Malchinschen    Zirkels,  Justus  Henricus  Riimcker, 
hat   bald  wieder   die  Verwaltung  von  Pribbenow.     Riimcker   stirbt    1763.     Es 
folgt  ihm  Job.  Ludwig  Knöchel,  welcher  1797  als  zweiundachtzigjähriger  Greis 
um    einen    Substituten    bittet.')      Er    erhält    ihn    in    Jakob    Bernhard    Johann 
Schmidt,  der  1802  sein 
Nachfolger    wird     und 
1843  stirbt.    S.  Walter 
a.  a.  O. 


Kirche.      I^irchc.      Die    Ab- 
""^     bildungen     der 

Kirche  veranschau- 
lichen die  Art  ihrer 
Anlage  in  Kreuzform 
sowie  den  nüchternen 
klassi  eieren  den  Stil  des 
XVIII.  Jahrhunderts  zur 

Genüge    (s.  o.).     Im 
Uebrigen  stellt  sie  sich 
als  ein  gut  ausgefijhrter 
Ziegelbau     dar.       Der 

Innenraum  ist  mit 
einer  flachen  Decke  ge- 
schlossen. Er  ent- 
spricht in  seiner  Er- 
scheinung der  Schlicht- 
heit des  Aeiisseren. 

Die    frühere 
Kirche     war      ein 

Fachwerkbau.  Kirche  z«  Suvenhagen. 

Von     Reparaturen 

ist  seit  1600  oft  in  den  Akten  die  Rede.  1643  wW  sie  von  den  Kaiser- 
lichen arg  mitgenommen.  Weitere  Erneuerungen  finden  1661,  1669  und 
1682  statt. 

Altar-  Als  Altaranfsatz    ein  Gemälde  von  J.  H.  Suhrland    in  Ludwigslust:    die 

aiifsatz.  Auferstehung  Christi,  ein  Gemälde,  das  die  Einwirkungen  von  Findorfl"  und 
Dietericy  offenbart.  Es  ist  ein  Geschenk  des  Grossherzogs  FRIEDRICH 
FRAN2  I.  in  einem  sehr  guten  Rokoko  -  Rahmen. 

')  Von  RUmcker  und  Knöchel  gab  es  früher  (s.  Inventar  1811)  Bilder  in  der  Kirche,  die 
mit  Unterschriften  versehen  waren.  Damach  war  Rümcker  1683  geboren  und  bei  seinem  Tode 
in)  53.  Amtsjahr.  Von  Knöchel  hiess  es,  dass  er  1716  geboren  war,  das«  er  1749  ins  geistliche 
Amt  kam,   1781  die  neu  erbaute  Kirche  einweihte  und  den   19.  April  1802  aus  dem  Leben  schied. 


KIRCHE  ZU  STAVEKHAGEN. 


l6l 


Die    Kanzel,    ein    schlichtes   Werk    im    Geschmack    der    Renaissance,      Kanzel, 
stammt  aus  der  älteren  Kirche.  —  Der  Taiifstein  ist  neu.  Taufstein. 


Grab- 
platten. 


Glocken. 


In  der  Kirche  liegen  mehrere  Grabplatten  aus  jüngerer  Zeit,  unter 
andern  die  des  Präpositus  RÜMCKER,  f  1763  (s.  o.),  und  die  eines  Fräulein 
CHARLOTTE  VON  DER  LUHE  aus  dem  Anfange  des  XIX.  Jahrhunderts  mit  der 
charakteristischen  In.schrift:  EIN  ENGEL  WAR  IN  IHR  ZUR  WELT  GEKOMMEN, 
SIE  WAR  DER  ELTERN  LIEB  UND  LUST  DIE  EWIGE  NATUR  HAT  SIE  ZU- 
RÜCK GENOMMEN      UND  DRÜCKT  SIE  IRGENDWO  AN  IHRE  BRUST. 

Im  Thurm   drei   Glocken.     Die   grösste   trägt   die   Inschrift:    %  anno 

#  1585  #  QQt]^  #  iocgitn  ^  grbttetnafiier  #  berfiutn  #  tioinini  #  tna^ 

nrt  #  in  ttttnbm*  Hierunter  ein  verwischtes  Rundbild  von  ziemlicher 
Grösse,  vielleicht  ein  Wappen.  —  Die  zweite  Glocke  ist  alt,  ohne  Inschrift 
und  Meisterzeichen.  —  Die  dritte  ist  1864  von  Jllies  in  Waren  gegossen. 

lieber  die  Glocke  von  1585  und  ihren  Giesser,  den  Jochim  Grutz- 
macher  zu  Neubrandenburg,  giebt  es  Nachrichten  aus  den  Jahren  1585  bis 
1587  im  Grossh.  Archiv  (Stavenhäger  Kirchenakten).  Das  Inventar  von  181 1 
enthält  nichts  Näheres  über  die  Glocken. 

Kleinknnstwerke.  i.  2.  Kleiner  gothischer  Kelch  mit  der  Jahreszahl  Kleinkunst- 
1637  am  oberen  Annulus  und  dem  Namen  i]^0fb|§  am  Knauf.  Auf  dem  sechs-  werke, 
passigen  Fuss  die  Stifternamen  des  JOHANN  VON  GRABOW  und  der  SOPHIA  VON 
RESTORFF  sowie  beider  Wappen.*)  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  zu- 
gehörigen Patene.  —  3.  4.  Grösserer  Kelch  auf  rundem  Fuss;  auf  der  Unter- 
seite des  Fusses  die  Inschrift:  CHRISTIAN  SCHRÖDER,  ANNA  MARGARETHA 
REVTERN,  NICOLAS  REVTER,  CHRISTIAN  ALEXANDER  REVTER  UND  FRIED- 
RICH REVTER,  FÜRSTLICHE  BEAMBTE  ZU  STAVENHAGEN  HABEN  DIESES 
GERAhT  der  STAVENHAGENSCHEN  KIRCHEN  ZUM  ANDENCKEN  VERERET 
ANNO  1712.  Vom  Güstrower  Goldschmied  Lenhard  Mestlin.  Dazu  eine  Patene. 
—  5.  6.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  von  mittlerer  Grösse,  auf  sechs- 
passigem  Fuss.*)  Unter  dem  Fuss  die  Inschrift:  MARTIN  KRAKOW  FLOREN- 
TINA WESTPHALIN.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  —  7.  Sil- 
bernes Geräth  zur  Kranken -Kommunion:  Kelch,  Patene,  Oblatenschachtel  und 
Weinflasche.  Inschrift  unter  dem  Kelch:  M  •  I  •  H  •  RVMKER  •  P  •  STAVEN- 
HAGEN  •  ANNO  1731  HAT  DIES  ZUR  KRANKEN -COMMUNION  GESCHENKT. 
Vom  Malchiner  Goldschmied  D»J»W»  —  8.  Grosse  zinnerne  Patene 
ohne  Inschrift.  Als  Werkzeichen  der  werlesche  Stierkopf,  daneben  i  L*  H 
die  Reste  von  zwei  Buchstaben  und  das  nebenstehende  Meister-  yH 
zeichen.  —  9.  Ovale  Oblatenschachtel  von  Zinn,  mit  einem  eingravierten  Kruci- 
fixus  auf  dem  Deckel,    1778  gestiftet  von  JOHANN  CHRISTIAN  LADENDORFF. 

*)  Sophia  von  Restorff,  die  Wittwe  des  am  5.  Februar  1636  verstorbenen  Joachim 
von  Grabow,  Pfandinhabers  des  Amtes  Stavenhagen,  erbgesessen  auf  Woosten.  Der  Kelch 
erscheint  somit  als  eine  Stiftung  zu  Ehren  des  Verstorbenen,  sowohl  von  der  Wittwe  wie  von 
deren  Schwager  und  Mitvormund,  dem  Bruder  des  Verstorbenen,  Johann  von  Grabow. 

")  VemachUssigt,  verdient  eine  Wiederherstellung. 

11 


l62  AMTSÜF.RICIITSltEZIKK   STAVKNIIAGEN. 

Ohne  Wcrkzeiclien.  —  lo.  Runde  getriebene  Messing -Taufschale,  in  der  Mitte 
die  Verkündigung  mit  einer  Legende,  welche  die  Buchstaben  W»J«S»H» 
N*B*J>R<A>J-E>  bilden.  Ein  andermal  ist  der  Schluss  A'J-H.N.E« 
—  II.  Neue  silberne  Kanne.  —  12.  Silberner  Schöpflöffel  mit  den  Initialen: 
C  •  S  •  A  •  M  •  R  •')  —  12  13.  Zwei  zinnerne  Leuchter,  der  eine  1711  von 
HANS  SOLTZ  und  MARTHA  RASEN,  der  andere  i;i2  von  GERHARD  WASCHER. 
Werkzeichen  nicht  gefunden. 


Sog.  Schlo^s  zu  ijtavenliagen. 

Sog.  Neben    der    Stadt,    auf   dem    Schlossberge,    ringsum    von    einem    ab- 

Schioss.  getragenen  Walle  umgeben,  das  Scbloss,  z.  Zt.  Sitz  des  Amtsgerichts  und 
des  Domanialamts.  Ursprünglich  für  die  Herzogin  Magdalena  Sibylla  ein- 
gerichtet, aber  nicht  von  ihr  bezogen,  S,  o.  S,  159/160  und  M.  Kunst-  u. 
Gesch.-Denkm,  IV,  S.  195.*) 


Das  Filial- Kirchdorf  Ritzerow.') 

ISnitzerow  ist  ein  der  alten  Terra  Stavenhagen  angehörendes  grosses 
*"*  DoraanialKirchdorf,  welches  bereits  im  Jahre  1276  eine  Pfarre  besitzt. 
Herzog  Wartislav  von  Pommern  verleiht  es  in  demselben  Jahre  dem  Kloster 
Ivenack,    welchem    es    bis    zur  Säkularisierung   angehört.')     Am    i.  Juni   1300 

')  V);l.  den  zweiten    Kelch  mit  den  beulen   Nnmen  SCHRÖDER  und   REUTCr. 
')  Vgl.  Keuter's   Werke,  Schurr-Murr. 
')  3-;,  km   sIldöMlLcli   von   Stavenhagen, 
')  M.  U.-B.  762. 


FILIAL- KIRCHDORF   RITZEROW. 


163 


Kirche. 


bestätigt  diesen  Besitz  mit  anderen  Klostergütern  zusammen  auch  Fürst 
Nikolaus  von  Werle.^)  In  späterer  Zeit  müssen  die  landesherrlichen  Abgaben 
in  Ritzerow,  im  Besonderen  die  an  Bede,  Münzpfennigen,  Hundekom,  Diensten 
u.  s.  w.    den   von  Maltzan   verpfändet   gewesen   sein,    da   sie   von   diesen  am 

6.  December  1381  mit  Ausnahme  des  Manndienstes  weiter  verpfändet  werden, 
nämlich  an  den  Knappen  Arnd  Wosten.*)  Die  von  Wosten  sind  übrigens 
nur  mit  geringem  Grundbesitz  während  des  XV.  Jahrhunderts  zu  Ritzerow 
angesessen  und  veräussern  ihn  überdies  an  die  von  Gustekow.')  Nachdem 
Ivenack  in  den  fünfziger  Jahren  des  XVI.  Jahrhunderts  säkularisiert  worden, 
gelangt  Ritzerow  an  die  landesherrliche  Verwaltung  zurück.  Unter  dieser 
macht  es  die  schwere  Zeit  des  dreissigjährigen  Krieges  durch,  nach  dessen 
Ende  nur  vier  Personen  im  Orte  gezählt  werden,  während  schon  gelegentlich 
der  Verpfandung  der  landesherrlichen  Gefälle  im  Jahre  1381  sechzehn  Hufen- 
besitzer genannt  werden.  Es  sind :  Bernd  by  der  Beke,  Gustecowe,  Krummenze, 
Sperlink,  Bergheman,  GoUenbeke,  Goscalk,  Zagher,  Perkowe,  Wentorp,  Kethel, 
Tomowe,  Gronowe,  Moryn  und  zwei  Burmeister. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Stavenhagen. 

Kirche.  Die  Filial- Kirche  zu  Ritzerow  ist  ein  Neubau  aus  den  sechziger 
Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts.  Ihr  Thurm  stammt  sogar  erst  von  1884. 
Der  Chor  ist  mit  drei  Seiten  aus  dem  Achteck  gebildet.  Die  innere  Ein- 
richtung der  Kirche  hat  keine  Bedeutung. 

Im  Thürm    drei   Glocken.     Die    grösste    ist    1837    von  Schünemann    in 
Demmin   gegossen   worden.**)     Die   zweite   hat   gar  keine   Inschrift. 
Die  dritte  hat  den  mittelalterlichen  Anruf:  <&  Itj:  jloriE  j:pE  belli 
cum    pace    anno    bni    incCCCC^,    dazu    das    nebenstehende  Giesser- 
zeichen. 

Kleinkunstwerke,     i — 3.  Neuer  Kelch,  gestiftet  1889  von  ANNA  IBEN-  Kleinkunst- 
DORFF.    Dazu  Patene  und  Oblatendose,  alles  von  Prüfer- Berlin.  —  4.  Zinnerner       werke. 
Kelch,  gestiftet   1660  von  CASPER  BOLTE.    Von  einem  Rostocker  Zinngiesser. 
—  5.  6.  Zinnerner  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  1735  von  HANS  WAGENKNECHT. 
Mit    der    Marke    des    englischen    Zinns    und    den   Meister -Initialen    F  •  S.    — 

7.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet  1741  von  BERNHARD  KROGER.  Stempel  un- 
deutlich. —  8.  Achtseitige  zinnerne  Weinflasche  von  1731.  Als  Stadtzeichen 
der  werlesche  Stierkopf  und  als  Meisterstempel  ein  Pelikan  mit  den  Initialen 
C  •  K.  —  9 — 15.  Sieben  Zinnleuchter,  jeder  mit  dem  Namen  seines  Stifters: 
ANNA  BOLTEN  1660;  DAVID  KRASEMANN  1680;  HANS  NEVENDORF  1680; 
CLAUS  HOMEYER  1699;  MÄRTEN  WAGEN  KNECHT  1729;  FRIEDERICH  WAGEN- 
KNECHT 1735;    BLEICH ERT  ERNST  KRÜGER  1752. 

1)  M.  U.-B.  2614. 

*)  M.  U.-B.  II 383. 

•)  Vgl.  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Das  Inventar  von   1811   enthält  keine  Angaben  über  ihre  Vorgängerin. 


Glocken. 


,^s   ^      ^-^^ 


11* 


164 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENIIAGEN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Filial  -  Kirchdorf  JUrgenstorf) 

|as  Blücher'sche  Dorf  und  Gut  Jürgenstorf  grenzt  mit  einem  Theil  an 
die  ehemals  zum  Kloster  Ivenack  gehörenden  Ortschaften.  Es  ist 
daher  begreiflich,  wenn  das  Kloster  seine  Wünsche  auch  auf  Jürgenstorf 
richtet  und  sich  141 1  durch  Fürst  Christoph  von  Wenden  bezeugen  lässt, 
dass  er  sowohl  von  seinen  Vorfahren  wie  von  den  pommerschen  Herzögen 
Briefe  gesehen,  in  welchen  neben  anderen  auch  Dorf  »Joerdensdorp«  mit  aller 
Bede,  Pacht  etc.  aufgeführt  sei.*)  Indessen  scheint  das  Kloster  mit  diesem 
Bemühen  kein  Glück  gehabt  zu  haben,  denn  in  keiner  sonst  bekannten  älteren 
Urkunde  wird  Jürgenstorf  unter  den  Besitzungen  des  Klosters  aufgeführt.  Im 
Gegentheil  vergiebt  noch  15 16  Lütke  Moltzan  in  Demmin  der  Klosterjungfrau 
Elze  Wulfes  zu  Ivenack  eine  Hebung  von  fünf  Mark  Sundisch  aus  diesem 
Dorfe,  welche  nach  ihrem  Tode  dem  Kloster  bleiben  sollen,  ist  also  jedenfalls 
im  Besitze  eines  Theiles  des  Dorfes,  und  wenn  auch  das  Kloster  im  Jahre  1434 
die  Hebungen  zweier  Vikareien  aus  Jürgenstorf  verkauft,  so  beweist  das  nichts 
für  ein  ausgedehnteres  Eigenthum  in  und  an  dem  Dorfe.  Erst  im  Jahre  15 16 
gelingt  es  dem  Kloster,  in  den  Besitz  eines  grösseren  Antheils  zu  gelangen, 
indem  es  von  Eggert  Voss  zu  Flotow  wiederkäuflich  acht  Höfe  und  Hufen 
erwirbt,  die  bei  der  einige  Jahrzehnte  später  erfolgenden  Säkularisierung  an 
den  Landesherrn  zurückgefallen  sein  werden.  Ueberhaupt  steht  das  Gut 
damals  zum  grössten  Theil  in  Voss'schem  Eigenthum.  Am  15.  März  1483 
verkauft  Claus  Voss  auf  Rumpshagen  den  Brüdern  Claus  und  Otto  Hahn  auf 
Basedow  das  halbe  Dorf  Jürgenstorf  und  den  halben  Vosshagen  mit  Aus- 
nahme dessen,  was  die  von  Moltzan  besitzen,  fiir  511  Mark  Lübisch  zu 
erblichem  Besitz.  Die  Käufer  erhalten  die  landesherrliche  Belehnung  am 
25.  Januar  1484.  Der  Moltzan'sche  Antheil  aber,  welcher  nicht  gross  gewesen 
sein  kann,  verschwindet  vollständig  aus  der  Geschichte  dieses  Gutes,  er  wird 
daher  wohl  in  den  Voss'schen  Besitz  aufgegangen  sein.  Die  von  Hahn  ver- 
kaufen ihren  Antheil  161 1  an  Wedege  von  Staffeid,  welchem  die  von  Voss 
zwei  Jahre  früher  schon  einen  Theil  des  ihnen  verbliebenen  Restes  verpfändet 
hatten.  Lehnbrief  und  Konsens  werden  ihm  am  30.  Januar  161 2  ertheilt. 
Im  Jahre  1666  muthen  die  Stafifeld  zum  letzten  Mal.  1671  thun  dies  auch 
die  Voss'schen  Erben  in  Betreff  ihres  Antheils  am  Lehn.  Thatsächlich  kehrt 
dieses  am  12.  Juli  1702  wieder  in  den  Besitz  der  von  Voss  zurück,  wobei 
indessen  der  Landesherr,  dem  damaligen  Brauche  entsprechend,  sich  die  hohe 


*)  4  km  südlich  von  Stavenhagen.  Ursprünglich  (d.  h.  vom  XV.  bis  2um  XVIII.  Jahrhundert) 
Jördenstorf  geheissen,  also  von  Jordanus  und  nicht  von  Georg  abzuleiten.  Frühere  mittelalterliche 
Urkunden  fehlen. 

*)  Wicht  gedruckte  Urkunde  im  Grossh.  Archiv. 


FILIAL-KIRCIIDORF  JÜRGENSTORF.  l6$ 

Jagd  vorbehält,  ohne  freilich  dieses  Recht  thatsächlich  auszuüben.  Aber  die 
von  Voss  haben  keine  Freude  an  ihrem  Besitz,  welcher  fast  werthlos  aus  dem 
dreissigjährigen  Kriege  hervorgegangen  war.  Von  neun  Bauern  und  sieben 
Kossäten  sind  1648  gar  keine  mehr  da  Nur  vier  Personen  leben  im  Dorfe, 
und  die  Gehöfte  und  Felder  liegen  wüst  und  unbebaut  da.  Mag  auch  im 
Jahre  1703    die   Zahl    der  Beichtkinder   wieder   auf  sechsundsech/ig   gestiegen 


sein,  so  kann  die  Ertragsfahigkeit  des  Gutes  doch  nur  eine  sehr  geringe 
gewesen  sein.')  Unaufhörliche  Verpfändungen  sind  die  Folge  dieser  traurigen 
Verhältnisse.  Für  Summen  von  neunhundert  bis  zu  zwölfhundert  Thalem 
geht  das  Gut  von  einem  Pfandinhaber  auf  den  anderen  über,  um  .schliesslich 
bei  Henning  Christoph  von  Höbe  hängen  zu  bleiben,  den  die  Lehnkammer 
als  Eigenthümer  oder  Vasatlus   bezeichnet,   ohne  dass  er  es  jemals  auf  Grund 

■)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  138. 


I66  AMTSGERICHTSBEZIKK   STAVENHACKN. 

älterer  Lehn  rech  tstitel  gemuthet  hätte.  Letzteres  besorgen  die  Voss  unentwegt 
weiter,  können  aber  den  gänzlichen  Verlust  des  Gutes  nicht  aufhalten,  das 
1786  von  den  Hobe's  auf  den  Rittmeister  August  Friedrich  von  Lowtzow  auf 
Gross-Lunow  übergeht.  Dieser  empfangt  1789  die  Belehnung.  Aber  schon 
1798  wird  der  Kammerherr  Gustav  Dietrich  von  Oertzen  auf  Kittendorf  dessen 
Rechtsnachfolger.  In  Oertzen'schen  Händen  bleibt  das  Gut  bis  1 869.  Da 
erwirbt  es  Friedrich  Helmuth  Anton  von  Blücher,  dessen  Familie  es  noch 
heute  hat. 

Ueber  die  geistlichen  Verhältnisse  s.  o.  S.  159  bei  Stavenhagen. 

Kirche.  Die  Filial-Kirche  zu  Jürgenstorf,  welche  im  dreissigjährigen 
Kriege  untergegangen  war  (s.  o.),  ist  1700  neu  erbaut.  Der  untere  Theil  des 
Thurmes  ist  noch  ein  gothisches  Ueberblelbsel  aus  dem  XIV.  Jahrhundert. 


Grabstein  des  Henning  Christoph  von  Hohe. 

Altar-  Der  Altaraufsatz,  ein  spätgothischcs  Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts, 

aufeatz.  enthält  im  Mitlel.schrein  die  figurenreiche  Darstellung  der  Kreuzigung  und  als 
Nebenfiguren  die  vier  Apostel  Jakobus  minor,  Matthaeus,  Bartliolomaeus  und 
Jakobus  major,  während  in  den  beiden  Flügeln  die  übrigen  acht  Apostel  an- 
gebracht sind,  alle  mit  langen  Spruchbändern,  auf  denen  ihre  Namen  stehen. 
In  der  Gruppe  am  Kreuz  fällt  rechts  ein  gepanzerter  Ritter  auf,  in  welchem 
vielleicht  der  Stifter  des  Werkes  zu  erkennen  ist.  Oberhalb  des  Triptychons 
Krucifixus.  die  Gruppe  des  Kmcifixus  mit  Maria  und  Johannes  in  dreiviertel  Lebensgrösse. 

Kanzel.  An  der  Kanzel  mit  der  Jahreszahl  1718  die  Bilder  der  vier  Evangelisten. 

Ausserdem   sind   hier   zwei   Wappen    mit    der    Unterschrift:    HENNING   CHRI- 
STOPH  V  •  HÖBE  1715,    MARIA   DOROTHEA  V  .  BLÜCHER   1715  (s.  o.]. 

Taufstein.  Der  alte  Taufstein  li^  in  zwei  Stücken  im  Thurm. 

Glas-  Im    herrschaftlichen    Stuhle    ein    buntes   Glasfeaster,    das    den    Evan- 

malerei.     gdisten  Johannes   darstellt.     Dazu   die   Unterschrift:    GOTT  ZU   EHREN   VER- 
EHRET DIESES   FENSTER  OTTE  THOMSEN  ANNO  1714.     Vor    dem  Stuhl    drei 


FILIAL- KIRCHDORF  JÜKGENSIÜRF.  1  67 

Wappenpaare,     die    der    Familien    VON    BLÜCHER    und    VON    RIEBEN,     VON 
OERTZEN   und  VON  BODDIEN,     VON  HÖBE  und  VON  BLÜCHER. 

Die  Kirche  hat  zwei  alte  Glocken.     Die  eine  enthält  die  ^^V     ^V^      Glocken. 

Inschrift:  fftXp  QQt  •  0  ICE  Bloric  ccfftc  iiciit  tüm  pacc  aincii'^^N^^ 
gclf   nmcfa   btrQO   fmura    tatctina    aca   jpca    iio6i^   bebm.     ^^\^ 

Dazu  als  Bild  eine  Bischofsfigur  und  das  nebenstehende  Glocken-    4^        ^^ 
zeichen.     Die  andere  hat  die  Inschrift:    i0  tCF  ßlotic   (tiftc  ticnt   CÜIÜ  pacC. 


Vor  dem  Altar  der  Grabstein  des   HENNING  CHRISTOPH  VON    HÖBE,    Grabstein, 
geb.  1659,  gest.  1728,  dazu  sein  Familien wappen. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Kelch  mit  der  Inschrift:  DIESEN  KELK  HABE  Kleinkunst- 
ZU  GOTTES  EHREN  IN  DER  JÜRGENSTÖRFFER  KIRG  ZUM  ANDENCKEN  VER-  werke. 
EHREN  WOLLEN  ADOLFF  FRIEDRICH  VON  STAFFELD  D.1.  JANUAR  Ao  1715. 
Stadtzeichen:  drei  Thürme;  Meisterzeichen:  D  B.  Auf  der  Patene  die  In- 
schrift: CATRINA  MARIE'a  VON  STAFFELD  GEBORNE  VON  DER  LÜHEN.  Dazu 
das  Stafifeld'sche  Wappen  mit  drei  Messern.'}  —  3  Messingenes  Taufbecken 
mit  der   Darstellung   des   Sündenfalles.    —    4.  5.  Zwei    zinnerne   Leuchter,    der 

')  Die  Familie  von  Staffeid  be.'^ass  damals  Knimmäee,  das  einst  lar  JUrgenstorfer  Gemeinde 
gehörte.     S.  o.  S.  ijS. 


l68  AMTSSERICHTSBEZIBK   STAVENHAGEN. 

eine  von  DAVID  HILDEMANN  1715,  der  andere  von  CHRISTIAN  HILLMANN  1716. 
Beide  mit  den  schon  genannten  Stempeln  des  Meisters  C  K  mit  dem  Pelikan. 
(S.  o.  S.  163.)  —  6.  Altardecke  mit  den  eingestickten  Wappen  und  Namen 
C  •  D*,yON  HOBEN  und  B  •  A>')  VON  POWISCHEN  1718. 


Das  Filial- Kirchdorf  Pribbenow.*) 

Geschichte   R^Uribbenow  wird  schon  im  XIII.  Jahrhundert  Dargunsches  Klosterdorf.     Am 
des         IUhB     g    März    1360   giebt    nämlich    Herzog   Wartislav    von    Pommern    dem 
Kloster  den  Besitz  des  Dorfes,  und  gleich  dam uf  verleiht  ihm  Bischof  Hermann 


Dorfes. 


von  Kammin  den  Zehnten  daraus.')  Eine  neue  Bestätigung  erfolgt  am  27.  Mai 
1282.*}  Nach  der  Säkularisierung  des  Klosters  geht  das  Dorf  in  die  Ver- 
waltung   des  Amtes   Stavenhagen    über,    unter   welcher   es   sich,    nachdem    es 

')  Benedicts  Anna, 

^  4  km  slLdlich  von  Slavenhagen.    Pnbignewe  =  Wachsmuth.    Vgl.  M.  Jahrb.  XL  VI,  S.  III. 

•)  M.  U.-B.  861.  86a.    Vgl.  1071.  laög. 

*)  M.  U.B.  162g. 


FIUAL- KIRCHDORF  PRIBBENOW.   —  KLOSTER  IVENACK.  169 

durch    den    dreissigjährigen   Krieg   völlig   verwüstet    worden    war,    zu    einem 
blühenden  Domanialdorf  entwickelt  hat.^) 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Stavenhagen. 

Kapelle«     Die  Kapelle   zu   Pribbenow   ist   ein  Fachwerkbau   mit   einem     Kapelle. 
Dachreiterthürmchen   auf  dem    Westende.     Ihre   innere   Einrichtung   ist   ohne 
Bedeutung. 

Als  Altaranfsatz  dient  ein   älteres   gothisches  Triptychon   mit  Schnitz-       Altar- 
figuren:  in  der  Mitte  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde,  umgeben  von  Engeln;    in      aufsatz. 
den  Flügeln   die  zwölf  Apostel.     Das   kleine  Werk   stammt  aus  der   früheren 
Kirche  zu  Stavenhagen.    —    Nur  eine  kleine  Glocke  giebt  es,  die  1793  von 
Joh.  Chr.  Meyer  gegossen  worden  ist. 

Kleinkttnatwcrke.     i.  2.  Grösserer  zinnerner  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  Kleinkunst- 
1843  von  J  •  F  •  VOSS.  —  3.4.  Noch  ein  zinnerner  Kelch  mit  Patene,  gestiftet      werke. 
1752  von  JACOB  HILMAN.    Englisches  Zinn,  Stempel  undeutlich.  —  5.  6.  Zwei 
zinnerne  Leuchter,  der  eine  1734  von  CHRISTIAN  VOSS,  der  andere  1738  von 
ADAM  JOCHIM  CAREL  geschenkt.     Als  Stempel  der  werlesche  Büffelskopf  und 
der  Pelikan  mit  den  Initialen  C  •  K.  (s.  S    163.   168). 


Klosters. 


Das  Kloster  Ivenack.') 

|argun  ist  die  erste,  Ivenack  die  zweite  grosse  Feldkloster -Stiftung  im  Geschichte 
mecklenburgischen  Circipanien,  das  dem  Heidenthum  nur  auf  das  ,^,^^^ 
Allerschwerste  abgerungen  war.  Es  ist  am  15.  Mai  1252,  als  Ritter  Reim- 
bern von  Stoue  von  seiner  Burg  Stouenhagen  aus  zur  Ehre  Christi  und  seiner 
glorreichen  Mutter  einen  Cisterciensernonnen- Konvent  in  seinem  Dorfe  Ivenack 
(Ivenach)  begründet.')  Er  verleiht  diesem  nicht  nur  den  Ort  selbst  nebst  dem 
See,  an  dem  er  liegt,  sondern  auch  die  Kirche  zu  Basepohl  (Bospole)  und  die 
zwischen  beiden  Dörfern  damals  vorhandenen  Inseln  oder  Werder.  In  der 
That:  der  hervorragende  gute  Grund  und  Boden  sowie  die  anziehenden  Wald- 
und  Wasser -Verhältnisse  werden  diese  Gegend  schon  damals  als  zur  Anlage 
eines  ackerbautreibenden  Klosters  besonders  geeignet  haben  erscheinen  lassen. 
Die  zur  Diöcese  des  Kamminer  Bischofes  gehörende  Stiftung  erfreut  sich  bald 
der  Gunst  und  Förderung  von  Seiten  der  pommerschen  Herzöge  und  Anderer. 
Im  Jahre  1256  verleiht   Herzog  Wartislav  von   Pommern  auch  seinerseits  als 


»)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  136. 

•)  5  km  ostnordöstlich  von  Stavenhagen.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  63,  leitet  den  Namen 
von  dem  altslavischen  Wort  iva  =  salix  helix  =  Weide  ab  und  übersetzt  ihn  mit  > Weidenort« 
(Weidendorf). 

•)  M.  U.-B.  691. 


170  AMTSGEklCHTSIlKZlRK   HTAVICNHACEN. 

Landesherr  dem  Kloster  die  zwischen  Ivenack  und  Basepohl  liegenden  Werder 
sowie  die  Pfarrdörfer  Zolkendorf  (Soldekedorp),  Grischow  (Gro.ssow),  Ritzerow 
(Ricerow),  Klockow  (Clokow),  beide  (Gross-  und  Klein)  Basepohl  (utrumque 
Bozepol),  sowie  Ankun  und  Kossocendorp,  von  welchen  die  beiden  letzt- 
genannten wahrscheinlich  schon  während  des  Mittelalters  in  einen  Theil  der 
vorgenannten  Feldmarken  aufgegangen  sein  werden.')  Auch  gestattet  der 
Herzog  am  15.  December  1261  dem  Vikar  Bernhard  Honig  (Bernardus  Mel) 
die  Schenkung  zweier  Hufen  im  Dorfe  Buchholz  (Bokholt),  bestätigt  dem 
Kloster  das  Eigenthum  an  ihnen  und  schenkt  selbst  den  halben  Zehnten  in 
den  Dörfern  Gutzkow  (Gostekow)  und  Takun  (in  Vorpommern).*)  1264  ver- 
leiht Herzog  Barnim  von  Pommern  dem  Kloster  Ivenack  schon  im  Voraus 
das  Eigenthum  von  hundert,  beliebig  an  irgend  einem  Platze  in  seinen  Landen 


Fernblick  ouf  Ivenack. 

ZU  erwerbenden  Hufen  und  fugt  am  6.  Februar  1265  das  l'atronat  der  Kirche 
in  Sophienhof  (Cerbenzin)  bei  Loiz,  sowie  am  28.  Juli  1265  das  Eigenthum 
des  Dorfes  Glendelin,  südlich  von  Denimin,  hinzu.')  Immer  mehr  wächst  der 
Besitz  des  Klosters  an  Land  und  Gefallen:  in  der  Zeit  von  1271  bis  1276 
werden  Wrodow,  Fahrenholz  (Vorenholt),  zehn  Hufen  in  Pinnow  (im  Lande 
Gädebehn)  und  das  Dorf  Neuendorf  im  Lande  Loiz  erworben.*)  Als 
am  31.  Januar  1283  Bischof  Hermann  von  Kammin  dem  Kloster  alle  Be- 
sitzungen und  Zehnten  bestätigt,  nennt  er  bereits  folgende,  theils  mecklen- 
bui^ische,  theils  pommersche  Ortschaften :  Ivenack  (Yuenac),  Grischow  (Grescow), 
Fahrenholz  (Vorenholt),    Wrodow,    Pinnow,   Wackerow  (Wakkarow),    Gutzkow 

')  M.  U.-B.  762.  Vgl.  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  214.  Hei  diesen  ISesilzangalien  miiss  fteilich 
im  Ange  behalten  weiden,  dass  es  sich  nicht  immer  sofort  um  die  ganzen  Dörfer,  sondern,  wie 
z.  B.  bei  beiden  Basepohl,  nicht  selten  nur  um  die  ersten  Antheile  und  um  blosse  llebangen 
bandelt. 

>)  M.  U.-B.  93a. 

')  M.  U.-B.  1000.  1037.  1053.  Vgl.  1094. 

*)  M.  U.-B.  1227.  1249.  1405.  Zu  1405  vgl.  4699.  5739.  S9I2.  9790. 


KLOSTER   IVENACK.  171 

(Gustecow),  Zwiedorf  (Tvedorp),  Glendelin  (Glandelyn),  Hasseldorf  (Hassendorp), 
Buchholz  (Bucholt),  Wittenwerder,  Neuendorf  (Nyendorp),  Gross-  und  Klein- 
Remplin  (Magnum  et  Parvum  Reppelyn),  Sophienhof  (Cerberzyn),  Benzin 
(Bentcyn),  Kastorf  (Kerstiansdorp),  Rosenow,  Galenbek  (Golenbek),  Goddin, 
Klockow  und  Relyn  (Lindenberg).*)  Inzwischen  ist  Fürst  Nikolaus  von  Werle 
in  den  alleinigen  Besitz  von  Circipanien  gekommen  und  bestätigt  nunmehr 
auch  seinerseits  dem  Kloster  alle  Güter  und  Freiheiten,  wenngleich  die  Urkunde, 
die  diese  Bestätigung  enthält,  keine  zweifellos  echte  Original -Urkunde  ist, 
sondern  als  eine  spätere,  etwas  nachlässig  hergestellte  Anfertigung  bezeichnet 
werden  muss,  mit  welcher  man  sich  und  Andere  anscheinend  über  den  Verlust 
einer  mehr  oder  minder  ähnlich  lautenden  Original -Urkunde,  die  es  schon 
gegeben  haben  wird,  hinwegzutäuschen  suchte.*)  Im  Uebrigen  ist  es  zweifel- 
los, dass  der  Güterbesitz  inzwischen  wiederum  erheblich  zugenommen  hatte, 
z.  B.  um  fünf  Hufen  in  Vanselow  bei  Demmin,  zwei  Hufen  in  Zwiedorf  und 
zwei  Hufen  in  Gnevkow  (Vorpommern).^) 

Die  weiteren  Urkunden  des  XIV.,  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  bis  zur 
Auflösung  des  Klosters  im  Jahre  1555  können  sich,  soweit  die  materielle 
Bedeutung  ihres  Inhaltes  in  Betracht  kommt,  mit  den  grossen  Fundations- 
urkunden  des  XIII.  Jahrhunderts  nicht  messen,  aber  sie  zeigen  den  unauf- 
haltsamen Fortschritt  des  ausgedehnten  Wirthschaftsbetriebes  auf  eingeschlagener 
Bahn  und  liefern  ausserdem  den  Beweis,  dass  das  Vertrauen  der  Bevölkerung 
zu  diesem  Betriebe  kein  einziges  Mal  auch  nur  vorübergehend  erlahmte, 
sondern  bis  zuletzt  in  fortwährendem  Steigen  begriffen  war.  Anders  als  bei 
anderen  Klöstern  und  geistlichen  Stiftungen  des  Landes:  man  vergleiche  nur 
Neukloster,  Tempzin  u.  a.  m.,  welche  zeitweise  von  schweren  wirthschaftlichen 
Krisen  heimgesucht  waren. 

Als  weitere  Besitzvermehrungen  in  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts sind  zu  verzeichnen:  das  nahe  bei  Ivenack  gelegene  Dorf  Weitendorf 
und  zehn  Hufen  in  Wackerow,  beide  im  Jahre  1302;  die  Zehnten  von  Glendehn 
in  Vorpommern,  zehn  Hufen  in  Pinnow  im  I^nde  Neu-Brandenburg  oder 
Gädebehn  (in  terra  Ghotebende)  und  das  Eigenthum  des  Dorfes  Fahrenholz 
im  Jahre  1303;  die  Anwartschaft  auf  die  nach  dem  Tode  ihrer  derzeitigen 
Inhaber  eintreten  sollende  Einverleibung  zweier  Pfarren  im  Jahre  1304,  nämlich 
der  zu  Kastorf  und  der  zu  Sophienhof  (Cerbencin  in  Vorpommern),  welcher 
ein  Jahr  später  die  Kapelle  zu  Kletzin  als  Tochterkirche  angeschlossen  wird; 
die  für  Kleider  und  Schuhe  zu  verwendenden  Einkünfte  aus  der  Kukuksmühle 
im  Jahre  1307;*)  die  von  Fürst  Nikolaus  von  Werle  zur  Stiftung  einer  Vikarei 
verliehene  Bede  aus  neun  Hufen  zu  Weitendorf  im  Jahre  1309;  zwei  Hufen 
zu  Hohen-Brünzow  in  Vorpommern  zu  einer  Memorienstiftung  für  die  Familie 
von  Erteneburg  im  Jahre   13 10;    ein  Kapital  von  einhundert  Mark  wendischer 

*)  M.  U.-B.  1666.    Vgl.  dazu   1533.   1822.   1843.   »878. 

')  M.  U.-B.  2614.    Vgl.  Prümers,  Angebliche  Verpfändung  des  Amtes  Stavenhagen,  S.  8. 

*;  M.  U.-B.  2232.  2237.  2274. 

*)  Die  Lage  dieser  Mühle  ist  anscheinend  unbekannt. 


172  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENIIAGEN. 

Pfennige  (lir  eine  gleiche  Stiftung  des  Konrad  Voss  im  Jahre  13 19;  ein 
Abgaben- Er lass  des  Bischofs  Konrad  von  Kammin,  der  vorläufig  seiner 
Schwester  Ermgard  auf  Lebenszeit  zu  Gute  kommen  soll,  im  Jahre  1321;  und 
endlich  Hebungen  aus  Schossow  bei  Treptow,  welche  Ritter  Matthias  Voss 
und  seine  Gattin  Beatrix  zu  Gunsten  ihrer  ins  Kloster  eingetretenen  Tochter 
Margarethe  am  24.  Juli  1324  stiften.^)  Die  unentwegt  festgehaltene  Gunst  der 
weltlichen  Landesherren  in  Pommern  und  Werle  aber  offenbart  sich  in  zwei 
Konfirmationsbriefen  dieser  Zeit,  sowie  in  dem  am  11.  Juni  1349  von  Fürst 
Johann  III.  von  Werle  ertheilten  Privileg  der  freien  Wahl  des  Probstes  »wy 
Johannes  van  gades  gnaden  eyn  here  to  Werle,  myth  vnsem  eigen  fryen  vnde 
guden  willen  vnde  mith  rade  vnser  rhede  hebben  auergeuen  vnde  auergeuen 
hirmith  den  closteriunckfrowen  to  luenack  frye  vnde  vullenkamen  gewalt  vnde 
macht  erhe  praweste  edder  vorweser  na  rade  erer  olderen  tho  erwelende  vnde 
[a]ffto[setten]de,  alszo  dat  wy  edder  vnse  eruen  edder  aduocate[n]  [e]dder  stede- 
holder  edder  ampthlude  sze  yn  nynem  [stucke]  hy[nderen];  sunder,  wen  sze  vns 
hyrynne  vmme  v[nsere]  hulpe  bidden,  wille  wy  enn  helpen,  alsze  wy  van  gade, 
wen  sick  vnse  liff  vnde  szele  scheiden  schal,  wedder  to  entfangen  bogeren.«*) 

In  die  zweite  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  fällt  die  schrittweise  Er- 
werbung des  Dorfes  »Hillefeld«  im  Jahre  1355,  das  in  der  Nähe  von  Fahren- 
holz gelegen  war;  ferner  allerlei  geschäftliche  Beziehung  zur  Stadt  Rostock, 
deren  Patriziertöchter  uns  in  dieser  Zeit  mehrfach  als  Ivenacker  Kloster- 
jungfrauen begegnen;  ein  Vergleich  am  8.  November  1382  mit  Fürst  Johann  VI. 
von  Werle  über  die  dem  Kloster  gehörenden  beiden  Dörfer  Grischow  und 
Weitendorf;  der  Bau  einer  Kapelle  durch  Wedege  von  Buggenhagen  in  der 
Zeit  von  1388  auf  1389  neben  seinem  Burgsitz  zu  Wolde,  und  die  Einverleibung 
dieser  unter  seinem  Patronat  verbleibenden  Kapelle  mit  ihren  Einkünften  als 
Filia  in  die  Kastorfer  Parochie,  deren  Patronat  das  Kloster  hat;  die  Stiftung 
von  Seelenmessen  und  einer  damit  verbundenen  jährlichen  Mahlzeit  des  Kloster- 
konventes mit  Hebungen  aus  dem  pommerschen  Dorfe  Schmarsow  durch  den 
Ritter  Bernhard  von  Maltzan  am  25.  März  1389;  und  endlich  die  Erwerbung 
von  Pachten  aus  Antheilen  der  Familie  von  der  Osten  an  Gross- Basepohl  im 
Jahre   1398  als  erster  Schritt  zum  Ankauf  von  ganz  Basepohl. ^) 

Von  zahlreichen  einzelnen  Hebungen  abgesehen,  die  bald  hie,  bald  da 
erworben  werden  und  bisweilen  von  einer  Hand  in  die  andere  gehen,  sind  die 


*)  M.  U.-B.  2810.  2826.  2849.  2850.  2895.  2961.  2995.  3157.  3329.  3356.  4077.  4282. 
4548.  4699. 

*)  M.  U.-B.  2754.  2937.  6973. 

')  M.  U.-B.  8035.  8143.  8859.  9087.  9620,  Anmkg.  11471.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II, 
S.  376 — 378.  Noch  nicht  gedruckte  Urkunden  von  1388,  1389  und  1398  im  Grossh.  Archiv.  — 
»Hillefeld«  ist  die  pommersche  Feldmark  >Krusemarkshagenc  (Grotefend).  Von  Hillefeld  geht 
freilich  im  Jahre  1404  durch  Verkauf  an  Ritter  Heinrich  Voss  zum  Lindenberge  ein  Theil  wieder 
aus  dem  Besitz  des  Klosters  heraus.  —  Auch  dem  Kloster  selbst  vermacht  Ritter  Wedege  Buggen- 
hagen bei  Gelegenheit  einer  Stiftung  von  Seelenmessen  für  seine  Gattin  Ceffe  (Sophie),  die  vor 
einem  Altar  der  Kirche  zu  Ivenack  begraben  liegt,  eine  Reihe  bedeutender  Einkünfte  im  Jahre 
1405.  —  Klein -Basepohl  wird  nicht  lange  vor  1499  vom  Kloster  Ivenack  erworben. 


KLOSTER  IVENACK.  1/3 

wichtigsten  Entwicklungs-Momente  in  der  Geschichte  des  klösterlichen  Wirth- 
schaftsbetriebes  während  der  ersten  Hälfte  des  mit  Urkunden  reichgesegneten 
XV.  Jahrhunderts :  *)  die  Ueberweisung  des  Kirchlehns  zu  Varchentin  durch 
Fürst  Christoph  zu  Wenden  um  seiner,  seines  Bruders  und  seiner  Eltern  Selig- 
keit willen  an  das  Kloster  im  Jahre  1409  und  die  Genehmigung  zum  Ankauf 
von  Grund  und  Boden  sowie  von  Fischerei-Gerechtigkeiten  in  demselben  Dorfe, 
wo  auch  die  Kalandsherrn  zu  Waren  Einkünfte  haben,  die  sie  im  Jahre  1410 
dem  Kloster  überlassen;  der  Ankauf  von  Hufen  in  Goddin  und  Tützpatz  in 
den  Jahren  14 10  und  141 2;  die  Erwerbung  eines  Erbes  im  Dorfe  Tenzerow 
(Vorpommern)  im  Jahre  1418;  die  Stiftung  einer  Vikarei  durch  den  Probst 
Gerd  Bertekow  (Berkow)  im  Jahre  1420;  weitere  Erwerbungen  von  Hebungen 
und  Antheilen  in  Gross-Basepohl  in  den  Jahren  1420,  1422,  1424,  1442,  1445, 
desgleichen  in  Varchentin,  in  Sarow  (Vorpommern),  Hasseldorf,  Gross-Giewitz, 
Ritzerow,  Jürgenstorf,  Haselow,*)  Mölln  und  Briggow  in  derselben  Zeit;  die 
grosse  Maltzan'sche  Vikareien-Stiftung  mit  jährlich  60  Mark  Sundisch  aus 
zwölf  Hufen  im  Dorf  und  Gut  Loischentin  im  Jahre  1427  und  deren  Bestäti- 
gung durch  den  Bischof  Siegfried  von  Kammin  am  12.  November  1429: 
....  »an  de  closterkerke  to  Yuenacke  tho  eyner  ewyghen  vyckarien  to  dem 
altare,  dat  an  de  norden  syde  nedden  an  de  zuluen  kerken  m&ret  ys  vnde  dar 
wy  Moltzane  vnse  gruft  v8r  hebben,  myd  wyllen  vnde  ghunst  des  prauestes 
vnde  der  ebdyssen  vnde  des  ghantzen  conuentes,  dar  Luteke  Moltzan  vnser 
vader,  Anna  vnse  müder  vnde  Katherina,  Hinrik  Moltzans  husvrowe  vnde 
Ghereke  Moltzan  v8r  lygghen  synt,  des  de  preystere  tho  deme  suluen  altare 
ok  dechthych  wesen  scholen.  Vortmer  to  desser  vorscreuen  vycaryen  schal 
de  prauest,  de  nu  yst  vnde  to  eweghen  tyden  zyne  nakomere  twe  preystere 
holden,  vnde  de  scholen  anders  an  deme  clostere  nyn  ambacht  hebben,  men 
dat  se  de  vycaryen  waren  scholen  myd  myssen,  alzo  dat  alle  daghe  schal 
misse  werden  to  deme  vorscreuen  altare  ....  Wer  ok,  dat  Got  afifkere,  dat 
vnse  siechte  vorstorue  der  Moltzane  vnde  nyne  Moltzane  meer  weren,  zo  schal 
de  rad  tho  Malchyn  van  vnser  Moltzane  weghen  to  ewighen  tyden  vor  der 
preystere   tho    der   vorscreuen    vycaryen    de    bede    tho    deme    praueste    vnde 

ebdissen   stede   vnde  ghentsliken  beholden Vortmer   desse   vorscreuen 

twe  preystere  van  der  Moltzane  weghen  scholen  myd  alle  den,  dede  praueste 
syn  edder  werden  to  luenacke,  hebben  erlyke  vrye  koste,  alzo  dat  zee  scholen 
to  ewyghen  tyden  tho  des  prauestes  tafeilen  alle  daghe  ethen  vnde  drynken, 
alze  der  daghe  tyd  ys.  Ok  scholen  de  beyden  preystere,  de  tho  der  tyd  dar 
zyn,  hebben  an  deme  closterehaue  vrye  husynghe  vnde  voringhe,  alzo  see 
zych  de  prauest  zuluen  brüket  myd  zynen  preysteren  an  der  dornitzen  vnde 
kokenen.  Ok  wan  vnde  wo  vaken  de  prauest  mit  zynen  anderen  preysteren 
coUacie  drynket,  so  scholen  de   twe   vicaryen   preystere   vrye   collacien   mede 


*)  Grösstentheils  noch  nicht  gedruckte  Urkunden  im  Grossh.  Archiv.  Zur  Maltzan'schen 
Stiftung  des  Jahres  1427  vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  585 — 593. 

•)  Ehemals  bei  Kittendorf  gelegen  (jetzt  Mittelhof),  also  nicht  untergegangen  im  XVI.  Jahr- 
hundert wie  früher  angenommen  wurde  (Grotefend).     Vgl.  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  214. 


1  74  AMTSGERICHTSBEZIRK   STA  VENHAGEN. 

drynken,  lyke  den  anderen  prysteren « ;  *)  und  endlich  die  von  den  auf  den 
Gütern  Markow  und  Gutzkow  u.  a.  m.  angesessenen  Jakob  und  Lippold  von 
Woosten  (Wüsten,  Wüsten)  im  Jahre  1436  mit  nicht  unerheblichen  Mitteln 
gestiftete  ewige  Vikarei. 

So  bedeutende  Stiftungen  wie  diese  hat  die  nachfolgende  Zeit  der 
zweiten  Hälfte  des  XV.  und  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  nicht  mehr 
aufzuweisen.  Dennoch  geben  rund  sechzig  Urkunden  aus  dieser  Zeit  ein  Bild 
von  dem  überaus  regen  und  lebhaften  Geld-  und  Geschäftsverkehr  im  Kloster, 
in  dessen  Kundschaft  —  um  es  so  auszudrücken  —  ausser  den  schon  früher 
genannten  nach  und  nach  auch  die  theils  mecklenburgischen,  theils  pommerschen 
Dörfer  und  Güter  Breesen,  Gädebehn,  Schwandt,  Luplow,  Rosenow,  Flotow, 
Gantschendorp,  Strehlow,  Toitin,  Dratow,  Deven,  Wolde,  Clempenow, 
Schossow,  Lindenberg,  Wolde,  Gültz,  Bredenfelde,  Jürgenstorf,  Klockow, 
Varchow,  Kargow,  Bellin  u.  a.  m.,  oder  besser  gesagt,  deren  Inhaber  und  Be- 
sitzer mit  ihren  Interessen  eintreten.  Auch  haben  diese  Urkunden  dadurch 
keine  geringe  lokalgeschichtliche  Bedeutung,  dass  bei  dieser  Gelegenheit  ihre 
damaligen  Besitzer  zum  Vorschein  kommen.  Aber  im  Ganzen  und  Grossen 
handelt  es  sich  um  eine  Menge  von  Kleinigkeiten,  aus  denen  nur  wenige  be- 
deutendere Momente  hervorragen,  wie  z.  B.  der  weitere  Erwerb  von  Antheilen 
in  Goddin  in  den  Jahren  1452,  1454  und  1465;  die  Ueberweisung  von  jährlich 
7  Mark  Sundisch  durch  den  Abt  zu  Dargun  als  Buss-  und  Sühnegeld  an  die 
Ivenackcr  Nonne  Ghese  von  Zcpelin  für  den  durch  einen  Darguner  Priester 
geschehenen  Mord  ihres  Bruders  im  Jahre  1467;  die  Zustimmung  Herzog 
Albrecht's  VI.  von  Mecklenburg  im  Jahre  1482  zu  der  durchgeführten  Ver- 
pfandung von  ganz  Gross-Basepohl  durch  Henning  von  der  Osten  an  das 
Kloster;  der  Ankauf  von  Klein  Basepohl  nicht  lange  vor  1499  von  Heinrich 
von  Heidebrek  auf  Clempenow  und  die  landesherrliche  Genehmigung  dazu  von 
Pommern  her;  die  Stiftung  einer  Badestube  für  die  Klosterjungfrauen  im 
Jahre  1499  durch  den  Probst  Michel  Weger  mit  allerlei  kleinen  Annehmlich- 
keiten, zu  denen  u.  a.  für  jede  alle  vierzehn  Tage  aus  dem  Bade  kommende 
Sanctimonialis  ein  Malchinscher  Stuten  sowie  ein  Quart  Bier  gehören ;  die 
Festsetzung  des  Zinsfusses  durch  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  im 
Jahre  1502  auf  6  Procent,  während  früher  der  hohe  Satz  von  10  Procent  im 
Geschäftsverkehr  gegolten  hatte;  und  endlich  im  Jahre  1520  die  Erwerbung 
des  Kruse'schen  Antheils  in  Varchow  sowie  des  von  der  Schulenburg'schen 
Antheils  an  Klein-Basepohl. 

Aber  die  Reformation  steht  vor  der  Thür.  Wir  können  hier  nicht  alle 
Namen  von  Pröbsten,  Aebtissinnen,  Priorissinnen  und  Nonnen  aufzählen,  die 
im  Mittelalter  bekannt  geworden  sind,  sondern  müssen  uns  damit  begnügen, 
in  dieser  Beziehung  auf  die  Register  des  mecklenburgischen  Urkundenwerkes 
zu  verweisen.  Doch  mögen  hier  aus  den  noch  nicht  gedruckten  Urkunden 
des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  folgende  genannt  werden :  Aebtissin  Margarethe 


»)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  585—592  (Urk.  CCCCXXVII). 


KLOSTER   IVENACK.  175 

Rostock  um  1404  und  1409,  Probst  Gerhard  Bertekow  um  141 1,  1420  und 
1434,^)  die  Aebtissin  Adelheid  von  Maltzan  um  1488  und  der  Probst  Michel 
Weger  um   1499. 

Die  letzte  Aebtissin  ist  Anna  von  Kamptz,  unter  welcher  der  Ueber- 
gang  von  der  alten  in  die  neue  Zeit  statthat.  Denn,  wie  die  Inschrift  auf 
der  grossen  Glocke  zu  Ivenack  (s.  u.)  ausweist,  sind  ihr  im  Jahre  1555  bereits 
zwei  fürstliche  Verwaltungsbeamte,  Clawes  Pentz  als  Präfekt  und  Otto  Schröder 
als  Quästor,  sowie  ein  lutherischer  Geistlicher  Eddeling  als  Prediger  (concionator) 
beigeordnet.  Im  Uebrigen  ist  aus  den  Rentereirechnungen  nachzuweisen,  dass 
noch  im  Jahre  1557  Klosterjungfrauen  zu  Ivenack  wohnen.*) 

Im  Ruppiner  Machtspruch  vom  i.  August  1556  wird  Ivenack  zunächst 
unter  denjenigen  Jungfrauenklöstern  genannt,  welche  den  Ständen  überlassen 
werden  sollen.  Nachdem  hierzu  aber  schliesslich  andere  Klöster  bestimmt 
werden,  verfallt  es  der  landesherrlichen  Verwaltung  als  »Amt  Ivenack«.  Im 
Jahre  1586  wird  das  Amt  Ivenack  dem  Herzog  Sigismund  August  zum  Niess- 
brauch  eingeräumt,  welcher  1600  stirbt.^)  Später  wird  es  Witthumsamt  der 
Herzogin  Eleonora  Maria,  der  dritten  Gemahlin  des  Herzogs  Hans  Albrecht  IL, 
welche  es  von  1636  bis  zu  ihrem  Tode  (1657)  ^^"^  ^^t-  Nachher  verfugt 
wieder  Herzog  Gustav  Adolph  über  beide  Aemter,  Ivenack  und  Stavenhagen. 
Seine  Wittwe,  die  Herzogin  Magdalene  Sibylla,  hat  aber  nur  das  Amt 
Stavenhagen  als  Witthum  (s.o.  S.  159/160).  Von  den  Schrecken  des  dreissig- 
jährigen  Krieges  wird  der  Ort  so  hart  mitgenommen,  dass  im  Jahre  1649  von 
acht  Bauern  und  siebenzehn  Kossäten  gar  keine  mehr  da  sind.  Bleiben  doch 
im  ganzen  Kirchspiel  von  einunddreissig  Bauern  und  sechsunddreissig  Kossäten 
nur  acht  Bauern  und  ein  Kossat  übrig.  Dabei  ist  Basepohl,  das  im  Jahre 
1649  ganz  wüst  und  menschenleer  ist  und  wo  einst  sechzehn  Bauern  und  neun 
Kossäten  gewohnt  haben,  als  eigenes  Kirchspiel,  das  es  damals  war,  gar  nicht 
mitgerechnet.^)  Der  Besitz  des  Klosters  besteht  bei  seiner  Aufhebung  aus 
folgenden  Gütern:  Ivenack,  Gross-  und  Klein -Basepohl,  Zolkendorf,  Fahrenholz, 
Klockow,  Wackerow,  Weitendorf,  Grischow,  Krummsee,  Goddin  und  Briggow. 
Alle  diese  bilden  noch  heutigen  Tages  das  Amt  Ivenack.  Nur  Briggow  zählt 
jetzt  zum  Amte  Stavenhagen.  Ausserdem  werden  Gefalle  aus  Rosenow, 
Galenbeck,  Kittendorf,  Tützpatz,  Stavenhagen,  Bredenfelde,  Mölln,  Ritzerow, 
Markow,  Sarow,  Ganschendorf  und  Kastorf  verzeichnet,  welche  Ortschaften  im 
Eigenthum  Dritter  stehen.'') 

Ueber  das  Amt  Ivenack  wird  am  10.  April  1709  ein  Tauschvertrag 
zwischen  dem  Herzog  Friedrich  Wilhelm  einerseits  und  dem  Geheimrath  Ernst 
Christoph  von  Koppelow  andererseits  abgeschlossen.  Dieser  giebt  dafür  seine 
Güter    Bakendorf,    Gammelin,    Viez    und    Radelübbc    fort,    denn   der    Herzog 


*)  Vgl.  auch  Lisch,  M.  Jahrb.  XL,  S.  215. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XL,  S.  215. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  IX,  S.  106.  XIII,  S.  177.  Wif^'ger,  M.  Jahrb.  L,  S.  292. 

*)   Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  135. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


AMTSGERICUTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


wünscht  sein  Amt  Walsmühlen  abzurunden,  daneben  aber  auch  ausreichendes 
Land'  fiir  seine  Parforcejagd  zu  gewinnen,  und  die  Herzöge  Karl  Leopold  und 


Ehemaliges  K loste r-Wirthschaftshaus.     [i707-] 
(L&nse  80  Schritt) 

und   kursächsischer  Geheimer  Rath    in   den  Reichsgrafenstand  erhoben   wird.^ 
Die   Gräfin    stirbt    am    21.  Mai    1747-     Auf  Grund    des    von    ihr    errichteten 
Testaments,    und 
weil  die  Ehe  un- 
beerbt geblieben, 
wird    nunmehr 
deren    hinter- 
lassener    Gatte 
Eigenthümer   der 
Guter,   welche  er 

zu    einem    Fa- 
milien-Majorat er- 
hebt und  dem 
Sohne   seiner 

Q  ,  p     '  >Facciata  und  inwendige  Gestalt  des  FUrstl.  Hauses  Ivenack.i     [1707.] 

bchwester,    frei-  (Linge  so  schritt) 

herrn   Helmuth 
Burchard  Hartwig  von  Maltzahn  a.  d.  H.  Kummerow,  vermacht.    Dieser  nimmt 
mit   Ermächtigung   des    Königs   Friedrich  IL    von    Preussen   und   des   Kaisers 
Joseph  IL  für   sich   und  den  jedesmahgen  Majoratsbesitzer,   einer  Bestimmung 
des    Erblassers    gemäss,    den  Titel    Graf   von    Plessen    an,    und    seine    Nach- 

')  S.  Akten  im   Grossh.  Archiv. 

')  Vgl.  M.  Kunst-  und  Gesch.-Denkm.  III,  S.  13. 


KLOSTER  IVENACK.  \^^ 

kommenschaft  ist  noch  heutigen  Tages  im  Besitze  dieses  schönen  Majorates, 
welches  am  14.  Februar  1838  die  Genehmigung  des  Mecklenburgischen  Landes- 
herrn erhalten  hat. 

Als  im  Jahre  1541  zu  Ivenack  die  erste  grössere  Kirchen  Visitation  statt- 
findet, da  heisst  der  Weltgeistliche  oder  Pleban  der  Ivenacker  Gemeinde,  der 
von  den  Klosterjungfrauen  eingesetzt  ist,  Lübbert  Schönfisch.  Er  hat  auch 
die  Kapellen  zu  Zolkendorf,  Klockow,  Weitendorf  und  Wackerow  zu  bedienen, 
die  heute  lange  nicht  mehr  vorhanden  sind,  nachweislich  aber  noch  in  der 
zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  ihre  Cura  von  Ivenack  her  empfangen. 
Von  den  vier  Vikareien  der  Kirche  zu  Ivenack  (s.  o.)  zehren  1541  Gerd  Süverke, 
Kalandsdekan  und  Küchenmeister  zu  Neu-Kalen,*)  Jochim  Trebel,  der  Stadt- 
sekretarius  zu  Malchin,  Nikolaus  Swarte,  der  Pastor  zu  Duckow,  und  ein  vom 
Kapitel  zu  Güstrow  präsentierter  Marquard  Fineke.  Ausserdem  giebt  es  in 
der  Nachbarschaft  mehrere  Kirchdörfer  mit  eigenen  Pastoraten,  in  denen  heute 
weder  Kirche  noch  Pfarre  mehr  vorhanden  sind,  wie  z.  B.  Basepohl,  dessen 
letzter  Pastor,  Wolfgang  Glaser,  in  dem  grossen  Todesjahr  1638  das  Leben 
verliert,*)  und  das  daher  schon  1649  "^'^  Ivenack  vereinigt  wird;  ferner 
Grischow,  dessen  Kirchherr  im  Jahre  1541  Johann  Wagenknecht  ist,  das  aber 
bereits  im  Jahre  1620  als  Filia  von  Ivenack  verzeichnet  wird;  und  endlich 
Fahrenholz,  wo  es  1650  einen  Pastor  Laurentius  Dagius  (Tagius)  giebt,  während 
es  1662,  in  jener  Zeit,  als  das  Land  durch  den  grossen  Krieg  menschenleer 
geworden  war,  schon  Filia  von  Ivenack  ist.  Dagegen  gehört  die  Kapelle  zu 
Krummsee  (heute  ist  nur  noch  ein  Kirchhof  da),  die  1620  als  Filia  bei  Ivenack 
ist,  wie  auch  heute  wieder  die  Leute  im  Dorf  nach  Ivenack  zur  Kirche  gehen, 
im  Jahre  1662  (und  zwar  schon  seit  1649)  zur  Kirche  in  Jürgenstorf'*)  Als 
erster  evangelischer  Geistlicher  unter  fürstlichem  Patronat  tritt  uns  der  oben- 
genannte Eddeling  im  Jahre  1555  entgegen.  Ihm  folgt,  ungefähr  von  1565 
an  und  bis  1607  im  Leben  und  Amt,  Thomas  Severus.  1608  wird  Martin 
Müller  berufen  (f  1625).  Damals,  1608,  ist  der  Oberst  Klaus  von  Peccatel 
Geheimer  Rath  und  Pfandinhaber  des  Amtes  Ivenack.  1626  wird  Paulus 
Agricola,  der  Schwiegersohn  des  Thomas  Severus  berufen.  Es  folgen:  1670 
Andreas  Michael,  zuerst  als  Substitut  des  Agricola;  1682  (nach  Michael's  Tode 
im  Jahre  168 1)  Joh.  Philipp  Weigel,  der  171 1  zur  Präpositur  in  Malchin  be- 
rufen wird;  171 1  der  Gadebuscher  Pastor  Christian  Berends  (f  1713);  1714 
Franz  Joachim    Schulz    (f  1747);    nach    ihm    von    1749   an   Pastor   Bärenwald 


*)  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I,  S.  591  (2.  Aufl.  S.  612). 

*)  Von  1574  bis  1592  ist  Kriedr.  Wieneke  Pastor  zu  Hasepohl,  den  wir  später  in  Kastorf 
finden.  Um  1598  giebt  Cleemann  in  seinem  Syllabus  Gustroviensis  den  Martin  Kruk  als  Pastor 
zu  Basepohl  an. 

■)  Das  Inventar  von  181 1  erwähnt  noch  in  sechs  eheniali<;en  Kirchdörfern  je  eine  (jlocke: 
in  Grischow,  Weitendorf,  Klockow,  H.isepolil,  Zolkendorf  und  Wackerow.  Sie  halben  freilich 
durchweg  Jahreszahlen  des  XVIII.  Jahrhunderts,  werden  aber  wahrscheinlich  l'mgiisse  ans  ehe- 
maligen Kapellen -Glocken  sein. 

12 


178  \MTSGERICHTSBEZIRK  STAVENHAGEN, 

(f  1772);  daraur  von  1773  an  Joh.  Nikolaus  von  Scheven,  dem  bereits  1778 
der  Sohn  Joachim  August  von  Scheven  adjungiert  wird.  Der  Vater  stirbt  1795, 
der  Sohn   1810.     S.  Walter  a.  a.  O. 


Urilte  Eichen  bei  Ivenack. 

Kirche.  Die  alte  Kirche,  ein  Bau  aus  der  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts, 
soll  im  drei  SS  igj  ährigen  Kriege  bis  auf  die  Mauern  zerstört  worden  sein.  Der 
Thurm,  nach  einer  Skizze  von  1709  am  nördlichen  Eingange,  nach  einer 
Ansicht  von  1789  bereits  am  Westende  stehend,  ist  in  den  Jahren  1867  und 
1868  in  die  bekannten  Formen  des  klassicierenden  Stils  gebracht  worden, 
doch  sind  hierbei  die  drei  untersten  Stockwerke  in  gleicher  Höhe  mit  den 
Mauern  der  Kirche  stehen  geblieben.  Das  Erdgeschoss  des  Thurmes  ist  mit 
einem  alten  Kreuzgeivölbe  gedeckt  und  dient  z.  Zt.  als  Leichenhalle.  Zu  be- 
achten ist  hier  die  aus  dem  Thurm  in  die  Kirche  führende  Thiir,  welche  aus 
ungehobelten  dicken  und  breiten  Eichenplanken  zusammengefugt  ist  und  noch 


KLOSTER  IVENACK. 


179 


ein  altes  einfaches  Riegelschloss  hat.     In  dem  zweiten  Geschoss  des  Thurmes 
sieht  man  noch   an  den  Wänden  die  Ansätze   der  ehemaligen  Wölbung.     Die 
Kirche  selbst  ist  seit  dem  Anfange  des  XVIII.  oder  vielleicht  schon  am  Ende 
des   XVII.  Jahrhunderts   mit   flacher   Decke   geschlossen   worden,   doch   lassen 
sich   auch   hier   noch  Spuren   der   früheren  Wölbung  nachweisen.     Die  sieben 
Fenster    im    Rundbogen    mit    Rosetten    darüber    stammen    aus    neuerer    Zeit, 
indessen   ist   bei   einzelnen   die  Form   des   ehemaligen  Spitzb<^ens  im  Mauer- 
werk noch  zu  erkennen. 
Im  Uebrigen  sind   die 
mittelalterlichen  Spuren 
des  älteren  Baues  ziem- 
lich verwischt.    Nur  in 
der    Vorhalle    auf   der 
Nordseite  steckt  noch 
ein   Rest   gothi  scher 
Wölbung.     Eben- 
daselbst  ist    auch   ein 
frühgothisches     Ein- 
gangsportal  erhalten, 
dessen  Wandung   und 
Laibung   aus  kräftigen 
Viertel  rund  Stäben    von 
vortreffiichem      Ziegel- 
material gebildet   sind. 
Nicht  zu  übersehen  ist 
auch    der  aus    dem 
Achteck   gebildete  go- 
thische  Chorschluss  mit 
Strebepfeilern,  die  frei- 
lich   heule    mit    Kalk- 
putz überzogen  sind,*) 

Kirche  zu  Ivenack.  Der    Altaraufsatz       Allar- 

stammt  aus  dem  XVIII.      aufsaiz. 
Jahrhundert,   ist  1869  mit   einigen  Veränderungen   restauriert  und   enthält   ein 
Bild  von  Professor  Schubert-Berlin:  Christus  am  Oelberge.     Auf  dem  Altar  ein    Krucifixus. 
Kmcifixiu  aus  Marmor.     An  den  Altarschranken  aus  dem  Anfange  des  XVI.        Altar- 
Jahrhunderts    in    Holzschnitzerei    vier   Wappen:    das    PECCATEL'sche   mit    der  schranken. 
Unterschrift:    CLAUS  VON   PECCATEL,   VATER    UND   SOHN,   das  MOLTKE'sche, 
das    HELPTE'sche   und    das   STRALENDORFF'sche,    letztere   drei   ohne   Unter- 
schrift, 

Die  Kanzel,  ein  Werk  vom  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts,  ist  mit  Bibel-      Kanzel. 
Sprüchen   aus   dem  alten   und   neuen  Testament  bemalt.     Im  Schalldeckel   der 

■)  Vgl.  BeschreibuDg  der  Kirche  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  VIB,  S.  lol— 103.     XL.  S.  314—216. 


i8o 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


Name  FRANCISCUS  JOACHIMUS  SCHULTZ  .  PAST  .  1714.  Sonstige  Jahres- 
zahlen an  der  Kanzel  sind:    98  {=  1598),  und  1716. 

Gestithl.  Am  herrschaftlichen  Stuhl,  der  aus  der  Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts 

stammt,  ein  gemaltes  Wappen  der  Grafen  VON  PLESSEN. 

t^piLiph.  Am    meisten    in    der    Kirche    zu    beachten    ist    das   grosse    prunkvolle 

Marmor -Epitaphium  des  Geheimraths  ERNST  CHRISTOPH  VON  KOPPELOW 
(1659—1721),  das  Werk  eines  Meisters  H.  J.  Bulla')  im  Barockstil.  Die  Ab- 
bildung dieses  Epitaphiums  erspart  uns  dessen  Beschreibung.  Eigenartig  ist 
die  Anbringung  der  Ahnenwappen  des  Verstorbenen  und  derer  seiner  Ge- 
mahlin, der  MARGARETHE  JULIANE  VON  FRANCK.  Als  Unterschrift  eine 
lange  Inschrift  des  Inhalts,  dass  der  Verstorbene  Erbherr  auf  Ivenack  war, 
aus  dem  Hause  Möllenbeck  stammte,  und  dass  seine  Linie  mit  ihm  zu  Grabe 
gegangen  sei. 

Grabstein.  Grabstein    des    Kl  osterprobst  es    Andreas    Gilow    in    der   Vorhalle   des 

Thurmes.      Der    Stein    zeigt    in    einfachen    Konturen    den    Probst    in    ganzer 


Grabstein  des  K  loslerprohslcs  Andreas  Gilow. 

Figur,    mit   dem  Kelch    in    der   Hand.     In   den  vier  Ecken   die   Evangelisten- 
Symbole.     Die  Umschrift  lautet  voll  ausgeschrieben: 

^nno  bDiniiiJ  mcccFtViü  ipfa  bie  fancti  Bciicbfcti  a&&atf^  o6itt 
lieiicta&llf^  bamiitu^  3tiibrc(i(i  glj^ilobie  iiccpofitit^  ^u)u^  1110' 
iidfterti  :  ocate  pro  aiifnia  eju^.') 

Im   Thurm    vier   Glocken.     Die    kleinste    Glocke,    welche    leider   einen 
Sprung  hat,  ist  ohne  Jahreszahl,  aber  sie  zeigt  schöne  gothische  Verzierungen 

und  die  Inschrift:    O  •  rcjT  •  Qiotit  •  f\it  *  Vicui  •  tuiii  •  patc  •  SucnacA. 

—  Die  zweite  Glocke,  grösser  als  die  vorhergehende,  hat  dieselbe  Inschrift  in 
Spiegelschrift.   —  Die  dritte  und  grösste  Glocke  hat  die  nachstehende  Inschrift: 

«  SDnno  •  iioft  •  cgtiftuiii  •  iiatum  •  JUS  •  cclit  •  funbatuc  •  inona^eclum  • 


■)  Im   Kunstler -Lexi' 

knr,  nicht  mifeefunden. 

•)  Andreas   Giloiv   i: 

-t    ein    aus    Urkunden  vom   Jahre    1362    an,    iii 

Priester  iii  Ivenack  lebl,  m 

ehifaeh  nach  in  weisender  Mann:   M.  U.-H.  908;. 

Siein   verdient  anfiel  ichtel 

lu   .Verden.      Vgl.  Lisch,   M.  Jahrb.  VI  B.  -S.  102. 

1  KoppeloVich«!  Mannor-Epitaphium  in  der  Kirche  lU  Ivenacli. 


KLÜ.STER   IVENACK.  l8l 

iuenadi  •  a  •  rembecno  •  br  •  Itmieii  •  fngafiitante  caflirum')  *  ftaueii= 
gagen  •  Sfnno  •  JIS  •  b  •  Iti  ■  ^at  •  opu^  •  fleci  •  facie&ant  •  amia  • 
fiamip^en  •  abfiabtffa  *  tlaluc^  •  i^eiit3e  •  ptefect^   nl^tta  •  ^crobet  • 

queftat ebbelilig  •    canctaiiatar.     Unter   dem   Anfang    der   Inschrift 

die  zweimalige  Darstellung  eines  alten  Klostersiegels  zwischen  einer  weiblichen 

und  einer  männ- 
lichen Figur  in 
der    Tracht     des 

XVr.    Jahr- 
hunderts.    Eine 
ähnliche    Dar- 
stellung,    aber 
ohne     das     oder 
die  Siegel,   sieht 
man  auf  der  ent- 
gegengesetzten 
Seite ,     und 
darunter    fol- 
gendes Giesser- 
zeichen : 


^ 


sowie  den  Namen 

HANS  X  KAR- 
CHOF.*)    —    Die 
vierte    Glocke, 
'^''^'"="'''"-  kleiner    als    die 

vorige,     trägt 
die  Inschrift:    HONOREM    DE!   SUB   SER  •  DUCE   DNO   GUSTAVO  -  ADOLPHO   : 
AD     USUM     ECCLESIAE     IVENACIENSIS     PRAEF    :     -     GUSTAVO     RUELIO    : 
PASTORE  JOHANNE    PHILIPPO   WEIGELIO   -    REPARATA   ET   AUCTA   :  ANNO 
MDCXIV. 

')  Nicht  fnbabirarorc  «ftri  in  St.,  wie  bei  Lisch,   M.  Jahrb.  XL,  S.  215,   und  schon  im 
M.  J»hrb.  VIB,  S.  103,  zu  lesen  ist. 

1   Kindo 

S'  SKKOTH  .  iRJTRia  .  lU  .  lUHimO  +. 

Das  auf  der  Glocke  von  1555   abgebildete  jüngere  Siegelbild  zeigt  eine  siehende  hl.  Mari; 
Kinde  und  die  schwer  zu  lesende  und  knum  mit  Sicherheit  zu  behauptende  Umschrift: 
&  monjaliom  •  i  •  mon  •  iftnad!. 


l82  AMTSGERICHTSBEZIRK  STA  VENHAGEN. 

KleinlcuDSt-  Kleinkanstwerke.     I.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechsseitigem  Fuss  und 

werke.  mit  sechsseitigem  Knauf.  An  der  Kupa  eingraviert  unter  einer  fiinfzackigen 
Krone  das  Wappen  und  die  Namen  des  HELMUTH  VON  PLESSEN  und  das 
der  JULIANE  MARGARETHE  VON  FRANCKEN  mit  dem  Datum  1726.')  Zeichen: 
(§)  ^ö-  —  2.  Silbervergoldeter  schlanker  Kelch,  aber  ohne  Wappenschmuck 
und  Inschrift.  Von  demselben  (vielleicht  Schweriner)  Meister  wie  i.*)  — 
3.  4.  Zwei  gleiche  Patenen  aus  sehr  viel  jüngerer  Zeit,  mit  den  Zeichen:  fS| 
iTtCy.l-  ■ —  5-  Längliche  achtseitrge  silberne  Oblatcnschachtel  mit  einem  ein- 
gravierten Krucißxus  auf  dem  Deckel,  Auf  der  Unterseite  unter  dreizackiger 
Krone  ein  Doppelmonogramm,  bestehend  aus  H  und  C.  Dazu  die  Jahreszahl 
1733.  Von  einem  Malchiner  Meister  D  •  J  •  W.  ^  6.  7.  Zwei  Henkelkannen 
aus  neuester  Zeit.  —  8 — 10.  Kleines  silbernes  Krankengeräth,  neu,  von  Sy  & 
Wagner- Berlin.  —  11.  Silbervergoldeter  Schöpflöffel,  mit  einem  Griff  in 
Renaissance-Geschmack,  von  1881.  —  12.  Silbervergoldete  Klingbeutel -Ein- 
fassung mit  Ornamenten  aus  der  Zeit  von  1720 — 1730.  —  13.  14.  Messing- 
Kronleuchter  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  und  ein  neuer  Kronleuchter  von  1S82. 


')  Vgl.  Epitaph. 

*)  Um  die  Mitte  des  XV[II.  Jahrhunderts   ist  ein  Goldschmied  Madau 


Park -Anlagen  des  Schlosses  lu  Ivenack. 


Schloss  tit  Ivenack. 


HSRchloss.  Das  in  wundervollen  Gartenanlagen  nahe  am  See  gel^ene 
'*™'  Schloss  enthält  nur  noch  in  seinen  Fundamenten  einzelne  wenige  Ueber- 
reste  von  einem  älteren  Kloslergebäude,  verräth  aber  im  Wesentlichen  den 
Charakter  des  XVIII.  Jahrhunderts. 

Vor  eini- 
gen Jahren 

sind   im 
Keller     des 

Schlosses 
zwei  Steine 
mit     den 
Wappen 
und    Titeln 
des    Her- 
zogs SIQIS- 
MUND 
AUGUST 
und     seiner 
Gemahlin 
CLARA 
MARIA   von 
Ponimern- 
Aus  dem  Scfalosspark  zu  Ivenack. 


184  AMTSGEklCHTSUEZlRK   STAVENllAGKN. 

Stettin  gefunden  worden.  Der  eine  Stein  enlliält  die  Wappen,  der  andere  die 
Titel:  VON  GOTTES  GNADEN  SIGISMUNDUS  AUOUSTUS  HERTZOCK  ZU 
MECKLENBURG  FÜRST  ZU  WENDEN  GRAF  ZU  SCHWERIN  DER  LANDE 
ROSTOCK  U  •  STARQARD  HERR,  und:  VON  GOTTES  GNADEN  CLARA  MARIA 
GEBOREN  ZU  STETTIN  POMMERN  HERTZOGIN  ZU  MECKLENBURG  FÜRSTIN 
ZU  WENDEN  OREFIN  ZU  SCHWERIN  DER  LANDE  ROSTOCK  U  •  STARGAR D 
FRAW.     S.  o.  S.  175. 

Einen  Begriff  von  der  früheren  Beschatfenheit  der  Klosterbauten  bald 
nach  der  Säkularisation  gewinnt  man  aus  der  erhaltenen  Zeichnung  vom 
Jahre   1707.     S,  o.  S.  176 

Die  berühmten  uralten  Eichen  des  Parks  (s.  S.  178)  sind  ohne  Zweifel 
schon  zur  Zeit  der  Klostcigründung  vor  sechshundertfünfzig  Jahren  sehr  statt- 
liche Bäume  gewesen. 


GUT   UNO   KIKCIIÜÜRF   BOKGFELD.  185 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Borgfeld.') 

|as   jetzt    zur    Ivenacker    Begüterung    gehörende    Gut    Borgfeld    wird    im    Geschichte 
XIII.   Jahrhundert    von    den    Herzögen    von    Pommern    dem    Kloster         ^^^ 
Verchen   verliehen.      Urkundlich    erscheint   es   zuerst   am    8.  April    1279,    ^^         or  ^s. 
Bischof  Hermann  von  Kammin  die  Zehnten   bestätigt,  welche  sein  Vorgänger 
dem  Kloster  Verchen   in  Borgfeld  geschenkt  hat.'*)     Ein   zweites  Mal   wird  es 
genannt,   als  am  8.  September   1287  die  Herzöge  Bogislav,   Barnim  und  Otto 
von  Pommern  jene  Schenkung  bestätigen.') 

Im  Jahre  1407  finden  wir  auf  dem  Gute  die  Drake  als  Vasallen  des 
Klosters.  Sie  erhalten  sich  ihren  Besitz  über  die  Reformationszeit  hinaus  bis 
zum  Jahre  1579.  In  diesem  Jahre  stirbt  das  Geschlecht  mit  Antonius  Drake 
aus.  Und  nun  fällt  das  Gut  als  eröffnetes  Lehn  an  den  Landesherrn  (Herzog 
Ulrich)  zurück,  der  es  seinem  zur  Familie  der  Kruse  gehörenden  Rath  Joachim 
Krause  auf  Varchentin  etc.  verleiht  und  diesem  den  Lehnbrief  am  12.  März  1588 
ausstellt.*)  Doch  die  Kruse  behalten  es  nicht  lange,  sie  verkaufen  es  161 1 
an  Joachim  Thun  zu  Schlemmin.  1688  fallt  es  in  Konkurs.  Aus  diesem 
ersteht  es  1694  Rudolf  Christian  von  Marschall.  1750  verkaufen  es  dessen 
Nachkommen  an  den  Grafen  Helmold  von  Plessen,  den  Besitzer  der  Ivenacker 
Begüterung.  Bei  der  Stiftung  des  Ivenacker  Majorates  durch  Graf  Helmold 
wird  Borgfeld  diesem  beigefugt  und  gehört  somit  noch  heute  dazu 

Im  Jahre  1534  ist  Tüzen  das  Hauptkirchdorf,  zu  welchem  die  Dörfer 
Borgfeld  und  Kriesow,  die  damals  beide  Filialkapellendörfer  sind,  gehören. 
Damals  ist  Joh.  Appell  seit  längerer  Zeit  Kirchherr  zu  Tüzen.  1562  wird 
Joh.  Gylow  als  solcher  genannt,  1603  Joachim  Schonow,  der  damals  bereits 
27  Jahre  seines  Amtes  dort  waltet  und  daher  1576  berufen  sein  wird.  Auch 
die  Kapelle  zu  Marko w  empfangt  um  diese  Zeit  ihre  Cura  von  Tüzen.  Nach 
Schonow  wird  Joachim  Strigelius  Pastor  in  Tüzen.  Aber  als  der  Krieg  die 
Dörfer  entvölkert,  als  Tüzen,  Borgfeld  und  Kriesow  ganz  öde  und  wüste  liegen 
und  nur  noch  in  Markow  drei  Bauern  übrig  geblieben  sind,  da  geht  Striegel 
nach  Dänemark  und  wird  dort  Feldprediger. ^)  Tüzen  hört  auf,  ein  Kirch- 
spiel zu  sein  und  ist  es  nie  wieder  geworden. 

Da  wenden  sich  die  Blicke  nach  Fahrenholz,  wo  Pastor  und  Kirche 
die  Schreckenszeit  überdauert  haben.     1541,   als  die  Kirche   noch    unter   dem 


*)  10  km  östlich  von  Stavenhagen. 
*)  M.  U.-B.  1489. 
»;  M.  U.-B.  1923. 
*)  Akten  im  ('irossh.  Archiv. 

*)  1650  hat  er  Lust,  nach  Tüzen  zurückzukehren,    erhält   auch    die  Erlaubniss    dazu.     Aber 
es  wird  nichts  aus  der  Sache. 


i86 


AMTSGERICHTSBEZIRK  STAVENHAGEN. 


Kirche. 


Glocken. 


Patronat  des  Klosters  zu  Ivenack  steht,  ist  Kurt  Fröhlich  Kirchherr  zu 
Fahrenholz,  1603  ist  es  seit  langen  Jahren  der  alte  Bartholomaeus  Micke,  der 
noch  zehn  Jahre  im  Amte  bleibt  und  161 3  stirbt.  16 14  folgt  Joachim 
Lentulus;  und  1648,  als  die  Herzogin  Eleonora  Maria,  die  dritte  Gemahlin  des 
Herzogs  Hans  Albrecht  IL,  Inhaberin  des  Amtes  Ivenack  ist  und  als  solche 
das  Patronatsrecht  in  den  Kirchen  des  Amtes  ausübt,  wird  der  Kantor 
Laurentius  Dagius  aus  Richtenberg  in  Pommern  zum  Pastor  in  Fahrenholz 
berufen.  Als  dieser  hört,  dass  Joachim  Strigelius  nach  Tüzen  zurückkehren  will, 
bittet  er  um  dauernde  Vereinigung  der  Pfarren  zu  Tüzen  und  Fahrenholz. 
Doch  geht  er,  noch  ehe  es  zu  dieser  Vereinigung  kommt,  aus  Fahrenholz  fort 
und  wird  Pastor  in  Malchow.  Von  1654  an  giebt  es  nun  mehrere  Jahre  lang 
gar  keinen  Pastor  zu  Fahrenholz.  Das  Pfarrhaus  wird  sogar  an  den  Pächter 
der  Pfarrländereien  auf  vier  Jahre  vermiethet.  Schon  damals  werden  wohl, 
ebenso  wie  hundert  Jahre  später,  für  die  Gottesdienste  predigende  Studenten 
und  für  die  Actus  ministeriales  ordinierte  Pastoren  aus  der  Nachbarschaft  aus- 
geholfen haben.  Endlich  wird  1661  wieder  in  Daniel  Bergmann  ein  Pastor 
für  Fahrenholz  gewonnen,  Tüzen  wird  1662  mit  Fahrenholz  vereinigt,  und  in 
der  Folge  bilden  diese  beiden  Dörfer  mit  Borgfeld,  Kriesow  und  Markow  zu- 
sammen eine  Parochie.  So  bleibt  es  bis  an  das  Ende  der  vierziger  Jahre  des 
XVIII.  Jahrhunderts.  Auf  Bergmann,  der  1672  wegen  verschiedener  gegebener 
Aergernisse  seines  Amtes  entsetzt  wird,  folgt  1674  der  Teterower  Kantor 
Georgius  Reuschelius  als  Pastor  in  Fahrenholz.  Ihm  wird  17 18  Christian  Köhn 
als  Substitut  an  die  Seite  gesetzt.  Nach  Reuschel's  Tode  wird  er  Pastor  und 
lebt  bis  1739.  Nun  bringen  Uneinigkeiten  zwischen  dem  Herzog  Karl 
Leopold  und  dem  damaligen  Inhaber  des  Patronats,  dem  obengenannten  ersten 
von  Plessen  auf  Ivenack,  eine  Unterbrechung,  die  bis  zum  Jahre  1750  dauert. 
Die  Aushülfe  wird  so  besorgt,  wie  oben  bereits  angedeutet  worden  ist. 
Endlich  wird  im  Jahre  1750,  nachdem  ein  landesherrlicher  Befehl  an  den 
Patronus  ergangen,  der  Pastor  H.  C.  Gerlach  berufen.  Aber  er  erhält  seine 
Wohnung  auf  dem  Hofe  im  Dorfe  Borgfeld,  welches  von  Plessen  durch  Kauf 
an  sich  gebracht  hat.  Und  endlich  gelingt  es  diesem  auch,  die  landes- 
herrliche Genehmigung  zur  Verlegung  der  Pfarre  von  Fahrenholz  nach  Borgfeld 
sowie  die  Erlaubniss  zu  einem  Kirchenbau  in  Borgfeld  zu  erlangen.  1774  wird 
der  Bau  vollendet,  die  Fahrenholzer  Kirche  und  Pfarre  gehen  ebenso  ein  wie 
weiland  die  Tüzener,  und  Gerlach  wirkt  noch  bis  ans  Ende  der  achtziger 
Jahre  des  XVIII.  Jahrhunderts.  1790  folgt  ihm  Ludwig  Bernhard  Christian 
Groth.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  im  Jahre  1774  fest  und  gut  aus  Ziegeln  im 
klassicierenden  Stil  jener  Zeit  erbaut.  Sie  hat  einen  Chorschluss  aus  dem 
Achteck  und  einen  eingebauten  Thurm  auf  der  Westseite.  Der  Innenraum 
ist  mit  flacher  Bretterdecke  geschlossen. 

Im  Thurm  zwei  Glocken  ohne  Inschriften,  von  ziemlich  gleicher  Grösse, 
von    denen   die   eine   ganz   ohne  jeden  Schmuck  ist,   während  die  andere  um 


GUT   UND    KIRCHDORF  RÖCKWITZ.  187 

den  oberen  Ring  Laub-  und  Blumengewinde  zeigt.     So  schon  im  Jahre  181 1. 
Angaben  über  Guss  und  Giesser  fehlen. 

Kleinkunstwerke.  i — 4.  Zwei  silbervergoldete  Kelche  von  gleicher  Kleinkunst- 
Form.  Beide  Kelche  haben  einen  sechsseitigen  Fuss  und  Knauf  und  zeigen  werke, 
an  der  Kupa  das  eingravierte  Plessen'sche  Wappen.  Als  Stadtstempel  ein 
dreithürmiges  Thor  und  als  Meisterstempel  die  Initialen  T  und  A.  Die  zu- 
gehörigen beiden  silbervergoldeten  Patenen  zeigen  dasselbe  Wappen,  haben 
aber  keine  Werkzeichen.  —  5.  6.  Kleiner  silbervergoldeter  Kelch  mit  der 
Inschrift:  ERRETTET  HAST  DU  MICH  GAR  OFT,  GANZ  WUNDERLICH  UND 
UNVERHOFFT  1766.  Unter  dem  Fuss  eine  Klappe,  welche  die  Initialen 
F«J*F*E*  verschliesst.  Der  Stadtstempel  ist  undeutlich,  der  des  Meisters 
enthält  die  Initialen  A  •  S.  Zu  diesem  Kelch  eine  kleine  Weinflasche,  von  dem 
Malchiner  Goldschmied  Harck.  —  7.  Schadhafter  Zinnkelch  mit  der  Inschrift: 
LENORA  KISBACHEN  1727.  Als  Stempel  eine  Rose.  —  8.  Kreisrunde 
silberne  Oblatenschachtel  mit  den  eingravierten  Initialen  und  Namen  A  •  E« 
FREUNDTEN  •  C  •  M  •  l{(  C  •  MONSTERN  1739.  Vom  Malchiner  Goldschmied 
D  I  W.  —  9.  Taufbecken  von  Messing,  mit  der  Darstellung  von  Josua  und 
Kaleb,  welche  die  Traube  tragen.*)  —  10.  Taufschale,  neu,  von  Sy  &  Wagner- 
Berlin.  —  II.  Silberne  Kanne,  geschenkt  1859  von  AD  •  GRAF  V  •  PLESSEN.  — 
12.  13.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  auf  drei  Kugelfüssen  ruhend,  an  dem  einen 
noch  ein  Schild  mit  den  beiden  Namen:  C  •  MÜNSTER  •  A  •  E  •  FREUNDTEN 
1736.  Werkzeichen  nicht  gefunden.  —  14.  Weissseidenes  Velum  mit  reicher 
Blumenstickerei,  in  der  Mitte  eine  funfzinkige  Krone  und  die  Jahreszahl  1753. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Röckwitz.') 

|öckwitz,   früher   Radekenuice,    auch   Reckevitz   genannt,    erscheint   zuerst   Geschichte 
urkundlich   im  Jahre    1286,    als    die   Herzöge  Bogislav    und  Otto  von         ^^^ 
Pommern  die  Grenzen  des  Dorfes  Japsow  bestimmen,  welches  sie  dem  Kloster      Dorfes. 
Reinfeld    geschenkt    haben.     Seine    Ländereien    sollen    sich    u.  A.  erstrecken 
»usque   ad   terrum    Radekenuice«.*)     Dann    tritt    es    uns    erst    im    XVI.  Jahr- 
hundert wieder   entgegen,   und   zwar  im  Besitz   der   Maltzan   auf  Wolde  und 
Gutzkow.     Wahrscheinlich    ist  es   zugleich  mit   diesen  Gütern   in   ihre  Hände 
gekommen.     Ein  Theil  von  Röckwitz  gehört  nach  Wolde,    ein  anderer  Theil, 


*)  Schlichter  als  das  Weitendorfer  Taufbecken.  Vgl.  M.  Kunst-  und  Gesch.-Denkm.,  Bd.  I, 
S.  459  (475). 

*)  14  km  östlich  von  Stavenhagen.  Die  alte  Form  Radekevitz  =  Nachkommen  des  Radik. 
Radfi  altslavisch  ^  froh.  Also  ungefähr  soviel  wie  >  Freuden berg<.  Vgl.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI. 
Seite  120. 

•)  M.  U.-B.  1872. 


l88  AMISGEKlCirrSBEZIKK   Sl AVENIIAGEN. 

nämlich  drei  Bauern,  zu  Gutzkow.  Es  theilt  daher  die  Schicksale  und  den 
Erbgang  dieser  Güter,  wie  es  bei  der  Geschichte  der  Dörfer  Wolde,  Kastorf 
u.  a.  m.  angedeutet  werden  wird.  Bekanntlich  gelangen  die  von  Maltzan  1650 
wieder  in  den  Besitz  der  ihnen  durch  Erbgang  und  in  den  Wirren  des 
dreissigjährigen  Krieges  verloren  gegangenen  Woldeschen  Stammgüter.  Gutz- 
kow c.  p.  wird  von  den  Maltzan -Preen 'sehen  Erben  1693  an  den  Kapitän 
Lorenz  von  Blücher  verkauft  und  von  diesem  allodificiert,  doch  sieht  er  sich 
1702  dazu  gezwungen,  dasselbe  Gut  von  Herzog  Friedrich  Wilhelm  wieder 
als  Lehn  zu  empfangen  und,  wie  damals  herkömmlich,  auf  die  hohe  Jagd  zu 
verzichten.  Während  nun  die  von  Maltzan  Wolde,  die  Blücher  aber  Gutzkow 
besitzen,  gehört  Röckwitz  noch  immer  als  Pertinenz  zu  beiden  Gütern.  Die 
hieraus  entstehenden  Unzuträglichkeiten  zu  heben,  schliessen  am  18.  December 
1731  Klaus  Berend  von  Maltzan  auf  Wolde  und  Adam  Christoph  von  Blücher 
auf  Gutzkow  einen  Vertrag,  in  welchem  sich  jener  nicht  bloss  aller  Rechte 
auf  Röckwitz  zu  Gunsten  des  andern  begiebt,  sondern  diesem  auch  seinen 
ganzen  Besitzantheil  überlässt.  Dieser  Vertrag  erhält  im  folgenden  Jahre  die 
landesherrliche  Genehmigung.^)  Bis  zum  15.  Oktober  1808  bleibt  Gutzkow 
mit  Röckwitz  in  Blücher'schen  Händen:  an  diesem  Tage  aber  verkauft  es  der 
Major  Friedrich  von  Blücher  seinem  Schwiegersohn,  dem  Grafen  Friedrich 
Ludwig  Alexander  von  Moltke.  Doch  die  französischen  Kriege  sind  Anlass, 
dass  über  Moltke's  Vermögen  der  Konkurs  ausbricht,  aus  welchem  es  dessen 
Gattin  18 19  erwirbt.  Diese  Frau  versteht  es,  den  Besitz  unter  den  schwierigsten 
Verhältnissen  zu  erhalten.  Da  aber  ihr  einziger  Sohn  vor  ihr  stirbt,  erreicht 
sie  die  Allodifikation  der  Güter  und  erhebt  sie  zugleich  zu  einem  Familien -Fidei- 
kommiss,  um  sie  dem  Sohn  ihrer  Tochter  Amalia,  welche  mit  Friedrich  Karl 
Albrecht  von  Maltzan  vermählt  ist,  zu  hinterlassen.  Somit  kommt  nach  ihrem 
1862  erfolgten  Tode  Gutzkow  mit  Röckwitz  wieder  an  die  von  Maltzan  zurück 
und  ist  noch  heute  in  deren  Besitz.*) 

Wie  über  die  in  die  zweite  Hälfte  des  XIIL  Jahrhunderts  zu  setzende 
Kirche,  so  fehlt  es  auch  über  die  an  ihr  wirkenden  Geistlichen  des  Mittel- 
alters an  jeder  Nachricht.  Erst  mit  dem  Jahre  1579  giebt  es  etwas  Licht. 
In  dem  Visitationsprotokoll  dieses  Jahres  heisst  es  nämlich,  dass  das  Kirch- 
lelin  zu  Röckwitz  den  Draken  (von  Drake  oder  Dracke)  gehört  habe  und  von 
diesen  an  die  Maltzahn  gekommen  sei.  Aber  Hauptkirche  sei  nicht  die  in 
Röckwitz,  sondern  die  in  dem  pommerschen  Dorfe  Tützpatz,  wo  von  1570  her 
Er  Joachim  Helmich  wirke,  dem  Schossow  und  Röckwitz  als  Filialen  über- 
wiesen seien.  Seit  vier  Jahren  aber,  also  seit  1575,  habe  er  auch  die  Cura 
der  Kirchen  zu  Zwiedorf  und  Wolde;  und  endlich  sei  noch  die  Kapelle  zu 
Gutzkow  zu  nennen,  diese  als  Pertinenz  der  Kirche  zu  Röckwitz.  Etwas  anders 
stellt  sich  die  Sache  nach  einem  Notariats-Instrument  von  1576,  welches  in  einem 
in  die  Zeit  von  1626  bis   1634  fallenden  Prozess  produciert  wird,  den  Joachim 

*)  Akten   im   (Irossh.  Archiv. 

')  Wigtjer,   l''rimilie  von   Blücher,  II  2,  S.  264. 


GUT   UND   KIRCHDORF  RÖCKWITZ.  iSg 

Kleinow  auf  Kastorf  und  Volrath  Preen  auf  Wolde  des  Patronats  in  Röckwitz 
wegen  mit  einander  fuhren.  Nach  diesem  Notariats- Instrument  Hegt  der 
Schwerpunkt  in  dieser  Frage  ganz  anderswo:  iDas  Kirchenlehn  zu  Rekewitz 
—  so  lautet  es  —  gehöret  gen  TwidorfF  und  gehöret  gen  Gutzkow.«  Man 
sieht,  dass  bereits  im  XVI.  Jahrhundert  eine  starke  Verwirrung  in  die  Sache 
gekommen  war,  im  Uebrigen  wird  es  sich  im  Jahre  1579  thatsächlich  so  ver- 
halten  haben,    wie   es    im  Visitationsprotokoll    dieses  Jahres   angegeben  wird. 

Im  Jahre  1603  aber 
liegen  die  Verhältnisse 
wieder  anders:  in  dem 

V  isi  tati  o  nsprotokol  I 
dieses   Jahres    ist    von 
Tützpatz    keine    Rede 
mehr:  da  heisst  es,  das 
Patronat  der  Kirche  zu 
Röckwitz   gehöre   halb 
nach  Gutzkow  und  halb 
zu     den    Preen  cn     auf 
Wokle,   und   als   Filial 
wird    nur  Zwtedorf  ge- 
nannt.    Damals    ist 
Thomas  Stindtmann 
(Stintniann)    Pastor    zu 
Röckwitz  und  Zwiedorf, 
und  zwar  von  1591  an. 
Er  bleibt  bis  i6og  auf 
seiner  Stelle,  wird  dann 
aber    Hofprediger    des 
Herzogs     Karl     von 
Mecklenbui^,     Sein 
Nachfolger  in  Röckwitz 
und  Zwiedorf  wird  1610 
Kirche  zu  Röckwiu.  Joachim  Zabel  {f  1626). 

Mit  dessen  Tode  be- 
ginnt der  schon  genannte  Patronatsstreit  über  Röckwitz  zwischen  Kastorf  und 
Wolde.  Indessen  werden  zunächst  noch  zwei  Pastoren  genannt:  Walter  Eschen 
(1627 — ^31)  und  Matthaeus  Sager  von  1633  an.  Dann  folgen  die  schlimmen 
Kriegsjahre,  und  1648  heisst  es  im  Visitationsprotokoll,  dass  kein  lebendiger 
Mensch  in  Röckwitz  existiere,  das  Dorf  sei  wüste,  dagegen  sei  die  gewölbte 
Kirche  noch  in  gutem  Zustande,  ebenso  auch  der  Altar.  Und  wie  in  Röck- 
witz, so  sei  auch  in  Zwiedorf  kein  Mensch  angetroffen  worden,  Patroni  seien 
die  Preene  auf  dem  Wolde.  Einen  Pa.stor  giebt  es  erst  wieder  im  Jahre  1653, 
es  ist  Samuel  Schultze,  den  auch  das  Protokoll  von  1662  als  im  Amte  be- 
findlich   aufführt    (f  1692).     Nach    ihm    finden  wir    Franz  Wilhelm  Franck    als 


igo  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 

Pastor  ZU  Röckwitz,  Zwicdorf  und  Wolde  (f  1728).  Nach  einer  Vakanz  von 
neun  Jahren  tritt  Christoph  Lorenz  Krambeer  ein  (f  1774);  darauf  Johann 
Gotthilf  Miculci  (j-  1799).  Ueber  das  XIX.  Jahrhundert  s.  Walter  a.  a.  O. 
Gegenwärtig  ist  Baron  von  Maltzahn  auf  Gutzkow  Patron  der  Kirche  zu 
Röckwitz,  und  Ida  Gräfin  von  Schwerin,  geb.  von  Werthern,  auf  Wolde, 
Patronin  der  Kirchen  zu  Zwicdorf  und  Wolde.  Die  Kirche  zu  Wolde  aber, 
die  im  XIX.  Jahrhundert  eine  Zeit  lang  (1827 — 1896)  von  Kastorf  her  ver- 
soi^  wurde,  ist  jetzt  als  Mater  vagans  wieder  wie  in  früherer  Zeit  mit  Röck- 
witz verbunden.^) 


Inneres  der  Kirche  lu  Röcicwiu. 

ICirche.  Kirche.     Alte  friihgothtsche  Kirche   mit   plattem  Chorschluss  und  zwei 

niedrig  ansetzenden  Kreuzgewölben  im  Innern,  deren  bimfÖrmig  profilierte 
Diagonalrippen  ein  Kapitellglied  zur  Basis  haben,  welches  die  Dienste  in  der 
Kämpferlinie  umzieht.  An  den  Aussen  mauern  ist  noch  Lisenenbildung  zu 
erkennen,  an  dem  zugesetzten  Portal  der  Südseite  aber,  das  spitzbogig  ge- 
schlossen ist,  tritt  schon  die  gothische  Abfasung  auf.  Der  Thurm  ist  mit 
einem  Laternendach  versehen. 

Glocken.  Im    Thurm    zwei    Glocken,    welche    beide    im   Jahre    1886   unter   dem 

Patronatdes  FRITZ  FREIHERRN  VON  MALTZAHN  von  dem  Gtockengiesser  Ed. 
Albr«cht  in  Wismar  gegossen  worden  sind. 


')  Vgl,  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  105.     Waller,  a 


GUT  UND  KIRCHDORF  Z WIEDORF.  19I 

Im  Jahre  181 1  gab  es  nur  eine  Glocke,  die  1721  vom  Meister  Begun 
gegossen  war. 

Kleinknnstwerke.     1.2.  Silbervergoldeter  Kelch   auf  rundem  Fuss  mit  Kleinkunst- 
einem  auf  die  Familie  MOLTKE  hinweisenden  Monogramm  unter  einer  Grafen-      werke, 
kröne.     Als  Stadtstempel  |P,   als  Meisterzeichen  ein  steigender  Greif.     Patene 
ohne   Zeichen.    —    3.  Krankengeräth   neu,   ebenso   Ciborium   und  Kanne.   — 
4.  Alte    Schale   mit   der   Inschrift:    HENNING  KLOCKNER  1674.    —    5.  Neuer 
flacher  Taufteller,  von  weissem  Metall. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Zwiedorf.') 

|uf  Zwiedorf  sitzen  in  ältester  Zeit  die  Schönfeld  (Sconevelde).  Aber  im  Geschichte 
Laufe  der  Zeit  erwirbt  Kloster  Reinfeld  den  grössten  Besitz  im  Dorfe.  ^^s 
Schon  vor  1266  verleiht  der  Ritter  Arnold  von  Schönfeld  dem  Kloster  Rein-  I^o^fes. 
feld  vier  Hufen  daselbst,  und  Herzog  Barnim  von  Pommern  giebt  dem  Konvent 
1266  das  Eigenthum  an  diesen  Hufen.*)  1270  schenkt  derselbe  Herzog 
weitere  vierundzwanzig  Hufen,  und  1280  verleiht  Herzog  Bogislav  dem  Kloster 
das  Eigenthum  an  dem  Dorfe.  ^)  Doch  neben  Kloster  Reinfeld  kommt  auch 
Kloster  Ivenack  zu  Grundbesitz  in  demselben  Dorfe.  1283  bestätigt  Bischof 
Hermann  von  Kammin  dem  Kloster  Ivenack  den  Besitz  von  eineinhalb  Hufen 
in  >Tvedorp«,  und  Arnold  von  Schönefeld  schenkt  1293  demselben  Kloster 
zwei  Hufen  dazu,  dem  Kloster  Reinfeld  aber  sechs  Hufen  und  obendrein  das 
Kirchenpatronat.*)  Ausserdem  vergiebt  er  sechs  Hufen  an  das  Kloster  Dargun, 
wofür  er  sich  und  seiner  Frau  eine  Leibrente  ausbedingt.*)  Im  Jahre  1349 
aber  entäussert  sich  das  Kloster  Reinfeld  aller  Zwiedorfer  Besitzungen  fiir 
750  Mark  Wendisch  an  Heine  Gutzkow,  nur  das  Eigenthums-,  Lehn-  und 
Patronatsrecht  sich  vorbehaltend.®)  Die  von  Gutzkow  verkaufen  im  Jahre  141 1 
Zwiedorf  an  die  von  Wüsten  auf  Tützen  fiir  700  Mark.'')  Aber  schon  am  Ende 
des  XV.  Jahrhunderts  ist  Zwiedorf  in  Maltzan'schem  Besitz  und  gehört  zur 
Begüterung  Wolde  und  Schorssow.  Stets  als  Pertinenz  des  erstgenannten 
aufgefiihrt,  ist  es  bei  diesem  Gute  bis  auf  den  heutigen  Tag  verblieben. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  des  gleich  Röckwitz  und  Wolde  zur 
Kamminer  Diöcese  zählenden  Dorfes   s.    bei  Röckwitz.      1648   sind  Röckwitz 


^)  10  km  östlich  von  Stavenhagen. 

*)  M.  U.-B.  7183. 

»)  M.  U.-B.  7186.  7203. 

*)   M.  U.-B.  2237»  2747.  7233. 

»)  M.  U.-B.  7183. 

«)  M.  U.-B.  6902. 

')  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Lisch,  Gesch.  des  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  215  (Urk.  DCCXIV). 


192 


AMTSGERICIITSDEZIRK   STA  VENHAGEN. 


und  Zwiedorf  wüste  und  menschenleer,   1703    giebt   es   in   beiden  Dörfern  zu- 
sammen wieder  siebenundachtzig  Beichtkinder.') 

Kirche.  Alter  spätromanischer  Bau  auf  wohlbehauenem  Granitfundament. 
Die  Wölbung  ist  mit  Rippen  versehen,  deren  Durchschnittsprofil  das  des 
Rundstabes  ist.  Der  Rundstab  herrseht  auch  in  Wandung  und  Laibung  des 
Ostfensters  und  im  Portal  der  Westseite,  dem  ein  Vorbau  mit  dem  neuen 
Westgiebel  voi^eschuht  ist.  Alt  sind  auch  die  beiden  Dreischlitzgruppen  von 
Fenstern  auf  der  Südseite  und  der   platt   abschliessenden  Ostseite.     Aber   die 


Innere  Ein 

richtungde: 
Kirche. 


Kirche  zu  Zwiedorf. 

Wände  zwischen  den  Schlitzen  sind  mit  Kalk  überputzt,  ebenso  auch  die 
Blenden  des  Ostgiebels,  der  im  Uebrigen  alt  ist.  Die  Kapelle  macht  aussen 
wie  innen  einen  guten  Eindruck. 

Die  innere  Einrichtung  bietet  nichts  Bemerkenswerthes.  Im  Vorraum 
'  zur  Kirche  auf  der  Westseite  wird  eine  Reihe  von  Schnitzfigureo  eines  alten 
gothischen  Triptychons  aufbewahrt.  Ein  altes  Lesepult,  der  Ständer  von 
Eichenholz,  der  Aufsatz  von  Tannenholz,  hat  die  Inschrift:  C  •  N  •  ANNO  1623* 
H  •  O  •  S  •  Ausserdem  wird  auch  eine  Menschenhand  aufbewahrt,  die  nach 
einer  Mittheilung  im  Röckwitzer  Archiv  sich  im  Jahre  1648  auf  dem  Altar 
der  Zwiedorfer  Kirche  gefunden  haben  soll.  Vgl.  M.  Jahrb.  III,  Seite  94;  IX, 
Seite  485. 

Im  Westgiebel  der  Kapelle  zwei  Glocken,  die  grössere  mit  der  Inschrift: 
'O  rC)C  O'oriC  FJJ'C  \itn\  rbm  paf''*C  amen.    Zwischen  den  einzelnen  Wörtern 

■)  Grolh,  M.  Jahrb.  VI,   S.  137.    ;38. 


GUT   UND   KIRCHDORF  WOLDE.  193 

sind  kleinere  und  grössere  Rundbildchen  mit  figürlichen  Darstellungen  angebracht. 
Am  Schlagring  ein  Rundbild  von  7  cm  Durchmesser,  das  in  einem  Blumen- 
und  Blätterkranz  ein  von  einem  Pfeile  durchbohrtes  Herz  enthält.  Kein 
Giesserzeichen.    —   Die   kleinere,    oben    mit   Schnurstreifen   versehene  Glocke, 

hat  keine  Inschrift.  Im 
Felde  die  stehende 
Figur  eines  segnenden 
Bischofs,  daneben  ein 
undeutliches  Rundbild, 
das     wie     ein     Siegel- 

abdnick  aussieht. 
Ausserdem  die  stehende 
Gestalt  des  hl.  Petrus, 
und  daneben  drei  in 
Kleeblattform  zusam- 
mengelegte Münz- 
abdriicke. 

Die  Vasa  Sacra  be-  Vasa  sacra. 

stehen    in  einer  Kanne 

mit  Henkel  und  Deckel, 

in    zwei    Bechern,    die 

als    Kelche    gebraucht 

werden    und     in    üwei 

Patenen.     Alle    diese 

Stucke  sind  von  Silber 

und     stark     vergoldet. 

Die  Kanne  hat  in  einer 

plastischen     Kartouche 
Kirche  zu  Zwiedorf.  ,        « n- 

das  Allianzwappen  des 

OSWALD  VON  FABRICE  und  der  HELENE  VON  FABRICE,  geb.  GRAfIN  VON 
REICHENBACH -LESSONITZ,  dazu  das  Datum  1855.  Stadtzeichen  fehlt,  Meister- 
zeichen A  •  F  •  Von  den  Hechem  hat  einer  Wappen  und  Namen  des  Mannes, 
der  andere  Wappen  und  Namen  der  Frau,  und  beide  haben  dieselben  Meister- 
zeichen.   Die  Patenen  haben  beide  den  Stempel  des  Goldschmieds  Thiesenhusen. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Wolde.') 

I^Hls   eine  der  festesten  Burgen   auf  der  Grenze  zwischen  Mecklenburg   und  Geschichle 
^**     Pommern  spielt  Wolde  im  Mittelalter  eine  bedeutende  Rolle.     Sowohl         ^^^ 
die  Herzöge  von  Mecklenburg  als  auch  die  Herzöge  von  Pommern  beanspruchen         ""^  "^^^ 
die  Landeshoheit  über  den  Ort,  welcher  in  Urkunden  nicht  selten  als  »Städticin« 

'}  13  km  östlich   von   Stavenhagen, 


194  AMTSGERICHTSBEZIRK   STA  VENHAGEN. 

bezeichnet  wird;  mancherlei  Konflikte  werden  dadurch  hervorgerufen,  welche 
ihre  Lösung  keineswegs  immer  auf  friedlichem  Wege  finden.  Der  umwohnende 
Adel,  oft  mächtiger  und  einflussreicher  als  seine  Fürsten,  betheiligt  sich  lebhaft 
an  den  Händeln,  und  es  ist  ebenso  oft  Gewinn-  und  Rauflust,  welche  ihm  das 
Schwert  in  die  Hand  drücken,  als  Vasallentreue.  Endlich  aber  unterliegt  die  Burg 
der  Fürstenmacht;   noch  heute  reden  ihre  Trümmer  von  ihrer  einstigen  Stärke. 

In  wie  weit  die  Annahme,  dass  die  Burg  auf  einer  älteren  wendischen 
Anlage  erbaut  worden,  der  Wirklichkeit  entspricht,  muss  dahin  gestellt  bleiben.^) 
Durchaus  sichere  Spuren  davon  sind  nicht  aufgefunden  worden,  unzweifel- 
haft aber  ist  ihr  hohes  Alter.  Zuerst  mag  die  alte  Familie  der  Wolde  auf  ihr 
gesessen  haben.  Urkundlich  dagegen  begegnen  uns  als  Inhaber  im  Jahre  1292 
die  von  Voss,  die  auch  im  folgenden  Jahrhundert  hier  vorkommen.*)  Damals 
ist  sie  kein  verliehenes  Lehn,  sondern  ein  fürstliches  Schloss,  dessen  Inhaber 
schlossgesessene  Mannen  des  Fürsten  sind.  Damit  erklärt  sich  der  häufige 
Wechsel  seiner  Inhaber.  Am  5.  August  1326  versichert  Henning  von  Winter- 
feld den  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  seiner  Dienste  auf  der  Burg  und 
hält  sie  ihm  offen,  1330  ist  sie  im  Besitz  der  Behr,  1341  der  Knappen  Grube 
und  Otto  Swanow,  dann  der  Buggenhagen,  1381  wohnt  dort  wieder  ein  Voss.*) 
Fürstlich  Pommerscher  Einfluss  herrscht  entschieden  vor,  daher  belehnt  im 
Jahre  1331  am  13.  März  Papst  Johann  zu  Avignon  die  Herzöge  von  Pommern 
ausdrücklich  mit  den  »in  terra  Stetinensi«  gelegenen  Burgen  Osten  und  »Wolt«.*) 
Im  Jahre  1428  aber  erlangt  der  angesehene  Erbland marschall  Heinrich 
Maltzan  die  erbliche  Belehnung  mit  der  Burg  Wolde,  und  seine  Nachkommen 
sind  dazu  bestimmt,  mit  thatkräftiger  Hand  sowohl  in  die  engere  Geschichte 
unseres  Vaterlandes  wie  in  diejenige  Deutschlands  einzugreifen.  Die  Macht 
des  auf  Wolde  sitzenden  eigenmächtigen  Ritters  Berend  Maltzan  freilich  führt 
zu  heftigen  Konflikten  mit  den  Herzögen  von  Mecklenburg  und  dem  Herzog 
Bogislav  von  Pommern,  deren  Folge  langjährige  Fehden  sind.  Endlich  gelingt 
es  dem  Herzog  Bogislav  am  29.  August  1491  die  Burg  einzunehmen,  und  nun 
wird  sie  dem  Erdboden  gleich  gemacht. 

Eine  eingehende  Schilderung  dieser  geschichtlichen  Episode,  ihrer  Ent- 
wickelung  und  ihres  weiteren  Verlaufes  findet  sich  bei  Lisch,  Geschichte 
des  Geschlechts  Maltzan.*)  Berend  wird  zwar  seiner  Güter  beraubt,  aber  nach 
geschlossenem  Frieden  im  Jahre  1498  zu  Gnaden  angenommen  und  in  seine 
Güter  wieder  eingesetzt.  Nach  seinem  1525  erfolgten  Tode  bringt  sich  Vollrath 
Preen  Namens  seiner  Ehefrau,  welche  eine  Tochter  Berend 's  ist,  in  den  Besitz 
der  Woldeschen  Güter.  Seine  Nachkommen  wissen  sich  trotz  mannigfacher 
Anfechtung    von  Maltzan'scher  Seite,    theils    durch    Gewalt,    theils    durch    An- 


»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  270. 

*)  M.  U.-B.  2i8l.  2747.  2810,  3494.  3665.  4783.  91 14.   H360.     Lisch,  Geschl.  Maltzan  11, 
S.  4  (Urk.  CLXXXIV,  Anmkg.). 

»)  M.  U.-B.  4754.  5127.  6117.  6934. 

*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan    II,  S.  i   (Urk.  CCXIII).     M.  U.-B.  5225. 

*)  A.  a.  O.  IV,  S.  14—19.   167—179.     Vgl.  dazu  M.  Jahrb.  XX,  S.  7—9. 


GUT  UND  KIRCHDORF  WOLDE.  19S 

nifutig  des  Reichskammergerichts  darin  zu  erhalten.  So  wird  Heinrich  Magnus 
Preen  am  J.  December  1569  auf  Gnind  eines  reichskammergerichtlichen 
Urtheils  von  den  Herzögen  von  Pommern  in  das  Gut  Wolde  imd  seine  Neben- 
güter eingesetzt,  und  ein  Attest  der  mecklenburgischen  Lehnkammer  vom 
7.  August  1571  bezeugt,  dass  Otto  Preen  die  Woldeschen  Lehne,  soviel  die 
Herzöge  von  Mecklenburg  davon  zu  verleihen  haben,  sämmtlich  zu  Lehn  em- 
pfangen und  den  Lehneid  geleistet  habe.') 

Im  Jahre  1613  sind  Preen'sche  Erben,  zum  Theil  Namens  ihrer  Ehe- 
frauen, im  ungetheilten  Besitz  Woldes  c.  p.,  insbesondere  die  von  Below, 
von  der  Luhe,  von  Kehr,  von  Kleinow  und  von  Hahn,  und  die  nachfolgende 


Kirehe  «n  Wdde. 

Zeit  des  dreissigjährigen  Krieges  ist  nicht  geeignet,  Klärung  in  die  ungeord- 
neten Verhältnisse  zu  bringen.  Dies  zu  thun  bleibt  nach  Schluss  des  Krieges 
der  Krone  Schweden  vorbehalten,  welche  kurzer  Hand  1649/50  der 
Familie  Maltzan  zu  ihren  Stammgiitem  verhilß  und  Albert  Joachim  Maltzan 
wieder  mit  Wolde,  Kastorf,  Röckwitz  und  Zwiedorf  belehnt.  Von  da  an  bleibt 
Wolde  noch  einhundertneunundzwanzig  Jahre  lang  dem  Geschlecht  erhalten. 
Denn  nachdem  es  im  Ganzen  dreihiindcrieinundlunfzig  Jahre  lang  bei  ihm  war, 
geht  es  1779  auf  die  Moltke  über,  von  denen  es  1840  Theodor  Helmuth 
von  Heyden-Linden  erwirbt,  um  es  noch  im  selben  Jahre  dem  Grafen 
von  Plessen  auf  Ivenack  zu  verkaufen.  Dessen  Rechtsnachfolger  ist  1851 
August  Friedrich  Oswald  von  Fabrice,  von  dem  es  1866  vorgenannter 
von  Heyden-Linden   aufs   Neue   erwirbt.      Doch    schon    1874   verkauft    er   es 

')  Akten  im  Grosah.  Archiv. 


ig6  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 

wieder  an  den  Freiherm  Georg  von  Werthern,  dessen  Tochter  Ida  Gräfin 
Schwerin  noch  heute  die  Eigenthümerin  von  Wolde  ist.  Die  Hoheitsverhält- 
nisse aber  über  Wolde  sind  streitig  geblieben  bis  in  die  neueste  Zeit  und  erst 
1873  durch  einen  zwischen  Mecklenburg  und  dem  Königreich  Preussen 
geschlossenen  Staatsvertrag  in  der  Weise  geregelt,  dass  beide  Landesherr- 
schaften ihren 
Antheil  daran 
haben.     Schloss , 

Kirche     und 
Wirthschaftshof 
sind    mecklen- 
burgisch,    die 
meisten  Tage- 
löhnerwohnungen 
sind  preussisch. 
Ueber     die 
kirchlichen     Ver- 
hältnisse s.  o.  bei 
Röckwitz. 

Kirche.  Kirche.    Die 

Kirche,  ein 
Ziegelbau  aus  den 
Jahren  1859/60, 
folgt  in  ihrer  An- 
lage den  mittel- 
alterlichen Cen- 
tralbauten  der 
Baptisterien  und 
trägt  in  der  Mitte 

einen    acht- 
seitigen,   von    24 
kleinen    Fenstern 
erleuchteten 
Obergaden. 
Ausserdem  drei 

grössere    Licht-  Altaraufsatz  (Bronic-Grunie  von  Rjetschel). 

Öffnungen    im 

Unterbau,   eine  auf  der  Nord-,   eine  andere   auf  der  Süd-  und    eine   dritte   (in 

Form   eines   Rundfensters)   auf  der  Westseite.     Auf  der   Ostseite   bildet   eine 

runde  Apsis  den  Abschluss. 

Innere  Ein-  Die  inaere  Einrichtung  verräth  eine  sehr  gediegene  Kunsttischlcrei.    Als 

richtung der  Altaraufsatz   dient   eine   mit   grösster  Feinheit   und  Schönheit   in  Bronze  aus- 

Ku-che.      geführte  Kreuzesgruppe  von  E.  Ristschel  aus  dem  Jahre  1854  (Lauch hammerscher 


GUT   UND   KIRCHDORF  WOLDE.  197 

Guss).  Die  Gruppe  besteht  aus  dem  Krucißxus  und  der  am  Kreuz  knieend 
niedergesunkenen  Mater  dolorosa.  Hervorzuheben  ist  femer  die  Schnitzerei  und 
Täfelung  an  der  Kanzel,  dem  herrschaftlichen  Gestühl,  der  Orgel  und  am 
Taufständer. 

Die  Glocken  befinden  sich  in  dem  auf  preussischem  Gebiet   gelegenen     Glocken. 
Eingangsthor  zum   Friedhof.     Sie   sind   daher   im   pommerschen  Inventar  von 
Lemcke  beschrieben. 


Taufachale. 

Kleinknnstwerke.  i.  2.  Kleiner  silbervergoldeter  gothischer  Kelch  des  Kleinkunst- 
XVI.  Jahrhunderts  auf  sechspassigem  Fuss.  Inschrift:  DIESEN  .  KELCK*  HABEN-  werke. 
ZV  •  GOTTES.  EHREN  •  IN  •  DIE  •  KIRCHE  •  ZVM  •  WOLDE  •  GEGEBEN  •  WIE- 
FOLGET •  JOCHIM  •  HAVESCH  •  12  R.  16  jS  •  CLAVS  •  KROGER  2  R.  JOCHIM* 
NIEMAN  .  2  R.  MICHEL  •  PAPENHAGEN  •  2  R.  DIE  BALEMANSCH  •  2  R. 
JASPER  •  SASSE  •  2  R.  Keine  Werkzeichen,  ebenfalls  nicht  an  der  zugehörigen 
Patene.  —  3 — 8.  Neue  silber vergoldete  Prachtgeräthe,  bestehend  aus  einem 
Kelch  mit  Patene,  einem  Ciborium  auf  hohem  Fuss,  einer  Weinkanne  und 
einer  Taufschale  mit  Wasserkanne,  alle  diese  Stücke  in  reicher  Treibarbeit 
und  im  klassicierenden  Geschmack,  wie  er  in  Frankreich  zur  Zeil  der  Regence 
im  XVIIl.  Jahrhundert  herrschte,  ausgeführt  von  einem  Goldschmiede  P.  P.  R-, 
dessen  Meisterzeichen  ein  Kreuz,  ein  Anker  und  ein  Herz  bilden  (Kreuz 
und    Anker    über    Kreuz    gestellt}.     Als    Stadtzeichen    ein   mehr   weiblich   als 


198 


AMTSGERICHTSBEZIRK  STAVENHAGEN. 


männlich  erscheinender  Kopf  mit  Flügeln.  Geschenke  des  Herrn  VON  FABRICE 
aus  dem  Jahre  1860.  Als  bildlicher  Schmuck  des  Kelches  und  Ciboriums 
sind  besonders  hervorzuheben:  an  der  Cupa  des  Kelches  die  Halbfiguren  des 
Heilandes,  der  Maria  und  des  Johannes,  am  Deckel  und  am  Gefass  des  Cibo- 
riums die  Marterwerkzeuge,  und  am  Fuss  des  Kelches  wie  des  Ciboriums  die 
Sinnbilder  des  Pelikans,  Kreuzes  und  Opferlammes.  —  9.  10.  Zwei  grosse 
prächtige  vergoldete  Altarleuchter  mit  den  Wappen  des  Stifters  und  der 
Stifterin:  OSWALD  V  •  FABRICE  und  HELENE  VON  FABRICE,  geb.  GRAFIN 
VON  REICHENBACH -LESSONITZ  1859. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Kastorf.') 

astorf  kommt  am  25.  April  1280  zum  ersten  Mal  Urkundlich  vor:  Herzog 
Barnim  von  Pommern  schenkt  dem  Klo.ster  Ivenack  acht  Hufen  zu 
»Kerstianesdorp«.*)  Diese  Schenkung  bestätigt  der  Bischof  Hermann  von  Kammin 
am  31.  Januar  1283  und  verleiht  dem  Kloster  zugleich  das  Patronatsrecht 
über  die  dortige  Kirche.')  Als  Vasall  des  Klosters  auf  diesen  vier  Hufen 
wird  damals  Johann  von  Heidebreck  mit  seiner  Ehefrau  auf  Lebenszeit  ein- 
gesetzt.*) Siebenzig  Jahre  später  treffen  wir  die  Familie  Voss  auf  Kastorf, 
welche  schon  vom  XIII.  Jahrhundert  her  auf  dem  benachbarten  Wolde  an- 
gesessen sind.*)  Im  ersten  Viertel  des  XV.  Jahrhunderts  aber  erwerben  die 
von  Maltzan  auf  Schorssow  die  Burg  Wolde  und  mehrere  umliegende  Güter. 
Darunter  tritt  später  auch  Kastorf  auf  Sie  halten  es  mit  den  übrigen  Gütern 
fest,  bis  nach  dem  Tode  Bernd  Maltzahn's  dessen  Schwiegersohn  Vollrath  Preen 
theils  auf  Grund  des  Erbjungfernrechts  seiner  Frau,  theils  auf  prozessualischem 
Wege  und  theils  sogar  gewaltsam  den  Besitz  erlangt.*)  Daher  finden  wir  im 
Jahre  161 8  Kastorf  im  Besitz  Preen'scher  Erben.  Während  des  dreissigjährigen 
Krieges  aber  sind  die  Zeiten  wenig  geeignet,  eine  Klärung  der  Besitzver- 
hältnisse eintreten  zu  lassen.  Indessen  1649  erhält  Albrecht  Joachim  Maltzan 
von  der  Krone  Schweden  her  wiederum  die  Belehnung  mit  Wolde  und  Kastorf, 
und  1681  erbietet  sich  Hans  Joachim  Maltzan  zur  Ableistung  des  Lehneides 
hinsichtlich  der  zu  Wolde  gehörenden  Pertinenzen.  Man  kann  somit  sagen, 
dass  die  Besitzverhältnisse  wieder  auf  ihre  älteren  rechtlichen  Grundlagen 
zurückgebracht  sind.  Indessen  haben  sich  die  von  Maltzan  des  Besitzes  nicht 
lange  erfreut.     1740  veräussem  sie  Kastorf  antichretisch  auf  achtzehn  Jahre  an 


^)  12  km  ostsUdöstlich  von  Stavenhagen.  Kerstianesdorp,  Kerstenstorp,  Kerstorp.  M.U.-B.8143. 

«)  M.  U.-B.  1533. 

»)  M.  U.-B.  i666.  Vgl.  2754.  2961. 

*)  M.  U.-B.  1878. 

*)  M.  U.-B.  2181.  7778.  8143.   II  360. 

•)  Lisch,  Geschl.  Maltzahn,    No.  175—855.     II,  S.  4.  40.  538.  598.     III,  S.  352.  459.  491. 


KIRCHDORF  KASTORF.  I99 

Karl  DettloF  von  Kahlden,  und  1770  verpfänden  sie  es  an  den  Geheimrath 
Julius  Friedrich  von  Burkersroda,  welcher  schon  am  26.  April  1775  stirbt. 
Nachdem  die  von  Maltzan  auf  Erfordern  der  Lehnkammer  das  Lehn  aus- 
geschlagen, wird  es  nach  beendetem  Proklamations- Verfahren  dem  Grafen 
Moltke  auf  Wolde  angeboten.  Dieser  erwirbt  es  1782,  leistet  den  Lehneid 
und  erhält  die  förmliche  Belehnung  am  8.  Februar  1785.  1841  wird  Ernst 
Holz  Rechtsnachfolger  der  von  Moltke,  welchem  1860  Robert  Ludwig  Gustav 
Holz  im  Besitz  folgt.  Von  diesem  erwirbt  es  1881  Gustav  Baessler.  Seit  1897 
aber  ist  Anna  Hedwig  Baronin  von  Brockdorff,  geb.  Baessler,  Eigenthümerin 
des  Gutes. 

Mittelalterliche  Geistliche  von  Kastorf  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  ge- 
worden. Um  1541  ist  Joachim  Schröder  Pastor  und  zugleich  der  Küster  seiner 
Kirche.  Er  hat  ausserdem  in  jedem  der  drei  übrigen  Dörfer  seiner  Parochie, 
Galenbeck,  Rosenow  und  Knorrendorf,  eine  Filialkapelle  zu  bedienen.  Ihm 
folgt  Dionysius  Sangel,  der  1577  ^i^  Konkordienformel  unterschreibt.  Gegen 
Ende  des  Jahrhunderts,  genauer  seit  1592,  ist  Friedrich  Wieneke  Pastor  in 
Kastorf  und  in  den  genannten  drei  Filialkirchdörfern.  Vorher  ist  er  achtzehn 
Jahre  lang  Pastor  in  Basepohl  gewesen.  Als  Fridericus  Vinicaeus  unterschreibt 
er  dort  die  Konkordienformel.  Nach  Wieneke's  Tode  wird  1614  Balthasar 
Breitsprecher  (Breitspreker)  berufen,  aber  bald  erheben  sich  Klagen  wider  ihn, 
und  schon  1623  wird  er  anstössigen  Lebenswandels  halber  seines  Amtes  ent- 
setzt. 1624  folgt  Joachim  Friedrich.  Friedrich  ist  über  1629  hinaus  im  Dienst, 
Ihn  wird  der  dreissigjährige  Krieg  ebenso  fortgefegt  haben  wie  seine  Gemeinde.*) 
Denn  als  1645  Friedrich  Greving  von  der  Herzogin  Eleonora  Maria,  die  das 
Amt  Ivenack  als  Witthumsamt  besitzt,  berufen  wird,  da  hat  bereits  Jahre 
lang  der  Pastor  von  Ivenack  ausgeholfen.  1649  heisst  es  von  der  Kirche  zu 
Galenbeck,  sie  sei  abgebrannt  und  von  der  in  Knorrendorf,  sie  habe  kein 
ordentliches  Dach  mehr.  Dieser  Zustand  ist  auch  noch  1662  derselbe.  Nach 
Greving's  Tode  wird  1667  Hermann  Müller  durch  Herzog  Gustav  Adolf 
berufen.  Müller  erhält  1703  einen  Substituten  in  Andreas  Koppe,  der  nachher 
Pastor  wird,  1709  den  Ivenacker  Patronatswechsel  erlebt  und  171 3  aus  dem 
Leben  scheidet.  Unter  Koppelow'schem  Patronat  tritt  1714  Andreas  Barkow 
die  Pfarre  zu  Kastorf  an.  Ihm  folgt  1724  Jakob  Gerhard,  der  ebenfalls  einen 
Patronatswechsel  erlebt.  Denn  durch  Vertrag  zwischen  Helmold  von  Plessen 
auf  Ivenack  mit  Hans  Bernd  von  Maltzan  zum  Wolde  am  4.  Juni  1730  geht 
das  Patronat  über  Kastorf  auf  den  letztgenannten  über.  Es  folgen  nun  weiter: 
1736  Josias  Andreas  Jäger,  bis  dahin  Pastor  zu  Ankershagen,  und  1774  Johann 
Christian  Sänger  als  Pastor  zu  Kastorf  und  Briggow.  Sänger  wird  1827 
emeritiert  und  stirbt  den  2.  Mai  1831  als  dreiundachtzigjähriger  Greis.  Siehe 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.     Die  Kirche,   ein  Ziegelbau   im   klassicierenden  Stil   von    1788,      Kirche, 
bildet  ein  längliches  Viereck,  in  dessen  Westseite  ein  Thurm  eingebaut  ist.    Sehr 

*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  139.  140. 


200 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STA  VENHAGEN. 


Kanzel  und 

Altar. 

Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


verwandt  der  Borgfelder  Kirche.     Im  Innern  eine  flache  Decke  und  eine  der 
Zeit  des  Baues  entsprechende  Einrichtung. 

Kanzel  und  Altar  sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grössere,  mit  einem  Durchmesser  von 
90  cm,  ist  1788  zur  Zeit  des  ^eichsgrafen  VON  MOLTKE  und  des  Pastors 
SAnGER  von  J.  C.  Meyer  in  Neustrelitz  gegossen  worden.  Die  zweite,  mit 
einem  Durchmesser  von  70  cm,  i.st  1721  von  Michael  Begun  gegossen  worden. 
Sie  hat  als  Schmuck  das  Allianzwappen  des  Geheimen  Raths  ERNST  CHRI- 
STOFFER  VON  KOPPELOW  und  seiner  Gemahlin  MARGARETHA  JULIANA,  geb. 
VON   FRANKE.     Dazu   der  Name  des  Pastors  ANDREAS  BARCKOW. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss. 
An  der  Kupa  ein  Allianzwappen.  Das  eine  zeigt  im  Schilde  und  in  der  Helm- 
zier einen  steigenden  Löwen.  Das  andere  zeigt  im  Schilde  zwei  gekreuzte 
Anker  und  darüber  einen  sechsstrahl  igen  Stern,  in  der  Helmzier  aber  ein 
Hirschgeweih,  dazu  die  Initialen  M  •  S  •  M  •  und  den  Namen  MAGDALENA 
DEMONTRONDT.  Kein  Werkzeichen,  auch  nicht  an  der  Patene.  —  3 — 6.  Kelch, 
Kanne,  Ciborium,  Oblatenteller  von  Silber,  neu.  An  Kelch  und  Kanne  als 
Stadtzeichen  eine  dreithürmige  Burg  und  als  Meisterzeichen  B  &  G.  Ciborium 
und  Teller  von  Prüfer- Berlin.  Der  Teller  ist  ein  Geschenk  von  HENNING 
BARON   BROCKDORFF  1891. 


Das  Filial  -  Kirchdorf  Rosenow/) 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


osenow  erscheint  urkundlich  zum  ersten  Mal  im  Jahre  1283,  als  Bischof 
Hermann  von  Kammin  dem  Kloster  Ivenack  alle  Zehnten  und  Be- 
sitzungen bestätigt.*)  Dabei  werden  nämlich  auch  Zehnten  in  Rosenow  genannt, 
welches  im  Uebrigen  fürstliches  Kigenthum  ist.  Am  29.  August  1292  ver- 
leiht Nikolaus  von  Werle  das  Dorf  mit  allen  Gerechtsamen,  namentlich  auch 
dem  höchsten  und  niederen  Gericht,  dem  Heinrich  Voss  auf  Wolde  aus  Er- 
kenntlichkeit für  geleistete  Kriegshülfe,  und  hundert  Jahre  später  berufen  sich 
die  Voss  auf  diese  Verleihungsurkunde,  als  es  darauf  ankommt,  ihr  Recht  auf 
Rosenow  nachzuweisen. •'*)  Später  wird  das  Dorf  ein  Stalbom'sches  Lehn,  und 
als  dieses  Geschlecht  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  mit  dem  Tode  des 
Vicke  Stalbom  erlischt  und  das  Lehn  heimfallt,  wird  es  von  den  Herzögen 
Heinrich  und  Albrecht  am   11.  November  1527    nebst   dem  Gute  Ballin  ihren 


^)  12  km   südöstlich   von  Stavenhagen.     »Ort   des  Rozßnac    (vom  altslavischen  Stamm  ruza, 
poln.    roza  =  Rose).     Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  122.     Also  soviel  wie   » Rosenhagen c. 
*)  M.  U.-B.  1666. 
»)  M.  U.-B.  2 181.   II  360. 


PILIAL- KIRCHDORF  ROSENOW.  201 

beiden  Kanzlern,  Caspar  von  Schöneich  und  Dr.  Wolfgang  Ketwig,  und  zwar 
jedem  zur  Hälfte,  verliehen.  Wolfgang  Ketwig's  Erben  verkaufen  ihren  An- 
theil    am    ii.  November   1563    ihrem  Schwager  Joachim  von  ArenstorfT,   aber 

1 589    finden    wir 
die  von  Arenstorff 
schon    im    un- 
getheilten  Besitze 

des  Gutes, 
Diese  verkaufen 
es  i696anjüigen 
Christoph  von 
Bamer,  Dessen 
Rechtsnachfolger 
wird  1702  Ernst 
von  Blücher. 
Seine  Nach- 
kommen haben 
es  heute.  Dabei 
ist  ein  Theil  des 
Ortes  Domanial- 
Eigenthum  ge- 
blieben ;  wahr- 
scheinlich sind 
das  die  Hufen, 
welche  früher  dem 
Kloster  Ivenack 
zustanden  und  mit 
dessen  Säculari- 
sierung  in  die 
landesherrliche 
Verwaltung  über- 
gingen. 

Ueber     die 
kirchlichen  Ver- 
hältnisse    s.    bei 
Kastorf     Rose- 

MteUmok  .in..  |.o,hi.A„  Triptycton.. 

jeher  Filial-Kirch- 
dorf  von  Kastorf.  Die  ehemaligen  Filialen  Gaienbeck  und  Knorrendorf  werden 
seit  1662  nicht  mehr  als  solche  genannt. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  neugothischer  Ziegelbau   von  1849 — -51   in      Kirche, 
der  Grundform  eines  länglichen  Vierecks  mit  vorgebautem  Thurm.    Im  Innern 
eine  flache  Decke.     Altar  und  Kanzel  bieten  nichts  Bcmerkenswerthes, 


202 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


Triptychon.  Hinter  dem  Altar  das  Mittelstück  eines  geschnitzten  gothischen  Tripty- 

chons,  welches  die  Darstellung  der  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  in  einer  Strahlen- 
mandorla  enthält.  Unten  rechts  ein  Ritter,  welcher  kniet,  unten  links  ein 
thronender  König  oder  Kaiser,  hinter  dem  ein  Herzog  oder  Kurfürst  steht. 
Oben  rechts  das  zu  den  marianischen  Typen  gehörende  Sinnbild  des  Ezechiel 
vor  der  verschlossenen  Pforte,  links  das  andere  des  Moses  vor  Gott  Vater  im 
brennenden  Busch. ^)  Als  weitere  Nebenfiguren  in  Nischen  die  hl.  Barbara,  die 
hl.  Katharina,  der  hl.  Georg,  und  ein  nicht  zu  benennender  Bischof.  Auf  dem 
Schrein  noch  ein  paar  Schnitzwerke  von  anderswoher :  ein  Krucifixus  und  zwei 
sitzende  Heilige. 


Wappen. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


In  der  Südwand  drei  eingelassene  Zinkwappeo,  das  des  F  •  W  •  V« 
BLÜCHER  und  die  seiner  beiden  Gemahlinnen  L  ^  (?)  C  •  (f)  V  •  WARDENBURG 
und  F  •  V  •  WOLFRADT  •  Ausserdem  noch  drei  unbenannte  BLOCH  ER'sche 
Wappen. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grösste  ist  1841  unter  dem  Patronat 
des  FRIEDR  •  WILH  •  V  •  BLÜCHER  zur  Zeit  des  Pastors  ERNST  NAHMMACHER 
von  C.  Illies  in  Waren  gegossen  worden.  Ebenso  die  zweite  im  Jahre  1862 
unter  dem  Patronat  des  CARL  WILHELM  LEOPOLD  V  •  BLÜCHER  und  zur  Zeit 
des  Pastors  F  •  WALTER  •    . 

Das  Inventar  von  1 8 1 1  enthält  keine  Nachrichten  über  die  Inschriften 
der  Vorgängerinnen.  Aber  eine  Mittheilung  von  Lisch  im  M.  Jahrb.  XXVII, 
S.  234,  besagt,  dass  eine  im  Jahre  1861  zum  Umguss  bestimmte  Glocke 
die  Inschrift  hatte: 

(Giesserzeichen)   15  ♦  ♦  +  8^11^  +  ^tof^^ailt  +  ht  (Giesserzeichen) 
ÖCft  +  teffe  +  0lOC0e  +  Oateil  (Giesserzeichen). 

Die  Zehner-Zahl  in  der  Jahreszahl  war  undeutlich.  Lisch  ergänzt  sie  mit  41. 
Der  Giesser  Stofesant  kommt  sonst  bei  uns  nicht  vor.  Leider  ist  das  Giesser- 
zeichen nicht  angegeben. 

Kleinkanstwerke.  i.  2,  Silbervergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss 
mit  dem  Wappen  des  Stifters  OTTO  VON  ARENSTORFF  und  mit  dem  Datum 
1662.  Werkzeichen  undeutlich.  Auf  der  jüngeren  Patene  als  Stempel  ein  drei- 
thiirmiges  Stadtthor  mit  einem  undeutlichen  Jahresbuchstaben  und  dem  Meister- 
stempel B  &  G.  —  3.  4.  Kanne  und  Ciborium,  gestiftet  1874  von  dem  Patron 
der  Kirche  C  •  V  •  BLÜCHER.  —  5.  Messing-Schale  mit  Blumen,  Blättern  und 
I^Xichten  auf  dem  Rande.  —  6.  Neue  Taufschale,  von  Prüfer -Berlin.  — 
7.  8.  Zwei  versilberte  zinnerne  Leuchter,  der  eine  1679  gestiftet  von  HANS 
KLAEFSADT,  der  andere  1683  von  MICHEL  HINTZE.  Beide  von  Rostocker 
Zinngiessern  gegossen,  der  erstgenannte  von  Andreas  Wösthoff,  der  andere  von 
Olrik  Schlüter^)  —  9 — 12.  Noch  vier  zinnerne  Leuchter. 


*)  Das  >Maschelrygen€-Werk  der  Basis  fehlt,  daher  ist  das  Bildwerk  nach  unten  gesunken. 
*)  Andreas  Wöst    oder  Wiisthoff    tint    1673    >"s    Amt    der    Zinngiesser    ein,    Olrik    (Ulrich) 
Schlüter  schon   1671. 


GUT  UND  KIRCHDORF  KITTENDORF. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Kittendorf.') 

B^Huf  Kittendorf,  wo  1338  ein  Knappe  Snerinc  genannt  wird,  und  dessen  Bede   Geschichle 
^^^     '349  3n  den  Ritter  Heinrich  Dargatz  verpfändet  wird,  wohnt  im  Jahre         *^^ 
1381    Hartwig   Breide,    dessen  Geschlecht   es   bis  zu    seinem  im  Jahre  1500      D**"«^- 

erfolgenden 
Aussterben 
innehat.  ■) 
Zwar     scheint 
das   Kloster 
Ivenack    in- 
zwischen seine 
Augen  auf  den 
werth  vollen 
Besitz    ge- 
richtet   zu 
haben,  denn  es 
lässt  sich  1411 
durch   Fürst 
Christoph  von 
Wenden   be- 
zeugen, dass 
er  seiner  Vor- 
fahren   und 
einiger  Herren 

zu  Stettin 
Briefe  gesehen, 
über  Dörfer 
und  Güter , 
welche  sie  dem 
Kloster  Ive- 
nack ge- 
schenkt, unter 
denen    auch 

Kittendorf  mit 
Kirche  zu  Kittendorf.  „        .,       ,.   . 

allen  Herrlich- 
keiten  und  Pachten   sich  befinde.*)     Allein   das  Kloster  kommt   über   einigen 

■]  9  km  südlich  von  Slavenh^en. 

*)  M.  U.-B.    5890.   6934.    11383-      Ueber    die    von   Breide   vgl.  Lisch,   M.  Jahrb.  XXXIX, 
S.  loj — 3oS.     S.  o.  Grabstein  in  der  Kirche  zn  Malchin. 
*)  S.  Akten  im  Gro»sh.  Archiv. 


204  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 

Pfandbesitz  im  Gute,  den  es 
von  den  Breide's  erwirbt, 
nicht  hinaus,  und  als  das 
Lehn  durch  Aussterben  der 
Breide  an  die  Landesherren 
zurücklallt,  wird  es  ohne 
Weiteres  am  5.  August  1500 
an  Berend  Maltzan  auf  Wolde 
(seit  igoi  auch  auf  PenzHn) 
wiederveriiehen.'}  Nun  macht 
zwar  Volirath  Preen,  welcher 

[454  in  den  Pfandbesitz 
Kittendorfs  gekommen  ist, 
Ansprüche,  indessen  beendet 
ein  Vergleich  den  Prozess 
im  Jahre  1 5 1 1 ,  und  Maltzan 
findet  den  Gegner  mit  1500 
Gulden  rheinisch  ab.*)  Auch 
das  Verfahren  gegen  Berend, 
worin  dieser  wegen  Gewalt 
und  Auflehnung  gegen  seinen 
Lehnsherrn  seiner  Güter  be- 
raubt werden  soll,  endet  15 16 

mit    einem    Vergleich,    und  Portale  der  Kirche. 

Kittendorf  verbleibt  seinem 
Besitzer  und  somit  dem  Ge- 
schlechte der  von  Maltzan 
bis  zum  1648  erfolgenden 
Tode  Franz  Joachim's,  worauf 
das  Gut  an  dessen  hinter- 
lassene  Wittwe  Anna  Maria 
von  Blücher,  wiederverhei- 
rathete  von  Sanitz,  gelangt.') 
Zwar      melden     sich 

Maltzan'sche  Lehnsvettern 
und  beanspruchen  das  Gut, 
erhalten  auch  einen  Muth- 
schein    am    23.  Juli    1653, 


■)  Lisch,  Geschl.  Moltzahn 
IV,  S.  322. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

')  Vgl.  Wigger,  Geschichle  d. 
Blücher  II.  2,  S.  CS  ff.  —  Lisch, 
Geschichte  d.  Maltzahn  IV,   ä.  456. 


CUT  UND  KIRCHDORF  KITTENDORF.  205 

doch  beenden  Vei^leichsverhandlungen  auch  hier  den  Pro7.ess,  und  Kitten- 
dorf verbleibt  der  genannten  Wittwe.  Nach  ihrem  im  Jahre  1679  erfolgten 
Tode  übernimmt  der  Sohn  das  Gut.  In  der  That  mochte  sein  Besitz  in  An- 
betracht des  Zustandes,  in  welchem  es  ans  dem  dreissigj ährigen  Kriege,  >den 
Baner'schen  Zeiten«,  hervorgegangen,  wenig  Verlockendes  haben  und  den 
von  Maltzan  den  Verzicht  erleichtern.  Ist  doch  im  Jahre  1648  von  sechzehn 
Bauern  und  sechzehn  Kossäten  nur  ein  Bauer  vorhanden,  sonst  aber  alles 
niedergebrannt   oder   verwüstet.')     1718    macht   Kittendorf  die   böse  Zeit  der 

Beschlagnahme  durch  die 
Kommissarien  Karl  Leo- 
pold's  durch,  Durch  Erb- 
vertrag vom  16,  April 
1751  seitens  des  damaligen 
Besitzers  von  Blücher 
kommt  es  an  dessen 
Schwiegersohn,  den  Kam- 
merjunker Georg  Ludwig 
von  Oertzen  aus  dem 
Hause  Lübbersdorf.  Seit- 
dem befindet  sich  das 
schöne  Gut  in  Oertzen- 
schen  Händen. 

Wenngleich  die  zwei- 
fellos dem  XIII.  Jahr- 
hundert angehörende  alte 
Kirche  des  Dorfes  in  den 
wenigen  Urkunden  des 
Mittelalters  über  Kitten- 
dorf nicht  genannt  wird 
und  die  Namen  mittelalter- 
licher Geistücher  bis  jetzt 
nicht  auf  uns  gekommen 
^'"*^-  sind,  so  ist  es  doch  höchst 

wahrscheinlich,  dass  Kittendorf  schon  im  Mittelalter  als  eins  der  Hauptdörfer 
in  Circipanien  angesehen  wurde,  und  dass  die  in  der  alten  Vogtei  Stavenhagen 
von  frühester  Zeit  her  reich  begüterten  Herren  von  Voss  die  Patrone  der 
Kirche  waren.  Sie  geben  dies  Patronat  selbst  dann  nicht  auf,  als  nach  denen 
von  Breide  die  von  Maltzan  als  Lehnstrager  eingesetzt  werden.  Die  von  Voss 
müssen  daher  schon  vor  denen  von  Breide  zur  Kirche  und  zum  Dorfe  in  Be- 
ziehungen gestanden  haben,  von  denen  wir  nichts  wissen.  Als  Inhaber  des 
Kirchlehns  werden  sie  1541  zum  ersten  Mal  genannt.  Damals  ist  Nikolaus 
Meyer  Pastor   in  Kittendorf  und   in   dem   benachbarten   Ivenacker  Klosterdorf 

')  Groth.  M.  Jahrb.  VI,  S,  138.     Wigger,  Gesch.  der  Hlücher  II,  3,  S.  68  ff. 


206  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENIIAGEN. 

Suiten,  dessen  Kirche  zu  der  Kittendorfer  Kirche  von  Alters  her  in  einem 
Fihal-Verhältniss  steht.  Zwanzig  Jahre  später  finden  wir  den  Henricus  Holste 
als  Nachfolger  Meyer's  an  beiden  Kirchen.  Er  wird  1593  emeritiert.')  Ihm 
folgt  Martin  Taumann,  der  1626  stirbt;  diesem  1Ö27  David  Thuring,  den  die 
von  Voss  auf  Luplow,  Flotow  und  Rumpshagen  berufen  haben,  und  welchen 
Franz  Joachim  von  Maltzan  auf  Kittendorf  und  Penzlin  vei^ebens  zu  entfernen 
sucht.  163s  ist  abermals  Vakanz  in  Folge  Todesfalles.  Aber  nun  kommen 
die  verheerenden  Kriegsjahre  1637  und  1638,  in  denen  alles  Leben  auf  dem 
Lande   erstirbt  und   selbst  die  Gottesdienste   eingestellt  werden  müssen.     Erst 


Innerei  der  Kirche  zu  Kitten doif. 

im  Jahre  1650  giebt  es  wieder  einen  Pastor  in  Kittendorf  und  Suiten:  es  ist 
Johann  Poland,  der  in  diesem  Jahre  berufen  wird  und  länger  als  vierzig  Jahre 
im  Dienste  bleibt.  Er  erhält  1697  einen  Substituten  an  Job.  Friedr.  Hartmann, 
für  dessen  Berufung  auch  die  Herzogin -Witt we  Magdalena  Sibylla  als  Inhaberin 
des  Amtes  Stavenhagen  und  Patronin  zu  Siilten  eintritt.  Hartmann  wird 
schon  1698  Pastor  und  stirbt  1734.  Es  folgen:  1737  C.  Fromm,  1762  C.  H. 
Hahn  (Anfangs  als  Substitut,  f  1793),  '794  Heinrich  Gustav  FlÖrke  und  (nach 
dessen  Versetzung  im  Jahre  1796)  Karl  Friedrich  Spiegelberg  {1798— 1807). 
S.  Walter  a  a.  O. 

')  Zu  HoUte's  Zeit  wird  Suiten  zur  Kirche  in  Stavenhagen  gelegt,  zu  Taninann's  Zeit   aber 

bereits  wieder  mit  Kittendorf  verbunden. 


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Altar  der  Kirche  la  Kitlendorf. 


GUT   UND   KIRCHDORF   KITTENDORF.  207 

Kirche.  Die  Kirche,  ein  schwerer  Feldsteinbau,  gehört  der  Zeit  des 
Uebergangs  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil  im  Anfange  des  XIII.  Jahr 
hunderts  an.  Der  platt  abschliessende  Chor  ist  mit  einem  Kreuzgewölbe  über- 
spannt. Das  Durchschnittsprofil  der  Rippen  dieses  Gewölbes  ist  nicht  bim- 
förmig,  aber  doch  abgeschrägt  und  mit  einem  Steg  versehen.  Der  Triumph- 
bogen hat  die  Form  eines  gedrückten  Spitzb<^ens.  Das  breitere  Langschiff 
hat  einen  runden  Pfeiler  in  der  Mitte,  der  mit  plumpen  »jungent  Diensten 
als  Stütze  fiir  die  vier  Kreuzgewölbe  dient,  welche  den  Raum  des  Schiffes 
überspannen.  Die  Dienste  am  Pfeiler  theilen  sich  in  vier  breitere  Gurtdienste 
und  vier  schmälere  Rippendienste,  letztere  von  gleichem  Durchschnitts-Frofil 
wie  im  Chor.  Zu  beachten  sind  die  beiden  früh  gothischen  Portale  im  Schiff 
(auf  der  Nordseite  eins,  auf  der  Südseite  das  andere),  tieide  in  einem  vor- 
geschobenen abgetreppten  Mauerkern.  Auch  die  »Priesterpforte«  auf  der  Süd- 
seite des  Chors  ist  nicht  zu  übersehen,  besonders  nicht  die  Itasis  der  Wandimg 


und  die  Kapitellbildung  in  der  Kämpferlinie  unter  der  Bogen-Laibung.  Als 
ursprünglich  ist  auch  das  > Dreieinigkeitsfensten  in  der  Ostwand  des  Chorä 
sowie  das  kleine  Schlitzfenster  auf  der  Südseite  des  Langhauses  zu  be- 
zeichnen. Im  Westen  eine  von  der  Kirche  in  den  Thurm  hinein  führende  Rund- 
bogenpforte. Der  Thurm  selbst,  ein  schwerer  hoher  Bau,  ist  jünger  als  die 
Kirche. 

Der  Altaranbatz  ist  ein  unverhältnissmässig  hoher  phantastischer  Bau  Altar- 
in zügellos  zu  einander  gesetzten  und  grösstentheils  schlecht  verstandenen  aufsatz. 
Formen  der  Renaissance:  eine  Maltzan'sche  Stiftung  vom  Jahre  1603.  Die 
Abbildung  überhebt  uns  einer  eingehenderen  Beschreibung,  da  die  Bikl- 
schnitzereien  leicht  verständlich  sind.  Nur  von  der  obersten  mag  gesagt 
werden,  dass  sie  Gott  Vater  und  Gott  Sohn  neben  einander  thronend  darstellt, 
und  dass  in  den  Sonnenstrahlen  des  Hintergrundes  auch  die  Taube  als  Sinn- 
bild des  hl.  Geistes  sichtbar  wird. 

Das    ganze  Werk    sieht    aus,    als    wenn    es   dem    Bristower    Altaraufsat/ 
nahe  kommen    soll,    der   kurz  vorher  entstanden  war  und    alle   Welt  von  sich 


208  AMTSGERICHTSBEZIRK  STAVENHAGEN. 

reden  machte.     Indessen  weit  gefehlt.     Der  Kittendorfer  Aufsatz  verhält  sich 
zu  dem  Bristower  wie  die  Nacht  zum  Tage. 

Ein   anderer   Altaraufsatz,    ebenfalls   eine    Schnitzarbeit   im    Geschmack 
der  Renaissance,  hängt  oberhalb  des  inneren  Rundportals  im  Thurm. 

Kanzel.  Die    Kaozel,    gleichfalls    ein   Werk    der    Renaissance,    und    zwar   vom 

Jahre  1596,  hat  in  ihren  Füllungen  die  Gestalten  des  Heilandes  und  der  vier 
Evangelisten.  Zu  beachten  ist  der  niederdeutsche  Spruch:  IM  •  ANFANG  •  WAS« 
DAT  •  WORT  •  VND  •  DAT  •  WORDT  •  WAS  «  Bl  •  GADE  •  VND  •  GODT  •  WAS* 
DAT  •  WORT  •  DAT  •  SULUE  •  WAS  •  VAN  •  ANFANG  •  BIE  •  GADE. 

Empore.  An  der  Empore  der  Gutsherrschaft,   deren  Brüstung  gleichfalls  ein  be- 

achtenswerthes  Schnitzwerk  ist,  sieht  man  neun  Figuren,  welche  Tugenden 
darstellen,  ausserdem  aber  auch  acht  Doppelwappen  aus  der  Zeit  der 
von  Maltzan,  Blücher  und  Oertzen. 

Glas-  Im    Fenster    auf  der   Südseite   des   Chors   als  Glasmalereien    mehrere 

malereien.    bürgerliche  Wappen,  in  den  Fenstern  des  Langhauses  noch  eine  Reihe  anderer 
Malereien. 

Glocken.  Von   den   drei  Glockeo    im  Thurm  ist  die  grösste  gesprungen  und  an- 

gebohrt,  wird   aber   noch   gebraucht.     Sie   hat   unten   am  Rande   die  ringsum 

laufende  Inschrift:  gelp  •  50I1  •  ht§  •  Ift  •  61i(g)]^iniie  •  bat  •  Iß  •  enen  •  ggbben  • 

eube^  •  (B)8etailine  ®.^)  —  Die  zweite  Glocke  ist  die  älteste  Glocke  des 
Landes  und  wohl  erhalten.  Sie  hat  zwei  umlaufende  Umschriften.  Die  obere 
lautet:  S  ffiftßO  »  Dlil  i  AR  ^  QQ  *  LXXX  i  VIII  *?  RVSK  *  SVfitt . 
Die  untere  lautet:  S  i  ^  i  0  i  R  i  ö  i  X  !  ^  i  G  l  h ':  0  ':  R ':  l  \  &  S,  ': 
V  ;  e  ':  ft  ;  I  :  a  :  V  S  ;  P  :  Ä  i  G  ;  e  : .  —  Die  dritte  Glocke  hat  die  Um- 
schrift:  +  0  re]c  glorle  O  firifle  O  iieni  O  quin  pace  O. 

Kleinkunst-  Kleinkunatwerke.     i.  2.  Kleiner  silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss 

werke.  mit  dem  eingravierten  Parkentin'schen  Wappen  und  den  Buchstaben  M» 
E  •  V  •  P«  Von  dem  Rostocker  Goldschmied  Jürgen  Müller.  Patene  mit  den- 
selben Werkzeichen.  —  3.  4.  Grosser  silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem 
Fuss,  ohne  Inschrift,  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert.  Auf  dem  Fuss  nachstehende 
Stempel  @  H/.  Patene  ohne  Werkzeichen.  —  5.  6.  Neusilbemer  Kranken- 
kelch mit  Patene.  —  7.  Silbernes  Krankengeräth,  ohne  Inschrift  und  Stempel.  — 
8.  Länglichrunde  silberne  Oblatenschachtel.  Auf  dem  Deckel  eingraviert  das 
Parkentin'sche  (Barkentin)  Wappen  mit  der  Jahreszahl  1692  und  den  Initialen 
M*E*V*B*  —  9.  Kreisrunde  silberne  Oblatenschachtel  mit  dem  Sanitz- 
Blücher'schen  Allianzwappen  und  den  Initialen  B  •  S»  und  A  •  M  •  B»*)  Auf 
der  Unterseite  der  Stralsunder  Stadtstempel  und  der  Meisterstempel  F.  B.  — 
10.  Zinnernes  Taufbecken,  gestiftet  von  JOACHIM  WITT  1696. 

*)  Sollte  sie  einmal  umgegossen  werden,  so  würde  es  sich  empfehlen,  von  der  Inschrift 
vorher  einen  Gypsabdruck  zu  nehmen.     M.  Jahrb.  XL,  S.  192. 

')  Das  Sanitz'sche  Wappen  zeigt  im  Felde  drei  Weinstöcke  und  als  Helmzier  drei  Pfauen- 
federn.    Die  Initialen  bedeuten  Berend  Sanitz  und  Anna  Marie  Blüchers  (s.  o.). 


GUT  UND  KIRCHDORF  KITTENDORF.  209 

Schloss  Kittendorf.  Der  Erbauer  des  Schlosses,  dessen  Park-Anlage  Schloss  zu 
zu  den  schönsten  dieser  Art  in  Mecklenbui^  gehört,  ist  der  Kammerherr  Hans  Kittendorf. 
Friedrich  von  Oertzen,  der  im  Jahre  1855  mit  dem  Gute  Kittendorr  und  seinen 
Nebcngütem  Mittelhof  und  Oevelgünne  ein  Familien  -  Fideikommiss  errichtete. 
Der  Bau  selbst  Tolgt  in  seiner  malerischen  Zertheilung  den  gothisierenden 
Tendenzen  des  englischen  Tudorstiles,  wie  er  in  jener  Zeit  in  Mecklenbui^ 
beliebt  war.*) 

*)  Lisch  und  Wedemeyer,   Album   mecklenburgischer   Schlösser   und   LandgUter:    Text  und 
Abbildung  in  den  Hefleo  8 — i*. 


210  AMTSGERICHTSBEZIRK  STA  VENHAGEN. 


Das  Filial- Kirchdorf  SUIten.') 

Geschichte  HBlIer  Name  des  Domanialkirchdorfes  Suiten  lässt  erkennen,  dass  hier  früher 
des  HiSfia  gj^i2  gesucht  und  gefunden  sein  muss.  Und  in  der  That  werden  noch 
Dorfes.  heute  die  Stellen  gezeigt,  wo  die  Salzquellen  gewesen  sein  sollen.  Auch 
spricht  jene  Urkunde  vom  29  Mai  1282,  in  welcher  Herzog  Bogislav 
von  Pommern  die  Stadt  Stavenhagen  und  deren  liegende  Gründe  bestätigt, 
von  Salinen  und  Eisengruben.*)  Sonst  aber  ist  geschichtlich  nichts  weiter 
nachzuweisen.  Das  holsteinische  Kloster  Reinfeld,  welches  Suiten  um  jene 
Zeit  erwarb,  hätte  gewiss  nicht  ermangelt,  das  Salzlager  auszubeuten,  wenn 
der  Nutzen  entsprechend  gewesen  wäre.  Zur  Zeit  der  ersten  urkundlichen 
Erwähnung  sitzt  die  Familie  Voss  in  Suiten.  Auf  deren  Veranlassung  verleiht 
Herzog  Barnim  von  Pommern  dem  Kloster  Reinfeld  am  28.  Mai  1264  das 
Eigenthum  an  zehn  Hufen  im  Dorfe,  und  wenige  Jahre  später  verkaufen 
die  Ritter  Johann  und  Friedrich  Voss  zu  Stavenhagen  auf  ihren  Todesfall 
dem  Kloster  weitere  sechsunddreissig  Hufen  in  Suiten  mit  allen  Rechten  und 
Zehnten,  und  endlich  überträgt  noch  in  demselben  Jahre  der  Herzog  Barnim 
von  Pommern  dem  Kloster  das  volle  Eigenthum  dessen,  was  es  an  Gütern  im 
Dorfe  innehat,  sowie  das,  welches  die  Voss  mit  dem  höchsten  und  niedersten 
Gericht  zu  diesem  Zweck  vor  ihm  aufgelassen  haben.')  1271  wiederholen  die 
Voss  den  gleichen  Handel  mit  anderen  achtzehn  Hufen,  denen  Bischof 
Hermann  von  Kammin  1274  den  halben  Zehnten  von  vierundvierzig  Hufen 
hinzufügt.^)  Endlich  erwirbt  das  Kloster  den  ungetheilten  Besitz  des  ganzen 
Dorfes  und  weiss  ihn  zu  schützen.*)  In  diesem  Eifer  scheut  es  sich  nicht, 
das  Kloster  Dargun  sogar  mit  dem  Interdikt  belegen  zu  lassen.  Das  kam  so: 
Der  Ritter  Nikolaus  Hahn,  der  in  Suiten  Räubereien  begangen  hatte,  war  ge- 
storben und  in  der  Klosterkirche  von  Dargun  beigesetzt  worden.  Kloster  Rein- 
feld aber  hatte  den  Plünderer  mit  Interdikt  und  Bann  strafen  lassen  und  ver- 
langte nun  die  Entfernung  des  Gebannten  aus  geweihter  Erde.  Dargun  aber, 
welches  die  von  Hahn  stets  als  seine  Gönner  verehrt  hatte,  versagt  das  Be- 
gehren. Da  erfolgt  der  Bannfluch  von  einem  Kloster  über  das  andere,  und 
es  bedarf  erst  der  Absendung  eines  päpstlichen  Specialdeputierten  aus  Avignon 
im  Jahre    1374,    um    die   Sache   aus   der  Welt   zu    schaffen,    die   übrigens   in 


*)  7  km  südlich  von  Stavenhagen.     Der  Name  verräth  die  niederdeutsche  Gründung. 

«)  M.  U.-B.  1630. 

•)  M.  U.-B.  1013.   iioo.   iioi  (Suiten  in  terra  Tucen,  vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  276). 

*)  M.  U.-B.  121 1. 

»)  M.  U.-B.  7778. 


FILIAL- KIRCHDORF  SÜLTEN.  —  GUT  UND  KIRCHDORF  VARCHENTIN.       21 1 

ungünstigem  Sinne  für  Reinfeld  endet.*)  Bis  zur  Säkularisierung  bleibt  Suiten 
klösterlicher  Besitz,  um  dann,  wie  die  übrigen  mecklenburgischen  Güter  dieses 
Klosters  in  früher  bereits  geschilderter  Weise,  für  immer  in  landesherrliche 
Verwaltung  überzugehen.*) 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Kittendorf. 

Kirche.    Die  Kirche  zu  Suiten  ist  ein  gothischer  Neubau  von  1870/73.      Kirche. 
Neu  ist  auch  die  innere  Einrichtung. 

Im  Thurm   zwei   Glocken.     Die    grössere    (Dm.  0,95  m)    stammt   vom     Glocken. 
Jahre  1494,  von  der  Inschrift  war  ausser  der  Jahreszahl  nur  zu  lesen 

<0  rector  celi o  et  alpga  noä  abiuba Unter  dem 

Schluss  das  Abbild  einer  Monstranz,  seitwärts  vom  Mantel  das 
nebenstehende  Giesserzeichen.  Die  sehr  kleine  zweite  Glocke  ist 
ohne  Inschrift  und  Zeichen. 

Kleinknnstwerke.  i — 3.  Kelch,  Patene  und  Oblatendose,  alle  drei  von  Kleinkunst- 
dem  Malchiner  Goldschmied  F.  W.,  aber  ohne  jede  weitere  Inschrift.  In  den  werke. 
Formen  des  XVIII.  Jahrhunderts.  —  4 — 6.  Kanne  mit  Untersatz,  Kelch  und 
Teller,  alle  neu,  mit  ftinf  englischen  Goldschmiedsstempeln.  Geschenke  des 
1806  zu  Hof  Suiten  geborenen  und  in  England  zu  grossem  Vermögen  und 
Ansehen  gelangten  A  •  W  •  F  •  BÖLCKOW.  —  7.  Zinnernes  Becken,  gestiftet 
1700  von  HANS  JAKOB  FRESE  und  MARIE  ELISABETH  FRESE.  Dieselben 
Stempel  wie  an  den  Leuchtern  in  Tarnow. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Yarchentin.^) 

|ie  erste  urkundliche  Nachricht  über  Varchentin  stammt  aus  dem  Jahre  1333.   Geschichte 
Freilich    erfahren    wir   nichts    weiter,   als  dass  es   damals  eine  Parochie         des 
ist,    zu    welcher    das    Dorf    Kraase    gehört.*)      Der    Bürgermeister    Nikolaus      Dorfes, 
von  dem  Berge,  der   um   die  Mitte    des    XIV.  Jahrhunderts   das  Gemeinwesen 
der  Stadt  Waren    regiert,    ist   der   erste,    der   uns   mit  Besitz  und  Rechten  in 
Varchentin    entgegentritt,    zu    denen    er    im   Jahre    1350    gelangt. '^)     Derselbe 
Bürgermeister  vermacht  in  seinem  am   11.  August   1360  zu  Waren    errichteten 


*)  M.  U.-B.  10666. 

*)  M.  Kunst-  und  Gesch.-Denkm.  II,  S.  683. 

*)  14  km  südlich  von  Stavenhagen.     »Ort  des  Vargetac  (vragü  =  Feind,  Teufel):    Kühnel, 
M.  Jahrb.  XLVI,  S.  149. 
*)  M.  U.-B.  5433. 
»)  M.  U.-B.  7033. 

14» 


212  AMTSGERICHTSBKZIRK  STAVENHAGEN. 

Testament  um  seiner  und  der  Seinigen  Seligkeit  willen  der  Marienkirche  seiner 
Stadt  drei  Hufen  und  sechs  Käthen  zu  »Verghentyn«,  dem  Pfarrer  in  Varchentin 
selbst  aber  den  dritten  Theil  »des  standen  lütken  Waters«,  welches  mitten  im 
Dorfe  gelegen  ist.*)  Diese  Stiftung  wird  am  21.  December  desselben  Jahres 
vom  Domherrn  Gerhard  Koch,  Vikar  des  Bischofs  Albrecht  in  Schwerin, 
bestätigt.*)  Varchentin  gehört  somit  nicht  mehr  zum  Lande  Circipanien  und 
zur  Kamminer  Diöcese,  wie  noch  Kittendorf  und  Suiten.  Ausser  dem  von 
dem  Berge  finden  wir  dort  den  Wedege  Brüsewitz,  welcher  1378  neun  Hufen 
nebst  dem  grossen  See  an  Tönnies  Scherve  und  dessen  beide  Söhne  verkauft, 
die  im  Jahre  1406  fünfzehn  Hufen,  ein  und  ein  halbes  Viertel  am  See  und 
das  höchste  Gericht  zur  Hälfte  an  Klaus  von  Heydebreck  überlassen.')  Von 
1445  ^^  ^^^^  gelangen  allmählich  die  Kruse  (Krause)  und  Rostke  neben  den 
Herzögen  in  den  Besitz  verschiedener  Antheile,  sodass  thatsächlich  von  einer 
auffallenden  Zerstückelung  des  Gutes  und  Dorfes  gesprochen  werden  kann. 
Unter  den  Theilbesitzern  mag  besonders  des  Herzogs  Johann  Albrecht  be- 
kannter Land-  und  Hofrath  Joachim  Kruse  genannt  werden,  welcher  um 
die  Mitte  des  sechzehnten  Jahrhunderts  Antheil- Inhaber  von  Varchentin  ist. 
S.  o.  bei  Malchin  S.  91. 

Den  Kruse'schen  Antheil  erwirbt  im  Jahre  167 1  der  Lehnrath  Dr. 
Ferber,  einstweilen  antichretisch  auf  fünfundzwanzig  Jahre,  den  fürstlichen  An- 
theil aber  hat  der  Lehnsherr  inzwischen  tauschweise  an  Kamptz  von  Blumenow 
überwiesen,  von  welchem  er  an  Winterfeld  von  Varchow  übergeht.  Laut 
Protokoll  der  Lehnkammer  vom  17.  März  1691  haben  damals  die  Ferber,  fünf 
Rostke  und  ein  Winterfeld  das  Dorf  und  Gut  Varchentin  im  Besitz.  Doch 
im  Jahre  1693  ist  der  Geheimrath  Johann  Levin  Ferber  Inhaber  des  ganzen 
Gutes,  das  auf  seine  Bitte  von  Herzog  Gustav  Adolf  allodificiert  wird.  Er  wird 
in  dem  am  20.  September  1693  ausgestellten  Allodialbrief  ausdrücklich  als 
alleiniger  Besitzer  des  ganzen  Gutes  c.  p.  anerkannt.*)  Indessen  ver- 
anlasst Herzog  Friedrich  Wilhelm  den  Geheimrath,  auf  die  Allodialität 
zu  verzichten,  und  ertheilt  ihm  unter  dem  17.  December  1701  einen  Lehn- 
brief, in  welchem  die  Erbfolge  dahin  festgesetzt  wird,  dass,  wenn  Gustav 
Ferber  oder  dessen  Descendenten  männlichen  Geschlechts  ohne  Hinterlassung 
männlicher  Leibeserben  versterben  .sollten,  seine  und  deren  Descendenten  weib- 
lichen Geschlechts  succedieren  sollen.  So  wird  Varchentin  zu  einem  Kunkel- 
lehn. Nach  Gustav's  Tode  folgt  sein  Sohn,  der  Hofmeister  Joh.  Friedrich 
von  Ferber,  und  als  dieser  1752  ohne  Leibeserben  stirbt,  übernimmt  seine 
Schwester,  verwittwete  von  Klinggräff,  das  Gut.  Nachdem  in  einem  Prokla- 
mationsverfahren sich  ausser  den  Kruse's  Niemand  gemeldet,  diese  jedoch 
abgewiesen  sind,  überträgt  die  ebengenannte  verwittwete  von  Klinggräff  das 
Gut    im    Jahre    1760    auf   ihren    Sohn,    den    Etats-    und    Landrath    Christian 


0  M.  U.-H.  S777. 

*)  M.  U.-B.  8810. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


GUT   UND   KIRCHDORF   VARCHENTIN.  213 

von  Klinggräir.  Von  diesem  kommt  es  1809  wieder  an  die  von  Ferber, 
welche  es  1836  dem  Banquier  Gottlieb  Jenisch  verkaufen,  dessen  Tochter 
Maria  Anna,  Gräfin  Grote,  noch  heute  Eigenthümerin  ist. 

Einen  Pleban  Heinrich  Kroppenstädt  finden  wir  schon  1 304  in  Varchentin. 
Um  1326  ist  von  einem  »Fernere  Rudolf  die  Rede,  auch  von  seinem  Kaplan 
Giese.  Um  1350  lernen  wir  ferner  eine  Reihe  von  Bauern  in  Varchentin 
kennen :  es  sind  lauter  deutsche  Namen,  die  sie  tragen  und  unter  denen  der 
Name  Westphat  hier  wie  anderswo  nicht  fehlt.  Weitere  Pfarrer  des  Mittel- 
alters aber  können  wir  nicht  nennen.  Im  Jahre  1541,  als  die  Parochie  mit 
Clausdcrf,  Deven  und  Kraase  schon  dieselbe  Ausdehnung  hat,  welche  sie  Jieute 


besitzt,  und  als  die  von  Kruse  das  Kirchlehn  zu  vergeben  haben,')  ist  Johann 
Sperling  Pastor  zu  Varchentin.  Anfang  der  siebenziger  Jahre  des  XVI.  Jahr- 
hunderts ist  es  Andreas  Mangelstorff,  der  1577  die  Konkordienformel  unter- 
schreibt und  1589  noch  im  Amte  ist.  Nach  ihm  nennt  Cleemann  in  seinem 
Manuskript  zum  unvollendeten  Syllabus  Gustroviensium  noch  einen  Job.  Meifarth. 
Von  1614  bis  1662,  also  48  Jahre  lang,  ist  Joachim  Taumann  Pastor  zu 
Varchentin,  einer  von  den  wenigen  Landgeistlichen,  welche  die  ganze  Leidens- 
zeit des  dreissigjährigen  Krieges  auf  ihrer  Pfarre  überdauern.  Als  er  gestorben 
ist,  wird  Kaspar  Krause  sein  Nachfolger.  Damals,  1664,  sind  Adam  Philipp 
Oldenburg,  Henning  Kruse,  Baltzer  Berg  und  Johann  RestorfTs  Erben  im 
Besitz  des  Patronats.  1671,  als  Kaspar  Krause  das  Amt  eines  Hofpredigers 
in  Mirow    übernimmt   und    Michael  Jordan    sein  Nachfolger   wird,    haben    das 

')  Im  Filialdorf  Kraase  hatten  die  Rostke  das  Kirchlehn  zu  vergehen. 


214  AMTSGERICHTSBEZIRK  STAVENHAGEN. 

Patronat  Joh.  Levin  Ferber,  die  Kruse  und  Baltzer  Berg.  Jordan  stirbt  bereits 
1678.  Ihm  folgt  Johann  Buchholz  (f  1723),  und  diesem  im  Jahre  1723,  als 
Joh.  Friedr.  von  Ferber  alleiniger  Patron  zu  Varchentin  und  Kraase  ist,  der 
Sohn  Samuel  Heinrich  Buchholz  (f  1732).  Nach  fast  fiinrjähriger  Vakanz 
folgt  1737  Joh.  David  Wagener  (f  1756),  und  diesem  im  Jahre  1758  Jakob 
Valentin  Linde  (■}■   1813).     Ueber  ihn  und  seine  Nachfolger  s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kircbe.    Die  Kirche  besteht  aus  einem  schmäleren  Chor,  der  mit  einem 

Kreuzgewölbe   überspannt   ist,   dessen  Urspriinglichkeit  nicht  sicher   erscheint, 


Inneres  der  Kirche  zu  Varchentin. 

und  an  dessen  Rippen  keine  feinere  Stabform  entwickelt  ist.  Die  OefTnung 
des  Chors  nach  dem  etwas  breiteren  Langhause  hin  wird  durch  zwei  gothische 
DurchgangsbÖgen  bewirkt,  die  einen  vierseitigen  Pfeiler  zwischen  sich  haben 
und  an  die  Stelle  des  sonst  hier  vorhandenen  einen  Triumphb<^ens  getreten 
sind.  Das  Langhaus  hat  jetzt  eine  flache  Bretterdecke,  scheint  aber  früher 
ebenfalls  eingewölbt  gewesen  zu  sein,  und  zwar  so,  dass  der  Scheidepfeiler 
der  beiden  Triumphbogenöffnungen  dabei  als  Träger  verwandt  wurde.  In 
diesem  Falle  kann  man  annehmen,  dass  es  mit  vier  kleineren  Kreuzgewölben 
überspannt  war  und  somit  noch  ein  zweiter  Pfeiler  in  der  Mitte  des  Langhauses 
stand,  der  das  Langhaus  in  zwei  Schiffe  (Frauen-  und  Männerseite)  thetlte. 
Die   Bildung   der   Lichtöffnungen   in    der   platt   abschliessenden    Ost  wand   des 


GUT   UND    KIRCHDORF  VARCHENTIN.  21 5 

Chors  und  in  der  einen  Hälfte  der  Südwand  des  Langhauses  lässt  erkennen, 
dass  die  ursprünglichen  Theile  des  Kirchenbaues  der  Zeit  des  Ueberganges 
vom  romanischen  zum  gothischen  Stile  des  XIII.  Jahrhunderts  angehören. 
Denn  die  alten  Lichtöffnungen  zeigen  die  bekannte  Schlitzform  der  früheren 
Zeit.  Der  im  Westen  vorgesetzte  Thurm  ist  ein  Holzbau.  Unter  den  archi- 
tektonischen Einzelheiten  der  Kirche  verdienen  die  Portale  auf  der  Nordseite 
und  Südseite  des  Langhauses,  die  innerhalb  eines  vorgeschobenen  und  ab- 
getreppten Mauerkerns  angelegt  sind,  eingehendere  Beachtung.  Der  Ostgiebel 
des  Chors  ist  Fachwerk,  wie  denn  der  ganze  Bau  erkennen  lässt,  dass  er  eine 
Zeit  lang  als  offene  Ruine  dastand.  Im  Innern  ist  die  Kirche  in  allen  ihren 
Theilen  in  den  fünfziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  erneuert. 

Der  Predigtstuhl  der  Kanzel  ist  aus  Stein  aufgemauert,  der  Schalldeckel  Innere  Ein- 
gehört  dem  XVII.  Jahrhundert   an    und    trägt   das    FERBER'sche  Wappen.  —     richtung. 
Orgel  und  Taufständer  sind  neu. 

Die  vorhandenen  Bilder  stammen  zwar  aus  älterer  Zeit,    sind  aber  erst   Bilder  und 
in    neuerer   Zeit   vom    Patron   der   Kirche   geschenkt    worden.     Andere   Alter-      zurück- 
thümer,  darunter  der  Torso  eines  grossen  Triumph-Christus,  eine  Mutter  Gottes     gestellte 
mit     dem    Kinde    auf    dem    Schoosse,    und    verschiedene    andere    gothische       ^erke 
Schnitzereien,   sind   in   einem    Nebenraum   untergebracht.     Zu   erwähnen   sind 
ferner  ein  geschnitzter  Taufständer  des  XVI.  Jahrhunderts,  der  von  der  Familie 
ROSTKE  (Rostock)  gestiftet  ist,  die  Reste  eines  Epitaphs  u.  a.  m. 

Im  Thurm  hängen  drei  Glocken.  Die  grössere  (Dm.  1,22  m)  hat  die  Glocken. 
Inschrift  SOLI  DEO  GLORIA  und  dabei  die  Angabe,  dass  sie  unter  dem  Etats- 
und Landrath  CHRISTIAN  LUDWIG  KARL  VON  KLINGGRAEFF  und  seiner  Frau 
MARGARETHE  ELISABETH  VON  LUTZOW  von  Joh.  Christian  Meier  zu  Neustrelitz 
1799  umgegossen  sei,  darüber  Krone  und  Engel.  Die  zweite  (Dm.  1,00  m) 
und  dritte  Glocke  (Dm.  0,73  m)  sind  ohne  Schrift  und  Zeichen. 

Vasa  Sacra.  i.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  vom  Ende  des  Vasa  sacra. 
XIV.  oder  Anfang  des  XV.  Jahrhunderts,  auf  vierpassigem  Fuss,  welcher  so 
gebildet  ist,  dass  den  vier  Hauptpässen  vier  kleinere  Pässe  zwischengefugt 
sind.  Auf  dem  P'uss  ein  kleiner  plastischer  Knicifixus  als  Signaculum, 
diesem  entgegengesetzt  ein  dem  XVI,  Jahrhundert  angehörendes  Kruse'sches 
Wappen  mit  den  Initialen  M  •  K»  In  den  Rotuli  des  Knaufes  der  Name  ij^efU^» 
ebenso  in  den  Annuli  des  Schaftes  i|^^fu^  —  CtlftU^.  —  2.  Silberner  Kelch  auf 
rundem  Fuss,  aus  dem  sich  ein  sechsseitiger  Schaft  entwickelt.  Die  sechs 
Theilflächen  des  Fusses  sind  mit  Gravierungen  geschmückt;  die  eine  dieser 
Flächen  enthält  das  Wappen  der  MARGRETA  MORDERS  mit  dem  Datum  1618, 
während  oben  an  der  Kupa  das  Wappen  der  GÖDELL  HÖRN  zu  sehen  ist. 
Arbeit  des  Rostocker  Goldschmieds  W(inckelmann).  —  3.  Silbervergoldeter 
Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts,  auf  sechspassigeni  Fuss.  An  der  Kupa  zwei 
Doppelmonogramme  unter  fiinfzackiger  Krone,  von  denen  das  eine  F»B«V»0. 
und   das   andere    die  Buchstaben  A»J«B«V«0«  enthält.     Als   Stadtstempel 


2l6  AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENUAGEN. 

ein  dreithürmiges  Thor,  ais  Meisteislempet  ein  P.  —  4 — 8.  Neuer  silber- 
vergoldeter Kelch  mit  Patene,  dazu  eine  Oblatendose  und  zwei  Kannen:  alle 
fünf  Stücke  neuere  Hamburger  Arbeiten,  Geschenke  des  Erbherrn  JENISCH 
auf  Varchentin  —  9^12.  Kranken geräth,  geschenkt  von  demselben,  dazu  ein 
kleiner  Knicitixus  und  zwei  Leuchter  Gleichfalls  Hamburger  Goldschmieds- 
arbeiten. —  13.  Alter  Zinnkelch,  mit  der  Marke  des  englischen  Zinns.  ^ 
14.  Kleiner  silberner  Schöpflöffel,  ohne  Stempel. 


Schloss  lu  Vu-chep 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Varchow.') 

^^Huf  der  Burg  zu  Varchow  sitzt  in  alter  Zeit  das  mit  der  mächtigen  Familie 
^*"  Holstein  stammverwandte  Geschlecht  der  Kruse.  Schon  am  13.  Juli  1326 
gründen  vier  Mitglieder  dieser  Familie  auf  Varchow  die  Kapelle  in  Lehsten.*} 
Am  22.  März  1342  erscheinen  Reynekinus  und  Thydericus  fratres,  dicti  Krusen 
in  villa  Verchowe.')  Nach  Art  vieler  alter  Familien  halten  die  Kruse,  welche 
später  auch  Krause  genannt  werden,  ihren  Besitz  lange  fest.  Noch  am  An- 
fang des  siebenzehnten  Jahrhunderts  blüht  die  Familie,  welche  inzwischen  auch 
die  benachbarten  Güter  Varchentin,  Kraase  und  Bredenfetde  erwirbt,  dann  aber 
b^innt  der  Niedergang  ihres  Besitzes.*) 

')  15  km  südlich  von  Stavenhngen.    >Ort  des  Verchi,  oder  Hochdorf,  wenn  die  Ableitung 
TOD  dem  Bltstaviscfaen   >vrühü<  =  Gipfel  richtig  ist.    Vgl.  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  149. 
■)  M.  U.-B.  4749- 
•)  M.  U.-B.  6196. 
*)  Vgl.  Lisch,  M,  Jahrb.  XXIX,  S.  165  ff. 


GUT  UND  KIRCHDORF  VARCHOW.  217 

Ausser  den  Krusen  haben  aber  auch  die  von  Kamptz  Antheile  in 
Varchow.  Henning  von  Kamptz  erscheint  1420  als  Inhaber  von  vier  Bauer- 
höfen und  acht  Hufen  daselbst.  Dass  dieser  Besitz  ein  sehr  alter  ist,  geht  aus 
einem  Zeugenverhör  vom  Jahre  1574  hervor.  Damals  weiss  keiner  unter  den 
Kamptzen  anzugeben,  wann  und  von  wem  sie  ihn  erworben  haben.  Da  jedoch 
Varchow  Stammlehn  der  Krusen  ist,  und  eine  Mai^aretha  Kruse  in  ältester 
Zeit  als  Ehefrau  eines  Kamptz  genannt  wird,  scheinen  diese  Güter  von  der 
Familie  Kruse  erheirathet  zu  sein.^)  Die  von  Kamptz  verkaufen  sie  in  den 
Jahren  1696  und  171 1  an  Dietrich  Otto  von  Winterfeld,  der  auch  einen 
Kruse'schen  Antheil  erwirbt.  Doch  im  Jahre  1755  kauft  Joachim  Ernst 
von  Kamptz  den  alten  Besitz  zurück  und  bildet  damit  das  seitdem  selbst- 
ständig gewordene  Gut  Klein- Varchow.*) 

Der  vorher  berührte  Niedergang  des  Kruse'schen  Besitzes  erhellt  aus 
den  unaufhörlichen  Verpfandungen,  welche  sich  durch  das  ganze  siebenzehnte 
Jahrhundert  hindurchziehen  und  mit  dem  im  Jahre  1700  an  Otto  Dietrich 
von  Winterfeld  geschehenen  Verkauf  Varchows  enden.')  Winterfeld  erhält 
den  Lehnbrief  über  das  ganze  Gut  Varchow  am  23.  April  1702,  muss  aber 
bei  dieser  Gelegenheit  auf  die  hohe  Jagd  verzichten.  Wie  bereits  bemerkt 
worden,  veräussert  Winterfeld  den  früheren  Kamptz'schen  Antheil,  welcher 
später  das  Gut  Klein- Varchow  bildet,  1755  an  Joachim  Ernst  von  Kamptz; 
der  zurückbleibende  Theil,  welcher  nunmehr  das  Gut  Gross- Varchow  bildet, 
geht  1756  in  die  Hände  des  Etatsraths  Christian  von  Klinggräff  über,  von 
dem  ihn  1803  der  Kammerrath  Johann  Karl  David  Zimmermann  erwirbt. 
Dessen  Rechtsnachfolger  ist  1821  der  Rathsherr  Martin  Jenisch  und  1828  der 
Banquier  Gottlieb  Jenisch.  Im  Jahre  1836  erwirbt  der  letztgenannte  das 
Kunkellehn  Varchentin.  1863  wird  auch  Varchow  Kunkellehn,  und  heute  sind 
beide  Güter  im  Besitz  der  Gräfin  Maria  Anna  Grote,  geb.  Jenisch. 

Wie  Varchentin,  so  gehört  auch  Varchow  mit  seinen  älteren  Filialen 
Bredenfelde  und  Lehsten  nicht  mehr  zur  Kamminer,  sondern  bereits  zur 
Schweriner  Diöcese  und  liegt  somit  ausserhalb  des  Landes  Circipanien,  dessen 
Grenze  hier  durch  die  Kittendorfer  Peene  gebildet  wird.  Die  Zugehörigkeit 
zur  Diöcese  Schwerin  ist  überdies  deutlich  aus  jener  Urkunde  vom  13.  Juli  1326 
zu  ersehen,  in  welcher  die  von  den  Bewohnern  des  Dorfes  Lehsten  und  von 
den  Krusen  auf  Varchow  neu  gegründete  Kirche  des  hl.  Nikolaus  zu  Lehsten, 
an  welche  heute  nur  noch  eine  Glocke  eine  Erinnerung  wachruft,  durch  den 
Bischof  Johann  von  Schwerin  als  Filia  zur  Kirche  in  Varchow  gelegt  wird.*) 
Damals  giebt  es  hier  einen  Kirchherrn  Thymo  (Timm).  Um  1520  verräth 
uns  die  Glocke  zu  Lehsten  den  Namen  des  Pastors :  es  ist  Nikolaus  Mandüvel. 
Um  1541  ist  Johann  Berckow  Pastor  in  Varchow,  der  (nach  Cleemann)  erst 
im  Jahre  1582  gestorben  sein  soll.     Aber  als  seinen  Substituten  und  späteren 


*)  Vgl.  C.  J.  G.  von  Kamptz,  Geschichte  der  Familie  von  Kamptz  1871,  S.  33. 
*)  Kamptz,  a.  a.  O.,  §  319  ff. 
*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 
*)  M.  U.-B.  4749. 


2l8 


AMTSGERICHTSBEZIRK  STAVENHAGEN. 


Kirche. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Nachfolger  finden  wir  schon  1575  den  Martinas  Brathering  auf  der  Pfarre.  Er 
unterschreibt  1577  die  Konkordienformel.  Eine  Zeit  lang  nennt  er  sich 
Martinus  Moenius,  nimmt  aber  später  den  Namen  Brathering  wieder  an,  wie 
aus  seinen  vielen  Briefen  an  den  Herzog  Ulrich  ersehen  werden  kann,  und  ist 
nachweislich  noch  über  16 14  hinaus  im  Amt  (nach  Cleemann's  Quellen  bis  1622). 
Ihm  folgt  Johann  Heinrici  bis  in  die  grossen  Unglücksjahre  1637  und  1638, 
die  ihn  zugleich  mit  seinen  Pfarrkindern  vertilgen.  Drei  Personen  giebt  es 
1648  in  Lehsten,  während  Varchow  und  Bredenfelde  menschenleer  geworden 
sind.  Doch  1651  berufen  die  von  Kruse,  als  Inhaber  des  Patronats  von 
alter  Zeit  her,  wieder  einen  Pastor  nach  Varchow :  es  ist  Christian  Arnold 
Lange  (f  1669).  Es  folgen  weiter:  1670  Joh.  Bernhard  Hartmann  (f  1676), 
1677  F'riedrich  Sternhagen  (f  1703),  1704  Nikolaus  Breddin  (f  1738),  1738 
der  Sohn  Christoph  Joh.  Breddin  (f  1753  oder  1754),  1755  Adolph  Christoph 
Bresse  (f  1775)  und  1776  Kord  Joachim  Knöchel  (7  1801).  Ueber  die  Geist- 
lichen des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Ziegelbau  auf  einem  Granit- 
fundament, mit  Chorschluss  aus  dem  Achteck  und  mit  lauter  zweitheiligen 
Fenstern,  deren  Wandungen  und  Laibungen  alt,  deren  Pfostungen  aber  neu 
sind.  Im  Innern  eine  neue  flache  Holzdecke,  wie  denn  überhaupt  die  ganze 
Einrichtung  neu  ist.  Das  Innere  des  alten  Thurms  hat  1860  eine  neue 
Wölbung  erhalten  und  dient  als  Raum  Tür  die  Taufen.^)  In  einem  Anbau 
werden  noch  sieben  gut  geschnitzte  Figuren  aus  einem  gothischen  Triptychon 
aufbewahrt.  In  der  Kirche  hängen  zwei  grosse  Bilder,  eins  vom  Pastor  Stern- 
hagen (gest.  1704),  das  andere  vom  Pastor  Breddin,  dem  Schwiegersohn  und 
Nachfolger  jenes. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 
Die  kleinere  hat  eine  zweizeilige  rund  herumlaufende  Inschrift  in  gothischen 
Minuskeln.  Sie  ist  aber  nur  von  einer  Seite  her  erreichbar  und  lä.sst  sich 
daher  nur  theilweise  entziffern:  .  .  .  \)ÜX\§  fitoficr  •  Ijcnuillrfl  •  IltUfe  •  Ijllirfcft 

&arliota  •  iodjitn  •  laiifeman  •  b  ti  111  i  e  •  anno  •  boniini  •  nitil):liiii  *  * « * 

Aus  der  Jahreszahl  1568  ist  somit  zu  ersehen,  dass  die  Glocke  zur  Zeit  des 
Pastors  Johann  Berchow  (Barkow)  gegossen  worden  ist.*) 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Gothischer  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss;  auf 
den  Rotuli  des  Knaufes  der  Name  IIlHSVS.  Als  Signaculum  am  Fuss  die 
Kreuzigungsgruppe.  Keine  Werkzeichen,  weder  am  Kelch  noch  an  der  zu- 
gehörigen Patene.  —  3.  Grösserer  Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts  auf  sechs- 
passigem Fuss,  mit  einem  aufgelegten  Krucifixus  als  Signaculum.  Vom 
Rostocker  Meister  BL  (Detlof  Lehmann).  Auf  der  Unterseite  die  Inschrift: 
JFR  •  MARIA  DOROTHEA  STERNHAGEN  ANNO  1719,  24  SEPT«    —    4.  5.  Kelch 


^)  Rönnherg,    M.  Jahrb.  XL,  S.  211. 

*)  Die  Siglen  V  b  tn  i  t  bedeuten  >verbum  domini  manet  in  eternum«.  Hinter  der  Jahres- 
zahl mag  noch  der  Name  des  Ciiessers  folgen.  Es  war  der  Glocke  sehr  schwer  beizukommen. 
Vgl.  Rönnberg,  M.  Jahrb.  XL,  S.  211. 


GUT  UND   FILIAL- KIRCHDORF   BREDENFELDE. 


219 


auf  rundem  Fuss,  auf  dessen  Unterseite  die  Inschrift  steht:  CHRISTI  ANUS 
SAMUEL  BREDDIEN  23  •  MARZ  1736.  Als  Stadtstempel  ::n  dreithürmiges 
Thor  und  als  Meisterstempel  (T^§),  ebenso  auf  der  Patene.  —  6.  Geräth  für  die 
Kranken-Kommunion,  Hamburger  Arbeit  (B  ^t  G).  —  7.  Silbervergoldete  länglich 
runde  Oblatendose,  mit  dem  Namen  der  Stifterin  SOPHIA  CHRISTINA  STERN- 
HAGIN  auf  dem  Deckel.  Stadtzeichen  wie  bei  No.  4  und  5.  Als  Meisterzeichen 
ein  Cursiv-F.  —  8.  Grosse  silberne  Kanne,  1854  von  GOTTLIEB  JENISCH  als 
Patron  der  Kirche  geschenkt.  Hamburger  Arbeit  (B  A  G).  —  9.  Taufbecken 
von  Messing,  mit  Adam  und  Eva  unter  dem  Baum. 


Am  Schulbausc  zu  Lehsten  hängt  eine  kleine  Glocke,  die  bei  Sterbe- 
fallen gebraucht  wird.  Sie  soll  ursprünglich  auch  ihren  Platz  auf  dem  Thurm 
zu  Gross -Varchow  gehabt  haben,  aber  später  als  Vergütung  für  Glockengut, 
das  von  Lehsten  zum  Guss  der  Varchowschen  Glocke  geliefert  wurde,  dorthin 
gegeben  sein.  Alles  das  angeblich  noch  vor  dem  dreissigjährigen  Kriege. 
Nach  Niederlegung  der  Kirche  zu  Lehsten  (welche  erst  nach  dem  dreissig- 
jährigen Kriege  statthatte),  ist  die  Glocke  in  Lehsten  geblieben.    Ihre  Inschrift 

lautet:  aiiQ  tiFf  •  tn  •  cccccj:}:  •  ^tt  nicQlau^  inantililiel  •  ]^el)i  •  goti  •  bntie 

Ü  •  lliarya  •  }ftttt  •     Zwi.schen   den  einzelnen  Wörtern   der  Inschrift  statt  der 
Punkte  kleine  Blatt -Verzierungen. 


Schulhaus 

zu 
Lehsten. 


"      -N     ->    ^*. 


')  Fast  12  km  südsUdöstlich  von  Stavenhagen.  Der  Name  wird  wahrscheinlich  von  der 
alten  Adelsfamilie  der  Brede  abzuleiten  sein,  wenngleich  wir  von  deren  Beziehungen  zum  Gute 
nichts  wissen. 

*)  M.  U.-B.  7829. 

')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Bredenfelde.') 

|as  Gut  Bredenfelde  ist  in  alter  Zeit  unter  mehrere  Besitzer  getheilt  und  Geschichte 
kommt  erst  verhältnissmässig  spät  in  eine  einzige  Hand.  Am  ^^s 
12.  November  1353  verleiht  Fürst  Bernhard  von  Werle  den  Gebrüdem 
Henning  und  Hardeloff  Voss  neue  Besitzungen  in  Bredenfelde  und  bestätigt 
ihnen  die  alten  daselbst.*)  Dies  der  eine  Theil.  Der  andere  Theil  wird  von 
den  Krusen  auf  Varchentin  besessen,  bildet  eine  Pertinenz  dieses  Gutes  und 
theilt  dessen  Schicksale  bis  ins  neunzehnte  Jahrhundert. 

Die  von  Voss  halten  ihren  Antheil  bis  zum  Jahre  1702  fest;  dann 
treten  sie  ihn  an  Vincent  von  Aven  ab,  welcher  am  8.  Oktober  desselben 
Jahres  um  Ertheilung  des  Lehns  über  Bredenfelde  bittet  und  den  Lehn- 
brief   erhält.*)      Nach    dessen    Tode    übernimmt    sein    Tochtersohn    Friedrich 


220 


AMTSGERICI ITSBEZIRK  ST AVEN  HAGEN . 


Kapelle. 


August  von  Kaikreuth  in  der  Auseinandersetzung  mit  seinen  Miterben  das 
Gut,  um  es  1773  dem  Etatsrath  Christian  von  Klinggräff  auf  Chemnitz  und 
Pinnow  zu  verkaufen,  welcher  inzwischen  das  Gut  Varchentin  mit  seinen  Per- 
tinenzen,  also  auch  mit  denen  in  Bredenfelde  erworben  hat.*) 

Die   Kruse'schen  Antheile  von  Bredenfelde   kommen   theilweise   in   die 
Hände  des  Otto  Dietrich  von  Winterfeld  und  in  die  eines  Gottschalk. 

Nachdem  darauf  die  von  Kruse  ihre  Rechte  im  Jahre  1693  dem  Geheimrath 
Johann  Levin  Ferber  abgetreten  haben,  erreicht  dieser  von  Herzog  Gustav  Adolf 
die  Allodificierung  Varchentins  nebst  Pertinenzen  und  dessen,  was  er  hinzu- 
erwerben würde.  Doch  die  Allodialität  des  Besitzes  wird  ihm  durch  Herzog 
Friedrich  Wilhelm  wieder  genommen,  dafür  aber  sein  Besitz  zum  Kunkellehn 
gemacht,  und  nun  gelangen  17 19  auch  die  Antheile  des  Winterfeld  und  des  Gott- 
schalk in  seinen  Besitz.  Daher  ist  Bredenfelde  noch  heute  zum  Theil  Mann-, 
zum  Theil  Kunkellehn.*)  Im  Jahre  1752  stirbt  der  Hofmeister  Johann  Friedrich 
von  Ferber  auf  Varchentin,  Bredenfelde  und  Kraase,  ohne  Leibeserben  zu 
hinterlassen.  In  Folge  davon  erhält  seine  Schwester,  die  verwittwete 
von  Klinggräff,  diese  Güter  in  der  Erbtheilung  und  tritt  sie  1760  ihrem  Sohn, 
dem  Etatsrath  Christian  von  Klinggräff  ab,  von  dem  oben  bereits  bemerkt  ist, 
dass  er  auch  den  Voss'schen  Antheil  an  Bredenfelde  erwarb.  Nach  seinem 
Tode  übernimmt  1809  Ernst  Moritz  von  Heyden  das  nunmehr  zu  einem 
Ganzen  vereinigte  Gut,  veräussert  es  aber  kurz  vor  seinem  am  29.  December  1 8 1 5 
erfolgenden  Hinscheiden  an  den  Premier- Leutnant  von  Arenstorff  aus  dem 
Hause  Sadelkow.  Indessen  macht  sein  Neffe  Wichard  Wilhelm  von  Heyden 
das  agnatische  Vorkaufsrecht  hinsichtlich  des  Mannlehn -Theils  geltend  und 
erwirbt  18 16  Bredenfelde  durch  Vergleich  zurück.  Seitdem  ist  es  Heyden'schcr 
Besitz  geblieben. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Varchow. 

Kapelle.     Die  Kapelle  in  Bredenfelde  ist  ganz  neu,  ebenso  sind  es  die 
Glocken  und  die  Vasa  sacra. 


Das  Kirchdorf  Briggow/) 

Geschichte  H^Hls  Gemeke  Kossebade   im  Jahre  1350  zusammen   mit  seinen  Vettern  und 

des         '(■a     Söhnen    den    Berend    Maltzan    und    dessen    Brüder    wecken    zahlreicher 

^^  ^^'      schwerer  Vergewaltigungen   seiner    Besitzungen    mit    Raub    und    Brand    beim 

Herzog  Albrecht  verklagt,  da  nennt  er  unter  seinen  geschädigten  Gütern  auch 


*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

•)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

■)  12  km  sUdsUdöstlich  von  Stavenhagen.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  29,  verbindet  den 
Namen  Begerrowe  mit  den  altslavischen  Wortstämmen  b^gö  =  Flucht  und  begarl  =  Läufer  und 
übersetzt  ihn  mit  »Ort  des  B^garc    Das  könnte  also  soviel  sein  wie  der  deutsche  OrtsnamQ  Lau^'en. 


KIRCHDORF  BRIGGOW.  221 

einen  Hof  zu  Briggow  (t&  Begerrowe,  tho  Beggherow).*)  Dreissig  Jahre  später, 
um  1381,  finden  wir  dort  auch  den  Knappen  Günther  Stalbom  angesessen.*) 
Neben  den  von  Stalbom  treten  nachher  im  XV.  Jahrhundert  auch  die  von 
Wozenitz  (Wotzen,  Wutzen)  auf.*)  Die  meisten  Antheile  aber  am  Dorf  erwirbt 
in  der  Folge  das  Kloster  Ivenack,  sodass  es  im  Amtsbuch  von  1 565/1 576 
heisst,  das  Dorf  gehöre  dem  Klosteramt  Ivenack  mit  allen  Rechten  und  Ge- 
rechtigkeiten, doch  seien  einzelne  Bauernhöfe  da,  deren  Eigenthum  den  Herren 
Kaspar  Ganz,  Joachim  Arenstorff  und  Kune  Hane  gehöre.  Einige  dieser  An- 
theile gehen  an  die  Familie  Voss  über.  Aber  eine  Konsolidierung  des  Gutes 
gelingt  erst  im  XVII.  Jahrhundert  (1647,  1670,  1674,  1691)  dem  Hans  Friedr. 
von  Krackewitz,  der  am  25.  April  1702  von  Herzog  Friedrich  Wilhelm  den 
Lehnbrief  erwirkt.  In  Krackewitz'schen  Händen  bleibt  Briggow  bis  1791.  In 
diesem  Jahre  geht  es  an  die  Familie  von  Oertzen  über,  die  es  noch  heute 
besitzt. 

Ueber  die  Gründung  der  Kirche  und  ihre  ursprünglichen  Verhältnisse 
ist  nichts  bekannt  geworden.  Um  1638  ist  sie  Filia  der  Kirche  zu  Gross- 
Helle.  1648  ist  an  beiden  Orten  alles  wüste  und  leer.*)  Man  nimmt  einen 
Anschluss  an  Stavenhagen  in  Aussicht,  aber  es  kommt  nicht  dazu.  Im  Visi- 
tationsprotokoll von  1662  heisst  es,  dass  die  von  Arenstorff  das  Patronat 
gehabt  haben.  Es  ist.  ferner  eine  aktenmässig  festgestellte  Thatsache,  dass 
der  gen.  von  Krackewitz  mit  dem  Arenstorff'schen  Grundbesitz  auch  das 
Patronat  erwirbt,  und  dass  die  Kirche  unter  Kracke^yitz'schem  Patronat,  und 
zwar  zusammen  mit  ihrer  ehemaligen  Materkirche  in  Gross -Helle,  in  ein  Filial- 
Verhältniss  zur  Kirche  in  Mölln  tritt,  wie  es  auch  heute  wieder  besteht.  In- 
zwischen aber  ist  sie  mehrfach  hin  und  her  gewandert:  schon  im  XVIII.  Jahr- 
hundert von  Mölln  wieder  fort  zur  Kirche  in  Gross-Varchow  und  von  dieser 
zur  Kirche  in  Kastorf     Seit  1829  aber   ist  sie  wieder  mit  Mölln  verbunden.^) 

Kirche.     Die  neugothische  Kirche  ist  1866  in  nicht  gerade  glücklichen      Kirche. 
Formen  erbaut.     Im  Innern  eine  flache  Decke,   im  Osten  eine  Apsis  aus  dem 
Achteck.    Die  innere  Einrichtung  ist  ebenfalls  neu  und  bietet  nichts  Bemerkens- 
werthes. 

Im  Thurm  drei  Glocken  übereinander.    Die  unterste  und  grösste  Glocke     Glocken. 
(Dm.  0,97  m)  ist   die   jüngere.     Sie  ist  laut  Inschrift  1722  unter  dem  Patronat 
des  CHRISTIAN  FRIEDERICH  V.  KRACKEWITZ,  Hochfürstlich  Mecklenburgischer 
Kapitän,  und  zur  Zeit  des  Pastors  ANDREAS  BARCKOW  zu  Kastorf  von  Michael 
Begun  gegossen  worden.     Die  zweite  Glocke  (Dm.  0,91  m)  ist  die  ältere.     Sie 


*)  M.  U.-B.  7142.  Das  Register  des  Urkundenbuches  identificiert  allerdings  Briggow  und 
Beggerrowe,  aber  es  ist,  wie  Grotefend  mit  Recht  erinnert,  nicht  zu  tibersehen,  dass  es  auch  in 
Pommern  ein  Beggerow  giebt.     Hier  muss  also  auf  weitere  Aufklärung  gewartet  werden. 

*)  M.  U.-B.  1 1  360. 

')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 

*)  Stuhr,   Kirchenbücher  Mecklenburgs,  M.  Jahrb.  LX,  S.  20.  21. 


222 


AMTSGERICHTSBEZIRK   STAVENHAGEN. 


Kleinkunst- 
werke. 


ist  1696  unter  dem  Patronat  des  HANS  FRIEDRICH  V.  KRACKEWITZ  von  Ernst 
Siebenbaum  gegossen.  Ausserdem  eine  dritte  Glocke.  Aber  sie  ist  so  gehängt, 
dass  sie  sich  nur  mit  den  grössten  Schwierigkeiten  besichtigen  lässt.  Indessen 
ist  uns  ihre  Inschrift  im  Inventar  von  181 1  erhalten.  Darnach  ist  sie  der 
Kirche  von  MARIA  ELEONORA  VON  KRACKEWITZ  geschenkt  und  1742  von 
Joh.  Heinrich  Scheel  in  Stettin  gegossen  worden. 

Kleinknnstwerke.  i.  2.  Kelch  mit  Patene  von  dem  Güstrower  Gold- 
schmied Lenhard  Mestlin,  171 5  von  URSULA  ELISABETH  VON  KRACKEWITZ 
gestiftet.  Am  Fusse  ihr  Wappen.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene, 
gestiftet  1755  von  S  •  E  •  V .  KRACKEWITZ.  Auf  der  Unterseite  des  Kelch- 
ftisses  ein  undeutlicher  Stadtstempel  neben  dem  Meisterstempel  J.  F.  M.  — 
5.  Länglich  runde  Oblatendose  auf  vier  Füssen,  gestiftet  1749  von  C«D«V«  K« 
Auf  der  Unterseite  als  Stadtstempel  ein  Thor  mit  drei  Thürmen,  als  Meister- 
stempel A.  F.  S.  —  6.  Messingbecken  mit  Verzierungen  auf  dem  Rande.  Im 
Innern  der  Name  CHRISTOF  RICHTER  A  •  1703.  —  7.  Neues  Taufbecken,  ge- 
stiftet 1898  von  der  Familie  V  •  OERTZEN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial  -  Kirchdorf  Tarnow/) 

n  Tarnow  sitzen  schon  1273  die  Dargatz.  In  diesem  Jahre  bewidmen 
Friedrich  und  Gothan  Dargatz  die  Kirchen  zu  Kleeth  und  Tarnow 
und  verleihen  ihnen  einen  Priester.*)  Im  Jahre  131 2  vergleichen  die  Fürsten 
Nikolaus  und  Johann  von  Werle  einen  Streit  des  Klosters  Reinfeld  mit  den 
Dargatz  wegen  des  Patronates  der  Kirche  in  Kleeth.*)  Weitere  Nachrichten 
aus  dem  Mittelalter  fehlen.  Mit  dem  1505  erfolgten  Aussterben  der  Dargatz 
scheint  das  Gut  an  die  Maltzan  gekommen  zu  sein,  denn  1520  gehört  es  theil- 
weise  zu  Schorssow,  und  später  finden  wir  es  mit  dem  im  Maltzan'schen 
Besitz  befindlichen  Gut  Kittendorf  vereinigt.*)  1625  verpfändet  Franz  Maltzan 
Tarnow  an  Daniel  Gebben  auf  20  Jahre  und  1644  auf  weitere  20  Jahre  an 
die  Gebben'schen  Erben,  welche  es  1672  an  Valentin  Christoph  von  Barner 
cedieren.  Bald  darauf  wird  Tarnow  von  den  von  Maltzan  wieder  eingelöst. 
Wenigstens  ist  es  1700  schon  wieder  in  ihrem  Besitz,  diesmal  bis  1779.  Von 
1779  bis  1786  haben  es  die  von  Zülow.  Dann  aber  ist  es  bis  18 19  wieder  in 
Maltzan'schen  Händen.  1819  hat  es  Georg  Haberland,  1836  Karl  Neumann, 
1848  Friedr.  Wilh.  Burchard,  1855  Karl  August  von  Meyenn,  1860  Joh.  Heinr. 
Karl  Schilder,  1872  Gustav  Adolf  Bock  und  von  1896  an  bis  jetzt  Gustav 
Franz  Wendenburg. 


^)  13  km  südsüdöstlich  von  Stavenhagen.     >Ort   des  Tarne    oder  »Dorndorf c 
trunu  =  Dom :  Kühnel  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  142. 
*)  M.  U.-B.  1300. 
»)  M.  U.-B.  3538. 
^)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  492.     Akten  im  Grossh.  Archiv. 


Altslavisch 


GUT    UND   FILIAL- KIRCH  DORF  TARNÜW.  223 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Mölln  (Amtsgerichtsbezirk 
Penzlin).  1648  ist  das  Dorf,  in  dem  es  vor  dem  Kriege  sechs  Bauern  und 
einen  Kossäten  gegeben  hat,  völlig  wüst  und  menschenleer.  1703  werden 
wieder  vierunddreissig  Beichtkinder  gezählt.') 

Kapeil«.     Die   Kapelle   ist   ein  Fachwerkbau   in  Form   eines   regulären      Kapelle. 
Achtecks   und   mit   einer   flachen  Decke   geschlossen.     Die  innere  Einrichtung 
im   klassicierenden  Stil   des  XVIII.  Jahrhunderts   ist    unbedeutend.     Altar  und 
Kanzel  befinden  sich  an  der  nordwestlichen  Seite, 

Im    freistehenden  Glockenstuhl    neben   der  Kapelle  zwei  Glocken,   eine     Glocken, 
grössere   und   eine   kleinere.     Beide  sind   1760  unter  dem  Patronat  des  KARL 
LUDWIG  VON  VIEREGGE  von  Joh.  Va).  Schultz  in  Rostock  gegossen   worden. 

Kleinknnstwerke.     1 — 3.  Zwei   Zinnkelche    und    eine    Zinnpatene,    alle  Klcinkunst- 
drei  mit  der  Marke  des  englischen  Zinns.  —  4 — 5.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine      werke, 
gestiftet   laut   Inschrift   von    PETER  VlifULF  1692,    der   andere    von  1       ^^^ 
FRANTZ  BOOCHMANN  1692.     Bei  beiden  als  Stadtstempel  der  wer-  |  |  j3jH| 
lesche  Stierkopf  und  der  nebenstehende  Meisterstempel. 

')  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 


Aus  dem  Schlosspark  i 


224 


VORGESCHICHTLICHE  STELLEN. 


Amts- 
gerichts- 
bezirk 
Teterow. 


Die  wichtigsten  vorgeschichtlichen  Stellen 

in  den  Amtsgerichtsbezirken  Teterow,  Malchin  und  Stavenhagen. 

Amtagerichtabezirk  Teterow.  Teterow.  Kegelgrab  an  der 
Eisenbahn  bei  Teterow,  worin  zerbrochene  Aschenurnen  mit  zerbrannten 
Kinderknochen,  ein  Ring  und  eine  Nadel  aus  Bronze,  sowie  mehrere  Spindel- 
steine und  Perlen  gefunden  wurden.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXIX,  Q.-B.,  S.  2. 

Auf  der  »Borgwallinsel«  im  Teterower  See  ein  Burgwall,  ca.  loo  Schritt 
lang  und  40  Schritt  breit,  8  m  über  dem  Wasserspiegel.  Lisch,  M.  Jahrb. 
XXVI,  S.  181.     Siehe  o.  S.  i  und  2. 

Pampow.  Beim  Bau  des  neuen  Hofes  fand  man  1847  mehrere  Urnen 
von  schwarzer  und  brauner  Farbe  mit  und  ohne  Henkel  und  mit  Verzierungen, 
die  auf  einen  alteisenzeitlichen  Begräbnissplatz  schliessen  lassen.  Lisch,  M. 
Jahrb.  XIII,  S.  381. 

Levitzow.  In  einem  früheren  Grabhügel  fand  man  im  Anfang  des 
XVIII.  Jahrhunderts  einen  (römischen)  Becher  von  dunkelblauem  Glase,  der 
sehr  schön  erhalten  war.  Er  wird  im  Grossherzoglichen  Museum  aufbewahrt. 
Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVII B,  S.  234.  —  Ueber  neuerdings  gefundene  Urnen- 
gräber und  Wohngruben  ist  noch  nichts  näheres  bekannt  geworden. 

Bttlow.  Am  See  ein  schöner,  jetzt  ebengemachter  Burgwall  wendischen 
Charakters. 

Klein -Lttkow.  Nicht  weit  vom  Malchiner  See  bei  Klein -Lukow  findet 
sich  ein  Hügel  mit  einem  Erdwal!,  der  »Burgwall«  genannt.  Lisch,  M.  Jahr- 
buch IV  B,  S.  93,  XXXVIII,  S.  163.  Ueber  einen  Moorfund  jüngerer  Bronze- 
zeit, sehr  ähnlich  denen  von  Basedow  und  Dahmen,  vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII, 
Seite  376. 

Gnibenbagen,  Moltzow  und  VoUrathsrnhe.  Die  Feldmarken  von 
Grubenhagen,  Hallalit,  Steinhagen  und  Vollrathsruhe  sind  mit  heidnischen 
Gräbern  übersäet,  während  mitten  dazwischen  die  Feldmark  von  Glocksin, 
wahrscheinlich  durch  die  Ackerkultur,  völlig  rein  von  Steinen  und  Grabhügeln 
ist.  Lisch,  M.  Jahrb.  VI  B,  S.  70.  Beltz,  Vorgeschichte,  S.  37.  Untersucht 
sind  erst  wenige:  eine  Ausgrabung  des  Dr.  Beltz  bei  Hallalit  1900  ergab  in 
einem  sehr  grossen  Kegelgrabe  und  anschliessendem  niedrigen  Grabhügel  sehr 
werthvoUe  Funde  aus  der  älteren  Bronzezeit  (im  Besitz  des  Herrn  von  Tiele- 
Winckler  auf  Vollrathsruhe). 

Hallalit.  In  den  Tannen  ein  zum  Theil  noch  erhaltenes  Hünengrab; 
vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXVI,  S.  126. 


VORGESCHICHTLICHE  STELLEN. 


22S 


Amtsgerichtabezirk  Malchin.  Malchin.  Der  :!>Kätelberg«,  un- 
gefähr eine  Viertelmeile  von  der  Stadt  entfernt,  ist  ein  früherer  Begrähniss- 
platz.  Man  fand  dort  unverbrannte  Gebeine,  eine  granitene  Steinaxt,  eine 
Urne  mit  verbrannten  Knochen  und  zwei  bronzene  Beschläge.  Ritter,  M.  Jahr- 
buch VI  B,  S.  31.  —  Eine  Viertelstunde  südöstlich  von  der  Stadt  liegt  der 
»Borgwall«.  Der  Burgwall  bildet  ein  grosses  rundliches  Viereck,  welches  ca. 
125  Schritt  im  Durchmesser  hat  und  sich  ca.  2  Meter  noch  über  die  Wiesen- 
höhe erhebt.  Dieser  Burgwall  mag  in  heidnischer  Zeit  der  Sitz  der  Verwaltung 
des  Landes  Malchin  gewesen  sein.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVIII  B,  S.  174.  Im 
Jahre  1822  wurden  unter  einem  Steine  mehrere  Bronzedolche  ganz  alter  Form 
angetroffen.  Vgl.  zuletzt  Beltz,  Vorgeschichte,  S.  304.  —  Ueber  ein  im  Hain- 
holze 1894  zerstörtes  Urnenfeld,  dessen  Funde  zerstreut  sind,  ist  leider  nichts 
Näheres  zu  ermitteln  gewesen. 

Gorschendorf.  An  der  Chaussee  von  Neu -Kaien  wurden  1852  vier 
eisenzeitliche  grosse  Urnen  gefunden,  worin  sich  zerbrannte  Knochen  befanden. 
IJsch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  241.  Ein,  anscheinend  wendisches,  Skelettgräberfeld 
ist  1894  aufgedeckt. 

Pisede.  Einen  an  der  Rostock -Neubrandenburger  Chaussee  gelegenen 
grossen  ovalen  Begräbnissplatz  von  ungefähr  22  Meter  Länge  und  16  Meter 
Breite,  in  welchem  ein  Hünengrab,  zwei  Kegelgräber  und  ausserdem  noch  be- 
sondere Urnen  mit  nicht  unbedeutenden  bronzezeitlichen  Funden  entdeckt 
wurden,  beschreibt  ausführlich  Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  234. 

Basedow.  Auf  der  Feldmark  des  Gutes,  ungefähr  500  Schritte  vom 
Malchiner  See,  stand  ein  Kegelgrab,  in  dem  man  Waffen  und  Geräthe  von 
13ronze  fand,  die  im  Grossherzoglichen  Museum  aufbewahrt  werden.  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXVI  B,  S.  134.  135.  Die  Feldmark  ist  ungemein  reich  an  vor- 
geschichtlichen Denkmälern:  im  Park  zwei  steinzeitliche  Hünengräber;  am 
Fuchsberge  rechts  von  der  Chaussee  jungsteinzeitliche  Flachgräber;  vgl.  Beltz, 
M.  Jahrb.  LXIV,  S.  125.  Die  zahlreichen  Hügel  im  »Thiergarten«  haben  sich 
bei  Gelegenheit  des  Chausseebaues  1898  und  durch  Ausgrabungen,  die  Dr.  Beltz 
damals  und  seitdem  wiederholt  vorgenommen  hat,  als  Grabhügel  erwiesen, 
die  zum  Theil  der  Steinzeit,  zum  Theil  der  jüngeren  Bronzezeit  angehören; 
erhalten  ist  ein  grösseres  Steinkistengrab,  vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXIV,  S.  123. 
Ueber  einen  jungbronzezeitlichen  Moorfund  berichtet  Lisch,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  320. 
—  Die  Lage  des  Schlosses  und  einige  Funde  machen  es  wahrscheinlich,  dass 
es  sich  auf  den  Fundamenten  eines  wendischen  Burgwalls  erhebt. 

Demzin.  Ueber  eine  schöne,  wohl  einem  Grabe  entstammende  Lanzen- 
spitze vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXI,  S.  210. 

Lupendorf.  Ein  1899  bekannt  gewordenes  Urnenfeld  ist  noch  nicht 
weiter  untersucht. 

Schwinkendorf.  1842  wurden  hier  römische  Gegenstände  gefunden. 
Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  51. 

15 


Amts- 
gerichts- 
bezirk 
Malchin. 


226 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 


Rothenmoor.  Früher  gab  es  ein  Hünengrab  an  einem  Berge  am  Gross- 
Stüder  See,  darin  zertrümmerte  Urnen  gefunden  wurden.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII, 
S.  362.  Die  Feldmark  ist  überhaupt  reich  an  Gräbern.  Ein  Kegelgrab  mit 
einer  Steinkiste  liegt  nicht  weit  vom  Dorfe  hart  am  Wege  nach  Dahmen. 
Ebendaselbst  mehrere  Grabstätten,  worin  bronzene  Hals-  und  Armringe,  Heftel 
und  Knöpfe  gefunden  wurden.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII  B,  S.  24  und  XVI, 
Seite  260. 

Sagel.  Auf  der  Feldmark  ein  Burgwall.  Nahebei  der  »Hexenbergc 
und  auf  dem  Felde  »Peschendorfc  eine  runde  Stelle  von  26  Schritt  im  Durch- 
messer, die  mit  einem  alten  verfallenen  Graben  umgeben  ist.  Li.sch,  M.  Jahr- 
buch IV  B,  S.  92.  Auf  derselben  Sageischen  Feldmark  wurde  eine  Steinkiste 
von  fiinf  starken  Granitblöcken  freigelegt.  Darin  zwei  Kinderskelette  und  noch 
einige  Knochen.     Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  90. 

Dahmen.  Ueber  einen  jungbronzezeitlichen  Moorfund  vgl.  Lisch,  M.Jahr- 
buch X,  S.  283.     Beltz,  Vorgeschichte,  S.  71. 


¥t 


* 


Amts- 
gerichts- 
bezirk 
Staven- 
hagen. 


Amtsgerichtsbezirk    Stavenhagcn.      Stavenhagen.      An    der 

Grenze  des  Stadtfeldes  lag  ein  im  Jahre  1283  urkundlich  erwähntes  Hünengrab 
»sepulchrum  gigantisc  Die  Stelle,  wo  dieses  Grab  gelegen,  ist  der  heutige 
Resenberg.     Lisch,  M.  Jahrb.  III  B,  S.  116. 

Neu -Bauhof.  1860  wurde  im  Moor  ein  F'und  von  Bronzen  gemacht, 
die  zu  den  ältesten  des  Landes  gehören.    Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  144. 

Basepohl.  Von  einem  in  den  achtziger  Jahren  angeschnittenen  und 
zerstörten  Urnenfelde  ist  leider  nichts  erhalten  als  diese  Nachricht. 

Rentershof.  Auf  dem  Acker  des  Gutes  fanden  sich  Grab.stätten,  die 
durch  Steiiisetzungen  im  Erdboden  gebildet  wurden,  in  deren  Mitte  ein  oder 
mehrere  Urnen  standen.  In  der  grösseren  lagen  ein  Ring  von  2\'i  Centimeter 
Durchmesser  und  ein  offener  Armring  von  Bronze.  Beltz,  M.  Jahrb.  XLVII, 
S.  292;    über  spätere  Funde  M.  Jahrb.  LXI,  S.  209. 

Fahrenholz.  In  der  Nähe  (nach  einer  Beschreibung  von  1584)  ein  alter 
»Wendenkirchhof«,  eine  dem  Pastor  und  Küster  als  Acker  zugewiesene  vor- 
geschichtliche Grabstätte,  für  welche,  wie  man  sieht,  im  XVI.  Jahrhundert  der 
Name  »wendischer  Kirchhof«  gebraucht  wurde.  Von  wie  langer  Zeit  her,  ist 
natürlich  nicht  zu  sagen.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  248. 

Bei  Kastorf  und  Wolde  liegen  Burgwälle  wendischen  Charakters  (vgl. 
Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  270  und  272),  welche  zu  dem  ausgedehnten  Befesti- 
gungssystem an  der  Grenze  des  ToUenser-  und  Rhedarierlandes  gehören.  Vgl. 
Beltz,  Vorgeschichte,  S.  162  und  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  von  Mecklen- 
burg IV. 


VORGESCHICHTLICHE  STELLEN.  22/ 

Kittendorf.  Ein  Hünengrab  wird  genannt:  M.  Jahrb.  HIB,  S.  119.  — 
Beim  Bau  der  Chaussee  von  Waren  nach  Stavenhagen  wurde  auf  der  Feldmark 
Kittendorf  ein  Hügelgrab  aufgebrochen,  worin  eine  Urne  mit  zerbrannten 
Knochen  und  auf  derselben  ein  kleines  gehenkeltes  Geföss  aus  Thon  zum 
Vorschein  kamen.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  414.  Das  Grab  wurde  später  als 
ein  »Römergrab«  angesprochen,  nachdem  man  noch  ein  un verbranntes  Skelett 
mit  Bronze-  und  Silbersachen  römischen  Ursprungs  gefunden  hatte.  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXVII  B,  S.  223. 

Claasdorf.  Ein  Urnenfeld  älterer  Eisenzeit  ist  1900  von  Dr.  Beltz 
untersucht  (noch  nicht  veröffentlicht,  Funde  im  Grossherzoglichen  Museum).  — 
Am  See  ein  kleiner  wendischer  Burgwall;  nahe  dabei  wendische  Brandgruben 
(Wohn-  oder  Grabstätten?). 

Varchentin.  Ueber  Gräber  der  jüngeren  Bronzezeit  vgl.  Lisch,  M.  Jahr- 
buch X,  S.  286.     Beltz,  M.  Jahrb.  LXI,  S.  219. 


Schliesslich  mag  hier  nachgetragen  werden,  dass  im  Pfarrgarten  zu 
Borgfeld  Ueberreste  einer  alten  Befestigung  erhalten  sind,  die  freilich  weniger 
auf  die  vorgeschichtliche  Zeit  als  auf  das  Mittelalter  hinweisen.  Sie  sind 
im  Geviert  angelegt  und  etwas  erhöht.  Der  innere  Umfang  beträgt  ungefähr 
400  Schritt.  Auch  ist  der  Platz  auf  drei  Seiten  von  einem  5 — 6  Meter  breiten 
Graben  umgeben,  während  er  nach  Westen  hin  an  einen  kleinen  Teich  anstösst. 
Schmidt.  M.  Jahrb.  XLVI  B,  S.  309. 


15» 


Blick  auf  die  Stadt  Penzlin. 


Amtsgerichtsbezirk  Penzlia. 


Die  Stadt  Penzlin.') 

leschichtc  der  Stadt.  Zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt  wird  der 
Ort  als  Dorf  unter  vielen  anderen  Dörfern  im  Jahre  1170  bei  der 
Gründung  des  Klosters  Broda,  das  Fürst  Kasimar  von  Pommern 
dem  Domstifte  zu  Havelberg  überweist.*)  Es  sind  im  Tollense-Lande  die 
Dörfer  Broda  (Braode),  Weitin  (Woiutin),  Chemnitz  (Caminiz),  Woggersin 
(Wogarzin),  Lebbin  (SzÜubin),  Kalübbe  (Calubye),  Passentin  (Patsutin),  Wulken- 
zin  (Wolcazcin),  Krukow  (Crukowe),  das  untergegangene,  anscheinend  zwischen 
Krukow  und  Alt-Rehse  gelegen  gewesene  Michnin,'}  Penzlin  (Pacelin),  Gross- 
Vielen  (Vihm),  Klein-Vielen  (Vilim  Carstici),  Hohen-Zieritz  (Cyrice),  Wustrow 
(W&zstrowe,  castrum  cum  villa),  ferner  im  Rhedarier- Lande  (Raduir)  oder  Lande 
Stargard  Podewall  (Podulin),  die  untergegangenen  Dörfer  Tribenow  (Tribinowe) 
und  Wigon  (Neubrandenburger  Feldmark),  Küssow  (Cussowe),  Warlin  (Werdelin, 
Tuardulin),    die   nicht  mehr  vorhandenen  Dobre   und  Step  (Neubrandenburger 

')  Die  älteste  Form  des  Namens  ist  Pacelin  (1170).  Dann  folgen  Pentzelin  (1230),  Pacirin 
(1354),  Pentiellin  (1263)  und  PenieUin  (1273)  u.  s.  w.     Nach  Kuhnel  .Ort  des  Pecela.. 

