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Die
Kanst- und Geschicht&-Denkmäler
des Grossherzogthums
Mecklenburg-Schwerin.
Im Auftrage
des Grossherzoglichen Ministeriums des Innern
herausgegeben
von der
Commission zur Erhaltung der Denkmäler.
V. Band:
Die Amtsgerichtsbezirke
Teterow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin,
Waren, Malchow und Röbel
bearbeitet
von Geh. Hofr. Prof. Dr. Friedrich Schlie,
Direktor des Grossh. Museums und der Grossh. Kunstsammlungen.
Mit einem Anhang Über einige ältere Denkmäler ausserhalb Landes
und einem Generalregister über alle fünf Bände.
Schwerin i. M. 1902.
Druck und Vertrieb der Bärensprungschen Hofbuchdruckerei.
Kommissionär K. F. Köhler, Leipzig.
Cj^ji ->
/
jT
HARVARD
UNIVERSITY
LIBRARY
APR 15 1955
Vorrede.
ach den Vorredeir m den- ^ voraufgehenden vier
Bänden hat der Verfasser zu dem jetzt voll-
endeten fünften und letzten Band des Werkes
der mecklenburgischen Kunst- und Geschichts-
Denkmäler nichts weiter zu sagen, als dass er
hierin zum ersten Mal bei der Herstellung des
Textes selber einen freiwilligen Mitarbeiter gefunden hat, dem er
sich zu lebhaftem Danke verpflichtet fühlt. Es ist Herr Kammerherr
Ulrich Graf von Oeynhausen, der seine Müsse dazu benutzt hat,
um die Güter - Geschichten in den Amtsgerichtsbezirken Malchin,
Stavenhagen, Waren, Malchow, und zum Theil auch im Amts-
gerichtsbezirk Röbel, in gleicher Weise, wie es der Verfasser ge-
wohnt war, zusammenzustellen, und der nun mit Erfolg dazu über-
gegangen ist, solche Lokalgeschichten auch für andere Plätze, die
durch den Plan des Werkes ausgeschlossen waren, anzufertigen,
und zwar auf breiterer Grundlage, als es in dem Werk der mecklen-
burgischen Kunst- und Geschichts- Denkmäler thunlich war. Es ist
nicht daran zu zweifeln, dass derartige Ergänzungen überall sehr
willkommen werden geheissen werden. Im Uebrigen sind es be-
sonders die von Herrn Pastor Karsten (jetzt in Vellahn) in den
Kirchen des Amtsgerichtsbezirkes Röbel mit grosser Gewissenhaftigkeit
gemachten Aufzeichnungen gewesen, welche des Verfassers Arbeit in
bequemer Weise erleichtert haben.
Bei der mühseligen Herstellung des viertheiligen Generalregisters
zu allen fünf Bänden, das diesem fünften Bande angeschlossen ist, haben
Herr Oberleutnant a. D. Plüschow, der am Museum als Volontär
thätig ist, und Herr Ministerialkanzlist Passow nützliche Dienste ge-
leistet, theils durch Herstellung von Zettelauszügen, theils durch
IV VORREDE.
Nachprüfung der Seitenzahlen in der Druck - Korrektur. Der letzt-
genannte hat auch den Verfasser während der ganzen zehnjährigen
Arbeitszeit, in der das Werk entstanden ist, unablässig durch Ab-
schriften dessen, was von den Vertrauensmännern der Kommission
und von dem Verfasser und einzelnen Mitgliedern der Kommission
als Revisoren in die in der Vorrede des ersten Bandes erwähnten
Formulare eingetragen worden war, aufs Beste unterstützt. Beiden
Herren soll dafiir an dieser Stelle gedankt sein.
Der dem Generalregister voraufgehende Anhang enthält einige
ältere mecklenburgische Kunst- und Geschichts- Denkmäler ausserhalb
Landes, welche bis dahin nicht so bekannt waren, wie es z. B. die herr-
liche Bronzefigur der Herzogin Katharina von Carlo de Cesare im
Dom zu Freiberg und die Marmorgruppe der Herzoginnen Marie
Louise und Friederike von Gottfried Schadow im Schloss zu Berlin
sind, auf welche deshalb nicht weiter einzugehen war.
Zuletzt kann der Verfasser nicht unterlassen, seine Freude
darüber auszusprechen, dass es ihm gelungen ist, das Werk der
mecklenburgischen Kunst- und Geschichts - Denkmäler , welches von
dem hochseligen Grossherzog Friedrich Franz III. ins Leben gerufen
und von dem gnädigen Wohlwollen Seiner Hoheit des Herzogs Johann
Albrecht als Herzog- Regenten getragen worden, schon in dem ersten
Regierungsjahr Seiner Königlichen Hoheit des Grossherzogs Friedrich
Franz IV. zu vollenden. Auch drängt es den Verfasser, hier darauf
hinzuweisen, dass dieses Werk die ganze Zeit hindurch von einer
freundlichen Haltung der Kommissionsmitglieder, im Besonderen von
der des Vorsitzenden, des Herrn Ministerialdirektors Schmidt, dessen
rühmlicl^ bekanntes Verwaltungsgeschick keine Schwierigkeiten auf-
kommen Hess, begleitet gewesen ist. Es hätte ja in der langen Zeit
auch anders kommen und z. B. der einheitliche Guss des Ganzen
gestört werden können. Sehr viele Arbeit hat es gegeben, aber
auch sehr viele werthvolle Anregung, an die der Verfasser sein Leben
lang gerne zurück denken wird. Darum am Schluss ein
DEO GRATIAS.
Schwerin, den 17. Januar 1902.
Friedrich Schlie.
Inhalts-Verzeichniss.
Seite
I. Amtsgerichtsbezirk Teterow i — 83
Teterow i
Hohen -Mistorf 24
Thürkow 29
Levitzow 32
Jördenstorf 35
Wamkenhagen 41
Diekbof 44
Gross -Wokem 45
Klaber 48
Langhagen 51
Grubenhagen 53
Schorssow 63
Bülow 66
Bristow 71
Hohen -Demzin 79
Burg Schlitz 82
Vorgeschichtliche Stellen . . 224
II. Amtsgerichtsbezirk Malchin 84 — 152
Malchin 84
Gorschendorf 1 1 1
Remplin 114
Panstorf 117
Basedow 118
Faulenrost 136
Gessin 137
Dahmen 138
Schwinkendorf 1 40
Rittermannshagen 145
Gic'low 148
Vorgeschichtliche Stellen 225
III. Amtsgerichtsbezirk Stavenhagen
153—227
Stavenhagen 153
Ritzerow .... . . 162
Jürgenstorf 164
Pribbenow 168
Kloster Ivenack
Borgfeld .
Röckwitz
Zwiedorf
Wolde .
Kastorf .
Rosenow
Kittendorf
Suiten .
Varchentin
Varchow
Bredenfelde
Briggow
Tamow .
Vorgeschichtliche Stellen
IV. Amtsgerichtsbezirk
Penzlin .
Lübkow .
Lapitz
Puchow .
Wrodow .
Gross -Helle
Alt-Rehse
Krukow .
Maliin
Breesen .
Pinnow .
Chemnitz
Woggersin
Mölln
Klein -Helle
Seh wandt
Passentin
Gross- Lukow
Marin
Gross -Flotow
Luplow .
Seite
169
•
. 185
«
. 187
•
• 191
•
• 193
•
198
•
200
•
203
•
210
■
211
•
216
»
219
220
222
len
■
226
Penzlin
228—325
. . . 228
249
250
252
253
254
255
257
258
260
263
265
268
■
270
277
279
280
283
285
287
288
VI
INHAl/rS - VERZEICIINISS.
Seite
Ankershagen 290
Möllenhagen 303
Rumpshagen 304
(iross -Vielen 306
Zähren 310
Mollenstorf 315
Peckatel 318
Liepen 322
Kraase 324
Vorgeschichtliche Stellen . 455
V. Amtsgerichtsbezirk Waren
326—390
Waren 326
Federow 346
'Kargow 350
Speck 351
Boek 353
Schlön 356
Klein -Plasten 361
Gross - Drato w 362
Deven 364
Gross -Gievitz 365
Alt-Schönau 371
Lansen 375
Rambow 377
Ulrichshiisen 380
Vielist 383
Sommerstorf 387
Klink 389
Vorgeschichtliche Stellen . . 459
VI. Amtsgerichtsbezirk Malchow
391—463
Malchow 391
Lexow 414
Alt -Schwerin 416
Nossentin 420
Jabel 422
Kieth 424
Wangelin 427
I.ütgendorf . 429
Grüssow 432
Walow 436
Sietow 437
Poppentin 441
Satow 442
Zislow
Stuer
Vorgeschichtliche Stellen
Seite
444
445
46 I
VII. Amtss^erichtsbczirk Röbel
464—597
Rubel 464
Ludorf 512
Nätebow 520
Leizen 523
Minzow 526
Dambeck 527
Karchow 534
Bütow 537
Finken 538
Massow 5^o
Kambs . , . 541
Grabow 545
Kiewe 547
Wredenhagen 551
Zepkow 560
Melz 562
Buchholtz 566
Krümmel 568
Vipperow 570
Priborn 574
Zielow 576
Rechlin 57 8
Laerz 580
Schwarz 584
Diemitz 585
Ahrensberg 586
Rossow 587
Netzeband 593
Schönberg 595
Vorgeschichtliche Stellen , . 596
Anhang I:
Amelungsborn 601
Havelberg 608
Wisby 609
Freiberg 610
Gandersheim 613
Anhang II:
Orts-, Personen-, Künstler- und
Kunsthandwerker - Register .
615
Verzeichniss der Illustrationen.
auf den Altar
auf die Orgel
(Licht-
(Licht-
Tctcrow.
Blick auf TeteroAv (Kopfleiste) i
Kirche (Nordseite) 7.
Querschnitt 8.
Grundriss 8.
I^ngsschnitt 8.
Inneres, Blick
druck) 8.
inneres, Blick
druck) 9.
Frühgothisches Portal (Sakristei) 9.
Laubwerk- Kapitelle 9.
Hochgothisches Triptychon 10.
Spätgothisches Triptychon 1 1 .
Hl. Maria mit dem Kinde 12.
Ehemalige Kanzel 13.
Messingschüssel 14.
Grabstein desPleban Gerh. Vogelsang 15.
Wandgemälde (östliches Gewölbe) :6.
Zwei Fürsten von Werle 17.
Wandmalerei (westliches Gewölbe) 18.
Kelch [i] 19.
Rostocker Thor 20.
Malchiner Thor 21,
Aufriss und Grundrisse des Malchiner
Thor 22.
Aufriss und Grundrisse des Rostocker
Thor 23.
Hohen-Mistorf.
Kirche 25.
Kirche, Aufriss und Grundrisse 27.
Ostgiebel 28.
Fenster- und Thürlaibungen 28.
L e V i t z o w.
Jördensdorf.
Kirche 36.
Aufriss und Grundriss 37.
Giebel und Südseite 38.
Bogenfries und Laibungen 38.
Aeltestes Christusbild 40.
Schloss Diekhof 44.
Gr.-Wockern.
Ansicht der Kirche 46.
Portal (Xordseite) 47.
Kl ab er.
Grabstein des Christoffer Moltsan 50.
Grubenhagen.
Blick auf Grubenhagen 55.
Inneres der Kirche 57.
Maltzahn'sche Epitaphien 59.
Leichenstein der Katharina von Malt-
zahn 60.
Leichenstein des Ulrich von Maltzahn 61.
Willkomm als Kelch der Kirche (Licht-
druck) 62.
Ansicht $$.
Bülo w.
Kirche 67.
Aufriss und Grundriss der Kirche 68.
Von der Ostseite der Kirche 69.
B r i s t o w.
Kirche mit Umgebung 72.
Altaraufsötz (Lichtdruck) 74.
Kanzel (Lichtdruck) 75.
Orgel -Empore 75.
Epitaph als Stuhlbekrönung 75.
Taufständer 76.
Messingschüssel 77.
Grabstein des Hans Hahn 78.
VIII
VERZEICHNISS DER ILLUSTRATIONEN.
Hohen-Demzin.
Wappen des H. A. v. der Osten 80.
Burg Schlitz (Lichtdruck) 82.
Malchin.
Ansicht der Stadt (Kopfleiste) 84.
Bombardement der Stadt i . Januar 1 7 6 1
(Lichtdruck) 92.
Grundriss der Kirche 94.
Querschnitt der Kirche 95.
Friese an der Kirche 96.
Inneres, Blick auf den Altar (Licht-
druck) 96.
Inneres, Blick auf die Orgel (Licht-
druck) 97.
Früherer Altaraufsatz 98.
Flügel des Altaraufsatzes 99.
Alte Kanzel 100.
Taufständer 101.
Grabstein des Nikolaus Breide 103.
Frühgothischer Kelch 104.
Fuss des Kelches 105.
Kalensches Thor 106. 107.
Steinthor 108. 109.
Alter Wartthurm iio.
Gorschendorf.
Kelch [i] 1 14.
Schloss Remplin (Lichtdruck) 114.
Basedow.
Kirche 119.
Orgel - Empore 120.
Altaraufsatz (Lichtdruck) 120.
Frozessionsstangen 121.
Taufbehälter 122.
Messingschüssel 123.
Schulenburg- Hahn' sches Epitaph 124.
Epitaph des Werner Hahn (Lichtdruck)
124.
Epitaph des Kuno Hahn 125.
Epitaph des Paris Hahn 126.
Grabstein des Kone Hahn 127.
Grabstein des Joachim Hahn und der
Lucie Fineke 128.
Grabstein des Joachim Hahn und der
Dorothea von Putlitz 128.
Grabstein der Anna Hahn 129.
Alter Theil des Schlosses 131.
Aeltere Theile des Schlosses 132.
Ausgrabungen im Schlossgarten 133.
Schloss zur Zeit der Stüler' sehen Um-
bauten 134.
Schloss Basedow (von Haupt) 134.
Schloss (innerer Hof) 135.
Schloss, Gartenseite 135.
Schloss Faulenrost 136.
Schwinkendorf.
Inneres der Kirche 141.
Grabstein des Otto Hahn 142.
Grabstein des Dietrich van dem Werder
143-
Rittermannshagen.
Strebepfeiler an der Kirche 146.
Gielow.
Grundriss der Kirche 150.
Granitfünte 151.
Stavenhagen.
Blick auf die Stadt (Kopfleiste) 153.
Altes Siegel der Stadt 154.
Kirche, Südseite 159.
Kirche mit Thurm 160.
Schloss 162.
Jürgensdorf.
Altaraufsatz 165.
Grabstein des Henning Christoph v. Höbe
166.
Taufbecken 167.
Pribbenow.
Altaraufsatz 168.
Ivenack.
Fernblick auf das Schloss 170.
Ehemal. Kloster -Wirthschafsshaus [1707]
176.
Facciata und inwendige Gestalt des fürst-
lichen Hauses 176.
Uralte Eichen 178.
VERZEICIINISS DER ILLUSTRATIONEN.
IX
Kirche 179.
Grabstein des Klosterprobstes A. Gilow 180.
V. Koppelow'sches Marmor-Epitaph (Licht-
druck) 1 80.
Glockenbild 181.
Parkanlagen 182. 183. 184. 223.
Schloss 183.
Röckwitz.
Kirche 189.
Inneres der Kirche 190.
Zwiedorf.
Kirche, Südseite 192.
Kirche, Westseite 193.
Wolde.
Kirche 195.
Altaraufsatz 196.
Kelch, Ciborium und Kanne (Lichtdruck)
196.
Taufschale 197.
Alte Burg 245.
Theile der Burg 246. 247.
Klein-Helle.
Spätgothisches Triptychon 278.
Ankershagen.
Kirche 293.
Grundriss 294.
Inneres der Kirche (Lichtdruck) 294.
Querschnitt, Laibungs- Profile 295.
Altes Fenster im Schiff der Kirche 296.
Gewölbe und Pfeiler 297.
Taufbehälter 2q8.
Herrenhaus (Vorderansicht) 299.
Herrenhaus (Gartenansicht) 300.
Alte Festungsmauer im Garten 301.
2 Pläne zum alten Haus auf dem Wicken-
werder 302.
Rosenow.
Mittelstück eines gothischen Triptychons
201.
Kittendorf.
Kirche 203.
3 Portale 204. 205.
Inneres der Kirche 206.
Altar (Lichtdruck) 206.
Empore 207.
Schloss 209.
Zähren. .
Blick auf die Kirche 311.
Grundriss 312.
Ostseite 312.
Längsschnitt 313.
Nordseite 313.
Pforte, Gesims, Rippe 314.
Peckatel.
Ansicht 319.
Spätgothisches- Triptychon 320.
Glockeninschrift 321.
Varchentin.
Ansicht 213.
Inneres der Kirche 214.
Schloss 216.
Penzlin.
Stadtansicht (Kopfleiste) 228^
Kirche, Ostseite 240.
Grundriss 241.
2 Friese 242.
Inneres der Kirche (Lichtdruck) 242.
Gesims, Laibungen, Blenden 243.
Liepen.
Blick auf die Kirche 322.
Waren.
Blick auf die Stadt 326.
Altes Siegel 334.
Grundriss der St. Georgen-Kirche 338.
Inneres der Kirche, Blick auf den Altar
(Lichtdruck) 338.
Inneres, Blick auf die Orgel (Lichtdr.) 339.
Obergaden, Profile 339.
Grundriss der Marien - Kirche 341.
Fenster, Kaffgesimse, Fries 341.
Thurmeingangs- Halle, Chorgiebel 342.
Thurm portal 343.
Altar und Kanzel 344.
Taufständer 345.
X
VERZEICIINISS DER ILKUSTKATIONEN,
Seh lön.
(irundriss der Kirche 357.
Kirclie und Längsschnitt 358. 359.
Fenster der Südseite 360.
Gross-Gie V itz.
Ansicht 366.
Kirche, Grundriss und Längschnitt 367.
Thurmeingang 368.
Romanische Steinfünte 369.
Marmor- P^pitaph des E. Chr. v. Voss 370.
Alt-Schönau.
Kapelle 372.
West- und Ostgiebel 373.
(irundriss 373.
Fenster- und Thüren -Profile 374.
Ulrichshusen.
Schloss (Lichtdruck) 380.
Vielist.
Grimdriss der Kirche 384.
Kirche 385.
Ostseite des Chors 386.
Malchow.
Blick auf die Stadt (Kopfleiste) 391.
Flotow'sches Wappen 405.
Malchower Stadtsiegel 405.
Blick auf die Klosterkirche(Kopfleiste) 408
Klosterkirche 409.
Inneres der früheren Kirche 410.
Inneres der jetzigen Kirche 410.
Kelch
Kelch
Kelcli
41 1.
412.
413-
G r ü s s o w.
Kirche 435.
S i e t o w.
Kirche 438.
Portal der Südseite 439.
Burg Stuer 447. 451. 452.
Burg Stuer (Lichtdruck) 448.
Gothisches Triptychon 449.
Burg -Grundriss 453. 454.
Grimdriss der Burg auf dem Werder bei
Penzlin 456.
Grundplan der alten Befestigung zu Frei-
dorf 458.
RöbeL
Blick auf die Stadt (Kopfleiste) 464.
niick auf St. Marien (Kopfleiste) 479.
Marienkirche 480.
Inneres der Manenkirche, Blick auf den
Altar (Lichtdruck) 481.
Inneres der Marienkirche, BHck auf die
Orgel (Lichtdruck) 482.
Zwei frühgothische Portale 481.
Hauptansicht des Chors (Farbendruck)
482.
I Wandmalereien der Gewölbe 483. 484.
485.
. Wandmalereien (Farbendruck) 483.
Spätgothisches Triptychon 486.
Zwei Hochreliefs: Erschaffung der Eva;
Der Sünden fall 487.
Ehemalige Triumphbogen -Gruppe 488.
Kelch [i] 489.
Altes Taufbecken 490.
Kelch [3] 491.
Grund plan von St. Nikolai 492.
Inneres der Kirche, Blick auf den Altar
(Lichtdruck) 492.
Inneres der Kirche, Blick auf die Orgel
(Lichtdruck) 493.
j Chorgiebel 493.
. Sakristei -Giebel 493.
Nordportal 494.
Süd portal 495.
Bogenband 496.
Fenster im Chor 496.
I Altes Portal in den Altar räum 496.
Pfeiler 496.
Portal zwischen Thurm und Kirche 496.
Wappenschild des Probstes Werner 407.
Ehemaliger Altaraufsatz 498.
I Flügel zum Altaraufsatz 499.
Glas aus dem XV. Jahrhundert 501.
Weihurkunde von 1490 501.
I Einzelheiten vom Dominikaner- Gestühl
504- 505-
Dominikaner- Gestühl (Doppel -Lichtdruck)
504. 505-
' Stuhl bekrönungen 505.
VEKZKICIINISS DKR 1LT.I\STKA'H()NKN.
XI
Vom ehemaligen Gestühl 506.
Stuhlbekrönung 507.
Siuhhvangen 50S.
KeJch [1] 509.
BeJt 510.
(ieräthschaften des Amtes der Maurer in
Rubel (Lichtdruck) 510.
Zwei Pulverhürner 511.
Hifthorn 511.
Ludorf.
Kirche 513.
Grundriss 514.
l^ngsschnitt 515.
Querschnitt 515.
Inneres der Kirche 517.
Leizen.
Knuth' scher (}rabstein 525.
M i n z o w.
Seh wedenschanze 527.
Dambeck.
Kirchenruine 530.
Priesterpforte 531.
Zwei Messingschüsseln 532. 533.
Kare ho w.
Altaraufsatz 535.
Kanibs.
Schnitzwerk aus der Kirche 543
Kelch [i] 544.
Monstranz 545.
Wredenhagen.
Blick auf Wredenhagen (Kopfleiste) 551
Schloss und Kirche (1827) 554.
Wredenhagen (1860) 555.
Aufgang zur Burg 556.
Plan der Burg 558.
Grundrisse der ältesten (iebäude der
Burg 559
Theile der L'infassungsmaucr der Burg 560.
Mclz.
Gothisches Triptychon 564.
Laerz.
Kelch [i] 582
Leuchter 583.
Rossow.
Gothisches Triptychon 591.
Silberne Schale, gefunden bei Gross-
Kelle 597.
Anhang I.
A melungsborn.
Klosteransicht 601.
Westliches Langhaus der Klosterkirche
604,
Querschiff und Chor der Klosterkirche
605.
Schild des Hauses Werle 607.
Havell)erg.
Schild des Hauses Werle 608.
Wisbv.
Wappenschild des Herzogs Erich 609.
Freiberg.
Herzogin Katharina mit ihrem Sohn (nach
Lukas Kranach) 610.
Grabplatte der Herzogin Katharina 611.
Gandersheim.
Denkmal der Herzoginnen Christine und
Marie Elisabeth 612.
BUcIe auf die SUdt Tetero
Amtsgeriolitsbezirk Teterov.
Die Stadt Teterow.')
leschicbte der Stadt. Schon im XII. Jahrhundert fällt ein heller Geschichte
Liclitstreir in das geschichtliche Dunkel, in welchem derjenige der
Theil des alten Circipanerlandes ruht, dem Teterow mit seinem ^ '
mitten im See gelegenen ehemaligen wendischen Burgwall angehört. Es ist
jene Zeit, in der zwei mächtige politische Grössen, der Baiem- und Sachsen-
herzo^ Heinrich der Löwe und der Dänenkönig Waldemar, beide im Dienste
der Kirche stehend und gemeinsam das Werk Gottes fördernd, beide aber von
ehrgeizigen Machtplänen und zum Theil einander widerstrebenden politischen
Interessen geleitet) ihre Hand auf das heidnische Wendenland legen, der eine
von Süden und Westen her, der andere von Norden und Osten her. Selbst-
verständlich kann hier nicht auf Alles eingegangen werden, was zur Beleuchtung
dieser Zeiten und Verhältnisse dient. Es mag deshalb besonders auf das
neunte und zehnte Kapitel in dem Leben Bischof Berno's von Wigger und auf
den von Lisch in wörtlicher Uebersetzung veröffentlichten Bericht des Saxo
Grammaticus über den Zug Waldemar's ins Circipanerland verwiesen werden,
') Im XI[[. Jahrhundert Thiterow, Telerowe, Theterowe, Thitterowe, von teierev, Auer-
habn, also soviel wie Auerhahnstldt. Vgl. Kuhnel, M. Jahrb. XLVI. S. 144. äiem^sen. M. Jahrb. VI,
S. S3- AU AbkQrzung könnte das Keuter'scbe >Khansiäill< gehen.
2 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
nach welchem der König und der dem Saxo Grammaticus befreundete Bischof
Absalon von Roskilde im Jahre 1171 von Stralsund aus durch Festland Rügen
zieht, mit unsäglichen Schwierigkeiten den Durchgang durch die Trebelmoore
bewerkstelligt, dann den Hartwald zwischen Malchin, Neu -Kaien und Teterow
durchquert und zu der Burg des Chotimar vordringt, welche keine andere als
die im Teterower See gelegene sein kann, die damals als die am schwersten zu
erobernde Trutzburg des Circipanerlandes gegolten haben muss.^) Den Bericht
kann Saxo sehr wohl direkt aus dem Munde des Bischofs Absalon, der als
streitbarer Herr an allen Fährlichkeiten der Fahrt und des Krieges den leb-
haftesten und thatkräftigsten Antheil nimmt, empfangen haben. Zwar kommen
die ebengenannten Ortsnamen nicht darin vor, aber die ungemein anschau-
liche, echt epische Darstellung, die an die klassischsten Beispiele der Alten
erinnert, und das starke Lokal -Kolorit der Erzählung haben für den, der
die Gegenden kennt, eine solche Ueberzeugungskraft, dass, da auch Anfang,
Richtung und Ziel des Zuges sowie die noch heute vorhandenen Burg-, Wall-
und Damm -Reste im Teterower See aufs Allerbeste zu der Erzählung passen,
jeder Zweifel an der Richtigkeit der topographischen Deutung des Berichtes
durch Lisch und Wigger verschwindet.*) Mit der Eroberung der Burg und
ihrer Wiek ist der Zweck des Heerzuges erreicht, und es erfolgt nun, wie
bereits im ersten Bande des Werkes erzählt worden ist, unter Betheiligung
Chotimar's und seiner Brüder die Gründung des Klosters Dargun durch dänische
Mönche aus Esrom, welche die Aufgabe haben, im Circipanerlande einen
solchen Stützpunkt für christliche Kultur zu schaffen, wie ihn die Schöpfungen
Heinrich's des Löwen in Ratzeburg und Schwerin im Westen und das von
Bischof Berno gegründete Kloster Doberan im Norden des Wendenlandes dar-
stellen. Dass aber das dänische Kloster in Dargun nicht von Bestand bleibt,
sondern schon 11 88 nach Hilda bei Greifswald übersiedelt und 1209 durch
eine Tochtergründung des Klosters Doberan ersetzt wird, ist ebenfalls im ersten
Bande auseinandergesetzt worden. Hier kommt es ja auch nur darauf an, daran
zu erinnern, dass die Geschichte der Stadt Teterow mit der Erzählung des
Saxo Grammaticus vom Zuge des Königs Waldemar von Dänemark ins Circi-
panerland und der Erstürmung der Feste im Teterower See einzusetzen hat.')
^) Saxonis Grammatici Historia danica, Liber XIV (Edd. Müller & Velschow, Pars IIa, Pag.
883—886). Lisch, M. Jahrb. XXVI, S. 181 — 195. Wigger, M. Jahrb. XXVIII, S. 143—186. Vgl.
dazu dessen Annalen, S. 126/127. 148.
*) An anderer Stelle, in der Knytlinga-Sage über diesen Zug, werden Stralsund (Straela),
Triebsees (Tribuzis) und das östlich von Güstrow gelegene Land Tribeden (Atripiden), zu dem
auch Teterow gehört, genannt. Vgl. Lisch, a. a. O., S. 186.
•) Es kann nicht auffallen, dass die älteren Geschichtsforscher, welche den Zug des
Waldemar nach den Quellen erzählen, ohne Gegenden und Verhältnisse im alten Circipanien von
den Trebel- Mooren über den Hartwald weg bis zum Teterower See zu kennen (wie z. B. Ludwig
Giesebrecht, Wend. Geschichten III, S. 203/4, Barthold, Gesch. von Rügen und Pommern II,
S. 223/24 und Quandt in Balt. Studien X, 2, S. 162), zu Darstellungen und Auffassungen kommen,
welche mit denen der jüngeren mecklenburgischen Forscher, die mit den in Betracht kommenden
örtlichen Verhältnissen vertrauter sind, nicht übereinstimmen.
GESCHICHTE DER STADT TETEROW. 3
Indessen der Faden spinnt sich nicht weiter. Zwischen dieser Geschichte
und der ersten urkundlichen Nachricht über Teterower Verhältnisse liegen
hundert Jahre. Damals sind die von Moltke die Grundherrn sowohl über den
Teterower See als auch über die an seiner Ostseite liegenden Güter Sührkow
und Niendorf (ehemals Teschow), über deren Verkauf an das Kloster. Dargun
am I.Januar 1297 der landesherrliche Konsens durch den Fürsten Nikolaus
von Rostock erfolgt.^) Diese Gegend gehört somit (und wie wir auch sonst
wissen) in jener Zeit vorübergehend zur Herrschaft Rostock, welche im Jahre
1300 unter dänische Oberlehnsherrlichkelt geräth, und Ritter Friedrich von Moltke
ist wenigstens in Bezug auf den See als Rechtsnachfolger des Chotimar an-
zusehen, der hundert Jahre früher als Burgherr des Sees die dänische Eroberung
erduldet. Dass das aber nicht ausreicht, um die Vermuthung einer Bluts-
verwandtschaft zwischen beiden zu begründen, ist selbstverständlich.*)
Zur selben Zeit aber ist auch Teterow längst eine kleine Stadt (oppi-
dum) mit Rath und Bürgerschaft, welche sich als solche schon am 17. De-
cember 1272 dreiundvierzig im Dorfe Baudorf angekaufte Hufen von Fürst
Nikolaus von Werle hat zu Stadtrecht legen lassen.') Andererseits kommen
am 18. März 1285 zweiundzwanzig Hufen der städtischen Feldmark durch
Kauf an das Lübecker Heiligengeist- Stift und mit diesen Hufen zugleich das
ganze 14 km nordwestlich von Teterow gelegene Dorf Striesenow, damals ein
Bauemdorf.*) Aus einer Urkunde vom 20. December 13 12 ersehen wir, dass
das Dominikaner -Kloster zu Rostock ein eigenes Haus in der Stadt besitzt,
und aus der bekannteren Urkunde vom 2. December 13 16 über die werlesche
Landestheilung, dass Teterow zu demjenigen Landestheil gelegt wird, von
welchem Parchim die Vorderstadt ist.^) Diese Zeit des XIV. Jahrhunderts, in
welcher die Stadtvertretung nicht selten als Zeuge bei grösseren Staatsaktionen
der werleschen Fürsten mitwirkt,®) ist die Zeit, in welcher die prächtigen hohen
gothischen Thore entstehen, wenn auch keine besondere Urkunde darüber vor-
handen ist. Teterow hat sich diese seine Stadtzierden besser zu bewahren
gewusst als die Vorderstadt Parchim, obgleich diese als die grössere und
führende Stadt im alten werleschen Landestheil der kleineren Stadt mit gutem
Beispiele hätte vorangehen sollen. Von guten ökonomischen Verhältnissen in
der Stadt zeugt auch der Kirchenbau, der, wenn er auch nach seinem älteren
') M. U.-B. 2431. 2432. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 2. Ueber das zeitweise
Condominium der Linien Rostock und Werle vgl. Rudloif, Hdb. II, S. 89. 190.
*) M. Jahrb. XXVI, S. 195.
•) M. U.-B. 1261.
*) M. U.-B. 1788. Vgl. 3956. Wie die Lübecker Rechte in Vergessenheit kommen und den
Bauern neue Gerechtsame von den Herzögen und den Gottiner Erbherrn von Lehsten auferlegt
werden, wie sich dann aus diesen Wirren am Ende des XVI. Jahrhunderts eine Reihe von Pro-
zessen entwickelt, woran die Bauern zu Grunde gehen: darüber handelt G. W. Dittmer im M.
Jahrb. VIII, S. 161 — 176: >Der reichsgerichtliche Pfändungsprozess in besonderer Anwendung auf
das mecklenburgische Dorf, jetzt Lehngut Strisenow.c
5) M. U.-B. 3581. 3860.
•) M. Ü.-B. 6098. 7771. 7772. 9394. 9491. 9560. 10334. 10672. 10678. 11009.
4 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Theil, dem Chor, bereits dem Anfange des XIII. oder gar schon dem Ende
des XII. Jahrhunderts angehören wird, die grössere und höhere Ausfuhrung
des Schiffes erst im XIV. Jahrhundert erhalten haben wird, und dessen Mauer-
werk den Eindruck grösster Gediegenheit macht. Auch hören wir in den
zwanziger und dreissiger Jahren des XIV. Jahrhunderts wiederholt von der
Stiftung einer grösseren Vikarei in der Kirche zu Teterow durch den Priester
Dietrich Glashagen, deren Patronat die Fürsten von Werle übernehmen.*) Um
die Verbesserung der Teterower Pfarre mit Ackerland und Wiesen macht sich
besonders der Magister Johann Sternberg verdient, der zugleich Domherr zu
Güstrow und Kirchherr zu Teterow ist, und dem wir von 1334 bis 1359 sehr häufig
in den Urkunden begegnen.*) Ein dritter Geistlicher, der sich durch Stiftung eines
Altars in der Teterower Kirche bemerkbar macht, und von dem noch heute ein
sehr schöner Abendmahlskelch und ein wohlerhaltener trefflicher Grabstein in
der Kirche Zeugniss geben, ist der in den achtziger Jahren des XIV. Jahr-
hunderts genannte Pleban Gerhard Vogelsang.^) Im Jahre 1403 kommen die
Wangelin'schen Vikarei -Stiftungen hinzu.*) Im Uebrigen aber hebt die an-
scheinende Wohlhabenheit ihrer Bürger die Stadt doch nicht aus der Reihe
der kleineren Städte hinaus, wie an ihrer Stellung in den verschiedenen Land-
friedenstraktaten jener Zeit zu erkennen ist. Nachdem nämlich Teterow im
werle - mecklenburgischen Vertrag vom 16. Oktober 135 1, gleich den Städten
Grevesmühlen, Gadebusch, Gnoien, Ribnitz, Barth, Lychen, Röbel, Penzlin,
Malchow und Kaien mit zehn Helmen eingesetzt worden und damit doppelt
soviel wie Laage, halbsoviel wie Sternberg und ein Drittel soviel wie Malchin
zu leisten hat, erscheint es in dem vom 14. März 1354 gleich der kleineren
Stadt Laage nur mit fünf Mann.^) Als Mittelpunkt einer werleschen Vogtei
wird Teterow im Jahre 1336 zum ersten Mal urkundlich genannt; auch 1359,
als Fürst Nikolaus von Werle dem Henneke Moltke auf Rossewitz für Kriegs-
kosten einen Theil der Bede aus den Vogteien Güstrow, Krakow, Laage,
Teterow, Malchin, Neukaien, Goldberg und Parchim verschreibt;®) und be-
sonders 1380, als am 24. April d. J. F*ürst Lorenz von Werle Stadt und Land
Teterow an die von Smeker verpfändet und nur Kirchlehn, Mannschaft und
Rossdienst sich vorbehält.') Wann dieses Pfandverhältniss seine Endschaft
*) M. U.-B. 4621. 5274. 9953, Anmkg.
*) M. U.-B. 4621. 71 16. 7583. 7921 (honorabilis vir magister J. St.). 8579.
•) M. U.-B. II 260. II 505. Den Altar des Gerhard Vogelsang weiht am 23. April 1380
Johann von Tana, Weihbischof des Bischofs Philipp von Kammin (altare in angulo ecclesie parro-
chialis opidi Theterowe fundatum et dotatum ob preces et rogatum honorabilis viri domini Gherardi
Vogelsanck in honorem omnipotentis dei, sancte virginis Marie, Laurencii martyris, Katherine vir-
ginis et omnium sanctorum beatorum). Ein Altar des hl. Laurentius wird auch in einer bis jetzt
nicht gedruckten Urkunde vom 15. Juni 1461 genannt.
*) Nach noch nicht gedruckten Urkunden im Grossh. Archiv.
*) M. U.-B. 7524. 7911. Vgl. dazu 7731. 9174. 11378.
°) M. U.-B. 5689. 8561.
') M. U.-B. II 261. Für 8900 Mark lUb. Pfennige »de nu ghenghe vnde gheue sint, alsze
dat dre Lubesche marck ene lodighe marck maken.c
GESCHICHTE DER STADT TETEROW. 5
erreicht hat, ist unbekannt. Als Vögte von Teterow werden im XIV. Jahr-
hundert Berend von Lehsten (1362) und Hartmann von Oldenburg (1363,
1364) genannt.^)
Wie sich im Jahre 1374, als die Parchim-Goldberger Linie des werle-
schen Hauses erlischt, die Städte Parchim, Malchin, Teterow und Laage zum
Schutze ihrer Privilegien mit einander verbinden, ist früher bereits erwähnt
worden, ebenso aber auch, wie unbegründet die Sorge war, dass ihnen davon
etwas durch die beiden anderen Linien des Hauses, die erbenden Linien zu
Güstrow und Waren, verloren gehen könne.*) Teterow geht damals, wie nicht
bloss zu vermuthen, sondern auch urkundlich zu belegen ist, an die Güstrower
Linie über.*) Die erste mecklenburgische Privilegienbestätigung erfolgt nach
dem Aussterben des werleschen Mannesstammes im Jahre 1436, die nach-
folgenden vertheilen sich auf die Jahre 1469, 1588, 1613, 1619, 1660 und
1702. Bei den mecklenburgischen Ländertheilungen gehört die Vogtei Teterow
Anfangs (1520) zur Hälfte der Schweriner und zur andern Hälfte der Güstrower
Linie, bei der zweiten und dritten Theilung (1556 und 161 1) ausschliesslich
zur Güstrower Linie.*)
Im Uebrigen ist nichts Erhebliches aus der weiteren Geschichte der
Stadt zu berichten. Einzelheiten aus den Jahren der Pest, der Kriegsunruhen
und der Stadtbrände werden weiter unten in der Pastoren - Liste vorkommen.
Die bekannten »Teterower Stücke«, lustige kleine Erzählungen, welche zum
Theil den Weg in Fritz Reuter's »Olle Kamellen« gefunden haben, beweisen,
dass guter plattdeutscher Humor in der von hübschen Hügeln und Waldbergen
eingeschlossenen weiten Wiesenniederung, in welcher Stadt und See gelegen
sind, noch nicht ausgestorben ist.
Ausser den schon genannten Geistlichen des Mittelalters, die dem
XIV. Jahrhundert angehören, ist für das letzte Viertel des XIIL Jahrhunderts
noch der Pfarrer Johann von Reez zu nennen, der als Notar, Kaplan und
I^ichtvater der Fürsten von Werle häufig genug vorkommt. Fürs XIV.
Jahrhundert, und zwar dessen erstes Drittel, ist der Pfarrer Konrad nach-
zuholen, unter dessen Kirchenrektorat der Priester Dietrich Glashagen, wie
oben bemerkt worden, eine Vikarei stiftet. Dem Pfarrer Konrad folgt der
oben bereits erwähnte Pfarrer Johann Sternberg, und neben diesem wird in
der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts ein Vikar Nikolaus von Kaien auf-
geführt. Die zeitweise Verbindung von Teterower Pfarrlehn und Güstrower
Kanonikat, wie sie sich in der Person des Johann Sternberg darstellt, wird
1489 durch Inkorporierung der Teterower Pfarre in eine schon seit dem Jahre
1301 mit der Pfarre zu Malchin verbundene Güstrower Domherrnstelle zu
einer dauernden Institution, d. h. zu einer Pfründen -Anhäufung, die von vor-
nehmen Herren gesucht wird, welche dafür gering besoldete Vikare mit dem
*) M. ü.-B. 9033. 9174- 9307-
*) M. U-B. 10635. Vgl. M. Kunst- 11. Gesch. -Dcnkm. IV, S. 426.
*) M L'.-B. II 378 (8. November 1381). Vgl. Rudloff, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 645.
^) Rudloff, Hdb. Hla, S. 55. 228. Hlb, S. 1 19/120 (Amt Güstrow).
6 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Dienst betrauen. *) So macht es z. B. der Doctor iitriusqiie juris und Pro-
fessor an der Universität Rostock Liborius Meyer mit Genehmigung des Bischofs
von Kammin im Jahre 1494, da er selbst dem Dienst in Teterow nicht nach-
zukommen vermag.*)
Und der vielbeschäftigte Kanzler Brandanus Schöneich, welcher am
25. Januar 1503 von den Herzögen Magnus und Balthasar dem Güstrower
Domstift als Nachfolger des Liborius Meyer präsentiert wird, und dem ein
paar Wochen später vom Offizial der Präpositur Güstrow auch die seiner
Präbende inkorporierte Pfarre zu Teterow verliehen wird, hat es ohne Zweifel
ebenso gemacht.') Die Teterower Kirche muss damals überhaupt viel haben
hergeben können, denn auch der in der Reformationsgeschichte Mecklenburgs
häufig genannte stark papistisch gesinnte Detlev Danquardi, Rostocker Dom-
Thesaurarius, bischöflicher Offizial, Archidiakon und Pfarrherr zu Kessin, zehrt,
anscheinend bis an seinen Tod im Jahre 1556, von zwei Fürstenlehnen der
Kirche zu Teterow.*)
Der erste evangelische Prediger zu Teterow, der den Papisten gegen-
über einen schweren Stand hat, ist Joachim Mesekow, er predigt die neue
Lehre 1541 und auch noch 1564 oder länger. Zu seiner Zeit hat die Kirche
ausser dem Hauptaltar noch elf Nebenaltäre und führt den in früherer Zeit
nicht nachzuweisenden Titel »St. Petri und Pauli Pfarrkirche«, der auch in
späteren Visitationsprotokollen des XVIL Jahrhunderts vorkommt. Schröder
nennt fiir das Jahr 1564 neben dem alten Mesekow dessen Sohn N. Mesekow
als Diakon und als zweiten Pastor den David Quade, sowie später, etwa um
1570, den Diakonus Griphan.^) Nach den im Grossh. Archiv bewahrten Tete-
rower Kirchenakten heisst er richtiger Nikolaus Grifanck (Gryfanck) und ist
um 1580 sicher im Dienst^ aber vor ihm muss Magister Heimradus Rinckwich
(Ringwicht) berufen sein, da dieser 1595 und 1596 als erster vor Nikolaus
Grifanck unterzeichnet. Uebrigens wird neben dem alten Mesekow 1564 auch
ein Er Heinrich Bansow genannt, dem die in Verfall gerathene Kirchen-
ökonomie übertragen wird. Nach Grifancks Tode 1608 folgt Magister Sieg-
fried Neumeister als zweiter Pastor und nach Rinckwich's Tode Petrus Scharling
(seit 1614, stirbt 1629 an der Pest). Neben Scharling wirkt seit 1616 Kaspar
Mester. Dieser erhält 1629 in dem von Wallenstein berufenen Nikolaus Ring-
wicht einen Kollegen, welcher 1638 stirbt. Beide erleben im Jahre 1632 die
erste grosse Feuersbrunst, von der berichtet wird. Mester versieht nun den
Dienst einige Jahre hindurch allein. 1643 soll er an seinem Sohn Johannes
einen Gehülfen haben. Aber die kaiserliche Armee rückt heran, und der
*) Lisch, M. Jahrb. XII, S. 16/17. XVI, S. 98. XXXI, S. 85. XXXIX, S. 206.
') Schröder, Pap. M., S. 2542.
•) Lisch, M. Jahrb. XII, S. 338—340. Vgl. dazu VIII, S. 44 (Zustände in Teterow um I535)-
*) Visitationsprotokolle der Kirche zu Teterow von 1535, 1541 und 1552.
*) Schröder, Kirchenhist. d. ev. M. I, S. 429. II, S. 465. III, S. 50. Er wird derselbe
sein, der 1577 die Formula Concordiae unterschreibt: Schröder III, S. 328 (Nicolaus Gryfanius).
Der Sohn N. Mesekow ist vielleicht der in Retzow (bei Gorschendorf) genannte Elias Mesekow.
GESCHICHTE DEK STADT TETEROW. f
Sohn, um nicht eingezogen zu werden, macht sich aus dem Staube. Erst
1646 wird er wirklich der Gehülfe des Vaters, stirbt aber schon im Früh-
sommer 1651. Nun wird Johannes Schultz zweiter Pastor neben dem alten
Mester, der erst 1658 oder 1659 stirbt und in seinem Schwiegersohn Joachim
Krüger einen Nachfolger erhalt. Aber schon 1661 tritt Felix Fidlerus (Fiedler)
als zweiter Pastor an dessen Stelle. Schultz stirbt 1672, während Fiedler als
Kirche lu Teterow (Nordseite).
Präpositus {seit 1673) noch 1704 am Leben und im Amte ist.*) Als zweite
Prediger wirken neben ihm Christian Netzeband (seit 1673}, Joachim Mowius
(seit 1694, f 1701), und seit 1703 Jakobus Brasch (Brasche), der noch 1743
im Amte ist. Zur Zeit des alten Fiedler und des Jakob Brasch, im Jahre 1702,
erlebt Teterow die zweite grosse Feuersbrunst; Brasch erlebt auch die dritte
im Jahre 1722, Neben Brasch wirkt seit 1704 der aus Mölln berufene Kon-
stantin Fiedler (zuerst als Adjunkt des Vaters), und seit 1727 (auch wieder als
') Er ist der Stifter des Fiedler'schen Legates lu Gunsten armer Schulliinder. Vgl. Millies,
die kirchlichen Stiftuneen in MecklenburE (1900), S. 35.
8
AMTSGERICHTSBKZIRK TETEROW.
Beschrei-
bung des
Baues.
Substitut des Vaters) Konstantin's Sohn Heinrich Christoph Fiedler. 1741 bittet
Brasch, der 17 17, als dänisches Kriegsvolk in der Stadt lag, von einem
trunkenen Soldaten schwer verwundet worden war, um einen Substituten. Er
erhält ihn in seinem Schwiegersohn Vollrath Heinrich Hane, der 1760 stirbt.
Sechs Jahre vorher (1754) hat auch
Fiedler in Michael Sigismund Herr-
lich einen Nachfolger erhalten.
Neben Herrlich wirken an zweiter
Stelle: von 1762 an J. F. Haeger,
der 1770 nach Gadebusch geht,
von 1770 an Joh. Wilhelm Schultz,
der 1778 Pastor und Präpositus in
Schwaan wird, und von 1779 an
Joh. Christian Gramm aus Rey,
der 1807 aus dem Leben scheidet.
Herrlich stirbt schon 1780. Es
folgen nun an zweiter Stelle neben
Gramm zuerst Karl Leopold Hintze
(1782 bis 1794) und nachher Joh.
Rudolph Brinckmann (bis 181 1 in
Teterow, bis 1838 in Neukaien,
f 1843 als Emeritus). Zur Zeit
von Gramm und Hintze, im Jahre
1793, findet die vierte grössere
Feuersbrunst statt. Vgl. Walter
a. a. O.
S.^N.»»^/^.^ ^~^^
Die Kirche.
IB^ aubeschreibung. Die Kirche
zu Teterow*) ist von 1877
(gir--4-l-4-4-l-l^4--^4 -T)
m,fm
>,*M *~ * *»» ^—^-t
bis 1880 einem grösseren Durch-
bau unterzogen, bei dem man die
Nordseite stark verändert und auch ~
die Sakristei von der Nordseite auf
die Südseite verlegt hat. Der dem
Anfange des XIII. Jahrhunderts angehörende spätromanisch gestaltete Chor ist
ein Backsteinbau mit Lisenen und ruht auf einem Granitsockel. Er wird im
Innern von zwei anscheinend erst dem XIV. Jahrhundert angehörenden Kreuz-
gewölben, mit gothischem Rippenprofil, überdeckt, deren Kappen mit Gemälden
') Lisch, M. Jahrb. XII, S. 464/65. XLII, S. i6i ff. Crull, M. Jahrb. XLV, S. 274. 280.
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5
Innere« der Kirch« zu Telerow. Blick auf den Allar.
Inneres der Kirche in Teterow. Blick anf die Orgel.
KIKCIIK ZU TETERÜW.
gefüllt sind. Die mit hiibsctiei
Gewölberippen gehen bis zum
die theils
romani-
schen,
theils friih-
gothischen
Nischen-
bildungen
unten an
der Nord-
und an der
Südwand
des Chors.
In der Ost-
wand drei,
in den
Seiten-
wänden je
zweimal
zwei
Schlitz-
fenster ro-
niaiiisclien
Stils. Das
gothtsche
Langhaus
ist jünger
1 Laubwerk-Kapitellen verzierten Dienste der
Fussboden herunter. Zu beachten sind auch
als der
Chor : es
gehört in
seinen An-
langen
ohne Zwei-
fel der früh-
gothi sehen
Zeit am
Ende des
XIII. oder
am An-
fange des
XIV. Jahr-
hunderts
an und war
zuerst
wahr-
scheinlich,
wie so viele
andere
Kirchen
dieser Zeit,
mit einer
flachen
Balken-
FrUhgothischM Porta] (in der Sakristei).
Laubwerk -Kapitelle im Chor.
f
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
und Bretterdecke
geschlossen. Das
stark erhöhte
Mittelschiff wird
auf jeder Seite
von zwei frei-
stehenden acht-
seitigen Pfeilern
von grosser
Massigkeit ge-
tragen und durch
drei spätgothische
Stemgewölbe im
Charakter des
XV. Jahrhunderts
geschlossen. Das
anscheinmd
gleichaltrige
schmälere süd-
liche Seitenschiff
wird durch drei
S achttheilige
8 Gewölbe ge-
S schlössen ,
3 während in dem
§ sehr viel breiteren
nördüchen Seiten-
schiff mit Ober-
licht drei vier-
theilige Kreuz-
gewölbe den
Raum über-
decken. In der
Sakristei, die an
Stelle einer
früheren Vorhalle
neu angebracht
ist, sieht man ein
frühgothisches
Prachtportal mit
reichem Kapitell-
und Blätter-
schmuck, ähnlich
denen in ReJns-
KIKCHE ZU TETEROW. II
hagen bei Güstrow und an anderen Orten. Das Rund bogen portal der alten
Sakristei auf der Nordseite ist zugesetzt, aber noch scltön erhalten. Ein vier-
seitiger Thurm, gleich der ganzen Kirche aus Backsteinen aufgeführt, trägt
einen Helm in der Form einer niedrigen vierseitigen Pyramide.
In den Visitationsprotokollen von 1553 bis 1646 wird die Kirche,
wie schon bemerkt worden, wiederholt als S. S. Petri- und Pauli-Pfarrkirche
bezeichnet. Ob sie diesen Namen auch schon im Mittelalter führte, ist aus
älteren Urkunden nicht zu ersehen. Sie hatte ausser dem Hauplaltar elf
Nebenaltäre. Es waren die .\ltäre: i, S. Crucis; 2. S. Petri; 3. S. Catha-
rinae; 4. St. Laurentii; S- S. Magdalenae; 6. St. Andreae et Johannis Evan-
gelistae; 7. S. Mariae im Thurm; 8. St. Bartholoniaei', g. St. Jacobi; 10. S,
Mariae; 11. Trium regum.')
Spätgothisches Triplychon.
Ausser der Haiiptkirche gab es noch eine S. Marien-Kapelle vor
dem Malchiner Thor mit zwei Altären, eine S. Gertruden-Kapelle eben-
daselbst mit einem Altar, und eine S. Georgen-Kapelle vor dem Rostocker
Thor mit einem Altar. Sie scheinen schon am Ende des XVI, Jahrhunderts
verschwunden zu sein. Das St. Georgs- und Armbudenstift dagegen ist von
Bestand geblieben. Von Kalands- Einkünften ist noch im XVII. Jahrhundert
die Rede.
Altar und Kanzel sind neu, ebenso das Altarbild (der auferstandene Aliar und
Christus), eine Kopie nach Plockhorst. Kanzel.
Das frühere Triptychon, ein treffliches hochgothisches Werk aus der Triptychon.
zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts, ist, soweit es auf die Schnitt werke
') Vul. l-isch, M.Jahrb.^Xl.IT, S. 165.
12 AMTSÜERICHTSUliZlRK TETEKOW.
ankommt, noch gut erhalten. E^ hat seinen Platz an der Westwand des nörd-
lichen Seitenschiffes gefunden. Man sieht in der Mitte die Krönung Mariae
und die stehenden Gestalten der Apostel, denen St. Paulus und der erste
Märtyrer der Kirche, St. Stephanus, zugesellt sind. Unten siebenzehn Halb-
figuren. Es sind zu nennen: in der Mitte die hl. Anna und die hl. Maria mit
dem Kinde und rechts acht weibliche Heilige (Magdalena, Katharina, Marga-
retha, Dorothea, Harbara,
Gertrud, eine Heilige mit
Palme [Christine?] und eine
Heilige in Nonnentracht, an-
scheinend einen Tetler mit
Fischen haltend [Elisabeth?
Anielberga? Eanswida ?] ).
Links von der Aiinaselbdritt-
gruppe: Erzengel Michael,
die Heiligen Job. Baptista,
I^urentius, Georg, Mauritius
und drei Bischöfe (Nikolaus,
Otto, Erasmus?).
Triptychon. An der Ostwand des-
selben Schiffes noch ein
kleineres spätgothisches Trip-
tychon aus der zweiten Hälfte
des XV. Jahrhunderts. Ausser
der hl. Maria mit dem Kinde
erkennt man oben zwei
Apostel sowie die Id. Katha-
rina und die hl. Barbara,
unten aber die beiden hl.
Johannes Baptista und Evan-
gelista sowie die hl. Magda-
lena und die Ul. Elisabeth.')
') Beide Triplyclia sind so
befesligt, dass dns Umschlagen der Die hl. .Marin mit dem Kinde.
Vorder- und Hinterflllgel schwer
ist. Sobald die VorderflUgel des Hauptwerkes lusammeneesehlngen .sind, erliliclit man auf
ihnen und den Vorderseiten der llinterfldgel scchiehn Wilder ans der Pas sionsge schichte, die im
Inventar von 1811 einzeln heschrielien sind: 1. EiniUj> in Jerusalem; 2. Kssen des Osterl.imms;
3. Gehet im Garten Gethsemane; 4. Verralh: 5. Verhöhnung im Palast des Kaiphas; 6. Christus
vor PiUtus; 7. Geisselung; 8. Dornenkrönung; 9. Ecco homo; 10. lländewaschen des Pilalus;
II. Kreuitragung; 12. Kreuiigung; 13. Christus am Kreui, mit Johannes und Maria; 14. Grab-
legung; 15. Auferstehung; 16. Christi Mimmelfahrt. — Üa^ andere Triptychon hat auf den Rück-
seiten acht Bilder mit Heiligen-Martyrien. Vgl, die austtllirliche Beschreibung des Hauptaltars hei
Lisch, M. Jahrb. XI.IT, S- 161-164. I-isch hal Neigung, dicken Schrein mit jener Altarstiftung
lies Gerhard Vi^elsang in Verbindung zu bringen, welche von Kammin her am 23. April 1380
KIllCIIE ZU TETEROW. 13
Ausserdem in einem besonderen gothischen Rahmen noch eine zweite Die hl.
geschnitzte hl. Maria mit dem Kinde in einer Strahlenmandorla, gleich dem Maria mit
vorhergehenden Schnitzwerk aus dem XV. Jahrhundert stammend. " '"
Ehemalige Kanzel (jetzt im 'Iliurm aufgestellt].
Die ehemalige Kanzel, ein tretHiches Werk der Ren:
des XVI. Jahrhunderts, ist jetzt an einer Wand im Thurm aufgestellt,
■lie bischöfliche Weihe erhSlt: M. U.-B. ll>6o. Der Altar wird geweiht «in honorem omiii-
^ulcntis dei sue(|ue gloriose genitricis virginis Marie. Laurencii marliris, Katherine vir^ini.i el
Mnniutn &anctonim beatorum." Das könnte stimmen, und da auch das Schnitiwerk dieses Altars
thr wohl zu der Zeit des Gerhard Vogelsang passt, so wäre es nicht unmi^lich, dass Li^cli mit
ittner Veraiuthung Recht halte. — Von dem kleineren nicht so werthvoUen Triptyclion hat Lisch
i\t Meinung, es möchte zu dem Altar in der Marien -Ka(>elle zum Thurm (s. o. S. 11) geliiirt halien.
"4
AMTSGEKICHTSBEZIRK TETEROW.
Orgel-
Prospekt.
Tauf-
behäller
Messing-
schüssel.
Triumph-
An der Westseite des Mittelschiffes der grosse Barock - Prospekt der
Orgel, der aus dem XVIII. Jahrhundert stammt. Das Pfeifenwerk der Orgel
wurde 1877/80 erneuert.
Vor dem Altar ein alter gothischer steinerner Tanfbehältcr; in ihm
eine schöne alte Hessingscbüssel mit der Darstellung der Verkündigung des
Engels an die hl.
Maria. In der
Schüssel eine un-
gewöhnliche
Legende, be-
stehend aus den
sich wiederholen-
den Buchstaben
RJfiaWISIlRBI.
Oberhalb
des Triumph-
bogens das grosse
Triumpfakrenz
mit den über-
lebe nsgrossen
Nebenfiguren des
hl. Johannes und
der hl. Maria.
Unter- In derThurm-
schrifteines halle, hinter der
Epitaphs. Q^^,_ jjg Ujij^^
scbrjft eines Epi-
taphs (nicht mehr
das Epitaph selber) auf CUNO HANS VON OLDENBURG, geb. 25. März 1656,
gest. 17. November 1735 auf seinem Erbgut Köthel, und seiner beiden Ge-
mahlinnen DOROTHEA MARGARETHA VON OLDENBURG a, d. H. Köthel (Kotel),
geb. 14. December 1656, gest. 24. November 1703, und MARIA CHRISTINA
VON LOVTZOW (Lautzowe) a. d. H. Rensow, geb. 28. Januar 1677, gest. 28.
Juli 1711.
Wappen. Oberhalb der Eingangsthür vom Thurm her, im Innern der Kirche, die
Wappen des ADAM CHRISTOFFER VON OLDENBURG auf Köthel, geb. I3. April
1691, gest. 3. Januar 1736, und das seiner Gattin EVA KATHARINA VON ZEPLIN
a. d. H. Klenz, geb. i. Oktober 1712, gest. 10. Juli 1730.')
Glocken. Im Thurm zwei grosse Glocken, die grössere ist 1871 von Ed. Albrecht
in Wismar, die zweite 1749 von Otto Gerhard Meyer in Rostock gegossen.
') Das Inventar von iSli beschreibt noch einige andere Denkmäler der Kamilie von Olden-
ingschUssel.
KIRCHE ZU TETEKOW. I 5
Eine dritte kleinere Glocke hängt aussen am Chorgiebcl. Spuren einer Inschrift
von unten nicht zu entdecken. Im Thurm ganz oben, nach draussen gehängt,
noch eine vierte kleine Glocke, welche der Kirchenuhr dient.')
Grabsteine. Im Chor Grabsteine,
an der Nordseite der Grab-
stein des Plebanus Gerhard
Vogel sang, gestorben nach
dem Jahre 1383:
HÜnna boniiiii mctc\% \ ff
r 1
aMt bomlmi^ sfjttat'
baiiu^ Duiu^ ecciefie •
cuiu^ miinia rcQuiefcat
in )fate.*)
Auf dem Grabstein ist der
Schild des Geistlichen zu
beachten.
Hinter dem Altar der
anscheinend dem Ende des
XVI. Jahrhunderts an-
gehörende Stein des OTTE
WOTZENITZ und der ELSE
BELOW mit Wappen. Der
Wotzenitz'sche Schild enthält
drei gewässerte Querbalken,
und die Helmzier darüber
drei Pfauenfedern, der Below-
sche den bekannten Doppel-
adler.')
Grabstein des Plebans Gerhard Vt^elsang. 'J Nach dem Inventar von
181 1 war die grosse Glocke 1779
inr Zeit der Pastoren M. S. Herrlich und Job. Christian Gramm von Job. Val. Schuli gegossen
worden. Die zweite von O. G. Meyer-Rosiock 174g gegossene Glocke enthält die Namen der
I^'itoren Jakob Brasch, Heinr. Christ. Fiedler und Volrath Heinrich Hane. Von der dritten heisst
es, sie hat>e die Inschrift tetro AtMO r«S3, und von der vierten, sie sei ohne Inschriri.
*) V<^elsHng ist noch am 39. MBrz 1383 am I^ben: M. U.-6. itS^S- l'ie hei Lebzeiten
des Plebanus auf dem Stein gelassene Lücke, welche nach dem Tode ergSnzt werden sollte, ist
inaasgcfallt geblieben. Im mecklenburgischen Uikundenbuch fehlt bei 1 1 505 der lliniveis auf
1:260, wo die Inschrift dieser Grabplatte und ebenso auch die des von Vogelsang geslirteteii
Ktiches (nach Lisch, M. Jahrb. XII. S. 464/465. und Xl.II, S. 165—167), bereits verüfferit licht
imd. Lisch will ihm auch dos ehemalige Triptychon des Hochaltars beigelegt ui^^ien (s. 0.).
■) Vgl. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 465. Crull, Geschl. d. Mannschaft, N. 14 und .N. 603.
l6 AMTSGKRICHTSBEZIRK TETEROW.
Die übrigen Steine sind sehr abgetreten, auch der von Lisch auf-
geführte Stein der Lntgard von Rumpeshagen : SGlIlta bamtllf mta%tlr in
ptaft^a beatarum ayoftolociim M&i(l')'t>i) et fncobi ofiiit (lut)0]^act u%at
bjcftoiii^ rumpcfÖÄOcn et pficrttubi^ pfia ciu^ • ora pro ti$J)
Wand- Wandgemälde.') Bei der Restauration der Kirche in den Jahren von
gciiiälde. 1877 bis 1880 fanden sich im Chor unter der Kalktünche der Gewölbe eine
Mcn^'C wohlerhaitener Gemälde des XIV. Jahrhunderts Sie wurden beluitsam
blüisijclegt und bilden jetzt, nach ihrer Auffrischung durch den Maler Michaelsen
aus Wismar, eine werthvolle Zierde der Kirche.
WandgemSlde (ü^tliches Geivölbe).
I. Oestliches Gewölbe, südliche Kappe, unterer Theil: SchöpfungS'
geschichte der Welt in vier Bildern (1. Geist Gottes über den Wassern; 2 — 4.
Erschaffung von Sonne und Mond, den vier Elementen und den Thieren);
Fortsetzung davon: in der westlichen Kappe mit den Bildern der Erschaffung
des. Adam und der Eva sowie mit der Darstellung des Baumes der Erkenntntss,
und in der südlichen Kappe mit dem Sündenfall, der Austreibung aus dem Para-
diese und dem Brudermorde. Als Zwickelfiguren in diesen drei Kappen phan-
tastische Thier- und Mensch engebilde. In demselben östlichen Gewölbe sieht
man als grössere, bis zum Scheitel des Gewölbes reichende Darstellungen
') I.i^cll, M. Jahrb. Xl[, S. 465, XI.V, S, 189.
') Eine ausführliche lieschreibuiig aller dieser liilder, auch mil Keriicksithligung der Farben,
giebt Crull, M. Jahrb. XI.V {1880), S. 274—282.
KIRCHE ZU TETEROW. \^
erstens in der Südkappe die Geisselung, in der Westkappe die Kreuzigung,
in weicher als Figuren neben dem Kreuz ausser Maria und Johannes die hl.
Katharina und ein heiliger Bischof (welcher?) ') zu bemerken sind, und in der
Nordkappe die Auferstehung und die Höllenfahrt. Die Ostkappe desselben
Gewölbes dagegen ist mit der Darstellung des jüngsten Gerichts gefüllt:
Christus in einer Mandorla auf dem Regenbogen thronend, mit dem Schwert
der Gerechtigkeit und der Lilie der Gnade, die aus seinem Munde gehen.
Dazu die vier Evangelisten-Symbole, zwei geflügelte Engel und zwei knieende
Zwei Füraten von Werte (Zwickelüguren vom östlichen Gewölbe).
Gestallen, die ohne Zweifel die hl. Maria und den hl. Johannes Baptista dar-
stellen sollen, wenngleich der letztere nicht charakteristisch genug erscheint.
Darunter, als kleineres Figurenband, die zwölf Apostel, alle sitzend; und
endlich als Zwickel figuren zwei gepanzerte Fürst engestalten mit dem Schild
und der Fahne der Herren von Werle, also zwei Fürsten dieses Haases.')
Neben jedem eine phantastische Thiergestalt.
hl. Nikolaus an
i^unehm
en sein, oder
auch ci<
auf die Zu^eh
üriKkcit
der Teterou'i
;r Kirch t
') Nach CniU wird wohl der
ApiHlel der Pommem (mit KUcküich
Diöcesc).
') Mit Ktlcksichl auf den llelmschmuck der Fürsten kon
Nikolaus III. von Werle Güstrow <f 1360 oder 61), der lu
l8 AMTS6ERICHTSBEZIBK TETEROW.
II. Westliches Gewölbe. Als unterer Figurenring durch alle vier
Kappen die Geschichte Christi von der Verkündigung bis zum Einzug in
Jerusalem in vierzehn Bildern. Als grössere Darstellungen darüber: in der Süd-
kappe die Dingung des Judas und der Verrath, in der Westkappe Christus
vor Pilatus, in der Nordkappe die Dornenkrönung und Kreuztragung und in
der Ostkappe die Krönung Mariae Als Zwickelfiguren in diesen vier Kappen
der erhängte Judas, zwei phantastische Thier- und Menschenbildungen und
fünf Bäume.
Wandmalerei (wesllicl
Von dem verstorbenen Restaurator MichaelsenWismar sagt CruU a. a. 0.
S. i8i, dass er seiner glaubhaften Versicherung gemäss mit gewissenhafter
Treue und Pietät den alten Umrissen nachgegangen sei. »Verbessert hat er
nur die Gestalten der beiden Büttel in der Darstellung der Geisseiung, welche
einer späteren Restauration angehören, die sie unförmlich stark gebildet hatte,
und die Banner, in denen die Stierköpfe weiss geblieben waren, und ganz neu
Mecklenburg auf seinen I [elm gesetzt habe, und an dessen Btuder und Milregenten, liernhard
von Waren (f ijSl), gedacht werden mdsse. Es bleibt aber auch der Gedanke an die beiden
Sühne von Nikolaus III., KUrst I.orenü (f 1399) und l'Urst Johann V. (f 1377 oder 78), die beide
gemeinschaftlich das Land Werle-Gd.strow regierten, nicht au >ige schlössen. Auffallend ist die
Kilstung.
KIRCHE ZU TETEROW. ig
gemacht ein paar Zwickel, indem er an die Stelle d^ völlig verloschenen
Grotesken Laubwerk malte, sowie die gleichfalls fast unkenntlich gewordenen
Gruppen, welche Kain's Mord, die Geburt Jesu und Jesus im Tempel lehrend
darstellen, die er nach alten Vorlagen ergänzte.*
Klcinknastwcrke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechseckigem Fuss, Kleinkunst-
der nach innen geschweifte Seiten und eine durchbrochen gearbeitete Basis hat. werke.
An den Rotuü des etwas flachgedrückten Kelches der Name IhÖSVS. Am
Fuss ein plastischer Kmcifixus als Signaculum. Um den Fuss in gothischen
Minuskeln die Umschrift: ffUM • ralfcein ttebit • btl^ x QÜecatttll^ UO^tU
jantö * ptEfianuiä • in tfteterota. Die zugehörige Patene ist ohne Inschrift
und nur mit einem vertieften
Vierpass geschmückt. Keine
Stempel, weder am Kelch
noch an der Patene. — 3.
Silber vergoldeter Kelch auf
sechspassigem Fuss, an den
Rotuli des Knaufes abwech-
selnd Rosen und Christus-
köpfe. Am oberen Theil des
sechseckigen Schaftes %tlp
got. am unteren OC limtia
Am Fuss als Signaculum ein
plastischer frühgothischer
Krucitixus und ein späterer
silberner Tartschenschild mit
drei Adlerköpfen. Stempel
fehlen. — 4. Silber vergoldete
Patene, 17 15 geschenkt von
GOTFRID ADELER und
ANNA CATARINA ADELERS.
Mit den Stempeln des Gü-
strower Goldschmiedes Len-
hafd Mestlln (G mit Krone
und L M). — s. 6. Silber-
Kelch (i). vergoldeter Kelch auf sechs-
passigem Fuss, mit dem ein-
gravierten Oldenbui^ 'sehen Wappen, sammt'der silbervergoldeten Patene ge-
stiftet 1737 von dem Major JOACH. FRIEDR. VON OLDENBURG. Beide Stücke,
Kelch und Patene, von demselben Güstrower Goldschmied wie 4. — 7. Kleiner
silbervergoldeter Krankenkelch, 1672 von JOCHIM SCHMIDT und ELISABETH
MEYLANS gestiftet. Von dem Güstrower Goldschmied Heinrich Hölscher (165S
bis 1706). — 8. Silberne Oblatenpyxis mit Doppelmonogramm, gebildet aus
>) CniU, GOsIrower Goldschmiede, M. Jahrb. LXIII, S. 149/150.
20 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEBOW.
den Buchstaben H. D. H. ANNO 1760. Werkzeichen des Güstrower Gold-
schmiedes Caspar Joh. Livonlue (C I L).') — 9. Abendmahlskanne, neu, 1855
vom Grossherzog FRIEDRICH FRANZ II. gestiftet. — 10. Taufbecken, neu,
Das Rostocker Thor lu Teterow.
ebenfalls von 1855. — 11. 12. Zwei Leuchter von Alfenide, gestiftet 1880 von
Gutsbesitzer HELD -Kl. -Rege.
Ausser der Kirche verdienen die beiden stattlichen Thore, das Rostocker
und das Malcbiner Thor, als gothische Bauten des XIV. Jahrhunderts die
grösste Aufmerksamkeit. Zwar haben die Giebel, die ursprünglich ohne Zweifel
THORE DER STADT TETEROW. 21
nach hochgothischer Art scharf abgetreppt waren, in späterer Zeit (wahr-
scheinlich erst im XVII. Jahrhundert) Veränderungen erlitten, indem die Ab-
stufungea ihre jetzige Umbildung in Kurven erhielten, wie sie dem Geschmack
Das Malchiner Thor
der Renaissance entsprechend waren, auch ist die grosse Mittelnische auf der
Innenseite des Rostocker Thors im Charakter der klassicierenden Phantasic-
Gothik aus dem ersten Viertel des XIX. Jahrhunderts (vgl, Ludwigslust,
kathohsche Kirche; Parchim, Rathhaus; dazu die der romantischen Kultur-
periode angehörende »modificierte Schinkel-Gothik« in Dobbertin u. a. m.)
umgestaltet worden: indessen thut der kleine Verlust an Ursprünglichkeit der
grossen monumentalen Wirkung dieser beiden untrüglichen Zeugen einstmaliger
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
fe^F~^B^H
2!?^^M.
Aufriss und Grundrisse vom Malchiner Thor.
THORE DER STADT TETEROW. 23
Städte-Blüthe des Mittelalters keinen Eintrag. Die Stadt Teterow wird wie
heute, so auch hoffentlich für alle zukünftigen Zeiten sich das Verständniss
Tür den historischen und künstlerischen Werth dieser Bauten zu erhalten wissen
ttgtflngfgthtiit.
AuTriss und Gru
1 Rostocker Thor
und niemals der Stimme derjenigen nachgeben, welche (lir die Venvirklichung
moderner Verkehrsbedürfnisse nicht anders als mit Zerstörung geschichtlicher
Denkmäler und mit Verleugnung der Pietät und des historischen Sinnes sich
zu helfen wissen. In dieser Beziehung giebt es auch in Mecklenburg schon
viel zu viel, dessen Verlust aufrichtig zu beklagen ist.
24 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Dorfes.
Das Kirchdorf Hohen - Mistorf.')
Geschichte H ffi] ass der in einer zu Dargun am 12. März 1249 von Bischof Wilhelm
des von Kammin ausgestellten Urkunde als Zeuge vorkommende Pfarrer
Johannes von Mistorf, der zugleich Kaplan des Fürsten Borwin von Rostock
ist, nicht, wie Lisch annahm, dem erst im Jahre 1342 zu einem Filialdorf mit
Kapelle erhobenen Dorfe Mistorf bei Schwaan angehören kann, sondern nach
Hohen -Mistorf bei Teterow zu versetzen ist, und dass die Register des Ur-
kundenbuches zwischen beiden Dörfern nicht scharf genug unterscheiden, hat
der Verfasser bereits früher darzuthun Gelegenheit gehabt.*) Um 1249 ist
somit Hohen -Mistorf bereits ein Kirchdorf. Dazu passt der frühgothische
Ziegelbau der Kirche, die mit ihrem eigenartigen, auf der Nord- und Südseite
verhältnissmässig schmal angelegten, aber auf der Westseite mit der vollen
Breite des Schiffes emporgeRihrten und mit einem nördlich und südlich ab-
gewalmten Satteldach versehenen Thurm an verschiedene Kirchen dieser Zeit
in der Mark erinnert. Wenn schon aus der Berufung ihres Plebans durch den
Kamminer Bischof am 12. März 1249 zur Zeugenschaft nach Dargun und aus
ihrer Lage mitten im mecklenburgischen Circipanien auf Zugehörigkeit zur
Kamminer Diöcese geschlossen werden durfte, so wird dies ganz direkt durch
eine Urkunde vom 16. Juni 1305 bezeugt. Damals weilt Bischof Heinrich von
Kammin zu Hohen- Mistorf und beurkundet von dort «lus, dass er die von
dem Ritter Dietrich Moltke zu Schlakendorf bei Neukaien gegründete Kirche
geweiht, mit Pfarrgut bestätigt und von der Mutterkirche (ab ecclcsia matrice)
zu Schorrentin abgetrennt habe.^)
In der werleschen Theilung der Länder Hart und Kaien nach dem
Jahre 13 14 wird Hohen- Mistorf mit einem Rossdienst sowie mit dreissig Hufen
aufgeführt, von denen sechzehn bedepflichtig sind.^) Im Jahre 1328 machen
*) 7 km östlich von Teterow, in Luftlinie nur 6 km. Mistisdorph. Mist = Mikist = Ort
des Mik, Mika, wie auch Miekow: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 95. Also wendisch und deutsch
mit einander verbunden : Dorf des Mik, Mika, Mica.
*) M. Kunst- u. (»esch.-Denkm. IV, S. 18, Anmkg. 2. Dazu M.U. -11622: »Johannes ple-
banus de Mistisdorph capellanus domini Boriuwini.« Lisch, M. Jahrb. VI, S. 96. Ebenso ist
der in den Urkunden zwischen 1306 und 1339 mehrfach vorkommende Priester und spätere
Pleban Hermann von Lage, wie auch aus Nebenumständen zu ersehen ist, der Kirche in Ilohen-
Mistorf zuzuweisen. Vgl. besonders M. U.-B. 3597, ferner 3072 n., 4691 und 5939 n.
•) M. U.-B. 3007. Mit Hohen -Mistorf werden somit auch Schlakendorf, Schorrentin (und
weiterhin durch die Zeugen -Namen) Röcknitz und Levin als zur Kamminer Diöcese gehörig ur-
kundlich bezeugt. Ueber die ehemalige Kirche zu Schlakendorf vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denk-
mäler I, S. 591 (612).
*) M. U.-B. 3721. »Mystorpe in deme lande tome Kaiende,« heisst es bei der werleschen
Theilung im Jahre 1347: M. U.-B. 6779.
KIRCHDORF HOHEN- MISTORF. 25
sich die Brüder Raven, Henning und Reimar von Biick durch eine Memorien-
stiftung für das Seelenheil ihres Vaters, des Ritters Raven von Bück, um die
Kirche zu Hohen-Mistorf verdient, indem ihr dafür Einkünfte aus einer Hufe
(fcs Greifswaider Stadtgutes Tremt (Tremete) zugeführt werden.'} Am 3. No-
vember 1352 gründen die von Wozenitz und von Stahl eine unter ihrem
Familien -Patronat stehende gemeinsame Vikarei zu Ehren der Apostel Petrus
uad Paulus in der Kirche zu Mistorf und bewidmen sie mit Hebungen aus
Damen und >Siden(-Remplin *) Auch dreizehn Jahre später, als die von Stahl
ihrenHofzu »Sidenc-
Remplin nebst der
Mühle an Heinrich
Schnakenburg ver-
kaufen, bedenken sie
ihreMislorferVikarei
aufs Neue mit Ein-
künften durch Be-
lastung des ver-
kauTten Gutes mit
einer an sie abzu-
gebenden Rente.*)
Um 1367 giebt es
wieder einen Pfarrer
Johann zu Hohen-
Mistorf, der mit dem
1376 genannten Jo-
hann Rücze identisch
ist.*} Dass hier der
Probst zu Güstrow
die geistliche
Zwischen-Instanz
zwischen derbischöf-
Kirche lu Hohen-Mistorf. liehen Gewalt und
der KirchenÖkono-
tnie ist. beweist ein Tausch von Rcinshäger Vikarei -Aeckern in dem unter-
gegangenen Dorfe Lulow mit Vikarei -Aeckern in Hohen-Mistorf, worüber sich
der Ritter Hartwig von Wozenitz und der Reinshäger Vikar Hermann Prange
im Jahre 1379 mit einander vertragen.'')
') Nach einem Transsumt in iwei bisher nicht e^ärucklen Urkunden vom 27. und 28.
Anpi« 1503.
*) M. V.U. 7673.
») M. U.U. 9154-
•) M- L'.-B. 9580. 10928.
'J M. f.-B. 11 183. 1125s. Lulow einstmals bei Bartelshagen (j'/t Vm sUdlich vom Kirch-
dorf Wamkenhngen). Vgl. Raster des Urkunden buch es. Der Vikar Prange erhält die Mistorfer
26 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Noch ZU Anfang des XVI. Jahrhunderts sitzen die schon genannten
werleschen Vasallenfamilien von Wozenitz und Stahl auf oder an den wald-
reichen Hartbergen zwischen Neukaien, Teterow und Malchin, jene auf Teschow,
diese auf Pohnstorf. Neben ihnen werden Eier Levetzow (to Gorloess, Gorschen-
dorff), Hinrick vom Hagen und Kersten Passow, beide mit Antheilen an
Hohen -Mistorf, als zum Rossdienst pflichtige Ritter des Hartlandes (vpp
Harthe) aufgeführt.*) Aber um das Ende des XVI. Jahrhunderts sind alle diese
alten Vasallenfamilien, mit Ausnahme des Passow'schen und Levetzow'schen
Geschlechts, in Mecklenburg erloschen.*) Zu Anfang des XVI. Jahrhunderts
haben auch die erst im XVII. Jahrhundert ausgestorbenen von Marin (Morin)
Antheile von Hohen -Mistorf. Doch der Besitz wechselt von einer Hand in
die andere. Immer aber sind es ausser ihnen entweder die von Wozenitz,
oder die von Passow, oder die von Levetzow, die ihre Hand in Hohen-
Mistorf haben. ^) Im XVII. und im Anfange des XVIII. Jahrhunderts sind es
dann ausser den von Levetzow auch die von Möller*) und von Lowtzow, bis
im Jahre 1730 das Gut Hohen -Mistorf dauernd an die von Levetzow kommt,
die es noch heute besitzen.
Die bis jetzt bekannt gewordenen Namen mittelalterlicher Geistlicher
sind schon genannt. Um 1534 ist der Küchenmeister Vicke Hildebrand zu
Bützow Inhaber des ihm von Herzog Heinrich verliehenen Kirchlehns. Später
— nach der Handschrift und den im Schreiben genannten Personen zu
schliessen, ungefähr von 1560 bis 70 — ist Jochim Protzen »Prediger« zu
Hohen -Mistorf. 1575 schreibt Christoph von Stralendorff auf Pohnstorf von
einem flüchtig gewordenen Mistorfer Pastor, nennt ihn aber nicht. Zwischen
1585 und 1590 finden wir dort den Pastor Joh. Albrecht. Die eingepfarrten
Gutsherrn wünschen den Erasmus Hohlschacht an seine Stelle gesetzt zu
sehen. Aber wir haben nicht ermitteln können, ob dieser wirklich Nachfolger
geworden. 16 10 verlässt Petrus Paschedag die Pfarre zu Hohen -Mistorf, um
Gehülfe seines Vaters zu werden. Für ihn wird der Teterower Rektor Johann
Zimmer berufen. Zwischen 16 19 und 1634 (seinem Todesjahr) wirkt dort
Aegidius Othmann, vielleicht schon vor 16 19; von 1634 bis 1642 Andreas
Wendt; von 1643 bis 1660 Johannes Conradi; von 1661 bis 1682 Christoph
Meyer; von 1683 bis 1723, volle vierzig Jahre lang, Jakobus Erdmann Krönicke
[f 1724); nach ihm sein Sohn Samuel Joachim Krönicke, der, weil er solitarie
eingesetzt ist, in Folge der politisch -geistlichen Wirren zwischen Herzog Karl
Vikarei-Aecker. Wozenitz nimmt dafür die Lulowschen Aecker, die bis dahin zur Reinshäger
Vikarei gehört haben.
*) Lisch, M. Jahrb. IX, S. 399/400. — Das Dorf Hagensruhm, nicht von Ruhm, son-
dern von Raum abgeleitet, mag noch an die von Hagen auf dem Hart- Lande erinnern, die lange
SUhrkow, dessen Pertinenz es ist, im Besitz hatten.
') Gamm, M. Jahrb. XI, S. 427—458.
•) Akten im Grossh. Archiv.
*) Im Jahre 181 1 befand sich noch in der Kirche zu Hohen - Mistorf ein Epitaph des 1639
den 10. Oktober zu Heiligenthal geborenen Herrn Heinrich Wilhelm von Möller, der im Jahre
1672 vor seinem eigenen Hofe ermordet worden war.
KIRCHDORF HOHEN- MISTORF.
Leopold und der Kaiserlichen Reichskommission 1739 sein Amt niederlegen
muss; zwischen 1739 und 1744 Joh. Christoph Martini; von 1745 bis zum
V«'^ —
Kirche lu Hohen -Mistoif.
31. Januar 1799 Nikolaus Andreas Ockel; und
nach ihm sein 1791 eingetretener zweiter Sub-
stitut (sein erster KoUaborator von 1786 an hiess
Suderow) Jakob Augustin Giesenhagen, dessen
Hauptzeit den ersten vier Jahrzehnten des XIX.
Jahrhunderts angehört.') S. Walter a. a. O.
Kirche. Die hier gegebenen Abbildungen, Kirche.
Grundrisse und a. m. überheben uns einer Be-
schreibung. Leider hat sich die prächtige wetter-
graue Ostwand des Chors durch einen Anbau in
neuerer [Zeit eine Erweiterung und damit einen
Verlust an ihrer Ursprünglichkeit gerallen lassen müssen, ebenso die Südseite
des Chors durch eine Vorhalle. Das gothische Kreuzgewölbe, welches den
*) AktcD im Grossb. Archiv.
28
AMI-SGERICIITSDEZIRK TETEROW.
Innenraum des Chores deckt, wird durch untergelegte Balken zusammen-
gehalten, während die Deckbalken des Bodens oberhalb des Gewölbes über
die seitlichen Aussenmauern hinausragen und hier mit derb geschnitzten Holz-
konsolen verklammert sind. Ob das Kreuzgewölbe des Chors erst nach einem
Dachsturz zu Anfang des XIX. Jahrhunderts eingewölbt ist, wie die lokale Ueber-
liefening wissen will,
erscheint fraglich.
Das durch einen
steilen schweren
Triumphbogen vom
Chor getrennte, im
Uebrigen aber flach
gedeckte Gemeinde-
haus ist kleiner als
der Chor, wird aber
durch einen Theil des
Thurmraumes ver-
grössert , der sich
zum Gemeindehaus
hin mit einem
gleichen Spitzbogen
wie der Triumph-
bogen vom Chor her
öffnet. Der Thurm
.soll noch im vorigen
Jahrhundert eine
Spitze gehabt haben,
die bei ihrem Nieder-
, das innere Gewölbe
y^/'j^
■-*=g^
; sehen '
fallen, wie man an der Ostwand des Thui
des Schiffes weggebrochen hat.
Die innere Einrichtung ist neu.
Tafel. An der Wand eine Tafel mit kleinen Wappenschilden der Familie
VON BLOCHER-Teschow.')
Stocken. Im Thurm hängen drei Glocken (Dm. i,io, 0,82, 0,68 m); alle drei
sind 1839 von F, SchQnsmann in Demmin gegossen worden.*)
') Es sind die Wappen von l. Helmuth Iliutwig von lilQcher, geb. lo. Januar 1745, gest.
12. April 1817, vermähll mit Sophie Hedwig von Rieben, geb. 5. September 1756, ge»t. 10. Man
1S31. 2. Luidrath Ernst Anton von HiUcher, geb. z6. April 1793. gest. 36. August 1863, vermShlt
mit Koroline von l.evetzow, geb. 21. December 1793, gest. aS. Aptil 1S33. 3. Oberst Helmuth
von BlUcher, geb. 3. Mai iSiS, gest. 19. November 1882, vermählt mit Außiisle von BlUcher, geb.
von Meyenn, geb. 7. Mai 1817, gest, 19. Märi 1883. 4. Karl Wilhelm von Meyenn, Kammerherr
nnd D103I, geb. S.September 1790, gest. 10. August 1831, vennSblt mit Pauline von BasMwiti,
geb. 12. December 1S04, gest. 23. Oktober 1E73.
*) Von den Vorgängerinnen dieser Clocken hatte die grüssle (nach dem Inv. von l8tl mit
einem Dm. von 3>/i Fuss) gar keine Schrift, wlhrend die kleinste von 2 Fuss Dm. 1 Münchsschrin c
KIRCHDORF THÜRKOW. 29
I. Grosser silberner Kelch auf rundem Fuss. An Kleinkunst-
der Kupa das Wappen des Dr. C. STURTZ 1698.*) Als Stempel eine drei- werke,
thürmige Burg mit Krone darüber (Hamburg?). — 2. Silbervergoldete Patene,
gestiftet 1859 vom Hausgutspächter C. SCHMIDT zu Niendorf.*) — 3. 4. Grosse
ninde Oblatenschachtel und eine Abendmahlskanne, beide mit der Jahreszahl
1856 und dem Namen des ERNST ANTON V. BLÜCHER auf Teschow.^)
Das Kirchdorf ThUrkow/)
|us einer Urkunde vom 8. April 1371 — eher erfahren wir nichts — geht Geschichte
hervor, dass Thürkow ein Gut der mit den Levetzow's verschwägerten ^^s
Familie von Sukow ist, und dass der damalige Besitzer Dietrich von Sukow, Liorfes.
als Erbe und Vormund des jungen unmündigen Werner von Sukow zu Klever-
hof, seinem ebenfalls zu Kleverhof wohnenden Oheim Werner von Levetzow
im Namen seines Mündels dessen Besitz den damaligen Rechtsbedingungen
der Vormundschaft gemäss käuflich überlässt.^) Nun vergehen über hundert
Jahre, ehe es wieder eine Nachricht giebt. Inzwischen aber ist Thürkow ein
Gut der Familie von Barold geworden, als deren Hauptsitze im Mittelalter
Dobbin bei Krakow, Dudinghausen bei Schwaan und Moisall bei Bützow er-
scheinen. Aber am 17. März 148 1 (nicht 1418) verkaufen die Brüder Henneke
und RoloflT von Barold die Güter Thürkow und Appelhagen (Abelenhagen) an
den mit ihnen verschwägerten Hermann von Zepelin.®) Und nun bleibt
Thürkow bis zum Jahre 1796 in Zepelin'schen Händen. Von 1796 bis 1831
wird es Besitz des Domdechanten Hans Graf von Schlitz. 1831 erwirbt es
nnd die Jahreszahl 1487, die mittlere aber von 3 Fuss Dm. 1750 von Otto Gerhard Meyer in
Rostock gegossen war und die Namen des Pastors Nikolaus Andreas Ockel und der Vorsteher
Friedrich Kanseyer und Jochim Lüders trug.
*) Aeltester Sohn des Jakob Sturtz (1602 — 1672), welcher Besitzer der nach Ilohen-Mistorf
eingepfarrten Guter SUhrkow und Bukow wurde. Der hier genannte Christoph wurde im Juni
1642 noch als Knabe in Rostock immatrikuliert, Dr. juris zu Altorf 1656, und starb 1698 als viel-
bescbiftigter Sachwalter zu Hamburg. Nach Hofmeister, Allgem. deutsche Bibliographie. Das Inv.
von 181 1 fügt zu dem Sturtz'schen Kelche hinzu: »Dieser Kelch ist im November 1806 gerettet,
da die beiden kleinen silbernen weggenommen sind sammt den Patenen.«
*) Niendorf ist eingepfarrt nach Hohen - Mistorf.
•) Tcschow ist ebenfalls nach Hohen - Mistorf eingepfarrt.
*) 6 km nördlich von Teterow. Von Kühnel mit dem altslavischen Stamm turu = Auer
verbunden: Ort des Turek, Auerhagen, Auerdorf.
») M. LVB. 10 180. 10 183.
^ Dieser Hermann von Zepelin war mit Margaretha von Barold a. d. H. Dobbin vermahlt.
Vgl. Fromm, Gesch. d. Farn, von Zepelin, S. 128. Die Annahme 1418 für 1481 beruht, wie die
Verkaufs -Urkunde im Grossh. Archiv beweist, auf einem Schreib- oder Lesefehler in Claus Joseph
von Behr's Genealogie der Familie von Zepelin: Fromm, a. a. O., Urkunden, S. 68. Der Fehler
W in Lehsten, Adel Mecklenburgs, übergegangen und für die genealogischen Zusammenstellungen
Fromm's verhangnissvoU geworden. Im Jahre 1555 lösen die von Zepelin eine Reihe landesherr-
licher Gerechtsame ab, doch bleibt das Kirchlehn ausgenommen.
30
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Kirche.
Altar.
Gestühl.
Glocken.
Friedrich Graf von Hahn, und aus Hahn'schen Händen kommt es 1890 an
Wilhelm Blohm. Appelhagen aber ist noch heute, also bereits über vier-
hundertundzwanzig Jahre, ein Zepelin'sches Gut.
Ueber den Bau der Kirche ist uns nichts überliefert. Da aber Thür-
kovv im Lande Circipanien liegt, das seit der Mitte des XIII. Jahrhunderts
zum Bisthum Kammin gehört, so wird das Gotteshaus von dorther seine Weihe
empfangen haben. Namen von mittelalterlichen Geistlichen fehlen ganz. Um
1534 haben die herzoglichen Vögte zu Güstrow die Kirche zu verleihen: Herr
Jochim Keding beschwert sich über Cord von Zepelin. 1541 ist Nikolaus
Schönicke der erste Prediger im Sinne der Reformation. Er wird gelobt und
ist auch 1552 im Dienst. Nach ihm werden Joh. Deneke und Wolfgang Sieg-
fried genannt, jener in der Zeit zwischen 1572 und 1579, dieser um 1580,
aber die Akten lauten über beide nicht erfreulich. 1580 wird Joh. Koster
(Coster) von Herzog Ulrich berufen, er ist auch 161 6 noch im Dienst. 1638
wird Pastor Zacharias Altenkirch vom Tode hingerafft, das Kirchspiel und die
Pfarre werden als völlig verwüstet geschildert. Die wenigen Hofbesitzer, die
übrig geblieben sind, bitten den Herzog Adolf Friedrich, sich zur Kirche nach
Levitzow und an den von Hans von Lowtzow dort eingesetzten jungen Pastor
Heinrich Neusenius halten zu dürfen. Doch 1643 bekommen sie bereits wieder
ihren eigenen Pastor in Balthasar Hüttenheber. Diesem folgt schon 1647 der
Teterower Kantor Joachim Geist, der aber auch nur kurze Zeit dableibt. Denn
1652 tritt Joh. Georg Denstedt an seine Stelle. Es folgen weiter: 1655 Michael
Blancke, 1689 Daniel Perlensticker, 1697 Paulus Roht (Rohte, Rathke), der
am 6. Mai 1724 stirbt. Von 1726 bis 1786 wirken Joh. Jakob Sievert und
sein Sohn Georg VoUrath Jakob Sievert, letztgenannter erst seit den sieben-
ziger Jahren. Er stirbt im Frühsommer 1786. 1787 wird Daniel Knöchel be-
rufen (f 28. Januar 183 1). S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein kleiner auf einem Granitfundament ruhender
niedriger frühgothischer Ziegelbau in Form eines länglichen Vierecks. Im
Innern eine flache Decke. Der Ostgiebel ist mit Blenden verziert. Auf der
Südseite ein Eingangs -Anbau und auf der Westseite ein mit der Kirche ver-
bundenes Fachwerk -Glockenhaus, dessen First niedriger ist als der der Kirche.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. Auf dem Altar ein Bild
der hl. Maria mit dem Leichnam Christi (Pietas) von Fr. Oesterreich.
Beachtenswerth ist der alte Appelhäger Hofstuhl des CHRIST : FRIED-
RICH VON ZEPELIN^) und seiner Gemahlin IDA DOROTHEA VON LEVETZOW,
mit übergesetztem geschnitzten Allianz -Prunk -Wappen von 1746.
Im Glockenstuhl zwei Glocken. Die erste ist laut Inschrift im Jahre
1805 unter dem regierenden Herzog FRIEDRICH FRANZ von Valentin Schultz
zu Rostock umgegossen worden. — Die zweite hat die Inschrift: © • ttf •
*) Weiland Besitzer des nach Thürkow eingepfarrten Rittergutes Appelhagen.
KIRCHDORF THÜRKOW. 3I
BloriC • JCpC • bClip • cum • patt • ano • blli (Jahreszahl fehlt, der
Schriftring ist geschlossen). Unter dem oberen Schriftring kleine
Rundbilder, ebenso zwischen den einzelnen Worten. Am Mantel
eingeritzt das nebenstehende Giesserzeichen und ein +. Die Buch-
staben sind ungeschickt behandelt. — Auf dem Boden des Glockenstuhles
11^ noch eine dritte kleine Glocke, die weder Zeichen noch Inschrift hat.
Kleinktmstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss und Kleinkunst-
mit rundem Knauf Am Fusse das Zepelin'sche Wappen, darüber: 0»F» werke.
ZIEPLIEN ANNO 1707. Als Stadtstempel eine dreithürmige Burg mit dem
Jahresbuchstaben C, und als Meisterzeichen ein aus der Wolke ragender Arm,
der einen Schlüssel hält. Die dazu gehörige Patene hat dieselbe Umschrift
wie der Kelch. — 3. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss und mit rundem
Knauf. Am Fuss ein Drieberg-Zepelin'sches Allianzwappen, dazu die Anfangs-
buchstaben A. D. und D. Z. ^) An ihm auch die Stempel des Güstrower
Goldschmiedes Heinr. Hölscher (1658 — 1706). — 4. Ovale silberne Oblatendose,
auf dem Boden die Buchstaben A • M • T» Dazu Güstrower Werkzeichen: G
und C L (Christian von Lohe, 1698 — 1701?). — 5. Neue silberne Abendmahls-
kanne in gothischer Form, in der Verzierung dem Kelch und der Patene von
1707 angepasst. Am Fuss das Zepelin'sche Wappen und die Buchstaben
S • V • Z • 1893. Werkzeichen fehlen. — 6. 7. Zwei alte Zinnleuchter. Der
eine trägt die Inschrift: DAViDT X SCHONOW X 1646 X DOROTHEA X ZEPE-
UEN. Der andere: HANS SCHRÖDER THO TVRC'W IN DAT GOTTES HVS —
1646 — . Werkzeichen bei beiden verhämmert.
Ein Vergleich des jetzigen Inhalts der Kirche mit dem von 1811
zeigt, dass hier seitdem mit Kunst- und Geschichts- Denkmälern stark auf-
geräumt ist. Die ehemaligen Kancellen des Altars stammten von 1581,
der Altaraufsatz selbst mit einem Bilde der Grablegung Christi war ein Ge-
schenk des in dänischen Diensten gewesenen Oberstleutnants JOHANN VON
ZEPELIN vom Jahre 1686. Zu seinem Gedächtniss (geb. 1645, S^^t. 1720)
war auch eine Fahne mit Inschrift und Wappen in der Kirche aufgehängt.
Ein dritter silberner Kelch war mit dem Zepelin-Plessen' sehen Allianzwappen
und den beiden Namen JOHANN ZEPELIN und HENRICA VON PLESSEN versehen,
und eine zweite silberne Oblatenschachtel von runder Form trug die Jahres-
zahl 1662 und die Namen und Wappen des JOHANN VON ZEPELIN und der
HEDWIG MARGARETHA VON BARSTORFF. Statt zweier zinnerner Altarleuchter
gab es 1 8 1 1 deren fünf. Auch war noch ein beim Absterben des auf
Wotrum erbgesessenen JULIUS GEORG OTTO VON OLDENBURG im Jahre 1754
aufgestellter Krucifixus von Zinn vorhanden. Am Thürkower Hofstuhl sah
man in Farben das Zepelin-Holck'sche Allianzwappen mit den beiden Namen
VOLRATH HARTWIG VON ZEPELIN und LOUISE FRIEDERICA QRXFIN VON HOLCKEN,
die auch an der im Jahre 1745 aufgestellten Kanzel wiederkehrten. An
dieser Kanzel ausserdem das Wappen der DOROTHEA EVA ELISABETH VON
OLDENBURG.
*) Adam von Drieberg auf Sprenz, vor 1650 vermählt mit Dorothea von Zepelin a. d. H.
Appelhagen.
32
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Das Kirchdorf
.')
Geschichte
des
Dorfes.
|ie Geschichte des Gutes und Dorfes beginnt mit der Gründung der Kirche
durch den Ritter Johann von Levetzow im Jahre 1304. Der Gründer
selbst freilich kommt schon von 1292 an in mecklenburgischen Urkunden vor,
er ist das Haupt jener Adelsfamilie, die ihren Namen von der Mitte des
XVI. Jahrhunderts an in Loutzouw, Lautzau, Lowtzow verändert hat, und nicht
mit den ein anderes Wappen führenden Herren von Levetzow verwechselt
werden darf.*) Bis 1304 gehören Gut und Dorf Levitzow zur Jördenstorfer
Plebanie. In diesem Jahre aber werden die Dörfer Todendorf und Perow aus-
geschieden und mit dem neuerstandenen Kirchdorf Levitzow zu einer beson-
deren Parochie verbunden.') Der Kirchherr zu Jördenstorf (damals Herr Gerdes),
wird mit Einkünften aus Gross -Methling entschädigt, für deren Aufbringung
das Kloster Dargun die Bürgschaft übernimmt, der Bischof von Kammin giebt
zu dieser Veränderung in seiner Diöcese die Zustimmung, und Markgraf Otto
von Brandenburg, der damals als Oberlehnsherr des südlichen Mecklenburg
und im Besonderen des Hauses Werle auftritt und den Ritter Johann von
Levetzow seinen Vasallen nennt, (ugt seine weltliche Bestätigung hinzu. Zu-
gleich verleiht er dem Kloster Dargun das Patronat über die Kirche.*) Dass
im Jahre 1305 zwei Priester an der Kirche wirken, deren Einkünfte durch
Ritter Johann von Levitzow verbessert werden, erfahren wir aus einer Urkunde
vom 30. September 1305.^) Damit aber ist unsere Kunde aus dem Mittelalter zu
Ende. Nur noch von den in ununterbrochener Reihe auf Levitzow wohnenden
Herren von Levetzow (Lowtzow) giebt es einige Nachrichten, die Lisch im
M. Jahrb. XI, S. 476 — 481, zusammengestellt hat, und auf die wir daher hier
nicht zurückzukommen brauchen. Erwähnt soll nur werden, dass Ritter
Johann, der Erbauer der Levitzower Kirche, für sich und .seine Frau Gertrud
im Jahre 1308 eine Grabstätte in der Klosterkirche zu Dargun erwirbt und
mit vieler Freigiebigkeit allerlei Anordnungen für seine Bestattung trifft.^)
Doch hat sich keine Spur von der letzten Stätte beider erhalten.
Bis 1796 bleiben die von Lowtzow auf Levitzow. In diesem Jahre
übernimmt die Frau Geh. Etatsräthin Gräfin von Lüttichau das Gut. 1799
*) 8 km nördlich von Teterow. >Ort des Levik, Levicac : Ktthnel, M. Jahrb. XLVI, S. 83.
*) Lisch, M. Jahrb. XI, S. 476—81. Lehsten, Adel M.'s, S. 152.
*) M. U.-B. 2930. Ueber den Hufenstand dieser drei Dörfer, ihre Bede und Verpflichtung
zum Rossdienst giebt die Urkunde 3721 (werlescher Theilungsvertrag Über die Länder Kaien und
Hart im Jahre 1314) weitere Auskunft.
*) M. U.-B. 2931. 2936. Vgl. Rudloff, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 178. 199.
*) M. U.-B. 3027.
«) M. U.-B. 3236.
KIRCHDORF LBVITZOW. 33
folgt ihr der Oberjägermeister Kaspar Heinrich von Sierstorpff, welcher acht-
unddreissig Jahre im Besitz bleibt. Seit 1837 aber ist das Gut in den Händen
der Familie Nahmmacher.
Die Quellen über die Geistlichkeit fliessen nur spärlich.') Den Namen
des Bartholomaeus Theophilus entnehmen wir dem Kelch von 1596 (s. u.).
Reichlichere Nachweise giebt es liir Heinrich Ncusenius (1641 — 1681), Joh.
Brü^e (1682 — 169g], Joh. Reineccius (1700 — (719) und Joachim Nochland
(1720 — 1730). Nach Nochland's Tode bittet der Patron der Kirche Eier Detlev
von Lowtzow (s. Glocke und Kirchenstuhl) um Kombinierung seiner Kirche
mit der in Thürkow. Aber es ist die Zeit der Wirren unter Herzog Karl
Levitzow.
Leopold, und er bleibt ohne Antwort, so auch noch 1743- Zuletzt geht aus
den Thürkower Kirchenakten hervor, dass die Kombinierung thatsächlich ein-
getreten und auf keinen Widerstand gestossen ist.
Kirche. Die Kirche, ein noch stark romanisch anmuthendes schlichtes
Bauwerk aus Backstein, mit kleinen Rundb<^enrenstern {drei im Osten, vier im
Süden und drei im Norden) ruht auf einem Granitfundament und bildet ein läng-
liches Viereck mit plattem Chorschluss. Im Mauerwerk überall der wendische
VcrlMind. Am Westende ein Fachwerkthurm mit einem vierseitigen niedrigen
Helm. An der Nordseite eine Grabkapelle vom Jahre 1604, an ihr als
Schmuck ein Lowtzow -Winterfeld 'sches Allianzwappen in Terrakotta. Dieselben
Wappen in Terrakotta an der im Renaissancestil erbauten kleinen steinernen
Eingan^halle vom Jahre 1619. Dies Datum findet sich hier an einem Balken.
') Vgl. Evoi^el. Mecklenburg I, S. 286. 379. Durch ein Versehen h.it hier Schröder
LeassowcT und LeviWowcr Pasloren mi( einander verbunden (Grotefend).
34 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Der Innenraum der Kirche ist mit einer im Barockstil bemalten Balken- und
Bretterdecke überspannt, die das Jahr 17 lO aufweist.*)
Altar und Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden.
Kanzel,
Gothisches Noch erhalten ein kleiner Johannes Baptista mit einem knieenden Engel
Schnitz- zur Seite. Ein ursprünglich auch auf der anderen Seite vorhanden gewesener
werk. Engel ist weggebrochen. Gothisches Schnitzwerk aus Eichenholz.
Allianz- An der Nordwand ein polychrom behandeltes Allianzwappen des
Wappen. JOCHIM V. LOWTZOW und der MARGARETHA VON WINTERFELD mit dem
Datum 1620.
Prunk.stiihl. An der Südwand ein grosser Prunkstuhl mit dem Lowtzow-Stralen-
dorff 'sehen Allianzwappen von 1732 (E«D*V«L« — J.M»V-S.).-)
Glocken. Im Thurm zwei Glocken. Die eine mit der Umschrift: i^ 0 IIHX
GliORie VeWI QVSß PäQG. Die zweite hat oben als Inschrift: LAURENTIUS
STRAHLBORN ME FUDIT LUBECAE ANNO 1738. Im Felde auf der einen Seite
das Lowtzow'sche Wappen und die Anfangsbuchstaben E« D»V» L», auf der
anderen Engelsköpfe und dazwischen SOLI DEO GLORIA.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. Silbcrvergoldeter spätgothischer Kelch auf sechs-
werke, passigem F'uss, mit dem Namen il)eflj^ am Knauf Am Fuss die Inschrift:
JOCH : LOVZ : ex • MORBO • gravi • liberal • CVM • CONIVGE • MAR :
WINT • DEDIT • GRATITUDINIS • ERGO • ANNO • 1596. Dazu die eingravierten
Wappen beider. Unter dem Fusse: (EO) TEMPORE PASTOR BARTHOLV'MEUS
THEOPHILUS. Ohne Werkzeichen. — 2. Kleiner silberner Kelch auf rundem
Fuss, vom Rostocker Goldschmied Peter Qu istorp (löiT, 1632). An der Kupa
die Inschrift ADAM LOWTZOW und das Lowtzow'sche Wappen. — 3. Silber-
vergoldete Patene ohne jedes Zeichen. — 4. Ovale Oblatendose, vom Güstrowcr
Goldschmied Lenhard Mestlin (1705 — 1739). — 5. 6. Zwei zinnerne Henkel vascn
von 1733. Malchiner Stadtzeichen: Büffelskopf. Meisterzeichen: Pelikan mit
CK. — 7. 8. 9. Drei grosse zinnerne Leuchter aus der Zopfzeit. Malchiner
Stadtzeichen: Büffelskopf; Meisterzeichen: I C P. — 9. Kleiner Leuchter mit
der Marke des englischen Zinns von 1786.
*) Lisch, M. Jahrb. XII, S. 470.
*) Eier Detlev von Lowtzow (s. o.) auf Levitzow und Silhrkow, vermählt mit der >F^rl)lehii-
Jungfrau« Juliane Margarethe von Stralendorff a. d. II. (Ireven.
KIRCHDORF JÖRDENSTORF. 35
*) Gut 12 km nördlich von Teterow, 14 km nordwestlich von Neukaien.
*) M. U.-B. 2979. Rudioff, Hdb. H, S. 202.
') M. U.-B. 4026. Die durch diese Urkunde geschaffenen grossen Einkünfte der Pfarre he
^Tehen noch heute. Auch die Jurisdiktion bei der Pfarre hat bis ins XIX. Jahrhundert hinein ge-
dauert, ist aber seitdem auf das Amtsgericht übergegangen.
*) M. U.-B. 6550. 6667. 9673.
3*
Dorfes.
Das Kirchdorf Jördenstorf.')
|ls ältere und grössere Plebanie ist uns das »in der vogedeye thom Geschichte
Kalandec gelegene deutsche Bauerndorf Jördenstorf (Jordanstorp, Jordens- ,^^^^
dorpe) schon im Jahre 1304 bei der Gründung der Kirche zu Levitzow ent-
gegengetreten (s. o. S. 32). Damals ist Herr Gerdes der Pleban. Weiteres
hören wir über Jördenstorf im Jahre 1305. Da giebt es hier am 3. April eine
grosse Fürsten -Versammlung, deren Spitze gegen den König von Dänemark
gekehrt ist, die aber z. Zt. gar keinen praktischen Erfolg gehabt hat: es ist
eine Berathung zwischen den Fürsten der drei Linien Rostock, Mecklenburg
und Werle und den brandenburger Markgrafen Otto, Johann, Hermann und
Woldemar über die Wiederauslösung des Landes Rostock aus der dänischen
Oberlehnshoheit.*) Im Jahre 13 18 kommt abermals eine Kunde von Jördenstorf.
Damals ist Konrad Gamm der Kirchherr. Im Auftrage seines Landesherrn,
des F*ürsten Johann von Werle, hat er für dessen Seelenheil eine Pilgerreise
zum heiligen Grabe gemacht. Zum Dank dafiir bestätigt ihm der Fürst nicht
nur das von seinen Vorfahren gestiftete und ausgestattete Kirchlehn, sondern
er verbessert auch dessen Einkünfte in erheblicher Weise durch eine Schenkung
von vier Hufen in der Jördenstorfer Feldmark und durch Genehmigung des
Besitzes einer fünften Hufe, welche Reimar von Moltke Gott zu Ehren der Pfarre
überwiesen hat. Dazu giebt er das Gericht und schenkt der Pfarre sieben
Käthen (aus jedem Käthen das Rauchhuhn), sowie Holz- und Weide -Nutzung.
Nur knüpft er daran einige Bedingungen für das geistliche Amt, wie gebühren-
freie Verabreichung des heiligen Sakraments der Oelung (»vnd vor de houe
schal de kerckher, de dar den ist, tho allen krancken luden ghan vnd in sinen (!)
bedde mith dem hilligen sacrament de hilligen öligen [geuen] vnd nene pen-
ninge daraff eschene) und Abhaltung von Vigilien und Seelenmessen für das
werlesche Haus zweimal im Jahre (twyge des jares).*)
Um 1345 ist Johannes Dähn (Dacus) Pleban in Jördenstorf, dem wir ein
Jahr später in Stavenhagen begegnen, wenn es derselbe ist, und 1367 giebt
es wieder einen Dominus Johann zu Jördenstorf.*) Dass es hier im Mittelalter
ritterschaftlichen Hufenbesitz gab, wird sowohl durch die Moltke'sche Schenkung
im Jahre 1318 als auch durch zwei Kaufverträge bewiesen. Am 10. Februar
1359 überlassen die von Brizkow (Brützkow), welche den von Bülow stamm-
36 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
verwandt sind,') zwei Jördenstorfer Hufen, die sie vom Kamminer Bischof zu
Lehn tragen, den Herren von Moltke auf Strietfeld, und am 30. April 1373
gewähren diese wieder der Familie Hasse in Gnoien eine Komhebung von
neun Drömt aus ihren Jördenstorfer Hufen (in duobus mansis sitis in catnpo
ville Jordenstorp, in aduocacia Nygencaland). *)
Als letzten vorre forma torischen Geistlichen werden wir den von Herzog
Albrecht eingesetzten Matthaeus Stime um 1534 anzusehen haben. Um 1544
wird Nikolaus Borch (Barg) genannt.') Nachher Er Melchior Brandt, der noch
1585 als Pastor in Rittermannshagen lebt, 1575 wird Joachim Grape berufen.
Kirche lu Jördenslorf.
der über 90 Jahre alt wird. Er wird 1629 emeritiert, und an seine Stelle tritt
der von Wallenstein eingesetzte Christian Netzeband.*) Aber schon 1632 folgt,
noch bei Grape's Lebzeiten, der von Herzog Hans Albrecht von Mecklenbui^
berufene Kaspar Schwarz. Diesem wird 1647 Andreas Rosenow substituiert.
Es sind die Kriegszeiten: 1648 werden in Jördenstorf, wo es vordem neun
Bauern und sieben Kossäten gab, nur vier Personen gezahlt.'') Auch später
giebt es noch viele Drangsale dieser Art bei Truppen - Durchmärschen, welche
') Lisch, M. Jahrb. XXXIII, S. 88—93.
•) M. U.-B. 8565. 1043z.
■) In einem uns vorUegenden Verieichniss von 1544 wird auch Jlirgenslorf bei Slavcnhagen
als Jördenstorf aufgeführt. In dem einen ist Nik. Horch (Haig) l'astor, in dem andern Joachim
KrUg«r. Wenn nun Schräder den Nik. Borch richtig nach Jördenslorf setz) (Evnng. M. III, S. 203)
dann gehört der andere nach JUrgenstorf hin. Vgl. el«ndaselbst I, S. 455.
■) Im Verzeichniss bei Lisch, M. Jahrb. XXXVIl, S, 7fr., nicht mit aufgeflihrt.
=■) Groth, M. Jahrb. VI. .S. 138. 1703 sind wieder 66 Iteichlkinder im Horfe.
KIRCHDORF JORDENSTORF. 37
den Pastor Rosenow im Jahre 1660 veranlassen, iiiii eine >Salva giiardia« zu
bitten. Auf Rosenow folgt 1698 Kaspar Mantzel. Nach dessen Tode (30. Sep-
tember r735) tritt eine Vakanz von dreizehn Jahren ein. Als Patronatsherrin in
alten Kirchen des Darguner Amtes will die Herzogin Auguste einen Prediger
Kirche zu Jördenstorf.
im Sinne ihrer Darguner Geistlichen ') nach Jördenstorf gesetzt haben. Aber
die ganze Gemeinde widersteht. Auch die Wirren zwischen dem Herzog Karl
Leopold und der Kaiserlichen Reichskommission halten die Ordnung der Ver-
hältnisse auf. Endlich kommt auf Vorschlag der Herzogin Auguste Pastor
') Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-Denkni. I, S. 5Z7 (546)-
3» AMTSGERICHTSBRZIRK TETKROW.
ICrnst Ludwig Fratick ins Jördcnstorfer ITarr.imt. ') Indessen Anfang und Ende
bei ihm haben l^einen gleichen Klang. Die Akten berichten in den sechziger
Jahren des XVIII, Jahrhunderts allerlei Nachtheiliges über ihn. Ihm folgt 176S
Joh. Andreas Hetschack (7 12. Mai 1795), und diesem 1796 Dr. Joh. Georg
Kecker, später Dr. thcol. und Konsistorialrath in Rostock. Vgl. Walter a. a. 0.
Kirche zu Jördenstorf.
Kirche. Kirche. Den beigegebenen Abbildungen der
Kirche sieht man sofort an, dnss es sich um
einen Bau von grösserer Hcdeutung aus dem An-
fange des XIII. Jahrhunderts handelt, dessen ältester
Theil, der Chor, vielleicht schon dem letzten Viertel
des XII. Jahrhunderts angehört. Sein Gewölbe ist
zwar ein achttheiliges Rippengewölbe, aber nicht
nach gothi.scher Art, sondern von jener romani-
schen Kuppel- oder Backofen-Form, wie sie in den
älteren mecklenburgischen Stadt- und Landkirchen
nicht selten ist. Der Kalkputz am Chor und der
südlichen Eingangshalle oberhalb der Granitplatten
ist quadriert. Schiff und Chor werden durch einen
schweren Triumphbogen in Form eines gedrückten
Spitzbogens von einander getrennt. Der Rund-
bogenfries ist neu, aber durch alte Reste auf der
Westseite vorgezeichnet. Wie Chor und Langhaus
ist auch der Thurm ein massiger Ziegelbau, der
immerhin noch dem XIII. Jahrhundert angehört.
') Wilhelmi, M. Jahrb. XI.VIIT. ü. 186— 197 (lies
r Jördenstorfer Pfarre).
KIRCHDORF JORDENSTORF. 39
wenn auch wohl mehr dessen Ende. Er hat ein rundbogiges Portal sowie
auch rundbogige Blenden und Schallöffnungen, aber es fehlen die feineren
Profilierungen der älteren Zeit. Wandungen und Laibungen sind in jener ein-
facheren Art ausgeführt, die z. B. die spätromanische Kirche zu Levitzow am
Ende des XIII. Jahrhunderts aufzuweisen hat. Dagegen giebt es auf der Süd-
seite ein zugesetztes gutes frühgothisches Portal mit hübscher Laibung in einem
vorgeschobenen Mauerkern, geradeso auf der Nordseite ein solches mit einem
Kapitellglied in der Kämpferlinie. Leider haben der trefflichen alten Kirche
störende Anbauten und stillose Zuthaten in späterer Zeit nicht erspart werden
können.
Das Innere der Kirche ist mit Werken der letzten Jahrhunderte gefüllt. Altar-
Der Altaraafsatz ist eine Stiftung des HELMUTH HARTWIG VON BLÜCHER aufsatz.
auf Sukow, Wasdow und Bobbin und seiner Frau ELEONORA MARIA VON
OERTZEN vom Jahre 1793, das Altargemälde in ihm aber ein Geschenk von
ANTON SCHRÖDER auf Schrödershof und seiner Ehefrau SOPHIE, geb. HELD.
Es stellt den Krucifixus nach Guido Reni von Andrea Guglielmi in Rom dar.
Die Kanzel ist von 1734, die Orgel von 1777. — Neben der Kanzel Kanzel,
ein Blüchcrsches Epitaph, gesetzt von JÖRGEN VON BLÜCHER auf Sukow, 17 10 Ofgel,
renoviert auf Kosten der Wittwe des ERNST LUDWIG VON BLÜCHER, MARIE ^P'^aph.
VON BREDOW. Auf dem Epitaph das Gemälde der Auferstehung Christi.
•
Im Chor auf der Südseite die Remliner Empore mit Wappen der Emporen.
Familien VON KARDORFF und VON OERTZEN. *)— Auf der Nordseite die Klcnzer
und Sukower Empore, jene mit den Wappen der Familien VON LEVETZOW
und VON TREUENFELS, diese (Sukower) mit einer Reihe von Wappen der
Familie VON BLÜCHER.') — Im Langhaus auf der Südseite die Schröders-
böfer Empore mit einem Monogramm (SCHRÖDER) von 1868, die Klenzer
Leute- Empore mit denselben Wappen wie die Klenzer Empore im Chor;
auf der Xordseite aber die jetzige Poggelower Empore mit dem LEHSTEN-
BÜLOW sehen Allianzwappen, die jetzige Schwetziner Empore mit dem
KETTENBURG -BARNER'schen Wappen und die jetzige Schwasdorfer Empore
ohne dergleichen Schmuck.') — Zu beachten sind ferner zwei Sukower
Kirchenstiihle mit geschnitzten Wangen und Familienwappen. Der eine, an
der Nordseite des Altarplatzes, zeigt die Namen und Wappen von LUDER
BLÜCHER + ELSE SMEKER + TONS BLÜCHER + ELSE PENS (Preen'sches
Wappen, also wohl »PRENS« zu lesen), JÜRGEN BLÜCHER, LUDER BLÜCHER
TONS SONE + ELSE BLÜCHER ANNO 1569. Der zweite Stuhl (der erste der
Mittelreihe) hat die Namen und Wappen von LUDER BLÜCHER TONS SON +
') Remlin von 1494 bis 1860 in Kardorff'schem, seitdem in Oertzen'schem Besitz.
') Klenz noch heute im Besitz der Familie von Treuenfels, früher, von 1372 bis 1653 und
voa 1707 bis 1789, im Besitz der Familie von Levetzow. — Suckow von 1505 bis vor wenigen
Jahren im Besitz der Familie von Blücher.
•) Die von I^hsten hatten das nach Jördenstorf eingepfarrte Gut Schwasdorf in der Zeit
von 1607 bis 1619 und nachher wieder von 1735 *"• — ^^^^ ^o" ^^^ Kettenburg halien das nach
Jördenstorf eingcpfante Gut Schwetzin seit 1683.
40 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
JÜRGEN BLÜCHER + JÜRGEN PRENNEN + LUDER BLÜCHER + ILSE SME-
KER + ABEL LUZOW + MAODELEN BLÜCHER + ELSE BLÜCHER ANNO 1569.
— In der Kirche auch zwei Brustbilder ehemaliger Pastoren der Gemeinde:
JOACHIM GRAPIUS, f 163z, und JOH. ANDREAS HETSCHACK, f [795 (s. o.).
Eucharistie- Tn der Ostwand, nördlich vom Ahar, ein Encharistie-Schrank, so alt
Schrank, ^ie die Kirche. Auf der Innenseite das Brustbild des Heilandes in schwarzen
Umrissen und mit rother
Füllung (Blutstropfen). Das
Bild ist so alt wie der Chor
und kann daher sehr wohl
dem Ende des XII. Jahr-
hunderts angehören. Es hat
in seiner ländlichen Schlicht-
heit etwas von jener herben
und strengen Auffassung des
Königs der Könige, d. h. ge-
wisse Züge, die an die nor-
mannischen Christusbilder in
Sicilien erinnern.
Glocken. Im Thurm hängen drei
Glocken. Die grösste ist 1744
von Otto Gerhard Meyer in
Rostock gegossen und trägt
die Wappen des Herzogs
CARL LEOPOLD und der
Herzogin AUGUSTA zu Meck-
lenburg. Die zweite trägt
die Wappen des Herzogs
CHRISTIAN LUDEWIG und
der Herzogin AUGUSTA und
ist von Otto Gerhard Meyer
in Rostock 1749 gegossen
worden. Die dritte, ohne Embleme, goss P. M. Hausbrandt in Wismar 1866.
Das Inventar von iSii führt vier Glocken auf, eine dritte ältere mit
(nicht gelesener) »Mönchsschrift« und eine vierte mit der blossen Jahreszahl
174g. Als Lisch die Kirche sah (es war vor dem Jahre 1847), fand er
drei Glocken vor. Er beschreibt nur die älteste, welche die Inschrift hatte:
0 ipi ttt glode beiii cum pact • Tinna täi iaaa^iiiU.
M. Jahrb. XU, S. 465.
Vasa Sacra. Vasa Sacra. 1. Grosser silbervergoldeter gothischer Kelch auf rundem
Fuss. Am verkehrt angeschrobenen Knauf der Name if|efl)^. Am Fuss die
InschriH: DIESER • ANNO 1677 DEN 1t . AUGUSTY IN ROSTOCK VORBRANT
Adlest.
(Auf der Irnenseil
KIRCHDORF WARNKENHAGEN. 4I
VND EBENDENSELBEN JAHRE IM MONAT NOVEMBER RENOVIRTER KELCH
GEHÖRET IN DIE KIRCH ZV JÖRDENSDORFF. Dazu das Güstrower Stadt-
zeichen G und das Meisterzeichen KH des Heinrich Hölscher. An der Kupa
zwei Allianzwappen eingraviert, als älteres das des ANTONIES VON BLÜCHER
und der SOFFIA CATRINA VON KNUTTEN, und als jüngeres das des ERNST
VON BLÜCHER und der INA VON SCHACK mit dem Datum 1866. Ohne
Patene. — 2. 3. Grosser silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechspassigem
Fuss. Am Knauf die Buchstaben I S N C R N (In sancto nomine Christi
redemptoris nostri?). Am Fuss die Inschrift: ANNA DORROTIEA VON WARN-
STADT HAT DIESEN KELCH ZU GÖRNSTORFF IN DIE KIRCHE ZUM STETTEN
GEDÄCHTNIS VOREHREN WOLLEN. Dazu ihr eingraviertes Wappen, sowie
ein Kreuz und eine Dornenkrone. Am Rande die Stempel des Rostocker
Goldschmiedes Jürgen Muller: I M.^) Dazu eine Patene mit denselben Werk-
stempeln. — 4. 5. Grosser innen vergoldeter Kelch auf rundem Fuss, gestiftet
1756 von O • F • H • und D • M • H • Am Rande die Zeichen des Rostocker
Goldschmiedes Daniel Halbeck. Patene mit derselben Bezeichnung. — 6. Neue
runde Oblatendose von 1869. — 7. Neue Abendmahlskanne von 1878, ge-
stiftet von ERNST VON BLÜCHER und INA VON SCHACK.
Das Kirchdorf Warnkenhagen.')
jittelalterliche Urkunden vor dem XV. Jahrhundert haben sich bis heute Geschichte
nicht gefunden. Auffallend bleibt es, dass jenes Dorf Warnkenhagen, ^^^
welches die noch im XIV. Jahrhundert auf Wattmannshagen sitzenden Herren I^o"*ss.
von Ketelhodt im Jahre 1 290 dem Kloster Rühn überlassen, nicht das in Rede
stehende benachbarte, sondern jenes Rinfzig Kilometer westwärts auf Wismar
zu gelegene Warnkenhagen ist: allein spätere Nachrichten machen es un-
zweifelhaft, dass nur dieses Warnkenhagen das wirkliche Kühner Klosterdorf
ist, nicht das bei Teterow gelegene.') Hier ist es, wo von 1458 bis zur Mitte
des XVII. Jahrhunderts die von Adrum über Höfe, Hufen und Pflugdienste
verfugen. 1656 haben die Gläubiger des Augustin von Adrum, des letzten
seines Stammes*) auf Zierstorf, ihre Hand auch in Wamkenhagen, das um
diese Zeit und auch später als Pertinenz von Zierstorf angesehen und be-
handelt wird. Es folgen die Herren von Vieregge als Besitzer von Zier-
storf c. p. in Wamkenhagen, Klein- Roge und Bartelshagen bis 1728, darauf
der Hauptmann Christian Ludwig von Hein, von 1752 an der Kammerherr
^) In der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts thätig.
■) II km nordwestlich von Teterow.
•) Vgl. Lisch im Ortsregister zu Band IV des mecklenburgischen Urkundenwerkes. —
Schüdt, M. Jahrb. XLVII, S. 237/238. — Schlie, M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 80. 307.
*) Nicht Paul von Adrum, wie von Gamm im M. Jahrb. XI, S. 427, angiebt.
42 AMTSGERICHTSBEZ1KK TETEROW.
und Oberforstmeister Nikolaus von Warnstädt, von 1785 an der Amtmann
Joh. Christoph Hennings, von 1798 der schon oft genannte Kammerrath Hahn
(später von Hahn), von 1803 an die Gebrüder Grafen von Hessenstein, und
von 1830 an der Domänenrath J. C. Pogge. Dessen Erben trennen 1832
Warnkenhagen von Zierstorf. In der Familie Pogge bleibt Warnkenhagen bis
1844. In diesem Jahre übernimmt es Karl Bernh. Wilh. Müller. Von ihm
kommt es 1863 an den Kammerjunker Otto Ch Heinrich von Bülow. Seit
1875 aber ist Warnkenhagen Schlieffen'scher Besitz.
Auf der Pfarre ist ein vollständiges Verzeichniss der Geistlichen von
1541 an vorhanden: Jakobus Reincke (Reneke) von 1541 bis 1588; Joachim
Bambam von 1588 bis 1629; der von Wallenstein eingesetzte Johannes Bannier
von 1629 bis 1635;^) Joachim Willebrand von 1636 bis 1688; Christian
Krichel von 1688 bis 1725; Joachim Christian Schütz von 1725 bis 1778;
und Johann L. Voss von 1779 bis 1828. S. Walter a. a. O.
Zu den hier Verzeichneten gesellt sich nun als vorreformatorischer
Geistlicher der Vikar Johannes Bo . . . ., dessen Grabstein erhalten ist (s. u.).
Als zur Kamminer Diöcese gehörig wird Warnkenhagen in einer Urkunde des
Jahres 1424 (Stiftung einer Vikarei in Malchow betreffend) genannt: Werneken-
hagen dicte Caminensis diocesis. S. Rudioff 's handschriftliches Diplom.
Mecklenb., Vol. VIII, fol. 281 b.^)
Kirche. Kirche. Die Kirche zu Warnkenhagen ist ein einschiffiger frühgothischer
Ziegelbau auf einem Granitfundament. Chor und Langhaus sind mit Strebe-
pfeilern bewehrt, jedoch sind diese beim Chor eine Zuthat des XIV. Jahr-
hunderts, seine ursprüngliche Anlage ist die nach Art des älteren romanischen
Stils mit Lisenen, die noch an mehreren Stellen hervortreten. Auch schliesst
der durch einen hohen Triumphbogen vom Langhaus geschiedene Chor nach
älterer Weise mit der Ostwand platt ab. Er ist mit zwei trefflichen Kreuz-
gewölben überspannt. Als Schmuck an den Aussenmauern des Chors sehen
wir einen abgetreppten Fries, wie er sich an Bauten aus der Zeit des Ueber-
ganges vom romanischen zum gothischen Stil findet und später in der Gothik
herrschend wird. Unter ihm ein Band in Form einer Stromschicht. Das
breitere Gemeindehaus ist mit einer flachen hölzernen Decke überspannt. Wie
an seinen Mauern heute noch zu sehen ist, wollte man in alter Zeit wölben,
kam aber nicht dazu. Sämmtliche Fenster sind spitzbogig geschlossen. Zu
beachten ist auch das treffliche spätgothische Thurmportal mit einem schlichten
Kapitellband in der Kämpferlinie. Der im Westen vorgesetzte Thurm ist mit
einem Kreuzdach versehen. Er soll früher eine Spitze gehabt haben, die
heruntergenommen wurde, weil man ihrer Festigkeit nicht traute.') Am Ost-
ende des Langhauses ein einfacher Dachreiter, welcher eine kleine Glocke
») Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXVII, S. 7.
') Grossh. Archiv in Schwerin.
•) Jedenfalls handelt es sich in der ersten Hälfte der achtziger Jahre des XV III. Jahr-
hunderts um eine Reparatur des schadhaft gewordenen Thurmes. Aber von einem Thurmsturz,
KIRCHDORF VVARNKENHAGEN.
43
enthält. An der Nordseite des Chors eine gewölbte alte Sakristei, vor der
südlichen Eingangsthür eine Vorhalle, die dem Ansehen des alten Baues nicht
zum Vortheil gereicht.*)
Der Altaraufsatz stammt aus dem Jahre 1785. Die Kosten wurden
seiner Zeit auf Betrieb des Pastors VOSS »durch milde Beiträge guter Freunde«
aufgebracht. Im Hauptstock das Gemälde der Auferstehung, darunter als
kleineres Bild das hl. Abendmahl. Säulen und Statuen (die Evangelisten) bilden
das Rahmenwerk. Darüber plastisch der Heiland in schwebender Gestalt, von
Engeln umgeben, ganz oben das Auge Gottes in einer Strahlenglorie.
Der vorhergehende Altaraufsatz, eine Stiftung der Frau Generalmajorin
VON HEIN auf Gottin und des Hauptmanns VON HEIN auf Zierstorf aus dem
Jahre 1737, wurde 1783 durch Blitzschlag zerstört.
Die Kanzel ist eine Stiftung des Herzogs und späteren Grossherzogs
FRIEDRICH FRANZ I. aus dem Jahre 1788.
Die Orgel ist neu.
Verschiedenes, aber nicht besonders werthvolles Schnitzwerk der alten
Orgel -Empore wird im Pfarrhause aufbewahrt.
Altar-
aufsatz.
Kanzel.
Orgel.
Stuhl auf der Südseite im Chor: Sünno • botnitli • m^CCC^ (Vorderwand Gestühl,
des Stuhles) COtltdb^ • Cltgj^lt • Ot • Im Wappen nur der Schrägbalken zu
erkennen.
Bedeutendere Epitaphien fehlen ganz, doch mag die Gedächtnisstafel Ge
der Ehefrau des Pastors WILBRANT, geb. MARGARETHA SCHULTZ, gest. den dächtniss-
26. Juni 1667, genannt werden.
tafel.
Im Fussboden der Kirche drei Grabplatten mit abgetretenen Inschriften Grabsteine,
und Figuren. Ein mittelalterlicher Stein hat die Inschrift:
bicariu^ in tacrtiTi7l)age or' <p eo«
Eine jüngere Platte deckt die Ruhestätte des Pastors JOACHIM US BAMBAM
und seiner Ehefrau, und eine dritte die des PAUL VON ADRUM (s. o.).
Im Glockenstuhl des Thurmes drei Glocken. Die grösste (Dm. 1,28 m)
ist laut Inschrift 1777 von J. V. Schultz in Rostock zur Zeit des Pastors J. C.
SCHÜTZ umgegossen. Der Giesser der zweiten Glocke (Dm. 1,07 m) ist Huges
Collier-Berlin 1875. Die kleinste Glocke (Dm. 0,79 m) ist 1855 von C. Jllles
in Waren umgegossen worden.*)
Glocken.
wie es die Sage will, ist in den Akten keine Rede. Zwischen der ebengenannten Reparatur und
dem Blitzschlag, der 1783 den Altar zerstört (s. o.) wird wohl ein Zusammenhang sein.
») Vgl. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 468.
•) Die Vorgängerinnen der zweiten und dritten Glocke stammten ebenfalls von J. V. Schultz
und aus dem Jahre 1777.
44
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. I. 2. Silbervei^oldeter Abendmahlskelch mit Patene,
werke. gestiftet 1706 von dem Oberst und späteren Generalmajor VON HEIN auf
Gottin und seiner Ehefrau, geb. VON BRÜGGMANN a. d. H. Uldrichsholm.
Meisterzeichen @, das Stadtzeichen fehlt.'} — 3. Einfache silberne Oblaten-
dose mit der Inschrift: JOHANN LUDEWIG VOSS, PASTOR IN WARNKEN-
HAGEN 1779. Meisterzeichen des 1769 in die Zunft eingetretenen Joh. G«org
Rahm zu Rostock: |jG§. Aber ohne Stadtstempel. — 4. Kleinere Patene mit
dem Stempel ^. — Ausserdem verschiedene neuere Geräthe: Berliner Fabrik-
arbeiten, theils von Aumann-LDdanscheidt, thcils von Ernst.
Schloss lu Diekhof.
Das Uut SHn dem nach Warnkenhagen hin eingepfarrten grossen und schönen Gut
Ditkhof. HH Diekhof) giebt es schon in alter Zeil eine Kapelle. Doch ist sie im
XVII. (wenn nicht schon im XVt.) Jahrhundert eingegangen. Statt ihrer entsteht
im Jahre 1768 im Schlosse selbst die heutige Schlosskapelle in jenen Formen
und Farben, die zur Zeit des Ueberganges vom Rokoko zum Klassicismus beliebt
sind. AEDES VSVI PROFANO OLIM DICATAS AD SACRARIVM DOMESTICVM
APTAVIT EXORNAVIT CONSECRAVIT LVDOVICVS STATIVS HAHN CANON ■
MAGDEB • ET CVBICVLI PRAEF • ELECTORIS SAXONIAE A . R . S • MDCCLXVMI :
so lautet die Ueberschrift oberhalb der Eingangsthür in den hellen, anmuthig
gestalteten Raum, in welchem Alles in Weiss und Gold erglänzt.
•) Das Inventar von 181 1 fuhrt noch einen iweilen von Hein'schen Kelch aiif.
*) Vgl. Lisch, Album meeklenb. Schlösser, Heft III und IV. Von 1470 bis 1780 Hahn'sches
Gut, von 1780 bis 1S4S U'allmoden-Gimborn'sches und von 184; an Basse witz' sc hes Gut.
KIRCHDORF GROSS -WOKERN. 45
Das Kirchdorf Gross- Wokern/)
|okart oder Wokert (Wokerd) lautet der Name des alten Dorfes zu Anfang Geschichte
des XIV. Jahrhunderts, das damals schon seit langem ein Kirchdorf des
ist. Denn wenn der Ritter Deneke von Kröpelin, der mit dem schon in den Ajorfes.
siebenziger Jahren des XIII. Jahrhunderts genannten werleschen Vasallen
gleichen Namens identisch sein wird, zusammen mit seiner Vetternschaft in
der Kirche zu Gross -Wokern eine Vikarei gründet, und wenn die Stifter dieses
ausgesprochenermassen nicht nur zu ihrem eigenen Heile, sondern auch zu
dem ihrer geliebten Vorfahren und Gründer der Kirche thun (in remissionem
peccatorum nostrorum dilectorum progenitorum et fundatorum ecclesie ejusdem,
sc. Wokart), so muss die Kirchengründung selber schon ziemlich weit zurück-
liegen. In der That entspricht denn auch der wuchtige alte Feldsteinbau aufs
Allerbeste dem spätromanischen Stil im ersten Viertel des XIII. Jahrhunderts,
jener schweren Zeit, in welcher, wie die Geschichte des Klosters Dargun lehrt,
die Geistlichen des Circipanerlandes überall noch einen harten Kampf gegen
das trotzige Heidenthum zu fuhren haben und darin vom Bisthum Kammin
her berathen und unterstützt werden. Wie dieses um die Mitte des XIII. Jahr-
hunderts seine Ansprüche auf Circipanien dem Bisthum Schwerin gegenüber
zur Geltung bringt, ist in der Geschichte des Klosters Dargun erzählt worden.
Demgemäss ist es auch Bischof Heinrich von Kammin, der am 25. November
1306 der vom Landesherrn Nikolaus von Werle bereits am 8. April 1302 be-
stätigten Stiftung der Familie Kröpelin, die zunächst dem Priester Ern Konrad
Pennink zu Gute kommt, die geistliche Konfirmation ertheilt.*) Eine Ver-
besserung dieser Vikarei durch weitere Einkünfte aus Hufen des Dorfes Gross-
Wokern (majoris Wokert) erfolgt im September 1364, als der Priester Johannes
Phoyterock ständiger Vikar (vic. perpetuus) der Kirche ist und Johannes
Rumpeshagen die Plebanie dort inne hat.^) Damals hat auch die Familie
Hasenor Hufenbesitz in Gross -Wokern, dessen sie sich zu Gunsten der Vikarei
entäussert. Ob sie aber neben oder nach der Familie Kröpelin zu diesem
Besitz gekommen ist und ob sie noch weitere Hufen dort hat oder behält,
wird nicht gesagt. Aus einer noch nicht veröffentlichten Urkunde des Jahres
1396 ersehen wir ferner, dass auch Timme Zorow und seine Söhne Gerd und
Kord im XIV. Jahrhundert Besitz in Wokern haben, freilich nicht in Gross-
') 6 km westsiidwestlich von Teterow. KUhnel deutet den Namen auf »die Wokertc und
crionert dabei an den altslavischen Wortstamm krüt- (polnisch kret = Maulwurf), der durch C) =
Prothesis zu dem Eigennamen des Dorfes geführt haben könne.
•) M. U.-B. 2792. 3124. Ein Priester Ilermannus de Wokart wird 1318 genannt, aber ob
er mit Dorf und Kirche Gross -Wokern zu verbinden ist, bleibt zweifelhaft: M. U.-B. 3854.
*) M. U.-B. 9299.
46 AMTSÜEKlCHTSItEZlRK TETEKOW.
Wokern, sondern in dem anstossenden Wendisch -Wo kern oder Lütten -Wokern
(Klein -Wokern), Es sind vier Hufen, die sie damals an Otto und Heine
von Wozenitz überlassen. Rund fünTzig Jahre später, nämlich 1448, hat
Henneke von Flotow Besitz in beiden Dörfern. Als die letzte Erbin dieser
Linie, Margarethe Von Flotow, im Jahre 1562 stirbt, werden beide Lehne,
Gross- und Klein-Wokern, von den Herzögen eingezogen und bleiben, trotz
der Proteste von Andreas und Christoph von Flotow, landesherrliches Do-
manium. Als solches werden sie noch ein paar Male im XVII. Jahrhundert
verplandet, wie z. B. 1648 an den Geh. Rath Adam Otto von Vieregge und
später an den Geh. Rath Georg von Mecklenburg.'}
Um 1534 wird als Pfarrer zu Gross-Wokern ein Kaspar Dessin genannt,
der zehn Jahre vorher vom Güstrower Probst als dem herkömmlichen bischöflich-
kamminschen Offizial und ArchJdiakon für Circipanien (das Darguner Kloster-
Archidiakonat Alt-Kaien ausgenommen) eingesetzt ist. Um 1541 finden wir
dort den Matthaeus Blumenholz (Blumenholt), der auch noch ISS3 genannt wird.')
Seit dem Jahre 1602, dem Jahre der Berufung des Pastors Joachim Gott-
schalk nach Klaber, ist die Kirche zu Gross-Wokern mit der zu Klaber
kombiniert, wie der Pastor selber in einem Aktenstück sagt, nicht erst seit
1608, wie es in einem sehr viel späteren Aktenstück irrthümücher Weise heisst.
Kirche. Die Kirche ist ein spätromanischer Feldsteinbau ohne Thurm,
mit einem schmalen Chor und einem etwas breiteren Langhaus, die beide
I) Vgl. Akten im (Irn^h. Archiv.