')  M.  U.-B.  95. 

')  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  211.  Vgl,  daiu  Lisch,  M.  Jahrb.  III.  S.  13,  Annikg.  1.  Viel- 
leicht gleichbedeutend  mit  MaUin.      5.  u.  S,  255,   Anmkg.  2. 


GESCHICHTE  DER  STADT  PENZLIN.  229 

Feldmark),*)  Rowa  (Rouene),  Prillwitz  (Priulbiz),  die  ehenjaligen  Dörfer  Nicakowe 
und  Malke  (östlich  von  Prillwitz),  Cammin  (Kamino),  Karlshof  bei  Cammin 
(Lang),  Riepke  (Ribike),  Säbel  (Tsaple),  Gross-  und  Klein-Nemerow  (Nimyrow), 
das  ehemalige  Malkowe  bei  Stargard,  Stargard  selbst,  sowie  das  ganze  Gebiet 
zwischen  der  Liepz,  dem  Woblitz-See  (stagnum  Woblesko)  und  der  Havel  bis 
nach  Götebend  (Chotibanz)  hinauf,  wobei  dann  die  derzeit  wüst  gelegenen 
Dörfer  zwischen  Vielen,  Götebend,  der  Liepz  und  der  Havel  noch  im  Besonderen 
wiederholt  werden.  Doch  muss  hierzu  bemerkt  werden,  dass  die  Bestätigungs- 
urkunde von  1182  etwas  sparsamer  mit  den  Namen  umgeht  und  dass  es 
Gründe  giebt,  die  Urkunde  von  1170  für  eine  spätere  Unterschiebung  zu  halten, 
wenngleich  die  Mehrzahl  der  in  ihr  vorgebrachten  Thatsachen  durch  nach- 
folgende echte  Bestätigungsurkunden  als  bestehende  erwiesen  werden.*)  In  der 
Bestätigungsurkunde  von  1182  steht  nichts  weiter  als:  ...  .  confirmamus 
videlicet  uillam  Br6d  ...  et  has  uillas:  Wigon,  Woitin,  Reze  et  Wolcaz, 
Cameniz,  Vilin  et  desertas  uillas,  que  a  Uilin  inter  fines  Chotebanz,  Lipiz  et 
Hauulam  iacent.  Und  darauf  wird,  wie  auch  in  der  Urkunde  von  1170,  die 
Saline  in  Golchen  (Cholchele)  nördlich  von  Treptow  hinzugefügt.^) 

Dem  sei  wie  ihm  wolle:  für  die  Geschichte  von  Penzlin  hat  es  eine 
Bedeutung,  bei  dieser  Gelegenheit  jenes  weite  mecklenburgische  Gebiet  ein  bis 
zwei  deutsche  Meilen  weit  im  Umkreis  von  Broda  und  Neubrandenburg  und 
nach  Südwesten  zu  —  wenn  die  Angabe  in  den  älteren  Urkunden  genau  zu 
nehmen  ist  —  sogar  mehr  als  doppelt  so  weit  ins  Auge  zu  fassen,  über  welches 
damals  der  Herzog  von  Pommern  gebietet,  und  festzustellen,  dass  Penzlin  davon 
umfasst  und  zugleich  mit  allen  andern  genannten  Ortschaften  der  Havelberger 
Diöcese  zugewiesen  wird.  Wie  nun  dieses  Gebiet  des  alten  Tolensaner-  und 
Rhedarier- Landes,  das  in  den  Verwüstungskriegen  des  Sachsenherzogs  Heinrichs 
des  Löwen  hart  mitgenommen  war,  einige  Jahrzehnte  später  nicht  mehr  unter 
der  Herrschaft  der  pommerschen  Herzöge  sondern  unter  der  des  Heinrich 
Borwin  und  seiner  Söhne  steht,  ohne  dass  die  Ursache  dieser  Veränderung, 
die  Art  und  Weise,  wie  sie  geschah,  und  der  Vertrag,  durch  den  sie  besiegelt 
ward,  bekannt  geworden  wären,  das  ist  einer  Urkunde  des  Jahres  1263  zu 
entnehmen.  Aus  dieser  Urkunde,  in  welcher  der  Stadt  Penzlin  von  Fürst 
Nikolaus  von  Werle  ihre  Privilegien  bestätigt  werden,  ist  zu  ersehen,  dass 
Penzlin  von  dem  Vater  des  Fürsten,  Heinrich  Borwin  dem  jüngeren,  der  von 
12 19  an  Mitregent  ist  und  1226  aus  dem  Leben  scheidet,  zur  Stadt  erhoben 
und  mit  dem  Schweriner  Stadtrecht  bewidmet  worden  war:  ein  Ereigniss,  das 
zwischen  12 19  und  1226  und  unter  anderen  politischen  Verhältnissen  geschehen 
sein  musste  als  denen  von  11 70  und  1182.*)  Mochte  nun  freilich  dieses 
Brodaer  Gebiet,   soweit  es  jetzt  nicht  mehr  zu  Pommern  gehörte,    ebenso  wie 


^)  Lisch,  M.  Jahrb.  III,    'i.  17.  30. 
«)  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXVII,  S.  114. 

•)  M.  U.-B.  135.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  III,  S.  22,  Über  die  >desertae  villaet.     Ebendaselbst 
S.  148  bis  150  über  die  Haveheen. 

*)  M.  U.-B.  987.     Vgl.  Rudioff,  Hdb.  I,  S.  205. 


230  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

wieder  ein  Jahrzehnt  später  auch  das  nördlich  davon  gelegene  Circipanien,^) 
für  Mecklenburg  noch  längere  Zeit  hindurch  ein  unsicherer  Besitz  bleiben,  der 
durch  den  Wechsel  des  Verhältnisses  zu  Pommern  und  Brandenburg  gefährdet 
werden  konnte:")  so  ist  doch  zu  begreifen,  dass  das  Kloster  Broda  in  der 
Folge  ebenso  eifrig  die  Bestätigungen  seines  Besitzes  durch  die  mecklen- 
burgischen Herren,  d.  i.  die  Herren  von  Werle,  wie  die  durch  die  pommerschen 
Herzöge  suchte.^)  Uebrigens  lassen  es  sich  die  Herren  von  Werle  angelegen 
sein,  auch  an  ihrem  Theile  den  Besitz  des  Klosters  erheblich  zu  vermehren, 
indem  sie  ihm  folgende  Güter  und  Rechte  überweisen,  für  welche  eine  Urkunde 
vom  23.  April  1273  grundleglich  zu  machen  ist,  nicht  aber,  wie  früher  ge- 
schehen, jene  Urkunde  vom  24.  April  1230,  welche  als  eine  spätere  Ableitung 
aus  der  vorhergenannten  von  1273  und  ausserdem  als  eine  Fälschung  erwiesen 
ist,  da  sie  einen  zum  Theil  erst  im  XIV.  Jahrhundert  eingetretenen  Besitzstand 
des  Klosters  als  einen  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  vor- 
handenen hingestellt  wissen  will.*)  Die  Güter  und  Rechte,  welche  dem  Kloster 
von  werlescher  Seite  im  Jahre  1273  zu  Theil  werden  und  wobei  auch  Penzlin 
eine  erhebliche  Rolle  spielt,  sind  die  Kirche  zu  Waren  mit  Dorf  und  fünfzehn 
Hufen  zu  Schwenzin,  ein  Antheil  an  den  drei  obersten  Aalwehren  zwischen 
der  Müritz  und  dem  Kölpin,  d.  h.  deren  Nutzniessung  in  jeder  zehnten  Nacht, 
Freidorf  (Vrychdorp  oder  Bornhof  bei  Ankershagen)  mit  fünfzig  Hufen  und 
mit  drei  Seen  (cum  tribus  stagnis,  de  quibus  effluit  aqua  que  Hauele  nuncupatur), 
zehn  Hägerhufen  zu  Rumpshagen,  die  Kirche  zu  Ankershagen  mit  fünftehalb 
Hufen,  die  Kirche  zu  Penzlin  mit  zwölf  zur  Wedem  gehörenden  Morgen  Ackers 
sammt  der  Kirche  und  zwei  Hufen  auf  dem  Schmort,^)  acht  Hufen  zu  Klokow, 
von  deren  Ertrag  das  Kloster  die  Cura  für  die  Vikarei  auf  dem  fürstlichen 
Schlosse  zu  Penzlin  zu  übernehmen  hat,  und  endlich  das  Eigenthum  der  Mühle 
zwischen  Freidorf  und  Pieverstorf^) 

*)  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  I,  S.  519  (537).     V,  S.  85  (Malchin)  und   154   (Stavenhagen). 

*)  M.  U.-B.  1449,  Anmkg.     Vgl.  VVehrmann,  Barnim  von  Werle,  M.  Jahrb.  LXIll,  S.  132.   134. 

«)  M.  Ü.-B.  377.  563. 

*)  Wigger,  M.  U.-B.  1284,  Anmkg.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  III,  S.  32  und  33.  Wie  die 
Urkunde  377,  so  ist  auch  die  Urkunde  vom  22.  September  13 12  (Nr.  3563)  ein  späteres  Machwerk 
und  aus  gleichen  Gründen  wie  jene  als  eine  Fälschung  anzusehen.  Wirkliche  oder  vermeintliche 
Rechtsansprüche  mit  Transsumpten  durchzusetzen,  die  zu  diesem  Zweck  eigens  zurechtgemacht 
wurden,  war  eine  weit  verbreitete  und  lange  dauernde  Unsitte  des  Mittelalters:  vgl.  auch  Kopp- 
mann im  M.  Jahrb.  LVI,  S.  232,  zu  M.  U.-B.  7230  (die  grosse  Mühle  zu  Penzlin  mit  Stadtsee  und 
Oberteich  betreffend). 

^)  M.  U.-B.  1695. 

®)  M.  U.-B.  1284.  Das  Patronat  über  die  Kirche  in  Gross -Lukow  erhält  Broda  erst  am 
30.  Juli  1304,  und  die  Patronate  der  Kirchen  zu  Kalkenhagen  mit  der  Tochterkirche  zu  Schönau, 
zu  Federow  mit  der  Tochterkirche  zu  Kargow,  und  zu  Schlön  erhält  Broda  am  14.  März  1331, 
indem  es  dafür  das  Patronat  über  die  Kirche  zu  Waren  an  die  Fürsten  zu  Werle  zurUckgiebt. 
Vgl.  M.  U.-B.  2945.  5226.  5247.  Dazu  die  späteren  Bestätigungsurkunden  der  Fürsten  von  Werle, 
Mecklenburg  und  des  Papstes  Alexander  VI.  a.  d.  H.  Borgia  aus  dem  XV.  Jahrhundert  (bezw.  1402, 
1482,  1500),  welche  durch  die  gefälschte  Urkunde  vom  24.  April  1230  getäuscht  wurden.  Vgl. 
Lisch,    M.  Jahrb.   III,    S.  2o6 — 210.  229.   230.     Nicht   zu    übersehen    ist    bei    der  Aufzählung    der 


GESCHICHTE   DER  STADT  PENZLIN.  23 1 

Dass  die  Stadt  Penzlin  den  Mittelpunkt  einer  Vogtei  bildet,  ersieht 
man  zuerst  aus  einer  Urkunde  vom  12.  März  1274.^)  1283  fungieren  drei 
Geistliche  an  der  dortigen  Kirche,  der  Pleban  Dietrich  und  zwei  Kaplane,  die 
Priester  Nikolaus  und  Jakobus.  Es  ist  dies  zu  jener  Zeit,  als  Fürst  Heinrich  I. 
von  Werle  auf  Grund  einer  werleschen  Landestheilung,  von  der  wir  sonst 
nichts  wissen,  in  demjenigen  Theile  die  Herrschaft  hat,  in  welchem  Penzlin 
liegt.*)  Wie  dann  nach  seiner  Ermordung  durch  die  eigenen  beiden  Söhne 
Nikolaus  und  Heinrich  am  8.  Oktober  1291  der  ältere  Sohn  das  Land  verlässt 
und  der  jüngere  längere  Zeit  auf  dem  Schloss  zu  Penzlin  residiert,  bis  ihn  hier 
die  strafende  Hand  Nikolaus  IL  von  Werle  ereilt,  indem  es  einem  der  Vasallen 
des  letztgenannten,  dem  Heinrich  von  Goldstedt,  im  Jahre  1307  oder  1308 
gelingt,  Stadt  und  Burg  Penzlin  ihm  abzunehmen:  das  alles  erfahren  wir  nur 
zum  geringeren  Theile  aus  Urkunden,  zum  grösseren  aber  aus  den  Annalisten 
und  Chronisten  jener  Zeit.  Die  Kombinierung  beider  aber  bietet  Schwierig- 
keiten, auf  die  wir  hier  nicht  eingehen  könnend)  Thatsache  ist,  dass  Nikolaus  IL 
von  Werle,  Herr  zu  Parchim  und  Güstrow,  nach  Vertreibung  der  Vatermörder 
im  Lande  Penzlin  die  Zügel  in  die  Hand  nimmt,  und  dass  wir  daher  die  Ver- 
leihung des  yGrapen Werders«  bei  Penzlin  an  die  von  Rosenhagen  am  28  Sep- 
tember 1309  keinem  anderen  Nikolaus  von  Werle  als  ihm  zuzuschreiben  haben.*) 
Am  28.  November  131 1  vollzieht  auch  sein  Bruder  und  Mitregent,  Für^t  Johann 
von  Werle,  einen  Regierung^akt  zu  Penzlin.^)  Nach  dem  Tode  Nikolaus  IL 
im  Jahre  1316  aber  gehen  bei  der  nunmehrigen  werleschen  Landestheilung 
Stadt  und  Land  Penzlin  in  diejenige  Hälfte  über,  von  welcher  Güstrow  die 
Vorderstadt  ist.®)  Es  sind  die  Gebiete  von  Güstrow,  Krakow,  Plan,  Röbel, 
Penzlin,  Kaien  und  Waren,  die  (mit  Ausnahme  von  Waren)  solange  vereinigt 
bleiben,  als  das  Haus  Werle- Güstrow  besteht,  das  den  Besitz  der  beiden  davon 
getrennten  Linien  Werle- Parchim -Goldberg  (1316 — 1374)  und  Werle-Waren 
(1347 — 1425)  zuletzt  wieder  an  sich  nimmt,  d.  i  also  bis  zu  dem  vollständigen 
Erlöschen  des  Hauses  Werle  im  Jahre  1436.')  In  dieser  Zeit  von  13 16  bis 
1436  lösen  vier  Fürstengenerationen  einander  ab.  Doch  residieren  sie  nicht 
auf  ihrer  Burg  in  Penzlin,  sondern  auf  der  in  Güstrow.  Die  Burg  zu  Penzlin 
wird  daher  Wohnsitz  der  fürstlichen  Vögte,  z.  B.  des  Heine  von  Holstein,  der 

Patronate  der  Ausdruck  der  päpstlichen  Urkunde   >jus  patronatus  seu  presentandi  personas  idoneas 

ad  parrochiales  ecclesias  opidorum   et  villarum Hauelbergensis   ac   aliarum  diocesium  .  .  .  .c 

(d.  i.  der  Havelberger  und  Schweriner  Diöcese). 

»)  M.  U.-B.  131 7. 

*)  M.  U.-B.  1695.     Vgl.  Wigger.  M.  Jahrb.  L,  S.  223. 

•)  Ueber    das    ältere  Quellen  -  Material    und    die    einschlägige    neuere    Literatur  vgl.  Wigger, 
Stammtafeln,    M.  Jahrb.  L,    S.  224.    227.    —    Koppmann,    Detmar- Chronik    I,    S.  372.     Stichert, 
Nikolaus  II.  von  Werle  (Rostocker  Schulprogramm  von  1891).     Koppmann,  Zur  Gesch.  Nikolaus  11. 
von  Werle,    M.  Jahrb.  LVI,    S.  230 — 236.    —    Wehrmann,    Barnim    von  Werle,    M.  Jahrb.  LXllI 
S.  130—137. 

*)  M.  U.-B.  3345.     Dazu  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  227. 

*)  M.  U.  B.  3498. 

•)  M.  U.-B.  3860. 

')  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  253. 


232  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZUN. 

uns  in  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  (1328 — 1341)  als  ein  einfluss- 
reicher Mann  entgegentritt. 

In    welcher   Weise    damals    Fürst   Johann    von   Werle    gewaltthätigen 
Vasallen   seines    Landes    gegenüber   die   Geistlichkeit   schützt,    zeigt   der   Fall 
seines  Hofkaplans,    des  Penzliner  Kirchherrn  Arnold,   im  Jahre  1317.     Diesen 
hat   Siegfried   Metzeke    mit   Wort    und  That   auf  das   Allerschwerste   verletzt. 
Metzeke  und    nicht  weniger   als  vierzehn  Helfershelfer   haben   ihn  mit  Worten 
geschmäht   und   ausserdem    mit   Schlägen   und   Verwundungen    aufs    Uebelste 
zugerichtet.     Dafür  wird  Metzeke  zunächst  mit  einer  empfindlichen  Vermögens- 
strafe angesehen,   dann   aber  auch   sammt   seinen  Komplizen   zu   einer  Büsser- 
Prozession  verurtheilt,  die  darin  besteht,  dass  sämmtliche  fünfzehn  Uebelthäter 
an  einem  von  dem  geschädigten  Pfarrer  zu  bestimmenden  kirchlichen  Festtage, 
nur   mit  Hemd   und   Hosen   bekleidet   (depositis   omnibus   indumentis,   camisia 
tarnen    et    bracis    retentis)    und    ein    Wachslicht    in    der    Hand    tragend,    vom 
Thatort   her   in    die   Stadt   gehen   (deuoto   accessu),    einen   Umgang   auf  dem 
Kirchhofe  machen   (cum  tota  decencia),   von  den   fünfzehn  Wachslichtern  acht 
dem  beleidigten  Pfarrer  übergeben  (die  er  seiner  Kirche  stiften  möge,  wenn  er 
wolle),    mit    den    sieben    übrigen    Lichtern    aber    sieben    andere    Kirchen    der 
Brodaer  Präpositur  besuchen  und  auf  deren  Kirchhöfen   den  gleichen  Umgang 
mit    Zurücklassung   je    eines   Lichtes   vollziehen.*)     Zwei  Jahre   später,    13 19, 
hören  wir  von  einem  Kaland  zu  Penzlin  und  von  der  Stiftung  einer  Vikarei  an 
dem  den  Kalandsherren  gehörenden  St.  Annen -Altar  in  der  Pfarrkirche  durch 
die  Gebrüder  Wokenstedt  (Wakenstedt)  auf  Gross -Lukow.*)    Auch  von  Privaten 
in   der  Stadt  werden   Pfarrer   und    Pfarrkirche    reichlich   bedacht.*)     Die   Stadt 
selbst  vergrössert  ihre  Kämmerei  durch  Ankauf  des  Dorfes  Schmort  im  Jahre 
1327.*)     Mit   einer   Hebung  von    achtzehn    Mark   aus   drei   Hufen    in    Schmort 
und   mit   einem  Wispel    Roggen    und   Gerste    aus    der    dortigen    Mühle   stiftet 
acht  Jahre   später   der   dem  Vogte    Heine  Holstein  eng   befreundete  Kirchherr 
Walter   in  Penzlin   eine  Vikarei   bei  den  Domherren    in  der  Kirche  zu  Broda, 
und  Heine  Holstein   bestätigt    wiederum   zwei  Jahre   darauf  nicht   bloss   diese 
That  seines  Freundes,  sondern  fügt  aus  eigenem  Vermögen  noch  einen  Wispel 
Kornes  hinzu,  der  aus  derselben  Schmorter  Mühle  zu  heben  ist.*)    Walter  aber 
ist   inzwischen   selber   Kanonikus    von   Broda   geworden.     Auch   des  Weiteren 
erfreut  sich  Broda  einer  Vermehrung   seiner  Einkünfte   durch  Vermittlung  des 
Bischofs  Dietrich  von  Havelberg  nicht  bloss  aus  den  Kirchen  zu  Neubranden- 
burg, Ankershagen,  Lukow  und  Wulkenzin,  sondern  auch  aus  der  von  Penzlin. 
Aus   der   Penzliner  Kirche,    welche,    wie  wir    im  Jahre    1348    bei    Gelegenheit 
einer  Aufbesserung  der  Wokenstedt'schen  Vikarei  erfahren,  den  Titel  Nikolai- 


»)  M.  U.-B.  3940. 

•)  M.  U.-B.  4042.    Vgl.  dazu  6834.   10872. 
»)  M.  U.-B.  4687.  4963. 
*)  M.  U.-B.  4835. 

*)  M.  U.-B.  5619.    5740.   6139.     Vgl.  auch   die    Holstein'sche    Memorien Stiftung   von    1346: 
M.  U.-B.  6657. 


GESCHICHTE  DER  STADT  PENZLIN.  233 

Kirche    (ecclesia   parrochialis   beati    Nicolai)    fuhrt,    ist   es   eine    Hebung   von 
jährlich  50  Mark  Wendisch.^) 

Bei  der  Schlichtung  von  Streitigkeiten  zwischen  denen  von  Werle  auf 
einer  Seite  und  dem  Bischof  Heinrich  von  Schwerin  und  dem  Herzog  Albrecht 
von  Mecklenburg  auf  anderer  Seite  durch  den  Herzog  Rudolf  von  Sachsen 
setzen  Nikolaus  III.  und  Bernhard,  Fürsten  von  Werle  (in  der  zweiten  Gene- 
ration nach  der  Theilung  von  13 16),  am  2.  Juli  1342  für  ihr  Versprechen,  sich 
dem  Schiedsspruch  zu  unterwerfen,  Schloss,  Stadt  und  Land  Penzlin  zum 
Pfände.*)  Indessen  kommt  es  nicht  zu  diesem  Schiedsspruch,  sondern  es  tritt 
dafiir  bald  nachher  eine  auch  in  den  nachfolgenden  Jahren  mehrmals  wieder- 
holte und  aufs  Neue  bekräftigte  Erbvereinigung  und  Erbverbrüderung  zwischen 
Werle  und  Mecklenburg  ein,  welche  auf  die  Dauer  werthvoUer  und  wirkungs- 
voller wird  als  ein  einmaliger  Schiedsspruch.')  Darauf  hat  es  selbstverständlich 
keinen  Einfluss,  dass  bei  der  abermaligen  Theilung  des  Werle -Güstrower 
Landes  am  14.  Juli  1347  Penzlin  mit  Röbel,  Wredenhagen  und  W^aren  ver- 
einigt wird.*) 

In  der  Folgezeit  werden  die  Bündnisse  und  Verträge  zwischen  den 
Häusern  Werle  und  Mecklenburg  mehrfach  erneuert.^)  Auch  stellen  sich  die 
Fürsten  von  Werle  dadurch,  dass  sie  ihre  Lande  im  Jahre  1374  von  der 
Krone  Böhmen  zu  Lehn  nehmen,  ebenso  unter  den  Schutz  Kaiser  KarFs  IV., 
wie  es  die  mecklenburgischen  Herzöge  schon  im  Jahre  1348  gethan  hatten, 
indem  sie  sich  ihre  Lande  als  Reichslehn  von  demselben  Kaiser  bestätigen 
Hessen.®)  Die  Stadt  Penzlin,  welcher  Fürst  Bernhard  von  Werle  am  11.  Januar 
1353  Freiheit  von  dem  bisherigen  Ausfuhrzoll,  der  fiir  Getreide  und  Waaren 
bezahlt  werden  niusste,  verliehen  hatte,  wird  für  die  Landfriedenskontingente  mit 
zehn  Mann  eingeschätzt,  ganz  ebenso  wie  die  Städte  Grevesmühlen,  Gnoien, 
Gadebusch,  Ribnitz,  Bard,  Lychen,  Roebel,  Teterow,  Malchow,  Plan  und 
Neukaien.'')  Für  den  Verkehr,  den  das  Kloster  Broda  mit  der  Stadt  unterhält, 
ist  es  von  Wichtigkeit,  dass  der  Krukower  Pfarrer  Johann  von  Reval  am 
10.  März  1356  auf  seinen  Todesfall  dem  Kloster  ausser  seinem  beweglichen 
Nachlass  auch  einen  Hof  in  der  Stadt  vermacht,  um  damit  seine  Dankbarkeit 


»)  M.  U.-B.  5960.    Vgl.  6834. 

*)  M.  U.-B.  6223. 

»)  M.  U.-B.  6254.  6271.  6434.     Rudioff,  Hdb.  II,  S.  285. 

*)  M.  U.-B.  6779. 

*)  M.  U.-B.  7524.  7712.  7731.  7771.  7881.  7911.  8234.  9008.  9935.  10560. 

•)  M.  U.-B.  10 561.   10569.     Vgl.  dazu  6860. 

'')  M.  U.-B.  7524.  7698.  Die  bei  7698  in  der  Anmerkung  aufgeworfene  Frage,  ob  nicht 
>adducentibusc  statt  »abducentibusc  geschrieben  werden  müsse,  ist  an  sich  berechtigt.  Denn  das 
vel  der  mittelalterlichen  Urkunden  dieser  Zeit  und  Gattung  ist,  dem  klassischen  Sprachgebrauch 
entgegen,  in  der  Regel  gleich  aut  und  nicht  gleich  sive.  In  diesem  Fall  würde  es  sich  dann  um 
die  Freiheit  nicht  bloss  von  einem  Ausfuhrzoll,  sondern  auch  von  einem  Einfuhrzoll  handeln. 
Allein  der  Verfasser  des  Wort-  und  Sach- Registers  zum  Urkundenbuch  (s.  angaria,  Ausfuhr,  Zoll, 
unplicht)  zieht  es  vor,  hier  nur  den  Ausfuhr -Zoll  und  daher  »abducentibusc  stehen  und  >velc 
gleich  >seuc  gelten  zu  lassen. 


234  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

für  die  ihm  gewährte  Bruderschaft  und  Theilnahme  an  den  guten  Werken 
sowie  für  das  Versprechen  eines  Begräbnisses  innerhalb  des  Klosters  zu  be- 
zeugen.^) Zu  den  weiteren  Vortheilen,  die  das  Kloster  aus  der  Stadt  zu  ziehen 
weiss,  gehört  auch  die  Inkorporierung  der  Penzliner  Pfarrkirche  zugleich  mit 
der  Neubrandenburger  und  der  Ankershäger  Kirche  am  15.  September  1354 
durch  den  Bischof  Burchard  von  Havelberg,  um  dem  angeblich  von  übel- 
wollenden Menschen  und  Gewalthabern,  von  Räubern,  Dieben  und  Feuers- 
brünsten häufig  und  arg  mitgenommenen  Kloster  (ex  creberrimis  malignancium 
et  tyrannorum  incursibus  variisque  rapinis  et  incendiis)  damit  aufzuhelfen. 
Die  Sache  erlebt  übrigens  noch  zwanzig  Jahre  später  eine  von  Rom  her  an- 
geordnete gründliche  Nachprüfung.*) 

Während  der  Zeit,  in  welcher  Penzlin  zum  Hause  Werle -Waren  gehört 
und  unter  der  Herrschaft  des  Fürsten  Bernhard  II.  steht,  sind  es  besonders 
zwei  Vasallen,  die  uns  als  einflussreiche  Vertrauensmänner  des  Landesherrn 
urkundlich  bekannt  werden,  zuerst  Klaus  von  Plasten  in  den  fünfziger  und 
sechziger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts,  der  eine  Zeitlang  Pfandinhaber  der 
Länder  Waren  und  Penzlin  ist,  und  von  1378  an  Wedege  von  Plote,  den  der 
Fürst  zum  Hauptmann  der  Länder  Waren  und  Penzlin  ernennt  und  mit  den 
weitgehendsten  Befugnissen  ausstattet.')  Von  Wedege  von  Plote  geht  drei- 
undzwanzig Jahre  später,  nämlich  am  30.  August  1395,  die  Hälfte  des  Landes 
Penzlin  zu  treuen  Händen  an  die  von  Voss  über.*)  Und  nun  nähert  sich  die 
Zeit,  wo  die  von  Maltzan  als  Pfandherren  an  die  Reihe  kommen.  Zuerst  im 
Jahre  1414.  Am  14.  December  dieses  Jahres  nämlich  beurkunden  die  Fürsten 
Balthasar  und  Christoph  von  Werle,  die  letzten  ihres  Hauses,  dass  sie  dem 
Lüdeke  Maltzan  und  seinem  Sohne  Heinrich  Haus,  Stadt  und  Land  Penzlin 
mit  der  grossen  und  kleinen  Bede,  allem  Hundekorn,  allen  Zehnten,  mit 
Katen-  und  Münzpfennigen,  mit  Wasser,  Weide,  Holz,  mit  Mühlen,  Zöllen, 
mit  allen  Bauern-  und  Burgdiensten,  mit  allem  Acker-  und  Pflugwerk,  höchstem 
und  niederstem  Gericht,  mit  Bruchgefällen  und  sonstigen  Nutzniessungen  aller 
Art  für  3000  Mark  guter  lübischer  Silberpfennige  verpfändet  haben,  und  zwar 
so,  dass  alle  in  diesem  Pfandgebiet  wohnenden  Leute  bei  den  Maltzanen 
bleiben,  auch  Bürgermeister,  Rathmannen  und  ganze  Gemeinde  zu  Penzlin 
ihnen  huldigen,  das  Schloss  aber  den  Fürsten  offen  bleiben  solle,  ohne  dass 
dies  jenen  zum  Nachtheil  gereichen  dürfe. ^) 


*)  M.  U.-B.  8203. 

*)  M.  U.-B.  7982.  9118.  10719.  10760.  10762.  10770. 

»)  M.  U.-B.  9008.  II  119. 

*)  Ungedruckte  Urkunde  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  50 !• 

*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  494 — 501.  Die  zu  dem  Pfandgebiet  gehörende  und  be- 
sonders namhaft  gemachte  Walwens  -  M ühle  bei  Chemnitz  heisst  später  Küsels- Mühle  (Lisch,  a.  a.  O., 
S.  501),  ist  aber  heute  nicht  mehr  da.  Lisch  vermuthet  nicht  ohne  (irund,  dass  diese  Ver- 
pfandung des  Landes  Penzlin  im  Jahre  141 4  im  Zusammenhang  stehe  mit  der  Wiedereinlösung 
des  Landes  Stavenhagen  aus  Maltzan'schen  Händen  um  dieselbe  Zeit.  Vgl.  a.  a.  O.,  S.  285.  — 
Ueber  die  Walwens -Mühle,  die  ihren  Namen  von  dem  Probst  Walwanus  zu  Broda  (1283 — 1309) 
führt,  vgl.  Boll,  Chronik  der  Stadt  Neubrandenburg,  S.  22.  307. 


GESCHICHTE   DER   STADT   PENZLIN.  235 

Wie  sehr  aber  derartige  Verpfandungen,  bei  denen  wesentliche  Hoheits- 
rechte der  Fürsten  allzu  leichten  Kaufes  preisgegeben  wurden,  dem  landes- 
herrlichen Ansehen  schadeten,  das  wird  durch  nichts  mehr  bewiesen  als  durch 
jene  urkundlich  bekannt  gewordenen  vier  Raub-  und  Beutezüge  des  vorhin 
genannten  Heinrich  Maltzan,  die  er  mit  zahlreichen  ritterbürtigen  Komplicen 
aus  der  Penzliner  Gegend  (.  .  .  ok  meneliken  de  wonen  vnde  hussittende  sin 
in  deme  lande  to  Pentzelin)  und  überhaupt  aus  dem  Lande  Werle  in  den  Jahren 
1426  bis  1428  gegen  die  mecklenburgischen  Lande  unternimmt,  als  die  Herzogin 
Katharina  die  Vormundschaft  über  ihre  minderjährigen  Söhne,  die  Herzöge 
Heinrich  und  Johann,  ausübt.  Der  erste  Zug  fuhrt  die  beutelustigen  Kämpen 
bis  in  die  Gegend  von  Schwerin  nach  Pinnow  und  Steinfeld,  wo  Ochsen, 
Kühe,  Schweine,  Schafe,  Pferde  und  Plünderwaare  (plunderware)  mitgenommen 
werden.  Der  zweite  Zug  geht  bis  nach  Neubukow  und  Neukloster,  der  dritte 
in  die  Vogtei  Mecklenburg  nach  Lübow,  Masslow,  Moltow  und  Wietow,  und 
der  vierte  in  die  Schwaaner  Gegend:  alles  das  mit  einer  Schädigung,  die  nach 
den  damaligen  Verhältnissen  über  30000  Mark  Lübisch  berechnet  wird.  Das 
Schlimmste  aber  ist,  dass  sogar  der  werlesche  Landesherr  die  Eide  seiner 
Vorfahren  gegen  die  blutsverwandten  Herzöge  von  Mecklenburg  vergisst,  »dar 
de  van  Wenden  suluen  to  siner  kokene  aflfkregh  ix  stighe  koye  vnde  ini*^  schap, 
de  sin  voget  Werneke  Cremmon  vamme  Sterneberge  dreflf  mit  sinem  knechte 
Bertolt  Hockenoghen.«^)  Und  ein  ganz  besonders  unritterliches  Gepräge  er- 
halten diese  Raubzüge  dadurch,  dass  die  Minderjährigkeit  der  mecklenburgischen 
Herzöge  und  die  Regentschaft  einer  Frau  ohne  Anstand  dazu  ausgenutzt 
werden.  Bei  solchen  Anschauungen  in  der  Vasallenschaft  des  Landes  kann 
es  kaum  Verwunderung  erregen,  dass  das  Raubwesen  im  XV.  und  XVL  Jahr- 
hundert zuletzt  geradezu  sportmässig  betrieben  wird  und  endlich  das  Verlangen 
nach  einer  gründlichen  und  durchgreifenden  Reformation  aller  Verhältnisse 
überall  in  der  Welt  zu  Tage  tritt. 

Nachdem  darauf  zehn  Jahre  später  die  mecklenburgischen  Herzöge  in 
die  Herrschaft  über  die  werleschen  Lande  eingetreten  sind  und  am  14.  December 
des  Jahres  1436  auch  von  Penzlin  Besitz  ergriffen  haben,  da  fügen  sich  selbst- 
verständlich auch  die  Pfandinhaber  des  Landes.*)  Als  aber  nach  drittehalb 
Jahrzehnten  die  mecklenburgischen  Herzöge  die  Rückgabe  des  halben  ver- 
pfändeten Landes  Penzlin  fordern  und  damit  bei  Joachim  und  Lüdeke  Maltzan 
(wanachtig  thome  Wolde)  auf  Weigerung  stossen,  da  bleibt  jenen  nichts  als 
die  Aussicht  auf  eine  offene  Fehde,  um  derentwillen  sie  am  14.  Oktober  1462 
mit  dem  Bischof  Wedege  von  Havelberg  ein  Bündniss  schliessen.^)  Doch  wird 
glücklicher  Weise  nichts  daraus,  denn  schon  am  i.  December  1463  kommt  es 
in  Waren  zu  einer  Einigung  zwischen  beiden  Theilen,  den  Herzögen  auf  einer 
und   den    »duchtigen    leuen  getruwen  Jachymme   vnd  Ludeken  Moltzane  tome 


»)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  574—77  (Urk.  CCCCXXV). 

*)  Rudioff,  Hdb.  II,  S.  741. 

•)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  304—306  (Urk.  DLXXXIV). 


236  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 

Wolde  vnd  eren  heren  vnd  frunden«  auf  der  andern  Seite.  Die  Herzöge  ver- 
sprechen zu  Martini  nächsten  Jahres  3000  Mark  Sundisch  (dredusent  Stralen 
marc  penninge)  und  ausserdem  noch  3CX)  Mark  Finkenaugen  zu  bezahlen,  wofür 
die  von  Maltzan  die  Urbede  (Orbör)  eingelöst  und  wiederversetzt  hatten;  die 
von  Maltzan  dagegen  machen  sich  anheischig,  Schloss,  Stadt  und  Vogtei 
Penzlin  wieder  zu  übergeben  und  alle  Urkunden,  die  sie  darüber  von  den 
wendischen  Herren  haben,  auszuliefern.*)  Doch  bleibt  dieser  Vertrag  ein  un- 
voUzogenes  Pergament,  wie  Urkunden  vom  20.  März  1464,  13.  Juli  1467  und 
18.  Juli  1475  hinlänglich  beweisen,  welche  Mahnungen  um  die  ausgebliebenen 
Zahlungen,  erneute  Versprechungen  und  sogar  die  Zurückweisung  einer 
Beschwerde  der  von  Maltzan  beim  Rostocker  Rath  durch  den  Herzog  Heinrich 
enthalten.*)  Das  Ende  dieser  Sache  ist  endlich  jene  berühmte  Fehde  des  er- 
bitterten Bernd  Maltzan  auf  Wolde  mit  den  Herzögen  Albrecht  und  Magnus 
von  Mecklenburg,  von  welcher  neben  den  lübischen  Chroniken  auch  zahlreiche 
Urkunden  berichten,*)  und  aus  der  man  erkennt,  dass  die  Penzliner  Sache  der 
Kern  und  Schwerpunkt  ist,  dass  aber  zuletzt,  trotz  vieler  Schwierigkeiten, 
welche  die  wechselnde  Haltung  des  betheiligten  Pommern -Herzogs  verursacht, 
die  Autorität  der  mecklenburgischen  Landesherren  das  Uebergewicht  erlangt.*) 
Der  eigenmächtige  und  gewaltige  Bernd  bezwingt  sich  selber,  lenkt  ein  und 
gilt  endlich  in  seinen  alten  Tagen  als  der  trefflichste  und  verständigste  Rath 
des  jungen  Herzogs  Heinrich,  für  den  er  in  den  Jahren  15 12  und  15 13  die 
wichtigsten  Missionen  auszurichten  hat,  wie  auch  schon  im  Jahre  1500  für 
dessen  Vater,  den  Herzog  Magnus. 

Die  Abtretung  von  Schloss,  Stadt  und  Land  Penzlin  an  die  Herzöge 
erfolgt  am  6.  August  1479,  ^^^  ^i^  Entschädigung  der  von  Maltzan  auf  Wolde 
besteht  darin,  dass  sie  die  Güter  Gädebehn,  Klein -Helle,  Krukow  und  die 
Anwartschaft  auf  die  Lehngüter  Gutzkow  und  Tützpatz  erhalten.^)  Bei  der 
nachfolgenden  Landestheilung  am  13.  Januar  1480  unter  die  drei  Brüder,  die 
Herzöge  Albrecht  (VL),  Magnus  (II.)  und  Balthasar,  erhält  der  erstgenannte 
das  ganze  Fürstenthum  Wenden  mit  Ausnahme  der  Stadt  Waren,  des  Landes, 
der  Stadt  und  Vogtei  Penzlin,  des  Klosters  Broda,  des  Landes  und  der  Stadt 
Röbel  sowie  der  Vogtei  Wredenhagen  und  der  Bede  in  dieser.  Diese  aus- 
genommenen Theile  und  die  übrigen  Lande,  Mecklenburg,  Stargard,  Rostock, 
Gnoien  und  die  Grafschaft  Schwerin  kommen  zu  gesammter  Hand  an  die 
Herzöge  Magnus  und  Balthasar.  Doch  reserviert  sich  Herzog  Albrecht  u.  a. 
die   Fischerei   bei  Waren,    einen    See    bei    Penzlin    und    die   Hoheit   über   die 


»)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  111,  S.  316.  317  (Urk.  DLXXXVIII)     Rudioff,  Hdb.  II,  S.  782. 
»)  Lisch,    Geschl.  Maltzan   III,    S.  328.    329.    343—45.  393.    394    (Urk.  DXCIV.     DCIII. 
DCXXVIII). 

»)  Vgl.  besonders  Urk.  DCLVIII  und  DCLIX  bei  Lisch,  a.  a.  O.  IV,  S.  59—64. 

*)  Eine  ausführliche  Darstellung  dieser  Fehde  mit  allen  Quellen  ist  in  der  Geschichte  des 
Geschlechts  Maltzan  von  Lisch,  IV,  S.  7—19  enthalten.  Urkunden  DCXXXVI— DCLIV.  DCLVIII, 
DCLIX. 

»)  Lisch,  a.  a.  O.  IV,  S.  59—64  (Urk.  DCLVIII  und  DCLIX). 


GESCHICHTE  DER  STADT  PENZLIN.  237 

Brodaer  Klostergüter  in  der  Vogtei  Stavenhagen,  während  die  Brüder  die 
Ablager- Rechte  in  den  Malchower  und  Dobbertiner  Klostergütem  behalten.^) 
Als  Herzog  Albrecht  1483  stirbt,  da  treten  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar 
auch  in  dessen  Herrschaft  zu  gesammter  Hand  ein.*)  Und  nun  erleben  wir, 
dass  der  »gewaltige«  Berend  Maltzan,  von  dessen  Thaten  und  Unternehmungen 
alle  Welt  zu  erzählen  wusste,  bereits  im  Jahre  1500  wieder  im  Pfandbesitz 
von  Schloss  und  Stadt  Penzlin  erscheint,  und  dass  dieser  Pfandbesitz,  der  wie 
kein  anderer  des  Schweisses  der  Edlen  werth  befunden  war,  ein  Jahr  darauf, 
nämlich  am  16.  und  18.  Juli  1501,  von  den  Herzögen  Magnus  und  Balthasar 
und  den  Söhnen  des  erstgenannten,  den  jungen  Herzögen  Heinrich  (V.),  Erich 
und  Albrecht  (VII.),  in  ein  Maltzan'sches  Erblehn  zu  gesammter  Hand  um- 
gewandelt wird.')  Tempora  mutantur  nos  et  mutamur  in  Ulis.  Darauf  werden 
Rath  und  Bürgerschaft  der  Stadt  Penzlin  von  den  Herzögen  ihrer  Huldigungs- 
pflicht entlassen  und  an  ihren  neuen  Herrn  auf  Wolde  verwiesen,  der  ihnen 
alle  bisherigen  landesherrlichen  Privilegien  bestätigt.*)  Und  nachdem  derselbe 
Bernd  ein  Jahr  vorher,  nämlich  den  5.  August  ISCX),  mit  dem  Hauptgute 
Kittendorf  und  allen  dazu  gehörenden  anderen  Nebengütern,  auf  denen  das 
ausgestorbene  Geschlecht  der  von  Breide  gesessen  hatte,  belehnt  worden  war, 
fugen  die  Herzöge  am  14.  August  1501  die  bisher  von  Henning  Stute  auf 
Dewen  zu  Lehn  getragenen  und  nun  vor  ihnen  aufgelassenen  Güter  und 
Dörfer  Ave  und  Marin  nebst  dem  Acker  auf  dem  Schmorter  Felde  und  der 
dortigen  Mühle  hinzu,  und  am  16.  Juni  1503  auch  die  ihm  verpfändet  gewesenen 
Güter  Gädebehn  (Gotebende)  und  Kastorf.  ^)  Weitere  Belehnungen  erfolgen 
am  12.  September  1505  (mit  dem  vierten  Theil  des  Schlosses  und  »Städtchensc 
Prillwitz  und  den  dazu  gehörenden  Gütern,  die  Heinrich  von  Heidebreke  an 
Bernd  Maltzan  abgestanden  hat)  und  am  18.  Juni  15 10  (mit  dem  durch  Aus- 
sterben der  von  Passentin  heimgefallenen  Lehngut  Passentin).^)  Zwar  kommt 
es  noch  einmal  im  Jahre  1514  zu  schweren  Irrungen  zwischen  den  Herzögen 
und  dem  Bernd  Maltzan  theils  in  Folge  von  unbegreiflichen  Vergewaltigungen, 
womit  sich  dieser  an  denen  von  Putlitz  und  Bülow  vergangen,  theils  aber  auch 
wegen  Besitzstreitigkeiten,  und  Bernd  ist  nahe  daran,  seine  Güter  zu  verlieren, 
doch  wird  das  Aeusserste  zu  rechter  Zeit  durch  Fürbitte  seiner  Gemahlin 
Gödel  von  Alvensleben  beim  Kurfürsten  von  Brandenburg  abgewandt.  Der 
Kurfürst  übernimmt  die  Vermittlung,  auch  andere  hohe  Herren  verwenden  sich 
für  ihn,  und  so  kommt  es  am  28.  März  15 16  zu  einem  Vergleich,  durch 
welchen  Bernd  unter  der  Verpflichtung,  den  Herzögen  einen  Monat  lang  mit 
sechzig  Reisigen  zu  dienen,  in  seine  Güter  Penzlin  und  Kittendorf  wieder  ein- 


»)  Rudioff,  Hdb.  II,  S.  823.  824. 
*)  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  195.  197.  200. 

»)  Lisch,  a.  a.  O.  IV,    S.  161  — 179   (Urkunde    DCCII  [a— e]    ff.,    besonders   DCCLXII  und 
DCCLXXIX). 

*)  A.-a.  O.  IV,  Urk.  DCCLXVIII.  DCCLXIX.  DCCLXX. 

*)  A.  a.  O.  IV,  Urk.  DCCLXVII.  DCCLXXI.  DCCLXXXIII. 

•)  A.  a.  O.  IV,  Urk.  DCCLXXXVIII.  DCCCXIV.     Vgl.  dazu  DCCCXVI. 


238  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 

gesetzt  wird  *)  Es  erfolgt  sogar  am  18.  Januar  1517  eine  neue  förmliche  Be- 
lehnung mit  Stadt  und  Schloss  Penzlin,  die  mit  der  vom  18.  Juli  1501  wörtlich 
übereinstimmt.*)  Von  da  ab  hören  wir  nichts  mehr  von  Bernd  bis  zu  seinem 
im  Jahre  1525  erfolgten  Tode.  Der  alte  fehdelustige  Recke  des  Mittelalters 
wird  den  Geist  der  anbrechenden  neuen  Zeit  erkannt  haben,  und  auf  dem 
Schloss  zu  Penzlin,  wo  er  zuletzt  wohnte,  wird  jene  Stille  des  Alters  über  ihn 
gekommen  sein,  für  welche  der  Lärm  in  der  Welt  nicht  mehr  taugt. 

Die  Familiengeschichte  der  von  Maltzan  und  die  Stadtgeschichte  von 
Penzlin  fliessen  von  nun  an  so  zusammen,  dass  wir  für  diese  auf  jene  ver- 
weisen können  und  daher  nur  noch  bemerken  wollen,  dass  von  den  beiden 
Söhnen  des  alten  Berend,  Joachim  und  Georg,  der  erstgenannte  im  Jahre  1529 
die  Herrschaft  Wartenberg  in  Schlesien  ankauft,  dass  daraufhin  beide  Brüder 
am  2.  August  1530  vom  König  Ferdinand  von  Böhmen  und  Ungarn  zu  »Frei- 
herrn zu  Wartenberg  und  Penzlin«  ernannt  und  als  solche  von  Kaiser  Karl  V. 
am  12.  August  1530  bestätigt  werden,  dass  Joachim  die  Wartenbergsche  und 
Georg  die  Penzlinsche  Linie  begründet,  welche  1774  ausstirbt,  dass  aber  schon 
am  28.  März  1702  durch  den  Puchower  Vertrag  Stadt,  Schloss  und  Vogtei 
Penzlin  auf  die  Wartenbergsche  Linie  übergehen,  sowie  dass  am  4.  Oktober 
1777  zwischen  den  von  Maltzan  und  der  Stadt  Penzlin  ein  Vergleich  statt- 
findet, durch  den  diese  jenen  einen  Theil  der  von  ihr  bis  dahin  bestritten 
gewesenen  Rechte,  wie  z.  B.  Verpflichtung  der  Stadt  zur  Huldigung,  das  Recht 
der  Rathswahl,  die  Fräulein -Steuer,  das  Recht,  das  Maltzan'sche  Wappen  an 
das  Rathhaus  und  an  die  Thore  zu  schlagen,  u.  a.  m.,  für  3300  Thaler  Gold 
abkauft  und  ihre  volle  Unmittelbarkeit  und  Landsässigkeit  erlangt.^)  Die 
Nieder -Gerichtsbarkeit,  welche  sich  die  von  Maltzan  vorbehalten,  verliert  erst 
im  Jahre  1879  durch  die  neue  Gerichtsorganisation,  ihre  frühere  Bedeutung, 
sodass  heute  von  den  ehemaligen  Privilegien  hauptsächlich  nur  noch  das 
Kirchen -Patronat  und  die  Urbede  übrig  geblieben  sind.*) 

Für  alles  Uebrige  aus  der  Geschichte  der  Stadt  verweisen  wir  hier  auf 
die  Chronik  von  dem  ehemaligen  Penzliner  Stadtschul-Rektor  Eduard  Danneil, 
die  1873  im  Selbstverlage  des  Verfassers  erschienen  ist.  U.  a.  findet  sich  darin 
auf  Seite  61 — 70  ein  im  Anschluss  an  die  Geschichte  der  Kirche  gegebenes 
Verzeichniss  der  Präpositi  und  Pastoren  evangelischer  Zeit,  das  bald  nach  der 
Reformation  anhebt.  Wenn  es  aber  auf  Seite  64  heisst,  dass  die  Geistlichen 
vor  der  Reformation  völlig  unbekannt  seien,  so  ist  das  nicht  richtig.  Ausser 
den  schon  oben  genannten  Plebanen  und  Vikaren  giebt  es  noch  eine  gar  nicht 
kleine  Reihe  anderer,  deren  Namen  aus  Urkunden  auf  uns  gekommen  und  in 
den  Personen -Registern  des  mecklenburgischen  Urkundenbuches  (unter  Penzlin) 


>)  A.  a.  O.  IV,  Urk.  DCCCXXXI— DCCCXXXIV.  DCCCXXXVII.  DCCCXLI— DCCCXLIV. 

»)  A.  a.  O.  V,  Urk.  DCCCCVI.  DCCCCX. 

»)  A.  a.  O.  V,  Urk.  DCCCCXXVI.  DCCCCXXVII.  MCXI.  Ed.  Danneil,  Chronik  der  Burg 
und  Stadt  Penzlin  (Penzlin   1873),  S.  21.  33.  34.  38  ff. 

*)  Der  Dammzoll  wird  1866  durch  die  Grossherzogliche  Regierung  für  2500  Thaler  ab- 
gelöst und   1867   gänzlich  aufgehoben.     Danneil,  a.  a.  O.,  S.  21. 


GESCHICHTE   DER  STADT   PENZLIN.  239 

ZU  finden  sind.  Aber  auch  über  die  Geistlichen  nach  der  Reformation,  und 
im  Besonderen  nach  der  noch  vor  1552  erfolgten  Aufhebung  des  Prämonstra- 
tenser- Klosters  Broda,  welches  das  Patronat  der  Penzliner  Kirche  besessen 
hatte,  giebt  es  mehr  Nachrichten,  als  bis  jetzt  bekannt  waren.  Sie  finden  sich 
in  den  Akten  des  Grossherzoglichen  Archivs,  welche  das  ebengenannte  Patronat 
betreffen,  das  die  von  Maltzan  auch  im  XVI.  und  XVII.  Jahrhundert  ohne 
weitere  Verbriefung  als  das  ihrige  angesehen  wissen  wollen.  Am  23.  Juni  1606 
berufen  sich  nämlich  die  von  Maltzan,  deren  Ansprüche  der  Herzog  Ulrich  im 
Jahre  1594  durchaus  nicht  anerkannt  hatte,  darauf,  dass  ihre  Vorfahren,  Vater 
und  Grossvater,  die  Penzliner  Pastoren  eingesetzt  hätten,  so  z.  B.  den  Pastor 
Stephan  Gebhard,  der  später  von  ihnen  abgesetzt  sei  und  bei  Heinrich  Schmeker 
als  Pastor  zu  Belitz  ein  Unterkommen  gefunden  habe,  und  nach  diesem  den 
Pastor  Heinrich  Dorgelow  (Dorgeloe),  der  im  Jahre  1565  an  der  Pest  gestorben 
sei.  Nach  dessen  Tode  sei  Andreas  Vielitz  von  ihnen  berufen  worden,  ebenso 
der  ihm  zugesellte  Kaplan  Bernd  und  dessen  Nachfolger  Joachim  Schwampe 
sowie  auch  der  Kaplan  Kaspar  Koch  (der  offenbar  als  dritter  Geistlicher  an 
der  Kirche  und  ihren  Filialen  zu  dienen  hat).  An  die  Stelle  von  Vielitz  (•}•  1 593) 
sei  Nikolaus  Burmeister  berufen  worden,  und  als  dann  von  ihnen,  den  von 
Maltzan,  als  zweiter  neben  Burmeister  Er  Marcus  gewünscht  worden  sei,  da 
habe  Herzog  Ulrich  den  Kaspar  Koch  dafür  eingesetzt.  Das  sei  auf  Betrieb 
von  dessen  Verwandten  und  Freunden  in  der  Stadt  und  wider  ihre  Wünsche 
geschehen.  Kombiniert  man  nun  diese  Nachrichten  mit  anderen  Angaben  und 
z.  B.  mit  der  in  Schröder's  evangelischem  Mecklenburg  III,  S.  329,  über  die 
Unterschriften  der  Formula  Concordiae  im  Jahre  1577,  so  ergiebt  sich  die 
Reihenfolge  der  evangelischen  Pastoren  wie  folgt:  bald  nach  1552  Er  Stephan 
Gebhard  und  nach  dessen  Abgang  Er  Heinrich  Dorgelow  (•}•  1565).  Es  folgt 
Er  Andreas  Vielite  (•{•  1 593).  Sein  erster  Kaplan  ist  Er  Bernd,  der  schon  vor 
1577  gestorben  sein  muss,  da  in  diesem  Jahre  der  nach  Bernd's  Tode  berufene 
Er  Joachim  Schwampe  mit  Vielitz  zusammen  die  Konkordienformel  unterschreibt. 
Aber  als  dritte  Unterschrift  eines  Penzliner  Geistlichen  finden  wir  1577  die 
des  Joannes  Godschalcus,  von  dem  die  Akten  des  Archivs  nichts  zu  berichten 
wissen.  An  dessen  Stelle  tritt  1581  Er  Kaspar  Koch,  auf  den  die  von  Maltzan 
später  nicht  gut  zu  sprechen  sind.  Denn  als  es  sich  1594,  nach  der  Berufung 
des  Ern  Nikolaus  Burmeister  in  die  Stelle  von  Vielitz,  um  den  zweiten  Geist- 
lichen handelt,  da  sagt  der  für  Koch  eintretende  Rath  der  Stadt  in  einem 
Schreiben  an  den  Herzog  Ulrich  vom  8.  November  1594,  da.ss  Koch  dreizehn 
Jahre  lang  Prediger  in  Penzlin  gewesen  sei.  Burmeister  aber,  der  vor  seiner 
Berufung  nach  Penzlin  sechs  Jahre  lang  in  Ribnitz  Pastor  und  Rektor  schoiae 
gewesen  (also  von  1589  bis  1595)  lebt  bis  1632  und  erhält  1628  einen  Sub- 
stituten an  Nikolaus  Meinichius.  Inzwischen  ist  Koch  gestorben  (1616)  und 
als  zweiter  Geistlicher  Joachim  Schreck  (Schreccius)  1617  an  seine  Stelle  ge- 
treten, der  bis  1622  in  Penzlin  als  Prediger  wirkt  und  dann  nach  Gadebusch 
geht.  Im  Jahre  1632  sind  M.  Stephanus  Lehmann  (Leomannus)  und  Nikolaus 
Meinke  (Meinichius)    die    beiden  Prediger,    von    einem    dritten    ist    keine  Rede 


240  AMTSGEKICUTSBEZIKK   PEHZUH. 

mehr.  Lehmann  wird  also  1628  oder  1633  der  Nachfolger  von  Schreccius, 
also  zweiter  Prediger,  geworden  sein,  nach  Burmeister's  Tode  aber  erster,  und 
Burmeister's  Substitut  Meinke  als  zweiter  an  Lehmann's  Stelle  getreten  sein. 
1643  dc^egen,  als   die  alles  Leben  hinraffenden  harten  Kriegsjahre   [637  und 

1638  ihre  Wir- 
kung gethan 
haben,  da  scheint 
Meinke  der  ein- 
zige Prediger  in 
Penzlin  zu  sein. 
Er  stirbt  1653. 
Von  da  ab  stim- 
men die  Nach- 
richten in  Dan- 
neils Chronik  mit 

den  Akten   im 
Archiv. 

Die  V.  Maltzan 

erneuem    1617 

und    1628    ihre 

Versuche,   das 

Patronat     der 

Kirche    als    das 

ihrige    zu    er- 
streiten.    Aber 
vergebens.      Erst 
am  15.  April  1702 

lässt  sich  der 
Herzog  Kriedrich 

Wilhelm  bereit 
finden,  dem  Baron 
und  Oberst  Hans 

Heinrich   von 
Maltzan  eine  förm- 
liche  ConfirmatiO  Das  Ost-Ende  der  Kirche  t.a  l'enilin. 
juris  patronatus  zu  ertheilen.') 

Dass  Puchow  in  kirchlicher  Beziehung  schon  1 326  mit  Penzlin  ver- 
bunden ist,  lässt  eine  Urkunde  dieses  Jahres  erkennen.')  Es  wird  daher  die 
dort  schon  im  Mittelalter  erbaute  Kirche  oder  Kapelle  ebenso  zur  Havelbei^er 
Diöcese  gehört  haben  wie  die  Penzliner  Mutterkirche  selber.  Dasselbe  gilt 
ohne  Zweifel  auch  von  den  zwei  anderen  Filialen  Lübkow  und  Lapitz,  die  uns 


')  Vgl.  l^hnaklen  von  Penzlin  im  Grossh.  Archiv. 
•)  M.  U.-B.  4687. 


KIRCHE  ZU  PENZLIN. 


•VT 


i^il[»\Tv«,,'W>.'^.ty-  "•''  *  'i-if  *--i  ■■ 


Gruiidriss  der  Kirche  lu  Penzlin. 


242  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 

freilich  als  solche  urkundlich  nicht  eher  denn  im  Jahre  1582  bei  Gelegenheit 
der  vom  Herzog  Ulrich  angeordneten  Visitation  entgegentreten.^)  Ein  nega- 
tiver Beweis  hierfür  ist  der,  dass  ihre  Namen  nicht  in  dem  schon  öfter  an- 
gezogenen »Verzeichnus  der  Pfarrlehen  und  Kirchenn  in  den  Schwerinischen 
Stifilssprengel  gehörig«  vorkommen.*)  Ueber  das  kirchliche  Verhältniss  von 
Wrodow  s.  unter  Wrodow. 


Baues. 


Die  KirehB. 

Beschrei-  |H|aubeschreibutig.  Die  Pfarrkirche,  oder  St.  Nikolai -Kirche,  zu  Penzlin  be- 
bung des  .lUH  g^gj^i;  aus  einem  drelschiffigen  Langhaus,  einer  im  Jahre  1877  angebauten 
Apsis,  deren  Ostwand  platt  abschliesst,  und  aus  einem  über  dem  Westende  auf- 
steigenden Thurm,  dessen  Höhe  nach  einem  Brande  von  1725  so  verkürzt  ist, 
dass  das  Walmdach  unmittelbar  über  dem  Dachfirst  des  Langhauses  anfangt. 
Der  Ostgiebel  des  Langhauses  läuft  seit  1877  '^  einen  fialenartigen  Mauer- 
aufsatz aus,  in  welchem  die  sogen.  Klingglocke  hängt.  Unter  dem  Dach  des 
Thurmes   ein  aus   gothischen  Vierpässen   zusammengesetzter  Fries,    unter  dem 


Unter  dem  Dach  des  Thurmes.  Unter  dem  Dach  der  Seitenkapelle. 

Dach  des  Schiffes  ein  aus  Rund-  und  Kleeblattbögen  kombinierter  Fries,  und 
unter  dem  Dache  der  Seitenkapelle  ein  abgetreppter  Zickzackfries.  An  der 
Süd-  und  Westseite  finden  sich  auch  noch  mehrere  Rundmarken  und  Längs- 
rillen. Der  stark  modernisierte  Innenraum  ist  mit  spitzbogigen  Rippengewölben 
eingedeckt.  Die  an  der  Südwestseite  angebaute  Kapelle,  welche  der  Familie 
von  Maltzan  als  Grabkapelle  dient,  ist,  wie  aus  dem  verwitterten  Mauerwerk 
und  besonders  aus  dem  hier  gebrauchten  gedrückten  frühgothischen  Spitzbogen 
geschlossen  werden  darf,  wesentlich  älter  als  der  im  steileren  hochgothischen 
Bogen  aufgeführte  Hauptbau.  Die  früher  allem  Anscheine  nach  gewölbt 
gewesene  Kapelle  hat  jetzt  ein  roh  aufgesetztes  —  innen  unverkleidet  ge- 
bliebenes —  Satteldach.  Ein  hohes,  jetzt  bis  auf  eine  kleine  Thür  zu- 
gemauertes Portal  lässt  darauf  schliessen,  dass  die  Kapelle  im  Mittelalter  einen 
Theil  der  Kirche  bildete,  also  wohl  die  »Garwekamerc  oder  Sakristei  war. 

Altar.  Das   Gemälde   im  Aufsatz   des  Altars  aus   dem   Ende   des   XDC.  Jahr- 

hunderts stammt  von  Professor  Kannengiesser-Neustrelitz.    An  der  Vorderwand 


^)  Danneil   irrt,   wenn   er   auch  die  Visitationen  von    1534  und   1541    heranzieht.     Sie   ent- 
halten nichts  von  der  unter  das  Brodaer  Kloster  -  Patronat  gekommenen  Penzliner  Kirche. 

')  Vgl.  Wigger,  Annalen,  S.  132.   133. 


Inneres  der  Kirche  la  Peniltn. 


KIRCHE  ZU  PENZLIN. 


des  älteren  Altaraufbaues  die  Wappen  des  JOSEPH  FREIHERRN  VON  MALT2AN 
und  der  JOHANNE  GRAfIN  VON  LUCKNER. 


Die  in  Holz  geschnitzte  Kanzel  ist 
Jahrhunderts. 


i  Werk  vom  Ende   des  XVIII.      Kanzel. 


An   dem   Orgel -Prospekt   im   Zopf-Stil       Orgel- 
vom  Ende  des  XVIII.  Jahrhunderts  dieselben     Prospekt. 
Wappen  wie  am  Altar. 


s#^^, — 


"RiilgtiMa^ 


Ueber  den  Chorschranken  eine  alte  Land-        Alte 
stnrm  -Fahne     mit    der    Inschrift:     DIESER  1-andsturm- 
FAHNE    FOLGEND,    VERTHEIOIGTE    IM     BE-       Fahne. 
FREIUNGSKRIEGE    1813  .  DER    LANDSTURM 
DES    PENZLINER     KREISES    DIE    GRANZEN 
Unter   einem    F.  F.    (ein    Monogramm    mit    Krone)    ein 
Unter  dem  Penzliner  Stadt- 


DES   VATERLANDES. 

Rosenkranz  mit  der  Inschrift:  WELCKE  NIMMER, 
Wappen  die  Inschrift:    NIEMALS  RUCKWARTZ  1804. 

Die  Glocken  der  Penzliner  Kirche  gehören  sämmilich  jüngeren  Zeiten  Glocken 
an,  d.  h.  als  Umgüsse  aus  älteren  Glocken.  Es  sind  ihrer  drei.  Die  grösste 
ist  1791  unter  dem  Patronat  des  Freiherm  JOSEPH  VON  MALTZAN  von  Joh. 
Christ  Meyer  in  Neustrelitz  gegossen  worden;  die  mittlere  [820  von  Valentin 
Schultz  zu  Rostock,  und  die  kleinere  1735  unter  dem  Patronat  des  Freiherrn 
OTTO  JULIUS  VON  MALTZAN  von  dem  Penzliner  Glocketigiesser  J.  C.  Altrichter.') 


'}  Die  mittlere  Glocke  h 
richter.     Die  Inschriften  «Iler  d 


:e  eine  Vorgängerin   von    dem   I'eniliner  Glockengiesser  J.  C.  Alt- 
i  Glocken  sind  vollständig  bei  Danneil.  a.  a.  O.,  S.  56,  lu  lesen. 


244  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

Grabstein.  Grabstein.     In  der  Mitte  der  Kirche   ein  Stein  mit  einer   eigenartigen 

Inschrift:  ALHIER  RUHET  IN  GOTT  EIN  FRÜHEZEITIG  VERWELKTES  BLUME. 
LEIN  LUDEWICUS  DIETERICH  GEBHARDT  DERSELBE  IST  GEBOHREN  IN  DER 
VORSTADT  PERWER  VOR  SALTZWEDEL  D  •  13  •  JULIJ  ANNO  1716  U  •  IST 
SEELIG  ALHIER  VERSTORBEN  DEN  10TEN  APRIL  1736  SEINES  ALTERS  19 
JAHR  9  MONAHT  LEICHENTEXT  HIOB  16  V  22  •  U  •  17  C  •  V  1  •  (Hier  folgt 
der  ganze  Text.)     VALE  TERRA  SALVE  COELUM  •  DIESES  HABEN  ZUM  WOL- 

verdienten  andencken  legen  lassen  j  •  gebhardt  e  •  m  •  riem- 
schRderin. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i.  2.  Abendmahlskelch,    aus  einem   älteren  profanen 

werke.  Trinkgefäss  im  Jahre  1837  umgearbeitet.  Mit  schwebenden  Putten  an  der 
Kupa.  Der  Fuss  ist  neu.  Die  Inschrift  des  älteren  Theiles  besteht  in  Namen 
und  Jahreszahl:  GEORGUS  JULIUS  VON  MALTZAN,  FREIHERR  V  •  PENZLIN 
UND  WARTENBERG  •  1702.  Ohne  Stempel.  Die  jetzt  dazu  gebrauchte  Patene 
ist  neu.  (D  (TfG).  —  3.  4.  Kelch  mit  der  Inschrift:  EX  RUINA  INCENDIi  1725 
DEN  11  SEPTEMBER  REPARARI  CURAVERUNT  1731  PASTORES  ET  OECON  • 
Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  Meisterzeichen  Qr).  Patene  mit  den- 
selben Zeichen.  —  5.  6.  Zinnkelch  von  1691,  mit  der  Bezeichnung  EH  RENS 
SCHMIDT.  Patene  mit  der  Bezeichnung  ES.  —  7.  8.  Zinnkelch  aus  dem 
XVIII.  Jahrhundert,  im  Kelchboden  eingestempelt  eine  weibliche  Figur  mit 
W  N.  Die  Patene  hat  als  Stempel  ein  dreithürmiges  (das  Friedländer?)  Thor 
und  als  Meisterzeichen  C  H.  —  9.  Noch  ein  Kelch  mit  dem  Güstrower  Stadt- 
zeichen @  und  dem  Meisterstempel  des  zwischen  1698  und  1701  nachweis- 
baren Joh.  (Hans)  Frledr.  Molstorf:  [jpj^].  —  10.  Ovale  Oblatendose  von  1733, 
mit  einem  Monogramm  aus  den  Buch.staben  «/.  J.  L.  unter  einer  Krone,  darunter 
Palmzweige.  Inschrift:  GOTT  ZU  EHREN  UND  ZUM  GESEGNETEN  AN- 
DENCKEN DER  LINDEMANNISCHEN  FAMILIE  IN  PENZLIN  GAB  DIESES  DER 
KIRCHEN  DASELBST  JOHANN  JACOB  LINDEMANN.  Als  Stadtzeichen  ein 
Adler,  und  als  Meisterzeichen  ein  D  in  einem  Barockschild,  ausserdem  auch 
das  Beschauzeichen  in  Form  eines  Zickzackstriches :  /wwwwwy^^^.  —  1 1 .  Schenk- 
kanne von  1835  mit  den  Stempeln  |p]  und  [\  FGj  (J-  P-  Gotthardt  in  Penzlin, 
s.  o.).  —  12.  Löffelchen  mit  denselben  Zeichen  wie  die  Kanne.  —  13.  14.  Zwei 
Zinnleuchter  mit  später  angesetzten  Füssen  und  der  Inschrift:  CHRISTIAN 
FRIEDRICH  STOLL  CATRINA  MARIA  STOLLN  1760.  Stempel:  Friedländer  (?) 
Thor  und  W  N.  —  15.  Klingebeutel  mit  der  Inschrift  auf  der  Tülle:  BARON 
FERDINAND  MALTZAHN  1794  D  •  26ten  SEPT. 


BURG   PENZLIN. 


Burg  Penzlin.'i 


KWördlich  von  der  Stadt,  ungefähr  siebenzig  Schritte  von  dem  letzten  eng-  Die  Burg 
^'^^  geschlossenen  Häuser-Komplex  entfernt,  liegen  neben  einander  die  »altec  Penzlin. 
und   die    >neue<   Burg.     Die   neue  Bui^   ist  ein  erst  im  XIX,  Jahrhundert  er- 


Die  alte  Burg  Penzlln. 

bautes,  äusserlich  einfach  erscheinendes  grosses  geräumiges  »Herrenhaus«,  das 
mit  einer  Burganlage  im  Sinne  des  Mittelalters  nichts  als  den  zu  drei  Vierteln 
ziemlich   schroff  und  tief  zu  W.isser  und  Wiese  abfallenden  Platz   gemeinsam 

')  Wir  folgen  hier  einein  lesenswenhen  Aufsalze  von  Ouo  l*iper,  den  er  in  den  iMecklb. 
AnieigeiK  Nr.  69  (34.  MSrz  1SS3)  verölTentlicht  hat:  iMeoklenbur^itche  Butgioste.  II.  Penilin.c 
—  Eine  weitverbceilete  Ansicht  der  Hui^  von  Pcnzlin  isl  die  von  üotlheit  im  iMecklenb.  AtlmnM 
(Hamburg-Berendsohn);  aber  sie  ist  derart  mit  willkürlichen  maleiischen  ZusSUen  versehen,  mil 
ThUnnen  nnd  gothischen  Wandbilduiißcn  aller  Art.  da'*«  sie  dem  wirklichen  Bestände  e'^K'^i'I'i'^'' 
als  werthlos  beicichnet  werden  miis^. 


246  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

hat   und   zu   einem    Viertel   mit   einem   gleich   hohen   Landrücken    zusammen- 
hängt.    Die   südlich   von   der  neuen  Burg  und  jenseits  der  genannten,   burg- 
grabenartig   vertieften  Schlucht  gelegene   alte  Burg   aber   stellt  sich   als   Rest 
einer  in  der  Zeit  der  Renaissance  mehrfach  veränderten  mittelalterlichen  Anlage 
dar,  die  wir  uns  nach  Analogie  anderer  Bauten  dieser  Art  (in  Wismar,  Parchim, 
Malchin  u.  s.  w.)  anscheinend  so  vorzustellen  haben,  dass  sie  zu   einem  Theile 
die   Stadtmauer   be- 
rührte oder  in   sich 
aufnahm     und    dass 
der  etwas  höher  ge- 
legene, jetzt  wieder 
mit   der   alten  Bui^ 
durch     eine     Holz- 
brücke    verbundene 
Platz  der  neuen  Burg 
die  »Vorburgt   oder 

das  »Vorwerk« 
(ouvrage  avance)  zu 
bilden  bestimmt  war. 
Die  alte  Burg  be- 
steht aus  zwei  recht- 
winklig an  einander 
liegenden  Gebäude- 
theilen,  deren  Archi- 
tektur  freilich   nach 

aussen    hin    auch 

nichts    Burgartiges 

mehr  aufzuweisen 
hat.     Die    erwähnte 
Hoizbrücke  fuhrt  von 
dem  Hügel  der  neuen 
Burg  zu  einem  spitz- 
bogig  geschlossenen  ^'"  "''"'''  ^"  ■"""  ^"^  Penilin. 
Eingange  des  Längsgebäudes  der  alten  Burg  hinliber.    Bei  diesem  spitzbogigen 
Eingange  sieht  man  das  älteste  Mauerwerk  der  Burg,  soweit  dessen  Verwitterung 
hierauf  schliessen  lässt.    Die  Spitz  bogen  thür  ifiihrt  zunächst  in  einen  Raum,  der 
wie  noch  deutlich  zu  sehen  ist,  seiner  Zeit  in  seinem  ganzen  Umfange  von  einem 
Rauchfangmantel  überdacht  war.     Wir  haben  hier  also  eine  vormalige  Küche 
nicht  geringen  Alters  und  damit  dieselbe  Einrichtung  wie  z.  B.  auf  dem  noch 
erhaltenen  Falkenstein  im  Harz,  wo  auch  ein  nur  für  Fussgänger  passierbarer 
Nebeneingang  durch  die  Küche  in  den  Bui^hof  fuhrt.* 

Neben  dieser  Spitzbogenthür,  und  zwar  da,  wo  Längs-  und  Quergebäude 
an   einander  stossen,   haben   sich  Spuren   des   ehemaligen  Berchfrits  der  Burg 


BURG   PENZLIN.  247 

gefunden,')  ebenso  iingeföhr  fünfzig  Schritt  zu  beiden  Seiten  des  Berchfrits  die 
Spuren  von  Vertheidigungsthürmen  in  der  Mauer,  welche  Burg  und  Stadt  um- 
schloss.  Endlich  sieht  man  noch  im  Erdgesclioss  des  Quergebäudes  eine  mit 
gothischen  Kreuzgewölben  überdeckte  Halle,  doch  wird  man  auch  sofort 
gewahr,  dass  sie  durch    eingesetzte  Scherwände  ihre  Wirkung  verloren  hat. 

Zur  Zeit  aber  interessieren   an   der  alten  Burg  weitaus  am  meisten  die 
erhaltenen  »Hexenkeller«. 

»Aus  einem  niedrigen  Balkenkeller  unter  dem  Längsgebäude  Tuhrt  unter 

einer   Falithüre   eine 
enge    Steintreppe    von 
achtzehn   Stufen    in 
einen  zweiten  völlig 
finsteren  Keller  hinab, 
weicher,  6,75  zu  2,75  m 

in  der  Grundfläche 
messend,  mit  Ziegeln 
ausgemauert  und  mit 
einem  Tonnengewölbe 
überspannt  ist.  An  der 
einen  Längsseite  dieses 
Kellers  zeigen  sich  nun 
in  halber  Wandhöhe 
drei  Nischen  von  1,75  m 
Höheund  0,92  m  Breite, 
deren  untere  Hälfte  etwa 
35  cm,  die  obere  doppelt 
so  weit  hineinspringt. 
Auf  diese  inmitten  der 

Mauer  angebrachten 
Steinsitze    wurden    der 
Tradition    nach    die 
Ein  Tb<Ll  der  alten  Burg  Penilin.  Hexen    angeschlossen, 

und  in  der  That  zeigen 
die  bei  allen  Nischen  gleichartig  in  die  Mauer  eingelassenen,  jetzt  zumeist  ab- 
gebrochenen, zum  Theil  aber  noch  mit  daran  hängenden  runden  Klammern 
erhaltenen  Eisenbolzen  unwiderleglich,  das.s  hier  Menschen  am  Hals,  der  Brust, 
beiden  Armen  und  Füssen  enge  an  die  Wand  angeschlossen  worden  sind. 
Zum  Theil  noch  erhaltene  starke  Hespen  u.  s.  w.  lassen  ausserdem  erkennen, 
dass  jede  Nische  durch  eine  schwere  Thür  abgeschlossen  wurde,  während  ein 
für  jede  derselben  aus  der  Mauer  herausragender  länglicher  Felsstein  offenbar 
ein  Ausheben  dieser  Thür  verhindern  sollte.« 

';  Ab  Beweis  für  dns  Vorhandensein  eines  B 
dem  Quer^ebäude  herauskommende,  jetil  etwa  in  dr 
enge  Wendeltreppe. 


248 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


»Von  diesem  Keller  fuhren  vier  Stufen  wieder  aufwärts  in  einen  zweiten 
ähnlichen,  aber  nur  4,50  zu  1,45  m  in  der  Grundfläche  messenden  Keller,  der 
gleichfalls  drei  Hexennischen  enthält,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass  dieselben 
hier  des  besonders  einspringenden  Absatzes  für  die  Füsse  (vom  Knie  ab)  und 
deshalb  auch  der  engen  vor  die  Nischen  zu  legenden  Thüren  entbehren. 
Ausserdem  bringt  hier  eine  25  cm  weite  und  5  m  lange,  durch  die  Decke  auf- 
wärts geführte  Röhre  wenn  auch  kein  Licht,  so  doch  spärliche  frische  Luft 
zu,  während  zugleich  von  diesem  Keller  die  enge  Wendeltreppe  in  der  Wand- 
dicke aufwärts  fuhrt,  die,  wie  eben  (S.  247,  Anmkg.  i)  bemerkt,  vormals  in 
den  jetzt  abgebrochenen  Berchfrit  ausmündete.  —  An  den  nischenfreien  Wänden 
beider  Kellerräume  finden  sich  noch  weitere  abgebrochene  Eisenbolzen  zur  ein- 
facheren Ankettung  von  Gefangenen.« 

Diese  Keller,  welche,  wie  Piper  a.  a.  O.  nachgewiesen  hat,  zu  dem, 
was  wir  über  die  Art  der  Einkerkerung  der  Hexen,  über  ihre  Torturen  und 
besonders  über  die  Vorschriften  des  Malleus  maleflcarum  wissen,  aufs  Beste 
passen,  weisen  somit  auf  einen  Bau,  der  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVL  Jahrhunderts  entstand,  als  in  Mecklenburg  die  systematische  Verfolgung 
der  Hexen  bereits  begonnen  hatte  (1562).  Damit  schrumpft  aber  das,  was 
von  der  frühmittelalterlichen  Burg,  wie  sie  einst  unter  den  Fürsten  von  Werle 
bestand,  noch  übrig  geblieben,  zu  einigen  Mauerresten  zusammen,  deren 
genaue  Abgrenzung  von  den  jüngeren  Theilen  überdies  auf  Schwierigkeiten 
stösst  und  kaum  noch  Bedeutung  hat.^) 


Stadt- 
mauer. 


Stadt- 
thore. 


|m  Mittelalter  war  die  Stadt  da,  wo  sie  nicht  von  Wasser  und  Sumpf  ge- 
schützt wird,  von  einer  hohen  Ziegelmaner  umgeben.  Davon  ist  noch 
ein  gut  Theil  erhalten,  aber  man  findet  keinerlei  besondere  Vorrichtungen  :iur 
Vertheidigung.  Vor  der  Mauer  findet  man  nach  der  Landseite  zu  zwei  tiefe, 
zumeist  noch  erhaltene  Gräben,  die  jetzt  durch  einen  abgeplatteten  Wall  ge- 
trennt sind.  Stadttbore  giebt  es  nicht  mehr,  auch  keine  sonst  irgendwie  noch 
bcmerkenswerth  erscheinenden  Gebäude. 


Wall.  Die  Stadtfeldmark  war  einstmals  von  einem  breiten  Wall  umgeben,  der 

theilweise  noch  erhalten  ist. 


Grapen- 
werder. 


Grapenwerder.  Auf  der  Feldmark  findet  sich  eine  rings  von  Wasser 
und  (jetzt)  Wiesen  umgebene  ca.  15000  Quadrat- Ruthen  grosse  Insel,  der 
Grapenwerder  (so  schon  in  einer  Urkunde  von  1309  genannt),  und  auf  deren 
höchsten  Theile   eine  kreisrunde   etwa   200  Schritt  im    Durchmesser    haltende 


*)  Vgl.  Lisch  und  Wedemeyer,   Album   mecklenb.  Schlösser  und  Landgüter,   Heft  1  und  2, 
S.  3  und  4. 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF   LÜBKOW.  249 

Erderhöhung  mit  ca.  lo — 12'  hohen,  nahezu  senkrechten,  mit  Gestrüpp  be- 
wachsenen Rändern,  während  von  einer  anderen  Seite  noch  ein  minder  hoher 
Steilrand  sich  abzw-eigt.  Der  Grapenwerder  darf  nicht,  wie  es  im  M.  Jahr- 
buch XXXVII,  S.  66,  geschehen  ist,  mit  dem  Werder  verwechselt  werden. 
Ueber  beide  Plätze  Ausführlicheres  weiter  unten  S.  455  ff.    (Vorgesch.  Stellen.) 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  LUbkow/) 

m  Jahre  1274  gehört  das  Dorf  Lübkow  mit  seiner  Kirche  zu  jener  umfang-  Geschichte 
reichen  Begüterung  in  der  Vogtei  Penzlin,  welche  mit  ihren  Kirchlebnen  ^^s 
(cum  collatione  beneficiorum  seu  ecclesiarum)  von  Fürst  Nikolaus  von  Werle  ^^"es. 
am  12.  März  desselben  Jahres  den  Rittern  und  Brüdern  Bernhard  und  Heinrich 
von  Peccatel  und  theihveise  auch  dem  Ritter  Raven  (Corvo)  zu  gesammter 
Hand  verliehen  wird.*)  Wie  lange  Lübkow  ein  Peccatel'sches  Gut  blieb,  wissen 
wir  nicht.  Denn  die  Urkunden  schweigen  nach  1274  mehr  als  drittehalb  Jahr- 
hunderte lang.  Um  1538  besitzen  die  von  Maltzan  einen  Katen  im  Dorfe. 
Aber  neben  ihnen  haben  auch  die  von  Barnefleth  Unterthanen  daselbst.  Doch 
Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  ist  das  Dorf  anscheinend  ganz  und  gar  in 
Maltzan'schen  Händen.  Am  30.  Mai  161 7  kauft  Hans  von  Blankenburg  das 
Gut  Lübkow  cum  pertinentiis  et  juribus  in  Prillwitz,  Rehse,  Passentin,  Peccatel 
und  Wustrow  für  15000  Gulden,  erhält  aber  den  landesherrlichen  Konsens 
dazu  erst  am  6.  December  1625  und  vergleicht  sich  darüber  mit  Ilsabe  von 
Owstein,  Jürgen  Maltzan's  Wittwe,  im  selben  Jahre.  Ende  des  XVII.  Jahr- 
hunderts haben  wieder  die  von  Maltzan  Gut  und  Dorf,  verpfänden  es  aber 
theihveise  an  einen  Steding.  Zu  Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts  finden  wir 
Lübkow  in  den  Händen  des  Kammerjunkers  Gustav  Friedrich  von  Walsleben, 
welcher  am  20.  Februar  1702  den  Lehnbrief  über  Lübkow  und  Krukow  erhält, 
da  das  Geschlecht  der  von  Blankenburg  ausgestorben  sei.  Am  26.  Mai  17 16 
verpfändet  Ulrich  Wedege  von  Walsleben  die  Güter  Lübkow  und  Krukow  an 
Ernst  Friedrich  von  Kosboth,  und  nun  bleiben  die  von  Kosboth,  bei  allem 
Streit  zwischen  den  von  Maltzan  und  von  Walsleben  über  das  jus  revocationis 
und  trotz  verschiedener  Einlö.sungsversuche,  als  Pfand besitzer  bis  1785  im  Besitz. 
Seitdem  ist  Lübkow  wieder  bei  der  freiherrlichen  Linie  der  von  Maltzan-Penzlin. 

Ueber  das  kirchliche  Verhältniss  s.  bei  Penzlin. 

Kapelle.     Die  Kapelle  ist  ein   nach  einem  Brande  aufgeführter  kleiner    Kapelle. 
Bau  von  fast  quadratischer  Anlage  aus  dem  Jahre  1827,   welcher  von  Ziegeln 
mit  eingemischten  Granitsteinen,   wie  sie   besonders  im  Sockel  verwandt  sind, 

*)  3  km  südöstlich  von   Penzlin.     Lubbechowe  =  Liebendorf,  Ort  des  Liib^ch,  Lubik  (.ilt- 
slavisch  Ijubu  =  lieb).     Kuhnel,   M.  Jahrb.  XLVI,  S.  87. 
*)  M.  U.-B.  1317. 


250 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


aufgeführt  ist  und  der  damals  herrschenden  Zopfgothik  folgt.  Der  Innenraum 
ist  mit  flacher  Bretterdecke  geschlossen.  Die  innere  Einrichtung  ist  ohne 
Bedeutung. 

Glocken.  In   dem    kleinen    Holzthürmchen,    welches   auf  der  Westseite   aus   dem 

Dache  herauswächst,  hängen  drei  Glocken.  Die  beiden  ersten  sind  nach  der 
Inschrift  zum  Ersatz  einer  vom  Feuer  zerstörten  Glocke  unter  Maltzan'schem 
Patronat  sowie  zur  Zeit  des  Pastors  CHRISTOPH  LUDWIG  MÜLLER  gestiftet 
und  von  dem  Glockengiesser  Johann  Christian  Meyer  im  Jahre  1782  gegossen 
worden.^)  Die  dritte  ganz  kleine  Glocke  oben  in  der  Thurmspitze  ist  nicht 
zu  erreichen.*) 

Kleinkunst-  Kleinkuostwerke.     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss, 

werke,      laut  Inschrift   an   der   Kupa   im  Jahre    1729   gestiftet   vom   Amtmann    E»E» 

WEYLANDT   ZUM    WERDER.      Als    Stadtstempel    einköpfiger    Adler,    und    als 

Meisterstempel  STVMER.    An  der  Patene  keine  Zeichen.  —  3.  Oblatenschachtel, 

neu.  —  4.  Zinnerne  Taufschale,  neu. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Lapitz.') 

|rkunden  des  Mittelalters  scheinen  zu  fehlen.  In  vorgeschichtlicher  Zeit 
giebt  es  hier  eine  besonders  grosse  wendische  Burganlage  mit  mehr 
als  gewöhnlich  ausgebreiteter  Besiedelung.*)  Aus  dem  geschichtlichen  Dunkel 
aber  tritt  Lapitz  erst  in  neuerer  Zeit,  nämlich  zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts, 
heraus.  Damals  gehört  es  zu  den  Gütern,  welche  die  Herzöge  Heinrich  und 
Albrecht  von  Mecklenburg  dem  Ritter  Bernd  von  Maltzan  verpfänden.^)  Die 
weitere  Geschichte  des  Gutes  und  Dorfes  behandelt  nun  eine  fortlaufende 
Reihe  von  ganzen  und  theilweisen  Verpfandungen  und  Afterverpfändungen,  so 
z.  B.  an  Jakob  von  Vieregge,  der  sein  Anrecht  1629  dem  Dr.  Wasmund  über- 
lässt;  an  Joachim  und  Friedrich  von  Quilitz,  die  ihre  Anrechte  1633  an  die 
Oekonomie  des  Güstrower  Domes  abtreten,  und  an  den  im  Jahre  1662  von 
Schweden  her  in  den  Adelsstand  erhobenen  Joachim  Engel,  der  von  1656  an 
Pfandherr  von  Lapitz,  Wrodow  und  Gross-Helle  ist  und  1687  einen  Antheil 
in  Lapitz  an  Albrecht  von  Krackewitz  abgiebt.  In  Lapitz  haben  übrigens 
auch  die  von  Maltzan  dem  von  Engel  nicht  alles  überlassen,  es  kommen  daher 


*)  Das  Patronat   hatten    sich    die  von  Maltzan  bei  der  Verpfändung  des  Gutes   vorbehalten. 

*)  Nach  dem  Inventar  von   181 1   ebenfalls  von  Joh.  Christian  Meyer  gegossen. 

^)  5  km  nördlich  von  Penzlin.  Lapze  entweder  von  lapa  =  Klaue,  Bärlapp,  lycopodium; 
oder  von  lap-lapica  =  Falle.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  81.  Darnach  also  entweder  soviel  wie 
>  Klauendorf c ,   »Iturendorfi   oder   >  Kaliendorf c  :  —  eine  ganze  Auswahl. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  270.  278—281.     XXVI,  S.  304. 

»)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  459—463  (Urk.  DCCCXLII). 


GUT  UND   FILIAL- KIRCHDORF  LAPITZ. 


251 


auch  im  XVIII.  Jahrhundert  weitere  Verpfandungen  von  einzelnen  Antheilen, 
Bauern  und  Kossäten,  aus  ihren  Händen  vor.  Als  Inhaber  von  Lapitzer 
Pfandantheilen  treten  uns  entgegen  Christoph  Krauthof  (1702),  der  Oberst- 
leutnant von  Scharfenberg  (1705),  der  Oberstleutnant  von  Keyserlingk  (1737 
bis  1788),  Adolf  Friedrich  von  der  Lancken  (1788 — 18 11),  Karl  Friedrich  von 
Peccatel  auf  Wrodow  {1762)  und  Graf  von  Bolza  auf  Gevezin  (1777),  die  beiden 
letztgenannten  als  Afterpfand-Inhaber  von  den  von  der  Lancken  und  Keyserlingk 
her.  Ein  Maltzan'scher  Reluitions- Versuch  im  Jahre  1784  hat  kein  praktisches 
Ergebniss.  181 1  kauft  Hofrath  Siemerling  das  Lehngut  Lapitz,  und  18 14  geht 
es  an  Joh.  Gottlieb  Neumann  über,    dessen  Familie  noch  heute   im  Besitz  ist. 

Ueber  das  kirchliche  Verhältniss  s.  bei  Penzlin. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  Fachwerkbau  in  Form  eines  Vierecks  ohne      Kirche. 
Thurm  und  mit  flacher  Balkendecke  im  Innern. 


Altar- 
aufsatz. 


Glocken. 


Im  Altaraufsatz  oberhalb  eines  grossen  hohen  Abendmahlgemäldes  ein 
weiss  gestrichenes  spätgothisches  Triptychon,  dessen  Mittelstück  in  Schnitz- 
figuren die  Scene  der  Kreuzigung  enthält,  während  jeder  der  Flügel  vier 
Heiligenfiguren  zeigt,  die  zu  je  zweien  über  und  neben  einander  geordnet  sind. 

Im  freistehenden  Glockenstuhl  neben  der  Kirche  zwei  Glocken.  Die 
erste  hat  die  Inschrift:  DEI  IN  HONOREM  BARONES  A  MALZANEN  SUB 
PASTORATU  M  •  JO  •  SCHRECCII  ANNO  1620.  Die  zweite  hat  nur  die  Jahres- 
zahl 1620. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss  mit  Kleinkunst- 
der  Aufschrift:  JOCHIM  •  FRIDERICH  •  QVILITZ  •  LEVTENANT  •  ANNO  1668.  werke. 
Keine  Werkzeicben,  auch  nicht  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3.  Kleine 
Oblatendose  von  Neusilber.  —  4.  Zinnerne  Weinkanne,  neu  (Kurtz- Stuttgart). 
—  5.  Taiifschüssel  von  Messing,  neu.  —  6.  Zinnschale,  gestiftet  1696  von 
JOCHEN  KRVMSEE.  Stralsunder  Stadtzeichen,  Meisterzeichen  *  91  *  .  —  78. 
Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  der  eine  mit  der  Aufschrift:  JOCHIM  KRVMSEE 
HANS  KRVMSEE  1695;  der  andere  mit  der  Aufschrift:  MICHEL 
DRVHLL  1695;  bei  erstgenanntem  der  werlesche  Stierkopf  als 
Stadtstempel,  und  nebenstehendes  Meisterzeichen,  bei  dem  andern  I 
das  Stralsunder  Stadtwappen  und  als  Meisterzeichen  drei  Sterne 
mit  der  Zahl  91.  —  9 — 13.  Ausserdem  noch  ftinf  zurückgesetzte  Zinnleuchter 
von  1654,  1655,   1674,   1687  und   1726. 


252 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  ehemalige  Fiiial- Kirchdorf  Puchow.') 

|m  ersten  Viertel  des  XIV.  Jahrhunderts  wohnt  in  Puchow,  das  damals 
wie  auch  noch  lange  nachher  aus  einer  Anzahl  von  Einzelhöfen  besteht, 
der  Knappe  Petersberg.  Wenigstens  nehmen  wir  an,  dass  er  es  ist,  dessen 
Wittwe  im  Jahre  1326  den  Penzliner  Kirchherrn  mit  der  Stiftung  eines  Gefälles 
von  jährlich  zwölf  Hühnern  im  Dorfe  Puchow  erfreut.*)  Als  ein  deutsches 
Bauerndorf  tritt  es  uns  auch  in  einer  Urkunde  vom  18.  Juli  1501  entgegen, 
durch  welche  es  in  jene  Begüterung  aufgenommen  wird,  mit  der  die  mecklen- 
burgischen Herzöge  den  Berend  Maltzan  belehnen.^)  In  der  Folge  entwickelt 
sich  hier  nun  ebenso  wie  anderswo  auf  ähnlichen  ritterschaftlichen  Dörfern 
Verpfändung  und  Afterverpfandung  von  einzelnen  Antheilen  zu  schönster 
Blüthe.  So  sind  z.  B.  zu  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  Hans  Angermünde 
und  Lukas  Schröder  die  Pfandherrn  von  Maltzan'schen  Höfen.  Auch  hören 
wir  von  einem  »Vorwerk«  Puchow,  das  mit  dem  Rittergut  Klein-Lukow  ver- 
bunden ist,  welches  Bernd  Lüdeke  von  Holstein  1623  an  Magnus  von  Bülow 
verkauft.  Gleichzeitig  giebt  es  Vieregge'sche  Pfandanrechte,  die  1629/30  an 
Dr.  Jasmund  und  an  Jürgen  Höppener  übergehen.  1636  sind  Oberstleutnant 
Joachim  Engel  und  der  Friedländer  Bürgermeister  Joachim  Quilitz  Pfand- 
inhaber der  Güter  Werder  und  Puchow.  In  diese  Pfandrechte  treten  1649/50 
Dr.  Jasmund's  Wittwe  und  Oberstleutnant  Gregorius  Ziegler  ein.  Um  dieselbe 
Zeit  bricht  über  den  genannten  Bülow'schen  Pfand-Antheil  der  Konkurs  aus. 
Im  XVIII.  Jahrhundert  sind  die  von  der  Lanken  und  von  Hacke  nachher  auch 
ein  von  Raven  die  Pfandinhaber,  die  von  der  Lanken  am  längsten  (1702  bis 
1805)  1805  kauft  Leutnant  Anton  von  Berg  das  Gut,  1839  Hermann  von  Voss, 
1855  Wilhelm  Mecklenburg  und  1878  Ulrich  Freiherr  von  Maltzan,  der  es 
nebst  Rahnenfelde  nach  langer  Entfremdung  für  die  Familie  von  Maltzan 
zurückerworben  hat. 

Dass  die  ehemalige  Kirche  zu  Puchow  von  jeher  mit  der  Penzliner 
verbunden  war,  ist  schon  aus  der  oben  angezogenen  Urkunde  von  1326  zu 
erkennen.  Bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein  dauert  dies  Verhältniss.  Es  hat 
sich  nämlich  aus  dem  Jahre  1659  eine  Nachricht  erhalten,  welche  sagt,  dass 
die  Kirche  zu  Puchow  »vor  einigen  Jahren«  abgebrannt  sei.  In  Folge  dessen 
.seien  zwei  Glocken  (also  noch  vor  1659)  nach  Broda  gekommen.  Damals  sei 
Gregorius  Ziegler  Besitzer  von  Puchow  gewesen.    Wir  wissen  aber  von  Ziegler, 


*)  4  km  nördlich  von  Penzlin.     »Ort  des  Puchac :    Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVl,  S.  112. 

')  M.  U.-H.  4687.      V^rl.  dazu   3345. 

*)  Lisch,  (leschl.  Maltzan   IV,  S.  3240".  (Urk.  DCCLXIX). 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  WRODOW.  253 

dass  er  1650  seinen  Besitz  antrat  (s.  o.).     Also  muss  die  Kirche  zwischen  1650 

und  1659  abgebrannt  sein.    Seitdem  hat  Puchow  keine  Kirche  mehr.    Indessen 

giebt  es   auf  dem  Kirchhof  zu  Puchow   noch   eine   von   ihren   alten  Glocken,     Glocken. 

welche  die  Inschrift  hat: 

gelp  +  0ott  +  niaria  *  bnte  *  anna  +  fülf  *  brübbe  *  iftte  befbl^ 
bert ')  anno  *  botnini  *  bufent  *  tuet  +  bnbe  *  Ij:  *  ♦ 


*)  ^^  echt  versilbert.  Der  Verf.  des  Inventars  von  181 1  liest  1409  statt  1509  und  hat 
gleich  vielen  Andern  mit  den  Worten  »tftC  vcfvivcrt«  nicht  fertig  werden  können,  weil  fort- 
während if  und  tt  getrennt  genommen  wurden  und  bei  dem  nachfolgenden  VCfulvctTt  statt  V 
im  Anfange  V  gelesen  und  an  das  lateinische  Verbum  resolvere  gedacht  wurde.  Auch  wUsste  man 
gerne,  wie  es  sich  mit  dieser  Versilberung  verhält,  da  die  Sache  technisch  in  hohem  Grade  be- 
denklich erscheint,  und  erfahrungsmässig  oft  von  Versilberung  geredet  worden  ist,  wo  sie  that- 
sächlich  nicht  vorhanden  war.     Vgl.  Otte,  Glockenkunde,  S.  70  ff. 

•)  Fast  7  km  nördlich  von  Penzlin.  Ktthnel  erinnert  an  das  altslavische  Wort  vredu  =—  Aussatz, 
Geschwür.     >Schwärendorf<  ? 

•)  M.  U.-B.  1227.     Vgl.  1533.   1666.  2614.  2754.  2937. 

<)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  459—463  (Urk.  DCCCXLIl), 

»)  M.  U.-B.  1666. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Wrodow.') 

|urch  ein  Geschenk  des  Herzogs  Barnim  von  Pommern  wird  Wrodow  im   Geschichte 
Jahre    1271    Ivenacker    Klosterdorf. ^)      Nach    der    Säkularisierung    des         ^^s 
Klosters  kommt  Wrodow  an  die  mecklenburgischen  Herzöge.    Diese  verpfänden      ^o"es. 
es   an   Bernd   von   Maltzan   (s.  o.).*)     Durch   weitere   Verpfandung   kommt   es 
1656  an  Joachim  Engel   (vgl.  Lapitz),    17 17  an  den  Oberst  von  Barner  und 
175 1    an    Gotthard    Karl    Friedrich   von    Peccatel;     1785    verkaufen    die   von 
Maltzan   das  Gut  Wrodow    »cum   connexis«    an   den   Hauptmann   von  Zieten; 
1795  geht  es  an  Karl  Martin  Greffrath  über  und   1818   an  Joh.  Gottlieb  Neu- 
mann, dessen  Nachkommen  noch  heute  im  Besitz  sind. 

Da  der  Bischof  von  Kammin  am  31.  Januar  1283  ^^^  Kloster  Ivenack 
die  Zehnten  in  Wrodow  bestätigt,  so  ist  daraus  zu  ersehen,  dass  dieses  im 
Mittelalter  der  Kamminer  Diöcese  zugetheilt  war.*)  Die  spätere  Zutheilung 
des  Dorfes  und  seiner  Kapelle  an  die  der  Havelberger  Diöcese  angehörende 
Kirche  zu  Penzlin,  die  uns  in  dem  ersten  PenzHner  Visitationsprotokoll  von 
1582  entgegentritt,  kann  daher  erst  in  der  Zeit  nach  der  Durchführung  der 
Reformation  geschehen  sein.  Doch  fehlt  es  an  einem  Dokument  darüber. 
Ob  es  vorher  mit  dem  benachbarten  Gross-Helle  verbunden  war,  ist  aus  dem 
Visitationsprotokoll  von  1541  nicht  zu  ersehen.  Hier  werden  nur  Schwandt 
und  Briggow  als  zugehörige  Dörfer  genannt. 

Kirche.     Die   Kirche    ist    ein   Fachwerkbau   in   Form   eines   länglichen      Kirche. 
Vierecks  mit  flacher  Decke  im  Innern.     Thurm  fehlt. 


254 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Altar  und 
Kanzel, 
Glocke. 


Kelch. 


Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

Eine  kleine  Glocke,  ausserhalb  des  Gebäudes  hängend, 
hat  die  Inschrift:  mdtifl  f^tlp  mf.  Dabei  ist  als  Trennungs- 
zeichen eine  Art  Paragraphen -Zeichen  verwandt.  Ausserdem 
das  nebenstehende  Glockengiesserzeichen. 

Der  Abendmahlskelch  der  Kirche  ist  neu  und  ohne  Bedeutung. 


Das  Gut  und  ehemalige  Kirchdorf  Gross- Helle.') 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


^Q|1s  Kirchdorf  tritt   uns  Gross -Helle  gleich   bei   seiner   ersten   urkundlichen 
Erwähnung   im  Jahre  1363   entgegen.     Damals   ist  Dominus  Johannes 


Ribe  Plebanus  in  »Groten  Helle«.  Im  XV.  Jahrhundert  kommt  das  Gut  von 
den  Herzögen  an  Berend  von  Maltzan  (s.  o.  bei  Wrodow).  Von  1656  an  ist 
es  im  Pfandbesitz  des  Joachim  Engel  (s.  o.  bei  Lapitz).  Von  175 1  hat  es 
Gotthard  Karl  Friedr.  von  Peccatel  auf  Wrodow.  Von  1785  an  bis  1802  ist 
es  wieder  in  Maltzan'schem  Besitz.  1802  kauft  es  der  Hofrath  Karl  David 
Heinrich  Lüders  und  18 16  der  Leutnant  Flügge,  in  dessen  Nachkommenschaft 
es  heute  noch  ist. 

Wenn  schon  Wrodow  während  des  Mittelalters  zu  Circipanien  und 
somit  zur  Kamminer  Diöcese  gehört,  so  muss  das  auch  mit  dem  nördlich 
davon  gelegenen  Gross- Helle  sammt  seinen  Filialen  Schwandt  und  Briggow 
der  Fall  gewesen  sein,  zumal  diese  von  Penzlin  her  jenseits  des  Wasser- 
gebietes der  Kittendorfer  Peene  liegen,  zu  dem  auch  der  Schwandter  See 
gezählt  wird.  Gross- Helle,  zu  dessen  Kirche  vom  Mittelalter  her  bis  in  die 
Zeit  des  dreissigjährigen  Krieges  hinein  die  Kirchen  zu  Briggow  und  Schwandt 
als  Tochterkirchen  gehören,  ist  seit  1637  seines  Gotteshauses  beraubt:  ein 
Brand  vernichtet  es  nämlich  in  diesem  Jahre.  Die  Kirche  zu  Mölln  übernimmt 
die  Kura.  Aber  seit  1723  hat  sie  die  Penzliner  Kirche.  Im  Jahre  1800  wird 
ein  Wiederaufbau  der  Kirche  zu  Gross- Helle  ins  Auge  gefasst,  doch  es  kommt 
nicht  dazu.  Zur  Zeit  wird  der  Gottesdienst  für  Gross -Helle  in  der  Kirche  zu 
Schwandt  abgehalten,  dessen  Kirche  1723  ebenfalls  zu  Penzlin  gelegt  worden 
war,   gegenwärtig   aber  von  Mölln  her  ihre  geistliche  Versorgung  empfängt.*) 


*)  8  km  nördlich  von  Penzlin.     Der  Name  hat  deutschen  Klang  und  findet  sich  daher  nicht 
bei  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVL 

«)  Vgl.  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  41.  71.  87. 


GUT  UND   KIRCHDORF  ALT-REHSE.  255 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Alt-Rehse.') 

jls  am  16.  August  des  Jahres  1170  Fürst  Kasimar  von  Pommern  in  der  Geschichte 
schon  bei  Penzlin  angezogenen  und  als  spätere  Unterschiebung  für  ein  ^^s 
verlorenes  Original  verdächtigten  Urkunde  dem  Havelberger  Domstift  das  l^o'"**ss. 
Dorf  Broda  mit  vielen  andern  Dörfern  und  Gütern  in  der  Nachbarschaft  zur 
Gründung  eines  Klosters  überweist,  da  fehlt  zwar  vorläufig  noch  der  Name  des 
Dorfes  Reze  dazwischen,  aber  zwölf  Jahre  später  findet  er  sich  bereits  in  jener 
weniger  angreifbaren  Bestätigungsurkunde  des  Herzogs  Bogislav,  die,  wenn  auch 
nicht  datiert,  doch  nach  dem  Juni  1182,  d.  h.  nach  Kasimar's  Tode,  dem 
Kloster  Broda  zur  Sicherung  seines  Besitzthums  ertheilt  wird.*)  Beim  Kloster 
bleibt  Rehse  bis  zu  dessen  Auflösung  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts. 
Und  zwar  sind  es  beide  Dörfer,  in  denen  das  Kloster  seine  Hand  hat,  Alt- 
Rehse  und  Neu -Rehse,  deren  Feldmarken  an  einander  stossen.^)  Auch  er- 
fahren wir  aus  der  Urkunde  des  Papstes  Alexander  VI.  vom  27.  Oktober  1500, 
dass  das  Kloster  Broda  das  Patronatsrecht  der  Kirche  zu  Alt -Rehse  besitzt 
(necnon  Pentzelin,  Smorte  cum  Resze).  Schon  zur  Zeit  des  Klosters  haben 
die  von  Maltzan  auf  Penzlin  Antheile  an  Alt- Rehse.  1538  sind  es  zwei  (ehe- 
mals Bardenflet'sche)  Bauhöfe,  im  XVIII.  Jahrhundert  dagegen  ist  immer  von 
drei  Bauhöfen  die  Rede,  deren  Geschichte  in  nichts  als  in  einer  Reihe  fort- 
laufender Verpfandungen  besteht:  im  XVI.  Jahrhundert  an  Jakob  Zitwitz  und 
Jochim  Arenstorff;  im  XVII.  Jahrhundert  an  Bertram  Schmieterlow,  die  Stadt- 
kämmerei  in  Penzlin,  an  Christoph  Peccatel,  Hans  Blankenburg,  Jochim  und 
Jakob  Vieregge,  Friedr.  Arenstorff,  an  den  Bürgermeister  Krauthof  in  Güstrow, 
den  Major  Gregorius,  Christian  Wagner  und  Joachim  Barnekow;  im  XVIII.  Jahr- 
hundert an  die  von  Winterfeld,  von  Engel,  bis  im  letzten  Viertel  desselben 
Jahrhunderts  die  von  Maltzan  wieder  selber  auf  Alt- Rehse  sitzen  und  es  nun 
bis  1849  festhalten.  Als  Besitzer  folgen:  1849  Joh.  Karl  Friedr.  Wendlandt, 
185 1  Johann  Strasen  und  1857  Carl  Otto  Ferd.  Mercker.  Von  Hermann 
Mercker  erwirbt  1892  August  Beese  das  Gut,  von  diesem  1897  Ludwig  Baron 
von  Hauff,    der   es,    mit   Annahme   des    landesherrlichen   Vorkaufsrechtes   und 


*)  Fast  6  km  südöstlich  von  Penzlin.  Der  alte  Name  »Rezec  des  XII.  und  XIII.  Jahr- 
hunderts wird  mit  dem  altslavischen  >reka<  =  Fluss  verbunden  und  als  >Ort  am  Wasser«  ge- 
deutet, also  vielleicht  soviel  wie  > Seedorf  <.  Vgl.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  117.  Oder  »Beken- 
dorf«?     Vgl.  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  144. 

*)  M.  U.-B.  135.  Vgl.  dazu  95.  Lisch,  M.  Jahrb.  III,  S.  13,  Anmkg.,  nimmt  an,  dass  das 
II 70  genannte  Michnin  mit  Rehse  identisch  sei.  Sollte  nicht  möglicherweise  der  spätere  Name 
Mailin  damit  irgend  einen  Zusammenhang  haben?  Zu  M.  U.-B,  135  vgl.  Boll,  Chronik  der  Stadt 
Neubrandenburg,  S.  303,  Anmkg. 

•)  M.  U.-B.  3016.  3563.  5275.  5276.  Vgl.  auch  die  späteren  Urkunden  von  1402,  1482 
und  1500  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  III,  S.  206—210.  229/230. 


256  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 

besonderer  Bestimmungen  über  die  Erbfolge,  aus  einem  Lehn  in  ein  Allod 
umwandeln  lässt. 

Ueber  die  Pastoren  in  Alt-Rehse  sind  wir  nur  mangelhaft  unterrichtet. 
Am  26.  November  1627  spricht  Herzog  Hans  Albrecht  seinen  Tadel  darüber 
aus,  dass  die  Pfarre  von  Alt-Rehse  nun  schon  ins  dritte  Jahr  vakant  sei. 
Dieser  Tadel  trifft  den  Alt-Rehser  Antheil  am  Maltzan'schen  Patronat.  Aus 
einem  Schreiben  der  Sabina  Meyer,  sei.  Ern  Adams  Friederichs  nachgelassener 
Wittwe,  vom  23.  Januar  1628  erfahren  wir  ferner,  dass  Adam  Friederich  über 
dreissig  Jahre  Pastor  zu  Alt-Rehse  gewesen  und  an  der  Pest  gestorben  sei. 
Aus  beiden  Schriftstücken  folgt  somit,  dass  er  ungefähr  um  1594  berufen 
worden.  Eine  dritte  Nachricht  besagt,  dass  er  am  28.  August  1625  starb 
und  Pastor  von  Alt-Rehse,  Krukow  und  Mallin  gewesen.^)  Ueber  seinen  Vor- 
gänger und  darüber,  ob  die  genannten  drei  Kirchen  schon  vor  der  Refor- 
mation mit  einander  verbunden  gewesen,  giebt  es  keine  Nachricht.  Wohl 
aber  wissen  wir,  dass  die  Kirche  zu  Krukow  im  XIV.  Jahrhundert  ihre  eigenen 
Plebane  hatte,  die  als  Geistliche  der  Havelberger  Diöcese  in  allerlei  Verbin- 
dung mit  dem  Kloster  Broda  standen.  Auf  Friederich  folgt  dessen  Schwieger- 
sohn, der  Friedländer  Kantor  Petrus  Zimmermann:  der  Rehser  Maltzan  wider- 
strebt ihm  Anfangs  sehr,  aber  die  anderen  Maltzane  und  der  von  Blankenburg 
auf  dem  Werder,  die  ihn  schon  am  19.  Juli  1626  berufen  haben,  bringen  ihn 
endlich  durch.  Zimmermann  wird  ein  Opfer  des  dreissigjährigen  Krieges  ge- 
worden sein,  denn  sein  Nachfolger  Er  Andreas  Cato  wird  1642  berufen.  Nach 
Cato's  Tode  wird  Jakobus  Nemptzow  im  Jahre  1668  Pastor.  Ihm  folgt  1683 
Immanuel  Meinichius,  der  Sohn  des  Penzliner  Meinichius,  der  17 16  an 
Melchior  Eppen  einen  Substituten  erhält.  Eppen  wird  am  11.  Oktober  17 16 
in  der  Kirche  zu  Krukow  ins  Amt  gewiesen,  weil  die  zu  Alten  Rehse  wüste 
liegt  und  erst  im  Jahre  1727  wieder  hergestellt  wird.  Eppen  soll  nach  1736 
gestorben  sein.  1745  folgt  Joh.  Gottlieb  Hinrichs  (Hinrichsen),  welcher  1766 
stirbt,  1768  Joach.  Joh.  Wachenhusen,  der  177 1  stirbt,  1773  Ad.  Friedr.  Müller, 
und  diesem  1793  Pastor  Joh.  Ernst  Zorn  (f  21.  April  18 17).    Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die   Kirche   ist   ein   gothischer   Neubau    von    Feldsteinen   und 

Ziegeln  aus  den  Jahren  1889 — 1893.  Im  Westen  ein  mit  einem  Pyramiden- 
helm versehener  Thurm  aus  gleichem  Material,  aber  schmäler  als  die  Kirche 
und  im  oberen  Theil  aus  Fachwerk  aufgeführt.  Auch  die  innere  Einrichtung 
ist  neu. 

Glocken.  Im  Thurm  zwei  Glocken.     Die  grössere  ist  von  Gusseisen  und  hat  die 

Inschrift:  JOSEPH  REICHSFREIHERR  VON  MALZAHN  ALTEN 
REHSE  DEN  1  •  NOVBR  •  ANNO  1791.  Die  zweite,  von  Bronze, 
stammt  aus  dem  XVI.  Jahrhundert  und  zeigt  keine  Inschrift, 
wohl  aber  das  nebenstehende  Giesserzeichen. 


*)  Er  wird  im  Jahre   1608  auf  dem  Kelch  der  Kirche  zu  Mailin  genannt. 


GUT   UND  FILIAL- KIRCHDORF   KRUKOW.  257 

Kleinkttnstwerke.  1.2.  Stark  vergoldeter  silberner  Kelch  auf  sechs-  Kleinkunst- 
passigem  Fuss.  Am  Knauf  der  Name  ij^cfu^.  Am  Fuss  ein  Allianzwappen  werke, 
mit  den  Initialen  T  •  G  •  und  A  •  K  .  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor, 
und  als  Meisterzeichen  der  Stempel  "BL-  Auf  der  zugehörigen  Patene  die 
vollen  Namen  der  Stifter  zu  den  Wappen:  THOMAS  GREGORIUS  MAJOR  und 
ANNA  KRAUTHOF  sowie  die  Jahreszahl  1647.  Dieselben  Werkzeichen  wie  am 
Kelch.  —  3.  Ciborium,  neu,  gestiftet  von  Pastor  LUCIUS.  —  4.  Weinkanne, 
neu,  ohne  Zeichen.  —  5.  6.  Kleiner  Zinnkelch,  laut  Inschrift  1748  gestiftet 
von  JOHANN  MESMAN.  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  und  als 
Meisterzeichen  der  Stempel  C.  H.  1713.  Der  zugehörige  Oblatenteller  hat  eben-* 
falls  als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  als  Meisterzeichen  aber  den 
Stempel  I  D  H  1739.  —  7.  Zinnkelch,  ohne  Aufschrift.  Als  Stadtzeichen  ein 
dreithürmiges  Thor,  und  als  Meisterzeichen  der  Stempel  I.  P.  B.  M.  1742.  — 
8.  Zinnkelch,  laut  Inschrift  an  der  Kupa  gestiftet  von  SAMUEL  GOTTLIEB 
FRIEDRICH  KLESSEN  1761.  Ohne  Werkzeichen.  —  9.  Zinnkelch,  ohne  Auf- 
schrift und  ohne  Werkzeichen.  —  10 — 12.  Drei  zinnerne  Patenen,  von  denen 
eine  das  genannte  dreithürmige  Thor  als  Stadtzeichen  und  dasselbe  Meister- 
zeichen hat  wie  die  unter  6  aufgeführten  Zinngeräthe. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Krukow.') 

|ie  Rehse,  so  wird  nach  der  schon  mehrfach  genannten  Kasimar'schen  Geschichte 
Urkunde  auch  Krukow  seit  1170  zu  den  Brodaer  Kloster -Dörfern  _^^f 
gezählt.*)  Eine  engere  Verbindung  zwischen  dem  Kloster  und  dem  Dorf 
sammt  seiner  Kirche  erhellt  denn  auch  —  wenigstens  im  XIV.  Jahrhundert  — 
aus  der  Stiftung  des  Krukower  Pfarrherrn  Johann  von  Reval,  der  auf  .seinen 
Todesfall  dem  Kloster  einen  Hof  zu  Penzlin  sowie  seine  ganze  bewegliche 
Habe  am  10.  März  1356  vermacht.*)  Dass  aber  Krukow  im  Mittelalter  ein 
Bauerndorf  ist,  erkennt  man  aus  dem  Stiftungsbriefe  der  Kord 'sehen  Vikarei 
im  Klo.ster  Broda  vom  21.  März  1358.*)  Auch  im  XVII.  Jahrhundert  giebt 
es  noch  Bauern  und  einen  Schulzen  im  Dorfe.  Später  aber  werden  sie  nicht 
mehr  genannt. 

Sicher    ist,    dass    das  Kloster  Broda    nicht  das  ganze  Dorf  gehabt  hat. 
Denn    als    herzogliche    Vasallen    sitzen    dort    im    XV.   Jahrhundert    zuerst    die 


*)  4  km  nordöstlich  von  Penzlin.  .Mslavisch  kriikü  =  Rabe.  Also  soviel  wie  »Rabendorf«, 
>Ort  des  Kruk«.  Vgl.  Ktihnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  77.  Siemssen,  M.  Jahrb.  VI,  S.  53.  Heyer, 
M.  Jahrb.  XXXII,  S.  144. 

')  M.  U.-B.  95.  563.  Vgl.  auch  die  Bestätigung  des  Besitzes  durch  Bischof  Thidericus  von 
Ilavelberg  am  24.  März   1328  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  III,  S.  202. 

•)  M.  U.-B.  8203.    .Ein  Krukower  Pleban  Balduin  wird   1376  genannt:    M.  U.-B.  6834. 

*)  M.  U.-B.  8470. 

17 


258 


AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 


Kapelle. 


Glocke. 


Kleinkunst- 
werke. 


von  Kargow  und  dann  die  von  Bardenflet.  Die  Fischerei  aber  auf  dem  grossen 
Krukow-Malliner  See  haben  seit  1443  die  mecklenburgischen  Herzöge,  die  zu 
Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts  u.  a.  auch  das  Gut  und  Dorf  Krukow  an  die 
von  Maltzan  verpfänden.^)  In  der  Folge  hören  wir  von  weiteren  Verpfändungen 
des  Gutes  durch  die  von  Maltzan  an  Jakob  Zitwitz,  Hans  von  Blankenburg 
u.  a.  m.,  bis  im  Jahre  1702,  gegen  Verzichtleistung  auf  die  hohe  Jagd,  der  mit 
einer  von  Maltzan  vermählte  Gustav  Friedrich  von  Walsleben  den  Lehnbrief 
über  die  Güter  Krukow  und  Lübkow  erhält.  17 16  verpfändet  Ulrich  Wedige 
von  Walsleben  beide  Güter  an  den  Major  Ernst  Friedrich  von  Kosboth.  Aus 
diesem  Pfandvertrag  wird  1725  ein  Verkau fsvertrag,  und  nun  bleiben  die  Güter 
Krukow  und  Lübkow  bis  1785  (nicht  1781)  in  Kosboth'schem  Besitz.  1786 
aber  gehen  beide  wieder  in  den  Besitz  der  Penzliner  von  Maltzan  über,  die 
sie  heute  noch  haben. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Alt-Rehse. 

Kapelle.  Die  Kapelle  ist  ein  aus  Feldsteinen  und  Ziegeln  aufgeführter 
und  im  Innern  flachgedeckter  Neubau  aus  der  ersten  Hälfte  des  XIX.  Jahr- 
hunderts und  stellt  ein  Viereck  mit  einem  eingebauten  schmalen  Thurm  dar, 
der  mit  einem  kleinen  Pyramidenhelm  versehen  ist.  Die  innere  Einrichtung 
ist  ebenfalls  neu.  —  Hinter  der  platt  abschliessenden  Ostwand  steht  noch  die 
alte  Kirche,  ein  niedriger  Bau,  der  jetzt  als  Schuppen  benutzt  wird. 

Der  ziemlich  grossen  Glocke  im  Thurm  ist  ohne  Gefahr  nicht  bei- 
zukommen, anscheinend  ist  sie  nicht  alt.  Das  Inventar  von  181 1  giebt  an, 
dass  sie   1738  gegossen  worden  sei. 

Kleinkunstwerke,  i — 3.  Kelch,  Patene  und  Oblatenschachtel  sind  neu 
und  1858  von  ULRICH  VON  MALTZAN  gestiftet.  Sie  haben  die  Stempel  [p] 
IFREHSEI  QU-  —  4.  Taufbecken,  neu,  1856  vom  Goldschmied  Lippold  in 
Malchin.  —  5 — 8.  Vier  zinnerne  Stand leuchter,  der  eine  gestiftet  1661  von 
CHRISTIAN  BUWMANN,  der  zweite  von  NEINS  JENSZEN  1661,  beide  versilbert; 
der  dritte  und  vierte  sind  ohne  Inschrift.  Diese  beiden  haben  als  Stempel 
ein  dreithürmiges  Thor  und  die  Meisterinitialen  W  N.  Auch  sind  sie  jünger 
und  gehören  der  klassicierenden  Periode  des  XVIII.  Jahrhunderts  an. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Mailin.') 

Geschichte  |K\Wie  Krukow,  so  ist  auch  Mailin  im  Mittelalter  ein  Bauerndorf,  das  theil- 
des  BÄfll  weise  dem  Kloster  Broda  gehört,  an  dem  aber  auch  im  XIV.  Jahr- 
^^  ^^'      hundert  die  von  Wokenstedt  (Wakenstädt)  einen  Antheil  haben.     Der  Knappe 

*)  Vgl.  Urkunde  vom  8.  Mai   1516  bei  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  459  ff. 

*)  5  km  nordöstlich  von  Penzlin.  Altslavisch  malina  =  Himbeere.  Also  vielleicht  »Himbeer- 
dorf c ;  oder  »Ort  des  Mala«  vom  altslavischen  malu  =1  klein,  und  in  diesem  Falle  soviel  wie 
»Kleine,   »Kleinen«. 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  MALLIN.  ^§9 

Heinrich  Wakenstädt  begründet  nämlich  am  22.  März  1348  zu  Memorien  (vir 
sich  und  die  Seinen  mit  den  Einkünften  aus  acht  Malliner  Hufen  eine  Vikarei 
in  der  Kirche  des  hl.  Nikolaus  zu  Penzlin.*)  An  zweien  dieser  Hufen  sichert 
sich  übrigens  Klaus  von  Giewitz  am  25.  Mai  1376  seine  Anrechte  auf  Zeit 
seines  Lebens.^ 

Im  XV.  Jahrhundert  gehört  Mailin  zu  den  Gütern,  an  welchen  die 
von  Maltzan  vom  Kloster  Broda  her  Anrechte  gewinnen.^)  Wie  sie  dann  in 
den  Besitz  des  ganzen  Dorfes  Mallin  gelangen,  in  welchem  vorläufig  noch  dem 
Matthias  Kargow  ein  Hof  verbleibt,  ersieht  man  aus  einer  Urkunde  vom 
28.  Oktober  1446.*)  Die  weitere  Geschichte  des  Dorfes  besteht  nun  in  der 
Folge  aus  einer  Reihe  von  Verpfandungen:  im  XVII.  Jahrhundert  an  Bertram 
Schmieterlow,  Joachim  Ihlefeldt,  Johann  Stüneke,  Theodor  Meyer,  Heinrich 
Dreves  und  Dr.  Krauthoff;  im  XVIII.  Jahrhundert  an  den  Güstrower  Kupfer- 
schmied Richter,  den  Leutnant  Kloss,  an  Hans  Christoph  von  Dechow,  an 
Kunstmann  und  an  Ernst  Werner  von  Raven,  Aber  bald  nach  der  Mitte  des 
XVIII.  Jahrhunderts  nehmen  die  von  Maltzan  das  Gut  wieder  an  sich.  1781 
hören  wir  von  eigenmächtigen  Verlegungen  von  Bauern  aus  Mailin  nach 
Lübkow.  In  Maltzan'schen  Händen  bleibt  Maliin  bis  1857.  Da  kauft  es 
Andreas  Ludwig  Schröder,  und  von  diesem  erwirbt  es  1869  Karl  Ludwig  Baron 
von  Hauff,   dessen  Söhne  das  Lehn   im  Jahre   1888   in  ein  Allod    umwandeln. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Alt-Rehse. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Ziegelbau  im  klassicierenden  Stil  des  XVIII.  Kirche. 
Jahrhunderts  und  stellt  einen  einzigen  ungetheilten  Raum  dar,  der  im  Osten 
mit  drei  Seiten  aus  dem  Achteck  geschlossen  ist.  Im  Innern  eine  flache 
Bretterdecke.  Der  Thurm  wächst  auf  dem  Westende  aus  der  Dachkonstruktion 
heraus  und  ist  mit  einer  offenen  Laterne  bekrönt.  In  der  Wetterfahne  die 
Jahreszahl  1757. 

Von  der  inneren  Einrichtung   ist   nichts  weiter   zu  erwähnen,    als  dass  Innere  Ein 
Kanzel  und  Altar  zu  einem  Körper  verbunden  sind.  richtung. 

Im  Thurm  hängen  drei  Glocken,  alle  drei  1877  von  C.  Voss  &  Sohn  in  Glocken. 
Stettin  gegossen.  Die  grösste  trägt  die  Widmungs- Inschrift:  ZUM  ANDENKEN 
IHRES  AM  7TEN  JANUAR  1876  VERSTORBENEN  MANNES,  DES  BARON  LOUIS 
VON  HAUFF,  SCHENKTE  DIESE  GLOCKE  DER  KIRCHE  ZU  MALLIN  SEINE 
GATTIN  KAROLINE  VON  HAUFF  GEB  •  REICHERT  •  —  FRIEDE  SEI  MIT  EUCH. 
—  Auch  die  zweite  ist  von  der  Baronin  VON  HAUFF  gestiftet  »ZUM  AN- 
DENKEN IHRES  NAMENS«.  —  Auf  dem  Kirchenboden  eine  ausser  Gebrauch 
gesetzte  gusseiserne  Glocke,  die   1828  in  Berlin  gegossen  ist. 


*)  M.  U.-B.  6834.  10872. 
')  M.  U.-B.  10889. 

■)  Urkunden  vom   3.  August   1428  und  vom    13.  Januar  1429  bei  Lisch,    Geschl.  Maltzan   11, 
^•595  ff«  599-     Dazu  Anmkg.  zur  Urkunde  vom  22.  Juli   1519. 
*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  164fr.  (Urk.  DXXII). 


26o 


AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 


Von  den  Vorgängerinnen  der  beiden  Bronze -Glocken  war  die  eine 
1690  gegossen  und  trug  den  Namen  des  Patrons  Jürgen  Heinrich  von  Maltzan 
sowie  den  des  Pastors  Immanuel  Meinig  (Meinichius)  und  des  Kirchen- 
vorstehers Peter  Krey.  Von  der  andern  giebt  das  Inventar  von  181 1  nichts 
weiter  an. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i.  2.  Stark   vergoldeter    silberner   Kelch   auf  sechs- 

werke, passigem  Fuss  mit  einem  eingravierten  Krucifixus  als  Signaculum.  Die  Stelle 
der  Rotuli  am  Knauf  nehmen  kleine  plastische  geflügelte  Engelsköpfe  ein. 
Auf  der  Unterseite  des  Fusses  die  nachfolgende  Inschrift:  DISER  KELCK 
INT  GADESHVS  MALLIN  WICHT  35  LOD*  DER  PASTOR  H  :  ADAM  FREDRICH* 
CLAVS  LOSEHANT  MÄRTEN  STRATFELT  VORSTENDER  •  ANNO  1608  IN  DEN 
OSTERN.  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor,  und  als  Meisterzeichen 
der  Stempel  J^.  Die  dazu  gehörige  Patene  ist  ohne  Werkzeichen.  —  3.  Sil- 
bernes Ciborium,  neu,  der  Kirche  1898  geschenkt.  —  4.  5.  Taufschale  und 
Taufkanne.  —  6.  Silberner  Schöpflöffel,  ohne  Abzeichen,  neu. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Breesen/) 

m  XIV.  und  XV.  Jahrhundert  giebt  es  mehrere  ritterbürtige  Familien  im 
Dorf  mit  Höfen  und  Antheilen  an  der  Feldmark.  Wir  hören  von  denen 
von  Lankow  (1342,  1356),  Wodarg  (1342),  Wörpel  (1393,  1410),  Steen  (1400), 
Gotebend  (1408,  1414),  Buk  (1427  und  1436)  und  Parsenow  (1393 — 1491).*) 
Von  ihnen  scheinen  die  letztgenannten  durch  schrittweisen  Ankauf  der  Antheile 
der  anderen  zuletzt  die  alleinigen  Herren  des  Dorfes  geworden  zu  sein.  Aber 
mit  dem  Anfange  des  XVI.  Jahrhunderts  erfahren  wir  nichts  mehr  von  ihnen, 
freilich  auch  nichts  von  den  nächsten  Verfügungen  der  mecklenburgischen 
Herzöge  nach  dem  Aussterben  der  von  Parsenow  und  dem  dadurch  verursachten 
Heimfall  ihrer  Lehne.  Erst  im  Jahre  1545  giebt  es  wieder  eine  Nachricht:  da 
verschreibt  Herzog  Albrecht  den  Hof  Breesen  für  eine  Anleihe  von  3000 
Gulden  an  Balthasar  Eichstedt.  Den  18.  Juli  1553  kommt  derselbe  Hof  auf 
fünf  Jahre  als  Pfand  für  2000  Gulden  an  Levin  Kamptz  auf  Plasten,  und,  nach 
Ablauf  dieser  Zeit,  sammt  dem  halben  Dorf  Pinnow,  mittelst  Permutations- 
Kontraktes  vom  8.  November  1558  für  die  ehemaligen  Priorei- Güter  Gross- 
Eichsen  und  Goddin  c.  p.,  an  den  fürstlichen  Rath  Johann  von  Lucka.^)  1595 
erwirbt  Jakob  von  Holstein  auf  Gross -Vielen,  Ehemann  der  Kordula  von  Lucka, 

*)  17  km    nördlich   von  Penzlin.     Altslavisch  br^za  =  Birke,  also  soviel  wie  »Birkendorfc 
Vgl.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  28. 

')  M.  U.-B.  6196.  6197.  8250.    Dazu  Akten  im  Grossh.  Archiv.    Vgl.  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  iio, 
Anmerkung  5. 

')  S.  Abdruck   des  Kontraktes   zwischen   dem  Herzog  Johann  Albrecht   und    dem  Rath  von 
Lucka  im  M.  Jahrb.  I,  S.  225 — 227. 


GUT  UND  KIRCHDORF  BREESEN.  26 1 

auch  die  andere  Hälfte  des  Dorfes  und  Gutes  Pinnow  von  Klaus  von  Olden- 
burg, der  sie  1579  von  Kuno  Hahn  auf  Basedow  erstanden  hatte.  ^)  Aber 
nachdem  durch  denselben  Jakob  von  Holstein  auf  Gross-Vielen  eine  Zeit  lang 
Breesen  an  Klaus  Preen  zum  Wolde  und  Pinnow  an  Valentin  Voss  auf  Flotow 
verpfändet  gewesen  war,  gehen  beide  Güter  durch  Kauf  an  Friedrich  von 
Aschersleben  auf  Chemnitz  über,  der  u.  a.  die  landesherrlichen  Konsense  zu 
Verfügungen  über  Pinnow  im  Jahre  161 2  erhält.  Die  von  Aschersleben  be- 
halten Breesen  bis  1656.  Da  kauft  es  der  Hauptmann  Christian  von  Krauthof. 
Aber  zwei  Jahre  früher  hat  bereits  der  Oberst  Hans  Engel  einen  Antheil  daran 
(ein  Achtel)  erworben.  Und  wenn  auch  die  von  Krauthof,  welche  am 
20.  Oktober  1694  den  Allodialitätsbrief  über  Breesen  erhalten  und  darüber 
später  mit  Herzog  Friedrich  Wilhelm,  der  die  Allodialilät  nicht  gelten  lassen 
will,  in  einen  Rechtsstreit  vor  dem  Reichskammergericht  gerathen,  das  Gut 
noch  lange  bis  ins  XVIII.  Jahrhundert  festhalten,  so  werden  doch  die  von  Engel 
noch  vor  Mitte  desselben  Jahrhunderts  ihre  Rechtsnachfolger  und  sind  noch 
heute  im  Besitz  des  Gutes. 

Aus  dem  Visitationsprotokoll  von  1534  ersieht  man,  dass  das  Kirchlehn 
zu  Breesen  vom  Landesherrn  vergeben  wird.  Herzog  Albrecht  hat  es  1532 
dem  Cord  Danneel  verliehen.  Zugleich  wird  angegeben,  dass  Pinnow  dahin 
eingepfarrt  ist.  Da  nun  Pinnow  nachwei.slich  zur  Diöcese  des  Bischofs  von 
Kammin  gehört,  so  folgt  aus  diesem  vorreformatorischen  Verhältniss  beider 
Kirchen  zu  einander,  dass  auch  Breesen,  für  welches  es  an  direkten  Zeug- 
nissen gebricht,  dem  Sprengel  von  Kammin  und  dem  Lande  Circipanien 
zuzuweisen  ist.  Das  leuchtet  noch  mehr  ein,  wenn  man  auf  der  Land- 
karte bemerkt,  dass  es  nördlich  von  Pinnow  liegt.  Ferner  ist  fiir  Breesen 
das  Visitationsprotokoll  der  Kirche  zu  Chemnitz  vom  Jahre  1575  zu  be- 
achten —  dieses  enthält  nämlich  gelegentlich  eines  darin  mitgetheilten 
Zeugen -Verhörs  eine  Reihe  von  Nachrichten  über  nicht  weniger  als  vier- 
zehn zum  grössten  Theil  noch  vom  Prämonstratenser- Stift  Broda  als  Inhaber 
des  Patronats  über  die  der  Diöcese  Kammin  angehörende  Kirche  zu  Chemnitz 
berufene  und  daher  vom  Bischof  dieser  Diöcese  bestätigte  Geistliche,  von 
denen  aber  nur  der  erste  in  Chemnitz  gewohnt  hat,  die  andern  dagegen, 
nachdem  das  Pfarrhaus  zu  Chemnitz  abgebrannt  und  nicht  wieder  aufgebaut 
war,  bald  auf  dieser,  bald  auf  jener  benachbarten  Wedem  ihren  Wohnsitz 
aufgeschlagen  haben  (s.  Chemnitz).  Darunter  finden  sich  nun  nicht  weniger 
als  drei  Geistliche,  die  von  Breesen  aus  die  Cura  in  Chemnitz  besorgt  haben. 
Es  sind  der  neunte,  elfte  und  zwölfte  innerhalb  der  erwähnten  Reihe:  Cord 
Danneel,  Marcus  Varenholt  und  Jochim  Unger,  deren  kurze  Amtsdauer,  oder 
besser  gesagt  Inhaberschaft  des  Chemnitzer  Pfarrlehns,  noch  in  die  fünfziger 
Jahre  des  XVI.  Jahrhunderts  fallen  wird.  Varenholt  war  z.  B.  zugleich 
Kanonikus  des  der  Havelberger  Diöcese  angehörenden  Stiftes  Broda.  Von 
1556  an  ist  Joachim  Voigt  (von   1558   an  unter  Lucka'schem  Patronat)  Pastor 


*)  Lisch,  M.  Jahrb.  V,  S.  217  (Familienverhältnisse  des  Kanzlers  Joh.  von  Lucka). 


202 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Kirche. 


zu  Breesen  und  Pinnow.  Er  stirbt  1582.  Ihm  folgt  1585  Simon  Arends,  ein 
unwürdiger  Geistlicher,  der  nach  fünfundzwanzigjähriger  Amtsthätigkeit  von 
dem  oben  genannten  Jakob  von  Holstein  auf  Gross -Vielen,  dem  Ehemann  der 
Kordula  von  Lucka,  zahlreicher  höchst  unstatthafter  Begangenschaften  angeklagt 
und  überführt  wird.  Von  161 2  an  ist  Petrus  Schütte  Pastor  zu  Breesen  und 
Pinnow.  Wie  lange,  wis.sen  wir  nicht.  1648  ist  Johannes  Colerus  da,  unter 
dem  Patronat  der  von  Aschersleben.  Zu  seiner  Zeit  sind  Kirche,  Wedem  und 
Pastorat  niedergebrannt.  Der  Gottesdienst  wird  daher  (1648)  auf  dem  grossen 
Saal  des  Herrenhauses  abgehalten.  1649  übernimmt  er  die  Pfarre  zu  Gädebehn 
(Gotebende)  mit  dem  Filial  Klein- Helle,  nachdem  der  letzte  Pastor  Christoph 
Schneidewin  verstorben:  unter  Voss'schem  Patronat.  Hier  herrscht  dieselbe 
Verwüstung  wie  in  Breesen  und  Pinnow.^)  Noch  im  Jahre  1662  sagt  Colerus 
bei  Gelegenheit  der  Visitation  seiner  Kirchen,  dass  er  sein  eigener  Küster  sei. 
1671,  unter  dem  Patronat  des  Christian  Krauthof  zu  Breesen  und  des  Adam 
Christoph  Voss  zu  Pinnow,  wird  Matthaeus  Jurisius  zum  Pastor  erwählt  (-j-  1703). 
1704  folgt,  nur  auf  ein  Jahr,  Pastor  Wetzenow,  1707  Albertus  Pauli  (s.  Glocke 
von  1741).  1752  finden  wir  den  Christian  Friedrich  Keibel  als  Pastor  adjunclus 
in  Breesen.  Nach  seinem  Tode  folgt  1789  Aug.  Jakob  Friedrich  Sponholz 
(t   18 19).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  von  den  Gebrüdern  Krauthoff  im  Jahre 
1712  errichteter  Fachwerkbau  in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  Auf  dem 
Westende  ein  aus  dem  Dachstuhl  hervorkommender  Thurm,  der  eine  mit 
einer  offenen  Laterne  bekrönte  glockenförmige  Haube  trägt.  Im  Innern  eine 
flache  Decke. 


Innere  Kin-  Die  jetzige  Einrichtung  der  Kirche  entspricht  mehr  der  Zeit  des  klassi- 

richtung     cierenden  Geschmacks  aus  dem  Anfange  des  XIX.,  als  der  des  Barockstils  des 

der  Kirche.  xVIII.  Jahrhunderts.     An  der   herrschaftlichen  Empore,    welche  sich    in  einem 
südlichen  Anbau  befindet,  sieht  man  das  Wappen  des  HENNING  KRAUTHOFF 
mit  der  Jahreszahl  1712.     Daneben  das  Wappen  des  ADOLF  VON  ENGEL  und 
das  seiner  Gemahlin  FRIDERICKE  VON  BÜLOW  mit  der  Jahreszahl  1832.     Ge 
nannt  sei  auch  ein  Bildniss  des  Pastors  KEIBEL,  f  1789.^) 

Glocken.  Im    Thurm    hängen    zwei    Glocken.     Die    grössere    ist    1741    von    Otto 

Gerhard  Meyer  in  Rostock  unter  dem  Patronat  des  HANS  DAVID  VON  ENGEL 
und  dem  Pastorat  des  ALBERTUS  PAULY  gegossen  worden,  die  kleinere  im 
Jahre   1728  von  Michael  Begun  in  Friedland. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.    1.2.  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss.    An  den 

werke.       Rotuli  des  Knaufes  in  grünem  Email  die  Buchstaben  ^  g  ^1^1679.    Der  Kelch 

und  die  zugehörige  Patene  sind  von  dem  Rostocker  Goldschmied  Jürgen  Müller 


^)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 

^  Die  Unterschrift  lautet:  Herr  Christian  Friedrich  Keibel,  geb.  zu  Strasburg  in  der 
Uckermark  17 18,  ward  Pastor  zu  Breesen  und  Pinnow  175a  und  Pastor  zu  Woggersin 
1760,  starb  d.  i.  April   1789. 


GUT  UND   KIRCHDORF  PINNOW.  263 

gemacht.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  grosser  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  laut 
Inschrift  vom  Jahre  1746.  An  der  Kupa  die  eingravierten  Wappen  des  HANS 
DAVID  VON  ENGEL  und  seiner  Gattin  KATHARINA  DOROTHEA  VON  HOINCK- 
HUSEN.  Vom  Güstrower  Goldschmied  C  I  L  (Caspar  Johann  Livonius).  Von 
demselben  auch  die  Patene.  —  5.  Zinnernes  Krankengeräth,  der  Schrift  nach 
aus  dem  XVIII.  Jahrhundert.  Werkzeichen  nicht  vorhanden.  —  6.  Silberne 
kreisrunde  Oblatenschachtel,  auf  dem  Deckel  die  Initialen  C  •  L  •  K  »(rauthoff) 
1694.  Auf  der  Unterseite  ein  anscheinend  aus  SS  gebildetes  Doppel -Mono- 
gramm. —  7.  Kanne,  neu,  von  Humbert- Berlin.  —  8.  Grosser  Oblatenkasten 
von  Silberblech,  im  Deckel  eine  kleine  Platte  von  Gusseisen  mit  dem  Abend- 
mahl des  Lionardo  da  Vinci.  Ein  Geschenk  des  Geh.  Kammerrath  ADOLPH 
V.  KAMPTZ  bei  Gelegenheit  der  Einweihung  der  renovierten  Kirche  im 
Jahre  1832. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Pinnow.') 

|ie  erste  urkundliche  Nachricht  über  Pinnow  im  Lande  Gädebehn  (in  terra  Geschichte 
Ghotebant)  ist  eine  Schenkung  von  zehn  Hufen  im  Dorfe  an  das  ^^^ 
Kloster  Ivenack  durch  den  Herzog  Barnim  von  Pommern  am  10.  April  1272.^)  l^o"es. 
Bischof  Hermann  von  Kammin  bestätigt  dem  Kloster  die  Zehnten  von  diesen 
Hufen  am  31.  Januar  1283.^)  Um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  wohnt  ein 
ritterbürtiger  Mann  mit  Namen  Berthold  Döring  in  Pinnow,  der  als  Zeuge  und 
Bürge  in  einer  Vertragsurkunde  zwischen  Henning  Brasche  und  dem  Kloster 
Reinfeld  vorkommt.*)  Wie  dann  über  einhundertsechzig  Jahre  später  der  be- 
kannte mächtige  Bernd  Maltzan  den  halben  Theil  von  Pinnow  aus  der  Hand 
der  Herzöge  Heinrich  und  Albrecht  als  Pfand  erhält,  ersieht  man  aus  einer 
Urkunde  vom  8.  Mai  1516.^)  Wie  aber  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts zuletzt  das  ganze  Dorf  Pinnow  an  die  Familie  von  Lucka,  und  von 
dieser  im  XVII.  Jahrhundert  an  die  von  Aschersleben  kommt,  ist  bereits  bei 
Breesen  (S.  261)  erwähnt  worden.  Friedr.  von  Aschersleben  erhält  am 
27.  August  161 2  den  landesherrlichen  Konsens  über  die  Verschreibung  des 
Gutes  Pinnow  an  seine  Schwiegermutter  Margarethe  von  Blankenburg,  Wittwe 
des  Otto  von  Blankenburg.     Von  den  Familien  Aschersleben  und  Blankenburg 


*)  14  km  nördlich  von  Penzlin.  Altslavisch  pTni  ==  Baumstamm.  Also  soviel  wie  »Baum- 
garten«. Vgl.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  107.  —  Im  ersten  Register  des  Meckl.  Urkundenwerkes 
(Bd.  IV)  sind  Pinnow  in  der  pommerschen  Enklave  und  Pinnow  im  Lande  Gädebehn  irrthUmlich er- 
weise zu  einem  Dorf  zusammengeworfen.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  268  ff.  (Burg  und  Land 
Gotebant). 

•)  M.  U.  B.  1249.     Vgl.  1533.  2614.  2754.  2895. 

»)  M.  U.-B.  1666. 

*)  M.  U.-H.  7778. 

*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  459  ff.  (DCCCXLII).     Vgl.  dazu  S.  492  (DCCCLV). 


204  AMTSGERICIITSBEZIRK   PENZLIN. 

kommt  das  Gut  1668  an  Reimar  Ernst  von  Voss  auf  Chemnitz,  1700  aber 
verkauft  der  Oberhofmeister  von  Voss  die  Güter  Chemnitz  und  Pinnow  an 
Werner  Friedr.  Klinggräff  und  dessen  Bruder.')  Beide  Güter  sind  noch  heute 
in  den  Händen  der  Herren  von  Klinggräff. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Breesen. 

Kirche.  Kirche.     Die   Kirche   ist   ein   Fachwerkbau   aus   der   ersten   Hälfte   des 

XVIIl.  Jahrhunderts  (in  der  Wetterfahne  C  •  F  •  V  .  K  •  1730)  und  der  in  Breesen 
sehr  ähnlich,  nur  finden  wir  hier  einen  Chorschluss  mit  drei  Seiten  aus  dem 
Achteck.*)  Im  Innern  eine  flache  Decke.  Im  Westen  ein  sich  aus  dem  Dach- 
stuhl entwickelnder  Thurm  mit  Pyramidenhelm. 

Inneres.  Die  innere  Einrichtung  ist  einfach. 

Glocken.  Im  Thurm   zwei    Glocken,    die    beide    im   Jahre    1855    von    C.  Illles   in 

Waren  gegossen  sind.^) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i — 3.  Silberner  Kelch   auf  rundem  Fuss,    mit   einer 

werke.  langen  Inschrift,  welche  besagt,  dass  die  Pinnowsche  Kirche  im  Jahre  18 13 
ihren  alten  silbernen  Kelch  dem  Vaterlande  opferte  und  nach  dem  Siege  der 
Verbündeten  über  Napoleon  den  jetzigen  als  Ersatz  erhielt.  Der  Kelch,  die 
dazu  gehörige  Patene  und  die  kreisrunde  Oblatenschachtel  zeigen  dieselben 
Stempel,  nämlich  eine  dreithürmige  Burg  und  den  Namen  FEHMER.*)  —  4.  Sil- 
berne Kanne,  gestiftet  von  F.  und  J.  VON  KLINGGRÄFF.  Stempel:  C.  A.  Beu- 
mers- Düsseldorf.  —  5 — 7.  Ciborium,  Sammelbecken  und  Taufschale,  alle  drei 
Stücke  von  Zinn,  von  C.  W.  Kurtz- Stuttgart.  —  *  8.  Zinnerner  Oblatenteller, 
ebendaher. 


*)  Die  Belehnung  erfolgt  am  27.  Juni   1702. 

*)  Die  Vorgängerin  dieser  Kirche  oder  Kapelle  war  ein  im  Jahre  1623  von  Friedrich 
von  Aschersleben  errichteter  Bau.     Nach  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

•)  Das  Inventar  von  181 1   führt  drei  Glocken  auf:    eine  mit  der  Inschrift: 

belp  got  vn  mar  ja  oc  anna  anno  öomini   mcccclfryru'i;   die  andere  mit  der 
Inschrift:  bxfft  florfe  l)ortb  tbo   pinnotP  funtbe  jacob  patron  anno  6o* 

mini    mcccc):]Ci]C,    imd    mit   dem    nebenstehenden  Glockengiesser- Zeichen:    sowie 
endlich  eine  dritte  hochhängende  Glocke,  deren  Inschrift  nicht  zu  entziffern  war. 

*)  Fehmer  soll  ein  alter  Goldschmied  in  Neubrandenburg  gewesen  sein,  wie  Dr.  Hofmeister 
schreibt.  Wenn  das  richtig  ist,  dann  hätten  wir  das  dreithürmige  Thor  als  Stempel  auf  Gold- 
und  Silber- Arbeiten  in  Neubrandenburg  und  Umgegend  auf  diese  Stadt  und  nicht,  wie  bisher,  auf 
Friedland  als  Stadtzeichen  zu  deuten.  Derselbe  theilt  mit:  »In  unserm  Besitz  befinden  sich  Fried- 
länder Silberlöffel  von  18 15  etc.,  diese  zeigen  [2j»  spätere  |n.  Dagegen  zeigen  alle  in  unserm 
Familien  besitz  befindlichen  Silbersachen  aus  Neubrandenburg  (die  ältesten  von  1809)  das  drei- 
thürmige Thor.t 


•  ^^  ■^-—.^  ^^^,^ 


GUT   UND   KIRCHDORF  CHEMNITZ.  265 


^)    II  km    nordnordöstlich    von    Penzlin.      Ungefähr    soviel    wie    »Steinbeckc      Altslavisch 
kamen!  =  Stein.     S.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  33. 

*)  M.  U.-B.  90.   135.     Vgl.  dazu  377.  563.  3563.  7062. 

•)  M.  U.-B.  3004. 

*)  M.  U.-B.  9190. 

*)  Noch  nicht  gedruckte  Urkunden  im  Grossh.  Archiv. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Chemnitz.^) 

|ie  für  eine  spätere  Unterschiebung  gehaltene  und  mit  Einfügung  späterer  (Jeschichte 
thatsächlicher  Verhältnisse  verbesserte,  in  Wirklichkeit  aber  auf  diese  ^^s 
Art  gefälschte  Schenkungsurkunde  des  Fürsten  Kasimar  von  Pommern,  für 
welche,  wie  die  bessere  Urkunde  des  Herzogs  Bogislav  von  1182  beweist, 
ein  verloren  gegangenes  Original  mit  wahrscheinlich  etwas  bescheidener  an- 
gegebenen Besitzverhältnissen  des  Klosters  Broda  vorhanden  gewesen  sein 
muss,  lässt  Chemnitz  schon  im  XII.  Jahrhundert  als  ein  dem  Stifte  Havelberg 
und  von  diesem  wieder  dem  ebengenannten  Kloster  überwiesenes  Dorf  und  Gut 
erkennen.*)  Aber  es  gehört  nicht  wie  Broda  zur  Havelberger,  sondern  vielmehr 
zur  Kamminer  Diöcese,  denn  am  7.  Juni  1305  bezeugt  Bischof  Heinrich 
von  Kammin,  dass  er  die  Kirche  im  Dorfe  Chemnitz  und  ihren  Hauptaltar  zu 
Ehren  der  heiligen  Jungfrau  Maria  und  der  hl.  Katharina  geweiht  und  be- 
widmet habe.^)  Weitere  Hebungen  aus  zwei  Katen,  dem  des  Beneke  Seyszen- 
megher  und  dem  des  Henneke  Wytte,  erwirbt  das  Kloster  Broda  im  Jahre 
1363  von  der  Familie  Mughesveld.*)  In  grösserem  Umfange  tritt  dort  Ende 
des  XIV.  Jahrhunderts  die  ritterbürtige  Familie  der  Kruse  oder  Krause 
auf.  Man  sieht  das  an  Verträgen  mit  dem  Kloster  Broda,  wobei  es  sich 
ausser  Einkünften  verschiedener  Art  auch  um  das  Patronatsrecht  über  die 
Kirche  handelt,  und  an  einem  Verkauf  von  fünfzehn  Hufen  im  Dorfe,  mehreren 
Plätzen,  die  als  Kampe  bezeichnet  werden,  der  Mühle,  zwei  Vikarei-Hufen  u.  a.  m. 
an  die  gleichfalls  ritterbürtige  Familie  Stalbom.  Der  Vertrag  mit  Broda 
gehört  dem  Jahre  1394,  der  mit  den  Stalbom  dem  Jahre  1398  an.*)  Auch 
lernen  wir  mehrere  Geistliche  des  XV.  Jahrhunderts  kennen,  darunter  den 
Bertram  Wuggersin,  welchen  das  Kapitel  zu  Broda  kraft  seines  Patronats- 
rechtes  dem  Kamminer  Bischof  Konrad  Bonow  am  14.  November  141 3  zur 
Pfarre  in  Chemnitz  an  Stelle  des  verstorbenen  Henricus  Beckmann  vorschlägt, 
ferner  den  Vikar  Johann  Wolkow,  an  dessen  Vikarei  Henning  Stalbom  und 
seine  Ehefrau  Diliana  zwei  Hufen  und  einen  Hof  im  Januar  1425  verkaufen, 
und  endlich  den  Brodaschen  Kanonikus  Nikolaus  Vlatow,  den  sein  eigenes 
Kapitel  im  Jahre  1462  zu  der  durch  den  Tod  des  Pleban  Heinrich  Bernd 
vakant  gewordenen  Pfarre  in  Chemnitz  vorschlägt  und  mit  dessen  Einsetzung 
der  Bischof  Henning  von  Kammin    einverstanden  ist,  wenn  nicht  an  einem  in 


266  AMTSGERICIITSBEZIRK   PENZLIN. 

Greifswald  von  seinem  Offizial  Peter  Reper  anzusetzenden  Termin  von  irgend 
welcher  Seite  erhebliche  Einwände  erhoben  werden  sollten.  Zu  Anfang  des 
XVI.  Jahrhunderts  (leider  fehlt  eine  genauere  Festsetzung  der  Zeit)  ist  der 
Schweriner  Domherr  Heinrich  Schröder  im  Besitz  der  Chemnitzer  Pfründe. 
Eine  weitere  lange  Reihe  von  Geistlichen  als  Inhaber  der  Chemnitzer  Pfarre 
in  der  ersten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  werden  im  Visitationsprotokoll  von 
1575  genannt,  aber  mit  wenigen  Zeitangaben:  unter  nicht  weniger  als  vierzehn 
Pfarrinhabern  die  ersten  sechs  bis  1539,  die  anderen  acht  bis  1573,  mit  Aus- 
nahme des  letzten  sämmtlich  unter  dem  Patronat  des  Kapitels  zu  Broda  ein- 
gesetzt, aber  alle  nur  kurze  Zeit  mit  dem  Pfarrlehn  ausgestattet  und  daher 
wahrscheinlich  auch  in  keinem  lebendigeren  Verhältniss  zu  ihrer  Gemeinde. 
Der  erste  ist  Er  Hermann;  der  hat  noch  auf  der  Wedem  in  Chemnitz  gewohnt, 
ist  aber  später  nach  Weitin  verzogen.  Ganz  allgemein  heisst  es  im  Protokoll 
von  157s,  die  Wedem  in  Chemnitz  sei  vor  ungefähr  zwanzig  Jahren  nieder- 
gebrannt und  nicht  wieder  aufgebaut,  es  mag  das  aber  auch  schon  länger  her 
gewesen  sein.  Der  zweite  ist  Jasper  Tornow  zu  Weitin;  der  dritte  der 
Brodasche  Küchenmeister  Jochim  Krissow;  der  vierte  Peter  Backhuss,  der 
ebenfalls  von  Broda  aus  die  Cura  leitet;  der  fünfte  Matthias  Tegeler;  der 
sechste  Gerd  Ungemakt,  der  um  1539  die  Cura  in  Wulkenzin,  Rehse  (Neu- 
Rehse)  und  Chemnitz  hat;  der  siebente  der  Wulkenziner  Pleban*  Cassube;  der 
achte  Joh.  Nels  (Cornelius)  zu  Gevezin;  der  neunte  Kord  Danneel  zu  Breesen; 
der  zehnte  Karsten  Schmidt  zu  Gevezin,  gleich  dem  achten  und  neunten  vom 
Probst  Ulrich  zu  Broda  eingesetzt;  der  elfte  der  Kanonikus  (»ein  Brodascher 
Herrc)  Marcus  Varenholt,  der  auch  das  Pfarrlehn  zu  Breesen  hat;  der  zwölfte 
Jochim  Unger  zu  Breesen,  nur  auf  ein  Jahr;  der  dreizehnte  Thomas  Negen- 
dank  zu  Gädebehn  (Gotebende),  das  damals  noch  Kirchdorf  ist,  auf  drei  Jahre; 
der  vierzehnte  Nikolaus  Dambeck  zu  Gevezin,  der  fünf  Jahre  lang  die  Cura 
der  Kirche  zu  Chemnitz  hat,  von  dem  zu  Putlitz,  der  sich  an  Stelle  des  Stiftes 
das  Patronat  »angemasst«  hat,  eingesetzt  ist  und  am  Tage  vor  Martini  des 
Jahres  1573  stirbt 

Diese  Aufzählung  sagt  mehr  als  viele  Worte.  Sie  ist  ein  Bild  von  der 
Veräusserlichung  des  kirchlichen  Lebens  in  jener  Zeit  und  lässt  zugleich  er- 
kennen, wie  eine  Mutterkirche  zu  einer  Ecclesia  vagans  wird.  Denn  von  da 
an  bis  auf  den  heutigen  Tag  ist  die  Kirche  zu  Chemnitz  aus  diesem  Ver- 
hältniss nicht  wieder  herausgekommen.  Zunächst  sucht  sie  ihr  geistliches 
Brod  bei  der  Kirche  zu  Wulkenzin,  von  1575  bis  1721,  dann  bei  Weitin  bis 
1808,  darauf  bei  Mölln  bis   1872,  und  seitdem  bei  Breesen.^) 


*)  Wie  in  Gevezin -Chemnitz  nach  dem  Tode  des  oben  erwähnten  Nikolaus  Dambeck,  so 
tritt  auch  in  Wulkenzin  nach  dem  Tode  des  Pastors  Kleinsorge  im  selben  Jahre  1573  (Freitag 
nach  Pfingsten)  eine  Vakanz  ein,  die  noch  im  Jahre  1575  gelegentlich  der  Chemnitzer  Visitation 
nicht  behoben  ist.  1576  aber  finden  wir  den  Pastor  Joachim  Kniebusch  in  Wulkenzin  (höchst- 
wahrscheinlich den  von  Schröder  in  seinem  evangel.  Meckl.  III,  S.  329,  genannten  Klebasch,  der 
ausser  in  Wulkenzin  auch  in  Neu -Rehse  und  Chemnitz  die  Cura  hat).  Ebenso  seine  Nachfolger: 
von   1579  an  Bernhard  Sperwer,  von   1597  an  Andreas  Cato,  um  1631/34  Bernhard  Gotthun,  von 


GUT   UND   KIRCHDORF   CHEMNITZ. 


267 


Um  ZU  den  weltlichen  Verhältnissen  zurückzukehren:  —  die  letzte  ihres 
Geschlechtes  ist  Anna  Stalbom,  die  Ehefrau  des  Bertram  Holstendorp.  Nach 
ihrem  Tode  im  Jahre  1568  fällt  das  halbe  Gut  Chemnitz  an  die  Brüder 
Christoph,  Kaspar  und  Balthasar  von  Schöneich,  die  die  Anwartschaft  darauf 
hatten.  Balthasar  verkauft  seinen  Antheil  c.  p.  in  Ballin  (im  Lande  Stargard) 
an  Johann  von  Restorff,  der  am  8.  Juli  1587  den  landesherrlichen  Konsens 
und  Lehnbrief  erhält.  Aber  der  Restorffsche  Besitz  geht  zwanzig  Jahre  später 
an  die  sechs  Brüder  und  Vettern  von  Aschersleben  (Hans,  Georg,  Otto, 
Friedrich,  Kaspar  und  Ernst)  über.  Sie  erhalten  am  19.  April  1607  den  Konsens 
und  Lehnbrief  über  ihren  Ankauf,  der  in  einem  Wohnhof  zu  Chemnitz,  drei 
Bauern  und  sieben  Kossäten  ebendaselbst,  einem  Bauern  und  zwei  Kossäten 
zu  Briggow,  einem  Bauern  und  zwei  Kossäten  zu  Passentin,  der  Walwes- 
(später  Küsels)  Mühle,  sowie  aus  1972  Gulden  Pacht  aus  Weitin  und  1 V«  Gulden 
aus  Woggersin  sammt  allem  Zubehör  besteht.  Derselbe  Besitz  geht  anti- 
chretice  zu  vierzigjährigem  Niessbrauch  fünfzehn  Jahre  später,  und  mit  landes- 
herrlicher Zustimmung  vom  28.  Januar  1622,  an  Philipp  Julius  von  Platen  über, 
von  diesem  aber  1648/49  an  die  Brüder  Joachim  und  Otto  von  Aschersleben 
sowie  an  deren  Schwager  Heinrich  von  Bibow  zurück.  Diesen  Aschers- 
leben'schen  Antheil  erwirbt  1661  der  auf  Lukow  erbgesessene  Stallmeister 
Adam  Christoph  von  Voss,  dazu  aber  auch  von  den  Brüdern  Joachim  und 
Hans  Friedrich  von  Engel  den  in  zwei  nach  Gevezin  hin  gehörenden  Bauer- 
höfen bestehenden  Antheil  in  Chemnitz.  Wie  dann  im  Jahre  1700  beide  Güter, 
Chemnitz  und  Pinnow,  von  den  von  Voss  an  die  von  Klinggräff  übergehen, 
ist  bereits  bei  Pinnow  erwähnt  worden.     S.  o.  S.  264. 

Kirche.  Alte  Feldsteinkirche  aus  der  Zeit  des  Ueberganges  vom 
romanischen  zum  gothischen  Stil,  geweiht  1305  (s.  o.).  Sie  bildet  einen 
einzigen  Raum  in  Form  eines  Vierecks,  ohne  Scheidung  von  Chor  und  Lang- 
haus, mit  flacher  Balkendecke  im  Innern.  In  voller  Ursprünglichkeit  sind 
erhalten  die  drei  F'ensterschlitze  in  der  platt  abschliessenden  Ostwand,  sowie 
das  Eingangsportal  mit  einfacher  Granitwandung  auf  der  Südseite.  Als  im 
Ganzen  neu  sind  zu  bezeichnen  die  hohe  Westwand  mit  dem  ihr  vorgesetzten 
Holzthurm,  sowie  die  vier  Fensterpaare  in  den  beiden  Langwänden.  Auf  der 
Nordseite  befand  sich  vormals  eine  Sakristei.    Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 

An  der  Rückwandung  des  herrschaftlichen  Stuhles  verschiedene  Wappen 
der  Familien  KLINGGRÄFF  und  LÜTZOW. 


Kirche. 


Gestühl. 


1649  an  (nach  langer  Vakanz)  Christian  Satorius,  von  1662  an  Magnus  Richter,  von  1664  an 
Bernhard  Schultz,  der  1705  an  Joh.  Ulrici  einen  Substituten  erhält.  Ulrici  stirbt  17 18.  1722  wird 
der  Patron  von  Klinggräff  an  Alt-Rehse  gewiesen.  Die  Alt-Rehser  Pastoren  ftlr  Chemnitz  sind 
Eppen,  Hinrichsen  und  Wachenhusen  (s.  o.  S.  256).  Nach  Wachenhusen's  Tode  wird  Chemnitz 
mit  Weitin  verbunden  (seit  1773).  Die  Weitiner  Pastoren  ftlr  Chemnitz  sind  Behm  (bis  1791)  und 
Loholm  (bis  1807).  1808  erfolgt  die  Verbindung  mit  Mölln  z.  Zt.  des  Pastors  Wagner  und  1872 
mit  Breesen  z.  Zt.  des  Pastors  Weber  (jetzigen  Dompredigers  in  Schwerin).  Uebcr  die  Pastoren 
des  XIX.  Jahrhunderts  in  Mölln   und  Breesen  s.  Walter  a.  a.  O. 


268 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Im  Glockenthurm  drei  Glocken.  Die  erste  ist  laut  Inschrift  zur  Zeit 
des  Pastors  J  •  J  •  BEHM  von  J.  V.  Schultz  zu  Rostock  im  Jahre  1781  um- 
gegossen, die  zweite  und  dritte  sind  alte  Glocken,  aber  ohne  Inschrift  und 
Zeichen. 

Kleinkunstwerke.  i.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss. 
Unter  dem  Fuss  eingraviert  das  Platen  -  Lüderitz'sche  Allianzwappen  und  die 
Inschrift:  PHILIP  JVLIVS  V.PLATE  •  EUSABEHT  HEDWICH  V.  LVDERITZ  1636. 

—  2 — 5.  Kelch,  Patene,  Ciborium  und  Kanne  von  Zinn,  alle  vier  Stücke  von 
C.  W.  Kurtz- Stuttgart.  —  6.  Grosser  alter  Zinnkelch  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 

—  7.  Achtseitiges  Messing -Becken,  gestiftet  von  ANNA  S:-RINGKWICHTS.  — 
8 — 13.  Sechs  zinnerne  Leuchter,  gestiftet  laut  Inschrift  von:  ELISEBET 
SCHWEPPEN  1635,  PHILIP  JVLIVS  VAN  PLATEN,  ELISEBET  HEDEWIGH  VAN 
LVDERITZ  1644,  JOCHIM  KOPPE  1648,  ELISABETT  VON  ASSCHERSLEHVENT 
1657,  HANS  MENTZEL  und  ILSBE  VOTS  1677,  ANNA  MARIA  NVRENBERG  1681. 


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Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Woggersin/) 

|as  Dorf  Woggersin  gehört  zu  der  schon  öfter  erwähnten  grossen  Güter- 
schenkung des  Fürsten  Kasimar  von  Pommern  an  das  Prämonstratenser- 
stift  Broda  im  Jahre  11 70,  die  der  Bischof  von  Havelberg  bestätigt.*)  Aber 
es  ist  zu  beachten,  dass  es  in  der  Bestätigungsurkunde  des  Herzogs  Bogislav 
von  1182  fehlt.  Ferner  anzunehmen,  dass  es  von  Anfang  an  und  dauernd  zur 
Havelberger  Diöcese  gehört  habe,  wäre  schon  deshalb  gewagt,  weil  z.  B.  auch 
Chemnitz  zugleich  mit  Woggersin  aufgeführt  wird,  das  später  nachweislich  dem 
Bischof  von  Kammin  unterstellt  ist.  S.  o.  S.  265.  Dennoch  giebt  es  bei 
Woggersin  einen  Grund  fiir  die  Zuschreibung  an  Havelberg,  der  in  einer 
Urkunde  vom  20.  December  1346  zu  Tage  tritt.  Hier  sieht  man  nämlich 
deutlich,  dass  die  Brüder  Konrad  und  Ebel  von  Woggersin  (Wughersin),  die 
ihren  Namen  offenbar  von  dem  Dorf  als  ihrem  Stammgut  tragen,  sowie  die 
von  Lankow,  die  nachher  bis  ins  XVI.  Jahrhundert  hinein  darauf  erbgesessen 
sind,  ein  besonderes  kirchliches  Interesse  für  Zirzow  bekunden,  welches  nach- 
weislich zur  Havelberger  Diöcese  gehört.')     Denn  der  Pfarrer  von  Zirzow  ist 

^)  16  km  nordnordösilich  von  Penzlin.  Die  im  XII.  Jahrhundert  vorkommende  Schreibweise 
Wogarzin  will  Ktlhnel  mit  dem  altslavischen  Wort  ogarü  verbinden,  das  eine  Art  Jagdhund  be- 
deutet. Aber  er  macht  selber  ein  Fragezeichen  zu  der  Deutung  »Ort  des  Ogarka«.  Wäre  es 
richtig,  so  hiesse  das  soviel  wie  ungefähr  >  Hundehagen  c.  Der  Slavist  Piof.  Perwolf  setzt  den 
Namen  Woggersin  gleich  mit  Vogardin  und  weist  auf  das  altslavische  Wort  ograda  =  saepes  = 
Zaun  hin.     Kühnel,   Nachträge  S.  185. 

«)  M.  U.-B.  95. 

•)  M.  U.-B.  6708.  6790.  Die  Annahme  von  Wigger,  Annalen,  S.  133,  dass  Zirzow  gleich 
Chemnitz  zur  Kamminer  Diöcese  gehöre,  ist  somit  irrthümlich. 


GUT   UND   KIRCHDORF  WOGGERSIN.  269 

es,  dem  die  genannten  Knappen  von  Woggersin  zu  Seelenmessen  fiir  ihre 
Eltern,  sechs  Schwestern  und  sich  selber  auf  alle  Zeit  eine  erhebliche  Stiftung 
von  Wiesenland  vermachen,  und  zwar  unter  Zeugenschaft  des  Plebans  und  des 
Vikars  vom  Dorfe  Woggersin,  das  damit  auch  seinerseits  als  Kirchdorf  um 
1346  erwiesen  wird.  Dies  enge  Verhältniss  lässt  sich  aber  bei  Kirchen  aus 
zwei  verschiedenen  Diöcesen  kaum  vorstellen.  Es  kommt  hinzu,  dass,  wenn 
sich  die  Grenze  zwischen  der  Kamminer  und  Havelberger  Diöcese  zwischen 
Chemnitz  und  Zirzow,  wie  es  der  Fall  ist,  nach  Norden  hinaufzieht,  Woggersin, 
welches  östlicher  als  Zirzow  gelegen  ist,  nicht  gut  mehr  zur  Kamminer  Diöcese 
gezogen  werden  kann,  sondern  bei  der  Havelberger  Diöcese  zu  verbleiben  hat. 
Doch  ist  zuzugeben,  dass  diese  Beweisführung  den  Werth  eines  direkten  Zeug- 
nisses nicht  aufwiegt.     Ein  solches  ist  uns  aber  bis  jetzt  nicht  beschieden. 

Im  Jahre  1424  wird  ein  Antheil  an  Woggersin,  den  der  verstorbene 
Jochim  Dransow  gehabt  hat,  an  Vicke  Stalbom  von  Fürst  Christoph  zu 
Wenden  verliehen.  Diesen  Antheil  verkauft  Vicke's  Sohn  Lüdeke  zehn  Jahre 
später  an  Henneke  Holstein,  den  Ehemann  seiner  Schwester.  Einer  der  An- 
theile  aber,  den  die  Lankow  an  Woggersin  haben,  kommt  nach  dem  Aussterben 
des  Lankow'schen  Mannesstammes  an  den  zu  Woggersin  wohnenden  Eitel 
Schenk  von  Kaldern,  der  mit  Köne  Lankow  vermählt  ist.  Ebenderselbe 
Schenk  von  Kaldern  übernimmt  auch  als  Pfand  im  Jahre  1548  den  genannten 
Holstein 'sehen  Antheil  an  Woggersin  c.  p.  in  Kalübbe  und  Mölln,  nämlich  zu 
Woggersin  den  Viehhof  mit  achtehalb  Hufen  auf  der  Feldmark  Kalübbe, 
dabei  zehn  Höfe  und  zwei  Käthen  mit  siebenzehn  dreiviertel  Hufen  auf  dem 
Felde  Kalübbe,  wofür  jährlich  einhundertneunzehn  Mark,  zwölf  Rauchhühner 
und  zwölf  Zehntlämmer  gegeben  werden,  sowie  endlich  zu  Mölln  drei  Höfe 
mit  sechseinviertel  Hufen  sammt  einem  Antheil  am  Möllner  See  Und  ein 
Jahr  darauf  übernimmt  er  pfandweise  auch  den  andern  an  Herzog  Heinrich 
heimgefallenen  und  von  diesem  an  seinen  Hofmarschall  Christoph  Linstow  1 549 
zu  Lehn  gegebenen  Lankow'schen  Antheil  an  Woggersin  c.  p.  in  Kalübbe.^) 
Dieser  Linstow'sche  Antheil  an  Woggersin  und  Kalübbe  geht  in  weiterer  Ver- 
pfandung 1 593  an  Elar  Voss  fiir  zehntausend  Gulden  auf  sechzehn  Jahre  über, 
der  Holstein'sche  Antheil  aber,  nachdem  die  an  Eitel  Schenk  von  Kaldern 
geschehene  und  1556  auf  dreissig  Jahre  erneuerte  Verpfandung  abgelaufen 
war,  durch  Verkauf  zu  erblichem  Besitz  an  Hermann  Warburg,  dem  am 
3.  Juli  1595  der  landesherrliche  Konsens  ertheilt  wird.  Nachdem  dann  auch 
der  Warburg'sche  Antheil  noch  eine  Reihe  von  Verpfandungen  durchlaufen 
hat  (1623  an  Christoph  Bunsow,  1632  an  Joh.  Lossius),  ebenso  der  Linstow'sche 
(an  den  Dom  zu  Güstrow  von  Mitte  des  XVII.  Jahrhunderts  bis  1681,  zwei 
wüst  gewordene  Bauernhufen  in  Woggersin  seit  1650  auch  an  Franz  Warnke), 
werden  die  von  Linstow  im  Laufe  des  XVIII  Jahrhunderts  auch  die  Herren 
des  Warburg'schen  Antheils  und  besitzen  ganz  Woggersin  mit  Kalübbe  und 
Neuhof  bis    18 16.     In   diesem  Jahre   geht   der  ebengenannte  Besitz  an  Heinr. 


*)  Vgl.  M.  Jahrb.  V,  S.  275.     XI,  S.  454. 


270 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Kirche. 


Inneres. 


Kleinkunst- 
werke. 


Joh.  Friedr.  Blanck  über,  1830  an  Rudolf  Ludwig  Griesebach  und  1848  an 
Hermann  Wackerow.  Aus  Wackerow'schem  Eigenthum  kommen  1859  Kalübbe 
und  Nenhof  an  Karl  August  Heinrich  Berlin,  und  Woggersin  1860  an  Hermann 
Krey,  in  dessen  Familie  es  heute  noch  ist. 

Von  den  mittelalterlichen  Geistlichen  zu  Woggersin  lernen  wir  nur  den 
Pleban  Heinrich  und  den  Vikar  Johann  kennen,  die  um  1346  im  Amte  sind. 
Nach  der  Reformation  aber  wird  die  Kirche  zu  einer  Mater  vagans,  die  an 
Weitin  gewiesen  wird,*)  aber  im  Jahre  1756,  nachdem  der  Weitinsche  Pastor 
David  Emanuel  Walter  seines  Amtes  enthoben  worden  war,  dem  Pastor  Keibel 
zu  Breesen  übergeben  wird  und  seitdem  mit  Breesen  verbunden  geblieben  ist. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Fachwerkbau  vom  Jahre  1788  in  Form 
eines  länglichen  Vierecks,  mit  einem  Thurm,  welcher  vierseitig  aus  dem  Dach- 
stuhl hervorwächst  und  eine  mit  einer  Spitze  versehene  glockenförmige  Haube 
trägt.     Im  Innern  eine  flache  Balkendecke. 

Die  schlichte  innere  Einrichtung  stimmt  zur  Zeit  der  Erbauung. 

Im  Thurm  eine  grosse  Glocke  (Dm.  1,04  m),  die  unter  dem  Patronat 
von  R.  U  GRISEBACH  zur  Zeit  des  Pastors  WILH.  ALBAN  im  Jahre  1833  um- 
gegossen ist.     Giesser  nicht  genannt. 

Die  Vorgängerin  dieser  Glocke  hatte  nach  dem  Inventar  von  1 8 1 1   die 

Inschrift:  l^elp  sob  ittatia  anno  bui  mtttcljLj:. 

Kleinkunstwerke,  i — 3.  Kelch,  Patene  und  Oblatenschachtel,  gestiftet 
von  RUDOLPH  LUDWIG  GRISEBACH  auf  Kalübbe  1833  bezw.  1838.  Als 
Stempel  das  dreithürmige  Neubrandenburger  Thor  und  der  Name  c.  PETSCHLER. 

—  4.  Silberne  Kanne,   gestiftet  von   der  Familie  VON  RÜDIGER   auf  Kalübbe 
1883 — 92.    Stempel:  ^).  —  5.  Zinnerner  Kelch  mit  einem  verputzten  Stempel. 

—  6.  Neues  Taufbecken  von  Zinn,  von  C.  W.  Kurtz- Stuttgart. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Mölln.') 

ittelalterliche    Urkunden    fehlen.       Dafür    aber    gelangt    Mölln    bei    den 
Chronisten  und  Annalisten  des  XIV.  Jahrhunderts  zu  einer  historischen 


Geschichte 
des 

Dorfes.  Bedeutung.  Hier  ist  es  nämlich,  wo  bei  den  Kämpfen  um  das  Land  Stargard 
Fürst  Johann  von  Werle,  der  Anfangs  auf  Seiten  der  Feinde  des  Markgrafen  von 
Brandenburg  steht,  dann  aber  zu  diesem  übergeht,  im  Frühjahr  13 16  den  Grafen 


*)  Im  Visitationsprotokoll  von   1661    heisst    es,    ehedem    habe   »der    Linstowc    das    Patronat 
gehabt,  nun  aber  gehöre  es  dem  Dom  zu  Güstrow  (s.  o.). 

*)  9  km  nördlich  von  Penzlin.     Altslavisch  mlynu  -  -  Mühle.     Also  Mölln  ^  Mühldorf.     Vgl. 
Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,   S.  96. 


GUT  UND   KIRCHDORF  MÖLLN.  2/1 

Heinrich  von  Schwerin  gefangen  nimmt,  um  gleich  darauf  bei  Luplow  von 
seinen  Gegnern  mit  demselben  Schicksal  bezahlt  zu  werden.*)  Nachher  schweigt 
die  Geschichte  von  dem  Dorf  zwischen  Gross-  und  Klein-Helle  zweihundert 
Jahre  lang.  Zu  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  aber  giebt  es  landesherrliche 
und  ritterschaftliche  Antheile  an  Mölln.  Diese  gehören  den  Holsteinen  auf 
Ankershagen,  die  sich  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  als  zuständige  Vasallen  an- 
sehen, wenngleich  ihr  Besitz  von  1620  an  eine  Reihe  von  Verpfandungen 
durchläuft  (1620  an  Joh.  von  Restorff,  1623  an  Jürgen  Magnus  von  Bülow, 
1630  an  Moritz  von  Kardorff,  1632  an  Daniel  Dörksen),  bis  am  Ende  des 
XVII.  Jahrhunderts  das  ganze  Gut  an  den  Hofrath  Heinrich  Schuckmann 
übergeht,  der  am  30.  März  1694  vom  Herzog  Gustav  Adolf  den  Allodialbrief 
über  Mölln  empfangt.  Doch  muss  er  es  sich  gefallen  lassen,  dass  hier  wie 
anderswo  im  Jahre  1702  Herzog  Friedr.  Wilhelm  an  Stelle  des  Allodialbriefes 
einen  Lehnbrief  setzt.  In  der  Familie  Schuckmann,  welche  1732  geadelt  wird, 
bleibt  Mölln  bis  zum  Jahre  1899.  In  diesem  Jahre  werden  die  Gebrüder 
Glantz  die  Herren  des  Gutes  Mölln. 

Ein  ungemein  wechselndes  Bild  bieten  die  kirchlichen  Verhältnisse  nach 
der  Reformation  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein.  Das  Schwinden  von  Kirchen, 
Kapellen  und  Pfarren  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  und 
noch  mehr  in  den  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges,  die  Verödung  der 
Dörfer  und  das  massenhafte  Aussterben  der  Menschen  in  ihnen,  die  überall 
bei  Vornehm  und  Gering  einreissende  Mittellosigkeit  und  in  Folge  davon  die 
wirklich  vorhandene  Unmöglichkeit,  die  verbrannten  und  verwüsteten  Gottes- 
und  Pfarrhäuser  wieder  herzustellen  und  den  Geistlichen  das  Brod  zu  schaffen: 
alle  diese  Verhältnisse  sind  Ursache,  dass  eine  grosse  Zahl  alter  Mutterkirchen 
genöthigt  werden,  sich  als  »Matres  vagantes«  unter  eine  einzige  Cura  zusammen- 
zuthun.  Und  die  vielen  ritterschaftlichen  Patronate,  die  dabei  zu  sagen  haben, 
besonders  in  der  Stavenhäger  und  Penzliner  Gegend,  die  Eifersucht  der  alten 
Vasallengeschlechter  unter  einander,  die  oft  bei  den  Predigerwahlen  zum  Vor- 
schein kommt,  die  Zuneigung  und  Abneigung  der  Personen  unter  einander, 
die  zeitweise  Ueberlastung  einzelner  Geistlicher  u.  a.  m  ,  sind  Anlass,  dass 
Verbindungen,  die  eben  geschlossen  sind,  nach  kurzer  Zeit  wieder  gelöst 
werden,  dass  Stetigkeit  und  Ruhe,  deren  alle  Dinge  zu  ihrer  guten  Entwicke- 
lung  bedürfen,  völlig  verschwinden,  dass  ein  ewiges  Hin  und  Her  allerlei  un- 
erträgliche Wirrsale  schafft,  bei  denen  gewissenlose  Menschen  im  Trüben 
fischen,  und  dass  nicht  selten  auch  das  oberste  Episkopalrecht  des  Landesherrn 
in  ungebührlicher  Weise  ausser  Augen  gelassen  wird. 

Davon  ist  auch  bei  Mölln  allerlei  Uebles  zu  sagen.  Vielleicht  mehr  als 
anderswo.    Kaum  wird  irgend  eine  Pfarre  ein  solches  Bild  von  der  Haltlosigkeit 

*)  Kirchberg'sche  Chronik  bei  Westi)halen,  Mon.  ined.  IV,  S.  809  und  810.  —  Detmar- 
Chronik,  ed.  Koppmann,  I,  S.  429.  —  RudlofT,  Handbuch  d.  meckl.  Gesch.  II,  S.  217 — 222.  Die 
Tagesdata  der  Kämpfe  bei  Mölln  und  Luplow  sind  nicht  festgestellt.  Fallen  die  Ereignisse 
wirklich  noch  in  das  Frühjahr  13 16,  wie  nach  der  Detmar- Chronik  anzunehmen  ist,  dann  müssen 
sie  vor  dem  23.  März  13 16  stattgefunden  haben,  jenem  Datum  des  Rendsburger  Vertrages,  in 
welchem  darauf  Rücksicht  genommen  wird:   M.  U.-B.  3818. 


272  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZIJN. 

kirchlicher  Zustände  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  bieten 
wie  die  zu  Mölln.  Sie  kann  geradezu  als  Bild  für  viele  andere  Bilder  dieser 
traurigen  Zeit  gesetzt  werden,  und  es  verlohnt  sich  deshalb,  hier  einmal  aus- 
fuhrlicher als  es   sonst  im  Rahmen  unseres  Werkes   liegt,   darauf  einzugehen. 

Im  Jahre  1534  ist  Joachim  Schmit  der  Inhaber  des  Kirchlehns,  das  ihm 
im  Namen  der  Landesfiirsten  im  Jahre  1526  von  den  Stavenhäger  Beamten, 
dem  Vogt  Joachim  Welzien  und  dem  Küchenmeister  August  Boie,  verliehen 
ist.  Ausser  diesem  giebt  es  noch  ein  zweites  fürstliches  Lehn  in  der  Kirche 
zu  Mölln,  das  der  Havelberger  Probst  in  der  Neustadt  Roebel  (prawest  to  nien 
Robell)  zu  geniessen  hat.  Im  Filialverhältniss  zu  Mölln  aber  steht  nur  Klein- 
Helle  (Lütken  Helle).  Damals,  und  ebenso  1541,  haben  Kleeth,  Luplow  und 
Gross-Helle  noch  ihre  eigenen  Kirchen  und  Pfarren.  In  Kleeth,  zu  dem  auch 
Tarnow  gehört,  wirkt  1541  Michael  Lowe  (Löwe)  im  Sinne  der  neuen  Lehre, 
in  Luplow  Jochim  Schmidt  und  in  Gross -Helle  ist  ein  alter  achtzigjähriger 
Seelenhirte  Johann  Gustevel,  der  »sich  zu  bessern«  verspricht.  1574  hören 
wir  von  einem  nicht  genannten  Pastor  in  Mölln,  der  seines  Amtes  entsetzt 
wird,  sowie  von  der  Bewerbung  des  Ahrensberger  Pastors  Joh.  Köster, 
1596  aber  ist  von  einer  Wittwe  auf  der  Pfarre  zu  Mölln  die  Rede,  und  1603 
sagt  das  Visitationsprotokoll,  die  Wedem  in  Mölln  sei  verfallen  und  der  Pastor 
wohne  daher  nicht  in  Mölln,  sondern  in  Kleeth.  Somit  bilden  also  damals 
die  beiden  Mutterkirchen  Mölln  und  Kleeth  eine  Kirchengemeinschaft  mit 
einander.^)  Als  Pastor  wirkt  seit  1597  Johannes  Hausmann  in  Kleeth,  als 
dessen  Vorgänger  1590  Elias  Löser  genannt  wird,  der  1577  die  Konkordien- 
formel  unterzeichnet.  1606  aber  bittet  Hausmann,  die  ungesunde  Wedem  in 
Kleeth  verlassen  und  wieder  nach  Mölln  ziehen  zu  dürfen.  Er  erreicht  seinen 
Wunsch,  wenigstens  finden  wir  ihn  1610,  161 3  und  1620  (s.  Glocke)  auf  der 
wieder  hergerichteten  Wedem  in  Mölln. 

Inzwischen- ist  aber  Klein  Helle  von  Mölln  getrennt  und  mit  der  Pfarre 
zu  Gädebehn  (Gotebende)  unter  Voss'schem  Patronat  vereinigt  worden.  In 
Gädebehn  ist  16 18  der  alte  Pastor  Michael  Freund  gestorben  und  Christoph 
Schneidewin  wird  sein  Nachfolger.  Zugleich  ist  dieser  der  letzte  Pastor  von 
Gädebehn.  Im  schlimmen  Kriegsjahr  1637  wird  seine  Kirche  völlig  ver- 
wüstet, er  selbst  aber  wird  nachher  nicht  mehr  genannt.  Von  1649  ^"  suchen 
und  finden  Gädebehn  und  Klein -Helle  ihr  geistliches  Brod  bei  Breesen  (unter 
Colerus),    dann    bei  Kastorf  (unter   Hermann  Müller)   und    wieder   bei  Breesen 


')  Die  Gründung  der  Kirche  zu  Kleeth  als  Mutterkirche  und  der  zu  Tarnow  als  Tochter- 
kirche fällt  in  das  Jahr  1273:  M.  U.-B.  1300.  Vgl.  3538  und  7778.  Im  Jahre  1541,  als  Lowe 
(Löwe,  Lau)  Pastor  ist,  hat  der  > Hofmeister  zu  Treptow«  das  Kirchlehn  zu  vergeben.  1643  heisst 
es  im  Visitationsprotokoll,  dass  die  Kirche  zu  Kleeth  sammt  ihrem  Thurm  baufällig  sei.  1648 
heisst  es,  die  Kirche  fürstlichen  Patronates  in  Kleeth  sei  zusammengestürzt  und  selbst  in  ihren 
Trümmern  nicht  mehr  ganz  vorhanden,  das  »Uebrige«  (innere  Einrichtung)  nebst  dem  Thurm  sei 
durch  Anzündung  des  Grases,  so  der  VVindmüller  daselbst  gethan,  ganz  bis  auf  den  (Jrund  ab- 
gebrannt. 1662  wohnen  in  Kleeth,  wo  zwölf  Bauern  gewesen,  nur  noch  zwei  Büdner  und  der 
Müller. 


GUT  UND  KIRCHDORF  MÖLLN.  273 

(unter  lurisius  s.  o.),  bis  im  Jahre  1704,  als  Aeminga  Pastor  in  Mölln  ist,  beide 
Dörfer  auf  Betreiben  der  Herren  von  Voss  als  Patronatsinhaber  zu  gesammter 
Hand  zu  Mölln  kommen,  dessen  Filia  Klein -Helle  schon  vor  der  Reformation 
gewesen  war. 

Seit  1631  wirkt  in  Mölln  Thomas  Severus  aus  Ivenack,  wo  ein  gleich- 
namiger Vorfahr  im  XVI.  Jahrhundert  war  (s.  o.  S.  177).  Severus  überdauert 
die  furchtbaren  Kriegsjahre  und  ist  noch  1670  am  Leben  und  im  Amte. 
1643  sagt  er  aus,  dass  von  den  ehemaligen  Bauersleuten  im  Dorf  nur  noch 
einer,  der  Chim  Krasemann,  am  Leben  sei.  Früher,  in  Friedenszeiten,  habe 
er  in  seinem  Kirchspiel  »bei  sechshundert  Leuten c  gehabt.  In  Kleeth  sei  kein 
lebendiger  Mensch  mehr  im  Dorfe  ausser  einem  Knecht,  der  als  Drescher  in 
Grabow'schem  Dienst  stehe.  Die  Kirche  in  Mölln  sei  stark  verwüstet,  habe 
aber  noch  drei  Glocken,  dagegen  sei  aus  der  baufälligen  Kirche  zu  Kleeth 
eine  der  beiden  Glocken  gestohlen.  In  Tarnow  aber,  wo  es  noch  einen 
Bauersmann  gebe,  sei  die  Kirche  besser  erhalten,  eine  der  beiden  Glocken 
jedoch  geborsten.^)  1649  klagt  er  über  die  Verwüstungen,  die  ein  heftiger 
Sturmwind  am  14.  Februar  d.  J.  überall  angerichtet  habe,  der  Thurm  seiner 
Kirche  sei  umgeworfen,  zwei  Glocken  seien  heil  geblieben,  eine  aber  zer- 
schmettert. Die  Noth  sei  gross,  er  müsse  selber  seinen  Acker  pflügen,  da  die 
Bauern  ringsum  todt  seien.  Er  bittet,  dass,  da  die  Kirche  in  Gross -Helle  ab- 
gebrannt sei,  die  dahin  gehörenden  Dörfer  Schwandt  und  Briggow  seiner 
Pfarre  zugelegt  werden  möchten.  Der  Brand  der  Kirche  zu  Gross -Helle  hatte 
1637  stattgefunden.  Von  dem  letzten  Pastor  in  Gross -Helle,  Johann  Stamme, 
heisst  es  im  Visitationsprotokoll  von  1662,  dass  er  vor  zwanzig  Jahren  ge- 
storben sein  solle.  Der  Bitte  des  Severus  um  Vereinigung  von  Schwandt  und 
Briggow  mit  Mölln  muss  nachgegeben  sein,  denn  sonst  hätte  nicht  der 
Güstrower  Superintendent  Arnoldi  dem  Pastor  Christian  Sagittarius  zu  Flotow 
im  Jahre  1650  die  Ausübung  des  Predigtamtes  für  die  Gemeinden  in  Gross-Helle 
und  Schwandt  verbieten  und  darauf  hinweisen  können,  dass  hier  der  Pastor 
zu  Mölln  zuständig  sei,  dessen  Einnahmen  dadurch  geschmälert  würden.  Doch 
wird  darin  einige  Jahre  später  wieder  eine  Aenderung  eingetreten  sein,  da  im 
Visitationsprotokoll  von  1662  berichtet  wird,  dass  in  Schwandt  jeden  Sonntag 
von  Ern  Christianus  Arnold  Lange  (alias  Christian  Arnold)  in  Varchow  gepredigt 
werde,  in  der  Kirche  zu  Briggow  aber,  deren  Patronat  einst  den  Fürsten 
gehört  haben  solle  und  jetzt  von  den  Arenstorffen  beansprucht  werde,  zeit- 
weilig von  dem  Pastor  zu  Mölln  der  Gottesdienst  abgehalten  werde,  obwohl 
sie  öde  und  wüste  geworden  sei.  Auch  in  Luplow  predigt  er  ebenso  wie  in 
Briggow  jeden  dritten  Sonntag.  Doch  das  Maass  des  Unglücks,  welches 
Severus  erträgt  und  zu  ertragen  versteht,  erreicht  im  Jahre  1661,  als  ihm 
die  kaiserliche  Soldateska  das  Haus  niederbrennt,  seinen  Höhepunkt.  Der 
landesherrliche  Befehl  vom  18.  März  1663,  ^'^s  Pfarrhaus  wieder  zu  erbauen, 
stösst   auf  unüberwindliche   Hindernisse.     Das  Amt   in   Stavenhagen   ist   nicht 


»)  Vgl.  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 

18 


274  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

im  Stande,  die  Leute  und  das  Holz  zum  Bau  zu  beschaffen,  und  entschädigt 
den  Pastor  einstweilen  mit  zweiunddreissig  Gulden  jährlich,  womit  er  sich 
helfen  möge,  so  gut  es  gehe.  Im  Jahre  1670  wird  der  Befehl  zum  Bau  er- 
neuert, aber  der  alte  Severus  stirbt  darüber  hinweg.  Er  gelangt  nicht  wieder 
in  ein  ordnungsmässig  eingerichtetes  Pfarrhaus.  Am  8.  September  1674  ergeht 
ein  Mandat  des  Herzogs  Gustav  Adolf  an  die  Patronate  von  Gross -Helle, 
Briggovv  und  Schwandt  wegen  Zögerung  (Tergiversierung)  in  der  Besetzung 
der  Gross -Heller  Pfarre.  Auf  die  Androhung  des  Verlustes  des  Patronats 
erwidert  der  Oberst  Joachim  von  EngeP)  als  Pfandherr  von  Gross -Helle  im 
Namen  der  eigentlichen  Patrone  von  Gross -Helle  und  Schwandt,  des  Georg 
Heinrich  Freiherrn  von  Maltzan  zu  Wartenberg  und  Penzlin  und  des  Moritz 
von  Walsleben  auf  Penzlin,  Leistenow  u.  s.  w.  sowie  des  Patrons  von  Briggow, 
des  Hans  Friedrich  von  Krackewitz  auf  Briggow,  mit  Vorlegung  der  von  ihnen 
schon  am  14.  August  1674  erlassenen  Vokation  des  Johannes  Nemzovius. 
Aber  daraufhin  findet  die  Eröffnung  statt,  dass  dieses  Vorgehen  als  ein 
Verstoss  gegen  die  jura  episcopalia  bezeichnet  werden  müsse,  da  die  Berufung 
ohne  Wissen  und  Genehmigung  des  Landesherrn  und  ohne  Zuziehung  des 
Superintendenten  geschehen  sei. 

So  kommt  die  Sache  aufs  Neue  ins  Stocken.  Am  26.  November  1677 
befiehlt  der  Herzog,  nunmehr  bei  Strafe  von  einhundert  Thalern  an  die  Er- 
bauung der  Pfarrgebäude  und  an  die  »hochnöthige  Besetzung  und  Kombi- 
nation« der  Pfarren  von  Gross -Helle,  Schwandt,  Briggovv,  Mölln,  Kleeth  und 
Tarnow  zu  denken.  Aber  es  kommt  wiederum  zu  nichts.  Vielmehr  bitten 
die  Herren  von  Voss  im  Jahre  1679,  ihre  inzwischen  ganz  wüst  gewordene 
Kirche  zu  Luplow  an  die  zu  Schwandt  und  Briggow  anschliessen  zu  dürfen; 
in  Luplow  wohne  ausser  Joachim  Christoph  Voss  nur  noch  ein  Bauer,  dort 
könne  sich  deshalb  ein  Pastor  durchaus  nicht  halten.  Aus  diesem  Anschluss 
wird  aber  nichts,  denn  wir  erfahren  später,  dass  der  Pastor  Sternhagen  zu 
Varchow  die  Cura  in  Luplow  übernommen  hat.  Am  i.  September  1683 
meldet  der  Superintendent  Schuckmann,  dass  die  Kirche  zu  Mölln  nun  schon 
geraume  Zeit  keinen  Prediger  und  kein  Pfarrhaus  gehabt  habe.  Er  erreicht 
damit,  dass  der  Pfarrhausbau  1684  aufs  Neue  befohlen  wird.  Wirklich  besser 
aber  wird  die  Sache  erst,  als  der  Hofrath  Heinrich  Schuckmann  im  Jahre  1694 
das  Gut  und  auch  das  Patronat  von  Mölln  übernimmt,  womit  ihn  Herzog 
Gustav  Adolf  beschenkt,  und  als  seit  1692  Konstantin  Fiedler  Pastor  der  bis 
dahin  von  Breesen  her  nothdürftig  versorgten  Gemeinden  zu  Mölln  und  Gross- 
Helle  mit  ihren  Tochterkirchen  geworden  ist.*)  Trotzdem  hat  Fiedler  am 
4.  Oktober  1693  darüber  zu  klagen,  dass  der  Pensionär  Nergendorf  zu  Kleeth 
zum  Bau    der  Pfarrscheune   nicht  thue,   was   er  schuldig  sei,  sein  Vieh  müsse 


*)  Oberst  von  Engel  hat  bis  dahin  für  Gross -Helle  Anschluss  an  die  Kirche  zu  Gevezin 
gefunden. 

')  Briggow  hatte  bis  dahin  Anschluss  an  Kastorf  (unter  Pastor  Hermann  Müller)  gefunden 
und  geht  daher  nicht  ohne  Widerstreben  auf  Herzoglichen  Befehl  vom  13.  September  1692  nach 
Mölln  zurück.     Akten  im  Grossh.  Archiv. 


GUT   UND  KIRCHDORF  MÖLLN.  ^7$ 

draussen  liegen,  und  der  Wolf  habe  ihm  bereits  grossen  Schaden  zugefiigt. 
Doch  der  Herzog  hilft  ihm  mit  einem  strengen  Befehl.  Als  zu  einer  Pfarr- 
gemeinde vereinigt  werden  nun  die  Dörfer  Gross -Helle,  Schwandt,  Briggow, 
Tarnovv  und  Kleeth  im  Jahre  1694  aufgezählt.  Konstantin  Fiedler  bleibt 
bis  1704  (s.  o.  S.  7).  Ihm  folgt  der  unter  Voss'schem  Patronat  1701  nach 
Flotow  berufene,  unter  demselben  Patronat  am  16.  December  1703  für  Gäde- 
behn  und  Klein -Helle  gewählte  und  am  12.  Februar  1704  auch  für  Luplow 
bestätigte  Pastor  Joh.  Christoph  Aeminga,^)  der,  weil  nirgends  eine  Wedem 
fiir  ihn  einzurichten  ist,  zu  Flotow  in  einem  Voss'schen  Katen  wohnt.*)  Am 
19.  Januar  1705  richtet  der  Hofrath  Schuckmann  auf  Mölln  an  den  Herzog 
Friedrich  Wilhelm  die  Bitte,  ihm  dazu  helfen  zu  wollen,  dass  der  Pastor 
Aeminga  durch  eine  Vermittlung  des  Superintendenten  Haberkorn  zu  Güstrow 
und  durch  eine  von  diesem  zu  bewirkende  Vereinbarung  mit  den  Herren 
von  Voss  auch  das  Pastorat  in  Mölln  übernehme  und  die  Wedem  daselbst 
beziehe.  Diesmal  wird  etwas  aus  der  Sache.  Aeminga  wohnt  bald  darauf  in 
Mölln  und  verwaltet  hier  alle  seine  Pfarren  zu  grösster  Zufriedenheit  seiner 
Gemeinden  bis  an  seinen  Tod  im  Jahre  1721,  doch  nicht  anders  als  nachdem  er 
Flotow  im  Jahre  17 12  wieder  abgegeben  hat:  in  der  That  ein  eigenartiges  Bild 
seiner  Zeit.  Als  nach  seinem  Tode  Adolf  Ludwig  Hein  am  Palmsonntag  1723 
in  Mölln  die  Pfarre  antritt,  weist  F.  E.  von  Voss  als  Patronatsherr  die  Gädebehn- 
Klein- Heller  Gemeinde  an  den  Pastor  Balthasar  Simonis  in  Gevezin,  doch 
kehrt  sie  1729,  nach  dem  Absterben  des  Simonis  im  Jahre  1728,  nach  Mölln 
zurück.  Ebenso  wird  die  Gemeinde  von  Gross -Helle  und  Schwandt  unter 
Maltzan'schem  Patronat  1723  der  Kirche  zu  Penzlin  zugewiesen  und  bleibt 
bei  dieser.  Hein,  der  in  diesem  Jahr  das  Kirchenbuch  zu  Mölln  anlegt,  fiihrt 
es  bis  zu  seinem  Tode  am  25.  März  1761.  Seine  Amtsführung  fallt  in  die 
Zeit  der  Herrschaft  der  Herzogin  Auguste  über  das  Amt  Stavenhagen.  Für 
Gädebehn  und  Klein -Helle  erhält  sein  Nachfolger  Joachim  Christoph  Hennings 
eine  besondere  Vokation.  Ebenso  wird  mit  dem  im  Jahre  1790  nach  Mölln 
berufenen  Pastor  Johann  Dietrich  Wagner  für  Gädebehn  und  Klein -Helle  ein 
besonderer  Vergleich  abgeschlossen.  Ueber  Wagner  (f  1840)  und  die  übrigen 
Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 

Schwandt  kehrt  erst  im  Jahre  1865  von  Penzlin  unter  die  Cura  von 
Mölln  zurück.  Gross -Helle  aber  bleibt  bei  Penzlin.  Ueber  die  Filial- Kirche 
zu  Tarnow    s.  o.  S.  222.     Die   geographische   Lage    weist    Mölln,    Schwandt, 


*)  Gebürtig  aus  Güstrow.  Sein  Vater  besass  eine  Bude  auf  dem  Klosterhof  zu  Güstrow. 
Akten  im  Grossh.  Archiv. 

•)  Von  Gädebehn  heisst  es  im  Visitationsprotokoll  von  1648,  die  Kirche  sei  ganz  verwüstet, 
der  Thurm  liege  nieder,  zwei  Glocken  wären  auf  den  Erdboden  gefallen,  dagegen  sei  die  Kirche 
zu  Lütken -Helle  in  gutem  Zust.inde.  1669  wünscht  Joachim  Zabel  von  StafTeld  als  Pfandinhaber 
die  Wiederherstellung  der  Kirche  und  macht  darauf  aufmerksam,  dass  zwei  Glocken  der  Gäde- 
behner  Kirche  —  es  werden  die  vorhergenannten  sein  —  schon  seit  1662  auf  dem  Kirchhof  zu 
Klein -Helle  wären.  Mit  ihm  sind  die  von  Voss  bereit,  die  Glocken  zu  veräussern  zum  Besten 
des  Gädebehner  Kirchenbaues,  und  bitten  um  Konsens.  Aber  es  wird  nichts  daraus,  denn  1704 
heisst  es  bereits,  dass  von  Kirche  und  Wedem  in  Gädebehn  keine  Rudera  mehr  vorhanden  seien. 

18* 


2^6 


AMTSGERICIITSDEZIRK   PENZLIN. 


Kirche. 


Altar  und 
Kanzel. 

Empore. 

Glas- 
malerei. 

Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Tarnow  und  Briggow  als  in  Circipanien  gelegene  Ortschaften  an  die  Kamminer 
Diöcese,  wenngleich  ein  direktes  Zeugniss  dafür  nicht  vorliegt.  S.  o.  bei 
Gross- Helle  S.  254. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Ziegelbau  vom  Ende  des  XIII.  oder  Anfang 
des  XIV.  Jahrhunderts  und  stellt  einen  ungetheilten  flachgedeckten  Raum  mit 
Schluss  aus  dem  Achteck  dar.  Als  unverfälschte  Einzelheiten  zeigen  sich  in 
der  Westwand  das  frühgothische  Portal,  in  welchem  der  romanische  Rundstab 
und  die  abgefaste  Kante  und  ein  Rundbogen  unterhalb  eines  Spitzbogens  mit 
einander  vereinigt  sind,  sowie  ferner  ein  zugesetztes  Schlitzfenster  auf  der 
Nordseite  und  neun  spitzbogige  Schildbögen  im  Innenraum.  Neben  der  Kirche 
ein  freistehender  Glockenstuhl. 

Altar  und  Kanzel,  zu  einem  Körper  verbunden,  stammen  aus  dem 
XVIII.  Jahrhundert.     Oberhalb  des  Altars  hängt  ein  gothischer  Krucifixus. 

An  der  herrschaftlichen  Empore  finden  sich  viele  Wappen  der  Familie 
VON  SCH UCKMANN,  welche  den  Zeitraum  von   1695 — 1870  umspannen. 

Im  Fenster  der  Südseite  auf  Glas  zwei  Namen  von  1559:  ACHIM 
PEMAN  und  CLAWES  HUETH. 

Im  Glockenstuhl  zwei  Glocken.  Die  eine  davon  hat  die  Inschrift: 
^  ANNO  MDCXX  GERDT  VON  CÖLN  •  H  •  H  JOHAN  HAUSMAN  P  SOLI  DEO 
QLORIA.^)     Die  zweite  hat  nur  die  Jahreszahl  1620. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss  von 
dem    Güstrower   Goldschmied    Andreas  Rathke.     Patene   ohne  Werkzeichen.   — 

3.  Kleiner  silbervergoldeter  Becher,  ähnlich  dem  Kelch  unter  i,  aber  ohne 
Inschrift  und   nur  mit   der  Jahreszahl   1890  versehen.     Ohne  Werkzeichen.  — 

4.  Aelterer  Zinnkelch,  mit  der  Marke  des  englischen  Zinns  und  dem  Meister- 
stempel I.  B.  —  5.  Länglich  silberne  Oblatenschachtel  mit  schrägen  Rundfalten 
am  Deckel.  Auf  dem  Deckel  ein  Doppel -Monogramm  unter  fünfzackiger 
Krone,  bestehend  aus  den  Buchstaben  H  L  {V.)  S.*)  Stadtstempel  S,  Meister- 
stempel UL«K«  —  6.  Taufschüssel  von  Messing,  neu.  —  7.  8.  Zwei  Zinn- 
leuchter, der  eine  mit  der  Inschrift  JOCHIM  LVCHT  1685,  der  andere 
mit  BEKE  LANGE  1685.  Der  erste  zeigt  als  Stadtzeichen  einen  Stier-  . 
köpf  und  als  Meisterstempel  nebenstehende  Hausmarke  mit  J  und  H.  ■ 
Vgl.  Lapitz. 


*)  Gerd  von  Colin,  um  diese  Zeit  (1613— 1628)  Amtshauptmann  zu  Stavenhagen,  Pfand- 
inhaber von  Grabow  und  PrUtzen.  Vorher  Beamter  in  Ribnitz.  Seine  unbeerbt  verstorbenen 
Söhne,  Christoph  und  Joachim,  sind  die  letzten  ihres  Geschlechts.     Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Schuckmann. 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  KLEIN -HELLE. 


277 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Klein -Helle.') 


|it  Besitz  und  Rechten  treffen  wir  um  1359  das  alte  Geschlecht  der  Geschichte 
Muggesfeld  in  Klein -Helle  (Lütteken- Helle),  das  sich  uns  im  Uebrigen  des 
als  ein  deutsches  Bauerndorf  darstellt.*)  Im  nachfolgenden  XV.  Jahrhundert  Dorfes, 
finden  wir  dort  als  Vasallen  der  mecklenburgischen  Herzöge  die  Maltzan,  Voss, 
Woosten,  Parsow.  Sie  sind  mit  einzelnen  Höfen  im  Dorf  belehnt.  Und  von  den 
Vossen  haben  auch  die  Prillwitzer  Peccatel  einen  Antheil  in  Pfand  genommen. 
Im  XVI.  Jahrhundert  treten  die  Holstein  auf  Ankershagen  mit  Antheilen  auf,  die 
sie  1 5 1 1  an  das  Kloster  Broda  verpfänden.  Es  sind  in  der  Hauptsache  drei 
Höfe  und  zwei  Käthen  mit  im  Ganzen  sechs  Hufen.  Gegen  Ende  des  XVI. 
Jahrhunderts  aber  übernimmt  Achim  Voss  auf  Rumpshagen  die  Holstein 'sehen 
Hufen  und  Höfe,  und  im  XVII.  Jahrhundert  kommen  die  Herren  von  Voss  in 
den  Besitz  des  ganzen  Dorfes.  Sie  haben  auch  das  Patronat  von  Gädebehn 
und  Klein -Helle  zu  gesammter  Hand  (s.  o.  S.  275).  Der  dreissigjährige  Krieg 
vernichtet  die  Blüthe  des  Dorfes:  1648  giebt  es  dort  nur  noch  einen  Bauern, 
während  vorher  sechzehn  Höfe  gezählt  wurden,  nämlich  die  von  sechs  Bauern 
und  von  zehn  Kossäten.  In  Voss'schem  Besitz  bleibt  Klein -Helle  bis  1759. 
Von  da  an  bis  1789  ist  es  Schuckmann'scher  Besitz.  Dann  hat  es  bis  18 12  der 
Oberstwachtmeister  Barthold  Hans  von  Zülow,  und  von  1812  an  Hauptmann 
Christian  Elisa  Bogislav  von  Ferber.  Ferber'scher  Besitz  bleibt  es  bis  1871. 
Es  folgen  1871  Friedr.  Ludwig  Franz  Reissmann,  1875  A.  Bartold,  noch  im 
selben  Jahre  Rud.  Karl  Helmuth  Bahlcke  und  1898  Karl  Schwanitz,  der  gegen- 
wärtige Besitzer. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Mölln.  Die  geographische 
Lage  nöthigt  dazu.  Klein -Helle  ebenso  wie  Mölln,  Gross -Helle,  Wrodow, 
Gevezin  und  Chemnitz  fiir  Circipahien  und  die  Kamminer  Diöcese  in  Anspruch 
zu  nehmen.     S.  o.  bei  Gross- Helle. 

Kirche.    Die  Kirche  ist  ein  Fachwerkbau  in  der  Form  eines  länglichen      Kirche. 
Vierecks  mit  flacher  Decke  im  Innern.    Im  Westen  ein  Holzthurm  als  Glocken- 
stuhl, dessen  Wetterfahne  mit  B»D»V»S»  1781  gezeichnet  ist.') 


Als  Altaraufsatz  ein  nicht  zu  übersehendes  spätgothisches  Triptychon 
des  XV.  Jahrhunderts,  dessen  Schnitzwerk  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  in 
einer  Mandorla  darstellt,  von  Engeln  umgeben,  den  Mond  zu  ihren  Füssen. 
Als  besonders  zu  beachtende  Figuren  erscheinen  neben  der  Mandorla  oben 
links  der  jugendliche  David  als  Harfenspieler  und  rechts  der  jugendliche  Moses, 


Altar- 
aufsatz. 


')  12  km  nördlich  von  Penzlin. 
*)  M.  U.-B.  8633. 
')  von  Schlickmann. 


Ueber  den  Namen  s.  bei  Gross -Helle. 


278  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZUN. 

welcher   sich   anschickt,   vom   rechten  Fuss  einen  Schuh  abzuziehen.')     Unten 
links  der  schon   öfter  in  Darstellungen  dieser  Art   gefundene  sitzende  König 
mit   einer    Krone,    die    fast   an   eine   Bischofsniitra   erinnert,    und    hinter   ihm 
stehend  der  Herzog  im  Fiirstenhut.    Beide  weisen  mit  Unker  Hand  und  linkem 
Arm  nach  oben.    Unten  rechts  aber  der  dazu  gehörende  knieende  jugendliche 
Ritter.     In  besonderen  Nischen  daneben  oben  hnks  die  hl.  Gertrud,  rechts  die 
hl.  Maria  Magda- 
lena, unten  je  ein 
nicht  näher  zu  be- 
stimmender 
Apostel.   Auf  den 
Flügeln    die    ge- 
malten   Figuren 
des     Petrus    und 
Paulus. 

Wappen.  Unterhalb  der 

Empore    im 

Westen     ein 

V • FERBER- 

BLOCHER'sches 

Alllanzwappen 

von   Zinn   (Sarg- 

dekoration]. 

Glocken.  Im    Glocken- 

stuhl zwei 
Glocken,  von 
denen  die 
grössere  mit  dem 
Voss' sehen  Wap- 
pen laut  Inschrift 
im  Jahre  175 1 
unter  dem  Patro- 

nat  des  FRIEDR.  CHRISTOPH  HIERONYMUS  VON  VOSS  (Domprobst  zu  Havel- 
berg, Königl.  Preuss.  Geh.  Justiz-  und  Legat ionsrath,  bevollmächtigter  Minister 
am  Königl.  Dan.  Hofe  und  Erbherr  auf  Trollenhagen,  Podewal  und  Kleinen- 
Helle)  von  C.  D.  Hsintzs  gegossen  ist,  während  die  andere,  welche  bedeutend 
älter  ist,  weder  Inschrift  noch  Zeichen  aufweist. 

Kleinkunst-  Kleiokanstwerke.     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch.    Am  Knauf  der  Name 

werke.      JESVSS  (!}.    Auf  dem  Fuss  ein  aufgelötheter  Krucifixus  als  Signaculum  und  der 

')  Stall  dieser  beiden  Figuren  sieht  man  sonst  gewöhnlich  iwei  Gruppen  aus  der  Reihe  der 
Maiianischen  Typen  des  alten  Testaments:  Moses  vor  Gott  Vater  im  brennenden  Busch  und 
Ezechiel  vor  der  verschlossenen  Pforte. 


Spälgothisches  Triptycho] 


GUT  UND   FILTAL- KIRCHDORF  SCHWANDT. 


279 


zweimal  eingeschlagene  Stempel  [pj r],  Patene  ohne  Werkzeichen.  —  3.  Silberner 
Deckelpokal,  geschenkt  laut  Inschrift  1870  von  FRIEDERIKE  POLLOW.  Keine 
Werkzeichen,  nur  (J3)  als  Angabe  des  Feingehalts.  —  4.  Kleines  Kranken- 
geräth,  silbervergoldet,  ohne  Werkzeichen.  —  5.  6.  Zwei  Zinnleuchter,  der 
eine  1789  gestiftet  von  C  •  F  •  bACKER  (Stempel  undeutlich),  der  andere  1683 
gestiftet  von  CHRISTOFFER  TOLL.  Stadtzeichen  undeutlich  (UJ?).  Meister- 
zeichen O.  S.  mit  Hausmarke.  Also  wohl  Rostocker  Arbeit  von  Olrik  (Ulrich) 
Schlüter. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Schwandt.') 

as  Dorf  Schwandt  (Zwante)  wird   1273  bei  Gelegenheit  der  Gründung  der   Geschichte 


*)  II  km  nordnordwestlich  von  Penzlin.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  130,  erinnert  an  den 
altslavischen  Stamm  svetü  =  stark,  heilig.  Wäre  das  richtig,  so  hiesse  Schwandt  ungefähr  soviel 
wie  »Hilgendorfc,  oder  auch  > Heiligenhagen«. 

*)  M.  U.-B.  1300. 

»)  M.  U.-B.  3538.  7778- 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  492. 

*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  137. 


des 
Dorfes. 


Kirchen  zu  Kleeth  und  Tarnow  durch  die  Ritter  Friedrich  und  Gothan 
Dargatz  zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt.  Sie  bewidmen  Mutterkirche  und 
Tochterkirche  gemeinsam  mit  drei  Hufen,  einer  in  Kleeth,  einer  andern  in 
Tarnow  sowie  einer  dritten  in  Schwandt,  und  setzen  den  Priester  Konrad  fiir 
beide  Kirchen  ein.*)  Das  Patronat  darüber  wird  später  vom  Kloster  Reinfeld 
erworben.  Die  Nachkommen  der  Dargatz  sind  dessen  ungeachtet  auch  noch  über 
die  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  hinaus  in  Schwandt  ansässig.^)  Zu  Anfang 
des  XVI.  Jahrhunderts  aber  streiten  die  von  Maltzan  mit  den  Herzögen  Heinrich 
und  Albrecht  um  zwei  Bauern  in  Schwandt,  die  sie  als  die  ihrigen  bean- 
spruchen, und  1520  geben  sie  zwei  Höfe  und  einen  Käthen  als  ihren  Besitz 
an  (»item  zweier  hoffe  vnnd  einer  halbenn  kottenn  oder  suldenn  zu  Schwante«).*) 
In  den  Maltzan'schen  Besitz  tritt  noch  vor  1550  Achim  Voss  auf  Luplow 
durch  einen  Pfandvertrag  ein,  und  1594  kaufen  Achim  und  Adam  Voss  auch 
die  Oldenburg'schen  Antheile  an  Schwandt.  So  kommen  die  Herren  von  Voss, 
obwohl  sie  deswegen  mit  den  Freiherrn  von  Maltzan  1614  noch  Streit  haben, 
schrittweise  in  den  Besitz  des  ganzen  Dorfes.  Der  dreissigjährige  Krieg 
nimmt  das  Dorf  so  mit,  dass  es  1648  völlig  wüst  und  menschenleer  daliegt.^) 
Nachdem  es  bis  1831  in  Voss'schem  Besitz  gewesen  ist,  geht  es  in  diesem 
Jahre  in  die  Gräflich  Schlieffen'sche  Begüterung  über,  der  es  heute  noch  angehört. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Mölln. 

Kirche.    Die  Kirche  ist  ein  dem  XVIII.  Jahrhundert  (1747?)  angehörender      Kirche. 
Bau,  welcher  einen   flachgedeckten  Raum    mit  Schluss   aus   dem  Achteck  dar- 
stellt.    Der  aus  der  Dachkonstruktion  hervorwachsende  Thurm  hat  eine  offene 


28o 


AMTSGERICllTSBliZIRK   PENZLIN. 


Altar  und 
Kanzel, 
Empore. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Laterne  als  Aufsatz.  In  dem  Anbau  auf  der  Nordseite,  welcher  fiir  die  Gross- 
Hellesche  Empore  angefugt  ist,  befindet  sich  die  Ruhestätte  der  von  Engel 
und  von  Pentz.  Vor  dem  Thurm  im  Westen  ein  neuer  grosser  Anbau,  der 
als  Schliefifen'sches  Erbbegräbniss  dient.  An  der  Südseite  ein  Treppenanbau 
zur  Schwandter  Empore.  An  der  Thür  dieses  Anbaues  ein  kleiner  eiserner 
Schild  für  den  Thürklopfer,  welcher  die  Jahreszahl  1752  enthält. 

Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden.  An  der  Schwandter 
Empore  mehrere  zinnerne  Sargwappcn  der  Familien  VON  VOSS  und  VON 
SCHLIEFFEN,  ebenso  auch  am  Altar,  unter  denen  auch  VON  ENGEL'sche 
(Gross- Helle)  vorkommen. 

Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  laut  Inschrift  1747 
unter  dem  Patronat  des  ADAM  CARL  VON  VOSS  und  seiner  Gemahlin  MARIA 
ELISABETH,  GEB.  VON  DER  HARDT,  sowie  unter  dem  Kompatronat  der  Frau 
BEATA  ELISABETH  WITTWE  VON  ENGEL,  GEB.  VON  ENGEL,  ebendaselbst,  und 
z.  Zt.  der  Penzliner  Pastoren  BALTHASAR  FRIEDR.  SCHEIBEL  und  JOH. 
CHRISTIAN  MÜLLER  von  C.  D.  Heintze  gegossen  worden.  Die  kleinere  zweite 
Glocke  trägt  weder  Inschrift  noch  Zeichen,  doch  deutet  ihre  Form  auf  ein 
hohes  Alter  hin. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss.  Als 
Signaculum  die  dreifigurige  Kreuzigungsgruppe  auf  einem  Wappenschild.  Der 
Kelch  ist  laut  Inschrift  auf  der  Unterseite  1744  von  BEATA  MAGDALENA 
GIESEN  gestiftet.  Stadtzeichen  das  dreithürmige  Thor  von  Neubrandenburg, 
Meisterstempel  E  T.  Die  Patene  hat  ebenfalls  den  Namen  der  Stifterin  des 
Kelches,  aber  keine  Werkzeichen.  —  3.  Silberne  länglich  runde  Oblaten- 
schachtel. Auf  der  Unterseite  die  Initialen  J  •  J  •  V»  Stempel  undeutlich.*)  — 
4.  Silbervergoldete  Taufschale  auf  einem  Fuss;  an  der  Schale  zweimal  das 
Zeichen  S.  und  das  Beschauzeichen  /vvw^^Nf^.  —  5.  6.  Zwei  grosse  versilberte 
Messingleuchter,  gestiftet  von  JULIE  VON  VOSS  1819.  —  ImThurmraum  ausser- 
dem noch  zwei  dreifiissige  Leuchter  zwei  beschädigte  Vasen  von  Zinn. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Passentin.') 

Geschichte  MJj^^^  jener  öfter  bereits  angezogenen  Urkunde  vom  Jahre  1170,  in  welcher 
des  ■»»■  Fürst  Kasimar  von  Pommern  dem  Stifte  Havelberg  eine  Anzahl  von 
ories.      Dörfern   zwecks   Gründung  des   Klosters  Broda   überweist,    wird    unter   diesen 

^)  Das  Inventar  von  181 1  beschreibt  eine  silberne  Oblatenschachtel  mit  der  Inschrift: 
OTTO  CARL  VON  VOSS  1706. 

')  7  km  nordnordöstlich  von  Penzlin.  Die  alte  Form  des  Namens  Patsutin  verbindet 
Ktthnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  104  mit  dem  altslavischen  Wortstamm  pak-,  kroatisch  pacetin  (=  stark) 
und  übersetzt  ihn  mit  »Ort  des  Pacuta,  Paceta«.  Das  würde  deutsch  ungefähr  soviel  sein  wie 
>Starkenhagen<. 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF   PASSENllN.  28 1 

Dörfern  auch  Passentin  (Patsutin)  genannt.^)  Indessen  diese  Urkunde  ist 
nicht  echt,  und  unter  den  Gründen,  die  wider  sie  und  ihre  Konfirmation 
von  1244  sprechen,  ist  auch  der,  dass  Passentin  in  der  für  echt  gehaltenen 
Bestätigungsurkunde  des  Herzogs  Bogislav  vom  Jahre  11 82  und  ebenso  in 
der  auch  ihrerseits  wieder  für  untergeschoben  erklärten  Bestätigungsurkunde 
des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  vom  Jahre  1230  ausgelassen  ist.'^)  Dagegen 
scheint  es  sicher  zu  sein,  dass  wir  nach  einer  im  Jahre  1396  von  den  beiden 
Fürsten  Nikolaus  und  Christoffer  von  Wenden  vollzogenen  Beglaubigung  einer 
älteren  Urkunde  —  deren  Echtheit  freilich,  ohne  dass  es  zu  unserer  Sache 
etwas  thut,  ebenfalls  angefochten  worden  ist  —  Passentin  für  eine  im  Mittel- 
alter stark  befestigte  Burg  zu  halten  haben,  auf  welcher  die  Bardenfleth 
Sassen,  zu  deren  Gütern  auch  die  grosse  Stadtmühle  bei  Penzlin  nebst  dem 
Stadtsee  gehörte.  Der  Brief  über  diese  Mühle  (so  heisst  es  in  der  ge- 
nannten Beglaubigung)  sei  dem  Gerd  Bardenfleth  bei  Gelegenheit  der  Zer- 
störung der  Burg  Passentin  verloren  gegangen  (»do  Passentynn  wunnen  vnde 
brakenn  wardt«).  In  welchem  geschichtlichen  Zusammenhange  es  aber  war, 
als  diese  Burg  zerstört  wurde,  das  erfahren  wir  nicht.  Es  lässt  sich  nur  sagen, 
dass  die  Angabe  den  Eindruck  macht,  als  wenn  das  Ereigniss  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  stattgefunden  haben  müsse.  ^) 

»Die  Burg  lag  an  dem  Südrande  des  Dorfes  in  dem  umfänglichen 
Wiesengrunde  an  den  Ufern  des  Malliner  Sees  und  des  Fischstroms,  welcher 
hier  noch  einen  kleinen  von  Norden  herabkommenden  Bach  in  sich  aufnimmt. 
Die  Wiebeking'sche  Originalkarte  im  Archive  hat  hier  neben  einander  den 
»grossen«  und  »kleinen  Burgwall«,  beide  viereckig,  und  etwas  weiter  nord- 
östlich neben  dem  Dorfe  den  runden  »Möllerwall«.  Dorf  und  Burgwälle  liegen 
jetzt  auf  der  linken,  Mecklenburg -Schwerinschen  Seite  des  Stromes,  welcher 
aber  vielleicht  in  den  letzten  Jahrhunderten  geändert  und  früher  Dorf  und  Burg 
getrennt,  oder  letztere  auf  beiden  Seiten  umflossen  haben  mag,  da  die  Grenze 
zwischen  Passentin  und  Mailin  schon  vor  der  Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts 
streitig  war.«*) 

Ob  aber,  wie  Beyer  meint  und  noch  mit  dem  späteren  Verhältniss  der 
Maltzan  und  Holstein  zu  einander  begründet  wissen  will,  aus  diesen  ehemaligen 
Burgwallverhältnissen  auf  nähere  Beziehungen  zur  Burg  Penzlin  geschlossen 
werden  darf,  und  ob  die  Burg  Passentin  zu  den  befestigten  Eingangspunkten 
oder  Pforten  des  Landes  Radvir,  dem  Redarierlande  oder  Stargard,  gehört 
habe :  das  wollen  wir  dahin  gestellt  sein  lassen.  Was  uns  betrifft,  so  erscheint 
uns  das  mehr  als  zweifelhaft. 

Nach  den  Bardenfleth's  finden  wir  auf  Passentin  die  nach  dem  Ort  ge- 
nannte Familie  der  Passentin.  Kord  und  Henneke  sind  die  letzten  männlichen 
Nachkommen    ihres    Geschlechts.      Noch    bei    Lebzeiten    des    letztgenannten. 


*)  M.  U.-B.  95.     Vgl.  563  (vom  Jahre   1244). 

«)  M.  U.-B.   135.  377.     Vgl.  W'igger   zu  M.  ü.-B.   1284.     Beyer,  M.  Jahrb.  XXXVIT,    S.  60. 

*)  M.  U.-B.   7230.     Vgl.  Koppmann,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  232. 

*)  Wörtlich  nach  Beyer,  M.  Jahib.  XXXVII,  S.  61. 


282  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

nämlich  im  Jahre  1510,  geben  die  Herzöge  Heinrich  und  Albrecht  dem  Penzliner 
Maltzan  die  Anwartschaft  auf  die  Belehnung  mit  Passentin.^)  Aber  auch  die 
Holstein  haben  Pfand -Antheile  daran,  die  sie  1511  an  das  Kloster  Broda  ab- 
treten, 1552  aber  wieder  einlösen.  Bald  darauf,  1519,  giebt  es  Streit  zwischen 
ihnen  und  Bernd  Maltzan.^)  1562  wird  der  Maltzan'sche  Antheil  an  Jakob 
Zitzewitz,  dann  aber  wieder,  und  zwar  noch  vor  1593,  an  Joachim  Arenstorff 
verpfändet.  Zu  gleicher  Zeit,  nämlich  1592,  geht  der  Holstein'sche  Antheil 
durch  Kauf  an  Joh.  Restorfif  auf  Chemnitz  über,  in  den  Jahren  1609  und  1610 
aber  kauft  Friedrich  von  Aschersleben  für  sich  und  seine  Brüder  sowohl  den 
Maltzan'schen  wie  den  Holstein'schen  Antheil.  Darauf  tritt  von  1622  an 
Philipp  Julius  von  Platen  als  Pfandbesitzer  auf  längere  Zeit,  noch  über  1647 
hinaus,  an  die  Stelle  der  von  Aschersleben.  In  gleichen  und  ähnlichen  Rechts- 
verhältnissen folgen  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert  die  Familien  Vogelsang, 
Hacke,  KlinggräfT,  von  der  Lanken,  Pankert  und  Voss,  bis  endlich  schrittweise 
alle  diese  Anrechte  (1716,  1721  und  vor  1735)  an  die  Brüder  Friedrich  Wil- 
helm und  Ludwig  von  Hacke  kommen.  Hacke'scher  Besitz  bleibt  Passentin 
bis  1789.  Es  folgen  1789  Advokat  Christian  Vollrath  Nikolai  und  dessen 
Familie  bis  1852,^)  Ulrich  von  Schack  bis  1862,  Theodor  Karl  August  Ernst 
von  Blücher  bis  1868,  Staatsminister  Theodor  Dietrich  von  Levetzow  bis  1869, 
Leutnant  a.  D.  Eugen  Seip  bis  1882,  und  von  diesem  Jahre  an  Wilhelm 
Theodor  Herrn.  Lemke,  der  den  Besitz  heute  mit  Georg  Lemke  theilt. 

Die  Kirche  zu  Passentin,  welche,  ihrer  geographischen  Lage  nach,  im 
Mittelalter  zu  keiner  anderen  als  der  Diöcese  Havelberg  gehört  haben  kann, 
wenngleich  ein  ausdrückliches  Zeugniss  dafür  nicht  vorliegt,  lässt  sich  von  1575 
an  bis  ins  XVIII.  Jahrhundert  hinein  als  Tochter  der  in  der  Strelitzer 
Enklave  liegenden  Mutterkirche  zu  Gevezin  verfolgen.  Indessen  schreibt  B.  F. 
von  Krackewitz  auf  Gevezin  im  Jahre  1705,  die  Kirche  zu  Passentin  sei  vor 
vielen  Jahren  zu  Grunde  gerichtet,  es  seien  kaum  noch  Spuren  davon  vor- 
handen.^) Die  Einwohner  von  Passentin  seien  daher  1689  (aufs  Neue)  an  die 
Mater  zu  Gevezin  verwiesen  und  hätten  auch  Grabsteine  in  der  Geveziner 
Kirche,  hielten  sich  aber  z.  Zt.  mehr  nach  Lapitz,  wo  ein  junger  Pastor  predige 
(von  Penzlin  her,  s.  o.  S.  240).  Aber  später  finden  wir  Passentin  bei  Wulkenzin 
(von  1727  an),  dann  eine  Zeit  lang  bei  Alt-Rehse  (bis  1747),  doch  seitdem 
wieder  bei  Wulkenzin  in  Mecklenburg- Strelitz. 

Kirche.  Kirche.     Die   Kirche,    oder   richtiger  Kapelle,    ist   ein  Fachwerbau  von 

1794,  der  fast  ein  Quadrat  darstellt.  Mitten  auf  dem  First  ein  kleiner  Dach- 
reiter mit  einer  offenen  Laterne,  deren  Wetterfahne  ein  N  und  die  Jahreszahl 
1794  zeigt. 


*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  402—404  (Urk.  DCCCXIII.  DCCCXIV).  Vgl.  S.  498 
(Urk.  DCCCXLVIII).     S.  505  (Urk.  DCCCLXIII). 

«)  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  485  (Urk.  DCCCLII). 

*)  Doch  ist  Passentin  schon  vor  1780  Nikolai'scher  Pfandbesitz. 

*)  Im  Visitationsprotokoll  von  1661  heisst  es  freilich,  dass  die  Kirche  in  Passentin  benutzt 
werde.     Der  Thurm  aber  sei  umgefallen. 


CUT  UND   KIRCHDORF  GROSS-LUKOW.  283 

Die  innere  Einrichtung    ist   einfach,    Altar  und  Kanzel    sind  zu   einem  Innere  Ein- 
Körper verbunden.  richtung. 

Im  Dachreiter  eine  Glocke  mit  der  Inschrift:    SOLI   DEO  GLORIA  WIL-      Glocke. 
HELM  NICOLAI  PATZENTIHN  ANNO  1780.') 

Kelch  und  Abendmahlskanne  sind   neu   und  erst  in  den  letzten  Jahren  Vasa  sacra. 
beschafft. 


*)  S.  o.  S.  282,  Anmkg.  3. 

•)  6  km  nordwestlich  von  Penzlin.  Njich  Kühne!,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  88,  soviel  wie  »Ort 
des  Luk,  Lukac 

'j  M.  U.-B.  377.  1284,  Anmkg.  Dort  auch  das  Nöthige  tlher  die  Fälschung  vom  22.  Sep- 
tember 1312:  M.  U.-B.  3563.  Vgl.  ferner  die  Konfirmationen  der  Fürsten  von  Werle  1402,  der 
Herzöge  Magnus  und  Balthasar  von  1482  und  des  Popstes  Alexander  VI.  von  1500  (Urkunden- 
Abschrift  im  Grossh.  Archiv):  M.  Jahrb.  III,  S.  206 — 210.  229/30.  —  BoU,  Chronik  der  Stadt 
Neubrandenburg,  S.  321,  bezweifelt  auch  die  Echtheit  der  Beurkundung  vom  5.  Mai  1402  und  hält 
sie  für  ein  Machwerk  aus  der  Zeit  nach   1433. 

*)  M.  U.-B.   1284. 

*)  M.  U.-B.  5960. 

•)  M.  U.-B.   II 554. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross- Lukow.') 

arum  eine  unter  dem  24.  April  1230  ausgestellte  Urkunde,  nach  welcher  Geschichte 
das  Dorf  Gross -Lukow  schon  um  1230  dem  Kloster  Broda  gehören  _^^5 
würde,  als  eine  Fälschung  angesehen  werden  muss,  hat  Wigger  in  der  An- 
merkung zu  der  unverdächtigen  Urkunde  des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werle 
vom  23.  April  1273  überzeugend  dargethan.*)  Thatsächlich  beginnt  das  Ver- 
hältniss  des  Klosters  zum  Dorfe  nicht  eher  als  am  30.  Juli  1 304,  an  welchem 
Tage  Fürst  Nikolaus  II.  von  Werle  dem  Kloster  für  erlittenen  Kriegsschaden 
das  Patronat  der  Kirche  in  Gross -Lukow  sowie  das  der  Tochterkirche  in 
Marin  sammt  dem  Dorfe  Klein -Lukow  und  drei  Kirchen- Hufen  verleiht.*)  Um 
das  Jahr  1319  treffen  wir  in  Gross-Lukow  die  Gebrüder  Wokenstedt  mit  Besitz 
und  Rechten.  Am  24.  Mai  1339  vermehrt  Bischof  Dietrich  von  Havelberg 
die  Einkünfte  des  Klosters  Broda  mit  verschiedenen  Hebungen  aus  den  Kirchen 
zu  Neubrandenburg,  Penzlin,  Ankershagen,  Wulkenzin  und  Lukow,  aus  letzt- 
genannter mit  einer  Hebung  von  zehn  Mark  Wendisch.^)  Im  Jahre  1384  aber 
tritt  dort  bereits  die  ritterbürtige  Familie  der  Holstein  auf:  es  sind  Hans  und 
Arnd,  die  der  Kirche  zu  Penzlin  Pachte  im  Betrage  von  sechs  Mark  aus 
Gross-Lukow  verschrieben  haben.®)  In  der  Folge  wird  Gross-Lukow  eins  der 
Hauptgüter  im  Lande  Penzlin  und  bleibt  —  eine  Reihe  von  Verpfandungen 
von  Antheilen  und  Einkünften  im  XVII.  und  XVIII.  Jahrhundert  an  die  Voss, 
Restorff,  Bülow,  Peterswald,  Bekendorf,  Langermann,  auch  einen  vorüber- 
gehenden Verkauf  im  Jahre  1730   an   die  von  Warnstedt  abgerechnet  —  bis 


284  AMISGERICIITSBEZIRK   PliNZLlN. 

1802  im  Besitz  der  Familie  von  Holstein.  Von  1803  bis  1841  haben  es  die 
von  der  Lanken,  von  1841  bis  1852  Friedr.  Heinr.  Ernst  von  Blücher,  dann 
ein  Jahr  lang  Franz  Döhn,  von  1853  bis  1862  August  Balck,  und  von  1862 
an  Gustav  Heinr.  Karl  Lukas  von  Oertzen.  Oertzen'scher  Besitz  bleibt  es  bis 
1881.  In  diesem  Jahre  folgt  Karl  von  Sittmann,  und  1885  Amtsrath  Karl 
Friedr.  Gudewill,  der  es  heute  noch  hat. 

Um  1375  ist  Hinricus  Nemerow  Pleban  der  Kirche  in  Gross-Lukow, 
die,  wie  schon  aus  der  oben  angezogenen  Urkunde  von  1339  ersichtlich  ist, 
der  Diöcese  Havelberg  angehört.  Ebenso  gehört  natürlich  die  Filia  Marin 
dahin.  Andere  Geistliche  des  Mittelalters  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  ge- 
worden. Um  1577  unterschreibt  Bartholomaeus  Caelius  (Coelius,  Zelle)  die 
Konkordienformel.  Er  wirkt  als  Seelsorger  in  Gross-Lukow  bis  16 10.  Sein 
Nachfolger  Georgius  Grosskopf,  den  Herzog  Hans  Albrecht  IL  kraft  seines 
landesherrlichen  Patronates  beruft,  ist  dort  von  161 1  bis  1636  nachweisbar. 
Vielleicht  war  er  noch  länger  daselbst  im  Amt.^)  165 1  tritt  Martin  Stern- 
hagen an  seine  Stelle.  Er  wird  von  Herzog  Adolf  Friedrich,  der  fiir  den 
jungen  Herzog  Gustav  Adolf  die  Vormundschaft  führt,  berufen,  übernimmt 
auch  die  Cura  der  Kirche  zu  Flotow,  dazu  hat  er  die  der  Tochterkirchen 
Ave,  Marin  und  Klein-Lukow.  1695  verliert  er  seinen  Adjunkten  und 
Schwiegersohn  Melchior  Eppen  durch  den  Tod,  er  selbst  ist  inzwischen  er- 
blindet. Es  folgt  nun  1695  David  Franck,  der  später  Präpositus  des  Penz- 
linschen  Cirkels  ist.  Die  Cura  von  Flotow  und  Rumpshagen  tritt  er  (nach 
1701)  an  den  oben  S.  275  genannten  und  vielbeschäftigten  Pastor  Aeminga  in 
Mölln  ab,  nimmt  sie  aber  17 13  von  Neuem  auf  seine  Schultern.  Er  stirbt 
1747,  erhält  aber  schon  1742  einen  Helfer  an  seinem  Sohn  Georg  Matthaeus 
Franck,  welcher  den  Vater  nur  um  vier  Jahre  überlebt,  er  stirbt  175 1.  1752 
folgt  Joh.  Heinrich  Schimmelmann  (f  1797)  und  1798  Joh.  Benjamin  Ladewig 
(t  1834).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche   ist   ein   neugothischer  Bau  von   1866   mit  Schluss 

aus  dem  Zwölfeck  und  stellt  im  Innern  einen  ungetheilten  Raum  dar.  Nur  der 
schmälere  Thurm  im  Westen,  der  einen  vierseitigen  Pyramidenhelm  trägt,  ist 
alt  und  gehört  anscheinend  dem  XIV.  oder  XV.  Jahrhundert  an. 

Die  innere  Einrichtung  ist  vollständig  neu. 

Triptychon.  Im  Vorraum  ist  das  Mittelstück  eines  alten  spätgothischen  Triptychons, 

Triumph-    und  über  der  Orgel  das  ehemalige  Triumphkreaz  angebracht. 

kreuz, 
Glocken.  ^^  Thurm  hängen  drei  Glocken  von  0,97  m,  0,78  m  und  0,61  m  Durch- 

messer.    Die  beiden  grössten  sind   1850  von  C.  Jllles  in  Waren  gegossen,  die 


*)  Nach  einer  früheren  Pastorentafel  in  der  Kirche  lebte  er  bis  1648.  Ein  von  dem  Ver- 
fasser früher  irgendwo  (leider  ist  die  Fundstelle  nicht  notiert  worden)  gefundener  »Pastor  Paul 
Schoop  in  Gross-Lukow,  Marin  und  Gross-Flotow«  ist  anderswo  als  vor  Caelius  nicht 
unterzubringen.  Die  im  Inventar  von  i8ii  genannte  Pastoren -Tsifel  hebt  mit  Caelius  an,  macht 
aber  sofort  einen  Fehler,  indem  sie  ihn   1590  sterben  lässt. 


GUT   UND   FILIAL-KTRCIIDORF   MAKTN.  285 

dritte  ist  ohne  Inschrift,  hat  aber  am  oberen  Rande  fünf  Rundbilder  mit  figür- 
lichen Darstellungen.^) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  in  den  Formen  der  Kleinkunst- 
Spätrenaissance.  An  dem  eiförmig  gebildeten  Knauf  drei  kleine  Engel  in  werke, 
ganzer  Figur,  mit  plastisch  heraustretenden  Köpfen.  Am  runden  Fuss  ein 
breiter  Rand  mit  getriebenem  Laub-  und  Bandelwerk.  Auf  der  Unterseite  des 
Fussrandes  eine  Angabe  des  Gewichtes  und  der  Jahreszahl,  wobei  die  Reihen- 
folge Beachtung  verdient,  nämlich  so:  W  •  42  L  •  37«  Q  •  ANNO  1721  •  W  •  46 
LOTT.  Der  Kelch  ist  somit  in  späterer  Zeit  verstärkt  worden.  Werkzeichen 
fehlen,  sowohl  am  Kelch,  wie  an  der  zugehörigen  Patene.  —  3-4-  Silber- 
vergoldeter gothischer  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss.  Am  Knauf  der  Name 
lEHSVS.  Auf  dem  Fuss  ein  plastischer  Krucifixus  als  Signaculum,  dazu  der 
zweimalige  Stempel  F  I  R.  Auf  der  Unterseite  des  Fusses  unter  fiinfzackiger 
Krone:  J  •  G  •  B  •  1703.  Patene  ohne  Werkzeichen.  —  5.  Kleiner  silberner 
Krankenkelch  auf  sechsseitigem  Fuss,  im  kla.ssicierenden  Geschmack  vom  Ende 
des  XVIII.  Jahrhunderts.  An  der  Kupa  ein  Doppelmonogramm,  bestehend 
aus  den  Buchstaben  J  •  V  •  M  •  (vielleicht  J  •  B  •  V  •  M  .)  Stadtzeichen  M  mit 
der  Krone  darüber  und  als  Meisterzeichen  die  Buchstaben  HM.  —  6.  Runde 
silberne  Oblatendose,  auf  dem  Deckel  ein  aufgravierter  Christus.  Auf  der 
Unterseite  zweimal  derselbe  Stempel  wie  bei  3.  —  7.  Längliche  silberne 
Oblatenschachtel.  Auf  der  Unterseite  üIs  Stadtstempel  das  dreithürmige  Thor 
von  Neubrandenburg,  und  als  Meisterzeichen  ^).  —  8.  Dritte  silberne  Oblaten- 
dose, länglich,  mit  getriebenem  Rokoko -Ornament  am  Deckel.  Gestiftet  1781 
von  E  •  E  •  S  •  GEB  •  H.  Von  demselben  Meister  wie  7.  —  9.  Silberne  Wein- 
kanne, gestiftet  von  LUD  •  MÜLLER  auf  Stolpe  und  seiner  Gemahlin  SOPHIE 
GEB  •  NEUMANN  1841.  Als  Stadtstempel  ein  steigender  Löwe  mit  K,  daneben 
als  Meisterstempel  der  Name  KASS.  —  10.  Neues  Taufbecken,  gestiftet  von 
FR#  und  CL*H0HN  1880.  —  11.  Altes  getriebenes  Messingbecken,  in  der 
Mitte  das  Einhorn,  verfolgt  von  einem  kläffenden  Hunde  im  Walde,  laut 
Inschrift  gestiftet  1703  von  K.  PETER  ATZMANN. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Marin.') 

jjj^ls  Filial-Kirchdorf  der  Mutterkirche  zu  Gross-Lukow,  und  damit  zusammen  Geschichte 

zur  Diöcese  Havelberg   gehörig,    tritt  uns  das  Dorf  Marin   schon   1304  des 

entgegen.^)     Zwei  Jahre  später  belehnt  dort  Fürst  Nikolaus  II.  von  Werle  den  Dorfes. 


*)  Die  Vorgängerinnen  der  beiden  grösseren  Glocken  stammten  nach  dem  Inventar  von  i8n 
aus  dem  Jahre  1706  und  trugen  die  Namen  des  Herzogs  Friedrich  Wilhelm,  des  Pastors  l)av. 
Franck  und  der  Juraten  Andreas  Schultz  und  Christian  Loibs.     Der  Giesser   wird    nicht   genannt. 

*)  7  km  westlich  von  Penzlin.  Nach  Ktlhnel  ist  der  Name  Marin  (Morin)  als  Ort  des 
Mor  oder  Mar  zu  erklären:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  91. 

»)  M.  U.-B.  2945. 


286  AMTSGKRICIITSBEZIRK   PENZLIN. 

Ritter  Johann  Holstein  mit  zAvanzig  Hu  Pen.  ^)  Indessen  bedeuten  diese  zwanzig 
Hufen  nur  einen  Theil  des  Dorfes,  dessen  Hälfte,  wie  die  von  Holstein  selbst 
1470  erklären,  der  ritterbürtigen  Familie  Marin  gehört.*)  Mannigfacher  Besitz- 
Wechsel  findet  freilich  auch  hier  wie  anderswo  statt.  Hier  wie  anderswo 
drängen  und  stossen  sich  die  Geschlechter  an  und  durch  einander.  So 
geht  z.  B.  der  Antheil,  den  bis  zum  Ende  des  XV.  Jahrhunderts  Henning 
Stute,  Otto  Stuten's  Sohn,  besessen  hat,  nach  dessen  Tode  1501  auf  Bernd 
Maltzan  über,  und  1505/8  hat  auch  ein  Zweig  der  Familie  Blücher,  von  der 
Otte  Stute  einen  Theil  seines  Besitzes  gekauft  hatte,  fünfzehn  Hufen  im  Dorfe 
Marin. ^)  Die  Brüder  Henning  und  Levin  Marin,  welche  Ende  des  XVI.  Jahr- 
hunderts auf  Ludorf  und  Kelle  wohnen,  verkaufen  1588  einen  Antheil  von 
Marin  an  die  vier  Brüder  Kossebade  (Kosboth)  auf  Torgelow  und  machen 
1589  mit  Christoph  Kamptz  einen  Tauschvertrag  über  einen  anderen  Antheil, 
den  dieser  1597  den  Gebrüdern  Holstein  auf  Ankershagen  überlässt.  16 16 
theilen  Balthasar  Lepel  und  Henneke  Marin  ihren  Besitz  in  Ludorf  und  Marin 
unter  sich.  Die  Lepel'sche  Hälfte  in  Ludorf  und  Marin  kommt  1625  an 
Heinrich  von  der  Lanken.  Im  Jahre  1630  ist  von  zwei  wüsten  Höfen  zu  Marin 
die  Rede,  die  Adam  Kossebade  an  Christoph  Hahn  verpfändet.  Von  1645 
an,  die  ganze  zweite  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  hindurch,  muthen  die 
von  Blücher  ihre  alten  Güter  in  Marin.  1648  überlassen  die  Ankershäger  Holstein 
ihren  »Meierhof«  zu  Marin  an  Heinr.  Bibow  zu  Mollenstorf  für  5000  Gulden 
niessbräuchlich  auf  fünfzehn  Jahre.  In  Bibow'schem  Besitz  bleibt  er  aber  bis 
1705,  da  geht  er  als  Pfandbesitz  an  Hans  Matthias  von  Guhlen.  Anscheinend 
aber  nur  auf  kurze  Zeit.  Denn  17 19  sind  die  von  Holstein  wieder  im  Besitz, 
verkaufen  aber  ihre  Hufen  in  Marin  im  Jahre  172 1  an  den  Hauptmann 
Christian  von  Blücher  auf  Kittendorf  und  Clausdorf,  dessen  Rechte  später  auf 
den  Schwiegersohn  Georg  Ludwig  von  Oertzen  übergehen.  Ueberhaupt  müssen 
die  erwähnten  Blücher'schen  Muthungen  Frucht  getragen  haben,  denn  wir 
hören  1699,  dass  Siegfried  von  Voss  auf  Flotow  über  einige  von  Karl 
von  Blücher's  Vormündern  an  ihn  verpfändete  Hufen  und  Höfe  zu  Marin  den 
landesherrlichen  Konsens  erhalten  hat.  Um  die  Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts 
finden  wir  die  von  Le  Fort  im  Pfandbesitz  von  Marin.*)  Sie  haben  ihn  bis 
1804,  neben  ihnen  wieder  seit  1795  die  von  Oertzen.  1804  aber  wird  Gustav 
Dietrich  von  Oertzen  alleiniger  Besitzer  von  Marin. ^)  Marin  bleibt  bis  1874 
Oertzen'sches  Eigenthum.  Da  wird  Chr.  Mart.  Theod.  Reichhoff  der  Rechts- 
nachfolger, und  seit  1895  ist  es  Karl  von  Rocheid. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Gross -Lukow. 
Kirche.  Kirche.     Die  Kirche   ist   ein  Fachwerkbau  vom  Jahre  1726   mit   einem 


*)  M.  U.-R  3121.  7017. 

')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

«)  Lisch,  Geschl.  Mnltzan  IV,  S.  331  (Urk.  DCCLXXI). 

*)  Sie  haben  auch  Möllenhagen  bis   183 1  und  Rethwisch  bis   1795. 

*)  Auch  Federow,  Schwarzenhof  und  Lehmhorst  sind  seine  Güter. 


GUT   UND   KIRCHDORF   GROSS- FLOTOW.  287 

hölzernen,    aus    dem    westlichen    Ende    des    Daches    herauswachsenden    Holz- 
thürmchen. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 

Die  einzige  Glocke  (Dm.  0,88  m)   ist  1861  von  C.  Jllies  in  Waren  um-      Glocke, 
gegossen  worden.^) 

Kleinkunstwerke,     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  Kleinkunst- 
laut  Inschrift    an    der    Kupa    gestiftet    von    JOHAN   VON    HOLSTEN  •  SOFFIA      werke. 
HEDEWIG  VON   PETERSTORF  •  MARIEN  1690.     Keine  Werkzeichen.     An   der 
Patene  der  Stadtstempel  P  und  der  Meisterstempel  I.  F.  C.  —  3.  Alte  Messing- 
schüssel   mit   der  Darstellung  der  Verkündigung  des  Engels   an  die  hl.  Maria. 


,1^^  ^^  •v 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross -Flotow.') 

|as  Gut  und  Dorf  Flotow  (Vlotow),  das  14 18  zuerst  genannt  wird,  hat,  Geschichte 
wie  noch  heute,  von  jeher  der  ritterbürtigen  Familie  Voss  gehört.  Mit  ^^s 
dem  Gute  und  Dorfe  auch  das  Patronat  der  Kirche,  wie  es  das  Visitations-  ^o"es. 
Protokoll  von  1541  erkennen  lässt.  1534  hat  Michael  Low  das  Pastorat,  1541 
aber  der  Pastor  Joachim  Schmit,  der  auch  Kirchherr  zu  Luplow  ist,  wo  wir 
ihn  schon  1534  finden.^)  Später  ist  David  Wahl  Pastor  zu  Flotow  (f  1596). 
Nachher  finden  wir  dort  von  1627  bis  1649  oder  1650  den  Christian  Schütte 
(Sagittarius),  zu  dessen  Zeit  Georgius  Grosskopf  in  Gross -Lukow  Pastor  i.st. 
Unter  dem  165 1  nach  Gross-Lukow  berufenen  Pastor  Martin  Sternhagen  tritt 
eine  Verbindung  beider  Pfarren  ein.  Aber  unter  dessen  Nachfolger  David 
Franck,  den  wir  schon  1698  in  Lukow  finden,  besteht  diese  Verbindung  an- 
scheinend nicht  mehr.  Denn  1701  hat  Flotow  wieder  seinen  eigenen  Pastor 
in  dem  schon  oft  genannten  Joh.  Christoph  Aeminga,  der  nachher  von  Mölln 
aus  mehrere  Kirchspiele  verwaltet  (s.  o.  S.  275).  Doch  um  1712  ist  es  diesem 
des  Guten  zuviel  geworden,  und  daher  übernimmt  171 3  der  Lukower  Pastor 
David  Franck  (f  1747)  aufs  Neue  die  Cura  von  Flotow.  Seitdem  ist  die 
Kirche  zu  Flotow,  die  wir  ihrer  geographischen  Lage  nach  zur  Diöcese  Havel- 
berg rechnen   müssen,   bei  der  Kirche  zu  Gross-Lukow  verblieben.^) 


*)  Ihre  Vorgängerin    war    1727    von  Michael  Begun  gegossen    worden    unter    dem  Patronat 
des  Herzogs  Karl  Leopold  und  dem  Pastorat  des  David  Franck. 

*)  9  km  nordwestlich  von  Penzlin.     Kllhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  45,  verbindet  den  Namen 
mit  dem  slavischen  Wort  blolo  =^  Sumpf  und  übersetzt  ihn  daher  mit   »Sumpfortt. 

•)  S.  bei  Luplow  S.  289. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  32. 


288 


AMTSGERICHTSHEZIRK    PENZLIN. 


Kirche. 


Glocken. 

Kleinkunst- 
werke. 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Neubau  von  1894  auf  der  Grundlage  eines 
frühgothischen  Baues  aus  dem  XIII.  Jahrhundert.  In  den  Portalen  und  Fenster- 
wandungen, für  welche  besonders  die  Südseite  zu  beachten  ist,  sind  die 
Laibungs-  und  Wandungssteine  der  alten  Kirche  verwendet  worden. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu,  ebenso  sind  es  die  zwei  von  Albrecht 
in  Wismar  gegossenen  Glocken.') 

Kleinkanstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss. 
Rostocker  Arbeit  von  Jürgen  Müller.  Patene  ebenso.  —  3.4.  Zinnerner  Kelch, 
gestiftet  von  HANS  BARDMANN,  mit  Patene,  von  einem  Stralsunder  Zinngiesser 
I.  M.  —  5.  6.  Kanne  und  Oblatendose,  neu,  von  Sy  &  Wagner- Berlin.  —  7.  Zinn- 
leuchter, gestiftet  von  D  •  S  •  W  •  1757.  Als  Stadtstempel  das  dreithürmige 
Thor  von  Neubrandenburg,  als  Meisterstempel  die  Initialen  C.  H.  1713.  — 
8.  Desgleichen,  gestiftet  1776  von  MICHEL  LADENDÖRP.  Als  Stadtstempel 
das  Neubrandenburger  Thor,  der  Meisterstempel  ist  undeutlich. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Luplow/) 

ie  mit  Rosenow,  so  belehnt  Fürst  Nikolaus  von  Werle  den  Ritter  Heinrich 
Voss  von  Wolde  fiir  Hülfe  in  der  Kriegsnoth  und  besonders  beim  Bau 
des  Schlosses  Kobelbruck  (Kavelsbruck,  ehemals  in  der  Strelitzer  Feldmark) 
am  29.  August  1282  auch  mit  dem  Gut  und  Dorf  Luplow,  d.  h.  mit  der  Bede, 
Münzpfennigen,  Diensten,  Gerichten,  mit  Frucht  und  Niessbrauch  beider  Dörfer. 
Seitdem  ist  nun  Luplow  bis  heute  unentwegt  ein  Voss'sches  Gut  geblieben.*) 
Ueber  seine  historische  Bedeutung  durch  die  Gefangennahme  des  Fürsten 
Johann  von  Werle,  die  hier  im  Frühjahr  13 16  statthatte,  s.  o.  S.  271.  Uebrigens 
haben  auch  die  Kossebade  (Kosboth)  hier  um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts 
Besitz  und  Rechte,  an  denen  sie,  wie  ihre  Klage  vor  Herzog  Albrecht  nach- 
weist, durch  Berend  Maltzan  und  dessen  Brüder  in  der  Zeit  vor  1350  arg  ge- 
schädigt worden  sind  (item  brande  he  vs  vnde  rouede  vs  af  tür  Lupeglove 
alse  gut  alse  VIII  hundert  Lub.  mark).**)  Später  werden  auch  die  Kossebade'schen 
Antheile  Voss'sches  Eigenthum  geworden  sein,  wenngleich  eine  besondere  Ur- 
kunde hierüber  nicht  vorliegt. 

*)  Das  Inventar  von  1811  verzeichnet  vier  (Hocken,  von  denen  zwei  im  Jahre  1714  unter 
Voss'scheni  Patronat  und  Franck'schem  Pastorat  von  Michael  liegun  und  Hans  Siebenbaum  gegossen 
worden  waren.     Ueber  die  beiden  anderen  fehlt  es  an  näheren  Angaben. 

*)  13  km  nordnordwestlich  von  Penzlin.  Den  Namen  des  XUl.  Jahrhunderts  Lupegloue 
(später  Lupeglaue,  I.upegloue,  Luplegowe)  erklärt  Ktihnel  als  »Ort  des  Lupoglav  (Si)altekopf)« : 
M.  Jahrb.  XLVI,  S.  88. 

')  M.  U.-B.  2181.     Dazu  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  auch  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  95—98. 

*)  M.  U.-B.  7142,  B. 


GUT  UND  KIRCHDORF  LUPLOW. 


289 


Die  südlich  von  der  Grenze  des  Landes  Circipanien  und  nordöstlich  von 
Varchow,  der  östlichsten  Kirche  des  Bisthums  Schwerin  gelegene  Kirche  unter 
Voss'schem  Patronat  hat  an  Joachim  Schmidt  im  Jahre  1534  ihren  eigenen 
Pastor.  Gleichzeitig  mit  ihm  wirkt  in  Flotow  und  deren  Filia  Rumpshagen 
der  Pastor  Michael  Lowe,  der  ebenfalls  unter  Voss'schem  Patronat  das  Amt 
fuhrt.  Sieben  Jahre  später  aber,  1541,  finden  wir  beide  Kirchen,  die  von 
Luplow  und  Flotow  unter  dem  Pastorat  des  genannten  Joachim  Schmidt 
(Schmit)  mit  einander  vereinigt.^)  Diese  Vereinigung  wird  wohl  das  XVI.  Jahr- 
hundert hindurch  vorgehalten  haben. 

Mit  dem  XVII.  Jahrhundert  tritt  allerlei  Wechsel  ein.  Da  finden 
wir  die  Kirche  zu  Luplow  Anfangs  mit  Mölln  verbunden  (s.  o.  S.  273),  später 
mit  Kastorf,  Varchow  und  Kittendorf,  und  im  XIX.  und  XX.  Jahrhundert  wieder 
mit  Varchow.^) 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Feldsteinbau  spätgothischen  Charakters  Kirche, 
in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  In  den  LichtöfTnungen  herrscht  bereits  der 
Stichbogen,  welcher  die  Zeit  der  Renaissance  ankündigt.  Im  Eingangs -Portal 
auf  der  Südseite  aber,  dem  eine  kleine  Renaissance- Halle  vorgesetzt  ist,  wird 
der  Stichbogen  von  einer  Spitzbogenlaibung  überfangen.  Im  Innern  eine 
flache  Holzdecke.     Der  Thurm  ist  neu. 

Die  Altarwand  ist  ein  mehrtheiliger  Renaissance -Aufbau  vom  Anfange       Altar, 
des  XVII.  Jahrhunderts  nach  Art  der  Altäre  in  Varchentin,  Gnoien  u.  s.  w. 

Die  Renaissance -Kanzel  stammt  aus  dem  Jahre  16 17  und  die  Empore      Kanzel, 
im  Westen  aus  derselben  Zeit.  ^ .  Empore. 

In   der   Kirche    werden   auch    noch   einige    Schnitzfiguren    eines    alten     Schnitz- 
Triptychons  aufbewahrt.  figuren. 

Am  Altar  eine  ganze  Reihe  von  Sargschildem  der  Familie  VON  VOSS.        Sarg- 
schilder, 
In  der  Ostwand  hinter  dem  Altar,  links,  also  nach  Norden  hin,  ein  alter  Eucliaristie- 

Ettcharistie- Schrank  mit  einem  Thürverschluss,  dessen  Innenseite  mit  Ranken     Schrank. 

bemalt  ist. 


*)  Schröder,  evang.  Mecklenb.  I,  S.  282.  Visitationsprotokoll  von  1541  im  Grossh.  Archiv. 
Gehörte  die  Kirche  zu  Luplow  einstmals  zur  Diöcese  Schwerin?  Oder  zu  der  von  Kammin?  Der 
geographischen  Lage  nach,  wenn  sie  ganz  streng  genommen  wird,  zur  Diöcese  Schwerin.  Aber 
es  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  sie  in  dem  öfter  genannten  Verzeichniss  der  Kirchen  und  Pfarr- 
lehne des  Stifts  Schwerin  im  Grossherzoglichen  Archiv  —  man  mag  über  den  Werth  dieses  Ver- 
zeichnisses denken  wie  man  will  —  nicht  genannt  wird,  und  dass  als  Kittendorfer  Peene  und 
somit  als  südliche  Grenze  des  Stifts  Kammin  auch  der  aus  dem  Schwandter  See  kommende  Bach, 
welcher  Luplow  strejft,  angesehen  wird  (vgl.  Staatskalender).  So  ganz  unmöglich  wäre  es  daher 
picht,  dass  auch  Luplow  noch  zur  Kamminer  Diöcese  gehört  hätte.  Doch  bleibt  immer  sehr 
zu  beachten,  dass  Wasserläufe  zwischen  den  BisthUmern  bisweilen  eine  scharfe  Grenze  bilden, 
wie  z.  B.  zwischen  Wismar  und  Alt-W^ismar,  Güstrow  und  Alt- Güstrow,  Altstadt  und  Neustadt 
Koebel  u.  9.  m. 

*)  Vgl.  Schröder,  evangel.  Mecklenb.  I,  S.  282.     Stuhr,  M*  Jahrb.  LX,  S.  59. 

19 


290 


AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Im  Thurm  drei  Glocken  übereinander.  Die  erste  ist  laut  Inschrift  und 
Wappen  1858  im  Auftrage  des  Kammerherrn  C.  V.  VOSS  und  seiner  Gemahlin 
A.  J.  GEB.  V.  BUCH  von  C.  Jllies- Waren  gegossen  worden.  Die  zweite,  welche 
das  Allianzwappen  der  VOSS  und  BEHR  zeigt,  ist  1801  von  C.  Miltzow  in 
Neustrelitz  gegossen  worden.  Die  dritte,  welche  die  älteste  ist,  war  nicht  zu 
erreichen.^) 

Kleinkttiistwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss, 
laut  Inschrift  auf  der  Unterseite  1737,  den  16.  Juni,  von  JOCHIM  GREFERAHT 
gestiftet.  Vom  Güstrower  Goldschmied  Lenhart  Mestlin,  ebenso  die  zugehörige 
Patene.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss.  Auf  dem  Fuss  die 
bekannte  dreifigurige  Kreuzesgruppe  als  Signaculum.  Gestiftet  laut  Inschrift 
1739  von  J.  (V.)  VOSS  und  E.  C.  (V.)  KOPPELOW.  Als  Stadtstempel  das  drei- 
thürmige  Thor  von  Neubrandenburg,  und  als  Meisterstempel  die  Initialen 
I  R.  —  5.  Dazu  eine  ovale  silberne  Oblatenschachtel,  welche  dieselben  Stifter- 
namen und  dasselbe  Datum  1739  trägt,  aber  von  einem  Goldschmied  J.  G. 
ausgeftihrt  ist,  dessen  Stadtzeichen  ein  werlescher  Stierkopf  ist.  —  6.  Noch 
eine  kleine  runde  Oblatenschachtel,  gestiftet  von  ILSABE  JENSEN  1711.  — 
7.  Grosse  Weinkanne,  1889  von  C.  V.  VOSS  und  O.  V.  VOSS,  GEB.  V.  WAR- 
BURG, gestiftet.  —  8.  9.  Kelch  von  Zinn,  gestiftet  von  JOCHIM  SCHMIT  LUP- 
LOW  1648.  Ohne  Stempel.  Die  zugehörige  Patene  hat  keine 
Stiftungs- Inschrift,  als  Stadtzeichen  aber  das  dreithürmige  Thor  (FSB 
von  Neubrandenburg  und  das  nebenstehende  Meisterzeichen.  — 
10.  II.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine  167 1  von  JOCHIM  TRAECHO  (Trechow), 
der  andere  von  JOCHIM  BEHM  1684  gestiftet.  Beide  mit  dem  Rostocker 
Stadtstempel  ^  und  mit  Meisterstempeln,  die  nicht  mehr  völlig  deutlich  sind, 
aber  ohne  Zweifel  der  Zinngiesser- Familie  Schlüter  angehören  (s.  Anhang  zu 
Band  I  der  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.). 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Ankershagen/) 

|ie  Aufiiihrung  des  Kirchenpatronates  von  Ankershagen  als  dem  Kloster 
Broda  gehörig  in  der  mit  dem  24.  April  1230  datierten  Urkunde  377 
des  M.  Urkundenwerks  ist  einer  der  Gründe  ftir  die  Unechtheit  dieser  Urkunde, 
welche    gleich    anderen    Kloster- Urkunden    in    späterer    Zeit    angefertigt    und 

*)  Die  Vorgängerin  der  ersten  Glocke  war,  wie  die  noch  erhaltene  zweite  Glocke,  im 
Jahre  x8oi  von  C.  Miltzow  in  Neustrelitz  gegossen  worden.  Die  dritte  hat,  nach  dem  Inventar 
von  181 1,  eine  Jahreszahl  aus  dem  XV.  Jahrhundert,  die  man  nicht  ordentlich  las  und  schrieb, 
anscheinend  mCCCCl^p^iU. 

•)  10  km  westsüdwestlich  von  Penzlin.  Ueber  die  Möglichkeit  der  Benennung  des  Dorfes 
nach  der  Sachsen -lauenburgischen,  nach  Mecklenburg  eingewanderten  ritterbürtigen  Familie  Anker 
s.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXIX,  S.  265.     Vgl.  A.  Graf  von  Bemstorff,  M.  Jahrb.  LIX,  S.  283. 


GUT   UND  KIRCHDORF  ANKERSHÄGEN.  29 1 

untergeschoben  wurde,  um  theils  jüngere  wirklich  vorhandene  Rechtstitel  älter 
zu  machen  als  sie  waren,  theils  neue  Rechtstitel  auf  eine  bequeme  und  trügerische 
Art  zu  gewinnen.^)  Denn  dass  die  Kirche  zu  Ankershagen  erst  im  Jahre  1266 
gegründet  und  der  älteren  Kirche  in  dem  benachbarten,  aber  schon  im  Mittel- 
alter und  anscheinend  bereits  im  XV.  Jahrhundert  als  Kirchdorf  eingegangenen 
Dorfe  Freidorf  als  Tochterkirche  vom  Bischof  zu  Havelberg  beigelegt  wurde, 
steht  urkundlich  fest.*)  Ebenso  freilich  auch  das  Verhältniss  des  Klosters 
Broda  zur  Kirche  vom  Tage  der  Gründung  an,  wie  dies  in  der  Fundations- 
urkunde  vom  i.  Mai  1266  selber  deutlich  zu  erkennen  (consentiente  dilecto 
nobis  in  Christo  preposito  in  Broda)  und  in  der  Bestätigungsurkunde  des 
Fürsten  Nikolaus  von  Werle  vom  23.  April  1273  geradezu  ausgesprochen  ist 
(ecclesiam  in  Ankershagen  ....  quam  ecclesia  Brodensis  a  prima  plantatione 
tenuit  libere  et  quiete).  Und  wie  die  Kirche  zu  Ankershagen  mit  fiinftehalb 
Hufen  (zwei  Hägerhufen  hatte  schon  Ritter  Eckhard  im  Jahre  1 266  geschenkt), 
so  wird  auch  die  Mutterkirche  zu  Freidorf  vom  Fürsten  Nikolaus  mit  fünfzig 
Hufen  und  mit  jenen  drei  Seen  der  Freidorfer  Feldmark,  aus  denen  die  Havel 
herausfliesst  (cum  tribus  stagnis,  de  quibus  efHuit  aqua,  que  Hauele  nüncupatur), 
dem  Kloster  Broda  überwiesen,  dazu  endlich  noch  eine  Zugabe  von  zehn 
Hufen  in  Rumpshagen.*)  Auf  der  Basis  dieser  Schenkung  ruht  denn  auch  an 
ihrem  Theile  die  spätere  reiche  Ausstattung  der  Pfarre  zu  Ankershagen  mit 
liegenden  Gründen,  auf  deren  weitere  geschichtliche  Entwickelung  hier  aber 
nicht  eingegangen  werden  kann.*) 

Wie  lange  die  von  Ankershagen  oder  Anker  auf  dem  gleichnamigen 
Dorfe  gesessen  haben,  ist  nicht  festzustellen.  Ein  jüngerer  Knappe  Eghardus 
de  Anckere  wird  noch  1328  dort  angetroffen  und  kann  derselbe  sein,  der  1342 
und  1365  mit  Andern  zusammen  als  Zeuge  aufgeführt  wird.*)  Aber  er  ist 
nicht  der  Herr  des  ganzen  Dorfes.  Sondern  neben  ihm  besitzt  dort  z.  B.  auch 
die  Johanniter -Komthurei  Mirow  seit  1273  eine  ihr  vom  Fürsten  Nikolaus  I. 
von  Werle  überwiesene  Hufe.  Ferner  ist  es  keineswegs  ausgeschlossen,  dass 
hier  wie  anderswo  in  jenen  Zeiten  des  Mittelalters,  in  denen  der  Trieb,  allein 
der  Herr  im  Dorfe  zu  sein,  noch  nicht  ausgebildet  war,  nicht  bloss  Bauern- 
höfe in  grösserer  Zahl,  sondern  auch  mehrere  Rittersitze  neben  einander  vor- 
handen waren.     Auf  zwei  solcher  Bauern-  oder  Kossatenhöfe  in  Ankershagen, 


*)  M.  U.-B.  377.  Dazu  Wigger,  Anmkg.  zu  M.  U.-B.  1284.  Vgl.  auch  die  Fälschung  vom 
22.  September  1312:  M.  U.-B.  3563.     Ebenso  die  Fälschung  von  1170  und  1230:  M.  U.-B.  95.  377. 

*)  M.  U.-B.  1080.  1284,  Die  drei  Seen,  von  denen  hier  die  Rede  ist,  werden  die  nördlich 
vom  Dicker  Bruch  gelegenen  sein,  der  jetzt  als  Quellgebiet  der  Havel  bezeichnet  wird.  Der 
> Mahlensee c  (einer  dieser  drei)  hat  gleiche  Wasserhöhe  mit  dem  Bruch.  —  Dass  die  Namen 
Ankershagen  und  Freidorf  schon  in  der  Vergleichsurkunde  zwischen  Havelberg  und  .Schwerin  von 
1252  vorkommen  sollen,  ist  ein  Irrthum:  M.  Jahrb.  LIX,  S.  282.  Im  Regest  des  Clandrian  —  und 
"Weiteres  haben  wir  nicht  —  steht  nichts  davon:  M.  U.-B.  710. 

•)  Eine  ausführliche  Darlegung  über  die  Ackerkompetenzen  der  Pfarre  zu  Ankershagen 
s.  bei  A.  Graf  v.  Bernstorff,  M.  Jahrb.  LIX,  S.  311— 314. 

*)  M.  U.B.  4914.  6224.  9340.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII,  S.  124,  Anmkg.  Ferner  M. 
Jahrb.  XXIX,  S.  265,  sowie  A.  Graf  von  Bernstorff,  a.  a.  ü.,  S.  283. 

19* 


292  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 

von  denen  der  eine  die  frühere  Wedem  gewesen  war,  lässt  z.  B.  schon  eine 
Urkunde  vom  14.  April  1328  schliessen.*)  So  würde  es  auch  zu  verstehen 
sein,  dass  wir  dort  später,  nämlich  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  und  in  der 
ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  ([386,  1422,  1432,  1434,  1435,  1439)  die 
ritterbürtigen  Geschlechter  der  Gelder,  Stalbom  und  Holstein  nach  einander 
antreffen.*)  Vielleicht  wohnten  sie  dort  schon  auf  dem  » Wicken werder«  neben 
einander,  der  Stelle  des  späteren  Herrenhauses  oder  Schlosses  der  Herren 
von  Holstein  zu  Ankershagen.*)  Wie  dann  bald  nachher,  von  1435  an,  die 
Familie  Holstein  zum  Alleinbesitze  des  Gutes  und  Dorfes  gelangt,  ist  hin- 
länglich bekannt  und  zuletzt  in  zusammenhängender  Weise  von  A.  Graf 
von  Bernstorff  im  M.  Jahrb.  LIX,  S.  282 — 314  ausfuhrlich  behandelt  worden. 
Doch  der  Verfall  des  Vermögens  der  Familie  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVII.  Jahrhunderts*)  führt  zu  Verpfandungen,  bei  denen  uns  in  kurzer  Zeit 
hinter  einander  die  Joh.  Hauswecjel,  Kaspar  Putzar,  Julius  Mörder,  Jakob 
Sturtz,  Melchior  von  Kossebade,  Joh.  Heinr.  von  Erlenkamp,  Klemens 
von  Wangelin,  Philipp  Brandt  als  Pfandinhaber  entgegentreten,  und  zuletzt  im 
Jahre  1743  zu  einem  vollständigen  Verkauf  des  Gutes  an  den  Hauptmann 
Henning  Leopold  von  Oertzen  auf  Blumenow.  Oertzen'sches  Gut  bleibt 
Ankershagen  bis  1831.  Es  folgen  nun  als  Besitzer:  1831  der  Glashütten- 
meister Ulrich  Friedrich  Heinrich  Strecker  zu  Klockow,  1854  Ludwig  Voss, 
1875  Ernst  Winckelmann,  1889  Andreas  Graf  von  Bernstorff,  und  1897 
Oskar  Wolff. 

Von  vorreformatorischen  Geistlichen  unter  dem  Patronat  des  Klosters 
Broda  werden  in  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  Walter  um  1328 
und  Albrecht  um  1330,  und  in  der  zweiten  ein  Pleban  mit  Namen  Johann  um 
1365  genannt.^)  Im  XV.  Jahrhundert  ist  von  141 1  bis  145 1  Gerd  Stubben- 
dorf (nicht  Stubbe)  und  1492  Johann  Colberg  als  Pleban  von  Ankershagen 
(später  Probst  von  Broda)  nachzuweisen.**)  Als  Pleban  an  der  Kirche  zu  Freidorf 
ist  bis  jetzt  nur  einer  bekannt,  Heinrich  Seedorf  um  1365,  der  zugleich  Kanonikus 
des  Prämonstratenserstiftes  Broda  ist.  Damals  also,  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XIV.  Jahrhunderts,  hat  die  Kirche  zu  Freidorf  noch  ihre  Bedeutung.  Aber  es 
fällt  auf,  dass  die  nachfolgenden  frommen  Stiftungen  des  XIV.  und  XV.  Jahr- 


^)  M.  U.-B.  4914.  Später  zählt  man  dreiunddreissig  Bauern  und  Kossäten  in  Ankershagen. 
1765  sind  sie  auf  sechs  zusammengeschmolzen,  1794  auf  drei:  vgl.  A.  Graf  von  Bernstorff, 
a.  a.  O.,  S.  294. 

*)  Schröder,  Pap.  Meckl.  I,  S.  1572.  II,  S.  193 1.  Vgl.  A.  Graf  von  Bernstorff,  a.  a.  O., 
S.  284.     Ueber  die  von  Gelder  ist  auch  Urk.  11 736  zu  vergleichen. 

*)  Wie  z.  B.  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  die  Brtider  Jakob  und  Hans 
von  Holstein. 

^)  1665  lässt  Herzog  Christian  Louis  der  Familie  Holstein  den  Vorschlag  machen,  ihm 
Ankershagen  abzustehen.    Doch  es  wird  nichts  aus  der  Sache.   A.  Graf  v.  Bernstorff,  a.  a.  O.,  S.  291. 

*)  Register  des  Urkundenbuches. 

®)  Vgl.  Kirchenurkunden  von  Ankershagen  im  Grossh.  Archiv  und  Schröder,  Pap.  Meckl.  II, 
S.  1931  und  2465  (nicht  2965).  Es  darf  also  nicht  gesagt  werden,  dass  über  das  Verhältniss  der 
Geschlechter  Gelder  und  Stalbom  zu  Ankershagen  urkundlich  nichts  feststehe:  M.  Jahrb.  LIX,  S.  283. 


GUT   UND   KIRCHDORF   ANKERSHAGEN,  293 

hunderts  aus  den  schon  genannten  ritterbürtigen  Familien  der  Gemeinde, 
soweit  sie  bekannt  geworden  sind,  der  Tochterkirche  in  Ankershagen  zuge- 
wandt werden,  wie  die  von  Köneke  Gelder,  Hennings  Sohne,  geschenkten 
Hebungen  im  Jahre  1386,  die  Memorienstiftung  des  Vicke  Stalbom  von  1422 
um  seiner  und  seiner  Frauen  Seligkeit  willen,  sowie  das  Geschenk  des  Klaus 
Holstein  im  Betrage  von  20  Mark  jährlicher  Pacht  zur  Vikarei  der  hl.  drei 
Könige,  St.  Georgs  und  der  zehntausend  Ritter  im  Jahre  1464.*)  Alles  das 
macht  den  Eindruck,  wie  wenn  schon  damals  die  Kirche  zu  Ankershagen  als 


Kirche  zu  Ankershagen. 

die  bedeutendere  angesehen  und  die  zu  Freidorf  in  den  Hintergrund  gedrängt 
worden  wäre.  Auch  der  Ackerverkauf  des  Köneke  Gelder  an  den  Kirchherrn 
Gerd  Stubbendorf  im  Jahre  1432  ist  vielleicht  von  diesem  Gesichtspunkt  aus 
zu  betrachten,  noch  mehr  aber  ohne  Zweifel  der  Umstand,  dass,  nach  Aussage 
des  Joachim  Holstein  im  Jahre  1572,  in  früherer  Zeit  neben  dem  Pfarrer  drei 
Kaplane  in  Ankershagen  gewohnt  haben.*)  Auch  darf  nicht  übersehen  werden, 
dass  bei  den  Vermehrungen  des  Einkommens  der  Stiftsherren  in  Broda  durch 
die  Havelberger  Bischöfe  Dietrich  und  Burchard  in  den  Jahren  1339  und  1354 
mit  Hebungen  aus  den  Kirchen  zu  Neubrandenburg,  Penzlin,  Ankershagen  und 

')  Schröder,   Pap,  Meckl.  I,   S,  1572,     M.  U.-B.  11824.     Akten    im   Grosäh.  Archiv.     Vgl. 
A,  Graf  von  Bernslorff,  a.  a.  O.,  S.  284,  285. 

»)  Schröder,  Pap.  Meckl.  II.  S.   1931.     Ankershäger  Kirchen -Akten  im  Grossh.  Archiv. 


294  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

Lukow  der  Kirche  zu  Freidorf  mit  gar  keinem  Worte  gedacht  wird.*}  Erst 
recht  nicht  in  dem  Visitationsprotokoll  von  1574,  dem  ersten,  das  wir  von 
Ankershagen  besitzen.  Man  möchte  daher  glauben,  dass  Kirche  und  Pfarre 
zu  Freidorf  schon  vor  der  Reformation  eingegangen  waren.  Be.-itimmtere 
Nachrichten  fehlen.  In  der  vom  Papste  Alexander  VI.  am  27.  Oktober  1500 
ertheilten  Konfirmation  über  die  Brodaer  Patronate  wird  die  Kirche  zu  Freidorf 
anscheinend  zum  letzten  Mal  urkundlich  erwähnt') 

Ueber  die  Reihe  der  zum  grössten  Theil  unter  landesherrlichem  Patronat 
(das  nach  der  Reformation  an  die  Stelle  des  ßrodaschen  Klosterpatronats  trat) 
berufenen  Geistlichen  des  XVI.,  XVII.,  XVIU.  und  XIX.  Jahrhunderts,  welche 


Kirche  lu  Ankershagen  (Priet). 

auch  die  Cura  der  Kirchen  und  Kapellen  zu  Dambeck,  Klockow  und  Piever- 
storf,  später  auch  die  von  Möllenhagen,  hatten,  finden  wir  bei  A.  Graf 
von  Bernstorff  im  M.  Jahrb  LIX,  S.  309 — 311  die  ausgiebigsten  und  zuver- 
lässigsten Nachrichten,  welche  theils  der  Chronik  des  Pastors  Mauritius  (1692 
bis  1699),  theils  den  Akten  des  Grossherzoglichen  Archivs  entnommen  sind.') 

')  M.  U.-B.  5960.  7982. 

*)  M.  Jahrb.  III,  S,  339. 

'1  Die  Kirchen  oder  Kapellen  der  Dörfer  Dambeck,  Klockow  und  Pieverstorf  gingen  im 
dreissigjjihcigen  Kriege  unter,  die  jetzige  Kirche  zu  Mollenhagen  aber  entstand  erst  im  Jahre  1633 
und  wurde,  nachdem  es  —  des  Patronates  halber  —  von  1692  her  allerlei  Schwierigkeiten  K'' 
geben  hatte,  1705  lum  ersten  Mal  als  Filia  aufgeführt:  A.  Graf  von  Bernstorff,  a.  a.  O.,  S.  308. 
309  und  314.  Ueber  die  Bedienung  der  Kirchen  eu  Boek  und  Speck  durch  die  Kapellane  nad 
Vikare  von  Ankershagen  s.  u.  bei  Boek  und  Speck, 


GUT   UND  KIRCHDORF  ANKERSHAGEN,  295 

Wir  begnügen  uns  daher  hier  damit,  darauf  zu  verweisen,  wollen  aber  doch 
erwähnen,  dass  der  Pastor  Schliemann  (1822  — 1834)  der  Vater  des  in  Ankers- 
hagen geborenen  berühmten  Dr.  Heinrich  Schliemann  ist,  der  durch  seine 
Ausgrabungen,  Entdeckungen  und  Forschungen  den  älteren  Theil  der  griechi- 
schen Kunstgeschichte  um  einige  wichtige  Kapitel  vermehrt  hat. 

Kirche.  Die  Kirche  zu  Ankers- 
hagen hat  sich  in  alter  wie  in 
neuer  Zeit  soviel  Veränderungen 
und  Umbauten  gefallen  lassen 
müssen,  dass  sie  heute  nicht  mehr 


^^AffX^. 


Kirche  zu  Ankershaeen  (Pries). 


in  ihrer  Ursprünglichkeit  vor  uns 
steht.  Der  zweifellos  älteste  und 
verhältnissmässig   noch   heute   am 


/ 


besten  erhaltene  Theil  ist  der  Chor, 
der  in  seiner  Grundform  ein 
Viereck  von  7,13  m  Länge  und  5,90  m  Breite  {im  Innern)  bildet  und  sich  mit 
seinen  Schlitzfenstern  und  seinem  steilen  Kuppelgewölbe,  das  durch  zwei  sich 
kreuzende  und  auf  niedrigen  romanischen  Eck-Pilastern  aufsetzende  Diagonal- 
Rippen  von  halbkreisförmigem  Durchschnittsprofil  in  vier  hohe  Kappen  zerlegt 
wird,  als  ein  spätromanischer  Bau  vom  Ende  des  Xu.  oder  Anfang  des  XIII. 
Jahrhunderts  darstellt. 

Das   (als  Rechteck  von  7,13  x9,70  m   angeschlossene)   Schiff  dagegen, 
in  welchem  sich  als  Reminiscenz  an  die  ersten  spätromaniscben  Bau-Absichten 


296  AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

die  volle  Fonn  eines  der  jetzt  zugesetzten  oder  auch  veränderten,  in  Mecklen- 
burg als  einzig  in  ihrer  Art  anzusehenden  Rund  böge  nfenster  mit  doppeltem 
Blend - Ueberfang  (zunächst  einem  stark  ausladenden  romanischen,  nicht  gothi- 
schen  KleebJ  altbogen  und  dann  einem  gedrückten  frühgothischen  Spitzbogen) 
erhalten   hat,   und   das,   wenn   auch   anscheinend    auf  Ueberwölbung   mit   zwei 


Altes  Fensicr  im  Schiff  der  Kirche  (nach  A.  Graf  von  Bernstorff). 

backofen  form  igen  Kuppeln  nach  Analogie  vieler  anderer  Kirchen  vom  Ende 
des  XII.  oder  Anfang  des  XIII.  Jahrhunderts  angeltet,  ursprünglich  gewiss 
nichts  Anderes  als  eine  hoch  oberhalb  des  Triumphbogens  ausgespannte  flache 
Balken-  und  Bretterdecke  hatte,  ist  in  späterer  Zeit  durch  vier  in  der  Richtung 
von  Osten  nach  Westen  eingesetzte  plumpe  Pfeiler,  von  denen  allein  der  an 
den  Triumphbogen  anstossende  östliche  dem  feineren  und  gediegeneren  älteren 
Stil   in   der  Formengebung  einige  Konzessionen  macht,   in  zwei   lange  Schiffe 


GUT   UND   KIRCHDORF  ANKERSHAGEN.  297 

zertheilt  worden,  von  denen  jedes  mit  vier  verhältnissmässig  niedrig  gespannten 
gothischen    Kreuzgewölben    eingedeckt    wurde.')      Dadurch   aber,    und    durch 

Alles,  was  damit  zusammen- 
hing,  sind   die  ursprünglich 


angelegten     schönen     Licht- 
und  Portal  Öffnungen  in  rück- 
sichtslosester und  geschmack- 
losester    Weise     verstört 
worden. 


Dieses  Schicksal,  welches 
die    Kirche    im    XIV.  Jahr- 
hundert erduldet  hat,  ist  von 
Nach  A.  Graf  von  Bemstorff.  allen  das  härteste.    Ihm  stellt 

sich  das  andere  durch  den 
Thurmbau  verursachte  an  die  Seite,  indem  dadurch  das  stattliche,  mit  einer 
Wandung  und  Laibung  von  drei  Ecken  und  drei  Rundstäben  ausgestattete 
frühgothische  Hauptportal  des  westlichen  Kircheinganges  verdeckt  wurde.''} 
Weitere  Unbill  an  den  Giebeln  und  Dächern  von  Chor  und  Langhaus  erlebte 
die  Kirche  bei  den  Restaurationen  in  den  Jahren  1698,  1699  und  1864,  auf 
die  wir  hier  nicht  eingehen.  Sie  sind  mit  fachzeitschriftlicher  Ausführlichkeit 
von  A.  Graf  Bemstorff,  a.  a.  O.,  S,  298  bis  304  behandelt  worden.  Doch 
möge  bemerkt  sein,  dass  wir  einigen  seiner  Vermuthungen  und  Auffassungen, 
auf  die  es  hier  weniger  ankommt,  nicht  beistimmen  können.^) 

')  Vgl-  in.  Grossheriogthuni  Mecklenhurg  Schwerin  die  Kirchen  zu  Gnoien,  Tarnow,  Mesllin, 
Schwinhendorf  und  die  durch  einen  Pfeiler  miilen  im  SchifT  getheilten  l.anghSuser,  wie  die  in 
Recknilz,  Kittendorf  und  Vietist. 

'}  Auch  am  Dom  lu  Güstiow  {s.  Hand  IV)  finden  wir  Eleichieilige  Rundbogen-  und  Spiti- 
bogen-Fonnen,  man  vei^leiche  besonders  die  Portale  im  Querschiff  mit  Kapitellgliedem  in  der 
Kimpferlinie. 

•)  Eine    frühere    kuriere    I(e^ehleitlung    der 
S.  134 — 1:7.     Wir  linden,  dass  sie  in   dankenswer 


AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 


Altar  und 

Tauf- ' 
behälter. 


Kleinkunst- 
werke. 


Altar  und  Kanzel  sind  neu. 

Beachtung  verdient   ein   hölzerner  achtseitiger  TaufbehSlter  vom  Jahre 
1618,    dessen  Grundform   im   XVII.  Jahrhundert   einige    Male   in   Mecklenburg 
vorkommt.*)      Die    in     Holz    ge- 
schnitzte  Inschrift   lautet:    MARCI 
AM   LESTEN  WOL  DAR   GELOVET 

UNDE    GEDOFFT    WERDT,     DE 
WERD     SALICH ,      WOL     ÖVERST 
NICH  GELOVET,   DE  WERDT  VER- 
DOMET  WERDEN   161S. 

An  einer  Wand  der  lebens- 
grosse  Krncifixtts  des  Triumph- 
bogens. 

Im  Thurm  drei  Glocken 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XVIII. 
Jahrhunderts,  alle  drei  laut  Inschrift 
unter  der  Regierung  des  Herzogs 

KARL  LEOPOLD  gegossen,  die 
kleinere  1730  von  Michael  Begun, 
die  beiden  grösseren  von  Otto 
Gerhard  Meyer  im  Jahre   174Ö. 

Kleinkunstwerke,  i.  Silber- 
vergoldeter Renaissance- Kelch  auf 
rundem  Fuss  und  mit  Ausbuch- 
tungen am  Knauf.  An  der  Kupa 
das  Allianzwappen  Holstein-Hol- 
stein und  die  Inschrift:  J  •  F . 
V.H  •  A-M.V.H.AÖ  1701.») 
Am  Fuss  der  Güstrower  Stadt- 
stempel G  und  der  Meisterstempel 
(hh]  des  Heinrich  HÖlscher.  —  2. 
3.  Zwei  silberne  Patenen  mit  den 
Initialen    U  ■  V  •  B  .  1843,    dem  Taufbehälier. 


nicht  die  ungUnsÜge  Beurtheilung  verdient,  die  ihr  A.  Graf  Kern^to 
werden  lässt.  Ueber  das.  was  bei  einer  solchen  Beschreibung  nothw 
wesentlich  ond  unwesentlich  ist,  wird  Lisch  wahrscheinlich  seine  eig 
gehabt  haben. 

•)  Z.  B.  in  LUbi,  Below,    Vgl.  auch  KlUti. 

')  Jochim  Friedrich  von  Holstein  und  Anna  Margaretha,  geb.  vi 
ist  die  einzige  Erinnerung,  welche  sich  an  das  alte  Geschlecht  der  Hc 
hat.      Früher    gab    es    in    den   Kenslern    der  Kirche    kleine  Wappenm. 


a.  a.  O.,  S.  298,  tu  Theil 
lig  und  nicht  noihwcndig, 
;   gut  begründete  Meinung 


Die  Griber  der  von  Holstein  sind  theils  1864,  theil 
von  Bernstorff,  a.  a.  O.,  S.  301   und  304. 


Holstein.  —  Dieser  Kelch 
(tetn   in   der  Kirche  erhalten 
mi„  .om  J,hre   ,538.  - 
t  zugeschüttet  worden.     Vgl.  A.  Graf 


GUT   UND   KIRCHDORF   ANKERSHAGEN.  299 

Meisterstenipel  I  F  G  und  dem  Stadtstempel  P.  —  4.  Länglichrunde  silberne 
Oblatenschachtel  mit  den  punktierten  Buchstaben  M  S  V  W.  Meisterzeichen 
H  S  B,  Stadtzeichen  undeutlich,  wahrscheinlich  aber  eine  Arbeit  des  Rostocker 
Goldschmiedes  Heinr.  Steffan  Bomamann,  der  vor  1712  ins  Amt  der  Gold- 
schmiede eintrat.  —  s — 8.  Vier  zinnerne  Leuchter  ohne  Stiftungsinschriften. 
Der  eine  hat  die  Jahreszahl  1683  und  als  Stadtzeichen  den  werleschen  Stier- 
kopf, der  zweite  die  Jahreszahl  1706  und  ebenfalls  den  genannten  Stierkopf, 
der  dritte  die  Jahreszahl  1697,  aber  als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor 
und  als  Meisterzeichen  P  -  W.  Der  vierte,  in  trefflicher  Form,  hat  die  Jahres- 
zahl 1743  und  als  Stadtzeichen  ebenfalls  ein  dreithürmiges  Thor,  als  Meister- 
zeichen aber  C.  H.  1713.  Die  letztgenannten  Leuchter  können  also  sehr  wohl 
Neubrandenburger  Arbeiten  sein. 


Herren  haas  lu  Ankerthagen. 

Für  die  Beschreibung  des  auf  der  Anlage  einer  alten  Wasserburg  er-  Herrenhaus 
bauten  Herrenhauses')  lassen  wir  hier  einem  langjährigen  Bewohner  desselben,  ^^  Ankers- 
Herrn  A.  Graf  von  Bernstorff,  das  Wort  (a.  a.  O..  S.  295  bis  297):  ^*8^"' 

»Wann  und  von  wem  das  jetzt  als  Herrenhaus  bewohnte,  früher  sogen, 
»Neue  Haus<  erbaut  ist,  darüber  fehlt  es  an  Ueberüeferungen.  Lisch's  und 
ebenso  von  Kamptz's  Annahme,  dass  es  zwischen  1550  und  1570  erbaut  sei, 
erweist  sich  als  irrig,  indem  es  in  dem  Theilungsvergleich  von  1551  schon 
erwähnt  wird.  Der  Flügel,  in  welchem  sich  die  1551  genannte  »gewölbte 
grüne  Dönske*  befindet,  ist  aber  offensichtlich  nicht  mit  dem  Hauptlhell  des 
Hauses  gleichzeitig,  vielmehr  erst  später  an  dasselbe  angebaut,  wie  dieses  eine 


')  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  213. 


300  AMTSGEBICHTSBEZIRK   PENZLIN. 

in  der  Zwischenwand  beündliche  Schiessscharte  beweist,  welche  durch  den 
Anbau  des  Flügels  unbenutzbar  werden  niusste.  Wir  dürfen  daher  die  Er- 
bauung des  neuen  Hauses  in  seinem  Haupttheü  noch  weiter  zu  rück  verlegen. 
Ob  die  1551  erwähnte  gewölbte  Dönske  als  Schlosskapelle  gedient  hat,  wissen 
wir  nicht.  Daliir  spricht  ihre  von  Osten  nach  Westen  gestreckte  längliche 
Konstruktion  mit  einer  grossen  Wandnische  in  der  östlichen,  einer  kleineren 
in  der  westlichen  Wand,  welche  sehr  wohl  Altar  und  Kanzel  aufgenommen 
haben  können,  und  einem  tiefen,  rechts  neben  der  Östlichen  Nische  befindlichen 
Wandschrank.*)    Von  dem  1551  erwähnten  sogen,  alten  Hause  sind  erkennbare 


Herrenhaus  zu  Ankershagen. 

Reste  nicht  mehr  vorhanden.  Für  Lisch's  Annahme,  dass  dasselbe  sehr  gross 
gewesen  sei,  finden  wir  keinen  Anhalt,  vielmehr  lässt  der  Recess  von  1551, 
welcher  das  ganze  alte  Haus  mit  einem  Theil  des  neuen  Hauses  zusammen 
in  eine  Kavel  legt,  eher  darauf  schliessen,  dass  das  alte  Haus  nur  klein  ge- 
wesen sei.  Die  südostwärts  an  das  neue  Haus  sich  anschliessende  Mauer 
erklärt  Lisch  mit  Unrecht  für  das  Erdgeschoss  eines  mächtigen,  viereckigen 
Thurmes.  Ihrer  geringen  Fundament ierung  und  ihrer  gleichen  Konstruktion 
nach  ist  sie  als  Vertheidigungsmauer  anzusehen,  wie  die  anderen  zum  Theil 
noch  wohlerhaltenen  Festungs mauern,  welche  den  hohen  Erdwall  im  Garten 
nach  Norden  und  Osten  einfassen.  Wie  diese  ist  auch  jene  auf  schwachen 
Felsenfundamenten  bis  zur  Höhe  von  drei  Metern  wesentlich  aus  Backsteinen 
erbaut,  dann  oben  mit  einer  fast  einen  Meter  starken  Lage  von  Felsmauerwerk 
gekrönt,  ofTensichtlich,   um   derselben   mit   diesem  Abschluss   nach  oben  einen 


')  Anscheinend  dem  Eucharislie- Schrank  der  vorreformatori sehen  Kiiche  entsprechend. 


GUT   UND    KIRCHDORF   ANKERSHAGEN.  3OI 

Halt  gegen  feindliche  Geschosse  zu  geben.    Von  einem  Thurm  auf  dem  Hause 
zu  Ankershagen  ist  auch  in  den  Untersuchungsakten  gegen  Henning  Holstein 
die  Rede,  und  da  sich  etwas  weiter  nordöstlich,  da,  wo  die  an  das  neue  Haus 
sich  anschliessende  Mauer  unterhalb  des  jetzigen  Waschhauses  durchläuft,  aus 
der  durch  die  Mauer  bezeichneten  Linie  weit  vorspringend  bedeutende  Felsen- 
fundamente    finden, 
die  einem  schweren 
Bau     als    Unterlage 
gedient    haben,     so 
möchte     wohl    dort 
die  Stelle  zu  suchen 
sein,  an  der  jener  alte 
Thurm    gestanden.« 
»Als  das  älteste, 
wohl  noch  aus  dem 

XV.  Jahrhundert 
stammende  Denkmal 
kriegerischer  Bau- 
kunst  auf  dem   be- 
festigten   Hofe 
Wicken  Werder 
haben    wir   das  von 
Lisch     nicht    be- 
schriebene grosse 
Rondel,  welches  aus 
der   den  Wall   nach 

Osten  deckenden 
Mauer  weit  in  den 
Sumpf  vorspringt, 
zu  betrachten.  Es 
ist  aus  riesigen,  im 
Innern  mit  Felsen 
untermischten   Zie- 

Alte  Festungsmauer  im  Carlen  des  Herrenhauses.  geln    erbaut,    Welche 

eine  Länge  von  stark 
29  cm,  eine  Breite  von  14'/«  cm  und  eine  Stärke  von  12  cm  haben.  Später 
sind  die  in  dem  Mauerwerk  angelegten  Schiessscharten  mit  Ziegeln  umgebaut, 
welche  denen  gleich  sind,  aus  welchen  die  an  das  neue  Haus  sich  an- 
schliessende und  die  nordwärts  den  Wall  deckende  Mauer  hergestellt  ist,  und 
welche  nur  26'h  cm  lang,  12  cm  breit,  9  cm  stark  sind.  Im  Innern  des 
Rondels  sehen  wir  zwischen  den  noch  vorhandenen  neun  Schi  essscharten  acht 
vermauerte  Schiessscharten,  deren  Seitenwandungen  rechtwinklig  durch  das 
Mauerwerk  gehen,  während  die  späteren  schräge,  zu  schmalen  Schlitzen  eng 
zusammenlaufende  Laibungen  haben.    Den  hohen  Wall  mit  seiner  Unifassungs- 


302 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


mauer  und  diesem  Rondel  haben  wir  als  die   äussere  Vertheidigungslinie  auf 
der  östlichen,   der  dort  geringen  Breite   der  Wiesenniederung  wegen   angreif- 


t  I   I   I  I  1  I   I   I  I   I   I   I   I  I   I   I   I  I   I  I    I   I   I   I  i    I  I  r 


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bareren   Seite   der  Festung  zu   denken,   von   der  die  Vertheidiger   sich   dann 
hinter  die  innere,  das  Scl\loss   enger  umgebende  Mauer  zurückziehen  konnten. 


Pläne  zum  alten  Hause  auf  dem  Wickenwerder  (nach  A.  Graf  von  Bernstorff). 


GUT   UND  FILIAL- KIRCHDORF  MÖLLENHAGEN.  3O3 

Auf  dem  Hofe  in  der  nächsten  Umgebung  des  Hauses  stossen  wir  vielfach 
auf  altes,  fest  in  Kalk  liegendes  Ziegelmauerwerk,  und  weitere  Nachgrabungen 
würden  voraussichtlich  Aufschlüsse  über  die  Gestalt  der  alten  Burg  zum 
Wickenwerder,  sowie  über  den  erst  in  diesem  Jahrhundert  zugeschütteten 
unterirdischen  Gang  geben,  welcher  einen  in  Kriegszeiten  zu  sperrenden  Ein- 
gang zum  neuen  Hause  vermittelt  haben  wird.c^) 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Möllenhagen.') 

|rts-  und  Personen -Register  des  Mecklenb.  Urkundenbuches  identifizieren  Geschichte 
das  in  einer  Brodaer  Urkunde  vom  23.  März  1365  genannte  Kirchdorf  des 
Oldenhaghen,  das  damals  in  Henning  Kastorf  seinen  eigenen  Pleban  hat,  mit  Dorfes, 
dem  Dorfe  Möllenhagen.')  Der  Zusammenhang  von  Personen  und  Sachen,  in 
dem  beide  genannt  werden,  und  die  Unmöglichkeit,  ein  besonderes  Kirchdorf 
Oldenhagen,  wie  es  innerhalb  dieses  Zusammenhanges  denkbar  wäre,  irgendwo 
aufzufinden,  machen  diese  Identifizierung  allerdings  wahrscheinlich,  doch  behält 
sie  so  lange,  als  nicht  weitere  Beweise  dafür  vorzubringen  sind  —  und  gäbe 
es  diese,  so  wären  sie  wohl  in  einer  exegetischen  Note  am  Fuss  der  Ur- 
kunde oder  auch  in  den  genannten  Registern  zum  Vorschein  gekommen  — 
den  Charakter  des  Gewagten.  Sollte  sie  sich  aber  noch  weiterhin  richtig 
erweisen,  so  wäre  damit  dargethan,  dass  Möllenhagen  ursprünglich  eine 
Mutterkirche  hatte.  Nur  muss  es  vorläufig  unentschieden  bleiben,  ob  sie  zur 
Havelberger  Diöcese  gehörte,  mag  dies  auch  noch  so  wahrscheinlich  sein. 
Aus  dem  Filial- Verhältniss  der  späteren,  erst  im  Jahre  1632  von  Berend  Lüdeke 
Holstein  erbauten  Kapelle  in  Möllenhagen  zur  Kirche  in  Ankershagen  ist  selbst- 
verständlich auf  das  mittelalterliche  Verhältniss  kein  Schluss  zu  machen.*) 
Wohl  aber  ist  nicht  zu  übersehen,  dass  Möllenhagen  in  dem  schon  öfter  ge- 
nannten Verzeichniss  der  Kirchen  und  Pfarrlehne  des  Stiftes  Schwerin,  das 
ohne  Zweifel  auf  ein  älteres  mittelalterliches  Verzeichniss  zurückgeht,  nicht 
genannt  wird. 

Neben  Bauerhöfen  treten  uns   dort   in   der  Zeit  vom  XVI.  zum  XVIII. 
Jahrhundert  auch  Rittersitze  der  Holstein  entgegen,  die   bald,  von  Mitgliedern 

*)  Die  BernstorfTsche  Beschreibung  enthält  auch  die  Abbildung  eines  eingemauerten  Relief- 
bildes, denen  ähnlich,  die  wir  in  so  grosser  Zahl  an  den  fürstlichen  Schlössern  in  Wismar, 
Gadebusch  und  Schwerin  als  Zierziegel  in  Friesen  verwandt  finden. 

•)  Fa«t  12  km  westlich  von  Penzlin.  Das  M  vor  O  würde,  wenn  die  Identifizierung  von 
Möllenhagen  mit  Oldenhagen  richtig  ist,  eine  Analogie  zu  dem  M  vor  U  in  Mupahl  (Upahl),  M 
vor  A  in  Marnesse  (Arensse),  M  vor  E  in  Mertenehagen  (Ertenehagen)  und  M  vor  I  in  Mieken- 
hagen  (Ikenhagen)  u.  s.  w.  sein  und  als  Abschleifung  der  niederdeutschen  Präposition  >tomc  ver- 
standen werden  müssen. 

•)  M.  U.-B.  9340. 

*)  Vgl.  A.  Graf  von  Bernstorff,  M.  Jahrb.  LIX,  S.  314.     Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  12  und   13. 


304 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Kirche. 


Altar  und 
Kanzel. 

Glocke. 


Kleinkunst- 
werke. 


der  Familie,  bald  auch  von  Anderen  als  Pfandbesitzern  und  Pächtern  über- 
nommen werden,  wie  z.  B.  in  den  dreissiger  Jahren  des  XVII.  Jahrhunderts 
von  Hans  von  Schulz  von  Pieverstorf.  Ein  landesherrlicher  Konsens  zur  An- 
legung einer  Glashütte  in  der  Möllenhäger  Holzung  wird  1696  ertheilt  und 
17 17  auf  zwölf  Jahre  erneuert.  Holstein'scher  Besitz  bleibt  Möllenhagen  bis 
1734.  In  diesem  Jahr  geht  das  Gut  an  die  Familie  Le  Fort  über,  die  auch 
die  Güter  Klockow,  Bocksee,  Marin  und  Rethwisch  an  sich  bringt.  Le  Fort'scher 
Besitz  bleibt  Möllenhagen  bis  1831.  Es  folgen:  Paul  Amadeus  von  Frisch 
bis  1834,  Rittmeister  Friedrich  Ernst  Aug.  von  Gundlach  bis  1869,  Friedr. 
Ludw.  Karl  Aug.  Greffrath  und  nachher  dessen  Sohn  Franz  bis  1885, 
Aug.  Bätke  bis  1891,  Paul  Schnitze  und  darauf  dessen  Erben  bis  1898,  und 
von  da  an  Henning  Baron  von  Brockdorff. 

Kirche«  Die  Kirche  im  klassicierenden  Stil  des  XVIII.  Jahrhunderts, 
dem  auch  der  aufgesetzte  Dachreiter  angehört,  ist  zur  Zeit  des  Besitzers 
Greffrath  stark  erneuert.     Der  Innenraum  ist  plafondartig  gewölbt. 

Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  vereinigt.  Im  Uebrigen  bietet 
die  innere  Einrichtung  nichts  Bemerkenswerthes. 

Im  Dachreiter  eine  Glocke,  die  im  Jahre  1825  von  J.  Schultz  in  Rostock 
umgegossen  ist.  Die  Inschrift  lautet:  ICH  RUF  ZUR  KIRCH  VERKÜNDIGE 
DAS  GRAB      SAG  AN  DIE  NOTH       UND  RUFE  VON  DER  ARBEIT  AB. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts, 
gestiftet  von  G.  LORENTZEN.  Stadtzeichen  S,  Meisterzeichen  undeutlich.  Die 
dazu  gehörige  Patene  ist  gestiftet  von  JOACHIM  HASS  1749.  Stadtzeichen  W, 
Meisterzeichen  i  B  F.  —  3.  Silberne  ovale  Oblatenschachtel,  gestiftet  von 
BLEICHART  GOTFRIED  EWERT  ANNO  1752.  Als  Stadtstempel  das  dreithürmige 
Thor  von  Neubrandenburg,  als  Meisterstempel  die  Initialen  FA.  —  4.  5.  Zin- 
nerner Kelch  von  1783,  englisches  Zinn  mit  den  Meister- Initialen  A  T.  Dazu 
eine  Patene. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rumpshagen.') 

||K](|m  23.  April  1273  verleiht  F'ürst  Nikolaus  I.  von  Werle  dem  Kloster  Broda 
unter  anderen  Gütern  auch  zehn  Hufen  in  Rumpshagen.*)  Dass  es 
diese  sammt  Mann-  und  Kirchlehn  daselbst  schon  länger  besessen  habe,  das 
soll  die  öfter  erwähnte  falsche  Urkunde  vom  24.  April  1230  darthun, 
doch  wird  dies  durch  die  vorher  genannte  Urkunde  als  eine  Unwahrheit  er- 
wiesen,   da    hierin    von    diesem    weiteren    Besitz    gar   keine    Rede    ist.^)     Den 

')  10  km  westlich  von   Penzlin. 

«)  M.  U.-H.  1284. 

»)  M.  U.-H.  377.  3563. 


GUT  UND   KIRCHDORF  RUMPSHAGEN.  305 

Klosterbesitz  zu  Rumpshagen  bewirthschaften  die  Ritter  und  Burgmänner 
Bernhard  und  Heinrich  von  Peccatel  zu  Prillwitz,  geben  ihn  aber  am  i.  Januar 
1286  an  die  Stiftsherrn  zurück.*)  Bald  nachher  finden  wir  in  Rumpshagen 
den  Hinne  Voss  als  Vasallen  der  Herren  von  Werle.  Dieses  Verhältniss 
hindert  freilich  nach  den  Anschauungen  des  Mittelalters  in  keiner  Weise  daran, 
dass  zwischen  ihm  und  seinen  Landesherren  eine  Fehde  entsteht  und  aus- 
gefochten  wird,  bei  welcher  »der  Rumpshagen«,  also  der  befestigte  Sitz  des 
Hinne  Voss,  berannt  und  gebrochen  wird.  Doch  eine  Generation  später  wird 
das  wieder  eingetretene  gute  Verhältniss  beider  Theile  dadurch  bekundet,  dass 
Fürst  Bernhard  von  Werle  am  2.  November  1353  den  beiden  Söhnen  des 
alten  Hinne,  den  Brüdern  Henning  und  Hardelof  Voss,  neue  Besitzungen  zu 
Bredenfelde  überweist.  Dabei  gedenkt  der  Fürst  in  gnädiger  Weise  sowohl 
der  Dienste,  die  sie  ihm  erwiesen,  als  auch  des  Schadens,  der  ihrem  Vater 
durch  Zerstörung  der  Burg  von  seinen  Vorfahren  geschehen  sei.*)  Bezüglich 
ihres  Verhältnisses  zum  Kloster  Broda  ist  nicht  zu  übersehen,  dass,  als  sie 
diesem  am  28.  Februar  1360  eine  Hufe  überlassen,  wiederum  in  gar  keiner 
Weise  von  jenen  Ansprüchen  des  Klosters  an  Mann-  und  Kirchlehn  im  Dorfe 
Rumpshagen  die  Rede  ist,  welche  mit  Hülfe  der  gefälschten  Urkunde  von 
1230  erschlichen  werden  sollen.  Es  scheint  aber,  als  ob  es  dem  Kloster  in 
späterer  Zeit  mit  dieser  und  der  gefälschten  Konfirmations- Urkunde  vom 
22.  September  13 12  gelungen  ist,  in  den  Besitz  der  angemassten  Rechte  des 
Mann-  und  Kirchlehns  zu  gelangen.  Denn  nicht  bloss  die  Fürsten  Nikolaus 
und  Christoffer  von  Werle  —  wenn  ihre  Beurkundung  nicht  auch  gefälscht, 
worden  ist  (s.  o.  S.  283,  Anmkg.  3)  —  bestätigen  gutgläubig  die  falschen  Ur- 
kunden, sondern  auch  die  mecklenburgischen  Herzöge  Magnus  und  Balthasar 
und  der  bekannte  Papst  Alexander  VI.  aus  dem  Hause  Borgia.  Es  geschieht 
dies  bzw.  am  5.  Mai   1402,  am  20.  Juni   1482  und  am  27.  Oktober  1500.*) 

In  Voss'schem  Besitz  bleibt  das  Gut  Rumpshagen  bis  zur  Mitte  des 
XVIII.  Jahrhunderts,  wenngleich  es  bisweilen  verpfändet  wird,  so  z.  B.  17 14 
(oder  schon  etwas  früher)  an  den  Oberhofküchenmeister  Nerentz.  Von  der 
Mitte  des  XVIII.  Jahrhunderts  an  haben  es  die  von  Gundlach.  Mit  dem 
Gute  auch  das  Patronat  der  Kirche. 

Kirche.  Die  Kirche  hat  einen  Chorschluss  aus  dem  Achteck,  ist  aber  Kirche, 
im  Uebrigen  in  den  nüchternen  Formen  der  Spätrenaissance  des  XVII.  und 
XVIII.  Jahrhunderts  erbaut.  Am  Glockenstuhl  des  im  Westen  aus  dem  Dache 
emporsteigenden  Thurms  die  aufgemalte  Jahreszahl  1779.  Oberhalb  des  west- 
lichen Eingangs  das  Gundlach'sche  Wappen.  Im  Innern  ist  der  ganze  Raum 
mit  einer  flachen  Holzdecke  überspannt. 


»)  M.  U.-B.  1834. 

*)  M.  U.-B.  7829.  Sollte  damit  —  wie  Grptefend  meint  —  der  Inhalt  der  Urkunde  5533 
in  irgend  einem  Zusammenhange  sein?  Zu  dem  Namen  »Hinne«  vgl.  M.  U.-B.  8723,  Anmkg.,  wo 
»lleraienc  dafUr  empfohlen  wird. 

•)  Vgl.  M.  Jahrb.  III,  S.  206.   209.  210  u.  229. 

20 


3o6 


AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 


Altar  und  Die  innere  Einrichtung  ist  dem  Baustil  entsprechend.    Altar  und  Kanzel 

Kanzel,      sind  zu  einem  Körper  verbunden. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.  Die  grössere  (Dm.  0,77  m)  mit  dem 
Gundlach'schen  Wappen  und  den  beiden  Namen  ERNST  FRIDERICH  VON 
GUNDLACH  und  CHRISTINA  SOPHIA  FRIDERICA  VON  GUNDLACH  ist  im  Jahre 
1781  von  Johann  Christian  Friedrich  Meyer  in  Berlin  gegossen.  Die  zweite 
(Dm.  0,32  m)  hat  nur  die  Angabe  C  •  D  •  V  •  K  •  ANNO  1766. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Versilberter,  innen  sogar  vergoldeter  Zinnkelch, 
von  H  •  V  .  G  •  (undlach)  A  •  V  .  G  •  GEB  .  V  .  ST  .  1868.  An  der  Kupa  das 
Allianzwappen  beider.  Englisches  Zinn,  mit  dem  Meisterstempel  C.  H.  — 
Ebenso  die  Patene.  —  3.  4.  Kelch  und  Patene,  ebenso  wie  die  Stücke  i  und  2. 
Meisterzeichen  W  N.  —  5.  Silberne  Kanne,  gestiftet  1863  von  demselben  Ehe- 
paar. —  6.  Taufschale  desgleichen,  1868. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross -Vielen.') 

|ie  erste  glaubwürdige  Erwähnung  des  Dorfes  Vielen  als  Dorf  des  Klosters 
Broda  findet  sich  in  jener  Urkunde  des  Herzogs  Bogislav  von  Pommern, 
in  welcher  er  die  Schenkungen  seines  Bruders,  des  Fürsten  Kasimar,  nach 
dessen  Tode  dem  Kloster  bestätigt.*)  Es  muss  daher  als  gewiss  hingestellt 
werden,  dass  auch  die  verloren  gegangene  echte  Schenkungsurkunde  des 
Fürsten  Kasimar,  fiir  welche  später  die  schon  öfter  erwähnte  falsche  Urkunde 
mit  der  Jahreszahl  11 70  untergeschoben  wurde,  das  genannte  Dorf  bereits  in 
der  Reihe  der  Klostergüter  verzeichnete.  Insoweit  berichtet  also  auch  die 
falsche  Urkunde  nichts  Falsches.')  Als  zur  gesammten  Hand  belehnte  Herren 
des  zur  werleschen  Vogtei  Penzlin  gehörenden  Dorfes  finden  wir  hier  seit  1272 
die  Ritter  Bernhard  und  Heinrich  von  Peccatel  sowie  den  Ritter  Raven.  Sie 
theilen  sich  in  die  ganze  Gerichtsbarkeit,  in  alle  Beden  und  Dienste,  und  haben 
alle  Freiheiten  und  Gerechtigkeiten  sowie  auch  das  gleich  allen  Kirchlehnen 
im  Lande  Penzlin  zur  Diöcese  Havelberg  gehörende  Vielensche  Kirchlehn 
gemeinsam.*)  Uebrigens  verfugt  im  Jahre  1342  auch  der  Knappe  Heinrich 
von  Wokenstedt  über  eine  Hebung  aus  einem  Bauernhofe  in  Gross-Vielen  zu 


*)  5  km  südwestlich  von  Penzlin.  Die  Formen  des  Namens  im  XII.,  XIII.  und  XIV.  Jahr- 
hundert, Vilim,  Vilin,  Magnum  Vilem,  Groten  Vylim,  verbindet  KUhnel  mit  dem  altslavischen  Wort- 
stamm velü  ^  gross  und  übersetzt  ihn  mit  »Ort  des  Velimc :  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  150.  Das  wäre 
also  soviel  wie  »Ort  des  Groot  oder  Grothc  oder  ungefähr  Grothhagen.  Anders  Lisch,  M.  Jahrb. 
XXIII,  S.  29.     Wigger,  M.  Jahrb.  XXVIII,  S.  41. 

«)  M.  U.-B.  135.     Vgl.  563. 

8)  M.  U.-B.  95. 

*)  M.  U.-B.  1317.    Vgl.  1327. 


GUT   UND   KIRCHDORF  GROSS-VIELEN.  307 

Gunsten  des  Klosters  Wanzka.*)  Sechs  andere  Bauernhöfe,  über  welche  1352 
die  Gebrüder  Heine  und  Johann  Holstein  verfugen,  haben  zu  den  Hebungen 
beizusteuern,  womit  diese  eine  Memorien- Stiftung  für  sich  und  ihre  Familie 
im  Kloster  Broda  begründen.*)  Daraus  folgt  nun  allerdings  noch  keineswegs, 
dass  alle  diese  Familien,  auch  befestigte  Rittersitze  im  Dorfe  hatten.  Nach 
den  späteren  Verhältnissen  des  XV.,  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  freilich 
möchte  man  annehmen,  dass  dies  bei  den  Familien  der  Peccatel  und  Holstein 
der  Fall  war,  vielleicht  auch  bei  dem  zuletzt  (vor  ihrem  Aussterben  1548)  auf 
Clausdorf  erbgesessenen  Geschlecht  der  Bardenfleth,  von  denen  Henning 
Holstein  am  2.  Januar  15 19  ausser  anderen  Gütern  (Zähren,  Dambeck  oder 
Dannenbeck,  wie  es  in  der  Urkunde  heisst,  und  Pieverstorf)  zu  der  einen 
Hälfte,  die  er  bereits  von  den  Vätern  her  besitzt,  auch  die  andere  Hälfte  des 
Dorfes  Gross- Vielen  erwirbt.®)  So  kommt  es,  dass  die  von  Peccatel  sich  von 
diesen  alten  Stammgütern  verziehen  und  den  Schwerpunkt  ihres  Besitzes 
während  des  XVII.  Jahrhunderts  in  den  östlicher  gelegenen,  später  zu  Mecklen- 
burg-Strelitz  gekommenen  Gütern  Prillwitz,  Usadel,  Hohenzieritz,  Blumenholz, 
Weisdin,  Blumenhagen,  Zierke  u.  s.  w.  suchen.*)  Doch  bleibt  nach  wie  vor 
Verbindung  und  Verwandtschaft  zwischen  beiden  Familien.  Von  Hennings 
Söhnen  heirathet  der  vierte,  Hans,  eine  Dorothea  von  Peccatel  aus  Klein- 
Vielen.  Doch  hält  diese  Verwandtschaft  seinen  gleichnamigen  Sohn  Henning 
den  jüngeren  nicht  davon  ab,  1565  einen  seiner  Vettern  aus  der  Familie 
Peccatel  zu  erstechen.  Eine  Sühne  von  800  Thalern  löst  ihn  »nach  üblichem 
Landesgeprauch«  von  der  Schuld.  Aber  vier  Jahre  später  ereilt  ihn  die 
Nemesis,  als  er  auf  dem  Landtage  zu  Güstrow  von  seinem  Halbbruder  Philipp 
erschlagen  wird,  der  den  Brudermord  mit  3000  Thalern  zu  büssen  hat.*) 

Missliche  Verhältnisse  anderer  Art  treten  in  der  zweiten  Hälfte  des 
XVII.  Jahrhunderts  ein  und  nöthigen  zu  Verpfändung  einzelner  Antheile  des 
Gutes  an  Andere,  z.  B.  an  den  Rostocker  Bürgermeister  Jochim  Klinge  1646, 
an  Christoph  Altwig  Kamptz  1652  und  an  die  Klinge'schen  Erben  1698.  Auch 
ereilt  den  Joachim  Friedrich  von  Holstein  am  26.  Januar  1703  das  von  vielen 
Standesgenossen  z.  Z.  des  Herzogs  Friedrich  Wilhelm  getheilte  weniger  schwere 
Schicksal,  einen  Revers  unterschreiben  zu  müssen,  in  welchem  er  auf  die  Aus- 
übung der  hohen  Jagd  verzichtet  So  kommt  dann  allmählich  die  Zeit  heran, 
in   welcher   derselbe  Joachim    Friedr.   von   Holstein   ganz   und   gar   auf  Gross- 


*)  M.  U.-B.  6224. 
•)  M.  U.-B.  8133. 

•)  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  26.  27.  244.  Ein  Theil  der  Peccaterschen  Güter,  wie  Lübkow  und 
Liepen,  waren  den  Bardenfleth's  schon  vor  1408  verpfändet.  Antheile  von  Dambeck  (1$  Hufen) 
und  Zähren  (7'/«  Hufen)  überliess  Vicke  von  Peccatel  damals  nebst  vielen  anderen  Besitzungen 
dem  Ritter  Joh.  von  Heydebreck.  Vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  476—481  (Urk.  CCCLXXXVl). 
Von  diesem  Heydebreck  mögen  nachher  auch  Zähren  und  Dambeck  an  die  Bardenflethe  ge- 
kommen sein. 

*)  Akten  im  (irossh.  Archiv  (Jürgen  Peccatel  producieit  seine  Briefschaften  am   7.  Febr.  1662). 

^)  Akten  im  Grossh.  Archiv.  Vgl.  GlÖckler,  M.  Jahrb.  XV,  S.  119.  Die  Anmkg.  zu  M. 
Jahrb.  VIII,  S.  100  (Lisch)  irrt  in  der  Person. 

20* 


308  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 

Vielen  verzichtet.  Zwar  legt  er  dort  noch  17 17  eine  Glashütte  an,  aber  ein 
Jahr  vorher  schon  überlässt  er  das  Gut  pfandweise  auf  zwölf  Jahre  dem 
Johann  Friedrich  Gamm,  in  dessen  Pfandvertrag  für  den  Rest  der  Jahre 
1720  der  Stallmeister  von  Finckh  eintritt.  1729  verpfändet  Joachim  Friedrich 
von  Holstein  Gross -Vielen  aufs  Neue  für  die  Zeit  von  zwölf  Jahren  an  Adolf 
Friedrich  von  Langermann,  und  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts 
kommt  das  Gut  ebenso  wie  Ankershagen  an  die  durch  enge  Verwandt- 
schaft mit  den  von  Holstein  verbundene  Familie  von  Oertzen,  in  deren  Händen 
es  bis  1844  bleibt.  Die  weiteren  Rechtsnachfolger  sind:  1844  Heinr.  Licht- 
wald, 1845  Otto  Berlin,  1846  Ferd.  Burchard,  1865  Oberhofmeister  und 
Kammerherr  Rudolf  von  der  Luhe  und  zuletzt  dessen  Erben  bis  1883,  1883 
Georg  Eugen  Seip  und  1886  Franz  Adolf  Bernhard  Wenck. 

Als  vorreformatorische  Geistliche  werden  der  Pleban  Johann  von  13 10 
bis  1330,  ein  späterer  einfacher  Priester  oder  Vikar  Johann  um  1335  und 
wieder  1348  ein  Pleban  ohne  Namen  urkundlich  genannt.  Um  1378  giebt  es 
einen  Pfarrer  Dietrich  Lukow  in  Gross -Vielen.  Mehr  sind  bis  jetzt  nicht  zum 
Vorschein  gekommen.  Aus  der  evangelischen  Zeit  sind  zu  nennen:  um  1581 
ChristofTer  Wendt,  von  1587  bis  162 1  nachweisbar  (und  vielleicht  noch  länger 
dort)  Petrus  Bambam,^)  der  sich  als  Pastor  zu  Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf 
bezeichnet.  Nach  ihm  wirkt  dort  ein  Daniel  Bauert.  So,  und  nicht  Samuel 
Bauert,  nennt  ihn  sein  Nachfolger  Henricus  Danneel  in  einem  Schriftstück 
vom  Jahre  1652,  welches  von  pfarrwirthschaftlichen  Sachen  handelt,  giebt  aber 
nichts  über  seine  Zeit  und  deutet  auch  in  keiner  Weise  jene  Sage  an,  nach 
welcher  ihn  die  Kaiserlichen  im  Backofen  verbrannt  haben  sollen.*)  Auf 
Bauert  soll  eine  längere  Vakanz  gefolgt  sein,  während  welcher  die  Cura  von 
Penzlin  her  besorgt  wurde.  Der  nächste  Nachfolger,  Heinrich  Danneel,  ist  in 
Aktenstücken  nur  zwischen  1652  und  1655  nachzuweisen.  Immerhin  aber 
kann  er  jener  alte  Pastor  sein,  von  dem  1664  die  Rede  ist,  und  der  damals 
in  Zähren  wohnt.  Er  unterschreibt  sich  nämlich  im  Jahre  1652  ebenso  wie 
Bambam  als  Pastor  von  Gross -Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf  und  kann  daher 
sehr  gut  die  Wedem  in  Gross -Vielen  mit  einer  in  Zähren  vertauscht  haben.*) 
Dieser  nicht  genannte  alte  Pastor  hat  nun  1664  einen  Adjunctus  in  Em 
Georgius  Martini.  Wie  lange  Martini  das  Amt  führt,  wissen  wir  nicht. 
Jedenfalls  ist  er  1670  nicht  mehr  da.  Denn  in  diesem  Jahre  kommt  ein 
Johannes  Danneel  als  Pastor  in  Gross -Vielen  vor,  und  1790  folgt  bereits  Magnus 
Danneel,  den  man  bisher  für  einen  Sohn  des  Henricus  Danneel  und  für  einen 
unmittelbaren  Nachfolger  jenes  hat  halten  wollen.  Aber  er  ist  weder  ein  Sohn 
des  Henricus  noch  ein  Sohn  des  Johannes  Danneel,  weil  er  sich  in  demselben 


')  Einen  Pastor  Joachim  Bambam  giebt  es  zur  selben  Zeit  in  Warnkenhagen,   s.  o.  S.  42. 

')  Köhler,  Archiv  für  Landeskunde  XVI,  S.  346  (Nachrichten  Über  das  Kirchspiel  Gross- 
Vielen,   S.  337—363)- 

•)  Möglicherweise  ist  es  aber  auch  der  Pastor  Friedrich  Kreienbrink,  den  der  Verfasser 
früher  irgendwo  als  Pastor  von  Gross -Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf  gefunden  hat,  ohne  aber  die 
Fundstelle  heute  angeben  zu  können. 


GUT  UND   KIRCHDORF  GROSS -VIELEN. 


309 


Jahr  seines  Antritts  brieflich  darüber  äussert,  dass  es  ihm  unbequem  sei,  die 
Wittwe  seines  Vorgängers  in  seinem  Hause  wohnen  lassen  zu  müssen,  weil  es 
an  einem  besonderen  Wittwenhause  mangele.  So  würde  er  ja  nicht  geschrieben 
haben,  wenn  diese  Wittwe  seine  leibliche  Mutter  oder  Stiefmutter  gewesen 
wäre.  Hier  sind  somit  Berichtigungen  der  bisherigen  Angaben  nöthig.*)  Magnus 
Danneel  stirbt  1739,  erhält  aber  bereits  1736  an  Samuel  Fabricius  einen  Sub- 
stituten und  Nachfolger,  der  bis  1772  Pastor  in  Gross -Vielen,  Zähren  und 
Mollenstorf  ist.  Es  folgen  nun:  1773  Ernst  Theodor  Joh.  Brückner  bis  1790 
(gest.  1805  ^^  Neubrandenburg),  und  von  1790  bis  1804  Philipp  Joachim 
Friedrich  Nahmmacher.  Vgl.  Walter  a.  a.  O.  Das  Patronat  haftet  vom  XVI. 
Jahrhundert  her  und  vielleicht  schon  früher,  am  Besitz  des  Gutes  und  erleidet 
nur  im  Jahre  1709  eine  vorübergehende  Beanstandung.*) 

« 

Kirche.     Die   Kirche   ist   ein    Fachwerkbau   von    1774    in    Form    eines      Kirche. 
Vierecks  mit  einem  Schluss  aus  dem  Achteck.     Im  Westen  ein  aus  der  Dach- 
konstruktion hervorsteigender  kleiner  Thurm.     Im  Innern  eine  im  Profil  eines 
Stichbogens  flachgewölbte  hölzerne  Decke. 

Die  innere  Einrichtung  ist  der  Zeit  der  Erbauung  entsprechend.    Altar  Innere  £in- 
und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  verbunden.     In  den  seitlichen  Verzierungen     nchtung. 
des  Altaraufsatzes   die   Oertzen*schen   Initialen   A«F«V«Ö«    und   F  •  V  •  ö  • 
Oberhalb    des     herrschaftlichen    Stuhles     vier     OERTZEN'sche     Sargwappen 
von  Zinn. 


Sechsseitiger  Taufständer    von    weissem    Marmor,    1866   von    F.  BUR- 
CHARD  gestiftet. 


Tauf- 
ständer. 


Im  Thurm    zwei  Glocken.     Die   grössere   hat   die  Inschrift:   SOLI   DEO     Glocken. 
GLORIA    HER    V    HORTZ  (!)  HAT    MICH    GIESSEN    LASSEN  •  1783   GOSS    MICH 


*)  Köhler,  a.  a.  O.,  S.  347. 

*)  In  einem  Brief  an  den  Herzog  Ulrich  vom  Jahre  1587  nennt  Pastor  Bambam  als  Patrone 
für  Gross -Vielen  und  Zähren  die  Vettern  Dietrich  und  Matthias  Holstein  und  fttr  Mollenstorf  den 
Heinrich  Bibow,  der  an  die  Stelle  des  sei.  Balthasar  Kalden  getreten  sei.  Mit  diesem  Briefe  sucht 
er  beim  Herzog  eine  Visitation  zu  erreichen.  Aber  es  wird  nichts  daraus.  Ebenso  wird  auch 
1661/62  nichts  aus  der  Sache.  Die  Visitatoren  fahren  auf  Befehl  des  Herzogs  Gustav  Adolf, 
vorhandener  Schwierigkeiten  halber  (wegen  der  Patrone?)  an  Gross -Vielen  vorüber.  Auf  diese 
Art  ist  es  gekommen,  dass  überhaupt  kein  Visitationsprotokoll  über  die  Kirche  daselbst  vor- 
handen ist.  Wohl  aber  sehen  sich  die  Visitatoren  bei  dieser  Gelegenheit  Klein -Vielen  an,  wo 
es  bis  dahin  eine  Kirche  unter  Peccatel'schem  Patronat  gegeben  hat.  Aber  wie  sieht  es  hier 
aus?  Die  Kirche  ist  ganz  niedergefallen,  alles  liegt  öde  und  wüste  da.  Nur  einen  Menschen 
giebt  es  im  Dorfe,  den  Simon  Calib  (KalUbbe),  der  wird  nach  den  früheren  kirchlichen  Verhält- 
nissen gefragt.  Aber  was  er  zu  sagen  weiss,  ist  mangelhaft  und  reicht  nach  keiner  Richtung  hin 
ans.  S.  u.  bei  Peckatel.  —  1709  ist  das  Patronat  vorübergehend  bei  beiden  herzoglichen  Häusern, 
>so  lange  nichts  anderes  erwiesene.  Dieser  Erweis  muss  erbracht  sein,  denn  1736  ist  es  wieder 
bei  den  Gutsherrschaften.  (S.  Zähren).  —  Ueber  das  Schwinden  der  Bauern  im  Kirchspiel  (Gross- 
Vielen,  Zähren  und  Mollenstorf)  s.  Archiv  f.  Landesk.  XVI,  S.  354.  Nur  in  Mollenstorf  giebt  es 
noch  drei  Hauswirthe. 


3IO 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


J  •  C  •  MEYER.  Die  zweite  Glocke  ist  alt.  Inschrift:  +5elp  + 
got  +  Ünbe  +  inarla  +. ')  Dazu  das  nebenstehende  Giesser- 
zeichen.  Auf  dem  Boden  der  Kirche  noch  eine  kleine  zer- 
brochene Glocke. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,     i — 4.  Hoher  silbervergoldeter  Kelch  des  XVIII.  Jahr- 

werke, hunderts.  Auf  dem  Fuss  das  RIEBEN'sche  und  das  LANGERMANN'sche 
Wappen.  Stempel  M,  Meistefzeichen  ®g^.  Auf  der  zugehörigen  silber- 
vergoldeten Patene  befinden  sich  in  der  Mitte  des  Tellers  dieselben  Wappen 
in  derselben  Zusammenstellung  wie  am  Kelch.  Auf  dem  Rande  die  Umschrift: 
ADOLPH  FRIEDERICH  VON  LANGERMAN,  SEINER  KGL  •  MAJESTÄT  IN 
PREUSSEN  BESTELTER  OBRISTER  BEY  DER  CAVALLERIE,  ERBHERR  ZU 
GROSSEN  VIELEN,  UND  DESSEN  EHEFRAU  CHRISTIANA  JULIANA  GEBOHRNE 
VON  RIIBEN  AUS  DEM  HAUSE  REY  SCHENKEN  ZU  GOTTES  EHREN  DER 
GROSSEN  VIELEN'SCHEN  KIRCHEN  GEGENWERTIGE  PATENE,  KELCH,  OB- 
LATENDOSE UND  KANNE  ANNO  1746.  Die  zuletzt  genannten  beiden  Stücke, 
Oblatendose    und    Kanne,    tragen    dieselben    Wappen    und    Werkzeichen.    — 

5.  Messingenes  Becken    mit    der    Inschrift:   JACOB   FOSSIL  AO  71    (1671).    — 

6.  Neusilberne  Kanne,  gestiftet  1866  von  CLARA  V.  D.  LUHE,  GEB.  V.  ARNIM- 
KLOCKOW.  —  7.  8.  Zwei  gute  zinnerne  Leuchter,  auf  Klauenfüssen  stehend 
und  mit  Rokoko -Ornamenten  verziert,  ohne  Werkzeichen. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Zähren.') 

Is  am  12.  März  1274  Fürst  Nikolaus  I.  von  Werle  die  Brüder  und  Ritter 
Bernhard  und  Heinrich  Peccatel  in  die  Güter  Lübkow,  Ziplow,  Hohen- 
Zieritz,  Stribbow,  Peckatel,  Gross-  und  Klein -Vielen  (Kohlhasen -Vielen),  Bru- 
storf und  Langhagen  einsetzt,  da  gehört  ausser  den  beiden  Vielen  und  Lübkow 
das  Dorf  Zähren  zu  jener  Gruppe,  an  denen  auch  der  Ritter  Raven  als  werle- 
scher  Vasall  seinen  Antheil  empfängt.*)  Aber  wir  erfahren  nicht,  in  welcher 
Art  diese  zu  gesammter  Hand  verliehenen  Lehnantheile  von  einander  ge- 
schieden oder  den  Dreien  gemeinsam  waren.  Nur  das  wird  gesagt,  dass  sie 
fiir  die  kleinere  Gruppe  mit  dem  Raven'schen  Antheil  zweihundertvierzig  Mark 
und  fiir  die  grössere  Gruppe  sechshundert  Mark  Wendenpfennige  bezahlt 
haben.  Ferner  bleibt  es  im  Dunkeln,  ob  es  in  Zähren,  um  welches  es  sich 
zunächst  handelt,  eine  Kirche  gab,  oder  ob  sie  es  waren,  von  denen  die  jetzt 
stehende,    ohne  Zweifel    dem  XIIL  Jahrhundert   angehörende  Kirche  gegründet 

^)  M.  Jahrb.  XL,  S.  202.     Hier  fehlt  die  Angabe  über  das  Giesserzeichen. 
')  7  km    südwestlich    von   Penzlin.     »Nachkommen   des   camc   (altslavisch    crunu,    polnisch 
czarny  =  schwarz):  Ktthnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  163.  Das  wäre  verdeutscht  soviel  wie  »Schwarzenhof«. 
•)  M.  U.-B.  1317. 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF   ZÄHREN.  3II 

wurde.  Wie  nachher  das  Geschlecht  der  Bardenfleth  zur  Rechtsnachfolge  der 
Peccatcl  in  Zähren  und  anderen  Gütern  gelangt  (in  Zähren  nachweislich  schon 
vor  1449),  und  diese  im  ersten  Viertel  des  XVI.  Jahrhunderts  an  die  Holstein 
übergehen,  ist  schon  bei  Gross -Vielen  zur  Ausfuhrung  gelangt  (s.  o.  S.  307). ') 
Als  Henning  Holstein  1565  seinen  Vetter  Peccatel  erstochen  hat,  da  hebt 
seine  Bestrafung  damit  an,  dass  Ihm  vor  der  Hand  das  Gut  und  Dorf  Zähren 
entzogen  wird.  Wie  er  sich  aber  nachher,  »üblichem  Landesgeprauch«  ent- 
sprechend, mit  achthundert  Thalern  vom  Morde  abkauft,  ist  bereits  in  der 
Ortsgeschichte  von  Gross-Vielen  erwähnt  (S.  307).  Von  1621  bis  1649  ist 
Zähren  Pfandbesitz,  zuerst  der  Preene,  dann  des  mit  den  Preenen  verwandt 
gewordenen  Klaus  Hahn;  1649  aber  kommt  es  an  Elisabeth  Mack  Duwal, 
die  Wittwe   Adam    Holstein's,    für    loooo  Gulden   zurück.     Doch    1668    sitzt 


Blick  Ruf  die  Kirche  id  Zähren. 

schon  wieder  der  Hauptmann  Henning  von  Heidebrecht  (Heidebreke)  auf  dem 
Gute;  er  überlässt  es  1685  dem  ßaron  Johann  Heinrich  Erlenkamp,  der  es 
sofort  zum  AUod  erhebt  und  1696  eine  Erneuerung  des  Allodialltätsbriefes 
erhält.  Aus  Erle n kam p' seh em  Besitz  (bis  1715)  geht  es  später  an  die  schon 
öfter  genannten  Brüder  von  Hacke  über,  die  seit  1716  auch  im  Besitz  der 
Güter  Passentin,  Peckatel  und  Klein -Vielen  sind.  1728  zeigt  Hauptmann  Otto 
Sigismund  von  Behr  an,  dass  er  das  Allodialgut  Zähren  vom  Leutnant  Hacke 
gekauft  habe  1736  wird  bereits  der  Behr'sche  Schwiegersohn,  J.  F.  von  Ziethen, 
als    Patron    der    Filialkirche    zu   Zähren    genannt.')     Ziethen'sches  Gut   bleibt 

')  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  344  (Urkunde  vom  2.  Januar  1519).  Hundert  Jahre  früher  erwirbt 
Achim  von  Ileidebreck  auf  Klempenow  mit  achtehalb  Hufen  einen  Antheil  an  Zähren :  vgl.  Li^^eh, 
Geachl.  Maltzan  II,  S.478  (Urk.  CCCI.XXXVI  vom  6.  April  140S).  Femer  M.  Jahrb.  XIV,  S.  243. 
XXVI,  S,  218. 

')  Gleicbfeitig  bethätigen  sich  bei  der  Berufung  des  jungen  Fahricius  iu  einem  Subslituten 
seines    Vaters    die    Patrone    A.  F.    von    Langermann    van    der    Hauptkirche    zu    Gross-Vielen    und 


312  AMTSGERICIITSBEZIRK   PENZLIN. 

Zähren  bis  1782.  1782  übernimmt  es  Adolf  Friedrich  von  Oertzen  auf 
Blumenovv,  und  1836  Karl  August  von  Arenstorff,  dessen  Familie  es  heute 
noch  hat. 


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Als  Filialkirche  von  der 
Mutterkirche  zu  Gross  Vielen  tritt 
uns  die  in  Zähren  schon  1 587  ent- 
gegen. Ebenso  haftet  das  Patro- 
nat  nachweislich  vom  XVI.  Jahr- 
hundert her  am  Gute.  Wahrschein- 
lich aber  entstammen  beide  Ver- 
hältnisse schon  der  vorreformatori- 
schen  Zeit  des  Mittelalters. 

Kirche.  Kirche.    Die  Kirche  ist  ein 

thurm loser  und  verhältnissmässig 
sehr  kleiner  Feldsteinbau  des  XIII. 
Jahrhunderts  mit  frühgothischen 
Stil-Erscheinungen    auf   der   Süd- 

E.     von     Bas^ewiti     (als     Vertreter     seiner 

SchwSger  von  Bibow]  von  der  Filialkirche 

lu  MoUenstorf.     Siehe  Kirchen-Akten  von 

Gross-Vielen   im   Grossh.  Archiv,  —   1709 

war  das  Patronat  vorUber|;ehend  bei   den   henoglichen 

wiesen    sei«.  —   Das    geßenwKrtiEe   Palron  ata  verhältniss 

vemher   177O:    Archiv  Ttlr  Landeskunde  XVI    S.  345. 


VMts^ 


>so   lange  nicht  ein 
f   einem  Vei^leich   1 


GUT   UND   niJAL-KIRCHDOKF  ZAHKEN.  313 

Seite  des  Chors,  dessen  in  einen  vorgeschobenen  Mauerkern  eingelegte  »Priester- 
Pforte*  in  dieser  BeKiehnng  zu  beachten  ist.     Etwas  jünger  mögen  die  Blenden 

des  Ostgiebels 
oberhalb  des  platt 
abschliessenden 
Chores  sein, 
welcher  im  Volks- 
munde als  »neue 

Kirche«     im 
Gegensatz  zu  dem 

Langhause   be- 
zeichnet    werden 
soll.   Doch  würde 
es  sicher  zu  weit 
gegangen    sein, 
wenn  man  daraus, 
über   das   XIV. 
Jahrhundert    hin- 
aus,   auf    eine 
jüngere   Zeit 
schliessen   wollte.     Von    vorzüglicher    Güte   sind    die   grossen    Ziegel,    welche 
theils  in  der  schon  genannten  Laibung  der  Priester- Pforte,  im  Portal  des  Lang- 
hauses, in  den 
LichtöfTnungen, 
an  einigen  später 
angesetzten   go- 
thischen    Pfeilern 
und  besonders  in 
den    Giebeln   zur 
Benutzung    ge- 
langt  sind.     Das 
im     Innern 
7.33  X  8.30  m 
messende     Lang- 
haus ,   dessen 
Längs  wände 
durch    quer    dar- 
über   gelegte, 
nach  aussen   hin- 
ausragende  und 
hier    mit    ent- 


^ötto^- 


sprechenden  Holzblöcken  verankerte  starke  Balken  zusammengehalten  werden,') 

')  Auch    die  Giebel    werden    durch  HolzverankeninEen    gestülit,    die    lum  Thejl  dem  Ende 
des  XVIII.  Jahrhunderts  (*  F  V  Ö  r790)  angehören. 


314 


AMTSGERICHTSllEZIRK   PENZLIN. 


wird  von  einer  flachen  Holzdecke  überspannt.  Ob  hier  einstmals  Wölbung  be- 
absichtigt oder  gar  ausgeführt  war,  kann  dahingestellt  bleiben.  Der  durch  einen 
schweren  früh gothi sehen  Triumphbogen  vom  Langhause  getrennte  und  als  ein 
etwas  schief  gerathenes  Viereck  angesetzte  Chor,  der  im  Innern  6,2$  m  Länge 
und  beim  Triumphbogen  5,90,  an  der  Ostwand  aber  6,10  m  Breite  hat,  ist  mit 
einem  frühgothischen  Kreuzgewölbe  geschlossen,  dessen  Rippen  ein  birn- 
förmiges  Profil  aufweisen  und  auf  schlichten,  1,30  m  hohen  Eck ■  Pilastern  auf- 
setzen.   Von  den 

Lichtöffnungen  - 

hat  nur  eine  in 
der  nördlichen 
Längswand  des 
Langhauses,  das 
einstmals  im  Gan- 
zen deren  vier  *t; 
gehabt  hat,  als 
schmales  romani-      "^i 


sches    Schlitz- 


^ 


fenster  seinen  ur- 
sprünglichen Cha- 
rakter bewahrt, 
die   übrigen   sind 
durch     Neue- 
rungen,    unter 
denen  auch  diese 
kleine  Kirche  viel- 
fach zu  leiden  ge- 
habt  hat,    ent- 
stellt worden. 
Ueber  der 
Priesterpforte, 
aber   nicht   mehr 
im  Chor,  sondern 
schon  im  Östlich- 
sten   Pfeiler    des 

Langhauses,  eine  kleine  Nische  für  ein  Heiligenbild,  und  unter  der  Nische  eine 
alte  Kornquetsche  von  Granit,  die  als  Weih  Wasserbecken  gedient  haben  wird. 
Auf  der  Nordseite  des  Chors  sieht  man  draussen  die  Reste  einer  ein- 
gegangenen Sakristei  von  3,50  m  im  Quadrat,  die  ähnlich  wie  der  Chor  gewölbt 
gewesen  sein  muss,  und  deren  Fussboden  jetzt  ungefähr  1  m  tief  unter  der 
Erde  liegt.  Ehemals  führte  von  innen  her  aus  dem  Chor  ein  Eingang  zur 
Sakristei,  der  jetzt  vermauert  ist.  Neben  diesem  vermauerten  Eingang,  in  der 
inneren  Nordwand  des  Chores,  sieht  man  eine  kleine  Nische  für  einen 
Eucharistie -Schrank,  dessen  Verschluss  jetzt  fehlt. 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  MOLLENSTORF. 


315 


Der  Altar  ist  ein  Werk  des  Barockstils  vom  Jahre  1706,  mit  den  Bildern 
der  Taufe  Christi,  des  Abendmahls  und  der  Kreuzigung.  Doch  werden  diese 
Bilder  jünger  sein,  wenigstens  das  der  Taufe,  da  man  unter  diesem  die  Initialen 
O  •  S  •  V  •  B  und  A  •  E  •  V  •  B  antrifft,  die  sich  nur  auf  Otto  Siegmund  von 
Behr  und  dessen  Ehefrau  Anna  Elisabeth  von  Behr  beziehen  können  (s.  o.). 
Die  Kanzel  ist  ebenfalls  von  geringer  Bedeutung. 

In  einem  besonderen  Glockenstuhl  auf  dem  Kirchhofe  hängen  zwei 
Glocken.  Die  eine,  mit  der  Jahreszahl  1706,  wird  von  dem  Freiherrn  VON 
ERLEN  KAMP,  dem  damaligen  Patron  der  Kirche,  angeschafft  sein,  nachdem 
eine  von  der  im  dreissigjährigen  Kriege  zerstörten  Kirche  zu  Pieverstorf  nach 
Zähren  gebrachte  Glocke  wieder  nach  Pieverstorf  hatte  abgegeben  werden 
müssen.  Die  zweite  Glocke,  ein  Geschenk  des  Kammerherrn  C  •  VON  AREN- 
STORFF,  ist  1862  von  C.  Jllies  in  Waren  gegossen  worden.^) 

Die   heiligen   Geräthe,   1862   vom   Kammerherrn   C  •  V  •  ARENSTORFF 

geschenkt,  sind  neu. 


Altar. 


Glocken. 


Heilige 
Geräthe. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Mollenstorf) 

|ittelalterliche  Urkunden  fehlen.  Gewiss  ist  nur,  dass  hier  die  Barden- 
fleth's  bis  zu  ihrem  Aussterben  im  Jahre  1548  sassen.  Der  letzte  war 
Achim  Bardenfleth.*)  Sehr  wahrscheinlich  ist  es  ferner,  dass  die  Identifizierung 
von  Molmerstorp  und  Mollenstorf,  welche  im  zweiten  Personen -Register  des 
mecklenb.  Urkunden werkes  angeregt  wird,  richtig  ist  In  diesem  Fall  hat 
Mollenstorf  bereits  um  1335  eine  Kirche.^)  Ob  sie  aber  Mutter- oder  Tochter- 
kirche war,  wissen  wir  nicht.  Dass  der  bei  dieser  Gelegenheit  genannte  Geist- 
liche, der  Dominus  Bolekinus,  kein  Pleban,  sondern  nur  ein  einfacher  Priester 
(sacerdos)  ist,  lässt  keinen  weiteren  Schluss  zu,  da  auch  der  neben  ihm  ge- 
nannte Dominus  Joh.  von  Vielen  keinen  höheren  Rang  hat,  von  Gross -Vielen 
aber  mehrere  Plebane  des  Mittelalters  bekannt  sind.  Es  könnte  also  auch  in 
Mollenstorf  selbständige  Plebane  gegeben  haben,  ohne  dass  sie  uns  bekannt 
geworden  wären.  Wenn  aber  im  Archiv  fiir  Landeskunde  mitgetheilt  worden 
ist,  dass  bis  1590  eine  eigene  Pfarre  bestanden  habe,  so  ist  das  wenigstens 
insoweit  nicht  richtig,  als  sich  der  Pastor  Petrus  Bambam  im  Jahre  1587  in 
seinem  Gesuch  um  eine  Visitation  klar  und  deutlich  als  Pastor  zu  Vielen, 
Zähren  und  Mollenstorf  unterschreibt.  Im  Uebrigen  könnte  es  schon  so  ge- 
wesen sein.  Doch  fehlt  es  bis  jetzt  an  jeder  zuverlässigen  Kunde.  Auch  in 
der   Folge    bleibt    die    Kirche    zu    Mollenstorf  als    Tochterkirche    mit    der    in 


*)  Das  Inventar  von   181 1   nennt  nur  die  ältere  Glocke  von   1706. 
*)  5  km  westlich  von  Penzlin. 
»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  26.  244. 

*)  M.  U.-B.  5619.     Auch    in    der  Urkunde    vom    8.  November    1558    über   den  Lucka'schen 
GUtenimtausch  wird  für  Mollenstorf  Molmesdorff  gesagt:  M.  Jahrb.  I,  S.  227. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


3l6  AMTSGER1CHTSBEZIRK   PENZLIN. 

Gross- Vielen  verbunden,  so  sehr  auch  Justus  von  Gundlach,  nachdem  er  1764 
das  Gut  übernommen,  darum  bemüht  ist,  seine  Kirche  zu  einer  Mater  vagans 
zu  machen.*) 

Nach  dem  Absterben  des  Achim  Bardenfleth  verleihen  die  Herzöge 
Johann  Albrecht,  Ulrich  und  Georg  fiir  sich  und  ihre  Brüder  Christoph  und 
Karl  im  Herbst  des  Jahres  1549  die  eine  Hälfte  des  Gutes  ihrem  Kanzler 
Johann  von  Lucka;  die  andere  Hälfte  aber  erhält  der  Kammerjunker  (damals 
»Kammerdiener«  geheissen)  Jürgen  von  Below.  Lucka  verkauft  seine  Hälfte, 
die  er  unter  dem  Vorbehalt  der  Wiedereinlösung  nach  zehn  Jahren  erhalten 
hat,  im  Jahre  1550  wiederkäuflich  an  die  von  Holstein  auf  Ankershagen. 
Daraus  erklärt  sich  nachher  in  der  Urkunde  vom  8.  November  1558  über  den 
grossen  bekannten  Lucka'schen  Güter- Umtausch  die  ausdrückliche  Verzicht- 
leistung des  Herzogs  Johann  Albrecht  auf  die  dem  Lucka  obliegende  Wieder- 
Einlösung des  verpfändeten  halben  Dorfes  Mollenstorf  (Molmesdorflf).  Später 
verschreibt  der  Kanzler  diese  Hälfte  des  Gutes  seiner  Gattin  Margarethe 
Schieferdecker  als  Leibgedinge.  Doch  kommt  diese  Hälfte  von  Mollenstorf 
schon  gegen  das  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  in  den  Besitz  der  Holstein,  mit 
denen  sich  die  von  Lucka  verschwägert  haben.*)  Jürgen  von  Below  dagegen 
verkauft  die  andere  Hälfte  des  Gutes  im  Jahre  1557  an  Balthasar  Kalden. 
Kalden  stirbt  1584.  Sein  Rechtsnachfolger  wird  Heinr.  Bibow  (s.  Glocke). 
Und  nun  bleibt  Mollenstorf  in  den  Händen  der  Bibow,  wenn  die  letzte  weib- 
liche Descendenz  dieser  Linie  mitgerechnet  wird,  bis  1764.  Auch  die  Lucka- 
Holstein'sche  Hälfte,  welche  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVIL  Jahrhunderts  von 
Adam  von  Holstein  auf  Zähren,  durch  Weggabe  bei*  der  Vermählung  seiner 
Schwester  als  Leibgedinge,  eine  Zeit  lang  an  die  von  der  Luhe  auf  Schulen- 
berg und  Fahrenhaupt  gekommen  war,  geht  noch  vor  Ablauf  des  XVIL  Jahr- 
hunderts auf  Jürgen  von  Bibow  aus  den  Händen  seiner  Schwiegermutter  über.*) 
In  Folge  dessen  wird  er  —  selbstverständlich  unter  Verzichtleistung  auf  die 
hohe  Jagd  —  am  8.  März  1702  mit  beiden  Hälften  von  Mollenstorf,  die 
damals  als  Schwerinscher  und  Güstrowscher  Antheil  von  einander  unterschieden 
werden,  belehnt.  Sibilla  Hedwig  von  Bibow  ist  es  dann,  die  das  Gut  bei 
ihrer  ersten  Vermählung  1736  dem  Albrecht  Leopold  Gans  von  Putlitz,  und 
(nach  dessen  Tode  1755)  bei  ihrer  zweiten  Vermählung  1756  dem  Georg  Ernst 
von  Oldenburg  zubringt.  Aber  Oldenburg  stirbt  noch  im  selben  Jahr.  Miss- 
liche Verhältnisse  aller  Art  hatten  dazu  gefuhrt,  dass  das  Gut  noch  bei  Leb- 
zeiten des  Putlitz  im  Jahre  1743  einem  »Pensionär«  Peters  in  Pfand  gegeben 
war.  Die  Wittwe  des  Pensionärs  zieht  1764  vom  Gute  ab,  nachdem  dieses 
für  40000  Thlr.  N^a  an  Justus  von  Gundlach  verkauft  worden  war,  dessen 
Nachkommen  es  noch  heute  haben. 


*)  Archiv  für  Landeskunde  XVI,  S.  345.  346.  351,  Anxnkg.  2.  Vgl.  Rönnberg,  M.  Jahrb.  XL, 
S.  193.     Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  97. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  V,  S.  216—218. 

*)  Akten  im  Grossh.  Aichiv.  Im  Besondern  Brief  des  Jürgen  von  Bibow  an  den  Herzog 
Friedrich  Wilhelm  vom  26.  December  1697. 


GUT   UND  FILIAL- KIRCHDORF  MOLLENSTORF. 


317 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  alter  frühgothischer  Bau  in  Form  eines 
Vierecks,  das  durch  neu  eingebrochene  Lichtöffnungen  an  seiner  Ursprünglichkeit 
sehr  eingebüsst  hat.  Der  Innenraum  ist  mit  einer  in  flachem  Stichbogen  ge- 
wölbten Bretterdecke  überspannt.  Auch  das  Westportal  ist  im  Stichbogen 
geschlossen,  wird  aber  von  einem  Spitzbogen  überfangen. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  Werk  des  Barokstils  von  1750  in  zwei  Stock- 
werken, dessen  unterer  Theil  durch  korinthische  Säulen  und  dessen  oberer 
Theil  durch  ionische  Pilaster  flankiert  wird.  In  der  Predella  das  Gemälde  des 
Abendmahls,  im  Hauptstock  die  Kreuzigung,  im  Oberstock  die  Auferstehung 
und  ganz  oben  das  Gottesauge  in  der  Sonne.  Am  Altar  unten  das  BIBOW- 
sche  Wappen,  daneben  ein  anderes  mit  einem  gekrönten  Schwaan. 

Zu  erwähnen  ist  eine  überkalkte  Pietas- Gruppe  aus  einem  gothischen 
Triptychon. 

An  der  Kanzel  drei  Wappen  mit  Unterschriften:  CLARA  VON  WENK- 
STERN  1700  •  GEORG  VON  BIBOW  1700  •  JUSTUS  V«GUNDLACH  1764. 

An  einer  Stuhlwange  flndet  sich  eingeschnitten  L  •  V  •  B(ibow)  1585. 

Oberhalb  des  herrschaftlichen  Stuhles  viele  zinnerne  Sargwappen  der 
Familie  VON  GUNDLACH,  auch  an  der  Wand  bei  dem  Pastorenstuhl  BIBOWsche 
und  PENTZ*sche  Sargschilder  von  Zinn. 

Oberhalb  des  Pastorenstuhles  in  der  Nordostecke  zwei  Trauerfahnen 
des  dänischen  Majors  CONRAD  V  .  PENTZ  1667—1728.    Vgl.  Inschrift  der  Glocke. 

In  der  inneren  Ostwand  nach  Norden  hin  ein  alter  Eucharistie -Schrank. 

Im  Thurm  drei  Glocken.     Die  älteste  (Dm.  0,75  m)  hat  die  Inschrift: 

0  re^  glotie  %^t  lietii  cb  pace  «l^elp  flinte  anna  fblfbrbbtie  anno  bni  niccrccjtb. 

Die  grössere  (Dm.  0,95  m)  hat  nachstehende  Inschrift:  DIESE  GLOCKE  IST 
1729  ZVR  ZEIT  HINRICH  VON  BIBOW  VND  DESSEN  FRAVEN  EVA  DOROTHEA 
VON  PENTZEN  VMBGEGOSSEN  WORDEN  VON  MICHAEL  BEGVN.  Auf  der 
Glocke  ein  grösseres  Rundbild.  Darin  als  Flachrelief  eine  Glocke  mit  schräge 
sich  unter  ihr  kreuzenden  Kanonenläufen,  rechts  und  links  davon  das  Fried- 
länder Wappen  (ein  dreithürmiges  Thor,  zweimal).  Unter  den  Kanonenläufen 
ein  Elephant  und  darunter  M  BEGVN.  —  Die  dritte  kleinere  Glocke  hat  weder 
Inschrift  noch  Zeichen. 

KleinkuDStwerke.  i.  2.  Versilberter  Kelch,  gestiftet  von  C«V«G(undlach) 
1854.    Patene  ebenso.  —  3.  Kleine  runde  Oblatendose,  von  Behmen-Neustrelitz. 

—  4.  Weinkanne,  gestiftet  1861  von  E.V-G.  und  E.V«G«GEB«V.  B(ülow).  — 
5.  Taufschale,  gestiftet  1880  von  EMILIE  VON  GUNDLACH,  GEB.  VON  BÜLOW. 

—  5.6.  Zwei  zinnerne  Leuchter,  der  eine  mit  der  Jahreszahl  1732.  Beide  haben 
als  Stadtstempel  ein  dreithürmiges  Thor  und  als  Meisterstempel  ^'yj^'  .  — 
7.  Noch  ein  Zinnleuchter,  mit  denselben  Zeichen  und  dem  Namen  CLAS 
PETERS  1733.  Jetzt  bei  Seite  gesetzt.  Also  5 — 7  wahrscheinlich  Neubranden- 
burger Arbeiten. 

Auf  dem  Hofe  ein  sogenannter  »Opferstein«. 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz. 


Pietas- 
Griippe. 

Kanzel. 


Stuhl- 
wange, 

Sarg- 
wappen. 

IVauer- 

fahnen, 

Eucharistie- 

Schrank, 

Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


»Opfer- 
Stein.« 


3l8  AMTSGERICHTSBEZIRK  PENZLIN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Peckatel.') 

Geschichte  KlUenngleich  die  Ritter  Bernhard  und  Heinrich  von  Peccatel  erst  im  Jahre  1 274 
des  Mkmm  ^^j^  ^^^^  jj^  ^^^  Vogtei  Penzlin  gelegenen  und  somit  zur  Diöcese  Havel- 
Dorfes.  jjgj.g  gehörenden  Dorf  Peckatel  belehnt  werden,  so  lässt  doch  die  Gleich- 
namigkeit von  Ort  und  Geschlecht  schon  auf  ältere  Beziehungen  zwischen 
beiden  schliessen.*)  Ausser  dem  Rittersitz,  auf  dem  der  Burgherr  wohnt,  giebt 
es  hier  eine  Bauernschaft  mit  einem  Schulzen  an  der  Spitze,  deren  Zeugen- 
schaft der  erstgenannte  am  i.  Januar  1325  in  einer  Darguner  Kloster- Angelegen- 
heit verwendet :  Testes  huius  rei  sunt  Ebelingus  scultetus  de  Peckatele  ciuiumque 
communitas  ibidem.^)  In  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  nennt  sich 
die  Familie  »Pickatel«.*)  Die  erst  im  XVIII.  Jahrhundert  (1775)  ausgestorbene 
Familie  erhebt  noch  in  der  ersten  Hälfte  desselben  Jahrhunderts  vom  Gute 
Weisdin  her  Ansprüche  an  das  alte  Stammdorf.  Aber  durch  Verpfändung 
und  Verkauf  einzelner  und  mehrerer  Höfe  und  Hufen  hat  sie  es  doch  schon 
vom  XV.  Jahrhundert  her  schrittweise  aus  der  Hand  gegeben,  so  z.  B.  an 
Heinrich  von  Heydebreck  (Heidebreke)  achtundzwanzig  und  eine  halbe  Hufe, 
eine  wüste  Worth,  den  halben  Krug,  anderthalb  Käthen  und  die  halbe  Wind- 
mühle, die  dieser  in  derselben  Gesammtheit  dem  am  12.  September  1505 
damit  belehnten  Berend  von  Maltzan  überlässt.^)  Ein  anderer  bis  1514  an 
Eggerd  Soneke  verpfändet  gewesener  Antheil  wird  in  diesem  Jahre  von  Hans 
von  Peccatel  wieder  eingelöst.  Von  dem  Maltzan'schen  Besitz  verkauft  Georg 
Freiherr  von  Maltzan  zu  Penzlin  und  Wartenberg  im  Jahre  1556  wiederkäuflich 
für  eine  Anleihe  von  6900  Gulden  acht  Höfe  und  achtzehn  Hufen  an  den 
Herzog  Johann  Albrecht.  Von  den  Peccatel'schen  Antheilen  ist  nachher  in 
Akten  von  1593,  1598  und  1646  die  Rede.  So  verpfändet  u.  a.  Jürgen 
von  Peccatel  im  Jahre  1646  den  Schulzenhof  in  Peckatel  für  eine  Anleihe  von 
sechshundert  Gulden  an  den  Rostocker  Doctor  juris  Siebrand.  Dass  sich  die 
von  Peccatel  immer  mehr  auf  ihre  östlicher  gelegenen  Güter  zurückziehen,  ist 
schon  in  der  Ortsgeschichte  von  Gross -Vielen  bemerkt  worden.  Weisdin  ist 
zuletzt  einer  ihrer  Hauptsitze.  1652  hat  Adam  Holstein's  Wittwe  (s.  Mollen- 
storf)  mehrere  wüste  Bauerngehöfte  in  Peckatel.     1685   hat  auch  Hauptmann 


^)  7  km  südlich  von  Penzlin.  KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  105,  hält  es  für  möglich,  dass 
dem  Ortsnamen  der  altslavische  Personenname  Pek  (Peek)  zu  Grunde  liege  und  vergleicht  damit 
die  tschechischen  Ortsnamen  Pecetin  und  Pekotluky. 

»)  M.  U.-B.  1317. 

»)  M.  U.-B.  4583. 

*)  M.  U.-B.  10483. 

*)  Lisch,  Geschl.  Maltzan,  IV,  S.  362—364  (Urk.  1>CCLXXXVI1I). 


GUT   UND   KlRCnUORF   PECKATEL.  3I9 

von  Heidebreck  Rechte  und  Ansprüche,  die  er  neben  anderen  in  Zähren, 
Pieverstorf,  Dambeck  und  Boek  an  den  schon  oft  genannten  Baron  von  Erlen- 
kamp für  3000  Gulden  abtritt.  1704  haben  die  Erben  des  Oberst  von  Aren- 
storff  dreizehn  und  eine  halbe  Hufe,  die  ihnen  von  dem  Baron  von  Maltzan 
überlassen  sind.  Neben  ihnen  finden  wir  dort  als  E rl en kam p' sehe  Erben  die 
von  Langermann  mit  Besitz  und  Rechten,  von  1716  an  die  von  Hacke,  die 
gleichzeitig  Passentin  und  Klein-Vielen  besitzen  (s.  o.  282.  311).  Von  1760 
an  ist  neben  Balthasar  Daniel  von  Arenstorff  Balthasar  Christoph  Vick  Mit- 
eigenthiimer  des  Gutes  und  Dorfes;  von  1790  an  hat  es  Kammerherr 
von  Plessen,  der  wegen  weiterer  Legung  von  Bauernstellen  —  heute  giebt  es 
deren  nicht  mehr  in  Peckatel  —  zu  Beschwerden  Anlass  giebt,  und  seit  1795 
sind  die  Penzliner  Freiherren  von  Maltzan  im  Besitz. 


Die  Namen  mittelalterlicher  Geistlicher  fehlen  bis  jetzt.  1568  giebt  es 
eine  Vakanz  in  den  unter  Peccatel'schem  Patronat  verbundenen  Kirchspielen 
Peckatel  und  Lütken- Vielen:  der  alte  Pastor  Er  Jochim  Schutt  (Schutt)  ist  ge- 
storben. Die  von  Maltzan,  sich  ihres  Besitzes  halber  dazu  befugt  haltend, 
setzen  Georg  Schencke  ein.  1607  aber  (vielleicht  schon  früher)  ist  Gregorius 
Reimer  Pastor  in  Peckatel,  auch  161 1  und  1616.  Ob  noch  länger?  164S 
macht  Jürgen  von  Peccatel  auf  Weisdin  den  Pastor  Augustin  Eberhard,  der 
die  Cura  der  Kirchspiele  Prillwitz,  Hohenzieritz  und  Weisdin  hat,  auch  zum 
Pastor  des  verödeten  Kirchspiels  Peckatel.  Anscheinend  aber  nur  auf  kurze 
Zeit.  Denn  1661  hören  wir  bereits  wieder,  dass  der  Peckatelsche  Pastor 
Heinrich  Eulenbrock  ein  Jahr  vorher  verstorben  sei,  und  in  Folge  davon  ist  ■ 
1664  abermals  die  Rede  von  einer  Verbindung  der  Kirchspiele  unter  dem 
noch  amtierenden  Pastor  Eberhard  in  Prillwitz.  Zwischen  1696  und  1726  ist 
Michael  Christoph  Haselberg  als  Pastor  zu  Peckatel  und  in  den  Filialen  Liepen 
und  Langhagen  nachzuweisen.  S.  Glocke  in  Liepen.  Er  lebt  aber  anscheinend 
bis  1737.     Seine  Wittwe  wird   noch    1750   genannt.     Von    1737  bis   1749   (in 


320  AMTSGERICIITSBEZIRK    PENZI.IN. 

der  Zeit  der  Leopoldinischen  Wirren)  ist  anscheinend  Vakanz.')  1750  heisst 
der  Pastor  Joh.  Jakob  Barkow  (-J-  vor  1804).  Ihm  wird  1781  der  Sohn  Friedr. 
Wilhelm  Barkow  an  die  Seite  gegeben  (f  vor  1824).     Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  gewölbter  gothischer  Neubau  von  1862, 
mit  einem  östlichen  Polygonalschluss  aus  dem  Zwölfeck.  Nach  aussen  hin 
sind  Chor  und  Schiff  unter  einen  First  gebracht. 


.Si>ittgolhi»iches  Tri[il)-chon. 

Triptychon.  Auf  dem   Altar   ein   spätgothisches  Triptychon    des   XV.  Jahrhunderts. 

Im  Mittelschrein   die  drei  Gestalten   des  hl.  Dionysius,   der  hl.  Maria  mit  dem 
Kinde   und   der  hl.  Katharina.     In   den  Flügeln   die   zwölf  Apostel.     Die  Pre- 
Wappen.     della  ist  neu.  —  In  den  Fenatern  des  Chors  sieben  MALTZAHN'sche  Familien- 
Wappen,  andere  in  anderer  Ausführung  am  herrschaftlichen  Stuhl. 

')  Sluhr,    M.  Jalirb.  I.X,  S.  ^0. 


GUT   UND    KIRCHDORF   PECKATKt..  ^21 

Im  Thurm   drei    Glocken.     Die   grössere   (Dm.  0,94  m)   aus   dem    XV.    Glocken. 
Jahrhundert  zeigt  im  oberen  Felde  zweimal  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  unter 
gothischen  Baldachinen  und  drei  münzartige  Rundbilder- Abdrücke.  —  An  der 
zweiten    Glocke    (Dm.  0,70  m)   sieht   man   am    oberen    Ringe   eine   Reihe   zum 
Theil  missverstandener  gothischer  Minuskeln: 

MiltOüQ.O.tO.U 

auf  deren  Entzifferung  wir  verzichten.  Im  Felde  zwei  kleine  Reliefbilder  von 
Monstranzen  und  ein  Heiligenbild  in  gothischer  Nische.  —  An  der  kleinen 
Glocke  das  Hacke'sche  Wappen  und  die  Inschrift:  WILHELM  OTTO  VON 
HAKE  ERBHERR  VON  KLEIN  VIHLEN  UND  PECCATEL  PATRON  DER  KIRCHE 
ZU  PECCATEL  .  _  L  •  J  •  BARKOW  PASTOR.  Unten:  FECIT  C  •  D  •  HEINTZE 
1767. 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  des  XVIII.  Jahrhunderts,  Kleinkunst- 
auf rundem  Fuss.  An  der  Kupa  das  Bülow-Buch'sche  Allianzwappen  mit  werke. 
den  Initialen  O  •  V  •  B  •  Als  Stadtstempel  zweimal  ein  dreithiirmiges  Thor 
und  als  Meisterzeichen  die  Initialen  V.  R.,  dazu  ein  Topf  mit  drei  Blumen. 
An  der  zugehörigen  Patene  ein  anderes  Allianzwappen,  das  des  Mannes  ein 
leeres  Feld,  das  der  Frau  das  Bülow'sche,  daneben  die  Initialen  G»J« 
V  •  B  •  Werkzeichen  fehlen.  —  3.  Kleiner  zinnerner  Krankenkelch,  ohne 
Inschrift  und  Werkzeichen.  —  4.  Grössere  zinnerne  Patene.  Als  Stadtzeichen 
ein  dreithiirmiges  Thor  und  als  Meisterzeichen  die  Initialen  C.  H.  —  5 — 8. 
Kelch,  Patene,  Ciborium  und  Weinkanne,  gestiftet  von  HANS  VON  PLESSEN 
auf  Damshagen  und  INA  VON  PLESSEN,  geb.  VON  BRANDENSTEIN,  bei 
Erbauung    der    Kirche    in    den    sechziger   Jahren    des    XIX.  Jahrhunderts.   — 

9.  Silberne  ovale  Oblatenschachtel,  auf  der  Unterseite  der  Name  des  Stifters 
ERNST  JACOB  VICK  1770.  (S.  o.)  Als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor, 
und    als  Meisterzeichen    der   Buchstabe  S.     (Der   Lieper  Filiale   gehörend.)  — 

10.  Messingene  Taufschale,  neu.  —  11 — 18.  Acht  Zinnleuchter  aus  dem  XVII. 
und  XVIII.  Jahrhundert.  Stifternamen:  i.  B  •  V  •  A  •  1685;  2.  ELISEBETH 
ALGRIM  1686;  3.  JOCHIM  WADE  1703;  4.  JOCHIM  PRÄGST  1712;  5.  G  •  V* 
H  •  B  •  C  •  V  •  P  •  ANNA  LUCIE  VON  B  •  1700;  6.  CATARINA  DOROTEA  RID- 
DEN  1717;  7.  FRIDERICH  HOTH  1721;  8.  OTTO  FRIDERICH  FRANCK  1774. 
Fast  bei  allen  ein  dreithürmiges  Thor  als  Stadtzeichen. 

Das  dreithürmige  Thor  wird  daher  wohl  auf  Arbeiten  aus  Neubranden- 
burg  weisen,  wenngleich  auf  Glocken  nicht  übersehen  werden  darf,  dass  es 
dort  als  Stadtzeichen   des  Friedländer  Giessers  Begun  vorkommt. 


21 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZL1N. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Liepen.*) 

|ffl|jit  Besitz  und  Rechten  im  Dorf  treffen  wir  im  XIV.  und  XV.  Jahrhundert 
^*"  die  alten  ritterbürtigen  Familien  der  Peccatel,  Plasten,  Gelder,  Schwerin 
und  Stalbom,  und  im  XVI.  Jahrhundert  ausser  den  Söneke  auch  die  der 
Heidebreck  an,  deren  aus  achtund/wanzig  Hufen  bestehendes  Eigenthum  am 
12.  September  1505  als  herzogliches  Lehn  an  Berend  Maltzan  übergeht.*)  Der 
Maltzan'sche  Besitz  kommt  1556  wtederkäiiflich  an  den  Herzog  Johann  Albrecht 


Blick  auf  die  Kirche  zu  l.iepen. 

(es  sind  die  genannten  achtundzwanzig  Hufen  sanimt  den  dazu  gehörenden 
acht  Bauernhöfen  und  zwei  Käthen);  der  Peccatel'sche  Besitz  aber,  welcher 
ursprünglich  der  grösste  gewesen  zu  sein  scheint,  schwindet  durch  Verkauf 
und  Verpfandung,  wenngleich  Anrechte  und  Ansprüche  nicht  bloss  1569  und 
1620,  sondern  auch  noch  1727  von  einzelnen  Mitgliedern  der  Familie  erhoben 
und  geltend  gemacht  werden.  Im  Uebrigen  sind  es  in  der  zweiten  Hälße  des 
XVI.  und  nachher  im  XVII.  Jahrhundert  ausser  den  von  Maltzan,  deren  Besitz 

')  13  km  sUd südwestlich  von  Penilin.  Mit  dem  altslavischen  Wort  »lipa  =  linde«  von 
Kuhnel  verbunden:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  84.  Uarnach  ungeßjhr  soviel  wie  >l.indenhof<.  Vgl. 
I  Lindenbeck". 

•]  Bis  jelit  nicht  gedruckte  Urkunden  von  1386,  1389  und  1437  im  Grossh.  Archiv.  Vgl. 
A.  Graf  von  Bernstorff,  M.  Jahrb.  LIX,  .S.  311.  —  Lisch,  Geschl.  Maltzan  IV,  S.  363  (Urkunde 
UCCLXXXVIII). 


GUT  UND   FILIAL- KIRCHDORF  LIEFEN. 


323 


bald  wieder  auftaucht,  besonders  die  von  Holstein,  Hans  von  Schulz -Pieverstorf 
und  Jürgen  von  Blankenburg-Prillwitz,  die  bald  mit  diesen,  bald  mit  jenen 
grösseren  und  kleineren  Antheilen  an  Liepen  genannt  werden.  An  deren 
Stelle  treten  im  XVIII.  Jahrhundert  zuerst  die  von  Langermann,  dann  von 
17 16  an  die  von  Hacke,  und  von  1790  an  der  Kammerherr  Karl  Hartwig  von 
Plessen;  endlich  im  XIX.  Jahrhundert  18 10  Graf  Blumenthal,  1835  Hermann 
Jahn,  1842  Friedr.  Dudy,  1850  Karl  Erichson,  1854  Ernst  Christian  Samuel 
Schwabe,  1878  Emil  Glantz,  1880  Ferd.  Schmidt,  und  von  1884  an  die  von 
Kap-herr. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Peckatel.  Im  Visitations- 
protokoll von  1661  heisst  es,  das  Kirchlehn  gehöre  von  alten  Zeiten  her  denen 
von  Peccatel,  jetzt  aber  (1661)  hätten  es  die  von  Maltzan  sich  angeeignet. 
Seitdem  haftet  das  Patronat  am  Besitz  des  ritterschaftlichen  Bauerndorfes,  das 
heute  fünf  Erbpächter  zählt. 

Kirche.  Neugothische  Kirche,  aus  Feldsteinen  und  Ziegeln  aufgeführt,  Kirche, 
vom  Ende  des  XIX.  Jahrhunderts,  mit  einem  kleinen  gewölbten  Chor  von 
rechtwinklicher  Anlage  und  einem  breiteren  und  höheren  Schiff,  das  mit  einer 
der  Dachkonstruktion  sich  anschliessenden  Eindeckung  versehen  ist.  Der 
schmälere  Thurm  trägt  einen  Pyramidenhelm.  Die  innere  Einrichtung  ist  ohne 
Bedeutung. 

Die  einzige  Glocke  der  Kirche  ist  1723  von  dem  Giesser  Michael  Begun      Glocke, 
zur  Zeit   des  Pastors  MICH  •  CHPH  •  HASELBERG  in  Peckatel   und  unter  dem 
Patronat  des  FRIDERICH   WILHELM   VON    HACKE  gegossen  worden. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silberner  Kelch  ohne  Inschrift  und  Zeichen,  Kleinkunst- 
von  1857.  An  der  Patene  der  werlesche  Stierkopf  und  der  Meisterstempel  werke. 
DP.*)  —  3.  Taufbecken  von  Messing.  —  4 — 6.  Drei  zinnerne  Leuchter.  Der 
erste  gestiftet  von  DOROTHEA  ELISABETH  JULIANE  GUNDLACH  1751,  der 
zweite  von  CHRISTIAN  LANG  1751,  der  dritte  von  JOHAN  CASPER  ANDREAE 
1698.  An  dem  ersten  als  Stadtzeichen  ein  dreithürmiges  Thor  und  als 
Meisterstempel  die  Initialen  C  H  mit  der  Jahreszahl  17  .  .  Die  beiden  letzt- 
genannten haben  keine  Stempel. 


*)  Oblatenschachtel  schon  bei  Peckatel  genannt  (S.  321). 


21* 


324 


AMTSGERICHTSBEZIRK   PENZLIN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Kraase.') 

|ie  drei  ältesten  Urkunden,  welche  vom  Dorfe  Kraase  handeln,  erbringen 
den  Beweis,  dass  das  schon  im  frühen  Mittelalter  der  Parochie  Varchentin 
zugewiesene  Dorf  Kraase  der  Diöcese  Schwerin  angehört.*)  Das  Schweriner 
Domkapitel  bestätigt  nämlich  am  19.  Juni  1286  dem  Bützower  Kollegiatstift 
unter  andern  Gütern  auch  sieben  Hufen  in  »Crasec,  welche  Bischof  Hermann 
(1262 — 92)  dem  Stift  für  Messelesen  in  der  Kapelle  der  bischöflichen  Burg 
(pro  missa  in  Castro  perpetuo  celebranda)  vermacht  hatte.  Bischof  Gottfried  I., 
der  Nachfolger  (1292 — 13 14),  trifft  nun  des  Weiteren  die  Bestimmung,  dass 
drei  von  ihm  geschaffene  und  mit  den  Zehnten  aus  Kraase  bewidmete  kleinere 
Bützower  Dompräbenden,  auf  deren  Verbesserung  durch  weitere  fromme  Stif- 
tungen er  vergeblich  gehofft  hat,  schrittweise  wieder  eingehen  sollen.  Indessen 
zwanzig  Jahre  später,  den  22.  Juni  1333,  als  Zeiten  und  Verhältnisse  besser 
geworden  sind  (postquam  intelleximus  redditus  prebendales  canonicorum 
Butzowensis  ecclesie  in  tantum  excrevisse,  quod  cet.),  ruft  Bischof  Ludolf 
(133 1  — 1339)  mit  diesen  Einkünften  des  Stiftes  eine  neue  Domherren -Präbende 
ins  Leben.  Wann  die  Kirche  oder  Kapelle  in  Kraase  gegründet  worden, 
wissen  wir  nicht,  anscheinend  noch  im  XIII.  Jahrhundert.  Wenigstens  weist 
der  Feldsteinbau  auf  diese  Zeit.  Das  Filial -Verhältniss  zur  Kirche  in 
Varchentin  aber  ist,  wie  die  letztgenannte  Urkunde  erkennen  lässt,  so  alt  wie 
die  Kirche  selber. 

Aus  dieser  Urkunde  ist  zugleich  zu  ersehen,  dass  es  deutsche  Bauern 
sind,  die  das  Dorf  bewohnen.  Das  Lehn  des  Dorfes  aber  hat  am  Ende  des 
XVI.  Jahrhunderts  die  alte  ritterbürtige  Familie  der  Rostke  oder  Rostock,  die 
ausserdem  in  den  Dörfern  Schlön  und  Varchentin  begütert  ist.  Die  Rostke 
sind  auch  die  Inhaber  des  Kraaser  Kirchlehns.  (S.  o.  S.  212  bei  Varchentin.) 
Zu  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts  haben  auch  die  in  den  Besitz  von  Varchentin 
gekommenen  Kruse  einen  Antheil  an  Kraase.  Als  Pfandbesitzer  treten  nach 
einander  ferner  die  Stoislaf,  Kamptz  und  Ferber  in  die  Rostke'schen  Antheile 
ein.  So  kommt  es,  dass,  obwohl  noch  im  Jahre  1639  der  König  Christian 
von  Dänemark  fiir  die  Erhaltung  und  Anerkennung  der  Lehns  -  Ansprüche  der 
Rostke  eintritt,  die  genannten  Güter  und  Dörfer  allmählich  aus  ihren  Händen 
kommen.  1674  bitten  Joh.  Rostke's  Vormünder  um  die  landesherrliche  Ge- 
nehmigung zur  Verpfandung   des  Gutes  und  Dorfes  Kraase  an   den  Lehnrath 


^)  15  km  westnordwestlich  von  Penzlin.  Grase,  Craze,  Krase  sind  die  Formen  des  Namens 
im  XIII.  und  XIV.  Jahrhundert,  die  Ktthnel  auf  das  altslavische  Wort  »krasa  =  Schönheit«  zurück- 
fuhrt und  als  Personen-Namen  gedeutet  wissen  will:  »die  krasa«.  Also  ungefähr  soviel  wie 
»Schöndorf  oder  Schönberge. 

«)  M.  U.-B.  1852.  3713.  5433. 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF  KRAASE.  325 

Dr.  juris  Ferber.  Der  Ferber'sche  Pfandbesitz  verwandelt  sich  1693  in  ein 
Allod  (s.  o.  S.  212)  und  1701  wieder  rückwärts  in  ein  Lehn  mit  einem  an- 
geschlossenen Revers  über  den  Verzicht  auf  die  hohe  Jagd.  Zwar  meldet 
sich  1702,  und  ebenso  17 14  noch  einmal,  Kaspar  Christoph  Rostke  mit 
Muthungen  seiner  alten  Familien -Lehne,  aber  ohne  praktischen  Erfolg.  Kraase 
bleibt  bis  1756  in  Ferber'schen  Händen.  Als  Ferber'sches  Gut  wird  es  von 
1738  an  an  den  seit  1721  angestellten  Verwalter  Peter  Langhoff  verpachtet. 
1756  wird  es  Klinggräff 'scher,  1808  Gentzkow 'scher  und  184S  Lemcke'scher 
Besitz. 

Kapelle.  Die  Kapelle  ist  ein  alter  Feldsteinbau  vom  Ende  des  XIIL  Kapelle. 
Jahrhunderts  in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  Beide  Giebel  aber  sind  in 
Fachwerk  aufgeführt.  In  seiner  Ursprünglichkeit  erhalten  ist  das  kleine  schmale 
frühgothische  Eingangsportal  auf  der  Südseite,  ein  anderes  im  Westen  ist  zu- 
gesetzt. Im  Innern  eine  flache  Balkendecke.  Vor  dem  Südportal  eine  alte 
Kornquetsche  von  Granit  als  Weih  Wasserbecken.  Ein  Thurm  ist  nicht  vor- 
handen, dafür  steht  südwestlich  von  der  Kirche  ein  freier  Glockenstuhl. 

Die    innere   Einrichtung    ist    ohne    Bedeutung.     Der   Predigtstuhl   der  Innere  Ein 
Kanzel  steht  ebenso  wie  der  in  Varchentin  auf  einem   gemauerten  Steinblock,      richtung. 
Auf  dem  Schalldeckel   fünf  Schnitzfiguren   aus  einem   ehemaligen  gothischen     Schnitz- 
Triptychon.     Der   grösste  Theil    dieser  Triptychon- Figuren  aber   steht  in  der      figwren. 
inneren    westlichen   Portalnische.     Oberhalb    des    herrschaftlichen    Stuhls    fünf 
kleine    Epitaphien    des    XVIII.  Jahrhunderts,    welche  der    Familie  LANG  HOFF 
angehören  (s.  o.). 

Im  freistehenden  Glockenstuhl  hängen  zwei  Glocken,  von  denen  die  eine     Glocken. 
1787   von   J.  C.  Meyer,    die  andere  1841    von  Jllles  in   Waren   gegossen   ist.^) 

Kleinkunstwerke.     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,  ge-  Kleinkunst- 
stiftet laut  Inschrift  1796  von  CHRISTIAN   CARL  BREMER.     Als  Stadtzeichen      werke, 
das   dreithürmige  Thor  von  Neubrandenburg,   und   als  Meisterzeichen  die   Ini- 
tialen C  O;     Patene    ebenso.    —    34.   Oblatendose    und    Kanne   sind    beide 
neu  und  haben  den  Stempel  W  M  F  M. 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Malchow. 


*)  Nach    dem  Inventar    von   181 1    hatte    ihre  Vorgängerin    die  Namen  des  Karl  von  Kling- 
gräff und  des  Gustav  Langhoff. 


Wick  auf  die  Sladi  War 


Amtsffericlitsbezirk  Waren. 


Die  Stadt  Waren/) 

leschichte  der  Stadt.     Am   5   Mai   1402    legen  Probst   und  Prior  des 

Klosters  Hroda  den  Fürsten  Nikolaus  und  Christoffer  von  Wenden 
eine  angeblich  von  Fürst  Nikolaus  I.  am  24,  April  1230  aus- 
gestellte Urkunde  vor,  an  deren  Echtheit  jene  nicht  zweifeln.*)  Sie  bestätigen 
diese  Urkunde  in  gutem  Glauben,  und  in  Folge  dessen  versagen  ihr  auch  die 
mecklenburgischen  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  achlzig  Jahre  später,  nämlich 
den  20.  Juni  1482,  durchaus  nicht  ihre  Anerkennung,')  Indessen  diese  Urkunde 
ist,  wie  andere  zweiTellos  echte  Urkunden  vom  23.  April  1273,  30.  Juli  1304 
und  14.  März  1331  leicht  erkennen  lassen,  eine  Fälschung,  womit  die  Landes- 
herren vom  Kloster  hintergangen  werden,  um  durch  eine  unwahre  Zusammen- 
wiirfelung  geschichtlicher  Thatsachen  einen  Theil  des  Klosterbesilzes  älter  zu 
machen,  als  er  war,  und  den  anderen,  der  einstmals  vorhanden,   dann  aber  in 

I)  Die  ältere  Form  hx  Warne.  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XLVl,  S.  :5s.  fasst  den  Nnmen  als 
Personen  -  Namen  anf  und  deutet  ihn  auf  >die  Varn-,  Vamnc  Zugteich  erinnert  er  an  den  alt- 
slavischen   Worlstamm  vrsnü  =  schwan,   Rabe,  vrana  Krähe. 

')  M-  U.-lt.  377. 

•)  M.  Jahrb.  lEI,  S.  209. 


GESCHICHTE   DER   STADT   WAKEN.  327 

aller    Form    Rechtens    aufgegeben   war,    aufs    Neue    als    zu    Recht    bestehend 
erscheinen  zu  lassen.^) 

Von  diesem  Lug  und  Trug  des  Klosters  Broda  wird  auch  die  Stadt 
Waren,  oder  genauer  gesagt,  ihre  dem  hl.  Georg  geweihte  Hauptkirche  be- 
troffen, und  die  urkundliche  Geschichte  beider,  von  Stadt  und  Kirche,  hebt  in 
unschöner  Weise  damit  an.  Denn  wenn  es  in  diesem  Machwerk  mit  dem 
Datum  des  24.  April  1230  heisst,  dass  das  Kloster  die  Kirche  zu  Waren  mit 
dem  Dorfe  Schwenzin  und  dem  Aalfange  jede  zehnte  Nacht  in  den  drei 
oberen  Wehren  zwischen  der  Müritz  und  dem  Kölpin-See  als  für  alle  Zeiten 
bei  der  Kirche  verbleibenden  Besitz  sein  Eigenthum  nenne,  so  ist  das  nicht 
seit  dem  24.  April  1230  (oder  gar  noch  viel  länger,  wie  die  Fälschung  glauben 
machen  will),  sondern  thatsächlich  erst  seit  dem  23.  April  1273  der  Fall,  an 
welchem  Tage  Fürst  Nikolaus  I.  von  Werle  dem  Kloster  Broda  den  wirklichen 
Besitz  in  seinem  Gebiete  anweist  und  bestätigt.  Aber  man  sieht,  dass  der 
Text  der  echten  lateinischen  Urkunde  von  1273:  ....  assignavimus  et  con- 
tulimus  ecclesie  Brodensi  perpetuo  et  libere  possidenda:  ecclesiam  Warne, 
villam  Svansin  cum  mansis  quindecim,  in  tribus  capturis  superioribus  etiam 
noctem  decimam  in  captura  anguillarum  inter  stagnum  Muriz  et  aquam  que 
Colpin  puplice  nuncupatur  .  .  .  für  die  untergeschobene  spätere  Fälschung 
benutzt  ist:  ...  .  dat  wy*)  na  vthwysinge  older  breue  der  heren  van  deme 
Brode,  de  se  vor  vns  ghehat  hebben,  scen  vnde  höret  hebben,  gheuen  vnde 
voregeuen  eem  vnde  eren  ewigen  nakomelynghen :  de  kerke  to  Warne  myd 
deme  to  Swansyn  dorp  vnde  Schede  mit  voeftheyn  huuen,  de  theynde  nacht 
in  den  bouensteen  dren  aleweren  tusschen  der  Muretzenn  vnde  deme  Colpyne 
ewighen  by  der  kerken  tho  bl inende  ....  Und  wenn  ferner,  was  in  dem 
vorliegenden  Falle  die  Hauptsache  ist,  die  falsche  Urkunde  zu  erweisen  sucht, 
dass  ausser  dem  Kirchlehn  zu  Gross- Lukow  (bei  Pcnzlin),  das  thatsächlich 
erst  am  30.  Juli  1304  an  das  Kloster  kommt,  auch  die  Patronate  der  Kirchen 
zu  Falkenhagen  (mit  der  Filial- Kapelle  zu  Alt-Schönau),  Federow  (mit  der 
Filial- Kapelle  zu  Kargow)  und  Schlön  schon  vor  1230  des  Klosters  Eigenthum 
gewesen  seien,  so  ist  der  wahre  Sachverhalt  der,  dass  diese  ebengenannten 
Kirchenpatronate  erst  am  14.  März  1331  aus  dem  Besitz  des  Landesherrn,  des 
Fürsten  Johann  II.  von  Werle,  an  das  Kloster  übergehen,  und  zwar  dadurch, 
dass    das   Kloster    dafiir    das   Patronat    über    die   Hauptkirche   zu  Waren   und 


*)  M.  U.-B.  1284.  2945  5226.  Besonders  wichtig  ist  die  Anmerkung  von  Wigger  zu 
Urkunde  1284.  —  Boll,  Chronik  von  Neuhrandenlnirg,  S.  321/23,  hält  auch  die  Beurkundung 
vom  5.  Mai  1402  durch  die  Fürsten  Nikolaus  und  Christoffer  für  eine  Fälschung.  Wenn  er  mit 
dieser  Annahme  Recht  haben  sollte,  dann  wäre  die  Täuschung  nicht  schon  1402,  sondern  erst 
I482  gelungen,  als  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  sich  darauf  einliessen,  dem  Kloster  die 
Urkunde  von  1230  und  auch  die  Bestätigung  von  1402  zu  beglaubigen.  Wir  geben  zu,  dass  es 
sich  so  verhalten  haben  kann;  es  bleibt  aber  auch  die  andere  Möglichkeit  von  Bestand,  welcher 
wir  am  Anfange  unseres  Textes  Ausdruck  gegeben  haben. 

•)  So  lässt  das  Kloster  >heer  Niclaus  van  godes  gnaden  here  to  Werlle«  schon  1230 
sprechen.  Ob  dieser  Fälschung  in  niederdeutscher  Sprache  noch  eine  lateinische  voraufging  oder 
nicht,  .spielt  für  die  Fragen,  auf  die  es  ankommt,  keine  Rolle. 


328  AMTSGERICHTSBEZIKK   WAREN. 

deren  Eigenthum  in  Schwenzin  und  in  der  Reke  (dem  Abfluss  der  Eide  aus 
der  Müritz  in  den  Kölpin-See)  mit  ausdrücklicher  Zustimmung  des  Bischofs  zu 
Schwerin  sowie  des  Bischofs  und  Domkapitels  zu  Havelberg  an  den  Landes- 
herrn zurückgiebt.  ^)  Des  Pudels  Kern  in  dieser  offenbar  erst  lange  nach 
1331  angefertigten  Fälschung  ist  also  eigentlich  der,  dass  das  Kloster  auf 
eine  bequeme  Art  in  den  Besitz  der  möglicherweise  etwas  zu  billig  weg- 
gegebenen fetten  Pfründe  des  heiligen  Georg  zu  Waren  zurückgelangen  möge. 
Dass  ihm  dies  aber  für  die  letzten  Zeiten  seines  Bestandes  gelungen  ist,  be- 
weisen die  schon  genannten  Konfirmationen  vom  20.  Juni  1482  durch  die 
Landesherren  und  vom  27.  Oktober  1500  durch  Papst  Alexander  VL*) 

Im  (Jebrigen  gehört  die  Stadt  Waren,  deren  Gründungsjahr  unbekannt 
ist,  wahrscheinlich  aber  gleich  dem  vieler  anderer  Städte  des  Landes  ins  dritte 
Jahrzehnt  des  XIII.  Jahrhunderts  fallen  wird,  zur  Diöcese  Schwerin  und  ist 
schon  frühe  vom  XIII.  Jahrhundert  her  bis  zur  Reformation  hin  der  Sitz  eines 
Archidiakonats.^)  Aber  verhältnissmässig  ausserordentlich  klein  ist  der  Vorrath 
von  Urkunden  zur  Geschichte  der  eigentlichen  städtischen  Entwicklung.  Und 
doch  muss  dieser  Urkundenschatz  einmal  sehr  gross  gewesen  sein,  wenn  man 
die  ungewöhnliche  Ausdehnung  des  städtischen  Gebietes  und  den  stattlichen 
Besitz  von  Pachthöfen,  Waldungen,  Wiesen  und  Gewässern  überblickt,  der  den 
von  Parchim  überragt  und  nur  hinter  dem  von  Rostock  zurückbleibt.  Es  ist 
somit  nicht  möglich,  von  dem  Wachsen  des  Kommunalvermögens  der  Stadt 
im  Mittelalter  ein  solches  Bild  zu  gewinnen,  wie  es  sich  von  anderen  Städten 
zeichnen  lässt.  Als  schwacher  Ersatz  dafür  hat  sich  in  der  Chronik  des 
Kirchberg  ein  anderes  Geschichtsbild  erhalten,  das  der  unfreiwilligen  Theil- 
nahnie  der  Stadt  an  jenen  Kriegswirren,  welche  nach  dem  werleschen  Vater- 
morde im  Jahre  1291  entstehen.  Es  ist  jene  ausgeschmückte  Erzählung  von 
der  Einnahme  der  Stadt  durch  den  jungen  Fürsten  Heinrich  den  Löwen  von 
Mecklenburg,  der  sich  aus  politischen  Gründen  auf  die  Seite  der  vertriebenen 
Vatermörder  gestellt  hatte,  und  von  der  Ueberrumpelung  der  Leute  Heinrichs 
des  Löwen  in  der  Stadt  durch  einen  bei  Nachtzeit  ausgeführten  Ueberfall  von 
der  Wasserseite  her,  den  Fürst  Nikolaus  von  Parchim,  der  Gegner,  zusammen 
mit  den  zu  Schiffe  herangekommenen  Bürgern  von  Röbel  und  Plan,  und  an- 
scheinend auch  mit  der  ihm  zugethanen  grösseren  Partei  in  der  Stadt  selbst, 
glücklich  ausführt.*) 


^)  M.  U.B.  5226  und   5247. 

-)  M.  Jahrb.  III,  S.  206 — 210.  229/30. 

")  M.  U.-B.  1451.  2016.  2507.  2508.  761 1.  8402.  9794.  9837.  10254.  10551.  —  Eine  ander- 
weitig, bei  Klüver,  Beschreibung  Mecklenburgs,  Bd.  II,  S.  632,  mit  dem  Datum  des  24.  Juni  1272, 
und  im  Warener  Wochenblatt  von  184 1,  Nr.  7,  mit  dem  Datum  des  22.  Juli  1271,  genannte  Urkunde 
über  städtische  Privilegien  und  Gerichtsbarkeit  scheint,  wenn  sie  überhaupt  jemals  vorhanden  war, 
nicht  wieder  aufgefunden  zu  sein.  Das  meckl.  Urkundenwerk  enthält  sie  nicht.  Auch  verweist 
Dankert  auf  eine  Bestätigung  dieser  Urkunde  durch  eine  am  Abende  der  hl.  drei  Könige  des  Jahres 
1464  erlassene  Urkunde,  welche  dem  Verfasser  ebenfalls  nicht  bekannt  geworden  ist. 

*)  Kirchberg  bei  Westphalen,  Mon.  ined.  IV,  831/32.  Nach  einer  späteren  Version  der  Sage 
auch    mit    Bürgern    aus   Malchow.     Vgl,   >Cieschichtliche    Nachrichten    über    die    Stadt    Waren«    im 


GESCHICHTE   DER  STADT   WAREN.  329 

Von  den  grösseren  Gebietserwerbungen  der  Stadt  sind  nur  die  nach- 
folgenden mit  untrügerischen  Urkunden  zu  belegen: 

1.  Der  Warensche  »Wohld«  noch  vor  dem  Jahre  1292,  wie  aus  einer 
Bestätigungsurkunde  des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  von  diesem  Jahre  deutlich 
hervorgeht.  Es  ist  dies  das  ganze  Waldgebiet,  das  ostwärts  von  der  Müritz 
bis  nach  Speck  und  Boek  hinunter  reicht.  Die  Urkunde  selbst  bezeichnet  ihn 
als  jenes  Wiesen-,  Weide-  und  Wald -Land,  das  begrenzt  wird  von  den  Dörfern 
Schönberg,  Federow,  Jamen,  Paletze,  Speck  und  Boek,  von  denen  Schönberg, 
Jamen  und  Paletze  nicht  mehr  vorhanden  sind.*) 

2.  Durch  Kauf  von  den  werleschen  Fürsten,  den  Brüdern  Günther  und 
Johann  am  10.  März  1306  die  Pachte  von  der  Müritz  und  dem  Feisneck-See 
(.  .  .  dat  wy  von  vnsem  freien  willen,  besunderen  ock  vth  ripem  rade  vnsere 
belebenden  manne,  der  gemeinheit  der  borgere  tho  Warnne  die  inboringe  ifft 
pechte  der  vnderschreuenn  sehen,  alse  Müritz  vnd  Vehessnick,  redelick  verkofft 
hebbenn  vor  driehundert  marck  wendischer  penninge,  ock  den  suluesten  ge- 
geuen  hebben  die  macht  tho  viskennde  in  den  sehen  mit  twen  waden  vnd 
netten,  ock  andern  instrumenth(en)  vnd  thowen,  mit  welckern  viscke  mögen 
gefangen  werden,  allenthaluen,  wor  idt  ehn  in  den  wateren  euenst  kumpt .  .  .).^) 

3.  Der  Ankauf  des  Dorfes  Glewest  mit  der  von  den  Landesherm,  den 
Fürsten  Johann  II.  und  Johann  III.  gewährten  Befugniss,  es  zum  Stadtfelde  zu 
legen:  (.  .  .  wen  sze  szick  (sc.  radtmannen  vnnde  menheit  vnserer  Stadt  Warne) 
vthgekoft  hebben  de  erfflicheit  der  inwanere  desz  sulften  dorpps,  dene  mögen 
sze  de  erfflickheit  tobreken  vnde  gruntliken  vorstoren,  alzo  dat  sze  edder  ere 
nauolgere  nicht  scholen  dessze  gesechte  erfflickheit  vnnde  worde  ofte  ackere 
desszeme  dorpe  vorgesecht  beieggen  namalsz  bogaden,  men  dit  vorgenomede 
dorpp  vnnde  andere  dink,  darbii  bolegen  szint,  scholen  ewich  blyuen  woste .  .  .).^) 

4.  Der  Ankauf  des  Dorfes  Falkenhagen  aus  den  Händen  des  Klaus 
Kamin  am  6.  December  1427.*) 

Das  ist  alles,  was  wir  in  dieser  Richtung  erfahren.  Es  fehlt  vieles,  so 
z.  B.,  um  nur  eins  zu  nennen,  eine  Nachricht  darüber,  wann  das  einstmals  vor 
dem  »Neuen  Thor«  gelegene  Dorf  Melz  (Melist),  über  dessen  Zehnten  der 
Domherr  Erpo  zu  Schwerin  am  8.  September  1284  und  der  Bischof  Hermann 


Warener  Wochenblatt  des  Jahres  1841,  von  Nr.  5  bis  Nr.  22  und  1842,  Nr.  i  bis  Nr.  7.  Der 
Verfasser  nennt  sich  nicht.  Es  ist  aber  bekannt,  dass  es  der  emeritierte  Kirchenrath  Joh.  Karl 
Christian  Dankert  ist,  der,  zu  Anfang  der  vierziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  bei  Hofrath  Schmidt 
in  Waren  als  Hauslehrer  thätig,  später  Pastor  in  Schorrentin  war.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VllI  B, 
S.  122,  Anmkg.  —  Bachmann,  landeskundl.  Literatur,  S.  471  (Nr.  5426).  —  Walter,  Unsere  Landes- 
geistlichen, unter  Schorrentin. 

*)  M.  U.-B.  2161.  Schönberg,  ehemaliges  Dorf  zwischen  Federow  und  Waren,  noch  1395 
genannt.  —  Jamen  an  der  Kederang- Bucht,  noch  in  Akten  des  XVL  Jahrhunderts  genannt.  Vgl. 
den  Jambke-See  auf  der  Schmettau'schen  Karte.  —  Paletze,  östlich  von  Jamen;  doch  scheint  in 
der  Feldmark  nichts  mehr  an  diesen  Namen  zu  erinnern.     Vgl.  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  218. 

«)  M.  U.-B.  3071. 

*)  M.  U.-B.  4584. 

*)  Noch  nicht  gedruckte  Urkunde  im  Grossh.  Archiv  zu  Schwerin. 


330  AMTSGERICIITSBEZIRK   WAREN. 

von  Schwerin  am  6.  April  1289  Verfügungen  treffen,  das  nachher  im  XIV.  Jahr- 
hundert zu  öfteren  Malen  genannt  wird  und  noch  1379  einen  Schulzenhof  hat, 
den  F'ürst  Bernhard  von  Werle  und  seine  Gemahlin  Elisabeth  am  25.  April 
dieses  Jahres  dem  Arnd  Boseke  überweisen,  eingegangen  und  zur  Stadtfeldmark 
gelegt  worden  ist.^)  Andererseits  darf  aber  auch  nicht  übersehen  werden,  dass 
die  städtischen  Zeitpachthöfe  »Jägerhof«  zwischen  den  beiden  Höfen  Falken- 
hagen und  Alt- Falkenhagen,  ferner  der  zunächst  östlich  an  Falkenhagen 
grenzende  »Rüg^band«,  der  östlich  von  dem  Pfarrgut  Schwenzin  gelegene 
»Warenshof«,  der  »Müritzhof«  und  der  »Warenschc  Wold«  am  Rederang-Sce, 
sowie  endlich  das  Gehöft  »Schlamme  (noch  weiter  südlich  und  nahe  dem 
Boeker  »Schlamm«)  neue  Anlagen  innerhalb  der  städtischen  Feldmark  sind, 
deren  Namen  wir  in  dem  grossen  Schmettau  sehen  Kartenwerk  von  1788/94 
vergebens  suchen.  Diese  Höfe  gehören  nämlich  alle  mit  einander  dem 
XIX.  Jahrhundert  an  und  sind  in  ihrer  Art  Zeugnisse  des  neuen  wirthschaft- 
lichen  Aufschwunges,  den  die  Stadt  im  XIX.  Jahrhundert  genommen,  nachdem 
die  vorhergehenden  drei  Jahrhunderte  hindurch  das  Blut  in  den  Adern  gestockt 
hatte.^j  Ob  zu  den  Zeichen  des  Rückganges  in  diesen  Jahrhunderten  auch  der 
im  Jahre  1683  geschehene  Verkauf  der  Eidenburg  an  der  Reke  zwischen 
Müritz  und  Kölpin-See  durch  Bürgermeister  und  Rath  der  Stadt  Waren  an 
den  Baron  von  Erlenkamp  gerechnet  werden  müsse,  wollen  wir  dahin  gestellt 
sein  lassen,  möchten  es  aber  wohl  glauben.^) 

Verhältnissmässig  sehr  viel  reicher  ist  der  Urkundenschatz  des  geistlichen 
Wirthschaftsbetriebes  oder  der  beide  Kirchen  unter  einem  Rektorat  ver- 
einigenden Kirchenökonomie.*)  Ausser  den  Einkünften  aus  dem  schon  ge- 
nannten Pfarrgut  Schwenzin,  womit  einstmals  die  Grundlage  fiir  die  Plebanie 
in  Waren  geschaffen  wurde,  werden  folgende  Legate  und  Stiftungen  genannt: 
Im  Jahre  131 5  von  dem  Bürger  Nikolaus  van  der  Mollen  eine  Memorienstiftung 
für  den  verstorbenen  Johannes  Templin,  bestehend  in  einer  Mark  Finkenaugen 
an  den  Pfarrherrn  in  Waren  aus  vier  Hufen  des  ehemaligen  Dorfes  Schönberg; 
im  selben  Jahr  an  ebendenselben  eine  Mark  Wendisch  zu  ewigen  Zeiten  aus 
einem  Garten  vor  dem  »Alten  Thor«  vom  Bürger  Johann  Westphal  und  seiner 
wie  seiner  Frauen  Verwandtschaft;  von  demselben  We.stphal  im  Jahre  1324 
ein  ganzer  Hof  ausserhalb  des  »Neuen  Thores«  an  den  Pfarrherrn,  doch  kann 
der  frühere  Besitzer  des  Hofes,  Hermann  Krüger,  wenn  er  will,  den  Hof  für 
zehn  Mark  Finkenaugen  wieder  einlösen;  im  Jahre  1333  die  Stiftung  einer 
Vikarei  in  St.  Marien  von  den  Gebrüdern  Johann  und  Hermann  Templin  mit 
den  Einkünften  aus  drei  Melitzer  Hufen  sammt  dreissig  Joch  Landes  bei  dem 
»Möwenbruch«;  in  demselben  Jahr  an  den  Pfarrherrn  ein  Hof  ausserhalb  des 
i  Alten  Thores«  von  Joh.  Szokebandt  und  Margarethe  Knoppes  mit  Vorbehalt 
des  Niessbrauches  für  ihre  Lebenszeit;  ein  Jahr  darauf  eine  Vikarei  in  St.  Georgen 

*)  M.  U.-B.  1752.  2016.  5382.  5478.   II  193. 

*)  Vgl.  Raabe-Qiiade,   Vaterlandskunde,  T,  S.  299. 

')  Die  von  Erlenkamp  sassen  von    1674  bis   1776  auf  Vielist.     Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIll  B,  S.  123. 


GESCHICHTE   DER   STADT   WAREN.  33  I 

von   den   Brüdern  Nikolaus   und  Heinrich  Blek,    Bürgern   der   Stadt,    mit   den 
Einkünften    aus   drei   Melitzer  Hufen,   wobei    die   aus  dem   Gericht   dem   Rath 
der  Stadt   vorbehalten   bleiben,   als    Ersatz   dafür   aber   wieder   fünf  Mark   aus 
zwei   Gärten    an    der   Müritz  hinzukommen;    1340  von    dem   schon  genannten 
Nikolaus  Blek  an  St.  Georgen  zwei  Hufen   am  Vielister  Felde;    am    5.  Januar 
1350  eine  Vikarei   in  St.  Marien   von   dem   Bürgermeister  Nikolaus  von   dem 
Berge  mit  den  Einkünften  aus  drei  Hufen  und  sechs  Hausstätten  in  Varchentin, 
die  er  von  Fürst  Bernhard  von   Werle  gekauft  hat;    am    11.  März    1351    die 
Memoriensliftung    des   Warenschen    Pfarrherrn  Johann   Rambow    fiir   sich    und 
seine  Eltern   mit  einer  vom  Kloster  Malchow    gekauften   Rente  von  fünfzehn 
Mark  zwei  Schillingen,   woran  übrigens  das  Kloster  einen  Antheil  erhält;    am 
17.  Oktober  1357  an  St  Georgen  bedeutende  jährliche  Geld-  und  Kornhebungen 
von  dem  Warenschen  Rathmann  Dietrich  Mirow   aus  zwei  Hufen  in  Sommer- 
storf und    fiinf  Hufen    in    dem    ehemals    zwischen    der  Stadt    und    dem  Dorfe 
Federow  gelegen  gewesenen  Dorfe  Schönberg:    Hebungen,  die  so  ziemlich  alle 
Arten   von   Einkünften   und  Privilegien   umfassen,   wie  sie  im  Mittelalter  gang 
und  gäbe  waren,  und  für  welche  die  Bedingung  die  ist,   dass  der  Pfarrherr  in 
Waren   nach  dem  Tode  des  Mirow,   seiner  Gattin  und  seines  Sohnes,   für  die 
Seelen  der  Verstorbenen  das  ganze  Jahr  hindurch  jeden  Tag  frühmorgens,  ab- 
wechselnd die  eine  Woche  in  St.  Georgen  und  die  andere  in  St.  Marien,   eine 
Messe  lese  (pro  quibus  quidem  bonis  et  redditibus  ad  dotem  sepedicte  ecclesie, 
ut  premittitur,   appositis  rector  ecclesie  qui  pro  tempore  fuerit  per  totum  anni 
circulum   in   vna  ebdomada  in   ecclesia  sancti  Georgü  et  in  alia  ebdomada  in 
ecclesia  beate  virginis  in  Warne  continuando  omni  die  hora  matutina  vel  quasi 
ad   celebrandam   vnam   perpetuam   missam  pro   defunctis   vel   aliam   secundum 
exigenciam    diei    et    ad    memoriam    animarum    supradicti    Thidetici    Myrowen, 
vxoris  sue  Aluerik  ac   filii  sui  Hermanni  Myrowe,   in   missa  predicta  que  pro 
defunctis   dicetur   faciendam    perpetuo    est    adstrictus);     am    11.  August    1360 
durch  testamentarische  Verfügung  des  Bürgermeisters  Nikolaus  von  dem  Berge, 
des  Stifters  der  obenerwähnten  Vikarei,  an  St.  Marien  sechs  Mark  Finkenaugen 
wendischer  Münze  für  sein  Grab,  sowie  eine  Mark  Wendisch  zu  neuem  Gestühl 
und   zu  einem   eichenen  Block  oder  Armgeldskasten  in  ebenderselben  Kirche; 
am  20.  März  1378  die  Schenkung  eines  Gartens  an  die  Pfarre  zu  Waren  durch 
den    Priester    Hermann    Kriwitz;     am     13.    April    1382    die    Schenkung    der 
»Waseghen- Mühle«     an    der    Peene    zwischen    Schwastorf    und    Dratow,    mit 
Ausschluss    der    den    von  Kampz    aus    der  Mühle    zur  Zeit    noch    zustehenden 
Einkünfte,    durch    den    Pleban    Dietrich  Rulow,    der    dafür   vierteljährlich    eine 
Todtenfeier  für  sich   und  seine  Eltern  bedingt  (tho  veer  thyden  in  deme  jare, 
na   paschen,    na    sunte  Johannes   baptisten,    na  sunte  Michele,    na  wy nachten, 
myt   al   den  vicariis  vnde  capellanen,   myt  vylgen  vnde  myt  myssen  vnde  (.sc. 
we  de  kerkhere  ys)  schal  gheuen  gysliken  vicario  vnde  capellane  S0os  Lubesche 
penninghe  the  der  vylge,  dre  Lubesche  to  der  mysse,   we  dar  ieghenwardych 
is);    am    13.  März   143 1    die   Ueberweisung    von    60  Mark   Lübisch  durch   den 
Marschall    Heinrich    Maltzan    an    eine    Vikarei    in    St.  Georgen,    wofür    er    mit 


332  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

Genehmigung  des  Schweriner  Bischofs  Hermann  erblich  den  Antheil  erhält, 
welchen  die  Vikarei  bisher  an  der  Reke  bei  Eidenburg  besessen  hat;  endlich 
am  24.  Juni  1458  die  Schenkung  des  fürstlichen  Burghofes  in  der  Stadt  durch 
Herzog  Heinrich  IV.  an  St.  Marien,  sammt  der  weiteren  landesherrlichen  Ge- 
nehmigung zu  Ankäufen  von  Erb-  und  Pfandgut  im  Lande  Wenden.^) 

Zu  allerletzt  erfahren  wir  auch  noch  aus  mehreren  Schriftstücken  der 
Jahre  1586  und  1587,  dass  Heinrich  von  Below,  erbgesessen  auf  Kargow,  die 
halbe  Feldflur  Gemekenhagen,  welche  nordwestlich  von  Kargow  liegt,  von  der 
Kirche  zu  Waren  her  für  eine  jährliche  Heuer  in  Nutzniessung  hat,  und  dass 
er  von  dem  ihm  dabei  zugestandenen  Vorkaufsrecht  mit  der  Summe  von 
siebenzehnhundert  Gulden  ein  Jahr  später  Gebrauch  macht. ^)  Aber  eine  Ur- 
kunde über  den  ohne  Zweifel  sehr  viel  früheren  Zeitpunkt  dieser  Erwerbung 
durch  die  Kirche  ist  nicht  auf  uns  gekommen. 

Ausser  den  bisher  aufgezählten  Kirchen -Urkunden  giebt  es  nun  noch 
einige,  welche  geistliche  Personen  und  deren  Interessen  betreffen.  Doch  sind 
sie  privatgeschäftlichen  Inhaltes,  auf  den  es  hier  nicht  ankommt,  und  es  mögen 
daher  nur  ihrer  zwei,  die  eine  von  1439  und  die  andere  von  15 14,  genannt 
werden,  welche  erkennen  lassen,  dass  es  in  Waren  ebenso  wie  an  vielen 
anderen  Orten  während  des  Mittelalters  einen  Kaland  giebt,  zu  dessen  Auf- 
gaben bekanntlich  nicht  bloss  die  Abhaltung  von  Memorien,  sondern  auch  die 
Ausübung  von  Werken  der  christlichen  Liebe  und  Barmherzigkeit  gehört.^) 

Ueber  die  sonstige  innere  Entwicklung  der  Stadt  fliessen  die  Schrift- 
quellen älterer  Zeit  nur  äusserst  spärlich.  Von  der  Einrichtung  des  Rathes 
wissen  wir  nicht  mehr,  als  was  Monnik  im  Jahre  15 16  in  seinem  Bericht  über 
die  Gewohnheiten  der  mecklenburgischen  Städte,  der  die  Grundlage  fiir  die 
Entstehung  der  Polizeiordnung  des  Landes  abgegeben  hat,  vorbringt.  Er  sagt 
von  Waren:  Hir  sint  VII  personenn  in  deme  rade  vnd  sust  plegen  dar  XII 
tp  wesenn.  —  Die  raethkoste  deytt  eynn  nie  rathmann  nha  synen  gefallen, 
wenns  emhe  geleuett,  darto  biddet  eynn  jeder  nha  synem  willen  die  frunde 
vnnd  den  radt.  —  Item  eynn  nie  borgermeister  giflft  nicht,  kemerer  geuenn 
ok  nichts.  —  Die  raethkoste  warhet  vam  sondage  bet  vp  denn  donredag.  — 
Die  kemerer  nhemenn  in  der  Stadt  gutt  vnnd  doenn  deme  rade  reckenschop. 
—  Vann  deme  rade  vnnd  dem  kerckherrn  werdenn  geordent  vorstender  der 
gotshuser,  vnnd  die  doenn  den  suluenn  reckenschop  des  jares  eynns.*) 

Auch  die  späteren  Privilegienbestimmungen  der  Landesherm  geben  in 
dieser   Richtung   keine   Aufschlüsse   über    die  Verhältnisse    in    früherer   Zeit.^) 

*)  M.  U.-B.  3730.  3731.  4499.  5382.  5383.  5478.  6016.  7033.  8402.  8777.  11182.  II 424. 
Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  605  (Urk.  CCCCXXXVII).  Schröder,  Pap.  Meckl.,  II,  S.  2121/22. 
Dazu  ungedruckte  Urkunden  aus  dem  XV.  und  XVI.  Jahrhundert  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  176.   177. 

^)  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  124. 

*)  P.  Groth,  die  Entstehung  der  mecklenburgischen  Polizeiordnung  vom  Jahre  15 16:  M.Jahr- 
buch LVII,  S.  225. 

*)  Erhalten  sind  die  Bestätigungsbriefe  von  1549,  1588,  1609  und  1666.  Vgl.  Akten  im 
Grossh.  Archiv. 


GESCHICHTE   DER  STADT   WAREN.  333 

Als  Rechtsgrundlage  gilt  das  gemeine  Recht.  Auf  einzelne  Partikularrechte 
fällt  erst  von  1589  an  etwas  mehr  Licht.^)  Einen  Anklang  an  die  alte  Zeit 
enthält  die  am  26.  Februar  17 13  erlassene  Bürgersprache:  Statuta  urbanica 
urbis  Wamae.*)  Von  den  älteren  Amtsrollen  ist  nur  die  der  Leinewandweber 
erhalten,  die  der  Rath  der  Stadt  (damals  aus  acht  Personen  bestehend)  am 
27.  Mai  1334  erlässt.^)  Doch  lernen  wir  die  übrigen  Aemter  und  Gilden  der 
Stadt  sammt  einem  Theil  ihrer  Gewohnheiten  und  Gebräuche  aus  dem  schon 
genannten  Monnick'schen  Bericht  von  1516  näher  kennen:  es  sind  ausser  der 
Kaufleutegilde,  Schützengilde,  Elendengilde  und  dem  schon  genannten  Leinewand- 
weberamt die  Aemter  der  Schuhmacher,  Bäcker,  Knochenhauer,  Schneider, 
Krämer,  Schmiede,  Kürschner  und  Fischer.*)  Letztgenanntes  Amt,  das  für  die 
Stadt  bis  in  die  Gegenwart  hinein  eine  besondere  Bedeutung  gehabt  hat,  erhält 
am  31.  Mai  1723  vom  Rath  der  Stadt  eine  neue  Amtsrolle,  nachdem  das  Amt 
erklärt  hat,  dass  ihm  seine  alte  Rolle  von  1472  und  auch  deren  Erneuerung 
vom  28.  Mai  1628  abhanden  gekommen  seien.  Wahrscheinlich  war  aber  auch 
die  Rolle  von  1472  schon  die  Wiederholung  oder  Erneuerung  einer  älteren  Rolle, 
da,  wie  oben  bereits  erwähnt  ist,  ausser  dem  Feissneck-See  der  nördliche  Theil 
der  Müritz  schon  1306  durch  Kauf  an  die  Stadt  kam,  während  der  südliche 
Theil  in  dem  Besitz  werlescher  Vasallen  war,  wie  einer  Urkunde  von  1375  zu 
entnehmen  ist,  durch  welche  die  Gewässer  dieses  Theiles  von  den  Fürsten  Lorenz 
und  Johann  von  Werle  an  die  Gebrüder  Regendanz  (Regedantz)  verliehen  werden, 
während  sie  bis  dahin  die  in  Waren  wohnenden  Kröcher  besessen  hatten.^) 

Von  der  Betheiligung  der  Stadt  an  den  Wirren  in  der  Zeit  unmittelbar 
nach  dem  werleschen  Vatermorde  ist  oben  bereits  die  Rede  gewesen.  Bei  der 
ersten  werleschen  Landestheilung  am  2.  December  13 16  bleibt  Waren,  bis  zu 
der  vorläufig  noch  ausgesetzten  Entscheidung  über  Malchin,  halb  bei  der  einen 
und  halb  bei  der  anderen  Linie  des  Hauses,  kommt  aber  nachher  an  den 
Güstrower  Landestheil,  also  zu  derjenigen  Städtegruppe,  von  welcher  Güstrow 
die  Vorderstadt  ist:  es  sind  dies  die  Städte  Güstrow,  Krakow,  Plau,  Röbel, 
Penzlin,  Neukaien  und  Waren. ^)  Dass  Waren  in  dieser  Zeit  neben  Güstrow  die 
vornehmste  Stadt  ist,  sieht  man  sowohl  an  der  gemeinsamen  Bürgschaft  beider 
fiir  ihren  Fürsten  Nikolaus  IIL  bei  dem  Abschluss  eines  einjährigen  Waffen- 
stillstandes am  19.  März  1344  zwischen  diesem  und  den  Herzögen  von  Pommern, 
als  auch  an  dem  ausnehmend  schönen  und  prächtigen  grossen  Siegel,  das  sie 
bei  dieser  Gelegenheit  als  äusseres  Zeichen  ihrer  Würde  und  Bedeutung  ver- 
wendet.^) Bei  der  abermaligen  werleschen  Landestheilung  am  14.  Juli  1347, 
in  welcher  Waren,    Röbel,  Wredenhagen    und  Penzlin   die   Hauptpunkte  eines 


*)  V.  Kamptz,  Civilrecht  I,  Theil  i,  S.  40.  236 — 239.  306.  316. 

')  V.  Kamptz,  a.  a.  O.  11,  S.  328 — 331. 

')  M.  U.-B.  5525. 

*)  P.  Groth,  a.  a.  O.,  S.  225  —  230. 

^)  M.  U.-B.  10675. 

•)  M.  U.-B.  3860. 

')  M.  U.-B.  6392.     Vgl.  auch  6434. 


334  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

besonderen  Gebietes  abgeben,  wird  Waren  zur  Residenz  erhoben  und  bleibt 
es  bis  zu  dem  Aussterben  der  Werlo- Waren  sehen  Linie  im  Jalire  1425.')  Eine 
in  der  Nähe  von  St.  Marien  gelegene,  oft  besuchte  und  bewohnte  landesherr- 
liche Burg  giebt  es  Treilich  schon  von  alter  Zeit  her.  Sie  wird  der  Hauptsitz 
des  Wer  le- Waren  sehen  Hauses.  Eine  ganz  genaue  Angabe  ihrer  Lage  ist 
freilich  bis  jetzt  nicht  möghch  gewesen.  Wie  sie  1458  Eigenthum  von  St. 
Marien  wird,  ist  oben  schon  angedeutet  worden.  Bis  Ende  des  XV.  Jahr- 
hunderts sollen  ihre  Baulichkeiten  noch  gestanden  haben. 

In   den   bekannten 
vielen   Landfriedens-    und 
anderen    Verträgen    des 
XIV.  Jahrhunderts  nimmt 
Waren  jederzeit  eine  an- 
gesehene   Stelle    ein.*) 
Einen    eigenthümllchen 
Eindruck  macht  jene  Ur- 
kunde   vom    14.   Oktober 
1363,    mit    welcher    sich 
die   Stadt,    angeblich   un- 
beschadet der  werleschen 
Oberherrlichkeit,   auf  fünf 
Jahre   in   den  Schutz   des 
Herzogs    Albrecht    von 
Mecklenburg    begiebt.*) 
Aber    die    Sache    erklärt 
sich  theils  aus  der  durch 
dieTheilungen  des  Landes 

stark  geschwächten  Haus-  j^,,^^  sj^g^i  ^^  st.dt  Waren, 

macht  der  Fürsten,  theils 

und  ganz  besonders  aus  dem  schon  in  den  fünfziger  Jahren  eingetretenen  Pfand- 
verhältniss,  durch  welches  der  Herzog  allerlei  Einkunftsrechte  aus  dem  Lande 
Waren  gewonnen  hatte,  wenngleich  am  23.  Juni  1 362  das  Land  Waren  selbst  von 
den  Herren  von  Werle  wieder  eingelöst  worden  war.  Doch  bleibt  dieser  That- 
sache  gegenüber  Herzog  Albrecht  noch  lange  Pfandherr  der  Lande  Krakow  und 
Plau,  von  Plau  sogar  bis  zum  Jahre  1375-')  Bald  nachher  müssen  Uneinig- 
keiten der  Stadt  Waren  mit  den  Hansestädten  vorgekommen  sein,  welche  aus 
politischen  Gründen  den  Handel  mit  Dänemark  untersagt  hatten.  Es  scheint, 
als  ob  die  Kaufleute  in  Waren  diesem  oder  auch  einem  anderen  durch  ge- 
meinsame Interessen  veranlassten  Gebot   nicht  nachgekommen  waren,  denn  es 


')  M.  U.B.  6779. 

*)  M.  U.-B.  6437.  7524.  7731.  7771.  7881.  7911.  9935.  11664. 

')   M.  U.-B.  9205. 

*)  M.  t'.-B.  8242  Jnnch  der  Chemnitz 'sehen  Chronik).  9008.  9051.  9937.   10769. 


GESCHICHTE   DER   STADT   WAREN.  335 

steht  zur  Frage,  ob  der  Handelsverkehr  mit  Waren  in  Folge  dessen  ein- 
zustellen sei  oder  nicht.  ^)     Das  Ende  der  Sache  erfahren  wir  nicht. 

Die  letzten  urkundlichen  Nachrichten  des  XIV.  Jahrhunderts  über  Waren, 
welche  hier  eine  Erwähnung  verdienen,  sind  die,  dass  Fürst  Bernhard  von 
Werle  am  8.  Juli  1378  den  Wedege  von  Plote  zum  Hauptmann  der  Länder 
Waren  und  Penzlin  bestellt,  und  dass  sich  Fürst  Johann  VI.  von  Werle,  der 
die  vorletzte  Generation  der  Linie  Werle -Waren  vertritt,  in  einer  Urkunde 
vom  26.  September  1383  als  »vann  godds  gnaden  here  van  Warn  vnnd  ouer 
dat  landt  to  Wenden«  nennt. ^ 

Die  wichtigsten  politischen  Ereignisse  des  XV.  Jahrhunderts  sind  dann: 
der  Uebergang  von  Stadt  und  Land  Waren  sammt  dem  Lande  zu  Wenden 
nach  dem  Tode  des  Fürsten  Christoffer  in  der  Schlacht  bei  Pritzwalk  am 
25.  August  1425  an  das  Haus  Güstrow,  das  Aussterben  dieses  Hauses  mit 
dem  Fürsten  Wilhelm  elf  Jahre  später,  am  7.  September  1436,  und  der  dadurch 
verursachte  Uebergang  der  gesammten  werleschen  Lande  an  das  Haus  Mecklen- 
burg und  das  erwähnte  Eingehen  des  fürstlichen  Hauses  zu  Waren  im  Jahre 
1458.  Das  Haus  selbst  soll,  wie  schon  bemerkt  worden,  noch  bis  1500  hin 
gestanden  haben. 

Im  XVL  Jahrhundert  beschäftigen  die  Reformationsgedanken  und  die 
sich  anschliessende  verderbenschwangere  grosse  Kirchenspaltung  die  Geister 
und  Gemüther  aller  Menschen,  im  XVII.  folgt  die  entfesselte  Kriegsfurie  mit 
Pest  und  Elend,  Noth  und  Tod,  und  verheert  Stadt  und  Land  in  fürchter- 
lichster Weise,  im  XVIII.  aber  lastet  tiefste  Erschlaffung  auf  allen  lebenden 
Wesen  und  verwandelt  jeden  Schaffensdrang'  in  ein  unfruchtbares  Philisterthum, 
das  Niemandem  frommt.  Das  ist  auch  die  Geschichte  der  Stadt  Waren  in 
dieser  Zeit.  Wen  freut  es  davon  zu  hören?  Dazu  giebt  es  mehrere  grosse 
Brände,  die  den  Wohlstand  der  Bürger  aufs  Schwerste  schädigen,  1568,  1637, 
1656,  1671,  1699.^)  Kurzum,  es  ist  nicht  mehr  das  Bild  der  schwellenden 
Knospe  und  aufbrechenden  Blume,  das  die  Geschichte  der  Stadt  im  Mittelalter 
bietet,  es  ist  das  weniger  schöne  Bild  des  verwelkenden  Gewächses.  Erst  im 
XIX.  Jahrhundert  rafft  sie  sich  langsam  wieder  empor,  und  wenn  die  Stadt 
heute  in  ihrer  Gesammt- Erscheinung,  in  ihrem  Leben  und  in  ihrer  Rührigkeit 
die  meisten  der  übrigen  Mittelstädte  Mecklenburgs  überragt,  so  ist  es  ganz 
besonders  das  Verdienst  des  erst  vor  wenigen  Jahren  verstorbenen  Bürger- 
meisters Schlaaff,  der  fast  vier  Jahrzehnte  hindurch  dem  Gemeinwesen  vor- 
gestanden hat  und  über  Feindschaften  und  Hindernisse  hinweg  die  Stadt 
gehoben  und  mit  eisernen  Schienensträngen  nach  allen  Richtungen  hin  aus 
ihrer  Absperrung  und  Vereinsamung  herausgerissen  hat. 

Am  Schluss  seiner  geschichtlichen  Nachrichten  über  die  Stadt  Waren 
geht  Dankert  auf  Personalien  aller  Art  ein  und  giebt  u.  a.  auch  die  Verzeich- 

»)  M.  U.-B.  9748. 
')  M.  U.-B.  II  119.   11527. 

')  Vgl.  Dankert,  a.  a.  C).,   Nr.  1$,   17.    Ueher  den  grossen  Brand  vom  22.  April  1699  berichtet 
das  äheste  Kirchenbuch  (Wolff). 


33Ö  AMTSGEKICIITSHEZIRK   WAREK. 

nisse  der  Geistlichkeit.  In  Betreff  der  vorreformatorischen  geben  jetzt  die  Re- 
gister des  mecklenb.  Urkundenwerkes  eine  reiche  Ergänzung,  welche  sich  noch 
mehren  wird,  sobald  die  Urkunden  des  XV.  Jahrhunderts  an  die  Reihe  kommen. 
Für  die  Geistlichkeit  nach  der  Reformation  bieten  die  Kirchenakten  im  Grossh. 
Archiv  und  ebenso  die  Kirchenbücher  auf  der  Pfarre  zu  Waren  einige  Be- 
richtigungen, die  hier  nachgetragen  werden  mögen.  Heinrich  Wehen  (nicht 
Weher)  wird  im  Visitationsprotokoll  von  1541/42  als  ein  gelehrter  und  christ- 
licher Prediger  gerühmt.  Neben  ihm  wirkt  als  Kapellan  Steffen  Monnich,  der 
gleiches  Lob  erhält.  Als  dritter  wird  der  »Schulmeister«  Bartholomaeus 
Michaelis  genannt,  »ein  gelehrter  Geselle«.  Dagegen  ist  der  Stadtschreiber 
(nach  altem  Herkommen  ohne  Zweifel  ebenfalls  Theologe)  »ein  arger  Papist 
und  Verfolger  des  Wortes  Gottes.«^) 

1576  (nicht  1574)  wird  Johann  Pauli  berufen.  In  einem  Schreiben  des 
Magistrats  vom  11.  Juli  1576  heisst  es,  dass  dem  alten  »Er  Jochim«  nunmehr 
noch  ein  Unterhalt  ausgewirkt  werden  müsse,  neben  dem  bis  dahin,  und  zwar 
seit  drei  Jahren,  Christoffer  Weede  sich  des  Predigtamtes  befleissigt  habe. 
Also  der  Vorgänger  von  Pauli  ist  nicht  der  1541  genannte  Wehen,  sondern 
der  alte  »Er  Jochim«,  ohne  Zweifel  kein  anderer  als  der  von  Dankert  genannte 
Joachim  Weinholz,  welchen  bereits  das  Warener  Visitationsprotokoll  von  1559 
als  Kirchherrn  vorfuhrt.  Christoffer  Weede  aber  ist  vielleicht  der  Nachfolger 
des  von  Dankert  um  1563  genannten  Kaspar  Bornemann.  Im  Jahre  1577 
wirkt  neben  Pauli  als  zweiter  Pastor  Joachim  Frederkink,  und  als  dritter  wird 
in  Schröder's  evangel.  Mecklenburg  III,  S.  329,  Jakob  Voss  genannt.  Alle 
drei  unterschreiben  1577  die  Konkordien- Formel.  Pauli  wird  noch  im  selben 
Jahr  nach  Wismar  berufen.  An  .seine  Stelle  tritt  Gelmerus  Waldberg  (Nemero- 
montius),  der  nun  mit  Frederkink  bis  zu  dessen  Tode  im  Frühjahr  1587 
zusammenwirkt.  Waldberg  stirbt  im  Frühjahr  1597.  Als  zweiter  neben  ihm 
führt  nach  Frederkink's  Tode  Christian  Schwante  (Suantenius)  das  Amt.  Sein 
Kollege  wird  1598  der  junge  Waldberg,  der  sich  ebenso  wie  sein  Vater 
Gelmerus  Nemeromontius  nennt,*)  Schwante  stirbt  1624  (nicht  1620)  an  der 
Pest,  der  jüngere  Waldberg  ist  schon  am  20.  November  1622  gestorben.  Nun 
fehlen  mehrere  Nachrichten.  Nachdem  Petrus  Bambam,  der  Sohn  des  gleich- 
namigen Pastors  in  Gross -Vielen,  durchs  Examen  gefallen  ist,  wünscht  die 
Stadt  den  Joachim  Schönemann  zu  erhalten.  Vielleicht  wird  er's,  und  zwar 
neben  Georg  Arendt.  Aber  wenn  er  es  wird,  dann  höchstens  bis  1631. 
Denn  von  1631  an  ist  neben  Arendt  bereits  Nikolaus  Grundt  im  Amte. 
Arendt  stirbt  am  Montage  nach  Trinitatis  1638  (nicht  1646).  Grundt  aber 
lebt  bis  1677.  Neben  ihm  wirken:  zuerst,  als  Nachfolger  von  Arendt,  Georg 
Helmichius  (f  im  December  1660),  dann  von  1662  an  Joh.  Weltzien  (f  im 
Januar  1673)   und   als   dritter   von    1674    an    Christian  Hämmerich,    der    1676 


*)  Das    Visitationsprotokoll    von    1534    nennt    als    Inhaber    des    Pfarrlehns    seit    1509    einen 
Heinrich  Weinholz. 

*)  In  der  Rostocker  Universitäts  -  Matrikel  wird  der  Name  Nemorimontius  geschrieben. 


ST.   GEORGEN -KIRCHE  ZU  WAREN.  337 

nach  Rendsburg  berufen  wird.  Grundt  erlebt  auch  noch  die  Berufung  des 
Joachim  Rehfeld  (f  14.  August  17 15).  Neben  Rehfeld  ist  seit  1677  (nach 
Grundt's  Tode)  Simon  Gabriel  Rosenow  zweiter  Pastor  (f  24.  August  1686). 
Diesem  folgt  1687  Otto  Joachim  Havemann  (f  i.  März  1722,  emeritiert 
schon  17 18).  Und  nun  rücken  wir  in  jene  Nachrichten  bei  Dankert  ein,  welche 
sich  bei  weiterer  Kontrole  durch  Kirchenakten  und  Kirchenbuch  durchweg  als 
richtig  erweisen.  Die  Genannten  sind  Christian  Dreyer  (von  17 17  an, 
gest.  8.  September  1734),  Joach.  Joh.  Flohr  (von  1718  an,  1747  abgesetzt,  gest. 
19.  Mai  1761),  Joh.  Friedr.  Daries  (von  1735  an,  gest.  8.  Juni  1769),^)  Christian 
Daniel  Graumann  (von  1747  an,  gest.  26.  Januar  1764),  Joh.  Aug.  Hermes 
(von  1765  bis  1774,  nicht  1772,  später  in  Jerichow,  Magdeburg  und  zuletzt 
in  Quedlinburg),  Friedr.  Traugott  Schmidt  (von  1770  bis  1813),  später  in 
Gnoien^);  Joh.  Friedr.  Schneider  (von  1774  bis  1804).  Ueber  die  Geistlichen 
des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 


Die  St.  Georgen -Kirche. 

|aubeschreibung.     Ihr   jetziges   Aussehen    verdankt   die   Kirche   einer   Er-     Beschrei- 
neuerung    ihres   ganzen   Baues  in  den   fünfziger  Jahren  des  XIX.  Jahr-    bung  des 
hunderts  durch  den  Baurath  Krüger.     Leider  hat  sie  dabei  ihren  ganzen  alten      ^^"^s. 
Chor  eingebüsst,  der,  nach  der  Beschreibung  bei  Lisch  im  M.  Jahrb.  V  B,  S.  120, 
ein   allerdings   nicht   mehr   in  seiner   Ursprünglichkeit   erhaltener   Feldsteinbau 
aus   der   Zeit   des   Ueberganges   vom    romanischen   zum   gothischen   Stil    vom 
Anfange  des  XIII.  oder  gar  noch  vom  Ende  des  XII.  Jahrhunderts  war.     Be- 
sonders gedenkt  Lisch  einer  Pforte  mit  Rundbogenschluss  auf  der  Südseite  des 
Chors,  deren  Wandung  und  Laibung  aus  wohl  behauenem  Granit  gebildet  war 
und  deshalb   in   irgend  einer  Weise  und   an   irgend  einer  Stelle  hätte  erhalten 
werden  sollen,  am  besten  an  ihrer  ursprünglichen  Stelle. 

Der  grosse  Brand  der  Stadt  am  Sonntage  Cantate  des  Jahres  1568, 
vier  Wochen  nach  Ostern,  hatte  auch  die  Kirchen  arg  mitgenommen.  Es  wird 
erzählt,  dass  nur  ihre  Mauern  stehen  geblieben  waren.  Gleiche  Wirkungen 
hatte  der  grosse  Brand  von  1699.  Es  ist  daher  wohl  zu  glauben,  dass  die 
Kirche,  wie  Lisch  sagt,  vor  ihrer  Erneuerung  ein  durchaus  unerquickliches 
Ansehen  hatte.  Wie  der  Chor,  so  stand  auch  das  dreischiffige  Gemeindehaus 
ohne  Wölbung  da,  nur  mit  Balken  und  Brettern  eingedeckt. 

Auf  die  Jahreszahl  14 14  hin,  die  man  früher  auf  einem  Steine  des 
Thurmes  las,  glaubte  man  den  Bau  des  dreischiffigen  Gemeindehauses  in  dieses 


*)  Verfasser    von    »Etwas    zur   Geschichte    und   Beschreibung   der   mecklenburgischen   Stadt 
Wahrent  in  Mantzel's  Bützowschen  Ruhestunden  XVII,  S.  66  bis  71. 

*)  Verfasser  von   »Topographische  Beschreibung  der  Stadt  Wahren <   in   »Neue  Monatsschrift 
von  und  für  Mecklenburg«.    Erster  Jahrgang.    Elftes  Stück.    November  1792  (S.  381 — 390). 

22 


338  AMTSÜERICHTSBEZIRK   WAREN. 

Jahr  setzen   zu  dürfen.     Prüft   man   aber   die   noch   erhaltenen  alten  Bautheile, 

besonders   die  Formen   der  Fensler  des  Obei^adens  im  Mittelschiff,   in  deren 

Wandung   und    Lai- 

bung    der   Wechsel 

zwischen     Rundstab 

und     rechtwinkligen 

scharfen  Kanten  zu 
beachten    ist ,    so 

kann  man  sich  dem 

Eindruck  edler  Früh- 
gothik  vom  Ende 

des  XIII.  oder  auch 

dem     Anfange     des 
XIV.  Jahrhunderts 
nicht   entziehen. 
Eigenthümlich    ist 
der   Einsatz   von 

blumen-    oder 
knospenartig   aus 
dem    äussersten 

Gliede    der    Bogen- 
laibung    heraus- 
ragenden   Form- 

steinen,    wie    sie    in 

dieser  Weise    sonst 

nicht  in  Mecklen- 
burg  vorkommen 

und   wie   sie   ausser 

bei    den    Fenstern 

auch  bei  den  kleinen 

Blendnischen  neben 
ihnen    zu    sehen 

sind.')    Aber  auch 

')    Lisch    nennt    sie 

•  Sperberköpfe  • .  Aller- 
dings erscheinen  sie  aus 
der  Kerne  fast  wie  hervor- 
stehende plastische  Vogel- 
köpfe. Genauer  besehen 
aber  haben  sie  besonders 
da,  wo  sie  zu  dreien 
neben  einander  geordnet 
sind  (wie  z.  B.  in  der 
Spille    des    Bogens)   das  (^  f  40 


Aussehen    von    kleeblatt- 


ST.   GEORGEN-KIRCHK   ZU   WAREN.  339 

hierin  meldet  sich  jenes  Princip,  das  uns  in  einer  ganzen  Reihe  schöngebüdeter 
Portale  in  frühgoth Ischen  Kirchenbauten  entgegengetreten  ist.    Man  denke  nur  an 
Stetfenshagen,  Parkenttn,  Bützow,  Güstrow,  Wattmannshagen,  Teterow  u.  a.  ni. 
Es    ist   dies  jene   dem   norddeut- 
schen    Ziegelbau     in     besonderer 
Weise    eigene    Art,     die    Bogen- 
laibung  vom  Kapitellgliede  in  der 
Kämpferlinie    herauf    mit    zierlich 
gebildeten  Gliedchen  aller  Art,  mit 
Scheiben,   Radchen,   Sternen,  Ro- 
setten ,      Blättern ,     Blumen     und 
Knospen    zu    schmücken.     Beson- 
ders  erfreuen   sich    die    »Priester- 
pforteni  im  Chor  dieser  Auszeich- 
Obercade  """gi  die  oft  mit  diesem  Schmuck 

wie  besäet  erscheinen.  Diese  Nei- 
gung aber  verschwindet,  wenigstens  soweit  unser  Zi^elbau  dabei  in  Betracht 
kommt,  in  der  nachfolgenden  Zeit  der  Hochgothik  und  Spatgothik  ganz 
und  gar. 

Darum   ist  es  durchaus  nicht  angebracht,   die  Jahreszahl   1414  auf  das 
Schiff  von  St.  Georgen  anzuwenden.     Sie  muss  dem  Thurm  gelassen  werden, 


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dessen  Mauerwerk  den  polnischen  Verband  (ein  Läufer,  ein  Binder)  •)  aufweist, 
und  der  hier  wie  anderswo  als  letzter  Baukörper  aus  dem  XV.  Jahrhundert 
den  Schluss  des  Ganzen  bildet. 

Frühgoth ischer  Charakter  ist  glücklicherweise  auch  den  Scheidebögen 
im  Innern  verblieben,  ebenso  den  Nischen  oberhalb  des  Triumphbogens, 
während  die  gedrungenen  achtseitigen  Pfeiler  von  der  Frühzeit  nichts  weiter 
haben  und  zeigen  als  die  ihr  noch  vom  romanischen  Stil  her  anhaftende 
Schwere  und  Massigkeit. 

>)  (Hte  Wernicke,  Hdb.  I,  8.  43  (5.  Aull.)  nennt  diesen  Verliuid  >wendischi  und  den,  u-ekhen 
lt.  den  >gothi.schen<  Verband.  Wir  mtlssen  hier  bei  unserer 
de,  beide  auch  bedingt  durch  das  Fiillmaucnverk  alter  Zeit ; 
ndi'ich  etwas  Isahverivandtes.  Aber  fUr  Meckleiibu^  mus?. 
inem  Binder  als  der  ältere  in  Anspruch  gernimmen  »erden, 
an  der  See  der  herrschende  «ar,  und  der  andere  nül  einem 
nachfolgende  jUnijcre   7u  e,hm. 

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340 


AMTSGERICHTSBEZIRK  WAREN. 


Das   (lir  die  Küster-  und  Organisten -Wohnung  dienende  alte  Haus  auf 
der  Südseite  der  Kirche  soll  im  Mittelalter  dem  Kaland  gedient  haben. 


Innere  Ein 
richtung 


Die  innere  Einrichtung  der  Kirche  entstammt  der  Zeit  der  genannten 
Erneuerung  durch  den  Baurath  Krüger  in  den  fünfziger  Jahren  des  XIX.  Jahr- 
der  Kirche.  Hunderts.  Die  Glasmalereien  im  Chor  wurden  von  Ernst  Gillmeister  nach 
Entwürfen  von  Gaston  Lenthe  ausgeführt.  Es  sind  die  Gestalten  des  auf- 
erstehenden Christus,  des  Moses  und  des  Jesaias;  unter  dem  Heiland  nach 
Art  einer  Predella  die  Grablegung. 


Epi- 
taphium. 


An  einem  Pfeiler  des  südlichen  Seitenschiffes  ein  in  Stein  gehauenes 
Epitaphium  mit  Wappen  und  Kriegs -Emblemen;  die  Inschrift  besagt,  dass 
es  dem  ADAM  CHRISTOPHER  VON  HOLSTEIN,  Oberstleutnant  in  dänischen 
Diensten,  geboren  den  lo.  Februar  1683  zu  Klink  und  gestorben  den  29.  Juli  17 12 
in  Marchienne  in  Flandern,  zum  Andenken  gesetzt  worden  sei. 

Krucifixus-  Oberhalb    des    Triumphbogens    auf  getrennten    Sockeln    die    alte    drei- 

Gruppe.     figurige    Krucifixus -Gruppe,    eine    treffliche    gothische    Holzschnitzerei,     an- 
scheinend aus  dem  XIV.  Jahrhundert. 

Oelbilder.  Zwei   Oelbilder,    die  Emmahus -Jünger   und  Petri    Fischzug,    sind    ohne 

künstlerische  Bedeutung. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Im  Thurm  hängen  vier  Glocken.  Die  grösste  ist  laut  Inschrift  im  Jahre 
1699  von  M.  Ernst  Siebenbaum  in  Rostock  gegossen,  die  beiden  nächstfolgenden 
im  Jahre  1769  von  Johann  Valentin  Schultz- Rostock,  und  die  kleinste  1842  von 
C.  Jllies  in  Waren. 

Kleinkunstwcrke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene  ohne  Inschrift. 
Stadtzeichen  W,  Meisterzeichen  C  O:  vom  Goldschmied  Christian  Osten  in 
Waren,  um  die  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts.  —  3 — 6.  Kelch,  Patene,  Ciborium 
und  Kanne  (Sy  A  Wagner- Berlin),  gestiftet  1872  vom  Rentner  STEIN -Waren, 
nachdem  die  1857  durch  Gaben  der  Gemeinde  beschafften  Geräthe  gestohlen 
worden  waren.  —  7.  Taufbecken,  neu. 


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Beschrei- 
bung des 
Baues. 


Die  St.  Marien -Kirche. 

|aubeschrcibung.  Die  St.  Marien -Kirche  ist  gleich  dem  Schiff  von  St. 
Georgen  ein  frühgothischer  Backsteinbau  vom  Ende  des  XIII.  oder 
Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts.  Der  Chor,  aus  Felsen  hochgeführt,  schliesst 
mit  der  Ostwand  platt  ab.  Chor  und  Langhaus  sind  beide  mit  einfachen 
Strebepfeilern  bewehrt.  Das  Innere  bildet  einen  ungetheilten  Raum  und  ist 
mit   einer   flachen  Decke   geschlossen.     Trotzdem    lässt   sich   im  Chor  an   den 


ST.   MARIEN-KIRCHE   ZU   WAREN. 


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beiden    P'enster- 
schlitzen     der     Ost- 
und  Südseite,  ebenso 


an  dem  Charakter 
des  Triumphbogens 
die  alte  Kirche  aus 
der  letzten  Zeit  des 


Uebergangs  vom 
romanischen  zum 
gothischen  Stil  noch 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


sehr    wohl    erkennen.      Das 

Langhaus  dagegen  mit 
seinen  hohen  dreitheiligen 
Fenstern  athmet  bereits  den 
Geist  des  späteren  gothischen 
Geschmackes  in  der  ersten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts. 
Dass  die  Kirche  1333  schon 
da  war,    zeigen    uns  ja   die 


I  ^^«W, 


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Urkunden  (s.  o.).  Alt  sind 
in  der  Wandung  und  Bogen- 
laibung  der  Fenster  der  Süd- 
seite die  beiden  ersten,  sich 

an    einander    schüessenden 

breiten     Halbwuiste     der 

Aussenseite,   ebenso  auf  der 

Nordseite     die    statt    dieser 

angeordneten    rechtwinkhg 


St.  Moricn-Kirche 


ST.   MARIEN -KIRCHE   ZU  WAREN.  343 

gebildeten  scharfen  Kanten.    Der  gleichen  frühgothischen  Zeit  gehört  auch  das 
aus    rechtwinkligen    Kanten    und    kleineren   Rundstäben    gebildete   Portal    der 

Nordseite  an,  das  jetzt 
leider  durch  einen  Vor- 
bau   verdeckt   wird. 
Unzweifelhaft  jünger 
dagegen   erscheinen 
die   beiden   Portale  im 
Thurm   und   auf  der 
Südseite ,     in    deren 
Wandungen    und    Lai- 
bungen    sich    bereits 
die   birnenförmigen 
Profile   und   die    durch 
Hohlkehlen  abgefas'ten 
Zwischenglieder  einer 
späteren    Stufe   der 
Gothik    bemerkbar 
machen.     Das  Pfosten- 
werk    der    Fenster    ist 

schlecht   und   plump 
gearbeitet    und    gehört 

wahrscheinlich  einer 
der  früheren  Restau- 
rationen der  Kirche  an. 
Im  Westen  in  der 
Langsachse  des  Lang- 
hauses der  Thurm, 
bestehend  aus  einem 
quadratischen  gothi- 
schen  Unterbau  mit 
einem  barock  gestal- 
teten Helmaufsatz  aus 
Thunn-Pott.1.  ^^^    XVIII.  Jahrhun- 

dert.     An    der    nörd- 
lichen   Ecke    am    Choransatz    die    Sakristei,    die    ebenso    wie    der    Chor    aus 


Felsen    erbaut    ist.      Das    Thurmportal     ist    als    eine    kleine    Vorhalle     mit 


344 


AMTKGERJCHTSBEZIRK    WAREN. 


einem  Kreuzgewölbe  gestallet.  Endlich  ist  noch  an  der  südlichen  Seite 
des  Chors  ein  Jetzt  mit  Blendmauerwerk  gefüllter  Spitzbogen  zu  beachten, 
welcher  den  Anschein  hat,  als  ob  in  ihm  der  Ansatz  zu  einem  früheren  Ver- 
bindungsgange erkannt  werden  dürfte,  der  zu  dem  verschwundenen  Bui^hause 
der  Herren  von  Werle  hinü  berge  fuhrt  haben  könnte,  das  ja  in  der  Nähe  der 
Kirche  lag,  wenngleich,  wie 
bereits  bemerkt  worden,  die 
Stelle  nicht  ohne  Weiteres 
genau  anzugeben  ist.*) 

Mit  dieser  äusseren  go- 
thischen  Schale  kontrastiert  nun 
sehr  stark  der  innere  Kern, 
welcher  der  Restauration  der 
Kirche  im  Anfange  der  neun- 
ziger Jahre  des  XVlIl.  Jahr- 
hunderts durch  den  herzog- 
lichen Hofbaurath  Husch  aus 
Ludwigslust  cntstanmit,  der  uns 
bei    den    Ludwigsluster   Hauten 

bereits     mehrfach    entgegen- 
getreten   ist.     Er  ist  auch   der 

Baumeister  des  Thurmhelms. 
Die  Neueinrichtung  der  Kirche, 
welche  dem  damals  herrschen- 
den klassicicrendcn  Geschmack 
folgt,  erforderte  im  Ganzen  drei 
Jahre,  1792  war  sie  vollendet, 
und  die  neue  Weihe  der  Kirche, 
welche  vom  drcissigjährigen 
Kriege  her  über  einhundert- 
funf/ig  Jahre  lang  wiist  und 
leer  gestanden  hatte,  erfolgte  am 
26.  August    desselben  Jahres.*) 

Altar  und  Altar   und   Kanzel    sind  Altar  und  Kamel. 

Kanzel,      j-h  einem  Körper  verbunden,  und 

—  man  mag  gegen  den  Zopfstil  jetzt  sagen,  was  man  will  —  die  Verhältnisse 

in  dieser  Zusammen  fügung  mit  ihrer  Umgebung  sind  keineswegs  zu  verachten. 

GesttihI,     Gestühl    und   Emporen    passen   dazu,    wenngleich   sie   nichts  Besonderes   dem 

Emporen,    Auge   bieten.     Beachtung   verdient   ein   schmiedeeiserner  Taufatänder,    der   in 

*"  seinen   klassicierenden    Formen   ganz    auffallig   an   die   Arbeiten    der    Familie 

Niens   in   Ludwigslust   erinnert   und    wahrscheinlich   mit   dem   Baumeister   von 

')  Lisch,  M.Jahrb,  VIIIB,  S.  1Z3.  Anmkg. 

*)  Neue  Monatsschrift  von  und  für  Mecklenburg  des  Jahres   1792,  S.  383. 


ST.   MARIEN-KIRCHE   ZU   WAREN.  34S 

dort  gekommen  ist.  Als  Taufechüasel  dient  ein  zinnernes  Hecken  vom  Jahre 
1817,  nach  den  Stempeln  von  einem  VVarener  Zinngiesser  I  B  (Jochim  Baass), 
welcher  1793  ins  Amt  getreten  ist. 

Die  Kirche  hatte  bis  dahin  nur  eine  kleine,  nach  aussen  gehängte 
Einläute  -  Glock«.  Jetzt,  nachdem  sie  im  Jahre  1901  zur  zweiten  Pfarrkirche 
der  Stadt  mit  eigener  Gemeinde  erhoben  worden  ist,  hat  sie  auch  ihr  eigenes 
grösseres  Geläut  erhalten.') 

')  Vgl.  Meckl.  Zeitang  vom  6.  Juli  1901,  Beilage. 


346 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Federow.') 

|on  der  mit  dem  Datum  des  24.  April  1230  versehenen  Fälschung  Nr.  377 
im  M.  U.-B.  abgesehen,  wird  Federow  zuerst  am  9.  April  1289  erwähnt, 
als  der  Bischof  Hermann  von  Schwerin  seinem  Domkapitel  Zehnten  im  Lande 
Waren  (Warne),  darunter  auch  »in  Vederowe«  verleiht.^)  Im  Jahre  1292  wird 
die  Grenze  des  »Warenschen  Wohld«  bestimmt,  welchen  Nikolaus  von  Werle 
der  Stadt  Waren  geschenkt  hat,  und  dabei  als  Grenzfeldmark  diejenige  der 
»villa  Vederowe«  genannt.  °)  Ausser  der  Fälschung  vom  24.  April  1230 
giebt  es,  wie  schon  öfter  berührt  worden  ist,  noch  eine  zweite  vom  22.  Sep- 
tember 13 12,  in  welcher  sich  das  Kloster  Broda  vom  Fürsten  Nikolaus  von 
Werle  alle  seine  Besitzungen,  darunter  auch  das  ganze  Dorf  Vederowe,  bestätigen 
lässt.*)  Indessen  Gut  und  Dorf  Federow  selbst  haben  dem  Kloster  niemals 
gehört,  nur  das  Kirchlehn  ist  es,  welches  dadurch  an  das  viel  begehrende  Stift 
gelangt,  dass  Fürst  Johann  von  Werle  am  14.  März  1331  das  Patronatsrecht 
über  die  Kirche  zu  Federow  und  deren  Tochterkirche  zu  Kargow  mit  Ge- 
nehmigung des  Bischofs  Johannes  von  Schwerin,  zu  dessen  Diöcese  Waren, 
Federow  und  Kargow  gehören,  gegen  das  der  Kirche  zu  Waren,  welches  dem 
Kloster  bis  dahin  zugestanden  hat,  umtauscht.^)  Dieser  Patronatsbesitz  wird 
am  22.  Mai  1331  vom  Kapitel  und  am  i.  Juni  133 1  vom  Bischof  zu  Havelberg, 
zu  dessen  Diöcese  Broda  gehört,  verbrieft  und  bestätigt.®) 

Ob  der  im  Jahre  1330  vorkommende  Knappe  Klaus  Federow  einem  im 
Dorfe  Federow  angesessenen  Geschlecht  angehört,  lässt  sich  nicht  nachweisen; 
unwahrscheinlich  ist  es  nicht.  Wirklich  nachweisbar  ist  als  erster  auf  Federow 
angesessener  Lehnsmann  der  Marschall  Klaus  Tamme,  welchen  die  Herren 
Klaus  und  Christoph  von  Werle  1406  mit  Gut  und  Dorf  belehnen.  Die 
Herzöge  Heinrich  von  Stargard  und  Heinrich  von  Mecklenburg  verleihen  1455 
aber  auch  Hennecke  von  Holstein  auf  Wickenwerder  (Ankershagen)  das  höchste 
Gericht  daselbst,  und  Alles,  was  sie  dort  haben,  wozu  Hennecke  1463  noch  vom 
Domherrn  Johann  Stendal  in  Güstrow  und  dem  Bürger  Berend  Wichmann  in 
Rostock  den  Grundbesitz  erwirbt,  welchen  diese  in  Federow  haben.  Man  sieht 
also,   dass  hier,   wie  auf  den  meisten  Gütern   und  Dörfern  in  Mecklenburg,  in 


*)  7  km  südöstlich  von  Waren.  Nach  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  45,  mit  vedru  =  heiter 
zu  verbinden.     Also  ungefähr  soviel  wie  iFrohdorft. 

*)  M.  U.-B.  2016. 

8)  M.  U.-B.  2i6i. 

*)  M.  U.-B.  3562. 

*)  M.  U.-B.  5226. 

®)  M.  U.-B.  5247.  Ueber  die  späteren  Bestätigungen  durch  die  werleschen  und  mecklen- 
burgischen Landesherren  und  den  Papst  Alexander  VI.  s.  M.  Jahrb.  III,  S.  206  ff.  229/30  und  oben 
Seite  327,  Anmkg.  i. 


GUT  UND   KIRCHDORF  FEDEROW.  347 

alter  2feit  in  der  R^el  mehrere  Vasallen  neben  einander  begütert  sind.  Aus 
dieser  Gemeinsamkeit  des  Besitzes  entstehen  aber  zahlreiche  Irrungen,  die  zu 
langen  Prozessen  fuhren.  147 1  cediert  Klaus  Tamme  seinem  Schwiegersohn 
Joachim  von  Kamptz  die  Hälfte  seines  Federower  Besitzes  als  Brautschatz,  und 
15 13  tritt  er  ihm  den  Besitz  ganz  ab.  In  den  Jahren  1588  und  1589  ver- 
pfändet Dietrich  Holstein  drei,  bezw.  sechs  Bauernhufen  an  den  von  Wangelin 
auf  Vielist  antichretisch.  Der  gemeinsame  Besitz  dauert  so  unter  mancherlei 
Streitigkeiten  fort,  bis  am  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  die  von  Oldenburg 
anfangen,  sich  in  Federow  festzusetzen,  wo  inzwischen  auch  der  Rittmeister 
Sibrandt  von  Sechein  mehrere  Bauernhufen  durch  Adjudication  erworben  hat, 
an  denen  Jürgen  Oldenburg  die  Rechte  des  Pfandbesitzes  gewinnt.  Am 
16.  März  1696  schliesst  dieser  mit  Joachim  Friedrich  von  Holstein  auf  Ankers- 
hagen und  am  30.  August  mit  dem  Oberstleutnant  Christian  Ulrich  von  Kamptz 
Kaufverträge  über  deren  Antheile  an  Federow  ab  und  erwirbt  im  folgenden 
Jahre  auch  den  Antheil  des  Rittmeisters  von  Sechein,  worauf  er  am  28.  No- 
vember 1701  einen  Lehnbrief  über  ganz  Federow  erhält,^)  Die  von  Oldenburg 
bleiben  nun  bis  1767  im  Besitz.  In  diesem  Jahre  kauft  der  Kammerherr 
Georg  Ludwig  von  Oertzen  das  Gut.  Er  wird  am  2.  März  1769  damit  be- 
lehnt. Sein  Rechtsnachfolger  ist  1820  der  Amtmann  Enoch  Samuel  Lembke, 
und  dessen  Nachfolger  1862  der  Landrath  Friedrich  Nikolaus  Rudolf  von 
Maltzan.  1880  ersteht  es  der  Advokat  Wilhelm  Heinrich  Friedrich  Krull,  und 
1885  das  Grossherzogliche  Ministerium  des  Innern,  welches  daraus  eine  Neben- 
station fiir  das  Landarbeitshaus  zu  Güstrow  gemacht  hat. 