*) Schröder, evargel. Meckleilb. I, S. 282. Vgl. S. 429-
KIRCHDORF GROSS-WOKERN. 47
zusammen durch elf Schlitzfenster erleuchtet werden. Die Laienpforte auf der
Nordseite ist ein treffliches rein romanisches Granitportal; die Priesterpforte
auf der Südseite des Chors ist von geringerer Bedeutung. Die ehemalige
Sakristei an der Nordseite dient jetzt als Holzschuppen, der Eingang dazu
von der Kirche her ist vermauert. Der Chor ist mit einem aus Granitgeröll
erbauten Kuppelgewölbe, das Langhaus aber mit zwei anscheinend erst in
spaterer Zeit eingesetzten Kreuzgewölben geschlossen, die aus Ziegelsteinen auf-
gemauert sind und eine ziemlich rohe Rippenbildung aufweisen. Vor dem
Portal auf der Nordseite der Kirche.
Hauptportal auf der Nordseite liegen zwei ehemalige Kornquetsch- Steine, die
als Weihwasserbecken gedient haben können. Im Westen ein hölzerner
Glockenstuhl.
Der eingehenden Beschreibung dieses altehrwürdigen Kirchenbaues bei
Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 164 — 367, und dem Vergleich mit den Kirchen-
ruinen in Dambeck bei Roebel und dem untergegangenen Domherren - Papen-
hagen bei Ulrichshusen, später auch mit der Kirche zu Semlow, M. Jalirb.
XXIII, S. 318 — 20, merkt man den tiefen Eindruck an, den dieser alte Bau
zu Gross-Wokem auf empfängliche Gemüther macht. Möge ihm ein besseres
Schicksal beschieden sein als seinen beiden mecklenburgischen ScliMesler-
kirchen, die dem Untergange geweiht sind. Bei Dambeck wäre der Chor
allenfalls noch zu retten.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
48
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Die drei Glocken der Kirche sind 1892 von Oberg- Wismar gegossen
worden.
Von den älteren Glocken war nach Angabe des Inventars von 181 1
die grössere im Jahre 1 7 5 1 unter Herzog CHRISTIAN LUDWIG und z. Zt. des Pastors
JOHANNES WALTER von O. G. Meyer in Rostock gegossen worden. Die andern
beiden hatten keine Inschriften.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechs-
passigem Fuss, am Knauf kleine geflügelte Engelsköpfe und der Name
IHESVS. Keine Werkzeichen, auch nicht an der zugehörigen Patene. —
3. 4. Silberner Kelch, mit einem aufgehefteten Krucifixus als Signaculum.
Ohne Werkzeichen, auch nicht an der zugehörigen Patene. — 5. Neugothische
Abendmahlskanne. — 6. Neugothische Oblatendose. — 7. Schöpflöffel mit dem
Doppel -Monogramm P« B« und dem Stempel des Güstrower Goldschmiedes
Lenhard Mestlin (1705 — 1739). — 8. Neue messingene Taufschale. — 9. 10.
Zwei schwere alte Messingleuchter, gestiftet von A • M • TÖPPELL.*)
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Kiaber.')
|ie Geschichte des Dorfes hebt an mit der Ueberweisung des Kirchen-
patronates an das Güstrower Domstift durch den Landesherrn Fürst
Nikolaus von Werle am 16. Mai 1303 und mit der schon nach zehn Tagen,
den 26. d. M., nachfolgenden Bestätigung durch den Bischof Heinrich von
Kammin.') Demgemäss begegnen wir der Kirche auch später in den Güstrower
Dom -Statuten.*) Um 1364 ist Bertrammus de Hapezel Kirchenrektor in Klaber
(rector parrochialis ecclesie in C?ilaber, Caniinensis dyocesis), der aus unbekannt
gebliebenen Anlässen auf einen Schutzbrief Kaiser Karl's IV. besonderes
Gewicht legt, welcher der Geistlichkeit in den Kirchenprovinzen Magdeburg
und Bremen wider die Bedrückung durch weltliche Gewalten verliehen ist.*)
Hapezel, dessen Name nicht in Hapsal übersetzt werden muss, da er ohne
diese Uebersetzung viel verständlicher ist, bleibt aber auch der einzige mittel-
alterliche Geistliche der mecklenburgischen Calabria, den wir kennen lernen.
Als Herren im Dorfe begegnen uns im XV. Jahrhundert die Herren von
Müggesfeld, eine in Lauenburg, Holstein und Mecklenburg ansässige alte
Adelsfamilie, deren Mitglieder in Mecklenburg schon im Anfange des
^) Ebenderselbe Pensionarius Arend Moritz Töppel stiftete im Jahre 171 7 einen silbernen
Kelch, der jetzt in Klaber ist (s. u.).
*) 10 km südwestlich von Teterow. Der alte Name des XIII. und XIV. Jahrhunderts
Calabria, Kalaber muss im Dunkeln bleiben. Vgl. Ktthnel, M. Jahrb. XLVI, S. 68.
•) M. U.-B. 2864. 2869.
*) M. U.-B. 8428.
*) M. U.-B. 7873. 9262.
GUT UND KIRCHDORF KLABER. 49
XIV. Jahrhunderts als werlesche Vasallen vorkommen. Sie haben das Gut
Klaber und die im Jahre 1726 eingegangene Schäferei Klingenberg nach-
weislich im Jahre T433 ^^^^ "^^ behalten beide Güter bis zu ihrem Aus-
sterben im Jahre 1515.^) Da fallen diese an die Herzöge zurück, die 15 17
den Wedige von Maltzahn damit belehnen. Maltzahn 'scher Besitz bleiben sie
bis 1648. In diesem Jahre kommen sie, indem als Zwischenkäufer erst die
Gebrüder Hallermann und dann der Dr. Neubauer auftreten, als Pfandgüter an
den Generaladjutanten Zacharias von Holstein. 1699 kauft sie der Rittmeister
Klaus Christoph von Schack; 1706 besitzt sie der Oberhofmeister und spätere
Geh. Rath Christian von Schack, dem Herzog Friedrich Wilhelm 1706 das
Patronat der Kirche überlässt. Der Geh. Rath von Schack verkauft sie 1726
an Gerd Heinrich von Levetzow. Levetzow'scher Besitz bleibt Klaber c. p.
bis 1765. Von 1765 an Thomstorff'sches Gut, kommt es als Pfandbesitz an
Jakob Friedr. Joachim von Bülow, der mit Louise von Thomstorff a. d. H.
Rothspalk vermählt ist (s. u. Klingbeutel), und von diesem 1798 an die
von Lowtzow, die es noch heute haben.
1541 ist Nikolaus Gilow vom Güstrower Domkapitel eingesetzter Pfarr-
herr zu Klaber. Er ist auch 1553 noch da, offenbar aber viel länger. Ihm
folgt David Lau (Lowe, nicht David Bauer), der 1574 bereits als Pastor in
Wokern thätig ist, aber acht Jahre vorher in Klaber das Pastorat innegehabt
hat. Lau's (Lowe's) Nachfolger Paulus Stegemann, welcher 24 Jahre Pastor
in Klaber und dort nachweislich schon 1574 im Pfarramt ist (wie seine Tochter,
die spätere Pastorin Zepelin, im Jahre 1602 in einem Briefe sagt, als sie schon
Wittwe geworden), unterschreibt 1577 die Konkordien- Formel. Ihm folgt der
Schwiegersohn Kord Zepelin, dieser stirbt aber schon 1602 oder 1601.
1602 folgt (seit 1608 Pastor in Klaber und Wokern zugleich) Joachim
Gottschalk, dem 1635 der Sohn Simon Gottschalk substituiert wird. Simon
Gottschalk, nachdem er alle Noth und Drangsal des Krieges erfahren hat und
nach Güstrow geflüchtet ist, stirbt am 15. Juni 1638. Es folgen nun: Joh.
Koch von 1640 — 71, Barthold Guhle von 1672 — 86, Joachim Wittmann von
1686 bis 1706, und Joh. Laurentius Grambtzow (Gramsow) von 1707 an.
Grambtzow lässt sich 1735 den David Joh. Walter substituieren, der bis 1774
lebt. Nach ihm folgen: Joh. Christian Lehmann (1775 — 1780), Kaspar Johann
Christian Bade (1781 — 95) und 1797 Andreas Friedr. Tarnow (f 1815). Siehe
Walter a. a O.
Kirche. Die Kirche hat in den Jahren 1872 — 76 einen Durchbau er- Kirche.
fahren und ist dabei aus einem alten, der Zeit des Uebergangs vom romani-
schen zum gothischen Stil angehörenden gewölbten Bau, in welchem der
Triumphbogen in seiner Ursprünglichkeit erhalten geblieben ist, zu einem
stattlichen, stark vergrösserten Neubau geworden. Besonders erweitert ist der
Chor. Auf der Nordseite der Kirche ist auch ein zugesetztes frühgothisches
') Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Schildt, M, Jahrb. LVI, S. 215. Eine Ziegelei Glinken-
Itr^ liegt noch jetzt in der Nahe, gleich südwestlich von Rothspalk.
4
50 AMTSGERICHTSBEZIBK TETEROW.
Portal mit einem schlichten Kapitel Ig liede in der Kämpferlinie unverändert ge-
blieben. Dagegen ist der drei Stockwerke hohe Thurm mit einem steilen
achtseitigen Pyramidenhelm völlig neu.
Innere Ein- Altaraufsatz, Kanzel und
richtung. Gestühl sind neu.
Grabstein. An der Nordwand des Lang-
hauses ein alter Grabstein mit dem
erhaben gearbeiteten Rildniss eines
Kitters in voller Figur: ANO •
1589 • AM • NYEN'JARS • DAGE*
IS • DER • EDLER* • VND • EREN-
VEST • CHBISTOFFER MOLTSAN.
IN . GODT • SALICH . ENTSLAPEN •
j . S • G > G • S . In den Ecken
vier Wappen: das Mattzan'sche,
Buchwald'sche, Biilow'sche und
War nstedt 'sehe.
Glocken. Im Thurm hängen drei
Glocken, die im Jahre 1841 von
F. Schflnemann in Demmin ge-
gossen worden sind. Die beiden
grösseren führen den Namen des
Landesherrn und ausserdem die
Namen der Besitzer der einge-
pfarrten ritterschaftlichen Güter,
des Predigers, Küsters und der
Ju raten.
Das Inventar von 181 1
giebt die Inschriften der älteren
Glocke nicht an, wohl aber
von der mittleren das Glocken-
gi esserzeichen des /v/v/V
noch ein + zugesetzt ist.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i . 2. Silbcrvergoldeter gothischer Kelch , am
werke. Knauf sechs getriebene Christusköpfe und spätgothisch stilisierte eingravierte
Blätter. Umschrift auf dem Fu.sse: HINRICK • FHIG • DACH . ACCHIM .
SCHONEVELT • ACCHIM • SCHMIDT • 1553 • HER NICOLAVS • GILOW KARCK-
HER TOM KLABER • 1553 HANS ■ ROSTE • H D • K M * Zwischen HANS
und ROSTE ein aufgelegter plastischer Krucifixus als Signaculum. Keine
Werkzeichen, auch nicht an der Patene. — 3. Silbcrvergoldeter Kelch mit der
Inschrift: ILSABE • JOHANNA • ANNA • TROGEN • SEEL • H. • HOFF • RAHT.
TROGEN • JVNGFER • TOCHTER > HAT • DIESEN • KELCH ■ DER • KLABER-
Ricken von MSnke-
hagen, dem vorne X X N > Grabslein des Christoffer Molisa
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF LANGHAGEN. 51
SCHEN • KIRCHEN • IN • EWIGEN • ANDENCKEN • GESCHENKET • ANNO«
1698 • DEN • 3 • DECEMBER. Meisterzeichen verhämmert; das Stadtzeichen
scheint @ = Güstrow zu sein. — 4. Silbervergoldete Patene mit der Inschrift
auf der Unterseite: DISEN • KELCH • GIBET • GOTT • ZU • EHREN • HR •
AREND • MORITZ TÖPPEL') • PENSIONARIUS • DER • KIRCH • IN WOCKERN •
ANNO 1717. — 5. Neugothische silberne Kanne, geschenkt von Freiherrn
MOELLER VON LILIENSTERN auf Rothspalk 1868. — 6. Neugothisches
Ciborium. — 7. Hübscher alter Schöpflöffel, dem in Wokern gleich, aber
ohne Monogramm und Stempel. — 8. Kleiner zinnerner Krankenkelch. Auf
der Unterseite des Fusses der Name des Stifters: 1698 WITMAN P • KIRCHE
ZUM KLABER. (Englisch Zinn.) — 9. Alte getriebene Messingschüssel, ge-
stiftet 1729 von JOHAN STUEFF. — 10. Noch eine Messingschüssel, reicher
verziert, ohne Inschrift. — 11. 12. 13. Drei hübsche Vela mit farbiger Blumen-
stickerei, aus dem Anfange des XVIII. Jahrhunderts.
Das Inventar von 181 1 erwähnt einen Klingbeutel mit der Inschrift am
Bügel: lACOB FRIEDRICH lOACHIM VON BÜLOW ddiXHRIGER BESITZER DES GVTES
CLABER VND DOROTHEA SOPHIA LOVISA V BÜLOW GEB. VON THOMSTORFF A. D. H.
ROTHSPALCK VEREHREN DIESES DER KIRCHE ZV CLABER 1798.
♦ ♦ ♦
Der Pastor Tamow (s. o.) berichtet, dass ein im Pfarrhaasc aufbewahrter Kasten mit
viereckiger Kasten von Eichenholz 1801 in den damals neu errichteten Altar Reliquien
der Kirche zu Klaber eingemauert worden und in ihm die von Pastor Witt- ^™ Pfarr-
mann aufgezählten Reliquien (cf. Chronik, S. i) aufbewahrt seien. Bei der
Restauration der Klaberschen Kirche in den siebenziger Jahren des XIX. Jahr-
hunderts wurde der Kasten im Altar gefunden. Er ist durch ein Versehen
des Baumeisters Koch nicht wieder eingemauert worden.
»Die Reliquien sind: ein hölzernes Büchslein, gelb angestrichen, darin
zwei kleine Stücklein von Reliquien, so in Cartuk gewickelt. Briefe vermodert.
Dabei etwas von einem grossen Siegel mit Frauengestalt [hl. Cäcilie] und
einem M. So gefunden 1706 von Pastor Wittmann.«
Chronik auf der Pfarre mit Angabe der Pastoren von 1560 an.
Das Gut und Fiiiai - Kirchdorf Langhagen
[vormals Lankavel].*)
|eltere Urkunden über Langhagen vor Mitte des XV. Jahrhunderts scheinen Geschichte
zu fehlen. Im Jahre 145 1, nach dem Aussterben der von (oder von ^^s
der) Oldenstadt, die Gut und Dorf zu Lehn getragen haben, wird Heinrich Hahn
zu Kuchelmiss mit dem herzoglichen Anfall von Lankavel oder Langhagen
') Siehe Leuchter in Wokern.
*) 13 km sUdsttdwestlich von Teterow.
4*
52
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Kirche
belehnt.*) Von da an bis zum Jahre 1780 gehört Langhagen zur Hahn'schen
Begüterung. In diesem Jahre erwirbt es der Generalleutnant Joh. Ludwig Gts^(
von Wallmoden -Gimborn. Dieser überlässt es 1796 dem schon öfter genannten
Kammerrath Hahn, der 1788 in den Adelsstand erhoben war. Dessen Erben
behalten es bis 1815. Von 1815 bis 1846 ist der Hof- und Kanzleirath Georg
Ludwig von Wedemeyer der Besitzer, dem auch Laiendorf gehört. 1846
kommt Langhagen an Adolf Aug. Hellm. Albrecht Freiherrn von Maltzan.
Der Freiherrlich -Maltzan'schen Linie gehört es auch heute.
Die Kapelle hat von jeher zur Mutterkirche in Serrahn gehört. Vgl.
M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 335/336. Es scheint ihr aber keine vor-
reformatorische Gründung voraufgegangen zu sein.
Kirche. Sie stellt sich als ein schlichtes Fachwerk in Form eines Vierecks
dar und stammt aus dem Jahre 1615, der ihr in gleicher Breite vorgesetzte
Thurm dagegen erst aus dem Jahre 171 5. An einem Aussenbalken der Kirche
die eingeschnitzte Inschrift: HOC AEDEFICIUM SACRUM EXSTRUCTUM EST
1616 -< ANNO 1716.
Innere Ein- Altar, Kanzel und Gestühl sind ohne Bedeutung.
richtung.
Im Innern auf einer grossen Holztafel eine mit Gold auf Schwarz ge-
Holztafel. malte Inschrift, welche besagt, dass unter HAHN'schem Patronat und zur Zeit
des Pastors URBANUS OESLER') im Jahre 1703 eine Erneuerung stattgefunden
habe. — In den Fenstern sieht man noch eine Anzahl farbiger Scheiben von
1703, darunter folgende Namen: HERR JULIUS LUDWIG VON PEDERSTORFF,
HOCHFURSTL • CAMMERJUNCKER ANNO 1703; HERR EHRENREICH VON
MOLTKE HOCHFURSTL • MECKL • LANDRATH ANNO 1703;») das HAHN'sclie
Wappen ohne Namen; dazu die bürgerlichen Namen: BADEMÖLLER, KOITE,
ZENCKER, PRANGE, SCHMIDT DER ALTE, VOSS DER SOHN, GLASOW, VOS
DER ALTE.
Glocken. In dem kleinen Thurmaufsatz auf dem Westgiebel zwei Glocken, die
eine 1893 von C. Oberg in Wismar, die andere 1859 von C. Jllies in Waren
gegossen.
Die Vorgängerin der grösseren Glocke war nach dem Inventar von 1 8 1 1
im Jahre 17 19 gegossen. Sie wurde bereits im Jahre 1778 durch J. Valentin
Schulz -Rostock umgegossen. Die Vorgängerin der zweiten Glocke war ohne
Inschrift.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. Silberner Kelch von 183 1, ohne Inschrift und
werke. Stempel. — 2. Silberne Patene, 1716 von C. GRÜTZMACHER gestiftet. Ohne
Glas-
malerei.
*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 147. 154. 157. IV, S. 177. 224. 227. 231.
•) Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 336.
•) Im Jahre 1698 erfolgte der landesherrliche Konsens zur pfandweisen Ueberlassung des
Gutes Hinzenhagen c. p. in Bansow, Striggow, Langhagen und Ahrenshagen an den Landrath
Bogislav Ernst von PederstorfT. Die eigenthche Besitzerin von Ilinzenhagen war Maria Magdalena
Cothmann, Ehefrau des Oberstleutnants Joachim von Moltke.
KIRCHDORF GRUBENHAGEN. 53
Stempel. — 3. Silberne Oblatendose, 1669 gestiftet von JOHANN COTHMANN,
FÖRSTL • MECKL • KAMMERJUNCKER.i) Auf der Unterseite ein undeutlicher
Stempel. — 4. Zinnschüssel, ohne Inschrift und Stempel. — 5. Zinnerne Wein-
kanne mit der Inschrift: ECCLESIAE LANGHAGENSI SACRUM • E • H • BRUM-
MERSTAEDT PASTOR 1775,*) umgegossen im Jahre 1848, wobei die alte Schrift
konserviert worden ist. — 6. 7. Zwei schwere treffliche Leuchter von Messing
auf drei Füssen, die von ruhenden Löwen gebildet werden, gestiftet von
GUSTAV WALTER im Jahre 1728. — 8. Neben der Kanzel, unterhalb des
Fensters, ein trefflicher Armleuchter von Messing.
Das Kirchdorf Grubenhagen/)
|m XIIL Jahrhundert, aber anscheinend nicht ganz bis zur Mitte des XIV. Geschichte
Jahrhunderts hin, sitzen auf der alten Burg Grubenhagen, dem heutigen ^^s
Schloss gleichen Namens, gut i km nordnordwestlich von Kirch -Grubenhagen, Do"*ss.
die von Grube als Vasallen der Fürsten von Werle.*) Sie mögen die Stifter
von Burg, Dorf und Kirche gewesen sein, wie angenommen worden ist, aber
ihre Zeit ist damals abgelaufen. Denn beim Beginn der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts sind sie aus der Geschichte verschwunden.*) Auffallender
Weise wird unter jenen im Jahre 1353 von Fürsten und Städten bezwungenen
Raubburgen, die eine lange Linie vom Nordende des Schaalsees bis nach
Perleberg hinunter bilden, auch die Burg Grubenhagen genannt. Wenigstens
geschieht dies in der Chronik des Wismarschen Stadtschreibers Heinrich
von Baisee, der freilich, der lübischen Detmar- Chronik entgegen, irriger Weise
die Ereignisse auf 1354 statt auf 1353 setzt. Und das Register des Urkunden-
büches identifiziert demgemäss die von Baisee genannte Burg Grubenhagen
mit der gleichnamigen Burg in Circipanien.®) Da aber diese ganz aus der
erstgenannten Reihe herausfallt und auch sonst als Raubburg nicht bekannt
ist, so muss an ein anderes Verhältniss gedacht werden. Es ist uns deshalb
sehr willkommen, dass Crull, der Herausgeber der Baisee -Chronik, im mecklen-
burgischen Jahrbuch XLIII, S. 184, mit sehr viel grösserer Wahrscheinlichkeit
^) Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 337.
*) Vgl. M. Kunst- u. Gesch.- Denkm. IV, S. 336.
•) 15 km südsüdwestlich von Teterow.
*) M. U.-B. 547. 1932. Schild und Helmzier der von Grube abgebildet bei Crull, Geschl.
d. Mannschaft, N. 21. Weiteres über die Familie von Grube und ihre Güter bei Lisch, Gesch. d.
Geschl. von Maltzan II, S. 181—183.
*) Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 129. — Christoph Otto von Gamm, in seinem Adels -Ver-
zeichniss um I775t M. Jahrb. XI, S. 442, lässt einen Kaplan Heinrich Grube (in Diensten des
er?teo mecklenburgischen Herzogs Albrecht) den letzten seines Geschlechts sein. Aber es wird
das auf einer Verwechslung mit dem in den Urkunden dieser Zeit sehr häufig genannten Kaplan
and Hofnotar Heinrich von Griben (Gryben, Greben) beruhen.
«) Vgl. M. U.-B. 7797, Anmkg.
54 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
die 13 km südöstlich von Perleberg gelegene Burg Grube in der Mark dafür
eingesetzt hat, von der aus die von Quitzow noch im XV. Jahrhundert nach-
gewiesenermassen, z. B. 1447/48, ihre Raubzüge weit nach Mecklenburg hinein
unternahmen.^) Es giebt somit keinen Anlass, die bekannte Bezwingung der
mecklenburgischen, lauenburgischen und märkischen Raubburgen im Jahre
1353 mit der Familiengeschichte der von Grube oder von Maltzan in Ver-
bindung zu bringen.
An die Stelle der von Grube nämlich tritt auf Burg Grubenhagen das
alte Geschlecht der von Maltzan. Es scheint, als wenn es Schulden waren,
welche die erstgenannten zur Veräusserung ihrer Güter brachten. Wann aber
dieser Uebergang von Burg und Dorf Grubenhagen von der einen an die
andere Familie stattgehabt habe, ist nicht genau anzugeben, nach Lisch's
Annahme nicht vor dem Jahre 13 10, jedenfalls aber vor 1364, vielleicht
zwischen 1325 und 1340.*) Denn um 1364 sitzt bereits Ritter Ulrich von
Maltzan (Moltzan) auf Grubenhagen.*) Seit dieser Zeit nun ist die Familie
von Maltzan auf Grubenhagen ansässig geblieben, also weit ins sechste Jahr-
hundert hinein. Nicht so freilich auch auf Kirch -Grubenhagen, denn hier giebt
es von 1828 bis 185 1, also dreiundzwanzig Jahre lang, eine Unterbrechung
durch die Familie Heise (später von Heise -Rothenburg), und 1877 ist Kirch-
Grubenhagen mit Vollrathsruhe und seinen Nebengütern an den damaligen
Oberstleutnant Hubert Gustav Victor von Tiele -Winkler übergegangen, dessen
Familie noch heute im Besitz ist.*)
») M. Jahrb. XVII, S. 340. XLIII, S. 177/178 und 184, Anmkg.
•) Lisch, Gesch. d. Geschl. von Maltzan II, S. 182, bringt mit der Familie von Grube eine
Reihe alter Lehen in Verl)indung, wie Grube bei Hristow und Hohen -Dempzin, Hof und Dorf
Grube zwischen Krakow und Gross -Grabow (seit 1796 Charlottenthal geheissen), Vorwerk Grube
zwischen Krakow und Serrahn, das 1791 See -Grube heisst. Hauptgüter, ausser Grubenhagen,
waren Wangelin und Lipen, die noch zu Anfang des XIV. Jahrhunderts Gruben -Wangelin und
Gruben - Lipen hiessen.
•) M. U.-B. 9256. 9274. 10121. 11491.
*) Die ältere Grubenhäger Linie war bereits 181 5 erloschen. Der letzte seines Stammes
war der Erblandmarschall Cord Jasper Ferdinand von Maltzahn, den sein Schwager von Dannen-
berg am i. December 18 15 im Duell crschoss. Seine Leiche wurde im Gewölbe unter dem Altar
der Kirche zu Grubenhagen beigesetzt. Es war die letzte, die dies Gewölbe aufnahm. 1861
wurde es fest vermauert. — Die übrigen Linien des Geschleclits der von Maltzan und Maltzahn in
Mecklenburg, Pommern und Schlesien konnten ihre Erbrechte auf die Grubenhäger Güter nicht
sofort hinlänglich erweisen, und es trat daher bis zum Jahre 1822 eine Verwaltung unter Sequester
ein. Aber 1822 wurden die Güter freigegeben und auf Anordnung des Grossherzogs Friedrich
Franz I. unter die Familienmitglieder verloost, nachdem sie zu ziemlich gleichen Theilen getrennt
worden waren. Das Patronat wurde auf Vollrathsruhe gelegt, das seit 1759 der Wohnsitz der
Grubenhäger Linie von Maltzahn gewesen war. Bei der Verloosung kam Vollrathsruhe an die
Penzliner Linie von Maltzan, also an die Freiherrn zu Wartenberg und Penzlin, die es 1828 ver-
kauften. 1852 erwarb es der Landschaftsdirektor PVeiherr Karl von Maltzahn zurück. Er baute
die beiden Güter Vollrathsruhe und Hallalit nebst dem Kirchdorf Grubenhagen fast ganz neu
wieder auf. Von ihm stammt auch das Eingangsportal in der Kirchhofsmauer, wie denn überhaupt
die ganze Kirchhofsmauer im Jahre 1857 auf Kosten des Patrons der Kirche erbaut worden ist
(Nach Mittheilungen des Herrn Pastor Hoyer.)
KIKCIIDOKF GKUBENHAGEN. 55
Der Name Kirch-Grubenhagen ist kein alter Name. Denn in dem von
1667 an geluhrten Kirchenbuch heisst das Kirchdorf einfach Kirchhagen, und
erst von 1756 an kommt der Name Kirch-Grubciihagen auf, ein Name, der
dann im XIX. Jahrhundert der herrschende wird. In alter Zeit dagegen ist
Grubenhagen auch der Name für das Kirchdorf (ecclesia in Grubenhagen,
ecciesia in villa Gruben Iiagen, plebanus in Gmbenhagen). Alle älteren Ur-
kunden über das Kirchdorf bis auf eine sollen bei einem Brande des Pfarr-
hauses im XVII. Jahrhundert vernichtet sein.') Man weiss aber doch, dass
dem Orte eine Art von Flecken - Gerechtigkeit zugestanden war, denn es durften
sich hier auf Grund einer Maltzan "sehen Verfügung von 1546 Handwerker
jeder Art niederlassen, auch wurden bis 1886 jährlich drei Märkte abgehalten.'}
Blick anf die Kirch« lU Grubenhagen.
Alte Filial- Kirchen oder Filial -Kapellen der Kirche waren die von
Gross -Luckow und Klocksin. Aber von beiden heisst es im Visitations-
Protokoll von 1648, dass sie in den Kriegsjahren vernichtet worden seien.
1786 dachte man /.war an einen Wiederaufbau der Kapelle in Klocksin, aber
es kam nicht dazu.
Als Kirche im Lande Circipanien gehört Kirch-Grubenhagen selbst-
verständlich üur Kamminer Diöcese. Aber es wird das ausserdem durch eine
Urkunde vom 16. August 1494 ausdrücklich bezeugt, in welcher Bischof Bene-
dikt von Kanimin, der an diesem Tage selber in Gmbenhagen anwesend ist,
eine Schenkung Wedeges von Malt:^an an die Kirche, bestehend in anderthalb
Hufen zum Zweck einer Seelenmessen-Stiftung, bestätigt.*)
Im Jahre 1288 wird der Pfarrer Dietrich genannt (»plebanus in Gruben-
liagen*). Der nächste, welchen wir urkundlich zwischen 1399 und 1439 kennen
lernen, ist der Pleban Heinrich Weltzin.*) Dass aber ausser dem Pleban noch
■) Nach schriftlichen und mUnclUchen Mitlheilungen des Herrn Poslor Iloyer.
*) Lisch, M, Jahrb. XXIV, S. 59.
*) Lisch, M. Jahrb. XXIV. S. 63/64. Diese Hufen sind als Pfarrantheil vom Hofe ni Vnll.
riilisruhe in Erbpacht genommen worden.
*) Schröder, l'api^t. Meckl., S. 1674. 1978.
56 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Vikare da waren, ersehen wir aus der angezogenen Urkunde des Bischofs von
Kammin (plebanus . . . cum vicariis suis). Und aus Akten des XVI. Jahr-
hunderts ergiebt sich, dass der Pleban deren vier zur Hülfe hatte, für die es
auch vier besondere Häuser gab.^) In der nachreformatorischen Zeit tritt statt
der Vikare ein Diakon dem Pastor an die Seite. Aber nach dem dreissig-
jährigen Kriege und dem Untergange der Filial -Kirchen in Klocksin und
Gross -Luckow verschwindet auch dieser. Am i6. August 1543 schreibt
Dr. Martin Luther an seinen gelehrten und theuren Freund Dietrich Maltzan,
dass er ihm für den sei. Pfarrer Balthasar einen anderen senden werde, und
zugleich mit dem Briefe trifft Mag. Johannes Frisius ein. An dessen Stelle
tritt von 1546 bis 1551 Sebastian Bock, unter welchem 155 1 von einem un-
genannten Diakonus die Rede ist. Ungefähr 1 560 folgt Mag. Martinus Brasclie
(f 1592). Zu seinerzeit wirken neben ihm die Diakoni Thomas Schult {1580)
und Johannes Capobus (1581). Von 1593 bis 161 2 folgt Pfarrer Eberhard
Westerhausen, und neben ihm werden die Diakoni Joachim Colberg und Johann
Bolte genannt. Von 161 3 bis 1625 folgt Mag. Sebastian Peschelius, unter dem
Johannes Kohlhof als Diakonus wirkt. An die Stelle des Peschelius tritt
Simon Rhode (Rhodius). und an Kohlhof 's Stelle, dessen 1629 als eines Ver-
storbenen Erwähnung geschieht, wird Heinrich Otto (Otte) gesetzt: der letzte
Diakon. Von 1635 bis 1641 werden keine Pfarr- Register gefuhrt, angeblich
in Folge der Kriegszeiten, vielleicht auch deshalb nicht, weil Simon Rhode
bereits todt war, wenngleich auf der Prediger -Tafel in der Kirche zu Gruben -
hagen sein Todesjahr mit 1638 angegeben wird.*) 1640 folgt Christophorus
Bertram, unter dessen Pastorat 1648 eine Kirchen -Visitation stattfindet. Er
lebt bis 1660. 1662 ist das Pfarrhaus abgebrannt, der Pastor Joachim Rhode
wohnt in der Kapellanei und ist (nach dem Visitations- Protokoll von 1662)
bereits drei Vierteljahre in officio gewesen: er ist der Sohn des Simon
Rhodius. Es folgen nun Joh. Lüning I von 1676 bis 1709, Joh. Lüning II von
1707 bis 17 II (Anfangs als Substitut) und Joh. Christoph Wendt von 171 1
bis 1738. Nach elfjähriger Vakanz, in Folge langen Patronatsstreites zwischen
dem von Bassewitz auf Klocksin und den von Maltzan auf Schloss Gruben-
hagen, folgen von 1749 bis 71 Wilhelm Studemund und von 1773 bis 181 1
Joh. Christian Beeck. Ueber ihn und seine Nachfolger im XIX. Jahrhundert
s. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die dem Typus der Kirchen des Ueberganges vom romani-
schen zum gothischen Stil in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts folgende
alte Kirche stellt sich mit ihrem dreischiffigen Langhaus und einem aus Feld-
steinen erbauten Chor sammt dem in den Innenraum hineingezogenen massigen
Thurm als ein stattliches Gebäude dar, dessen alter Bestand freilich gründlich
>) Lisch, M. Jahrb. XXIV, S. 56. 59.
') In dieser Zeit des Krieges und der Pestilenz war der Bauern- und Kossatenstand der
gesammten Gemeinde von Kirch -Grubenhagen von achtundneunzig bewohnten Gehöften auf —
fünf! bewohnte Gehöfte zusammengeschmolzen: vgl. Groth, M. Jahrb. VI, S. 135.
KIRCHDORF GkL'BENIIAGEN, 57
verändert ist. Die Fenster im Schiff erscheinen als ältere romanische Schlitz-
foniien, im Chor aber als jüngere breitere gothische Lichtöffnungen, die ihre
Ursprünglichkeit nicht bewahrt haben. Der Innenraum des Thurmes ist mit
einem Kreuzgewölbe geschlossen, das Langhaus dagegen liat eine neuere Holz-
decke, die von dem Dachbodenraum so viel wie möglich mitnimmt. Der
durch einen schweren Triumphbogen in Form eines gedrückten frühgothischen
Spitzbogens vom
I^nghaus ab-
getrennte Chor,
dessen Ostwand
ursprünglich glatt
abschloss, ist
gleich dem Thtirm
mit einem steiner-
nen Gewölbe aus
Kalkluff ge-
schlossen, der aus
Ablagerimgen
herstammen
muss, die sich bei
Teterow und
Gorschendorf ge-
funden haben.'}
Seit 1861 ist der
Chor um eine
polygone Apsis
vergrössert wor-
den, durch deren
Anlage der ur-
sprüngliche Cha-
rakter der Kirche
eine Einbusse er-
litten hat.') Die
,. . die Decke des
Inneres der Kirche lU Gnibenhagen. ., , _
Mittelschiffes
tragenden neuen Säulen sind von Holz. Unter dem Chor ein Grabgewölbe
der Familie VON MALTZAN ■ Grubenhagen, jetzt aber vermauert (s. o.), und unter
der neuen Apsis ein gewölbter Raum, der als Leichenkammer benutzt wird.
Der Altaranfsatz, sowie der Patronats- und Pfarrstnhl im Chor sind Innere Kin-
neugothisches Schnitzwerk aus Eichenholz. Das Altargemälde, Christus am ricluimg.
') Lisch, M. Jahrb. XXVII, -S, 124,
"} Li»ch, M. Jahrb. VIIIB, S. Iä8, beschreibt noch die alten Choifc.i^ter al^ schmale, leise
eespiUte Feniter mit schräge eiiiEehenden unge|;liederlen Wänden,
58
AMTSGERlCinSDEZIRK TETEROW.
Kanzel.
Zurück-
gesetzte
Schnitz-
werke.
Gedenk-
tafel.
Maltzalin-
sehe Epi-
taphien.
Kreuz, daneben Johannes und Maria, ist von Professor Kaselowsky in der Art
und Weise Pfannschmidt's und der Neu-Nazarener ausgeführt.
Die von der Figur des Moses getragene Kanzel ist im Jahre 1707 von
dem Bildhauer Johann Vieregge aus Rostock geschnitzt. In den Füllungen ver-
schiedene Darstellungen, wie Christus mit der Sünderin beim Mahl des Simeon,
Christus in Gethsemane, Christus am Kreuz und Magdalena am Fuss des
Kreuzes, Christus als Salvator mundi und als Richter.
In der Sakristei ein zurückgesetzter Altaraufsatz ^) und über ihm ein
geschnitzter Krucifixus aus jüngerer Zeit. Ferner auch auf dem Glockenboden
der Rest eines geschnitzten Krucifixus.
Neben der Kanzel eine grosse Gedenktafel der seit der Reformation thätig
gewesenen Pastoren, die, nach Angabe in der Unterschrift, 1728 angefertigt
worden ist. Sie stimmt freilich nicht ganz mit dem geschichtlichen That-
bestande (s. o.).
Im Altarraum ferner zwei grosse Maltzahn'sche Epitaphien in üppiger
Harockschnitzerci, mit reicher Vergoldung und Polychromie. In der Nordost-
ecke, neben dem Altar, das des ADOLF FRIEDRICH VON MOLTZAN, geb.
1622 zu Grubenhagen, gest. 1697 zu Wien. Im Mittelfelde das Maltzan'sche
Wappen mit Löwen als Schildhaltern und umgeben von sechs allegorischen
Figuren: FORTITUDO, SPES, FIDES, CARITAS, JUSTITIA und SAPIENTIA. Ganz
oben die Gestalt Christi, dessen Fuss oberhalb des Hauptes eines knieenden
Ritters erscheint. Unten eine lange lateinische Inschrift mit Angaben über die
Lebensstellungen und Charaktereigenschaften des Verstorbenen.
DOMINO DN. A«F*DEMOLTZANGENERISANTIQUITATEVIRTUTUM DIG-
NITATE ERUDITIONIS CLARITATE ACTORUM ET CONSILIORUM FELICI-
TATE VARIARUMQUE LINGUARUM SCIENTIA LONGE EXCELLENTISSI-
MO EQUm MECKLENBURGICO DN • IN GRUBENHAGEN ET BOECKE
ORDINIS EQUESTRIS SENATORI PROVINCIALI ASSESSORI SUPREMO
JUDICII PROVINCIALIS GRAVISSIMO DUCATUS MECKLENBURGICI :MA-
RESCHALLO HEREDITARIO IN DUCATU VANDALORUM : FIDE SPE
CHARITATE ET RELIGIONE EVANGELICA AD FINEM CONSTANTISSIMO
INGENII SUBTILITATE PRUDENTIAE RARITATE CORDIS PIETATE VITAE
INTEGRITATE MORUM GRAVITATE SPLENDIDISSIMO MENTIS HUMILI-
TATE ORIS SUAVITATE ANIMI GENEROSITATE DOCTRINAE ERUDITIONE
ECCLESIAE ET SUBDITORUM FAVORE LAUDATISSIMO NATO GRUBEN-
HAGI 1622 D • 15 • NOVEMB • MORTUO VIENNAE 1697 D • 16 • APRIL •
In der Südostecke, neben dem Altar, das Epitaphium des VOLLRATH
LEVIN VON MALTZAHN, Schwiegersohnes des vorigen. Die Tafel gleicht der
*) Dieser alte Altaraufsatz, ein Werk des Barockstils, war eine Stiftung des VoUrath Levin
von Multzahn und seiner dritten Gemahlin Ilse Mnrgarethe von Grombow aus dem Jahre 1706.
Vgl. Inventar von 181 1.
KIRCHDORF GRUBEN! lAGEN.
60 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
vorbeschriebenen, nur sind die Nebenfiguren keine Allegorien, sondern Apostel
und andere Heilige. Unten ebenfalls eine lange lateinische Inschrill mit der
Angabe des Geburts- und Todestages.
MEMORIAE DIVAE INGENUAE PERILLUSTRIS AC GENEROSSISSIMI DNI ■
DN* VOLRATH LEV1N A MOLTZAHN VETUSTA QENTE VIRTUTE ET FIDE
QUI CONSILIIS ET PIETATE
NATIVO DUCATU1 ITA PRAE-
FUIT UT QUEM NATURA
MARESCHALLUM HAERE-
DITARIUM EUM MERITA |
CONSILIARIUM FACERENT
PROVINCIALEM FAMILIAE
SECUNDUS CONDITOR
SENESCENTEM NON GLO-
RIAM QUAE PER TOT
SECLA SERENA FULSIT
SED FORTUNAM RESTAU-
RAVIT MULTORUM ET TO-
GATAS ET SAGATAS ELUSIT
INJURIAS ELIDENDO AVIDA
EXTRANEORUM DESIDERtA
INHIANTIUM SEDIBUS PA-
TERNIS AVITI5QUE ET FE-
LICI IMPRIMIS OMINE AN-
TIQUAM HANG DENTIS
SUAE SEDEM VINDICAVIT
SIBIQUE ET SUIS CON-
FIRMAVIT . NATUS A • 1626
D • 28 OCTOBR . DENATUS
A 1700 D. 22 JULIJ •
EX TRIBUS CONJUQIBUSt
ILSA METTA AB HAHNEN
DOROTHEA SOPHIA A
MOLTZAHN EN • HOC
MONUMENTUM POSUIT •'"^"""= """ """"""■ «'"'■ ^°" "" Schulenburg.
SUPERSTES TERTIA ILSA MARGAR : A GRAMBOWEN .
Im Altarraum der Grabstein der Frau KATHARINA, LEVIN'S VON DER
SCHULENBURG Tochter, vermählt in erster Ehe mit VICKE VON DEM BERGE,
in zweiter mit CHRISTOFFER VON MALTZAHN. Die stark vertretene Inschrift
ist heute nicht mehr so gut zu lesen, wie vor sechzig Jahren, als Lisch sie
aufzeichnete. Sie lautet voll ausgeschrieben: ANNO 1582 DEN 12 • APRILIS
UMB 4 UHR VOR j MITTAGE IST DIE EDLE VND VILTHUGENTSAME CATARINA
LEVINS VAN DER SCHULENBVRGK DOCHTER IN GOT DEM | HERN SELICH
KIRCHDORF GRUBENHAGEN.
6l
ENTSCHLAFFEN NACHDEM SY MIT IHREN | ERSTEN EHMANNE II KINDER
GHEZEUGET ALS FRITZ VAN BERGEN VND ILSE VAN BERGEN DIDERICK
MOLTZANS EHELICHE HVSFROUWE. In den Ecken oben das Schuienburg'sche
und Quitzow'sche Wappen, unten das der von dem Berge und der von Arnim;
unmittelbar über dem Haupte das der Verstorbenen und ihrer beiden
Ehemänner.
Ausserdem zwei Grabsteine,
deren Inschriften heute kaum
mehr zu entzifTem sind, deren
einen aber Lisch noch im Jahre
1862 sehr gut zu lesen ver-
mochte. Er ist at^ebildet in
der Geschichte des Geschlechts
der von Maltzan, Band III,
S. 268. Voll ausgeschrieben
lautet die Inschrift:
^nno bQminf mcccclijr | ht
bemt bflQlge bonatf ciif^cajii
ofiiit alrfru^ moltfan taaniiie
Ocu I fieiigciggen mtirfi^alftl
bei: gereii to meßelenftori^
biibe fieate fiiie j^iifbrohie
be Qot gnebii$ f1.
Von dem dritten Stein war
nur noch zu lesen : ^IltlO
bomtiii mccc(lj;)C)c 0
An der Südwand hängen
die lebensgrossen Bilder der
Pastoren LÖNING (1667-1709),
WENDT (1711 — 1738} und
STUDEMUND (1749— 1771), alle
drei mit längeren lateinischen
Unterschriften, weiter auch noch
eatc das Brustbild des Pastors KAVSEL
(1812—1852).
Im Thurm drei Glocken, alle drei umgegossen im Jahre 1851 von
F. Schünemann in Demmin.
Die Vorgängerinnen dieser drei Glocken waren sämmdich von Martin
Hslntze in Perleberg gegossen worden (1668 und 1671) unter den Patronen
Herzog Adolph Friedrich sowie Dietrich und VoUrath I.evin Gevettem von
Maltzahn, dann aber tlieÜs 1720 und 1721 unter dem l'atronat des Herrn
') M. Jahtb. Vlim. S. 129/130.
62 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Levin Joachim von Maltxahn, Erblandiiiarschalls und Erbherrn zum Gruben-
hagen, theils 1753 unter dem Patronat des Erblandmarschalls Vollrath Levin
von Maltzahn umgegossen worden. 1720 und 172 1 war der schon oft ge-
nannte Michael Begun der Giesser, 1753 Gottfried Wosack in Stralsund.
Kleinkunst- Kleinknnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss,
werke. von 1698, mit dem Güstrower Stadtzeichen G und dem hier undeutlich ge-
wordenen, aber auf der zugehörigen Patene wohl erhaltenen Meisterzeichen W
des Heinr. Hölscher (1658 — 1706). — 3. 4. Silbervergoldeter grösserer Kelch
auf achtpassigem Fuss, ohne Inschrift, wahrscheinlich 17 12 gestiftet. Güstrower
Arbeit mit dem Meisterzeichen A R des Abraham Ratke, dessen Thätigkeit von
1706 an nachzuweisen ist. Auf der zugehörigen Patene weder Stempel noch
Inschrift. — 5. Silbervergoldeter Kelch von sehr schöner Treibarbeit, ur-
sprünglich kein kirchliches Geräth, sondern ein profaner Deckel -Willkomm.
Am Fuss das eingravierte Maltzan'sche Wappen mit V L M.*) Rostocker
Stadtstempel, dazu der Meisterstempel ^Rj, der dem um 1632 nachweisbaren
Meister Hans Klein II angehören wird. — 6. Silberner Kelch auf sechspassigem
Fuss, gestiftet von D»E v»W«g«H 1740 i«d»G«K»*) Güstrower Arbeit
von dem Goldschmied Caspar Johann Livonius: JcTl}- — 7 — 9- Silberner
Krankenkelch, Güstrower Arbeit von dem schon genannten Heinrich Hölscher,
gestiftet von ELISABETH CAPPELLEN • WITWE MOLTZANEN. Dazu Patene
und Dose. — 10. Silbervergoldete runde Oblatenschachtel mit der Inschrift:
ZU GOTTES EHRE HABE ICH ANNA MARGRETHA MALZANN GEBORNE VON
BÜRKHOLZEN_DIESE OBLATENSCHACHTEL IN DIE GRUBENHAGER KIRCHEN
VOREHRET AO 1665. Zeichen B (zweites Zeichen undeutlich). — ii. Silber-
vergoldete längliche Oblatenschachtel, grösser als die vorige, mit der Inschrift:
ZU GOTTES EHREN! CHRISTINA WILHELMINA VON MOLZAHN, GEBOHRNE
REICHS- FREY : VON LÖWEN ANNO 1726. Güstrower Arbeit von dem schon
genannten Andreas Ratke. — 12. Neue silberne Abendmahlskanne. Wagner-
Berlin, 1857. — 13. Neue Taufschale von F. LIppold- Malchin, gestiftet 1857
von A. FREIH. V. MALTZAN und LOUISE V. MALTZAN, geb. V. TREUENFELS,
auf Gross-Luckow. — 14. Becken, in Messing getrieben, gestiftet 17 14 von
CHARLOTTE ELISABETH FREDENHAGENS, DAVID STINTMANS EHEFRAU. -
15. 16. Zwei zinnerne Becken, das eine 1653 von MARIE >-*>^-^ ^'^•^^^
RESEN, Güstrower Arbeit (nebenstehendes erstes Zeichen). \ JCuT/ \ ^^ ^^ /
das andere 1765 von einem Ungenannten (nebenstehendes i^\\ i B J
zweites Zeichen). — 17. Klingbeutel, mit dem in Silber ^ "^
gestickten Maltzan- Löwen 'sehen Allianzwappen. Am Rande die Initialen
L J V M und C W V L (s. o. unter 1 1). — 18—21. Vier schöne Vela mit Gold-
.stickerei aus neuerer Zeit.
* * *
*) Kein anderer als jener Vollrath Levin von Maltzahn, dem das zweite Prunk - Epitaph ge-
stiftet worden ist.
') Der Schluss soll heissen: »in die Grubenhäger Kirchec sc. gestiftet.
i
^
w
m
Ehemaliger Witlkomni als Kelch der Kirche la GrubenhagsD.
GUT UND EHEMAUGES KIRCHDORF SCHORSSOW.
63
In Schloss-Grttbenhagen steht noch eine Mauerwand des alten Maltzahn-
schen Schlosses. — Auf dem früheren Schlossplatz findet sich der Eingang
zu einem unterirdischen Gange, der wegen Gerölls und schlechter Luft noch
nicht hat erforscht werden können. Ob er weit fuhrt — der Sage nach bis
zur Kirche in Grubenhagen, zwei Kilometer vom Schloss Grubenhagen ent-
fernt — ist zweifelhaft.
* ♦ *
Im Garten des Herrenhauses zu Gross -Luckow steht eine alte Granit-
Fünte, welche der im zweiten Bande der mecklenburgischen Kunst- und Geschichts-
Denkmäler am Schluss des Amtsgerichtsbezirkes Wismar abgebildeten, jetzt
im Schlossgarten zu Wiligrad stehenden Fünte sehr ähnlich ist. Nach einer
Mitiheilung des Herrn Baron von Maltzan auf Schloss Grubenhagen ist der
Untersatz in der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts durch Ankauf von einem
Bauern in der Gegend von Sternberg nach Gross -Luckow gekommen, das
Becken aber, das schwache Bogen -Verzierungen zeigt und an dem früher ein
eiserner Reifen befestigt gewesen ist, wurde in dem Fundament eines alten
Gebäudes auf dem Nebenhofe Bartz gefunden.
Schloss-
Gruben-
hagen.
Gross-
Luckow.
Dorfes.
Das Gut und ehemalige Kirchdorf Schorssow.')
|as Gut Schorssow liegt sowohl unmittelbar an einem kleineren See, der Geschichte
zum Gute selbst gehört, als auch zugleich an dem westlichen Ende des ^^s
malerisch eingebetteten grossen Malchiner Sees, dessen Längenachse die Richtung
von Nordost nach Südwest innehält. Schon in der zweiten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts ist das theilweise auch von Bauern bewohnte Dorf Schorssow im
Besitz der Maltzan (Maltzahn, Moltzan). *) Höchst wahrscheinlich aber haben
sie es von längerer Zeit her. Die beiden Brüder, die in den siebenziger Jahren
als Herren von Schorssow auftreten, nennen sich Moltzan und Hinrick Moltzan,
Herrn Hinrickes Moltzans Söhne, eines Ritters von Schorssow.') Dass der auf-
fälliger Weise immer ohne Vornamen genannte Knappe Moltzan zu den be-
deutenderen werleschen Vasallen gehört, beweist der über Rechte und Einkünfte
aus dem Lande Malchin zwischen ihm und den beiden Fürsten Lorenz und Johann
vonWerle geschlossene Pfandvertrag vom i. Novbr. 1375.*) In einer Urkunde
vom 7. Juni 1378 bezeichnet ihn Fürst Johann von Werle als seinen Marschall. ^)
') 10 km südlich von Teterow. Die ältesten Formen des Namens sind Schorsowe, Schortzow,
Scorsowe» Scortzowe. »Ort des Skores«: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 130.
*) M. U.-B. 10334. Vor dem dreissigjährigen Kriege werden hier elf Kossäten gezählt:
Groth, M. Jahrb. VI, S. 135.
*) M. LVB. 10643.
*) M. U.-B. 10 791. Lisch, Geschl. M. II, S. 61. 254.
*) M. V.-B. II 113.
64 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Auch begegnet er uns in einer grossen Anzahl von Urkunden, in denen es
sich öfter um werlesche Staatsaktionen handelt, als Zeuge.*) Das ändert aber
nichts an der gegen theiligen Auffassung der Lübecker, die ihn im Jahre 1385
in ihr Verzeichniss der mit Krieg zu überziehenden »Raubritterc aufnehmen,
die wendischen Städte, darunter auch Malchin, in ihren Bund hineinziehen
und vereint mit diesen ungefähr zwanzig Berchfride und befestigte Höfe be-
zwingen. Wie bei diesem Anlass, oder auch bald darauf aus anderen Gründen,
Maltzan von Schorssow von den Malchinern im Dorfe Faulenrost erschlagen
wird, wie Fürst Johann von Werle daliir eine Sühne fordert und diese Sühne
von den Bürgern geleistet wird: das alles ist durch Urkunden und Chroniken
aus jenen Tagen klargelegt und braucht hier nicht ausfuhrlicher erörtert zu
werden. *) Die von Maltzahn halten sich, drei verhältnissmässig kurze Unter-
brechungen abgerechnet, eine durch ihren Schwager Arnd Höbe von 1447 an,
die andere durch ihren Schwager Volrath Preen in der ersten Hälfte des
XVI. Jahrhunderts und die dritte durch zeitweise Verpfändung während einer
Vormundschaftsperiode von 1596 an, auf Schorssow bis in die vierziger Jahre
des XVII. Jahrhunderts. ') Am 8. Februar 1645 erhält der Lübecker Bischof
Herzog Hans von Holstein den Konsens zu einem auf dreissig Jahre mit den
von Maltzan abgeschlossenen Pfandkontrakt über Schorssow c. p. Bülow und
Tessenow. Von ihm aber kommen diese drei Güter, auch Ziddorf, schon um
die Mitte des XVII. Jahrhunderts an die von Moltke*), die bis 18 16 darin
bleiben. Ihre Rechtsnachfolger sind: 1817 Oberamtmann Georg Karl Friedr.
Siebmann, 1823 Louise Gräfin von Hahn (Friedrich Graf von Hahn), 1835
Gräfin von Voss, geb. Gräfin von Hahn (Felix, Graf von Voss), und 1891 der
Oberstleutnant von Thiele -Winkler, in dessen Familie die Güter heute noch sind
mit Ausnahme von Tessenow und Ziddorf, welche jetzt zu dem Gräfl. Bassewitz-
schen Grundbesitz gehören.
*) M. U.-B. 10503. 10583. 10672. 10678. 10763. 10764. 10791. 10857. 11004. 11009.
II 068. II 089. II 093. II 114. II 155. II 261. II 329. II 383. II 399. II 403. II 424. II 535.
*) M. U.-B. 1 1 665, Anmkg. Vgl. Lisch» Geschl. Maltzan II, S. 337 — 345. 355 — 358. M.
Jahrb. XV, S. 6i. 62. XXXVIII, S. 176. Chroniken der niedersächsischen Städte, ed. Koppmann,
I, S. 588 89. II, S. 264. »In deme siilven jare voreneden sik de van Lubeke mit konink Albert
van Sweden, vnde de konink toch darto sine stede Rostok vnde Wismar. Desse togen mit her-
schilde vnde mankraft to vordervende de rovere, de de Straten roveden vnde ok andere roverie
deden, wor em dat steden künde. Hovellude desser rovere weren: Moltzan van Scortzowe, Hen-
neke Mallin van Ghomtowe, Hinrik van Bvlowe van deme Prensberge, Hinrik Bvlouwe van
[C]ritz[owe], Tideke Bulowe van Radem. Dessen wannen se ere slote vnde ere vestene af vnde
breken se vnde woU XX gude berchvrede vnde vaste hove. De sake, dar dit mest umme schach,
was, dat de stratenrovere de ko vor Molne nemen, de de van Lubeke vordeghedingheden.« —
Das Chronikon Ruf! hebt allein den Gömtower (Kriedrichsruher) Mallin aus der Reihe heraus,
spricht von dreissig zerstörten Berchfriden und setzt hinzu: »De dar gud hadden to verlesende,
de geven sik an gnaden des koninges vnd der stede und worden entvangen to gnaden. Se zworen
truwe to holden vnde behelden ere gud.«
•) Ueber Arnd Hohe s. Lisch, Geschl. Maltzahn IV, S. 505/6 (ürk. 863). Ueber die Ver-
pfändung von 1596 an vgl. Lisch, Geschl. Mahn III, S. 246. 250.
*) Konsens vom 5 Juni 1652.
GUT UND EHEMALIGES KIRCHDORF SCHORSSOW. 65
Die Kirche zu Schorssow wird am 25. März 1403 zum ersten Mal ur-
kundlich genannt, als Hinricus Moltzan fiir das Seelenheil seines erschlagenen
Bruders Moltzan eine Vikarei stiftet und deshalb einen eigenen Altar errichten
lässt^) Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass die Kirche zu Schorssow
eine Filia der Mutterkirche zu Dahmen ist. Da nun die Ruinen der Kirche
noch heute den Stil der alten Feldsteinkirchen des XIII. Jahrhunderts mit
geradem Chorschluss erkennen lassen, so können wir annehmen, dass das an-
g^ebene Verhältniss zu Dahmen um 1403 schon gegen anderthalb Jahr-
hunderte von Bestand gewesen war. So bleibt es auch noch gut weitere
hundert Jahre. Aber zur Zeit des lang dauernden heftigen Streites der Maltzan
mit ihrem Schwager Volrath Preen, der sich als Gemahl der Erbjungfer Anna
von Maltzan auf Schorssow in den Besitz des Gutes gesetzt hatte, ändert sich
die Sache gründlich. Man ersieht aus den Akten, im Besondern aus den
Frageartikeln wegen der Besitznahme des Gutes, dass Volrath Preen in
Schorssow, wie man zu sagen pflegt, das Oberste zu unterst und das Unterste
zu oberst gekehrt und schon vor 1520 die schön gewölbte und mit einer
Orgel versehene Kirche, ohne darnach zu fragen, hatte einreissen lassen.*) So
ist es denn auch zu verstehen, dass, während 1507 noch ein Schorssower
Vikar Jakob Meyer urkundlich angetroffen wird, im Visitationsprotokoll
von 1541 von einer eigenen Kirche keine Rede mehr ist, sondern Schorssow
schon als zur Parochie Bülow gehörig verzeichnet wird, wohin es Volrath Preen
als Patron und zugleich als Besitzer des Gutes und Dorfes Bülow im Namen
seiner Hausfrau Anna eigenmächtig gelegt hatte.*) So erklärt es sich ferner,
dass etwas über hundert Jahr später, nämlich im Visitationsprotokoll der
Bülower Kirche von 1648, zu lesen ist, dass die Filialkirche zu Schorssow vor
vielen Jahren niedergefallen, eine von ihren drei Glocken widerrechtlich, d. h.
ohne Konsens des Landesherrn als obersten Biscliofes, im Jahre 1604 durch
Bernd Ludolf Moltzan nach Rambow versetzt, und an Stelle der Schorssower
Kirche, die (hier tritt nun der Irrthum ein, weil man von dem alten Ver-
hältniss zu Dahmen nichts mehr weiss) einst Mater gewesen, die Kirche zu
Bülow als Mutterkirche getreten sei.
*) Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 36 — 39. Der Satz der von einem Schweriner und einem
Kamminer Geistlichen beglaubigten Urkunden - Abschrift, auf den es hier ankommt, lautet:
prefatam vicariam .... feci et facio ordinanter annuatim ad quoddam altare in ecclesia Schorsovv,
qoe est filia ecclesie parrochialis Damen, dotandum (nicht dotandam), quod (nicht ({ue) in honore
omnipotentis dei, beate Marie virginis genitricis ejus necnon decem milium martirum ac sanctissime
Katerine virginis constnixi In Folge dieser abschriftlichen Versehen bezieht Lisch das,
was den Altar angeht, auf die Kirche und lässt diese um 1400 erbaut sein. Dass Lisch Anfangs
kein richtiges Bild von der Kirche hatte, ist auch aus dem Vergleich von M. Jahrb. VI B, S. 104,
mit dem zehn Jahre späteren Text in der Gesch. des Geschl. v. Maltzan III, S. 39, Anmkg., zu
eikennen.
*) Lisch, Geschl. v. Maltzan III, S. 489—496 (Urk. 854—856). IV, S. 391/92 (Urk. 805).
S. 476—480 (Urk. 850). V, S. 105/6 (Urk. 935). S. 203/4 (Urk. 984). S. 225/26 (Urk. 997).
•) Das Patronat von Schorssow finden wir u.a. im Jahre 1475 in Maltzan'schcn ILHnden:
Ijsch, Geschl. v. M. III, S. 391. Der Altar der Vikarei führt damals den Namen des hl. Märtyrers
Eraamus, der vor den übrigen Märtyrern, denen er gewidmet war, den Vorrang errungen.
5
66
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Alte
Kirche.
1403 wird Hermann Maltzan, der den geistlichen Beruf ergriffen hat,
Inhaber der neu gestifteten Vikarei. 1475 ist der Vikar Nikolaus Dupow
gestorben ; an seine Stelle tritt der Priester Otto Reme, und diesem mag
nachher der schon genannte Jakobus Meyer gefolgt sein, der möglicherweise der
letzte war. Alle diese Geistlichen haben wir als zur Kamminer Diöcese gehörig
anzusehen. Mitten in Circipanien gelegen, wie alle Kirchen auf der Nordseite
des Malchiner Sees, kann sie schon gar nicht anderswohin gewiesen werden.
Als Filia der alten Kirche zu Dahmen (Damen) nimmt sie überdies Theil an
den urkundlichen Erweisen, welche für die Zugehörigkeit dieser Kirche zur
Kamminer Diöcese schon aus dem XIII. Jahrhundert beizubringen sind.^) Seit
Volrath Preen's Zeit gehört wie bemerkt, Schorssow zur Bülower Kirche.
In der alten Kirche, der Ruine am Haussee, hängen in einem Glocken-
stuhl zwei Glocken. Die ejne hat die Jahreszahl ANNO 1696 und im Felde
die Inschrift: ERENTREICH V • MOLTKEN CATHAR • HEDW • V • VOSSEN M •
MARTIN KOPPEN PAST • HINRICH KAESSIN JOCHIM GRIFHANKE JOCHIM
BASSE : VORSTEHER • M • ERNST SIEBENBAUM AUS ROSTOCK HAT MICH
GEGOSSEN. Die Glocke ist jetzt gerissen. — Die zweite Glocke hat
in grösseren Zwischenräumen die Buchstaben: £1 U C (1) 0 C • tll \l C i \l«
(^11110 Cgriftf inbMb). Im Felde das nebenstehende Giesserzeichen.
W"
Das Inventar von 1 8 1 1 erwähnt auch eine kleine Glocke zu Ziddorf,
welche 1750 unter dem Patronat des Eberhard Friedrich Ehrenreich von Moltke
und dem l'astorat des VoUrath Dietrich Drepper zu Bülow aus einer älteren
Glocke umgegossen war.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf BUlow.')
JBSis 1372 (oder auch bis 1373) ist Volrath Hanensce der Besitzer eines oder
^=^ auch des grössten Theiles vom Gut und Dorfe Bülow, wie man an
seinen letztwilligen Bestimmungen zu Gunsten des dortigen Kirchherrn wahr-
nimmt. Auch sieht man, dass zu jener Zeit noch eine ganze Anzahl deutscher
Bauern dort wohnen.^) Diese werden erst durch den dreissigjährigen Krieg
hinweggeräumt. Bis dahin zählt man immer noch sechzehn Höfe, nämlich
zwölf Vollbauern und vier Kossäten.^) An Hanensee's Stelle aber treten ein
Jahr später die von Moltzan auf Schorssow. Sie einigen sich mit der Stadt
Malchin über denselben Kamp in oder vor dem Dorfe, den schon Volrath
Hanensee der Stadt zum Trocknen ihrer Netze überlassen hatte.*) Ueber
») M. U.-B. 439. 758.
') 12 km südlich von Teterow, unmittelbar am Malchiner See.
Kühnel, M. Jahrb. XLVI, .S. 31.
■j M. U.-B. 10271.
*) Groth, M. Jahrb. VI. S. 135.
») M. U.-B. 10643.
»Ort des Bul, Balac
GUT UND KIRCHDORF BÜLOW. 6^
dritteliaib hundert Jnlire bleiben sie die Herren.') Als sie aber gegen die
vierziger Jahre des XVII. Jahrhunderts das schöne Gut und Dorf Schorssow
an den Bischof von Lübeck, den Herzog Hans zu Holstein, verlieren, da haben
die Güter Bülow und Tessenow als Pertinenzen von Schorssow bis 1816 das-
selbe Schicksal. Es folgen nämlich hier wie dort um die Mitte des XVII.
Jahrhunderts die von Moltke im Besitz. 1816 übernimmt Joh. Heinr. Degener
das Gut Bülow,
1845 Joh. Ad.
Karl Christian
Erbrecht,
1859 der Ma-
jor a. D. W.
E. B, von Bü-
low und 1890
der Oberstleut-
nant V, Thiele-
Winkler, der
es wieder mit
Schorssow wie
in alter Zeit
vereinigt hat.
Heute ist Ra-
ban von Thiele-
Winkler der
Herr von Bü-
low, Schorssow
und Carlshof
bei Hohen-
Demzin.
Das Patro-
nat der Kirche
zu Bülow
„. . „., schenkt Chri-
Kirche zu UUlow.
stoffer, Fürst
zu Wenden und Herr zu Werle, schon im Jahre 1423 seinem Marschall Ulrich
Maltzan.*) Von da an hadet es am Besitz von Bülow.
Namen von mittelalterlichen Geistlichen sind bis jetzt nicht bekannt
geworden, 154'. ^'s der vielgenannte Volrath Preen das Patronat innehat,
ist Heinrich Schwieger (Tacitus) Pastor zu Bülow, Zu seiner Parochie gehören
damals ausser Bülow die Dörfer und Güter Schorssow, Tessenow, Bristow,
'1 Wie Volrath Preen im XVI. Jahrhundert eine Zeit lang den Beäiti erzwingt, siehe bei
ihomow. Vgl. Lisch, Gesch. des Geschl. v. M. III, S. 391 und 491 (Urk. 805 und 855).
*) Vgl. Akten im Grossh. Archiv, betr. Erbiandmarschallamt im FUrstenthum Wenden. Im
Besonderea Evers, Nachrichten etc., S. 77.
AMTSGERlCHTSbEZIRK TETEROW.
Ziddorf. Karstorf dagegen, das früher auch dabei gewesen, hat Achim
von der Osten auf Hohen-Demzin davon abgenommen. Schwieger's Nachfolger
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1
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ITb ^ ^L
Kirche zu BQIow.
'■ ' ' I I I I I
Nach Zeichnungen von Prie
■wvo^Ce^r^-
GUT UND KIRCHDORF WÜLOW.
69
Johann Ricke wird wegen zeitweiser Geisteskrankheit 1590 entlassen. 1591
folgt Erasmus Haischacht. Um 1608 finden wir dort den Pastor Arnold
Stappenbeck, um 1624 den Joh. Preissinger (Pressinger, Priessing), von 1643
bis 1656 Paul Gottschalk, von 1657 bis 1676 Heinrich Heidemann, von
1677 bis 1706 Martinus Koppe, von 1707 bis Ende der vierziger Jahre Joh.
Cyriacus Kraue), nach längerer Vakanz von 1749 an Volrath Dietr. Drepper,
um 1762 den Pastor
'^ Schmidt, und nach
dessen im Jahre 1774
erfolgten Tode von
1775 an den Pastor
Daniel Philipp Walter
\(f 1832), den Vater des
späteren Ober- Hof-
predigers. Ueber ihn
und die Geistlichen
des XIX. Jahrhunderts
vgl. Walter a. a. O.
Ueber die Zu-
gehörigkeit der Kirche
während des Mittel-
alters zur Kamminer
Diöcese siehe oben bei
Schorssow, S. 65, An-
merkung 1.
Kirche. Fruhgothi-
sche Kirche aus der
Zeit des XIII. Jahr-
hunderts im Charakter
des Ueberganges vom
romanischen zum go-
thischen Stil, mit einem
Feldstein thurm, der ein
abgewalmtes Dach
trägt. Der Chor
schliesst platt ab und
hat auf der Ostseite
an dreitheiliges, aus zusammengestellten Schlitzen gebildetes Fenster, in
«Ichem ebenso nach aussen wie nach innen hin romanische Pilaster mit unten
abgerundeten Würfelkapitellen die Scheidewand architektonisch beleben. Im
Chor ein Kreuzgewölbe mit Rippen. Von Süden her fuhrt als » Priesterpforte«
ein stattliches "ifrühgothisches Portal aus einer Vorhalle in den Chor. Ein
schwerer Triumphbogen scheidet den Chor von dem durch frühgothische zwei-
theilige Fenster erleuchteten flachgedeckten Langhause.
Ivwwty,
^iwäto»S.
VoD der Ostseite der ICirchc i
70
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Kanzel. Die innere Einrichtung ist zum grössten Theil neu. Die hübsche, leider
mit Farben überstrichene Kanzel von 1673 ist eine Stiftung der KATHARINA
VON STRALENDORFF, Wittwe des Oberst JOACHIM VON MOLTKE.
Moltke'sche In der Sakristei auf der Nordseite eine Moltke'sche Prnnkrttstttng und
Rüstung, die Reste eines Moltke'schen geschnitzten Wappens.^)
Glocken,
Kleinkunst-
werke.
Im Thurm drei Glocken. Die erste hat obenherum die Inschrift: SOLI
DEO GLORIA ANNO 1790. Im Felde die Inschrift: SO MANCHER SCHWUNG,
SO MANCHER SCHLAG TRAFEN MICH, BIS ICH ZERBRACH • GLEICH DEN
MENSCHEN, DIE DA STERBEN, MUSS DER TOD MICH ERST VERDERBEN •
VERWANDELT DURCH DES FEUERS MACHT LEB ICH NUN MIT NEUER
PRACHT« GOS MICH JOHANN CHRISTIAN MEYER IN NEUSTRELITZ. Auf
der Rückseite die Namen des Patrons CARL GUSTAV LUDWIG VON MOLTKE
und seiner Gemahlin MARIA ELISABETH CAROLINA GRAFIN VON BASSEWITZ,
sowie die Namen des Pastors RUDOLPH FRIEDR. DAVID WALTER und der
Kirchenvorsteher JOHANN GRIEWAN und EHRENREICH GRIEWAN. — Die
zweite Glocke hat die Inschrift: 0 rcj flloric cgtifte Ucnl CU jfMt • a • b •
in • CCCdii* Dazu die Giesserzeichen :
^+;t
— Die dritte Glocke ist ohne Schrift und Zeichen.
Kleinkttnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss,
mit einem aufgelegten plastischen Krucifixus als Signaculum und dem ein-
gravierten Wappen des J. VON MOLTKE und der A. M. VON DER LUHE 1651.
Rostocker Arbeit von L G (Lorenz Gudejohann). Patene ohne Werkzeichen. —
3. Eine zweite silberne Patene, gestiftet von HANS TIMME, hat das Werk-
zeichen des Güstrower Goldschmiedes I L (Johann oder Joachim Lemke).*) —
4. Kleiner silberner Krankenkelch mit undeutlichem Stempel. — 5. Runde sil-
berne Oblatenschachtel, von einem Güstrower Meister mit undeutlichem Stempel.
Auf dem Deckel ein Monogramm aus S V M. — 6. Kleine Oblatenschachtel
im Rokokogeschmack, von dem Warenschen (W) Goldschmied L. B. Auf dem
Deckel in Treibarbeit ein Agnus Dei. — 7. Neugothische Kanne. — 8. Tauf-
schüssel von Zinn, neu. — 9. Silbervergoldeter Schöpflöffel, gestiftet 1754 von
E«F«E«V«M» Vom Schweriner Goldschmied A • L • K (Konow). ')
*) Aufbewahrt in einer Kiste.
*) CruU, M. Jahrb. LXIII, S. 149. Johann um 1662/69, Joachim um 1680/1691 nachweisbar.
») Vgl. Stieda, M. Jahrb. LIX, S. Iio.
GUT UND KIRCHDORF BRISTOW. 71
Das Gut und Kirchdorf Bristow.')
Kam 6. Januar 1297 verkauft der Ritter Friedrich Moltke dem Abt Johann Geschichte
■^" zu Dargun sein nahe am Teterower See gelegenes Dorf Sührkow ^^s
(villulam Scurekendorp) sammt vier Hufen in Niendorf und macht zugleich L)<>"es.
beim Kloster eine Anleihe von 200 Mark Geldes, die er als Abzahlung für
das von ihm gekaufte Gut Bristow nöthig hat.*) Aber fünfund fünfzig Jahre
später, den i. April 1352, geht Bristow als Lehn der Linie Werle- Goldberg
an den Knappen Nikolaus Hahn über.*) Ob direkt von den Herrn von Moltke
oder aus anderen Händen, die es inzwischen erlangt haben könnten, erfahren
wir nicht. Doch bleiben Anrechte Anderer, die an einzelnen Bauerhöfen in
Bristow haften, vorläufig noch von Bestand.*) Später mag das Gut auch
hiervon frei geworden sein. Hahn 'scher Besitz ist es nun zunächst bis zum
Jahre 16 16. Da kommt es an die Gläubiger von Hans Hahn, nur noch ein
Bauhof und die Mühle zu Bristow sammt einem Antheil am Gute Grube ver-
bleiben ihm und seiner Familie. Bei dem lang sich hinschleppenden Konkurs-
Verfahren gehen endlich auch diese verloren, und 1687 geht Bristow sammt
seinen Pertinenzen Glasow und Grambzow an den Landrath Adam Henning
von Bülow über. An dessen Stelle tritt schon 1693 der Kammerjunker
Volrath Paris von Vieregge, und noch in der ersten Hälfte des XVIIL Jahr-
hunderts kommen die Güter in den Pfandbesitz des Oberstleutnants Eickstädt.
Als aber die von Hahn unermüdlich die Muthung ihrer alten Lehne fortsetzen,
gelingt es ihnen im Jahre 1752, aufs Neue mit dem Lehn begnadigt zu werden.
Sie stellen nun eine Reluitionsklage gegen die Eickstädt'schen Söhne an,
kommen aber erst 1779 wieder in den thatsächlichen Besitz ihrer Güter.
Doch erfreuen sie sich deren nur bis zum Jahre 1815.^) Da wird Friedrich
Schläger der Rechtsnachfolger, und 1845 wird es Karl August Ludwig Graf
von Bassewitz. Seitdem sind Bristow, Glasow und Grube Bassewitz'scher
Besitz. Eins der denkwürdigsten Ereignisse, welche Bristow erlebt hat, ist der
von Werner Hahn begonnene und von seinem Sohn Hans fortgesetzte und
1597/98 vollendete Kirchenbau, ein Bau, der in seiner Art einzig dasteht. Im
Hinblick auf den alten Werner nennt Lisch ihn ein Denkmal seiner Kraft und
*) 8 km sttdsüdöstlich von Teterow, am Malchiner See. Den Namen, der schon im XIII.
Jahrhundert so geschrieben wird wie heute, tibersetzt man mit »Ülmenort« (ahslavisch brSstü =
llmc). Vgl. KOhnel, M. Jahrb. XL VI, S. 29.
*) M. U.-B. 2432.
•) M. U.-B. 7597.
*) M. U.-B. 9660. Vor dem dreissigjährigen Kriege zählt Bristow noch fünf Bauern und
zwei Kossäten: Groth, M. Jahrb. VI, S. 135.
■) Lisch, Gesch. des GeschL Hahn II, S. 47. 66. 115. III, S. 34. 235 ff. IV, S. 154. 155.
262. 264. 301. 304. 324.
72 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
seines Glaubens. Das ist ohne Zweifel richtig. Aber es kann auch hinzu-
gefiigt werden, dass, als später Hans Hahn in ünanzielle Bedrängnisse geräth,
diese Kirchenstiftung mit ihren testamentarisch festgelegten Lasten anlangt,
einen Druck auf ihn nnd seine Familie auszuüben, der immer schwerer wird.
Anfangs hat diese Kirche ihren eigenen Pastor. Es ist im Jahre 1600,
als Hans Hahn den ersten beruft. Doch haben wir seinen Namen nicht zu
ermitteln vermocht. Dabei hat Hans Hahn sich verpflichtet, der Kirche zu
Biilow, welcher in Folge davon Ihre Pfarrkinder zu Bristow und Glasow ent-
zogen werden, ein Kapital zu überweisen, von dessen Zinsen Pastor und
Küster entschädigt werden sollen, und auch allen sonstigen früheren Verbind-
Kirclie lu Bristow mit Um|;ebimu.
lichkeitcn gegen Kirche, Wedem u. s. w. nachzukommen. Aber schon 1624.
als Bristow langst keinen eigenen Pastor mehr hat — der zweite und
letzte war von 1610 bis 1617 der nach Roebel versetzte Georg Kenast ge-
wesen — giebt es in diesem Punkte Verdriessüchkeiten aller Art, worüber
Pastor Preissinger zu Bülow, der auch Pastor zu Bristow ist, Klage fiihrt.
Aehnliche Beschwerden folgen 1652. Vier Jahre vorher, nämlich im Visitations-
protokoll von 1648, heisst es, das Pfarrhaus in Bristow sei abgebrannt und
nicht wieder ersetzt worden, der Pastor sei todt. Darauf liest man im
Visitationsprotokoll von 1662, dass Magister Adam Müller von Basedow her
den Gottesdienst in Bristow verwalte, weil hier kein Pastorat bestehe. Uebrigens
wird die Gemeinde sehr gelobt, von der schönen Kirche aber bemerkt, dass
darin vieles ruiniert sei. Nach Adam Müller hat wieder Pastor Heinrich
Heidemann zu Bülow die Cura zu Bristow, von 1677 an hat sie der Pastor
Friedr. Nikolaus Ideler zu Hohen-Demzin. Von da an sind Hohen-Demzin
und Bristow über hundert Jahre lang mit einander verbunden, 1790 aber kehrt
GUT UND KIRCHDORF URISTOW.
73
Bristow zu Bülow zurück, und zugleich nimmt die Filia die Mater mit sich:
auch Hohen-Demzin wird in diesem Jahre mit Bülow verbunden.*)
Wenn, was mit Bestimmtheit weder zu bejahen noch zu verneinen ist,
Bristow schon vor der Zeit der Kirche des Werner und Hans von Hahn eine
ältere Kapelle hatte, so gehörte sie selbstverständlich ebenso wie ihre Mutter-
kirche zu Bülow zur Kamminer Diöcese, die neue Kirche aber, welche der Zeit
nach der Reformation entstammt, berührt sich selbstverständlich nicht mehr mit
dem Kamminer Bischof. Vgl. oben S. 65 (Schorssow).
Kirche. Die ganze Kirche ist ein von sauber behauenen Granitquadern
aufgeführter eigenartiger schwerer Bau in Form eines Vierecks und im Ge-
schmack der Renaissance vom Jahre 1597. Diese Zahl findet sich an dem
Ostgiebel des platt abschneidenden Chors. Der im Westen vorgesetzte Thurm
ist ebenfalls von unten bis oben ein schwerer Granitbau und hat einen
Helm mit einem laternenförmigen Aufsatz. An der Nordwand eine zugesetzte
Rundbogenthür mit darüber angebrachter Kreuzesgruppe in einer Rahmen-
Einfassung, die an die Form eines Renai.ssance- Epitaphs erinnert.*)
Dem Aufwand an Granitquadern, die ohne Zweifel aus einheimi.schen
erratischen Blöcken gewonnen sind, entspricht die ganze innere Einrichtung,
in welcher eine überraschende Pracht der Renaissance in Marmor- und Sand-
steinarbeit mit Vergoldung und Polychromie entwickelt ist.
Am Altaraufsatz acht Hoch- Reliefs : die Geburt des Heilandes (ober-
halb des Durchganges auf der Nordseite), die Anbetung der hl. drei Könige,
das Ostcrlamm - Essen und das Gebet in Gethsemane (im unteren Mitteltheil),
die Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt (alle drei im oberen Mittel-
theil) und endlich die Ausgiessung des hl. Geistes (oberhalb des Durchganges
auf der Südseite). Ausserdem in den Zwickel fei dern der Durchgänge die vier
Evangelisten-Symbole, und hinter den die Kreuzigung flankierenden ionischen
Säulen die Apostel Petrus und Paulus mit ihren Attributen. Dazu eine Menge
von Versen, die sich auf alle diese plastischen Werke beziehen.
Hinter dem Altar auf steinernen Tafeln das Testament Werner
von Hahn's an seinen Sohn Hans: des Gründers der Kirche an deren Vollender.
Die Aufschrift der Tafel lautet:
EXTRACT • WERNER • HAHNS • TESTAMENT • AN • SEINEN •
EINIGEN • SOHN«*)
„Extract aus des ehrlichen und seligen Mans Werner Hanen letzten
„Willen und Befehlig an seinen einigen Sohn.
„Es Ist dir auch, mein lieber Sohn, die Lehre, so der alte Tobias
„seinem Sohn dem jungen Tobias im 4 • Cap • gegeben, wol bekant, das-
Kirche.
Altar-
aufsatz.
Steinerne
Tafeln.
') Vgl Lisch, Geschl. Hahn III, S. 238/39.
*) Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 169. — (Jesch. des Geschl. Mahn lll, S. 235—239. 245.
•) Nach Lisch, Gesch. des Geschl. Hahn III, S. 236 — 238.
74 AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
„selbe will du oft leeen und nicht andere aufnehmen, als wen ich dein gut
„meinender Vater in meinem letzten solches mündlich mit dir geredet hotte,
„das wird dich dein lebelangk nicht gereuen • Darneben weistu, das ich zu
„Bristow eine Kapel oder kleine Kirche erbauwet und einen eigenen Prediger
„bei mir habe und halte, wan dereelbe hinwegk komt, bin ich Willens, wo
„mich unser lieber Herre Gott lenger fristet, dreihundert Thaler an einen
„gewissen Ort zu belegen, darvan en Pastor in der Nachbarschaft, der mihr
„gef&lligk ist und sich rühmlich und fleisigk in seinem Ambt verh<, lährlich
„18 Thaler Zinsen, auch ein Drömpt Rocken und ein Drömpt Gerste grosse
„mas von meinem Howe daselbst zu heben haben und davor auf die Son-
ntage und Freitage auch auf die Mitwochen predigen soll • Und weil die
„Pastores auch ihre Mängel haben, soll mir frei sein und bleiben, auf vor-
„faliende erhebliche Ursachen von einem auf den andern solches zu ver-
„endern • Wurde ich aber von dem lieben Gott vor der Zeit abgefurdert,
„wie ich in meinem Alter mich stündlich vormuthen mus, so wilt du mein
„lieber Sohn dieses also verordnen und was ich wolmeinlich angefangen,
„voilent ins Werk richten • "•
„Diesen väterlichen Willen und christlichen Befehlig zu gebührlig und
„gehorsamer folge, zu vorderet aber Gott dem allmechtigen und seinem
„helligen Wordt zu Ehren, auch seiner^ hertzliebenden öltem und ihm selbst
„zum Gedechtnis hat der Edler und Ehrenfester Hans Han, vorbemeldten
„Werner Hanen einiger Sohn, durch Hülf und Beistand des Allmechtigen
„diese Kirche nicht allein erweitert und renoviret, auch die von seinem
„seligen Vätern izt gedachten Gelt- und Kornhebunge bis anhero richtigk
„ausgeben und folgen lasen, sondern vor pflichtiget sich auch hirmidt, hen-
„ferner vor sich, seine Lehnsfolger, Erben und Erbnehmen durch gnedige
„Verleihung des Allmechtigen diese Kirche bei ihrem Einkomen, auch in
„guten Bau und Beserung zu erhalten und dereelbigen viel lieber etwas zu-
„kehren, als das geringste darvon zu entwenden • "•
„Der getreue fromme Gott wolle die Landesfüreten und das gantze
„Land, diese Gemeine, Ordt und Untertanen, Lehrer und Zuhörer mit seinem
„heiligen Geist erleuchten und regieren, auch in wahrem Glauben bei reiner
„Lehr und rechten Gebrauch der heiligen hochwürdigen Sacramente wider
„den Teufel, Türeken, Babst, Muscowiter, Spanier, Cal vi nisten, Widertaufer,
„allen Secten, Rotten, Wulffuchsen und falschen Bruedern gnedigk schützen
„und erhalten, auch vor Kriegk, Pestilenz und teurer Zeit veterlich behüten
„im weitlichen Regimente und haushalten, auch einen Jeden in seinen
„beruf thun und lasen mit Segen und Glück beiwohnen und uns allen
„endlich das Ende unsere Glaubens nemllch der Seele Seligkeit darvon
„bringen lassen um der Ehre seines heiligen Nhamens und seines lieben
„Sones Jesu Christi bitter Leiden und Sterbens willen hochgelobet vor aller
„Woltat • Amen • Her Jesu Christ • Amen • Anno 1598 • H • A •
.G«W«Z«B« — G^B^M^S««"
Kanzel der Kirche zu Brixlov.
GUT UNI) KIUCHPOKF BRISTOW.
Epitaph ttls StahlbekrSnung.
76 AMTSGERlCHTSnEZIKK TEIEROW.
Glas- In den Fenstern ausser andern Glasmalereien das herzog], mecklenb
malereien. Wappen und die Wappen des lOACHIM . HANE und der ANNA ■ VON • DER •
SCHVLENBURGK . GNAD • IR • GOD . (Der Eltern des Werner und der Gross-
eltern des Hans von Habn.)
Kanzel. Der Pracht des Altars entspricht die Kannl. An der Wandung des
Aufganges die Gestalten des Heilandes und der Apostel Petrus und Paulus,
am Predigtstuhl die Halbfiguren
der vier Evangelisten, an der
Hinterwand im Predigtstuh'l das
Christkind als Satvator mundi
mit dem Weltglobus, und oben
auf dem Schalldeckel eine An-
zahl allegorischer Figuren.
Orgel. Ebenso ist der Orgel-
Prospekt. Prospekt vom Jahre 1601 zu
beachten, an dessen Brüstung
dieGestalten derGRAMMATTICA,
DIALECTICA, RHETORICA, MV-
SICA. ARITMETICA. ASTRO-
NOMIA und GEOMETRIA an-
gebracht sind. Am Prospekt
weiter das Distichon:
ORGANA DECANTANT CHRI-
STO LAVDESQVE DECUS-
QVE
ET RECREANT VARIIS PEG-
TORA NOSTRA S0NI8 •
Etwas tiefer die Initialen des
stiftenden Ehepaars und ihrer
Sinnsprüche und die Jahres-
zahl 1601.
Der Pfeifen-Prospekt Taufständer.
hatte 181 1 noch seine alten
Thüren mit Malereien: Jakob's Traum, Isaak's Opferung, der brennende Busch
des Moses u. s. w.
Tauf- Der Tanfständer der Kirche ist nicht mehr der ursprüngliche. An
Schüssel, ihm gab es einst einen reichen Figurenschmuck, dazu am Decket die Initialen :
H*H-G.W*Z>B<, J<V*A., G'B'M'S. ANNO A NATO CHRISTO
Messing- 1600. Aber noch vorhanden ist die zu ihm gehörige grosse prächtige Messing-
Schüssel. schUssel mit dem Bilde der Verkündigung des Engels an die hl. Maria.
GUT UND KIRCHDORF BRISTOW. 77
Zwischen beiden im Hintergninde ein Blumentopf mit einer blühenden Lilie,
und darüber die Taube als Sinnbild des hl. Geistes.
Zur Rechten des Altars, also an der Südwand der Kirche, mit der Steinerne
Wand verbunden, eine steincrae Stnhlbekröonog mit den Wappen des HANS Stuhl-
HAHN und seiner beiden Gemahlinnen ILSE VON ARNIM und ILSE VON "»ekrömmg,
HALBERSTADT.
Grabsteine. Der Grabstein des HANS HAHN (i^sS, f 1633) steigt Grn
sdn Bild in ganzer Rittergestalt. Der bei Lisch '} abgedruckten langen Inschrift
fehlen die Data. Sie sind unausgefüllt geblieben. An den Ecken die Wappen
der von Hahn, von der Luhe, von Veitheim und Halberstadt. Dagegen enthält
der Grabstein von Hans Hahn's erster Ehefrau, ILSE VON ARNIM, wenigstens
das Datum des Todes, nämlich: DEN • 22 • SEPT • 1605.
') Vgl. Lisch, Geschl. Hahn lU, S. 155/57. Von Hans Hahnes «weiter Krau, Ilse von
llalbersUdt, weiss man, dass sie die Seh recke nsieit der Jahre 1637 und (638 Überlebte. In
einem Bericht an den Herzig Adolph Friedrich vom 18. Aueusi 1639 heisst es: illans Hanen
Erben zn Brittow, lel»! die Witbe, ist in Rostogk, der Hoff ist wUsle," Wahrscheinlich hat auch
ac ihr Begribniss in der Kirche lu Uristow gefunden.
7» AMTSGERICHTSBEZI KK TETEUOW.
Im Thurtn drei Glocken, sämmtlich im Jahre 1598 von Clawes Blncka
in Wismar gegossen und mit den Stifteraamen HANS HANE und ILSE VON
ARNIM versehen.
Grabslein des Hans llahn und deswn erster Ehefrau Ilse von Arnim,
Kleinkunst- KlciDknnstwerke. i. 2. Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss, mit
werke. aufgelegter plastischer Kreuzesgruppe als Signaculum. Auf der Unterseite des
Fusses die Inschnll: DER KIRCHGEN ZU BRISTOW ANNO 1725 • D • 20* JULY.
Vom Güstrow er Goldschmied L«M. (Lenhard Msstlin). Ebenso die Patene. —
3. 4. Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss, mit aufgelegter plastischer
Kreuzesgruppe als Signaculum. Auf der Unterseite des Fusses eingraviert:
JACOB MÜLLER HAT DIESEN KELCH DER KIRCHEN ZU BRISTOW VEREHRET
GUT UND KIRCHDORF HOHEN -DEMZIN. 79
ANNO 1752. D . 8 . JANUARI. Vom Malchiner Goldschmied D • I • W. Patene
ohne Schrift und Zeichen. — 5. Längliche achtseitige Oblatendose vom Gü-
strower Goldschmied Lenhard Mestlin. — 6. Neugothische Kanne, gestiftet von
CARL GRAF BASSEWITZ und Gemahlin MARGARETHE GEB • GRAFIN V • D •
SCHULENBURG. — 7. Altes Messing -Taufbecken mit der Scene der Ver-
kündigung. — 8. 9. Zwei Messing -Leuchter ohne Datum, der eine gestiftet
laut Inschrift von JOCHGIM RESING und WARNER STEN, der andere von
JOCHGIM WVLF. — 10. Kleiner silbervergoldeter Schöpflöffel ohne Inschrift
und Stempel.
Das Gut und Kirchdorf Hohen - Demzin/)
Irühmittelalterliche Urkunden fehlen. Aber vom ersten Viertel des Geschichte
XV. Jahrhunderts her sind die von der Osten, eine schon im XIII. Jahr- ^^s
hundert in Pommern und Mecklenburg ansässige Adelsfamilie, als Herren von ^^ries.
Hohen-Demzin und Karstorf nachzuweisen. Der letzte von ihnen, der Kloster-
hauptmann Johann Dietrich von der Osten in Dobbertin, nimmt aber Ende der
sechziger Jahre des XVIII. Jahrhunderts aus Mecklenburg einen unrühmlichen
Abgang und wird flüchtig.*) Aus seiner Konkursmasse erwirbt Joachim Joh.
Friedrich von Müller 1788 die Güter, tritt sie aber schon 1791 an den 1786
von König Friedrich Wilhelm II. von Preussen in den Freiherrnstand und 1793
mit dem Prädikat »Freiherr von Labes gen. Graf von Schlitz« in den Grafen-
stand erhobenen späteren Domdechanten und Geh. Legationsrath Hans
Graf von Schlitz ab. Dieser stirbt am 25. Juli 1831 mit Hinterlassung einer
einzigen Tochter, Johanna Carolina Louise, vermählten Gräfin Bassewitz, deren
Nachkommen heute im Besitz der Güter sind. Die Reihe der Geistlichen von
Hohen-Demzin beginnt für uns erst im XVII. Jahrhundert, aus früherer Zeit
haben wir keine Nachrichten. Um 1660 ist der alte Pastor Christophorus
Conradi gestorben. Er ist über vierzig Jahre zu Hohen-Demzin im Amte
gewesen und hat alle Noth und alles Elend des dreissigjährigen Krieges mit
seiner Gemeinde durchlebt. Von sechzehn Höfen in Hohen-Demzin, auf denen
es vorher zwölf Bauern und vier Kossäten gab, ist 1648 nur noch einer von
Menschen bewohnt, und Karstorf, wo acht Höfe waren, hat 1648 gar keinen
mehr.') Auf Conradi folgt 1662 Christian Karsten (Carstenius), welcher 1675
') 7 km südlich von Teterow. Nach KUhnel >Ort des Demeta, Demesac : M. Jahrb. XL VI,
Seite 39.
*) Nach Akten im Grossh. Archiv. Am 21. November 1768 wird wegen »rnuth willigen
CoDcurses und eingestandener Falsorum« ein Steckbrief gegen ihn erlassen. Im Mfirz 177 1 wird
er anf die Festung Dömitz gebracht, aber nach anderthalbjähriger Gefangenschaft am i. Oktober
1773 mit Landesverweisung begnadigt. Sein einziger Sohn Johann Dietrich stirbt als Student auf der
Imrersität Leipzig.
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 135.
80 AM|-.SGERICiriSUEZIKK TETEUOW.
Stirbt, 1676 wird Mag. Friedr. Nik. Ideler berufen, der 1702 als Pastor und
Präpositus nach Schwaan übersiedelt. Ideler übernimmt 1677 auch die Cura
von Bristow. Ihm folgt Stephanus Hane (Hahn), von 1702 bis 1742. Nach
längerer Vakanz während der bekannten Wirren zwischen Herzog Karl Leopold
und der Kaiserlichen Reichskommission wird endhch im Jahre 175 1 Johann Diet-
rich von Neulich
(Vonneilich) be-
rufen (f 1773).
Nach dessen Tode
übernehmen die
Pastoren zu Tete-
row den Dienst;
1 790 aber geht
auf einen Vor-
schlag des oben-
genannten Herrn
von Müller, zu
welchem die
landesherrliche
Zustimmung er-
folgt, die Hohen-
Demziner Kirche,
wie schon S. 73
erwähnt worden
ist, als vagierende
Mutterkirche zur
Kirche in Bülow
über. Man bat
aber in Aussicht
genommen, dem-
nächst in Demzin
wieder ein eigenes
Pastorat zu er-
richten.
Ueber die
ehemalige Zu-
gehörigkeit der Wappen des Heinrich Adnm von der Osten.
mitten in Circi-
panien gelegenen alten Demziner Kirche zur Kamminer Diöcese kann kein
Zweifel bestehen, wenn auch kein ausdrückliches Zeugniss daliir vorliegt. Siehe
oben S. 65, Anmkg. 1 (Schorssow).
Kirche. Kirche. Die Kirche, 1872 umgebaut, ruht auf einem hohen Granit-
fundament und hat einen Chorschluss aus dem Achteck sowie einen ganz aus
Granit aufgeführten Thurm mit einer achtseitigen steilen Helmspitze,
GUT UND KIRCHDORF HOHEN -DEMZIN. 8l
Im Innern ist Alles neu. Auf dem Altar ein auf Goldgrund gemalter Innere Ein-
Krucifixna von Fischer- Polsson 1871. Auf der Nordseite der Kirche, draussen, richtung
ein Denkstein der gräflichen Familien VON SCHLITZ und BASSEWITZ-SCHLITZ <ler Kirche,
(nach 1861), und ein anderer kleinerer Stein mit der Angabe: HIER RUHEN
DIE VON DER OSTEN, WELCHE SEIT 1427 BIS ZUM JAHRE 1788 AUF KAR-
STORF GESESSEN. Unter dem Chor die von aussen mit einer eisernen Platte
geschlossene BASSEWITZ-SCHLITZ'sche Gruft (1871). Im Innern der Kirche,
und zwar an der Nordwand, ein aus Holz geschnitztes und bemaltes grosses
Wappen mit kriegerischen Emblemen und einer Unterschrift, welche besagt,
dass der kurfürstlich -brandenburgische Generalquartiermeister HEINRICH ADAM
VON DER OSTEN, grundgesessen auf Schildberg, Karstorf und Wildberg, am
28. September 1626 zu Schildberg geboren und 2. August 1682 zu Karstorf
gestorben sei. Ausserdem im herrschaftlichen Stuhl ein geschnitztes und be-
maltes neues BASSEWITZ-MALTZAN'sches Allianzwappen. An der Wange
desselben Stuhls treffliche neugothische Schnitzerei mit dem BASSEWITZ-
BÜLOW'schen Allianz wappen.
Im Thurm zwei Glocken. An der grösseren Glocke die Inschrift: Glocken.
LOBET DEN HEREN LOBET IN MIT HELLEN CYMBELN, LOBET IN MIT WOL-
KLINGENDEN CYMBELN • CL PSALM CHRISTOPHORUS CONRADUS PASTOR
ANNO DNi 1620. Auf der Vorderseite ein reichverziertes Kreuz. Giesser nicht
genannt. — Die zweite Glocke ist ohne Inschrift und Zeichen.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechs- Kleinkunst-
passigem Fuss. Am Knauf der Name IHESVS. Kein Signaculum. Auf der werke.
Unterseite des Fusses die Aufschrift: GOTT ZU EHREN VNDT DEM HOCH-
HEILIGESTEN SACRAMENT ZV ZIRDE VEREHRET DISEN KELCH IN DIE HO-
HEN DEMZVNSCHEN KIRCHEN H • GEORG WILHELM VON DER OSTEN • AO
1653. Keine Werkzeichen, auch nicht an der zugehörigen Patene. — 3. 4.
Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss, mit aufgelegtem plastischen Kruci-
fixus als Signaculum und dem eingravierten Osten'schen Wappen sowie den
Initialen J»D.V»0» sammt der Jahreszahl 1736. Güstrower Arbeit von Lenhard
Mestiin. Patene ohne Inschrift und Zeichen. — 5. Kleiner silberner Kranken-
kelch, gestiftet 1859 von A. und S. WURZBACH.^) Als Werkzeichen ein ein-
gestempeltes S. — 6. 7. Neugothische Deckelkanne und neugothische Oblaten-
schachtel, mit den Initialen des Stifters A • B • S • unter einer Grafenkrone
(von Bassewitz- Schlitz). — 8. Messingene Taufschale von 1856. — 9. Zinnerner
Klingbeutel mit Sammetbeutel und aufgesticktem Osten'schen Doppelwappen
von 1745 (J»D»V»D»0» und D»C»V»D»0»).
') Kflster and Lehrer zu Hohen -Demzin.
82
AMTSGERICHTSBEZIRK TETEROW.
Geschichte
von Burg
Schlitz.
Burg Schlitz.
rei Kilometer weiter südlich von Hohen -Demzin treffen wir das von jeher
als Pertinenz dazu gehörige alte von der Osten'sche, jetzt Gräflich
Bassewitz'sche Gut Karstorf, auf dessen Feldmark der schon bei Hohen -Demzin
erwähnte Hans Labes, seit 1786 Freiherr und, nach Adoption durch den
Grafen Johann Eustachius von Schlitz gen. von Görtz, seit 1793 mit dem
Prädikat »Freiherr von Labes, gen. Graf von Schlitz« in den Grafenstand er-
hoben, zur Erinnerung an die ihm gewordenen neuen Namen und Titel die
beiden Ortschaften Burg Schlitz und Görzhausen gegründet hat.*) Wenn wir
hier nun Burg Schlitz, das als breiter Schlossbau weiss aus dem Grün hervor-
leuchtet, besonders erwähnen, so geschieht es weniger wegen irgend welcher
Besonderheiten der Architektur, die im Ganzen bei bequemer Weiträumigkeit
schlicht und einfach gehalten ist, als wegen der besonderen Art der Verbin-
dung von Kunst und Natur in jenem klassicierenden Geschmack vom Ende
des XVIII. und Anfange des XIX. Jahrhunderts, dem z. B. das ältere Ludwigs-
lust, sowie das ältere Doberan sammt den älteren Theilen von Heiligendamm
ihre Entstehung danken. Dieser Art von Schöpfungen, die eine hinter uns
liegende höchst bemerkenswerthe Periode des klassicierenden Geschmacks re-
präsentieren, eine Periode, die das grosse Publikum ihres zeitlichen Zusammen-
treffens wegen gerne mit dem französischen Namen »Empire« bezeichnet, obwohl
dieser Name ihren wirklichen Zeit- Umfang keineswegs deckt und das ganze
Empire vom Standpunkte seiner Kunst sogar nur als eins ihrer Produkte an
einer bestimmten Stelle anzusehen ist, schliesst sich Burg Schlitz als eine der
hervorragendsten Lei.stungen der Garten- und Landschaftskunst jener längst ver-
gangenen herrlichen Tage an, die in Literatur und Kunst soviel Glanz über
Deutschland ergossen haben. Wir können hier in keine genauere Einzel-
beschreibung eintreten, aber es ist nicht zuviel gesagt, wenn wir das Land-
schaftsbild, welches sich von der Rampe des Schlosses oder von den Platt-
formen der Dächer oder oben vom Thurm vor dem Beschauer ausbreitet, als
ein Paradies bezeichnen, gross, weit und vollendet schön in den Formen seiner
Hügel und Thäler, Wälder und Felder, Baumgruppen und Garten- Anlagen,
^) Hohen -Schlitz bei Thürkow und Görzhausen erscheinen 1802 zum ersten Mal im Staats-
kalender, Hohen -Schlitz mit Thürkow im ritterschaftlichen Amt Güstrow verbunden, Görzhausen
zusammen mit Karstorf und Hohen -Demzin im ritterschaftlichen Amt Stavenhagen. Burg- Schlitz
dagegen erhält als neue Anlage, die 1806 begonnen und 1816 zum ersten Mal bezogen wird, erst
am 17. Januar 1817 die landesherrliche Genehmigung zur Führung eines eigenen Namens. Zugleich
wird es zum Hauptgut erhoben und das bisherige Hauptgut Karstorf zu einer Pertinenz von jenem
gemacht.
BURG SCHLITZ. 83
aus denen überall hübsche Dörfer mit Kirchthürmen hervorlugen , und in deren
Mitte wie eine grosse blaue Perle der Malchiner See sich ausdehnt. Von diesem
eigenartigen kultur- und kunstgeschichtlichen Gesichtspunkte aus wollen auch die
sechsunddreissig Denkmäler beurtheilt sein, die, grösstentheils sauber aus errati-
schen Granitblöcken der Feldmark hergestellt und theilweise mit eingemeisselten
Versen, Sprüchen, Dedikationen u. dgl. m. versehen, den weiten Park und Wald
füllen und überall, an Wegen und Stegen und auf freien Plätzen, den Wanderer
an die alte klassische Zeit mit ihrer feinen Empfindsamkeit erinnern. Mögen
einzelne, z. B. Pyramiden mit genauer Angabe der Entfernung von Regensburg
und andern Plätzen, nach denen heute im neuen Reich nicht mehr gefragt
wird, für die aber der alte Geh. Legationsrath und Graf irgend ein Interesse
hatte, für den Betrachter etwas Auffalliges haben und mehr wie Spielereien
denn wie ernst gemeinte Dinge erscheinen-: was thut das dem Platze, wo sie
stehen? Ist doch die Hauptsache die, dass so ein Denkstein, sei es auf
grünem Rasen, sei es vor einem geschmackvoll gruppierten Hintergrunde von
Gebüsch und Bäumen, wirkungsvoll sich abhebt. Das ist aber bei allen der
Fall. Eis wäre daher schade, wenn auch nur ein einziges dieser alten
schlichten, glücklicherweise aber äusserst dauerhaften Monumente verschwände.^)
Die Bauzeit des Schlosses währte von 1806 bis 1823.
■ \^ ■^^ -s^ \^ f
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Stavenhagen,
') Wir bemerken dies absichtlich, weil in der Vaterlandskunde von Raabe-Quade I,
S. Ii03f eine Bemerkung darüber zu lesen ist, welche zeigt, dass die alte Kunst der Landschafts-
gärtnerei in Burg Schlitz nicht, wie es bitte sein müssen, vom Standpunkte ilirer Zeit aus ver-
standen und beurtheilt worden ist. — Vgl. Lisch und Wedemeyer, Album mecklenb. Schlösser und
Landgüter, Heft 3 und 4, S. 29 — 32. — Lisch, Mecklenburg in Bildern II, S. 54 — 56.
1 Hfitrte des XIX. Johrhundetts.
Amtsgericlitslieziik MalcMn.
Die Stadt Malchin.)
Hlescbichte der Stadt. Als im Anfange des XIII. Jahrhunderts das
westlich von der Stadt Seehausen in der Altmark gelegene Cister-
cienser - Nonnenkloster Arendsee seine Besitzungen bis in das
mecklenburgische Circipanien ausdehnt, da giebt es zwischen Malchin und
Wargentin, einem erst im Jahre 1788 völlig eingegangenen Kirchdorf, dessen
unmittelbar am Malchiner See gelegene Feldmark jetzt mit der von Basedow
verbunden ist, einen Eichwald, in welchem Fuclisgruben {uosgrouen) vorhanden
sind, die als Grenzpunkte genannt werden. Das ist das erste Mal, dass der
Name Malchin urkundlich vorkommt: es geschieht in jeuer Schenkungsurkunde
des Herzogs Kasimar von Pommern, in welcher er, der damals Herr von
Circipanien ist, das Dorf Wargentin mit dem halben Wargentiner See am
26. Juni 1215 zu Dcnimin dem genannten Kloster überweist.*) Es wird nicht
angedeutet, aber man empfängt den Hindruck, dass Malchin um diese Zeit
noch ein Dorf ist. Auch steht es fest, dass der grosse schöne See seinen
heutigen Namen noch nicht fuhrt, sondern ganz und gar zu Wargentin gehört
und den Namen sWargentiner See* auch dann noch lange behält, als die
') Im XIH. Jahrhundert Malekin, Malchyn, Malechm geschrieben: .Ort des Malek. (all-
^vi»ch mala = klein): Kuhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 89, Deutsch also unEefähr dasselbe wie
> Kleinhagen • ■
*) M. U.-B. »19. 371. 3715. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XV, S. 1— II (Clesch. der Besitiangen des
Klosters Arendsee in Mecklenburg, im liesondern der Dörfer Waqjenlin und Kögelin).
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. 85
Besitzverhältnisse völlig andere geworden sind. Aber eine grössere, städtische
Einrichtungen zustrebende Gemeinde wird Malchin auch damals schon gewesen
sein, denn sonst würde es uns im Jahre 1236 kaum als eine fertige Stadt mit
Kirche, Pfarrer und Bürgern entgegengetreten sein, als eine Stadt, welcher
Fürst Nikolaus von Werle, nachdem Circipanien in demselben Jahr wieder an
Land Mecklenburg gekommen, am 7. April dieses Jahres das Schwerinsche
Stadtrecht verleiht.^) Dass die Kirche gleich den meisten unseres Landes der
hl. Jungfrau Maria und dem hl. Evangelisten Johannes gewidmet war, erfahren
wir aus jener Urkunde des Bischofs Wilhelm von Kammin, in welcher er am
14. Januar 1247 ^^ Filial-Verhältniss der Basedower zur Malchiner Kirche
feststellt.*) Um diese Zeit giebt es auch bereits eine mit landesherrlichen
Privilegien ausgestattete Mühle zu Malchin.') Uneinigkeiten zwischen der Stadt
und dem Kloster Dargun, welchem das benachbarte Dorf Gielow gehört, führen
unter Mithülfe der Landesherrn und des Kamniiner Bischofs Hermann, der
öfter in der Stadt weilt, allmählich zu Ausgleichen: die Stadt erhält den Wald
zwischen ihrer und der Gielower Feldmark; das Klosterdorf Gielow bekommt
das nicht ganz rechtmässig auf seiner Feldmark angelegte und nach Malchin
eingepfarrte Dorf Moizle zurück; es erfolgt eine bestimmte Abgrenzung des
Hofes Gielow, auf welchem der Darguner Magister Curiae die Verwaltung führt;
und endlich leistet das Kloster Spanndienste beim Malchiner Brückenbau,
wofür es, mit einem seinerseits zu leistenden Zuschlag von Geld, vom Brücken-
zoll befreit wird: alles das in der Zeit von 1253 bis 1283.*) Dass das Ver-
hältniss der Stadt zu dem nahen Pommernlande durch die einschneidenden
politischen Veränderungen keine nachhaltige Trübung erfahren hat, beweist
eine von Herzog Bogislav am 20. Juni 1286 zu Ukermünde ertheilte Zoll-
vergünstigung fiir den Malchiner Handel und Verkehr in Anklam und anderen
Städten seines Landes: der Zoll soll dort nicht höher sein als in dem nahe
gelegenen Demmin.*) Das gute Verhältniss der Stadt zum Fürstenhause Werle
aber erfahrt eine weitere Bestätigung durch die am 26. Juni 1294 gegebene
Genehmigung zur Erwerbung sowohl der Peene-Mühle vor der Stadt als auch
des Wargentiner Sees, von dem natürlich der dem Kloster Arendsee gehörende
Theil auszunehmen ist, wenngleich dies nicht besonders gesagt wird.®) Wenn
*) M. U.-H. 449. 7667. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I, S. 519 (537).
•) M. Ü.-B. 589. Vgl. 2404.
») M. U.-B. 595.
*) M. U.-B. 721. 857. 858. 913. 1335. 1435. 1436. 1654. I^as Dorf Moizle wird im XIV.
Jahrhandert nicht mehr genannt. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 205. Zu beachten ist auch die Be-
freiung des Klosters Dargun vom Ausfuhr -Verbot, das für Malchin in Betreff von KornfrUchten
erlassen worden war, im Jahre 13 10: M. U.-B. 3384. 6431. Uebrigens hören wir 1357 wieder von
einem Vergleich neuer Zwistigkeiten : M. U.-B. 8332. Die Legende von einem Burgenbau bei
Malchin im Jahre 1261 gegen pommersche Raubritter, welche sich auf gar keine Urkunde stützt,
trotzdem aber in viele Bücher, auch in Raabe - Quade's Vaterlandskunde, eingedrungen ist, geht
wahrscheinlich auf eine Nachricht in Klüver's Beschreibung Mecklenburgs, II, S. 280, zurück.
») M. U.-B. 1853. 1854.
•) M. U.-B. 2290. Vgl. 7668. 10672. Der Kloster -Antheil am See kommt später an die
Ton Hahn und heisst schon im XIV. Jahrhundert »das Hahnen -Wasser« : Lisch, a. a. O., S, 13.
86 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
wir diesen Nachrichten über die Entwickelung der Stadt noch hinzufügen, dass
vierzehn Hufen im Dorfe Tessenow, welche der Kirche in Malchin gehören,
mit Genehmigung des Kamminer Bischofs und Domkapitels sowie auch des
Fürsten Nikolaus von Werle an das Kloster Doberan verkauft werden und
dieses auch in den Besitz der Malchiner Mühle gelangt, so ist damit alles,
was für das XIII. Jahrhundert urkundlich feststeht, angegeben worden.^)
Am 4. September 1301 inkorporiert Fürst Nikolaus von Werle die
Pfarre zu Malchin mit allen ihren Einkünften einer der Domherrenstellen zu
Güstrow, verpflichtet aber ihren jeweiligen Inhaber — damals ist es Martin
von Mailin — jedem der dreizehn Domherren wöchentlich vierzehn Präbenden-
brote zu liefern, wie sie ein Scheffel feinen und reinen Weizenmehls hergiebt,
wogegen die Domherren wiederum den Beschluss festsetzen, auch den Fürsten
und seine Gemahlin in diese Präbendenbrot- Gemeinschaft aufzunehmen und
nach dem Schloss in Güstrow gleichfalls im Fall der Anwesenheit des Fürsten,
oder auch wenn die Fürstin allein anwesend sei, dieselbe Zahl von Broten ab-
zugeben.*) Der Stadt Malchin aber giebt derselbe Fürst am 25. Mai 1302
einen Beweis seines Wohlwollens und Vertrauens damit, dass er ihr den dritten
Theil der Gefälle des Gerichts in der Stadt und auf dem Stadtfelde verleiht
und zugleich für eine Stellvertretung der fürstlichen Vögte im Fall ihrer Ab-
wesenheit durch den Rath der Stadt Sorge trägt ^) Ein paar Jahre später
hören wir von einer Krebsmühle bei Malchin (Creuetesmolen), welche dem
Ritter Friedrich von KardorfT gehört. Er vermacht sie aber am 6. Juli 1306
dem Kloster zu Dargun mit der Bedingung, dafür fiir sich und die Seinigen
die letzte Ruhestätte im Kloster zu erhalten.*) 1310, den 6. Februar, geht der
Antheil, den die Stadt an der Aussen -Mühle {ante ciuitatem) seit 1294 inne
hat, an das Kloster Doberan über, zugleich auch das Eigenthum dieser Mühle,
die wir nach dem in der Urkunde gebrauchten Ausdruck weder mit der Krebs-
mühle noch mit der Mühle in der Stadt, die das Kloster seit 1298 inne hat,
verwechseln dürfen.*)
In den Streitigkeiten und Kämpfen der Jahre 131 5 und 13 16, in denen
Fürst Johann von Werle eine zweifelhafte Rolle spielt, indem er Anfangs auf
Seiten des Königs Erich und seiner Bundesgenossen steht, dann aber zur
Partei des Markgrafen Waldemar von Brandenburg tritt und gleich darauf im
Treffen bei Luplow von seinen nunmehrigen Gegnern gefangen genommen
wird, muss er, statt ein Lösegeld zu bezahlen, unter der Bedingung des Ver-
lustes, am 23. März 13 16 Haus, Stadt und Land Malchin auf sechs Jahre fiir
') M. U.-B. 2436. 2443. 2446. 2502. 2621.
*) M. U.-B. 275. 2854. 2868. 2887. 2908. 4218. 4598. 5130. 6743. 6744. 8428. II 453.
Vgl. Schröder, Pap. M., S. 871—73. 879.
•) M. U.-B. 2796.
*) M. U.-B. 3101.
•) M. U.-B. 3373« Diese Mühle vor der Stadt wird später eingegangen sein: heute ist
ausser der Krebsmilhle nur die grosse Mühle in der Stadt vorhanden. Vgl. auch M. U.-B.
9454. 9801.
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. Sy
loooo Mark löthigen Silbers dem Könige und zugleich dem Fürsten Heinrich
von Mecklenburg zum Pfände setzen, sowie dem kurz vorher von ihm beim
Dorfe Mölln gefangen genommenen Grafen Heinrich von Schwerin unentgeltlich
die Freiheit wiedergeben.^) Die Stadt Malchin leistet bald darauf dem Fürsten
Heinrich von Mecklenburg die Pfandhuldigung, aber sie nimmt es damit nicht
ernst und treu genug, wie Kirchberg erzählt, ohne darüber weitere Andeutungen
zu geben.*) Wie unterdessen Fürst Johann von Werle vom Domkapitel zu
Güstrow (bei der werleschen Landestheilung am 2. December 1316 war
Malchin an die Parchim - Goldberger Hälfte gekommen) am 6. September 13 18
die zur Einlösung von Malchin erforderliche Summe geschenkt erhält, diese
Summe aber nur als Darlehn angesehen wissen will, wenn der Bischof von
Kammin die Schenkung nicht genehmigt, erfahren wir aus einer besonderen
Urkunde, die für die Verhältnisse jener Zeiten charakteristisch ist.^) Im
Uebrigen hält das Haus Werle, beunruhigt und misstrauisch geworden durch
die Machtentwicklung des Fürsten Heinrich von Mecklenburg, in der Folge
zum König von Dänemark und sichert sich zugleich durch ein Bündniss mit
Pommern. Man nimmt dabei wahr, dass der Verlust von Lübz mit der Türe,
wie es begreiflich erscheint, besonders schwer empfunden wird und dass
Malchin politisch und strategisch als einer der Hauptstützpunkte der Herren
von Werle angesehen wird.*) Diese Bedeutung Malchins tritt vierzig Jahre
später ganz besonders in dem Vertrage zwischen Herzog Albrecht von
Mecklenburg und Herzog Barnim zu Stettin am 29. August 1355 über die
Eventual-Succession hervor, insofern die Beschlussfassung über Malchin vor-
behalten bleibt.*)
Den 16. Juni 1330 hören wir von einer Verplandung der Bede des
Landes Malchin durch die Fürsten von Werle an die Gebrüder Kossebade.®)
Die weitere innere und äussere Entwickelung der Stadt ist aus dem Bruchstück
einer Stadtrechnung von 1331/32 zu erkennen, insofern sich ergiebt, dass in-
zwischen ein Heiligengeiststift gegründet ist und dass Mauern und Thore vor-
') M. U.-6. 3818. Vgl. Dettmar- Chronik (ed. Koppmann) I, S. 429. Rudioff. Pldb. d. m.
Gesch. II, S. 217 — 222.
*) Reimchronik von Ernst von Kirchberg, ed. Westphalen, Mon. ined. IV, S. 810. Rudioff,
Hdb. d. m. Gesch. II, S. 222.
»Wer wyfe iv ^tvvt wolle f^n
^er l)übt iid9 vüv btn t>on Hlalcb^n«
— sagt der alte Kirchberg.
•) M. U.-B. 4005. Vgl. dazu 3860. 7771. 7772.
*) M. U.-B. 4358. 6393. 9174. 9394. 9560. Vgl. Band IV der M. Kunst- u. Gesch.-Denkm.,
S. 513 und 514. In den LandfriedensbUndnissen der späteren Zeit steht Malchin mit 30 Mann
eingeschrieben, also auf gleicher Stufe wie Neubrandenburg, nur Überboten von Parchim, Wismar
and Rostock. Selbst Güstrow bleibt dahinter zurück, die meisten übrigen Städte aber stellen nur
lehn Mann: M. U.-B. 7524. 7717, Anmkg. 791 1.
») M. U.-B. 8125.
•) M. U.-B. 5154. Später sind die von Bamekow im Pfandbesitz der Bede aus der Vogtei
Makhin: M. U.-B. 7378. 1359» den 18. Januar, erhalten auch die von Moltke einen Antheil daran:
M. U.-B. 8561.
88 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
banden sind, unter ihnen das mehrmals genannte Wargentiner Thor.*) That-
sächlich findet sich denn auch schon wenige Jahre nachher der gewiss
nicht bloss bildlich gemeinte Ausdruck »intra muros Malchin« in einer Urkunde
vom 22. Januar 1338.') Zugleich hören wir von einer erheblichen Stiftung
des Malchiner Bürgermeisters Gerlach Dempzin und seiner Ehefrau Gertrud,
womit diese einestheils das Heiligengeiststift bedenken, anderntheils ein Armen-
haus für nicht weniger als zwölf hülfsbedürftige Personen einrichten. Auch
andere wohlhabende Familien in der Stadt, wie die von Reez, Gube und
Sachow werden um diese Zeit genannt, die sich um eine Vikarei in der
Malchiner Kirche verdient machen.^) Deshalb hat sich hier auch ein Platz
für den Franziskaner - Orden , die fratres minores, gefunden, von denen
bereits eine Strasse den Namen trägt.^) Dass sich die Cisterciensermönche
zu Dargun dort in anscheinend noch umfangreicherer Weise ausgebreitet haben,
erklärt sich aus den bereits in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts vor-
handenen Beziehungen zwischen Stadt und Kloster, die oben erwähnt sind.^)
Noch vor dem Abscheiden des Hauses Werle aus der Geschichte em-
pfangt das bisherige gute Verhältniss zur Stadt einen schweren Stoss. Ein
besonderer äusserer Anlass ist unbekannt. Wir erfahren aber aus einer Ver-
söhnungsurkunde vom II. Juni 1372, dass sich der Trotz des selbstbewussten
Bürgerthums jener Zeiten während der Minderjährigkeit des Fürsten Johann d. ä.
zu einer Gewaltthat hat hinreissen lassen, nämlich zur Niederreissung des fürst-
lichen Hauses oder Schlosses in der Stadt, das mit einem Wall umgeben war.
Fürst Johann von Werle söhnt sich zwar mit der Stadt wieder aus, aber er
verkauft den Wall und die Stelle des abgebrochenen Hauses zu Bürgerrecht
und wendet der eigenmächtigen Stadt den Rücken.®)
Es naht die Zeit des Aussterbens der Goldberger Linie des Hauses
Werle. Unsicher über ihre Zukunft verbinden sich die Städte Parchim,
Malchin, Teterow und Laage am 23. September 1374 zu gegenseitigem Schutz
ihrer Privilegien.') Aber das Haus Werle behält die Oberhand, und Malchin
geht auf die Güstrower Linie über. In einem Streit der Stadt mit den von
Maltzan um den an Schorssow angrenzenden Theil des Wargentiner oder
Malchiner Sees behält jene Recht, und die Herren von Werle bestätigen ihr
*) M. U.-B. 5273. Das Steinthor wird zehn Jahre später genannt (freilich nicht in einer
Original -Urkunde, sondern — was nicht zu übersehen ist — in deren Abschrift aus dem XVI.
Jahrhundert): M. U.-B. 6198 (. . . agri jacentis extra ciuitatem infra valuam lapideam et aliam valuam
proprie Wargantinns (!) nuncupatam). Das MUhlenthor wird 1381 zum ersten Mal urkundlich ge-
nannt: M. U.-B. II 352.
*) M. U.-B. 5847. Vgl. 7651, Anmkg. Die Stadtmauern werden auch 1372 urkundlich ge-
nannt: M. U.-B. 10334.
«) M. U.-B. 6198.
*) M. U.-B. 5847.
^) M. U.-B. 6431 (habitacionem, curiam, domum lapideam, et horreum aliaque edificia . . . .
in ciuitate nostra Malchin . . . habent abbas et conuentus). Vgl. M. U.-B. 7651. 8332.
•) M. U.-B. 10334.
^ M. U.-B. 10635.
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. 89
am 29. December 1374 aufs Neue den Besitz des Sees und der Peene-Mühle
vor der Stadt.*) Indessen das Verhältniss zwischen der Landesherrschaft und
dieser ist vorläufig noch ein bedingtes. Das sieht man sowohl an der Ein-
schränkung der Huldigung im Jahre 1374 durch den vom Malchiner Rath
gemachten Hinweis auf die Rechte der mecklenburger Herren, obwohl doch
diese damals noch nicht daran denken konnten, die werleschen Lande in Besitz
zu nehmen, als auch an der über die bedingte Huldigung unter grosser Zeugen-
Betheiligung aufgenommenen Urkunde vom 4. Januar 1375.*) Die hierin kund
gegebene Vorsicht entspringt nämlich dem für eine Zeitdauer von vierzehn
Jahren geschlossenen und daher noch nicht abgelaufenen Rostocker Vertrage
vom 31. Oktober 1366 zwischen denen von Werle einerseits und denen von
Mecklenburg andererseits, wenngleich darin auch der vor der Zeit eingetretene
Todesfall Johanns d. ä., des letzten Herrn von Werle -Goldberg, der sich, wie
festgesetzt war, im Jahre 1378 mit der mecklenburgischen Herzogin Euphemia
vennählen sollte, nach allen Richtungen hin auf das Gründlichste vorgesehen
war.^) Indessen, da sich dieselbe Herzogin bald darauf mit Fürst Johann d. j.
von der Linie Werle- Güstrow vermählt, so bleiben die seit dem genannten
Vertrage bestehenden Freundschafts- und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen
beiden Theilen dieselben, und die angewendete Vorsicht der Stadt Malchin
gelangt zu keiner praktischen Bedeutung. Auch hindert das in keiner Weise
die weitere politische Entwickelung durch Verträge verschiedener Art zwischen
dem Landesfürsten und seinen Vasallen auf einer Seite und der Stadt auf
anderer Seite.*) Man war eben in jenen Zeiten nicht allzu empfindsam; im
Gegentheil genossen gewaltthätiges und rücksichtsloses Vorgehen weithin eine
gewisse Duldung und selbst Entschuldigung, wie z. B. die Ueberlistung und
Gefangennehmung des Ritters Johann von Stralendorff durch den Malchiner
Bürger Adrian Breide im Sommer 1383 und der von einer grösseren Anzahl
Malchiner Bürger bei Gelegenheit eines Wortstreites an dem Schorssower
Maltzan im Frühjahr 1385 zu Faulenrost in Gegenwart des Fürsten Johann
von Werle begangene Todschlag beweisen.*) War der Fall unangenehmerer
Art, wie z. B. der letztgenannte, dann half man sich und seinem Gewissen
durch den Bau einer Sühnekapelle und durch Memorienstiftungen, nahm es
aber auch damit nicht allemal ernst, wie aus einer Urkunde vom 25. März 1403
in dieser Schorssower Sache zu ersehen ist.®) Der Erschlagene war seit dem
*) M. U.-B. 10339. 10643. 10672.
*) M. U.-B. 10678.
*) M. U.-B. 9560. Rudioff, Ildb. d. m. Gesch. II, S. 470. 493. 511.
^) M. U.-B. II 113. 11155. II37S- II444- ii45X- 11664.
*) M. U.-B. II 524. II 665. Aehnliche Vergewaltigungen wie dem Johann Stralendorff ge-
schahen 1394 dem Heyne Plessen, 1400 dem Koneke Eggherdes, 1410 dem Henneke von dem
I^aland, Gherwen und Reiner Steffen, 1534 dem Jürgen Hogendorp und 1536 dem Matthias Kerk-
dorp, wie urkundlich nachzuweisen ist. Verzeichnisse der Ritterschaft im Lande Malchin giebt es
▼on 1425 und 1491 : Lisch, M. Jahrb. XXXVIII, S. 176. Abgedruckt in Gesch. des Geschlechts
Maltzan II, S. S55, und IV, S. 211.
") Lisch, Gesch. des Geschl. Maltzan III, S. 36 (Urk. 468). Vgl. dazu II, S. 356 (Urk. 338);
S.365 (Urk. 341); S. 371 (Urk. 344); S. 374 (Urk. 345). M. Jahrb. XV, S. 61.
90 AMTSGERICHTSUEZIRK MALCHIN.
I. November 1375 Pfandherr des Landes Malchin gewesen, da ihm und seinen
Erben an diesem Tage von den beiden Fürsten Lorenz und Johann von Werle
das Hundekorn, sowie das höchste und niederste Gericht sanimt allen Unter-
thanenpflichten im ganzen Lande Malchin (lir die Summe von 1800 Mark
lübischer Pfennige überlassen worden waren. ^) An seine Stelle tritt nun der
Bruder Heinrich von Maltzan als Pfandherr der Vogtei (vaghed der voghedye
to Malchin).*)
Das bedeutsamste Ereigniss (lir die Stadt gegen Ende des XIV. Jahr-
hunderts ist — wenn wir von dem im Jahre 1382 geschehenen Ankaufe des
Schnakenburg'schen kleinen Gutes Pisede zur städtischen Kämmerei absehen
— der grosse Brand der Kirche im Jahre 1397. Dabei verliert diese ihren
gesammten Inhalt an Schmuck, Gewändern, Büchern, Kelchen, Leuchtern und
allem Andern, was zu ihrem Bestände nöthig ist. Wir erfahren das aus einem
Ablassbrief des Kamminer Weihbischofs Johann, Bischof von Garda in partibus,
der am 6. Juni des Jahres in der Stadt anwesend ist und in diesem Briefe
nicht bloss einen weitreichenden Ablass gewährt, sondern die Aussendung von
Boten zur Einsammlung milder Gaben gestattet.') Da entsteht nun der statt-
liche hochgothische Bau der heutigen Kirche an Stelle der älteren und niedrigeren
spätromanischen Kirche aus der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts (s. u.).
Der Uebergang der Stadt an das Haus Mecklenburg nach dem Aussterben
des Mannesstammes der letzten Linie des Hauses Werle im Jahre 1436
und die den Herzögen von Mecklenburg noch im selben Jahre dargebrachte
Huldigung; die Eventualhuldigung an das Haus Brandenburg, das bei dieser
Gelegenheit am 12. April 1442 zu Wittstock das Zugeständniss der Eventual-
Succession von Mecklenburg erreicht hatte, und die noch im selben Jahre am
Abend vor Himmelfahrt erfolgte Privilegienbestätigung durch die Markgrafen
Friedrich d. ä. und Friedrich d. j.;^) der Ankauf der Binnenmühle vom Kloster
Doberan durch den Rath im Jahre 1451; das von den beiden Herzögen
Heinrich d. ä. und Heinrich d. j. von Mecklenburg erlassene Verbot im Jahre
1460, weiterhin noch liegende Gründe in Malchin an Geistliche zu vermachen
und bei Lebzeiten zu überlas.sen — bei Verlust des der Landesherrschaft
anheimfallenden Vermögens und vom Veräusserer überlassenen Gutes, sowie
bei Strafe der Vertreibung der dawider handelnden Geistlichen aus der Stadt,
es sei denn, dass es mit Rath und Willen der Bürgermeister und Rathmannen
geschehen und dass in diesem Falle den Erben der Stifter die Wiedereinlösung
des gestifteten Gutes mit baarem Gelde verblieben; die Privilegienertheilungen
») M. U.-B. II 665.
*) Lisch, a. a. O. II, S. 378 (Urk. 347).
•) M. U.-B. II 405. M. Jahrb. XXXI, S. 93 — 95. Dabei wird versehenUich als besonderer
Schützpatron der hl. Johannes Baptista an die Stelle des in der Kamminer Konfirmationsurkunde
vom 14. Januar 1247 richtig genannten hl. Johannes Evangelista gesetzt.
*) Rudioff, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 41. 178. 742—746. 749—754. Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-
Denkm. IV, S. 582. — Unter den Malchiner Urkunden und Akten finden sich in der Zeit von
1286 bis 1697 über zwanzig fürstliche Privilegien -Bestätigungen.
GESCHICHTE DER STADT MALCHIN. 9I
vom Rath an die Schöngewandschneider 1463, an die Kaufleute- Gilde ebenfalls
1463, und an das Haak- oder Haken-Amt 15 10, die am 6. März 1489 ge-
schehene Einverleibung der Teterower Pfarre in die Malchiner Pfarre und
damit zugleich in das Güstrower Domstift zwecks Aufrechterhaltung der
Mallin'schen Präbendenbrot- Stiftung (s. o.): das sind die Hauptmomente in
der Entwickelung städtischer Verhältnisse des XV. Jahrhunderts und schon
darüber hinaus.^)
lieber die Kirchen -Reformation in Malchin, für die der eben erwähnte
Erlass der beiden mecklenburgischen Herzöge vom Jahre 1460 fast wie ein
früher Vorbote erscheint, hat Lisch einen lesenswerthen längeren Aufsatz im
M. Jahrb. XVI, S. 98 — 125, niedergelegt, auf den wir hier verweisen.*) In
Malchin giebt es einen harten Widerstand, spät erst unterliegt das Alte dem
Neuen. Im Jahre 1561, nach Antritt des Darguner Erbes durch den Herzog
Ulrich, schenkt dieser das in Malchin gelegene Haus des Klosters mit Hof
und allen dazu gehörenden liegenden Gründen, aber mit Ausnahme aller
Hebungen an Zehnten und aus Holzungen und Wiesen sowie alles dessen,
was sonst um des Klosters willen jährlich dahin gebracht worden sei, seinem
bewährten Rath Kruse auf Varchentin und dessen Erben. Zugleich erhält
der Amtmann in Dargun den Befehl, den Ebengenannten sofort in seinen
Besitz einzuweisen.')
Mit dem Beginn des Reformationszeitalters tritt das Interesse an den
Stadtgeschichten vor dem der Landesgeschichte zurück. So ist es denn auch
ebensosehr und mehr noch ein landesgeschichtlicher Akt als ein stadt-
geschichtlicher, wenn bei der » Totaldi vision« der Herzogthümer Schwerin und
Güstrow im Jahre 1621 neben der schon seit 1572 für die Landtagsversamm-
lungen dienenden Stadt Sternberg im Herzogthum Schwerin die Stadt Malchin
im Herzogthum Güstrow fiir die umschichtig in dem einen und dem anderen
Landestheil abzuhaltenden gemeinsamen Landtage der Ritter- und Landschaft
eingesetzt wird.*) Die noch übrig bleibende Geschichte des XVII., XVIII.
und des Anfanges des XIX. Jahrhunderts ist im Wesentlichen eine Leidens-
geschichte, besonders die des dreissigjährigen Krieges, durch welchen die
Blüthe des Bürger- und Bauernstandes vernichtet wird.*) Wir verweisen in dieser
Beziehung auf die aus den Stadtbüchern wie »Kraut und Rüben« zusammen-
gestellten chronistischen Aufzeichnungen in dem Büchlein von Herm. Christian
Heinrich Gotthardt: »Sagen der Vorzeit Malchins und Denkwürdigkeiten der
Stadt während der letzten drei Jahrhunderte, zusammengetragen aus mündlichen
*) Vgl. Urkunden und Akten im Grossh. Archiv. Dazu oben S. 5 (bei Teterow). Lisch,
M. Jahrb. XII, S. 16. 17. XXXI, S. 85.
•) Vgl. M. Jahrb. VIII, S. 44.
*) Nach bisher nicht gedruckten Urkunden der Stadt Malchin. Abschriften im Grossherzogl.
.\rchiv. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. - Denkm. I, S. 527 (546).
*) Assecurations- Revers Art. XIV. XXIII. Rudioff, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 209.
') Es sollen einst 300 (I) Tuchmacher in Malchin ihr Brot gefunden haben : Gotthardt, a. a. O.,
Seite 34.
92 AMTSGERICHTSIJEZIRK MALCHIN.
Uebcrlieferungen, städtischen Urkunden und eigenen Beobachtungen.« Malchin,
1862, gedruckt bei J. W. Piper.*)
Besondere Erwähnung verdienen das persönHche Eingreifen und der
Besuch des Herzogs Gustav Adolph in Malchin nach der grossen Feuersbrunst
am 3. Juni 1663;*) die tausend Drangsale während des nordischen Krieges,
wobei die Stadt die Fischereigerechtigkeit auf dem grossen See verliert, indem
sie diese stückweise an die umliegenden Güter verkauft;') das Bombardement
der von den Schweden besetzten Stadt in der Nacht vor Neujahr 1762 durch
die Preussen,*) die Einquartierung von Russen im Jahre 1805 und von Franzosen
unter Murat im Jahre 1806, wobei die Kirche als Heu- und Stroh-Magazin
benutzt wird,*^) und endlich die Bildung des »Reform Vereins« im März 1848
und des »Constitutionellen Vereins« im September desselben Jahres,®) wobei man
an die ergötzlichen Schilderungen in Fritz Reuters »Stromtid« erinnert wird.
In diesen letzten Dingen macht sich das erste politische Wiederaufleben
bemerkbar, ein Wiederaufleben, das seitdem besonders im Handel und Verkehr
zugenommen hat. Indessen finden sich selbst in den erwähnten Leidenszeiten
allerlei Thatsachen, welche beweisen, dass die Kraft zum Schaffen niemals
ganz erlahmte. Wir rechnen dahin z. B. die Gründung einer Synagoge im
Jahre 1764 und deren Neubau 1837, den Bau eines Schulhauses 1782 und
dessen Neubau 1846/47, sowie endlich den Neubau des Rathhauses im Jahre
1842, wobei man im Thurmknopf des alten Hauses eine lange Mittheilung
aus dem Jahre 1745 fand, in welchem eine durchgreifende Restauration des
Hauses stattgefunden hatte.'')
Von vor- und nachreformatorischen Geistlichen ist eine grosse Zahl
Namen überliefert, für die wir theils auf die Verzeichnisse in den Personen-
und Standesregistern des mecklenburgischen Urkundenbuches, theils auf die
kleine Schrift des Pastors Christian Alard (1712 — 1723) über das Jubelfest der
Reformation im Jahre 17 17,®) auf Schröder's papistisches Mecklenburg und die
Geschichte der Malchiner Kirchenreformation im M. Jahrb. XVI, S. 98 bis 125,
verweisen, dazu auch auf einen nur im Manuskript vorhandenen Cleemann'schen
^) Für das Ende des XVI. und den Anfang des XVI I.Jahrhunderts sind die Sadenwather'schen
Aufzeichnungen benutzt, für die letzten elf Jahre des dreissigjährigen Krieges und die nachfolgenden
Zeiten die des Bürgermeisters Barthold Zahrndt, des Bürgermeisters Lorenz Goldschmidt u. a. m.
(Gotthardt, a. a. O., S. 23. 40. 50. 120). — Zu den Nachrichten aus dem dreissigjährigen Krieg
ist für dessen Anfang auch Klüver, Beschr. M.'s, II, S. 280 ff., heranzuziehen.
') Gotthardt, a. a. O., S. 44.
•) Gotthardt, a. a. O., S. 46—50.
*) Gotthardt, a.a.O., S. 55ff. Dazu ist besonders ein von Pogge-Gevezin im Malchiner
General -Anzeiger vom 5. und 10. März 1899 veröffentlichter Auszug aus dem Tagebuch des
I Malchiner Kupferschmiedes Michael Friedr. Behm zu vergleichen.
*) Gotthardt, a. a. O., S. 65 ff.
*) Gotthardt, a. a. O., S. 72 ff.
') Gotthardt, a. a. O., S. 14. 19. 20. 36. 37.
*) Malchinsches Denckmahl nach abgelegtem ev.ingelisch -lutherischen Jubelfest .... des
17 17. Jahres .... von Christian Alard, Güstrow bei Joh. Lcmbken, S. 27 — 40. 42 — 44 (Aus Ver-
zeichnissen von Kirchlehnen, Kalands-Summarien, und aus Kirchenbüchern des XVII. Jahrhunderts).
KIRCHE ZU MALCHIN.
93
Nachtrag zu dessen Repertorium universale (im Grossherzoglichen Archiv).
Das Alard'sche Verzeichniss reicht bis zu seiner eigenen Person. Er stirbt
den II. November 1723. Es folgen Friedrich Wilhelm Krüger (1725 — 1755)
und Augustin Grapius (1728 — 1733), Samuel Sigismund (1735 — 1762) und
J. H. A. Müller (1755 — 1787, f 1792), Joh. Andr. Fabricius (1763— 1799) und
Joh. Christoph (nicht Christian) Lehmann (1787 — 181 1, Kollaborator des
gemüthskrank gewordenen Pastors Müller). Ueber die Geistlichen des XIX. Jahr-
hunderts s. Walter a. a. O. Seit dem ersten Adventssonntage 1848 ist Malchin
der Sitz einer Superintendentur.*)
Kirche.
{anbeschreibung. Die Kirche zu Malchin ist ein vornehm wirkender hoher
Backsteinbau, dessen Chor mit drei Seiten aus dem Achteck schliesst
und dessen dreischiffiges Gemeindehaus einen von beiden Seiten her erleuchteten
Obergaden hat. Die mit schwarzglasierten gothischen Thonfriesen verzierten
Gesimse des Obergadens sind alt, d. h. sie gehören dem nach dem Jahre 1397
begonnenen Bau an (s. o.), die der Seitenschiffe dagegen stammen aus dem
Jahre 1870. Der Grundriss und die Abbildungen ersetzen nun zwar im
Uebrigen die weitere Beschreibung, aber sie lassen nicht erkennen, was und
wieviel von der ausgebrannten alten Kirche in die neue übergegangen ist.
Nur soviel sieht man auch aus ihnen, dass hier verschiedene alte und neuere
Theile schliesslich zu einem Ganzen vereinigt worden sind, wie es nicht von
Anfang an erdacht worden war. Von der alten Kirche steht noch heute die
südliche Wand der Abseite mit ihren romanischen Ecklisenen, von denen die
östliche durch den ersten Strebepfeiler des jüngeren Baues beinahe ganz ver-
deckt ist. Demgemäss fehlen auf dieser Seite die gothischen Strebepfeiler und
jene Granitsockelbildungen, die an dem jüngeren Bau wahrzunehmen sind.
Auch sind noch Spuren der ehemaligen romanischen Fensterlaibungen zu
erkennen, die man ausgehauen und durch breitere gothische Fenster ersetzt
hat. Ferner ist im Innern der angebauten Kapelle auf dem Westende noch
etwas von dem südlichen Theil des ehemaligen Westgiebels der alten romani-
schen Kirche zu erkennen.*) Es sind dies der Rest eines Rundbogen frieses
unter einer zweifachen Stromschicht und ein Fensterschlitz mit schräge ein-
gehenden Wandungen.^) Ueberhaupt enthält der ganze südwestliche Theil
auch sonst im Innern soviele Spuren vom Bestände des alten Baues, dass es
ein Leichtes sein würde, diesen, der höchst wahrscheinlich eine dreischiffige
Hallenkirche von gleicher Breite war und ein Gemeindehaus von der Länge
*) Gotthardt, a. a. O., S. 37.