Mittelalterliche  Geistliche  sind  mit  Namen  nicht  auf  uns  gekommen. 
Der  erste  evangelische  Geistliche,  der  genannt  wird,  ist  Jochim  Darsekow.  An 
seine  Stelle  tritt  1586  Ulrich  Lehmann,  der  nachweislich  auch  1592  noch  da 
ist,  1594  aber  bereits  als  Pastor  in  Neubrandenburg  wirkt.  Mit  den  beiden 
Kirchen  zu  Federow  und  Kargow,  deren  Verhältniss  als  Mutter-  und  Tochter- 
kirche zu  einander  unentwegt  dasselbe  geblieben  ist,  das  es  zur  Zeit  der 
Schweriner  Diöcese  im  Mittelalter  war,  sind  von  der  zweiten  Hälfle  des  XVI. 
Jahrhunderts  her  auch  die  Kirchen  zu  Speck  und  Boek  verbunden,  die  vormals 
(nach  Ausweis  eines  Berichtes  zweier  herzoglicher  Kommissarii,  des  Pastors 
Hermann  Kamptz  zu  Neubrandenburg  und  des  Amtmannes  Johann  RestorflT  zu 
Stargard,  vom  23.  September  1589)  von  den  Kapellanen  in  Ankershagen  mit 
der  im  Brodaer  Stift  gebräuchlichen  Havelberger  Agende,  wovon  in  jeder 
dieser  beiden  Kirchen  damals  ein  Exemplar  vorhanden  ist,  bedient  worden 
war.  Damit  stimmt  denn  auch  eine  Mittheilung  im  Visitationsprotokoll  der 
Kirche  zu  Ankershagen  vom  Jahre  1574,  nach  welcher  Hans  und  Jakob 
von  Holstein  auf  Ankershagen  mit  Einwilligung  des  Philipp  von  Holstein  und 
der  »Wittfrawe«  zu  Zaren  den  Beschluss  gefasst  haben,  Boek  und  Speck 
zusammenzulegen  und  zu  Speck  eine  Wedem,  die  es  für  diese  beiden  Dörfer 
bis   dahin   nicht  gegeben,    zu   erbauen   und   diese   mit   Acker,  Wiesen,    Holz, 


*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


348  AMTSGERICHTSBEZIRK    WAREN. 

Messkorn  u.  s.  w.  auszustatten,  sodass  ein  Pastor  dort  seinen  Unterhalt  haben 
könne.  Doch  ersieht  man  wieder  aus  dem  genannten  Bericht  von  1589, 
dass  diese  guten  Absichten  unverwirklichte  fromme  Wünsche  geblieben 
sind.  Indessen  gewinnt  man  aus  diesen  Mittheilungen  die  Ueberzeugung, 
dass  die  Kirchen  oder  Kapellen  zu  Speck  und  Boek,  wie  es  auch  die  gep- 
graphische  Lage  mit  sich  brachte,  vor  der  Reformation  als  Filialkapellen 
der  zur  Havelberger  Diöcese  gehörenden  Kirche  zu  Ankershagen  angesehen 
und  mit  der  Havelberger  Agende  bedient  wurden,  und  daher  nicht,  wie  es 
geschehen  ist,^)  der  Schweriner  Diöcese  zugerechnet  werden  können,  gleich 
Federow,  Kargow  und  Dratow,  die  wirklich  dahin  gehören.  Als  nega- 
tiver Beweis  kommt  hinzu,  dass  Speck  und  Boek  nicht  im  Verzeichni.ss  der 
Pfarrlehne  und  Kirchen  des  Schwerinschen  Sprengeis  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  XV.  Jahrhunderts  mltaufgefiihrt  sind.  Bewiesen  wäre  somit  ungefähr 
soviel,  dass  die  mittelalterliche  Grenze  zwischen  der  Schweriner  und  Havel- 
berger Diöcese  von  der  Müritz  an  den  Feldscheiden  zwischen  Federow, 
Kargow  und  Dratow  auf  einer  Seite  und  der  von  Speck  auf  der  andern  ent- 
spricht und  somit  eine  entschiedene  Richtung  nach  Nordost  hat,  welche  es 
sehr  annehmbar  macht,  auch  Möllenhagen  und  Flotow  auf  der  Havelberger 
Seite  zu  lassen,  auf  die  ja  auch  sonst  alle  Umstände  bei  diesen  beiden  Kirchen 
hinweisen. 

Nach  Ulrich  Lehmann's  Zeit  ist  Er  Johann  Albrecht  Pastor  bis  1604.  Er 
wird  in  den  Kirchenakten  von  Federow  zwischen  1598  und  1604  wiederholt 
genannt.  Von  1604  bis  1617  ist  es  Baltzer  Wunne  (s.  u.).  1618  wird  Clemens 
Sutorius  berufen.  Er  schildert  die  Leiden  des  dreissigjährigen  Krieges  mit 
bewegenden  Worten  in  einem  Briefe  vom  18.  December  1634  an  seinen 
Landesherrn.  Doch  kommt  er  über  alles  Unglück  leidlich  hinweg  und  ist 
noch  1675  und  später  im  Dienst.  1679  folgt  ihm  Johann  Matthaeus  Birken- 
städt;  diesem  wieder  der  Sohn  Matthaeus  Christoffer  Birkenstädt  (f  17.  Oktober 
1763).  Es  folgt  für  die  nächsten  drei  Jahrzehnte,  aber  erst  von  1764  an, 
Joh.  Rudow,  (f  II.  April  1793),*)  und  auf  diesen  1794  Friedr.  Heinr.  Voss 
(t  1836).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Obwohl  das  Patronat  nach  Auflösung  des  Klosters  Broda  auf  den 
Landesherrn  hätte  übergehen  sollen  und  dies  auch  wiederholt  in  den  Kirchen- 
akten des  XVL  Jahrhunderts  zum  Ausdruck  kommt,  so  hat  sich  die  Sache 
dennoch  so  entwickelt,  dass  es  nachher  am  Besitz  des  Gutes  haftet.  Seitdem 
daher  das  Grossherzogliche  Ministerium  des  Innern  Besitzer  von  Federow 
geworden  ist,  hat  es  auch  die  Rechte  und  Pflichten  des  Kirchenpatrons  über- 
nommen. 

Kirche.  Kirche,     Die  Kirche  ist  ein  kleiner  frühgothischer  Feldsteinbau  in  Form 

eines  länglichen  Vierecks.  Das  ursprüngliche  Portal  auf  der  Südseite  (jetzt 
zugesetzt)   entspricht   dem  Charakter   und   der  Zeit   des  Baues  aus   dem  Ende 

')  ^^'ȧgc'",  Annalen,  S.  133. 
>)  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  32. 


GUT  UND   KIRCHDORF  FEDEROW.  349 

des  XIII.  oder  Anfang  des  XIV,  Jahrhunderts.  Es  hat  ein  einfaches  Kapitell- 
glied, welches  so  tief  unter  der  Kämpferlinie  sitzt,  dass  die  darüber  liegende 
Bogenlaibung  sich  als  gestelzter  Spitzbogen  darstellt.  Im  Innern  eine  flache 
Holz-  und  Bretterdecke. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung.     An   der  Nord  wand   zwei  Innere  Ein- 
SCHUCKMANN'sche  Allianzwappen  von  Zinn.     S.  Kargow.  richtung. 

Im  Glockenthurm  zwei  Glocken.     Die   grössere  (Dm.  0,70  m)   ist  1887     Glocken, 
von    Ed.  Albrecht   in  Wismar   umgegossen.^)     Die   kleine   (Dm.  0,42  m)   ist   alt 
und  stammt  aus  dem  Jahre  1494.     Oben  um  die  Haube  herum 

die  Inschrift:  V  alle  marffl  ^tacia  plena  bni  tt^  mcccc;:ciifi  v    JX^^ 

Daneben    ein    Giesserzeichen.      Im    Felde    ist    die    Glocke    mit        ■  ^r^ 
einer   ganzen   Reihe  von    Figuren  verziert:    es   sind    ein   Krieger       ^^^ 
mit   Lanze    (also   wohl   der    hl.  Georg);    ferner    die   hl.  Jungfrau  ^ 

Maria  als  Mater  Misericordiae,  unter  ihren  Armen  je  drei  anbetende  lang  be- 
kleidete Figuren;  die  hl.  drei  Könige;  Moses  vor  dem  feurigen  Busch  mit 
der  Gestalt  des  Herrn  darüber,  und  zuletzt  das  Bild  einer  Monstranz  mit 
einem  zweitheiligen  Gehäuse,  in  deren  jedem  zwei  Engel  die  Eucharistie  (oder 
geweihte  Hostie)  in  Gestalt  einer  kreisrunden  Scheibe  emporhalten. 

Hier  mag  angeschlossen  werden ,  dass  1 8 1 1  noch  ein  Bildniss  des 
Pastors  Baltzer  Wunne  in  der  Kirche  war.  Die  Unterschrift  gab  an,  dass  er 
nach  dreizehnjähriger  Amtsthätigkeit  an  der  Kirche  zu  Federow  am  28.  No- 
vember 16 17   verstorben  sei. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  dem  Maltzan-  Kleinkunst- 
Korckwitz'schen  Allianzwappen  und  der  Inschrift:  HERMANN  FREIHERR  VON  werke. 
MALTZAN  U«EVA  FREIFRAU  VON  MALTZAN  GEB*VON  KORCKWITZ  SCHENK- 
TEN DER  KIRCHE  ZU  FEDEROW  DIESEN  KELCH  IN  DANKBARER  ERINNE- 
RUNG AN  DIE  GEBURT  IHRES  SOHNES  HEINRICH  NICOLAUS  ZU  FEDEROW 
AM  28  •  OCTOBER  1871.  Dazu  eine  Patene.  Von  einem  Goldschmied  Günther. 
—  3.  4.  Abendmahlskanne  mit  der  Umschrift  auf  dem  Fusse:  1873  GESCHENK 
DES  FREIHERRN  V  •  MALTZAN  UND  DER  FREIFRAU  V  •  MALTZAN  GEB  •  V  • 
KORCKWITZ  AN  DIE  KIRCHE  ZU  FEDEROW.  Ohne  Stempel,  angeblich  vom 
Rostocker  Goldschmied  Kerfack.  Von  diesem  auch  das  Ciborium  in  Form 
einer  kreisrunden  Schachtel.  —  5 — 8.  Zwei  zinnerne  Kelche  mit  Patenen. 
Stempel  verdrückt.  —  9.  Messingschüssel  in  Treibarbeit,  gestiftet  von  SAMUEL 
HINRICH  HEITMAN  1767.  —  10 — 13.  Zwei  ältere  und  zwei  jüngere  Zinnleuchter. 
Die  beiden  älteren  von  1688,  der  eine  von  HANS  BARG,  der  andere  von 
MARIA  ZIZOWEN  gestiftet.  Stempel  verdrückt.  Die  jüngeren  von  1821,  der 
eine  von  JAKOB  CHRISTIAN  RENTNER,  der  andere  von  JOHANN  REINCKE 
gestiftet,  beide  von  einem  Zinngiesser   F  K. 


*)  Ihre  Vorgängerin  war   1787  von  J.  C.  Meyer  gegossen  worden   und  trug  den  Namen  des 
Pastors  Johann  Rudow.     S.Inventar   181 1. 


350 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN . 


Guss- 
eiseme 
Platten. 


Vor  dem  Backofen  der  Wittwe-Dieckmann'schen  Wohnung  steht  eine 
guaseiseme  Platte  (44  x  64  cm),  die  in  der  Mitte  erhöht  darstellt,  wie  der 
Engel  die  Hagar  tröstet. 

Vor  dem  Backofen  des  Altentheilers  Witt  eine  gleiche  Platte  (28  X  64  cm), 
die  die  hl.  Maria  mit  dem  Christkind  zeigt.  Darunter  sind  zu  erkennen  die 
Buchstaben  V  I  N  C.  Aus  anderen  Buchstabentheilen  und  den  Intervallen 
scheint  sich  AMICITIA  VINCIT  OMNIA  zu  ergeben. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Das  Gut  und  Fiiiai- Kirchdorf  Kargow.') 

|argow  ist  von  ältester  Zeit  her  ein  Filial- Kirchdorf  von  Federow.")  Was 
über  des  letzteren  Zugehörigkeit  zum  Kloster  Broda  gesagt  worden, 
gilt  auch  für  Kargow.  Auf  Kargow  sitzen  im  XIV.  Jahrhundert  die  Pritzbuer 
und  darnach  die  Kastorf.  Nach  deren  Aussterben  im  Jahre  1 547  fällt  das  Lehn 
heim  und  wird  nun  im  folgenden  Jahre  an  Klaus  Below  verliehen,  der  es  1461 
seinen  Söhnen  abtritt.'*)  Die  Zeiten  des  dreissigj ährigen  Krieges  machen  auch 
diesem  Besitz  ein  Ende.  Das  Gut  verfallt  dem  Konkurs.  1633  erwirbt  es 
Sigismund  August  von  Thomstorf.  Er  empfangt  den  Lehnbrief  am  28.  Mai  1636, 
verkauft  es  aber  1688  dem  Baron  von  Erlenkamp.*)  Im  Antoni -Termin  des 
Jahres  1741  wird  es  Schuckmann'scher  Besitz.  Solcher  bleibt  es  bis  1839, 
dann  aber  wird  es  für  1 18000  Thlr.  Gold  an  L.  Nicolai  verkauft,  von  dem  es 
1866  C.  J.  Neumann  ersteht,  dessen  Nachkommen  es  heute  noch  besitzen. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Federow.  Das  Patronat  ist 
hier  ebenso  wie  bei  Federow  mit  dem  Besitz  des  Gutes  verbunden  worden. 

Kirche.  Die  Kirche  zu  Kargow  ist  gleich  der  in  Federow  ein  früh- 
gothischer  Feldsteinbau  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  vom  Ende  des  XIIL 
oder  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts.  Zwei  frühgothische  Portale  fuhren  ins 
Innere,  jedoch  ist  das  des  Thurmes  zugesetzt.  .In  den  Wandungen  und  Lai- 
bungen dieser  Portale  wechseln  rechtwinklig  geformte  Kanten  mit  Rundstäben 
ab,  und  in  der  Kämpferlinie  dient  ein  entsprechender  Rundstab  als  Kapitell- 
glied. In  der  Ostwand  drei  spätromanische  Schlitzfenster,  in  deren  Wandungen 
und  Laibungen  ebenfalls  rechtwinklige  Kanten  und  Rundstäbe  abwechseln. 
Von  den  Fenstern  der  beiden  Langseiten  hat  das  auf  dem  westlichen  Ende 
der  Nordseite  gelegene,   in   welchem   zwei  Fensterschlitze   durch   einen   über- 


*)  7  km  oststidöstlich  von  Waren.     >Ort  des  Kargac :   Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  65.    Un- 
gefähr soviel  wie   >  Habichtshagen  c  :    altsl.  Kraguj  =  Habicht. 
*)  M.  U.-B.  5226.   S247. 
•)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 
*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


GUT  UND   KIRCHDORF  SPECK.  35 1 

gespannten  gedrückten  Spitzbogen  zusammengefasst  werden,  allein  seine  Ur- 
sprünglichkeit bewahrt.  Im  Innern  eine  flache  Bretter-  und  Balkendecke.  Die 
Kirche  hat  im  Ganzen  viele  Aehnlichkeit  mit  der  Federower,  nur  ist  das 
Eingangsportal  in  Kargow  nicht  auf  der  Süd-,  sondern  auf  der  Nordseite. 
Neben  dem  Portal  auf  der  Nordseite  ein  Weihwasserbecken  von  Granit. 

Von  der  inneren  Einrichtung  mag  der  Herrenstuhl  mit  dem  SCHUCK-  Innere  Ein- 
MANN-LINSTOW'schen  Allianzwappen  hervorgehoben  werden.^)  richtung. 

Ausserdem   bewahrt  die  Kirche  noch   iiinf  zinnerne  Allianzwappen  der    Wappen. 
Familie  VON  SCH UCKMANN  auf. 

Auf  dem  Altartisch  zwei  zinnerne  Leuchter  von  C.  Jllies-Waren  (1823).    Leuchter, 
Ein  messingenes  Becken,  gestiftet  1708  von  DANIEL  KOG  und  STEFFEN  KOG.     Becken. 

Im  Glockenstuhl  eine  Glocke  von  0,8o  m  Dm.  mit  der  Inschrift:  Glocke. 

GOTT  LOB'  ICH 
DIE  LEBENDEN  RUF  ICH 
DIE  TOTEN  BEWEIN'  ICH 
LEOPOLD  NICOLAI  KIRCHEN  PATRON. 
Unten:    MICH  GOSS  C.  JLLIES  IN  WAREN  1841.*) 

Als  Vasa  sacra  werden  die  zu  Federow  benutzt.  Vasasacra. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Speck.') 

Ipeck    ist   ein   alter  Holsteinischer   Besitz.     Urkundlich  wird   es    zuerst   im   Geschichte 
Jahre    1274   erwähnt,   als   Nikolaus  von    Werle   der   Stadt   Röbel   den         des 
Düstem  Wohld   zwischen    der   Müritz   und   dem  Specker  See   verkauft.*)     Als      A-'orles. 
darauf  derselbe  Fürst  der  Stadt  Waren  1292  den  ihr  von   seinem  Oheim   ge- 
schenkten Warenschen  Wohld  bestätigt,  nennt  er  als  Grenzen  die  Gebiete  von 
Schonenberghe,  Vederowe,  Jamene,  Paletzke,  Specke  etc.^)     In   dem   Landes- 
theilungsvertrag   zwischen   den  Fürsten  Johann   und   Henning  von  Werle   vom 
2.    December    1316    wird    »Specken«     dem     Parchim  -  Malchower   Theile    zu- 
getheilt.®)     Ueber  die  ältesten  Besitzer  des  Dorfes  und  Gutes   verlautet  nichts, 
aber  solange   die  Holstein  auf  Ankershagen  sitzen,    wird  Speck   als  Pertinenz 
dieses  Gutes  angesehen  und  ist  somit  seit  dem  XIV.  Jahrhundert  Holstein'scher 


^)  Johann  Friedrich  von  Schuckmann  und  Katharina  Maria  von  Linstow. 
•)  Das  Inventar   von    181 1    fuhrt    ebenfalls    nur    eine  Glocke    auf:     »hat    eine    Inschrift 
gehabt,  die  aber  jetzt  unleserlich  ist.c 
')  15  km  südöstlich  von  Waren. 
*)  M.  U-B.  1342. 
*)  M.  U.-B.  2161.     S.  o.  S.  329. 
^  M.  U.-B.  3860. 


352 


AMTSGERICHTSBEZIRK  WAREN. 


Kirche. 


Innere  Ein- 
richtung. 


Glocke. 


Vasa  Sacra. 


Besitz.  Das  bleibt  so  bis  ins  XVIII.  Jahrhundert.  Am  24.  Januar  1739  schliesst 
Jakob  Ernst  von  Holstein  auf  Klink  mit  Ludwig  Reimar  von  Rohr  einen 
Pfandvertrag  über  Speck  ab,  welcher  am  16.  August  1741  lehnsherrlich  ge- 
nehmigt wird  und  zwölf  Jahre  später  zur  gänzlichen  Veräusserung  des  Gutes 
an  Ludwig  Reimar  von  Rohr  fuhrt,  der  am  23.  Februar  1753  mit  Speck 
belehnt  wird.  Rechtsnachfolger  der  Rohr  ist  18 12  der  Forstrath  Karl  Wilhelm 
von  Haugwitz,  dessen  Nachkomme  gleichen  Namens  noch  heute  im  Besitz  des 
Gutes  ist. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Federow.  Ebenso  wie  dort 
ist  hier  das  Patronat  mit  dem  Besitz  des  Gutes  verbunden. 

Kirche.  Die  Kirche  in  Speck  ist  ein  Phantasie -Neubau  aus  der  ersten 
Hälfte  des  XIX.  Jahrhunderts  mit  Anklängen  an  romanische  und  an  gothische 
Formen.  Der  Chor  hat  gothischen  Polygonalschluss  aus  dem  Achteck,  aber 
rundbogige  Schlitzfenster.  Das  Langhaus  hat  dreitheilige  rundbogige  Fenster 
mit  frühgothischem  Masswerk.  Beide,  Chor  und  Langhaus,  haben  eine  Holz- 
decke mit  Kassettenmalerei  in  Blau,  Roth  und  Gold. 

Der  Platz  einer  älteren  Kirche  war  südwestlich  von  dieser,  der  der 
allerältesten  Kirche  dagegen  nordöstlich  von  der  gegenwärtigen. 

Die  innere  Einrichtung  (Orgel- Empore,  Kanzel,  Herren-  und  Prediger- 
stuhl) sind  in  klassicierenden  Formen  ausgeführt,  bei  denen  die  aufgelegten, 
theils  geschnitzten,  theils  gemalten  Ornamente  an  den  klassicierenden  Ge- 
schmack in  den  bekannten  Thon-  und  Steingutgefassen  des  Engländers  Wedg- 
wood  erinnern.  An  der  Orgel  -  Empore ,  welche  keine  wirkliche  Orgel, 
sondern  nur  eine  Orgelblende  enthält,  sieht  man  in  einem  länglichen  Oval  auf 
blauem  Grunde  die  Wappen  von  O.  F.  V.  ROHR  und  seiner  Gattin  L.  B. 
V.  RAM  IN. 

Im  Thurm  eine  von  ALFRED  HERMANN  OTTO  VON  HAUGWITZ  1863 
gestiftete  und  von  C,  Jllies-Waren  gegossene  Glocke  von  80  cm  Dm.  mit  der 
Inschrift:    HOC  SIGNUM  MAONI  REGIS  EST.') 

Vasa  Sacra,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  1819  von  OTTO 
VON  ROHR.  Dazu  eine  Patene.  Beide  angefertigt  vom  Warenschen  Gold- 
schmied F(rledrlch)  ö(sten).  —  3.  4.  Zinnerner  Kelch  und  Patene, 
gestiftet  1728  von  F.V.R«  mit  den  Stempeln  eines  Warenschen 
Zinngiessers.  —  5.  Neues  Taufbecken  von  Assmann -Ludenscheid- 
Berlin.  —  6.  7.  Zwei  zinnerne  Leuchter  in  klassicierendem  Geschmack  von 
dem  Warenschen  Zinngiesser  l(ochim)  B(aass)  1793. 

*)  Das  Inventar   von   181 1    spricht   von    einer  kleinen  Glocke,    enthält   aber  keine  näheren 
Angaben  darüber. 


"  .^ \^' •\^' ^  »■^-■^ 


GUT   UNI)    KIRCHDORF   HOEK.  353 


l8  km  siidsüdöstlich  von  Waren. 

Lisch,  M.  Jahrb.  II,  S.  63  IT.,  951!'.     M.U.H.   1295.   1342.   1946.  2388. 

Lisch,  a.  a.  ().,  S.  63  fr. 

M.  U.-15.   1396. 

M.  U.-H.   1295. 

M.  U.-H.  2727. 

M.  U.-B.   1308. 

23 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Boek.') 

^|n  der  Nordwestgrenze  des  alten  Landes  Turne  oder  der  Komthurei  Geschichte 
Mirovv  liegt  das  Gut  Boek,  welches  schon  im  XIII.  Jahrhundert  zum  J^^^ 
wesentlichsten  Theil  im  Besitz  des  Geschlechtes  der  Ritter  von  Havelberg  ist, 
das  in  der  Geschichte  der  Müritzgewässer  und  des  Landes  Turne  eine  wich- 
tige Rolle  spielt.^)  Der  Stammhalter  dieses  Geschlechtes  in  Mecklenburg, 
Johannes  von  Havelberg,  erscheint  1273  im  Besitz  von  Boek  an  der  Müritz. 
Sein  Sohn  Bertoldus  verhandelt  im  selben  Jahre  wegen  der  Mühle  in  Boek, 
die  sich  im  Besitz  der  Johanniter-Ritter  zu  Mirow  befindet  und  welcher  eine 
grosse  Wichtigkeit  beigelegt  wird,  wie  das  in  damaliger  Zeit  mit  allen  Mühlen 
der  Fall  ist.^)  Diese  Mühle  hat  den  Havelberg's  fortwährend  Veranlassung  zu 
Klagen  über  Beeinträchtigung  ihrer  Ländereien  und  in  Folge  davon  zu  Ent- 
schädigungs- Forderungen  gegeben,  so  dass  sich  die  Herrn  von  Werte  auf 
Grund  langwieriger  Verhandlungen  zwischen  den  Interessenten  veranlasst  sehen, 
dem  Orden  1276  den  Besitz  der  Mühle  zu  bestätigen  und  die  Söhne  des 
Johannes  von  Havelberg,  Bertold  und  Heinrich,  zu  bewegen,  dass  sie  allen 
Ansprüchen  entsagen,  welche  sie  wegen  des  Laufes  des  Mühlwassers  haben 
könnten.*)  Vorher  aber  entschädigt  Nikolaus  von  Werle  den  Johannes  von 
Havelberg  mit  Geld  dafür,  dass  er,  zum  Ablassen  von  Müritzwasser,  durch 
seine  Besitzungen  in  Boek  einen  Kanal  gräbt. ^) 

Die  Havelberg  sitzen  in  Boek  bis  ins  XIV.  Jahrhundert  hinein,  worauf 
sie  allmählich  aus  der  Gegend  verschwinden.  Ausser  ihnen  finden  wir  den 
Ritter  Retzow  (Ritzecow)  mit  Besitz  und  Rechten  in  Boek.  Er  ist  es  z.  B., 
der  dem  Kloster  Neuenkamp  die  Gerichtsbarkeit  über  die  Boeker  Mühle  ver- 
kauft, was  am  25.  Januar  1301  vom  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  bestätigt 
wird.^)  Daher  wird  auch  dem  Kloster  Neuenkamp  vom  Fürsten  Nikolaus  die 
Mühle  daselbst  übergeben,  wobei  es  dunkel  bleibt,  wie  sich  das  Verhältniss 
zur  Komthurei  Mirow  stellt.^) 

Ausser  dem  Ritter  von  Retzow  treffen  wir  später  auch  die  Brüsehaver 
in  Boek.  Es  ist  dies  zur  Zeit  des  Niederganges  der  Havelberg,  und  es  mu.ss 
als  ein  Zeichen  der  Ohnmacht  der  Mirower  Komthurei  und  des  geschwundenen 


354  AMTSGERICHTSBEZIRK  WAREN. 

Einflusses  der  Havelberg  angesehen  werden,  dass  die  Brüsehaver  dem  Kloster 
Neuenkamp  gestatten,  die  Mühle  weiter  abwärts  zu  verlegen.^) 

Nun  fehlt  es  einige  Zeit  hindurch  an  urkundlichen  Nachrichten.  Wir 
merken  nur,  dass  Boek  im  Laufe  der  Jahre  in  den  Besitz  der  Holstein  gelangt 
ist,  welches  Geschlecht  u.  a.  auf  den  benachbarten  Gütern  Ankershagen, 
Möllenhagen,  Federow  u.  s.  w.  angesessen  ist.  Es  sind  dies  jene  Güter  und 
Dörfer,  die  sie  im  Laufe  des  XIV.  und  XV.  Jahrhunderts  erwerben,  festhalten 
und  noch  im  XVL  Jahrhundert  durch  anderweitigen  Erwerb  vermehren.  Der 
Stifts-  und  klösterliche  Besitz  verschwindet  mit  der  Durchführung  der  Refor- 
mation. So  auch  in  Boek.  Nachher  beginnen  mit  dem  dreissigjährigen  Kriege 
die  Zeiten  der  Noth  und  damit  jene  Verpfandungen,  durch  welche  eine  kaum 
zu  lösende  Wirrniss  in  die  Besitzverhältnisse  der  Güter  kommt. 

Schon  1610  werden  von  den  Holstein  die  Boeker  Tannen  verpfändet. 
1645  werden  der  Kirche  zu  Federow  drei  Bauern  und  der  Antheil  an  der 
Boeker  Mühle  verpfändet.  Auch  Joachim  Maltzan  auf  Grubenhagen  h^t  in- 
zwischen erheblichen  Besitz  daselbst  erlangt.  165 1  werden  dem  Joachim  Kriegow 
drei  verpfändete  Bauern  zugesprochen.  Desgleichen  gehören  dort  dem 
Henning  von  Heydebreck  auf  Zähren  einige  Bauernhufen.  Dieser  verkauft 
seinen  Besitz  am  11.  Juni  1678  an  Heinrich  Stegemann.  Uebrigens  hat  auch 
Federow,  welches  inzwi.schen  aus  Holstein'schen  Händen  an  Jürgen  Oldenburg 
übergegangen  ist,  von  dem  Holstein'schen  Besitze  her  noch  einen  Antheil  an 
Boek.  Jürgen  Oldenburg  kauft  ferner  das  Dorf  und  Gut  Zähren  von  Henning 
von  Heydebreck  und  gewinnt  damit  zugleich  die  von  Heydebreck  pfandweise 
besessenen,  ihm  adjudicierten  Boeker  Antheile.  Nach  dem  Tode  Joachim 
Maltzan's  verpfänden  dessen  Erben  1700  einige  von  ihren  Boeker  Antheilen  an 
Friedrich  Sittmann.  Als  dieser  noch  in  demselben  Jahre  stirbt,  melden  sich 
zum  Empfange  des  ihrer  Ansicht  nach  geöffneten  Lehens  Retzow  auf  Eick- 
horst  des  Sittmann  hinterlassene  Wittwe  im  Namen  ihrer  Kinder,  Maltzan's 
Bruder  Christian  Friedrich  zu  Rostock  und  Joachim  Dietrich  Plessen  auf  Tor- 
gelow.     Es  wird  aber  einstweilen  nur  der  Sittmann'sche  Pfandbesitz  verlängert. 

Im  Jahre  17 10  haben  noch  Antheil  an  Boek  die  Sittmann'schen  Erben 
mit  ihrem  Stiefvater,  ferner  die  Maltzan's  und  Jürgen  Oldenburg  wegen  seines 
Gutes  Federow.  Der  erst-  und  letztgenannte  aber  treten  ihre  Rechte  an 
Dietrich  von  Plessen  auf  Torgelow  ab,  welcher  einen  Lehnbrief  erwirkt.  Indessen 
hat  auch  Jürgen  Oldenburg  in  früherer  Zeit  Holstein'sche  Antheile  an  Boek 
erworben.  Diese  verkauft  er  1720  an  Otto  Christoph  von  Ribbeck,  welcher 
schon  vorher  Sittmann'sche  Antheile  erworben  hat,  die  durch  Heirath  an 
den  Geh.  Rath  von  Schuckmann  gekommen  waren.  Dieser  Wirrniss  macht 
endlich  Jakob  Ernst  von  Holstein  ein  Ende  durch  Anstrengung  eines  grossen 
Reluitionsprozesses  gegen  sämmtliche  Inhaber  Boeker  Antheile,  ausgenommen 
den  Inhaber  des  Federower  Antheils,  dessen  Recht  er  anerkennt.  Er  ge- 
winnt den  Prozess,    findet   sich  mit   dem  Inhaber  des  Federowschen  Antheiles 


^)  M.  U.-B.  9269. 


GUT   UND  KIRCHDORF  BOEK.  355 

ab  und  wird  nun  im  Jahre  1746  vom  Herzog  Karl  Leopold  mit  dem  ganzen 
Gute  bewidmet,  das  bei  dieser  Gelegenheit  allodificiert  wird.  Die  Allodifikation 
aber  wird  später  nicht  anerkannt.  Selbstverständlich  ist  während  dieser  Zeit 
der  Zerstückelung  das  Gut  sehr  heruntergekommen,  die  Reiuition  und  der 
Prozess  haben  viel  Geld  gekostet,  und  daher  verkauft  Holstein  das  Gut  schon 
in  demselben  Jahre  an  Ernst  Friedrich  von  Raven  auf  Vielist,  welcher  es  1 780 
dem  Baron  von  Schorlemer  auf  zwanzig  Jahre  antichretisch  verpfändet.  Dieser 
nutzt  die  zwanzig  Jahre  nicht  ganz  aus,  1797  ersteht  es  der  Geh.  Raths- 
Präsident  Ulrich  Otto  von  Dewitz.  Sein  Rechtsnachfolger  ist  1805  der 
Regierungsrath  Karl  Wilhelm  Friedrich  David  von  Pentz,  von  dessen  Erben 
es  1836  der  Vice- Landmarschall  Adolf  Friedrich  Karl  von  Oertzen  erwirbt. 
1842  hat  es  der  Klosterhauptmann  Karl  Peter  Baron  Le  Fort,  dessen  Nach- 
kommen noch  heute  im  Besitz  sind. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Federow.  Nachdem  die  Kirche 
zu  Boek  die  letzten  Jahrhunderte  hindurch  ohne  ausreichende  historische 
Gründe  als  vagierende  Mutterkirche  angesehen  und  als  solche  zu  Federow 
gelegt  worden,  ist  sie  seit  dem  XIX.  Jahrhundert,  und  zwar  seit  181 5,  in 
gleichem  Charakter  mit  der  Kirche  zu  Rechlin  verbunden  worden.*)  Das 
Patronat  haftet  vom  XVI.  Jahrhundert  her  am  Besitz  des  Gutes. 

Kirche.     Die  Kirche  stammt  aus  dem  Jahre   1847  ^^^    i^^  i^  ^^^^  ^^^      Kirche, 
romantischen  Gothik  dieser  Zeit  erbaut.*) 

Die  innere  Einrichtung   ist  dementsprechend.     Die  Kanzel  steht  hinter  Innere  Ein- 
dem    freistehenden  Altar,    ungefähr    iV«  m   höher   als  dieser.     Auf  dem  Altar     richtung. 
ein  Krucifix  von  Neusilber.     Die   Kirche  wird   auf  den    neuen  Geräthen    stets 
als  Johannes -Kirche  bezeichnet. 

Im    Thurm    hängen    zwei    Glocken    von    66   und  44  cm    Durchmesser.     Glocken. 
Beide    sind     in    den    vierziger    Jahren    des    vorigen    Jahrhunderts    von    dem 
Patron  der  Kirche,  Baron  VON  LE  FORT,  gestiftet  und  von  C.  Jllies  in  Waren 
gegossen.^) 

Kleinknnstwerke.     i.  2.  Kelch  von  1844  mit  Patene,  beide  ohne  Werk-  Kleinkunst- 
zeichen. —  3 — 6.  Kelch,  Patene,  Oblatendose  und  Kanne,   neu,  von  Hossauer-       werke. 
Berlin.    —   7 — 9.  Krankengeräth  von   1892   (Sy  &  Wagner- Berlin).    —    10.  Tauf- 
becken  von   Messing,    von    1856.    —    11.  Ein   zweites  Taufbecken   von    1898 
(Reinecke -Hannover).  —  12.  13.  Zwei  Leuchter,  neu. 


*)  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  18.  76. 

•)  Vgl.  darüber  bei  Dobbertin. 

•)  Von  den  Vorgängerinnen  hatte  nur  eine  eine  Inschrift:  sie  war  1723  z.  Zt.  des  Pastors 
M.  Chr.  Birkenstädt  und  unter  dem  Patronat  des  O.  Chr.  von  Ribbeck  und  seiner  Gemahlin  Sabina 
Dorothea  von  Knoblauch  gegossen  worden.     Von  wem,  verschweigt  das  Inventar  von   181 1. 


2a* 


356 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Schiön.') 

chlön  ist  in  frühester  Zeit  ein  Ort  von  grösserer  Bedeutung.  Ein  ganzer 
Landstrich  nämlich  wird  nach  ihm  das  Land  Schlön  »terra  Zlone«  ge- 
nannt, und  schon  im  Jahre  1218  kommt  der  Ort,  welcher  zur  Schweriner 
Diöcese  gehört,  urkundlich  vor.*)  Im  Jahre  1265  präsentieren  Gemeke  und 
Bernd  Plasten  den  Johann  Schröder  zu  einer  Vikarei  an  der  Kirche  zu  Schlön.*) 
Auch  hier  findet  wie  in  Kargow  und  Federow  ein  Austausch  der  Patronate 
zwischen  dem  Fürsten  Johann  II.  von  Werle  und  dem  Kloster  Broda  statt, 
welches  für  das  Patronat  der  Kirche  zu  Waren  u  a.  das  in  Schlön  eintauscht.*) 
Im  Jahre  1333  wird  dem  Notar  des  Fürsten  Johann  von  Werle  vom  Probst 
und  Konvent  zu  Broda  die  Pfarrerstelle  zu  Schlön  verliehen.^) 

Im  XVI  Jahrhundert  finden  wir  das  Geschlecht  der  Rostke  als  Besitzer 
von  Schlön,  welches  bis  dahin  anscheinend  dem  Landesherrn  gehörte.®)  Erst 
der  dreissigjährige  Krieg  bringt  auch  diesen  Besitz  zum  Wanken.  Im  Jahre 
1623  bitten  die  Vormünder  des  Erdmann  Rostke  um  Erlaubniss  zur  Ver- 
pfandung des  Gutes  Schlön,  und  am  25.  April  1626  wird  der  Konsens  über 
die  von  Zacharias  Rostke  vorgenommene  Verpfandung  des  Gutes  an  Kurt 
RestorfF  auf  einundzwanzig  Jahre  ertheilt.  1655  wird  Schlön  dem  Hans  Gräve- 
nitz  für  10882  Gulden  adjudiciert.  Trotzdem  muthen  die  Rostke  das  Gut  und 
Dorf,  an  dem  sie  immer  noch  einen  Antheil  haben,  in  den  Jahren  1661, 
1669  und  1670.  Indessen  der  Amtmann  Christian  von  Grävenitz  verkauft  es 
unbekümmert  darum  in  den  Jahren  1680 — 1684  an  die  Gebrüder  Kosboth 
auf  Torgelow.  Und  nun  überlässt  Kaspar  Rostke  1685  den  ihm  gebliebenen 
Antheil  an  Schlön  dem  Baron  von  Erlenkamp  für  2000  Gulden.  1687  hat 
dieser  auch  den  Kosboth'schen  Antheil  erworben.  Noch  im  Jahre  1689  muthen 
die  Rostke  Gut  und  Dorf  Schlön;  aber  der  Muthschein  wird  ihnen  verweigert. 
Erlenkamp  veräussert  elf  Jahre  später,  1701,  seinen  Besitz  an  Kurt  RestorfT. 
Am    2.  März  1702    erhält   dieser   den   Lehnbrief  über   das    ganze  Gut  Schlön. 

*)  9  km  nordöstlich  von  Waren.  Bei  dem  alten  Namen  Slone  erinnert  Kllhnelf  M.  Jahrb. 
XLVI,  S.  129,  an  die  beiden  Adjektive  >sulanii  =  zusammengeflossene  und  »slony  =  salzig«, 
giebt  also  keine  Entscheidung. 

*)  M.  U,-B.  857.  Vgl.  2400.,  wo  die  Bemerkung:  »Zlone  terra  resignatur  capitulo  Hauel- 
bergensi  a  Caminensi  episcopoc  mit  Bedenken  aufzunehmen  ist,  wie  auch  von  den  Herausgebern 
des  Urkundenbuches  geschehen.  Denn  das  oft  genannte  mittelalterliche  Verzeichniss  der  dem 
Schweriner  Stifte  angehörenden  Kirchen  und  Pfarrlehne  nennt  ausdrücklich  auch  Schlön  und 
Dratow. 

^)  M.  U.-B.   1029. 

*)  M.  U.-B.  5226.  5247, 

^)  M.  U.-B.  5470. 

<')  Vgl.  M.  U.-B.  11391. 


GUT   UND   KIRCHDORF  SCHLÖN.  357 

Ein  Theii  desselben,  »das  Ueberende«,  hat  stets  zum  Gute  Torgelow  gehört. 
Dieses  Gut  kauft  1703  der  Landrath  von  Plessen  für  26900  Thaler,  und 
nun  erwirbt  er  im  folgenden  Jahre  auch  Schlön  nebst  dem  Patronat  der 
Kirche  und  der  hohen  Jagd.')  1726  erwirbt  beide  Güter  der  Obrist  Levin 
Ludwig  III.  Hahn,  Seine  Nachkommen  verkaufen  sie  in  der  Erbregulierung 
1785  an  den  Kammerherrn  Karl  August  von  Behr-Negendank,  dessen  Ge- 
schlecht noch  heute  diese  inzwischen  zum  Familienhdeikommiss  erhobene  Be- 
sitzung innehat.') 

Ein  Vikar  Johann   Schröder  wird   1265   genannt.     Er  wird,   wie  schon 
oben   bemerkt    worden,    von   den   Gebrüdem  Gemeke   und   Berend   Plasten   zu 


Gnindri^s  der  Kirche  tu  Schlön.     Pries. 


einer  Vikarei  in  der  Kirche  zu  Schlön  vorgeschlagen.  Um  1333  hat  der 
Notar  des  Fürsten  Johann  von  Werle  das  Kirchlehn  zu  Schlön  vom  Kloster 
Broda  erhalten,  1355/56  kommt  ein  Pleban  oder  Kirchenrektor  Hermann 
Blankensee  zu  Schlön  als  Zeuge  in  einer  Urkunde  vor,  und  zehn  Jahre  später 
in  Dratow  ein  Pleban  Nikolaus  vom  Sunde.  Mehr  mittelalterliche  Geistliche 
sind  bis  jetzt  nicht  auf  uns  gekommen. 

In  der  Zeit  nach  der  Reformation  bleiben  die  Kirchen  zu  Schlön  und 
Dratow  noch  lange  von  einander  getrennt.  In  Schlön  folgen  im  XVI.  Jahr- 
hundert auf  einander  Joh.  Lobis  (Lobys,  nicht  Tobys,  um  1541/42),  Jochim 
Sperling  (um   1567  und  später),  Joachim  Hete  (um   1575,   1577)  und  Nikolaus 

')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

>)  Lisch,  Geschl.  Hahn  III,  Ü.  131  ;   IV,  S,  142,  149- 


3S8  AMTSGERICHTSBEZIkK   WAREN. 

Meibaum  (noch   1613  im  Dienst);  in  Dratow  aber  Ewald  Purhagen  (um  1541), 
Andreas  Witte  (um   1577),  Johann  Schleier  (um   1586)  Jochim  Werth  (Wehrdt, 


Kirche  zu  Schlön.      Pries. 

Haus,  Weib  und  Kind  aufgiebt  und  in  die  Irre  geht.  Seine  Abschiedsbriefe 
sind  erhalten  und  geben  Zeugniss  von  der  tiefen  Angst,  die  ihn  um  Seele 
und  Seligkeit  ergriffen  hat.  Die  Kirche  zu  Dratow  wird  nun  zu  einer  Mater 
vagans,  tritt  aber  von  1712  an  in  eine  dauernde  Verbindung  mit  Schlön.  In 
Schlön  sind  inzwischen  folgende  Prediger  auf  einander  gefolgt;  von  1617  an 
Kaspar  Pippow  (nicht  Bibow),  der  bis  in  die  dreissiger  Jahre  im  Amte  ist,  und 
den  die  Kriegsnoth  von  Haus  und  Hof  treibt.  1637  hejsst  es,  die  Kirche  sei 
gründlich  verwüstet  (»total  ruiniert»)  und  der  Pastor  in  exilio  gestorben. 


GUT   UND   KIRCHDORF  SCHLÖN. 


359 


Nun  tritt  eine  lange  Vakanz  von  mehr  als  dreizehn  Jahren  ein.  Erst 
1650  wird  wieder  ein  Pastor  berufen.  Es  ist  Johann  Henning,  der  bis  1660 
in  Schlön  bleibt.    Ihm  folgt  im  selben  Jahr  Henricus  Schmidt,  der  nach  acht- 

undvierzigjähriger  Amtsthätigkeit  1708  in 
Christian  Dietrich  Meten  (von  der  Meden) 
einen  Substituten  erhält  und  bis  171 1  im 
Amte  ist.  Schmidt  bedient  ausser  seiner 
Hauptkirche  in  Schlön  auch  die  Kapellen  zu 
Torgelow  und  Klein -Plasten.  In  Gross- 
Plasten  hat  es  auch  eine  Kapelle  gegeben, 
aber  sie  liegt  nach  Angabe  des  Visitations- 
protokoUes  von  1661  ganz  danieder.  Auch 
die  Kirche  Dratow  hat  damals  noch  eine 
Filialkapelle  in  Schwastorf,  welche  zu  dieser 
Zeit    der     genannte     unglückliche    Amoidus 


Kirche  zu  Schlön.     Pries. 


Krebs  verwaltet.  171 2  folgt  David  Petrus  Zilius  als  Pastor  in  Schlön  und 
Dratow  (f  1736).  Nach  längerer  Vakanz  wird  1742  Ernst  Barthold  Schenck 
sein  Nachfolger.^)  Diesem  folgt  1760  Christoph  Friedrich  Seger  (f  13.  Januar 
1781).  Von  1784  an  ist  Karl  August  Benold  Pastor  in  Schlön  (f  3.  Februar 
1791),  und  1792  tritt  Friedr.  Hermann  Beckmann  an  seine  Stelle  (f  7.  Juni 
1852).     S.  Walter  a.  a.  O. 


*)  Im  letzten  Amtsjahr  des  Pastors  Schenck  vernichtet  eine  Feuersbrunst  das  Pfarrhaus  und 
beschädigt  auch  die  Kirche  und  den  Thurm  zu  Schlön.     Daher  die  Zahl   1765  am  Thurm. 


360 


amisgericht^hrzikk  waren. 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  charakteristischer  Feldsteinbaii  aus  der 
Zeit  des  Uebergangcs  vom  romanischen  zum  gothischen  Slil  des  XIII,  Jahr- 
hunderts, aber  durch  Neuerungen  vielfach  entstellt.  Wie  vortrefflich  die  alte 
Kirche  ein.stnials  in  ihrer  Gesammtwirkung  erschienen  sein  niuss,  zeigt  die  in 
ihrer  Ursprünglichkeit  erhalten  gebliebene 
romanische    Fenstergruppe    auf  der    Südseite  ..,-..~^,..,^ 

des   Schiffes.      Alle    übrigen    Fenster    haben  — 

ihre  alte  Form  verloren.  Ebenso  sind  auch 
die  Portale  ohne  jede  Bedeutung.  Der  Chor 
ist  mit  einem  scharfgralitjen  Kreuzgewölbe 
geschlos.sen.  Das  etwas  höhere,  aber  mit 
dem  Chor  unter  einem  einzigen  Dachfir.st  ver- 
einigte Gewölbe  des  Schiffes  stellt  sich  als 
ein  durch  rundwulstige  Uiagonahippen  ab- 
gctheiltes  Kreuzgewölbe  dar,  zu  dessen 
Stütze  ein  schlanker  achtseitiger  Pfeiler 
dienen  soll,  welcher  erst  später  eingeschoben 
i.st  und  keine  günstige  Vor.stellung  von  den 
Ansichten  seines  Baumeisters  über  Druck, 
Schub  und  Last  des  Gewölbes  erweckt.  Die 
Trennung    zwischen   Chor    und    Schiff    wird 

durch  einen  flach  ge.spannlen  brcitgurtigen  Kundbogen  bewirkt,  welcher  mög- 
licherweise ebenfalls  nicht  von  Anfang  an  in  dieser  Form  beabsichtigt  war. 
Viel  stilentsprechender  erscheint  der  als  gedrückter  Spitzbogen  sich  dar- 
.stellende  Trennungsbogen  zwischen  Schiff  imd  7"hurni,  dessen  Innenraum 
zwecks  Aufnahme  der  Orgel-Empore  zum  Schiff  der  Kirche  hinzugenonmien 
ist.  Der  Thurni,  welcher  wenig  jünger  sein  wird  als  die  übrige  Kirche,  trägt 
einen  vielgliedrigen  Helm  im  Geschniack  des  Barockstils. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  Werk  des  Barockstils,  ebenso  die  Kanzel. 

Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  ein  im  Jahre  tS92 
ausgeführter  Umgu.ss  aus  einer  älteren  Glocke  und  als  solcher  eine  Stiftung 
des  H.  V.  BEHR-NEGENDANK  und  seiner  Gemahlin  A.  V.  BEHR-NEGENDANK, 
geb.  Gräfin  BLÜCHER.  Der  Giesser  ist  Gustav  Collier  in  /ehlendorf)  —  Auf 
der  kleineren  Glocke  die  In.schrift:  GEHÖRIG  DER  KIRCHE  ZU  ALT  SCHLOEN  - 
ANNO  1829  GOSS  MICH  HACKENSCHMIDT-BERLIN. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i — 5.  Zwei   silberne   Kelche,    Lübecker   Arbeit   des 

werke.      XVIII.  Jahrhunderts,   der  eine   mit  dein  Meisterzeichen   I  H  D,   der  andere  mit 

S  F  S  (?),  dazu  zwei  .silberne  Patenen  ohne  Zeichen  und  eine  silberne  Oblaten- 

schaclitel,    die    aus    neuester    Zeit    ist.      Sämmiliche    fünf   Stücke    sind    ohne 

Inschrift.  —   6.  Zinnerne  Weinkanne,  ohne  Inschrift.    —   7.  Messingenes  Tauf- 


Altar, 

Kanzel, 


')  llire  Vorgänge rii 
Kiiülie  hatte    181 1    nur  dii 


1730   ^ 


I  I.01 


K  Strahlborn   in  Lul)eck    gegos 


Die 


GUT   UND    FILIAL- KIRCHDORF   KLEIN -PLASTEN. 


361 


becken  vom  Jahre  1652,  gestiftet  von  ANNA  PRANGERS.  —  8.  Noch  ein 
messingenes  neues  Taufbecken.  —  9.  10.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  der 
eine  1750  von  JOCHIM  IHRNST  BURMESSTER,  der  andere  1756  von  ADAM 
LANG  gestiftet.  Beide  von  dem  Warenschen  Zinngiesser  I  D  E  1749.  —  11. 
12.  Noch  zwei  zinnerne  Leuchter,  mit  der  Marke  des  englischen  Zinns,  von 
einem  Zinngiesser  C  F  B  1725,  der  eine  gestiftet  von  JÜRGEN  CHRISTOFFER 
STINDTMANN,  der  andere  von  N- BEHRENS  1729. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Klein -Plasten.') 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


lein-Plasten  hat  laut  einer  Urkunde  des  Kloster  Broda  schon  im  Jahre  1284 
und  zwar  als  wendisches  Dorf  bestanden.*)  Das  Gut  gehört  ursprünglich 
der  Familie  der  Plasten,  seit  1450  aber  der  auf  zahlreichen  Gütern  in  der 
Nachbarschaft  angesessenen  Familie  Voss,  von  welcher  es  ums  Jahr  1498 
Hermann  Kamptzens  Vormünder  erwerben.  Endgültig  freilich  verkauft  Wedege 
Voss  Klein -Plasten  erst  15 14  an  Hermann  Kamptz,  und  zwar  für  3000  Gulden 
Rhein. •'*)  Die  von  Kamptz  halten  das  Gut  bis  1789  fest,  in  diesem  Jahre 
verkaufen  sie  es  für  33  500  Thaler  Gold  an  den  Hauptmann  August  von  Blücher, 
dessen  Nachkomme  Ernst  von  Blücher  es  1852  an  Adolf  Hermann  von  Boddin 
für  150000  Thaler  wiederverkauft.  1893  besitzt  es  Adolf  Friedr.  Schmahl, 
1894  Max  Fleischmann  und  seit   1898  Ernst  von  Blücher. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Schlön,  wo  erwähnt  worden 
ist,  dass  auch  Gross- Plasten  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein  eine  eigene 
Kapeile  hatte. 

Kapelle.  Die  Kapelle  zu  Klein -Plasten  ist  ein  schlichter  Bau  aus  dem 
Jahre  1731,  den  die  damalige  Besitzerin,  Margarethe  Elisabeth  von  Kamptz, 
geb.  von  Langermann,  errichten  liess. 

Das  Innere  bietet  nichts  Besonderes.  Altar  und  Kanzel  sind  zu  einem 
Baukörper  verbunden.  Von  den  beiden  Glocken  ist  die  grössere  im  Jahre 
1747  unter  dem  Patronat  des  CA.  VON  KAMPTZ  undSCVON  SCHUCKMANN 
.sowie  unter  dem  Pastorat  des  E  •  B  •  SCHENCK  von  Joh.  Gottfried  Wosack  ge- 
gossen worden.  Die  kleinere  dagegen  ist  1794  von  J.  C.  Meyer  zu  Neustrelitz 
gegossen  und  enthält  keine  weiteren  Angaben  über  die  Patrone  und  den  Pastor. 
Die  Vasa  sacra  der  Kapelle,  Kelch,  Oblatenteller  und  Kanne,  sind  neu  und  Vasa  sacra. 
um   1870  von  Frau  VON  BODDIEN,  geb.  VON  ARNIM,  geschenkt  worden. 


Kapelle. 


Inneres. 
Glocken. 


^)  II  km    ostnordöstlich    von   Waren.      »Plast-,    plostc   =  Hufe:    Ktihnel,    M.  Jahrb.  XLVI, 
S.  107.     Also  soviel  wie   > Hufendorf c. 

*)  V.  KamptZf  Familiengeschichte  der  Kamptz,  S.  34  §  75  fr.     M.  Jahrb.  XIV,  S.  334. 
')  V.  Kamptz,  a.  a.  O.,  S.  183  ff.,  S.  28. 


362 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross -Dratow.') 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


ross-Dratow  erscheint  urkundlich  zuerst  im  Jahre  1284,  als  der  Bischof 
Hermann  von  Schwerin  die  im  Schweriner  Dom  vom  Domherrn  Erpo 
gestiftete  Vikarei  bestätigt,  welche  dieser  mit  Zehnten  aus  den  Dörfern  Melitz, 
Deutsch -Plasten  und  Deutsch -Dratow  bewidmet  hat.^)  Die  Bezeichnung  der 
letzteren  beiden  Orte  als  »Deutsch«  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  schon 
zur  wendischen  Zeit  Orte  gleichen  Namens  an  gleicher  Stelle  bestanden  haben. 
Das  wird  denn  auch  durch  das  Dasein  der  Dörfer  Klein -Dratow  und  Klein- 
Plasten  in  unmittelbarer  Nähe  bestätigt.  Man  weiss  ja,  dass  die  deutschen 
Kolonisten,  welche  Mecklenburg  im  XII.  und  XIII.  Jahrhundert  besiedelten, 
keine  Gemeinschaft  mit  den  vorgefundenen  Wenden  hielten.  Das  führte  dann 
entweder  zu  deren  völliger  Vertreibung  oder,  wie  in  den  allermeisten  Fällen, 
zur  Anlegung  eines  neuen  Dorfes  in  der  Nähe  des  alten  sowie  zur  Unter- 
scheidung mit  Deutsch-  oder  Gross-  von  Wendisch-  oder  Klein-. 

Ob  die  Familie  Dratow,  welcher  der  Knappe  Nikolaus  angehört,  der  im 
Jahre  1365  als  Zeuge  vorkommt,  in  Gross -Dratow  angesessen  war,  lässt  sich 
urkundlich  nicht  nachweisen,  wohl  aber  tritt  schon  im  Jahre  1378  Hermann 
Camptze  »de  dar  wonet  tu  Dratowe«  auf,^)  sodass  Dratow  als  der  Stammsitz 
dieser  alten  Adelsfamilie  angesehen  werden  muss,*)  welche  nach  einer  unge- 
druckten Brodaschen  Urkunde  »antea  a  prima  plantatione«  daselbst  sitzt.  Sie 
wird  daher  mit  den  deutschen  Kolonisten  eingewandert  sein,  wie  es  der  münd- 
lichen und  schriftlichen  Tradition  dieses  Geschlechtes  entspricht.  Trotz  viel- 
facher Bedrängniss,  namentlich  in  den  schweren  Zeiten  der  vorletzten  beiden 
Jahrhunderte,  versteht  es  das  Geschlecht  der  Kamptz,  sich  auf  dem  alten  Besitz 
bis  zum  Jahre  1792  zu  halten.  Da  wird  Gross -Dratow  an  den  Amtmann 
Enoch  Lembcke  verkauft,  dessen  Geschlecht  heute  auch  bereits  über  hundert 
Jahre  auf  diesem  Gute  sitzt. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Schlön. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  längliches  Viereck,  welches  aus  einem 
älteren  Feldsteinbau  des  XIII.  Jahrhunderts  und  aus  einem  jüngeren,  ebenso 
grossen  Fachwerk- Anbau  im  Osten  aus  dem  XVIII.  Jahrhundert  besteht.  Beide 
Theile  haben  eine   gemeinsame  flache  Balken-  und  Bretterdecke.      Im  Westen 


')   II  km  östlich   von  Waren.    AUslavisch :  der-,  dera-,  drati  ^^  schinden.    Klihnel,  M.  Jahrb 
XLVI,  S.  42.     Also  ungefähr  soviel  wie   > Schinderhagen  c 
«)  M.  U.-B.  1752. 

*)  M.  U.-B.  II 152.   11424.     V.  Kamptz,  Familiengeschichte  der  Kamptz,  S.  20  ff. 
*)  V.  Kamptz,  ebenda.     BoU,  (beschichte  des  Landes  Stargard  I,  S.  52. 


GUT   UND    KIRCIIDOKF   GROSS- DR ATOW. 


363 


Altar, 
Kanzel. 

Leichen- 
steine. 


Tauf- 
ständer. 


Glocken. 


ein  schmälerer  Feldsteinthurm  mit  einer  vierseitigen  Helmpyramide.  Auf  dem 
herrschaftlichen  Chor  mehrere  Langermann-,  Schuckmann-  und  Kamptz'sche 
Allianzwappen  aus  Zinn.  Ausser  der  Dratower  Empore  giebt  es  noch  zwei 
Herrenstühle  für  Schwastorf  und  Klein- Dratow. 

Die  innere  Einrichtnng  ist  den  mangelhaften  architektonischen  Ver- 
hältnissen entsprechend.     Die  Kanzel  befindet  sich  über  dem  Altar. 

Vor  dem  Altar  liegen  drei  Leichensteine  aus  dem  XVIIL  Jahrhundert: 
MARIANNE  VON  KAMPTZ,  gest.  1781,  ADOLPH  VON  KAMPTZ,  gest.  1781, 
GEORG  VON  KAMPTZ,  gest.  1789. 

Ein  gusseisemer  Tanfständer  trägt  die  Inschrift:  EINGEWEIHT  BEI 
DER  TAUFE  VON  ANNA  DOROTHEA  LEMCKE  3  •  JULI  1866  •  LASSET  DIE 
KINDLEIN  u.  s.  w. 

Auf  dem  Thurm  hängen  drei  Glocken.  Die  erste  Glocke  hat  die 
Inschrift:  DIE  HERREN  GUTSBESITZER  C  •  LEMCKE  AUF  GR.  DRATOW,  F. 
RICHTER  AUF  KL*  DRATOW  UND  G«SAURKOHL  AUF  SCHWASTORF  LIESSEN 
DIESE  GLOCKE  IM  JAHRE  1853  VON  C  •  ILLIES  IN  WAREN  GIESSEN.')  — 
Die  zweite  Glocke  trägt  die  Inschrift:  LEVIN  KAMZE,  PHILIPP  KAMZE, 
PATRONE  DIESER  KIRCHEN;  EHR  «JOCHIM  WERDT  PASTOR  A  •  D  •  1620.  — 
Die  dritte  hat  die  kurze  Inschrift:  HANS  VOS  GOS  MICH  IN  LÜNEBURG 
ANNO  1680. 

Kleinknnstwerke.      i.  2.   Silbervergoldeter    Kelch,    gestiftet    17 14    von  Kleinkunst- 
J  •  C  •  V  •  KAMTZ    und    M  •  E  •  V  •  LANGERMAN.      Ohne    Werkzeichen.      Des-       werke, 
gleichen  die  Patene.  —  3.  Zinnerner  Kelch,   gestiftet  17 14  von  J«C«V«K« 
und  M«E«V«L«     Keine  Werkzeichen.    —   4    Ein  kleinerer  desgleichen  mit 
denselben  Initialen  und  derselben  Jahreszahl,  mit  verquetschten  Werkzeichen.  — 

5.  Silberne  Kanne,  gestiftet  von  C  •  und  H  •  LEMCKE- GR  •  DRATOW  1868.  — 

6.  Ovale  silberne  Oblatenschachtel,  1737  gestiftet  von  J •  O*,  wie  es  sich  aus 
einem  bekrönten  Doppelmonogramm  auf  dem  Deckel  ergiebt.  Stadtzeichen 
{M)  (Malchin),  Meisterzeichen  (giwi  (Joh.  Dietr.  Westphal).  —  7.  Längliche  zin- 
nerne Oblatenschachtel,  gestiftet  1796  von  H  •  J  •  BROCKMANN.  Von  einem 
Zinngiesser  Ehlers.  Englisches  Zinn.  —  8.  Silberner  Oblatenteller,  1735  ge- 
stiftet von  GOTTFRIED  LIPHARD.  —  9.  Zinnerne  Taufschale  von  1856.  Keine 
Werkzeichen.  —  10.  11.  Zwei  Zinnleuchter  von  verschiedener  Form,  der  eine 
1737  gestiftet  von  CORNELIUS  CLAUS  BRAUER,  mit  undeutlichen  anschei- 
nend Friedländer  Stempeln,  der  andere  1766  gestiftet  von  JOHANN  HUDDEL- 
BECK   und  ILSABE  HEDWIG  BARGEN,  ebenfalls  mit  undeutlichen  Stempeln. 


*)    Die    Vorgängerin    war    1704    z.  Zt.  des   Pastors   Schmidt   und    unter    dem    Patronat   von 
Christoph  Albrecht  von  Kamptz  gegossen  worden.    Von  wem,  verschweigt  das  Inventar  von  181 1. 


364 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Deven. 

|even  ist  jetzt  ein  Filial- Kirchdorf  von  Varchentin.  Einstmals  war  es  ein 
Kirchdorf  für  sich,  denn  im  Jahre  1373  ist  Rambold  Szanewitz  Pfarrer 
»in  Diven «.^)  Die  Besitzverhältnisse  sind  ungemein  verwickelt.')  Zuerst  treten 
die  Kargow  in  Deven  und  dortiger  Gegend  auf.  Sie  veräussern  in  der  ersten 
Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  ihre  Besitzungen  in  Holz-Liepen  an  Lüdeke  Hahn 
auf  Basedow;  und  als  am  24.  Februar  1469  der  letzte  Kargow  stirbt  und  sein 
Besitz  in  Deven,  welcher  aus  sechs  Hufen  und  zwei  Käthen  besteht,  heimfallt, 
wird  Lüdeke  Hahn  auf  Basedow  unter  der  Bedingung  damit  belehnt,  dass  er 
sich  mit  des  Kargow  hinterla.ssener  Wittwe  wegen  ihres  Leibgedinges  abfinde 
und  sie  keinen  Schaden  leide. ^)  Ausserdem  besitzt  Hans  Smort  in  Waren 
einen  Hof  und  dazu  gehörende  Hufen  zu  Deven,  ebenso  Drewes  von  Kosboth 
drei  Höfe  und  sechstehalb  Hufen  nebst  einem  Käthen  und  dem  Mühlenkamp. 
Beide  Antheile  erwirbt  Lüdeke  Hahn's  Sohn  Nikolaus;  er  wird  von  Herzog 
Heinrich  am  4.  Oktober  1472  und  am  15.  Oktober  1475  damit  belehnt.*) 
Auch  die  Stute  und  Brüsewitz  sind  zu  Deven  begütert.  Die  Brüsewitz  ver- 
kaufen 1456  dem  Knappen  Heinrich  Stute  und  seinem  Sohn  Otto  zehntehalb 
freie  Hufen,  fünf  Bedehufen,  zwei  Hunger'sche  Hufen  (es  kommt  dort  ein  sog. 
Hunger'scher  Hof  vor)  und  mehrere  Käthen;  die  Stute  erwerben  1507  von  den 
Kosboth's  (Kossebade)  zwei  Hufen.  Im  Jahre  1572  erlischt  das  Geschlecht 
der  Stute.  Da  verleiht  Herzog  Johann  Albrecht  den  heimgefallenen  Devener 
Antheil  dieses  Geschlechtes  an  Jürgen  Below  auf  Kargow.^)  In  den  Besitz 
des  Gutes  und  Dorfes  theilen  sich  daher  nun  noch  die  Hahn  und  Below. 
Die  von  Hahn  treten  ihren  Antheil  16 10  theilweise,  1633  aber  ganz  an 
Eckhardt  Kamptz  auf  Plasten  ab,  dessen  Nachkomme  Christoph  Ernst  ihn  1764 
dem  Besitzer  des  anderen  Antheils,  Kammerjunker  Heinrich  Otto  von  Below, 
verkauft.^)  So  gelangt  Deven  endlich  in  eine  Hand.  Rechtsnachfolger  der 
Below  ist  1837  Advokat  Albrecht  Karl  Ludwig  Voss.  1856  besitzt  Friedr. 
Karl  Christian  Voss,  1879  Bernhard  Söllner,  1886  Legationsrath  a.  D.  Graf 
Grote  und  seit  1887  Otto  Graf  Grote  das  schöne  Gut. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Varchentin. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  alter  Feldsteinbau,   welcher  ein  längliches 
Viereck  mit  steilem  Satteldach  darstellt  und  dem  Typus  der  Kirchen  zu  Federow, 


*)  M.  U.-B.  10  501.      >Ort  des  D^ven«:    Ktihnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  40. 

-)  Lisch,  (Jeschl.  Hahn  lll,  S.  20. 

•)  Lisch,  a.  a.  O. 

*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  lll,  S.  59.  71  f. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

**)  V.  Kamptz,  Familiengeschichte,  S.  384. 


GUT   UND   KIRCHDORF   GROSS -GIEVITZ.  365 

Kargow  und  Alt-Schönau  folgt,  im  Ganzen  aber  einfacher  gehalten  ist  und  der 
charakteristischen  Merkmale  ermangelt,  durch  welche  jene  ausgezeichnet  sind. 
Die  aus  guten  Ziegelsteinen  aufgeführten  Giebel  sind  mit  Blenden  verziert. 
Der  ganze  Innenraum  ist  mit  flacher  Bretterdecke  geschlossen. 

Altar  und  Kanzel  im  Barockstil  des  XVIII.  Jahrhunderts  sind  zu  einem    Altar  und 
Körper  vereinigt,  doch  sind  zum  Schmuck  des  Altars  acht  geschnitzte  Figuren      Kanzel, 
aus  einem  früheren  gothischen  Triptychon  benutzt  worden.  "P  ^^  °°* 

Die   der   Kanzel   gegenüber   im  Westen    aufgebaute   Empore   zeigt   ein     Empore. 
BELOW'sches  Familienwappen  ohne  weitere  Angaben. 

Im  Glockenstuhl  befinden  sich  zwei  Glocken;   die  grössere  ist  im  Jahre     Glocken. 
1841    von    C.  Jllles- Waren   gegossen,^)   die   kleinere   hat   weder  Inschrift  noch 
Datum   und  ist  nur  mit  einem  Medaillon  geziert,   das  einen  einköpfigen  Adler 
in  Relief  zeigt. 

Kleinktiastwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  1880  von  Kleinkunst- 
TR  AUGOTT  SÖLLNER  und  Frau,  geb.  HENRIETTE  WOLLMER  (den  Eltern  des  werke. 
BERNHARD  SÖLLNER,  dessen  Namensinitialen  an  der  Cupa  verewigt  sind). 
Dazu  eine  Patene.  —  3.  Silbervergoldete  Patene  mit  den  Initialen  H«L»F«G«M. 
Keine  Stempel.  —  4.  5.  Zwei  Zinnleuchter,  gestiftet  1698  von  BASTIAN 
MVNSTER.  Ohne  Stempel.  (Andere  Vasa  sacra  der  Kirche  zu  Deven  befinden 
sich  in  Varchentin.) 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Gross- Gievitz.') 

ross-Gievitz,  am  Nordende  des  Torgelower  Sees  belegen,  ist  in  alter  Zeit  Geschichte 
ein  von  der  Osten'sches  Gut,  kommt  aber  schon  im  XIV.  Jahrhundert  ^^s 
in  Voss'schen  Besitz,  in  welchem  es  sich,  einige  Unterbrechungen  abgerechnet, 
noch  heutigen  Tages  befindet.  Vom  Kummerower  See  und  von  Demmin  her 
dringt  das  Geschlecht  der  Voss  schon  im  XIII.  Jahrhundert  in  die  Gegend 
von  Stavenhagen  vor  und  erscheint  sehr  oft  in  der  Umgebung  der  Herren 
von  Werle.^)  Am  i.  November  1332  verleiht  Johann  III.  von  Werle  dem 
Friedrich  Voss  zur  gesammten  Hand  mit  Gottschalk  von  der  Osten,  so  lange 
dieser  lebt,  die  von  der  Osten'schen  Güter  Gross-  und  Klein -Gievitz.  Nach 
beider  Tode  sollen  allein  die  Erben  des  Vicke  Voss  die  Güter  besitzen.    Dafür 


*)  Die  Vorgängerin  dieser  Glocke  war  von  H.  J.  Meyer  unter  dem  Patronat  von  II.  O.  von  liclau 
und  E.  E.  von  Kamptz  zur  Zeit   des  Pastors  Linde  (in  Varchentin   1758 — 18 13)  gegossen    worden. 

*)  II  km  nordnordöstlich  von  Waren.  Kuhnel  verbindet  die  alten  Formen  des  Namens 
Gywirtze,  Giverz  mit  dem  altslavischen  Wort  gvorü,  gvorfcT  ^^  Wasserblase:  M.  Jahrb.  XLVI, 
S.  49.     Daher  >die  Jeverec  (Jeverka)c  und  vielleicht  soviel  wie   »Seedorf f. 

»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  20off. 


366  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

sollen  der  Voss  und  seine  Erben  dem  Fürsten  jedes  Jahr  um  Weihnachten 
eine  Tonne  Honig  liefern.'}  Damals  gehört  Gievitz  zum  Lande  Malchow, 
welches  die  Flotow  auf  Stuer  seit  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  in  Pfandbesitz 
haben.  Sie  beanspruchen  daher  auch  die  Oberhoheit  über  Gievitz.  Daraus, 
oder  auch  aus  einem  inzwischen  daselbst  erworbenen  Antheil,  erklärt  es  sich, 
wenn  zwei  Vettern  von  Flotow  in  den  Jahren  1488  und  1489  ihr  Gut  Gievitz 
an  Nikolaus  Hahn  auf  Basedow  verpfänden,  obwohl  damals  auch  Wedege 
Voss  als  Besitzer  erscheint.*)  Uebrigens  nisten  die  Hahn  sich  allmählich 
immer  mehr  in  Gievitz  ein.  1489  verpfändet  Hans  Voss  zu  Plasten  an  Klaus 
Hahn  auf  Basedow  sein  Gut  zu  Gross  ■  Gievitz,  und  1519  verkauft  Wedige 
Voss  dasselbe  an  Achim  Hahn.     Auch  die  Flotow  haben  um  diese  Zeit  that- 


sächlich  einen  Antheil  an  Gievitz.  Sie  verpfänden  ihm  1564  auf  zwanzig  Jahre 
an  Joachim  Kruse  auf  Varchentin,  und  nach  Ablauf  dieser  Zeit  erbitten  sie 
den  landesherrlichen  Konsens  zu  weiterer  Verpfändung.  So  kommt  es,  dass 
1606  nur  die  Hahn  und  Flotow  Besitzer  von  Gross-Gievitz  sind.  Aber  seit 
1609  verpfändet  Otto  Hahn  auf  Basedow  seinen  Antheil  an  dem  Gut  nach 
und  nach  den  Vossen  und  verkauft  es  endlich  1616  an  Karl  Valentin,  Levin 
Ulrich  und  Friedrich  Voss,  des  sei.  Jürgen  Voss  Söhne.  Die  Flotow  haben 
inzwischen  ihren  Antheil  an  Johann  Barner  auf  zwanzig  Jahre  antichretisch 
überlassen.  Als  aber  nach  dessen  Tode  Konkurs  ausbricht,  cedieren  die 
Gläubiger   am  4.  März   1653   den  Barnerschen  Antheil   an   Gross-Gievitz   den 

')  M.  U.-ll.  5364. 

')  Lisch,  Ge^chl.  Hahn  III.  S.  I33ff. 


GUT   UND   KIRCHDORF   GR0SS-G1EVITZ.  367 

Herren  von   Voss,    und   seitdem   haben    diese   ihr   schönes   Gut   niclit   wieder 
aus  den  Händen  gelassen. 

Mittelalterliche  Geistliche  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden.  Der 
erste,  welcher  aus  einem  im  Archiv  aufbewahrten  Verzeichniss  von  Predigern, 
die  an  den  Synoden  in  der  Zeit  von  1540  bis  1546  theilgenommen  haben,  als 
Pfarrer  zu  Gross-Gievitz  (Gewerze)   genannt   wird,   ist  Bariholomaeus  Michael 


Im  Jahre  1604  stirbt  Er  Henning  Bremer,  nachdem  er  in  die  vierundvierj:ig 
Jahre  Pastor  in  Gievitz  gewesen.  Sein  Schwiegersohn  und  Nachfolger  ist 
Laurentius  VVitting  (1614,  1621).  Im  Visitationsprotokoll  von  1621  wird  er 
als  ein  Mann  von  vierzig  Jahren  genannt.  Er  kommt  auch  noch  im  Protokoll 
von  1648  vor,  Ist  aber  damals  nicht  mehr  in  Gievitz,  sondern  zu  Libau  in 
Kurland.  Ihn  wird  also  wohl  der  dreisaigjährige  Krieg  vertrieben  haben. 
Uebrigens  hatte  er  vorher  schon  einmal,  nämlich  imjahre  1612,  seinen  Dienst 
aufgesagt.  Das  Patronat  haben  damals  die  Flotow  auf  Stuer,  und  zur  Gemeinde 
gehören  die  Dörfer  Klein -GievitK  und  Hungerstorf,  wo  bis  in  den  Anfang  des 


368  AMTSGERIi:ilTSI(E/.tRK    WAREN. 

XVII,  Jahrhunderts   Kapellen   bestanden  haben,   die   nun    nicht  mehr  da  sind. 
Von  Schönau  keine  Rede. 

Damals  hat  aber  auch  Lansen  noch  sein  eigenes  Pastorat.  1605  ist 
dort  Er  Elias  Berndes  Pastor.  1625  ist  ein  alter  Pastor  da,  als  dessen 
Patrone  der  auf  Lansen  erbgesessene  Joh.  Babbzien  (Babetzin),  der  auf 
Schönau  pfandgesessene  Hinrick  Zepelin,  und  Hippolyta  von  Blücher  angegeben 
werden,  des  einst  ebenfalls  auf  Schönau  pfandgesessenen  und  auf  üaberkow 
erbgesessenen 

Franz     von  =-^- 

ßlücher  nach- 
gelassene Wittwe. 
Man  sieht  daran, 
dass  Schönau  mit 
Lansen  verbun- 
den ist.  Ein 
junger  Theologe 
meldet  sich,  Hein- 
rich Lachmund, 
fiir  die  Pfarre 
und  die  Tochter. 
Aber   es    scheint  .   - 

nicht,  als  ob  er 
ans  Ziel  gelangt. 
Denn  1635  ist 
dort  ein  Pastor 
Joh.  Kobier,  und 
im  Visitations- 
protokoll   von 

1648    wird    als  __^^^^^ 

vorletzter    Pastor 
zu  Lansen  ein  Joachim  Bier  genannt. 

Auch  in  Lansen  verändert  der  gros.sc  Krieg  des  XVII.  Jahrhunderts 
alle  Verhältnisse. 

Als  1642  Bartholomaeus  Thasaeus  als  Nachfolger  des  Witting  von  den 
Stuerschen  Flotow's  nach  Gross-Gievitz  berufen  wird,  da  übernimmt  er  auch 
die  Kura  von  Lansen  und  Schönau,  und  nun  bleibt  Lansen  lange  Zeit  hin- 
durch mit  Gievitz  verbunden.  So  unter  dem  Nachfolger  des  Thasaeus, 
Daniel  Statius  (1667  bis  1717),  unter  Johann  Friedrich  Schwarzkopf  {1718  bis 
1749),  Andreas  Barkow  (1747  bis  1753}  und  Gottlieb  F'riedrich  Wucke  (1754 
bis  1771).  Als  aber  1773  Adolf  Augustin  Beckmann  {-]-  1810)  berufen  wird, 
geht  Lansen  als  vagierende  Mutterkirche  zur  Kirche  in  Rittermannshagen  über, 
Schönau  aber  verbleibt  bei  Gievitz.')     S.  Walter  a.  a.  O. 

')  Stiihr,  M.  Jahrb.  LX,  S,  35.   53.  78.  86. 


l  t 


GUT   UND   KIRCHDORF  GROSS -GIEVITZ.  369 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  alter  Feldsteinbau  aus  der  Zeit  des  Ueber- 
gat^es   vom    romanischen    zum   gothischen    Stil    im    Anfange   des   XIII.  Jahr- 
hunderts.    Der   Chor   ist   mit   einem    Halbkugelgewölbe 
geschlossen,    während    das    etwas    höhere    Schiff    zv 
schmälere  Gewölbe   ohne  Rippen  hat.     In  der  Ostwand 
eine    aus   drei    spätromanischen    Schlitzöffnungen    gebil- 
dete   Fenstergruppe,    deren   mittlerer   Schlitz    leider   zu- 
gesetzt  ist    und    daher   wirkungslos   erscheint,    während   : 
in   den   Seitenschlitzen   noch   etwas   von    der   ursprüng- 
lichen Wandung  und  Laibung  mit 
Rund  Stabbildung   übrig   geblieben 
ist.     Auf  der  Südseite   des  Chors 
ein    durch    Neuerungen    arg    ver- 
dorbenes Fenster;    auf  der  Nord- 
seite aber  gar  keine  Lichtöffnung, 
da   hier   eine   grosse  Empore   an- 
gebracht ist.     Der  Chor  öffnet  sich 
nach    dem    Langhause     hin     mit 
einem  niedrigen  Triumphbogen  in 
der  Form  eines  gedrückten  gothi- 
schen   Spitzbogens.     Die   Fenster 
des   Langschiffes   haben   sich  stil- 
widrige   Erneuerungen    gefallen 
lassen  müssen.    Dagegen  verdient, 
ausser  der  jetzt   in   die   Sakristei 
führenden     ehemaligen     »Priester- 
pforte«,   das  ältere  Portal  auf  der 
Südseite  mit  seiner  schönen    früh- 
gothischen  Gliederung   (Rundstab, 
ausgekehlte    Ecken,    Kapitell   und 
Wechsel    von    glasierten    und   un- 
glasierten Steinen)  die  eingehendste 
Romanuche  Steintunie.  Würdigung,  ebenso,  und  fast  noch 

mehr,  die  in  die  Westseite  des 
Thurmes  eingelassene  und  mit  einem  Backofengewölbe  geschlossene  Portalhalle. 
In  dem  kleinen  Gewölbe  der  Vorhalle  findet  man  nämlich  dieselbe  Felder- 
eintheilung,  welche  in  vielen  alten  Chorgewölben  vorkommt.  Das  Charak- 
teristische ist  dabei  ein  aus  einem  Wulst  gebildeter  Kreis,  der  die  aus  den 
Ecken  her  aufsteigenden  Rundstabrippen  aufnimmt,  durch  welche  das  Gewölbe 
in  vier  Kappen  eingetheilt  wird.  Beachtung  verdient  auch  die  Wandung  der 
Portalhalle  mit  ihren  abgefas'ten  Ecken  und  Kapitellgliedern,  die  an  ähn- 
liche Formen  zu  Neukloster  erinnern.  Die  Vorhalle  lässl  erkennen,  dass  der 
Feldsteinthurm  sehr  bald  nach  dem  Langhause  erbaut  ist.  Dazu  stimmen 
auch  seine  Lichtöffnungen   in    der  Form   von   zwei   Schlitzen   auf  jeder  Seite, 


37°  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

die   durch   eine   Blendnische   mit   dem   Schluss   eines  gedrückten   Spitzbogens 

zusammengefasst  werden. 
Stein-  Neben  dem  Portal  auf  der  Südseite  der  Kirche  eine  romanische  St«ia- 

fiintc.       fttote  des  XII.  oder  XIII.  Jahrhunderts. 


r- Epitaph  des  Ernst  Christi 


Marmor-  In   der   Kirche   ein    mit   vielen   kriegerischen   Emblemen   geschmücktes 

Epitaph.  Harmor- Epitaph  des  ERNST  CHRISTOPH  VON  VOSS,  welcher  in  Hannover- 
schen Diensten  stand  und  Erbherr  auf  Gross-  und  Klein -Gievitz,  Flotow, 
Luplow,  Rumpshagen,  Klein -Helle  und  Bredenfelde  war,   geb.  1654,   vermählt 


GUT   UND   Fl LIAL- KIRCHDORF  ALT-SCIIÖNAU.  371 

1692  mit  Anna  Magdalena  von  Witzendorff  aus  dem  Hause  Zecher  und  gest. 
den    14.  September  1720.     Darunter   der  Grabstein   des  Ehepaares   in  jenem    Grabstein. 
Geschmack  des  Barockstils,    dem   auch   ein  Theil   der   älteren  Einrichtung  der 
Kirche  entstammt. 

In   der  Südostecke   des   Chors   ein   gutes   Gemälde   aus  der  Werkstatt    Gemälde, 
des    Lukas  Cranach,    welches   eine    in    freier  Landschaft   sitzende  Madonna   mit    C^edächt- 
dem  heiligen  Kinde  und  mit  herumspielenden  kleinen  Engelgestalten  darstellt,  ^^^s-l  afein, 
Daneben  jüngere  Gedächtniss-Tafeln  der  Gräflich  VOSS' sehen  Familie;    ferner        1 
ebensolche  als  Glasmalereien  in  den  beiden  Fensterschlitzen  der  Ostwand. 

Im  Thurm  drei  Glocken,  die  grösste  mit  der  Inschrift  in  gothischen  Glocken. 
Majuskeln:  t#i  \  0  RB*  GLORIGö  VGRI  QOffi  PÄOa  OfffVQ.  Ob  der 
auffallig  gebildete  Schluss,  der  aus  einem  Majuskel -0,  drei  minuskelartig 
erscheinenden  fff,  einem  wieder  maju.skelartig  auftretenden  V  und  Schluss- Q 
besteht,  die  Zahl  1395  bedeuten  soll,  wollen  wir  dahin  gestellt  sein  lassen. 
Unmöglich  wäre  es  nicht.  —  Die  mittlere  und  kleinere  Glocke  sind  ohne 
Inschrift  und  Zeichen. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  1693  von  Kleinkunst- 
ERNST  CHRISTOFFER  V.  VOSS  und  ANNA  MAGDALENA  V.  WITZENDORF.  werke. 
Kelch  mit  dem  Meisterstempel  (^  und  einem  undeutlichen  Stadtstempel.  Die 
Patene  von  H.  Holscher- Güstrow:  (w)  @.  —  3.4.  Desgleichen,  grösser,  ohne 
Inschrift.  Zeichen:  (^  (^.  —  5.  6.  Desgleichen,  klein,  Krankenkelch:  |ETL 
Stadtstempel  undeutlich.  —  7.  Längliche  Oblatenschachtel,  gestiftet  1752  von 
JOH.  FRIEDR.SCHWARTZKOPFF,  Pastor  in  Gievitz,  und  CATH.  ELIS.  SCHWARTZ- 
KOPFFEN,  geb.  MEYERN,  mit  den  Warenschen  Stempeln  (w)  (^.  —  8.  Neue 
Kanne,  gestiftet  von  AUG.  GRAF  V.  VOSS  1827.    Anscheinend  Berliner  Stempel. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Alt-Schönau.') 

|as  ganze  Mittelalter  hindurch,   vom  XIII.  Jahrhundert  her,   ist  die  Kirche  Geschichte 
zu  Alt-Schönau,  die,  etwas  vom  Dorf  entfernt,  einsam  auf  einem  Hügel         des 
liegt,    Tochterkirche   der  Kirche  zu  P^alkenhagen   und   steht  gleich  dieser  vom      I-'orfes. 
13.  März  1331   an  unter  dem  Patronat  des  Stiftes  Broda.^)    Als  aber  im  dreissig- 
jährigen  Kriege  die  Kirche  zu  Falkenhagen  zu  einem  Trümmerhaufen  wird  und 
der  Name  des  Dorfes  eine  Zeit  lang  von  der  Landkarte  verschwindet,  um  erst 
im  XIX.  Jahrhundert  an   zwei  Stellen  der  alten  Feldflur  unter  Einwirkung  der 

*)  9  km  nördlich  von  Waren. 

*)  M.  U.-B.  5226.  5247.  Vgl.  dazu  377,  1284,  Annikg.,  1293,  besonders  auch  die  Erörte- 
rungen über  die  kirchlichen  Verhältnisse  von  Waren,  oben  S.  327,  sowie  die  L'rkunden  von  1402, 
1482  und   1500  im   M.  Jahrb.  HI,  S.  206 — 210,   229/30. 

24« 


372  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

Warenschen  Stadt- Oekonomie,  der  die  Flur  seit  1427  gehört,  wiederaufzutauchen, 
da  sucht  Schönau  ebenso  wie  Lansen  das  geistliche  Brod  bei  der  Kirche  zu 
Gievitz.  Lansen  freilich  geht  im  XVIII.  Jahrhundert  zu  Ritte rmannshagen 
über,  Schönau  aber  bleibt  bei  Gievitz.') 

Bei  der  werleschen  Landesthetlung  am  2.  December  1316  wird  Schönau 
gleich  Gross-  und  Klein-Gievitz,  soweit  es  den  Rossdienst  angeht,  zu  dem 
Parchim  -  Malchowschen  Theil  gelegt.  *)  Mit  Besitz  und  Rechten  treten  uns 
im  XV.  Jahrhundert  die  Flotow  auf  Stuer  und  die  Schönow  auf  Schönau 
selbst  entgegen,  jene  als  Ffandbesitzer  des  Landes  Malchow,  diese  als  die 
Lehnsinhaber  am  Dorfe.  Die  von  Flotow  verpfänden  ihre  Gerechtsame  1488 
an  Klaus  Hahn  auf  Basedow;   die  SchÖnow   aber  sind  seit  1404  unbestrittene 


Uie  Kapelle  zu  Alt-Schönau. 

Besitzer,  sie  haben  das  Dorf  von  den  Fürsten  Klaus  und  Christoph  von  Werle 
zu  Lehn  empfangen.')  Indessen  im  Jahre  1607  verlieren  sie  es,  nachdem  sie 
es  schon  1599  an  Ventz  von  Blücher  verpfändet  haben.  Diese  Verpfändung 
wird  nämlich  zu  einem  antichretischen  Verkauf,  zu  welchem  der  tandesherrliche 

>)  In  seiner  Beschreibung  der  Sudt  Waren  bei  Mantiel,  Bittz.  Kuhestunden  XVII,  S.  70, 
safit  Pastor  Darjes  im  Jahre  1765:  lAn  dem  Falckenhäger  See  isl  noch  ein  Stück  Mauerwerk  von 
einer  varmdigen  Kapelle.  Der  Ort  heisst  nuch  der  FalckenhSget  Kirchhofe  —  Schmidt  in  seinen 
geschieht.  Nachr.  Über  die  Stadt  Waren  vom  Jahre  1841  sagt:  (Kalkenhageii)  iwurde  (im  dreissig- 
jährigen  Kriege)  so  gründlich  lerslürl,  dass  auch  kein  einziger  von  den  Bauern  dort  blieb,  dass 
der  Acker  Jahre  lang  unbebaut  lag  und  theilweise  Waldungen  dort  aufschlugen,  unter  denen  man 
noch  jetzt  die  Spuren  ehemaliger  Bearbeitung  erkennen  kann.  Falkenhagen  hatte  eine  eigene 
Kirche,  wovon  noch  wenige  Ruinen  zu  Anfange  des  vorigen  Jahrhunderts  sichtbar  waren.  Sie 
stand  auf  der  Stelle  zwischen  dem  Kalkenhäger  See  und  Tief-Waren,  welche  noch  jetzt  der  Folken- 
hSger  Kirchhof  heisst  und  erst  vor  etwa  drei.ssig  Jahren  urbar  gemacht  ist.  Der  jetzige  Hof 
F'alkenhagen  und  die  Meierei  sind  später  angelegt.i  —  Vgl,  Karte  von  Schmettau. 

')  M.  U.-B.  3860. 

'J  Akten  im  Grossh.  Archiv, 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF   ALT-SCHÖNAU.  373 

Konsens  am  20.  November  1607  ertheilt  wird.  So  kommt  es,  dass  1619  die 
hinterlassenen  Kinder  des  Ventz  von  Blücher  die  alleinigen  Besitzer  von  Schönau 
sind.    Aber  auch  hier  sieht  man  die  Einwirkungen  des  grossen  Krieges.    Einen 


TSäjgtteC/-  'QflgttRC. 


(j-TunJirt^  ■ 


Kapelle  lU  Alt-Schönau. 

Antheit  am  Gute  erwirbt  nämlich  Kurt  Behr  und  muthet  ihn  am  24.  Januar  1659. 
Acht  Jahre  später  endlich  cedieren  die  Blücher  ihren  Antheil  an  Schönau  1667 
dem  Landrath  Hans  Friedrich  von  Lehsten  auf  Wardow,  welchem  am  14.  Oktober 
desselben  Jahres  der  Lehnbrief  ertheilt  wird.    Der  Landrath  erwirbt  anscheinend 


374 


AMTSGERTCIITSBEZIRK   WAKEN. 


Kapelle. 


^rf<U<Ä4:L 


8?) 


VMCAV 


alle  anderen  Antheile  hinzu,  denn  am  i6.  März  167 1  empfängt  er  den  Konsens 
und  Lehnbrief  über  das  ganze  Gut,  aber  schon  1684  verkauft  er  es  an  den 
Baron  Johann  Hinrich  von  Erlenkamp  dir  Socx)  Gulden.  Dieser  lässt  es  1686 
allodificieren.  Im  Jahre  1726  kauft  die  Wittwe  des  Oberstleutnants  von  Voss 
zu  Gross-Gievitz  das  Gut  fiir  15000  Thaler.  In  Voss'schen  Händen  verbleibt 
nun  Schönau  mit  geringen  Unterbrechungen,  bis  es  1899  Ferdinand  Meisenburg 
und   1900  Friedrich  Kolz  erwirbt. 

Kapelle.  Die  Kapelle  ist  ein  frühgothischer  Feldsteinbau  in  P^orni  eines 
länglichen  Vierecks,  aber  zu  irgend  einer  Zeit,  die  nicht  angegeben  werden 
kann,  verfallen  und  erneuert.  Die 
Ansätze  zu  den  beiden  Gewölben, 
mit  denen  der  Innenraum  ohne  Zweifel 
einstmals  geschlossen  war,  sind  noch 
vorhanden.  Jetzt  überspannt  ihn  eine 
flache  Balken-  und  Bretterdecke.  In 
dem  Portal  auf  der  Südseite  werden 
Wandung  und  Laibung  belebt  durch 
die  Abwechselung  von  Rund-  und 
Birnstab  nach  Art  des  Ueberganges 
von  der  F*rühgothik  zur  Hochgothik. 
Auch  giebt  es  dort  die  dieser  Ge- 
schmacksrichtung entsprechende  Ab- 
fasung  an  der  Aussenkante.  Die 
beiden  Fensterschlitze  der  0.stvvand 
sind  aussen  und  innen  mit  Viertel- 
Rundstäben  des  gleichen  trefflichen 
Ziegelmaterials  eingefasst,  welches  an 
dem  Portal  der  Südseite  verwandt 
ist.  Abfasung  und  Viertel -Rundstab 
zeigen  auch  die  etwas  breiteren,  wohl- 
gebauten Lichtöffnungen  der  Lang- 
seiten, welche  mit  einem  gedrückten 
Spitzbogen    geschlossen    sind.     Man 

zählt  zwei  Fenster  auf  der  Süd-  und  eins  auf  der  Nordseite.  Auf  der  West- 
seite ein  jetzt  zugesetztes  grösseres  Portal  in  einem  vorgeschobenen  Mauerkern. 
In  diesem  zweifellos  ursprünglichen  alten  Portal  werden  Wandung  und  Laibung 
aus  fünf  Kanten  gebildet,  von  denen  die  inneren  vier  die  frühgothische  Ab- 
fasung haben.  Sehr  zu  beachten  sind  auch  die  mit  einem  reichen  Blenden- 
werk in  gutem  Mauersteinmaterial  verzierten  Spitzgiebel  der  West-  und  Ost- 
seite. Die  durch  den  Gewölbesturz  weggerissenen  oberen  Theile  der  vier  Feld- 
steinmauern der  Kirche  sind  durch  schlechteres  Ziegelwerk  späterer  Zeit  ergänzt. 
Ein  Fundament  auf  der  Westseite  zeigt,  dass  der  jetzige  Glockenstuhl  einen 
etwas  umfangreicheren  Vorgänger  hatte. 


Kapelle  zu  Alt  Schönau. 


S>A*<A<iU 


GUT  UND   KIRCHDORF  LANSEN.  37S 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung.  Inneres. 

Hinter  der  Orgel  ein  spätgothischer  Schnitzschrein,  dessen  Mittelstück  Schnitz- 
mit  den  drei  grösseren  Figuren  der  hl.  Maria,  des  hl.  Georg  und  eines  nicht  schrein. 
mehr  zu  bestimmenden  hl.  Bischofs  gefüllt  ist,  während  in  den  Flügeln  zwölf 
kleinere  Figuren  erscheinen,  welche  jederseits  in  zwei  zu  dreien  angeordneten 
Gruppen  über  einander  angebracht  sind.  Unter  diesen  kleineren  Figuren  sind 
zu  erkennen  die  hl.  Annaselbdritt- Gruppe,  der  hl.  Johannes  Evang.,  die  hl. 
Maria  Magdalena,  der  hl.  Jakobus  der  Aeltere  und  die  hl.  Barbara.  Bei  den 
Uebrigen  fehlen  die  Attribute. 

An  der  innern  Nordwand  der  Kirche  zwei  Gräflich  VOSS'sche  Zinnscbilde.        Zinn- 
schilde, 


An  dem  Portal  der  Südseite  ein  Weihwasserbecken  von  Granit. 


Weih- 


Im    Glockenstuhl    zwei    Glocken,     eine    jüngere    von      JL^m^^  wasser- 

1852,    von   C.  Jllies-Waren   gegossen,    die   keine  Vorgängerin  £       \  Decken, 

hatte,  und  eine  ältere  mit  dem  nebenstehenden  Giesserzeichen. 


•AK 


Kleinknnstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  1852  von  L*  G*  Kleinkunst- 
V«V*G«V«B«  (Louise  Gräfin  v.  Voss,  geb.  v.  Behr).  Keine  Stempel,  auch  werke, 
nicht  an  der  zugehörigen  Fatene.  —  3 — 7.  Kleinerer  Kelch,  Patene,  Oblaten- 
schachtel und  Kanne,  ohne  Stempel.  Alle  vier  Stücke  Geschenke  der  gen. 
Gräfin  LOUISE  V.  VOSS  vom  Jahre  1852.  —  8.  Zinnerne  Patene,  ohne  Zeichen. 
—  9.  10.  Zwei  Zinnleuchter,  der  eine  1766  gestiftet  von  JOHANN  C  •  LANZ 
und  REGINA  BERGEN,  der  andere  1823  von  JOHANN  JOACHIM  ERNST  PETERS; 
der  letztgenannte  ist  von  dem  Warenschen  Zinngiesser  l(ochlm)  B(aass)  1793 
angefertigt.  —  11.  Von  demselben  Zinngiesser  auch  eine  Zinnschale. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Lansen.') 

{as    Dorf   und    Gut    Lansen    gehört    nachweislich    vom    XV.  Jahrhundert   Geschichte 
(148 1)  her,    vielleicht   aber   schon    in    frühester   Zeit,    dem   alten   ritter-         ^^s 
bürtigen    Geschlecht     der    Babbezin,     deren    letzter,    August    Friedrich,     das      AJorfes. 
Lehnrecht,   das  er  auf  Lansen    hat,    im  Jahre  1700  an  Andreas  von  Pritzbuer 
abtritt.*)     Damals  haben  die  Pritzbuer  nämlich  schon  ihren  Antheil   am  Gute. 
Das    hat    sich    folgendermassen    zugetragen.      Im    Jahre    16 19    giebt  Johann 
von    Babbezin    einen    Antheil    an    Lansen    für    13000    Gulden   als    Pfand    an 
Vollrath   von   Bassewitz   auf  Hohen -Lukow.      Dieser   Antheil    geht    1663    auf 


*)  12  km  nördlich  von  Waren.  Von  Ktlhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  8i,  mit  altslavisch  lagu  = 
Hain,  oder  auch  mit  lazlnu,  polnisch  lag  ^^  Sumpfboden  Bruch  zu  verbinden.  Demnach  also 
ungefähr    soviel    wie    >  Haindorf <    oder  >Brookdorf<. 

')  V.  Gamm,  Verzeichniss  des  mecklenburgischen  Adels  im  M.  Jahrb.  Xf,  S.  429,  lässt  ihn 
schon   1698  sterben.     S.  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


3/6 


AMTSGERICHTSBEZIRK  WAREN. 


Kirche. 


Christus- 
bild. 

Weih- 
wasser- 
becken, 
Fünte. 

Glocken. 


Christian  von  Bernhard  über.  Als  dann  im  Jahre  1694  der  Babbezin'sche 
Antheil,  der  noch  geblieben,  aber  für  12000  Gulden  an  die  Familie  Karnatz 
in  Güstrow  verpfändet  ist,  von  dieser  als  Pfandgut  an  Andreas  von  Pritzbuer 
weitergegeben  wird,  da  erwirbt  dieser  mit  seinen  Brüdern  Gustav  und  Joachim 
zusammen  auch  die  Anrechte  auf  den  Bernhard'schen  Antheil,  sodass  den  drei 
Pritzbuer  bereits  am  14.  Juni  1694  der  landesherrliche  Expektanzbrief  auf  das 
ganze  Gut  Lansen  ertheilt  werden  kann.  Pritzbuer'sches  Gut  bleibt  es  bis  1762, 
dann  wird  es  Meyenn'scher  Besitz  bis  1793,  Randow'scher  Besitz  bis  1797, 
und  seitdem  gehört  es  mit  Schwarzenhof  zur  Begüterung  der  Gräflich 
Hahn'schen  Linie  auf  Basedow.*) 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  des  Dorfes,  das  mit  Schwarzenhof 
zusammen  früher  eine  eigene  Parochie  bildete,  s.  bei  Gievitz.  Seit  1773  ist  die 
Kirche  zu  Lansen  als  Mater  vagans  mit  der  Kirche  zu  Rittermannshagen 
verbunden, 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  gothischer,  mit  Pfeilern  bewehrter  und  mit 
Blenden  am  Westgiebel  geschmückter  Ziegelbau  auf  behauenem  Granitsockel 
und  hat  einen  Schluss  aus  dem  Achteck.  Die  Fensterpfosten  (sämmtlich  in 
zweitheiligen  Fenstern)  sind  neu.  Eine  flache  Holzdecke  überspannt  den 
Innenraum. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 

Auf  dem  Kirchenboden  ein  alter  Christas  als  Trinmphbild,  von  Drei- 
viertel -  Lebensgrösse. 

In  der  Kirche,  rechts  vom  Eingange  auf  der  Südseite,  ein  Weihwasser- 
becken, ganz  gleich  den  bekannten  alten  Quetschmühlen. 

Draussen  vor  der  Westseite  der  Kirche  steht  eine  alte  GranitfUnte. 

Im  Glockenstuhl  westlich  von  der  Kirche  drei  Glocken.  Die  eine  hat 
auf  der  einen  Seite  des  Feldes  die  Inschrift:  CHRISTI A(N)  VON  BERNHARDT 
PATRONUS  ILSEBE  DOROTHIA  VON  WREEDEN  HAT  DISE  KLOCK  G  LASEN, 
und  daneben  die  Wappen  beider  mit  der  Unterschrift:  ANNO  1690;  auf  der 
anderen  Seite  aber:  DANIEL  STACIUS  PASTOHR  ZU  GIWITZ  UND  LANSE 
PAUL  SCHRÖDER  VOHRSTEHR  DER  KIRCH  ZU  LANSE.  Am  Schlagring: 
M  •  VITES  SIEBENBAUM  GOSS  MICH  IN  SCHWERIN. 

Die   zweite   Glocke  zeigt   eine   sitzende   Figur   mit   segnend   erhobenen 

Händen,  dann  die  Inschrift:  *  8(i)If  *  gat  *  bntie  *  maria  *  inolier  *  gatie$i* 

Unter  dieser  Inschrift  mehrere  kleine  Bildchen:  eine  sitzende  Bischofsfigur, 
ein  Agnus  Dei  mit  Kreuz  unter  einer  gothischen  Architektur,  und  zuletzt  in 
hausartiger  Umrahmung  die  Anbetung  Christi  durch  die  heiligen  drei  Könige. 

Die  dritte  Glocke  führt  im  Felde  das  HAHN'sche  Wappen  mit  C  •  G  • 
H  •  1865.     (begossen  von  C.  Jllies  in  Waren. 


*)  Akten  im  Grossh.  Archiv.     Vgl.  Lisch,  Geschl.  Hahn  IV,  S.  302.  328. 


GUT  UND   KIRCHDORF  RAMBOW.  377 

Kleinknnstwerke<»     i.  2.  Silberner   Kelch    auf  rundem   Fuss.     An   der  Kleinkunst- 
Kupa    der    PRITZBUER'sche    Doppeladler    ohne    Köpfe.      Dazu    die    Initialen      werke. 
S*A«S*V«M    •    W^V.P.  1722.    Vom  Malchiner  Goldschmied  D  I  W(est. 
phal).     Patene  ohne  Zeichen.  —  3.  4.  Desgleichen  von  1747,  mit  Patene,  beide 
laut   Inschrift   gestiftet  von   V.  C.  STUDMANN    und   mit  den   Stempeln   S   und 
*|j'.  . —  5.  Runde  Oblatendose,  neu  (Sy  &  Wagner- Berlin). 


*)  16  km  nördlich  von  Waren.     >Ort  des  Rambc:   Kühnel,   M.  Jahrb.  XLVI,  S.  115. 

*)  M.  U.-B.  1229. 

•)  M.  Jahrb.  IVB,  S.  91;  IX,  S.  457.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  262.  Derselbe, 
Geschl.  Hahn  I,  S.  85—87. 

*)  Lisch  und  Wedemeyer,  Album  mecklenburgischer  Schlösser  und  Landgüter,  Heft  8 
und  9,  S.  80. 

*)  Vgl.  M.  Jahrb.  LVI,  S.  205.  Hier  sind  irrthlimlicher  Weise  Dorf  und  Kirche  als  zwei 
verschiedene  Ortschaften  verzeichnet. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rambow.') 

|ambow  wird  zuerst  in  einer  Urkunde  vom  7.  Juni  1271  genannt,  als  Geschichte 
Bischof  Hermann  von  Kammin  das  Dorf,  welches  bisher  nach  Schwinken-  _  ^^f 
dorf  eingepfarrt  ist,  zum  Kirchspiel  Domherrenhagen  (Papenhagen)  legt.*) 
Dieses  Dorf  dient  zur  Ausstattung  des  1226  gestifteten  Domherrenstiftes 
zu  Güstrow  und  wird  ihm  1240  als  »Hägerdorf«  verliehen.^)  Domherren- 
hagen ist  längst  verschwunden,  seine  Kirche  liegt  als  versteckte  Ruine  in 
einem  Wäldchen  oberhalb  der  Burg  Ulrichshusen,  und  seine  Feldmark  ist 
in  die  des  frühestens  im  XV.,  wahrscheinlich  aber  erst  im  XVI.  Jahr- 
hundert entstandenen  Dorfes  Ulrichshusen  und  in  die  des  Gutes  Rambow 
aufgegangen.  Rambow  ist  Maltzan'scher  Besitz  von  ältester  Zeit  her.  Zu 
Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts  aber  gelangt  der  Baron  von  Erlenkamp  in  den 
Besitz  von  Ulrichshusen  und  Rambow,  das  als  Pertinenz  von  Ulrichshusen 
angesehen  und  behandelt  wird,  und  erst  im  Jahre  1776  gelingt  es  dem 
Landmarschall  Lüdeke  von  Maltzan,  Ulrichshusen  mit  Rambow  wieder  zurück- 
zuerwerben.  Am  Schluss  der  Lehnssequestration  der  Maltzan'schen  Güter  in  der 
Zeit  von  18 16 — 1823  (s.  o.  S.  54,  Anmkg.)  wird  Rambow  von  Ulrichshusen  ge- 
trennt und  zu  Moltzow  gelegt,  mit  dem  es  noch  heute  verbunden  und  zugleich 
in  Maltzan'schen  Händen  ist,  während  Ulrichshusen  seit  1841  zu  der  Hahn- 
schen  Begüterung  gehört.*) 

Durch  die  oben  angezogene  Urkunde  vom  7.  Juni  1271  wird  bewiesen, 
dass  Rambow  damals  noch  kein  Kirchdorf  ist,  sondern  dass  die  oberhalb  des 
Dorfes  im  Holz  gelegene  Ruine  von  »Domherrenhagen«  das  anscheinend  eben 
erst  fertig  gewordene  Gotteshaus  ist,  zu  dem  sich  die  Einwohnerschaft  von 
Rambow,  die  bis  dahin  nach  dem  5  km  östlich  gelegenen  Schwinkendorf  zur 
Kirche  gegangen  ist,  in  Zukunft  zu  halten  hat.^)     Zugleich  geht  daraus  hervor. 


378 


AMTSGERICHTSHEZIRK   WAREN. 


Kirche. 


Altar- 
aufsatZy 
Kanzel. 


Empore. 


dass  die  erloschene  Parochie  Domherrenhagen  oder  Papenhagen  sammt  Rambow 
während  des  Mittelalters  zur  Diöcese  Kammin  gehört.  Das  Vorhandensein 
des  Dorfes  Domherrenhagen  oder  Papenhagen,  das  zu  den  Einkünften  einer 
der  Güstrower  Dompräbenden  beizutragen  hat,^)  lässt  sich  an  der  Hand  einiger 
Urkunden  bis  ins  XV.  Jahrhundert  verfolgen.  1436  wird  davon  noch  wie  von 
etwas  Vorhandenem  gesprochen,")  am  8.  Mai  1458  aber  heisst  es  bereits  ur- 
kundlich, dass  beide  Feldmarken,  Papenhagen  und  Marquardeshagen,  wüst 
seien.*)  Das  letztgenannte  Dorf  hat  sich  wieder  zu  einem  der  stattlichsten 
Höfe  und  Dörfer  erhoben,  das  andere  aber  ist  untergegangen.  Wie  und 
warum,  wissen  wir  nicht.  Immerhin  mag  die  alte  Kirche  noch  eine  Zeit  lang 
benutzt  worden  sein,  dann  aber  hat  man,  anscheinend  erst  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts,  die  Rambower  Kirche  an  ihre  Stelle  treten 
lassen.  In  den  General -Visitationsprotokollen  von  1534  und  1541/42  wird 
weder  die  eine  noch  die  andere  erwähnt,  was  vielleicht  daran  liegt,  dass  die 
eine  schon  aufgegeben  und  die  andere  noch  nicht  da  war.  Erst  das 
Visitationsprotokoll  von  1648  erwähnt  sie,  die  eine  als  Ruine  der  alten  Papen- 
hager  Kirche,  die  andere  als  mit  der  Parochialkirche  in  Dahmen  verbunden.'*) 
Zugleich  erfahren  wir,  dass  Rambow  noch  eine  Filialkapelle  in  Moltzow  und 
Dahmen  eine  in  Sagel  hat,  die  es  heute  beide  nicht  mehr  giebt. 

Die  Pastoren  von  Dahmen  und  Rambow  sind  bereits  bei  Dahmen, 
S.  138/39  aufgezählt. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  jüngerer  Feldsteinbau  aus  der  Zeit  der 
Renaissance  mit  einem  diesem  Geschmack  entsprechenden  Ostgiebel,  an 
welchem  die  horizontalen  Bänder  sowie  die  Belastungskörper  auf  den  beiden 
Dachschrägen  zu  beachten  sind,  wie  sie  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahr- 
hunderts üblich  werden  und  lange  noch  im  XVII.  Jahrhundert  beliebt  bleiben. 
Der  Innenraum  erscheint  als  ein  einziges  langes  flachgedecktes  Viereck.  Im 
Westen  ein  Feldsteinthurm,  der  nicht  die  Breite  des  Kirchenkörpers  hat. 

Die  innere  Einrichtung  stammt  aus  der  Zeit  der  Erbauung  der  Kirche, 
soweit  es  sich  um  Altar  und  Kanzel  handelt.  Der  Altaraufsatz  erinnert  an 
den  in  Gnoien,  Prestin,  Dambeck  bei  Röbel  u.  s.  w.,  doch  fehlen  hier  die 
Schnitzwerke.  Statt  deren  sehen  wir  acht  Gemälde  aus  der  Passionsgeschichte. 
Die  Kanzel  aber  enthält  in  ihren  Füllungen  vier  geschnitzte  und  bemalte 
Wappenschilde,  den  Kardorff 'sehen  mit  D  •  V  •  K.,  den  Maltzan'schen  mit 
D  •  V  •  M.,  den  v.  Berge'schen  mit  J  •  V  •  B«  und  den  quadrierten  Schulen- 
burg'schen  Schild  mit  D  •  V  •  S  • 

An  der  Empore  auf  der  Nordseite  neben  dem  Altar  das  Maltzan* 
Bülow'sche  Allianzwappen  mit  den  Unterschriften  L  •  A  •  V  •  MOLTZAHN  und 
M  •  E  •  V  •  BOLOW. 


»)  M.  U.-B.  8428. 

')  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  261/62.     Derselbe,  Geschl.  Hahn  I,  S.  85—87.     M.  Jahrb. 
IVB,  S.  92;    IX,  S.  457;    X,  S.  263;    XXIII,  S.  317. 

*)  Vgl.  die  Bemerkungen  zur  Kirche  von  Schorssow  oben  S.  65;  besonders  auch  Anmkg.  i. 


GUT   UND    KIRCHDORF   RAMBOW.  379 

An  der  inneren  Südseite  die  Rüstung  des  schwedischen  Obersten  KARL    Rüstung, 
DIEDRICH  VON  RUTH    (Rot)    sowie    als    eine    Art    Epitaph    sein    geschnitztes    Wappen. 
Wappen  von  1657,  dessen  Unterschrift  besagt,  dass  er  unter  anderen  Würden 
auch   die   eines  Stadtkommandanten  von  Elbing  besass,    1592   geboren  wurde 
und   1656  starb. 

Am  wichtigsten  aber  sind  die  beiden  geschnitzten  Holzwappen  an  der  Holz- 
äusseren  Ostwand  der  Kirche,  weil  sie  ohne  Zweifel  die  der  Gründer  und  wappen. 
Erbauer  darstellen.  Es  sind  BEREND  LVDOLF  MOLTZAHN  und  seine  Gattin 
ANNA  V  •  STAFFHORST.  Leider  ist  die  Jahreszahl  oberhalb  der  Wappen  weg- 
gebrochen. Aber  man  weiss,  dass  Berend  Ludolf,  der  mit  seiner  Gattin 
inschriftlich  auch  an  den  Mauern  des  Schlosses  Ulrichshusen  vorkommt,  1639 
aus  dem  Leben  schied  und  anscheinend  um  1620  in  den  alleinigen  Besitz  des 
Gutes  Ulrichshusen  gelangte.  Er  wird  daher  auch  der  Erbauer  der  Kirche 
zu  Rambow  sein. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  die  grosse  ohne  Inschrift  und  Giesserzeichen,     Glocken, 
die  kleine  1703  unter  dem  Pastorat  von  JOHANN  MEINEKE  (zu  Dahmen  und 
Rambow)   gegossen.     Giessemamen   und  Zeichen    weder  auf  der   einen   noch 
auf  der  andern  Glocke.^) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  3.  Sehr  grosser  silbervergoldeter  Kelch  auf  Kleinkunst- 
achtpassigem  Fuss,  mit  Patene,  gestiftet  von  CARL  DIDERICHSOHN  ROT  und  werke. 
ANNA  SOPHIA  VON  HOLTZENDORFF,  deren  beider  Wappen  nebeneinander  auf 
dem  Fuss  des  Kelches  eingraviert  sind.  Keine  Stempel.  Dazu  eine  kreis- 
runde silberne  Oblatenschachtel,  auf  deren  Deckel  dieselben  Wappen  und 
Inschriften  angebracht  sind.  Auch  diese  ohne  Stempel.  —  4.  Eine  sechs- 
seitige silberne  Flasche  mit  Schraubdeckel.  Auf  einer  der  Seiten  eingraviert 
das  Arnim'sche  Wappen  mit  den  Initialen  I  E  V  A  •  1670.  Auf  der  Unterseite 
des  Fusses  der  Nürnberger  Stadtstempel  mit  dem  Meisterstempel  C  H  oder 
G  H  in  Ligatur:  JnJ  ^.  —  5.  6.  Kleiner  silberner  Krankenkelch,  gestiftet 
1778  von  Wittwe  ILSABE  ELEONORA  VON  MOLTZAHN,  geb.  VON  STRALEN- 
DORFF.  An  der  Kupa  das  Stralendorff'sche  und  das  Maltzan'sche  Wappen, 
ebenso  auf  der  zierlichen  Patene.  Auf  dem  Fusse  ein  verputzter  Güstrowscher 
Stempel.  —  7.  8.  Grösserer  silbervergoldeter  Kelch,  1745  gestiftet  von 
JOACHIM  HINRICH  SCHMIDT  für  die  Kirche  zu  Dahmen.  Dazu  eine  Patene 
mit  einem  undeutlich  gewordenen  Güstrowschen  Stempel.  —  9.  10.  Kleines 
zinnernes  Krankengeräth  ohne  Stempel.  —  11.  Kleine  kreisrunde  silberne 
Oblatenschachtel,  1626  gestiftet  von  ANNA  MOLZAN.  Keine  Zeichen.  —  12. 
13.  Zwei  zinnerne  Leuchter,  1730  gestiftet  von  JAKOB  RÜNITZ.  Keine  Werk- 
zeichen. —  14.  Noch  ein  zinnerner  Löffel,  gestiftet  von  JOHANN  DANIEL 
MÖLLER  und  D.  E.  LANSEN,  verehelichten  MÖLLERN,  1786.  Ebenfalls  ohne 
Stempel. 


«)  Vgl.  oben  S.  65. 


38o 


AMTSGERICHTSBEZIRK  WAREN. 


Pfarre  zu 
Rambow. 


Auf  der  Pfarre  zu  Rambow  werden  die  Reste  eines  aus  der  Kirche  zu 
Dahmen  stammenden  gothischen  Triptychons  aus  dem  XV.  Jahrhundert  auf- 
bewahrt, darunter  zwei  Tafeln  einer  Predella  mit  den  Halbfiguren  der  vier 
lateinischen  Kirchenväter.  Ferner  zwei  schlecht  erhaltene  Flügel  mit  Malereien, 
welche  auf  der  einen  Seite  als  Schutzheilige  der  Kirche  die  hl.  Maria  mit  dem 
Kinde  und  die  Annaselbdritt- Gruppe  darstellen,  während  auf  der  anderen  Seite 
Passionsblumen  sind  oder  waren. 

Auf  der  Pfarre  zu  Rambow  auch  mehrere  alte  lateinische  und  detttsche 
Dmcke,  welche  1623  durch  MARKWART  MOLTZAN  zum  Gebrauch  der  Prediger 
gestiftet  worden  sind. 


Ruine  in 

der 
»Kirchen- 
koppel«. 


In  der  »Kirchenkoppel«,  der  Stätte  des  eingegangenen  Kirchdorfes 
Domherrenhagen  oder  Papenhagen,  liegt  mitten  unter  Bäumen  die  Raine  der 
oben  bereits  erwähnten  alten  Feldsteinkirche  aus  dem  XIII.  Jahrhundert.  Es 
stehen  noch  die  Giebelwände  und  einzelne  Theile  der  Seitenwände,  sodass 
man  die  Grundform  eines  länglichen  Vierecks  erkennt.  Die  ganze  Ruine,  deren 
Kalkverband  immer  mehr  schwindet,  macht  den  Eindruck,  als  ob  sie  wohl 
demnächst  durch  die  langsame  aber  stetige  Arbeit  der  Baumwurzeln  im  Erd- 
boden auseinander  gesprengt  werden  wird. 


Das  Schloss  Ulrichshusen. 


Schloss 
Ulrichs- 
husen. 


B^Hm  Südufer  des  Ulrichshuser  Sees,  dem  Kirchdorf  Rambow  gegenüber,  liegt 
die  Burg  Ulrichshusen,  ein  stattlicher  Bau  aus  der  Zeit  der  Renaissance, 

der  theils  in  die  zweite  Hälfte  des  XVI.,   theils  in  die  erste  Hälfte  des  XVII. 

Jahrhunderts  fällt.    Auf  der  Südseite  ein  runder  Thurm,  der  »Windelstein«  mit 

Wendeltreppe,   nach  Südosten  hin  ein  Thorhaus.     Ein  unterirdischer  Gang  — 

so  ist  die  Sage   —   führte   einst  zu  der  »wüsten  Kirche«  in  Domherrenhagen. 

Vor   einigen  Jahren    ist   das  Schloss  im  Innern  durch-  und  umgebaut  worden, 

um  als  Wohnsitz  dienen  zu  können. 

Da   die   frühere  Beschreibung   des  Burgsitzes  mit   seiner  Abbildung  bei 

Lisch  und  Wedemeyer,    Album   mecklenburgischer   Schlösser   und   Landgüter, 

Heft  8  und  9,  S.  ^^  ff.,   einen  dauernden  Werth  gewonnen  hat,   so  lassen  wir 

sie  hier  unverkürzt  folgen: 

»Das  Gebäude  steht  auf  einem  erhöheten  Burgraume;  diesen  schliesst 
ein  jetzt  etwas  verfallener  Wallgraben  ein,  über  den  man  ehemals  wohl  auf 
einer  Zugbrücke  an  die  sogenannte  Vorburg  oder  das  äussere  Thor  gelangte, 
welches  jetzt,  wie  die  Zugbrücke,  fehlt.  Ueber  einen  schmalen  gemauerten 
Weg,   den  zu  beiden  Seiten  gezinnte  Mauern  einschliessen,   gelangt  man  dann 


SCHLOSS  ULRICHSHUSEN.  38 1 

an   das  Thorhaus   oder   das  Binnenthor,   welches   eine   gewölbte,    durch  starke 
Thorflügel  befestigte  Auffahrt  hat  und  sich  an  das  Hauptgebäude  anschliesst.« 

»Die  Aussenseite  des  Thorhauses  ist  im  Styl  der  norddeutschen  Renaissance 

mit  Bildwerken   und   Memorialtafeln   in   gebranntem   Thon   geschmückt;    über 

dem  Eingange  ist  eine  Tafel  von  roth  gebranntem  Thon  eingemauert,   welche 

durch  eine  verzierte  Leiste  in  zwei   Theile  getheilt  wird.     Dem   Eintretenden 

links   befindet   sich   auf  derselben   oben   das   Brustbild   des   Erbauers   Ulrich 

Maltzan   in   Medaillonform,   darunter   das   Maltzan'sche   Wappen,    und    unter 

diesem  die  Inschrift: 

Ulrichshausen  ist  mein  Nahm 
wer  Herberg  in  mir  will  han 
der  nem  vor  gut  Stubn  und  Gemak 
und  was  Küch  und  Keller  vermag 
und  nem  den  willen  vor  die  That 
so  wird  dem  Gaste  guter  Rat. 

»Rechts  von  der  Leiste  steht  auf  derselben  Tafel  oben  dasselbe  männliche 

Brustbild  in  Medaillonform,  darunter  das  von  Kardorff'sche  Wappen,  und  unter 

diesem  eine  Inschrift,  aus  welcher  jedoch  ein  Stück  schon   1750  ausgesprungen 

war.     Nach  einer  vor  etwa    fünfzehn  Jahren    genommenen  Aufzeichnung  war 

davon  lesbar: 

Ulrichshausen 

Ulrich  Moltzan  D 

Margreta  Kerdorff  D 

Half  fleissig  dazu  w  . .  . .  dri .  . 

Und  ist  vollend  mit  h  . . . .  es  hi .  . . 

Dem  gebort  vor  allen  Dingen. 

»Neben  dieser  Tafel  sind  links  zwei  männliche,  rechts  zwei  weibliche 
Brustbilder  aus  gebranntem  Thon,  einander  gegenüber  und  zugekehrt.« 

»Das  Hauptgebäude  ist  drei  Stockwerke  hoch.  Ueber  dem  Erdgeschosse 
von  behauenen  Quadern  erheben  sich  zwei  Stockwerke  in  Ziegelbau,  welche 
in  Charakter  und  Ausfuhrung  den  fürstlichen  Schlössern  zu  Schwerin,  Wismar 
und  Gadebusch  ähnlich  sind.  Die  nach  Osten  und  Westen  gehenden  Giebel- 
seiten sind  oberhalb  der  drei  Stockwerke  mit  gezinnten  Rändern  und  anderen 
Ziegelomamenten  versehen.  Auf  dem  östlichen  Giebel  steht  mit  eisernen 
Buchstaben : 

BERNDT  LUDOLPH  MOLTZAHN.        ANNA  VON  STAFFHORST. 

darunter,  ein  Stockwerk  niedriger,  das  Distichon: 

IGNIBUS  HAEC  PERIIT  STRUCTURA,  AST  CONDIDIT  ILLAM 
BERNDT  LUDOLPH  MOLTZAHN,  STET  SINE  CLADE  DIU. 

»Der  hier  erwähnte,  wohl  nur  partielle  Brand  fiel  in  die  Zeiten  des 
dreissigjälirigen  Krieges  (1624).  Das  Jahr  der  baulichen  Wiederherstellung 
bezeichnet  an  der  Südseite  des  Hauptgebäudes  mit  eisernen  Ziffern  die  Zahl 
1626.     Dieses    Feuer   mag   auch   den    viereckigen  Thurm   zerstört   haben,    der 


382  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

noch    im   siebzehnten   Jahrhunderte    in    der    Mitte   des   Burgraums    frei    stand. 
Dieser  sogenannte  Bergfrit  diente  als  Wart-  und  Gefangnissthurm.« 

»Ein  anderer  Thurm  des  alten  Bauwerkes  ist  erhalten.  Es  ist  dies  ein 
sich  an  die  Mitte  der  südlichen  Langseite  des  Hauptgebäudes  anlehnender, 
aus  denselben  Materialien  erbaueter  runder  Thurm,  der  die  Mauerhöhe  des 
Gebäudes  noch  um  ein  Stockwerk  überragt  und  dann  durch  eine  offene  Gallerie 
und  ein  sechseckiges,  mit  Metallplatten  eingedecktes,  in  eine  Spitze  auslaufendes 
Dach  gekrönt  wird,  in  der  Form,  wie  deren  von  dem  alten  Schweriner 
Schlosse  noch  in  dem  Neubau  erhalten  sind.  Der  Thurm  dient  als  Treppen- 
haus. Auf  der  Wendeltreppe  oder  dem  Windelstein  gelangt  man  von  den 
obersten  Stockwerken,  wo  auch  der  sogenannte  Redoutensaal  sich  befand,  bis 
in  die  schönen  geräumigen  Keller  hinab.  An  diesem  Thurme  befinden  sich 
drei  Tafeln  über  einander,  in  jedem  Stockwerk  eine.  Jede  dieser  Tafeln  hat 
oben  zwei  Wappen:  neben  dem  Maltzan'schen  Wappen  steht  (dem  Beschauer 
rechts)  auf  der  obersten  Tafel  das  Kardorff'sche  Wappen,  auf  der  mittleren 
das  Wappen  der  Familie  von  dem  Berge,  welche  mit  dem  Landrath  Fritz 
von  dem  Berge,  dem  Schwiegervater  des  Dietrich  von  Maltzan,  am  10.  De- 
cember  1623  im  Mannsstamme  ausstarb,  und  auf  der  untersten  das  Staff- 
horst'sche  Wappen.  Unter  diesen  Allianz -Wappenbildern  trägt  jede  Tafel 
eine  Inschrift.  Der  Inhalt  der  obersten  Tafel  ist  nicht  mehr  zu  entziffern  ge- 
wesen; doch  enthielt  sie  die  Jahreszahl,  den  Namen  des  Erbauers  und  seiner 
Frau,  und  eine  Anwünschung  des  göttlichen  Segens.     Unter  der  zweiten  Tafel 

stehen  die  Verse: 

Diesem  Dietrich  Moltzahn  succedirt 

Und  selbigen  Sitz  häreditirt: 

Aus  adeligem  Stamm  berühmet  weit 

Hat  des  von  dem  Berg  sich  drauf  bereit 

Die  beiden  denselben  zur  adlichen  Preise 

Verbessert  haben  mit  grossem  Flelss. 

»Die  Verse  der  dritten  Tafel  sind  in  der  Mitte  durch  eine  Linie  getheilt 
und  lauten  also: 

• 

Nach  Dietrich  Moltzahn  seligen  Dot  Hat  es  geschickt  der  liebe  Gott 

Dass   Behrend  Ludolph  Moltzahn  durchs  Als  Miterb  dieses  Guts  genoss 

Loos  Aus   altem   adlichem  Stamm  gar  wohl 
Eh  lieh  mit  Anna  von  Staff  hörst  genannt  bekannt 

Dasseib  nicht  lange  bewohnet  in  Freud  Denn  da  sie  gewesen  alle  beld 

Im  anderen  Land  das  Haus  verbrannt  Da  man  gezählet  hat  zur  Hand 

Tausend  sechshundert  zwanzig  vier  Nach  Christi  Geburt  vermeld  ich  dir 

Von  ihm  wieder  erbauet  von  neu  Im   sechsundzwanzigsten  dieses  Gebäu 

Gott  dasseib  fortan  segne  mehr  Zu  seines  göttlichen  Nahmens  Ehr. 

und  darunter  die  Memorialzahl: 

ESTO  tVta  DoMVs,  CVra  serVante  IehoVa. 

deren  Zahlbuchstaben  die  Jahreszahl   1626  ausmachen.« 

:»Die  Länge  des  Gebäudes  beträgt  97  Fuss;  die  von  dem  vorstehenden 
Thurme  bezeichnete  Mitte  nimmt  die  23  Fuss  breite  Diele  und  Küche  ein;   an 


GUT  UND  KIRCHDORF  VIELIST.  383 

diese  Räume,  welche  nach  hinten  über  die  Fronte  hinaus  gebaut  sind  und  in 
einem  schmäleren  Stallgebäude  endigen,  stossen  auf  jeder  Seite  zwei  Stuben, 
eine  nach  Süden  und  eine  nach  Norden  gehend,  von  21  Fuss,  dann  weiter  je 
zwei  kleinere  von  16  Fuss  Breite.  Dem  östlichsten  Theil  der  Südfronte  ist 
noch  ein  bis  an  das  Thorhaus  gehender  Gebäudetheil,  17  Fuss  tief  und  12  Fuss 
breit,  vorgebaut,  so  dass  der  Ostgiebel  eine  etwa  doppelt  so  grosse  Ausdehnung 
hat  als  der  westliche.  Nördlich  und  östlich  wird  die  Burg  und  ihre  Umgebung 
von  dem  Ulrichshusen'schen  See  begrenzt,  der  auch  Kukuk-See  (Guckguck- 
See)  genannt  wird.c 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Vielist.') 

|rkundlich  wird  Vielist,  eine  alte  Wangelin'sche  Besitzung,  zuerst  am  Geschichte 
8.  November  1264  genannt,  als  Bischof  Hermann  von  Schwerin  der  _^^f 
Gemahlin  des  Ritters  Vredebern,  aus  dem  Geschlecht  der  Ketelhot,  Margaretha, 
den  Zehnten  des  Dorfes  Vielist  (Vilist)  verleiht.*)  Von  demselben  Bischof  er- 
hält das  Schweriner  Domkapitel  am  6.  April  1289  eine  Reihe  von  Zehnten 
im  Lande  Waren,  darunter  auch  solche  in  Vielist.  ^)  Es  sind  daselbst  zweiund- 
dreissig  Hufen,  von  denen  jede  acht  Schillinge  an  das  Domkapitel  von 
Schwerin  geben  soll.*) 

Ob  es  vor  den  Wangelin  noch  andere  Besitzer  (wie  etwa  das  alte 
ritterbürtige  Geschlecht  der  Vilist,  Vielitz)  von  Vielist  gegeben  hat,  wissen  wir 
nicht.  Im  Anfange  des  XVI.  Jahrhunderts  aber  gehört  Vielist  nachweisbar  zu  den 
vielen  Gütern,  welche  die  Wangelin  in  dortiger  Gegend  innehaben.  Als  bevor- 
zugte Vasallen  erscheinen  sie  öfter  in  nächster  Umgebung  ihrer  Landesherrn. '^) 
Am  23.  März  1593  erwirbt  Joachim  Wangelin  die  Fischerei  auf  der  Reke  bei 
Eidenburg  von  Herzog  Ulrich  für  366  Gulden  16  Schillinge  und  1594  auch  die- 
jenige, welche  dort  dem  Kloster  Dobbertin  gehört.  Während  des  dreissigjährigen 
Krieges  geht  der  Besitz  von  Vielist  dem  Verfall  und  der  Zerstückelung 
entgegen.  1629  liegt  bereits  ein  Antheil  an  Vielist  in  Konkurs;  1637  ver- 
pfändet Hieronymus  Wangelin  das  Gut  für  8000  Gulden  an  Sabina  Quitzow, 
sei.  Jürgen  Wangelin's  Wittwe.  1645  verpfändet  die  Wittwe  Christian 
Wangelin's,  Dorothea  Bibow,  den  Gebrüdern  Bülow  auf  Harkensee  und  Plüschow 
das  Gut  für  13000  Gulden,  nachdem  es  noch  vor  dem  Tode  ihres  Gatten  in 
Konkurs  verfallen  war,  aus  dem  sie  es  mit  ihrem  Vermögen  erworben  hatte.®) 


*)  7  km  nordnordwestlich  von  Waren.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  150  erinnert  an  das 
altslavische  Adjektiv  velö  =  gross  und  deutet  den  Namen  als  >  Nachkommen  des  vel-c  Das  wäre 
also  ungefähr  >  Grossendorf < . 

*)  M.  U.-B.  1024. 

•)  M.  U.-B.  2016. 

*)  M.  U.-B.  5899. 

»)  M.  U.-B.  6389,  Anmkg.     M.  Jahrb.  VI,  S.  150;    IX,  S.  170. 

•)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 


384  AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 

1648  haben  die  Töchter  des  Hieronymus  Wangelin,  verehelichte  Bonow  und 
Warnstcdt,  Antheil  an  Vielist.  Die  letztgenannte  kauft  das  Gut  von  der 
Dorothea  ßibow  im  Jahre  1653  für  28  500  Gulden.  Auch  die  Restorff  haben 
durch  Verschwägerung  Anrechte  erworben.  Allmählich  aber  fangt  die  Familie 
von  Erlenkamp  an,  sich  hier  festzusetzen:  1674  erwirbt  sie  den  Wamstedt- 
Bonow'schen  Antheil.  Ueber  den  Restorffschen  Besitz  ist  inzwischen  Konkurs 
ausgebrochen,  und  im  Jahre  1682  gelangt  nun  Baron  Hans  Erlenkamp  in  den 
Besitz  des  ganzen  Gutes.  In  Erlenkamp'schen  Händen  bleibt  es  bis  1761. 
In  diesem  Jahre  kauft  es  der  Kriegsrath  von  Meyenn.  Von  dessen  Geschlecht  - 
geht  es   1896  auf  Eduard  Waldemar  Weber  über. 


M ' ' ' '  n  1 1  i  [  I ' '  I T ' 


Grandriss  der  Kirche  lU   Vielist.     (Pries.) 

In  einem  Schriftstück,  das  dem  Jahre  1 508  oder  1 509  angehören  mag  und 
das  so  sauber  geschrieben  ist  wie  eine  gute  Urkunde  jener  Zeit,  theilt  Heinrich 
Wangelin  auf  Vielisl  seinem  Landesherrn  mit,  dass  sein  Kirchherr  gestorben 
ist,  und  bittet  um  Einsetzung  eines  andern.  Darauf  finden  wir  im  Visitations- 
protokotl  von  1534  den  Heinrich  Wienholt  als  Pastor  in  Vielist,  und  zwar 
von  15 10  an.  Damals  hat  auch  Sommerstorf  noch  seinen  eigenen  Kirchherm, 
als  welchen  wir  von  1526  an  den  Joachim  Stritz  kennen  lernen.  Dann  aber  klafft 
eine  lange  Lücke  von  fast  einem  Jahrhundert.  Aus  einem  zu  Anfang  des 
Jahres  1614  geschriebenen  Wangelin'schen  Bericht  an  Herzog  Hans  Albrecht 
ersehen  wir,  dass  im  Sommer  des  Jahres  1613  die  Pest  in  Vielist  gehaust  und 
u.  a.  auch  den  Pastor  mit  Frau  und  sechs  Kindern  hingerafft  hat.    Nur  ein  Sohn 


GUT  UND   KIRCHDORF  VIEUST.  385 

ist  verschont  geblieben,  für  den  Pastor  Gelmer  Waldberg  {Woldtberg)  und 
Bürgermeister  Kaspar  Lobis  in  Waren  die  Vormundschaft  übernehmen  wollen. 
Aber  den  Namen  des  verstorbenen  Pastors  erfahren  wir  nicht.  Sein  Nach- 
folger ist  Christian  Koppe,  der  1625  im  Amte  und  im  Jahre  1633  (vor  dem 
16.  Februar)  aus  dem  Leben  scheidet.  In  der  nachfolgenden  Unglückszeit 
wird  die  Kirche  gleich  vielen  andern  leer  gestanden  haben  und  ihres  Hirten 
beraubt  gewesen  sein.  Erst  1651  wird  wieder  einer  berufen:  Nikolaus  Stolze, 
der  noch  1677  im  Dienste  ist.  Ihm  folgt  1679  Erich  Oswald,  der  1695  noch 
da  ist.  i6g8  folgt  Laurentius  Boccius  (-J-  16.  Januar  1733).  Nach  einer  Vakanz 
von  vier  Jahren  wird  Joachim  Christoph  Roering  berufen  (f  14.  März  1751}: 
er  stirbt  einsam  und  allein  auf  der  Rückfahrt  von  Sommerstorf  nach  Vielist 
und   kommt  todt  auf  seinem  Pfarrhof  an.     Seine  Nachfolger   im  XVIII.  Jahr- 


Kirche  lu  Vielisl  (Südseite). 

hundert  sind  Samuel  Ernst  Boccius  {der  Sohn  des  Laurentius  B.)  von  1752  bis 
zu  seinem  Tode  am  21.  Oktober  1766,  und  Arend  Heinr.  Christian  Bamewitz 
von  1767  bis  zu  seinem  Tode  im  April   1805. 

lieber  die  Geistlichen  im  XIX,  Jahrhundert  s.  Watter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Feldsteinbau  des  XIII.  Jahrhunderts  mit 
quadrierten  Kalkfugen.  In  der  Ostwand  des  Chors  das  von  einer  Blende  über- 
fasste  bekannte  »Dreieinigkeits-Fenster«  in  romanischer  Hildungsform,  mit  Rund- 
stab und  Kante  und  aus  trefflichem  Ziegelmaterial.  Der  Fries  der  Kirche,  in  den 
die  Blende  hineinschneidet,  ist  ein  romanischer  Rundbogen fries  von  ganz  vor- 
züglich gebrannten  Formsteinen.  Die  Seitenwände  des  Chors,  die  denselben 
Fries  hatten,  lassen  erkennen,  dass  hier  einst  je  zwei  Fenstergruppen  waren, 
die  durch  je  zwei  schmale  romanische  Schlitzöffnungen  gebildet  wurden. 
Diese  sind  später  zugesetzt  und  durch  ein  stillos  eingebrochenes  neues  Fenster 
ersetzt  worden.  Die  Wölbung  des  Chors,  jetzt  ein  durch  Grate  in  Felder  ein- 
getheiltes  Kreuzgewölbe,   war  ursprünglich  wahrscheinlich   ein  höheres  Kugel- 


386  AHTSCERICIITSIIKZIKK   WAKEN. 

gewölbe.     Nach    dem    Schiff   hin    öffnet    sich    der    Chor    mit    einem    breiten, 
schweren  Triumphbogen  in  stark  ausgesprochener  Spitzbogen  form.    Das  Schiff, 
welches  ursprünglich   auf  jeder  Seite  durch   sechs,    in  Gruppen   zu  zweien  an- 
geordnete  schmale   Schlitzfenster   erleuchtet   war,    ist   ebenfalls   ein  wuchtiger 
Feldsteinbau,  welcher  ziemlich  gleichzeitig  mit  dem  Chor  aufgeführt  sein  wird, 
aber  im  Jahre  1566  {wie  sowohl  die  gefundene  Zahl,  als  auch  die  Ausführung 
des  Baues   erkennen   lasst)    durch    eine    starke  Neuerung   im    Geschmack   der 
Renaissance  gründlich  verändert  ist. 
Diese   Neuerung   besteht   in   der  Er- 
richtung  eines   Rundpfeilers   dorisch- 
toskanischer  Anordnung  in  der  Mitte, 
der  dazu  dient,  um  vier  durch  Grate 
eingetheilte   Kreuzgewölbe   von   glei- 
cher   Art,    wie    das    des    Chors    zu 

tragen.    In  jedem  Scheitel  dieser  Ge-  ' '  '"* 

wölbe,  ebenso  wie  in  dem  des  Chors, 
ist  als  Schlüss  eine  Blatter-Rosette  in 
Flachrelief  und  im  Renaissance  -  Ge- 
schmack angebracht.  Diesen  neuen 
Gewölben  zu  Liebe  sind  jedenfalls 
zwei  stillose  Fenster  eingebrochen  und 
die  ursprünglichen  Schlitzfenster  zu- 
gesetzt worden.  Die  schon  in  alter 
Zeit  auf  der  Nordseite  des  Chors  an- 
gesetzte alte  Sakristei  ist  zur  Zeit 
des  Barons  von  Erlenkamp  zu  einer 
Grabkapelle  eingerichtet  worden.  Die 
Portale  der  Südseite  (Priesterpforte 
im  Chor  und   Laienpforte   im  Schiff) 

sind  aus  Granit  aufgeführt  und  haben  - — jihiJhiij       [      1  —  J      i      i-~*" — 5— 

dementsprechend     eine    scharfkantig  Osiseite  des  Chors.  '^ 

gebildete    Wandung    und     Laibung. 

Der  Thurm,  ein  etwas  jüngerer  Granitbau,  lasst  in  seinen  oberen  Fachwerk- 
theilen  und  in  seiner  flachen  vierseitigen  Haube  erkennen,  dass  sein  Bau  ver- 
schiedene Schicksale  erlebt  hat. 

Neben    der   Chorpforte    finden    sich    zwei  Kornquctscbcn   vorgeschicht- 
licher Zeit,  die  als  Weih  Wasserbecken  gedient  haben  können. 
1  Die  ganze  innere  Einrichtung  der  Kirche,  in  welcher  Altar  und  Kanzel 

einen  Baukörper  bilden,  verräth  den  klassicierenden  Stil  vom  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts  und  gehört  ohne  Zweifel  dem  Jahre  1794  an,  welches  neben  dem 
Jahr  1566  als  weiteres  Jahr  einer  Kirchen -Erneuerung  an  dem  Pfeiler  in  der 
Mitte  des  Schiffes  genannt  wird. 

Im  Thurm    hängen    drei    Glocken.     Die    beiden    grösseren    sind    1789 
unter    dem    Patronat    des    CARL  ERNST  BLEICHERT  VON   MEYENN    und    dem 


GUT   UND   KIRCHDORF  SOMMERSTÜRF.  387 

Pastorat  des  AHRND  HEINRICH  CHRISTIAN  BARNEWITZ  von  Johann  Christian 
Meyer  in  Neustrelitz  gegossen  worden.  —  Die  kleine  Glocke  ist  1844  von 
C.  Jllles -Waren  umgegossen  worden.^) 

Kleinkunstwcrke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  Kleinkiinst- 
1854  von  ERNST  V.  MEYENN  zu  seiner  goldenen  Hochzeit,  dem  Vater  des  werke, 
späteren  Kammerherrn.  Beide  in  profanen  Formen.  —  3.  4.  Kleiner  silber- 
vergoldeter Renaissance -Kelch,  gestiftet  1667  von  JÜRGEN  ERNST  VON 
RESTORFF  und  seiner  Gattin  BARBARA  AGNES  VON  HOLSTEIN.  Nürnberger 
Arbeit  von  einem  Meister,  dessen  Stempel  undeutlich  ist.  Die  dazu  gehörige 
Patene  ist  ohne  Stempel.  —  5.  Runde  silberne  Oblatenschachtel  mit  dem 
Namen  ANDREAS  TREGARDT  auf  dem  Deckel.  —  6.  7.  Zwei  Zinnleuchter  von 
1794,  von  dem  Röbeler  Zinngiesser  J(ochim)  H(enzky). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Sommerstorf.'') 

ommerstorf  wird  urkundlich  zuerst  am  6.  April  1289  genannt,  als  Bischof  Geschichte 
Hermann    von    Schwerin    dem    Domkapitel   Zehnten    im    Lande   Waren         ^^s 
verleiht.^)    Fast  siebenzig  Jahre  später  erfahren  wir,  dass  der  Rathmann  Dietrich      ^^ories. 
Mirow     in    Waren    der    Kirche    seiner   Stadt     Hebungen     überweist,    welche 
ihm    in    Sommerstorf   zustehen.      Fürst   Bernhard    von    Werle    bestätigt   diese 
Schenkung  am   17.  Oktober  1357.^) 

Einen  selbstständigen  Besitz  hat  Sommerstorf  anscheinend  niemals  ge- 
bildet, wenigstens  nicht  in  späterer  Zeit.  Wo  immer  es  uns  begegnet,  steht 
es  in  enger  Verbindung  mit  Grabow,  dem  späteren  Grabowhöfe,  welches  in 
Wangelin'schen  Händen  ist,  und  theilt  dessen  Schicksale.  Als  im  Jahre  1646 
Hieronymus  Wangelin  mit  Hinterlassung  von  zwei  Töchtern  stirbt,  übernehmen 
seine  Schwiegersöhne,  der  Ritter  Bonow  und  Wilhelm  Warnstedt,  Namens 
ihrer  Ehefrauen  seinen  Antheil  an  Grabow  und  Sommerstorf,  während  Bernd 
Christian  Wangelin  ebenfalls  lehn-  und  antheilsberechtigt  bleibt.  Den 
Hieronymus'schen  Antheil  erwerben  1685  der  Baron  von  Erlenkamp  und  der 
von  Bülow  auf  Plüschow,  auch  erwirbt  der  erstgenannte  im  selben  Jahre  die 
Anrechte  des  Bernd  Christian  Wangelin.  Fünfzehn  Jahre  später,  nämlich  im  Jahre 
1700,  verkauft  der  von  Bülow  seinen  Antheil  an  Karl  Friedrich  von  Koppelow 


')  Auch  die  Vorgängerin  dieser  kleinen  Glocke  stammte  aus  dem  Jahre  1789  und  von  dem 
Glockengiesser  J.  C.  Meyer  in  Neustrelitz. 

')   12  km   nordnordwestlich   von  Waren. 
^)  M.  U.-B.  2016. 
*)  M.  U.-H.  8402. 

25* 


388  AMTSGERICHTSBEZIRK  WAREN. 

für  7200  Thaler.  Der  Erlenkamp'sche  Theil,  welcher  inzwischen  allodificiert 
ist,  wird  1762  vom  Kriegsrath  von  Meyenn  auf  Vielist  gekauft,  1788  aber 
erwirbt  ihn  der  Justizrath  Christian  Friedr.  Ludw.  Schmidt.^)  Die  von  Koppelow 
verpfänden  ihren  Besitz  in  Grabow  und  Sommerstorf  1757  auf  zehn  Jahre  an 
Andreas  David  Röper  zu  Neubrandenburg.  Dieser  tritt  sein  Pfandrecht  dem 
Kriegsrath  von  Meyenn  ab,  doch  bald  nachher  wird  der  gen.  Justizrath  Schmidt 
der  Eigenthümer  und  damit  der  Herr  des  ganzen  Gutes.  Von  Schmidt  erwirbt 
1790  Landmarschall  Friedrich  von  Hahn  Grabow  und  Sommerstorf,  und  die 
Hahn  besitzen  daher  beide  Güter  und  Dörfer  noch  heute. 

Ueber   die  kirchlichen   Verhältnisse   s.  bei  Vielist.     Seit   dem    dreissig- 
jährigen  Kriege  ist  die  Kirche  zu  Sommerstorf  Tochterkirche  von  der  zu  Vielist. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Backsteinbau  in  Form  eines 

länglichen  Vierecks  auf  einem  wohlbehauenen  Granitsockel.  Die  kleinen 
gothischen  Lichtöffnungen,  in  der  Ostseite  eine,  auf  den  Langseiten  je  zwei, 
haben  in  ihrer  scharfkantig  gegliederten  Wandung  und  Laibung  ihre  Ursprüng- 
lichkeit bewahrt,  nur  fehlt  ihnen  das  innere  Steinpfostenwerk  (ursprünglich  gewiss 
nur  ein  Pfosten).  Das  Innere  der  Kirche  wird  von  zwei  Kreuzgewölben  mit 
birnförmig  profilierten  Rippen  überspannt.  Von  besonderem  Interesse  ist  das 
frühgothische  Portal,  welches  von  dem  es  verdeckenden  Thurm  her  ins  Innere 
fuhrt.  Seine  Gliederung  besteht  aus  einem  inneren  romanischen  Rundbogen- 
stab, welcher  von  einer  Wandung  und  Laibung  mit  flachgedrücktem  Spitz- 
bogenschluss  überfasst  wird.  Diese  Wandung  und  Laibung  enthält  zwei  ab- 
gefas'te  Glieder,  zwischen  denen  ein  Rundstab  liegt.  Oberhalb  des  Spitz- 
bogens, dessen  Mauerkern  etwas  vorgeschoben  ist,  erhebt  sich  ein  wimperg- 
artiges flaches  Dreieck.  Der  hierüber  emporgeführte  jüngere  Thurm  im 
Westen  ist  ein  etwas  schmälerer  Bau  von  Feldsteinen  mit  eingemischten 
Ziegeln,  ebenso  fest  und  solide,  wie  die  ganze  Kirche.  Der  Ostgiebel  ist  mit 
einem  hübschen  Blendenwerk  verziert. 

Kanzel  und  Die   innere  Einrichtung   gehört,   gleich   der   der  Vielister  Kirche,    dem 

Altar,       Ende   des   XVIII.  Jahrhunderts   an,    doch   sind    in  dem  Ueberbau  von  Kanzel 
i5chnitz-     ^^^  Altar,    die   zu  einem  Körper  verbunden  sind,    dreizehn   kleine  polychrom 


figuren. 


mit  Gold  behandelte  Schnitzfiguren  zur  Verwendung  gekommen,  welche  den 
Heiland  und  die  zwölf  Apostel  darstellen  und  ursprünglich  einem  gothischen 
Triptychon  des  XV.  Jahrhunderts  angehört  haben  werden. 


Glocken.  Im  Thurm  zwei  neuere  Glocken  aus  der  Zeit  des  Gräflich  Hahn'schen 

Patronats,  die  eine  1858  von  C.  JHies- Waren,  die  andere  1893  von  C.  Oberg- 
Wismar  gegossen.  Dazu  als  dritte  und  kleinste  Glocke  eine  ältere,  welche  am 
5.  April   1683  von  Hans  Mancke  in  Lüneburg  gegossen  worden  ist.*) 

^)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Die  Vorgängerinnen  der  beiden  neueren  Glocken  waren  1746  unter  dem  Patronat  des 
Ernst  Christoph  von  Koppelow  und  des  Ernst  Johann  von  Erlenkamp  sowie  unter  dem  Pastorat 
des  J.  C.  Roering  von  Gottfried  Wosack  in  Stralsund  gegossen  worden. 


GUT  UND   KIRCHDORF  KLINK. 


389 


Kleinkunstwerke.     i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  ohne  Inschrift,  mit  dem  Kleinkiinst- 
Stadtzeichen    (H]    und    dem    Meisterstempel   ||  FHl     Dazu    eine  Patene   ohne      werke. 
Werkzeichen.   —   3.  Silberne  Kanne,   gestiftet  von   LOUISE  GRÄFIN  V  •  HAHN 
bei  ihrer  Einsegnung  am  23.  März   1823   in  der  Kirche  zu  Sommerstorf.     Mit 
dem  Stadtzeichen  \Jlf\  und  dem  Meisterzeichen  UigJ. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Klink.') 

link,  in  der  Nähe  der  Reke  oder  Eideverbindung  zwischen  Müritz  und  dem   Geschichte 
Kölpin-See  gelegen,  ist  schon  in  alter  Zeit  Besitz  der  Hahn  auf  Solzow         ^^s 
und  Damerow,  welche  damit  die  wichtige  Eidebrücke  beherrschen.^)    Schon  im       ^ories. 
XIII.  Jahrhundert  sind  die  Hahn  und  Pritzbuer  auf  Grabenitz   die  Herren   des 
ganzen  Kölpin-Sees  und  verfugen  iiber  dessen  Fischerei,   welche  sie   im  Laufe 
des  folgenden  Jahrhunderts  dem  Kloster  Malchow  abtreten.^) 

Am  29.  Juni  1375  verkauft  Eckhard  Hahn  (IV)  sein  Gut  Klink  (myn 
ghud  to  der  Clyncken  dat  by  der  Eldenen-Bruggen  lycht),  welches  wüst  ist,  den 
Gebrüdern  Gamm  auf  Werder  mit  der  Bedingung,  es  nach  vier  Jahren  wieder 
zurückkaufen  zu  können.  Doch  wird  von  diesem  Reservatrecht  kein  Gebrauch 
gemacht.*)  Die  Gamm  verkaufen  Klink  im  März  1490  an  Lorenz  von  Below 
auf  Nossentin.  Dem  Below'schen  Besitz  aber  macht  der  dreissigjährige  Krieg 
ein  Ende.  Das  Gut  verfällt  dem  Konkurs,  aus  dem  es  Mitte  des  XVII.  Jahr- 
hunderts die  Holstein  auf  Ankershagen  für  9  500  Gulden  erstehen.  Wiederholte 
Versuche  der  Below,  ihr  Gut  wieder  einzulösen,  schlagen  fehl,  die  Holstein 
behalten  es,  obwohl  die  Below  unverdrossen  weiter  muthen.  Endlich  erliegen 
auch  die  Holstein  den  Wirren,  die  das  Land  Mecklenburg  im  XVIII.  Jahr- 
hundert heimsuchen.  Schon  1747  sind  sie  zu  einer  Verpfandung  auf  fiinf- 
undzwanzig  Jahre  genöthigt,  aber  175 1  bricht  der  Konkurs  aus.  Aus  diesem 
erwirbt  es  Johann  Friedrich  Kahler,  dessen  Geschlecht  es  bis  1891  fest  hält. 
1892  hat  es  Eugen  Hahn,  1897  Walter  Reinhold  Hermann  und  seit  1898 
Arthur  Schnitzler. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Sietow  im  Amtsgerichtsbezirk 
Malchow. 

Kapelle.     Die  Kapelle  ist  ein  einschiffiger  Backsteinbau  ohne  Thurm  in      Kapelle, 
der   Form    eines   länglichen   Vierecks   und   stammt   aus   den  Jahren    1736   bis 
1742.     Der  Chor  ist  ausnahmsweise  nach  Westen  gerichtet,  während  man  im 


*)  8  km    südwestlich    von    Waren.      Altslavisch    klinü   =  Winkel,    polnisch    klin  =  Keil: 
KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  70.     Also  wohl  ungefähr  soviel  wie   >  Winkelhagen  <. 
*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  IT,  S.  248. 
«)  M.  U.-B.  6725. 
*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  260  (CCXIX).     M.  U.-B.  10749. 


390 


AMTSGERICHTSBEZIRK   WAREN. 


Osten  eine  herrschaftliche  Empore  angebracht  hat,  die  vom  Fussboden  her  um 
vier  Stufen  erhöht  ist.  Der  Innenraum  ist  mit  einem  flachgespannten  Tonnen- 
gewölbe eingedeckt.  Die  Fenster,  fast  viereckig  erscheinend,  sind  oben  mit 
einem  kleinen  Rundbogen  überspannt.  Ueber  der  Eingangsthür  ein  Holstein- 
Bülow'sches  Allianzvvappen  mit  der  Unterschrift:  JAKOB  ERNST  VON  HOLSTEIN 
und  ELISABETH  SOPHIA  VON  BÜLOW;  dazu  die  Jahreszahl  1736.  An  der 
Westseite  der  Kirche,  doch  mit  dieser  nicht  in  Verbindung  stehend,  eine 
Begräbnisskapelle  der  Gutsherrschaft. 

Altar  und  Altar  und   Kanzel   sind    zu    einem    Körper  verbunden.     Hier    dieselben 

Kanzel.      Wappen  und  Unterschriften  wie  über  der  Eingangsthür. 

Glocken.  In  einem  Glockenstuhl  neben  der  Kirche  zwei  Glocken,  die  beide   1738 

von  dem  Lübecker  Giesser  Laurentius  Strahlborn  gegossen  sind. 


Kleinkunst- 
werke. 


Kleinkunstwerke,  i — 3.  Schön  gearbeiteter  silbervergoldeter  Kelch, 
dazu  Patene  und  Oblatendose,  alle  drei  Stücke  mit  dem  HOLSTEIN -BULOW- 
schen  Allianz wappen  verziert,  Kelch  und  Patene  von  dem  Schweriner  Gold- 
schmied F  G.,  Oblatendose  dagegen  von  dem  Güstrower  Goldschmied  Lenhard 
Mestlln.  —  4.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet  von  J  •  E  •  V  •  HOLSTEIN  1745. 
Englisches  Zinn  von  dem  Giesser  I.  H.  S.  —  5.  6.  Zwei  grössere  Zinnleuchter 
auf  je  drei  Klauenfüssen,  1739  von  dem  Stifter  der  Kirche  geschenkt.  Eng- 
lisches Zinn  von  dem  Zinngiesser  I.  H.  S.  —  7.  8.  Zwei  kleinere  Zinnleuchter 
auf  rundem  Fuss,  der  eine  1770  gestiftet  von  FRIEDRICH  LAGEMANN  und 
seiner  Gattin  ILSABETA  CATHARINA  NEHLSEN,  der  andere  1781  von  HANS 
JÜRGEN  NEHLS  und  seiner  Gattin  SOPHIA  CHRISTINE  HAGEN.  Beide  von 
dem  schon  genannten  Röbeler  Zinngiesser  J(ochim)  H(ensky). 


Vorgeschichtliche  Plätze 

s.  am  Schluss  des  Amtsgerichtsbezirks  Malchow 


/■■^i^  -^-    ■*•/■  V*-^   *•   \^  N^ 


Ansicht  der  Stadt  Mnlchaw 


Amtsgericlitsbezirk  Malchow. 


Stadt  und  Kloster  Malchow.') 


J|cscliichte  der  Stadt  und  des  Klosters.  Schon  früher,  als  die  Ur 
künden  zu  reden  anfangen,  erzählen  Annalisten  und  Chronisten  von 
Malchow.  Es  geschieht  dies  bei  Gelegenheit  des  grossen  Kreiiz- 
zuges  gegen  die  mecklenburgischen  und  pommcrschen  Wenden  im  Jahre  1147, 
Jenes  Zuges,  dem  die  ganze  europäische  Christenheit  mit  gespannter  Auf- 
merksamkeit folgt,  und  welcher  der  Anfang  eines  erbitterten  siebenzchnjährigen 
Kampfes  ist.")  Damals  ist  Malchow  wiederholt,  am  Anfange  wie  am  Schluss 
dieses  Ringkampfes  zwischen  Christen  und  Heiden,  der  Schauplatz  geschicht- 
licher Begebenheiten.  Als  im  Sommer  des  Jahres  1147  Niedersachsen,  Dänen 
und  Brandenburger  von  verschiedenen  Punkten  her  ins  Land  eindringen,  zieht 
eine  der  Heersäulen  nach  Malchow  und  brennt  dort  sowohl  den  Ort  selber 
als  auch  im  Besonderen  ein  Götzenheiligthum  nieder,  das  ausserhalb  des  Ortes 
liegt  (fanum  etiam  cum  idolis,    quod   erat  ante  ciuitatem   Malchou,   cum   ipsa 

')  Die  allen  Foraien  des  Namens  sind  Malchou,  Melico(ii),  Malachou,  Mahcoive.  Mnlechowe, 
Malachowe,  Malchowe,  bei  denen  wir  in  der  Deutung  Über  den  »Ort  des  M.ilach,  .Malechi  nicht 
hinan skommen.  Vgl.  Maloch  hei  naiciin  lin  conünia  uüle,  in  r]iin  hahitnt  Malachit  M.  l'.-ll.  247 
(mg).  Altslavisch  malS  =  klein.  Also  vielK'icht  soviel  wie  der  deutsche  Ortsname  iKleim 
oder  > Kleinen«. 

*)  Vgl.  WiRger,  im  I.ehen  des  liischofä  »erno,  M,  Jahrh.  XXVIII,  S.  51  his  65.  l'cber  die 
SchrifHiuellen   d>c  11  daselbst  S.  55,  Aimikg, 


Geschichle 
der  Stadt 
und  des 
Klosters. 


392  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCIIOW. 

ciuitate  concremauerunt).^)  Welcher  Art  dies  Heiligthum  war,  wird  mit  keinem 
Worte  weiter  angedeutet.  Sehr  viel  ernsterer  Natur  aber  ist  das  zweite  Er- 
eigniss,  das  in  das  Schlussjahr  dieser  das  Land  verheerenden  Kämpfe,  nämlich 
ins  Jahr  1164,  fällt.  Der  Baiern-  und  Sachsenherzog  Heinrich  der  Löwe, 
welcher  seine  politischen  Errungenschaften  im  Wendenlande  durch  die  fort- 
währenden Aufstände  des  Volkes  immer  wieder  in  Frage  gestellt  sieht  und 
besonders  darüber  erbittert  ist,  dass  Fürst  Pribislav  die  sächsische  Besatzung 
der  Burg  Mecklenburg  im  Februar  des  Jahres  1164  vernichtet,  sowie  einige 
Zeit  später  die  der  Burg  Malchow  zum  Abzüge  genöthigt  und  selber  den  Platz 
hier  eingenommen  und  besetzt  hat,  beschliesst  nunmehr,  zu  dem  äussersten 
Mittel  zu  greifen.  Er  rückt  mit  einem  Heer  vor  Malchow  und  lässt  hier  den 
bereits  zum  Christenthum  übergetretenen  Bruder  des  Pribislav,  den  Fürsten 
Wertislav,  welchen  er  zu  Anfang  des  Jahres  1163  bei  der  Belagerung  der 
Burg  Werle  zum  Gefangenen  gemacht  hatte  und  seitdem  als  Geisel  betrachtete, 
vor  den  Augen  beider  Heere  erhängen.^) 

Wie  dann  Pribislav  bei  den  pommerschen  Fürsten  einstweilen  eine 
Zufluchtsstätte  findet,  wie  aber  sein  Widerstand  durch  die  Kette  tragischer 
Ereignisse  endlich  gebrochen  wird,  wie  sein  Land  immer  mehr  zur  Einöde 
wird,  wie  die  wendische  Bevölkerung  schaarenweise  zu  den  Dänen  und  Pommern 
flieht  und  von  diesen  erbarmungslos  an  die  Polen,  Sorben  und  Böhmen  ver- 
kauft wird:    das  kann  hier  nur  angedeutet  werden.*) 

Malchow  aber  wird  sich,  gleich  anderen  Gegenden  und  Ortschaften  im 
Lande,  durch  einen  desto  stärkeren  Zuzug  niederdeutscher  Kolonisten  gehoben 
haben.  Das  ersieht  man  aus  zahlreichen  Urkunden  der  nachfolgenden  Zeiten 
des  Xin.  und  XIV.  Jahrhunderts,  welche  Malchower  Privatangelegenheiten  zum 
Inhalt  haben,  und  in  denen  uns  die  Familien  Storni,  Pape,  Fuhrmann,  Grapen- 
giesser,  von  der  Wiek,  Bäcker,  von  Utrecht,  Düsterwold,  Schwager,  von  Büne, 
Rovemann,  von  Biestorf,  Eier,  Pelzef,  Rogge,  Ditmar,  Rantze,  Vogt,  Krevts- 
dorf,  von  Kisserow,  von  Dambeck,  von  Göhren,  Katzow,  Martens,  Spiring, 
Metzeke,  Hövet,  Gamelichte,  Hörn  u.  a.  m.  entgegentreten.  Dabei  kann  es 
dahingestellt  bleiben,  ob  einzelne  unter  ihnen,  wie  die  einen  gleichen  Schild 
im  Siegel  führenden  Familien  Düsterwold,  Eier,  Vogt  und  Krevtsdorf,  als  eine 
Art  Stadt- Patriziat  anzusehen  sind  oder  nicht.*) 


*)  Vgl.  Annal.  Magdeb.  ad  annum  1147.  —  Wigger,  a.  a.  Ü.,  S.  57.  —  Derselbe,  Mecklenb. 
Annalen,  S.  113  a.  126  a.  —  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  9.  —  Die  oft  behandelte  falsche  Schreibung 
Malchon  für  Malchou  kann  mittlerweile  bei  Seite  gelassen  werden. 

*)  Wigger,  a.  a.  O.,  S.  119.  126.  127.  143.  148.  149.  Lisch,  a.  a.  O,,  (S.  5—12.  18),  hält 
den  Burgwall  von  I^aschendorf,  der  in  nordöstlicher  Richtung  vom  Kloster  gelegen  ist,  für  den 
Schauplatz  dieser  Ereignisse.  Dass  zugleich  mit  dem  Fürsten  Wertislav  ein  Pritzbuer  und  ein 
Gamm  hingerichtet  worden  sei,  ist  eine  Sage,  als  deren  älteste  Quelle  der  dem  Ende  des  XVI. 
und  Anfange  des  XVII.  Jahrhunderts  angehörende  Latomus  (in  seinem  handschriftlichen  Werke 
vom  mecklenburgischen  Adel)  zu  bezeichnen  ist.  In  den  Genealogien  beider  Familien  (Lisch, 
a.  a.  O.,  S.  18 — 29  und  Gritzner,  M.  Jahrb.  LXV,  S.  305 — 316)  fehlt    es   an  jedem  Anhalte   dafür. 

')  Wigger,  a.  a.  O.,  S.  152.   153.   159. 

*)  Vgl.  Personen -Register  des  Meckl.  Urkundenbuchs.     Lisch,   M.  Jahrb.  XXXII,   S.  46 — 53. 


GESCHICHTE   DER   STADT  UND   DES   KLOSTERS  MALCHOW.  393 

Das  Nächste,  das  uns  darauf  urkundlich  mitgetheilt  wird,  ist  die  Be- 
widmung  des  Bisthums  Schwerin  im  Januar  1170  durch  den  Kaiser  Barbarossa 
u.  a.  mit  Parchim,  Cuthin  (Quetzin)  und  Malchow  sammt  allen  Dörfern  auf 
beiden  Seiten  des  Flusses  Eide,  die  zu  diesen  Burgen  gehörten  (Parchim  quoque, 
Cuthin  et  Malechowe,  cum  omnibus  villis  ex  utraque  parte  aluei  que  dicitur 
Eide  ad  ipsa  castra  pertinentibus). ')  Dass  bei  dieser  Bewidmung  des  Bisthums 
Schwerin  das  ältere  Recht  des  Bisthums  Havelberg  auf  die  Landstriche  süd- 
wärts der  Eide  übersehen  wurde,  ist  schon  öfter  von  uns  berührt  worden.*) 
Das  mag  davon  gekommen  sein,  dass  man  sich  damals  über  die  geographischen 
Verhältnisse  der  oberen  Eide  sowohl  bei  ihrem  Einlauf  in  die  Müritz  von 
Darze,  Käselin,  Fincken,  Massow,  Zepkow  u.  s.  w.  her,  als  auch  über  ihren 
Auslauf  aus  der  Müritz  als  Reke  in  den  Kölpin-See  nicht  so  klar  und  einig 
war  wie  heute,  obwohl  es  immerhin  zu  beachten  bleibt,  dass  an  Stelle  der 
späteren  Fischerei  »Eidenburg«  an  der  Reke  schon  im  Jahre  1290  von  dem  Aal- 
fang »bei  der  Eidenbrügge«  die  Rede  ist,  ebenso  auch  gut  fünfzig  Jahre  später.^) 

Dass  aber  das  Bisthum  Schwerin  nach  dem  im  Jahre  1252  erfolgten 
Vertrage  mit  Havelberg  den  ihm  durch  den  Hohenstaufenkaiser  gewährten 
Besitz  im  Lande  Malchow  behielt,  wird  durch  »Zeugenkundschaften  und  Unter- 
suchungen aus  dem  XVI.  Jahrhundert«  bestätigt.  Darnach  gehören  zum 
Lande  Malchow  folgende  Pfarren  mit  ihren  eingepfarrten  Dörfern  und  Kapellen, 
»südlich  vom  Malchowschen  See:  Alt -Malchow  (Kloster),  Satow,  Grüssow, 
Poppentin,  Lexow;  nördlich  vom  See:  Neu-Malchow"  (Stadt),  Alt-Schwerin 
(jedoch  sollte  Schwerin  selbst  noch  zum  Amte  Plau  gehören),  Nossentin,  Kieth, 
Wangelin,  Lütgendorf,  Jabel.  Als  südliche  Grenze  wird  übereinstimmend  an- 
gegeben das  Dorf  Darze,  und  namentlich  ein  Bach,  der  von  dort  durch  Stuer 
in  den  Plauer  See  fliesst,  und  wo  ein  grosser  Graben  und  eine  Landwehr 
gegen  die  Mark  (mit  einem  Schlagbaum)  befindlich  ist.  Gegen  Norden  bildete 
die  Pfarre  Wangelin  die  Grenze.«*)  Ausserdem  wird  bei  der  Ordnung  der 
Grenzen  der  Bisthümer  Kammin  und  Schwerin  am  6.  März  1260  gesagt,  dass 
auch  das  bei  Rittermannshagen  gelegene  Mertinsdorp  noch  zum  Lande  Malchow 
(ad  terram  Malichowe)  gehöre.^) 

Als  Stadt  mit  Schwerinschem  Recht  tritt  uns  Malchow  mit  einem 
Stiftungsbriefe  vom  Hause  Werle  am  14.  März  1235  zum  ersten  Mal  urkundlich 
entgegen.®)  Ihre  Kirche,  die  in  Urkunden  des  XV.  Jahrhunderts  St.  Georgen- 
kirche heisst,  wird  1256  zum  ersten  Mal  in  Verbindung  mit  den  Kirchen  zu 
Kieth  und  Jabel  genannt,  als  Fürst  Nikolaus  den  Geistlichen  dieser  drei  Kirchen, 
Plebanen  und  Priestern,  und  denen  in  der  Probstei  Alt-Röbel,  die  Vergünstigung 
zu  Theil  werden  lässt,  über  ihr  Vermögen  testamentarisch  in  Dritt -Theilungen 


1)  M.  U.-B.  91. 

*)  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  III,  S.  298.     IV,  S.  421. 

»)  M.  U.-B.  2048.  6171. 

*)  Wörtlich  nach  Lisch,  a.  a.  O.,  S.  15. 

*)  M.  U.-B.  857.     S.  o.  S.  145,  Anmkg. 

•)  M.  U.-B.  433. 


394  AMTSGERICI1TS13EZIRK   MALCIIOW. 

dir  die  Kirchen,  die  Freunde  und  die  Armen  verfügen  zu  dürfen.^)  Von  der 
Stadtkirche  in  Noua  Malchowe  muss  aber  in  alter  Zeit  schärfer,  als  die  ältesten 
Urkunden  selber  es  thun,  die  Kirche  tho  Olden  Malchowe  unterschieden  werden. 
Diese  ist  die  Vorgängerin  der  heutigen  Klosterkirche  in  dem  Dorfe  Alt- 
Malchow,  jene  die  der  heutigen  Kirche  in  Neu-Malchow  oder  Stadt  Malchow. 
So  z.  H.  geht  es  in  der  Urkunde  vom  25.  November  1284  nur  aus  dem  Zu- 
sammenhange mit  den  Besitzverhältnissen  im  Dorfe  Roez  hervor,  dass  die  hier 
genannte  Kirche  in  Malchow  nicht  die  Stadtkirche,  sondern  die  des  hl.  Johannes 
Baptista  im  Dorfe  Alt-Malchow  ist.*)  Der  Name  Alt-Malchow  begegnet  uns 
urkundlich  zum  ersten  Male  im  Jahre  1285,  als  die  Fürsten  von  Werle  für  die 
Länder  Roebel,  Malchow  und  Wenden  das  Landding  in  die  Dörfer  Priborn, 
Alt-Malchow  und  Zepkow  verlegen.^)  Ein  paar  Jahre  später  aber,  bei  Ge- 
legenheit der  Verlegung  des  Bü.sserinnen- Klosters  von  der  Neustadt  Roebel 
nach  dem  Dorfe  Alt-Malchow,  lässt  sich  erkennen,  dass  beide  Kirchen,  die  im 
Dorfe  Alt-Malchow  und  die  in  der  Stadt  Neu-Malchow  sowie  auch  die  in 
Lexow,  bis  dahin  unter  eine  Plebanie  zusammengefasst  sind.*)  Denn  es 
handelt  sich  darum,  den  Malchower  Pleban  Hermann  für  den  Verlust  der 
Kirche  zu  Alt-Malchow  an  das  neue  Kloster  zu  entschädigen.  Die  enge  Ver- 
bindung beider  Kirchen  in  Malchow  bis  zu  dem  Zeitpunkte  der  Uebersiedlung 
des  Klosters  ist  daher  möglicherweise  die  Ursache,  warum  dieser  Hermann 
früher  nur  »plebanus  de  Malchowe«  genannt  wird.^)  Ob  er  mit  dem  späteren 
Probst  Hermannus  L,  der  im  Jahre  1303  die  Verwaltung  führt,  identisch  ist, 
müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen.^) 

Diese  Verlegung  des  Büsserinnen- Klosters  aus  der  Neustadt  Roebel, 
welche  der  Havelberger  Diöcese  angehört,  im  Jahre  1298  in  das  Dorf  Alt- 
Malchow  und  in  die  Schweriner  Diöcese,  sowie  seine  langsam  sich  vollziehende 
Umwandlung  in  ein  Cistercienser- Nonnenkloster,  als  welches  es  in  einer  päpst- 
lichen Bulle  vom  18.  März  1474  zum  ersten  Marbezeichnet  wird,  sind  für  die 
Geschichte  und  Entwicklung  der  Stadt  Malchow  wichtiger  als  vieles  Andere, 
das  uns  urkundlich  im  XIII.  Jahrhundert  überliefert  worden  ist,  wie  z.  B.  die 
Erwerbung  des  Grüssowschen  Wassers,  dessen  Eigenthum  ihr  am  30.  Juni  1287 
von  Fürst  Nikolaus  von  Werle  überwiesen  wird,  oder  wie  die  durch  denselben 
F'ürsten  geschehene  Verleihung  des  Eigenthumes  der  langen  Brücke  bei  der 
Stadt  am  13.  April  1292,  die  bis  dahin  den  Bürgern  Walter  Pote  und  Erich 
gehört  hatte,  oder  wie  die  Verpfändung  eines  Drittels  vom  höheren  und  niederen 
Gericht  innerhalb  der  Stadt  und  Feldmark  Malchow  durch  ebendenselben 
F'ürsten  am  9.  Oktober  1299.'^)     Als  Pathengeschenk  überweist  Fürst  Nikolaus 


»)  M.  U.-B.  763. 
*)  M.  U.-B.  1758. 

»)  M.  U.-U.  1781. 

*)  M.  U.-B.  2503.  2506. 

'')  M.  U.-B.  1863.   1903.  2226.  2718.  2719. 

«)  M.  U.-B.  2845. 

')  M.  U.-B.  1914.  2160.  2574. 


GESCHICHTE   DER   STADT   UND   DES   KLOSTERS   MALCHOW.  395 

von  Werle  dem  neuen  Kloster  am  21.  Mai  1298  mit  Zustimmung  seiner  Mutter 
Sophie  und  seiner  Brüder  drei  Kirchen -Patronate,  nämlich  die  von  Alt-Malchow, 
Neu-Malchow  (utriusque  ecciesie  Malchowe)  und  Lexovv.  Zugleich  befiehlt  er, 
dass  das  Kloster  neben  der  Kirche  zu  Alt-Malchow  aufgebaut  werde.^)  Im 
Uebrigen  haben  sich  alle  wichtigeren  Schriftstücke,  welche  den  Gepflogenheiten 
der  damaligen  Verwaltungs-Weise  gemäss  für  die  Neuordnung  der  Verhältnisse 
die  Grundlage  bildeten,  bis  heute  erhalten.  Es  sind  dies:  erstens  die  bischöf- 
liche Genehmigung  und  Einweisung  des  Klosters  in  den  Schweriner  Sprengel 
durch  den  Bischof  Gottfried  von  Schwerin  auf  Grund  eines  Vertrages  zwischen 
ihm  und  dem  Bischof  Johannes  von  Havelberg;  zweitens  die  Vermittlung  eines 
Vertrages  zwischen  dem  Kloster  und  dem  Pleban  Hermann  über  die  Abtretung 
der  Kirchen  zu  Malchow  und  Lexow;  drittens  eine  Bestätigung  dieser  Ver- 
träge durch  das  Domkapitel  zu  Schwerin  und  zugleich  die  Unterordnung  des 
Klosters  unter  das  Archidiakonat  zu  Waren,  sowie  ausserdem  viertens  eine 
besondere  Vollziehung  der  Schenkung  auch  durch  das  genannte  Domkapitel.*) 
Den  heiligen  Johannes  Baptista  findet  der  Konvent  als  Schutzheiligen  der 
Kirche  zu  Alt-Malchow  vor,  die  hl.  Maria  Magdalena  aber  bringt  er  als  Schutz- 
patronin des  Klosters  von  Roebel  her  mit.  Daher  liest  man  am  15.  März  1376 
die  Bezeichnung  »sanctimonialibus  monasterii  sancti  Johannis  baptiste  ac  sancte 
Marie  Magdalene  in  Malchow«,  während  es  z.B.  am  19.  Juli  1360  kürzer  heisst 
»monasterium  sancte  Marie  Magdalene  in  Malchowec,  und  am  3.  März  1363 
»monasterium  sancti  Johannis  Baptiste  in  Malchowec.  Die  Klosterkirche  allein 
aber  führt  nur  den  Titel  des  hl.  Johannes  Baptista  und  heisst  oft  kurzweg  nur 
ecclesia  sancti  Johannis.  Am  14.  Juli  1480  findet  sich  die  Bezeichnung  ecclesia 
beati  Johannis  Baptiste  monasterii  monialium  antique  Malchow.^) 

Unter  den  übrigen  Malchower  Kloster -Urkunden  sind  diejenigen,  welche 
sich  auf  die  Erwerbung  von  Gütern  und  die  Ausdehnung  des  Wirthschafts- 
betriebes  beziehen,  die  anziehenderen,  wenngleich  sie  im  Ganzen  kein  anderes 
Bild  darbieten  als  das  der  übrigen  Klöster  des  Landes,  die  wir  bereits  an 
unsern  Blicken  haben  vorüberziehen  lassen.  1299  dreizehn  Hufen  in  dem  ehe- 
maligen Dorfe  Lebbin  und  der  halbe  Zehnte  vom  ganzen  Dorf,  wofür  aber 
dem  Landesherrn  alljährlich  zu  Weihnachten  ein  Paar  Stiefel  zu  entrichten 
sind;*)  1303  zwei  Hufen  in  Zielow  als  Geschenk  vom  Ritter  Dietrich  Pape 
fiir  die  Aufnahme  seiner  Tochter  ins  Kloster;^)  1309  ein  vor  der  Stadt  ge- 
legener Hof  (Neuhof),  den  bis  dahin  der  Ritter  Ludolf  von  Sternberg  besessen 
hat;®)    13 IG   zwei  Hufen   in  Lexow,    wo   das  Kloster  bereits  das  Patronat  der 

1)  M.  U.-H.  2503. 

')  M.  U.-B.  2505.  2506.  2507.  2508. 

^)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVII,  S.  248 — 250  (vSiejjel  des  Klosters).  —  Zur  Gesch.  des  Ordens 
der  Bilsserinnen  vgl.  Grotefend  in   den   Mitth.  d.  Vereins  f.  Gesch.  u.  Alt.  in  Frankfurt  VI,  S.  301  ff. 

*)  M.  U.-B.  2576.  In  seiner  Geschiclite  der  drei  Landesklöster,  S.  16,  verwechselt  Julius 
Wiggers  Lehbin  mit  Loppin  und  übersetzt  ohne  zwinc^ende  Gründe  das  >uno  pari  caligarum«  der 
Urkunde  mit  einem   Paar  Iloscn  statt  mit  einem  Paar  Stiefeln. 

=)  M.  U.-B.  2845. 

•*)  M.  U.-B.  3288. 


396  AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHOW. 

Kirche  innehat  (s.  o.);*)  1314  ein  Feld  und  eine  Wiese  zwischen  dem  Poppen- 
tiner  See  und  dem  Dorfe  Roez,  die  bis  dahin  in  Pritzbuer'schem  Besitz  ge- 
wesen;^) 1320  zwei  Hufen  in  Grüssow  und  fünf  in  Roez,^  welche  bis  dahin 
im  Besitz  der  ritterbürtigen  Familie  Sparow  gewesen;  1330  aus  den  Händen 
der  Familie  Pape  der  nahe  am  Kloster  gelegene  ehemalige  Hof  Wicksol;*) 
1332  und  1333  verschiedene  Hebungen  aus  dem  Kölpin-See  und  Antheile 
am  Aalfang  von  den  Familien  Hahn,  Pritzbuer  u.  a.;*^)  1336  der  Gamm'sche 
Antheil  der  Dörfer  Deutsch-  und  Wendisch -Wangelin  mit  der  alten  Mühle 
daselbst;®)  1338  Hebungen  aus  der  neuen  Mühle  zu  Rehberg  vom  Knappen 
Heinrich  Tessemer;^)  1339  Hebungen  aus  der  Mühle  zu  Kölln  von  der  Familie 
Köln;®)  1340  die  Hälfte  der  Güter  und  des  Werders  Damerow  von  der  Familie 
Rumpeshagen;®)  in  demselben  Jahr  Hebungen  aus  dem  Dorfe  Spitzkuhn  von 
dem  Knappen  Johann  Bune,  der  seine  Schwestertochter  Adelheid  Maltzan  im 
Kloster  untergebracht  hat;^°)  Hebungen  aus  dem  Hof  des  Johann  von  Gerden 
zu  Sietow,  dessen  Brudertochter  im  Kloster  ist;")  1341  vier  Hufen  in  (Gruben-) 
Liepen  von  Nikolaus  Kaland,  und  einen  Tag  darauf  der  ganze  Gamm'sche 
Besitz  im  selben  Dorfe,  mit  Ausnahme  des  an  Liepen  haftenden  Kirchen- 
patronats  zu  Wangelin,  das  vorläufig  noch  in  Gamm'schen  Händen  bleibt;^*) 
1344  der  ganze  Wangelin'sche  Besitz  in  Wendisch- Damerow ;^^)  1346  und 
1347  weitere  Pritzbuer'sche  Fischereigerechtigkeiten  im  Kölpin-See  und  im 
Klinker  Antheil  an  der  Müritz,  Lepzow'sche  Hebungen  aus  der  Mühle  zu 
Walow,  Gamm'sche  Hebungen  aus  dem  Dorfe  Goldewin,  sowie  das  ganze 
Dorf  Loppin,  das  Johann  Gamm  und  Jakob  von  Werle  bis  dahin  als  werlesche 
Vasallen  innegehabt  haben;^*)  1351  fünf  Hufen  und  sieben  Morgen  Ackers  im 
ehemaligen  Dorfe  Klippatendorf  bei  Zislow  als  Legat  des  verstorbenen  Knappen 
Heinrich  Wittenburg,  sowie  aus  den  Händen  der  Pritzbuer  eine  Hufe  zu 
Poppentin  und  weitere  Hebungen  aus  dem  Kölpin-See;^^)  1352  Hebungen  aus 
dem  Hofe  Beilin  von  der  F'amilie  Beilin,  die  eine  Verwandte  im  Kloster  hat;^*) 
1353    ^as   Dorf  Neu-Drewitz   aus    den    Händen   des  Malchower  Bürgers  Gerd 


»)  M.  U.-B.  3369. 

«)  M.  U.-B.  3680. 

')  M.  U.-B.  4191. 

*)  M.  U.-B.  5170.  5314. 

*)  M.  U.-B.  5344.  5386.  5944. 

«)  M.  U.-B.  5675.     Vgl.  dazu  Lisch,  Geschl.  Maltzan  11,  S.  397  (Urk.  CCCLTII). 

'')  M.  U.-B.  5868. 

•*)  M.  U.-B.  5972. 

»)  M.  U.-B.  6040. 
»0)  M.  U.-H.  6058.  Vgl.  6618. 
*»)  M.  U.-B.  6068. 

**)  M.  U.-B.  6099.  6100.  6105.  6152. 
*8)  M.  U.-B.  6461.  6466. 

^*)   M.  U.-B.  6591.  6618.  6621.  6645.  6646.  6722.  6723.  6726.  6727.  6737.  6808.  6816. 
Ueber  den  Jakob  v.  Werle  vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  20.  21. 
")  M.  U.-B.  7475.  7528.  Vgl.  11787. 
*«)  M.  U.-B.  7598. 


GESCHICHTE   DER  STADT  UND  DES  KLOSTERS   MALCHOW.  397 

Ysermengher;^)  1355  der  vierte  Theil  der  Hardersmühle  bei  Malchow  von 
dem  Bürger  Vogedeke  und  dessen  Bruder  in  Malchow;*)  1356  Preen'sche 
Hebungen  aus  Goldewin;^)  1357  der  Waghel'sche  Besitz  zu  Poppentin,  und 
1358  der  in  dreizehn  Höfen  und  Hufen  und  anderen  Gütern  bestehende  Pritz- 
buer*sche  Besitz  ebendaselbst;*)  1363  der  vierte  Theil  der  Tibbolds- Mühle  zu 
Malchow  als  Geschenk  von  dem  dortigen  Bürger  Ludolf  Elers;^)  1366  Ho- 
tow'sche  Hebungen  verschiedener  Art  aus  Kisserow  und  Loppin,  sowie  der 
Rantze'sche  Erb-Antheil  an  der  Härders -Mühle;*)  1374  eine  Berkhahn'sche 
Rente  aus  Goldewin,  die  Mühle  zu  Grüssow  aus  Elers'schem  Besitz,  Flotow'sche 
Hebungen  aus  Wangelin,  eine  Pritzbuer'sche  Rente  aus  Poppentin,  sowie  Hof 
und  Dorf  Laschendorf  von  der  Familie  Vriberg;^)  in  der  zweiten  Hälfte  der 
siebenziger  Jahre  des  XIV.  Jahrhunderts  (1375  bis  1379)  ein  Düsterwold'scher 
Hof  mit  zwei  Hufen  zu  Kisserow  und  verschiedenen  Hebungen  aus  diesem 
Dorf,  wie  auch  aus  Petersdorf,  der  Hof  des  Storm  Schw'ickow  zu  Kisserow 
mit  sechs  Hufen,  der  Flotow'sche  <Hof  zu  Kisserow  mit  vier  Hufen  und  zwei 
Käthen,  ebendaselbst  Hufen  und  Höfe  der  Familie  Pape,  ferner  zu  Walow 
eine  halbe  Hufe  mit  den  zugehörigen  Worthen  von  der  Familie  Grambow,  zu 
Grüssow  fünf  Hufen  und  Höfe  aus  der  Hand  des  Priesters  Albrecht  Smede, 
dazu  Flotow'sche  Hebungen  aus  demselben  Dorfe,  von  der  Familie  Krevestorp 
die  Seh wertfeger- Mühle  und  von  der  Familie  Wangelin  eine  Rente  aus  Damerow 
und  die  ehemalige  Kutzeker  Mühle;®)  1383  die  ehemalige  Schwichower  Mühle 
von  Dietrich  von  Flotow;®)  1384  eine  Hebung  aus  Hufen  in  Kogel  von  Henning 
Poppentin;^®)  1385  Einkünfte  aus  vier  Hufen  und  Höfen  in  Grüssow  mit  Vor- 
behalt des  Rückkaufes  von  Henneke  von  Flotow  zu  Grüssow;^')  1387  der 
Tesmer'sche  Hof  mit  sechs  Hufen  zu  Wangelin,  und  Einkünfte  aus  einer 
Reihe  von  Hufen  im  Gut  und  Dorfe  Walow  von  Henneke  von  Flotow'^):  — 
das  sind  im  Wesentlichen  die  Erwerbungen  des  Klosters  im  XIV.  Jahrhundert. 
Und  vergleicht  man  damit  den  jetzigen,  immer  noch  bedeutend  erscheinenden 
Güterbesitz,  so  sieht  man,  dass  das  Kloster  den  weitaus  grössten  Theil  dieser 
Erwerbungen  noch  heute  sein  Eigen  nennt.  Im  XV.  Jahrhundert  sind  folgende 
Dörfer  und  Güter,  mit  denen  allerlei  geschäftliche  Verbindungen  schon  in 
früherer  Zeit  angeknüpft  waren,  hinzugekommen:    1402  das  Dorf  Damerow  und 

V)  M.  U.-B.  7826.  7840. 

')  M.  U.-B.  8124. 

8)  M.  U.-B.  8184. 

*)   M.  U.-B.  8359.  8459.  8460.  8471. 

*)  M.  U.-B.  9145. 

^)   M.  U.-B.  9459.  9460.  9467. 

^)  M.  U.-B.  10517.  10523.  10573.  10584.  10644.  Vgl.  10775  und  10857.  Auf  Laschen- 
dorf bezieht  sich  auch  eine  noch  nicht  gedruckte  Urkunde  vom  21.  Septeml)er  1396. 

")  M.  U.-B.  10750.  10751.  10804.  10805.  10806.  10810.  10811.  10843.  10982.  10995. 
11004.  11016.  11019.  11083.  11149.  11186.  Vgl.  11547. 

»)  M.  U.-B.  II  520. 
")  M.  U.-B.  II  587. 
"J  M.  U.-B.  II  731. 
^*)   M.  U.-B.  II  867.  II  873.  II  878. 


398  AMTSGERICHTSBEZIRK   MAI.CHOW. 

die  ehemalige  Kuzeker  Mühle  von  Henneke  Wangelin;  1410  die  Güter  und 
Dörfer  Hagenow  und  Jabel  von  Henneke  Hahn,  Lüdeke's  Sohn  von  Basedow, 
und  von  Fürst  Christoffer  von  Wenden;^)  1423  das  Dorf  Alt-Drewitz,  woran 
bis  dahin  die  Linstow  theilgehabt  haben,  während  Neu-Drewitz  schon  seit 
1353  ^cn^  Kloster  gehört;*)  und  148 1  das  Dorf  Sembzin  von  der  Familie 
der  Grambow.  Diesen  Erwerbungen  gegenüber  treten  alle  anderen  des 
XV.  Jahrhunderts  an  Bedeutung  zurück,  wie  z.  B.  die  Hälfte  der  Windmühle 
vor  dem  Neuen  Thore  zu  Waren,  die  der  Priester  Joh.  Katzow  1407  dem 
Kloster  schenkt;  weitere  vier  Hufen  in  Jabel  im  Jahre  141 4,  die  bis  dahin 
noch  dem  Heinrich  Gelder  zu  Lansen  gehört  haben;  der  »grosse  Hof  zu 
Grüssow  vor  dem  Walower  Ende«,  den  am  7.  Januar  1437  Vicke  Flotow  um 
seiner  Seligkeit  willen  schenkt;  alljährlich  zwei  Drömt  Mehl  aus  der  Poppen- 
tiner  Mühle  als  Stiftung  der  Familie  Metzeke  im  Jahre  1445;  1450  eine 
Anzahl  Kornhebungen  in  dem  später  wüst  gewordenen  Dorfe  Lübow,  das 
ehemals  südlich  vom  Dorfe  Drewitz  lag,  und  wo  man  schon  damals,  wie 
vielleicht  auch  heute  noch,  Buchweizen  baut;  der  Linstow'sche  Antheil  an  der 
Mühle  zu  Hohen -Wangelin,  welchen  das  Kloster  am  6.  Januar  1502  für  ein- 
hundertzehn rheinische  Gulden  erwirbt;  Pachte  aus  Hufen  und  Höfen  des 
Hahn'schen  Dorfes  Demzin  im  Jahre  1509,  und  viele  andere  kleinere  Hebungen 
und  Einkünfte,  von  denen  eine  grosse  Zahl  noch  nicht  veröffentlichter  Urkunden 
im  Grossh.  Archiv  und  im  Kloster- Archiv  ausfuhrlicher  handelt. 

Dass  auch  in  späterer  Zeit  noch  Veränderungen  innerhalb  des  Güter- 
besitzes vorkommen,  zeigt  der  in  der  Geschichte  des  Klosters  Dobbertin  be- 
rührte Umtausch  von  Roez  gegen  Penkow  im  letzten  Drittel  des  XVII.  Jahr- 
hunderts.^) Die  Dörfer  Cramon  und  Kraaz  werden  zwischen  16 13  und  16 18 
von  der  Familie  Quitzow  erworben,  die  1536  damit  belehnt  worden  war, 
nachdem  Reimar  von  Hagen,  der  letzte  seines  Geschlechts,  das  die  Güter  bis 
dahin  zu  Lehn  getragen  hatte,  aus  dem  Leben  geschieden  war.  Kraaz  gehört 
übrigens  Anfangs  nur  zur  Hälfte  dem  Kloster,  die  andere  Hälfte  wird  erst 
17 19  durch  Umtausch  gegen  zwei  Jabelsche  Klosterbauern  erworben.*)  Ebenso 
ist  es  mit  Wangelin,    dessen   letzte  Antheile  erst  1714  vom  Kloster  erworben 


*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  99  (Urk.  CCXXX). 

*)  Ueber  die  früheren  Besitzer  von  Alt-Drewitz  vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  410 
(Urk.  CCCLX). 

®j  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  355,  Anmkg.  i.  Eine  Mittheilung  des  Herrn  Pastors 
Schnell  zu  Kloster  Malchow  aus  Prozess- Akten  in  puncto  veneficii  i668  ergiebt,  dass  der  Umtausch 
im  Jahre  1668  noch  nicht  geschehen  war.  Er  findet  somit  in  der  Zeit  zwischen  1668  und  1688 
statt.  Eine  Nachricht  in  dem  vom  Küchenmeister  Heinrich  Dugge  geschriebenen  Amtsbuch 
(Th.  II)  vom  Jahre  1697,  das  im  Kloster  aufbewahrt  wird,  giebt  an,  dass  bei  dem  Eintausch 
des  Dorfes  Penkun  zugleich  mit  Roez  auch  die  dem  Kloster  Malchow  seit  13 10  zugehörig  ge- 
wesenen beiden  Lexower  Hufen  an  das  Kloster  Dobbertin  gegeben  worden  seien,  sodass  in  Folge 
dessen  für  das  Kloster  Malchow  von  Lexow  nichts  weiter  als  die  Kirche  mit  ihrem  Jus  patronatus 
übrig  blieb. 

**)  Auch  ein  Theil  der  Feldmark  Viere  wurde  zugleich  mit  Kraaz  schon  X613/18  erworben. 
Ueber  das  Vier'sche  Feld  s.  bei  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  207. 


GESCHICHTE   DER   STADT    UND   DES   KLOS'IERS   MALCIIOW.  399 

werden  (s.  u.  S.  428).  Als  verhältnissmässig  jüngsten  Besitz  dürfen  wir  das 
Dorf  Malkwitz  bezeichnen,  das  ehemals  ebenso  wie  Cramon  Linstow'sches  und 
dann  Raven'sches  Eigenthum  war.  Freilich  finden  wir  schon  im  Jahre  1724 
einen  erheblichen  Antheil  von  Malkwitz  als  Pfandgut  beim  Kloster,  als 
alleiniges  Klostereigenthum  aber  wird  es  erst  vom  Jahre  1803  an  im  Staats- 
kalender aufgeführt.  Dagegen  verschwindet  um  diese  Zeit  der  Antheil,  den 
bis  dahin  das  Kloster  Malchow  an  dem  Flotow'schen  Dorf  und  Gut  Grüssow 
hat,  nachdem  schon  1785/86  vom  Kloster  drei  Bauernhöfe  zu  Grüssow  an 
den  Hauptmann  von  Flotow  auf  Kogel  verkauft  worden  waren. ^) 

Mit  den  Gütern  mehren  sich  die  Kirchen -Patronate.  So  kommt  als 
viertes  am  14.  Februar  1352  das  der  Kirche  zu  Grüs.sow  durch  eine  Schenkung 
des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle  hinzu.^)  Doch  gehört  es  heute  wieder  mit 
dem  Dorf  und  Gute  der  Familie  von  Flotow.  Dagegen  besitzt  das  Kloster 
seit  1410  das  Patronat  in  der  Kirche  in  Jabel;  ebenso  hatte  es,  solange  eine 
Kirche  im  Dorfe  Hagenow  war,  auch  in  dieser  das  Patronat,  wie  am  21.  Ok- 
tober 1449  und  am  6.  Juli  1453  urkundlich  bestätigt  wird.^)  Und  noch  heute 
gehören  ihm  von  alter  Zeit  her  die  Patronate  in  den  Kirchen  zu  Hohen- 
Wangelin  und  Poppentin. 

Ferner  melden  die  Urkunden  Manches  von  frommen  Stiftungen,  von 
Aufnahmen  einzelner  Stifter,  wie  des  schon  früher  oft  genannten  Güstrowschen 
Bürgers  Jakob  Wörpel  und  seiner  Frau  Katharina  am  23.  Mai  1339,  in  die 
Fraternität  des  Klosters,'*)  von  der  Theilnahme  an  den  guten  Werken  des 
Konvents,  welche  z.  B.  der  Nonne  Bertha  Wimann  und  ihren  Verwandten  am 
14.  Mai  1355  zu  Theil  wird,°)  sowie  von  Memorien  und  Vikareien.  Unter 
diesen  mögen  hier  genannt  sein  die  Memorienstiftung  des  Pfarrers  Joh.  Rambow 
in  Waren  am  11.  März  1351;  die  des  Probstes  Johann  Katzow  am  19.  Juli 
1360;  die  am  i.  Februar  1427  von  dem  Priester  Nikolaus  Hagedorn  und 
Hartwig  Bonsack  »to  olden  Malchow  in  der  karken  to  sunte  Johannes«  ge- 
stiftete und  am  20.  Mai  1429  vom  Bischof  von  Schwerin  bestätigte  Vikarei; 
die  Memorienstiftung  des  Güstrowschen  Bürgers  Hinrick  Vughe  vom  23.  August 
1432;  die  der  Margarethe  Preen  vom  10.  September  1437;  die  auf  dem  Chor 
der  Klosterkirche  am  3.  März  1445  dem  hl.  Martin  und  der  hl.  Katharina  zu 
Ehren  gestiftete  Vikarei  der  von  Flotow  auf  Stuer,  von  welcher  uns  mehrere 
Inhaber  bekannt  werden,  wie  Johannes  Hake,  Hermann  Kaghe  und  Johannes 
Roleke,  und  endlich  eine  zum  St.  Michaelis -Altar  in  der  Klosterkirche  ge- 
hörende Vikarei,  deren  Stifter  nicht  genannt  wird,  welcher  aber  Heinrich 
Gamm  auf  dem  Gammenwerder  im  Jahre  1522  eine  Summe  von  20  Mark 
Lübisch  schuldig  ist.^) 

')  Nach   Akten  im  (Irossh.  Archiv. 

»)  M.  U.-IJ.  7580.  7660. 

^)  Nicht  gedruckte  Urkuiulen   im  (irossh.  Archiv. 

*)  M.  U.-H.  5959- 

'^)  M.  U.-B.  8084. 

")  M.  U.-B.   7435.    8063.    8770.    8795.      Dazu    KucUoffs    handschriftliches    Diplomalar    des 

Klosters  Malchow  im  Grossh.  Archiv. 


400  AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHOW. 

Dass  übrigens  das  Kloster  schon  in  der  ersten  Zeit  seines  Bestehens 
keineswegs  immer  von  dem  Wohlwollen  und  der  guten  Gesinnung  seiner  Zeit- 
genossen getragen  wird,  zeigt  die  Klage  des  Frohstes  und  Konventes  wider 
die  Ritter  Nikolaus  von  Peccatel,  Ghemekinus  Kossebode,  die  Brüder  Rumpes- 
hagen,  Werner  Kranz,  Gerlach  von  Vicheln  und  Arnold  von  Liepen  in  den 
vierziger  Jahren  des  XIV.  Jahrhunderts,  welche  sich  der  weltlichen  Gerechtigkeit 
zu  entziehen  suchen.^)  In  diesem  Sinne  wird  auch  der  Schutzbrief  des  Ritters 
Ulrich  von  Maltzan  auf  Grubenhagen  zu  beurtheilen  sein,  den  er  dem  Kloster 
am  5.  April  1364  über  die  Dörfer  Wangelin  und  Liepen  ausstellt.*)  Noch  im 
Jahre  1546  giebt  es  Uneinigkeiten  über  diese  beiden  Dörfer  zwischen  denen 
von  Gamm  und  dem  Kloster,  die  durch  fürstliche  Kommissarien  verglichen 
werden;  ebenso  über  anderen  Besitz,  Fischerei-,  Wald-  und  Wasser- Gerechtig- 
keiten, im  Jahre  1546  mit  den  von  Below  auf  Klink  und  Lebbin,  die  eben- 
falls durch  einen  Vergleich  beendet  werden;  und  endlich  noch  im  Jahre  1595 
über  Fischerei -Gerechtigkeiten  mit  denen  von  Flotow  auf  Stuer,  die  durch 
den  Herzog  Ulrich  geschlichtet  werden.  Zu  dieser  Zeit  sind  bereits  weltliche 
Provisoren  an  die  Stelle  des  geistlichen  Frohstes  getreten.^) 

Was  sonst  noch  über  Angelegenheiten  des  Klosters  urkundlich  ge- 
meldet wird,  ist  von  geringerer  Bedeutung,  doch  mag  man  davon  ausnehmen 
einen  Ablassbrief  des  Bischofs  Konrad  Loste  im  Jahre  1492  zu  Gunsten  von 
Klosterbauten,  die  Gewährung  der  Erblichkeit  des  Schulzenamtes  gegen  eine 
jährliche  Abgabe  von  neun  Gulden  Münze  und  acht  Schilling  Lübisch  an  den 
alten  verdienten  Dorfschulzen  Hinrick  Nagel  und  dessen  Nachkommen  in 
Klein -Rehberg  am  13.  December  1532,  und  die  Ertheilung  einer  Krug- 
gerechtigkeit sowie  die  Erlaubniss  zum  Aufbau  eines  Kruges  im  Klosterdorf 
Liepen  an  den  Feter  Kaie  aus  Wangelin  am  18.  November  1591,  »nachdem 
er  sich  eine  Zeit  hero  bei  denen  vom  Adel  hin  und  wieder  im  Dienste,  wie 
einem  redlichen  reisigen  Knechte  gebühret,  verhalten,  und  nach  seiner  Ge- 
legenheit unter  das  Kloster,  weil  er  darunter  geboren,  niederzulassen  und  ge- 
beten, ihme  eine  Stätte  auf  des  Klosters  Grund  und  Boden  zu  vergönnen  zu 
bebauen«. 

Ueber  alle  dem  Kloster  angehörenden  Personen  geben  die  Register  des 
mecklenburgischen  Urkundenwerkes  bis  zum  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts  die 
ausreichendste  Auskunft.  Wir  wollen  daher  hier  im  Anschluss  daran  nur 
noch  die  Fröbste,  beziehungsweise  Verweser  und  Provisoren,  sowie  die 
Friorinnen  und  Unterpriorinnen  nennen,  die  uns  im  Urkundenschatz  des  XV. 
und  XVI.  Jahrhunderts  entgegengetreten  sind.  Um  1386  ist  Gerd  Bomgarden 
Probst  und  Ida  von  Hagen  Priorin;  um  1396  ist  Johann  Katzow  Probst;  um 
14 IG  Heinrich  Wulf,  und  neben  ihm  Ilsabe  von  Pritzbuer  Priorin,  die  auch  1414 
noch   als   solche   genannt  wird,    während    Hermann   König   als   Probst   gefolgt 


1)  M.  U.-B.  6080. 

•)  M.  U.-B.  9256.    Vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  180—183. 

■)  Vgl.  Urkunden  im  Grossh.  Archiv. 


GESCHICHTE  DER  STADT  UND  DES   KLOSTERS  MALCHOW.  4OI 

ist;^)  1450  haben  Probst  Nikolaus  Reeps  und  Priorin  Margarethe  Kolres 
die  Vorstandschaft  im  Kloster;*)  1475  ist  Peter  Warnstorp  Probst,  aber  schon 
1476  steht  Joh.  Roghemann  an  seiner  Stelle,  den  wir  auch  noch  1478  dort 
finden,  als  bereits  Adelheid  von  Plessen  Priorin  ist.  Diese  ist  auch  148 1 
noch  da,  während  neben  ihr  Herr  Hinrick  Vaghet  als  Probst  und  Anna 
Metzeke  als  zweite  Priorin  (sonst  Unterpriorin)  genannt  werden.  1484  ist 
Jutta  von  Hahn  Priorin,  1508  Katharina  von  Hahn,  und  neben  ihr  als  Probst 
Herr  Johann  Grabow.  Beide  sind  auch  1520  noch  auf  ihrem  Posten,  während 
Margarethe  von  Grüssow  (Grüskouwen)  Unterpriorin  ist.  Johann  von  Grabow 
kommt  auch  1532  noch  als  Probst  vor,  nachher  nicht  mehr.  Von  1534  bis 
zu  seinem  Tode  1538  ist  Dr.  juris  Heinrich  von  Bülow  Probst.^)  1546,  bei 
Gelegenheit  des  Vergleiches  zwischen  denen  von  Below  und  dem  Kloster, 
werden  in  der  hier  stehenden  Reihenfolge  aufgeführt:  Anna  von  Wangelin 
als  Priorissa,  Peter  Weffinger  als  Verweser  und  Elisabeth  von  Rohr  als  Sub- 
priorissa.  1580  ist  Anna  von  Rohr  Priorin,*)  und  1591  sind  der  bekannte 
Rath  Henning  Krause  (Kruse)  zu  Varchow  und  Johann  von  Kramon  zu 
Woserin  die  alleinigen  weltlichen  Provisoren  des  Klosters. 

Die  Anweisung  des  Klosters  an  den  Adel  des  Landes  wird  bereits  in 
einem  Erlass  der  vom  Herzog  bestellten  Visitatoren  des  Klosters  vom  22.  Ok- 
tober 1557  deutlich  ausgesprochen,  während  die  wirkliche  rechtliche  Ueber- 
weisung  an  die  Landstände  erst  durch  die  bekannten  Sternberger  Reversalen  vom 
2.  und  4.  Juli  1572  geschieht.*^)  Die  Reformation  war  in  aller  Stille  und  ohne 
eine  Spur  jenes  Widerstandes,  den  ihr  z.  B.  das  Kloster  Dobbertin  entgegen- 
setzte, in  die  Mauern  des  Klosters  eingezogen,  ebenso  in  die  Stadt.  Martin 
Bambam  (Bamban),  der  Prediger  auf  der  einen  und  auf  der  andern  Seite  des 
Wassers,  in  der  St.  Johannis- Kirche  des  Klosters  und  in  der  St.  Georgen- 
Kirche  der  Stadt,  ein  im  Jahre  1523  vom  Weihbischof  zu  Schwerin,  Dietrich 
von  Sebaste,  geweihter  Priester,  hatte  nach  seiner  Anstellung  als  Pastor  an 
der  St.  Georgen -Kirche  der  Stadt,  nachdem  er  hier  schon  seit  dem  Jahre  1528 
als  Vikar  gewirkt  hatte,  im  Sinne  der  neuen  Lehre  zu  predigen  begonnen. 
Er  erhält  1568  auch  die  Pfarre  zu  Lexow  als  Filial  des  Klosters  und  lebt 
noch  1580,  im  Amte  unterstützt  von  seinem  Sohne,  dem  Kaplan  Bernd 
Bambam.*) 

Bei  einem  Blick  auf  die  weitere  städtische  Entwicklung  während  des 
Mittelalters  finden  wir,  dass  sich  anscheinend  in  dem  angeseheneren  Theil  der 
Bürgerschaft    zu  Anfang   des    XIV.  Jahrhunderts   ein    besonderes   Interesse   für 

»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVII,  S.  249. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIX,  S.  109  (zur  Gesch.  des  Buchweizens). 

«)  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  237. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXII,  S.  107. 

*)  Schröder,  Kirchenhist.  des  evang.  Mecklenburgs  III,  S.  132  ff.  Franck,  Altes  u.  Neues 
Mecklbg.  X,  S.  232 — 238.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXII,  S.  io6.  Wiggers,  Gesch.  der  drei  mecklenb. 
Landesklöster,  S.  87.  Viereck,  die  Rechtsverhältnisse  der  vier  mecklenb.  Jungfrauenklöster  II, 
Beil.  I,  S.  2.     Dazu  I,  S.  7iff. 

«)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXII,  S.  105. 

26 


402  AMTSGERICIITSBEZIRK   MALCIIOW. 

den    Mühlenbetrieb   zu   erkennen   giebt.     Es    ist   geradezu   auffallend,   wieviele 
Verträge  einzelner  Bürger  über  die  in  der  Stadt  und  deren  Nachbarschaft  an- 
gelegten Mühlen   auf  uns   gekommen   sind.     Man  sieht  daran,   dass   diese   für 
die  städtischen  Wirthschaftsverhältnisse  eine  ebenso   hervorragende  Bedeutung 
hatten  wie  für  die  klösterlichen.^)     Weitere  Gewerke   treten   in   den  Urkunden 
nicht    hervor.     So    findet  sich   z.  B.  von   der   späteren  Tuchmacherei,    die   in 
Malchow  bis  ins  XIX.  Jahrhundert   hinein  in  besonderer  Blüthe  war  und  noch 
heute   in   gutem  Gange   ist,    in    alter   Zeit   keine   Spur.     Auch    der  Trieb   auf 
Vergrösserung   der   städtischen   Feldmark,  die  von   Fürst  Nikolaus  von  Werle 
im  Jahre    1235    mit   vierzig   Hufen    eingesetzt    war,    und   welcher   er    die   Be- 
rechtigung zur  Schweinemast  und  Viehweide,  auch  zur  beliebigen  Fällung  von 
Brenn-  und  Bauholz  in  der  Forst  und  Feldmark  Geline  hinzugefügt  hatte,  tritt 
bei  Malchow   weniger   hervor  als   bei  anderen  Städten.*)     Es  ist  nur  Weniges 
dieser  Art  zu   verzeichnen.     So  kauft  z.  B.  die  Stadt  am   14.  März   1334  einen 
Wald  bei  Nossentin  von  dem  Knappen  Henning  Pape  und  dessen  Angehörigen.*) 
Doch   ist  dieser  Wald,    der  zwischen  Nossentin  und  dem  schon  vor  1558  ein- 
gegangenen  Dorf  Locken   gelegen   war   und   zu   dessen   örtlicher  Bestimmung 
die  in  Wiesen  umgewandelten  drei  Seen  einst  dienten,  welche  die  Schmettau'sche 
Karte    noch   als    Wangelin-See,    Belower  See   und  Lochser  See    nördlich    von 
Nossentiner   Hütte   verzeichnet,    seit   langem    kein   Stadtgebiet   mehr,    sondern 
gehört  jetzt  zur  Malchower  Klosterforst. 

Von  ebenso  geringer  Bedeutung  ist  das  Hervortreten  der  Stadt  in 
äusseren  Angelegenheiten.  In  dieser  Beziehung  sind  zu  erwähnen:  1304  die 
bei  Gelegenheit  des  Bündnisses  zwischen  dem  Fürsten  Nikolaus  von  Werle 
und  dem  Grafen  Gunzelin  von  Schwerin  der  Stadt  auferlegte  und  geleistete 
Huldigung  für  den  letztgenannten;*)  1309  das  der  Johanniter- Komthurei  zu 
Mirow  bewiesene  Entgegenkommen  der  Stadt  mit  Befreiung  vom  Brücken-, 
Wege-  und  Durchgangszoll  ;^)  13 16  die  Verbindung  der  Stadt  bei  der  Landes- 
theilung   im    Hause  Werle   mit   demjenigen  Theil,   von   welchem    Parchim   die 


^)  M.  u.-B,  2162.  2939.  2959.  3661.  3961.  5675.  5868.   5972.  8124.  8267.  9145.  9467. 

10523.  10995.  11083.  II  149.  11520.  Dazu  Urkunden  vom  1 6.  März  1391  ;  15.  August  1402; 
18.  August  1407;  18.  December  1445;  25.  November  1482;  30.  Juni  1488;  17.  Januar  1501; 
29.  April  1507;    1541  (ohne  Datum);    3.  Februar   1546. 

*)  Vielleicht  steckt  der  Name  Geline  in  der  Vorsilbe  jener  im  Jahre  1697  genannten 
»Globahn«,  einem  sUdlich  des  Sees  gelegenen  Landstrich,  der  als  Viehtrift  und  als  Holzung  ge- 
kennzeichnet wird:  „„Die  Stadt  hat  übers  Wasser  eine  wüste  Dorfstätte  gehabt,  so  vormals 
Globahn  geheissen.""  „Die  Stadt  genoss  damals  aber  wenig  davon,  „„da  die  Grüssower,  die 
Petersdorfer,  der  Brantmüller  und  der  VormUUer  eine  grosse  Menge  Vieh  für  eine  schlechte 
Heuer  darauf  trieben,^  "^  „und  auch  Tannen  darauf  standen.  Die  Stadt  hat  jetzt  auf  dem  Südufer 
ihr  Jägergehöft,  bedeutende  Holzung,  Wiesen  und  ihr  Torfmoor,  sowie  die  Ziegelei":  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXH,  S.  39.  Die  vom  Fürsten  Nikolaus  geschenkten  vierzig  Hufen  lagen  zum  grössten 
Theil  auf  dem  Nordufer  des  Sees. 

»)  M.  U.-B.  6389. 

*)  M.  U.-B.  3178. 

*)  M.  U.-B.  3341.  Ein  Vertrag  mit  dem  Kloster  Dobbertin  über  die  Durchfahrt  von  Wagen 
kommt  1356  zu  Stande:    M.  U.-B.  8204. 


GESCHICHTE   DER  STADT   UND   DES   KLOSTERS   MALCHOW.  4O3 

Vorderstadt  wird;^)  1346  die  Verschreibung  von  Stadt  und  Land  Malchow  als 
Leibgedinge  für  die  Fürstin  Agnes,  die  Tochter  Ulrich's  IL  von  Lindow-Ruppin, 
und  Gemahlin  des  Fürsten  Nikolaus  IV.  von  Werle;*)  135 1  die  Einschätzung 
der  Stadt  mit  zehn  Mann  für  das  Landfriedens -Kontingent;^)  und  1354  die 
Stellung  der  Stadt  bei  der  Verpfändung  des  Landes  Malchow  an  die  Flotow, 
sowie  die  ihr  bei  dieser  Gelegenheit  ertheilte  besondere  Versicherung  des 
landesherrlichen  Schutzes.*)  Dieser  Pfandvertrag  des  Landesherrn  mit  den 
Herren  von  Flotow  kann  wohl  als  das  einschneidendste  Ereigniss  in  der 
mittelalterlichen  Stadtgeschichte  von  Malchow  bezeichnet  werden.  Zwar  ist 
die  Original -Urkunde  nicht  mehr  vorhanden,  aber  ihr  Inhalt  ergiebt  sich  voll- 
ständig aus  einer  vom  Fürsten  Christoffer  von  Wenden  am  15.  Juni  141 5  voll- 
zogenen Erneuerung,  welche  (wegen  der  darin  genannten  Zeugen  Hinrick  und 
Olrick  Maltzan)  im  zweiten  Bande  der  Urkunden -Sammlung  zur  Geschichte  des 
Geschlechts  Maltzan,  S.  504  bis  508,  abgedruckt  ist.  »Witliken  vmme  groter 
not  willen  vnser  olderen«,  wie  Fürst  Christoffer  sagt,  war  den  Flotowen,  »dar 
ere  olderen  vore  vnde  vmme  rumeden  de  stat  vnde  sloth  Tribbezesc  (also  in 
jener  Zeit,  als  die  Häuser  Mecklenburg  und  Werle  das  Festland  Rügen  an 
Pommern  verloren),^)  der  Pfandbesitz  von  Stadt  und  Land  Malchow  sowie  von 
der  Sommer- Bede  aus  dem  Lande  Malchin  für  eine  Summe  von  sechstausend 
löthigen  Mark  Silbers  überwiesen  worden:  »Aldus  so  schal  de  stat  Malchow 
vnde  dat  gantze  land  myd  der  samerbede  to  Malchin  vorbenomed,  so  id  licht 
an  allen  sinen  enden,  in  alle  sinen  scheden,  myt  aller  siner  tobehoringe,  mit 
alleme  anualle,  myt  aller  losinghe,  myt  aller  herschop,  myt  alleme  herenrechte, 
myt  alle  vnde  dar  nicht  vt  to  nemende,  der  vorbenomeden  Vlotowen  vnde 
erer  rechter  eruen  bruklicke  pant  wesen  vnde  bliuen,  so  quid,  frig,  vnbeworren, 
so  vse  olderen  dat  frigest  brukelken  beseten  hebben,  vs  edder  vsen  rechten 
eruen  edder  vsen  nakomelinghen  dar  nicht  ane  to  beholdende  edder  to 
hebbende,  men  de  losinghe«.  Mit  dieser  die  weiteste  Deutung  und  den 
weitesten  Niessbrauch  zulassenden  Verpfandungsurkunde  treten  nun  die  von 
Flotow  thatsächlich  in  alle  landesherrlichen  Rechte  über  Stadt  und  Land 
Malchow  ein.  Demgemäss  bestätigen  sie  z.  B.  am  heiligen  Dreikönigstage  des 
Jahres  1423  der  ganzen  Einwohnerschaft  von  Stadt  und  Land  Malchow  und 
auch  dem  besonders  dabei  genannten  Rath  der  Stadt  alle  Privilegien,  die 
diese  bisher  genossen  haben.  Dass  auch  die  oberste  Gerichtsbarkeit  über 
Stadt  und  Land  dazu  gehörte,  war  selbstverständlich.  Daher  kann  denn  auch 
die  Zusicherung  der  von  Flotow,  die  sie  am  8.  März  1354  den  Mannen  des 
Landes  und  der  ganzen  Bürgerschaft  der  Stadt  ausstellen,  nicht  den  Sinn 
haben,  den  die  Ueberschrift  im  Urkundenbuche  angiebt.  »Ueber  Stadt  und 
Mannen  der  Landschaft  kein  Recht  ausüben  wollen«:  das  wäre  ja  das  Gegentheil 


»)  M.  U.-B.  3860. 

')  M.  U.-B.  6669. 

»)  M.  U.-B.  7524.    7717,  Anmkg.    7731.    7911. 

**)  M.  U.-H.  7907.  7908.     Vgl.  9394.   II  633.     Dazu   Crull,    M.  Jahrb.  LIII,    S.  355,  Anmkg. 

*)  Rudloff,  Hdb.  d.  M.  Gesch.  II,  S.  311— 315, 

26* 


404  AMTSGERlCllTSliEZlKK   MALCHOW. 

von  dem,  was  abgemacht  worden  war.  Die  Worte  »juxta  omnem  iusticiam 
et  ius  penitus  amittere«  sind  vielmehr,  wie  Crull  nachgewiesen  hat,  eine 
unzureichende  Uebersetzung  der  herkömmlichen  Wendung  »bi  aller  rechticheit 
vnde  rechte  dorchut  latent.^)  Die  von  Flotow  machen  sich  damit  anheischig, 
die  hergebrachten  Rechte  und  Privilegien  von  Stadt  und  Land  Malchow  in 
keinem  Punkte  irgend  wie  anzutasten  und  zu  verletzen.  Wenn  es  aber  in 
dieser  langen,  fast  ein  halbes  Jahrtausend  dauernden  Periode  des  Flotow'schen 
Pfandrechtes  ohne  allerlei  schwerere  und  leichtere  Konflikte  nach  oben  wie 
nach  unten  nicht  ganz  abgeht,  so  kann  das  keine  Verwunderung  erregen.  So 
ist  z.  B.  1681  von  einem  Verlust  des  vierten  Theiles  der  Jurisdiktions- Gefalle 
ex  delicto  die  Rede.^)  Doch  wollen  alle  diese  Dinge  immer  aus  den  Ver- 
hältnissen ihrer  Zeit  und  nicht  mit  dem  Massstabe  unserer  Zeit  verstanden 
und  beurtheilt  sein.  Im  Uebrigen  unterlassen  es  die  seit  1436  an  die  Stelle 
der  werleschen  Fürsten  getretenen  Herzöge  von  Mecklenburg  niemals,  in  ihren 
nachfolgenden  Bestätigungen  (1436,  1469,  1477,  1505,  1549)  neben  denen 
von  Flotow  auch  den  Rath  und  die  Bürgerschaft  von  Malchow  sowie  alle 
Einwohner  des  Landes  als  gleichmässig  in  ihren  Rechten  zu  erhaltende  und 
zu  schützende  Unterthanen  hervorzuheben.  Dieses  Verhältniss  hat  erst  im 
Jahre  1837,  beziehungsweise  1838,  durch  Verträge  mit  der  Landesherrschaft 
und  der  Stadt  seine  Endschaft  erreicht.^)  Doch  mag  es  die  Ursache  davon 
sein,  dass  »der  ringhaltende  Vogel  auf  dem  von  Flotow'schen  Helm  mit  dem 
ringhaltenden  Vogelkopfe  im  Siegel  der  Stadt  Malchow  (in  dem  übrigens  das 
»Herz«  wohl  zutreffender  als  »Seeblatt«  anzusehen  sein  dürfte)  in  Zusammen- 
hang steht«  .  .  .  Dann  würden  aber  die  von  Flotow  den  Vogel  von  der  Stadt 
entlehnt  haben,  nicht  diese  von  jenen,  da  der  Vogelkopf  bereits  13 18  im 
Malchower  Siegel  sich  zeigt.«*) 

Eine  besondere  Geschichte  haben  die  Brücken  und  Fähren  der  Stadt, 
die  als  Inselstadt  ins  Leben  getreten  war.  Die  nach  Nordwesten  ans  Land 
führende  kürzere  »Stadtbrücke«,  von  der  es  keine  urkundliche  Ueberlieferung 
giebt,  wird  wahrscheinlich  ebenso  lange  und  ebenso  früh  dagewesen  sein,  wie 
die  »lange  Brücke  (longus  pons)«,  welche  einstmals,  und  zwar  schon  vor  der 
Klosterzeit,  die  Stadt  mit  dem  Dorfe  Olden- Malchow  verband.  Diese  Brücke, 
die  von  zwei  Malchower  Bürgern,  Pote  und  Erich,  angelegt  worden  war, 
wird  im  Jahre  1292  vor  Fürst  Nikolaus  als  Privatbesitz  aufgelassen  und 
nunmehr  von  diesem,  wie  schon  bemerkt  worden,  der  ^  Stadt  Malchow  als 
Eigenthum  überwiesen.  Aber  ihre  Erhaltung,  bei  der  es  sich  um  eine  Länge 
von  achthundert  Fuss  handelt,   macht  schon  im  XVI.  Jahrhundert  die  grössten 


*)  M.  Jahrb.  LIII,  S.  355,  Anmkg.  Dazu  Wortregister  in  Bd.  XVII  des  Urkundenbuches 
unter  »amittere«. 

*)  Klüver,  Beschreibung  Mecklenburgs  II,  S.  283. 

»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIT,  S.  17. 

'')  Wörtlich  nach  CruU,  M.  Jahrb.  LllI,  S.  355  (bei  Besprechung  eines  Paares  kleiner  Schrank- 
thilren,  auf  denen  das  dem  Flotow'schen  ähnliche,  aber  wegen  des  Unterschiedes  nicht  mit  ihm 
zu    verwechselnde    Wappen    der    westj)hälisch- niedersächsischen    Chalong,    gen.  Gehle,    vorkommt). 


GESCHICHTE   DER   STADT   UND   DES   KIX)S'IERS   MALCHOW.  40S 

Schwierigkeiten  und  veranlasst  eine  Unterstützung  der  Stadt  durch  den  Herzog 
Ulrich  mit  zweihundert  Gutden,  die  bei  der  Güstrower  Stadtkämmerei  mit 
fiinf  Prozent  Zinsen  zur  Unterhaltung  der  Brücke  belegt  werden.  Da  kommt 
das  schlimme  Kriegsjahr  1637  heran  und 
mit  ihm  eine  Zerstörung  der  Brücke.  Diese 
Zerstörung  fuhrt  1675,  beim  Rückzuge  der 
Schweden  aus  der  Mark,  zu  einer  völligen 
Vernichtung/)  sodass  an  eine  Wiederher- 
stellung nicht  zu  denken  ist.  Klagen  im 
Jahre  1639  und  1694  enthüllen  diesen 
Zustand.  Aber  das  Unglück  wird  noch 
grösser.  Am  23.  April  1697  zerstört  ein 
Brand  die  ganze  Stadt  mit  Kirche,  Rath- 
haus  und  Thoren,  kein  einziges  Haus 
bleibt  stehen.  Da  denkt  die  Büi^erschaft 
allen  Ernstes  daran,  die  Insel  zu  verlassen, 
dies  um  so  mehr,  als  die  Stadt  nach  Ver- 
lust der  alten   langen  Brücke  zum  Kloster 

„  .     ,   ,     „,  hinüber    nahrlos   dagesessen    habe.     Doch 

Plotowsches  Wappen.  ** 

die  Bürgerschaft  beruhigt  sich  und  bezieht 

wieder  die  alte  Insel.  Da  giebt  es  am  27.  November  1721  einen  zweiten 
grossen  Stadtbrand,  bei  dem  nur  dreissig  Wohnungen  stehen  bleiben,  und 
aufs  Neue  entsteht  der  Wunsch,  auf  dem  »festen  Landet  sich  anzubauen. 
Der  Herzog  Karl  Leopold  giebt  am 
10,  Juli  1723  den  Bescheid,  dass  er  die 
»Wiederbebauung  der  Stadt  placidire,  auch 
permittire,  wenn  einige  draussen  bauen 
wollten.«  Beides  geschieht,  und  nun  ent- 
steht in  der  »neven  Stadt  Malchowe«,  wie 
sie  im  Gegensatz  zum  Dorf  »Olden  Mal- 
chowe* im  Mittelalter  heisst,  zum  ersten 
Mal  eine  Unterscheidung  zwischen  Altstadt 
und  Neustadt. 

Endlich  kommt  am   13.  Mai  1727  ein 
Malchower  Stadtsiegel.  Kontrakt    Zwischen    der   Stadt    und    dem 

»Schiffsbaumeister«  Heinrich  Watermann 
zu  Stande,  nach  welchem  dieser  auf  seine  Kosten  und  fiir  seinen  Nutzen  eine 
Fähre  erbaut.  Diese  Fähre  hat  bis  zur  Mitte  des  XIX.  Jahrhunderts  bestanden, 
d.  h.  bis  zur  Vollendung  des  jetzigen  Dammes  am  26.  Februar  1846')  und  der 
dadurch  veranlassten  Verlegung  der  Durchfahrt  für  Eidekähne  auf  die  andere 
Seite  der  Stadt  zwischen  der  nunmehrigen  Alt-  und  Neustadt  Malchow.     Dass 

')  Franclt,  Altes  u.  Neues  Meckl.  XIV,  S.  282. 

')  Ein   Werk   des  thatkräftigen  Bürgermeisters  Mejer  (s.  Denkstein   am  Damm). 


406  AMTSGERICIITSBEZIRK   MALCHOW. 

es  Übrigens  auch  auf  dieser  Seite  nicht  immer,  z.  B.  nicht  am  Ende  des  XVIII. 
Jahrhunderts,  eine  Brücke  gab,  sodass  der  Verkehr  mit  dem  festen  Land  auch 
hier  nicht  anders  als  mit  Böten  und  mit  einer  Fähre  stattfinden  konnte, 
ersieht  man  aus  der  grossen  Schmettau  sehen  Karte  von  1788  bis  94.  Hier 
ist  die  Stadt  als  eine  abgeschlossene  Inselstadt  eingetragen,  vollkommen  ent- 
sprechend der  Beweglichkeit  ihrer  Klagen  aus  dem  XVII.  Jahrhundert. 

Die  grossen  Wellen  der  Geschichte,  welche  die  Stadt  11 64  in  den 
Angriffskriegen  Heinrich's  des  Löwen,  1637  >°*  dreissigjährigen  Kriege  und 
1675  in  den  Kämpfen  des  Grossen  Kurfürsten  berührt  haben,  kommen  1806 
noch  einmal  in  ihre  Nähe,  als  nach  der  Schlacht  bei  Jena  die  unter  dem 
Befehl  des  Oberst  von  York  stehenden  Truppen  der  sich  zurückziehenden 
preussischen  Nachhut  am  i.  November  d.  Js.  auf  der  Nossentiner  Heide,  gegen 
sieben  Kilometer  nordöstlich  von  der  Stadt,  in  einem  scharfen  Gefecht  mit 
den  sie  verfolgenden  Franzosen  zusammenstossen.  Im  Uebrigen  aber  sind  alle 
Spuren  der  älteren  Geschichte  der  Stadt  durch  die  genannten  grossen  Brände 
so  sehr  vernichtet,  dass  nirgends  mehr  ein  Mauerwerk  ein  Bild  davon  giebt 
und  nur  noch  Urkunden  und  Siegel,  wie  Lisch  richtig  bemerkt,  die  Zeugen 
ihrer  Vergangenheit  sind.*) 

Auch  die  Malchower  Kirchen  sind  von  unten  bis  oben  völlig  neue 
Bauten,  sowohl  die  im  Kloster  wie  die  in  der  Stadt.  Ehe  wir  aber  darauf 
eingehen,  mag  hier  noch  in  herkömmlicher  Weise  das  Verzeichniss  ihrer  Geist- 
lichkeit von  den  ersten  grossen  Visitationen  des  XVI.  Jahrhunderts  an  bis  zum 
Beginn  des  XIX.  Jahrhunderts  hin  folgen. 

Bei  der  Visitation  von  1534,  als  eben  an  Stelle  des  alten  Johann 
von  Grabow  der  schon  genannte  Dr.  Heinrich  von  Bülow  als  Probst  eingetreten 
ist,  bringt  das  Kloster  viele  Beschwerden  über  Verkürzungen  seines  Eigenthums 
und  seiner  Einkünfte  durch  den  benachbarten  Adel  vor,  besonders  durch  die 
von  Linstow,  Wangelin,  Below  und  Flotow.  Als  Beichtherr  der  Nonnen  fungiert 
1541  Er  Dionysius  Hoge,  der  von  der  neuen  Lehre  nichts  wissen  will.  Die 
Visitatoren  berichten,  dass  er  erklärt  habe,  von  der  römischen  Kirche  niemals 
abgehen  zu  wollen,  doch  versagen  sie  ihm  nicht  das  Zeugniss  guter  Gelehr- 
samkeit. Er  hat  auch  den  Dienst  in  Lexow.  Neben  ihm  giebt  es  einen  zweiten 
Kaplan,  Heinrich  Säbel,  der  zugleich  der  Kirche  in  Grüssow  vorsteht.  Der 
eigentliche  Kirchherr  der  Stadt  aber  ist  Johann  Möller,  welcher  ebenfalls  als 
Papist  bezeichnet  wird.  Damals  giebt  es  auch  noch  eine  St.  Gertruden -Kapelle*) 
und  eine  Hl.  Kreuz -Kapelle,  beide  ausserhalb  der  Stadt  gelegen,  ferner  einen 
Kaland  und  natürlich  auch  eine  Reihe  von  Vikaren,  zu  denen  jener  bereits 
genannte  Martin  Bambam  gehört,  der  nach  Möller  Pastor  wird  und  im  Sinne 
der  neuen  Lehre  wirkt  (S.  o.).  Neben  ihm,  ebenfalls  der  neuen  Lehre  folgend, 
erscheint   schon    1550    Er   Laurentius   Betke,   doch    wird   er   beschuldigt,    die 


1)  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  44. 

')  Ueber  die   noch   1650   stehende  Gertruden-Kapelle   vgl.  Lisch,    M.  Jahrb.  XXXII,   S.  40, 
Anmkg.  40. 


GESCHICHTE  DER  S'L'ADT  UND   DES   KLOSTERS  MALCHOW.  407 

Einkünfte  der  Hl  Kreuz -Kapelle  treulos  verwaltet  zu  haben.  Wienachherder 
jüngere  Bernd  Bambam  dem  Vater  zur  Seite  tritt  (seit  1568),  ist  oben  schon 
erwähnt  worden.  Er  wird  der  Nachfolger  des  Vaters  und  bleibt  bis  1620  im 
Dienst.  Ihm  folgt  Laurentius  Franke  (f  10.  Juli  1630),  nachdem  er  neben  ihm 
als  Diakon  oder  zweiter  Pastor  schon  von  1 593  an  thätig  gewesen  war.  Ebenso 
wirken  neben  einander  Magister  Rudolf  von  Ankum  und  Johann  Landgraf,', 
jener  schon  von  1620  an  als  Diakon  neben  Franke,  dieser  aber  (Landgraf) 
nachher  als  Diakon  neben  Ankum.  Beide  werden  im  schlimmen  Kriegsjahr 
1638  vom  Tode  hingerafft.  Es  folgt,  und  zwar  nunmehr  als  einziger  Seel- 
sorger, Jakob  Anselius  (Ansei,  Ansehl),  der  1639  Franke's  Wittwe  heirathet 
und  ausser  Stadt  und  Kloster  Malchow  auch  die  durch  Krieg  und  Pest 
verödete  Umgegend  mit  Gottes  Wort  und  Trost  versieht.  Er  erreicht  ein 
hohes  Alter  und  stirbt  erst,  nach  fünfzigjähriger  Amtsverwaltung,  im  Jahre 
1689.  Nicht  weniger  als  fünf  Diakoni  treten  von  165 1  her  neben  ihm  auf: 
Martin  Lange  (später  Pastor  in  Ribnitz),  Laurentius  Dagius  oder  Tagius 
(1661,  f  1663),*)  Johann  Meyer  (»665,  f  25.  April  1676),  Heinrich  Sprockhof 
(1677,  f  vor  dem  12.  Oktober  1680)  und  Bernhard  Stegmann,  1680,  seit  1689 
Pastor  und  gestorben  1697  alsbald  nach  dem  grossen  Brande,  bei  dem  er,  wie 
Cleemann  erzählt,  eine  gute  Bibliothek  verlor.  Schon  ein  Jahr  nach  ihm  stirbt 
Matthias  Strumpf,  der  seit  1690  als  Diakon  neben  ihm  thätig  gewesen  war. 
Es  folgen  nun  Joh.  Ad.  Hartmann  als  Pastor  von  1698  bis  zu  seinem  Tode  1739, 
und  neben  ihm  als  Diakoni  zuerst  Joh.  Christoph  Wendt  (1701  bis  171  r,  nachher 
Pastor  in  Grubenhagen)*)  und  dann  von  17 12  an  Joachim  Janenzky,  der  nachher 
als  Pastor  in  Malchow  von  1739  bis  zu  seinem  Tode  am  3.  April  1754  im 
Amte  ist.  Neben  ihm  von  1748  an  als  Diakon  Joh.  Sigismund  Frank,  der 
nach  Janenzky's  Tode  bis  zu  seinem  eigenen  Tode  am  24.  Oktober  1 763  Pastor 
ist;  und  neben  Frank  von  1755  an  Barth.  Ferd.  Scheel,  der  1763  Pastor  Pri- 
marius wird  und  als  solcher  am  26.  Januar  1808  stirbt.  Endlich  neben  Scheel 
als  Diakoni:  Chr.  Heiiir.  Brummerstädt  (1764,  f  10.  December  177S),  Joh. 
Christian  Behm  (1777,  f  7.  Mai  1791)  und  Christian  Ludwig  Palack  (1792, 
f  23.  Juli  1810).    Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 

Am  Schluss   mag  erwähnt  werden,   dass  das  Patronat  der  Stadtkirche 
am  18.  April  1825  vom  Kloster  auf  den  Magistrat  der  Stadt  übergegangen  ist.^) 


^)  Früher  in  Fahrenholz,  s.  o.  S.  186. 

*)  S.  o.  S.  56. 

»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  44. 


Blick  auf  die  Klosterkirche  i 


Die  Klosterkirche. 

Die  B^Hjoti  der  ältesten  Klosterkirche   ist  nichts  mehr   erhalten.     Zu  Anfang   der 

Kloster-  iB*l  vierziger  Jahre  stand  noch  der  alte  Chor.  Lisch,  der  die  alte  Kirche 
kirche.  gesehen  hat.  beschreibt  sie  mit  Tolgenden  Worten:  »Die  Klosterkirche  ist 
unbedeutend:  ein  oblonges  Schiff  mit  einem  oblongen  Chor  aus  Feldsteinen, 
ohne  Seitenschiffe  und  Gänge,  ohne  Pfeiler  und  Wölbung,  ohne  architektonischen 
Schmuck.  Das  einzig  Bemerkenswerthe  sind  die  drei  ohne  Gliederung  schräge 
eingehenden  schmalen  Fenster  aus  der  Zeit  des  Uebergangsstyls  in  der  geraden 
Altarwand.  Das  Innere  ist  in  den  letzten  Jahrhunderten  im  Renaissancestyl 
nicht  geschmackvoll  aufgeputzt.  Von  dem  Kreuzgange  steht  ungelahr  noch 
die  Hälfte  in  den  Grundmauern,  jedoch  ohne  architektonische  Eigenthümlich- 
keiten,  vielmehr  schon  mit  Gebälk  überlegt  und  modernisiert.«') 

Es  haben  sich  alte  Abbildungen  erhalten,  die  uns  das  Innere  ver- 
anschaulichen. 

An  Steile  dieser  alten  Kirche,  die  um  die  Mitte  des  XVI.  Jahrhunderts 
fünf  Altäre  und  Altar-Lehne  zählte  (Lehn  auf  dem  Jungfrauen-Chor;  Lehn  zu 
Unserer  Frauen-Altar;  Lehn  zum  hl.  Kreuzaltar;  St.  Jodoci-Lehn;  St.  Michaeiis- 
Lehn),  wurde  in  den  Jahren  von  1844  bis  1849  eine  vollständig  neue  Kirche 
errichtet,  die  hier  ebenfalls  in  einer  Ansicht  von  der  Wasserseite  als  Kopf- 
leiste wiedergegeben  wird.  Aber  auch  diese  Kirche  steht  nicht  mehr,  sie  ist 
in  der  Johannis- Nacht  des  Jahres  1888  vollständig  ab-  und  ausgebrannt,  nur 
der  Thurm  und  die  Mauern  blieben  stehen.  Was  davon  benutzt  werden 
konnte,  das  ist  bei  dem  Neubau  des  damaligen  Oberbauraths  Daniel  in  den 
Jahren  1888  bis   1890  wieder  zu  Ehren  gekommen. 

')  M.Jahtb.  VIIIB,  S,  133. 


KLOSTERKIKCIIE   ZU   MALCIIÜW.  4O9 

Eine   Erwähnung   verdienen    sowohl   die    im   Neubau   zur   Verwendung  Glasbilder, 
gelangten  Glasbilder  aus  Innsbruck  als  auch   das  figurenreiche  Altargemätde        Altar- 

der  kreuzesgruppe  von  Karl  Andrea«.  gemälde. 


Im  Thurrn  hängen  zwei  Glocken.  Die  älteste  hat  die  Inschrift:  BAR- 
BARA ROSTKEN  DOMINA  Ht- ELISABETH  BUCHWOLT  PRIORIN  >i(<  ANNA  CAP- 
PELLEN  Ht<  UND  ENGEL  KNUTEN  SACASTEN  (!)  4.  JOACHIM  CARSTENS  KUCH- 
MEISTER  ANNO  1614.  —  Die  zweite  Glocke  ist  laut  Inschrift:  1776  unter  der 
Domina     SOPHIE    MAGDALENA    VON     PRESSENTIN,     den     Provisoren     VON 


AMTSaEKICIITSUEZIKK   MAI.CIIÜW. 


KLOSTERKIRCHE   ZU   MAl.CHOW.  4II 

BLÜCHER  au(  Finken  und  VON  WELTZIEN  auf  Sammit  sowie  dem  Kiostcr- 
hauptmann  VON  OERTZEN  auf  Leppln  von  dem  Rostocker  Glockengiesscr 
Johann  Valftnlln  Schultz  aus  einer  älteren  umgegossen  worden.  —  Eine  dritte 
Glocke  von  Eisen  aus  Berlin  1828  ist  zurückgestellt  worden,  —  Ausserdem 
hat  das  Kloster  noch  eine  vierte  Glocke,  welche  1858  von  C.  Jllles  in  Waren 
aus  guter  Bronze  gegossen  worden  ist. 

Kleioktinstwerke.  1.  2.  Frühgothischer  silbervergoldeter  Kelch  auf  Kleinkunst- 
rundem Ftiss,  mit  einem  aufgelegten  plastischen  Krucifixus  als  Signaculum.  werke. 
Auf  dem  plattgedrückten  Knaufe  oben  und  unten  kleine  getriebene  Rund- 
bildchen mit  Köpfen. 
In  den  mit  dunkel- 
blauem Email  gefüllten 
Rotuli  kleine  Rosetten. 
Die  zugehörige  Patene 
hat  eine  Vertiefung 
in  Vierpassform.  — 
3.  4.  Silbervergoldeter 
hochgothischer  Kelch 
auf  sechsseitigem  Fuss, 
mit  aufgelegter  plasti- 
scher Kreuzesgruppe  als 
Signaculum.  Die  sechs 
Seiten  des  Fusses  und 
der  Knauf  sind  mit  aus- 
gegründetem Blattwerk 
verziert.  Auf  den  Ro- 
tuli des  Knaufes  die 
Buchstaben  fljenin  (I), 
unmittelbar  darüber  die 

Inschrift:  cafpar  racl= 
djint  X  X  fialcl^ajar 
inacia;  darunter:  al](e) 
inaria  gracia  pitim 
Kelch  (I).  öomiiiuf  tcc(üm).   Die 

Patene  ebenso  vertieft 
wie  die  zu  Nr.  1.  —  5.  6.  Spätgothischer  silberner  Kelch  auf  sechspassigem 
Fuss,  mit  dem  Namen  t^efl)^  in  den  Rotuli  des  Knaufes,  und  mit  der  Jahres- 
zahl 1527  (?)-  Am  Fuss  eingraviert  die  dreifigurige  Kreuzesgruppe  und  Ranken- 
werk. Die  Patene  ohne  Bedeutung.  —  7.  8.  Silbervergoldeter  Kelch  aus  dem 
Jahre  1748  mit  dem  VON  BOTHschen  Wappen  und  der  Inschrift:  MEIN  •  JESUS. 
NIMM  •  MICH  •  AN  •  MICH  •  DURST  •  NACH  •  DEINEM  •  BLÜHT  •  Mit  den 
Stempeln  des  Wismarschen  Goldschmiedes  Joh.  Dietrich  Gada,  m  ^5  Dazu 
eine  silberne  Patene.  —  9.  Runde  silberne  Oblatendose  aus  dem  Jahre  1622, 
oben  mit  einem  Blätterkranz   verziert.     Ohne  Stempel.    —    10.  Ovale  silberne 


412  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCIIOW. 

Oblatendose,  1743  von  H.  E.  V.  B(OTH)  gestiftet,  mit  einem  eingravierten 
Familienwappen.  Von  demselben  Goldschmied  wie  7  und  8.')  —  11.  12.  Zwei 
neue  silberne  Kannen  von  1859  und  1861,  gestiftet  von  der  Domina  CHAR- 
LOTTE VON  FLOTOW  und  der  Konventualln  VON  WELTZIEN.  Von  Fr.  Emil 
G«rike-Berlin.  —   13.  14.  Zinnkelch,   gestiftet  von  ERTMANN  SCHRÖDER  1647. 


Kelch  (3). 

Vom  Gustrower  Zinngiesser  H  P  L,  dazu  eine  Patene.  —  15.  Altes  Messing- 
becken, mit  gothischen  Lilien  und  Sternen  am  Rande,  in  der  Mitte  der  Gniss 
des  Engels  an  die  Maria  mit  der  bekannten  und  vielfach  bezweifelten  Luther- 
Legende.  Spätere  Eingravierung:  D  S  1641.  —  16.  Neue  versilberte  Messing- 
Taufschale  von  1856,  vom  Malchiner  Goldschmied  LIppold.  —  17.  Silberner 
Rokoko-Schild   (17  cm   hoch,    16  cm    breit),    der    einst   an    einer   Altardecke 

')  Im  Stempel  int  dn  D  nicht  ausgeprägt,  sudass  man  leicht  bloss  1  G  liest. 


sTAnTKiHciii;  zu  malchüw.  413 

gesessen  haben  soll,  einen  Krucifixus  unter  Rankenwerk  darstellend,  aus  dem 
Jahre  1778.  Gestiftet  von  J  JH  F.  und  G  C  F.  Gustrower  Arbeit  von  PGP. 
—  18.  Silberner  Klingbeutel,  ge- 
stiftet von  D.  E.  V.  B(ÜLOW)  1746, 
mit  Familienwappen.  Von  dem 
Rostocker  Goldschmied  - — »^  c^ 
Lonm  Joh.  Röpor.  —  ^ÜÄ'  ißS 
19.  20.  Zwei  schön  getriebene 
silberne  Leuchter,  gestiftet  von 
der  Konventualin  SOPHIE  VON 
LÜCKEN  1861,  von  Fr.  Emil  Gerike- 
Berlin.  —  21.  22.  Zwei  einfachere 
silberne  Leuchter  im  klassicieren- 
den  Stil,  ohne  Werkzeichen,  ge- 
stiftet vom  Klosterhauptmann  VON 
OERTZEN.  —  23.  Von  ebendem- 
selben, unter  Mitbetheilignng  des 
Pastors  SCHEVEN.  ein  auf  dem 
Altar  stehender  versilberter  Kruci- 
fixus, von  Vollgold  &  Sohn-Berlin. 
- —  24-27.  Vier  zinnerne  Leuchter, 
gestiftet  1 793  von  der  späteren 
Domina  D.  VON  OLDENBURG. 
Englisches  Zinn  mit  dem  Stempel 

von  J.  C.  Henscky. 
Kelch  C7), 

« 
In   der  Friedhofs- Kapelle    ein   gusseiserner  Krucißzus,    1860  von   der  Kruciüxus. 
Konventualin  VON  ARENSTORFF  geschenkt.     Aus  Ilsenburg  bezogen. 


Die  Stadtkirche. 

BBlie  Stadtkirche   ist   in   den  Jahren   1870 — 1873   als  Kreuzkirche   mit   Holz-         Die 
■■™     Wölbung   im  Innern    unter  Leitung   des   damaligen   Baumeisters   Georg       Stadt- 
Daniel  aus  Schwerin   neu   erbaut  worden.     Auch    ihre  Vorgängerin  war  keine      kirctie. 
alte  Kirche.     Sie   stammte   aus   dem  Jahre   1816.     Lisch   nennt  sie  1843   »ein 
ganz  neues  Gebäude«.')    Von  der  durch  mehrfachen  Brand  beschädigten  alten 
Kirche  ist  keine  Beschreibung  auf  uns  gekommen.    Wir  wissen  nur  aus  einem 
zwischen    1540   und    1550   verfnsaten   Protokoll    über   Malchower   Lehne    oder 
BenefizJen,    dass   sie  vier  Altäre   mit  Lehnen   hatte,   den  St.  Jürgen-Altar,    St. 
Andreas  -  Altar,   den   »Neuen  Altar*   mit   der  Kommende  von  Em  Joh.  Curdes, 
und  den  St.  Katharinen -Altar. 

')  M.Jaluli.  Vlim.  S.  Ij;;,.    ^i«  liiS  ''i.  "f  s'!^!'  j'^"'  '1^''  "^^o  «rlmitc  Aml^gerielitseelJäude 


414 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCIIOW. 


Altar- 
gemälde, 
Bildniss. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Von  dem  Kunst -Inhalt  der  neuen  Kirche  mag  das  Altargemälde  (die 
Kreuzesgruppe  von  Theodor  Fischer)  genannt  werden,  und  ferner  das  Bildniss 
des  Pastors  FERDINAND  STOLZENBURG  (1840— 1886),  geb.  1811,  gest.  1887, 
welcher  den  Bau  der  Kirche  durch  unermüdliches  Einsammeln  von  Liebes- 
gaben möglich  machte. 

Im  Thurm  drei  Glocken.  Die  grosse  ist  am  16.  September  1736  von 
Lorenz  Strahlborn  gegossen;  die  mittlere  hat  die  Inschrift:  GEGOSSEN  ANNO 
MDCXCVIII  •  UMGEGOSSEN  1835  BEI  J  •  C  •  HAACK  IN  ROSTOCK;  die  kleine 
von  Ed.  Albrecht  in  Wismar  gegossene  Stundenglocke  ist  ein  Geschenk  des 
Hofzimmermeisters  JOH.  VIRCK  und  seiner  Frau  MARIE,  geb.  REEPS,  vom 
10.  November  1883. 

Kleinkunstwerke.  i.  Grösserer  neugothischer  Kelch  ohne  Stempel.  — 
2.  3.  Grösserer  neuer  Kelch  mit  Patene,  ohne  Stempel,  geschenkt  von  Dr.  med. 
PENTZ.  —  4.  5.  Kanne  und  Oblatenschachtel,  neu,  geschenkt  von  demselben 
1856.  —  6.  Kleiner  silberner  Krankenkelch,  von  dem  Güstrower  Goldschmied 
Lenhard  Mestlin.  —  7.  Taufbecken,  neu.  —  8.  9.  Zwei  silberne  Leuchter,  1865 
geschenkt  von  dem  Uhrmacher  H.  F.  MICHAEt..  —  10 — 13.  Vier  zinnerne 
Leuchter,  in  der  Form  ganz  übereinstimmend  mit  denen  der  Klosterkirche, 
wobei  die  Stempel  des  Röbelschen  Zinngiessers  H.  Krummbügel  zu  beachten  sind: 


RÖBELL 


14.   15.  Zwei    zinnerne    Deckelkannen.     Ohne    Inschrift    und    Stempel.  —   16. 
Messingene  Taufschale,  neu.  —   17.  Altes  Sammelbecken  von  Messing. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Filial- Kirchdorf  Lexow.') 

ie  Geschichte  Lexows  fallt  mit  derjenigen  der  Klöster  Malchow  und 
Dobbertin  zusammen,  mit  welchen  es  seit  frühester  Zeit  in  engster 
Verbindung  steht.  Als  das  Nonnenkloster  vom  Orden  der  Büsserinnen  auf 
der  Neustadt  Röbel  am  29.  Mai  1298  durch  Bischof  Gottfried  von  Schwerin 
nach  dem  Dorfe  Alt- Malchow  verlegt  wird,  schenkt  Fürst  Nikolaus  von  Werle 
dem  Kloster  mit  Einwilligung  seiner  Brüder  und  seiner  Mutter  Sophie  das 
Patronat  der  Kirchen  zu  Alt- Malchow,  Neu -Malchow  und  Lexow.")  Das 
Patronat  über  die  Lexower  Kirche  hat  Kloster  Malchow  noch  heutigen  Tages; 
aber  seinen  geringen  Grundbesitz,    den   es  Anfangs  hatte,   hat  es  aufgegeben. 


*)  7  km  südöstlich  von  Malchow.     »Ort  des  Leksac:  Klihnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  84. 
*)  M.  U.-B.  2503.  2505.  2506.  2507.  2508. 


FILIAL- KIRCHDORF  LEXOW. 


415 


Dieser  befindet  sich  seit  dem  Eintausch  des  Dorfes  Penkun  fiir  das  Dorf  Roez 
beim  Kloster  Dobbertin.  S.  o.  S.  398,  Anmkg.  3.  Lexow  hat  daher  seit  dieser 
Zeit  ausser  dem  Landesherrn  nie  einen  anderen  Oberherrn  gehabt  als  jenes 
Kloster  und  gehört  im  Uebrigen  schon  seit  dem  Jahre  1345  zu  denjenigen 
Gütern,  welche  Dobbertin  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein  in  Röbel  durch 
seinen  Geschäftsführer,  den  Sandprobst,  verwalten  lässt.  Als  Vorgänger  im 
Besitz  der  Klosterhufen  zu  Lexow  vor  1345  werden  die  werleschen  Vasallen 
Hennekinus  Budde  und  Gerhard  Pape  genannt.  Der  Budde'sche  Besitz  scheint 
der  ältere  zu  sein.  Pape  erhält  nachher  für  sich  und  seine  Gattin  eine  lebens- 
längliche Rente  vom  Kloster  Dobbertin.^) 

lieber  die  geistlichen  Verhältnisse  siehe  bei  Malchow. 

Kirche.    Die  Kirche  zu  Lexow  ist  ein  kleiner  Feldsteinbau  mit  äusserlich      Kirche, 
gerundetem,   innen  aber  polygonal  gestaltetem  Chorschluss.     Bei   ihrer  gründ- 
lichen Erneuerung  im  Jahre  1888  wurde  sie  mit  einem  Thurm  versehen.     Im 
Innern  eine  hölzerne  Wölbung,  früher  eine  flache  Holzdecke. 

Die  Kanzel,  deren  Fuss  1887  erneuert  ist,  war  zusammen  mit  der  alten      Kanzel. 
Altarwand,    nach    einer  Inschrift    auf   der   Rückseite   der  letzteren,    z.  Zt.  des 
Küchenmeisters  HEINRICH  DUGGE  und  der  Kirchenvorsteher  FRANTZ  SCHÖN- 
FELD  und  HINRICH  HAGEDORN  aufgestellt  worden.^) 

Unter  der  Treppe  steht  ein  alter  Tanfengel,  der  in  einem  kranzartig  Tauf- 
gebildeten Rahmen  früher  die  unter  den  Kleinkunstwerken  aufgeführte  längliche  engel. 
Messingschale  hielt,  offenbar  derselben  Zeit  wie  die  Schale  (1726)  angehörend. 

Im  Thurm  eine  kleine  Glocke  ohne  Inschrift.  Glocke. 

Kleinkunstwerke,  i.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss.  Kleinkunst- 
Am  Fuss  hübsche  Treibarbeit  im  Barockstil,  vom  Rostocker  Meister  Jürgen  werke. 
Muller.  Am  Knauf  in  Email  eingelassen  I  H  S  (Jesus)  N  (nazarenus)  R  (rex) 
I  (Judaeorum).  An  der  Kupa  eine  Inschrift,  welche  besagt,  dass  der  Kelch 
unter  dem  Pastorat  von  JOHANN  CHRISTOPH  WENDT  im  Jahre  1706  von  der 
Gemeinde  der  Kirche  überwiesen  worden  ist.  —  2.  Patene  vom  Güstrower 
Goldschmied  Lenhard  Mestlin.  —  3.  Kleiner  Zinnkelch  vom  Rostocker  Zinn- 
giesser  Martin  Blawkogel.  Als  Stifter  nennt  sich  JÜRGEN  SALAMON  1655.  — 
4.  5.  Oblatendose  und  Patene,  neu.  —  6.  7.  Neugothische  Taufkanne  von  Zinn 
aus  Stuttgart,  dazu  ein  Becken.  —  8.  Ovales  Messingbecken  mit  getriebenem 
Rande  und  der  Jahreszahl  1726.  —  9.  Rundes  Messingbecken,  gestiftet  1661 
von  CLAS  und  MAGRET  HAGDORN.  —  lO.  Grosses  neues  Einsatzbecken  von 
Messing,  ohne  figuralen  Schmuck.  —  11.  Zinnerner  Leuchter,  gestiftet  von 
CATHARINA  HAGEDORN  1771,  vom  Malchower  Zinngiesser  CSD. 


^)  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  117— 119;  XXXII,  S.  15.  36.     M.  U.-B.  6549.  6550.  7408. 
')  Dugge  kommt   noch   1697  in    den  Akten  vor,    Hagedorn    aber    war  1695  nicht  mehr  im 
Amte.     S.  o.  S.  398,  Anmkg.  3. 


^\^;^    sy    .•■.•,• -^^N-  "^^  " 


4i6 


AMTSGERICIITSBEZIRK   MALCHOW. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Alt-Schwerin.') 

m  Süden  und  Südwesten  vom  Flauer  See  begrenzt,  auch  sonst  umgeben 
und  durchsetzt  von  zahlreichen  mehr  oder  weniger  grossen  Gewässern, 
liegt  in  waldreicher  Gegend  die  grosse  Feldmark  Schwerin,  wofür  seit  Mitte 
des  XVI.  Jahrhunderts  der  Name  Alt- Schwerin  aufkommt.  Die  Geschichte 
dieses  Dorfes  reicht  bis  in  die  mecklenburgische  Vorzeit  zurück,  in  seinen 
Hainen  walten  wendische  Friester  des  Dienstes  ihrer  Götzen.  Aber  es  ist  hier 
nicht  der  Ort,  Kaiser  Otto  I.  auf  seinem  Feldzuge  zu  folgen,  welchen  er, 
vom  Lechfelde  zurückkehrend,  955  gegen  die  Obotritenfursten  Nacco  und 
Stoignew  unternimmt,  die  in  die  wendische  Mark  eingefallen  sind  und  seine 
Erblande  verwüstet  haben.  Bei  Alt -Schwerin  (so  nimmt  man  an)  wird  am 
16.  Oktober  die  Schlacht  an  der  Raxa  geschlagen,  und  im  Hain  (am  Tauchow- 
See?)  findet  Stoignew  sein  Ende.*)  Auch  die  Geschichte  des  Kreuzzuges  des 
Markgrafen  Albrecht  des  Bären  im  Jahre  1147,  welcher  diese  Gegend  mit 
60CXX)  (!)  Streitern  durchzieht,  kann  hier  nur  oberflächlich  berührt  werden. 
Aufs  Neue  werden  die  Dörfer  und  Städte  der  Wenden  zerstört,  und  ihre  Tempel 
mit  den  Götterbildern  gehen  in  Flammen  auf.  Wenige  Jahre  später  durch- 
quert der  strenge  Baiern-  und  Sachsenherzog  Heinrich  der  Löwe  das  Land, 
und  Niklot's  Sohn  büsst  vor  Malchow  seine  Vaterlandsliebe  mit  schimpflichem 
Tod.  Wer  sich  mehr  in  diese  Geschichte  Alt- Schwerins  und  seiner  Umgebung 
vertiefen  will,  der  kann  auf  die  in  Anmerkung  i  citierte  Abhandlung  von  Beyer 


')  7  km  nordwestlich  von  Malchow.  Ueber  den  als  tThiergartent  gedeuteten  Namen  siehe 
Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVl,  S.  131.     Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  58 — 134  (die  wendischen  Schwerine). 

*)  Die  Vermuthung  Beyer's,  a.  a.  O.,  S.  88,  hat  für  den,  der  die  Gegend  kennt,  wie  i.  B. 
der  Verfasser,  etwas  geradezu  Ueberzeugendes,  sie  trifft  in  der  That  alles  Wesentliche  im  Bericht 
des  Widukind,  wie  besonders  die  strategischen  Vortheile  dessen,  der  südlich  von  der  Reke  stand, 
gegenüber  dem,  der  nördlich  davon  aufgestellt  war,  sobald  es  sich  darum  handelte,  unbemerkt 
weiter  westlich  einen  Uebergang  zu  finden.  Auch  erscheint  nichts  natürlicher  und  ungezwungener 
als  die  Annahme,  dass  hier  die  Gegner  zuerst  auf  einander  stiessen,  sei  es  an  der  Eldenburger 
Reke,  sei  es  an  der  Görenschen  Reke,  welche  der  westlichsten  Reke  beim  >Lenz<  um  zehn  Kilo- 
meter näher  ist.  Deshalb  haben  sich  auch  die  mecklenburgischen  Geschichtsforscher  Wigger  und 
Sass  rückhaltlos  der  Beyer'schen  Annahme  angeschlossen,  und  erstgenannter  hat  seine  anfängliche 
Identifizierung  von  Reke  und  Recknitz  fallen  lassen.  Mit  Recht,  denn  etwas  Unnatürlicheres  wie 
diese  kann  kaum  erdacht  werden.  Indessen  bleibt  Beyer's  Annahme  eine  Hypothese,  gegen  die 
der,  welcher  dazu  Lust  hat,  den  alten  Unsinn  von  der  Recknitz  immer  wieder  aufs  Neue  hervor- 
holen kann.  Vgl.  Wigger,  M.  Annalen,  S.  122,  Anmkg.  i.  M.  Jahrb.  XLV,  S.  9;  LUX,  Q.-B.  4,  S.  8. 
Wagner,  Wendenzeit,  S,  74.  75.  184  (19).  Viel  interessanter  als  diese  Frage  ist  die  Thatsache, 
dass  wir  in  der  Schlacht  an  der  Raxa  das  erste  grosse  geschichtliche  Ereigniss  auf  mecklen- 
burgischem Grund  und  Boden  zu  verzeichnen  haben,  das  auf  einen  bestimmten  Tag  fällt.  Denn 
nach  den  Annalen  des  Klosters  St.  Gallen  fand  die  Schlacht  am  St.  Gallus-Tage  des  Jahres  955 
(den   16.  Oktober)  statt. 


GUT   UND   KIRCHDORF  ALT- SCHWERIN.  417 

in  den  Jahrbüchern  des  Vereins  für  Mecklenburgische  Geschichte  und  Alter- 
thumskunde  verwiesen  werden,  in  welcher  er  alles  Material  zusammengetragen 
findet.^)  Für  uns  gewinnt  der  Ort  ein  weiteres  Interesse  durch  die  Urkunde 
vom  9.  September  1171,  in  welcher  der  Sachsenherzog  Heinrich  der  Löwe  das 
Bisthum  Schwerin  bestätigt  und  zweier  Dörfer  im  Lande  Moritz  und  Warne 
erwähnt,  die  zu  Tafelgütern  des  Bischofs  bestimmt  werden.  Von  diesen  ist 
das  eine  nach  Beyer's  gut  begründeter  Meinung  das  damals  noch  zu  Circipanien 
gerechnete  Dorf  Alt -Schwerin.")  Urkundlich  wird  der  Ort  zuerst  am  6.  März 
1289  genannt,  als  Bischof  Hermann  von  Schwerin  dem  Domkapitel  Zehnten 
im  Lande  Waren  anweist  und  unter  den  dazu  gehörenden  Dörfern  auch 
»Zwerin«  auflfiihrt.^)  Im  Jahre  1330  wird  er  zum  zweiten  Mal  genannt,  er  ist 
in  den  Besitz  der  Gamm  gelangt,  welche  von  da  an  vielfältig  als  auf  »Zwerin« 
sitzend,  vorkommen.  Dazu  gehört  auch  die  mit  der  Feldmark  verbundene  Halb- 
insel y Werder«.*)  Die  Gamm  verbleiben  im  ungestörten  Besitz  des  alten 
Lehnes  bis  zum  Anfang  des  XVII.  Jahrhunderts.  Da  beginnt  die  Zerstückelung 
und  der  Niedergang  des  Besitzes  durch  Verpfandung  und  Verkauf  einzelner 
Antheile.  Es  fangen  nunmehr  die  in  der  Nachbarschaft  reich  begüterten 
Wangelin  an,  sich  auch  in  Alt- Schwerin  festzusetzen  und  erwerben  nach  und 
nach  den  ganzen  theils  verpfändeten  theils  in  dritte  Hand  adjudicierten  Gamm- 
schen  Besitz.  Die  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges  sind  auch  nicht  geeignet, 
eine  Familie  zu  erhalten,  geschweige  denn,  ihr  wieder  aufzuhelfen,  wenn  einmal 
der  Niedergang  begonnen  hatte.^)  Im  Jahre  1720  ist  Alt- Schwerin  ganz  in 
Wangelin'schen  Händen  und  bleibt  es  bis  1786.  Im  folgenden  Jahre  hat  es 
der  Hauptmann  Ernst  Friedr.  August  von  Flotow,  und  nun  folgt  ein  ausser- 
ordentlich lebhafter  Besitz  Wechsel.  1791  hat  es  der  Kammerherr  Theodosius 
von  Levetzow,  1798  der  Etatsrath  Graf  Lüttichau,  1802  der  Oberjägermeister 
Kaspar  Heinrich  von  Sierstorflf,  1804  der  Kammerherr  Ernst  Werner  von  Raven, 
1840  der  Advokat  Ludwig  Friedrich  Schnitze,  1841  E.  Mierendorf,  1846  Friedr. 
Greffrath  und  1869  Josua  Klockmann.  Von  dessen  Familie  kommt  Alt- 
Schwerin  1901  an  Johannes  Schlutius  auf  Karow. 

Von  den  mittelalterlichen  Geistlichen  des  Dorfes  sind  bis  jetzt  nur  zwei 
mit  Namen  auf  uns  gekommen:  der  Pleban  Ludolf  Elers  (um  1375/77)  und 
neben  ihm  gleichzeitig  der  Vikar  Albertus  Faber  (Schmidt). 

Unter  den  nachreformatorischen  Pastoren  wird  zuerst  Nikolaus  Abel 
genannt.  Doch  bleibt  er  nur  bis  1569  auf  der  Pfarre.  Er  beschwert  sich  1571 
darüber,  dass  er  von  seinem  Nachfolger  nicht  das  für  die  Winter-  und  Sommer- 
saat ausbedungene  Geld  im  Betrage  von  75  Gulden  erhalten  könne.  Dieser, 
Gregorius  Malow,  geräth  bei  Antritt  seines  Amtes  sofort  mit  den  Gammen 
in  heftige  Streitigkeiten  und  tritt  daher  schon    1571    von  seiner  Pfarre  wieder 

*)  Vgl.  auch  Beyer,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  151,  und  Lisch,  ebendaselbst,  S.  i88ff. 

*)  M.  Jahrb.  XXXil,  S.  93.     M.  U.-ß.  100.   141.   149.   151.  398. 

«)  M.  U.-13.  2016. 

*)  M.  ü.-H.  6646.  6704.   10749.     Akten  im  Giossh.  Archiv;   > Gammen -Werder c 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

27 


41 8  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 

ab.*)  Es  folgt  1572  Nikolaus  Schröder,  aber  wir  wissen  nicht,  wie  lange  er  im 
Amte  bleibt.  Um  1584  heisst  der  Pastor  Hinricus  Vicke  (s.  Glocke).  Um  1600 
ist  dort  ein  unwürdiger  Seelenhirte,  Mauritius  Hovel,  der  als  solcher  schon  früh 
erkannt  wird,  aber  dennoch  auf  der  Pfarre  bleibt.  Er  wird  1616  auf  richter- 
lichen Spruch  hin  abgesetzt.  Sein  Nachfolger  Joh.  Helwig  stirbt  bereits  im 
Jahre  162 1.  Joachim  Wolfius,  welcher  1622  berufen  wird,  wirkt  über  1629 
hinaus.  Aber  von  seinem  Nachfolger  Joachim  Jabelmann  heisst  es  im  Visitations- 
protokoll von  1650,  dass  er  längst  gestorben  sei.  Nach  langer  Zeit  erhält 
Alt-Schwerin,  das  bis  1604  unter  Gamm'schen  Patronat  gewesen,  dann  aber 
(bei  einem  Umtausch  mit  dem  Patronat  zu  Wangelin)  unter  das  Kloster  Malchow 
gekommen  war,  wieder  einen  Pastor  in  Nikolaus  Stoltze,  der  auch  die  Cura  in 
Nossentin  übernimmt,  das  von  nun  an  bis  zum  Jahre  1901  mit  Alt -Schwerin 
verbunden  bleibt.  1654  oder  1655  f*^'gt  ihm  Nikolaus  Wiggers,  der  lange 
Jahre  im  Amte  bleibt,  bis  1697.  Ebenso  sein  1698  ins  Amt  gerufener  Stief- 
sohn Joh.  Vette  (f  im  Winter  von  1746/47).  Dessen  Sohn  und  Nachfolger, 
Joh.  Simon  Vette,  bleibt  ebenfalls  bis  zu  seinem  Tode  am  27.  März  1787  im 
Dienst  zu  Alt-Schwerin.  Es  folgen:  1788  Detl.  Hartwig  Dietr.  Heinr.  Zander, 
der  1796  nach  Lohmen  zieht,  und  1796  Joh.  Christian  Georg  Ladewig  (f  18 18). 
S.  Walter  a.  a.  O. 

Das  Patronat  hat   das  Kloster  Malchow  später  wieder  abgegeben.     Es 
haftet    schon   seit    langen    Zeiten    am   Besitz    von   Alt- Schwerin    und   Sparow. 

Kirche.  Kirche.    Die  kleine  einschiffige  Backsteinkirche  ist  ein  mit  flacher  Decke 

geschlossenes  schlichtes  Gebäude.  Auf  der  Südseite  ein  gutes  frühgothisches 
Portal.  Der  jetzige  Thurm  ist  vor  etwa  dreissig  Jahren  neu  aufgeführt.  An 
der  Ost-  und  Nordseite  je  eine  alte  Grabkapelle. 

Kanzel  und  Kanzel    und    Altar   sind   zu   einem   Körper  vereinigt.     Im    Altaraufsatz 

Altar,        das    heilige  Abendmahl    als    Oelgemälde.      Dazu    zwei    kleinere    Oelbilder,   je 
Gemälde.    ^-^^^^^  Engelskopf  darstellend. 

Hölzerne  Alte  gothische  hölzerne  Pietas,    fast  7»  Meter  hoch,   mit  brauner  Oel- 

Pietas.       färbe  überstrichen. 


I  Tauf-  Auf  dem    Kirchenboden   ein   Tanfbehälter   vom  Jahre    1699,    i   Meter 

behälter.  hoch,  achteckig.  Sechs  von  den  Feldern  sind  mit  Wappen  und  Namen  ver- 
sehen, die  beiden  andern  Felder  mit  Arabesken  geschmückt.  In  den  Feldern: 
LUDWIG  V  •  WANGELIN,  ANNA  CATHARINA  V  •  GRIEBEN,  BERENDT  LUDWIG 
V  •  WANGELIN,    ANNA  V  •  REMMIN,    FRIEDRICH    CHRISTOPF   V  •  WANGELIN, 

*  ANNA  CATHARINA  VON  HANEN. 

Grabsteine.  Vor  dem  Altar  zwei  Grabsteine.     Unter  dem   einen  ruht  der  Freiherr 

JOACHIM  CHRISTOPH  VON  WENDHAUSEN,  gestorben  den  ll.  Oktober  1724, 
72  Jahre  alt,  königlich  grossbrittannischer  und  fürstlich  braunschweig -lüne- 
burgischer Geheimrath  und  Pfandinhaber  des  mecklenburgischen  Amtes  Plau.*) 

')  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  183/84. 
^)  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  584. 


GUT   UND   KIRCHDORF  ALT- SCHWERIN.  419 

Unter  dem  zweiten  Stein  ruht  die  dritte  Ehefrau  des  ebengenannten,  MARIA 
ELISABETH  BARONESSE  VON  WENDHAUSEN,  geb.  VON  WANGELIN,  gest. 
18.  März  1757,  ^^  Jahre  alt.^) 

In  der  östlichen  Grabkapelle  befindet  sich  ein  grosser  Steinsarg  mit  Stein- 
der  Inschrift:  ANNO  1745  QORQEN  CHRISTOPH  VON  WANGELIN  •  FRIEDRICH  sarge. 
CHRISTOPH  VON  WANGELIN  •  ANNA  CATHARINA  VON  HANEN.  Ausserdem 
verschiedene  Bibelsprüche.  In  der  nördlichen  Kapelle  zwei  grosse  Steinsärge, 
laut  Inschrift  die  Ruhestätten  des  Generalleutnants  CHRISTIAN  FRIEDERICH 
VON  WANGELIN,  gest.  1755  den  6.  Januar,  und  seiner  Ehefrau  ADELHEID 
AUGUSTA  VON  WANGELIN,  geb.  VON  HEESPEN,  gest.  1758  den  15.  Januar. 

Im  Thurm  hängen  drei  Glocken,  zwei  grosse  und  eine  kleine.  Die  Glocken, 
grösste  hat  die  nachstehende  Inschrift:  ANNO  MCCCCCLXXXIIII  HEFT  MI  DAVIT 
VOWTECH  PARCHI MENSIS  IN  GADES  NAMEN  GEGATEN  GOTTES  WORDT  ZV 
HÖREN  Sl  EIN  IDER  VNVORDRATEN  DE  CASPEUVNKERN  SINDTCHRISTOFFER 
ENGELKE  HANS  HENNICK  MORITZ  LEVIN  DE  GAMMEN  PASTOR  HINRICVS 
VICKE  DE  VORSTENDER  ACHIM  WISE  HANS  TIES  JACOB  HASSE  ACHIM 
KNVPPEL.  —  Die  mittlere  Glocke,  gegossen  15 19,  ist  im  Jahre  1869  von 
Jllies  in  Waren  umgegossen  worden.*)  —  Die  kleine  Glocke,  1704  gegossen, 
hat  die  Inschrift:  PATRONI  JOACHIMUS  PRITZBUER,  ANNA  CATH  •  HANEN, 
W  •  JOHANN  WANGELINEN,  GABRIEL  GAMM,  PASTOR  JOHANN  VETTE,  VOR- 
STEHER JOCHIM  KRAPELIN,  HANS  KNÜPPEL. 

Kleinkunstwerke.^)  i.  2.  Zinnerner  Kelch  mit  der  Stiflungs- Inschrift:  Kleinkunst- 
BERENDT  PRANG  166L  Dazu  eine  Patene.  Stempel  undeutlich,  der  eines  werke. 
Meisters  C  D  (J  D?).  —  3.  4.  Zinnerner  Abendmahlskelch  auf  hölzernem  Fuss, 
mit  der  Inschrift:  S  •  H  •  BR  •  1821.  Auf  der  zugehörigen  Patene:  S  •  H  • 
BR  •  1820.  Güstrower  Zinngiesser,  Meisterstempel  undeutlich.  —  5.  Neuer 
messingener  Kelch,  gestiftet  1858  von  W.  NEKEL.  —  6.  Desgl.  Kanne,  ohne 
Inschrift.  Henniger-Berlin.  —  7.  Kleiner  silberner  Krankenkelch  mit  Patene. 
Stempel  F  oder  E  (?). 

Im  Pfarrhanse  ein  mittelalterlicher  Helm.  Alter  Helm. 

♦  -.  ♦ 

Das  im  Jahre  1733  erbaute  Herrenhaus  von  Alt-Schwerin  ist  aus  Back-  Herrenhaus 
steinen   aufgebaut,   hat   ein   hohes   gewölbtes  Erdgeschoss    und    eine   steinerne      ^u  Alt- 
Freitreppe  mit  schmiedeeiserner  Brüstung.    An  dem  Hause  das  WANGELIN 'sehe    Schwerin. 
Wappen  und  die  Jahreszahl  1733. 


*)  Die  erste  Frau  war  Dorothea  Elisabeth  von  Wendhaiisen,  die  zweite  Maria  Amalia 
von  Haacke. 

*)   Das  Inventar  von    181 1   bemerkt  nur,  dass  sie   > Mönchsschrift«   hatte. 

')  Nach  Angabe  des  Inventars  von  181 1  wurden  die  älteren  silbernen  Vasa  sacra  im 
Jahre   1806  eine  Beute  der  plündernden  Soldaten. 


27 


420 


AMTSGERICHTSBEZIRK  MAI.CHOW. 


Das  Kirchdorf  Nossentin/) 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


lie  ersten  urkundlichen  Nachrichten  über  Nossentin  stammen  vom  ii.  Mai 
und  12.  November  13 17.  Da  erfahren  wir,  dass  die  in  Nossentin  an- 
sässigen Geschlechter  der  Dessin,  Nossentin  und  Kressin  unter  dem  Protektorat 
des  Klosters  Malchow  den  Bau  einer  Kapelle  durchgesetzt  haben,  und  dass 
Bischof  Hermann  von  Schwerin  auf  Bitte  der  Einwohnerschaft  die  Weihung 
dieser  Kapelle  vollzogen  hat.")  Ausser  den  genannten  finden  wir  dort  mit 
Besitz  und  Rechten  im  XIV.,  XV.  und  XVI.  Jahrhundert  auch  andere  Familien 
der  Mannschaft,  wie  die  Rodenbeck  (diese  schon  von  1347  an),  Kosegard 
(Kotzegard),  Metzeke  (Meske),  Below,  Flotow,  Röggelin  und  Wangelin  neben 
einander.  Sie  haben,  wie  es  im  Mittelalter,  im  Gegensatz  zu  dem  heutigen 
Grossgrundbesitz,  herkömmlich  ist,  im  Dorfe  ihre  besonderen  Hufen  und  Höfe, 
auf  denen  sie  entweder  selber  sitzen,  oder  die  sie  auch  durch  ihre  Bauern  be- 
wirthschaften  lassen.  Von  diesen  durch  Urkunden  bezeugten  Vasallenfamilien 
sind  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  nur  noch  drei  vorhanden, 
die  sich  in  den  Besitz  der  grossen  Feldmark  Nossentin  (mit  Antheilen  in  Silz, 
Sparow,  Locken,  Loppin,  Jabel,  Malkwitz,  Kraaz,  Hinrichsberg,  Kieth,  Wangelin, 
Cramon,  Gaarz  u.  s.  w.)  theilen.  Es  sind  die  Flotow,  Below  und  Wangelin. 
Von  diesen  dreien  aber  gelangen,  nach  voraufgegangener  langjähriger  Ver- 
pfandung der  grossen  Flotow'schen  und  Below'schen  Antheile,  die  von  Wangelin 
durch  Ankäufe  am  20.  Oktober  und  22.  November  1624  in  den  Alleinbesitz 
von  Nossentin.*) 

Doch  schon  1636  tritt  Vicke  von  Wangelin  den  Below'schen  Antheil 
für  II 000  Gulden  an  Joh.  Albrecht  von  Maltzan  wieder  ab.  Und  1696  geräth 
der  Wangelin'sche  Besitz  in  Konkurs.  Aus  dem  Konkurs  kauft  Eggerd  Chri- 
stoph Knut  das  Gut  Nossentin  am  11.  November  1692,  nachdem  vorher  schon 
eine  Reihe  der  oben  genannten  Antheile  an  die  Nachbarn  auf  den  angrenzenden 
Feldmarken  abgegeben  sind.  Auf  Knut  folgt  als  dessen  Erbe  im  Jahre  1702 
der  Schwiegersohn  Jochim  von  Pritzbuer.  Von  diesem  Zweige  der  Pritzbuer 
kommen  die  Güter  Nossentin,  Sanz  und  Sparow  durch  Kauf  im  Jahre  1725 
an  den  mit  ihnen  verschwägerten  und  im  Fürstenthum  Calenberg  begüterten 
Ernst  Christian  von  Holle.  Im  Jahre  1747  kauft  sie  Ernst  Friedr.  von  Raven, 
und  1789  werden  sie  vom  regierenden  Herzog  erworben.  Demgemäss  fuhrt 
der  Staatskalender  »Se.  regierende  herzogliche  Durchlaucht«  bis  zum  Jahre 
1803  als  Besitzer  dieser  drei  Güter  im  ritterschaftlichen  Amt  Lübz  auf.      1803 

^)  8  km  nordnoiflüsllich  von  Malchow.     »Ort  des  Nosejac:  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  loi. 
«)  M.  U.-B.  3895.  3937. 

■)  Der  Flotow'sche  Antheil  wird  am  20.  Oktober  1624  mit  25400  Gulden,  der  Below'sche 
am  22.  November  desselben  Jahres  mit   12000  Gulden  bezahlt. 


KIRCHDORF  NOSSENTIN.  42 1 

aber  gehen  sie  an  die  Grossherzogliche  Kammer  über.  Nossentin  bleibt  von 
da  an  im  Domanium,  aber  Sanz  und  Sparow  werden  der  Ritterschaft  im 
Jahre  18 12  zurückgegeben.  Von  18 12  bis  1850  sind  sie  in  Gräflich  Blücher- 
schem  Besitz  und  seit  1850  in  dem  der  Familie  Neckel. 

Nossentin,  das  gegenwärtig,  nämlich  seit  dem  Jahre  1901,  wieder  seine 
eigene  Pfarre  hat,  ist  seit  165 1  der  Kirche  zu  Alt-Schwerin  affiliiert  gewesen. 
Vorher  hatte  es  bereits  seinen  eigenen  Pfarrhof.  Aus  dem  Visitationsprotokoll 
von  1541  ist  zu  ersehen,  dass  damals  der  oben  S.  406  genannte  Vikar  Laurentius 
Betke  zu  Mafchow  den  Dienst  in  der  Kirche  zu  Nossentin  versieht,  deren  Lehn 
oder  Patronat  »die  Jungfrauen  zu  Malchow«  haben.  1578  ist  Laurentius  Francke 
Pastor  daselbst;  er  wünscht  seiner  schmalen  Einkünfte  wegen  versetzt  zu 
werden.  Endlich  heisst  es  im  Visitationsprotokoll  von  1650,  dass  der  letzte 
Pastor  von  Nossentin,  Christoph  Schmidt,  im  Jahre  1638  gestorben  sei.  Das 
sind  die  drei  einzigen  Namen,  die  bis  jetzt  auf  uns  gekommen  sind.  Das 
Patronat  ist  an  den  Landesherrn  übergegangen. 

Kirche.     Jüngerer    stilloser    Backsteinbau     in    Form    eines     länglichen      Kirche. 
Rechtecks   mit   auf  beiden  Enden   abgewalmtem  Satteldach  und   aufgesetztem 
Dachreiter,   der  die  Mitte   des   Firstes   einnimmt.     Im   Innern   eine   verschalte 
Decke.  1) 

Die  innere  Einrichtung   ist  klassicierenden  Stils   und  stammt   aus  dem  Innere  Ein 
Anfang  des  XIX.  Jahrhunderts.  richtung. 

In    einem    besonderen    Glockenstuhl    zwei    Glocken,    von    denen    die     Glocken, 
grössere    1864  von   C.  Jllies-Waren   gegossen   ist.*)     Die   kleinere   ist   laut  In- 
schrift  1750   unter   dem   Patronat  von    ERNST  FRIEDRICH  VON  RAVEN,    Erb- 
herrn auf  Nossentin  und  Bock,  von  C.  D.  Heintze  gegossen  worden. 

Die  Vasa  sacra,  zwei  silbervergoldete  Kelche  mit  Patenen,  ein  Ciborium  Vasa  sacra. 
und  eine  Deckelkanne,  sind  neu.^)     Ebenso  die  Taufschale  aus  Messing. 

*         *         * 

Auf  der   Nossentiner   Feldmark,    in   der  Nähe   der  Jabelschen  Tannen     Blücher- 
und  der  mecklenburgischen  Südbahn,   das  Blücher- Denkmal,   zur  Erinnerung   Denkmal, 
an  das  am  2.  Oktober  1806  dort  stattgefundene  Gefecht  zwischen  den  Preussen 
und   den   Franzosen,    feierlich  enthüllt   am  2.  Oktober  1856.     Es   ist   ein  vier- 
seitiger Granitblock  mit  einem  Adler  und  zwei  Rundbildern  von  Gusseisen. 


*)  Im  Jahre  181 1   stand  die  jetzige  Kirche  noch  nicht.     Damals,  und  zwar  schon  seit  langer 
Zeit,  wurde  der  Gottesdienst  in  einem  Saale  des  Herrenhauses  abgehalten. 

•)  Ihre  Vorgängerin  stammte,  wie  die  zweite  Glocke,  aus  dem  Jahre   1750. 
*)  Die  älteren  Vasa  sacra  gingen  bei  der  Plünderung  im  Jahre   1806  verloren. 


422 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Jabel.') 

aber  die  ältesten  Besitzverhältnisse  im  Dorfe  Jabel  sind  wir  nicht  aus- 
reichend unterrichtet,  es  fehlt  an  Urkunden.  Wie  aber  in  der  zweiten 
Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts,  bald  nach  1369,  die  Hälfte  des  Dorfes  in  Hahn- 
schen  Besitz  gekommen,  und  zwar  an  die  Solzow'sche  Linie  des  Hauses, 
erzählt  Lisch  in  seiner  Geschichte  des  Geschlechtes  Hahn  II,  S.  70  ff.  Bald 
darauf  verpfändet  Lüdeke  Hahn  seine  Hufen  in  Jabel  und  auch  im  be- 
nachbarten Dorfe  Hagenow  für  sechshundert  Mark  Lübisch  an  das  Kloster 
Malchow.  Wann  dies  geschehen,  ist  nicht  zu  sagen,  Henneke  Hahn  aber, 
Lüdeke's  Sohn,  spricht  es  in  einer  Urkunde  vom  21.  December  1410  geradezu 
aus.^)  An  diesem  Tage  nämlich  wird  aus  der  Verpfändung  ein  Verkauf  zu 
erblichem  Besitz  an  das  Kloster,  den  Fürst  Christoffer  am  21.  September 
141 1  bestätigt,  und  der  noch  einmal,  am  21.  Oktober  1449,  ^^  einer  ur- 
kundlichen Festsetzung  führt.*)  Ausserdem  überweist  Fürst  Christoffer  gleich- 
zeitig dem  Kloster  Malchow  die  andere  Hälfte  des  Dorfes.  Beide  Gönner 
des  Klosters  haben  Angehörige  in  dessen  Mauern,  Fürst  Christoffer  seine 
Schwester  Agnes,  und  Henning  Hahn  seine  Schwestern  Elisabeth  und  Ida. 
Indessen  bleibt  immer  noch  ein  zu  Nossentin  gehöriger  Antheil  übrig,  den  das 
Kloster  nicht  hat.     Diesen  erwirbt  es  erst  im  Jahre   1785  durch  Vergleich.^) 

Früher  als  von  den  Besitzverhältnissen  des  Dorfes  hören  wir  von  seiner 
Kirche.  Schon  1256  wird  sie  mit  ihrem  Pfarrer  genannt.  In  die  Zehnten  des 
Dorfes  theilen  sich  der  Bischof  und  das  Domkapitel  von  Schwerin,  und  die 
kirchliche  Oberaufsicht  fiihrt  in  nächster  Instanz  der  Archidiakon  von  Waren, 
bezw.  dessen  Vertreter,  als  welcher  z.  B.  1 339  der  Fleban  von  Karow  fungiert.*) 
Auch  ist  im  Jahre  1346  von  einem  Neubau  der  Kirche  die  Rede  und  von 
einem  vierzigtägigen  Ablass  zur  Förderung  des  Baues  durch  alle  Gläubigen. 
Diesen  Ablass  ertheilt  der  der  Schweriner  Diöcese  benachbarte  Bischof  von 
Ratzeburg.'')  Neben  der  Barmherzigkeit  des  allmächtigen  Gottes  ist  es, 
wie  üblich,  die  Autorität  der  Apostel  Petrus  und  Paulus,  die  um  fleissiger 
Gaben   willen   besonders   geltend   gemacht   wird.     Doch  gilt  als  Hauptschutz- 

^)  14  km  nordöstlich  von  Malchow.  Altslavisch  jablii  =  Apfelbaum,  also  wie  KUhnel 
deutet,   >  Apfelbaumort c:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  60.     Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  III,  S.  171. 

^)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  99.  Die  Annahme  von  Pentz  (Gesch.  des  Kirchspiels  Jabel, 
S.  5),  dass  die  Verpfandung  schon  1346  stattgehabt  habe,  lässt  sich  urkundlich  nicht  erweisen. 

*)  Lisch,  a.a.O.,  S.  1 14/15  (CCXXXVIII).  Vgl.  auch  Urkunde  vom  6.  Januar  1404  auf 
S.  74 — 77  (CCXXIII).  Schröder,  Wismarsche  Erstlinge,  S.  iio.  Pap.  Mecklenburg,  S.  1757.  Die 
Schenkung  des  Fürsten  Christoph  existiert   als  bisher  nicht  gedruckte  Urkunde  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

®)  M.  U.-B.  763.  2016.  5233.  5921.  7296. 

')  M.  U.-B.  6633.     Schröder,  Pap.  Meckl.,  S.  1277. 


KIRCHDORF  JABEL. 


423 


heiliger  der  Kirche  der  Sanctus  Georgius.  Das  Patronat  aber  gehört,  wenn 
nicht  schon  früher,  wenigstens  seit  1410  oder  141 1  dem  Kloster  Malchow  und 
wird  diesem  durch  alle  nachfolgenden  kirchlichen  Visitationsprotokolle  des 
XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  bestätigt. 

1320  giebt  es  einen  Pleban  Gerhard  von  Stüvendorf  in  Jabel.  Weitere 
Namen  sind  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden.  Um  1500  soll  der  Probst  in 
Malchow  selbst  sechsmal  jährlich  Gottesdienste  in  Jabel  abgehalten  haben. ^) 
Es  lässt  sich  somit  ziemlich  sicher  annehmen,  dass  für  die  übrige  Zeit  im 
Jahre  Vikare  des  Klosters  Malchow  den  Dienst  gehabt  haben.  Um  diese  Zeit 
ist  wieder  von  einem  grossen  Ablass  zu  Gunsten  der  Kirche  die  Rede,  der 
von  vielen  Kardinälen  in  Rom  selbst  unterzeichnet  worden,  und  den  die 
Bürgerin  Elisabeth  Brummer  und  ihr  Sohn,  ein  Student  der  Theologie,  von 
ihrer  Pilgerreise  zur  heiligen  Stadt  selber  mitgebracht  haben  sollen.  Der 
Schweriner  Bischof  Konrad  Loste  lässt  diesen  Brief  durch  bischöflichen  Erlass 
vom  IG.  August  1500  in  seiner  Diöcese  bekannt  machen.  Bücher,  Kelche, 
Lichter,  Decken  u.  a.  m.  hat  die  Kirche  dringend  nöthig,  und  zu  deren  Be- 
schaffung soll  der  Brief  wesentlich  dienen.  Seine  Früchte  wird  er  getragen 
haben,  denn   1505  erhält  der  Glockenstuhl  auch  eine  weitere  Glocke.^) 

Die  evangelischen  Pastoren  werden  von  Pentz  mit  grosser  AusRihrlichkeit 
behandelt,  weshalb  hier  ihre  Namen  genügen  mögen:  1541  Joachim  Sperling; 
um  1577  (auch  1583)  Johann  Albrecht,  welcher  die  Konkordienformel  unter- 
schreibt; Joh.  Gartz  (Gratz)  um  1602  und  bis  gegen  1626;  Joachim  Bentzing 
von  1626  bis  1638,  der  ein  Opfer  des  Krieges  und  der  Pest  wird;  Joachim 
Bier  von  1640  bis  1665;  Friedrich  Hingst  von  1668  bis  1677;  Martin  Balke 
von  1678  bis  1732;  Zacharias  Heinrich  Balke,  der  Sohn,  von  1732  bis  1760, 
und  von  1760  bis  1810  der  schon  1756  als  Adjunkt  angestellte  Schwiegersohn 
des  Zacharias  Balke,  Joachim  Friedr.  Storch.     Vgl.  Halck,  Fam.  Balcke,  S.  33. 

Kirche.  Bei  dem  Brande  des  Dorfes  Jabel  im  Jahre  1859  wurde  auch 
die  Kirche  stark  beschädigt  und  in  Folge  davon  im  Jahre  1868  durchgebaut 
und  restauriert.  Sie  gehört  also  in  ihrer  jetzigen  Gestalt  der  neueren  Zeit  an, 
doch  stammen  die  Fundamente  und  die  Mauern  bis  zu  zweidrittel  der  Höhe 
noch  aus  älterer  Zeit,  ebenso  die  zwei  unteren  Stockwerke  des  Thurmes.  Die 
alten  Theile  des  Langhauses  haben  den  wendischen  Vqrband,  das  jüngere 
Gemäuer  des  Thurmes  hat  mehr  den  polnischen.  Der  einschiffige  Innenraum 
der  Kirche  ist  mit  einer  flachen  Decke  überspannt.  Die  Sakristei  ist  der  ein- 
zige von  der  Restauration  unberührt  gebliebene  Theil  der  alten  Kirche.  Sie 
liegt  auf  der  Nordseite  des  Chors  und  hat  zwei  flachgespannte  Kreuzgewölbe, 
deren  plump  gebildete  Rippen  ein  quadratisches  Durchschnittsprofil  aufweisen. 

In  der  Kirchhofsmauer  ein  Granitstein  mit  einer  Nische,  die  wahr- 
scheinlich einstmals  mit  dem  Bilde  eines  Schutzheiligen  gefüllt  war.') 


*)  Nachrichten  bei  den   Pfarrakten  in  Jabel.     S.  Pentz,  a.  a,  ().,  S.  6. 
')  Pentz,  a.  a.  O.,  S.  6.   7. 

*)  Vgl-  Toiten winke!  bei  Rostock  und  Kanimin  bei  T.aas^e    im  ersten  Bande  der  M.  Kunst- 
u.  Gesch.-Denkm. 


Kirche. 


Kirchhofs- 
mauer. 


424 


AMTSGERICIITSBEZIRK   MALCIIOW. 


Altar- 
anfsatz. 

Eucharistie- 

Schrank, 

Krucifixus. 


Eichene 
Rahmen. 


Holzbild. 


Glocken. 


Vasa  Sacra. 


In   dem   neugothischen  Altaraufsatz  ein  Gemälde  von  Theodor  Fischer 

1868,  darstellend  die  Kreuzesgruppe  (Johannes,  Maria  und  Maria  Magdalena). 

In  der  Sakristei  auf  der  Nordseite  ein  alter  quadratischer  Wandschrank 
als  ehemaliger  Eucharistie  -  Schrank ,  ohne  Thür.  Ihm  gegenüber  an  der 
Wand  ein  kleiner  hölzerner  Krucifixus  vom  Ende  des  XIV.  oder  Anfang  des 
XV.  Jahrhunderts,  der  als  Triumphkreuz  gedient  haben  wird.  An  den  Kreuzes- 
armen Vierpässe  zur  Aufnahme  der  Evangelisten -Symbole,  die  nicht  mehr  da 
sind.  Jetzt  mit  brauner  Oelfarbe  überstrichen.  Ferner  ebendaselbst  zwei 
eichene  Rahmen  zu  den  Grabsteinen  des  i8io  verstorbenen  Pastors  Storch 
und  dessen  Ehefrau,  gestorben  1798.  Inschrift:  JOACHIIVI  FRIEDRICH  STORCH 
55  JAHRE  PREDIGER,  GEBOREN  1732,  GESTORBEN  1810«  -^  SOPHIA  ELISA- 
BETH STORCH,  GEBORENE  BALCK,  GEBOREN  1731,  GESTORBEN  1798  (s.  o.). 

Auf  dem  Boden  des  Küsterhauses  ein  Ueberrest  von  einem  Holzbilde 
des  hl.  Georg  aus  der  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  des  Schutzheiligen  der 
Kirche  im  Mittelalter  (s.  o.). 

Im  Thurm  hängen  drei  neue  grosse  Glocken,  1862  gegossen  von 
C.  Jllies-Waren.    Die  vier  alten  Glocken  sind  1859  beim  Brande  geschmolzen.*) 

Die  Vasa  sacra,  Kelch,  Patene,  Ciborium  und  Deckelkanne,  sind  vom 
Jahre  1867  (Sy  &  Wagner- Berlin).  Ein  messingenes  Becken  vom  Jahre  1661 
mit  der  Inschrift:  ADAM  X  BAHRENFLETH  X  CATHARINA  X  HEISEN  X  ANNO 
1661.  Auf  dem  Altartisch  zwei  neugothische  Messingleuchter,  in  der  Sakristei 
zwei  zinnerne  Leuchter  mit  der  Jahreszahl  1806,  von  dem  Röbeler  Zinngiesser 
H.  Krummbügel. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Kieth.') 

as  Dorf  Kieth  hat  schon  1256  seine  Kirche  und  seinen  Kirchherrn.  Das 
ergiebt  sich  aus  einer  nicht  datierten  Urkunde  dieses  Jahres,  in  welcher 
Fürst  Nikolaus  von  Werle  der  Geistlichkeit  in  der  Probstei  (Alt-)  Röbel,  und 
ausserdem  den  Plebanen  und  Priestern  von  Malchow,  Kieth  und  Jabel,  das  Recht 
testamentarischer  Verfügung  über  ihr  Vermögen  und  die  Freiheit  ihrer  Leute 
von  Zöllen  und  öffentlichen  Diensten  verleiht.^)  Zwei  Jahre  später  wird  denn 
auch  der  Pleban  Stephanus  zu  Kieth  als  Zeuge  in  einer  Urkunde  des  Bischofs 
von  Schwerin  aufgeführt.*)     1338  kommt  auch  ein  Priester  Friedrich  von  Kieth 

■        »  ■  ■  -     ■       ■ 

^)  1402,  1505  und  1690  (Vites  Siebeiibaum)  waren  die  Data  der  älteren  Glocken,  deren 
Inschriften  Pentz,  a.  a.  O.,  S.  6,   7  und  29  mittheilt. 

')  15  km  nordnordwestlich  von  Malchow.  Altslavisch  kyta  =  Zweige,  Flechtwerk.  >Ort, 
wo  Zweige,  Flechtwerk  sind« :   Kühnel,   M.  Jahrb.  XLVI,  S.  67. 

»)  M.  U.-B.  763. 

*)  M.  U.-B.  823. 


KIRCHDORF  KIETH.  425 

vor.^)  Was  wir  sonst  noch  aus  dem  Mittelalter  in  kirchlicher  Beziehung 
erfahren,  ist  dies,  dass  die  zwei  gute  deutsche  Meilen  nördlich  von  Malchow 
gelegenen  Kirchdörfer  Kieth,  Wangelin  und  Lütgendorf  ebenso  wie  Alt- Schwerin, 
Nossentin  und  Jabel  zum  Lande  Malchow  gerechnet  werden,  welches  seinerseits 
wieder  öfter  aufs  Engste  mit  dem  Lande  Waren  verbunden  und  geradezu  als 
ein  Theil  dieses  Landes  erscheint.*)  Damit  ist  denn  auch  ein  Fingerzeig  dafür 
gegeben,  die  diesen  beiden  Landen  und  damit  zugleich  dem  Bisthum  Schwerin 
angehörenden  Kirchen  dem  Archidiakonat  Waren  zuzuweisen,  wie  es  z.  B.  von 
den  Kirchen  zu  Malchow,  Jabel  und  Karow  ausdrücklich  bezeugt  ist.')  Die 
Grenze  zwischen  den  Bisthümern  Kammin  und  Schwerin  wird  somit  in  dieser 
Gegend  durch  die  Pfarrsprengel -Scheiden  zwischen  Dobbin  und  Kieth  sowie 
die  zwischen  Wangelin  und  Lütgendorf  einerseits  und  Grubenhagen  andererseits 
festgelegt.*) 

Bei  der  Kirchenvisitation  im  Jahre  1541  beschweren  sich  die  Visitatoren 
darüber,  dass  Pastor  und  Juraten  nicht  erschienen  sind.  Ob  mit  Zustimmung 
der  Linstow  auf  Linstow,  die  von  alter  Zeit  her  das  Patronat  der  Kirche  zu 
Kieth  (to  dem  Kythe)  haben  und  zugleich  auch  die  Gutsherren  von  Kieth  sind, 
das  noch  heute  als  Pertinenz  von  Linstow  angesehen  und  behandelt  wird,  das 
erfahren  wir  nicht.  Es  lässt  sich  aber  annehmen.  Einige  Jahre  später  — 
genau  ist  es  nicht  anzugeben  —  begegnet  uns  in  den  Kirchen -Akten  von 
Kieth  ein  Pastor  Andreas  Hoppius.  Darauf  wird  erzählt,  dass  Er  Niklas 
Rope  im  Jahre  1572  auf  öffentlicher  Strasse  ermordet  worden  sei.  1597  ist 
wieder  Vakanz  durch  Tod.  Die  Vakanz  dauert  anscheinend  bis  1603.  Es 
bewirbt  sich  zwar  ein  Daniel  Winholt,  aber  wir  erfahren  nicht,  ob  er  die 
Pfarre  erhält.  Am  29.  März  1641  schreibt  Pastor  Joachim  Baumann  in  Neu- 
Röbel,  dass  er  sieben  Jahre  lang  als  Pastor  in  Kieth  gedient  habe,  und 
beschwert  sich  bei  Herzog  Adolf  Friedrich  darüber,  dass  ihm  die  Linstow 
erhebliche  Kornlieferungen  schuldig  geblieben  seien.  1648  heisst  es,  die 
Kirche  sei  verwüstet  und  stehe  leer,  seit  Baumann's  Abgange  sei  kein  Pastor 
mehr  gewesen,  auch  gebe  es  nur  wenig  Eingepfarrte  in  der  vom  Kriege  hart 
mitgenommenen  Gemeinde.  Endlich  beruft  Christoph  von  Linstow  auf  Linstow 
den  Johannes  Jordan  zum  Pastor  von  Kieth  und  auch  von  Wangelin,  das  bis 
zum  dreissigjährigen  Kriege  seinen  eigenen  Pastor  hatte.^)  Jordan  tritt  1649 
beide  Pfarren  an  und  ist  1678  noch  im  Dienst,  doch  zeigt  er  eine  solche  Vor- 
liebe für  Advokatur -Geschäfte,  dass  ihm  das  zu  zweien  Malen,   1667  und  1678, 


^)  M.  u.-B.  5890. 

*)  M.  U.-B.  2016.     Vgl.  Wigger,  Annalen,  S.  113.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  15. 

')  M.  U.-B.  2507.  5921.  Dass  diese  letzgenannte  Urkunde  sr.  Zt.  bei  Karow  nicht  mit- 
aufgeführt  ist,  liegt  daran,  dass  sie  im  Ortsregister  des  elften  Bandes  des  mecklenburgischen  Ur- 
kundenwerkes übersehen  ist.  Die  historische  Wichtigkeit  der  Urkunde  beruht  besonders  darauf, 
dass  der  Pleban  von  Karow,  Johannes  Priborn,  als  Viceprobst  des  Archidiakonats  Waren  eingesetzt 
wird  und  kirchliche  Angelegenheiten  in  Jabel  zu  ordnen  hat. 

*)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  338;  V,  S.  55. 

*)  S.  bei  Wangelin. 


426  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 

verwiesen  wird.  1678  oder  79  muss  er  gestorben  sein,  denn  1680  tritt  Henricus 
Krüger  die  beiden  Pfarren  an  (f  1721).  In  der  Zeit  der  nun  eintretenden  und 
durch  die  Wirren  unter  Herzog  Karl  Leopold  bis  1734  verlängerten  Vakanz 
übernimmt  der  Sohn  Friedrich  Christoph  Krüger  die  Predigten  und  der  Pastor 
Vette  zu  Alt -Schwerin  die  Amtsgeschäfte.  1735  wird  Friedrich  Christoph 
Krüger  nach  Goldberg  berufen.  Es  folgen  nun:  1737  Joh.  Christoph  Bühring 
(f  2.  Juni  1780)  und  1781  Christian  Jakob  Voss,  vorher  Rektor  in  Plau,  (f  24. 
September  1807).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Ueber  die  mehrfach  unterbrochene  spätere  Verbindung  der  Kirche  zu 
Kieth  mit  der  während  des  Mittelalters  zur  Kamminer  Diöcese  gehörenden 
Kirche  zu  Dobbin  s.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  138. 

Die  von  Linstow  auf  Linstow  behalten  Kieth,  wo  sie  schon  im  Jahre  1366 
sitzen,  wie  nachher  auch  auf  Wangelin  und  Lütgendorf,  bis  zum  Jahre  1802, 
wenn  man  eine  längere  Periode  der  Verpfandung  (von  1735  an  an  den  Jäger- 
meister Bogislav  Hinrik  von  Steinsdorf  und  später  bis  1795  an  Joh.  Christan  Seitz) 
nicht  abrechnen  will.*)  Von  1803  bis  1809  sind  die  Güter  und  Dörfer  Linstow, 
Kieth  und  Bäbelin  c.  p.  sowie  das  Patronat  über  Kieth  in  den  Händen  des 
Justizraths  Dr.  Daniel  Christian  Jakob  Bolte,  bezw.  in  denen  seiner  Erben  und 
Gläubiger.  Von  1809  bis  18 14  hat  sie  der  Oberforstmeister  von  Behmen,  darauf 
ein  Jahr  lang  Friedrich  Schläger,  dann  bis  181 7  der  Staatsrath  Joh.  Christian 
Friedr.  Scharnweber,  und  von  18 17  bis  1827  die  Familie  Vogel  (s.  Grabstein). 
Aus  den  Händen  der  Vogel'schen  Kreditoren  gelangen  1827  die  Güter  und 
Dörfer  Linstow,  Hinrichshof,  Bornkrug,  Klein- Bäbelin  und  Kieth  an  die  Gross- 
herzogliche Kammer,  die  noch  heute  darüber  verfugt  und  Linstow  und  Kieth 
als  eine  Pachtung  beisammen  gelassen  hat. 

Kirche.  Kirche.     Die  in  Form   eines   länglichen  Vierecks  aufgeführte  Kirche  ist 

ein  Ziegelbau,  der  in  seiner  ersten  Anlage  der  Zeit  der  Frühgothik  entstammt, 
aber  Anfangs  der  sieb.enziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts  umgebaut  ist.*) 
Als  älteste  Theile  des  Baues  verdienen  die  Portale,  das  eine  auf  der  Nord- 
seite, das  andere  auf  der  Südseite,  besondere  Beachtung:  jenes  hat  ein 
Kapitellglied  in  der  Kämpferlinie,  dieses  hat  keins.  In  den  Wandungen  und 
Bogenlaibungen  beider  Portale  aber  wechseln  breite  Auskehlungen  und  ent- 
sprechend kräftige  Viertel  -  Rundstäbe  mit  einander  ab.  Es  bleibt  fraglich,  ob 
die  Wölbung  jemals  zur  Ausführung  kam.  Man  kennt  die  Kirche  nur  mit 
einer  flachen  Balken-  und  Bretterdecke.     Der  Thurm  ist  neu. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu.  Die  Holzfiguren  des  früheren  alten 
Altars  sind  in  den  achtziger  Jahren  des  vorigen  Jahrhunderts  abhanden  ge- 
kommen.^) 

Grabsteine.  Im  Mittelgang  vor  dem  Altar  zwei  Grabsteine,  der  des  Dr.  med.  et  chir. 

ALBRECHT  HEINRICH  JULIUS  ZELLER,  gestorben  am  7.  April   1791,   und  der 

*)  M.  U.-B.  9560  A  und  B. 

')  Vgl.  Beschreibung  der  Kirche  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XL,  S.  212. 

•)  AngebHch  an  einen  Händler  verkauft. 


KIRCHDORF   WANGELIN.  427 

der  Frau  DOROTHEA  AMALIA  SOPHIA  ZELLER,  geb.  SCHLICHTING,  gest.  den 
17.  December  181 3.  —  Auf  dem  Friedhofe  noch  ein  Grabstein  des  CARL 
FERDINAND  ERNST  VOGEL,  Besitzer  des  Gutes  Linstow,  gestorben  30.  No- 
vember 1823  (s.  o.). 

In  der  Kirche  fünf  Oelgemälde  geringen  Werthes,  die  durch  Schenkung        Oel- 
dahin  gekommen  sind:^)    die  Weisen  aus  dem  Morgenlande,   Jesus  als  Knabe     gemälde. 
im  Tempel,  die  Verklärung,  Kreuzabnahme  und  die  Schweisstuch-Scene. 

Im  Thurm  zwei  grosse  Glocken,    die  eine  ohne  Inschrift  und  Zeichen,     Glocken, 
die  andere  1879  ^^^^  ^^*  Albrecht  in  Wismar  gegossen.*) 

Kleinkunstwerke.      i.    Zinnerner    Kelch    mit    der    Inschrift:     DIESEN  Kleinkunst- 
KELCH  HAT  VOREHRT  HANS  HAGEL  VON    DREPS  ZU  GOTTES  »EH REN   IN   DI       werke. 
KIRCH  ZUM   KIET  1676.    Güstrower    Stadtzeichen,     Meisterzeichen:     HD.S. 
—    2.  Zinnerne    Fatene    mit    dem    Röbeler  Stadtzeichen    und    dem        ^ 
verschlungenen  Meisterstempel  J  H  L{>),  darunter  1765.  —  3.4.  Neugothischer 
Kelch  mit  Patene.  —  5.  Silberne  Oblatendose,  von  Steusl  off -Güstrow  1862. 


Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Wangelin.') 

|ohen-Wangelin,  dem  Kloster  Malchow  gehörend,  ist  eine  alte  wendische  Geschichte 
Ansiedlung,  welche  sich  bei  der  Germanisierung  des  Landes  im  ,^^®^ 
XII.  Jahrhundert  in  die  beiden  Dörfer  Wangelyn  Teutonica  und  Wangelin 
Slavicalis  scheidet.  Hauptbesitzer  sind  dort  in  frühester  Zeit  die  Grube,  welche 
auch  Liepen  haben  und  beiden  Ortschaften  die  Namen  Gruben -Liepen  und 
Gruben -Wangelin  geben.  Johann  Grube,  mit  Schulden  belastet,  verkauft  am 
26.  December  13 19  den  Güstrower  Bürgern  Nikolaus  Glöde  und  Dietrich  Krug 
vierundzwanzig  Mark  Hebungen  aus  zwölf  Hufen  in  Wangelin  für  200  Mark  mit 
Vorbehalt  des  Rückkaufes  innerhalb  dreier  Jahre,  und  F'ürst  Johann  von  Werle 
bestätigt  diesen  Handel  in  demselben  Jahre.*)  Unter  den  Bauern,  die  damals 
in  Wangelin  wohnen,  fallen  mehrere  wendische  Namen  auf  wie  Milicke,  Beno, 
Tessan,  Tessessa  und  Cegedarghe.  1320  verkaufen  die  Grube  ihren  Besitz 
theils  an  die  Knappen  Heinrich  und  Walter  Samekow,  theils  an  die  Brüder 
Gotemar  und  Heinrich  Gamm,  an  jene  gewisse  Geldhebungen,  an  diese  die 
Güter  Gruben -Liepen   sowie   Deutsch-   und    Wendisch -Gruben -Wangelin,    und 


*)  Vgl.  die  Bilder  in  der  Kirche  zu  Dobbin. 

*)  Auch  die  Vorgängerin  dieser  Glocke  war  ohne  Inschrift.     S.  Inventar  181 1. 

')  14  km  nördlich  von  Malchow.  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  153,  erinnert  an  das  alt- 
slavische  Wort  ^IT  =  Kohle  und  tibersetzt  den  Namen  mit  »Kohlenortc  oder  auch  >Ort  des 
Wagel.c        Das    wäre    also    nach    deutscher  Art   soviel    wie  Kohlendorf   oder    Wangeistorf. 

*)  M.  U.-B.  4151.  4152. 


428  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 

die  beiden  Fürsten  Johann  von  Werle  belehnen  damit  die  letztgenannten  am 
i6.  März  desselben  Jahres.*)  Ausser  den  Gamm  finden  wir  aber  auch  bald 
nachher  die  Wangelin  daselbst,  denen  Johann  von  Werle  am  20.  December 
1342  die  Beden  von  den  sechs  Hufen  ihres  eigenen  Hofes  verkauft.  *)  Ebenso 
haben  die  Flotow  Hebungen  aus  Wangelin  entgegenzunehmen.*)  Indessen 
allmählich  fasst  das  Kloster  Malchow  Fuss  in  Wangelin,  indem  es  am  27.  Juni 
1336  den  Gammen  ihren  ganzen  Wangeliner  Besitz  abkauft  und  auch  vom 
Güstrower  Bürger  Jakob  Wörpel  Hebungen  aus  dem  Dorfe  empfängt,  wofür 
es  ihn  und  seine  Ehefrau  Catharina  in  die  Fraternität  des  Klosters  aufnimmt.^) 
Auch  von  Hennecke  Flotow  empfängt  es  pfandweise  Beden  und  Hundekorn  aus 
Wangelin,  in  welchem  den  Flotow  auch  noch  später  Burgdienste  und  Ablager 
zustehen.*^)  Im  XVI.  Jahrhundert  sind  es  die  Linstow,  die  neben  den  Flotow 
und  Wangelin  dort  sitzen.  Christoph  Linstow  verkauft  seinen  Antheil  1699 
auf  IG  Jahre  antichretisch  an  den  Kornet  Koch,  die  Wangelin  aber  erwerben 
1629  den  Flotow'schen  Antheil,  um  ihn  bald  nachher  nebst  ihrem  eigenen 
Antheil  an  Kloster  Malchow  abzutreten.  Fünfundachtzig  Jahre  später,  nämlich 
17 14,  erwirbt  dieses  auch  den  Koch'schen  Besitz  nebst  dem,  was  die  Linstow 
noch  haben,  und  wird  dadurch  Herr  des  ganzen  Dorfes. 

Ein  Geistlicher  »Hermannus  de  Wangelin«  wird  schon  1244  genannt, 
ein  Vicerektor  Jakob  in  Wangelin  1358.  1541/42  hat  Joachim  Barss  die 
Pfarre  in  Wangelin,  und  bis  1637  Magister  Matthias  Schaum,  dem  die 
Soldateska  die  Kirche  verwüstet  und  das  Haus  ausplündert,  wie  er  es  selber 
in  einem  Briefe  beschreibt.  Später  heisst  es,  er  sei  anderswohin  ausgewandert. 
Aber  wohin,  wird  nicht  gesagt.  Dass  er  von  den  Kaiserlichen  in  einem  Teich 
ertränkt  sei,  ist  somit  eine  durch  nichts  begründete  Erzählung.®)  Nach  dem 
Kriege,  von  1649  an,  wird  die  Kirche  zu  Wangelin  mit  der  von  Kieth  ver- 
einigt (s.  o.  S.  425).  Das  Verhältniss  dauert  bis  nach  Krüger 's  Tode  im  Jahre 
1721.  Da  erreicht  das  Kloster  Malchow,  das  als  Herr  des  ganzen  Dorfes 
auch  in  den  Besitz  des  Kirchenpatronates  gelangt  war  und  wahrscheinlich  den 
lange  dauernden  Kiether  Kirchenkonflikt  voraussah  und  an  seinem  Theile  zu 
vermeiden  wünschte,  im  Jahre  1724  die  Verbindung  der  Kirche  in  WangeUn 
mit  der  zu  Jabel,  die  ebenfalls  unter  dem  Kloster  stand.  Und  nun  bleibt 
Wangelin,  trotz  der  weiten  Entfernung  (12  km),  bis  zum  Jahre  1864  mit  Jabel 
verbunden.^) 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  gothischer  Backsteinbau  auf  einem  Granit- 

fundament aus  dem  Anfang  des  XIV.  Jahrhunderts,   mit  Polygonalschluss  aus 

*)  M.  U.-B.  4161.  4175. 

»)  M.  U.-B,  6257. 

»)  M.  U.-B.  10573. 

*)  M.  U.-B.  5675.  5959.  Nur  das  Kirchenpatronat  bleibt  in  den  Händen  der  Gamm:  vgl. 
M.  U.-B.  6152.     Auch  9256. 

*)  M.  U.-B.  10573. 

®)  Pentz,  Gesch.  des  Kirchspiels  Jabel,  S.  31. 

'')  Pentz,  a.  a.  O.,  S.  32.  Dieses  Verhältniss  von  1724  bis  1864  ist  hie  und  da  übersehen 
worden.     M.  Jahrb.  LX,  S.  43.  47.  99.     Vgl.  auch  Balck,  a.  a.  O.,  S.  34. 


GUT  UND   KIRCHDORF  LÜTGENDORF. 


429 


dem  Achteck.  Die  Wölbung  ist  niedrig  und  flachgespannt;  ihre  Rippen  haben 
ein  birnfbrmiges  Durchschnittsprofil.  Der  Raum  des  Thurmes  ist  mit  zur 
Kirche  gezogen.  Ueberall  wendischer  Ziegel -Verband,  auch  im  Thurm.  1868/69 
hat  eine  Erneuerung  stattgefunden. 

Als  Altarbild  die  Kreuzesgruppe  (Johannes,  Maria  und  Maria  Magdalena)    Altarbild, 
von  Theodor  Fischer- Poisson,   1869. 


Draussen  im  Freien  eine  alte  GranitfUnte. 


Fünte. 


Im  Thurm  drei  Glocken,  zwei  grössere  und  eine  kleinere.  Davon  nur  Glocken, 
eine  mit  Inschrift  und  Jahreszahl,  welche  besagt,  dass  sie  1769  z.  Zt.  des 
Pastors  STORCH  unter  dem  Kloster- Pro visorat  des  VICTOR  WILHELM  VON 
OERTZEN  auf  Leppin  und  des  FRIEDR.  WILH.  HANS  VON  LOWTZOW  auf  Gaarz 
sowie  unter  dem  Klosterhauptmann  HANS  SIGISM.  CHRISTOPH  VON  OERTZEN 
auf  Ankershagen,  unter  dem  Kompatron  CHRISTOPH  OTTO  VON  GAMM  auf 
Göhren  und  unter  dem  Küchenmeister  FRANZ  ADAM  FUHRMANN  von  Joh. 
Val.  Schultz  in  Rostock  gegossen  worden  ist. 

KleinkuDStwerke.     i — 4.  Kelch  und  Patene,  Deckelkanne  und  Oblaten-  Kleinkunst- 
dose, neu,  vom  Jahre  1867.  —  5.  6.  Zinnerner  Kelch  mit  Patene,  ohne  Inschrift      werke, 
und  Werkzeichen.    —    7.  Zinnerne  Deckelkanne,   ebenfalls   ohne  Inschrift  und 
Zeichen.    —    8.  9.  Zwei  Taufbecken,  neu.    —    10.  11.  Zwei  zinnerne  Leuchter, 
ohne  Inschrift  und  Werkzeichen.    —    12.  13.  Zwei   neugothische  Leuchter  von 
Messingguss.    —    14.  In  der  Mitte  der  Kirche  ein  neuer  Messingkronleuchter. 


^)  17  km  nordnordöstlich  von  Malchovv. 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXU,  S.  15.     Vgl.  da7Ai  M.  U.-B.  91.  857. 

*)  M.  U.-B.  2935  mit  Anmkg. 

*)  M.  U.B.  5233.  7296. 

*)  M.  U.-B.  11514. 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  LUtgendorf.') 

las  von  alter  Zeit  her  zum  Lande  Malchow  und  damit  zur  Schweriner  Geschichte 
Diöcese*)  zählende  Dorf  Lütgendorf  hat  schon  1304  eine  Kirche,  welcher  ^^s 
die  Wangelin  auf  Glans,  dem  späteren  Blücherhof,  »thor  ehre  de  h.  apostel 
Jacobi  vnd  Bartholomei«  acht  Hufen  in  Glans  selbst  verleihen.^)  Da  Lütgen- 
dorf zum  bischöflichen  Tisch  nach  Schwerin  hin  Hebungen  zu  leisten  hat,  so 
ist  es  geradezu  als  bischöfliches  Tafelgut  zu  bezeichnen.*)  Bereits  im  Jahre 
1383  sitzt  auf  Lütgendorf  das  Geschlecht  der  Linstow,  welches  lange  Zeit 
hindurch  zu  den  angesehensten  des  Landes  gehört  und  es  versteht,  diesen 
Besitz  Jahrhunderte    hindurch     festzuhalten.^)      Der    letzte    Besitzer    ist    Hans 


43Ö  AMTSGERICHTSBEZIRK  MALCHOW. 

Rudolf  von  Linstow,  welcher  das  Gut  1748  muthet  und  1752  stirbt.  Nach 
seinem  Tode  muthet  es  allerdings  noch  der  Hauptmann  Günther  von  Linstow, 
aber  Hans  Rudolfs  Wittwe,  welche  den  Kriegsrath  von  der  Luhe  auf 
Sophienhof  wiedergeheirathet  hat,  ist  im  Besitz.  Von  der  Lehnkammer 
aufgefordert,  ihr  Recht  nachzuweisen,  zeigt  sie,  dass  sie  auf  Grund  eines 
Testamentes  ihres  verstorbenen  Ehegatten,  sich  mit  Günther  von  Linstow  ver- 
gleichsweise auseinandergesetzt,  und  dieser  ihr  gegen  Zahlung  einer  Entschädi- 
gung das  Gut  und  seine  Ansprüche  auf  dasselbe  cediert  habe,  worauf  ihr  der 
landesherrliche  Konsens  zu  diesem  Abkommen  am  19.  Februar  1754  gewährt 
wird.  Den  Lehneid  aber  leistet  trotzdem  im  Jahre  1761  die  Wittwe  des  eben 
erwähnten  verstorbenen  Günther  von  Linstow  Namens  ihrer  Kinder.  Indessen 
gelingt  ihnen  nicht  die  Reluition  des  Lehnes.  Daher  verkaufen  der  Kriegs- 
rath  von  der  Luhe  und  seine  Ehegattin  das  Gut  Lütgendorf  am  24.  Oktober 
1763  an  den  Bürgermeister  Urban  Nauert  in  Malchow,  und,  als  dieser 
sich  zur  Erfüllung  des  Kontraktes  unfähig  erweist,  am  24.  November  1764 
an  Ernst  Werner  von  Raven  auf  Nossentin.  Nachdem  dieser  in  Konkurs 
verfallen,  ersteht  es  1789  Helmuth  Ludwig  von  Blücher,  von  dessen  Erben  es 
1793  ^^^  Hauptmann  Hans  Heinrich  Ludwig  von  Arnim  kauft.  In  Amim- 
schen  Händen  bleibt  es  bis  1848.  Von  da  an  ist  August  Christian  Emanuel 
von  Hintzenstern  Eigenthümer;  nach  ihm  1876  Karl  Helmuth  Gerhard  Gisbert 
von  Plessen  auf  Reez,  bezw.  dessen  Erben  bis  1897.  ^^9^  hat  es  Louise 
von  Plessen,  geb.  von  Restorff,  1899  Karl  Axel  Freiherr  von  Maltzahn  und 
seit   1900  Heinrich  Wessel  auf  Pohnstorf. 

Einen  Geistlichen,  genannt  Nikolaus  von  Lütgendorf,  finden  wir  als 
Zeugen  in  einer  Urkunde  vom  29.  September  13 10,  von  da  ab  aber  bis  zur 
zweiten  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  keinen  mehr.  Nach  der  Reformation  ist 
Henning  Pankow  Pastor,  der  lange  Zeit  als  Seelsorger  wirkt.  Er  unterschreibt 
1577  die  Konkordien-Formel  und  lebt  noch  über  1600  hinaus.  Sein  Nach- 
folger, Joachim  Bars  (Barss,  Baars),  geräth  schon  1605  mit  den  Linstowen  in 
Streit.*)  Doch  haben  nicht  diese,  sondern  die  Flotow  auf  Stuer  das  Patronat 
der  Kirche.  Ob  auf  Grund  ihrer  Pfandherrlichkeit  über  das  Land  Malchow, 
oder  auf  einen  andern  an  irgend  welchen  Besitz  geknüpften  Rechtstitel  hin, 
erfahren  wir  nicht.  Das  furchtbare  Kriegs-  und  Todesjahr  1637  rafft  auch  den 
Pastor  Barss  aus  dem  Leben,  und  es  folgt  nun  hier  wie  vieler  Orten  anderswo 
eine  lange  Vakanz.  Erst  im  Jahre  1657  erhält  Lütgendorf  wieder  einen  Pastor 
in  Henricus  Ulrici,  der  aber  schon  1664  stirbt  und  während  seiner  kurzen 
Amtsführung  in  den  Schweden -Kriegen  vieles  und  schweres  Ungemach  von 
durchziehenden  Kriegsvölkern  zu  erdulden  hat,  wie  er  es  selber  kurz  vor  seinem 
Tode  in  einem  Briefe  ausfuhrlich  schildert.  Ihm  folgt  1665  bis  1678  Erich 
Oswald.  Als  es  sich  in  den  siebenziger  Jahren  um  Wiederherstellung  der 
verwüsteten  Kirche  handelt,  ist  es  den  Flotowen  auf  Stuer  anscheinend  unmög- 
lich, ihren  Verpflichtungen  als  Patronatsherren  nachzukommen.    Deshalb  treten 


*)  Vgl.  Anmkg.  zu  M.  U.-B.  2935. 


GUT  UND  KIRCHDORF  LÜTGENDORF. 


431 


Kirche. 


sie  das  Patronat  über  Lütgendorf,  dessen  Verlust  ihnen  bereits  angedroht  war, 
im  Jahre  1677  an  Eier  von  Linstow  auf  Lütgendorf  ab.  Von  diesem  Zeitpunkt 
an  ist  es  somit  an  den  Besitz  dieses  Gutes  geknüpft.  Im  Uebrigen  hatten  die 
Linstow  schon  vorher  insoweit  einen  gewissen  Antheil  daran,  als  sie  das 
Patronat  über  die  Kapelle  zu  Gaarz  besassen,  die  zur  Kirche  von  Lütgendorf 
gehörte.  Auf  Oswald,  der  sich  1678  versetzen  lässt,  folgen:  1679  Christianus 
Ulricus  Catovius  (ti7i5),  17 16  Joachim  Christoph  Grantzow  (emer.  1767),  und 
1767  Heinr.  Ad.  Behm  (f  1802).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  alter  einschiffiger  Feldsteinbau  ohne  Thurm 
aus  dem  XIIL  Jahrhundert,  mit  flacher  Balkendecke  und  einem  Ostgiebel  von 
Fachwerk  und  Backsteinen.  Es  haben  soviele  Veränderungen  stattgehabt, 
dass  heute  nur  noch  der  spitzbogige  Haupteingang  auf  der  Südseite,  der  in 
einem  vorgeschobenen  und  oben  abgetreppten  Mauerkern  angebracht  ist,  eine 
Aufmerksamkeit  verdient.  Auf  dem  Dach  am  Ostgiebel  eine  bekrönte  Wetter- 
fahne mit  der  Jahreszahl  1775. 

Im  Innern  sind  Altar  und  Kanzel  zu  einem  Körper  vereinigt. 

Am  Sophienhöfer  Chor,  dem  ehemaligen  Patronatsstuhl,  sieht  man  auf 
einer  Tafel  das  Linstow'sche  und  das  Lowtzow'sche  Wappen  mit  den  Unter- 
schriften: HANS  RUDOLPH  VON  LINSTOW,  ELISABET  SOPHIA  VON  LINSTOW, 
GEBOHRNE  VON  LOTZOW  A  1746.  —  Femer  über  dem  jetzigen  Patronatsstuhl 
vier  Wappen,  zwei  HINTZENSTERN'sche  Einzelwappen  und  zwei  Allianzwappen 
der  Familien  ARNIM  und  BLÜCHER  mit  dem  Datum:    D  •  6  •  APRIL  1839. 

Ueber  dem  Pastorenstuhl  ebenfalls  mehrere  Wappen.  Unten  links  ein 
Allianzwappen  der  Familien  Kamptz  und  Dorne  mit  der  Unterschrift:  CHRI- 
STOPH ALBRECHT  VON  KAMPTZ  und  LOUISE  FRIEDERICE  AMALIE  VON 
DORNE;  unten  rechts  das  Dorne -Liitzow 'sehe  Allianzwappen  mit  den  beiden 
Namen  HERMANN  VON  DORNE  und  MARIA  ELISABETH  VON  LÜTZOW;  oben 
zwei  Einzelwappen  der  Familie  von  Frisch  mit  der  Unterschrift:  HR  •  DIEDE- 
RICH  VON  FRISCH. 

In  der  Ostwand  nordwärts  ein  kleiner  viereckiger  ehemaliger  Eucharistie-  Eucharistie- 
Schrank,  ohne  Thür.  Schrank. 

Ausserdem  zwei   unbedeutende  Bilder   in  der  Kirche  aus  neuerer  Zeit:       Bilder, 
die  Taufe  Christi  im  Jordan  und  die  Auferstehung. 


Altar  und 

Kanzel, 

Wappen. 


Ueber  dem  Pastorenstuhl  ein  steinernes  Epitaphium,  dessen  Mitte  ein 
Relief  mit  der  Darstellung  des  jüngsten  Gerichts  enthält.  Darunter  die  Ge- 
stalten der  in  der  Unterschrift  genannten  Personen.  Die  Unterschrift  lautet: 
ANNO  1588  DEN  18  MARTY  IST  DER  EDLER  UND  EHRENVESTER  JO- 
CHIM •  LINSTOW  •  DER  •  JUNGER  ERBGESESSEN  THO  •  LVTKENDORP  UND« 
WVCKERSIN  IN  •  GODT  •  DEN  •  HERN  •  SALICH  •  ENTSLAFFEN  •  DA  •  ER 
VIERDHALF  •  JHAR  •  IM  ESTANDE  •  GELEBET  •  EINEN  •  SOHN  •  UN  2  DOCH- 
TER   GEZEUGET  •  VNDT  •  HADT  •  DIE  •  EDLE    VNDT   VIELTUEGENTSAME    KA- 


Epitaph. 


432 


AMTSGERICIITSBEZIRK  MALCHOW. 


Grabstein. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


TRINA  WINTERFELTS  •  DIT  EPITHAFIUM    IHREN  •  LIEVEN    EHEMANNE  UNDT 
SOHN  THO  CHRISTLICHEM  GEDECHTENUS  SETSE   LASSEN  •  1591  • 

Zwischen  dem  Altar  und  dem  Pastorenstuhl  ein  Grabstein  mit  der 
Gestalt  eines  betenden  Ritters,  ohne  Unterschrift.  Die  Gestalt  stellt  wahr- 
scheinlich denselben  LINSTOW  dar,  der  durch  das  vorhergenannte  Epitaphium 
verewigt  wird.^) 

In  dem  neben  der  Kirche  stehenden  Glockenstuhl,  der  eine  Wetterfahne 
mit  den  Initialen  O  •  E  •  V  •  A  •  GEB  •  V  •  B  •  1819  (O.  Elisabeth  von  Arnim, 
geb.  von  Blücher)  trägt,  hängen  drei  Glocken,  die  sämmtlich  i86o  von 
C.  Jiiies  in  Waren  unter  dem  Patronat  des  AUGUST  VON  HINTZENSTERN  ge- 
gossen sind.*) 

Kleinknnstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  im  klassicierenden  Stil, 
mit  Patene,  gestiftet  laut  Inschrift  unter  dem  Kelchfuss  von  J*C«BAHLMANN 
AUF  SOPHIENHOF  D  •  24  •  DECB  •  1830.  Mit  undeutlichen  Stempeln.  Patene 
ohne  Stempel.  —  3.  Längliche  silberne  Oblatendose,  mit  einem  aufgelegten 
plastischen  Krucifixus  auf  dem  Deckel,  gestiftet  von  JACOB  REINECKE  und 
CHRISTIANA  DOROTHEA  FRIEDERICA  REINICKEN  1756.  Mit  undeutlichen 
Stempeln.  —  4.  Zinnerne  Abendmahlskanne  mit  dem  VON  HINTZENSTERN- 
schen  Wappen,  ohne  Stempel,  neu.  —  5.  Zinnernes  Taufbecken,  neu.  — 
6.  7.  Kleiner  Zinnkelch  für  Krankenkommunion,  mit  Patene.  Ohne  Stempel. 
—  8.  Noch  eine  kleine  Patene  ftir  Krankenkommunion,  ohne  Stempel.  — 
9.  10.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  auf  beiden  die  Inschrift:  HERR  HANS 
RUDOLF  (Ludolf?)  VON  LINSTOW  ANNO  1745.  Stempel  nicht  gefunden.  — 
II.  12.  Zwei  neue  Leuchter. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Griissow.') 

Geschichte    S^RMon  Grüssow  wissen  wir  genau,  wann  es  zum  Kirchdorf  erhoben  ist,  denn 

des         BMI     mittels   Urkunde   vom    6.  März  1255    verleiht   der   Bischof  Rudolf  von 

Dortes.      Schwerin  der  Kapelle  daselbst  bei  deren  Weihe  einen  Ablass  und  zwei  Hufen, 

eine   zu   Kogel   und    die   andere   zu   Grüssow,   ausserdem    legt   er   die   Dörfer 

Grüssow,  Walow,   Zislow  und  Globen   zu  der  Kirche.*)    Das  letztgenannte   ist 


^)  Der  Stein  ist  es  werth,  aufgenommen  imd  an  die  Wand  gestellt  zu  werden. 

^  Von  den  Vorgängerinnen  hatte  nur  eine  eine  Inschrift,  laut  deren  sie  1747  z.  Z.  des 
Pastors  Joachim  Christoph  Grantzow  unter  dem  Patronat  des  Hans  Rudolph  von  Linstow  und 
seiner  Gemahlin  Elisabeth  Sophie,  geb.  von  Lowtzow,  von  Joh.  Gottfried  Wosaeck  in  Stralsund 
gegossen  war. 

•)  4  km  südlich  von  Malchow.  Altslav.  grusa  =  Birnbaum.  Also  »ßirnbaumortc :  Ktlhnel, 
M.  Jahrb.  XLVI,  S.  58. 

*)  M.  U.-B.  747. 


GUT  UND   KIRCHDORF  GRÜSSOW.  433 

inzwischen  untergegangen  und  wird  bereits  1697  als  wüste  Dorfstelle  bezeichnet.^) 
Walow  und  Zislow  aber  sind  selbst  Kirchdörfer  geworden.  Am  30.  Mai  135 1 
urkundet  Fürst  Nikolaus  von  Werle  zu  Grüssow  in  eigener  Person,  und  in  einer 
Urkunde  vom  14.  Februar  1352  schenkt  derselbe  Fürst  dem  Kloster  Malchow 
die  Kirche  zu  Grüssow  mit  der  Genehmigung,  sie  dem  Kloster  zu  inkorpo- 
rieren.^) Schon  vorher  haben  die  Fürsten  Johann  und  Johann  von  Werle  dem 
Kloster  Malchow  zwei  Hufen  in  Grüssow  verliehen.^)  Das  schliesst  natürlich 
nicht  aus,  dass  ausser  dem  fürstlichen  Hause  auch  Andere  Eigenthum  im 
Dorfe  haben  und  darüber  verfugen.  So  wird  z.  B.  1294  Ritter  Johann  von 
Grüssow  genannt,  welcher  dem  Pfarrer  Heinrich  daselbst  für  seine  Kirche  am 
23.  Februar  die  Einkünfte  von  zwei  Hufen  schenkt,  denen  er  das  Holz  von  einer 
Hufe  in  seinem  Dorfe  Kummerow  hinzufügt.*)  Diese  Familie,  welche  ihren 
Namen  vom  Orte  selbst  erhalten  haben  wird,  ist  dort  seit  langem  angesessen. 
In  einer  Urkunde  vom  24.  September  1304  wird  Johannes  de  Grüssow  erwähnt 
und  dabei  bemerkt,  dass  der  derzeitige  Inhaber  der  Grüssower  Mühle  sie  von 
dessen  Vater  und  Grossvater  her  besessen  habe.^)  Wie  überall,  so  ist  auch 
die  Mühle  in  Grüssow  während  des  Mittelalters  ein  werthvoller  Besitz,  über 
den  sich  der  Fürst  die  Oberherrlichkeit  besonders  vorzubehalten  pflegt. 
Denn  in  ebenderselben  Urkunde  belehnt  er  den  Malchower  Bäcker  Nikolaus 
mit  dieser  Mühle,  und  am  10.  Februar  13 18  verleiht  Johann  von  Werle  dem 
Johann  Düsterwold  die  Anwartschaft  darauf.®)  Mehrere  Jahrzehnte  später  aber 
ist  Ludolf  Elers  Inhaber  der  Mühle  und  tritt  sie  dem  Kloster  Malchow  am 
16.  Januar  1374  ab.') 

Ausser  der  Familie  Grüssow  hat  auch  der  Knappe  Johann  Rusboge 
Eigenthum  im  Orte,  denn  er  schenkt  der  Pfarre  am  31.  März  1325  ein  Feld 
und  einen  Hopfengarten.®)  Ebenso  die  Familie  Raven  »van  der  Specke«, 
welche  1357  dem  Bürger  Albrecht  Schmidt  in  Malchow  zahlreiche  Grundstücke 
verkauft.®)  Aber  es  machen  sich  auch  bereits  die  Flotow  in  Grüssow  bemerkbar, 
sie  verpfänden  oder  verleihen  daselbst  Grundbesitz  in  den  Jahren  1377  und 
1385,  und  es  liegt  die  Vermuthung  nahe,  dass  diese  damals  schon  mächtige 
Familie  als  Nachfolgerin  der  Grüssow  mit  deren  Gütern  belehnt  worden  ist.^^) 
Denn  um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  erlischt  dies  Geschlecht,  ^^)  und  es 
gelingt  den  Flotow  bald,  sich  in  den  Besitz  des  ganzen  Dorfes  zu  setzen.  Nur 
das  Kloster  Malchow  behält  dort  etwas  Land,  wie  aus  einem  Lehnverzeichniss 


*)  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  206. 
*)  M.  U.-B.  7475.  7580.  7660. 
»)  M.  U.-B.  4191. 
*)  M.  U.-B.  2282. 
*)  M.  U.-B.  2959. 
«)  M.  U.-B.  3961. 
')  M.  U.-B.  10523. 
»)  M.  U.-B.  4604.  5881.  Vgl.  3680. 
»)  M.  U.-B.  8349.  Vgl.  10843. 
»<>)  M.  U.-B.  II 016.  II  731. 
")  M.  Jahrb.  XI.  S.  442. 

28 


434  AMTSGERICMTSBEZIRK  MALCHOW. 

von  1587  hervorgeht,  ebenso  kehrt  die  Mühle  nicht  wieder  an  das  Gut  zurück.^) 
Grüssow  verbleibt  der  Familie  Flotow  bis  1834.  In  diesem  Jahre  kommt  es 
in  die  Hände  des  Pastors  G.  W.  Alb.  Kollmann.  Doch  dessen  Nachkommen 
geben  es  schon  nach  einigen  Jahrzehnten  wieder  an  Karl  Friedrich  August 
von  Flotow  zurück,  der  1864  im  Staatskalender  als  Eigenthümer  aufgeführt 
wird,  und  seitdem  hat  sich  Grüssow  in  Flotow'schen  Händen  erhalten. 

Aus  dem  XIII.  Jahrhundert  lernen  wir  einen  Pfarrer  Heinrich  kennen, 
aus  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  die  Pfarrer  Gottschalk  und  Johann, 
sowie  den  Kaplan  Burchard,  und  aus  der  zweiten  Hälfte  desselben  Jahrhunderts 
die  Pfarrer  Heinrich  Sommer  und  Johann  Dambek.^)  Dass  Grüssow  der 
Schweriner  Diöcese  angehört,  erhellt  noch  besonders  aus  einer  Urkunde  vom 
12.  April  1331.*)  Um  1541  wird  Heinrich  Säbel  Kirchherr.  Später  hat 
Joachim  Dickmann  die  Pfarre,  welcher  1589  stirbt.  Ihm  folgt  1591  Joh.  Schmidt 
(f  1607),  und  diesem  Balthasar  Wege  (f  1636).  Nach  längerer  Vakanz  wird 
1652  der  Pastor  Petrus  Leo  eingesetzt.  Er  hat  auch  die  von  jeher  mit  Grüssow 
verbunden  gewesenen  Filialen  Walow  und  Zislow  zu  verwalten.^)  Wie  Krieg 
und  Pest  auch  in  dieser  Gegend  gehaust  haben,  enthüllen  die  Angaben  über 
die  Bauern  in  den  Dörfern:  in  Grüssow  sind  im  Jahre  1664  von  achtzehn  noch 
sieben  vorhanden,  in  Walow  von  vierundzwanzig  acht,  und  in  Zislow  von 
sechzehn  nur  noch  drei.  Der  genannte  Petrus  Leo  ist  auch  1672  noch  im 
Amt.  1674  folgt  Joh.  Winhold  Gerdes  (f  1694),  1697  Joh.  Joachim  Besel in 
(+  1736).  Nach  ihm  soll  Mag.  Barthold  Daries  introduciert  werden,  aber  die 
bekannten  kirchlichen  und  politischen  Wirren  dieser  Zeit  lassen  es  nicht  dazu 
kommen.  Noch  1745  spielen  sich  unbeschreibliche  Zustände  ab.  1748  stirbt 
Daries,  sechsunddreissig  Jahre  alt.  Es  folgen  nun:  1750  Joh.  Christian  Thede 
(f  1765)  und  1767  Ernst  Leberecht  Reussner  (f  1827).  Zu  Reussner's  Zeit, 
und  zwar  den  18.  Juni  1785,  giebt  das  Kloster  das  Patronatsrecht  über  Grüssow 
an  die  von  Flotow  ab.  Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  siehe 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist   ein  gut  gefugter   alter  Feldsteinbau   des  XIII. 

Jahrhunderts  mit  quadriertem  Kalkputz.^)  Diese  Quadrierung  besteht,  wie  an 
manchen  anderen  Kirchen  des  Landes,  aus  tief  eingeritzten  und  anscheinend 
mit  rother  Farbe  gefüllten  Linien.  In  der  flach  abschliessenden  Ostwand 
sitzen  drei  gleich  grosse  romanische  Fensterschlitze,  nicht  in  der  Bildung  des 
»Dreieinigkeits- Fensters«,  sondern  in  grösserer  Entfernung  von  einander. 
Ebenso  giebt  es  drei  Schlitze  auf  der  Nordseite  und   ausserdem  auf  derselben 


*)  M.  U.-B.  10843.   II  904.     Akten  im  Grossh.  Archiv. 
*)  Register  des  mecklenburgischen  Urkundenwerkes. 
8)  M.  U.-B.  5233. 

*)  Zislow    war    Übrigens    im  XVI.  Jahrhundert    durch    die    von  F*lotow    eine   Zeit    lang   von 
Grüssow  getrennt  gewesen.     Vgl.  Visitations-Protokoll  von   1541/42. 

*)  Beschreibung    bei  Lisch,    M.  Jahrb.  XVI,    8,291.     Der  Bau    litt   sehr    im  dreissigj ährigen 
Kriege.     Noch  im  Jahre    1664  war  die  Kirche  mit  Stroh  gedeckt. 


Gut  Vtih  KIRCHÖORF  grüssoW. 


43S 


Seite  ein  spätrotnanisches  oder  frühgothisches,  später  zugesetztes  Portal  mit 
einem  Kapitellband  in  der  Kämpferlinie.  Besonders  gut  erscheint  der  Kalk- 
putz in  den  Wandungen  und  Bogenlaibungen  der  alten  Fenster,  wo  steh 
Spuren  von  Bemalung  gefunden  haben.  Auf  der  Südseite  ein  zweitheiliges 
Fenster,    das   beim   Abbruch   der    angelehnten    Grabkapelle   aus    einem    Miss- 

verständniss   der 
alten    Architektur 
hervorgegangen   ist. 
Das     Innere     des 
Thurmes  ist  mit  zur 
Kirche  gezogen. 

Eine  kleine  Stein-    Steintafel. 

tafel  an  der  Ostseite 

meldet,    dass    die 

Kirche    1856    zur 

Zeit   des   Domänen- 

raths     ALBERT 

KOLLMANN     auf 

Grüssow     und     des 

Präpositus    ADOLF 

KNESER   erneuert 

worden  ist. 

Die  innere  Ein-  Innere  £in- 
ricbtnog  ist  ohne  riclitimg. 
Bedeutung. 

Auf  dem  Kirchen-       Tauf- 
boden  ein  hölzerner     Ständer. 

„.   ,  ....  Tanfstünder ,      wel- 

Klrche  lu  Urussow. 

eher     1685     von 
CHRISTOPH  WENDT,    Pensionär   zu  Kogel,   gestiftet  ist.     Ausserdem   mag  ein 
mit  Messingblech  beschlagener  alter  Kasten  genannt  werden,  der  als  »Blocki     »Block«, 
für  Opfer-  und  Armengeld  gedient  haben  kann. 

In  der  Kirche  FLOTOW'sche  und  KARDORFF'sche  Zinnwappen,  die  als    Wappen. 
Sai^verzierungen  gedient  haben. 


Im  Thurm  zwei  Glocken, 


!  umgegossen  ' 


I  C.  Jlli«s-Waren.' 


Glocken. 


Kleinknnstwerkc.     1—3.  Neusilberner  Kelch,   1847  gestiftet  von  FRIEDA  Kleinkunst- 
und   LOUISE  KOLLMANN.     Patene  aus  demselben  Metall,  desgleichen  auch  die      werke. 
Kanne.  —  4.  5.  Zinnerner  Kelch,   gestiftet  1747  von   MARIA  WULFFEN,  JÖR- 
GEN HECHTEN's  nachgelassener  Witt we.    Dazu  eine  Patene  von  Zinn  mit  zwei 

'1  l>as  Inventar   von    iSll    bezeichnet  die  Inschriften   der   alten  Glocken   als  lunleserliche 


436 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


bürgerlichen  Wappen  und  den  Initialen  M  •  P  •  B  •  des  Mannes  und  E  •  K  • 
der  Frau,  sowie  mit  der  Jahreszahl  1669  und  den  Stempeln  des  Rostocker  Zinn- 
giessers  Martin  Blawkogel.  —  6.  7.  Kleiner  Krankenkelch  mit  Patene,  beide 
von  Zinn.  Ohne  Stempel.  —  8.  9.  Desgl.,  Krankenkelch  und  Patene,  von 
Silber,  neu.  —  10.  Ovale  silberne  Oblatendose.  Als  Werkzeichen  ein  Adler 
und  der  Name  ABEK:C.  —  11.  12.  Zwei  grosse  zinnerne  Leuchter,  ohne  In- 
schrift, mit  den  Stempeln  des  Röbelschen  Zinngiessers  H.  Krummbügel. 


N    "vi^  ^-\.  /^    y-     ^      .«^ 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Glocken. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Walow.') 

as  Dorf  Walow  erscheint  urkundlich  zuerst  am  6.  März  1255,  als  Bischof 
Rudolf  von  Schwerin  die  Kapelle  in  Grüssow  weiht  und  ihr  ausser 
Grüssow,  Zislow  und  Globen  auch  das  Dorf  Walow  zulegt,  das  jetzt  ein 
Filial -Kirchdorf  von  Grüssow  ist.*)  Am  24.  Juli  1266  verleiht  derselbe  Bischof 
dem  Magister  Erpo  in  Schwerin  zwei  Hufen  in  Walow  als  Ersatz  für  eine 
Hufe  in  Rittermannshagen. ^)  Etwas  bunter  als  die  kirchlichen  sind  die  welt- 
lichen Besitzverhältnisse  in  alter  Zeit.  Eine  ganze  Anzahl  Inhaber  von  Grund 
und  Boden  tritt  uns  neben  und  nach  einander  in  Walow  entgegen.  Gerslav 
(Jaroslaus)  von  Walow,  ein  Pritzbuer  von  Kargow,  Pritzbuer  und  Dubislav  von 
Kelle,*)  das  Kloster  Malchow,  Gerhard  von  Berne  und  Machorius  und  Hildebrand 
von  Lepzow,  Thidericus  Budde,  die  Gebrüder  von  Grambow  und  Konrad  von 
Havelberg  verfugen  dort  über  Höfe,  Hufen  und  Mühlenrechte.  Indessen  er- 
scheinen bereits  im  Jahre  1384  die  Flotow  nicht  bloss  als  Besitzer  von  Hufen, 
sondern  auch  als  Inhaber  des  höchsten  Gerichts  in  Walow  und  werden  bald 
die  einzigen  Herren  im  Dorf.^) 

Als  Filia  der  Kirche  zu  Grüssow  wird  die  Kapelle  zu  Walow  zuerst 
im  Visitationsprotokoll  von  1541/42  aufgeführt.  Höchst  wahrscheinlich  war 
sie  es  von  Anfang  an,  wie  sie  es  noch  heute  ist.  Ihr  Mauerwerk  hat  manchen 
Wechsel  durchgemacht. 

Kirche.  Die  jetzt  stehende  Kirche  oder  Kapelle  ist  ein  Fachwerkbau 
in  Form  eines  Vierecks  aus  dem  Jahre  1845.  Eine  flache  Holz-  und  Bretter- 
decke überspannt  den  Innenraum.  Auf  dem  Westende  des  Firstes  ein  kleiner 
Dachreiter,  der  eine  oben  zugespitzte  glockenförmige  Haube  trägt. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  welche  beide  1894  von  C.  Oberg  in  Wismar 
gegossen  sind.^) 


^)  7  km  südlich  von  Malchow.      »Ort  des  Val-t:  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  153. 

^)  M.  U.-B.  747. 

»)  M.  U.-B.  1091. 

'')  Ueber  den  von  Walow  und  die  Pritzbuer  vgl.  Gritzner  im  M.  Jahrb.  LXV,  S.  305  ff. 

'")  M.U.H.  5386.   5598.  6621.  7408.  7803.  8280    8349.   10805.   10806.   10811.   11633. 

*')  Das   Inventar  von    181 1   fehlt. 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF  WALOW.   —  KIRCHDORF  SIETOW.  437 

Kleinkunstwerke,  i — 4.  Kelch,  Patene,  Oblatendose  und  Kanne  sind  Kleinkunst- 
neu. Der  silberne  Kelch  ist  eine  Stiftung  von  AUGUST  ADAM  PHILIPP  werke. 
MATTHIAS  VON  FLOTOW  auf  Woldzegarten  und  seiner  Gemahlin  LOUISE  CARO- 
LINE ADOLFINE  ERNESTINE  EVELINE,  geb.  VON  LÜTZOW,  aus  dem  Jahre  1844. 
Berliner  Arbeit.  Die  Patene  ist  von  CAROLINE  VON  FLOTOW,  geb.  VON 
BLÜCHER,  1838  gestiftet,  die  Oblatendose  von  ebenderselben  und  auch  von 
LOUISE  VON  FLOTOW  1855,  ebenso  die  Kanne.  —  5.  6.  Zwei  zinnerne  Kelche 
von  1754  und  1766.  —  7.  Das  Taufbecken  ist  eine  galvanoplastische  Nachbildung 
der  bekannten  HohenzoUern -Taufschale.  —  8.  9.  Zwei  zinnerne  Leuchter 
von   1800. 


.  >-    V-  '•^^ 


Das  Kirchdorf  Sietow.') 

|as  Dobbertinsche  Klostergut  Sietow  ist  ursprünglich  Eigenthum  des  Geschichte 
werleschen  Hauses.  Ende  des  XIII.  Jahrhunderts  gehört  es  der  Mutter  ^^s 
des  Fürsten  Nikolaus  von  Werle,  der  Fürstin  Sophie.  Sie  verkauft  es  dem  ^^^"es. 
Ritter  Dietrich  von  Gerden,  welchen  Fürst  Nikolaus  am  6.  Juli  1300  damit 
belehnt.*)  Die  Gerden  sitzen  noch  1340  auf  Sietow,  aber  schon  bald  nachher 
gewinnt  das  Kloster  Dobbertin  Grundbesitz  im  Orte.  Johannes  von  Gerden  ver- 
kauft diesem  am  24.  Februar  1342  seinen  Antheil  an  Sietow,  sowie  die  Schamper 
Mühle,^)  und  noch  in  demselben  Jahre  verleihen  die  Fürsten  Nikolaus  und 
Bernhard  III.  dem  Kloster  das  ganze  Dorf  Sietow,  welches  es  von  Ritter 
Johannes  und  dessen  Bruder  Heinrich  von  Gerden  erworben  hat,  zu  Mannrecht, 
also  als  Lehn.*)  Doch  die  grosse  Gunst,  welche  die  Fürsten  von  Werle  den 
Klöstern  entgegenbringen,  bewegt  die  fürstlichen  Brüder  Nikolaus  und  Bern- 
hard, am  13.  März  1344  aus  dem  Lehn  ein  freies  Eigenthum  zu  machen  und 
als  Geschenk  das  Patronat  der  Kirche  in  Sietow  hinzuzufügend)  Seit  dieser 
Zeit  ist  Sietow  dem  Kloster  Dobbertin  verblieben.  Es  gehört  nebst  den 
Gütern  Laerz,  Schwarz,  Diemitz,  Lexow  und  Roez  der  Sand-Probstei  an  und 
wird  daher  mit  diesen  zusammen  durch  einen  in  Röbel  wohnenden  Geschäfts- 
führer des  Klosters,  den  Sandj)robst,  verwaltet.®)  Zu  diesem  Zweck  besitzt 
das  Kloster  einen  eigenen  Hof  in  Röbel,  welcher  neben  dem  Dominikaner- 
kloster   liegt.     Der  Dobbertiner  Sandprobst  und   Klosterhof  verschwinden  aus 


*)  Gut  II  km  ostsüdöstlich  von  Malchow.  Die  alten  Formen  des  Namens  Sytecowe  und 
Sithecov  verbindet  Ktlhnel,  M.  Jahrb.  XLVl,  S.  134,  mit  dem  altslavischen  Wort  zyto,  zituku  = 
Leben  oder  auch  mit   zito,   zytko  =^  Getreide. 

*)  M.  U..B.  2618.  Früher  wurde  auch  die  Urkunde  1283  auf  Sietow  bezogen.  Allein  das 
Urkundenbuch  liest  richtig  Silowe,  nicht  Sitowe.     Vgl.  M.  Jahrb.  XVI,  S.  213. 

3)  M.  U.-B.  6068.  619 1. 

*)  M.  U.-B.  6229. 

*)  M.  U.-B.  6390. 

«)  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  117. 


438  AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 

Röbel  erst  im  Laufe  des  XVII,  Jahrhunderts,  nachdem  im  dreissigjahrigen 
Kriege  das  Kornhaus  heruntergerissen  und  die  umliegenden  Gebäude  »sehr 
ruinirtt  waren.') 

Um  1 328  wird  ein  Pfarrer  Johann  genannt,  dann  aber  k]afti  eine  grosse 
Lücke  bis  1541/42.  Um  diese  Zeit  ist  Martin  Bamme  (ßomme)  der  Inhaber 
des  Kirchiehns,  wohnt  aber  in  Malchow  und  hat  auch  Einkünfte  aus  Poppentin 
und  Klink.  Ein  paar  Jahre  später  hat  Simon  Trechow  beide  Kirchen  als 
Pastor  zu  versorgen.  Er  stirbt  im  Sommer  1584,  nachdem  er,  wie  seine  Wittwe 
schreibt,  vierzig  Jahre  hindurch  den  Dienst  versehen.    Nach  ihm  nennt  Cleemann 


einen  Pastor  Barthol omaeus,  dem  die  Magd  das  Haus  angezündet  haben  soll. 
Zur  Zeit  des  dreissigjahrigen  Krieges  ist  Joachim  Tilichius  Pastor,  stirbt 
aber  in  dem  unheilvollen  Jahre  1638.  Er  hat  nur  die  Cura  der  Kirche  zu 
Sietow.  Neben  ihm  wirkt  in  Poppentin  Er  Matthias  Pritzkow,  doch  heisst  es 
auch  von  ihm  im  Visitationsprotokoll  des  Jahres  1650,  dass  er  schon  lange 
todt  sei.  Es  folgt  nun  von  1652  bis  165Ö  Johann  Hagemann,  der  später  als 
Pastor  in  Röbel  bis  1685  lebt.  Im  Jahre  1657  wird  Johann  Heine  berufen, 
doch  1678  seines  Amtes  wieder  entsetzt.  Ihm  folgt  David  Pristaff  von  1679 
bis  1684.  Ob  Heine  und  Pristaff  auch  die  Cura  von  Poppentin  hatten,  ist 
nicht  nachzuweisen,  an  sich  aber  nicht  unwahrscheinlich.  Volle  Gewissheit 
darüber  haben  wir   erst   wieder   bei   dem    nächsten  Pastor  Johann  Müller   von 


•)  M.  Jahrb.  VIII,  S.  ii8. 


KIRCHDORF  SlETOW.  439 

1686  bis  1734.  Bis  zu  seiner  Berufung  sind  die  von  Flotow  die  Inhaber  des 
Patronats  der  Kirche  zu  Poppentin,  am  21.  August  1682  aber  überlassen  sie 
es  dem  Kloster  Malchow,  und  von  diesem  Zeitpunkt  an  hat  somit  der  Pastor 
von  Sietow  und  Poppentin,  wie  auch  heute  wieder,  zwei  verschiedene  Kloster- 
Patronate  über  sich,  das  von  Dobbertin  und  das  von  Malchow. 

Es  folgt  1725  Joachim  Christian  Bohn  (emer.  1756),  der  unter  den  Wirren 
zwischen   dem  Herzog  Kari  Leopold   und   der   Kaiserlichen    Reichskommission 

schwer  zu  leiden  hat  und 
auch  nicht  zur  Cura  von 
Poppentin  gelangt.  Hier  sind 
es  die  Malchower  Pastoren 
Janenzky  und  Frank,  die  in 
dieser  unglückseligen  Zeit  den 
Dienst  übernehmen  müssen, 
jener  von  1726  bis  1748, 
dieser  von  1748  bis  1758. 
Erst  am  13.  Juh  1758  tritt 
die  alte  Vereinigung  von 
Sietow  und  Poppentin  wieder 
ein.  Es  folgen:  1756  David 
Peter  Zylius,  Anfangs  als 
Substitut,  seit  1758  aber 
Pastor  beider  Kirchen,  ge- 
storben 1779;  1780  der  Sohn 
Georg  Joachim  Ad.  Zylius 
(■J-  1786);  1787  Otto  Gottfr. 
Friedr.  Heinr.  Engel  (f  1 8 1 3). 
S,  Walter  a.  a.  O. 

Auch     die     Kirche     zu 
Klink     ist     als     vagierende 
Mutterkirche  von  ältester  Zeit 
Porud  auf  der  Sadseite  der  Kirche.  her   mit  der   ZU  Sietow  ver- 

bunden gewesen.  S.  S,  389. 
Kirche.  Die  Kirche  zeigt  eine  gemischte  Bauweise.  Ihr  Chor  ist  aus 
Feldsteinen  aufgeführt,  ihr  Langhaus  aber  nur  zum  Theil,  und  zwar  im 
östlichen  Ansatz.  Doch  wieder  ganz  aus  Feldsteinen  sind  die  beiden  unteren 
Stockwerke  des  Thurmes  errichtet,  freilich  mit  nicht  so  guter  und  sorgfältiger 
Zusammenfügung  wie  am  Chor  und  Langhaus,  Das  obere  Stockwerk  da- 
gegen ist  im  Holzverbande  ausgeführt.  Der  alte  Thurmhelm  soll  Ende  des 
XVIII,  Jahrhunderts  bei  einem  Sturm  heruntergeworfen  sein.  In  der  Ostwand 
des  Chors  drei  romanische  Schlitze  mit  glatt  eingehenden  Wandungen  und 
Bogenlaibungen,  aber  nicht  als  aDreieinigkeitsfenster*  gestaltet,  sondern  ebenso 
wie  bei  der  Kirche  zu  Grüssow  in  breiteren  Abständen  von  einander.  Alle 
übrigen    Fenster   sind    bei   späteren    Erneuerungen   in   die  Form  zweitheiliger 


440 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


Altar. 


Glocken. 


Kleinkimst- 
werke. 


gothischer  Fenster  gebracht.  Dagegen  verdient  wieder  ein  zugesetztes  gothi- 
sches  Portal  auf  der  Nordseite,  mit  zwei  Rundstäben  und  zwei  scharfen  recht- 
winkligen Kanten  in  der  Wandung  und  Laibung,  eine  grössere  Werthschätzung, 
ebenso  ein  zweites  gleiches  Portal  auf  der  Südseite,  das  noch  im  Gebrauch  ist. 
Ganz  alt  ist  auch  die  aus  Granitquadern  gebildete  Priesterpforte  auf  der  Süd- 
seite des  Chors,  doch  hat  sie  einen  neuen  Einsatz  aus  Backsteinen,  der  den 
Fenstern  aus  den  vierziger  Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  entspricht.  Ferner 
mag  der  aus  zwei  Stromschichten  von  Ziegeln  gebildete  Friesschmuck  unter 
den  Blenden  des  Chor- Giebels  nicht  übersehen  werden.  Der  Triumphbogen 
im  Innern  ist  als  gedrückter  Spitzbogen  gestaltet.  Aber  nirgends  schliesst  sich 
eine  Wölbung  an  ihn  an.  Die  Decke  der  Kirche  stellt  im  Chor  wie  im  Lang- 
haus ein  Spiegelgewölbe  dar,  das  mit  einer  Kalkverschalung  (Verputzung  mit 
Kalk)  versehen  ist. 

Der  ehemalige  Schnitzaltar  ist  verschwunden,  ebenso  alle  älteren  Ein- 
richtungsgegenstände. Der  jetzige  Altaraufsatz  enthält  ein  Gemälde  von 
Andreae,  das  den  auf  dem  Meere  wandelnden  Christus  darstellt,  der  den 
sinkenden  Petrus  ergreift.  Der  Rahmen  ist  eine  tüchtige  Schnitzarbeit  von  dem 
verstorbenen  Bildhauer  Siegfried  in  Güstrow. 

Im  Thurm  drei  Glocken.  Die  grösste  von  1708  hat  die  Inschrift: 
ALS  DIESE  GLOCKE  1708  UMTGEGOSSEN,  IST  PEI  DER  SITOWER  KIRCHEN 
H  •  JOHANNES  MULLER  PASTOR,  HANS  BEIER  UNDT  JOCHIM  SIMANN  VOR- 
STEHER PEI  DERSELBEN  GEWESEN  •  GOTT  BEWAHRE  SIE  VOR  ALLEM  UN- 
GLÜCK •  MICH  GOSS  M  •  CHRISTIAN  SIEGEMUND  MEBERT.  —  Die  mittlere 
ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen,  die  kleinste  trägt  die  Inschrift:  GELOBT  SEI 
JESUS  CHRISTUS  IN  EWIGKEIT!  AMEN  •  GEGOSSEN  1588  •  UMGEGOSSEN 
1865  VON  C  •  ILLIES,  HOFGLOCKENGIESSER  IN  WAREN.') 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silberner  Kelch  mit  Patene,  beide  gestiftet  laut 
Inschrift  17 14  von  CHRISTINA  HEIDTMANS.  Stempel  undeutlich,  anscheinend 
von  einem  Malchower  Goldschmied.  —  3 — 5.  Kelch,  Patene  und  Weinkanne 
von  Neusilber,  gestiftet  1847  von  E.  F.  VON  GUNDLACH  und  E.  VON  GUND- 
LACH,  geb.  VON  BÜLOW.  —  6.  Silberne  Oblatendose,  ohne  Abzeichen,  an- 
scheinend zu  I  und  2  gehörig  und  also  auch  wohl  von  1714.  —  7.  Neues 
Krankengeräth,  Berliner  Arbeit.  —  8.  9.  Zwei  grosse  zinnerne  Leuchter  aus 
der  Zeit  des  klassicierenden  Stils,  von  dem  Röbelschen  Zinngiesser  KrummbOgel. 
—  10.  II.  Zwei  neue  Messingleuchter,  gestiftet  vom  Klosterhauptmann  Graf 
VON  BERNSTORFF. 


^)  Ihre    Vorgängerin    hatte    nach    Angabe    des    Inventars    von    181 1    »Mönchsschriftc,    die 
damals  Niemand  glaubte  lesen  zu  brauchen. 


KIRCHDORF   POPPENTIN. 


441 


Das  Kirchdorf  Poppen tin.') 

oppentin  ist  ein  altes  Stammgut  der  Pritzbuer,  welche  im  Lande  Malchow    Geschichte 


ausserdem  Kelle  und  Kargow  besitzen,  und  deren  Hauptgut  Grabenitz 
ist.  Schon  im  Jahre  1333  und  1347  kommen  die  von  Pritzbuer  zu  Poppentin 
als  Zeugen  urkundlich  vor,  und  später  vergeben  sie  mehrfach  einzelne  ihrer 
Güter  an  das  Kloster  Malchow.*)  Auch  die  Pritzbuer  auf  Grabenitz  haben 
Grundstücke  daselbst,  und  die  Zugehörigkeit  von  Poppentiner  Grund  und  Boden 
zu  Grabenitz  hat  sich  bis  ins  XIX.  Jahrhundert  erhalten,  als  längst  keine  Pritz- 
buer mehr  in  Grabenitz  sitzen.^)  Antheile  an  Poppentin  gehören  auch  noch 
anderswohin.  So  besitzen  z.  B.  im  Jahre  1561  die  Below  auf  Klink  und 
Kargow  drei  Höfe  und  zwei  Worthen  daselbst,  das  Kloster  Malchow  aber  hat 
längst  bedeutenden  Grundbesitz  in  Poppentin,  und  1592  verkaufen  die  Flotow 
auf  Stuer  auch  das  Poppentiner  Burglehn  an  das  Kloster.*)  1691  besitzen  die 
Gamm  die  Güter  und  Dörfer  Lebbin  und  Göhren,  beide  zugleich  mit  Antheilen 
in  Poppentin,  ebenso  haben  die  Below  das  Gut  Wendhof  mit  einem  Antheil 
an  Poppentin.  Ein  Klinker  und  ein  Grabenitzer  Antheil  werden  in  der 
zweiten  Hälfte  des  XVIIL  Jahrhunderts  von  den  Gundlach  auf  Hinrichsberg 
und  später  von  Baron  Le  Fort  auf  Wendhof  erworben.  Um  den  Unzuträglich- 
keiten dieser  Zustände  in  Poppentin,  welches  als  »Kommuniongut«  bezeichnet 
wird,  ein  Ende  zu  machen,  vereinigen  sich  1809  das  Kloster  Malchow,  der 
Baron  Le  Fort  auf  Wendhof,  der  Major  von  Grape,  welcher  inzwischen  von 
den  Gammen  die  Güter  Göhren  und  Lebbin  erworben  hat,  der  Oberforstmeister 
von  Lücken  auf  Grabenitz  und  der  Inhaber  der  Pfarre,  zu  einem  Aus- 
einandersetzungsvertrage, in  welchem  Grabenitz  allen  Rechten  entsagt  und 
eine  »Realtheilung«  unter  den  übrigen  Besitzern  vereinbart  wird,  unter  genauer 
Festsetzung  der  Grenzen  und  aller  Rechte  und  Pflichten.  Nach  erfolgter 
Genehmigung  durch  die  Regierung  besteht  das  so  geordnete  Verhältniss  noch 
heute  zu  Recht.  Ein  Theil  von  Poppentin,  der  mit  Hof  und  Dorf,  gehört 
dem  Kloster  Malchow,  ein  anderer  Theil  als  Feldmark  zu  Göhren,  und  ein 
dritter  zu  Wendhof. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Sietow.  Der  erste  Rector 
ecclesie  zu  Poppentin,  welcher  urkundlich  genannt  wird,  ist  Johannes  Ditmar 
um   1351. 


*)  9  km  östlich  von  Malchow.      >Ort  des  Popeta«:    Kühnel,    M.  Jahrb.  XLVI,  S.  109.     Alt- 
slavisch  popu  =  Priester. 

*)  M.  U.-B.  5386.  6722.   752S.    10644. 
«)  M.  U.-B.  8459.  8460.  8471. 
*)  Akten   im   (Iro-^sh.  Archiv. 


des 
Dorfes. 


442 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


Kirche. 


Altar, 
Kanzel, 
Orgel. 

Marmor- 
tafel. 

Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  im  Innern  und  Aeussern  vollständig  er- 
neuerter Feldsteinbau,  an  welchem  anscheinend  nur  die  Ecken  aus  behauenem 
Granit  einen  Anspruch  auf  ein  höheres  Alter  machen  können.  Der  im  Stil 
der  Zopfgothik  errichtete  Thurm  trägt  an  der  Vorderfront  die  Jahreszahl  1822. 
Bei  der  neuen  inneren  Einrichtung  von  1883  ist  man  so  verfahren,  dass  jeder- 
seits  vier  hölzerne  Bündelpfeiler  den  einschiffigen  Raum  gleichsam  in  drei 
Schiffe  theilen.  Dadurch  liess  sich  erreichen,  dass  der  mittlere  Theil  mit  einem 
hölzernen  Tonnengewölbe  überspannt  werden  konnte.  Die  auf  diese  Weise 
entstandenen  schmäleren  Seitenschiffe  haben  eine  flache  Holzdecke. 

Als  Altarbild  eine  Kopie  des  bekannten  Pfannschmidt'schen  Bildes  der 
Kreuzigung.  Das  recht  hübsche  Schnitzwerk  an  Altar,  Kanzel  und  Orgel 
stammt  aus  dem  Jahre  1883. 

An  der  Nordecke  der  Ostwand  eine  Marmortafel  mit  drei  Namen  der 
Familie  VON  LÜCKEN,  die  ehemals  auf  Grabenitz  sass. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  die  grössere  laut  Inschrift  gegossen  185 1, 
umgegossen  1886;    die   kleinere  gegossen   187 1  von  Ed.  Albrecht  in  Wismar.^) 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch,  gestiftet  17 14  von 
MAGDALENA  SOPHIA  VOGELSANGS,  Wittwe  VON  GAMM.  Dazu  eine  Patene. 
Beide  Stücke  sind  Güstrow'sche  Arbeiten  von  Andreas  Rathke.  —  3.  Silberne 
Kanne,  gestiftet  1861  von  L.  GRAF  BLÜCHER  auf  Blücher.  —  4.  Kleine  läng- 
liche  Oblatenschachtel    auf  vier    Kugelfiissen,    ohne  Inschrift   und  Zeichen.  — 

5.  Kleines  Krankengeräth,  bestehend  aus  Kelch,   Patene  und  Oblatenschachtel. 

6.  7.  Zwei  grosse  zinnerne  Leuchter  im  klassicierenden  Geschmack  von  1824, 
den  Sietowschen  nachgebildet  von  Carl  Jllles -Waren.  —  8.  Messingenes  Tauf- 
becken, neu. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Satow.') 

atow  im  Lande  Malchow  ist  eins  von  den  Gütern,  mit  welchen  Andreas 
Flotow  im  Jahre  1344  von  Fürst  Johann  III.  von  Werle  belehnt  wird. 
Ausgenommen  von  der  Belehnung  sind  acht  Hufen,  welche  dem  Vicke  Schwerin 
zustehen  und  drei  Hufen,  welche  dem  Pfarrer  daselbst  gehören.  Im  Jahre  1363 
wird  ein  Pfarrer  Peter  Sagelow  »tho  der  Satow«  als  Zeuge  erwähnt,  und  im 
Jahre  1379  zieht  —  wenn  diese  etwas  auffallende  Angabe  richtig  ist  und  wirklich 
das  bei  Malchow  gelegene  Satow  verstanden  sein  soll  —  ein  Zug  ritterbürtiger 


*)  Von  ihren  Vorgängerinnen  hatte  die  eine  »Mönchsschrift«,  während  die  andere  1704  von 
Ernst  Siebenbaum  gegossen   war. 

')  8  km  südsüdwestlich  von  Malchow.  Ueber  den  Namen  vgl.  M.  Kunst-  und  Gesch.- 
Denkm.  III,  S.  540,  Anmkg.  i. 


GUT   UND   KIRCHDORF  SATOW.  443 

Schnapphähne,  welcher  in  der  Gegend  von  Schwaan  Kaufleute  ausgeraubt 
hat,  über  Satow  zum  Fürsten  von  Werle- Waren.*)  Wann  die  Schwerin'schen 
Hufen  zu  Satow  in  Flotow'schen  Besitz  gekommen  sind,  ist  nicht  mehr  fest- 
zustellen, aber  im  Jahre  1587  scheint  das  eine  vollzogene  Thatsache  zu  sein, 
weil  in  dem  Verzeichniss  ihrer  Lehngüter  das  Dorf  Satow  von  den  Flotow  ohne 
Angabe  einer  Beschränkung  des  Besitzes  aufgeführt  wird.  Es  ist  bis  auf  den 
heutigen  Tag  den  Herren  von  Flotow  verblieben. 

Andere  mittelalterliche  Geistliche  als  der  Genannte  sind  mit  ihren 
Namen  bis  jetzt  nicht  auf  uns  gekommen.  Bei  der  Visitation  von  1541/42 
erscheinen  weder  der  Pastor  noch  die  Juraten.  Das  Patronat  haben  von 
Alters  her  die  von  Flotow,  die  im  XVII.  Jahrhundert  das  Kirchspiel  Satow 
lange  Zeit  hindurch  mit  Stuer  verbinden.  Der  Pastor  Petrus  Acestus  Frank 
z.  B.  (1650 — 1667)  ist  Pastor  beider  Kirchen  und  auch  der  von  Priborn,  wie 
aus  dem  Visitationsprotokoll  von  1652  hervorgeht,  in  welchem  darüber  Klage 
gefuhrt  wird,  dass  das  Kirchspiel  Satow  ganz  verwüstet  sei.  An  eine  Wieder- 
aufrichtung der  Pfarre  zu  Satow  scheint  denn  auch  bis  1700  hin  nicht 
wieder  gedacht  zu  sein.  Erst  von  diesem  Jahre  an  finden  wir  wieder  eigene 
Pastoren  daselbst:  1700  Heinr.  Christoph  Theodor  Zumkumpf  (f  1716)  und 
17 17  Johann  Stüdemann,  der  bis  zu  seinem  Tode  am  Anfange  des  Jahres  1737 
im  Amte  ist.  Nach  ihm  giebt  es  eine  lange  Vakanz.  Es  ist  ja  die  Zeit  der 
Wirren  zwischen  dem  Herzog  Karl  Leopold  und  der  Kaiserlichen  Reichs- 
kommission, die  auf  viele  Kirchen  unseres  Landes  ihre  Schatten  wirft.  Nach- 
her folgen:  1746  Joh.  Nik.  Meyer  (f  1760)^)  und  1761  Joh.  Georg  Speck  (f  1803). 
Ueber  die  Geistlichen  des  XIX.  Jahrhunderts  s  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  in  einem  minderwerthigen,  mit  Backsteinen  Kirche, 
vermischten  Feldsteingefiige  aufgeführt  und  bildet  ein  längliches  Viereck  mit 
einem  Chor,  dessen  Ostwand  platt  abschliesst.  Der  Chor,  der  durch  einen 
schweren  Triumphbogen  von  dem  Langhause  abgetrennt  wird,  ist  der  ältere 
und  zugleich  besser  erhaltene  Theil  der  Kirche,  doch  ermangelt  er  ebenso  wie 
das  Langhaus  der  Wölbung.  Die  Fenster  sind  mit  einem  eisernen  Rahmen- 
werk versehen  und  haben  ihre  Ursprünglichkeit  vollständig  verloren.  Dagegen 
verdient  das  frühgothische  Portal  des  Haupteingangs  in  einem  vorgeschobenen 
Mauerkern  einige  Beachtung.  Der  Ostgiebel  des  Chors  ist  mit  Blenden  ver- 
sehen, unter  denen  eine  doppelte  Stromschicht  als  Friesschmuck  entlang  läuft. 


*)  M.  U.-B.  6401.  9171.  II  184.  Auch  Anderen  ist  diese  Beziehung  des  Namens  Satow 
auf  das  Dorf  im  Lande  Malchow,  wie  sie  im  Ortsregister  des  XIX.  Bandes  des  mecklenburgischen 
Urkundenwerkes  stattfindet,  aufgefallen.  Dr.  Hofmeister  schreibt:  ^ Diese  so  allerdings  schwer 
erklärliche  Notiz  möchte  sich  anders  auflösen  lassen.  Die  Schnapphähne  ziehen  versus  dominum 
de  Waren  (jedenfalls  Bernhard  IL).  Wo  sich  dieser  aber  zur  Zeit  aufhält,  ist  nirgends  gesagt, 
jedenfalls  zwingt  nichts  dazu,  den  Fürsten  zu  dieser  Zeit  gerade  in  Waren  selbst  zu  suchen. 
Die  Rostocker  wissen  genau,  dass  die  Friedensbrecher  über  Satow  sich  zurückgezogen  haben  und 
ungefähr,  dass  sie  zum  Warenschen  Fürsten  wollen:  —  also  Satow  bei  Rostock Ic 

•)  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  85. 

•)  Die  Kirche  bewahrte  früher  ein  Bildniss  von  ihm.     S.  Inventar  181 1. 


444 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


Der  Thurm   ist   neu  und  stammt  aus   dem  Jahre  1888.     Beim  Eingang   in  die 
Westthür  ist  ein  altes  steinernes  Weihwassergefass  eingelassen. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 

Ge-  In  der  Kirche  vier  Geschlechts-Tafeln    in  Form    hölzerner  Schilde  mit 

schlechts-    Wappen   und  Namen,   zur  Erinnerung   an    verstorbene  Mitglieder   der  Familie 
Tafeln.      y^^  FLOTOW. 


Grabstein. 


Glocken. 

Kleinkunst- 
werke. 


Vor  dem  Altar  eine  grosse  doppelte  Grabsteinplatte  mit  den  Figuren 
eines  Mannes  in  Ritter- Rüstung  und  einer  Frau  in  langen  Gewändern.  Nach 
der  nur  noch  theilweise  zu  entziffernden  Unterschrift  ist  es  die  Ruhestätte  des 
HANS  ANDREAS  V.  FLOTOW  und  seiner  Ehefrau  ANNA  HANEN  (weiteres  war 
nicht  zu  entziffern).*) 

Die  Glocken   sind  1855  von  C.  Jllies   in  Waren   umgegossen  worden.^) 

Kleinkunstwerke.  1-4.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene,  gestiftet  1853 
von  C.  F.  A.  VON  FLOTOW  auf  Kogel  und  seiner  Gemahlin  CAROL.  GEB.  FREIIN 
VON  MEDEM.    Von  ebendenselben  eine  Deckelkanne  und  eine  Oblatenschachtel. 

—  5.  6.  Grösserer  Zinnkelch  mit  Patene  von  1791,  gestiftet  vom  Zimmermeister 
J.  H.  H.  KRUGER.  Stempel  des  englischen  Zinns  mit  dem  Namen  des  Giessers 
J.  C.  Henscky  aus  Röbel.  —  7.  Kleinerer  Zinnkelch,  gestiftet  von  A  •  S  •  K  •  1730. 

—  8 — 10.  Silbervergoldeter  Krankenkelch  mit  Patene  und  Oblatenschachtel, 
1875  gestiftet  von  GEORG  V.  FLOTOW-Kogel.  —  11.  Taufbecken,  neu,  ohne 
Inschrift.  —  12.  13.  Zwei  Zinnleuchter,  beide  von  1700,  der  eine  von  KARSTEN 
VOS,  der  andere  von  HANS  MÜNSTER  gestiftet.  Ohne  Stempel,  —  14.  15. 
Zwei  neue  Leuchter  von   1853,  ^^^  demselben  Stifter  wie   i — 4. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Zislow.') 

Geschichte    ^^^slow  ist,    nach  Lisch,    eine    alte   germanische  Residenz   und  Tempelstätte 

des         1^=*      mit   einer   ziemlich   starken   Bevölkerung    gewesen.*)     Urkundlich    wird 

Zislow  zuerst  am   6.  März   1255  erwähnt,  als  Bischof  Rudolf  von  Schwerin  die 

*)  Vgl.  Flotow'sches  Familienbuch,  S.  32.  Lisch,  Geschl.  Hahn  111,  S,  270,  las  noch  die 
ganze  Inschrift.  Die  Grabstätte  ist  die  jenes  Hans  Andreas  von  Flotow,  der  mit  Anna  von  Hahn 
vermählt  war  und  im  dritten  Viertel  des  XVI.  Jahrhunderts  auf  Woldzegarten  und  Tönchow  wohnte. 

*)  Von  ihren  Vorgängerinnen  war  die  eine  im  Jahre  1727  z.  Zt.  des  Pastors  Joh.  Stüdemann 
und  unter  dem  Patronat  von  Adam  Ernst  Friedrich  von  Flotow  und  Joh.  Ulrich  von  Flotow  von 
dem  Glockengiesser  C.  Heintze  in  Berlin  mit  der  Inschrift  SOLI  SANGT AE  TRIADI  GLORIA  gegossen 
worden.     Die  andere  hatte   >  Mönchsschrift <,  welche  nicht  gelesen  zu  werden  brauchte. 

')  IG  km  südwestlich  von  Malchow.  Die  alte  Form  Zitzelow  ist  nach  Ktihnel,  M.  Jahrb. 
XLVI,  S.  161,  gleich  >Ort  des  cicelc 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  5—9. 


GUT  UND   FILIAL- KIRCHDORF  ZISLOW.  445 

Kapelle  von  Grüssow  weiht  und  ihr  u.  a.  das  Dorf  »Zitzelow«  zulegt.^)  Wann 
es  in  den  Besitz  der  Flotow  gekommen,  ist  urkundlich  nicht  nachweisbar. 
Das  Lehnregister  der  Flotow  von  1587  führt  es  bereits  auf.  Das  benachbarte, 
längst  untergegangene  Dorf  Klippatendorf  ist  um  die  Mitte  des  XIV.  Jahr- 
hunderts Havelberg' sches  und  Swartepape'sches  Lehn,  später  auch  Flotow'scher 
Besitz.  Vielleicht  sind  beide,  Zislow  und  Klippatendorf,  beim  Aussterben 
jener  Familien  um  1400  von  der  Familie  Flotow  erworben,  welcher  damals 
das  ganze  Land  Malchow  verpfändet  ist.*) 

Die  Kirche  zu  Zislow  ist  von  alter  Zeit  her  eine  Filia  der  Kirche  zu 
Grüssow  (s.  o.)  und  mit  dieser  bis  zum  Jahre  1886  verbunden  gewesen.  Erst 
seit  diesem  Jahre  gehört  sie  zur  Kirche  von  Satow.  Im  Visitations- Protokoll 
von  1649/50  heisst  es,  in  Zislow  sei  eine  Kapelle  gewesen,  sie  sei  aber  unlängst 
niedergefallen.  1746  ist  die  Kapelle  wieder  soweit  hergerichtet,  dass  darin 
gepredigt  werden  kann.  Das  Kloster  Malchow,  welches  damals  noch  das 
Patronat  über  Grüssow  cum  filiabus  hat  (s.  o.  S.  434),  spricht  daher  dem 
Herzog  Karl  Leopold  die  Bitte  aus,  das  neue  Gotteshaus  durch  den  zu- 
ständigen Superintendenten  oder  dessen  Stellvertreter  weihen  lassen  zu  wollen. 

Kapelle.      Die   Kapelle   zu   Zislow   ist   ein   einfacher  Fachwerkbau   mit     Kapelle, 
einem  Schluss  aus  dem  Achteck  und  stammt  wohl  aus  dem  XVII.  Jahrhundert. 
Im  Jahre  1889  ist  sie  einer  Restauration  unterzogen.     Sie  ist  ohne  Thurm. 

Die  innere  Einrichtung  ist  ohne  Bedeutung. 

In   einem   besonderen  Glockenstuhl   findet  man   eine  Glocke  aus  Guss-      Glocke, 
stahl,  die  1874  aus  Bochum  bezogen  wurde. 

Als  Vasa   sacra   ein   Kelch,    eine   Patene,    eine    Oblatendose   und    eine  Vasa  sacra. 
Kanne,  alle  vier  silbervergoldet  und  neu.  —  Auf  dem  Altar  zwei  Zinnleuchter. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Stuer.') 

|m   südlichen  Ende   des  Plauer  Sees,    eine  halbe  Meile  landeinwärts,    liegt   Geschichte 
die  Burg  Stuer,    welche  vor  Gründung   der   Stadt   Plau    in   den  Jahren         des 
1225 — 1235  dem  ganzen  See  den  Namen  des  »lacus  Sturichse«  giebt.     Unter      l^orfes. 
dieser   Bezeichnung  erwähnt   seiner    die   Urkunde   des   Papstes    Alexander  III. 
vom    März    11 78,    in    welcher    das    Bisthum    Schwerin    bestätigt    wird.*)    Am 
6.  April  1289  verleiht  Bischof  Hermann  von  Schwerin  dem  Domkapitel  Zehnten 

»)  M.  U.-B.  747. 
*)  M.  U.-B.  5910. 

')   II   km    südsüdwesilich    von    Malchow.     Ktihncl,    M.  Jahrb.  XLVI,    S.  140,    verzichtet  auf 
eine  bestimmte  Deutung  und  erinnert  nur  an  die  Wörter  »sturii  -  -  Grillet    und   *S7.C7ur  ^^  Katte«. 
^)  M.  U.-B.  124.     Lisch,   M.  Jahrb.  XIV,  S.  17.    196  ff.     XVII,  S.  72. 


44Ö  AMtSGERlCHTSßE^IRK  MaLCHOW. 

»in  Sture«  im  Lande  Waren,  welches  damals  das  Land  Malchow  mitumfasst.^) 
Auf  der  Burg  sitzt  im  Jahre  1240  ein  Ritter  des  Dobriner  Ordens,  Conradus 
de  Sture.*)  Aber  bald  nach  der  Germanisierung  des  Landes  treten  hier  die 
Flotow  auf.  Sie  leiten  ihren  Ursprung  von  dem  Ritter  Henricus  de  Vlotowe 
ab,  welcher  schon  1230  erwähnt  wird  und  wahrscheinlich  dem  älteren  Zweige 
der  Familie  in  der  Gegend  von  Westphälisch- Minden  angehört.^)  Am  29.  Sep- 
tember 1340  belehnen  Nikolaus  III.  und  Bernhard,  die  Fürsten  von  Werle,  ihren 
Vasallen  Andreas  von  Flotow  mit  allen  Eigenthumsgerechtigkeiten  und  Frei- 
heiten des  ganzen  Dorfes  Stuer  und  der  Mühle  daselbst,  und  schon  im  Jahre  1 344 
wird  dieser  Besitz  durch  eine  weitere  Belehnung  mit  vielen  anderen  Gütern  im 
Lande  Malchow  vermehrt.*)  Damit  beginnt  die  Blüthe  des  Flotow'schen 
Geschlechts,  welches  eine  wichtige  Stellung  nicht  blos  in  der  Umgebung 
und  im  Rathe  seiner  Fürsten  einnimmt,  sondern  zeitweise  sogar  deren  un- 
bequemer Gegner  wird.  Den  Höhepunkt  ihrer  Macht  erreichen  die  Flotow,  als 
ihnen  im  Jahre  1354  das  ganze  Land  Malchow  und  1366  Schloss,  Stadt  und 
Land  Röbel  vom  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  verpfändet  werden,  wodurch 
sie  eine  der  Oberherrlichkeit  ähnliche  Macht  erlangen.^)  Röbel  wird  1376 
wieder  eingelöst,  Land  Malchow  aber  bleibt  in  ihrem  Besitz,  und  im  Jahre 
141 5  erneuert  Fürst  Christoffer  von  Wenden  den  Pfandbesitz  de»  Stadt  und 
des  Landes  Malchow.  Wirkungen  dieses  Besitzes  haben  sich  sogar  bis  in 
die  neuere  Zeit  erhalten.®)  Als  die  Flotow  auf  Erfordern  ihres  Lehnsherrn, 
des  Herzogs  Ulrich  von  Mecklenburg,  im  Jahre  1587  ein  Verzeichniss  ihres 
in  Mecklenburg  belegenen  Lehnbesitzes  einreichen,  enthält  es  folgende  Güter: 
Stuer,  Satow,  Rogeez,  Suckow,  Zislovv,  Priborn,  Zietlitz,  Grüssow,  Walow, 
Zierzow,  Woldzegarten,  Kogel,  drei  Bauern  in  Vipperow,  drei  Bauern  und 
drei  erbliche  Pachthufen  in  Jabel.  Weiter  folgende  »wüste«  Feldmarken: 
Kraz,  Sanz,  Viere,  Biestorf,  Overland,  Tangan,  Lacrz,  Kressin,  Wendisch- 
Massow,  Tönchow,  Klippate,  Käselin;  dazu  die  Stuersche,  Darzer,  Zislower 
und  die  Burgmühle.  Von  den  wüsten  Feldmarken  sind  inzwischen  viele  wieder 
bebaut,  aber  die  Dörfer  Kraz,  Viere,  Overland,  Tangan,  Kressin,  Wendisch- 
Massow  und  Klippate  sind  untergegangen.^)  Ausserdem  fuhren  die  Flotow  eine 
Anzahl  Seen  auf  und  nennen  auch  damals  den  Flauer  See  den  »Sthurischen«.  Als 
Hauptsitz  aber  gilt  die  Burg  zu  Stuer.*)  Und  doch  ist  es  im  dreissigjährigen 
Kriege  nahe  daran,  dass  Stuer  verloren  geht.  In  ihrer  Verlegenheit  nämlich 
bieten  es  die  Flotow  ihrem  Lehnherrn  zum  Kaufe  an,  allein  es  zerschlagen  sich 

^)  M.  U.-B.  2016.     Wigger,  Meckl.  Annalen,  S.  113. 

«)  M.  U.-B.  511. 

')  Gustav  V.  Flotow,  Beiträge  zur  Geschichte  der  Familie  v.  Flotow,  S.  3.  v.  Lehsten,  Adel 
Mecklenburgs,  S.  71. 

*)  M.  U.-B.  6069.  6401.  6834.  7988.  7390.  8933.  9171.   11225. 

*)  M.  U.-B.  7008.  7907.  9008.  9054—9057-  9437.  9459.  Irisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  191  ff. 
XXXII,  S.  16. 

**)  Lisch,  Gesclil.  Maltzan  II,  S.  504—508  (CCCXCV). 

')  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  206.  207. 

*)  Sass,  Geschlecht  Oertzen  VI,  S.  252.     M.  Jahrb.  XXXIl,  S.  17  fl". 


GUT  UND  KIRCHDORF  STUER.  447 

die  Verhandlungen.'}    Wiederholte  Brände,  namentlich  einer  im  Jahre  1660,  sind 
zuletzt   die  Veranlassung,   dass   die  Burg   als  Wohnsitz   aufgegeben   wird   und 
dass  CS  zur  Aufrichtung  von  Alt-  und  Neu-Vorwerk  Stuer  kommt.    Unterdess 
treten    im   Laufe   der   Zeiten   allerlei   Unklarheiten    in   den   Besitzverhältnissen 
auf.     Besonders  verursacht   ein   nach   Polen  verschlagener  Zweig   der  Familie 
eine   Zeit    lang   mancherlei   Schwierigkeiten.     Indessen   ein   Separations  vertrag 
von    179Ö   macht   diesem   Zustande   ein   Ende,   vor   allen   hilft  dazu  ein  Ver- 
gleich ,    den    Georg 
Friedrich  von  Flotow 
in  den  Jahren  1802/3 
zu     Stande     bringt. 
Der    Erfolg    davon 
ist  u.  A.  die  einheit- 
liche Gestaltung  der 

Fetdmark  Stuer. 
Ganz  Stuer-Vorwerk 
wird  mit  ihr  ver- 
einigt und  der 
grossen  Feldmark 
durch  Anlegung  von 
Neu  -  Stuer  eine  an- 
dere und  bessere 
wirthschaftliche  Ge- 
staltung gegeben. 
Aber  jetzt  ereilt  den 
alten  Stammsitz  ein 
anderes  Miss- 
geschick. Georg 
Friedrich  von  Flotow 
verkauft  ihn  1830 
an  den  Landrath 
Gustav  Diedrich  von 
Oertzen  für  80000 
Burg  Stuer.  Thaler    N  '/s.*) 

Zwar  gelingt  seinem 
Sohn  Karl  Friedr,  August  der  Rückerwerb  von  den  Oertzen'schen  Erben  im 
Jahre  1853  ^"1"  "oooo  Thaler.  Aber  ganz  ihn  zu  retten,  dazu  ist  er  nicht 
mehr  im  Stande,  Neu  Stuer  war  nämlich  schon  im  Jahre  1844  an  die  Ge- 
brüder Hagemeister  verkauft  worden.  Doch  der  Kern  des  alten  Stammgutes 
ist  der  Familie  verblieben. 

Schon   im    frühen   Mittelalter   giebt   es   eine   Kirche   in    Stuer,   wie   die 
Zeugenschaft  des  Plebanus   Herrn  Eberhard  (»Euertt,  perner  tho  dem  Sture«) 

')  Akten  im   (Jrossh.  Archiv, 

')  Sasä,  Gesch.  der  üertien  VI,  S.  35?  ff. 


448  AMTSGEKICHTSBEZIRK   MALCIIOW. 

auf  einer  Flotow'schen  Verkaufs -Urkunde  vom  3.  Juli  1363  erweist.  Dass 
Stuer  zur  Diöcese  Schwerin  gehört,  wird  in  der  schon  angeführten  Urkunde 
vom  6.  April  1289  über  Zehnten  im  Lande  Waren  geradezu  ausgesprochen. 
Daraus  lässt  sich  schliessen,  dass  es  auch  zum  Archidiakonat  Waren  zu  rechnen 
ist,  welches  den  östlichen  Winkel  der  Diöcese  Schwerin  füllt,  der  von  dem 
Kamminschen  Circipanien  und  der  Diöcese  Havelberg  umspannt  wird  und 
im  Westen  nachweislich  über  Jabel  hinweg  bis  Karow  und  Malchow,  viel- 
leicht aber  noch  über  diese  hinweg  bis  an  die  Archidiakonate  Dobbertin 
und  Parchim  reicht.  Jedenfalls  dürfen  wir  die  Kirchen  des  Landes  Malchow 
dem  Warener  Archidiakonat  zuweisen.  Dem  widerspricht  auch  nicht  eine 
Urkunde  vom  17.  Juli  1480,  durch  welche  der  Offizial  des  Archidiakonats 
Waren,  Barthold  Kruse,  dem  Priester  Hermann  Kaghe  eine  unter  dem  Patronat 
der  Flotow  zu  Stuer  stehende  Vikarei  in  der  Klosterkirche  zu  Malchow  verleiht. 
Er  thut  dies  auf  Bitten  der  Flotow  »de  Castro  St&re  Swerinensis  diocesis  ad  quos 
jus  patrongitus  pleno  jure  dinoscitur  pertinere«.  Es  versteht  sich  aber  von  selbst, 
dass  diese  Urkunde  zunächst  nur  als  ein  neuer  Beweis  für  die  Zugehörigkeit 
der  Kirche  in  Stuer  zur  Diöcese  Schwerin  in  Anspruch  genommen  werden 
kann.  Bei  den  »Flotowen  thom  Stur«  muss  sich  schon  frühe  eine  Hinneigung 
zur  Reformation  gefunden  haben.  Denn  am  S.Juni  1532  richtet  ein  schon 
sechs  Jahre  lang  bei  ihnen  als  Hauslehrer  bediensteter  und  zugleich  mit  der 
Anwartschaft  auf  die  Kirche  zu  Stuer  bedachter  junger  Geistlicher  Cyriacus 
von  Bernborch  an  den  Herzog  Heinrich  die  Bitte,  er  möge  ihm  doch  dazu 
helfen,  dass  er  durch  dessen  Sohn,  den  Herzog  und  Bischof  Magnus,  jene 
Salbung  und  Weihe  erlange,  die  ihm,  dem  Prädikanten  des  Evangeliums,  von 
einem  andern  Bischof  der  alten  Kirche  nicht  wohl  mehr  werden  könne,  an  die 
aber  das  christliche  Volk  so  sehr  gewöhnt  sei,  dass  es  sich  einen  richtigen 
Pastor  mit  der  Berechtigung  des  Zuganges  zum  Altar  und  zu  den  Sakramenten 
nicht  anders  als  mit  dieser  Weihung  und  Salbung  vorstellen  könne.*)  Dass 
der  Bitte  nachgegeben  worden  ist,  können  wir  dem  Visitationsprotokoll  von 
1541/42  entnehmen.  Denn  in  diesem  Jahre  ist  Cyriacus  Bernborch  thatsächlich 
wohlbestallter  Pastor  zu  Stuer,  der  als  ein  frommer  und  gelehrter  Mann  gerühmt 
wird  und  ausser  dem  Kirchspiel  Stuer,  zu  welchem  ausserdem  noch  drei  Dörfer 
gehören,  auch  die  Kirche  zu  Priborn  mit  den  dazu  gehörenden  beiden  Ort- 
schaften Darss  und  Meyenburg  zu  seiner  Cura  zählt.  Daran  sieht  man  zugleich, 
dass,  da  die  letztgenannten  drei  Ortschaften  schon  im  Gebiet  der  Diöcese 
Havelberg  liegen,*)  die  alten  Diöcesan  -  Grenzen  um  diese  Zeit  bereits  ins 
Wanken  gekommen  sind.  1569  wird  ein  Christoffer  Sudow  (Sudov)  Pastor  in 
Priborn  und  Stuer,  und  1587  wohnt  der  Pastor  Joh.  Kokeritz  zu  Priborn.  Es 
scheint  somit,  als  ob  aus  irgend  einem  unbekannt  gebliebenen  Grunde  die 
Wedem  zu  Priborn  vor  der  in  Stuer  den  Vorzug  erhalten  habe.  Nach  dem 
dreissigjährigen  Kriege  ist  es  wieder  anders,  da  wohnt  Peter  Acestus  Franck, 
Pastor   zu    Stuer   und   Priborn,    auf  der  Wedem    in  Stuer.    Auch  wird  damals 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXVI,  S.  55—59. 

*)  Meckl.  KuDst-  u.  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  625. 


GUT   UND   KIRCHDORF  STüER.  449 

das  verödete  Kirchspiel  Satow  mit  dem  zu  Stuer  verbunden.  Es  folgen  nun 
in  ununterbrochener  Reihe:  1668  Joh.  Seyer  (f  1680),  1681  Georg  Lukow 
(f  1704},   1705  Christoph  Heinr.  Delbrück  (f  1747), -And  schon  1742  als  Adjunkt 

des  Vaters  der 
Sohn  Paschen 
Friedr.  Del- 
brück (f  1800). 
Ueber  die 
Geistlichen 
des  XIX.  Jahr- 
hunders  siehe 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche. 

Die  Kirche  ist 
ein  Fachwerk- 
bau vom  Jahre 
1750  in  Form 
eines    läng- 
lichen  Vier- 
ecks.    Im    In- 
nern   eine 
flache    Decke. 
Die  Fenster 
sind  viereckig. 
Im  Westen  ein 
mit    einem 
achtseitigen 
gleich   ober- 
halb    des 
Thurmkörpers 
eingezogenen 
Pyramiden- 
helm bekrönter 
Thurm,  dessen 
unteres  Stock- 

„   .,   ,      ^.      ,  werkalsMauer- 

Gothisches  Tnplychon. 

werk    auf- 
geführt ist,  während  das  obere  nur  ein  mit  Brettern  bekleidetes  Fachwerk  ist. 
Auf  der  Nordseite  der  Eingang  und  davor  eine  Vorhalle. 

Als  Altaraufsatz  dient  ein  geschnitztes  gothisches  Triptycbon,    Im  Mittel-       Altar- 
schrein  die  Kreuzigungs-Scene,    links  oben  eine  Annaselbdritt- Gruppe,   unten      aufsatz. 
St.  Petrus,    rechts  oben  St.  Antonius,    unten   St.  Katharina,   die  letztgenannten 
drei   mit   ihren  Attributen.     Die   geöffneten   Seitenflügel    zeigen   Malereien   auf 


450 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


Kanzel, 

Tauf. 

Ständer, 

Gestühl. 


Wappen. 


Olocken. 


Kleinkiinst- 
werke. 


Holz,  links  die  Geisselung  und  den  Gebetskampf  in  Gethsemane,  rechts  Christi 
Krcuztragung  und  die  Verurtheilung  durch  Pilatus.  Auf  den  Rückseiten 
der  Flügel  sieht  man  die  Bilder  der  vier  Evangelisten  mit  ihren  Attributen, 
sämmtlich  mit  Schreiben  beschäftigt.  Im  Mitteltheil  der  Predella  in  Schnitz- 
arbeit die  Grablegung.  Auf  den  geöffneten  Flügeln  rechts  und  links  jetzt 
je  ein  Gesangbuchvers,  früher  irgend  eine  Heiligenmalerei.  Auf  der 
Rückseite  der  Flügel  als  spätere  Malerei  die  Einsetzung  des  Abendmahls, 
links  davon  das  Flotow'sche,  rechts  das  Blücher'sche  Wappen,  darüber: 
AUGUSTIN  DIETRICH  VON  FLOTOW,  KATHARINA  ELIESABET  VON  BLÜCHER« 
ANNO  1688.') 

Das  Schnitzwerk  gehört  der  zweiten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts 
(ca.  1460)  an  und  zeigt  eine  auffallende  Verwandtschaft  mit  dem  Altaraufsatz 
im  Dom  zu  Güstrow.  Anscheinend  sind  beide  Werke  von  demselben  Meister. 
Die  Malereien  sind  viel  später  und  wahrscheinlich  das  Ergebniss  einer  Restau- 
ration im  Auftrage  des  auf  der  Rückseite  der  Predella  -  Flügel  genannten 
Flotow'schen  Ehepaares  im  Jahre  1688. 

Kanzel  und  Taufstäoder,  beide  im  Stil  der  Spät- Renaissance,  sind  mit 
Oelfarbe  übermalt. 

Hinter  dem  Altar  eine  alte  Stttfalwange,  am  Seitenbrett  eingeschnitten: 
HERTWIG  V  •  FLOTOW  ANNO  1688.  Vorne  drei  Flotow'sche  Wappen  mit  den 
drei  Namen  HARTWIG,  AUGUSTIN  und  FRIEDRICH  VON  FLOTOW. 

Links  vom  Altar  ein  Stuhl  mit  mehreren  gemalten  Wappen;  man  sieht 
zwei  FLOTOW'sche,  ein  BLÜCHER'sches  und  ein  LÜDERITZ'sches.  —  Ausserdem 
in  der  Kirche  zahlreiche  Wappenschilde  von  Zinn,  deren  Mehrzahl  Mitgliedern 
der  Familie  FLOTOW  angehört. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grösste  (Dm.  1,00  m)  hat  die  nach- 
stehende Inschrift:  oben  SOLI  DEO  GLORIA;  auf  der  vorderen  Seite  des 
Feldes:  PATRONUS  HERR  MAJOR  GEORG  FRIEDRICH  DIETRICH  PHILIPP 
VON  FLOTOW  PASTOR  M  •  JOHANN  GOTTFRIED  LEUE  KIRCHEN  VORSTEH  ER 
JOHANN  ULRICH  LORENZ  JÜRGEN  SCHRÖDER.  Auf  der  entgegengesetzten 
Seite  des  Feldes:  GEGOSSEN  IM  JAHRE  1823  VON  VALENTIN  SCHULTZ  IN 
ROSTOCK.  —  Die  kleinere  Glocke  (Dm.  0,75  m)  hat  die  gleiche  Inschrift  und 
die  Jahreszahl  1822.*) 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Grosser  silbervergoldeter  Kelch.  Auf  der  Unter- 
seite   des  Fusses    die  Inschrift:    A»E«F«V«  FLOTAU  ETB»A»S»V»  FLO- 


*)  Nach  dem  Flotow'schen  Familienbuch,  S.  34,  war  Augustin  Dietrich  von  Flotow  schon 
1678  gestorben. 

')  Von  ihren  Vorgängerinnen  war  die  eine  17 19  unter  dem  Patronat  von  Paschen  Fried- 
rich von  Flotow,  Caspar  Dietrich  von  Flotow,  Gottlieb  Tugendreich  von  Flotow  und  Catharina 
Elisabeth  von  Flotow  und  zur  Zeit  des  Pastors  Christoph  Heinrich  Delbrück  (Delbrtigk)  von 
Michael  Begun  gegossen  worden,  die  andere  (ohne  nähere  Personen- Angaben)  1747  von  C.  D. 
Heintze. 


GUT   UND   KEKCHDORF  STUER.  451 

TAU  G  •  B  •  V  •  SCHEELEN  SCHENCKEN  DIESSES  DER  KIRCHEN  ZU  STUER 
AUS  WAHRER  LIEBE  ZUR  EHRE  GOTTES  •  ANNO  1747.  3  DECBR.  Ausserdem 
noch  der  Bibelvers  aus  i.  Korintlier  XI,  28:  DER  MENSCH  ABER  PRÜFE  u.s.w. 
Dazu  eine  Pateiie.  Beide,  Kelch  und  Patene,  von  dem  Giistrower  Goldschmied 
Christian  Kielmann.  —  3.  Silberne  Oblatenschachtel  mit  dem  Blücher  "sehen 
Wappen  und  den  Initialen  C'E«B*W'V*F*  1687. ')  Von  einem 
Güstrower  Goldschmied  J  H  J,  der  bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden  ist.*)  — 
4.  Neue  Kanne,  geschenkt  von  F  •  V  •  B  •  und  M  •  V  •  B  ■  1861  (Bülow-Rogeez). 
—  5.  Neues  Krankengeräth  von  Silber  (Kelch,  Patene,  Oblatendose),  gestiftet 
187s  von  GEORG  V.  FLOTOW - Kogel.  Keine  Werkzeichen.  —  6.  Zinnkelch, 
anscheinend  Warenscher  Stempel.  —  7,  Taufschale,  neu.  —  8,  9.  Zwei 
messingene  Becken.  Inschrift  auf  dem  einen:  WIEBKE  KAERSTENS  1696. — 
10.  II.  Zwei  Zinnleuchter,  gestiftet  von  W.  HECHTEN  1800  und  1801.  Mal- 
chower  Stempel  vom  Zinngiesser  J  C  H. 


')  Die  Initialen  sollen  heissen;    Catharina  Elisaliclh  llUtcher  Wiltwe  von  Flotow. 
•)  Vgl.  Crull,  M.  Jahrb.  LXIII,  S.  I49. 


AMTSGERICHTSBEZIRK   MALCHOW. 


Burgruine  zu  Stuer. 

Burgruine   IKMeber   die   Burgruine   zu    Stuer,    von    welcher   hier   mehrere   grössere   und 
zu  Stuer.   •■■     kleinere    Lichtdruck -Aufnahmen    gegeben    sind,    die    hoffentlich   Jeder- 
mann erfreuen  werden,  hat  Hofrath  Dr.  jur.  Piper  eine  sehr  grundliche  archäo- 
logische  Studie 
veröffentlicht,  die 
1887    im    Verlag 
bei    Brünslow- 
Neubrandenburg 
erschienen  ist,  und 
auf  die  wir   hier 
als  au  f  ei  ne  lesens- 
werthe    Abhand- 
lung verweisen. 
Im  Uebrigen  aber 
mag  es  genügen, 
wenn  wir  die  kür- 
zere Beschreibung 

in  seinem  be- 
kannten Burgen- 
Werk,  S.  571/72, 
sammt  dem  bei- 
gegebenen Grund- 
plan  hierher- 
setzen. Sie  tautet: 
» Durch  eine 
früher    wohl    un- 


Wiesenfläche 
(uhrt  der  Burgweg 
m  in  die  Vorburg 
A  an  einer  Stelle, 
wo    noch    aus- 
springende  niedrige    Mauerreste   ein   vormaliges   festes  Thorgebäude   erkennen 
lassen.     Die   {mit   neuen   kleinen   Gebäuden    besetzte}  Vorburg,   deren   Grenze 
nördlich  jetzt  unbestimmt  in  die  Wiese  verlauft,  ist  von  der  Hauptburg  B  durch 
einen  ca.   um  breiten  Graben  getrennt,  welchen  senkrechte  Futtermauem  aus 
unbehauenen  Findlingen  einfassen.     Die  darüber  in  ein  nicht  mehr  vorhandenes 
Thorhaus   der  Hauptburg   führende  Brücke   war   durch   einen  in   den  Graben 


BURGRUINE  ZU  STUER. 


453 


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454 


AMTSGEklCIl'ISUKZIKK   MAl.CHüW. 


vorspringenden  länglich  halbrunden  Thiirm  vertheidigt,  zu  welchem  eine  Treppe 
aus  dem  Keller  des  anstossenden  Gebäudes  f  den  Zugang  bildete.  Von  den 
Bauwerken  der  Hauptburg  ist  über  der  Krde  fast  nur  noch  der  ca.  17,5  m 
hohe  Stumpr  des  Wohnthurnies  a  von  11,3  m  äusserer  und  6,7  m  innerer 
Seitenlänge  erhalten,  dessen  über  dem  Eingangsstockwerk  belegenes  Geschoss 


D 


^Yulll1Ihu^n  auf  liurg  Stuer. 

durch  kleine  Fenster  massig  erhellt  ist.  Um  diesen  anscheinend  dem  XIII. 
Jahrhundert  angehörenden  Wohnthumi  schlos.sen  sich  (wie  ich  durch  Aus- 
grabungen feststellte}  später  ringsum  die  Wohngebäude  f  der  vier  Familien 
von  Flotow,  welche  die  Burg  als  Ganerben  besas.sen.  Der  äussere  Bui^wal!  c, 
vor  welchem  südlich  noch  ein  zweiter  gelegen  haben  soll,  hat  bei  e  eine 
Ausbuchtung.  Derselbe  stand  hier  mit  einem  schmalen  Rücken  festeren  Landes 
in  Verbindung,  welche  letztere  durch  den  Graben  g  aufgehoben  werden  musste. 
Das  hier  zum  Schutze  der  Burg  gegen  einen  Angriff  errichtete  Bauwerk  lässt 
sich  in  seiner  ursprünglichen  Form  nicht  mehr  feststellen.« 


VORGESCHICHTLICHE  STELLEN. 


455 


Die  wichtigsten  vorgeschichtlichen  Steilen 

in  den  Amtsgerichtsbezirken  Penzlin,  Waren  und  Malchow. 


Amtsgerichtsliezirk  Penzlin.  Penzlin.  Die  Verwechslung  von 
»Werder«  und  »Grapenwerder«  im  Meckl.  Jahrb.  XXXVII,  S.  66,  hat  schon 
öfter  zu  Irrthümern  gefuhrt,  denn  es  ist  leicht  zu  übersehen,  dass  Lisch  diesen 
Irrthum  von  Beyer  bereits  in  demselben  Bande  des  Jahrbuches  aufS.  170  und 
171  richtig  gestellt  hat. 

Es  mag  hier  deshalb  das  folgen,  was  der  durch  seine  »Burgenkunde« 
bekannt  gewordene  Hofrath  Dr.  jur.  Piper,  früher  Bürgermeister  in  Penzlin, 
über  beide  Plätze  niedergeschrieben  hat: 

»Auf  der  Feldmark  (der  Stadt  Penzlin,  nördlich)  findet  sich  eine  rings 
von  Wasser  und  jetzt  Wiesen  umgebene  ca.  15000  Quadratruthen  grosse  Insel, 
der  sog.  »Grapenwerder«,  so  schon  in  einer  Urkunde  von  1309  genannt, 
und  auf  deren  höchstem  Theile  eine  kreisrunde,  etwa  200  Schritte  im  Durch- 
messer haltende  »motte«  mit  ca.  3  bis  4  m  hohen,  nahezu  senkrechten,  mit 
Gestrüpp  bewachsenen  Rändern,  während  von  einer  Seite  noch  ein  minder 
hoher  Steilrand  sich  abzweigt.  Auf  Grund  von  Nachgrabungen  ist  der  Beweis 
zu  fuhren,  dass  diese  »motte«  nie  einen  wallartig  erhöhten  Rand  hatte  (also 
die  Behauptung  von  Lisch,  dass  dies  bei  uns  immer  der  F'all  gewesen  sei, 
nicht  zutrifft )  Nachgrabungen  ergaben  hier  und  in  unmittelbarer  Nähe  ausser 
Thierknochen  und  verbrannten  Lehmplatten  Scherben  von  Henkelkrügen.  «^) 

Dies  über  den  »Grapenwerder«. 

Und  nun  über  den  »Werder«: 

»Auf  einem  in  den  »Grossen  Stadtsee«  hineinragenden  Landvorsprung, 
der  vom  übrigen  Festlande  durch  einen  alten  Graben  getrennt  und  so  zur 
Insel  gemacht  ist,  erhebt  sich  ein  450  Schritte  im  äusseren  Umkreis  messender, 
aussen  etwa  acht  Meter,  innen  halb  so  hoher  Ringwall.  Innerhalb  desselben 
habe  ich  vor  einigen  Jahren  das  Kellergeschoss  zu  einem  ziemlich  umfänglichen 
alten  Burghause  zum  Theil  ausgegraben.  (Ansätze  zu  Tonnengewölben  mit 
drei  starken  Mittelpfeilern.  Die  Bauweise  die  gewöhnliche:  unbearbeitete 
Felsen,  zumeist  mit  grossen  Ziegeln  verblendet.  An  den  Ecken  der  Pfeiler 
sind  diese  abgefas't.)    Daneben  ein  mit  Felsen  ausgesetzter  Brunnen  (vielleicht 


Amts- 
gerichts- 
bezirk 
Penzlin. 


^)  Vgl.  Lisch,   M.  Jahrb.  XXV,  S.  271.     Nach  Mittheilung  des  Herrn  Dr.  Beltz  sind  die  hier 
gefundenen  Scheiben  nicht  germanischen,  sondern  wendischen  Ursprungs. 


456 


VORGESCIIICIITI.ICIIE   STELLEN. 


auch  das  Verliess  eines  BerchTrits).  An  Fundstücken  ist  lediglich  ein  thönerner 
Spinnwirtel  zu  erwähnen.  Nach  Spuren  weiterer  Bauwerke  habe  ich  vergebens 
auf  der  Insel  gesucht.  Dieselben  werden  also  nebst  ßefestigungs werken 
(PaIHsaden)  aus  Holz  gewesen  sein.  Von  der  Bui^,  die  vermuthlich  in  einen 
älteren  Wall  hineingebaut  wurde  (wie  in  Norddeutschland  nicht  selten)  ist 
urkundlich  oder  durch  Ueberlieferung  nichts  bekannt.  Sie  scheint  zu 
Maltzan 'scher  Zeit  (also  1404}  nicht  mehr  erhalten  gewesen  zu  sein.  Der 
Rest  ist  offenbar  sr.  Zt.  bis  auf  die  Grundmauern  abgetragen  und  der  Platz 
geebnet  worden.  Der  Name  iRadegastinsel«  ist  dem  Platz  erst  vor  ca.  lOO 
Jahren  beigelegt  worden,« 

Vgl.  Lisch,    Meckl.  Jahrb.  XXXVII,   S.   170.   171.     Die   von  Piper  ge- 
nannten Mauerreste  waren  es,  die  auf  Grotefend  und  den  Verfasser  bei  einem 


Grundplan  der  Burg  auf  dem   >Werder<. 


Besuche  vor  einigen  Jahren  den  Eindruck  machten,  als  ob  sie  den  S.  249  ge- 
nannten jüngeren  Jahrhunderten  angehören  könnten.  In  dieser  Beziehung 
verdient  das,  was  Lisch  über  den  im  Jahre  1806  verstorbenen  Phantasten 
Joseph  Freiherrn  von  Maltzan  bemerkt,  einige  Beachtung.  Die  »Abfasungc 
der  Kanten  freilich,  wenn  diese  öfter  vorkommen  sollte,  würde  allerdings  mehr 
zur  Gothik  des  Mittelalters  passen.     Das  Ziegelmass  war  29  x  10  x  14  cm. 

Zu  der  alten  Werder  -  Anlage  bemerkt  Dr.  Beltz:  »Trotz  mangelnder 
Funde  ist  der  wendische  Ursprung  des  Burgwalls,  dessen  neuerer  Name  Rade- 
gast Beyer  zu  so  gewagten  Kombinationen  verführte,  wahrscheinlich,  < 

Eine  andere  Umwallung  liegt  südwestlich  vom  Hofe  Werder  im  See, 
vom  festen  Lande  durch  einen  EUernbruch  geschieden;  auch  hier  sind  ent- 
scheidende Funde  noch  nicht  gemacht. 


VORGKSCHICHTLICHE   STELLEN.  457 

Kalübbe.  Funde  aus  römischen  Skelettgräbern  sind  in  das  Neubranden- 
burger Museum  gekommen. 

Picvcrstorf.     Südlich  vom  Hofe  ein  wendischer  Burgwall. 

Lapitz.  Zwischen  den  Seen  von  Lapitz  und  Maliin,  am  Südende  des- 
selben, liegt  ein  grosser  wendischer  Burgwall,  jetzt  » Fischerwerder c  genannt. 
In  diese  Wiese  hinein  erstreckt  sich  vom  Gute  Lapitz  her  eine  flache  Erhebung, 
anscheinend  künstlicher  Art,  ungefähr  150  m  lang  und  100  m  breit,  in 
Form  eines  Vierecks.  Eine  ausfuhrliche  Beschreibung  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV, 
S.  278 — 281.  Der  Burgwall  wird  jetzt  abgetragen.  Eine  Untersuchung  von 
Dr.  Beltz  1901  ergab,  dass  die  unregelmässige  Form,  die  Lisch  so  auffiel,  dass 
er  den  Namen  » Burgwall «  vermied  und  dafür  »Städte  einsetzte,  sich  so 
erklärt,  dass  die  ursprüngliche  Anlage,  die  auf  einer  natürlichen  Insel  lag, 
später  erweitert  wurde.  Von  dem  Lapitzer  Walle  führte  eine  Brücke  durch 
die  sumpfige  Niederung  in  der  Richtung  auf  den  »Grapenwerder«.  Die  Zu- 
sammengehörigkeit der  drei  starken,  nahe  bei  einander  gelegenen  Befestigungs- 
werke (Penzlin  2  km,  Grapenwerder  i  km)  ist  kaum  abzuweisen.  Ueber  die 
Bedeutung  dieser  Befestigungslinie,  der  stärksten  im  Lande,  vgl.  Beltz,  Vor- 
geschichte, S.  162. 

Puchow.  Auf  der  Feldmark  Puchow,  an  der  Landstrasse  von  Penzlin 
nach  Stavenhagen,  erhebt  sich  ein  natürlicher  Bergkamm  einige  zwanzig  Meter 
hoch.  Am  nördlichen  Ende  dieses  Rückens,  welcher  »Räuberberg«  heisst, 
soll  die  »Burg  Lapitz«  gestanden  haben.  Ueberreste  sind  freilich  bis  jetzt 
nicht  entdeckt.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  271. 

Auf  der  Feldmark  Puchow  sind  1894  zahlreiche  und  gut  charakterisierte 
wendische  Wohngruben  gefunden  und  von  Dr.  Beltz  untersucht;  ebenso  ergab 
sich,  dass  der  »Heuwerder«  bei  dem  Vorwerk  Rahnenfelde  eine  wendische  An- 
siedlung  barg. 

Mallin.     Ueber  Kegelgrabfunde  s.  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  413. 

Passentin.  Neben  dem  Gutshofe  sind  die  Gräben  einer  Wasserburg 
nebst  Vorburg  (in  runder  Form)  erkennbar.  Die  vorhanden  gewesenen  Erd- 
erhöhungen sind  vor  Jahrzehnten  zur  Wiesenauffüllung  abgetragen.  Nach 
Bericht  eines  älteren  Tagelöhners  ist  dabei  u.  A.  »allerhand  Eisenzeug«  aus- 
gegraben, jedoch  unbeachtet  bei  Seite  geworfen  worden. 

Mölln.  Ueber  eine  Burgwall- Anlage  s.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  270. 
Lisch  sah  darin  die  Hauptburg  des  Gaues  Gotebant  (Gädebehn). 

In  den  Tannen  ist  1893  ein  ausgedehntes  Urnenfeld  der  älteren  Eisenzeit 
von  Dr.  Beltz  ausgegraben. 

Gädebehn.  Im  nordöstlichen  Ende  des  Möllnschen  Sees,  unmittelbar 
neben  dem  Hofe  Gädebehn,  liegt  ein  runder  Burgwall  von  unbedeutender 
Höhe  und  Grösse.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  272. 


458 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 


Gross -Flotow.  Auf  der  Feldmark  des  Gutes  nach  früheren  Angaben 
mehrere  durch  Einfassung  mit  grossen  Steinen  kenntlich  gemachte  Hünengräber. 
Ambr.  Eberhard,  M.  Jahrb.  IVB,  S.  70,  und  VI,  S.  35 — 41.  Doch  giebt  der 
Bericht  kein  ausreichendes  Bild;  die  Hügel  machen  vielmehr  den  Eindruck 
natürlicher  Bildungen;    die  Funde  sind  anscheinend  wendisch.   *  (Beltz.) 

Mollenstorf.  Zwischen  dem  Dorfe  und  den  dazu  gehörigen  Bauerhöfen 
liegen  drei  grössere  Hügelgräber.  Die  an  Ort  und  Stelle  herrschende  Meinung, 
dass  die  Gräber  schon  untersucht  seien,  ist  nicht  recht  anzunehmen,  da  die 
Gräber  sich  gleichmässig  unter  der  Oberfläche  halten. 


a.  See.  b.  > Kirchhofe,  c.  Kleinerer  Hügel,  d.  Grösserer  Hügel,  e.  Damm.  f.  Grosser 
Steinwall.  g.  Kleiner  Steinwall,  h,  i,  k.  Steinsetzungen,  Letztere  auf  einem  an- 
scheinend gleichfalls  aus  grossen  Steinen  gebildeten  schmalen  Hügelrücken  und  sich 

am  Ende,  ähnlich  wie  h,  verzweigend.^) 


Grundplan  der  alten  Befestigung  zu  Freidorf. 


Frcidorf,  Wörtlich  nach  Piper:  »Auf  der  ungewöhnlich  steinereichen 
Feldmark  ist  eine  von  Seen  und  Sumpf  umgebene  Halbinsel  von  etwa  200 
Schritt  Durchmesser  auf  der  Landseite  durch  einen  mächtigen,  ca.  200  Schritt 
langen,  20  Schritt  breiten  und  3  Meter  hohen  Wall  von  grossen  Findlings- 
blöcken geschützt,  an  welchen  Wall  sich  landeinwärts  noch  weitere  mauerartige 
Steinsetzungen   anschliessen.     Auf  der   Halbinsel   liegt   parallel   dem  Steinwall 


^)  Vgl.  auch  von  Buchwald,    Protokolle  der  Cieneralversammlung  der  Deutschen  Geschichts- 
vereine in  Schwerin   1890,  S.  119. 


VORGESCIIICHriJCIlE   STELLEN. 


459 


ein  zweites  Vertheidigungswerk  in  Form  einer  90  Schritte  langen  Doppelreihe 
sehr  grosser  (jetzt  zumeist  in  das  weiche  Erdreich  eingesunkener)  Steine. 
Gegenüber  am  äussersten  Rande  der  Halbinsel  findet  sich  eine  kreisrunde 
Erhöhung,  deren  etwa  manneshoher  steiler  Rand  mit  einer  Trockenmauer  von 
Feldsteinen  ausgesetzt  ist,  der  »Kirchhof«  genannt.  Seitwärts  von  demselben, 
gleichfalls  am  Rande  der  Halbinsel,  liegt  ein  winziger  künstlicher  Hügel,  aus 
welchem  1889  verbrannte  Klehmstaken  und  Urnenscherben  ausgegraben  wurden. 
Ein  zweiter,  etwas  grösserer  künstlicher  Hügel  liegt  an  einer  anderen  Stelle, 
der  Halbinsel  gegenüber,  im  Wasser.  Derselbe  war  nur  durch  einen  noch 
vorhandenen  kurzen  Erddamm  und  eine  Brücke  zu  erreichen.  Auch  bei 
diesem  Hügel  ergab  die  Ausgrabung  viele  rothgebrannte  Klehmstaken 
und  Scherben,  ausserdem  einen  alten  Sporn.  F^rüher  vorgenommene  Nach- 
forschungen sollen  auf  der  Halbinsel  mancherlei  Funde  wie  Wendenkämme, 
Pfeilspitzen  u.  dergl.  ergeben  haben,  die  in  das  Neustrelitzer  Museum  ge- 
kommen sind.  Verglaste  Steine  etwa  bis  zur  Kopfgrösse  finden  sich  auf  dem 
befestigten  Terrain  ziemlich  zahlreich,  ohne  dass  jedoch  anscheinend  ein 
eigentlicher  »Schlacken wall«  vorhanden  gewesen  wäre.  Nach  Versicherung 
des  Besitzers,  Herrn  Rittmeisters  von  Bülow -Wendorf,  hat  hier  nie  eine  Glas- 
hütte gestanden. 

(Ein  ähnlicher  grosser  Steinwall  findet  sich  meines  Wissens  im  Mecklen- 
burgischen noch  am  Feldberger  See.)« 

Peccatel.  Auf  der  Feldmark,  da  wo  die  Grenzen  von  Adamsdorf  und 
Klein -Vielen  zusammenstossen,  liegt  auf  dem  Hügelrücken  der  »grosse  Geld- 
berg«, d.  i.  ein  Kegelgrab  von  fast  8  m  Höhe  und  ungefähr  36  m  Durch- 
messer; ausgegraben  1844.  Funde  im  Grossh.  Museum.  Lisch,  M.  Jahrb.  X, 
Seite  274. 

Liepen.  Nördlich  vom  Dorfe  ein  Begräbnissplatz  aus  der  Zeit  der 
Bronzeperiode.     J.  Ritter,  M.  Jahrb.  X,  S.  294.     Lisch,  M.  Jahrb.  XI,  S.  395. 

Adamsdorf.  Bei  dem  früher  Kostel  (Kuhstall)  genannten  Gute  liegt  ein 
grosser  Steinwall  von  fast  V*  Meile  Länge;  in  dessen  Nähe  ein  heidnischer 
und  ein  christlicher  Friedhof.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  31. 


« 


Amtsgerichtsbezirk  Waren.  Waren.  Die  Umgegend  der  Stadt 
Waren  enthält  eine  ausserordentliche  Fülle  von  Resten  vorgeschichtlicher  Be- 
siedlung, die  im  folgenden  nach  den  verschiedenen  Oertlichkeiten  aufgeführt 
werden  sollen.  Zu  Grunde  gelegt  ist  eine  Untersuchung  der  betreffenden 
Vorkommnisse  durch  Dr.  Beltz  im  Sommer  1899. 

In  den  »Warener  Tannen«  südlich  vom  Orte  an  der  Müritz  ist  man 
am  Rederang- See  auf  die  Spuren  eines  Pfahlbaues  gestossen;    am  Rande  des 


Amts- 
gerichts- 
bezirk 
Waren. 


460  VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 

Teufelsbruchs  sind  alteisenzeitliche  Gräber  und  Wohngruben  nachgewiesen, 
während  ein  bei  dem  Försterhause  vermuthetes  Urnenfeld  noch  seiner  Unter- 
suchung harrt.  Einige  auffallende  Hügel  in  den  Ecktannen  (Schlag  2)  und 
nahe  dem  Wienpietschsee  (Schlag  25  und  26)  haben  sich  dagegen  bei  der 
Untersuchung  als  Dünenbildungen  erwiesen.  —  In  einer  Insel  des  Feisnecksees 
liegt  ein  wendischer  Burgwall  mit  noch  deutlich  erkennbarer  Umwallung. 

An  der  Müritz  und  Reke  sind  seit  Jahren  zahllose  Feuersteingeräthe, 
zum  Theil  in  unfertigem  Zustande,  gefunden,  offenbar  die  Abfalle  einer  sog. 
Feuersteinmanufaktur,  wie  sie  in  dieser  Gegend  häufig  sind  (vgl.  Klink  und 
Eidenburg).  —  Nördlich  von  Bellevue,  in  einer  sumpfigen  Niederung,  eine  wall- 
artige Erhöhung  »Alt -Waren«,  ganz  im  Charakter  wendischer  Burgwälle,  aber 
durch  Funde  bisher  nicht  gesichert. 

Im  Werder  liegen  eine  grosse  Anzahl  grösserer  und  kleinerer  Hügel, 
deren  künstlicher  Ursprung  zweifellos  ist.  Eine  Ausgrabung  von  Dr.  Beltz 
ergab  darin  Brandstellen  und  Gebeinreste,  welche  aber  zu  einer  zeitlichen 
Bestimmung  nicht  ausreichen.  —  Ein  schöner  hier  gemachter  Depotfund  der 
älteren  Bronzezeit  ist  1899  als  Schenkung  des  Senators  Geist  in  Waren  an 
das  Grossh.  Museum  gekommen. 

In  den  »Seeblänken«  liegen  im  südöstlichen  Theile  drei  Hünengräber, 
die  sog.  Heistersteine,  alle  schon  zerstört,  aber  in  ihrer  Form  und  Anlage 
(Kammern  aus  mächtigen  Granitblöcken  mit  Umfassungssteinen  auf  ovalen 
Hügeln)  deutlich  erkennbar.  —  Links  von  der  Chaussee  zwischen  einer 
Schneise  und  der  Scheide  liegen  vier  stattliche  und  regelmässige  Hügel  in 
der  Form  von  Kegelgräbern.  —  Nahe  der  Torgelower  Scheide  ist  ein  lang- 
gestreckter Hügel,  dem  Steinkisten  mit  Urnen  in  der  Art  der  jüngeren  Bronze- 
zeit entnommen  sein  sollen;  eine  Untersuchung  von  Dr.  Beltz  ergab  hier 
wendische  Wohngruben. 

Eidenburg.  An  der  Eide,  zwischen  dem  Müritz- und  Kölpin  -  See,  stand 
eine  Steingeräth- Fabrik,  was  aus  vielen  dort  gefundenen  Massen  von  Abfall 
und  verunglückten  Steingeräthen  hervorgeht.    Lisch,  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  105. 

Klink.  Die  Feldmark  Klink  war  früher  sehr  reich  an  vorgeschicht- 
lichen Fundstellen  der  verschiedensten  Art,  die  eine  grosse  Anzahl  von  Gegen- 
ständen, besonders  aus  der  Stein-  und  Bronzezeit,  fiir  das  Grossh.  Museum 
ergeben  haben.  Jetzt  ist  das  meiste  zerstört.  Lisch,  M.  Jahrb.  HIB,  S.  41.  64; 
VII B,  S.  46;    XIII,  S.  361.  382.     Seidel,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  309. 

Steinzeitlich  waren  mehrere  Hünengräber  (vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXIV, 
S.  109,  wo  die  ältere  Litteratur  angegeben  ist)  und  eine  » Feuersteinmanufaktur c 
(vgl.  ebenda  S.  135);  bronzezeitlich  Kegelgräber,  ein  Urnenfeld  (vgl.  Beltz, 
M.  Jahrb.  XLVII,  S.  294)  und  ein  Moorfund  (vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIX,  S.  316). 

Sommerstorf  und  Vielist.  Einstmals  zahlreiche  Kegelgräber,  von 
denen  viele  eingegangen  sind.  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII B,  S.  93.  Ueber  einen 
Moorfund  von  Vielist  vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LH,  S.  4. 


VORGESCHICHTLICHE  STELLEN. 


461 


SophieDhof.  »Blocksberg«.  M.  Jahrb.  IIB,  S.  114.  Im  Moor  daselbst 
wurden  1842  verschiedene  Bronze -Schmucksachen  gefunden:  zwei  Diademe, 
zwei  cylindrisch  gewundene  Armschienen  und  ein  Paar  brillenförmige  Haar- 
spangen.    Lisch,  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  53.  54. 

Molzow.  Auf  der  Feldmark  viele  heidnische  Kegelgräber  und  am 
Südostrande  des  Begräbnissplatzes  ein  Steinkreis  von  dreizehn  grossen  Granit- 
pfeilern. Der  Kreis  hat  fast  8  m  Durchmesser,  die  Pfeiler  etwas  über  i  m 
Höhe.  In  der  Wiese  ein  lang  gestreckter  Hügel,  ein  Hünengrab  von  fast 
30  m  Länge,  gut  6  m  Breite  und  7*  ^  Höhe.  Das  Grab  war  der  Länge 
nach  mit  grossen  Steinkisten  gefüllt,  in  denen  man  eine  Menge  Urnen,  darunter 
mehrere  vollständig  erhaltene    fand.     Lisch,   M.  Jahrb.  VIB,   S.  70.   134 — 138. 

Levenstorf.  Niedrige  Gräber  jüngerer  Bronzezeit,  in  denen  u.  a.  eine 
kleine  Urne  mit  Asche  und  einigen  zerbrannten  Knochen  gefunden  wurde. 
Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  375. 

Gross-  und  Klein -Dratow.  Mehrere  Gräber  werden  erwähnt  von 
Lisch,  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  93.  —  Ein  grösserer  Moorfund  aus  der  Bronzezeit 
ist  M.  Jahrb.  LIV,  S.  102,  besprochen. 

Klein -Plasten.  Auf  der  Feldmark,  ca.  72  Viertelmcile  vom  Hofe  ent- 
fernt, wurde  im  Jahre  1847  ^^^  grosses  Gräberfeld  aufgedeckt.  Es  gab  Urnen 
von  schwarzer  und  brauner  Farbe,  darin  Schmuck-  und  Gebrauchs- Gegen- 
stände von  Bronze  und  Eisen,  ferner  Lanzenspitzen,  Schildbuckel  und  Messer 
aus  Eisen,  und  einen  Spindelstein.     Lisch,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  334. 


* 


Amtsgerichtsbezirk  Malchow.  Alt-Schwerin.  In  den  Tannen 
zahlreiche  niedrige  Hügel  mit  Grabstätten  der  jüngeren  Bronzezeit.  Ritter  und 
Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  413.  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  367.  Funde  im  Gross- 
herzoglichen Museum.    Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  367. 

Sparow.  In  der  Nähe  des  Drewitzer  Sees  und  von  Drewitz  selbst  ein 
schönes  und  grosses  Hünengrab,  benannt  »Grab  des  Wendenkönigs«.  Lorenz, 
M.  Jahrb.  IVB,  S.  70.  Kegelgrab  und  Urnenfeld.  Lisch,  M.  Jahrb.  VI  H,  S.  70, 
und  s.  Beltz,  Karte  II  zur  Vorgeschichte  von  Mecklenburg.  Ueber  die  Deutung 
des  Namens  »Sparow«  als  »Kampfplatz«  und  die  Möglichkeit  seiner  Beziehung 
auf  die  Schlacht  an  der  Raxa  (s.  o.  S.  416)  vgl.  Sa.ss,  M.  Jahrb.  LIII,  Q.-B.  IV, 
Seite  8. 

Nossentin.  Auf  der  Feldmark  einige  heidnische  Gräber.  M.  Jahrb. 
VIB,  S.  70.  In  der  nördlichsten  kleinen  Bucht  des  Fleesen-Sees,  hart  am 
Ufer,    befand   sich    eine   Feuersteingeräth- Manufaktur,    was   aus   zahlreich   dort 


Amts- 
gerichts- 
bezirk 
Malchow. 


462  VORGESCHICHTLICHE   STELLEN. 

gefundenen   Feuersteinsplittern,    Blöcken   und  Werkzeugen    hervorgeht.     Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXIII B,  S.  120. 

Damerow.  Am  nördlichen  Ufer  des  Kölpin-Sees  eine  Feuerstein- 
Manufaktur  und  ein  alter  Begräbnissplatz.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII B,  S.  46. 
Ueber  Gräber  s.  Ritter,  M.  Jahrb.  Xllf,  S.  374. 

Loppin.  Bei  dem  Dorfe  Loppin  findet  sich  ein  alter  Wall  in  der  Form 
eines  Halbkreises. 

JabeL  Kegelgrab  und  Feuerstein -Manufaktur.  Lisch,  M.  Jahrb.  VII  B, 
S.  46.  XIII,  S.  375.  Auf  einer  Halbinsel  im  See  zahlreiche  Hügel,  die  zum 
Theil  natürliche  Bildungen  sein  mögen,  aber  auch  Bronzegegenstände  ergeben 
haben,  so  dass  ein  Theil  wenigstens  als  Kegelgräber  anzusprechen  ist.  Vgl. 
Beltz,  M.  Jahrb.  LXI.  S.  216. 

Blücherhof  bei  Vollrathsruhe.  In  der  Mitte  des  sog.  »Hünen -Keller- 
Schlages«  wird  noch  im  Jahre  1872  ein  gewaltiges  Hünengrab  der  Steinzeit 
erwähnt.  Das  Grab  wird  als  frei  auf  einem  Hügel,  der  nach  Nord  und  Ost 
steil  abfallt,  während  nach  Süd  und  West  der  Zugang  durch  Beackerung  ge- 
ebnet ist,  beschrieben  von  Bülow,  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  in.  Doch  war 
darüber  nichts  zu  erfahren  (Beltz).  Von  den  Hügelgräbern  der  F'eldmark 
Lütgendorf  weiss  man,  dass  ihrer  sechzehn  bereits  früher  abgetragen  und  dass 
die  darin  gefundenen  Altsachen  an  die  Alterthümer- Sammlung  in  Schwerin 
abgeliefert  sind.     Beltz,  M.  Jahrb.  LIV,  S.  98. 

Liepen.  Aus  hier  zerstörten  Kegelgräbern  Funde  im  Grossh.  Museum 
zu  Schwerin  und  im  Museum  in  Güstrow. 

Cramon.  Ein  schönes  Hünengrab  mit  wohlerhaltenem  Grabinnern  — 
welches  erhalten  bleiben  soll  —  und  interessantem  Inhalt  ist  1900  von  Dr.  Beltz 
ausgegraben.     Vgl.  M.  Jahrb.  LXVI,  S.  115  ff. 

Bei  Alt-Gaarz  liegt  noch  ein  Hünengrab;  über  ein  bei  Neu-Gaarz 
ausgegrabenes  berichtet  Struck  im  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  201. 

Kölpin-See.  Am  südlichen  Ufer  des  Kölpin-Sees,  Damerow  gegen- 
über, befanden  sich,  nach  Funden  an  Feuersteinspänen,  Eisensachen,  Gefass- 
scherben,  Kohlen  u.  s.  w.  zu  schliessen,  eine  Feuerstein  -  Manufaktur  und  ein 
Begräbnissplatz.     Lisch,  M.  Jahrb.  VII  B,  S.  46. 

Laschendorf.  Eine  Gräberstätte:  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  380.  Am 
Seeufer  ein  grösserer  Burgwall  mit  steilen  Wällen,  der  sog.  »Wiwerbarg«  (miss- 
bräuchlich  auch  Werleburg  genannt),  in  dem  man  mit  gutem  Grunde  die 
civitas  Malchow,  gegen  die  sich  der  Kreuzzug  von  1147  richtete,  vermuthet 
hat.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  5. 

Grüssow.  Auf  dem  Felde,  nicht  weit  vom  Hofe,  mehrere  versunkene 
Steinkisten   ältesten  Datums   und   einige  jüngere.     In  einer  der  letztgenannten 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN.  463 

Reste    einer    nicht   verbrannten   Leiche   und    zahlreiche   Glasscherben.      Lisch, 
M.  Jahrb.  XVI,  S.  252. 

Lexow.     Auf  dem  Studeberge  ein  verfallenes  Hünengrab. 

Woldzegarten,  Ueber  eine  Anzahl  im  Jahre  1897  ausgegrabener  und 
erhalten  gebliebener  Steinkisten  berichtet  Beltz,  M.  Jahrb.  LXIV,  S.  120. 

Zislow.  Nahe  am  östlichen  Ufer  des  südlichen  Theiles  des  Flauer 
Sees,  auf  einem  mächtigen  natürlichen,  ungefähr  30  m  hohen  Plateau,  liegt 
ein  hoher  Burgwall  unbestimmten  Ursprungs.  Der  Wall  misst  ungefähr 
200  Schritt  in  der  Länge  und  100  Schritt  in  der  Breite.  Bei  Nachgrabungen 
fanden  sich  zahlreiche  Gefässsch erben.     Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  5  ff. 

Stu^r.  Sechs  Hünengräber  in  geringer  Entfernung  von  einander  werden 
von  Ritter,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  360,  beschrieben.  Jetzt  sind  noch  erkennbar 
zwei  Gräber  bei  Bad  Stuer,  links  von  der  Chaussee,  eins  bei  Dorf  Stuer  in 
den  Tannen  und  eins  bei  Stuer  Vorwerk  links  von  der  Chaussee.  Ueber 
niedrige  Hügelgräber  bei  Neu-Stuer  vgl.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXI,  S.  191.  Ein 
Urnenfeld  ältester  Eisenzeit  bei  Dorf  Stuer  ist  1898  von  Dr.  Beltz   untersucht. 

Suckow.  Vier  Kegelgräber  mit  Urnen  und  vielen  Werkzeugen  aus 
Bronze  sowie  mit  Knochenresten.  Ritter,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  367.  Noch  jetzt 
ist  eine  Anzahl  niedriger  Gräber  hier  erhalten. 

Sembzin.  Hügelgräber,  theils  mit  Funden  aus  der  Eisenzeit,  theils  mit 
Bronzefunden.  Lisch,  M.  Jahrb.  X,  S.  290;  XIX,  S.  311.  Beltz,  M.  Jahrb.  LXI, 
Seite  212. 

Sietow.  Hünengrab  und  ein  Hügelgrab  der  jüngeren  Bronzeperiode. 
Beltz,  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  von  Mecklenburg  I.  II.  M.  Jahrb.  LXI, 
S.  188.  Die  Feldmark  ist  reich  an  vorgeschichtlichen  Fundstätten,  deren 
Ergebnisse  auf  dem  Hofe  Sietow  aufbewahrt  werden. 


Rück  nur  die  Stadt  KÖbel  v 


AmtsgericMsteirk  Eöbel. 


Die  Stadt  Rubel.) 

escbicht«  der  Stadt.  Ohne  Zweifel  reicht  die  Gründung  von  Röbcl, 
wie  die  der  meisten  Ortschaften  in  unseren  mecklenburgischen 
Landen,  tief  in  die  vorgeschichtliche  Zeit  hinein.  Wenn  aber 
schon  im  Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts,  nämlich  in  der  1519  zu  Köln  am  Rhein 
gedruckten  »Vandaha«  des  Hamburger  Domherrn  und  Rostocker  Professors 
Albert  Krantz,  die  Vermuthung  ausgesprochen  wird,  die  Stätte  von  Röbel 
könne  die  im  Lande  der  Riederer  (auch  Riaderi,  auch  Redares,  wie  sie  schon 
im    X.  Jahrhundert    in    offenbarem    Zusammenhange    mit    dem    Namen    ihrer 

')  Die  alten  Formen  des  Namens  im  X HI.  Jahrhundert,  Kolrtle,  Robole,  erkUrt  Kahnel  di 
■  Ort  des  Robolai:  M.  Jahrb.  Xl.VI,  S.  20.  Andere  leiten  den  Namen  von  dem  slaviacheo  Wort- 
ütamm  row  (bähmisch  hrob  =  Graben,  Gruft)  ab  und  idenliücieren  ihn  auch  mit  dem  der  Stadt 
Kewal:  Beyer,  M.  Jahrb.  XX?(I1,  S.  120.  Noch  wieder  Andere  eiinnem  an  das  slavische  Wort 
robel  =  Sperling  (s.  Kanbe-Quade.  Vaterlandsk,  I,  S.  522).  Endlich  wurde  auch  bis  ins  XVII.  und 
XVIII.  Jahrhundert  hinein  ein  altes  Bildwerk  draussen  an  der  Marienkirche  auf  der  Altstadt, 
welches  angeblich  den  Götzen  iRabali  (in  Wahrheil  aber  sicher  einen  sehr  TrUhe  vergessenen 
Heiligen,  vielleicht  den  hl,  Ijiurentius)  darstellte  und  durch  ein  Gillerwerk  geschUtit  wurde,  mit 
dem  Namen  der  Stadt  in  Verbindung  gebracht.  Vgl.  Latomus,  Genealochronicon  inegapalit.  bei 
Westjihalen,  Mon.  ined.  IV,   S.  234.     KlUver,  lieschr.  Meckl,  II.  S.  340.    Schröder,  Pap.  M.,  S.  641/47. 


GESCHICHTE   DER  STADT   RÖBEL.  465 

Tempelbiirg  urkundlich  genannt  werden,  während  die  gleichzeitigen  und  die 
späteren  Annalisten  und  Chronisten  daraus  den  Namen  der  Redarii,  Rederarii 
und  Retharii  machen)  ^)  zu  suchende  Tempelburg  Rethre  sein,  so  beweist  das 
nur,  dass  Krantz  aus  den  durchaus  ungenügenden  alten  Beschreibungen  der 
im  Anfange  des  XII.  Jahrhunderts  vom  Erdboden  spurlos  verschwundenen 
Tempelburg  als  das  allein  Wesentliche  jene  Angabe  von  der  durch  Wald  ge- 
schützten Lage  des  Ortes  am  Westufer  eines  grösseren  Sees  gleich  Anderen 
richtig  herausgefunden  hat.*)  Dass  diese  Angabe  aber  für  eine  genauere  und 
sichrere  örtliche  Bestimmung  nicht  ausreiche,  scheint  er  besser  eingesehen 
zu  haben  als  Andere,  die  schon  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  für  die 
Lage  von  Rethre  am  Westufer  des  Tollense  -  Sees  mit  Lebhaftigkeit  eintreten. 
Denn  er  erspart  sich  jene  langen  Ausführungen  und  Beweisversuche,  mit 
denen  Viele  bis  in  die  neueste  Zeit  hinein  das,  was  blosse  Vermuthung 
ist  und  bleiben  wird,  mit  unzureichenden  Gründen  als  eine  wissenschaftlich 
unbestreitbare  Thatsache  hinzustellen  bemüht  sind.  ^)  Dem  gegenüber  steht 
fest,  dass  zu  Röbel  schon  in  ältester  Zeit  eine  landesherrliche  Burg  vor- 
handen ist,  auf  welcher  z.  B.  im  Jahre  1227  Unislav  von  Havelberg  als 
Burgmann  (castellanus  de  Robole)  der  das  Land  gemeinsam  regierenden 
vier  mecklenburgischen  Fürsten  Johann,  Nikolaus,  Heinrich  und  Pribislav 
urkundlich  genannt  wird,  ein  Mann,  der  auch  sonst  häufig  vorkommt,  und 
ausser  dem  im  XIII.  Jahrhundert  eine  grosse  Zahl  anderer  Burgmänner 
bekannt  geworden  ist.  Unter  ihnen  mehrere  Mitglieder  der  Familie  Pritz- 
buer.*)  Auch  erfahren  wir,  freilich  erst  in  späterer  Zeit,  wo  diese  alte 
Fürstenburg  gelegen  hat.*^)  »Man  sagt,  dass  für  Röbel  nordwestwärts,  auf  einem 
ziemlichen  hohen  Berge,  die  Herrn  von  Werle  ein  Haus  gehabt,  welches 
nach  Anzeigung  der  nicht  weit  davon  aufgeschossenen  Hügel  oder  Schanz- 
gruben durch  Krieg  ohne  Zweifel  von  den  Markgrafen  von  Brandenburg,  weil 
sonsten  des  Orts  Niemand  mit  den  Herrn  von  Werle  Krieg  gefuhret,  destru- 
ieret  und  verwüstet,  und  auf  die  wüste  Stätte  jetzo  eine  Windmühle  gebawet 
istc:  —  so  erzählt  Latomus   in  seinem  Genealochronicon  megapolitanum,   das 


*)  M.  U.-B.  13.   16.   18.   19.  20.     Vgl.  Wigger,  Annalen,  S.  57.  82.  86,  88.   119.  120. 

*)  Grotefend,  M.  Jahrb.  LIV,  S.  i8o.     Wagner,  Wendenzeit,  S.  25.   177  (39). 

»)  M,  Jahrb.  III,  S.  21.  22.  XIX,  S.  172.  203.  221.  XXVIII,  S.  6.  16.  37.  XXXII, 
S.  134—146.  XXXVII,  S.  55.  63.  138.  182.  LH,  S.  29.  31.  320.  LIV,  S.  153—180.  LV, 
S.  261.     LVI,  S.  245.     LVII,  S.  350. 

*)  M.  U.-B.  334.  S.  das  Personen  -  Register  des  meckl.  Urkundenbuches  unter  Röbel.  Ferner 
Gritzner,  M.  Jahrb.  LXV,  S.  311. 

*)  Bei  Westphalen,  Mon.  ined.  IV,  S.  235.  Dass  dieser  nordwestwärts  von  der  Altstadt 
Röbel  gelegene  Windmtihlenberg  nicht  mit  dem  südwestlich  von  der  Neustadt  Röbel  gelegenen 
Mtthlenberge  —  worauf  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  426,  hinweist,  und  der  ebenfalls  schon  im  XV. 
Jahrhundert  (1432  und  1454)  urkundlich  als  Muhlenberg  genannt  wird  —  identisch  ist,  lehrt  ein 
Blick  auf  das  Messtischblatt.  Aus  der  Urkunde  von  1432  geht  zwar  an  und  für  sich  nicht  hervor, 
dass  die  damals  von  den  mecklenburgischen  Herzögen  der  Stadt  erlaubte  Anlage  einer  Windmühle 
auf  die  der  Neustadt  gehörende  Mühle  geht,  aber  der  Zusammenhang  aller  Verhältnisse  lässt 
kaum  andere  Annahme  zu;  und  die  Urkunde  von  1454  spiicht  nur  von  dieser.  >Ralits\VindtMöllec 
heisst  sie  in  der  späteren   Aufsclnift  «les  Privilegiums  von    1432. 

30 


466  '  AMTSGERICHTSBEZIRK   RUBEL. 

er  im  Jahre  1610  verfasst  hat.  Die  Annahme  einer  Zerstörung  durch  die 
Markgrafen  steht  in  der  Luft,  aber  dass  dieser  Berg  ehemals  Besitz  des  landes- 
herrlichen Hauses  war,  geht  unzweideutig  aus  einer  Urkunde  vom  11.  No- 
vember 1485  hervor,  in  welcher  die  auf  der  Neustadt  (»in  der  stad  to  Nigen- 
RabeU)  wohnenden  Dominikaner  zu  Röbel  (der  Prior,  Subprior,  Lesemeister 
und  die  gemeine  Bruderschaft)  den  Windmühlenberg  Vor  der  Altstadt  Röbel 
(»den  wintmolenberch,  belegen  vppe  der  alden  stad«)  mit  allen  Gärten  auf 
ihm  und  um  ihn  herum  der  Stadt  überlassen  und  dabei  hervorheben,  dass  er 
ihnen  einstmals  vom  seligen  Herzog  Heinrich  von  Stargard  (f  1466)  über- 
wiesen worden  sei.  Vom  Schlosse  aber  ist  keine  Rede  mehr,  sondern,  wie 
bemerkt,  nur  von  Gärten  auf  und  an  dem  Berge.  ^)  Jenes  wird  somit  durch 
die  Herzöge  von  Stargard  in  der  Zeit  zwischen  1366  (in  welchem  Jahre  es 
noch  stand,  vgl.  M.  U.-B.  9437)  und  1466  aufgegeben  und  abgebrochen  sein, 
wenn  es,  wie  wir  glauben  möchten,  mit  der  von  Latomus  aufgezeichneten 
mündlichen  Ueberlieferung  des  XVI.  Jahrhunderts  seine  Richtigkeit  hatte. 

Dass  Stadt  und  Land  Röbel  bereits  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIII. 
Jahrhunderts  der  Linie  Werfe  angehören,  die  von  1235  an  in  der  Geschichte 
auftritt,  wird  durch  vier  Urkunden  dieser  Zeit  erwiesen,  in  denen  Fürst 
Nikolaus  I.  Regierungshandlungen  zu  Röbel  vollzieht.*)  Zwar  machen  die 
brandenburger  Markgrafen  schon  in  dieser  frühen  Zeit  Versuche,  hier  ebenso 
als  Oberlehnsherrn  aufzutreten  wie  nachher,  bis  zum  Jahre  1347  hin,  über  das 
Land  Stargard,  die  Lieze  und  die  Ture.^)  Doch  verstehen  es  die  Fürsten 
von  Werfe,  sich  dieser  Ansprüche  zu  erwehren;  nur  bleiben  Stadt  und  Land 
Röbel  nicht  länger  als  bis  zum  Jahre  1362  in  ihrer  Hand.  Da  gehen  beide, 
worauf  wir  unten  zurückkommen  werden,  als  Pfand  an  die  stammverwandten 
mecklenburgischen  Herzöge  über  und  werden  vom  Jahre  1376  an  zusammen 
mit  dem  Schlosse  Wredenhagen,  der  Herrschaft  Stargard  einverleibt,  die, 
wenn  auch  von  einer  besonderen  Linie  des  mecklenburgischen  Hauses  von 
1352  bis  zum  Jahre  1471  regiert,  als  Territorial  -  Eigenthum  während  der  eben- 
genannten Periode  mit  dem  übrigen  Herzogthum  Mecklenburg  ein  gemein- 
schaftliches Ganzes  ausmacht.*) 

Die  wichtigsten  Ereignisse  in  der  Geschichte  von  Röbel  während  des 
XIII.  Jahrhunderts  sind:  die  Erhebung  des  Ortes  Neu -Röbel  zur  Stadt  und 
die  Verleihung  des  Schweriner  Statutar- Rechtes  an  diese  durch  Fürst  Heinrich 


^)  iMyt  allen  garden  vmme  den  berch  vnde  vppe  den  berch  van  deme  stadtgrauen  an 
bethe  to  der  Dwerstrate  (Querstrasse),  dhar  de  prestere  wanen,  vnde  der  garden,  de  dar  ligghen 
vmme  de  waninghen.c  In  den  Visitations  -  Protokollen  von  1577  und  161 9  heisst  diese  zur  Alt- 
stadt zählende  und  in  St.  Marien  eingepfante  Mühle  >Hovedes-  oder  Hovet- Mühle  c  =  Haupt- 
mühle. 

*)  M.  U.-B.  499.  557.  558.  636. 

•)  Rudioff,  Hdb.  I,  S.  218.  H,  S.  41.  431.  Vgl.  M.  U.-B.  6794  (Urk.  vom  16.  Oktober  1347, 
in  welcher  König  Karl  den  Fürsten  Albrecht  und  Johann  von  Mecklenburg  das  Land  Stargard 
und  alle  sonstigen  vormals  brandenburgischen  Lehen  als  Reichslehen  verleiht). 

*)  Rudioff,  a.  a.  O.  II,  S.  634.  638.  793.  800. 


GESCHICHTE   DER  STADT  RÖBEL.  467 

Borwin  II.  (12 19 — 1226);^)  die  Gründung  und  Einrichtung  eines  Klosters  der 
büssenden  Schwestern  in  der  Neustadt  Röbel  mit  Genehmigung  und  Unter- 
stützung des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werfe,  der  von  1235  bis  1277  regiert,**) 
der  Ankauf  des  »Düstern  Wohld«  (auf  der  anderen  Seite  der  Müritz  zwischen 
dieser  und  dem  Specker  See)  sowie  die  Erwerbung  von  fünfzehn  Hufen  zu 
Stadtrecht  in  dem  ehemals  an  den  Grenzen  der  Feldmark  Solzow  und  Zielow 
gelegenen  und  1575  nachweislich  nicht  mehr  vorhandenen  Dorfe  Küssekow 
(Kusskow)  mit  landesherrlichen  Genehmigungen,  deren  eine  von  Fürst  Niko- 
laus I.  am  25.  August  1274  und  die  andere  von  Fürst  Nikolaus  II.  (1283 
bis  13 16)  am  12.  November  1284  ertheilt  wird;')  die  Stiftung  eines  zur 
sächsischen  Provinz  des  Ordens  zählenden  Dominikaner -Klosters  sowie  die 
Bestimmung  des  Dorfes  Pribom  als  Platz  für  das  Landding  des  Landes  Röbel 
im  Jahre  1285;*)  der  weitere  Erwerb  der  vier  Kint'schen  Hufen  in  Küssekow 
durch  die  Stadt  mit  Bestätigung  von  Fürst  Nikolaus  II.  am  4.  Juni  1288;*^) 
die  Einweihung  des  Hauptaltars  in  der  St.  Nikolai -Kirche  der  Neustadt  Röbel 
durch  Bischof  Heinrich  II.  von  Havelberg  in  der  Zeit  zwischen  1270  und 
1290;  ^)    die  landesherrliche  Bestätigung  des  schon  der  Zeit  Nikolaus  I.  (f  1277) 


^)  M.  U.-B.  911.  Eine  genauere  Angabe  über  das  Jahr  der  Erhebung  des  Ortes  Röbel  zur 
Stadt  ist  dieser  Bestätigungs  -  Urkunde  vom  21.  Januar   1261   nicht  zu  entnehmen. 

')  Ueber  die  Entwicklung  dieses  Klosters  auf  dem  Grund  und  Boden  von  Malchow  s.  o. 
S.  394 — 401.  Auch  für  die  KlostergrUndung  in  Röbel  fehlt  ebenso  wie  für  die  Stadtgründung 
ein  genaueres  Datum.  Aus  der  Schenkungsurkunde  des  Fürsten  Nikolaus  I.  vom  25.  August  1274 
ist  nur  zu  ersehen,  dass  das  Kloster  damals  bereits  besteht.  Fürst  Nikolaus  überweist  für  den 
Wirthschaftsbetrieb  der  Nonnen  dreizehn  Hufen,  die  sich  auf  die  benachbarten  Dörfer  Küssekow, 
Zilow,  Priborn,  Buchholz,  Spitzkuhn  und  Bütow  vertheilen.  Davon  kommen  fünf  auf  Küssekow, 
drei  auf  Bütow  und  je  zwei  auf  die  anderen  Dörfer.  Was  wir  sonst  noch  von  dem  Büsserinnen- 
kloster  aus  der  Zeit  seines  Bestandes  in  Röbel  erfahren,  beschränkt  sich  auf  eine  Bestätigung  der 
von  Papst  Gregor  IX.  am  23.  Oktober  1232  ertheilten  Ordensregel  durch  Papst  Nikolaus  IV.  am 
I.Januar  1291  von  Orvieto  aus.  Es  handelt  sich  hiebei  für  das  innere  Kloster  um  das  Ordens- 
kleid und  die  Regel  des  hl.  Augustinus  sowie  um  die  Einrichtungen  der  Nonnen  des  hl.  Sixtus  zu 
Rom.  Dass  dagegen  für  den  äusseren  Wirthschaftsbetrieb  ganz  und  gar  die  Art  und  Weise  der 
Cistercienser- Klöster  vorbildlich  wurde,  und  zwar  in  solchem  Grade,  dass  das  Malchower  Kloster 
in  einer  päpstlichen  Bulle  vom  18.  März  1474  geradezu  als  Cistercienser  -  Kloster  bezeichnet  wird, 
ist  oben  S.  394  bereits  erwähnt  worden.  Auch  sonst  gicbt  es  Zeugnisse  über  den  gelegentlichen 
Uebertritt  der  Büsserinnen- Klöster  zu  einem  der  grösseren  Orden,  wie  den  Franziskanern  und 
Dominikanern.  Dass  aber  für  das  Leben  und  die  Wirthschafts Verhältnisse  in  einigen  dieser 
Klöster  schon  frühe  die  Regel  des  hl.  Benedikt  und  die  Einrichtungen  des  Cistercienser- Ordens 
zur  Geltung  gelangten,  beweist  eine  Bulle  des  Papstes  Gregor  IX.  vom   10.  Juni   1227,    in  welcher 

dies   geradezu    ausgesprochen    ist: inprimis    siquidem    statuentes    ut   ordo    monasticus    qui 

secundum  deum  et   beati  Benedicti   regulam  atque   institucionem  Cisterciensium    fratrum    in  eodem 

monasterio  institutus  esse    dinoscitur  perpetuis    ibidem  temporibus  inviolabiliter    observetur 

S.  Grotefend,  Die  büssenden  Schwestern   der   heiligen    Maria  Magdalena   in  Deutschland,   Mitth.  d. 
V.  f.  Gesch.  u.  Alt.  i.  Frankfurt,  VI,  S.  301  ff.     Lisch,  M.  Jahrb.  XXI,  S.  293/94. 

»)  M.  U.-B.  1342.   1757.     Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  217. 

*)  M.  U.-B.  1771.   1781. 

*)  M.  U.-B.  1962. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  151  — 154.     M.  U.-B.  7188. 

30* 


468  AMTSGERICIITSBEZIRK    HÖBET.. 

angehörenden  Wollweber- Privilegiums  vom  6.  Januar  1291;*)  eine  Schenkung 
von  Hebungen  an  das  Heiligen -Geist- Hospital  zu  Röbel  durch  den  Bürger 
Heinemann  Kint  am  19.  Februar  1298,*)  und  die  Uebersiedelung  des  ge- 
nannten Nonnenklosters  von  Röbel  nach  Malchow  im  Mai  oder  Juni  desselben 
Jahres  sowie  die  Einweisung  der  bis  dahin  in  Alt -Röbel  angesiedelt  gewesenen 
Dominikaner- Mönche  in  die  verlassenen  Wohnungen  der  Nonnen  auf  der 
Neustadt.^) 

Aus  den  wohlerhaltenen  Urkunden,  welche  diese  letztgenannte  Sache 
betreffen,  geht  ferner  mit  Bestimmtheit  hervor,  dass  das  bis  zum  Jahre  1252 
lange  und  heftig  umstrittene  Grenzverhältniss  zwischen  den  Diöcesen  Schwerin 
und  Havelberg  für  das  Röbeler  Gebiet  so  geordnet  war,  dass  die  Neustadt 
Röbel  dem  Bischof  von  Havelberg,  das  Dorf  Alt -Röbel  aber  dem  Bischof 
von  Schwerin  unterstellt  war  und  ausserdem  jeder  Bischof  seinen  Archidiakon 
dort  hatte.*)     Ferner   mag   bemerkt  werden,   dass   in   der  zweiten  Hälfte   des 

XIII.  Jahrhunderts  auch  eine  Marien -Bruderschaft  in  Röbel  bekannt  wird,  die 
ihre  Mitglieder  in  beiden  Theilen  des  Ortes  hatte,  "^j  Uebrigens  findet  sich 
die  Bezeichnung  »Altstadt«    für  Alt- Röbel   schon   bald    nach  dem  Beginn  des 

XIV.  Jahrhunderts,  doch  nur  als  Sprachgebrauch,  nicht  auch  als  Folge  einer 
besonderen  amtlichen  Erhebung,  welche  nachweislich  nicht  stattgehabt  hat.') 
Ein  (wahrscheinlich  jährlicher)  Wechsel  zwischen  altem  und  neuem  Rath,   wie 

')  M.  U.-B.  2I02.  Eine  neuere  Zunftrolie  des  Amtes  vom  30.  Januar  1463  s.  bei  Lisch, 
M.  Jahrb.  XIII,  S.  351/52:  >()k  schal  he  (der  Lehrling)  van  vnbenichteghen,  erliken,  framen 
luden  vtghekamen  wesen  vnde  ghebaren  van  alle  synen  veer  anen,  de  nicht  Wendes,  nicht  lynen- 
wefers,  nicht  pypers,  nicht  eghens  synt  ghewesen,  szo  syk  dat  behoret  in  en  werk.t 

*)  M.  U.-B.  2486. 