*) Auch in der Doberaner Abteikirche und im Schweriner Dom sind die südwestlichen
Theile des Baues die Träger des alten Bestandes.
•) Oberhalb des romanischen Frieses erscheint (als erste Koncession an die Frühgothik)
eine vertiefte vierblatterige Kleeblatt -Verzierung.
Beschrei-
bung des
Baues.
AMISGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
dreier Ge-
wölbejoche
latte, ganz
eder so auf-
bauen wie er
inst aussah.
Is wesentlich
Neues er-
:heint dann
m gegenüber
dem zwei-
in Kirchen-
au die Er-
öhung des
littelschiffes
zu einem
Dbergaden,
iwie dessen
Erweiterung
ach Osten
lewölbejoch
allen drei
teilen (wobei
es dahin-
stellt bleiben
nn, ob man,
jvie Lisch
Nnt, Anfangs
;n seitliche
usladungen
durch ein
Querschi ff
ichte), und
endlich
auch
der An-
bau des
hohen
Chores
mit
seinem
Poly-
gonal-
KIRCHE ZU MAI.CII1N. 95
schluss.^) Am auflalligsten aber erscheint der Thurmbau, der, auf der Nord-
seite der Kirche liegend, mit seiner Breitseite nur die nördliche Hälfte der
Kirche deckt, und dessen inneres Gemäuer durch einen nachträglich plump
in die Mitte gesetzten schweren Stutzpfeiler des Glockenstuhls einen sehr wenig
erfreuenden Anblick bietet. Wie ist diese eigenth um liehe, dem Bau von 1397
angehörende Anlage zu erklären? Wollte man zwei Thürme neben einander
haben und kam der zweite Thurm in Folge des dazwischen tretenden stattlichen
Kapellenbaues im Westen nicht zur Ausführung? Oder war diese Kapellen-
Idee die erste und trat in Folge davon der Thurm seine althergebrachten
Rechte auf die Mitte an die Kapelle ab, zu welcher dann noch eine Vor-
halle hinzukam? Die Antwort ist nicht leicht. Was uns betrifft, so möchten
wir dem letztgenannten Verhäitniss den Vorzug geben; zu völliger Gewissheit
hierüber aber werden wir deshalb niemals gelangen, weil es über den Thurm-
bau an Urkunden und älteren Akten fehlt, und weil aus den Mauern ganz allein
auch nicht immer unfehlbare Schlüsse gezogen werden können, wenigstens
nicht über alle Punkte, die dabei in Frage kommen. Nur das möchte man
*) Am Chor ist m beachten, dass sein schwarz glasierter Fries ein anderes golhisches
MiSer le^ als der des Schiffes der Kirche.
96
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Altar-
aiiTbau.
für ausgemacht halten, dass die alte romanische Kirche des XIII. Jahrhunderts
keinen Thurm hatte. Wäre dieser irgendwie beabsichtigt gewesen, so würde
man die Westseite der Kirche nicht mit jenen trefflichen Blenden- und Fries-
Verzierungen versehen haben, von
denen noch heute ein ansehnlicher
Theil hinter dem spätgothischen
Bau sichtbar wird. Die Bedachung
des jetzigen Thurmes stammt aus
der zweiten Hälfte des XVII. Jahr-
hunderts. Man ersieht das aus
dem Visitationsprotokoll von 1662,
in welchem es heisst, dass die
im Jahre 1648 im Monat Februar
heruntergefallene Spitze »in et-
was wieder auffgebauet«,
aber noch nicht wieder vollends
fertig sei.')
Der Altaraufbau ist ein Werk
des klassi eieren den und romanti-
sierenden Geschmacks vom Ende
des zweiten Jahrzehnts im XIX.
Jahrhundert; an ihm berühren sich
die Formen antiker Säulen und
antiken Gebälks mit denen der
Phantasie- oder »modificiertem
Gothik des XIX. Jahrhunderts.
■ I, II 1. 1
Tirig^irijr-
▼" 1^
«,i,, .H.^t^iii^.£(Ci. - .,-,
^-»^'■r.
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Ty^
■"•'•'-» i-
J^afcl.iH
Nach Zeichnungen *
Seine schönen mattrosafarbenen Säulen aber sind nicht aus Mam
I) Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXI, S. 82—95.
Inneres der Kirche iq Malchin. Blick auf den Altar.
Kirche lu Malchin (Blick vom Chor nach W«lcn).
KIRCHE ZU MALCHIN.
97
aus Stucco-Lustro hergestellt. Sie fassen ein Gemälde ein, das die Kreuzigung
Christi darstellt und eine Arbeit des angeblich aus Malchin gebürtigen Malers
Wilhelm Krüger ist, der damals (1824) und noch lange nachher in Dresden
lebte. Ausserdem gereicht dem Altar ein trefflicher Krncifixus von Silber auf Krucifixus.
einem Bronzefuss zum Schmuck, welcher der Kirche am i . Januar 1 894 über-
wiesen wurde.
Früherer
Altar-
aufsatz.
An der Westwand der Kirche hängt der frühere Altaranfsatz, eine
unrechter Weise arg vernachlässigte Holzschnitzerei mit Polychromie und Ver-
goldung, ein Werk vom Anfange des XV. Jahrhunderts, ohne Zweifel jenes
Triptychon, das den Hauptaltar der neuen Kirche nach dem grossen Brande
von 1397 zierte. Das Mittelstück enthält die Krönung der Jungfrau Maria,
aber es ist dabei zu beachten, dass, wie es in der vorreformatorischen Zeit
sicher nicht war, beide Figuren ihre Plätze gewechselt haben : sie wenden sich
gfi^enseitig den Rücken zu. Sehr zu würdigen ist das Schnitzwerk in der
Basis der Mittelgruppe: es sind alttestamentliche Halbfiguren mit Spruch-
bändern. Unter den Nebenfiguren zu jeder Seite der Mittelgruppe fallen oben
die beiden Schutzheiligen der Kirche, Johannes Evangelista und der später
ihm zugesellte Johannes Baptista, als nächste oben rechts und links ins Auge.
Ks sind im Ganzen sechsunddreissig Heiligenfiguren, unter ihnen die zwölf
Apostel. Die Rückseiten der Innenflügel und die beiden Seiten der Aussen-
flügel sind bemalt mit neutestamentlichen Scenen aus der Leidensgeschichte
und mit Darstellungen aus dem Leben des Evangelisten St. Johannes.
Eine eingehende Beschreibung aller Schnitzfiguren und Bilder, an denen
auch die niederdeutschen Inschriften von vielem Interesse sind, finden wir
bei Lisch, M. Jahrb. XXXI, S. 8g — 92, worauf wir verweisen. Hier wollen
wir nur auf das Nachdrücklichste betonen, dass, wenn irgend ein mittel-
alterliches Kunstwerk eine bessere Erhaltung und Wiederher-
stellung verdient, es dieses Triptychon ist (ebenso sehr wie das
alte Werk in der Kirche zu Tempzin).
Die Kirche hatte es im Mittelalter auf dreissig Altäre gebracht (neun-
undzwanzig Nebenaltäre neben dem Hauptaltar). Es hat sich davon ein
genaues Verzeichniss mit allen Intraden aus dem Jahre 1549 erhalten, das
von Christian Alard, a. a. O., S. 27 — 30, und siebenzig Jahre später auch in
Schröder's Kirchenhistorie des evangelischen Mecklenburg I, S. 396 — 398,
abgedruckt ist. Man begreift daher die Erweiterung der Kirche durch eine
grosse Kapelle im Westen, fiir die der Thurm ebenso zum Eingange diente
und noch heute dient, wie fiir die Hauptkirche. Ein eigener Name für diese
Kapelle ist nicht überliefert, aber sie wird ohne Zweifel jene Kapelle sein,
in welcher nach dem ebengenannten Verzeichniss wenigstens vier Altäre unter-
gebracht waren. ^) Demgemäss würden für die Kirche noch sechsundzwanzig
Altäre übrig bleiben. Von ihnen gehörte je einer auch den Dominikanern
und den Franziskanern.
Kanzel. Die jetzige Kanzel ist ein neugothisches Werk unserer Zeit. Kanzel.
') Lisch, M. Jahrb. XXXI, S. 88, hat Neigung, sie als »Marien- Kapelle < zu bezeichnen.
VTir glauben aber, dass, wenn sie diesen Namen wirklich geführt hätte, er sich auch erhalten
habeo würde.
7
AMTSGEKICIITSBEZIRK MALCHIN.
KIRCHE ZU MALCHIN.
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Alte Künstlerisch bedeutender erscheint die alte Kanzel, ein Schnitzwerk
Kanzel. der Renaissance vom Jahre 1571. Sie steht jetzt unter dem Raths-Chor.
Ihr Verfertiger hiess Hans Boeckl«r, der nach einem aus Stettin gekommenen
Vorbilde arbeitete. Das Geld dazu (104 FI. = 51 Rlhlr.) war von einzelnen
Mitgliedern aus der Gemeinde aufgebracht. Von dem übrig gebliebenen
Gelde (6 Fl. 6 ßl. ^= 3 'l'hlr. 6 fil.) wurde ein messingener Wandarm mit
Leuchter beschafft.')
An der Vorderseite der Kanzel in säulen verzierten Nischen die vier
Evangelisten. Darunter, auf einem Wappenschilde mit drei Herzen, der
Name des Stifters CONRADUS FftOLIKE-^) Die Jahreszahl 1571 findet sich am
Schalldeckel.
Orgel. Orgel. Die jetzige Orgel mit ihrem Prospekt stammt von dem Rostocker
Orgelbauer Paul Schmidt und ist 1780 errichtet. Die Empore wurde von dem
Zimmermeister Deichert und dem Tischlermeister Joh. Sponholz verfertigt, die
Malerei und Vergoldung
von den Malern Pel.
Joh. Koch aus Güstrow
und Juslus Chr. Hans
Hetb«rg in Malchin.
Die 1779 ab-
gebrochene alte
Orgel war 1570
fertig geworden :
»Anno 1567 in
vespera circumcisi-
onis Dei hat E. E.
Rath mit Meister
Fabian Peters,
Orgelbauern, um
eine neue Orgel zu
bauen verdinget, da
die Bürger Geld
ziigeleget und Um-
Speisung gethan und
ist anno 1570 die
Orgel gar fertig ge-
worden und von
Meister Potor
Boechel, Maler, ge-
sta füret und ge-
liefert. Das Holz A]«K.-vn«l.
dazu ist aus dem
Siadtholz genommen und ist auf Angaben des Orgelbauers nach Daumen Zoll
dick geschnitten worden und hat etliche Wochen in Wasser rotten müssen und
hernach aufgesteigert gedürret worden, eodem provisore« (sc. Dr, Sadenwather).*)
Granit- Vor dem Chor ein schön geschliffenes Granitbecken (Taufbecken) mit
becken mit Granitdeckel auf eisernem Ständer, der Restauration in den zwanziger Jahren
Deckel. ■ -
:iiuatlier's Aufz eich nun gen). — ') Nach dem Inventar
•) Collliaidl, a. a. O.. S. 24 und 34.
KIRCHE ZU MALCHIN.
des XIX. Jahrhunderts angehörig.') — Oberhalb des Konfirmandensaales wird Triumph-
jetzt die grosse aus Holz geschnitzte Trinmphkreuz- Gruppe der allen Kirche kreuz-
aufbewahrt (der Gekreuzigte, Maria und Johannes). Gruppe.
Grosses Renaissance -Epitaphium mit zwei Hauptfeldern und zwei Epitaphien.
Seitenfeldern. In dem oberen Hauptfelde die Auferstehung Cliristi, in dem
. _- , unteren die Auferstehung des Lazarus, in
den beiden Seitenfeldern Johannes und
Paulus, jedes Feld mit Bibelsprüchen, Unter
den beiden Mittelfeldern die Inschrift: ANO
1599 DEN 24 MAI HAT DER ERBARE UND
VORNEME ZEVERIN KRUSE DIS EPI-
TAPHIUM SAMT SEINER LIEBEN HAUS-
FRAWEN DER KIRCHEN ZUR ERE UND
SICH ZUM OEDECHTNIS VOi^'FERTIGEN
LASEN.
Noch ein zweites Epitaphium aus dem
Jahre 1676. Im Hauptfeld die Auferstehung,
auf zwei Nebenfeldern je ein Bibelspruch,
imten die Inschrift: DIESE GRABMAHL
HAT MATTI ZIMERMAN SEINEN SOHN
MATT • DER 1675 D • 4 FEB • GEBOH •
1676 D • 7 SEPT • SETZEN LASSEN.
Grosse Stundentafel einer Kirchen- Sltinden-
uhr vom Jahre 1596. Auf einem oberen ^^^^^ einer
Felde die zwölf Himmelszeichen, auf einem '^"'clien-
unteren eine Uhr mit Zifferblatt, rechts
davon ein Engel mit der Unterschrift:
CAMPANA QUANDO EDIT SONUM TUBAE
MEMOR SIS ULTIMA[E]; links ein Gerippe
mit der Unterschrift: ELAPSA CEU HAEC
CLEPSYDRA, SIC VITA LABETUR TUA.
Die Arme beider Figuren sind beweglich und
stehen mit den über ihnen angebrachten
Glocken in Verbindung, die beim Stunden-
wechsel von ihnen angeschlagen werden
und von denen jede die Inschrift hat:
DATVM MALGIN 1596. Ausserdem noch
zwei auf den Engel, der die Viertelstunden anschlägt, und den Tod, der die
VoUstundenschläge besorgt, sich beziehende Inschriften. Die eine lautet:
FORMA VIRI ROSEIS DIDUCENS ORA LABELLIS
DISCRETOS RICTU SIGNAT HIANTE SONOS.
') I.i-sch, M. Jahrb. XXXI, S, 89, erwähnt auch der
ilun Gnuiitbecken spStromanischen Slils aus der Zeit der
Tanfständer.
n Taufstein dor Kiicl
in Kirch eiigrlindung.
I02
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Kron-
leuchter.
Wand-
leuchter.
Oel-
gemälde.
Glocken.
Die andere:
QUANDO VIDES VERTI CLEPSYDRAM MORTIS AB UMBRA
PROPEDIEM MORTIS TE MEMINISSE DECET •
EN TIBI QUAM RAPIDO LABUNTUR TEMPORA CVRSU
DUM SISTIS GRESSUS, JAM BREVIS HORA FUGIT.
Unter dem Zifferblatt liegen zwei aus Holz geschnitzte Widder, die einstmals
beim Schlagen der Uhr mit ihren Köpfen zusammenstiessen.*)
In der Kirche zwei Kronleuchter von Messing, der eine mit der Inschrift:
ECHHARD • KRULL • MARIA MÖLLERS • A • 1752; der zweite: DISE.CRONE*
HABEN • S • ASMUS • GRISEN • VND • ANNA • BENEKENS • SEMPTLICH(E) •
KINDER • ALS HANS ZACHARIAS • U • CATHARINA • DIE GRISEN • ZUM • GE-
DECHTNISS • IHRER • S • E • IN • DIE • KIRCHE • V • E • ÄO • 1616.
An den Wänden acht messingene Wandleuchter, ähnlich denen in den
Rostocker Kirchen. An dem einen die Inschrift: H • ZACHARIAS KRUSE«
ELISABETH TIMMEN ANNO 1698. Die Wappen dieses Leuchters (H Z K —
E B T) finden sich auch an einem zweiten mit der Inschrift: LAVRENZ
BENEKE ELISABET RATEKEN ANNO 1691. An einem dritten Leuchter: PAWEL
BIDERMOLLER ELSEBE GRIPERS; an einem vierten: ONNA • 1689.
Zwei Oelgemälde, Luther und Melanchton, sind von geringer Bedeutung,
ebenso ein Bild aus dem Jahre 1742 (Hemento mori), das von JOH. FRID.
SELLIN gestiftet ist.
Im Thurm vier Glocken. Die grösste Glocke (Dm. 1,53 m) hat eine
lange Inschrift, aus der hervorgeht, dass sie ursprünglich im Jahre 1561 von
Mattheus Mattes gegossen wurde, 1808 einen Riss bekam und 1824 von den
Gebrüdern Schwenn in Stettin umgegossen werden musste.*) — Von der
zweiten Glocke ist die werthvolle Erzkrone abgesägt und durch ein Collier'sches
Gehänge ersetzt. Inschrift: 0 # tej: # plotic # )ci7e#beni # CllU1#pace#
et # funbatc (0 # fbin # ipo # bic # 6cati #
iaCObi # apoftoli« Unter der Inschrift zuerst das
nebenstehende Zeichen und darauf das bekannte Zeichen
des Rlkert von Mönkehagen. — Die dritte Glocke, eben-
falls mit einem Collier'schen Gehänge, hat die Inschrift: rgi 0 rC)C glotit %pt
beni cü p^tt anö bni mtatl%xxi ^nte feftu paffe lielp i||^ inatia
anna« Unter der Jahreszahl im Felde die eingerissene Figur des
Täufers Johannes. Darunter das nebenstehende Giesserzeichen. —
Die vierte Glocke, ohne Inschrift und Zeichen, ist gleichfalls durch
ein neues Colller'sches Gehänge an ihrem Werthe geschädigt.
*) Die letzte Wiederherstellung der Uhr fand 1721 statt.
*) Vgl. Inventar 181 1. Matthaeus Matz, der Glockengiesser, war zugleich Rathsherr in
Roebel: Vgl. Gotthardt, a. a. O., S. 23.
KIRCHE ZU MALCHIN. IO3
Von den Grabstetnen jn der Kirche verdient nur ein in die Wand Grabsteine,
links vom Altar eingemauerter eine eingehendere Beachtung. Es ist der Stein
des Güstrower Domherrn und Malchiner Kirchherrn Nikolaus Breide. Er
zeigt dessen Bild in geistlicher Tracht und hat die InschriJl: ^nno boillfni
mtctcltx% (Lücke) oßHt tiomfnu^ nicolau^ l&cejibe to<"nantcu^ giiftr<'>tatnfi^
~ " oratc heiim yco co. An der
Tracht ist die mit Pelzwerk be-
setzte Almucia (Almucium) des
Domherrn zu beachten. ')
Kleinkniistwerkc. i. 2. Kleinkunsi-
Friihgothischer Kelch aus dem werke.
XIII. Jahrhundert, auf rundem
Fuss und mit stark ausladendem
Knauf. Auf dem Fuss sechs
spitzovale Silberplatten mit
Passionsdarstellungen in Flach-
relief: der Verrath des Judas,
Christus vor Pilatus, die Kreuzi-
gung. Dornenkrönung, Geisse-
lung und Kreuztragung, sämmt-
lich drcifigiirig. Dazwischen auf-
gelegter plastischer Schmuck
von gothisch stilisierten, leider
aber theilweise weggebrochenen
Eicheln und Eichenblättern. Am
Knauf acht Rädchen (Rotuh,
Rotulae) mit fünfblättrigen
Blumen in Email. Kein Sig-
naculum. Darüber und darunter,
auch am oberen und unteren
Scliafttheil, aufgelegte gothisch
stilisierte Weinblätter. Keine
Werkzeichen, auch nicht an der
drabstem des Nikolaus Breide.
zugehörigen vierpassigenl atene.
Der Kelch gehört zu den alleräUesten in Mecklenburg und ist von
hohem Werlhe.
— 3. 4. Der Holstein'sche Kelch, auf sechspassigem Fuss, dessen Felder mit
aus einer Blattfläche geschnittenen Silberranken belegt sind. Achnlicher
') Ijsch. M. Jahrb. XXXIX, S. 205— ao8. Der Kanonikus Nik. Breide war noch 1488 am
1.ebeD. Er hielt den Stein somit seit 1480 fUr sich bereit. Der Apotheker KrUg^er, welcher ihn
liier 150 Jahre später für sich erwarb, ist der Vater des späteren Gdslrower Ariles Dr. Krllger-
Hanicn, weichet sich weithin Ruf erwarb.
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Schmuck am Knauf und am unteren Theil der Kupa. Am oberen Schafttbeil
die Sigla lESVM. Am unteren Schafttheü MARIA. Ohne Signaculum.
Frühgothiacher Kelch (i).
Inschrin;: ZV GEDECHTNIS HABE ICH ZACHARIAS HOLSTEIN HABE DISEN
KELCH IN DIE KIRCHE IN MALGIN VERERET T> 1653. Keine Werkzeichen,
auch nicht an der Patene, — 5, 6. Silbervergoldeler Kelch von I/IJ, gestiftet
KIRCHE ZV MALCHIN. lo;
von dem Oeconomen SAMUEL LUDWIG SCHULTZ und seiner Hausfrau MARIA
ELISABETH EHGEL. Vom Güstrower Goldschmied Lanhard Msstlln: L M.
Auf der Patene keine Werkzeichen. — 7. Kreisrunde silberne Oblatenschachtel
auf drei Kugelfussen, mit hubscher Treibarbeit im Barockstil, gestiftet 1696
von CHRISTOPFER MÜLLER. An der Wandung drei ovale Felder, im ersten
die Abendmahlsscene, im andern das Gebet in Gethsemane, im dritten der
Spruch: IN DIESEN GEFAS IST DAS BROT DES LEBENS ■ WER WÜRDIG
Fus« vom nebenstehenden Kelch (i).
DAVON ISSET, dem WIRD NIMMER HUNGERN SONDERN DAS EWIGE LEBEN
HABEN. Auf dem Deckel gleichfalls drei Felder mit der Kreuztragung,
Kreuzigung und Auferstehung. Werkzeichen zwei gekreuzte Bischofsstäbe und
Meisterzeichen ^Q. — 8. Einfache kreisrunde silberne Oblatenschachtel, 17 18
gestiftet von M • LUDERS. Als Stadtzeichen eine dreithürmige Burg mit dem
Jahresbuchstaben L. Meisterzeichen undeutlich. — 9. Schlanke silberne Deckel-
kanne in klassicierendem Stil, vom Malchiner Meister l»F» H* — 10. Eine
grössere silberne Kanne von 1896.
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Ehemalige |J^Hon den ehemaligen Kapellen der Stadt steht nur noch die Heiligengeist-
Kapellen, ■■■ Kapelle, die seit vielen Jahren als Spritzenhaus dient. Es ist ein kleiner
unscheinbarer vierseitiger gothischer Bau des XIV. Jahrhunderts. Doch ist zu
beachten, dass
Chr. Alard,
a. a. O., S. 30,
im Jahre 1717
nicht sicher
angeben kann,
ob sie ihren
Namen mit
Recht führt
oder nicht.
Die Heiligen-
geisl- Kapelle
ist in der
zweiten Hälfte
des XVI. Jahr-
hunderts eine
Filiale der
St. Johannis-
oder Haupt-
kirche der
Stadt. Sie
wird 1577 aus
ihrem Verfall
wieder her-
gestellt und
Donnerstags
zum Gottes-
dienst ge-
braucht.*)
Knien sches Thor.
Wo einst die Heiligenkreuz -Kapelle stand, weiss Niemand, Die St.
Jürgen ■ Kapelle soll auf dem Friedhof vor dem Mühlenthor gestanden haben,
die für den Mord des Moltzan-Schorssow (s. o.) als Siihnkapelle errichtete
St. Erasmus-Kapelle dagegen nach einer Nachricht auf dem »Stadthof«, nach
der anderen ebenfalls vor dem Mühlenthor zu finden gewesen sein. Die
St. Katharinen- Kapelle stand vor dem Wargentiner Thor, soll später als Haus
für kranke Reisende (Elendenhaus) eingerichtet und im Jahre 1554 abgebrochen
sein. Die St. Gertruden-Kapelle wird wieder vor dem Mühlenthor gesucht.
Endlich soll die Kalands- Bruderschalt, welcher zahlreicher Adel aus der
THORE UND TIIÜRME ZU MALCHIN. 107
Nachbarschaft angehörte, ihr Haus (»PapenCoUalion« geheissen) auf dem
Wedenhof am » Papen stieg» in der Nähe der St. Johannis- Kirche gehabt
haben. *)
...
Von den vier Thoren, welche ehemals die Stadt Malchin besass, sind Thore der
noch vorhanden das Kalen'sche im Norden und das Steinthor im Süden, Stadt.
deren äussere
Fassaden aus den
beigegebenen
Photographien
ersichtlich sind.
Das westliche
Wargentiner und
das Östliche
Mühlentbor sind
erst im XIX. Jahr-
hundert abge-
brochen worden.')
Das am besten
erhaltene Thor
ist das nördliche,
welches durch die
Munificenz Seiner
Königlichen Ho-
heit des Gross-
herzogs vor eini-
gen Jahren restau-
riert worden
Kalenaches Thor.
■) Alard, a. a. O..
S. 33- 34- — Schrö-
der, Gesch. des evan-
gelisclien Mecklenb. I,
S. 398. 399. — Gott-
hardt, a. a. O., S. 13.
*) Zur Zeit des
dreissigjShrigen Krie-
ges war das Mdhlen-
thor noch ein drei-
faches, an dem man
das äussere, mittlere
und innere unter-
schied. Das äussere
war das teWe. wel-
ches abgebrochen
wurde. Gotlhardl,
a. a-O., S. II.
I08 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
ist.') Beide Thore, dem Stile nach der nordischen Gothik angehörig, sind aus
Ziegeln (zum Theil gla-
sierten) im XV. Jahr-
hundert erbaut worden.
Nach der Stadtseite
zu sind sie etwa bis
zur halben Höhe der
Fensterbögen mit
einem schrägen Dache
gedeckt. Der innere
Raum des unteren Ge-
schosses, zu dem man
früher durch Seiten-
treppen gelangen
konnte, wurde noch in
der ersten Hälfte des
vorigenjahrhundertsals
Gefängniss benutzt.
Unmittelbar an die
Thore schloss sich
früher die Stadtmauer
an, welche von einem
jetzt vollständig zu-
geschütteten Wall-
graben umgeben war.'}
In der Nähe des ehe-
maligen östlichen
(Mühlen-) Thores steht
noch ein viereckiger
aus Ziegeln gemauerter
') Auch das südiiche Steinlhor.
Steinthor ist vor einigen
Jahren restauriert, nachdem
es schon bis lum Durchgangs- I
bc^en henintergebrochen
war. Vergleiche Akten der
Grossherz. Kommission zur
Erh. d. DenltmSIer. — Das
Kalcnsche Thor war einst-
mals ein Doppel-Thor; Goit-
hardt. a. a. O., S. 13.
•) Den Zug der Stadt-
mauer kann man in den An-
lagen [wischen Steinthor und
Wargentiner Thor noch beute ,
thurm«.
THORE UND THÜRME ZU MALCHIN. IO9
hoher Thttrm, welcher an Höhe die vorhin genannten Thore bedeutend über- Thurm.
ragt. Sein Inneres ist in einem stark verfallenen Zastande. Sein Aeusseres
macht einen besseren Eindruck. Man nimmt an den Giebeln wahr, dass sie
seiner Zeit im Geschmack der Renaissance aus der zweiten Hälfte des XVI.
Jahrhunderts zugestutzt
sind. Wahrscheinlich
diente er als Wartthurm
nach Pommern hin, um
die Malchiner vor plötz-
lichen Ueberlallen zu
warnen. Ein anderer Ehemaliger
hoher Thurm war einst- »Fangel-
mals der hohe >Fan9el-
thurmc an der Wall-
Mauer, der 1799 ab-
getragen wurde. »Er
stand da — sagt Gott-
hardt, a. a, O., S. 12
und 13 — , wo jetzt
(1862) auf dem Striet-
feld an der Mauer das
kleine Häuschen ein-
gebaut ist*
Ueber die Anlage Alter
eines alten Burgwalles Burgwall,
in Form eines grossen
etwas gerundeten Vier-
ecks von ungelahr vier-
zig Meter Durchmesser
und durchschnittlich
zwei Meter Höhe findet
man Näheres bei Lisch,
M. Jahrb. XXXVIII,
S. 174 — 178. Er liegt
»eine gute Viertelstunde
südöstlich von der Stadt
vor dem Mühlenthor,
in den weiten Wiesen
an der Oberen Peene,
welche aus dem See
von Rittermannsliagen
kommt und bei Malchin
306cff?&iÄüI
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
GUT UND KIRCHDORF GORSCHENDORF. III
in die grosse Peene fliesst, jenseits des Flusses von der Stadt aus gesehen,
und zwar, nach allgemeinen Bestimmungen, zwischen der Oberen Peene und
der Chaussee nach Stavenhagen, in der Gegend nach dem Hainholze zu.<
* * *
In der Nähe von Malchin, und zwar anscheinend in oder bei den Alte Burg
Wiesenstücken nach Kummerow und dem Kummerower See hin, die noch Kiekindc-
heute von Obrigkeitswegen als »Kiekdepen« bezeichnet werden, lag die einst P^ne.
den Herren von Thun gehörende alte Burg Kiekindepene, die in den Urkunden
aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts mehrfach genannt wird.^)
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Gorschendorf.')
|orschendorf, im ehemaligen Lande Hardt und nahe am Kummerower See Geschiclite
gelegen, ist ein altes Levetzow'sches Lehn. Schon im Jahre 1363 ^^s
erscheint »Arnoldus de Lewetzowe in villa Ghuratzendorp habitans« als Zeuge,
1369 wohnen dort Günther und Amd Lewytzowen, deren Geschlecht auch
sonst in jener Gegend reich begütert war und zum Theil es noch heutigen
Tages ist.') Die Familie bleibt bis Anfang des XVII. Jahrhunderts im Besitz
des Gutes, denn unter dem 4. April 1605 erhält Abraham Winterfeld Konsens
und Lehnbrief über Gorschendorf, welches er aus dem Arnd Levetzow* sehen
Konkurse für 22800 fl. gekauft hat.*) Der Winterfeld*sche Besitz dauert nur
kurze Zeit, es tritt Konkurs ein, und 1651 erwirbt Arnd von Levetzow das
Gut für 22000 fl. zurück. Doch ist auch dies nicht auf lange Dauer, da
Axel Amd von Levetzow es 1687 an des Klaus Moltke hinterlassene Wittwe
verkauft, und diese es im Jahre 1691 an Joachim Gabriel von Klitzing für
9000 fl. wieder veräussert. Nachdem von Seiten der von Levetzow (1691) auf
alle Lehnrechte verzichtet worden, wird Gorschendorf gegen eine Zahlung von
400 Thalern vom Herzog Gustav Adolf allodificiert und der Allodialbrief für
Joachim Gabriel von Klitzing den 2. Mai 1692 ausgestellt.
Die von Klitzing haben Gor.schendorf bis zum Jahre 1724 besessen: da
wird Ulrich Christoph von Blücher ihr Rechtsnachfolger.*) Von den Herren
') M. U.-B. 4396. 4503. 4802. 5169. 5225. 5544. — Lisch, M. Jahrb. XXXVIII, S. 178.
*) 5 km nördlich von Malchin. Im XIV. Jahrhundert Ghoratzendorp, Guratsendorpe ,
Ghorissendorp geheissen. Nach Kühnel, der an die altslavischen Wortstämme >gor- Brand, gor^ti
brennen und gorazdu kluge erinnert, soviel wie Dorf des Gorac, was soviel sein würde wie
»Brandshofe oder »Klugsdorfc.
*) M- U.-B. 9163. 9998. 10 180.
*} Zu gleicher Zeit belehnt ihn der Herzog Karl zu Mecklenburg mit dem Patronat der
Kirche zu Gorschendorf. Vgl. Kirchenakten im Grossh. Archiv.
*) Nachdem inzwischen Herzog Friedrich Wilhelm die Regierung des Herzogthums Güstrow
angetreten hatte, und Gabriel von Klitzing mit Hinterlassung von Kindern gestorben war, ver-
112 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
von Blücher kommt das Gut 1797 an Henning Friedrich Engel und von diesem
an den Hauptmann Anton Christoph Caspar von Wickede. 1820 kauft es
Adolf Friedr. Peters und 1841 der Hofrath Gustav von Kühlewein, dessen
Rechtsnachfolger 1846 Carl Wilhelm Wendhausen wird. Von diesem ersteht
es 1862 die Grossherzogliche Kammer. Seit 1873 aber befindet es sich in der
Verwaltung der Behörde des Grossherzoglichen Haushalts.
Es giebt eine Urkunde vom 27. Juni 1366 mit Siegelbändern von
Pergamentstreifen, welche aus zerschnittenen älteren Urkunden gewonnen sind,
die für die damals Lebenden keine Bedeutung mehr hatten. Auf einem dieser
Bänder ist von einem Kirchenrektor in Ghorissendorp die Rede und zugleich
der Name eines Demminer Probstes de Gard angegeben, also der eines höheren
Geistlichen aus der Kamminer Diöcese: — de Gard, ofBcialis prepositi
Dymyn., discreto viro rectori ecclesie in Ghorissendorp.^) Den Namen des
Gorschendorfer Plebanus erfahren wir nicht, aber wir ersehen, dass schon vor
1366 eine Kirche in Gorschendorf vorhanden war. Nur weiss Niemand, wie
lange vorher. Dies ist das einzige Zeugniss dieser Art, das bis jetzt aus dem
Mittelalter auf uns gekommen ist. Im Uebrigen beginnt die Reihe der
Gorschendorfer Pastoren für uns erst mit Petrus Beckmann, der zwischen 1567
und 1587 nachzuweisen ist.*) Um 1590 ist Petrus Hensel Pastor in Gorschen-
dorf Nach einer Vakanz durch Tod folgt 1608 Nikolaus Potlingius. Aber
161 3 ist bereits Peter Bruno an seiner Stelle.') Dieser lässt sich 1645 seinen
Sohn Samuel adjungieren. Dem Samuel Bruno folgt 1658 Christian Güstrow;
suchte der Hofrath Schäffer das Gut von den Erben zu erwerben und erklärte sich dem Herzog
gegenüber bereit, dasselbe wieder als Lehn in Empfang zu nehmen. Friedrich Wilhelm hatte
nämlich die Allodifikation nicht anerkannt und für ungtlltig erklärt. Indessen die Veräusserung
scheiterte an dem Widerspruch des Vertreters der Klitzing'schen Erben, welcher für diese dem
Herzog gegenüber die Konservierung des Gutes beanspruchte, und zwar unter Aufrechterhaltung
seiner Eigenschaft als Allod. Der Herzog bestand indessen auf seinem AVillen, und nach mannig-
fachen vergeblichen Bitten erklärte der Klitzing'sche Vertreter, Hans Kaspar von Klitzing, sich
bereit, das Gut für seinen Pflegling Kaspar Christoph auch als Lehn anzunehmen. Dies wurde
ihm dann durch Bescheid vom 4. Juli 17 10 unter Vorbehalt der Zahlung des üblichen Laudemiums
zugestanden. Am 27. März leistete Kaspar von Klitzing den Lehneid. Obwohl er, unter Hinweis
auf die erst gezahlte AUodialitäts- Gebühr von 400 Thalern, Befreiung von der Zahlung des Lau-
demiums erbat, musste er dennoch 100 Dukaten Species entrichten. Ausserdem wurde die Aus-
lieferung des inzwischen ertheilten Lehnbriefes an den neuen Vasallen davon abhängig gemacht,
dass er vorher einen Revers unterschreibe, in welchem er auf Ausübung der hohen Jagd verzichte,
und sein Protest mit dem Bescheide zurückgewiesen, les sei bei Ertheilung von Lehnbriefen überall
also geschehene Klitzing unterschrieb, und nun trat Gorschendorf in die Reihe derjenigen ritter-
schaftlichen Güter ein, welche im Anfang des vorletzten Jahrhunderts ihre hohe Jagd verlieren.
*) M. U.-B. 9500, Anmkg.
*) Nicht bis 1610, wie Schliemann im Archiv für Landeskunde XI, S. 275, annimmt.
Während der Amtsdauer des Petrus Beckmann scheint eine Zeitlang eine Vertretung durch den
Pastor Quast zu Schorrentin stattgefunden zu haben. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I (2. Aufl.),
S. 617, Anmkg.
*) Petrus Bruno übernimmt 1639 auch das Pastorat in Schorrentin. Der Sohn Samuel
Bruno behält es bis an seinen Tod im Jahre 1658. Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I (2. Aufl.)
S. 616, Anmkg. 3.
GUT UND KIRCHDORF GORSCHENDORF.
113
Kirche.
diesem 1682 Laiirentiiis Sommer, der bis 1704 zu Gorschendorf im Amte ist.
Die Pastoren des XVIII. Jahrhunderts sind: Jakob Vick (1704 — 1711), Andr.
Melchior Zernotitzky (1712 — 1727), Christian Heinrich Pauli (1727 — 1757),
Joh. Aug. Hermes (1759 — 1765), der spätere Darguner Präpositus Severus
(1766 — 1774) und Clamor Jochim Kielmann (1774 — 1807). Nach Kielmann's
Tode wird die Pfarre in Gorschendorf mit der in Neukaien verbunden. Das
bleibt so bis über die Mitte des XIX. Jahrhunderts hinaus.*) Ueber die Ver-
hältnisse im XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Bis in den dreissigjährigen Krieg hinein giebt es in dem benachbarten
Retzow eine Filialkirche, die einstmals Materkirche von der in Gorschendorf
war. Wann sich dies Verhältniss umkehrt, ist nicht bekannt, anscheinend
schon im Mittelalter.*) Zur evangelischen Zeit sind wieder zwei eigene Pastoren
in Retzow nachzuweisen, Elias Me.sekow und nach ihm Heinr. Gosslar. Es
ist das in den sechziger Jahren des XVI. Jahrhunderts. Aber sie müssen, da
die Wedem nicht wieder aufgerichtet ist, beim Bauern einlicgen. Daher nimmt
denn auch in dieser Zeit das eigene Pastorat in Retzow sehr schnell wieder
ein Ende. Das Inventar von 1 8 1 1 spricht noch von den Rudera der Retzower
Kirche und von zwei Glocken auf dem dortigen Kirchhof, doch sind diese
Rudera die eines versuchten Wiederaufbaues in den dreissiger Jahren des
XVIII. Jahrhunderts, der 1740 ins Stocken geräth.
Kirche. Die Kirche ist ein Neubau der allerjüngsten Zeit.
Ihre Vorgängerin war ein schlichter Fach werk bau vom Jahre i593 ohne
jede architektonische Bedeutung. Im Innern eine niedrige flache Decke.
Kanzel und Altar, zu einem Körper vereinigt, stammten aus derselben Zeit.
An ihrem Gehäuse, das in seinen Formen an die Altäre in Gnoien, Prestin
u. s. w. erinnerte, gab es einige Figuren aus einem elicmaligen gothischen
Triptychon.
Glocken. Zwei Glocken, die grö.ssere, 1859 v^" ^- Schöne-
mann in Demmin gegossen. Die kleinere mit der Inschrift:
<0 itj: glotie icpc beut (uin pnre äiia ctcccjcti (das tu fehlt).
Dazu das nebenstehende Glockenzeichen.
Grabsteine. In der südwestlichen Mcke der Kirche lag der des Pastors Grabsteine.
JOACHIM CLAMOR KIELMANN (geb. 6. April 1738, gest. 12. April 1807). —
Auf dem Friedhof ausserhalb der Kirche ein zu beachtendes schmiedeeisernes
Gitter (in der Art der Niens'schen Arbeit aus Ludwigslust) um den Stein der
Frau WILHELMINE SOPHIE LUDOVtKA VON WICKEDE, geb von Blücher, geb.
18. Februar 1767, gest. 16. December 1798.
In der Kirche selbst viele kleine Wappenschilds der MOLTKE. KLITZING,
BLÜCHER, WICKEDE mit denen ihrer Frauen, wie sie sich aus den jüngeren
Besitzverhältni.ssen des Dorfes und Gutes erklären (s. o.). Diese Schildclien
dienten als Zierrath für Särge.
0 Schliemann, a. a. O., S. 270 ff. 347 ff. 609 ff.
*) Schliemann, a. a. O., S. 270—275. 614.
8
Glocken.
Wappen-
schilde.
I 14 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Kleinkunst' KletnkanBtwerkc. i. Ein sehr zu beaclitcnder Kelch auf nindcin Fuss
werke. aus der zweiten Hälfte des XiV. Jahrhunderts, mit den Wappen der beiden
Adelsfamilien KALAND (des Mannes) und VOSS') (der Frau). Beide Wappen
mit durchsichtiger Email rüllung.
Der zwischen ihnen als Signaculum
aufgelegte Krucifixus hat noch
ganz die Formgebiuig der älteren
Christnsbilder des XIII. Jahrhun-
derts. Am Knauf der Name IhH-
SVS, am Schaft oben jVjCfU^
iiaijarent)^), unten matia jo'gnii'
nt^. — 2—4 Silberner Kelch mit
dem Stempel des in den ersten
Jahrzehnten des XVIII. Jahrhunderts
thätigen Rostocker Goldschmiedes
HInrIch Steffen Bornemann. Dazu
Oblatendose und Patene. Auf der
Oblatcndose der Name: M • £•
VON WAHNKEN WITWE VON DER
LÜNEN. — 5. Silberne Kanne.
neu. — ö. 7. Zwei zinnerne Leuchter,
der eine mit dem Namen DAVID
CHRISTIAN GAtCKE 1718, der
andere mit dem Namen ELIAS
ZIEL 1732. Beide ohne Werk-
, ., . . Kelch (I).
zeichen. — 6. 7. Zwei zinnerne
Blumenvasen mit Henkeln. Beide haben als Stadtzeichen den werleschen
Stierkopf in einem Kreis. Als Meisterzeichen das Bild eines auf seinem Neste
sitzenden Pelikans und die Initialen C K.
Das Gut und Kirchdorf Remplin.')
Dorfes.
BSlas Gut Remplin erscheint urkundlich zuer.st 1283 als Eigenthum des
^^ Bischofs von Kammin und besteht aus zwei Dörfern, welche Hohen-
und Siden- bzw. Gross- und Klein-Remplin genannt werden (in villa Magno
Repelyn, in Parvo Reppelyn, utrumque Remplyn, ambe ville Rampelin, Alta
villa Rampelyn). Im Jahre 1283 vergiebt der Bischof Hebungen aus beiden
') Oder slau Voss eine andere Familie, die einen »sleigerdem Kuchs im Wappen-
schilde fuhrt.
•) 5 km westnordwesilich von Malchin. Im Xlll. Jahrhundert Repelyn, Keppelin, Rampelyn
Keschrieben. KUhncl, M. J.ihrb. XLVI. S. 118, erinnert an dis alt-lavische rfpa = Rübe und auch
an den Stamm r^p-. l>arnach »Ort des Reph oder Rapclai.
GUT UND KIRCHDORF REMPUN. II5
Gütern an das Kloster Ivenack, welchem sie von Nikolaus von Werle am
I. Juli 1300 bestätigt werden.^) Im Besitz des Hofes und der Mühle von
Siden-Remplin finden wir 1352 die Familie der Stahl, welche am 3. No-
vember cf. J. zusammen mit den von Wozenitz auf Dahmen eine Vikarei in
der Kirche zu Hohen -Mistorf stiften, bei der sie Patronat und Präsentations-
recht mit einander theilen.*) Sie verkaufen aber ihren Hof nebst der Mühle
im Jahre 1363 dem Hinrik Schnakenburg (Snakenborghe), dessen Rechtsnach-
folger 142 1 Klaus Wozenitz wird.'*) Allein schon im Jahre 1405 erscheinen
neben ihnen die von Hahn im Besitze eines Theiles der beiden Güter, und
nachdem 1425 der Bischof Siegfried von Kammin den Eckhard Hahn auf
Wendisch -Wargentin mit fünfzehn Hufen in Siden-Remplin und allen Gütern,
welche er schon in Hohen -Remplin besass, belehnt hat, und auch die
von Wozenitz ihren Antheil den Herren von Hahn überlassen haben, sind
die Güter hiemit anscheinend vollständig in Hahn'schen Besitz übergegangen.
Wenigstens ist von irgend welchem Mitbesitz künftig nicht mehr die Rede.*)
Unter mannigfachem Wechsel zwischen den einzelnen Linien halten die von Hahn
ihren schönen Besitz bis zum Jahre 1816 fest. In diesem Jahre erwirbt der
Fürst Georg Wilhelm von Schaumburg -Lippe das Gut Remplin. Von diesem
kauft es 1848 der Landschaftsdirektor von Maltzahn auf Sommerstorf, um es
vier Jahre später dem Herzog Georg von Mecklenburg- Strelitz zu überlassen,
der das in einem prachtvollen Park gelegene Schloss durch Vor- und Anbauten
nach Entwürfen des Geh. Regierungsrathes Hitzig in Berlin erweitert und mit
kostbaren Denkmälern aller Art gefüllt hat. Jetzt sind es seine Nachkommen,
die sich dieses schönen Besitzes erfreuen.
Eine nach Hohen -Mistorf eingepfarrte Kapelle wird hier wahrscheinlich
schon im Mittelalter vorhanden gewesen sein. Genannt wird sie freilich erst
im Jahre 1647, ^'s das Dorf gleich allen andern umher wüste liegt. Auch
heute gehört die Rempliner Kirche zur Kirche in Hohen-Mistorf, doch ist sie nicht
mehr Filia, sondern hat seit 1879 ^*^ Rechte einer Mater vagans, die von
der eingegangenen Panstorfer Kirche auf sie übertragen wurden. Im XVIII.
Jahrhundert ist übrigens zeitweise die Ciira der Rempliner Kirche bei der in
Basedow gewesen, z. B. unter dem Pastorat des Joachim Rudolf Vick von 17 13
an, aber mit Wahrung der Rechte des Pastors in Hohen-Mistorf.^)
Kirche. Die neue vom Geh. Oberbaurath Daniel erbaute Kirche ist ein Kirche.
Ziegelbau in Kreuzform mit einem Chorschluss aus dem Sech.seck (nicht aus
dem Achteck). Nur der letzte Theil des Chorschlusses ist gewölbt, der übrige
*) M. U.-B, 1666. 2614. Vgl. 3721. — Ueber zeitweise Anrechte und von einer Hand in
die andere wechselnde Einkünfte der von Kaland, von Keez und des Klosters Dargun vgl. M.
U.-B. 5251. 6690. 6691. 6697.
•) M. U.-B. 7673.
•) M. U.-B. 91S4.
*) Vgl. Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IT, S. 64.
•) Vgl. Kirchenakten von Hohen-Mistorf im Grossh. Archiv.
8*
ii6
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Raum ist nur mit einer den Formen des Dachgebälkes folgenden Holz-
verkleidung überspannt. Im Innern ebenfalls alles neu. ^)
Marmor- Als Aufsatz auf dem Marmor - Altar der Raphael'sche Verklärungs-
Altar. Christus, gemalt von HELENE, Herzogin zu Mecklenburg- Strelitz, 1877.
Bronze-
Engel.
Marmor-
tafel.
Nansen der
gefallenen
Krieger.
Vor dem Altar ein Bronze -Engel mit Tanfschale.
Auf der Südseite im Chor eine Harmortafel mit der Inschrift:
MARIE, GROSSHERZOGIN MUTTER VON MECKLENBURG STRELITZ,
GEB • PRINCESSIN VON HESSEN
ERBAUTE DIESE KIRCHE IM JAHRE 1878 ZUR EHRE GOTTES UND ZUR
ERINNERUNG AN ZWEI HEISSGELIEBTE BINNEN ZWANZIG TAGEN IHR
ENTRISSENE KINDER
GEORG HERZOG ZU MECKLENBURG GEST • 20 • JUNI 1876, GELIEBT
UND VEREHRET IN ALLEN LEBENSSTELLUNGEN, BEGRÜNDER DER
FIDEI-COMMISS- HERRSCHAFT REMPLIN, UND CAROLINE, HERZOGIN
ZU MECKLENBURG, GEST • 1 • JUNI 1876, DEREN GANZES LEBEN NUR
MENSCHENFREUNDLICHEN ZWECKEN GEWIDMET WAR.
Auf der Gegenseite die Namen der 1813 — 15, 1870/71 gefallenen
Krieger der Gemeinde.
Gemälde. Auf der südlichen Empore drei Gemälde -Kopien: i. Kreuztragender
Christus, gemalt 1875; 2. Johannes von Domenichino; 3. Italienischer Christuskopf.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, i. Grosse schöne Glocke, z. Zt.
des Basedower Pastors JOH. VICK im Jahre 1689 gegossen von M. VItes
Siebenbaum aus Schwerin. Die zweite hat die Inschrift: ♦ HlCCCrjCJCICiii *^
0 mdtid« Beide Glocken stammen aus der Kirche zu Alt-Panstorf, in der
seit dem Neubau der Rempliner Kirche kein Gottesdienst mehr abgehalten wird.
Kleinkunatwerke. i. 2. Silberner Kelch, gestiftet von JOH • VICK •
PENSIN • 1685 REMPLIN ET LIEPEN. Werkzeichen des Güstrower Gold-
schmiedes Joh. Frledr. Molstorf: G und I F M. Patene ohne Zeichen und Schrift.
— 3. 4. Noch ein silberner Kelch. Malchiner Arbeit. Stempel: M und D I W.
Dazu eine Patene. — 5. 6. Abendmahlskanne und Oblatendose, ganz neu,
erstere vom Goldschmied BEHMEN. — 7. 8. Zwei treffliche Messing - Leuchter
aus der Kirche zu Alt-Panstorf befinden sich im Schloss.
*) Früher auf dem Wirthschaftshof eine einfache vierseitige Kapelle, die nach Vollendung
der neuen Kirche abgebrochen wurde.
GUT UND KIRCHDORF PANSTORF.
117
Das Gut und Kirchdorf Panstorf )
uf Panstorf sitzen im Jahre 13 14 die von Moltke,*) später aber die von Geschichte
Nossentin. Im Jahre 1372 versichert Fürst Laurentius von Werle
seinem Vasallen und Rath Marqiiard Nossentin den Besitz des höchsten Gerichts
und Rossdienstes »in deme dorpe to Panstorpe, dat licht up deme Harte.«*)
Doch die von Nossentin sind schon vor 1372 im Besitze Panstorfs gewesen,
wie ein Pergamentstreifen nachweist, an welchem das Siegel zu vorgenannter
Versicherungsurkunde gehangen hat.*) Ihre Rechtsnachfolger sind die von
Hahn.'*) Das Kirchenpatronat und die Mühlenzufuhr in Panstorf besitzen die
Hahn schon 1380. Als aber um 1426 Reimar von Nossentin gestorben, ge-
langen sie in den vollständigen Besitz des Dorfes. Reimar von Nossentin
hinterlässt nämlich drei Erbtöchter, Anna, Katharina und Czye, von denen die
erste mit Nikolaus Hahn auf Basedow (Nikolaus V), die zweite mit Hennecke
von Lehsten auf Wardow und die dritte mit Radeke von Kardorff auf Granzow
und Wöpkendorf verheirathet ist. Von diesen drei Erbtöchtern und ihren
Ehemännern ersteht Lüdecke III Hahn, Vater von Nikolaus V, das Gut mit
allen Gerechtigkeiten, Herrlichkeiten und Gericht und erhält die landesherrliche
Genehmigung dazu am 22. Januar 1470, sodass Panstorf nunmehr ganz in
Hahn'schen Besitz übergeht. In diesem verbleibt es bis 1816. Im Jahre 1792
wird der alte Hof zu Panstorf niedergerissen, und es entsteht ein neuer Hof
an einer anderen Stelle der Feldmark. In Folge davon theilt sich das Dorf
in Alt- und Neu-Panstorf, und Neu-Panstorf wird Pertinenz von Alt-Panstorf.
Mit dem Rempliner Besitz gehen auch Alt- und Neu-Panstorf 1816 auf den
Fürsten Georg Wilhelm von Schaumburg- Lippe über. Von diesem kommen sie
1848 an den Landschaftsdirektor von Maltzahn auf Sommerstorf. 1853 kauft
sie der Herzog Georg von Mecklenburg- Strelitz, dessen Nachkommen jetzt im
Besitz sind.
Die Kirche zu Panstorf steht heute noch an ihrer alten Stelle, aber todt
und leer. Mit ihrem Chorschluss aus dem Achteck stellt sie sich als ein
festes solides gothisches Mauerwerk aus dem XIV. Jahrhundert dar. Dazu
stimmt es, dass wir 1366 von einem Kirchherrn »Hinric, perner to Panstorpe«
*) Panstorf liegt 8 km westnordwesllich von Malchin. Die alte Schreibweise ist Pantacen-
dorp. Daher ist die Ableitung KUhnels vom altslavischen patu = Weg der früheren Siemssen'schen
von »panna = Mädchen« im M. Jahrb. VI, S. 53, vorzuziehen. >Dorf des Patak«, wie Kühnel
im M. Jahrb. übersetzt, würde deutsch soviel heissen wie > Wegestorf < oder »Strassen«.
«) M. U.-B. 3721.
») M. U.-B. 10348.
*) M. U.-B. 10250, Anmkg.
') Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IlT, S. 23 ff.
des
Dorfes.
Kirche.
Il8 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
hören.*) Ihr hoher schlanker mit Schindeln gedeckter Thurm ziert weithin die
Gegend. Schon 1811 wurden ihr die Glocken genommen. Der Charakter
einer Mater vagans, den sie hatte, wurde 1879 auf die neu erbaute Kirche in
Remplin übertragen. An diese wurde auch die Panstorfer Gemeinde (die aus
den Dörfern Panstorf und Wendischhagen bestand) gewiesen. Also mit
Remplin zugleich nach Hohen -Mistorf, wohin Panstorf schon einmal zeitweise,
nämlich vom dreissigjährigen Kriege her bis zum Jahre 1662, gehört hatte.
Dieser Uebergang im Jahre 1879 bedeutete zugleich einen Wechsel aus der
Präpositur Malchin hinüber zur Präpositur Neukaien.
In alter Zeit hatte die Panstorfer Kirche ihren eigenen Pastor. Der
letzte war Johannes Kiselius, den die Noth des dreissigjährigen Krieges vertrieb.*)
1648 ist das Dorf menschenleer.*) Sobald sich nachher wieder Menschen
anfinden, ist es die Kirche zu Hohen -Mistorf, die sie bei sich aufnimmt.
Das dauert bis 1662. Mit diesem Jahr geht die Panstorfer Kirche zur Kirche
in Basedow über. In Folge davon nennen sich für die nächste Zeit die
Pastoren in Basedow Pastoren zu Basedow und Panstorf, so z. B. noch Christian
Alard (1690 — 17 13). 1713 gewährt Herzog Friedrich Wilhelm dem Oberst
Levin Ludwig von Hahn auf Remplin die Bitte, Panstorf mit Remplin zu-
sammen zu Basedow legen zu dürfen (s. Remplin). Aber der Superintendent
wahrt die Rechte des Pastors in Hohen- Mistorf, und später nennt sich der
dortige Pastor wieder Pastor zu Hohen -Mistorf und Panstorf: so z. B. Giesen-
hagen im Inventar von 181 1. Seit 1879 aber, nach Uebertragung der Rechte
der Panstorfer Mater vagans auf Remplin, heisst der Pastor zu Hohen-Mistorf
Pastor zu Hohen-Mistorf und Remplin.
Das Gut und Kirchdorf Basedow/)
Geschichte HHjie Geschichte des Gutes Basedow im Lande Circipanien beginnt mit der
des Einverleibung seiner Kirche am 14. Januar 1247 durch den Bischof
Dorfes. Wilhelm von Kammin in die Malchiner Kirche, indem er sie dieser als Tochter-
kirche zuweist. Zugleich bestätigt er ihren Ackerbesitz, der in zwei Hufen zu
Basedow und in ebensoviel Hufen zu Liepen besteht, setzt ihren Pfarrsprengel
fest, der ausser Basedow fünf Dörfer umfasst (die noch bestehenden Gessin,
Liepen und Sagel, sowie die untergegangenen Gutisdorp und Nykasiusdorp)
und genehmigt die Schenkung der Einkünfte von einer Hufe in Basedow an
den Pleban auf Lebenszeit durch den Theodoricus Luch, der damals als
^) M. U.-B. 9449.
') Die Namen von früheren Pastoren haben wir nicht ermittelt, ausgenommen den vor-
genannten einzigen aus dem Mittelalter.
•) Groth, M. Jahrb. VI, S. 136.
*) 8 km südsUdwestlich von Malchin. Nach Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 23, = »Ort
des Bazda«. Vgl. Bastorf.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW. Up
wcriescher Vasall auf Basedow sitzt.') Wie lange diese dem Lande Pommern
und Mecklenburg angehörende alte Adelsfamilie hier und sonst in der Um-
gegend ansässig gewesen ist, ist nicht bekannt.*) Als Rechtsnachfolger der
Luch erscheint das schon 1287 auf den Gütern Lupendorf und Schlakendorf
nachzuweisende
Geschlecht der
Hahn (Gallus)
vom Jahre 1337
an. Nämlich am
3. Mai dieses
Jahres giebt Fürst
Johann III. von
Werle-Goldberg
den Brüdern
Nikolaus, Eck-
hard, Matthias
und Nikolaus
Hahn die Güter
Basedow, G essin
und Liepen zu
erblichem Lehn.
Mit dem Erwerb
dieser drei Dörfer
aber, besonders
dem von Base-
dow, beginnt die
Blütlie des
Hahn'schen Ge-
schlechts, welches
diese Güter bis
auf den heutigen
Tag festgehalten
Kirche zu Basedow. hat. ^)
Namen mittelalterlicher Plebane sind nicht überliefert. Das Register
des M, Jahrb. tiihrt freilich irrthümlich den Ritter Theodoricus Luch als Base-
dower Pleban auf, aber den müssen wir abweisen. Dagegen ist der in einer
Urkunde am 1. April 1481 als Zeuge genannte >her Johan Tessen, der Haren
vicarius to Bazedouwe« nicht zu übersehen. Erst die evangelische Zeit hebt
') M. L',-B. 589. Vgl. die Bestätigung durch den Fürsten Nikolaus von Werle am 11, Juli
1196: M, U.-B. 3404.
») Die letite ihres Geschlechts war Liburg Loch, die mit Ewald von Kampti (■}■ vor 1506)
tnmlhlt war: Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn I, S. 91.
•) M. U.-B, 1896. 1906. S764- Zur weiteren Geschichte von Basedow sind lu vergleichen
b Urkunden 7009. 7489. 9449. 11004. Besonders aber das vierbSndige Werk von Lisch, Gesch.
LGeschl. Hahn (Schwerin, StUler'scbe Hofbuchhandlung, 1844—1856).
I20 AMTSGERICUTSBEZIKK MALCHIN.
mit einer vollständigeren Reihe an. Um 1587 wird Stephan Holste genannt.
Wahrscheinlich war er schon 1577 da, denn er gehört in diesem Jahre zu
jenen Pastoren im Amte Stavenhagen, welche die Konkordienformel unter-
schreiben.') Um 1610 giebt es eine Vakanz durch Tod. Herzog Karl
empfiehlt den Herren von Hahn als Patronen der Kirche den Christian Koppen
(Coppius) aus Mirow als guten Prädikanten. Ob er Pastor wird, ist aus den
uns zu Gebote stehenden Akten nicht zu ersehen, aber wahrscheinlich ist es.
Blick auf die Uigcl-Empore.
1645 wird Johann Adam Müller berufen, aber erst 1648 introduciert. Es
folgen: 1664 Joachim Heinrich Fabriciiis, 1687 Joh. Lorenz Müller, 1690
Christian Alard, 1713 Joach. Rudolph Vick, 1753 (vielleicht schon etwas früher}
Joh. Samuel Martini, und 1783 Matthias Georg Christoph Wüstney (f 1822).
Vgl. Walter a. a. O.
Kirche. Die der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts angehörende
Kirche hat einen den Zeiten des Uebcrganges vom romanischen zum golhischen
Stil entsprechenden platt abscliliessenden Chor, der bis nahe unter das Dach
aus Granitfindlingen mit quadrierten Kalkfugen aufgeführt ist. Das Schiff
dagegen ist ein Ziegelbau derselben Zeit, in welchem der wendische Verband
vorherrscht. Die Giebel beider, des Schiffes wie des Chors, der für diesen
') Schröder, evang. Meckl. III, S. 319.
AlUraa^tz der
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW.
121
Theil ebenfalls der Backstein -Ziegel nicht entbehren kann, sind mit Blenden
geschmückt. Ob der ältere Bau der Kirche schon im XV. Jahrhundert durch
Lüdeke (III) Hahn, den bekannten thatkräftigen Vertrauensmann der Herzöge
und eifrigen Erbauer von P*estungen und Thürmen im Lande, eine Um-
gestaltung in golhischem Sinne erfuhr, wie Lisch (a. a. O. III, S. 45) meint,
müssen wir dahingestellt sein lassen. Sämmtliche Fenster sind heute dreitheilig
und spitzbogig geschlossen. Sie stammen in ihrer jetzigen Ge.staltung aus
neuerer Zeit, nämlich aus den Jahren 1855 bis 57. Ebenso hat der Thurm
bei dieser Gelegenheit in seinem oberen Theil eine völlig neue Gestalt erhalten.
Als Neuerungen sind übrigens auch die Aufsätze auf den Giebeln von Schiff
und Chor in der Mitte und an den Seiten ins Auge zu fassen.
Im Innern ist der Chor mit einem, das Langhaus mit drei niedrigen
gerippten Kreuzgewölben geschlossen. Steiler erscheint das Gewölbe im Chor,
flacher gespannt sind die im
Schiff und anscheinend auch
jünger als jenes, alle mit ein-
ander aber mit jener hand-
werksmässigen Unbeholfenheit
ausgeführt, wie sie sich in zahl-
reichen Kirchen des Mittel-
alters zeigt.
An der Südseite des Chors
eine neuere Sakristei gothischen
Stils; an der Südseite des
Mittelschiffes, vor dem Haupt-
eingang, eine kleine Vorhalle,
die ebenfalls neu ist. An der
Nordseite des Chors dagegen
eine grosse Kapelle als Erb-
begräbniss für die gräfliche Familie vom Ende der fünfziger Jahre des XIX.
Jahrhunderts.
Der Altaranfsatz ist ein reiches Werk der Renais.sance des XVI. Jahr-
hunderts aus bestem Sandstein und mit vielen Relief- Einlagen aus weissem
Marmor. Die Abbildung, welche wir hier geben, überhebt uns einer ein-
gehenderen Beschreibung, Das Abendmahl hat den Hauptplatz erhalten. Auch
erscheinen die Einsetzungsworte des Abendmahls als Haupt -Inschrift des Altar-
werkes. Darunter, in der Basis, der Gebetskampf in Gethsemane. Seitlich vom
Abendmahl die Kreuzigung und die Auferstehung, im oberen Theil aber die
Himmelfahrt. Als Einfassung der drei Hauptbildwerke in der Mitte dienen die
Statuen der vier Evangelisten. Unter dem Bilde der Himmelfahrt die Verse der
Apostelgeschichte I, 9 — 11. Ueber dem Abendmahl: CHRISTUS IST UMB
UNSER SUDE WILLEN IN DE TODT GEGEBEN UNDT UMB UNSER GERECH-
TIGKEIT WILLEN AUFERSTANDEN. Ueber dem Gebet in Gethsemane: WACHET
ProzejiMons -Stangen.
Altar-
aufsatz.
122 AMTSGERlCltTSliEZlKK MALCHIN.
UND BETET, DAS IHR NICHT IN ANFECHTUNG FALLET* MEIN VATER ISTS
NICHT MVQLICH. DAS DIESER KELICH VAN MIHR GEHE ICH TR(etC.). Links
und rechts neben der Kreuzigung: DIS SEIN DES EDLEN UNDT EHRENVESTEN
WERNER HANEN UNOT SEINER VIELTUGENTSAME LIEBE HAUSFRAUWE
ANNA VAN DER LUHE SELIGER ACHT AHNEN. - DIS SEIN DES EDLEN UNDT
EHRENVESTEN CHUNE HANEN SELIGER UNDT SEINER VIELTUGENTSAME
LIEBE HAUSFRAUWE SOPHIA VÄ DER SCHULENBURGK AUCH SELIGER ACHT
AHNEN. Darüber je acht Wappen.
In der Bekrönung dieses Flügels:
NON HANG EFFIGIEM CHRISTI
SED CHRISTVM ADORA
AD DEXTRAM PATRIS QVI SINE
FINE REGIT.
Links und rechts neben der Auf-
erstehung im rechten Seitenstück
die Inschriften: DIS SEIN DES
EDLEN UNDT EHRENVESTEN
JOACHIM HANEN CHRISTOFFER
SELIGER SOHNS UNDT SEINER
VIELTUGENTSAME LIEBE HAUS-
FRAUW DOROTEAQO) • GEBORN
VAN POTLITZ ACHT AHNEN. —
DIS SEIN DES EDLEN UND
EHRENVESTEN HANS HANEN,
WERNERS SOHNS, UNDT SEI-
NER VIELTUGENTSAME LIEBE
HAUSFRAUW JLSE VAN ARNIM
ACHT AHNEN. Dazu die schon
bei Bristow vorgekommenen Sigla
der Sinnsprüche: G • W • Z • B.
G<B*M>S>IS92 IM MAIO • M.
In der Bekrönung dieser Seite
die Worte: Ta.rbehaiter.
PARTA TIBI ILLIVS VERE VERISSIMA PROBRIS
GLORIA SVNT CHRISTI VVLNERA VITA TIBI.')
Kanzel. Die Kanzel hat südlich an der Ecke vom Chor und Schiff ihren Platz.
Krucifixus. Darüber der alte Triampbbogen-KruciGxus mit Maria und Johannes.
Orgel. Die Orgel - Empore ist ein reiches Renaissance - Schnitzwerk des XVI.
Jahrhunderts. Der Orgel-Prospekt selber aber mit seinen Risaliten ist hundert
Jahre jünger und stammt aus dem Jahre 1680. Die Inschrift lautet:
') Ueber den Altar vgl. Lisch, Gescbl. Hahn HI. S, 139—341, Als Sinnspruche der Siglen
schlißt Grotefend mr: >Gott wende'» lum Besten« und »Gott bewahre meine Sinne>.
GUT UND KIKCHDORF BASEDOW, I23
ORGANA DECANTANT CHRISTO LAUDESQUE DECUSQUE»
ET RECREANT VARIIS PECTORA NOSTRA SONIS.
ANNO CHRISTI 1680 FRID • HAHN*')
In der Sakristei ein aus Holz geschnitzter Johannes Baptiita, auch zwei Schniu-
Prozessions - Staogen mit Engeln. werke.
Im Chor steht ein achtseitiger hölzerner Taufbehältcr, der nicht mehr Tauf-
gebraucht wird. In seinen acht Füllungen Apostelbilder, auf den acht drei- behälter.
seitigen
Deckelflächen
die Bilder der
Evangelisten,
des Heilandes
und des Jo-
hannes Bap-
tista, ausser-
dem das
HAHN'sche
und LOHE-
sche Wappen.
* Im Innern eine
MessingschUssel.
Hesaing- Messig-
schfluel mit schüssel.
den schon oft
erwähnten viel-
gedcutetcn
Legenden.
Epitaphien. Epitaphien.
An der Nord-
seite des Chors
ein Epi-
taphium, das die ganze Wand einnimmt und wie der Altar aus feinem Sand-
stein mit Einlagen von Marmor hergestellt ist. Es ist dem Eltempaare Werner
Hahn und seiner Anna von der LUbe gewidmet von ihrem Sohn HANS HAHN.
In der Mitte drei fast lebensgrosse knieende Gestalten und hinter ihnen der
Sohn; beiden gegenüber die Gattin und Mutter. In der Mitte ein Marmor-
Relief: Christus mit der Siegesfahne tritt den Drachen zu Boden. Das Relief
wird in acht kleinen Gruppen von den Marterwerkzeugen Christi umgeben,
') Beide, Kanzel ond Orgel, sind Stiftungen des Geh. Roths Fricdr. Hahn, der lum KaCholi-
äsani flbertrat, aber nichtsdestoweniger die väterliche Kirche nach wie vor mit Gaben bedachte:
Liich. GeschL Hahn HI, S. 360. Ueber eine Reparatur der Orgel im XIX. Jahrhundert 5. Lisch,
i. ». O. IV, S. 304.
124 AMTSGIildCHTKlIKZIKK MALCHIN.
In der Bekrönung des Werkes mehrere allegorische Gestalten, in der Mitte die
Caritas {nicht die hl. Marial) u. s. w. Ausser verschiedenen Bibelsprüchen auch
eine lange
Inschrift mit
der Lebens-
geschichte des
Ehepaares und
der Angabe,
dass der Sohn
HANS HAHN
seinen Eltern
dies Epi-
taphium im
Jahre 1594
habe setzen
lassen. ')
An der
Nord Seite des
Langhauses,
in der mitt-
leren Fenster-
nische , und
fast das ganze
Fenster ver-
deckend, ein
zweites Epi-
taphium.
Oben als Relief
eine Dar-
stellung der
Auferstehung
und in der
Mitte die
Kreuzigung.
Vor dieser
fiinf freie
plastische Ge-
stalten, welche
knieen; links Schulenburg . Hahn'sches Epitaph.
Bern dt von
der Schulcnburgk, rechts seine Ehefrau Anna Hahn, dazwischen drei Kinder,
Levin, Gudel und Ilse von der Schulenbnrgk. Zu jeder Seite sechzehn
') Lisch, Gcschl. Hnhn lU, S. 241—243. Vgl. Grabsloine.
GUT VSD KIRCHDORF BASEDOW. 125
Ahnenwappen. Nach der Inschrift am Fuss ist dies Epitaphium von BERNDT
VON DER SCHULENBURGK seiner am 9. Januar \$8g im 27. Lebensjahre ent-
schlafenen Eherrau in demselben Jahre gestiftet.')
An der westlichen Ecke der Nordwand, das ganxe Fenster verdockend,
em dem Kuno Hahn und seinen beiden Frauen gewidmetes drittes Epitaphium.
Im Aufsatz, die Mitte des ganzen Werkes
einnehmend, die liegende Statue der ersten
Gemahlin Kuno's, Gödel von Maltzan.
Unten nebeneinander die gleichfalls liegen-
den Gestalten Kuno's und seiner zweiten
Gemahlin, der Sophie von der Schulcn-
burg. Ausserdem sind die zweiunditwanzig
Kinder Kuno's (acht Söhne und vierzehn
Töchter) aus beiden Ehen in kleineren
Figuren kntecnd und betend dargcstelli.
Zu beachten ist auch die Anordntmg der
Ahnentafeln.
Rechts und links und über den Figuren
verschiedene Bibelsprüche. Unter der Ge-
stalt der Goedel von Maltzan die Inschrid:
ANNO 1575 DEN TREITAGK VOR LETARE
IST DIE EDLE UND VIEL TUGENTSAME
GUEDEL MOLTZAN IM HEREN ENT-
SCHLAFFEN, NACHDEM SIE VIER SOHNE
UND ZEHEN TOCHTER GEZEUGET HATTE,
DER SEHLE GOT GNADE* Unter den
beiden unteren Bildsäulen : ANNO 1590
DEN 21 • JANUARII IST DER EDLE UND
EHRENVESTE CUNO HANE ERBGESESSEN
ZV BASEDOW UND LIREN, INHABER DES
HAUSES SEHEBURGK ZUR LIREN IN
GOTT DEM HERREN SALICH ENTSCHLAF-
FEN • GOTT VORLEIHE IHM EINE FROV-
LICHE AUFERSTEHUNG. UND ANN0159t.
DEN 21 • OCTOBRIS IST SEINE LIEBE
Ep.,=ph des Kuno llnhn. HAUSFROVIfE DIE EDLE UND VIEL TU-
GENTSAME SOPHIE VON DER SCHULENBURGK ZU SEHEBURGK IN WAH-
RER ERKENTNIS CHRISTI SANFT IM HERREN ENTSCHLAFEN UND ALDAHR
CHRISTLICH ZUR ERDEN BESTEDIGET. HAT IHM EHESTAND VIER SOHNE
UND VIER TOCHTER GEZEUGET • S • G • G* Ganz unten steht: ANNO 1593.')
An der Nordseite, zwischen Chor und Schiff, und am Triumphbogen
(jetzt innerhalb des herrschaftlichen Chors), ein kleines Epitaphium des Paris (I)
') J,isch, Gci^elil. Hahn IV, S. 19. 35—37. S. 11. tiralisleine.
•) Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IV, S. 20 und 21. Vyl. Grabsteine.
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Epitaph des Paris (I) Hahn und seioes Sohnes Paris (11).
Hahn (f 1565) und seines Sohnes Paris (II, -i- 1587). Im Mittelstück der
Gekreuzigte. Zu seinen Füssen knieend Vater und Sohn. Daneben die
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW. 127
Ahnenwappen. Unter den Figuren der Spruch aus Jesaias LIII: DER HERR
WARF UNSER ALLER SUNDE AUFF IHN. Rechts die Inschrift: PARYS HAN
DER ELTER DES JUNGEN VATER, links: PARYS HANE DER JUNGER DES
ALTEN SOHN. Als Unterschrift eine lange Inschrift, aus der hervorgeht, dass
CATARINA VON BOLOW ihrem nach zweijähriger Ehe gestorbenen Gemahl und
ihrem 1587 im Alter von zweiund-
zwanzig Jahren durch einen Unglücks-
fall ums Leben gekommenen Sohne
dies Epitaphium habe setzen lassen.')
lu einer Fensternische der Nord-
wand, nach dem Chor zu, ein fünftes,
zum Theil durch eine Empore ver-
decktes Epitaphium, das des 1651
gestorbenen Landraths und Erbland-
marschalls Clani Hahn. Im Mittel-
felde der gekreuzigte Christus, neben
ihm die knieende und zu ihm auf-
schauende Gestalt des Verstorbenen.
Das Epitaphium ist halb durch
die herrschaftliche Empore verdeckt.
Unten eine lange Inschrift, aus der
hervorgeht, dass der Sohn CHRISTIAN
FRIEDRICH HAHN und der Enkel
WEDIGE CHRISTIAN HAHN dies Epi-
taphium haben setzen lassen.')
Grabsteine. An der Südwand Grabsteine,
des Chors ein Grabstein vom Ende
des XVI. Jahrhunderts. Im Felde
eine betende Frau mit der Ueber-
schrift zu Häupten: CHRISTI STER-
BEN IST MEIN EWIGES LEBEN.
Die Umschrift ist unleserlich. Eben-
daselbst ein zweiter Stein, der einen
betenden Ritter darstellt. Umschrift:
Grabstein des Rone Hahn. ANNO 1590 DEN 21 • JANVARII IST
DER EDLER VND ERNVESTER KONE
HAHN ERBGESESSEN ZV BASEDOV VND M(uggenburg) GOTSEL ')
An der Südwand des Schiffes, der Kanzel zunächst, ein grosser Stein mit
') IJsch, Ceschl. Hahn IV, S. 28. 41.
*] T)em Valer geteilt von dem Sohne, dem zum KaChoIicismus Übergetretenen Geh. Rath
Friedrich Hahn (1624— 1701): tjsch, Ceschl. Hahn IH , S. 338—361, besonders S. 360. Das
Itenkmal wurde erst nach dem Tode des Siteren Stifters vollendet und ist daher mit 1702 datiert.
'; Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IV, S. ao (Kuno 1, S. ä— i2). S. o. Epitaphien.
AMTSGERICHTSBEZI KK MALCHIN.
GUT UND K.IRCHDORF BASEDOW. 129
dem Bilde eines Mannes und einer Frau und einer nur theilweise zu lesenden
Inschrift. Es ist der des JOACHIM HANE [f 1600) und seiner Gemahlin, der
LUCIE FINEKE (f vor 1619).') Ebendaselbst ein Stein mit dem Bilde einer
betenden Frau. Inschrift: ANNO 1589 DEN 9 • JANUARri IST DIE EDLE VND
TVGENTSAME ANNA MA-
NEN, DES EDLEN VNDT
EflENVESTEN BERNDT
VAN DER SCHVLEN-
BVRGK EHELICHE HAVS-
FRAW IN GODT SELICH.
LICHEN ENTSCHLAFFEN,
DER SEHLEN GODTGNE
DIGK VNDT BARMHERT-
ZIGK SEI.«) An demselben
Ort noch ein Stein mit
dem Bilde eines Mannes
und einer Frau. Die In-
schrift ist jeut nicht mehr
genau zu entziffern. Nach
einer Abschrift aus dem
Jahre 1 8 1 6 lautete sie :
ANNO {1598 DEN 15*
FEBR • IST DER] EDLER
[GE]STRENG[ER] UND
EHRENVESTER JOACHIM
HAN CHRISTOPHERS
SEL [SOHN IN GOTT SE-
LIG ENTSCHLAFEN]
UNDT DE[N 15 MAJRTI . .
ALHIER BEGRABEN •
ANNO DEN
IST DIE EDLE UND
WOHLGEBORN DORO-
TEA VON PUTLITZ IN
GODT SELICH ENT-
SCHLAFFEN UND ALHIE BEGRABEN. Sterbejahr und Tag sind nicht aus-
gefiilll.') — Die vier erstgenannten Grabsteine lagen bis vor wenigen Jahren
im Chor der Kirche, der letztgenannte in der nordwestlichen Ecke des Schiffes.
Unten im Thurm der Kirche ist eine Reihe minderwerthiger, im Zurück-
Renaissancestil auf Holz gemalter Bilder aus dem Jahre 1704 aufgestellt, die gestellte
. Bilder im
■) Lisch, Gcschl. Hahn III, S. 198— aoi. Thumi.
*) Lisch, Geschl. Hahn IV, S, 19. 35—37- Vgl. o. Epilaphien.
', Li=.cl.. Geschl. ILihn III. S. 301—305.
130 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
früher an der Südseite des Schiffes ihren Platz hatten. Je ein oberes und das
darunter befindliche Bild gehören zusammen, und zu je zwei Bildern gehören
immer drei Inschriften. Man sieht die Sündfluth und die Taufe des Kämmerers
durch Philippus, den Sündenfall und Christi Geisselung, Christi Geburt und
Christi Grablegung u. s. w. Im Ganzen sind es zwanzig Bilder.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, die im Jahre 1843 von C. Illies in Waren
gegossen sind. Gestiftet sind sie von FRIEDRICH GRAF HAHN und AGNES
GRÄFIN HAHN, geb. GRAFIN SCHLIPPENBACH.
Das Inventar von 181 1 enthält folgende Notiz: »In dem von Mauer-
steinen massiv aufgeführten Thurm sind ausser der zur Kirchenuhr gehörigen
kleinen Glocke gar keine Glocken vorhanden, weil die ganze ehemals schöne
Thurmspitze von der Kuppel an bis zu dem Gemäuer den 29. September 1766
nebst allen Pfarrgebäuden abgebrannt ist, die Glocken zusammengeschmolzen
und grösstentheils, bis auf einen vor zwei Jahren verkauften Ueberrest, verbrannt
sind.« Auf dem Kirchhofe war damals eine kleine Glocke von 17 13.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i. 2. Grosser Kelch in klassicierendem Stil, vom
werke. Malchiner Goldschmied Harck, ebenso die Patene. — 34. Kleiner silber-
vergoldeter Kelch auf rundem Fuss, mit einem aufgenieteten plastischen
Krucifixus als Signaculum. Der ausladende Knauf mit Falten erinnert an
spätromanische F'ormen. Keine Werkzeichen, auch nicht an der Patene. —
5. 6. Kanne und Oblatendose, neu, von 1847, letztgenannte aus einer älteren
umgearbeitet vom Malchiner Goldschmied F. LIppold. Die Kanne ist von
FRIEDRICH GRAF HAHN und AGNES GRAFIN HAHN, geb. GRAFIN SCHLIPPEN-
BACH, gestiftet.*) — 7. Messingenes Taufbecken von 1669 mit der Angabe,
dass es der ehemaligen Kirche zu Wargentin gehört hat.
Schloss zu R\^as zur Geschichte des Schlosses beigebracht werden kann, ist nicht viel,
Basedow. IMfll immerhin aber mehr als bei allen anderen alten Adelssitzen unseres
Landes. Es ist das dem trefflichen Familien -Archiv in Basedow zu danken,
für welches von jeher in besonderer Weise Sorge getragen worden ist. Nach-
dem es Jahrhunderte lang, schon vom Mittelalter her, inmitten des alten Baues
einen eigenen gewölbten Raum eingenommen hatte, wurde im XIX. Jahrhundert
ein besonderer, freistehender steinerner Gewölbebau neben dem Sekretariat dafür
aufgeführt, in welchem alle archivalischen Dokumente jetzt wohlbewahrt ruhen.*)
Den Anfang zu einem festen Bau in Basedow hat, wie Lisch glaubt
vermuthen zu dürfen, schon jener Nikolaus Hahn gemacht, welcher am
I. April 1352 mit Bristow belehnt wurde. Indessen muss es dahin gestellt
bleiben, ob diesem Bau jene Ruinen angehören, die heute hinter dem Schloss
im Garten gefunden werden, aber mit vielen neueren Zuthaten versehen sind.*)
*) Siehe Glocken.
') Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn II, S. 5.
•) Lisch, a. a. O. II, S. 48: »Ohne Zweifel unternahm er die erste Anlage des Schlosses
zu Basedow, von dem noch über und unter der Erde kräftige Ruinen vorhanden sindc.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW. I3I
Gewiss freilich ist, dass sich in den unzweifelhaft alten Theilen dieser Ruinen
die der gothischen Zeit angehörenden Ziegelverbandsweisen finden, die wendische
Aller Theil des Schlosses Rasedow (Hinterseitc).
wie die polnische. Klarer tritt der feste Bau des Mittelalters aus einer Urkunde
vom 4. September 1467 und deren Anhängsel aus dem Jahre 1473 hervor,
worin sich Oheim LUdeke und sein Neffe Hans über das Schloss zu Basedow
t32 AMTSGliklCHTSBEZlRK MALCHIN.
vertragen, und woraus man ersieht, dass besonders Liideke es war, der viele
Kosten an den Bau gewandt halte. Liideke soll die eigentliche Obhut über
das Schloss, Hans aber seine Wohnung darin haben, und jeder die Hälfte des
Hoffeldes (lir sich benutzen. Während der Vormundschaft über Hans hatte
Liideke den Hauptthurm, die Mauern, die Gräben, die Vorbui^ und die Bau-
höfe von Grund aus neu gebaut. Er verzichtet nun im Uebrigen auf einen
Ersatz von seinem Neffen, doch soll diesem sein Antheil an dem Hauptthor-
Aeltere Ttieile des Schlosses Basedow (Vorderseite).
gebäude (dem obersten Thor) mit 250 Mark Liibisch angerechnet werden und
das Gebäude selbst dafür als Pfand in Lüdekes Hand bleiben. Gemeinschaftlich
soll beiden das Gewölbe für die Armbrüste, Pfeile, Büchsen, lür Pulver und
Briefe (Urkunden) gehören, doch soll jeder daneben ein Gewölbe (ur sich
besitzen. Ferner soll das Thor vor der Vorburg als Pfand fiir 100 Mark
Lübisch zu Ludeke's Verfügung stehen, mit dem Thor auch die beiden Thürme
auf der Vorburg, die er auf eigene Kosten hat bauen lassen.')
Dieser Lüdekc ist derselbe, den wir in der Geschichte der Stadt Plau
als Vertrauensmann der mecklenburgischen Herzöge kennen gelernt haben, der
') Lisch, fl. a. O. II, Urk., S. 136—14? (Nr. 246).
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW. I33
gut zwanzig Jahre früher als landesherrlicher Vogt die Bui^ in Flau befestigt,
die Lenzburg an' der Eide erbaut, mit starker Hand dem wilden Raubwesen
jener Zeiten entgegentritt und mit seiner Gattin Jutta Preen die letzte Ruhe-
stätte in der Klosterkirche zu Dargun ündet.')
Nach Lüdeke's Zeit hören wir erst im Jahre 15 13 wieder von einem
Neubau, den der Landrath Joachim Hahn auf dem Schlosshofe zu Basedow
errichtet, und zu dem ihm der Herzog Heinrich und dessen Gemahlin Helena
am 15. Juni desselben Jahres (zehn Tage nach seiner Vermählung) zwei gemalte
AusgraboDgen im Schlossguten m Basedow.
Fenster verehren. Joachim Hahn hat sich seines »neuen Hauses* noch über
die Mitte des XVI. Jahrhunderts hinaus erfreuen können. >Dies ist (sagt Lisch
im Jahre 1855), nachdem die mittelalterlichen Gebäude bis auf geringe Reste
nach und nach abgebrochen sind, ohne Zweifel der noch vorhandene ältere
Theil des Schlosses Basedow, welcher in der Mitte steht und sich im
rechten Winkel an den neuesten (im Jahre 1891 durch Brand zerstörten) Bau
anlehnt.« Zugleich hält Lisch auch den an diesen Theil angesetzten Thurm mit
der Jahreszahl 1552 fiir einen Bau Joachim 's und seiner Gemahlin, welche die
■) M. Kunst- und Gesch.-Denkm. IV, S. 581. SS2. I, S. 54S (567). Lisch,
134 AMTSGERICHTSBEZIBK MALCHIN.
Siglen ihrer unbekannten Sinnsprüche hinzugeliigt haben.') Sie stehen gleich
oberhalb der Eingangsthiir in diesen Thurm. Auch nach der Gartenseite hin
kommt von diesem älteren Theil des Schlosses aus dem XVI. Jahrhundert
noch ein ansehnliches Stück zur Erscheinung. Vor allen Dingen ist hier ein
alter Giebel mit angesetztem Treppenthurm zu beachten, der von unten her
vierseitig emporsteigt und sich oben in ein Rund umsetzt. Auch ist im an-
stossenden Giebel selbst noch der Kern des alten Mauerwerks deutlich zu er-
kennen. Alles Andere auf dieser Seite ist im Sinne der alten Formen erneuert.
Schloss Bmedovr lur Zeit der Stuler'schen Umbauten.
Der nächste grössere Neubau findet unter dem ersten Grafen Fried-
rich II im Anfange des XIX. Jahrhunderts statt. Er lässt den alten Flügel
rechts am Aufgange abbrechen und einen neuen Bau mit einem hohen
Thurm aufführen. »Dieser Flügel (sagt Lisch im Jahre 1856) ist gegenwärtig
das herrschaftliche Wohngebäude und unter dem jetzigen Grafen durch den
Geheimen Oberbaurath Stiller aus Berlin, welcher auch alle anderen neuen
Gebäude in Basedow aufgeführt hat, erhöhet und geschmackvoll ausgebauet
und eingerichtet.«*)
Aber auch von diesem alten Flügel steht heute nur noch der untere
Theil des Thurmes. Am 12. Januar 1891 brannte der ganze Bau gründlich
■} Lisch, a. B. O. III, S. 143.
^ Lisch, ». ft. O. IV, S. 304.
GUT UND KIRCHDORF BASEDOW. 135
nieder, nur die Umfassungsmauern blieben stehen. Dagegen konnte das grosse
Thorgebäude gerettet werden. Es ist daher heute der einzige Theil jener am
Ende der dreissiger Jahre des XIX. Jahrhunderts ausgeführten Bauten, in denen
sich der klassicierende und nach englischer Art zugleich gothisierende Geschmack
der Stüler'schen Periode offenbart. An die Stelle des niedergebrannten grossen
Flügels zur Rechten erhebt sich jetzt ein seit dem Jahre 1891 unter der
Leitung des Architekten Professor Dr. Haupt entstandener Prachtbau im
Schloss Basedow, wie es jetzt ist (von der Gartenseite).
Geschmack nordischer Renaissance, als deren glänzendste Leistung sich das
grosse Portal im Innern des Hofes darstellt. Den herrlichen Bau schmückt
die Inschrift:
FRIDERICVS • FRANCISCVS • COMES • HAHN • ET • THERESA • COMI-
TISSA • HENCKEL- DONNERSMARCK • HANG . DOMVM • ET • TVRRES*
IGNE • CONSVMPTAS • E • CINERE • IN • NOWM > SPLENDOREM .
MAIORVM • RITV • ERIGI • IVSSERVNT.')
') V&'- auch die Abbildung des früheren Schlosses vor 1S91 bei Lisch und Wedemeyer,
Albmn meckl. Schlösser nnd Landgüter, Heft i und z. Ebendon Text dazu.
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Das Gut Paulenrost
Gut B^^^'* Kilometer sudöstlich von Basedow liegt das Hahn'sche Schloss Faulen-
Faulenrost. ^21 ^ost. Einst, vom XIII. bis zum XV. Jahrhundert, als Villa Rostok.
Villa Rozstock, Völen Rozstok, Vulenrosteke, Vulrostke, Vulenrostke im Besitz
Schloss P'autenrost.
der alten Adelsfamilie Rostock (nachher Rostkc) geht das Gut am i. November
1494 an den Ritter Klaus Hahn zu Basedow über und ist seitdem in dessen
Familie verblieben. Seit dem Ende des XVII. Jahrhunderts ist der Name
Faulenrost üblich geworden. Das stattliche Schloss mit seinen Nebengebäuden
ist ein im französischen Stil des XVIII. Jahrhunderts erdachter und ausgeführter
Bau von sehr ansehnlichen Verhältnissen, den der durch sein tragisches Geschick
bekannt gewordene Klaus Ludwig Hahn im Jahre 1760 errichten und mit
entsprechenden ausgedehnten Parkanlagen versehen Hess.') Ueber die frühere
Kapelle in Faulenrost s. Rittermannshagen, S. 146.
■) Lisch und Wedemejer, a. b. O., Ueft S~I2, S. 68.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF GESSIN.
137
Geschichte
des
Dorfes.
Kapelle.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Gessin.')
|as Geschick des Dorfes Gessin ist eng mit dem von Basedow verknüpft.
Noch ehe jenes in Hahn'schen Besitz übergeht, vereinigt es Bischof
Wilhelm von Kammin mit Basedow, indem er durch eine Urkunde vom
14. Januar 1247 die Gründung und Bewidmung der Pfarre zu Malchin sowie
die ihrer Tochterkirche zu Basedow bestätigt und unter den Dörfern der letzt-
genannten auch »Jacin« aufzählt.*) Neunzig Jahre später, am 3. Mai 1337,
verleiht Johann III. von Werle- Goldberg den Brüdern Nikolaus, Eckhard,
Mathias und Nikolaus von Hahn ausser Basedow auch die Dörfer Gessin und
Liepen zu erblichem Lehn, und von da an bleibt nun Gessin ununterbrochen
mit Basedow verbunden.')
Kapelle. Die aus Feldsteinen und Ziegeln aufgebaute pfeilerbewehrte
gothische Kapelle hat einen Chorschluss aus dem Achteck und stellt sich als
ein Bau aus dem XIV. Jahrhundert dar. Der Innenraum ist mit niedrigen
gerippten Kreuzgewölben geschlossen und wird durch fünf schmale Blenden
erleuchtet.
Die innere Einrichtnng ist ohne Bedeutung. Die Kanzel fehlt ganz.*) Innere Ein-
Auf dem Altar stehen zwei Leuchter, der eine ist 1700 von HANS SCHMIDT, richtung
der andere 1706 von SOPHIA H ACKERT gestiftet. Beide haben als Stempel
den werleschen Büfielskopf, der zugleich als Stadtzeichen für Malchin anzusehen
ist, und ein Meisterzeichen in Form einer undeutlichen Hausmarke +^.
Als vasa sacra werden die in Basedow benutzt.
Vor der Westwand der Kapelle, deren Giebel mit fünf schmalen Blenden Glocke.
belebt ist, steht ein offener Glockenstuhl, in welchem eine einzige kleine
Glocke ohne Inschrift hängt.
der
Kapelle.
*) 6 km sudsüdwestlich von Malchin. KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 49, verbindet den alten
Namen Jacin mit dem altsla vischen Stamm jacu = stark und übersetzt ihn mit »Ort des Jak«.
Das wäre ungefähr »Starkenhagen«. Anders Siemssen im M. Jahrb. VI, S. 53.
*) M. U.-B. 589.
«) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 22 ff.
*) Die Kapelle wird nur für den Abendmahlsdienst verwandt. Zweimal im Jahr findet eine
Predigt vom Altar ans statt.
138
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Dahmen.')
|as am Südende des Malchiner Sees gelegene Kirchdorf Dahmen gehört
zum Sprengel des Bischofs von Kammin. Im Oktober 1235 schenkt
Bischof Konrad von Kammin dem Domkapitel zu Güstrow theils zu neuen
Präbenden, theils zum gemeinschaftlichen Genüsse der Domherrn, theils zu
einer Memoria, die Zehnten von vierundsechzig Hufen zu Jahmen, Dahmen
(Damene), Granzow, Klein - Methling, Beestland und Klein-Dalwitz.*) Der Ver-
wirklichung dieser Spende steht jedoch der Widerspruch des Bisthums Schwerin
entgegen, denn erst am 24. September 1255 ist Konrad's Nachfolger, der
Bischof Hermann, im Stande, diese Schenkung zu bestätigen, nachdem er,
wie er sich ausdrückt, die Zehnten im Lande Circipanien mit vieler Mühe und
vielen Kosten erstritten hat. Aus Dahmen werden dreizehn Hufen verliehen.^)
Hier sitzen im Jahre 1352 die Wozenitze, welche am 3. März desselben
Jahres mit den Stahl auf Siden-Remplin eine Vikarei in der Kirche zu
Hohen -Mistorf stiften und Hebungen dazu legen, sich auch über die Ausübung
des Patronats daselbst und des Präsentationsrechts einigen.*) Mittels Urkunde
vom 12. März 1371 gelangen die Güter Dahmen, Sagel und Moltzow an die
von Maltzan, wenn auch zunächst blos pfandweise.^) Aber am 18. März 1462
wird ihnen ihr Besitz bestätigt, den sie dann ununterbrochen bis zum Jahre
1877 festhalten.^ In diesem Jahre wird der Oberst a. D. Hubert Gustav
Viktor von Tiele-Winckler ihr Rechtsnachfolger, heute ist einer von dessen
Söhnen im Besitz.
Aus Aufzeichnungen des Pastors Kaspar Breslach (Bretschlag), der
1645, im Jahre seiner Berufung, das Kirchenbuch anlegt und sich Pastor zu
Dahmen und Rambow nennt, erfahren wir die Namen von vier Vorgängern,
den Pastoren Henrikus Hermundt, Magister Andreas Voigt, der eine nennens-
werthe Bibliothek hinterlassen, Johann Bent und dessen Schwiegersohn Arnold
Stappenbeck. ^) Hermundt ist der unmittelbare Vorgänger von Bretschlag. Vor
Hermundt ist Voigt und vor diesem Stappenbeck Pastor. Dessen Wittwe lebt
noch zu Bretschlag's Zeit in Rambow und theilt ihm über die Pfarrverhältnisse
das mit, was fiir ihn wissenswerth ist. Leider aber erfahren wir nichts über
die Zeit dieser Vorgänger, von denen Bent der älteste ist. Auch ist diesen
^) 16 km südwestlich von Malchin, am Ende des grossen Sees. Im XIII. Jahrhundert
1 Damene« geheissen. Der altslavische Familienname Dahm oder Dahms ist noch heute von alter
Zeit her in Mecklenburg sehr gebräuchlich. Daher der Ortsname : KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 36.
*) M. U.-B. 439.
•) M. U.-B. 758.
*) M. U.-B. 7673.
*) M. U.-B. 10 174.
•) S. bei Lisch, Geschl. Maltzan, Urk.- Sammlung Nr, 287. 468. 581. 712. 819.
') S. o. Bülow, S. 69.
GUT UND KIRCHDORF DAHMEN.
139
Kirche.
vieren der auf der Glocke von 161 4 genannte Magister Jakob Knüppel
noch zuzugesellen, wenn nicht etwa »Meister Gottlieb Knüppelt als Glocken-
giesser verstanden werden soll. Zu Bretschlag's Zeit sind Dahmen und Rambow
zwei verödete Dörfer.^) Wann Dahmen, dessen Kirche im Visitationsprotokoll
von 1648 als Mater vagans aufgeführt wird, mit Rambow verbunden worden,
ob lange oder kurze Zeit vor dem dreissigjährigen Kriege, wissen wir nicht.
Seit dieser Zeit aber sind beide Kirchdörfer nachweislich zusammen geblieben.
Bretschlag lebt bis 1663. Ihm folgen: Joachim Warneke von 1664 an, Johann
Meineke 1678 nach anderthalbjähriger Vakanz, nach Meineke's Tode im Jahre
1732 Friedrich Heinrich Hacker, dessen Wittwe 1771 genannt wird, und von
1771 bis 1806 Enoch Friedrich Studemund.*) lieber die Greistlichen des
XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Kirche. Die auf einem behauenen Granitsockel errichtete Kirche ist
ein frühgothischer Backsteinbau mit wettergrauen trefflichen Ziegeln, in dem
der wendische Verband vorherrscht. Der Chor schliesst platt ab. Auf der
Südseite ein zugesetztes gothisches Portal ohne Kämpfer und Kapitell. Im
Chor ein dreitheiliges gothisches Fenster, die übrigen Fenster sind ebenfalls
spitzbogig, aber theils einfache schmale Schlitze, theils paarweise angeordnete
Lichtöffnungen. An der Nordseite eine Sakristei mit Kreuzgewölbe. Der
Innenraiim ist mit zwei gerippten Kreuzgewölben geschlossen. Ein Thurm ist
nicht vorhanden. An der Südostseite ein Anbau, der als Materialienkammer dient.
Der Altaraufsatz der Kirche ist mit sechs Oelbildern aus der Passions-
geschichte geschmückt, die einem gothischen Triptychon des XV. Jahrhunderts
entnommen sind, wie das Gebet in Gethsemane, Gefangennahme Christi,
Christus vor Pilatus, die Kreuztragung mit der hl. Veronika, der Krucifixus
mit Johannes und Maria und die Kreuzabnahme. — Im Uebrigen bietet das
Innere nichts Bemerkenswerthes. Doch giebt es dort noch ein paar alte
gothische Schnitzgrtippeii : eine sitzende Madonna mit dem Jesuskinde, eine
Annaselbdrittgruppe und eine Gruppe aus einer Kreuzigungsscene.
Im Glockenstuhl südlich von der Kirche drei Glocken. Die erste hat
die Inschrift: # 0 RflX + GLORIS + VQßl + QVSß + PÄOB ®. —
Die zweite ist ohne Inschrift und Zeichen, die dritte hat die Inschrift: 1614
VOLRAD LVTKE MOLTZAHN • M • lACOB KNVPPEL.
Kleinknnstwerke. Kelch, Patene, Ciborium, neu, ohne Inschrift und Kleinkunst-
Zeichen. — Zwei Zinnleuchter, der eine 1648 von JOCHIM FLEISTEN und werke.
DOROTHEA HAKERS, der zweite 1729 von JOH • DIETR • SCHRÖDER
gestiftet. Auf jenem als Stempel das Güstrow'er Stadtwappen, auf
diesem der nebenstehende Meisterstempel.*)
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 136.
*) Nicht C. F. Studemund, wie er unrichtiger Weise im Staatskalender und bei Cleemann heisst.
■) Vgl. M. Kunst- und Gesch.-Denkm. I, S. 494.
Altar-
aufsatz.
Gothische
Schnitz-
grupen.
Glocken.
I40 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Schwinkendorf/)
Geschichte BBHIas zur Hahn'schen Begüterung gehörige Schwinkendorf kommt schon sehr
^^s lUS« fj.^h als Kirchdorf vor. Denn am 7. Juni 1271 legt der Bischof Heinrich
von Kammin das Dorf Rambow, welches bisher nach Schwinkendorf (Swineken-
dorp) eingepfarrt war, zum Kirchspiel Domherrenhagen.*) Die Besitzverhältnisse
sind ursprünglich sehr getheilt; erst nach und nach gelangen die von Hahn
in das volle Eigenthum des schönen Gutes. ^) Lüdeke (II) Hahn kauft am
17. März 1440 zunächst von den Gebrüdern Joachim und Andreas von Kosboth
auf Torgelow und dem Heinrich Konstin auf Rittermannshagen 29 Mark
3 Schillinge jährliche Pacht aus sieben Bauerhufen in Schwinkendorf, und am
24. Juni 1446 verlassen die beiden Frauen Jabel Rodesche und Tzimmersche
vor dem Voigteigericht in Stavenhagen ihm ihre Rittermannshäger Güter,
nämlich einen halben Hof mit einer halben Hufe, einer Worth bei der Pfarre
und einer andern bei der Ziegelscheune. Am 11. März 1445 verkauft Barthold
von Schönau dem Lüdeke drei Höfe mit drei Hufen nebst Pacht, Dienst und
Rauchhuhn. Auch die Herzöge haben Eigenthum in Schwinkendorf. Aber
Heinrich der Aeltere und Heinrich der Jüngere verpfänden es am 18. Oktober
1454 dem Lüdeke (III) Hahn auf Basedow für 500 rheinische Goldgulden,
nämlich 50 Lübische Mark sowie 972 Drömt Korn und Pacht, ausserdem für
weitere 500 rheinische Goldgulden das höchste Gericht. Schon am i. April 1456
und 15. November 1461 machen beide Herzöge hieraus ein endgültiges Ver-
hältniss und versichern dem Lüdeke auch das Patronat der Kirche. Herzog
Ulrich bestätigt diese Verfügung seines Vaters vom 15. November 1461 am
16. Januar 1470. Als endlich Lüdeke 1475 cl^" ^^"^ bereits als Pfand gehörenden
letzten Schwinkendorfer Antheil der Rostke's auf Faulenrost für 472 Va Mark
erwirbt, da sind die Hahn in den alleinigen Besitz gelangt, und bereits in
einem Lehnregister von 1491 wird Claus Hahn, des Lüdeke Sohn, als einziger
Besitzer von Schwinkendorf genannt.*)
Geistliche des Mittelalters werden uns nicht genannt. Der erste evan-
gelische Geistliche um 1541 ist Joachim Stritt. Nach ihm eine Lücke bis
zum Pastor Andreas Conradi (1619, •}• 1631). Diesem folgt 1632 Jakob
Wackerow, doch vertreibt ihn im Jahre 1638 die Kriegsnoth nach Dithmarsen.
Die Visitation von 1648 trifft in Schwinkendorf keinen Pastor an. Vier
*) 14 km sudsüdwestlich von Malchin. Swinekendorp, Swynekendorp, Tzuinekendorppe
(altslavisch svinija = Schwein) ist nach KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 132, zu verstehen als »Dorf
der Svinekc.
*) M. U.-B. II, 1229.
•) Ueber Anrechte der von Reez s. M. U.-B. 6198.
*) Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn II, S. 91 ff. III, S. 18 ff.
GUT UND KIRCHDORF SCH WIN KEN DORF. I4I
Personen zählt das Dorf, während vorher neun Bauerstellen und sieben Kossäten-
höfe den Bestand gebildet haben.') Die Vakanz der Pfarre dauert noch bis
1653. Da wird Henricus Bernhardi berufen. Es folgen: 1673 Joachim Bulsz,
1706 Augustinus Grapius, 1710 Joh. Frühling (RJelJng), 1717 Joh. Gottfried
Rümker, 1745 Joachim SusemihI, 1762 Ad. Augustin Beckmann, 1773 Franz
Ernst Lange und 1784 Erh. Ludw. Wilh, Friedr. Brummerstädt (■{■ 1825). Ueber
ihn und seine Nachfolger im XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Inneres der Kirche zu Scbwinkendorf.
Als Filialen treffen wir im XVII, Jahrhundert (1648 und 1662) die
heute nicht mehr vorhandenen Kirchen und Kapellen zu Heinrichshagen,
Langwitz, Lupendorf und Tressow.
Kircbe. Frühgothische Kirche mit später vorgebautem Thurm, dessen
wettergraue Steine eine treffliche Patina zeigen. Das alte frühgothische Portal
im Westen liegt nicht in der Achse des Thurms. Auch die Priesterpforte
auf der Südseite des Chors, die jetzt in eine Vorhalle fuhrt, hat frühgothischen
Charakter. Im zweigetheilten Schiff sieht man an den ohne Zweifel verschiedene
Mate veränderten Lichtöffnungen noch die Nachwirkungen der älteren Form
romanischer Schlitzfenster. Im Chor nord- und südwärts je ein zweitheiliges,
im Osten ein dreitheilig angelegtes Fenster mit Neuerungen aus jüngerer Zeit.
') Grolh, M. Jahrb. VI, S. 135.
142 AMTSGERlCHTSBEZrRK MALCHIN,
Ein breiter und schwerer Triumphbogen in Form eines Stichbogens scheidet
SchifT und Chor, und zwei achtseitige Pfeiler mit >alten« Diensten theilen das
Gemeindehaus in zwei Schiffe, von denen jedes mit drei Stern ge wölben
spätgothischer Zeit geschlossen ist, während der Chor nur ein einziges einfaches
Kreuzgewölbe aus früherer Zeit aufzuweisen hat.')
Der Altar hat
einen Aufsatz im
Geschmack der
Spätrenaissance des
XVII. Jahrhunderts.
An der Hinter-
wand des Chors, zu
beiden Seiten de.*?
Altars, sind zwei
Grabsteine auf-
gestellt, die in
früherer Zeit vor
dem Altar lagen.
Der eine enthält die
Figuren des Ritters
Habn auf Hinrichs-
hagen und seiner
Gemahlin In den
vier Ecken sind
vier Wappen ein-
gerne isselt. In dem
unter den beiden
Figuren befindlichen,
durch einen verti-
kalen Strich in zwei
gleiche Hälften ge-
theiiten Raum die
Inschrift: ANNO
1596 DEN • 29 • Grabstein des Otto Hahn und seiner üemnhlin liriijilta von Trothen.
MAII HORA VESPER-
TINA IST DER EDLER VND ERENFESTER . OTTO HANE ZUM HEINRICHS HAGEN
JOACHIMI SELIGER SOHN IN GOT SELICHLICHEN ENTSCHLAFFE(N) AETATIS
SUAE 33 • Rechts : ANNO 1 DIE . . . HORA IST DIE EDLE VND VIEL-
TUGENTSAME BRIGITTA VON TROTHEN OTTO HANES SELIGER EHELICHE
HAUSFRAW IN GOTT SELICHE(N) ENTSCHLAFF(EN) AETATIS SUAE ') Auf
dem zweiten Stein ist in Ritterrüstung die Figur des Dietrich van dem Werder
') Vgl, Beschreibung der Kirche bei Lisch, M. Jahrb. VIIIB. S. 127.
^ Vgl. Lisch. Gesell, d. (iesclil. Hahn III, .S. a68.
GUT UND KIRCHDORF SC HW IN KENDORF. I43
at^ebildet, daneben acht Wappen. Umschrift: ANNO . 1589 • DEN . 28 • NO-
VEMBRIS IST DER GESTRENGE EDLE VND ERNVESTE DIETRICH VAN DEM
WERDER VF GORZ ALTERS 58 IN C(ODT) SELIGLICH ENTSCHLAF-
FEN • DESSEN SELE GOT GNEDIG SEIN WOLLE •')
Im Thurm drei grosse Glocken.
Glocken. Die erste Glocke
hat auf der einen Seite
des Feldes die Inschrift:
1847 WARD ICH GE-
STIFTET
1893 HAT MICH EIN
BLITZSTRAHL VER-
NICHTET
1894 BIN ICH NEU ER-
STANDEN
NUN LAUT ICH WIEDER
ALLEN LANDEN •
ZU GOTTES EHR •
F . F . H . B • cg] C ■
OBERG WISMAR HOF-
GLOCKENGIESSER •
Auf der entgegengesetzten
Seite des Feldes: FRIED-
RICH FRANZ GRAF
HAHN— BASEDOW, ERB-
LANDMARSCHALL, PA-
TRON • THERESE GRA-
FIN HAHN GB. GRÄFIN
HENCKEL-DONNERS-
MARCK • Darüber die
Wappen beider, darunter
D • A • RISCHE PASTOR.
— Die Inschrift der zweiten
Glocke lautet: PATRONUSi
FR • FR • COMES HAHN - BASEDOW W*W<W<W-G*W**) PASTOR : D .
A • RISCHE • O LAND LAND LAND HÖRE DES HERREN WORT • C • OBERG
WISMAR HOFGLOCKENGIESSER. Auf der entgegengesetzten Seite das
Hahn'schc Wappen und die Worte: ANNO DOMINI 1894. ICH LAUT GOTTES
EHR. — Inschrift der dritten Glocke: EX IQNE FULMINIS RESURREXI SUM-
TIBUS PAROCHI ET PAROCHIANORUM NEC NON OBERGII OPERA 1894- Auf
') Vgl. Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn IV, S. 19. 34.
•) Wie, wo, wann, was Gott will.
Grabstein des Dietrich van dem Werder.
144 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
der entgegengesetzten Seite: KOMMET, DENN ES IST ALLES BEREIT. C
OBERG WISMAR HOFGLOCKENGIESSER. — Auf einem freistehenden Stuhl
südlich vom Thurm eine kleine Glocke, die sog. Schulglocke. Wappen und
laschrift: F.G.H. A^G« H*GEB«S.') Um den Ring: LASSET DIE KINDLEIN
ZU MIR KOMMEN • RICHTE DU LEHRER DEIN AMT REDLICH AUS.
Die Vorgängerinnen dieser Glocken waren nach dem Inventar von
iSii: I. eine grosse im Jahre 17 13 von Michael Begun aus Friedland ge-
gossene Glocke mit dem Spruch:
WAS GOTTES HAND DURCH STRAHL UND FLAMMEN RUHRET
WIRD WIEDERUM DURCH SEEGEN AUFGEFÜHRET.
Dazu macht der Pastor Brummerstädt den Zusatz: »In eben diesem Jahre
(1713) am Himmelfahrtstage Nachmittags ist die hiesige sehr hohe Thurm-
spitze von einem Blitzstrahl getroffen und bis auf das Mauerwerk nieder-
gebrannt.« — 2. Eine mittlere Glocke mit gothischer Majuskelschrift: 0
RHX GLORie XFe VÖWI (IVSn PÄOe. — Eine kleinere Glocke des
XVI. Jahrhunderts mit gothischer Minuskelschrift und dem Namen der hl.
Katharina: ^ailCta Catetina* ailllO bomilli niCCCCCbii* Dazu das Glocken-
zeichen : ^^V ^^£
/\
Kleinkunst- Kl«inkvnstwerke. i. 2. Grosser silberner Kelch, ursprünglich im klassi-
werke. cieienden Stil des XVIII. Jahrhunderts gearbeitet, 1847 erneuert von F. G. H.
und A. G. H. S. Ohne Stempel. Die zugehörige Patene stammt vom Malchiner
Goldschmied M. Lippold. — 3. Krankengeräth, neu, gestiftet von H • SELL-
SCHOPP und Frau LISETTE, geb. HILLMANN (1854— 1892). — 4. Gros.ser
Zinnkelch, ohne Zeichen. — 5. Kleiner Zinnkelch, 1700 von ANNA SOPHIA
BULSSIN gestiftet*) — 6. Ein kleineres Geräth für Kranken-Kommunion, von
Zinn. — 7. Grosse Oblatendose, neu (Sy &. Wagner- Berhn). — 8. Zinnerne
Dose, kreisrund, auf drei Füssen, auf dem Deckel ein plastischer Hahn. Als
englisches Zinn gestempelt von einem 1756 ins Malchiner Zinngiesseramt ein-
getretenen Meister. — 9. Kanne, neu, gestiftet 1847 von F. G. H. und A. G. H. S.
(s. o). — 10. Grosse Messingschüssel mit dem doppelköpfigen Reichsadler,
laut Inschrift 1679 der Kirche zu Schwinkendorf als Taufbecken verehrt von
ILSE DOROTHEA VON MOLTZAHNEN VND FRAW ZEPELINEN. — ii. Des-
gleichen, kleiner, mit dem Bilde des Sündenfalls in der Mitte. — 12. Desgleichen,
neu, von Messing, gestiftet von F. G. H. — 13 — 16. Vier Zinnleuchter, von
denen ein Paar 1701 von CLAUS HARTWICH VENDT, und das andere Paar
1654 von ADAM MÖLLER gestiftet ist.
*) Vgl. Basedow.
') S. o. Pastor Bulsz.
GUT UND KIRCHDORF RITTERM ANNSHAGEN. I45
Das Gut und Kirchdorf Rittermannshagen.')
jittermannshagen, im alten Lande Schloen (terra Zlone) gelegen, gehört Geschichte
Anfangs zum Sprengel des Bischofs zu Kammin. Aber am 6. März 1260 ^^s
überweist der Bischof Hermann von Kammin, in Folge des bekannten Ver- Dorfes,
gleiches zwischen beiden Diöcesen, das Dorf Rittermannshagen mit Genehmigung
des Kamminer Domkapitels dem Bisthum Schwerin.^ Der weltliche Besitz
des Gutes ist in alter Zeit ein ausserordentlich wechselnder. Im Jahre 1349
belehnen die Fürsten Johann III. und Nikolaus von Werle die von Babbezin mit
viereinhalb Hufen aus Rittermannshagen.') Im XV. Jahrhundert erscheinen
die Konstin (Kunstin) und die Rostke als gleichzeitige Besitzer von Antheilen
am Dorfe. Schon damals gehen Antheile an dem Gut von diesen auf die von
Hahn über. Daneben erscheinen später die von Holstein und Wangelin, deren
Besitz nach und nach ganz an die von Staffeid zu kommen scheint. Jedenfalls
gelangen die von Hahn dadurch, dass sie am 10. August 1680 von Johann
Albrecht von Staffeid dessen Antheil an Rittermannshagen kaufen, in den
ungetheilten Besitz dieses Gutes, den sie sich bis auf den heutigen Tag bewahrt
haben.*) Vor 1648 giebt es acht Bauern und einen Kossäten in Rittermanns-
hagen, in diesem Jahre aber zählte man nur drei Personen im Dorfe, 1703
aber sind wieder vierundvierzig Beichtkinder beisammen.*)
Ausser dem in Anmkg. i genannten Plebanus Johannes ist kein weiterer
Name von Geistlichen des Mittelalters auf uns gekommen. Erst in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts, zur Zeit des Hahn'schen Patronats, treten uns
Personen und Verhältnisse wieder näher. Zwischen 1556 und 1567 ist Sigismund
Predole Pastor in Rittermannshagen, vielleicht schon von früherer Zeit her
und auch noch einige Jahre später. Aber 1571 ist Melchior Brand bereits
an seiner Stelle. Er unterschreibt 1577 die Konkordienformel und wird auch
noch 1579 dort angetroffen.®) 1599 giebt es einen Pastor Schönenz in Ritter-
mannshagen, der in diesem Jahre dem Andenken seines gestorbenen Söhnchens
eine Tafel stiftet. S. Inventar 181 1. Später, und zwar bis 1636, wirkt dort
') 15 km südlich von Malchin. Die anscheinend nur in den beiden Kamminer Urkunden
vom 6. März 1260 vorkommende enge Verbindung von Rittermannshagen und Mertensdorf (uilla
Riddermanneshagen cum tota parrochia Mertinenstorpe), von denen das eine zur Terra Slone und
das andere zur Terra Malchow (Malichowe) zählt, hat etwas Auffallendes. Jedenfalls ist Ritter-
mannshagen im XIV. Jahrhundert selber ein Kirchdorf. Der Kirchherr Johannes wird im Jahre
1373 »plebanus in Riddermanshaghenc bezeichnet: M. U.-B. 10404 und 10432.
*) M. U.-B. 857. 858.
*) M. U.-B. 6978.
*) Lisch, Gesch. d. Geschl. Hahn III, S. 61 ff.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 136.
•) Schröder, evangel. Meckl. III, S. 79. 329. 485.
10
I4Ö AMTSGEklCHTSBEZIRK MALCHIN.
Joh. Reiche. Ob zwischen Schönenz und Reiche noch einer oder mehrere da
waren, können wir nicht sagen. Reiche's Wittwe wird die Gattin seines Nach-
folgers, des Jakob Witte, der in den Visitationsprotokollen von 1648 und 1662
als Pastor der beiden menschenleer gewordenen Gemeinden in Demzin und
Rittermannshagen genannt wird.') Dabei erfahren wir, dass Demzin die
Mutterkirche ist und die Kirchen zu Rittermannshagen und Faulenrost als
deren Töchter angesehen werden. Aber in Demzin ist zu jener Zeit weder
Pfarrhaus noch Küsterei, der Pastor wohnt daher in Rittermannshagen. Von
seinen beiden Kirchen ist die zu
Demzin in besserem Zustande. An
der Rittermannshäger Kirche sind am
Grünen Donnerstag 1634 während des
Gottesdienstes Thurm und Gemeinde-
haus zusammengestürzt. Nur der Chor
ist stehen geblieben, und die Predigt
wird daher von der Zeit an vom Altar
aus gehalten. Als verfallen wird auch
die Kapelle in Faulenrost geschildert,
in der aber dennoch zeitweise Gottes-
dienst abgehalten wird. Vierzehn
Jahre später freilich heisst es von
dieser schon, dass sie ganz nieder-
liege, während in den andern beiden
Kirchen derselbe Zustand fortdauert.
1 684 folgt Albertus Helmich als Pastor,
1706 Zacharias Susemihl, 1752 (als
Adjunkt) dessen Sohn Herrn. Lau-
rentius Susemihl, und 1773 Joh. Fried- '
rieh Becker (f 1807), welchem 1786
der Sohn Joh. Albr. Friedr. Becker
adjungiert wird (+ 1837). Siehe t. ^ <■ ■■ ^ c. ^ , , ,^,.
' ° \' ■"' Strebepfeiler an der SUdostecke der Kirche.
Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Ziegelbau auf behauenem
Granitsockel und mit erneuerten Fenstern. Am Chor, der platt abschliesst,
zwei starke Strebepfeiler, von denen der eine, und zwar der auf der Südost-
ecke, einen von aussen her zugänglichen ganz kleinen Raum mit seitlicher
Lichtöffnuiig in sich schliesst.*) Ein einfaches Kreuzgewölbe mit Rippen deckt
das Innere des Chors, während das Langhaus mit einer unter dem Dachstuhl
sitzenden Holzverkleidung überspannt und also nicht gewölbt ist. Der Triumph-
bogen hat noch etwas von der Schwere des älteren Stils, erscheint aber nicht
') Groth. M. Jahrb. VI, S. :36.
*] Woiu mag dieser Innenraum des Pfeilers, in dem nicht mehr als eine Person shzen
oder stehen und durch die l.ichlölTnung hindurchgehen l<ann, gedient hnben; Als liuKskapelle ?
Reclusenielle ' Todtenleuchle P (Hofmeister).
GUT UND KIRCHDORF RITTERMANNSHAGEN. I47
SO gedrückt wie in manchen anderen Kirchen aus der Zeit des XIII. Jahr-
hunderts. Auf der Nordseite des Chors ein zugemauertes Portal frühgothischen
Stiles. Auf derselben Nordseite im Langhaus ein zweites zugesetztes Portal in
vorgeschobenem Mauerkern, und ihm gegenüber auf der Südseite ein drittes,
das nicht mehr als Eingang dient. Dafür ist der Eingang später in etwas
geschmackloser Art und Weise in die Westmauer der Kirche eingebrochen.
Die ehemalige Sakristei auf der Nordseite des Chors ist schon in alten Zeiten
zu einer Grabkapelle gemacht worden. Später ist auf der Ostseite eine zweite
Grabkapelle hinzugekommen. Die innere Einrichtung der Kirche bietet nichts
Bemerkenswerthes.
Von dem alten Triptycbon des XV. Jahrhunderts wird noch die Mittel- Triptychon.
gruppe aufbewahrt: die hl. Maria mit dem Kinde auf dem Mond und in einer
Strahlenmandorla, dazu unten rechts ein knieender Ritter, links ein knieender
König, hinter dem ein stehender Herzog sichtbar wird.
In der Hahn'schen Gruft auch noch ein altes Triamphkrenz. Triumph-
kreuz.
Im Westgiebel der Kirche zwei Glocken über einander. Die eine hat Glocken
oben am Ring in gothischen Minuskeln die Inschrift: f^tljf l Sl^Qt ! ^tljf l
Itiarjld I bt ! dlltt l not I ausserdem ein Rundbild mit der Kreuzi-
g^ngsgruppe und das nebenstehende Giesserzeichen. Auch sonst
noch im Felde kleine Relieffiguren und Rundbildchen in der Grösse
eines Fünfmarkstückes. — Die andere Glocke ist 1875 unter dem
Patronat des Grafen CUNO HAHN von Ed. Albrecht in Wismar gegossen worden.
Das Inventar von 181 1 zählt drei Glocken auf, ausser der heute noch
vorhandenen älteren Glocke eine zweite mit dem bekannten Spruch: ^ tt%
glorif ttt • und eine dritte, die im Jahre 1793 unter dem Patronat Friedrichs
von Hahn zur Zeit des Fastors Becker von Christian Meyer zu Neustrelitz
gegossen worden war. Ausserdem bemerkt Pastor Becker, dass die Kirche
noch eine vierte Glocke gehabt habe, die jetzt (181 1) auf dem Kirchhof zu
Demzin angebracht sei und dort bei Beerdigungen gebraucht werde.
Kleinktinstwerke. i . Silbervergoldeter frühgothischer Kelch auf rundem Kleinkunst-
Fuss und mit gefälteltem Knauf. Stempel verdrückt. — 2. Silbervergoldeter werke,
gothischer Kelch auf sechspassigem Fuss, mit aufgenietetem plastischen
Krucifixus als Signaculum. Am Knauf Blätter und Rosen. Am oberen Theil
des sechsseitigen Schaftes der Name i]^efb^) am unteren Theil fflÄRlÄ.
— 3. 4. Silberner Kelch auf rundem Fuss, 1707 vom Güstrower Gold-
schmied Molstorf. Die zugehörige Patene ist ohne Stempel. — 5. Längliche
achtseitige Oblatendose, vom Malchiner Goldschmied D • I • W. — 6. Silberne
Deckelkanne, 1864 von Graf CUNO HAHN der Lansener Kirche gestiftet. —
7. Taufbecken von Messing, neu. — 8. 9. Zwei Zinnleuchter, der eine 1688
von CHRISTIAN RIT2ER0W geschenkt (1854 umgegossen), der andere von
JOCHIM MÖLLER 1719 geschenkt (ebenfalls 1854 umgegossen). Keine Werk-
zeichen.
10*
148 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
Dorfes.
Das Kirchdorf Gielow.')
Geschichte HSWechs Kilometer südlich von Malchin, auf fruchtbarstem Boden, liegt das
des Kirchdorf Gielow, welches mit 1483 Einwohnern zu den grössten
Dörfern des Landes zählt. In seiner um die Mitte des XIII. Jahrhunderts ab-
gefassten polnischen Chronik erwähnt Bischof Boguphal von Posen des Dorfes
Gielow als einer Burg (castrum) mit dem Zusatz »a crassitudine terre dicitur«.*)
Kurz nach Beginn der Christiani.sierung des Landes Malchin wird Gielow
(Chylowe, Chylow, Ghilow) Darguner Klostergut. Denn am 5. August 1228
bestätigt Herzog Wartislaw von Pommern dem Kloster den Besitz der Dörfer
Gielow (Chylow) und Benitz, welche Ritter Jenecke von Verchen »ob salutem
anime matris sue« geschenkt hat.®) Auch Bischof Konrad von Kammin, zu
dessen Sprengel der Ort gehört, verleiht dem Kloster mehrere Zehnten im
Dorfe selbst, und Fürst Nikolaus vonWerle bestätigt dieVerchen'sche Schenkung
am 12. August 1240.*) Indessen ist der Umfang dieser Gabe nicht ganz un-
bestritten, und namentlich muss sich das Kloster von der Stadt Malchin
mannigfache Anfechtung seines Gebietes gefallen lassen. So z. B. beansprucht
Malchin den zwischen Gielow und der Stadt gelegenen Wald schon bald nach
Uebergang des Dorfes an das Kloster. Fürst Nikolaus von Werle schlichtet
den Streit dadurch, dass er dem Kloster mittels einer Urkunde vom 15. Mai 1253
als Entschädigung fiir den Verzicht auf den Wald das Dorf Vipernitz verleiht.^)
Manchen Streit zwischen dem Kloster Dargun und der Stadt Malchin über
die Grenzen des Hofes Gielow legt der Fürst in seiner Fürsorge (lir das ihm
ans Herz gewachsene Kloster am 10. Mai 1277 persönlich bei, indem er die
Grenzen ein fiir alle Male feststellt und die Stadt veranlasst, diese nun-
mehr anzuerkennen.**) Auch in anderer Weise war das Kloster bei Ueber-
gabe des Gutes geschädigt worden, indem man auf einem Theile davon ohne
des Klosters Zustimmung das später wieder untergegangene Dörfchen Moizle
(Museliz) angelegt hatte. Das war zur Zeit der Minderjährigkeit des jungen
Fürsten Nikolaus von Werle und seiner Brüder geschehen. Aus Reue hierüber
und um seine Zuneigung zum Abt Heinrich von Dargun zu beweisen, verleiht
der Fürst nunmehr dieses neue Dorf Moizle dem Kloster. Dies geschieht am
*) Nach KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S 49, soviel wie »Ort des Chil«, was auf deutsch soviel
wie 1 Bösendorf« oder »Krummendorf« heissen könnte. Doch ist die Deutung von Boguphal zu
beachten.
*) M. Jahrb. XXVII, S. 128.
*) M. U.-B. 355.
*) M. U.-B. 402. 514.
*) M. U.-B. 721.
®) M. U.-B. 1435. '436.
KIRCHDORF GIELOW. I49
22. Februar 1261.*) Ueber zwanzig Jahre später, nämlich am 5. Mai 1281,
befreien die Fürsten Heinrich, Johann und Bernhard von Werle die Kloster-
mühlen zu Gielow, Röcknitz, Pannekow, sowie elf Hufen zu Moizle von allen
Abgaben und Lasten, und Bischof Hermann von Kammin bestätigt diese neue
Gnadenerweisung am 27, Mai 1282.*) Dabei ist zu beachten, dass das Dorf
Gielow damals noch keine Kirche hat. Wir erfahren aus der fürstlichen
Urkunde vom 5. Mai 1281, dass die Einwohner von Gielow und Benitz (im
XV. Jahrhundert untergegangen) vom Kamminer Bischof dem Duckower Pfarr-
sprengel zugewiesen sind. Auch 1307 ist es noch so.*) Mit der Säkularisation
des Klosters Dargun im Jahre 1552 fällt Gielow an die Landesherrschaft zurück,
doch nicht ohne weitläufige Streitigkeiten mit den von Maltzan auf Gruben-
hagen. Diesem Geschlecht ist seiner Zeit wegen der entlegenen Lage Gielows
das Schutzverhältniss über das Dorf durch das Kloster übertragen, und die
von Maltzan beziehen dafiir eine beträchtliche Anzahl von Gefällen und
Abgaben aus dem Dorfe. Allein das Schutzverhältniss wird Mitte des X VL Jahr-
hunderts vom Kloster aufgerufen und damit zugleich der Anspruch auf Fortfall
dieser Bezüge der von Maltzan erhoben.*) Aber diese sind damit keines-
wegs einverstanden, sondern beanspruchen jene Bezüge als ein wohlerworbenes
Recht, da sie bisher selbstständig darüber verfugt und sie z. B. gelegentlich
auch verkauft haben. Den Sitten jener Zeit entsprechend, geht es bei diesen
Streitigkeiten nicht ohne Gewaltthätigkeiten ab, unter denen aber in erster
Linie die Bauern zu leiden haben, Ihre endgültige Regelung findet die
Angelegenheit erst unter dem Herzog Hans Albrecht, welcher den von Maltzan
auf Grubenhagen ihre theils unbestrittenen, theils bestrittenen Antheile in
Gielow durch Vertrag vom S.Juli 1618 für die Summe von 1800 fl. abkauft.
Damit geht nun das Dorf ganz und gar an die Landesherrschaft über.
Schon im Mittelalter ist es kein unbedeutender Ort. Vor dem dreissig-
jährigen Kriege enthält Gielow sechzehn Bauern. Aber nach dem Kriege ist es
eine vollständig wüste Feldmark mit nur drei Einwohnern.*) Heute ist Gielow
in aufblühender Entwickelung begriffen. Es hat sechzehn Erbpächter, acht-
undfiinfzig Büdner und sechsundzwanzig Häusler, dazu allerlei grösseren Ge-
werbe- und Geschäftsbetrieb. »De Gielowsche MähU ist durch Fritz Reuter
weltbekannt geworden.
Schon lange vor den Zeiten der Reformation ist die Kirche zu Gielow
Filia der Kirche zu Duckow.®) Dies Verhältniss währt bis 1766. Als in
diesem Jahre Duckow zu einer Mater vagans mit Anschluss an Zettemin wird,
geht Gielow mit.^) Aber 1837 löst sich Gielow von Zettemin und schliesst
») M. ü.-B. 913.
») M. U.-B. 1578. 1629.
») M. U.-B. 3166.
*) Lisch« Gesch. der Hahn IV, 4.
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 138.
•; Vgl. die Visitationsprotokolle des Darguner Amtes von 1560 und 1648 und des Neu-
kalenschen Amtes von 1662.
') Stuhr, die Kirchenbücher Mecklenburgs, M. Jahrb. LX, S. 34.
ISO AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
sich der Malchiner Kirche an, bis es endlich im Jahre 1S62 seinen eigenen
Pfarrsprengel erhält.
Kirche. Die aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts stammende Kirche
mit Fiillmauem, in denen Backsteine und Feldsteine mit einander abwechseln,
ist im Jahre 1897/98 einem grösseren Umbau unterzogen worden. Der frühere
Chor mit Schluss aus dem Achteck steht nicht mehr da, statt dessen ist ein
neuer Erweiterungsbau eingetreten, der dem Grundplan die Kreuzform gegeben
Grunilriss der Kirche lu Cielow. (Bis Ostem 1S97.)
ümriss der Emporen bis 1897. — ■■ Orgel bis 1897.
Neubau 1897/98.
a. Alter Taufstein von Granit b. Preiligerstuhl. c. Pfarrstuhl, d. Hinrichsrelder Stuhl.
e. Kirchen vorsteherstuhl, f. Muhlenstuhl. g. HoUwSrterstuhl.
A. Massiver Windfang, 1S39 errichtet, 1S97 abgerissen,
hat. Dabei sind die Schlitzfenster der Kirche von Bestand geblieben, haben
aber eine Erneuerung ihrer Wandungen und Laibungen erfahren. Dem Portal
ist ein neuer Mauerkern mit Treppengiebel vorgesetzt. Der Thurm, welcher
bei weitem nicht die Breite der Kirche hat, ist alt, seine Spitze aber stammt
aus dem Umbau von 1897/98 und ist nach einer eigenhändigen Skizze des
hochseligen Grossherzogs Friedrich Franz III. errichtet. Im Innern eine flache
Bretterdecke. Auch die alte Kirche hatte seit dem dreissigjahrigen Kriege
eine flache Decke, war aber ursprünglich mit drei Kreuzgewölben geschlossen.
Innere Ein- Die ganze Einrichtung ist neu. Als Altarbild Christus und der Ver-
richtung, sinkende Petrus von Bortha Albin.
KIRCHDORF GIELOW.
Das älteste Stück in der Kirche ist eine roh behaltene GraDitfUnte, FünteuDd
deren Körper mit tief eingegrabenen seltsamen Kopfformen und mit Blatt- und Tauf-
Ringbildungen bedeckt ist. Unter den Köpfen der Stierkopf von Werle. Als '>«"t«'>-
Taufbecken dient ein sechseckiges zinnernes Becken, das von KATHARINA
HÖFFSCHEN und SOPHIE ELISABETH SOLVEREN 1666 gestiftet ist.
E^ hat als Malchiner Stadtzeichen den Biifielskopf, dazu zweimal 1 ^
nebenstehendes Meisterzeichen.
Eine ähnliche Fünte zu Treptow a. d. Tollense, Femer eine der Gie-
lower Fünte verwandtes Stück als Traufe vor der Zetteminer Kirche.
Im Thurm zwei Glockeo. Die älteste, welche 1756 nach einem grossen Glocken.
Brande, der am 14. April 1755 fast das ganze Dorf und auch denThumihelm
verzehrte, aus dem Metallgut der geschmolzenen beiden älteren Glocken
gegossen ist, hat die Inschrift: FÜRST FRIEDERICH SCHÜTZT, EIN RÖNN-
152 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHIN.
BERG WACHT, EIN WILCKE LEHRT, DA ICH GEMACHT* ICH RUF VOM
HEILIGEN ORT : KOMMET, HÖRET GOTTES WORT • Darüber: ICH BIN
DURCHS FEUER GEFLOSSEN, DA MICH JOHANN VALENTIN SCHULTZ') GE-
GOSSEN • 1756 • — Die zweite Glocke ist 1849 von lllles in Waren gegossen.
Kleinkunst- Kleiokunstwerke. i. 2. Silberner Kelch auf rundem Fuss mit Ver-
werke. zierungen in klassicierendem Geschmack, 1835 vom Goldschmied H. Gotthardt
in Malchin angefertigt. Ebenso die Patene. — 3. Deckelkanne, neu. —
4. Eine zweite Kanne von Silber, geschenkt 1898 von Ihrer Kaiserlichen Hoheit
der Frau Grossherzogin AN ASTASI A. — 5. Oblatendose, neu, 1874 gestiftet von
FRIEDRICH WILHELM GREFFRATH zu Liepen. — 6. Achtseitiges Taufbecken
von Zinn, aus dem Jahre 1755, als Stadtzeichen der Malchinsche Büffelskopf
und ein Meisterzeichen mit den Initialen I. I. S. — 7. Geräth für die Kranken-
kommunion, von Zinn, gestiftet 1748 von ANDREAS WAGENKNECHT.
Vorgeschichtliche
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Stavenhagen.
*) Aus Rostock.
Blick auf die Stadt Stavenbagen.
Amtsgerichtsliezirk Stavenhagen.
Die Stadt Stavenhagen.
Stadt.
beschichte der Stadt. Das Land Stavenhagen (der Stovenhagen) hat Geschichte
seinen Namen von der Adelsfamilie der Stove, die es im XIII. Jahr-
hundert von den Pommerherzögen zu Lehn tragen und möglicher-
weise schon vom XII. Jahrhundert her ihren Sitz auf jenem alten Castrum
haben, den heute das Schloss zu Stavenhagen einnimmt. Dass dieses Land
damals ziemlich dieselbe Ausdehnung hat wie der heutige Amtsgerichtsbezirk
Stavenhagen, ist daran zu sehen, dass nicht bloss Ivenack und Basepohl
zum Gebiet des Burgherrn Reimbern von Stove gehören, sondern auch Suiten
und die in gerader Luftlinie von Norden nach Süden fünfzehn Kilometer weit
von einander entfernten Dörfer Fahrenholz (Vorneholt) und Kleeth (Kleth) aus-
drücklich als im Lande oder in der Vogtei Stavenhagen gelegene Dörfer
urkundlich aufgeführt werden.') Auf welche Rechtstitel hin das Land Staven-
hagen einst an Pommern gekommen, ob Circipanien oder das ganze Peene-
Gebiet von der Neukalenschen bis zur Kittendorfer Peene und darüber hinaus
als ein Theil des alten Leutizier-Landes oder geradezu als das ganze pom-
mersche Leutizier- Land angesehen wurde (woraufhin, und zwar, wie nicht
zu übersehen ist, bei einschneidenden Verfügungen über dieses Land, Herzog
Kasimar II. sich im Jahre 1215 princeps Leuticiorum und Bischof Konrad von
Kammin sich im Jahre 1220 dej gracia Caminensis ecciesie et Pomeranorum
•) M. U.-B. 691. 1249. 2065. 2895. 6970. 7103. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 277.
154 AMTSGEKICHTSBEZIKK STAVENIIAGEN.
et Leuticiorum episcopus nennt), ob dieses Land einstmals von dem Schutz
und Hüire suchenden Pribislav in der zweiten Hälfte des XII. Jahrhunderts
zeitweise an Pommern abgetreten wurde und nachher bei der Wiedereroberung
im Anfange der dreissiger Jahre des XIII. Jahrhunderts von Pommern vor-
läufig noch behalten wurde, ob das pommersche Recht auf einer Belehnung
durch Heinrich den Löwen beruhte, oder ob die Verhältnisse noch ganz anders
waren: — alles das liegt ebenso im Dunkeln wie Anlass und Zeitpunkt der
Wiedergewinnung durch die Fürsten von Werle am Ende des XIII. oder im
Anfange des XIV. Jahrhunderts.') Dagegen sind es unnmstössliche Thatsnchen.
dass Haus, Stadt und Land
Stavenhagen bis über 1282
hinaus unter ausschliesslich
pommerscher Herrschaft sich
befinden, dass die Erhebung
Stavenhagens zur Stadt durch
die Herzöge Wartislav III.
von Pommern- Demmin und
Barnim I. von Pommern-
Stettin geschehen ist (wenn
wir auch den ungefähr in die
Mitte des XIII. Jahrhunderts
fallenden Zeitpunkt dieser
Erhebung nicht genau an-
geben können), dass die zu
Treptow ausgestellte Urkunde
des Herzogs Bogislav II, vom
29. Mai 1282 in Betreff aller
c. j.. Li ■ n Altes Sirael der Stadt Siavciiliaijeii.
btadtrechte nur eme Be- ^
stätigungsurkunde ist, dass die Fürsten von Werle (soweit dies nachzuweisen
ist) nicht vor 1290 an den Staatsaktionen im Lande Stavenhagen sich be-
theiligen und ihr angeblicher, immerhin aber gewiss in irgend einer Form zu
Recht bestehender Pfand-Anspruch sich auf eine verdächtige Urkunde von
1282 (ohne Datum) stützt, dass Pommern erst am 20. Januar 1317 in Folge
enger verwandtschaftlicher Verbindung mit den Fürsten von Werle auf Haus,
Stadt und Land Stavenhagen in förmlicher Weise Verzicht leistet, sowie dass
die Stadt noch im Jahre 1353 den steigenden pommerschen Greif in ihrem
grossen Stadtsiegel fuhrt.*)
■) M. U.-B. 3ig. 372. 446. 458. 491. Dazu Lisch, M. Jahrb. III. S. 27. z8. Beyer, M.
lahrb. XI, S. 43. 44. Lisch, Gesch. des Geschl. Maltzan II , S. 3S4. aSs- Wiese, Über die Cisler-
cienser in Dargun, S. 49. Schbc, M. Kunst- 11. Gesch. -Detikm. I, 8.517, -'^nmkg. 3 {535, Anmkg. 3]
und 519 (537). lieber die I.eutiiier s. Wi^jger, Annalen, S. 114S. Ueber die Circipaner eben-
daselbst S. 117. 118. Wagner, Wendenieit (M. Gesch. in EinieldarsleUungcn, lieft tl), S. 5.