»)  M.  U.-B.  2503-2508. 

*)  Vgl.  M.  U.-B.  2997.  3349.  9195.  9793. 

*)  M.  U.-B.  1772.  Von  einer  Bruderschaft  S.  Petri  und  Pauli  hören  wir  zum  ersten  Mal  im 
Jahre  135 1  und  von  der  Kalands- Gesellschaft  im  Jahre  1359:  M.  U.-B.  7458.  7473.  8300.  8628. 
Noch  im  Jahre  1780  —  und  zwar  in  einem  Antwortschreiben  der  herzoglichen  Regierung  vom 
I.  November  d.  J.  —  findet  eine  Entscheidung  dahin  statt,  dass  die  Einkünfte  der  Brüderschaft, 
mit  Ausschluss  der  Altstadt  Röbel,  bloss  an  die  Neustädter  Consorten  fallen  sollen. 

«)  M.  U.-B.  3953.  Dazu  Urk.  3349.  10988.  Der  Name  > Altstädte  ist  denn  auch  im  XV. 
Jahrhundert  üblich  geblieben,  wie  die  oben  schon  citierte  Urkunde  vom  11.  November  1485  dbfcr 
den  Windmühlenberg  ivppe  der  alden  stad«  erweist.  Ebenso  im  XVI.  Jahrhundert  (s.  Visitations- 
protokoll von  1534):  Demgemäss  Urkunden  auch  noch  im  XVII.  Jahrhundert  (1631  und  1637) 
Bürgermeister  und  Rath  in  folgender  Form:  >Wir  Bürgermeister,  Rath,  Aelterleute  und  Viertheils- 
männer,  auch  allgemeine  Bürgerschaft  beider  Städte  Alten-  und  Neuen -Köbell.«  Nichtsdestoweniger 
kommt  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  durch  den  Brodneid  der  Bürger  in  der  Neustadt  ein  Streit 
auf,  der  bis  in  die  dreissiger  Jahre  des  XVIII.  Jahrhunderts  hinein  mit  grosser  Erbitterung  von 
„beiden  Seiten  geführt  wird.  Rath  und  Bürgerschaft  der  Neustadt  sprechen  der  Altstadt  das  Recht 
zum  Betriebe  der  Branntweinbrennerei  und  der  Niederlassung  von  Handwerkern  und  allerhand 
sonstigen  bürgerlichen  iKommerzient  ab  und  bemühen  sich,  die  Altstadt  wieder  zum  Dorf  herab- 
zudrücken, obwohl  sich  deren  Einwohner  darauf  berufen,  dass  sie  das  Bürgerrecht  haben  und  an 
allen  publicis  oneribus  theil  nehmen.  Die  Stadt -Akten  von  Röbel,  soweit  sie  das  Grossh.  Archiv 
besitzt,  enthalten  keine  endgültige  Entscheidung.  Es  scheint  vielmehr,  als  ob  die  Sache  mit  dem 
Absterben  der  Personen,  die  den  Streit  erregt  haben,  von  selber  zur  Ruhe  gekommen  ist. 


GESCHICHTE   DER   STADT   RÖBEL.  469 

in  anderen  Städten  des  Landes,    ist  zum   ersten  Mal  aus  einer  Urkunde  vom 
30.  März  1334  zu  erkennen.*) 

Wie  die  Entwickelungsmomente  des  XIII.  Jahrhunderts,  so  lassen  sich 
auch  die  des  XIV.  Jahrhunderts  für  die  Ortsgeschichte  kurz  zusammenfassen, 
7umal  es  bis  zum  Jahre  1362  an  grösseren  politischen  Ereignissen  fehlt.  'Als 
Dinge  von  geringerer  Bedeutung  mögen  erwähnt  werden:  die  Belehnung  des 
Ritters  Konrad  Büne  mit  dem  von  dem  Lübecker  Bürger  Gödeke  Vretup 
gekauften  Zoll  zu  Röbel  durch  Fürst  Nikolaus  II.  von  Werle  am  12.  März 
1 303 ;  *)  die  Bestimmung  der  Stadt  als  Einlager  für  die  mecklenburgischen 
und  werleschen  Fürsten  im  Falle  der  Nichterfüllung  des  Jördenstorfer  Vertrages 
vom  3.  April  1305,  an  dem  auch  Brandenburg  betheiligt  war,  und  der  seine 
Spitze  gegen  den  König  Erich  von  Dänemark  kehrte;  ^)  die  Verbindung  von 
Röbel  unter  Güstrow  als  Vorderstadt  mit  Waren,  Penzlin,  Kaien,  Krakow  und 
Flau  im  werleschen  Theilungsvertrag  vom  2.  December  13 16;*)  die  Abtretung 
des  Patronats  der  Kirche  zu  Kambs  durch  die  beiden  Fürsten  Johann  II. 
und  III.  von  Werle  an  den  Bischof  von  Havelberg  Heinrich  III.,  und  der  dafür 
erfolgte  Eintausch  des  Patronats  über  die  Präpositur  oder  das  Archidiakonat 
in  der  Neustadt  am  22.  Oktober  1320;^)  die  Theilnahme  der  Stadt  Röbel  an 
der  Bürgschaft  für  Innehaltung  des  Vertrages  zwischen  Fürst  Johann  IL  und 
Fürst  Johann  III.  über  den  Pfandbesitz  in  der  Prignitz  am  5.  Oktober  1332/) 
die  halbjährliche  Abwechslung  zwischen  den  Städten  Güstrow  und  Röbel  als 
Residenz  während  der  gemeinschaftlichen  Regierungszeit  der  Fürsten  Nikolaus  III. 
und  Bernhard  von  Werle  in  der  Zeit  von  1341  bis  1347;')  die  Verbindung 
von  Röbel  und  Wredenhagen  mit  Waren  und  Penzlin  in  dem  weiteren  wcfte- 
schen  Theilungs vertrage  vom  14.  Juli  1347,  und  der  Uebergang  der  Residenz 
von  Röbel  nach  Waren;®)  die  Einschätzung  der  Stadt  in  das  Landfriedens- 
Kontingent  mit  zehn  Mann;®)  die  Fürsorge  des  Fürsten  Bernhard  für  den 
Fischmarkt  in  Röbel  bei  Gelegenheit  des  Verkaufes  der  Vipperowschen  Ge- 
wässer an  die  Johanniter- Komthurei  in  Mirow  am  24.  April  1361,  eine  Für- 
sorge, die  in  ähnlicher  Weise  auch  später,  als  das  Land  Röbel  bereits  an 
Mecklenburg  verpfändet  ist,  von  den  Fürsten  Lorenz  und  Johann  V.  von  Werle 
bewährt  wird,    als  im  Jahre   1375    ein  Theil   der  Gewässer  der  Müritz,    welche 


*)  M.  U.-B.  551 1.  Wie  es  im  Beginn  des  XVI.  Jahrhunderts  in  Köbel  mit  dem  Rath  und 
mit  anderen  städtischen  Dingen,  z.  B.  bei  Hochzeiten,  Kindtaufen  und  in  den  Gilden  und  Aemtern 
der  Kaufleute,  Schuhmacher,  Wollenweber,  Bäcker,  Schmiede,  Schlächter  und  Schneider  gehalten 
wurde,  zeigt  der  Monnick'sche  Bericht  von   15 16  bei  Groth,  M.  Jahrb.  LVII,  S.  230/33. 

«)  M.  U.-B.  2857. 

•)  M.  U.-B.  2979.  Für  Brandenburg  wurde  die  W'ahl  des  Ortes  als  Einlager  zum  Einreiten 
auf  Salzwedel,  Spandau,  Templin  und  Sandow  beschränkt. 

*)  M.  U.-B.  3860. 

*)  M.  U.-B.  4222. 

«)  M.  U.-B.  5338. 

')  M.  U.-B.  6169. 

»)  M.  U.-B.  6779. 

•)  M.  U.-B.  7524.  7717.  7731.  7771.  7911. 


470  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

bis  dahin  die  von  Kröcher  zu  Waren  besessen  haben,  an  die  Brüder  Regendanz 
übergeht;^)  und  endlich  eine  Reihe  von  Vikareien  -  Stiftungen  und  anderer 
theils  geistlicher,   theils   weltlicher  Privat -Angelegenheiten.^) 

Das  einschneidendste  Ereigniss  des  XIV.  Jahrhunderts  ist,  wie  oben 
schon  bemerkt  worden,  die  durch  die  Erbverbrüderung  der  beiden  Häuser 
Mecklenburg  und  Werle  vom  20.  Juli  1 344  ^)  gleichsam  vorbereitete  oder  doch 
wenigstens  sehr  erleichterte  Verpfandung  von  Schloss,  Stadt  und  Land  Röbel 
durch  den  Fürsten  Bernhard  II.  von  Werle  an  den  Herzog  Albrecht  II.  von 
Mecklenburg  am  10.  März  1362.*)  Dabei  mag  nicht  übersehen  werden,  dass 
Albrecht's  ältester  Sohn,  Herzog  Heinrich  III.,  fünfzehn  Jahre  später  Bern- 
hard's  Schwiegersohn  wird,  indem  er  sich  im  Jahre  1377  in  zweiter  Ehe  mit 
dessen  Tochter  Mechthild  vermählt.  ^)  Von  dieser  Staatsaktion  zeugt  eine 
ganze  Reihe  von  Urkunden,  in  denen  alles  Nöthige  über  die  Sicherung  beider 
Häuser  gegen  einander,  die  Wahrung  des  Leibgedinges  [welches  der  Fürstin 
Elisabeth,  Bernhard's  Gemahlin  (gest.  nach  1391  und  vor  1410),  im  Lande 
Röbel  zugesagt  war],  über  die  Verpflichtungen  beider  Theile  gegenüber  den 
Schlössern  und  Burgmannen  zu  Röbel  und  Wredenhagen,  über  den  Bau  eines 
fürstlichen  Hauses  in  der  Stadt,  über  verschiedene  Huldigungen  und  Privi- 
legien-Bestätigungen, über  die  Rechte  und  die  Stellung  des  mächtigen  Ge- 
schlechts der  Flotow  auf  Burg  Stuer  und  über  die  Güter  des  Grafen  Otto 
von    Fürstenberg   im    Lande    Röbel,    die   an   dessen    Schwiegersöhne    aus    den 


*)  M.  U.-B.  8869.  10675. 

*)  M.  U.-B.  2997.  3349.  3953-  5190.  5291.  55".  5598.  6991.  7458.  7473-  7545-  8i30- 
8207.  8300.  8453.  8628.  8718.  8763.  8774.  8777.  8832.  Unter  den  Stiftungen  von  Vikareien 
sind  zu  nennen:  die  des  Neu-Röbelschen  Bürgers  Berthold  von  Zernow  in  St.  Nikolai  auf  der 
Neustadt  am  14.  Mai  1305  ob  reuerentiim  et  gloriam  dei  et  sanctissime  virginis  Marie,  sanctorum 
apostolorum  Philippi  et  Jacobi  et  sancte  virginis  Catharine,  mit  der  ausdrücklichen  Bestimmung 
darüber,  dass  das  Patronat  nach  dem  Ableben  des  Stifters  auf  den  Archidiakon  und  den  Rath  der 
Stadt  übergehen  soll,  und  mit  dem  charakteristischen  Zusätze,  dass  der  Inhaber  immer  ein  Priester 
sein  soll,  kein  Scholar,  keine  persona  infamis,  kein  bibulus,  kein  tesserator,  kein  fornicator;  die 
der  Neu-Röbelschen  Bürger  Gerhard  und  Siegfried  in  dersell)en  Kirche  am  16.  Januar  1318  ob 
reuerentiam  dei  omnipotentis,  sanctissime  virginis  et  matris  ejus  Marie  sanctique  Johannis  evan- 
geliste  et  sancti  Johannis  baptiste  sanctorumque  omnium,  mit  ähnlichen  Bestimmungen  und  Ein- 
schränkungen wie  die  vorgenannte  Vikarei;  die  vom  Dorf  und  Gut  Kelle  her  gestiftete  Pritzbuer- 
Beme'sche  Vikarei  in  St.  Marien  auf  der  Alt-tadt  am  Altar  des  hl.  Johannes  Evangelista  am 
II.  Juni  1335;  die  Vikarei  des  Neu-Röbelsclien  Bürgers  Nikolaus  von  Güstrow  in  St.  Nikolai  auf 
der  Neustadt  am  14.  August  1349  zu  Ehren  des  hl.  Apostels  Bartholomaeus ;  und  die  des  Neu- 
Röbelschen  Bürgermeisters  Ludolf  Wokers  in  derselben  Kirche  am  9.  September  1355  ohne  nähere 
Angaben.  Ferner  ist  von  der  Stiftung  eines  Altars  der  Bruderschaft  S.  Petri  et  Pauli  in  Neu- 
Röbel  im  Jahre  1351  und  sonst  die  Rede  (in  honorem  Dei  omnipotentis,  beate  Marie  virginis, 
apostolorum  Petri  et  Pauli  omniumque  aliorum  apostolorum,  trium  Regum  et  Marie  Magdalene) 
sowie  von  drei  durch  den  Rath  der  Stadt  im  Flecken  Mirow  unterhaltenen  Vikareien,  die  auf 
besondere  Beziehungen,  oder  doch  wenigstens  auf  ein  gutes  nachbarschaftliches  Verhältniss 
zwischen  Stadt  und  Johanniter -Komthurei  in  Nemerow  und  Mirow  schliessen    lassen. 

»)  M.  U.-B.  6434. 
*)  M.  U.-B.  9008. 
»)  M.  U.-B.  10988. 


GESCHICHTE   DER  STADT  RÖBEL.  471 

Familien  der  Putlitz,  Moltke  und  Maltzan  übergegangen  waren  und  deren 
Inhaber  sich  nun  mit  ihren  Mannen  dem  Herzog  verpflichten  —  zur  Sprache 
kommt. ^)  Hieran  schliesst  sich  dann  in  weiterer  Folge  ein  zweiter  Vertrag 
zwischen  den  beiden  Kontrahenten  vom  i8.  Oktober  1363  über  entstandene 
Irrungen,  sowie  das  Versprechen  des  Fürsten  Bernhard,  den  Herzog  Albrecht  zu 
dessen  geplantem  Zuge  über  die  See  mit  zwanzig  Helmen  zu  unterstützen,*) 
ferner  die  Weiterverpfändung  von  Stadt  und  Land  Röbel  durch  Herzog  Albrecht 
an  Andreas  von  Flotow  am  6.  Januar  1366,  ausgenommen  »herschop  vnde  man- 
schep,  orsedenest  vnde  kerkleen  gheystlik  vnde  werlik«,  und  endlich  — 
offenbar  nach  der  im  Uebrigen  nicht  urkundlich  bezeugten  Wiedereinlösung 
aus  der  Hand  des  Andreas  von  Flotow  —  die  Ueberweisung  von  Stadt  und 
Land  Röbel  durch  Herzog  Albrecht  an  seinen  Bruder  Johann,  den  ersten 
Herzog  der  Linie  Stargard,  welcher  die  Huldigung  der  Stadt  am  19.  Oktober 
1376  entgegennimmt.*)  Seitdem  sind  Stadt  und  Land  Röbel  zunächst  beim 
Hause  Mecklenburg- Stargard  und  dann  beim  Hause  Mecklenburg- Schwerin 
iiir  immer  verblieben.  Ja,  es  kommt  noch  vor  dem  Aussterben  des  werleschen 
Fürstenstammes  so  weit,  dass,  als  die  Fürsten  Christoph  und  Balthasar  von 
Werle  mit  ihren  Vettern,  den  mecklenburgischen  Herzögen  beider  Linien,  im 
Jahre  1415  in  Krieg  gerathen  und  Fürst  Christoph  dabei  gefangen  genommen 
wird,  Land  und  Stadt  Röbel  mit  dem  Schlosse  Wredenhagen  am  8.  März  14 16 
ohne  allen  Vorbehalt  erb-  und  eigenthümlich  an  die  Herzöge  Johann  IV.  und 
Albrecht  V.  von  Mecklenburg  sowie  Johann  II.  und  Ulrich  I.  von  Stargard 
übergehen.  Dennoch  behält  der  Besitz  den  Charakter  des  Pfandbesitzes,  wie 
sowohl  aus  der  am  20.  Februar  141 8  urkundlich  niedergelegten  Aeusserung  der 
Fürsten  von  Werle  »vnde  wy  edder  vnse  eruen  scholen  noch  willen  en  edder 
eren  eruen  desse  vorscreuene  stad  vnde  land  Robele  nummer  afflozen«  als 
auch  daraus  hervorgeht:,  dass  die  Fürsten  Balthasar,  Wilhelm  und  Christoph 
von  Wenden  am  25.  November  desselben  Jahres  von  der  Stadt  Röbel  mit 
Einwilligung  der  mecklenburgischen  Herzöge  eine  Erbhuldigung  entgegen- 
nehmen und  dafür  ihre  Privilegien  bestätigen.*)  Eine  praktische  Bedeutung 
freilich  hat  dieses  Verhältniss  nie  gewonnen,  da  sich  die  nach  dem  Aus- 
sterben des  werleschen  Mannesstammes  im  Jahre  1436  noch  übrig  gebliebene 
einzige  werlesche  Prinzessin  Katharina  im  Jahre  1454  mit  dem  Herzog 
Ulrich  II.  von  Stargard  vermählt  und  somit  die  Verbindung  beider  Lande 
befestigt.^)     Aber  ohne  Störungen  des  Besitzes  geht  es  auch  in  Zukunft  nicht 


*)  M.  U.-B.  9007.  9009.  9010.  9054.  9055.  9056.  9057.  9175.  Vgl.  Rudioff,  Hdb.  II, 
S.  464  und  640  ff.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  174.  M.  Jahrb.  XIII,  S.  188 — 196.  Beyer, 
M.  Jahrb.  XXXII,  S.  124. 

')  Zu  den  Heerfahrten  des  Herzogs  Albrecht  über  See  in  dieser  Zeit  (nach  Dänemark  und 
Schweden)  vgl.  Rudioff,  Hdb.  II,  S.  461—463. 

•)  M.  U.-B.  9207.  9437.  9768.   10853.   10904.   10934. 

*)  Rudioff,  Hdb.  II,  S.  564—568.  575—578.  —  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  191/192.  Dazu 
noch  nicht  gedruckte  Urkunden  im  Grossh.  Archiv. 

*)  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  216.  260.  Vgl.  dazu  Lisch,  Geschl.  Maltzan  III,  S.  115  (Ur- 
kunde DVII). 


472  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

ab,  denn  es  braucht  nur  daran  erinnert  zu  werden,  dass,  wie  das  Land 
Röbel  am  6.  Januar  1366  an  die  von  Flotow  und  am  10.  August  1391 
ebenso  vorübergehend  an  die  von  Grambow  verpfändet  war,*)  so  noch  im 
XVIII.  Jahrhundert  das  dazu  gehörende  Amt  Wredenhagen  mit  Eldena,  Flau 
und  Marnitz  zu  jenen  vier  Aemtern  zählt,  die  in  Folge  der  Wirren  unter 
Herzog  Karl  Leopold  vierundfünfzig  Jahre  lang  (von  1733  bis  1787)  von 
Preussen  mit  Beschlag  belegt  waren  und  nur  mit  äusserster  Mühe  von 
Mecklenburg  zurückerworben  wurden.*) 

Was  sonst  noch  an  Urkunden  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts  auf- 
zufinden gewesen,  ist  nicht  von  solchem  Belang,  dass  es  sich  verlohnte,  auf 
den  Inhalt  ausführlicher  einzugehen.  Ein  Blick  in  das  »Ordelle  Boeck  der 
Stat  Rabelc  mit  allerlei  stadtgeschichtlichen  Nachrichten  aus  der  Zeit  von 
1479  bis  1643,  2iuch  über  die  grossen  Stadtbiände  von  15 10,  1525  und  1536 
und  den  Brand  des  Pfarrhauses  auf  der  Neustadt  im  November  1539,  zeigt 
das  des  Weiteren  deutlich  genug.")  Genannt  aber  mag  werden  eine  Bruder- 
schafts-Ordnung  vom  Jahre  1402,  die  von  Mantzel  mit  einem  ganz  unsinnigen 
Titel  und  mit  vielen  Druck-  und  Lesefehlern  veröffentlicht  ist.*)  Es  ist  die  der 
Bruderschaft  S.  Petri  und  Pauli,  die  ihren  Platz  in  St.  Nikolai,  der  »Pfarr- 
kirche« ^)  der  Neustadt,  hat,  sich  der  Gunst  des  Frohstes  dieser  Kirche,  des 
Herrn  Werner  Babbetzin,  erfreut  und  auch  an  dem  Herrn  Werner  Morin  in 
»Olden  Rabel«  ein  besonders  angesehenes  Mitglied  besitzt. 

Ferner  mag  gesagt  werden,  dass  gegen  zweihundert,  grösstentheils  in 
Regesten  vorhandene  Urkunden  aus  dem  XV.  und  XVI.  Jahrhundert  sich  aus- 
schliesslich auf  die  Verwaltung  des  kirchlichen  Vermögens  von  St.  Marien  und 
St.  Nikolai  sowie  auf  das  der  »gemeinen  Bruderschaft«  S.  S.  Petri  et  Pauli 
beziehen.  Es  sind  durchweg  Schuldverschreibungen,  aus  denen  nicht  bloss 
das  Wachsen  des  Vermögens,  sondern  auch  die  vielfache  geschäftliche  Ver- 
bindung der  beiden  Kirchen -Oekonomien  mit  den  alten  Vasallen familien  auf 
den  benachbarten  Rittergütern  zu  ersehen  ist,  wie  z.  B.  von  1443  bis  1454 
mit  den  Wulf  auf  Zierzow,  von  1450  bis  1582  mit  den  in  ältester  Zeit  auf 
Ludorf  und  später  überall  bei  und  in  Röbel  reich  begüterten  Morin  (Marin), 
von  1450  bis  1543  mit  den  Knuth  auf  Priborn  und  Leizen,  von  1466  an  mit 
den  Grambow  auf  Lepzow  (Marienfelde)  und  Wildkuhl,  von  1467  bis  1567 
tnit  den  Retzow  auf  Retzow,  Rechlin  und  Leppin,  von  1468  bis  1569  mit  den 
Ketelhodt  auf  Kambs,  von  147 1  bis  1567  mit  den  Hahn  auf  Ahrensberg, 
Melz  und  Solzow,  von  1483  bis  1546  mit  den  Friberg  (Freiberg)  aufKarchow, 
1483  mit  den  Below  auf  Loppin,  von  1509  bis  1567  mit  den  Kerberg  (Kerkberg) 


1)  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  333/335.     Geschl.  Maltzan  II,  S.  524/525  (Urk.  CCCCIV). 

2)  Vgl.  V.  .Schultz,  M.  Jahrb.  LIX,  S.  1—85. 
«)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  149—153. 

*)  Btltzowsche  Ruhestunden  XXlI,  S.  16 ff.  Der  Titel  lautet:  »Einrichtung  eines  Frater- 
klosters  zu  Neuen -Röbel  von   1402.  < 

*)  .\ls  >  Pfarrkirche  <  der  Neustadt  wird  St.  Nikolai  auch  in  einem  päpstlichen  Erlass  vom 
10.  December  1371   von  Avignon  aus  bezeichnet:    M.  U.-B.  10263. 


GESCHICHTE   DER   STADT  KÖBEL.  473 

ZU  Krümmel  und  1572  mit  den  Prignitz  auf  Finken.  Von  grösserer  Bedeutung 
fiir  die  Oekonomie  von  St.  Marien  sind  im  XV.  und  XVI.  Jahrhundert:  die 
Schenkung  von  Holz  jeder  Art,  Eichen,  Eschen,  Ellern,  Birken,  Buchen  aus 
dem  Gute  Zierzow  durch  die  Wulf  im  Jahre  1443,  so  oft  und  soviel  die 
Kirche  dessen  benöthigt  sei;  eine  Reihe  von  Erwerbungen  an  Grund  und 
Boden  in  Wackstow  von  1454  bis  1500;  die  Verbesserung  der  Vikareien  an 
den  Altären  St.  Catharinae  und  St.  Philipp!  et  Jacobi  1454  durch  die  schon 
genannten  Wulf  auf  Zierzow  und  1462  durch  den  Probst  Hermann  Latzeke; 
ein  am  2.  März  1493  ertheilter  vierzigtägiger  Ablass  zu  Gunsten  der  St.  Georgs- 
Kapelle  in  der  Altstadt  Röbel;  die  Erwerbung  des  ganzen  Hofes  Lepzow 
(jetzt  Marienfelde)  von  den  Grambow  auf  Wildkuhl  in  der  Zeit  von  15 12  bjs 
15 16;  die  Schenkung  eines  (heute  noch  vorhandenen)  goldenen  Kelches  liir 
den  Altar  St.  Antonii  durch  Laurentius  Morin  im  Jahre  1533;  und  der  Schuld- 
brief des  Henning  Morin  vom  Jahre  1582  auf  zweihundert  Gulden,  welche  die 
Vorsteher  von  St.  Marien  für  gekauftes  Silber  gehoben  und  ihm  angeliehen 
haben,  nachdem  Herzog  Ulrich  vier  Jahre  vorher  dazu  die  Erlaubniss  ertheilt 
hatte.  Ebenso  haben  für  die  St.  Nikolai -Pfarrkirche  besondere  Bedeutung: 
die  Stiftung  zweier  Vikareien  im  Jahre  1410  durch  den  Probst  Werner  Babzin; 
die  Ablösung  der  Dörfer  Vipperow,  Solzow  und  Zielow  von  der  noch  im 
Jahre  1454  durch  Herzog  Heinrich  d.  ä.  von  Stargard  in  ihren  Einnahmen 
erheblich  verbesserten  Probstei  im  Jahre  1456;^)  ein  Beneficium  der  Herzöge 
Heinrich  d.  ä.  und  Heinrich  d.  J.  an  die  »Tideherren«  oder  Priester  zu  den 
St.  Marien-Zeiten  im  Jahre  1463;  die  demselben  Zwecke  dienenden  Grambow- 
schen  Stiftungen  von  Einkünften  aus  Spitzkuhn,  Vipperow  und  Nätebow  in 
der  Zeit  von  1464  bis  1468;  und  der  Fundationsbrief  des  Gregorius  Keller- 
mann vom  Jahre  1484  zu  einem  Altar  in  St.  Nikolai,  mit  Einkünften  aus 
Karchow,  Zielow,  Karbow,  Kambs,  Ludorf  und  aus  Röbel  selber. 

Endlich  verdienen  Erwähnung:  die  herzogliche  Genehmigung  zum  Bau 
einer  Windmühle  vor  der  Stadt  im  Jahre  1432  (es  kann  dies  nur  diejenige 
sein,  die  vor  der  Neustadt  liegt);*)  die  Vermehrung  der  Einkünfte  der  neu- 
städtischen Probstei  durch  Herzog  Heinrich  d.  ä.  von  der  Stargarder  Linie 
am  7.  September  1454  mit  den  später  sogenannten  Vipperowschen  Pfarr- 
hufen; die  Verpfandung  des  Dorfes  Minzow  durch  ebendenselben  im  Jahre 
1460  an  die  Stadt  Röbel;  die  Privilegienbestätigung  von  1467  durch  Herzog 
Ulrich  IL;  die  schon  oben  erwähnte  Verlassung  des  Mühlenberges  vor  der 
Altstadt,  der  den  Dominikanern  geschenkt  worden  war,  am  11.  November 
1485  an  die  Stadt;  die  Privilegienbcstätigung  des  Herzogs  Albrecht  von  1526; 
die  Genehmigung  zur  Verlegung  eines  Jahrmarktes  von  Wredenhagen  nach 
Röbel  im  Jahre  1558  (am  13.  August  von  Herzog  Johann  Albrecht  und  am 
20.  August  von  Herzog  Ulrich  ertheilt);   die  Privilegienbestätigung  durch  Herzog 


^)  Mantzel,  Bütz.  RuhesL  XX III,  S.  38/42. 

^  1550  ^^^""^  <i*c  Hälfte  des  Berges    dem    herzoglichen   Vogt   zu  Wredenhagen    überwiesen. 
Noch  nicht  gedruckte  Urkunden  im  Stadt -Archiv  zu   Röbel. 


474  AMTSGERICHTSBEZIRK  RÖBEL. 

Johann   vom    5.  August    1588    und,    als    letzte   dieser   Art,    die    von    Herzog 
Friedrich  Wilhelm  am   18.  Januar  1703. 

Ueber  den  in  der  Zeit  seines  Nachfolgers  in  der  Regierung,  des  Herzogs 
Karl  Leopold,  bis  über  1732  hinaus  mit  grosser  Erbitterung  geführten  Streit 
zwischen  Neustadt  und  Altstadt  wegen  der  von  der  letztgenannten  mit  vieler 
Zähigkeit  festgehaltenen  Bürgerrechte  ist  oben  S.  468,  Anmkg.  6,  bereits  die 
Rede  gewesen. 

Dass  der  Stadt  ebensowenig  wie  allen  anderen  Städten  Mecklenburgs 
die  bekannten  Drangsale  des  XVII.  und  XVIII.  Jahrhunderts  erspart  blieben, 
kann  man  sich  denken.  Wie  der  dreissigjährige  Krieg  das  Land  ringsum 
mitnahm,  zeigt  die  mit  Zahlen  zu  belegende  furchtbare  Entvölkerung  der 
Kirchspiele  im  Jahre  1649,  auf  die  wir  im  Einzelnen  zurückkommen  werden.*) 
1640  erlebt  die  Stadt  ganz  in  ihrer  Nähe  —  auf  dem  altstädtischen  Felde 
beim  Schaus-See*)  —  ein  Gefecht  zwischen  sieben  Kompagnien  schwedischen 
Volkes  und  den  Brandenburgern  unter  dem  Oberst  Goldacker,  wobei  zwei- 
hundert Schweden  auf  dem  Platze  bleiben.  1670  giebt  es  einen  grossen  Brand 
in  der  Neustadt,  bei  dem  auch  das  alte  Rathhaus  verloren  geht.  Auch  1727 
findet  ein  grosser  Brand  statt,  und  abermals  181 1:  da  brennen  auf  der  Alt- 
stadt dreiundvierzig  Häuser  nieder.^)  Im  Uebrigen  hat  die  Stadt  bis  in  unsere 
Tage  hinein,  fern  von  allem  Weltverkehr,  in  stiller  Abgeschiedenheit  verharrt 
und  erst  in  allerjüngster  Zeit  den  Schienenstrang  einer  Sekundär-Eisenbahn  an 
ihre  Mauern  herangelassen. 

Interessanter  ist  die  Entwicklung  der  kirchlichen  Verhältnisse.  Die 
beiden  Plebane  von  Röbel,  der  von  St.  Marien  in  Alt-Röbel  und  der  von 
St.  Nikolai  in  Neu -Röbel,  sind  zugleich  Archidiakone  ihrer  Bischöfe,  jener  der 
des  Bischofs  von  Schwerin,  dieser  der  des  Bischofs  von  Havelberg.  Das 
erhellt  schon  aus  den  urkundlich  bekannt  gewordenen  Verhältnissen  der  beiden 
ersten  Archidiakone  oder  Pröbste,  die  oft  als  Zeugen  bei  geistlichen  und  welt- 
lichen Akten  genannt  werden,  des  Johann  von  Gneve  an  St.  Marien  (1284 
bis  1308)  und  des  Johann  Storm  (1284 — 1318).*)  So  bleibt  es  denn  auch  unent- 
wegt bis  zur  Reformation  im  XVI.  Jahrhundert,  wie  es  die  beiden  General- 
Protokolle  von  1534  und  1541  geradezu  aussprechen:  »De  prawestye  mit  der 
kercken  vp  der  Oldenstadt  is  der  furstenn  lehen,  besitter  her  Johannes  Jaster, 
vorlennt  dorch  beide  furstenn  anno  xxx  (1530).«  Aehnlich  lautet  es  bei  der 
Kirche  auf  der  Neustadt,  wo  im  Jahre  1534  Herr  Heinrich  Matthäi  als  Probst 
und  Kirchherr  genannt  wird,  eingesetzt  durch  beide  Fürsten  im  Jahre  15 12. 
Ferner   geht   aus   einer  Mittheilung   im  Visitationsprotokoll   von    1534   hervor, 


^)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  140/141. 

*)  Der  Schaus-See  existiert  nicht  mehr.  Man  findet  ihn  noch  auf  der  Schmettau'schen 
Karte  in  der  Mitte  zwischen  der  Altstadt  Röbel  und  dem  Dorfe  (iotthun. 

')  Klüver,  Beschr.  Mecklenburgs  II,  S.  242.     Raabe-Quade,   M.  Vaterlandsk.  I,  S.  523. 

*)  Unter  den  vielen  Urkunden,  die  sich  hierauf  beziehen,  sind  besonders  2997  und  5598 
für  das  Doppelverhältniss  beider  geistlicher  Herren  7ai  vergleichen.  Vgl.  auch  Lisch,  M,  Jahrb. 
XIII,  S.  427. 


GESCHICHTE   DER   STADT   RÖBEL.  475 

dass  der  Schweriner  Archidiakon  über  sechs  Kirchen,  der  Havelberger  aber 
über  dreiunddreissig  Kirchen  den  Bann  oder  das  jus  synodale  hat:  »Item 
noch  heffl  de  pravest  (in  der  olden  stath)  auer  VI  parkerken  buten  Robell  dat 
geistlyke  rychte  van  olders  her«  und  »Item  noch  hefft  ock  dysse  prauest  (yn 
der  nygen  stath)  jurisdictionem  synodalem  auer  XXXIII  parkerken  vnder  em 
belegen.«^)  Da  nun  in  einer  vom  Bischof  von  Havelberg  am  19.  Februar  1298 
ausgestellten  Urkunde  ausser  dem  Pleban  von  Melz  auch  die  Plebane  von 
Dambeck  und  Leizen  als  Zeugen  aufgeführt  werden,  so  dürfen  wir  mit  Fug 
und  Recht  annehmen,  dass  die  Grenze  zwischen  den  Diöcesen  Schwerin  und 
Havelberg,  soweit  sie  im  Lande  Röbel  in  Betracht  kommt,  in  östlicher 
Richtung  vpn  Burg  und  Dorf  Stuer  (Schwerinschen  Stiftes)  auf  die  Mitte  von 
Alt-  und  Neu -Röbel  zulief  und  dabei  das  damals  zur  Parochie  Dambeck  ge- 
hörende Dorf  Minzow  auf  der  Havel bergschen  Seite  liegen  Hess.*)  Somit 
wären  die  dreiunddreissig  ^)  Kirchen  des  Havelbergers  von  dort  nach  Süden 
hin  zu  suchen,  die  sechs  Schweriner  aber  (mit  Einschluss  des  östlich  übers 
Wasser  weg  gelegenen  Dorfes  Gneve)*)  nordwärts  von  dieser  Grenze. 

Bezüglich  der  übrigen  Archidiakone  oder  Pröbste  in  Röbel  verweisen 
wir  auf  die  Personen  -  Register  des  Urkundenbuches.  Es  können  hier  nicht 
alle  Namen  aufgezählt  werden.  Wohl  aber  wollen  wir  die  Namen  der- 
jenigen vorreformatorischen  Pröbste  oder  Archidiakone  hierhersetzen,  die  uns 
im  Röbeler  Urkundenschatz  des  XV.  und  XVI.  Jahrhunderts,  so  weit  er  uns 
bekannt  geworden  ist,  entgegengetreten  sind.  Auf  der  Neustadt  sind  es: 
Werner  Babzin  (Babbetzin)  in  Urkunden  von  1389  bis  141 2;  Otto  Retzow, 
urkundlich  bezeugt  von  1454  bis  1484,  und  Hinricus  Matthäi  in  Urkunden 
von  15 12  bis  1534.  Ebenso  auf  der  Altstadt  Johannes  Morin  (f  1412),  Her- 
mann Lotzeke  in  der  Zeit  von  1454  bis  1462,  und  Johannes  Jaster  von  1530 
bis   1534. 

Ferner  mag  angeführt  werden,  was  Lisch  über  die  letzten  Zeiten  des 
Dominikanerklosters  zusammengetragen  hat:  »Das  Dominikanerkloster  zu  Röbel 
lag  in  der  Neustadt  an  der  Stadtmauer  und  »des  Klosters  Balken  waren 
in  die  Stadtmauer  gefasst.«  Es  bestand  aus  dem  »Mönchhofe«  mit  Kirche, 
Kirchhof,  Kloster  und  Baumgarten;  vor  dem  Kloster  hatte  es  eine  »Stätte«, 
drei  Buden,  an  der  Ecke  der  Mühlenstrasse  eine  Bude  und  ausserdem  in 
der  Stadt  noch  drei  Buden  (von  denen  fünf  Buden  im  Jahre  1620  ab- 
brannten), einen  Teich  (Mönchteich)  und  mehrere  Ländereien  und  Holzungen 
in  der  Gegend  der  Stadt.  Wann  das  Kloster  säkularisiert  worden,  ist 
ungewiss,  wahrscheinlich  zwischen  1530 — 40.  Als  im  Jahre  1558  (nach 
Latomus   in  Westph.  Mon.  ined.  IV,  234)   der   letzte   Prior  Thomas   Lamberti 

*)  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII,  S.  117. 

*)  M.  U.-B.  2486.  Vgl.  auch  Lisch,  M.  Jahrb.  XIX,  S.  403;  er  zieht  die  Grenze  im 
Allgemeinen  ebenso,  spricht  sich  aber  über  die  Dörfer  Minzow,  Leizen  und  Dambeck  nicht 
weiter  aus. 

')  Nicht  dreiundzwanzig,   wie   es  versehentlich  im  M.  Jahrb.  XIII,  S.  427,  hei-^st. 

*)  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  121. 


476  AMTSGKRICHTSBEZIRK   KÖBEL. 

gestorben    war,    ward    das    Kloster    allmählich    abgebrochen    und    die    Steine 
wurden    nach  Wredenhagen   zum  Bau   gefahren.     Im  Jahre    1568  stand  (nach 
Archiv -Akten)   das   Kloster   wüste,   es   wurden   Steine   davon    verschenkt  und 
verkauft;    1577   grenzte    noch    eine    Scheuer   an    den    Chor   der  Kirche,    1602 
lag    auf   dem    Platze,    wo    die   Kirche    gestanden    hatte,    noch   Steingrus.     In 
dieser  Zeit  werden  die  Chorstühle   in  die   neustädter  Kirche  geschafifl  worden 
sein.     Von  Leichensteinen   und   anderen   Alterthümern,    da   das   Kloster   auch 
ein  fürstlich -werlesches  Begräbniss  war,  ist  wohl  manches  untergegangen;    die 
Urkunden  fehlen  ganz.     Am  17.  Mai   1587  schenkte  der  Herzog  Karl   seinem 
Hofprediger    Mag.  Johannes    Andreae    zu    Mirow    aus   Dank    für    seine    gute 
Amtsführung    »eine  wüste  Stätte   auf  dem  Mönchhofe,   wo  zuvor  das  Kloster 
gestanden   hatte,«    zum   erblichen   Eigenthum.     Am    15.  April    1589  verkaufte 
Mag.   Andreae    das    Haus,    welches    er    auf   dem    Mönchhofe    zu    Röbel    ge- 
bauet  hatte,    nebst    der   dazu    gehörigen    Stätte    an    den    Amtmann   Joachim 
Schröder  zu  Mirow,  und  am  24.  Februar  1605  verkauften  J.  Schröder's  Erben, 
zu   Röbel   wohnhaft,    »die  wüste   Klosterstätte   zu   Röbel,   so   weit  das   ganze 
Gebäu  des  Mönchklosters   in   seiner  Circumferenz   begriffen   gewesen   und   ge- 
standen,  mit   aller  Gerechtigkeit,   ausgenommen   den  Theil,   den  der   Zimmer- 
mann   Berend    bewohnte,«     an   Joachim    von    Below    auf    Hinrichsberg.     Die 
von  Below  baueten   hier   einen  Hof  und  besassen   denselben  mit  alter  klöster- 
licher   Freiheit.     Gegen    die   Mitte    des   XVII.  Jahrhunderts   war   Hieronymus 
Gerlach    Sandprobst    des    Klosters   Dobbertin   geworden;     im   dreissigjährigen 
Kriege    war    des   Klosters    Kornhaus    ganz    »heruntergerissen«    und    Below's 
Mönchhof  »sehr  ruinirt«.    Weil  nun  die  Below  den  Hof  nicht  benutzen  konnten 
und  Gerlach   gerne   seinen  Verpflichtungen   nachkommen    wollte,   so  verkaufte 
am    16.  April    1651    Ike  von   Below   seinen    »in   Röbel    belegenen   Klosterhof 
mit   dem    Hause,    mit  Kirchstühlen   und  Begräbniss    in    der  Altstadt  und  Neu- 
stadt, mit  allen  Freiheiten    und  Gerechtigkeiten,    als   eine  unstreitige   fürstliche 
Freiheit   und  Gerechtigkeit«  an  Hieronymus  Gerlach  zu   einem  Erbkaufe.     So 
kam   der  Hof  in   bürgerlichen  Besitz,   wenn   auch    noch   lange   über   die  Frei- 
heiten  desselben   gestritten  ward.     Im  Jahre  1702    besass   den  Hof  noch  Ger- 
lach's  Sohn,  der  Burgemeister  Hieronymus  Christoff  Gerlach,  und  die  von  Below 
machten  einen  vergeblichen  Versuch,  den  Hof  zu  reluieren.«  ^) 

Als  erster  Prädikant  im  Sinne  der  neuen  Lehre  wirkt  auf  der  Neustadt 
der  von  Herzog  Heinrich  berufene  Nikolaus  Francke.  Er  wird  1539  in  Ver- 
bindung mit  einem  Brande  seines  Hauses  in  dem  »Ordelle  Boeck  der  Stat 
Rabel«  genannt.  Aber  schon  1541  finden  wir  nach  Ausweis  des  Visitations- 
protokolles  auf  der  Neustädter  Probstei  und  Pfarre  Ern  Joachim  Kunicke  und 
neben  ihm  auf  der  Altstädter  Probstei  und  Pfarre  Ern  Joachim  Priepert  (Pripert, 
Prieperde).     Beide  werden  als    fromme  und  gelehrte  Leute  gerühmt. 

*)  Einen  Zusatz  über  die  letzten  Schicksale  des  letzten  Dominikaner  -  Priors  Thomas  Lam- 
pertus  findet  man  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXII,  S'  153.  —  Die  Angabe  eines  Franziskanerklosters 
in   Kübel  im  Ortsregister  des  XX.  Bandes  beruht  auf  einem  Irrthum;    ein  solches  hat  es  in  Röbel 

niemals  gegeben. 


GESCHICHTE   DER   STADT   RÖBEL.  477 

Bleiben  wir  nun  zunächst  bei  der  Altstadt.  Priepert  stirbt  1557.^) 
Neben  ihm  wirkt  als  Diakonus  seit  1551  Jakob  Berg  (Montanus),  der  als 
solcher  auch  unter  dem  auf  Priepert  folgenden  Probst  Laurentius  Regedantz 
weiter  wirkt  und  als  zweiten  Diakon  einen  Joachim  Gabler  zur  Seite  hat 
(s.  Kelch  in  St.  Marien),  dann  aber  selber  Probst  wird  und  bis  1592  lebt.*) 
Auf  Berg  folgt  an  erster  Stelle  Augustin  Raderecht  von  1593  bis  1631. 
Als  Diakonus  neben  Berg  und  Raderecht  wirkt  über  vierzig  Jahre  lang  Johann 
Möller,  nämlich  von  1568  bis  1610.  Zugleich  mit  ihm  wird  in  der  Zeit  von 
1568  bis  1573  2i's  Prädikant  der  Vikar  oder  Diakonus  Paul  Drewes  genannt,  der 
für  die  Altstadt  wie  auch  für  die  Neustadt  mitgewirkt  zu  haben  scheint.  An 
derselben  zweiten  Stelle,  die  Möller  bis  zu  seinem  Tode  im  Oktober  1610 
innehat,  finden  wir  nachher  von  161 2  an  Ernst  Schwichtenberg  (gestorben 
8.  Februar  1622)  und  darauf  Daniel  von  Ankum,  der  nach  Berg's  Tode  163 1 
in  die  erste  Stelle  einrückt,  1638  von  der  Pest  weggerafft  wird  und  von  1632 
an  als  Diakon  neben  sich  den  Heinrich  Burmeister  hat,  der  im  August  1638, 
nach  Ankum's  Tode,  in  die  erste  Stelle  einrückt,  aber  schon  vor  dem  Monat 
Oktober  desselben  Jahres  ebenfalls  von  der  Pest  ereilt  wird.  Er  scheint  auch 
in  der  Neustadt  als  Diakon  gedient  zu  haben  (s.  u.).  Man  sieht  an  diesen 
redenden  Thatsachen  die  Noth  der  Zeit  und  das  Elend  des  dreissigjährigen 
Krieges  auch  in  der  Stadt.  1639  wird  M.  Joachim  Hase  (Hasenius)  aus 
Wesenberg  berufen,  er  stirbt  1669.  Neben  ihm  wirkt  als  Diakon  für  die 
Neustadt  wie  für  die  Altstadt  Joh.  Hagemann  seit  dem  i.  August  1657. 
Hagemann  rückt  nach  Hase's  Tode  1669  in  die  erste  Stelle  auf,  neben 
ihm  wirkt  als  Diakon  Joh.  Brallius,  der  als  solcher  in  Aktenstücken  von  1671 
vorkommt  und  am  23.  März  168 1  stirbt.  Der  Nachfolger  von  Brallius  ist 
Christian  Albert  Hink  (Hincke)  seit  dem  8.  Oktober  1682.  Nach  Hagemann's 
Tode  (11.  Mai  1685)  wird  Hink  erster  Pastor  der  Altstadt;  seit  1705  Prä- 
positus,  stirbt  er,  84  Jahre  alt,  am  7.  Juni  1740.  Da  von  1685  kein  Diakon 
neben  ihm  genannt  wird,  so  mag  der  im  November  1686  berufene  und  am 
16.  December  171 7  verstorbene  Diakon  der  Neustadt,  Christian  Pristafif,  auch 
als  Diakon  der  Altstadt  fungiert  haben.  Von  17 19  an  aber  finden  wir  wieder 
einen  Diakon  der  Altstadt  neben  Hink,  es  ist  Joh.  Christoph  Schertling,  der 
den  alten  Hink  um  zwei  Jahre  überlebt  und  somit  ganz  kurze  Zeit  sein  Nach- 
folger ist,  nämlich  bis  zum  24.  December  1742.  Es  folgt  der  Sohn  Dietrich 
Christian  Schertling,  vom  10.  März  1743  bis  zum  14.  Februar  1754.  Ein  be- 
sonderer Diakon  der  Altstadt  wird  nicht  neben  ihm  genannt,  ebenso  nicht 
neben   seinen   Nachfolgern:   Joh.  Ehrenfried    Schröder   (vom  August  1754   bis 


*)  Nicht  1551,  auch  nicht  1568,  wie  sonst  angegeben  wird. 

*)  Die  Deutung  des  korrumpierten  Namens  REG[)ANTVP  (vgl.  den  hier  angezogenen 
Kelch  in  St.  Marien)  auf  Regedantz  gewinnt  dadurch  an  Wahrscheinlichkeit,  dass  das  Inventar 
von  181 1  ein  längst  verschwundenes  Epitaphium  mit  langer  Inschrift  beschreibt,  in  welchem  die 
Gattin  des  Jakob  Berg,  der  unter  dem  Probst  Laurentius  R.  als  Diakonus  diente,  den  Namen 
Kunigunde  Regedantz  führt.  Jakob  Berg  wird  somit  der  Schwiegersohn  seines  Frohstes  ge- 
wesen sein. 


478  AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEL. 

ZU  seinem  Tode  am  9.  März  1772),  Joh.  Jakob  Becker  (introduciert  22.  August 
1773  "^^  gestorben  6.  Juni  1777)  und  Johann  Heinrich  Behrens  (von  1778 
an,  Präpositus  seit  1804  und  gestorben  am  23.  Juli  1813).    Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Jetzt  zur  Neustadt  zurück.  Nach  Joachim  Kunicke  wird  1549  Ernst 
Rothmann  als  Prädikant  genannt,  der  später  Probst  und  Hofprediger  des 
Herzogs  Johann  Albrecht  wird.  Nach  ihm  nimmt  Bartholomaeus  Sperling  die 
Stelle  des  Probstes  ein,  wir  finden  ihn  in  den  Kirchenakten  von  1562  an  und 
über  1581  hinaus.  Neben  ihm  an  zweiter  Stelle  wirken  Jürgen  Buchholz 
(nachzuweisen  zwischen  1568  und  1577)  sowie  Thomas  Schmidt  (Faber,  Fa- 
britius),  der  1579  bereits  da  ist,  aber  schon  vor  dem  Advent  von  1586  stirbt. 
Als  Probst  von  St.  Nikolai  wirkt  darauf  Samuel  Häseke  (nachzuweisen  von 
1589  an,  gestorben  vor  1604).  Um  1604  beruft  Herzog  Karl  den  Matthäus 
Kuno,  der  im  Jahre  161 7  stirbt.  Neben  ihm  wird  Mauritius  Sadler  (Sadeler) 
genannt,  der  aber  schon  am  5.  März  1615  stirbt.  Mit  der  schon  im  selben 
Jahre  erfolgenden  Berufung  des  Sohnes  Andreas  Sadeler  (•{•  161 8)  hat  der 
Rath  der  Stadt  kein  Glück,  da  der  Herzog  Adolf  Friedrich  diesen  Eingriff 
in  sein  Patronatsrecht  Anfangs  zurückweist  und  den  M.  Georg  Kienast  (Kenast) 
161 7  einsetzt,  der  ebenso  wie  seine  Amtsbrüder  auf  der  Altstadt  entweder 
1637  oder  1638  vom  Tode  hingerafft  wird.  Neben  Kienast  werden  als 
Diakoni  genannt  Laurentius  Dinte  (berufen  1620,  schon  gestorben  1621), 
Christian  Leomann  (162 1,  1636  noch  im  Amt)  und  ein  Amsel,  der  1630  ge- 
storben sein  soll.*)  Von  1638  an  aber  hat  die  Neustadt  wieder  ihren  eigenen 
Diakon  in  Joach.  Baumann,  der  1656,  als  wieder  geordnetere  Verhältnisse  ein- 
treten, erster  Pastor  wird  und  im  Juni  1671  stirbt.  Neben  ihm  von  1656  an, 
als  Diakon  für  Alt-  und  Neustadt,  der  obengenannte  Hagemann.  Baumann's 
Nachfolger  ist  Friedr.  Neander  (seit  1672,  aber  schon  todt  im  März  1673).  Als 
Hauptpastoren  folgen  Friedrich  Dörk  (Dörkes,  vom  Oktober  1674  an,  ge- 
storben 24.  Februar  1704,  Präpositus  seit  1688)  und  Joh.  Christian  Siggelkow 
(vom  Januar  1705  an  bis  zu  seinem  Tode  am  11.  April  1747).  Als  Diakoni 
wirken  neben  beiden  Christian  Pristaff  (1686 — 17 17,  s.  o.),  Gottfried  Krück 
(1719 — 1732)  und  vom  December  1732  an  Joh.  Joachim  Duncker,  der  1748 
Präpositus  wird  und  am  19.  December  1757  stirbt.  Ihm  folgt  an  erster  Stelle 
mit  dem  Namen  des  Grossvaters  (s.  Altstadt)  Joh.  Christoph  Schertling,  der, 
am  26.  März  1747  introduciert,  1759  Präpositus  wird,  1797  sein  Jubiläum  feiert 
und  am  15.  Mai  1804  aus  dem  Leben  scheidet.  Als  Diakoni  wirken  neben 
ihm  Otto  Heinr.  Möhring  (1759 — 1789),  Ad.  Gottlieb  Susemihl  (1789 — 1797, 
später  in  Kreien)  und  Gottlieb  Theod.  Zehlicke,  der  1813  Präpositus  wird  und 
am  6.  September  1834  stirbt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

^)  Wir  finden  den  Namen  des  Amsel  bei  Schröder,  Kirchengesch.  M.'s  I,  S.  424,  und  darauf 
auch  im  Cleemann'schen  Syllabus  Gustroviensium,  sind  ihm  aber  in  den  uns  zugänglichen  Akten 
nirgends  begegnet. 


Blick  auf  die  Marienkirche  zu  Kähel  (von  der  Wusserseite  her). 


St.  Marien  auf  der  Altstadt 


IlManbeschreibung.  Die  Kirche  ist  ein  Hallenbau  von  Backstein  mit  drei  Beschrei- 
***  gleich  hohen  Schiffen  und  mit  einem  platt  abschliessenden  einschiffigen  b'^'^S  des 
Chor.  Während  dieser  noch  ganz  den  Eindruck  eines  Baues  aus  der  ersten  Baues. 
Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  macht,  sieht  man  dem  Langhause  sehr  bald  die 
Umgestaltung  in  späterer  Zeit  an,  ja  die  Netz-  und  Sternwölbung  kann  sogar 
recht  gut  dem  XV.  Jahrhundert  angehören,  doch  fehlt  es  darüber  an  Doku- 
menten. Der  Thurm  aber  in  seiner  jetzigen  neugothischen  Gestalt  ist  von 
dem  Baurath  Krüger  in  der  Zeit  von  1849  ^'^  S'  ausgeführt.  Der  alte  Thurm 
ermangelte  der  Spitze,  wie  dies  auf  einer  Abbildung  bei  Lisch,  Mecklenburg 
in  Bildern  IV,  S.  49  ff.  zu  sehen  ist.  Er  war  mit  einem  Satteldach  versehen. 
Im  Gemeindehause  fehlen  alte  Kapitelle  ganz  und  gar,  dagegen  finden  sich 
solche  im  Chor.  Hier  entsprechen  sie  als  runde  Wulste  den  Bündel-Rund- 
stäben unter  den  Schildbögen  und  den  Diagonalrippen  der  Kreuzgewölbe.  Das 
Langhaus  ist  mit  sechs  Gewölben  eingedeckt.  Es  sollte  deren  ursprünglich 
neun  haben,  es  sind  jedoch  nur  die  dem  Chor  zugewandten  ersten  sechs  aus- 
geführt, die  drei  westlichen  hat  man  sich  gespart.  Der  so  gebildete  ungewölbte 
Raum  ist  durch  eine  Wand  von  der  übrigen  Kirche  geschieden  und  dient 
jetzt  als  Vorhalle.  Die  älteren  noch  an  die  Backofenform  erinnernden  Kreuz- 
gewölbe des  Chors  zeigen  Rippen,  die  aus  der  Form  des  Rundstabes  gebildet 
sind,  die  des  Langhauses  dagegen  verrathen  mit  ihren  birnförmig  profilierten 
Rippen  die  spätere  Gothik.  Doch  haben  die  unter  ihnen  stehenden  Pfeiler 
ihren  frühgothischen  Charakter  bewahrt,   nur  sind  sie,    wahrscheinlich  bei  Ein- 


48o 


AMT.SUKRICinsUli/.lkK    RÖliEI.. 


Setzung  der  Gewölbe,  ihrer  Kapitelle  verlustig  gegangen,  die  sie  einst  gehabt 
haben  werden.  Die  Fenster  der  Kirche  sind  sämmtlich  Schlitzfenster  mit  leise 
gespitztem  BogenschUtss  ans  der  Zeit  des  üeberganges  vom  romanischen  zimi 
golhischen   Stil.     Auch   sonst   hat    die    Kirche   in    ihrem  Aeusseren    sich    den 


Röbel  (nach   Zeichnung  von   KrUgcr). 


spätromanischen  Charakter  erhalten, '  wie  Sockel,  Lisenen,  Reste  von  Rund- 
bogen-Friesen und  die  schönen  frühgothischen  Portale  auf  der  Nord-  und 
Südseite  beweisen.  Auf  der  Nordseite  des  Chors  liegt  die  Sakristei,  die  mit 
einem  Kuppelgewölbe  geschlossen  ist. 

Üb  die  Kirche  auf  einem  heidnischen  Burgwall  oder  gar  auf  einer  heid- 
nischen Tempelstätte  erbaut  sei,  können  wir  dahingestellt  sein  lassen:  Lisch, 
M.  Jahrb.  VIII,   S.  1 14.      XIII,  S.  4*5-      Beyer,   M.  Jahrb.  XXXII,  S.  119. 


s  der  Marienkirche  /u  Köbel.     Blick  auf  den  Allar, 


ST.   MARIEN   ZU   KÜBEL.  48I 


482  AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEL. 

Wand-  Wandmalereien.    Als  bei  der  Restaurierung  der  Kirche  im  Jahre  1850 

maiereien.  auch  die  Dekorierung  der  Wände  und  Gewölbe  in  Ueberlegung  gezogen  und 

zu  diesem  Zweck  der  Kalkputz  aus  dem  Jahre  1701  entfernt  wurde»  fanden 
sich  alte  Wandmalereien  von  höchstem  Interesse.  Doch  glaubte  man  damals, 
auf  ihre  Wiederherstellung  verzichten  zu  sollen,  und  begnügte  sich  deshalb 
mit  der  Anfertigung  von  Kopien  durch  den  Hofmaler  C.  Schumacher.  Die 
Malereien  selber  wurden  daher  wieder  zugedeckt.^)  Von  diesen  Kopien,  die 
im  Grossh.  Museum  aufbewahrt  werden,  hat  Lisch  die  wichtigsten  in  der 
Zeitschrift  für  Bauwesen,  1852,  August,  veröffentlicht  und  mit  einem  Text 
begleitet,  den  wir  hier  sammt  den  Zeichnungen  wörtlich  wiedergeben: 

»Das  Schiff  hat  vor  der  Uebertünchung  mit  Kalk  im  Rohbau  gestanden. 
Der  Chor  ist  dagegen  ganz  bemalt.  Um  diese  Malereien  gut  aufnehmen  zu 
können,  ward  der  Chor  zur  Zeit  der  Erbauung  mit  einem  ganz  dünnen,  festen, 
glatten  Kalkputze  bedeckt.  Es  ist  gewiss  irrig,  wenn  man  glaubt,  dass  die 
alten  Ziegelkirchen  immer  ganz  im  Rohbau  und  gefugt  gestanden  hätten; 
vielmehr  ist  überall,  wo  Malereien  angebracht  werden  sollten,  der  Grund  fest- 
geputzt. Es  sind  schon  Seitenkapellen  entdeckt,  welche  ganz  geputzt  und 
bemalt  sind.  Die  Malerei  des  Chores  ist  folgendermassen  konstruiert.  Auf 
dem  Fussboden  stehen  ringsumher  niedrige  Rundbogen -Arkaden  *)  welche  in 
den  Putz  leicht  eingerissen  und  gemalt  sind.  Diese  Arkaden  stehen  auf 
kurzen,  mit  einer  dünnen  Platte  bedeckten  Pilastem,  auf  denen  Halbkreis- 
bogen ruhen,  welche  aus  abwechselnd  rothen  und  blauen  Quadern  gemalt 
sind.  Die  Flächen  unter  diesen  Arkaden  sind  nicht  gemalt,  sondern  zeigen 
den  ungefärbten,  gelblichgrauen,  festen  Putz.  Darüber  sind  die  Wände  bis 
zu  den  Gewölben  ganz  roth  gemalt  und  gross  quadriert,  so  dass  Steine,  von 
grösserem  Format  als  Ziegel,  nachgeahmt  werden;  diese  übrigens  einfache, 
jedoch  sehr  hübsche  Malerei  ist  also  ganz  dekorativ.  Das  Roth  ist  äusserst 
schön  und  milde,  und  fast  mehr  orange  als  roth.  Die  beste  Ansicht  giebt 
die  am  vollständigsten  dekorierte  und  erhaltene  westlichste  Hälfte  der  Süd- 
wand. Die  Quadrierung  ist  durch  Linien  hervorgebracht,  welche  bald  weiss 
sind,  bald  mehr  ins  Bläuliche,  bald  ins  Graue  spielen.  Die  Fensterlaibungen 
sind  weiss.  Die  Wulste,  welche  die  Fenster  einfassen,  sind  rein  dunkelziegel- 
roth;  in  der  Wölbung  der  Fenster  sind  diese  rothen  Wulste  mit  wechselnden 
halben  Scheiben  aus  blauen  und  weissen  koncentrischen  Kreisen  verziert:  eine 
Verzierung,  welche  an  eine  sehr  frühe  Zeit  erinnert.  Mit  eben  solchen  halben 
Scheiben  sind  die  dunkelziegelrothen  Gewölberippen  oder  Wulste,  welche  die 
Seitenwände  von  den  Gewölben  scheiden,  verziert.  Um  aber  die  rothen 
Wandflächen  etwas  zu  brechen,  sind  die  Fenster  mit  breiten,  weissen  Pilastem 
auf  den  Wandflächen  eingefasst;  die  Pilaster  haben  fein  in  Grau  gezeich- 
nete, jedoch  schon  sehr  verwischte  Kapitale,  welche  weisse  Bogen  über  den 
Fensterwölbungen  tragen.  Die  schmalen  Wandflächen  oder  Pfeiler  zwischen 
je  zwei  also  gekuppelten  Fenstern  werden  von  diesen  Pilastem  gerade  gefüllt, 
und  sind  mit  bläulichen,  senkrechten,  wellenförmigen  Parallelbändern  ge- 
schmückt. Eben  so  sind  die  Konsole,  welche  den  Gurtbogen  zwischen  beiden 
Gewölben  tragen,  mit  schuppen  form  igen  Verzierungen  bedeckt,  an  der  Süd- 
wand in  Blau,  an  der  Nordwand  in  Roth.  Neben  den  Fenstern  stehen  auf 
weissen  Scheiben  die  in  Hochroth  schön  ausgemalten  bischöflichen  Weihkreuze 


»)  M.  Jahrb.  XVI,  S.  290/91.     XVII,  S.  376—385. 

*)  Aehnliche  Arkaden  und  Wandmalereien  sind  zu  derselben  Zeit  in  der  auch  im  Ueber- 
gangs- Stile  erbaueten  Kirche  7.11  Methler  bei  Dortmund  entdeckt.  Vgl.  Deutsches  Kunstblatt  1851, 
No.  39,  .S.  308. 


Hauptansichl  des  Chors. 

ST.  MARIEN  ZU  ALT-RÖBEL. 


6: 

ii 


Verzierung  des  ßsilichen  (inrUrayens. 


WANDMALEREIEN    IN    ST.    MARIEN   ZU   RÖBEI,.  483 


Oestliche.o  üe^üllie  Oestliches  Gewölbe 
des  Chors,   nördliche  des  Chors,  südliche 
Kappe.  Kappe- 
Rundbild  im  Schlus!  des  östlichen  Chorgewölbes. 


484  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

mit  rothen  und  blauen  Blatt  Verzierungen.  Die  (jewölberippen  sind  mit 
mehreren  Bändern,  abwechselnd  in  Blau  und  Gelb,  Roth  und  Weiss,  Blau 
und  Roth,  auch  Roth  mit  halben  Scheiben  in  Blau  und  Weiss  bemalt.  Die 
Gewölbekappen  sind  weiss  geputzt,  tragen  aber  auf  dem  weissen  Grunde 
einen  reichen  Schmuck  in  Malereien  von  Arabesken  und  Figuren.  Die  Ara- 
besken sind  noch  sehr  natürlich  gehalten.  Unmittelbar  an  deo  Gewölberippen 
liegen  nach  oben  sich  verjüngende  Baum-Aeste,  von  denen  Zweige  auslaufen, 
welche  sich  in  Ranken  und  Blättern  verlieren.  Wo  dieses  Gezweige  zu  voll 
werden  wurde,  sind  Aeste  als  abgehauen  dargestellt.  In  dem  östlichen  Ge- 
wölbe sind  alle  Arabesken  nur  gelb;  in  dem  westlichen  Gewölbe  sind  sie 
abwechselnd  roth  und  blau.  Das  westliche  Gewölbe  hat  einen  Schlussstein. 
Das  östliche  Gewölbe  hat  statt  dessen,  wie  viele  Kirchen  in  der  Mitte  des 
Landes  um  die  Stadt  Güstrow  aus  derselben  Bau -Periode,  eine  mit  einem 
Wulst  umfasste  Scheibe,  welche  hier  zu  einem  Medaillon  benutzt  ist.  Der 
westliche  Gurtbogen  zwischen  Chor  und  Schiff,  der  arcus  triumphalis,  unter 
welchem  das  grosse,   aus  Holz   geschnitzte  Krucifix   mit  Maria  und  Johannes 


Aus  des  östiichen  Gewölbekappe  des  westlichen  ('horgewülbes. 

Steht,  ist  schlechtweg  roth  quadriert.  Der  östliche  Gurtbogen  zwischen  dem 
ersten  und  zweiten  Chorgewöibe  ist  aber  sehr  reich  und  eigenthümlicb  be- 
malt. Auf  gelbem  Grunde  stehen  neun  Medaillons,  welche  in  grauem,  gell>em, 
blauem  oder  rothem  Grunde  eben  so  viele  Brustbilder  weltlicher,  wie  es 
scheint  fürstlicher  Personen  tragen.  Leider  lassen  sich  die  Personen  wohl 
nicht  ermitteln;  wahrscheinhch  sind  sie  aber  ans  der  Familie  der  (unten  zu 
nennenden)  im  Jabre  1283  verwittweten  Fürstin  Sophie  von  Werle.  Zwischen 
je  zwei  Medaillons  stehen  auf  dem  gelben  Grunde  des  Gurthogens  schöne 
Blätter -Arabesken  in  Rothbraun,  mit  weissen  Rippen,  und  begleitenden  Blätter- 
formen  in  Blau  und  Weiss.  Die  Seitenflächen  des  Gurthogens  sind  gelb  und 
weiss  (}uadriert.  Eine  höchst  wichtige  Verzierung  steht  über  dem  westlichen 
Fensterpaare  der  Südwand,  der  jetzt  zugemauerten  Rund  bogen  pforte  des 
Chores  gegenüber,  nämlich  ein  grosses  Wappen  der  I-'ürsten  von  Werle,  im 
gelben  Schilde  ein  schwarzer  Stierkopf,  ganz  in  den  Formen,  wie  es  die 
Siegel  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts  zeigen.« 

"Die  Malereien  an  den  Gewölben  sind  ebenso  merkwürdig  für  die 
höhere  Kunstgeschichte,  als  die  Dekoration  der  Wände  von  Einfluss  auf  die 
Verzierung   der    Ziegelkirchen    sein    mag;    diese  Gemälde    tragen    den    unver- 


WANDMALEkEIEN    IN    ST.    MARIEN    ZU   RÖBEL. 


485 


kennbaren  Charakter  des  XIII.  Jahrhunderts,  sowohl  in  dem  Geiste  der  Kom- 
position, als  in  den   Konturen  der  Ausfdhning.i 

•  Oestliches  Chorgewölbe  (über  dem  Altare).  Die  Arabesken  dieses 
Gewölbes  sind  ganz,  und  nur  gelb;  die  Farben  der  Figuren  sind  blau,  roth, 
gelb;  das  Gelb  ist  vorherrschend.  Auch  die  Heiligenscheine  sind  in  Gelb 
oderRoth.   i.Oest- 

liche   Gewölbe- 
kappe. Die  Kreuzi- 
gung  Christi.     In  — 5^,^ 
der  Mitte  Christus                     '->  ^| 

an  einem  T-fÖrmi-      ■^'-~       -^.y  (       ■ 

gen    Kreuze    hän-  f'_ 

gend.     mit    einem  ^  ":. 

anliegenden  ~* 

Schurze  von  den 
Rippen  bis  gegen 
die  Kniee  beklei- 
det, mit  einer  ro- 
then  Scheibe  um 
das  Haupt,  welches 
den  Querbalken  di 


ü  der  südlichen  Gew8Ibeknppe  des  westlichen  Chorgewölbes. 


Kreuzes  Überragt.  Unter  dem  Kreuze  sind  zwei  kleine 
Figuren  ohne  Heiligenschein,  entweder  die  Donatoren,  oder  Maria  Magdalena 
und  Joseph  von  Arimathia.  Ueber  dem  Kreuze  schweben  unter  einer  an  die 
Schlussscheibe  gelehnten  Wolke  Kngel,  von  denen  jedoch  niclit  viel  mehr  zu 
erkennen  ist.  An 
jeder  Seite   dieser 

Kreuzigungs-  Dar- 
-stellung  steht  eine 
Figur,  welche  fast 
noch  ein  Mal  so 
gross  ist,  als  die 
Figuren  der  Kreuzi- 
gungs-Gruppe: 
rechts  vom  Kreuze 
Maria,  links  Johan- 
nes Ev.  —  2.  Nörd- 
liche Gewölbe- 
kappe. Eine  weib- 
liche Heilige,  die 
heil.   Katharina  (?), 

deren  Verehrung 
im    Mittelalter    an 

einem  Neben- 
Altare  der  Kirche 
vorkommt.  —  3. 
Südliche  Gewölbe- 
kappe. Ein  anbetender  männlicher  Heiliger,  wahrscheinlich  der  Apostel  An- 
dreas. —  4.  Westliche  Gewölbekappe.  Ein  anbetender  kleiner,  geflügelter 
Engel,  mit  Über  die  Brust  zusammengelegten  Armen  und  gekreuzten  Beinen. 
—  Das  Medaillon  auf  der  SchUissscheibe  enthält  das  Brustbild  des  segnenden 
Christus  in  Wolken, ■. 

^Westliches    Chorgewölbe.      Die  weniger   reichen  .\rabesken  haben 
rothe  oder  blaue  Zweige  und  Blätter.     Auch   in  den  Figuren  sind  Roth  »nd 


Aus  der  westlichen 

(iewölbekappe  des 

östlichen  Chorgewölbes. 


Aus  der  nördlichen 
Gewölbekappe  des  westlichen 

Choi^ewÖlbes. 


486  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

Blau  vorherrschend.  5.  Oestliche  Gewölbekappe..  Der  heilige  Georg,  den 
Lindwurm  tödtend.  —  6.  Nördliche  Gewölbekappe.  Ein  männlicher  Heiliger 
in  Ritterrüstung,  mit  einem  Schwerte  in  der  Hand:  der  heilige  Heinrich  oder 
der  heilige  Alexander?  —  7.  Südliche  Gewölbekappe.  Simson,  den  Ijöwea 
zerreissend,  —  8.  Westliche  Gewölbekappe,  zunächst  am  Schiffe.  Das  Thier 
der  Apokalypse  mit  zwei  Hörnern  (Apokal.  Xtll,   11).« 

»Nicht  minder  interessant  ist  eine  alte  Malerei  auf  der  der  Stadt  zu- 
gekehrten südlichen  Aussenwand  des  Chores,  eine  Verzierung,  welche  ohne 
Zweifel  aus  der  Zeit  der  Erbauung  der  Kirche  statnmt,  jedoch  im  Jahre  1850 
so  verfallen  war,   dass   sie  nicht   mehr  erhalten  werden   konnte.     Unter  den 


Spätgothi.sches  l'riptychon. 

Fenstern  steht  ein  Gurtgesims,  welches  geputzt  ist  und  auf  hübschen,  kleinen 
Ziegelkonsolen  ruhet,  welche  alle  verschieden  sind.  Dieses  Gesims  hatte  auf 
bläulichem  Grunde  ein  gemaltes  vielfarbiges  Zickzackband,  welches  eine  Slrom- 
schicht  von  Ziegeln  darstellt.« 

s.Alle  diese  Malereien  stammen  ohne  Zweifel  aus  dem  XIII.  Jahrhundert. 
Der  ernste,  tiefe  Stil  der  Malerei,  die  hohe,  schlanke  Gestalt  der  Figuren, 
die  Einfachheit  in  den  Konturen  und  Farben,  die  Rundbogen •  Arkaden,  die 
bischöflichen  Weihekreuze,  ohne  Zweifel  die  Weihkreuze  aus  der  ersten 
Weihung  der  Kirche  u.  a.  m.,  reden  für  eine  sehr  frühe  Zeit,  die  Zeit  der 
Erbauung  des  Chores  1220  — 1230.  - —  Dagegen  spricht  das  werlesche 
Wappen,  welches  in  jener  frühen  Zeit  noch  gar  nicht  so  ausgebildet  war,  für 
die  zweite  Hälfte  des  XIII.  Jahrhunderts,  als  die  Fürstin  Sophie  hier  einen 
ungewöhnlich  grossen  geistlichen  Hofstaat  um  ^ich  versammelte  und  eine 
zahlreiche  Familie  hatte,  welche  in  den  Porträts  dargestellt  zu  sein  scheint. 
Dies  würde  zu  der  Zeit  stimmen,  in  welcher  das  Schiff  der  Kirche  neu 
gebaut  ward.  —  Für  die  erste  Zeit  der  Erbauung  der  Stadt  und  der  Kirche 


ST.   MARIEN   ZU   RÖBEL.  487 

ist  die  Malerei  an  einem  kleinen,  entlegenen  Orte  auch  viel  zu  kunstreich, 
da  sie  schon  einen  hohen  Bildungsgang  in  mehreren  Gewerben  vorausset^it, 
den  Röbel  um  1330  noch  nicht  hatte.  Auch  scheint  die  Malerei  nicht  mit 
einem  Male  fertig  geworden  zu  sein.  Die  Malerei  an  dem  eigenthümlich 
konstruierten  Gewölbe  über  dem  Altare,  welche  sich  mehr  in  sanftem  Farben 
(vorherrschend  gelb)  und  in  einem  reinem,  edlem  Stile  hält,  scheint  älter  zu 
sein,  als  die  Malerei  des  westlichen  Gewölbes,  welche  mehr  in  hartem  Farben 
(roth  und  blau)  gehalten  ist,  und  mehr  zu  der  Dekoration  der  Wände  stimmt, 
welche  das  werlesche  Wappen  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XUI.  Jahrhunderts 
tragen.  Das  werlesche  Fürstenhaus,  welches  im  Jahre  1436  ausstarb,  war  in 
Röbel  nur  in  der  zweiten  Hälfte  des  XUI.  Jahrhimderts  blühend.  So  viel 
ist  gewiss,   dass   die  IJemalung   des  Cliores   in   der  Zeit  -zwischen   1230  und 


Die  Erschaffung  der  Eva.  (S.  S.  488.)  Der  SUndenfall. 

i»6o  angefangen  und  sicher  noch  im  XIII,  Jahrhundert  vollendet  ist.  Uass 
die  Malerei  vor  der  Mitte  des  XIV,  Jahrhunderts  vollendet  sei,  beweisen  einige 
jetzt  nicht  mehr  klar  zii  erkennende  alte  Wappen  und  Inschriften,  welche 
auf  die  erste  Malerei  aufgetragen  waren.« 

Als  Altaraafsatz  ein  grosses  Oelgemälde   mit  der  Darstellung   des  hl,        Altar- 
Abendmahls,  das   1852  vom  Hofmaler  Q.  Lenthe ■  Schwerin  ausgeführt  ist.  aufsatz. 

Der  ehemalige  Altarschrein,  ein  spätgothisches  Triptychon  mit  Werken  Triptychon 
der  Plastik  und  Malerei  des  XIV.  Jahrhunderts,   aber  von  geringer  Bedeutung, 
steht  zur  Zeit  in  der  Sakristei  der  Kirche.    Eine  eingehende  Beschreibung  findet 
sich  bei  Lisch,  M,  Jahrb.  XXI,  S.  289,  auf  die  wir   hier  ebenso  verweisen  wie 
auf  die  beigegebene  Abbildung. 

Der  alte  Altar  zeigt  in  der  Mitte  die  hl.  Maria,  mit  dem  Kinde  auf  dem 
Arm  und  auf  dem  Halbmond  stehend,  und  daneben  zwei  Figuren  von 
kleineren    Diiuensioiien,    aber  anscheinend  nicht  von  derselben  Schnitzerhand. 


488 


AMTSCERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Triumph- 

bogen - 


Die  eine  mag  den  hl.  Johannes  Baptista  darstellen  sollen;  die  andere  aber, 
eine  besser  gearbeitete  weibliche  Heilige,  muss  zweifelhaft  bleiben.  In  den 
Flügeln  oben  links  der  hl.  Georg  und  die  hl.  Barbara,  oben  rechts  die  hl. 
Katharina  und  der  hl.  Jakobus  major;  unten  links  der  hl.  Justus  und  die  hl. 
Apollonia  (so  nach  den  Unterschriften,  die  aber  in  spaterer  Zeit  erneuert  sind), 
unten  rechts  die  hl.  Gertrud  und  der  hl.  Nikolaus.  Hezüglich  der  eigenthüm- 
liehen  Zusätze  aus  anderen  Altären,  womit  dieser  kleine  Altar  umkleidet  und 
tu  einem  grösseren  gemacht  war,  verweisen  wir  auf  die  Beschreibung  bei 
Lisch,  in  welcher  auch    die  Gemäldetafeln    ausfiihrlich   zur  Geltung   kommen. 

Von  den  plastischen  .^__ 

Werken,  die  diesem 

Altar  hinzugefügt 

waren,  sind  ein- 
zelne schon  zu 
Lisch's     Zeit      ins 

Grossherzogliche 

Museum  gekom- 
men, unter  ihnen 
als  älteste  Stücke 
derFrühgolhik  zwei 
Hoch -Reliefs  mit 
den  Darstellungen 
der  Krschaffung  der 
Eva  und  des  Sün- 
denfalles, und  als 
Stücke    der  Hoch- 

und  Spätgothik 
eine  Annaselbdriit- 

Gruppe,  ein  St. 
Vittis  u.  a.  m. 

All  der  West- 
wand der  südlichen  Ab- 
seite des  Langhauses 
ist  zur  Zeit  die  lebens- 
grosse  Gruppe  des 
ehemaligen  Triumph- 
bogens aufgestellt,  ein 
ungleich  trefflicheres 
Werk  als  der  ehemalige 
Schnitzaltar. 

Die   Kanzel    mit  Ehe«.»bge    IVi^mphbogen. Grippe. 

den  geschnitzten  Figuren  der  vier  Evangelisten  ist  neu.') 

Der  Taufatein  ist  neu.     Am  Fuss  di 


block. 


Auf  dem  Kirchenplatze  liegt  ein 
Weibwasaerbecken  gedient  haben  wird. 


Statuetten  der  vier  Evangelisten, 
isgehöhlter    Granitblock,    der   als 


')  Die  alte  Kanzel  war  ein  Werk  des 


ST.   MARIEN   ZU   RÖBEL.  489 

Die    drei   Fenster    des    Choi^iebels    sind    mit   neuer   GiMmalerei    von       Glas- 
E.  Gillmoistar  versehen.     In  der  Mitte  die  Himmelfahrt,  rechts  und  links  davon     malerei. 
je  zwei  Evangelisten.    Unter  der  Figur  im  Mittelfenster  ein  Rundbild  mit  dem 
Bilde  der  hl.  Maria,  unter  den  Figuren  der  andern  beiden  Fenster  in  derselben 
Weise  die  Bilder  des  Moses  und  des  hl.  Johannes  Bapttsta. 

Als  Wandmalerei  zwischen  den  beiden  P'ensterschlitzen  des  dem  W'and- 
Triumphbogen  zunächst  liegenden  Gewolbejoches  auf  der  Südseite  der  werlesche  nialerei. 
Stierkopf:  der  einzige  Rest  der  oben  geschilderten  Wandmalereien.    S.  S.  484. 

In     der     Sakristei     zwei     htflzerne    Hölzerne 
Tafeln  mit  den  Namen  der  an  St.  Marien      ^  afein, 
angestellt  gewesenen  evangelischen  Geist- 
lichen,    von    JOACHIM    PRIPERT,    gest. 
1557,     an     bis     HEINRICH    FRIEDRICH 
FRANZ  PASSOW,  gest.  1880. 

Hinter  dem  Altar  zwei  dem  XV.  Grabsteine. 
Jahrhundert,  und  zwar  demselben  Jahre 
1412  angehörende  CrabsCelne,  aufjedem 
die  Figur  eines  konsekrierenden  Priesters 
und  ein  Wappen.  Der  eine  Stein  ist 
leider  überbaut.  Die  Umschrift  des  einen 
lautet  voll  ausgeschrieben  und   ergänzt: 

?IIimD  baininf  mccccxtf  |fn  bit I 

o&iir  bainimi^  [ceVterenbu^]  pid  be 
iiiocpn  [preiiofitu^  in  anjtfQua  to&ele* 
iolgnime^  be  matpn  ^attt  eiu^  et 
Itba  itiater  tiu^  •  orate  jfta  ti^.    Zu 

den  Füssen  der  Marin 'sehe  Wappenschild 

mit  zwei  aufgerichteten,  von  einander  ge- 

^  j  .      ,  kehrten  Angelhaken.  —  Die  Aufschrift 

des  anderen  Steines  lautet:   Stiini)  bo» 

mint  nicccci:ü   [in  bre |  a'bitt  bDininu^  ptttix^  tabiemalntt]  pet- 

l^etuiis  liicariu^  in  aiiticiiia  lobtXc  •  eiu^  anima  cegufefcat  in  pace.    Zu 

den    Füssen   ein  Wappenschild    mit   zwei    koncentrischen   Drittheilkreisen,   die 
mit  der  Oeffnung  nach  aussen  gekehrt  sind.*) 

Im  Thurm  hängen  drei  Glocken  (Dm.  1,40m,  1,12  m  und  0,92  m).  Alle  Glocken. 
drei  sind  laut  Inschrift  Umgüsse  von  C.  Jlli«s  in  Waren  aus  dem  Jahre  1851.*) 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  VIII B,  S.  113.  Auf  dem  ersten  Stein  liest  Lisch  .plebanus«  für  das 
den  Röbeler  kirchlichen  Verhältnissen  besser  entsprechende  iprepositusi,  welches  CniU  vor- 
geschlagen hat. 

*)  Eine  von  den  vier  Vorgängerinnen  stammte,  nach  Lisch  a.a.O.,  aus  dem  Jahre  1577. 
Aber  Lisch  theilt  nur  den  Anfang  ihrer  Enschrirt  mit:  Anno  •  bomiiti  ■  ttl  •  b  •  linn?il  •  l)tlp  • 
(tot.  Die  FortseKung  gieht  das  Inventar  von  1811.  nämlich:  lltlp  gol  Vt  nOt  •  afgUltft  i» 
{trat   •    btn  tat   id  mi  Wp  UOrl«      bat  ia  6cJennt  ^«  tni  UOCC«.      Von   den   übricen   Glocken 


490  AMTSGERICHTSBKZIKK   KÖBEL. 

Kleinkunst-  Kleinkniwtwerke.    i.  2.  Silbervet^oldeler  Kelch  auf  sechspassigem  P'uss 

werke.      und  sehr  reich  verziert.     Auf  einer  der  Fussflächen  ein  plastischer  Krucifixus, 
auf  einer  andern   die   eingravierte   Figur   des   hl.  Antonius   mit   Schwein   und 
Kreuz,  auf  der  gegenüberhegenden  Fläche   ein  Band  mit  der  Inschrift  lorCIltS 
macin.    in   den  Rotuli   des  Knaufes  die   in  blaues  Email  eingelassenen  Buch- 
staben des  Namens  i  |^  e  f  l]  ^ .  oberhalb  des  Knaufes  sind  in  die  sechs  Seiten 
des    Griffes 
dieselben 
Buchstaben 
eingelassen, 
unterhalb 
in  derselben 
Weise 

III  a  c  i  a. 

Patene  ein- 
fach silber- 
ver|;oldet.  •} 

—    3-  4- 

Silberver- 
goldeter 

Kelch  auf 
sechspassi- 
gem  Fuss, 

mit  einem 
plastischen 

Krucifixus 
als  Signacu- 

lum.     Im 

Uebrigen 

nur  spät- 

gothische 
eingravierte 

Verzierun-  '^"^  T»«rb«ken. 

gen  am  Schaft  wie  am  Knauf.  Ebenso  an  der  Patene.  Auf  der  Unterseite 
des  Fusses  die  eingravierten  Namen  PREPOSITUS  LORENTZ  REGDANTVP(i)») 
DOMINE(l>JACOBUS  BERCH  JOACHIM  GABEL  DIACONI,  deren  Schrift -Charak- 
tere auf  die  zweite  Hälfte  des  XVI.  Jahrhunderts  weisen.  Keine  Werkzeichen. 
Am  Knauf  sechsmal  der  Buchstabe  M  (Maria).  —  5.  6.  Grosser  silbervergol- 
deter  Kelch    mit    Patene.     Von     1736.     Keine    Werkzeichen.    —    7.  Silberne 

waren  iwei  im  Jahre  1706  von  Ca^pilt  Ileinr.  Casle]  aus  Frankfurt  a.  M.  yu^iissen  worden.  Ueber 
die  vierte  wird  im  Inventar  von   181 1   nichts  gesagt. 

')  L'eber  den  Kelch  hat  sich  eine  Urkunde  erhalten  (s,  o.],  welciie  sagt,  dass  er  eine 
Schenkung  des  I.aurentius  Marin  vom  Jahre  1533  für  den  ehemaliger  St,  Antonius- Altar  in  St. 
Marien  sei. 

')  Der  Name  ist  offenbar  verslUmmell.     Regedanli  soll  er  heissen.     S.  o.  S.  477. 


ST.   NIKOLAI  ZU  RÖBEL.                                                     491 

Abendmahläkanne  mit  Elfenbeingriff,  gestiftet  vom  Pastor  H.  F.  F.  PASSOW  zu 
Alt-Röbcl   am    13.  März   1853.   —    8.  Ovale   silberne   Oblatendose   mit   einem 
BÜLOW'schen  Allianzwappen  aus  der  Rokokozeit.    Auf  dem  Schilde  der  Frau 
oben,    nach    rechts,   zwei   Pferdeköpfe;  darunter   nach   rechts   ein   springender 
Lowe    und  jene    viel    Um- 
unten    nach  strittene 
rechts     wieder  Legenden,  die 
ein  PFerdekopf  uns   schon 
Endlich    als  öfter  begegnet 
Helmzier  der  sind.      Auf 
Leib  einerjimg-  dem  Rande  in 
frau.     Undeut-  lateinischer 
Uches    Stadt-  Kursivschrift 
zeichen.     Mei-  der  Name  des 
ster-Stenipel  Stifters:  es  ist 
G.  E.  —  9,  der    des 
Taufkanne,  Pastors  JOH. 
neu.    --    10.  BRALLIUS 
Silbernes  und    seiner 
Taufbecken,  Gattin   ANNA 
neu.    —     II.  MAROARETA 
Altes   Tauf-  HASE.  — 
hecken   von  12  — 15.    Vier 
Messing,     mit  neugothische 
Darstellung  Altarleuchter 
des   Sünden-  von   Messing, 
falles  in  Treib-  —  16.  Kron- 
arbeit.    Als  leuchter   von 
Umschriften  Messing,    neu. 
Kelch  {3). 


St.  Nikolai  auf  der  Neustadt. 

1 89  anbcscbreibuns.     Die  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIIL  Jahrhunderts  erbaute     Beschrei- 
**■     St.  Nikolai-Kirche   auf  der  Neustadt   ist   gleich  der  dem  Anfange  des    hung  des, 
XIII.  Jahrhunderts  angehörenden  Marien-Kirche  ein  dreischiffiger  Hallenbau  von         aues, 
Backstein   mit   einem    einschiffigen   schmäleren   und    niedrigeren   Chor,    dessen 
Ostwand  platt  abschliesst.     Im  Langhause  gewahrt  man  noch  die  alten  Bündel- 
pfeiler  mit   ihren    romanischen  Würfelkapitellen,   nimmt  aber   auch  hier  gleich 
wahr,  dass  die  Kreuzgewölbe  mit  ihren  Rippen  der  späteren  Gothik  angehören, 
während    die    des    Chors     die    Form    von    flach  gespannten    ovalen    Backofen- 


.VMTRGERICHTSIiEZIKK   RÖBEL. 


ST.   NIKOLAI   ZU    RÖBEL. 


494  AMTSGKRICHTSUEZTRK   RÖBEL. 

Gewölben   haben   und  gar  keine  Rippen   aufweisen. ')     Neun  gothische  Kreuz- 
gewölbe   sind   es,    womit   die   drei   gleich  hohen  Schiffe   des  Langhauses  ein- 
gedeckt sind.     Ueberall  sieht  man  die   bekannten  Schlitzfensterformen  aus  der 
Zeit  des  Ueberganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil.    Alle  haben  leise 
gespitzten  Bogenschluss  und  glatt  eingehende  Schmiegen,  die  von  einem  Rundstab 
eingefasst  sind.     0er   Rundstab   ist  auch   angewandt   bei  der  Einfassung   der 
Schildwände   und   Schitdbögen,   sowie   an    der   Chorseite    des   Triumphbogens 
und     beiden    Seiten 
des  Scheidbogens 
der    beiden    Chor- 
halben.     Auf  der 
Nordseite   ein    treff- 
liches frühgothisches 
Portal,   niedrig,    mit 
Kapitellglied   in  der 

Kämpferlinie. 
Das   Portal  auf  der 
Südseite    ist    eben- 
falls frühgothisch, 
desgleichen     das 
eigenartige    Portal 
zwischen    Thurm 
und     Kirche. 
Durch    den    Anbau 
auf   der    Südseite 
wird   leider  die  alte 
Priesterpforte    ver- 
deckt,    (Siehe  da« 
zugesetzte   romani- 
sche    Portal     im 
Chor    auf    S.  496-) 
Das  Dachgesimse 
des    Chors    ist    ge- 
schmückt mit  einem 
Bogenfries,   abge- 
trepptem Fries   und  p„„„|  ^„f  j„  sor6xt\t^. 

mit  Stromschicht- 
friesen,  ebenso  der  Giebel,  welcher  ausserdem  ein  breites  Band  des  »Opus 
spicatum«  und  allerlei  Blenden  von  verschiedener  Art  aufzuweisen  hat.  Die 
Langhauswände  sind  ebenfalls  mit  Friesen  geschmückt,  ausserdem  flnden  sich 
auch  noch  Stromschi  cht  fr  lese  an  der  Sakristei  und  an  den  bei  Gelegenheit 
der  Einwölbung  der  Schiffe  angesetzten  späteren  Strebepfeilern.     Die  Sakristei 

')   Ueber    die    im   Chor    (jelieble    Erleichterung   des    Mauerwerkes    durch    EinseWung   von 
TSpfen  «,  Ijsch.  M.Jahrh.  XXXIII.  S.  162, 


ST.   NIKOLAI   ZU   RUBEL.  495 

ist  ein  Bau  aus  ältester  Zeit.  Sie  liegt  auf  der  Nordseite  der  Kirche  und 
hat  ein  flachgespanntes  Backofengewölbe.  Auch  auf  der  Südwand  des  Chors 
noch  ein  Raum,  der  gegenwärtig  als  Geräthekammer  dient.  Als  dritter  Anbau 
ist  endlich  ein  rechteckiger  Raum  zu  nennen,  den  man  auf  der  Nordseite  des 
Langhauses  findet. 

Der  vierseitige  Thurm  im  Westen,  ebenfalls  ein  Bau  des  Mittelalters, 
aber  anscheinend  jünger  als  Chor  und  Langhaus,  trägt  eine  achtseitige  Helm- 
pyramide, die  aus 
vier  gothischen  Gie- 
beln des  Thurm - 
mauer Werks  ent- 
wickelt ist.  An  der 
Südwand  des  Lang- 
hauses befinden  sich 
in  Kniehöhe  zahl- 
reiche Rundmarken 
und  Längsrillen.*) 

')  Herr  Pastor  Karsten 
(früher  in  Köbel,  jeUt  in 
Vellahn)  theilt  darüber 
Foleendei  mit: 

>In  dem  Aufsntze  des 
Herrn  l'astor  Dr.  Krtlger 
in  LUbz  iLängsrillen 
und  Kundmarken  an 
mecklenburgischen 
Kirchent  (cf.  M.  Jahrb. 
XLVl,  p.  315)  findet  sich 
die  Bemerkung;  )Die 
Neustädiische  Kirche  in 
Kübel  bat  an  der  Sud- 
seite, an  der  Ostseite  «nd 
am  Westportale  elwa  30 
bis  40  Rundmarken,  aber 
keine  LSngsKllen.i  Diese 
entschieden  nicht  auf 
Autopsie,  sondern  auf 
irgend  einem  ungenauen 
Portal  auf  der  Sudseite,  Bericht   beruhende  Notii 

mächte  ich  berichtigen: 
in  Wirklichkeil  betinden  sich  an  der  tjeimtioteii  Kirche  die  Ungsrillen  in  grüsserer  Zahl  als  die  Rund- 
marken, und  zwar  sind  die  meisten  unier  ibnen  ^0  deutlich,  dass  sie  schwer  lu  Übersehen  sind.  An  der 
ganzen  Slldseite  des  Langhauses  bemerkt  man  Kundmarken  und  Längsrillen  bunt  durcheinander,  ohne 
eine  erkennbare  Ordnung ;  an  manchen  Stellen  drängen  sie  sich,  an  andern  .sind  sie  spärlicher. 
An  der  Ostwand  des  Chors  sind  einiye  vereinielte  Rundmarken  sichtbar,  allerdings  keine  Längs- 
rillen; doch  sind  hier  gerade  bei  der  Kestauralion  viele  neue  Steine  eingefügt  worden,  sodass 
nicht  ausgeschlossen  ist.  da.ss  auf  den  weggenommenen  alten  Steinen  sieb  auch  Längsrillen  können 
befunden   haben.       An  der   Weslw.ind,   rechts  vom  Thurme  (nicht  am   >  Weslportale«.  wie  es  in  der 


496 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEU 


♦ 


ST.   NIKOLAI   ZU    RÖBEL.  497 

Wandmalereien.     Ein   gleiches   Geschick    wie   die   in   St.  Marien    ge-       Wand- 
fundenen  Wandmalereien  haben  auch  die  gehabt,    welche  1867  bei  Gelegen-   maiereien, 
heit  der  Wiederherstellung  der  Nikolai -Kirche  entdeckt  wurden:   sie  sind  noch 
im  selben  Jahre  wieder  zugedeckt  worden,   und   wir   müssen   uns  daher  mit 
der  Beschreibimg  begnügen,  welche  Lisch  im  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  155 — 159, 
davon  hinterlassen  hat. 

Am  Triumphbogen  an  der  dem  Schiffe  zugekehrten  Seite: 

»In  der  Mitte  thront  auf  einem  Sessel  ein  Bischof,  von  unten  in  Lebens- 
grösse  erscheinend,  mit  Bischofsmütze  und  Bischofsstab,  die  rechte  Hand  zum 
Segen  erhebend,  wie  es  scheint;  es  sind  von  der  Hand,  welche  zum  Schwören (1) 
gegen  das  Gesicht  aufgerichtet  scheint,  nur  drei  Finger  zu  sehen.  Die  Klei- 
dung ist  sehr  reich  in  glänzenden  Farben.  Nach  allen  Andeutungen  scheint 
dies  der  hl.  Nikolaus  zu  sein,  der  Schutzpatron  der  Kirche.  Rechts  neben 
ihm  kniet  eine  weibliche  Gestalt  in  dunklem  Gewände  mit  Kopftuch,  etwas 
darreichend  oder  empfangend.  Hinter  dieser  Figur  steht  ein  Knabe  mit 
wenig  gebogenen  Knieen.  Links  hinter  dem  Bischöfe 
steht  ein  Werk  mit  Thürmchen  und  andern  Verzierungen, 
jedoch  etwas  unklar,  wie  eine  Monstranz  oder  eine  Kirche. 
Dahinter,  also  im  Zwickel  rechts  in  der  Ansicht,  ist  rechts 
gelehnt  der  hierneben  abgebildete  Wappenschild  von  alten, 
grossen  Formen,  33"  hoch  und  25"  im  Schildeshaupt 
breit:  in  goldenem  Felde  zwei  gekreuzte  schwarze  Lilien- 
stäbe und  in  dem  dadurch  gebildeten  Winkel  drei 
schwarze  Sterne  enthaltend.« 

Dieser  Wappenschild  ist  der  des  Probstes  Werner 
Babzin,  der,  wie  oben  S.  475  bereits  bemerkt  worden  ist,  von  1389  bis  141 2 
urkundlich  nachgewiesen  werden  kann.  Wir  finden  ihn  ganz  so  an  einer 
Urkunde  aus  dem  Jahre  1390.^)  Damit  fallen  natürlich  alle  Auseinander- 
setzungen über  dieses  Wappen  im  M.  Jahrb.  XXXIII,  S.  156,  und  alle  Schluss- 
folgerungen über  die  Zeit  dieser  Malereien,  die  Lisch  in  das  XIII.  Jahrhundert 
verweisen  wollte. 

Gewölbemalereien. 

»Bei  der  Abnahme  der  Kalktünche  während  der  Restauration  ergab  es 
sich,  dass  auch  die  Gewölbe  mit  Malereien  geschmückt  waren,  welche  ohne 
Zweifel  bei  der  Vollendung  der  einzelnen  Theile  aufgetragen  wurden.« 

Gewölbemalereien  im  Chor. 

»In  dem  Kuppelgewölbe  im  Osten,  über  dem  Altare,  war  an  der  Ost- 
seite Christus  mit  zwei  Schwertern  am  Munde,  nach  Offenb.  Joh.  I,    16:   »Und 


obigen  Bemerkung  heisst,  denn  dieses  befindet  sich  im  Thurmgebäude)  zeigt  sich  noch  eine  Reihe 
von  Längsrillen  und  endlich  an  der  Nordwand  des  Thurmes  selbst  vereinzelte  Rundmarken  (3  oder  4) 
und  hie  und  da  eine  schwache  Spur  von  LängsriUen.  Die  Marken  liegen  aUe  in  der  Zone  zwischen 
V«  und  I  m  über  dem  Boden;  nur  die  Rundmarken  am  Thurm  liegen  etwas  höher.  Die  Längs- 
rillen stehen  sämmtlich  senkrecht,  nur  eine  einzige  wagerechte  habe  ich  gefunden.  Sie  haben  alle 
dieselbe  Länge:  10  cm,  Steinhöhe,  niemals  reichen  sie  über  die  Fuge  hinaus.  Ihre  Tiefe  ist  ver- 
schieden. Die  Ränder  sind  sehr  verwaschen,  sie  machen  den  Eindruck  hohen  Alters.  Die  Rund- 
marken haben  2 — 3  cm  Durchmesser,  sind  ganz  cirkelrund  und  bilden  eine  regelmässige  Schaale; 
Bohrspitzen  sind  nicht  erkennbar.  An  der  Altstädter  Kirche  habe  ich  keine  solche  Marken  ge- 
funden, t 

»)  M.  U.-B.  12  182. 

32 


AMTSGKKICIITSHE/.IKK   RÖBKI.. 

aus  seinem  Mitnde  ging  ein  sdiarfcs  zweischneidiges  Schwert.«  Jedoch 
thronte  Christus  nicht  in  der  Mandorla  (Osterei),  einer  Ellipse  in  den  Regen- 
bogenfarben. Aber  die  Cicstalt  war  an  vier  Ecken  von  den  vier  Evangelisten- 
Symbolen  umgeben.  Ueber  Christus  schwebt  ein  Engel;  beide  haben  das 
(iesicht  gegen  Westen  gewandt.  An  jeder  Seile  Christi  sitzen  zwei  Apostel 
auf  Banken.  Die  tibrigen  acht  Apostel  sitzen  auf  Bänken,  je  vier  zusammen, 
an  den  beiden  Hauptseiten  des  Gewölbes  rechts  und  links.  Das  westliche 
Chorgewölbe  enthielt  in  der  Kuppel  nur  Linien-Ornamente.  Jedoch  schwebten 
in  den  Zwickeln  oder  Pendentifs  Engel  mit  Posaunen.      Alle  diese  Malereien 


S.  S.  500.     Ehemaliger  Allaraufsali,    Jetzt  im  Museum  lu  Schwerin, 

haben  nicht  erhalten  werden  können,  theils  weil  der  alte  Putz  oft  bei  der 
leisesten  Berührung  abfiel,  theils  weil  zur  Restaurierimg  der  (Semälde  die 
Mittel  fehlten,  f 

Gewölbemalereien  im  Schiff. 
»Von  jedem  Schlussstein  aus  wächst  eine  grosse,  verschiedenfarbige 
heraldische  Lilie  in  jede  der  vier  Kappen  eines  jeden  Gewölbes  hinein. 
Gegenüber  wächst  von  jeder  breiten  Seile  der  Gowölbeknppen  von  den  Schild- 
hogen  eine  gleiche  Lilie  gegen  die  vom  Miltelpunkte  kommende  Lilie  hinan. 
Unten  in  den  Zwickeln  silzen  grosse,  groteske  Köpfe  allerlei  Art,  welche 
jedoch  meistentheils  nicht  mehr  zu  erkennen  sind.     Die  Gewölberippen  werden 


ST.   NIKOLAI   ZU   RÖBEL.  499 

von  Linien  begleitet,  auf  denen  kleine,  nach  den  Gewölbekappen  hin  ge- 
öffnete Halbkreise  stehen,  auf  deren  Verbindungspunkten  Kleeblätter  stehen, 
wie  die  Verzierungen  geschnitzter  B^ild  achin  bogen.  Alle  diese  Rippen-Ver- 
zierungen sind  roth.  Alle  diese  Ornamente  sind  gut  erfunden,  jedoch  etwas 
leicht  ausgeführt.  Von  den  Köpfen  in  den  Zwickeln  sind  zwei  besonders 
bemerk enswcrth.  In  dem  Gewölbezwickel  links  zunächst  über  der  nördlichen 
Mittelthür  des  Schiffes  ist  ein  gekrönter  Stierkopf  mit  weit  auseinander  stehen- 
den, sehr  kräftigen,  halbmondförmigen  Hörnern,  welche  lebhaft  an  die  Siegel 
der  Fürsten  von  Werle  aus  der  zweiten  Hälfte  des  XHI,  Jahrhunderts  erinnern. 


S.  S.  500.     FlUgel  vom  eheiuali[;en  Altaiaufinli.     Im  Museum  lu  Schwehn. 

In  dem  schräge  gegenüberstehenden  Gewölbezwickel  links  zunächst  über  der 
südlichen  Mittelthür  des  Schiffes  ist  ein  ungekrönter  Stierkopf  mit  kräftigen, 
aber  mehr  gebogenen,  mit  den  Spitzen  fast  zusammenstossenden  Hörnern  und 
einem  starken  Haarwulst  auf  der  Stime  zwischen  den  Hörnern.« 

Wandmalereien. 
»Alle  Seitenwände  der  Kirche  haben  nach  sichern  Zeichen  in  alten 
Zeilen  im  Rohbau  gestanden  und  keine  oder  nur  wenig  Verzierungen  in 
Malerei  gehabt.  Im  Chor  waren  die  Steine  der  Schildbogen  abwechselnd 
blau  und  weiss  bemalt.  Im  Chor  war  zwischen  je  zwei  Fenstern  eine  kleine 
geputzte    Fläche,    auf  denen    ein  Weihkreuz    stand.     Nur    auf   der  Wand  des 


§00  amtsgerichtsbp:zirk  röbel. 

südlichen  Seitenschiffes  links  neben  der  Eingangsthür  gerade  unter  dem  west- 
lichsten Fensterpaar  war  eine  Fläche  mit  Kalk  geputzt  und  mit  figürlichen 
Darstellungen  bemalt.  Wahrscheinlich  hat  dieser  Schmuck  früher  neben  einem 
Nebenaltar  gestanden.  Die  Darstellung  enthält  drei  fast  lebensgrosse  weib- 
liche Heiligenfiguren.  In  der  Mitte  war  eine  weibliche  Figur  im  Kopftuch 
mit  einer  kindlichen  Figur  auf  jedem  Arme,  also  ohne  Zweifel  die  hl.  Anna 
mit  der  Jungfrau  Maria  und  dem  Christkinde  (»sulfdrudde«).  Zur  rechten 
Hand  derselben  ist  eine  weibliche  Figur,  welche  auf  dem  linken  Arme  ein 
Kind  hält  und  mit  der  rechten  Hand  etwas  (einen  Apfel?)  hinreicht,  also 
ohne  Zweifel  wohl  Maria  mit  dem  Christkinde.  Zur  linken  Hand  der  hl. 
Anna  stand  eine  schöne,  gekrönte  Jungfrau  mit  langem,  wallendem  Haar,  mit 
einem  Stabe  oder  Schwerte  in  der  linken  Hand  und  etwas  (einem  Rader) 
auf  dem  rechten  Arme,  mehr  als  wahrscheinlich  die  hl.  Katharina,  die  »Braut 
des  Christkindes«.  Die  Figuren  und  Attribute  waren  nicht  mehr  ganz  zu 
erkennen,  jedoch  die  Gesichter  noch  ziemlich  gut  erhalten  und  sehr  fein  und 
lieblich  gezeichnet.  Es  wird  also  neben  diesem  Bilde  ein  Annen -Altar  ge- 
standen haben.  Ueber  dem  Bilde  hatte  eine  Inschrift  in  zwei  Reihen  in 
kräftiger  gothischer  Minuskel  gestanden,  von  der  jedoch  leider  nichts  mehr 
zu  erkennen  war,  als  höchstens  m  oder  IUI.  Rechts  neben  derselben  Thür 
unter  dem  östlichen  Fenster  ward  auch  ein  bischöfliches  Weihkreuz  bloss  ge- 
legt: auf  einem  weissen,  runden  Schilde  mit  rother  Einfassung  ein  einfaches 
rothes  Kreuz,  wie  häufig.^ 

Altar.  Die  Altarwand   besteht   aus  einem    neugothischen  Aufsatz  von  Eichen- 

holz, welcher  einen  aus  Holz  geschnitzten  grossen  Krucifixus  trägt.     Letzterer 
ist  von  einem  Bildschnitzer  in  Paderborn  gemacht  worden. 

Der  alte,  jetzt  im  Museum  stehende  Altaraufsatz  ist  ein  grosses,  dem 
Ende  des  XV.  Jahrhunderts  angehörendes  Triptychon  mit  Doppelflügeln,  also 
eigentlich  ein  Pentaptychon,  mit  Schnitzwerken  und  mit  Malereien,  nicht  ge- 
rade ein  Werk  höchster  Kunst,  immer  aber  noch  beachtenswerth.  Im  Mittel- 
schrein die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde,  in  einer  Strahlen mandorla  und  auf  dem 
Monde  stechend,  umgeben  von  Wolken  mit  musicierenden  und  anbetenden 
Engeln,  von  denen  aber  nur  noch  die  beiden  untersten  vorhanden  sind. 
Neben  ihr  in  zwei  Reihen  nebeneinander  (aber  noch  im  Mittelschrein  unter- 
gebracht) acht  Heilige,  links  oben  die  hl.  Annaselbdritt  (Mettertia)  und  der 
hl.  Nikolaus,  rechts  oben  der  hl.  Christophorus  und  die  hl.  Katharina  mit  dem 
Rade;  links  unten  aber  die  hl.  Magdalena  und  der  hl.  Georg,  und  rechts 
unten  der  hl.  Erasmus  und  die  hl.  Barbara.  In  den  Flügeln  im  Ganzen 
sechzehn  plastische  Figuren:  die  zwölf  Apostel  und  ausserdem  unten  rechts 
der  hl.  Antonius,  ein  Ritter  (der  hl.  Mauritius?)  und  zwei  weibliche  Heilige, 
von  denen  die  mit  der  Kirche  die  hl.  Gertrud  oder  auch  die  hl.  Hedwig  (?)  sein 
kann,  die  andere  aber  unbestimmt  bleiben  muss.  Auf  den  Aussenseiten 
dieser  Flügel  und  auf  den  andern  beiden  Flügeln  giebt  es  ausserdem  sech- 
zehn neutestamentliche  Bilder:  Verkündigung,  Heimsuchung,  Geburt  des  hl. 
Kindes,  Beschneidung,  Anbetung  der  hl.  drei  Könige,  Darstellung  im  Tempel, 
die  Flucht  nach  Aegypten,  Christus  als  Knabe  im  Tempel,  Gebet  am  Oel- 
berge.  Gefangennehmung  Christi,  Ecce  homo,  Kreuztragung,  Verspottung, 
Geisselung,  Kreuzigung  und  Dornenkrönung.  Eine  Fortsetzung  dieser  Bilder- 
reihe bis  zur  Himmelfahrt  oder  auch  Ausgiessung  des  hl.  Geistes  werden  wir 
auf  den  Aussenseiten  der  Aussenflügel  anzunehmen  haben,  doch  sind  hier 
alle  Spuren  ehemaliger  Malerei  verschwunden. 


ST.   NIKOLAI   ZU   RÖBEL.  501 

Ueber  den  l-'und   einer  Weih  -  Urkunde   des  Altars   in  einem  grünlichen 
kleinen  Glase  bei  Gelegenheit  des  Abbruches  der  alten  steinernen  Mensa  im 

Jahre  1867  vgl.  Lisch, 
M.  Jahrb.  XXXIIl,  Seite 
151/54  und  Seite  163. 
Nach  dieser  Urkunde 
weihte  der  Generalvikar 
des  Bischofs  Biisso  1.  von 
Havelberg,  der  Weih- 
bischof Johannes  von 
Adramytium  in  partibns 
intidelium,  am  10.  August 
1490  aufs  Neue  den 
Kirchhof,  die  Kirche  und 
den  Altar  der  Kirche  ui 
Ehren  der  hl.  Jungfrau 
Maria  und  des  hl.  Niko- 
laus. Dabei  wurde,  wie 
Lisch  es  (durch  Vtr- 
gleichung  eines  Sieget- 
restes  mit  erhaltenen 
Siegeln  desselben  Stem- 
pels) mit  grössler  Wahr- 
scheinlichkeit dargethan 
hat,  das  Siegel  des 
Bischofs  Heinrich  IL  von 
Havelberg  (1270  —  go), 
welches  der  ersten  Weih- 
urkunde der  Kirche  und 

ihres  Hauptaltars  an- 
gehörte, in  dasselbe  Glas 
hineingethnn,     V.s  ist  da- 

r.\a%  des  XV.  Jahrhunderts,  io  natürlicher  Crosse.  mit    natürlich    ann-themd 

zugleich  die  Zeit  an- 
gegeben, in  welcher  die  N  ikolai  -  Kirche  in  der  Neustadt  Röbel  vollendet 
dastand,  nämlich  zwischen    1270  und   1290. 


^ 


Weih-Lrliiinile  d 


502 


AMTSGERICHTSBEZIRK  RÖBEL. 


Kanzel. 
Gestühl. 


Die  Kanzel  ist  neu.     Die  alte  war  ein  Werk  des  Barockstils  von  1667. 

Gestühl.  An  den  beiden  Längswänden  des  Chors  sieht  man  eine 
Anzahl  hochgothischer,  dem  ehemaligen  Kirchenraum  des  Dominikaner- 
Klosters  entnommener  Chorstühle  aus  Eichenholz  mit  reichem  Schnitzwerk  und 
mit  Inschriften.  Eine  fortlaufende  Inschriftenreihe  zieht  sich  über  das  ganze 
Gestühl  hin,  ausserdem  ist  die  Rückwand  jedes  einzelnen  Stuhles  mit  einer 
besonderen  Inschrift  versehen.  Doch  ist  die  Reihenfolge  in  der  oberen  Inschrift 
von  Anfang  an  in  keinem  Zusammenhange  mit  der  in  der  unteren  der  Stühle 
gewesen.  Jene  enthält  die  Namen  der  Ordensprovinz  Sachsen,  diese  erstreckte 
sich  auf  alle  übrigen  Ordensprovinzen  der  alten  Welt.  Jetzt  ist  das  ganze 
Stuhl  werk  dunkelbraun  getönt,  vor  der  Restauration  aber  sollen  die  Buch- 
staben mit  bunten  Farben  bemalt  gewesen  sein.  Auch  fehlen  seit  der  letzten 
Restauration  mehrere  Stühle,  über  deren  Verbleib  Niemand  Auskunft  geben 
kann!  Statt  ihrer  dreissig,  die  Lisch  noch  zählte,  sind  es  heute  nur  sechs- 
undzwanzig. Wo  sind  die  anderen  vier  mit  ihren  Schrifturkunden  geblieben.^ 
Sollten  sie  wiedergefunden  werden,  so  wäre  es  am  zweckmässigsten,  sie  unter 
sachkundiger  Leitung  dem  alten  Gestühl  wieder  einzufügen,  oder  aber  dem 
Grossh.  Museum  zur  Aufbewahrung  anzuvertrauen. 

Fortlaufende  Inschrift  in  der  Bekrönung  des  Gestühls:^) 

BRösnawsis  1225.  eRRhORDensis  1229.  hÄLBeRSTÄoen- 
sis  [ soRÄUiawsisj«)  1241.    Rvpmensis  1246.    iiä- 

DÖRSLÄVaHSIS  1251  STRVSBaRGflßSlS  1254.  ;  [ROSTOOli- 
aenSISl256.  PRlWSLÄVlfl«]SISl275.  POSWffLKOeßSIS  1277. 
BRÄRDHaBVRGenSlS    1292.     WISSRÄRienSlS   1293.      BÄRLI- 

nensis  1297.     |i  ineLDORpensis  i389.    BRvswiOKaaßSis 

1310.     SÄRBÄTattSIS   1300.     ROBOLeWSIS   1285.     iiÄLLaWSIS 

1271.  sahvsaRSis  1255.  ;i  [6]RiPSWÄLDansis  1254.  svn- 
Dansis  1251.  Ricawsis  1244.  hÄ$nBVR6aßSis  [.  .  .  .  lip- 
zansis  i2]29.   LVBiaawsis  1229.   sßÄGDaBVRGansrs  1224. 

Die   übrigen    Inschriften    an    den    Rückwänden   der   einzelnen 
Stühle: 

I«  j^rouincia  gernianie  infcrioriiS  )^a6et  contientit^  in  gollanbia  et  in 
e|iifco|iatu  traiccteiifi  infcrioriiS  in  iiucatu  gelrie« 

2«  j^routncifl  tj^olofana  Xjsittt  fuo^  conuentu^  in  ipfo  bucatta  magno 
bafloni^-'*) 

3«  jßtouincia  igerofolimitana  tier|iauco0  Ijabet  conuentu^  in  regni^* 

[4*  SCnno  bomini  1519  Vti  nie  fratrem  IXr&anum  ^cguman.] 

^)  Die  eingeklammerten  Inschriften  waren  im  Jahre  1843  noch  vorhanden  und  können 
daher  erst  bei  der  letzten  Restauration  der  Verstfindnisslosigkeit  zum  Opfer  gefallen  sein. 

*)  Lisch  liest  SORACIENSTS,  Schröder  und  Inventar  181 1  haben  SEZAZIENSIS.  Das  ahe 
Majuskel -U  ist  dem  C  allzu  ähnlich  geworden. 

')  Der  Schnitzer  hat  verkehrterweise  VA(>oni0  statt  vafconid  gesetzt.  Eigentlich  sollte 
VAfCOnte  dastehen. 


ST.   NIKOLAI   ZU   RÖBEL.  503 

5«  ^^touincia  tetre  fancte  l^afiet  fuogt  coimentu^  in  i|^entfa(em  et  in 

regno  cipri  bfgue  ab  pmtti  armenie. 
6«  ^^touincia  loin&artiie  ga&et  fuo^  conuentu^  in  bominio  bononienfi 

beronenfi  iiabuenfi  fetrattenfi  benecenft. 

7.  ^touincia  bo|^emie  l^abet  fuojS  conuentu^  in  ipfo  teipio  et  in 
morauia. 

8.  )|ic  eft  %ntii§  e&bomabarii. 

9*  ^rouincia  bngarie  gäbet  fuo^  conuentUjS  in  bngaria  in  pannonia 

in  flauonia  et  in  balmada* 
10«  ^^rouinda  fa^ronie  ]^abet  fuojS  conuentu^  non  in  regni^,  feb  in 

biuetft^  mard^ionatibu^i  bucatibu^  et  boniinij^  biuetft^« 
[11«  Cgorusi  •  ^ebeä  fuccentori^*] 
12»  j^rouinda  anglie  gäbet  fuo^i  ronuentu^  per  totum  iftub  regnttm 

et  ptt  totam  taalliam  et  gibernie  partenu 
13*  j^tQUincia  bade  gäbet  conuentu^  fuo^i  in  ipfo  regno  in  fbieda  et 

in  regno  nortaegie* 
14«  .^toninda  gibernie  gäbet  fuoi^  conuentu$i  |ier  ipfam  giberniam  et 

per  totum  regnum  fcgotie. 
15«  ^^rouincia  gifpanie  gäbet  fuoiS  connentu^  in  tribu^  regni^  bibe^ 

liret  compaftelle  portugalie  nauerie  in  gallida. 
16.  j^rouincia  frande  gäbet  fuo^  ronucntuiS  in  fpfo  regno  et  in  bnr- 

gunbia  in  bicarbia  per  lottgoringiani  ftanbriani  et  brabanciain* 
i?.  j^ronincia  roniana  gäbet  fuo^i   conuentu^  per  partc^  florenrie  in 

ronianbiola  in  tgnfcania  et  in  partibu^i  campanie* 
18«  ^^rouinda  dcilie  gäbet  fuosi  conuentni^  in  ipfo  infula  ddlia  in 

terra  labori^  et  (Fortsetzung  im  Stuhl   19) 

19*  'il&auaria  et  in  franronia  et  in  alfacia  et  per  totum  regimm  a 

bnfilea  per  coloniam  bf^Que  bufcobud|§/) 
20«  ]^rouinda  polonie  gäbet  fuojS  conuentu^  in  pruria  in  furba  in  po^^ 

lonia  in  pomerania  in  fTef!a  et  in  caffubia* 
21.  Ific  eft  ..Sebe^  cantori^* 
22*  Cgoru^  •  %na\i  ebbomabari),  (S.  Zeichnung). 
23«  ;^rouinda  grede   gäbet    fuo^   comientu^   in    conftantinopoli   in 

aHe^anbria  in  egipto  et  illii'  bnbique  bUatata* 
24«  prouinda  arrogonie  gäbet  fuo^  conuentus  in  ipfo  regno  et  in 

catgaionia  et  in  regno  atiuitanie« 
25«  ^^rouincia  lombarbie  fuperiori$i  gäbet  fu3^  conuentu^  per  mebio^ 

lanum  per  annauium  per  papiam  et  per  bonn'nium  januenfinm.^) 
[26.  ,jSon  riamor  feb  amor  fonat  in  aure  ^ei  •  2ßernarbu^*] 
27«  .iiföulta  Quogue  aüa  monafteria  monialium  funt  fub  rura  orbini^ 

et  biuerfl^  duitadbu^. 


*)  Herzogenbusch. 
*)  Genua. 


AMTSCERICHTSBEZIRK   RÖBEl.. 


28.  ^cDuincia  g^raufncie  j^a&et  fua^  conncntu^  in  bominia  niontt^  pe^a- 
laiii  et  tn  parti&u^  auinfoiii^  in  ccffno  marcarbm. 

29.  Xam$  rcucrrnlii  patri^  prouintiari^.    {S,  Zeichnung.) 

[30,  prouincia  ^ipulie  ga&et  iua$  ronucntu^  jftt  ipfam ] 

Schon    in   älterer  Zeit   waren,  wif  Wigger  im  M.  U.-B,  zu   761    angiebt, 

durch  Verschneidiing   des  Gestühls    bei   dem  Conventus  Halberstadensis   und 

dem  Conventus  Harn- 

_.      ,  ,  ■  ,  burgensis    die  Jahres- 

vom  Dominiki.ner-aesuil.1,  ^ä'"'*'"   «er  Gründung 

vor   Herrn   Pastor   Knrslen.  verloren    gegangen. 

Das  bestätigt  sich , 
wenn  man  die  Auf- 
zeichnung in  Schrö- 
der'fi    Pap.    Meckl.   I. 

S.  644  —  647,  vor 
dem  Jahre  1741  mit 
der  vonT.isch  im  Jahre 
1841  vergleicht,  in- 
zwischen, d.  h  zwi- 
schen 174t  und  1841, 
hatten  aber  auch  Uin- 

wechslungen    der 
Rücklehnen,   worauf 
es  weniger  ankam,  und 
Umsetzungen    in    der 
langen    Ueberschrift 
des  Kloster- Verzeich- 
nisses der  sächsischen 
Ordensprovinz    statt- 
gehabt, bei  denen  es      ; 
einer    grösseren    Vor-       ' 
sieht  bedurfte.     Auch 
dies  ergiebt  sich   aus 
deni   Vergleich    von        i 
Schröder    und    Lisch, 
sowie  aus  der  schrift-      j 
liehen   Aufzeichnung        j 
im  Inventar  von  1 8 1  1 , 
die   .Abweichungen        ' 
von     beiden     enthält. 
Indessen  alles  das  ist 
nicht  so  schhmm  wie  der  oben  berei's  angedeutete  \'erlust  der  vier  Domini- 
kaner-Stühle, welche  erst  bei  Gelegenheit  der  letzten  Restauration  der   Kirche 
in  der  Zeit  von    1867  bis  1869   auf  die  Seite  gebracht  wurden.     Es  sind  dies 
diejenigen,    welche    in    dem    vorstehenden    Verzeichniss    eingeklammert    sind; 
erstens  jener  Sitz  mit  dem  Namen  des  Urban  Schumann,  der  das  Gestühl  im 
Jahre  1519  herstellte  und  mit  dessen  Namen  zugleich  der  Titel  SORÄVIflK- 
SIS   verloren  wurde,    dessen   Jahreszahl    1241    nun    fälschlich    zu    Halberstadt 
gesetzt  ist;    zweitens  der  Stuhl  des  Succentors    und  drittens   der   der  Provinz 
Apulia,    womit    zugleich    in  der  Ueberschrift  die  Titel  des  Rostorker  und  des 
Prenzlauer  Konventes  verloren    gingen;   viertens   der   Stuhl    mit    dem  Spruch: 


ST.   NlKOI.Al   ZU   RÖBEL.  JOS 

»Non  clamor  cet.s,    mit  dem,    wie  die    frühere  Reihenfolge  bei  Schröder    er- 
kennen iässt,  die  Ueberschrift  des  Leipziger  Konventes  sammt  der  ersten  Hälfte 
seiner  Jahreszahl  112g  verloren  wurde.    Auch  fand  wiederum  eine  Verschiebung 
der   Rücklehnen   statt.     Unter   der   Ueberschrift   Prinslauiensis 
stand  z.  B.  bis  dahin  der  Stuhl  der  Provincia  Hungariae.    Diesen 
wollte    man    behalten    und    verzichtete    deshalb    auf  den   Stuhl 
der  Provincia  Apuliae,    der  verhältniss- 
mässig   den   geringsten  geographischen 
Inhalt  hatte  und  unter  der  Ueberschrift 
des  Conventus  Branden burgensis  stand. 
Endlich    sei    noch    bemerkt,    dass    die 
Jahreszahlen,    welche    von    Lisch    noch 
vor  dieser   letzten    gewaltthätigen    Um- 
änderung festgestellt  wurden,  von  Schrö- 
der nicht  immer  richtig  gelesen  worden 
sind.     Besonders   oft    verwechselt    er  2 
und  4  und  5  mit  8.  —  Dem  Domini- 
kaner-Ordenwaren einstmals  die  Fürsten 
Heinrich  und  Bernhard  von  Werle  bei- 
getreten, die  Söhne  des  Fürsten  Johann  I.  und  der  Fürstin  Sophie,  einer  ge- 
borenen Gräfin  von  Lindow-Riippin,    welche,    anfanglich    zu   Flau   als  Wittwe 
wohnend,  von    1291   an  in  Röbel  ihren  Aufenthalt  nahm  und   1301    noch  am 
Leben,  aber   1304  bereits  verstorben  war.     Vgl.  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  215 
und   233.     Vgl.  0.  S.  484/85- 

Von  anderem  Gestühl  mögen  vier  im  Grossh.  Museum  aufbewahrte,  der 
Hochgothik  angehörende  Wangen  genannt  werden,  die  eine  ganz  vortreffliche, 


Sluhlbekrönung  aus  St.  Nikulai,  im  NTii-.ciim  >M   -Schwerin.     XV.  Jahrhunrlert. 

in    grossem    Stil    ebenso    geschickt  wie    kräftig    und    wirkungsvoll    ausgeführte 
Schnitzerei  aufweisen,  welche  würdig  ist,   mit  den  besten  Arbeiten  dieser  Art 


AMTSGERICUTSBEZIKK   RftUEL. 

in  Doberan  und  Wismar  auf  gleiche  Stufe  gestellt  zu  werden.  Von  Interesse 
sind  auch  die  Spuren  ursprünglicher  Bemalung  in  Ortln  und  Roth.  Hier  mögen 
auch  die  vier  Wangen  mit  der  Darstellung  der  hl.  drei  Könige  im  Museum 
zu  Scliwerin  erw.ihnt  werden.     S.  S.  508. 

Im  Schweriner  Museum 
ausserdem  noch  ein  aus 
St.  Nikolai  in  Röbel  ge- 
kommener Belt,  dessen 
aus  Holz  geschnitzte 
Gruppe  iwei  knieende 
Engel  darstellt,  die  eine 
Monstranz    empor  hallen. 


Im  Anbau  auf  der  Südseite  des  Chors  befindet  sich  ein  alter  mit  Eisen 
beschlagener  Holzkoffer,  welcher  die  Habseligkeiten  der  einst  auf  dem  Markte  in 
Höbe!    hingerichteten    KATARINA  VON    KETELHODT    enthalten    hat.    —    Eben- 


ST.   NIKOLAI   ZU   RÖBEL. 


50; 


daselbst  eine  aus  Holz  geschnitzte  Annaselbdritt-Gruppe,  die  fast  lebensgross  Schnitz- 
ist, ferner  gleichfalls  aus  Holz  geschnitzt,  aber  etwas  kleiner,  der  Torso  eines  werke, 
hl.  Georg  zu  Pferde. 

Der  Tanhteio  ist  neu.  Als  Tanfechal«  dient  ein  schlichtes  kupfernes  Taufstein. 
Becken. 

In  der  Kirche  findet  sich  auch  noch  die  Schale  einer  alten  Fünte  aus  Schale, 
Kalkstein  mit  schönen  romanischen  Verzierungen.')  —  An  der  Nordseite  des  Oranit- 
Thurmes   liegt  ein   mit  einer  tiefen   runden    Höhlung  versehener  Granitblock,  ' 

der  vielleicht  eine  noch  ältere  Fünte  war. 

In    der    Blendnische    an    der    Gemälde. 
Nordseite  des  Chors  ein  GcmXlde 
mit   den    drei    Frauen    und    dem 
Engel    am    heiligen  Grabe.    Von 

ALBERT  NIEDERHÖFFER,  dem 
Sohn  des  früheren  Pastors  NIEDER- 
HÖFFER zu  Ak-Röbel. 

Hinter  dem  Altar  drei  Grab-  Grabsteine. 
steine,    von    denen    der    mittlere 
die    Ruhestätte    des    Rathmannes 

ADAM  FRIEDRICH  SCHRÖDER, 
des  Stifters  der  Röbeler  Freischule 
(gestorben  1779),  und  die  seiner 

Ehefrau  ELISABETH  (Todesjahr 
undeutlich]  deckt.    Die  Inschriften 
der    beiden    andern    Steine    sind 
nicht  mehr  zu  entziffern.  —  Femer 
ist    in    die    Wand    des    südlichen 
Seitenschiffes  eine   eiserne   Grab- 
platte mit  Inschrift  und  Wappen 
eingelassen,  die  früher  im  Haupt- 
gat^e   der  Kirche    lag    und    die 
Ruhestätte     des     LAURENTIUS 
KASSUBIUS  deckte,  welcher,    nachdem  er  dreissig  Jahre  lang  Pastor  zu  Meltz 
und  Huchholz   gewesen,   im  unheilvollen  Kriegs-  und   T'esljahr  1638   zu   Röbel 
starb.     Neben  der  Inschrift  vier  einzelne  Gestalten.    Aus  der  langen  Inschrift, 
die   den  ehemaligen  Platz  als  Begräbniss  mehrerer  Mitglieder  der  Familie  kenn- 
zeichnet, ist  ferner  zu  entnehmen,  dass  die  Grabplatte  von  seinem  letzten  Sohn 
erster  Ehe,   CHRISTIAN  KASSUBE,  sr.  Zt.  Buchhändler  in  Dänemark  und  Nor- 
wegen,   1673  gestiftet  worden  ist.'} 

')  M.  Jahrb.  XIX,  S.  407. 

•)  Lisch,  M.jBhrh,  XXXIll,  S,  162. 


508  AMTSGERICHTSBEZIRK    RÖBEI.. 

Im  Thurm  hängen  vier  Glocken.  Die  grösste  (Dm.  1,36  m)  hat  die 
Inschrid:  *  0  ttX  Siotit  bcni  CUm  patt.  Ausserdem  in  Flachrelief  die  etwa 
10  cm  hohe  Figur  eines  thronenden  Bischofs,  gerade  darüber  eine  andere  Figur, 
welche  durch  Beschädigung  unkenntlich  geworden  ist,  vielleicht  ein  Krucifixiis. 
Links  neben  der  fraglichen  Figur  in  ganz  kleinen  Minuslceln  der  Name  1)911^ 
bol&etd^,  rechts  von  der  Bischofsügur  antlO  bnf  (die  Jahres- 
zahl bis  auf  zwei  f  ganz  verwischt).  Auf  der  entgegenge.setzten 
Seite  mitten  im  Felde  das  bekannte  Giesserzeichen  des  Rickart 
von  MSnkahagon  vom   Ende   des   XIV.   und   Anfang   des   XV. 


xx 


Anbetung  der  hl.  drei  Könige.     (Stuhluangen  des  XV.  J.ilirhundens  im  f>ro>sh.  Museum.) 
S.  S.  506. 

A    Jahrhunderts.')    —    Der   Durchmes.ser   der   ;((veiten   Glocke   betragt 
1,30  m.     Die  Inschrift  lautet:    fpc  tat   laubi  qua^  boi  mta  CDU' 
fonat  aubi   in   unregelmässig   stehenden  Buchstaben.     Am  Anfang 
^  ^  und  Abschluss  der  Inschrift  das  nebenstehende  Zeichen.  —  Dritte 

Glocke  (Dm.  1,37  m).  Inschrift:  0  te'ß  glode  rpt  bcni  CUm  face. 
ganz  im  Charakter  der  zweiten  Glocke,  doch  steht  hier  das  neben- 
stehende Zeichen  über  der  Schriftreihe  und  ist  kleiner  als  die  Buch- 
staben der  Inschrift.  —  Durchmesser  der  vierten  Glocke  0.96  ni. 
Inschrift:  CHRISTE  LAUDI  TUAE  QUOS  VOX  MEA  CONSONAT  AUDI  A*D> 
1408*)  •  UNTER   DER   REGIERUNG   DES  GROSSHERZOQS  FRIEDRICH    FRANZ 

I)  Vgl.   St.  Marien   und  .St.  Nikolai  in    Rostock. 


;a 


ST.   NIKOLAI   ZU   RÖBEL.  $og 

PATRONS  DER  ST*  NICOLAI  KIRCHE  AUF  KOSTEN  DES  FROMMEN  BÜRGERS 
JOHANN  CHRISTIAN  HÖNECKE  IM  JAHRE  1863  UMGEGOSSEN  VON  C>JLLIES, 
HOF-GLOCKENGIESSER  IN  WAREN. 

Kleinkunstwerke.  i.  Silber-  ECleinkunst- 
ver^oldeter  Kelch  auf  sechs-  »erke. 
passtgem  Fuss  und  mit  dem 
Namen  jj^cfb^  auf  den  Rotuli 
des  Knaufes.  Auf  dreien  der 
sechs  halbkreisförmig  auslaufen- 
den Flächen  des  Fusses  sind 
vollrunde  Figuren  befestigt:  ein 
Krucifixus,  ein  Engel,  der  eine 
Leiter  und  eine  Lanze  trägt,  und 
ein  anderer  Enge),  der  auch 
einen  Gegenstand  in  den  Händen 
gehalten  hat,  der  aber  sammt 
den  Händen  abgebrochen  und 
verloren  gegangen  ist  (jetzt  als 
Buch  und  Schwert  ergänzt). 
Die  Kupa  ist  neu.  Keine  Werk- 
zeichen. —  2  Silbervergoldeter 
Kelch  auf  sechspassigem  Fuss. 
In  den  Kotuli  des  Knaufes  in 
hellblauem  Email  der  Name 
lESUS  und  ein  stehendes  Kreuz. 
Unter  dem  Fuss  der  Stempel 
Kelch  (i).  0^).  —  3-  Silbcrvcrgoldete  alte 

Patene.  Ohne  Werkzeichen. — 
4.  5.  Abendmahlskanne  und  Oblatendose,  neu.  —  6.  Taufkanne,  gestiftet  1884 
von  J.  F.  HACKBUSCH.  —  7.  Alte  zinnerne  Abend mahlskanne  mit  Deckel  in 
Humpenform,  Vom  Güstrower  ZJnngiesser  V.  G.  L.  (16)88.  —  8.  Zinnerne  Tauf- 
kanne, gestiftet  von  J  •  C  ■  HINSCKY  •  S  .  D  •  RÖNFELDEN  1771.  Englisches 
Zinn  mit  undeutlichen  Stempeln.  —  9 — 12.  Vier  messingene  Kollektenbecken 
mit  Randverzierungen  in  getriebener  Arbeit,  laut  Inschrift  von  ADAM  STEIN 
1730  gestiftet.  —  13.  Neues  Taufbecken,  von  LIppold-Malchin.  —  14 — 17. 
Vier  neugothische  Altarleuchter  aus  Zink,  zwei  grossere  und  zwei  kleinere,  — 
18 — 22.  Fünf  alte  ungleich  bessere  runde  Leuchter  von  Messing,  der  kleinste 
von  1604-  Gewidmet  von  »KLOCKENGETTERS  KINDERN«.  —  23.  Die  Altar- 
uiid  Kanzelgewänder :  ein  Antependium,  zwei  Altartücher,  Velum,  Korporale 
und  eine  Kanzelpultdecke  sind  neu  und  vom  mecklenburgischen  Paramenten- 
verein  geliefert. 


5IO  AMTSGERlCHTSItEZIRK   RÖBEL. 

Stadtmauer.  Die  Stadtmauer  um  die  Neustadt  ist  zum  grössten  Theil  erhalten.    An 

den  Strecken  aber,  wo  sie  niedei^legt  ist,  sind  noch  die  Fundamente  sichtbar. 
Indessen  sind  diese  in  einem  mangelhaften  Zustand.    Mauerthürme  sind  nirgends 
mehr  da,  wohl  aber  lässt  sich  hin  und  wieder  auf  das  frühere  Vorhandensein 
eines  Thurmes  schliessen.    An  einer  sol- 
chen Stelle  (z.  B.  an  der  westlichen  Mauer, 
jetzt    Umfassung    des    ersten    Pfarrgrund- 
stücks) beendet  sich  ein  Stromschicht-  Fries. 
Das    Material   der    Mauer   ist   ein   grosser 
schwerer   Backstein,   doch   sind   nach   Art 
des   Mittelalters  als  innere  Füllung   mehr- 
fach Felsen  verwendet.    Die  Altstadt  weist 
keine  Spur  von  Befestigungen  auf 

Mühlen-  Der  Hflhimberg  der  Altstadt,   die 

berg.  Stätte  der  früheren  fürstlichen  Burg  (s.  o.), 
stellt  sich  als  ein  kreisrunder,  oben  ab- 
geflachter Kegel  von  ziemlich  bedeutender 
Höhe  dar  und  ist  jedenfalls  künstlich  auf- 
getragen. Irgendwelche  Spuren  von  Ge- 
mäuer sind  nicht  mehr  sichtbar.') 

l^ndwehr.  Dagegen  ist  von  der  Landwehr,  die 

sich  von  der  Wackstower  Scheide  bis  zum 
Glien-See  hinzieht,  noch  ein  ganzes  Stück 
erhalten.  Sie  scheidet  die  Röbeler  Feld- 
mark von  dem  Wackstower  und  Dam- 
becker  Gebiet  und  hat  stellenweise  eine 
beträchtliche  Erhöhm^,  sowie  an  jeder 
Seite  einen  Graben, 


Altes  Auf  einem    Balken   über  der  Thür 

Schulhaus,  des  alten  Schulhanaes  ist  eingeschnitten: 
EXTRUCTUM  PUBLICUM  HOCCE  SCHOLAE 
AEDIFICIUM  1709  REPARATUM  1767.  Belt  (s.  S.  so6)  in  halber  Grösse. 

Kleinkunst 

und  Kunst-  j^  Besitz  des  Maurermeisters  Wolter   zu  Röbel   befindet  sich  ein  altes 

gewerbe.  Gerallde  auf  Leinewand,  das  jüngste  Gerieht  darstellend.     Es  hat  sich  früher 

Gemälde.  '"  ^^^  ^'-  Nikolai -Kirche  befunden    und    ist  bei   der   letzten  Restauration  aus 

der  Kirche  entfernt  worden. 

Alles  Zunft-  Das  alte  Znnftgeräth  der  Maurer,  bestehend  in  einer  grossen  Zahl  von 
geräth  der  Zinngefassen,  einem  Zimllschild,  zwei  Laden  (von  1751  und  1789),  zwei 
Maurer.      

■)  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII.  S.  tts/t^- 


Gertihschaften  des  Amlcs  der  Mauter  zu  Köbel. 


KLEINKUNST   UND   KUNSTGEWERBK.  Sil 

Schafferstäben  und  einer  Sammelbüchse,  hat  das  Grossh.  Museum  zu  Schwerin 
käuflich  erworben. 

Ueber  ein    in  Röbcl  gefundenes  altes  Pnlverhom  aus  Hirschhorn,  aus        Altes 
dem  XVI.  Jahrhundert,  s.  M.  Jahrb.  Pulvcrhorn. 

XIV,  S.  350.  Zu  beachten  sind 
die  Kostüme  der  aus  der  Fläche 
herausgearbeiteten  Figuren  (Mann 


und  Frau.)  Wir  reihen  hier  ein  ähnliches  an,  das  in  Krakow  beim  Ausgraben 
eines  Kellers  gefunden  ist  und  derselben  Zeit  angehört,  s.  M.  Jahrb.  XXXV, 
Q.-B.  I,  S.  7.  Ferner  ein  aus  dem  Jahre  1581  stammendes  und  aus  Boizen- 
bui^  gekommenes  Hifthorn  von  Büffelhorn  mit  Figuren  und  dem  italienischen 
Spruch:  NON  PENSA  LHVON')  CHE  GODE  IN  FESTA  ET  CANTO  CHE  AL  FIN  IL 
RISO  Sl  C0NVERT1  IN  PiANTO.ANO  1681:  M.  Jahrb.  XII,  S.  449. 
')  LMVON  ^  l'hiimno. 


Hifthorn  aua  Boiienburg. 


512  AMTSGERICHTSHKZIRK    RÖBEL. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Ludorf.') 

Gescliichte   HHlie  Einweihung   der   als   ein    frühgothisches   Oktogon   erbauten   Kirche   zu 
des  Ludorf  am  8.  Mai  1346  durch  den  Bischof  Burchard  von  Havelberg  zu 

Dorfes.  Ehren  der  hl.  Jungfrau  Maria  und  des  hl.  Märtyrers  Laurentius  und  die  Be- 
widmung  der  Kirche  mit  zwei  Hufen  in  Ludorf,  drei  Hufen  in  Priborn,  sowie 
mit  den  Einkünften  von  zwei  Mark  Silbers  aus  Zielow:  das  ist  die  erste  ur- 
kundliche Ueberlieferung  über  das  Dorf  und  Gut  Ludorf  im  XIV.  Jahrhundert, 
zugleich  bis  jetzt  die  einzige  aus  diesem  Jahrhundert.*) 

Mit  dieser  Thatsache  fallen  alle  früheren  Vermuthungen  über  diesen 
einzig  in  seiner  Art  in  Mecklenburg  dastehenden  Bau.  Dass  die  Oktogonal- 
Anlagen  häufiger  in  Italien  als  in  Deutschland  gefunden  werden,  ist  bekannt.^) 
Unbekannt  aber  bleibt,  welchen  Anlass  es  gab,  um  in  dem  kleinen  Dorfe 
Ludorf  an  der  Müritz  Gebrauch  davon  zu  machen.  Ebenso  wird  es  wahr- 
scheinlich niemals  aufgehellt  werden,  ob,  wie  Beyer  in  bedenklicher  Weise 
vermuthet  hat,  die  im  Jahre  1341  mit  Fürst  Bernhard  von  Werle  vermählte 
Gräfin  Elisabeth  von  Holstein -Plön,  welcher  gewisse  Dörfer  und  Güter  im 
Lande  Röbel  als  Leibgedinge  verschrieben  waren,  die  Gründerin  des  Ortes 
und  der  Kirche  zu  Ludorf  war,  oder  ein  anderer,  z.  B.  einer  der  Herren 
von  Marin  (Morin),  die  im  Anfange  des  XV.  Jahrhunderts  als  Besitzer  des 
Gutes  Marin  mit  dem  zugehörenden  Ludorf  und  zugleich  als  Patronatsherren 
der  Kirche   auftreten.*)     Diese   behalten  die  Nachbardörfer  Marin  und  Ludorf, 


^)  5  km  östlich  von  Röbel. 

«)  M.  U.-B.  6649.    Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XVI,  S.  294—299.     XXV,  S.  308. 

')  Die  nächsten  Analogien    zu   dem  Oktogonalbau    in  Ludorf  bieten  wohl    die  romanischen 
Centralbauten    in    Franken,    z.  B.    die    Kapellen    und    Kirchen    in    Oberwittighausen,    Standorf,    be 
sonders  die  in  Grünsfeldhausen,  Altenfurth  und  die  Kapelle  U.  L.  Frau  in  Würzburg.    Vgl.  Schulz, 
Denkmalpflege  III,  Nr.  14,  S.  105  fr. 

*)  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  125/27.  v.  Bülow,  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  192/93.  Das  Leib- 
gedinge der  Herzogin  Elisabeth  bildete  keineswegs  einen  zusammenhängenden  Güter -Komplex, 
sodass  man  etwa  die  Behauptung  aufstellen  könnte,  Ludorf  müsse  miteingeschlossen  gewösen  sein. 
Deshalb  giebt  es  auch  gar  keinen  Grund  zu  der  Annahme,  dass,  als  im  Jahre  1410  die  Güter 
dieses  Leibgedinges  (vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  192 — 94)  an  die  in  diesem  Jahre  neu  gegründete 
Linie  der  Hahn-Solzow  übergingen,  das  Dorf  und  Gut  Ludorf  in  Hahn'schen  Besitz  gekommen 
sein  müsse,  wie  Beyer  bei  Ausdehnung  seiner  Hypothese  glauben  machen  will.  Im  Gegentheil 
weisen  alle  Verhältnisse  und  Umstände  darauf  hin,  dass  die  schon  im  XIII.  Jahrhundert  als 
werlesche  Vasallen  in  Röbel  und  Umgegend  auftretenden  und  im  XIV.  Jahrhundert  u.  a.  mit  Besitz 
in  Kressin,  Zielow,  Vipperow,  Buchholz,  Schwarz  u.  s.  w.  nachzuweisenden  Herren  von  Marin  oder 
Morin,  die  zwei  Angelhaken  im  Wappen  führen  und  thatsächlich  mit  dem  alten  grossen  Hofe 
Marin  oder  Morin,  bei  dem  Ludorf  noch  im  Jahre  16 14  als  zugehörender  kleinerer  Hof  aufgeführt 
wird,  im  engsten  Zusammenhange  stehen  und  daher  schon  viel  früher  zu  Ludorf  und  seiner  Kirche 
als    Gutsherren    in    Beziehung    gesetzt    werden    müssen    als    dies    bis    jetzt    durch    Urkunden    fest- 


GUT   UND   KIRCHDORF  LUDORF.  513 

wenn  auch  nicht  ganz,  so  doch  thcilweise,  bis  zum  Jahre  1659,  dem  Todesjahr 
des  Levin  Ludwig  von  Marin.  Doch  scheint  es,  als  ob  der  Name  Marin 
schon  damals  vor  dem  Namen  Ludorf  im  Schwinden  begriffen  gewesen.    Denn 

zustellen  gewesea  ist.  Tbat- 
Sache  ist,  dass  di«  von  Marin 
im  Jahre  1437  anscheinend 
seit  langer  Zeit  im  Besitz  von 
Ludorf  sind.  Denn  das  Regest 
einer  am  Abend  des  10.  No- 
vember d.  J.  ausgefertigten 
Urkunde  lautet:  .Otto  vnde 
Heinrich  Moryn,  dede  won- 
haftig  sin:  tho  Moryn  in  deme 
haue,  dede  licht  in  deme 
lande  tho  Robele,  verkaufen 
den  von  Blücher  das  halbe 
dorf  Moryn,  dat  dar  liebt  in 
deme  lande  tho  Penzlin.< 
1541  heisst  es  in  Akten, 
welche  sich  auf  Streitigkeiten 
llbei  die  Fischerei  Ewischen 
der  Komlhurei  zu  Nemerow 
und  denen  von  Marin  be- 
ziehen, >  Peter,  Curt  und  Ige 
die  Marinen  auf  Ludorf,'  nnd 
den  z6.  Joni  1614  spricht 
Henning  Marin  d.  S.  von  sei- 
nem iStammlehn  Marin 
oder  Ludorf..  1616  giebt 
es  Akten  aber  eine  Theilung 
der  Guter  Ludorf  und  Mann 
zwischen  Henneke  Marin  und 

Balthasar    Lepet.      löiS 
adressiert  Herzog  Adolf  Fried- 
rich  ein  Schreiben   an  Hen- 
Kirche  zu  Ludorf.  ning  Worin  zu  Marin.    1643 

muthet  Klaus  von  Lepel  nach 
dem  Absterben  seiner  Vettern,  der  Brüder  Balthasar  und  Klans  von  Lepel  das  Gut  Ludorf.  Aber 
es  scheint  nicht,  als  wenn  die  Mnthang  einen  praktischen  Erfolg  gehabt  habe,  denn  das  Visilations- 
Protokoll  von  1649  nennt  unter  den  Eingepfarrten  vom  Adel  nur  den  Patronns  Henneke  Marin 
und  Friedrich  Kerberg's  Wittwe  und  beüchreiht  den  traurigen  Tod  des  filteren  Henneke  Marin  zu 
Röbel  im  Jahre  1638:  iDer  Thurmb  isl  niedergefallen  und  sint  die  glocken  daraus  wegk,  welche 
der  Patronus  Henneke  Marin  dem  Beriebt  nach  verkanlfl  vnd  dafür  ein  pferd  gekauft  haben  soll. 
Es  i»t  aber  dabey  glaubwürdig  berichtet,  da-ss  Henneke  Marin  mit  Verkaufung  der  glocken  weinigs 
glucks  oder  segeiis  gehabt,  bevoral)  er  bald  daraufT  im  elende  Ao.  1638  an  der  roten  Ruhr  zu 
Röbel  gestorben  und  nicht  so  viel  nachgela'isen,  dass  er  ehriich  zur  Erden  bestattet  worden,  son- 
dern es  hat  ihn  das  geknuifle  pferdt  auiT  einer  SchlQpe  im  .Snrcke  zum  grabe  trecken  mUssen,  vnd 
ist  also  ohne  Ceremonien  begraben  worden.  Inmassen  auch  erwehnles  pferd  ntchl  lange  darnach 
in  einen  brunneu  gefallen  und  gestorben.«  —  1662  aber,  als  es  keinen  Marin  mehr  giebt,  nennt 
das  VisilBlionsprotokoll  als  Patrone  den  Jakob  Ernst  Knuth  und  den  Declof  Kerberg.  —  Alle 
diese  Verhfiltnis^e  sind  in    früherer  Zeil  nicht   genügend   berücksichtigt  worden,   vor   allen  Dingen 


514  AMTSGERICHTSBKZIRK   RÜBRI.. 

während  im  Jahre  1614,  als  die  Begüterung  nahe  daran  ist,  der  alten  erb- 
gesessenen Familie  verloren  zu  gehen,  Ludorf  nur  als  kleine  Pertinenz  von 
Marin  genannt  wird,  reden  die  Visitationsprotokolle  von  1649  und  1662  nicht 
mehr  von  Marin,  sondern  nur  noch  von  Ludorf,  das  bis  zum  Jahre  1659  drei 
Adelsfamilien   zu  Besitzern  hat,   die  von  Marin,   von  Knuth   und  von  Kerberg 


W^ 


Crundriss  der  Kirche  zu  Ludorf  (nach  Zingelmann). 

(Kerkberg).  Nach  dem  Tode  des  oben  genannten  Levin  Ludwig  von  Marin 
theilen   sich   die   beiden    letztgenannten   Familien    in   die  Herrschaft,   und   erst 

hat  man  die  beiden  Guter  Marin,  dn<;  zur  KitterschafC  des  Amtes  Neustadt  ilhlende  Marin  liei 
l'enzlin  und  das  mit  l.ndurf  lu  einer  Feldmark  verbundene  Marin  an  der  Mllritr.  bei  Kübel,  beide 
die  Stammsitze  der  alten  Adelt-familie  Mnrin.  nicht  immer  sclinrf  genug  geschieden  und  die  ehe- 
mnlige   lledentiing  dieses  let^.Igetinnnlüii  .-illrusehr  übersehen. 


GUT   UND   KIKCHUORF   LUDORF. 


AcImw^PO  Mf 


pJdpW/X-.a.^- 


Kirclie  7M   l.iiilurr  (oneh   Ziiigclmann'schen  > 


5l6  AMTSGERICHTSBEZIRK  RÖBEL. 

1686  kommen  die  von  Kniith  in  den  Alleinbesitz  der  Begüterimg,  die  von 
nun  an  unter  dem  Namen  Ludorf  zu  einem  einzigen  Lehngute  konsolidiert 
wird,  über  welches  der  Oberkammerjunker  Adam  Levin  von  Knuth  am  14.  Juli 
1688  den  Lehnbrief  erhält.^)  Der  Ludorfer  Mannesstamm  der  Herren  von  Knuth 
ist  mit  dem  Vater  der  bisherigen  Besitzerin  B.  von  Schulse  erloschen,  welcher 
als  Erbtochter  des  J.  E.  von  Knuth  auf  Ludorf  bei  der  im  Jahre  185 1  erfolgten 
Umwandlung  des  Lehns  in  ein  Allod  das  Erbjungfernrecht  vorbehalten  wurde.*) 

Was  nun  die  geistlichen  Verhältnisse  betrifft,  so  scheint  es,  als  ob  die 
Kirche  zu  Ludorf,  obwohl  ihr  Charakter  als  Mutterkirche  bis  auf  den  heutigen 
Tag  unentwegt  aufrecht  erhalten  worden  ist,  niemals  einen  eigenen  Pfarrer 
und  eine  eigene  Wedem  gehabt  hat,  wenigstens  nicht  vom  XVL  Jahrhundert 
her.  Den  beiden  grossen  General- Visitationsprotokollen  von  1534  und  1541 
ist  zu  entnehmen,  dass  damals  die  Cura  von  den  Geistlichen  zu  Röbel  besorgt 
wurde.  Später  aber  (um  1571)  ist  Ludorf  eine  Zeit  lang  mit  Vipperow  ver- 
bunden, doch  Ende  des  XVL  Jahrhunderts  finden  wir  es  schon  wieder  bei 
Röbel.  So  sagt  z.  B.  der  Diakonus  Johann  Möller  zu  Röbel  in  einem  Schreiben 
aus  dem  Jahre  1606,  dass  er  seit  acht  Jahren  in  der  Kirche  zu  Ludorf  predige 
und  die  Sakramente  reiche.  Nach  ihm,  bis  in  die  Zeit  des  dreissigjährigen 
Krieges  hinein,  ist  es  Er  Joachim  Wameke,  der  sowohl  in  Ludorf  als  auch  in 
der  früher  (um  1570)  mit  Kambs  verbundenen  Kirche  zu  Nätebow  den  Dienst 
hat  und  gleich  seinem  Vorgänger  in  Röbel  wohnt.  Wie  die  Ludorfer,  hat 
auch  die  Nätebower  Kirche  den  Charakter  als  Mater  festgehalten.  Sie  steht 
damals  von  alter  Zeit  her  unter  dem  Patronat  der  Herren  von  Prignitz  auf 
Nätebow,  Bollewick  und  Below.  Nach  dem  dreissigjährigen  Kriege  folgt  aber 
eine  lange  Zeit  völliger  Verödung.  1649  wohnt  in  Ludorf  nur  die  oben- 
genannte Wittwe  von  Kerberg,  die  übrigen  Gehöfte  aber,  die  von  zwei  Bauern 
und  zwei  Schäfern,  stehen  leer  oder  sind  verwüstet.  Ebenso  wohnt  in  Nätebow, 
wo  ehedem  elf  Bauern  und  zwei  Kossäten  den  Bestand  des  Dorfes  gebildet 
haben,  kein  Mensch  mehr.  Von  Nätebow  heisst  es  ferner,  dass  der  Patron 
der  Kirche,  Otto  Prignitz,  die  bisherige  Verbindung  mit  Kambs  —  die  ja  nur 
von  kurzer  Dauer  gewesen  sein  kann  —  aufgehoben  und  seine  Kirche  als 
Filia  zu  der  in  Ludorf  gelegt  habe.  Indessen  1662  gehen  die  paar  Leute  zu 
Ludorf,  die  sich  inzwischen  wieder  angefunden  haben,  nach  Zielow  zur  Kirche, 
wo  der  Pastor  von  Vipperow  predigt;  die  von  Nätebow  aber,  wo  es  wieder 
vier  Bauern  giebt,  suchen  ihr  geistliches  Brod  zu  Röbel.  Endlich  folgen  von  1667 
an  wieder  eigene  Pastoren  für  Ludorf  und  Nätebow:  es  sind  Christian  Molt- 
mann  bis  1678  und  Andreas  Willebrand  bis  1687.  Beide  wohnen  wie  ihre 
Vorgänger  in  Röbel.  Als  aber  Willebrand  im  Jahre  1687  Pastor  zu  Dambeck 
wird,  gehen  Ludorf  und  Nätebow  zur  Dambecker  Kirche  über,  und  zwar  als 
kombinierte  Mutterkirchen,  nicht  als  Filiae.     In  diesem  Verhältniss  bleiben  sie 


^)  Kittmeister  Jakob   Ernst   von    Knuth   auf  Leizen    und    Priborn    war    1640   mit   Elisabeth 
von  Marin  vermählt:  M.  Jahrb.  XVI,  S.  298.     XVII,  S.  222. 

')  Im  November  des  Jahres  1901  ist  auch  die  Frau  von  Schulse  verstorben. 


GUT   UND    KIRCHDORF   LUDORF.  517 

auch  unter  dem  Fastor  Christian  Willebrand,  der  seinem  Vater  im  Jahre  1710 
substituiert  wird.  Aber  1732  tritt  abermals  eine  Aenderung  ein:  da  werden  beide 
Kirchen  wieder  von  Dambeck  getrennt,  Ludorf  wird  auf  Betreiben  des  Geh. 
Raths  von  Knuth  mit  Vipperow  verbunden,  Nätebow  aber,  das  damals  bereits 
in  Langermann' seh em  Besitze  ist,  geht  wieder  einmal  zur  Pfarre  von  Kambs 
über.  Jetzt  sind  beide  Parochiae  ambulatoriae  aufs  Neue  bei  Köbel,  Ludorf 
seit  1776,  Nätebow  seit  1793.') 


Kirche.  Die  beigegebenen  Zeichnungen  und  Photographien,  der  Gnind- 
riss,  Quer-  und  Längsschnitt,  die  Ansichlen  vom  Inneren  und  Aeusseren,  über- 
heben uns  einer  ausführlichen  Beschreibung  Wir  wollen  daher  nur  darauf 
hinweisen,  wie  sehr  der  Bau,  trotz  seiner  Anlehnung  an  eine  ungewöhnliche 
Grundform,  vom  Charakter  jener  Kirchenbauten  des  Ueberganges  vom  romani- 
schen zum  gothischen  Stil  beeinflus-sl  worden  ist.  Dahin  gehört  vor  allen 
Dingen  der  niedrige  Ansatz  und  das  verhältnissmassige  steile  Aufsteigen  des 
kugelförmigen  achtkapplgen  Gewölbes  im  Mittelbau,  die  Dicke  und  Schwere 
der  Mauern  und  die  vorherrschende  Schlitzform  der  Fenster,  während  die 
Gewölberippen  mit  ihrem  birnförmigen  Durchschnitts-Profil,  die  äusseren  Strebe- 
pfeiler und  der  Stromschicht- Fries   den   jüngeren  Stil    der   mittlerweile  überall 

')  Vgl.  Kirchen,  und   Kon-i>torialakleii  im  Gross heriogl.  Archiv.     Dazu   (iroth,  M.  Jahrh.  VI, 
S.  140/141.     Lisch,  M.  Jahrb.  XVI,  .S.  299.     Stuhr,  M,  Jahib.  LX,  .S.  58  und  65. 


5^^  AMTSGERICHTSBEZIRK    R()BEL. 

massgebend  gewordenen  Gothik  zeigen.^)  Was  aber  neuerer  Zusatz  ist,  das 
sieht  man  an  der  Schraffierung  in  der  Zeichnung.  Am  Chor  sind  ausser  Back- 
steinen auch  Felsen  verwendet.  Der  Mittelbau  sowie  auch  der  Chor  tragen 
thurmartige  Bedachungen,  die  des  erstgenannten  Theiles  ist  von  ansehnlicher 
Höhe,  achtseitig,  und  läuft  in  eine  schlanke  Spitze  aus,  die  des  letztgenannten 
Theiles  ist  rund  und  bedeutend  niedriger.  Im  Westen  eine  Vorhalle  von  ver- 
hältnissmässig  beträchtlicher  Höhe,  in  deren  Obergeschoss  die  Orgel  steht. 
Unter  dem  Dache  hängt  die  Glocke.  An  der  Nord-  und  Südseite  zwei  gleiche 
dreiseitige  Abseiten,  die  aus  einem  Sechseck  konstruiert  sind.  Die  südliche 
Abseite  dient  als  herrschaftlicher  Stuhl,  die  nördliche  als  Gruftgewölbe.  Ein 
zweites  Grabgewölbe  ist  in  neuerer  Zeit  an  die  Nordwestseite  angesetzt.  Auf 
einem  Ziegel  des  Einganges  zu  der  Vorhalle  liest  man  die  eingekratzte,  an 
sich  ziemlich  bedeutungslose  Inschrift:  ANNO  1577  X  B  CLA*  RIEK,  die  wir 
hier  nur  deshalb  aufftihren,  weil  sie  im  M.  Jahrb.  XVI,  S.  296,  ausfuhrlicher 
behandelt  ist.*) 

Nicht  ohne  Interesse  ist  die  Beschreibung  der  Kirche  in  den  beiden 
Visitationsprotokollen  von  1649  und  1662.  In  jenem  heisst  es:  »Die  Kirche 
ist  in  vier  Creutzen  vnd  4  Arkenern  vnd  oben  rund  gebawet,  auf  der  Itali- 
an  er  arth,  gantz  gewelbet,  inwendig  sehr  verwüstet,  die  gräber  geöffnet,  die 
Fenster  weg.  Beim  altar  ein  gemauert  predigstuell. «  In  diesem:  »Ludorf! 
eine  Mater- Kirche,  vaciret  anjetzo.  Ist  nach  der  Italiäner  art  in  vier  Run- 
dehlen  gebawet,  oben  rundt  gewelbet,  inwendig  sehr  verwüstet,  die  Fenster 
darauss.     Beim  altar  ist  ein  gemauerter  Predigstuel.« 

Innere  Ein-  Im  Altaraufsatz  das  Gemälde  der  Kreuzigung.     Nach  Ary  Scheffers.  — 

richtung  j^  den  Füllungen  der  Kanzel  die  Figuren  der  vier  Evangelisten.  —  Der  Tauf- 
'  stein  aus  schwarzem  Marmor  ist  neu.  —  In  der  Apsis  ein  kleiner  viereckiger 
Eucharistie -Schrank.  —  Ueber  dem  Eingang  zu  dem  Gruftgewölbe  befinden 
sich  drei  messingene  Votivtafeln  mit  Inschriften,  die  sich  auf  verstorbene  Mit- 
glieder der  Familie  VON  KNUTH  beziehen.  Endlich  auch  an  der  Thür  zur 
Gruft,  sowie  über  dem  herrschaftlichen  Stuhl,  zahlreiche  zinnerne  Wappen  von 
KNUTH'schen  Familienmitgliedern.^) 

Glas-  In  dem  nordöstlichen  und    nordwestlichen  F'enster  allerlei    kleine  Glas- 

malereien, malereien,  die  aus  der  alten  Kirche  zu  Priborn  hierher  gebracht  worden  sind. 
Einige  enthalten  bildliche  Darstellungen  wie  z.  B.  Eva's  Erschaffung,  Christi 
Verkündigung,  Christi  Taufe  im  Jordan,  den  guten  Hirten  u.  a.  m. 

Gitterthür.  Vor   der   eichenen  Flügelthür,   welche    den  Eingang   zum   Gruftgewölbe 

verschliesst,    ist  eine   zweiflügelige  Gitterthür  aus  Schmiedeeisen  angebracht. 

')  Alles  ist  alt  und  ursprünglich.  Von  einer  erst  später  und  etwa  wider  den  anfänglichen 
Plan  geschehenen  Einwölhung  kann  unseres  Bedtlnkens  keine  Rede  sein.  Tn  dieser  Beziehung 
theilen  wir  nicht  die  von  Lisch  im  M.  Jahrb.  XVI,  S.  295,  ausgesprochene  Ansicht,  auf  die  er 
übrigens  neun  Jahre  später  (M.  Jahrb.  XXV,  .S.  308/9)  nicht  wieder  zurückkommt. 

')  Nur  ist  dort  nicht  1177,  sondern  1577  zu  lesen.  Vgl.  ferner  M.  Jahrb.  XXV,  S.  308  ff. 
XL,  S.  192. 

^)  Line  genauere  Beschreibun«;  aller  dieser  Stücke  im   Inventar  von    181 1. 


GUT   UND    KIRCHDORF   LUDORF.  SlX} 

Hier  findet  man  eine  Inschrift,  welche  besagt,  dass  im  Augustmonat  des  Jahres 
1736  ADAM  LEYIN  VON  KNUTH,  Erbherr  auf  Ludorf  und  Gneve,  diese  Ruhe- 
stätte für  sich  und  seine  Ehegattin,  Frau  CORNELIA  VON  KNUTH,  habe  her- 
stellen lassen. 

Von    diesem    Ehepaar    stammt    auch    die   einzige    Glocke,    welche    die      Glocke. 
Kirche   hat   (Dm.  0,50  m).     Ihre   Inschrift   lautet:    SOLI   DEO  GLORIA  •  HERR 
ADAM  LEVIN  V  •  KNUTH  FRAU  CORNELIA  V  •  KNUTH  •  ANNO  1709  •  PATRON 
DER   KIRCHE  ZU   LUDORF  •  HABE  ZU   GOTTES   EHREN    DIESE  GLOCKE   UM- 
Gl ESSEN    LASSEN. 

Kleinkunstwerke,  i — 3.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene  und  runder  Kleinkunst- 
Oblatenschachtel,  alle  drei  mit  dem  eingravierten  Knuth'schen  Wappen  und  werke, 
den  Initialen  A  •  L  •  K  •  Vgl.  die  Glocken -Inschrift.  —  4.  5.  Silbervergoldete 
Abendmahlskanne,  ebenfalls  mit  dem  Knuth'.schen  Wappen,  laut  Aufschrift  im 
September  1854  von  MARIANNE  V  •  KNUTH,  JOSEF  ERNST  V  •  KNUTH'S 
WITTWE,  gestiftet.  Von  ebenderselben  eine  Taufkanne.  —  6.  Zinnkelch,  von 
JOACHIM  SINNIKE  und  seiner  Frau  KATHARINA  PAROW  1669  gestiftet.  Zinn- 
zeichen undeutlich.  —  7.  Kleiner  Zinnkelch,  1762  gestiftet  von  einer  Wittwe 
BURMEISTER.  Englisches  Zinn.  —  8.  Noch  eine  Patene  von  Zinn.  — 
9.  10.  Neben  dem  Altar  stehen  auf  steinernen  Postamenten  zwei  sehr  schwere 
Bronze- Leuchter  mit  Stifterwappen  und  der  Inschrift:  HER  ADAM  LEVIN  KNUT 
ZV  GIESELFELT  LUDORF  UNT  ASENDRUP  RITTER  1698.»)  —  11.  Mitten  in  der 
Kirche  ein  vom  Gewölbe  herunterhängender  Kronleuchter  von  Messing. 


Ueber  der  Hausthür  des  Herrenhauses  befindet  sich  folgende  Inschrift  Herrenhaus 
mit  Goldbuchstaben  auf  einer  schwarzen  Tafel:  ANNO  1693  HAT  H  «ADAM  zu  Ludorf. 
LEVIN  VON  KNUTH  RITTER  DEN  UHRALTEN  ADELSCHEN  HOFF  LUDORFF 
ANHERO  TRANSPORTIREN  UND  NEU  BAUEN  LASSEN  «GOTT  LASSE  DIESES 
HAUS  WOHLBEGLÜCKT  BESTEHEN  UND  EHE  NICHT  ALS  MIT  DER  WELT 
VERGEHEN.  Darüber  das  von  Knuth'sche  Wappen.  Ferner  sieht  man  in  dem 
oberen  Thürbalken  eine  Inschrift:  MORITZ  JAKOP  JOCHIM  GEBRODERE  DE 
KNUTH  ANNO  D(OMINI)  1576.  Dazu  dreimal  das  Knuth'sche  Wappen.  Das 
Stück  sass  aber  früher  an  dem  Herrenhause  zu  Leizen. 

*         *         * 

Nicht   weit   von    dem   jetzigen    Hofe   sieht    man    in    einer  Wiese    einen        Alte 


künstlich  aufgeworfenen  runden,  jetzt  mit  Busch  und  Bäumen  bestandenen  und 
von  einem  Graben  umgebenen  Hügel.  Auf  diesem  Hügel  hat  nachweislich 
die  alte  Ludorfer  Burg  gestanden,  welche  erst  um  das  Jahr  1693  (vgl.  die 
Inschrift  am  jetzigen  Herrenhaus)  eingegangen  ist.  Es  ist  dies  die  alte  Burg- 
stätte von  Marin,  welche  C.  Ch.  von  Bülovv  im  M.  Jahrb.  XXXI V,  S.  192,  mit 


Ludorfer 
Burg. 


')  Die  ausser   Liulorf  i^enjiniilcn   Ortschaften    liegen    beide  auf  Seeland  (l'rap,    Danniark   IH, 
S.  447   und   514). 


520 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


folgenden  Worten  beschreibt:  »Die  Reste  der  mittelalterlichen  Burg  des  Ge- 
schlechts von  Morin  finden  sich  noch  einige  hundert  Schritte  nordwestlich  von 
Ludorf  entfernt  am  Saume  des  sog.  Altenhöfer  Bruchs.  Ein  umwallter,  wald- 
bedeckter Hügel  von  etwa  50  Q  Ruthen  Grundfläche,  wird  ringsum  von  einem 
ziemlich  tiefen  Graben  und  auch  von  Teichen  und  Wiesen  umschlossen  und 
noch  der  » Schlossberg  c  genannt.  Das  Material  des  alten  Schlosses  soll  nach 
dem  dreissigjährigen  Kriege  zum  Bau  des  jetzigen  Herrenhauses  in  Ludorf 
verwandt  sein.  Doch  sieht  man  noch  im  Innern  der  Umwallung  mehrere 
grosse  Steine,  Bauschutt  u.  dergl.  Auf  der  Direktorial -Karte  ist  auf  der  diese 
Umwallung  zunächst  begrenzenden  Ackerfläche  der  »alte  Hof«  verzeichnet.« 

*  *  * 

»Der  Der  nördliche  Vorsprung  der  Halbinsel,  welche  die  Ludorfer  Feldmark 

Steinhorn.«  bildet,  heisst  »der  Steinhom«.    Er  stellt  sich  als  ein  ziemlich  hohes,  zur  Müritz 

steil  abfallendes  Vorgebirge  dar.     Oben  eine  fast  quadratische  Fläche,  an  den 

drei    der   Müritz    zugekehrten   Seiten    aber   erkennt    man   noch    mit  ziemlicher 

Deutlichkeit  ehemalige  wallartige  Erhöhungen.^) 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Nätebow.') 

|er  Dorfname  Nedebuh  wird  am  21.  Januar  1261  bei  Gelegenheit  der  Fe.st- 
setzung  der  Feldmark  von  Röbel  zum  ersten  Mal  urkundlich  genannt.') 
1305  werden  Einkünfte  aus  Nätebow  bei  der  von  dem  Röbelschen  Bürger  Berthold 
von  Zernow  in  St.  Nikolai  auf  der  Neustadt  gestifteten  Vikarei  erwähnt.*)  1331 
aber  hat  Nätebow  bereits  seine  eigene  Kirche,  eine  »Ecclesia  beate  Marie 
virginis«  mit  drei  Altären,  welche  sämmtlich  von  dem  Ritter  Konrad  Büne  mit 
Einkünften  aus  den  Dörfern  Nätebow,  Bollewick  und  Finken  bewidmet  werden. 
Es  sind  die  Altäre  der  hl.  Jungfrau  Maria,  der  hl.  Katharina  und  der  der 
Apostel  Matthaeus  und  Andreas.^)  Bischof  Dietrich  von  Havelberg  bestätigt 
diese  Stiftungen  neunzehn  Jahre  später,  als  der  Ritter,  in  dem  wir  auch  den 
Gründer  und  Erbauer  der  Kirche  zu  erkennen  haben  werden,  schon  todt  ist. 
Ferner  lernen  wir  drei  Vikare  kennen,  die  sich  der  eben  genannten  Einkünfte 
zu  erfreuen  haben.  Es  sind  Johann  von  Cessin,  Johann  Rodepape  und  Arnold 
Ferber.     Ausser  denen  von  Bune  finden  wir  am  Ende  des  XIV.  Jahrhunderts 

*)  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  128.     v.  BUlow,  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  192. 

•)  3  km  südwestlich  von  Röbel.  Die  alten  Formen  des  Namens,  Nedebuh,  Nedebow,  ver- 
bindet Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  98,  mit  der  altslavischen  Negation  ne-  und  dem  "Wort  dybati  = 
schleichen  und  deutet  ihn  als  »Ort  des  Nedybac.  Das  wäre  denn  ungefähr  das  deutsche  >Laufen< 
oder  t Rennerdorf«. 

»)  M.  U.-B.  911. 

*)  M.  ü.-B.  2997. 

*)  M.  U.-B.  5218.  7072. 


GUT  UND   KIRCHDORF  NÄTEBOW.  521 

die  von  Rostke  und  Freiberg  mit  Besitz  und  Rechten  in  Nätebow,^)  im  XV. 
und  XVL  Jahrhundert  auch  die  von  Wardenberg  und  Prignitz,  und  im  XVII. 
die  von  Arenstorff,  Grambow,  Pauli  und  Schmiede.  Aber  1682  kommt  der 
Schmiede'sche  Schwiegersohn,  Rittmeister  Kaspar  Christoph  von  Langermann, 
in  die  Schmiede  -  Prignitz'schen  und  1702  auch  in  die  Grambow -Powisch'schen 
und  Freiberg'schen  Antheile,  und  noch  heute  sind  seine  Nachkommen  im 
Besitz  einer  ansehnlichen  Begüterung,  welche  ausser  Nätebow  die  benachbarten 
Dörfer  und  Höfe  Carlshof,  Dambeck,  Karchow,  Erlenkamp,  Bollewick  und 
Spitzkuhn  umfasst. 

Ueber   die   kirchlichen  Verhältnisse  s.  o.  bei  Ludorf  sowie   bei   Leizen 
und  Kambs.*) 

Kirche.  Die  Kirche,  ein  alter  Backsteinbau  aus  der  Zeit  des  Ueber-  Kirche, 
ganges  vom  romanischen  zum  gothischen  Stil,  hat  die  Form  eines  länglichen 
Vierecks  und  verdankt  ihre  jetzige  Gestaltung  einer  Restauration  vom  Jahre  1682. 
Doch  macht  sich  noch  an  den  Aussenwänden  das  alte  romanische  Lisenen- 
System  bemerkbar.  Auch  giebt  es  hier  keine  Strebepfeiler.  Der  Innenraum  ist 
mit  zwei  gothischen  Kreuzgewölben  überspannt.  In  der  Ostwand  ein  grösseres 
dreitheiliges  gothisches  Fenster,  in  der  Nord-  und  Südwand  der  nach  Osten 
gelegenen  Hälfte  je  ein  zweitheiliges  Fenster,  während  in  der  westlichen  Hälfte 
jederseits  noch  die  Form  eines  älteren  Schlitzfensters  sichtbar  wird,  das  jetzt 
vermauert  und  daher  nur  noch  als  Blende  vorhanden  ist.  An  sämmtlichen 
vier  Innen -Wänden  sieht  man  unten  Rundbogen -Nischen,  die  bis  auf  den 
Fussboden  reichen.  Von  den  ehemaligen  Portalen  der  Kirche  ist  das  auf  der 
Südseite  noch  im  Gebrauch.  Es  hat  eine  frühgothische  Wandung  und  Bogen- 
laibung.  Von  dem  im  Westen  angebauten  Thurm  ist  nur  noch  das  Unter- 
geschoss  vorhanden,  der  obere  Theil  ist  im  XVIII.  Jahrhundert  durch  Brand 
zerstört  und  steht  als  Ruine  da. 

Als  Altaraufsatz  dient  ein  spätgothischer  doppelflügeliger  Schrein  mit  Altar- 
gut ausgeführten  Schnitzwerken.  Im  Mittelstück  die  geschnitzten  Figuren  der  aufsatz. 
hl.  Maria  mit  dem  Kinde,  zu  den  Seiten  der  hl.  Johannes  Bapt.  und  der  hl. 
Johannes  Evang.  In  den  geöffneten  Vorderflügeln  je  vier  Heilige,  zu  zweien 
übereinander.  Links  (vom  Beschauer)  der  hl.  Andreas,  die  hl.  Katharina,  der 
hl.  Jakobus,  die  hl.  Gertrud;  rechts:  die  hl.  Magdalena,  der  hl.  Bartholomaeus, 
die  hl.  Margarethe,  der  hl.  Thomas.  Die  äusseren  Seiten  der  vorderen  Altar- 
flügel, sowie  beide  Seiten  der  hinteren  Flügel  sind  mit  je  einer  grossen 
Heiligenfigur  bemalt,  zum  Theil  vergangen,  zum  Theil  noch  erhalten.  Auch 
hier    ist    die    Ausfuhrung    gut    und    sorgfaltig.     Zu   erkennen    sind   noch    die 


^)  M.  U.B.  II 419. 

*)  Im  Visitationsprotokoll  von  1534  steht,  dass  das  Kirchlehn  vom  Ritter  Konrad  von  Bune 
an  die  Fürsten  gefallen  sei.  Man  wisse  aber  nicht,  wie  es  von  diesen  an  die  von  Prignit«  ge- 
kommen sei,  die  es  u.  a.  dem  Dominikaner -Prior  Thomas  Lamperti  verliehen  haben.  S.  Visi- 
tations  -  Protokoll  von  1541.  Die  von  Prignitz  besitzen  es  noch  1662.  Nachher  haben  es  die 
von  Langermann. 


522  AMTSGERTCHTSHE/JRK    RÖBEL. 

hl.  Margaretha,  der  hl.  Antonius  und  der  hl.  Bartholomaeus.  In  der  Ecke 
bei  dem  hl.  Bartholomaeus  befindet  sich  das  Grambow  -  Prignitz'sche  Wappen 
(gekrönter  Eberkopf  mit  blutigem  Halse)  und  daneben  die  Inschrift:  ^atlirt 
i^aa  pttd^tltj^*  ^)  An  der  Predella  des  Altars  Namen  und  Wappen  des 
CASPAR  CHRISTOFF  LANGERMANN,  Churftirstl.  Brandenb.  Rittmeisters,  und 
der  ELEONORE  MARGARETHE  LANGERMANN,  geb.  SCHMIDEN.  Auf  der 
Fläche  des  kleinen  hölzernen  Altarpultes  steht  eingeschnitten  iLSEBE  BER- 
KEN  1729. 

Kanzel.  An    der    Nordvvand    die    Kanzel,    eine    gute    Tischlerarbeit   im    Renais- 

sance-Stil. 

Taufengel.  Neben  der  Kanzel  ein  hölzerner  Taufengel  mit  einem  zinnernen  Becken 

in  Muschelform. 

Gedenk-  In   der  Kirche   eine  Gedenktafel    über   die    Restauration  von    1682   mit 

tafel.  der  Inschrift:  ANNO  1682  HAT  HERR  LEUTTENAND  BERNHARDT  CHRISTIAN 
SCHMIDT  UND  HERR  RITHMEISTER  CASPAR  CHRISTOPH  LANGERMANN 
DIESE  BAUFELLIGE  NÄHTBOER  KIRCHE  ANGEFANGEN  ZU  REPARIREN. 

Krön-  Vor   dem  Altar   hängt  ein    kleiner    messingener   Kronleuchter  mit   der 

leuchter.     Inschrift:    BERENT  FOLRAT  TELLER  1682. 

Glocke.  In  dem  hölzernen  Glockenstuhl  ausserhalb  der  Kirche  hängt  eine  Glocke 

mit  der  Inschrift:  CLAUS  HINRICH  VIERECK  MARGARETHA  LUCIA  BROCK- 
TORFF  ANNO  1699     M  •  E  •  S  •  B  •  R  •*) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i.   Silbervergoldeter     gothischer    Kelch    auf    sechs- 

werke, passigem  Fuss,  auf  jedem  Felde  des  Fusses  eins  oder  mehrere  der  Marter- 
werkzeuge Christi  eingraviert.  An  den  sechs  Rotuli  des  Knaufes  die  Rinf 
Buchstaben  des  Namens  Itlilda  und  eine  Lilie.  Am  Schaft  oben  noch  einmal 
der  Name  ttiatta,  darunter  der  Name  t^üfll^.  Keine  Werkzeichen.  —  2.  Sil- 
bervergoldete Patene  mit  einem  Agnus  Dei  auf  dem  Rande  Inschrift:  ANNA 
MARGARETHA  PAVLIN  GEBORNE  SCHVTZENREICHINN.  Keine  Werkzeichen. 
—  3.  Länglichrunde  silberne  Oblatenschachtel.  Auf  dem  Deckel  das  Langer- 
mann'sehe  Wappen  mit  der  Umschrift:  CASPAR  CHRISTOF  LANGERMAN 
RITMEISTER  SCHENKET  DISES  ALS  PATRONVS  DER  NACHTBOER  KIRCHEN 
ZYHR  EHRE  GOTTES  ANNO  1687.  —  4.  5.  Zwei  messingene  Altarleuchter. 


*)  Dieser  aus  Finken  stammende  Zweig  der  Familie  Grambow,  welcher  später  die  Güter 
Below,  Nätebow  und  Bollewick  besitzt,  führt  von  alter  Zeit  her  den  Namen  Prignitz  (Prieg- 
nitz),  wie  eine  Urkunde  vom  i.  März  1399  erweist:  >Ik  olde  Philyps  Grambowe  vnde  ik  olde 
Hans  Grambowe,  Danneles  zone,  anders  ghenomet  de  Pryggenytzen,  wonaftych  to  den  Vynken, 
bekennen  vnde  betüghen«  u.  s.  w.  Auch  hier  zweimal  das  Wappen  mit  dem  Eberkopf.  Femer 
der  Name   Daniel. 

^)  Aus  Kritzkow  erworben,  nach  181 1.  Das  Inventar  von  181 1  erwähnt  auch  nur 
eine  Glocke,  giebt  aber  an,  dass  keine  Insclirift  darauf  sei.  —  Ein  Zweig  der  von  Vieregge 
(Viereck)  halte  in  der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  Rechtsansprüche  an  Dammwolde: 
M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  627.  Das  hier  genannte  Ehepoar  hatte  die  Güter  Subsin  und 
l.antow  bei   I.aage.      Vi^l.  Hand   I   der  M.  Kunst- u.  Gesch. -Denkm.  l)ei   Kritzkow  S.  460  (475). 


GUT   UND   KIRCHDORK    LEFZEN.  523 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Leizen.') 

chon  im  Jahre  1298  giebt  es  einen  Plebanus  Segelke  in  Leizen  und  Geschichte 
also  auch  eine  Kirche.*)  Der  Pleban  ist  zugleich  mit  denen  zu  Dambeck  ^^^ 
und  Melz  der  zur  Havelberger  Diöcese  gehörenden  Probstei  oder,  was  dasselbe 
ist,  dem  Archidiakonat  der  Neustadt  Röbel  unterstellt.  Diesem  Verhältniss 
widerspricht  es  nicht,  wenn  wir  im  Visitationsprotokoll  von  1541  die  Nachricht 
finden,  dass  der  Dominikaner -Prior  Thomas  Lamperti  der  Inhaber  der  Kirch- 
lehne oder  Pfründen  aus  Nätebow  und  Leizen  ist.  Wie  in  Nätebow  die 
von  Prignitz,  so  sind  in  Leizen  die  von  Knuth  im  XVL  Jahrhundert  (und 
wahrscheinlich  schon  von  älterer  Zeit  her)  die  Patrone  der  Kirche,  die  es  ohne 
Zweifel  dem  Prior  des  Klosters  gestattet  haben  werden,  einen  Vikar  als  Mieth- 
priester  für  Leizen  einzusetzen.  Es  wird  aber  1541  keiner  genannt.  Die 
von  Knuth  haben  das  Patronat  bis  zur  Mitte  des  XVIIl.  Jahrhunderts.  Doch 
sind  sie  nicht  diese  ganze  Zeit  hindurch  die  alleinigen  Besitzer  des  Gutes. 
Im  XVI.  Jahrhundert  finden  wir  dort  z.  B.  neben  ihnen  die  von  Rostke  und 
Freiberg,  wenn  auch  nur  als  Pfandberechtigte.  Im  Jahre  1700  vermählt  sich 
Jakob  Ernst  von  Knuth  auf  Leizen  mit  Anna  Marie  Schröder.  Dieser  Ehe 
entspriesst  ein  einziger  Sohn  Gottfried  Ernst.  Doch  der  Vater  stirbt  schon 
am  22.  September  1704,  als  der  Sohn  erst  ein  Kind  von  vier  Jahren  ist.  Die 
Mutter  vermählt  sich  nun  zum  zweiten  Mal  mit  jenem  Kapitän  Holly,  der  in 
einer  der  früheren  Glocken -Inschriften  genannt  wird  (s.  u.);  seit  1709  ist  sie 
mit  ihm  verheirathet.  Aber  172 1  ist  sie  bereits,  wieder  Wittwe.  Sie  vermählt 
sich  in  diesem  Jahre  zum  dritten  Mal  mit  Joachim  Detlev  Warneke,  wird  aber 
zum  dritten  Mal  Wittwe.  Als  solche  nennt  sie  sich  1723  in  einem  Brief  als 
»Anna  Marie  Warneke  Possessorin«  des  Gutes  Leizen,  bezeichnet  aber  ihren 
Sohn  erster  Ehe,  Gottfried  Ernst  von  Knuth,  als  Lehnsnachfolger.  Dieser 
muthet  das  väterliche  Erbe  im  December  1722.  Ob  er  das  Gut  übernommen 
hat,  war  aus  den  Akten,  soweit  sie  dem  Verfasser  zugänglich  waren,  nicht  zu 
ersehen.  Gewiss  ist,  dass  Leizen  sich  schon  vor  1753  in  Gundlach'schen 
Händen  befindet.     So  auch  heute  noch. 

Wie  sich  die  geistlichen  Verhältnisse  gleich  nach  1541  gestalten,  wissen 
wir  nicht  des  Näheren.  Das  Visitationsprotokoll  von  1649  giebt  an,  dass 
vorher  ein  eigener  Pastor  in  Leizen  mit  Namen  Vitus  Obsalpicus  gewesen  sei, 
auch  sei  Leizen  zeitweise  von  Röbel  und  von  Finken  versorgt  worden,  nun  aber 
(1649)  sei  es  mit  der  Kirche  in  Dambeck  verbunden.     Von   zwölf  Bauern  vor 

*)  10  km  westlich  von  Röbel  entfernt.  »Ilaselstrauchort«  übersetzt  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI, 
S.  82,  den  Namen,  indem  er  ihn  mit  dem  altslavischen  Stamm  leska,  polnisch  leszczyna,  tschechisch 
lestna,  verbindet. 

«)  M.  r.-K.  2486. 


524 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz. 


Malerei. 
Grabstein. 


Waffen, 
Votivtafel. 


dem  Kriege  seien  nur  noch  drei  vorhanden.*)  1650  wird  Leizen  mit  Finken 
(od.  Finken- Damm wolde)  verbunden,  wo  Heinrich  Sibeth  (bis  1659)  Pastor 
geworden.*)  So  bleibt  es  dann  unter  dessen  Nachfolgern,  den  Pastoren 
Jakobus  Riebe  und  Georg  Pagenkopf  (Pagenkopp)  bis  über  171 3  hinaus.*) 
1723  aber  wird  Leizen  als  parochia  ambulatoria  zu  Karchow  gelegt,  doch  er- 
scheint es  schon  1728  wieder,  wie  einstmals  im  XVI.  Jahrhundert,  in  Ver- 
bindung mit  Röbel,  von  wo  es  noch  heute  seine  Cura  empfangt.*) 

Kirche.  Die  einschiffige  Kirche  hat  die  Form  eines  länglichen  Vierecks 
und  ist  zum  grössten  Theil  aus  Felsen  aufgeführt,  nur  im  westlichen  Theil 
finden  sich  Backsteine  und  Felsen  durcheinander  .  gemischt.  Im  Innern  eine 
flache  Bretterdecke.  An  der  Ostwand  drei  romanische  Schlitzfenster  mit  glatt 
eingehender  Wandung  und  Laibung.  Die  gleiche  Anordnung  dreier  Schlitz- 
öfTnungen  auf  der  Süd.seite  des  Chors.  Im  Langhaus  auf  jeder  Seite  zwei 
Fenster  mit  Stichbogenschluss.  Das  Thurmportal  hat  eine  neuere  Gestaltung 
im  Barockstil  und  ist  mit  dem  Gundlach'schen  Wappen  geschmückt.  Auf  dem 
Westende  des  Firstes  ein  hölzernes  Dachreiterthürmchen.  Auf  der  Nordseite 
eine  unverhältnissmässig  grosse  Gruftkapelle  aus  jüngerer  Zeit.^) 

Den  Altaraufsatz  bildet  ein  restaurationsbedürftiges  spätgothisches  Trip- 
tychon.  Im  Mittelstück  der  Vorderseite  die  Krönung  der  Maria.  Auf  den 
Flügeln  zu  beiden  Seiten  in  zwei  Reihen  übereinander  je  drei  Heiligenfiguren. 
Links  oben  der  hl.  Jakobus  major,  die  hl.  Elisabeth,  der  hl.  Johannes  Baptista; 
unten  die  hl.  Maria  Magdalena,  ein  unbekannter  Apostel  und  die  hl.  Anna- 
selbdritt- Gruppe.  Rechts  oben  der  hl.  Johannes  Evang.,  der  Apostel  Petrus  (r), 
die  hl.  Barbara;  unten  die  hl.  Katharina,  der  Apostel  Paulus  (?)  und  die  hl. 
Gertrud.  Die  Malereien  auf  der  Rückseite  der  Flügel  sind  sehr  vergangen; 
im  Allgemeinen  ist  nur  soviel  zu  erkennen,  dass  es  sich  um  legendarische  und 
nicht  um  biblische  Scenen  handelt. 

An  der  Decke  der  Kirche  handwerksmässige  Barock malerei. 

Neben  dem  Altar  liegt  ein  gut  erhaltener  mittelalterlicher  Grabstein 
mit  dem  Knuth'schen  Wappen  in  der  Mitte  und  den  vier  Evangelisten -Sym- 
bolen in   den  Ecken.     Dazu   die  Umschrift:    SCuilO  l  bxü  l  111  l  ttt  •  Ijij:  fia  • 

ii  pt'  •  fefhi  •  micö  •  0  ßinric'  fimit  •  tie  •  jiryfiorn  j  bjrar  •  e<'  marga'eta 

fP^B^IÖ'S'  •  or  •  p  •  Ci*  •     Der  stein  verdient  aufgerichtet  zu  werden.®) 

An  der  Nordwand  verschiedene  WaflFen,  und  unter  einem  Degen  eine 
Votivtafel,  welche  besagt,  dass  die  trauernde  Gattin  des  Majors  THEODOR 
WILH.  VON  DRIGAL8KI   den   Degen    ihres    Ehemannes,    der   an   seinen   in   der 


»)  M.  Jahrb.  VT,  S.  141. 

*)  S.  Finken. 

')  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  .S.  628. 

*)  Akten  im  Archiv.     Für  1728  vgl.  Stuhr,  M.  Jahrb.  LX,  S.  54. 

»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XV,  S.  286.     XXXII,  S.  153  (Klessen).     XL,  S.  192. 

«)  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  311.     Mit  Lithographie.     Fehlt  im  M.  U.-B. 


GUT   UND   KIRCHDORF  LEIZEN.  525 

Schlacht  bei  Dennewitz  am  6.  September  iSt3  crhalteneti  Wunden  starb,  in 
der  Kirche  zu  Leizen,  ihrem  Geburtsorte,  zu  ewigem  Andenken  habe  auf- 
hängen lassen. 

Im  Thurm    zwei    Glocken   (Dm.   1,00  m  und  0,80  m].     Beide  sind   aus     Glocken. 

den  alten  Glocken  von  1527 

I  -  1     und   1711    (so  steht  im  Um- 

guss,     nicht     1700    wie     im 

Inventar  von  iSii,  und  auch 

nicht    1709,    wie   bei   Lisch, 

I  M.  Jahrb.  XXVII,  S.  233)  im 

i  Jahre    1860    auf  Anweisung 

des  Patrons,  MAX  LUDWIG 
VON  GUNDLACH  auf  Leizen, 
von  C.  Jllies  in  Waren  um- 
gegossen worden.') 

Kleinkunst  werke,  t.  2.  Kleinkunst 
Aelterer  silbervergoldeter  werke, 
kleiner  Kelch  auf  sech.spassi- 
gem  Fiiss  mit  einem  plasti- 
schen Kriicifixtis ,  daneben 
eingraviert  Johannes  und 
Maria,  Auf  den  seclis  Rotuli 
des  Knaufes  in  gothischen 
Minuskeln  die  Buchstaben 
de.s  Namens  ll^efU^'  Die- 
selben Buchstaben  an  den 
sechs  Seiten  des  Griflfes  ober- 
halb des  Knaufes,  aber  unter- 
halb des  Knaufes  die  Buch- 
staben macia-  Am  Fuss  die 
Inschrift:    l^it$  l  Aalc  : 

l^ort :  in  :  <0atT)I)bft  to  : 

Jütften  :  ^oitia^ :  mmt 

•©riebet    T©anniel    1591  • 

Knath'schrr  Grabstein  (nach  Zeichnung  im  M,  Jahrb.).  ^^    ^^   ^^,^      ^^.^^   ^^^^ 

zeichen,    auch    nicht    an    der    zugehörigen    Fatene.    —    3.  4.  Grösserer   silber- 

')  Daa  Inventar  nennt  vier  Glocken,  zwei  von  1527  und  eine  von  1709  (oder  1711)).  Die 
beiden  alterten  hUten  den  .N'amen  des  Meislers  Feier;  was  sonst  auf  ihnen  stand,  ist  aus  der 
verdorbenen  Abschrift  niclit  zu  erkennen.  Die  dritte  Glocke  trug  den  Namen  des  zeitweiligen 
Gutsinhabers  Frani  Leopold  Holly  (s,  0.).  den  des  Pastors  Jakobus  Riebe  (Reibe)  und  die  der 
Vorsteher  Jakob  Seedorf  und  Michael  Hacker.  Sie  war  gegossen  von  M.  Christian  Siegmund 
Mebert,  Die  vierte  Glocke  war  ohne  Inschrift,  Im  M.  jahrb,  XXVII,  S,  233,  ist  aus  HoUy  ver- 
kehrter Wei^e  der  Name  Kühi  gemacht 

')  T^.  vviegl  25  I,oth. 


526 


AMTSGERlCnrsnEZIRK    RÖBEL. 


vergoldeter  Kelch  mit  dem  von  Gundlach 'sehen  Wappen  und  der  Inschrift: 
ERNST  FRIEDRICH  VON  GUNDLACH  1756.  Als  Stempel  auf  der  Unter- 
seite des  Kelches  der  werlesche  Stierkopf  und  je  E  SL  ebenso  auf  der  Patene. 
—  5.  Zinnerne  Patene,  nicht  mehr  im  Gebrauch.  Inschrift:  JACOB  1665  RUMP« 
ANNA  SCHROEDERN.  Undeutlicher  Stadtstempel  und  Meisterstempel  H  P  L. — 
6.  7.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  einer  davon  mit  dem  Monogramm  C«W«W» 
Y  •  K  •  1688.  Keine  Werkzeichen.  —  8.  Klingelbeutel  mit  silbernem  Teller, 
darauf  das  von  Gundlach'sche  Wappen.     Inschrift:  C»S»F»V»G»  1755. 


(ieschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Inneres. 
Glocken. 


Das  Kirchdorf  Minzow.') 

on  Minzow  wissen  wir  aus  alter  Zeit  nur,  dass  dort  die  von  Below  im 
Jahre  1412  zwölf  Hufen  besitzen  und  dass  es  im  Jahre  1460  vom  Herzog 
Heinrich  von  Mecklenburg  eine  Zeit  lang  an  die  Stadt  Röbel  verpfändet  ist. 
Im  Uebrigen  bleibt  es  landesherrliches  Eigenthum,  bis  es  1667  dem  Andreas 
Pritzbuer  überlassen  wird.  Indessen  im  Jahre  1704  erwirbt  dre  Lehnkammer 
das  Dorf  zurück.  Zwar  entspinnt  sich  ein  langjähriger  Reluitionsprozess  der 
Pritzbuer 'sehen  Erben  gegen  den  Lehnsherrn.  Doch  wird  dieser  Prozess  im 
Jahre  1756  durch  einen  Vergleich  erledigt,  indem  sich  der  klägerische  Theil 
mit  einer  namhaften  Summe  Geldes  abfinden  lässt.*)  Minzow  ist  vor  dem 
dreissigjährigen  Kriege  ein  blühendes  Dorf.  Denn  es  besitzt  vor  dem  Kriege 
nicht  weniger  als  vierundzwanzig  Bauern  und  sechs  Kossäten,  am  Schluss  des- 
selben allerdings  nur  acht  Personen.^  Seit  dem  Jahre  1863  ist  es  ein  Kirch- 
dorf, während  es  bis  dahin  nach  Dambeck  eingepfarrt  war. 

Kirche.  Die  neu  erbaute  Kirche  ist  ein  einschiffiges  Gebäude  in  Form 
eines  länglichen  Vierecks  mit  einer  Chornische  im  Osten.  Im  Innern  decken 
vier  schmale  Kreuzgewölbe  den  Raum.  Im  Westen  ein  mit  einem  Pyramiden- 
helm versehener  Thurm.     An  der  Nordseite  des  Chors  eine  Sakristei. 

Die  innere  Einrichtung  ist  neu. 

Im  Thurm  zwei  kleinere  Glocken,  die  laut  kurzer  Inschrift  aus  den 
Jahren  1703  und  1704  stammen  und  nur  den  Spruch  SOLI  DEO  GLORIA  haben.*) 


Vasa  Sacra.  Vasa  sacra.      i.  Silbervergoldeter  Kelch    auf  sechspassigem  Fuss.     Als 

Stadtstempel   S,    als    Meisterstempel    SCHMIDT,    dazu   die   Jahreszahl    1862.  — 

*)  8  km  westlich  von  Rubel.     Nach  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  94  ---  >Ort  des  Mines«. 

')  Akten  im  Grossh.  Archiv. 

«)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  141. 

*)  Nach  dem  Inventar  von  181 1  zu  urtheilen,  wird  die  eine  der  alten  Dambecker  Kirche 
entnommen  sein.  Vielleicht  auch  die  andere,  wenngleich  das  Inventar  von  181 1  (Dambeck,  Bütow 
und   Karchow  kommeji  dabei  besonders  in   lUMracht)  keinen   Anhalt  bietet. 


KIRCHDORF   MINZOW. 


527 


2.  Silberne  Patene.  —  3.  Neues  messingenes  Taufbeckenj  ohne  Bedeutung.  — 
4.  Neusilbernes  Taufbecken.  — ^  5.  6.  Alter  Zinnkelch  mit  Patene. 

*  A  * 

Zwischen  den  Wiesen  des  Dambecker  Sees  und  den  Wiesen  des  Glien-   Schweden- 
Sees,  auf  Minzowscher  Feldmark,  ein  fast  einen  Kilometer  langer  Erdwall,  der     schanze. 


Minz  ow 


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Dambeck 


stellenwei.se  7Avei  bis  drei  Mann.shöhen  hat  und  im  Volke  die  Schweden- 
schanze genannt  wird.  Indessen  eine  geschichtliche  Begründung  für  diesen 
Namen  giebt  es  nicht.  Vielleicht  diente  der  Wall  zur  Absperrung.  S.  die 
Plan -Skizze  von  Herrn  Pastor  Karsten -Vellahn  (früher  in  Röbel). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Dambeck.') 

rkundlich    im   Jahre   1261    zum    ersten    Mal    genannt,    tritt   uns    Dambeck   (beschichte 
ebenso   wie  Leizen  und  Melz  als   fertiges,    zur  Diöcese  Havelberg   und         "^^ 


zum  Archidiakonat  der  Neustadt  Röbel  gehörendes  Kirchdorf  mit  einem  eigenen 
Pleban  Henricus  noch  im  .selben  Jahrhundert  entgegen.^)    Die  alte  Kirche  aber, 


*)  8  km   westlich  von  Röbel.     M'tslavisch  daj)u  -- Eiche.     > Eichwaldort»,   Eichendorf,  Eken- 
döip,   Ikendörp.      Klihnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  36. 
-)   M.  r.  1).  91 1.  2486, 


Dorfes. 


528  AMTSGKRICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

welche  damals  vielleicht  schon  zwei  oder  drei  Menschengenerationen  hindurch 
gedient  hatte,  steht  heute,  unter  Bäumen  versteckt,  als  eine  Ruine  einsam  und 
verlassen  eine  ziemliche  Strecke  von  den  Gebäuden  des  Hofes  und  Dorfes 
entfernt  In  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  sitzt  der  werlesche 
Knappe  Otto  von  Roggentin  auf  Dambeck,  wahrscheinlich  aber  nicht  als 
einziger  Vasall,  sondern  nach  dem  Herkommen  jener  Zeiten  mit  Andern  seines 
Standes  zusammen.  Ob  aber  dazu  auch  die  von  Gamm  zu  rechnen,  deren 
einer  am  30.  November  1380  als  Knappe  zu  Dambeck  genannt  wird,  muss  im 
Dunkeln  bleiben,  denn  dieser  könnte  auch  zu  jenem  Dambeck  gezogen  werden, 
das  südlich  von  Parchim  liegt.*)  Später  finden  wir  dort,  nachweislich  vom 
XV.  Jahrhundert  her  (s.  o.  S.  472),  die  von  Freiberg,  welche  zugleich  das  Gut 
Karchow  haben.  Doch  die  Akten  berichten  schon  während  des  dreissigjährigen 
Krieges  von  einem  grossen  Konkurse,  der  1642  ausbricht.  Dabei  geht  Dambeck 
verloren  und  kommt  an  die  von  der  Luhe  auf  Schulenberg.  Den  25.  No- 
vember 1653  erhält  darüber  Volrath  Friedrich  von  der  Luhe  den  landes- 
herrlichen Konsens  und  Lehnbrief.  In  Lühe'schen  Händen  bleibt  Dambeck 
bis  zum  Jahre  1743,  wenngleich  das  Gut  zwanzig  Jahre  lang,  von  1692  bis 
17 12,  an  den  Oberst  Kaspar  Christoph  von  Langermann  auf  Nätebow, 
Bollewick  und  Spitzkuhn,  verpfändet  ist.  1743  aber  wird  Hauptmann  Georg 
Friedrich  von  Bassewitz  auf  Klocksin,  der,  nach  dem  Erlöschen  des  Mannes- 
stammes der  von  Freiberg  im  Jahre  1721,^)  in  den  Besitz  von  Karchow  ge- 
kommen ist,  durch  Kauf  auch  Herr  des  Gutes  Dambeck.  In  Bassewitz 'schem 
Besitz  bleiben  Dambeck  und  Karchow  bis  1791.  Nachdem  darauf  der  schon 
oft  genannte  Kammerrath  Otto  Konrad  von  Hahn  ein  Jahr  lang  beide  Güter 
besessen  hat,  gehen  sie  an  Ludwig  Christoph  Baron  von  Langermann  -  Erlen- 
kamp über,  dessen  Familie  sich  ihrer  noch  heute  erfreut. 

Seit  1528  ist  Joachim  Berg  unter  landesherrlichem  Patronat  und  Freiberg- 
schem  Kompatronat  Kirchherr  von  Dambeck,  Karchow,  Bütow  und  Minzow.  Das 
Visitationsprotokoll  von  1541/42  nennt  ihn  einen  Papisten.  1587  wird  Er 
Blasius  Böttcher  (Boddeker)  genannt,  der  zu  Karchow  wohnt.  Zwischen  1593 
(vielleicht  schon  etwas  früher)  und  1636  hat  Christoph  Strieger  die  Cura  der 
drei  Kirchen  zu  Karchow,  Dambeck  und  Bütow.®)  Nach  seinem  Tode  wird 
Wilhelm  von  Ankum  berufen.  Aber  schon  1644  tritt  Joachim  Hausmann  für 
ihn  ein,  der,  obwohl  öfter  viel  Klagens  über  ihn  ist,  er  auch  einmal  (um  1662) 
eine  Zeitlang  suspendiert  wird,  dennoch  bis  zu  seinem  Tode  im  Jahre  1687  im 
Amte  bleibt.  Ihm  folgt  jener  Andreas  Willebrand,  Pastor  zu  Ludorf  und 
Nätebow,  der  diese  Pfarren  beibehält  und  der  Gründer  einer  grossen  Pastoren- 
Familie  wird,  welcher  auch  der  ehemalige  Doberaner  Superintendent  Wille- 
brand angehört.  Dem  Andreas  Willebrand  wird  17 10  der  Sohn  Christian  sub- 
stituiert, diesem  wieder  1 747  der  Sohn  Jonas  Christian,  und  dem  letztgenannten 


*)  M.  U.-B.  5386.    Vgl.  6191.  6761.  II  295. 

*)  S.  das  Gamm'sche  Verzeichniss  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XI,  S.  440. 

^)  Im  Pastoren -Verzeichniss  zu  Bütow  irrthUmlich  Christoph  Steigerus  genannt. 


GUT  UND   KIRCHDORF  DAMBECK. 


529 


abermals  im  Jahre  1794  der  Sohn  Karl  Friedrich  Willebrand,  welcher  sich  1802 
mit  der  Baronesse  Christiane  von  Langermann  vermählt  und  bis  zum  Jahre  18 14 
am  Leben  und  im  Amte  bleibt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Wir  geben  hier  die  Beschreibung  des  alten  Kirchenbaues  von  Dambeck 
so,  wie  er  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XV,  S.  283  bis  286,  zu  finden  ist,  d.  i.  im 
Jahre  1850,  als  noch  Gottesdienst  in  ihm  gehalten  wird: 

»Auf  dem  Felde  des  ritterschaftlichen  Hofes  Dambek  bei  Röbel  zwischen 
Minzow  und  Dambek,  auf  den  Ufern  eines  Sees,  steht  im  freien  Felde  unter 
Bäumen  und  dichtem  Gestrüpp  ein  wundersames  Gebäude,  die  Kirche  von 
Dambek,  jetzt  auch  die  »Kirche  von  Minzow«  genannt,  von  der  Dorfschaft 
Minzow  allein  in  dem  noch  erhaltenen  Theile  als  Gotteshaus  benutzt,  in  dem 
andern  als  Ruine;  während  das  ehemalige  Schiff  in  den  offenen  Trümmern 
der  Ringmauern  sich  in  die  Luft  erhebt,  ist  der  Chor  der  Kirche  mit  einem 
Strohdache  bedeckt.  Die  Merkwürdigkeit  dieser  Erscheinung  wird  aber  noch 
bedeutend  durch  die  Bauweise  erhöhet,  in  welcher  das  Gebäude  aufgeführt  ist. 
Die  ganze  Kirche  ist  nämlich  von  Feldsteinen,  d.  h.  von  Granitgeschiebe,  ge- 
baut, und  zwar  nicht  allein  in  den  Ringmauern,  sondern  auch  in  allen  Wöl- 
bungen, im  Bodenpflaster  u.  s.  w.  Es  ist  kein  einziges  Stück  Ziegelstein  in 
und  bei  der  Kirche  zu  entdecken.  Die  Aussenfläche  der  Mauern  ist  von  be- 
hauenen  Granitsteinen ;  das  Innere  der  Mauern  ist  mit  kleinen  Feldsteinen  von 
gewöhnlicher,  verschiedener  Form  in  Kalk  gefüllt.  Der  ganze  Sockel  der 
Kirche  besteht  aus  sorgfaltig  behauenen,  gegliederten  Granitblöcken.  Alle 
Wölbungen,  in  Thüren,  Fenstern,  Bögen  und  Deckengewölben,  sind  im  Rund- 
bogen ausgeführt;  von  Spitzbogen  ist  nirgends  eine  Spur  zu  finden.  Die 
Kirche  ist  daher  ohne  Zweifel  die  allerälteste  in  ihrer  Gegend  und  eine  der 
ältesten  im  ganzen  Lande:  sie  stammt  wahrscheinlich  noch  aus  dem  XIL  Jahr- 
hundert, höchstens  aus  dem  Anfange  des  XIIL  Jahrhunderts,  immer  aber  aus 
den  allerersten  Zeiten  des  Christenthums  im  südöstlichen  Meklenburg.  Daher 
ist  an  der  Kirche  auch  noch  kein  Ziegel  zu  finden;  als  sie  gebaut  ward,  hatte 
man  hier  noch  keine  Ziegelöfen,  wenn  auch  der  Baumeister  schon  Ziegel  ge- 
sehen haben  konnte.« 

»Der  Chor  der  Kirche  ist  ein  Quadrat;  er  hat  an  jeder  Seite,  auch 
hinter  dem  Altare,  zwei  schmale,  mit  glatter  Wandung  schräge  eingehende, 
rund  gewölbte  Fenster,  von  denen  jedoch  die  beiden  an  der  Nordseite,  ohne 
Zweifel  wegen  des  Anbaues  der  Sakristei,  vermauert  sind.  Die  Pforte  in  der 
Südwand  ist  aus  behauenen  Granitquadern  im  Rundbogen  gewölbt  und  sehr 
wohl  erhalten;  die  Gesimse  sind  mit  Linien  verziert.  Selbst  der  alte  Unterbau 
des  Altars  ist  von  behauenen  Granitquadern.  Der  Chor  ist  jetzt  mit  einer 
Balkendecke  bedeckt;  jedoch  stehen  noch  in  den  vier  Ecken  die  glatten,  ab- 
gerundeten Widerlager  aus  Feldsteinen,  welche  früher  ohne  Zweifel  ein  halb- 
kugelfbrmiges  Feldsteinge Wölbe  trugen,  das  den  ganzen  Raum  überdeckte,  wie 
man  es  noch  oben  an  den  Ringmauern  bemerken  kann,  welche  sich  mehr  zu 
Rundung  neigen.  Der  Scheidebogen  zwischen  Chor  und  Schiff  ist  im  Rund- 
bogen gewölbt.« 

34 


Beschrei- 
bung des 

alten 
Kirchen- 
baues. 


530  AMTSGER[CHTSBEZ[RK   RÖBEl,. 

•An  die  Nordwand  des  Chors  ist  die  mit  demselben  zu  gleicher  Zeit 
gebauete  Sakristei  angelehnt,  ein  fast  ganz  dunkle»,  in  seiner  Art  einziges  Ge- 
bäude, welches  noch  Jetzt  als  Beichtstuhl  benutzt  wird.  Sie  ist  ebenfalls  ganz 
und  gar  aus  Feldsteinen  gebauet:  die  Wände  sind  aus  Feldsteinen,  das  halb- 
kugelförmige  Gewölbe  ist  aus  Feldsteinen,  selbst  der  Fussboden  ist  mit  Feld- 
steinen gepflastert.  Merkwürdig  sind  die  Reste  einer  uralten  Wandmalerei, 
welche  mit  dem  Bau  von  gleichem  Alter  zu  sein  scheint.    Unter  den  Gewölbe- 


kappen sind  die  Seitenwände  im  regelmässigen  Halbkreise  oder  Rundbogen 
abgeschnitten.  Dieser  die  Seitenwände  unter  den  Gewölbekappen  begrenzende 
Rundbogen  ist  auf  einem  uralten,  sehr  dünnen,  groben  Kalkputz  mit  einer 
Borde  verziert,  welche  ungefähr  7*  Fuss  breit  ist.  Sie  besteht  aus  einer 
doppelten  Reihe  rechts  hin  laufender  Rauten,  welche  abwechselnd  und  entgegen- 
gesetzt dunkelroth  und  hellgelb  (oder  weisslich)  sind.  Diese  Borde  ist  in  allen 
Linien  durch  nicht  tiefe,  aber  scharfe  Fugen  abgegrenzt.  Zu  beiden  Seiten 
läuft  eine  dicke  rothe  Linie  parallel.  Es  sind  ausserdem  noch  mehr  Spuren 
von  Wandmalerei  vorhanden,  so  z.  B.  unter  den  Widerlagern  der  Gewölbe, 
jedoch  nicht  mehr  klar  zu  erkennen.« 

«Chor  und  Sakristei  sind  mit  Stroh  gedeckt,  auch  wohl  noch  das   ein- 
zige Beispiel  im  Lande.« 


GUT   UND   KIRCHDORF  DAMBECK.  53I 

»An  den  Chor  schliesst  sich  das  Schiff,  ein  nicht  unbedeutender  Raum, 
dessen  Höhe  auch  ziemlich  gross  gewesen  ist,  wie  der  noch  stehende  östhche 
Giebel  beweiset.  Dieser  Theil  der  Kirche  ist  jetzt  Ruine  und  umher  mit 
dichtem  Gebüsche  bewachsen.  Die  Seitenmauern  stehen  zum  Theile  wohl  noch 
in  *ls  ihrer  Höhe  und  sind  eben  so  gebauet,  wie  der  Chor  und  die  Sakristei; 

die  ehemaligen  Ab- 
theilungen und  Oeff- 
nungen  lassen  sich 
nicht  mehr  klar  er- 
kennen. Wahr- 
scheinlich hat  man 
beim  Bau  die  Wöl- 
bung mit  Feldsteinen 
gewagt,  aber  die  Ge- 
wölbe sind  späterhin 
eingestürzt,  und  man 
hat  weder  Muth  noch 
Mittel  gehabt,  die 
Kirche  herzustellen; 
und  so  ist  das  Schiff 
als  Ruine  stehen  ge- 
blieben, nachdem 
man  den  Bogen 
zwischen   Chor   und 

Schiff  vermauert 
hatte.* 

»Diese  Kirchen- 
ruine von  Dambek 
oder  Minzow  ist  der 
Kirchenruine  von 
Papenhagen  oder 
Rambow  an  Bau- 
material und  Baustil 
sehr  ähnlich  und 
Priesterpforte  auf  der  Sudseile  des  Chors.  beide     mögen     Wohl 

die  ältesten  Feld- 
steinbauten im  Lande  sein  (vgl.  o.  S.  3/0).  —  Die  Geschichte  und  der  Verfall 
der  Kirche  lassen  sich  noch  klar  genug  verfolgen.« 

>Dass  die  Sage  schon  an  der  Geschichte  eines  so  seitsamen  Gebäudes 
umgestaltend  arbeitet,  ist  nicht  zu  verwundern.  In  Minzow  erzählt  man:  die 
Kirche  habe  einst  zu  einer  »Stadt  Gellins  gehört,  von  welcher  noch  ein  nahes 
Holz  den  Namen  Gellin  führe.  Die  gaiize  Sage  i.st  aber  grundlos,  da  an 
dieser  Stelle  und  überhaupt  in  der  Pfarre  kein  Dorf  Gellin  existierte.» 

34« 


532  AMTSGERICIITSBKZIRK   RÖBEL. 

>Die  Geschichte  redet  dagegen  ganz  klar  und  verständlich.  Nach  den 
Akten  und  Kirchen  -  Visitationsprotokollen  gehörte  die  Kirche  immer  zu  dem 
ritterschaftlichen  Hofe  Dambek.  welcher  bis  in  das  XVII.  Jahrhundert  ein  altes 
Lehn  der  von  Freiberg  war;  die  Pfarre  war  früher  auch  in  dem  zu  dem  Hofe 
gehörenden  Dorfe  Dambek,  in  welchem  auch  die  Kirche  stand.  Eingepfarrt 
waren  die  Dörfer  Dambek  mit  dem  Hofe,  Minzow,  Karchow  und  Biitow.« 

•Karchow  und  Bütow  hatten  eigene  Filialkirchen;  die  Dorfschaft  Minzow 
ging  nach  Dambek  zur  Kirche.     In  neueren  Zeiten  ward  der  Hof  Dambek  an 


MessingschUäsel  (s.  S.  534). 
eine  andere  Stelle  verlegt  und  das  dazu  gehörige  Dorf  ging  ein;  die  Herrschaft 
des  Hofes  Dambek  wandte  sich  nach  dem  Filial  Karchow  zur  Kirche,  da  die 
Kirche  zu  Dambek  verfiel.  Und  so  kam  es,  dass  die  Pfarre  nach  Karchow 
verlegt  ward,  und  nur  die  Dorfschaft  Minzow  an  ihrem  Rechte  fest  hielt  und 
die  allein  stehende  Kirche  zu  Minzow  besuchte  « 

»Die  Kirche  ward  während  des  dreissigj ährigen  Krieges  baufällig  und 
gleich  nach  demselben  absichtlich  in  den  Jetzigen  Zustand  versetzt.  Es  heisst 
bei  der  Kirchenvisitation  vom  Jahre  1649:  »Dambeck.  Die  Kirche  und  das 
Chor   ist  von   alten   Feltsteinen   gebawet,    ist   von  8  gebind    mit   einem   gantz 


GUT   UND   KIRCHDORF   DAMBECK.  533 

vnduchtigen  strohtache,  vnd  ist  das  tach  über  5  gebinde  gantz  weg.  Ueberm 
Chor  sint  auch  grosse  Lecken.  Vorsteher  sollen  das  übrige  tach  von  der 
Kirchen  wegnehmen  vnd  das  Chor  damit  aussbessern.  Vom  Thurm  nagst  an 
der  Kirchen  von  Holtzwerck  gebawet  ist  die  spitze  abgefallen  vnd  ist  darin 
eine  glocke.     Pfarhauss  ist  nicht  alhir  zu  Dambeclc,  sondern  zu  Karchow.<i 

•Diese  Anordnung  ward  auch  ausgeführt,  denn  im  Jahre  1662  war  die 
Kirche  schon  wüst.  Es  heisst  in  dem  Protokolle  der  Kirchen  Visitation  vom 
Jahre   1662:    >Dambeck.     Diese   Kirche   ist  biss  ans  Chor   niedergefallen   biss 


Messingschllsael  (s.  S.  534). 

vfs  Mauerwerck  vnd  wirt  itzo  nicht  darin  gepredigt,  weilen  Jochimus  Hauss- 
mann  wegen   seines   ärgerlichen   lebenss   ab  officio   suspendieret   worden.«« 

»Endlich  heisst  es  in  einem  Zeugenverhöre  vom  Jahre  1687:  »Interr. 
Wo  die  Minsower  in  die  Kirche  gehen?  Resp,  Sie  gingen  in  die  sogenandte 
Dambecker  Kirche,  so  im  wüsten  Felde  und  '/*  Meile  von  ihnen  belegen, 
worin  der  Karchowsche  Prediger  predige.«« 

«Im  18.  Jahrhundert  wird  wiederholt  gesagt,  die  Dambecker  Kirche  liege  mit 
drei  Seiten  im  Dambecker  Hofacker  und  mit  der  vierten  Seite  am  Dambecker  See. « 


534 


AMTSGERICIITSHEZIRK    RÖBEL. 


Jetzige  Aus-  Die  jetzige  Ausstattung   des  Chorraumes,   soweit  sie  noch   vorhanden 

stattiing  der  ist,  lässt  den  Renaissancestil  erkennen,  namentlich  im  Altaraufsatz  und  in  der 
Kirche.  Kanzel.  Der  hohe  Altaraufsatz  enthält  acht  von  Säulen  und  Pilastern  ein- 
gefasste  Tafeln,  auf  denen  sich  ältere  bemalte  Holzfiguren  abheben,  die  ohne 
Zweifel  einem  gothischen  Triptychon  entnommen  sind.  (Vgl.  die  Altaraufsätze 
in  Gnoien  und  Prestin.)  Die  Kanzel  ist  mit  den  Bildern  der  vier  Evangelisten 
bemalt. 


Messing- 
schüsseln. 


Burgstelle. 


Von  besonderem  Interesse  sind  zwei  im  Grossh.  Museum  sich  befindende, 
der  zweiten  Hälfte  des  XVII.  Jahrhunderts  angehörende  Messingschttsseln,  die 
im  Torfmoor  bei  Dambeck  gefunden  wurden,  und  über  deren  Fund  und  Er- 
werbung im  Jahre  1857  Lisch  im  M.  Jahrb.  XXIII,  S.  289,  einen  ausfuhrlichen 
Bericht  veröffentlicht  hat,  auf  den  wir  hier  verweisen.  Das  Becken  mit  dem 
Gruss  des  Engels  misst  53  cm,  das  andere  mit  einem  Phantasie -Wappen  63  cm. 
Hier  soll  nur  bemerkt  werden,  dass  beide  als  Prachtschüsseln  in  ihrer  Art  zu 
beurtheilen  und  demgemäss  sehr  viel  höher  einzuschätzen  sind  und  heute  auch 
eingeschätzt  werden,  als  es  sr.  Zt.  a.  a.  O.  geschehen  ist.  Auch  ist  zu  be- 
achten, dass  beide  Schüsseln  denselben  Stempel  haben:  |R  sj. 

*         *         * 

Westlich  vom  Dambecker  Herrenhause  befindet  sich  hart  am  See  ge- 
legen noch  ein  Ueberrest  einer  alten  Burgstelle  (wallartige  Erhöhungen). 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Karchow/) 

|m  XIV.  Jahrhundert  sitzt  ein  Pritzbuer  auf  Karchow  (Priscebur  de  Karg- 
how).**)  Vom  XV.  Jahrhundert  her  aber  ist  Karchow  ein  Gut  der 
von  Freiberg,  die  es  später  als  ihren  Stammsitz  ansehen  und  bezeichnen  und 
möglicherweise  dort  schon  neben  oder  vor  dem  erstgenannten  Pritzbuer  erb- 
gesessen gewesen  sein  können.  Auf  Karchow  bleiben  sie  bis  ins  XVIII.  Jahr- 
hundert hinein.  Neben  ihnen  aber  gewinnen  die  von  der  Luhe -Schulenberg, 
von  Rapp-Necheln  und  Daniel  Koch  zu  Karchow  zeitweise  gewisse  Antheile 
am  Gute.  Nachdem  die  Freiberg  im  Mannesstamm  1721  erloschen  sind,  wird 
Karchow  Besitz  des  Hauptmannes  Georg  Friedrich  von  Bassewitz,  der  später 
auch  das  Gut  Dambeck  kauft.  Dieser  Bassewitz'sche  Besitz  geht  1791  auf 
den  Kammerrath  Otto  Konrad  von  Hahn  und  1792  auf  den  Baron  Ludwig 
Christoph  von  Langermann -Erlenkamp  über,  dessen  Erben  ihn  noch  heute  in 
Händen  haben. 


^)  Fast  7  km  südwestlich  von  Röbel.  Vielleicht  soviel  wie  >  Habichtsdorf <.  Kühnel  er- 
innert an  den  altslavischen  Stamm  »krag-,  karg-  und  das  Wort  kraguj  =  Habicht«  und  deutet  den 
Namen  als  >Ort  des  Karga«  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  65.  Anders  in  den  Nachträgen,  S.  178,  wo  (nach 
Courtenay)  die  Stämme  krüh-  und  krug-  und  die  Wörter  krühovo  (karchowo)  herangezogen  werden. 

*)  M.  U.-B.  5386. 


GUT  UND   FILIAL- KIRCHDORF   KARCHOW.  535 

Ueber  die  geistlichen  Verhältnisse  s,  bei  Dambeck.  Vor  dem  dreissig- 
jährigen  Kriege  zählte  Karchow  fünfzehn  Bauern  und  fünf  Kossäten,  von 
denen   1649  nur  noch  zwei  Kossäten  übrig  waren.') 

Kirche.     Die    im  Jahre    1688    erbaute   Kirche   ist   ein   schlichter   vier-      Kirche, 
seitiger   Fachwerkbau   ohne   Thurm    und   Vorhallen.*)     Im   Innern   eine  flache 
Decke.     Neben  der  Kirche  ein  Glockeostuhl. 

Als  Altaranfsatz  dient  ein  Rahmen  aus  der  Zeit  der  Spätrenaissance  mit       Altar- 
einem  hineingesteckten  gothischen  Triptychon  in  Farben  und  Vergoldung.     Im      aufsats. 


Mtttelstück  die  Kreuzigungsgruppe  mit  vielen  Figuren  und  den  Kreuzen  der 
Schacher.  In  den  Seitenflügeln  acht  Heiligenfiguren,  in  jedem  Flügel  vier. 
Links:  die  hl.  Annaselbdritt-Gruppe,  der  hl.  Johannes  Bapt.,  eine  weibliche 
Heilige  und  der  Apostel  St.  Jakobus  maj.  Rechts:  die  hl,  Katharina,  der  hl. 
Andreas,  die  hl.  Agnes  und  ein  nicht  zu  bestimmender  Apostel.  Auf  den 
Rückseiten  «Jer  Flügel  finden  sich  Spuren  von  Malereien. 

An  der  Kanzel  der  Name  der  Stinerin:  JUNGFRAU  ANNA  MARIA  V- 
D.  LUHE  DEDIT  ME  1692.  Femer  die  Inschrift:  GOTT  ZU  EHREN  IST  DIESE 
KIRCHE  VON  GRUNDT  AUSS  NEU  GEBAUET  ANNO  1688  ET  89  .  PATRONEN: 
H  *  H1NRICH  ANDREAS  VON   FREIBERG  •  H  •  ADOLF  ANDREAS  V  •  D  •  LUHE  • 

';  Grolh,  M.  Jahrl),  VI,  S,  14:. 
*)  Lisch    M.  Jahrb.  XI..  .S.  190. 


536  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

H  •  HANS   ERNST  VON   FREIBERG   •   H  •  ANDREAS   WILLEBRANDT  PASTOR  • 
ACH  HR  ERHALT  UNS  DEIN  WORT. 

Altar-  An  den  Altarschranken  und  an  dem  hemcbaftlichen  Stuhl  findet  sich 

schranken,  die  Inschrift:  H  •  HINRICH  ANDREAS  V  •  FREIBACH  •(!)  —  F  •  SOPHIA  HEDE- 
WIG V  •  BLÜCHER  1692. 

Glocken.  Im   Glockenstuhl   zwei   Glocken,    die   eine   von   0,73,   die   andere   von 

0,60  m  Durchmesser.  Beide  haben  die  Inschrift:  DIE  VON  DER  lOhe  •  DIE 
VON  FREIBERGE  •  DANIEL  JANUS  SUPERINT  •  JOACHIMUS  HAUSMANN  PA- 
STOR •  MARTIN  HEINTZE  AUS  PERLEBERG  ME  FECIT  ANNO  1670. 

Kleinkunst-  Kleinknostwerke.     i.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Spätrenaissance -Ver- 

werke.      zierungen   um   die  Kupa.     Der   Knauf  des  Griffes   sowie   der   Fuss   sind   mit 
getriebenen  Engelsköpfen  und  Früchten  verziert.    Inschrift:  CASPAR  CHRISTOFF 
VON    LANGERMANN,    OBRISTLIEUTNANT    ANNO    1694  •  ELISABETH    KATHA- 
RINA  VON    LANGERMANNIN    GEBOHRENE   FREY- 
FREWLEIN  VON  ERLENCAMP.   —    2.  Silbervergol- 
deter  Kelch,   schlichte   Arbeit   ohne  Verzierungen. 
Am  Fuss  das   nebenstehende  Familienwappen  der 
DUPUITS    (du   Pults)    und    an    der  Unterseite   des- 
selben die  Inschrift:   DIESER  KELCH   IST  ZUM  QE- 

DECHTNIS  VEREHRET  DER  KIRCHE  ZU  KARCHOW  1723  •  Güstrower  Arbeit 
von  Lenhard  Mestlin.*)  —  3.  Silbervergoldete  Patene.  Von  demselben  Gold- 
schmied. —  4.  Silbervergoldete,  kreisrunde  Oblatenschachtel  mit  getriebener 
Randverzierung  wie  am  Kelch  Nr.  i.  —  5.  Silbervergoldete  Abendmahlskanne 
mit  Verzierungen  wie  am  Kelch  Nr.  i,  gestiftet  laut  Inschrift  von  WILHELM 
BARON  VON  LANGERMANN -ERLENCAMP,  BERTHA  BARONIN  VON  LANGER- 
MANN-ERLENCAMP,  GEB  •  LÜBBE  25  •  MARZ  1866.  —  6.  7.  Zwei  Messing- 
leuchter, gestiftet   1866  von  demselben  Ehepaar. 


Granit-  Im  Pfarrgarten  befinden   sich  zwei   muldenförmig   ausgehöhlte  Granit- 

blöcke,     blocke.     (Quetschmühlen  ?) 

*)  Charlotte  Amalie  Dupuits,  Tochter  des  Gideon  Dupuits  auf  Vietow  und  Wehnendorf 
und  der  Katharina  Dorothea  von  Preen,  vermählte  sich  mit  Dietrich  Otto  von  der  Ltthe  auf 
Dambeck,  wurde  aber  schon  17 12  Wittwe.  Vgl.  geneal.  Tabellen  von  Pents  im  Grossh.  Archiv. 
Dazu  Petschow  in  Band  I  der  M.  Kunst-  u.  Gesch.  -  Denkm. 


'.'^^     s,  "V  -V   'N  ■^. 


GUT  UND  FILIAL- KIRCHDORF  BÜTOW. 


537 


Das  Gut  und  Fiiial- Kirchdorf  BUtow/) 


Kirche.  Die  Kirche  ist  zum  Theil  massiv  in  Backstein,  zum  Theil  in 
Fachwerk  aufgeführt  und  bildet  ein  längliches,  im  Innern  flachgedecktes  Viereck. 
Die  Fenster  auf  der  Nordseite  sind  viereckig,  in  der  Stirnwand  auf  der  Süd- 
seite spitzbogig.  Im  Westen  ein  aus  Felsen  gemauerter  Thurm  mit  einem 
niedrigen  vierseitigen  Pyramidenhelm. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  Kompositwerk, ^)  d.  h.  ein  Renaissancegehäuse 
mit  einzelnen  Figuren,  die  einem  älteren  gothischen  Triptychon  entnommen 
sind;  alles  mit  Oelfarbe  übermalt.  Auf  der  Rückseite  zwei  Inschriften,  von 
denen  die  eine  die  Namen  der  lutherischen  Prediger  angiebt,  die  von  1548 
bis   1748  an  der  Kirche  amtiert  haben,  während  die  zweite  meldet,  dass  Herr 


*)  10  km  weststidwestlich  von  Röbel.  Die  alte  Form  Butecowe  des  XIII.  Jahrhunderts 
übersetzt  Kühnel  als  >Ort  des  Budekc  und  erinnert  im  Nachtrag  an  die  serbischen  Formen  Buta, 
Butko,  Butovit:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  32  u.  175. 

*)  M.  U.-B.  1283.  9S78. 

•)  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  626/27. 

*)  Groth,  M.  Jahrb.  VI,  S.  141. 

*)  Vgl.  Gnoien,  Prestin  und  Dambeck  bei  Röbel. 