') M. I'.-Il. 861. 932. 1630. 1631. 2065. ii8(. 3874. — na?u PrUmers: Die angeliliche
Verpßndung des Landes Stavenhagen im Jahre IlSa. Stettin, liei llciicke u. Lebeling IÜ85. —
GESCHICHTE DER STADT STA VENHAGEN. 155
Die anfangliche Unsicherheit des Besitzes auf werlescher Seite merkt
man besonders in dem der pommerschen Verzichtleistung voraufgehenden
Jahre 13 16. In einer Klausel in dem bekannten Rendsburger Vertrag vom
23. März 13 16, dessen Spitze gegen Brandenburg gerichtet ist und dem die
Fürsten von Werle beitreten, nachdem sie kurz vorher als brandenburgische
Bundesgenossen üble Erfahrungen gemacht haben, sagen ihre neuen Freunde,
der König Erich von Dänemark, Herzog Erich von Sachsen, Fürst Wizlav
von Rügen, Fürst Heinrich von Mecklenburg, die Grafen Nikolaus und Heinrich
von Schwerin und der Bischof Hermann von Schwerin Folgendes: »Wegen
des Hauses und Landes zu Stavenhagen sollen wir Herren einen
neuen Rechtsspruch fällen; will aber Herzog Otto (von Pommern-
Stettin) darüber den Herren von Werle irgend Unrecht und Gewalt
thun, so sollen wir Herren allen denen von Werle helfen mit aller
unserer Macht diesseit der See.« Ebenso ist in dem werleschen Theilungs-
vertrage vom 2. December 13 16, in welchem das Land Kaien dem Güstrower
und das Land Stavenhagen dem Parchim-Goldberger Theil zugelegt wird, die
nachstehende Abmachung nicht zu übersehen: »Spreke we mit rechte oder
mit orloge vppe de lant thome Stouenhaghen vnde Kalant, dat se
van vns quemen, dat skole wy beyde like weren. Ghynke vnser
eme desser lant en äff, mit weide oder mit rechte, den scaden
scole wy beyde hebben.« ^) Aber wie gesagt, schon am 20. Januar 1317
macht der Heirathsvertrag zwischen Herrn Johann d. j. von Werle und der
Herzogin Mechtild, der Tochter Herzog Otto's von Pommern - Stettin, diesen
unsichern politischen Verhältnissen in Betreff des Landes Stavenhagen für alle
Zeiten ein Ende, Herzog Otto verzichtet endgültig auf sein Einlösungsrecht,
und Stavenhagen ist seit diesem Tage von den mecklenburgischen Landen
wenigstens nicht mehr getrennt worden, wenngleich das Gelüsten darnach
noch wieder zum Vorschein gelangt.*)
Was nun die Stadt selbst betrifft, so verdient es Beachtung, dass dort
schon im XIIL Jahrhundert der Gewinn von Salz und Eisen aus dem heimischen
Boden durch Anlegung von Salinen und Eisengruben (»salinis et ferrifodinis«,
oder, wie es in späteren Uebersetzungen heisst, »mit sültten edder solttspennige,
isergrouen«, auch »zolten, morkulen« und »mit soltbörne vnd isergrufften«) ins
Auge gefasst wird.') Doch hat sich hier offenbar kein grösserer und länger
dauernder Betrieb dieser Art entwickelt, denn sonst würde es wohl Nachrichten
davon geben. Nur der Name des südlich gelegenen Dorfes Suiten und femer
der Umstand, dass unmittelbar bei Stavenhagen selbst in den zwanziger Jahren
des XIX. Jahrhunderts wieder soviel eisenhaltiges Wasser gefunden wurde.
Das prachtige alte pommersche Siegel der Stadt ist abgebildet bei Lisch, M. Jahrb. XV, S. 355.
M. U.-B. 1630. — Jüngere Privilegien - Bestätigungen giebt es von 1606, 1613, 1662, 1691, 1703,
1720, 1736 und 1749.
*) M. U.-B. 3818. 3860. Vgl. dazu Kudloff, Hdb. II, S. 217—226.
*) M. U.-B. 3874. Rudioff, a. a. O. II, S. 232. Wigger, M. Jahrb. L, S. 235.
*) M. U.B. 1630. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VII, S. 54. 55.
156 AMTSGERICHTSIJEZIKK STA VENHAGEN.
dass daraufhin ein Mineralbad eröffnet werden konnte (welches aber nur wenige
Jahre bestand), dient den urkundlichen Nachrichten aus dem XIII. Jahrhundert
über diese Dinge zur Bestätigung.^) Ein Pleban Gerhard wird 1260 genannt*)
Als Vögte und Burgmannen aber sitzen auf dem alten Stove'schen Castrum
die durch besonders viele Privatsiegel des XIII. und XIV. Jahrhunderts bekannt
gewordenen Herren von Voss, zuerst als pommersche und dann als werlesche
Vasallen.') Doch nachdem später eine Verpfandung von Burg und Land
Stavenhagen durch Fürst Johann III. von Werle stattgehabt — an wen wird
nicht gesagt — und das Kloster Dobbertin dem Fürsten durch Ankauf der
Seen bei Drewitz, Cramon, Malkwitz und Kraz die Möglichkeit verschafft,
Burg und Land im Jahre 1332 wieder einzulösen, treten andere Adelsfamilien
im Amt der Burgmannen und landesherrlichen Vögte in Stavenhagen auf, wie
z. B. die von Schönberg in den dreissiger Jahren, die von Breide und Kessin
in den vierziger und fünfziger Jahren, und die von Maltzan in den sechziger
und siebenziger Jahren des XIV. Jahrhunderts.*) Auch hören wir von neuen
Verpfandungen des Landes Stavenhagen erst durch Johann IV. von Werle
und nachher durch seine Erben und Oheime, die Fürsten und Brüder Lorenz
und Johann von Werle, an die von Maltzan im Jahre 1375.^) Dabei ist es
nicht ohne Interesse wahrzunehmen, wie bei den Realpolitikern jener Tage der
zwischen Pommern und Werle im Jahre 13 17 geschlossene Vertrag über Haus,
Stadt und Land Stavenhagen wieder in Vergessenheit kommt, obgleich in der
Urkunde darüber klar und deutlich ausgesprochen ist, »dat nen man by vnsen
dagen edder na vnsen dagen schal edder ne mach vppe de vorbenande land
vorderen edder spreken«. Denn am 29. August 1355 erkennt der weit
schauende Herzog Albrecht von Mecklenburg dem Herzog Barnim d. ä. von
Pommern -Stettin gegenüber dessen Lehn- und Heim fallsrecht an Land Staven-
hagen an, wogegen dieser jenem die Vormundschaft für die Wittwe und Kinder
des Fürsten Nikolaus IV. von Werle-Goldberg sowie das Eventual - Successions-
recht auf dessen übrige Lande zugesteht.®) Darauf entwickelt sich das wieder
aufgewärmte alte Verhältniss in der Art weiter, dass am 6. November 1368
Johann IV. von Werle-Goldberg und am 9. April 1377 seine Oheime und
Erben, die Fürsten Lorenz und Johann von Werle -Güstrow die pommersche
Oberlehnshoheit über das Land Stavenhagen anerkennen.'') Indessen macht
Pommern bei dem Uebergange der werleschen Länder im Jahre 1436 an das
*) Vgl, die lustige Geschichte von dem Stavenhäger Gesundbrunnen in Reuter's Schurr - Murr.
«) M. U.-B. 861.
•) M. U.-B. 1725. 2181. 2615. 2640. 2747. 4081. 4321. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXIII,
S. 200 — 204.
*) M. U.-B. 5369. 5370. 5950. 5951. 6431. 6934. 7499- 7520. 7597- 777i- 7772- 10763.
10764. 10784. II 009. II 471.
*) M. U.-B. 9394. 10763. 10764. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 123. 124. 126. Gesch.
des GeschL Maltzan II, S. 186 — 190. 277 — 285.
•) M. U.-B. 8125.
') M. U.-B. 9838. 1 1 009.
GESCHICHTE DER STADT STAVENHAGEN. 157
Haus Mecklenburg von seinem Reluitionsrechte keinen Gebrauch, und Schloss
wie Vorwerk Stavenhagen werden gemeinsamer Besitz der beiden herzoglichen
Linien Mecklenburg und Stargard.^)
Im Uebrigen giebt es bis jetzt aus dem XV. Jahrhundert nur wenige
Mittheilungen von grösserem Belang. Am 17. December 1414 übernehmen
die von Maltzan Haus, Stadt und Land Penzlin als Pfand von den beiden
Fürsten Balthasar und Christoph von Werle und erhalten ausserdem das Ver-
sprechen, dass in Betreff von Kauf und Verkauf ihrer Güter im Lande Staven-
hagen ihren Wünschen auf jede Art Rechnung getragen werden soll.*) Dies
vielleicht im Hinblick auf die bereits beabsichtigte Wiedereinlösung des Landes.
Um diese zu ermöglichen, verpfänden die Fürsten von Werle im Jahre 141 5
die Vogtei Kaien an Heinrich von Kalant. In diesem Jahre mag Stavenhagen
frei geworden sein. Wenigstens kann es damit zusammenhängen, dass Fürst
Balthasar von Wenden im Januar 14 16 an den »langhen Henning Kossebade«
220 lübische Mark aus dem Lande Stavenhagen überträgt.') Wenn wir
noch hinzufügen, dass nach dem Uebergange des Landes Stavenhagen an
das Haus Mecklenburg der tapfere Lüdeke Hahn nicht bloss das Land Flau,
sondern auch das Land Stavenhagen als herzoglicher Vogt unter seinen
Schirm nimmt und hier bis über 1455 hinaus seines Amtes waltet, und dass
in den dreissiger Jahren des XVL Jahrhunderts, nachweislich 1531, Hans
von Quitzow auf dem Schloss zu Stavenhagen als herzoglicher Vogt sitzt, dass
sich die Kirchen -Reformation im Lande ohne besondere Vorgänge vollzieht,
sowie dass am Ende desselben Jahrhunderts die Herzogin Elisabeth, die Ge-
mahlin des Herzogs Ulrich, dem aus einem St. Jürgen -Stift hervorgegangenen
Armenhause der Stadt eine Stiftung für sechs hülfsbedürftige Leute überweist,
so ist damit eigentlich alles berichtet, was in dieser Zeit vom XV. Jahrhundert
her durch das XVL Jahrhundert hindurch eine gewisse Bedeutung hat.*)
Bei der Landestheilung im Jahre 1520 kommt das Amt Stavenhagen
an die Güstrowsche Linie.*^) Auch im Fahrenholzer Vertrag von 161 1 ver-
bleibt es dem Herzogthum Güstrow.") Sehr schwer nimmt der dreissigjährige
Krieg das ganze Amt mit, und nur langsam heben sich wieder Bevölkerung
und Wohlstand.') Davon zeugen im XVIII. Jahrhundert die Erneuerung des
^) Rudloif, Hdb. d. m. Gesch. II, S. 741. Schon 1426 giebt es einen Vertrag zwischen
Pommern und Mecklenburg, wonach der Streit zwischen ihnen über Stavenhagen einstweilen
ruhen soll. Vgl. Urkunden im Grossh. Archiv.
*) Lisch, Gesch. des Geschl. Maltzan II, S. 494 — 501.
•) Noch nicht gedruckte Urkunden im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, Gesch. des Gesch].
Maltzan II, S. 285.
*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 98. M. Jahrb. XVI, S. iio und iii (Brief des Prädikanten
Thomas Aderpul).
*) Rudioff, Hdb. III, I, S. 228. Ueber die Grösse des Amtes Stavenhagen, das im Jahre
1570 auch das Land Malchin sowie die Vogteien Penzlin und Waren in sich begreift, s. eben-
daselbst S. 226, Anmkg. i.
•) Rudioff, Hdb. III, 2, S. 120.
') Groth, M. Jahrb. VI, S. 132 — 138 (Tabellarische Uebersicht über die Kirchen und Pfarren
im Amte Stavenhagen nach den Visitationsprotokollen von 1648).
158 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Stadt -Reglements von 1775 an, der Bau der Kirche am Ende der siebenziger
und Anfange der achtziger Jahre, das Aufhören der Amtssässigkeit des Städt-
chens im Jahre 1789^) und der Bau des Rathhauses im Jahre 1790. Zwar
bringt das Jahr 1806 wieder schwere Kriegsdrangsale, die Stadt erduldet eine
Plünderung, aber diese und die nachfolgende Zeit (1808 bis 1845), >" welcher
der Vater des plattdeutschen Dichters Fritz Reuter als Bürgermeister der Stadt
deren Gemeinwesen zu leiten hat, wird auch wieder Ursache zu bedeutenden
literarischen Denkmälern, womit der berühmte Sohn des Bürgermeisters den
Namen von Stadt und Land — es ist nicht zuviel damit gesagt — durch die
Welt getragen hat. Es sind vor allen Dingen »Ut de Franzosentid«, »de
Stromtid« und »Meine Vaterstadt Stavenhagen«.
Ausser dem schon genannten Pleban Gerhard, dem ersten, der uns im
XIII. Jahrhundert entgegentritt, kennen wir noch einen zweiten aus diesem
Zeitabschnitt, den Kirchherrn Albertus um 1293. Ebenso sind aus der ersten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts zwei Plebane bekannt geworden, Pfarrer Heinrich
und Pfarrer Johann Däne. Damit hören die Nachrichten bis zum XVI. Jahr-
hundert auf. In den Jahren 1534, 1541 und 1552 giebt es Mittheilungen über
den Kirchherrn Johann Parrmann, welcher der Reformation beitritt. Damals
ist Ritzerow noch kein Filial von Stavenhagen, denn es hat noch in Joh.
Wagenknecht seinen eigenen Pastor, der auch die heute nicht mehr vorhandene
Kirche in Grischow bedient, deren Patronat ebenso wie das in Ritzerow die
Aebtissin zu Ivenack ausübt. Ebenso bildet damals noch Jürgenstorf mit
seinen Filialen Pribbenow und Krummsee (wo es heute keine Kirche mehr
giebt) ein eigenes Kirchspiel, dessen Kirchherr Joachim Bünger ist. 1560 folgt
in Stavenhagen Pastor Eberhard Telius, der 1577 ^*^ Konkord ienformel unter-
zeichnet. Er ist, wie dem Visitationsprotokoll von 1603 zu entnehmen ist, in
diesem Jahre noch am Leben, hat aber einen Pfarrverweser in Ern Otto
Wesenberg. Auch ist Ritzerow um diese Zeit bereits zu Stavenhagen über-
gegangen, ebenso Grischow zu Ivenack. Auf Wesenberg folgt (das Jahr
selbst ist nicht bekannt) Joachim Walter, den die Kriegsnoth vertreibt. Er
stirbt 1638 in Rostock. 1640 wird Johann Telius berufen, der bis 1668 hin
lebt und im Amte ist. Vorher ist er zwanzig Jahre lang Pastor in Gülzow
gewesen, wo 1603 Pastor Krull seit sechsunddreissig Jahren im Amte ist, und
1607 Pastor Chrysostomus Suderow als dessen Nachfolger genannt wird.
Damals hat auch Scharpzow eine Kirche, welche Filia der Gülzower Kirche
ist. Das Patronat beider Kirchen aber hat »der Stovenhagen«, also der
Landesherr. Als aber Johannes Telius sein Amt in Stavenhagen antritt, da
versieht er den Dienst nicht bloss in der Stadt und in Ritzerow, sondern auch
in Gülzow, Scharpzow und Jürgenstorf und dessen Filiale Pribbenow.*)
Ueberall sind die Kirchen verwüstet, überall ist die Bevölkerung bis auf einen
*) Balck, Güter und Aemter II, S. 73. Akten im Grossh. Archiv, betr. Entwurf und Be-
stätigung des Stadt -Reglements von 1775 bis 1782.
') Krummsee sucht und findet Unterkunft bei der Kirche zu Ivenack.
GESCHICHTE DER STADT STA VENHAGEN. I 59
kleinen Rest zusammengeschmolzen. Man sehe die Zahlen bei Groth a. a. O.
und lese die VisitationsproloWolle von 1643, 1648, 1662. Jürgenstorf hat bis
1638 seinen eigenen Pastor gehabt. Als 1597 der alte Conradus Philipp, der
1577 die Konkordienrormel unterzeichnet hat, selig entschlafen ist, da sorgen
die von Voss auf Luplow, welche das Patronat von Jtirgenstorf wider die
von Hahn auf Basedow behaupten, für einen Nachfolger in der Person des
Pastors Daniel Weinholz. Aber wie viele andere Pastoren treibt auch ihn der
Kirche lu Stavenhigen.
Krieg von der Pfarre, und er stirbt ebenso wie der Stavenhäger Walter in
Rostock. Die Verhältnisse verändern sich nicht unter dem Nachfolger von
Telius, dem 1668 erwählten Pastor Bernhard Kellermann, von dem es auch
1678 Nachrichten giebt. Nicht anders wird es unter dem Pastor Adam
Joachim Koch, den wir 1695 bereits als Kellermann's Nachfolger vorfinden.')
Zwar wird 1717 unter dem mit dem Gute erlangten Patronat des Henning
Jürgen von Höbe in Jüi^enstorf eine eigene Pfarre wieder errichtet, um welche
sich der Pastor Joh. Friedr. Hartmann zu Kittendorf bewirbt. Und 1719
handelt es sich darum, auch das alte Filial Pribbenow wieder zu seiner ehe-
maligen Mutterkirche zu legen. Aber alles das erscheint nur vorübergehend.
Denn der von der Herzogin Magdalena Sibylla als Inhaberin ihres Witthum-
') Vgl. Stnhr, M. Jahrb. LX, S. 91.
l6o AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Amtes Stavenhagen im Jahre 1709 zu Koch's Nachfolger berufene Magister
und spätere Präpositus des Malchinschen Zirkels, Justus Henricus Riimcker,
hat bald wieder die Verwaltung von Pribbenow. Riimcker stirbt 1763. Es
folgt ihm Job. Ludwig Knöchel, welcher 1797 als zweiundachtzigjähriger Greis
um einen Substituten bittet.') Er erhält ihn in Jakob Bernhard Johann
Schmidt, der 1802 sein
Nachfolger wird und
1843 stirbt. S. Walter
a. a. O.
Kirche. I^irchc. Die Ab-
""^ bildungen der
Kirche veranschau-
lichen die Art ihrer
Anlage in Kreuzform
sowie den nüchternen
klassi eieren den Stil des
XVIII. Jahrhunderts zur
Genüge (s. o.). Im
Uebrigen stellt sie sich
als ein gut ausgefijhrter
Ziegelbau dar. Der
Innenraum ist mit
einer flachen Decke ge-
schlossen. Er ent-
spricht in seiner Er-
scheinung der Schlicht-
heit des Aeiisseren.
Die frühere
Kirche war ein
Fachwerkbau. Kirche z« Suvenhagen.
Von Reparaturen
ist seit 1600 oft in den Akten die Rede. 1643 wW sie von den Kaiser-
lichen arg mitgenommen. Weitere Erneuerungen finden 1661, 1669 und
1682 statt.
Altar- Als Altaranfsatz ein Gemälde von J. H. Suhrland in Ludwigslust: die
aiifsatz. Auferstehung Christi, ein Gemälde, das die Einwirkungen von Findorfl" und
Dietericy offenbart. Es ist ein Geschenk des Grossherzogs FRIEDRICH
FRAN2 I. in einem sehr guten Rokoko - Rahmen.
') Von RUmcker und Knöchel gab es früher (s. Inventar 1811) Bilder in der Kirche, die
mit Unterschriften versehen waren. Damach war Rümcker 1683 geboren und bei seinem Tode
in) 53. Amtsjahr. Von Knöchel hiess es, dass er 1716 geboren war, das« er 1749 ins geistliche
Amt kam, 1781 die neu erbaute Kirche einweihte und den 19. April 1802 aus dem Leben schied.
KIRCHE ZU STAVEKHAGEN.
l6l
Die Kanzel, ein schlichtes Werk im Geschmack der Renaissance, Kanzel,
stammt aus der älteren Kirche. — Der Taiifstein ist neu. Taufstein.
Grab-
platten.
Glocken.
In der Kirche liegen mehrere Grabplatten aus jüngerer Zeit, unter
andern die des Präpositus RÜMCKER, f 1763 (s. o.), und die eines Fräulein
CHARLOTTE VON DER LUHE aus dem Anfange des XIX. Jahrhunderts mit der
charakteristischen In.schrift: EIN ENGEL WAR IN IHR ZUR WELT GEKOMMEN,
SIE WAR DER ELTERN LIEB UND LUST DIE EWIGE NATUR HAT SIE ZU-
RÜCK GENOMMEN UND DRÜCKT SIE IRGENDWO AN IHRE BRUST.
Im Thurm drei Glocken. Die grösste trägt die Inschrift: % anno
# 1585 # QQt]^ # iocgitn ^ grbttetnafiier # berfiutn # tioinini # tna^
nrt # in ttttnbm* Hierunter ein verwischtes Rundbild von ziemlicher
Grösse, vielleicht ein Wappen. — Die zweite Glocke ist alt, ohne Inschrift
und Meisterzeichen. — Die dritte ist 1864 von Jllies in Waren gegossen.
lieber die Glocke von 1585 und ihren Giesser, den Jochim Grutz-
macher zu Neubrandenburg, giebt es Nachrichten aus den Jahren 1585 bis
1587 im Grossh. Archiv (Stavenhäger Kirchenakten). Das Inventar von 181 1
enthält nichts Näheres über die Glocken.
Kleinknnstwerke. i. 2. Kleiner gothischer Kelch mit der Jahreszahl Kleinkunst-
1637 am oberen Annulus und dem Namen i]^0fb|§ am Knauf. Auf dem sechs- werke,
passigen Fuss die Stifternamen des JOHANN VON GRABOW und der SOPHIA VON
RESTORFF sowie beider Wappen.*) Keine Werkzeichen, auch nicht an der zu-
gehörigen Patene. — 3. 4. Grösserer Kelch auf rundem Fuss; auf der Unter-
seite des Fusses die Inschrift: CHRISTIAN SCHRÖDER, ANNA MARGARETHA
REVTERN, NICOLAS REVTER, CHRISTIAN ALEXANDER REVTER UND FRIED-
RICH REVTER, FÜRSTLICHE BEAMBTE ZU STAVENHAGEN HABEN DIESES
GERAhT der STAVENHAGENSCHEN KIRCHEN ZUM ANDENCKEN VERERET
ANNO 1712. Vom Güstrower Goldschmied Lenhard Mestlin. Dazu eine Patene.
— 5. 6. Silbervergoldeter gothischer Kelch von mittlerer Grösse, auf sechs-
passigem Fuss.*) Unter dem Fuss die Inschrift: MARTIN KRAKOW FLOREN-
TINA WESTPHALIN. Keine Werkzeichen, auch nicht an der Patene. — 7. Sil-
bernes Geräth zur Kranken -Kommunion: Kelch, Patene, Oblatenschachtel und
Weinflasche. Inschrift unter dem Kelch: M • I • H • RVMKER • P • STAVEN-
HAGEN • ANNO 1731 HAT DIES ZUR KRANKEN -COMMUNION GESCHENKT.
Vom Malchiner Goldschmied D»J»W» — 8. Grosse zinnerne Patene
ohne Inschrift. Als Werkzeichen der werlesche Stierkopf, daneben i L* H
die Reste von zwei Buchstaben und das nebenstehende Meister- yH
zeichen. — 9. Ovale Oblatenschachtel von Zinn, mit einem eingravierten Kruci-
fixus auf dem Deckel, 1778 gestiftet von JOHANN CHRISTIAN LADENDORFF.
*) Sophia von Restorff, die Wittwe des am 5. Februar 1636 verstorbenen Joachim
von Grabow, Pfandinhabers des Amtes Stavenhagen, erbgesessen auf Woosten. Der Kelch
erscheint somit als eine Stiftung zu Ehren des Verstorbenen, sowohl von der Wittwe wie von
deren Schwager und Mitvormund, dem Bruder des Verstorbenen, Johann von Grabow.
") VemachUssigt, verdient eine Wiederherstellung.
11
l62 AMTSÜF.RICIITSltEZIKK STAVKNIIAGEN.
Ohne Wcrkzeiclien. — lo. Runde getriebene Messing -Taufschale, in der Mitte
die Verkündigung mit einer Legende, welche die Buchstaben W»J«S»H»
N*B*J>R<A>J-E> bilden. Ein andermal ist der Schluss A'J-H.N.E«
— II. Neue silberne Kanne. — 12. Silberner Schöpflöffel mit den Initialen:
C • S • A • M • R •') — 12 13. Zwei zinnerne Leuchter, der eine 1711 von
HANS SOLTZ und MARTHA RASEN, der andere i;i2 von GERHARD WASCHER.
Werkzeichen nicht gefunden.
Sog. Schlo^s zu ijtavenliagen.
Sog. Neben der Stadt, auf dem Schlossberge, ringsum von einem ab-
Schioss. getragenen Walle umgeben, das Scbloss, z. Zt. Sitz des Amtsgerichts und
des Domanialamts. Ursprünglich für die Herzogin Magdalena Sibylla ein-
gerichtet, aber nicht von ihr bezogen, S, o. S, 159/160 und M. Kunst- u.
Gesch.-Denkm, IV, S. 195.*)
Das Filial- Kirchdorf Ritzerow.')
ISnitzerow ist ein der alten Terra Stavenhagen angehörendes grosses
*"* DoraanialKirchdorf, welches bereits im Jahre 1276 eine Pfarre besitzt.
Herzog Wartislav von Pommern verleiht es in demselben Jahre dem Kloster
Ivenack, welchem es bis zur Säkularisierung angehört.') Am i. Juni 1300
') V);l. den zweiten Kelch mit den beulen Nnmen SCHRÖDER und REUTCr.
') Vgl. Keuter's Werke, Schurr-Murr.
') 3-;, km sIldöMlLcli von Stavenhagen,
') M. U.-B. 762.
FILIAL- KIRCHDORF RITZEROW.
163
Kirche.
bestätigt diesen Besitz mit anderen Klostergütern zusammen auch Fürst
Nikolaus von Werle.^) In späterer Zeit müssen die landesherrlichen Abgaben
in Ritzerow, im Besonderen die an Bede, Münzpfennigen, Hundekom, Diensten
u. s. w. den von Maltzan verpfändet gewesen sein, da sie von diesen am
6. December 1381 mit Ausnahme des Manndienstes weiter verpfändet werden,
nämlich an den Knappen Arnd Wosten.*) Die von Wosten sind übrigens
nur mit geringem Grundbesitz während des XV. Jahrhunderts zu Ritzerow
angesessen und veräussern ihn überdies an die von Gustekow.') Nachdem
Ivenack in den fünfziger Jahren des XVI. Jahrhunderts säkularisiert worden,
gelangt Ritzerow an die landesherrliche Verwaltung zurück. Unter dieser
macht es die schwere Zeit des dreissigjährigen Krieges durch, nach dessen
Ende nur vier Personen im Orte gezählt werden, während schon gelegentlich
der Verpfandung der landesherrlichen Gefälle im Jahre 1381 sechzehn Hufen-
besitzer genannt werden. Es sind : Bernd by der Beke, Gustecowe, Krummenze,
Sperlink, Bergheman, GoUenbeke, Goscalk, Zagher, Perkowe, Wentorp, Kethel,
Tomowe, Gronowe, Moryn und zwei Burmeister.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Stavenhagen.
Kirche. Die Filial- Kirche zu Ritzerow ist ein Neubau aus den sechziger
Jahren des XIX. Jahrhunderts. Ihr Thurm stammt sogar erst von 1884.
Der Chor ist mit drei Seiten aus dem Achteck gebildet. Die innere Ein-
richtung der Kirche hat keine Bedeutung.
Im Thürm drei Glocken. Die grösste ist 1837 von Schünemann in
Demmin gegossen worden.**) Die zweite hat gar keine Inschrift.
Die dritte hat den mittelalterlichen Anruf: <& Itj: jloriE j:pE belli
cum pace anno bni incCCCC^, dazu das nebenstehende Giesser-
zeichen.
Kleinkunstwerke, i — 3. Neuer Kelch, gestiftet 1889 von ANNA IBEN- Kleinkunst-
DORFF. Dazu Patene und Oblatendose, alles von Prüfer- Berlin. — 4. Zinnerner werke.
Kelch, gestiftet 1660 von CASPER BOLTE. Von einem Rostocker Zinngiesser.
— 5. 6. Zinnerner Kelch mit Patene, gestiftet 1735 von HANS WAGENKNECHT.
Mit der Marke des englischen Zinns und den Meister -Initialen F • S. —
7. Zinnerner Kelch, gestiftet 1741 von BERNHARD KROGER. Stempel un-
deutlich. — 8. Achtseitige zinnerne Weinflasche von 1731. Als Stadtzeichen
der werlesche Stierkopf und als Meisterstempel ein Pelikan mit den Initialen
C • K. — 9 — 15. Sieben Zinnleuchter, jeder mit dem Namen seines Stifters:
ANNA BOLTEN 1660; DAVID KRASEMANN 1680; HANS NEVENDORF 1680;
CLAUS HOMEYER 1699; MÄRTEN WAGEN KNECHT 1729; FRIEDERICH WAGEN-
KNECHT 1735; BLEICH ERT ERNST KRÜGER 1752.
1) M. U.-B. 2614.
*) M. U.-B. II 383.
•) Vgl. Akten im Grossh. Archiv.
*) Das Inventar von 1811 enthält keine Angaben über ihre Vorgängerin.
Glocken.
,^s ^ ^-^^
11*
164
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENIIAGEN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Filial - Kirchdorf JUrgenstorf)
|as Blücher'sche Dorf und Gut Jürgenstorf grenzt mit einem Theil an
die ehemals zum Kloster Ivenack gehörenden Ortschaften. Es ist
daher begreiflich, wenn das Kloster seine Wünsche auch auf Jürgenstorf
richtet und sich 141 1 durch Fürst Christoph von Wenden bezeugen lässt,
dass er sowohl von seinen Vorfahren wie von den pommerschen Herzögen
Briefe gesehen, in welchen neben anderen auch Dorf »Joerdensdorp« mit aller
Bede, Pacht etc. aufgeführt sei.*) Indessen scheint das Kloster mit diesem
Bemühen kein Glück gehabt zu haben, denn in keiner sonst bekannten älteren
Urkunde wird Jürgenstorf unter den Besitzungen des Klosters aufgeführt. Im
Gegentheil vergiebt noch 15 16 Lütke Moltzan in Demmin der Klosterjungfrau
Elze Wulfes zu Ivenack eine Hebung von fünf Mark Sundisch aus diesem
Dorfe, welche nach ihrem Tode dem Kloster bleiben sollen, ist also jedenfalls
im Besitze eines Theiles des Dorfes, und wenn auch das Kloster im Jahre 1434
die Hebungen zweier Vikareien aus Jürgenstorf verkauft, so beweist das nichts
für ein ausgedehnteres Eigenthum in und an dem Dorfe. Erst im Jahre 15 16
gelingt es dem Kloster, in den Besitz eines grösseren Antheils zu gelangen,
indem es von Eggert Voss zu Flotow wiederkäuflich acht Höfe und Hufen
erwirbt, die bei der einige Jahrzehnte später erfolgenden Säkularisierung an
den Landesherrn zurückgefallen sein werden. Ueberhaupt steht das Gut
damals zum grössten Theil in Voss'schem Eigenthum. Am 15. März 1483
verkauft Claus Voss auf Rumpshagen den Brüdern Claus und Otto Hahn auf
Basedow das halbe Dorf Jürgenstorf und den halben Vosshagen mit Aus-
nahme dessen, was die von Moltzan besitzen, fiir 511 Mark Lübisch zu
erblichem Besitz. Die Käufer erhalten die landesherrliche Belehnung am
25. Januar 1484. Der Moltzan'sche Antheil aber, welcher nicht gross gewesen
sein kann, verschwindet vollständig aus der Geschichte dieses Gutes, er wird
daher wohl in den Voss'schen Besitz aufgegangen sein. Die von Hahn ver-
kaufen ihren Antheil 161 1 an Wedege von Staffeid, welchem die von Voss
zwei Jahre früher schon einen Theil des ihnen verbliebenen Restes verpfändet
hatten. Lehnbrief und Konsens werden ihm am 30. Januar 161 2 ertheilt.
Im Jahre 1666 muthen die Stafifeld zum letzten Mal. 1671 thun dies auch
die Voss'schen Erben in Betreff ihres Antheils am Lehn. Thatsächlich kehrt
dieses am 12. Juli 1702 wieder in den Besitz der von Voss zurück, wobei
indessen der Landesherr, dem damaligen Brauche entsprechend, sich die hohe
*) 4 km südlich von Stavenhagen. Ursprünglich (d. h. vom XV. bis 2um XVIII. Jahrhundert)
Jördenstorf geheissen, also von Jordanus und nicht von Georg abzuleiten. Frühere mittelalterliche
Urkunden fehlen.
*) Wicht gedruckte Urkunde im Grossh. Archiv.
FILIAL-KIRCIIDORF JÜRGENSTORF. l6$
Jagd vorbehält, ohne freilich dieses Recht thatsächlich auszuüben. Aber die
von Voss haben keine Freude an ihrem Besitz, welcher fast werthlos aus dem
dreissigjährigen Kriege hervorgegangen war. Von neun Bauern und sieben
Kossäten sind 1648 gar keine mehr da Nur vier Personen leben im Dorfe,
und die Gehöfte und Felder liegen wüst und unbebaut da. Mag auch im
Jahre 1703 die Zahl der Beichtkinder wieder auf sechsundsech/ig gestiegen
sein, so kann die Ertragsfahigkeit des Gutes doch nur eine sehr geringe
gewesen sein.') Unaufhörliche Verpfändungen sind die Folge dieser traurigen
Verhältnisse. Für Summen von neunhundert bis zu zwölfhundert Thalem
geht das Gut von einem Pfandinhaber auf den anderen über, um .schliesslich
bei Henning Christoph von Höbe hängen zu bleiben, den die Lehnkammer
als Eigenthümer oder Vasatlus bezeichnet, ohne dass er es jemals auf Grund
■) Groth, M. Jahrb. VI, S. 138.
I66 AMTSGERICHTSBEZIKK STAVENHACKN.
älterer Lehn rech tstitel gemuthet hätte. Letzteres besorgen die Voss unentwegt
weiter, können aber den gänzlichen Verlust des Gutes nicht aufhalten, das
1786 von den Hobe's auf den Rittmeister August Friedrich von Lowtzow auf
Gross-Lunow übergeht. Dieser empfangt 1789 die Belehnung. Aber schon
1798 wird der Kammerherr Gustav Dietrich von Oertzen auf Kittendorf dessen
Rechtsnachfolger. In Oertzen'schen Händen bleibt das Gut bis 1 869. Da
erwirbt es Friedrich Helmuth Anton von Blücher, dessen Familie es noch
heute hat.
Ueber die geistlichen Verhältnisse s. o. S. 159 bei Stavenhagen.
Kirche. Die Filial-Kirche zu Jürgenstorf, welche im dreissigjährigen
Kriege untergegangen war (s. o.), ist 1700 neu erbaut. Der untere Theil des
Thurmes ist noch ein gothisches Ueberblelbsel aus dem XIV. Jahrhundert.
Grabstein des Henning Christoph von Hohe.
Altar- Der Altaraufsatz, ein spätgothischcs Triptychon des XV. Jahrhunderts,
aufeatz. enthält im Mitlel.schrein die figurenreiche Darstellung der Kreuzigung und als
Nebenfiguren die vier Apostel Jakobus minor, Matthaeus, Bartliolomaeus und
Jakobus major, während in den beiden Flügeln die übrigen acht Apostel an-
gebracht sind, alle mit langen Spruchbändern, auf denen ihre Namen stehen.
In der Gruppe am Kreuz fällt rechts ein gepanzerter Ritter auf, in welchem
vielleicht der Stifter des Werkes zu erkennen ist. Oberhalb des Triptychons
Krucifixus. die Gruppe des Kmcifixus mit Maria und Johannes in dreiviertel Lebensgrösse.
Kanzel. An der Kanzel mit der Jahreszahl 1718 die Bilder der vier Evangelisten.
Ausserdem sind hier zwei Wappen mit der Unterschrift: HENNING CHRI-
STOPH V • HÖBE 1715, MARIA DOROTHEA V . BLÜCHER 1715 (s. o.].
Taufstein. Der alte Taufstein li^ in zwei Stücken im Thurm.
Glas- Im herrschaftlichen Stuhle ein buntes Glasfeaster, das den Evan-
malerei. gdisten Johannes darstellt. Dazu die Unterschrift: GOTT ZU EHREN VER-
EHRET DIESES FENSTER OTTE THOMSEN ANNO 1714. Vor dem Stuhl drei
FILIAL- KIRCHDORF JÜKGENSIÜRF. 1 67
Wappenpaare, die der Familien VON BLÜCHER und VON RIEBEN, VON
OERTZEN und VON BODDIEN, VON HÖBE und VON BLÜCHER.
Die Kirche hat zwei alte Glocken. Die eine enthält die ^^V ^V^ Glocken.
Inschrift: fftXp QQt • 0 ICE Bloric ccfftc iiciit tüm pacc aincii'^^N^^
gclf nmcfa btrQO fmura tatctina aca jpca iio6i^ bebm. ^^\^
Dazu als Bild eine Bischofsfigur und das nebenstehende Glocken- 4^ ^^
zeichen. Die andere hat die Inschrift: i0 tCF ßlotic (tiftc ticnt CÜIÜ pacC.
Vor dem Altar der Grabstein des HENNING CHRISTOPH VON HÖBE, Grabstein,
geb. 1659, gest. 1728, dazu sein Familien wappen.
Kleinkunstwerke, i. 2. Kelch mit der Inschrift: DIESEN KELK HABE Kleinkunst-
ZU GOTTES EHREN IN DER JÜRGENSTÖRFFER KIRG ZUM ANDENCKEN VER- werke.
EHREN WOLLEN ADOLFF FRIEDRICH VON STAFFELD D.1. JANUAR Ao 1715.
Stadtzeichen: drei Thürme; Meisterzeichen: D B. Auf der Patene die In-
schrift: CATRINA MARIE'a VON STAFFELD GEBORNE VON DER LÜHEN. Dazu
das Stafifeld'sche Wappen mit drei Messern.'} — 3 Messingenes Taufbecken
mit der Darstellung des Sündenfalles. — 4. 5. Zwei zinnerne Leuchter, der
') Die Familie von Staffeid be.'^ass damals Knimmäee, das einst lar JUrgenstorfer Gemeinde
gehörte. S. o. S. ijS.
l68 AMTSSERICHTSBEZIBK STAVENHAGEN.
eine von DAVID HILDEMANN 1715, der andere von CHRISTIAN HILLMANN 1716.
Beide mit den schon genannten Stempeln des Meisters C K mit dem Pelikan.
(S. o. S. 163.) — 6. Altardecke mit den eingestickten Wappen und Namen
C • D*,yON HOBEN und B • A>') VON POWISCHEN 1718.
Das Filial- Kirchdorf Pribbenow.*)
Geschichte R^Uribbenow wird schon im XIII. Jahrhundert Dargunsches Klosterdorf. Am
des IUhB g März 1360 giebt nämlich Herzog Wartislav von Pommern dem
Kloster den Besitz des Dorfes, und gleich dam uf verleiht ihm Bischof Hermann
Dorfes.
von Kammin den Zehnten daraus.') Eine neue Bestätigung erfolgt am 27. Mai
1282.*} Nach der Säkularisierung des Klosters geht das Dorf in die Ver-
waltung des Amtes Stavenhagen über, unter welcher es sich, nachdem es
') Benedicts Anna,
^ 4 km slLdlich von Slavenhagen. Pnbignewe = Wachsmuth. Vgl. M. Jahrb. XL VI, S. III.
•) M. U.-B. 861. 86a. Vgl. 1071. laög.
*) M. U.B. 162g.
FIUAL- KIRCHDORF PRIBBENOW. — KLOSTER IVENACK. 169
durch den dreissigjährigen Krieg völlig verwüstet worden war, zu einem
blühenden Domanialdorf entwickelt hat.^)
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Stavenhagen.
Kapelle« Die Kapelle zu Pribbenow ist ein Fachwerkbau mit einem Kapelle.
Dachreiterthürmchen auf dem Westende. Ihre innere Einrichtung ist ohne
Bedeutung.
Als Altaranfsatz dient ein älteres gothisches Triptychon mit Schnitz- Altar-
figuren: in der Mitte die hl. Maria mit dem Kinde, umgeben von Engeln; in aufsatz.
den Flügeln die zwölf Apostel. Das kleine Werk stammt aus der früheren
Kirche zu Stavenhagen. — Nur eine kleine Glocke giebt es, die 1793 von
Joh. Chr. Meyer gegossen worden ist.
Kleinkttnatwcrke. i. 2. Grösserer zinnerner Kelch mit Patene, gestiftet Kleinkunst-
1843 von J • F • VOSS. — 3.4. Noch ein zinnerner Kelch mit Patene, gestiftet werke.
1752 von JACOB HILMAN. Englisches Zinn, Stempel undeutlich. — 5. 6. Zwei
zinnerne Leuchter, der eine 1734 von CHRISTIAN VOSS, der andere 1738 von
ADAM JOCHIM CAREL geschenkt. Als Stempel der werlesche Büffelskopf und
der Pelikan mit den Initialen C • K. (s. S 163. 168).
Klosters.
Das Kloster Ivenack.')
|argun ist die erste, Ivenack die zweite grosse Feldkloster -Stiftung im Geschichte
mecklenburgischen Circipanien, das dem Heidenthum nur auf das ,^,^^^
Allerschwerste abgerungen war. Es ist am 15. Mai 1252, als Ritter Reim-
bern von Stoue von seiner Burg Stouenhagen aus zur Ehre Christi und seiner
glorreichen Mutter einen Cisterciensernonnen- Konvent in seinem Dorfe Ivenack
(Ivenach) begründet.') Er verleiht diesem nicht nur den Ort selbst nebst dem
See, an dem er liegt, sondern auch die Kirche zu Basepohl (Bospole) und die
zwischen beiden Dörfern damals vorhandenen Inseln oder Werder. In der
That: der hervorragende gute Grund und Boden sowie die anziehenden Wald-
und Wasser -Verhältnisse werden diese Gegend schon damals als zur Anlage
eines ackerbautreibenden Klosters besonders geeignet haben erscheinen lassen.
Die zur Diöcese des Kamminer Bischofes gehörende Stiftung erfreut sich bald
der Gunst und Förderung von Seiten der pommerschen Herzöge und Anderer.
Im Jahre 1256 verleiht Herzog Wartislav von Pommern auch seinerseits als
») Groth, M. Jahrb. VI, S. 136.
•) 5 km ostnordöstlich von Stavenhagen. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 63, leitet den Namen
von dem altslavischen Wort iva = salix helix = Weide ab und übersetzt ihn mit > Weidenort«
(Weidendorf).
•) M. U.-B. 691.
170 AMTSGEklCHTSIlKZlRK HTAVICNHACEN.
Landesherr dem Kloster die zwischen Ivenack und Basepohl liegenden Werder
sowie die Pfarrdörfer Zolkendorf (Soldekedorp), Grischow (Gro.ssow), Ritzerow
(Ricerow), Klockow (Clokow), beide (Gross- und Klein) Basepohl (utrumque
Bozepol), sowie Ankun und Kossocendorp, von welchen die beiden letzt-
genannten wahrscheinlich schon während des Mittelalters in einen Theil der
vorgenannten Feldmarken aufgegangen sein werden.') Auch gestattet der
Herzog am 15. December 1261 dem Vikar Bernhard Honig (Bernardus Mel)
die Schenkung zweier Hufen im Dorfe Buchholz (Bokholt), bestätigt dem
Kloster das Eigenthum an ihnen und schenkt selbst den halben Zehnten in
den Dörfern Gutzkow (Gostekow) und Takun (in Vorpommern).*) 1264 ver-
leiht Herzog Barnim von Pommern dem Kloster Ivenack schon im Voraus
das Eigenthum von hundert, beliebig an irgend einem Platze in seinen Landen
Fernblick ouf Ivenack.
ZU erwerbenden Hufen und fugt am 6. Februar 1265 das l'atronat der Kirche
in Sophienhof (Cerbenzin) bei Loiz, sowie am 28. Juli 1265 das Eigenthum
des Dorfes Glendelin, südlich von Denimin, hinzu.') Immer mehr wächst der
Besitz des Klosters an Land und Gefallen: in der Zeit von 1271 bis 1276
werden Wrodow, Fahrenholz (Vorenholt), zehn Hufen in Pinnow (im Lande
Gädebehn) und das Dorf Neuendorf im Lande Loiz erworben.*) Als
am 31. Januar 1283 Bischof Hermann von Kammin dem Kloster alle Be-
sitzungen und Zehnten bestätigt, nennt er bereits folgende, theils mecklen-
bui^ische, theils pommersche Ortschaften : Ivenack (Yuenac), Grischow (Grescow),
Fahrenholz (Vorenholt), Wrodow, Pinnow, Wackerow (Wakkarow), Gutzkow
') M. U.-B. 762. Vgl. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 214. Hei diesen ISesilzangalien miiss fteilich
im Ange behalten weiden, dass es sich nicht immer sofort um die ganzen Dörfer, sondern, wie
z. B. bei beiden Basepohl, nicht selten nur um die ersten Antheile und um blosse llebangen
bandelt.
>) M. U.-B. 93a.
') M. U.-B. 1000. 1037. 1053. Vgl. 1094.
*) M. U.-B. 1227. 1249. 1405. Zu 1405 vgl. 4699. 5739. S9I2. 9790.
KLOSTER IVENACK. 171
(Gustecow), Zwiedorf (Tvedorp), Glendelin (Glandelyn), Hasseldorf (Hassendorp),
Buchholz (Bucholt), Wittenwerder, Neuendorf (Nyendorp), Gross- und Klein-
Remplin (Magnum et Parvum Reppelyn), Sophienhof (Cerberzyn), Benzin
(Bentcyn), Kastorf (Kerstiansdorp), Rosenow, Galenbek (Golenbek), Goddin,
Klockow und Relyn (Lindenberg).*) Inzwischen ist Fürst Nikolaus von Werle
in den alleinigen Besitz von Circipanien gekommen und bestätigt nunmehr
auch seinerseits dem Kloster alle Güter und Freiheiten, wenngleich die Urkunde,
die diese Bestätigung enthält, keine zweifellos echte Original -Urkunde ist,
sondern als eine spätere, etwas nachlässig hergestellte Anfertigung bezeichnet
werden muss, mit welcher man sich und Andere anscheinend über den Verlust
einer mehr oder minder ähnlich lautenden Original -Urkunde, die es schon
gegeben haben wird, hinwegzutäuschen suchte.*) Im Uebrigen ist es zweifel-
los, dass der Güterbesitz inzwischen wiederum erheblich zugenommen hatte,
z. B. um fünf Hufen in Vanselow bei Demmin, zwei Hufen in Zwiedorf und
zwei Hufen in Gnevkow (Vorpommern).^)
Die weiteren Urkunden des XIV., XV. und XVI. Jahrhunderts bis zur
Auflösung des Klosters im Jahre 1555 können sich, soweit die materielle
Bedeutung ihres Inhaltes in Betracht kommt, mit den grossen Fundations-
urkunden des XIII. Jahrhunderts nicht messen, aber sie zeigen den unauf-
haltsamen Fortschritt des ausgedehnten Wirthschaftsbetriebes auf eingeschlagener
Bahn und liefern ausserdem den Beweis, dass das Vertrauen der Bevölkerung
zu diesem Betriebe kein einziges Mal auch nur vorübergehend erlahmte,
sondern bis zuletzt in fortwährendem Steigen begriffen war. Anders als bei
anderen Klöstern und geistlichen Stiftungen des Landes: man vergleiche nur
Neukloster, Tempzin u. a. m., welche zeitweise von schweren wirthschaftlichen
Krisen heimgesucht waren.
Als weitere Besitzvermehrungen in der ersten Hälfte des XIV. Jahr-
hunderts sind zu verzeichnen: das nahe bei Ivenack gelegene Dorf Weitendorf
und zehn Hufen in Wackerow, beide im Jahre 1302; die Zehnten von Glendehn
in Vorpommern, zehn Hufen in Pinnow im I^nde Neu-Brandenburg oder
Gädebehn (in terra Ghotebende) und das Eigenthum des Dorfes Fahrenholz
im Jahre 1303; die Anwartschaft auf die nach dem Tode ihrer derzeitigen
Inhaber eintreten sollende Einverleibung zweier Pfarren im Jahre 1304, nämlich
der zu Kastorf und der zu Sophienhof (Cerbencin in Vorpommern), welcher
ein Jahr später die Kapelle zu Kletzin als Tochterkirche angeschlossen wird;
die für Kleider und Schuhe zu verwendenden Einkünfte aus der Kukuksmühle
im Jahre 1307;*) die von Fürst Nikolaus von Werle zur Stiftung einer Vikarei
verliehene Bede aus neun Hufen zu Weitendorf im Jahre 1309; zwei Hufen
zu Hohen-Brünzow in Vorpommern zu einer Memorienstiftung für die Familie
von Erteneburg im Jahre 13 10; ein Kapital von einhundert Mark wendischer
*) M. U.-B. 1666. Vgl. dazu 1533. 1822. 1843. »878.
') M. U.-B. 2614. Vgl. Prümers, Angebliche Verpfändung des Amtes Stavenhagen, S. 8.
*; M. U.-B. 2232. 2237. 2274.
*) Die Lage dieser Mühle ist anscheinend unbekannt.
172 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENIIAGEN.
Pfennige (lir eine gleiche Stiftung des Konrad Voss im Jahre 13 19; ein
Abgaben- Er lass des Bischofs Konrad von Kammin, der vorläufig seiner
Schwester Ermgard auf Lebenszeit zu Gute kommen soll, im Jahre 1321; und
endlich Hebungen aus Schossow bei Treptow, welche Ritter Matthias Voss
und seine Gattin Beatrix zu Gunsten ihrer ins Kloster eingetretenen Tochter
Margarethe am 24. Juli 1324 stiften.^) Die unentwegt festgehaltene Gunst der
weltlichen Landesherren in Pommern und Werle aber offenbart sich in zwei
Konfirmationsbriefen dieser Zeit, sowie in dem am 11. Juni 1349 von Fürst
Johann III. von Werle ertheilten Privileg der freien Wahl des Probstes »wy
Johannes van gades gnaden eyn here to Werle, myth vnsem eigen fryen vnde
guden willen vnde mith rade vnser rhede hebben auergeuen vnde auergeuen
hirmith den closteriunckfrowen to luenack frye vnde vullenkamen gewalt vnde
macht erhe praweste edder vorweser na rade erer olderen tho erwelende vnde
[a]ffto[setten]de, alszo dat wy edder vnse eruen edder aduocate[n] [e]dder stede-
holder edder ampthlude sze yn nynem [stucke] hy[nderen]; sunder, wen sze vns
hyrynne vmme v[nsere] hulpe bidden, wille wy enn helpen, alsze wy van gade,
wen sick vnse liff vnde szele scheiden schal, wedder to entfangen bogeren.«*)
In die zweite Hälfte des XIV. Jahrhunderts fällt die schrittweise Er-
werbung des Dorfes »Hillefeld« im Jahre 1355, das in der Nähe von Fahren-
holz gelegen war; ferner allerlei geschäftliche Beziehung zur Stadt Rostock,
deren Patriziertöchter uns in dieser Zeit mehrfach als Ivenacker Kloster-
jungfrauen begegnen; ein Vergleich am 8. November 1382 mit Fürst Johann VI.
von Werle über die dem Kloster gehörenden beiden Dörfer Grischow und
Weitendorf; der Bau einer Kapelle durch Wedege von Buggenhagen in der
Zeit von 1388 auf 1389 neben seinem Burgsitz zu Wolde, und die Einverleibung
dieser unter seinem Patronat verbleibenden Kapelle mit ihren Einkünften als
Filia in die Kastorfer Parochie, deren Patronat das Kloster hat; die Stiftung
von Seelenmessen und einer damit verbundenen jährlichen Mahlzeit des Kloster-
konventes mit Hebungen aus dem pommerschen Dorfe Schmarsow durch den
Ritter Bernhard von Maltzan am 25. März 1389; und endlich die Erwerbung
von Pachten aus Antheilen der Familie von der Osten an Gross- Basepohl im
Jahre 1398 als erster Schritt zum Ankauf von ganz Basepohl. ^)
Von zahlreichen einzelnen Hebungen abgesehen, die bald hie, bald da
erworben werden und bisweilen von einer Hand in die andere gehen, sind die
*) M. U.-B. 2810. 2826. 2849. 2850. 2895. 2961. 2995. 3157. 3329. 3356. 4077. 4282.
4548. 4699.
*) M. U.-B. 2754. 2937. 6973.
') M. U.-B. 8035. 8143. 8859. 9087. 9620, Anmkg. 11471. Lisch, Geschl. Maltzan II,
S. 376 — 378. Noch nicht gedruckte Urkunden von 1388, 1389 und 1398 im Grossh. Archiv. —
»Hillefeld« ist die pommersche Feldmark >Krusemarkshagenc (Grotefend). Von Hillefeld geht
freilich im Jahre 1404 durch Verkauf an Ritter Heinrich Voss zum Lindenberge ein Theil wieder
aus dem Besitz des Klosters heraus. — Auch dem Kloster selbst vermacht Ritter Wedege Buggen-
hagen bei Gelegenheit einer Stiftung von Seelenmessen für seine Gattin Ceffe (Sophie), die vor
einem Altar der Kirche zu Ivenack begraben liegt, eine Reihe bedeutender Einkünfte im Jahre
1405. — Klein -Basepohl wird nicht lange vor 1499 vom Kloster Ivenack erworben.
KLOSTER IVENACK. 1/3
wichtigsten Entwicklungs-Momente in der Geschichte des klösterlichen Wirth-
schaftsbetriebes während der ersten Hälfte des mit Urkunden reichgesegneten
XV. Jahrhunderts : *) die Ueberweisung des Kirchlehns zu Varchentin durch
Fürst Christoph zu Wenden um seiner, seines Bruders und seiner Eltern Selig-
keit willen an das Kloster im Jahre 1409 und die Genehmigung zum Ankauf
von Grund und Boden sowie von Fischerei-Gerechtigkeiten in demselben Dorfe,
wo auch die Kalandsherrn zu Waren Einkünfte haben, die sie im Jahre 1410
dem Kloster überlassen; der Ankauf von Hufen in Goddin und Tützpatz in
den Jahren 14 10 und 141 2; die Erwerbung eines Erbes im Dorfe Tenzerow
(Vorpommern) im Jahre 1418; die Stiftung einer Vikarei durch den Probst
Gerd Bertekow (Berkow) im Jahre 1420; weitere Erwerbungen von Hebungen
und Antheilen in Gross-Basepohl in den Jahren 1420, 1422, 1424, 1442, 1445,
desgleichen in Varchentin, in Sarow (Vorpommern), Hasseldorf, Gross-Giewitz,
Ritzerow, Jürgenstorf, Haselow,*) Mölln und Briggow in derselben Zeit; die
grosse Maltzan'sche Vikareien-Stiftung mit jährlich 60 Mark Sundisch aus
zwölf Hufen im Dorf und Gut Loischentin im Jahre 1427 und deren Bestäti-
gung durch den Bischof Siegfried von Kammin am 12. November 1429:
.... »an de closterkerke to Yuenacke tho eyner ewyghen vyckarien to dem
altare, dat an de norden syde nedden an de zuluen kerken m&ret ys vnde dar
wy Moltzane vnse gruft v8r hebben, myd wyllen vnde ghunst des prauestes
vnde der ebdyssen vnde des ghantzen conuentes, dar Luteke Moltzan vnser
vader, Anna vnse müder vnde Katherina, Hinrik Moltzans husvrowe vnde
Ghereke Moltzan v8r lygghen synt, des de preystere tho deme suluen altare
ok dechthych wesen scholen. Vortmer to desser vorscreuen vycaryen schal
de prauest, de nu yst vnde to eweghen tyden zyne nakomere twe preystere
holden, vnde de scholen anders an deme clostere nyn ambacht hebben, men
dat se de vycaryen waren scholen myd myssen, alzo dat alle daghe schal
misse werden to deme vorscreuen altare .... Wer ok, dat Got afifkere, dat
vnse siechte vorstorue der Moltzane vnde nyne Moltzane meer weren, zo schal
de rad tho Malchyn van vnser Moltzane weghen to ewighen tyden vor der
preystere tho der vorscreuen vycaryen de bede tho deme praueste vnde
ebdissen stede vnde ghentsliken beholden Vortmer desse vorscreuen
twe preystere van der Moltzane weghen scholen myd alle den, dede praueste
syn edder werden to luenacke, hebben erlyke vrye koste, alzo dat zee scholen
to ewyghen tyden tho des prauestes tafeilen alle daghe ethen vnde drynken,
alze der daghe tyd ys. Ok scholen de beyden preystere, de tho der tyd dar
zyn, hebben an deme closterehaue vrye husynghe vnde voringhe, alzo see
zych de prauest zuluen brüket myd zynen preysteren an der dornitzen vnde
kokenen. Ok wan vnde wo vaken de prauest mit zynen anderen preysteren
coUacie drynket, so scholen de twe vicaryen preystere vrye collacien mede
*) Grösstentheils noch nicht gedruckte Urkunden im Grossh. Archiv. Zur Maltzan'schen
Stiftung des Jahres 1427 vgl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 585 — 593.
•) Ehemals bei Kittendorf gelegen (jetzt Mittelhof), also nicht untergegangen im XVI. Jahr-
hundert wie früher angenommen wurde (Grotefend). Vgl. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 214.
1 74 AMTSGERICHTSBEZIRK STA VENHAGEN.
drynken, lyke den anderen prysteren « ; *) und endlich die von den auf den
Gütern Markow und Gutzkow u. a. m. angesessenen Jakob und Lippold von
Woosten (Wüsten, Wüsten) im Jahre 1436 mit nicht unerheblichen Mitteln
gestiftete ewige Vikarei.
So bedeutende Stiftungen wie diese hat die nachfolgende Zeit der
zweiten Hälfte des XV. und ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nicht mehr
aufzuweisen. Dennoch geben rund sechzig Urkunden aus dieser Zeit ein Bild
von dem überaus regen und lebhaften Geld- und Geschäftsverkehr im Kloster,
in dessen Kundschaft — um es so auszudrücken — ausser den schon früher
genannten nach und nach auch die theils mecklenburgischen, theils pommerschen
Dörfer und Güter Breesen, Gädebehn, Schwandt, Luplow, Rosenow, Flotow,
Gantschendorp, Strehlow, Toitin, Dratow, Deven, Wolde, Clempenow,
Schossow, Lindenberg, Wolde, Gültz, Bredenfelde, Jürgenstorf, Klockow,
Varchow, Kargow, Bellin u. a. m., oder besser gesagt, deren Inhaber und Be-
sitzer mit ihren Interessen eintreten. Auch haben diese Urkunden dadurch
keine geringe lokalgeschichtliche Bedeutung, dass bei dieser Gelegenheit ihre
damaligen Besitzer zum Vorschein kommen. Aber im Ganzen und Grossen
handelt es sich um eine Menge von Kleinigkeiten, aus denen nur wenige be-
deutendere Momente hervorragen, wie z. B. der weitere Erwerb von Antheilen
in Goddin in den Jahren 1452, 1454 und 1465; die Ueberweisung von jährlich
7 Mark Sundisch durch den Abt zu Dargun als Buss- und Sühnegeld an die
Ivenackcr Nonne Ghese von Zcpelin für den durch einen Darguner Priester
geschehenen Mord ihres Bruders im Jahre 1467; die Zustimmung Herzog
Albrecht's VI. von Mecklenburg im Jahre 1482 zu der durchgeführten Ver-
pfandung von ganz Gross-Basepohl durch Henning von der Osten an das
Kloster; der Ankauf von Klein Basepohl nicht lange vor 1499 von Heinrich
von Heidebrek auf Clempenow und die landesherrliche Genehmigung dazu von
Pommern her; die Stiftung einer Badestube für die Klosterjungfrauen im
Jahre 1499 durch den Probst Michel Weger mit allerlei kleinen Annehmlich-
keiten, zu denen u. a. für jede alle vierzehn Tage aus dem Bade kommende
Sanctimonialis ein Malchinscher Stuten sowie ein Quart Bier gehören ; die
Festsetzung des Zinsfusses durch die Herzöge Magnus und Balthasar im
Jahre 1502 auf 6 Procent, während früher der hohe Satz von 10 Procent im
Geschäftsverkehr gegolten hatte; und endlich im Jahre 1520 die Erwerbung
des Kruse'schen Antheils in Varchow sowie des von der Schulenburg'schen
Antheils an Klein-Basepohl.
Aber die Reformation steht vor der Thür. Wir können hier nicht alle
Namen von Pröbsten, Aebtissinnen, Priorissinnen und Nonnen aufzählen, die
im Mittelalter bekannt geworden sind, sondern müssen uns damit begnügen,
in dieser Beziehung auf die Register des mecklenburgischen Urkundenwerkes
zu verweisen. Doch mögen hier aus den noch nicht gedruckten Urkunden
des XV. und XVI. Jahrhunderts folgende genannt werden : Aebtissin Margarethe
») Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 585—592 (Urk. CCCCXXVII).
KLOSTER IVENACK. 175
Rostock um 1404 und 1409, Probst Gerhard Bertekow um 141 1, 1420 und
1434,^) die Aebtissin Adelheid von Maltzan um 1488 und der Probst Michel
Weger um 1499.
Die letzte Aebtissin ist Anna von Kamptz, unter welcher der Ueber-
gang von der alten in die neue Zeit statthat. Denn, wie die Inschrift auf
der grossen Glocke zu Ivenack (s. u.) ausweist, sind ihr im Jahre 1555 bereits
zwei fürstliche Verwaltungsbeamte, Clawes Pentz als Präfekt und Otto Schröder
als Quästor, sowie ein lutherischer Geistlicher Eddeling als Prediger (concionator)
beigeordnet. Im Uebrigen ist aus den Rentereirechnungen nachzuweisen, dass
noch im Jahre 1557 Klosterjungfrauen zu Ivenack wohnen.*)
Im Ruppiner Machtspruch vom i. August 1556 wird Ivenack zunächst
unter denjenigen Jungfrauenklöstern genannt, welche den Ständen überlassen
werden sollen. Nachdem hierzu aber schliesslich andere Klöster bestimmt
werden, verfallt es der landesherrlichen Verwaltung als »Amt Ivenack«. Im
Jahre 1586 wird das Amt Ivenack dem Herzog Sigismund August zum Niess-
brauch eingeräumt, welcher 1600 stirbt.^) Später wird es Witthumsamt der
Herzogin Eleonora Maria, der dritten Gemahlin des Herzogs Hans Albrecht IL,
welche es von 1636 bis zu ihrem Tode (1657) ^^"^ ^^t- Nachher verfugt
wieder Herzog Gustav Adolph über beide Aemter, Ivenack und Stavenhagen.
Seine Wittwe, die Herzogin Magdalene Sibylla, hat aber nur das Amt
Stavenhagen als Witthum (s.o. S. 159/160). Von den Schrecken des dreissig-
jährigen Krieges wird der Ort so hart mitgenommen, dass im Jahre 1649 von
acht Bauern und siebenzehn Kossäten gar keine mehr da sind. Bleiben doch
im ganzen Kirchspiel von einunddreissig Bauern und sechsunddreissig Kossäten
nur acht Bauern und ein Kossat übrig. Dabei ist Basepohl, das im Jahre
1649 ganz wüst und menschenleer ist und wo einst sechzehn Bauern und neun
Kossäten gewohnt haben, als eigenes Kirchspiel, das es damals war, gar nicht
mitgerechnet.^) Der Besitz des Klosters besteht bei seiner Aufhebung aus
folgenden Gütern: Ivenack, Gross- und Klein -Basepohl, Zolkendorf, Fahrenholz,
Klockow, Wackerow, Weitendorf, Grischow, Krummsee, Goddin und Briggow.
Alle diese bilden noch heutigen Tages das Amt Ivenack. Nur Briggow zählt
jetzt zum Amte Stavenhagen. Ausserdem werden Gefalle aus Rosenow,
Galenbeck, Kittendorf, Tützpatz, Stavenhagen, Bredenfelde, Mölln, Ritzerow,
Markow, Sarow, Ganschendorf und Kastorf verzeichnet, welche Ortschaften im
Eigenthum Dritter stehen.'')
Ueber das Amt Ivenack wird am 10. April 1709 ein Tauschvertrag
zwischen dem Herzog Friedrich Wilhelm einerseits und dem Geheimrath Ernst
Christoph von Koppelow andererseits abgeschlossen. Dieser giebt dafür seine
Güter Bakendorf, Gammelin, Viez und Radelübbc fort, denn der Herzog
*) Vgl. auch Lisch, M. Jahrb. XL, S. 215.
*) Lisch, M. Jahrb. XL, S. 215.
•) Lisch, M. Jahrb. IX, S. 106. XIII, S. 177. Wif^'ger, M. Jahrb. L, S. 292.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 135.
*) Akten im Grossh. Archiv.
AMTSGERICUTSBEZIRK STAVENHAGEN.
wünscht sein Amt Walsmühlen abzurunden, daneben aber auch ausreichendes
Land' fiir seine Parforcejagd zu gewinnen, und die Herzöge Karl Leopold und
Ehemaliges K loste r-Wirthschaftshaus. [i707-]
(L&nse 80 Schritt)
und kursächsischer Geheimer Rath in den Reichsgrafenstand erhoben wird.^
Die Gräfin stirbt am 21. Mai 1747- Auf Grund des von ihr errichteten
Testaments, und
weil die Ehe un-
beerbt geblieben,
wird nunmehr
deren hinter-
lassener Gatte
Eigenthümer der
Guter, welche er
zu einem Fa-
milien-Majorat er-
hebt und dem
Sohne seiner
Q , p ' >Facciata und inwendige Gestalt des FUrstl. Hauses Ivenack.i [1707.]
bchwester, frei- (Linge so schritt)
herrn Helmuth
Burchard Hartwig von Maltzahn a. d. H. Kummerow, vermacht. Dieser nimmt
mit Ermächtigung des Königs Friedrich IL von Preussen und des Kaisers
Joseph IL für sich und den jedesmahgen Majoratsbesitzer, einer Bestimmung
des Erblassers gemäss, den Titel Graf von Plessen an, und seine Nach-
') S. Akten im Grossh. Archiv.
') Vgl. M. Kunst- und Gesch.-Denkm. III, S. 13.
KLOSTER IVENACK. \^^
kommenschaft ist noch heutigen Tages im Besitze dieses schönen Majorates,
welches am 14. Februar 1838 die Genehmigung des Mecklenburgischen Landes-
herrn erhalten hat.
Als im Jahre 1541 zu Ivenack die erste grössere Kirchen Visitation statt-
findet, da heisst der Weltgeistliche oder Pleban der Ivenacker Gemeinde, der
von den Klosterjungfrauen eingesetzt ist, Lübbert Schönfisch. Er hat auch
die Kapellen zu Zolkendorf, Klockow, Weitendorf und Wackerow zu bedienen,
die heute lange nicht mehr vorhanden sind, nachweislich aber noch in der
zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts ihre Cura von Ivenack her empfangen.
Von den vier Vikareien der Kirche zu Ivenack (s. o.) zehren 1541 Gerd Süverke,
Kalandsdekan und Küchenmeister zu Neu-Kalen,*) Jochim Trebel, der Stadt-
sekretarius zu Malchin, Nikolaus Swarte, der Pastor zu Duckow, und ein vom
Kapitel zu Güstrow präsentierter Marquard Fineke. Ausserdem giebt es in
der Nachbarschaft mehrere Kirchdörfer mit eigenen Pastoraten, in denen heute
weder Kirche noch Pfarre mehr vorhanden sind, wie z. B. Basepohl, dessen
letzter Pastor, Wolfgang Glaser, in dem grossen Todesjahr 1638 das Leben
verliert,*) und das daher schon 1649 "^'^ Ivenack vereinigt wird; ferner
Grischow, dessen Kirchherr im Jahre 1541 Johann Wagenknecht ist, das aber
bereits im Jahre 1620 als Filia von Ivenack verzeichnet wird; und endlich
Fahrenholz, wo es 1650 einen Pastor Laurentius Dagius (Tagius) giebt, während
es 1662, in jener Zeit, als das Land durch den grossen Krieg menschenleer
geworden war, schon Filia von Ivenack ist. Dagegen gehört die Kapelle zu
Krummsee (heute ist nur noch ein Kirchhof da), die 1620 als Filia bei Ivenack
ist, wie auch heute wieder die Leute im Dorf nach Ivenack zur Kirche gehen,
im Jahre 1662 (und zwar schon seit 1649) zur Kirche in Jürgenstorf'*) Als
erster evangelischer Geistlicher unter fürstlichem Patronat tritt uns der oben-
genannte Eddeling im Jahre 1555 entgegen. Ihm folgt, ungefähr von 1565
an und bis 1607 im Leben und Amt, Thomas Severus. 1608 wird Martin
Müller berufen (f 1625). Damals, 1608, ist der Oberst Klaus von Peccatel
Geheimer Rath und Pfandinhaber des Amtes Ivenack. 1626 wird Paulus
Agricola, der Schwiegersohn des Thomas Severus berufen. Es folgen: 1670
Andreas Michael, zuerst als Substitut des Agricola; 1682 (nach Michael's Tode
im Jahre 168 1) Joh. Philipp Weigel, der 171 1 zur Präpositur in Malchin be-
rufen wird; 171 1 der Gadebuscher Pastor Christian Berends (f 1713); 1714
Franz Joachim Schulz (f 1747); nach ihm von 1749 an Pastor Bärenwald
*) M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I, S. 591 (2. Aufl. S. 612).
*) Von 1574 bis 1592 ist Kriedr. Wieneke Pastor zu Hasepohl, den wir später in Kastorf
finden. Um 1598 giebt Cleemann in seinem Syllabus Gustroviensis den Martin Kruk als Pastor
zu Basepohl an.
■) Das Inventar von 181 1 erwähnt noch in sechs eheniali<;en Kirchdörfern je eine (jlocke:
in Grischow, Weitendorf, Klockow, H.isepolil, Zolkendorf und Wackerow. Sie halben freilich
durchweg Jahreszahlen des XVIII. Jahrhunderts, werden aber wahrscheinlich l'mgiisse ans ehe-
maligen Kapellen -Glocken sein.
12
178 \MTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN,
(f 1772); daraur von 1773 an Joh. Nikolaus von Scheven, dem bereits 1778
der Sohn Joachim August von Scheven adjungiert wird. Der Vater stirbt 1795,
der Sohn 1810. S. Walter a. a. O.
Urilte Eichen bei Ivenack.
Kirche. Die alte Kirche, ein Bau aus der Mitte des XIII. Jahrhunderts,
soll im drei SS igj ährigen Kriege bis auf die Mauern zerstört worden sein. Der
Thurm, nach einer Skizze von 1709 am nördlichen Eingange, nach einer
Ansicht von 1789 bereits am Westende stehend, ist in den Jahren 1867 und
1868 in die bekannten Formen des klassicierenden Stils gebracht worden,
doch sind hierbei die drei untersten Stockwerke in gleicher Höhe mit den
Mauern der Kirche stehen geblieben. Das Erdgeschoss des Thurmes ist mit
einem alten Kreuzgeivölbe gedeckt und dient z. Zt. als Leichenhalle. Zu be-
achten ist hier die aus dem Thurm in die Kirche führende Thiir, welche aus
ungehobelten dicken und breiten Eichenplanken zusammengefugt ist und noch
KLOSTER IVENACK.
179
ein altes einfaches Riegelschloss hat. In dem zweiten Geschoss des Thurmes
sieht man noch an den Wänden die Ansätze der ehemaligen Wölbung. Die
Kirche selbst ist seit dem Anfange des XVIII. oder vielleicht schon am Ende
des XVII. Jahrhunderts mit flacher Decke geschlossen worden, doch lassen
sich auch hier noch Spuren der früheren Wölbung nachweisen. Die sieben
Fenster im Rundbogen mit Rosetten darüber stammen aus neuerer Zeit,
indessen ist bei einzelnen die Form des ehemaligen Spitzb<^ens im Mauer-
werk noch zu erkennen.
Im Uebrigen sind die
mittelalterlichen Spuren
des älteren Baues ziem-
lich verwischt. Nur in
der Vorhalle auf der
Nordseite steckt noch
ein Rest gothi scher
Wölbung. Eben-
daselbst ist auch ein
frühgothisches Ein-
gangsportal erhalten,
dessen Wandung und
Laibung aus kräftigen
Viertel rund Stäben von
vortreffiichem Ziegel-
material gebildet sind.
Nicht zu übersehen ist
auch der aus dem
Achteck gebildete go-
thische Chorschluss mit
Strebepfeilern, die frei-
lich heule mit Kalk-
putz überzogen sind,*)
Kirche zu Ivenack. Der Altaraufsatz Allar-
stammt aus dem XVIII. aufsaiz.
Jahrhundert, ist 1869 mit einigen Veränderungen restauriert und enthält ein
Bild von Professor Schubert-Berlin: Christus am Oelberge. Auf dem Altar ein Krucifixus.
Kmcifixiu aus Marmor. An den Altarschranken aus dem Anfange des XVI. Altar-
Jahrhunderts in Holzschnitzerei vier Wappen: das PECCATEL'sche mit der schranken.
Unterschrift: CLAUS VON PECCATEL, VATER UND SOHN, das MOLTKE'sche,
das HELPTE'sche und das STRALENDORFF'sche, letztere drei ohne Unter-
schrift,
Die Kanzel, ein Werk vom Ende des XVI. Jahrhunderts, ist mit Bibel- Kanzel.
Sprüchen aus dem alten und neuen Testament bemalt. Im Schalldeckel der
■) Vgl. BeschreibuDg der Kirche bei Lisch, M. Jahrb. VIB, S. lol— 103. XL. S. 314—216.
i8o
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Name FRANCISCUS JOACHIMUS SCHULTZ . PAST . 1714. Sonstige Jahres-
zahlen an der Kanzel sind: 98 {= 1598), und 1716.
Gestithl. Am herrschaftlichen Stuhl, der aus der Mitte des XVIII. Jahrhunderts
stammt, ein gemaltes Wappen der Grafen VON PLESSEN.
t^piLiph. Am meisten in der Kirche zu beachten ist das grosse prunkvolle
Marmor -Epitaphium des Geheimraths ERNST CHRISTOPH VON KOPPELOW
(1659—1721), das Werk eines Meisters H. J. Bulla') im Barockstil. Die Ab-
bildung dieses Epitaphiums erspart uns dessen Beschreibung. Eigenartig ist
die Anbringung der Ahnenwappen des Verstorbenen und derer seiner Ge-
mahlin, der MARGARETHE JULIANE VON FRANCK. Als Unterschrift eine
lange Inschrift des Inhalts, dass der Verstorbene Erbherr auf Ivenack war,
aus dem Hause Möllenbeck stammte, und dass seine Linie mit ihm zu Grabe
gegangen sei.
Grabstein. Grabstein des Kl osterprobst es Andreas Gilow in der Vorhalle des
Thurmes. Der Stein zeigt in einfachen Konturen den Probst in ganzer
Grabstein des K loslerprohslcs Andreas Gilow.
Figur, mit dem Kelch in der Hand. In den vier Ecken die Evangelisten-
Symbole. Die Umschrift lautet voll ausgeschrieben:
^nno bDiniiiJ mcccFtViü ipfa bie fancti Bciicbfcti a&&atf^ o6itt
lieiicta&llf^ bamiitu^ 3tiibrc(i(i glj^ilobie iiccpofitit^ ^u)u^ 1110'
iidfterti : ocate pro aiifnia eju^.')
Im Thurm vier Glocken. Die kleinste Glocke, welche leider einen
Sprung hat, ist ohne Jahreszahl, aber sie zeigt schöne gothische Verzierungen
und die Inschrift: O • rcjT • Qiotit • f\it * Vicui • tuiii • patc • SucnacA.
— Die zweite Glocke, grösser als die vorhergehende, hat dieselbe Inschrift in
Spiegelschrift. — Die dritte und grösste Glocke hat die nachstehende Inschrift:
« SDnno • iioft • cgtiftuiii • iiatum • JUS • cclit • funbatuc • inona^eclum •
■) Im Kunstler -Lexi'
knr, nicht mifeefunden.
•) Andreas Giloiv i:
-t ein aus Urkunden vom Jahre 1362 an, iii
Priester iii Ivenack lebl, m
ehifaeh nach in weisender Mann: M. U.-H. 908;.
Siein verdient anfiel ichtel
lu .Verden. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VI B. -S. 102.
1 KoppeloVich«! Mannor-Epitaphium in der Kirche lU Ivenacli.
KLÜ.STER IVENACK. l8l
iuenadi • a • rembecno • br • Itmieii • fngafiitante caflirum') * ftaueii=
gagen • Sfnno • JIS • b • Iti ■ ^at • opu^ • fleci • facie&ant • amia •
fiamip^en • abfiabtffa * tlaluc^ • i^eiit3e • ptefect^ nl^tta • ^crobet •
queftat ebbelilig • canctaiiatar. Unter dem Anfang der Inschrift
die zweimalige Darstellung eines alten Klostersiegels zwischen einer weiblichen
und einer männ-
lichen Figur in
der Tracht des
XVr. Jahr-
hunderts. Eine
ähnliche Dar-
stellung, aber
ohne das oder
die Siegel, sieht
man auf der ent-
gegengesetzten
Seite , und
darunter fol-
gendes Giesser-
zeichen :
^
sowie den Namen
HANS X KAR-
CHOF.*) — Die
vierte Glocke,
'^''^'"="'''"- kleiner als die
vorige, trägt
die Inschrift: HONOREM DE! SUB SER • DUCE DNO GUSTAVO - ADOLPHO :
AD USUM ECCLESIAE IVENACIENSIS PRAEF : - GUSTAVO RUELIO :
PASTORE JOHANNE PHILIPPO WEIGELIO - REPARATA ET AUCTA : ANNO
MDCXIV.
') Nicht fnbabirarorc «ftri in St., wie bei Lisch, M. Jahrb. XL, S. 215, und schon im
M. J»hrb. VIB, S. 103, zu lesen ist.
1 Kindo
S' SKKOTH . iRJTRia . lU . lUHimO +.
Das auf der Glocke von 1555 abgebildete jüngere Siegelbild zeigt eine siehende hl. Mari;
Kinde und die schwer zu lesende und knum mit Sicherheit zu behauptende Umschrift:
& monjaliom • i • mon • iftnad!.
l82 AMTSGERICHTSBEZIRK STA VENHAGEN.
KleinlcuDSt- Kleinkanstwerke. I. Silbervergoldeter Kelch auf sechsseitigem Fuss und
werke. mit sechsseitigem Knauf. An der Kupa eingraviert unter einer fiinfzackigen
Krone das Wappen und die Namen des HELMUTH VON PLESSEN und das
der JULIANE MARGARETHE VON FRANCKEN mit dem Datum 1726.') Zeichen:
(§) ^ö- — 2. Silbervergoldeter schlanker Kelch, aber ohne Wappenschmuck
und Inschrift. Von demselben (vielleicht Schweriner) Meister wie i.*) —
3. 4. Zwei gleiche Patenen aus sehr viel jüngerer Zeit, mit den Zeichen: fS|
iTtCy.l- ■ — 5- Längliche achtseitrge silberne Oblatcnschachtel mit einem ein-
gravierten Krucißxus auf dem Deckel, Auf der Unterseite unter dreizackiger
Krone ein Doppelmonogramm, bestehend aus H und C. Dazu die Jahreszahl
1733. Von einem Malchiner Meister D • J • W. ^ 6. 7. Zwei Henkelkannen
aus neuester Zeit. — 8 — 10. Kleines silbernes Krankengeräth, neu, von Sy &
Wagner- Berlin. — 11. Silbervergoldeter Schöpflöffel, mit einem Griff in
Renaissance-Geschmack, von 1881. — 12. Silbervergoldete Klingbeutel -Ein-
fassung mit Ornamenten aus der Zeit von 1720 — 1730. — 13. 14. Messing-
Kronleuchter aus dem XVIII. Jahrhundert und ein neuer Kronleuchter von 1S82.
') Vgl. Epitaph.
*) Um die Mitte des XV[II. Jahrhunderts ist ein Goldschmied Madau
Park -Anlagen des Schlosses lu Ivenack.
Schloss tit Ivenack.
HSRchloss. Das in wundervollen Gartenanlagen nahe am See gel^ene
'*™' Schloss enthält nur noch in seinen Fundamenten einzelne wenige Ueber-
reste von einem älteren Kloslergebäude, verräth aber im Wesentlichen den
Charakter des XVIII. Jahrhunderts.
Vor eini-
gen Jahren
sind im
Keller des
Schlosses
zwei Steine
mit den
Wappen
und Titeln
des Her-
zogs SIQIS-
MUND
AUGUST
und seiner
Gemahlin
CLARA
MARIA von
Ponimern-
Aus dem Scfalosspark zu Ivenack.
184 AMTSGEklCHTSUEZlRK STAVENllAGKN.
Stettin gefunden worden. Der eine Stein enlliält die Wappen, der andere die
Titel: VON GOTTES GNADEN SIGISMUNDUS AUOUSTUS HERTZOCK ZU
MECKLENBURG FÜRST ZU WENDEN GRAF ZU SCHWERIN DER LANDE
ROSTOCK U • STARQARD HERR, und: VON GOTTES GNADEN CLARA MARIA
GEBOREN ZU STETTIN POMMERN HERTZOGIN ZU MECKLENBURG FÜRSTIN
ZU WENDEN OREFIN ZU SCHWERIN DER LANDE ROSTOCK U • STARGAR D
FRAW. S. o. S. 175.
Einen Begriff von der früheren Beschatfenheit der Klosterbauten bald
nach der Säkularisation gewinnt man aus der erhaltenen Zeichnung vom
Jahre 1707. S, o. S. 176
Die berühmten uralten Eichen des Parks (s. S. 178) sind ohne Zweifel
schon zur Zeit der Klostcigründung vor sechshundertfünfzig Jahren sehr statt-
liche Bäume gewesen.
GUT UNO KIKCIIÜÜRF BOKGFELD. 185
Das Gut und Kirchdorf Borgfeld.')
|as jetzt zur Ivenacker Begüterung gehörende Gut Borgfeld wird im Geschichte
XIII. Jahrhundert von den Herzögen von Pommern dem Kloster ^^^
Verchen verliehen. Urkundlich erscheint es zuerst am 8. April 1279, ^^ or ^s.
Bischof Hermann von Kammin die Zehnten bestätigt, welche sein Vorgänger
dem Kloster Verchen in Borgfeld geschenkt hat.'*) Ein zweites Mal wird es
genannt, als am 8. September 1287 die Herzöge Bogislav, Barnim und Otto
von Pommern jene Schenkung bestätigen.')
Im Jahre 1407 finden wir auf dem Gute die Drake als Vasallen des
Klosters. Sie erhalten sich ihren Besitz über die Reformationszeit hinaus bis
zum Jahre 1579. In diesem Jahre stirbt das Geschlecht mit Antonius Drake
aus. Und nun fällt das Gut als eröffnetes Lehn an den Landesherrn (Herzog
Ulrich) zurück, der es seinem zur Familie der Kruse gehörenden Rath Joachim
Krause auf Varchentin etc. verleiht und diesem den Lehnbrief am 12. März 1588
ausstellt.*) Doch die Kruse behalten es nicht lange, sie verkaufen es 161 1
an Joachim Thun zu Schlemmin. 1688 fallt es in Konkurs. Aus diesem
ersteht es 1694 Rudolf Christian von Marschall. 1750 verkaufen es dessen
Nachkommen an den Grafen Helmold von Plessen, den Besitzer der Ivenacker
Begüterung. Bei der Stiftung des Ivenacker Majorates durch Graf Helmold
wird Borgfeld diesem beigefugt und gehört somit noch heute dazu
Im Jahre 1534 ist Tüzen das Hauptkirchdorf, zu welchem die Dörfer
Borgfeld und Kriesow, die damals beide Filialkapellendörfer sind, gehören.
Damals ist Joh. Appell seit längerer Zeit Kirchherr zu Tüzen. 1562 wird
Joh. Gylow als solcher genannt, 1603 Joachim Schonow, der damals bereits
27 Jahre seines Amtes dort waltet und daher 1576 berufen sein wird. Auch
die Kapelle zu Marko w empfangt um diese Zeit ihre Cura von Tüzen. Nach
Schonow wird Joachim Strigelius Pastor in Tüzen. Aber als der Krieg die
Dörfer entvölkert, als Tüzen, Borgfeld und Kriesow ganz öde und wüste liegen
und nur noch in Markow drei Bauern übrig geblieben sind, da geht Striegel
nach Dänemark und wird dort Feldprediger. ^) Tüzen hört auf, ein Kirch-
spiel zu sein und ist es nie wieder geworden.
Da wenden sich die Blicke nach Fahrenholz, wo Pastor und Kirche
die Schreckenszeit überdauert haben. 1541, als die Kirche noch unter dem
*) 10 km östlich von Stavenhagen.
*) M. U.-B. 1489.
»; M. U.-B. 1923.
*) Akten im ('irossh. Archiv.
*) 1650 hat er Lust, nach Tüzen zurückzukehren, erhält auch die Erlaubniss dazu. Aber
es wird nichts aus der Sache.
i86
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Kirche.
Glocken.
Patronat des Klosters zu Ivenack steht, ist Kurt Fröhlich Kirchherr zu
Fahrenholz, 1603 ist es seit langen Jahren der alte Bartholomaeus Micke, der
noch zehn Jahre im Amte bleibt und 161 3 stirbt. 16 14 folgt Joachim
Lentulus; und 1648, als die Herzogin Eleonora Maria, die dritte Gemahlin des
Herzogs Hans Albrecht IL, Inhaberin des Amtes Ivenack ist und als solche
das Patronatsrecht in den Kirchen des Amtes ausübt, wird der Kantor
Laurentius Dagius aus Richtenberg in Pommern zum Pastor in Fahrenholz
berufen. Als dieser hört, dass Joachim Strigelius nach Tüzen zurückkehren will,
bittet er um dauernde Vereinigung der Pfarren zu Tüzen und Fahrenholz.
Doch geht er, noch ehe es zu dieser Vereinigung kommt, aus Fahrenholz fort
und wird Pastor in Malchow. Von 1654 an giebt es nun mehrere Jahre lang
gar keinen Pastor zu Fahrenholz. Das Pfarrhaus wird sogar an den Pächter
der Pfarrländereien auf vier Jahre vermiethet. Schon damals werden wohl,
ebenso wie hundert Jahre später, für die Gottesdienste predigende Studenten
und für die Actus ministeriales ordinierte Pastoren aus der Nachbarschaft aus-
geholfen haben. Endlich wird 1661 wieder in Daniel Bergmann ein Pastor
für Fahrenholz gewonnen, Tüzen wird 1662 mit Fahrenholz vereinigt, und in
der Folge bilden diese beiden Dörfer mit Borgfeld, Kriesow und Markow zu-
sammen eine Parochie. So bleibt es bis an das Ende der vierziger Jahre des
XVIII. Jahrhunderts. Auf Bergmann, der 1672 wegen verschiedener gegebener
Aergernisse seines Amtes entsetzt wird, folgt 1674 der Teterower Kantor
Georgius Reuschelius als Pastor in Fahrenholz. Ihm wird 17 18 Christian Köhn
als Substitut an die Seite gesetzt. Nach Reuschel's Tode wird er Pastor und
lebt bis 1739. Nun bringen Uneinigkeiten zwischen dem Herzog Karl
Leopold und dem damaligen Inhaber des Patronats, dem obengenannten ersten
von Plessen auf Ivenack, eine Unterbrechung, die bis zum Jahre 1750 dauert.
Die Aushülfe wird so besorgt, wie oben bereits angedeutet worden ist.
Endlich wird im Jahre 1750, nachdem ein landesherrlicher Befehl an den
Patronus ergangen, der Pastor H. C. Gerlach berufen. Aber er erhält seine
Wohnung auf dem Hofe im Dorfe Borgfeld, welches von Plessen durch Kauf
an sich gebracht hat. Und endlich gelingt es diesem auch, die landes-
herrliche Genehmigung zur Verlegung der Pfarre von Fahrenholz nach Borgfeld
sowie die Erlaubniss zu einem Kirchenbau in Borgfeld zu erlangen. 1774 wird
der Bau vollendet, die Fahrenholzer Kirche und Pfarre gehen ebenso ein wie
weiland die Tüzener, und Gerlach wirkt noch bis ans Ende der achtziger
Jahre des XVIII. Jahrhunderts. 1790 folgt ihm Ludwig Bernhard Christian
Groth. S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist im Jahre 1774 fest und gut aus Ziegeln im
klassicierenden Stil jener Zeit erbaut. Sie hat einen Chorschluss aus dem
Achteck und einen eingebauten Thurm auf der Westseite. Der Innenraum
ist mit flacher Bretterdecke geschlossen.
Im Thurm zwei Glocken ohne Inschriften, von ziemlich gleicher Grösse,
von denen die eine ganz ohne jeden Schmuck ist, während die andere um
GUT UND KIRCHDORF RÖCKWITZ. 187
den oberen Ring Laub- und Blumengewinde zeigt. So schon im Jahre 181 1.
Angaben über Guss und Giesser fehlen.
Kleinkunstwerke. i — 4. Zwei silbervergoldete Kelche von gleicher Kleinkunst-
Form. Beide Kelche haben einen sechsseitigen Fuss und Knauf und zeigen werke,
an der Kupa das eingravierte Plessen'sche Wappen. Als Stadtstempel ein
dreithürmiges Thor und als Meisterstempel die Initialen T und A. Die zu-
gehörigen beiden silbervergoldeten Patenen zeigen dasselbe Wappen, haben
aber keine Werkzeichen. — 5. 6. Kleiner silbervergoldeter Kelch mit der
Inschrift: ERRETTET HAST DU MICH GAR OFT, GANZ WUNDERLICH UND
UNVERHOFFT 1766. Unter dem Fuss eine Klappe, welche die Initialen
F«J*F*E* verschliesst. Der Stadtstempel ist undeutlich, der des Meisters
enthält die Initialen A • S. Zu diesem Kelch eine kleine Weinflasche, von dem
Malchiner Goldschmied Harck. — 7. Schadhafter Zinnkelch mit der Inschrift:
LENORA KISBACHEN 1727. Als Stempel eine Rose. — 8. Kreisrunde
silberne Oblatenschachtel mit den eingravierten Initialen und Namen A • E«
FREUNDTEN • C • M • l{( C • MONSTERN 1739. Vom Malchiner Goldschmied
D I W. — 9. Taufbecken von Messing, mit der Darstellung von Josua und
Kaleb, welche die Traube tragen.*) — 10. Taufschale, neu, von Sy & Wagner-
Berlin. — II. Silberne Kanne, geschenkt 1859 von AD • GRAF V • PLESSEN. —
12. 13. Zwei zinnerne Altarleuchter, auf drei Kugelfüssen ruhend, an dem einen
noch ein Schild mit den beiden Namen: C • MÜNSTER • A • E • FREUNDTEN
1736. Werkzeichen nicht gefunden. — 14. Weissseidenes Velum mit reicher
Blumenstickerei, in der Mitte eine funfzinkige Krone und die Jahreszahl 1753.
Das Gut und Kirchdorf Röckwitz.')
|öckwitz, früher Radekenuice, auch Reckevitz genannt, erscheint zuerst Geschichte
urkundlich im Jahre 1286, als die Herzöge Bogislav und Otto von ^^^
Pommern die Grenzen des Dorfes Japsow bestimmen, welches sie dem Kloster Dorfes.
Reinfeld geschenkt haben. Seine Ländereien sollen sich u. A. erstrecken
»usque ad terrum Radekenuice«.*) Dann tritt es uns erst im XVI. Jahr-
hundert wieder entgegen, und zwar im Besitz der Maltzan auf Wolde und
Gutzkow. Wahrscheinlich ist es zugleich mit diesen Gütern in ihre Hände
gekommen. Ein Theil von Röckwitz gehört nach Wolde, ein anderer Theil,
*) Schlichter als das Weitendorfer Taufbecken. Vgl. M. Kunst- und Gesch.-Denkm., Bd. I,
S. 459 (475).
*) 14 km östlich von Stavenhagen. Die alte Form Radekevitz = Nachkommen des Radik.
Radfi altslavisch ^ froh. Also ungefähr soviel wie > Freuden berg<. Vgl. Kühnel, M. Jahrb. XLVI.
Seite 120.
•) M. U.-B. 1872.
l88 AMISGEKlCirrSBEZIKK Sl AVENIIAGEN.
nämlich drei Bauern, zu Gutzkow. Es theilt daher die Schicksale und den
Erbgang dieser Güter, wie es bei der Geschichte der Dörfer Wolde, Kastorf
u. a. m. angedeutet werden wird. Bekanntlich gelangen die von Maltzan 1650
wieder in den Besitz der ihnen durch Erbgang und in den Wirren des
dreissigjährigen Krieges verloren gegangenen Woldeschen Stammgüter. Gutz-
kow c. p. wird von den Maltzan -Preen 'sehen Erben 1693 an den Kapitän
Lorenz von Blücher verkauft und von diesem allodificiert, doch sieht er sich
1702 dazu gezwungen, dasselbe Gut von Herzog Friedrich Wilhelm wieder
als Lehn zu empfangen und, wie damals herkömmlich, auf die hohe Jagd zu
verzichten. Während nun die von Maltzan Wolde, die Blücher aber Gutzkow
besitzen, gehört Röckwitz noch immer als Pertinenz zu beiden Gütern. Die
hieraus entstehenden Unzuträglichkeiten zu heben, schliessen am 18. December
1731 Klaus Berend von Maltzan auf Wolde und Adam Christoph von Blücher
auf Gutzkow einen Vertrag, in welchem sich jener nicht bloss aller Rechte
auf Röckwitz zu Gunsten des andern begiebt, sondern diesem auch seinen
ganzen Besitzantheil überlässt. Dieser Vertrag erhält im folgenden Jahre die
landesherrliche Genehmigung.^) Bis zum 15. Oktober 1808 bleibt Gutzkow
mit Röckwitz in Blücher'schen Händen: an diesem Tage aber verkauft es der
Major Friedrich von Blücher seinem Schwiegersohn, dem Grafen Friedrich
Ludwig Alexander von Moltke. Doch die französischen Kriege sind Anlass,
dass über Moltke's Vermögen der Konkurs ausbricht, aus welchem es dessen
Gattin 18 19 erwirbt. Diese Frau versteht es, den Besitz unter den schwierigsten
Verhältnissen zu erhalten. Da aber ihr einziger Sohn vor ihr stirbt, erreicht
sie die Allodifikation der Güter und erhebt sie zugleich zu einem Familien -Fidei-
kommiss, um sie dem Sohn ihrer Tochter Amalia, welche mit Friedrich Karl
Albrecht von Maltzan vermählt ist, zu hinterlassen. Somit kommt nach ihrem
1862 erfolgten Tode Gutzkow mit Röckwitz wieder an die von Maltzan zurück
und ist noch heute in deren Besitz.*)
Wie über die in die zweite Hälfte des XIIL Jahrhunderts zu setzende
Kirche, so fehlt es auch über die an ihr wirkenden Geistlichen des Mittel-
alters an jeder Nachricht. Erst mit dem Jahre 1579 giebt es etwas Licht.
In dem Visitationsprotokoll dieses Jahres heisst es nämlich, dass das Kirch-
lelin zu Röckwitz den Draken (von Drake oder Dracke) gehört habe und von
diesen an die Maltzahn gekommen sei. Aber Hauptkirche sei nicht die in
Röckwitz, sondern die in dem pommerschen Dorfe Tützpatz, wo von 1570 her
Er Joachim Helmich wirke, dem Schossow und Röckwitz als Filialen über-
wiesen seien. Seit vier Jahren aber, also seit 1575, habe er auch die Cura
der Kirchen zu Zwiedorf und Wolde; und endlich sei noch die Kapelle zu
Gutzkow zu nennen, diese als Pertinenz der Kirche zu Röckwitz. Etwas anders
stellt sich die Sache nach einem Notariats-Instrument von 1576, welches in einem
in die Zeit von 1626 bis 1634 fallenden Prozess produciert wird, den Joachim
*) Akten im (Irossh. Archiv.
') Wigtjer, l''rimilie von Blücher, II 2, S. 264.
GUT UND KIRCHDORF RÖCKWITZ. iSg
Kleinow auf Kastorf und Volrath Preen auf Wolde des Patronats in Röckwitz
wegen mit einander fuhren. Nach diesem Notariats- Instrument Hegt der
Schwerpunkt in dieser Frage ganz anderswo: iDas Kirchenlehn zu Rekewitz
— so lautet es — gehöret gen TwidorfF und gehöret gen Gutzkow.« Man
sieht, dass bereits im XVI. Jahrhundert eine starke Verwirrung in die Sache
gekommen war, im Uebrigen wird es sich im Jahre 1579 thatsächlich so ver-
halten haben, wie es im Visitationsprotokoll dieses Jahres angegeben wird.
Im Jahre 1603 aber
liegen die Verhältnisse
wieder anders: in dem
V isi tati o nsprotokol I
dieses Jahres ist von
Tützpatz keine Rede
mehr: da heisst es, das
Patronat der Kirche zu
Röckwitz gehöre halb
nach Gutzkow und halb
zu den Preen cn auf
Wokle, und als Filial
wird nur Zwtedorf ge-
nannt. Damals ist
Thomas Stindtmann
(Stintniann) Pastor zu
Röckwitz und Zwiedorf,
und zwar von 1591 an.
Er bleibt bis i6og auf
seiner Stelle, wird dann
aber Hofprediger des
Herzogs Karl von
Mecklenbui^, Sein
Nachfolger in Röckwitz
und Zwiedorf wird 1610
Kirche zu Röckwiu. Joachim Zabel {f 1626).
Mit dessen Tode be-
ginnt der schon genannte Patronatsstreit über Röckwitz zwischen Kastorf und
Wolde. Indessen werden zunächst noch zwei Pastoren genannt: Walter Eschen
(1627 — ^31) und Matthaeus Sager von 1633 an. Dann folgen die schlimmen
Kriegsjahre, und 1648 heisst es im Visitationsprotokoll, dass kein lebendiger
Mensch in Röckwitz existiere, das Dorf sei wüste, dagegen sei die gewölbte
Kirche noch in gutem Zustande, ebenso auch der Altar. Und wie in Röck-
witz, so sei auch in Zwiedorf kein Mensch angetroffen worden, Patroni seien
die Preene auf dem Wolde. Einen Pa.stor giebt es erst wieder im Jahre 1653,
es ist Samuel Schultze, den auch das Protokoll von 1662 als im Amte be-
findlich aufführt (f 1692). Nach ihm finden wir Franz Wilhelm Franck als
igo AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Pastor ZU Röckwitz, Zwicdorf und Wolde (f 1728). Nach einer Vakanz von
neun Jahren tritt Christoph Lorenz Krambeer ein (f 1774); darauf Johann
Gotthilf Miculci (j- 1799). Ueber das XIX. Jahrhundert s. Walter a. a. O.
Gegenwärtig ist Baron von Maltzahn auf Gutzkow Patron der Kirche zu
Röckwitz, und Ida Gräfin von Schwerin, geb. von Werthern, auf Wolde,
Patronin der Kirchen zu Zwicdorf und Wolde. Die Kirche zu Wolde aber,
die im XIX. Jahrhundert eine Zeit lang (1827 — 1896) von Kastorf her ver-
soi^ wurde, ist jetzt als Mater vagans wieder wie in früherer Zeit mit Röck-
witz verbunden.^)
Inneres der Kirche lu Röcicwiu.
ICirche. Kirche. Alte friihgothtsche Kirche mit plattem Chorschluss und zwei
niedrig ansetzenden Kreuzgewölben im Innern, deren bimfÖrmig profilierte
Diagonalrippen ein Kapitellglied zur Basis haben, welches die Dienste in der
Kämpferlinie umzieht. An den Aussen mauern ist noch Lisenenbildung zu
erkennen, an dem zugesetzten Portal der Südseite aber, das spitzbogig ge-
schlossen ist, tritt schon die gothische Abfasung auf. Der Thurm ist mit
einem Laternendach versehen.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, welche beide im Jahre 1886 unter dem
Patronatdes FRITZ FREIHERRN VON MALTZAHN von dem Gtockengiesser Ed.
Albr«cht in Wismar gegossen worden sind.
') Vgl, Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 105. Waller, a
GUT UND KIRCHDORF Z WIEDORF. 19I
Im Jahre 181 1 gab es nur eine Glocke, die 1721 vom Meister Begun
gegossen war.
Kleinknnstwerke. 1.2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss mit Kleinkunst-
einem auf die Familie MOLTKE hinweisenden Monogramm unter einer Grafen- werke,
kröne. Als Stadtstempel |P, als Meisterzeichen ein steigender Greif. Patene
ohne Zeichen. — 3. Krankengeräth neu, ebenso Ciborium und Kanne. —
4. Alte Schale mit der Inschrift: HENNING KLOCKNER 1674. — 5. Neuer
flacher Taufteller, von weissem Metall.
Das Gut und Kirchdorf Zwiedorf.')
|uf Zwiedorf sitzen in ältester Zeit die Schönfeld (Sconevelde). Aber im Geschichte
Laufe der Zeit erwirbt Kloster Reinfeld den grössten Besitz im Dorfe. ^^s
Schon vor 1266 verleiht der Ritter Arnold von Schönfeld dem Kloster Rein- I^o^fes.
feld vier Hufen daselbst, und Herzog Barnim von Pommern giebt dem Konvent
1266 das Eigenthum an diesen Hufen.*) 1270 schenkt derselbe Herzog
weitere vierundzwanzig Hufen, und 1280 verleiht Herzog Bogislav dem Kloster
das Eigenthum an dem Dorfe. ^) Doch neben Kloster Reinfeld kommt auch
Kloster Ivenack zu Grundbesitz in demselben Dorfe. 1283 bestätigt Bischof
Hermann von Kammin dem Kloster Ivenack den Besitz von eineinhalb Hufen
in >Tvedorp«, und Arnold von Schönefeld schenkt 1293 demselben Kloster
zwei Hufen dazu, dem Kloster Reinfeld aber sechs Hufen und obendrein das
Kirchenpatronat.*) Ausserdem vergiebt er sechs Hufen an das Kloster Dargun,
wofür er sich und seiner Frau eine Leibrente ausbedingt.*) Im Jahre 1349
aber entäussert sich das Kloster Reinfeld aller Zwiedorfer Besitzungen fiir
750 Mark Wendisch an Heine Gutzkow, nur das Eigenthums-, Lehn- und
Patronatsrecht sich vorbehaltend.®) Die von Gutzkow verkaufen im Jahre 141 1
Zwiedorf an die von Wüsten auf Tützen fiir 700 Mark.'') Aber schon am Ende
des XV. Jahrhunderts ist Zwiedorf in Maltzan'schem Besitz und gehört zur
Begüterung Wolde und Schorssow. Stets als Pertinenz des erstgenannten
aufgefiihrt, ist es bei diesem Gute bis auf den heutigen Tag verblieben.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse des gleich Röckwitz und Wolde zur
Kamminer Diöcese zählenden Dorfes s. bei Röckwitz. 1648 sind Röckwitz
^) 10 km östlich von Stavenhagen.
*) M. U.-B. 7183.
») M. U.-B. 7186. 7203.
*) M. U.-B. 2237» 2747. 7233.
») M. U.-B. 7183.
«) M. U.-B. 6902.
') Akten im Grossh. Archiv. Lisch, Gesch. des Geschl. Maltzan IV, S. 215 (Urk. DCCXIV).
192
AMTSGERICIITSDEZIRK STA VENHAGEN.
und Zwiedorf wüste und menschenleer, 1703 giebt es in beiden Dörfern zu-
sammen wieder siebenundachtzig Beichtkinder.')
Kirche. Alter spätromanischer Bau auf wohlbehauenem Granitfundament.
Die Wölbung ist mit Rippen versehen, deren Durchschnittsprofil das des
Rundstabes ist. Der Rundstab herrseht auch in Wandung und Laibung des
Ostfensters und im Portal der Westseite, dem ein Vorbau mit dem neuen
Westgiebel voi^eschuht ist. Alt sind auch die beiden Dreischlitzgruppen von
Fenstern auf der Südseite und der platt abschliessenden Ostseite. Aber die
Innere Ein
richtungde:
Kirche.
Kirche zu Zwiedorf.
Wände zwischen den Schlitzen sind mit Kalk überputzt, ebenso auch die
Blenden des Ostgiebels, der im Uebrigen alt ist. Die Kapelle macht aussen
wie innen einen guten Eindruck.
Die innere Einrichtung bietet nichts Bemerkenswerthes. Im Vorraum
' zur Kirche auf der Westseite wird eine Reihe von Schnitzfigureo eines alten
gothischen Triptychons aufbewahrt. Ein altes Lesepult, der Ständer von
Eichenholz, der Aufsatz von Tannenholz, hat die Inschrift: C • N • ANNO 1623*
H • O • S • Ausserdem wird auch eine Menschenhand aufbewahrt, die nach
einer Mittheilung im Röckwitzer Archiv sich im Jahre 1648 auf dem Altar
der Zwiedorfer Kirche gefunden haben soll. Vgl. M. Jahrb. III, Seite 94; IX,
Seite 485.
Im Westgiebel der Kapelle zwei Glocken, die grössere mit der Inschrift:
'O rC)C O'oriC FJJ'C \itn\ rbm paf''*C amen. Zwischen den einzelnen Wörtern
■) Grolh, M. Jahrb. VI, S. 137. ;38.
GUT UND KIRCHDORF WOLDE. 193
sind kleinere und grössere Rundbildchen mit figürlichen Darstellungen angebracht.
Am Schlagring ein Rundbild von 7 cm Durchmesser, das in einem Blumen-
und Blätterkranz ein von einem Pfeile durchbohrtes Herz enthält. Kein
Giesserzeichen. — Die kleinere, oben mit Schnurstreifen versehene Glocke,
hat keine Inschrift. Im
Felde die stehende
Figur eines segnenden
Bischofs, daneben ein
undeutliches Rundbild,
das wie ein Siegel-
abdnick aussieht.
Ausserdem die stehende
Gestalt des hl. Petrus,
und daneben drei in
Kleeblattform zusam-
mengelegte Münz-
abdriicke.
Die Vasa Sacra be- Vasa sacra.
stehen in einer Kanne
mit Henkel und Deckel,
in zwei Bechern, die
als Kelche gebraucht
werden und in üwei
Patenen. Alle diese
Stucke sind von Silber
und stark vergoldet.
Die Kanne hat in einer
plastischen Kartouche
Kirche zu Zwiedorf. , « n-
das Allianzwappen des
OSWALD VON FABRICE und der HELENE VON FABRICE, geb. GRAfIN VON
REICHENBACH -LESSONITZ, dazu das Datum 1855. Stadtzeichen fehlt, Meister-
zeichen A • F • Von den Hechem hat einer Wappen und Namen des Mannes,
der andere Wappen und Namen der Frau, und beide haben dieselben Meister-
zeichen. Die Patenen haben beide den Stempel des Goldschmieds Thiesenhusen.
Das Gut und Kirchdorf Wolde.')
I^Hls eine der festesten Burgen auf der Grenze zwischen Mecklenburg und Geschichle
^** Pommern spielt Wolde im Mittelalter eine bedeutende Rolle. Sowohl ^^^
die Herzöge von Mecklenburg als auch die Herzöge von Pommern beanspruchen ""^ "^^^
die Landeshoheit über den Ort, welcher in Urkunden nicht selten als »Städticin«
'} 13 km östlich von Stavenhagen,
194 AMTSGERICHTSBEZIRK STA VENHAGEN.
bezeichnet wird; mancherlei Konflikte werden dadurch hervorgerufen, welche
ihre Lösung keineswegs immer auf friedlichem Wege finden. Der umwohnende
Adel, oft mächtiger und einflussreicher als seine Fürsten, betheiligt sich lebhaft
an den Händeln, und es ist ebenso oft Gewinn- und Rauflust, welche ihm das
Schwert in die Hand drücken, als Vasallentreue. Endlich aber unterliegt die Burg
der Fürstenmacht; noch heute reden ihre Trümmer von ihrer einstigen Stärke.
In wie weit die Annahme, dass die Burg auf einer älteren wendischen
Anlage erbaut worden, der Wirklichkeit entspricht, muss dahin gestellt bleiben.^)
Durchaus sichere Spuren davon sind nicht aufgefunden worden, unzweifel-
haft aber ist ihr hohes Alter. Zuerst mag die alte Familie der Wolde auf ihr
gesessen haben. Urkundlich dagegen begegnen uns als Inhaber im Jahre 1292
die von Voss, die auch im folgenden Jahrhundert hier vorkommen.*) Damals
ist sie kein verliehenes Lehn, sondern ein fürstliches Schloss, dessen Inhaber
schlossgesessene Mannen des Fürsten sind. Damit erklärt sich der häufige
Wechsel seiner Inhaber. Am 5. August 1326 versichert Henning von Winter-
feld den Herzog Albrecht von Mecklenburg seiner Dienste auf der Burg und
hält sie ihm offen, 1330 ist sie im Besitz der Behr, 1341 der Knappen Grube
und Otto Swanow, dann der Buggenhagen, 1381 wohnt dort wieder ein Voss.*)
Fürstlich Pommerscher Einfluss herrscht entschieden vor, daher belehnt im
Jahre 1331 am 13. März Papst Johann zu Avignon die Herzöge von Pommern
ausdrücklich mit den »in terra Stetinensi« gelegenen Burgen Osten und »Wolt«.*)
Im Jahre 1428 aber erlangt der angesehene Erbland marschall Heinrich
Maltzan die erbliche Belehnung mit der Burg Wolde, und seine Nachkommen
sind dazu bestimmt, mit thatkräftiger Hand sowohl in die engere Geschichte
unseres Vaterlandes wie in diejenige Deutschlands einzugreifen. Die Macht
des auf Wolde sitzenden eigenmächtigen Ritters Berend Maltzan freilich führt
zu heftigen Konflikten mit den Herzögen von Mecklenburg und dem Herzog
Bogislav von Pommern, deren Folge langjährige Fehden sind. Endlich gelingt
es dem Herzog Bogislav am 29. August 1491 die Burg einzunehmen, und nun
wird sie dem Erdboden gleich gemacht.
Eine eingehende Schilderung dieser geschichtlichen Episode, ihrer Ent-
wickelung und ihres weiteren Verlaufes findet sich bei Lisch, Geschichte
des Geschlechts Maltzan.*) Berend wird zwar seiner Güter beraubt, aber nach
geschlossenem Frieden im Jahre 1498 zu Gnaden angenommen und in seine
Güter wieder eingesetzt. Nach seinem 1525 erfolgten Tode bringt sich Vollrath
Preen Namens seiner Ehefrau, welche eine Tochter Berend 's ist, in den Besitz
der Woldeschen Güter. Seine Nachkommen wissen sich trotz mannigfacher
Anfechtung von Maltzan'scher Seite, theils durch Gewalt, theils durch An-
») Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 270.
*) M. U.-B. 2i8l. 2747. 2810, 3494. 3665. 4783. 91 14. H360. Lisch, Geschl. Maltzan 11,
S. 4 (Urk. CLXXXIV, Anmkg.).
») M. U.-B. 4754. 5127. 6117. 6934.
*) Lisch, Geschl. Maltzan II, S. i (Urk. CCXIII). M. U.-B. 5225.
*) A. a. O. IV, S. 14—19. 167—179. Vgl. dazu M. Jahrb. XX, S. 7—9.
GUT UND KIRCHDORF WOLDE. 19S
nifutig des Reichskammergerichts darin zu erhalten. So wird Heinrich Magnus
Preen am J. December 1569 auf Gnind eines reichskammergerichtlichen
Urtheils von den Herzögen von Pommern in das Gut Wolde imd seine Neben-
güter eingesetzt, und ein Attest der mecklenburgischen Lehnkammer vom
7. August 1571 bezeugt, dass Otto Preen die Woldeschen Lehne, soviel die
Herzöge von Mecklenburg davon zu verleihen haben, sämmtlich zu Lehn em-
pfangen und den Lehneid geleistet habe.')
Im Jahre 1613 sind Preen'sche Erben, zum Theil Namens ihrer Ehe-
frauen, im ungetheilten Besitz Woldes c. p., insbesondere die von Below,
von der Luhe, von Kehr, von Kleinow und von Hahn, und die nachfolgende
Kirehe «n Wdde.
Zeit des dreissigjährigen Krieges ist nicht geeignet, Klärung in die ungeord-
neten Verhältnisse zu bringen. Dies zu thun bleibt nach Schluss des Krieges
der Krone Schweden vorbehalten, welche kurzer Hand 1649/50 der
Familie Maltzan zu ihren Stammgiitem verhilß und Albert Joachim Maltzan
wieder mit Wolde, Kastorf, Röckwitz und Zwiedorf belehnt. Von da an bleibt
Wolde noch einhundertneunundzwanzig Jahre lang dem Geschlecht erhalten.
Denn nachdem es im Ganzen dreihiindcrieinundlunfzig Jahre lang bei ihm war,
geht es 1779 auf die Moltke über, von denen es 1840 Theodor Helmuth
von Heyden-Linden erwirbt, um es noch im selben Jahre dem Grafen
von Plessen auf Ivenack zu verkaufen. Dessen Rechtsnachfolger ist 1851
August Friedrich Oswald von Fabrice, von dem es 1866 vorgenannter
von Heyden-Linden aufs Neue erwirbt. Doch schon 1874 verkauft er es
') Akten im Grosah. Archiv.
ig6 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
wieder an den Freiherm Georg von Werthern, dessen Tochter Ida Gräfin
Schwerin noch heute die Eigenthümerin von Wolde ist. Die Hoheitsverhält-
nisse aber über Wolde sind streitig geblieben bis in die neueste Zeit und erst
1873 durch einen zwischen Mecklenburg und dem Königreich Preussen
geschlossenen Staatsvertrag in der Weise geregelt, dass beide Landesherr-
schaften ihren
Antheil daran
haben. Schloss ,
Kirche und
Wirthschaftshof
sind mecklen-
burgisch, die
meisten Tage-
löhnerwohnungen
sind preussisch.
Ueber die
kirchlichen Ver-
hältnisse s. o. bei
Röckwitz.
Kirche. Kirche. Die
Kirche, ein
Ziegelbau aus den
Jahren 1859/60,
folgt in ihrer An-
lage den mittel-
alterlichen Cen-
tralbauten der
Baptisterien und
trägt in der Mitte
einen acht-
seitigen, von 24
kleinen Fenstern
erleuchteten
Obergaden.
Ausserdem drei
grössere Licht- Altaraufsatz (Bronic-Grunie von Rjetschel).
Öffnungen im
Unterbau, eine auf der Nord-, eine andere auf der Süd- und eine dritte (in
Form eines Rundfensters) auf der Westseite. Auf der Ostseite bildet eine
runde Apsis den Abschluss.
Innere Ein- Die inaere Einrichtung verräth eine sehr gediegene Kunsttischlcrei. Als
richtung der Altaraufsatz dient eine mit grösster Feinheit und Schönheit in Bronze aus-
Ku-che. geführte Kreuzesgruppe von E. Ristschel aus dem Jahre 1854 (Lauch hammerscher
GUT UND KIRCHDORF WOLDE. 197
Guss). Die Gruppe besteht aus dem Krucißxus und der am Kreuz knieend
niedergesunkenen Mater dolorosa. Hervorzuheben ist femer die Schnitzerei und
Täfelung an der Kanzel, dem herrschaftlichen Gestühl, der Orgel und am
Taufständer.
Die Glocken befinden sich in dem auf preussischem Gebiet gelegenen Glocken.
Eingangsthor zum Friedhof. Sie sind daher im pommerschen Inventar von
Lemcke beschrieben.
Taufachale.
Kleinknnstwerke. i. 2. Kleiner silbervergoldeter gothischer Kelch des Kleinkunst-
XVI. Jahrhunderts auf sechspassigem Fuss. Inschrift: DIESEN . KELCK* HABEN- werke.
ZV • GOTTES. EHREN • IN • DIE • KIRCHE • ZVM • WOLDE • GEGEBEN • WIE-
FOLGET • JOCHIM • HAVESCH • 12 R. 16 jS • CLAVS • KROGER 2 R. JOCHIM*
NIEMAN . 2 R. MICHEL • PAPENHAGEN • 2 R. DIE BALEMANSCH • 2 R.
JASPER • SASSE • 2 R. Keine Werkzeichen, ebenfalls nicht an der zugehörigen
Patene. — 3 — 8. Neue silber vergoldete Prachtgeräthe, bestehend aus einem
Kelch mit Patene, einem Ciborium auf hohem Fuss, einer Weinkanne und
einer Taufschale mit Wasserkanne, alle diese Stücke in reicher Treibarbeit
und im klassicierenden Geschmack, wie er in Frankreich zur Zeil der Regence
im XVIIl. Jahrhundert herrschte, ausgeführt von einem Goldschmiede P. P. R-,
dessen Meisterzeichen ein Kreuz, ein Anker und ein Herz bilden (Kreuz
und Anker über Kreuz gestellt}. Als Stadtzeichen ein mehr weiblich als
198
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
männlich erscheinender Kopf mit Flügeln. Geschenke des Herrn VON FABRICE
aus dem Jahre 1860. Als bildlicher Schmuck des Kelches und Ciboriums
sind besonders hervorzuheben: an der Cupa des Kelches die Halbfiguren des
Heilandes, der Maria und des Johannes, am Deckel und am Gefass des Cibo-
riums die Marterwerkzeuge, und am Fuss des Kelches wie des Ciboriums die
Sinnbilder des Pelikans, Kreuzes und Opferlammes. — 9. 10. Zwei grosse
prächtige vergoldete Altarleuchter mit den Wappen des Stifters und der
Stifterin: OSWALD V • FABRICE und HELENE VON FABRICE, geb. GRAFIN
VON REICHENBACH -LESSONITZ 1859.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Kastorf.')
astorf kommt am 25. April 1280 zum ersten Mal Urkundlich vor: Herzog
Barnim von Pommern schenkt dem Klo.ster Ivenack acht Hufen zu
»Kerstianesdorp«.*) Diese Schenkung bestätigt der Bischof Hermann von Kammin
am 31. Januar 1283 und verleiht dem Kloster zugleich das Patronatsrecht
über die dortige Kirche.') Als Vasall des Klosters auf diesen vier Hufen
wird damals Johann von Heidebreck mit seiner Ehefrau auf Lebenszeit ein-
gesetzt.*) Siebenzig Jahre später treffen wir die Familie Voss auf Kastorf,
welche schon vom XIII. Jahrhundert her auf dem benachbarten Wolde an-
gesessen sind.*) Im ersten Viertel des XV. Jahrhunderts aber erwerben die
von Maltzan auf Schorssow die Burg Wolde und mehrere umliegende Güter.
Darunter tritt später auch Kastorf auf Sie halten es mit den übrigen Gütern
fest, bis nach dem Tode Bernd Maltzahn's dessen Schwiegersohn Vollrath Preen
theils auf Grund des Erbjungfernrechts seiner Frau, theils auf prozessualischem
Wege und theils sogar gewaltsam den Besitz erlangt.*) Daher finden wir im
Jahre 161 8 Kastorf im Besitz Preen'scher Erben. Während des dreissigjährigen
Krieges aber sind die Zeiten wenig geeignet, eine Klärung der Besitzver-
hältnisse eintreten zu lassen. Indessen 1649 erhält Albrecht Joachim Maltzan
von der Krone Schweden her wiederum die Belehnung mit Wolde und Kastorf,
und 1681 erbietet sich Hans Joachim Maltzan zur Ableistung des Lehneides
hinsichtlich der zu Wolde gehörenden Pertinenzen. Man kann somit sagen,
dass die Besitzverhältnisse wieder auf ihre älteren rechtlichen Grundlagen
zurückgebracht sind. Indessen haben sich die von Maltzan des Besitzes nicht
lange erfreut. 1740 veräussem sie Kastorf antichretisch auf achtzehn Jahre an
^) 12 km ostsUdöstlich von Stavenhagen. Kerstianesdorp, Kerstenstorp, Kerstorp. M.U.-B.8143.
«) M. U.-B. 1533.
») M. U.-B. i666. Vgl. 2754. 2961.
*) M. U.-B. 1878.
*) M. U.-B. 2181. 7778. 8143. II 360.
•) Lisch, Geschl. Maltzahn, No. 175—855. II, S. 4. 40. 538. 598. III, S. 352. 459. 491.
KIRCHDORF KASTORF. I99
Karl DettloF von Kahlden, und 1770 verpfänden sie es an den Geheimrath
Julius Friedrich von Burkersroda, welcher schon am 26. April 1775 stirbt.
Nachdem die von Maltzan auf Erfordern der Lehnkammer das Lehn aus-
geschlagen, wird es nach beendetem Proklamations- Verfahren dem Grafen
Moltke auf Wolde angeboten. Dieser erwirbt es 1782, leistet den Lehneid
und erhält die förmliche Belehnung am 8. Februar 1785. 1841 wird Ernst
Holz Rechtsnachfolger der von Moltke, welchem 1860 Robert Ludwig Gustav
Holz im Besitz folgt. Von diesem erwirbt es 1881 Gustav Baessler. Seit 1897
aber ist Anna Hedwig Baronin von Brockdorff, geb. Baessler, Eigenthümerin
des Gutes.
Mittelalterliche Geistliche von Kastorf sind bis jetzt nicht bekannt ge-
worden. Um 1541 ist Joachim Schröder Pastor und zugleich der Küster seiner
Kirche. Er hat ausserdem in jedem der drei übrigen Dörfer seiner Parochie,
Galenbeck, Rosenow und Knorrendorf, eine Filialkapelle zu bedienen. Ihm
folgt Dionysius Sangel, der 1577 ^i^ Konkordienformel unterschreibt. Gegen
Ende des Jahrhunderts, genauer seit 1592, ist Friedrich Wieneke Pastor in
Kastorf und in den genannten drei Filialkirchdörfern. Vorher ist er achtzehn
Jahre lang Pastor in Basepohl gewesen. Als Fridericus Vinicaeus unterschreibt
er dort die Konkordienformel. Nach Wieneke's Tode wird 1614 Balthasar
Breitsprecher (Breitspreker) berufen, aber bald erheben sich Klagen wider ihn,
und schon 1623 wird er anstössigen Lebenswandels halber seines Amtes ent-
setzt. 1624 folgt Joachim Friedrich. Friedrich ist über 1629 hinaus im Dienst,
Ihn wird der dreissigjährige Krieg ebenso fortgefegt haben wie seine Gemeinde.*)
Denn als 1645 Friedrich Greving von der Herzogin Eleonora Maria, die das
Amt Ivenack als Witthumsamt besitzt, berufen wird, da hat bereits Jahre
lang der Pastor von Ivenack ausgeholfen. 1649 heisst es von der Kirche zu
Galenbeck, sie sei abgebrannt und von der in Knorrendorf, sie habe kein
ordentliches Dach mehr. Dieser Zustand ist auch noch 1662 derselbe. Nach
Greving's Tode wird 1667 Hermann Müller durch Herzog Gustav Adolf
berufen. Müller erhält 1703 einen Substituten in Andreas Koppe, der nachher
Pastor wird, 1709 den Ivenacker Patronatswechsel erlebt und 171 3 aus dem
Leben scheidet. Unter Koppelow'schem Patronat tritt 1714 Andreas Barkow
die Pfarre zu Kastorf an. Ihm folgt 1724 Jakob Gerhard, der ebenfalls einen
Patronatswechsel erlebt. Denn durch Vertrag zwischen Helmold von Plessen
auf Ivenack mit Hans Bernd von Maltzan zum Wolde am 4. Juni 1730 geht
das Patronat über Kastorf auf den letztgenannten über. Es folgen nun weiter:
1736 Josias Andreas Jäger, bis dahin Pastor zu Ankershagen, und 1774 Johann
Christian Sänger als Pastor zu Kastorf und Briggow. Sänger wird 1827
emeritiert und stirbt den 2. Mai 1831 als dreiundachtzigjähriger Greis. Siehe
Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche, ein Ziegelbau im klassicierenden Stil von 1788, Kirche,
bildet ein längliches Viereck, in dessen Westseite ein Thurm eingebaut ist. Sehr
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 139. 140.
200
AMTSGERICHTSBEZIRK STA VENHAGEN.
Kanzel und
Altar.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
verwandt der Borgfelder Kirche. Im Innern eine flache Decke und eine der
Zeit des Baues entsprechende Einrichtung.
Kanzel und Altar sind zu einem Körper verbunden.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere, mit einem Durchmesser von
90 cm, ist 1788 zur Zeit des ^eichsgrafen VON MOLTKE und des Pastors
SAnGER von J. C. Meyer in Neustrelitz gegossen worden. Die zweite, mit
einem Durchmesser von 70 cm, i.st 1721 von Michael Begun gegossen worden.
Sie hat als Schmuck das Allianzwappen des Geheimen Raths ERNST CHRI-
STOFFER VON KOPPELOW und seiner Gemahlin MARGARETHA JULIANA, geb.
VON FRANKE. Dazu der Name des Pastors ANDREAS BARCKOW.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss.
An der Kupa ein Allianzwappen. Das eine zeigt im Schilde und in der Helm-
zier einen steigenden Löwen. Das andere zeigt im Schilde zwei gekreuzte
Anker und darüber einen sechsstrahl igen Stern, in der Helmzier aber ein
Hirschgeweih, dazu die Initialen M • S • M • und den Namen MAGDALENA
DEMONTRONDT. Kein Werkzeichen, auch nicht an der Patene. — 3 — 6. Kelch,
Kanne, Ciborium, Oblatenteller von Silber, neu. An Kelch und Kanne als
Stadtzeichen eine dreithürmige Burg und als Meisterzeichen B & G. Ciborium
und Teller von Prüfer- Berlin. Der Teller ist ein Geschenk von HENNING
BARON BROCKDORFF 1891.
Das Filial - Kirchdorf Rosenow/)
Geschichte
des
Dorfes.
osenow erscheint urkundlich zum ersten Mal im Jahre 1283, als Bischof
Hermann von Kammin dem Kloster Ivenack alle Zehnten und Be-
sitzungen bestätigt.*) Dabei werden nämlich auch Zehnten in Rosenow genannt,
welches im Uebrigen fürstliches Kigenthum ist. Am 29. August 1292 ver-
leiht Nikolaus von Werle das Dorf mit allen Gerechtsamen, namentlich auch
dem höchsten und niederen Gericht, dem Heinrich Voss auf Wolde aus Er-
kenntlichkeit für geleistete Kriegshülfe, und hundert Jahre später berufen sich
die Voss auf diese Verleihungsurkunde, als es darauf ankommt, ihr Recht auf
Rosenow nachzuweisen. •'*) Später wird das Dorf ein Stalbom'sches Lehn, und
als dieses Geschlecht zu Anfang des XVI. Jahrhunderts mit dem Tode des
Vicke Stalbom erlischt und das Lehn heimfallt, wird es von den Herzögen
Heinrich und Albrecht am 11. November 1527 nebst dem Gute Ballin ihren
^) 12 km südöstlich von Stavenhagen. »Ort des Rozßnac (vom altslavischen Stamm ruza,
poln. roza = Rose). Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 122. Also soviel wie » Rosenhagen c.
*) M. U.-B. 1666.
») M. U.-B. 2 181. II 360.
PILIAL- KIRCHDORF ROSENOW. 201
beiden Kanzlern, Caspar von Schöneich und Dr. Wolfgang Ketwig, und zwar
jedem zur Hälfte, verliehen. Wolfgang Ketwig's Erben verkaufen ihren An-
theil am ii. November 1563 ihrem Schwager Joachim von ArenstorfT, aber
1 589 finden wir
die von Arenstorff
schon im un-
getheilten Besitze
des Gutes,
Diese verkaufen
es i696anjüigen
Christoph von
Bamer, Dessen
Rechtsnachfolger
wird 1702 Ernst
von Blücher.
Seine Nach-
kommen haben
es heute. Dabei
ist ein Theil des
Ortes Domanial-
Eigenthum ge-
blieben ; wahr-
scheinlich sind
das die Hufen,
welche früher dem
Kloster Ivenack
zustanden und mit
dessen Säculari-
sierung in die
landesherrliche
Verwaltung über-
gingen.
Ueber die
kirchlichen Ver-
hältnisse s. bei
Kastorf Rose-
MteUmok .in.. |.o,hi.A„ Triptycton..
jeher Filial-Kirch-
dorf von Kastorf. Die ehemaligen Filialen Gaienbeck und Knorrendorf werden
seit 1662 nicht mehr als solche genannt.
Kirche. Die Kirche ist ein neugothischer Ziegelbau von 1849 — -51 in Kirche,
der Grundform eines länglichen Vierecks mit vorgebautem Thurm. Im Innern
eine flache Decke. Altar und Kanzel bieten nichts Bcmerkenswerthes,
202
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Triptychon. Hinter dem Altar das Mittelstück eines geschnitzten gothischen Tripty-
chons, welches die Darstellung der hl. Maria mit dem Kinde in einer Strahlen-
mandorla enthält. Unten rechts ein Ritter, welcher kniet, unten links ein
thronender König oder Kaiser, hinter dem ein Herzog oder Kurfürst steht.
Oben rechts das zu den marianischen Typen gehörende Sinnbild des Ezechiel
vor der verschlossenen Pforte, links das andere des Moses vor Gott Vater im
brennenden Busch. ^) Als weitere Nebenfiguren in Nischen die hl. Barbara, die
hl. Katharina, der hl. Georg, und ein nicht zu benennender Bischof. Auf dem
Schrein noch ein paar Schnitzwerke von anderswoher : ein Krucifixus und zwei
sitzende Heilige.
Wappen.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
In der Südwand drei eingelassene Zinkwappeo, das des F • W • V«
BLÜCHER und die seiner beiden Gemahlinnen L ^ (?) C • (f) V • WARDENBURG
und F • V • WOLFRADT • Ausserdem noch drei unbenannte BLOCH ER'sche
Wappen.
Im Thurm zwei Glocken. Die grösste ist 1841 unter dem Patronat
des FRIEDR • WILH • V • BLÜCHER zur Zeit des Pastors ERNST NAHMMACHER
von C. Illies in Waren gegossen worden. Ebenso die zweite im Jahre 1862
unter dem Patronat des CARL WILHELM LEOPOLD V • BLÜCHER und zur Zeit
des Pastors F • WALTER • .
Das Inventar von 1 8 1 1 enthält keine Nachrichten über die Inschriften
der Vorgängerinnen. Aber eine Mittheilung von Lisch im M. Jahrb. XXVII,
S. 234, besagt, dass eine im Jahre 1861 zum Umguss bestimmte Glocke
die Inschrift hatte:
(Giesserzeichen) 15 ♦ ♦ + 8^11^ + ^tof^^ailt + ht (Giesserzeichen)
ÖCft + teffe + 0lOC0e + Oateil (Giesserzeichen).
Die Zehner-Zahl in der Jahreszahl war undeutlich. Lisch ergänzt sie mit 41.
Der Giesser Stofesant kommt sonst bei uns nicht vor. Leider ist das Giesser-
zeichen nicht angegeben.
Kleinkanstwerke. i. 2, Silbervergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss
mit dem Wappen des Stifters OTTO VON ARENSTORFF und mit dem Datum
1662. Werkzeichen undeutlich. Auf der jüngeren Patene als Stempel ein drei-
thiirmiges Stadtthor mit einem undeutlichen Jahresbuchstaben und dem Meister-
stempel B & G. — 3. 4. Kanne und Ciborium, gestiftet 1874 von dem Patron
der Kirche C • V • BLÜCHER. — 5. Messing-Schale mit Blumen, Blättern und
I^Xichten auf dem Rande. — 6. Neue Taufschale, von Prüfer -Berlin. —
7. 8. Zwei versilberte zinnerne Leuchter, der eine 1679 gestiftet von HANS
KLAEFSADT, der andere 1683 von MICHEL HINTZE. Beide von Rostocker
Zinngiessern gegossen, der erstgenannte von Andreas Wösthoff, der andere von
Olrik Schlüter^) — 9 — 12. Noch vier zinnerne Leuchter.
*) Das >Maschelrygen€-Werk der Basis fehlt, daher ist das Bildwerk nach unten gesunken.
*) Andreas Wöst oder Wiisthoff tint 1673 >"s Amt der Zinngiesser ein, Olrik (Ulrich)
Schlüter schon 1671.
GUT UND KIRCHDORF KITTENDORF.
Das Gut und Kirchdorf Kittendorf.')
B^Huf Kittendorf, wo 1338 ein Knappe Snerinc genannt wird, und dessen Bede Geschichle
^^^ '349 3n den Ritter Heinrich Dargatz verpfändet wird, wohnt im Jahre *^^
1381 Hartwig Breide, dessen Geschlecht es bis zu seinem im Jahre 1500 D**"«^-
erfolgenden
Aussterben
innehat. ■)
Zwar scheint
das Kloster
Ivenack in-
zwischen seine
Augen auf den
werth vollen
Besitz ge-
richtet zu
haben, denn es
lässt sich 1411
durch Fürst
Christoph von
Wenden be-
zeugen, dass
er seiner Vor-
fahren und
einiger Herren
zu Stettin
Briefe gesehen,
über Dörfer
und Güter ,
welche sie dem
Kloster Ive-
nack ge-
schenkt, unter
denen auch
Kittendorf mit
Kirche zu Kittendorf. „ ., ,. .
allen Herrlich-
keiten und Pachten sich befinde.*) Allein das Kloster kommt über einigen
■] 9 km südlich von Slavenh^en.
*) M. U.-B. 5890. 6934. 11383- Ueber die von Breide vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXIX,
S. loj — 3oS. S. o. Grabstein in der Kirche zn Malchin.
*) S. Akten im Gro»sh. Archiv.
204 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Pfandbesitz im Gute, den es
von den Breide's erwirbt,
nicht hinaus, und als das
Lehn durch Aussterben der
Breide an die Landesherren
zurücklallt, wird es ohne
Weiteres am 5. August 1500
an Berend Maltzan auf Wolde
(seit igoi auch auf PenzHn)
wiederveriiehen.'} Nun macht
zwar Volirath Preen, welcher
[454 in den Pfandbesitz
Kittendorfs gekommen ist,
Ansprüche, indessen beendet
ein Vergleich den Prozess
im Jahre 1 5 1 1 , und Maltzan
findet den Gegner mit 1500
Gulden rheinisch ab.*) Auch
das Verfahren gegen Berend,
worin dieser wegen Gewalt
und Auflehnung gegen seinen
Lehnsherrn seiner Güter be-
raubt werden soll, endet 15 16
mit einem Vergleich, und Portale der Kirche.
Kittendorf verbleibt seinem
Besitzer und somit dem Ge-
schlechte der von Maltzan
bis zum 1648 erfolgenden
Tode Franz Joachim's, worauf
das Gut an dessen hinter-
lassene Wittwe Anna Maria
von Blücher, wiederverhei-
rathete von Sanitz, gelangt.')
Zwar melden sich
Maltzan'sche Lehnsvettern
und beanspruchen das Gut,
erhalten auch einen Muth-
schein am 23. Juli 1653,
■) Lisch, Geschl. Moltzahn
IV, S. 322.
*) Akten im Grossh. Archiv.
') Vgl. Wigger, Geschichle d.
Blücher II. 2, S. CS ff. — Lisch,
Geschichte d. Maltzahn IV, ä. 456.
CUT UND KIRCHDORF KITTENDORF. 205
doch beenden Vei^leichsverhandlungen auch hier den Pro7.ess, und Kitten-
dorf verbleibt der genannten Wittwe. Nach ihrem im Jahre 1679 erfolgten
Tode übernimmt der Sohn das Gut. In der That mochte sein Besitz in An-
betracht des Zustandes, in welchem es ans dem dreissigj ährigen Kriege, >den
Baner'schen Zeiten«, hervorgegangen, wenig Verlockendes haben und den
von Maltzan den Verzicht erleichtern. Ist doch im Jahre 1648 von sechzehn
Bauern und sechzehn Kossäten nur ein Bauer vorhanden, sonst aber alles
niedergebrannt oder verwüstet.') 1718 macht Kittendorf die böse Zeit der
Beschlagnahme durch die
Kommissarien Karl Leo-
pold's durch, Durch Erb-
vertrag vom 16, April
1751 seitens des damaligen
Besitzers von Blücher
kommt es an dessen
Schwiegersohn, den Kam-
merjunker Georg Ludwig
von Oertzen aus dem
Hause Lübbersdorf. Seit-
dem befindet sich das
schöne Gut in Oertzen-
schen Händen.
Wenngleich die zwei-
fellos dem XIII. Jahr-
hundert angehörende alte
Kirche des Dorfes in den
wenigen Urkunden des
Mittelalters über Kitten-
dorf nicht genannt wird
und die Namen mittelalter-
licher Geistücher bis jetzt
nicht auf uns gekommen
^'"*^- sind, so ist es doch höchst
wahrscheinlich, dass Kittendorf schon im Mittelalter als eins der Hauptdörfer
in Circipanien angesehen wurde, und dass die in der alten Vogtei Stavenhagen
von frühester Zeit her reich begüterten Herren von Voss die Patrone der
Kirche waren. Sie geben dies Patronat selbst dann nicht auf, als nach denen
von Breide die von Maltzan als Lehnstrager eingesetzt werden. Die von Voss
müssen daher schon vor denen von Breide zur Kirche und zum Dorfe in Be-
ziehungen gestanden haben, von denen wir nichts wissen. Als Inhaber des
Kirchlehns werden sie 1541 zum ersten Mal genannt. Damals ist Nikolaus
Meyer Pastor in Kittendorf und in dem benachbarten Ivenacker Klosterdorf
') Groth. M. Jahrb. VI, S, 138. Wigger, Gesch. der Hlücher II, 3, S. 68 ff.
206 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENIIAGEN.
Suiten, dessen Kirche zu der Kittendorfer Kirche von Alters her in einem
Fihal-Verhältniss steht. Zwanzig Jahre später finden wir den Henricus Holste
als Nachfolger Meyer's an beiden Kirchen. Er wird 1593 emeritiert.') Ihm
folgt Martin Taumann, der 1626 stirbt; diesem 1Ö27 David Thuring, den die
von Voss auf Luplow, Flotow und Rumpshagen berufen haben, und welchen
Franz Joachim von Maltzan auf Kittendorf und Penzlin vei^ebens zu entfernen
sucht. 163s ist abermals Vakanz in Folge Todesfalles. Aber nun kommen
die verheerenden Kriegsjahre 1637 und 1638, in denen alles Leben auf dem
Lande erstirbt und selbst die Gottesdienste eingestellt werden müssen. Erst
Innerei der Kirche zu Kitten doif.
im Jahre 1650 giebt es wieder einen Pastor in Kittendorf und Suiten: es ist
Johann Poland, der in diesem Jahre berufen wird und länger als vierzig Jahre
im Dienste bleibt. Er erhält 1697 einen Substituten an Job. Friedr. Hartmann,
für dessen Berufung auch die Herzogin -Witt we Magdalena Sibylla als Inhaberin
des Amtes Stavenhagen und Patronin zu Siilten eintritt. Hartmann wird
schon 1698 Pastor und stirbt 1734. Es folgen: 1737 C. Fromm, 1762 C. H.
Hahn (Anfangs als Substitut, f 1793), '794 Heinrich Gustav FlÖrke und (nach
dessen Versetzung im Jahre 1796) Karl Friedrich Spiegelberg {1798— 1807).
S. Walter a a. O.
') Zu HoUte's Zeit wird Suiten zur Kirche in Stavenhagen gelegt, zu Taninann's Zeit aber
bereits wieder mit Kittendorf verbunden.
y
?■
i-^
Altar der Kirche la Kitlendorf.
GUT UND KIRCHDORF KITTENDORF. 207
Kirche. Die Kirche, ein schwerer Feldsteinbau, gehört der Zeit des
Uebergangs vom romanischen zum gothischen Stil im Anfange des XIII. Jahr
hunderts an. Der platt abschliessende Chor ist mit einem Kreuzgewölbe über-
spannt. Das Durchschnittsprofil der Rippen dieses Gewölbes ist nicht bim-
förmig, aber doch abgeschrägt und mit einem Steg versehen. Der Triumph-
bogen hat die Form eines gedrückten Spitzb<^ens. Das breitere Langschiff
hat einen runden Pfeiler in der Mitte, der mit plumpen »jungent Diensten
als Stütze fiir die vier Kreuzgewölbe dient, welche den Raum des Schiffes
überspannen. Die Dienste am Pfeiler theilen sich in vier breitere Gurtdienste
und vier schmälere Rippendienste, letztere von gleichem Durchschnitts-Frofil
wie im Chor. Zu beachten sind die beiden früh gothischen Portale im Schiff
(auf der Nordseite eins, auf der Südseite das andere), tieide in einem vor-
geschobenen abgetreppten Mauerkern. Auch die »Priesterpforte« auf der Süd-
seite des Chors ist nicht zu übersehen, besonders nicht die Itasis der Wandimg
und die Kapitellbildung in der Kämpferlinie unter der Bogen-Laibung. Als
ursprünglich ist auch das > Dreieinigkeitsfensten in der Ostwand des Chorä
sowie das kleine Schlitzfenster auf der Südseite des Langhauses zu be-
zeichnen. Im Westen eine von der Kirche in den Thurm hinein führende Rund-
bogenpforte. Der Thurm selbst, ein schwerer hoher Bau, ist jünger als die
Kirche.
Der Altaranbatz ist ein unverhältnissmässig hoher phantastischer Bau Altar-
in zügellos zu einander gesetzten und grösstentheils schlecht verstandenen aufsatz.
Formen der Renaissance: eine Maltzan'sche Stiftung vom Jahre 1603. Die
Abbildung überhebt uns einer eingehenderen Beschreibung, da die Bikl-
schnitzereien leicht verständlich sind. Nur von der obersten mag gesagt
werden, dass sie Gott Vater und Gott Sohn neben einander thronend darstellt,
und dass in den Sonnenstrahlen des Hintergrundes auch die Taube als Sinn-
bild des hl. Geistes sichtbar wird.
Das ganze Werk sieht aus, als wenn es dem Bristower Altaraufsat/
nahe kommen soll, der kurz vorher entstanden war und alle Welt von sich
208 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
reden machte. Indessen weit gefehlt. Der Kittendorfer Aufsatz verhält sich
zu dem Bristower wie die Nacht zum Tage.
Ein anderer Altaraufsatz, ebenfalls eine Schnitzarbeit im Geschmack
der Renaissance, hängt oberhalb des inneren Rundportals im Thurm.
Kanzel. Die Kaozel, gleichfalls ein Werk der Renaissance, und zwar vom
Jahre 1596, hat in ihren Füllungen die Gestalten des Heilandes und der vier
Evangelisten. Zu beachten ist der niederdeutsche Spruch: IM • ANFANG • WAS«
DAT • WORT • VND • DAT • WORDT • WAS « Bl • GADE • VND • GODT • WAS*
DAT • WORT • DAT • SULUE • WAS • VAN • ANFANG • BIE • GADE.
Empore. An der Empore der Gutsherrschaft, deren Brüstung gleichfalls ein be-
achtenswerthes Schnitzwerk ist, sieht man neun Figuren, welche Tugenden
darstellen, ausserdem aber auch acht Doppelwappen aus der Zeit der
von Maltzan, Blücher und Oertzen.
Glas- Im Fenster auf der Südseite des Chors als Glasmalereien mehrere
malereien. bürgerliche Wappen, in den Fenstern des Langhauses noch eine Reihe anderer
Malereien.
Glocken. Von den drei Glockeo im Thurm ist die grösste gesprungen und an-
gebohrt, wird aber noch gebraucht. Sie hat unten am Rande die ringsum
laufende Inschrift: gelp • 50I1 • ht§ • Ift • 61i(g)]^iniie • bat • Iß • enen • ggbben •
eube^ • (B)8etailine ®.^) — Die zweite Glocke ist die älteste Glocke des
Landes und wohl erhalten. Sie hat zwei umlaufende Umschriften. Die obere
lautet: S ffiftßO » Dlil i AR ^ QQ * LXXX i VIII *? RVSK * SVfitt .
Die untere lautet: S i ^ i 0 i R i ö i X ! ^ i G l h ': 0 ': R ': l \ & S, ':
V ; e ': ft ; I : a : V S ; P : Ä i G ; e : . — Die dritte Glocke hat die Um-
schrift: + 0 re]c glorle O firifle O iieni O quin pace O.
Kleinkunst- Kleinkunatwerke. i. 2. Kleiner silberner Kelch auf sechspassigem Fuss
werke. mit dem eingravierten Parkentin'schen Wappen und den Buchstaben M»
E • V • P« Von dem Rostocker Goldschmied Jürgen Müller. Patene mit den-
selben Werkzeichen. — 3. 4. Grosser silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem
Fuss, ohne Inschrift, aus dem XVIII. Jahrhundert. Auf dem Fuss nachstehende
Stempel @ H/. Patene ohne Werkzeichen. — 5. 6. Neusilbemer Kranken-
kelch mit Patene. — 7. Silbernes Krankengeräth, ohne Inschrift und Stempel. —
8. Länglichrunde silberne Oblatenschachtel. Auf dem Deckel eingraviert das
Parkentin'sche (Barkentin) Wappen mit der Jahreszahl 1692 und den Initialen
M*E*V*B* — 9. Kreisrunde silberne Oblatenschachtel mit dem Sanitz-
Blücher'schen Allianzwappen und den Initialen B • S» und A • M • B»*) Auf
der Unterseite der Stralsunder Stadtstempel und der Meisterstempel F. B. —
10. Zinnernes Taufbecken, gestiftet von JOACHIM WITT 1696.
*) Sollte sie einmal umgegossen werden, so würde es sich empfehlen, von der Inschrift
vorher einen Gypsabdruck zu nehmen. M. Jahrb. XL, S. 192.
') Das Sanitz'sche Wappen zeigt im Felde drei Weinstöcke und als Helmzier drei Pfauen-
federn. Die Initialen bedeuten Berend Sanitz und Anna Marie Blüchers (s. o.).
GUT UND KIRCHDORF KITTENDORF. 209
Schloss Kittendorf. Der Erbauer des Schlosses, dessen Park-Anlage Schloss zu
zu den schönsten dieser Art in Mecklenbui^ gehört, ist der Kammerherr Hans Kittendorf.
Friedrich von Oertzen, der im Jahre 1855 mit dem Gute Kittendorr und seinen
Nebcngütem Mittelhof und Oevelgünne ein Familien - Fideikommiss errichtete.
Der Bau selbst Tolgt in seiner malerischen Zertheilung den gothisierenden
Tendenzen des englischen Tudorstiles, wie er in jener Zeit in Mecklenbui^
beliebt war.*)
*) Lisch und Wedemeyer, Album mecklenburgischer Schlösser und LandgUter: Text und
Abbildung in den Hefleo 8 — i*.
210 AMTSGERICHTSBEZIRK STA VENHAGEN.
Das Filial- Kirchdorf SUIten.')
Geschichte HBlIer Name des Domanialkirchdorfes Suiten lässt erkennen, dass hier früher
des HiSfia gj^i2 gesucht und gefunden sein muss. Und in der That werden noch
Dorfes. heute die Stellen gezeigt, wo die Salzquellen gewesen sein sollen. Auch
spricht jene Urkunde vom 29 Mai 1282, in welcher Herzog Bogislav
von Pommern die Stadt Stavenhagen und deren liegende Gründe bestätigt,
von Salinen und Eisengruben.*) Sonst aber ist geschichtlich nichts weiter
nachzuweisen. Das holsteinische Kloster Reinfeld, welches Suiten um jene
Zeit erwarb, hätte gewiss nicht ermangelt, das Salzlager auszubeuten, wenn
der Nutzen entsprechend gewesen wäre. Zur Zeit der ersten urkundlichen
Erwähnung sitzt die Familie Voss in Suiten. Auf deren Veranlassung verleiht
Herzog Barnim von Pommern dem Kloster Reinfeld am 28. Mai 1264 das
Eigenthum an zehn Hufen im Dorfe, und wenige Jahre später verkaufen
die Ritter Johann und Friedrich Voss zu Stavenhagen auf ihren Todesfall
dem Kloster weitere sechsunddreissig Hufen in Suiten mit allen Rechten und
Zehnten, und endlich überträgt noch in demselben Jahre der Herzog Barnim
von Pommern dem Kloster das volle Eigenthum dessen, was es an Gütern im
Dorfe innehat, sowie das, welches die Voss mit dem höchsten und niedersten
Gericht zu diesem Zweck vor ihm aufgelassen haben.') 1271 wiederholen die
Voss den gleichen Handel mit anderen achtzehn Hufen, denen Bischof
Hermann von Kammin 1274 den halben Zehnten von vierundvierzig Hufen
hinzufügt.^) Endlich erwirbt das Kloster den ungetheilten Besitz des ganzen
Dorfes und weiss ihn zu schützen.*) In diesem Eifer scheut es sich nicht,
das Kloster Dargun sogar mit dem Interdikt belegen zu lassen. Das kam so:
Der Ritter Nikolaus Hahn, der in Suiten Räubereien begangen hatte, war ge-
storben und in der Klosterkirche von Dargun beigesetzt worden. Kloster Rein-
feld aber hatte den Plünderer mit Interdikt und Bann strafen lassen und ver-
langte nun die Entfernung des Gebannten aus geweihter Erde. Dargun aber,
welches die von Hahn stets als seine Gönner verehrt hatte, versagt das Be-
gehren. Da erfolgt der Bannfluch von einem Kloster über das andere, und
es bedarf erst der Absendung eines päpstlichen Specialdeputierten aus Avignon
im Jahre 1374, um die Sache aus der Welt zu schaffen, die übrigens in
*) 7 km südlich von Stavenhagen. Der Name verräth die niederdeutsche Gründung.
«) M. U.-B. 1630.
•) M. U.-B. 1013. iioo. iioi (Suiten in terra Tucen, vgl. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 276).
*) M. U.-B. 121 1.
») M. U.-B. 7778.
FILIAL- KIRCHDORF SÜLTEN. — GUT UND KIRCHDORF VARCHENTIN. 21 1
ungünstigem Sinne für Reinfeld endet.*) Bis zur Säkularisierung bleibt Suiten
klösterlicher Besitz, um dann, wie die übrigen mecklenburgischen Güter dieses
Klosters in früher bereits geschilderter Weise, für immer in landesherrliche
Verwaltung überzugehen.*)
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Kittendorf.
Kirche. Die Kirche zu Suiten ist ein gothischer Neubau von 1870/73. Kirche.
Neu ist auch die innere Einrichtung.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,95 m) stammt vom Glocken.
Jahre 1494, von der Inschrift war ausser der Jahreszahl nur zu lesen
<0 rector celi o et alpga noä abiuba Unter dem
Schluss das Abbild einer Monstranz, seitwärts vom Mantel das
nebenstehende Giesserzeichen. Die sehr kleine zweite Glocke ist
ohne Inschrift und Zeichen.
Kleinknnstwerke. i — 3. Kelch, Patene und Oblatendose, alle drei von Kleinkunst-
dem Malchiner Goldschmied F. W., aber ohne jede weitere Inschrift. In den werke.
Formen des XVIII. Jahrhunderts. — 4 — 6. Kanne mit Untersatz, Kelch und
Teller, alle neu, mit ftinf englischen Goldschmiedsstempeln. Geschenke des
1806 zu Hof Suiten geborenen und in England zu grossem Vermögen und
Ansehen gelangten A • W • F • BÖLCKOW. — 7. Zinnernes Becken, gestiftet
1700 von HANS JAKOB FRESE und MARIE ELISABETH FRESE. Dieselben
Stempel wie an den Leuchtern in Tarnow.
Das Gut und Kirchdorf Yarchentin.^)
|ie erste urkundliche Nachricht über Varchentin stammt aus dem Jahre 1333. Geschichte
Freilich erfahren wir nichts weiter, als dass es damals eine Parochie des
ist, zu welcher das Dorf Kraase gehört.*) Der Bürgermeister Nikolaus Dorfes,
von dem Berge, der um die Mitte des XIV. Jahrhunderts das Gemeinwesen
der Stadt Waren regiert, ist der erste, der uns mit Besitz und Rechten in
Varchentin entgegentritt, zu denen er im Jahre 1350 gelangt. '^) Derselbe
Bürgermeister vermacht in seinem am 11. August 1360 zu Waren errichteten
*) M. U.-B. 10666.
*) M. Kunst- und Gesch.-Denkm. II, S. 683.
*) 14 km südlich von Stavenhagen. »Ort des Vargetac (vragü = Feind, Teufel): Kühnel,
M. Jahrb. XLVI, S. 149.
*) M. U.-B. 5433.
») M. U.-B. 7033.
14»
212 AMTSGERICHTSBKZIRK STAVENHAGEN.
Testament um seiner und der Seinigen Seligkeit willen der Marienkirche seiner
Stadt drei Hufen und sechs Käthen zu »Verghentyn«, dem Pfarrer in Varchentin
selbst aber den dritten Theil »des standen lütken Waters«, welches mitten im
Dorfe gelegen ist.*) Diese Stiftung wird am 21. December desselben Jahres
vom Domherrn Gerhard Koch, Vikar des Bischofs Albrecht in Schwerin,
bestätigt.*) Varchentin gehört somit nicht mehr zum Lande Circipanien und
zur Kamminer Diöcese, wie noch Kittendorf und Suiten. Ausser dem von
dem Berge finden wir dort den Wedege Brüsewitz, welcher 1378 neun Hufen
nebst dem grossen See an Tönnies Scherve und dessen beide Söhne verkauft,
die im Jahre 1406 fünfzehn Hufen, ein und ein halbes Viertel am See und
das höchste Gericht zur Hälfte an Klaus von Heydebreck überlassen.') Von
1445 ^^ ^^^^ gelangen allmählich die Kruse (Krause) und Rostke neben den
Herzögen in den Besitz verschiedener Antheile, sodass thatsächlich von einer
auffallenden Zerstückelung des Gutes und Dorfes gesprochen werden kann.
Unter den Theilbesitzern mag besonders des Herzogs Johann Albrecht be-
kannter Land- und Hofrath Joachim Kruse genannt werden, welcher um
die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts Antheil- Inhaber von Varchentin ist.
S. o. bei Malchin S. 91.
Den Kruse'schen Antheil erwirbt im Jahre 167 1 der Lehnrath Dr.
Ferber, einstweilen antichretisch auf fünfundzwanzig Jahre, den fürstlichen An-
theil aber hat der Lehnsherr inzwischen tauschweise an Kamptz von Blumenow
überwiesen, von welchem er an Winterfeld von Varchow übergeht. Laut
Protokoll der Lehnkammer vom 17. März 1691 haben damals die Ferber, fünf
Rostke und ein Winterfeld das Dorf und Gut Varchentin im Besitz. Doch
im Jahre 1693 ist der Geheimrath Johann Levin Ferber Inhaber des ganzen
Gutes, das auf seine Bitte von Herzog Gustav Adolf allodificiert wird. Er wird
in dem am 20. September 1693 ausgestellten Allodialbrief ausdrücklich als
alleiniger Besitzer des ganzen Gutes c. p. anerkannt.*) Indessen ver-
anlasst Herzog Friedrich Wilhelm den Geheimrath, auf die Allodialität
zu verzichten, und ertheilt ihm unter dem 17. December 1701 einen Lehn-
brief, in welchem die Erbfolge dahin festgesetzt wird, dass, wenn Gustav
Ferber oder dessen Descendenten männlichen Geschlechts ohne Hinterlassung
männlicher Leibeserben versterben .sollten, seine und deren Descendenten weib-
lichen Geschlechts succedieren sollen. So wird Varchentin zu einem Kunkel-
lehn. Nach Gustav's Tode folgt sein Sohn, der Hofmeister Joh. Friedrich
von Ferber, und als dieser 1752 ohne Leibeserben stirbt, übernimmt seine
Schwester, verwittwete von Klinggräff, das Gut. Nachdem in einem Prokla-
mationsverfahren sich ausser den Kruse's Niemand gemeldet, diese jedoch
abgewiesen sind, überträgt die ebengenannte verwittwete von Klinggräff das
Gut im Jahre 1760 auf ihren Sohn, den Etats- und Landrath Christian
0 M. U.-H. S777.
*) M. U.-B. 8810.
*) Akten im Grossh. Archiv.
*) Akten im Grossh. Archiv.
GUT UND KIRCHDORF VARCHENTIN. 213
von Klinggräir. Von diesem kommt es 1809 wieder an die von Ferber,
welche es 1836 dem Banquier Gottlieb Jenisch verkaufen, dessen Tochter
Maria Anna, Gräfin Grote, noch heute Eigenthümerin ist.
Einen Pleban Heinrich Kroppenstädt finden wir schon 1 304 in Varchentin.
Um 1326 ist von einem »Fernere Rudolf die Rede, auch von seinem Kaplan
Giese. Um 1350 lernen wir ferner eine Reihe von Bauern in Varchentin
kennen : es sind lauter deutsche Namen, die sie tragen und unter denen der
Name Westphat hier wie anderswo nicht fehlt. Weitere Pfarrer des Mittel-
alters aber können wir nicht nennen. Im Jahre 1541, als die Parochie mit
Clausdcrf, Deven und Kraase schon dieselbe Ausdehnung hat, welche sie Jieute
besitzt, und als die von Kruse das Kirchlehn zu vergeben haben,') ist Johann
Sperling Pastor zu Varchentin. Anfang der siebenziger Jahre des XVI. Jahr-
hunderts ist es Andreas Mangelstorff, der 1577 die Konkordienformel unter-
schreibt und 1589 noch im Amte ist. Nach ihm nennt Cleemann in seinem
Manuskript zum unvollendeten Syllabus Gustroviensium noch einen Job. Meifarth.
Von 1614 bis 1662, also 48 Jahre lang, ist Joachim Taumann Pastor zu
Varchentin, einer von den wenigen Landgeistlichen, welche die ganze Leidens-
zeit des dreissigjährigen Krieges auf ihrer Pfarre überdauern. Als er gestorben
ist, wird Kaspar Krause sein Nachfolger. Damals, 1664, sind Adam Philipp
Oldenburg, Henning Kruse, Baltzer Berg und Johann RestorfTs Erben im
Besitz des Patronats. 1671, als Kaspar Krause das Amt eines Hofpredigers
in Mirow übernimmt und Michael Jordan sein Nachfolger wird, haben das
') Im Filialdorf Kraase hatten die Rostke das Kirchlehn zu vergehen.
214 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Patronat Joh. Levin Ferber, die Kruse und Baltzer Berg. Jordan stirbt bereits
1678. Ihm folgt Johann Buchholz (f 1723), und diesem im Jahre 1723, als
Joh. Friedr. von Ferber alleiniger Patron zu Varchentin und Kraase ist, der
Sohn Samuel Heinrich Buchholz (f 1732). Nach fast fiinrjähriger Vakanz
folgt 1737 Joh. David Wagener (f 1756), und diesem im Jahre 1758 Jakob
Valentin Linde (■}■ 1813). Ueber ihn und seine Nachfolger s. Walter a. a. O.
Kirche. Kircbe. Die Kirche besteht aus einem schmäleren Chor, der mit einem
Kreuzgewölbe überspannt ist, dessen Urspriinglichkeit nicht sicher erscheint,
Inneres der Kirche zu Varchentin.
und an dessen Rippen keine feinere Stabform entwickelt ist. Die OefTnung
des Chors nach dem etwas breiteren Langhause hin wird durch zwei gothische
DurchgangsbÖgen bewirkt, die einen vierseitigen Pfeiler zwischen sich haben
und an die Stelle des sonst hier vorhandenen einen Triumphb<^ens getreten
sind. Das Langhaus hat jetzt eine flache Bretterdecke, scheint aber früher
ebenfalls eingewölbt gewesen zu sein, und zwar so, dass der Scheidepfeiler
der beiden Triumphbogenöffnungen dabei als Träger verwandt wurde. In
diesem Falle kann man annehmen, dass es mit vier kleineren Kreuzgewölben
überspannt war und somit noch ein zweiter Pfeiler in der Mitte des Langhauses
stand, der das Langhaus in zwei Schiffe (Frauen- und Männerseite) thetlte.
Die Bildung der Lichtöffnungen in der platt abschliessenden Ost wand des
GUT UND KIRCHDORF VARCHENTIN. 21 5
Chors und in der einen Hälfte der Südwand des Langhauses lässt erkennen,
dass die ursprünglichen Theile des Kirchenbaues der Zeit des Ueberganges
vom romanischen zum gothischen Stile des XIII. Jahrhunderts angehören.
Denn die alten Lichtöffnungen zeigen die bekannte Schlitzform der früheren
Zeit. Der im Westen vorgesetzte Thurm ist ein Holzbau. Unter den archi-
tektonischen Einzelheiten der Kirche verdienen die Portale auf der Nordseite
und Südseite des Langhauses, die innerhalb eines vorgeschobenen und ab-
getreppten Mauerkerns angelegt sind, eingehendere Beachtung. Der Ostgiebel
des Chors ist Fachwerk, wie denn der ganze Bau erkennen lässt, dass er eine
Zeit lang als offene Ruine dastand. Im Innern ist die Kirche in allen ihren
Theilen in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts erneuert.
Der Predigtstuhl der Kanzel ist aus Stein aufgemauert, der Schalldeckel Innere Ein-
gehört dem XVII. Jahrhundert an und trägt das FERBER'sche Wappen. — richtung.
Orgel und Taufständer sind neu.
Die vorhandenen Bilder stammen zwar aus älterer Zeit, sind aber erst Bilder und
in neuerer Zeit vom Patron der Kirche geschenkt worden. Andere Alter- zurück-
thümer, darunter der Torso eines grossen Triumph-Christus, eine Mutter Gottes gestellte
mit dem Kinde auf dem Schoosse, und verschiedene andere gothische ^erke
Schnitzereien, sind in einem Nebenraum untergebracht. Zu erwähnen sind
ferner ein geschnitzter Taufständer des XVI. Jahrhunderts, der von der Familie
ROSTKE (Rostock) gestiftet ist, die Reste eines Epitaphs u. a. m.
Im Thurm hängen drei Glocken. Die grössere (Dm. 1,22 m) hat die Glocken.
Inschrift SOLI DEO GLORIA und dabei die Angabe, dass sie unter dem Etats-
und Landrath CHRISTIAN LUDWIG KARL VON KLINGGRAEFF und seiner Frau
MARGARETHE ELISABETH VON LUTZOW von Joh. Christian Meier zu Neustrelitz
1799 umgegossen sei, darüber Krone und Engel. Die zweite (Dm. 1,00 m)
und dritte Glocke (Dm. 0,73 m) sind ohne Schrift und Zeichen.
Vasa Sacra. i. Silbervergoldeter gothischer Kelch vom Ende des Vasa sacra.
XIV. oder Anfang des XV. Jahrhunderts, auf vierpassigem Fuss, welcher so
gebildet ist, dass den vier Hauptpässen vier kleinere Pässe zwischengefugt
sind. Auf dem P'uss ein kleiner plastischer Knicifixus als Signaculum,
diesem entgegengesetzt ein dem XVI, Jahrhundert angehörendes Kruse'sches
Wappen mit den Initialen M • K» In den Rotuli des Knaufes der Name ij^efU^»
ebenso in den Annuli des Schaftes i|^^fu^ — CtlftU^. — 2. Silberner Kelch auf
rundem Fuss, aus dem sich ein sechsseitiger Schaft entwickelt. Die sechs
Theilflächen des Fusses sind mit Gravierungen geschmückt; die eine dieser
Flächen enthält das Wappen der MARGRETA MORDERS mit dem Datum 1618,
während oben an der Kupa das Wappen der GÖDELL HÖRN zu sehen ist.
Arbeit des Rostocker Goldschmieds W(inckelmann). — 3. Silbervergoldeter
Kelch des XVIII. Jahrhunderts, auf sechspassigeni Fuss. An der Kupa zwei
Doppelmonogramme unter fiinfzackiger Krone, von denen das eine F»B«V»0.
und das andere die Buchstaben A»J«B«V«0« enthält. Als Stadtstempel
2l6 AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENUAGEN.
ein dreithürmiges Thor, ais Meisteislempet ein P. — 4 — 8. Neuer silber-
vergoldeter Kelch mit Patene, dazu eine Oblatendose und zwei Kannen: alle
fünf Stücke neuere Hamburger Arbeiten, Geschenke des Erbherrn JENISCH
auf Varchentin — 9^12. Kranken geräth, geschenkt von demselben, dazu ein
kleiner Knicitixus und zwei Leuchter Gleichfalls Hamburger Goldschmieds-
arbeiten. — 13. Alter Zinnkelch, mit der Marke des englischen Zinns. ^
14. Kleiner silberner Schöpflöffel, ohne Stempel.
Schloss lu Vu-chep
Das Gut und Kirchdorf Varchow.')
^^Huf der Burg zu Varchow sitzt in alter Zeit das mit der mächtigen Familie
^*" Holstein stammverwandte Geschlecht der Kruse. Schon am 13. Juli 1326
gründen vier Mitglieder dieser Familie auf Varchow die Kapelle in Lehsten.*}
Am 22. März 1342 erscheinen Reynekinus und Thydericus fratres, dicti Krusen
in villa Verchowe.') Nach Art vieler alter Familien halten die Kruse, welche
später auch Krause genannt werden, ihren Besitz lange fest. Noch am An-
fang des siebenzehnten Jahrhunderts blüht die Familie, welche inzwischen auch
die benachbarten Güter Varchentin, Kraase und Bredenfetde erwirbt, dann aber
b^innt der Niedergang ihres Besitzes.*)
') 15 km südlich von Stavenhngen. >Ort des Verchi, oder Hochdorf, wenn die Ableitung
TOD dem Bltstaviscfaen >vrühü< = Gipfel richtig ist. Vgl. Kuhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 149.
■) M. U.-B. 4749-
•) M. U.-B. 6196.
*) Vgl. Lisch, M, Jahrb. XXIX, S. 165 ff.
GUT UND KIRCHDORF VARCHOW. 217
Ausser den Krusen haben aber auch die von Kamptz Antheile in
Varchow. Henning von Kamptz erscheint 1420 als Inhaber von vier Bauer-
höfen und acht Hufen daselbst. Dass dieser Besitz ein sehr alter ist, geht aus
einem Zeugenverhör vom Jahre 1574 hervor. Damals weiss keiner unter den
Kamptzen anzugeben, wann und von wem sie ihn erworben haben. Da jedoch
Varchow Stammlehn der Krusen ist, und eine Mai^aretha Kruse in ältester
Zeit als Ehefrau eines Kamptz genannt wird, scheinen diese Güter von der
Familie Kruse erheirathet zu sein.^) Die von Kamptz verkaufen sie in den
Jahren 1696 und 171 1 an Dietrich Otto von Winterfeld, der auch einen
Kruse'schen Antheil erwirbt. Doch im Jahre 1755 kauft Joachim Ernst
von Kamptz den alten Besitz zurück und bildet damit das seitdem selbst-
ständig gewordene Gut Klein- Varchow.*)
Der vorher berührte Niedergang des Kruse'schen Besitzes erhellt aus
den unaufhörlichen Verpfandungen, welche sich durch das ganze siebenzehnte
Jahrhundert hindurchziehen und mit dem im Jahre 1700 an Otto Dietrich
von Winterfeld geschehenen Verkauf Varchows enden.') Winterfeld erhält
den Lehnbrief über das ganze Gut Varchow am 23. April 1702, muss aber
bei dieser Gelegenheit auf die hohe Jagd verzichten. Wie bereits bemerkt
worden, veräussert Winterfeld den früheren Kamptz'schen Antheil, welcher
später das Gut Klein- Varchow bildet, 1755 an Joachim Ernst von Kamptz;
der zurückbleibende Theil, welcher nunmehr das Gut Gross- Varchow bildet,
geht 1756 in die Hände des Etatsraths Christian von Klinggräff über, von
dem ihn 1803 der Kammerrath Johann Karl David Zimmermann erwirbt.
Dessen Rechtsnachfolger ist 1821 der Rathsherr Martin Jenisch und 1828 der
Banquier Gottlieb Jenisch. Im Jahre 1836 erwirbt der letztgenannte das
Kunkellehn Varchentin. 1863 wird auch Varchow Kunkellehn, und heute sind
beide Güter im Besitz der Gräfin Maria Anna Grote, geb. Jenisch.
Wie Varchentin, so gehört auch Varchow mit seinen älteren Filialen
Bredenfelde und Lehsten nicht mehr zur Kamminer, sondern bereits zur
Schweriner Diöcese und liegt somit ausserhalb des Landes Circipanien, dessen
Grenze hier durch die Kittendorfer Peene gebildet wird. Die Zugehörigkeit
zur Diöcese Schwerin ist überdies deutlich aus jener Urkunde vom 13. Juli 1326
zu ersehen, in welcher die von den Bewohnern des Dorfes Lehsten und von
den Krusen auf Varchow neu gegründete Kirche des hl. Nikolaus zu Lehsten,
an welche heute nur noch eine Glocke eine Erinnerung wachruft, durch den
Bischof Johann von Schwerin als Filia zur Kirche in Varchow gelegt wird.*)
Damals giebt es hier einen Kirchherrn Thymo (Timm). Um 1520 verräth
uns die Glocke zu Lehsten den Namen des Pastors : es ist Nikolaus Mandüvel.
Um 1541 ist Johann Berckow Pastor in Varchow, der (nach Cleemann) erst
im Jahre 1582 gestorben sein soll. Aber als seinen Substituten und späteren
*) Vgl. C. J. G. von Kamptz, Geschichte der Familie von Kamptz 1871, S. 33.
*) Kamptz, a. a. O., § 319 ff.
*) Akten im Grossh. Archiv.
*) M. U.-B. 4749.
2l8
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Kirche.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Nachfolger finden wir schon 1575 den Martinas Brathering auf der Pfarre. Er
unterschreibt 1577 die Konkordienformel. Eine Zeit lang nennt er sich
Martinus Moenius, nimmt aber später den Namen Brathering wieder an, wie
aus seinen vielen Briefen an den Herzog Ulrich ersehen werden kann, und ist
nachweislich noch über 16 14 hinaus im Amt (nach Cleemann's Quellen bis 1622).
Ihm folgt Johann Heinrici bis in die grossen Unglücksjahre 1637 und 1638,
die ihn zugleich mit seinen Pfarrkindern vertilgen. Drei Personen giebt es
1648 in Lehsten, während Varchow und Bredenfelde menschenleer geworden
sind. Doch 1651 berufen die von Kruse, als Inhaber des Patronats von
alter Zeit her, wieder einen Pastor nach Varchow : es ist Christian Arnold
Lange (f 1669). Es folgen weiter: 1670 Joh. Bernhard Hartmann (f 1676),
1677 F'riedrich Sternhagen (f 1703), 1704 Nikolaus Breddin (f 1738), 1738
der Sohn Christoph Joh. Breddin (f 1753 oder 1754), 1755 Adolph Christoph
Bresse (f 1775) und 1776 Kord Joachim Knöchel (7 1801). Ueber die Geist-
lichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Ziegelbau auf einem Granit-
fundament, mit Chorschluss aus dem Achteck und mit lauter zweitheiligen
Fenstern, deren Wandungen und Laibungen alt, deren Pfostungen aber neu
sind. Im Innern eine neue flache Holzdecke, wie denn überhaupt die ganze
Einrichtung neu ist. Das Innere des alten Thurms hat 1860 eine neue
Wölbung erhalten und dient als Raum Tür die Taufen.^) In einem Anbau
werden noch sieben gut geschnitzte Figuren aus einem gothischen Triptychon
aufbewahrt. In der Kirche hängen zwei grosse Bilder, eins vom Pastor Stern-
hagen (gest. 1704), das andere vom Pastor Breddin, dem Schwiegersohn und
Nachfolger jenes.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist ohne Inschrift und Zeichen.
Die kleinere hat eine zweizeilige rund herumlaufende Inschrift in gothischen
Minuskeln. Sie ist aber nur von einer Seite her erreichbar und lä.sst sich
daher nur theilweise entziffern: . . . \)ÜX\§ fitoficr • Ijcnuillrfl • IltUfe • Ijllirfcft
&arliota • iodjitn • laiifeman • b ti 111 i e • anno • boniini • nitil):liiii * * « *
Aus der Jahreszahl 1568 ist somit zu ersehen, dass die Glocke zur Zeit des
Pastors Johann Berchow (Barkow) gegossen worden ist.*)
Kleinkunstwerke. i. 2. Gothischer Kelch auf sechspassigem Fuss; auf
den Rotuli des Knaufes der Name IIlHSVS. Als Signaculum am Fuss die
Kreuzigungsgruppe. Keine Werkzeichen, weder am Kelch noch an der zu-
gehörigen Patene. — 3. Grösserer Kelch des XVIII. Jahrhunderts auf sechs-
passigem Fuss, mit einem aufgelegten Krucifixus als Signaculum. Vom
Rostocker Meister BL (Detlof Lehmann). Auf der Unterseite die Inschrift:
JFR • MARIA DOROTHEA STERNHAGEN ANNO 1719, 24 SEPT« — 4. 5. Kelch
^) Rönnherg, M. Jahrb. XL, S. 211.
*) Die Siglen V b tn i t bedeuten >verbum domini manet in eternum«. Hinter der Jahres-
zahl mag noch der Name des Ciiessers folgen. Es war der Glocke sehr schwer beizukommen.
Vgl. Rönnberg, M. Jahrb. XL, S. 211.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF BREDENFELDE.
219
auf rundem Fuss, auf dessen Unterseite die Inschrift steht: CHRISTI ANUS
SAMUEL BREDDIEN 23 • MARZ 1736. Als Stadtstempel ::n dreithürmiges
Thor und als Meisterstempel (T^§), ebenso auf der Patene. — 6. Geräth für die
Kranken-Kommunion, Hamburger Arbeit (B ^t G). — 7. Silbervergoldete länglich
runde Oblatendose, mit dem Namen der Stifterin SOPHIA CHRISTINA STERN-
HAGIN auf dem Deckel. Stadtzeichen wie bei No. 4 und 5. Als Meisterzeichen
ein Cursiv-F. — 8. Grosse silberne Kanne, 1854 von GOTTLIEB JENISCH als
Patron der Kirche geschenkt. Hamburger Arbeit (B A G). — 9. Taufbecken
von Messing, mit Adam und Eva unter dem Baum.
Am Schulbausc zu Lehsten hängt eine kleine Glocke, die bei Sterbe-
fallen gebraucht wird. Sie soll ursprünglich auch ihren Platz auf dem Thurm
zu Gross -Varchow gehabt haben, aber später als Vergütung für Glockengut,
das von Lehsten zum Guss der Varchowschen Glocke geliefert wurde, dorthin
gegeben sein. Alles das angeblich noch vor dem dreissigjährigen Kriege.
Nach Niederlegung der Kirche zu Lehsten (welche erst nach dem dreissig-
jährigen Kriege statthatte), ist die Glocke in Lehsten geblieben. Ihre Inschrift
lautet: aiiQ tiFf • tn • cccccj:}: • ^tt nicQlau^ inantililiel • ]^el)i • goti • bntie
Ü • lliarya • }ftttt • Zwi.schen den einzelnen Wörtern der Inschrift statt der
Punkte kleine Blatt -Verzierungen.
Schulhaus
zu
Lehsten.
" -N -> ^*.
') Fast 12 km südsUdöstlich von Stavenhagen. Der Name wird wahrscheinlich von der
alten Adelsfamilie der Brede abzuleiten sein, wenngleich wir von deren Beziehungen zum Gute
nichts wissen.
*) M. U.-B. 7829.
') Akten im Grossh. Archiv.
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Bredenfelde.')
|as Gut Bredenfelde ist in alter Zeit unter mehrere Besitzer getheilt und Geschichte
kommt erst verhältnissmässig spät in eine einzige Hand. Am ^^s
12. November 1353 verleiht Fürst Bernhard von Werle den Gebrüdem
Henning und Hardeloff Voss neue Besitzungen in Bredenfelde und bestätigt
ihnen die alten daselbst.*) Dies der eine Theil. Der andere Theil wird von
den Krusen auf Varchentin besessen, bildet eine Pertinenz dieses Gutes und
theilt dessen Schicksale bis ins neunzehnte Jahrhundert.
Die von Voss halten ihren Antheil bis zum Jahre 1702 fest; dann
treten sie ihn an Vincent von Aven ab, welcher am 8. Oktober desselben
Jahres um Ertheilung des Lehns über Bredenfelde bittet und den Lehn-
brief erhält.*) Nach dessen Tode übernimmt sein Tochtersohn Friedrich
220
AMTSGERICI ITSBEZIRK ST AVEN HAGEN .
Kapelle.
August von Kaikreuth in der Auseinandersetzung mit seinen Miterben das
Gut, um es 1773 dem Etatsrath Christian von Klinggräff auf Chemnitz und
Pinnow zu verkaufen, welcher inzwischen das Gut Varchentin mit seinen Per-
tinenzen, also auch mit denen in Bredenfelde erworben hat.*)
Die Kruse'schen Antheile von Bredenfelde kommen theilweise in die
Hände des Otto Dietrich von Winterfeld und in die eines Gottschalk.
Nachdem darauf die von Kruse ihre Rechte im Jahre 1693 dem Geheimrath
Johann Levin Ferber abgetreten haben, erreicht dieser von Herzog Gustav Adolf
die Allodificierung Varchentins nebst Pertinenzen und dessen, was er hinzu-
erwerben würde. Doch die Allodialität des Besitzes wird ihm durch Herzog
Friedrich Wilhelm wieder genommen, dafür aber sein Besitz zum Kunkellehn
gemacht, und nun gelangen 17 19 auch die Antheile des Winterfeld und des Gott-
schalk in seinen Besitz. Daher ist Bredenfelde noch heute zum Theil Mann-,
zum Theil Kunkellehn.*) Im Jahre 1752 stirbt der Hofmeister Johann Friedrich
von Ferber auf Varchentin, Bredenfelde und Kraase, ohne Leibeserben zu
hinterlassen. In Folge davon erhält seine Schwester, die verwittwete
von Klinggräff, diese Güter in der Erbtheilung und tritt sie 1760 ihrem Sohn,
dem Etatsrath Christian von Klinggräff ab, von dem oben bereits bemerkt ist,
dass er auch den Voss'schen Antheil an Bredenfelde erwarb. Nach seinem
Tode übernimmt 1809 Ernst Moritz von Heyden das nunmehr zu einem
Ganzen vereinigte Gut, veräussert es aber kurz vor seinem am 29. December 1 8 1 5
erfolgenden Hinscheiden an den Premier- Leutnant von Arenstorff aus dem
Hause Sadelkow. Indessen macht sein Neffe Wichard Wilhelm von Heyden
das agnatische Vorkaufsrecht hinsichtlich des Mannlehn -Theils geltend und
erwirbt 18 16 Bredenfelde durch Vergleich zurück. Seitdem ist es Heyden'schcr
Besitz geblieben.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Varchow.
Kapelle. Die Kapelle in Bredenfelde ist ganz neu, ebenso sind es die
Glocken und die Vasa sacra.
Das Kirchdorf Briggow/)
Geschichte H^Hls Gemeke Kossebade im Jahre 1350 zusammen mit seinen Vettern und
des '(■a Söhnen den Berend Maltzan und dessen Brüder wecken zahlreicher
^^ ^^' schwerer Vergewaltigungen seiner Besitzungen mit Raub und Brand beim
Herzog Albrecht verklagt, da nennt er unter seinen geschädigten Gütern auch
*) Akten im Grossh. Archiv.
•) Akten im Grossh. Archiv.
■) 12 km sUdsUdöstlich von Stavenhagen. KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 29, verbindet den
Namen Begerrowe mit den altslavischen Wortstämmen b^gö = Flucht und begarl = Läufer und
übersetzt ihn mit »Ort des B^garc Das könnte also soviel sein wie der deutsche OrtsnamQ Lau^'en.
KIRCHDORF BRIGGOW. 221
einen Hof zu Briggow (t& Begerrowe, tho Beggherow).*) Dreissig Jahre später,
um 1381, finden wir dort auch den Knappen Günther Stalbom angesessen.*)
Neben den von Stalbom treten nachher im XV. Jahrhundert auch die von
Wozenitz (Wotzen, Wutzen) auf.*) Die meisten Antheile aber am Dorf erwirbt
in der Folge das Kloster Ivenack, sodass es im Amtsbuch von 1 565/1 576
heisst, das Dorf gehöre dem Klosteramt Ivenack mit allen Rechten und Ge-
rechtigkeiten, doch seien einzelne Bauernhöfe da, deren Eigenthum den Herren
Kaspar Ganz, Joachim Arenstorff und Kune Hane gehöre. Einige dieser An-
theile gehen an die Familie Voss über. Aber eine Konsolidierung des Gutes
gelingt erst im XVII. Jahrhundert (1647, 1670, 1674, 1691) dem Hans Friedr.
von Krackewitz, der am 25. April 1702 von Herzog Friedrich Wilhelm den
Lehnbrief erwirkt. In Krackewitz'schen Händen bleibt Briggow bis 1791. In
diesem Jahre geht es an die Familie von Oertzen über, die es noch heute
besitzt.
Ueber die Gründung der Kirche und ihre ursprünglichen Verhältnisse
ist nichts bekannt geworden. Um 1638 ist sie Filia der Kirche zu Gross-
Helle. 1648 ist an beiden Orten alles wüste und leer.*) Man nimmt einen
Anschluss an Stavenhagen in Aussicht, aber es kommt nicht dazu. Im Visi-
tationsprotokoll von 1662 heisst es, dass die von Arenstorff das Patronat
gehabt haben. Es ist. ferner eine aktenmässig festgestellte Thatsache, dass
der gen. von Krackewitz mit dem Arenstorff'schen Grundbesitz auch das
Patronat erwirbt, und dass die Kirche unter Kracke^yitz'schem Patronat, und
zwar zusammen mit ihrer ehemaligen Materkirche in Gross -Helle, in ein Filial-
Verhältniss zur Kirche in Mölln tritt, wie es auch heute wieder besteht. In-
zwischen aber ist sie mehrfach hin und her gewandert: schon im XVIII. Jahr-
hundert von Mölln wieder fort zur Kirche in Gross-Varchow und von dieser
zur Kirche in Kastorf Seit 1829 aber ist sie wieder mit Mölln verbunden.^)
Kirche. Die neugothische Kirche ist 1866 in nicht gerade glücklichen Kirche.
Formen erbaut. Im Innern eine flache Decke, im Osten eine Apsis aus dem
Achteck. Die innere Einrichtung ist ebenfalls neu und bietet nichts Bemerkens-
werthes.
Im Thurm drei Glocken übereinander. Die unterste und grösste Glocke Glocken.
(Dm. 0,97 m) ist die jüngere. Sie ist laut Inschrift 1722 unter dem Patronat
des CHRISTIAN FRIEDERICH V. KRACKEWITZ, Hochfürstlich Mecklenburgischer
Kapitän, und zur Zeit des Pastors ANDREAS BARCKOW zu Kastorf von Michael
Begun gegossen worden. Die zweite Glocke (Dm. 0,91 m) ist die ältere. Sie
*) M. U.-B. 7142. Das Register des Urkundenbuches identificiert allerdings Briggow und
Beggerrowe, aber es ist, wie Grotefend mit Recht erinnert, nicht zu tibersehen, dass es auch in
Pommern ein Beggerow giebt. Hier muss also auf weitere Aufklärung gewartet werden.
*) M. U.-B. 1 1 360.
') Akten im Grossh. Archiv.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
*) Stuhr, Kirchenbücher Mecklenburgs, M. Jahrb. LX, S. 20. 21.
222
AMTSGERICHTSBEZIRK STAVENHAGEN.
Kleinkunst-
werke.
ist 1696 unter dem Patronat des HANS FRIEDRICH V. KRACKEWITZ von Ernst
Siebenbaum gegossen. Ausserdem eine dritte Glocke. Aber sie ist so gehängt,
dass sie sich nur mit den grössten Schwierigkeiten besichtigen lässt. Indessen
ist uns ihre Inschrift im Inventar von 181 1 erhalten. Darnach ist sie der
Kirche von MARIA ELEONORA VON KRACKEWITZ geschenkt und 1742 von
Joh. Heinrich Scheel in Stettin gegossen worden.
Kleinknnstwerke. i. 2. Kelch mit Patene von dem Güstrower Gold-
schmied Lenhard Mestlin, 171 5 von URSULA ELISABETH VON KRACKEWITZ
gestiftet. Am Fusse ihr Wappen. — 3. 4. Silbervergoldeter Kelch mit Patene,
gestiftet 1755 von S • E • V . KRACKEWITZ. Auf der Unterseite des Kelch-
ftisses ein undeutlicher Stadtstempel neben dem Meisterstempel J. F. M. —
5. Länglich runde Oblatendose auf vier Füssen, gestiftet 1749 von C«D«V« K«
Auf der Unterseite als Stadtstempel ein Thor mit drei Thürmen, als Meister-
stempel A. F. S. — 6. Messingbecken mit Verzierungen auf dem Rande. Im
Innern der Name CHRISTOF RICHTER A • 1703. — 7. Neues Taufbecken, ge-
stiftet 1898 von der Familie V • OERTZEN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Filial - Kirchdorf Tarnow/)
n Tarnow sitzen schon 1273 die Dargatz. In diesem Jahre bewidmen
Friedrich und Gothan Dargatz die Kirchen zu Kleeth und Tarnow
und verleihen ihnen einen Priester.*) Im Jahre 131 2 vergleichen die Fürsten
Nikolaus und Johann von Werle einen Streit des Klosters Reinfeld mit den
Dargatz wegen des Patronates der Kirche in Kleeth.*) Weitere Nachrichten
aus dem Mittelalter fehlen. Mit dem 1505 erfolgten Aussterben der Dargatz
scheint das Gut an die Maltzan gekommen zu sein, denn 1520 gehört es theil-
weise zu Schorssow, und später finden wir es mit dem im Maltzan'schen
Besitz befindlichen Gut Kittendorf vereinigt.*) 1625 verpfändet Franz Maltzan
Tarnow an Daniel Gebben auf 20 Jahre und 1644 auf weitere 20 Jahre an
die Gebben'schen Erben, welche es 1672 an Valentin Christoph von Barner
cedieren. Bald darauf wird Tarnow von den von Maltzan wieder eingelöst.
Wenigstens ist es 1700 schon wieder in ihrem Besitz, diesmal bis 1779. Von
1779 bis 1786 haben es die von Zülow. Dann aber ist es bis 18 19 wieder in
Maltzan'schen Händen. 1819 hat es Georg Haberland, 1836 Karl Neumann,
1848 Friedr. Wilh. Burchard, 1855 Karl August von Meyenn, 1860 Joh. Heinr.
Karl Schilder, 1872 Gustav Adolf Bock und von 1896 an bis jetzt Gustav
Franz Wendenburg.
^) 13 km südsüdöstlich von Stavenhagen. >Ort des Tarne oder »Dorndorf c
trunu = Dom : Kühnel M. Jahrb. XLVI, S. 142.
*) M. U.-B. 1300.
») M. U.-B. 3538.
^) Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 492. Akten im Grossh. Archiv.
Altslavisch
GUT UND FILIAL- KIRCH DORF TARNÜW. 223
Ueber die kirchlichen Verhältnisse siehe bei Mölln (Amtsgerichtsbezirk
Penzlin). 1648 ist das Dorf, in dem es vor dem Kriege sechs Bauern und
einen Kossäten gegeben hat, völlig wüst und menschenleer. 1703 werden
wieder vierunddreissig Beichtkinder gezählt.')
Kapeil«. Die Kapelle ist ein Fachwerkbau in Form eines regulären Kapelle.
Achtecks und mit einer flachen Decke geschlossen. Die innere Einrichtung
im klassicierenden Stil des XVIII. Jahrhunderts ist unbedeutend. Altar und
Kanzel befinden sich an der nordwestlichen Seite,
Im freistehenden Glockenstuhl neben der Kapelle zwei Glocken, eine Glocken,
grössere und eine kleinere. Beide sind 1760 unter dem Patronat des KARL
LUDWIG VON VIEREGGE von Joh. Va). Schultz in Rostock gegossen worden.
Kleinknnstwerke. 1 — 3. Zwei Zinnkelche und eine Zinnpatene, alle Klcinkunst-
drei mit der Marke des englischen Zinns. — 4 — 5. Zwei Zinnleuchter, der eine werke,
gestiftet laut Inschrift von PETER VlifULF 1692, der andere von 1 ^^^
FRANTZ BOOCHMANN 1692. Bei beiden als Stadtstempel der wer- | | j3jH|
lesche Stierkopf und der nebenstehende Meisterstempel.
') Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
Aus dem Schlosspark i
224
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Amts-
gerichts-
bezirk
Teterow.
Die wichtigsten vorgeschichtlichen Stellen
in den Amtsgerichtsbezirken Teterow, Malchin und Stavenhagen.
Amtagerichtabezirk Teterow. Teterow. Kegelgrab an der
Eisenbahn bei Teterow, worin zerbrochene Aschenurnen mit zerbrannten
Kinderknochen, ein Ring und eine Nadel aus Bronze, sowie mehrere Spindel-
steine und Perlen gefunden wurden. Lisch, M. Jahrb. XXIX, Q.-B., S. 2.
Auf der »Borgwallinsel« im Teterower See ein Burgwall, ca. loo Schritt
lang und 40 Schritt breit, 8 m über dem Wasserspiegel. Lisch, M. Jahrb.
XXVI, S. 181. Siehe o. S. i und 2.
Pampow. Beim Bau des neuen Hofes fand man 1847 mehrere Urnen
von schwarzer und brauner Farbe mit und ohne Henkel und mit Verzierungen,
die auf einen alteisenzeitlichen Begräbnissplatz schliessen lassen. Lisch, M.
Jahrb. XIII, S. 381.
Levitzow. In einem früheren Grabhügel fand man im Anfang des
XVIII. Jahrhunderts einen (römischen) Becher von dunkelblauem Glase, der
sehr schön erhalten war. Er wird im Grossherzoglichen Museum aufbewahrt.
Lisch, M. Jahrb. XXXVII B, S. 234. — Ueber neuerdings gefundene Urnen-
gräber und Wohngruben ist noch nichts näheres bekannt geworden.
Bttlow. Am See ein schöner, jetzt ebengemachter Burgwall wendischen
Charakters.
Klein -Lttkow. Nicht weit vom Malchiner See bei Klein -Lukow findet
sich ein Hügel mit einem Erdwal!, der »Burgwall« genannt. Lisch, M. Jahr-
buch IV B, S. 93, XXXVIII, S. 163. Ueber einen Moorfund jüngerer Bronze-
zeit, sehr ähnlich denen von Basedow und Dahmen, vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII,
Seite 376.
Gnibenbagen, Moltzow und VoUrathsrnhe. Die Feldmarken von
Grubenhagen, Hallalit, Steinhagen und Vollrathsruhe sind mit heidnischen
Gräbern übersäet, während mitten dazwischen die Feldmark von Glocksin,
wahrscheinlich durch die Ackerkultur, völlig rein von Steinen und Grabhügeln
ist. Lisch, M. Jahrb. VI B, S. 70. Beltz, Vorgeschichte, S. 37. Untersucht
sind erst wenige: eine Ausgrabung des Dr. Beltz bei Hallalit 1900 ergab in
einem sehr grossen Kegelgrabe und anschliessendem niedrigen Grabhügel sehr
werthvoUe Funde aus der älteren Bronzezeit (im Besitz des Herrn von Tiele-
Winckler auf Vollrathsruhe).
Hallalit. In den Tannen ein zum Theil noch erhaltenes Hünengrab;
vgl. Beltz, M. Jahrb. LXVI, S. 126.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
22S
Amtsgerichtabezirk Malchin. Malchin. Der :!>Kätelberg«, un-
gefähr eine Viertelmeile von der Stadt entfernt, ist ein früherer Begrähniss-
platz. Man fand dort unverbrannte Gebeine, eine granitene Steinaxt, eine
Urne mit verbrannten Knochen und zwei bronzene Beschläge. Ritter, M. Jahr-
buch VI B, S. 31. — Eine Viertelstunde südöstlich von der Stadt liegt der
»Borgwall«. Der Burgwall bildet ein grosses rundliches Viereck, welches ca.
125 Schritt im Durchmesser hat und sich ca. 2 Meter noch über die Wiesen-
höhe erhebt. Dieser Burgwall mag in heidnischer Zeit der Sitz der Verwaltung
des Landes Malchin gewesen sein. Lisch, M. Jahrb. XXXVIII B, S. 174. Im
Jahre 1822 wurden unter einem Steine mehrere Bronzedolche ganz alter Form
angetroffen. Vgl. zuletzt Beltz, Vorgeschichte, S. 304. — Ueber ein im Hain-
holze 1894 zerstörtes Urnenfeld, dessen Funde zerstreut sind, ist leider nichts
Näheres zu ermitteln gewesen.
Gorschendorf. An der Chaussee von Neu -Kaien wurden 1852 vier
eisenzeitliche grosse Urnen gefunden, worin sich zerbrannte Knochen befanden.
IJsch, M. Jahrb. XXI, S. 241. Ein, anscheinend wendisches, Skelettgräberfeld
ist 1894 aufgedeckt.
Pisede. Einen an der Rostock -Neubrandenburger Chaussee gelegenen
grossen ovalen Begräbnissplatz von ungefähr 22 Meter Länge und 16 Meter
Breite, in welchem ein Hünengrab, zwei Kegelgräber und ausserdem noch be-
sondere Urnen mit nicht unbedeutenden bronzezeitlichen Funden entdeckt
wurden, beschreibt ausführlich Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 234.
Basedow. Auf der Feldmark des Gutes, ungefähr 500 Schritte vom
Malchiner See, stand ein Kegelgrab, in dem man Waffen und Geräthe von
13ronze fand, die im Grossherzoglichen Museum aufbewahrt werden. Lisch,
M. Jahrb. XXXVI B, S. 134. 135. Die Feldmark ist ungemein reich an vor-
geschichtlichen Denkmälern: im Park zwei steinzeitliche Hünengräber; am
Fuchsberge rechts von der Chaussee jungsteinzeitliche Flachgräber; vgl. Beltz,
M. Jahrb. LXIV, S. 125. Die zahlreichen Hügel im »Thiergarten« haben sich
bei Gelegenheit des Chausseebaues 1898 und durch Ausgrabungen, die Dr. Beltz
damals und seitdem wiederholt vorgenommen hat, als Grabhügel erwiesen,
die zum Theil der Steinzeit, zum Theil der jüngeren Bronzezeit angehören;
erhalten ist ein grösseres Steinkistengrab, vgl. Beltz, M. Jahrb. LXIV, S. 123.
Ueber einen jungbronzezeitlichen Moorfund berichtet Lisch, M. Jahrb. XIV, S. 320.
— Die Lage des Schlosses und einige Funde machen es wahrscheinlich, dass
es sich auf den Fundamenten eines wendischen Burgwalls erhebt.
Demzin. Ueber eine schöne, wohl einem Grabe entstammende Lanzen-
spitze vgl. Beltz, M. Jahrb. LXI, S. 210.
Lupendorf. Ein 1899 bekannt gewordenes Urnenfeld ist noch nicht
weiter untersucht.
Schwinkendorf. 1842 wurden hier römische Gegenstände gefunden.
Vgl. Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 51.
15
Amts-
gerichts-
bezirk
Malchin.
226
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Rothenmoor. Früher gab es ein Hünengrab an einem Berge am Gross-
Stüder See, darin zertrümmerte Urnen gefunden wurden. Lisch, M. Jahrb. XIII,
S. 362. Die Feldmark ist überhaupt reich an Gräbern. Ein Kegelgrab mit
einer Steinkiste liegt nicht weit vom Dorfe hart am Wege nach Dahmen.
Ebendaselbst mehrere Grabstätten, worin bronzene Hals- und Armringe, Heftel
und Knöpfe gefunden wurden. Lisch, M. Jahrb. VII B, S. 24 und XVI,
Seite 260.
Sagel. Auf der Feldmark ein Burgwall. Nahebei der »Hexenbergc
und auf dem Felde »Peschendorfc eine runde Stelle von 26 Schritt im Durch-
messer, die mit einem alten verfallenen Graben umgeben ist. Li.sch, M. Jahr-
buch IV B, S. 92. Auf derselben Sageischen Feldmark wurde eine Steinkiste
von fiinf starken Granitblöcken freigelegt. Darin zwei Kinderskelette und noch
einige Knochen. Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 90.
Dahmen. Ueber einen jungbronzezeitlichen Moorfund vgl. Lisch, M.Jahr-
buch X, S. 283. Beltz, Vorgeschichte, S. 71.
¥t
*
Amts-
gerichts-
bezirk
Staven-
hagen.
Amtsgerichtsbezirk Stavenhagcn. Stavenhagen. An der
Grenze des Stadtfeldes lag ein im Jahre 1283 urkundlich erwähntes Hünengrab
»sepulchrum gigantisc Die Stelle, wo dieses Grab gelegen, ist der heutige
Resenberg. Lisch, M. Jahrb. III B, S. 116.
Neu -Bauhof. 1860 wurde im Moor ein F'und von Bronzen gemacht,
die zu den ältesten des Landes gehören. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXVI, S. 144.
Basepohl. Von einem in den achtziger Jahren angeschnittenen und
zerstörten Urnenfelde ist leider nichts erhalten als diese Nachricht.
Rentershof. Auf dem Acker des Gutes fanden sich Grab.stätten, die
durch Steiiisetzungen im Erdboden gebildet wurden, in deren Mitte ein oder
mehrere Urnen standen. In der grösseren lagen ein Ring von 2\'i Centimeter
Durchmesser und ein offener Armring von Bronze. Beltz, M. Jahrb. XLVII,
S. 292; über spätere Funde M. Jahrb. LXI, S. 209.
Fahrenholz. In der Nähe (nach einer Beschreibung von 1584) ein alter
»Wendenkirchhof«, eine dem Pastor und Küster als Acker zugewiesene vor-
geschichtliche Grabstätte, für welche, wie man sieht, im XVI. Jahrhundert der
Name »wendischer Kirchhof« gebraucht wurde. Von wie langer Zeit her, ist
natürlich nicht zu sagen. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 248.
Bei Kastorf und Wolde liegen Burgwälle wendischen Charakters (vgl.
Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 270 und 272), welche zu dem ausgedehnten Befesti-
gungssystem an der Grenze des ToUenser- und Rhedarierlandes gehören. Vgl.
Beltz, Vorgeschichte, S. 162 und vier Karten zur Vorgeschichte von Mecklen-
burg IV.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN. 22/
Kittendorf. Ein Hünengrab wird genannt: M. Jahrb. HIB, S. 119. —
Beim Bau der Chaussee von Waren nach Stavenhagen wurde auf der Feldmark
Kittendorf ein Hügelgrab aufgebrochen, worin eine Urne mit zerbrannten
Knochen und auf derselben ein kleines gehenkeltes Geföss aus Thon zum
Vorschein kamen. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 414. Das Grab wurde später als
ein »Römergrab« angesprochen, nachdem man noch ein un verbranntes Skelett
mit Bronze- und Silbersachen römischen Ursprungs gefunden hatte. Lisch,
M. Jahrb. XXXVII B, S. 223.
Claasdorf. Ein Urnenfeld älterer Eisenzeit ist 1900 von Dr. Beltz
untersucht (noch nicht veröffentlicht, Funde im Grossherzoglichen Museum). —
Am See ein kleiner wendischer Burgwall; nahe dabei wendische Brandgruben
(Wohn- oder Grabstätten?).
Varchentin. Ueber Gräber der jüngeren Bronzezeit vgl. Lisch, M. Jahr-
buch X, S. 286. Beltz, M. Jahrb. LXI, S. 219.
Schliesslich mag hier nachgetragen werden, dass im Pfarrgarten zu
Borgfeld Ueberreste einer alten Befestigung erhalten sind, die freilich weniger
auf die vorgeschichtliche Zeit als auf das Mittelalter hinweisen. Sie sind
im Geviert angelegt und etwas erhöht. Der innere Umfang beträgt ungefähr
400 Schritt. Auch ist der Platz auf drei Seiten von einem 5 — 6 Meter breiten
Graben umgeben, während er nach Westen hin an einen kleinen Teich anstösst.
Schmidt. M. Jahrb. XLVI B, S. 309.
15»
Blick auf die Stadt Penzlin.
Amtsgerichtsbezirk Penzlia.
Die Stadt Penzlin.')
leschichtc der Stadt. Zum ersten Mal urkundlich genannt wird der
Ort als Dorf unter vielen anderen Dörfern im Jahre 1170 bei der
Gründung des Klosters Broda, das Fürst Kasimar von Pommern
dem Domstifte zu Havelberg überweist.*) Es sind im Tollense-Lande die
Dörfer Broda (Braode), Weitin (Woiutin), Chemnitz (Caminiz), Woggersin
(Wogarzin), Lebbin (SzÜubin), Kalübbe (Calubye), Passentin (Patsutin), Wulken-
zin (Wolcazcin), Krukow (Crukowe), das untergegangene, anscheinend zwischen
Krukow und Alt-Rehse gelegen gewesene Michnin,'} Penzlin (Pacelin), Gross-
Vielen (Vihm), Klein-Vielen (Vilim Carstici), Hohen-Zieritz (Cyrice), Wustrow
(W&zstrowe, castrum cum villa), ferner im Rhedarier- Lande (Raduir) oder Lande
Stargard Podewall (Podulin), die untergegangenen Dörfer Tribenow (Tribinowe)
und Wigon (Neubrandenburger Feldmark), Küssow (Cussowe), Warlin (Werdelin,
Tuardulin), die nicht mehr vorhandenen Dobre und Step (Neubrandenburger
') Die älteste Form des Namens ist Pacelin (1170). Dann folgen Pentzelin (1230), Pacirin
(1354), Pentiellin (1263) und PenieUin (1273) u. s. w. Nach Kuhnel .Ort des Pecela..
') M. U.-B. 95.
') Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 211. Vgl, daiu Lisch, M. Jahrb. III. S. 13, Annikg. 1. Viel-
leicht gleichbedeutend mit MaUin. 5. u. S, 255, Anmkg. 2.
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 229
Feldmark),*) Rowa (Rouene), Prillwitz (Priulbiz), die ehenjaligen Dörfer Nicakowe
und Malke (östlich von Prillwitz), Cammin (Kamino), Karlshof bei Cammin
(Lang), Riepke (Ribike), Säbel (Tsaple), Gross- und Klein-Nemerow (Nimyrow),
das ehemalige Malkowe bei Stargard, Stargard selbst, sowie das ganze Gebiet
zwischen der Liepz, dem Woblitz-See (stagnum Woblesko) und der Havel bis
nach Götebend (Chotibanz) hinauf, wobei dann die derzeit wüst gelegenen
Dörfer zwischen Vielen, Götebend, der Liepz und der Havel noch im Besonderen
wiederholt werden. Doch muss hierzu bemerkt werden, dass die Bestätigungs-
urkunde von 1182 etwas sparsamer mit den Namen umgeht und dass es
Gründe giebt, die Urkunde von 1170 für eine spätere Unterschiebung zu halten,
wenngleich die Mehrzahl der in ihr vorgebrachten Thatsachen durch nach-
folgende echte Bestätigungsurkunden als bestehende erwiesen werden.*) In der
Bestätigungsurkunde von 1182 steht nichts weiter als: ... . confirmamus
videlicet uillam Br6d ... et has uillas: Wigon, Woitin, Reze et Wolcaz,
Cameniz, Vilin et desertas uillas, que a Uilin inter fines Chotebanz, Lipiz et
Hauulam iacent. Und darauf wird, wie auch in der Urkunde von 1170, die
Saline in Golchen (Cholchele) nördlich von Treptow hinzugefügt.^)
Dem sei wie ihm wolle: für die Geschichte von Penzlin hat es eine
Bedeutung, bei dieser Gelegenheit jenes weite mecklenburgische Gebiet ein bis
zwei deutsche Meilen weit im Umkreis von Broda und Neubrandenburg und
nach Südwesten zu — wenn die Angabe in den älteren Urkunden genau zu
nehmen ist — sogar mehr als doppelt so weit ins Auge zu fassen, über welches
damals der Herzog von Pommern gebietet, und festzustellen, dass Penzlin davon
umfasst und zugleich mit allen andern genannten Ortschaften der Havelberger
Diöcese zugewiesen wird. Wie nun dieses Gebiet des alten Tolensaner- und
Rhedarier- Landes, das in den Verwüstungskriegen des Sachsenherzogs Heinrichs
des Löwen hart mitgenommen war, einige Jahrzehnte später nicht mehr unter
der Herrschaft der pommerschen Herzöge sondern unter der des Heinrich
Borwin und seiner Söhne steht, ohne dass die Ursache dieser Veränderung,
die Art und Weise, wie sie geschah, und der Vertrag, durch den sie besiegelt
ward, bekannt geworden wären, das ist einer Urkunde des Jahres 1263 zu
entnehmen. Aus dieser Urkunde, in welcher der Stadt Penzlin von Fürst
Nikolaus von Werle ihre Privilegien bestätigt werden, ist zu ersehen, dass
Penzlin von dem Vater des Fürsten, Heinrich Borwin dem jüngeren, der von
12 19 an Mitregent ist und 1226 aus dem Leben scheidet, zur Stadt erhoben
und mit dem Schweriner Stadtrecht bewidmet worden war: ein Ereigniss, das
zwischen 12 19 und 1226 und unter anderen politischen Verhältnissen geschehen
sein musste als denen von 11 70 und 1182.*) Mochte nun freilich dieses
Brodaer Gebiet, soweit es jetzt nicht mehr zu Pommern gehörte, ebenso wie
^) Lisch, M. Jahrb. III, 'i. 17. 30.
«) Beyer, M. Jahrb. XXXVII, S. 114.
•) M. U.-B. 135. Vgl. Lisch, M. Jahrb. III, S. 22, Über die >desertae villaet. Ebendaselbst
S. 148 bis 150 über die Haveheen.
*) M. U.-B. 987. Vgl. Rudioff, Hdb. I, S. 205.
230 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
wieder ein Jahrzehnt später auch das nördlich davon gelegene Circipanien,^)
für Mecklenburg noch längere Zeit hindurch ein unsicherer Besitz bleiben, der
durch den Wechsel des Verhältnisses zu Pommern und Brandenburg gefährdet
werden konnte:") so ist doch zu begreifen, dass das Kloster Broda in der
Folge ebenso eifrig die Bestätigungen seines Besitzes durch die mecklen-
burgischen Herren, d. i. die Herren von Werle, wie die durch die pommerschen
Herzöge suchte.^) Uebrigens lassen es sich die Herren von Werle angelegen
sein, auch an ihrem Theile den Besitz des Klosters erheblich zu vermehren,
indem sie ihm folgende Güter und Rechte überweisen, für welche eine Urkunde
vom 23. April 1273 grundleglich zu machen ist, nicht aber, wie früher ge-
schehen, jene Urkunde vom 24. April 1230, welche als eine spätere Ableitung
aus der vorhergenannten von 1273 und ausserdem als eine Fälschung erwiesen
ist, da sie einen zum Theil erst im XIV. Jahrhundert eingetretenen Besitzstand
des Klosters als einen schon in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts vor-
handenen hingestellt wissen will.*) Die Güter und Rechte, welche dem Kloster
von werlescher Seite im Jahre 1273 zu Theil werden und wobei auch Penzlin
eine erhebliche Rolle spielt, sind die Kirche zu Waren mit Dorf und fünfzehn
Hufen zu Schwenzin, ein Antheil an den drei obersten Aalwehren zwischen
der Müritz und dem Kölpin, d. h. deren Nutzniessung in jeder zehnten Nacht,
Freidorf (Vrychdorp oder Bornhof bei Ankershagen) mit fünfzig Hufen und
mit drei Seen (cum tribus stagnis, de quibus effluit aqua que Hauele nuncupatur),
zehn Hägerhufen zu Rumpshagen, die Kirche zu Ankershagen mit fünftehalb
Hufen, die Kirche zu Penzlin mit zwölf zur Wedem gehörenden Morgen Ackers
sammt der Kirche und zwei Hufen auf dem Schmort,^) acht Hufen zu Klokow,
von deren Ertrag das Kloster die Cura für die Vikarei auf dem fürstlichen
Schlosse zu Penzlin zu übernehmen hat, und endlich das Eigenthum der Mühle
zwischen Freidorf und Pieverstorf^)
*) M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. I, S. 519 (537). V, S. 85 (Malchin) und 154 (Stavenhagen).
*) M. U.-B. 1449, Anmkg. Vgl. VVehrmann, Barnim von Werle, M. Jahrb. LXIll, S. 132. 134.
«) M. Ü.-B. 377. 563.
*) Wigger, M. U.-B. 1284, Anmkg. Vgl. Lisch, M. Jahrb. III, S. 32 und 33. Wie die
Urkunde 377, so ist auch die Urkunde vom 22. September 13 12 (Nr. 3563) ein späteres Machwerk
und aus gleichen Gründen wie jene als eine Fälschung anzusehen. Wirkliche oder vermeintliche
Rechtsansprüche mit Transsumpten durchzusetzen, die zu diesem Zweck eigens zurechtgemacht
wurden, war eine weit verbreitete und lange dauernde Unsitte des Mittelalters: vgl. auch Kopp-
mann im M. Jahrb. LVI, S. 232, zu M. U.-B. 7230 (die grosse Mühle zu Penzlin mit Stadtsee und
Oberteich betreffend).
^) M. U.-B. 1695.
®) M. U.-B. 1284. Das Patronat über die Kirche in Gross -Lukow erhält Broda erst am
30. Juli 1304, und die Patronate der Kirchen zu Kalkenhagen mit der Tochterkirche zu Schönau,
zu Federow mit der Tochterkirche zu Kargow, und zu Schlön erhält Broda am 14. März 1331,
indem es dafür das Patronat über die Kirche zu Waren an die Fürsten zu Werle zurUckgiebt.
Vgl. M. U.-B. 2945. 5226. 5247. Dazu die späteren Bestätigungsurkunden der Fürsten von Werle,
Mecklenburg und des Papstes Alexander VI. a. d. H. Borgia aus dem XV. Jahrhundert (bezw. 1402,
1482, 1500), welche durch die gefälschte Urkunde vom 24. April 1230 getäuscht wurden. Vgl.
Lisch, M. Jahrb. III, S. 2o6 — 210. 229. 230. Nicht zu übersehen ist bei der Aufzählung der
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 23 1
Dass die Stadt Penzlin den Mittelpunkt einer Vogtei bildet, ersieht
man zuerst aus einer Urkunde vom 12. März 1274.^) 1283 fungieren drei
Geistliche an der dortigen Kirche, der Pleban Dietrich und zwei Kaplane, die
Priester Nikolaus und Jakobus. Es ist dies zu jener Zeit, als Fürst Heinrich I.
von Werle auf Grund einer werleschen Landestheilung, von der wir sonst
nichts wissen, in demjenigen Theile die Herrschaft hat, in welchem Penzlin
liegt.*) Wie dann nach seiner Ermordung durch die eigenen beiden Söhne
Nikolaus und Heinrich am 8. Oktober 1291 der ältere Sohn das Land verlässt
und der jüngere längere Zeit auf dem Schloss zu Penzlin residiert, bis ihn hier
die strafende Hand Nikolaus IL von Werle ereilt, indem es einem der Vasallen
des letztgenannten, dem Heinrich von Goldstedt, im Jahre 1307 oder 1308
gelingt, Stadt und Burg Penzlin ihm abzunehmen: das alles erfahren wir nur
zum geringeren Theile aus Urkunden, zum grösseren aber aus den Annalisten
und Chronisten jener Zeit. Die Kombinierung beider aber bietet Schwierig-
keiten, auf die wir hier nicht eingehen könnend) Thatsache ist, dass Nikolaus IL
von Werle, Herr zu Parchim und Güstrow, nach Vertreibung der Vatermörder
im Lande Penzlin die Zügel in die Hand nimmt, und dass wir daher die Ver-
leihung des yGrapen Werders« bei Penzlin an die von Rosenhagen am 28 Sep-
tember 1309 keinem anderen Nikolaus von Werle als ihm zuzuschreiben haben.*)
Am 28. November 131 1 vollzieht auch sein Bruder und Mitregent, Für^t Johann
von Werle, einen Regierung^akt zu Penzlin.^) Nach dem Tode Nikolaus IL
im Jahre 1316 aber gehen bei der nunmehrigen werleschen Landestheilung
Stadt und Land Penzlin in diejenige Hälfte über, von welcher Güstrow die
Vorderstadt ist.®) Es sind die Gebiete von Güstrow, Krakow, Plan, Röbel,
Penzlin, Kaien und Waren, die (mit Ausnahme von Waren) solange vereinigt
bleiben, als das Haus Werle- Güstrow besteht, das den Besitz der beiden davon
getrennten Linien Werle- Parchim -Goldberg (1316 — 1374) und Werle-Waren
(1347 — 1425) zuletzt wieder an sich nimmt, d. i also bis zu dem vollständigen
Erlöschen des Hauses Werle im Jahre 1436.') In dieser Zeit von 13 16 bis
1436 lösen vier Fürstengenerationen einander ab. Doch residieren sie nicht
auf ihrer Burg in Penzlin, sondern auf der in Güstrow. Die Burg zu Penzlin
wird daher Wohnsitz der fürstlichen Vögte, z. B. des Heine von Holstein, der
Patronate der Ausdruck der päpstlichen Urkunde >jus patronatus seu presentandi personas idoneas
ad parrochiales ecclesias opidorum et villarum Hauelbergensis ac aliarum diocesium . . . .c
(d. i. der Havelberger und Schweriner Diöcese).
») M. U.-B. 131 7.
*) M. U.-B. 1695. Vgl. Wigger. M. Jahrb. L, S. 223.
•) Ueber das ältere Quellen - Material und die einschlägige neuere Literatur vgl. Wigger,
Stammtafeln, M. Jahrb. L, S. 224. 227. — Koppmann, Detmar- Chronik I, S. 372. Stichert,
Nikolaus II. von Werle (Rostocker Schulprogramm von 1891). Koppmann, Zur Gesch. Nikolaus 11.
von Werle, M. Jahrb. LVI, S. 230 — 236. — Wehrmann, Barnim von Werle, M. Jahrb. LXllI
S. 130—137.
*) M. U.-B. 3345. Dazu Wigger, M. Jahrb. L, S. 227.
*) M. U. B. 3498.
•) M. U.-B. 3860.
') Wigger, M. Jahrb. L, S. 253.
232 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZUN.
uns in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts (1328 — 1341) als ein einfluss-
reicher Mann entgegentritt.
In welcher Weise damals Fürst Johann von Werle gewaltthätigen
Vasallen seines Landes gegenüber die Geistlichkeit schützt, zeigt der Fall
seines Hofkaplans, des Penzliner Kirchherrn Arnold, im Jahre 1317. Diesen
hat Siegfried Metzeke mit Wort und That auf das Allerschwerste verletzt.
Metzeke und nicht weniger als vierzehn Helfershelfer haben ihn mit Worten
geschmäht und ausserdem mit Schlägen und Verwundungen aufs Uebelste
zugerichtet. Dafür wird Metzeke zunächst mit einer empfindlichen Vermögens-
strafe angesehen, dann aber auch sammt seinen Komplizen zu einer Büsser-
Prozession verurtheilt, die darin besteht, dass sämmtliche fünfzehn Uebelthäter
an einem von dem geschädigten Pfarrer zu bestimmenden kirchlichen Festtage,
nur mit Hemd und Hosen bekleidet (depositis omnibus indumentis, camisia
tarnen et bracis retentis) und ein Wachslicht in der Hand tragend, vom
Thatort her in die Stadt gehen (deuoto accessu), einen Umgang auf dem
Kirchhofe machen (cum tota decencia), von den fünfzehn Wachslichtern acht
dem beleidigten Pfarrer übergeben (die er seiner Kirche stiften möge, wenn er
wolle), mit den sieben übrigen Lichtern aber sieben andere Kirchen der
Brodaer Präpositur besuchen und auf deren Kirchhöfen den gleichen Umgang
mit Zurücklassung je eines Lichtes vollziehen.*) Zwei Jahre später, 13 19,
hören wir von einem Kaland zu Penzlin und von der Stiftung einer Vikarei an
dem den Kalandsherren gehörenden St. Annen -Altar in der Pfarrkirche durch
die Gebrüder Wokenstedt (Wakenstedt) auf Gross -Lukow.*) Auch von Privaten
in der Stadt werden Pfarrer und Pfarrkirche reichlich bedacht.*) Die Stadt
selbst vergrössert ihre Kämmerei durch Ankauf des Dorfes Schmort im Jahre
1327.*) Mit einer Hebung von achtzehn Mark aus drei Hufen in Schmort
und mit einem Wispel Roggen und Gerste aus der dortigen Mühle stiftet
acht Jahre später der dem Vogte Heine Holstein eng befreundete Kirchherr
Walter in Penzlin eine Vikarei bei den Domherren in der Kirche zu Broda,
und Heine Holstein bestätigt wiederum zwei Jahre darauf nicht bloss diese
That seines Freundes, sondern fügt aus eigenem Vermögen noch einen Wispel
Kornes hinzu, der aus derselben Schmorter Mühle zu heben ist.*) Walter aber
ist inzwischen selber Kanonikus von Broda geworden. Auch des Weiteren
erfreut sich Broda einer Vermehrung seiner Einkünfte durch Vermittlung des
Bischofs Dietrich von Havelberg nicht bloss aus den Kirchen zu Neubranden-
burg, Ankershagen, Lukow und Wulkenzin, sondern auch aus der von Penzlin.
Aus der Penzliner Kirche, welche, wie wir im Jahre 1348 bei Gelegenheit
einer Aufbesserung der Wokenstedt'schen Vikarei erfahren, den Titel Nikolai-
») M. U.-B. 3940.
•) M. U.-B. 4042. Vgl. dazu 6834. 10872.
») M. U.-B. 4687. 4963.
*) M. U.-B. 4835.
*) M. U.-B. 5619. 5740. 6139. Vgl. auch die Holstein'sche Memorien Stiftung von 1346:
M. U.-B. 6657.
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 233
Kirche (ecclesia parrochialis beati Nicolai) fuhrt, ist es eine Hebung von
jährlich 50 Mark Wendisch.^)
Bei der Schlichtung von Streitigkeiten zwischen denen von Werle auf
einer Seite und dem Bischof Heinrich von Schwerin und dem Herzog Albrecht
von Mecklenburg auf anderer Seite durch den Herzog Rudolf von Sachsen
setzen Nikolaus III. und Bernhard, Fürsten von Werle (in der zweiten Gene-
ration nach der Theilung von 13 16), am 2. Juli 1342 für ihr Versprechen, sich
dem Schiedsspruch zu unterwerfen, Schloss, Stadt und Land Penzlin zum
Pfände.*) Indessen kommt es nicht zu diesem Schiedsspruch, sondern es tritt
dafiir bald nachher eine auch in den nachfolgenden Jahren mehrmals wieder-
holte und aufs Neue bekräftigte Erbvereinigung und Erbverbrüderung zwischen
Werle und Mecklenburg ein, welche auf die Dauer werthvoUer und wirkungs-
voller wird als ein einmaliger Schiedsspruch.') Darauf hat es selbstverständlich
keinen Einfluss, dass bei der abermaligen Theilung des Werle -Güstrower
Landes am 14. Juli 1347 Penzlin mit Röbel, Wredenhagen und W^aren ver-
einigt wird.*)
In der Folgezeit werden die Bündnisse und Verträge zwischen den
Häusern Werle und Mecklenburg mehrfach erneuert.^) Auch stellen sich die
Fürsten von Werle dadurch, dass sie ihre Lande im Jahre 1374 von der
Krone Böhmen zu Lehn nehmen, ebenso unter den Schutz Kaiser KarFs IV.,
wie es die mecklenburgischen Herzöge schon im Jahre 1348 gethan hatten,
indem sie sich ihre Lande als Reichslehn von demselben Kaiser bestätigen
Hessen.®) Die Stadt Penzlin, welcher Fürst Bernhard von Werle am 11. Januar
1353 Freiheit von dem bisherigen Ausfuhrzoll, der fiir Getreide und Waaren
bezahlt werden niusste, verliehen hatte, wird für die Landfriedenskontingente mit
zehn Mann eingeschätzt, ganz ebenso wie die Städte Grevesmühlen, Gnoien,
Gadebusch, Ribnitz, Bard, Lychen, Roebel, Teterow, Malchow, Plan und
Neukaien.'') Für den Verkehr, den das Kloster Broda mit der Stadt unterhält,
ist es von Wichtigkeit, dass der Krukower Pfarrer Johann von Reval am
10. März 1356 auf seinen Todesfall dem Kloster ausser seinem beweglichen
Nachlass auch einen Hof in der Stadt vermacht, um damit seine Dankbarkeit
») M. U.-B. 5960. Vgl. 6834.
*) M. U.-B. 6223.
») M. U.-B. 6254. 6271. 6434. Rudioff, Hdb. II, S. 285.
*) M. U.-B. 6779.
*) M. U.-B. 7524. 7712. 7731. 7771. 7881. 7911. 8234. 9008. 9935. 10560.
•) M. U.-B. 10 561. 10569. Vgl. dazu 6860.
'') M. U.-B. 7524. 7698. Die bei 7698 in der Anmerkung aufgeworfene Frage, ob nicht
>adducentibusc statt »abducentibusc geschrieben werden müsse, ist an sich berechtigt. Denn das
vel der mittelalterlichen Urkunden dieser Zeit und Gattung ist, dem klassischen Sprachgebrauch
entgegen, in der Regel gleich aut und nicht gleich sive. In diesem Fall würde es sich dann um
die Freiheit nicht bloss von einem Ausfuhrzoll, sondern auch von einem Einfuhrzoll handeln.
Allein der Verfasser des Wort- und Sach- Registers zum Urkundenbuch (s. angaria, Ausfuhr, Zoll,
unplicht) zieht es vor, hier nur den Ausfuhr -Zoll und daher »abducentibusc stehen und >velc
gleich >seuc gelten zu lassen.
234 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
für die ihm gewährte Bruderschaft und Theilnahme an den guten Werken
sowie für das Versprechen eines Begräbnisses innerhalb des Klosters zu be-
zeugen.^) Zu den weiteren Vortheilen, die das Kloster aus der Stadt zu ziehen
weiss, gehört auch die Inkorporierung der Penzliner Pfarrkirche zugleich mit
der Neubrandenburger und der Ankershäger Kirche am 15. September 1354
durch den Bischof Burchard von Havelberg, um dem angeblich von übel-
wollenden Menschen und Gewalthabern, von Räubern, Dieben und Feuers-
brünsten häufig und arg mitgenommenen Kloster (ex creberrimis malignancium
et tyrannorum incursibus variisque rapinis et incendiis) damit aufzuhelfen.
Die Sache erlebt übrigens noch zwanzig Jahre später eine von Rom her an-
geordnete gründliche Nachprüfung.*)
Während der Zeit, in welcher Penzlin zum Hause Werle -Waren gehört
und unter der Herrschaft des Fürsten Bernhard II. steht, sind es besonders
zwei Vasallen, die uns als einflussreiche Vertrauensmänner des Landesherrn
urkundlich bekannt werden, zuerst Klaus von Plasten in den fünfziger und
sechziger Jahren des XIV. Jahrhunderts, der eine Zeitlang Pfandinhaber der
Länder Waren und Penzlin ist, und von 1378 an Wedege von Plote, den der
Fürst zum Hauptmann der Länder Waren und Penzlin ernennt und mit den
weitgehendsten Befugnissen ausstattet.') Von Wedege von Plote geht drei-
undzwanzig Jahre später, nämlich am 30. August 1395, die Hälfte des Landes
Penzlin zu treuen Händen an die von Voss über.*) Und nun nähert sich die
Zeit, wo die von Maltzan als Pfandherren an die Reihe kommen. Zuerst im
Jahre 1414. Am 14. December dieses Jahres nämlich beurkunden die Fürsten
Balthasar und Christoph von Werle, die letzten ihres Hauses, dass sie dem
Lüdeke Maltzan und seinem Sohne Heinrich Haus, Stadt und Land Penzlin
mit der grossen und kleinen Bede, allem Hundekorn, allen Zehnten, mit
Katen- und Münzpfennigen, mit Wasser, Weide, Holz, mit Mühlen, Zöllen,
mit allen Bauern- und Burgdiensten, mit allem Acker- und Pflugwerk, höchstem
und niederstem Gericht, mit Bruchgefällen und sonstigen Nutzniessungen aller
Art für 3000 Mark guter lübischer Silberpfennige verpfändet haben, und zwar
so, dass alle in diesem Pfandgebiet wohnenden Leute bei den Maltzanen
bleiben, auch Bürgermeister, Rathmannen und ganze Gemeinde zu Penzlin
ihnen huldigen, das Schloss aber den Fürsten offen bleiben solle, ohne dass
dies jenen zum Nachtheil gereichen dürfe. ^)
*) M. U.-B. 8203.
*) M. U.-B. 7982. 9118. 10719. 10760. 10762. 10770.
») M. U.-B. 9008. II 119.
*) Ungedruckte Urkunde im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 50 !•
*) Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 494 — 501. Die zu dem Pfandgebiet gehörende und be-
sonders namhaft gemachte Walwens - M ühle bei Chemnitz heisst später Küsels- Mühle (Lisch, a. a. O.,
S. 501), ist aber heute nicht mehr da. Lisch vermuthet nicht ohne (irund, dass diese Ver-
pfandung des Landes Penzlin im Jahre 141 4 im Zusammenhang stehe mit der Wiedereinlösung
des Landes Stavenhagen aus Maltzan'schen Händen um dieselbe Zeit. Vgl. a. a. O., S. 285. —
Ueber die Walwens -Mühle, die ihren Namen von dem Probst Walwanus zu Broda (1283 — 1309)
führt, vgl. Boll, Chronik der Stadt Neubrandenburg, S. 22. 307.
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 235
Wie sehr aber derartige Verpfandungen, bei denen wesentliche Hoheits-
rechte der Fürsten allzu leichten Kaufes preisgegeben wurden, dem landes-
herrlichen Ansehen schadeten, das wird durch nichts mehr bewiesen als durch
jene urkundlich bekannt gewordenen vier Raub- und Beutezüge des vorhin
genannten Heinrich Maltzan, die er mit zahlreichen ritterbürtigen Komplicen
aus der Penzliner Gegend (. . . ok meneliken de wonen vnde hussittende sin
in deme lande to Pentzelin) und überhaupt aus dem Lande Werle in den Jahren
1426 bis 1428 gegen die mecklenburgischen Lande unternimmt, als die Herzogin
Katharina die Vormundschaft über ihre minderjährigen Söhne, die Herzöge
Heinrich und Johann, ausübt. Der erste Zug fuhrt die beutelustigen Kämpen
bis in die Gegend von Schwerin nach Pinnow und Steinfeld, wo Ochsen,
Kühe, Schweine, Schafe, Pferde und Plünderwaare (plunderware) mitgenommen
werden. Der zweite Zug geht bis nach Neubukow und Neukloster, der dritte
in die Vogtei Mecklenburg nach Lübow, Masslow, Moltow und Wietow, und
der vierte in die Schwaaner Gegend: alles das mit einer Schädigung, die nach
den damaligen Verhältnissen über 30000 Mark Lübisch berechnet wird. Das
Schlimmste aber ist, dass sogar der werlesche Landesherr die Eide seiner
Vorfahren gegen die blutsverwandten Herzöge von Mecklenburg vergisst, »dar
de van Wenden suluen to siner kokene aflfkregh ix stighe koye vnde ini*^ schap,
de sin voget Werneke Cremmon vamme Sterneberge dreflf mit sinem knechte
Bertolt Hockenoghen.«^) Und ein ganz besonders unritterliches Gepräge er-
halten diese Raubzüge dadurch, dass die Minderjährigkeit der mecklenburgischen
Herzöge und die Regentschaft einer Frau ohne Anstand dazu ausgenutzt
werden. Bei solchen Anschauungen in der Vasallenschaft des Landes kann
es kaum Verwunderung erregen, dass das Raubwesen im XV. und XVL Jahr-
hundert zuletzt geradezu sportmässig betrieben wird und endlich das Verlangen
nach einer gründlichen und durchgreifenden Reformation aller Verhältnisse
überall in der Welt zu Tage tritt.
Nachdem darauf zehn Jahre später die mecklenburgischen Herzöge in
die Herrschaft über die werleschen Lande eingetreten sind und am 14. December
des Jahres 1436 auch von Penzlin Besitz ergriffen haben, da fügen sich selbst-
verständlich auch die Pfandinhaber des Landes.*) Als aber nach drittehalb
Jahrzehnten die mecklenburgischen Herzöge die Rückgabe des halben ver-
pfändeten Landes Penzlin fordern und damit bei Joachim und Lüdeke Maltzan
(wanachtig thome Wolde) auf Weigerung stossen, da bleibt jenen nichts als
die Aussicht auf eine offene Fehde, um derentwillen sie am 14. Oktober 1462
mit dem Bischof Wedege von Havelberg ein Bündniss schliessen.^) Doch wird
glücklicher Weise nichts daraus, denn schon am i. December 1463 kommt es
in Waren zu einer Einigung zwischen beiden Theilen, den Herzögen auf einer
und den »duchtigen leuen getruwen Jachymme vnd Ludeken Moltzane tome
») Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 574—77 (Urk. CCCCXXV).
*) Rudioff, Hdb. II, S. 741.
•) Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 304—306 (Urk. DLXXXIV).
236 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Wolde vnd eren heren vnd frunden« auf der andern Seite. Die Herzöge ver-
sprechen zu Martini nächsten Jahres 3000 Mark Sundisch (dredusent Stralen
marc penninge) und ausserdem noch 3CX) Mark Finkenaugen zu bezahlen, wofür
die von Maltzan die Urbede (Orbör) eingelöst und wiederversetzt hatten; die
von Maltzan dagegen machen sich anheischig, Schloss, Stadt und Vogtei
Penzlin wieder zu übergeben und alle Urkunden, die sie darüber von den
wendischen Herren haben, auszuliefern.*) Doch bleibt dieser Vertrag ein un-
voUzogenes Pergament, wie Urkunden vom 20. März 1464, 13. Juli 1467 und
18. Juli 1475 hinlänglich beweisen, welche Mahnungen um die ausgebliebenen
Zahlungen, erneute Versprechungen und sogar die Zurückweisung einer
Beschwerde der von Maltzan beim Rostocker Rath durch den Herzog Heinrich
enthalten.*) Das Ende dieser Sache ist endlich jene berühmte Fehde des er-
bitterten Bernd Maltzan auf Wolde mit den Herzögen Albrecht und Magnus
von Mecklenburg, von welcher neben den lübischen Chroniken auch zahlreiche
Urkunden berichten,*) und aus der man erkennt, dass die Penzliner Sache der
Kern und Schwerpunkt ist, dass aber zuletzt, trotz vieler Schwierigkeiten,
welche die wechselnde Haltung des betheiligten Pommern -Herzogs verursacht,
die Autorität der mecklenburgischen Landesherren das Uebergewicht erlangt.*)
Der eigenmächtige und gewaltige Bernd bezwingt sich selber, lenkt ein und
gilt endlich in seinen alten Tagen als der trefflichste und verständigste Rath
des jungen Herzogs Heinrich, für den er in den Jahren 15 12 und 15 13 die
wichtigsten Missionen auszurichten hat, wie auch schon im Jahre 1500 für
dessen Vater, den Herzog Magnus.
Die Abtretung von Schloss, Stadt und Land Penzlin an die Herzöge
erfolgt am 6. August 1479, ^^^ ^i^ Entschädigung der von Maltzan auf Wolde
besteht darin, dass sie die Güter Gädebehn, Klein -Helle, Krukow und die
Anwartschaft auf die Lehngüter Gutzkow und Tützpatz erhalten.^) Bei der
nachfolgenden Landestheilung am 13. Januar 1480 unter die drei Brüder, die
Herzöge Albrecht (VL), Magnus (II.) und Balthasar, erhält der erstgenannte
das ganze Fürstenthum Wenden mit Ausnahme der Stadt Waren, des Landes,
der Stadt und Vogtei Penzlin, des Klosters Broda, des Landes und der Stadt
Röbel sowie der Vogtei Wredenhagen und der Bede in dieser. Diese aus-
genommenen Theile und die übrigen Lande, Mecklenburg, Stargard, Rostock,
Gnoien und die Grafschaft Schwerin kommen zu gesammter Hand an die
Herzöge Magnus und Balthasar. Doch reserviert sich Herzog Albrecht u. a.
die Fischerei bei Waren, einen See bei Penzlin und die Hoheit über die
») Lisch, Geschl. Maltzan 111, S. 316. 317 (Urk. DLXXXVIII) Rudioff, Hdb. II, S. 782.
») Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 328. 329. 343—45. 393. 394 (Urk. DXCIV. DCIII.
DCXXVIII).
») Vgl. besonders Urk. DCLVIII und DCLIX bei Lisch, a. a. O. IV, S. 59—64.
*) Eine ausführliche Darstellung dieser Fehde mit allen Quellen ist in der Geschichte des
Geschlechts Maltzan von Lisch, IV, S. 7—19 enthalten. Urkunden DCXXXVI— DCLIV. DCLVIII,
DCLIX.
») Lisch, a. a. O. IV, S. 59—64 (Urk. DCLVIII und DCLIX).
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 237
Brodaer Klostergüter in der Vogtei Stavenhagen, während die Brüder die
Ablager- Rechte in den Malchower und Dobbertiner Klostergütem behalten.^)
Als Herzog Albrecht 1483 stirbt, da treten die Herzöge Magnus und Balthasar
auch in dessen Herrschaft zu gesammter Hand ein.*) Und nun erleben wir,
dass der »gewaltige« Berend Maltzan, von dessen Thaten und Unternehmungen
alle Welt zu erzählen wusste, bereits im Jahre 1500 wieder im Pfandbesitz
von Schloss und Stadt Penzlin erscheint, und dass dieser Pfandbesitz, der wie
kein anderer des Schweisses der Edlen werth befunden war, ein Jahr darauf,
nämlich am 16. und 18. Juli 1501, von den Herzögen Magnus und Balthasar
und den Söhnen des erstgenannten, den jungen Herzögen Heinrich (V.), Erich
und Albrecht (VII.), in ein Maltzan'sches Erblehn zu gesammter Hand um-
gewandelt wird.') Tempora mutantur nos et mutamur in Ulis. Darauf werden
Rath und Bürgerschaft der Stadt Penzlin von den Herzögen ihrer Huldigungs-
pflicht entlassen und an ihren neuen Herrn auf Wolde verwiesen, der ihnen
alle bisherigen landesherrlichen Privilegien bestätigt.*) Und nachdem derselbe
Bernd ein Jahr vorher, nämlich den 5. August ISCX), mit dem Hauptgute
Kittendorf und allen dazu gehörenden anderen Nebengütern, auf denen das
ausgestorbene Geschlecht der von Breide gesessen hatte, belehnt worden war,
fugen die Herzöge am 14. August 1501 die bisher von Henning Stute auf
Dewen zu Lehn getragenen und nun vor ihnen aufgelassenen Güter und
Dörfer Ave und Marin nebst dem Acker auf dem Schmorter Felde und der
dortigen Mühle hinzu, und am 16. Juni 1503 auch die ihm verpfändet gewesenen
Güter Gädebehn (Gotebende) und Kastorf. ^) Weitere Belehnungen erfolgen
am 12. September 1505 (mit dem vierten Theil des Schlosses und »Städtchensc
Prillwitz und den dazu gehörenden Gütern, die Heinrich von Heidebreke an
Bernd Maltzan abgestanden hat) und am 18. Juni 15 10 (mit dem durch Aus-
sterben der von Passentin heimgefallenen Lehngut Passentin).^) Zwar kommt
es noch einmal im Jahre 1514 zu schweren Irrungen zwischen den Herzögen
und dem Bernd Maltzan theils in Folge von unbegreiflichen Vergewaltigungen,
womit sich dieser an denen von Putlitz und Bülow vergangen, theils aber auch
wegen Besitzstreitigkeiten, und Bernd ist nahe daran, seine Güter zu verlieren,
doch wird das Aeusserste zu rechter Zeit durch Fürbitte seiner Gemahlin
Gödel von Alvensleben beim Kurfürsten von Brandenburg abgewandt. Der
Kurfürst übernimmt die Vermittlung, auch andere hohe Herren verwenden sich
für ihn, und so kommt es am 28. März 15 16 zu einem Vergleich, durch
welchen Bernd unter der Verpflichtung, den Herzögen einen Monat lang mit
sechzig Reisigen zu dienen, in seine Güter Penzlin und Kittendorf wieder ein-
») Rudioff, Hdb. II, S. 823. 824.
*) Wigger, M. Jahrb. L, S. 195. 197. 200.
») Lisch, a. a. O. IV, S. 161 — 179 (Urkunde DCCII [a— e] ff., besonders DCCLXII und
DCCLXXIX).
*) A.-a. O. IV, Urk. DCCLXVIII. DCCLXIX. DCCLXX.
*) A. a. O. IV, Urk. DCCLXVII. DCCLXXI. DCCLXXXIII.
•) A. a. O. IV, Urk. DCCLXXXVIII. DCCCXIV. Vgl. dazu DCCCXVI.
238 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
gesetzt wird *) Es erfolgt sogar am 18. Januar 1517 eine neue förmliche Be-
lehnung mit Stadt und Schloss Penzlin, die mit der vom 18. Juli 1501 wörtlich
übereinstimmt.*) Von da ab hören wir nichts mehr von Bernd bis zu seinem
im Jahre 1525 erfolgten Tode. Der alte fehdelustige Recke des Mittelalters
wird den Geist der anbrechenden neuen Zeit erkannt haben, und auf dem
Schloss zu Penzlin, wo er zuletzt wohnte, wird jene Stille des Alters über ihn
gekommen sein, für welche der Lärm in der Welt nicht mehr taugt.
Die Familiengeschichte der von Maltzan und die Stadtgeschichte von
Penzlin fliessen von nun an so zusammen, dass wir für diese auf jene ver-
weisen können und daher nur noch bemerken wollen, dass von den beiden
Söhnen des alten Berend, Joachim und Georg, der erstgenannte im Jahre 1529
die Herrschaft Wartenberg in Schlesien ankauft, dass daraufhin beide Brüder
am 2. August 1530 vom König Ferdinand von Böhmen und Ungarn zu »Frei-
herrn zu Wartenberg und Penzlin« ernannt und als solche von Kaiser Karl V.
am 12. August 1530 bestätigt werden, dass Joachim die Wartenbergsche und
Georg die Penzlinsche Linie begründet, welche 1774 ausstirbt, dass aber schon
am 28. März 1702 durch den Puchower Vertrag Stadt, Schloss und Vogtei
Penzlin auf die Wartenbergsche Linie übergehen, sowie dass am 4. Oktober
1777 zwischen den von Maltzan und der Stadt Penzlin ein Vergleich statt-
findet, durch den diese jenen einen Theil der von ihr bis dahin bestritten
gewesenen Rechte, wie z. B. Verpflichtung der Stadt zur Huldigung, das Recht
der Rathswahl, die Fräulein -Steuer, das Recht, das Maltzan'sche Wappen an
das Rathhaus und an die Thore zu schlagen, u. a. m., für 3300 Thaler Gold
abkauft und ihre volle Unmittelbarkeit und Landsässigkeit erlangt.^) Die
Nieder -Gerichtsbarkeit, welche sich die von Maltzan vorbehalten, verliert erst
im Jahre 1879 durch die neue Gerichtsorganisation, ihre frühere Bedeutung,
sodass heute von den ehemaligen Privilegien hauptsächlich nur noch das
Kirchen -Patronat und die Urbede übrig geblieben sind.*)
Für alles Uebrige aus der Geschichte der Stadt verweisen wir hier auf
die Chronik von dem ehemaligen Penzliner Stadtschul-Rektor Eduard Danneil,
die 1873 im Selbstverlage des Verfassers erschienen ist. U. a. findet sich darin
auf Seite 61 — 70 ein im Anschluss an die Geschichte der Kirche gegebenes
Verzeichniss der Präpositi und Pastoren evangelischer Zeit, das bald nach der
Reformation anhebt. Wenn es aber auf Seite 64 heisst, dass die Geistlichen
vor der Reformation völlig unbekannt seien, so ist das nicht richtig. Ausser
den schon oben genannten Plebanen und Vikaren giebt es noch eine gar nicht
kleine Reihe anderer, deren Namen aus Urkunden auf uns gekommen und in
den Personen -Registern des mecklenburgischen Urkundenbuches (unter Penzlin)
>) A. a. O. IV, Urk. DCCCXXXI— DCCCXXXIV. DCCCXXXVII. DCCCXLI— DCCCXLIV.
») A. a. O. V, Urk. DCCCCVI. DCCCCX.
») A. a. O. V, Urk. DCCCCXXVI. DCCCCXXVII. MCXI. Ed. Danneil, Chronik der Burg
und Stadt Penzlin (Penzlin 1873), S. 21. 33. 34. 38 ff.
*) Der Dammzoll wird 1866 durch die Grossherzogliche Regierung für 2500 Thaler ab-
gelöst und 1867 gänzlich aufgehoben. Danneil, a. a. O., S. 21.
GESCHICHTE DER STADT PENZLIN. 239
ZU finden sind. Aber auch über die Geistlichen nach der Reformation, und
im Besonderen nach der noch vor 1552 erfolgten Aufhebung des Prämonstra-
tenser- Klosters Broda, welches das Patronat der Penzliner Kirche besessen
hatte, giebt es mehr Nachrichten, als bis jetzt bekannt waren. Sie finden sich
in den Akten des Grossherzoglichen Archivs, welche das ebengenannte Patronat
betreffen, das die von Maltzan auch im XVI. und XVII. Jahrhundert ohne
weitere Verbriefung als das ihrige angesehen wissen wollen. Am 23. Juni 1606
berufen sich nämlich die von Maltzan, deren Ansprüche der Herzog Ulrich im
Jahre 1594 durchaus nicht anerkannt hatte, darauf, dass ihre Vorfahren, Vater
und Grossvater, die Penzliner Pastoren eingesetzt hätten, so z. B. den Pastor
Stephan Gebhard, der später von ihnen abgesetzt sei und bei Heinrich Schmeker
als Pastor zu Belitz ein Unterkommen gefunden habe, und nach diesem den
Pastor Heinrich Dorgelow (Dorgeloe), der im Jahre 1565 an der Pest gestorben
sei. Nach dessen Tode sei Andreas Vielitz von ihnen berufen worden, ebenso
der ihm zugesellte Kaplan Bernd und dessen Nachfolger Joachim Schwampe
sowie auch der Kaplan Kaspar Koch (der offenbar als dritter Geistlicher an
der Kirche und ihren Filialen zu dienen hat). An die Stelle von Vielitz (•}• 1 593)
sei Nikolaus Burmeister berufen worden, und als dann von ihnen, den von
Maltzan, als zweiter neben Burmeister Er Marcus gewünscht worden sei, da
habe Herzog Ulrich den Kaspar Koch dafür eingesetzt. Das sei auf Betrieb
von dessen Verwandten und Freunden in der Stadt und wider ihre Wünsche
geschehen. Kombiniert man nun diese Nachrichten mit anderen Angaben und
z. B. mit der in Schröder's evangelischem Mecklenburg III, S. 329, über die
Unterschriften der Formula Concordiae im Jahre 1577, so ergiebt sich die
Reihenfolge der evangelischen Pastoren wie folgt: bald nach 1552 Er Stephan
Gebhard und nach dessen Abgang Er Heinrich Dorgelow (•}• 1565). Es folgt
Er Andreas Vielite (•{• 1 593). Sein erster Kaplan ist Er Bernd, der schon vor
1577 gestorben sein muss, da in diesem Jahre der nach Bernd's Tode berufene
Er Joachim Schwampe mit Vielitz zusammen die Konkordienformel unterschreibt.
Aber als dritte Unterschrift eines Penzliner Geistlichen finden wir 1577 die
des Joannes Godschalcus, von dem die Akten des Archivs nichts zu berichten
wissen. An dessen Stelle tritt 1581 Er Kaspar Koch, auf den die von Maltzan
später nicht gut zu sprechen sind. Denn als es sich 1594, nach der Berufung
des Ern Nikolaus Burmeister in die Stelle von Vielitz, um den zweiten Geist-
lichen handelt, da sagt der für Koch eintretende Rath der Stadt in einem
Schreiben an den Herzog Ulrich vom 8. November 1594, da.ss Koch dreizehn
Jahre lang Prediger in Penzlin gewesen sei. Burmeister aber, der vor seiner
Berufung nach Penzlin sechs Jahre lang in Ribnitz Pastor und Rektor schoiae
gewesen (also von 1589 bis 1595) lebt bis 1632 und erhält 1628 einen Sub-
stituten an Nikolaus Meinichius. Inzwischen ist Koch gestorben (1616) und
als zweiter Geistlicher Joachim Schreck (Schreccius) 1617 an seine Stelle ge-
treten, der bis 1622 in Penzlin als Prediger wirkt und dann nach Gadebusch
geht. Im Jahre 1632 sind M. Stephanus Lehmann (Leomannus) und Nikolaus
Meinke (Meinichius) die beiden Prediger, von einem dritten ist keine Rede
240 AMTSGEKICUTSBEZIKK PEHZUH.
mehr. Lehmann wird also 1628 oder 1633 der Nachfolger von Schreccius,
also zweiter Prediger, geworden sein, nach Burmeister's Tode aber erster, und
Burmeister's Substitut Meinke als zweiter an Lehmann's Stelle getreten sein.
1643 dc^egen, als die alles Leben hinraffenden harten Kriegsjahre [637 und
1638 ihre Wir-
kung gethan
haben, da scheint
Meinke der ein-
zige Prediger in
Penzlin zu sein.
Er stirbt 1653.
Von da ab stim-
men die Nach-
richten in Dan-
neils Chronik mit
den Akten im
Archiv.
Die V. Maltzan
erneuem 1617
und 1628 ihre
Versuche, das
Patronat der
Kirche als das
ihrige zu er-
streiten. Aber
vergebens. Erst
am 15. April 1702
lässt sich der
Herzog Kriedrich
Wilhelm bereit
finden, dem Baron
und Oberst Hans
Heinrich von
Maltzan eine förm-
liche ConfirmatiO Das Ost-Ende der Kirche t.a l'enilin.
juris patronatus zu ertheilen.')
Dass Puchow in kirchlicher Beziehung schon 1 326 mit Penzlin ver-
bunden ist, lässt eine Urkunde dieses Jahres erkennen.') Es wird daher die
dort schon im Mittelalter erbaute Kirche oder Kapelle ebenso zur Havelbei^er
Diöcese gehört haben wie die Penzliner Mutterkirche selber. Dasselbe gilt
ohne Zweifel auch von den zwei anderen Filialen Lübkow und Lapitz, die uns
') Vgl. l^hnaklen von Penzlin im Grossh. Archiv.
•) M. U.-B. 4687.
KIRCHE ZU PENZLIN.
•VT
i^il[»\Tv«,,'W>.'^.ty- "•'' * 'i-if *--i ■■
Gruiidriss der Kirche lu Penzlin.
242 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
freilich als solche urkundlich nicht eher denn im Jahre 1582 bei Gelegenheit
der vom Herzog Ulrich angeordneten Visitation entgegentreten.^) Ein nega-
tiver Beweis hierfür ist der, dass ihre Namen nicht in dem schon öfter an-
gezogenen »Verzeichnus der Pfarrlehen und Kirchenn in den Schwerinischen
Stifilssprengel gehörig« vorkommen.*) Ueber das kirchliche Verhältniss von
Wrodow s. unter Wrodow.
Baues.
Die KirehB.
Beschrei- |H|aubeschreibutig. Die Pfarrkirche, oder St. Nikolai -Kirche, zu Penzlin be-
bung des .lUH g^gj^i; aus einem drelschiffigen Langhaus, einer im Jahre 1877 angebauten
Apsis, deren Ostwand platt abschliesst, und aus einem über dem Westende auf-
steigenden Thurm, dessen Höhe nach einem Brande von 1725 so verkürzt ist,
dass das Walmdach unmittelbar über dem Dachfirst des Langhauses anfangt.
Der Ostgiebel des Langhauses läuft seit 1877 '^ einen fialenartigen Mauer-
aufsatz aus, in welchem die sogen. Klingglocke hängt. Unter dem Dach des
Thurmes ein aus gothischen Vierpässen zusammengesetzter Fries, unter dem
Unter dem Dach des Thurmes. Unter dem Dach der Seitenkapelle.
Dach des Schiffes ein aus Rund- und Kleeblattbögen kombinierter Fries, und
unter dem Dache der Seitenkapelle ein abgetreppter Zickzackfries. An der
Süd- und Westseite finden sich auch noch mehrere Rundmarken und Längs-
rillen. Der stark modernisierte Innenraum ist mit spitzbogigen Rippengewölben
eingedeckt. Die an der Südwestseite angebaute Kapelle, welche der Familie
von Maltzan als Grabkapelle dient, ist, wie aus dem verwitterten Mauerwerk
und besonders aus dem hier gebrauchten gedrückten frühgothischen Spitzbogen
geschlossen werden darf, wesentlich älter als der im steileren hochgothischen
Bogen aufgeführte Hauptbau. Die früher allem Anscheine nach gewölbt
gewesene Kapelle hat jetzt ein roh aufgesetztes — innen unverkleidet ge-
bliebenes — Satteldach. Ein hohes, jetzt bis auf eine kleine Thür zu-
gemauertes Portal lässt darauf schliessen, dass die Kapelle im Mittelalter einen
Theil der Kirche bildete, also wohl die »Garwekamerc oder Sakristei war.
Altar. Das Gemälde im Aufsatz des Altars aus dem Ende des XDC. Jahr-
hunderts stammt von Professor Kannengiesser-Neustrelitz. An der Vorderwand
^) Danneil irrt, wenn er auch die Visitationen von 1534 und 1541 heranzieht. Sie ent-
halten nichts von der unter das Brodaer Kloster - Patronat gekommenen Penzliner Kirche.
') Vgl. Wigger, Annalen, S. 132. 133.
Inneres der Kirche la Peniltn.
KIRCHE ZU PENZLIN.
des älteren Altaraufbaues die Wappen des JOSEPH FREIHERRN VON MALT2AN
und der JOHANNE GRAfIN VON LUCKNER.
Die in Holz geschnitzte Kanzel ist
Jahrhunderts.
i Werk vom Ende des XVIII. Kanzel.
An dem Orgel -Prospekt im Zopf-Stil Orgel-
vom Ende des XVIII. Jahrhunderts dieselben Prospekt.
Wappen wie am Altar.
s#^^, —
"RiilgtiMa^
Ueber den Chorschranken eine alte Land- Alte
stnrm -Fahne mit der Inschrift: DIESER 1-andsturm-
FAHNE FOLGEND, VERTHEIOIGTE IM BE- Fahne.
FREIUNGSKRIEGE 1813 . DER LANDSTURM
DES PENZLINER KREISES DIE GRANZEN
Unter einem F. F. (ein Monogramm mit Krone) ein
Unter dem Penzliner Stadt-
DES VATERLANDES.
Rosenkranz mit der Inschrift: WELCKE NIMMER,
Wappen die Inschrift: NIEMALS RUCKWARTZ 1804.
Die Glocken der Penzliner Kirche gehören sämmilich jüngeren Zeiten Glocken
an, d. h. als Umgüsse aus älteren Glocken. Es sind ihrer drei. Die grösste
ist 1791 unter dem Patronat des Freiherm JOSEPH VON MALTZAN von Joh.
Christ Meyer in Neustrelitz gegossen worden; die mittlere [820 von Valentin
Schultz zu Rostock, und die kleinere 1735 unter dem Patronat des Freiherrn
OTTO JULIUS VON MALTZAN von dem Penzliner Glocketigiesser J. C. Altrichter.')
'} Die mittlere Glocke h
richter. Die Inschriften «Iler d
:e eine Vorgängerin von dem I'eniliner Glockengiesser J. C. Alt-
i Glocken sind vollständig bei Danneil. a. a. O., S. 56, lu lesen.
244 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Grabstein. Grabstein. In der Mitte der Kirche ein Stein mit einer eigenartigen
Inschrift: ALHIER RUHET IN GOTT EIN FRÜHEZEITIG VERWELKTES BLUME.
LEIN LUDEWICUS DIETERICH GEBHARDT DERSELBE IST GEBOHREN IN DER
VORSTADT PERWER VOR SALTZWEDEL D • 13 • JULIJ ANNO 1716 U • IST
SEELIG ALHIER VERSTORBEN DEN 10TEN APRIL 1736 SEINES ALTERS 19
JAHR 9 MONAHT LEICHENTEXT HIOB 16 V 22 • U • 17 C • V 1 • (Hier folgt
der ganze Text.) VALE TERRA SALVE COELUM • DIESES HABEN ZUM WOL-
verdienten andencken legen lassen j • gebhardt e • m • riem-
schRderin.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Abendmahlskelch, aus einem älteren profanen
werke. Trinkgefäss im Jahre 1837 umgearbeitet. Mit schwebenden Putten an der
Kupa. Der Fuss ist neu. Die Inschrift des älteren Theiles besteht in Namen
und Jahreszahl: GEORGUS JULIUS VON MALTZAN, FREIHERR V • PENZLIN
UND WARTENBERG • 1702. Ohne Stempel. Die jetzt dazu gebrauchte Patene
ist neu. (D (TfG). — 3. 4. Kelch mit der Inschrift: EX RUINA INCENDIi 1725
DEN 11 SEPTEMBER REPARARI CURAVERUNT 1731 PASTORES ET OECON •
Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, Meisterzeichen Qr). Patene mit den-
selben Zeichen. — 5. 6. Zinnkelch von 1691, mit der Bezeichnung EH RENS
SCHMIDT. Patene mit der Bezeichnung ES. — 7. 8. Zinnkelch aus dem
XVIII. Jahrhundert, im Kelchboden eingestempelt eine weibliche Figur mit
W N. Die Patene hat als Stempel ein dreithürmiges (das Friedländer?) Thor
und als Meisterzeichen C H. — 9. Noch ein Kelch mit dem Güstrower Stadt-
zeichen @ und dem Meisterstempel des zwischen 1698 und 1701 nachweis-
baren Joh. (Hans) Frledr. Molstorf: [jpj^]. — 10. Ovale Oblatendose von 1733,
mit einem Monogramm aus den Buch.staben «/. J. L. unter einer Krone, darunter
Palmzweige. Inschrift: GOTT ZU EHREN UND ZUM GESEGNETEN AN-
DENCKEN DER LINDEMANNISCHEN FAMILIE IN PENZLIN GAB DIESES DER
KIRCHEN DASELBST JOHANN JACOB LINDEMANN. Als Stadtzeichen ein
Adler, und als Meisterzeichen ein D in einem Barockschild, ausserdem auch
das Beschauzeichen in Form eines Zickzackstriches : /wwwwwy^^^. — 1 1 . Schenk-
kanne von 1835 mit den Stempeln |p] und [\ FGj (J- P- Gotthardt in Penzlin,
s. o.). — 12. Löffelchen mit denselben Zeichen wie die Kanne. — 13. 14. Zwei
Zinnleuchter mit später angesetzten Füssen und der Inschrift: CHRISTIAN
FRIEDRICH STOLL CATRINA MARIA STOLLN 1760. Stempel: Friedländer (?)
Thor und W N. — 15. Klingebeutel mit der Inschrift auf der Tülle: BARON
FERDINAND MALTZAHN 1794 D • 26ten SEPT.
BURG PENZLIN.
Burg Penzlin.'i
KWördlich von der Stadt, ungefähr siebenzig Schritte von dem letzten eng- Die Burg
^'^^ geschlossenen Häuser-Komplex entfernt, liegen neben einander die »altec Penzlin.
und die >neue< Burg. Die neue Bui^ ist ein erst im XIX, Jahrhundert er-
Die alte Burg Penzlln.
bautes, äusserlich einfach erscheinendes grosses geräumiges »Herrenhaus«, das
mit einer Burganlage im Sinne des Mittelalters nichts als den zu drei Vierteln
ziemlich schroff und tief zu W.isser und Wiese abfallenden Platz gemeinsam
') Wir folgen hier einein lesenswenhen Aufsalze von Ouo l*iper, den er in den iMecklb.
AnieigeiK Nr. 69 (34. MSrz 1SS3) verölTentlicht hat: iMeoklenbur^itche Butgioste. II. Penilin.c
— Eine weitverbceilete Ansicht der Hui^ von Pcnzlin isl die von üotlheit im iMecklenb. AtlmnM
(Hamburg-Berendsohn); aber sie ist derart mit willkürlichen maleiischen ZusSUen versehen, mil
ThUnnen nnd gothischen Wandbilduiißcn aller Art. da'*« sie dem wirklichen Bestände e'^K'^i'I'i'^''
als werthlos beicichnet werden miis^.
246 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
hat und zu einem Viertel mit einem gleich hohen Landrücken zusammen-
hängt. Die südlich von der neuen Burg und jenseits der genannten, burg-
grabenartig vertieften Schlucht gelegene alte Burg aber stellt sich als Rest
einer in der Zeit der Renaissance mehrfach veränderten mittelalterlichen Anlage
dar, die wir uns nach Analogie anderer Bauten dieser Art (in Wismar, Parchim,
Malchin u. s. w.) anscheinend so vorzustellen haben, dass sie zu einem Theile
die Stadtmauer be-
rührte oder in sich
aufnahm und dass
der etwas höher ge-
legene, jetzt wieder
mit der alten Bui^
durch eine Holz-
brücke verbundene
Platz der neuen Burg
die »Vorburgt oder
das »Vorwerk«
(ouvrage avance) zu
bilden bestimmt war.
Die alte Burg be-
steht aus zwei recht-
winklig an einander
liegenden Gebäude-
theilen, deren Archi-
tektur freilich nach
aussen hin auch
nichts Burgartiges
mehr aufzuweisen
hat. Die erwähnte
Hoizbrücke fuhrt von
dem Hügel der neuen
Burg zu einem spitz-
bogig geschlossenen ^'" "''"''' ^" ■""" ^"^ Penilin.
Eingange des Längsgebäudes der alten Burg hinliber. Bei diesem spitzbogigen
Eingange sieht man das älteste Mauerwerk der Burg, soweit dessen Verwitterung
hierauf schliessen lässt. Die Spitz bogen thür ifiihrt zunächst in einen Raum, der
wie noch deutlich zu sehen ist, seiner Zeit in seinem ganzen Umfange von einem
Rauchfangmantel überdacht war. Wir haben hier also eine vormalige Küche
nicht geringen Alters und damit dieselbe Einrichtung wie z. B. auf dem noch
erhaltenen Falkenstein im Harz, wo auch ein nur für Fussgänger passierbarer
Nebeneingang durch die Küche in den Bui^hof fuhrt.*
Neben dieser Spitzbogenthür, und zwar da, wo Längs- und Quergebäude
an einander stossen, haben sich Spuren des ehemaligen Berchfrits der Burg
BURG PENZLIN. 247
gefunden,') ebenso iingeföhr fünfzig Schritt zu beiden Seiten des Berchfrits die
Spuren von Vertheidigungsthürmen in der Mauer, welche Burg und Stadt um-
schloss. Endlich sieht man noch im Erdgesclioss des Quergebäudes eine mit
gothischen Kreuzgewölben überdeckte Halle, doch wird man auch sofort
gewahr, dass sie durch eingesetzte Scherwände ihre Wirkung verloren hat.
Zur Zeit aber interessieren an der alten Burg weitaus am meisten die
erhaltenen »Hexenkeller«.
»Aus einem niedrigen Balkenkeller unter dem Längsgebäude Tuhrt unter
einer Falithüre eine
enge Steintreppe von
achtzehn Stufen in
einen zweiten völlig
finsteren Keller hinab,
weicher, 6,75 zu 2,75 m
in der Grundfläche
messend, mit Ziegeln
ausgemauert und mit
einem Tonnengewölbe
überspannt ist. An der
einen Längsseite dieses
Kellers zeigen sich nun
in halber Wandhöhe
drei Nischen von 1,75 m
Höheund 0,92 m Breite,
deren untere Hälfte etwa
35 cm, die obere doppelt
so weit hineinspringt.
Auf diese inmitten der
Mauer angebrachten
Steinsitze wurden der
Tradition nach die
Ein Tb<Ll der alten Burg Penilin. Hexen angeschlossen,
und in der That zeigen
die bei allen Nischen gleichartig in die Mauer eingelassenen, jetzt zumeist ab-
gebrochenen, zum Theil aber noch mit daran hängenden runden Klammern
erhaltenen Eisenbolzen unwiderleglich, das.s hier Menschen am Hals, der Brust,
beiden Armen und Füssen enge an die Wand angeschlossen worden sind.
Zum Theil noch erhaltene starke Hespen u. s. w. lassen ausserdem erkennen,
dass jede Nische durch eine schwere Thür abgeschlossen wurde, während ein
für jede derselben aus der Mauer herausragender länglicher Felsstein offenbar
ein Ausheben dieser Thür verhindern sollte.«
'; Ab Beweis für dns Vorhandensein eines B
dem Quer^ebäude herauskommende, jetil etwa in dr
enge Wendeltreppe.
248
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
»Von diesem Keller fuhren vier Stufen wieder aufwärts in einen zweiten
ähnlichen, aber nur 4,50 zu 1,45 m in der Grundfläche messenden Keller, der
gleichfalls drei Hexennischen enthält, nur mit dem Unterschiede, dass dieselben
hier des besonders einspringenden Absatzes für die Füsse (vom Knie ab) und
deshalb auch der engen vor die Nischen zu legenden Thüren entbehren.
Ausserdem bringt hier eine 25 cm weite und 5 m lange, durch die Decke auf-
wärts geführte Röhre wenn auch kein Licht, so doch spärliche frische Luft
zu, während zugleich von diesem Keller die enge Wendeltreppe in der Wand-
dicke aufwärts fuhrt, die, wie eben (S. 247, Anmkg. i) bemerkt, vormals in
den jetzt abgebrochenen Berchfrit ausmündete. — An den nischenfreien Wänden
beider Kellerräume finden sich noch weitere abgebrochene Eisenbolzen zur ein-
facheren Ankettung von Gefangenen.«
Diese Keller, welche, wie Piper a. a. O. nachgewiesen hat, zu dem,
was wir über die Art der Einkerkerung der Hexen, über ihre Torturen und
besonders über die Vorschriften des Malleus maleflcarum wissen, aufs Beste
passen, weisen somit auf einen Bau, der erst in der zweiten Hälfte des
XVL Jahrhunderts entstand, als in Mecklenburg die systematische Verfolgung
der Hexen bereits begonnen hatte (1562). Damit schrumpft aber das, was
von der frühmittelalterlichen Burg, wie sie einst unter den Fürsten von Werle
bestand, noch übrig geblieben, zu einigen Mauerresten zusammen, deren
genaue Abgrenzung von den jüngeren Theilen überdies auf Schwierigkeiten
stösst und kaum noch Bedeutung hat.^)
Stadt-
mauer.
Stadt-
thore.
|m Mittelalter war die Stadt da, wo sie nicht von Wasser und Sumpf ge-
schützt wird, von einer hohen Ziegelmaner umgeben. Davon ist noch
ein gut Theil erhalten, aber man findet keinerlei besondere Vorrichtungen :iur
Vertheidigung. Vor der Mauer findet man nach der Landseite zu zwei tiefe,
zumeist noch erhaltene Gräben, die jetzt durch einen abgeplatteten Wall ge-
trennt sind. Stadttbore giebt es nicht mehr, auch keine sonst irgendwie noch
bcmerkenswerth erscheinenden Gebäude.
Wall. Die Stadtfeldmark war einstmals von einem breiten Wall umgeben, der
theilweise noch erhalten ist.
Grapen-
werder.
Grapenwerder. Auf der Feldmark findet sich eine rings von Wasser
und (jetzt) Wiesen umgebene ca. 15000 Quadrat- Ruthen grosse Insel, der
Grapenwerder (so schon in einer Urkunde von 1309 genannt), und auf deren
höchsten Theile eine kreisrunde etwa 200 Schritt im Durchmesser haltende
*) Vgl. Lisch und Wedemeyer, Album mecklenb. Schlösser und Landgüter, Heft 1 und 2,
S. 3 und 4.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF LÜBKOW. 249
Erderhöhung mit ca. lo — 12' hohen, nahezu senkrechten, mit Gestrüpp be-
wachsenen Rändern, während von einer anderen Seite noch ein minder hoher
Steilrand sich abzw-eigt. Der Grapenwerder darf nicht, wie es im M. Jahr-
buch XXXVII, S. 66, geschehen ist, mit dem Werder verwechselt werden.
Ueber beide Plätze Ausführlicheres weiter unten S. 455 ff. (Vorgesch. Stellen.)
Das Gut und Filial- Kirchdorf LUbkow/)
m Jahre 1274 gehört das Dorf Lübkow mit seiner Kirche zu jener umfang- Geschichte
reichen Begüterung in der Vogtei Penzlin, welche mit ihren Kirchlebnen ^^s
(cum collatione beneficiorum seu ecclesiarum) von Fürst Nikolaus von Werle ^^"es.
am 12. März desselben Jahres den Rittern und Brüdern Bernhard und Heinrich
von Peccatel und theihveise auch dem Ritter Raven (Corvo) zu gesammter
Hand verliehen wird.*) Wie lange Lübkow ein Peccatel'sches Gut blieb, wissen
wir nicht. Denn die Urkunden schweigen nach 1274 mehr als drittehalb Jahr-
hunderte lang. Um 1538 besitzen die von Maltzan einen Katen im Dorfe.
Aber neben ihnen haben auch die von Barnefleth Unterthanen daselbst. Doch
Ende des XVI. Jahrhunderts ist das Dorf anscheinend ganz und gar in
Maltzan'schen Händen. Am 30. Mai 161 7 kauft Hans von Blankenburg das
Gut Lübkow cum pertinentiis et juribus in Prillwitz, Rehse, Passentin, Peccatel
und Wustrow für 15000 Gulden, erhält aber den landesherrlichen Konsens
dazu erst am 6. December 1625 und vergleicht sich darüber mit Ilsabe von
Owstein, Jürgen Maltzan's Wittwe, im selben Jahre. Ende des XVII. Jahr-
hunderts haben wieder die von Maltzan Gut und Dorf, verpfänden es aber
theihveise an einen Steding. Zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts finden wir
Lübkow in den Händen des Kammerjunkers Gustav Friedrich von Walsleben,
welcher am 20. Februar 1702 den Lehnbrief über Lübkow und Krukow erhält,
da das Geschlecht der von Blankenburg ausgestorben sei. Am 26. Mai 17 16
verpfändet Ulrich Wedege von Walsleben die Güter Lübkow und Krukow an
Ernst Friedrich von Kosboth, und nun bleiben die von Kosboth, bei allem
Streit zwischen den von Maltzan und von Walsleben über das jus revocationis
und trotz verschiedener Einlö.sungsversuche, als Pfand besitzer bis 1785 im Besitz.
Seitdem ist Lübkow wieder bei der freiherrlichen Linie der von Maltzan-Penzlin.
Ueber das kirchliche Verhältniss s. bei Penzlin.
Kapelle. Die Kapelle ist ein nach einem Brande aufgeführter kleiner Kapelle.
Bau von fast quadratischer Anlage aus dem Jahre 1827, welcher von Ziegeln
mit eingemischten Granitsteinen, wie sie besonders im Sockel verwandt sind,
*) 3 km südöstlich von Penzlin. Lubbechowe = Liebendorf, Ort des Liib^ch, Lubik (.ilt-
slavisch Ijubu = lieb). Kuhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 87.
*) M. U.-B. 1317.
250
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
aufgeführt ist und der damals herrschenden Zopfgothik folgt. Der Innenraum
ist mit flacher Bretterdecke geschlossen. Die innere Einrichtung ist ohne
Bedeutung.
Glocken. In dem kleinen Holzthürmchen, welches auf der Westseite aus dem
Dache herauswächst, hängen drei Glocken. Die beiden ersten sind nach der
Inschrift zum Ersatz einer vom Feuer zerstörten Glocke unter Maltzan'schem
Patronat sowie zur Zeit des Pastors CHRISTOPH LUDWIG MÜLLER gestiftet
und von dem Glockengiesser Johann Christian Meyer im Jahre 1782 gegossen
worden.^) Die dritte ganz kleine Glocke oben in der Thurmspitze ist nicht
zu erreichen.*)
Kleinkunst- Kleinkuostwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss,
werke, laut Inschrift an der Kupa im Jahre 1729 gestiftet vom Amtmann E»E»
WEYLANDT ZUM WERDER. Als Stadtstempel einköpfiger Adler, und als
Meisterstempel STVMER. An der Patene keine Zeichen. — 3. Oblatenschachtel,
neu. — 4. Zinnerne Taufschale, neu.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Lapitz.')
|rkunden des Mittelalters scheinen zu fehlen. In vorgeschichtlicher Zeit
giebt es hier eine besonders grosse wendische Burganlage mit mehr
als gewöhnlich ausgebreiteter Besiedelung.*) Aus dem geschichtlichen Dunkel
aber tritt Lapitz erst in neuerer Zeit, nämlich zu Anfang des XVI. Jahrhunderts,
heraus. Damals gehört es zu den Gütern, welche die Herzöge Heinrich und
Albrecht von Mecklenburg dem Ritter Bernd von Maltzan verpfänden.^) Die
weitere Geschichte des Gutes und Dorfes behandelt nun eine fortlaufende
Reihe von ganzen und theilweisen Verpfandungen und Afterverpfändungen, so
z. B. an Jakob von Vieregge, der sein Anrecht 1629 dem Dr. Wasmund über-
lässt; an Joachim und Friedrich von Quilitz, die ihre Anrechte 1633 an die
Oekonomie des Güstrower Domes abtreten, und an den im Jahre 1662 von
Schweden her in den Adelsstand erhobenen Joachim Engel, der von 1656 an
Pfandherr von Lapitz, Wrodow und Gross-Helle ist und 1687 einen Antheil
in Lapitz an Albrecht von Krackewitz abgiebt. In Lapitz haben übrigens
auch die von Maltzan dem von Engel nicht alles überlassen, es kommen daher
*) Das Patronat hatten sich die von Maltzan bei der Verpfändung des Gutes vorbehalten.
*) Nach dem Inventar von 181 1 ebenfalls von Joh. Christian Meyer gegossen.
^) 5 km nördlich von Penzlin. Lapze entweder von lapa = Klaue, Bärlapp, lycopodium;
oder von lap-lapica = Falle. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 81. Darnach also entweder soviel wie
> Klauendorf c , »Iturendorfi oder > Kaliendorf c : — eine ganze Auswahl.
*) Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 270. 278—281. XXVI, S. 304.
») Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 459—463 (Urk. DCCCXLII).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF LAPITZ.
251
auch im XVIII. Jahrhundert weitere Verpfandungen von einzelnen Antheilen,
Bauern und Kossäten, aus ihren Händen vor. Als Inhaber von Lapitzer
Pfandantheilen treten uns entgegen Christoph Krauthof (1702), der Oberst-
leutnant von Scharfenberg (1705), der Oberstleutnant von Keyserlingk (1737
bis 1788), Adolf Friedrich von der Lancken (1788 — 18 11), Karl Friedrich von
Peccatel auf Wrodow {1762) und Graf von Bolza auf Gevezin (1777), die beiden
letztgenannten als Afterpfand-Inhaber von den von der Lancken und Keyserlingk
her. Ein Maltzan'scher Reluitions- Versuch im Jahre 1784 hat kein praktisches
Ergebniss. 181 1 kauft Hofrath Siemerling das Lehngut Lapitz, und 18 14 geht
es an Joh. Gottlieb Neumann über, dessen Familie noch heute im Besitz ist.
Ueber das kirchliche Verhältniss s. bei Penzlin.
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau in Form eines Vierecks ohne Kirche.
Thurm und mit flacher Balkendecke im Innern.
Altar-
aufsatz.
Glocken.
Im Altaraufsatz oberhalb eines grossen hohen Abendmahlgemäldes ein
weiss gestrichenes spätgothisches Triptychon, dessen Mittelstück in Schnitz-
figuren die Scene der Kreuzigung enthält, während jeder der Flügel vier
Heiligenfiguren zeigt, die zu je zweien über und neben einander geordnet sind.
Im freistehenden Glockenstuhl neben der Kirche zwei Glocken. Die
erste hat die Inschrift: DEI IN HONOREM BARONES A MALZANEN SUB
PASTORATU M • JO • SCHRECCII ANNO 1620. Die zweite hat nur die Jahres-
zahl 1620.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss mit Kleinkunst-
der Aufschrift: JOCHIM • FRIDERICH • QVILITZ • LEVTENANT • ANNO 1668. werke.
Keine Werkzeicben, auch nicht an der zugehörigen Patene. — 3. Kleine
Oblatendose von Neusilber. — 4. Zinnerne Weinkanne, neu (Kurtz- Stuttgart).
— 5. Taiifschüssel von Messing, neu. — 6. Zinnschale, gestiftet 1696 von
JOCHEN KRVMSEE. Stralsunder Stadtzeichen, Meisterzeichen * 91 * . — 78.
Zwei zinnerne Altarleuchter, der eine mit der Aufschrift: JOCHIM KRVMSEE
HANS KRVMSEE 1695; der andere mit der Aufschrift: MICHEL
DRVHLL 1695; bei erstgenanntem der werlesche Stierkopf als
Stadtstempel, und nebenstehendes Meisterzeichen, bei dem andern I
das Stralsunder Stadtwappen und als Meisterzeichen drei Sterne
mit der Zahl 91. — 9 — 13. Ausserdem noch ftinf zurückgesetzte Zinnleuchter
von 1654, 1655, 1674, 1687 und 1726.
252
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und ehemalige Fiiial- Kirchdorf Puchow.')
|m ersten Viertel des XIV. Jahrhunderts wohnt in Puchow, das damals
wie auch noch lange nachher aus einer Anzahl von Einzelhöfen besteht,
der Knappe Petersberg. Wenigstens nehmen wir an, dass er es ist, dessen
Wittwe im Jahre 1326 den Penzliner Kirchherrn mit der Stiftung eines Gefälles
von jährlich zwölf Hühnern im Dorfe Puchow erfreut.*) Als ein deutsches
Bauerndorf tritt es uns auch in einer Urkunde vom 18. Juli 1501 entgegen,
durch welche es in jene Begüterung aufgenommen wird, mit der die mecklen-
burgischen Herzöge den Berend Maltzan belehnen.^) In der Folge entwickelt
sich hier nun ebenso wie anderswo auf ähnlichen ritterschaftlichen Dörfern
Verpfändung und Afterverpfandung von einzelnen Antheilen zu schönster
Blüthe. So sind z. B. zu Anfang des XVII. Jahrhunderts Hans Angermünde
und Lukas Schröder die Pfandherrn von Maltzan'schen Höfen. Auch hören
wir von einem »Vorwerk« Puchow, das mit dem Rittergut Klein-Lukow ver-
bunden ist, welches Bernd Lüdeke von Holstein 1623 an Magnus von Bülow
verkauft. Gleichzeitig giebt es Vieregge'sche Pfandanrechte, die 1629/30 an
Dr. Jasmund und an Jürgen Höppener übergehen. 1636 sind Oberstleutnant
Joachim Engel und der Friedländer Bürgermeister Joachim Quilitz Pfand-
inhaber der Güter Werder und Puchow. In diese Pfandrechte treten 1649/50
Dr. Jasmund's Wittwe und Oberstleutnant Gregorius Ziegler ein. Um dieselbe
Zeit bricht über den genannten Bülow'schen Pfand-Antheil der Konkurs aus.
Im XVIII. Jahrhundert sind die von der Lanken und von Hacke nachher auch
ein von Raven die Pfandinhaber, die von der Lanken am längsten (1702 bis
1805) 1805 kauft Leutnant Anton von Berg das Gut, 1839 Hermann von Voss,
1855 Wilhelm Mecklenburg und 1878 Ulrich Freiherr von Maltzan, der es
nebst Rahnenfelde nach langer Entfremdung für die Familie von Maltzan
zurückerworben hat.
Dass die ehemalige Kirche zu Puchow von jeher mit der Penzliner
verbunden war, ist schon aus der oben angezogenen Urkunde von 1326 zu
erkennen. Bis ins XVII. Jahrhundert hinein dauert dies Verhältniss. Es hat
sich nämlich aus dem Jahre 1659 eine Nachricht erhalten, welche sagt, dass
die Kirche zu Puchow »vor einigen Jahren« abgebrannt sei. In Folge dessen
.seien zwei Glocken (also noch vor 1659) nach Broda gekommen. Damals sei
Gregorius Ziegler Besitzer von Puchow gewesen. Wir wissen aber von Ziegler,
*) 4 km nördlich von Penzlin. »Ort des Puchac : Kühnel, M. Jahrb. XLVl, S. 112.
') M. U.-H. 4687. V^rl. dazu 3345.
*) Lisch, (leschl. Maltzan IV, S. 3240". (Urk. DCCLXIX).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF WRODOW. 253
dass er 1650 seinen Besitz antrat (s. o.). Also muss die Kirche zwischen 1650
und 1659 abgebrannt sein. Seitdem hat Puchow keine Kirche mehr. Indessen
giebt es auf dem Kirchhof zu Puchow noch eine von ihren alten Glocken, Glocken.
welche die Inschrift hat:
gelp + 0ott + niaria * bnte * anna + fülf * brübbe * iftte befbl^
bert ') anno * botnini * bufent * tuet + bnbe * Ij: * ♦
*) ^^ echt versilbert. Der Verf. des Inventars von 181 1 liest 1409 statt 1509 und hat
gleich vielen Andern mit den Worten »tftC vcfvivcrt« nicht fertig werden können, weil fort-
während if und tt getrennt genommen wurden und bei dem nachfolgenden VCfulvctTt statt V
im Anfange V gelesen und an das lateinische Verbum resolvere gedacht wurde. Auch wUsste man
gerne, wie es sich mit dieser Versilberung verhält, da die Sache technisch in hohem Grade be-
denklich erscheint, und erfahrungsmässig oft von Versilberung geredet worden ist, wo sie that-
sächlich nicht vorhanden war. Vgl. Otte, Glockenkunde, S. 70 ff.
•) Fast 7 km nördlich von Penzlin. Ktthnel erinnert an das altslavische Wort vredu =— Aussatz,
Geschwür. >Schwärendorf< ?
•) M. U.-B. 1227. Vgl. 1533. 1666. 2614. 2754. 2937.
<) Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 459—463 (Urk. DCCCXLIl),
») M. U.-B. 1666.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Wrodow.')
|urch ein Geschenk des Herzogs Barnim von Pommern wird Wrodow im Geschichte
Jahre 1271 Ivenacker Klosterdorf. ^) Nach der Säkularisierung des ^^s
Klosters kommt Wrodow an die mecklenburgischen Herzöge. Diese verpfänden ^o"es.
es an Bernd von Maltzan (s. o.).*) Durch weitere Verpfandung kommt es
1656 an Joachim Engel (vgl. Lapitz), 17 17 an den Oberst von Barner und
175 1 an Gotthard Karl Friedrich von Peccatel; 1785 verkaufen die von
Maltzan das Gut Wrodow »cum connexis« an den Hauptmann von Zieten;
1795 geht es an Karl Martin Greffrath über und 1818 an Joh. Gottlieb Neu-
mann, dessen Nachkommen noch heute im Besitz sind.
Da der Bischof von Kammin am 31. Januar 1283 ^^^ Kloster Ivenack
die Zehnten in Wrodow bestätigt, so ist daraus zu ersehen, dass dieses im
Mittelalter der Kamminer Diöcese zugetheilt war.*) Die spätere Zutheilung
des Dorfes und seiner Kapelle an die der Havelberger Diöcese angehörende
Kirche zu Penzlin, die uns in dem ersten PenzHner Visitationsprotokoll von
1582 entgegentritt, kann daher erst in der Zeit nach der Durchführung der
Reformation geschehen sein. Doch fehlt es an einem Dokument darüber.
Ob es vorher mit dem benachbarten Gross-Helle verbunden war, ist aus dem
Visitationsprotokoll von 1541 nicht zu ersehen. Hier werden nur Schwandt
und Briggow als zugehörige Dörfer genannt.
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau in Form eines länglichen Kirche.
Vierecks mit flacher Decke im Innern. Thurm fehlt.