Dorfes. 


jchon  im  Jahre  1273  gewinnt  das  Nonnenkloster  zu  Röbel  drei  Hufen  zu  Bütow.  Geschichte 
Andere  elftehalb  Hufen  verpfändet  dort  Vicke  Bune  am  23.  December  1366  ^^^ 
dem  Heinrich  Knuth  und  dessen  Bruderkindern.*)  Später  sitzen  die  einen 
Zweig  der  alten  Adelsfamilie  Grambow  bildenden  Prignitz  auf  Finken  und 
Bütow.  Und  zwar  bis  zum  Jahre  1620  hin.  Da  geht  das  Dorf  Bütow  zu- 
gleich mit  Finken  und  Dammwolde  an  Vicko  Ludwig  von  Lepel  über.  Nach 
dem  grossen  Lepel'schen  Konkurse  des  Jahres  1650  haben  eine  Zeit  lang  die 
Gläubiger,  besonders  Johann  Sibrand  von  Sechein  und  die  Wittwe  des  General- 
majors von  Vieregge,  sowie  deren  Pensionarius  Kurt  Twochtmann,  ihre  Hände 
in  Bütow.  Nach  der  Mitte  der  siebenziger  Jahre  des  XVII.  Jahrhunderts  aber 
kommen  die  von  Pritzbuer  in  den  Besitz  von  Finken  sammt  den  dazu  ge- 
hörenden Gütern  und  Dörfern.  Sie  erwirken  und  erhalten,  nach  Abfindung 
der  Anrechte  des  Rittmeisters  Hartwig  Ernst  von  Bülow,  am  4.  März  1692 
den  AUodialbrief  über  Finken,  Bütow,  Dammwolde  und  die  Schäferei  Knüppel- 
damm.*) In  den  Pritzbuer'schen  Besitz  aber  tritt  schon  1720  der  Kammer- 
junkerjulius Ludwig  von  Pederstorf  ein,  und  den  Pederstorfen  folgt  1760  der  im 
Jahre  18 14  in  den  Grafenstand  erhobene  Zweig  der  Familie  Blücher,  der  das 
Gut  heute  noch  hat,  während  das  Patronat  der  als  Filia  von  jeher  mit  Dam- 
beck -  Minzow  verbundenen  Kirche  landesherrlich  geblieben  ist.  Vor  dem 
dreissigjährigen  Kriege  hatte  Bütow  sechzehn  Bauern  und  vier  Kossäten. 
Davon  waren  1649  ""*■  noch  drei  Kossäten  vorhanden.*) 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz. 


538 


AMTSGERICHTSBEZIRK  RÖBEL. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
wetke. 


HINRICH  VALENTIN  VITZENHUSEN  als  Administrator  der  beiden  Güter  Finken 
und  Knüppeldamm  den  Altar  im  Jahre  1734  habe  renovieren  und  bemalen 
lassen. 

Im  Thurm  hängen  zwei  Glocken.  Nach  den  Inschriften  ist  die  älteste 
1708  von  M.  Ernst  Siebenbaum,  die  zweite  aber  1750  zur  Zeit  des  Pastors 
JONAS  CHRISTIAN  WILLEBRANDT  von  C.  D.  Heintze  gegossen  worden. 

Kleinkanstwerke.  i.  2.  3.  Neugothischer  silberner  Kelch,  desgl.  Patene 
und  Ciborium,  von  Helnersdorff- Berlin.  —  4.  Messingenes  Becken  mit  der 
Inschrift  MATIHS  EHRKE  aus  Bitau  (!)   1720. 


Geschichte 

des 

Dorfes, 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Finken.') 

m  Templiner  Landfriedens -Vertrage  zwischen  Werle  und  Brandenburg  am 
25.  Oktober  13 10  wird  beschlossen,  dass  die  Garanten  des  Vertrages, 
Herr  Grube  von  Grubenhagen,  Herr  Berthold  von  der  Osten,  Herr  Klaus 
von  Bück  und  Herr  Droiseke  von  Kröcher,  zweimal  des  Jahres  zur  Besprechung 
aller  Interessen  auf  beiden  Seiten  in  Finken  (ton  Finken)  zusammenkommen 
sollen,  und  etwas  über  zwanzig  Jahre  später  hören  wir  zum  zweiten  Male  ur- 
kundlich von  Finken,  als  es  sich  um  Festsetzung  von  Einkünften  Rir  die 
Vikareien  in  der  Kirche  zu  Nätebow  handelt.  Es  ist  das  am  24.  Februar  1331. 
Da  giebt  es  auch  aus  Finken  drei  Mark  Silbers  zum  St.  Marien  -  Altar.  *)  Aber 
wer  die  Herren  von  Finken  sind,  erfahren  wir  erst  am  i.  März  1399.^)  Um 
diese  Zeit  wohnt  dort  ein  Zweig  der  alten  Familie  Grambow  mit  dem  Bei- 
namen »de  Pryggenytzen«,  also  jene  erst  am  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  er- 
loschene Adelsfamilie,  welche  .später  nur  den  Namen  Prignitz  (Priegnitz)  führt, 
aber,  wie  erklärlich  ist,  unverändert  den  Eberkopf  des  Grambow'schen  Wappens 
beibehält.  Auf  Finken  bleiben  die  Prignitz  bis  1620.  Wie  dann  die  von  Lepel, 
Sechein,  Vieregge,  Pritzbuer,  Pederstorf  und  Blücher  im  Besitze  folgen,  ist 
schon  im  IV.  Bande  der  M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  S.  626/27  bei  der  Orts- 
geschichte von  Dammwolde  und  oben  S.  537  bei  der  von  Bütow  gesagt  worden. 
Ebenso  ist,  da  der  Pfarrsitz  im  Jahre  1708  von  Finken  nach  Dammwolde  ver- 
legt worden,  die  Darstellung  der  kirchlichen  Verhältnisse  in  Finken  schon  bei 
Dammwolde  (a.  a.  O.  IV,  S.  627/28)  erfolgt.  Indem  wir  hierauf  verweisen, 
haben  wir  nur  noch  hinzuzufügen,  dass  sich  aus  den  inzwischen  eingeordneten 
Konsistorial- Akten  des  Gro.ssherzoglichen  Archivs  noch  zwei  Geistliche  ge- 
funden haben,  die  in  die  Lücken  des  Dammwolder  Verzeichnisses  einzutragen 
sind,    nämlich   (vor   dem   1605    berufenen  Pastor   Paul  Vettingk)   der   zwischen 

^)  14  km  westsitdvvestlich  von   Rubel. 

*)  M.  U.-B.  3424  5218. 

3)  S.  o.  S.  522,  Anmkg.  i   (Altar.iufsatz  in  Nätebow).     Vgl.  M.  Jahrb.  XIII,  S.  333  (Urk.  XLIV). 


GUT   UND   KIKCHDORF   FINKEN. 


539 


Kirche. 


1599  und  1605  nachzuweisende  Pastor  Baltzer  Wege,  der  möglicherweise  schon 
lange  vor  1599  da  war;  ferner  zwischen  1650  und  1659  der  Pastor  Heinrich 
Sibeth,  für  dessen  Zeitbestimmung  in  Finken  drei  Momente  zu  beachten  sind : 
im  Visitationsprotokoll  von  1649  heisst  es  nämlich,  dass  kein  Pastor  in  Finken 
sei,  der  letzte  (Pinnow)  sei  1638  gestorben.  Und  in  einem  Briefe  des  Jahres  1661, 
also  ein  Jahr  vor  der  Berufung  des  Nikolaus  Thomaeus,  wird  darüber  geklagt, 
dass  Finken  schon  wieder  zwei  Jahre  lang  verwaist  sei.  Endlich  giebt  es 
Akten  vom  Jahre  1656  und  1657  aus  der  Zeit  der  Amtsführung  des  Pastors 
Heinrich  Sibeth.^) 

Mit  den  beiden  kombinierten  Mutterkirchen  Finken  und  Dammwolde  ist 
seit  dem  Jahre  161 9  auch  die  Lücken'sche  Patronatkirche  zu  Massow  als  va- 
gierende  Mutterkirche  verbunden.  Vorher  war  sie,  wie  nunmehr  den  Akten 
zu  entnehmen  ist,  mit  der  Kirche  zu  Kambs  verbunden. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  Backsteinbau  des  XVIII.  Jahrhunderts  (von 
1735.^)  in  Form  eines  Vierecks.  Auf  der  Mitte  des  Daches  ein  hölzernes  mit 
Holzschindeln  gedecktes  Dachreiterthürmchen.  Einige  Schritte  von  der  Kirche 
entfernt  steht  eine  anscheinend  derselben  Zeit  wie  die  Kirche  angehörende 
Gruftkapelle. 

Altar  und  Kanzel  sind  Werke  des  Barockstils. 

Von  Interesse  ist  der  dem  Geschmack  der  Renaissance  am  Ende  des 
XVI.  und  am  Anfange  des  XVII.  Jahrhunderts  angehörende  Taufbehälter  aus 
Sandstein.  Auf  einer  runden  Säule  mit  achteckigem  Sockel  ruht  ein  acht- 
seitiger Beckenbehälter,  dessen  Seitenflächen  unten  abgerundet  sind.  Jede 
Seite  zeigt  eine  Reliefdarstellung  mit  einzelnen  Buchstaben  darüber  und  auch 
zum  Theil  darunter.  Die  Reliefbilder  zeigen:  Philipp  Melanchton,  Dr.  Martin 
Luther,  den  Eberkopf  des  GRAMBOW-PRIGNITZ'schen  Wappens,  das  V.  D. 
LÜHE'sche  Wappen,  Christi  Taufe  im  Jordan,  Jesus  und  Nikodemus,  Jesus 
segnet  die  Kinder,  Christi  Auferstehung,  aber  die  Jahreszahl  fehlt.*)  Der 
Beckeneinsatz  mit  dem  Gräflich   BLÜCHER'schen  Wappen  ist  neu. 

Kleinerer  Grabstein  aus  Sandstein,   in  der  Mitte  durchgebrochen.     In-   Grabstein. 
Schrift:  ANNO  1599  24   DIE  JANUARY  OBIIT  ILSECKE  WEGEN  J  •  W  •  D  •  M  • 

E  .  L.3) 

Im  Thurm  eine  kleine  Glocke,  am  oberen  Rande  derselben 
die  Buchstaben  lliatia,  auf  der  anderen  Seite  6  Ulf*  Auf  dem 
Rande  selbst  das  Giesserzeichen.*) 


Altar  und 
Kanzel, 
Tauf- 
behälter. 


Glocke. 


Kleinkanstwerke.       i.     2.     Silbervergoldeter    Kelch     von     1727,     vom  Kleinkunst- 
Rostocker  Goldschmied  Lorenz  Johann  Röper.     Patene   von  ebendemselben.  —      werke. 

*)  S.  o.  S.  524  bei  Leizen. 

')  Zu  vergleichen  sind  die  Taufbehälter  in  St.  Georgen  zu  Parchim  und  in  Bellin  bei  Krakow. 
')  S.  o.  die  Folge    der  Pastoren    bei  Dam])eck    mit    dem  Nachtrag    bei  Finken.      Die  Sigla 
bedeuten:  Ich  weiss,  dass  mein  Erlöser  lebt. 

*)  Das  Inventar  von   1811   behauptet,  die  Glocke  sei  ohne  Inschrift. 


540 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


3.  Zinnerner  Kelch  ohne  Inschrift.  Englisches  Zinn  von  dem  Röbeler  Zinn- 
giesser  J.  C.  Henscky.  ^  4.  Längliche  silberne  Oblatendose  mit  anscheinend 
Nürnberger  Stempeln  des  XVIII.  Jahrhunderts,  aber  ohne  künstlerische  Bedeu- 
tung. —  5.  6.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter  mit  der  Jahreszahl  1735.  Von 
dem  Malchower  Zinngiesser  C.  G.  D. 


,  ^  '^  /"^-'x-  ■"^-■^ 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Kirche. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Massow/) 

|n  der  ersten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  giebt  es  noch  ein  wendisches 
Dorf  des  Namens  Massow,  das  als  »Wendisch  Marsowe«  seit  1344  zur 
Flotow'schen  Begüterung  gehört,  südöstlich  von  dem  andern  Massow  liegt, 
welches  somit  den  Beinamen  »Deutsch«  gefuhrt  haben  wird,  und  Ende  des 
XVI.  Jahrhunderts  bereits  verlassen  ist.')  Wenn  wir  dann  aus  einem  Regest 
einer  Urkunde  des  Jahres  1367  ersehen,  dass  um  diese  Zeit  die  von  Below 
auf  Massow  (»tho  Marschow«)  wohnen,  so  kann  dies  nicht  gut  ein  anderes 
als  dasjenige  sein,  welches  heute  noch  im  Amte  Wredenhagen  liegt.')  Aber 
die  von  Below  behalten  es  nicht.  Schon  1502  hören  wir  voh  einem  Ernst 
von  Lücken  auf  Massow,  und  von  dieser  Zeit  an  ist  die  Familie  dieses  Namens 
(Lücke,  Lucka)  nicht  wieder  vom  Gute  gewichen,  wenngleich  es  ihr  im  XVI. 
und  XVII.  Jahrhundert  durch  die  von  Fahlen,  von  Weltzien,  von  Rohr,  von 
der  Lanken  und  von  Freen,  welche  zeitweise  in  den  Besitz  einzelner  Antheile 
gelangen,  schwer  gemacht  wird,  sich  darin  zu  behaupten.  Auch  gelingt  es 
ihr  erst  im  Jahre  1593,  drei  Bauerngehöfte  zu  erwerben,  die  bis  dahin  landes- 
herrlich waren. 

Die  Kirche  zu  Massow  finden  wir  unter  Lücken'schem  Fatronat  1541  mit 
Finken  und  Dammwolde  verbunden,  sie  wird  aber  nach  der  Reformation  eine 
Mater  vagans  und  ist  später  mit  Kambs  vereinigt.  16 19  geht  sie  wieder  zu 
Finken-Dammwolde  zurück  und  bleibt  nun  bei  diesen  beiden  Kirchen  bis  zum 
Ende  des  XVII.  Jahrhunderts.  Von  1701  an  aber  ist  sie  wieder  bei  Kambs. 
Auch  im  XVIII.  Jahrhundert  findet  wieder  mehrfacher  Wechsel  nach  Damm- 
wolde und  Kiewe,  sowie  im  XIX.  Jahrhundert  (18 10)  auch  ein  Wechsel  nach 
Satow  hinüber  statt.    Seit  1844  ist  sie  wieder  bei  Dammwolde.   S.  Walter  a.  a.  0. 

Kirche.  Die  im  Jahre  1843  ^"  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute 
Kirche  ist  ein  schlichter  Bau  mit  einem  Chorschluss  aus  dem  Achteck.  Als 
Hauptbaumaterial  sind  Felsen  verwandt,  nur  die  Einfassungen  der  Thüren  und 
Fenster  sowie  die  Ecken  sind  aus  Backsteinen  gemauert. 

*)  In  der  Luftlinie  14  km  südwestlich  von  Röbel  entfernt,  aber  über  Zepkow  und  Wildkuhl 
gegen  18  km.  Die  alte  Form  Marsowe  deutet  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  92,  als  >Ort 
des  Mares.c 

*)  M.  U.-ß.  6401.    Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  217. 

8)  M.  U.-B.  9579- 


GÜTER   UND   KIRCHDÖRFER   MASSOW   UND   KAMBS. 


541 


Kanzel  und  Altar  sind  zu  einem  Körper  vereinigt. 

Im  Thurm  eine  Glocke  von  0,67  m  Durchmesser  mit  der  Inschrift: 
ANNO  1722  GOS  MICH  CHRISTIAN  HEINZE  VON  BERLIN  •  GVRGEN  HEIN- 
RICH  VON  LVCK  MAGDALENA  CHRISTIANA  VON  FLOTOW (Lücken'sches  Wappen, 
Flotow'sches  Wappen)  CAROLUS  SIMON  FAST  •  CHIRCHEN  VORSTEHER  JO- 
HAN  NELS. 

Vier  zinnerne  Altarleuchter.  Der  erste  hat  die  Initialen  H  •  V  •  L» 
M  •  V  •  V»  Dazu  das  Lücken'sche  und  Vieregge'sche  Wappen  mit  der  Jahres- 
zahl 1596,  sowie  die  Inschrift:  GOTT  VATER*  Der  zweite  hat  die  gleichen 
Initialen  und  Wappen,  sowie  die  Inschrift:  GOTT  SOHN*  Der  dritte  ebenfalls 
die  Initialen  und  Wappen  und  die  Inschrift:  GOTT  HEILIGER  GEIST*  Alle 
drei  haben  den  Stempel  des  späteren  Güstrower  Giessers  I  •  H  *  D(egener),  der 
anscheinend  erst  bei  einer  Reparatur  im  XVIII.  Jahrhundert  zur  Verwendung 
kam.  Der  vierte  Leuchter,  ohne  Giesserzeichen,  hat  eine  lange  Inschrift,  aus 
der  hervorgeht,  dass  er  eine  Stiftung  der  Konventualin  des  Stiftes  zum  heiligen 
Grabe  ALBERTINE  VON  L'ESTOCQ  vom  Jahre   1843  ist. 


Kanzel  und 

Altar, 

Glocke. 


Altar- 
leuchter. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Kambs. ') 

as   Erste,   was   wir  von  Kambs   urkundlich   erfahren,    ist   die  Bestätigung   Geschichte 


eines  Patronatstausches  am  22.  Oktober  1320.')  Die  Fürsten  Johann  II. 
und  Johann  III.  von  Werle  nehmen  das  Patronat  der  Probstei  in  der  Neustadt 
Röbel  und  geben  dafür  dem  Bischof  Heinrich  von  Havelberg  das  Patronat 
der  Kirche  zu  Kambs.  Das  Zweite  ist  dann  eine  am  7.  Mai  1350  vollzogene 
Stiftung  zum  Besten  der  Kambser  Pfarre  durch  die  Brüder  Gerhard  und 
Ludolf  Ketelhodt  mit  der  Verpflichtung  der  Kambser  Plebane  zu  Seelenmessen 
für  das  Ketelhodt'sche  Geschlecht.  Die  Gabe  besteht  in  einem  am  Kirchhof 
zu  Kambs  gelegenen  Käthen  mit  der  jährlichen  Abgabe  von  acht  Hühnern 
und  allen  darauf  ruhenden  Diensten  und  Gerechtsamen.^)  Ein  nur  mit  seinem 
Anfangsbuchstaben  H.  genannter  Pleban  von  Kambs  kommt  übrigens  schon 
1 270  vor,  sodass  wir  das,  was  heute  noch  an  ältesten  Bautheilen  der  Kambser 
Kirche  erhalten  ist,  noch  vor  diese  Zeit  setzen  dürfen,  besonders  den  Feldstein- 
bau und  das  romanische  Portal.*)  Die  von  Ketelhodt  können  recht  wohl 
schon  um  diese  Zeit  hier  angesessen  gewesen  sein,  denn  sie  werden  im 
XIII.  Jahrhundert  als  werlesche  und  auch  als  mecklenburgische  Vasallen  häufig 

*)  8  km   südlich    von  Röbel.    Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  64,  erinnert    an    das    altslavische 
Wort  kapa  (polnisch  kepa)  =  Flussinsel  und  deutet  den  Namen:   »Auf  der  Fluss- Insel. c 

')  M.  U.-B.  4222. 
»)  M.  U.-B.  7075. 
*)  M.  U.-B.  1199. 


des 
Dorfes. 


542  AMTSGERICiriSBEZIRK   RÖBEL. 

genannt.  Urkundlich  nachweisbar  sind  sie  freilich  im  Besondern  zu  Kambs  erst 
von  1350  an.  Aber  sie  sind,  wie  es  in  dieser  frühen  Zeit  die  Regel  ist,  nicht 
die  einzigen  Vasallen  im  Dorfe.  Mit  ihnen  haben  hier  im  XV.  Jahrhundert 
z.  B.  die  Moltke,  Maltzan,  und  im  XVI.  auch  die  Gamm  Höfe,  Hufen  und 
Gerechtsame.  Auch  hören  wir  hier,  wie  öfter  im  südlichen  Mecklenburg  und 
besonders  im  Lande  Röbel,*)  im  Jahre  1586  von  einem  Lehnschulzen.  Es  ist 
Kaspar  Holm,  dem  ebenso  wie  seinem  Sohne  Jochim  Holm  der  Herzog  Karl 
von  Mecklenburg  das  von  den  Piritzen  her  ererbte  Schulzengericht  in  Kambs 
bestätigt  und  neu  verleiht.  Ferner  gewinnen  im  XVIL  Jahrhundert  auch  die 
von  Rohr,  Knuth,  Reichknecht  u.  a.  m.  theils  durch  Erbgang,  theils  durch 
Kauferwerb  grössere  und  kleinere  Antheile,  sodass  das  Dorf  mit  seiner  Feld- 
mark, wenn  auch  zum  grossen  Theile  bis  1790  hin  in  Ketelhodt'schem  Besitz 
bleibend,  dennoch  ein  »Kommuniondorf«  ist  und  als  solches  in  Akten  der 
siebenziger  Jahre  des  XVIIL  Jahrhunderts  oft  genannt  wird.  Nachdem  der 
Ketelhodt'sche  Antheil  1790  auf  Adolf  Albrecht  Wilhelm  von  Flotow  zu 
Wildkuhl  übergegangen  ist,  erwirbt  ihn  1792  die  herzogliche  Kammer,  um  ihn 
dem  landesherrlichen  Domanium  einzuverleiben.  Zugleich  übernimmt  sie  für 
den  Landesherrn  das  Kirchen -Patronat,  welches  in  der  Zeit  der  Reformation 
nach  Ausweis  des  Visitationsprotokolles  von  1541/42  vom  Havelberger  Bischof 
auf  den  Landesherrn  übergegangen  war,  später  aber  von  den  Ketelhodten  fest- 
gehalten wurde,  indem  sie  1618  dem  Herzog  Hans  Albrecht  IL  und  165  i  dem 
Herzog  Adolf  P'riedrich  gegenüber  die  Behauptung  aufstellten,  es  sei  ihnen  am 
14.  Juni  1607  vom  Herzog  Karl  auf  Grund  eines  Vergleiches  förmlich  ab- 
getreten worden.  Thatsache  ist,  dass  die  von  Ketelhodt  nach  Herzog  Adolf 
Friedrich's  Tode  das  Kirchen -Patronat  haben  und  ausüben,  bis  es  1791  wieder 
von   der  herzoglichen  Kammer  zur  Superintendentur  in  Güstrow  gelegt   wird. 

Als  evangelischen  Geistlichen  in  Kambs  lernen  wir  zwischen  1539  und 
1569  Paul  Drewes  kennen.  Er  hat  auch,  ebenso  wie  seine  Nachfolger,  Karbow 
zu  bedienen,  wo  es  über  den  dreissigjährigcn  Krieg  hinaus  eine  Kirche  oder 
Kapelle  giebt,  die  167 1  (oder  etwas  früher)  durch  Brand  vernichtet  wird.  Auf 
Drewes,  gegen  den  Jürgen  Ketelhodt  als  Patron  mit  grosser  Eigenmächtigkeit 
vorzugehen  versucht,  folgt  1569  Blasius  Böttcher  (Böddeker),  den  wir  1587  in 
Dambeck  finden.  Er  unterschreibt  1577  die  Konkordien- Formel,  ob  er  das  aber 
als  Pastor  in  Kambs  oder  in  Dambeck  gethan,  ist  nicht  nachzuweisen.  Ihm 
mag  Valentin  Sadler  gefolgt  sein,  dessen  Tochter  in  erster  Ehe  bis  1604  mit 
dem  Pastor  Stephan  Runge  zu  Kambs  und  nachher  in  zweiter  Ehe  mit  dem 
1606  berufenen  Michael  Grosche  (Krosche,  Groschius,  Kroschius)  verheirathet 
ist,  welcher  1615  wegen  unsittlicher  Handlungen  die  Pfarre  verliert  und  des 
Landes  verwiesen  wird.  An  seine  Stelle  tritt  Jakob  Reppentin,  der  1624 
durch  einen  Sturz  ums  Leben  kommt.  Darauf  folgt  Joh.  Neumann  (Neomann), 
er  ist  noch  nach  1635  im  Dienst,  flüchtet  aber  in  der  Kriegsnoth  nach  Röbel 
und  stirbt  hier  mit  allen  Seinigen  an  der  Pest.     1649,  als  in  Kambs,  wo  früher 


*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  194/96. 


GUT   UND   KIRCHDORF   KAMBS.  S43 

zwölf  Bauern  gewohnt  haben,  nur  noch  drei  Personen  am  Leben  sind,  hcisst 
es  im  Visitationsprotokoll,  dass  Neumann  der  letzte  Pastor  gewesen.  Die 
Kirche  sei  bis  auf  das  Mauerwerk  eingefallen.     Der  nächste  ist  nun  von  l66i 


an  Joachim  Stoppel  (Stoppelius),  der  bis  1667  lebt.  Es  folgen  weiter:  Joh. 
Kasp,  Hornemann  (1668 — 1695),  Karl  Simon  Simonis  (1699 — 1729,  auch  als 
Pastor  für  Massow,  s.  o.  540),  Gottfried  Lohmann  (1730 — -1739,  auch  liir  Nate- 


Schnitzwerke  aus  der  Kirche  zu  Kambs  (im  Grossh.  Museum). 

bow),     Andreas    Nikolaus    Willebrand    {1742 — 1778).    Joh.    Bernh.    Susemihl 
(1779 — 1783)  und  Joachim  Christian  Hübener  (1784— 1827).    S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  Feldsteinbau  in  Form  eines  länglichen  Vier- 
ecks, mit  wohl  behauenen  Ecken,  nur  der  östliche  Giebel  ist  vom  Dachansatz 


544  '  AMTSGERlCHTSimZIKK   RUBEL. 

an  aus  Backsteinen  aufgeführt.     Der  untere  Thurmraum,  welcher  gleiche  Breite 
mit  dem  Langhause  hat,  dient  zur  Vergrösserung  des  Innern  der  Kirche  und 
Öflhet  sich   nach   dieser   hin   mit   einem   verhältnissmässig   breiten   und   hohen 
Spitzbogen.     Es  fehlen  aber  die  Gewölbe.     Der  ganze  Innenraum  ist  mit  einer 
flachen  Balken-  und  Bretterdecke  überspannt.    Die  Fenster  haben  alle  mit  ein- 
ander  ihre   Urspriinglichkeit   verloren,   sie   stellen    sich   als   stillose   viereckige 
Lichtötfnungen  dar.     Das  Aeussere  des  überalt  stark  erneuerten  Feldsteinbaues 
weist  auf  das  XIII.  Jahrhundert, 
besonders    das    hübsche    rund- 
bogige   romanische    Portal    auf 
der    Südseite,    das    mit    einem 
schlichten     Kapitellgliede     ver- 
ziert ist,   aber  nach  aussen  hin 
durch     einen     späteren     gothi- 
schen  Ueberbau  verdeckt  wird. 
Der  Thurm  trägt  ein  Satteldach, 
aus  welchem  ein  hölzerner  Dach- 
reiter heraussteigt.  An  der  Nord- 
seite der  Kirche  eine  Feldstein- 
kapelle. *) 

Innere  Ein-  Die   ganze   innere   Ein- 

richtung, richtung  gehört  dem  XIX.  Jahr- 
Figuren  hundert  an.  Von  dem  früheren, 
vom  ehe-  noch  von  Lisch  im  Jahre  1877 
maligen  (M.  Jahrb.  XUI.  S.  186/87)  er- 
Tnptychon.      , ,  _  .         .  ' ' 

wähnten  Tnptychon  des  Altars 

sind  die  besser  erhaltenen 
Figuren  dem  Grossherzoglichen 

Museum  in  Schwerin  über- 
wiesen worden. 

Glocken.  Im  Thurm  drei  Glocken, 

eine  grosse  ohne  Inschrift  und  Giesserzeichen  und  zwei  kleinere.  Von  diesen 
ist  die  eine  laut  Inschrift  1708  vom  Pastor  CAROLUS  SIMON  und  seiner  Ehe- 
frau gestiftet  und  von  Ernst  Siebenbaum  gegossen  worden,  während  die  andere 
erst  in  neuerer  Zeit  umgegossen  ist.  Sie  zeigte  angeblich  einstmals  das  Jahr  1529*) 
und  den  Namen  des  Giessers  Peter  in  Kamptze. 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke.      i .    Silbervergoldeter    gothischer    Kelch    auf  sechs- 

werke, passigem  Fuss.  Am  Knauf  in  hellblauem  Email  der  Name  IHESUS,  auf  der 
Unterseite  des  Fusses  die  Inschrift:  KAROLUS  •  SIMON  •  PASTOR  .  KAMPZEN- 
SIS  •  ElUS  •  UXOR  •  ELISABETH  •  ZACHOWEN  •  ET  •  PRIVIGNA  •  DOROTHEA 

')  Lisch.  M.  Jahrb.  XLII,  S.  186. 

*)  Nach   dem  Inventar  von    iSlI    nicht  das  Jahr   1529,   sondern    151S. 


FILIAL- KIRCHDORF   GRABOW.  545 

ELISABETH  •   HAHNEN   •  DEDERUNT  •   HUNC  •  CALICEM   •   IN   •   HONOREM. 

DEI  •  ANNO  •  1706  •  DIE  25  MARTII  •  Werkzeichen  (^).  —  2.  Eine  Patene  mit 
der  Inschrift:  DIESES  HAT  ZU 
GOTTES  EHREN  GEGEBEN  LU- 
CRETIA  V  .  KETTELHOT  1705  • 
Dazu  ein  eingraviertes  Wappen, 
welches  im  Felde  und  ebenso  in 
der  Helmzier  einen  einzigen  Kessel- 
hut mit  Flügeln  zeigt.  Keine 
Werkzeichen.  —  3  —  5.  Kanne, 
Oblatenschachtel  und  Taufbecken 
sind  neu,  das  letztgenannte  von 
1856,    die    Oblatenschachtel    von 

1877.  Keine  Werkzeichen.  — 
6.  Noch  ein  Taufbecken  von 
1858.  —  7 — 10  Zwei  Paare  zin- 
nerner Leuchter,  ein  grösseres  und 
ein  kleineres.  Der  eine  der  beiden 
kleineren  Leuchter  ist  1800  von 
MARIE  ELISABETH  KNUTH  geb. 
PHAHLOWEN  gestiftet  und  von 
einem  Röbeler  Zinngiesser  gefertigt, 
dessen  Doppel monogra mm  an- 
scheinend in  J.  H.')  aufzulösen  ist, 
während  der  andere  ohne  Inschrift 
und  Werkzeichen  ist.  Ebenso  ist 
das  grössere  und  ältere  Paar  (mit 
Fuss  und  Schaft  im  Barockstil) 
ohne  Inschrift  und  Werkzeichen. — 
°"  '^"^'  1 1 .    Endlich     eine    aus    der    vor- 

reformatorischen  Zeit  stammende  leere  Monstranz   in  gothischen  Formen,   von 

Bronze.     Glas  und  tMöndchenc  (Hostien- Halter)  fehlen. 


Das  Filial- Kirchdorf  Grabow.*) 

BTHm  Jahre  1344  gehört  Grabow  zu  jenen  Dörfern,  mit  denen  die  von  Flotow  Geschichte 

^^^     belehnt   werden.      Sie    erhalten   das    ganze    Dorf  (villam    Grabowe   to-  "^^ 

taliter).»)     1516  aber  finden  wir  an  ihrer  Stelle  die  durch  Verwandtschaft  und  ^^'»'■fes. 
Güterbesitz  mit  ihnen  verbundenen  Herren  von  Rohr.    Ais  1619  ein  Zusammen- 

')  Also   wohl  kein  Anilerer  als  Joachim   ilensky. 

')   ig  km  slldwesilich  vor   Köbel.      Grabow    von   gralm    -=    Itiiche,    also    iHuchendorf«    oder 
.Buchen,  Höken..     Vgl.  Kuhnel,  M.  Jahrb.  XI.VI,  S.  55. 
')  M.  U.-B.  6401. 


546 


AMTSGERICHTSHKZIRK    RÖUEL. 


bruch  des  Rohr*schen  Vermögens  erfolgt,  kauft  Hans  von  Holstein,  mit  dem 
Gute  Schönberg  als  Hauptgut,  die  dazu  gehörenden  Dörfer  Rossow,  Buchholz, 
Roggentin  und  Grabow   und  erhält  darauf  am  i6.  Mai  1629   den  landesherr- 
lichen Konsens.     Von  den  Pflugdiensten,  welche  die  Grabower  Bauern  zu  leisten 
haben,  gehen  1630  durch  Kauf  sieben  an  Jürgen  von  Quitzow  und  1669  zwei 
an   Volrath   Levin   von    Maltzan   über.     Gegen    Ende    des  Jahrhunderts    aber 
(1689)   kommt   Eggert   Christoph  von  Knuth    in   den   Alleinbesitz   des   Dorfes 
und  auch  des  Kirchenpatronats.     Er  lässt  1695  seinen  ganzen  Besitz,  bestehend 
in  den  Dörfern  und  Gütern  Below,  Grabow,  Buchholz,  Melz,  Karbow,  Solzow, 
Priborn  und  in  einigen  Hufen  in  den  Feldmarken  von  Karchow  und  Küsskow  ^) 
(Küssow)  allodificieren.      Von  1701  an  ist  seine  Wittwe  die  Herrin  dieser  Be- 
güterung  (s.  Glocke  von  171 1).    Aber  1720  kommt  die  Ehefrau  des  Amtmannes 
Seitz  für  7700  Thaler  in  den  Besitz  der  ihr  vom  Grafen  Knuth  verkauften  Dörfer 
Below    und    Grabow    und    auch    in    den    des   Kirchenpatronates   zu    Grabow. 
Allein   die  Bauernschaft   des   Dorfes,    welche  schon   von    17 16  und  17 17   her 
durch   russische  Einquartierungen    und  Kriegskontributionen   schwer   zu   leiden 
gehabt  hat  und  auch   darüber   klagbar   geworden   ist,   dass  sie  der  Reihe   der 
fürstlichen  leibeigenen  Bauernschaften  zugerechnet  worden,   macht  der  Familie 
Seitz  viel  zu  schafTen.     Daher  kommt  es,  dass  im  Jahre  1776  der  auf  Below 
erbgesessene  Stallmeister  K.  L.  von  Seitz  das  Dorf  Grabow  als  Allodialgut  für 
5000  Thaler  NV«  an  die  sechzehn  Hausleute  des  Dorfes  zu  freiem  Eigenthum 
verkauft.     Somit  gehört   die  Dorfschaft  Grabow   als  Allodial  -  Bauerschaft  seit 
dieser  Zeit  zu  jenen  sechs  ausserdomanialen  bäuerlichen  Gutskommünen,  von 
denen  drei  im  Amte  Wredenhagen  (Buchholz,   Grabow   und  Zielow),   eine  im 
Amte  Plau   (Rossow),   eine   im    Amte  Lübz  (Wendisch -Priborn)   und   eine  im 
Amte  Boizenburg  (Niendorf)  belegen  sind.*) 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche   ist  ein   Neubau   vom   Geh.    Hofbaurath   Möckel. 

Sie  hat  einen  aus  dem  Achteck  gebildeten  Chorschluss  mit  drei  Rundfenstem. 

Im  Innern  eine  neue  Einrichtung. 

Glocken.  Im   Thurm   zwei   Glocken,    eine   grössere,    umgegossen    1877   von    Ed. 

Albrecht  in  Wismar,  und  eine  kleinere,  gegossen  1844  von  C.  Jllies  in  Waren.*) 

Kleinkunst-  Kleinkunstwerke,      i — 3.    Silbervergoldeter   Kelch,   Patene   und    runde 

werke.  Oblatendose,  alle  drei  nach  den  beiden  Stempeln  W  und  LÖ  von  dem  Gold- 
schmied Osten  in  Waren.  —  4.  Silberne  Kanne  mit  Henkel  und  Deckel  von 
1878,  von  dem  Röbeler  Goldschmied  Ludewig. 


*)  Untergegangen;    s.  Schildt,  M.  Jahrb.  LVI,  S.  217. 

*)  Böhlau,  M.  Landrecht  111,  S.  277/278. 

■)  Von  den  Vorgängerinnen  war  die  grössere  1711  unter  dem  Patronat  der  Frau  Geheim- 
räthin von  Knuth  vom  Glockengiesser  Christian  Siegmund  Mebert  gegossen  worden.  Die  kleinere 
hatte  keine  Inschrift. 


i 


KIRCHDORF  KIEVE.  547 


Das  Kirchdorf  Kleve/) 

|ie  mittelalterlichen  Nachrichten  über  das  Bauerndorf  Kleve  sind  spärlich,  Geschichte 
fiir  seine  Ortsgeschichte  aber  bedeutsam  genug.  Im  Jahre  1311  nämlich,  des 
das  jener  kurzen  Zeit  angehört,  in  welcher  der  Markgraf  von  Brandenburg  ^o"<ss. 
über  einen  Theil  des  südlichen  Mecklenburg  bis  zum  festen  Thurm  von  Lübz 
hinauf  gebietet,  wird  das  ganze  Dorf  Kieve  Eigenthum  des  weit  davon  ent- 
fernten, am  Rhein  gelegenen  und  der  Diöcese  von  Köln  angehörenden  Cister- 
cienserklosters  Altenkamp,  des  Mutterklosters  von  Amelungsborn.*)  Markgraf 
Waldemar  schenkt  das  Dorf  Kieve  dem  Kloster  Altenkamp  als  Entgelt  für 
allerlei  Unbill,  die  es  von  ihm  erlitten  hat  (villam  Kiewen  et  eiusdem  uille 
fundum,  proprietatem,  possessionem  et  libertatem,  cum  omni  iure,  iurisdictione, 
iudicio  capitali  et  manuali,  cum  iure  patronatus,  cum  distinctione  terminorum 
quos  ab  antiquo  habuit  et  in  presens  habet).  Doch  müssen  die  Mönche  dafür 
100  Mark  brandenburgischen  Silbers  und  Gewichtes  an  ihn,  den  Markgrafen 
Waldemar,  entrichten.  Die  Sache  wird  übrigens  erklärlicher,  wenn  wir  uns 
vorstellen,  dass  das  rheinische  Cistercienserkloster  schon  seit  fast  achtzig  Jahren 
in  der  Nachbarschaft  von  Kieve  einen  grösseren  Wirthschaftsbetrieb  errichtet 
hatte,  dem,  wie  es  im  Mittelalter  üblich  war,  ein  »Rector  bonorum«  vor- 
gestanden haben  wird.  Den  Mittelpunkt  dieses  Betriebes  bildet  nämlich  der 
anscheinend  erst  von  den  Mönchen  errichtete  Kotzer  Hof^)  am  See  gleichen 
Namens  mit  fünfzig  Hufen  Landes,  die  schon  am  30.  December  1232  als 
Geschenk  des  Fürsten  Nikolaus  von  Rostock  an  das  Kloster  gekommen  waren. 
Diesen  Besitz  nun  mit  den  dazu  gehörenden  auf  der  Kotzer  (oder  Mönch-, 
jetzt  Wittstocker)  Heide  gelegenen  Dörfern  Glawe,  Wüsterade,  Gross-Berlin, 
Schönfeld  und  Winterfeld  bestätigt  der  Markgraf  den  Mönchen  zugleich  mit 
der  Ausfertigung  des  Kaufbriefes  über  Kieve,  dessen  Bauern  damit  unter  den 
milden  Krummstab  des  Abtes  getreten  sind.*)  Unter  geistlichem  Regiment,  in 
erster  Instanz  unter  einem  vom  Kloster  Altenkamp  entsendeten  Rector  bonorum, 
bleibt  Kieve  mit  den  eben  genannten  Dörfern  der  Kotzer  Heide  zusammen 
bis  zur  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts.  Zeitweise  Verpfandungen  dieses  ihres 
Besitzes   im  Wendenlande  durch  die  Altenkamper  Mönche   an   die  von  Ame- 


*)  14  km  südlich  von  Röbel.  Altslavisch  kyj  =  Knüttel,  Keule.  Also  vielleicht  soviel  wie 
> Keulendorf c:  Kühnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  68.     Oder  »Knütteln,  Knüppeln c? 

')  Altenkamp,  das  1122  vom  Kloster  Morimund  in  Lothringen  gegründet  worden  war, 
errichtet  1125  das  Kloster  Amelungsborn,  unweit  Holzminden,  noch  näher  bei  Stadtoldendorf. 
Amelungsborn  aber  wird  1170  Mutterkloster  von  Doberan,  und  Doberan  1209  Mutterkloster  von 
Dargun,  nachdem  der  erste  von  Esrom  geschickte  danische  Konvent  dieses  verlassen  hatte. 

*)  Jetzt  der  Mönchshof  südlich  von  Wredenhagen,  gleich  jenseits  des  Mönchsees. 

*)  M.  U.-B.  410.  3475.     Lisch,  M.  Jahrb.  II,  S.  94.     XIII,  S.  312. 

3ö* 


548  AMTSGBRICHTSBEZIRK  RÖBEL. 

lungsborn  und  Walkenried,  wovon  wir  bald  nachher  im  XIV.  Jahrhundert 
hören,  werden  auf  das  durch  die  Herrscher  von  Werle- Brandenburg  ge- 
schaffene und  der  Dankbarkeit  dir  die  Verdienste  des  Cistercienser- Ordens 
entsprungene  Verhältniss  keinen  wesentlichen  Einfluss  gehabt  haben.*)  Doch 
um  die  Mitte  des  XV.  Jahrhunderts  wird  das  anders.  Die  weite  Entfernung 
des  Klosters  Altenkamp  von  der  Kotzer  Heide,  die  immerfort  zunehmende 
Unsicherheit  aller  Verhältnisse  in  diesem  raubfehdelustigen  Jahrhundert,  und 
diese  und  andere  Gründe  mehr,  werden  Anlass,  dass  das  Kloster  seinen  ge- 
sammten  Besitz  im  Jahre  1436  vertragsmässig  an  die  Stadt  Wittstock  ab- 
giebt.  Aber  die  Hoheitsrechte,  die  Fragen  über  die  Dienste,  Bede,  oberste 
Gerichtsbarkeit,  den  Zoll  u.  a.  m.,  soweit  sie  für  diese  Güter  in  Betracht 
kommen,  verursachen  zahlreiche  Streitigkeiten  zwischen  den  mecklenburgischen 
Herzögen  und  der  Stadt  Wittstock,  »Streitigkeiten,  deren  Verhandlung  ganz  un- 
gewöhnliche Massen  von  Papier  verlangte,  und  welche  endgültig  erst  im 
Jahre  1841  beigelegt  wurden,«  wenngleich  die  förmliche  Abtretung  der  beiden 
Dörfer  Kieve  und  Mönchhof  durch  die  Stadt  Wittstock  an  die  Herzöge  schon 
1445  erfolgt  war.*)  Aus  der  Zeit  des  Streites  im  XVI.  Jahrhundert  (1556) 
stammt  eine  Plan -Skizze  von  der  Hand  des  Kanzlers  Johann  von  Lucka,  die 
Lisch  im  M.  Jahrb.  XIII,  S.  312,  veröffentlicht  hat,  und  die  wir  hier  ebenso 
wiedergeben.^)  Das  Dorf  Kieve  aber  wird  im  XVI.  Jahrhundert  aus  einem 
Klosterdorf  wieder  zu  einem  herzoglichen  Domanialdorf,  wie  es  das  vor  Zeiten 
im  XIII.  Jahrhundert  gewesen  war. 

Wie  heute,  so  sind  schon  in  ältester  Zeit  die  drei  Kirchen  zu  Kieve, 
Wredenhagen  und  Zepkow  zu  einer  Parochie  mit  einander  verbunden.  Die 
Kirchen  zu  Kieve  und  Wredenhagen  sind  Mutterkirchen,  die  zu  Zepkow  ist 
Filia.  Zwar  dreht  sich  das  Verhältniss  im  XVII.  Jahrhundert  eine  Zeitlang 
^m,  da  wird  in  den  Visitationsprotokollen  von  1649  und  1662  Wredenhagen 
zur  alleinigen  Mutterkirche,  und  Kieve  und  Zepkow  werden  beide  als  Filiae 
bezeichnet.  Die  Wedem  in  Kieve  ist  nämlich  niedergebrannt,  und  der  Pastor 
wohnt  in  Wredenhagen.  Aber  mit  dem  XVIII.  Jahrhundert  tritt  das  alte  Ver- 
hältniss, in  welchem  Kieve  als  Mu^t^yicircbe  den  Vorrang  hat,  wioier  ein.  Um 
1534  und  bis  1545  hin  ist  PancqatfiM  Schwefer  KircMierr,  über  den  es  allerlei 
Klagen  giebt.  Nach  ihm  (q|>  f9dK>n  -gleich,  oder  ob  noch  erst  ein  anderer 
kommt,  können  wir  nicht  Ji^diweis^n)  ist  Joh.  Hanck  Pastor;  er  unterschreibt 
1577  die  KonkordienformöJ,  stirbt  aber  noch  vor  dem  27.  April  1596.  Von 
1596  bis  1604  folgt  David  Syiderow,  und  nach  dessen  Tode  1604  Petrus 
Franck,  der  das  ganze  Unglück  des  dreissigjährigen  Krieges  erlebt  und  1638 
in  Wittstock    stirbt,    wohin    er    gefl|ichtet    war.     Zwar    wird    schon    1645    in 


*)  M.  u.-B.  3981.  4262. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  139.  141/42.  Vgl.  v.  Schultz,  M.  Jahrb.  LIX.  S.  75.  77.  Das 
mecklenburgische  Recht  der  Jagd,  Mast,  Holzung,  Hiitung  und  Schafabtrift  in  der  Wittstocker 
Heide  wurde  erst  1841  durch  die  Stadt  Wittstock  für  die  Summe  von  192 000  Mark  abgelöst: 
Raabe-Quade,  Vaterlandskuude  I,  S.  825. 

*)  S.  nebenstehend. 


KIRCHDORF  KIEVE. 


549 


Erdmann  Zinnobius  wieder  ein  Nachfolger  bestellt,  aber  wo  ist  seine  Gemeinde 
geblieben?  Als  er  1649  ^^^  erste  Visitation  nach  dem  furchtbaren  Kriege  er- 
lebt, da  giebt  es  in  Kieve,  wo  einst  dreissig  Bauern,  ein  Schulze,  ein  Pfarr- 
bauer und  acht  Kossäten  gewohnt  haben,  nur  noch  fünf  Personen,  ferner  in 
Wredenhagen,  wo  vordem  zehn  Bauern  und  drei  Kossäten  ansässig  gewesen 
sind,  nur  noch  einen  Bauern  und  einen  Kossäten,  und  in  Zepkow,  wo  der 
Zustand  verhältnissmässig  am  günstigsten  ist,  statt  dreizehn  bewohnter  Gehöfte 
nur  noch  sechs.  Wie  lange  Zinnobius  nach  1649  gewirkt  hat,  wissen  wir 
nicht.  Um  1661  wird  Joachim  Grantzow  berufen.  Zu  dessen  Zeit  haben 
sich  die  Verhältnisse  soweit  gebessert,  dass  in  Kieve  wieder  neun  Gehöfte 
von  sechs  Bauern  und  drei  Kossäten  bewohnt  werden,  während  in  Wreden- 
hagen und  Zepkow  noch  dieselben  Zahlen  gelten  wie  1649.  Grantzow  lässt 
sich  1698  seinen  Schwiegersohn  Friedr.  Klähn  substituieren,  aber  Klähn  stirbt 


Note  3  zu  Seite  548: 

Bericht  der  Grenitz  mit  denen  von  Wystock  (1556): 

Wistock. 

I— J  Die  alte  Landwere. 

(3  Rauchsteter  bergk« 


Die  grentzbeume.  Das  Wasser  die  Dorss. 

Die  neue  Landwere. 


Diese  fünf  Feldmarcken  seindt 
ein  holtz  oder  beide  gewest 
die  kotzscher  beide  genanth, 
oder  wie  es  die  Wystocker 
nennen,  die  Daberheide,  vnd 
wirdt  durch  das  rbaden,  hur- 
kom  und  schefferei  der  fUr- 
sten  Wildtbane  vorterbt  one 
alle  irer  f.  g.  nutz  vnd,  wirdt 
den  vertregen  zuwider  ge- 
handelt. 


Groten  Berlin. 

D 

Feldtmark. 
Die  zum  Olden  Berlin 
haben  sie  zur  hur,  ist 
auch  geradet. 

Das  Eichholtz. 

D 

Darin  haben  sie  auch 
viel  rhaden  lassen. 


D 


Schonefelde. 

D 


^  vi  9. 

?  .^  T3 
a  **  ^ 

ci   O  -js 
J3  43  vj. 


Wusterrode. 

D 


Berlin. 

D 


Die  Feldtmarckt 
Winterfelt. 

D 

vnd  die  zum  Kife 

geben  die  hur 

darvon. 

Der  Hager  Feldt. 


Über  der  Hager  Feldt 
leit  die  wüste  Feldtmarck 
Wusterode  gehet  bis  an 
die  Dorss. 


Belou. 

G 

Hinter  der  Hager  Feldt  auf 
der  rechten  Hand  leit  der 
Regnitzer  Feldt  Belou  ge- 
nant, das  gehet  biss  ins 
Wasser    die   Dorss   genanth. 


D 

Glaue. 


Ubers  Feldt 

Glaue  für 

Berlin  vnd 

Dranse 

furbei. 


Kiue. 

D 


Wredenhagen. 
D 

5=  *- 


c 

cd 

B 


V 


bJ9 


o 


^  ^  ^ 

?    9   o 


Auf  der  rechten  Seiten  ist  das  Feldt  zum 
Hagen,  das  gehet,  wie  die  Wistocker  be- 
richten, am  Wystocker  Wege  biss  in  den 
grundt,  aber  wie  die  Hager  berichten,  biss 
oben  auf  den  berg  vber  dem  gründe,  biss 
an  die  pfluchfharen,  die  Wistocker  haben 
den  grundt  rhaden  lassen  vnd  den  pauren 
zu  Grabau  verhuret. 


Die  Khuler 
Mhule. 


SSO 


AMI SGERICHTSBEZIRK    RÖBEL. 


Kirche. 


Altar. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


noch  im  selben  Jahre.  Und  nun  folgt  von  1701  an,  Anfangs  als  Substitut, 
Christian  Joachim  Behm.  An  dessen  Stelle  tritt  173 1  der  Sohn  Andreas 
Christian  Behm  (f  23.  December  1780),  und  diesem  folgt  1781  Joh.  Gottfried 
Stryck,  der  die  Cura  von  Massow  mitübernimmt,  in  Wredenhagen  den  Brand 
der  Kirche  erlebt  und  am  16.  Juli  1809  stirbt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer,  in  gemischter  Weise  aus 
Felsen  und  Backsteinen  aufgeführter  Bau,  den  man  in  späteren  Zeiten  vielfach 
umgeändert  hat.  Der  ungetheilte  Innenraum  ist  mit  einer  flachen  Bretterdecke 
überspannt.     Im  Westen  ein  hölzerner  Glockenstuhl  in  Form  eines  Thunnes.*) 

Der  Altar  ist  ein  Werk  des  Barockstils.  Oben  die  Krucifixus- Gruppe, 
darunter  als  Mittelstück  das  Gemälde  der  Auferstehung  (auf  Holz),  und  an  der 
Predella  die  Abendmahlseinsetzung.  Laut  Inschrift  hat  den  grössten  Theil  des 
Altars  1682  der  Schneidergesell  HANS  LEUSSOW  verehret.  Links  und  rechts 
vom  Altar  zwei  kleine  Seitenbilder  mit  Unterschriften.  Links:  DER  PASTOR 
LOCI  H  •  JOACHIM  GRANTZOW  FAST  •  AET  •  50  •  MINIST  •  21  •  SERVA  DEUS 
VERBUM  TUUM.  Rechts  der  Stifter:  HANS  LEUSSOW  SEINES  ALTERS  52, 
auf  einem  rothen  Tisch  seine  Schneidergeräthschaften  neben  sich  liegen  habend. 

Im  Thurm  drei  Glocken,  zwei  grössere  und  eine  kleinere.  Von  den 
grösseren  ist  die  eine  1837,  die  andere  aber  1860  von  J.  C.  Haack  in  Rostock 
umgegossen  worden;   von  Haack  auch  die  kleinere  Glocke.") 

Kleinknnstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  von  1703,  mit  dem 
Meisterstempel  (^g).  Patene  desgleichen.  —  3.  4.  Silbervergoldeter  Kelch,  1735 
von  PETER  MÖLLER  gestiftet,  mit  den  Stempeln  des  Güstrower  Goldschmiedes 
Joh.  Heinrich  Klähn  (JH  K)-  Patene  desgleichen.  —  5.6.  Zinnerner  Kelch,  gestiftet 
von  JOCHIM  KOPP  1659.  Stadtzeichen:  zwei  gekreuzte  Bischofstäbe,  dazu  der 
Stempel  des  Meisters  I  L  mit  einem  Zweig.  Patene  desgleichen.  —  7,  Abend- 
mahlskanne, neu.  —  8.  Runde  silberne  Oblatenschachtel,  gestiftet  17 19  von 
ANNA  CATHARINA  BÖTTEKERS,  »Ausgäberin«  auf  dem  Mönchshof.»)  Von  dem- 
selben Goldschmied  wie  Kelch  i.  —  9.  Geräth  für  Krankenkommunion,  neu, 
Berliner  Arbeit. 


*)  Lisch,  M.  Jahrb.  XL,  S.  192. 

')  Von  den  Vorgängerinnen  waren  zwei  von  Joh.  Valentin  Schulz  zu  Rostock  gegossen 
worden,  die  eine  1761  und  die  andere  1785.  Die  dritte  war,  soweit  die  mangelhaften  Nachrichten 
des  Inventars  von   181 1   erkennen  lassen,  eine  mittelalterliche  Glocke. 

•)  Jenseits  des  Mönchsees,  Wredenhagen  gegenüber.  Der  Mönchsee  hiess  im  XIIL  und 
XIV.  Jahrhundert  Kotzer  See  und  der  Mönchshof  Hof  Kotze.    Vgl.  M.  U.-B.  410,  Anmkg.  3475.  3982. 


Blick  auf  Wredenhageii  (nach  « 


Das  Kirchdorf  Wredenhagen.') 

ETHn  den  achtziger  Jahren  des  XIII.  Jahrhunderts  ist  wiederholt  von  der  Geschichte 
*™*  »neuen  Burg  Wenden«  (novum  castrum  Wenedhen,  Wenden)  die  Rede,  *^^ 
von  der  aus  die  Fürsten  von  Werle  Urkunden  erlassen.')  Als  ihre  Vasallen  o''ies. 
wohnen  dort  u.  a.  die  von  Pritzebuer,  auch  wird  man  einen  Ritter  Bruno,  der 
im  Jahre  1296  »Castellanus  in  Novo  Castro«  genannt  wird,  ohne  Zweifel  als 
werleschen  Burgmann  in  Wredenhagen  anzusehen  haben.*)  Dass  aber  eine 
ins  Grenzland  gesetzte  Feste  wie  diese  in  den  fehdelustigen  Jahrhunderten  des 
Mittelalters  für  den  Nachbar,  sobald  er  den  Kriegspfad  beschritt,  eine  grosse 
Verlockung  bieten  musste,  scheint  Jedem  begreiflich,  der  noch  heute  die  hohe 
Anlage  der  Burg  besieht  und  von  da  nach  Süden  hin  ins  Land  schaut.  So 
linden  wir  denn  auch,  dass  die  Burg  Wredenhagen  schon  im  zweiten  Jahr- 
zehnt des  XIV,  Jahrhunderts  in  die  Hände  der  Markgrafen  Waldemar  und 
Johann  gerathen  war.  Denn  im  Rendsburger  Vertrage  vom  23.  März  1316, 
in  welchem  sich  unter  dem  Vortritt  des  dänischen  Königs  Erich  eine  Anzahl 
norddeutscher  Herren  zu  einem  Bündniss  gegen  die  Brandenburger  zusammen- 
thut,  heisst  es  in  der  Uebersetzung  des  Urkundenbuches :  »Ferner  sollen  wir 
vorgenannten  Herren  alle  nimmer  Frieden  schliessen  mit  dem  Markgrafen 
Waldemar  und  dem  Markgrafen  Johann,  bevor  wir  den  Herren  von  Werle 
wieder  verhelfen  haben  zu  dem  Neuen  Hause  zu  Wredenhagen,  mit  allen 
Grenzen,  mit  Jagd,  Seen,  mit  Mannen  und  Dienern,  welche  dazu  liegen,  mit 
aller  Nutzung.**)     So  erklärt  es   sich  weiterhin,    dass   es   im  werleschen  Thej- 

')  13  km  südlich  von  KSbel. 

")  M.  L'.B.  1754.  1757.  1781,  Vgl.  1228.  1618.  Lisch.  M.  Jahrb.  XVII,  S.  :oo.  XXXII,  S.  38. 

•)  M.  U.-B.  177a.  3388.  Vgl.  67Ö1.     Vgl.  Doli.  M.  Jahrb.  XIII,  S.  IM. 

')  M,  U.-B.  3818.  Ausser  dem  dänischen  König  sind  es  Hera<^  Wiilav  von  RUgen,  Heriog 
Erich  von  Sachsen,  Ittschof  llerni.-inn  von  Schwerin.  Heinrich,  Herr  von  Mecklenburg.  Nikolaus 
und  Heinrich,  Grafen  von  .Schwerin,  sowie  Nikolaus,  Johann  und  Henneke,  die  Herren  von  Werle. 


552  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

lungs -Vertrage  vom  2.  December   1316  heisst:    »Wert  vns   dat  lant   vnde   dat 
hus  tho    deme    Nygenhus  wedder   in  vnse    hant   mit    rechte,    mit    denste,    mit 
weide,  dat  scal  vnser  beyder  wesen,  hus,   man,  vnde  lant.«*)     Nun  hätte  man 
nach   dem    heftigen   und    Rir   die  Mecklenburger   siegreich  verlaufenen  grossen 
Kampfe,    der    inzwischen    an    einem    der   Tage    des    Augustmonats    desselben 
Jahres    13 16    bei    Schultendorf  unweit    Gransee    ausgefochten    war,    annehmen 
sollen,  dass  es  dem  Rendsburger  Vertrage  gemäss  dazu  gekommen  wäre,  das 
Haus    Werle    in    Wredenhageft    wieder    einzusetzen.     Statt    dessen    lesen    wir 
darüber  im  Templiner  Friedens- Instrument  vom    24.  November   131 7  eine  Be- 
kundung  des    Markgrafen    Waldemar    wie    folgt:     »Nos    quoque    dicto    nostro 
genero  contulimus    dictum  castrum  Eldenborch  et  castrum  Wredenhagen  cum 
vasallis   et   terris   attinentibus,    et   ipsos    castellanos    predictorum   castrorum  et 
vasallos    terrarum    homagium    facere    iussimus   ipsi    domino  Magnopolensi,  ita, 
si  sine   berede   fiüo   decesserimus,    quod   absit,    quod   dicta   castra   Eldenborch 
et  Wredenhagen   cum  vasallis    et    terris    ad    ea  spectantibus    ad    ipsum    gene- 
rum    nostrum  et   suos    heredes  legi ti mos   debent   deuolui   et  eorum  iusta   bona 
perpetuo   permanere.«^)     Markgraf  Waldemar   überweist    somit    die  Eidenburg 
bei  Lübz  und  die  Burg  Wredenhagen  mit  Vorbehalt  der  Oberlehnsherrlichkeit 
einstweilen  seinem   Schwager,    dem   Fürsten  Heinrich  von  Mecklenburg.     Doch 
erhält    die.se  Abmachung    in    der   am  Tage   darauf,    den    25.  November    13 17, 
erfolgenden    l^cstätigung    des    dänischen     Königs    einen    Zusatz,    in    welchem 
andererseits    die  Oberlehnsherrlichkeit    des   Königs   zu    ihrem    Rechte    gelangt: 
»Et    econtra    dominus    marchio    pro    .se    ipso    solo    castrum    Eldeneborg    et 
Vredenhagen   et  Meyenburg   ciuitatem    cum    castro   cum  suis   attinenciis  nobis 
et  domino  Magnopolensi   etiam    titulo    pignoris   obligauit.«     Auch  werden  alle 
drei  Festungen  zunächst  noch    den  beiden    brandenburgischen  Vasallen familien 
von  Reder  und  von  Kröcher  zur  Bewahrung  anvertraut,  nachdem  sie,  wie  aus 
der    Urkunde    vom    24.   November    hervorgeht,    dem    Fürsten    Heinrich    von 
Mecklenburg  als  Burgmannen  gehuldigt  haben. ^)    Das  Haus  Werle  aber  behält 
bei  diesen  und  den  nachfolgenden  Verpflichtungen  der   drei  genannten  Macht- 
haber  unter  sich  vorläufig  das   Zusehen,    es  wird  gar   nicht  dabei    erwähnt.*) 
Erst    am  23.  Mai   1329,    als   zwölf  Jahre   vergangen   sind   und   Fürst  Heinrich 
der  Löwe  von  Mecklenburg  kurz  vorher,    am  22.  Januar  1329,    die  Augen  ge- 
schlossen   hatte,    finden    wir    die    Fürsten   von   Werle    wieder   auf   ihrer   Burg 
Wredenhagen.^)     Und  von  nun  an  wissen  sie,    wie  die  Verträge  mit  Mecklen- 
burg  und    Brandenburg  und    unter   sich  von    1344,    1345,    1347  und   1359  er- 
weisen, ihren  alten  Besitz  sich  zu  erhalten  und  verweilen  oft  und  lange  auf  der 
Burg,    wie    zahlreiche    Urkunden    erweisen.®)     Zwar    blickt    immer    noch    die 

')  M.  l'.-B.  3860.  Nygenhus  jileich  Wredenhagen. 
*)  M.  U.-H.  3942. 
»)  M.  V.n.  3943- 
*)   M.  U.-B.  3944. 
*)  M.  r.-B.  5057.  Vgl.  5686. 

*)  M.  U.-B.  6434.  6503.  6761.  6808.  7573.  7771.  7772.  7840.  9394.  10675.  Vgl.  Rudioff, 
Hdb.  II,  S.  271.  286.  348. 


KIRCHDORF  WREDENHAGEN.  553 

brandenburgische  Oberlehnsherrlichkeit  hie  und  da  zwischen  den  Zeilen  hin- 
durch, allein  sie  gewinnt  keine  rechte  praktische  Bedeutung.^)  Doch  mit  der 
oben  S.  470  ff.  schon  berührten  Verpfandung  des  Landes  Röbel  durch  Fürst 
Bernhard  von  Werle  an  den  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg  in  den  ersten 
Märztagen  des  Jahres  1362  wird  die  Sache  wieder  anders.  Da  tritt  das  Haus 
Mecklenburg  aufs  Neue,  aber  nicht  allein,  sondern  mit  dem  Hause  Werle 
zusammen  in  den  Besitz  der  Burg  Wredenhagen  ein,  die  vorher  schon  sammt 
dem  Schloss  zu  Röbel  an  die  von  Flotow  auf  Stuer  verpfändet  gewesen  war.*) 
Zugleich  verspricht  Herzog  Albrecht,  dem  Fürsten  ein  Wohnhaus  in  Röbel  zu 
erbauen.  Alles  das  und  weiter,  wie  ungefähr  fünfzig  Jahre  später,  noch  vor  dem 
Aussterben  des  werleschen  Mannesstammes,  Land  und  Stadt  Röbel  mit  dem 
Schloss  zu  Wredenhagen  am  8.  März  14 16  ohne  jeden  Vorbehalt  erb-  und 
eigenthümlich  an  die  Herzöge  Johann  IV.  und  Albrecht  V.  sowie  Johann  IL 
und  Ulrich  I.  von  Stargard  abgetreten  werden  und  (seit  1376)  an  die  letzt- 
genannte Linie  des  Hauses  kommen  und  bis  1471  verbleiben:  alles  das 
ist  oben  S  470  und  471  bereits  auseinandergesetzt  worden.  Zwar  hören  wir 
von  neuen  Verpfandungen  des  Schlosses  an  einzelne  Vasallen  des  Landes, 
so  ist  z.  B.,  noch  zur  Zeit  der  gemeinsamen  Oberherrschaft  der  Häuser 
Mecklenburg  und  Werle,  Eckhard  von  Dewitz  um  1384  im  Pfandbesitz  des 
Schlosses  von  Wredenhagen.^)  Anscheinend  von  langer  Zeit  her.  Denn  er 
ist  der  älteste  Sohn  jenes  Grafen  Otto  von  P'ürstenberg,  dessen  Erben  am 
12.  Juli  1363  dem  Herzog  Albrecht  ihre  Güter  im  Lande  Röbel  auflassen, 
wahrscheinlich  in  keiner  anderen  Absicht,  als  um  sie  von  ihm  als  Lehn  zurück- 
zuerhalten.*) So  erklärt  es  sich,  dass  Eckhard  von  Dewitz,  der  sich  in  der 
Urkunde  vom  27.  April  1384,  welche  ftir  die  damaligen  Zeiten  und  Verhält- 
nisse ausserordentlich  charakteristisch  ist,  mit  dem  Schloss  Wredenhagen  dem 
Erzbischof  Albrecht  von  Magdeburg  in  dem  bevorstehenden  Kriege  gegen  die 
Mark  Brandenburg  und  gegen  Wedige  von  Plote  und  ihre  Helfer  flir  eine 
Summe  von  200  Mark  brandenburgischen  Silbers  und  magdeburgischen  Ge- 
wichtes voll  und  ganz  zur  Verfügung  stellt,  die  Herren  von  Wenden  als  Grund- 
herren und  den  Herzog  Johann  von  Mecklenburg  -  Stargard  als  Pfandherrn  der 
Burg  Wredenhagen  von  den  Feinden,  gegen  die  er  im  Dienst  des  Magde- 
burgers den  Kampf  aufzunehmen  unweigerlich  bereit  ist,  ausdrücklich  aus- 
nimmt. ^) 

1391  findet  eine  Verpfandung  des  Landes  Röbel  an  die  von  Gram- 
bow  statt.®) 

Als  im  Jahre  1438  die  damals  regierenden  Herzöge  von  Mecklenburg, 
Johann  III.   und   Heinrich  d.  ä.    von   der  Linie   Stargard   an  einem  Theil   und 

*)  M.  U.-B.  8006. 

*)  M.  U.-B.  9007.  9008.  9010.  9054.   9207.   10989.     Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  i88  bis 
192.     Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  124. 
•)  M.  U.-B.  II  588. 

*)  M.  U.-B.  9175.  Vgl.  Lisch,  Geschl.  Maltzan  II,  S.  172—175.  M.  Jahrb.  XXXVIII,  S.  87—91. 
^)  Vgl.  den  gleichlautenden  Vertrag  der  Herren  zu  Putlitz  vom  selben  Tage  im  M.  U.-B.  1 1  589. 
•)  Heyer,  M.  Jahrb.  XXXII,  S.  124. 


554  AMTSGERICIITSBEZIRK   KÖBEL. 

Heinrich  IV.  (der  Dicke)  und  Johann  V.  -von  der  Linie  Mecklenbui^  am  andern 
Theil,  das  Schloss  Wrcdenhagen  von  jeder  Verpfändung  frei  wieder  in  ihren 
Händen  haben,')  da  wird  ausgemacht,  dass  Herzog  Heinrich  d.  ä.  es  mit  allen 
seinen  Einkünften  drei  Jahre  lang  für  sich  allein  innehaben  und  gebrauchen 
soll.  Derselbe  Herzog  Heinricli  d.  ä.  gewährt  fünfundzwanzig  Jahre  später,  im 
Johann istermin  1463,  zusammen  mit  seinem  Sohne  Herzog  Ulrich  II.  (dem 
letzten  Herzog  der  Linie  Stargard)  seinem  Vasallen  Heinrich  von  Ketelhodt 
einen  Hof,  welcher  vor  dem  Schloss  W  reden  ha  gen  gelegen  ist,  um  davon 
jährlich  eine  Abgabe  von  sechzehn  Hühnern  erheben  zu  können.*} 


Wredenhagen  im  Jahre  1S17  (nach  einer  Zeichnung). 
Im  Jahre  1 505  überlassen  die  mecklenburgischen  Herzöge  Balthasar  und 
Heinrich  V.  dem  Dietrich  von  Bevernest,  der  schon  längere  Zeit  im  Pfandbesitz 
des  Amtes  Wredenhagen  und  damit  auch  im  Niessbrauch  des  Schlosses  ge- 
wesen ist,  diesen  ganzen  Pfandbesitz  von  Neuem  auf  sieben  Jahre.')  Ihm  folgt 
unter  Herzog  Heinrich  V.  und  Herzog  Albrecht  VII  in  gleichem  Besitz  von  1514 
an  Nikolaus  von  Pentz,  den  wir  noch  1525  dort  finden,  von  da  an  aber  nicht 
mehr.  1530  ist  Hans  Falke  der  Vogt  des  Herzogs  Heinrich  zu  Wredenhagen, 
1539  aber  werden  Johann  Andresen  und  Asmus  Schröder  als  herzogliche 
Hauptleute  (houethlude  tome  Wredenhagen)  genannt.*) 

')  Aus  wessen  Händen,  wird  nicht  mitgelheilt. 

•)  Akten  im  Grossh,  Archiv. 

^  Lisch,  M.  Jahrb.  XXIII.  S.  53.  Die  Herzöge  Hnlthasar  und  Heinnch  Urkunden  in  Wreden- 
hagen  bei  Gelegenheil  eines  Aurenthatlc^  dast.'ili~t   am   25.  September  14S3.    M.  Jahrh.  II.  S.  279/So, 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  XXXIt,  S.  1  51.  Dnicn  schriftliches  VerieichniKs  der  Vogic  und  Amtleute 
im  Grossh.  Archiv. 


KIRCHDOKF   WKEIlENHAGEN.  555 

Von  1571  an  residiert  Herzog  Karl  auf  dem  Schloss  zu  Wredenhagen, 
nachdem  ihm  von  seinen  Brüdern  die  Aemter  Neukalden  und  Wredenhagen  ab- 
getreten und  die  Güter  der  Komthurei  Mirow  zur  Hälfte  bereits  1569  in  seine 
Hände  gelangt  waren.  Sein  Interesse  für  Wredenhagen  aber  hatte  er  schon 
1568  damit  bekundet,  dass  er  seinen  Entschluss  erklärte,  den  begonnenen 
Neubau  der  Kirche  zu  vollenden.  Im  Jahre  1586  tritt  in  Folge  eines  Ver- 
gleiches Herzog  Ulrich  an  seine  Stelle.'}  Nach  Herzog  Ulrich's  Zeit  aber  hat 
Wredenhagen  aufgehört,  als  Fürstensitz  benutzt  zu  werden.    Was  für  Einkünfte 


Wredenhagen  im  X[X.  Jahrhundert, 
damals  zum  Schlosse  Wredenhagen  gerechnet  wurden,  besonders  auch  aus 
verschiedenen,  dem  Kloster  Ameiungsborn  von  alter  Zeit  her  zuständigen 
Dörfern  der  Lieze,  die  Mecklenburg  langsam  verloren  gegangen  sind,  ersieht 
man  aus  mehreren  Verzeichnissen  der  Jahre  1556  und  15  57-  Als  Bestätigung 
kommt  ein  Verzeichniss  solcher  Einkünfte  von   1654  hinzu.') 

Weitere  Verpfändungen,  die  aber  allmählich  den  Charakter  von  Ver- 
pachtungen im  Sinne  unserer  heutigen  Zeit  annehmen,  weil  es  mit  dem  Er- 
starken der  landesherrlichen  Macht  nach  der  Reformation  immer  mehr  auf- 
hörte, jene  weitgehenden  Rechte  aller  Art  mitzu verpfänden,  deren  Verlust  dem 
Landesherrn  häufig  lästig  und  widerwärtig  werden  musste,  finden  auch  im  XVII, 
und  XVIII.  Jahrhundert  statt.  So  hören  wir  1673  von  einem  Pfandkontrakt 
über  Wredenhagen,  der  mit  einem  gewissen  Sprcckel  abgeschlossen  ist  und  in 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  IX,  S.  105.   106.     XX.  S,  52. 
*)  Lisch,  M.  Jahrb.  xm,  S.  135—141.  297—31*. 


556  AMTSGERICHTSBEZIBK    RÖBEL. 

den  zu  Beginn  des  XVIII.  Jahrhunderts  ein  Graf  Bielke  eintritt.  Graf  Bielke 
hat  auch  das  Patronat  der  Kirche  zu  Wredenhagen,  wie  es  heutzutage  in 
Pacht kontrakte  nicht  mehr  eingeschlossen  zu  werden  pflegt.'}  Um  171 2  folgt 
in  ähnlichem  Verhältniss  der  spätere  Geheime  Kammerrath  Joachim  Heinr. 
Brandt,  der  1 749  (also  während  der  preussischen  Pfand  he  rrschaft  über  das  Amt 
Wredenhagen  von  1734  bis  17S7)  in  den  Adelsstand  erhoben  wird  und  dessen 
Sohn  Gottlieb  Heinrich  bis  zu  seinem  Tode  1770  im  Pfandbesitz  der  Aemter 
Plau   und  Wredenhagen   bleibt.*}     Aber   an  Stelle   des   ehemaligen  Burgsitzes 


Aufgang  lur  Burg  Wreclenhaeen. 

mit  seinen  Burglehnen  ist  inzwischen  ein  mit  seinen  Wirthschaftsgebäuden, 
Scheunen  und  Stallungen  malerisch  hinein  geklemmter  Pachthof  getreten,  zu 
dem  Hinrichshof  und  Mönchshof  als  Nebenhöfe  hinzugelegt  sind. 

Ueber  die  geistlichen  Verhältnisse  s.  bei  Kleve.  Von  den  Namen 
mittelalterlicher  Geistlicher  ist  nur  einer  auf  uns  gekommen,  der  des  Pfarrers 
Johannes  zwischen  1354  und  1361,  welcher  als  Rector  ecciesie  in  Wredenh^en 
oder  auch  als  Pastor  tom  Wredenhagen  bezeichnet  wird.  Aber  er  genügt,  um 
zu  erkennen,  dass  in  Wredenhagen  während  des  Mittelalters  eine  eigene  Ple- 
banie  war,  die  den  Anlass  dazu  zu  geben  vermochte,  dass  der  Kirche  bei  ihrer 
schon   früh   erfolgten    Kombinierung   mit    Kieve-Zepkow   der   Charakter   einer 

')  S.  Kirchenakten   von   Wredenliayen. 

»)  Lisch,  M.  Jahrb.  XVII,  S.  238.   v.  SchulK,  M.  Jahrb.  ],[X,  S.  13.  49-  S^— 60.  7'-  75.  80- 


KIRCHDORF  WREDENHAGEN.  557 

»Mater«  gewahrt  blieb.  Auch  ersieht  man  aus  der  Urkunde  von  1361  *)  die 
enge  Verbindung  der  Kirche  mit  der  Probstei  in  Neustadt  Röbel  und  der 
Diöcese  Havelberg. 

Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  etwas  nüchterner  Bau  vom  Ende  des  Kirche. 
XVIII.  Jahrhunderts  in  Form  eines  länglichen  Vierecks,  mit  flacher  Decke  im 
Innern.  An  Stelle  des  am  Ende  der  achtziger  Jahre  des  XIX.  Jahrhunderts 
abgebrannten  Thurmes  steht  jetzt  ein  neuer  Thurm,  welcher  der  Kirche  ent- 
sprechend im  gleichen  Geschmack  des  klassicierenden  Zopfes  wie  der  vorige 
errichtet  ist.*) 

Die   innere    Einrichtung    bietet   nichts    Bemerkenswerthes.     Altar    und  Innere  Ein- 
Kanzel sind  zu  einem  Körper  verbunden.  richtung. 

Die  früheren  Glocken  sind  beim  Brände  des  Thurmes  vernichtet,  jetzt     Glocken, 
hat  die  Kirche  zwei  neue  Glocken  von  H.  Collier- Berlin   1890.^) 

Kleinkunatwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  gothischer  Kelch  auf  sechs-  Kleinkunst- 
passigem  Fuss,  in  der  Form  ganz  gleich  dem  der  Kirche  zu  Kambs.  Auf  werke, 
den  Rauten  des  Knaufes  in  hellblauem  Email  der  Name  lESUS  und  ein  Kreuz. 
Unter  dem  Fusse  eingraviert:  ARO  1709  WAHR  •  PAST  •  H  •  CHRISTIAN 
JOACHIM  BEHM  ZU  WREDENHAGEN.  Stempel  (^.  Derselbe  Stempel  auf 
der  Patene.  —  3.  Silbervergoldeter  spätgothischer  Kelch,  auf  sechspassigem 
Fuss,  mit  spätgothischen  Mass  werkformen.  Ausserdem  als  Signaculum  ein 
plastischer  Krucifixus.  An  den  Rauten  des  Knaufes,  die  theilweise  verletzt 
sind,  der  Jesus -Name.  Zwischen  den  Rauten  kleine  Türkisen  (nicht  mehr  alle 
da).  —  4.  Neues  Krankenkommunionsgeräth  (Kelch,  Patene,  Oblatendose).  — 
5.  Zinnerne  Weinkanne,  neu.  —  6.  7.  Zwei  Taufbecken,  ein  älteres  von  Zinn, 
1677  gestiftet  von  JAKOB  WEISE  und  MARIE  HARNEISCH,  und  ein  jüngeres 
von  Messing  von  1857.  Das  zinnerne  von  einem  Güstrower  Giesser  M.  V.  B.  — 
8.  9.  Zwei  treffliche  Altarleuchter  von  Messing  in  Treibarbeit,  mit  dem  Stifter- 
namen ANDREAS  HES  1708. 


*)  M.  U.-B.  8832. 

•)  Die  Vorgängerin  dieser  Kirche  war  die  von  Herzog  Karl  erbaute,  welche  wir  uns 
ähnlich  wie  die  zu  Rambow  im  Geschmack  der  Renaissance  ausgeführt  denken  müssen.  Vgl. 
o.  S.  378.  Sie  wurde  im  Anfange  der  achtziger  Jahre  des  XVIII.  Jahrhunderts  durch  Feuer  zerstört, 
und  es  währte  lange,  bis  Pastor  Stryck  einen  Neubau  durchsetzte. 

•)  Von  ihren  Vorgängerinnen  war  die  eine  von  1695,  die  andere  von  1785.  Die  letzt- 
genannte war  von  Joh.  Val.  Schultz-Rostock  z.  Zt.  des  Pastors  Stryck  gegossen  worden.  Von  der 
anderen  wird  der  Giesser  im  Inventar  von    1811   nicht  genannt. 


558  AMTSGEKICinSBEZlKK   RÖBEL. 


Burg  Wredenhagen. 


Bur^  NHon  der  ehemaligen  Burg  sind  bedeutende  Reste  vorhanden,  zunächst  zwei 
VVreden-  IMi  alte  Bauten,  die  eine  rechts,  die  andere  links  vom  Aufgange,  mit  meter- 
•lagen.       dicken   Mauern   aus   Backsteinen.     Von    ihnen   scheint   der   grössere   Bau   zur 


T"'"n  r N= — ^ — =^- ^ F— - 

Linken  der  ehemalige  Bergfrit  gewesen  zu  sein,  während  der  andere  als  eine 
Art  »Wohnthurm«  daneben  wird  verwandt  worden  sein.  Ferner  zieht  sich 
um  den  ganzen  Burghiigel  eine  zum  grossen  Theil  noch  erhaltene  Umfassungs- 
mauer, in  die  {ausser  dem  jüngeren  Herrenhaus)  mehrere  der  alten  Wirthschafts- 


BUKG   WREUKNirAGEN. 


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560  AMTSGEKICHTSBEZIKK   RUBEL. 

gebäude  hineinspringen.')  Zu  beachten  ist  auch  ein  kcllerartiges  Gewölbe,  in 
das  man  von  aussen  hinein  steigt,  mit  zwei  Oeffnungen,  die  durch  die  King- 
mauer gebrochen  sind,  mit  der  es  gleichfalls  in  Verbindung  steht.  Die  Oeff- 
nungen will  man  für  Schiessscharten  halten.     Der  Hügel   selbst,   auf  dem  der 


Theile  der  alten  Umfassungsmituer  der  Burg. 

Burghof  steht,  scheint  künstlich  aufgetragen  zu  sein.  Ihn  umgab  seiner  Zeit 
ein  tiefer  Wallgraben.  Ein  altes  Bild  auf  der  Burg  zeigt  den  einst  über 
alle  Gebäude  hinwegragenden  Thurm  am  Thor  in  seiner  Verbindung  mit  der 
Burgmauer. 


Das  Kirchdorf  Zepkow/) 

flSjjas  Bauerndorf  Zepkow  muss  schon  im  XIII.  Jahrhundert  zu  den  ange- 
■**  seheneren  Dörfern  im  Lande  Wenden  gehört  haben,  denn  sonst  wäre 
nicht  von  Fürst  Nikolaus  von  Werle  im  Jahre  1285  bestimmt  worden,  dass 
hier  die  Ding-Tage   des   Landes    Wenden   (terminorum   castri    dicti   Wenden) 

')  Angeblich  zum  Theil  aus  den  Steinen  des  abgebrochenen  Dominikanerklosters  in  Rubel 
erbaut.     S.  o.  S.  476. 

*)  13  km  südwestlich  von  Rubel.  Cepekowe  um  128$  gehcissen  =  >Ort  des  Cfipilti.  AJt- 
slaviich  c^p  =  Spross;   KUhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,   S.  165. 


KIRCHDORF   ZEPKOW.  $6l 

oder  des  Amtes  Wredenhagen  in  Zukunft  abgehalten  werden  sollten^)  Das 
ist  Alles,  was  wir  aus  dem  Mittelalter  über  Zepkow  erfahren.  Dass  es  bereits  im 
XIII.  Jahrhundert  ein  Kirchdorf  war,  lässt  sich  sowohl  aus  dieser  Bedeutung 
als  auch  aus  den  Fundamenten  der  Kirche  selber  schliessen,  welche  an  die 
Bauweise  dieses  Jahrhunderts  erinnern.  Und  dass  alle  Kirchenvisitations- 
protokolle des  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  Zepkow  in  engstem  Parochial- 
verbande  mit  Kieve  und  Wredenhagen  und  die  Kirche  als  Filia  der  Kirche  zu 
Kieve  vorfuhren,  sowie  dass  die  Jahr  aus  Jahr  ein  ihr  Korn  und  ihren  Kohl 
bauenden  Bauern  des  Dorfes  in  den  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges  glimpf- 
licher davon  kommen  als  alle  ihre  Nachbarn,  ist  schon  bei  Kieve  gesagt  worden. 

Kirche.      Die   Kirche    ist    ein   Ziegelneubau   in    Form    eines   länglichen      Kirche. 
Vierecks  und  auf  einer  alten  Feldsteingrundlage  des  XIII.  Jahrhunderts  erbaut. 
Der  Innenraum  ist  flach  gedeckt.     Im  Westen  ein  thurmartiger,  mit  Holz  ver- 
kleideter Glockenstuhl. 

Die  innere  Einrichtung   ist   neugothischen    Stils   und   ohne  Bedeutung.  Innere  Ein- 
Altar und  Kanzel  sind  zu  einem  Körper  vereinigt.  richtung. 

Im  Glockenstuhl  zwei  Glocken.     Die  grösste  ist  1873  ^^^  ^^-  Albrecht     Glocken, 
in  Wismar  gegossen,*)  die  kleinste,   ohne  Jahreszahl   und   ohne  Giesserzeichen, 
zeigt    als    Inschrift    die    Namen    JOCHIM    PREN,  JOCHIM  ZELIKE  und  PAGEL 
ARENDT. 

Kleinkunstwerke.  i.  2.  Zinnerner  Kelch  mit  der  Inschrift  DANIEL  Kleinkunst- 
LAMP  DOROTHEA  LEMKEN  1730.  Englisches  Zinn  vom  Zinngiesser  J.  C.  Pol-  werke. 
chow.  Patene  ebenso.  —  3.  Zinnkelch  mit  dem  Namen  der  Stifter  in  MARIE 
PREHNS  1658.  Stadtzeichen:  zwei  gekreuzte  Bischofsstäbe,  als  Mei.sterzeichen 
eine  Blume  und  die  Buchstaben  IL.  —  4.  Zinnpatene  ohne  Meisterzeichen,  mit 
den  beiden  Stifternamen  CHRISTIAN  KLUGGE  und  CATHARINA  PREHNS  1729. 
Englisches  Zinn.  —  5.  Zinnerne  achtseitige  Kanne  mit  Deckelverschluss,  von 
1766,  mit  dem  Stifternamen  JOH.  CHR.  SEGBUSCH  1766.  Von  dem  Röbeler  Zinn- 
giesser I.  H(en8ky).  —  6.  Neue  zinnerne  Weinkanne  mit  Griff  und  Deckel.  — 
7.  Zinnernes  Taufbecken,  gestiftet  1675  von  MARTINS  OTTE  1676. 
Stadtzeichen:  werlescher  Stierkopf  in  stehendem  Oval,  Meisterzeichen: 
—  8 — II.  Vier  zinnerne  Leuchter.  Der  erste,  gestiftet  1739  von 
H.  J.  KÄHTER,  hat  undeutliche  Stempel;  der  zweite,  gestiftet  1695  von  ERD- 
MANN LEMM,  hat  als  Stadtzeichen  zwei  gekreuzte  Bischofsstäbe  mit  der  Jahres- 
zahl 1693,  Meisterzeichen  undeutlich;  der  dritte,  ohne  Stempel,  hat  die  Namen 
ELISABETH  SCHOOF,  CHRISTIAN  LEMMEN  WITWE  1711  ILSE  LEMMEN  WITWE; 
der  vierte,  mit  den  Stempeln  des  Kelches  unter  Nr.  3,  trägt  die  Stifter- 
namen:  DANIEL  LAMB  1663  und   MARIE  HENNINGS  1662. 


')  M.  IVB.  1781.  Vgl.  Beyer,  Gesch.  d.  Volksgerichte,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  I14.  XXXII,  S.  16.34. 
•)  Ihre  Vorgängerin  war   1785   von  Joh.  Valentin  Schultz  in   Kostock  gegossen  worden. 


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502 


AMISOERICIITSBEZIRK   RUBEL. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Melz.') 

|us  dem  Vorkommen  eines  Plebans  Heidenreich  zu  Melz  im  Jahre  1298 
als  Zeuge  in  einer  Beurkundung  durch  den  Landesherrn,  den  Bischof 
von  Havelberg  und  seinen  Archidiakon  in  der  Neustadt  Röbel  haben  wir  den 
Schluss  zu  ziehen,  dass  Melz  damals  schon  ein  Kirchdorf  und  jenen  dreiund- 
dreissig  Kirchen  beizuzählen  ist,  welche  im  Jahre  1534  den  Archidiakonats- 
sprengel  des  Probstes  auf  der  Neustadt  Röbel  ausmachen.*)  Als  Fürst  Bern- 
hard von  Werle  1362  das  Land  Röbel  an  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg 
verpfändet,  da  gehört  Melz  zu  jenen  Dörfern  des  Leibgedinges  der  Fürstin 
Elisabeth,  welche  von  dieser  Verpfandung  ausgenommen  sind  und  bleiben,  so 
lange  die  Fürstin  lebt.*)  Beide,  Fürst  Bernhard  und  Fürstin  Elisabeth,  ver- 
leihen daher  ohne  Zuziehung  des  Herzogs  Albrecht  dem  Schulzen  Arnd  Bosckc 
im  Dorf  sein  Schulzenamt  sammt  den  dazu  gehörenden  Einkünften  als  ein  erb- 
liches Lehn:  .  .  .  .»twe  houen  in  deme  suluygen  dorpe  Meltze:  dey  eyne  houen 
scal  he  vnde  syne  eruen  hebben  fry  myt  pacht,  bede,  hundekorne,  weyde, 
grasz  vnde  myt  aller  fryheyth,  alsze  se  licht  bynnen  erer  scheyde,  men  daran 
beholden  wy  vnsz  dat  hogeste  richte,  water  vnde  holt;  de  andern  houen  scal 
he  vnde  syne  eruen  hebben  myt  bede,  hundekorne,  deynste,  weyde,  grasz 
vnde  myt  aller  fryheyth,  hyranne  beholden  wy  vns  dat  hogeste  rychte,  watcr 
vnde  holt,  an  desser  suluygen  eynen  houen  lathe  wy  em  nyne  pacht.«*)  Aus 
dem  Hof  des  Bauern  Tideke  Schmidt  in  Melz  kommen  1379  Einkünfte 
zur  Baukasse  und  zu  Memorien  an  St.  Marien  zu  Alt- Röbel  und  an  deren 
Probst.*^) 

Dass  die  Güter  des  Leibgedinges  der  Fürstin  Elisabeth  nach  deren  Tode 
an  den  Ritter  Klaus  Hahn  am  14.  August  1410  als  erbliches  Lehn  übergehen, 
ist  oben  S.  512  bereits  gesagt  worden.  In  der  Solzow'schen  Linie  der 
von  Hahn,  die  damit  begründet  wird,  bleiben  diese  Güter  über  zweihundert 
Jahre.  Doch  haben  in  Melz  auch  die  von  Marin  im  XVL  Jahrhundert  ihre 
Unterthanen,  und  seit  1644  besonders  auch  Jakob  Ernst  von  Knuth,  der  im 
Jahre  1654  den  Meierhof  Melz  von  Joachim  von  Hahn  auf  Solzow  für  die 
Summe   von    14342  Thalern   an   sich   bringt.     Indessen    das   Dorf   ist   damals 


^)  9  km  südlich  von  Röbel.  Den  Namen  verbindet  Ktihnel  gleich  denen  von  Melitz  und 
Meilen  mit  dem  altslavischen  Wort  m^ll  =  Untiefe.  Es  wäre  demnach  nach  einem  Namen  zu 
suchen,  der  ungefähr  das  ausdrückte,  was  >Ort  an  einer  Untiefe c  ist:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  93. 

*)  M.  U.-B.  2486.     M.  Jahrb.  VIII  B,  S.  117. 

»)  M.  U.-B.  9008.  9054.  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  192—194.  333—337-  Beyer,  Meckl. 
Jahrb.  XXXII,  S.  124. 

*)  M.  U.-B.  II 193  A  u.  B.  Ueber  die  Lehnschulzen  im  Amte  Röbel  vgl.  Lisch,  M.  Jahrb. 
XIII,  S.  194—196.    Vgl.  Kambs,  S.  542. 

»)  M.  U.-B.  II  211. 


GUT  UND  KIRCHDORF  MELZ.  563 

entvölkert.  Von  zwanzig  Bauern  und  acht  Kossäten,  die  es  vor  dem  Kriege 
zählte,  sind  nur  noch  zwei  Bauern  und  ein  Kossat  übrig  geblieben.  Doch 
werden  1662  schon  wieder  (linf  Vollbauern  und  im  Jahre  1703  im  Ganzen 
sechsundsiebenzig  Seelen  zu  Melz  gezählt.  Der  Knuth'sche  Besitz  wächst. 
169s  erhält  Eggerd  Christoph  von  Knuth  den  Allodialbrief  über  die  Dörfer 
und  Güter  Melz,  Below,  Karbow,  Buchholz,  Grabow,  Solzow,  Priborn  und 
einige  Hufen  in  Küssow  und  Karchow.  Melz  bleibt  bis  1732  ein  Knuth- 
sches  Gut,  da  geht  es  an  die  Herren  von  Ferber  über,  die  noch  heute  im 
Besitz  sind. 

Andere  mittelalterliche  Geistliche  als  der  obengenannte  Heidenreich  sind 
bis  jetzt  nicht  bekannt  geworden.  Aus  einem  Verzeichniss  des  Pastors 
Georgius  Gategast  vom  Jahre  1602,  in  welchem  er  sechs  seiner  Vorgänger  im 
XVI.  Jahrhundert  aufzählt,  von  denen  noch  die  Leute  im  Dorf  wissen,  dass 
sie  alle  auch  in  Buchholz  die  Cura  gehabt  haben,  ersehen  wir,  dass  aus  der 
Zeit  vor  der  Reformation  (»in  papatu«)  noch  zwei  in  Erinnerung  waren:  Hen- 
ricus  Gryse  und  Nikolaus  Rower.  An  Rower  schliesst  sich  der  im  Visi- 
tationsprotokoll von  1541/42  genannte  Joachim  Seedorf  an,  der  erste  evan- 
gelische Pastor,  welcher  nach  einer  Amtshandlung  in  Buchholz  plötzlich  auf  dem 
dortigen  Kirchhofe  stirbt.  Ihm  folgt  Johann  Suderow,  der  auf  dem  Heim- 
wege von  Buchholz  nach  Melz  über  das  Eis  des  Melzer  Sees  geht,  einbricht 
und  ertrinkt.  Jakobus  Goldschmidt  aber,  der  nach  ihm  ins  Amt  kommt, 
wird  erstochen;  von  wem  und  bei  welcher  Gelegenheit,  wird  nicht  gesagt. 
Nach  ihm  ist  Herr  Paulus  Quast  dreizehn  Jahre  lang  Pastor  in  Melz,  »ist 
nach  Schorrentin  gezogen  und  lebet  noch«  (1602).*)  Dann  sagte  Gategast 
von  sich  selber:  »ist  29  Jahre  zu  Melz  gewesen,  ist  im  17.  Jahr  in  seinem  ab- 
wesende abgebrannt,  und  hat  18  Jahre  zu  Buchholz  geprediget.  Aber  weil 
die  Buchholzer  die  abgebrannten  Wedem-Gebew  nicht  haben  wollen  helfen 
wieder  aufbawen,  wie  zu  vorn  geschehen,  hat  er  Buchholz  aus  Befehl  seines 
Junkern  und  Kirchenpalroni  E.  H.*)  müssen  verlassen  und  nicht  aus  Muth- 
willen,  wie  der  Junker  Hans  Rohr  schreibet.«  Von  1608  bis  1638  ist  Lauren- 
tius  Kassube  Pastor  zu  Melz  und  Buchholz,  den  die  Kriegsnoth  nach  Röbel 
hin  in  den  Tod  treibt  (s.  o.  S.  507).  Es  folgen  nun  die  Jahre,  in  welchen  die 
Dörfer  von  Menschen  leer  geworden  sind.  Wie  in  Melz  (s.  o.),  so  leben  auch 
in  Buchholz  nur  wenige  Personen,  das  Visitationsprotokoll  von  1649  giebt 
deren  acht  an,  während  vorher  neunundzwanzig  Bauerngehöfte  im  Dorfe  sind. 
Da  übernehmen  die  Pastoren  in  Kambs  die  Cura,  Stoppel  und  Hornemann 
(s.  o.  S.  543).  Aber  1669  werden  Melz  und  Buchholz  von  Kambs  wieder  ab- 
gesondert, und  die  Reihenfolge  der  Pastoren  für  beide  Dörfer  ist  nun :  Heinrich 
Schmidt  (1669 — 1673),  Urban  Fleischer  (1674 — 1712),  Helmuth  Heinrich 
Schulz  (1712— 1749),  Joachim  Urban  Schulz  (1752 — 1797)  und  Heinr.  Andreas 
Ludwig  Willebrand  (1798 — 1845).     S.  W^alter  a.  a.  O. 


*)  Vgl.  M.  Kunst-  u.  Gesch.-Denkm.  I  (2.  Aufl.)»  S.  616,  Anmkg.  3. 
*)  Eggerd  von  Hahn  auf  Meh. 

3G< 


564  AMTSUEKtCHT.SBEZIKK   RÖBEL. 

Seit  1872  ist  auch  Krümmel,  das  von  1842  an,  wie  auch  schon  früher 
{1712 — 14  und  1756  —  83),  mit  Laerz,  sonst  aber  von  alter  Zeit  her  immer  mit 
Gaarz  vereinigt  gewesen  war,  mit  der  Kirche  zu  Melz  verbunden.^) 

Kirche.  An  Stelle  der  im  Jahre  1816  abgebrochenen  alten  Kirche  aus 
dem  Jahre  1552  ist  eine  neue  entstanden,  die  uns  als  eine  schlichte  Backstein- 


(Jothische^   Tri]>lychon. 

kirche  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  entgegentritt.  Der  Innenraum  ist 
mit  einer  flachen  Decke  überspannt.  Im  Westen  ein  Thurm,  der  mit  einem 
niedrigen  Pyramidendach  versehen  ist.  Im  Osten  eine  Grul^kapelle.  Im  Innern 
über  der  Eingangsthür  liest  man  die  Inschrift:  DIESE  KIRCHE  IST  IN  DEM 
TRAURIGEN    REGEN    UND    UEBERSCHWEMMUNGSJAHR    1616    VOM    DERZEI- 

')  S.  Sluhr,  M,  Jahrh.  LX,  S.  51.    Walter,  fJeisiliche  des  XIX.  Jahrhuiiderls  (unter  Krttnimel). 


GUT   UND   KIRCHDORF  MELZ. 


56s 


Altar- 
aufsatz. 


Wappen. 


Glocken. 


TIQEN  PATRON  DER  KIRCHE  UND  QUTHS- BESITZER  ZU  MELZ  HERRN 
FRIEDRICH  AUGUST  VON  FERBER  IM  63  JAHRE  SEINES  WOHNSITZES 
DASELBST  UND  DEM  83  JAHRE  SEINES  ALTERS  ERBAUET  WORDEN  •  SOLI 
DEO  GLORIA.*) 

Als  Altaranfsatz  ein  gothisches  Triptychon.  Im  Mittelstück  die  hl. 
Maria  mit  dem  Christuskinde  auf  einem  Halbmond  stehend.  In  den  vier 
Ecken,  halb  so  gross  wie  die  Mittelfigur,  je  zwei  Figuren  und  zwar  oben  links 
der  hl.  Petrus  und  die  hl.  Elisabeth,  oben  rechts  der  hl.  Jakobus  major  und 
eine  nicht  zu  bestimmende  weibliche  Heilige,  unten  links  der  hl.  Apostel  Paulus 
und  die  hl.  Barbara,  unten  rechts  der  hl.  Bartholomäus  und  die  hl.  Katharina. 
Sämmtliche  Figuren  sind  aus  Holz  geschnitzt  und  bemalt.  Die  beiden  Flügel 
sind  innen  und  aussen  mit  Malereien  bedeckt.  Werden  sie  geöffnet,  so  sieht 
man  links  oben  die  Beschneidung  und  unten  die  Heimsuchung,  rechts  oben 
die  Geburt  des  hl.  Kindes  und  unten  die  Anbetung  der  heiligen  drei  Könige. 
Die  Rückseiten  der  Flügel  zeigen  in  vier  grossen  Bildern  den  Gruss  des  Engels 
an  die  hl.  Maria  und  die  Apostel  Paulus  und  Petrus  in  Dreiviertel -Lebensgrösse. 

An  der  Empore  zur  Rechten  des  Altars  (herrschaftliche  Loge)  mehrere 
gemalte  Wappen  der  Familie  VON  FERBER  und  ihrer  Frauen  mit  Unterschriften 
aus  den  Jahren   1750 — 1881. 

Im  Thurm  zwei  grosse  mittelalterliche  Glocken  mit  der  Inschrift:  0 
ReX  GLORie  aiiRlSTQ  Veni  OVro  PSae,  aber  ohne  Giesserzeichen  und 
ohne  Datum. 

Kleinknnstwerke.  i — 4.  Zwei  Kelche  neuerer  Zeit  in  klassicierendem  Kleinkunst- 
Geschmack,  mit  drei  Stempeln  (JK(?),  A  und  S);  dazu  zwei  Patenen.  An-  werke, 
scheinend  den  vierziger  Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  angehörig.  —  5.6.  Eine 
kreisrunde  Oblatenschachtel  und  eine  Kanne  mit  Henkel  und  Deckel,  welche 
1868  von  FRIEDRICH  AUGUST  V.  FERBER  zum  Andenken  an  eine  verstorbene 
Tochter  gestiftet  ist,  vom  Goldschmied  L.  Giese-Schwerin.  —  7.  Zinnkelch,  ge- 
stiftet von  DREWES  WENT  1671.  Als  Stempel  das  Malchowsche  Stadtwappen 
und  eine  Blume  mit  IL.  —  8.  Silberner  Klingbeutel,  gestiftet  von  WILHELM 
V.  FERBER,  CHARLOTTE  V.  FERBER,  ANTONIE  V.  BLÜCHER,  GEB.  V.  FERBER 
und  FRIEDERIKA  V.  FERBER.  Ohne  Datum,  anscheinend  den  letzten  Decennien 
des  XIX.  Jahrhunderts  angehörig.  —  9.  10.  Zwei  Zinnleuchter,  gestiftet  1747 
von  J«F»V«F«  und  A«M«V«B«  Englisches  Zinn,  vom  Meister  I  H  S. 
—  II.  12.  Zwei  Zinnleuchter,  als  Meisterstempel  eine  Topfblume  mit  den 
Initialen  I  B,  der  Stadtstempel  ist  nicht  deutlich. 

Das  Inventar  von  1 8 1 1  erwähnt  ein  Bildniss  des  Pastors  Urban  Fleischer 
(geb.  zu  Ruppin  1645  am  Tage  Martini,  gest.  16.  April  1716,  nachdem  er 
42  Jahre  lang  Prediger  zu  Melz  und  Buchholz  gewesen)  und  ein  Epitaph  des 
Pastors  Henricus  Schmidius  (geb.  zu  Wernigerode  im  August  1621,  seit  1669 
Pastor  in  Melz  und  Buchholz,  gest.  29.  Nov.  1673,  begraben  in  St.  Nikolai 
zu  Röbel). 


*)  Lisch,   M.  Jahrb.  XL,  S.  190. 


566 


AMTSGERICHTSBEZIRK  RÖBEL. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Buchholz.') 

|uchholz  kommt  urkundlich  schon  im  Jahre  1273  vor,  als  am  16.  April 
desselben  Jahres  Nikolaus  von  Werle  dem  Nonnenkloster  zu  Röbel  drei- 
zehn Hufen  verleiht,  von  denen  zwei  »in  Bocholte«  liegen.*)  Bis  zur  nächsten 
Nachricht  aber  vergehen  sechsundachtzig  Jahre.  Da  verkauft  Bernhard  von 
Werle  am  14.  August  1349  ^^^  Bürger  Nikolaus  von  Güstrow  zu  Röbel  sechs 
Hufen  in  »Buchholte«,  die  von  den  Bauern  Walow,  Croger,  Godtschalk,  Ryke 
und  Butekow  bebaut  werden  und  vom  Käufer  zur  Bewidmung  einer  Vikarei 
in  der  Kirche  zu  Neu -Röbel  verwandt  werden  sollen.  Das  Patronat  dieser 
Vikarei  hat  die  Familie  Güstrow  inne,  nach  deren  Aussterben  aber  soll  es  an 
den  Probst  und  den  Magistrat  von  Neustadt  Röbel  fallen.^) 

Später  gehört  das  Dorf  zum  Leibgedinge  der  Fürstin  Elisabeth  von  Werle. 
Als  deren  Gemahl,  Fürst  Bernhard,  dem  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg 
Schloss,  Stadt  und  Land  Röbel  am  10.  März  1362  verpfändet  und  die  Dörfer 
namentlich  aufgeführt  werden,  die  zum  Leibgedinge  der  Fürstin  gehören  und 
während  ihrer  Lebenszeit  von  der  Verpfändung  ausgeschlossen  sein  sollen, 
wird  unter  ihnen  auch  »Bokholte«c  genannt.*)  Beim  wirklichen  Antritt  des 
Pfandbesitzes  aber  durch  den  Herzog,  am  30.  Juni  1362,  werden  die  Dörfer 
Buchholz  und  Semzin  nicht  mehr  unter  den  Leibgedingsgütem  aufgeführt,  sie 
werden  also  auf  irgend  eine  Weise  der  Fürstin  abgelöst  und  vergütet  sein. 
Ob  sie  von  dem  zusammenhängenden  Hauptverbande  der  Güter  zu  entfernt 
waren,  oder  ob  sie  wegen  der  Strassenzüge  eine  gewisse  militärische  Wichtigkeit 
für  den  Herzog  hatten,  oder  ob  noch  ein  anderer  Grund  vorhanden  war, 
müssen  wir  dahingestellt  sein  lassen.^)  Daher  gelangen  auch  beide  Güter  nicht 
an  die  Hahn,  während  die  andern  Leibgedingsgüter,  die  »von  der  edlen  Frau 
Elzeben,  Herrn  Bernds  ehelichen  Frau  angestorbnen  Güter«,  dem  Klaus  Hahn 
auf  Damerow  am  14.  August  1410  erblich  verliehen  werden.  Dagegen  wird 
Buchholz  im  Jahre  1455  ein  Rohr'sches  Lehen,  welches  Herzog  Heinrich  der 
Aeltere  dem  Bernd  Rohr  verleiht.  Es  bleibt  diesem  Geschlecht  bis  1629  ^''■ 
halten.  Da  geräth  es  in  Konkurs  und  geht  aus  diesem  nebst  dem  Rohr'schen 
Gut  Schönberg  an  Hans  Holstein  über.**)  Und  nun  beginnen,  den  Zeitläufen 
entsprechend,  zahlreiche  Verpfandungen  und  Adjudikationen  einzelner  Theile 
des  Dorfes   bald   an   diesen,    bald   an   jenen.     Ausser  den  Holstein  finden  wir 


')   14  km  stidlich  von  Röbel. 

»)  M.  U.-B.  1283.     M.  Jahrb.  XVf,  .S.  213. 

»)  M.  U.-B.  6991.  7055. 

*)  M.  U.-B.  9oo3. 

*)  M.  U.-B.  9054.  9055.  9056.  9057.    Lisch,  Geschlecht  Hahn  II,  S.  271  ff. 

®)  Akten  im  Grossh.  Archiv.    Vgl.  Lisch  a.  a.  (). 


KIRCHDORF  BUCHHOLZ.  567 

die  Quitzow,  Koch,  Schroeder,  Kamptz  und  Konow  als  Antheils- Inhaber,  bis 
das  vielbegüterte  Geschlecht  der  Knuth  im  Jahre  1689  die  Hand  auf  Buchholz 
legt  und  dessen  Antheile  zusammenkauft.  Am  20.  August  1695  empfangt 
Eggerd  Christoph  Knuth  den  Allodialbrief  über  ganz  Buchholz.  Aber  zu 
Anfang  des  XVIII.  Jahrhunderts  haben  es  schon  wieder  die  von  Ferber  auf 
Melz,  und  von  diesen  kommt  es  an  die  von  Raven  auf  Boek.  Eigenthümliche 
Verhältnisse  der  Buchholzer  Bauern  und  daraus  folgende  unaufhörliche  Streitig- 
keiten und  Prozesse  mit  der  Grundherrschaft  veranlassen  im  Jahre  1764  den 
Kammerherrn  O.  Ch.  von  Raven,  das  Dorf  an  die  damals  »zweiundzwanzig 
freien  Bauersleute,«  die  in  ihm  wohnen,  als  Allodialgut,  einschliesslich  der 
hohen  Jagd,  fiir  einen  Preis  von  lOSOoThlr.  NVs  zu  verkaufen.  Die  Bauern 
hatten  nämlich  von  jeher  ihren  Gutsherrschaften  die  Dienste  verweigert,  sich 
auch  über  falsche  Veranlagung  zu  den  Landessteuern  beklagt  und  immerfort 
behauptet,  »freie  Bauern«  zu  sein:  »Es  sei  ihnen  wohl  bewusst,  dass  sie  zwar 
als  Einwohner  des  Dorfes  Buchholz,  dem  Eigenthümer  desselben  ratione  juris- 
dictionis  mit  Schirmpflicht,  keineswegs  aber  mit  Leibeigenschaft  verwandt  seien. 
Denn  »wir  frei  und  Niemand  unterthänige  Leute  sind,  welche  theils  unsere 
Väter  und  Grossväter  aus  Sachsen  und  der  Mark  Brandenburg  etc.  als  freie 
Leute  sich  in  Mecklenburg  und  in  dies  Dorf  begeben,  und  auf  einem  grünen 
Brink  aus  unseren  eigenen  Mitteln  ohne  des  Ortes  Obrigkeit  Hülfe  nicht  allein 
gebaut,  sondern  auch  Vieh  und  Saat  und  was  sonsten  zu  einer  Landwirthschaft 
gehöret,  auf  unsere  Kosten  sich  angeschafft,  also,  dass  ausser  Grund  und  Boden, 
unsere  Höfe,  Vieh  und  Fahrniss  und  alle  Habseligkeiten  uns  eigenthümlich  ge- 
hören. Nun  haben  weder  wir,  noch  unsere  Vorfahren,  jemals  Hofdienste  geleistet.« 
Da  nun  aus  der  Zeit  vor  dem  grossen  Kriege  aktenmässig  niemals  von  Frei- 
bauern die  Rede  ist,  so  handelt  es  sich  hier  unzweifelhaft  um  eine  neue  Kolo- 
nisation nach  dem  dreissigjährigen  Kriege,  an  dessen  Ende  sich  im  ganzen 
Dorfe,  wie  oben  schon  gesagt  worden  ist  (S.  563),  nur  acht  Personen  auffinden 
lassen,  während  dort  vorher  vierundzwanzig  Bauern  wohnen.  Für  den  tüch- 
tigen Sinn  der  Bauern  spricht  es,  dass  sie  1777  selbst  eine  »Kommunalordnung 
für  das  Gut  Buchholz«  aufstellen,  welche  zwar  niemals  regiminell  bestätigt, 
aber  trotzdem  immer  in  Geltung  gewesen  ist.  Später  tritt  eine  Vereinigung 
über  die  Dorfarmenpflege  hinzu,  welche  die  Armenlast  im  Wesentlichen  den 
einzelnen  Gehöften  als  Naturallast  zutheilt.  Am  28.  November  1861  endlich 
wird  regierungsseitig  eine  neue  Dorfordnung  und  ein  Statut  über  die  Intestat- 
erbfolge gegeben,  nachdem  schon  1856  die  Separation  der  Feldmark,  welche 
ursprünglich  der  gemeinsamen  Dreifelderwirthschaft  unterworfen  ist,  vorge- 
nommen worden  war.*) 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  und  im  Besonderen  über  die  Zwistig- 
keiten  zwischen  dem  Patronatsherrn  Eggerd  Hahn  zu  Melz  zur  Zeit  des  Pastors 
Gregorius  Gategast  und  den  Bauern  zu  Buchholz,  die,  von  jeher  dem  Melzer 
Parochial- Verbände  angehörend,  gewisse  kirchliche  Baulasten  ablehnen,  ist 
bei  Melz  die  Rede  gewesen. 

')  Böhlau,  Meckib.  l,andrecht  III,  S.  274fr. 


568 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Kirche. 


Altar- 
aiifsatz. 


Glocken, 


Kleinkunst- 
werke. 


Kirche.  Die  Kirche  ist  ein  frühgothischer  Backsteinbaii  auf  einem 
Granitsockel  in  Form  eines  länglichen  Vierecks.  Auf  der  Nord-  und  Südseite 
je  ein  charakteristisches  spitzbogiges  Portal,  in  welchen  Rundstäbe  und  ab- 
gefas'te  Ecken  abwechseln,  ohne  dass  dabei  Kapitellglieder  angewandt  worden 
wären.  Alle  Fenster  sind  gleichmässig  im  Spitzbogen  geschlossen.  Im  Innern 
eine  .flache  Decke.  Im  Westen  ein  massiver  Backsteinthurm  mit  einem  aus 
dem  Viereck  ins  Achteck  umsetzenden  Helm.  Der  Thurm  hat  von  Norden 
nach  Süden  einen  offenen  Durchgang,  welcher  durch  mächtige  Spitzbogen- 
öffnungen gebildet  wird.  An  der  Nordseite  des  Langhauses  eine  Vorhalle, 
welche  das  genannte  frühgothische  Portal  verdeckt. 

Der  Altaraufsatz  ist  ein  Renai.ssancegehäuse  mit  geschnitzten  Figuren, 
in  der  Mitte  der  Krucifixus  mit  Johagnes  und  Maria,  zu  jeder  Seite  als  kleinere 
Figuren  (die  eine  über  der  anderen)  je  zwei  Evangelisten.  Die  Figuren  stammen 
nicht  aus  einem  älteren  gothischen  Triptychon,  sondern  sind  zugleich  mit  dem 
Holzgehäuse  angefertigt  worden. 

Im  Thurm  zwei  Glocken,  beide  von  C.  Jllles-Waren  gegossen,  1855 
und   1867.*) 

Klcinkiinstwerke.  1.2  Silberner  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss,  dem 
XVIII.  Jahrhundert  angehörig.  Als  Stadtzeichen  eine  heraldische  Lilie,  und  als 
Meisterzeichen  die  Buchstaben  F  C  M.  Dazu  eine  Patene.  —  3.  4.  Oblaten- 
schachtel von  Neusilber,  desgleichen  eine  Kanne  mit  Deckel  und  Henkel.  — 
5.  6.  Zwei  zinnerne  Kelche,  von  denen  der  eine  das  Zeichen  des  englischen  Zinns 
mit  den  Meisterinitialen  H  K  und  der  Jahreszahl  1808  aufweist.  —  7 — 10.  Vier 
Zinnleuchter,  alle  von  verschiedener  Form,  der  eine  gestiftet  1670  von  HANS 
ZABEL  und  ANNA  ROSYNS,  der  andere  1662  von  ELISABETH  STH ALBERGS, 
C  .  V  •  F  •  H-,  der  dritte  1705  von  M.  MATTHIAS  PIHEL  und  MARIA  BOLTEN 
und  der  vierte  1815  von  H.  C.  H.  KUGEL.  Der  von  1670  hat  als  Stadtzeichen 
gekreuzte  Bischofsstäbe  und  als  Meisterstempel  die  Initialen  I  L  mit  der  Blume, 
der  von  1662  ebenso;  der  von  1705  hat  auch  die  gekreuzten  Bischofsstäbe, 
aber  die  Meisterinitialen  I  M  mit  der  Topfblume,  der  von  1815  aber  stammt 
von  dem  Röbeler  Meister  Krummbügel  (H  K  mit  der  Jahreszahl   1806). 


Das  Gut  und  Kirchdorf  KriimmeL') 

Geschichte  BK^m  23.  November  1237  beurkundet  Fürst  Nikolaus  von  Rostock  die  Grenzen 

des         "^la     yj^d  Scheiden  des  Dobbertiner  Klosterbezirks.    Da  heisst  es:   Im  Lande 

Dorfes.      Jurne  das  Dorff  Lositz  (Lärz)  mit  vierzig  Hufen  und  dreissig  Hufen  zwischen 


*)  Im  Inventar  von   i8ii   ist  nur  eine  Glocke  mit  der  Jahreszahl  1473  genannt. 

')  Südöstlich  von  Röbel,  über  Vipperow   17  km,  über  Buchholz  20  km.     Die   alten  Formen 
des  Namens  Crumemir    und    Crumiuere    verbindet  Kühnel    mit    dem    ahslavischen    Wort   krom^  == 


GUT   UND    KIkClIDORF   KRÜMMEL.  569 

Crumemir  und  Zwertitz  (Schwartz).  Und  als  am  15.  December  1274  Nikolaus 
von  Werle  und  seine  Söhne  Heinrich  und  Johann  dieses  Privileg  des  Klosters 
Dobbertin  erneuern,  bestimmen  sie  dessen  Grenzen  »usque  ad  terminos 
Crummere«.^)  Ueber  die  Besitzverhältnisse  von  Krümmel  in  ältester  Zeit 
wissen  wir  nichts  Bestimmtes.  Es  deutet  aber  Vieles  darauf  hin,  dass  schon 
früh  die  Kerkberge  auf  dem  Gute  sitzen,  eine  märkische  Vasallenfamilie, 
welche  ihre  Stammgüter,  u.  a.  das  Gut  Kehrberg,  in  der  Nähe  von  Pritzwalk 
hatte.  Am  12.  Mai  1370  verkaufen  Otto  und  Hartmut  Römer  dem  Betcke 
von  Kerkberghe  und  dem  Otto  Retzow  das  Recht  der  Einlösung  ihres  Gutes 
zu  Leussow,  und  am  29.  August  1370  verkauft  derselbe  Retzow  dem  Betcke 
Kerkberghe  seine  Besitzungen  in  demselben  Dorfe.*)  Die  Kerkberg  (auch 
Kerberg,  Kercberg  geschrieben)  breiten  sich  allmählich  weiter  aus  und  erwerben 
z.  B.  Besitz  in  Rechlin  und  Retzow,  verschwinden  dann  aber  auf  einige  Zeit 
in  der  Geschichte,  um  im  Jahre  1497  als  erbgesessene  Besitzer  in  Krümmel 
wieder  aufzutauchen.  Dieser  Besitz  scheint  aber  schon  länger  der  ihrige  zu 
sein,  denn  es  unterscheiden  sich  bereits  zwei  nach  ihren  Hauptgütern  be- 
zeichnete Linien,  nämlich  die  Kerkberg  auf  Kehrberg  und  die  auf  Krümmel. 
Die  letztgenannten  sind  damals  bereits  so  mächtig,  dass  sie  ihre  Vettern 
wegen  Besitzstreitigkeiten  mit  Fehde  überziehen  und  ihnen  einen  Schaden  von 
800  Gulden  zufügen.^)  Im  Anfang  des  XVI.  Jahrhunderts  sind  die  Hauptgüter 
der  Krümmeier  Linie  Krümmel,  Retzow  und  Klopzow.  Darnach  theilt  sich 
dieser  Zweig  abermals,  und  zwar  in  die  schwarze  Linie  auf  Krümmel  und  in 
die  weisse  auf  Retzow  und  Klopzow.  Jene  stirbt  1673  im  männlichen  Stamme 
mit  Henning  von  Kerkberg  aus.  Ueber  Krümmel  ist  inzwischen  der  grosse 
Krieg  mit  allen  seinen  Schrecken  dahergezogen.  Noch  am  17.  März  1674 
lieisst  es  in  einem  gerichtlichen  Aktenstück:  »Actum  Krümmel  auff  sehl. 
Henning  Kerberges  ganz  wüsten  Hoeffe,  woselbst  nichts  zu  finden,  alss  die 
rudera  des  Hoeffs  und  ein  alter  bauwfelliger  Stall.«*)  Ausser  den  Kerkberg's 
sitzen  aber  nicht  blos  auf  Krümmel  sondern  auch  auf  anderen  Kerkberg'schen 
Gütern  .schon  im  Anfang  des  XVL  Jahrhunderts  die  Rohr  auf  Neuhaus,  aber 
die  Veranlassung  dieses  Gemeinschaftsverhältnisses  ist  nicht  bekannt.  Daher 
wird  in  dem  Lehnsrevers  der  Rohr  vom  Jahre  15 16  über  ihre  gesammten  Güter 
auch  Krümmel  aufgeführt.  Sie  niuthen  wiederholt  ihren  halben  Antheil  an  dem 
Gute  und  werden  damit  belehnt,  bis  Martin  Rohr  am  10.  Januar  1583  den 
Konsens  zum  Verkauf  der  Hälfte  der  Feldmark  nebst  der  halben  Feldmark 
Göhren  für  10  000  Gulden  an  Levin  Marin  erhält.  Ein  gegen  Ende  des  Jahr- 
hunderts vom  Herzog  Karl  unternommener  Versuch,  das  Gut  zu  kaufen,  kommt 
über  einen  kurzen  Pfandbesitz  nicht  hinaus.     In  den  Jahren   1606 — 1609   aber 


draussen,    fern,  weit,    draussen    berühmt,    und    deutet    sie    als    »Ort   des  kromemer  =  Fernruhm«: 
M.  Jahrb.  XLVI.  S.  17. 

»)  M.  U.R.  469.   1347. 

')  M.  U.-B.  10054.    10092.    10616.     V^ri.   Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  S.  43. 

•)  Lisch,  M.  Jahrb.  XII,  .S.  47. 

*)  Lisch,  a.  a.  O.,  .S.  49. 


57  o 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖ13EL. 


Kirche. 


Innere  Ein- 
richtung. 

Empore. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


verkaufen  die  Marin  ihren  halben  Antheil  an  Christoph  Arenstorff  dir  1 1  500 
Gulden.  Der  landesherrliche  Konsens  und  der  Lehnbrief  werden  darüber  am 
20.  Oktober  161 2  ertheilt.  Auch  erwirbt  Arenstorff  1625  die  Schäferei  zu 
Göhren.  Der  letzte  Kerkberg'sche  Antheil,  der  durch  Heirath  an  Hans  Heinrich 
von  Oldenburg  gekommen  war,  gelangt  im  Jahre  1705  für  700  Thaler  an  den 
Leutnant  Georg  Otto  von  Arenstorff,  so  dass  von  da  an  ganz  Krümmel  in 
den  Besitz  dieses  Geschlechtes  kommt.*)  Seit  1896  aber  ist  das  Gut  Eigen- 
thum  des  Fürsten  Georg  von  Schaumburg- Lippe. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Melz. 

Kirche.  Die  in  Fachwerk  ausgeführte  kleine  Kirche  stellt  einen  un- 
getheilten  Raum  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  dar  und  ist  im  Innern  mit 
flacher  Bretterdecke  geschlossen.  In  der  Wetterfahne  der  achteckigen  Thurm- 
spitze  die  Jahreszahl  1734. 

Die  innere  Einrichtung  entstammt  der  Zeit  des  Barockstils  aus  dem 
XVIII.  Jahrhundert.     Kanzel  und  Altar  sind  zu  einem  Körper  verbunden. 

An  der  Empore  auf  der  Nordseite  eine  Anzahl  ARENSTORFF*scher 
Familien -Wappen  in  Zinn.  Ausserdem  in  den  Fenstern  einige  auf  Glas  ge- 
malte Wappen  der  Familie. 

Im  Thurm  zwei  alte  Glocken,  eine  grosse  ohne  Inschrift  und 
Giesserzeichen,  eine  kleine,  ebenfalls  ohne  Inschrift,  aber  mit  dem 
nebenstehenden  Giesserzeichen. 

Kleinkttnstwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,  laut 
Inschrift  1852  von  A.  V.  ARENSTORFF  gestiftet.  Dazu  eine  Patene.  Von 
dem  Röbeler  Goldschmied  F.  Ludewig.  —  3.  4.  Zinnkelch  mit  Patene,  ohne 
Stempel  und  Inschrift.  —  5.  Eine  ältere  Taufschüssel  von  Messing,  in  der 
Mitte  die  Verkündigung  des  Engels  an  die  Maria,  um  welche  die  vielfach  ge- 
deutete bekannte  Legende  herumläuft.  —  6.  y.  Zwei  Zinnleuchter  von  1735, 
von  dem  Rostocker  Zinngiesser  I  V  (Jochim  Voss),  der  in  seinem  Stempel  die 
Jahreszahl   17(18)  führt. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Vipperow.') 

ipperow    ist    .schon   sehr   früh    ein    bedeutender   Ort,    nach    welchem    ein 
ganzer   Landstrich    »Land   Vipperow«    genannt   wird,    und   kommt   ur- 
kundlich   zuerst   im  Jahre   1178    vor,    als    Papst   Alexander  III.    das    Bisthum 


^)  Der  weithin  bekannt  gewordene  Kriegs-  und  Rachezug  eines  der  Arenstorff  auf  Krttniniel 
gegen  den  Flecken  Mirow  in  den  vierziger  Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  —  wohl  die  letzte  Explo- 
sion ritterlicher  Raub-  und  Fehdeinst  in  Deutschland  —  mag  hier  nur  mit  diesen  wenigen  Worten 
Erwähnung  finden. 

*)  8  km  stidsüdöstlich  von  Röbel.     Die  alten  Formen  des  Namens  V^eprowe  und  Vipperowe 


KIRCHDORF  VIPPEROW.  57 1 

Schwerin  bestätigt.  In  der  früheren  Stiftungsurkunde  Heinrich's  des  Löwen 
vom  Jahre  1170  wird  der  Ort  zwar  nicht  genannt.  Aber  nach  der  vor- 
genannten Urkunde  vom  März  11 78  gehen  die  Grenzen  des  Sprengeis:  »a  Zuerin 
ex  una  parte  usque  Vepro«,  i^nd  die  Bestätigungsurkunden  der  Päpste  Urban  IIL, 
Clemens  III.  und  Cölestin  IV.  stimmen  damit  überein. ^)  Freilich  gehört  das 
westlich  von  der  südlichen  Müritz,  den  Vipperowschen  Gewässern,  gelegene 
Land  Vipperow  selber  nicht  zur  Schweriner  Diöcese,  es  bildet  vielmehr  das 
Archidiakonat  Röbel  im  Bisthum  Havelberg.  Wie  Alles  das  erst  nach  langem 
Streit  zwischen  beiden  Diöcesen  festgestellt  wird,  weil  nach  der  Urkunde  Kaiser 
Ottos  vom  Jahre  946  die  Eide  die  Grenze  des  Bisthums  Havelberg  bilden 
sollte,  die  obere  Eide  aber  westlich  von  der  Müritz  an  verschiedenen  Stellen 
gesucht  wurde,  ist  schon  öfter  berührt  worden.*)  Erst  am  16.  December  1252 
kommt  hierüber  ein  Vergleich  zu  Stande,  durch  den  das  Land  Röbel  oder 
Vipperow  dauernd  an  Havelberg  abgetreten  wird.^)  Obwohl  nun  Vipperow 
als  ein  grosser  Ort  von  neunundvierzig  Bauerhufen  und  als  Sitz  einer  Burg  er- 
scheint, deren  Spuren  noch  in  unserer  Zeit  sichtbar  geblieben  sind,  so  wird 
es  doch  sehr  bald  von  der  Burg  Wenden  (Wenedhen)  zu  Wredenhagen  an 
Bedeutung  überflügelt,  welche  nach  Malchows  Niedergang  neu  erbaut  ist  und 
die  alte  grosse  Strasse  von  Havelberg  über  Wittstock  zur  Eidenburg  und 
weiter  nach  Demmin  —  die  Verbindung  zwischen  Elbe  und  Demmin  — 
beherrscht.  Die  Bezeichnung  »Land  Vipperow«  verschwindet  daher  mit  dem 
XIII.  Jahrhundert. 

Auch  tragen  die  späteren  Besitzverhältnisse  zur  Verminderung  der  Be- 
deutung von  Vipperow  bei.  Nach  dem  einige  Jahre  vor  14 10  erfolgten  Tode 
der  Fürstin  Elisabeth,  der  Gemahlin  des  Fürsten  Bernhard,  zu  deren  Leibgedinge 
ein  Theil  von  Vipperow  gehört  hat,  finden  wir  dort  zwei  grössere  Antheile  in 
den  Händen  werlescher  Vasallen,  den  einen  in  denen  der  Quitzow  schon  gleich 
beim  Beginn  des  XV.  Jahrhunderts,  den  andern  aber  in  denen  der  Knuth  auf 
Leizen.  Dieser  letztgenannte  Antheil  ist  zwar  erst  von  1488  an  als  Knuth'scher 
Besitz  nachzuweisen,  gehört  aber  der  Familie  ohne  Zweifel  schon  viel  früher. 
Ausserdem  hat  das  Kloster  Atiielungsborn,  dem  der  Dank  für  die  erste 
christliche  Civilisierung  des  Landes  nie  vergessen  worden  ist,  seit  dem 
17.  März  1291  eine  Hufe  in  Vipperow,  und  von  dem,  was  noch  im  Besitz 
des  Landesherrn  geblieben  ist,  gehen  drei  Höfe  mit  Hufen  im  Jahre  1454  als 
Geschenk  Herzog  Heinrich's  d.  ä.  an  die  Probstei  der  Neustadt  Röbel,  es  sind 
dies  die  oft  genannten  »Vipperowschen  Pfarrhufen«.  Weiterhin  kommt  ein 
Grambow  mit  Besitz  und  Rechten  in  Vipperow  vor,  doch  mag  er  nur  Pfand- 
besitzer gewesen  sein.  Endlich  erwerben  auch  die  von  Hahn  auf  Solzow  im 
Jahre  1477  ^i^  Pachte  aus  sieben  Hufen,  doch  werden  diese  Hufen  kein  Privat- 


im XII.  und  XIII.  Jahrhundert   leitet  Kiihnel   von    dem  altslavischen  Wort  veprT  =  Eber  ab  und 
deutet  sie  als  »Eberort«:    M.  Jahrb.  XL  VI,  S.  152. 

*)  M.  U.-B.  100.   124.   141.   149.   162. 

*)  M.  U.-B.  14.     Ueber  die  »Vipperowschen  Gewässer«  vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  II,  S.  102. 

^)  M.  Ü.B.  710.     Lisch,  M.  Jahrb.  II,  S.  100.     XIX,  S.  403. 


572  AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 

eigenthum,  sondern  bleiben  in  landesherrlichem  Besitz.  Der  Quitzow'sche 
Antheil  geht  durch  Kauf  im  Jahre  15 15  an  die  Kerkberg  zu  Krümmel  über. 
Als  ihn  1525  die  Komthurei  zu  Mirow  als  Lehn  begehrt,  wird  der  landes- 
herrliche Konsens  versagt.  Dreizehn  Jahre  später,  1558,  ist  er  wieder 
in  landesherrlichem  Besitz  und  vergrössert  somit  in  erheblicher  Weise  den 
Domanialantheil  des  Dorfes,  wie  dies  auch  der  schon  vor  der  Reformationszeit 
verschwindende  Amelungsborner  Klosterantheil  thut.  Der  Knuth'sche  Antheil 
aber  geht  im  Beginn  des  XVIII.  Jahrhunderts  auf  die  von  Ferber-Melz  über 
und  wird  von  diesen  erst  im  Jahre  1804  an  die  herzogliche  Kammer  ab- 
getreten.^) Seitdem  ist  wieder  das  ganze  DorfVipperow  beim  Domanium  und 
gehört  als  solches  zum  Amte  Wredenhagen. 

Mittelalterliche  Geistliche  sind,  soweit  wir  den  Urkundenschatz  bis  jetzt 
kennen,  mit  Namen  nicht  auf  uns  gekommen.  Von  1505  an  und  noch  1534 
ist  Simon  Gerardi  der  Kirchherr  von  Vipperow,  Priborn  und  Zielow,  1541 
aber  finden  wir  an  seiner  Stelle  als  ersten  evangelischen  Geistlichen  den 
Joachim  Warnke,  ohne  dass  ihm  freilich  ein  völlig  befriedigendes  Zeugniss 
von  den  Visitatoren  ausgestellt  würde.  Wie  lange  er  im  Amte  geblieben, 
lässt  sich  nicht  feststellen.  Zwischen  1594  (vielleicht  schon  früher)  und  1609 
ist  Johann  Salius  Pastor  der  genannten  drei  Kirchen.  Ihm  folgt  1609  Nikolaus 
Schmidt  (Schmidius),  der  die  Zeiten  des  dreissigjährigen  Krieges  überdauert 
und  noch  über  1654  hinaus  (anscheinend  bis  1659)  '"^  Amte  ist.  Er  sieht 
die  Bevölkerung  seiner  Dörfer  um  sich  wegsterben:  in  Vipperow  giebt  es  im 
Jahre  1649  von  sechsundzwanzig  Bauern  und  neun  Kossäten  nur  noch  acht 
Bauern  und  zwei  Kossäten,')  in  Priborn  von  ehemals  vierzehn  Bauern  und  drei 
Kossäten  nur  noch  sechs  Bauern,  und  in  Zielow  von  zwölf  Bauerfamilien  nur 
noch  vier  Personen.  Das  Pfarrhaus  ist  1639  niedergebrannt,  und  der  Pastor  wohnt 
in  einem  Katen.  Es  folgen:  Joh.  Christoph  Baumann  (1659 — 72),  Nikolaus 
Stechow  (1674 — 1704),  Martin  Wendt  (1705 — 21),  Joachim  Oertling  (1721  —  47), 
Joh.  Friedr.  Christoph  Senst  (1749—75),  Jakob  Peter  Unger  (1776 — 88)  und 
Christoph  Karl  Joh.  Passow  (1789 — 1821).     S.  Walter  a.  a.  O. 

Ausser  den  von  jeher  gleich  der  Mutterkirche  unter  landesherrlichem 
Patronat  gewesenen  Filialkirchen  zu  Klein -Priborn  und  Zielow  ist  auch  die 
vagierende  Mutterkirche  adeligen  Patronats  zu  Ludorf  mehrfach  im  XVI.,  XVII. 
und  XVIII.  Jahrhundert  bald  kürzere,  bald  längere  Zeit  mit  der  Kirche  in 
Vipperow  verbunden  gewesen. 

Kirche.  Kirche.     Die  Kirche  ist  ein  Feldsteinbau  aus  dem  XIII.  Jahrhundert  in 

Form  eines  länglichen  Vierecks,  mit  flacher  Decke  im  Innern.  Die  oberen 
Theile  beider  Giebelwände  und  die  Einfassungen  der  Fenster  und  Portale  sind 
in  Backstein  ausgeftihrt.    Im  Osten  ein  spätromanisches  »Dreieinigkeitsfenster«, 


*)  M.  U.-B.  2110.     Akten  im  Grossh.  Archiv,    besonders  Wigger,    Bericht  vom  9.  Juli  1885. 
Mantzel,  BUU.  Ruhest.  XXIII,  S.  38fl\     Lisch,   Geschl.  Hahn  II,   S.  270  ff.     M.  Jahrb.  XIII,  S.  137- 

*)  1662    werden    im  Visitationsprotokoll  in  Vipperow  aufgeführt:    zwei  Herrenbauem,   zwei 
Pfarrbauern  und  drei   Kossäten,  also  im  Ganzen  nur  sieben  Hofbesitzer. 


KIRCHDORF  VIPPKROW. 


573 


Altar- 
aufsatz. 


Altes 
Gestühl. 

Glocken. 


die  übrigen  Lichtöffnungen  sind  in  gleicher  Weise  Schlitzfenster  mit  leise  ge- 
spitztem Bogenschluss.  Die  Portaleinfassung  auf  der  Südseite  zeigt  Spitz- 
bogenschluss.  Ein  Thurm  ist  nicht  vorhanden.  Dafür  wächst  aus  dem  mitt- 
leren Theil  des  Westgiebels  ein  kleiner  Dachreiter  in  Fachwerkbau  hervor,  der 
ein  achtseitiges  Pyramidiendach  hat.  An  der  Nordseite,  neben  einander  und 
unter  einem  Dache,  eine  Sakristei  und  eine  Vorhalle.  Die  Sakristei  ist  ge- 
wölbt, die  Vorhalle  aber  hat  nichts  weiter  als  den  Dachstuhl  über  sich. . 

Als  Altaraufsatz  dient  der  Mittelschrein  eines  gothischen  Triptychons 
mit  Schnitzwerken.  In  der  Mitte  die  hl.  Maria  mit  dem  Kinde  auf  dem  Halb- 
mond stehend.  Links  und  rechts  daneben,  in  zwei  Reihen  übereinander, 
Apostel  und  weibliche  Heilige.  Links  der  hl.  Petrus,  die  hl.  Magdalena,  der 
hl.  Jakobus,  die  hl.  Katharina,  rechts  die  hl.  Barbara,  der  hl.  Johannes,  die 
hl.  Elisabeth  und  der  hl.  Matthäus. 

In  der  Vorhalle  noch  einige  Seitentheile  des  ehemaligen  alten  Kirchen- 
gestllhls,  welche  mit  allegorischen  Figuren  bemalt  sind. 

Im  Thürmchen  zwei  Glocken.  Die  grössere  (Dm.  0,88  m)  ist  von 
C.  D.  Heintze  im  Jahre  1747  zur  Zeit  des  Pastors  JOACHIM  OERTLING  gegossen. 
Die  zweite,  jüngere  (Dm.  0,76  m),  ist  1838  von  Hackenschmidt  in  Berlin  z.  Zt. 
des  Pastors  B.  C.  F.  WACHENHUSEN  gegossen.*) 

KleiDkuDStwerke.  i.  2.  Silber  vergoldeter  Kelch  auf  achtpassigem  Fuss.  Kleinkunst- 
Am  Knauf  aber  nicht  acht,  sondern  nur  .sechs  Rotuli,  und  auf  jedem  Rotulus  werke, 
das  I  HS -Monogramm.  Die  Inschrift  am  Kelch  lautet:  DISER  KELCH  IST  GE 
MACHT  IM  JAHRE  1606  UNDT  IST  ZU  DEN  ZEITEN  PFARR  GEWESEN  H.  JO- 
HANN SALLIUS  +  PALM  REDENTZ  ACHIM  VÖLKER  BEIDE  VORSTEHER  DES 
GOTTESHAUSES  ZU  VIPPEROW.  52  LOTT.  Keine  Werkzeichen,  auch  nicht  an 
der  zugehörigen  Patene.  —  34.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  einem  kleinen 
vergoldeten  Krucifixus  auf  dem  Fusse.  Inschrift:  IN  HON  •  DEI  ET  IN  USUM 
HUJS(I)ECCLESIAE  VIPP.HUNC  CALICEM  CUM  PATENA  DEDIT  MART.WENDT 
H  •  T  •  PAST  •  1719.  Von  dem  Güstrower  Goldschmied  Lenhard  Mestlin.  Dazu 
eine  Patene.  —  5.  Zinnerner  Krankenkelch,  englisches  Zinn  mit  den  Initialen 
C  H.  Dazu  Patene  und  Oblatendose.  —  6.  Neuer  silbervergoldeter  kleinerer 
Krankenkelch.  —  7.  Neue  Abendmahlskanne  mit  Deckel  und  Henkel.  — 
8.  Zinnerne  Taufschüssel,  als  Stadtzeichen  zwei  gekreuzte  Bischofsstäbe,  als 
Meisterzeichen  die  schon  öfter  genannte  Blume  mit  IL.  —  9.  Ein  Messing- 
becken von  1854.  —  10.  Eine  ausser  Gebrauch  gesetzte  getriebene  Taufschale 
von  Messing,  ohne  Inschrift.  Auf  dem  Boden  die  Darstellung  von  Mariae 
Verkündigung.  —  11  — 14.  Vier  ausser  Gebrauch  gesetzte  zinnerne  Altar- 
leuchter, alle  von  verschiedener  Form  und  Grösse.  Stifternamen:  am  ersten 
JACOB  DREWES  1662;  am  zweiten  MARIE  BRUNS  •  GRETH  ....  VEREHREN 
DIESEN  LEUCHTER  DER  VIPPEROWSCHEN  KIRCHEN  ZU  GOTTES  EHREN  1662; 
am  dritten  CLAUS  KAECKER  1700;    am  vierten  M  •  E  •  K  •  1790. 

*)  Ihre    Vorgängerin     war    1692    von    M.    Vites    Siebenbaum    und    M.    Ernst    Siebenbaum, 
(ilockengiessern  in  Schwerin,  gegossen  worden.     Inventar  181 1. 


574 


AMTSGERICIITSBEZIRK   RÖBEL. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Filial- Kirchdorf  Priborn.') 

|as  Erste,  was  wir  von  Priborn  urkundlich  erfahren,  ist  dies,  dass  das 
ferne  von  Mecklenburg  in  den  braunschweigischen  Landen  gelegene 
Cistercienserkloster  Amelungsborn  einen  Antheil  am  Dorfe'  gewinnt.  Am 
26.  Mai  1239  giebt  nämlich  Fürst  Nikolaus  I.  von  Werle  dem  Kloster  die 
Mühle  zu  Priborn  in  eine  Art  Erbpacht.*)  Auch  das  Nonnenkloster  zu  Röbel, 
das  Ende  des  XIII.  Jahrhunderts  nach  Malchow  verlegt  wird,  gewinnt  dort 
vierunddreissig  Jahre  später,  den  16.  April  1273,  durch  denselben  Fürsten 
Besitz  und  Rechte  an  zwei  Hufen,  die  er  zusammen  mit  elf  anderen  auf  die 
benachbarten  Dörfer  vertheilten  Hufen  den  Büsserinnen  der  hl.  Magdalena  als 
Geschenk  überweist.^)  Weiterhin  wird  das  Dorf  Priborn  durch  eine  gemein- 
same Verfügung  der  Söhne  des  Fürsten  im  Jahre  1285  zum  Ort  der  Landding- 
Tage  im  Lande  Röbel  bestimmt.*)  Der  Amelungsborner  Rfiihlenbetrieb  aber 
geht  am  17.  März  1291  wieder  in  die  Hände  des  Landesherrn  zurück,  indem  das 
Kloster  dafür  und  für  eine  hinzugelegte  Summe  von  220  Mark  Pfennig- Geldes 
verschiedene  Hufen  ausser  in  Priborn  selber  auch  in  Solzow  und  Vipperow 
(s.  o.  S.  571)  sowie  einen  Antheil  an  der  Fischerei -Gerechtigkeit  in  der  Müritz 
und  endlich  auch  das  Eigenthum  der  oberen  Schilder  Mühle  erwirbt.*)  Die 
Priborner  Mühle  aber  finden  wir  elf  Jahre  später  als  Eigenthum  in  den  Händen 
der  Grafen  Burchard  und  Ulrich  von  Lindow,  welche  die  Oheime  der  jungen 
werleschen  Fürsten  waren,  und  in  denen  der  beiden  Ritter  Konrad  Büne  und 
Nikolaus  von  Malin.®)  Als,  wieder  über  vierzig  Jahre  später,  am  8.  Mai  1346, 
die  Kirche  von  Ludorf  eingeweiht  und  dotiert  wird,  da  gehören  zu  dieser  Do- 
tation auch  drei  Hufen  in  Priborn  mit  allen  Rechten  und  Privilegien.^  Und 
als  ungefähr  um  dieselbe  Zeit,  oder  auch  ein  paar  Jahre  früher,  der  Fürst 
Bernhard  von  Werle  seiner  Gemahlin,  der  Fürstin  Elisabeth,  ihr  Leibgedinge 
festsetzt,  da  gehören  u.  a.  auch  sieben  Hufen  in  Priborn  dazu.®)  Wie  dann 
nach  dem  noch  vor  1410  erfolgten  Tode  der  Fürstin  ihre  Leibgedingsgüter 
mit  wenigen  Ausnahmen  an  die  Hahn-Damerow  übergehen  und  durch  diesen 
Besitz    die    Linie    Hahn -Solzow    begründet    wird,    ist    oben    schon    mehrfach 


^)  10  km    sUdsUdöstlich  von    Röbel.     Ueber   die  Ableitung   und    Deutung   des    Namens  vgl. 
M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  623,  AnmUg.  i. 
«)  M.  U.-B.  499. 
^  M.  U.-B.  1283. 

*)  M.  U.-B.  1781.    Vgl.  Beyer,  z.  Gesch.  d.  Volksgerichte,  M.  Jahrb.  XIV,  S.  108.^190. 
^)  M.  U.-B.  21 10.     Schilde,  nordöstlich  von  Wittstock. 
°)  M.  U.-B.  2825. 
')  M.  U.-B.  6649. 
»)  M.  U.U.  900S.  9054.     Vgl.  Beyer,  M.  J.ihrb.  XXXil,  .S.  124. 


FIUAL- KIRCHDORF  PRIBORN.  575 

berührt  worden.*)  Der  Amelungsbomer  Besitz  in  Priborn  scheint  schon  vor  1410 
vom  Kloster  wieder  aufgegeben  zu  sein,  da  er  nie  wieder  als  noch  bestehend 
erwähnt  wird.*)  Ausser  den  Hahn,  die  ihren  Besitz  in  den  Jahren  1470  und 
1474  durch  Erwerbung  weiterer  Hufen  in  Priborn  zu  vergrössern  suchen, 
kommen  dort  die  von  Knuth  mit  Besitz  und  Rechten  vor,  und  zwar  nach- 
weislich schon  vor  1370.')  Diese  scheinen  schon  damals  bedeutenden  Besitz 
in  Priborn  gehabt  zu  haben.  Denn  sonst  hätte  sich  jener  Henricus  Knuth  auf 
seinem  Grabstein  gewiss  nicht  mit  dem  Zusätze  »de  Pryborn«  bezeichnet.  Die 
Hahn-Solzow  dagegen  verlegen  von  1461  an,  wie  es  scheint,  ihren  Schwer-  • 
punkt  nach  dem  in  diesem  Jahre  erworbenen  Schloss  und  Städtchen  Ahrens- 
berg  und  haben  von  Priborn  zuletzt  anscheinend  kaum  mehr  als  blosse  Pachte 
und  Dienste  gehabt.*)  Doch  werden  noch  16 14  Unterthanen  von  ihnen  in 
Priborn  genannt.  Dagegen  gewinnen  neben  den  von  Knuth  die  von  Marin 
auf  Ludorf  am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  erhebliche  Antheile  an  Priborn. 
Den  iMarin'schen  Meierhof  zu  Priborn  kauft  aber  Wenzel  Knuth  auf  Leizcn  für 
die  Summe  von  2200  Gulden  und  erhält  darüber  im  Jahre  1637  den  landes- 
herrlichen Konsens  und  Lehnbrief.^)  Zwar  hören  wir  in  den  fünfziger  Jahren, 
als  in  Priborn  von  ehemals  siebenzehn  Gehöften  nur  noch  sechs  bewohnt 
werden,  von  Antheilen,  die  vorübergehend  dem  einen  und  dem  andern  Gläubiger 
adjudiciert  sind.*)  Aber  die  von  Knuth  bleiben  die  Hauptherren  im  Dorfe.  Sie 
erwerben  1695  den  AUodialbrief  ausser  über  andere  Güter  auch  über  ihren  Besitz 
in  Priborn  und  tauschen  1702  zwei  dort  noch  vorhandene  Domanialbauern 
gegen  Besitz  in  Grabow  und  Below  um.  Aber  dreissig  Jahre  später  geht  ihr 
Besitz  an  die  Herren  von  Ferber  über,  die  seitdem  das  Dorf  als  Pertinenz  zu 
Melz  ihr  Eigen  nennen.') 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Vipperow. 

Kirche«     Die  Kirche  ist  ein  vollständig  neues  Gebäude  aus  den  sechziger      Kirche. 
Jahren  des  XIX.  Jahrhunderts  mit  einem  polygonalen  Chorschluss. 

Auch    die    innere    EiDrichtnng    ist    neu.     Altargcmälde    von    Fischer-  Innere  £in- 
Polsson  1869.  richtung. 

Aus  der  alten  Kirche  ist  ein  Glasfenster  mit  dem  Wappen  des  Herzogs        Glas- 
CARL  von   1591  herübergenommen. ^)  fenster. 

Im  Thurm  drei  Glocken,   eine  grössere    und   zwei  kleinere.     Davon  ist     Glocken, 
nur  eine  der  beiden  kleineren  mit  einer  Inschrift  und  auch  mit  Glockenzeichen 


*)  S.  o.  S.  512.  562. 

«)  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  137. 
8;  Lisch,  M.  Jahrb.  XXV,  S.  311. 
■*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  273. 

^)  Ueber  verwandtschaftliche  Verbindungen  der  Knuth,  Hahn  und  Marin  s.  Lisch,  M.  Jahrl>. 
XVI,  S,  298. 

*)  An  die  von  Than,  Grambow  und  Ltibbc. 
')  S.  bei  Melz,  S.  563. 
»)  S.  o.  S.  555. 


576 


AMTSGERICHTSBKZIRK   KÜBEL. 


Kleinkunst- 
werke. 


versehen:    amiO  l  tlOlllini  •  millt  l  CCCCCXXX^ 

f  •  ft  •  pattoim  •  bibtie  •  bor  •  lin^  •  i]^$  •  cgr^ 

ijnfe'  •  falirijniafter    (nebenstehendes    Glocken 
zeichen)  f^tljf  if}^  •   Uazu  der  Name  des  Giessers: 

peter  mat]^|S**) 

Kleinkunstwcrke.  i.  2.  Zinnerner  Kelch,  dazu  eine  Patene,  gestiftet 
1719  von  JOACHIM  SCHUMACHER  und  MARIA  QUACKES,  beide  ohne  Werk 
zeichen.  —  3.  4.  Kleiner  zinnerner  Kelch,  offenbar  gleichfalls  aus  dem  XVIII. 
Jahrhundert.  An  der  zugehörigen  Patene  erkennt  man  noch  die  Werkzeichen 
H  L  1715.  —  5 — 8.  Vier  zinnerne  Leuchter,  alle  von  verschiedener  Form  und 
dem  XVII.  Jahrhundert  angehörig  (1663  von  PETER  und  FRANZ  KOEP  zu 
Priborn,  1685  einer  von  V.  A.  WOLTERS  und  eiii  anderer  von  FRIEDRICH 
ZANDER,    1694  von  JAKOB  SCHUMACHER  und  MARGARETHE  GÄULEN. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Filial- Kirchdorf  Zielow.') 

|as  DorfZielow  wird  im  Jahre  1237  zum  ersten  Mal  bei  einer  Bestimmung 
über  das  Dobbertiner  Klostergebiet  genannt.  Das  Kloster  hat  hier 
Einkünfte  aus  sechs  Hufen.  Doch  behält  es  sie  nur  bis  zum  Jahre  1274.  Da 
tauscht  es  sie  gegen  das  Dorf  Grobe  im  Lande  Malchin  (wohl  Grube  bei 
Teterow)  wieder  um.^)  Dagegen  erhält  gut  anderthalb  Jahre  vorher,  nämlich 
den  16.  April  1273,  das  Nonnenkloster  in  Röbel  zwei  Hufen  in  Zielow.*) 
Dazu  kommen  fünf  Jahre  nach  der  Uebersiedelung  dieses  Klosters  nach  Malchow, 
am  7.  Januar  1303,  zwei  Hufen  hinzu,  die  Ritter  Dietrich  Pape  bei  Gelegen- 
heit der  Aufnahme  seiner  Tochter  ins  Kloster  dem  Prob.st  und  den  Nonnen 
als  Geschenk  überweist.^)  Als  dritten  Interessenten  an  Zielow  lernen  wir  am 
8.  Mai  1346  die  an  diesem  Tage  eingeweihte  Kirche  zu  Ludorf  kennen,  die 
eine  Hebung  von  zwei  Mark  Geldes  aus  Zielow  erhält.  Von  wem,  wird  nicht 
gesagt,  vielleicht  von  einem  Mitgliede  der  Familie  Marin,  die  uns  hier  wie 
anderswo  im  Lande  Röbel  schon  im  XIV.  Jahrhundert,  im  Besondern  am 
23.  Juni  1358,  als  werlesche  Vasallen  mit  Besitz  und  Rechten  entgegentritt.*) 
Marin'sche  Antheile  giebt  es  noch  im  XVII.  Jahrhundert  in  Zielow,  wo  wir  in 
dieser  Zeit  auch  die  mit  ihnen  verwandten  alten  Vasallen -Familien  der  Kerk- 


*)  f  •  f  •  =^  sancta  Katharina. 

')  6  km  südöstlich  von  Röbel.     Sylowe  im  XIII.,  Silow  im  XIV.  und  Zielow  im  XVII.  Jahr- 
hundert.    »Ort  des  Zila«,   von    zilü  —  lebend?     Vgl.   Kllhnel,  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  i66. 
•)  M.  U.-B.  469.   1347.     M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,  S.  352,  Anmerkung  i. 
*)  M.  U.-B.   1283. 
*)  M.  U.-B.  2845. 
**)  M.  U.-B.  6649.  8493.  8869.     Vgl.  o.  S.  512/13. 


FILIAL- KIRCHDORF  ZIELOW. 


577 


berg,  Rostke,  Knuth,  Lepel  und  Pogwisch  fitideii.  Von  ihnen  gewinnen  die 
von  Knuth  am  Ende  des  XVII.  Jahrhunderts  den  Vorrang.  1649  war  die 
vor  dem  dreissigjäbrigen  Kriege  auf  zwölf  Gehöfte  vertheilte  Bauernschaft 
auf  vier  Personen  zusammengeschmolzen,  1662  aber  sind  schon  wieder  fünf 
Bauern  da,  die  sich  im  Laufe  des  XVIII.  Jahrhunderts  bis  zur  Zahl  acht  ver- 
mehren. Aber  vielen  Streit  giebt  es  zwischen  ihnen  und  den  von  Knuth  auf 
Ludorf  wegen  angeblich  allzuharter  Bedrückung  mit  Hofdiensten.  Da  ent- 
schliesst  sich  im  Jahre  1821  der  damalige  Besitzer  von  Ludorf  und  Gneve,  der 
Oberhauptmann  A.  E.  von  Knuth,  sein  »altväterliches  Lehn«,  wie  er  es  nennt, 
den  acht  Hauswirthen  in  Zielow  für  die  Summe  von  9100  Thalern  zu  ver- 
kaufen. Der  Grossherzog  giebt  die  Genehmigung,  und  seitdem  sind  nun 
der  Schulze  und  die  sieben  Bauern  in  Zielow  »Eigenthümer  des  Gutes«  und 
bilden  als  solche  eine  »Lehnbauernschaft«  im  Amte  Wredenhagen.^) 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Vipperow. 

Kirche.  Die  im  Jahre  1834  neu  erbaute  Kirche  ist  ein  kleines  unan- 
sehnliches Fachwerkgebäude,  welches  in  seinem  Westende  ein  Dachreiter- 
thürmchen  trägt,  das  gleichfalls  in  Fachwerk  ausgeführt  ist. 

Als  Altaraufsatz  ein  roh  gemaltes  Oelgemälde,  das  den  gekreuzigten 
Heiland  darstellt.  In  der  Ecke  rechts  die  Inschrift:  ZUM  CHRISTLICHEN  AN- 
DENKEN IST  VOM  HOCHADLICHEN  HAUS  LUDORFF  VON  DER  HOCHWOHL- 
GEBORNEN  FAMILIE  VON  KNUTHEN  DIESES  BILD  AÖ  1728  ALHIER  IN  DER 
ZIELOWSCHEN  KIRCHE  VOREHRET  WORDEN. 

Ferner  zwei  zinnerne  WappcDSchilder  mit  dem  von  Knuth'schen 
Wappen  und  dem  Namen  H  •  A  •  E  •  VON  KNUTH. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.     Die  eine  hat  die  Inschrift:   t^O  Hh  ^tSbCtllS 

*  Ijagen  *  fjort  *  beffe  *  riofte  *  f^tt  *  3iacop  *  gotcmeh  *  gclp  iftö 
anno  h  •  niccccjrlUI  fierften  rU^cft  gini  föcrften  Jorge  graniert**)     Kein 

Giesserzeichen.     Die  andere  Glocke  ist  ohne  Inschrift  und  Zeichen. 


1)  Vgl.  Böhlau,  M.  Landrecht  III,  S.  279/80. 

')  Vgl.  M.  Jahrb.  XXVII,  S.  234.  Wann  diese  Glocke  aus  StefTenshagen  nach  Zielow  ver- 
setzt ist,  haben  wir  nicht  ermitteln  können.  Das  Inventar  von  181 1  enthält  sie  bereits.  Lisch 
will  >goss  mich«  an  Stelle  von  gotemek  lesen,  ebenso  Grotefend,  mit  Hinweis  auf  das  west- 
elbische  >mek<  fUr  >mich<.  Aber  in  diesem  Falle  bleibt  das  nicht  zu  beseitigende  >her<  vor 
dem  Namen  ciakopc  eine  sehr  auffällige  Bezeichnung  für  den  Glockengiesser.  Und  andererseits 
kann  der  Kirchherr  nicht  gut  mit  dem  ihm  zukommenden  Titel  >herc  an  einer  Stelle  fehlen,  wo 
drei  Kirchgeschworene  —  andere  können  es  nicht  wohl  sein  —  mit  Namen  genannt  werden.  Ist 
aber  »her  jacop«  der  Kirchherr,  dann  hat  es  keinen  Sinn,  gotemek  (Lisch  liest  gothmek)  mit 
>goss  michc  zu  übersetzen.  In  diesem  Falle  wäre  es  besser,  »gotemek«  als  Namen  zunehmen, 
der  mit  der  bekannteren  Form  Gotgemak  (oder  Gotgemakede,  Gotghemakede.  Godghemakede, 
Ghotghemakede  u.  s  w.)  identisch  sein  könnte.  Oder  aber  man  mUsste  den  Kirchherm  selbst 
zum  Glockengiesser  machen.  Etwas  durchaus  Sicheres  ist  somit  durchaus  nicht  zu  sagen.  Auch 
nicht  darüber,  ob  es  das  entferntere  mecklenburgische  Steffenshagen  ist,  um  das  es  sich  handelt, 
oder,  wie  man  glauben  möchte,  das  näher  gelegene  märkische  StefTenshagen,  oder  noch  ein  anderes, 
z.  H.  das  bei  Greifswald  gelegene  pommersche  StefTenshagen. 

37 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz. 


Wappen' 
Schilder. 

Glocken. 


578 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Kleinkunst- 
werke. 


Alter 


Kleinkunstwcrke.  i.  2.  Zinnkelch  und  Patene,  ohne  Inschrift;  die 
Patene  hat  den  Meisterstempel:  F.  L.  —  3.  Zinnkelch  mit  dem  Namen  der 
TRINNA  WATOWES  ANNO  1652  DEN  4  •  SEPTEMBER*  —  4.  Kleine  mit 
zwei  Griffen  versehene  Zinnschale  (früher  Taufbecken)  mit  dem  Stifternamen 
J.  CHRISTIAN  MAHNCKE  1756.  Mit  dem  Stadtstempel  von  Waren  und  dem 
Meisterstempel  I  D  B  1749.  —  5.  Messingtaufbecken,  neu.  —  6.  Viereckiges 
Zinngefäss  mit  dem  Stifternamen  HANS  JACOB  HACKELBUSCH  1679.  Es  hat 
früher  als  Weinbehälter  bei  Krankenkommunionen  gedient.  —  7 — 9.  Drei 
zinnerne  Altarleuchter  von  verschiedener  Form,  jeder  mit  einer  Inschrift: 
JOHANN  ZURBIER  1688;  JOHANN  JOCHEN  BUCKMANN  1699;  JOHANN 
ROsCK  1718.    Dazu  der  ganze  Vers  5   des   II.  Kapitels   aus   der  Apokalypsis. 

*  »  • 

Am  Hintergebäude  des  Lchrerhauses   ein   alter  Granitstcin,    der   einst 


Granitstein,  als  Quetschmühle  diente. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Rechlin.') 

|ls  ein  Bauerndorf,  in  welchem  Beteke  von  Kerkberg  (Kerberg)  drei  Hufen 
besitzt,  die  er  am  24.  August  1374  an  den  Knappen  Jakob  Zartwitz 
verkauft,  tritt  uns  Rechlin  in  der  zweiten  Hälfte  des  XIV.  Jahrhunderts  ur- 
kundlich entgegen.^)  Die  von  Kerkberg,  deren  Hauptgut  später  das  Dorf 
Krümmel  ist,  halten  sich  mit  Besitz  und  Rechten  in  Rechlin  bis  zum  Aus- 
sterben ihres  Mannesstammes  im  Anfange  des  XVIII  Jahrhunderts.  Mit  ihnen 
haben  aber  auch  die  in  Retzow,  Leppin,  Roggentin  und  Klopzow  angesessenen 
von  Retzow  erhebliche  Antheile  am  Dorfe  bis  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein. 
Ihnen  gehört  z.  B.  das  Kirchlehn.  Der  Besitz  beider  Familien  geht  nun  im 
Anfange  des  XVIII.  Jahrhunderts  auf  die  von  Barnewitz  und  17 10  auf  den 
Oberst  Kaspar  Christoph  von  Langermann  über,  aber  1729  (lir  die  Summe  von 
28000  Thalern  wieder  an  Friedrich  von  Barnewitz  zurück.  Als  darauf  mit  dem 
Tode  des  zweijährigen  Karl  Friedr.  August  von  Barnewitz  im  Jahre  1741  der 
Mannesstamm  der  Barnewitz  in  Mecklenburg  erlischt,'*)  da  tritt  eine  vormund- 
schaftliche Verwaltung  dieser  Güter  ein.  Doch  kommen  sie  schon  1754  an 
die  von  Lowtzow  und  von  diesen  1787  an  die  von  Hammerstein,  welche  sie 
heute  noch  haben. 

1541    besitzt  Matthaeus  von   Retzow   zu    Leppin    das   Kirchenpatronat. 
Kirchherr  aber  ist  Johannes  Kutze,    der   auch   die   Filialen   zu  Roggentin   und 


*)  In  der  Luftlinie  und  übers  Wasser  9  km  südöstlich  von  Röbel  entfernt;  auf  dem  Land- 
wege über  Vipperow  aber  15  km  entfernt.  Die  alte  Form  des  Namens  im  XIV.  Jahrhundert 
Reddechlyn  deutet  Kühnel,  mit  Hinweis  auf  den  altslavischen  Stamm  radü  =  flink,  bereit,  froh, 
als  »Ort  des  Radechlac:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  116. 

*)  M.  U.-B.   10616. 

*)  Gamm'sches  Verzeichniss  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XI,  S.  423. 


GUT  UND   KIRCHDORF  RECHLIN.  579 

Klopzow  versorgt.  Nach  ihm  klafft  eine  mehr  als  hundertjährige  Lücke  in 
den  kirchUchen  Nachrichten.  Um  1662  ist  Simon  Riaeus  Pastor  zu  Rechlin. 
Er  hat  auch  die  Kura  in  den  Kirchen  zu  Roggentin,  Retzow  und  Leppin,  und 
seine  Patrone  sind:  (vir  Roggentin  und  Rechlin  Joachim  Ernst  von  Retzow  zu 
Retzow,  Kaspar  von  Gadow  zu  Leppin  und  Hans  Kaspar  von  Reckentin  zu 
Leppin;  für  Retzow  aber  der  genannte  Joachim  Ernst  von  Retzow  und 
Christoph  von  Barnewitz;  sowie  endlich  fiir  Leppin  die  Jungfrau  Anna  von  Kerk- 
berg.  Aber  die  Kapelle  zu  Leppin  steht  nicht  mehr,  sie  ist  eingestürzt. 
1676  brennt  auch  die  Kirche  in  Rechlin  ab,  1689  aber  ist  sie  wieder  her- 
gerichtet. Von  1685  bis  1723  ist  Joachim  Röring  Pastor.  Dann  folgt  eine 
lange  Vakanz  bis  1731.  Da  heisst  es,  alle  drei  Kirchen  (Rechlin,  Roggentin, 
Retzow)  seien  baufällig.  Die  nachfolgenden  Pastoren  sind:  von  1731 — 1748 
Andreas  Christian  Behrens,  von  175 1  — 1783  Joh.  Ad.  Heyden,  und  von  1785 
bis  1808  Friedr.  Samuel  Latzke.     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Nachdem  im  Jahre  1787  die  Kirchen  in  Rechlin  und  in  Retzow  bau- 
fällig geworden,  kommt  es  1791  zu  einem  Vertrage,  nach  welchem  beide  ab- 
gebrochen werden  sollen.  Als  Kirche  für  die  ganze  Parochie  soll  entweder 
Roggentin  dienen,  oder  es  soll  anderswo  eine  ganz  neue  Kirche  gebaut 
werden.  In  der  That  werden  die  Kirchen  zu  Rechlin  und  Retzow  abge- 
brochen, und  die  in  Roggentin  dient  darauf  als  einzige  Kirche.  Da  kommt 
es  1802  zu  einem  neuen  Vertrage:  in  Rechlin  soll  eine  neue  Kirche  gebaut 
werden.  Aber  die  Kriegszeiten  sind  der  Ausfuhrung  im  Wege.  Erst  im 
Jahre  18 16  beginnt  der  Neubau,  und  dieser  Neubau  dauert  volle  sechzehn 
Jahre.  Endlich  ist  man  1832  so  weit,  dass  der  Bau  geweiht  werden  kann. 
Und  nun  kommt  die  Reihe  des  Abbrechens  an  die  Kirche  in  Roggentin.  Die 
Wedem  aber  ist  diese  ganze  Zeit  über  an  ihrer  alten  Stelle  in  Rechlin  ver- 
blieben, auf  der  sie  heute  noch  steht.') 

Kirche.      Die   Kirche   stammt,   wie   oben   schon   bemerkt  worden,   aus      Kirche, 
dem  Jahre  18 16  und   athmet   daher  den   nüchternen    klassicierenden  Stil  jener 
Zeit.     Das  Langhaus  hat  ein  Satteldach,  das  nach  Osten   hin   abgewalmt  ist. 
Im  Westen  ein   schmälerer  Thurm  mit  niedrigem  vierseitigen  Pyramidenhelm. 
Im  Innern  eine  flache  Decke. 

Kanzel   und  Altar   sind   zu   einem   Körper  verbunden.     Am  Altar   die  Kanzel  und 
Flügel*)   eines   spätgothischen  Triptychons   (Gruss   des   Engels,    Heimsuchung,       Altar. 
Anbetung   des  Kindes   durch  Joseph  und  Maria,   Anbetung   der  heiligen   drei 
Könige,   ausserdem   noch   vier  Einzelheilige).     Am  Untersatz  die  Wappen  des 
auf  der  ovalen  Oblatendose  der  Kirche  (s.  u.)  genannten  LANGERMANN'schen 
Ehepaares. 

An  der  Empore  auf  der  Südseite  das  HAMMERSTEIN'sche  Wappen.  Empore. 


^)  Aus    den    Akten    der    oberkirchenräthlichen    Registratur.      Die    Angaben    in    den    Staats- 
kalendern dieser  Jahre  stimmen  nicht  damit  überein,  sie  sind  irrig. 

*)  Angeblich  aus  einer  der  beiden  al)gebrochenen   Kirchen  zu  Retzow  und  Roggentin. 

37* 


58o 


.   AMTSGEKICIITSIIKZIRK   RÖliEL. 


Krucifixus. 


Glocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


An  der  Orgelempore  hängt  ein  sehr  kleiner  Krucifixus,  welcher  zu 
einem  früheren  Altaraufsatz  gehört  haben  mag.  Am  Fusse  des  Kreuzes  Maria, 
Johannes  und  Magdalena.     Unten  am  Kreuz  ein  Totenkopf. 

Im  Thurm  drei  Glocken.  Die  grösste  (Dm.  0,93  m),  hat  eine  sie  in 
zwei  Reihen  umziehende  Inschrift.  Zuerst,  und  zwar  theilweise  in  Spiegelschrift 
und  auf  den  Kopf  gestellt,  zwei  unverständliche  Worte  in  gothischen  Majuskeln: 

H6LH  a  snaDiaBQBa 

Dazu  nebenstehendes  Glockenzeichen.    Zweite  Reihe:   2lIUc  .llDflttitt 

gracifl  plena  bni^  tecbm  ficnebicta  tb  in  mlilieri&b^  et  bcneticbi 

frjl  lltiji  tbi*)  Am  oberen  Rande  abwechselnd  vier  grössere  und 
vier  kleinere  Rundbildchen.  Die  kleineren  enthalten  die  symbolischen 
Attribute  der  Evangelisten,  die  grösseren  stellen,  wie  es  scheint,  Scenen  aus 
der  Marien -Legende  dar.  Die  zweite  Glocke  (Dm.  0,64  m)  ist  ohne  Inschrift 
und  Zeichen,  die  dritte  (Dm.  0,44  m)  hat  als  Inschrift  in  gothischen  Minuskeln: 

O  +  rc;:  +  glorie  +  jfpe  +  bcni  cum  pace 

Kleinkunstwerke,  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  rundem  Fuss,  mit 
der  Inschrift:  DIESER  KELCH  IST  IN  DER  KIRCHEN  ZU  RETZOW  VOREHRET 
1655.  Dazu  ein  eingraviertes,  in  einem  einzigen  gespaltenen  Schilde  vereinigtes 
BARNEWITZ— PENTZ'sches  Ehewappen.*)  Patene  silbervergoldet.  —  3.  Silberne 
Abendmahlskanne,  neu,  gestiftet  1882  von  HELENE  V.  HAMMERSTEIN.  — 
4.  Ovale  silberne  Oblatendose  mit  der  Inschrift:  FRAU  ELISABETH  CATRINA 
GEBOHRENE  BARONESSE  VON  ERLENCAMSEN  DES  HERRN  OBRISTEN 
VON  LANGERMANN  EHELIEBSTE  SCHENKT  DIESE  SCHACHTEL  ZUR  EHRE 
GOTTES  DER  ROGGENTINSCHEN  KIRCHEN  •  ANNO  1707.  Auf  der  Unter 
Seite  der  Stempel  (^S).  —  5.  6.  Zwei  silberne  Altarleuchter,  beide  mit  der 
Inschrift:    M.  V.  H. (ammerstein),  GEB.  V.  A.(renstorff),  D.  13.  MAI  1864. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Kirchdorf  Laerz/) 

eit   dem    23.  November  1237,    also   schon    weit   ins   siebente  Jahrhundert 
hinein,    gehört   das    im    Lande   Turne   gelegene   Bauerndorf  Laerz   mit 
vierzig  Hufen  als  Schenkung  des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werle  und  als  Kern 


^)  ^tntbictus  fruaue  ventrte  tut. 

*)  Christoph  von  Barne witz  auf  Gross- Zielen  und  Retzow,  war  in  erster  Ehe  mit  Jlsnl>e 
Sophie,  einer  Tochter  des  Adam  von  Pentz  auf  Warlitz  und  in  zweiter  Ehe  (seit  1669)  mit  Anna 
von  l.epel,  einer  Tochter  des  Klaus  Ernst  von  Lepel  auf  Finken  vermählt. 

*)  Ueber  Vipperow  14  km  südöstlich  von  Rcibel.  Die  alten  Formen  des  Namens  wie  Lositz, 
Lusiz,  Loziz,  Lozit,  Losetz,  Loscitz,  Lozitce  im  Xlll.  Jahrhundert  und  endlich  Loretze,  Lortze  im 
XIV.  Jahrhundert  verbindet  Kühnel  mit  dem  altslavischen  Wort  losi  =  Elenthier  und  übersetzt 
daher  Laerz  als   >Elenthierort<:    M.  Jahrb.  XLVl,  S.  81. 


KIRCHDORF   LAERZ.  58 1 

der  oft  genannten  Sandprobstei  zum  Kloster  Dobbertin.^)  Gewisse  Ansprüche 
freilich,  welche  in  dieser  frühen  Zeit  das  Kloster  Krevese  in  der  Altmark 
daran  zu  haben  glaubt,  werden  in  Folge  Schiedsspruches  im  Jahre  1249  ^^^ 
Geld  abgefunden.")  Einen  Theil  der  Laerzer  Bauern  lernen  wir  gelegentlich 
eines  Streites  zwischen  Junkern  und  Bauern  im  Jahre  1385  mit  theils  wen- 
dischen, theils  deutschen  Namen  kennen:  es  sind  Wotenow,  Bukghelmast, 
Bomgarden,  Rump  und  Arnsberg.^)  Und  wie  Laerz,  so  gehören  auch  die 
etwas  südlicher  gelegenen  Dörfer  Schwarz  und  Diemitz  mit  ihren  Zehnten,  die 
der  Bischof  von  Havelberg  dem  Konvent  überweist,  zum  Kloster  Dobbertin, 
jenes  mit  dreissig  Hufen  gleichfalls  schon  seit  1237  und  dieses  durch  Kauf 
vom  Ritter  Wolter  von  Malchow  seit  dem  Jahre  1282.  Auch  schenkt  Mark- 
graf Albrecht  von  Brandenburg,  zum  Zeichen  der  angenommenen  Oberlehns- 
herrlichkeit  über  die  werleschen  Lande,  dem  Kloster  in  diesem  Jahre  das 
Patronat  der  Kirche  zu  Schwarz.*)  Die  markgräflichen  Privilegien  des  Klosters 
Dobbertin  erneuert  dann  einundvierzig  Jahre  später,  als  sich  die  politischen 
Verhältnisse  wieder  vortheilhafter  für  Mecklenburg  gestaltet  haben,  Fürst 
Heinrich  der  Löwe  am  2.  März  1323  von  Sternberg  aus.^)  Dass  die  dem 
Kloster  gehörenden  dreissig  Hufen  in  Schwarz  im  Uebrigen  nicht  den  ganzen 
Bestand  des  Dorfes  ausmachen,  ersieht  man  daraus,  dass  vierundzwanzig 
Hufen  daselbst  im  Jahre  1358  aus  dem  Besitz  der  Komthurei  Mirow  als  Pfand 
an  die  von  Marin  übergehen.^) 

Weitere  kirchliche  Nachrichten  als  die  vorstehenden  giebt  es  nicht  aus 
dem  Mittelalter.  1524  wird  Thomas  Zander  Kirchherr  von  Laerz  und  dessen 
Filialen  in  Schwarz  und  Diemitz.  Er  ist  auch  1557  noch  da,  als  in  den 
ersten  Tagen  des  Oktobers,  mit  vielem  Widerstreben  von  Seiten  des  Kloster- 
konvents, eine  evangelische  Visitation  stattfindet.')  Wie  lange  er  diese  Visi- 
tation, in  der  er  anscheinend  glimpflich  genug  wegkommt,  noch  überdauert, 
erfahren  wir  nicht.  Aber  1569  wird  Israel  Rhodius  sein  Nachfolger,  der  auch 
1584,  und  vielleicht  noch  ins  XVII.  Jahrhundert  hinein,  im  Amte  ist.  Nach 
ihm  hören  wir  bis  1639  nichts  mehr.  Da  aber  wird  Nikolaus  Reppentin 
berufen,  welcher  bei  der  Visitation  von  1649  sechsund vierzig  Jahre  zählt. 
1649  giebt  es  in  Laerz  von  vormals  sechsundzwanzig  Bauern  und  sechs  Kossäten 
nur  noch  vierzehn  Bauern,  in  Schwarz  von  zweiunddreissig  Bauern  noch  zwölf 
und  in  Diemitz  von  zehn  Bauern  noch  sieben.  Man  sieht,  dass  diese  Dörfer, 
die  hinten  im  schwer  passierbaren,  von  Seen  und  Wäldern  durchzogenen 
Lande  Turne  gelegen  sind,  trotz  dieser  starken  Verminderung  ihrer  Bevölkerung 
immer  noch    besser   davon   gekommen    sind   als   die   meisten    anderen   in    der 

*)  M.  U.-l}.  469.  790.  983.  1347.  1963.  6390. 

-)  M.  U.-JJ.  634. 

^)  M.  U.-B.  1 1  684. 

*)  M.  U.-B.  469.  790.   16 10.   1963.     Vgl.  dazu   15 13. 

*)  M.  U.-B.  4418. 

«)  M.  U.-B.  8493. 

')  Lisch,  M.  Jahrb.  .\XIT,  S.  117. 


582  AMTSGERICIITSBEZIRK   RÖBEI,. 

Nachbarschan.  Die  Kirche  in  Laerz  war  1626  neu  gebaut  worden,  aber 
ihren  Thurm  hatte  der  Wind  umgeweht,  dagegen  waren  die  Kapelteo  in 
Schwarz  und  Diemitz  um  1649/50  in  ziemlich  gutem  Zustande.  Nachdem 
Pastor  Reppcntin  im  Jahre  1671  wegen  schwerer  Vei^ehungen  seines  Amtes 
entsetzt  worden,  wird  1673  Christoph  Permin  berufen.  Ihm  folgt  17 10 
Christoph  Lohmann,  und  diesem  1747  Joh.  Heinrich  Heerder,  welcher  den 
23,  Januar  1798  im  Alter  von  88  Jahren  aus  dem  Amt  und  dem  Leben  scheidet. 
Uebcr  seinen  1799  berufenen  Nachfolger  Friedr.  Ludwig  Eichmann  [f  1835) 
und  die  übrigen  Geistlichen  des  XIX,  Jahrhunderts  s.  Walter  a.  a.  O. 

Bis  zum  Jahre  1867  sind  die 
Kirchen  zu  Schwarz  und  Diemilz 
Filialen  von  Laerz  gewesen.  Seitdem 
aber  ist  ein  eignes  Pastorat  in  Schwarz 
errichtet  und  Dieniitz  diesem  als 
Fiiialkirchdorf  zugelegt  worden  S. 
Walter  a.  a.  O. 

Kirche,  Kirche.     Die   im    Jahre    1724 

neu  erbaute  Kirche  ist  ein  Fach 
werkbau  in  Form  eines  länglichen 
Vierecks  mit  flacher  Decke  im  Innern. 
Im  Westen  ein  kleiner  Thurm,  der 
ebenfalls  ein  Fachwerkbau  ist. 

Altar  und  Altar    und    Kanzel,    Schnitz- 

Kanzel,  werke  des  Barockstils,  sind  zu  einem 
Körper  vereinigt.  Oben  eine  sCrahlen- 
werfende  Sonne  in  blauem  Felde 
Auf  jeder  Seile  der  Sonne  eine  aus 
Holz  geschnitzte  Evangelistenfigur. 
Es  sind  Matthaeus  und  Lukas.     Die 

beiden  andern  Evangelisten.   Markus  Kelch  (i). 

und  Johannes,  stehen  unten  zu  jeder 

Seite  der  Kanzel.  Auf  der  Rückwand  die  In.schrift:  DIESES  ALTAR  IST 
GESCHENKET  VON  JOHANN  PERMIN  •  GEMAHLT  VON  G  •  FRIEDR  • 
HERTZOG  ANNO  1730.  Weiter  noch  die  Namen  des  Herzogs  CARL  LEOPOLD 
als  Episcopus,  des  Klosterhauptmanns  JOACHIM  VON  BAS5EWITZ,  Erbherrn 
auf  Lütten -Walmstorf  und  Wendorf,  des  Sandprobstes  JOACHIM  JAKOBSEN, 
des  Kuchenmeisters  GOTTL.  KRULL  und  der  Kirchen  Vorsteher  MICH.  SCHO- 
MAKER  und  ANDR.  DEMOHN.  Vor  dem  Altar  mehrere  Holzrahmen  als  Ein- 
fassung von  Grabstätten  mit  Inschriften,  von  denen  die  des  Fastors  JOHANN 
HEINRICH  HEERDER  (geb.  1710,  gest.  1798}  und  seiner  Gattin,  sowie  die  der 
Pastorin  MARIE  CHARLOTTE  CAROLINE  EICHMANN  [geb.  1775,  gest.  1821) 
erwähnt  sein  mögen. 


KIRCHDORF  LAERZ. 


583 


In  der  Kirche  ein  hölzerner  TaufbebSIter  mit  einem  eingesetzten  Tauf-       Tauf- 
becken, das  von  einem  helmartigen  Aufsatz   bedeckt  wird.     Daran  der  Name     behfilter. 
des  Stifters  J.  LOHMANN  P.  L.  (s.  o). 

In   der  Kirche   zwei  Kronleuchter,       Kron- 

der  eine  besteht  aus  aufgereihten  Glas-     leuchter.; 
prismen,    der     andere,     dessen    oberer 
Theil    einen    Doppeladler    darstellt,    ist 
von  Holz. 

Rechts   vom    Altar   hängt    an    der     Oelbild. 
Ostwand   das  lebensgrosse  Oelbild  des 
Pastors    JOHANN  LOHMANN    in    Amts- 
tracht (s.  o.). 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  Glocken, 
grössere  (Dm.  0,85  m)  hat  die  Inschrift: 
DIR  JESU  ZU  EHREN  ICH  ZEICHEN 
MUS  GEBEN  ICH  RUFE  ZUR  KIRCHEN 
ZUM  BETEN  ZUR  BUSS  ICH  DIENE 
DEN  MENSCHEN  IM  STERBEN  UND 
LEBEN  WER  SEELIG  WILL  WERDEN 
EINSTELLEN  SICH  MUSS  -  Weiter: 
SOLI  DEO  GLORIA  •  JOCH  •  VON  BAS- 
SEWITZ  KLOSTER-HAUPTMANN  •  F* 
MUNDHEIM  SAND- PROBST  •  JOH  * 
LOHMANN  PASTOR  •  H  •  ZILLMANN 
DER  SCHULTZ  •  J  •  RECHLIN  UND  C. 
DOHMS  VORSTEHER  •  C  •  S  •  HE- 
BERT GOSS  MICH  ANNO  1724.  —  Die 
kleinere  Glocke  (Dm.  0,67  m)  hat  die 
gleiche  Inschrift  wie  die  grössere,  nur 
fehlen  hier  die  Verse. 


Leuchter. 


Kleinkunstwcrke.  1 .  2.  Silber-  KleiDlcunst- 
vei^oldeter  spätgothi scher  Kelch,  auf  werke, 
sechspassigem  Fuss,  mit  stark  entwickeltem  Faltenknauf,  welcher  statt  der 
sonst  üblichen  Rotuli  sechs  plastische  gothische  Sternblumen  enthält.  Oberhalb 
und  unterhalb  des  Knaufes  je  ein  durchbrochen  gearbeiteter  Annulus.  Ueber 
dem  oberen  Annulus  eine  plastische  gothische  Blatt  Verzierung,  in  welcher  die 
Cupa  sitzt.  Unterhalb  des  unteren  Annuius  eine  um  des  Fusses  willen  ins 
Sechseck  übergehende  gleichartige  gothische  Blatt  Verzierung.  Auf  einem  der 
Felder  des  Fusses  ein  aufgenietetes  Rundbild,  das  mit  schwarzem  Email  gefüllt 
ist,  aus  welchem  das  Jesus- Monogramm  in  gothischen  Minuskeln  hervorsieht. 
Zum  Kelche  eine  alte  Patene.  Beide  ohne  Stempel.  —  3^6.  Zwei  gute 
zinnerne  Kelche  mit  Patenen,  beide  ohne  Stempel.  —  7.  Getriebene  achtseitige 
Messingschüssel,     auf    der    Rückseite    die    Inschrift:     GESTIFTET   1672   VON 


584 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


MARGRETA  DOROTHEA  und  ADAM  ÖEIER.  —  8.  Kleine  zinnerne  Taufschale 
mit  dem  Namen  M.  E.  PERM  IN.  Als  Zinnstempel  ein  Adler  und  als  Meister- 
stempel die  Initialen  E.  K.  (17)40.  —  9.  10.  Zwei  grosse  silberne  Altarleuchter, 
60  cm  hoch,  mit  der  Inschrift:  ZUM  GEDECHTNIS  GESCHENKT  DER  KIRCHE 
ZU  LAERTZ  Äö  1723  VON  JOHANN  PERMIN.  Von  dem  Rostocker  Goldschmied 
Daniel  Halbeck.^)  —  11.  12.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter  mit  den  Namen 
JOCHIM  ZILMER  •  M  •  WESKEN  •  M  •  SCHUMACHER  •  M  •  C  •  ZILMERS  (auf 
dem  einen),  und  mit  dem  Datum  LARTZ  DEN  12  •  AUGUST  1739  (auf  dem 
andern). 


Denkmal. 


Vor  der  Brücke,  welche  über  den  die  Grenze  zwischen  Laertz  und  Vietzen 

bildenden  Scheidegraben  führt,  steht  ein  Dcokmal,    ein  einfacher  Granitpfeiler 

mit  der  Bezeichnung: 

J.  K.   t  1863. 

Hier   ward   ein  Bauer  J.  Koeppen   von   seinem  Knecht   erschlagen,   die 
Gemeinde  hat  ihm  den  Denkstein  gesetzt. 


e'\^  Stf    >^->^->^  V^'w  v^ 


Das  Kirchdorf  Schwarz.') 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz, 
Kanzel. 


Ueber  alles  Geschichtliche  s.  bei  Laerz. 

Kirche.  Die  im  Jahre  1767  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute 
Backsteinkirche  ist  ein  solide  ausgeführter  Bau  im  Geschmack  des  damals  be- 
ginnenden klassicierenden  Stils.  Am  Aeussern  beachte  man  die  dorisch-tos- 
kanische  Pfeiler-  und  Gesimsordnung.  Im  Innern  eine  flache  Decke  und  Er- 
leuchtung des  ganzen  Raumes  durch  grosse  Lichtöffnungen  mit  Stichbogen- 
schluss.     In  der  Wetterfahne  der  Thurmspitze  die  Jahreszahl   1767. 

Der  Altaraufsatz  ist  in  massvoll  gehaltenem  Rokokostil  ausgeführt 
und  enthält  in  seiner  Mitte  die  Kanzel.  An  der  Hinterseite  des  Altars  die 
Inschriften:  JOHANN  JAKOB  RiBE  KÜSTER  CHRISTIAN  NITZEL  SCHUL- 
MEISTER 1769  •  HANNS  SEELIG  LEHN-SCHULTZ  •  HANS  STEHLMANN  ALS 
KIRCHEN-VORSTEHER   1769.*) 


*)  Die  besten  Arbeiten,  die  bisher  von  ihm  gesehen  sind. 

•)  Ueber  Vipperow  und  Laerz  23  km  südsüdöstlich  von  Röbel.  Die  alten  Formen  des 
Namens  wie  Zwcrtitz,  Swertz,  Suirtitz,  Suertitce,  Swcrtze,  Zwerze  im  XIII.  Jahrhundert  und 
Swertze  im  XIV.  Jahrhundert  verbindet  Kühnel  mit  dem  altslavischen  Stamm  svricl  =  Grill  und 
übersetzt  daher  Schwarz  mit  »Grillenort«,  oder  »Ort  des  Sverc:    M.  Jahrb.  XLVI,  S.  131. 

'j  Auch  der  heutige  Lehnschulze  ist  ein  Seelig.  Wie  sich  hier  und  ebenso  in  I^erz  und 
Diemitz  die  Lehn  Verhältnisse  hei  einzelnen  Gehöften  (von  Lehnbauern,  Lehnkossaten,  Lchnbüdnern 
und  Lehnhäuslen)  gebildet  haben,  lässt  sich  heute  nicht  mehr  urkundlich  nachweisen.    Die  Annahme 


KIRCHDORF  SCHWARZ    —  FIUAL-KTRCHDORK   DIEMITZ. 


585 


Am  Klosterstahl  die  Namen  der  im  Jahre  1769  amtierenden  beiden 
Klosterprovisoren  BERTHOLD  FRIEDRICH  VON  BERNSTORFF,  HANS  FRIED- 
RICH CHRISTIAN  VON  KRACKEWITZ  und  des  Klosterhauptmanns  AUGUST 
FRIEDRICH  VON  STRAHLENDORFF.  Im  Stuhl  selbst  der  Name  des  Küchen- 
meisters ENGEL  PASCHEN  FRIESE.  Im  Predigerstuhl  der  Name  des  Pastors 
JOHANN  HENRICH  HEERDER  (s.  b.  Laerz). 

In  der  Kirche  ein  hölzerner  Taufbebälter  mit  helmartigem  Deckel  und 
eingesetztem  Taufbecken. 


Gestül^l. 


Tauf- 
behälter. 


Im  Thurm  zwei  Glocken.    Die  grössere  (Dm.   1,00  m)  ist  im  Jahre  1827     Glocken, 
von    Hackenschmidt   in    Berlin   gegossen.^)    —    Die    zweite,    ältere,    mit   einem 
Durchmesser  von  0,75  m,  ist  ohne  Inschrift. 

Die  Vasa  sacra  sind  sämmtlich   neu.     Die  beiden  Altarleuchter  zeigen  Vasa  sacra. 
Nachahmungen  altromanischer  Formen,  in  neuer  Metalllegierung. 


Das  Filial- Kirchdorf  Diemitz.') 


Ueber  alles  Geschichtliche  s.  bei  Laerz. 

Kirche.     Die  im  Jahre  1765   in  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute      Kirche. 
Backsteinkirche  hat  denselben  klassicierenden  Stil   wie  die  zu  Schwarz,   auch 
ist   die  Ausführung   ebenso   tüchtig  und  gut,    aber    nicht   von   derselben  Aus- 
prägung des  Stils,  es  fehlen  z.  B.  die  dorisch -toskanischen  Pilaster.     Dagegen 
ist  die  innere  Einrichtung  der  in  Schwarz  ausserordentlich  ähnlich. 

Altar   und  Kanzel,    beide   im  Rokokostil,    sind   zu    einem  Körper    ver-    Altar  und 
einigt.      Zu    beiden    Seiten    der   Kanzel,    oben    und    unten,   je    zwei    hölzerne      Kanzel. 
Evangelistenfiguren . 

Hinter  dem  Altar  als  Reste  aus  der  älteren  Kirche   eine   aus  Holz  ge-      Schnitz- 
schnitzte KreaziguDgs-Gruppe  von  minderwcrthiger  Arbeit.    Ebenda  auch  eine      werke, 
Pietas- Gruppe. 


von  Kamptz  (Beitr.  z.  Meckl.  Staats-  und  Privatrecht  II,  S.  3  ff.),  dass  die  Schulzen -Lehne  aus  den 
Zeiten  der  märkischen  Landeshoheit  herstammen,  mag  vielfach  zutreffen,  aber  nicht  in  jedem  Falle. 
Man  denke  nur  an  die  aus  Urkunden  bekannt  gewordene  Verleihung  eines  erblichen  Schulzen- 
Lehns  durch  Fürst  Hernhard  und  Fürstin  Elisabeth  von  Werle  im  Jahre  1379  an  Arnd  Boseke  in 
Melz  und  an  die  ähnliche  Verleihung  oder  richtiger  Bestätigung  eines  ererbten  Lehnschulzenamtes 
durch  Herzog  Karl  im  Jahre  1586  an  Kaspar  Holm  und  dessen  Sohn  Jochim  Holm  in  Kambs. 
S.  o.  S.  542  und  562. 

*)  Ihre  Vorgängerin  war  ohne  Inschrift. 

*)  29  km  südöstlich  von  Röbel.     Dimitz    =    »Nachkommen    des  I)ima< :    Kühnel,  M.  Jahr- 
buch XL  VI,  .S.  40. 


586 


AMTSGERICHTSBEZIRK  RÖBEL. 


Tauf- 
behälter. 


I^uchter. 
Glocken. 


Hölzerner  Tauf  behältcr  mit  eingesetztem  Becken  und  mit  einem  helm- 
artigen Aufsatz.  Inschrift:  DIES  IST  EIN  GESCHENK  DES  HANSZ  CHRI- 
STOFFEL LANGE  1805. 

Hölzerner  Kronlcnchter,  ohne  Bedeutung. 

Im  Thurm  zwei  Glocken.  Die  grössere  ist  neu,  von  Oberg  -  Wismar 
gegossen.*)  Die  kleinere  (Dm.  0,48  m)  hat  die  Inschrift:  SOLI  DEO  GLORIA* 
J  •  V  .  SCHULTZ  ME  FECIT  ROSTOCHII  •  Dazu  das  Datum  1765  und  die 
Namen  des  Klösterhauptmanns  DIETRICH  VON  DER  OSTEN,  Erbherm  auf  Kar- 
storf und  Hohen -Demzin,  der  beiden  Kloster- Provisoren  FRIEDR  •  LUDWIG 
VON  VIEREGGE,  Herrn  auf  Subzin  und  Kronskamp,  und  AUGUST  VON 
STRALENDORFF,  Herrn  auf  Gamehl  und  Pätow,  sowie  des  Pastors  JON. 
HEINR  •  HEERDER  und  des  Küchenmeisters  ENGELKE  PASCHEN  FRIESE. 

Kleinkunst-  KlcinkuDStwcrke.     i.    2.  Silbervergoldeter   Kelch   mit   Patene   aus  der 

werke.  ersten  Hälfte  des  XVIII.  Jahrhunderts,  von  dem  Rostocker  Goldschmied 
Hans  Steffen  Bornemann.  —  3.  Zinnerner  Kelch  (ausser  Gebrauch),  ohne  Werk- 
zeichen, aber  mit  dem  Namen  J  •  STERK  1769.  —  4.  5.  Zwei  kleine  zinnerne 
Taufschalen,  eine  mit  der  Inschrift:  JOCHIM  FRIEDRICH  KNÜTTEL  1814,  die 
andere  1766  gestiftet  von  M.  S.  P.  Die  Stempel  sind  verquetscht.  —  6.  Sechs- 
seitige zinnerne  Flasche  mit  aufgeschrobenem  Deckel -Verschluss,  als  Behälter 
für  den  Wein  bei  Kranken -Kommunionen,*)  mit  dem  Namen:  HINRICH 
LANG  1721.  —  7.  8.  Zwei  zinnerne  Altarleuchter,  der  eine  von  JOCHIM 
TEDRAN  und  SUSANNA  FINKEN  1665,  der  andere  gestiftet  von  ASMUS  LANGE 
und  MARGARETA  TITENS  1665.  Beide  von  einem  Rostocker  Zinngiesser,  aber 
der  Meisterstempel  ist  undeutlich. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


Das  Gut  und  Kirchdorf  Ahrensberg.') 

chloss  Ahrensberg  ist  in  alten  Zeiten  eine  wichtige  Feste.  Es  bildet  mit 
diesem  Namen  und  dem  dazu  gehörenden  Landgebiet  ein  eigenes 
Ländchen,  »territorium«,  zu  welchem  damals  anscheinend  auch  das  Dorf  Strelitz 
gehört,  und  ist  Eigenthum  des  Bisthums  Havelberg.*)  Von  diesem  tragen  es 
die  Grafen  von  Lindow  zu  Lehn,  welche  die  Burg  gründen.  Im  Jahre  1305 
aber  haben  die  Markgrafen  von  Brandenburg  das  Ländchen  mit  Gewalt  ein- 
genommen  und  besitzen  es  nun  mit  mehreren  anderen  Schlössern  im  südlichen 
Theile  des  Stargarder  Landes.    Zwölf  Jahre  später,  im  Templiner  Frieden  von 

*)  Ihre  Vorgängerin  hatte  dieselbe  Inschrift,  welche  noch  heute  die  kleine  Glocke  hat. 
')  S.  Zielow. 

')  5  km  südöstlich    von  Wesenberg  im  Grossherzogthiim  Mecklenburg -Strelitz.     36  km  süd- 
östlich von  Röbel  (über  Vipperow,  Laerz  und  Mirow). 

*)  M.  U.-B.  2980.  2983.  8049.     Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  249  ff. 


GUT   UND    KIRCHDORF  AHRENSBERG.  587 

13 17,  welcher  den  zwischen  Mecklenburg  und  Brandenburg  um  das  Land 
Stargard  geführten  Krieg  beendet,  wird  bestimmt,  dass  die  Schlösser  Ahrens- 
berg,  Konow  u.  a.  m.  gebrochen  und  nicht  wieder  aufgebaut  werden  sollen.^) 
In  dem  Vertrage  vom  24.  September  1329  aber  (auf  der  Görneschen  Brücke  bei 
Wittstock  zwischen  Markgraf  Ludwig  von  Brandenburg  und  der  Vormundschaft 
der  Herzöge  Albrecht  und  Johann  von  Mecklenburg)  erhalten  die  letztgenannten 
vom  Markgrafen  nicht  blos  das  Land  Stargard  zu  Lehn,  sondern  auch  Lychen, 
Eidenburg  mit  der  Türe,  Wesenberg,  Haus  und  Stadt  mit  der  Lieze,  Ahrens- 
berg  und  Strelitz.*)  Ahrensberg  ist  damals  wahrscheinlich  bereits  im  Besitz 
des  Ritters  Otto  von  Dewitz,  der  im  Jahre  1348  vom  Kaiser  Karl  IV.  in  den 
Grafenstand  erhoben  und  am  25.  Januar  1349  mit  Schloss,  Land  und  Mann- 
schaft Fürstenberg,  Schloss  und  Stadt  Strelitz,  Schloss  und  Stadt  Ahrensberg 
u.  a.  m.,  sammt  den  zugehörigen  Landen  und  Mannschaften  von  den  Herzögen 
belehnt  wird.')  Aber  lange  haben  die  von  Dewitz  Ahrensberg  nicht  behalten. 
Am  20.  Januar  135 1  sitzt  dort  schon  das  Geschlecht  der  Busse  von  der  Dolle, 
auch  die  von  Schwerin  haben  dort  Anrechte,  wie  denn  seitdem  der  Besitz 
dort  sehr  wechselt.*)  In  der  ersten  Hälfte  des  XV.  Jahrhunderts  (1438) 
haben  es  die  Osterwald,  den  18.  März  1449  Martin  Döhren  und  Klaus  Falken- 
berg, 1454  Marschall  Achim  Plate  zu  Wesenberg  und  Busse  von  Dornen. 
Endlich  kommt  Ahrensberg  an  die  Linie  der  Hahn-Solzow. 

Achim  Plate  nämlich,  der  Letzte  seines  Stammes  und  Inhaber  der  Erb- 
landmarschallwürde  im  Lande  Stargard,  verkauft  Ahrensberg  1461  an  Eckhard 
Hahn,  den  Sohn  des  Nikolaus  Hahn  auf  Solzow.  Dieser  Zweig  des  Geschlechtes 
Hahn  erhebt  nun  Ahrensberg  zu  seinem  Hauptsitz,  und  von  dieser  engen 
Verbindung  des  Schlosses  Ahrensberg  mit  dem  im  Amte  Wredenhagen 
liegenden  Hause  Solzow  ist  es  gekommen,  dass  Ahrensberg,  welches  nach 
dem  Aussterben  der  Linie  Solzow  an  die  Linie  Basedow  übergeht,  stets  bei 
dem  Herzogthum  Mecklenburg -Schwerin  geblieben  ist  und  noch  heute  zum 
Lande  Röbel  oder  zum  Amt  Wredenhagen  gerechnet  wird,  mithin  eine  Enklave 
im  Lande  Mecklenburg- Strelitz  bildet.^)  Nach  Achim  von  Plate's  im  Jahre  1464 
erfolgenden  Tode  geht  auch  die  Erblandmarschallwürde  an  die  Hahn  auf 
Kuchelmiss  über,  indem  sie  von  den  Herzögen  im  Jahre  1469  auf  Schloss 
Pleetz  gelegt  wird.  Zwar  erleidet  der  Hahn'sche  Besitz  1645  eine  Unter- 
brechung, indem  Adam  von  Holstein,  der  eine  Tochter  des  Lüdeke  Hahn  auf 
Ahrensberg  geehelicht  hat,  das  Gut  auf  Grund  der  Forderungen  seiner  Gattin 
aus  ihren  Ehe-  und  Erbgeldern  erwirbt.  Es  ruhen  aber  im  Uebrigen  so  viele 
Schulden  auf  dem  Gut,  dass  eine  grosse  Zerstückelung  desselben  und  eine 
allmähliche  Adjudicierung  an  viele  Gläubiger  stattfindet.  Diese  kauft  nach  und 
nach   in    den  Jahren   1647 — 1649  ^^^  schwedische  Oberst  Tobias  Mac  Duwalt 


*)  M.  U.-B.  3943.  Vgl.  3942. 

*)  M.  U.-B.  5081.  5082. 

»)  M.  U.-H.  6915. 

*)   M.  U.-B.  7409.  8153.  8207. 

*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  11,  S.  274. 


588  AMTSGERlCinSBEZIRK   KÖHEl.. 

zusammen,  welcher  darüber  am  ii.  Oktober  1653  den  landesherrlichen  Konsens 
und  Lehnbrief  empfangt.*)  Doch  ist  das  Gut  durch  den  dreissigjährigen  Krieg 
so  entvverthet,  dass  dessen  Wiedererwerb  der  Linie  der  Hahn -Basedow  (einige 
Zeit  nach  dem  Aussterben  der  Linie  Solzow)  keine  Mühe  macht.  Ahrensberg 
bleibt  bis  1856  in  Flahn'schen  Händen,  dann  aber  kommt  es  an  den  Ober- 
jägermeister Friedrich  von  Voss,  1876  an  Ferdinand  Saran  und  1878  an  den 
regierenden  Fürsten  von  Schaumburg- Lippe.*) 

Die  Ahrensberger  Geistlichen  lernen  wir  erst  von  der  zweiten  Hälfte 
des  XVL  Jahrhunderts  an  kennen.  Damals  ist  noch  das  südlich  davon  gelegene 
Dorf  Priepert  als  Filial- Kirchdorf  mit  Ahrensberg  verbunden.  In  den  sieben- 
ziger  Jahren  des  XVL  Jahrhunderts  ist  Johannes  Küster  (Custerus)  Pastor,  er 
unterschreibt  die  Konkordienförmel.  Ihm  folgt  1581  Johann  Gantzkow 
(Gantschow)  aus  VVcsenbcrg,  und  diesem  1608  der  gleichnamige  Sohn,  von 
welchem  der  Vater  gehofft  hatte,  er  werde  der  ^^Haculus  senectutis  suaec  sein. 
Doch  stirbt  der  Vater  vorher.  Den  Sohn  treffen  wir  noch  1629  im  Amte, 
aber  er  überdauert  nicht  den  dreissigjährigen  Krieg.  Denn  in  den  vierziger 
Jahren  ist  bereits  Johann  Vetter  an  seiner  Stelle.  Diesen  ersetzt  1653  der 
unter  dem  Patronat  des  Tobias  Mac  Duwalt  berufene  Andreas  Wöldeke,  der 
über  fünfzig  Jahre  Pastor  zu  Ahrensberg  ist  und  am  12.  Februar  1707  stirbt. 
Es  folgen:  von  1707  bis  1748  Justus  Andreas  Schenk,  von  1747  bis  zu  seinem 
am  12.  Mai  1792  erfolgten  Tode  der  Sohn  Friedr.  Christoph  Schenk,  und  seit 
1793  Karl  Christian  Budler  (7  1833).     Vgl.  Walter  a.  a.  O. 

Kirche.  Kirche.      Die    Kirche    ist   ein    schlichter   Fachwerkbau    in    Form    eines 

länglichen  Vierecks.  Mit  ihrem  klassicierenden  Stil  aus  der  zweiten  Hälfte 
des  XVIIL  Jahrhunderts  erinnert  sie  an  die  Kirchen  zu  Diemitz  und  Schwarz, 
zeigt  aber,  entsprechend  dem  Holzverband,  eine  leichtere  Bauweise.  Im  Innern 
eine  flache  Balken-  und  Bretterdecke.  Im  Westen  ein  Thurm,  dessen  Helm 
glockenförmig  aufsetzt,  in  seiner  Verjüngung  aber  noch  einmal  zwiebelförmig 
ausladet. 

Grab-  Auf  dem  Kirchhofe  eine  von  dem  Kammerpräsidenten  und  Oberjäger- 

kapellc.  nieister  VON  VOSS  (s.  o.)  erbaute  Grabkapelle.  Ueber  dem  Portal  das  Wappen 
des  Erbauers,  an  dem  Vordcrgicbel  eine  Kopie  des  Christuskopfes  von 
Thorwaldsen. 

Altar.  Im  Altaraufsatz  ein  Gemälde   mit  der  Darstellung  des  Gebets  in  Geth- 

Kanzel.      semane.  —  Die  Kanzel  ruht  auf  einer  aus  Holz  geschnitzten  Engelfigur. 

Empore.  Auf  der  Südseite  eine  Hahn  sehe  Empore,  aber  ohne  nähere  geschicht- 

liche Andeutungen. 

Wappen.  Am  Orgelchor    hängen    zwei   kleine   zinnerne  Wappen,    ein   Hahn'sches 

mit   dem    Namen   des    KLAUS  LÜDECKE  VON   HAHN,    und  ein  Doppelwappen 


*)  Lisch,  Geschl.  Hahn  II,  S.  355  ff     Es  sind  zum  Theil  völlig  verödete  Gehöfte  und  Hufen. 
»;  Lisch,  Geschl.  Hahn  IV,  S.  175  ff. 


KIRCHDORF   ROSSOW. 


589 


Hahn- Hammerstein  mit  den  Namen  der  CHARLOTTE  ANGELIKA  BARONIN 
VON  HAMMERSTEIN  und  des  LEVIN  LUDEWIG  VON  HAHN.  Ferner  ein 
grosses  Doppelwapp«.D  aus  Holz  mit  den  beiden  Namen:  CASPAR  •  VALEN- 
TIN :  V  :  BUCH  und  MARIA  :  MAC  :  DVWALL.  Oberhalb  und  unterhalb  des 
Wappens  eine  längere  Inschrift  über  das  Leben,  den  Khestand  und  den  Tod 
der  Frau,  zum  Theil  in  Versen. 

Im  Thurm  zwei   Glocken.     Die  grössere  ist    1899  von   M.  &  O.  Ohison     Glocken, 
in  Lübeck  gegossen,^)    die  kleinere  hat  in  gothischen  Minuskeln  die  Inschrift: 

Pcrblim  tiomini  maiiet  in  ctenibm  mino  mcccccli:i:biti. 

Kleinkunatwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  mit  Patene,  ohne  Kleinkunst- 
Inschrift.  Beide  mit  dem  Güstrower  Stadtzeichen  und  dem  Stempel  des  werke. 
Meisters  Andreas  Rathke.  —  3.  Silbervcrgoldete  Oblatenschachtcl  in  länglich 
runder  Form,  ohne  Inschrift.  Von  demselben  Meister  wie  Kelch  und  Patene. 
—  4.  Silberne  Weinkanne  in  neugothischem  Stil,  1875/77  gestiftet  von 
FERDINAND  SARAN,  Patron  der  Kirche  zu  Ahrcnsberg.  —  5.  Zinnerner  Kelch 
vom  Güstrower  Zinngiesser  H.  I.  D.  —  6.  In.  Messing  getriebene  achtscitigc 
Schüssel  mit  der  eingeritzten  Darstellung  der  Taufe  im  Jordan  und  der  Um- 
schrift am  Rande:  DIESES  TAUFBECKEN  HAT  MACHEN  LASSEN  HERR 
ANDREAS  WÖLDKE  PASTOR  ZUM  ARRENSBERQK  ANNO  1687  IM  MAY  GOTT 
UND  DER  KIRCHE  ZU  EHREN.  —  7.  8.  Zwei  neuere  Leuchter. 


Das  Kirchdorf  Rossow.^) 

|as  Kirchdorf  Rossow  gehört  zum  alten  Lande  Lieze  im  Südosten  Mecklen- 
burgs und  ist  neben  dem  anderen  Theil,  in  welchem  das  Dorf  Netze- 
band liegt,  der  einzige  Ueberrest,  welchen  Mecklenburg  von  der  Lieze  behalten 
hat.  Die  Gegend  südlich  von  Wredenhagen  nämlich,  ungefähr  zwischen 
Wredenhagen,  Wittstock,  Ruppin,  Reinsberg  und  Zechlin  bildet  das  alte  Land 
Lieze,  welches  vom  XIII.  Jahrhundert  her  zu  Mecklenburg  gehört  und  1274 
zum  ersten  Mal  in  einer  Urkunde  erwähnt  wird,  nach  welcher  die  Dosse  das 
Havelberger  Stiftsland  vom  Gebiet  der  Herren  von  Werle,  der  »terra  dicta 
Liza«  scheidet.^)  Im  XIV. — XVI.  Jaiirhundert  werden  die  Dörfer  Schweinrich, 
Berlin,  Scwekow  und  Dranse  Dörfer  auf  »der  Lieze«  genannt.  Sie  sind 
dem  Kloster  Amelungsborn  schon  vor   1256  überwiesen,  wie  denn  fast  sämnit- 


*)  Die  Vorgängerin  war  1723  von   M.  Begun  gegossen  worden:    Inventar  181 1. 

*)  15  km  siidsildöstlich  von  \Vittstock  42  km  südlich  von  Röhel.  Rossouw,  Kossow  r- 
»Ort  des  Rosac:  M.  Jahrb.  XLVI,  S.  122.  Im  Jahre  1421  heisst  es :  >Haiiptdürrr  Rossow  im  ()l»cr- 
Liezlendeken.c 

*)  M.  U.-H.   1327.    Vgl.  M.  Jahrb.  II,  S.  93.    XXIX,  S.  7. 


Geschichte 

des 

Dorfes. 


590  AMTSGERICHTSBKZIRK   RÖBEL. 

liehe  Ortschaften  dieses  Ländchens  in  geistlichen  Händen  sind.  So  haben 
hier  z.  B.  auch  die  Klöster  Arendsee  in  der  Altmark,  Altenkamp  a./Rh.  und 
das  entfernte  Dünamünde  bei  Riga  ausgedehnte  Besitzungen.*)  Aber  alle  diese 
Klostergüter  gelangen  wegen  der  Schwierigkeit  ihrer  Bewirthschaftung  schon 
im  XIV.  Jahrhundert  in  andere  Hände.  Besonders  sind  es  die  Bischöfe  von 
Havelberg  und  die  Stadt  Wittstock,  die  diese  Gelegenheit  zur  Vergrösserung 
ihrer  Territorien  benutzen.  Doch  giebt  es  über  die  Grenzverhältnisse  sowie 
über  Episkopalrechte  und  die  landesherrlichen  Hoheitsrechte  vielen  Streit, 
wenngleich  die  Oberhoheit  Mecklenburgs  über  die  Lieze  im  Ganzen  nie  an- 
gezweifelt wird.  Zwar  geht  sie  im  Jahre  1276  von  Werle  an  Brandenburg  ver- 
loren, aber  seit  dem  Templiner  Frieden  ist  sie  wieder  in  den  Händen  der  Linie 
Mecklenburg  und  wird  von  dieser  in  einem  Vertrage  vom  24.  September  1329 
nebst  dem  Lande  Stargard  aufs  Neue  von  Brandenburg  zu  Lehn  genommen.*) 
Dem  entsprechend,  verleiht  denn  auch  Herzog  Johann  von  Mecklenburg- 
Stargard  am  20.  December  1353  dem  Hennmg  Behr  das  Marschallamt  des 
Landes  Stargard  mit  allen  Gefallen  aus  der  Lieze,  die  Netzebander  Güter  mit 
eingeschlossen.^)  Allein  im  XV.  und  XVL  Jahrhundert  gehen  den  Herzögen  von 
Mecklenburg  ihre  Rechte  an  der  Lieze  schrittweise  verloren.  Nur  Rossow  und 
Netzeband  c.  p.  verbleiben  ihnen  dadurch,  dass  sie  damals  Lehen  der  mächtigen 
Herren  von  Rohr  sind,  die  man  nicht  ohne  Weiteres  zu  übersehen  wagt.  Auf 
die  ebengenannten  von  Behr  waren  nämlich  zuerst  die  von  Gadow  und  seit 
141 8  die  von  Rohr  als  Lehnsträger  gefolgt.  Diese  sitzen  noch  zu  Anfang  des 
XVIL  Jahrhunderts  auf  Rossow.  Doch  gewinnen  schon  in  den  ersten  Jahr- 
zehnten die  mit  ihnen  verschwägerten  von  Quitzow  Antheile  am  Gute  und 
haben  u.  a.  auch  das  Kirchenpatronat,  das  sie  im  Jahre  1619  bei  der  Ein- 
setzung des  Pastors  Ottomann  (s.  u.)  bethätigen.  Eine  grössere  Verkehrung 
der  Besitzverhältnisse  tritt  im  Jahre  1629  ein,  als  Wallenstein  in  seiner  Eigen- 
schaft als  vom  Kaiser  eingesetzter  Landesherr  und  unter  dem  Titel  des  Herzogs 
von  Friedland  am  19.  December  d.  Js.  den  Hans  Holstein  mit  Rossow  belehnt, 
dessen  Nachkommen  sich  hier  bis  ans  Ende  des  XVIL  Jahrhunderts  halten. 
Aber  neben  ihnen  gewinnen  auch  andere  ritterbürtige  Familien  Antheile  ver- 
schiedener Art,  wie  z.  B.  die  von  Lüderitz,  von  der  Weyden,  von  Schlieben, 
von  Bamewitz  u.  A.  m.,  bis  endlich  von  1689  an  der  brandenburgische  Geh. 
Rath  Konrad  von  Stillen  allmählich  sämmtliche  Antheilhaber  auskauft  und 
1695  vom  Herzog  Gustav  Adolf  mit  ganz  Rossow  belehnt  wird.  Konrad  von 
Stillen  stirbt  1699.  Ihm  folgt  sein  Sohn,  diesem  aber  sehr  bald  der  General- 
major von  Stillen,  welchem  Herzog  Friedrich  Wilhelm  1712  Hof  und  Dorf 
Rossow  abkauft.  Beide  werden  nun  dem  Domanium  einverleibt  und  zum  Amt 
Wredenhagen  gelegt.  Die  Grossherzogliche  Kammer  aber  verkauft  das  Dorf 
am    27.    Oktober    1836    als    selbstständiges    ritterschaftliches    Allodialgut   fiir 


»)  Lisch,  M.  Jahrb.  II,  S.  92.    XIII,  S.  135.    XIV,  S.  70.    XV,  S.  I5ff.    XXIX,  S.  yff. 
*)  M.  U.-B.  4358.  5081.  6860  A.  B.    Vgl.  BoU,  Gesch.  d.  L.  Stargard  I,  S.  81  ff. 
')  M.  U.-B.  7859.  8456.     S.  die  Ortsgeschichte   von  Netzeband.     Femer  Lisch,    Geschlecht 
Behr  I,  S.  47. 


KIRCHDORF  ROSSOW.  591 

27  Tn  Rthlr.  an  die  dortigen  achtundzwanzig  Hauswirthe  und  reserviert  der 
Landesherrschaft  nur  das  Kirchenpatronat,  die  Schule,  die  Aufkünfte  aus  dem 
Zollverein  und  das  Judenregal.')  Der  Hof  Rossow  aber  wird  ebenfalls  als 
Allodial- Rittergut  verkauft,  ihn  erwirbt  der  Gutsbesitzer  von  Lücken  auf 
Zahrensdorf,  doch  nur  auf  kurze  Zeit.  Denn  schon  seit  1846  sitzt  auf  dem  Gut 
das  Geschlecht  der  Karstedt,  welches  daraus  ein  Fideikommiss  gemacht  hat. 
Der  erste  lutherische  Geistliche,  welcher  genannt  wird,  ist  Er  Nikolaus 
Runge,  er  ist  um  1619  ein  alter  Mann.  Er  hat  auch  in  Rägelin  gepredigt, 
die  Kura   im   Filial    Netzeband   aber   einem    Geistlichen   aus    der   Mark   über- 


Golhischcs  Triplychon. 

lassen.  An  Runge's  Stelle  tritt  Kaspar  Ottomann,  der  schon  nach 
wenigen  Jahren  durch  einen  Raubmord  auf  der  Landstrasse  ums  Leben  kommt. 
1624  wird  in  Folge  dessen  unter  Quitzow'schem  Patronat  der  Kaplan  Joachim 
Bittorf  aus  Wittstock  berufen.  Wie  lange  er  im  Dienst  bleibt,  haben  wir 
nicht  ermittelt.  1648  folgt  Nikolaus  Weissensee  als  Pastor,  der  bis  zum  Ende  der 
siebenziger  Jahre  Pastor  ist,  zu  Rossow  unter  Holstein'schem  und  Liideritz'schem 
Patronat,  zu  Netzeband  unter  Holstein'schem  Patronat  und  zu  Schönberg  unter 
Lüderitz 'schem  und  von  der  Jahne'schem  Patronat.  168 1  folgt  Georg  Karchow 
{+  1707),  1707  Nikolaus  Schulz  (7  1714),  1715  Georg  Karl  Wolf  (emeritiert  1747), 
1747  Christoph  Karl  Wolf  (f  1798),  und  1798  Job.  Christoph  Jak.  Fromm,  der 
sich   1805  nach  Ribnitz  berufen  lässt.     S.  Walter  a.  a.  O. 

')  höhlau,   M.  Landrechl  111,   K.  280/81. 


592 


AMTSGERICHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Kirche. 


Altar- 
aufsatz. 


(ilocken. 


Kleinkunst- 
werke. 


Kirche.  Die  in  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute  Kirche  ist  ein 
mittelalterlicher  Feldsteinbau  mit  flacher  Decke  im  Innern.  Der  Ostgiebel  ist 
mit  Blenden  verziert,  im  Uebrigen  aber  stark  erneuert.  Auf  jeder  der  beiden 
Langseiten  befinden  sich  drei  mit  flachem  Stichbogen  geschlossene  Fenster. 
Vor  dem  Eingang  auf  der  Südseite  eine  Vorhalle.  Im  Westen,  etwa  einen 
halben  Meter  von  der  Kirche  entfernt,  ein  hoher  hölzerner  GlockenstuhL 

Der  Altaraufsatz  wird  gebildet  aus  dem  Mittelstück  eines  mit  Schnitz- 
werken gefüllten  gothischen  Triptychons,  das  sich  als  ein  treffliches  Werk  des 
XIV.  Jahrhunderts  darstellt.  Jedoch  hat  dieses  nicht  mehr  seine  ursprüngliche 
Gestalt.  Einfassung  und  Bekrönung  sind  fremdartige  Zuthaten,  theils  im 
Barock-  und  Rokokostil,  theils  in  neugothischem  Geschmack.  In  der  Mitte 
die  Krönung  Mariae.  Hierunter  der  Krucifixus  mit  Maria  und  Johannes; 
dazu  jederseits  oben  die  Halbfigur  eines  Propheten:  Jesaias  und  Jeremias. 
Rechts  und  links  von  der  Hauptgruppe  die  zwölf  Apostel  mit  Attributen,  die 
nicht  immer  stimmen,  jeder  mit  einem  Spruchband,  auf  dem  der  Name  steht. 
An  Stelle  der  Predella  eine  spätere  Inschrift:  DEN  20.MAJUS  ANNO  1607 
(1667?)  REN0V»1737.  Besondere  Beachtung  verdienen  der  frühgothische  Kruci- 
fixus in  der  Mitte  unter  der  Krönung  Mariae  und  die  Spruchbänder  der 
Apostel.  Von  den  Flügeln,  welche  wahrscheinlich  nur  Malereien  enthielten, 
ist  keine  Spur  mehr  vorhanden. 

Im  Glockenstuhl  zwei  Glocken.  Die  grosse  hat  1,10  m  Durchmesser, 
ist  schmucklos  und  trägt  nur  am  oberen  Rande  eine  mittelalterliche  Inschrift, 
die  aber  der  ungünstigen  Lage  wegen  nicht  zu  entzifiern  war.  —  Die  zweite 
Glocke  (Dm.  0,75  m)  ist  laut  Inschrift  im  Jahre  1717  zur  Zeit  des  Pastors 
G.  C.  WOLF  von  M.  C.  S.Mebert  in  Neu-Ruppin  gegossen.*) 

Kleinkunstwerke,  i.  Zinnkelch  mit  der  Inschrift:  A  •  M  •  GROTEN, 
VEREHELICHTE  TILSEN  1762  Keine  Zeichen.  —  2.  Zinnpatene,  gestiftet  von 
ANNA  MARIA  MOSOLS  1688.  Von  einem  Zinngiesser  I.  B.,  der  einen  Blumen- 
topf mit  drei  Blumen  als  Zeichen  hat.  —  3  4-  Zwei  zinnerne  Altarleucliter, 
der  eine  mit  der  Inschrift:  PETER  TYE  VEREHRET  ZU  ROSSOW  1649,  der 
andere  mit  der  Inschrift:  HANS  KROGER  LEINWEBER  1650.  Als  Stadtstenipel 
bei  beiden  zwei  gekreuzte  Bischofstäbe,  als  Meisterzeichen  ein  Zweig  mit  drei 
Blüthen  und  den  Initialen  I.  L.  —  5.  Taufbecken  von  Messing,  neu. 


^)  -Bei  den  Visitationen  von  1661,  1663,  1666,  1667,  werden  bereits  zwei  (Hocken,  eine 
grosse  und  eine  kleine,  erwähnt.  Die  Kleine  ist  17 17  umgegossen  worden.  Die  grosse  ist  jeden- 
falls die  noch  vorhandene. 


GUT   UNI)   FIIJAL- KIRCHDORF  NETZEBAND.  593 


*)  6  km   südlicher   als  Rossow,  48  km   südlich   von   Röbel.     Nach  Kühnel   soviel   wie  »die 
N^cebadc  vom  not-  =  anzünden,  anfachen:  M, Jahrb.  XLVI,  S,  99. 

*)  M.  U.-B.  403. 

•)  Rotstil,  untergegangen  bei  Neu-Ruppin. 
*)  M.  U.R.  8456. 

38 


Dorfes. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Netzeband.') 

es  Ortes  Netzeband  geschieht  zuerst  in  einer  Urkunde  vom  9.  Mai  1232  Geschichte 
Erwähnung,  in  welcher  die  Ritter  Johann  und  Gerhard  von  Ploto  dem  _^^^ 
Kloster  Arendsee  zweiund vierzig  Hufen  Landes  schenken,  ^inter  Nyzzebant 
et  dominum  abbatem  de  Dunemunde  super  Tymanize  fluuium.«*)  Eine  weitere 
Erwähnung  des  Ortes  fuhrt  uns  in  die  wilde  Zeit  des  mittelalterlichen  Faust- 
rechtes. Um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  ist  nämlich  der  Marschall  von 
Behr  Herr  auf  Netzeband  und  den  dazu  gehörenden  Gütern  Drusedow,  Grüne- 
berg, Rägelin,  Dargitz,  Rotstil  ^)  u.  s.  w.  Da  erhebt  er  Klage  bei  seinem  Lehn- 
herrn, dem  Herzog  Albrecht  von  Mecklenburg,  gegen  den  Grafen  von  Lindow 
und  die  von  Rohr,  und  zwar  über  Gewaltthätigkeiten,  welche  sie  ihm,  seinem 
Sohne  sowie  seinen  Gütern  und  Bauern  angethan.  Sie  haben  ihm  zu  Netze- 
band Haus  und  Hof  abgenommen  und  fiir  tausend  Mark  Silbers  Schaden  daran 
zugefügt,  sie  haben  seinen  Sohn  erschossen,  obwohl  ihnen  dieser  niemals  etwas 
zu  Leide  gethan;  sie  haben  das  Dorf  Netzeband  abgebrannt,  so  dass  er  drei 
Jahre  hindurch  keine  Pacht  erheben  konnte;  sie  haben  Kirche,  Kirchhof  und 
Speicher  verwüstet,  das  Glockenhaus  erbrochen,  die  Kirchenglocken  fortgeführt, 
die  Scheunen  im  Dorfe  niedergebrannt  und  überhaupt  das  ganze  Dorf  arg 
behandelt,  was  auf  achtzig  Mark  Schaden  zu  rechnen.  Die  Bauern  zu  Netzeband 
fangen  sie  und  lassen  sie  nur  gegen  dreissig  Pfund  Brandenburgsch  wieder 
frei,  auch  das  Holz  hauen  sie  ab,  was  ein  Schade  von  anderthalb  hundert 
Mark  Silbers  geworden.  Sein  Korn  haben  sie  abgemäht  und  fortgefahren: 
dreierlei  Saat,  Roggen,  Gerste  und  Hafer,  wohl  an  hundert  Mark  Silbers  werth, 
ausserdem  haben  sie  an  Schaffleisch  und  Kuhfleisch,  an  allerlei  Geräth,  an 
Pfannen  und  Grapen  und  sonstigen  Dingen,  wie  sie  ein  ehrbarer  Mann  in 
seinem  Hause  zu  halten  pflegt,  im  Werthe  von  hundert  Mark  Silbers  geraubt, 
sie  haben  seinen  Teich  ausgestochen  und  ausgefischt,  was  auf  fünfzig  Mark 
Silber  zu  rechnen.  U.  s.  w.,  u.  s.  w.*)  Ebenso  ist  auf  den  anderen  Gütern 
gehaust  worden.  Wir  können  aber  annehmen,  dass  der  beschädigte  Ritter 
nicht  ermangelt  haben  wird,  Gleiches  mit  Gleichem  zu  vergelten,  und  dürfen 
nicht  vergessen,  dass  es  damals  nach  dem  Grundsatz  ging:  »Stehlen  und 
Rauben  ist  keine  Schande,  das  thun  die  Besten  im  Lande.«  Netzeband 
gehört    wie   Rossow    zur   Lieze    und    gilt   als   einer   von   deren   Hauptplätzen. 


594 


\MTSGER1CHTSBEZIRK   RÖBEL. 


Aber  die  Herzöge  von  Mecklenburg  kommen,  wie  oben  bei  Rossow  erwähnt 
worden,  im  Laufe  des  XVI.  und  XVII.  Jahrhunderts  durch  fremdnachbarliche 
Vergewaltigung  um  den  grössten  Theil  dieses  Landes,  und  nur  die  dortigen 
Lehngüter  bleiben  ihnen  erhalten. 

Im  Jahre  141 8  werden  Otto  und  Meinecke  Rohr  mit  Netzeband  be- 
lehnt, welches  nun  über  zweihundert  Jahre  in  ihrer  Familie  bleibt.  1620  fällt 
Netzeband  wieder  an  den  Landesherrn  zurück  und  wird  in  Administration 
genommen.  Am  9.  Mai  1647  bittet  der  Kammerjunker  und  Kapitän  Jürgen 
von  Mecklenburg  um  Belehnung  mit  dem  Gute,  und  Herzog  Adolf  Friedrich 
hat  auch  Anfangs  Neigung,  es  ihm  zuzusagen.  Indessen  kommt  es  nicht 
dazu.  Denn  auf  dem  Nachlass  des  verstorbenen  Herzogs  Hans  Albrecht  ruht 
eine  so  grosse  Schuldenlast,  dass  zu  deren  Deckung  das  Gut  verpfändet  werden 
muss.  Das  geschieht  1649  an  die  von  Holstein.  Aber  die  von  Holstein  ver- 
fallen dem  Konkurs,  und  aus  diesem  erwirbt  es  Friedrich  von  Barnewitz,  der 
darüber  am  27.  März  1691  den  Allodialbrief  empfängt,  später  aber,  am 
14.  Januar  1702,  das  Gut  auf  Begehren  des  Herzogs  Friedrich  Wilhelm  wieder 
als  Lehn  übernimmt.  Im  Jahre  1741,  mit  dem  Tode  des  letzten  männlichen 
Nachkommen  des  Friedrich  von  Barnewitz,  fällt  das  Lehn  heim.  Es  entstehen 
nun  langwierige  Prozesse  mit  den  Erbtöchtern,  welche  sich  auf  eine  Allodialitäts- 
erklärung  des  Herzogs  Karl  Leopold  berufen.  In  Folge  davon  wird  das  Gut 
dem  Gatten  der  einen,  dem  Generalmajor  von  Wrangel,  im  Jahre  1762  über- 
lassen. Von  diesem  kauft  es  1773  der  Generalmajor  von  Königsmark,  dessen 
Familie  es  mit  den  dazu  gehörigen  Lieze- Dörfern  noch  heute  als  Fideikommiss 
in  Händen  hat. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  oben  bei  Rossow. 

Kirche.  Kirche.     Die  im  Jahre  1834  ^^  Form  eines  länglichen  Vierecks  erbaute 

Kirche  folgt  dem  klassicierenden  Stil  jener  Zeit  und  hat  im  Innern  eine  flache 
Decke.  Zwei  Reihen  von  toskanisierenden  Säulen  theilen  das  Innere  bis  zum 
Chorraum  hin  gleichsam  in  drei  Schiffe.  Im  Westen  der  Kirche  ein  schmälerer 
Thurm  gleichen  Stils. 

Altar  und  Die   innere  Einrichtung   ist   überaus    einfach   und   nüchtern.     Altar  und 

Kanzel,      Kanzel    sind    zu    einem    Körper    vereinigt.      An    der    Empore    das    Gräflich 
Empore.      KÖNIGSMARK'sche  Wappen. 


Glocken. 


Im  Thurm  zwei  Glocken,  eine  grössere  und  eine  kleinere.  Jene  ist 
1728  von  Christian  Heintze  in  Berlin  gegossen  und  zeigt  Wappen  und  Namen 
des  FRIEDRICH  VON  BARNEWITZ,  sowie  den  Namen  seiner  Gattin  DOROTHA 
MARGARETHA  VON  DER  LUHE  und  den  des  Pastors  GEORG  KARL  WOLFF.  — 
Die  zweite  Glocke  ist  1780  von  J.  C.  Meyer  gegossen  und  trägt  den  Namen 
der  Frau  Generalin  VON  KÖNIGSMARK  und  den  des  CARL  CHRISTOPH  WOLFF, 
Predigers  in  Rossow,  Netzband  und  Schönberg. ^) 


^)  Das  Inventar  von   i8ii   erwähnt  fünf  grosse  figurierte  (Jrabsteine  der  Familie  von  Rohr, 
darunter  zwei  ältere  ohne  Data  und  drei  jüngere  mit  Daten  (1560,   1560,   1596). 


GUT   UND   FILIAL- KIRCHDORF  SCHÖNBERG. 


595 


KleinkttDStwerke.  i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  vom  Jahre  1703,  auf  Kleinkunst- 
dem  Fuss  ein  eingraviertes  Barnewitz -Lühe'sches  Ehewappen  mit  den  Initialen  werke. 
F  •  V  •  B  •  (des  Mannes)  und  D»M»V«D»L»  (der  Frau).  S.  o.  Am  Kelch 
ein  Stadtzeichen,  *  welches  zwei  gekreuzte  Bischofsstäbe  darstellt,  und  ein 
Meisterstempel  mit  den  Initialen  G  W;  an  der  zugehörigen  Patene  nichts.  Die 
Jahreszahl  1703  steht  unter  dem  Ehewappen  des  Kelches.  —  3.  Getriebenes 
Taufbecken  von  Messing  mit  der  Verkündigung  Maria  und  der  bekannten 
und  vielfach  gedeuteten  Legende.  Inschrift  auf  dem  Rande:  DIESES  BECKEN 
VEREHRET  HANS  MASSE  VND  ANNA  WITKOPFS  INS  GOTTESHAUS  ZU 
NIETZEBANDT  DEN  20  •  OCTOBER  ANNO  1674. 