254
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Altar und
Kanzel,
Glocke.
Kelch.
Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden.
Eine kleine Glocke, ausserhalb des Gebäudes hängend,
hat die Inschrift: mdtifl f^tlp mf. Dabei ist als Trennungs-
zeichen eine Art Paragraphen -Zeichen verwandt. Ausserdem
das nebenstehende Glockengiesserzeichen.
Der Abendmahlskelch der Kirche ist neu und ohne Bedeutung.
Das Gut und ehemalige Kirchdorf Gross- Helle.')
Geschichte
des
Dorfes.
^Q|1s Kirchdorf tritt uns Gross -Helle gleich bei seiner ersten urkundlichen
Erwähnung im Jahre 1363 entgegen. Damals ist Dominus Johannes
Ribe Plebanus in »Groten Helle«. Im XV. Jahrhundert kommt das Gut von
den Herzögen an Berend von Maltzan (s. o. bei Wrodow). Von 1656 an ist
es im Pfandbesitz des Joachim Engel (s. o. bei Lapitz). Von 175 1 hat es
Gotthard Karl Friedr. von Peccatel auf Wrodow. Von 1785 an bis 1802 ist
es wieder in Maltzan'schem Besitz. 1802 kauft es der Hofrath Karl David
Heinrich Lüders und 18 16 der Leutnant Flügge, in dessen Nachkommenschaft
es heute noch ist.
Wenn schon Wrodow während des Mittelalters zu Circipanien und
somit zur Kamminer Diöcese gehört, so muss das auch mit dem nördlich
davon gelegenen Gross- Helle sammt seinen Filialen Schwandt und Briggow
der Fall gewesen sein, zumal diese von Penzlin her jenseits des Wasser-
gebietes der Kittendorfer Peene liegen, zu dem auch der Schwandter See
gezählt wird. Gross- Helle, zu dessen Kirche vom Mittelalter her bis in die
Zeit des dreissigjährigen Krieges hinein die Kirchen zu Briggow und Schwandt
als Tochterkirchen gehören, ist seit 1637 seines Gotteshauses beraubt: ein
Brand vernichtet es nämlich in diesem Jahre. Die Kirche zu Mölln übernimmt
die Kura. Aber seit 1723 hat sie die Penzliner Kirche. Im Jahre 1800 wird
ein Wiederaufbau der Kirche zu Gross- Helle ins Auge gefasst, doch es kommt
nicht dazu. Zur Zeit wird der Gottesdienst für Gross -Helle in der Kirche zu
Schwandt abgehalten, dessen Kirche 1723 ebenfalls zu Penzlin gelegt worden
war, gegenwärtig aber von Mölln her ihre geistliche Versorgung empfängt.*)
*) 8 km nördlich von Penzlin. Der Name hat deutschen Klang und findet sich daher nicht
bei Kühnel, M. Jahrb. XLVL
«) Vgl. Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 41. 71. 87.
GUT UND KIRCHDORF ALT-REHSE. 255
Das Gut und Kirchdorf Alt-Rehse.')
jls am 16. August des Jahres 1170 Fürst Kasimar von Pommern in der Geschichte
schon bei Penzlin angezogenen und als spätere Unterschiebung für ein ^^s
verlorenes Original verdächtigten Urkunde dem Havelberger Domstift das l^o'"**ss.
Dorf Broda mit vielen andern Dörfern und Gütern in der Nachbarschaft zur
Gründung eines Klosters überweist, da fehlt zwar vorläufig noch der Name des
Dorfes Reze dazwischen, aber zwölf Jahre später findet er sich bereits in jener
weniger angreifbaren Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislav, die, wenn auch
nicht datiert, doch nach dem Juni 1182, d. h. nach Kasimar's Tode, dem
Kloster Broda zur Sicherung seines Besitzthums ertheilt wird.*) Beim Kloster
bleibt Rehse bis zu dessen Auflösung um die Mitte des XVI. Jahrhunderts.
Und zwar sind es beide Dörfer, in denen das Kloster seine Hand hat, Alt-
Rehse und Neu -Rehse, deren Feldmarken an einander stossen.^) Auch er-
fahren wir aus der Urkunde des Papstes Alexander VI. vom 27. Oktober 1500,
dass das Kloster Broda das Patronatsrecht der Kirche zu Alt -Rehse besitzt
(necnon Pentzelin, Smorte cum Resze). Schon zur Zeit des Klosters haben
die von Maltzan auf Penzlin Antheile an Alt- Rehse. 1538 sind es zwei (ehe-
mals Bardenflet'sche) Bauhöfe, im XVIII. Jahrhundert dagegen ist immer von
drei Bauhöfen die Rede, deren Geschichte in nichts als in einer Reihe fort-
laufender Verpfandungen besteht: im XVI. Jahrhundert an Jakob Zitwitz und
Jochim Arenstorff; im XVII. Jahrhundert an Bertram Schmieterlow, die Stadt-
kämmerei in Penzlin, an Christoph Peccatel, Hans Blankenburg, Jochim und
Jakob Vieregge, Friedr. Arenstorff, an den Bürgermeister Krauthof in Güstrow,
den Major Gregorius, Christian Wagner und Joachim Barnekow; im XVIII. Jahr-
hundert an die von Winterfeld, von Engel, bis im letzten Viertel desselben
Jahrhunderts die von Maltzan wieder selber auf Alt- Rehse sitzen und es nun
bis 1849 festhalten. Als Besitzer folgen: 1849 Joh. Karl Friedr. Wendlandt,
185 1 Johann Strasen und 1857 Carl Otto Ferd. Mercker. Von Hermann
Mercker erwirbt 1892 August Beese das Gut, von diesem 1897 Ludwig Baron
von Hauff, der es, mit Annahme des landesherrlichen Vorkaufsrechtes und
*) Fast 6 km südöstlich von Penzlin. Der alte Name »Rezec des XII. und XIII. Jahr-
hunderts wird mit dem altslavischen >reka< = Fluss verbunden und als >Ort am Wasser« ge-
deutet, also vielleicht soviel wie > Seedorf <. Vgl. KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 117. Oder »Beken-
dorf«? Vgl. Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 144.
*) M. U.-B. 135. Vgl. dazu 95. Lisch, M. Jahrb. III, S. 13, Anmkg., nimmt an, dass das
II 70 genannte Michnin mit Rehse identisch sei. Sollte nicht möglicherweise der spätere Name
Mailin damit irgend einen Zusammenhang haben? Zu M. U.-B, 135 vgl. Boll, Chronik der Stadt
Neubrandenburg, S. 303, Anmkg.
•) M. U.-B. 3016. 3563. 5275. 5276. Vgl. auch die späteren Urkunden von 1402, 1482
und 1500 bei Lisch, M. Jahrb. III, S. 206—210. 229/230.
256 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
besonderer Bestimmungen über die Erbfolge, aus einem Lehn in ein Allod
umwandeln lässt.
Ueber die Pastoren in Alt-Rehse sind wir nur mangelhaft unterrichtet.
Am 26. November 1627 spricht Herzog Hans Albrecht seinen Tadel darüber
aus, dass die Pfarre von Alt-Rehse nun schon ins dritte Jahr vakant sei.
Dieser Tadel trifft den Alt-Rehser Antheil am Maltzan'schen Patronat. Aus
einem Schreiben der Sabina Meyer, sei. Ern Adams Friederichs nachgelassener
Wittwe, vom 23. Januar 1628 erfahren wir ferner, dass Adam Friederich über
dreissig Jahre Pastor zu Alt-Rehse gewesen und an der Pest gestorben sei.
Aus beiden Schriftstücken folgt somit, dass er ungefähr um 1594 berufen
worden. Eine dritte Nachricht besagt, dass er am 28. August 1625 starb
und Pastor von Alt-Rehse, Krukow und Mallin gewesen.^) Ueber seinen Vor-
gänger und darüber, ob die genannten drei Kirchen schon vor der Refor-
mation mit einander verbunden gewesen, giebt es keine Nachricht. Wohl
aber wissen wir, dass die Kirche zu Krukow im XIV. Jahrhundert ihre eigenen
Plebane hatte, die als Geistliche der Havelberger Diöcese in allerlei Verbin-
dung mit dem Kloster Broda standen. Auf Friederich folgt dessen Schwieger-
sohn, der Friedländer Kantor Petrus Zimmermann: der Rehser Maltzan wider-
strebt ihm Anfangs sehr, aber die anderen Maltzane und der von Blankenburg
auf dem Werder, die ihn schon am 19. Juli 1626 berufen haben, bringen ihn
endlich durch. Zimmermann wird ein Opfer des dreissigjährigen Krieges ge-
worden sein, denn sein Nachfolger Er Andreas Cato wird 1642 berufen. Nach
Cato's Tode wird Jakobus Nemptzow im Jahre 1668 Pastor. Ihm folgt 1683
Immanuel Meinichius, der Sohn des Penzliner Meinichius, der 17 16 an
Melchior Eppen einen Substituten erhält. Eppen wird am 11. Oktober 17 16
in der Kirche zu Krukow ins Amt gewiesen, weil die zu Alten Rehse wüste
liegt und erst im Jahre 1727 wieder hergestellt wird. Eppen soll nach 1736
gestorben sein. 1745 folgt Joh. Gottlieb Hinrichs (Hinrichsen), welcher 1766
stirbt, 1768 Joach. Joh. Wachenhusen, der 177 1 stirbt, 1773 Ad. Friedr. Müller,
und diesem 1793 Pastor Joh. Ernst Zorn (f 21. April 18 17). Vgl. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein gothischer Neubau von Feldsteinen und
Ziegeln aus den Jahren 1889 — 1893. Im Westen ein mit einem Pyramiden-
helm versehener Thurm aus gleichem Material, aber schmäler als die Kirche
und im oberen Theil aus Fachwerk aufgeführt. Auch die innere Einrichtung
ist neu.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist von Gusseisen und hat die
Inschrift: JOSEPH REICHSFREIHERR VON MALZAHN ALTEN
REHSE DEN 1 • NOVBR • ANNO 1791. Die zweite, von Bronze,
stammt aus dem XVI. Jahrhundert und zeigt keine Inschrift,
wohl aber das nebenstehende Giesserzeichen.
*) Er wird im Jahre 1608 auf dem Kelch der Kirche zu Mailin genannt.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KRUKOW. 257
Kleinkttnstwerke. 1.2. Stark vergoldeter silberner Kelch auf sechs- Kleinkunst-
passigem Fuss. Am Knauf der Name ij^cfu^. Am Fuss ein Allianzwappen werke,
mit den Initialen T • G • und A • K . Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor,
und als Meisterzeichen der Stempel "BL- Auf der zugehörigen Patene die
vollen Namen der Stifter zu den Wappen: THOMAS GREGORIUS MAJOR und
ANNA KRAUTHOF sowie die Jahreszahl 1647. Dieselben Werkzeichen wie am
Kelch. — 3. Ciborium, neu, gestiftet von Pastor LUCIUS. — 4. Weinkanne,
neu, ohne Zeichen. — 5. 6. Kleiner Zinnkelch, laut Inschrift 1748 gestiftet
von JOHANN MESMAN. Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, und als
Meisterzeichen der Stempel C. H. 1713. Der zugehörige Oblatenteller hat eben-*
falls als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, als Meisterzeichen aber den
Stempel I D H 1739. — 7. Zinnkelch, ohne Aufschrift. Als Stadtzeichen ein
dreithürmiges Thor, und als Meisterzeichen der Stempel I. P. B. M. 1742. —
8. Zinnkelch, laut Inschrift an der Kupa gestiftet von SAMUEL GOTTLIEB
FRIEDRICH KLESSEN 1761. Ohne Werkzeichen. — 9. Zinnkelch, ohne Auf-
schrift und ohne Werkzeichen. — 10 — 12. Drei zinnerne Patenen, von denen
eine das genannte dreithürmige Thor als Stadtzeichen und dasselbe Meister-
zeichen hat wie die unter 6 aufgeführten Zinngeräthe.
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Krukow.')
|ie Rehse, so wird nach der schon mehrfach genannten Kasimar'schen Geschichte
Urkunde auch Krukow seit 1170 zu den Brodaer Kloster -Dörfern _^^f
gezählt.*) Eine engere Verbindung zwischen dem Kloster und dem Dorf
sammt seiner Kirche erhellt denn auch — wenigstens im XIV. Jahrhundert —
aus der Stiftung des Krukower Pfarrherrn Johann von Reval, der auf .seinen
Todesfall dem Kloster einen Hof zu Penzlin sowie seine ganze bewegliche
Habe am 10. März 1356 vermacht.*) Dass aber Krukow im Mittelalter ein
Bauerndorf ist, erkennt man aus dem Stiftungsbriefe der Kord 'sehen Vikarei
im Klo.ster Broda vom 21. März 1358.*) Auch im XVII. Jahrhundert giebt
es noch Bauern und einen Schulzen im Dorfe. Später aber werden sie nicht
mehr genannt.
Sicher ist, dass das Kloster Broda nicht das ganze Dorf gehabt hat.
Denn als herzogliche Vasallen sitzen dort im XV. Jahrhundert zuerst die
*) 4 km nordöstlich von Penzlin. .Mslavisch kriikü = Rabe. Also soviel wie »Rabendorf«,
>Ort des Kruk«. Vgl. Ktihnel, M. Jahrb. XLVI, S. 77. Siemssen, M. Jahrb. VI, S. 53. Heyer,
M. Jahrb. XXXII, S. 144.
') M. U.-B. 95. 563. Vgl. auch die Bestätigung des Besitzes durch Bischof Thidericus von
Ilavelberg am 24. März 1328 bei Lisch, M. Jahrb. III, S. 202.
•) M. U.-B. 8203. .Ein Krukower Pleban Balduin wird 1376 genannt: M. U.-B. 6834.
*) M. U.-B. 8470.
17
258
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Kapelle.
Glocke.
Kleinkunst-
werke.
von Kargow und dann die von Bardenflet. Die Fischerei aber auf dem grossen
Krukow-Malliner See haben seit 1443 die mecklenburgischen Herzöge, die zu
Beginn des XVI. Jahrhunderts u. a. auch das Gut und Dorf Krukow an die
von Maltzan verpfänden.^) In der Folge hören wir von weiteren Verpfändungen
des Gutes durch die von Maltzan an Jakob Zitwitz, Hans von Blankenburg
u. a. m., bis im Jahre 1702, gegen Verzichtleistung auf die hohe Jagd, der mit
einer von Maltzan vermählte Gustav Friedrich von Walsleben den Lehnbrief
über die Güter Krukow und Lübkow erhält. 17 16 verpfändet Ulrich Wedige
von Walsleben beide Güter an den Major Ernst Friedrich von Kosboth. Aus
diesem Pfandvertrag wird 1725 ein Verkau fsvertrag, und nun bleiben die Güter
Krukow und Lübkow bis 1785 (nicht 1781) in Kosboth'schem Besitz. 1786
aber gehen beide wieder in den Besitz der Penzliner von Maltzan über, die
sie heute noch haben.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Alt-Rehse.
Kapelle. Die Kapelle ist ein aus Feldsteinen und Ziegeln aufgeführter
und im Innern flachgedeckter Neubau aus der ersten Hälfte des XIX. Jahr-
hunderts und stellt ein Viereck mit einem eingebauten schmalen Thurm dar,
der mit einem kleinen Pyramidenhelm versehen ist. Die innere Einrichtung
ist ebenfalls neu. — Hinter der platt abschliessenden Ostwand steht noch die
alte Kirche, ein niedriger Bau, der jetzt als Schuppen benutzt wird.
Der ziemlich grossen Glocke im Thurm ist ohne Gefahr nicht bei-
zukommen, anscheinend ist sie nicht alt. Das Inventar von 181 1 giebt an,
dass sie 1738 gegossen worden sei.
Kleinkunstwerke, i — 3. Kelch, Patene und Oblatenschachtel sind neu
und 1858 von ULRICH VON MALTZAN gestiftet. Sie haben die Stempel [p]
IFREHSEI QU- — 4. Taufbecken, neu, 1856 vom Goldschmied Lippold in
Malchin. — 5 — 8. Vier zinnerne Stand leuchter, der eine gestiftet 1661 von
CHRISTIAN BUWMANN, der zweite von NEINS JENSZEN 1661, beide versilbert;
der dritte und vierte sind ohne Inschrift. Diese beiden haben als Stempel
ein dreithürmiges Thor und die Meisterinitialen W N. Auch sind sie jünger
und gehören der klassicierenden Periode des XVIII. Jahrhunderts an.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Mailin.')
Geschichte |K\Wie Krukow, so ist auch Mailin im Mittelalter ein Bauerndorf, das theil-
des BÄfll weise dem Kloster Broda gehört, an dem aber auch im XIV. Jahr-
^^ ^^' hundert die von Wokenstedt (Wakenstädt) einen Antheil haben. Der Knappe
*) Vgl. Urkunde vom 8. Mai 1516 bei Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 459 ff.
*) 5 km nordöstlich von Penzlin. Altslavisch malina = Himbeere. Also vielleicht »Himbeer-
dorf c ; oder »Ort des Mala« vom altslavischen malu =1 klein, und in diesem Falle soviel wie
»Kleine, »Kleinen«.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF MALLIN. ^§9
Heinrich Wakenstädt begründet nämlich am 22. März 1348 zu Memorien (vir
sich und die Seinen mit den Einkünften aus acht Malliner Hufen eine Vikarei
in der Kirche des hl. Nikolaus zu Penzlin.*) An zweien dieser Hufen sichert
sich übrigens Klaus von Giewitz am 25. Mai 1376 seine Anrechte auf Zeit
seines Lebens.^
Im XV. Jahrhundert gehört Mailin zu den Gütern, an welchen die
von Maltzan vom Kloster Broda her Anrechte gewinnen.^) Wie sie dann in
den Besitz des ganzen Dorfes Mallin gelangen, in welchem vorläufig noch dem
Matthias Kargow ein Hof verbleibt, ersieht man aus einer Urkunde vom
28. Oktober 1446.*) Die weitere Geschichte des Dorfes besteht nun in der
Folge aus einer Reihe von Verpfandungen: im XVII. Jahrhundert an Bertram
Schmieterlow, Joachim Ihlefeldt, Johann Stüneke, Theodor Meyer, Heinrich
Dreves und Dr. Krauthoff; im XVIII. Jahrhundert an den Güstrower Kupfer-
schmied Richter, den Leutnant Kloss, an Hans Christoph von Dechow, an
Kunstmann und an Ernst Werner von Raven, Aber bald nach der Mitte des
XVIII. Jahrhunderts nehmen die von Maltzan das Gut wieder an sich. 1781
hören wir von eigenmächtigen Verlegungen von Bauern aus Mailin nach
Lübkow. In Maltzan'schen Händen bleibt Maliin bis 1857. Da kauft es
Andreas Ludwig Schröder, und von diesem erwirbt es 1869 Karl Ludwig Baron
von Hauff, dessen Söhne das Lehn im Jahre 1888 in ein Allod umwandeln.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Alt-Rehse.
Kirche. Die Kirche ist ein Ziegelbau im klassicierenden Stil des XVIII. Kirche.
Jahrhunderts und stellt einen einzigen ungetheilten Raum dar, der im Osten
mit drei Seiten aus dem Achteck geschlossen ist. Im Innern eine flache
Bretterdecke. Der Thurm wächst auf dem Westende aus der Dachkonstruktion
heraus und ist mit einer offenen Laterne bekrönt. In der Wetterfahne die
Jahreszahl 1757.
Von der inneren Einrichtung ist nichts weiter zu erwähnen, als dass Innere Ein
Kanzel und Altar zu einem Körper verbunden sind. richtung.
Im Thurm hängen drei Glocken, alle drei 1877 von C. Voss & Sohn in Glocken.
Stettin gegossen. Die grösste trägt die Widmungs- Inschrift: ZUM ANDENKEN
IHRES AM 7TEN JANUAR 1876 VERSTORBENEN MANNES, DES BARON LOUIS
VON HAUFF, SCHENKTE DIESE GLOCKE DER KIRCHE ZU MALLIN SEINE
GATTIN KAROLINE VON HAUFF GEB • REICHERT • — FRIEDE SEI MIT EUCH.
— Auch die zweite ist von der Baronin VON HAUFF gestiftet »ZUM AN-
DENKEN IHRES NAMENS«. — Auf dem Kirchenboden eine ausser Gebrauch
gesetzte gusseiserne Glocke, die 1828 in Berlin gegossen ist.
*) M. U.-B. 6834. 10872.
') M. U.-B. 10889.
■) Urkunden vom 3. August 1428 und vom 13. Januar 1429 bei Lisch, Geschl. Maltzan 11,
^•595 ff« 599- Dazu Anmkg. zur Urkunde vom 22. Juli 1519.
*) Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 164fr. (Urk. DXXII).
26o
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Von den Vorgängerinnen der beiden Bronze -Glocken war die eine
1690 gegossen und trug den Namen des Patrons Jürgen Heinrich von Maltzan
sowie den des Pastors Immanuel Meinig (Meinichius) und des Kirchen-
vorstehers Peter Krey. Von der andern giebt das Inventar von 181 1 nichts
weiter an.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i. 2. Stark vergoldeter silberner Kelch auf sechs-
werke, passigem Fuss mit einem eingravierten Krucifixus als Signaculum. Die Stelle
der Rotuli am Knauf nehmen kleine plastische geflügelte Engelsköpfe ein.
Auf der Unterseite des Fusses die nachfolgende Inschrift: DISER KELCK
INT GADESHVS MALLIN WICHT 35 LOD* DER PASTOR H : ADAM FREDRICH*
CLAVS LOSEHANT MÄRTEN STRATFELT VORSTENDER • ANNO 1608 IN DEN
OSTERN. Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor, und als Meisterzeichen
der Stempel J^. Die dazu gehörige Patene ist ohne Werkzeichen. — 3. Sil-
bernes Ciborium, neu, der Kirche 1898 geschenkt. — 4. 5. Taufschale und
Taufkanne. — 6. Silberner Schöpflöffel, ohne Abzeichen, neu.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Breesen/)
m XIV. und XV. Jahrhundert giebt es mehrere ritterbürtige Familien im
Dorf mit Höfen und Antheilen an der Feldmark. Wir hören von denen
von Lankow (1342, 1356), Wodarg (1342), Wörpel (1393, 1410), Steen (1400),
Gotebend (1408, 1414), Buk (1427 und 1436) und Parsenow (1393 — 1491).*)
Von ihnen scheinen die letztgenannten durch schrittweisen Ankauf der Antheile
der anderen zuletzt die alleinigen Herren des Dorfes geworden zu sein. Aber
mit dem Anfange des XVI. Jahrhunderts erfahren wir nichts mehr von ihnen,
freilich auch nichts von den nächsten Verfügungen der mecklenburgischen
Herzöge nach dem Aussterben der von Parsenow und dem dadurch verursachten
Heimfall ihrer Lehne. Erst im Jahre 1545 giebt es wieder eine Nachricht: da
verschreibt Herzog Albrecht den Hof Breesen für eine Anleihe von 3000
Gulden an Balthasar Eichstedt. Den 18. Juli 1553 kommt derselbe Hof auf
fünf Jahre als Pfand für 2000 Gulden an Levin Kamptz auf Plasten, und, nach
Ablauf dieser Zeit, sammt dem halben Dorf Pinnow, mittelst Permutations-
Kontraktes vom 8. November 1558 für die ehemaligen Priorei- Güter Gross-
Eichsen und Goddin c. p., an den fürstlichen Rath Johann von Lucka.^) 1595
erwirbt Jakob von Holstein auf Gross -Vielen, Ehemann der Kordula von Lucka,
*) 17 km nördlich von Penzlin. Altslavisch br^za = Birke, also soviel wie »Birkendorfc
Vgl. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 28.
') M. U.-B. 6196. 6197. 8250. Dazu Akten im Grossh. Archiv. Vgl. M. Jahrb. XXXII, S. iio,
Anmerkung 5.
') S. Abdruck des Kontraktes zwischen dem Herzog Johann Albrecht und dem Rath von
Lucka im M. Jahrb. I, S. 225 — 227.
GUT UND KIRCHDORF BREESEN. 26 1
auch die andere Hälfte des Dorfes und Gutes Pinnow von Klaus von Olden-
burg, der sie 1579 von Kuno Hahn auf Basedow erstanden hatte. ^) Aber
nachdem durch denselben Jakob von Holstein auf Gross-Vielen eine Zeit lang
Breesen an Klaus Preen zum Wolde und Pinnow an Valentin Voss auf Flotow
verpfändet gewesen war, gehen beide Güter durch Kauf an Friedrich von
Aschersleben auf Chemnitz über, der u. a. die landesherrlichen Konsense zu
Verfügungen über Pinnow im Jahre 161 2 erhält. Die von Aschersleben be-
halten Breesen bis 1656. Da kauft es der Hauptmann Christian von Krauthof.
Aber zwei Jahre früher hat bereits der Oberst Hans Engel einen Antheil daran
(ein Achtel) erworben. Und wenn auch die von Krauthof, welche am
20. Oktober 1694 den Allodialitätsbrief über Breesen erhalten und darüber
später mit Herzog Friedrich Wilhelm, der die Allodialilät nicht gelten lassen
will, in einen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht gerathen, das Gut
noch lange bis ins XVIII. Jahrhundert festhalten, so werden doch die von Engel
noch vor Mitte desselben Jahrhunderts ihre Rechtsnachfolger und sind noch
heute im Besitz des Gutes.
Aus dem Visitationsprotokoll von 1534 ersieht man, dass das Kirchlehn
zu Breesen vom Landesherrn vergeben wird. Herzog Albrecht hat es 1532
dem Cord Danneel verliehen. Zugleich wird angegeben, dass Pinnow dahin
eingepfarrt ist. Da nun Pinnow nachwei.slich zur Diöcese des Bischofs von
Kammin gehört, so folgt aus diesem vorreformatorischen Verhältniss beider
Kirchen zu einander, dass auch Breesen, für welches es an direkten Zeug-
nissen gebricht, dem Sprengel von Kammin und dem Lande Circipanien
zuzuweisen ist. Das leuchtet noch mehr ein, wenn man auf der Land-
karte bemerkt, dass es nördlich von Pinnow liegt. Ferner ist fiir Breesen
das Visitationsprotokoll der Kirche zu Chemnitz vom Jahre 1575 zu be-
achten — dieses enthält nämlich gelegentlich eines darin mitgetheilten
Zeugen -Verhörs eine Reihe von Nachrichten über nicht weniger als vier-
zehn zum grössten Theil noch vom Prämonstratenser- Stift Broda als Inhaber
des Patronats über die der Diöcese Kammin angehörende Kirche zu Chemnitz
berufene und daher vom Bischof dieser Diöcese bestätigte Geistliche, von
denen aber nur der erste in Chemnitz gewohnt hat, die andern dagegen,
nachdem das Pfarrhaus zu Chemnitz abgebrannt und nicht wieder aufgebaut
war, bald auf dieser, bald auf jener benachbarten Wedem ihren Wohnsitz
aufgeschlagen haben (s. Chemnitz). Darunter finden sich nun nicht weniger
als drei Geistliche, die von Breesen aus die Cura in Chemnitz besorgt haben.
Es sind der neunte, elfte und zwölfte innerhalb der erwähnten Reihe: Cord
Danneel, Marcus Varenholt und Jochim Unger, deren kurze Amtsdauer, oder
besser gesagt Inhaberschaft des Chemnitzer Pfarrlehns, noch in die fünfziger
Jahre des XVI. Jahrhunderts fallen wird. Varenholt war z. B. zugleich
Kanonikus des der Havelberger Diöcese angehörenden Stiftes Broda. Von
1556 an ist Joachim Voigt (von 1558 an unter Lucka'schem Patronat) Pastor
*) Lisch, M. Jahrb. V, S. 217 (Familienverhältnisse des Kanzlers Joh. von Lucka).
202
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Kirche.
zu Breesen und Pinnow. Er stirbt 1582. Ihm folgt 1585 Simon Arends, ein
unwürdiger Geistlicher, der nach fünfundzwanzigjähriger Amtsthätigkeit von
dem oben genannten Jakob von Holstein auf Gross -Vielen, dem Ehemann der
Kordula von Lucka, zahlreicher höchst unstatthafter Begangenschaften angeklagt
und überführt wird. Von 161 2 an ist Petrus Schütte Pastor zu Breesen und
Pinnow. Wie lange, wis.sen wir nicht. 1648 ist Johannes Colerus da, unter
dem Patronat der von Aschersleben. Zu seiner Zeit sind Kirche, Wedem und
Pastorat niedergebrannt. Der Gottesdienst wird daher (1648) auf dem grossen
Saal des Herrenhauses abgehalten. 1649 übernimmt er die Pfarre zu Gädebehn
(Gotebende) mit dem Filial Klein- Helle, nachdem der letzte Pastor Christoph
Schneidewin verstorben: unter Voss'schem Patronat. Hier herrscht dieselbe
Verwüstung wie in Breesen und Pinnow.^) Noch im Jahre 1662 sagt Colerus
bei Gelegenheit der Visitation seiner Kirchen, dass er sein eigener Küster sei.
1671, unter dem Patronat des Christian Krauthof zu Breesen und des Adam
Christoph Voss zu Pinnow, wird Matthaeus Jurisius zum Pastor erwählt (-j- 1703).
1704 folgt, nur auf ein Jahr, Pastor Wetzenow, 1707 Albertus Pauli (s. Glocke
von 1741). 1752 finden wir den Christian Friedrich Keibel als Pastor adjunclus
in Breesen. Nach seinem Tode folgt 1789 Aug. Jakob Friedrich Sponholz
(t 18 19). S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein von den Gebrüdern Krauthoff im Jahre
1712 errichteter Fachwerkbau in Form eines länglichen Vierecks. Auf dem
Westende ein aus dem Dachstuhl hervorkommender Thurm, der eine mit
einer offenen Laterne bekrönte glockenförmige Haube trägt. Im Innern eine
flache Decke.
Innere Kin- Die jetzige Einrichtung der Kirche entspricht mehr der Zeit des klassi-
richtung cierenden Geschmacks aus dem Anfange des XIX., als der des Barockstils des
der Kirche. xVIII. Jahrhunderts. An der herrschaftlichen Empore, welche sich in einem
südlichen Anbau befindet, sieht man das Wappen des HENNING KRAUTHOFF
mit der Jahreszahl 1712. Daneben das Wappen des ADOLF VON ENGEL und
das seiner Gemahlin FRIDERICKE VON BÜLOW mit der Jahreszahl 1832. Ge
nannt sei auch ein Bildniss des Pastors KEIBEL, f 1789.^)
Glocken. Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere ist 1741 von Otto
Gerhard Meyer in Rostock unter dem Patronat des HANS DAVID VON ENGEL
und dem Pastorat des ALBERTUS PAULY gegossen worden, die kleinere im
Jahre 1728 von Michael Begun in Friedland.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. 1.2. Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss. An den
werke. Rotuli des Knaufes in grünem Email die Buchstaben ^ g ^1^1679. Der Kelch
und die zugehörige Patene sind von dem Rostocker Goldschmied Jürgen Müller
^) Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
^ Die Unterschrift lautet: Herr Christian Friedrich Keibel, geb. zu Strasburg in der
Uckermark 17 18, ward Pastor zu Breesen und Pinnow 175a und Pastor zu Woggersin
1760, starb d. i. April 1789.
GUT UND KIRCHDORF PINNOW. 263
gemacht. — 3. 4. Silbervergoldeter grosser Kelch auf sechspassigem Fuss, laut
Inschrift vom Jahre 1746. An der Kupa die eingravierten Wappen des HANS
DAVID VON ENGEL und seiner Gattin KATHARINA DOROTHEA VON HOINCK-
HUSEN. Vom Güstrower Goldschmied C I L (Caspar Johann Livonius). Von
demselben auch die Patene. — 5. Zinnernes Krankengeräth, der Schrift nach
aus dem XVIII. Jahrhundert. Werkzeichen nicht vorhanden. — 6. Silberne
kreisrunde Oblatenschachtel, auf dem Deckel die Initialen C • L • K »(rauthoff)
1694. Auf der Unterseite ein anscheinend aus SS gebildetes Doppel -Mono-
gramm. — 7. Kanne, neu, von Humbert- Berlin. — 8. Grosser Oblatenkasten
von Silberblech, im Deckel eine kleine Platte von Gusseisen mit dem Abend-
mahl des Lionardo da Vinci. Ein Geschenk des Geh. Kammerrath ADOLPH
V. KAMPTZ bei Gelegenheit der Einweihung der renovierten Kirche im
Jahre 1832.
Das Gut und Kirchdorf Pinnow.')
|ie erste urkundliche Nachricht über Pinnow im Lande Gädebehn (in terra Geschichte
Ghotebant) ist eine Schenkung von zehn Hufen im Dorfe an das ^^^
Kloster Ivenack durch den Herzog Barnim von Pommern am 10. April 1272.^) l^o"es.
Bischof Hermann von Kammin bestätigt dem Kloster die Zehnten von diesen
Hufen am 31. Januar 1283.^) Um die Mitte des XIV. Jahrhunderts wohnt ein
ritterbürtiger Mann mit Namen Berthold Döring in Pinnow, der als Zeuge und
Bürge in einer Vertragsurkunde zwischen Henning Brasche und dem Kloster
Reinfeld vorkommt.*) Wie dann über einhundertsechzig Jahre später der be-
kannte mächtige Bernd Maltzan den halben Theil von Pinnow aus der Hand
der Herzöge Heinrich und Albrecht als Pfand erhält, ersieht man aus einer
Urkunde vom 8. Mai 1516.^) Wie aber in der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts zuletzt das ganze Dorf Pinnow an die Familie von Lucka, und von
dieser im XVII. Jahrhundert an die von Aschersleben kommt, ist bereits bei
Breesen (S. 261) erwähnt worden. Friedr. von Aschersleben erhält am
27. August 161 2 den landesherrlichen Konsens über die Verschreibung des
Gutes Pinnow an seine Schwiegermutter Margarethe von Blankenburg, Wittwe
des Otto von Blankenburg. Von den Familien Aschersleben und Blankenburg
*) 14 km nördlich von Penzlin. Altslavisch pTni == Baumstamm. Also soviel wie »Baum-
garten«. Vgl. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 107. — Im ersten Register des Meckl. Urkundenwerkes
(Bd. IV) sind Pinnow in der pommerschen Enklave und Pinnow im Lande Gädebehn irrthUmlich er-
weise zu einem Dorf zusammengeworfen. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 268 ff. (Burg und Land
Gotebant).
•) M. U. B. 1249. Vgl. 1533. 2614. 2754. 2895.
») M. U.-B. 1666.
*) M. U.-H. 7778.
*) Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 459 ff. (DCCCXLII). Vgl. dazu S. 492 (DCCCLV).
204 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
kommt das Gut 1668 an Reimar Ernst von Voss auf Chemnitz, 1700 aber
verkauft der Oberhofmeister von Voss die Güter Chemnitz und Pinnow an
Werner Friedr. Klinggräff und dessen Bruder.') Beide Güter sind noch heute
in den Händen der Herren von Klinggräff.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Breesen.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau aus der ersten Hälfte des
XVIIl. Jahrhunderts (in der Wetterfahne C • F • V . K • 1730) und der in Breesen
sehr ähnlich, nur finden wir hier einen Chorschluss mit drei Seiten aus dem
Achteck.*) Im Innern eine flache Decke. Im Westen ein sich aus dem Dach-
stuhl entwickelnder Thurm mit Pyramidenhelm.
Inneres. Die innere Einrichtung ist einfach.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, die beide im Jahre 1855 von C. Illles in
Waren gegossen sind.^)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i — 3. Silberner Kelch auf rundem Fuss, mit einer
werke. langen Inschrift, welche besagt, dass die Pinnowsche Kirche im Jahre 18 13
ihren alten silbernen Kelch dem Vaterlande opferte und nach dem Siege der
Verbündeten über Napoleon den jetzigen als Ersatz erhielt. Der Kelch, die
dazu gehörige Patene und die kreisrunde Oblatenschachtel zeigen dieselben
Stempel, nämlich eine dreithürmige Burg und den Namen FEHMER.*) — 4. Sil-
berne Kanne, gestiftet von F. und J. VON KLINGGRÄFF. Stempel: C. A. Beu-
mers- Düsseldorf. — 5 — 7. Ciborium, Sammelbecken und Taufschale, alle drei
Stücke von Zinn, von C. W. Kurtz- Stuttgart. — * 8. Zinnerner Oblatenteller,
ebendaher.
*) Die Belehnung erfolgt am 27. Juni 1702.
*) Die Vorgängerin dieser Kirche oder Kapelle war ein im Jahre 1623 von Friedrich
von Aschersleben errichteter Bau. Nach Akten im Grossh. Archiv.
•) Das Inventar von 181 1 führt drei Glocken auf: eine mit der Inschrift:
belp got vn mar ja oc anna anno öomini mcccclfryru'i; die andere mit der
Inschrift: bxfft florfe l)ortb tbo pinnotP funtbe jacob patron anno 6o*
mini mcccc):]Ci]C, imd mit dem nebenstehenden Glockengiesser- Zeichen: sowie
endlich eine dritte hochhängende Glocke, deren Inschrift nicht zu entziffern war.
*) Fehmer soll ein alter Goldschmied in Neubrandenburg gewesen sein, wie Dr. Hofmeister
schreibt. Wenn das richtig ist, dann hätten wir das dreithürmige Thor als Stempel auf Gold-
und Silber- Arbeiten in Neubrandenburg und Umgegend auf diese Stadt und nicht, wie bisher, auf
Friedland als Stadtzeichen zu deuten. Derselbe theilt mit: »In unserm Besitz befinden sich Fried-
länder Silberlöffel von 18 15 etc., diese zeigen [2j» spätere |n. Dagegen zeigen alle in unserm
Familien besitz befindlichen Silbersachen aus Neubrandenburg (die ältesten von 1809) das drei-
thürmige Thor.t
• ^^ ■^-—.^ ^^^,^
GUT UND KIRCHDORF CHEMNITZ. 265
^) II km nordnordöstlich von Penzlin. Ungefähr soviel wie »Steinbeckc Altslavisch
kamen! = Stein. S. KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 33.
*) M. U.-B. 90. 135. Vgl. dazu 377. 563. 3563. 7062.
•) M. U.-B. 3004.
*) M. U.-B. 9190.
*) Noch nicht gedruckte Urkunden im Grossh. Archiv.
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Chemnitz.^)
|ie für eine spätere Unterschiebung gehaltene und mit Einfügung späterer (Jeschichte
thatsächlicher Verhältnisse verbesserte, in Wirklichkeit aber auf diese ^^s
Art gefälschte Schenkungsurkunde des Fürsten Kasimar von Pommern, für
welche, wie die bessere Urkunde des Herzogs Bogislav von 1182 beweist,
ein verloren gegangenes Original mit wahrscheinlich etwas bescheidener an-
gegebenen Besitzverhältnissen des Klosters Broda vorhanden gewesen sein
muss, lässt Chemnitz schon im XII. Jahrhundert als ein dem Stifte Havelberg
und von diesem wieder dem ebengenannten Kloster überwiesenes Dorf und Gut
erkennen.*) Aber es gehört nicht wie Broda zur Havelberger, sondern vielmehr
zur Kamminer Diöcese, denn am 7. Juni 1305 bezeugt Bischof Heinrich
von Kammin, dass er die Kirche im Dorfe Chemnitz und ihren Hauptaltar zu
Ehren der heiligen Jungfrau Maria und der hl. Katharina geweiht und be-
widmet habe.^) Weitere Hebungen aus zwei Katen, dem des Beneke Seyszen-
megher und dem des Henneke Wytte, erwirbt das Kloster Broda im Jahre
1363 von der Familie Mughesveld.*) In grösserem Umfange tritt dort Ende
des XIV. Jahrhunderts die ritterbürtige Familie der Kruse oder Krause
auf. Man sieht das an Verträgen mit dem Kloster Broda, wobei es sich
ausser Einkünften verschiedener Art auch um das Patronatsrecht über die
Kirche handelt, und an einem Verkauf von fünfzehn Hufen im Dorfe, mehreren
Plätzen, die als Kampe bezeichnet werden, der Mühle, zwei Vikarei-Hufen u. a. m.
an die gleichfalls ritterbürtige Familie Stalbom. Der Vertrag mit Broda
gehört dem Jahre 1394, der mit den Stalbom dem Jahre 1398 an.*) Auch
lernen wir mehrere Geistliche des XV. Jahrhunderts kennen, darunter den
Bertram Wuggersin, welchen das Kapitel zu Broda kraft seines Patronats-
rechtes dem Kamminer Bischof Konrad Bonow am 14. November 141 3 zur
Pfarre in Chemnitz an Stelle des verstorbenen Henricus Beckmann vorschlägt,
ferner den Vikar Johann Wolkow, an dessen Vikarei Henning Stalbom und
seine Ehefrau Diliana zwei Hufen und einen Hof im Januar 1425 verkaufen,
und endlich den Brodaschen Kanonikus Nikolaus Vlatow, den sein eigenes
Kapitel im Jahre 1462 zu der durch den Tod des Pleban Heinrich Bernd
vakant gewordenen Pfarre in Chemnitz vorschlägt und mit dessen Einsetzung
der Bischof Henning von Kammin einverstanden ist, wenn nicht an einem in
266 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
Greifswald von seinem Offizial Peter Reper anzusetzenden Termin von irgend
welcher Seite erhebliche Einwände erhoben werden sollten. Zu Anfang des
XVI. Jahrhunderts (leider fehlt eine genauere Festsetzung der Zeit) ist der
Schweriner Domherr Heinrich Schröder im Besitz der Chemnitzer Pfründe.
Eine weitere lange Reihe von Geistlichen als Inhaber der Chemnitzer Pfarre
in der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts werden im Visitationsprotokoll von
1575 genannt, aber mit wenigen Zeitangaben: unter nicht weniger als vierzehn
Pfarrinhabern die ersten sechs bis 1539, die anderen acht bis 1573, mit Aus-
nahme des letzten sämmtlich unter dem Patronat des Kapitels zu Broda ein-
gesetzt, aber alle nur kurze Zeit mit dem Pfarrlehn ausgestattet und daher
wahrscheinlich auch in keinem lebendigeren Verhältniss zu ihrer Gemeinde.
Der erste ist Er Hermann; der hat noch auf der Wedem in Chemnitz gewohnt,
ist aber später nach Weitin verzogen. Ganz allgemein heisst es im Protokoll
von 157s, die Wedem in Chemnitz sei vor ungefähr zwanzig Jahren nieder-
gebrannt und nicht wieder aufgebaut, es mag das aber auch schon länger her
gewesen sein. Der zweite ist Jasper Tornow zu Weitin; der dritte der
Brodasche Küchenmeister Jochim Krissow; der vierte Peter Backhuss, der
ebenfalls von Broda aus die Cura leitet; der fünfte Matthias Tegeler; der
sechste Gerd Ungemakt, der um 1539 die Cura in Wulkenzin, Rehse (Neu-
Rehse) und Chemnitz hat; der siebente der Wulkenziner Pleban* Cassube; der
achte Joh. Nels (Cornelius) zu Gevezin; der neunte Kord Danneel zu Breesen;
der zehnte Karsten Schmidt zu Gevezin, gleich dem achten und neunten vom
Probst Ulrich zu Broda eingesetzt; der elfte der Kanonikus (»ein Brodascher
Herrc) Marcus Varenholt, der auch das Pfarrlehn zu Breesen hat; der zwölfte
Jochim Unger zu Breesen, nur auf ein Jahr; der dreizehnte Thomas Negen-
dank zu Gädebehn (Gotebende), das damals noch Kirchdorf ist, auf drei Jahre;
der vierzehnte Nikolaus Dambeck zu Gevezin, der fünf Jahre lang die Cura
der Kirche zu Chemnitz hat, von dem zu Putlitz, der sich an Stelle des Stiftes
das Patronat »angemasst« hat, eingesetzt ist und am Tage vor Martini des
Jahres 1573 stirbt
Diese Aufzählung sagt mehr als viele Worte. Sie ist ein Bild von der
Veräusserlichung des kirchlichen Lebens in jener Zeit und lässt zugleich er-
kennen, wie eine Mutterkirche zu einer Ecclesia vagans wird. Denn von da
an bis auf den heutigen Tag ist die Kirche zu Chemnitz aus diesem Ver-
hältniss nicht wieder herausgekommen. Zunächst sucht sie ihr geistliches
Brod bei der Kirche zu Wulkenzin, von 1575 bis 1721, dann bei Weitin bis
1808, darauf bei Mölln bis 1872, und seitdem bei Breesen.^)
*) Wie in Gevezin -Chemnitz nach dem Tode des oben erwähnten Nikolaus Dambeck, so
tritt auch in Wulkenzin nach dem Tode des Pastors Kleinsorge im selben Jahre 1573 (Freitag
nach Pfingsten) eine Vakanz ein, die noch im Jahre 1575 gelegentlich der Chemnitzer Visitation
nicht behoben ist. 1576 aber finden wir den Pastor Joachim Kniebusch in Wulkenzin (höchst-
wahrscheinlich den von Schröder in seinem evangel. Meckl. III, S. 329, genannten Klebasch, der
ausser in Wulkenzin auch in Neu -Rehse und Chemnitz die Cura hat). Ebenso seine Nachfolger:
von 1579 an Bernhard Sperwer, von 1597 an Andreas Cato, um 1631/34 Bernhard Gotthun, von
GUT UND KIRCHDORF CHEMNITZ.
267
Um ZU den weltlichen Verhältnissen zurückzukehren: — die letzte ihres
Geschlechtes ist Anna Stalbom, die Ehefrau des Bertram Holstendorp. Nach
ihrem Tode im Jahre 1568 fällt das halbe Gut Chemnitz an die Brüder
Christoph, Kaspar und Balthasar von Schöneich, die die Anwartschaft darauf
hatten. Balthasar verkauft seinen Antheil c. p. in Ballin (im Lande Stargard)
an Johann von Restorff, der am 8. Juli 1587 den landesherrlichen Konsens
und Lehnbrief erhält. Aber der Restorffsche Besitz geht zwanzig Jahre später
an die sechs Brüder und Vettern von Aschersleben (Hans, Georg, Otto,
Friedrich, Kaspar und Ernst) über. Sie erhalten am 19. April 1607 den Konsens
und Lehnbrief über ihren Ankauf, der in einem Wohnhof zu Chemnitz, drei
Bauern und sieben Kossäten ebendaselbst, einem Bauern und zwei Kossäten
zu Briggow, einem Bauern und zwei Kossäten zu Passentin, der Walwes-
(später Küsels) Mühle, sowie aus 1972 Gulden Pacht aus Weitin und 1 V« Gulden
aus Woggersin sammt allem Zubehör besteht. Derselbe Besitz geht anti-
chretice zu vierzigjährigem Niessbrauch fünfzehn Jahre später, und mit landes-
herrlicher Zustimmung vom 28. Januar 1622, an Philipp Julius von Platen über,
von diesem aber 1648/49 an die Brüder Joachim und Otto von Aschersleben
sowie an deren Schwager Heinrich von Bibow zurück. Diesen Aschers-
leben'schen Antheil erwirbt 1661 der auf Lukow erbgesessene Stallmeister
Adam Christoph von Voss, dazu aber auch von den Brüdern Joachim und
Hans Friedrich von Engel den in zwei nach Gevezin hin gehörenden Bauer-
höfen bestehenden Antheil in Chemnitz. Wie dann im Jahre 1700 beide Güter,
Chemnitz und Pinnow, von den von Voss an die von Klinggräff übergehen,
ist bereits bei Pinnow erwähnt worden. S. o. S. 264.
Kirche. Alte Feldsteinkirche aus der Zeit des Ueberganges vom
romanischen zum gothischen Stil, geweiht 1305 (s. o.). Sie bildet einen
einzigen Raum in Form eines Vierecks, ohne Scheidung von Chor und Lang-
haus, mit flacher Balkendecke im Innern. In voller Ursprünglichkeit sind
erhalten die drei F'ensterschlitze in der platt abschliessenden Ostwand, sowie
das Eingangsportal mit einfacher Granitwandung auf der Südseite. Als im
Ganzen neu sind zu bezeichnen die hohe Westwand mit dem ihr vorgesetzten
Holzthurm, sowie die vier Fensterpaare in den beiden Langwänden. Auf der
Nordseite befand sich vormals eine Sakristei. Die innere Einrichtung ist neu.
An der Rückwandung des herrschaftlichen Stuhles verschiedene Wappen
der Familien KLINGGRÄFF und LÜTZOW.
Kirche.
Gestühl.
1649 an (nach langer Vakanz) Christian Satorius, von 1662 an Magnus Richter, von 1664 an
Bernhard Schultz, der 1705 an Joh. Ulrici einen Substituten erhält. Ulrici stirbt 17 18. 1722 wird
der Patron von Klinggräff an Alt-Rehse gewiesen. Die Alt-Rehser Pastoren ftlr Chemnitz sind
Eppen, Hinrichsen und Wachenhusen (s. o. S. 256). Nach Wachenhusen's Tode wird Chemnitz
mit Weitin verbunden (seit 1773). Die Weitiner Pastoren ftlr Chemnitz sind Behm (bis 1791) und
Loholm (bis 1807). 1808 erfolgt die Verbindung mit Mölln z. Zt. des Pastors Wagner und 1872
mit Breesen z. Zt. des Pastors Weber (jetzigen Dompredigers in Schwerin). Uebcr die Pastoren
des XIX. Jahrhunderts in Mölln und Breesen s. Walter a. a. O.
268
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Im Glockenthurm drei Glocken. Die erste ist laut Inschrift zur Zeit
des Pastors J • J • BEHM von J. V. Schultz zu Rostock im Jahre 1781 um-
gegossen, die zweite und dritte sind alte Glocken, aber ohne Inschrift und
Zeichen.
Kleinkunstwerke. i. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss.
Unter dem Fuss eingraviert das Platen - Lüderitz'sche Allianzwappen und die
Inschrift: PHILIP JVLIVS V.PLATE • EUSABEHT HEDWICH V. LVDERITZ 1636.
— 2 — 5. Kelch, Patene, Ciborium und Kanne von Zinn, alle vier Stücke von
C. W. Kurtz- Stuttgart. — 6. Grosser alter Zinnkelch ohne Inschrift und Zeichen.
— 7. Achtseitiges Messing -Becken, gestiftet von ANNA S:-RINGKWICHTS. —
8 — 13. Sechs zinnerne Leuchter, gestiftet laut Inschrift von: ELISEBET
SCHWEPPEN 1635, PHILIP JVLIVS VAN PLATEN, ELISEBET HEDEWIGH VAN
LVDERITZ 1644, JOCHIM KOPPE 1648, ELISABETT VON ASSCHERSLEHVENT
1657, HANS MENTZEL und ILSBE VOTS 1677, ANNA MARIA NVRENBERG 1681.
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Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Woggersin/)
|as Dorf Woggersin gehört zu der schon öfter erwähnten grossen Güter-
schenkung des Fürsten Kasimar von Pommern an das Prämonstratenser-
stift Broda im Jahre 11 70, die der Bischof von Havelberg bestätigt.*) Aber
es ist zu beachten, dass es in der Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislav
von 1182 fehlt. Ferner anzunehmen, dass es von Anfang an und dauernd zur
Havelberger Diöcese gehört habe, wäre schon deshalb gewagt, weil z. B. auch
Chemnitz zugleich mit Woggersin aufgeführt wird, das später nachweislich dem
Bischof von Kammin unterstellt ist. S. o. S. 265. Dennoch giebt es bei
Woggersin einen Grund fiir die Zuschreibung an Havelberg, der in einer
Urkunde vom 20. December 1346 zu Tage tritt. Hier sieht man nämlich
deutlich, dass die Brüder Konrad und Ebel von Woggersin (Wughersin), die
ihren Namen offenbar von dem Dorf als ihrem Stammgut tragen, sowie die
von Lankow, die nachher bis ins XVI. Jahrhundert hinein darauf erbgesessen
sind, ein besonderes kirchliches Interesse für Zirzow bekunden, welches nach-
weislich zur Havelberger Diöcese gehört.') Denn der Pfarrer von Zirzow ist
^) 16 km nordnordösilich von Penzlin. Die im XII. Jahrhundert vorkommende Schreibweise
Wogarzin will Ktlhnel mit dem altslavischen Wort ogarü verbinden, das eine Art Jagdhund be-
deutet. Aber er macht selber ein Fragezeichen zu der Deutung »Ort des Ogarka«. Wäre es
richtig, so hiesse das soviel wie ungefähr > Hundehagen c. Der Slavist Piof. Perwolf setzt den
Namen Woggersin gleich mit Vogardin und weist auf das altslavische Wort ograda = saepes =
Zaun hin. Kühnel, Nachträge S. 185.
«) M. U.-B. 95.
•) M. U.-B. 6708. 6790. Die Annahme von Wigger, Annalen, S. 133, dass Zirzow gleich
Chemnitz zur Kamminer Diöcese gehöre, ist somit irrthümlich.
GUT UND KIRCHDORF WOGGERSIN. 269
es, dem die genannten Knappen von Woggersin zu Seelenmessen fiir ihre
Eltern, sechs Schwestern und sich selber auf alle Zeit eine erhebliche Stiftung
von Wiesenland vermachen, und zwar unter Zeugenschaft des Plebans und des
Vikars vom Dorfe Woggersin, das damit auch seinerseits als Kirchdorf um
1346 erwiesen wird. Dies enge Verhältniss lässt sich aber bei Kirchen aus
zwei verschiedenen Diöcesen kaum vorstellen. Es kommt hinzu, dass, wenn
sich die Grenze zwischen der Kamminer und Havelberger Diöcese zwischen
Chemnitz und Zirzow, wie es der Fall ist, nach Norden hinaufzieht, Woggersin,
welches östlicher als Zirzow gelegen ist, nicht gut mehr zur Kamminer Diöcese
gezogen werden kann, sondern bei der Havelberger Diöcese zu verbleiben hat.
Doch ist zuzugeben, dass diese Beweisführung den Werth eines direkten Zeug-
nisses nicht aufwiegt. Ein solches ist uns aber bis jetzt nicht beschieden.
Im Jahre 1424 wird ein Antheil an Woggersin, den der verstorbene
Jochim Dransow gehabt hat, an Vicke Stalbom von Fürst Christoph zu
Wenden verliehen. Diesen Antheil verkauft Vicke's Sohn Lüdeke zehn Jahre
später an Henneke Holstein, den Ehemann seiner Schwester. Einer der An-
theile aber, den die Lankow an Woggersin haben, kommt nach dem Aussterben
des Lankow'schen Mannesstammes an den zu Woggersin wohnenden Eitel
Schenk von Kaldern, der mit Köne Lankow vermählt ist. Ebenderselbe
Schenk von Kaldern übernimmt auch als Pfand im Jahre 1548 den genannten
Holstein 'sehen Antheil an Woggersin c. p. in Kalübbe und Mölln, nämlich zu
Woggersin den Viehhof mit achtehalb Hufen auf der Feldmark Kalübbe,
dabei zehn Höfe und zwei Käthen mit siebenzehn dreiviertel Hufen auf dem
Felde Kalübbe, wofür jährlich einhundertneunzehn Mark, zwölf Rauchhühner
und zwölf Zehntlämmer gegeben werden, sowie endlich zu Mölln drei Höfe
mit sechseinviertel Hufen sammt einem Antheil am Möllner See Und ein
Jahr darauf übernimmt er pfandweise auch den andern an Herzog Heinrich
heimgefallenen und von diesem an seinen Hofmarschall Christoph Linstow 1 549
zu Lehn gegebenen Lankow'schen Antheil an Woggersin c. p. in Kalübbe.^)
Dieser Linstow'sche Antheil an Woggersin und Kalübbe geht in weiterer Ver-
pfandung 1 593 an Elar Voss fiir zehntausend Gulden auf sechzehn Jahre über,
der Holstein'sche Antheil aber, nachdem die an Eitel Schenk von Kaldern
geschehene und 1556 auf dreissig Jahre erneuerte Verpfandung abgelaufen
war, durch Verkauf zu erblichem Besitz an Hermann Warburg, dem am
3. Juli 1595 der landesherrliche Konsens ertheilt wird. Nachdem dann auch
der Warburg'sche Antheil noch eine Reihe von Verpfandungen durchlaufen
hat (1623 an Christoph Bunsow, 1632 an Joh. Lossius), ebenso der Linstow'sche
(an den Dom zu Güstrow von Mitte des XVII. Jahrhunderts bis 1681, zwei
wüst gewordene Bauernhufen in Woggersin seit 1650 auch an Franz Warnke),
werden die von Linstow im Laufe des XVIII Jahrhunderts auch die Herren
des Warburg'schen Antheils und besitzen ganz Woggersin mit Kalübbe und
Neuhof bis 18 16. In diesem Jahre geht der ebengenannte Besitz an Heinr.
*) Vgl. M. Jahrb. V, S. 275. XI, S. 454.
270
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Kirche.
Inneres.
Kleinkunst-
werke.
Joh. Friedr. Blanck über, 1830 an Rudolf Ludwig Griesebach und 1848 an
Hermann Wackerow. Aus Wackerow'schem Eigenthum kommen 1859 Kalübbe
und Nenhof an Karl August Heinrich Berlin, und Woggersin 1860 an Hermann
Krey, in dessen Familie es heute noch ist.
Von den mittelalterlichen Geistlichen zu Woggersin lernen wir nur den
Pleban Heinrich und den Vikar Johann kennen, die um 1346 im Amte sind.
Nach der Reformation aber wird die Kirche zu einer Mater vagans, die an
Weitin gewiesen wird,*) aber im Jahre 1756, nachdem der Weitinsche Pastor
David Emanuel Walter seines Amtes enthoben worden war, dem Pastor Keibel
zu Breesen übergeben wird und seitdem mit Breesen verbunden geblieben ist.
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau vom Jahre 1788 in Form
eines länglichen Vierecks, mit einem Thurm, welcher vierseitig aus dem Dach-
stuhl hervorwächst und eine mit einer Spitze versehene glockenförmige Haube
trägt. Im Innern eine flache Balkendecke.
Die schlichte innere Einrichtung stimmt zur Zeit der Erbauung.
Im Thurm eine grosse Glocke (Dm. 1,04 m), die unter dem Patronat
von R. U GRISEBACH zur Zeit des Pastors WILH. ALBAN im Jahre 1833 um-
gegossen ist. Giesser nicht genannt.
Die Vorgängerin dieser Glocke hatte nach dem Inventar von 1 8 1 1 die
Inschrift: l^elp sob ittatia anno bui mtttcljLj:.
Kleinkunstwerke, i — 3. Kelch, Patene und Oblatenschachtel, gestiftet
von RUDOLPH LUDWIG GRISEBACH auf Kalübbe 1833 bezw. 1838. Als
Stempel das dreithürmige Neubrandenburger Thor und der Name c. PETSCHLER.
— 4. Silberne Kanne, gestiftet von der Familie VON RÜDIGER auf Kalübbe
1883 — 92. Stempel: ^). — 5. Zinnerner Kelch mit einem verputzten Stempel.
— 6. Neues Taufbecken von Zinn, von C. W. Kurtz- Stuttgart.
Das Gut und Kirchdorf Mölln.')
ittelalterliche Urkunden fehlen. Dafür aber gelangt Mölln bei den
Chronisten und Annalisten des XIV. Jahrhunderts zu einer historischen
Geschichte
des
Dorfes. Bedeutung. Hier ist es nämlich, wo bei den Kämpfen um das Land Stargard
Fürst Johann von Werle, der Anfangs auf Seiten der Feinde des Markgrafen von
Brandenburg steht, dann aber zu diesem übergeht, im Frühjahr 13 16 den Grafen
*) Im Visitationsprotokoll von 1661 heisst es, ehedem habe »der Linstowc das Patronat
gehabt, nun aber gehöre es dem Dom zu Güstrow (s. o.).
*) 9 km nördlich von Penzlin. Altslavisch mlynu - - Mühle. Also Mölln ^ Mühldorf. Vgl.
Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 96.
GUT UND KIRCHDORF MÖLLN. 2/1
Heinrich von Schwerin gefangen nimmt, um gleich darauf bei Luplow von
seinen Gegnern mit demselben Schicksal bezahlt zu werden.*) Nachher schweigt
die Geschichte von dem Dorf zwischen Gross- und Klein-Helle zweihundert
Jahre lang. Zu Anfang des XVI. Jahrhunderts aber giebt es landesherrliche
und ritterschaftliche Antheile an Mölln. Diese gehören den Holsteinen auf
Ankershagen, die sich bis ins XVII. Jahrhundert als zuständige Vasallen an-
sehen, wenngleich ihr Besitz von 1620 an eine Reihe von Verpfandungen
durchläuft (1620 an Joh. von Restorff, 1623 an Jürgen Magnus von Bülow,
1630 an Moritz von Kardorff, 1632 an Daniel Dörksen), bis am Ende des
XVII. Jahrhunderts das ganze Gut an den Hofrath Heinrich Schuckmann
übergeht, der am 30. März 1694 vom Herzog Gustav Adolf den Allodialbrief
über Mölln empfangt. Doch muss er es sich gefallen lassen, dass hier wie
anderswo im Jahre 1702 Herzog Friedr. Wilhelm an Stelle des Allodialbriefes
einen Lehnbrief setzt. In der Familie Schuckmann, welche 1732 geadelt wird,
bleibt Mölln bis zum Jahre 1899. In diesem Jahre werden die Gebrüder
Glantz die Herren des Gutes Mölln.
Ein ungemein wechselndes Bild bieten die kirchlichen Verhältnisse nach
der Reformation bis in die neueste Zeit hinein. Das Schwinden von Kirchen,
Kapellen und Pfarren schon in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts und
noch mehr in den Zeiten des dreissigjährigen Krieges, die Verödung der
Dörfer und das massenhafte Aussterben der Menschen in ihnen, die überall
bei Vornehm und Gering einreissende Mittellosigkeit und in Folge davon die
wirklich vorhandene Unmöglichkeit, die verbrannten und verwüsteten Gottes-
und Pfarrhäuser wieder herzustellen und den Geistlichen das Brod zu schaffen:
alle diese Verhältnisse sind Ursache, dass eine grosse Zahl alter Mutterkirchen
genöthigt werden, sich als »Matres vagantes« unter eine einzige Cura zusammen-
zuthun. Und die vielen ritterschaftlichen Patronate, die dabei zu sagen haben,
besonders in der Stavenhäger und Penzliner Gegend, die Eifersucht der alten
Vasallengeschlechter unter einander, die oft bei den Predigerwahlen zum Vor-
schein kommt, die Zuneigung und Abneigung der Personen unter einander,
die zeitweise Ueberlastung einzelner Geistlicher u. a. m , sind Anlass, dass
Verbindungen, die eben geschlossen sind, nach kurzer Zeit wieder gelöst
werden, dass Stetigkeit und Ruhe, deren alle Dinge zu ihrer guten Entwicke-
lung bedürfen, völlig verschwinden, dass ein ewiges Hin und Her allerlei un-
erträgliche Wirrsale schafft, bei denen gewissenlose Menschen im Trüben
fischen, und dass nicht selten auch das oberste Episkopalrecht des Landesherrn
in ungebührlicher Weise ausser Augen gelassen wird.
Davon ist auch bei Mölln allerlei Uebles zu sagen. Vielleicht mehr als
anderswo. Kaum wird irgend eine Pfarre ein solches Bild von der Haltlosigkeit
*) Kirchberg'sche Chronik bei Westi)halen, Mon. ined. IV, S. 809 und 810. — Detmar-
Chronik, ed. Koppmann, I, S. 429. — RudlofT, Handbuch d. meckl. Gesch. II, S. 217 — 222. Die
Tagesdata der Kämpfe bei Mölln und Luplow sind nicht festgestellt. Fallen die Ereignisse
wirklich noch in das Frühjahr 13 16, wie nach der Detmar- Chronik anzunehmen ist, dann müssen
sie vor dem 23. März 13 16 stattgefunden haben, jenem Datum des Rendsburger Vertrages, in
welchem darauf Rücksicht genommen wird: M. U.-B. 3818.
272 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZIJN.
kirchlicher Zustände in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts bieten
wie die zu Mölln. Sie kann geradezu als Bild für viele andere Bilder dieser
traurigen Zeit gesetzt werden, und es verlohnt sich deshalb, hier einmal aus-
fuhrlicher als es sonst im Rahmen unseres Werkes liegt, darauf einzugehen.
Im Jahre 1534 ist Joachim Schmit der Inhaber des Kirchlehns, das ihm
im Namen der Landesfiirsten im Jahre 1526 von den Stavenhäger Beamten,
dem Vogt Joachim Welzien und dem Küchenmeister August Boie, verliehen
ist. Ausser diesem giebt es noch ein zweites fürstliches Lehn in der Kirche
zu Mölln, das der Havelberger Probst in der Neustadt Roebel (prawest to nien
Robell) zu geniessen hat. Im Filialverhältniss zu Mölln aber steht nur Klein-
Helle (Lütken Helle). Damals, und ebenso 1541, haben Kleeth, Luplow und
Gross-Helle noch ihre eigenen Kirchen und Pfarren. In Kleeth, zu dem auch
Tarnow gehört, wirkt 1541 Michael Lowe (Löwe) im Sinne der neuen Lehre,
in Luplow Jochim Schmidt und in Gross -Helle ist ein alter achtzigjähriger
Seelenhirte Johann Gustevel, der »sich zu bessern« verspricht. 1574 hören
wir von einem nicht genannten Pastor in Mölln, der seines Amtes entsetzt
wird, sowie von der Bewerbung des Ahrensberger Pastors Joh. Köster,
1596 aber ist von einer Wittwe auf der Pfarre zu Mölln die Rede, und 1603
sagt das Visitationsprotokoll, die Wedem in Mölln sei verfallen und der Pastor
wohne daher nicht in Mölln, sondern in Kleeth. Somit bilden also damals
die beiden Mutterkirchen Mölln und Kleeth eine Kirchengemeinschaft mit
einander.^) Als Pastor wirkt seit 1597 Johannes Hausmann in Kleeth, als
dessen Vorgänger 1590 Elias Löser genannt wird, der 1577 die Konkordien-
formel unterzeichnet. 1606 aber bittet Hausmann, die ungesunde Wedem in
Kleeth verlassen und wieder nach Mölln ziehen zu dürfen. Er erreicht seinen
Wunsch, wenigstens finden wir ihn 1610, 161 3 und 1620 (s. Glocke) auf der
wieder hergerichteten Wedem in Mölln.
Inzwischen- ist aber Klein Helle von Mölln getrennt und mit der Pfarre
zu Gädebehn (Gotebende) unter Voss'schem Patronat vereinigt worden. In
Gädebehn ist 16 18 der alte Pastor Michael Freund gestorben und Christoph
Schneidewin wird sein Nachfolger. Zugleich ist dieser der letzte Pastor von
Gädebehn. Im schlimmen Kriegsjahr 1637 wird seine Kirche völlig ver-
wüstet, er selbst aber wird nachher nicht mehr genannt. Von 1649 ^" suchen
und finden Gädebehn und Klein -Helle ihr geistliches Brod bei Breesen (unter
Colerus), dann bei Kastorf (unter Hermann Müller) und wieder bei Breesen
') Die Gründung der Kirche zu Kleeth als Mutterkirche und der zu Tarnow als Tochter-
kirche fällt in das Jahr 1273: M. U.-B. 1300. Vgl. 3538 und 7778. Im Jahre 1541, als Lowe
(Löwe, Lau) Pastor ist, hat der > Hofmeister zu Treptow« das Kirchlehn zu vergeben. 1643 heisst
es im Visitationsprotokoll, dass die Kirche zu Kleeth sammt ihrem Thurm baufällig sei. 1648
heisst es, die Kirche fürstlichen Patronates in Kleeth sei zusammengestürzt und selbst in ihren
Trümmern nicht mehr ganz vorhanden, das »Uebrige« (innere Einrichtung) nebst dem Thurm sei
durch Anzündung des Grases, so der VVindmüller daselbst gethan, ganz bis auf den (Jrund ab-
gebrannt. 1662 wohnen in Kleeth, wo zwölf Bauern gewesen, nur noch zwei Büdner und der
Müller.
GUT UND KIRCHDORF MÖLLN. 273
(unter lurisius s. o.), bis im Jahre 1704, als Aeminga Pastor in Mölln ist, beide
Dörfer auf Betreiben der Herren von Voss als Patronatsinhaber zu gesammter
Hand zu Mölln kommen, dessen Filia Klein -Helle schon vor der Reformation
gewesen war.
Seit 1631 wirkt in Mölln Thomas Severus aus Ivenack, wo ein gleich-
namiger Vorfahr im XVI. Jahrhundert war (s. o. S. 177). Severus überdauert
die furchtbaren Kriegsjahre und ist noch 1670 am Leben und im Amte.
1643 sagt er aus, dass von den ehemaligen Bauersleuten im Dorf nur noch
einer, der Chim Krasemann, am Leben sei. Früher, in Friedenszeiten, habe
er in seinem Kirchspiel »bei sechshundert Leuten c gehabt. In Kleeth sei kein
lebendiger Mensch mehr im Dorfe ausser einem Knecht, der als Drescher in
Grabow'schem Dienst stehe. Die Kirche in Mölln sei stark verwüstet, habe
aber noch drei Glocken, dagegen sei aus der baufälligen Kirche zu Kleeth
eine der beiden Glocken gestohlen. In Tarnow aber, wo es noch einen
Bauersmann gebe, sei die Kirche besser erhalten, eine der beiden Glocken
jedoch geborsten.^) 1649 klagt er über die Verwüstungen, die ein heftiger
Sturmwind am 14. Februar d. J. überall angerichtet habe, der Thurm seiner
Kirche sei umgeworfen, zwei Glocken seien heil geblieben, eine aber zer-
schmettert. Die Noth sei gross, er müsse selber seinen Acker pflügen, da die
Bauern ringsum todt seien. Er bittet, dass, da die Kirche in Gross -Helle ab-
gebrannt sei, die dahin gehörenden Dörfer Schwandt und Briggow seiner
Pfarre zugelegt werden möchten. Der Brand der Kirche zu Gross -Helle hatte
1637 stattgefunden. Von dem letzten Pastor in Gross -Helle, Johann Stamme,
heisst es im Visitationsprotokoll von 1662, dass er vor zwanzig Jahren ge-
storben sein solle. Der Bitte des Severus um Vereinigung von Schwandt und
Briggow mit Mölln muss nachgegeben sein, denn sonst hätte nicht der
Güstrower Superintendent Arnoldi dem Pastor Christian Sagittarius zu Flotow
im Jahre 1650 die Ausübung des Predigtamtes für die Gemeinden in Gross-Helle
und Schwandt verbieten und darauf hinweisen können, dass hier der Pastor
zu Mölln zuständig sei, dessen Einnahmen dadurch geschmälert würden. Doch
wird darin einige Jahre später wieder eine Aenderung eingetreten sein, da im
Visitationsprotokoll von 1662 berichtet wird, dass in Schwandt jeden Sonntag
von Ern Christianus Arnold Lange (alias Christian Arnold) in Varchow gepredigt
werde, in der Kirche zu Briggow aber, deren Patronat einst den Fürsten
gehört haben solle und jetzt von den Arenstorffen beansprucht werde, zeit-
weilig von dem Pastor zu Mölln der Gottesdienst abgehalten werde, obwohl
sie öde und wüste geworden sei. Auch in Luplow predigt er ebenso wie in
Briggow jeden dritten Sonntag. Doch das Maass des Unglücks, welches
Severus erträgt und zu ertragen versteht, erreicht im Jahre 1661, als ihm
die kaiserliche Soldateska das Haus niederbrennt, seinen Höhepunkt. Der
landesherrliche Befehl vom 18. März 1663, ^'^s Pfarrhaus wieder zu erbauen,
stösst auf unüberwindliche Hindernisse. Das Amt in Stavenhagen ist nicht
») Vgl. Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
18
274 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
im Stande, die Leute und das Holz zum Bau zu beschaffen, und entschädigt
den Pastor einstweilen mit zweiunddreissig Gulden jährlich, womit er sich
helfen möge, so gut es gehe. Im Jahre 1670 wird der Befehl zum Bau er-
neuert, aber der alte Severus stirbt darüber hinweg. Er gelangt nicht wieder
in ein ordnungsmässig eingerichtetes Pfarrhaus. Am 8. September 1674 ergeht
ein Mandat des Herzogs Gustav Adolf an die Patronate von Gross -Helle,
Briggovv und Schwandt wegen Zögerung (Tergiversierung) in der Besetzung
der Gross -Heller Pfarre. Auf die Androhung des Verlustes des Patronats
erwidert der Oberst Joachim von EngeP) als Pfandherr von Gross -Helle im
Namen der eigentlichen Patrone von Gross -Helle und Schwandt, des Georg
Heinrich Freiherrn von Maltzan zu Wartenberg und Penzlin und des Moritz
von Walsleben auf Penzlin, Leistenow u. s. w. sowie des Patrons von Briggow,
des Hans Friedrich von Krackewitz auf Briggow, mit Vorlegung der von ihnen
schon am 14. August 1674 erlassenen Vokation des Johannes Nemzovius.
Aber daraufhin findet die Eröffnung statt, dass dieses Vorgehen als ein
Verstoss gegen die jura episcopalia bezeichnet werden müsse, da die Berufung
ohne Wissen und Genehmigung des Landesherrn und ohne Zuziehung des
Superintendenten geschehen sei.
So kommt die Sache aufs Neue ins Stocken. Am 26. November 1677
befiehlt der Herzog, nunmehr bei Strafe von einhundert Thalern an die Er-
bauung der Pfarrgebäude und an die »hochnöthige Besetzung und Kombi-
nation« der Pfarren von Gross -Helle, Schwandt, Briggovv, Mölln, Kleeth und
Tarnow zu denken. Aber es kommt wiederum zu nichts. Vielmehr bitten
die Herren von Voss im Jahre 1679, ihre inzwischen ganz wüst gewordene
Kirche zu Luplow an die zu Schwandt und Briggow anschliessen zu dürfen;
in Luplow wohne ausser Joachim Christoph Voss nur noch ein Bauer, dort
könne sich deshalb ein Pastor durchaus nicht halten. Aus diesem Anschluss
wird aber nichts, denn wir erfahren später, dass der Pastor Sternhagen zu
Varchow die Cura in Luplow übernommen hat. Am i. September 1683
meldet der Superintendent Schuckmann, dass die Kirche zu Mölln nun schon
geraume Zeit keinen Prediger und kein Pfarrhaus gehabt habe. Er erreicht
damit, dass der Pfarrhausbau 1684 aufs Neue befohlen wird. Wirklich besser
aber wird die Sache erst, als der Hofrath Heinrich Schuckmann im Jahre 1694
das Gut und auch das Patronat von Mölln übernimmt, womit ihn Herzog
Gustav Adolf beschenkt, und als seit 1692 Konstantin Fiedler Pastor der bis
dahin von Breesen her nothdürftig versorgten Gemeinden zu Mölln und Gross-
Helle mit ihren Tochterkirchen geworden ist.*) Trotzdem hat Fiedler am
4. Oktober 1693 darüber zu klagen, dass der Pensionär Nergendorf zu Kleeth
zum Bau der Pfarrscheune nicht thue, was er schuldig sei, sein Vieh müsse
*) Oberst von Engel hat bis dahin für Gross -Helle Anschluss an die Kirche zu Gevezin
gefunden.
') Briggow hatte bis dahin Anschluss an Kastorf (unter Pastor Hermann Müller) gefunden
und geht daher nicht ohne Widerstreben auf Herzoglichen Befehl vom 13. September 1692 nach
Mölln zurück. Akten im Grossh. Archiv.
GUT UND KIRCHDORF MÖLLN. ^7$
draussen liegen, und der Wolf habe ihm bereits grossen Schaden zugefiigt.
Doch der Herzog hilft ihm mit einem strengen Befehl. Als zu einer Pfarr-
gemeinde vereinigt werden nun die Dörfer Gross -Helle, Schwandt, Briggow,
Tarnovv und Kleeth im Jahre 1694 aufgezählt. Konstantin Fiedler bleibt
bis 1704 (s. o. S. 7). Ihm folgt der unter Voss'schem Patronat 1701 nach
Flotow berufene, unter demselben Patronat am 16. December 1703 für Gäde-
behn und Klein -Helle gewählte und am 12. Februar 1704 auch für Luplow
bestätigte Pastor Joh. Christoph Aeminga,^) der, weil nirgends eine Wedem
fiir ihn einzurichten ist, zu Flotow in einem Voss'schen Katen wohnt.*) Am
19. Januar 1705 richtet der Hofrath Schuckmann auf Mölln an den Herzog
Friedrich Wilhelm die Bitte, ihm dazu helfen zu wollen, dass der Pastor
Aeminga durch eine Vermittlung des Superintendenten Haberkorn zu Güstrow
und durch eine von diesem zu bewirkende Vereinbarung mit den Herren
von Voss auch das Pastorat in Mölln übernehme und die Wedem daselbst
beziehe. Diesmal wird etwas aus der Sache. Aeminga wohnt bald darauf in
Mölln und verwaltet hier alle seine Pfarren zu grösster Zufriedenheit seiner
Gemeinden bis an seinen Tod im Jahre 1721, doch nicht anders als nachdem er
Flotow im Jahre 17 12 wieder abgegeben hat: in der That ein eigenartiges Bild
seiner Zeit. Als nach seinem Tode Adolf Ludwig Hein am Palmsonntag 1723
in Mölln die Pfarre antritt, weist F. E. von Voss als Patronatsherr die Gädebehn-
Klein- Heller Gemeinde an den Pastor Balthasar Simonis in Gevezin, doch
kehrt sie 1729, nach dem Absterben des Simonis im Jahre 1728, nach Mölln
zurück. Ebenso wird die Gemeinde von Gross -Helle und Schwandt unter
Maltzan'schem Patronat 1723 der Kirche zu Penzlin zugewiesen und bleibt
bei dieser. Hein, der in diesem Jahr das Kirchenbuch zu Mölln anlegt, fiihrt
es bis zu seinem Tode am 25. März 1761. Seine Amtsführung fallt in die
Zeit der Herrschaft der Herzogin Auguste über das Amt Stavenhagen. Für
Gädebehn und Klein -Helle erhält sein Nachfolger Joachim Christoph Hennings
eine besondere Vokation. Ebenso wird mit dem im Jahre 1790 nach Mölln
berufenen Pastor Johann Dietrich Wagner für Gädebehn und Klein -Helle ein
besonderer Vergleich abgeschlossen. Ueber Wagner (f 1840) und die übrigen
Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Schwandt kehrt erst im Jahre 1865 von Penzlin unter die Cura von
Mölln zurück. Gross -Helle aber bleibt bei Penzlin. Ueber die Filial- Kirche
zu Tarnow s. o. S. 222. Die geographische Lage weist Mölln, Schwandt,
*) Gebürtig aus Güstrow. Sein Vater besass eine Bude auf dem Klosterhof zu Güstrow.
Akten im Grossh. Archiv.
•) Von Gädebehn heisst es im Visitationsprotokoll von 1648, die Kirche sei ganz verwüstet,
der Thurm liege nieder, zwei Glocken wären auf den Erdboden gefallen, dagegen sei die Kirche
zu Lütken -Helle in gutem Zust.inde. 1669 wünscht Joachim Zabel von StafTeld als Pfandinhaber
die Wiederherstellung der Kirche und macht darauf aufmerksam, dass zwei Glocken der Gäde-
behner Kirche — es werden die vorhergenannten sein — schon seit 1662 auf dem Kirchhof zu
Klein -Helle wären. Mit ihm sind die von Voss bereit, die Glocken zu veräussern zum Besten
des Gädebehner Kirchenbaues, und bitten um Konsens. Aber es wird nichts daraus, denn 1704
heisst es bereits, dass von Kirche und Wedem in Gädebehn keine Rudera mehr vorhanden seien.
18*
2^6
AMTSGERICIITSDEZIRK PENZLIN.
Kirche.
Altar und
Kanzel.
Empore.
Glas-
malerei.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Tarnow und Briggow als in Circipanien gelegene Ortschaften an die Kamminer
Diöcese, wenngleich ein direktes Zeugniss dafür nicht vorliegt. S. o. bei
Gross- Helle S. 254.
Kirche. Die Kirche ist ein Ziegelbau vom Ende des XIII. oder Anfang
des XIV. Jahrhunderts und stellt einen ungetheilten flachgedeckten Raum mit
Schluss aus dem Achteck dar. Als unverfälschte Einzelheiten zeigen sich in
der Westwand das frühgothische Portal, in welchem der romanische Rundstab
und die abgefaste Kante und ein Rundbogen unterhalb eines Spitzbogens mit
einander vereinigt sind, sowie ferner ein zugesetztes Schlitzfenster auf der
Nordseite und neun spitzbogige Schildbögen im Innenraum. Neben der Kirche
ein freistehender Glockenstuhl.
Altar und Kanzel, zu einem Körper verbunden, stammen aus dem
XVIII. Jahrhundert. Oberhalb des Altars hängt ein gothischer Krucifixus.
An der herrschaftlichen Empore finden sich viele Wappen der Familie
VON SCH UCKMANN, welche den Zeitraum von 1695 — 1870 umspannen.
Im Fenster der Südseite auf Glas zwei Namen von 1559: ACHIM
PEMAN und CLAWES HUETH.
Im Glockenstuhl zwei Glocken. Die eine davon hat die Inschrift:
^ ANNO MDCXX GERDT VON CÖLN • H • H JOHAN HAUSMAN P SOLI DEO
QLORIA.^) Die zweite hat nur die Jahreszahl 1620.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss von
dem Güstrower Goldschmied Andreas Rathke. Patene ohne Werkzeichen. —
3. Kleiner silbervergoldeter Becher, ähnlich dem Kelch unter i, aber ohne
Inschrift und nur mit der Jahreszahl 1890 versehen. Ohne Werkzeichen. —
4. Aelterer Zinnkelch, mit der Marke des englischen Zinns und dem Meister-
stempel I. B. — 5. Länglich silberne Oblatenschachtel mit schrägen Rundfalten
am Deckel. Auf dem Deckel ein Doppel -Monogramm unter fünfzackiger
Krone, bestehend aus den Buchstaben H L {V.) S.*) Stadtstempel S, Meister-
stempel UL«K« — 6. Taufschüssel von Messing, neu. — 7. 8. Zwei Zinn-
leuchter, der eine mit der Inschrift JOCHIM LVCHT 1685, der andere
mit BEKE LANGE 1685. Der erste zeigt als Stadtzeichen einen Stier- .
köpf und als Meisterstempel nebenstehende Hausmarke mit J und H. ■
Vgl. Lapitz.
*) Gerd von Colin, um diese Zeit (1613— 1628) Amtshauptmann zu Stavenhagen, Pfand-
inhaber von Grabow und PrUtzen. Vorher Beamter in Ribnitz. Seine unbeerbt verstorbenen
Söhne, Christoph und Joachim, sind die letzten ihres Geschlechts. Akten im Grossh. Archiv.
*) Schuckmann.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KLEIN -HELLE.
277
Das Gut und Filial- Kirchdorf Klein -Helle.')
|it Besitz und Rechten treffen wir um 1359 das alte Geschlecht der Geschichte
Muggesfeld in Klein -Helle (Lütteken- Helle), das sich uns im Uebrigen des
als ein deutsches Bauerndorf darstellt.*) Im nachfolgenden XV. Jahrhundert Dorfes,
finden wir dort als Vasallen der mecklenburgischen Herzöge die Maltzan, Voss,
Woosten, Parsow. Sie sind mit einzelnen Höfen im Dorf belehnt. Und von den
Vossen haben auch die Prillwitzer Peccatel einen Antheil in Pfand genommen.
Im XVI. Jahrhundert treten die Holstein auf Ankershagen mit Antheilen auf, die
sie 1 5 1 1 an das Kloster Broda verpfänden. Es sind in der Hauptsache drei
Höfe und zwei Käthen mit im Ganzen sechs Hufen. Gegen Ende des XVI.
Jahrhunderts aber übernimmt Achim Voss auf Rumpshagen die Holstein 'sehen
Hufen und Höfe, und im XVII. Jahrhundert kommen die Herren von Voss in
den Besitz des ganzen Dorfes. Sie haben auch das Patronat von Gädebehn
und Klein -Helle zu gesammter Hand (s. o. S. 275). Der dreissigjährige Krieg
vernichtet die Blüthe des Dorfes: 1648 giebt es dort nur noch einen Bauern,
während vorher sechzehn Höfe gezählt wurden, nämlich die von sechs Bauern
und von zehn Kossäten. In Voss'schem Besitz bleibt Klein -Helle bis 1759.
Von da an bis 1789 ist es Schuckmann'scher Besitz. Dann hat es bis 18 12 der
Oberstwachtmeister Barthold Hans von Zülow, und von 1812 an Hauptmann
Christian Elisa Bogislav von Ferber. Ferber'scher Besitz bleibt es bis 1871.
Es folgen 1871 Friedr. Ludwig Franz Reissmann, 1875 A. Bartold, noch im
selben Jahre Rud. Karl Helmuth Bahlcke und 1898 Karl Schwanitz, der gegen-
wärtige Besitzer.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Mölln. Die geographische
Lage nöthigt dazu. Klein -Helle ebenso wie Mölln, Gross -Helle, Wrodow,
Gevezin und Chemnitz fiir Circipahien und die Kamminer Diöcese in Anspruch
zu nehmen. S. o. bei Gross- Helle.
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau in der Form eines länglichen Kirche.
Vierecks mit flacher Decke im Innern. Im Westen ein Holzthurm als Glocken-
stuhl, dessen Wetterfahne mit B»D»V»S» 1781 gezeichnet ist.')
Als Altaraufsatz ein nicht zu übersehendes spätgothisches Triptychon
des XV. Jahrhunderts, dessen Schnitzwerk die hl. Maria mit dem Kinde in
einer Mandorla darstellt, von Engeln umgeben, den Mond zu ihren Füssen.
Als besonders zu beachtende Figuren erscheinen neben der Mandorla oben
links der jugendliche David als Harfenspieler und rechts der jugendliche Moses,
Altar-
aufsatz.
') 12 km nördlich von Penzlin.
*) M. U.-B. 8633.
') von Schlickmann.
Ueber den Namen s. bei Gross -Helle.
278 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZUN.
welcher sich anschickt, vom rechten Fuss einen Schuh abzuziehen.') Unten
links der schon öfter in Darstellungen dieser Art gefundene sitzende König
mit einer Krone, die fast an eine Bischofsniitra erinnert, und hinter ihm
stehend der Herzog im Fiirstenhut. Beide weisen mit Unker Hand und linkem
Arm nach oben. Unten rechts aber der dazu gehörende knieende jugendliche
Ritter. In besonderen Nischen daneben oben hnks die hl. Gertrud, rechts die
hl. Maria Magda-
lena, unten je ein
nicht näher zu be-
stimmender
Apostel. Auf den
Flügeln die ge-
malten Figuren
des Petrus und
Paulus.
Wappen. Unterhalb der
Empore im
Westen ein
V • FERBER-
BLOCHER'sches
Alllanzwappen
von Zinn (Sarg-
dekoration].
Glocken. Im Glocken-
stuhl zwei
Glocken, von
denen die
grössere mit dem
Voss' sehen Wap-
pen laut Inschrift
im Jahre 175 1
unter dem Patro-
nat des FRIEDR. CHRISTOPH HIERONYMUS VON VOSS (Domprobst zu Havel-
berg, Königl. Preuss. Geh. Justiz- und Legat ionsrath, bevollmächtigter Minister
am Königl. Dan. Hofe und Erbherr auf Trollenhagen, Podewal und Kleinen-
Helle) von C. D. Hsintzs gegossen ist, während die andere, welche bedeutend
älter ist, weder Inschrift noch Zeichen aufweist.
Kleinkunst- Kleiokanstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch. Am Knauf der Name
werke. JESVSS (!}. Auf dem Fuss ein aufgelötheter Krucifixus als Signaculum und der
') Stall dieser beiden Figuren sieht man sonst gewöhnlich iwei Gruppen aus der Reihe der
Maiianischen Typen des alten Testaments: Moses vor Gott Vater im brennenden Busch und
Ezechiel vor der verschlossenen Pforte.
Spälgothisches Triptycho]
GUT UND FILTAL- KIRCHDORF SCHWANDT.
279
zweimal eingeschlagene Stempel [pj r], Patene ohne Werkzeichen. — 3. Silberner
Deckelpokal, geschenkt laut Inschrift 1870 von FRIEDERIKE POLLOW. Keine
Werkzeichen, nur (J3) als Angabe des Feingehalts. — 4. Kleines Kranken-
geräth, silbervergoldet, ohne Werkzeichen. — 5. 6. Zwei Zinnleuchter, der
eine 1789 gestiftet von C • F • bACKER (Stempel undeutlich), der andere 1683
gestiftet von CHRISTOFFER TOLL. Stadtzeichen undeutlich (UJ?). Meister-
zeichen O. S. mit Hausmarke. Also wohl Rostocker Arbeit von Olrik (Ulrich)
Schlüter.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Schwandt.')
as Dorf Schwandt (Zwante) wird 1273 bei Gelegenheit der Gründung der Geschichte
*) II km nordnordwestlich von Penzlin. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 130, erinnert an den
altslavischen Stamm svetü = stark, heilig. Wäre das richtig, so hiesse Schwandt ungefähr soviel
wie »Hilgendorfc, oder auch > Heiligenhagen«.
*) M. U.-B. 1300.
») M. U.-B. 3538. 7778-
*) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 492.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 137.
des
Dorfes.
Kirchen zu Kleeth und Tarnow durch die Ritter Friedrich und Gothan
Dargatz zum ersten Mal urkundlich genannt. Sie bewidmen Mutterkirche und
Tochterkirche gemeinsam mit drei Hufen, einer in Kleeth, einer andern in
Tarnow sowie einer dritten in Schwandt, und setzen den Priester Konrad fiir
beide Kirchen ein.*) Das Patronat darüber wird später vom Kloster Reinfeld
erworben. Die Nachkommen der Dargatz sind dessen ungeachtet auch noch über
die Hälfte des XIV. Jahrhunderts hinaus in Schwandt ansässig.^) Zu Anfang
des XVI. Jahrhunderts aber streiten die von Maltzan mit den Herzögen Heinrich
und Albrecht um zwei Bauern in Schwandt, die sie als die ihrigen bean-
spruchen, und 1520 geben sie zwei Höfe und einen Käthen als ihren Besitz
an (»item zweier hoffe vnnd einer halbenn kottenn oder suldenn zu Schwante«).*)
In den Maltzan'schen Besitz tritt noch vor 1550 Achim Voss auf Luplow
durch einen Pfandvertrag ein, und 1594 kaufen Achim und Adam Voss auch
die Oldenburg'schen Antheile an Schwandt. So kommen die Herren von Voss,
obwohl sie deswegen mit den Freiherrn von Maltzan 1614 noch Streit haben,
schrittweise in den Besitz des ganzen Dorfes. Der dreissigjährige Krieg
nimmt das Dorf so mit, dass es 1648 völlig wüst und menschenleer daliegt.^)
Nachdem es bis 1831 in Voss'schem Besitz gewesen ist, geht es in diesem
Jahre in die Gräflich Schlieffen'sche Begüterung über, der es heute noch angehört.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse siehe bei Mölln.
Kirche. Die Kirche ist ein dem XVIII. Jahrhundert (1747?) angehörender Kirche.
Bau, welcher einen flachgedeckten Raum mit Schluss aus dem Achteck dar-
stellt. Der aus der Dachkonstruktion hervorwachsende Thurm hat eine offene
28o
AMTSGERICllTSBliZIRK PENZLIN.
Altar und
Kanzel,
Empore.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Laterne als Aufsatz. In dem Anbau auf der Nordseite, welcher fiir die Gross-
Hellesche Empore angefugt ist, befindet sich die Ruhestätte der von Engel
und von Pentz. Vor dem Thurm im Westen ein neuer grosser Anbau, der
als Schliefifen'sches Erbbegräbniss dient. An der Südseite ein Treppenanbau
zur Schwandter Empore. An der Thür dieses Anbaues ein kleiner eiserner
Schild für den Thürklopfer, welcher die Jahreszahl 1752 enthält.
Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden. An der Schwandter
Empore mehrere zinnerne Sargwappcn der Familien VON VOSS und VON
SCHLIEFFEN, ebenso auch am Altar, unter denen auch VON ENGEL'sche
(Gross- Helle) vorkommen.
Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere ist laut Inschrift 1747
unter dem Patronat des ADAM CARL VON VOSS und seiner Gemahlin MARIA
ELISABETH, GEB. VON DER HARDT, sowie unter dem Kompatronat der Frau
BEATA ELISABETH WITTWE VON ENGEL, GEB. VON ENGEL, ebendaselbst, und
z. Zt. der Penzliner Pastoren BALTHASAR FRIEDR. SCHEIBEL und JOH.
CHRISTIAN MÜLLER von C. D. Heintze gegossen worden. Die kleinere zweite
Glocke trägt weder Inschrift noch Zeichen, doch deutet ihre Form auf ein
hohes Alter hin.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss. Als
Signaculum die dreifigurige Kreuzigungsgruppe auf einem Wappenschild. Der
Kelch ist laut Inschrift auf der Unterseite 1744 von BEATA MAGDALENA
GIESEN gestiftet. Stadtzeichen das dreithürmige Thor von Neubrandenburg,
Meisterstempel E T. Die Patene hat ebenfalls den Namen der Stifterin des
Kelches, aber keine Werkzeichen. — 3. Silberne länglich runde Oblaten-
schachtel. Auf der Unterseite die Initialen J • J • V» Stempel undeutlich.*) —
4. Silbervergoldete Taufschale auf einem Fuss; an der Schale zweimal das
Zeichen S. und das Beschauzeichen /vvw^^Nf^. — 5. 6. Zwei grosse versilberte
Messingleuchter, gestiftet von JULIE VON VOSS 1819. — ImThurmraum ausser-
dem noch zwei dreifiissige Leuchter zwei beschädigte Vasen von Zinn.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Passentin.')
Geschichte MJj^^^ jener öfter bereits angezogenen Urkunde vom Jahre 1170, in welcher
des ■»»■ Fürst Kasimar von Pommern dem Stifte Havelberg eine Anzahl von
ories. Dörfern zwecks Gründung des Klosters Broda überweist, wird unter diesen
^) Das Inventar von 181 1 beschreibt eine silberne Oblatenschachtel mit der Inschrift:
OTTO CARL VON VOSS 1706.
') 7 km nordnordöstlich von Penzlin. Die alte Form des Namens Patsutin verbindet
Ktthnel, M. Jahrb. XLVI, S. 104 mit dem altslavischen Wortstamm pak-, kroatisch pacetin (= stark)
und übersetzt ihn mit »Ort des Pacuta, Paceta«. Das würde deutsch ungefähr soviel sein wie
>Starkenhagen<.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF PASSENllN. 28 1
Dörfern auch Passentin (Patsutin) genannt.^) Indessen diese Urkunde ist
nicht echt, und unter den Gründen, die wider sie und ihre Konfirmation
von 1244 sprechen, ist auch der, dass Passentin in der für echt gehaltenen
Bestätigungsurkunde des Herzogs Bogislav vom Jahre 11 82 und ebenso in
der auch ihrerseits wieder für untergeschoben erklärten Bestätigungsurkunde
des Fürsten Nikolaus von Werle vom Jahre 1230 ausgelassen ist.'^) Dagegen
scheint es sicher zu sein, dass wir nach einer im Jahre 1396 von den beiden
Fürsten Nikolaus und Christoffer von Wenden vollzogenen Beglaubigung einer
älteren Urkunde — deren Echtheit freilich, ohne dass es zu unserer Sache
etwas thut, ebenfalls angefochten worden ist — Passentin für eine im Mittel-
alter stark befestigte Burg zu halten haben, auf welcher die Bardenfleth
Sassen, zu deren Gütern auch die grosse Stadtmühle bei Penzlin nebst dem
Stadtsee gehörte. Der Brief über diese Mühle (so heisst es in der ge-
nannten Beglaubigung) sei dem Gerd Bardenfleth bei Gelegenheit der Zer-
störung der Burg Passentin verloren gegangen (»do Passentynn wunnen vnde
brakenn wardt«). In welchem geschichtlichen Zusammenhange es aber war,
als diese Burg zerstört wurde, das erfahren wir nicht. Es lässt sich nur sagen,
dass die Angabe den Eindruck macht, als wenn das Ereigniss in der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts stattgefunden haben müsse. ^)
»Die Burg lag an dem Südrande des Dorfes in dem umfänglichen
Wiesengrunde an den Ufern des Malliner Sees und des Fischstroms, welcher
hier noch einen kleinen von Norden herabkommenden Bach in sich aufnimmt.
Die Wiebeking'sche Originalkarte im Archive hat hier neben einander den
»grossen« und »kleinen Burgwall«, beide viereckig, und etwas weiter nord-
östlich neben dem Dorfe den runden »Möllerwall«. Dorf und Burgwälle liegen
jetzt auf der linken, Mecklenburg -Schwerinschen Seite des Stromes, welcher
aber vielleicht in den letzten Jahrhunderten geändert und früher Dorf und Burg
getrennt, oder letztere auf beiden Seiten umflossen haben mag, da die Grenze
zwischen Passentin und Mailin schon vor der Mitte des XVIII. Jahrhunderts
streitig war.«*)
Ob aber, wie Beyer meint und noch mit dem späteren Verhältniss der
Maltzan und Holstein zu einander begründet wissen will, aus diesen ehemaligen
Burgwallverhältnissen auf nähere Beziehungen zur Burg Penzlin geschlossen
werden darf, und ob die Burg Passentin zu den befestigten Eingangspunkten
oder Pforten des Landes Radvir, dem Redarierlande oder Stargard, gehört
habe : das wollen wir dahin gestellt sein lassen. Was uns betrifft, so erscheint
uns das mehr als zweifelhaft.
Nach den Bardenfleth's finden wir auf Passentin die nach dem Ort ge-
nannte Familie der Passentin. Kord und Henneke sind die letzten männlichen
Nachkommen ihres Geschlechts. Noch bei Lebzeiten des letztgenannten.
*) M. U.-B. 95. Vgl. 563 (vom Jahre 1244).
«) M. U.-B. 135. 377. Vgl. W'igger zu M. ü.-B. 1284. Beyer, M. Jahrb. XXXVIT, S. 60.
*) M. U.-B. 7230. Vgl. Koppmann, M. Jahrb. LVI, S. 232.
*) Wörtlich nach Beyer, M. Jahib. XXXVII, S. 61.
282 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
nämlich im Jahre 1510, geben die Herzöge Heinrich und Albrecht dem Penzliner
Maltzan die Anwartschaft auf die Belehnung mit Passentin.^) Aber auch die
Holstein haben Pfand -Antheile daran, die sie 1511 an das Kloster Broda ab-
treten, 1552 aber wieder einlösen. Bald darauf, 1519, giebt es Streit zwischen
ihnen und Bernd Maltzan.^) 1562 wird der Maltzan'sche Antheil an Jakob
Zitzewitz, dann aber wieder, und zwar noch vor 1593, an Joachim Arenstorff
verpfändet. Zu gleicher Zeit, nämlich 1592, geht der Holstein'sche Antheil
durch Kauf an Joh. Restorfif auf Chemnitz über, in den Jahren 1609 und 1610
aber kauft Friedrich von Aschersleben für sich und seine Brüder sowohl den
Maltzan'schen wie den Holstein'schen Antheil. Darauf tritt von 1622 an
Philipp Julius von Platen als Pfandbesitzer auf längere Zeit, noch über 1647
hinaus, an die Stelle der von Aschersleben. In gleichen und ähnlichen Rechts-
verhältnissen folgen im XVII. und XVIII. Jahrhundert die Familien Vogelsang,
Hacke, KlinggräfT, von der Lanken, Pankert und Voss, bis endlich schrittweise
alle diese Anrechte (1716, 1721 und vor 1735) an die Brüder Friedrich Wil-
helm und Ludwig von Hacke kommen. Hacke'scher Besitz bleibt Passentin
bis 1789. Es folgen 1789 Advokat Christian Vollrath Nikolai und dessen
Familie bis 1852,^) Ulrich von Schack bis 1862, Theodor Karl August Ernst
von Blücher bis 1868, Staatsminister Theodor Dietrich von Levetzow bis 1869,
Leutnant a. D. Eugen Seip bis 1882, und von diesem Jahre an Wilhelm
Theodor Herrn. Lemke, der den Besitz heute mit Georg Lemke theilt.
Die Kirche zu Passentin, welche, ihrer geographischen Lage nach, im
Mittelalter zu keiner anderen als der Diöcese Havelberg gehört haben kann,
wenngleich ein ausdrückliches Zeugniss dafür nicht vorliegt, lässt sich von 1575
an bis ins XVIII. Jahrhundert hinein als Tochter der in der Strelitzer
Enklave liegenden Mutterkirche zu Gevezin verfolgen. Indessen schreibt B. F.
von Krackewitz auf Gevezin im Jahre 1705, die Kirche zu Passentin sei vor
vielen Jahren zu Grunde gerichtet, es seien kaum noch Spuren davon vor-
handen.^) Die Einwohner von Passentin seien daher 1689 (aufs Neue) an die
Mater zu Gevezin verwiesen und hätten auch Grabsteine in der Geveziner
Kirche, hielten sich aber z. Zt. mehr nach Lapitz, wo ein junger Pastor predige
(von Penzlin her, s. o. S. 240). Aber später finden wir Passentin bei Wulkenzin
(von 1727 an), dann eine Zeit lang bei Alt-Rehse (bis 1747), doch seitdem
wieder bei Wulkenzin in Mecklenburg- Strelitz.
Kirche. Kirche. Die Kirche, oder richtiger Kapelle, ist ein Fachwerbau von
1794, der fast ein Quadrat darstellt. Mitten auf dem First ein kleiner Dach-
reiter mit einer offenen Laterne, deren Wetterfahne ein N und die Jahreszahl
1794 zeigt.
*) Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 402—404 (Urk. DCCCXIII. DCCCXIV). Vgl. S. 498
(Urk. DCCCXLVIII). S. 505 (Urk. DCCCLXIII).
«) Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 485 (Urk. DCCCLII).
*) Doch ist Passentin schon vor 1780 Nikolai'scher Pfandbesitz.
*) Im Visitationsprotokoll von 1661 heisst es freilich, dass die Kirche in Passentin benutzt
werde. Der Thurm aber sei umgefallen.
CUT UND KIRCHDORF GROSS-LUKOW. 283
Die innere Einrichtung ist einfach, Altar und Kanzel sind zu einem Innere Ein-
Körper verbunden. richtung.
Im Dachreiter eine Glocke mit der Inschrift: SOLI DEO GLORIA WIL- Glocke.
HELM NICOLAI PATZENTIHN ANNO 1780.')
Kelch und Abendmahlskanne sind neu und erst in den letzten Jahren Vasa sacra.
beschafft.
*) S. o. S. 282, Anmkg. 3.
•) 6 km nordwestlich von Penzlin. Njich Kühne!, M. Jahrb. XLVI, S. 88, soviel wie »Ort
des Luk, Lukac
'j M. U.-B. 377. 1284, Anmkg. Dort auch das Nöthige tlher die Fälschung vom 22. Sep-
tember 1312: M. U.-B. 3563. Vgl. ferner die Konfirmationen der Fürsten von Werle 1402, der
Herzöge Magnus und Balthasar von 1482 und des Popstes Alexander VI. von 1500 (Urkunden-
Abschrift im Grossh. Archiv): M. Jahrb. III, S. 206 — 210. 229/30. — BoU, Chronik der Stadt
Neubrandenburg, S. 321, bezweifelt auch die Echtheit der Beurkundung vom 5. Mai 1402 und hält
sie für ein Machwerk aus der Zeit nach 1433.
*) M. U.-B. 1284.
*) M. U.-B. 5960.
•) M. U.-B. II 554.
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Gross- Lukow.')
arum eine unter dem 24. April 1230 ausgestellte Urkunde, nach welcher Geschichte
das Dorf Gross -Lukow schon um 1230 dem Kloster Broda gehören _^^5
würde, als eine Fälschung angesehen werden muss, hat Wigger in der An-
merkung zu der unverdächtigen Urkunde des Fürsten Nikolaus I. von Werle
vom 23. April 1273 überzeugend dargethan.*) Thatsächlich beginnt das Ver-
hältniss des Klosters zum Dorfe nicht eher als am 30. Juli 1 304, an welchem
Tage Fürst Nikolaus II. von Werle dem Kloster für erlittenen Kriegsschaden
das Patronat der Kirche in Gross -Lukow sowie das der Tochterkirche in
Marin sammt dem Dorfe Klein -Lukow und drei Kirchen- Hufen verleiht.*) Um
das Jahr 1319 treffen wir in Gross-Lukow die Gebrüder Wokenstedt mit Besitz
und Rechten. Am 24. Mai 1339 vermehrt Bischof Dietrich von Havelberg
die Einkünfte des Klosters Broda mit verschiedenen Hebungen aus den Kirchen
zu Neubrandenburg, Penzlin, Ankershagen, Wulkenzin und Lukow, aus letzt-
genannter mit einer Hebung von zehn Mark Wendisch.^) Im Jahre 1384 aber
tritt dort bereits die ritterbürtige Familie der Holstein auf: es sind Hans und
Arnd, die der Kirche zu Penzlin Pachte im Betrage von sechs Mark aus
Gross-Lukow verschrieben haben.®) In der Folge wird Gross-Lukow eins der
Hauptgüter im Lande Penzlin und bleibt — eine Reihe von Verpfandungen
von Antheilen und Einkünften im XVII. und XVIII. Jahrhundert an die Voss,
Restorff, Bülow, Peterswald, Bekendorf, Langermann, auch einen vorüber-
gehenden Verkauf im Jahre 1730 an die von Warnstedt abgerechnet — bis
284 AMISGERICIITSBEZIRK PliNZLlN.
1802 im Besitz der Familie von Holstein. Von 1803 bis 1841 haben es die
von der Lanken, von 1841 bis 1852 Friedr. Heinr. Ernst von Blücher, dann
ein Jahr lang Franz Döhn, von 1853 bis 1862 August Balck, und von 1862
an Gustav Heinr. Karl Lukas von Oertzen. Oertzen'scher Besitz bleibt es bis
1881. In diesem Jahre folgt Karl von Sittmann, und 1885 Amtsrath Karl
Friedr. Gudewill, der es heute noch hat.
Um 1375 ist Hinricus Nemerow Pleban der Kirche in Gross-Lukow,
die, wie schon aus der oben angezogenen Urkunde von 1339 ersichtlich ist,
der Diöcese Havelberg angehört. Ebenso gehört natürlich die Filia Marin
dahin. Andere Geistliche des Mittelalters sind bis jetzt nicht bekannt ge-
worden. Um 1577 unterschreibt Bartholomaeus Caelius (Coelius, Zelle) die
Konkordienformel. Er wirkt als Seelsorger in Gross-Lukow bis 16 10. Sein
Nachfolger Georgius Grosskopf, den Herzog Hans Albrecht IL kraft seines
landesherrlichen Patronates beruft, ist dort von 161 1 bis 1636 nachweisbar.
Vielleicht war er noch länger daselbst im Amt.^) 165 1 tritt Martin Stern-
hagen an seine Stelle. Er wird von Herzog Adolf Friedrich, der fiir den
jungen Herzog Gustav Adolf die Vormundschaft führt, berufen, übernimmt
auch die Cura der Kirche zu Flotow, dazu hat er die der Tochterkirchen
Ave, Marin und Klein-Lukow. 1695 verliert er seinen Adjunkten und
Schwiegersohn Melchior Eppen durch den Tod, er selbst ist inzwischen er-
blindet. Es folgt nun 1695 David Franck, der später Präpositus des Penz-
linschen Cirkels ist. Die Cura von Flotow und Rumpshagen tritt er (nach
1701) an den oben S. 275 genannten und vielbeschäftigten Pastor Aeminga in
Mölln ab, nimmt sie aber 17 13 von Neuem auf seine Schultern. Er stirbt
1747, erhält aber schon 1742 einen Helfer an seinem Sohn Georg Matthaeus
Franck, welcher den Vater nur um vier Jahre überlebt, er stirbt 175 1. 1752
folgt Joh. Heinrich Schimmelmann (f 1797) und 1798 Joh. Benjamin Ladewig
(t 1834). Vgl. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein neugothischer Bau von 1866 mit Schluss
aus dem Zwölfeck und stellt im Innern einen ungetheilten Raum dar. Nur der
schmälere Thurm im Westen, der einen vierseitigen Pyramidenhelm trägt, ist
alt und gehört anscheinend dem XIV. oder XV. Jahrhundert an.
Die innere Einrichtung ist vollständig neu.
Triptychon. Im Vorraum ist das Mittelstück eines alten spätgothischen Triptychons,
Triumph- und über der Orgel das ehemalige Triumphkreaz angebracht.
kreuz,
Glocken. ^^ Thurm hängen drei Glocken von 0,97 m, 0,78 m und 0,61 m Durch-
messer. Die beiden grössten sind 1850 von C. Jllles in Waren gegossen, die
*) Nach einer früheren Pastorentafel in der Kirche lebte er bis 1648. Ein von dem Ver-
fasser früher irgendwo (leider ist die Fundstelle nicht notiert worden) gefundener »Pastor Paul
Schoop in Gross-Lukow, Marin und Gross-Flotow« ist anderswo als vor Caelius nicht
unterzubringen. Die im Inventar von i8ii genannte Pastoren -Tsifel hebt mit Caelius an, macht
aber sofort einen Fehler, indem sie ihn 1590 sterben lässt.
GUT UND FILIAL-KTRCIIDORF MAKTN. 285
dritte ist ohne Inschrift, hat aber am oberen Rande fünf Rundbilder mit figür-
lichen Darstellungen.^)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch in den Formen der Kleinkunst-
Spätrenaissance. An dem eiförmig gebildeten Knauf drei kleine Engel in werke,
ganzer Figur, mit plastisch heraustretenden Köpfen. Am runden Fuss ein
breiter Rand mit getriebenem Laub- und Bandelwerk. Auf der Unterseite des
Fussrandes eine Angabe des Gewichtes und der Jahreszahl, wobei die Reihen-
folge Beachtung verdient, nämlich so: W • 42 L • 37« Q • ANNO 1721 • W • 46
LOTT. Der Kelch ist somit in späterer Zeit verstärkt worden. Werkzeichen
fehlen, sowohl am Kelch, wie an der zugehörigen Patene. — 3-4- Silber-
vergoldeter gothischer Kelch auf sechspassigem Fuss. Am Knauf der Name
lEHSVS. Auf dem Fuss ein plastischer Krucifixus als Signaculum, dazu der
zweimalige Stempel F I R. Auf der Unterseite des Fusses unter fiinfzackiger
Krone: J • G • B • 1703. Patene ohne Werkzeichen. — 5. Kleiner silberner
Krankenkelch auf sechsseitigem Fuss, im kla.ssicierenden Geschmack vom Ende
des XVIII. Jahrhunderts. An der Kupa ein Doppelmonogramm, bestehend
aus den Buchstaben J • V • M • (vielleicht J • B • V • M .) Stadtzeichen M mit
der Krone darüber und als Meisterzeichen die Buchstaben HM. — 6. Runde
silberne Oblatendose, auf dem Deckel ein aufgravierter Christus. Auf der
Unterseite zweimal derselbe Stempel wie bei 3. — 7. Längliche silberne
Oblatenschachtel. Auf der Unterseite üIs Stadtstempel das dreithürmige Thor
von Neubrandenburg, und als Meisterzeichen ^). — 8. Dritte silberne Oblaten-
dose, länglich, mit getriebenem Rokoko -Ornament am Deckel. Gestiftet 1781
von E • E • S • GEB • H. Von demselben Meister wie 7. — 9. Silberne Wein-
kanne, gestiftet von LUD • MÜLLER auf Stolpe und seiner Gemahlin SOPHIE
GEB • NEUMANN 1841. Als Stadtstempel ein steigender Löwe mit K, daneben
als Meisterstempel der Name KASS. — 10. Neues Taufbecken, gestiftet von
FR# und CL*H0HN 1880. — 11. Altes getriebenes Messingbecken, in der
Mitte das Einhorn, verfolgt von einem kläffenden Hunde im Walde, laut
Inschrift gestiftet 1703 von K. PETER ATZMANN.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Marin.')
jjj^ls Filial-Kirchdorf der Mutterkirche zu Gross-Lukow, und damit zusammen Geschichte
zur Diöcese Havelberg gehörig, tritt uns das Dorf Marin schon 1304 des
entgegen.^) Zwei Jahre später belehnt dort Fürst Nikolaus II. von Werle den Dorfes.
*) Die Vorgängerinnen der beiden grösseren Glocken stammten nach dem Inventar von i8n
aus dem Jahre 1706 und trugen die Namen des Herzogs Friedrich Wilhelm, des Pastors l)av.
Franck und der Juraten Andreas Schultz und Christian Loibs. Der Giesser wird nicht genannt.
*) 7 km westlich von Penzlin. Nach Ktlhnel ist der Name Marin (Morin) als Ort des
Mor oder Mar zu erklären: M. Jahrb. XLVI, S. 91.
») M. U.-B. 2945.
286 AMTSGKRICIITSBEZIRK PENZLIN.
Ritter Johann Holstein mit zAvanzig Hu Pen. ^) Indessen bedeuten diese zwanzig
Hufen nur einen Theil des Dorfes, dessen Hälfte, wie die von Holstein selbst
1470 erklären, der ritterbürtigen Familie Marin gehört.*) Mannigfacher Besitz-
Wechsel findet freilich auch hier wie anderswo statt. Hier wie anderswo
drängen und stossen sich die Geschlechter an und durch einander. So
geht z. B. der Antheil, den bis zum Ende des XV. Jahrhunderts Henning
Stute, Otto Stuten's Sohn, besessen hat, nach dessen Tode 1501 auf Bernd
Maltzan über, und 1505/8 hat auch ein Zweig der Familie Blücher, von der
Otte Stute einen Theil seines Besitzes gekauft hatte, fünfzehn Hufen im Dorfe
Marin. ^) Die Brüder Henning und Levin Marin, welche Ende des XVI. Jahr-
hunderts auf Ludorf und Kelle wohnen, verkaufen 1588 einen Antheil von
Marin an die vier Brüder Kossebade (Kosboth) auf Torgelow und machen
1589 mit Christoph Kamptz einen Tauschvertrag über einen anderen Antheil,
den dieser 1597 den Gebrüdern Holstein auf Ankershagen überlässt. 16 16
theilen Balthasar Lepel und Henneke Marin ihren Besitz in Ludorf und Marin
unter sich. Die Lepel'sche Hälfte in Ludorf und Marin kommt 1625 an
Heinrich von der Lanken. Im Jahre 1630 ist von zwei wüsten Höfen zu Marin
die Rede, die Adam Kossebade an Christoph Hahn verpfändet. Von 1645
an, die ganze zweite Hälfte des XVII. Jahrhunderts hindurch, muthen die
von Blücher ihre alten Güter in Marin. 1648 überlassen die Ankershäger Holstein
ihren »Meierhof« zu Marin an Heinr. Bibow zu Mollenstorf für 5000 Gulden
niessbräuchlich auf fünfzehn Jahre. In Bibow'schem Besitz bleibt er aber bis
1705, da geht er als Pfandbesitz an Hans Matthias von Guhlen. Anscheinend
aber nur auf kurze Zeit. Denn 17 19 sind die von Holstein wieder im Besitz,
verkaufen aber ihre Hufen in Marin im Jahre 172 1 an den Hauptmann
Christian von Blücher auf Kittendorf und Clausdorf, dessen Rechte später auf
den Schwiegersohn Georg Ludwig von Oertzen übergehen. Ueberhaupt müssen
die erwähnten Blücher'schen Muthungen Frucht getragen haben, denn wir
hören 1699, dass Siegfried von Voss auf Flotow über einige von Karl
von Blücher's Vormündern an ihn verpfändete Hufen und Höfe zu Marin den
landesherrlichen Konsens erhalten hat. Um die Mitte des XVIII. Jahrhunderts
finden wir die von Le Fort im Pfandbesitz von Marin.*) Sie haben ihn bis
1804, neben ihnen wieder seit 1795 die von Oertzen. 1804 aber wird Gustav
Dietrich von Oertzen alleiniger Besitzer von Marin. ^) Marin bleibt bis 1874
Oertzen'sches Eigenthum. Da wird Chr. Mart. Theod. Reichhoff der Rechts-
nachfolger, und seit 1895 ist es Karl von Rocheid.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Gross -Lukow.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau vom Jahre 1726 mit einem
*) M. U.-R 3121. 7017.
') Akten im Grossh. Archiv.
«) Lisch, Geschl. Mnltzan IV, S. 331 (Urk. DCCLXXI).
*) Sie haben auch Möllenhagen bis 183 1 und Rethwisch bis 1795.
*) Auch Federow, Schwarzenhof und Lehmhorst sind seine Güter.
GUT UND KIRCHDORF GROSS- FLOTOW. 287
hölzernen, aus dem westlichen Ende des Daches herauswachsenden Holz-
thürmchen.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
Die einzige Glocke (Dm. 0,88 m) ist 1861 von C. Jllies in Waren um- Glocke,
gegossen worden.^)
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss, Kleinkunst-
laut Inschrift an der Kupa gestiftet von JOHAN VON HOLSTEN • SOFFIA werke.
HEDEWIG VON PETERSTORF • MARIEN 1690. Keine Werkzeichen. An der
Patene der Stadtstempel P und der Meisterstempel I. F. C. — 3. Alte Messing-
schüssel mit der Darstellung der Verkündigung des Engels an die hl. Maria.
,1^^ ^^ •v
Das Gut und Kirchdorf Gross -Flotow.')
|as Gut und Dorf Flotow (Vlotow), das 14 18 zuerst genannt wird, hat, Geschichte
wie noch heute, von jeher der ritterbürtigen Familie Voss gehört. Mit ^^s
dem Gute und Dorfe auch das Patronat der Kirche, wie es das Visitations- ^o"es.
Protokoll von 1541 erkennen lässt. 1534 hat Michael Low das Pastorat, 1541
aber der Pastor Joachim Schmit, der auch Kirchherr zu Luplow ist, wo wir
ihn schon 1534 finden.^) Später ist David Wahl Pastor zu Flotow (f 1596).
Nachher finden wir dort von 1627 bis 1649 oder 1650 den Christian Schütte
(Sagittarius), zu dessen Zeit Georgius Grosskopf in Gross -Lukow Pastor i.st.
Unter dem 165 1 nach Gross-Lukow berufenen Pastor Martin Sternhagen tritt
eine Verbindung beider Pfarren ein. Aber unter dessen Nachfolger David
Franck, den wir schon 1698 in Lukow finden, besteht diese Verbindung an-
scheinend nicht mehr. Denn 1701 hat Flotow wieder seinen eigenen Pastor
in dem schon oft genannten Joh. Christoph Aeminga, der nachher von Mölln
aus mehrere Kirchspiele verwaltet (s. o. S. 275). Doch um 1712 ist es diesem
des Guten zuviel geworden, und daher übernimmt 171 3 der Lukower Pastor
David Franck (f 1747) aufs Neue die Cura von Flotow. Seitdem ist die
Kirche zu Flotow, die wir ihrer geographischen Lage nach zur Diöcese Havel-
berg rechnen müssen, bei der Kirche zu Gross-Lukow verblieben.^)
*) Ihre Vorgängerin war 1727 von Michael Begun gegossen worden unter dem Patronat
des Herzogs Karl Leopold und dem Pastorat des David Franck.
*) 9 km nordwestlich von Penzlin. Kllhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 45, verbindet den Namen
mit dem slavischen Wort blolo =^ Sumpf und übersetzt ihn daher mit »Sumpfortt.
•) S. bei Luplow S. 289.
*) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 32.
288
AMTSGERICHTSHEZIRK PENZLIN.
Kirche.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Kirche. Die Kirche ist ein Neubau von 1894 auf der Grundlage eines
frühgothischen Baues aus dem XIII. Jahrhundert. In den Portalen und Fenster-
wandungen, für welche besonders die Südseite zu beachten ist, sind die
Laibungs- und Wandungssteine der alten Kirche verwendet worden.
Die innere Einrichtung ist neu, ebenso sind es die zwei von Albrecht
in Wismar gegossenen Glocken.')
Kleinkanstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss.
Rostocker Arbeit von Jürgen Müller. Patene ebenso. — 3.4. Zinnerner Kelch,
gestiftet von HANS BARDMANN, mit Patene, von einem Stralsunder Zinngiesser
I. M. — 5. 6. Kanne und Oblatendose, neu, von Sy & Wagner- Berlin. — 7. Zinn-
leuchter, gestiftet von D • S • W • 1757. Als Stadtstempel das dreithürmige
Thor von Neubrandenburg, als Meisterstempel die Initialen C. H. 1713. —
8. Desgleichen, gestiftet 1776 von MICHEL LADENDÖRP. Als Stadtstempel
das Neubrandenburger Thor, der Meisterstempel ist undeutlich.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Luplow/)
ie mit Rosenow, so belehnt Fürst Nikolaus von Werle den Ritter Heinrich
Voss von Wolde fiir Hülfe in der Kriegsnoth und besonders beim Bau
des Schlosses Kobelbruck (Kavelsbruck, ehemals in der Strelitzer Feldmark)
am 29. August 1282 auch mit dem Gut und Dorf Luplow, d. h. mit der Bede,
Münzpfennigen, Diensten, Gerichten, mit Frucht und Niessbrauch beider Dörfer.
Seitdem ist nun Luplow bis heute unentwegt ein Voss'sches Gut geblieben.*)
Ueber seine historische Bedeutung durch die Gefangennahme des Fürsten
Johann von Werle, die hier im Frühjahr 13 16 statthatte, s. o. S. 271. Uebrigens
haben auch die Kossebade (Kosboth) hier um die Mitte des XIV. Jahrhunderts
Besitz und Rechte, an denen sie, wie ihre Klage vor Herzog Albrecht nach-
weist, durch Berend Maltzan und dessen Brüder in der Zeit vor 1350 arg ge-
schädigt worden sind (item brande he vs vnde rouede vs af tür Lupeglove
alse gut alse VIII hundert Lub. mark).**) Später werden auch die Kossebade'schen
Antheile Voss'sches Eigenthum geworden sein, wenngleich eine besondere Ur-
kunde hierüber nicht vorliegt.
*) Das Inventar von 1811 verzeichnet vier (Hocken, von denen zwei im Jahre 1714 unter
Voss'scheni Patronat und Franck'schem Pastorat von Michael liegun und Hans Siebenbaum gegossen
worden waren. Ueber die beiden anderen fehlt es an näheren Angaben.
*) 13 km nordnordwestlich von Penzlin. Den Namen des XUl. Jahrhunderts Lupegloue
(später Lupeglaue, I.upegloue, Luplegowe) erklärt Ktihnel als »Ort des Lupoglav (Si)altekopf)« :
M. Jahrb. XLVI, S. 88.
') M. U.-B. 2181. Dazu Akten im Grossh. Archiv. Vgl. auch M. Jahrb. XXVI, S. 95—98.
*) M. U.-B. 7142, B.
GUT UND KIRCHDORF LUPLOW.
289
Die südlich von der Grenze des Landes Circipanien und nordöstlich von
Varchow, der östlichsten Kirche des Bisthums Schwerin gelegene Kirche unter
Voss'schem Patronat hat an Joachim Schmidt im Jahre 1534 ihren eigenen
Pastor. Gleichzeitig mit ihm wirkt in Flotow und deren Filia Rumpshagen
der Pastor Michael Lowe, der ebenfalls unter Voss'schem Patronat das Amt
fuhrt. Sieben Jahre später aber, 1541, finden wir beide Kirchen, die von
Luplow und Flotow unter dem Pastorat des genannten Joachim Schmidt
(Schmit) mit einander vereinigt.^) Diese Vereinigung wird wohl das XVI. Jahr-
hundert hindurch vorgehalten haben.
Mit dem XVII. Jahrhundert tritt allerlei Wechsel ein. Da finden
wir die Kirche zu Luplow Anfangs mit Mölln verbunden (s. o. S. 273), später
mit Kastorf, Varchow und Kittendorf, und im XIX. und XX. Jahrhundert wieder
mit Varchow.^)
Kirche. Die Kirche ist ein Feldsteinbau spätgothischen Charakters Kirche,
in Form eines länglichen Vierecks. In den LichtöfTnungen herrscht bereits der
Stichbogen, welcher die Zeit der Renaissance ankündigt. Im Eingangs -Portal
auf der Südseite aber, dem eine kleine Renaissance- Halle vorgesetzt ist, wird
der Stichbogen von einer Spitzbogenlaibung überfangen. Im Innern eine
flache Holzdecke. Der Thurm ist neu.
Die Altarwand ist ein mehrtheiliger Renaissance -Aufbau vom Anfange Altar,
des XVII. Jahrhunderts nach Art der Altäre in Varchentin, Gnoien u. s. w.
Die Renaissance -Kanzel stammt aus dem Jahre 16 17 und die Empore Kanzel,
im Westen aus derselben Zeit. ^ . Empore.
In der Kirche werden auch noch einige Schnitzfiguren eines alten Schnitz-
Triptychons aufbewahrt. figuren.
Am Altar eine ganze Reihe von Sargschildem der Familie VON VOSS. Sarg-
schilder,
In der Ostwand hinter dem Altar, links, also nach Norden hin, ein alter Eucliaristie-
Ettcharistie- Schrank mit einem Thürverschluss, dessen Innenseite mit Ranken Schrank.
bemalt ist.
*) Schröder, evang. Mecklenb. I, S. 282. Visitationsprotokoll von 1541 im Grossh. Archiv.
Gehörte die Kirche zu Luplow einstmals zur Diöcese Schwerin? Oder zu der von Kammin? Der
geographischen Lage nach, wenn sie ganz streng genommen wird, zur Diöcese Schwerin. Aber
es ist nicht zu übersehen, dass sie in dem öfter genannten Verzeichniss der Kirchen und Pfarr-
lehne des Stifts Schwerin im Grossherzoglichen Archiv — man mag über den Werth dieses Ver-
zeichnisses denken wie man will — nicht genannt wird, und dass als Kittendorfer Peene und
somit als südliche Grenze des Stifts Kammin auch der aus dem Schwandter See kommende Bach,
welcher Luplow strejft, angesehen wird (vgl. Staatskalender). So ganz unmöglich wäre es daher
picht, dass auch Luplow noch zur Kamminer Diöcese gehört hätte. Doch bleibt immer sehr
zu beachten, dass Wasserläufe zwischen den BisthUmern bisweilen eine scharfe Grenze bilden,
wie z. B. zwischen Wismar und Alt-W^ismar, Güstrow und Alt- Güstrow, Altstadt und Neustadt
Koebel u. 9. m.
*) Vgl. Schröder, evangel. Mecklenb. I, S. 282. Stuhr, M* Jahrb. LX, S. 59.
19
290
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Im Thurm drei Glocken übereinander. Die erste ist laut Inschrift und
Wappen 1858 im Auftrage des Kammerherrn C. V. VOSS und seiner Gemahlin
A. J. GEB. V. BUCH von C. Jllies- Waren gegossen worden. Die zweite, welche
das Allianzwappen der VOSS und BEHR zeigt, ist 1801 von C. Miltzow in
Neustrelitz gegossen worden. Die dritte, welche die älteste ist, war nicht zu
erreichen.^)
Kleinkttiistwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss,
laut Inschrift auf der Unterseite 1737, den 16. Juni, von JOCHIM GREFERAHT
gestiftet. Vom Güstrower Goldschmied Lenhart Mestlin, ebenso die zugehörige
Patene. — 3. 4. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss. Auf dem Fuss die
bekannte dreifigurige Kreuzesgruppe als Signaculum. Gestiftet laut Inschrift
1739 von J. (V.) VOSS und E. C. (V.) KOPPELOW. Als Stadtstempel das drei-
thürmige Thor von Neubrandenburg, und als Meisterstempel die Initialen
I R. — 5. Dazu eine ovale silberne Oblatenschachtel, welche dieselben Stifter-
namen und dasselbe Datum 1739 trägt, aber von einem Goldschmied J. G.
ausgeftihrt ist, dessen Stadtzeichen ein werlescher Stierkopf ist. — 6. Noch
eine kleine runde Oblatenschachtel, gestiftet von ILSABE JENSEN 1711. —
7. Grosse Weinkanne, 1889 von C. V. VOSS und O. V. VOSS, GEB. V. WAR-
BURG, gestiftet. — 8. 9. Kelch von Zinn, gestiftet von JOCHIM SCHMIT LUP-
LOW 1648. Ohne Stempel. Die zugehörige Patene hat keine
Stiftungs- Inschrift, als Stadtzeichen aber das dreithürmige Thor (FSB
von Neubrandenburg und das nebenstehende Meisterzeichen. —
10. II. Zwei Zinnleuchter, der eine 167 1 von JOCHIM TRAECHO (Trechow),
der andere von JOCHIM BEHM 1684 gestiftet. Beide mit dem Rostocker
Stadtstempel ^ und mit Meisterstempeln, die nicht mehr völlig deutlich sind,
aber ohne Zweifel der Zinngiesser- Familie Schlüter angehören (s. Anhang zu
Band I der M. Kunst- u. Gesch. -Denkm.).
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Ankershagen/)
|ie Aufiiihrung des Kirchenpatronates von Ankershagen als dem Kloster
Broda gehörig in der mit dem 24. April 1230 datierten Urkunde 377
des M. Urkundenwerks ist einer der Gründe ftir die Unechtheit dieser Urkunde,
welche gleich anderen Kloster- Urkunden in späterer Zeit angefertigt und
*) Die Vorgängerin der ersten Glocke war, wie die noch erhaltene zweite Glocke, im
Jahre x8oi von C. Miltzow in Neustrelitz gegossen worden. Die dritte hat, nach dem Inventar
von 181 1, eine Jahreszahl aus dem XV. Jahrhundert, die man nicht ordentlich las und schrieb,
anscheinend mCCCCl^p^iU.
•) 10 km westsüdwestlich von Penzlin. Ueber die Möglichkeit der Benennung des Dorfes
nach der Sachsen -lauenburgischen, nach Mecklenburg eingewanderten ritterbürtigen Familie Anker
s. Lisch, M. Jahrb. XXIX, S. 265. Vgl. A. Graf von Bemstorff, M. Jahrb. LIX, S. 283.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHÄGEN. 29 1
untergeschoben wurde, um theils jüngere wirklich vorhandene Rechtstitel älter
zu machen als sie waren, theils neue Rechtstitel auf eine bequeme und trügerische
Art zu gewinnen.^) Denn dass die Kirche zu Ankershagen erst im Jahre 1266
gegründet und der älteren Kirche in dem benachbarten, aber schon im Mittel-
alter und anscheinend bereits im XV. Jahrhundert als Kirchdorf eingegangenen
Dorfe Freidorf als Tochterkirche vom Bischof zu Havelberg beigelegt wurde,
steht urkundlich fest.*) Ebenso freilich auch das Verhältniss des Klosters
Broda zur Kirche vom Tage der Gründung an, wie dies in der Fundations-
urkunde vom i. Mai 1266 selber deutlich zu erkennen (consentiente dilecto
nobis in Christo preposito in Broda) und in der Bestätigungsurkunde des
Fürsten Nikolaus von Werle vom 23. April 1273 geradezu ausgesprochen ist
(ecclesiam in Ankershagen .... quam ecclesia Brodensis a prima plantatione
tenuit libere et quiete). Und wie die Kirche zu Ankershagen mit fiinftehalb
Hufen (zwei Hägerhufen hatte schon Ritter Eckhard im Jahre 1 266 geschenkt),
so wird auch die Mutterkirche zu Freidorf vom Fürsten Nikolaus mit fünfzig
Hufen und mit jenen drei Seen der Freidorfer Feldmark, aus denen die Havel
herausfliesst (cum tribus stagnis, de quibus efHuit aqua, que Hauele nüncupatur),
dem Kloster Broda überwiesen, dazu endlich noch eine Zugabe von zehn
Hufen in Rumpshagen.*) Auf der Basis dieser Schenkung ruht denn auch an
ihrem Theile die spätere reiche Ausstattung der Pfarre zu Ankershagen mit
liegenden Gründen, auf deren weitere geschichtliche Entwickelung hier aber
nicht eingegangen werden kann.*)
Wie lange die von Ankershagen oder Anker auf dem gleichnamigen
Dorfe gesessen haben, ist nicht festzustellen. Ein jüngerer Knappe Eghardus
de Anckere wird noch 1328 dort angetroffen und kann derselbe sein, der 1342
und 1365 mit Andern zusammen als Zeuge aufgeführt wird.*) Aber er ist
nicht der Herr des ganzen Dorfes. Sondern neben ihm besitzt dort z. B. auch
die Johanniter -Komthurei Mirow seit 1273 eine ihr vom Fürsten Nikolaus I.
von Werle überwiesene Hufe. Ferner ist es keineswegs ausgeschlossen, dass
hier wie anderswo in jenen Zeiten des Mittelalters, in denen der Trieb, allein
der Herr im Dorfe zu sein, noch nicht ausgebildet war, nicht bloss Bauern-
höfe in grösserer Zahl, sondern auch mehrere Rittersitze neben einander vor-
handen waren. Auf zwei solcher Bauern- oder Kossatenhöfe in Ankershagen,
*) M. U.-B. 377. Dazu Wigger, Anmkg. zu M. U.-B. 1284. Vgl. auch die Fälschung vom
22. September 1312: M. U.-B. 3563. Ebenso die Fälschung von 1170 und 1230: M. U.-B. 95. 377.
*) M. U.-B. 1080. 1284, Die drei Seen, von denen hier die Rede ist, werden die nördlich
vom Dicker Bruch gelegenen sein, der jetzt als Quellgebiet der Havel bezeichnet wird. Der
> Mahlensee c (einer dieser drei) hat gleiche Wasserhöhe mit dem Bruch. — Dass die Namen
Ankershagen und Freidorf schon in der Vergleichsurkunde zwischen Havelberg und .Schwerin von
1252 vorkommen sollen, ist ein Irrthum: M. Jahrb. LIX, S. 282. Im Regest des Clandrian — und
"Weiteres haben wir nicht — steht nichts davon: M. U.-B. 710.
•) Eine ausführliche Darlegung über die Ackerkompetenzen der Pfarre zu Ankershagen
s. bei A. Graf v. Bernstorff, M. Jahrb. LIX, S. 311— 314.
*) M. U.B. 4914. 6224. 9340. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VIII, S. 124, Anmkg. Ferner M.
Jahrb. XXIX, S. 265, sowie A. Graf von Bernstorff, a. a. ü., S. 283.
19*
292 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
von denen der eine die frühere Wedem gewesen war, lässt z. B. schon eine
Urkunde vom 14. April 1328 schliessen.*) So würde es auch zu verstehen
sein, dass wir dort später, nämlich in der zweiten Hälfte des XIV. und in der
ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts ([386, 1422, 1432, 1434, 1435, 1439) die
ritterbürtigen Geschlechter der Gelder, Stalbom und Holstein nach einander
antreffen.*) Vielleicht wohnten sie dort schon auf dem » Wicken werder« neben
einander, der Stelle des späteren Herrenhauses oder Schlosses der Herren
von Holstein zu Ankershagen.*) Wie dann bald nachher, von 1435 an, die
Familie Holstein zum Alleinbesitze des Gutes und Dorfes gelangt, ist hin-
länglich bekannt und zuletzt in zusammenhängender Weise von A. Graf
von Bernstorff im M. Jahrb. LIX, S. 282 — 314 ausfuhrlich behandelt worden.
Doch der Verfall des Vermögens der Familie in der zweiten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts*) führt zu Verpfandungen, bei denen uns in kurzer Zeit
hinter einander die Joh. Hauswecjel, Kaspar Putzar, Julius Mörder, Jakob
Sturtz, Melchior von Kossebade, Joh. Heinr. von Erlenkamp, Klemens
von Wangelin, Philipp Brandt als Pfandinhaber entgegentreten, und zuletzt im
Jahre 1743 zu einem vollständigen Verkauf des Gutes an den Hauptmann
Henning Leopold von Oertzen auf Blumenow. Oertzen'sches Gut bleibt
Ankershagen bis 1831. Es folgen nun als Besitzer: 1831 der Glashütten-
meister Ulrich Friedrich Heinrich Strecker zu Klockow, 1854 Ludwig Voss,
1875 Ernst Winckelmann, 1889 Andreas Graf von Bernstorff, und 1897
Oskar Wolff.
Von vorreformatorischen Geistlichen unter dem Patronat des Klosters
Broda werden in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts Walter um 1328
und Albrecht um 1330, und in der zweiten ein Pleban mit Namen Johann um
1365 genannt.^) Im XV. Jahrhundert ist von 141 1 bis 145 1 Gerd Stubben-
dorf (nicht Stubbe) und 1492 Johann Colberg als Pleban von Ankershagen
(später Probst von Broda) nachzuweisen.**) Als Pleban an der Kirche zu Freidorf
ist bis jetzt nur einer bekannt, Heinrich Seedorf um 1365, der zugleich Kanonikus
des Prämonstratenserstiftes Broda ist. Damals also, in der zweiten Hälfte des
XIV. Jahrhunderts, hat die Kirche zu Freidorf noch ihre Bedeutung. Aber es
fällt auf, dass die nachfolgenden frommen Stiftungen des XIV. und XV. Jahr-
^) M. U.-B. 4914. Später zählt man dreiunddreissig Bauern und Kossäten in Ankershagen.
1765 sind sie auf sechs zusammengeschmolzen, 1794 auf drei: vgl. A. Graf von Bernstorff,
a. a. O., S. 294.
*) Schröder, Pap. Meckl. I, S. 1572. II, S. 193 1. Vgl. A. Graf von Bernstorff, a. a. O.,
S. 284. Ueber die von Gelder ist auch Urk. 11 736 zu vergleichen.
*) Wie z. B. in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts die Brtider Jakob und Hans
von Holstein.
^) 1665 lässt Herzog Christian Louis der Familie Holstein den Vorschlag machen, ihm
Ankershagen abzustehen. Doch es wird nichts aus der Sache. A. Graf v. Bernstorff, a. a. O., S. 291.
*) Register des Urkundenbuches.
®) Vgl. Kirchenurkunden von Ankershagen im Grossh. Archiv und Schröder, Pap. Meckl. II,
S. 1931 und 2465 (nicht 2965). Es darf also nicht gesagt werden, dass über das Verhältniss der
Geschlechter Gelder und Stalbom zu Ankershagen urkundlich nichts feststehe: M. Jahrb. LIX, S. 283.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN, 293
hunderts aus den schon genannten ritterbürtigen Familien der Gemeinde,
soweit sie bekannt geworden sind, der Tochterkirche in Ankershagen zuge-
wandt werden, wie die von Köneke Gelder, Hennings Sohne, geschenkten
Hebungen im Jahre 1386, die Memorienstiftung des Vicke Stalbom von 1422
um seiner und seiner Frauen Seligkeit willen, sowie das Geschenk des Klaus
Holstein im Betrage von 20 Mark jährlicher Pacht zur Vikarei der hl. drei
Könige, St. Georgs und der zehntausend Ritter im Jahre 1464.*) Alles das
macht den Eindruck, wie wenn schon damals die Kirche zu Ankershagen als
Kirche zu Ankershagen.
die bedeutendere angesehen und die zu Freidorf in den Hintergrund gedrängt
worden wäre. Auch der Ackerverkauf des Köneke Gelder an den Kirchherrn
Gerd Stubbendorf im Jahre 1432 ist vielleicht von diesem Gesichtspunkt aus
zu betrachten, noch mehr aber ohne Zweifel der Umstand, dass, nach Aussage
des Joachim Holstein im Jahre 1572, in früherer Zeit neben dem Pfarrer drei
Kaplane in Ankershagen gewohnt haben.*) Auch darf nicht übersehen werden,
dass bei den Vermehrungen des Einkommens der Stiftsherren in Broda durch
die Havelberger Bischöfe Dietrich und Burchard in den Jahren 1339 und 1354
mit Hebungen aus den Kirchen zu Neubrandenburg, Penzlin, Ankershagen und
') Schröder, Pap, Meckl. I, S, 1572, M. U.-B. 11824. Akten im Grosäh. Archiv. Vgl.
A, Graf von Bernslorff, a. a. O., S. 284, 285.
») Schröder, Pap. Meckl. II. S. 1931. Ankershäger Kirchen -Akten im Grossh. Archiv.
294 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Lukow der Kirche zu Freidorf mit gar keinem Worte gedacht wird.*} Erst
recht nicht in dem Visitationsprotokoll von 1574, dem ersten, das wir von
Ankershagen besitzen. Man möchte daher glauben, dass Kirche und Pfarre
zu Freidorf schon vor der Reformation eingegangen waren. Be.-itimmtere
Nachrichten fehlen. In der vom Papste Alexander VI. am 27. Oktober 1500
ertheilten Konfirmation über die Brodaer Patronate wird die Kirche zu Freidorf
anscheinend zum letzten Mal urkundlich erwähnt')
Ueber die Reihe der zum grössten Theil unter landesherrlichem Patronat
(das nach der Reformation an die Stelle des ßrodaschen Klosterpatronats trat)
berufenen Geistlichen des XVI., XVII., XVIU. und XIX. Jahrhunderts, welche
Kirche lu Ankershagen (Priet).
auch die Cura der Kirchen und Kapellen zu Dambeck, Klockow und Piever-
storf, später auch die von Möllenhagen, hatten, finden wir bei A. Graf
von Bernstorff im M. Jahrb LIX, S. 309 — 311 die ausgiebigsten und zuver-
lässigsten Nachrichten, welche theils der Chronik des Pastors Mauritius (1692
bis 1699), theils den Akten des Grossherzoglichen Archivs entnommen sind.')
') M. U.-B. 5960. 7982.
*) M. Jahrb. III, S, 339.
'1 Die Kirchen oder Kapellen der Dörfer Dambeck, Klockow und Pieverstorf gingen im
dreissigjjihcigen Kriege unter, die jetzige Kirche zu Mollenhagen aber entstand erst im Jahre 1633
und wurde, nachdem es — des Patronates halber — von 1692 her allerlei Schwierigkeiten K''
geben hatte, 1705 lum ersten Mal als Filia aufgeführt: A. Graf von Bernstorff, a. a. O., S. 308.
309 und 314. Ueber die Bedienung der Kirchen eu Boek und Speck durch die Kapellane nad
Vikare von Ankershagen s. u. bei Boek und Speck,
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN, 295
Wir begnügen uns daher hier damit, darauf zu verweisen, wollen aber doch
erwähnen, dass der Pastor Schliemann (1822 — 1834) der Vater des in Ankers-
hagen geborenen berühmten Dr. Heinrich Schliemann ist, der durch seine
Ausgrabungen, Entdeckungen und Forschungen den älteren Theil der griechi-
schen Kunstgeschichte um einige wichtige Kapitel vermehrt hat.
Kirche. Die Kirche zu Ankers-
hagen hat sich in alter wie in
neuer Zeit soviel Veränderungen
und Umbauten gefallen lassen
müssen, dass sie heute nicht mehr
^^AffX^.
Kirche zu Ankershaeen (Pries).
in ihrer Ursprünglichkeit vor uns
steht. Der zweifellos älteste und
verhältnissmässig noch heute am
/
besten erhaltene Theil ist der Chor,
der in seiner Grundform ein
Viereck von 7,13 m Länge und 5,90 m Breite {im Innern) bildet und sich mit
seinen Schlitzfenstern und seinem steilen Kuppelgewölbe, das durch zwei sich
kreuzende und auf niedrigen romanischen Eck-Pilastern aufsetzende Diagonal-
Rippen von halbkreisförmigem Durchschnittsprofil in vier hohe Kappen zerlegt
wird, als ein spätromanischer Bau vom Ende des Xu. oder Anfang des XIII.
Jahrhunderts darstellt.
Das (als Rechteck von 7,13 x9,70 m angeschlossene) Schiff dagegen,
in welchem sich als Reminiscenz an die ersten spätromaniscben Bau-Absichten
296 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
die volle Fonn eines der jetzt zugesetzten oder auch veränderten, in Mecklen-
burg als einzig in ihrer Art anzusehenden Rund böge nfenster mit doppeltem
Blend - Ueberfang (zunächst einem stark ausladenden romanischen, nicht gothi-
schen KleebJ altbogen und dann einem gedrückten frühgothischen Spitzbogen)
erhalten hat, und das, wenn auch anscheinend auf Ueberwölbung mit zwei
Altes Fensicr im Schiff der Kirche (nach A. Graf von Bernstorff).
backofen form igen Kuppeln nach Analogie vieler anderer Kirchen vom Ende
des XII. oder Anfang des XIII. Jahrhunderts angeltet, ursprünglich gewiss
nichts Anderes als eine hoch oberhalb des Triumphbogens ausgespannte flache
Balken- und Bretterdecke hatte, ist in späterer Zeit durch vier in der Richtung
von Osten nach Westen eingesetzte plumpe Pfeiler, von denen allein der an
den Triumphbogen anstossende östliche dem feineren und gediegeneren älteren
Stil in der Formengebung einige Konzessionen macht, in zwei lange Schiffe
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN. 297
zertheilt worden, von denen jedes mit vier verhältnissmässig niedrig gespannten
gothischen Kreuzgewölben eingedeckt wurde.') Dadurch aber, und durch
Alles, was damit zusammen-
hing, sind die ursprünglich
angelegten schönen Licht-
und Portal Öffnungen in rück-
sichtslosester und geschmack-
losester Weise verstört
worden.
Dieses Schicksal, welches
die Kirche im XIV. Jahr-
hundert erduldet hat, ist von
Nach A. Graf von Bemstorff. allen das härteste. Ihm stellt
sich das andere durch den
Thurmbau verursachte an die Seite, indem dadurch das stattliche, mit einer
Wandung und Laibung von drei Ecken und drei Rundstäben ausgestattete
frühgothische Hauptportal des westlichen Kircheinganges verdeckt wurde.''}
Weitere Unbill an den Giebeln und Dächern von Chor und Langhaus erlebte
die Kirche bei den Restaurationen in den Jahren 1698, 1699 und 1864, auf
die wir hier nicht eingehen. Sie sind mit fachzeitschriftlicher Ausführlichkeit
von A. Graf Bemstorff, a. a. O., S, 298 bis 304 behandelt worden. Doch
möge bemerkt sein, dass wir einigen seiner Vermuthungen und Auffassungen,
auf die es hier weniger ankommt, nicht beistimmen können.^)
') Vgl- in. Grossheriogthuni Mecklenhurg Schwerin die Kirchen zu Gnoien, Tarnow, Mesllin,
Schwinhendorf und die durch einen Pfeiler miilen im SchifT getheilten l.anghSuser, wie die in
Recknilz, Kittendorf und Vietist.
'} Auch am Dom lu Güstiow {s. Hand IV) finden wir Eleichieilige Rundbogen- und Spiti-
bogen-Fonnen, man vei^leiche besonders die Portale im Querschiff mit Kapitellgliedem in der
Kimpferlinie.
•) Eine frühere kuriere I(e^ehleitlung der
S. 134 — 1:7. Wir linden, dass sie in dankenswer
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Altar und
Tauf- '
behälter.
Kleinkunst-
werke.
Altar und Kanzel sind neu.
Beachtung verdient ein hölzerner achtseitiger TaufbehSlter vom Jahre
1618, dessen Grundform im XVII. Jahrhundert einige Male in Mecklenburg
vorkommt.*) Die in Holz ge-
schnitzte Inschrift lautet: MARCI
AM LESTEN WOL DAR GELOVET
UNDE GEDOFFT WERDT, DE
WERD SALICH , WOL ÖVERST
NICH GELOVET, DE WERDT VER-
DOMET WERDEN 161S.
An einer Wand der lebens-
grosse Krncifixtts des Triumph-
bogens.
Im Thurm drei Glocken
aus der ersten Hälfte des XVIII.
Jahrhunderts, alle drei laut Inschrift
unter der Regierung des Herzogs
KARL LEOPOLD gegossen, die
kleinere 1730 von Michael Begun,
die beiden grösseren von Otto
Gerhard Meyer im Jahre 174Ö.
Kleinkunstwerke, i. Silber-
vergoldeter Renaissance- Kelch auf
rundem Fuss und mit Ausbuch-
tungen am Knauf. An der Kupa
das Allianzwappen Holstein-Hol-
stein und die Inschrift: J • F .
V.H • A-M.V.H.AÖ 1701.»)
Am Fuss der Güstrower Stadt-
stempel G und der Meisterstempel
(hh] des Heinrich HÖlscher. — 2.
3. Zwei silberne Patenen mit den
Initialen U ■ V • B . 1843, dem Taufbehälier.
nicht die ungUnsÜge Beurtheilung verdient, die ihr A. Graf Kern^to
werden lässt. Ueber das. was bei einer solchen Beschreibung nothw
wesentlich ond unwesentlich ist, wird Lisch wahrscheinlich seine eig
gehabt haben.
•) Z. B. in LUbi, Below, Vgl. auch KlUti.
') Jochim Friedrich von Holstein und Anna Margaretha, geb. vi
ist die einzige Erinnerung, welche sich an das alte Geschlecht der Hc
hat. Früher gab es in den Kenslern der Kirche kleine Wappenm.
a. a. O., S. 298, tu Theil
lig und nicht noihwcndig,
; gut begründete Meinung
Die Griber der von Holstein sind theils 1864, theil
von Bernstorff, a. a. O., S. 301 und 304.
Holstein. — Dieser Kelch
(tetn in der Kirche erhalten
mi„ .om J,hre ,538. -
t zugeschüttet worden. Vgl. A. Graf
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN. 299
Meisterstenipel I F G und dem Stadtstempel P. — 4. Länglichrunde silberne
Oblatenschachtel mit den punktierten Buchstaben M S V W. Meisterzeichen
H S B, Stadtzeichen undeutlich, wahrscheinlich aber eine Arbeit des Rostocker
Goldschmiedes Heinr. Steffan Bomamann, der vor 1712 ins Amt der Gold-
schmiede eintrat. — s — 8. Vier zinnerne Leuchter ohne Stiftungsinschriften.
Der eine hat die Jahreszahl 1683 und als Stadtzeichen den werleschen Stier-
kopf, der zweite die Jahreszahl 1706 und ebenfalls den genannten Stierkopf,
der dritte die Jahreszahl 1697, aber als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor
und als Meisterzeichen P - W. Der vierte, in trefflicher Form, hat die Jahres-
zahl 1743 und als Stadtzeichen ebenfalls ein dreithürmiges Thor, als Meister-
zeichen aber C. H. 1713. Die letztgenannten Leuchter können also sehr wohl
Neubrandenburger Arbeiten sein.
Herren haas lu Ankerthagen.
Für die Beschreibung des auf der Anlage einer alten Wasserburg er- Herrenhaus
bauten Herrenhauses') lassen wir hier einem langjährigen Bewohner desselben, ^^ Ankers-
Herrn A. Graf von Bernstorff, das Wort (a. a. O.. S. 295 bis 297): ^*8^"'
»Wann und von wem das jetzt als Herrenhaus bewohnte, früher sogen,
»Neue Haus< erbaut ist, darüber fehlt es an Ueberüeferungen. Lisch's und
ebenso von Kamptz's Annahme, dass es zwischen 1550 und 1570 erbaut sei,
erweist sich als irrig, indem es in dem Theilungsvergleich von 1551 schon
erwähnt wird. Der Flügel, in welchem sich die 1551 genannte »gewölbte
grüne Dönske* befindet, ist aber offensichtlich nicht mit dem Hauptlhell des
Hauses gleichzeitig, vielmehr erst später an dasselbe angebaut, wie dieses eine
') Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXVI, S. 213.
300 AMTSGEBICHTSBEZIRK PENZLIN.
in der Zwischenwand beündliche Schiessscharte beweist, welche durch den
Anbau des Flügels unbenutzbar werden niusste. Wir dürfen daher die Er-
bauung des neuen Hauses in seinem Haupttheü noch weiter zu rück verlegen.
Ob die 1551 erwähnte gewölbte Dönske als Schlosskapelle gedient hat, wissen
wir nicht. Daliir spricht ihre von Osten nach Westen gestreckte längliche
Konstruktion mit einer grossen Wandnische in der östlichen, einer kleineren
in der westlichen Wand, welche sehr wohl Altar und Kanzel aufgenommen
haben können, und einem tiefen, rechts neben der Östlichen Nische befindlichen
Wandschrank.*) Von dem 1551 erwähnten sogen, alten Hause sind erkennbare
Herrenhaus zu Ankershagen.
Reste nicht mehr vorhanden. Für Lisch's Annahme, dass dasselbe sehr gross
gewesen sei, finden wir keinen Anhalt, vielmehr lässt der Recess von 1551,
welcher das ganze alte Haus mit einem Theil des neuen Hauses zusammen
in eine Kavel legt, eher darauf schliessen, dass das alte Haus nur klein ge-
wesen sei. Die südostwärts an das neue Haus sich anschliessende Mauer
erklärt Lisch mit Unrecht für das Erdgeschoss eines mächtigen, viereckigen
Thurmes. Ihrer geringen Fundament ierung und ihrer gleichen Konstruktion
nach ist sie als Vertheidigungsmauer anzusehen, wie die anderen zum Theil
noch wohlerhaltenen Festungs mauern, welche den hohen Erdwall im Garten
nach Norden und Osten einfassen. Wie diese ist auch jene auf schwachen
Felsenfundamenten bis zur Höhe von drei Metern wesentlich aus Backsteinen
erbaut, dann oben mit einer fast einen Meter starken Lage von Felsmauerwerk
gekrönt, ofTensichtlich, um derselben mit diesem Abschluss nach oben einen
') Anscheinend dem Eucharislie- Schrank der vorreformatori sehen Kiiche entsprechend.
GUT UND KIRCHDORF ANKERSHAGEN. 3OI
Halt gegen feindliche Geschosse zu geben. Von einem Thurm auf dem Hause
zu Ankershagen ist auch in den Untersuchungsakten gegen Henning Holstein
die Rede, und da sich etwas weiter nordöstlich, da, wo die an das neue Haus
sich anschliessende Mauer unterhalb des jetzigen Waschhauses durchläuft, aus
der durch die Mauer bezeichneten Linie weit vorspringend bedeutende Felsen-
fundamente finden,
die einem schweren
Bau als Unterlage
gedient haben, so
möchte wohl dort
die Stelle zu suchen
sein, an der jener alte
Thurm gestanden.«
»Als das älteste,
wohl noch aus dem
XV. Jahrhundert
stammende Denkmal
kriegerischer Bau-
kunst auf dem be-
festigten Hofe
Wicken Werder
haben wir das von
Lisch nicht be-
schriebene grosse
Rondel, welches aus
der den Wall nach
Osten deckenden
Mauer weit in den
Sumpf vorspringt,
zu betrachten. Es
ist aus riesigen, im
Innern mit Felsen
untermischten Zie-
Alte Festungsmauer im Carlen des Herrenhauses. geln erbaut, Welche
eine Länge von stark
29 cm, eine Breite von 14'/« cm und eine Stärke von 12 cm haben. Später
sind die in dem Mauerwerk angelegten Schiessscharten mit Ziegeln umgebaut,
welche denen gleich sind, aus welchen die an das neue Haus sich an-
schliessende und die nordwärts den Wall deckende Mauer hergestellt ist, und
welche nur 26'h cm lang, 12 cm breit, 9 cm stark sind. Im Innern des
Rondels sehen wir zwischen den noch vorhandenen neun Schi essscharten acht
vermauerte Schiessscharten, deren Seitenwandungen rechtwinklig durch das
Mauerwerk gehen, während die späteren schräge, zu schmalen Schlitzen eng
zusammenlaufende Laibungen haben. Den hohen Wall mit seiner Unifassungs-
302
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
mauer und diesem Rondel haben wir als die äussere Vertheidigungslinie auf
der östlichen, der dort geringen Breite der Wiesenniederung wegen angreif-
t I I I I 1 I I I I I I I I I I I I I I I I I I I i I I r
I I I I I
bareren Seite der Festung zu denken, von der die Vertheidiger sich dann
hinter die innere, das Scl\loss enger umgebende Mauer zurückziehen konnten.
Pläne zum alten Hause auf dem Wickenwerder (nach A. Graf von Bernstorff).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF MÖLLENHAGEN. 3O3
Auf dem Hofe in der nächsten Umgebung des Hauses stossen wir vielfach
auf altes, fest in Kalk liegendes Ziegelmauerwerk, und weitere Nachgrabungen
würden voraussichtlich Aufschlüsse über die Gestalt der alten Burg zum
Wickenwerder, sowie über den erst in diesem Jahrhundert zugeschütteten
unterirdischen Gang geben, welcher einen in Kriegszeiten zu sperrenden Ein-
gang zum neuen Hause vermittelt haben wird.c^)
Das Gut und Filial- Kirchdorf Möllenhagen.')
|rts- und Personen -Register des Mecklenb. Urkundenbuches identifizieren Geschichte
das in einer Brodaer Urkunde vom 23. März 1365 genannte Kirchdorf des
Oldenhaghen, das damals in Henning Kastorf seinen eigenen Pleban hat, mit Dorfes,
dem Dorfe Möllenhagen.') Der Zusammenhang von Personen und Sachen, in
dem beide genannt werden, und die Unmöglichkeit, ein besonderes Kirchdorf
Oldenhagen, wie es innerhalb dieses Zusammenhanges denkbar wäre, irgendwo
aufzufinden, machen diese Identifizierung allerdings wahrscheinlich, doch behält
sie so lange, als nicht weitere Beweise dafür vorzubringen sind — und gäbe
es diese, so wären sie wohl in einer exegetischen Note am Fuss der Ur-
kunde oder auch in den genannten Registern zum Vorschein gekommen —
den Charakter des Gewagten. Sollte sie sich aber noch weiterhin richtig
erweisen, so wäre damit dargethan, dass Möllenhagen ursprünglich eine
Mutterkirche hatte. Nur muss es vorläufig unentschieden bleiben, ob sie zur
Havelberger Diöcese gehörte, mag dies auch noch so wahrscheinlich sein.
Aus dem Filial- Verhältniss der späteren, erst im Jahre 1632 von Berend Lüdeke
Holstein erbauten Kapelle in Möllenhagen zur Kirche in Ankershagen ist selbst-
verständlich auf das mittelalterliche Verhältniss kein Schluss zu machen.*)
Wohl aber ist nicht zu übersehen, dass Möllenhagen in dem schon öfter ge-
nannten Verzeichniss der Kirchen und Pfarrlehne des Stiftes Schwerin, das
ohne Zweifel auf ein älteres mittelalterliches Verzeichniss zurückgeht, nicht
genannt wird.
Neben Bauerhöfen treten uns dort in der Zeit vom XVI. zum XVIII.
Jahrhundert auch Rittersitze der Holstein entgegen, die bald, von Mitgliedern
*) Die BernstorfTsche Beschreibung enthält auch die Abbildung eines eingemauerten Relief-
bildes, denen ähnlich, die wir in so grosser Zahl an den fürstlichen Schlössern in Wismar,
Gadebusch und Schwerin als Zierziegel in Friesen verwandt finden.
•) Fa«t 12 km westlich von Penzlin. Das M vor O würde, wenn die Identifizierung von
Möllenhagen mit Oldenhagen richtig ist, eine Analogie zu dem M vor U in Mupahl (Upahl), M
vor A in Marnesse (Arensse), M vor E in Mertenehagen (Ertenehagen) und M vor I in Mieken-
hagen (Ikenhagen) u. s. w. sein und als Abschleifung der niederdeutschen Präposition >tomc ver-
standen werden müssen.
•) M. U.-B. 9340.
*) Vgl. A. Graf von Bernstorff, M. Jahrb. LIX, S. 314. Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 12 und 13.
304
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Kirche.
Altar und
Kanzel.
Glocke.
Kleinkunst-
werke.
der Familie, bald auch von Anderen als Pfandbesitzern und Pächtern über-
nommen werden, wie z. B. in den dreissiger Jahren des XVII. Jahrhunderts
von Hans von Schulz von Pieverstorf. Ein landesherrlicher Konsens zur An-
legung einer Glashütte in der Möllenhäger Holzung wird 1696 ertheilt und
17 17 auf zwölf Jahre erneuert. Holstein'scher Besitz bleibt Möllenhagen bis
1734. In diesem Jahr geht das Gut an die Familie Le Fort über, die auch
die Güter Klockow, Bocksee, Marin und Rethwisch an sich bringt. Le Fort'scher
Besitz bleibt Möllenhagen bis 1831. Es folgen: Paul Amadeus von Frisch
bis 1834, Rittmeister Friedrich Ernst Aug. von Gundlach bis 1869, Friedr.
Ludw. Karl Aug. Greffrath und nachher dessen Sohn Franz bis 1885,
Aug. Bätke bis 1891, Paul Schnitze und darauf dessen Erben bis 1898, und
von da an Henning Baron von Brockdorff.
Kirche« Die Kirche im klassicierenden Stil des XVIII. Jahrhunderts,
dem auch der aufgesetzte Dachreiter angehört, ist zur Zeit des Besitzers
Greffrath stark erneuert. Der Innenraum ist plafondartig gewölbt.
Altar und Kanzel sind zu einem Körper vereinigt. Im Uebrigen bietet
die innere Einrichtung nichts Bemerkenswerthes.
Im Dachreiter eine Glocke, die im Jahre 1825 von J. Schultz in Rostock
umgegossen ist. Die Inschrift lautet: ICH RUF ZUR KIRCH VERKÜNDIGE
DAS GRAB SAG AN DIE NOTH UND RUFE VON DER ARBEIT AB.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch des XVIII. Jahrhunderts,
gestiftet von G. LORENTZEN. Stadtzeichen S, Meisterzeichen undeutlich. Die
dazu gehörige Patene ist gestiftet von JOACHIM HASS 1749. Stadtzeichen W,
Meisterzeichen i B F. — 3. Silberne ovale Oblatenschachtel, gestiftet von
BLEICHART GOTFRIED EWERT ANNO 1752. Als Stadtstempel das dreithürmige
Thor von Neubrandenburg, als Meisterstempel die Initialen FA. — 4. 5. Zin-
nerner Kelch von 1783, englisches Zinn mit den Meister- Initialen A T. Dazu
eine Patene.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Rumpshagen.')
||K](|m 23. April 1273 verleiht F'ürst Nikolaus I. von Werle dem Kloster Broda
unter anderen Gütern auch zehn Hufen in Rumpshagen.*) Dass es
diese sammt Mann- und Kirchlehn daselbst schon länger besessen habe, das
soll die öfter erwähnte falsche Urkunde vom 24. April 1230 darthun,
doch wird dies durch die vorher genannte Urkunde als eine Unwahrheit er-
wiesen, da hierin von diesem weiteren Besitz gar keine Rede ist.^) Den
') 10 km westlich von Penzlin.
«) M. U.-H. 1284.
») M. U.-H. 377. 3563.
GUT UND KIRCHDORF RUMPSHAGEN. 305
Klosterbesitz zu Rumpshagen bewirthschaften die Ritter und Burgmänner
Bernhard und Heinrich von Peccatel zu Prillwitz, geben ihn aber am i. Januar
1286 an die Stiftsherrn zurück.*) Bald nachher finden wir in Rumpshagen
den Hinne Voss als Vasallen der Herren von Werle. Dieses Verhältniss
hindert freilich nach den Anschauungen des Mittelalters in keiner Weise daran,
dass zwischen ihm und seinen Landesherren eine Fehde entsteht und aus-
gefochten wird, bei welcher »der Rumpshagen«, also der befestigte Sitz des
Hinne Voss, berannt und gebrochen wird. Doch eine Generation später wird
das wieder eingetretene gute Verhältniss beider Theile dadurch bekundet, dass
Fürst Bernhard von Werle am 2. November 1353 den beiden Söhnen des
alten Hinne, den Brüdern Henning und Hardelof Voss, neue Besitzungen zu
Bredenfelde überweist. Dabei gedenkt der Fürst in gnädiger Weise sowohl
der Dienste, die sie ihm erwiesen, als auch des Schadens, der ihrem Vater
durch Zerstörung der Burg von seinen Vorfahren geschehen sei.*) Bezüglich
ihres Verhältnisses zum Kloster Broda ist nicht zu übersehen, dass, als sie
diesem am 28. Februar 1360 eine Hufe überlassen, wiederum in gar keiner
Weise von jenen Ansprüchen des Klosters an Mann- und Kirchlehn im Dorfe
Rumpshagen die Rede ist, welche mit Hülfe der gefälschten Urkunde von
1230 erschlichen werden sollen. Es scheint aber, als ob es dem Kloster in
späterer Zeit mit dieser und der gefälschten Konfirmations- Urkunde vom
22. September 13 12 gelungen ist, in den Besitz der angemassten Rechte des
Mann- und Kirchlehns zu gelangen. Denn nicht bloss die Fürsten Nikolaus
und Christoffer von Werle — wenn ihre Beurkundung nicht auch gefälscht,
worden ist (s. o. S. 283, Anmkg. 3) — bestätigen gutgläubig die falschen Ur-
kunden, sondern auch die mecklenburgischen Herzöge Magnus und Balthasar
und der bekannte Papst Alexander VI. aus dem Hause Borgia. Es geschieht
dies bzw. am 5. Mai 1402, am 20. Juni 1482 und am 27. Oktober 1500.*)
In Voss'schem Besitz bleibt das Gut Rumpshagen bis zur Mitte des
XVIII. Jahrhunderts, wenngleich es bisweilen verpfändet wird, so z. B. 17 14
(oder schon etwas früher) an den Oberhofküchenmeister Nerentz. Von der
Mitte des XVIII. Jahrhunderts an haben es die von Gundlach. Mit dem
Gute auch das Patronat der Kirche.
Kirche. Die Kirche hat einen Chorschluss aus dem Achteck, ist aber Kirche,
im Uebrigen in den nüchternen Formen der Spätrenaissance des XVII. und
XVIII. Jahrhunderts erbaut. Am Glockenstuhl des im Westen aus dem Dache
emporsteigenden Thurms die aufgemalte Jahreszahl 1779. Oberhalb des west-
lichen Eingangs das Gundlach'sche Wappen. Im Innern ist der ganze Raum
mit einer flachen Holzdecke überspannt.
») M. U.-B. 1834.
*) M. U.-B. 7829. Sollte damit — wie Grptefend meint — der Inhalt der Urkunde 5533
in irgend einem Zusammenhange sein? Zu dem Namen »Hinne« vgl. M. U.-B. 8723, Anmkg., wo
»lleraienc dafUr empfohlen wird.
•) Vgl. M. Jahrb. III, S. 206. 209. 210 u. 229.
20
3o6
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Altar und Die innere Einrichtung ist dem Baustil entsprechend. Altar und Kanzel
Kanzel, sind zu einem Körper verbunden.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,77 m) mit dem
Gundlach'schen Wappen und den beiden Namen ERNST FRIDERICH VON
GUNDLACH und CHRISTINA SOPHIA FRIDERICA VON GUNDLACH ist im Jahre
1781 von Johann Christian Friedrich Meyer in Berlin gegossen. Die zweite
(Dm. 0,32 m) hat nur die Angabe C • D • V • K • ANNO 1766.
Kleinkunstwerke, i. 2. Versilberter, innen sogar vergoldeter Zinnkelch,
von H • V . G • (undlach) A • V . G • GEB . V . ST . 1868. An der Kupa das
Allianzwappen beider. Englisches Zinn, mit dem Meisterstempel C. H. —
Ebenso die Patene. — 3. 4. Kelch und Patene, ebenso wie die Stücke i und 2.
Meisterzeichen W N. — 5. Silberne Kanne, gestiftet 1863 von demselben Ehe-
paar. — 6. Taufschale desgleichen, 1868.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Gross -Vielen.')
|ie erste glaubwürdige Erwähnung des Dorfes Vielen als Dorf des Klosters
Broda findet sich in jener Urkunde des Herzogs Bogislav von Pommern,
in welcher er die Schenkungen seines Bruders, des Fürsten Kasimar, nach
dessen Tode dem Kloster bestätigt.*) Es muss daher als gewiss hingestellt
werden, dass auch die verloren gegangene echte Schenkungsurkunde des
Fürsten Kasimar, fiir welche später die schon öfter erwähnte falsche Urkunde
mit der Jahreszahl 11 70 untergeschoben wurde, das genannte Dorf bereits in
der Reihe der Klostergüter verzeichnete. Insoweit berichtet also auch die
falsche Urkunde nichts Falsches.') Als zur gesammten Hand belehnte Herren
des zur werleschen Vogtei Penzlin gehörenden Dorfes finden wir hier seit 1272
die Ritter Bernhard und Heinrich von Peccatel sowie den Ritter Raven. Sie
theilen sich in die ganze Gerichtsbarkeit, in alle Beden und Dienste, und haben
alle Freiheiten und Gerechtigkeiten sowie auch das gleich allen Kirchlehnen
im Lande Penzlin zur Diöcese Havelberg gehörende Vielensche Kirchlehn
gemeinsam.*) Uebrigens verfugt im Jahre 1342 auch der Knappe Heinrich
von Wokenstedt über eine Hebung aus einem Bauernhofe in Gross-Vielen zu
*) 5 km südwestlich von Penzlin. Die Formen des Namens im XII., XIII. und XIV. Jahr-
hundert, Vilim, Vilin, Magnum Vilem, Groten Vylim, verbindet KUhnel mit dem altslavischen Wort-
stamm velü ^ gross und übersetzt ihn mit »Ort des Velimc : M. Jahrb. XLVI, S. 150. Das wäre
also soviel wie »Ort des Groot oder Grothc oder ungefähr Grothhagen. Anders Lisch, M. Jahrb.
XXIII, S. 29. Wigger, M. Jahrb. XXVIII, S. 41.
«) M. U.-B. 135. Vgl. 563.
8) M. U.-B. 95.
*) M. U.-B. 1317. Vgl. 1327.
GUT UND KIRCHDORF GROSS-VIELEN. 307
Gunsten des Klosters Wanzka.*) Sechs andere Bauernhöfe, über welche 1352
die Gebrüder Heine und Johann Holstein verfugen, haben zu den Hebungen
beizusteuern, womit diese eine Memorien- Stiftung für sich und ihre Familie
im Kloster Broda begründen.*) Daraus folgt nun allerdings noch keineswegs,
dass alle diese Familien, auch befestigte Rittersitze im Dorfe hatten. Nach
den späteren Verhältnissen des XV., XVI. und XVII. Jahrhunderts freilich
möchte man annehmen, dass dies bei den Familien der Peccatel und Holstein
der Fall war, vielleicht auch bei dem zuletzt (vor ihrem Aussterben 1548) auf
Clausdorf erbgesessenen Geschlecht der Bardenfleth, von denen Henning
Holstein am 2. Januar 15 19 ausser anderen Gütern (Zähren, Dambeck oder
Dannenbeck, wie es in der Urkunde heisst, und Pieverstorf) zu der einen
Hälfte, die er bereits von den Vätern her besitzt, auch die andere Hälfte des
Dorfes Gross- Vielen erwirbt.®) So kommt es, dass die von Peccatel sich von
diesen alten Stammgütern verziehen und den Schwerpunkt ihres Besitzes
während des XVII. Jahrhunderts in den östlicher gelegenen, später zu Mecklen-
burg-Strelitz gekommenen Gütern Prillwitz, Usadel, Hohenzieritz, Blumenholz,
Weisdin, Blumenhagen, Zierke u. s. w. suchen.*) Doch bleibt nach wie vor
Verbindung und Verwandtschaft zwischen beiden Familien. Von Hennings
Söhnen heirathet der vierte, Hans, eine Dorothea von Peccatel aus Klein-
Vielen. Doch hält diese Verwandtschaft seinen gleichnamigen Sohn Henning
den jüngeren nicht davon ab, 1565 einen seiner Vettern aus der Familie
Peccatel zu erstechen. Eine Sühne von 800 Thalern löst ihn »nach üblichem
Landesgeprauch« von der Schuld. Aber vier Jahre später ereilt ihn die
Nemesis, als er auf dem Landtage zu Güstrow von seinem Halbbruder Philipp
erschlagen wird, der den Brudermord mit 3000 Thalern zu büssen hat.*)
Missliche Verhältnisse anderer Art treten in der zweiten Hälfte des
XVII. Jahrhunderts ein und nöthigen zu Verpfändung einzelner Antheile des
Gutes an Andere, z. B. an den Rostocker Bürgermeister Jochim Klinge 1646,
an Christoph Altwig Kamptz 1652 und an die Klinge'schen Erben 1698. Auch
ereilt den Joachim Friedrich von Holstein am 26. Januar 1703 das von vielen
Standesgenossen z. Z. des Herzogs Friedrich Wilhelm getheilte weniger schwere
Schicksal, einen Revers unterschreiben zu müssen, in welchem er auf die Aus-
übung der hohen Jagd verzichtet So kommt dann allmählich die Zeit heran,
in welcher derselbe Joachim Friedr. von Holstein ganz und gar auf Gross-
*) M. U.-B. 6224.
•) M. U.-B. 8133.
•) M. Jahrb. XXIII, S. 26. 27. 244. Ein Theil der Peccaterschen Güter, wie Lübkow und
Liepen, waren den Bardenfleth's schon vor 1408 verpfändet. Antheile von Dambeck (1$ Hufen)
und Zähren (7'/« Hufen) überliess Vicke von Peccatel damals nebst vielen anderen Besitzungen
dem Ritter Joh. von Heydebreck. Vgl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 476—481 (Urk. CCCLXXXVl).
Von diesem Heydebreck mögen nachher auch Zähren und Dambeck an die Bardenflethe ge-
kommen sein.
*) Akten im (irossh. Archiv (Jürgen Peccatel producieit seine Briefschaften am 7. Febr. 1662).
^) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. GlÖckler, M. Jahrb. XV, S. 119. Die Anmkg. zu M.
Jahrb. VIII, S. 100 (Lisch) irrt in der Person.
20*
308 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Vielen verzichtet. Zwar legt er dort noch 17 17 eine Glashütte an, aber ein
Jahr vorher schon überlässt er das Gut pfandweise auf zwölf Jahre dem
Johann Friedrich Gamm, in dessen Pfandvertrag für den Rest der Jahre
1720 der Stallmeister von Finckh eintritt. 1729 verpfändet Joachim Friedrich
von Holstein Gross -Vielen aufs Neue für die Zeit von zwölf Jahren an Adolf
Friedrich von Langermann, und in der zweiten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts
kommt das Gut ebenso wie Ankershagen an die durch enge Verwandt-
schaft mit den von Holstein verbundene Familie von Oertzen, in deren Händen
es bis 1844 bleibt. Die weiteren Rechtsnachfolger sind: 1844 Heinr. Licht-
wald, 1845 Otto Berlin, 1846 Ferd. Burchard, 1865 Oberhofmeister und
Kammerherr Rudolf von der Luhe und zuletzt dessen Erben bis 1883, 1883
Georg Eugen Seip und 1886 Franz Adolf Bernhard Wenck.
Als vorreformatorische Geistliche werden der Pleban Johann von 13 10
bis 1330, ein späterer einfacher Priester oder Vikar Johann um 1335 und
wieder 1348 ein Pleban ohne Namen urkundlich genannt. Um 1378 giebt es
einen Pfarrer Dietrich Lukow in Gross -Vielen. Mehr sind bis jetzt nicht zum
Vorschein gekommen. Aus der evangelischen Zeit sind zu nennen: um 1581
ChristofTer Wendt, von 1587 bis 162 1 nachweisbar (und vielleicht noch länger
dort) Petrus Bambam,^) der sich als Pastor zu Vielen, Zähren und Mollenstorf
bezeichnet. Nach ihm wirkt dort ein Daniel Bauert. So, und nicht Samuel
Bauert, nennt ihn sein Nachfolger Henricus Danneel in einem Schriftstück
vom Jahre 1652, welches von pfarrwirthschaftlichen Sachen handelt, giebt aber
nichts über seine Zeit und deutet auch in keiner Weise jene Sage an, nach
welcher ihn die Kaiserlichen im Backofen verbrannt haben sollen.*) Auf
Bauert soll eine längere Vakanz gefolgt sein, während welcher die Cura von
Penzlin her besorgt wurde. Der nächste Nachfolger, Heinrich Danneel, ist in
Aktenstücken nur zwischen 1652 und 1655 nachzuweisen. Immerhin aber
kann er jener alte Pastor sein, von dem 1664 die Rede ist, und der damals
in Zähren wohnt. Er unterschreibt sich nämlich im Jahre 1652 ebenso wie
Bambam als Pastor von Gross -Vielen, Zähren und Mollenstorf und kann daher
sehr gut die Wedem in Gross -Vielen mit einer in Zähren vertauscht haben.*)
Dieser nicht genannte alte Pastor hat nun 1664 einen Adjunctus in Em
Georgius Martini. Wie lange Martini das Amt führt, wissen wir nicht.
Jedenfalls ist er 1670 nicht mehr da. Denn in diesem Jahre kommt ein
Johannes Danneel als Pastor in Gross -Vielen vor, und 1790 folgt bereits Magnus
Danneel, den man bisher für einen Sohn des Henricus Danneel und für einen
unmittelbaren Nachfolger jenes hat halten wollen. Aber er ist weder ein Sohn
des Henricus noch ein Sohn des Johannes Danneel, weil er sich in demselben
') Einen Pastor Joachim Bambam giebt es zur selben Zeit in Warnkenhagen, s. o. S. 42.
') Köhler, Archiv für Landeskunde XVI, S. 346 (Nachrichten Über das Kirchspiel Gross-
Vielen, S. 337—363)-
•) Möglicherweise ist es aber auch der Pastor Friedrich Kreienbrink, den der Verfasser
früher irgendwo als Pastor von Gross -Vielen, Zähren und Mollenstorf gefunden hat, ohne aber die
Fundstelle heute angeben zu können.
GUT UND KIRCHDORF GROSS -VIELEN.
309
Jahr seines Antritts brieflich darüber äussert, dass es ihm unbequem sei, die
Wittwe seines Vorgängers in seinem Hause wohnen lassen zu müssen, weil es
an einem besonderen Wittwenhause mangele. So würde er ja nicht geschrieben
haben, wenn diese Wittwe seine leibliche Mutter oder Stiefmutter gewesen
wäre. Hier sind somit Berichtigungen der bisherigen Angaben nöthig.*) Magnus
Danneel stirbt 1739, erhält aber bereits 1736 an Samuel Fabricius einen Sub-
stituten und Nachfolger, der bis 1772 Pastor in Gross -Vielen, Zähren und
Mollenstorf ist. Es folgen nun: 1773 Ernst Theodor Joh. Brückner bis 1790
(gest. 1805 ^^ Neubrandenburg), und von 1790 bis 1804 Philipp Joachim
Friedrich Nahmmacher. Vgl. Walter a. a. O. Das Patronat haftet vom XVI.
Jahrhundert her und vielleicht schon früher, am Besitz des Gutes und erleidet
nur im Jahre 1709 eine vorübergehende Beanstandung.*)
«
Kirche. Die Kirche ist ein Fachwerkbau von 1774 in Form eines Kirche.
Vierecks mit einem Schluss aus dem Achteck. Im Westen ein aus der Dach-
konstruktion hervorsteigender kleiner Thurm. Im Innern eine im Profil eines
Stichbogens flachgewölbte hölzerne Decke.
Die innere Einrichtung ist der Zeit der Erbauung entsprechend. Altar Innere £in-
und Kanzel sind zu einem Körper verbunden. In den seitlichen Verzierungen nchtung.
des Altaraufsatzes die Oertzen*schen Initialen A«F«V«Ö« und F • V • ö •
Oberhalb des herrschaftlichen Stuhles vier OERTZEN'sche Sargwappen
von Zinn.
Sechsseitiger Taufständer von weissem Marmor, 1866 von F. BUR-
CHARD gestiftet.
Tauf-
ständer.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere hat die Inschrift: SOLI DEO Glocken.
GLORIA HER V HORTZ (!) HAT MICH GIESSEN LASSEN • 1783 GOSS MICH
*) Köhler, a. a. O., S. 347.
*) In einem Brief an den Herzog Ulrich vom Jahre 1587 nennt Pastor Bambam als Patrone
für Gross -Vielen und Zähren die Vettern Dietrich und Matthias Holstein und fttr Mollenstorf den
Heinrich Bibow, der an die Stelle des sei. Balthasar Kalden getreten sei. Mit diesem Briefe sucht
er beim Herzog eine Visitation zu erreichen. Aber es wird nichts daraus. Ebenso wird auch
1661/62 nichts aus der Sache. Die Visitatoren fahren auf Befehl des Herzogs Gustav Adolf,
vorhandener Schwierigkeiten halber (wegen der Patrone?) an Gross -Vielen vorüber. Auf diese
Art ist es gekommen, dass überhaupt kein Visitationsprotokoll über die Kirche daselbst vor-
handen ist. Wohl aber sehen sich die Visitatoren bei dieser Gelegenheit Klein -Vielen an, wo
es bis dahin eine Kirche unter Peccatel'schem Patronat gegeben hat. Aber wie sieht es hier
aus? Die Kirche ist ganz niedergefallen, alles liegt öde und wüste da. Nur einen Menschen
giebt es im Dorfe, den Simon Calib (KalUbbe), der wird nach den früheren kirchlichen Verhält-
nissen gefragt. Aber was er zu sagen weiss, ist mangelhaft und reicht nach keiner Richtung hin
ans. S. u. bei Peckatel. — 1709 ist das Patronat vorübergehend bei beiden herzoglichen Häusern,
>so lange nichts anderes erwiesene. Dieser Erweis muss erbracht sein, denn 1736 ist es wieder
bei den Gutsherrschaften. (S. Zähren). — Ueber das Schwinden der Bauern im Kirchspiel (Gross-
Vielen, Zähren und Mollenstorf) s. Archiv f. Landesk. XVI, S. 354. Nur in Mollenstorf giebt es
noch drei Hauswirthe.
3IO
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
J • C • MEYER. Die zweite Glocke ist alt. Inschrift: +5elp +
got + Ünbe + inarla +. ') Dazu das nebenstehende Giesser-
zeichen. Auf dem Boden der Kirche noch eine kleine zer-
brochene Glocke.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i — 4. Hoher silbervergoldeter Kelch des XVIII. Jahr-
werke, hunderts. Auf dem Fuss das RIEBEN'sche und das LANGERMANN'sche
Wappen. Stempel M, Meistefzeichen ®g^. Auf der zugehörigen silber-
vergoldeten Patene befinden sich in der Mitte des Tellers dieselben Wappen
in derselben Zusammenstellung wie am Kelch. Auf dem Rande die Umschrift:
ADOLPH FRIEDERICH VON LANGERMAN, SEINER KGL • MAJESTÄT IN
PREUSSEN BESTELTER OBRISTER BEY DER CAVALLERIE, ERBHERR ZU
GROSSEN VIELEN, UND DESSEN EHEFRAU CHRISTIANA JULIANA GEBOHRNE
VON RIIBEN AUS DEM HAUSE REY SCHENKEN ZU GOTTES EHREN DER
GROSSEN VIELEN'SCHEN KIRCHEN GEGENWERTIGE PATENE, KELCH, OB-
LATENDOSE UND KANNE ANNO 1746. Die zuletzt genannten beiden Stücke,
Oblatendose und Kanne, tragen dieselben Wappen und Werkzeichen. —
5. Messingenes Becken mit der Inschrift: JACOB FOSSIL AO 71 (1671). —
6. Neusilberne Kanne, gestiftet 1866 von CLARA V. D. LUHE, GEB. V. ARNIM-
KLOCKOW. — 7. 8. Zwei gute zinnerne Leuchter, auf Klauenfüssen stehend
und mit Rokoko -Ornamenten verziert, ohne Werkzeichen.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Zähren.')
Is am 12. März 1274 Fürst Nikolaus I. von Werle die Brüder und Ritter
Bernhard und Heinrich Peccatel in die Güter Lübkow, Ziplow, Hohen-
Zieritz, Stribbow, Peckatel, Gross- und Klein -Vielen (Kohlhasen -Vielen), Bru-
storf und Langhagen einsetzt, da gehört ausser den beiden Vielen und Lübkow
das Dorf Zähren zu jener Gruppe, an denen auch der Ritter Raven als werle-
scher Vasall seinen Antheil empfängt.*) Aber wir erfahren nicht, in welcher
Art diese zu gesammter Hand verliehenen Lehnantheile von einander ge-
schieden oder den Dreien gemeinsam waren. Nur das wird gesagt, dass sie
fiir die kleinere Gruppe mit dem Raven'schen Antheil zweihundertvierzig Mark
und fiir die grössere Gruppe sechshundert Mark Wendenpfennige bezahlt
haben. Ferner bleibt es im Dunkeln, ob es in Zähren, um welches es sich
zunächst handelt, eine Kirche gab, oder ob sie es waren, von denen die jetzt
stehende, ohne Zweifel dem XIIL Jahrhundert angehörende Kirche gegründet
^) M. Jahrb. XL, S. 202. Hier fehlt die Angabe über das Giesserzeichen.
') 7 km südwestlich von Penzlin. »Nachkommen des camc (altslavisch crunu, polnisch
czarny = schwarz): Ktthnel, M. Jahrb. XLVI, S. 163. Das wäre verdeutscht soviel wie »Schwarzenhof«.
•) M. U.-B. 1317.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF ZÄHREN. 3II
wurde. Wie nachher das Geschlecht der Bardenfleth zur Rechtsnachfolge der
Peccatcl in Zähren und anderen Gütern gelangt (in Zähren nachweislich schon
vor 1449), und diese im ersten Viertel des XVI. Jahrhunderts an die Holstein
übergehen, ist schon bei Gross -Vielen zur Ausfuhrung gelangt (s. o. S. 307). ')
Als Henning Holstein 1565 seinen Vetter Peccatel erstochen hat, da hebt
seine Bestrafung damit an, dass Ihm vor der Hand das Gut und Dorf Zähren
entzogen wird. Wie er sich aber nachher, »üblichem Landesgeprauch« ent-
sprechend, mit achthundert Thalern vom Morde abkauft, ist bereits in der
Ortsgeschichte von Gross-Vielen erwähnt (S. 307). Von 1621 bis 1649 ist
Zähren Pfandbesitz, zuerst der Preene, dann des mit den Preenen verwandt
gewordenen Klaus Hahn; 1649 aber kommt es an Elisabeth Mack Duwal,
die Wittwe Adam Holstein's, für loooo Gulden zurück. Doch 1668 sitzt
Blick Ruf die Kirche id Zähren.
schon wieder der Hauptmann Henning von Heidebrecht (Heidebreke) auf dem
Gute; er überlässt es 1685 dem ßaron Johann Heinrich Erlenkamp, der es
sofort zum AUod erhebt und 1696 eine Erneuerung des Allodialltätsbriefes
erhält. Aus Erle n kam p' seh em Besitz (bis 1715) geht es später an die schon
öfter genannten Brüder von Hacke über, die seit 1716 auch im Besitz der
Güter Passentin, Peckatel und Klein -Vielen sind. 1728 zeigt Hauptmann Otto
Sigismund von Behr an, dass er das Allodialgut Zähren vom Leutnant Hacke
gekauft habe 1736 wird bereits der Behr'sche Schwiegersohn, J. F. von Ziethen,
als Patron der Filialkirche zu Zähren genannt.') Ziethen'sches Gut bleibt
') M. Jahrb. XXIII, S. 344 (Urkunde vom 2. Januar 1519). Hundert Jahre früher erwirbt
Achim von Ileidebreck auf Klempenow mit achtehalb Hufen einen Antheil an Zähren : vgl. Li^^eh,
Geachl. Maltzan II, S.478 (Urk. CCCI.XXXVI vom 6. April 140S). Femer M. Jahrb. XIV, S. 243.
XXVI, S, 218.
') Gleicbfeitig bethätigen sich bei der Berufung des jungen Fahricius iu einem Subslituten
seines Vaters die Patrone A. F. von Langermann van der Hauptkirche zu Gross-Vielen und
312 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZLIN.
Zähren bis 1782. 1782 übernimmt es Adolf Friedrich von Oertzen auf
Blumenovv, und 1836 Karl August von Arenstorff, dessen Familie es heute
noch hat.
H • • ' ■ ^ - ■ ' ^ "* ' -
_]'"■'''"■■
Als Filialkirche von der
Mutterkirche zu Gross Vielen tritt
uns die in Zähren schon 1 587 ent-
gegen. Ebenso haftet das Patro-
nat nachweislich vom XVI. Jahr-
hundert her am Gute. Wahrschein-
lich aber entstammen beide Ver-
hältnisse schon der vorreformatori-
schen Zeit des Mittelalters.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein
thurm loser und verhältnissmässig
sehr kleiner Feldsteinbau des XIII.
Jahrhunderts mit frühgothischen
Stil-Erscheinungen auf der Süd-
E. von Bas^ewiti (als Vertreter seiner
SchwSger von Bibow] von der Filialkirche
lu MoUenstorf. Siehe Kirchen-Akten von
Gross-Vielen im Grossh. Archiv, — 1709
war das Patronat vorUber|;ehend bei den henoglichen
wiesen sei«. — Das geßenwKrtiEe Palron ata verhältniss
vemher 177O: Archiv Ttlr Landeskunde XVI S. 345.
VMts^
>so lange nicht ein
f einem Vei^leich 1
GUT UND niJAL-KIRCHDOKF ZAHKEN. 313
Seite des Chors, dessen in einen vorgeschobenen Mauerkern eingelegte »Priester-
Pforte* in dieser BeKiehnng zu beachten ist. Etwas jünger mögen die Blenden
des Ostgiebels
oberhalb des platt
abschliessenden
Chores sein,
welcher im Volks-
munde als »neue
Kirche« im
Gegensatz zu dem
Langhause be-
zeichnet werden
soll. Doch würde
es sicher zu weit
gegangen sein,
wenn man daraus,
über das XIV.
Jahrhundert hin-
aus, auf eine
jüngere Zeit
schliessen wollte. Von vorzüglicher Güte sind die grossen Ziegel, welche
theils in der schon genannten Laibung der Priester- Pforte, im Portal des Lang-
hauses, in den
LichtöfTnungen,
an einigen später
angesetzten go-
thischen Pfeilern
und besonders in
den Giebeln zur
Benutzung ge-
langt sind. Das
im Innern
7.33 X 8.30 m
messende Lang-
haus , dessen
Längs wände
durch quer dar-
über gelegte,
nach aussen hin-
ausragende und
hier mit ent-
^ötto^-
sprechenden Holzblöcken verankerte starke Balken zusammengehalten werden,')
') Auch die Giebel werden durch HolzverankeninEen gestülit, die lum Thejl dem Ende
des XVIII. Jahrhunderts (* F V Ö r790) angehören.
314
AMTSGERICHTSllEZIRK PENZLIN.
wird von einer flachen Holzdecke überspannt. Ob hier einstmals Wölbung be-
absichtigt oder gar ausgeführt war, kann dahingestellt bleiben. Der durch einen
schweren früh gothi sehen Triumphbogen vom Langhause getrennte und als ein
etwas schief gerathenes Viereck angesetzte Chor, der im Innern 6,2$ m Länge
und beim Triumphbogen 5,90, an der Ostwand aber 6,10 m Breite hat, ist mit
einem frühgothischen Kreuzgewölbe geschlossen, dessen Rippen ein birn-
förmiges Profil aufweisen und auf schlichten, 1,30 m hohen Eck ■ Pilastern auf-
setzen. Von den
Lichtöffnungen -
hat nur eine in
der nördlichen
Längswand des
Langhauses, das
einstmals im Gan-
zen deren vier *t;
gehabt hat, als
schmales romani- "^i
sches Schlitz-
^
fenster seinen ur-
sprünglichen Cha-
rakter bewahrt,
die übrigen sind
durch Neue-
rungen, unter
denen auch diese
kleine Kirche viel-
fach zu leiden ge-
habt hat, ent-
stellt worden.
Ueber der
Priesterpforte,
aber nicht mehr
im Chor, sondern
schon im Östlich-
sten Pfeiler des
Langhauses, eine kleine Nische für ein Heiligenbild, und unter der Nische eine
alte Kornquetsche von Granit, die als Weih Wasserbecken gedient haben wird.
Auf der Nordseite des Chors sieht man draussen die Reste einer ein-
gegangenen Sakristei von 3,50 m im Quadrat, die ähnlich wie der Chor gewölbt
gewesen sein muss, und deren Fussboden jetzt ungefähr 1 m tief unter der
Erde liegt. Ehemals führte von innen her aus dem Chor ein Eingang zur
Sakristei, der jetzt vermauert ist. Neben diesem vermauerten Eingang, in der
inneren Nordwand des Chores, sieht man eine kleine Nische für einen
Eucharistie -Schrank, dessen Verschluss jetzt fehlt.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF MOLLENSTORF.
315
Der Altar ist ein Werk des Barockstils vom Jahre 1706, mit den Bildern
der Taufe Christi, des Abendmahls und der Kreuzigung. Doch werden diese
Bilder jünger sein, wenigstens das der Taufe, da man unter diesem die Initialen
O • S • V • B und A • E • V • B antrifft, die sich nur auf Otto Siegmund von
Behr und dessen Ehefrau Anna Elisabeth von Behr beziehen können (s. o.).
Die Kanzel ist ebenfalls von geringer Bedeutung.
In einem besonderen Glockenstuhl auf dem Kirchhofe hängen zwei
Glocken. Die eine, mit der Jahreszahl 1706, wird von dem Freiherrn VON
ERLEN KAMP, dem damaligen Patron der Kirche, angeschafft sein, nachdem
eine von der im dreissigjährigen Kriege zerstörten Kirche zu Pieverstorf nach
Zähren gebrachte Glocke wieder nach Pieverstorf hatte abgegeben werden
müssen. Die zweite Glocke, ein Geschenk des Kammerherrn C • VON AREN-
STORFF, ist 1862 von C. Jllies in Waren gegossen worden.^)
Die heiligen Geräthe, 1862 vom Kammerherrn C • V • ARENSTORFF
geschenkt, sind neu.
Altar.
Glocken.
Heilige
Geräthe.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Mollenstorf)
|ittelalterliche Urkunden fehlen. Gewiss ist nur, dass hier die Barden-
fleth's bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1548 sassen. Der letzte war
Achim Bardenfleth.*) Sehr wahrscheinlich ist es ferner, dass die Identifizierung
von Molmerstorp und Mollenstorf, welche im zweiten Personen -Register des
mecklenb. Urkunden werkes angeregt wird, richtig ist In diesem Fall hat
Mollenstorf bereits um 1335 eine Kirche.^) Ob sie aber Mutter- oder Tochter-
kirche war, wissen wir nicht. Dass der bei dieser Gelegenheit genannte Geist-
liche, der Dominus Bolekinus, kein Pleban, sondern nur ein einfacher Priester
(sacerdos) ist, lässt keinen weiteren Schluss zu, da auch der neben ihm ge-
nannte Dominus Joh. von Vielen keinen höheren Rang hat, von Gross -Vielen
aber mehrere Plebane des Mittelalters bekannt sind. Es könnte also auch in
Mollenstorf selbständige Plebane gegeben haben, ohne dass sie uns bekannt
geworden wären. Wenn aber im Archiv fiir Landeskunde mitgetheilt worden
ist, dass bis 1590 eine eigene Pfarre bestanden habe, so ist das wenigstens
insoweit nicht richtig, als sich der Pastor Petrus Bambam im Jahre 1587 in
seinem Gesuch um eine Visitation klar und deutlich als Pastor zu Vielen,
Zähren und Mollenstorf unterschreibt. Im Uebrigen könnte es schon so ge-
wesen sein. Doch fehlt es bis jetzt an jeder zuverlässigen Kunde. Auch in
der Folge bleibt die Kirche zu Mollenstorf als Tochterkirche mit der in
*) Das Inventar von 181 1 nennt nur die ältere Glocke von 1706.
*) 5 km westlich von Penzlin.
») Lisch, M. Jahrb. XXIII, S. 26. 244.
*) M. U.-B. 5619. Auch in der Urkunde vom 8. November 1558 über den Lucka'schen
GUtenimtausch wird für Mollenstorf Molmesdorff gesagt: M. Jahrb. I, S. 227.
Geschichte
des
Dorfes.
3l6 AMTSGER1CHTSBEZIRK PENZLIN.
Gross- Vielen verbunden, so sehr auch Justus von Gundlach, nachdem er 1764
das Gut übernommen, darum bemüht ist, seine Kirche zu einer Mater vagans
zu machen.*)
Nach dem Absterben des Achim Bardenfleth verleihen die Herzöge
Johann Albrecht, Ulrich und Georg fiir sich und ihre Brüder Christoph und
Karl im Herbst des Jahres 1549 die eine Hälfte des Gutes ihrem Kanzler
Johann von Lucka; die andere Hälfte aber erhält der Kammerjunker (damals
»Kammerdiener« geheissen) Jürgen von Below. Lucka verkauft seine Hälfte,
die er unter dem Vorbehalt der Wiedereinlösung nach zehn Jahren erhalten
hat, im Jahre 1550 wiederkäuflich an die von Holstein auf Ankershagen.
Daraus erklärt sich nachher in der Urkunde vom 8. November 1558 über den
grossen bekannten Lucka'schen Güter- Umtausch die ausdrückliche Verzicht-
leistung des Herzogs Johann Albrecht auf die dem Lucka obliegende Wieder-
Einlösung des verpfändeten halben Dorfes Mollenstorf (Molmesdorflf). Später
verschreibt der Kanzler diese Hälfte des Gutes seiner Gattin Margarethe
Schieferdecker als Leibgedinge. Doch kommt diese Hälfte von Mollenstorf
schon gegen das Ende des XVI. Jahrhunderts in den Besitz der Holstein, mit
denen sich die von Lucka verschwägert haben.*) Jürgen von Below dagegen
verkauft die andere Hälfte des Gutes im Jahre 1557 an Balthasar Kalden.
Kalden stirbt 1584. Sein Rechtsnachfolger wird Heinr. Bibow (s. Glocke).
Und nun bleibt Mollenstorf in den Händen der Bibow, wenn die letzte weib-
liche Descendenz dieser Linie mitgerechnet wird, bis 1764. Auch die Lucka-
Holstein'sche Hälfte, welche in der zweiten Hälfte des XVIL Jahrhunderts von
Adam von Holstein auf Zähren, durch Weggabe bei* der Vermählung seiner
Schwester als Leibgedinge, eine Zeit lang an die von der Luhe auf Schulen-
berg und Fahrenhaupt gekommen war, geht noch vor Ablauf des XVIL Jahr-
hunderts auf Jürgen von Bibow aus den Händen seiner Schwiegermutter über.*)
In Folge dessen wird er — selbstverständlich unter Verzichtleistung auf die
hohe Jagd — am 8. März 1702 mit beiden Hälften von Mollenstorf, die
damals als Schwerinscher und Güstrowscher Antheil von einander unterschieden
werden, belehnt. Sibilla Hedwig von Bibow ist es dann, die das Gut bei
ihrer ersten Vermählung 1736 dem Albrecht Leopold Gans von Putlitz, und
(nach dessen Tode 1755) bei ihrer zweiten Vermählung 1756 dem Georg Ernst
von Oldenburg zubringt. Aber Oldenburg stirbt noch im selben Jahr. Miss-
liche Verhältnisse aller Art hatten dazu gefuhrt, dass das Gut noch bei Leb-
zeiten des Putlitz im Jahre 1743 einem »Pensionär« Peters in Pfand gegeben
war. Die Wittwe des Pensionärs zieht 1764 vom Gute ab, nachdem dieses
für 40000 Thlr. N^a an Justus von Gundlach verkauft worden war, dessen
Nachkommen es noch heute haben.
*) Archiv für Landeskunde XVI, S. 345. 346. 351, Anxnkg. 2. Vgl. Rönnberg, M. Jahrb. XL,
S. 193. Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 97.
•) Lisch, M. Jahrb. V, S. 216—218.
*) Akten im Grossh. Aichiv. Im Besondern Brief des Jürgen von Bibow an den Herzog
Friedrich Wilhelm vom 26. December 1697.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF MOLLENSTORF.
317
Kirche. Die Kirche ist ein alter frühgothischer Bau in Form eines
Vierecks, das durch neu eingebrochene Lichtöffnungen an seiner Ursprünglichkeit
sehr eingebüsst hat. Der Innenraum ist mit einer in flachem Stichbogen ge-
wölbten Bretterdecke überspannt. Auch das Westportal ist im Stichbogen
geschlossen, wird aber von einem Spitzbogen überfangen.
Der Altaraufsatz ist ein Werk des Barokstils von 1750 in zwei Stock-
werken, dessen unterer Theil durch korinthische Säulen und dessen oberer
Theil durch ionische Pilaster flankiert wird. In der Predella das Gemälde des
Abendmahls, im Hauptstock die Kreuzigung, im Oberstock die Auferstehung
und ganz oben das Gottesauge in der Sonne. Am Altar unten das BIBOW-
sche Wappen, daneben ein anderes mit einem gekrönten Schwaan.
Zu erwähnen ist eine überkalkte Pietas- Gruppe aus einem gothischen
Triptychon.
An der Kanzel drei Wappen mit Unterschriften: CLARA VON WENK-
STERN 1700 • GEORG VON BIBOW 1700 • JUSTUS V«GUNDLACH 1764.
An einer Stuhlwange flndet sich eingeschnitten L • V • B(ibow) 1585.
Oberhalb des herrschaftlichen Stuhles viele zinnerne Sargwappen der
Familie VON GUNDLACH, auch an der Wand bei dem Pastorenstuhl BIBOWsche
und PENTZ*sche Sargschilder von Zinn.
Oberhalb des Pastorenstuhles in der Nordostecke zwei Trauerfahnen
des dänischen Majors CONRAD V . PENTZ 1667—1728. Vgl. Inschrift der Glocke.
In der inneren Ostwand nach Norden hin ein alter Eucharistie -Schrank.
Im Thurm drei Glocken. Die älteste (Dm. 0,75 m) hat die Inschrift:
0 re^ glotie %^t lietii cb pace «l^elp flinte anna fblfbrbbtie anno bni niccrccjtb.
Die grössere (Dm. 0,95 m) hat nachstehende Inschrift: DIESE GLOCKE IST
1729 ZVR ZEIT HINRICH VON BIBOW VND DESSEN FRAVEN EVA DOROTHEA
VON PENTZEN VMBGEGOSSEN WORDEN VON MICHAEL BEGVN. Auf der
Glocke ein grösseres Rundbild. Darin als Flachrelief eine Glocke mit schräge
sich unter ihr kreuzenden Kanonenläufen, rechts und links davon das Fried-
länder Wappen (ein dreithürmiges Thor, zweimal). Unter den Kanonenläufen
ein Elephant und darunter M BEGVN. — Die dritte kleinere Glocke hat weder
Inschrift noch Zeichen.
KleinkuDStwerke. i. 2. Versilberter Kelch, gestiftet von C«V«G(undlach)
1854. Patene ebenso. — 3. Kleine runde Oblatendose, von Behmen-Neustrelitz.
— 4. Weinkanne, gestiftet 1861 von E.V-G. und E.V«G«GEB«V. B(ülow). —
5. Taufschale, gestiftet 1880 von EMILIE VON GUNDLACH, GEB. VON BÜLOW.
— 5.6. Zwei zinnerne Leuchter, der eine mit der Jahreszahl 1732. Beide haben
als Stadtstempel ein dreithürmiges Thor und als Meisterstempel ^'yj^' . —
7. Noch ein Zinnleuchter, mit denselben Zeichen und dem Namen CLAS
PETERS 1733. Jetzt bei Seite gesetzt. Also 5 — 7 wahrscheinlich Neubranden-
burger Arbeiten.
Auf dem Hofe ein sogenannter »Opferstein«.
Kirche.
Altar-
aufsatz.
Pietas-
Griippe.
Kanzel.
Stuhl-
wange,
Sarg-
wappen.
IVauer-
fahnen,
Eucharistie-
Schrank,
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
»Opfer-
Stein.«
3l8 AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Das Gut und Kirchdorf Peckatel.')
Geschichte KlUenngleich die Ritter Bernhard und Heinrich von Peccatel erst im Jahre 1 274
des Mkmm ^^j^ ^^^^ jj^ ^^^ Vogtei Penzlin gelegenen und somit zur Diöcese Havel-
Dorfes. jjgj.g gehörenden Dorf Peckatel belehnt werden, so lässt doch die Gleich-
namigkeit von Ort und Geschlecht schon auf ältere Beziehungen zwischen
beiden schliessen.*) Ausser dem Rittersitz, auf dem der Burgherr wohnt, giebt
es hier eine Bauernschaft mit einem Schulzen an der Spitze, deren Zeugen-
schaft der erstgenannte am i. Januar 1325 in einer Darguner Kloster- Angelegen-
heit verwendet : Testes huius rei sunt Ebelingus scultetus de Peckatele ciuiumque
communitas ibidem.^) In der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nennt sich
die Familie »Pickatel«.*) Die erst im XVIII. Jahrhundert (1775) ausgestorbene
Familie erhebt noch in der ersten Hälfte desselben Jahrhunderts vom Gute
Weisdin her Ansprüche an das alte Stammdorf. Aber durch Verpfändung
und Verkauf einzelner und mehrerer Höfe und Hufen hat sie es doch schon
vom XV. Jahrhundert her schrittweise aus der Hand gegeben, so z. B. an
Heinrich von Heydebreck (Heidebreke) achtundzwanzig und eine halbe Hufe,
eine wüste Worth, den halben Krug, anderthalb Käthen und die halbe Wind-
mühle, die dieser in derselben Gesammtheit dem am 12. September 1505
damit belehnten Berend von Maltzan überlässt.^) Ein anderer bis 1514 an
Eggerd Soneke verpfändet gewesener Antheil wird in diesem Jahre von Hans
von Peccatel wieder eingelöst. Von dem Maltzan'schen Besitz verkauft Georg
Freiherr von Maltzan zu Penzlin und Wartenberg im Jahre 1556 wiederkäuflich
für eine Anleihe von 6900 Gulden acht Höfe und achtzehn Hufen an den
Herzog Johann Albrecht. Von den Peccatel'schen Antheilen ist nachher in
Akten von 1593, 1598 und 1646 die Rede. So verpfändet u. a. Jürgen
von Peccatel im Jahre 1646 den Schulzenhof in Peckatel für eine Anleihe von
sechshundert Gulden an den Rostocker Doctor juris Siebrand. Dass sich die
von Peccatel immer mehr auf ihre östlicher gelegenen Güter zurückziehen, ist
schon in der Ortsgeschichte von Gross -Vielen bemerkt worden. Weisdin ist
zuletzt einer ihrer Hauptsitze. 1652 hat Adam Holstein's Wittwe (s. Mollen-
storf) mehrere wüste Bauerngehöfte in Peckatel. 1685 hat auch Hauptmann
^) 7 km südlich von Penzlin. KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 105, hält es für möglich, dass
dem Ortsnamen der altslavische Personenname Pek (Peek) zu Grunde liege und vergleicht damit
die tschechischen Ortsnamen Pecetin und Pekotluky.
») M. U.-B. 1317.
») M. U.-B. 4583.
*) M. U.-B. 10483.
*) Lisch, Geschl. Maltzan, IV, S. 362—364 (Urk. 1>CCLXXXVI1I).
GUT UND KlRCnUORF PECKATEL. 3I9
von Heidebreck Rechte und Ansprüche, die er neben anderen in Zähren,
Pieverstorf, Dambeck und Boek an den schon oft genannten Baron von Erlen-
kamp für 3000 Gulden abtritt. 1704 haben die Erben des Oberst von Aren-
storff dreizehn und eine halbe Hufe, die ihnen von dem Baron von Maltzan
überlassen sind. Neben ihnen finden wir dort als E rl en kam p' sehe Erben die
von Langermann mit Besitz und Rechten, von 1716 an die von Hacke, die
gleichzeitig Passentin und Klein-Vielen besitzen (s. o. 282. 311). Von 1760
an ist neben Balthasar Daniel von Arenstorff Balthasar Christoph Vick Mit-
eigenthiimer des Gutes und Dorfes; von 1790 an hat es Kammerherr
von Plessen, der wegen weiterer Legung von Bauernstellen — heute giebt es
deren nicht mehr in Peckatel — zu Beschwerden Anlass giebt, und seit 1795
sind die Penzliner Freiherren von Maltzan im Besitz.
Die Namen mittelalterlicher Geistlicher fehlen bis jetzt. 1568 giebt es
eine Vakanz in den unter Peccatel'schem Patronat verbundenen Kirchspielen
Peckatel und Lütken- Vielen: der alte Pastor Er Jochim Schutt (Schutt) ist ge-
storben. Die von Maltzan, sich ihres Besitzes halber dazu befugt haltend,
setzen Georg Schencke ein. 1607 aber (vielleicht schon früher) ist Gregorius
Reimer Pastor in Peckatel, auch 161 1 und 1616. Ob noch länger? 164S
macht Jürgen von Peccatel auf Weisdin den Pastor Augustin Eberhard, der
die Cura der Kirchspiele Prillwitz, Hohenzieritz und Weisdin hat, auch zum
Pastor des verödeten Kirchspiels Peckatel. Anscheinend aber nur auf kurze
Zeit. Denn 1661 hören wir bereits wieder, dass der Peckatelsche Pastor
Heinrich Eulenbrock ein Jahr vorher verstorben sei, und in Folge davon ist ■
1664 abermals die Rede von einer Verbindung der Kirchspiele unter dem
noch amtierenden Pastor Eberhard in Prillwitz. Zwischen 1696 und 1726 ist
Michael Christoph Haselberg als Pastor zu Peckatel und in den Filialen Liepen
und Langhagen nachzuweisen. S. Glocke in Liepen. Er lebt aber anscheinend
bis 1737. Seine Wittwe wird noch 1750 genannt. Von 1737 bis 1749 (in
320 AMTSGERICIITSBEZIRK PENZI.IN.
der Zeit der Leopoldinischen Wirren) ist anscheinend Vakanz.') 1750 heisst
der Pastor Joh. Jakob Barkow (-J- vor 1804). Ihm wird 1781 der Sohn Friedr.
Wilhelm Barkow an die Seite gegeben (f vor 1824). Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein gewölbter gothischer Neubau von 1862,
mit einem östlichen Polygonalschluss aus dem Zwölfeck. Nach aussen hin
sind Chor und Schiff unter einen First gebracht.
.Si>ittgolhi»iches Tri[il)-chon.
Triptychon. Auf dem Altar ein spätgothisches Triptychon des XV. Jahrhunderts.
Im Mittelschrein die drei Gestalten des hl. Dionysius, der hl. Maria mit dem
Kinde und der hl. Katharina. In den Flügeln die zwölf Apostel. Die Pre-
Wappen. della ist neu. — In den Fenatern des Chors sieben MALTZAHN'sche Familien-
Wappen, andere in anderer Ausführung am herrschaftlichen Stuhl.
') Sluhr, M. Jalirb. I.X, S. ^0.
GUT UND KIRCHDORF PECKATKt.. ^21
Im Thurm drei Glocken. Die grössere (Dm. 0,94 m) aus dem XV. Glocken.
Jahrhundert zeigt im oberen Felde zweimal die hl. Maria mit dem Kinde unter
gothischen Baldachinen und drei münzartige Rundbilder- Abdrücke. — An der
zweiten Glocke (Dm. 0,70 m) sieht man am oberen Ringe eine Reihe zum
Theil missverstandener gothischer Minuskeln:
MiltOüQ.O.tO.U
auf deren Entzifferung wir verzichten. Im Felde zwei kleine Reliefbilder von
Monstranzen und ein Heiligenbild in gothischer Nische. — An der kleinen
Glocke das Hacke'sche Wappen und die Inschrift: WILHELM OTTO VON
HAKE ERBHERR VON KLEIN VIHLEN UND PECCATEL PATRON DER KIRCHE
ZU PECCATEL . _ L • J • BARKOW PASTOR. Unten: FECIT C • D • HEINTZE
1767.
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch des XVIII. Jahrhunderts, Kleinkunst-
auf rundem Fuss. An der Kupa das Bülow-Buch'sche Allianzwappen mit werke.
den Initialen O • V • B • Als Stadtstempel zweimal ein dreithiirmiges Thor
und als Meisterzeichen die Initialen V. R., dazu ein Topf mit drei Blumen.
An der zugehörigen Patene ein anderes Allianzwappen, das des Mannes ein
leeres Feld, das der Frau das Bülow'sche, daneben die Initialen G»J«
V • B • Werkzeichen fehlen. — 3. Kleiner zinnerner Krankenkelch, ohne
Inschrift und Werkzeichen. — 4. Grössere zinnerne Patene. Als Stadtzeichen
ein dreithiirmiges Thor und als Meisterzeichen die Initialen C. H. — 5 — 8.
Kelch, Patene, Ciborium und Weinkanne, gestiftet von HANS VON PLESSEN
auf Damshagen und INA VON PLESSEN, geb. VON BRANDENSTEIN, bei
Erbauung der Kirche in den sechziger Jahren des XIX. Jahrhunderts. —
9. Silberne ovale Oblatenschachtel, auf der Unterseite der Name des Stifters
ERNST JACOB VICK 1770. (S. o.) Als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor,
und als Meisterzeichen der Buchstabe S. (Der Lieper Filiale gehörend.) —
10. Messingene Taufschale, neu. — 11 — 18. Acht Zinnleuchter aus dem XVII.
und XVIII. Jahrhundert. Stifternamen: i. B • V • A • 1685; 2. ELISEBETH
ALGRIM 1686; 3. JOCHIM WADE 1703; 4. JOCHIM PRÄGST 1712; 5. G • V*
H • B • C • V • P • ANNA LUCIE VON B • 1700; 6. CATARINA DOROTEA RID-
DEN 1717; 7. FRIDERICH HOTH 1721; 8. OTTO FRIDERICH FRANCK 1774.
Fast bei allen ein dreithürmiges Thor als Stadtzeichen.
Das dreithürmige Thor wird daher wohl auf Arbeiten aus Neubranden-
burg weisen, wenngleich auf Glocken nicht übersehen werden darf, dass es
dort als Stadtzeichen des Friedländer Giessers Begun vorkommt.
21
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZL1N.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Liepen.*)
|ffl|jit Besitz und Rechten im Dorf treffen wir im XIV. und XV. Jahrhundert
^*" die alten ritterbürtigen Familien der Peccatel, Plasten, Gelder, Schwerin
und Stalbom, und im XVI. Jahrhundert ausser den Söneke auch die der
Heidebreck an, deren aus achtund/wanzig Hufen bestehendes Eigenthum am
12. September 1505 als herzogliches Lehn an Berend Maltzan übergeht.*) Der
Maltzan'sche Besitz kommt 1556 wtederkäiiflich an den Herzog Johann Albrecht
Blick auf die Kirche zu l.iepen.
(es sind die genannten achtundzwanzig Hufen sanimt den dazu gehörenden
acht Bauernhöfen und zwei Käthen); der Peccatel'sche Besitz aber, welcher
ursprünglich der grösste gewesen zu sein scheint, schwindet durch Verkauf
und Verpfandung, wenngleich Anrechte und Ansprüche nicht bloss 1569 und
1620, sondern auch noch 1727 von einzelnen Mitgliedern der Familie erhoben
und geltend gemacht werden. Im Uebrigen sind es in der zweiten Hälße des
XVI. und nachher im XVII. Jahrhundert ausser den von Maltzan, deren Besitz
') 13 km sUd südwestlich von Penilin. Mit dem altslavischen Wort »lipa = linde« von
Kuhnel verbunden: M. Jahrb. XLVI, S. 84. Uarnach ungeßjhr soviel wie >l.indenhof<. Vgl.
I Lindenbeck".
•] Bis jelit nicht gedruckte Urkunden von 1386, 1389 und 1437 im Grossh. Archiv. Vgl.
A. Graf von Bernstorff, M. Jahrb. LIX, .S. 311. — Lisch, Geschl. Maltzan IV, S. 363 (Urkunde
UCCLXXXVIII).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF LIEFEN.
323
bald wieder auftaucht, besonders die von Holstein, Hans von Schulz -Pieverstorf
und Jürgen von Blankenburg-Prillwitz, die bald mit diesen, bald mit jenen
grösseren und kleineren Antheilen an Liepen genannt werden. An deren
Stelle treten im XVIII. Jahrhundert zuerst die von Langermann, dann von
17 16 an die von Hacke, und von 1790 an der Kammerherr Karl Hartwig von
Plessen; endlich im XIX. Jahrhundert 18 10 Graf Blumenthal, 1835 Hermann
Jahn, 1842 Friedr. Dudy, 1850 Karl Erichson, 1854 Ernst Christian Samuel
Schwabe, 1878 Emil Glantz, 1880 Ferd. Schmidt, und von 1884 an die von
Kap-herr.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse siehe bei Peckatel. Im Visitations-
protokoll von 1661 heisst es, das Kirchlehn gehöre von alten Zeiten her denen
von Peccatel, jetzt aber (1661) hätten es die von Maltzan sich angeeignet.
Seitdem haftet das Patronat am Besitz des ritterschaftlichen Bauerndorfes, das
heute fünf Erbpächter zählt.
Kirche. Neugothische Kirche, aus Feldsteinen und Ziegeln aufgeführt, Kirche,
vom Ende des XIX. Jahrhunderts, mit einem kleinen gewölbten Chor von
rechtwinklicher Anlage und einem breiteren und höheren Schiff, das mit einer
der Dachkonstruktion sich anschliessenden Eindeckung versehen ist. Der
schmälere Thurm trägt einen Pyramidenhelm. Die innere Einrichtung ist ohne
Bedeutung.
Die einzige Glocke der Kirche ist 1723 von dem Giesser Michael Begun Glocke,
zur Zeit des Pastors MICH • CHPH • HASELBERG in Peckatel und unter dem
Patronat des FRIDERICH WILHELM VON HACKE gegossen worden.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silberner Kelch ohne Inschrift und Zeichen, Kleinkunst-
von 1857. An der Patene der werlesche Stierkopf und der Meisterstempel werke.
DP.*) — 3. Taufbecken von Messing. — 4 — 6. Drei zinnerne Leuchter. Der
erste gestiftet von DOROTHEA ELISABETH JULIANE GUNDLACH 1751, der
zweite von CHRISTIAN LANG 1751, der dritte von JOHAN CASPER ANDREAE
1698. An dem ersten als Stadtzeichen ein dreithürmiges Thor und als
Meisterstempel die Initialen C H mit der Jahreszahl 17 . . Die beiden letzt-
genannten haben keine Stempel.
*) Oblatenschachtel schon bei Peckatel genannt (S. 321).
21*
324
AMTSGERICHTSBEZIRK PENZLIN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Kraase.')
|ie drei ältesten Urkunden, welche vom Dorfe Kraase handeln, erbringen
den Beweis, dass das schon im frühen Mittelalter der Parochie Varchentin
zugewiesene Dorf Kraase der Diöcese Schwerin angehört.*) Das Schweriner
Domkapitel bestätigt nämlich am 19. Juni 1286 dem Bützower Kollegiatstift
unter andern Gütern auch sieben Hufen in »Crasec, welche Bischof Hermann
(1262 — 92) dem Stift für Messelesen in der Kapelle der bischöflichen Burg
(pro missa in Castro perpetuo celebranda) vermacht hatte. Bischof Gottfried I.,
der Nachfolger (1292 — 13 14), trifft nun des Weiteren die Bestimmung, dass
drei von ihm geschaffene und mit den Zehnten aus Kraase bewidmete kleinere
Bützower Dompräbenden, auf deren Verbesserung durch weitere fromme Stif-
tungen er vergeblich gehofft hat, schrittweise wieder eingehen sollen. Indessen
zwanzig Jahre später, den 22. Juni 1333, als Zeiten und Verhältnisse besser
geworden sind (postquam intelleximus redditus prebendales canonicorum
Butzowensis ecclesie in tantum excrevisse, quod cet.), ruft Bischof Ludolf
(133 1 — 1339) mit diesen Einkünften des Stiftes eine neue Domherren -Präbende
ins Leben. Wann die Kirche oder Kapelle in Kraase gegründet worden,
wissen wir nicht, anscheinend noch im XIII. Jahrhundert. Wenigstens weist
der Feldsteinbau auf diese Zeit. Das Filial -Verhältniss zur Kirche in
Varchentin aber ist, wie die letztgenannte Urkunde erkennen lässt, so alt wie
die Kirche selber.
Aus dieser Urkunde ist zugleich zu ersehen, dass es deutsche Bauern
sind, die das Dorf bewohnen. Das Lehn des Dorfes aber hat am Ende des
XVI. Jahrhunderts die alte ritterbürtige Familie der Rostke oder Rostock, die
ausserdem in den Dörfern Schlön und Varchentin begütert ist. Die Rostke
sind auch die Inhaber des Kraaser Kirchlehns. (S. o. S. 212 bei Varchentin.)
Zu Anfang des XVII. Jahrhunderts haben auch die in den Besitz von Varchentin
gekommenen Kruse einen Antheil an Kraase. Als Pfandbesitzer treten nach
einander ferner die Stoislaf, Kamptz und Ferber in die Rostke'schen Antheile
ein. So kommt es, dass, obwohl noch im Jahre 1639 der König Christian
von Dänemark fiir die Erhaltung und Anerkennung der Lehns - Ansprüche der
Rostke eintritt, die genannten Güter und Dörfer allmählich aus ihren Händen
kommen. 1674 bitten Joh. Rostke's Vormünder um die landesherrliche Ge-
nehmigung zur Verpfandung des Gutes und Dorfes Kraase an den Lehnrath
^) 15 km westnordwestlich von Penzlin. Grase, Craze, Krase sind die Formen des Namens
im XIII. und XIV. Jahrhundert, die Ktthnel auf das altslavische Wort »krasa = Schönheit« zurück-
fuhrt und als Personen-Namen gedeutet wissen will: »die krasa«. Also ungefähr soviel wie
»Schöndorf oder Schönberge.
«) M. U.-B. 1852. 3713. 5433.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KRAASE. 325
Dr. juris Ferber. Der Ferber'sche Pfandbesitz verwandelt sich 1693 in ein
Allod (s. o. S. 212) und 1701 wieder rückwärts in ein Lehn mit einem an-
geschlossenen Revers über den Verzicht auf die hohe Jagd. Zwar meldet
sich 1702, und ebenso 17 14 noch einmal, Kaspar Christoph Rostke mit
Muthungen seiner alten Familien -Lehne, aber ohne praktischen Erfolg. Kraase
bleibt bis 1756 in Ferber'schen Händen. Als Ferber'sches Gut wird es von
1738 an an den seit 1721 angestellten Verwalter Peter Langhoff verpachtet.
1756 wird es Klinggräff 'scher, 1808 Gentzkow 'scher und 184S Lemcke'scher
Besitz.
Kapelle. Die Kapelle ist ein alter Feldsteinbau vom Ende des XIIL Kapelle.
Jahrhunderts in Form eines länglichen Vierecks. Beide Giebel aber sind in
Fachwerk aufgeführt. In seiner Ursprünglichkeit erhalten ist das kleine schmale
frühgothische Eingangsportal auf der Südseite, ein anderes im Westen ist zu-
gesetzt. Im Innern eine flache Balkendecke. Vor dem Südportal eine alte
Kornquetsche von Granit als Weih Wasserbecken. Ein Thurm ist nicht vor-
handen, dafür steht südwestlich von der Kirche ein freier Glockenstuhl.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. Der Predigtstuhl der Innere Ein
Kanzel steht ebenso wie der in Varchentin auf einem gemauerten Steinblock, richtung.
Auf dem Schalldeckel fünf Schnitzfiguren aus einem ehemaligen gothischen Schnitz-
Triptychon. Der grösste Theil dieser Triptychon- Figuren aber steht in der figwren.
inneren westlichen Portalnische. Oberhalb des herrschaftlichen Stuhls fünf
kleine Epitaphien des XVIII. Jahrhunderts, welche der Familie LANG HOFF
angehören (s. o.).
Im freistehenden Glockenstuhl hängen zwei Glocken, von denen die eine Glocken.
1787 von J. C. Meyer, die andere 1841 von Jllles in Waren gegossen ist.^)
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss, ge- Kleinkunst-
stiftet laut Inschrift 1796 von CHRISTIAN CARL BREMER. Als Stadtzeichen werke,
das dreithürmige Thor von Neubrandenburg, und als Meisterzeichen die Ini-
tialen C O; Patene ebenso. — 34. Oblatendose und Kanne sind beide
neu und haben den Stempel W M F M.
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Malchow.
*) Nach dem Inventar von 181 1 hatte ihre Vorgängerin die Namen des Karl von Kling-
gräff und des Gustav Langhoff.
Wick auf die Sladi War
Amtsffericlitsbezirk Waren.
Die Stadt Waren/)
leschichte der Stadt. Am 5 Mai 1402 legen Probst und Prior des
Klosters Hroda den Fürsten Nikolaus und Christoffer von Wenden
eine angeblich von Fürst Nikolaus I. am 24, April 1230 aus-
gestellte Urkunde vor, an deren Echtheit jene nicht zweifeln.*) Sie bestätigen
diese Urkunde in gutem Glauben, und in Folge dessen versagen ihr auch die
mecklenburgischen Herzöge Magnus und Balthasar achlzig Jahre später, nämlich
den 20. Juni 1482, durchaus nicht ihre Anerkennung,') Indessen diese Urkunde
ist, wie andere zweiTellos echte Urkunden vom 23. April 1273, 30. Juli 1304
und 14. März 1331 leicht erkennen lassen, eine Fälschung, womit die Landes-
herren vom Kloster hintergangen werden, um durch eine unwahre Zusammen-
wiirfelung geschichtlicher Thatsachen einen Theil des Klosterbesilzes älter zu
machen, als er war, und den anderen, der einstmals vorhanden, dann aber in
I) Die ältere Form hx Warne. Kuhnel, M. Jahrb. XLVl, S. :5s. fasst den Nnmen als
Personen - Namen anf und deutet ihn auf >die Varn-, Vamnc Zugteich erinnert er an den alt-
slavischen Worlstamm vrsnü = schwan, Rabe, vrana Krähe.
') M- U.-lt. 377.
•) M. Jahrb. lEI, S. 209.
GESCHICHTE DER STADT WAKEN. 327
aller Form Rechtens aufgegeben war, aufs Neue als zu Recht bestehend
erscheinen zu lassen.^)
Von diesem Lug und Trug des Klosters Broda wird auch die Stadt
Waren, oder genauer gesagt, ihre dem hl. Georg geweihte Hauptkirche be-
troffen, und die urkundliche Geschichte beider, von Stadt und Kirche, hebt in
unschöner Weise damit an. Denn wenn es in diesem Machwerk mit dem
Datum des 24. April 1230 heisst, dass das Kloster die Kirche zu Waren mit
dem Dorfe Schwenzin und dem Aalfange jede zehnte Nacht in den drei
oberen Wehren zwischen der Müritz und dem Kölpin-See als für alle Zeiten
bei der Kirche verbleibenden Besitz sein Eigenthum nenne, so ist das nicht
seit dem 24. April 1230 (oder gar noch viel länger, wie die Fälschung glauben
machen will), sondern thatsächlich erst seit dem 23. April 1273 der Fall, an
welchem Tage Fürst Nikolaus I. von Werle dem Kloster Broda den wirklichen
Besitz in seinem Gebiete anweist und bestätigt. Aber man sieht, dass der
Text der echten lateinischen Urkunde von 1273: .... assignavimus et con-
tulimus ecclesie Brodensi perpetuo et libere possidenda: ecclesiam Warne,
villam Svansin cum mansis quindecim, in tribus capturis superioribus etiam
noctem decimam in captura anguillarum inter stagnum Muriz et aquam que
Colpin puplice nuncupatur . . . für die untergeschobene spätere Fälschung
benutzt ist: ... . dat wy*) na vthwysinge older breue der heren van deme
Brode, de se vor vns ghehat hebben, scen vnde höret hebben, gheuen vnde
voregeuen eem vnde eren ewigen nakomelynghen : de kerke to Warne myd
deme to Swansyn dorp vnde Schede mit voeftheyn huuen, de theynde nacht
in den bouensteen dren aleweren tusschen der Muretzenn vnde deme Colpyne
ewighen by der kerken tho bl inende .... Und wenn ferner, was in dem
vorliegenden Falle die Hauptsache ist, die falsche Urkunde zu erweisen sucht,
dass ausser dem Kirchlehn zu Gross- Lukow (bei Pcnzlin), das thatsächlich
erst am 30. Juli 1304 an das Kloster kommt, auch die Patronate der Kirchen
zu Falkenhagen (mit der Filial- Kapelle zu Alt-Schönau), Federow (mit der
Filial- Kapelle zu Kargow) und Schlön schon vor 1230 des Klosters Eigenthum
gewesen seien, so ist der wahre Sachverhalt der, dass diese ebengenannten
Kirchenpatronate erst am 14. März 1331 aus dem Besitz des Landesherrn, des
Fürsten Johann II. von Werle, an das Kloster übergehen, und zwar dadurch,
dass das Kloster dafiir das Patronat über die Hauptkirche zu Waren und
*) M. U.-B. 1284. 2945 5226. Besonders wichtig ist die Anmerkung von Wigger zu
Urkunde 1284. — Boll, Chronik von Neuhrandenlnirg, S. 321/23, hält auch die Beurkundung
vom 5. Mai 1402 durch die Fürsten Nikolaus und Christoffer für eine Fälschung. Wenn er mit
dieser Annahme Recht haben sollte, dann wäre die Täuschung nicht schon 1402, sondern erst
I482 gelungen, als die Herzöge Magnus und Balthasar sich darauf einliessen, dem Kloster die
Urkunde von 1230 und auch die Bestätigung von 1402 zu beglaubigen. Wir geben zu, dass es
sich so verhalten haben kann; es bleibt aber auch die andere Möglichkeit von Bestand, welcher
wir am Anfange unseres Textes Ausdruck gegeben haben.
•) So lässt das Kloster >heer Niclaus van godes gnaden here to Werlle« schon 1230
sprechen. Ob dieser Fälschung in niederdeutscher Sprache noch eine lateinische voraufging oder
nicht, .spielt für die Fragen, auf die es ankommt, keine Rolle.
328 AMTSGERICHTSBEZIKK WAREN.
deren Eigenthum in Schwenzin und in der Reke (dem Abfluss der Eide aus
der Müritz in den Kölpin-See) mit ausdrücklicher Zustimmung des Bischofs zu
Schwerin sowie des Bischofs und Domkapitels zu Havelberg an den Landes-
herrn zurückgiebt. ^) Des Pudels Kern in dieser offenbar erst lange nach
1331 angefertigten Fälschung ist also eigentlich der, dass das Kloster auf
eine bequeme Art in den Besitz der möglicherweise etwas zu billig weg-
gegebenen fetten Pfründe des heiligen Georg zu Waren zurückgelangen möge.
Dass ihm dies aber für die letzten Zeiten seines Bestandes gelungen ist, be-
weisen die schon genannten Konfirmationen vom 20. Juni 1482 durch die
Landesherren und vom 27. Oktober 1500 durch Papst Alexander VL*)
Im (Jebrigen gehört die Stadt Waren, deren Gründungsjahr unbekannt
ist, wahrscheinlich aber gleich dem vieler anderer Städte des Landes ins dritte
Jahrzehnt des XIII. Jahrhunderts fallen wird, zur Diöcese Schwerin und ist
schon frühe vom XIII. Jahrhundert her bis zur Reformation hin der Sitz eines
Archidiakonats.^) Aber verhältnissmässig ausserordentlich klein ist der Vorrath
von Urkunden zur Geschichte der eigentlichen städtischen Entwicklung. Und
doch muss dieser Urkundenschatz einmal sehr gross gewesen sein, wenn man
die ungewöhnliche Ausdehnung des städtischen Gebietes und den stattlichen
Besitz von Pachthöfen, Waldungen, Wiesen und Gewässern überblickt, der den
von Parchim überragt und nur hinter dem von Rostock zurückbleibt. Es ist
somit nicht möglich, von dem Wachsen des Kommunalvermögens der Stadt
im Mittelalter ein solches Bild zu gewinnen, wie es sich von anderen Städten
zeichnen lässt. Als schwacher Ersatz dafür hat sich in der Chronik des
Kirchberg ein anderes Geschichtsbild erhalten, das der unfreiwilligen Theil-
nahnie der Stadt an jenen Kriegswirren, welche nach dem werleschen Vater-
morde im Jahre 1291 entstehen. Es ist jene ausgeschmückte Erzählung von
der Einnahme der Stadt durch den jungen Fürsten Heinrich den Löwen von
Mecklenburg, der sich aus politischen Gründen auf die Seite der vertriebenen
Vatermörder gestellt hatte, und von der Ueberrumpelung der Leute Heinrichs
des Löwen in der Stadt durch einen bei Nachtzeit ausgeführten Ueberfall von
der Wasserseite her, den Fürst Nikolaus von Parchim, der Gegner, zusammen
mit den zu Schiffe herangekommenen Bürgern von Röbel und Plan, und an-
scheinend auch mit der ihm zugethanen grösseren Partei in der Stadt selbst,
glücklich ausführt.*)
^) M. U.B. 5226 und 5247.
-) M. Jahrb. III, S. 206 — 210. 229/30.
") M. U.-B. 1451. 2016. 2507. 2508. 761 1. 8402. 9794. 9837. 10254. 10551. — Eine ander-
weitig, bei Klüver, Beschreibung Mecklenburgs, Bd. II, S. 632, mit dem Datum des 24. Juni 1272,
und im Warener Wochenblatt von 184 1, Nr. 7, mit dem Datum des 22. Juli 1271, genannte Urkunde
über städtische Privilegien und Gerichtsbarkeit scheint, wenn sie überhaupt jemals vorhanden war,
nicht wieder aufgefunden zu sein. Das meckl. Urkundenwerk enthält sie nicht. Auch verweist
Dankert auf eine Bestätigung dieser Urkunde durch eine am Abende der hl. drei Könige des Jahres
1464 erlassene Urkunde, welche dem Verfasser ebenfalls nicht bekannt geworden ist.
*) Kirchberg bei Westphalen, Mon. ined. IV, 831/32. Nach einer späteren Version der Sage
auch mit Bürgern aus Malchow. Vgl, >Cieschichtliche Nachrichten über die Stadt Waren« im
GESCHICHTE DER STADT WAREN. 329
Von den grösseren Gebietserwerbungen der Stadt sind nur die nach-
folgenden mit untrügerischen Urkunden zu belegen:
1. Der Warensche »Wohld« noch vor dem Jahre 1292, wie aus einer
Bestätigungsurkunde des Fürsten Nikolaus von Werle von diesem Jahre deutlich
hervorgeht. Es ist dies das ganze Waldgebiet, das ostwärts von der Müritz
bis nach Speck und Boek hinunter reicht. Die Urkunde selbst bezeichnet ihn
als jenes Wiesen-, Weide- und Wald -Land, das begrenzt wird von den Dörfern
Schönberg, Federow, Jamen, Paletze, Speck und Boek, von denen Schönberg,
Jamen und Paletze nicht mehr vorhanden sind.*)
2. Durch Kauf von den werleschen Fürsten, den Brüdern Günther und
Johann am 10. März 1306 die Pachte von der Müritz und dem Feisneck-See
(. . . dat wy von vnsem freien willen, besunderen ock vth ripem rade vnsere
belebenden manne, der gemeinheit der borgere tho Warnne die inboringe ifft
pechte der vnderschreuenn sehen, alse Müritz vnd Vehessnick, redelick verkofft
hebbenn vor driehundert marck wendischer penninge, ock den suluesten ge-
geuen hebben die macht tho viskennde in den sehen mit twen waden vnd
netten, ock andern instrumenth(en) vnd thowen, mit welckern viscke mögen
gefangen werden, allenthaluen, wor idt ehn in den wateren euenst kumpt . . .).^)
3. Der Ankauf des Dorfes Glewest mit der von den Landesherm, den
Fürsten Johann II. und Johann III. gewährten Befugniss, es zum Stadtfelde zu
legen: (. . . wen sze szick (sc. radtmannen vnnde menheit vnserer Stadt Warne)
vthgekoft hebben de erfflicheit der inwanere desz sulften dorpps, dene mögen
sze de erfflickheit tobreken vnde gruntliken vorstoren, alzo dat sze edder ere
nauolgere nicht scholen dessze gesechte erfflickheit vnnde worde ofte ackere
desszeme dorpe vorgesecht beieggen namalsz bogaden, men dit vorgenomede
dorpp vnnde andere dink, darbii bolegen szint, scholen ewich blyuen woste . . .).^)
4. Der Ankauf des Dorfes Falkenhagen aus den Händen des Klaus
Kamin am 6. December 1427.*)
Das ist alles, was wir in dieser Richtung erfahren. Es fehlt vieles, so
z. B., um nur eins zu nennen, eine Nachricht darüber, wann das einstmals vor
dem »Neuen Thor« gelegene Dorf Melz (Melist), über dessen Zehnten der
Domherr Erpo zu Schwerin am 8. September 1284 und der Bischof Hermann
Warener Wochenblatt des Jahres 1841, von Nr. 5 bis Nr. 22 und 1842, Nr. i bis Nr. 7. Der
Verfasser nennt sich nicht. Es ist aber bekannt, dass es der emeritierte Kirchenrath Joh. Karl
Christian Dankert ist, der, zu Anfang der vierziger Jahre des XIX. Jahrhunderts bei Hofrath Schmidt
in Waren als Hauslehrer thätig, später Pastor in Schorrentin war. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VllI B,
S. 122, Anmkg. — Bachmann, landeskundl. Literatur, S. 471 (Nr. 5426). — Walter, Unsere Landes-
geistlichen, unter Schorrentin.
*) M. U.-B. 2161. Schönberg, ehemaliges Dorf zwischen Federow und Waren, noch 1395
genannt. — Jamen an der Kederang- Bucht, noch in Akten des XVL Jahrhunderts genannt. Vgl.
den Jambke-See auf der Schmettau'schen Karte. — Paletze, östlich von Jamen; doch scheint in
der Feldmark nichts mehr an diesen Namen zu erinnern. Vgl. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 218.
«) M. U.-B. 3071.
*) M. U.-B. 4584.
*) Noch nicht gedruckte Urkunde im Grossh. Archiv zu Schwerin.
330 AMTSGERICIITSBEZIRK WAREN.
von Schwerin am 6. April 1289 Verfügungen treffen, das nachher im XIV. Jahr-
hundert zu öfteren Malen genannt wird und noch 1379 einen Schulzenhof hat,
den F'ürst Bernhard von Werle und seine Gemahlin Elisabeth am 25. April
dieses Jahres dem Arnd Boseke überweisen, eingegangen und zur Stadtfeldmark
gelegt worden ist.^) Andererseits darf aber auch nicht übersehen werden, dass
die städtischen Zeitpachthöfe »Jägerhof« zwischen den beiden Höfen Falken-
hagen und Alt- Falkenhagen, ferner der zunächst östlich an Falkenhagen
grenzende »Rüg^band«, der östlich von dem Pfarrgut Schwenzin gelegene
»Warenshof«, der »Müritzhof« und der »Warenschc Wold« am Rederang-Sce,
sowie endlich das Gehöft »Schlamme (noch weiter südlich und nahe dem
Boeker »Schlamm«) neue Anlagen innerhalb der städtischen Feldmark sind,
deren Namen wir in dem grossen Schmettau sehen Kartenwerk von 1788/94
vergebens suchen. Diese Höfe gehören nämlich alle mit einander dem
XIX. Jahrhundert an und sind in ihrer Art Zeugnisse des neuen wirthschaft-
lichen Aufschwunges, den die Stadt im XIX. Jahrhundert genommen, nachdem
die vorhergehenden drei Jahrhunderte hindurch das Blut in den Adern gestockt
hatte.^j Ob zu den Zeichen des Rückganges in diesen Jahrhunderten auch der
im Jahre 1683 geschehene Verkauf der Eidenburg an der Reke zwischen
Müritz und Kölpin-See durch Bürgermeister und Rath der Stadt Waren an
den Baron von Erlenkamp gerechnet werden müsse, wollen wir dahin gestellt
sein lassen, möchten es aber wohl glauben.^)
Verhältnissmässig sehr viel reicher ist der Urkundenschatz des geistlichen
Wirthschaftsbetriebes oder der beide Kirchen unter einem Rektorat ver-
einigenden Kirchenökonomie.*) Ausser den Einkünften aus dem schon ge-
nannten Pfarrgut Schwenzin, womit einstmals die Grundlage fiir die Plebanie
in Waren geschaffen wurde, werden folgende Legate und Stiftungen genannt:
Im Jahre 131 5 von dem Bürger Nikolaus van der Mollen eine Memorienstiftung
für den verstorbenen Johannes Templin, bestehend in einer Mark Finkenaugen
an den Pfarrherrn in Waren aus vier Hufen des ehemaligen Dorfes Schönberg;
im selben Jahr an ebendenselben eine Mark Wendisch zu ewigen Zeiten aus
einem Garten vor dem »Alten Thor« vom Bürger Johann Westphal und seiner
wie seiner Frauen Verwandtschaft; von demselben We.stphal im Jahre 1324
ein ganzer Hof ausserhalb des »Neuen Thores« an den Pfarrherrn, doch kann
der frühere Besitzer des Hofes, Hermann Krüger, wenn er will, den Hof für
zehn Mark Finkenaugen wieder einlösen; im Jahre 1333 die Stiftung einer
Vikarei in St. Marien von den Gebrüdern Johann und Hermann Templin mit
den Einkünften aus drei Melitzer Hufen sammt dreissig Joch Landes bei dem
»Möwenbruch«; in demselben Jahr an den Pfarrherrn ein Hof ausserhalb des
i Alten Thores« von Joh. Szokebandt und Margarethe Knoppes mit Vorbehalt
des Niessbrauches für ihre Lebenszeit; ein Jahr darauf eine Vikarei in St. Georgen
*) M. U.-B. 1752. 2016. 5382. 5478. II 193.
*) Vgl. Raabe-Qiiade, Vaterlandskunde, T, S. 299.
') Die von Erlenkamp sassen von 1674 bis 1776 auf Vielist. Akten im Grossh. Archiv.
*) Vgl. Lisch, M. Jahrb. VIll B, S. 123.
GESCHICHTE DER STADT WAREN. 33 I
von den Brüdern Nikolaus und Heinrich Blek, Bürgern der Stadt, mit den
Einkünften aus drei Melitzer Hufen, wobei die aus dem Gericht dem Rath
der Stadt vorbehalten bleiben, als Ersatz dafür aber wieder fünf Mark aus
zwei Gärten an der Müritz hinzukommen; 1340 von dem schon genannten
Nikolaus Blek an St. Georgen zwei Hufen am Vielister Felde; am 5. Januar
1350 eine Vikarei in St. Marien von dem Bürgermeister Nikolaus von dem
Berge mit den Einkünften aus drei Hufen und sechs Hausstätten in Varchentin,
die er von Fürst Bernhard von Werle gekauft hat; am 11. März 1351 die
Memoriensliftung des Warenschen Pfarrherrn Johann Rambow fiir sich und
seine Eltern mit einer vom Kloster Malchow gekauften Rente von fünfzehn
Mark zwei Schillingen, woran übrigens das Kloster einen Antheil erhält; am
17. Oktober 1357 an St Georgen bedeutende jährliche Geld- und Kornhebungen
von dem Warenschen Rathmann Dietrich Mirow aus zwei Hufen in Sommer-
storf und fiinf Hufen in dem ehemals zwischen der Stadt und dem Dorfe
Federow gelegen gewesenen Dorfe Schönberg: Hebungen, die so ziemlich alle
Arten von Einkünften und Privilegien umfassen, wie sie im Mittelalter gang
und gäbe waren, und für welche die Bedingung die ist, dass der Pfarrherr in
Waren nach dem Tode des Mirow, seiner Gattin und seines Sohnes, für die
Seelen der Verstorbenen das ganze Jahr hindurch jeden Tag frühmorgens, ab-
wechselnd die eine Woche in St. Georgen und die andere in St. Marien, eine
Messe lese (pro quibus quidem bonis et redditibus ad dotem sepedicte ecclesie,
ut premittitur, appositis rector ecclesie qui pro tempore fuerit per totum anni
circulum in vna ebdomada in ecclesia sancti Georgü et in alia ebdomada in
ecclesia beate virginis in Warne continuando omni die hora matutina vel quasi
ad celebrandam vnam perpetuam missam pro defunctis vel aliam secundum
exigenciam diei et ad memoriam animarum supradicti Thidetici Myrowen,
vxoris sue Aluerik ac filii sui Hermanni Myrowe, in missa predicta que pro
defunctis dicetur faciendam perpetuo est adstrictus); am 11. August 1360
durch testamentarische Verfügung des Bürgermeisters Nikolaus von dem Berge,
des Stifters der obenerwähnten Vikarei, an St. Marien sechs Mark Finkenaugen
wendischer Münze für sein Grab, sowie eine Mark Wendisch zu neuem Gestühl
und zu einem eichenen Block oder Armgeldskasten in ebenderselben Kirche;
am 20. März 1378 die Schenkung eines Gartens an die Pfarre zu Waren durch
den Priester Hermann Kriwitz; am 13. April 1382 die Schenkung der
»Waseghen- Mühle« an der Peene zwischen Schwastorf und Dratow, mit
Ausschluss der den von Kampz aus der Mühle zur Zeit noch zustehenden
Einkünfte, durch den Pleban Dietrich Rulow, der dafür vierteljährlich eine
Todtenfeier für sich und seine Eltern bedingt (tho veer thyden in deme jare,
na paschen, na sunte Johannes baptisten, na sunte Michele, na wy nachten,
myt al den vicariis vnde capellanen, myt vylgen vnde myt myssen vnde (.sc.
we de kerkhere ys) schal gheuen gysliken vicario vnde capellane S0os Lubesche
penninghe the der vylge, dre Lubesche to der mysse, we dar ieghenwardych
is); am 13. März 143 1 die Ueberweisung von 60 Mark Lübisch durch den
Marschall Heinrich Maltzan an eine Vikarei in St. Georgen, wofür er mit
332 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Genehmigung des Schweriner Bischofs Hermann erblich den Antheil erhält,
welchen die Vikarei bisher an der Reke bei Eidenburg besessen hat; endlich
am 24. Juni 1458 die Schenkung des fürstlichen Burghofes in der Stadt durch
Herzog Heinrich IV. an St. Marien, sammt der weiteren landesherrlichen Ge-
nehmigung zu Ankäufen von Erb- und Pfandgut im Lande Wenden.^)
Zu allerletzt erfahren wir auch noch aus mehreren Schriftstücken der
Jahre 1586 und 1587, dass Heinrich von Below, erbgesessen auf Kargow, die
halbe Feldflur Gemekenhagen, welche nordwestlich von Kargow liegt, von der
Kirche zu Waren her für eine jährliche Heuer in Nutzniessung hat, und dass
er von dem ihm dabei zugestandenen Vorkaufsrecht mit der Summe von
siebenzehnhundert Gulden ein Jahr später Gebrauch macht. ^) Aber eine Ur-
kunde über den ohne Zweifel sehr viel früheren Zeitpunkt dieser Erwerbung
durch die Kirche ist nicht auf uns gekommen.
Ausser den bisher aufgezählten Kirchen -Urkunden giebt es nun noch
einige, welche geistliche Personen und deren Interessen betreffen. Doch sind
sie privatgeschäftlichen Inhaltes, auf den es hier nicht ankommt, und es mögen
daher nur ihrer zwei, die eine von 1439 und die andere von 15 14, genannt
werden, welche erkennen lassen, dass es in Waren ebenso wie an vielen
anderen Orten während des Mittelalters einen Kaland giebt, zu dessen Auf-
gaben bekanntlich nicht bloss die Abhaltung von Memorien, sondern auch die
Ausübung von Werken der christlichen Liebe und Barmherzigkeit gehört.^)
Ueber die sonstige innere Entwicklung der Stadt fliessen die Schrift-
quellen älterer Zeit nur äusserst spärlich. Von der Einrichtung des Rathes
wissen wir nicht mehr, als was Monnik im Jahre 15 16 in seinem Bericht über
die Gewohnheiten der mecklenburgischen Städte, der die Grundlage fiir die
Entstehung der Polizeiordnung des Landes abgegeben hat, vorbringt. Er sagt
von Waren: Hir sint VII personenn in deme rade vnd sust plegen dar XII
tp wesenn. — Die raethkoste deytt eynn nie rathmann nha synen gefallen,
wenns emhe geleuett, darto biddet eynn jeder nha synem willen die frunde
vnnd den radt. — Item eynn nie borgermeister giflft nicht, kemerer geuenn
ok nichts. — Die raethkoste warhet vam sondage bet vp denn donredag. —
Die kemerer nhemenn in der Stadt gutt vnnd doenn deme rade reckenschop.
— Vann deme rade vnnd dem kerckherrn werdenn geordent vorstender der
gotshuser, vnnd die doenn den suluenn reckenschop des jares eynns.*)
Auch die späteren Privilegienbestimmungen der Landesherm geben in
dieser Richtung keine Aufschlüsse über die Verhältnisse in früherer Zeit.^)
*) M. U.-B. 3730. 3731. 4499. 5382. 5383. 5478. 6016. 7033. 8402. 8777. 11182. II 424.
Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 605 (Urk. CCCCXXXVII). Schröder, Pap. Meckl., II, S. 2121/22.
Dazu ungedruckte Urkunden aus dem XV. und XVI. Jahrhundert im Grossh. Archiv.
*) Lisch, M. Jahrb. XXXIV, S. 176. 177.
^) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, M. Jahrb. VIIIB, S. 124.
*) P. Groth, die Entstehung der mecklenburgischen Polizeiordnung vom Jahre 15 16: M.Jahr-
buch LVII, S. 225.
*) Erhalten sind die Bestätigungsbriefe von 1549, 1588, 1609 und 1666. Vgl. Akten im
Grossh. Archiv.
GESCHICHTE DER STADT WAREN. 333
Als Rechtsgrundlage gilt das gemeine Recht. Auf einzelne Partikularrechte
fällt erst von 1589 an etwas mehr Licht.^) Einen Anklang an die alte Zeit
enthält die am 26. Februar 17 13 erlassene Bürgersprache: Statuta urbanica
urbis Wamae.*) Von den älteren Amtsrollen ist nur die der Leinewandweber
erhalten, die der Rath der Stadt (damals aus acht Personen bestehend) am
27. Mai 1334 erlässt.^) Doch lernen wir die übrigen Aemter und Gilden der
Stadt sammt einem Theil ihrer Gewohnheiten und Gebräuche aus dem schon
genannten Monnick'schen Bericht von 1516 näher kennen: es sind ausser der
Kaufleutegilde, Schützengilde, Elendengilde und dem schon genannten Leinewand-
weberamt die Aemter der Schuhmacher, Bäcker, Knochenhauer, Schneider,
Krämer, Schmiede, Kürschner und Fischer.*) Letztgenanntes Amt, das für die
Stadt bis in die Gegenwart hinein eine besondere Bedeutung gehabt hat, erhält
am 31. Mai 1723 vom Rath der Stadt eine neue Amtsrolle, nachdem das Amt
erklärt hat, dass ihm seine alte Rolle von 1472 und auch deren Erneuerung
vom 28. Mai 1628 abhanden gekommen seien. Wahrscheinlich war aber auch
die Rolle von 1472 schon die Wiederholung oder Erneuerung einer älteren Rolle,
da, wie oben bereits erwähnt ist, ausser dem Feissneck-See der nördliche Theil
der Müritz schon 1306 durch Kauf an die Stadt kam, während der südliche
Theil in dem Besitz werlescher Vasallen war, wie einer Urkunde von 1375 zu
entnehmen ist, durch welche die Gewässer dieses Theiles von den Fürsten Lorenz
und Johann von Werle an die Gebrüder Regendanz (Regedantz) verliehen werden,
während sie bis dahin die in Waren wohnenden Kröcher besessen hatten.^)
Von der Betheiligung der Stadt an den Wirren in der Zeit unmittelbar
nach dem werleschen Vatermorde ist oben bereits die Rede gewesen. Bei der
ersten werleschen Landestheilung am 2. December 13 16 bleibt Waren, bis zu
der vorläufig noch ausgesetzten Entscheidung über Malchin, halb bei der einen
und halb bei der anderen Linie des Hauses, kommt aber nachher an den
Güstrower Landestheil, also zu derjenigen Städtegruppe, von welcher Güstrow
die Vorderstadt ist: es sind dies die Städte Güstrow, Krakow, Plau, Röbel,
Penzlin, Neukaien und Waren. ^) Dass Waren in dieser Zeit neben Güstrow die
vornehmste Stadt ist, sieht man sowohl an der gemeinsamen Bürgschaft beider
fiir ihren Fürsten Nikolaus IIL bei dem Abschluss eines einjährigen Waffen-
stillstandes am 19. März 1344 zwischen diesem und den Herzögen von Pommern,
als auch an dem ausnehmend schönen und prächtigen grossen Siegel, das sie
bei dieser Gelegenheit als äusseres Zeichen ihrer Würde und Bedeutung ver-
wendet.^) Bei der abermaligen werleschen Landestheilung am 14. Juli 1347,
in welcher Waren, Röbel, Wredenhagen und Penzlin die Hauptpunkte eines
*) V. Kamptz, Civilrecht I, Theil i, S. 40. 236 — 239. 306. 316.
') V. Kamptz, a. a. O. 11, S. 328 — 331.
') M. U.-B. 5525.
*) P. Groth, a. a. O., S. 225 — 230.
^) M. U.-B. 10675.
•) M. U.-B. 3860.
') M. U.-B. 6392. Vgl. auch 6434.
334 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
besonderen Gebietes abgeben, wird Waren zur Residenz erhoben und bleibt
es bis zu dem Aussterben der Werlo- Waren sehen Linie im Jalire 1425.') Eine
in der Nähe von St. Marien gelegene, oft besuchte und bewohnte landesherr-
liche Burg giebt es Treilich schon von alter Zeit her. Sie wird der Hauptsitz
des Wer le- Waren sehen Hauses. Eine ganz genaue Angabe ihrer Lage ist
freilich bis jetzt nicht möghch gewesen. Wie sie 1458 Eigenthum von St.
Marien wird, ist oben schon angedeutet worden. Bis Ende des XV. Jahr-
hunderts sollen ihre Baulichkeiten noch gestanden haben.
In den bekannten
vielen Landfriedens- und
anderen Verträgen des
XIV. Jahrhunderts nimmt
Waren jederzeit eine an-
gesehene Stelle ein.*)
Einen eigenthümllchen
Eindruck macht jene Ur-
kunde vom 14. Oktober
1363, mit welcher sich
die Stadt, angeblich un-
beschadet der werleschen
Oberherrlichkeit, auf fünf
Jahre in den Schutz des
Herzogs Albrecht von
Mecklenburg begiebt.*)
Aber die Sache erklärt
sich theils aus der durch
dieTheilungen des Landes
stark geschwächten Haus- j^,,^^ sj^g^i ^^ st.dt Waren,
macht der Fürsten, theils
und ganz besonders aus dem schon in den fünfziger Jahren eingetretenen Pfand-
verhältniss, durch welches der Herzog allerlei Einkunftsrechte aus dem Lande
Waren gewonnen hatte, wenngleich am 23. Juni 1 362 das Land Waren selbst von
den Herren von Werle wieder eingelöst worden war. Doch bleibt dieser That-
sache gegenüber Herzog Albrecht noch lange Pfandherr der Lande Krakow und
Plau, von Plau sogar bis zum Jahre 1375-') Bald nachher müssen Uneinig-
keiten der Stadt Waren mit den Hansestädten vorgekommen sein, welche aus
politischen Gründen den Handel mit Dänemark untersagt hatten. Es scheint,
als ob die Kaufleute in Waren diesem oder auch einem anderen durch ge-
meinsame Interessen veranlassten Gebot nicht nachgekommen waren, denn es
') M. U.B. 6779.
*) M. U.-B. 6437. 7524. 7731. 7771. 7881. 7911. 9935. 11664.
') M. U.-B. 9205.
*) M. t'.-B. 8242 Jnnch der Chemnitz 'sehen Chronik). 9008. 9051. 9937. 10769.
GESCHICHTE DER STADT WAREN. 335
steht zur Frage, ob der Handelsverkehr mit Waren in Folge dessen ein-
zustellen sei oder nicht. ^) Das Ende der Sache erfahren wir nicht.
Die letzten urkundlichen Nachrichten des XIV. Jahrhunderts über Waren,
welche hier eine Erwähnung verdienen, sind die, dass Fürst Bernhard von
Werle am 8. Juli 1378 den Wedege von Plote zum Hauptmann der Länder
Waren und Penzlin bestellt, und dass sich Fürst Johann VI. von Werle, der
die vorletzte Generation der Linie Werle -Waren vertritt, in einer Urkunde
vom 26. September 1383 als »vann godds gnaden here van Warn vnnd ouer
dat landt to Wenden« nennt. ^
Die wichtigsten politischen Ereignisse des XV. Jahrhunderts sind dann:
der Uebergang von Stadt und Land Waren sammt dem Lande zu Wenden
nach dem Tode des Fürsten Christoffer in der Schlacht bei Pritzwalk am
25. August 1425 an das Haus Güstrow, das Aussterben dieses Hauses mit
dem Fürsten Wilhelm elf Jahre später, am 7. September 1436, und der dadurch
verursachte Uebergang der gesammten werleschen Lande an das Haus Mecklen-
burg und das erwähnte Eingehen des fürstlichen Hauses zu Waren im Jahre
1458. Das Haus selbst soll, wie schon bemerkt worden, noch bis 1500 hin
gestanden haben.
Im XVL Jahrhundert beschäftigen die Reformationsgedanken und die
sich anschliessende verderbenschwangere grosse Kirchenspaltung die Geister
und Gemüther aller Menschen, im XVII. folgt die entfesselte Kriegsfurie mit
Pest und Elend, Noth und Tod, und verheert Stadt und Land in fürchter-
lichster Weise, im XVIII. aber lastet tiefste Erschlaffung auf allen lebenden
Wesen und verwandelt jeden Schaffensdrang' in ein unfruchtbares Philisterthum,
das Niemandem frommt. Das ist auch die Geschichte der Stadt Waren in
dieser Zeit. Wen freut es davon zu hören? Dazu giebt es mehrere grosse
Brände, die den Wohlstand der Bürger aufs Schwerste schädigen, 1568, 1637,
1656, 1671, 1699.^) Kurzum, es ist nicht mehr das Bild der schwellenden
Knospe und aufbrechenden Blume, das die Geschichte der Stadt im Mittelalter
bietet, es ist das weniger schöne Bild des verwelkenden Gewächses. Erst im
XIX. Jahrhundert rafft sie sich langsam wieder empor, und wenn die Stadt
heute in ihrer Gesammt- Erscheinung, in ihrem Leben und in ihrer Rührigkeit
die meisten der übrigen Mittelstädte Mecklenburgs überragt, so ist es ganz
besonders das Verdienst des erst vor wenigen Jahren verstorbenen Bürger-
meisters Schlaaff, der fast vier Jahrzehnte hindurch dem Gemeinwesen vor-
gestanden hat und über Feindschaften und Hindernisse hinweg die Stadt
gehoben und mit eisernen Schienensträngen nach allen Richtungen hin aus
ihrer Absperrung und Vereinsamung herausgerissen hat.
Am Schluss seiner geschichtlichen Nachrichten über die Stadt Waren
geht Dankert auf Personalien aller Art ein und giebt u. a. auch die Verzeich-
») M. U.-B. 9748.
') M. U.-B. II 119. 11527.
') Vgl. Dankert, a. a. C)., Nr. 1$, 17. Ueher den grossen Brand vom 22. April 1699 berichtet
das äheste Kirchenbuch (Wolff).
33Ö AMTSGEKICIITSHEZIRK WAREK.
nisse der Geistlichkeit. In Betreff der vorreformatorischen geben jetzt die Re-
gister des mecklenb. Urkundenwerkes eine reiche Ergänzung, welche sich noch
mehren wird, sobald die Urkunden des XV. Jahrhunderts an die Reihe kommen.
Für die Geistlichkeit nach der Reformation bieten die Kirchenakten im Grossh.
Archiv und ebenso die Kirchenbücher auf der Pfarre zu Waren einige Be-
richtigungen, die hier nachgetragen werden mögen. Heinrich Wehen (nicht
Weher) wird im Visitationsprotokoll von 1541/42 als ein gelehrter und christ-
licher Prediger gerühmt. Neben ihm wirkt als Kapellan Steffen Monnich, der
gleiches Lob erhält. Als dritter wird der »Schulmeister« Bartholomaeus
Michaelis genannt, »ein gelehrter Geselle«. Dagegen ist der Stadtschreiber
(nach altem Herkommen ohne Zweifel ebenfalls Theologe) »ein arger Papist
und Verfolger des Wortes Gottes.«^)
1576 (nicht 1574) wird Johann Pauli berufen. In einem Schreiben des
Magistrats vom 11. Juli 1576 heisst es, dass dem alten »Er Jochim« nunmehr
noch ein Unterhalt ausgewirkt werden müsse, neben dem bis dahin, und zwar
seit drei Jahren, Christoffer Weede sich des Predigtamtes befleissigt habe.
Also der Vorgänger von Pauli ist nicht der 1541 genannte Wehen, sondern
der alte »Er Jochim«, ohne Zweifel kein anderer als der von Dankert genannte
Joachim Weinholz, welchen bereits das Warener Visitationsprotokoll von 1559
als Kirchherrn vorfuhrt. Christoffer Weede aber ist vielleicht der Nachfolger
des von Dankert um 1563 genannten Kaspar Bornemann. Im Jahre 1577
wirkt neben Pauli als zweiter Pastor Joachim Frederkink, und als dritter wird
in Schröder's evangel. Mecklenburg III, S. 329, Jakob Voss genannt. Alle
drei unterschreiben 1577 die Konkordien- Formel. Pauli wird noch im selben
Jahr nach Wismar berufen. An .seine Stelle tritt Gelmerus Waldberg (Nemero-
montius), der nun mit Frederkink bis zu dessen Tode im Frühjahr 1587
zusammenwirkt. Waldberg stirbt im Frühjahr 1597. Als zweiter neben ihm
führt nach Frederkink's Tode Christian Schwante (Suantenius) das Amt. Sein
Kollege wird 1598 der junge Waldberg, der sich ebenso wie sein Vater
Gelmerus Nemeromontius nennt,*) Schwante stirbt 1624 (nicht 1620) an der
Pest, der jüngere Waldberg ist schon am 20. November 1622 gestorben. Nun
fehlen mehrere Nachrichten. Nachdem Petrus Bambam, der Sohn des gleich-
namigen Pastors in Gross -Vielen, durchs Examen gefallen ist, wünscht die
Stadt den Joachim Schönemann zu erhalten. Vielleicht wird er's, und zwar
neben Georg Arendt. Aber wenn er es wird, dann höchstens bis 1631.
Denn von 1631 an ist neben Arendt bereits Nikolaus Grundt im Amte.
Arendt stirbt am Montage nach Trinitatis 1638 (nicht 1646). Grundt aber
lebt bis 1677. Neben ihm wirken: zuerst, als Nachfolger von Arendt, Georg
Helmichius (f im December 1660), dann von 1662 an Joh. Weltzien (f im
Januar 1673) und als dritter von 1674 an Christian Hämmerich, der 1676
*) Das Visitationsprotokoll von 1534 nennt als Inhaber des Pfarrlehns seit 1509 einen
Heinrich Weinholz.
*) In der Rostocker Universitäts - Matrikel wird der Name Nemorimontius geschrieben.
ST. GEORGEN -KIRCHE ZU WAREN. 337
nach Rendsburg berufen wird. Grundt erlebt auch noch die Berufung des
Joachim Rehfeld (f 14. August 17 15). Neben Rehfeld ist seit 1677 (nach
Grundt's Tode) Simon Gabriel Rosenow zweiter Pastor (f 24. August 1686).
Diesem folgt 1687 Otto Joachim Havemann (f i. März 1722, emeritiert
schon 17 18). Und nun rücken wir in jene Nachrichten bei Dankert ein, welche
sich bei weiterer Kontrole durch Kirchenakten und Kirchenbuch durchweg als
richtig erweisen. Die Genannten sind Christian Dreyer (von 17 17 an,
gest. 8. September 1734), Joach. Joh. Flohr (von 1718 an, 1747 abgesetzt, gest.
19. Mai 1761), Joh. Friedr. Daries (von 1735 an, gest. 8. Juni 1769),^) Christian
Daniel Graumann (von 1747 an, gest. 26. Januar 1764), Joh. Aug. Hermes
(von 1765 bis 1774, nicht 1772, später in Jerichow, Magdeburg und zuletzt
in Quedlinburg), Friedr. Traugott Schmidt (von 1770 bis 1813), später in
Gnoien^); Joh. Friedr. Schneider (von 1774 bis 1804). Ueber die Geistlichen
des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Die St. Georgen -Kirche.
|aubeschreibung. Ihr jetziges Aussehen verdankt die Kirche einer Er- Beschrei-
neuerung ihres ganzen Baues in den fünfziger Jahren des XIX. Jahr- bung des
hunderts durch den Baurath Krüger. Leider hat sie dabei ihren ganzen alten ^^"^s.
Chor eingebüsst, der, nach der Beschreibung bei Lisch im M. Jahrb. V B, S. 120,
ein allerdings nicht mehr in seiner Ursprünglichkeit erhaltener Feldsteinbau
aus der Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil vom
Anfange des XIII. oder gar noch vom Ende des XII. Jahrhunderts war. Be-
sonders gedenkt Lisch einer Pforte mit Rundbogenschluss auf der Südseite des
Chors, deren Wandung und Laibung aus wohl behauenem Granit gebildet war
und deshalb in irgend einer Weise und an irgend einer Stelle hätte erhalten
werden sollen, am besten an ihrer ursprünglichen Stelle.
Der grosse Brand der Stadt am Sonntage Cantate des Jahres 1568,
vier Wochen nach Ostern, hatte auch die Kirchen arg mitgenommen. Es wird
erzählt, dass nur ihre Mauern stehen geblieben waren. Gleiche Wirkungen
hatte der grosse Brand von 1699. Es ist daher wohl zu glauben, dass die
Kirche, wie Lisch sagt, vor ihrer Erneuerung ein durchaus unerquickliches
Ansehen hatte. Wie der Chor, so stand auch das dreischiffige Gemeindehaus
ohne Wölbung da, nur mit Balken und Brettern eingedeckt.
Auf die Jahreszahl 14 14 hin, die man früher auf einem Steine des
Thurmes las, glaubte man den Bau des dreischiffigen Gemeindehauses in dieses
*) Verfasser von »Etwas zur Geschichte und Beschreibung der mecklenburgischen Stadt
Wahrent in Mantzel's Bützowschen Ruhestunden XVII, S. 66 bis 71.
*) Verfasser von »Topographische Beschreibung der Stadt Wahren < in »Neue Monatsschrift
von und für Mecklenburg«. Erster Jahrgang. Elftes Stück. November 1792 (S. 381 — 390).
22
338 AMTSÜERICHTSBEZIRK WAREN.
Jahr setzen zu dürfen. Prüft man aber die noch erhaltenen alten Bautheile,
besonders die Formen der Fensler des Obei^adens im Mittelschiff, in deren
Wandung und Lai-
bung der Wechsel
zwischen Rundstab
und rechtwinkligen
scharfen Kanten zu
beachten ist , so
kann man sich dem
Eindruck edler Früh-
gothik vom Ende
des XIII. oder auch
dem Anfange des
XIV. Jahrhunderts
nicht entziehen.
Eigenthümlich ist
der Einsatz von
blumen- oder
knospenartig aus
dem äussersten
Gliede der Bogen-
laibung heraus-
ragenden Form-
steinen, wie sie in
dieser Weise sonst
nicht in Mecklen-
burg vorkommen
und wie sie ausser
bei den Fenstern
auch bei den kleinen
Blendnischen neben
ihnen zu sehen
sind.') Aber auch
') Lisch nennt sie
• Sperberköpfe • . Aller-
dings erscheinen sie aus
der Kerne fast wie hervor-
stehende plastische Vogel-
köpfe. Genauer besehen
aber haben sie besonders
da, wo sie zu dreien
neben einander geordnet
sind (wie z. B. in der
Spille des Bogens) das (^ f 40
Aussehen von kleeblatt-
ST. GEORGEN-KIRCHK ZU WAREN. 339
hierin meldet sich jenes Princip, das uns in einer ganzen Reihe schöngebüdeter
Portale in frühgoth Ischen Kirchenbauten entgegengetreten ist. Man denke nur an
Stetfenshagen, Parkenttn, Bützow, Güstrow, Wattmannshagen, Teterow u. a. ni.
Es ist dies jene dem norddeut-
schen Ziegelbau in besonderer
Weise eigene Art, die Bogen-
laibung vom Kapitellgliede in der
Kämpferlinie herauf mit zierlich
gebildeten Gliedchen aller Art, mit
Scheiben, Radchen, Sternen, Ro-
setten , Blättern , Blumen und
Knospen zu schmücken. Beson-
ders erfreuen sich die »Priester-
pforteni im Chor dieser Auszeich-
Obercade """gi die oft mit diesem Schmuck
wie besäet erscheinen. Diese Nei-
gung aber verschwindet, wenigstens soweit unser Zi^elbau dabei in Betracht
kommt, in der nachfolgenden Zeit der Hochgothik und Spatgothik ganz
und gar.
Darum ist es durchaus nicht angebracht, die Jahreszahl 1414 auf das
Schiff von St. Georgen anzuwenden. Sie muss dem Thurm gelassen werden,
^ ^^ aliiM . ^T~
dessen Mauerwerk den polnischen Verband (ein Läufer, ein Binder) •) aufweist,
und der hier wie anderswo als letzter Baukörper aus dem XV. Jahrhundert
den Schluss des Ganzen bildet.
Frühgoth ischer Charakter ist glücklicherweise auch den Scheidebögen
im Innern verblieben, ebenso den Nischen oberhalb des Triumphbogens,
während die gedrungenen achtseitigen Pfeiler von der Frühzeit nichts weiter
haben und zeigen als die ihr noch vom romanischen Stil her anhaftende
Schwere und Massigkeit.
>) (Hte Wernicke, Hdb. I, 8. 43 (5. Aull.) nennt diesen Verliuid >wendischi und den, u-ekhen
lt. den >gothi.schen< Verband. Wir mtlssen hier bei unserer
de, beide auch bedingt durch das Fiillmaucnverk alter Zeit ;
ndi'ich etwas Isahverivandtes. Aber fUr Meckleiibu^ mus?.
inem Binder als der ältere in Anspruch gernimmen »erden,
an der See der herrschende «ar, und der andere nül einem
nachfolgende jUnijcre 7u e,hm.
'2.2*
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AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Das (lir die Küster- und Organisten -Wohnung dienende alte Haus auf
der Südseite der Kirche soll im Mittelalter dem Kaland gedient haben.
Innere Ein
richtung
Die innere Einrichtung der Kirche entstammt der Zeit der genannten
Erneuerung durch den Baurath Krüger in den fünfziger Jahren des XIX. Jahr-
der Kirche. Hunderts. Die Glasmalereien im Chor wurden von Ernst Gillmeister nach
Entwürfen von Gaston Lenthe ausgeführt. Es sind die Gestalten des auf-
erstehenden Christus, des Moses und des Jesaias; unter dem Heiland nach
Art einer Predella die Grablegung.
Epi-
taphium.
An einem Pfeiler des südlichen Seitenschiffes ein in Stein gehauenes
Epitaphium mit Wappen und Kriegs -Emblemen; die Inschrift besagt, dass
es dem ADAM CHRISTOPHER VON HOLSTEIN, Oberstleutnant in dänischen
Diensten, geboren den lo. Februar 1683 zu Klink und gestorben den 29. Juli 17 12
in Marchienne in Flandern, zum Andenken gesetzt worden sei.
Krucifixus- Oberhalb des Triumphbogens auf getrennten Sockeln die alte drei-
Gruppe. figurige Krucifixus -Gruppe, eine treffliche gothische Holzschnitzerei, an-
scheinend aus dem XIV. Jahrhundert.
Oelbilder. Zwei Oelbilder, die Emmahus -Jünger und Petri Fischzug, sind ohne
künstlerische Bedeutung.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Im Thurm hängen vier Glocken. Die grösste ist laut Inschrift im Jahre
1699 von M. Ernst Siebenbaum in Rostock gegossen, die beiden nächstfolgenden
im Jahre 1769 von Johann Valentin Schultz- Rostock, und die kleinste 1842 von
C. Jllies in Waren.
Kleinkunstwcrke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene ohne Inschrift.
Stadtzeichen W, Meisterzeichen C O: vom Goldschmied Christian Osten in
Waren, um die Mitte des XIX. Jahrhunderts. — 3 — 6. Kelch, Patene, Ciborium
und Kanne (Sy A Wagner- Berlin), gestiftet 1872 vom Rentner STEIN -Waren,
nachdem die 1857 durch Gaben der Gemeinde beschafften Geräthe gestohlen
worden waren. — 7. Taufbecken, neu.
■V- X- ^ \_ ■■«—
Beschrei-
bung des
Baues.
Die St. Marien -Kirche.
|aubeschrcibung. Die St. Marien -Kirche ist gleich dem Schiff von St.
Georgen ein frühgothischer Backsteinbau vom Ende des XIII. oder
Anfang des XIV. Jahrhunderts. Der Chor, aus Felsen hochgeführt, schliesst
mit der Ostwand platt ab. Chor und Langhaus sind beide mit einfachen
Strebepfeilern bewehrt. Das Innere bildet einen ungetheilten Raum und ist
mit einer flachen Decke geschlossen. Trotzdem lässt sich im Chor an den
ST. MARIEN-KIRCHE ZU WAREN.
Jouttf. it.>A;:.H.-SwtaMil>.ff^
:^s^
'iwJCfK *>. wt«. gttfn^^JW .
beiden P'enster-
schlitzen der Ost-
und Südseite, ebenso
an dem Charakter
des Triumphbogens
die alte Kirche aus
der letzten Zeit des
Uebergangs vom
romanischen zum
gothischen Stil noch
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
sehr wohl erkennen. Das
Langhaus dagegen mit
seinen hohen dreitheiligen
Fenstern athmet bereits den
Geist des späteren gothischen
Geschmackes in der ersten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts.
Dass die Kirche 1333 schon
da war, zeigen uns ja die
I ^^«W,
^> t J i J J i'
Urkunden (s. o.). Alt sind
in der Wandung und Bogen-
laibung der Fenster der Süd-
seite die beiden ersten, sich
an einander schüessenden
breiten Halbwuiste der
Aussenseite, ebenso auf der
Nordseite die statt dieser
angeordneten rechtwinkhg
St. Moricn-Kirche
ST. MARIEN -KIRCHE ZU WAREN. 343
gebildeten scharfen Kanten. Der gleichen frühgothischen Zeit gehört auch das
aus rechtwinkligen Kanten und kleineren Rundstäben gebildete Portal der
Nordseite an, das jetzt
leider durch einen Vor-
bau verdeckt wird.
Unzweifelhaft jünger
dagegen erscheinen
die beiden Portale im
Thurm und auf der
Südseite , in deren
Wandungen und Lai-
bungen sich bereits
die birnenförmigen
Profile und die durch
Hohlkehlen abgefas'ten
Zwischenglieder einer
späteren Stufe der
Gothik bemerkbar
machen. Das Pfosten-
werk der Fenster ist
schlecht und plump
gearbeitet und gehört
wahrscheinlich einer
der früheren Restau-
rationen der Kirche an.
Im Westen in der
Langsachse des Lang-
hauses der Thurm,
bestehend aus einem
quadratischen gothi-
schen Unterbau mit
einem barock gestal-
teten Helmaufsatz aus
Thunn-Pott.1. ^^^ XVIII. Jahrhun-
dert. An der nörd-
lichen Ecke am Choransatz die Sakristei, die ebenso wie der Chor aus
Felsen erbaut ist. Das Thurmportal ist als eine kleine Vorhalle mit
344
AMTKGERJCHTSBEZIRK WAREN.
einem Kreuzgewölbe gestallet. Endlich ist noch an der südlichen Seite
des Chors ein Jetzt mit Blendmauerwerk gefüllter Spitzbogen zu beachten,
welcher den Anschein hat, als ob in ihm der Ansatz zu einem früheren Ver-
bindungsgange erkannt werden dürfte, der zu dem verschwundenen Bui^hause
der Herren von Werle hinü berge fuhrt haben könnte, das ja in der Nähe der
Kirche lag, wenngleich, wie
bereits bemerkt worden, die
Stelle nicht ohne Weiteres
genau anzugeben ist.*)
Mit dieser äusseren go-
thischen Schale kontrastiert nun
sehr stark der innere Kern,
welcher der Restauration der
Kirche im Anfange der neun-
ziger Jahre des XVlIl. Jahr-
hunderts durch den herzog-
lichen Hofbaurath Husch aus
Ludwigslust cntstanmit, der uns
bei den Ludwigsluster Hauten
bereits mehrfach entgegen-
getreten ist. Er ist auch der
Baumeister des Thurmhelms.
Die Neueinrichtung der Kirche,
welche dem damals herrschen-
den klassicicrendcn Geschmack
folgt, erforderte im Ganzen drei
Jahre, 1792 war sie vollendet,
und die neue Weihe der Kirche,
welche vom drcissigjährigen
Kriege her über einhundert-
funf/ig Jahre lang wiist und
leer gestanden hatte, erfolgte am
26. August desselben Jahres.*)
Altar und Altar und Kanzel sind Altar und Kamel.
Kanzel, j-h einem Körper verbunden, und
— man mag gegen den Zopfstil jetzt sagen, was man will — die Verhältnisse
in dieser Zusammen fügung mit ihrer Umgebung sind keineswegs zu verachten.
GesttihI, Gestühl und Emporen passen dazu, wenngleich sie nichts Besonderes dem
Emporen, Auge bieten. Beachtung verdient ein schmiedeeiserner Taufatänder, der in
*" seinen klassicierenden Formen ganz auffallig an die Arbeiten der Familie
Niens in Ludwigslust erinnert und wahrscheinlich mit dem Baumeister von
') Lisch, M.Jahrb, VIIIB, S. 1Z3. Anmkg.
*) Neue Monatsschrift von und für Mecklenburg des Jahres 1792, S. 383.
ST. MARIEN-KIRCHE ZU WAREN. 34S
dort gekommen ist. Als Taufechüasel dient ein zinnernes Hecken vom Jahre
1817, nach den Stempeln von einem VVarener Zinngiesser I B (Jochim Baass),
welcher 1793 ins Amt getreten ist.
Die Kirche hatte bis dahin nur eine kleine, nach aussen gehängte
Einläute - Glock«. Jetzt, nachdem sie im Jahre 1901 zur zweiten Pfarrkirche
der Stadt mit eigener Gemeinde erhoben worden ist, hat sie auch ihr eigenes
grösseres Geläut erhalten.')
') Vgl. Meckl. Zeitang vom 6. Juli 1901, Beilage.