Das  Gut  und  Filial- Kirchdorf  Schönberg.') 

|as  gleich  Rossow  und  Netzeband  zur  Lieze  zählende  Gut  und  Dorf  Geschichte 
Schönberg  tritt  uns  im  XVI.  Jahrhundert  als  eine  blosse  Feldmark  ^^s 
entgegen,  die  zu  dem  in  Rohr'schen  Händen  befindlichen  Netzeband-Rossower  l^o™s. 
Güterkomplex  gehört.  Am  Ende  des  XVI.  Jahrhunderts  wird  das  Dorf  neu  auf- 
gebaut und  zu  einer  selbstständigen  Ortschaft  erhoben.  In  Rohr'schen  Händen 
bleibt  das  Gut,  bis  es  im  Jahre  1629  ebenso  wie  Rossow  von  Hans  Holstein 
erworben  wird,  den  Wallenstein  damit  belehnt.  Holstein  verkauft  davon  einen 
Antheil  an  Daniel  von  Lüderitz,  welcher  1633  um  Belehnung  bittet.  Aber 
auch  ein  von  der  Jahne  hat  Antheil  am  Gut,  den  er  1676  an  den  Rittmeister 
Joachim  Hans  von  Joergass  verkauft.  So  gehen  beide  Antheile,  der  Lüde- 
ritz'sche  und  der  Joergass 'sehe,  eine  Zeit  lang  neben  einander  her.  Der  letzt- 
genannte kommt  1701  an  Otto  Friedrich  von  Barner.  Am  26.  April  1718 
vereinigt  endlich  der  Oberforstmeister  von  Joergass  beide  mit  einander.  Aber 
das  Gut  bleibt  dieser  Familie  nur  kurze  Zeit  erhalten.  Unter  dem  Leutnant 
von  Joergass  bricht  ein  Konkurs  aus,  aus  welchem  es  1752  von  Moritz  Joachim 
von  ArenstorfT  erworben  wird.  Arenstorff  erhält  am  10.  Februar  1757  den 
Lehnbrief  über  Schönberg,  überlässt  es  aber  bald  darauf  dem  Hauptmann 
Joachim  Gustav  von  Ferber,  welcher  damit  am  23.  Februar  1769  belehnt  wird. 
Später  tritt  häufiger  Besitzwechsel  ein;  1790  hat  es  der  Generalmajor  Wilhelm 
von  Romberg,  1795  Peter  Georg  Krell,  dessen  Familie  es  bis  1865  festhält. 
1866  sitzt  Wilh.  Karl  Risselmann  auf  Schönberg,  1874  Julius  Gustav  Arendt, 
und  seit  1882  der  Erblandhofmeister  Kammerherr  Karl  Hans  Konstantin  Graf 
von  Königsmark. 

Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse  s.  bei  Rossow. 

Kirche*     Die  Kirche  ist  ein  schlichter  Fachwerkbau  in  der  Form  eines      Kirche, 
länglichen    Vierecks    mit    polygonalem    Chorschluss.      An    der    Westseite    ein 
Fachwerkthurm  mit  Holzverschalung. 


^)  9  km  südlicher  als   Rossow,   51  km  südlich   von   kül)el. 


38< 


59^  AMTSGEKICUTSBKZIKK    RÖBEL. 

Altar  und  Altar   und  Kamel   sind  Werke   des   Barockstils   vom  Jahre   1702,   mit 

Kanzel,  unschönen  Malereien  auf  gekalkten  Brettern.  Der  Altar  ist  von  C  •  S  •  VON 
JORQAS  und  M  •  E  •  VON  WARTENBERQEN  sowie  von  F  •  O  •  VON  BERNER 
(Barner)  und  M  •  R  •  V  •  JORQASSEN  gestiftet.  An  der  Vorderseite  der  Altar- 
kanzellen steht  der  Name  Chrlstopfar  Krusemark  (vermuthlich  der  des  Verfertigers 
von  Altar  und  Kanzel). 

Glocke.  Die  kleine  Glocke  ist  1896  von  C.  Oberg  in  Wismar  umgegossen.') 

Kleinkunst-  Klcinkttoatwerke.    i.  2.  Silbervergoldeter  Kelch  auf  sechspassigem  Fuss, 

werke.  im  Charakter  des  XVIII.  Jahrhunderts.  Nach  der  Inschrift  gestiftet  von  HANS 
ALBRECHT  V  •  JÜRGAS  und  HELENE  ELISABETH  V  •  WACKENITZ  ANNO 
MDCCXXV.  Auf  der  Unterseite  des  Fusses  undeutliche  Stempel.  Dazu  eine 
Patene,  welche  ebenso  wie  der  Kelch  mit  dem  eingravierten  Ehewappen  des 
Stifterpaares  versehen  ist.  —  34.  Zwei  zinnerne  Leuchter  mit  den  Namen: 
JOACHIM  GUSTAV  VON  FERBER  1786  und  ANNA  SOVIA  LEOPOLDINA  VON 
KLITZINQ  1786.     Englisches  Zinn  mit  dem  Stempel  I  S  1785. 


Die  wichtigsten  vorgeschichtlichen  Stollen 

in  dem  Amtsgerichtsbezirk  Röbel. 

RöbeL  Heidnischer  Burgwall,  ein  ziemlich  hohes  Plateau  mit  schroflen 
Abfällen,  am  Nordende  der  Stadt.  Jetzt  steht  auf  demselben  die  altstädter 
Kirche  (Marienkirche).  Lisch,  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  1 14.  Beyer,  M.  Jahrb.  XXXII, 
S.  119.  —  Auf  dem  Mühlenberg  in  der  Alt- Stadt  wird  ein  wendischer  Burg- 
wall vermuthet.  —  Im  Alt-Röbelschen  Kirchenholze  sind  schon  vor  langer 
Zeit  Urnen  mit  Eisensachen  gefunden,  die  auf  ein  alteisenzeitliches  Urnenfeld 
schliessen  lassen.     Vgl.  Friderico-Francisceum  S.  94.    M.  Jahrb.  IIB,  S.  76. 

Gr. -Kelle.  Nahe  der  Schamper- Mühle  einige  Erdhügel,  anscheinend 
bronzezeitliche  Gräber,  bereits  erwähnt  im  M.  Jahrb.  VIIIB,  S.  228.  —  Im  Jahre 
1837  wurde  einem  Grabhügel  ein  sehr  interessanter  Fund  römischer  Alter- 
thümer  entnommen,  unter  denen  besonders  eine  silberne  Schale  hervorragt. 
Vgl.  M.  Jahrb.  HIB,  S.  42.  VB,  Anhang.  VIIIB,  S.  93.  Beltz,  Vorgeschichte, 
Seite  117. 

Dambeck.     Im  Park  ein  erhaltenes  Hünengrab. 

iMlorf.  Auf  der  Halbinsel  Steinhom  ein  anscheinend  wendischer 
Burgwall;  vgl.  M.  Jahrb.  XXXIV,  S.  191. 

Wildknbl.  Brönzezeitliche  Flachgräber  (mit  Leichenbrand).  Beltz,  M. 
Jahrb.  LXI,  S.  219. 


^)  Die  Volt^ngerin   stammte   aus   dem  Jahre  1728  und  war  von  M.  F.  C.  Heintze  in  Berlin 
gegossen. 


VORGESCHICHTLICHE   STELLEN.  597 

Vippcrow.  Dem  Dorfe  gegenüber  auf  einer  kleinen  Insel  in  der  Müritz 
ein  wendischer  Burgwall,  benannt  der  »Borgwall«.    Lisch,  M,  Jahrb.  XIX,  S.  335. 

Klopzow.  Eine  Stetnsetzung  in  Form  der  sog.  Steintänze  wird  be- 
schrieben und  als  iDingstättec  gedeutet  von  Fromm,  Arch.  f.  Landesk.  XIV,  S.  36. 

Retzow.  Auf  einem  Hügel  grosse  Steinsetzungen  im  Charakter  der 
Hünengräber.     Beltz,  vier  Karten  zifr  Voi^eschichte  Meckl.  I. 

Laerz,  Erwähnt  werden  Flachgräber,  die  aber  noch  nicht  untersucht 
sind,     Beltz,  vier  Karten  zur  Vorgeschichte  Mecklenburgs  III. 

Abrensberg.  Der  Gutshof  ist  eine  alte  Burgstätte,  er  war  ehemals  vom 
Drewen-See  umgeben  (daher  der  Name  Hofwerder)  und  nur  durch  eine  Zug- 
brücke zugänglich,  jetzt  aber  ist  er  durch  einen  Damm  mit  dem  Dorfe  ver- 
bunden, und  die  Spuren  der  Burg  sowohl  wie  des  alten  Wartthurms  neben 
der  Zugbrücke  sind  verschwunden. 

Bei  der  Planierung  des  Gutshofes  sind  Menschengebeine  in  grosser  An- 
zahl gefunden,  die  auf  eine  alte  Grabstätte  schliessen  lassen,  welche  wendisch 
sein  kann.  Auch  ist  vor  einigen  Jahren  eine  grosse,  sehr  roh  gearbeitete 
Urne  ausgegraben,  die  aber  in  viele  Stücke  zerfallen  ist.  Desgleichen  sollen 
auch  Waffen  gefunden  sein.  Eine  wissenschaftliche  Untersuchung  dieser  Stätte 
hat  bis  jetzt  nicht  stattgefunden. 

Rossow.  Seit  Jahren  sind  hier  auf  einem  ausgedehnten  Felde  Urnen 
zerstört,  die,  nach  den  im  Grossh.  Museum  zu  Schwerin  befindlichen  Resten 
zu  urtheilen,  einem  bronzezeitlichen  Urnenfelde  entstammen.  Eine  sachgemässe 
Untersuchung  ist  noch  nicht  erfolgt. 

Netzeband.  Von  der  früheren  Feste  Netzeband  ist  nichts  mehr  vor- 
handen. Der  Burgwall  ist  in  neuerer  Zeit  abgetragen.  Die  an  der  Netze- 
bander  und  Drusedower  Grenze  vorhanden  gewesenen  Hünengräber  sollen  in 
den  fünfziger  Jahren  auf  Veranlassung  des  Grafen  von  Königsmark  geöffnet 
und  die  gefundenen  Alterthümer  nach  Berlin  gesandt  worden  sein. 


Silberne  Schale  aus  der  römischen  Kaiseneit,  gefunden  bei  Gro 


ANHANG  I. 


üeber  einzelne  ältere  mecklenbnrglsclie 

Kunst-  und  Geschichtsdenkmäler 

ausserhalb  Landes. 


-*-^^^-♦- 


I.  Das    Kloster   Anielungsborn    und    der  Schild    des  Hauses  Werle 

im  Chorgewölbe  der  Klosterkirche. 
IL  Der  Schild   des  Hauses  Werle   auf  dem   Grabstein    des  Bischofs 
Johannes  (y  1292)  im  Dom  zu  Havelberg. 

III.  Der  Schild  des  Herzogs  Erich  von  Mecklenburg  (7  1  397)  in  den 
Ruinen  der  Dominikanerkirche  zu  Wisby. 

IV.  Die  Messingplatte  der  Herzogin  Katharina  von  Mecklenburg 
(7  1561),  Gemahlin  Herzog  Heinrich's  von  Sachsen  -  Meissen,  im 
Dom  zu  Freiberg. 

V.  Das  Denkmal  der  beiden  Herzoginnen  Christine  (7  1693)  und 
Marie  Elisabeth  (•{•  1712)  von  Mecklenburg  als  Aebtissinnen  zu 
Gandersheim   in   der  Kirche  SS.  Anastasii   et  Innocentii   daselbst. 


äuf  dem  Auerslierge. 


Das  Kloster  Amelungsbom  und  der  Schild  des  Hauses 
Werle  im  Chorgewölbe  der  Klosterkirche. 


er  von  Kreitiisen  nach  Hokminden  lährt,  der  sieht  gleich  hinter  der 
Station  Stadtnldendorf  auf  einen  kurzen  Augenblick  zwischen  zwei  hohen 
Waldbergen  mit  Nadelholz  einen  etwas  niedrigeren  Hügel  mit  einer 
Klosteranlage   auftauchen,    welche   als   schönes    landschaftliches  BUd  die 

Blicke  auf  sich  zieht.      Das  ist  die  im  Jahre  1135')  vom   Kloster  Altenkamp  a.  Rh. 

her  liefogene  Cistercienser-Abtei  Amelungsbom  auf  dem  Auersbcrge,  eine  der  drei 

')  Dllrre,    lleilr.  i.  (lesoh,  d,  (i-l  -AUlfi   in   .\iiiduii[;sl.orii    in    iler  /eil^chtift  lies   Witiiis  fdr 


6o2  KLOSTER  AMELUNGSBORN. 

Enkelinnen  des  lothringischen  Klosters  Moriraond  und  eine  der  Urenkelinnen  von 
Cisterz  oder  Citeaux  in  Frankreich.^)  Seit  langen  Zeiten  ist  nun  die  ehemalige 
Abtei  ein  Wirthschaftshof,  eine  herzoglich -braunschweigische  Domäne,  die  früheren 
Klosterbauten  sind  verschwunden,  und  nur  die  langgestreckte  Kirche  mit  einem 
Thurm  auf  der  Vierung,  die  in  ihrer  Anlage  lebhafl  an  die  Darguner  Kirche  er- 
innert, sowie  die  wohlerhaltene,  einen  verhältnissmässig  grossen  Raum  umspannende 
Klostermauer,  bei  der  dem  Mecklenburger  auch  wieder  sofort  die  Klostermauem 
von  Doberan  und  Dargun  ins  Gedächtniss  kommen,  sind  die  letzten  kräftigen 
Spuren  des  Mittelalters.  Aber  seine  grosse  geschichtliche  Bedeutung  hat  dieses 
Kloster  des  Weserlandes  als  Mutterkloster  von  Doberan  und  Dargun  für  die  mecklen- 
burgische  Kultur-  und   Kirchengeschichte  nicht    verloren.      Die   muss   ihm   bleiben. 

In  diesen  Kirchen-  und  Klostermauern  von  Amelungsborn,  deren  Gründung 
einstmals  der  heilige  Bernhard  selber  im  Jahre  1129  mit  Worten  flammender  Be- 
geisterung in  einem  Briefe  begrüsst  hatte,  der  noch  erhalten  ist,*)  in  diesen  Mauern 
war  es,  wo  Bischof  Berno  bald  nachher  zu  seinem  schweren  Beruf  im  Wenden- 
lande jenseits  der  Elbe  erstarkte.  Von  hier  rief  er  später  den  ersten  Konvent  nach 
Althof,  und  als  diesem  die  Märtyrerpalme  zu  Theil  geworden,  den  zweiten  nach 
Doberan.  Von  hier  aus  pilgerten  später  die  Vater- Aebte  gen  Norden,  um  die  ihnen 
obliegenden  Visitationen  in  Doberan  und  Dargun  vorzunehmen.  Von  hier  aus 
erhielten  auch  die  Rectores  bonorum  auf  den  Haupthöfen  des  Klosters  zu  Satow 
in  der  Vogtei  Schwaan  und  zu  Dranse  auf  der  Lieze  ^  ihre  Weisungen,  und  alle 
wichtigeren  Todesfälle,  die  auf  den  Klostergütern  vorkamen,  wurden  in  die  Anni- 
versarien auf  dem  Auersberge  eingetragen.*)  Wie  sich  aber  der  werlesche  Land- 
besitz des  Klosters  Amelungsborn  vom  XIII.  bis  zum  XV.  Jahrhundert  hin  von  der 
Lieze  herauf  über  Kleve,  Priborn  und  Solzow  bis  nach  Vipperow  mit  Einschluss 
des  Fischfanges  in  den  Gewässern  der  Müritz  erstreckte,  ist  uns  gerade  in  den 
letzten  Ortsgeschichten  des  Landes  Röbel  mehrfach  entgegengetreten.  Und  wie  das 
Bewusstsein  dieser  vielfachen  engen  und  werthvollen  Verbindung  zwischen  Amelungs- 
born und  Land  Mecklenburg  auch  dann  noch  in  lebhaftem  Gedächtniss  war,  als 
die  Aebte  des  Klosters  wegen  der  grossen  Entfernung  und  besonders  wegen  der 
immer  mehr  einreissenden  Unsicherheit  aller  Verhältnisse  im  XV.  Jahrhundert  ihren 
letzten  Landbesitz  auf  der  Lieze  aufgegeben  und  veräussert  hatten,^)  beweist  nichts 


*)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  219.  Ueber  die  Quellen  zur  (leschichte  von  Amelungsborn 
s.  Dürre  a.  a.  O.,  S.  180.  Vgl.  M.  U.-H.  X,  S.  619  und  620,  aus  den  Verzeichnissen  des  Klosters 
Ebrach:    Abbatia   de  Doberan   in  Sclavia   prope  Kodestock,    .\Ior[imundi]   proneptis,    neptis  Caropi. 

filia  Amelsbrunne Abbatia  de  Dargon  in  Sclavia,  Mor[imundi]  abneptis,  proneptis  Campensis, 

neptis  Amelsbrunne,  filia  Doberan. 

•)  Wigger,  M.  Jahrb.  XXVIll,  S.  97/98. 

•)  Ehemals  werlesches  Gebiet,  die  Vogtei  Schwaan  freilich  nur  bis  1301.  S.  Meckl.  Kunst- 
und  Gesch.-Denkm.  IV,  S.  2. 

*)  Schmidt,  M.  Jahrb.  III,  S.  36:  ein  ungenügender  Auszug  aus  den  »Anniversaria  fratruni 
et  benefactorum  ecclesiae  Amelungsbornensist  (mit  kritischen  und  exegetischen  Noten  herausgegeben 
von  Dürre  in  der  Zeitschrift  des  historischen  Vereins  für  Niedersachsen  1877,  S.  i  — 106).  Dieses 
Nekrologium  enthält  mehrere  Eintragungen,  die  sich  auf  den  nicht  weit  von  Wittstock  belegenen 
Wirthschaftsbetrieb  zu  Dranse  beziehen,  die  aber  weder  von  Schmidt  in  seinem  Auszuge,  noch 
von  Dürre  in  seinen  kritischen  und  exegetischen  Noten  berücksichtigt  worden  sind,  z.  B.  zu 
Januar  5,  6,  22;   Februar  21,  23;    März   i;    Mai   15,  26. 

Von  diesen  übergangenen  Eintragungen  ist  die  zum  23.  Februar  am  meisten  zu  beachten: 
VII  Kai.  Mart.  obiit  Christina  ducissa  Polonie  familiaris.  Vgl.  dazu  M.  U.-B.  396  und  Wigger  (Meckl. 
Jahrb.  L,  S.  148)  der  Christina,  die  Gemahlin  Heinrich  Borwins  II.,  zu  einer  Tochter  König 
Wilhelms  I.  von  Schottland  macht.  Dürre,  a.  a.  O.  (1877),  S.  73,  setzt  ihren  Tod  (aus  Gründen 
der  Amelungsbomer  Handschrift)  vor  1291/92.  —  Zu  der  übersehenen  Eintragung  vom  6.  Januar 
und  der  nicht  übersehenen  Eintragung  zum  20.  Oktober  sind  M.  U.-B.  556  und  557  zu  vergleichen. 

*)  Ausführliche  Darstellung  aller  dieser  Verhältnisse  bei  Lisch,  M.  Jahrb.  XIII,  S.  116 — 142. 
Dazu  Urkunden  ebendaselbst  S.  269 — 312. 


KLOSTER  AMELUNGSBORN.  603 

mehr  als  das  bekannte  ausführliche  Schreiben  des  Abtes  Eberhard  vom  21.  Juni  1502 
an  die  Herzöge  Magnus  und  Balthasar  von  Mecklenburg,  womit  er  sich  das  nach 
alter  Ueberlieferung  ihm  allein  zustehende  Visitationsrecht  über  Doberan  zu  er- 
halten suchte.^) 

Deshalb  scheint  es  uns  nicht  unangemessen,  am  Schluss  des  fünften  Bandes, 
mit  dem  unsere  Aufgabe  erledigt  ist,  drei  Bilder  der  Abtei  Amelungsbom  zuzu- 
fügen, welche  besser  als  alle  Beschreibungen  eine  Anschauung  von  dem  Kloster 
geben.*) 

Wie  schon  erwähnt,  fallt  in  dem  Landschaftsbilde  die  Aehnlichkeit  der  Anlage 
mit  Dargun  auf.  Hier  wie  dort  ein  älteres  romanisches  Langhaus  mit  dem  Princip 
des  Stützenwechsels,  anders  freilich  im  Hausteinbau  als  im  Ziegelbau.  Hier  wie 
dort  ein  jüngerer  und  höherer  gothischer  Bau  des  Querschiffes  und  des  Chores,  in 
Amelungsborn  freilich  nach  dem  älteren  Herkommen  des  Ordens  mit  plattem 
Abschluss,  in  Dargun  aber  (ebenso  wie  in  Doberan)  mit  dem  reicher  und  malerischer 
wirkenden  Schluss  eines  polygonalen  Kapellenkranz  nach  Art  und  Weise  französischer 
Kathedralen.^)  Hier  wie  dort  ein  Glocken thürmchen  späterer  Zeit  als  Dachreiter 
auf  der  Vierung.  Das  Amelungsborner  Thürmchen  wurde  zwischen  1588  und  1598 
vom  Abte  Vitus  Buch  erbaut,*)  das  Darguner  ist  früher  errichtet  worden,  denn  es 
wird  bereits  auf  der  Darguner  Denktafel  (1464 — i47q)  genannt. 

Wer  dann  ins  Innere  der  Kirche  tritt,  den  erfreut  zunächst  der  schlichte 
dreischiffige  Bau  des  romanischen  Langhauses  aus  dem  XII.  Jahrhundert  mit 
seinen  wechselnden  Pfeilern  und  Säulen,  deren  Würfelkapitelle  zwar  keine  be- 
sonders reiche  Formen-Entwickelung  aufweisen,  aber  dennoch  sehr  anziehend  wirken. 
Besonders  reizend  erscheinen  die  Kapitelle  der  kleineren  Säulen  unter  der  Orgel- 
empore, und  von  hübscher  Wirkung  ist  auch  das  » Rosen fenster«  der  Westwand. 
Wer  aber  weiter  aus  dem  Langhause  zur  Betrachtung  der  gothischen  Theile  der 
Kirche  aus  dem  XIV.  Jahrhundert  übergeht,  dem  drängen  sich  stilistische  Unter- 
schiede zwischen  dem  QuerschifF  und  seiner  Vierung  einerseits  und  dem  verhältniss- 
mässig  langen  Chorende  andererseits  auf,  bei  welchem  die  basilikale  Anlage  des 
Langhauses  mit  drei  Schiffen,  einem  Mittelschiff  mit  Obergaden  und  zwei  niedrigeren 
Seitenschiffen,  beibehalten  worden  ist.  Vor  allen  sind  es  die  breiten  schweren  und 
am  unteren  Ende  mit  Vorschiebung  kleiner  horizontaler  Stäbchen  schräge  ab- 
getreppten Dienste  unter  den  breiten  Quergurtbögen  der  Vierung,  die  durch  ihre 
Plumpheit  auffallen,  und  ebenso  die  mächtigen  vierseitigen  Pfeiler  der  Vierung, 
welche,  wenn  sie  auch  vom  statisch -dynamischen  Gesichtspunkte  aus  als  wohl- 
begründete Stützen  erscheinen  und  an  ihren  Kanten  durch  Ausschneidung  zu 
gothischen  Stäben  mit  birnförmigem  Durchschnittsprofil  gelangt  sind,  dennoch  zu 
der  Fortsetzung  des  Chores  mit  achtseitigen  Pfeilern,  deren  Kapitelle  den  Blatt- 
und  Figurenschmuck  der  Hochgothik  aufweisen,  in  einem  Gegensatze  stehen,  wie 
er  nur  aus  wenigstens  zwei  verschiedenen  Bauplänen  von  zwei  verschiedenen  Archi- 
tekten zu  zwei  verschiedenen  Zeitläuften  zu  erklären  ist.  Kurzum,  in  der  Vierung 
treten  Erscheinungsformen  aus  der  Zeit  des  Uebergangs  vom  romanischen  zum 
gothischen  Stil  oder  Zeichen  der  Frühgothik  vom  Ende  des  XIII-  oder  Anfang  des 
XIV.  Jahrhunderts  auf,  während  der  weitere  Choransatz  selber  auf  eine  spätere 
Zeit  um  die  Mitte  des  XIV.  Jahrhunderts  oder  bald  nachher  hinweist.^) 


')  M.  Jahrb.  VI,  S.  177  ff. 

*)  Wir  verdanken  diese  Bilder  der  trefflichen  Anstalt  des  Herrn  Otto  Liebert  in  Holzminden. 

■)  Dieser  Unterschied  ist  von  Dürre,  a.  a.  O.  (1876),  S.  195,  übersehen  worden. 

*)  Dürre,  a.  a.  O.  (1876),  S.  199.    (1877),  S.  32  und  85.     Vitus  Buch  ist  der  letzte  Abt,  der 
in  das  Nekrologium  des  Klosters  eingetragen  ist. 

^)  Auch    in    unserm    mecklenburgischen    Ziegelbau    frühgothischer   Zeit,    oder,    was   dasselbe 
sagt,    aus    der   Zeit    des  Ueberganges    vom    romanischen    zum    gothischen  Stil,    giebt   es    verwandte 


KIXJSTKR   AMEI.UNGSHORN. 


Damit  stimmen  denn  a.uch  die  urkundlichen  Nachrichten  aus  Annelungsboni, 
die  den  Abt  Bertram  in  den  Jahren  1303  und  1304  allerlei  Erweiterung«-  und 
Ausdehnungsarbeiten  vornehmen  lassen,  von  denen  u.  a.  recht  wohl  auch  die  Kirche 


selber    in    ihrem  Querhause    betroffen    sein  kann.      Dazu    stimmen   ferner,    soweit  es 
den  jüngeren  östlichen  Theil  angeht,  die  Nachrichten  vom  Abt  Engelhard  (seit  1354) 

Dom  Ml   Güstrow  (IV.  S,  201'.  in  der   Kirche  zu   Rein^hiigen  (IV,   S.  301),   im  Chor  von  St.  Marie» 
zii  Röbel  (V,  S.  479)  und  anderswo. 


KI-OStKli    AMKLl'NGSKURN.  605 

als  Erbauer  und  Vollender  des  neuen  Chores,  von  der  Stiftung  einer  bedeutenden 
Summe,  welche  um  diese  Zeit  der  Bürger  Johannes  Bole  in  Stadtoldendorf  zum 
Kau  des  neuen  Chores  spendete  (L  marcas  pur!  argenti  ad  nostrum  novum  chorum], 


>chiff  lind  Clior  der  KIosii 


und  die  von  einer  Gusiedt'schen  MeniorienstiflHng  am  25.  Apri!  1363  >>in  dem 
nygen  Köre.  -  ')  Nicht  aber  vermögen  wir  den  vier  Wappen  sc  bilden  im  Haupt- 
gewölbe  des  Chores,   die   als  lehnende  Schilde,    wie   die  Abbildung  zeigt  und  wie 


6o6  KLOSTER   AMKLUNGSBORN. 

Lisch  richtig  angegeben  hat,^)  auf  den  Rippen  des  Gewölbes  sitzen  und  daher  nicht 
als  Schlusssteinscheiben  bezeichnet  werden  können,  eine  besondere  baugeschichtliche 
Bedeutung  beizulegen,  wenigstens  nicht  in  dem  Sinne,  in  welchem  es  von  Grotefend 
im  M.  Jahrb.  LXIV,  S.  263  ff.,  versucht  worden  ist.  Es  sind  die  Wappen  der 
Häuser  Braunschweig,  Werle,  Homburg  und  Eberstein.  Sollten  die  Wappen  von 
Werle  und  Braunschweig,  wie  Grotefend  annimmt,  wirklich  Ehewappen  sein,  so 
würde  nach  der  Art  ihrer  Anbringung,  Werle  den  männlichen  und  Braunschweig 
den  weiblichen  Theil  zu  bedeuten  haben,  es  sei  denn,  dass  man  sich  in  Bezug  auf 
die  Stellung  nicht  auf  die  Regel,  sondern  auf  Ausnahmen  von  der  Regel  berufen 
wollte,  wie  sie  hie  und  da,  z.  B.  in  einzelnen  Siegeln  fürstlicher  Frauen  des  XIIL 
und  XIV.  Jahrhunderts  und  bei  der  Darstellung  von  Eltern -Wappen  auf  Grabsteinen 
geistlicher  Herren  gefunden  werden.  Diese  beiden  Wappen  können  daher  nicht 
als  Wappen  Heinrichs  des  Fetten  von  Braunschweig  und  der  Fürstin  Rixa  von 
Werle  gedeutet  werden.  Es  kommt  hinzu,  dass  kein  einziges  urkundliches  Zeugniss 
über  eine  Bethätigung  dieses  Ehepaares  am  Bau  der  Kirche  vorhanden  ist,  und 
dass  die  Annahme,  als  ob  die  Fürstin  Rixa,  von  Gedanken  an  den  ungesühnt  ge- 
bliebenen Mord  des  Vaters  durch  ihre  Brüder  gequält,  in  Wohlthaten,  die  sie  dem 
Kloster  Amelungsborn  erwiesen,  Beruhigung  gesucht  haben  könne,  und  als  ob  das 
dankbare  Kloster  in  Folge  davon  noch  in  späterer  Zeit,  in  welcher  der  Sohn  dieses 
Ehepaares  als  Bischof  von  Hildesheim  auch  Ordinarius  loci  von  Amelungsborn  ge- 
wesen, diesem  und  den  Eltern  zu  Ehren  die  Wappen  von  Werle  und  Mecklenburg 
habe  anbringen  lassen,  ebenfalls  jener  dokumentarischen  Begründung  entbehrt, 
welche  nothwendig  ist,  wenn  Hypothesen  und  Kombinationen  dauernden  Werth 
bekommen  sollen.  Aber  auch  auf  einen  werleschen  Fürsten  und  eine  braiin- 
schweigische  Herzogin  die  gedachten  beiden  Wappen  zu  beziehen,  fehlt  es  an  Anlass, 
wenigstens  an  einem  zwingenden  Anlass,  obwohl  solche  Verbindungen  zwischen  beiden 
Häusern  mehrmals  stattgefunden  haben. ^ 

Dagegen  könnte  bei  den  anderen  beiden  Wappen,  den  Wappen  der  gräf- 
lichen Geschlechter  Homburg  und  Eberstein,  die  vorgeschlagene  Verbindung  und 
ihre  Beziehung  auf  den  Grafen  Otto  von  Eberstein  und  die  Gräfin  Agnes  von  Hom- 
burg angenommen  werden,  wenn  nur  nicht  auch  für  dieses  Ehepaar  wiederum  die 
urkundlichen  Dokumente  über  engere  Beziehungen  zum  Bau  des  Chores  fehlten. 
Nach  dem  ganzen  Charakter  aber,  welchen  die  Anniversaria  des  Klosters  haben, 
müssen  wir  annehmen,  dass,  wenn  sich  dieses  Ehepaar  um  den  Bau  des  Chores  so 
verdient  gemacht  hätte,  dass  ihm  vor  allen  anderen  Mitgliedern  des  Geschlechts  die 
hohe  Ehre  zu  Theil  geworden  wäre,  den  Häusern  Braunschweig  und  Werle  gegen- 
üb^er  mit  einem  Wappenpaar  bedacht  zu  werden,  dann  auch  das  besondere  Verdienst 
um  den  Bau  des  Chores,  ebenso  in  den  Anniversarien  irgend  wie  zum  Ausdruck 
gebracht  worden  wäre  wie  das  des  Abtes  Engelhard  und  das  des  Stadtoldendorfer 
Bürgers  Johannes  Bole. 

Unserer  Meinung  nach  darf  nicht  übersehen  werden,  dass  die  vier  Schilde, 
in  halber  Höhe  des  Gewölbes  auf  den  Rippen  stehend,  einen  Kreis  bilden,  alle 
vier  als  lehnende  Schilde  in  gleicher  Richtung.  Somit  könnten  ja,  wenn  es  Ehe- 
wappen sein  sollten,  nicht  weniger  als  vier  Verbindungen  erdacht  werden,  und  jede 
dieser  vier  Verbindungen  Hesse  sich  möglicherweise  auf  mehrere  geschichtliche  Fälle 
beziehen.  Das  aber  gäbe  zuletzt  einen  historischen  Rattenkönig,  den  Niemand  zu 
untersuchen  Lust  haben  würde.  Deshalb  möchten  wir  glauben,  dass  diese  Amelungs- 
bomer  Schilde  gar  keine  Ehewappen  sein  sollen.  Wer  die  eine  grosse  Fülle  lokal- 
geschichtlicher Thatsachen    enthaltenden   Anniversaria   durchsieht,    der   findet  bald, 

*)  M.  Jahrb.  XXII,  S.  222. 

*)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XVllI,  S.  189—223  (Verbindungen  des  fürstl.  Hauses  Werle  mit  dem 
herzogl.  Hause  Braunschweig -Lüneburg). 


KLOSTER   AMELUNGSBORN,  607 

dass  unter  den  vielen  Benefactores  des  Klosters  vier  Geschlechter  als  meist  genannte 
über  alle  anderen  thurmhoch  hinausragen :  es  sind  erstens  die  Herzöge  von  Braun- 
schweig als  Landesherren,  zweitens  die  vom  alten  Borwin  her  stets  dankbar  ge^ 
bliebenen  Fürsten  von  Werle  im  Wendenlande,')  drittens  die  Grafen  vofi  Homburg, 
deren  einer  als  Stifter  des  Klosters  gefeiert  wird,  und  viertens  die  Grafen  von 
Eberstein,  deren  »etwa  zwanzig»  im  Nekrologium  des  Klosters  als  Benefactores 
gezählt  werden.  Was  Wunders  also,  wenn  die  Wappen  dieser  vier  Geschlechter 
im  Kreise  herum  das  Hauplgewölbe  des  Chores  zieren,  dessen  Steine  im  Uebrigen 
eine  so  deutliche  Formensprache  reden,  dass  ihre  geschichtliche  Behandlung  durch 
weitere  Dokumente  kaum  noch  gestützt  zu  werden  braucht.^) 

')  Im  mecklenbuT^p  sehen  Urkunden  buch,  soweit  es  jetit  erschienen  ist,  finden  wir  ein 
Viertelt  ändert  Urkunden,  die  sich  auf  Amelangsbom  beliehen.  Und  iwar  sind  die  wichtigsten 
Verleihungen  an  dos  Kloster  die  der  Dörfer  und  Hufe  Satow  und  Dranse,  von  denen  jene  ins 
Jahr  1219  und  diese  (mit  verschiedenen  Erweiterungen)  in  dos  Jahr  1233  ßUl.  M.  U.-B.  257,  414, 
418:  537.  5SÖ.  5S7  und  558.  Uaiu  kommen  dann  die  späteren  werleschen  Bestätigungsurknnden, 
unter  denen  die  aus  den  Jahren  1274,  IZS7  und  1291  die  wichtigsten  sind.  M.  U.-B.  1314,  1893 
und  II 10.  Aber  den  Wirthschafisbetrieb  in  Satow  giebt  Amelungsborn  mit  Zustimmung  des  Vater- 
ibtei  in  Altenkanip  schon  am  2.  h'ebmar  1301  wieder  auf  (propter  nimiam  distanciam).  Das  Tochter- 
klosler  Uoberan  Übernimmt  diesen  Betrieb  und  giebt  dafUi  an  das  Multerklosler  Amelungsborn  zwei 
seiner  Salzpfannen  in  der  Saline  lu  Lüneburg;  M.  U.B.  2729.  Man  hat  dabei  den  Eindruck,  sls  ob 
die  politischen  Veränderungen  dieses  Jahres,  im  liesonderen  der  Uebergang  der  Vogtei  Schwaan  vom 
Hause  Werle  an  das  Haus  Mecklenburg  (das  zu  Amelungsborn  in  einem  kühleren  Verhättniss  steht, 
wie  dies  besonders  in  dem  bekannten  späteren  Palernitäts-  und  Visitalionsstreit  zum  Ausdruck 
kommt)  recht  wohl  mitgewirkt  haben  könne.  Vgl,  Lisch.  M.  Jahrb.  XIH.  S.  116  — 134.  Mit  Ur- 
kunden ebendaselbst  S.  269 — 296  Am  13.  Januar  1350  bestätigen  die  Heriäge  Albrecht  und 
Johann  von  Mecklenburg  dem  Kloster  Doberan  den  Kesilz  von  Satow  als  Amelungsborn  er  Schenkung, 
die  auf  werleschen  Privilegien  beruhe  (in  priuilegiis  dominorum  de  Werle);  M.  U.-B.  7037.  Der 
erwEhnte  Streit  zwischen  beiden  Klöstern  wird  am  1.  Mai  1362  beigelegt:  M.  U.-B.  9030.  Und  so 
fehlt  denn  auch  nicht  der  Amelungsborner  Abt  auf  dem  grossen  Kirchweihfeste  in  Doberan  am 
4.  Juni  1368:  M.  U.-B.  9794.  Der  grosse  Wirth  Schafts  betrieb  im  südöstlichen  Mecklenburg,  den 
das  Kloster  Amelungsborn  vom  Hofe  Dranse  auf  der  Lieie  ausfuhren  ISsst,  erlischt  erst  in  der 
Mitte  des  XV.  Jahrhunderts,  wie  bereits  in  der  Ortsgeschichte  des  Dorfes  Rossow  o.  S.  590  erwihnt 
worden  ist.    Vgl.  Lisch,  M,  Jahrb.  XHI,  S.  135 — 143.   Mit  Urkunden  ebendaselbst  von  S.  303 — 313. 

')  Dürre  lüsst  diese  Wappen  merkwürdigerweise  in  seiner  Geschichte  des  Klosters  gaai 
unberücksichtigt,  er  erwEhnt  sie  gar  nicht  einmal.  Dem  gegenüber  bleibt  es  das  Verdienst  von 
Lisch,  in  seiner  vortrefflichen  Ueschreibung  der  Kirche  (M.  Jahrb.  XXII,  S.  213  bis  223)  zuerst  die 
Aufmerksamkeit  auf  sie  hingelenkt  zu  haben.  Wenn  er  es  aber  nnterlässt.  it^end  welche  um- 
stfindlicheren  Geschichtshypothesen  anzuknüpfen,  so  mag  es  davon  gekommen  sein,  dass  ihm  das 
Nekrologium  des  Klosters  nur  und   gar   vor  uns   liegt,   mit 

in   jenem   dürftigen   Auszuge  Lisch  ii(  diesem  Punkte  ein- 

vorlag, welchen  ihmderArchi-  verstanden,  geben  aber  Grote- 

var    Schmidt    für    das    dritte  Cend    Recht,     wenn     er    das 

Mecklenburgische     Jahrbuch  Wappen   von  Werle   als  sol- 

(S.  36)  iltjersandl  hatte.    Docb  ches  bestimmt  bezeichnet  und 

einerlei,    warum   und  wie   es  von     dem    ihm     beigelegten 

geschah,  wir  sind  auch  heute  lallgemeinen     Typus    des 

noch,  wo  dos  Nekrolt^ium  in  mecklenburgischen  Wappens« 

derDUrre'schen  Ausgabe  ganz  befreit  wissen  wilL 


6o8 


DKk   SCHILD    DES    HAUSES   WERLE. 


IL 


Der  Schild  des  Hauses  Werle  auf  dem 
Grabstein  des  Bischofes  Johannes  L  von  Havelberg 

im  Dom  zu  Havelberg. 


HBler  Bischof  Johannes  von  Havelberg,  dessen  Erinnerung  der  Zweitälteste  Grabstein 
°'  ^  des  Havelberger  Domes  aufbewahrt,  war  der  Sohn  des  Markgrafen  Johann 's  IL 
von  Brandenburg  und  der  Fürstin  Hedwig,  Tochter  des  Fürsten  Nikolaus  I.  von  Werle. 
Er  starb  nach  kaum  einjähriger  Regierung  als  postulierter  Bischof  im  Jahre  1292. 
Auf  seinem  Grabstein  sehen  wir  den  Schild  des  Vaters  unten  neben  dem  linken 
Bein  der  dargestellten  Bischofsfigur,  also  heraldisch  links,  den  der  Mutter  aber  unten 
heraldisch  rechts.^) 


*)  Grotefend  verweist  in  seiner  Besprechung  dieses  Grabsteines  (M.  Jahrb.  LXIV,  S.  261/262) 
auf  zwei  andere  Grabsteine  geistlicher  Herren,  welche  die  Wappenschilde  der  Eltern  in  gleicher 
Stellung  zu  einander  zeigen  und  von  denen  der  eine  (der  des  Priesters  Ludolf  Nygendorp  im 
Kloster  zum  hl.  Kreuz  in  Rostock,  f  1406)  im  ersten  Bande  der  Mecklenb.  Kunst-  und  Geschichts- 
Denkmäler,  8.214(215)  abgebildet  ist.  Vgl.  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  225.  Lotz,  Kunsttopogr.  I, 
Seite  284. 


DER  SCHILD  DES  HERZOGS  ERICH  VON   MECKLENBURG.  609 


III. 

Der  Wappenschild 

des  Herzogs  Erich  von  Mecklenburg  (t  1397)  in  der 

Ruine  der  Dominikanerkirche  zu  Wisby. 


|err  Reichsantiqiiar  Hans  Hildebrand  schreibt  dem  Verfasser  in  einem  Briefe, 
datiert  aus  Borgholm,  19.  VIII.  96:  »Vor  wenigen  Jahren  habe  ich  inner- 
halb des  Friedhofes  der  Marienkirche  zu  Wisby  ein  Stück  vom  Grabdenkmale 
des  Herzogs  Erich  von  Mecklenburg  ausgegraben.  Das  Denkmal  bestand  offen- 
bar [aus  einem  sargähnlichen  Deckstein  mit 
zwei  erhabenen  Giebelstücken.  Was  ich  aus- 
gegraben habe,  ist  das  eine  Giebelstück  mit 
dem  mecklenburgischen  Wappen,  von  neben- 
stehender Form.  Das  Stück  ist  gegenwärtig 
in  der  Ruine  der  dem  hl.  Nikolaus  ge- 
widmeten Dominikanerkirche  zu  Wisby  auf- 
gehoben.«    »Im  vorigen  Jahrhundert 

war  auch  das  zweite  Giebelstück  noch  vor- 
handen, ist  aber  jetzt  leider  verschollen.« 
Herzog  Erich  ist  der  älteste  Sohn  des 
Schwedenkönigs  und  Herzogs  Albrecht  III. 
von  Mecklenburg,  von  dem  die  Doberaner 
Genealogie  erzählt,  dass  er,  nachdem  der  Vater  das  Reich  verloren,  sich  zur  Wieder- 
eroberung desselben  aufgemacht,  die  Insel  Gothland  mit  der  Stadt  Wisby  glücklich 
eingenommen  und  besetzt  habe,  aber  schon  nach  kurzer  Zeit  gestorben  sei.  Das 
wird  durch  andere  Nachrichten,  besonders  durch  die  Chronik  der  Minoriten  zu  Wisby, 
bestätigt,  welche  hinzufügt,  dass  Herzog  Erich  am  26.  Juli  des  Jahres  1397  ge- 
storben sei  und  sein  Grab  in  St.  Marien  zu  Wisby  erhalten  habe.  ^)  Zur  Be- 
stätigung dieser  Angabe  dient  nun  wieder,  wie  man  sieht,  der  Fundbericht  des 
Herrn  Reichsantiquars  Hildebrand,  dem  wir  ausserdem  auch  die  hier  wieder- 
gegebene Zeichnung  zu  verdanken  haben. 


*)  Vgl.  Lisch,  M.  Jahrb.  XI,  S.  24.     Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  184. 


^^^8r>-)^^-^ 


89 


6l2       HENKMAl.   DER   HERZOGINNEN   CHRISTINE   UNI)   MARIE   ELISABETH. 

ztige  zu  l-Vcil)cr}(  nin  5.  Juli  an  und  dnut^rtc  die  HocIi/.L-il  vom  6.  ])iti  /.um  <;.  Juli. 
Katharina  war<l  die  Mutter  des  späteren  Kiirriirsten  Moril/  vun  Saclisen,  verloi 
aber  ihren  Gemahl  schon  am  18.  August  1541  imd  starb  nach  der  Inschrift  auf 
der  vorstehenden  Platte  am  6.  Juni  1561.  Von  ihrer  Schönheit  sprachen  die  Zeil 
genossen,')  Als  im  Januar  1547  ihr  jüngerer  Bruder,  Her/.og  Albrecht  VII.,  in  der 
Kirche  iru  Doberan  beifjesetzt  wurde,  war  sie  mit  ihren  unvermählten  Töchtern  zu- 
gegen. Weltbekannt  ist  das  oft  kopierte  Bild  von  der  Hand  des  Lukas  Kranach, 
das  sie  mit  ihrem  Sohne,  dem  Prinzen  Moritz,  darstellt:  Kat.  d.  Grossh.  Gemälde- 
galerie Nr.  880,  S.  532,  Vgl.  Distel,  Kunstchronik  XXIII  {1887/88),  S.  246.  515. 
Derselbe:    Bilder  aus  Freibergs  Vergangenheit  8  (Mitth.  d.  Fr.  A.-V.,  Heft  »5). 

')  Lisch.  M.  Jahrb.  VIII,  S.  196.     Vgl.  auch  XXII,  ö   151. 


Denkmal  der   Her: 


DENKMAL  DER  HERZOGINNEN   CHRISTINE   UND   MARIE   ELISABETH.       613 


V. 

Das .  Denkmal  der  beiden  Herzoginnen  Christine  (t  1693) 

und  Marie  Elisabeth  (t  1712)  von  Mecklenburg  in  der 

Kirche  SS.  Anastasii  et  Innocentii  zu  Gandersheim. 


|eide  Herzoginnen  sind  Töchter  des  Herzogs  Adolf  Friedrich  I.  aus  zweiter 
Ehe  mit  Maria  Katharina,  Tochter  des  Herzogs  Julius  Ernst  von  Braunschweig 
zu  Dannenberg.  Die  Herzogin  Christine  wurde  am  8.  August  1639  geboren.^)  Am 
9.  August  1681  wurde  sie  Aebtissin  zu  Gandersheim  und  starb  als  solche  den 
30.  Juni   1693.^) 

Die  Herzogin  Marie  Elisabeth  hatte  17  01  auf  Grund  einer  väterlichen  Ver- 
fügung sich  mit  List  in  den  Besitz  des  durch  den  Tod  ihrer  Schwester  Juliane 
Sibylle  erledigten  Klosters  Rühn  gesetzt,  war  zwar  daraus  entfernt,  erlangte  es 
aber  doch  am  15.  September  1705  durch  einen  Vergleich  auf  Grund  eines  Spruches 
des  Reichskammergerichtes  wieder.  Nach  ihrem  Tode  soll  sie  nicht  zu  Ganders- 
heim, wo  sie  Aebtissin  geworden  war,  sondern  im  Fürstl.  Begräbniss  zu  Rühn  bei- 
gesetzt worden  sein.^)     Wigger,  M.  Jahrb.  L,   S.  299. 

Im  Aufbau  erinnert  das  Denkmal  zu  Gandersheim  in  mancher  Beziehung 
an  das  in  ähnlichem  Stil  ausgeführte  Denkmal  der  Herzogin -Aebtissin  Sophie 
Agnes  zu  Rühn,  die  eine  T'ochter  erster  Ehe  des  Herzogs  Adolf  Friedrich  L  mit 
der  Gräfin  Anna  Marie  von  Ostfriesland  und  somit  eine  Halbschwester  der  gen. 
beiden  Aebtissinnen  zu  Gandersheim  war:   M.  Kunst-  u.  Gesch. -Denkm.  IV,   S.  88.*) 


*)  S.  Tagebuch  des  Herzogs  Adolf  Friedlich,  M.  Jahrb.  XII,  S.  iio. 

*)  Vgl.  J.  V.  Klein,  Fortsetzung  des  Joh.  Friedr.  v.  Chemnitz  hist.-geneal.  Nachr.  aller  mecklen- 
burgischen Regenten  bis  aufs  Jahr   1722,  S.  70.     Dazu  Wigger,  M.  Jahrb.  L,  S.  -99. 

*)  Klein,  a.  a.  O.,  S.  71. 

*)  Mit  Hülfe  einer  Spende  durch  den  hochseligen  Grossherzog  Friedrich  Franz  IH.  wurde 
das  Denkmal  im  Jahre  1895  einer  Erneuerung  unterzogen.  Die  zu  der  beigegebenen  Abbildung 
benutzte  Photographie  ist  der  Güte  des  Herrn  Rektors  Dr.  F.  Brackebusch  zu  verdanken. 


ANHANG  II. 


Orts-,  Personen-,  Künstler-  und 
Kunsthandwerker-Register 


über  alle  fünf  Bände. 


Verzeichniss 


derjenigen  Ortschaften,  welche  in  der  Reihe  der  Städte,  Kirchdörfer 
und  vorgeschichtlichen  Plätze  ausführlicher  behandelt  sind. 

(Die  eingeklammerten  Zahlen  [nur  bei  dem  ersten  Bande]  beziehen  sich 

auf  die  Seiten  der  zweiten  Auflage.) 


-OHC- 


A. 

Adamsdorf  V,  459- 
Admannshagen  III,  724- 
Ahrensberg  V,  586—589.  597. 
Althagen  I,  380.  (389). 
Althof  III,  682—692. 
Altkaien  s.  Kaien. 
Ankershagen  V,  290 — 303. 

Badegow  III.  384. 

Badendiek  IV,  267. 

Badow  IIL  73—74- 

Baebelin  IIL  465—467. 

Bakendorf  III,  13— H- 

Balow  III,  213—215. 

Bandekow  III,  122. 

Bandow  lY,  182. 

Bantin  III,  153- 

Banzin  III,  93- 

Banzkow  II,  666—668. 

Barkow  IV,  612—614. 

Barnekow  II,  336- 

Barnln  III,  331—332.  382. 

Bartelstorf  I,  341-  (347)- 

Basedow  V,  119— 135.  225. 

Basepohl  V,  226. 

Basse  I,  492—502.  (509—519).  514-  (532). 

Bauhof,  Neu-  b.  Stavenhagen  V,  226. 

Baumgarten  IV,  119— 121. 

Behren-LUbchln  I,  503—506.  (520-524).  514. 

(532). 
Beidendorf  II,  295—301. 

Belitz  I,  473—479.  (489—496). 

Bellin  IV,  320—326.  417. 

Below  IV,  408—411. 

Bennln  III,  136—137. 

Benthen  IV,  543—546. 

Bentwisch  I,  320—324.  (324—329). 

Benzin  b.  Rehna  II,  520. 


Benzin  b.  Lubz  IV,  539— 54i- 

Berendshagen  IV,  112— 114. 

Bergrade  IV,  475—477- 

Bernitt  IV,  108— 112. 

Besitz  III,  155. 

Biendorf  m,  533—536. 

Blestow  I,  303-307-  (306—310). 

Bibow  in,  472—474.  478. 

Blankenhagen  I,  371—374.  (380—384). 

Blengow  III,  722. 

Blievenstorf  III,  300—301. 

Bliicher  III   140 — 142. 

Blücherhof  V,  462. 

Bobzin  IV,  632. 

Boddin  L  510—513.  (528—531). 

Book  V,  353—355 

Boitin  IV,  129—132.  184. 

Boizenburg  III,  1 11— 122.  154. 

Bölkow  IV,  415- 

Bollbriicke  III,  724- 

Bolz  IV,  186. 

Borg  I,  381.  (390). 

Borgfeld  V,  185—187.  227. 

Borkow  IV,  174—176.  186. 

Börzow  II,  409 — 412.  420. 

Bössow  II,  351—356. 

Brahlstorf  III,  155. 

Braunsberg  IV,  416. 

Bredenfelde  V,  219 — 220. 

Breesen  V,  260—263. 

Brenz  III,  297—300.  315. 

Briggow  V,  220—222. 

Bristow  V,  71—79. 

Broda  III,  312. 

Broook  IV,  541—542. 

Brudersdorf  I,  568— 573- (588— 593)-  586.(608). 

Brüel  III,  386—395-  478. 

Brunow  III,  215—217.  314. 

Brunshaupten  III,  530—533-  723. 

Brunstorf  I.  398.  (408). 

Brütz  IV,  400—404. 

Brütz,  Gross-  II,  505—509- 


6i8 


ORTS -REGISTER. 


Brütz,  Ltnoen-  II,  658—659.  685. 
Brüsewitz  11,  687. 

Buohholz  b.  Gftdebusch  II,  520. 
Buohholz  b.  Brüel  III,  430—432. 
Buohholz  b.  Schwaan  IV,  26—27. 
Buohholz  b.  Röbel  V,  566—568. 

Bukow,  Alt-  III,  488—490.  721. 
Bukow,  Nou-  III,  480—488.  721. 

BQlOW  b.  Rehna  II,  519. 
BOlOW  b.  Crivit«  in,  363—366. 
BOloW  b.  Malchin  V,  66—70.  224. 

Burg,  Hohe  lY,  185. 
Burow  IV,  560—561. 
Blltow  V.  537—538. 
BQtzow  IV,  41—74.  183. 

C. 

Ctmho  n,  657. 

Cammin  b.  Laage  I,  446—454.  (461— 469).  (497). 

Ctmin  b.  Wittenburg  III,  94—96.  153. 

Chemnitz  V,  265—268. 
Christianenhof  (b.  Tessin)  I,  438.  (453). 
Clauodorf  V,  227. 
Conow  III,  167-7-171. 
Consrade  II,  664—665.  686. 
Cramon  II,  645—648  V,  462. 
Crivitz  III,  3*7— 331.  382. 

D. 

Dabei  IV,  172—174.  185.  186. 
Dahmen  V,  138—139.  226. 

Dambeok  b.  Schwerin  II,  641 — 645. 

Dambeok  b.  Balow  III,  210—213.  3U- 

Dambeck    b.  Wredenhagen  V,   527 — 534.    596. 
DamerOW  b.  Goldberg  IV,  419. 

Damerow  b.  Domsuhl  IV,  470—471.  633. 
Damerow  V,  462. 

Damm  b.  Dargun  I,  585.  (606). 
Damm  b.  Parchim  IV,  491 — 494. 

Dammerstorf  I,  398.  (408). 

Dammwolde  IV,  626—629. 

Damshagen  II,  357—361. 

Dänschenburg  I,  374—376.  (384—386). 

DargeiOtz  IV,  488—490. 

Dargun  I,  516—563.  (534—582).  585.  (606). 

Darss  IV,  571—572. 

Dassow  n,  392—401.  420, 

Domen  III,  344—347- 

Demzin  V,  225. 

Demzin,  Hohen-  V,  79—81. 

Deperstorf  I,  (497)* 

Dersenow  III,  143. 

Devon  V,  364—365. 

Diedriohshagen  II,  412—416. 

Diemitz  V,  585—586. 

Dierhagen  I,  (372-373)-  379— 380- 

Dierkow  I,  341.  (347). 

Döbbereen  III,  69—73. 

Dobbertin  IV,  349—371.    418. 

Dobbin  IV,  338—341.  417.  418. 

Doberan  in.  551—681.  724. 

DSmitz  in,  156—167.  . 

DomsOhl  IV,  473—475.  630. 

Dratow,  Gross-  V,  362—363.  461. 


Dratow,  Klein-  V,  461. 
Drefahl  III,  218. 
DreilQtzow  III,  79—81. 
Dreveskirohen  III,  491—496.  723. 
Drflsewitz  I,  438.  (453)- 
Dttdinghausen  I.  480.  (497). 
Dümmer  III,  153. 
Dummerstorf  I,  341.  (347). 
Dflssin  III,  155. 
Dütsohow  III,  305—306. 

E. 

Eiohsen,  Gross-  IL  493—502. 
Eiohsen,  Mühlen-  II,  503—504. 
Eiokelberg  IV,  148—153.  185. 
Eickhof  IV,  185.  186. 
Eldena  ni,  192—200. 
Eldenburg  V,  460. 
Elmenhorst  11,  375-379- 

F. 

Fahrenhaupt  I,  398.  (408). 

Fahrenholz  b.  Schwaan  IV,   182. 

Fahrenholz  b.  Ivenack  V,  226. 

Farpen,  Neu-  II,  334. 

Faulenrost  V,  136. 

Feldhusen  II,  420. 

Federow  V,  346—350- 

Finken  V,  538—540. 

Finkenthal  I,  583—584.  (603—605).  585.  (606). 

Flessenow  II,  685. 

Flotow,  Gross-  V,  287—288.  458. 

Franzenberg  I,  598.  (619). 

Frauenmark  IV,  477—482. 

Freidorf  V,  458. 

Fresendorf  I,  34  >-  (347)- 

Friedrichsdorf  III,  723. 

Friedrichshagen  II,  416—419. 

Friedrichshöhe  I,  341-  (347). 

Friedrichsruh  III,  383. 

G. 

Gaarz,  Alt-  b.  Neubukow  III,  507—513.  722. 

Gaarz,  Alt-  b.  VoUrathsruhe  V,  462. 
Gaarz,  Neu-  b.  Neubukow  III,  721. 

Gädebehn  b.  Crivitz  III,  385. 

Gädebehn  b.  Stavenhagen  V,  457- 

GaegelOW  b.  Wismar  II,  337. 

GaegelOW  b.  Stemberg  IV,  167 — 172.  186. 

Gadebusch  II,  456—487. 
Gallin  III,  135—136. 
Gagzow  II,  334- 
Gallentin  II,  685. 
Gamehl  II,  335- 
Gammelin  III,  9—13-  152. 
Ganzlin  IV,  618—620.  633. 
Garwitz  IV,  465—469. 
Gehlsdorf  I,  341-  (347)- 
Gehmkendorf  I,  598.  (619). 
Gerdshagen  in,  723. 
Gersdorf  III,  724- 
Gessin  V,  137. 
Gielow  V,  148—152. 


ORTS -REGISTER. 


619 


Gievitz,  Gross-  V,  365—37«. 

Gisohow  IV,  558—559- 

Glaisin  IIL  3i5- 

Glashagsn  III,  724. 

Gnemern  IV,  185. 

Gnevsdorf  IV,  615—617. 

Gnoien  I,  482—492.  (499—509)-  5  »4-  (532). 

Godems,  Gross-  III,  309—310. 

Goethen  III,  383- 

Golchen  b.  BrUel  III,  478. 

Goldbsok  II,  4x9- 

Goldberg  IV,  342—349-  4  »8. 

Goldebee  II,  251—254. 

Goldenbow  (A.  Wittenburg)  III,   154. 
GoldenbOW  (A.  Crivitz)  III,  384. 

Goldenitz  III,  155. 
GSIdenitz  IV,  19—20. 
Goldenstädt  IL  670—671. 
Gorlosen  III,  201—204.  314. 
Gorltz  I,  481.  (498). 
GSrnow,  Gross-  IV,  185.  186. 
Görnow,  Klein-  IV,  185. 
Gorschendorf  V,  m— 114.  225. 
GSrslow  II,  660—661.  685. 
GottmannsfSrde  II,  687. 
Grabow  in,  176— 191.  313. 

GrabOW  b.  Wredenhagen  V,  545 — 546. 

Grambow  II,  451—455- 

Gramnltz  III,  152. 

Granzln  b.  Hagenow  III,  132—133.  152. 

Granzin  b.  Boizenburg  III,  155. 

Granzln  b.  Lübz  IV,  549—551. 

Grebbin  IV,  484—486.  630. 

Grenz,  Gross-  IV,  24—26. 

Grosse  III,  125—128. 

Gressow  II,  302—311. 

Greven  b.  Boizenburg  III,   134 — 135. 

Greven  b.  Lubz  IV,  556—558. 
Grevesmühlen  II,  339—351- 
Griinenhagen  IV,  186. 
Grünenhof  III,  152. 
Griissow  V,  432—436.  462. 
Grubenhagen  V,  53—63-  224. 
GOlze  III,  123—124. 
Güstow  II,  520. 
Güstrow  IV,  187—265.  413. 
Gutendorf,  Alt-  I,  398.  (408). 
Gutendorf,  Neu-  I,  398.  (408). 

Haeven  III,  478. 
Hagenow  HI,  1—6. 
Hallalit  V,  224. 
Hanstorf  III,  717—721. 
Heiligenhagen  III,  543—546.  723. 
Helle,  Gross-  V,  254. 
Helle,  Klein-  V,  277—279. 
Helm  III,  153. 
Hermannshagen  IV,  183. 
Herzfeld  in,  306—308.  315. 
Herzberg  IV,  411— 413. 
Hinzenhagen  IV,  417. 
Hohenfelde  III,  724. 
Hohenkirchen  II,  312—318. 
Holdorf  II,  520. 


Hotzendorf  b.  BrUel  III,  421—424. 

Holzendorf  b.  Sternberg  IV,   186. 

Hornstorf  II,  235—240. 
Horst  IV,  183. 
Hundehagen  III,  723* 
Huntforf  II,  685. 
Huntforf,  Gross-  II,  520. 
Hundorf,  Klein-  II,  520. 

I.  j. 

Jabet  b.  Dömitz  III,  171—175. 
Jabel  b.  Malchow  V,  422 — 424.  462. 

Jamal  II,  422. 
Jassewitz,  Alt-  II,  336. 
Jesar,  Kiroh-  ni,  18—19. 
Jesendorf  III,  474—477- 
llow  II,  334. 
Jördensdorf  V,  35— 4i- 
Jörnstorf  in,  722. 
Jürgenshagen  IV,  106—107. 
JUrgenstorf  V,  164—168. 
Ivenack  V,  169—184. 
Ivendorf  in,  724. 

Kägsdorf  III,  723 

Kaien,  Alt-  I,  577—583.  (597—603).  585.  (606). 

S.  Neu-Kalen. 
Kalkhorst  n,  379—392. 
Kalübbe  V.  457- 

Kambs  b.  Schwaan  IV,  26 — 24. 

Kambs  b.  Röbel  V,  541—545. 
Kämmerich  I,  585.  (606). 
Karbow  IV,  569—570. 

Karcheez  (Kirch-Geez)  IV,  279—281. 

Karchow  V,  534—536. 

Kargow  V,  350—351. 

Karin,  Alt-  III,  536-539- 

Karow  IV,  599—603.  633. 

Karrenzin  III,  308—309. 

Karstadt  III,  191— 192. 

Kastahn  II,  421. 

Katelbogen  IV,  183. 

Kastorf  V,  198—200.  226. 

Kavelstorf  IV,  28—34. 

Kelle,  Gross-  V,  596. 

Kessin  I,  291—298.  (294—301).  342.  (347). 

Kieth  V,  424—427. 

Kleve  V,  547— 55o- 

Kirchdorf  auf  Poel  II,  222—234. 

Kittendorf  V,  203—209.  227. 

Klaber  V,  48—51. 

Kläden  IV,  418. 

Kladow  ni,  339—342. 

Kladrum  III,  357—360. 

Klingendorf  IV,  182. 

Klink  V,  389—390.  460. 

Klinken  III,  374—379-  383- 

Klopzow  V,  597- 

Kluess  rv,  414* 

Kluss  III,  219—220. 

Klütz  II,  361-374- 

Kneese  I,  400.  (410). 

Kobrow  IV,  185. 


620 


ORTS-REGISTER. 


KSohelttorf  n,  336. 

Kiroh-Kojel  lY,  38S— 39i 

Kolbew  m,  313. 

K5lpiii-8M  V,  463. 

KSIzin  m,  153- 

K5|Z0W  I.  394—397  (404—407)  39».  (408). 

KS^ohow  IIL  81—84.  153- 

Kossebtde  IV,  487—488. 

Krttk  in,  20—25. 

Kraate  V,  3*4— 3*5- 

Krakow  IV,  3>4— 319.  416. 

KrMisf»nlon  IL  686. 

Kraien  IV,  565—567-  632. 

Kritzkow   b.  Laage    I,    457—460.    (472—475). 

480.  (497). 
Kritzow  b.  Crivitz  m,  385. 
Kronakamp  I,  480.  (497). 
KrSpalin  ill,  514— 533-  723. 
Krakow  V,  257  ff. 
Krflmmol  V,  568—570. 
Kraoonhagon  n,  334. 
Kucholmiaa  IV,  417- 
Kuokadorf  I,  399*  (409)- 
KOhlonatein  II,  419- 
Kuhlrade  I,  365—367.  (373—376). 
Kuha  IV,  414- 
Kuppentin  IV,  603—610.  633. 


L. 

Laago  I,  439—445-  (454—460).  480.  (497). 

Laaae  ni,  470—472. 

Laaach,  Groaa-  III,  270—272.  314. 

Labentz,  Groaa-  III,  47^- 

Lambreohtahagen  III,  706—709. 

Langbagen  V,  51—53- 

Lanken  IV,  552—555- 

Lankow  II,  687. 

Lanaen  V,  375-377- 

Lantow,  Klein-  I,  479-  (497)- 

Lapitz  V,  250—251.  457. 

Urz  V,  580—585.  597. 

Laachendorf  V,  462. 

Leezen  U,  685. 

Leiaten  IV,  633. 

Lefzen  V,  523—526. 

Letaohow  IV,  182. 

Leuaaow  in,  272—275.  315. 

Levenatorf  V,  461. 

Levitzow  V,  32—34-  224. 

Lexow  V,  414—415.  463. 

Liohtenhagen  ni,  698—706. 

LIepen  b.  Tessin  I,  435.  (451). 
Liepen  b.  Malchin  V,  322—323.  459. 
Liepen  b.  Penzlin  V,  462. 

Leikendorf  I,  597-  (6x9)- 
Levln  I,  564—568.  (583—587)- 
Lohmen  IV,  382—387.  4x9. 
Loiz  IV,  186 
Loppin  V,  462. 
Lübberatorf  m,  479. 
LQbkow  V,  249—250 
LUblow  III,  295—296, 
Lflbew  II,  265—275. 

LObaee  b.  Rehna  II,  447—451. 


LQbaee  b.  Krakow  IV,  331—334. 
LQbatorf  n.  685. 
LObtheen  III,  145-147-  iS5- 
LUbz  rv,  512—538.  631. 
LUderahagen  IV,  327—331-  417- 
Lvdorf  V,  512—520.  596. 
Lvdwigaluat  in,  229—269.  314. 
Lukow,  Hohen-  IV,  103—105.  183. 

LukOW,  Groaa-  b.  Penzlin  V,  283—285. 
LuckOW,  Klein-  b.  Vollrathsruhe  V,   224. 

Lupendorf  V,  225. 
Luplow  V,  288—290. 
Lüaewitz,  Groaa-  I,  437-  (453) 
Lüaaow  iV,  286—291.  414. 
Lütgendorf  V,  429—432. 
Lutheran  IV,  538—539- 
LUttenmark  III,  128—129. 


M. 


Malohin  V,  84— iii.  225. 

Malchow  V,  391-414. 

Mailin  V,  258—260.  457. 

Malow  IV,  630. 

Manderow  II,  337* 

Marin  V,  285—287. 

Markow,  Grosa-  I,  597-  (618—619). 

Marlow  I,  388—394.  (398—404)- 

Marnitz  IV,  502—506.  631. 

Maraow  III,  90—93- 

Martenadorf  II,  336. 

Maaaow  V,  540—541. 

Matzlow  rv,  494—496. 

Mechelatorf  III,  722. 

Mecklenburg  II,  276—286.  336. 

Meetzen  II,  488. 

Meieratorf  IV,  506—507. 

Melkof  III,  151. 

Melz  V,  563-565. 

Menkendorf  III,  312. 

Meachendorf  III,  723- 

Meatlin  IV,  371—376.  419. 

Metein  II,  685. 

Metein,  Alt-  II,  638-640. 

Methling,  Groaa-  I,  574—577.  (593—597)-  5^6 

(607). 
Methling,  Klein-  I,  586.  (608). 
Minzow  V,  526—527. 
Mirow  II,  668—669. 
MIatorf  IV,  17-18. 
Miatorf,  Hohen-  V,  24—29. 
Moiaall  IV,  114— 116. 
MSIIenbeck  III,  221—224.  313. 
MSIIenhagen  V,  303—304. 
Mollenatorf  V,  3<5— 3i7-  458. 
MSIIin  II,  520. 
Mölln  V,  270—276.  457. 
Moltenow  IV,  183. 
Moltzow  V,  224.  461. 
Muohow  III,  225—226.  313. 
Mueaa  II,  685. 
Mulaow  UI,  496—498. 
Mummendorf  II,  402—405. 
Müeaelmow  III,  424-427- 


ORTS -REGISTER. 


621 


N. 

Nätebow  V,  520—522. 
Neese  III,  204—207. 
Nesow  II,  519. 

Netzebtnd  V,  593 --595-  597- 

Neuburg  II,  241—250.  334. 

Neuenkirohen  b.  Wittenburg  III,  65—68. 

Neukirchen  b.  Schwaan  IV,  96—103.  183. 

Neuhof  III,  68-69. 

Neukaien  I,  587—593.  (610—615).  598.  (619). 

Neukloster  (Sonnenkamp)  III,    445 — 464.    479. 

Neustadt  III,  276—295. 
Niehagen  I,  3^0.  (389). 
Niehusen  I,  380.  (389). 
Nieköhr,  Gross-  I,  515.  (533)- 
NiekShr,  Neu-  I,  515-  (533)- 
Niendorf  III,  144- 
Niendorf,  Gross-  III,  354—356. 
Niendorf,  Klein-  IV,  562. 
Nossentin  V,  420 — 421.  461. 
Nostorf  III,  131— 132. 

O. 

Oettelin  IV,  133— *  34- 

P. 

Paarsch  IV,  465. 

PampOW  b.  Schwerin  II,  677—678.  686. 
PampOW  (A.-(;.  Teterow)  V,  224. 

Pankow,  Gross-  IV,  562—564. 
Parchim  IV,  420—464.  629. 
Parkentin  IIL  710—717. 
Parkow  IV,  183. 

Parum  b.  Wittenburg  III,  77—78. 
Parum  b.  Gastro w  IV,  282—286. 

Passee  III,  498—499. 
Passentin  V,  280—283.  457. 
Passin  IV,  77-78. 
Passow  IV,  548. 

Peckatel  b.  Crivitz  II,  665  -  666.  686. 
Peckatel  b.  Penzlin  V,  318—321.  459. 

Penzin  III,  395—397. 
Penzlin  V,  228-249.  455. 
Perün  III,  74—76.  153. 

Petschow  I,  418—424.  (43"— 439).   437-  (452). 

Picher  IIL  27—31. 
Pieverstorf  V,  457. 

PinnOW  b.  Crivitz  III,  332—337. 
PinnOW  (bei  Penzlin)  V,  263—264. 

Pisede  V,  225. 
Plaaz  IV,  414. 
Plasten,  Klein-  V,  361.  461. 
Plüsohower  Mühle  II,  422. 
Plate  II,  661—663.  686. 
Plau  IV,  574—599-  632. 
Plauerhagen  IV,  610— 611. 
Pokrent  II,  510—512. 
Polchow  I,  468—472.  (483—488). 
Poltnitz,  Adelig  III,  316. 
Poltnitz,  Fürstlich  III,  316. 
Poppentin  V,  441—442. 
Porep  IV,  509—511. 
Poserin,  Gross-  IV,  392—395. 


Pravtshagen,  Gross-  U,  421. 
Preensberg  II,  336. 
Prestii  ni,  348—354. 
Pribbenow  V,  168—169. 
Priborn  b.  Röbel  V,  574—576. 
Priborn,  Wendisch-  IV,  623—626. 
Prisannewitz  IV,  182. 
Pritz,  Hohen-  IV,  176—178.  186. 
Pritzier  III,  148—150.  155. 
Prokent,  Alt-  II,  520. 
Proseken  II,  319— 33Q-  336. 
Prüzen  IV,  281—282. 
Puohow  V,  252—253.  457. 


Q. 


Qualitz  IV,  117- 
Quetzin  IV,  633. 


119. 


R. 


Radelübbe  lU,  152.  i 

Raden,  Gross-  IV,  156—159,  186. 

Radepohl  III,  384. 

Raduhn  III,  380—382.  384. 

Rakow  III,  722. 

Rambow  V,  377—380. 

Rankendorf  II,  419- 

Rechlin  V,  578—580. 

Recknitz  IV,  292—298. 

Reddershof  I,  433-  (448). 

Redefln  III,  31—35. 

Redentin  II,  334. 

Rederank  III,  723. 

Reez  IV,  34-35-  182. 

Rehna  II,  423 — 446.  519. 

Rehse,  Alt-  V,  255—257. 

Reinshagen  IV,  298—304.  414. 

Reinstorf  IV,  183. 

Remplin  V,  114— 116. 

Rensdorf  IIL  124—125. 

Retgendorf  II,  649—652.  685. 

Rethwisch  III,  692—697.  724. 

Retschow  III,  546—550.  723. 

Retzow  IV,  620—622.  633.  V,  597. 

Reutershof  V,  226. 

Ribnitz  I,  343—363.  (348-371).  380.  (389). 

Ridsenow,   Gross-   I,   472—473.   (489).   481 

(498). 
Rittermannshagen  V,  145—147. 
Ritzerow  V,  162—163. 
RSbel  V,  464—511.  596. 
RSckwitz  V,  187— 191. 
Roggendorf  II,  517—519. 
Roggenstorf  II,  405—409.  420. 
Roggow  III,  722. 
Rom  IV,  490—491. 
Rosenberg  II,  687. 
Rosenow  V,  200 — 202. 
Rosin,  Kirch-  IV,  270—271. 
Rossewitz  I,  465—468.  (480—483). 
Rossow  V,  589  ff.  597. 
Rostock  I,  1—280.  (1—283). 
Rothenmoor  V,  226. 

Rövershagen  I,  3^5— 3 » 9-  (3  »9— 324). 
Ruohow  IV,  163—167.  185.  186. 


622 


ORTS -REGISTER. 


Ruest  IV,  376—378- 
RUhn  IV.  78—96. 
Rumpshagen  V,  304—306. 
Russow  III,  503—506.  723- 
RHthenbeokllll,  369-372-  382. 
Ruthenbeok,  NeH-  III,  382. 

Sagel  V,  226. 

Stütz,  Gross-  II,  5«3— 5^6. 
Stmmit,  Alt-  IV,  319—320.  416. 
Sanitz  I,  425—432.  (440—447)- 
Strmstorf  IV,  291—292.  414. 

SatOW  b.  Schwaan  III,  540—542.  723- 
SatOW  b.  Flau  V,  442—444. 

Sohaliss  IIL  i53- 
Soharstorf  IV,  182. 
Sohlemmin  IV,  183. 
SohliolTenberQ  IV,  304—307. 
Sohlieven  IV,  629. 
Schlitz,  Burg  V,  82. 
Sohlön  V,  356—361. 
Sohlutow  I,  585-  (606). 
Sohttnau,  Alt-  V,  371—375- 
Sotiönberg  V,  595—596. 
Schorrentin  I,  594—596.  (615—618). 
Schwarz  V,  584—585- 
Sohorssow  V,  63—66. 
Sohulenberg  I,  398.  (408). 
Schwaan  IV,  i— 15.  181. 
Schwandt  V,  279—280. 
Schwerin  II,  521—630.  684. 
Schwerin,  Alt-  V,  417—419-  461. 
Schwinkendorf  V,  140—144.  225. 
Selpin  I,  438.  (453)- 
Sembzin  V,  463. 
Serrahn  IV,  334-337-  417. 
Stverin  IV,  482—484.  629. 
Siemen,  Gross-  III,  724- 
Sietow  V,  437—440.  463. 
Siggelkow  IV,  501—502.  630. 
Slate  IV,  497—500.  630. 
Sommerstorf  V,  387—389.  460. 

8«pnenkamp  (Neukloster)  III,  445—464. 

Solihienhor  V,  461. 
Speck  V,  351—352. 
Spornitz  ni,  302—305-  3»5- 
Spren,z  Hohen-  IV,  35—40. 
Stäbelow  l,  298—302.  (302—306). 

Stassow  I  (453)- 

Stavenhagen  V,  153—162.  226. 

StelTenshagen  III,  523—530   723- 

Steinbeck  II,  520. 

Steinhagen  IV,  184. 

Steinfeld,  Raben-  III,  385 

Sternberg  IV,  134—148.  185.  186. 

Sternkrug  (zu  Meierstorf)  II,  422. 

Stieten,  Neu-  II,  336. 
Stolpe  III,  301—302. 
Stormstorf  I,  434-  (45o)- 
Stralendorf  II,  679—681.  686. 
Strameuss  III.  479- 
Stubbendorf  I,  (410).  586.  (607). 
Stuck,  Kirch-  II,  631—635. 
Stuer  V,  445-454-  463- 


StUlow  III,  724. 

SuckOW  b.  Güstrow  IV,  266 — 267.  414. 
SuckOW  b.  Parchim  IV,  507—509. 
Suckow  b.  Malchow  V,  463. 
SukOW  b.  Crivitz  III,  338—339- 

Sülstorf  II,  672—677. 
Sttite  II,  671—672. 

Sultan  b.  Brüel  III,  419—421. 
SOIten  b.  Stavenhagen  V,  210— 211. 

Sülze  I,  382—386.  (391-398). 

T. 

Tamow  b.  Batzow  IV,  124 — 128.  183.  184. 

Tamow  b.  Stavenhagen  V,  222—223. 

Tarzow  UI,  479. 

Taschow  IV,  182. 

Tatow  II,  335- 

Techentin  IV,  405—407. 

Tempzin  III,  397-4*8. 

Tessenow  IV,  630. 

Tessin  I,  401—405.  (411— 416). 

Tessin  b.  BrUei  III,  478. 

Tessin,  Gross-  b.  Warin  III,  467 — 469. 

Tessin,  Gross-  und  Klein-  IV,  416. 

Teterow  V,  1—23.  224. 

Teutendorf  I,  434-  (450). 

Teutenwinkel  I,  325— 34« •  (329— 346).  342.(347. 

Thelkow  I,  410—414.  (421—426}.  435.  (450. 

Thulendorf  I,  307—310.  (311— 314). 

Thürkow  V,  29—31. 

Toddin  III,  7—9-  152. 

Tramm  III,  372-374-  383- 

Trebbow,  Gross-  II,  636—637. 

Trechow,  Langen-,  Kapelle  IV,  75—77.  '84. 

Tressow  II,  336. 

Triwalk  II,  336. 

U. 

Uelitz  III,  26—28. 
Ulrichshusen  V,  380—383. 

Upahl  b.  GrevesmUhlen  II,  421. 

Upahl,  Gross-  IV,  276—278.  416. 

V. 

Valluhn  III,  109— 1 10.  153. 

Varchentin  V,  211— 216.  227. 

Varchow  V,  216—219. 

Vellahn  IIL  84—90. 

Viechein,  Hohen-  II,  287—295.  336. 

Vielen,  Gross-  V,  306—310. 

Vielitz  V,  383—387.  460. 

Vietlübbe  b.  Gadebusch  II,  489—493- 

Vietlübbe  b.  Lübz  IV,  572—573-  632. 

Vilz  I.  405—410.  (416— 421).   432.  (447)    433- 

(448). 

Vimfow  IV,  419 

Vipperow  V,  570—573.  597- 

Vitense  II,  519- 

Vogelsang  I,  433-  (448) 

Vogtshagen  I,  342.  (347) 

Vollrathsruhe  V,  224. 

Volkenshagen  I,  3« 0—314  (314— 3 «9) 

Vorbeck  III,  342—344-  385 


ORTS -REGISTER. 


623 


w. 

Walkendorf  I,  415—418.  (426—430).  436.  (451). 

Walow  V,  436—437- 

Wtmokow  IV,  178— 181. 

Walsmühlen  III,  153- 

Wangelin  IV,  633. 

Wangelin  V,  427—429. 

Waren  V,  326—345.  459- 

Warin  III,  432-444-  478. 

Warin,  Klein-  UI,  47^. 

Warnemilnde  1,  281—290.  (284—294). 

Warnkenhagen  b.  Bützow  IV,  183. 

Warnkenhagen  b.  Teterow  V,  41—44- 

Warliti  III,  35—37.  152. 

Warnow  IV,  123—124. 

Warsow  III,  14—17- 

Wasdow  I,  507—510.  (524—528).  515.  (533). 

Wattmannshagen  IV,  307-313- 

Weberin  III,  335- 

Weiein  IV,  546—547- 

Weitendorf  b.  Tessin  1,  455—457.  (47c— 472). 

Weitendorf  b.  Laage  I,  460—464.  (475—480). 

Weitendorf  b.  Wismar  II,  331—332. 

Wendorf  III,  384. 

Wendorf,  Neu-  I,  438-  (453)- 

Werte  b.  Grabow  III,  207—210. 

Werie,  Burg,  b.  Schwaan  IV,  181. 

Wessin  III,  360—362 

Weetenbrügge  III,  499—503- 

Weethof  ifl,  723- 

Wieohmannsdorf  III,  723. 

Wiek  IV,  181.  182. 

Wiendorf  IV,  15—16. 

Wildkuhl  V,  596. 

Wilson  b.  Lübz  IV,  568.  632. 

Wilson  u.  Wilser  Hütte  b.  Krakow  IV,  417- 

Wismar  II,  i— 221.  333. 

Wittenburg  III,  38—64. 

Wittenförden  II,  682—683.  686. 

Witzin  IV,  I59-I63.  185. 

Wttbbelin  in,  296—297- 

Woggersin  V,  268—270. 

Wokern,  Gross-  V,  45—48. 


Wokront  IV,  183. 

Wolde  V,  193—198.  226. 

Woldzegarten  V,  463- 

Wolkow  I,  588.  (6o9> 

Woltersdorf,  Gross-  II,  337- 

Woosten  IV,  396—400. 

Woserin  IV,  378—381.  418. 

Wotenitz  II,  420. 

Wredenhagen  V,  551—560. 

Wrodow  V,  253—254. 

Wulfsahl  III,  311— 312.  316. 

Wulfshagen  I,  367—370.  (376—380). 

Wustrow  I,  376—378.  (386—389).  380.  (389). 


Z. 

Zähren  V,  310—315. 
Zahrensdorf  III,  137—140. 
Zapel  ni,  367—369.  382. 
Zarohin  IV,  633. 
Zarnekow  I,  588.  (609). 
Zarnewanz  I,  433-  (449). 
Zarrentin  III,  97—109. 
Zasohendorf  III,  427—430. 
Zeez  IV,  182. 
Zehna  IV,  272—275. 
Zepelin  IV,  74—75- 
Zepkow  V,  560—561. 
Zernin  IV,  121—123. 
Zickhusen  II,  640— 641.  685. 
Ziegendorf  III,  220—221. 
Zielow  V,  576—578. 
Zierzow  III,  226 — 228. 
Ziesliibbe  IV,  471—473. 
Zislow  V.  444—445.  463. 
Zittow  II,  652—656. 
Zwiedorf  V,  191— 193. 
Zölow  II,  686. 
Zülow  IV,  186. 
ZQsow  III,  479- 
Zurow  II,  255—264. 

Zweedorf  (A.  Boizcnburg)  III,    129—131.    155. 
Zweedorf  (A.  Neubukow)  III,  722. 


Veii^zeichniss 


derjenigen  Familien  und  Einzelpersonen,   welche  mit  Denkmälern 
verschiedener  Art,  sowie  mit  Stiftungen  und  Schenkungen  von 

Kunstgegenständen  vertreten  sind. 

(Die  eingeklammerten  Zahlen  [nur  bei  dem  ersten  Bande]  beziehen  sich 

auf  die  Seiten  der  zweiten  Auflage.) 


A. 

Abbe  III,  142. 
AbiSrnsson  III,  247. 
Acidtlius  IV,  45S. 
Adam  II,  102. 
Adeler  V,  19- 

Adrum  v.  I,  553  (572).  V,  43- 
Aepinue  IV,  404- 
Agrioola  III,  341. 
Ahlefeld  v.  II,  355.  369. 

Ahrens  (Arendt,  Arens,  Arns)  I  (373).  380.  III, 
147.  347.  V,  561. 

Alblnus  I,  290  (293). 

Alen  V.  I,  208  (209). 

Algrim  V,  321. 

Alheydie  I,  213  (214). 

Alkenius  IV,  297. 

Allem  L  366  (375). 

*Altrock  V.  I,  53  (52)- 

Andreae  III,  105.  V,  323. 

Anthony  I,  576  (596).  580  (601).  584  (605). 

Aquariue  III,  460. 

Arendt  (Arens,  Arns)  s.  Ahrens. 

ArenetorlT  v.  V,  202.  315.  413.  570. 

Arnim  v.  V,  77.  78.  122.  310.  361.  431. 

Arnswaldt  v.  ni,  432. 

Aechereleben  v.  V,  268. 

Attendorn  v.  I,  543  (563)- 

Atzmann  V,  285. 

Augustin  III,  381. 

Ave  U,  419. 

Averberg  v.  III,  497-  539-  725. 

Axekow  V.  ni,  672—674. 


B. 


Bachauw  I,  454  (469). 
Bäoker  V,  279. 
Baomeister  I,  (58)  603. 
Bade  n,  671.  IV,  570. 
BademSller  V,  52. 


Badinck  IV,  244. 

Bahlmann  (Balemann)  IV,     15.    331.    610.    V, 

»97-  432. 
Bahrenfleth  V,  424. 
Balk  V.  II,  317. 
Balruss  I,  378  (389). 
Bambam  IV,  246.    V,  43. 
Banzkow  II,  55. 
Bapsien  IV,  269. 
Bärcholtz  IV,  395. 
Bardenfleth  L  552  (571). 
Bardmann  V,  288. 

Barenbruge  (Barenbrughe,  Barenbrtigge)  I,  221 

(222). 

Barg  II,  644.    V,  349.  363. 
Barken  v.  III,  341. 

Barkentin  (Berkentin)  s.  Parkentin. 

Barnekow  v.  I,  201  (202).  210(211).  IV,  14.  89. 
Barner  V.  (Berner)  I  (58).  604.     II,  366.  373. 

656.     III,   76.  .359.   364.    366.    430.  476. 

477.  542-  721.     IV,   157.  222.     V,  39-  596- 
Barnewitz  v.  I,  453(468).  456  (471).   111,476- 

IV,  528.  529.  622.    V,  580. 
Barold  v.  I,  459  (474).    IV,  339.  340.  341. 
Barsse  v.  II,  298.  299.  442.  492. 

BarSOW  (s.  Passow). 

Bart  I  (58). 

Bartels  v.  II,  252. 

Bärttling  I  (58)  604. 

Bärtram  III,  495. 

Bassewitz  v.  I,  88  (90).  194  (195).  297  (300). 

354  (360).  355  (361).  417  (430),  453  (468). 
456  (470-  471(486).  477  (494).  494 (513) bis 
497  (515)-  499  (517).  SOI  (517).  n,  259. 
271.  273.  355-  441.  5"-  III,  76.  473-  476- 
IV,  104.  105.  288.  368.  370.  371.     V,  79.  81. 

Bastian  I,  563  (582). 

Bauer  III,  212.  213.  214. 

Baumann  (Buwmann)  II,  97.  355.     V,  258. 

Baumgarten  I,  217  (218). 
Bavendererden  III,  216. 
Beckendorf  v.  III,  431. 


t^ERSOKEN-  REGISTER. 


625 


Becker  I,  30-  U9  (^SO-  262  (264).  553  (572). 

II,  516.    m,  59.  330-    IV,  551- 
Beckmann  II,  628. 
Beerling  s.  Behrling. 

Beermann  s.  Behrmann. 

Beeee  (Bese)  I,  302  (305).    IV,  27. 
Behm  V,  290.  557. 

Behn  (Behen)  I,  376  (386).  IV,  620. 

Behnke  (Behncke,  Beneke)  II,  644.  656.  III, 
137.  V,  102. 

Behr  V.  (Behr-Negendank)  I,  354  (360).  409 
(420).  429  (444).  471  (488).  498  (515).  499 
(516).  502  (518).  505  (523).  513  (530-  552 
(571).  II,  285.  318.  327.  332.  453-  50«- 
515.  661.  III,  474.  476.  477.  659.  701. 
720.  IV,  296.  325.  362.  369.  370.  371.  386. 
545.  546.  548.  V,  290.  315.  360. 

Behrbom  I,  405-  416- 
Behrend  IV,  616. 

Behrens  (Berens,  Bärens,  Bärends)  I,  116(119). 

123  (125).  370  (379).  405  (416).   III,  226. 

360.  503.  542.  706.  716.   IV,  391.  V, 

361. 
Behrling  (Beerling)  III,   170. 

Behrmann  I,  3^9  (37^)-    II>  5^7- 

Bei  er  s.  Beyer. 

Belioo  de  IV,  71. 

Below  V.  II,  598.  644.     IV,  275.   325.   380. 

609.    V,  IS-  365. 
Bennit  IV,  386. 
Benthien  I,  306  (309)- 

Berg  (Bcrch)  I,  306(309).  IV,  568.  V,  375-  49o- 
Berg  v.  I,  53(52).  313(317)- 
Berge  v.  dem  V,  60. 
Bergen  zum  I,  96  (97)- 
Bergk  v.  L  46(48). 
Berken  v.  V,  522. 

Berkholtz  (Berckholz,  Bergholz)  v.  II,   131. 

Berndes  III,  120. 

Berner  III,  28. 

Bernewin  I,  218  (219). 

Bernhard  III,  669. 

Bernetorir  v.  II,  386.  387.  410.  411.  453.  455. 

504.    III,  80.    IV,  92.  93.  100.  loi.  481. 

V,  440.  585- 
Bertekow  v.  I,  547  (566). 
Berteke  (Bertha)  III,  105. 
Berthold  IV,  «22. 

Beselin  I  (58).  97  (98).  118(121).  603. 
Beete  III,  512. 
Beust  I,  58  (56). 
BeutvQr  II,  666. 
Beverneet  v.   I,   428   (443).   429  (445).    IV, 

529. 
Beyer  (Beier)  I,  306  (309).    V,  584. 
Beytin  (Beytien)  IV,   159. 

BIbow  V.  I,  463  (479).  506  (523  524).    III,  502. 

503.  510.  511.  512.  535.  539.  672.  IV,  102. 

113.  146.    V,  317. 
BIdermoller  V,  102. 
Biel  V.  II,  326.  332.  388. 
Bielke  v.  IV,  494- 
Bierstedt  III,  379- 
Bilderbeck  v.  III,  332. 
Billerbeck  I,  541  (560). 

Bime  (Bimsse)  I,  290(293).     II,  412.    III,  469. 


Birkenetädt  IV,  550. 

BIrnith  III,  715- 

Bischofehausen  v.  II,  504. 

BlalTert  II,  385- 

Blanchert  I,  477  (494)- 

Blanck  (Blank)  I,  354  (360).  377  (388).  424  (439). 

444(459).    II.  327.    IV,  555. 
Blankenburg  I,  505  (523). 
Bleoker  II,  97* 
BlilTernicht  I,  64  (65).  98  (99). 
Block  I,  214(215). 
Biomo  V.  IV,  39. 
Blücher  v.  I,  269(271).  .II,  273.    III,  476. 

IV,  362.  369.  371.  609.    V,  28.  29.  39.  40. 

41.  113.  166.  167.  202.  208.  278.  360.  431. 

437.  442.  536.  539.  550-  565. 
Book  II,  286.    III,  76.  342. 

Book  m,  347. 

Bockholdt  I,  370  (379).  453  (468).  III,  666. 

BSokler  (Böcler)  I,  373  (383).  429  (445).  IV, 

172. 
BSokmann  v.  I,  431  (446). 

Bookwoldt  V.  s.  Buchwald. 

BSddeker  II,  48.  75.  105.    III,  437.    IV,  72. 

Boddin  v.  I,  53  (52).    III,  539-    V,  167.  361. 

Bodeyn  III,  228. 

B8hl  V.  II,  648. 

Bohneaok  II,  165. 

Boie  IV,  244. 

BSkholdt  II,  102. 

Bolbuck  IV,  436. 

Boldewin  II,  479- 

Boldt  I,  297  (301).    n,  239. 

Bttlokow  V,  211. 

Bole  I,  318(322).    II,  240. 

Bolkebar  II,  216. 

BollbrOgge  III,  19  t.    IV,  562. 

Bolte  in,  203.   V,  163. 

Bolten  II,  630.    V,  163.  568. 

Boltzendahl  IV,  334- 

Bonhorst  III,  285. 

Bömer  I,  387  (397)- 

Boochmann  V,  223. 

Borch  II,  412. 

Bording  I,  124(126). 

Borger  III,  271. 

Borgert  IV,  469. 

Borghes  (Borges)  I,  219  (220). 

Borke  v.  I,  208  (209). 

Bormetten  IV,  92. 

Bornemann  III,  472. 

Bornfeldt  v.  II,  252.    III,  206. 

Bornstedt  v.  III,  228. 

Bosselmann  II,  361. 

Both  V.  I,  356  (362).  445  (460).    II,  366.   III, 

6.  223.  476.    IV,  291.  481.    V,  411. 
Bothmer  v.  II,  374. 
Bötteker  V,  550. 

Botticher  (Bötticher)  I,  123  (125).     III,  499. 
Boyen  v.  III,  171. 
Bracke  II,  250.    IV,  571. 
BrallittS  V,  491. 
Brambugus  III,  332. 

Brand  (Brandt)  I,    138  (140).    168  (170).     III, 
381.    TV,    118.    374.    375.    378.    391.    442. 

496. 

40 


626 


PERSONEN  -  REGISTER. 


Brandenstein  II,  299.    V,  321. 
Brandes  I,  421  (437)- 
Brauer  III,  13-    V,  363. 
Braun  III,  417- 

BraSCh  (Brasche)  IV,  458.  564.  566.  568. 

Breddin  V,  218.  219. 

Bredow  v.  IlL  271.    V,  39. 

Breide  I,  552  (570.    V,  103. 

Breidenbach  v.  IV,  222. 

Breitenstern  v.  I,  53  (52)- 

Breithor  II,  109. 

Bremer  IV,  561.    V,  325. 

Brenke  III,  312. 

Brenne  IL  286. 

Brenner  IV,  376. 

Breuil  du  I,  5^(56-  58).  603. 

Brock  V.  II,  386. 

Brockdorff  v.  II,  368.  575.  V,  200. 

Brocken  v.  IV,  105.  341. 

Brockes  II,  509* 

Brockmann  I,  323  (328).  V,  363. 

Broker  I,  113  1"5)- 

BrSmse  v.  II,  384-  IV,  330. 

Bronsart  von  Schellendorif  IV,  326. 

Bruche  v.  IV,  89. 

Brüdigam  I,  370  (379)- 

Brügge  II,  176. 

BrUggmann  v.  V,  44. 

Bruhsaber  III,  498. 

Brüjer  TV,  244. 

BrUmmer  1,  306  (309^)-    Ih  52. 

Brummerstädt  V,  53. 

Brun  (BrUn)  I,  370(379)-     II1  45'.  573- 

BrUning  (Bruning)  II,  284.  286.    III,  204. 

Brunswick  I,  207  (208). 

BrOsehaber  v.  IV,  166. 

Brüseke  II,  216. 

Buch  V.  V,  290.  321.  589. 

Buchholz  I,  562(581).    II,  239.    IV,  481. 

Buchlen  I,  575  (596). 

Buchow  IL  249. 

Buchs-Schwobach  I,  212(213). 

Buchwaid  (Bockwoldt)  V.  II,  398.  400.    TV,  27. 

89.  158.  325.  326.  341.    V,  50. 
Bück  TT,  361- 
Buckmann  V,  578. 
Buggenhagen  T,  552(570- 
Budda  IV,  104. 
Biihring  IT,  635.    IV,  614. 
Buk  II,  479- 

BukOW  (Bucow)  I,  221  (222). 
Bulle  (Bulle)  T,  150  (15O.    II,  442. 
Biilow  V.  L  88  (91).  296  (300).  357  (362).  386 

(396).  413  (425).  445  (460).  453  (468).   456 

(471).  501(518).  552(570-  11,418.419.453- 
455.  469.  478.  501.  502.  508.  515.  562.  563. 
644.  648.  650.  651.  ITT,  89.  90.  92.  123. 
147.  341.  344.  426.  429.  431.  437- 459- 476. 
487.  490.  502.  510.  545.  549.  550.  659  bis 
662.  IV,  27.  68.  116.  145.  157.  158.  171. 
180.  iSi.  282.  318.  325.  326.  334.  369.  370. 
371.  380.  528.  529.  545.  609.  V,  39.  50. 
8i.  262.  317.  321.  378.  390.  413.  440.  451. 
490. 

Btriten  L  370  f379)- 
Bulsz  V,  144. 


Bung  II,  379- 

Burohard  (Borchard)  III,  381.     V,  309. 

Burder  I,  462  (478). 

Burenitts  I,  40(39)- 

Burgmann  I,  59.  165(167). 

BUrkhoiz  v.  V,  62. 

Burmeister  (Burmestcr)   I,    430  (446).      11,   97. 

154.  209.     III,   19.   106.   123.   144.     IV,  68. 

V,  361.  519. 
Burow  IT,  97- 
Burr  IV,  567. 
Burschaper  I,  171  (172)- 
Busacker  III,  171- 
Busch  ITT,  708.    IV,  246. 
Busse  (Buss)  I,  310  (314).    IV,  494. 
Böter  IV,  269. 
Butz  II,  379- 
Butzer  TV,  247. 
BUtzow  V.  I,  194(195)     3»3(3i7)- 

c. 

Caiand  s.  Kaland. 
Caiander  s.  Kalander. 
CaiSOW  s.  Kalsow. 

Camen  I,  217  (218). 

Camerarius  T,  78  (80).  80  (82).  98  (99). 

Campe  v.  III,  n. 

CamptZ  V.  s.  Kamptz. 

Capeiien  v.  V,  62. 
Carei  V,  169. 

CarOW  s.  Karow. 
Carstens  s.  Karstens. 
CaSSUbiuS  s.  Kassubius. 

Ceiichius  TV,  385. 
Cempe  II,  560. 
Chradeder  (?)  III,  142. 
Christiani  I,  62. 
Ciandrian  IT,  65. 

Ciasen  (Classen)  I  349  (354).  444  (459).    TT,  407. 

TII,  67. 
Clatt  I,  387  (397). 

CiaU8(Clausen,  Claves)  I,  378(389).  IV,  174.  457. 

Ciausenheim  v.  I,  477  (494^-    III«  83.  84.  89. 

Ciausing  IV,  244.  347. 

Cleveheu  II,  647. 

Clevena  IV,  244. 

Ciing  (Clinge)  I  (58).  604.  370  (379). 

Ciinthen  (Clinthius)  II,  109.  148.  156. 

Coberow  L  150(150- 

Cohen  IT,  630. 

Colberg  II,  148. 

CSIIe  fl,  488. 

Collen  s.  Köllen. 

Conradi  IT,  328. 

Cordeshagen  TU,  328. 

Cossebade  v.  s.  Kosboth. 

Cothmann  (Kothmann)  T,  43.     IV,  222.  337- 

V,  53. 
Cramon  v.  I,  452  (468).     III,  423.  424.    IV, 

157-  175-  380. 
Crotogino  IV,  223. 
Crudoplus  IL  148   153- 

Cruger  (Crüger)  s.  Krüger. 
Crull  s.  KmlL 

Curland  I,  221  (222). 


PERSONEN-  REaiSTER. 


627 


D. 


Dabeler  III,  373- 

DabelOW  IV,  568.     Vgl.  Dobau. 
Daberstein  (Dabeistein)  s.  Daversten. 

Dade  I,  378  (389). 
Dahse  III,  415« 
Dale  II,  567- 
Dalhelm  III,  25. 
Dalvitz  IV,  296. 
Damoke  III,  147- 
Danokwardt  IV,  75- 
Danek  IV,  572. 

Dänemark,  Mitglieder  des   regierenden    Hauses, 
I,  234  (235).     m,  645.     IV,  62.  66. 

Daniel  III,  217. 

Dankver  (Danckwardt)  II,  216. 

Danneel   (Derneil)   I,   370  ff.  (379  ff-)-     IH'  59- 

140.  251. 
Dannenberg  v.  II,  453. 
Dannenberg  HI,  204. 
Dargun  n,  140.  214. 
Darm  IV,  567. 
Dam  IV,  571. 
Darzow  II,  442. 
Dattenberg  IV,  442. 
Daversten  I,  94  (96). 
Dechow  V.  I,  372  (382).    III,  476. 
Decken  v.  der  n,  509. 
Dedewich  I,  263  (26s). 
Degingk  v.  in,  429. 
Dehn  v.  III,  128.  142. 
Dellen  III,  25. 
Demontrondt  V,  200. 
Densow  IV,  25. 

Derneil  s.  Danneel. 

Desborch  II,  349- 
Dessin  v.  IV,  370.  607. 
Detert  I,  452  (467)- 

Detlef  (Dethloff,  Detleff)  I,   124(126).  149(151). 

290(293).    in,  533.    IV,  159. 
Detmer  U,  519- 
Dewerth  in,  274. 
Deutsch  I,  89  (91). 
Dieckman  IV,  378. 
Dien  (Dine)  in,  31-  228. 
Diessenbruch  I  (373)  380. 
Diestel  n,  443-  655.  656.  657.  659. 
Dinners  ni,  228. 
Dinggrav  II,  49-  98.    IV,  348. 
Dippel  IV,  70. 
Ditmar  IV,  616,  617. 
Ditten  v.  ni,  208.  209.  212.  214.  362. 
Ditze  II,  116.  117. 

Dobau  vgl.  Dabelow. 

Dobb^rtin  in,  6. 
Dobbin  I,  218  (219). 
Dober  I,  98  (99)- 
Doberan  IV,  296. 
Dohse  III,  274. 
Dolch  ni,  25. 
Dolge  IV,  555. 
Doli  IV,  407. 
Dömelow  III,  702. 
Donaht  IL  314- 


Dopp  rv,  102. 

Dttpke  n,  516. 

Döring  v.  I,  85  (87).    in,  72.  74- 

Dorne  v.  n»  383.  384.  385.  392.    y,  431. 

Dosebeck  ni,  702. 

Dreps  V.  V,  427- 

Drevenstede  I,  123(125).  274  (277). 

Drewes  I,  123(125).    II,  405.    V,  573. 

Dreyer  III,  285.  417. 

Driberg  (Drieberg)  n,  648,     IV,  38.  39.  40. 

Drigalski  V,  524. 
Driver  III,  362. 

Drolshagen  (Dmlshagen)  II,  209. 

DrUhl  V,  251. 

Ducht  IV,  491 

Duncker  III,  207.    IV,  159.  488.  561. 

Dunkelmann  IV,  622. 

Durlar  II,  156. 

DÜring   (Dühring,    Düringk)   I,     Il6  (119).      II, 

350.  387. 
DupuitS  (du  Puits)  I,  421  (434).  422  .(437.)-  423 

.   (438).   V,  536. 

Duve  in,  106. 
Duwall  V,  589. 


E. 

Eddelandis  L  191  (192). 

Eckhorst  (Eckorst)  II,  663. 
Efert  s.  Evers. 

Eggebrecht  I,  305  (308).  306  (309).  II,  49. 
154.  208. 

Eggers  I,  370  (379)-    IV,  176. 

Ehlers  (Elers)  I,  114(116).    IL  640.    IH,  165. 

342.    IV,  539.  542. 
Ehrke  V,  538. 
Eichholz  III,  106. 
Eichmann  V,  582. 
Eixen  II,  97- 
Eksen  II,  62. 

Elderhorst  v,  L  53  (52\    IV,  387- 
Eier  L  242  (244). 
Eiern  (Ehlem)  V.  I,  4>4  (426;. 

Elers  s.  Ehlers. 

Ellch  I,  372  (382). 

Elmhof  II,  97-  209. 

Emme  II,  575- 

Engel  II,  68.  328.    IV,  118.  542.    V,  105. 

Engel  v.  III,  429-    V,  262.  263.  280. 

Engelbrecht  L  150(150- 

Engelke  IV,  438.  542. 

Enghart  IL  61.  148. 

Eisner  III,  59- 

Elvern  TIL  344- 

Erasmus  I,  444(459). 

Erlenkamp  v.  V,  315.  536.  580. 

Ertmann  (Erthmann)  IL  419-     II L  217. 

Eschenbe  IV,  622. 

Eschenburg  IV,  275.  320. 

l'EstOCq  s.  Lestocq. 

Eter  IV,  347. 
Evermans  II,  355- 

Evers  (Ewers,  Ewert,  Efert,  Everdes)  I,  274(277). 
444  (459)-  IL  234.  IIL  356.  IV,  128. 
V,  304. 

40* 


628 


f>ERSOKEN  •  REGISTER. 


F. 

Ftber  lU,  189. 

Fabrioe  v.  II,  512.  518.  519.    V,  193.  198. 

Ftbrioius  I.  373  (382).  561  (581).    IV,  559- 

Fagtt  I,  510(528). 

Fahrenhorst  I,  33^  (340- 

Falk  (Falke)  IV,  348. 

Falkenhan  III,  459. 

Fanter  I,  366  (375).    IV,  570. 

Fehr  v.  d.  U,  97. 

Fehland  (Feland)  ni,  6. 

Feldt  II,  361. 

Feihering  II,  240. 

Ferber  V.  I,  471  (487)-   III.  43»-   V,  215.  278. 

565.  596. 
Fertene  II,  419- 

Floke  (Fieke)  III,  506.     IV,  252. 

Fidler  I,  59- 

FInok  (Fincke,  Finke)   I,    124  (126).      IL    350. 

IV,  69.  112.  303.     V,   586. 

Fineke  (Finecke)  V.  II,  271.    ni,  720.    IV,  39. 
222.  275.  289.     V,   129. 

Finmann  IV,  70. 

Fischer  ni,  415.  422. 

Flege  n,  386. 

Fleisten  V.  139. 

Flotow  V.  I,   431  (446).    543  (563).    552  (570- 

ni,  215.  534.  720.     IV,  32. 35.  362.  562. 

V,  412.  435-  437.  444-  450-  451-  541. 

Flotow  IV,  347. 
Fluge  I,  56  (55)- 

Fohe  (Fos)  I,   124  (126).  (373)  380.     Vgl.  Voss. 

Foht  I\^  75 
Foloher  v.  I,  506  (524). 
FSIdtner  III,  203. 
Folechen  I,  348  (354) 

FrätWUrst  (Frchtwur&t)  I,  (373)  380. 

Frahm  (Fram,  Framm)  II,    443-   5 '8.     III,   147. 

IV,  375. 

Franck  v.  III,  13. 

Franck  (Frank)  III,  106.  190.   IV,  145.    V,  179. 

181.  321. 
Franz  Caspar  III,  264. 
Fratscher  IL  261. 
Fredenhagen  V,  62. 
Frederus  I,  98  (99)- 
Freiberg  v.  IV,  176.    V,  536. 
Freiburg  v.  I,  8  ?  («4).    IV,  609. 
Frentzke  IV,  407- 
Frese  L  510(528).  in,  55.  347-    V,  211. 

FretHrUrst  s.  Frätwurst. 

Freundt  (Fründt)  I,  510(528).    V,  187. 

Fridag  V,  50. 

Friederici  II,  292.  294. 

Friedrich  III,  171. 

Frielingen  II,  637. 

Friese  V,  585. 

Frisch  v.  V,  431. 

Frod  IV,  475- 

Fromm  L  349  (354). 

Frolike  V,  98. 

FrSwke  (Frövkc)  II,  656. 

Fründt  s.  Freundt. 

Fuchs  n.  681. 
Fuhrmann  I,  562  (581). 


G. 


Gabel  V,  490. 
Gade  IL  361* 
Gamm  v.  IV,  289. 
Gans  IV,  120.  222.  390. 
Gardeiin  IV,  24. 
Garnatz  II,  209. 
Garves  IV,  564. 
Gätcke  V,  114. 
Gaul  V,  576. 
Gebhardt  V,  244. 
Geismar  v.  n,  379. 
Gelenhausen  v.  UI,  n.  80. 

GerdeS  (Gherdes,  Gherardus)  L  (58).  210  (2ii\ 

305  (309^-  604.    IL  61.  109. 
Gerke  L  63.  274(277).    IV,  481. 

Gerling  L  5»3(530. 
Gerloff  L  408(419). 
Gerrahn  IV,  376. 

Gertrud  (Gheseke)  III,   105. 

Geyersperger  IIL  165. 
Ghnemer  L  62  (61). 

GielOW  (Gilow,  Gilauw)  II,  379.     V,   50.  180. 

Gierke  ni,  302. 

Giertz  IV,  292. 

Giese  III,  30.  204.    IV,  438.    V,  280. 

Giesenhagen  IV,  523. 

Gilhof  IV,  494.  495-  496. 

Giwertze  v.  IIL  670. 

Glasow  V,  52. 

Glöde  IIL  512- 

Glöwe  IV,  370. 

Gluck  IV,  220. 

Gliier  v.  L  313  (3i7)- 

GnOien  (Gnouen)  V.  I,  202  (203). 

Godhan  (Gode,  Godt)  IIL  209.  347- 

Goeben  v.  I,  506  (523)-    HL  208. 

Goeden  v.  IIL  495- 

Goegener  (Goedner?)  III,  374. 

Gode,  Godt  s.  Godhan. 

Gtthren  v.  IIL  150. 

Golcen  v.  IL  644. 

Goldeniss  (Golnitz)  L  171  (172).    IV,  75- 

Goldensee  v.  IIL  57- 

Goldstädt  (Goldstede)  L  264(266).     IL   i54- 

Goldstein  v.  L  148  (150). 
Gorrissen  v.  IV,  159. 
Gttrss  IL  665. 
Gösch  IV,  275. 
Goslik  L  452  (467). 
Gttsman  IV,  610. 
Gottfried  IL  561. 

Gottschalk  (Gossschalk,  Goszhalk)  I,  210(211). 
307  (310).  457  (472).     IIL  666.     IV,  488. 

Götze  IL  109. 
Graber  IV,  133. 

Grabow  v.  I,  310  (314)-  427  (443)-  428  (444)- 
538  (557).  552  (571).  n,  254.  m,  362. 

IV,  340.    371.  391.  399-  400.  481.  489-  545 

V,  i6i. 

Grabow  (Grabau)  IV,  292. 

Gradner  L  378  (389)- 
Grambow  v.  V,  539- 
Grambow  IV,  602. 
Grampe  L  218(219}. 


PERSONEN  -  REGISTER. 


629 


Grantzin  IV>  435- 

Grtntzow  V,  550- 

Grape  v.  I,  349  (354). 

Grape  (Grapius)  IV,  252.    V,  40. 

Grapengiesser  IV,  550. 

Gräve  IV,  617. 

Grävenitz  v.  I,  (52)  53-    HI,  84.  228. 

Greif  (Greffe)  in,  144. 
GrelTrath  (Greferaht)  V,  152.  290. 
Gregorius  V,  257. 

Grentze  (Grensce)  V.  It  88  (90). 

Gretmann  IV,  228. 
Grieben  v.  V,  418. 
GriefTenhagen  II,  509. 
Grimm  in,  59* 
Griper  V,  102. 
Grisebaoh  V,  270. 
Grisen  V,  102. 
Gristow  V.  I  373  (382). 
Groben  von  der  IV,  337. 
Grogen  IV,  523. 
Gromann  in,  39S* 
Gronewoldt  II,  479- 

Groningk  (Groninch)  m,  332. 

Grot  (Grote,  Groth)  I,  52  (50).    65.      in,  476. 

IV,  133.  159.  391.     V,  592. 
Grött  I.  387  (397). 
Grove  III,  131. 
Grube  v.  IV,  622. 
Grube  I,  i6  (78). 
Griienberg  in,  142. 
Grundgrieper  IV,  25. 
GrUtzmaoher  V,  52. 
Gudeiohann  III,  546.    IV,  243. 
Gudeknecht  n,  350.    in,  19. 
Guhiice  in,  226. 

Gule  I,  52(50)-  65-  170  (»70- 

Güldener  v.  I,  297  (3cx>). 

Gulen  V.  ni,  80.    IV,  527. 

Gundlaoh  in,  6.  9.  25. 

Gundlach   v.  V,    306.    317.    323.    440.    526. 

527. 
Gunnibertus  IV,  545- 
Gussmann  v.  I,  396  (406). 
Gyscow  I,  208  (209). 


Haaeke  (Hacke,  Haacker)  n,  274.  379. 

Haalwart  in,  59. 

Haas  (Haase,  Hase)  II,  240.     IV,  12.  407.491. 

568.    V,  491. 
Habant  in,  30. 
Habisoh  III,  417. 
Haokbusoh  V,  509. 
Hacke  v.  n,  263. 
Hackelbusch  V,  578. 
Hackert  V    1^7. 

Hadeler  (Hadlerj  I,  96  (97).    n,  68.    in,  490. 
Hafemann  (Havemaniv)  I,   77  (79).  97  (98).     II, 

240.  568.    III,  503.    IV,  407. 
Hagdorn  V,  415. 
Hagemann  n,  519- 

Hagemeister  III,  530.  532.    IV,  242.  244. 
Hagen  v.  I,  553(572).    IV,  132.  157. 


Hagen  V,  390. 

Hagenow  v.  I,  88(91).  552  (571).    in,  476. 

Hager  II,  109. 

Hager  IV,  500. 

Hägert  m,  310. 

Hahn  v.  I,  116(119).  337(342).  392(402).  396 

(406).   498  (515).    538  (557).    547  (566/567). 

551  (570).  553  (572).    II,  634.    IV,  223.  227. 

337.    V,  44.  73-  76.  77.  78.   122.  123.  124. 

125.    126.    127.    129.    130.    142.    147.    376. 

389.  418.  419.  545.  588.  589. 
Hahn  v.  IV,  330. 
Hahn  n,  109.    ni,  17- 
Haker  V,  139. 
Halberstadt  v.  II,  453-   502.  508.  655.  659. 

661.  m,  18.  19.  30.  95.  336.  423.427.431. 

720.    IV,  172.    V,  77- 
Hallervord  I,  42. 
Hamann  in,  717. 
Hamburg  n,  286. 
Hammerstein  v.  in,  67.  292.   V,  S79-  580.  589« 

Han  (Hane)  I,  477  (494).  478  (494).     IV,  385. 

Hancke  ni,  421. 

Haneke  I,  209  (210). 

Hannemann  n,  479- 

Hannoteau  I,  42  (40). 

Hansen  n,  240.  560. 

Harbrech  (Harbrecht)  II,   118.    IV,  469.  475. 

Hardenberg  v.  III,  67. 

Härder  I,  302  (305).  324  (328).  m,  495-  rv,  25. 

Hardt   v.    d.   I,    420  (433).    423   (438).   424 

(439)- 

Hardt  IV,  18. 

Hardtwioh  s.  Hartwig. 

Haren  v.  II,  55. 

Harm  IV,  471- 

Harmsen  IV,  564. 

Harnack  in,  459.  499. 

Harneisch  V.    57. 

Hartig  II,  390- 

Hartmann  I,  459  (474).  464  (479)»    n,  677 

Hartwig  v.  IV,  609. 

Hartwig    (Hartvicus,    Hardtwich)   I,    122  (124). 

545  (565).    lU,  167.    IV,  531- 
Hasberg  v.  in,  150. 

Hase  s.  Haas. 

Häseler  v.  I,  596  (618).    II,  630. 

HaSS  (Hasse)  II,  327-    Uli  5»o-    IV,  385.  386. 

V,  304. 
Hattenbach  n,  454- 
Hauer  I,  351  (357). 
Hauff  V.  V,  259. 
Haugwitz  v.  V,  352. 
Haupt  II,  61. 
Hausbrandt  IV,  375. 

Hausohildt  (Hausschildt)  H,  677.    III,  25. 
Hausen  v.  I,  444  (459). 
Haiismann  I,  459  (475). 
Hauswedel  I,  421  (433)- 
Have  vom  II,  209. 
Havesch  V,  197. 
Hecht  V,  451. 
Heerder  V,  582. 
Heide  v.  in,  461. 
Heidemann  I,  561  (581). 
Heidensieben  II,  677. 


630 


PERSüKKN  -  REGISTER. 


Heidtmtnn   (Heitmann)  I,    57.    S62   (581).      II, 

450-   V,  349.  440. 

Heimburg  v.  1(57)-  603. 
Heincke  (Heinekc)  III,  549.  iso- 
Hein  v.  V,  43-  44- 

Hein  (Heyn)  IV,  469. 

Heine  U,  97* 

Heinen  v.  L  54- 

Heinrioli  I,  289  (293).    III,  64. 

Heise  IV,  246.    V,  424. 

Held  (Heldt)  UI,  506.    V,  20.  39. 

Helms  I,  576  (596).    II,  665. 

Helmstede  n,  324.  326. 

Helpte  V.  V,  179. 

Henk  (Henck,  Henke,  Hencke)  III,  6.  28.  417. 

IV,  496. 
Hengfoss  II,  648. 
Henig  IV,  496. 

Hennemann  U,  311.    in,  204. 
Henning  (Hennings)  I,  351  (357).  370(379-  380. 

II,  407-     Hl,  300.     IV,  494-     V,  561. 

Hentzen  I,  290(293). 

Hermann   (Hermans)  1,    543  (563).     Hl,    381. 

IV,  228.  442. 
Hermes  II,  150.  160.  688.    III,  217. 
Hersen  III,  503. 

Hertzberg  (Herzberg)  II,  61.   148. 

Hess  m,  347.    V,  557. 

Hetsohack  V,  40. 

Heuokendorf  II,  316. 

Heyde  v.  d.  II,  519- 

Heyn  I,  575  (596). 

Hilbrant  UI,  308. 

Hilgendorir   (HiljendorO    1,   49©  (497  •    IV, 

570. 

Hill  I,  76  (78). 

Hillmann  (Hildemann)  II,  260.     V,   144.   168. 

Hiltermann  I,  214  (215). 

Hinoke  I,  296  (299).    IV,  246. 

Hindt  I,  513  (531) 

Hinrichs  I,  348  (354).  49«  (508).  567  (587V 

Hinsky  V,  509. 

Hintze   (Hinze)   L    477    (494).     HI,    379-      V, 
202. 

Hintzenstern  v.  V,  431-  432. 
Hinzmann  I,  378  (389)- 

Hinzpeter  (Hintzpeter)  I,   444  (459).     IV,  441- 

442. 
Höbe  V.  I,  (52)  53-  506  (523)   508  (526).  509 

(526).  538  (557).  565  (58.0-  566  (586).  567 

(586).  576  (596).   IV,  89.  303-  529-    V,  166. 

167.  168. 
Hoff  V,  151 
Hofmann  II,  272. 
Httfner  I,  459  (475)- 
Hogreve  III,  59. 
Hoinckhusen  v.  V,  263. 

Holdorp  (Holdorf)  II,   144.  645. 

Holloger  I,  $6  (58).  604. 

Holst  (Holstius)  III,  339.     IV,    126. 

Holstein    (Holste,    Höhten)   v.  I,    53  (52).     19' 

(192).  355  (361).  552  (570-  n,  655.  III,  59. 

529.    IV,   165.  370.  529.    V,  104.  287.  298. 

340.  387-  390. 
Holsten  HI   702. 
Holtz  II,  2S5. 


Holtzendorff  v.  V,  379. 
Homeyer  V,  163. 
Homoth  IV,  491- 
Hoofein  II,  443 
Hopfgarten  v.  U,  263. 
HSpener  (Höpner)  IV,  171.  292. 

Hoppe  (Hoppe)  I,  30.  62.  63.  64.  95  (96).  121 

(123).  m,  356. 

Horler  I,  119  (122). 

Hörn  L  216(217).  221  (222).    V,  215. 

Homemann  II,  419-    lUt  56- 

HortZ  s.  V.  Oertzen. 

Hoth  V,  321. 
Hovel  III,  105. 
Ho  vier  II,  118. 
Hovisoh  II,  442. 
HObner  II,  553- 
Huohmeister  II,  450. 
Huddeibeck  V,  363. 
HUhn  V,  285. 

HÜnemSrder  V.  (Hünenmörder,  Hünniörder. 
Hühnmörder)  I,  309  (313)-  3»o  (3U).  323 
(328).     n,  254. 

Hunemorder  I,  302  (305). 
Hugk  III,  120. 
Hundt  V.  II,  49^. 
HOniken  HI,  342. 
Husfelt  IV,  561. 

Httth  (Hueth)  V.  III,  397-     V,  276. 

Huther  II,  683. 


I.  J. 

laCObi    (Jacobiis,    Jacob,    Jakobs)    I,     148  (150) 
356(362).     III,  666.     IV,  486. 

Jagow  V.  IV,  313. 

Jäger  IV,  331- 

Jahn  V.  d.  IH,  206.  207.    IV,  104. 

Jahnke  (Janeck)  I,  (373)  380.     III,  475- 

Jallas  IH,  175. 

Janentzky  HI,  209. 

Jantzen  I,  290(293). 

Janus  IV,  227. 

Jarchow  n,  66. 

Jasmund  v.  IL  285.    IV,  385.  390. 

Jaster  II,  253. 

Javert  III,  275. 

Ibendorff  V,  163. 

Ide  II,  672.     Vgl.  Jiden. 

Jeger  IV,  437- 
Jenderick  I,  85  (88). 
Jengel  III,  217. 
Jenisch  V,  216.  219. 

Jensen  (Jenszen)  V,  258.  290. 

Jeppe  I,  580  (6oi). 

Jeseke  III,  417* 

Jiden  lU,  532.    Vgl.  ide. 

Johann  II,  567- 

Johannsen  IV,  617 

Jorok  öorl^e)  V.  I,  201  (202).     lU,  530. 

Jordan  I,  116  (119).    III,  417- 

Jttrgass  O^trgass)  v.  V,  596. 

Jörn  (Jörns)  II,  683.     IV,  292. 
Joseph  I,  255  0256). 

Iserlohn  (Iserenlo)  v.  Hl,  4^>o. 


PERSONEN  -  REGISTER. 


631 


Judelius  II,  68. 
Juhl  II,  155  (^70- 
Junge  II,  232-  284. 
Jiirges  I,  457  (472). 


K. 


Käoker  V,  573- 

Kafen  (Kaven)  II,  479.     IV,  494. 
Kahl  UI,  536. 
Kahler  II,  471. 
Kahte  I,  369  (378). 
Kähter  V,  561. 

Kaland  (Kalant,  Kalden,  Kahlden)  v.  I,  205 
(206).  538(557).  552(570-     V,   114. 

Kalander  I,  451  (467)- 

Kalir  I,  552  (570- 

KalSOW  (Calsow)  II,  3j6.     III,  142.     IV,  376. 

385. 
Kämmerer  IV,  244. 

Kamptz  V.  I,  387  (397).     IV,   337.  369.     V, 

263.  363.  431. 
Kanzler  I,  118  (121). 

Karbaroh  V.  s.  Kerkberg,  Kerberg. 

KardorfT  V.  (Kerkdorp,  Kerkdorf)  I,  53  (52).  217 
(218).  404  (415).  409  (420).  508  (526).  538 
(557).  551  (570-  552  (571).  566  (585).  IV, 
35-     V,  39.  435. 

Karkhof  s.  Kirchhof. 

Karnatz  IV,  244.  320.  390. 
Karow  II,  46. 
Karsten  V,  451. 

Karstens  (Carstens,  Kastens)  I,  576  (596).  580 
(601).     II,  683.     m,  550.     IV,  620. 

Kasau  I,  418  (430). 

Kasten  s.  Karsten. 

KaSSUbiuS  (Cassubius)   V,  507. 

Katt  (Katte)  I,  444  (459).     IV,  457- 

Kaufeldt  (Kauffeldt)  II,  372.     III,  336.  337. 

Kaysei  V,  61. 

Keding  (Käding)  I,  323  (328).  324  (329).  370 

(379).  387  (397).     II,  275. 

Kegel  I,  116  (119)- 

Kelbel  V,  262. 

Keil  I,  502  (519). 

Kelpln  I,  116  (119). 

Kempe  I,  306  (309)-    UI,  550. 

Kerkberg  V.  (Kerberg,  Kirchberg)  IV,  158.  228. 
Kerkdorf  s.  Kardorff. 
Kerkhof  s.  Kirchhof. 

Kessler  III,  717. 

Ketelhodt  v.  III,  57.    V,  506.  545. 

Kettenburg  v.  d.  I,  355  (361).  477  (494)-    III, 

510.  721.     IV,  247.     V,  39. 
Ketzedorp  v.  II,  567. 
Kielmann  V,  113. 
Kieselbach  IV,  285. 
Kindler  II,  311- 
Kiepen  III,  11. 

Kirchberg  V.  s.  Kerkberg. 

Kirchhof  I,  56  (55).  (58)  603.  89  (91).  97  (98). 

II1  353. 
Kirchringen  (Kerkring)  v.  IV,  609. 
Kisbaoh  V,  187. 
Kiser  III,  475- 
Kistenmaker  I,  221  (222). 


Kladow  II,  97-  330. 

Kläfsath  s.  Klevesath. 

Klähn    (Klehenius)    I,    458   (474).     459   (475). 

m,  25. 

Klankow  IV,  469. 
Klapprode  I,  296  (299). 

Klebsahl    (Klevesal,   Klevesadel)   III,   487.   488. 
522. 

Klehenius  s.  Klahn. 
Kleimann  III,  136. 
Klein  v.  I,  54  (53)-    lU.  93. 
KleinOW  (Klcnow)  v.  I,  88  (91).    u,  286.   III, 
246.  331. 

Klenz  (Klentz)  II,  677.     III,  25. 

Klepper  III,  121. 

Klessen  V,  257. 

Kleveheu  (?)  II,  647. 

Klevenow  IV,  386. 

Klevesath  V,  202. 

Klinge  I,  98  (99)- 

Klinggralf  v.  V,  264.  267. 

Klingmann  IV,  292. 

Klitzing  v.  V,  113.  596. 

Klockmann  III,  106. 

Klookner  V,  191. 

Klotze  I,  123  (125). 

Kluth  (Kludt)  II,  671. 

Klugge  V,  561. 

Klüver  II,  415- 

Knacke  IV,  561. 

Knaustorif  v.  III,  12. 

Knebusoh  IV,  551. 

Knesebeck  v.   d.  I,  (58).  63.  64.  223  (224). 

III,  73.  127.  292.  427. 
Knevel  m,  132. 

Knickenberg  I,  96  (97)-  167  (169). 

Knipphausen  v.  II,  453. 

Knüll  I,  298  (301). 

Knuth  V.  V,  41.  518.  519.  524.  577. 

Knuth  (Knuht)  IV,  471-    V,  545. 

Knüttel  V,  586. 

Koch  (Kock.  Kog)  I,   123  (125).  513  (531).    II, 
97.  573.  644.     IV,  475.     V,  351. 

Köokert  II,  109. 
Kohlhans-Stralendorff  v.  III,  423. 

KÖhn    (Kohne)    I,    296    (299).    III,    444.     IV, 
292. 

Koite  V,  52. 
Koke  U,  286. 
Kolbach  I,  369  (378). 

KÖllen  (Collen,  Köln)  v.  I,  318(322).  582(602), 

IV,  312. 330. 

Kollinck  I,  456(471). 
Kollmann  V.  435* 
Kolmorgen  IV,  561. 
Kolsovy  1,  457  (472). 
Kolzow  L  452  (467). 
Koneke  IV,  614. 
Kttnemann  v.  III,  150. 
KSnigsmark  v.  V,  594. 
KSnike  IV,  491. 
Konow  IV,  348. 
Konrad  III,  560. 
Koop  lU,  131. 
Köp  V,  576. 
Kopmann  I,  62. 


632 


PERSONEN  -  REGISTER. 


Kopp  (Koppe)  III,  47  S.     V,  268.  550. 

Koppelmann  II,  470. 

Koppelow  V.  I,  149(150-  427(443)-  428(443). 
431  (446).     II,   655.     III,   222.   223.   224. 

IV,  291.  489.  563.  591.    V,  180.  290. 
Koppen  V,  584- 

Korokwitz  v.  V,  349- 

^orde«  I,  171  (172).    IV,  376. 

Körner  in,  297. 

ICortflni  I,  221  (222).    IV,  275. 

Koeboth  (Kossebade,  Cossebode>  v.  I,  220(221). 

.   IV,   33.  320. 

K088  V.  I,  409  (420).  449  (464).  450  (466). 

451  (468).  452  (468).  567  (587).  III,  56. 
Koeee  I,  50. 

Köeter  (Koster)  II,  216.  261.  HI,  536.  IV, 
*  407.  411. 

Kothnann  s.  Cothmann. 
Kratz  (Crace)  I,  213  (214). 
KraokewitZ  (Krakevitz,  Crakevits)  v.  I,  213(214). 

356    (362).     499  (516).     IV,   371.    V,    222. 

585. 

Krage  11,  116. 

Krakow  V,  161. 

Krahn  III,  410.  41$.    IV,  S3i' 

Krampe  I,  218  (219). 

Krae  (Krass)  l,  584(605).    11,  m. 

Kraeemann  V,  163. 

Krauel    (Krouwel)    I,    76  (78).   150  (151).   169 

(170). 

Krause  III,  536. 

Krauthoir  v.  V,  257.  262.  263. 

Kree  s.  Krey. 

Kreitz  lU,  96. 

Krener  I,  274  (277).  513  (531). 

Krempien  IV,  15. 

Krey  (Kree)  III,  373.  374. 

Kfieosheim  v.  I,  53  (52). 

Krisow  I,  296  (300). 

Krivltz  I,  453  (468).    IV,  458. 

Kroger  s.  Kruger. 

Kröpelin  III,  495- 

Kresse  HI,  695. 

Krouwel  s.  Krauel. 

KrJjpcr   (Kröger,   Kruger,  Cruger)  II,    97.   300. 

m,  135.  308.  332.  495.  721.     IV,   loi.  243. 

265.     V,  163.  197.  444.  592. 
Krull    (KniUe,   CruU)  I,    116  (118).    121    (124). 

125  (127).  274  (277).    n,  316.  317.    IV, 

437.     V,  102. 

Krumlino  IV,  269. 
Krumsee  V,  251. 
Kruse  v.  IV,  370.  371. 

Kruse  I,  205  (206),  288  (292).    n,   97.  112. 
X14.    III,  213.  415.  417.  670.    IV,  15.  626. 

V,  loi.  102. 
Krusemarok  v.  IV,  ^09. 
Kugel  V,  568. 

Kühl  n,  61. 
KOhne  III,  302. 
Kulemann  I,  210  (211). 
Kulioke  I,  296  (300). 
Kummerow  II,  355- 
Kupas  III,  217. 
Kurzrock  v.  II,  598. 
KUtemeyer  II,  568. 


L. 

Laohmund  IV,  15. 

Ladendorf  (Ladendörp)  V,  161.  288. 

Ladewiges  v.  I,  566  (585). 
LalTert  v.  III,  64. 
Lafrentz  I,  (58). 
Lagemann  V,  390. 
Laie  IV,  390. 

Lamb  (Lambius,  Lamp)  IV,  490.     V,  561. 

Lamm  III,  19- 

Lammeshovet  IV,  107. 

Lampreoht  I,  562  (581). 

Lanoken  v.  d.  I,  421  (434)-  423  (438). 

Lanokbof  s.  Langhof. 

Landsberg  v.  IV,  341. 

Lang  (Lange)  I,  196  (197).     II,  261.    III,  147. 
IV,  40.  292.  334.  629.     V,  276.  323.  586. 

Langefeld  L  124  (126).  314  (318). 
Langen  v.  IV,  102. 
Langen-Steinkeller  v.  n,  499. 
Langermann  v.  I,  53  (52).    V,  310.  363.  522. 

536.  579.  580. 
Langgut  III,  330- 

Langhof  (Langhoff,  Lanckhof )  IV,  390.    V,  325. 

Lans  s.  Lanz. 

Lantau  I,  370  (379)- 

Lanz  V.  375-  379- 

Lauok  III,  207. 

Laurentz  IV,  347. 

Lauw  (Louwe)  I,  324  (329).     III,  332. 

Ledebur  v.  IV,  548. 

Leddeghe  II,  330- 

Leers  v.  II,  493-  499-  501.  502.  504. 

Lefers  ni,  444. 

Lefort  (Le  Fort)  V.  IV,  371.    V,  355. 

Lehmann  v.  I,  410  (421). 

Lehmann  (Lemann)  1,(52)  53.    in,  506.    IV,  147* 

Lehmkuhl  II,  502. 

Lehsten   (Lesten,    Leisten)  v.  I,    50.    355  (361). 
356  (362).    445  (460).   459   (474).   477  (494 

513  (530-    538  (557)-    552  (571).    553  (572)- 

III,  497-     IV,    303.  486.  528.  622.     V,  39 
LeiSZOW  s.  Leussow. 

Lem  III,  135. 

Lembke  (Lembcke,  Lemcke,  Lemke)  I,   53  (52). 
370   (379).      II.    233.     III,    120.    165.    166. 

IV,  494-  6x7.  626.     V,  363.  561. 

Lemm  V,  561. 

Lemmeier  (Lemmeider)  I,  65.  97  (99). 
Lenthe  (Leute)  III,  190.  217. 
Lentz  I,  302  (306).  II,  118.  ni,  717. 
Lepel  V.  L  498  (515)-  H.  35o-  37o-  508.  655. 

656.  IV,  89.  145, 
Lepper  I,  350  (356). 
Leschebrand  v.  I,  464  (479)- 
Lesemann  III,  167. 
Lestocq  (L'Estocq)  v.  V,  541. 
Leue  IV,  626. 
Leussow  II,  663.  V,  550. 
Levers  II,  519. 
Levetzow  v.  I,  (57)  603.  194  (195).  309  (3i3> 

313  (317).  323  (328).  499  (516).  552  (571)- 

595  (617).  596  (618).  III,  90.  549.  659. 

721.  IV,  296.  318.  330.  337.  609.  V, 

30-  39. 


PERSONEN  •  REGISTER. 


633 


Liebeherr  v.  m,  497- 
Lieven«  v.  II,  272.  274. 
üliensparre  II,  68. 
Linok  (Lincke)  IV,  561.  568. 
ündemann    I,    66.    III,   488.    IV,   40.    V, 
244. 

Lindenbero  I  (5^). 
Lindener  IIL  120. 
Linsen  IV,  608. 

Linsino  Ii  171  (172). 

Linstow  V.  II.  648.    III,  720.    IV,  325.  326. 

334.  339-  380.  381.  394.  399.  602.    V,  351. 

431-  432. 
Lippe-Wei88enfel8  v.  IV,  70. 
üphard  V,  363. 

Lisebaro  IIi  407- 

Li8kow  III,  510. 

Livoniu8  IV,  269. 

Lobe8  II,  677. 

Lockevitz  I,  126(128). 

Lohe  V.  III,  352. 

Lohmann  V,  583. 

Lopper  I,  3>8  (323). 

Lorentzen  V,  304- 

Lormann  I,  370  (379). 

Lo8ehand  V,  260. 

Lo8te  I,  301  (305)-    II1  552.  567.    rv,  56.  59- 

LSwe  I,  348  (354). 

LSwen  v.  V,  62. 

Lowtzow  V.   I,  552  (570    553  (572).    II,  354. 

III,  720.    IV,  529.    V,  33.  34.  431. 
Lubahn  II,  669. 
Lübbecke  II,  516.    III,  226. 
Luboke  s.  I.übke. 
Lübeck  V.  IV,  33. 
Liibke  (Lubcke)  III,  311.  467.  469. 
Lucae  II,  479- 
Lucht  V,  276. 

Lücken  v.  V,  413-  442.  541- 
Luckner  v.  V,  243. 
Lucius  V,  257. 

LUCOW  s.  Lukow. 

LudeCUS  (Lüdeke,  Llldken)  I,  222  (224).  323 
(327). 

Lüderitz  v.  V,  268.  450. 

Ludere  (Luders)  I,  603  (57)  96(97)-  167(169). 
II,  414.  III.  131-  "65.  217.  417.  IV,  55. 
V,  105. 

LufTe  II,  479- 

Luhe  V.  d.  I,  350  (356).  355  (361).  360  (366). 
387  (397)-  391  (402).  392  (402).  396  (406).  397 
(407).  404  (415).  408  (420).  413  (425).  414 
(425).  424  (439).  428  (443)-  429  (444).  IL 
285.  384.  398.  399-  553.  644  Uli  487.  5'o- 
512.  534.  535.  545.  677.  720.  IV,  219.  366. 
370.  386.  400.  484.  507.  529.  V,  70.  114. 
122.  123.  161.  167.  310.  535.  539. 

Lühne  V.  d.  s.  Möller. 

Lukow  IV,  147-  386. 

Lüneburg  (Luneborch)  III,  131.    IV,  375. 

Lüning  V,  61. 

Lunow  I,  3<o  (314)* 

Lunte  III,  466. 

Lürr  III,  131. 

Lütens  III,  226. 

Luthe  V.  d.  II,  xi8. 


Lütkehenneke  n,  97. 

Luttermann  I,  255  (256).  370  (379). 

Lützow  V.  I,   356  (361).    II,  488.  508.  509. 

515.  516.  518.  572.     III,  8.  59.  60.  72.  89 

90.  93.  125.  149.  150.  250.  359.  393.  505. 

506.  IV,  151.  152.  153.  289.  370.  607.  609 

V,  40.  267.  431.  437. 

M. 

Maass  (Mahs)    I,    392    (403).     II,    412.    III, 

717. 

Madaus  III,  224. 

Mahnoke  (Manko,   Mannke)  II,  317,     IV,  564. 

V,  578. 

Make  II,  240. 
Malchien  IV,  628.  629. 
Malchow  II,  97* 

Maltzan  (Maltzahn)  V.    I,  497  (515)-   539  (557) 

551    (570)-    552  (571).    II,   453-    III,   364. 

510.  512.    IV,  89.  114.  341.  362.  366.  413. 

529.    V,  50.    57.  58.   60.  61.   62.  81.   125. 

139.  144.  207.  243.  244.  245.  256.  258.  320. 

349.  378.  379.  380.  381.  382. 
Mandelslohe  v.  I,  340  (346). 
Manderow  III,  4^7. 
Manegolt  I,  221  (222). 
Mann  I,  265  (267).  604  (58).  76  (78). 
Mantzel  I,  288  (292). 
Marc!  IV,  244.  246. 

Markward  (Marckwardt,  Marquardus)  I,  541 
(560).     IV,  473.  494. 

Marien  IV,  341- 

Marin  (Morin)  v.  V,  489. 

Märten  (Martens,  Merten,  Mertens)  I,  370  (379). 
454  (469).     II,  216.     IV,  625. 

Martin  III,  666. 
Marwaf  I,  380  (373). 
Masius  IV,  124. 
Maurin  IV,  561. 
Maximilian  I,  255  (256). 

Mecklenburg  V.,  Mitglieder  des  regierenden 
Hauses  (Mecklenburg  und  Werk)  I,  25.  119 
(121).  164  (166).  171  (172).  255  (256).  274 
(277).  276  (279).  348  (354).  349  (355)  350 
(355)-  353  (359).  355  (361).  393  (403).  538 
(557).  551  (570).  555  (574).  556  (575).  567 
(586).  n,  54.  272.  273.  275.  280.  293. 
348.  442.  473.  474.  478.  555.  556.  557. 
560.  574.  577.  583.  584.  594.  599.  625. 
663.  681.  III,  121.  166.  171.  200.  218.  246. 
249.  250.  251.  263.  264.  265.  266.  267.  268. 
271.  273.  283.  378.  458.  466.  624.  625.  626. 
628.  633.  634.  636.  640.  641.  643.  645.  647. 
649.  655.  678.  684.  691.  717.  IV,  17.  66. 
6S,  85.  87.  88.  92.  93.  96.  112.  148.  203. 
204.  208.  210.  212.  213.  215.  216.  218.  223. 
224.  226.  229.  267.  370.  404.  441.  523.  529. 

531.   533.    535-    541.   570.   622.     V,  20.  43. 
116.  152.  160.  183.  575. 

Mecklenburg  v.  I,  428  (443).    IV,  281. 
Modem  v.  V,  444. 
Meding  v.  IIL  149* 

Medling  (Meidling)  L  370  (379).  370  (380). 
Meerheimb  v.  L  54     IV,  31.  loi.  loz.  113. 
114.  370. 

41 


634 


PERSONEN  -  REGISTER: 


Meese  II,  109. 
Meiden  n,  4S0. 
Meier  (Meiger)  n,  216. 

Mein  (Meyne)  III,   I44-  306.  669. 
Meinoke  (Meineke)  I,  370  (379).     II,   118. 

Meinehaueen  III,  267. 
Meiborg  III,  312. 
Meltzer  III,  330.  33i- 
Mense  n,  216. 
Mentzel  V,  268. 

Merten  s.  Märten. 

Meschede  v.  I,  207  (208). 

Meemann  V,  257. 

Meteleke  I,  370  (380). 

Metterhaueen  I,  461  (477)- 

Mevius  II,  50-    IV,  153- 

Mewee  III,  217. 

Meybom  v.  I,  203  (204). 

Meyenn  v.  I,  579  (600).  V,  387. 

Meyer  I,  169(170).  290(294).  323(328).    III, 

123.     IV,  334.  442- 

Meylan  V,  19. 
Meyne  s.  Mein. 

Michael  (Michaelis,  Micheli)  I,  374  (384.)-  Hl 
204.    IV,  590.  617.  619.    V,  414- 

Michelstorf  v.  I,  334  (340) 

Middendorf  II,  114- 

Mietz  III,  214. 

Milhan  I,  374  (384).    HI.  17. 

Mirow  II,  663. 

Mieefeldt  II,  663. 

Mochov  II,  216. 

Molenwolt  I,  149  (i50- 

Möllendorfv.  II,  285.  659.  111,427.  IV,  489- 
490.  529. 

Möller- Lilienstern  v.  V,  51. 

Möller  V.  d.  Lühne  III,  502. 

Möller  s.  Müller. 

Molner  I,  219  (220). 

Moire  s.  Müller. 

Moltke  V.  I,  53  (52).  94  (95)-  143  (145).  «50 

OsO-  330  (336).  33 '  (337)-  335  (34o)-  336 
(340-  337  (342,  343).  338  (343).  339  (345) 
349  (354).  354  (360).  355  (361).  368  (378) 
369  (378).  372  (382).  391  (402).  396  (406) 
408  (419).  409  (420).  410  (421).  470  (486) 
471  (488).  495  (513).  497  (515).  498  (515) 
499  (516).  501  (517).  502  (519).  506  (523 
524).  551  (571).  11,  359.  in,  675.  676 
IV,  89.  462.  V,  52.  70.  113.  179.  191. 

Moltkow  I,  58.  603  (56). 

Monich  (Mönnich,  Mönnik)  II,  208.  404.  IV,  2S6. 

Morand  III,  121. 

Mörder  v.  I,   414  (426).    IV,  318.   320.    V, 

Möring  I,  47  (48). 

Moryn  V.  s.  Marin. 
M080I  V,  592. 
Möwe  II,  240. 
Moyelke  II,  165. 
Mozellenburch  II,  356. 
Mülbe  V.  d.  III,  72.  73. 
Muchow  IV,  499. 
Müller  V.  II,  441. 

Müller  (Mulle,  Molle,  Möller,  Moire)  I,  54  (53). 
58.   62  (61).   65  (66).   86  (88).   97  (99).   149 


(151).  165  (166).  297  (301).  378  (389).  387 
(397).  431  (446).  562  (581).  II.  148.  294. 
330-  369.  III.  13-  58.  76.  140.  226.  330. 
339.  356.  372.  443.  458-  5^0.  522.  536.697. 

IV,  27.   159.   285,   292.  381.  386.  472.  620. 

V,  78.  102.  105.  144.  147.  285.  379.  550. 
Mulsow  IV,  89.  496. 

Mummendorp  II,  165. 
Mundt  III,  129. 

Münster  (Munster)  V.  I,  64  (65).    88  (90).    16S 

(170). 
Münster  (Munster)  V,   187.  365.  444. 

Murr  IV,  75. 
MUSS  IV,  121. 
Mützel  III,  670. 

N. 

Nacke  I,  187  (189).  222  (223). 

Nagel  v.  III,  56. 

Nann  II,  272. 

Nasau  III,  219.  220. 

Naue  IV,  628. 

Nedden  zur  II,  568.    III,  30.  31. 

Nedden  III,  165. 

Negendank  v.  (vgl.  Behr)   I,   313  (317).  430 

(445).   477  (493).     II.    294.   318.    325.   326. 
327.  328.  332.  372.  401.    IV,  132.  158. 

Nehls  V,  390. 

Neiman  III,  550- 

Nekel  V,  419. 

Nemzowius  I,  306  (309)- 

Nenthow  I,  107  (iio). 

Nese  IV,  243.  555. 

Nettelbladt  v.  I,  (58).  97  (98).  168  (170). 

Neubauer  IV,  441- 

Neuenkirchen  V.  s.  Nienkirchen. 

Neukrantz  I,  84  (85). 
Neulich  v.  I.  376  (386). 
Neumann  II,  451- 
Neumeier  III,  417* 
Neutmann  II,  274. 
Nevendorf  V,  163. 

Niebuhr  (Niebur)  II,  97.  240. 

NiederhöfTer  V,  507. 
Niehenck  I,  59.  165  (166). 
Nielsen  I,  567  (587). 

Niemann  (Niman)  I,  378  (389).    III,  226.  539- 
IV,  496.    V,  197. 

Niendorf  (Nyendorp,  Nygendorp)  I,    214  (215). 
219  (220).     IV,  475. 

Nienkirchen  v.  I,  414  (426). 
Nikolaus  III,  527- 
Normann  v.  IV,  404. 
Nortmann  v.  IV,  296. 
Nurenberg  V,  268. 

NÜSCh  (Nüsche)  III,  374-     IV,  622. 
Nygendorp  s.  Niendorf. 


o. 


Ockel  II,  65.  154. 
Ode  I,  213  (214). 
Odeslo  I,  220  (221). 
Oehlerking  II,  48S. 


PERSONEN  -  REGISTER. 


635' 


Oerkewitz  I,  567  (587). 
OfTliger  IV,  320. 
OhlendorfT  v.  III,  127. 

Öhmke  (Ohmken,  Ohmke,  Ohmken)  II,  401.    IV, 
242. 

Ohrtmann  (Ortmann)  I,  573  (592).    IV,  411- 
Oldenburg  V.  1,368(378).  538(557)-  552(570- 

565  (585)     n.   271.   492.     IIL  549.    IV, 

166.  303.  304.  312.  318.  319.  339.  400.    V, 

14.  19.  413. 
Oldenburg  II,  666. 
Oldewelt  I,  405  (416). 
Oertzen  v.  I,  396  (406).  462  (477).  513  (531). 

IL  572.  651.  655.    III,   II.  223.  490.  494. 

505.  506.  511.  676.  720.    IV,  32.  113.  114. 

146.  609.  622.    V,  39.  167.  222.  309.  413. 
Olearius  I,  421  (437)- 

Ortmann  s.  Ohrtmann. 

Osten  V.  d.  L  538  (557).  55'  (57o).    V,  81. 
Osten -Sacken  v.  IV,  325. 
Otte  V,  561. 
Otto  IL  147-  148. 
Oeynhausen  v.  III,  90. 


P. 

Page!  IV,  147- 
Pann  IL  668. 

Panneke  (Panneken).     III,    170.   17 1. 

Papenhagen  I,  113  (115)-    V,  197. 

Parkentin  (Barkentin,  Peikentin,  Berkentin)  v. 
L  355  (361).  428  (444).  IL  146.  384.  386. 
387-  397-  398.  401.  501.  560.  572.  III,  123. 
273.     IV,   166.   178.     V,  208. 

Parkow  I,  169  (171). 
Parow  V,  519- 

ParSOW  s.  Passow. 

Paschen  IL  677. 

Paschetag  (Paschedach)  I,  458  (474). 

Passau  (Passow)  V,  489.  491. 

Passow  (Parsow,  Barsovv)  v.  IL  568.  III,  362. 
IV,  218.  219.  274.  275.  386.  404.  528.  529. 
545.  622. 

Paulsen  v.  IL  508. 

Pawels  (Paul)  L  50-  603  (58).    V,  522. 
Peccatel  v.  II,  47-  285.    III,  427.    V,  179. 
Pederstorf  v.  IIL   336.  393-    IV,  162.  381. 

628.    V,  52. 
Pegel  11,  208. 

PetersdorfT  v.  IV,  171.    V,  287. 
Peitzner  II,  119 
Pele  IL  637. 
Pemann  V,  276. 
Pensin  (Penzin)  IV,  121.     V,  Il6(?). 

Pentz  V.  II,  271.  324.  366.  367.   III,  6.  8.  9. 

72.  92.  95.  147.   149.  174.  175.  426.  505. 

506.    IV,  391.  527.  529-  622.   V,  317.  580. 
Pentz  III,  271.    V,  414. 

Permin  (Permien)  I,   351  (357).     V,   582.    584. 

Perow  I,  218  (219). 
Persewale  II,  103. 

Peters  (Petersen,  Petersen)  I,  603  (57).  339 
(344).    370  (379)     417  (430)       n,    97.    250. 

644. 670.  IV,  391. 407.  V,  317. 375. 

Petraeus  I,  370  (379). 


Petri  IV,  375. 
Pfitzner  IV,  442. 

Piel  (Piehel,  Pil)  I,  65  (66).     IV,  13.     V,  568. 

Pinckpanck  III,  356. 

Pingel  II,  209.    III,  379.    IV,  471.  472.  475- 

488.  496.  555. 
Pinnow  II,  516. 
Pipeloch  I,  370  (380). 
Piper  I,  351  (356). 
Pistorius  II,  349. 
Pita  IV,  222. 
Pladecius  II,  61. 
Plagemann  I,   116  (119).    II,  148.    III,  306. 

IV,  407. 
Plat  le  IV,  71. 

Plate    (Plahte,    Pladt)    I,    318    (323).     II,    325. 
m,  487.  666. 

Platen  v.  L  421  (434).    V,  268. 

Plessen  (Piess)  v.  I,  356  (361).  424  (439).  429 

(444)-  552  (570-     n,  42.  247.  249.  250.  288. 

292.  306.  307.  308.  309.  310.  317.  350.  353. 

355-  359-  366.  367.  369-  370.  372.  373.  384. 
387.  389.  498.  499.  501.  504.  508.  509.  567. 
572.  650.  655.  656.  657.  IIL  9-  80.  393. 
417.  423.  424.  426.  427.  429.  431.  476.  505. 
510.  549.  IV,  32.  89.  143.  165.  166.  318. 
413-  529-  558.     V,  179-  181.  321. 

Plönnies  (Plonnius)  II,  374.    IIL  421. 

Ploukov  IL  112. 

Pliiskow  V.  L  356  (362).    III,  510.  511.  512. 

IV,  93.  100.  loi.  370.  371. 
Podewils  V.  L  477  (493)- 
Podein  L  350  (356). 
Poggenberg  IV,  566. 

Pogwisch  (Powisch)  V.  IV,  220.  221.    V,  168. 
Pohl  IV,  475. 
Pohley  I,  55  (54). 
Polchow  IV,  442. 

Poll  (PoUius)  IV,   X62.  246. 

Pollandt  V.  I,  53  (52). 
Pollow  V,  279. 

Pommern  (Herzöge  Jürgen  und  Ulrich  von)  III, 
224. 

Ponink  IIL  417- 

Poose  IL  232. 

Porthun  III,  120. 

Possei  (Possil)  IV,  174.    V,  310. 

Prägst  s.  Prahst. 

Pragstorf  L  116(119). 
Prahlow  (Pralow)  IV,  620.  626. 
Prahst  (Prägst)  I,  306(309).    V,  321. 

Prange  (Pranger,  Prank)  IV,  391.     V,  52.  361. 
419. 

Preen  v.  L  88  (91).  150  (151).  194  (195)-  3"3 

(317).  420  (434).  421  (434).  422  (437)-  423 

(438).  424  (439).  429  (444).  450  (466).  452 

(468).  464  (479).  547  (567).  548  (567).  552 
(572).  IL  644.  III,  12.  431.  477.  542.  545. 

IV,  30.  33.  89.  105.  131.  158.  370.  529. 

V,  39-  40- 

Prehn  V,  561. 

Prenger  II,  239. 

Pressentin  v.  IL  263.  659.   III,  351-  352.  353. 

362.    IV,  145-  »47.  318.  609. 
Prestin  IV,  407. 
Pretorius  III,  369- 

41* 


636 


PERSONEN  -  REGISTER. 


Priestaf  I,  49  x  (SoS),  | 

Prignitz  (Priegnitz)  v.  V,  522.  539.  ( 

Pripert  V,  489. 

Pritzbuer  v.  IV,  221.    V,  377.  1 

Prizelius  II,  316.  ! 

Probst  I,  491  (508). 

Proel  II,  440. 

PrSsch  (Prösche)  III,  2$.  337. 

Proyte  I,  120  (122). 

PuitS  du  s.  Dupuits. 

Putlitz  V.  V,  122.  129. 
Pütter  I,  386  (396).  387  (397). 

Q- 

Quacke  V,  576. 

Quilitz  V,  251. 

Quistorp  I,   58.   59.   93  (94)    165  (166).   370 

(379)- 
Quitzke  II,  400. 
Quitzow  V.  I,  497  (515)-    IV,  362.  371.  4S3 

484. 

R. 

Rabe  IV,  561. 
Radem  v.  III,  705. 
RadlofT  III,  76. 

RadOW  (Radovius)  I,  82  (83).  89  (91). 

Räht  IV,  626. 
Ramin  v.  V,  352. 

Ramp  (Rampe)  I,  604  (58).     II,   103.   104. 

Randow  v.  IV,  457.  I 

Randt  II,  677. 

Ranitz  II,  98-  203. 

Rantzau  v.  II,   348.   518.   665.    III,  9.  227. 

IV,  38.  163.  247. 
Rase  V,  162. 
Raesow  II,  472. 
RaetorfT  v.  s.  Restorff. 

Rathke  (Ratheke)  II,  97.     V,   102. 

Rathsack  II,  667.  668.  670. 

Ratnack  III,  67. 

Raven  v.  I,  463  (478).    II,  262.  366. 

Rausch  IL  453 

Rebarch  I,  366  (375). 

Redelin  IV,  564. 

Reding  II,  443- 

Rehden  v.  IV,  318. 

Rehwoldt  IV,  128. 

Regedantz  V,  490. 

Regentrogk  III,  542. 

Reiche  III,  341- 

Reichenbach -Lessonitz  v.  V,  193.  198. 

Reimers  (Remers)  I,  567  (587).    II,  659.    IV, 

304. 

Reinecke  (Reineke,   Reincke,  Reinke)   III,  477. 
[  V,  349-  432. 

Remmin  v.  V,  418. 
Rehse  V,  62. 
Rentner  V,  349. 
Resing  V,  79. 

Restorir  (Rastoiff)  v.  I,  552  (57>.  572).  IL 
386.  454.  III,  167.  208.  222.  IV,  92.  165. 
166.  296.  391.  602.     V,  161.  387. 


Retzekow  I,  212  (213). 

Reusch  IV,  244. 

Reuter  L  81  (82).  98  (99).    II,  648.   III.  171- 

IV,  387.    V,  161. 
Reventlow  v.   IL   261.   332.   348.   37S.  643. 

in,  549.  675.  720.    IV,  30.  31. 
Rheder  I,  46. 
Richardi  IV,  89. 
Richartz  I,  124  (126). 
Richter  L  85  (87).    IIL   140.    IV,  172.  228. 

318.  387.  573.  595.    V,  222. 
Ridde  V,  321. 
Rieben  v.  L  509  (527)     IV,  609.     V,   167. 

310. 
Ribow  II,  48. 
Riedel  II,  441- 
Riedemann  I,  65. 
Riesenberg  III,  192.  271. 
Riewe  IIL  716. 
Riewolt  IIL  532- 

Riga  s.  Hermann. 

Ringkwicht  (Rinswigt)  I,  459  (475)-    V.  268. 

Rike  L  (58). 

Risch  IV,  568. 

Ritzerow  V,  147. 

Ritzmann  III,  147- 

Röbcke  (Röhpke)  L  336  (341).    IL  668. 

Rodde  V.  IV,  128. 

Rode   (Rohde)   I,    270   (273).      in,    338.    339. 

IV,  496. 

Rodeler  IL  317- 
Rodemolner  V,  489- 
Rodolph  L  544  (564)- 
Rogge  IV,  561. 
Rogmann  III,  305. 
Rohck  IIL  6. 

Röhpke  s.  Röbcke. 

Rohr  V.  III,  147.    IV,  609.    V,  352. 
Rohr  IIL  342 

RÖhrdanz  (Röhrdantz,  Rohrdans)  III,  466.     IV. 
441.  539. 

Rolotf  L  "9  (121).    IV,  385. 
RSnckendorir  II,  668.  670. 
Rönfelden  V,  509. 
Röper  IIL  539- 
Röring  IL  102. 
Rosengard  I,  220  (221). 
Rosenow  IV,  123. 
Rosin  (Rosyn)  V,  568. 

Ross  I,  370  (379). 

Rossovius  IV,  390. 

Rostock   (Rostke)  v.    I,   54©  (559)-    546  (566;. 

V,  215. 
Roste  V,  50. 

Rostke  s.  Rostock. 
Rot  (Rott)  s.  Ruth. 

Rotermund  v.  L   338  (343)-  372  (382).    IV, 

223.  557. 
Rothe  IL  252. 
Rother  IIL  557- 
Rover  I,  418  (430)- 
Rübe  IV,  348. 
Rubien  II,  385- 
Rüde  I,  451  (467). 
Rudiger  v.  V,  270. 
Rudolph  II,  560. 


PERSONEN  •  REGISTER. 


637 


Rüge  I,  64(65)     II,  154. 

Ruger  II,  114- 

Rullmann  I.  429  (444)- 

ROmcker  V,  161. 

Rump  (Rumpflf)  IV,  567.  568.  572.     V,  526. 

Runge  (Runghe)  I,  80  (81).    II,   143.    III,  443- 

486. 
Rünitz  V,  379. 
Rusch  IV,  561. 
Rüsck  V,  578. 
Rusenberg  III,  147- 

Russland  (Kniserin  Katharina  von)  III,   i66. 

Rust  L  352  (357)- 

Ruth  V.  V,  379. 

Ruth  (Roth,  Rott,  Rot)  III,  421. 

Ruting  II,  519- 
Rutze  V.  IV.  32. 

S. 

Sachgow  s.  Znchow. 
Sachse  I,  297  (300). 

Sachsen  (Herzog  Joh.  Friedrich  von)  1,  119(121). 
164  (166). 

Sahlmann  IV,  133. 

Sala  V.  IV,  274.  325.  326. 

Salamon  V,  415- 

Sandberg  II,  516. 

Sandow  IV,  247. 

Sanitz  v.  V,  208. 

Saran  V,  589. 

Sarkander  I.  580  (601).  584  (605) 

Sasse  I,  603  (58).  222  (224).  370  (379)-  544 

(565).  561  (580).    II,  203.    V,  197. 
Sauerbirn  III,  6. 
Säwekauw  (Sevekow)  IV,  124. 
Schabbelius  II,  140.  209. 
Schachschneider  III,  329. 
Schacht  II,  325. 
Schack  V.  I,  451  (467).  502  (519)-  579  (600). 

581  (601).    II,  263.  271.  274.  400.  401.  454. 

455.  508.  553.  659.  680.  681.    III,  II    59. 

80.  125.  342.  424.    IV,  157.  158.  163.  481. 

V.  41. 
Schade  v.  1,  53  (52). 
Schademöller  III,  527. 
Schalburg  IV,  551. 
Schaller  III.  56. 
Schänick  I,  376  (386). 
Scharenberg  III.  265. 

Scharffenberg  (Scharffenbergk)  V.  II.  284.    III, 

150.  227. 
Scharrenhorst  v.  IV.  494- 
Scharping    (Scharpinck)    I,    567    (587)     IV, 

390. 
Schartow  III,  329. 
Schatelia  IV,  376. 
Schauenburg  IV,  265. 
Schaumburg -Lippe  IV,  165. 
Scheel  v.  IV,  171. 
Scheffel  II,  97 
SchefTer  IV,  247. 
Schell  I,  318  (323). 
Schenck  v.  IV.  368. 
Scher  III,  535. 
Sohermer  I,  150  (151). 


Sohertling  I,  431  (446). 
Schilden  v.  III,  92.  93. 
Schimmelmann  I,  63. 
Schipman  IV,  292. 
Schirlentius  I,  421  (437). 
Sohlaveke  IV,  391. 
Sohlecher  III,  275. 

Schied  (Schiede)  IV,  542.  620. 

Schlee  IV,  376. 

Schlie  (Schlije)  I,  562  (581). 

SchliefTen  v.  IV,  304.  313.    V,  280. 

Schliemann  (Zliemann)  IV,  386.  407.  411. 

Schlippenbach  v.  V,  130. 
Schlitz  V.  V,  81. 
Schlowe  II,  656. 
Schlüter  (SlUter)  I,  116(119). 
Schmaggyl  III,  59. 
Schmal  III,  165. 

Schmecker  (Smecker,  Snneker)  v.  I,  201  (202). 
476   (493).    552   (571).    553  (572).     II,    648. 

V,  39. 

Schmersaal  III,  495. 
Schmettau  v.  II,  635. 

Schmidt  (Schmid,  Schmidius,  Smidt,  Smit,  Smitt) 
I,  306  (309).  414  (426).  536  (555).  549  (568). 
562  (581).  580  (601).  584  (605).  II,  68. 
148.  283.  III,  217.  226.  379.  490.  IV,  241. 
292.  341.  622.  629.  V,  19.  29.  50.  52.  137. 
244.  290.  379.  522. 

Schmitt  V.  IV,  609. 
Schmill  II,  669. 

Schnehen  V.  III,  150.  (nicht  v.  Schuchen). 

Schneider  II,  671. 
Schnepel  IV,  374.  403. 
Schnittler  I,  95  (96).  96  (98). 
Schnobel  III,  203. 

Schnohr  (Schnor)  II,  49.  50.  66. 

Schofelt  III,  494. 
Schoknecht  I,  567  (587). 

Schomaker  (Schumacher)  I,  603  (58).  223  (224). 
457  (472).    5>o  (528).      II,    118.      III,    549. 

V,  576. 

Schümann  II,  240. 

Schone  I,  191  (192). 

Schöneich  v.  II,  45-  64.  65.  500.  553. 

Schonermarck  I,  44  (45) 

Schondorir  IV,  561. 

Schönemann  IV,  628. 

Schönfeld  (Schönfeldt,  Schonveit,  Schoneveit) 
I,  552  (570-     n,  102.  274      V,  50. 

Schoppingk  (Schöppmg)  v.  III,  697. 

Schonow  V,  31. 

Schoof  V,  561. 

Schöpffer  v.  IV,  243. 

Schorler  I,  349  (355)- 

Schosse  V.  II,  386. 

Schrader  I,  233  (234). 

Schröder  (Schröder)  I,  55.  213  (214).  357  (362). 
567  (587).  II1  61.  114.  284.  473.  516.  III, 
209.  212.  539.     IV.  244.  378.  391.  559.  617. 

620.    V.  31.  39.   139.   161.  412.  507.  526. 

S.  Skreder. 
Schuchen  s.  Schnehen. 

Schuckmann  v.  II,  508.    V,  276.  349.  351. 
Sohulenburg  v.  d.  V,  60.  76.  79.   122.    124. 
125.  129. 


638 


PERSONEN  •  REGISTER. 


Schulte  (Schult,  Schuldt,  Schulz,  Schultz,  Schultze, 
Schulze)  I,  53.  366  (375).  370  (379).  567 
(587).    603  (58).      IL    681.     III,    217.   469. 

IV,  320.  411.  494.  607.  608.  628.    V,  105. 

179. 

Schultetu8  I,  65.  336  (341). 

Sohumacher  s.  Schomaker. 

Schuslow  III,  719- 
Sohuref  v.  L  53  (52) 
Schutte  IL  144- 
Schütz  V.  III,  37 

Schütz  (Schlitze,  Schutz,  Schützen)  II,  5 H-     III, 

76.  539.    IV,  39.  252.  319. 
Schwansee  IL  3^5- 
Schwarck  IIL  697. 
Sohwartz  v.  II,  503-  504. 
SchwartZ  (Schwardt)    IL    240.     IV,     159.     s. 

Swarte. 

Schwarzkopf  (Swaitekop)  IL  5>-  97-  112-  146. 

V,  371- 

SchwaSS  (Schwertze,  Swertze)  v.  IIL  709. 

Schwasemann  (Schwasmann)  IV,  438. 
Schweder  s.  Sweder. 

Schweinsteiner  L  562  (582). 

Schwenn  (Sven)  II,  681. 

Schwepne  V,  268. 

Schwerin  v.  L  331  (336).    IV,  296. 

Schwert  L  567  (587). 

Schwulges  IV,  180. 

Sconebom  L  9^  (99)- 

Seberow  v.  IIL  89. 

Sebes  L  30  (58). 

See  V.  IL  350- 

Seedorf  L  387  (397)- 

Seehase  IL  637.    III,  6.  170.    IV,  132. 

Seehusen  IV,  570. 

Seeger  I,  380  (373)- 

Seeler  IL  260. 

Seemann  I,  302  (305). 

Sehe  V.  I,  428  (443)- 

Sehestädt  v.  III,  150. 

Segbusch  V,  561. 

Seiher  (Seyer)  IIL  421.     IV,  568. 

Seitz  V.  IV,  176. 

Sele  IL  299. 

Seliger  L  409  (420). 

Selmers  L  370  (379). 

Sellin  V,  102. 

Sell8Chopp  V,  144* 

Sengbusch  (Sengebusch)  I,  296  (300).  IV, 
391. 

Senske  L  418  (430). 
Sesemann  IIL  105. 
Settegast  IL  117- 
Sever  L  575  (597)     HL  545- 
Severin  III,  12. 

Seyer  s.  Seiher. 

Sibeth  I,  393  (403)- 

Sibrand  I,  89  (91).  97  (98).  168  (169). 

Sickel  III,  200. 

Siedelmann  IV,  247. 

Siefried  II,  239. 

Siegbod  III,  559- 

Siems  I,  376  (386). 

Sienknecht  II,  443- 

Sievert  n,  663. 


Siggelkow  (Sichelkow)  II,  272  (?).  292.  29^. 

656.    III,  421. 
Sildekow  (0  s.  Zittow. 
Silkendal  II,  479- 
Silier  I,  603  (58). 

Simon  (Simonis)  IV,  375.     V,  544. 

Sinnike  V,  519- 

Sittmann  v.  II,  401.  406  407.  408. 

Skeppenche  II,  480. 

Skreder  (s.  Schröder)  IIL  213. 

siede   (Sleilanus)    I,    170  (171).     II,    285.     IV, 

571. 

Siesius  IV,  616.  617. 
Slois  II,  165. 
Slone  II,  582. 
Smedes  I,  603  (58). 
Söger  I,  380  (373). 
Sohst  I,  593  (615). 
Sttllner  V,  365 
Soltau  IV,  378. 
Soltwedel  IV,  376. 
Soltz  V,  162. 
Sommer  IV,  145. 
Sondershausen  II,  441* 

Sossenheim  (Sossenheme)  III,  476. 

Spalding  IV,  244. 

Specktin  IV,  334. 

Sperling  v.  I,  260(262).  335  (34i).  423(437» 
509  (527).  604  (58).  IL  47.  294.  360-  415- 
650.  651.    IIL  171.  362.  395-  417.  430-  43» 

IV,  145    »57    158.  296.  413.  591. 
Spitznas  v.  I,  53  (52). 

Sponholz  IL  234. 

Spörke  v.  II,  391. 

Sprengel  v.  III,  127. 

Sprengel  II,  109.  656. 

Springinsguth  II,  61. 

Stack  IV,  319. 

Stademann  II,  240. 

Staffeid  V.  V,  167. 

Staffhorst  v.  IH,  n.    V,  370.  381.  382 

Stalberg  (Sihalberg)  V,  568. 

Stalkopff  II,  61. 

Stall  I,  552  (S70. 

Stallknecht  IL  440. 

Stang  (Stange)  IL  233.  644.  645.  III,  490. 

stark  (Starck)  L  568  (587).  IV,  591  (625I 

Staudinger  IV,  334. 

Stavenhagen  IIL  472- 

Stavenow  L  290  (293). 

Steffen  IIL  i47* 

Stegmeister  IIL  96. 

Stein  (Sten)  L  150  (isO-    IV,  291.  542.  501 

V,  79-  340.  509- 

Steinbeck  (Stenbek)  L  392  (403). 
Steinkopff  I,  576  (596). 
Steinmann  IL  504- 
Stelmann  IV,  247. 

Stenbek  s.  Steinbeck. 

Stenbringh  I.  203  (204). 
Stenfeld  IL  97- 

Stenhagen  (Steinhagen)  IV,  320. 

Stenglin  v.  IV,  113. 
Stenmetzer  L  123  (125). 
Stenvord  n,  301. 
Sterk  V,  586. 


PERSONEN-REGISTER. 


639 


Stern  v.  III,  133. 

Sternberg  (Stemeberch)  I,  405  (416).   rv,  541. 

567. 

Sternhagen  V,  218.  219. 
Stever  III,  5". 

Sthalbero  »  Stalberg. 

Stieber  I,  575  (596). 
Stier  (Stir)  III,  135- 
Stieten  v.  IL  114-  209. 
Stilmacher  III,  129- 
Stindtmann  V,  361. 

Stir  s.  Stier. 

Stotfer  IV,  128. 
StoM  V,  245. 
Stolp  II,  144 

Stolt  (Stolte)  III,  213.     IV,  292. 

Stolzenburg  V,  414- 

Storch  V.  III,  431-    IV,  243. 

Storch  V,  424- 

Storni  V.  II,  353   354- 

Stornier  III,  17. 

Stralendorfr  v.  I,  331  (337)  43©  (445)-  510 
(527)-  579  (600).  581  (601).  II,  64.  65.  86 
252.  254.  259.  262.  263.  353.  415.  498.  499 
501.  502.  643.  in,  364.  395.  432.  475 
476.  511.  IV,  158.  219.  318.  371.  399 
526.  529.  557.  602.  V,  34.  70.  179.  379 
585. 

StraSSburg  (Strasburg)  II,  61. 

Stratfelt  V,  260. 

Stribet'it  (Striberich)  III,  170.   171. 

Ströfen  v.  I,  409  (420). 

StrUbing  I,  53  (52). 

Struck  II,  659. 

Strunicede  v.  IV,  318. 

Stiidemann  (Studmann)  I,  (496).    IV,  442.    V, 

377. 
Studemund  V,  60. 
Stuhr  (Stouhr)  III,  717. 
Sturz  (Stiirtz)  I,  373  (382).    V,  29. 
Stiive  (Stüff)  II,  97.  144-  214.    V,  51. 
Svantenius  I,  93  (94)- 
Suchting  I,  64.  65. 
Suckow  V.  I,  200(201).  552(570- 
Suderow  IV,  411. 
Suhm  V.  II,  503-  504. 
Suhr  IV,  500- 
Suhrbier  (Zurbier)  I,  370  (379).    V,  578. 

Slilver  V,  151. 

Susemihl  (Susemiel)  II,  109.     IV,  617. 

Sueskind  II,  599- 
Sugel  (Suwgel)  I,  149(151). 
Sweder  IV,  25. 
Sylveke  IV,  246. 


T- 

Tadewoldes  I,  454  (469)- 

Tamm  (Tam)  IV,  390. 

Tank  I,  255  (256). 

Tarnewitz  (Tamevitz)  V.  II,  263.  368. 

Tarnow  I,  306  (309).    II,  398.   III,  550-    IV, 

244. 
Techentin  II,  668. 
Tede  II,  97- 
Tedran  V,  586. 


Teldes  IV,  386. 
Teiesen  U,  68. 
Teller  V,  522. 
Templln  I,  584(605). 
Tessien  I,  370(379)- 
Testmann  IV,  561. 
Thier  III,  417- 
Thieme  (Thime)  III,  466. 
Thien  (Tien)  V.  II,  373-  690. 
Thoms  I,  459  (474)- 
Thormann  II,  65.  115.  117. 

Thudendorp    (Thoutendorp)    V.     I,     196.    408 

(419)- 

Thun  V.  n,  661.    IV,  59.  529- 

ThureCOW  (Turekow)  I,  56  (55).  603  (57). 

Tiburtiue  L  506  (523). 

Tidemann  II,  479- 

TIede  (Tide)  II,  443.    III,  274. 

Tielke  m,  56.  59. 

Tiesenhueen  v.  I,  273  (276).    III,  697. 

Tilse  IV,  495-  561.    V,  592. 

Timm  (Timme)  IV,   124.     V,  70.  102. 

Tienen  (s.  Thien)  v. 
Titen  V,  586. 
Todde  II,  272. 

Toll  (ToUe)  I,  290  (293).     V,  279. 

Töllner  v.  I,  89  (91). 
Töllner  I,  405  (416). 

Tolzien  (Tolzihn)  IV,  75. 

Toms  IIL  25. 

TÖppel    (Toppelius)     I,    370    (379).     576    (596), 

V,  48.  51- 
Trallow  IV,  541. 
Trapman  IV,  400. 

TrechOW  (Trächo)  V,  290. 

Tregardt  V,  387. 

Treskow  v.  I,  461  (477)- 

Tretow  II,  361.    III,  506. 

Trendelburg  II,  97- 

Treuenfels  v.  III,  67.    IV,  413-    V,  39.  62. 

Trog  V,  50. 

Trotha  v.  V,  142. 

Türck  III,  474. 

Twestreng  v.  IV,  406. 

Twist  I,  306  (309). 

Tye  V,  592. 

Tzolkow  IV,  456. 


U. 

Uhle  m,  341- 

Ulrich  (UUerich)  in,  417.    IV,  275. 

Upahl  IV,  319. 

UserenlO  (Iserlohn)  v.  III,  460. 

Uterharck  I,  49'  (508). 
Uurne  I,  566  (585). 


Varneholt  II,  143* 
Velthusen  II,  37-  i35-  209.  264, 
Vendt  V,  144 
Vermehren  III,  203. 

Yick  (Vicke)  I,  212  (213).    III,  167.    IV,  291. 
V,  321. 


640 


PERSON  EN  -  REGISTER. 


ViereoO^  (Vehregge,  Viereck)  v.  I,  296  (3^0) 
322  (327).  393  (403).  429  (444).  459  (474) 
461  (477).  462  (477).  463  (478).  464  (480) 
466  (481).  II,  271.  442.  III,  545-  IV,  39 
153.  221.  223.  296.  297.  303.  313.  V,  541 

Vieth  III.  310. 

VIetinghoff  v.  III,  429.    IV,  31 

Vincke  v.  IV,  395. 

Vinke  III,  477- 

Virck  V,  4H- 

Visschahl  HL  228. 

Vitzenhnsen  V,  538. 

Vleghe  I,  209  (210). 

Vogel  IV,  319.    V,  427- 

Vogelsang  v.  III,  512.    IV,  289.  290.    V,  15. 

19.  442. 
Voisan  I,  366  (375). 

V51cker  (Völckers.  Volcker),    II,    412.     III,    6. 

IV,  loi. 
Volsche  I,  351  (357)- 

Vonneilich  s.  Neulich. 

Vooght  II,  100. 

V088  V.  III,  206.  207.  IV,  89.  221.  222.  V, 
114.  280.  289.  370.  371.  375.  588. 

Voss  (Vos)  I,  150  (151).  169  (170).  378  (389)- 
380  (373)-  593  (615)-  in,  341-  V,  43-  44- 
52.  169.  444. 

Vrame  II,  209. 
Vreyholt  I,  150  (i50- 
Vot  V,  268. 
Vughe  I,  218  (219). 


W. 

Wachenhusen  II,  680. 
Wackenitz  V,  596. 

Wackerbart    (Wackerbarth)    V.    II,     553-    575 

III,    43'-    535-    720.     IV,    116.   163.    288. 

289. 
Wade  (Wede)  V,  321. 
Wädekin  II,  688. 
Wahnschairt  IV,  254. 
Wag  nknecht  V,  152.  163. 
Wahnke  v.  V,  114. 
Wake  I,  370  (380). 
Wale  I,  540  (559). 
Waliis  in,  342. 
Walsleben  v.  I,  295  (299).  297  (301).  331  (337). 

338  (343)-  424  (439)-  427  (442).    II,  325.  330. 
332-     IV,  341.  394-  395- 

Walther  (Walter)  II.  232.    IV.  92.    V,  53. 

Walton  I,  98  (99). 

Wangelin  v.  III,  720.    IV,  152.   V,  418.  419 

Wandtschneider  IV,  555- 

Warburg  v.  V,  290. 

Wardenberg  (Wardenbur^)  v.  IV,  489-    V,  202. 

Wardmiind  (Wardmunde)  II,  360.  361. 
Warendorp  (Warendorft,  Warenstorp)  v.  I,  213 
(214).  552  (570-     IV,   171. 

Warmer  II,  519- 

Warneke  (Warnccke,  Warncke,  Warnke)  II,  68. 
644.     III,  373. 

Warne  I,  150(151). 
Warning  IV,  542. 
Warnow  III,  477. 


Warnstldt  (Warnstedt)  V.  I,  471  (488).  567 
(587).  580  (600).  III,  393.  490.  IV.  288. 
486.  545.     V,  41-  50. 

Wartenberg  v.  V,  596. 

Wascher  V,  i6a. 

Wassermann  II,  330. 

Watow  V,  578. 

Weber  I,  53  (52).    IV,  375. 

Wedege  (Wedige)  I,  96(98).  124(127). 

Wedel  V.  III,  341- 

Wedow  I,  149(150 

Wege  V,  539- 

Wegener  III,  285.    IV,  625. 

Weide  v.  d.  III.  215. 

Weiger  I,  563  (582). 

Weinhagen  v.  III,  429* 

Weise  V,  557 

Weider  I,  262  (264). 

Welle  I,  123(125) 

Weltzien  (Wehzin,  Wehien,  Welzin)  I,  322  (327). 
499(516).  II,  263.  366.  598.  IV,  318.  320 
370.  375-  545-  561.     V,  412. 

Wendhausen  v.  V,  418.  419. 
Wendtand  v.  III,  341- 

Wendt  (W^ent,  Wente)  I,    297  (301).    424  (439.) 

567  (587).  1I1  635.   IV,  533.   V,  61.  435. 

565.  573. 

Wenkstern  v.  II,  307-    m,  175.  362.    V,  317. 

Werder  V.    (v.  dem,    zum)    III,    149-     V,    143- 

250. 
Werkmann  II,  102.  165. 

Werle  s.  Mecklenburg. 

Wesebom  II.  294. 

Weser  v.  III,  671. 

Wesken  V,  584. 

Wessel  I,  454  (469).  457  (472).    IV,  244. 

Wetmer  I,  218(219). 

Westphalen  v.  III,  n. 

Westphal  (Westpfahl,  Westfahl  u.  s.  w.)  I,  298 
(301).  370  (380).  581  (601).  III,  532.  IV, 
128.     V,   161. 

Westendorp  III,  533* 

Wetstein  (Wetz.stein)  II,  652.     III,  30. 

Wetering  v.  III,  417- 

Wettering  II,  292. 

Weyhe  v.  d.  II,  553- 

Weylandt  V,  250. 

Wickede  v.   I,   357  (362\    n,  386.    IV,  609. 

V,  113. 
Wiechmann  (W^ichmann)  II,  470.  519.   111,369- 

Wien  I.  53  (52). 

Wiencke  U,  681. 

Wiese  I,  368  (378).  369  (378).  IIL  228.  IV.  378. 

Wietze  ra,  203. 

Wieger  (Wiegert)  I,  567  (587).    H  404. 

Wiese  (Wise)  III,  561.  608.  671.  678. 

Wiggers  1,  306(309).    11,  405. 

Wilcke  (Wilcken,  Wilckens,  Wilkmus)  II,  109. 
III,  55.  669.     IV,   16. 

Wilde  I,  201  (202). 

Wilgohs  I,  380  (373). 

Wilhelm!  I,  297  (301). 

Willebrand  (Wilbrant)  I,  82  (84).  409  (420).  V,  43- 

Willrath  III,  362. 

Wilsnack  I,  593  (615)- 

Windt  II,  144 


PERSONEN-  REGISTER. 


641 


Winkelmann  lU,  106.    IV,  114. 

Winkler  I,  445  (460). 

Winter  I,  376  (386).    IL  i43-    in,  120.  549- 

Winterfeld  v.  U,  661.   III,  212.  512.   IV,  558. 

609.    V,  33.  34. 
Wippert  III,  477- 
Winkes  II,  209. 

Wise  s.  Wiese. 

Wische  V.  d.  I,  414(426).  562  (581).  584(605). 

Wiechmaiin  IV,  16. 

Witman  V.  51 

Witt  (Witte)  I,  201  (202).  208  (209).  374  (384) 

IL  451.    IV,  69.  147.  500.    V,  208. 
Wittenbnrg  (Wittenborch)  I,  567  (587).   II,  671. 

in,  347. 

Wittling  UI.  697. 

WitzendorfT  11,  Sn-    V.  371. 

Wöhler  IIL  706. 

Wohnsfleth  (Wohnsflöht)  III,  128.  142 

Wölcke  (Wöldke)  IIL  140.    V,  5S9. 

Wolde  V.  L  335  (34o).    IL  553 

Woldenbarch  IV,  390 

Wolf(Wolff,  Wulf,  Wulff)  L  150(151).    IL  264. 

498.  516.      III,    56.    59.    129.      lV^  66.  391. 
496.  568.     V,  79.  223.  435. 

Wolfradt  v.  V,  202. 
Wolfleff  L  264  (266). 
Wollenbero  L  302  (306). 
Wollenweber  v.  IL  102. 
Woller  I,  491  (508)- 
Wolters  V,  576. 
Wolzow  V.  III,  56. 
Wopersnow  v.  II,  153* 
WordenhofT  ni,  550. 
Woserin  IL  317- 
Wöstenbarg  IL  668. 
Wotinneke  L  567  (587)- 
Wotzenitz  V,  15. 
Wrangel  v.  II,  53-  400. 
Wrede  (Wreede)  V.  V,  376. 


Wristero  v.  II,  512. 
Wrost  L  98.  99- 
WUbbernitz  HL  488. 
Wunsan  IV,  567- 
Wurzbaoh  V,  81. 
WUrzburg  v.  III,  lao. 
Wüsthof  IIL  165.  167. 
Wutscetza  L  309(210). 


Y. 


Yde  I,  213(214). 


Z. 


Zabel  V,  5^* 
Zachariae  L  $62  (581). 

'  Zachow  (Sachgow)  IV,  475-  494-     V,  544- 

Zander  IIL  490.  521.    IV,  375.  614,    V,  576. 

Zarncke  IIL  473* 

Zecherien  L  471  (487)- 

Zelike  V,  561. 

Zeller  V,  426.  427. 

Zencker  V,  52. 

Zepelin  (Zeplin)  v.  I,  396  (406).    11,  644.    V, 

14.  30.  31.   144- 

Zeplin  L  378  (389). 
Zernotitzky  IV,  102. 
Zerrann  IV,  611. 
Ziel  V,  114. 
Zllmer  V,  584- 
Zimmermann  V,  loi. 

ZittOW  (Tzültkow)  II,  272. 

Zitzow  V,  349. 

Zliemann  s.  Schliemann. 

Zille  V.  IIL  84.  92. 

ZUlow  V.  I,  55.    IL  310-  680.  681.    IIL  550- 

720.     IV,  172.  381.  399- 
Zurbier  s.  Suhrbier. 


Vet^zeichniss 

der  mit  Werken  vertretenen  Kflnstler. 


(A.  =  Architekt,    B.  =  Bildhauer,    Ing.  =  Ingenieur,    M.  =  Maler,    Mn.  ==  Malerin. 
Wo  unter  einem  Namen  mehrere  Mitglieder  einer  Künstler -Familie  zusammengefasst 

smd,  tritt  der  Zusatz  Fam.  [=  Familie]  ein.) 

(I)ie  eingeklammerten  Zahlen  [nur  bei  dem  ersten   Bande]  beziehen  sich 

auf  die  Seiten  der  zweiten  Auflage.) 


-OHC- 


Albin,  Mn.,  II,  639.    111,  301.    V,  150. 
Andreae,  M.,  I,  475  (492).   III,  423-  494-  661. 
665.    IV,  31.  383.    V,  409.  440- 

B. 

Barka,  A.,  II,  176.    III,  262.  268. 
Berwald,  B.,  II,  626. 

BIOCic,  M.-Fam.,    I,    60.    84  (86).    93   (94).    94 
(95).     118(121).    214(215).    235    (236;.    323 

(327)-     II,   13«-     III,  678. 
BÖcIcel  (Bökel),    M.,    II,    586.      IV,    86.    213. 

V,  100. 
Bormann,  B.,  IV,  234.  236. 
Brandin,  A.  u.  B.,  1,  353  (359).    II,  202.  203. 

IV,  213.  214.  217.  254.  366.  399. 
Bremen,  Hinrik  van,  A.,  II,  74,  127. 
Brunow,  B-,  IL  625.  626.    IV,  462. 
BrunswiOi  A.,  II,  164. 
BUIIe,  B.,  III,  72-  104.    V,  179- 
Buach,  Joh.  Joach.,  A..  III,  242.  255. 
Busch,  Joh.  Georg,  B.,  III,  269. 

C. 

Canow,  M.,  III,  95. 
Cauer,  B.,  n,  595- 
Chiaramela,  A.,  IT,  586. 
Coppens,  B.,  n,  559. 
Cornelius  v.,  M.,  II,  572. 
Cranach,  M.,  v,  371. 

D. 

Daniel,  A.,  lll,  267.    V,  115. 
Demmler,  A.,  II,  617—624. 
Dieussart,  A.  u.  B.,  I,  535  (554).    IV,  218. 
Döteber,  B.,  m,  656.  659.    IV,  524. 
Düssler,  Mn.,  iv,  628. 


E. 

Eckstein,  B.,  lll,  242.  243. 

F. 

FindorfT,  M.,  III,  243—246. 
Fischer-PoiS8on,M.  Farn.,  11,292.  348.  404.  448. 

593.  672.    III,  164.  296.  332.  526.    IV,  123. 
169.  509.  550.     V,  81.   414.  424.    429.  575. 

Flohr,  M.,  III,  335. 
Floris,  B.,  II,  586. 
Frey,  A.,  IV,  493- 

Georg,  A.,  II,  186. 
Genschow,  B.,  II,  620. 

Gillmeister.  Glasmaler,  II,   572.  582.  592.  596. 

IV,  367.    V,  339.  488. 

Grote,  A.,  II,  34.  35. 

H. 

I 
I 

Hammersiein  v.,  ing.,  III,  292. 
Hamilton  de,  M.,  IV,  251. 
Haubitz,  A.,  II,  481.  585.  603.  606. 
Haupt,  A.,  V,  135. 
Heideloir,  A.,  IV,  306. 
Hertzog,  M.,  I,  165  (166).    V,  582. 
Hllle,  M.,  III,  338. 
Houdon,  B.,  III,  257. 

K. 

Kaplunger,  B.,  III,  255!  256.  257.  268. 
Knesebeck  v.  d.,  ing.,  III,  292. 

Krommeny   (Krummeney),    M.,     III,    637.    678. 

IV,  213. 
Krliger,  A.,  n,  581.  595.    III,  310.  612.   IV, 

548.    V,  340  479. 


KÜNSTLER  -  REGISTER. 


643 


L. 

Lange,  M.,  I,  536  (555)-  H,  681.  III,  272, 
431.  457-    IV,  561.  590. 

Lenthe,  M.,  I.  372(382)-  386(396).  391(402). 

579   (600).      II,    551-    573-    582.  592.    596- 

III,    251.   443.   466.    519.      IV,  ^i-    295- 

365.  367.  374.  380.  522.  614.    V,  340-  487- 

Luckow,  A.,  II,  194. 

M. 

MartenS  (Mertens),  A.,  II,  75-  '28. 

Möckel,  A.,  III,  300-  659.  665.  691.  700.  702. 

IV,  433. 
Münster  v.,  A.,  II,  128. 

O. 

Oenicke,  Mn.,  III,  297. 
Orley  van,  M.,  IV,  234. 
Oesterreich,  M.,  V,  30- 
Overbeck,  M.,  II,  388. 

P. 

Parr,  A.-Fam.,  II,   553.   585.   586.    IV,  254. 

257-  353- 
Pfannschmidt,  Karl  Gottfr.,  M,  H,  587   59 1 

IV,.  337.  • 

Pfannschmidt,  Ernst,  M.,  III,  225. 

Piloot,   Gerd  Evert,  ing.  u.  A.,   II,  224.  608. 

617  ff.    III,  22.  659. 
Pommerencke,  m.,  I,  595  (617)     H»  663. 

Q- 

Quellinus,  Thomas,  iv,  IV,  220. 

R. 

Ramp,  A.,  I,  135  (137) 
Rauch,  Christian,  B.,  II,  625. 
Reutz,  Ing.,  II,  578. 
Rietschel,  E.,  B.,  v,  196. 


Rode,  M.,  I,  76  (78). 
Rodtschilder,  A.,  IV,  259- 
Rouw,  B.,  ni,  265. 
RumeSChotel  (Riimescotel),  A.,  I,  17. 

s. 

Schadelock,  A.  u.  B.,  I,  76  (78). 

Schadow,  B.,  I,  269  (271). 

Schaicken,  M ,  I  (84). 

Schinkel,  A.,  IV,  360. 

Schmidt,  Mn,  n,  508. 

Schröder,  B.-Fam.,  II,  586.  587-  589- 

Schubert,  M ,  V,  179 

Schumacher,  M.,  v,  482. 

Semper,  A.,  II,  618. 

Seydewitz  v.,  ing.,  III,  260. 

Steinhäuser,  B.,  II,  587. 

Stever,  M.,  II,  61.  596.  III,  343-  IV,  366.  367. 

Stockmann,  B.,  I  (80).  106  (108). 

Strempel,  M,  IV,  26. 

Stüler,  A.,  II,  619.    V,  134. 

Sturm,  A.,  II,  578.    UI,  292. 

Suhrlandt,  M.-Fam.,  I,  348  (354).  427  (442). 

n,  640.    III,  146.  216.  245.  246.  262.  265. 

299.  328.    V,  160. 

T. 

Techel,  A..  II,  585.    IV,  533- 
Thormann,  A.,  II,  38. 


V. 


Yischer,  B.,  II,  556. 
Voss,  A.,  U,  581. 


W, 


Werner,  B.,  III,  656.  659.    IV,  525. 

Wilck,  M.,  II,  621. 

Wilde,  M,  II,  306.  383.  637. 

Willebrand,  A.,  II,  55"-  618. 

Wilgohs,  B.,  II,  586.  625.    IV,  366. 

Woltf,  B.,  m,  257. 

Wünsch,  A.,  II,  622. 


Vei^zeichniss 

der  mit  Werken  vertreteheo  Kunsthandwerker, 


(B.  =  Bildbauer.     G.  =  Goldschmied.     Gg.  =^  Glockengiesser.     Gl.  =  Glaser. 
M.   =   Maler.       Mm,   =   Maurermeister.       T.    =^   Tischler.       Zg.  =  Zinngiesser. 
Zm.  =  Zimmermeister.     Wo  unter  einem  Namen  mehrere  Mitglieder  einer  Künstler- 
Familie  zusammengefasst  sind,  tritt  der  Zusatz  Fam.   [=  Familie]  ein.) 


(Die  eingeklammerten  Zahlen  [nur  bei  dem  ersten  Bande]  beziehen  sich 

auf  die  Seiten  der  zweiten  Auflage.) 


A. 

Adam,  G.,  I,  405  (416).  410(421). 

Ahlstorfr,  Zg.,  IV,  341. 

Albrecht,  Ed.,  Gg.,  1,  ^96  (299).  338  (344).  348 

(354).  377  (388).  450  (466).  II,  238.  272. 
516.  555.  663.  666.  III,  5.  105.  146.  170. 
219.  226.  297.  310.  369.  379.  431.  502.691. 
IV,  118.  124.  347.  484.  494.  51'-  561.  573- 
669.  V,  14.  147.  190.  288.  349.  414.  427. 
442.  546.  561. 

Albrecht,  Th.,  Mm.,  I,  133  (135). 
Altrichter,  Gg.,  V,  243. 

Appelstädt,   Kunsttöpfer,  II,  630. 

Armovitz    (versehentlich    einmal    Witz    gelesen). 

Gg.,    II,    407.    441.    511.      III,    37.    67.   80. 

IV,  470. 
Assmann,   G.,  III,    191.  382.     IV,  118.  617. 

V,  44.  352. 

Baasz,  Zg.,  V,  345-  352.  375- 
Bachmann,  B.,  III,  255.  269. 

BadinO,  Ziegler,  III,  243. 
Bauer,  Kunstgärtner,  III,   294. 

Bauerfeit,  M.,  I,  317  (322). 

Baumann,  Orgelbauer,  I,  404  (415)- 

Becker,  G.,  I,  62.  373  (384).  405  (4»6).    IV, 

331. 
Bechlin,  Zg.,  IV,  71.  128.  132.  286.  326.  381. 

Beckmann  (Beeckmann).   B.,   II,  37.     III,  468. 

473- 
Begun,  Gg.-Fam.,  I,  561  (581).     II,   293.     III, 

190-  353-  362.  415.  431.  466.  IV,  171. 
318.  325.  395.  475.  495.  559.    V,  62.   144. 

191.    200.    221.    262.    298.    317.    323. 

Behmen,  G.,  V,  116.  317. 


Behnke,  Uhrmacher,  III,  243. 

Behrens,  Friedr.,  H.,  III,  269. 
Behrens,  G.,  IV,  15.  285. 
Beiti,  G.,  II,  212. 
Belitz,  G.,  IV,  112. 
Belsen,  Gl.,  IV,  306. 
Bergmann,  B.,  I,  25. 
Bermann,  B.,  II.  188. 
Berner,  G.,  II,  233. 
Berninger.  B.,  IV,  217. 
Beumers,  G.,  V,  264. 
Beussmann,  Zg.,  IV,  163.  551. 

Biber  (Bieber),  (Jg.  Fam.,  III,  84.   123. 

Bilenberg,  G.,  II,  210. 

Binke  (Bincke,  Binge),  Gg.,  II,  404.  III,  5. 
IV,  242.     V,  78. 

Bitterlich,  G.,  III,  308.    IV,  509. 

Blaukogel  (Blawkogel),  Zg.-Fam.,  I,  454  (469). 
510  (528).     III,  706.     IV,   121.     V,  436. 

BliefTert,  T.,  III,  243. 
Bock,  M.,  III,  246. 

B5ckenhagen,  Kupferschmied,  IV,  306. 

Bohle,  T.,  II,  87. 
Bohn,  G.,  IV,  407. 
Boie,  Gg.,  I,  417  (430). 
Boldt,  T.,  III,  256. 
Bomgard,  G.,  II,  154. 
Borchert,  Zg.,  III,  215. 

Borger,  Orgelbauer,  I,   30. 

Bernau,  Mm.,  II,  586. 

Bornemann,  G.,  I,  62.  95  (96).  121  (123).  167 
(169).  397  (407)-  405  (416).  409  (421).  410 
(421).  423  (439).  431  (446).  453  (468).  471 
(487).  477  (494).  502  (519).  510  (527).  513 
(530-  575  (596).  II,  210.  211.  V,  114-  299- 
586. 

Boeth  (Bot),  Mm.,  II,  x86. 

Borstelmann,  Gg.,  III,  214.  218.  223. 


KUNSTHANDWERKER -REGISTER. 


645 


Both,  6.,  m,  243. 

Böttcher,  Heinr.,  G.,  II,  213.    III,  490. 

Böttcher,  J.,  M.,  III,  75 

Boyse,  Zg.,  I,  478  (495)-    m,  7o6. 

Brandenburg,  B.,  I,  30 

Brandner,  G.,  I,  373  (3S4) 

Brandt,  Gg.,  II,  294.    IV,  566. 

Brentelin,  Gg.,  IV,  37- 

Brockmann,  G.,  II,  3»  8.    III,  461.  467- 

Bromann,  M.,  I,  25. 

Bruhn,  T.,  I,  140  (142). 

Brun,  Gg,  III,  285. 

Brunswig  (Brunswick),    G.,    I,    339  (344).    37« 

(388).  III,  680.  IV.  25. 
Burchard,  Uhrm.,  I,  30. 
Busch,  C,  G.,  II,  330-  III,  467. 
Busch,  J.  J.,  B.,  III,  269. 
Busch,  J.  G.,  T.,  IV,  306. 
Busgl  {?).  Zg.,  IV,  620. 

C. 

Calame,  Mm.,  ni,  266. 

Campen,  van,  s.  Kämpen. 

Gastet,  Gg.,  I,  476(492).  572(592).    lir,  119. 

128.    139.      IV,    211. 

Cato,  G.,  II,  114.    «66.    233.    240.    294.    299. 
350.     m,  444-  469-  476.  5 '2. 

Christian,  T.,  II,  586. 

Christiansen,  T.,  II,  551.  sSi.    III,  612.    IV, 
365.  366. 

Clement,  Dachdecker,  IV,  306. 

Cohn,  G.,  IV,  15. 
Coihws,  Gg.,  IV,  87. 

Collier,    Gg.-Familie,    I,    409   (420).     III,    130. 
139.  490.     IV,  367.     V,  43.    102.   360.  557. 

Conradi,  G.,  IV,  166. 
Cuny,  G.,  I,  513  (530- 

D. 

Dabeistein,  B.-Fam.,  II,  559. 

Däge,  M.,  I,  353  (359). 

Dam  van,   Gg.,  II,  637.  641.    III.  217.  337. 

IV,  486. 
Danckwardt,  Gg.,  II,  348.  378.    III.  55.    106. 

IV,  441. 
Degener,  Zg.,  I,  510(528).  5>3(530-    V,  541. 

DegtOW,  Schmied,  II,   559. 
Dehn,  Drechsler,  III,  243. 

Deichert,  Zm.,  V,  100. 

Denitz,  G.,  IV,  24.  71.  153. 

Denker,  G.,  II,  65. 

Depner,  Zg.,  I,  373  (380). 

Oewitz,  G.,  III,  226. 

Dingelstädt,  M.,  III,  243- 

Dittberg  =  (O  L),  G.-Fam.,  II,  350.  401.  656. 

DiXOn,  Zg.-Fam.,  III,  495. 

Drebing,  Zg.Fam.,  III,  379.    IV,  4S6. 

Dreyer,  Töpfer,  III,  243. 

Dribhagen,  M.,  I,  458  (474). 

Drummer,  G.,  III,  73- 

Dunitz,  G.,  III,  397- 

Düren  van.  Ziegler,  II,  188.  586.  603. 

DUsing,  G.,  III,  539. 


E. 

Ebel,  G.,  IV,  442. 
Eggeier,  G.,  II,  209.  2S6. 
Eggers,  Gg.,  III,  697. 
Ehlers,  Zg.,  v,  363. 
Eichner,  M.,  I,  165  (166). 
Emmerich,  G.,  II,  65.  116.  2S5. 
Enderlein,  G.,  III,  93. 
Engel,  Orgelb.,  II,  137- 

Einsiedel,  Steinmetz,  IV,  307. 

Engelbreobt,  G.,  U,  390. 

Erdmann,  G.,  II,  407. 

Ernestin,  Gg.,  II,  285. 

Ernst,  G.,  II,  637.    IV,  15.  614.    V,  44. 

Evers,  G.,  I,  64. 

Evers,  B.  u.  T.,  III,  284.    IV,  453- 

F- 

Falk,  G.,  II,  350. 

Rehmer,  G.,  V,  264. 

Fick,  G.,  II,  577.  583.    III,  72.  76.  106.  120. 

265.    IV,  112. 
Finck,  G.,  II,  414.  493-   504.   5»6.  683:    III, 

63.    IV,  102.  603. 
Fischer,  B.,  IV,  566. 

FloriS,  G.-Fam.,  TIT,  512.  542.     IV,   13. 

Fortdran,  G.,  IV,  18. 

Fowtehen  (Fowteke,  Foutege),  Gg.,  I,  92  (93). 
92(94).     III,  362.     IV,  469. 

Frehse,  G.,  V,  258. 

Frese,  G.,  II,  299. 

Friedeberg,  G.,  II,  405.    IV,  128. 

Friese,  Orgelb.,   I,  348  (354).   417  (429).   443 

(458).    n,  667.  669.    III,  271.  272.  347. 

364.  612.    IV,  608. 
Funck,  G.,  IV,  116. 

Fungk,  Steinmetz,  II,  586. 
Fues,  Steinmetz,  II,  586. 
Fycke  s.  Vicke. 

G. 

Gade,  G.-Fam.,   II,    HI.    213.    250.    254.    294. 

318. 374.  419-  in,  469.  498.  499.   V,  411. 

Gade,  Orgelb.,  I,  78  (80). 

Gage,  Gg.,  II,  4M.  441.  5^6.    III,  164. 

Gehrhardt,  G.,  III,  165. 

Geiger,  Mm.,  IV,  306. 

Geitner,  Kupferschmied,  III,  243. 
Gerber,  Seidenwirker,  III,  251. 
Gerke  (Gercke),  G.,  I,  62.  96  (97). 
Gerdt,  M.,  I,  107  (iio). 

Gerdt,  Glaser,  II,   186. 

Gerike,  G.,  IV,  118.  546.    V-,  412.  413. 
Giese,  G.-Fam.,  I,  376  (386).  388  (39S).  II,  250. 
285.  361.  379.  407.  4IX.  479.  512.  663.665. 

668.  678.     III,  200.  207.  226.  305.  306.  337. 
371.  424.  495.      IV,  15.  102.  172,     V,"565. 

Giese,  Zm.,  III,  243. 

Glavaiz  (nicht  Glanatz),  Orgelb..  I,  78  (80). 

Gottespf^nnig,  Zg.-Fam.,  I,  290  (294).  297  (301). 
298  (301).  314  (319).  339  (345).  374  (384)- 
378  (389).  388(398).  424  (439).  ni,  542.  550. 
709.  717.  721. 


646 


KUNSTH  ANÜWERK  ER  -  REGISTER. 


Gotthardt,  G.-Fam.,  V,  152.  244. 
Gräfe,  Ol.,  IIT,  243. 

GramelsdorfT,  Kupferschmied,  III,  267. 
Grawert  (Cravert),  Gg.-Fam.,  II,   50S.    IV,   116. 
120. 

Greve,  M.,  IV,  143. 

Griebe,  M.,  II,  396. 

Grot,  Gg.,  IL  99. 

Grote,  T.,  I,  30. 

Groth,  T.,  I,  108(110). 

Grundtgrieper,  Zg.,   I,  369  (378)-  (376).  3S0 

(373). 
Grunebero,  M-.  II.  443- 
Griitzmacher,  Gg.,  V,  161. 
Gudehus,  M.,  I,  476  (492). 
Gudejohann,  G.,  1,  306  (310).    V,  70. 
GuoHelmi,  M.,  V,  39- 

Haack,  M.,  I,  30. 

Haack,  Gg.  u.  Eisengiesser,  I,  91  (93).  372  (382). 

II,  657.     III.  221.  708.    IV,   113    285.  334. 
390.  400.  509.  611.     V,  550. 

Haack,  Schmied,  III,  243. 
Haase,  Klempner,  IV,  306. 

Hackenschmidt,  Gg ,  V,  360.  573.  585. 

Hahn,  Schmied,  III,  243. 

Halbeck,  G.,  I,  95  (96).  96  (97).  121  (123). 

274  (277).  290  (293).  297  (300).  314  (318) 

323  (328).  366  (375).  387  (397).  490  (507) 

491  (508).  506  (523).  513  (531).  III,  487. 

495-  506.  530.  708.  IV,  14.  16.  27.  123. 
V,  41-  584- 

Händler,  M.,  I,  490  (507). 

Hans,  B.  u.  T.,  I,  107  (iio). 

Hantelmann,  Orgelb.,  II,  136. 

Harck,  G.,  V,  130.  187. 

Hartigh  (Hartig),  B.,  I,  25.  78  (80).  108  (iio). 

Hassenberg,  B.  u.  T.,  II,  359. 

Hausbrandt,  Gg.-Fam.,  I,  338  (343).  348  (354) 
396  (407).  496  (514).  561  (580).  II,  99 
232.  249.  261.  285.  29S.  37S.  411.  418.  450 
471.  504.  518.  596.  648.  651.  659.  665.  669 

III,  16.  19.  25.  35.  80.  139.  142.  170.  174 
200.  218.  273.  308.  329.  369.  374.  472.  473 
476.  490.  532.  549.  IV,  16.  23.  33.  171 
267.  274.  278.  280.  290.  297.  304.  320.  407 
413-  465.  489-   542-   570-  617.  622.     V,  40 

Hecht,  Zg.,  I,  318  (323)- 
Hecht,  Töpfer.  III,  243. 

Heiberg,  M.,  V,  100. 

Heide  v.  d.,  Gg.,  III,  88.  133. 

Heiden,  G.,  III,  421.    IV,  66.  102.  118.  457. 

458.  482.  506. 
Heincke,  G.,  IV,  626. 
Heine,  G.,  II,  64. 
HeinersdorfT,  G.,  I,  373  (384).  510  (528).    II, 

512.  670.   III,  142.  170.  191.  212.  218.  224. 

297.  424.    IV,  348.    V,  538. 

Heintze  (Heinze),  Gg.-Fam.,  III,  206.  212.  217. 

IV,  509.   511.   564.   626.     V,   61.    278.  321. 
421.  536.  538.  54«.  573.  594. 

Heitmann,  B.,  n,  559. 

Hemminghusen  (Hemminckhusen),  Gg.,  II,    516. 
IIT,  4r5. 


Henninger,  G.,  IV,  271.  610.  617.  V,  419. 

Henningk,  Orgelb.,  II,  470. 

Henszky,  Zg..  V,  387.  390.  413.  444.  540.  545. 

561. 
Herbert,  G.,  II.  678. 

Hermann  (Herm),  Erzgiesser,   IV,  451. 

Hermen  s.  Munster. 
Heyden,  Mm.,  IV,  306. 
Heylandt,  G.,  IV,  337 

Hinrich  s.  Bremen. 

Hirt,  Gg.,  II,  643.  648.    III,  251.  301.    IV, 

166. 
Hoffgaard,  M.,  I,  76  (78). 
HofTmann,  Zg.,  III,  312.  382. 

HohenSChild  (Hohenschildt),  M.,  I,  25.  105  (loS). 

108  (iio).    IV,  312. 
Hogehus,  Gg.,  I,  313  (318). 
HSIscher,  G.,  I,  596  (618).    III,  709.    IV,  40. 

71.    166.  227.   252.   313.  326.  381.     V,   19. 

31.  41.  62.  298.  371. 
Hornemann,  G.-Fam.,   I,   63.    120  (123).   278 

(282).  478  (494).    II,  628. 
Hossauer,  G.,  I,  464  (479).    III,  92.    IV,  368. 

477.    V,  35S. 
Hoyer,  G.,  I,  274  (277). 
Hulsemann,  Zg..  I,  324(329). 
Humbert,  G.,  IV,  114.  307.    V.  26-3. 

I-  J- 

Jakob,  B.,  II,  559. 

Jenssen,  M.,  I,  30  (31). 

Igel,  G.,  III,  96. 

Jheger,  Gg.,  III,  505. 

Illies,  Gg.,  I,  450  (466).  580  (600).  584  (604) 
IL  590.  596.  IIL  217.  263.  304.  337.  IV 
180.  242.  269.  278.  290.  307.  313.  337.  495 
533-  541.  548.  592.  V,  43.  52.  130.  152 
161.  264.  284.  287.  290.  325.  340.  351.  352 

355-  363.  365.  375-  376.  387.  388.  4"  421 
424.  432.  435-  440.  442.  489.  509.  525 
546.  568. 

Jost,  G.,  II,  153. 

Jlirst,  G..  III,  81.  353.    IV,  123.  407.  477.  567. 

K. 

Kahl,  G.,  UI,  67.  106. 

Kahle,  Mm.,  I,  104  (106). 

Kählert,  T.,  I,  25. 

Kampen  v.,  Gg.,  II,  582.    III,  133.    IV,  378, 

Kania,  T.,  II,  551. 

K— wengieeetr,  M.,  V,  242. 

Kaselowsky,  M.,  V,  58. 

Kass,  G.,  V,  285. 

Kassuba,  T.,  II,  551. 

Kempener,  M.,  I,  46. 

Kerfack,  G.,   I,   95  (97).    506  (524).    IV,  24. 

V,  349. 

Kersten,  Orgelb.,  I,  476  (492). 
Keymann,  Gg.,  II,  407. 
Kielmann,  G.,  IV,  247.    V,  451. 
Kindt,  M.,  I,  165  (166). 

KitzrOW,  Kunstschlosser,  III,  267. 
Klähn,  G.,  IV,  159.    V,  550 


KUNSTHANDWERKER  -  REGISTER . 


647 


Klein,  G.,  I,  167  (169).   168  (170).  424  (439). 

430  (446).  562  (581). 
Kleymann,  Gg.,  III,  487. 

Klingmann  (Klinckmann,  Klinkmann),  B.,  I,  25. 
76  (78).     IV,  366. 

Knüppel,  Gg.,  y,  139. 

Koch  ==  (H  P  K),  G.,  II,  450- 

Koch,  M.,  ni,  243.    V,  100. 

Koch,  Zm.,  III,  267. 

Könecke,  Mm.,  II,  560. 

Könemann,  B.,  II,  559. 

König,  Zg.,  III,  469. 

Konow  =  (A  L  K),  G.,  I,  275  (278).    II,  635. 

637.  648.    III,  347.    V,  70- 
Koop,  Gl.,  III,  267. 
Koppen,  G.,  III,  503.    IV,  391. 
Kossei,  B.,  II,  317. 
Köster,  M.,  IV,  217. 
Krämer,  G.,  I,  357  (363).  370  (380). 
Krause,  G.,  IV,  227. 

Krause,  M.,  1,  475  (492).  III,  659.  IV,  131. 410. 
Kreiten,  G.,  IV,  242. 
Kremer,  Mm.,  II,  162. 
Krieche,  Gg.,  III,  95. 
Kroger,  Orgelb.,  Ii,  136.  • 
Krüger,  G.,  III,  680.  697. 
Krüger,  G.,  IV,  219. 
Krüger,  M.,  III,  243.  468.  473.  678. 
Krüger,  M.,  V,  97. 

Krummbügel,  Zg.,  V,  414-  424.  436.  440.  568. 
Krummstroh,  G.,  III,  142. 
Krus,  B.,  lU,  83. 
Krusemark,  B.,  V,  596. 
Kuchmeister,  Gg.,  V,  409. 
Kühl,  Gg.,  III,  68. 
Kurtz,  G.,  III,    151.   175-     IV,   27.   407.  614. 

V,  251.  264.  268.  270. 
Kurz,  G.,  III,  63. 


L. 

Ladegast,  Orgelb.,  II,  551. 

Lampert,  B.,  III,  266. 

Landre,  Gg.,  IL  360.  518.  555.  598.  667.   III, 

302.  487.    IV,  506. 
Langberg,  M.,  III,  475. 

Lange,  Kunstschmied,  III,  243. 

Lau,  M.,  III,  218. 

Lauterbeck,  M.,  III,  659. 

Lavenpries,  Gg.,  I,  34. 

Lehmann,  G.-Fam.,  I,  63.  95  (97).  96  (97).  414 

(426).  424  (439).  478  (494).  584  (604}.  III, 

546.  716.  V,  218. 

Lehsten,  Gelbgiesser,  II,  65.   150.   160. 

Leilmann,  G.,  IV,  286. 

Lembke,  G.,  I,  563  (582).    V,  70. 

Lenthe,  Graveur,   II,    355.  412.  504.     III,  490. 

495.  503.    IV,  551. 
Leonhardt,  G.,  I,  318  (323). 

Lenz,  ErEgiesser,  IV,  307. 

Lepzow,  M.,  IV,  434. 
Lilie,  Mm.,  III,  266. 

Lippert,  Gelbgiesser,  IV,   596. 
Lippold,  G.-Fam.,    V,    62.    130.    144.    258.  412. 
509- 


Livonius,  G.,  IV,  226.  269.  391.    V,  20.  62. 

263. 
Lofberg  (Löfberg),  Gg.,  III,  344.    IV,  128. 
Lohe  V.,  G ,  V,  31. 

LÖhr,  Steinmetz,  III,  256. 

Lomberg,  G.,  IV,  275. 
Lübeke,  G.,  I,  274  (277). 
Lüdeke,  Mm.,  V,  131.  132. 
Ludewig,  G.,  V,  570- 
Lyra  v.,  Mm.,  II,  188, 

M. 

Madaus,  G.,  II,  583. 

Magnus  =  (P  M),  G.,  II,  454. 

Malm,  Töpfer,  II,  630. 

Mancke,  Gg.,  V,  388. 
Marggraf,  M.,  I,  25. 

Marne  de,  Drechsler,  III,  243. 
Marx,  Orgelb.,  I,  25. 
Maschmann,  M.,  III,  104. 

Matthes  (Maths,  Matze),  Gg.-Fam.,  I,  1 1 1  (114). 
V,  102.  576. 

Mebert,  Gg.,  V,  440.  583.  592. 

Mehler,  Gg.,  II,  272.  293.  499.  676.    III,  203. 

IV,  148.  572. 
Mehlmann,  Zg.,  IV,  132. 
Meier,  T.,  II,  551. 
Menckin,  G.,  II,  309. 
Mestlin,  G.,  IV,   15.  40.  181.  226.  227.  291. 

341.  348.  381.    V,   19.  34.  48.  78.  79-  81. 

105.  161.  222.  290.  390.  414.  415.  536.  573. 
Meyer,  B.,  I,  108  (i  10).  140(142). 
Meyer,  Otto  Gerh.,  Gg.,  I,  110(112).  153(155^- 

356  (362).  370  (379).  377  (388).  512  (531). 

II,  471.  583.  639.  III,  55.  330.  364.  444. 

459.  487.  499.  527.  539.  702.  IV,  16.  loi. 

456.  611.  V,  14.  40.  48.  262.  298. 
Meyer,  Joh.  Chr.,  Gg.,  V,  70.  169.  200.  215. 

243.  250.  310.  325.  361.  387. 
Meyer,  Joh.  Chr.  Friedr.,  Gg.,  V,  306. 
Meyer,  Joh.  Casp.,  Gg.,  III,  30.  219. 
Meyer,  T.,  IV,  337. 
Meyfeld,  Gg.,  III,  135, 

Meyne,  Kupferschmied,  IV,  561. 

Michael,  G.,  I,  369  (378).    III,  528.  539. 
Michael,  G.,  IV,  413.  458. 

Michaelsen  (Michelsen),  M.,   II,   104.    133.   150. 

328.  rv,  410.  V,  16.  18. 

Michel,  Mm.,  II,  188.  603. 

Michel,  M.,  I,  107  (iio). 

Midow,  B.,  IV,  217. 

Miltzow,  Gg.,  V,  290. 

Möhrer,  T.,  II,  581. 

Moll,  G.,  I,  405  (416). 

Möller,  B.,  II,  49.  50. 

Möller,  Hans,  G.,  II,  298. 

Möller,  Joh.  Christoph,  G.,  I,  506  (523). 

Möller,  T.,  I,  21;. 

Möller,  T.,  IV, '307. 

Molstorf,  G.,  I,  576  (596).    IV,  313-  387.    V, 

116.  147.  244. 
Mönkehagen,  Gg.,  I,  34.  152  (154).  189  (190). 

289  (293).  305  (309).  356  (362).  375  (385). 

Uli  330.  534. 542.  550-  704.    IV,  27  III. 

120.  127.  404.     V,  50.  102.  508. 


648 


KUNSTHANDWERKER  -  REGISTER. 


Nora,  Orgelb.,  II,  553. 
Mowitz,  B.,  IIL  166. 

MoWttZ,  Klempner,  I,  302  (306). 

Mull,  Gg..  IIL  68. 

Müller,  G.-Fam.,  I,  121  (124).  122  (124).  169 

(170).  297  (300).  310  (314).  318  (323)-  349 

(355'.  366  (375).  393  (403).  409  (421).  414 

(426).  431  (446).  491  (508).  506  (S24).  510 

(527).  513  (531)  567  (587).  580  (601).  III, 

200.    487.    55Q:    697.     IV,  105.    121.    132.   441. 

V,  41.  208.  262.  288.  41  s. 
Müller,  Gelbgiesser,  III,  220. 
Müller,  Schmied,  IV,  307. 
Müller,  Steinmetz,  IV,  306. 

Müller,  T.,  I,  105  (108). 

Müller,  Uhrmacher,  IV,  307. 
Mumm  (Mum),  G.,  II,  583.  652. 
Münster  v.,  B.,  II,  559- 

Nehls,  Zieglerm.,  IV,  306. 

Niemeyer,  T.,  III,  243. 

NienS,  Kunstschlosser-Fam.,  III,   190.  203.  243. 
245.  267.  271.     IV,  271. 

O. 

Oberg,  Gg.,  I,  606  (93).    II,  309.    IIL  301. 

473-  5".    IV,  113.  481.    V,  52.  143.  144. 

388.  436.  596. 
Ohison,  Gg.,  V,  589. 
Oldendorf,  Gg.,  II,  442. 
Olfen,  M.,  III,  267. 
Oelmann,  Gg.,  III,  147. 
Oeeten,  G.,  V,  340.  352.  546. 
Orbaoh,  M.,  II,  sS6. 
Otbbrech,  Gg.,  li,  665. 


P. 

Paepoke,  Gelbgiesser,  III,  220. 

Pauli,  Zm.,  II,  559. 
Pawel,  T.,  III,  213. 
Pawlowsky,  B.,  IV,  307. 
Percham,  Mm.,  I,  267  (270). 
Peter,  Gg.,  V,  544. 
Peters,  G.,  III,  395- 
Peters,  Orgclb.,  V,  100. 
Peters,  t.,  II,  551. 
Peteraen,  t.,  II,  398. 
Petschler,  G.,  V,  270. 
Pettera,  B.,  II,  55>-  581. 
Pfk'enger,  T.,  III,  ^43. 
Philipp!,  M.,  IV,  548. 
Pisani,  B,  III«  266. 
Pitschner,  G.,  III,  19. 
Plauer,  Gg.,  II,  399. 
Polcbow,  Zg ,  IIL  204,    V,  561. 

Pommer,  Kunstschlosser,  IV,  306. 

Poreibe,  G.-Fam.,  II,  153-  263.   III,  175.  490. 
497. 

Poretbe,  B.,  IV,  625. 
Porepe,  Zg.,  in,  217. 
Press,  Zg.,  I,  581  (601).  584  (605). 


Pressler,  Mm.,  III,  243. 

Preu,  B.,  IIL  128. 

Pribbenow,  Töpfer,  II,  630. 
'  Printz,  G.,  II,  264.  286.  329. 
I  PristafT,  Mm.,  IIL  547- 

PrBfer,  G.,  L  310  (314).  593  (615).    HL  204. 
305.    IV,  112.  307.  376.  378.  564.    V.  163. 

200.   303. 

Q. 

Qnade,  B.  u.  T.,  IL  45-  87.  88. 

Quirling,  G.,  III,  35-  304.  306.  308.  362.   IV, 

442. 
Qttistorp,  G.-Fam.,  L  64.  318  (323).  454  (469) 

IV,  102.    V,  34. 

R. 

Rabe.  M.,  IV,  307. 
Radonen,  G.,  L  562  (582). 

Rahm,  G.-Fam.,  L  276  (279).  323  (328).  369 

(378).  IL  213.  310.  373.  IIL  506.  721. 

V,  44. 
Rathke    (Ratke),  Andreas,  G.,  I,  296  (300) 

302  (305). 
Rathke  (Rathken),  Abrah.,  G..   L    502  (5i9\ 

IV,  171.  226.  337.  387.    V,  62.  276.  442. 

589. 
Regenfart,  B.,  II,  86.  87.  88. 
Reimera,  G.,  IL   113-   "4-  329.      III»   535- 

IV,  158. 
Reincke,  Zg.,  L  297  (301).    IV,  16.  24.  26. 
Reinecke,  Geibg.,  V,  355. 

Reinhold,  Kunsttischler,  11,  551- 

Remmler,  Orgelb.,  IV,  307. 

Reppien,  M.,  III,  475. 

Reuss,  G.,  L  387  (397)-  423  (438).    IV,  123. 

Ribe,  Gg.,  L  109  (112).   153  (155).  567  (586). 

III,  520, 

Richter,  Kupferschmiedefam.,  IV,  247.  348.  $9^- 

Richter,  T.,  IL  581. 

RiebOW   (Ribow),    G.-Fam.,    L     123   (125).    169 
(170).  366(375).     III,  506. 

Rieck,  Mm.,  III,  547. 
Riedeweg,  Gg.,  II,  138. 
Rit  van  der,  Gg.,  IIL  88. 
Rohde,  B.,  IV,  285. 

RÖhrdantZ  (Röhrdans),  Zg.,  L  405  (4^6).     HL 

697.  717. 

Röper,  G.,  I,  (279).  387  (397).  397  (407)-  423 

(438).  424  (439).  453  (468).  471  (487)-  562 
(581).  572  (592).  593  (614).  IIL  529.  535- 

IV,  102.  105.  174.  282.  V.  413-  539- 
Rose,  G.,  n,  451-  516.  593-  ÜI»  67.  uo.  250. 

337. 
Rotermund,  B.,  IV,  306. 
Runge,  Orgelb.,  IIL  174. 

Rusch,  Steinmetz,  III,  659. 
Rust,  G.,  IV,  226.  319.  387. 

S. 

Sabelmann,  Zm.,  IV,  306. 
Sager,  G.,  III,  67. 
Schacht,  Zg.,  IIL  721. 
Schäffer,  T.,  I.  140  (i42> 


KUNSTHANDWERKER -REGISTER. 


649 


296    (299) 


Scheel,  Gg.,  V,  222. 

Scheele,  G.,  II,  318.    III.  462.   IV,  118.  121. 

506. 
Sehe«,  T.,  II,  582. 
Schele,  Gg.,  I,  89  (91). 
Schlegel  =^  (I  H  S),  G.,  II,  361. 

Schleicher,  Steinmetz,  IV,  307. 

Schlick,  G ,  III,  552. 

Schlüter  (SlUtei),  Zg.-Fam.,  I,  310  (314)-  324 
(329).  367  (376).  457  (472).  510  (528).  III, 
546.    V,  202.  279.  290. 

Schmahl,  M.,  I.  354(360). 

Schmidt,  Gg.,  I,  392  (402). 

Schmidt  =  (C  S),  G.,  II,  311.  442.  IV,  227. 
331.    V,  526. 

Schmidt,  Hofgärtner,  III,  266. 

Schmidt,  Orgelb.,  I,  25.     III,  243.     V,  100. 

Schmidt,  Zg-,  III,  469- 

Schmit,  B.,  IV,  622. 

Schmittinger,  Orgelb.,  I,  537  (555). 

Scholinus,  B.,  II.  582. 

Schomaker,  Mm.,  I,  105  (107). 

Schönfeld,  Uhrm.,  I,  30. 

Schönfeldt,  G.,  II,  379. 

Schorler,  G.,  I,  409  (421).  453  (468).  510 

(527).  593  (615)-  IV,  40.  114. 
Schröder,  G.,  I,  307  (310). 

Schultz,  Gg.-Fam.,  I,  153  (154). 

301  (305).  313  (318).  317  (322).  322  (327) 
377  (388;.  386  (396;.  392  (402).  397  (407) 
421  (433)-  428  (443)-  476  (492).  490  (507) 
497  (514).  513  (531)-  n,  249.  273.  309 
324.  418.  678.  III,  5.  307.  311.  329.  394 
397.  420.  487.  499.  502.  520.  542.  549.  721 
IV,  13.  18.  25.  27.  37.  78.  104.  123.  147 
291.  297.  313.  318.  347.  375-  394.  486.491 
502.  507.  614.  V,  30.  43.  52.  152.  223 
243.  268.  304.  340.  411.  429.  450.  586. 

Schumacher,  Schmied,  III,  243. 

Schünemann,  Gg.-Fam.,  I,  413  (424).  428  (443). 
470  (486).  508  (526).  572  (592).  575  (595^,. 

592  (614).  595  (617).  V,  28.  50.  61.  113. 

163. 
Schuster,  Gg.,  I,  366  (375). 
Schütz,  G.,  II,  355.  419. 
Schütz,  T.,  III,  473. 
Schwant,  T.,  III,  715. 
Schwarz,  T.,  II,  551. 
Schwenn,  Gg.-P\im.,  V,  102. 
Seger,  Zg.-Fam.,  I,  (373). 

Segewetz,  Schmied,  II,  559. 

Seiler,  Gl.,  IV,  306. 

Seilin,  M ,  I,  II.  60  (61). 

Serrius,  T.,  I,  76  (78). 

Siebenbaum,  Gg.-Fam.  I,  314  (318).  392  (402). 

497    (514).    572    (592).     II,    43-    254.    324. 
371.  670.     III,    84.    92.    95.    144.   271.  309. 


423-  545- 
594.  622. 


697.     IV,  211.  241.  375.  404. 


V,    116.  222.  340.376.538. 
27.      IV,    366.  406.     V, 


381. 

477- 

544- 
Siegfried,    B.,    III, 

440. 
Sievert,  B.,  III,  243.  255. 
Sperling,  Orgelb.,  I,  108  (no).  140  (142). 
Sponholz,  T.,  V,  100. 

Stahl,  Zm.,    II,  666. 


'  Steffen,  G.,  I,  306  (310).  387  (397).    IV,  27. 

I      "OS- 
Stein,  Orgelb.,  I,  140  (142). 

Sternberg,  Gg.,  II,  41. 

Steusloff,  G.,  I,  410  (421).    IV,  20.  166.  271. 

V,  427. 
Stichmann,  G.,  I,  471  (487). 
Stell,  M.,  IV,  493- 

Stolp,  Werkmeister,  II,   128. 

Strahlborn,  Gg.-Fam.,  1,39.  91(93).  153(155) 

317  (322).  404  (415)-  443  (458).  470  (486) 
II,  139.  273.  324.  378.  404.  418.  450.  454 
555-  ni,  12.  14.  30.  72.  75.  105.  190.  285 
304.  347-  476.  495-     IV,  570.     V,    34.  414 

Strasburg  (Strassburg),  G.,  II,  210.  374.  III, 
395.    IV,  114.  123. 

straube  =  (S  F  S),  G.,  II,  361. 

Strauss,  M.,  II,  188. 

Stümer,  G.,  V,  250. 

Sudrow,  Gg.,  I,  366  (375). 

Sy&  Wagner,  G.,  I,  314  (318).  II,  574.  681. 
683.  III,  200.  207.  431.  462.  490.  495. 
542.  IV,  34.  102.  123.  128.  348.  407.  533. 
546.  551.  595.  617.  V,  144.  182.  187.  288. 
340.  355.  377.  424. 


T. 

Taddei,  B.,  IIL  266. 
Tempel,  M.,  IV,  118. 
Tesche,  M.,  II,  88.  110. 
Thies,  Zg.,  III,  84. 
Thiesenhusen,  G.,  I,  572  (592). 

193- 

Torfstecher,  G.,  II,  212.  360. 


III,  28.    V, 


V. 

Vaal,  T.,  II,  582. 
Vanino,  Mm.,  III,  243. 
Vanoni,  B.-Fam.,  III,  243. 
Velthofen,  B.,  II,  586. 

Vicke  (Fycke,  Vycke).  Zg.-Fam.,  I,  302  (305). 
324  (328).  414  (426).  454  (469).  III,  469. 
536.     IV,  121. 

Vitue,  G.,  I,  431  (446). 

Vogt,  M.,  I,  93  (95). 

Vogt  =  (H  V),  G.,  II,  250. 

Vollgold,  G.,  V,  413. 

Vorbeck,  Gg.,  IV,  195. 

Voringk,  Mm.,  II,  603. 

V08,  (ig.,  III,  226.    IV,.  566.    V,  363. 

VO88,  Gg.-Fam.,  V,  259. 

VO88,  G.,  IV,  546. 

VO88,  Zg.-Fam.,  I,  95(97)-  298(301).  307(310). 

376    (386).    424    (439).      III,    359.     IV,  75. 

482.     V,  570. 


w. 


Waage,  Zg.,  IV,  568. 
Wagener,  M.,  I,  30. 
Wagner  s.  Sy. 
Walter,  B.,  II,  586. 


42 


650 


KUNSTH  ANDW  EKKKK  -  REGISTER. 


WarkentiK,  Gg.,  III,  106. 
Waianer,  i^  I,  zS<i  (292). 
Weihnacht.  M..  IV.  306. 
Weia,  c...  III,  2ir.. 
Wellnann,  Zg-.  I,  502  (519). 

Westen,  (Jelbgiesser.    IV.    159.  jS?- 

Westphal,  u^..  IV,  iii.  44> 
Westphar.  <;.,  V.  s^s.  377. 
Wichfliann  =  (IW),  c...  II.  3S9. 

Wichtenthal,   Erzgiesser.    IV.   S9I- 

Wiechmana,  M.,  I.  94  (95). 

Wiese,  «ig.-l'am.,  III.  149.    IV,  626. 

Wilhraadt,  M..  1,  30. 

Wilde,  M..  111.  208. 

Willers,  r...  II,  110. 

Wilw.  c,  II,  574- 

Winokler,  T.,  III,  243' 

Winokelmann,  H.,  II.  559. 

Wiackelnaan,  C.  V,  215. 


Wiaier,  Orgelb..  I.  140(14*). 
Witt,  l-..  III,  468. 

Will  s.  Amiowilz. 

woiio  (WuLiio),  (Jg.,  11,  414.  441.  516.   ni, 

164. 

Wolteradoif,  B..  I.  77  (7S). 
Wosack,  Gg.,  V.  62.  361. 
WSathoir,  Zg..  I,  457  {47»)-  568(587).  576<S96;- 

Sq6!6i8),     III.  539.     V.  ao2. 
Walf,  CE-Kani..   II,  Ö39.     III.   110.  46c 


Zach,  (ig.,  I.  348  (354)- 
Zeller       (POZ),  G-Kam. 
Zepplin,  G .  II.  64S. 
Ziegner,  (-g,  III,  209. 
Zinner,  I).  I,  11. - 


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