346
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Federow.')
|on der mit dem Datum des 24. April 1230 versehenen Fälschung Nr. 377
im M. U.-B. abgesehen, wird Federow zuerst am 9. April 1289 erwähnt,
als der Bischof Hermann von Schwerin seinem Domkapitel Zehnten im Lande
Waren (Warne), darunter auch »in Vederowe« verleiht.^) Im Jahre 1292 wird
die Grenze des »Warenschen Wohld« bestimmt, welchen Nikolaus von Werle
der Stadt Waren geschenkt hat, und dabei als Grenzfeldmark diejenige der
»villa Vederowe« genannt. °) Ausser der Fälschung vom 24. April 1230
giebt es, wie schon öfter berührt worden ist, noch eine zweite vom 22. Sep-
tember 13 12, in welcher sich das Kloster Broda vom Fürsten Nikolaus von
Werle alle seine Besitzungen, darunter auch das ganze Dorf Vederowe, bestätigen
lässt.*) Indessen Gut und Dorf Federow selbst haben dem Kloster niemals
gehört, nur das Kirchlehn ist es, welches dadurch an das viel begehrende Stift
gelangt, dass Fürst Johann von Werle am 14. März 1331 das Patronatsrecht
über die Kirche zu Federow und deren Tochterkirche zu Kargow mit Ge-
nehmigung des Bischofs Johannes von Schwerin, zu dessen Diöcese Waren,
Federow und Kargow gehören, gegen das der Kirche zu Waren, welches dem
Kloster bis dahin zugestanden hat, umtauscht.^) Dieser Patronatsbesitz wird
am 22. Mai 1331 vom Kapitel und am i. Juni 133 1 vom Bischof zu Havelberg,
zu dessen Diöcese Broda gehört, verbrieft und bestätigt.®)
Ob der im Jahre 1330 vorkommende Knappe Klaus Federow einem im
Dorfe Federow angesessenen Geschlecht angehört, lässt sich nicht nachweisen;
unwahrscheinlich ist es nicht. Wirklich nachweisbar ist als erster auf Federow
angesessener Lehnsmann der Marschall Klaus Tamme, welchen die Herren
Klaus und Christoph von Werle 1406 mit Gut und Dorf belehnen. Die
Herzöge Heinrich von Stargard und Heinrich von Mecklenburg verleihen 1455
aber auch Hennecke von Holstein auf Wickenwerder (Ankershagen) das höchste
Gericht daselbst, und Alles, was sie dort haben, wozu Hennecke 1463 noch vom
Domherrn Johann Stendal in Güstrow und dem Bürger Berend Wichmann in
Rostock den Grundbesitz erwirbt, welchen diese in Federow haben. Man sieht
also, dass hier, wie auf den meisten Gütern und Dörfern in Mecklenburg, in
*) 7 km südöstlich von Waren. Nach Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 45, mit vedru = heiter
zu verbinden. Also ungefähr soviel wie iFrohdorft.
*) M. U.-B. 2016.
8) M. U.-B. 2i6i.
*) M. U.-B. 3562.
*) M. U.-B. 5226.
®) M. U.-B. 5247. Ueber die späteren Bestätigungen durch die werleschen und mecklen-
burgischen Landesherren und den Papst Alexander VI. s. M. Jahrb. III, S. 206 ff. 229/30 und oben
Seite 327, Anmkg. i.
GUT UND KIRCHDORF FEDEROW. 347
alter 2feit in der R^el mehrere Vasallen neben einander begütert sind. Aus
dieser Gemeinsamkeit des Besitzes entstehen aber zahlreiche Irrungen, die zu
langen Prozessen fuhren. 147 1 cediert Klaus Tamme seinem Schwiegersohn
Joachim von Kamptz die Hälfte seines Federower Besitzes als Brautschatz, und
15 13 tritt er ihm den Besitz ganz ab. In den Jahren 1588 und 1589 ver-
pfändet Dietrich Holstein drei, bezw. sechs Bauernhufen an den von Wangelin
auf Vielist antichretisch. Der gemeinsame Besitz dauert so unter mancherlei
Streitigkeiten fort, bis am Ende des XVII. Jahrhunderts die von Oldenburg
anfangen, sich in Federow festzusetzen, wo inzwischen auch der Rittmeister
Sibrandt von Sechein mehrere Bauernhufen durch Adjudication erworben hat,
an denen Jürgen Oldenburg die Rechte des Pfandbesitzes gewinnt. Am
16. März 1696 schliesst dieser mit Joachim Friedrich von Holstein auf Ankers-
hagen und am 30. August mit dem Oberstleutnant Christian Ulrich von Kamptz
Kaufverträge über deren Antheile an Federow ab und erwirbt im folgenden
Jahre auch den Antheil des Rittmeisters von Sechein, worauf er am 28. No-
vember 1701 einen Lehnbrief über ganz Federow erhält,^) Die von Oldenburg
bleiben nun bis 1767 im Besitz. In diesem Jahre kauft der Kammerherr
Georg Ludwig von Oertzen das Gut. Er wird am 2. März 1769 damit be-
lehnt. Sein Rechtsnachfolger ist 1820 der Amtmann Enoch Samuel Lembke,
und dessen Nachfolger 1862 der Landrath Friedrich Nikolaus Rudolf von
Maltzan. 1880 ersteht es der Advokat Wilhelm Heinrich Friedrich Krull, und
1885 das Grossherzogliche Ministerium des Innern, welches daraus eine Neben-
station fiir das Landarbeitshaus zu Güstrow gemacht hat.
Mittelalterliche Geistliche sind mit Namen nicht auf uns gekommen.
Der erste evangelische Geistliche, der genannt wird, ist Jochim Darsekow. An
seine Stelle tritt 1586 Ulrich Lehmann, der nachweislich auch 1592 noch da
ist, 1594 aber bereits als Pastor in Neubrandenburg wirkt. Mit den beiden
Kirchen zu Federow und Kargow, deren Verhältniss als Mutter- und Tochter-
kirche zu einander unentwegt dasselbe geblieben ist, das es zur Zeit der
Schweriner Diöcese im Mittelalter war, sind von der zweiten Hälfle des XVI.
Jahrhunderts her auch die Kirchen zu Speck und Boek verbunden, die vormals
(nach Ausweis eines Berichtes zweier herzoglicher Kommissarii, des Pastors
Hermann Kamptz zu Neubrandenburg und des Amtmannes Johann RestorflT zu
Stargard, vom 23. September 1589) von den Kapellanen in Ankershagen mit
der im Brodaer Stift gebräuchlichen Havelberger Agende, wovon in jeder
dieser beiden Kirchen damals ein Exemplar vorhanden ist, bedient worden
war. Damit stimmt denn auch eine Mittheilung im Visitationsprotokoll der
Kirche zu Ankershagen vom Jahre 1574, nach welcher Hans und Jakob
von Holstein auf Ankershagen mit Einwilligung des Philipp von Holstein und
der »Wittfrawe« zu Zaren den Beschluss gefasst haben, Boek und Speck
zusammenzulegen und zu Speck eine Wedem, die es für diese beiden Dörfer
bis dahin nicht gegeben, zu erbauen und diese mit Acker, Wiesen, Holz,
*) Akten im Grossh. Archiv.
348 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Messkorn u. s. w. auszustatten, sodass ein Pastor dort seinen Unterhalt haben
könne. Doch ersieht man wieder aus dem genannten Bericht von 1589,
dass diese guten Absichten unverwirklichte fromme Wünsche geblieben
sind. Indessen gewinnt man aus diesen Mittheilungen die Ueberzeugung,
dass die Kirchen oder Kapellen zu Speck und Boek, wie es auch die gep-
graphische Lage mit sich brachte, vor der Reformation als Filialkapellen
der zur Havelberger Diöcese gehörenden Kirche zu Ankershagen angesehen
und mit der Havelberger Agende bedient wurden, und daher nicht, wie es
geschehen ist,^) der Schweriner Diöcese zugerechnet werden können, gleich
Federow, Kargow und Dratow, die wirklich dahin gehören. Als nega-
tiver Beweis kommt hinzu, dass Speck und Boek nicht im Verzeichni.ss der
Pfarrlehne und Kirchen des Schwerinschen Sprengeis aus der zweiten Hälfte
des XV. Jahrhunderts mltaufgefiihrt sind. Bewiesen wäre somit ungefähr
soviel, dass die mittelalterliche Grenze zwischen der Schweriner und Havel-
berger Diöcese von der Müritz an den Feldscheiden zwischen Federow,
Kargow und Dratow auf einer Seite und der von Speck auf der andern ent-
spricht und somit eine entschiedene Richtung nach Nordost hat, welche es
sehr annehmbar macht, auch Möllenhagen und Flotow auf der Havelberger
Seite zu lassen, auf die ja auch sonst alle Umstände bei diesen beiden Kirchen
hinweisen.
Nach Ulrich Lehmann's Zeit ist Er Johann Albrecht Pastor bis 1604. Er
wird in den Kirchenakten von Federow zwischen 1598 und 1604 wiederholt
genannt. Von 1604 bis 1617 ist es Baltzer Wunne (s. u.). 1618 wird Clemens
Sutorius berufen. Er schildert die Leiden des dreissigjährigen Krieges mit
bewegenden Worten in einem Briefe vom 18. December 1634 an seinen
Landesherrn. Doch kommt er über alles Unglück leidlich hinweg und ist
noch 1675 und später im Dienst. 1679 folgt ihm Johann Matthaeus Birken-
städt; diesem wieder der Sohn Matthaeus Christoffer Birkenstädt (f 17. Oktober
1763). Es folgt für die nächsten drei Jahrzehnte, aber erst von 1764 an,
Joh. Rudow, (f II. April 1793),*) und auf diesen 1794 Friedr. Heinr. Voss
(t 1836). Vgl. Walter a. a. O.
Obwohl das Patronat nach Auflösung des Klosters Broda auf den
Landesherrn hätte übergehen sollen und dies auch wiederholt in den Kirchen-
akten des XVL Jahrhunderts zum Ausdruck kommt, so hat sich die Sache
dennoch so entwickelt, dass es nachher am Besitz des Gutes haftet. Seitdem
daher das Grossherzogliche Ministerium des Innern Besitzer von Federow
geworden ist, hat es auch die Rechte und Pflichten des Kirchenpatrons über-
nommen.
Kirche. Kirche, Die Kirche ist ein kleiner frühgothischer Feldsteinbau in Form
eines länglichen Vierecks. Das ursprüngliche Portal auf der Südseite (jetzt
zugesetzt) entspricht dem Charakter und der Zeit des Baues aus dem Ende
') ^^'ȧgc'", Annalen, S. 133.
>) Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 32.
GUT UND KIRCHDORF FEDEROW. 349
des XIII. oder Anfang des XIV, Jahrhunderts. Es hat ein einfaches Kapitell-
glied, welches so tief unter der Kämpferlinie sitzt, dass die darüber liegende
Bogenlaibung sich als gestelzter Spitzbogen darstellt. Im Innern eine flache
Holz- und Bretterdecke.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. An der Nord wand zwei Innere Ein-
SCHUCKMANN'sche Allianzwappen von Zinn. S. Kargow. richtung.
Im Glockenthurm zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,70 m) ist 1887 Glocken,
von Ed. Albrecht in Wismar umgegossen.^) Die kleine (Dm. 0,42 m) ist alt
und stammt aus dem Jahre 1494. Oben um die Haube herum
die Inschrift: V alle marffl ^tacia plena bni tt^ mcccc;:ciifi v JX^^
Daneben ein Giesserzeichen. Im Felde ist die Glocke mit ■ ^r^
einer ganzen Reihe von Figuren verziert: es sind ein Krieger ^^^
mit Lanze (also wohl der hl. Georg); ferner die hl. Jungfrau ^
Maria als Mater Misericordiae, unter ihren Armen je drei anbetende lang be-
kleidete Figuren; die hl. drei Könige; Moses vor dem feurigen Busch mit
der Gestalt des Herrn darüber, und zuletzt das Bild einer Monstranz mit
einem zweitheiligen Gehäuse, in deren jedem zwei Engel die Eucharistie (oder
geweihte Hostie) in Gestalt einer kreisrunden Scheibe emporhalten.
Hier mag angeschlossen werden , dass 1 8 1 1 noch ein Bildniss des
Pastors Baltzer Wunne in der Kirche war. Die Unterschrift gab an, dass er
nach dreizehnjähriger Amtsthätigkeit an der Kirche zu Federow am 28. No-
vember 16 17 verstorben sei.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit dem Maltzan- Kleinkunst-
Korckwitz'schen Allianzwappen und der Inschrift: HERMANN FREIHERR VON werke.
MALTZAN U«EVA FREIFRAU VON MALTZAN GEB*VON KORCKWITZ SCHENK-
TEN DER KIRCHE ZU FEDEROW DIESEN KELCH IN DANKBARER ERINNE-
RUNG AN DIE GEBURT IHRES SOHNES HEINRICH NICOLAUS ZU FEDEROW
AM 28 • OCTOBER 1871. Dazu eine Patene. Von einem Goldschmied Günther.
— 3. 4. Abendmahlskanne mit der Umschrift auf dem Fusse: 1873 GESCHENK
DES FREIHERRN V • MALTZAN UND DER FREIFRAU V • MALTZAN GEB • V •
KORCKWITZ AN DIE KIRCHE ZU FEDEROW. Ohne Stempel, angeblich vom
Rostocker Goldschmied Kerfack. Von diesem auch das Ciborium in Form
einer kreisrunden Schachtel. — 5 — 8. Zwei zinnerne Kelche mit Patenen.
Stempel verdrückt. — 9. Messingschüssel in Treibarbeit, gestiftet von SAMUEL
HINRICH HEITMAN 1767. — 10 — 13. Zwei ältere und zwei jüngere Zinnleuchter.
Die beiden älteren von 1688, der eine von HANS BARG, der andere von
MARIA ZIZOWEN gestiftet. Stempel verdrückt. Die jüngeren von 1821, der
eine von JAKOB CHRISTIAN RENTNER, der andere von JOHANN REINCKE
gestiftet, beide von einem Zinngiesser F K.
*) Ihre Vorgängerin war 1787 von J. C. Meyer gegossen worden und trug den Namen des
Pastors Johann Rudow. S.Inventar 181 1.
350
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN .
Guss-
eiseme
Platten.
Vor dem Backofen der Wittwe-Dieckmann'schen Wohnung steht eine
guaseiseme Platte (44 x 64 cm), die in der Mitte erhöht darstellt, wie der
Engel die Hagar tröstet.
Vor dem Backofen des Altentheilers Witt eine gleiche Platte (28 X 64 cm),
die die hl. Maria mit dem Christkind zeigt. Darunter sind zu erkennen die
Buchstaben V I N C. Aus anderen Buchstabentheilen und den Intervallen
scheint sich AMICITIA VINCIT OMNIA zu ergeben.
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Das Gut und Fiiiai- Kirchdorf Kargow.')
|argow ist von ältester Zeit her ein Filial- Kirchdorf von Federow.") Was
über des letzteren Zugehörigkeit zum Kloster Broda gesagt worden,
gilt auch für Kargow. Auf Kargow sitzen im XIV. Jahrhundert die Pritzbuer
und darnach die Kastorf. Nach deren Aussterben im Jahre 1 547 fällt das Lehn
heim und wird nun im folgenden Jahre an Klaus Below verliehen, der es 1461
seinen Söhnen abtritt.'*) Die Zeiten des dreissigj ährigen Krieges machen auch
diesem Besitz ein Ende. Das Gut verfallt dem Konkurs. 1633 erwirbt es
Sigismund August von Thomstorf. Er empfangt den Lehnbrief am 28. Mai 1636,
verkauft es aber 1688 dem Baron von Erlenkamp.*) Im Antoni -Termin des
Jahres 1741 wird es Schuckmann'scher Besitz. Solcher bleibt es bis 1839,
dann aber wird es für 1 18000 Thlr. Gold an L. Nicolai verkauft, von dem es
1866 C. J. Neumann ersteht, dessen Nachkommen es heute noch besitzen.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Federow. Das Patronat ist
hier ebenso wie bei Federow mit dem Besitz des Gutes verbunden worden.
Kirche. Die Kirche zu Kargow ist gleich der in Federow ein früh-
gothischer Feldsteinbau in Form eines länglichen Vierecks vom Ende des XIIL
oder Anfang des XIV. Jahrhunderts. Zwei frühgothische Portale fuhren ins
Innere, jedoch ist das des Thurmes zugesetzt. .In den Wandungen und Lai-
bungen dieser Portale wechseln rechtwinklig geformte Kanten mit Rundstäben
ab, und in der Kämpferlinie dient ein entsprechender Rundstab als Kapitell-
glied. In der Ostwand drei spätromanische Schlitzfenster, in deren Wandungen
und Laibungen ebenfalls rechtwinklige Kanten und Rundstäbe abwechseln.
Von den Fenstern der beiden Langseiten hat das auf dem westlichen Ende
der Nordseite gelegene, in welchem zwei Fensterschlitze durch einen über-
*) 7 km oststidöstlich von Waren. >Ort des Kargac : Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 65. Un-
gefähr soviel wie > Habichtshagen c : altsl. Kraguj = Habicht.
*) M. U.-B. 5226. S247.
•) Akten im Grossh. Archiv.
*) Akten im Grossh. Archiv.
GUT UND KIRCHDORF SPECK. 35 1
gespannten gedrückten Spitzbogen zusammengefasst werden, allein seine Ur-
sprünglichkeit bewahrt. Im Innern eine flache Bretter- und Balkendecke. Die
Kirche hat im Ganzen viele Aehnlichkeit mit der Federower, nur ist das
Eingangsportal in Kargow nicht auf der Süd-, sondern auf der Nordseite.
Neben dem Portal auf der Nordseite ein Weihwasserbecken von Granit.
Von der inneren Einrichtung mag der Herrenstuhl mit dem SCHUCK- Innere Ein-
MANN-LINSTOW'schen Allianzwappen hervorgehoben werden.^) richtung.
Ausserdem bewahrt die Kirche noch iiinf zinnerne Allianzwappen der Wappen.
Familie VON SCH UCKMANN auf.
Auf dem Altartisch zwei zinnerne Leuchter von C. Jllies-Waren (1823). Leuchter,
Ein messingenes Becken, gestiftet 1708 von DANIEL KOG und STEFFEN KOG. Becken.
Im Glockenstuhl eine Glocke von 0,8o m Dm. mit der Inschrift: Glocke.
GOTT LOB' ICH
DIE LEBENDEN RUF ICH
DIE TOTEN BEWEIN' ICH
LEOPOLD NICOLAI KIRCHEN PATRON.
Unten: MICH GOSS C. JLLIES IN WAREN 1841.*)
Als Vasa sacra werden die zu Federow benutzt. Vasasacra.
Das Gut und Kirchdorf Speck.')
Ipeck ist ein alter Holsteinischer Besitz. Urkundlich wird es zuerst im Geschichte
Jahre 1274 erwähnt, als Nikolaus von Werle der Stadt Röbel den des
Düstem Wohld zwischen der Müritz und dem Specker See verkauft.*) Als A-'orles.
darauf derselbe Fürst der Stadt Waren 1292 den ihr von seinem Oheim ge-
schenkten Warenschen Wohld bestätigt, nennt er als Grenzen die Gebiete von
Schonenberghe, Vederowe, Jamene, Paletzke, Specke etc.^) In dem Landes-
theilungsvertrag zwischen den Fürsten Johann und Henning von Werle vom
2. December 1316 wird »Specken« dem Parchim - Malchower Theile zu-
getheilt.®) Ueber die ältesten Besitzer des Dorfes und Gutes verlautet nichts,
aber solange die Holstein auf Ankershagen sitzen, wird Speck als Pertinenz
dieses Gutes angesehen und ist somit seit dem XIV. Jahrhundert Holstein'scher
^) Johann Friedrich von Schuckmann und Katharina Maria von Linstow.
•) Das Inventar von 181 1 fuhrt ebenfalls nur eine Glocke auf: »hat eine Inschrift
gehabt, die aber jetzt unleserlich ist.c
') 15 km südöstlich von Waren.
*) M. U-B. 1342.
*) M. U.-B. 2161. S. o. S. 329.
^ M. U.-B. 3860.
352
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Kirche.
Innere Ein-
richtung.
Glocke.
Vasa Sacra.
Besitz. Das bleibt so bis ins XVIII. Jahrhundert. Am 24. Januar 1739 schliesst
Jakob Ernst von Holstein auf Klink mit Ludwig Reimar von Rohr einen
Pfandvertrag über Speck ab, welcher am 16. August 1741 lehnsherrlich ge-
nehmigt wird und zwölf Jahre später zur gänzlichen Veräusserung des Gutes
an Ludwig Reimar von Rohr fuhrt, der am 23. Februar 1753 mit Speck
belehnt wird. Rechtsnachfolger der Rohr ist 18 12 der Forstrath Karl Wilhelm
von Haugwitz, dessen Nachkomme gleichen Namens noch heute im Besitz des
Gutes ist.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Federow. Ebenso wie dort
ist hier das Patronat mit dem Besitz des Gutes verbunden.
Kirche. Die Kirche in Speck ist ein Phantasie -Neubau aus der ersten
Hälfte des XIX. Jahrhunderts mit Anklängen an romanische und an gothische
Formen. Der Chor hat gothischen Polygonalschluss aus dem Achteck, aber
rundbogige Schlitzfenster. Das Langhaus hat dreitheilige rundbogige Fenster
mit frühgothischem Masswerk. Beide, Chor und Langhaus, haben eine Holz-
decke mit Kassettenmalerei in Blau, Roth und Gold.
Der Platz einer älteren Kirche war südwestlich von dieser, der der
allerältesten Kirche dagegen nordöstlich von der gegenwärtigen.
Die innere Einrichtung (Orgel- Empore, Kanzel, Herren- und Prediger-
stuhl) sind in klassicierenden Formen ausgeführt, bei denen die aufgelegten,
theils geschnitzten, theils gemalten Ornamente an den klassicierenden Ge-
schmack in den bekannten Thon- und Steingutgefassen des Engländers Wedg-
wood erinnern. An der Orgel - Empore , welche keine wirkliche Orgel,
sondern nur eine Orgelblende enthält, sieht man in einem länglichen Oval auf
blauem Grunde die Wappen von O. F. V. ROHR und seiner Gattin L. B.
V. RAM IN.
Im Thurm eine von ALFRED HERMANN OTTO VON HAUGWITZ 1863
gestiftete und von C, Jllies-Waren gegossene Glocke von 80 cm Dm. mit der
Inschrift: HOC SIGNUM MAONI REGIS EST.')
Vasa Sacra, i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1819 von OTTO
VON ROHR. Dazu eine Patene. Beide angefertigt vom Warenschen Gold-
schmied F(rledrlch) ö(sten). — 3. 4. Zinnerner Kelch und Patene,
gestiftet 1728 von F.V.R« mit den Stempeln eines Warenschen
Zinngiessers. — 5. Neues Taufbecken von Assmann -Ludenscheid-
Berlin. — 6. 7. Zwei zinnerne Leuchter in klassicierendem Geschmack von
dem Warenschen Zinngiesser l(ochim) B(aass) 1793.
*) Das Inventar von 181 1 spricht von einer kleinen Glocke, enthält aber keine näheren
Angaben darüber.
" .^ \^' •\^' ^ »■^-■^
GUT UNI) KIRCHDORF HOEK. 353
l8 km siidsüdöstlich von Waren.
Lisch, M. Jahrb. II, S. 63 IT., 951!'. M.U.H. 1295. 1342. 1946. 2388.
Lisch, a. a. ()., S. 63 fr.
M. U.-15. 1396.
M. U.-H. 1295.
M. U.-H. 2727.
M. U.-B. 1308.
23
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Boek.')
^|n der Nordwestgrenze des alten Landes Turne oder der Komthurei Geschichte
Mirovv liegt das Gut Boek, welches schon im XIII. Jahrhundert zum J^^^
wesentlichsten Theil im Besitz des Geschlechtes der Ritter von Havelberg ist,
das in der Geschichte der Müritzgewässer und des Landes Turne eine wich-
tige Rolle spielt.^) Der Stammhalter dieses Geschlechtes in Mecklenburg,
Johannes von Havelberg, erscheint 1273 im Besitz von Boek an der Müritz.
Sein Sohn Bertoldus verhandelt im selben Jahre wegen der Mühle in Boek,
die sich im Besitz der Johanniter-Ritter zu Mirow befindet und welcher eine
grosse Wichtigkeit beigelegt wird, wie das in damaliger Zeit mit allen Mühlen
der Fall ist.^) Diese Mühle hat den Havelberg's fortwährend Veranlassung zu
Klagen über Beeinträchtigung ihrer Ländereien und in Folge davon zu Ent-
schädigungs- Forderungen gegeben, so dass sich die Herrn von Werte auf
Grund langwieriger Verhandlungen zwischen den Interessenten veranlasst sehen,
dem Orden 1276 den Besitz der Mühle zu bestätigen und die Söhne des
Johannes von Havelberg, Bertold und Heinrich, zu bewegen, dass sie allen
Ansprüchen entsagen, welche sie wegen des Laufes des Mühlwassers haben
könnten.*) Vorher aber entschädigt Nikolaus von Werle den Johannes von
Havelberg mit Geld dafür, dass er, zum Ablassen von Müritzwasser, durch
seine Besitzungen in Boek einen Kanal gräbt. ^)
Die Havelberg sitzen in Boek bis ins XIV. Jahrhundert hinein, worauf
sie allmählich aus der Gegend verschwinden. Ausser ihnen finden wir den
Ritter Retzow (Ritzecow) mit Besitz und Rechten in Boek. Er ist es z. B.,
der dem Kloster Neuenkamp die Gerichtsbarkeit über die Boeker Mühle ver-
kauft, was am 25. Januar 1301 vom Fürsten Nikolaus von Werle bestätigt
wird.^) Daher wird auch dem Kloster Neuenkamp vom Fürsten Nikolaus die
Mühle daselbst übergeben, wobei es dunkel bleibt, wie sich das Verhältniss
zur Komthurei Mirow stellt.^)
Ausser dem Ritter von Retzow treffen wir später auch die Brüsehaver
in Boek. Es ist dies zur Zeit des Niederganges der Havelberg, und es mu.ss
als ein Zeichen der Ohnmacht der Mirower Komthurei und des geschwundenen
354 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Einflusses der Havelberg angesehen werden, dass die Brüsehaver dem Kloster
Neuenkamp gestatten, die Mühle weiter abwärts zu verlegen.^)
Nun fehlt es einige Zeit hindurch an urkundlichen Nachrichten. Wir
merken nur, dass Boek im Laufe der Jahre in den Besitz der Holstein gelangt
ist, welches Geschlecht u. a. auf den benachbarten Gütern Ankershagen,
Möllenhagen, Federow u. s. w. angesessen ist. Es sind dies jene Güter und
Dörfer, die sie im Laufe des XIV. und XV. Jahrhunderts erwerben, festhalten
und noch im XVL Jahrhundert durch anderweitigen Erwerb vermehren. Der
Stifts- und klösterliche Besitz verschwindet mit der Durchführung der Refor-
mation. So auch in Boek. Nachher beginnen mit dem dreissigjährigen Kriege
die Zeiten der Noth und damit jene Verpfandungen, durch welche eine kaum
zu lösende Wirrniss in die Besitzverhältnisse der Güter kommt.
Schon 1610 werden von den Holstein die Boeker Tannen verpfändet.
1645 werden der Kirche zu Federow drei Bauern und der Antheil an der
Boeker Mühle verpfändet. Auch Joachim Maltzan auf Grubenhagen h^t in-
zwischen erheblichen Besitz daselbst erlangt. 165 1 werden dem Joachim Kriegow
drei verpfändete Bauern zugesprochen. Desgleichen gehören dort dem
Henning von Heydebreck auf Zähren einige Bauernhufen. Dieser verkauft
seinen Besitz am 11. Juni 1678 an Heinrich Stegemann. Uebrigens hat auch
Federow, welches inzwi.schen aus Holstein'schen Händen an Jürgen Oldenburg
übergegangen ist, von dem Holstein'schen Besitze her noch einen Antheil an
Boek. Jürgen Oldenburg kauft ferner das Dorf und Gut Zähren von Henning
von Heydebreck und gewinnt damit zugleich die von Heydebreck pfandweise
besessenen, ihm adjudicierten Boeker Antheile. Nach dem Tode Joachim
Maltzan's verpfänden dessen Erben 1700 einige von ihren Boeker Antheilen an
Friedrich Sittmann. Als dieser noch in demselben Jahre stirbt, melden sich
zum Empfange des ihrer Ansicht nach geöffneten Lehens Retzow auf Eick-
horst des Sittmann hinterlassene Wittwe im Namen ihrer Kinder, Maltzan's
Bruder Christian Friedrich zu Rostock und Joachim Dietrich Plessen auf Tor-
gelow. Es wird aber einstweilen nur der Sittmann'sche Pfandbesitz verlängert.
Im Jahre 17 10 haben noch Antheil an Boek die Sittmann'schen Erben
mit ihrem Stiefvater, ferner die Maltzan's und Jürgen Oldenburg wegen seines
Gutes Federow. Der erst- und letztgenannte aber treten ihre Rechte an
Dietrich von Plessen auf Torgelow ab, welcher einen Lehnbrief erwirkt. Indessen
hat auch Jürgen Oldenburg in früherer Zeit Holstein'sche Antheile an Boek
erworben. Diese verkauft er 1720 an Otto Christoph von Ribbeck, welcher
schon vorher Sittmann'sche Antheile erworben hat, die durch Heirath an
den Geh. Rath von Schuckmann gekommen waren. Dieser Wirrniss macht
endlich Jakob Ernst von Holstein ein Ende durch Anstrengung eines grossen
Reluitionsprozesses gegen sämmtliche Inhaber Boeker Antheile, ausgenommen
den Inhaber des Federower Antheils, dessen Recht er anerkennt. Er ge-
winnt den Prozess, findet sich mit dem Inhaber des Federowschen Antheiles
^) M. U.-B. 9269.
GUT UND KIRCHDORF BOEK. 355
ab und wird nun im Jahre 1746 vom Herzog Karl Leopold mit dem ganzen
Gute bewidmet, das bei dieser Gelegenheit allodificiert wird. Die Allodifikation
aber wird später nicht anerkannt. Selbstverständlich ist während dieser Zeit
der Zerstückelung das Gut sehr heruntergekommen, die Reiuition und der
Prozess haben viel Geld gekostet, und daher verkauft Holstein das Gut schon
in demselben Jahre an Ernst Friedrich von Raven auf Vielist, welcher es 1 780
dem Baron von Schorlemer auf zwanzig Jahre antichretisch verpfändet. Dieser
nutzt die zwanzig Jahre nicht ganz aus, 1797 ersteht es der Geh. Raths-
Präsident Ulrich Otto von Dewitz. Sein Rechtsnachfolger ist 1805 der
Regierungsrath Karl Wilhelm Friedrich David von Pentz, von dessen Erben
es 1836 der Vice- Landmarschall Adolf Friedrich Karl von Oertzen erwirbt.
1842 hat es der Klosterhauptmann Karl Peter Baron Le Fort, dessen Nach-
kommen noch heute im Besitz sind.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Federow. Nachdem die Kirche
zu Boek die letzten Jahrhunderte hindurch ohne ausreichende historische
Gründe als vagierende Mutterkirche angesehen und als solche zu Federow
gelegt worden, ist sie seit dem XIX. Jahrhundert, und zwar seit 181 5, in
gleichem Charakter mit der Kirche zu Rechlin verbunden worden.*) Das
Patronat haftet vom XVI. Jahrhundert her am Besitz des Gutes.
Kirche. Die Kirche stammt aus dem Jahre 1847 ^^^ i^^ i^ ^^^^ ^^^ Kirche,
romantischen Gothik dieser Zeit erbaut.*)
Die innere Einrichtung ist dementsprechend. Die Kanzel steht hinter Innere Ein-
dem freistehenden Altar, ungefähr iV« m höher als dieser. Auf dem Altar richtung.
ein Krucifix von Neusilber. Die Kirche wird auf den neuen Geräthen stets
als Johannes -Kirche bezeichnet.
Im Thurm hängen zwei Glocken von 66 und 44 cm Durchmesser. Glocken.
Beide sind in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts von dem
Patron der Kirche, Baron VON LE FORT, gestiftet und von C. Jllies in Waren
gegossen.^)
Kleinknnstwerke. i. 2. Kelch von 1844 mit Patene, beide ohne Werk- Kleinkunst-
zeichen. — 3 — 6. Kelch, Patene, Oblatendose und Kanne, neu, von Hossauer- werke.
Berlin. — 7 — 9. Krankengeräth von 1892 (Sy & Wagner- Berlin). — 10. Tauf-
becken von Messing, von 1856. — 11. Ein zweites Taufbecken von 1898
(Reinecke -Hannover). — 12. 13. Zwei Leuchter, neu.
*) Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 18. 76.
•) Vgl. darüber bei Dobbertin.
•) Von den Vorgängerinnen hatte nur eine eine Inschrift: sie war 1723 z. Zt. des Pastors
M. Chr. Birkenstädt und unter dem Patronat des O. Chr. von Ribbeck und seiner Gemahlin Sabina
Dorothea von Knoblauch gegossen worden. Von wem, verschweigt das Inventar von 181 1.
2a*
356
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Schiön.')
chlön ist in frühester Zeit ein Ort von grösserer Bedeutung. Ein ganzer
Landstrich nämlich wird nach ihm das Land Schlön »terra Zlone« ge-
nannt, und schon im Jahre 1218 kommt der Ort, welcher zur Schweriner
Diöcese gehört, urkundlich vor.*) Im Jahre 1265 präsentieren Gemeke und
Bernd Plasten den Johann Schröder zu einer Vikarei an der Kirche zu Schlön.*)
Auch hier findet wie in Kargow und Federow ein Austausch der Patronate
zwischen dem Fürsten Johann II. von Werle und dem Kloster Broda statt,
welches für das Patronat der Kirche zu Waren u a. das in Schlön eintauscht.*)
Im Jahre 1333 wird dem Notar des Fürsten Johann von Werle vom Probst
und Konvent zu Broda die Pfarrerstelle zu Schlön verliehen.^)
Im XVI Jahrhundert finden wir das Geschlecht der Rostke als Besitzer
von Schlön, welches bis dahin anscheinend dem Landesherrn gehörte.®) Erst
der dreissigjährige Krieg bringt auch diesen Besitz zum Wanken. Im Jahre
1623 bitten die Vormünder des Erdmann Rostke um Erlaubniss zur Ver-
pfandung des Gutes Schlön, und am 25. April 1626 wird der Konsens über
die von Zacharias Rostke vorgenommene Verpfandung des Gutes an Kurt
RestorfF auf einundzwanzig Jahre ertheilt. 1655 wird Schlön dem Hans Gräve-
nitz für 10882 Gulden adjudiciert. Trotzdem muthen die Rostke das Gut und
Dorf, an dem sie immer noch einen Antheil haben, in den Jahren 1661,
1669 und 1670. Indessen der Amtmann Christian von Grävenitz verkauft es
unbekümmert darum in den Jahren 1680 — 1684 an die Gebrüder Kosboth
auf Torgelow. Und nun überlässt Kaspar Rostke 1685 den ihm gebliebenen
Antheil an Schlön dem Baron von Erlenkamp für 2000 Gulden. 1687 hat
dieser auch den Kosboth'schen Antheil erworben. Noch im Jahre 1689 muthen
die Rostke Gut und Dorf Schlön; aber der Muthschein wird ihnen verweigert.
Erlenkamp veräussert elf Jahre später, 1701, seinen Besitz an Kurt RestorfT.
Am 2. März 1702 erhält dieser den Lehnbrief über das ganze Gut Schlön.
*) 9 km nordöstlich von Waren. Bei dem alten Namen Slone erinnert Kllhnelf M. Jahrb.
XLVI, S. 129, an die beiden Adjektive >sulanii = zusammengeflossene und »slony = salzig«,
giebt also keine Entscheidung.
*) M. U,-B. 857. Vgl. 2400., wo die Bemerkung: »Zlone terra resignatur capitulo Hauel-
bergensi a Caminensi episcopoc mit Bedenken aufzunehmen ist, wie auch von den Herausgebern
des Urkundenbuches geschehen. Denn das oft genannte mittelalterliche Verzeichniss der dem
Schweriner Stifte angehörenden Kirchen und Pfarrlehne nennt ausdrücklich auch Schlön und
Dratow.
^) M. U.-B. 1029.
*) M. U.-B. 5226. 5247,
^) M. U.-B. 5470.
<') Vgl. M. U.-B. 11391.
GUT UND KIRCHDORF SCHLÖN. 357
Ein Theii desselben, »das Ueberende«, hat stets zum Gute Torgelow gehört.
Dieses Gut kauft 1703 der Landrath von Plessen für 26900 Thaler, und
nun erwirbt er im folgenden Jahre auch Schlön nebst dem Patronat der
Kirche und der hohen Jagd.') 1726 erwirbt beide Güter der Obrist Levin
Ludwig III. Hahn, Seine Nachkommen verkaufen sie in der Erbregulierung
1785 an den Kammerherrn Karl August von Behr-Negendank, dessen Ge-
schlecht noch heute diese inzwischen zum Familienhdeikommiss erhobene Be-
sitzung innehat.')
Ein Vikar Johann Schröder wird 1265 genannt. Er wird, wie schon
oben bemerkt worden, von den Gebrüdem Gemeke und Berend Plasten zu
Gnindri^s der Kirche tu Schlön. Pries.
einer Vikarei in der Kirche zu Schlön vorgeschlagen. Um 1333 hat der
Notar des Fürsten Johann von Werle das Kirchlehn zu Schlön vom Kloster
Broda erhalten, 1355/56 kommt ein Pleban oder Kirchenrektor Hermann
Blankensee zu Schlön als Zeuge in einer Urkunde vor, und zehn Jahre später
in Dratow ein Pleban Nikolaus vom Sunde. Mehr mittelalterliche Geistliche
sind bis jetzt nicht auf uns gekommen.
In der Zeit nach der Reformation bleiben die Kirchen zu Schlön und
Dratow noch lange von einander getrennt. In Schlön folgen im XVI. Jahr-
hundert auf einander Joh. Lobis (Lobys, nicht Tobys, um 1541/42), Jochim
Sperling (um 1567 und später), Joachim Hete (um 1575, 1577) und Nikolaus
') Akten im Grossh. Archiv.
>) Lisch, Geschl. Hahn III, Ü. 131 ; IV, S, 142, 149-
3S8 AMTSGERICHTSBEZIkK WAREN.
Meibaum (noch 1613 im Dienst); in Dratow aber Ewald Purhagen (um 1541),
Andreas Witte (um 1577), Johann Schleier (um 1586) Jochim Werth (Wehrdt,
Kirche zu Schlön. Pries.
Haus, Weib und Kind aufgiebt und in die Irre geht. Seine Abschiedsbriefe
sind erhalten und geben Zeugniss von der tiefen Angst, die ihn um Seele
und Seligkeit ergriffen hat. Die Kirche zu Dratow wird nun zu einer Mater
vagans, tritt aber von 1712 an in eine dauernde Verbindung mit Schlön. In
Schlön sind inzwischen folgende Prediger auf einander gefolgt; von 1617 an
Kaspar Pippow (nicht Bibow), der bis in die dreissiger Jahre im Amte ist, und
den die Kriegsnoth von Haus und Hof treibt. 1637 hejsst es, die Kirche sei
gründlich verwüstet (»total ruiniert») und der Pastor in exilio gestorben.
GUT UND KIRCHDORF SCHLÖN.
359
Nun tritt eine lange Vakanz von mehr als dreizehn Jahren ein. Erst
1650 wird wieder ein Pastor berufen. Es ist Johann Henning, der bis 1660
in Schlön bleibt. Ihm folgt im selben Jahr Henricus Schmidt, der nach acht-
undvierzigjähriger Amtsthätigkeit 1708 in
Christian Dietrich Meten (von der Meden)
einen Substituten erhält und bis 171 1 im
Amte ist. Schmidt bedient ausser seiner
Hauptkirche in Schlön auch die Kapellen zu
Torgelow und Klein -Plasten. In Gross-
Plasten hat es auch eine Kapelle gegeben,
aber sie liegt nach Angabe des Visitations-
protokoUes von 1661 ganz danieder. Auch
die Kirche Dratow hat damals noch eine
Filialkapelle in Schwastorf, welche zu dieser
Zeit der genannte unglückliche Amoidus
Kirche zu Schlön. Pries.
Krebs verwaltet. 171 2 folgt David Petrus Zilius als Pastor in Schlön und
Dratow (f 1736). Nach längerer Vakanz wird 1742 Ernst Barthold Schenck
sein Nachfolger.^) Diesem folgt 1760 Christoph Friedrich Seger (f 13. Januar
1781). Von 1784 an ist Karl August Benold Pastor in Schlön (f 3. Februar
1791), und 1792 tritt Friedr. Hermann Beckmann an seine Stelle (f 7. Juni
1852). S. Walter a. a. O.
*) Im letzten Amtsjahr des Pastors Schenck vernichtet eine Feuersbrunst das Pfarrhaus und
beschädigt auch die Kirche und den Thurm zu Schlön. Daher die Zahl 1765 am Thurm.
360
amisgericht^hrzikk waren.
Kirche. Die Kirche ist ein charakteristischer Feldsteinbaii aus der
Zeit des Uebergangcs vom romanischen zum gothischen Slil des XIII, Jahr-
hunderts, aber durch Neuerungen vielfach entstellt. Wie vortrefflich die alte
Kirche ein.stnials in ihrer Gesammtwirkung erschienen sein niuss, zeigt die in
ihrer Ursprünglichkeit erhalten gebliebene
romanische Fenstergruppe auf der Südseite ..,-..~^,..,^
des Schiffes. Alle übrigen Fenster haben —
ihre alte Form verloren. Ebenso sind auch
die Portale ohne jede Bedeutung. Der Chor
ist mit einem scharfgralitjen Kreuzgewölbe
geschlos.sen. Das etwas höhere, aber mit
dem Chor unter einem einzigen Dachfir.st ver-
einigte Gewölbe des Schiffes stellt sich als
ein durch rundwulstige Uiagonahippen ab-
gctheiltes Kreuzgewölbe dar, zu dessen
Stütze ein schlanker achtseitiger Pfeiler
dienen soll, welcher erst später eingeschoben
i.st und keine günstige Vor.stellung von den
Ansichten seines Baumeisters über Druck,
Schub und Last des Gewölbes erweckt. Die
Trennung zwischen Chor und Schiff wird
durch einen flach ge.spannlen brcitgurtigen Kundbogen bewirkt, welcher mög-
licherweise ebenfalls nicht von Anfang an in dieser Form beabsichtigt war.
Viel stilentsprechender erscheint der als gedrückter Spitzbogen sich dar-
.stellende Trennungsbogen zwischen Schiff imd 7"hurni, dessen Innenraum
zwecks Aufnahme der Orgel-Empore zum Schiff der Kirche hinzugenonmien
ist. Der Thurni, welcher wenig jünger sein wird als die übrige Kirche, trägt
einen vielgliedrigen Helm im Geschniack des Barockstils.
Der Altaraufsatz ist ein Werk des Barockstils, ebenso die Kanzel.
Im Thurm hängen zwei Glocken. Die grössere ist ein im Jahre tS92
ausgeführter Umgu.ss aus einer älteren Glocke und als solcher eine Stiftung
des H. V. BEHR-NEGENDANK und seiner Gemahlin A. V. BEHR-NEGENDANK,
geb. Gräfin BLÜCHER. Der Giesser ist Gustav Collier in /ehlendorf) — Auf
der kleineren Glocke die In.schrift: GEHÖRIG DER KIRCHE ZU ALT SCHLOEN -
ANNO 1829 GOSS MICH HACKENSCHMIDT-BERLIN.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i — 5. Zwei silberne Kelche, Lübecker Arbeit des
werke. XVIII. Jahrhunderts, der eine mit dein Meisterzeichen I H D, der andere mit
S F S (?), dazu zwei .silberne Patenen ohne Zeichen und eine silberne Oblaten-
schaclitel, die aus neuester Zeit ist. Sämmiliche fünf Stücke sind ohne
Inschrift. — 6. Zinnerne Weinkanne, ohne Inschrift. — 7. Messingenes Tauf-
Altar,
Kanzel,
') llire Vorgänge rii
Kiiülie hatte 181 1 nur dii
1730 ^
I I.01
K Strahlborn in Lul)eck gegos
Die
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KLEIN -PLASTEN.
361
becken vom Jahre 1652, gestiftet von ANNA PRANGERS. — 8. Noch ein
messingenes neues Taufbecken. — 9. 10. Zwei zinnerne Altarleuchter, der
eine 1750 von JOCHIM IHRNST BURMESSTER, der andere 1756 von ADAM
LANG gestiftet. Beide von dem Warenschen Zinngiesser I D E 1749. — 11.
12. Noch zwei zinnerne Leuchter, mit der Marke des englischen Zinns, von
einem Zinngiesser C F B 1725, der eine gestiftet von JÜRGEN CHRISTOFFER
STINDTMANN, der andere von N- BEHRENS 1729.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Klein -Plasten.')
Geschichte
des
Dorfes.
lein-Plasten hat laut einer Urkunde des Kloster Broda schon im Jahre 1284
und zwar als wendisches Dorf bestanden.*) Das Gut gehört ursprünglich
der Familie der Plasten, seit 1450 aber der auf zahlreichen Gütern in der
Nachbarschaft angesessenen Familie Voss, von welcher es ums Jahr 1498
Hermann Kamptzens Vormünder erwerben. Endgültig freilich verkauft Wedege
Voss Klein -Plasten erst 15 14 an Hermann Kamptz, und zwar für 3000 Gulden
Rhein. •'*) Die von Kamptz halten das Gut bis 1789 fest, in diesem Jahre
verkaufen sie es für 33 500 Thaler Gold an den Hauptmann August von Blücher,
dessen Nachkomme Ernst von Blücher es 1852 an Adolf Hermann von Boddin
für 150000 Thaler wiederverkauft. 1893 besitzt es Adolf Friedr. Schmahl,
1894 Max Fleischmann und seit 1898 Ernst von Blücher.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Schlön, wo erwähnt worden
ist, dass auch Gross- Plasten bis ins XVII. Jahrhundert hinein eine eigene
Kapeile hatte.
Kapelle. Die Kapelle zu Klein -Plasten ist ein schlichter Bau aus dem
Jahre 1731, den die damalige Besitzerin, Margarethe Elisabeth von Kamptz,
geb. von Langermann, errichten liess.
Das Innere bietet nichts Besonderes. Altar und Kanzel sind zu einem
Baukörper verbunden. Von den beiden Glocken ist die grössere im Jahre
1747 unter dem Patronat des CA. VON KAMPTZ undSCVON SCHUCKMANN
.sowie unter dem Pastorat des E • B • SCHENCK von Joh. Gottfried Wosack ge-
gossen worden. Die kleinere dagegen ist 1794 von J. C. Meyer zu Neustrelitz
gegossen und enthält keine weiteren Angaben über die Patrone und den Pastor.
Die Vasa sacra der Kapelle, Kelch, Oblatenteller und Kanne, sind neu und Vasa sacra.
um 1870 von Frau VON BODDIEN, geb. VON ARNIM, geschenkt worden.
Kapelle.
Inneres.
Glocken.
^) II km ostnordöstlich von Waren. »Plast-, plostc = Hufe: Ktihnel, M. Jahrb. XLVI,
S. 107. Also soviel wie > Hufendorf c.
*) V. KamptZf Familiengeschichte der Kamptz, S. 34 § 75 fr. M. Jahrb. XIV, S. 334.
') V. Kamptz, a. a. O., S. 183 ff., S. 28.
362
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Das Gut und Kirchdorf Gross -Dratow.')
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
ross-Dratow erscheint urkundlich zuerst im Jahre 1284, als der Bischof
Hermann von Schwerin die im Schweriner Dom vom Domherrn Erpo
gestiftete Vikarei bestätigt, welche dieser mit Zehnten aus den Dörfern Melitz,
Deutsch -Plasten und Deutsch -Dratow bewidmet hat.^) Die Bezeichnung der
letzteren beiden Orte als »Deutsch« berechtigt zu der Annahme, dass schon
zur wendischen Zeit Orte gleichen Namens an gleicher Stelle bestanden haben.
Das wird denn auch durch das Dasein der Dörfer Klein -Dratow und Klein-
Plasten in unmittelbarer Nähe bestätigt. Man weiss ja, dass die deutschen
Kolonisten, welche Mecklenburg im XII. und XIII. Jahrhundert besiedelten,
keine Gemeinschaft mit den vorgefundenen Wenden hielten. Das führte dann
entweder zu deren völliger Vertreibung oder, wie in den allermeisten Fällen,
zur Anlegung eines neuen Dorfes in der Nähe des alten sowie zur Unter-
scheidung mit Deutsch- oder Gross- von Wendisch- oder Klein-.
Ob die Familie Dratow, welcher der Knappe Nikolaus angehört, der im
Jahre 1365 als Zeuge vorkommt, in Gross -Dratow angesessen war, lässt sich
urkundlich nicht nachweisen, wohl aber tritt schon im Jahre 1378 Hermann
Camptze »de dar wonet tu Dratowe« auf,^) sodass Dratow als der Stammsitz
dieser alten Adelsfamilie angesehen werden muss,*) welche nach einer unge-
druckten Brodaschen Urkunde »antea a prima plantatione« daselbst sitzt. Sie
wird daher mit den deutschen Kolonisten eingewandert sein, wie es der münd-
lichen und schriftlichen Tradition dieses Geschlechtes entspricht. Trotz viel-
facher Bedrängniss, namentlich in den schweren Zeiten der vorletzten beiden
Jahrhunderte, versteht es das Geschlecht der Kamptz, sich auf dem alten Besitz
bis zum Jahre 1792 zu halten. Da wird Gross -Dratow an den Amtmann
Enoch Lembcke verkauft, dessen Geschlecht heute auch bereits über hundert
Jahre auf diesem Gute sitzt.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Schlön.
Kirche. Die Kirche ist ein längliches Viereck, welches aus einem
älteren Feldsteinbau des XIII. Jahrhunderts und aus einem jüngeren, ebenso
grossen Fachwerk- Anbau im Osten aus dem XVIII. Jahrhundert besteht. Beide
Theile haben eine gemeinsame flache Balken- und Bretterdecke. Im Westen
') II km östlich von Waren. AUslavisch : der-, dera-, drati ^^ schinden. Klihnel, M. Jahrb
XLVI, S. 42. Also ungefähr soviel wie > Schinderhagen c
«) M. U.-B. 1752.
*) M. U.-B. II 152. 11424. V. Kamptz, Familiengeschichte der Kamptz, S. 20 ff.
*) V. Kamptz, ebenda. BoU, (beschichte des Landes Stargard I, S. 52.
GUT UND KIRCIIDOKF GROSS- DR ATOW.
363
Altar,
Kanzel.
Leichen-
steine.
Tauf-
ständer.
Glocken.
ein schmälerer Feldsteinthurm mit einer vierseitigen Helmpyramide. Auf dem
herrschaftlichen Chor mehrere Langermann-, Schuckmann- und Kamptz'sche
Allianzwappen aus Zinn. Ausser der Dratower Empore giebt es noch zwei
Herrenstühle für Schwastorf und Klein- Dratow.
Die innere Einrichtnng ist den mangelhaften architektonischen Ver-
hältnissen entsprechend. Die Kanzel befindet sich über dem Altar.
Vor dem Altar liegen drei Leichensteine aus dem XVIIL Jahrhundert:
MARIANNE VON KAMPTZ, gest. 1781, ADOLPH VON KAMPTZ, gest. 1781,
GEORG VON KAMPTZ, gest. 1789.
Ein gusseisemer Tanfständer trägt die Inschrift: EINGEWEIHT BEI
DER TAUFE VON ANNA DOROTHEA LEMCKE 3 • JULI 1866 • LASSET DIE
KINDLEIN u. s. w.
Auf dem Thurm hängen drei Glocken. Die erste Glocke hat die
Inschrift: DIE HERREN GUTSBESITZER C • LEMCKE AUF GR. DRATOW, F.
RICHTER AUF KL* DRATOW UND G«SAURKOHL AUF SCHWASTORF LIESSEN
DIESE GLOCKE IM JAHRE 1853 VON C • ILLIES IN WAREN GIESSEN.') —
Die zweite Glocke trägt die Inschrift: LEVIN KAMZE, PHILIPP KAMZE,
PATRONE DIESER KIRCHEN; EHR «JOCHIM WERDT PASTOR A • D • 1620. —
Die dritte hat die kurze Inschrift: HANS VOS GOS MICH IN LÜNEBURG
ANNO 1680.
Kleinknnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 17 14 von Kleinkunst-
J • C • V • KAMTZ und M • E • V • LANGERMAN. Ohne Werkzeichen. Des- werke,
gleichen die Patene. — 3. Zinnerner Kelch, gestiftet 17 14 von J«C«V«K«
und M«E«V«L« Keine Werkzeichen. — 4 Ein kleinerer desgleichen mit
denselben Initialen und derselben Jahreszahl, mit verquetschten Werkzeichen. —
5. Silberne Kanne, gestiftet von C • und H • LEMCKE- GR • DRATOW 1868. —
6. Ovale silberne Oblatenschachtel, 1737 gestiftet von J • O*, wie es sich aus
einem bekrönten Doppelmonogramm auf dem Deckel ergiebt. Stadtzeichen
{M) (Malchin), Meisterzeichen (giwi (Joh. Dietr. Westphal). — 7. Längliche zin-
nerne Oblatenschachtel, gestiftet 1796 von H • J • BROCKMANN. Von einem
Zinngiesser Ehlers. Englisches Zinn. — 8. Silberner Oblatenteller, 1735 ge-
stiftet von GOTTFRIED LIPHARD. — 9. Zinnerne Taufschale von 1856. Keine
Werkzeichen. — 10. 11. Zwei Zinnleuchter von verschiedener Form, der eine
1737 gestiftet von CORNELIUS CLAUS BRAUER, mit undeutlichen anschei-
nend Friedländer Stempeln, der andere 1766 gestiftet von JOHANN HUDDEL-
BECK und ILSABE HEDWIG BARGEN, ebenfalls mit undeutlichen Stempeln.
*) Die Vorgängerin war 1704 z. Zt. des Pastors Schmidt und unter dem Patronat von
Christoph Albrecht von Kamptz gegossen worden. Von wem, verschweigt das Inventar von 181 1.
364
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Das Gut und Kirchdorf Deven.
|even ist jetzt ein Filial- Kirchdorf von Varchentin. Einstmals war es ein
Kirchdorf für sich, denn im Jahre 1373 ist Rambold Szanewitz Pfarrer
»in Diven «.^) Die Besitzverhältnisse sind ungemein verwickelt.') Zuerst treten
die Kargow in Deven und dortiger Gegend auf. Sie veräussern in der ersten
Hälfte des XV. Jahrhunderts ihre Besitzungen in Holz-Liepen an Lüdeke Hahn
auf Basedow; und als am 24. Februar 1469 der letzte Kargow stirbt und sein
Besitz in Deven, welcher aus sechs Hufen und zwei Käthen besteht, heimfallt,
wird Lüdeke Hahn auf Basedow unter der Bedingung damit belehnt, dass er
sich mit des Kargow hinterla.ssener Wittwe wegen ihres Leibgedinges abfinde
und sie keinen Schaden leide. ^) Ausserdem besitzt Hans Smort in Waren
einen Hof und dazu gehörende Hufen zu Deven, ebenso Drewes von Kosboth
drei Höfe und sechstehalb Hufen nebst einem Käthen und dem Mühlenkamp.
Beide Antheile erwirbt Lüdeke Hahn's Sohn Nikolaus; er wird von Herzog
Heinrich am 4. Oktober 1472 und am 15. Oktober 1475 damit belehnt.*)
Auch die Stute und Brüsewitz sind zu Deven begütert. Die Brüsewitz ver-
kaufen 1456 dem Knappen Heinrich Stute und seinem Sohn Otto zehntehalb
freie Hufen, fünf Bedehufen, zwei Hunger'sche Hufen (es kommt dort ein sog.
Hunger'scher Hof vor) und mehrere Käthen; die Stute erwerben 1507 von den
Kosboth's (Kossebade) zwei Hufen. Im Jahre 1572 erlischt das Geschlecht
der Stute. Da verleiht Herzog Johann Albrecht den heimgefallenen Devener
Antheil dieses Geschlechtes an Jürgen Below auf Kargow.^) In den Besitz
des Gutes und Dorfes theilen sich daher nun noch die Hahn und Below.
Die von Hahn treten ihren Antheil 16 10 theilweise, 1633 aber ganz an
Eckhardt Kamptz auf Plasten ab, dessen Nachkomme Christoph Ernst ihn 1764
dem Besitzer des anderen Antheils, Kammerjunker Heinrich Otto von Below,
verkauft.^) So gelangt Deven endlich in eine Hand. Rechtsnachfolger der
Below ist 1837 Advokat Albrecht Karl Ludwig Voss. 1856 besitzt Friedr.
Karl Christian Voss, 1879 Bernhard Söllner, 1886 Legationsrath a. D. Graf
Grote und seit 1887 Otto Graf Grote das schöne Gut.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Varchentin.
Kirche. Die Kirche ist ein alter Feldsteinbau, welcher ein längliches
Viereck mit steilem Satteldach darstellt und dem Typus der Kirchen zu Federow,
*) M. U.-B. 10 501. >Ort des D^ven«: Ktihnel, M. Jahrb. XLVI, S. 40.
-) Lisch, (Jeschl. Hahn lll, S. 20.
•) Lisch, a. a. O.
*) Lisch, Geschl. Hahn lll, S. 59. 71 f.
*) Akten im Grossh. Archiv.
**) V. Kamptz, Familiengeschichte, S. 384.
GUT UND KIRCHDORF GROSS -GIEVITZ. 365
Kargow und Alt-Schönau folgt, im Ganzen aber einfacher gehalten ist und der
charakteristischen Merkmale ermangelt, durch welche jene ausgezeichnet sind.
Die aus guten Ziegelsteinen aufgeführten Giebel sind mit Blenden verziert.
Der ganze Innenraum ist mit flacher Bretterdecke geschlossen.
Altar und Kanzel im Barockstil des XVIII. Jahrhunderts sind zu einem Altar und
Körper vereinigt, doch sind zum Schmuck des Altars acht geschnitzte Figuren Kanzel,
aus einem früheren gothischen Triptychon benutzt worden. "P ^^ °°*
Die der Kanzel gegenüber im Westen aufgebaute Empore zeigt ein Empore.
BELOW'sches Familienwappen ohne weitere Angaben.
Im Glockenstuhl befinden sich zwei Glocken; die grössere ist im Jahre Glocken.
1841 von C. Jllles- Waren gegossen,^) die kleinere hat weder Inschrift noch
Datum und ist nur mit einem Medaillon geziert, das einen einköpfigen Adler
in Relief zeigt.
Kleinktiastwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1880 von Kleinkunst-
TR AUGOTT SÖLLNER und Frau, geb. HENRIETTE WOLLMER (den Eltern des werke.
BERNHARD SÖLLNER, dessen Namensinitialen an der Cupa verewigt sind).
Dazu eine Patene. — 3. Silbervergoldete Patene mit den Initialen H«L»F«G«M.
Keine Stempel. — 4. 5. Zwei Zinnleuchter, gestiftet 1698 von BASTIAN
MVNSTER. Ohne Stempel. (Andere Vasa sacra der Kirche zu Deven befinden
sich in Varchentin.)
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Gross- Gievitz.')
ross-Gievitz, am Nordende des Torgelower Sees belegen, ist in alter Zeit Geschichte
ein von der Osten'sches Gut, kommt aber schon im XIV. Jahrhundert ^^s
in Voss'schen Besitz, in welchem es sich, einige Unterbrechungen abgerechnet,
noch heutigen Tages befindet. Vom Kummerower See und von Demmin her
dringt das Geschlecht der Voss schon im XIII. Jahrhundert in die Gegend
von Stavenhagen vor und erscheint sehr oft in der Umgebung der Herren
von Werle.^) Am i. November 1332 verleiht Johann III. von Werle dem
Friedrich Voss zur gesammten Hand mit Gottschalk von der Osten, so lange
dieser lebt, die von der Osten'schen Güter Gross- und Klein -Gievitz. Nach
beider Tode sollen allein die Erben des Vicke Voss die Güter besitzen. Dafür
*) Die Vorgängerin dieser Glocke war von H. J. Meyer unter dem Patronat von II. O. von liclau
und E. E. von Kamptz zur Zeit des Pastors Linde (in Varchentin 1758 — 18 13) gegossen worden.
*) II km nordnordöstlich von Waren. Kuhnel verbindet die alten Formen des Namens
Gywirtze, Giverz mit dem altslavischen Wort gvorü, gvorfcT ^^ Wasserblase: M. Jahrb. XLVI,
S. 49. Daher >die Jeverec (Jeverka)c und vielleicht soviel wie »Seedorf f.
») Lisch, M. Jahrb. XXXIII, S. 20off.
366 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
sollen der Voss und seine Erben dem Fürsten jedes Jahr um Weihnachten
eine Tonne Honig liefern.'} Damals gehört Gievitz zum Lande Malchow,
welches die Flotow auf Stuer seit Mitte des XIV. Jahrhunderts in Pfandbesitz
haben. Sie beanspruchen daher auch die Oberhoheit über Gievitz. Daraus,
oder auch aus einem inzwischen daselbst erworbenen Antheil, erklärt es sich,
wenn zwei Vettern von Flotow in den Jahren 1488 und 1489 ihr Gut Gievitz
an Nikolaus Hahn auf Basedow verpfänden, obwohl damals auch Wedege
Voss als Besitzer erscheint.*) Uebrigens nisten die Hahn sich allmählich
immer mehr in Gievitz ein. 1489 verpfändet Hans Voss zu Plasten an Klaus
Hahn auf Basedow sein Gut zu Gross ■ Gievitz, und 1519 verkauft Wedige
Voss dasselbe an Achim Hahn. Auch die Flotow haben um diese Zeit that-
sächlich einen Antheil an Gievitz. Sie verpfänden ihm 1564 auf zwanzig Jahre
an Joachim Kruse auf Varchentin, und nach Ablauf dieser Zeit erbitten sie
den landesherrlichen Konsens zu weiterer Verpfändung. So kommt es, dass
1606 nur die Hahn und Flotow Besitzer von Gross-Gievitz sind. Aber seit
1609 verpfändet Otto Hahn auf Basedow seinen Antheil an dem Gut nach
und nach den Vossen und verkauft es endlich 1616 an Karl Valentin, Levin
Ulrich und Friedrich Voss, des sei. Jürgen Voss Söhne. Die Flotow haben
inzwischen ihren Antheil an Johann Barner auf zwanzig Jahre antichretisch
überlassen. Als aber nach dessen Tode Konkurs ausbricht, cedieren die
Gläubiger am 4. März 1653 den Barnerschen Antheil an Gross-Gievitz den
') M. U.-ll. 5364.
') Lisch, Ge^chl. Hahn III. S. I33ff.
GUT UND KIRCHDORF GR0SS-G1EVITZ. 367
Herren von Voss, und seitdem haben diese ihr schönes Gut niclit wieder
aus den Händen gelassen.
Mittelalterliche Geistliche sind bis jetzt nicht bekannt geworden. Der
erste, welcher aus einem im Archiv aufbewahrten Verzeichniss von Predigern,
die an den Synoden in der Zeit von 1540 bis 1546 theilgenommen haben, als
Pfarrer zu Gross-Gievitz (Gewerze) genannt wird, ist Bariholomaeus Michael
Im Jahre 1604 stirbt Er Henning Bremer, nachdem er in die vierundvierj:ig
Jahre Pastor in Gievitz gewesen. Sein Schwiegersohn und Nachfolger ist
Laurentius VVitting (1614, 1621). Im Visitationsprotokoll von 1621 wird er
als ein Mann von vierzig Jahren genannt. Er kommt auch noch im Protokoll
von 1648 vor, Ist aber damals nicht mehr in Gievitz, sondern zu Libau in
Kurland. Ihn wird also wohl der dreisaigjährige Krieg vertrieben haben.
Uebrigens hatte er vorher schon einmal, nämlich imjahre 1612, seinen Dienst
aufgesagt. Das Patronat haben damals die Flotow auf Stuer, und zur Gemeinde
gehören die Dörfer Klein -GievitK und Hungerstorf, wo bis in den Anfang des
368 AMTSGERIi:ilTSI(E/.tRK WAREN.
XVII, Jahrhunderts Kapellen bestanden haben, die nun nicht mehr da sind.
Von Schönau keine Rede.
Damals hat aber auch Lansen noch sein eigenes Pastorat. 1605 ist
dort Er Elias Berndes Pastor. 1625 ist ein alter Pastor da, als dessen
Patrone der auf Lansen erbgesessene Joh. Babbzien (Babetzin), der auf
Schönau pfandgesessene Hinrick Zepelin, und Hippolyta von Blücher angegeben
werden, des einst ebenfalls auf Schönau pfandgesessenen und auf üaberkow
erbgesessenen
Franz von =-^-
ßlücher nach-
gelassene Wittwe.
Man sieht daran,
dass Schönau mit
Lansen verbun-
den ist. Ein
junger Theologe
meldet sich, Hein-
rich Lachmund,
fiir die Pfarre
und die Tochter.
Aber es scheint . -
nicht, als ob er
ans Ziel gelangt.
Denn 1635 ist
dort ein Pastor
Joh. Kobier, und
im Visitations-
protokoll von
1648 wird als __^^^^^
vorletzter Pastor
zu Lansen ein Joachim Bier genannt.
Auch in Lansen verändert der gros.sc Krieg des XVII. Jahrhunderts
alle Verhältnisse.
Als 1642 Bartholomaeus Thasaeus als Nachfolger des Witting von den
Stuerschen Flotow's nach Gross-Gievitz berufen wird, da übernimmt er auch
die Kura von Lansen und Schönau, und nun bleibt Lansen lange Zeit hin-
durch mit Gievitz verbunden. So unter dem Nachfolger des Thasaeus,
Daniel Statius (1667 bis 1717), unter Johann Friedrich Schwarzkopf {1718 bis
1749), Andreas Barkow (1747 bis 1753} und Gottlieb F'riedrich Wucke (1754
bis 1771). Als aber 1773 Adolf Augustin Beckmann {-]- 1810) berufen wird,
geht Lansen als vagierende Mutterkirche zur Kirche in Rittermannshagen über,
Schönau aber verbleibt bei Gievitz.') S. Walter a. a. O.
') Stiihr, M. Jahrb. LX, S, 35. 53. 78. 86.
l t
GUT UND KIRCHDORF GROSS -GIEVITZ. 369
Kirche. Die Kirche ist ein alter Feldsteinbau aus der Zeit des Ueber-
gat^es vom romanischen zum gothischen Stil im Anfange des XIII. Jahr-
hunderts. Der Chor ist mit einem Halbkugelgewölbe
geschlossen, während das etwas höhere Schiff zv
schmälere Gewölbe ohne Rippen hat. In der Ostwand
eine aus drei spätromanischen Schlitzöffnungen gebil-
dete Fenstergruppe, deren mittlerer Schlitz leider zu-
gesetzt ist und daher wirkungslos erscheint, während :
in den Seitenschlitzen noch etwas von der ursprüng-
lichen Wandung und Laibung mit
Rund Stabbildung übrig geblieben
ist. Auf der Südseite des Chors
ein durch Neuerungen arg ver-
dorbenes Fenster; auf der Nord-
seite aber gar keine Lichtöffnung,
da hier eine grosse Empore an-
gebracht ist. Der Chor öffnet sich
nach dem Langhause hin mit
einem niedrigen Triumphbogen in
der Form eines gedrückten gothi-
schen Spitzbogens. Die Fenster
des Langschiffes haben sich stil-
widrige Erneuerungen gefallen
lassen müssen. Dagegen verdient,
ausser der jetzt in die Sakristei
führenden ehemaligen »Priester-
pforte«, das ältere Portal auf der
Südseite mit seiner schönen früh-
gothischen Gliederung (Rundstab,
ausgekehlte Ecken, Kapitell und
Wechsel von glasierten und un-
glasierten Steinen) die eingehendste
Romanuche Steintunie. Würdigung, ebenso, und fast noch
mehr, die in die Westseite des
Thurmes eingelassene und mit einem Backofengewölbe geschlossene Portalhalle.
In dem kleinen Gewölbe der Vorhalle findet man nämlich dieselbe Felder-
eintheilung, welche in vielen alten Chorgewölben vorkommt. Das Charak-
teristische ist dabei ein aus einem Wulst gebildeter Kreis, der die aus den
Ecken her aufsteigenden Rundstabrippen aufnimmt, durch welche das Gewölbe
in vier Kappen eingetheilt wird. Beachtung verdient auch die Wandung der
Portalhalle mit ihren abgefas'ten Ecken und Kapitellgliedern, die an ähn-
liche Formen zu Neukloster erinnern. Die Vorhalle lässl erkennen, dass der
Feldsteinthurm sehr bald nach dem Langhause erbaut ist. Dazu stimmen
auch seine Lichtöffnungen in der Form von zwei Schlitzen auf jeder Seite,
37° AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
die durch eine Blendnische mit dem Schluss eines gedrückten Spitzbogens
zusammengefasst werden.
Stein- Neben dem Portal auf der Südseite der Kirche eine romanische St«ia-
fiintc. fttote des XII. oder XIII. Jahrhunderts.
r- Epitaph des Ernst Christi
Marmor- In der Kirche ein mit vielen kriegerischen Emblemen geschmücktes
Epitaph. Harmor- Epitaph des ERNST CHRISTOPH VON VOSS, welcher in Hannover-
schen Diensten stand und Erbherr auf Gross- und Klein -Gievitz, Flotow,
Luplow, Rumpshagen, Klein -Helle und Bredenfelde war, geb. 1654, vermählt
GUT UND Fl LIAL- KIRCHDORF ALT-SCIIÖNAU. 371
1692 mit Anna Magdalena von Witzendorff aus dem Hause Zecher und gest.
den 14. September 1720. Darunter der Grabstein des Ehepaares in jenem Grabstein.
Geschmack des Barockstils, dem auch ein Theil der älteren Einrichtung der
Kirche entstammt.
In der Südostecke des Chors ein gutes Gemälde aus der Werkstatt Gemälde,
des Lukas Cranach, welches eine in freier Landschaft sitzende Madonna mit C^edächt-
dem heiligen Kinde und mit herumspielenden kleinen Engelgestalten darstellt, ^^^s-l afein,
Daneben jüngere Gedächtniss-Tafeln der Gräflich VOSS' sehen Familie; ferner 1
ebensolche als Glasmalereien in den beiden Fensterschlitzen der Ostwand.
Im Thurm drei Glocken, die grösste mit der Inschrift in gothischen Glocken.
Majuskeln: t#i \ 0 RB* GLORIGö VGRI QOffi PÄOa OfffVQ. Ob der
auffallig gebildete Schluss, der aus einem Majuskel -0, drei minuskelartig
erscheinenden fff, einem wieder maju.skelartig auftretenden V und Schluss- Q
besteht, die Zahl 1395 bedeuten soll, wollen wir dahin gestellt sein lassen.
Unmöglich wäre es nicht. — Die mittlere und kleinere Glocke sind ohne
Inschrift und Zeichen.
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1693 von Kleinkunst-
ERNST CHRISTOFFER V. VOSS und ANNA MAGDALENA V. WITZENDORF. werke.
Kelch mit dem Meisterstempel (^ und einem undeutlichen Stadtstempel. Die
Patene von H. Holscher- Güstrow: (w) @. — 3.4. Desgleichen, grösser, ohne
Inschrift. Zeichen: (^ (^. — 5. 6. Desgleichen, klein, Krankenkelch: |ETL
Stadtstempel undeutlich. — 7. Längliche Oblatenschachtel, gestiftet 1752 von
JOH. FRIEDR.SCHWARTZKOPFF, Pastor in Gievitz, und CATH. ELIS. SCHWARTZ-
KOPFFEN, geb. MEYERN, mit den Warenschen Stempeln (w) (^. — 8. Neue
Kanne, gestiftet von AUG. GRAF V. VOSS 1827. Anscheinend Berliner Stempel.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Alt-Schönau.')
|as ganze Mittelalter hindurch, vom XIII. Jahrhundert her, ist die Kirche Geschichte
zu Alt-Schönau, die, etwas vom Dorf entfernt, einsam auf einem Hügel des
liegt, Tochterkirche der Kirche zu P^alkenhagen und steht gleich dieser vom I-'orfes.
13. März 1331 an unter dem Patronat des Stiftes Broda.^) Als aber im dreissig-
jährigen Kriege die Kirche zu Falkenhagen zu einem Trümmerhaufen wird und
der Name des Dorfes eine Zeit lang von der Landkarte verschwindet, um erst
im XIX. Jahrhundert an zwei Stellen der alten Feldflur unter Einwirkung der
*) 9 km nördlich von Waren.
*) M. U.-B. 5226. 5247. Vgl. dazu 377, 1284, Annikg., 1293, besonders auch die Erörte-
rungen über die kirchlichen Verhältnisse von Waren, oben S. 327, sowie die L'rkunden von 1402,
1482 und 1500 im M. Jahrb. HI, S. 206 — 210, 229/30.
24«
372 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Warenschen Stadt- Oekonomie, der die Flur seit 1427 gehört, wiederaufzutauchen,
da sucht Schönau ebenso wie Lansen das geistliche Brod bei der Kirche zu
Gievitz. Lansen freilich geht im XVIII. Jahrhundert zu Ritte rmannshagen
über, Schönau aber bleibt bei Gievitz.')
Bei der werleschen Landesthetlung am 2. December 1316 wird Schönau
gleich Gross- und Klein-Gievitz, soweit es den Rossdienst angeht, zu dem
Parchim - Malchowschen Theil gelegt. *) Mit Besitz und Rechten treten uns
im XV. Jahrhundert die Flotow auf Stuer und die Schönow auf Schönau
selbst entgegen, jene als Ffandbesitzer des Landes Malchow, diese als die
Lehnsinhaber am Dorfe. Die von Flotow verpfänden ihre Gerechtsame 1488
an Klaus Hahn auf Basedow; die SchÖnow aber sind seit 1404 unbestrittene
Uie Kapelle zu Alt-Schönau.
Besitzer, sie haben das Dorf von den Fürsten Klaus und Christoph von Werle
zu Lehn empfangen.') Indessen im Jahre 1607 verlieren sie es, nachdem sie
es schon 1599 an Ventz von Blücher verpfändet haben. Diese Verpfändung
wird nämlich zu einem antichretischen Verkauf, zu welchem der tandesherrliche
>) In seiner Beschreibung der Sudt Waren bei Mantiel, Bittz. Kuhestunden XVII, S. 70,
safit Pastor Darjes im Jahre 1765: lAn dem Falckenhäger See isl noch ein Stück Mauerwerk von
einer varmdigen Kapelle. Der Ort heisst nuch der FalckenhSget Kirchhofe — Schmidt in seinen
geschieht. Nachr. Über die Stadt Waren vom Jahre 1841 sagt: (Kalkenhageii) iwurde (im dreissig-
jährigen Kriege) so gründlich lerslürl, dass auch kein einziger von den Bauern dort blieb, dass
der Acker Jahre lang unbebaut lag und theilweise Waldungen dort aufschlugen, unter denen man
noch jetzt die Spuren ehemaliger Bearbeitung erkennen kann. Falkenhagen hatte eine eigene
Kirche, wovon noch wenige Ruinen zu Anfange des vorigen Jahrhunderts sichtbar waren. Sie
stand auf der Stelle zwischen dem Kalkenhäger See und Tief-Waren, welche noch jetzt der Folken-
hSger Kirchhof heisst und erst vor etwa drei.ssig Jahren urbar gemacht ist. Der jetzige Hof
F'alkenhagen und die Meierei sind später angelegt.i — Vgl, Karte von Schmettau.
') M. U.-B. 3860.
'J Akten im Grossh. Archiv,
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF ALT-SCHÖNAU. 373
Konsens am 20. November 1607 ertheilt wird. So kommt es, dass 1619 die
hinterlassenen Kinder des Ventz von Blücher die alleinigen Besitzer von Schönau
sind. Aber auch hier sieht man die Einwirkungen des grossen Krieges. Einen
TSäjgtteC/- 'QflgttRC.
(j-TunJirt^ ■
Kapelle lU Alt-Schönau.
Antheit am Gute erwirbt nämlich Kurt Behr und muthet ihn am 24. Januar 1659.
Acht Jahre später endlich cedieren die Blücher ihren Antheil an Schönau 1667
dem Landrath Hans Friedrich von Lehsten auf Wardow, welchem am 14. Oktober
desselben Jahres der Lehnbrief ertheilt wird. Der Landrath erwirbt anscheinend
374
AMTSGERTCIITSBEZIRK WAKEN.
Kapelle.
^rf<U<Ä4:L
8?)
VMCAV
alle anderen Antheile hinzu, denn am i6. März 167 1 empfängt er den Konsens
und Lehnbrief über das ganze Gut, aber schon 1684 verkauft er es an den
Baron Johann Hinrich von Erlenkamp dir Socx) Gulden. Dieser lässt es 1686
allodificieren. Im Jahre 1726 kauft die Wittwe des Oberstleutnants von Voss
zu Gross-Gievitz das Gut fiir 15000 Thaler. In Voss'schen Händen verbleibt
nun Schönau mit geringen Unterbrechungen, bis es 1899 Ferdinand Meisenburg
und 1900 Friedrich Kolz erwirbt.
Kapelle. Die Kapelle ist ein frühgothischer Feldsteinbau in P^orni eines
länglichen Vierecks, aber zu irgend einer Zeit, die nicht angegeben werden
kann, verfallen und erneuert. Die
Ansätze zu den beiden Gewölben,
mit denen der Innenraum ohne Zweifel
einstmals geschlossen war, sind noch
vorhanden. Jetzt überspannt ihn eine
flache Balken- und Bretterdecke. In
dem Portal auf der Südseite werden
Wandung und Laibung belebt durch
die Abwechselung von Rund- und
Birnstab nach Art des Ueberganges
von der F*rühgothik zur Hochgothik.
Auch giebt es dort die dieser Ge-
schmacksrichtung entsprechende Ab-
fasung an der Aussenkante. Die
beiden Fensterschlitze der 0.stvvand
sind aussen und innen mit Viertel-
Rundstäben des gleichen trefflichen
Ziegelmaterials eingefasst, welches an
dem Portal der Südseite verwandt
ist. Abfasung und Viertel -Rundstab
zeigen auch die etwas breiteren, wohl-
gebauten Lichtöffnungen der Lang-
seiten, welche mit einem gedrückten
Spitzbogen geschlossen sind. Man
zählt zwei Fenster auf der Süd- und eins auf der Nordseite. Auf der West-
seite ein jetzt zugesetztes grösseres Portal in einem vorgeschobenen Mauerkern.
In diesem zweifellos ursprünglichen alten Portal werden Wandung und Laibung
aus fünf Kanten gebildet, von denen die inneren vier die frühgothische Ab-
fasung haben. Sehr zu beachten sind auch die mit einem reichen Blenden-
werk in gutem Mauersteinmaterial verzierten Spitzgiebel der West- und Ost-
seite. Die durch den Gewölbesturz weggerissenen oberen Theile der vier Feld-
steinmauern der Kirche sind durch schlechteres Ziegelwerk späterer Zeit ergänzt.
Ein Fundament auf der Westseite zeigt, dass der jetzige Glockenstuhl einen
etwas umfangreicheren Vorgänger hatte.
Kapelle zu Alt Schönau.
S>A*<A<iU
GUT UND KIRCHDORF LANSEN. 37S
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung. Inneres.
Hinter der Orgel ein spätgothischer Schnitzschrein, dessen Mittelstück Schnitz-
mit den drei grösseren Figuren der hl. Maria, des hl. Georg und eines nicht schrein.
mehr zu bestimmenden hl. Bischofs gefüllt ist, während in den Flügeln zwölf
kleinere Figuren erscheinen, welche jederseits in zwei zu dreien angeordneten
Gruppen über einander angebracht sind. Unter diesen kleineren Figuren sind
zu erkennen die hl. Annaselbdritt- Gruppe, der hl. Johannes Evang., die hl.
Maria Magdalena, der hl. Jakobus der Aeltere und die hl. Barbara. Bei den
Uebrigen fehlen die Attribute.
An der innern Nordwand der Kirche zwei Gräflich VOSS'sche Zinnscbilde. Zinn-
schilde,
An dem Portal der Südseite ein Weihwasserbecken von Granit.
Weih-
Im Glockenstuhl zwei Glocken, eine jüngere von JL^m^^ wasser-
1852, von C. Jllies-Waren gegossen, die keine Vorgängerin £ \ Decken,
hatte, und eine ältere mit dem nebenstehenden Giesserzeichen.
•AK
Kleinknnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 1852 von L* G* Kleinkunst-
V«V*G«V«B« (Louise Gräfin v. Voss, geb. v. Behr). Keine Stempel, auch werke,
nicht an der zugehörigen Fatene. — 3 — 7. Kleinerer Kelch, Patene, Oblaten-
schachtel und Kanne, ohne Stempel. Alle vier Stücke Geschenke der gen.
Gräfin LOUISE V. VOSS vom Jahre 1852. — 8. Zinnerne Patene, ohne Zeichen.
— 9. 10. Zwei Zinnleuchter, der eine 1766 gestiftet von JOHANN C • LANZ
und REGINA BERGEN, der andere 1823 von JOHANN JOACHIM ERNST PETERS;
der letztgenannte ist von dem Warenschen Zinngiesser l(ochlm) B(aass) 1793
angefertigt. — 11. Von demselben Zinngiesser auch eine Zinnschale.
Das Gut und Kirchdorf Lansen.')
{as Dorf und Gut Lansen gehört nachweislich vom XV. Jahrhundert Geschichte
(148 1) her, vielleicht aber schon in frühester Zeit, dem alten ritter- ^^s
bürtigen Geschlecht der Babbezin, deren letzter, August Friedrich, das AJorfes.
Lehnrecht, das er auf Lansen hat, im Jahre 1700 an Andreas von Pritzbuer
abtritt.*) Damals haben die Pritzbuer nämlich schon ihren Antheil am Gute.
Das hat sich folgendermassen zugetragen. Im Jahre 16 19 giebt Johann
von Babbezin einen Antheil an Lansen für 13000 Gulden als Pfand an
Vollrath von Bassewitz auf Hohen -Lukow. Dieser Antheil geht 1663 auf
*) 12 km nördlich von Waren. Von Ktlhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 8i, mit altslavisch lagu =
Hain, oder auch mit lazlnu, polnisch lag ^^ Sumpfboden Bruch zu verbinden. Demnach also
ungefähr soviel wie > Haindorf < oder >Brookdorf<.
') V. Gamm, Verzeichniss des mecklenburgischen Adels im M. Jahrb. Xf, S. 429, lässt ihn
schon 1698 sterben. S. Akten im Grossh. Archiv.
3/6
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Kirche.
Christus-
bild.
Weih-
wasser-
becken,
Fünte.
Glocken.
Christian von Bernhard über. Als dann im Jahre 1694 der Babbezin'sche
Antheil, der noch geblieben, aber für 12000 Gulden an die Familie Karnatz
in Güstrow verpfändet ist, von dieser als Pfandgut an Andreas von Pritzbuer
weitergegeben wird, da erwirbt dieser mit seinen Brüdern Gustav und Joachim
zusammen auch die Anrechte auf den Bernhard'schen Antheil, sodass den drei
Pritzbuer bereits am 14. Juni 1694 der landesherrliche Expektanzbrief auf das
ganze Gut Lansen ertheilt werden kann. Pritzbuer'sches Gut bleibt es bis 1762,
dann wird es Meyenn'scher Besitz bis 1793, Randow'scher Besitz bis 1797,
und seitdem gehört es mit Schwarzenhof zur Begüterung der Gräflich
Hahn'schen Linie auf Basedow.*)
Ueber die kirchlichen Verhältnisse des Dorfes, das mit Schwarzenhof
zusammen früher eine eigene Parochie bildete, s. bei Gievitz. Seit 1773 ist die
Kirche zu Lansen als Mater vagans mit der Kirche zu Rittermannshagen
verbunden,
Kirche. Die Kirche ist ein gothischer, mit Pfeilern bewehrter und mit
Blenden am Westgiebel geschmückter Ziegelbau auf behauenem Granitsockel
und hat einen Schluss aus dem Achteck. Die Fensterpfosten (sämmtlich in
zweitheiligen Fenstern) sind neu. Eine flache Holzdecke überspannt den
Innenraum.
Die innere Einrichtung ist neu.
Auf dem Kirchenboden ein alter Christas als Trinmphbild, von Drei-
viertel - Lebensgrösse.
In der Kirche, rechts vom Eingange auf der Südseite, ein Weihwasser-
becken, ganz gleich den bekannten alten Quetschmühlen.
Draussen vor der Westseite der Kirche steht eine alte GranitfUnte.
Im Glockenstuhl westlich von der Kirche drei Glocken. Die eine hat
auf der einen Seite des Feldes die Inschrift: CHRISTI A(N) VON BERNHARDT
PATRONUS ILSEBE DOROTHIA VON WREEDEN HAT DISE KLOCK G LASEN,
und daneben die Wappen beider mit der Unterschrift: ANNO 1690; auf der
anderen Seite aber: DANIEL STACIUS PASTOHR ZU GIWITZ UND LANSE
PAUL SCHRÖDER VOHRSTEHR DER KIRCH ZU LANSE. Am Schlagring:
M • VITES SIEBENBAUM GOSS MICH IN SCHWERIN.
Die zweite Glocke zeigt eine sitzende Figur mit segnend erhobenen
Händen, dann die Inschrift: * 8(i)If * gat * bntie * maria * inolier * gatie$i*
Unter dieser Inschrift mehrere kleine Bildchen: eine sitzende Bischofsfigur,
ein Agnus Dei mit Kreuz unter einer gothischen Architektur, und zuletzt in
hausartiger Umrahmung die Anbetung Christi durch die heiligen drei Könige.
Die dritte Glocke führt im Felde das HAHN'sche Wappen mit C • G •
H • 1865. (begossen von C. Jllies in Waren.
*) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch, Geschl. Hahn IV, S. 302. 328.
GUT UND KIRCHDORF RAMBOW. 377
Kleinknnstwerke<» i. 2. Silberner Kelch auf rundem Fuss. An der Kleinkunst-
Kupa der PRITZBUER'sche Doppeladler ohne Köpfe. Dazu die Initialen werke.
S*A«S*V«M • W^V.P. 1722. Vom Malchiner Goldschmied D I W(est.
phal). Patene ohne Zeichen. — 3. 4. Desgleichen von 1747, mit Patene, beide
laut Inschrift gestiftet von V. C. STUDMANN und mit den Stempeln S und
*|j'. . — 5. Runde Oblatendose, neu (Sy & Wagner- Berlin).
*) 16 km nördlich von Waren. >Ort des Rambc: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 115.
*) M. U.-B. 1229.
•) M. Jahrb. IVB, S. 91; IX, S. 457. Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 262. Derselbe,
Geschl. Hahn I, S. 85—87.
*) Lisch und Wedemeyer, Album mecklenburgischer Schlösser und Landgüter, Heft 8
und 9, S. 80.
*) Vgl. M. Jahrb. LVI, S. 205. Hier sind irrthlimlicher Weise Dorf und Kirche als zwei
verschiedene Ortschaften verzeichnet.
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Rambow.')
|ambow wird zuerst in einer Urkunde vom 7. Juni 1271 genannt, als Geschichte
Bischof Hermann von Kammin das Dorf, welches bisher nach Schwinken- _ ^^f
dorf eingepfarrt ist, zum Kirchspiel Domherrenhagen (Papenhagen) legt.*)
Dieses Dorf dient zur Ausstattung des 1226 gestifteten Domherrenstiftes
zu Güstrow und wird ihm 1240 als »Hägerdorf« verliehen.^) Domherren-
hagen ist längst verschwunden, seine Kirche liegt als versteckte Ruine in
einem Wäldchen oberhalb der Burg Ulrichshusen, und seine Feldmark ist
in die des frühestens im XV., wahrscheinlich aber erst im XVI. Jahr-
hundert entstandenen Dorfes Ulrichshusen und in die des Gutes Rambow
aufgegangen. Rambow ist Maltzan'scher Besitz von ältester Zeit her. Zu
Anfang des XVIII. Jahrhunderts aber gelangt der Baron von Erlenkamp in den
Besitz von Ulrichshusen und Rambow, das als Pertinenz von Ulrichshusen
angesehen und behandelt wird, und erst im Jahre 1776 gelingt es dem
Landmarschall Lüdeke von Maltzan, Ulrichshusen mit Rambow wieder zurück-
zuerwerben. Am Schluss der Lehnssequestration der Maltzan'schen Güter in der
Zeit von 18 16 — 1823 (s. o. S. 54, Anmkg.) wird Rambow von Ulrichshusen ge-
trennt und zu Moltzow gelegt, mit dem es noch heute verbunden und zugleich
in Maltzan'schen Händen ist, während Ulrichshusen seit 1841 zu der Hahn-
schen Begüterung gehört.*)
Durch die oben angezogene Urkunde vom 7. Juni 1271 wird bewiesen,
dass Rambow damals noch kein Kirchdorf ist, sondern dass die oberhalb des
Dorfes im Holz gelegene Ruine von »Domherrenhagen« das anscheinend eben
erst fertig gewordene Gotteshaus ist, zu dem sich die Einwohnerschaft von
Rambow, die bis dahin nach dem 5 km östlich gelegenen Schwinkendorf zur
Kirche gegangen ist, in Zukunft zu halten hat.^) Zugleich geht daraus hervor.
378
AMTSGERICHTSHEZIRK WAREN.
Kirche.
Altar-
aufsatZy
Kanzel.
Empore.
dass die erloschene Parochie Domherrenhagen oder Papenhagen sammt Rambow
während des Mittelalters zur Diöcese Kammin gehört. Das Vorhandensein
des Dorfes Domherrenhagen oder Papenhagen, das zu den Einkünften einer
der Güstrower Dompräbenden beizutragen hat,^) lässt sich an der Hand einiger
Urkunden bis ins XV. Jahrhundert verfolgen. 1436 wird davon noch wie von
etwas Vorhandenem gesprochen,") am 8. Mai 1458 aber heisst es bereits ur-
kundlich, dass beide Feldmarken, Papenhagen und Marquardeshagen, wüst
seien.*) Das letztgenannte Dorf hat sich wieder zu einem der stattlichsten
Höfe und Dörfer erhoben, das andere aber ist untergegangen. Wie und
warum, wissen wir nicht. Immerhin mag die alte Kirche noch eine Zeit lang
benutzt worden sein, dann aber hat man, anscheinend erst in der zweiten
Hälfte des XVI. Jahrhunderts, die Rambower Kirche an ihre Stelle treten
lassen. In den General -Visitationsprotokollen von 1534 und 1541/42 wird
weder die eine noch die andere erwähnt, was vielleicht daran liegt, dass die
eine schon aufgegeben und die andere noch nicht da war. Erst das
Visitationsprotokoll von 1648 erwähnt sie, die eine als Ruine der alten Papen-
hager Kirche, die andere als mit der Parochialkirche in Dahmen verbunden.'*)
Zugleich erfahren wir, dass Rambow noch eine Filialkapelle in Moltzow und
Dahmen eine in Sagel hat, die es heute beide nicht mehr giebt.
Die Pastoren von Dahmen und Rambow sind bereits bei Dahmen,
S. 138/39 aufgezählt.
Kirche. Die Kirche ist ein jüngerer Feldsteinbau aus der Zeit der
Renaissance mit einem diesem Geschmack entsprechenden Ostgiebel, an
welchem die horizontalen Bänder sowie die Belastungskörper auf den beiden
Dachschrägen zu beachten sind, wie sie in der zweiten Hälfte des XVI. Jahr-
hunderts üblich werden und lange noch im XVII. Jahrhundert beliebt bleiben.
Der Innenraum erscheint als ein einziges langes flachgedecktes Viereck. Im
Westen ein Feldsteinthurm, der nicht die Breite des Kirchenkörpers hat.
Die innere Einrichtung stammt aus der Zeit der Erbauung der Kirche,
soweit es sich um Altar und Kanzel handelt. Der Altaraufsatz erinnert an
den in Gnoien, Prestin, Dambeck bei Röbel u. s. w., doch fehlen hier die
Schnitzwerke. Statt deren sehen wir acht Gemälde aus der Passionsgeschichte.
Die Kanzel aber enthält in ihren Füllungen vier geschnitzte und bemalte
Wappenschilde, den Kardorff 'sehen mit D • V • K., den Maltzan'schen mit
D • V • M., den v. Berge'schen mit J • V • B« und den quadrierten Schulen-
burg'schen Schild mit D • V • S •
An der Empore auf der Nordseite neben dem Altar das Maltzan*
Bülow'sche Allianzwappen mit den Unterschriften L • A • V • MOLTZAHN und
M • E • V • BOLOW.
») M. U.-B. 8428.
') Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 261/62. Derselbe, Geschl. Hahn I, S. 85—87. M. Jahrb.
IVB, S. 92; IX, S. 457; X, S. 263; XXIII, S. 317.
*) Vgl. die Bemerkungen zur Kirche von Schorssow oben S. 65; besonders auch Anmkg. i.
GUT UND KIRCHDORF RAMBOW. 379
An der inneren Südseite die Rüstung des schwedischen Obersten KARL Rüstung,
DIEDRICH VON RUTH (Rot) sowie als eine Art Epitaph sein geschnitztes Wappen.
Wappen von 1657, dessen Unterschrift besagt, dass er unter anderen Würden
auch die eines Stadtkommandanten von Elbing besass, 1592 geboren wurde
und 1656 starb.
Am wichtigsten aber sind die beiden geschnitzten Holzwappen an der Holz-
äusseren Ostwand der Kirche, weil sie ohne Zweifel die der Gründer und wappen.
Erbauer darstellen. Es sind BEREND LVDOLF MOLTZAHN und seine Gattin
ANNA V • STAFFHORST. Leider ist die Jahreszahl oberhalb der Wappen weg-
gebrochen. Aber man weiss, dass Berend Ludolf, der mit seiner Gattin
inschriftlich auch an den Mauern des Schlosses Ulrichshusen vorkommt, 1639
aus dem Leben schied und anscheinend um 1620 in den alleinigen Besitz des
Gutes Ulrichshusen gelangte. Er wird daher auch der Erbauer der Kirche
zu Rambow sein.
Im Thurm zwei Glocken, die grosse ohne Inschrift und Giesserzeichen, Glocken,
die kleine 1703 unter dem Pastorat von JOHANN MEINEKE (zu Dahmen und
Rambow) gegossen. Giessemamen und Zeichen weder auf der einen noch
auf der andern Glocke.^)
Kleinkunstwerke, i. 2. 3. Sehr grosser silbervergoldeter Kelch auf Kleinkunst-
achtpassigem Fuss, mit Patene, gestiftet von CARL DIDERICHSOHN ROT und werke.
ANNA SOPHIA VON HOLTZENDORFF, deren beider Wappen nebeneinander auf
dem Fuss des Kelches eingraviert sind. Keine Stempel. Dazu eine kreis-
runde silberne Oblatenschachtel, auf deren Deckel dieselben Wappen und
Inschriften angebracht sind. Auch diese ohne Stempel. — 4. Eine sechs-
seitige silberne Flasche mit Schraubdeckel. Auf einer der Seiten eingraviert
das Arnim'sche Wappen mit den Initialen I E V A • 1670. Auf der Unterseite
des Fusses der Nürnberger Stadtstempel mit dem Meisterstempel C H oder
G H in Ligatur: JnJ ^. — 5. 6. Kleiner silberner Krankenkelch, gestiftet
1778 von Wittwe ILSABE ELEONORA VON MOLTZAHN, geb. VON STRALEN-
DORFF. An der Kupa das Stralendorff'sche und das Maltzan'sche Wappen,
ebenso auf der zierlichen Patene. Auf dem Fusse ein verputzter Güstrowscher
Stempel. — 7. 8. Grösserer silbervergoldeter Kelch, 1745 gestiftet von
JOACHIM HINRICH SCHMIDT für die Kirche zu Dahmen. Dazu eine Patene
mit einem undeutlich gewordenen Güstrowschen Stempel. — 9. 10. Kleines
zinnernes Krankengeräth ohne Stempel. — 11. Kleine kreisrunde silberne
Oblatenschachtel, 1626 gestiftet von ANNA MOLZAN. Keine Zeichen. — 12.
13. Zwei zinnerne Leuchter, 1730 gestiftet von JAKOB RÜNITZ. Keine Werk-
zeichen. — 14. Noch ein zinnerner Löffel, gestiftet von JOHANN DANIEL
MÖLLER und D. E. LANSEN, verehelichten MÖLLERN, 1786. Ebenfalls ohne
Stempel.
«) Vgl. oben S. 65.
38o
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Pfarre zu
Rambow.
Auf der Pfarre zu Rambow werden die Reste eines aus der Kirche zu
Dahmen stammenden gothischen Triptychons aus dem XV. Jahrhundert auf-
bewahrt, darunter zwei Tafeln einer Predella mit den Halbfiguren der vier
lateinischen Kirchenväter. Ferner zwei schlecht erhaltene Flügel mit Malereien,
welche auf der einen Seite als Schutzheilige der Kirche die hl. Maria mit dem
Kinde und die Annaselbdritt- Gruppe darstellen, während auf der anderen Seite
Passionsblumen sind oder waren.
Auf der Pfarre zu Rambow auch mehrere alte lateinische und detttsche
Dmcke, welche 1623 durch MARKWART MOLTZAN zum Gebrauch der Prediger
gestiftet worden sind.
Ruine in
der
»Kirchen-
koppel«.
In der »Kirchenkoppel«, der Stätte des eingegangenen Kirchdorfes
Domherrenhagen oder Papenhagen, liegt mitten unter Bäumen die Raine der
oben bereits erwähnten alten Feldsteinkirche aus dem XIII. Jahrhundert. Es
stehen noch die Giebelwände und einzelne Theile der Seitenwände, sodass
man die Grundform eines länglichen Vierecks erkennt. Die ganze Ruine, deren
Kalkverband immer mehr schwindet, macht den Eindruck, als ob sie wohl
demnächst durch die langsame aber stetige Arbeit der Baumwurzeln im Erd-
boden auseinander gesprengt werden wird.
Das Schloss Ulrichshusen.
Schloss
Ulrichs-
husen.
B^Hm Südufer des Ulrichshuser Sees, dem Kirchdorf Rambow gegenüber, liegt
die Burg Ulrichshusen, ein stattlicher Bau aus der Zeit der Renaissance,
der theils in die zweite Hälfte des XVI., theils in die erste Hälfte des XVII.
Jahrhunderts fällt. Auf der Südseite ein runder Thurm, der »Windelstein« mit
Wendeltreppe, nach Südosten hin ein Thorhaus. Ein unterirdischer Gang —
so ist die Sage — führte einst zu der »wüsten Kirche« in Domherrenhagen.
Vor einigen Jahren ist das Schloss im Innern durch- und umgebaut worden,
um als Wohnsitz dienen zu können.
Da die frühere Beschreibung des Burgsitzes mit seiner Abbildung bei
Lisch und Wedemeyer, Album mecklenburgischer Schlösser und Landgüter,
Heft 8 und 9, S. ^^ ff., einen dauernden Werth gewonnen hat, so lassen wir
sie hier unverkürzt folgen:
»Das Gebäude steht auf einem erhöheten Burgraume; diesen schliesst
ein jetzt etwas verfallener Wallgraben ein, über den man ehemals wohl auf
einer Zugbrücke an die sogenannte Vorburg oder das äussere Thor gelangte,
welches jetzt, wie die Zugbrücke, fehlt. Ueber einen schmalen gemauerten
Weg, den zu beiden Seiten gezinnte Mauern einschliessen, gelangt man dann
SCHLOSS ULRICHSHUSEN. 38 1
an das Thorhaus oder das Binnenthor, welches eine gewölbte, durch starke
Thorflügel befestigte Auffahrt hat und sich an das Hauptgebäude anschliesst.«
»Die Aussenseite des Thorhauses ist im Styl der norddeutschen Renaissance
mit Bildwerken und Memorialtafeln in gebranntem Thon geschmückt; über
dem Eingange ist eine Tafel von roth gebranntem Thon eingemauert, welche
durch eine verzierte Leiste in zwei Theile getheilt wird. Dem Eintretenden
links befindet sich auf derselben oben das Brustbild des Erbauers Ulrich
Maltzan in Medaillonform, darunter das Maltzan'sche Wappen, und unter
diesem die Inschrift:
Ulrichshausen ist mein Nahm
wer Herberg in mir will han
der nem vor gut Stubn und Gemak
und was Küch und Keller vermag
und nem den willen vor die That
so wird dem Gaste guter Rat.
»Rechts von der Leiste steht auf derselben Tafel oben dasselbe männliche
Brustbild in Medaillonform, darunter das von Kardorff'sche Wappen, und unter
diesem eine Inschrift, aus welcher jedoch ein Stück schon 1750 ausgesprungen
war. Nach einer vor etwa fünfzehn Jahren genommenen Aufzeichnung war
davon lesbar:
Ulrichshausen
Ulrich Moltzan D
Margreta Kerdorff D
Half fleissig dazu w . . . . dri . .
Und ist vollend mit h . . . . es hi . . .
Dem gebort vor allen Dingen.
»Neben dieser Tafel sind links zwei männliche, rechts zwei weibliche
Brustbilder aus gebranntem Thon, einander gegenüber und zugekehrt.«
»Das Hauptgebäude ist drei Stockwerke hoch. Ueber dem Erdgeschosse
von behauenen Quadern erheben sich zwei Stockwerke in Ziegelbau, welche
in Charakter und Ausfuhrung den fürstlichen Schlössern zu Schwerin, Wismar
und Gadebusch ähnlich sind. Die nach Osten und Westen gehenden Giebel-
seiten sind oberhalb der drei Stockwerke mit gezinnten Rändern und anderen
Ziegelomamenten versehen. Auf dem östlichen Giebel steht mit eisernen
Buchstaben :
BERNDT LUDOLPH MOLTZAHN. ANNA VON STAFFHORST.
darunter, ein Stockwerk niedriger, das Distichon:
IGNIBUS HAEC PERIIT STRUCTURA, AST CONDIDIT ILLAM
BERNDT LUDOLPH MOLTZAHN, STET SINE CLADE DIU.
»Der hier erwähnte, wohl nur partielle Brand fiel in die Zeiten des
dreissigjälirigen Krieges (1624). Das Jahr der baulichen Wiederherstellung
bezeichnet an der Südseite des Hauptgebäudes mit eisernen Ziffern die Zahl
1626. Dieses Feuer mag auch den viereckigen Thurm zerstört haben, der
382 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
noch im siebzehnten Jahrhunderte in der Mitte des Burgraums frei stand.
Dieser sogenannte Bergfrit diente als Wart- und Gefangnissthurm.«
»Ein anderer Thurm des alten Bauwerkes ist erhalten. Es ist dies ein
sich an die Mitte der südlichen Langseite des Hauptgebäudes anlehnender,
aus denselben Materialien erbaueter runder Thurm, der die Mauerhöhe des
Gebäudes noch um ein Stockwerk überragt und dann durch eine offene Gallerie
und ein sechseckiges, mit Metallplatten eingedecktes, in eine Spitze auslaufendes
Dach gekrönt wird, in der Form, wie deren von dem alten Schweriner
Schlosse noch in dem Neubau erhalten sind. Der Thurm dient als Treppen-
haus. Auf der Wendeltreppe oder dem Windelstein gelangt man von den
obersten Stockwerken, wo auch der sogenannte Redoutensaal sich befand, bis
in die schönen geräumigen Keller hinab. An diesem Thurme befinden sich
drei Tafeln über einander, in jedem Stockwerk eine. Jede dieser Tafeln hat
oben zwei Wappen: neben dem Maltzan'schen Wappen steht (dem Beschauer
rechts) auf der obersten Tafel das Kardorff'sche Wappen, auf der mittleren
das Wappen der Familie von dem Berge, welche mit dem Landrath Fritz
von dem Berge, dem Schwiegervater des Dietrich von Maltzan, am 10. De-
cember 1623 im Mannsstamme ausstarb, und auf der untersten das Staff-
horst'sche Wappen. Unter diesen Allianz -Wappenbildern trägt jede Tafel
eine Inschrift. Der Inhalt der obersten Tafel ist nicht mehr zu entziffern ge-
wesen; doch enthielt sie die Jahreszahl, den Namen des Erbauers und seiner
Frau, und eine Anwünschung des göttlichen Segens. Unter der zweiten Tafel
stehen die Verse:
Diesem Dietrich Moltzahn succedirt
Und selbigen Sitz häreditirt:
Aus adeligem Stamm berühmet weit
Hat des von dem Berg sich drauf bereit
Die beiden denselben zur adlichen Preise
Verbessert haben mit grossem Flelss.
»Die Verse der dritten Tafel sind in der Mitte durch eine Linie getheilt
und lauten also:
•
Nach Dietrich Moltzahn seligen Dot Hat es geschickt der liebe Gott
Dass Behrend Ludolph Moltzahn durchs Als Miterb dieses Guts genoss
Loos Aus altem adlichem Stamm gar wohl
Eh lieh mit Anna von Staff hörst genannt bekannt
Dasseib nicht lange bewohnet in Freud Denn da sie gewesen alle beld
Im anderen Land das Haus verbrannt Da man gezählet hat zur Hand
Tausend sechshundert zwanzig vier Nach Christi Geburt vermeld ich dir
Von ihm wieder erbauet von neu Im sechsundzwanzigsten dieses Gebäu
Gott dasseib fortan segne mehr Zu seines göttlichen Nahmens Ehr.
und darunter die Memorialzahl:
ESTO tVta DoMVs, CVra serVante IehoVa.
deren Zahlbuchstaben die Jahreszahl 1626 ausmachen.«
:»Die Länge des Gebäudes beträgt 97 Fuss; die von dem vorstehenden
Thurme bezeichnete Mitte nimmt die 23 Fuss breite Diele und Küche ein; an
GUT UND KIRCHDORF VIELIST. 383
diese Räume, welche nach hinten über die Fronte hinaus gebaut sind und in
einem schmäleren Stallgebäude endigen, stossen auf jeder Seite zwei Stuben,
eine nach Süden und eine nach Norden gehend, von 21 Fuss, dann weiter je
zwei kleinere von 16 Fuss Breite. Dem östlichsten Theil der Südfronte ist
noch ein bis an das Thorhaus gehender Gebäudetheil, 17 Fuss tief und 12 Fuss
breit, vorgebaut, so dass der Ostgiebel eine etwa doppelt so grosse Ausdehnung
hat als der westliche. Nördlich und östlich wird die Burg und ihre Umgebung
von dem Ulrichshusen'schen See begrenzt, der auch Kukuk-See (Guckguck-
See) genannt wird.c
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Vielist.')
|rkundlich wird Vielist, eine alte Wangelin'sche Besitzung, zuerst am Geschichte
8. November 1264 genannt, als Bischof Hermann von Schwerin der _^^f
Gemahlin des Ritters Vredebern, aus dem Geschlecht der Ketelhot, Margaretha,
den Zehnten des Dorfes Vielist (Vilist) verleiht.*) Von demselben Bischof er-
hält das Schweriner Domkapitel am 6. April 1289 eine Reihe von Zehnten
im Lande Waren, darunter auch solche in Vielist. ^) Es sind daselbst zweiund-
dreissig Hufen, von denen jede acht Schillinge an das Domkapitel von
Schwerin geben soll.*)
Ob es vor den Wangelin noch andere Besitzer (wie etwa das alte
ritterbürtige Geschlecht der Vilist, Vielitz) von Vielist gegeben hat, wissen wir
nicht. Im Anfange des XVI. Jahrhunderts aber gehört Vielist nachweisbar zu den
vielen Gütern, welche die Wangelin in dortiger Gegend innehaben. Als bevor-
zugte Vasallen erscheinen sie öfter in nächster Umgebung ihrer Landesherrn. '^)
Am 23. März 1593 erwirbt Joachim Wangelin die Fischerei auf der Reke bei
Eidenburg von Herzog Ulrich für 366 Gulden 16 Schillinge und 1594 auch die-
jenige, welche dort dem Kloster Dobbertin gehört. Während des dreissigjährigen
Krieges geht der Besitz von Vielist dem Verfall und der Zerstückelung
entgegen. 1629 liegt bereits ein Antheil an Vielist in Konkurs; 1637 ver-
pfändet Hieronymus Wangelin das Gut für 8000 Gulden an Sabina Quitzow,
sei. Jürgen Wangelin's Wittwe. 1645 verpfändet die Wittwe Christian
Wangelin's, Dorothea Bibow, den Gebrüdern Bülow auf Harkensee und Plüschow
das Gut für 13000 Gulden, nachdem es noch vor dem Tode ihres Gatten in
Konkurs verfallen war, aus dem sie es mit ihrem Vermögen erworben hatte.®)
*) 7 km nordnordwestlich von Waren. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 150 erinnert an das
altslavische Adjektiv velö = gross und deutet den Namen als > Nachkommen des vel-c Das wäre
also ungefähr > Grossendorf < .
*) M. U.-B. 1024.
•) M. U.-B. 2016.
*) M. U.-B. 5899.
») M. U.-B. 6389, Anmkg. M. Jahrb. VI, S. 150; IX, S. 170.
•) Akten im Grossh. Archiv.
384 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
1648 haben die Töchter des Hieronymus Wangelin, verehelichte Bonow und
Warnstcdt, Antheil an Vielist. Die letztgenannte kauft das Gut von der
Dorothea ßibow im Jahre 1653 für 28 500 Gulden. Auch die Restorff haben
durch Verschwägerung Anrechte erworben. Allmählich aber fangt die Familie
von Erlenkamp an, sich hier festzusetzen: 1674 erwirbt sie den Wamstedt-
Bonow'schen Antheil. Ueber den Restorffschen Besitz ist inzwischen Konkurs
ausgebrochen, und im Jahre 1682 gelangt nun Baron Hans Erlenkamp in den
Besitz des ganzen Gutes. In Erlenkamp'schen Händen bleibt es bis 1761.
In diesem Jahre kauft es der Kriegsrath von Meyenn. Von dessen Geschlecht -
geht es 1896 auf Eduard Waldemar Weber über.
M ' ' ' ' n 1 1 i [ I ' ' I T '
Grandriss der Kirche lU Vielist. (Pries.)
In einem Schriftstück, das dem Jahre 1 508 oder 1 509 angehören mag und
das so sauber geschrieben ist wie eine gute Urkunde jener Zeit, theilt Heinrich
Wangelin auf Vielisl seinem Landesherrn mit, dass sein Kirchherr gestorben
ist, und bittet um Einsetzung eines andern. Darauf finden wir im Visitations-
protokotl von 1534 den Heinrich Wienholt als Pastor in Vielist, und zwar
von 15 10 an. Damals hat auch Sommerstorf noch seinen eigenen Kirchherm,
als welchen wir von 1526 an den Joachim Stritz kennen lernen. Dann aber klafft
eine lange Lücke von fast einem Jahrhundert. Aus einem zu Anfang des
Jahres 1614 geschriebenen Wangelin'schen Bericht an Herzog Hans Albrecht
ersehen wir, dass im Sommer des Jahres 1613 die Pest in Vielist gehaust und
u. a. auch den Pastor mit Frau und sechs Kindern hingerafft hat. Nur ein Sohn
GUT UND KIRCHDORF VIEUST. 385
ist verschont geblieben, für den Pastor Gelmer Waldberg {Woldtberg) und
Bürgermeister Kaspar Lobis in Waren die Vormundschaft übernehmen wollen.
Aber den Namen des verstorbenen Pastors erfahren wir nicht. Sein Nach-
folger ist Christian Koppe, der 1625 im Amte und im Jahre 1633 (vor dem
16. Februar) aus dem Leben scheidet. In der nachfolgenden Unglückszeit
wird die Kirche gleich vielen andern leer gestanden haben und ihres Hirten
beraubt gewesen sein. Erst 1651 wird wieder einer berufen: Nikolaus Stolze,
der noch 1677 im Dienste ist. Ihm folgt 1679 Erich Oswald, der 1695 noch
da ist. i6g8 folgt Laurentius Boccius (-J- 16. Januar 1733). Nach einer Vakanz
von vier Jahren wird Joachim Christoph Roering berufen (f 14. März 1751}:
er stirbt einsam und allein auf der Rückfahrt von Sommerstorf nach Vielist
und kommt todt auf seinem Pfarrhof an. Seine Nachfolger im XVIII. Jahr-
Kirche lu Vielisl (Südseite).
hundert sind Samuel Ernst Boccius {der Sohn des Laurentius B.) von 1752 bis
zu seinem Tode am 21. Oktober 1766, und Arend Heinr. Christian Bamewitz
von 1767 bis zu seinem Tode im April 1805.
lieber die Geistlichen im XIX, Jahrhundert s. Watter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein Feldsteinbau des XIII. Jahrhunderts mit
quadrierten Kalkfugen. In der Ostwand des Chors das von einer Blende über-
fasste bekannte »Dreieinigkeits-Fenster« in romanischer Hildungsform, mit Rund-
stab und Kante und aus trefflichem Ziegelmaterial. Der Fries der Kirche, in den
die Blende hineinschneidet, ist ein romanischer Rundbogen fries von ganz vor-
züglich gebrannten Formsteinen. Die Seitenwände des Chors, die denselben
Fries hatten, lassen erkennen, dass hier einst je zwei Fenstergruppen waren,
die durch je zwei schmale romanische Schlitzöffnungen gebildet wurden.
Diese sind später zugesetzt und durch ein stillos eingebrochenes neues Fenster
ersetzt worden. Die Wölbung des Chors, jetzt ein durch Grate in Felder ein-
getheiltes Kreuzgewölbe, war ursprünglich wahrscheinlich ein höheres Kugel-
386 AHTSCERICIITSIIKZIKK WAKEN.
gewölbe. Nach dem Schiff hin öffnet sich der Chor mit einem breiten,
schweren Triumphbogen in stark ausgesprochener Spitzbogen form. Das Schiff,
welches ursprünglich auf jeder Seite durch sechs, in Gruppen zu zweien an-
geordnete schmale Schlitzfenster erleuchtet war, ist ebenfalls ein wuchtiger
Feldsteinbau, welcher ziemlich gleichzeitig mit dem Chor aufgeführt sein wird,
aber im Jahre 1566 {wie sowohl die gefundene Zahl, als auch die Ausführung
des Baues erkennen lasst) durch eine starke Neuerung im Geschmack der
Renaissance gründlich verändert ist.
Diese Neuerung besteht in der Er-
richtung eines Rundpfeilers dorisch-
toskanischer Anordnung in der Mitte,
der dazu dient, um vier durch Grate
eingetheilte Kreuzgewölbe von glei-
cher Art, wie das des Chors zu
tragen. In jedem Scheitel dieser Ge- ' ' '"*
wölbe, ebenso wie in dem des Chors,
ist als Schlüss eine Blatter-Rosette in
Flachrelief und im Renaissance - Ge-
schmack angebracht. Diesen neuen
Gewölben zu Liebe sind jedenfalls
zwei stillose Fenster eingebrochen und
die ursprünglichen Schlitzfenster zu-
gesetzt worden. Die schon in alter
Zeit auf der Nordseite des Chors an-
gesetzte alte Sakristei ist zur Zeit
des Barons von Erlenkamp zu einer
Grabkapelle eingerichtet worden. Die
Portale der Südseite (Priesterpforte
im Chor und Laienpforte im Schiff)
sind aus Granit aufgeführt und haben - — jihiJhiij [ 1 — J i i-~*" — 5—
dementsprechend eine scharfkantig Osiseite des Chors. '^
gebildete Wandung und Laibung.
Der Thurm, ein etwas jüngerer Granitbau, lasst in seinen oberen Fachwerk-
theilen und in seiner flachen vierseitigen Haube erkennen, dass sein Bau ver-
schiedene Schicksale erlebt hat.
Neben der Chorpforte finden sich zwei Kornquctscbcn vorgeschicht-
licher Zeit, die als Weih Wasserbecken gedient haben können.
1 Die ganze innere Einrichtung der Kirche, in welcher Altar und Kanzel
einen Baukörper bilden, verräth den klassicierenden Stil vom Ende des vorigen
Jahrhunderts und gehört ohne Zweifel dem Jahre 1794 an, welches neben dem
Jahr 1566 als weiteres Jahr einer Kirchen -Erneuerung an dem Pfeiler in der
Mitte des Schiffes genannt wird.
Im Thurm hängen drei Glocken. Die beiden grösseren sind 1789
unter dem Patronat des CARL ERNST BLEICHERT VON MEYENN und dem
GUT UND KIRCHDORF SOMMERSTÜRF. 387
Pastorat des AHRND HEINRICH CHRISTIAN BARNEWITZ von Johann Christian
Meyer in Neustrelitz gegossen worden. — Die kleine Glocke ist 1844 von
C. Jllles -Waren umgegossen worden.^)
Kleinkunstwcrke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene, gestiftet Kleinkiinst-
1854 von ERNST V. MEYENN zu seiner goldenen Hochzeit, dem Vater des werke,
späteren Kammerherrn. Beide in profanen Formen. — 3. 4. Kleiner silber-
vergoldeter Renaissance -Kelch, gestiftet 1667 von JÜRGEN ERNST VON
RESTORFF und seiner Gattin BARBARA AGNES VON HOLSTEIN. Nürnberger
Arbeit von einem Meister, dessen Stempel undeutlich ist. Die dazu gehörige
Patene ist ohne Stempel. — 5. Runde silberne Oblatenschachtel mit dem
Namen ANDREAS TREGARDT auf dem Deckel. — 6. 7. Zwei Zinnleuchter von
1794, von dem Röbeler Zinngiesser J(ochim) H(enzky).
Das Gut und Kirchdorf Sommerstorf.'')
ommerstorf wird urkundlich zuerst am 6. April 1289 genannt, als Bischof Geschichte
Hermann von Schwerin dem Domkapitel Zehnten im Lande Waren ^^s
verleiht.^) Fast siebenzig Jahre später erfahren wir, dass der Rathmann Dietrich ^^ories.
Mirow in Waren der Kirche seiner Stadt Hebungen überweist, welche
ihm in Sommerstorf zustehen. Fürst Bernhard von Werle bestätigt diese
Schenkung am 17. Oktober 1357.^)
Einen selbstständigen Besitz hat Sommerstorf anscheinend niemals ge-
bildet, wenigstens nicht in späterer Zeit. Wo immer es uns begegnet, steht
es in enger Verbindung mit Grabow, dem späteren Grabowhöfe, welches in
Wangelin'schen Händen ist, und theilt dessen Schicksale. Als im Jahre 1646
Hieronymus Wangelin mit Hinterlassung von zwei Töchtern stirbt, übernehmen
seine Schwiegersöhne, der Ritter Bonow und Wilhelm Warnstedt, Namens
ihrer Ehefrauen seinen Antheil an Grabow und Sommerstorf, während Bernd
Christian Wangelin ebenfalls lehn- und antheilsberechtigt bleibt. Den
Hieronymus'schen Antheil erwerben 1685 der Baron von Erlenkamp und der
von Bülow auf Plüschow, auch erwirbt der erstgenannte im selben Jahre die
Anrechte des Bernd Christian Wangelin. Fünfzehn Jahre später, nämlich im Jahre
1700, verkauft der von Bülow seinen Antheil an Karl Friedrich von Koppelow
') Auch die Vorgängerin dieser kleinen Glocke stammte aus dem Jahre 1789 und von dem
Glockengiesser J. C. Meyer in Neustrelitz.
') 12 km nordnordwestlich von Waren.
^) M. U.-B. 2016.
*) M. U.-H. 8402.
25*
388 AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
für 7200 Thaler. Der Erlenkamp'sche Theil, welcher inzwischen allodificiert
ist, wird 1762 vom Kriegsrath von Meyenn auf Vielist gekauft, 1788 aber
erwirbt ihn der Justizrath Christian Friedr. Ludw. Schmidt.^) Die von Koppelow
verpfänden ihren Besitz in Grabow und Sommerstorf 1757 auf zehn Jahre an
Andreas David Röper zu Neubrandenburg. Dieser tritt sein Pfandrecht dem
Kriegsrath von Meyenn ab, doch bald nachher wird der gen. Justizrath Schmidt
der Eigenthümer und damit der Herr des ganzen Gutes. Von Schmidt erwirbt
1790 Landmarschall Friedrich von Hahn Grabow und Sommerstorf, und die
Hahn besitzen daher beide Güter und Dörfer noch heute.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Vielist. Seit dem dreissig-
jährigen Kriege ist die Kirche zu Sommerstorf Tochterkirche von der zu Vielist.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Backsteinbau in Form eines
länglichen Vierecks auf einem wohlbehauenen Granitsockel. Die kleinen
gothischen Lichtöffnungen, in der Ostseite eine, auf den Langseiten je zwei,
haben in ihrer scharfkantig gegliederten Wandung und Laibung ihre Ursprüng-
lichkeit bewahrt, nur fehlt ihnen das innere Steinpfostenwerk (ursprünglich gewiss
nur ein Pfosten). Das Innere der Kirche wird von zwei Kreuzgewölben mit
birnförmig profilierten Rippen überspannt. Von besonderem Interesse ist das
frühgothische Portal, welches von dem es verdeckenden Thurm her ins Innere
fuhrt. Seine Gliederung besteht aus einem inneren romanischen Rundbogen-
stab, welcher von einer Wandung und Laibung mit flachgedrücktem Spitz-
bogenschluss überfasst wird. Diese Wandung und Laibung enthält zwei ab-
gefas'te Glieder, zwischen denen ein Rundstab liegt. Oberhalb des Spitz-
bogens, dessen Mauerkern etwas vorgeschoben ist, erhebt sich ein wimperg-
artiges flaches Dreieck. Der hierüber emporgeführte jüngere Thurm im
Westen ist ein etwas schmälerer Bau von Feldsteinen mit eingemischten
Ziegeln, ebenso fest und solide, wie die ganze Kirche. Der Ostgiebel ist mit
einem hübschen Blendenwerk verziert.
Kanzel und Die innere Einrichtung gehört, gleich der der Vielister Kirche, dem
Altar, Ende des XVIII. Jahrhunderts an, doch sind in dem Ueberbau von Kanzel
i5chnitz- ^^^ Altar, die zu einem Körper verbunden sind, dreizehn kleine polychrom
figuren.
mit Gold behandelte Schnitzfiguren zur Verwendung gekommen, welche den
Heiland und die zwölf Apostel darstellen und ursprünglich einem gothischen
Triptychon des XV. Jahrhunderts angehört haben werden.
Glocken. Im Thurm zwei neuere Glocken aus der Zeit des Gräflich Hahn'schen
Patronats, die eine 1858 von C. JHies- Waren, die andere 1893 von C. Oberg-
Wismar gegossen. Dazu als dritte und kleinste Glocke eine ältere, welche am
5. April 1683 von Hans Mancke in Lüneburg gegossen worden ist.*)
^) Akten im Grossh. Archiv.
*) Die Vorgängerinnen der beiden neueren Glocken waren 1746 unter dem Patronat des
Ernst Christoph von Koppelow und des Ernst Johann von Erlenkamp sowie unter dem Pastorat
des J. C. Roering von Gottfried Wosack in Stralsund gegossen worden.
GUT UND KIRCHDORF KLINK.
389
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch ohne Inschrift, mit dem Kleinkiinst-
Stadtzeichen (H] und dem Meisterstempel || FHl Dazu eine Patene ohne werke.
Werkzeichen. — 3. Silberne Kanne, gestiftet von LOUISE GRÄFIN V • HAHN
bei ihrer Einsegnung am 23. März 1823 in der Kirche zu Sommerstorf. Mit
dem Stadtzeichen \Jlf\ und dem Meisterzeichen UigJ.
Das Gut und Kirchdorf Klink.')
link, in der Nähe der Reke oder Eideverbindung zwischen Müritz und dem Geschichte
Kölpin-See gelegen, ist schon in alter Zeit Besitz der Hahn auf Solzow ^^s
und Damerow, welche damit die wichtige Eidebrücke beherrschen.^) Schon im ^ories.
XIII. Jahrhundert sind die Hahn und Pritzbuer auf Grabenitz die Herren des
ganzen Kölpin-Sees und verfugen iiber dessen Fischerei, welche sie im Laufe
des folgenden Jahrhunderts dem Kloster Malchow abtreten.^)
Am 29. Juni 1375 verkauft Eckhard Hahn (IV) sein Gut Klink (myn
ghud to der Clyncken dat by der Eldenen-Bruggen lycht), welches wüst ist, den
Gebrüdern Gamm auf Werder mit der Bedingung, es nach vier Jahren wieder
zurückkaufen zu können. Doch wird von diesem Reservatrecht kein Gebrauch
gemacht.*) Die Gamm verkaufen Klink im März 1490 an Lorenz von Below
auf Nossentin. Dem Below'schen Besitz aber macht der dreissigjährige Krieg
ein Ende. Das Gut verfällt dem Konkurs, aus dem es Mitte des XVII. Jahr-
hunderts die Holstein auf Ankershagen für 9 500 Gulden erstehen. Wiederholte
Versuche der Below, ihr Gut wieder einzulösen, schlagen fehl, die Holstein
behalten es, obwohl die Below unverdrossen weiter muthen. Endlich erliegen
auch die Holstein den Wirren, die das Land Mecklenburg im XVIII. Jahr-
hundert heimsuchen. Schon 1747 sind sie zu einer Verpfandung auf fiinf-
undzwanzig Jahre genöthigt, aber 175 1 bricht der Konkurs aus. Aus diesem
erwirbt es Johann Friedrich Kahler, dessen Geschlecht es bis 1891 fest hält.
1892 hat es Eugen Hahn, 1897 Walter Reinhold Hermann und seit 1898
Arthur Schnitzler.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Sietow im Amtsgerichtsbezirk
Malchow.
Kapelle. Die Kapelle ist ein einschiffiger Backsteinbau ohne Thurm in Kapelle,
der Form eines länglichen Vierecks und stammt aus den Jahren 1736 bis
1742. Der Chor ist ausnahmsweise nach Westen gerichtet, während man im
*) 8 km südwestlich von Waren. Altslavisch klinü = Winkel, polnisch klin = Keil:
KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 70. Also wohl ungefähr soviel wie > Winkelhagen <.
*) Lisch, Geschl. Hahn IT, S. 248.
«) M. U.-B. 6725.
*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 260 (CCXIX). M. U.-B. 10749.
390
AMTSGERICHTSBEZIRK WAREN.
Osten eine herrschaftliche Empore angebracht hat, die vom Fussboden her um
vier Stufen erhöht ist. Der Innenraum ist mit einem flachgespannten Tonnen-
gewölbe eingedeckt. Die Fenster, fast viereckig erscheinend, sind oben mit
einem kleinen Rundbogen überspannt. Ueber der Eingangsthür ein Holstein-
Bülow'sches Allianzvvappen mit der Unterschrift: JAKOB ERNST VON HOLSTEIN
und ELISABETH SOPHIA VON BÜLOW; dazu die Jahreszahl 1736. An der
Westseite der Kirche, doch mit dieser nicht in Verbindung stehend, eine
Begräbnisskapelle der Gutsherrschaft.
Altar und Altar und Kanzel sind zu einem Körper verbunden. Hier dieselben
Kanzel. Wappen und Unterschriften wie über der Eingangsthür.
Glocken. In einem Glockenstuhl neben der Kirche zwei Glocken, die beide 1738
von dem Lübecker Giesser Laurentius Strahlborn gegossen sind.
Kleinkunst-
werke.
Kleinkunstwerke, i — 3. Schön gearbeiteter silbervergoldeter Kelch,
dazu Patene und Oblatendose, alle drei Stücke mit dem HOLSTEIN -BULOW-
schen Allianz wappen verziert, Kelch und Patene von dem Schweriner Gold-
schmied F G., Oblatendose dagegen von dem Güstrower Goldschmied Lenhard
Mestlln. — 4. Zinnerner Kelch, gestiftet von J • E • V • HOLSTEIN 1745.
Englisches Zinn von dem Giesser I. H. S. — 5. 6. Zwei grössere Zinnleuchter
auf je drei Klauenfüssen, 1739 von dem Stifter der Kirche geschenkt. Eng-
lisches Zinn von dem Zinngiesser I. H. S. — 7. 8. Zwei kleinere Zinnleuchter
auf rundem Fuss, der eine 1770 gestiftet von FRIEDRICH LAGEMANN und
seiner Gattin ILSABETA CATHARINA NEHLSEN, der andere 1781 von HANS
JÜRGEN NEHLS und seiner Gattin SOPHIA CHRISTINE HAGEN. Beide von
dem schon genannten Röbeler Zinngiesser J(ochim) H(ensky).
Vorgeschichtliche Plätze
s. am Schluss des Amtsgerichtsbezirks Malchow
/■■^i^ -^- ■*•/■ V*-^ *• \^ N^
Ansicht der Stadt Mnlchaw
Amtsgericlitsbezirk Malchow.
Stadt und Kloster Malchow.')
J|cscliichte der Stadt und des Klosters. Schon früher, als die Ur
künden zu reden anfangen, erzählen Annalisten und Chronisten von
Malchow. Es geschieht dies bei Gelegenheit des grossen Kreiiz-
zuges gegen die mecklenburgischen und pommcrschen Wenden im Jahre 1147,
Jenes Zuges, dem die ganze europäische Christenheit mit gespannter Auf-
merksamkeit folgt, und welcher der Anfang eines erbitterten siebenzchnjährigen
Kampfes ist.") Damals ist Malchow wiederholt, am Anfange wie am Schluss
dieses Ringkampfes zwischen Christen und Heiden, der Schauplatz geschicht-
licher Begebenheiten. Als im Sommer des Jahres 1147 Niedersachsen, Dänen
und Brandenburger von verschiedenen Punkten her ins Land eindringen, zieht
eine der Heersäulen nach Malchow und brennt dort sowohl den Ort selber
als auch im Besonderen ein Götzenheiligthum nieder, das ausserhalb des Ortes
liegt (fanum etiam cum idolis, quod erat ante ciuitatem Malchou, cum ipsa
') Die allen Foraien des Namens sind Malchou, Melico(ii), Malachou, Mahcoive. Mnlechowe,
Malachowe, Malchowe, bei denen wir in der Deutung Über den »Ort des M.ilach, .Malechi nicht
hinan skommen. Vgl. Maloch hei naiciin lin conünia uüle, in r]iin hahitnt Malachit M. l'.-ll. 247
(mg). Altslavisch malS = klein. Also vielK'icht soviel wie der deutsche Ortsname iKleim
oder > Kleinen«.
*) Vgl. WiRger, im I.ehen des liischofä »erno, M, Jahrh. XXVIII, S. 51 his 65. l'cber die
SchrifHiuellen d>c 11 daselbst S. 55, Aimikg,
Geschichle
der Stadt
und des
Klosters.
392 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIOW.
ciuitate concremauerunt).^) Welcher Art dies Heiligthum war, wird mit keinem
Worte weiter angedeutet. Sehr viel ernsterer Natur aber ist das zweite Er-
eigniss, das in das Schlussjahr dieser das Land verheerenden Kämpfe, nämlich
ins Jahr 1164, fällt. Der Baiern- und Sachsenherzog Heinrich der Löwe,
welcher seine politischen Errungenschaften im Wendenlande durch die fort-
währenden Aufstände des Volkes immer wieder in Frage gestellt sieht und
besonders darüber erbittert ist, dass Fürst Pribislav die sächsische Besatzung
der Burg Mecklenburg im Februar des Jahres 1164 vernichtet, sowie einige
Zeit später die der Burg Malchow zum Abzüge genöthigt und selber den Platz
hier eingenommen und besetzt hat, beschliesst nunmehr, zu dem äussersten
Mittel zu greifen. Er rückt mit einem Heer vor Malchow und lässt hier den
bereits zum Christenthum übergetretenen Bruder des Pribislav, den Fürsten
Wertislav, welchen er zu Anfang des Jahres 1163 bei der Belagerung der
Burg Werle zum Gefangenen gemacht hatte und seitdem als Geisel betrachtete,
vor den Augen beider Heere erhängen.^)
Wie dann Pribislav bei den pommerschen Fürsten einstweilen eine
Zufluchtsstätte findet, wie aber sein Widerstand durch die Kette tragischer
Ereignisse endlich gebrochen wird, wie sein Land immer mehr zur Einöde
wird, wie die wendische Bevölkerung schaarenweise zu den Dänen und Pommern
flieht und von diesen erbarmungslos an die Polen, Sorben und Böhmen ver-
kauft wird: das kann hier nur angedeutet werden.*)
Malchow aber wird sich, gleich anderen Gegenden und Ortschaften im
Lande, durch einen desto stärkeren Zuzug niederdeutscher Kolonisten gehoben
haben. Das ersieht man aus zahlreichen Urkunden der nachfolgenden Zeiten
des Xin. und XIV. Jahrhunderts, welche Malchower Privatangelegenheiten zum
Inhalt haben, und in denen uns die Familien Storni, Pape, Fuhrmann, Grapen-
giesser, von der Wiek, Bäcker, von Utrecht, Düsterwold, Schwager, von Büne,
Rovemann, von Biestorf, Eier, Pelzef, Rogge, Ditmar, Rantze, Vogt, Krevts-
dorf, von Kisserow, von Dambeck, von Göhren, Katzow, Martens, Spiring,
Metzeke, Hövet, Gamelichte, Hörn u. a. m. entgegentreten. Dabei kann es
dahingestellt bleiben, ob einzelne unter ihnen, wie die einen gleichen Schild
im Siegel führenden Familien Düsterwold, Eier, Vogt und Krevtsdorf, als eine
Art Stadt- Patriziat anzusehen sind oder nicht.*)
*) Vgl. Annal. Magdeb. ad annum 1147. — Wigger, a. a. Ü., S. 57. — Derselbe, Mecklenb.
Annalen, S. 113 a. 126 a. — Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 9. — Die oft behandelte falsche Schreibung
Malchon für Malchou kann mittlerweile bei Seite gelassen werden.
*) Wigger, a. a. O., S. 119. 126. 127. 143. 148. 149. Lisch, a. a. O,, (S. 5—12. 18), hält
den Burgwall von I^aschendorf, der in nordöstlicher Richtung vom Kloster gelegen ist, für den
Schauplatz dieser Ereignisse. Dass zugleich mit dem Fürsten Wertislav ein Pritzbuer und ein
Gamm hingerichtet worden sei, ist eine Sage, als deren älteste Quelle der dem Ende des XVI.
und Anfange des XVII. Jahrhunderts angehörende Latomus (in seinem handschriftlichen Werke
vom mecklenburgischen Adel) zu bezeichnen ist. In den Genealogien beider Familien (Lisch,
a. a. O., S. 18 — 29 und Gritzner, M. Jahrb. LXV, S. 305 — 316) fehlt es an jedem Anhalte dafür.
') Wigger, a. a. O., S. 152. 153. 159.
*) Vgl. Personen -Register des Meckl. Urkundenbuchs. Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 46 — 53.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 393
Das Nächste, das uns darauf urkundlich mitgetheilt wird, ist die Be-
widmung des Bisthums Schwerin im Januar 1170 durch den Kaiser Barbarossa
u. a. mit Parchim, Cuthin (Quetzin) und Malchow sammt allen Dörfern auf
beiden Seiten des Flusses Eide, die zu diesen Burgen gehörten (Parchim quoque,
Cuthin et Malechowe, cum omnibus villis ex utraque parte aluei que dicitur
Eide ad ipsa castra pertinentibus). ') Dass bei dieser Bewidmung des Bisthums
Schwerin das ältere Recht des Bisthums Havelberg auf die Landstriche süd-
wärts der Eide übersehen wurde, ist schon öfter von uns berührt worden.*)
Das mag davon gekommen sein, dass man sich damals über die geographischen
Verhältnisse der oberen Eide sowohl bei ihrem Einlauf in die Müritz von
Darze, Käselin, Fincken, Massow, Zepkow u. s. w. her, als auch über ihren
Auslauf aus der Müritz als Reke in den Kölpin-See nicht so klar und einig
war wie heute, obwohl es immerhin zu beachten bleibt, dass an Stelle der
späteren Fischerei »Eidenburg« an der Reke schon im Jahre 1290 von dem Aal-
fang »bei der Eidenbrügge« die Rede ist, ebenso auch gut fünfzig Jahre später.^)
Dass aber das Bisthum Schwerin nach dem im Jahre 1252 erfolgten
Vertrage mit Havelberg den ihm durch den Hohenstaufenkaiser gewährten
Besitz im Lande Malchow behielt, wird durch »Zeugenkundschaften und Unter-
suchungen aus dem XVI. Jahrhundert« bestätigt. Darnach gehören zum
Lande Malchow folgende Pfarren mit ihren eingepfarrten Dörfern und Kapellen,
»südlich vom Malchowschen See: Alt -Malchow (Kloster), Satow, Grüssow,
Poppentin, Lexow; nördlich vom See: Neu-Malchow" (Stadt), Alt-Schwerin
(jedoch sollte Schwerin selbst noch zum Amte Plau gehören), Nossentin, Kieth,
Wangelin, Lütgendorf, Jabel. Als südliche Grenze wird übereinstimmend an-
gegeben das Dorf Darze, und namentlich ein Bach, der von dort durch Stuer
in den Plauer See fliesst, und wo ein grosser Graben und eine Landwehr
gegen die Mark (mit einem Schlagbaum) befindlich ist. Gegen Norden bildete
die Pfarre Wangelin die Grenze.«*) Ausserdem wird bei der Ordnung der
Grenzen der Bisthümer Kammin und Schwerin am 6. März 1260 gesagt, dass
auch das bei Rittermannshagen gelegene Mertinsdorp noch zum Lande Malchow
(ad terram Malichowe) gehöre.^)
Als Stadt mit Schwerinschem Recht tritt uns Malchow mit einem
Stiftungsbriefe vom Hause Werle am 14. März 1235 zum ersten Mal urkundlich
entgegen.®) Ihre Kirche, die in Urkunden des XV. Jahrhunderts St. Georgen-
kirche heisst, wird 1256 zum ersten Mal in Verbindung mit den Kirchen zu
Kieth und Jabel genannt, als Fürst Nikolaus den Geistlichen dieser drei Kirchen,
Plebanen und Priestern, und denen in der Probstei Alt-Röbel, die Vergünstigung
zu Theil werden lässt, über ihr Vermögen testamentarisch in Dritt -Theilungen
1) M. U.-B. 91.
*) M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. III, S. 298. IV, S. 421.
») M. U.-B. 2048. 6171.
*) Wörtlich nach Lisch, a. a. O., S. 15.
*) M. U.-B. 857. S. o. S. 145, Anmkg.
•) M. U.-B. 433.
394 AMTSGERICI1TS13EZIRK MALCIIOW.
dir die Kirchen, die Freunde und die Armen verfügen zu dürfen.^) Von der
Stadtkirche in Noua Malchowe muss aber in alter Zeit schärfer, als die ältesten
Urkunden selber es thun, die Kirche tho Olden Malchowe unterschieden werden.
Diese ist die Vorgängerin der heutigen Klosterkirche in dem Dorfe Alt-
Malchow, jene die der heutigen Kirche in Neu-Malchow oder Stadt Malchow.
So z. H. geht es in der Urkunde vom 25. November 1284 nur aus dem Zu-
sammenhange mit den Besitzverhältnissen im Dorfe Roez hervor, dass die hier
genannte Kirche in Malchow nicht die Stadtkirche, sondern die des hl. Johannes
Baptista im Dorfe Alt-Malchow ist.*) Der Name Alt-Malchow begegnet uns
urkundlich zum ersten Male im Jahre 1285, als die Fürsten von Werle für die
Länder Roebel, Malchow und Wenden das Landding in die Dörfer Priborn,
Alt-Malchow und Zepkow verlegen.^) Ein paar Jahre später aber, bei Ge-
legenheit der Verlegung des Bü.sserinnen- Klosters von der Neustadt Roebel
nach dem Dorfe Alt-Malchow, lässt sich erkennen, dass beide Kirchen, die im
Dorfe Alt-Malchow und die in der Stadt Neu-Malchow sowie auch die in
Lexow, bis dahin unter eine Plebanie zusammengefasst sind.*) Denn es
handelt sich darum, den Malchower Pleban Hermann für den Verlust der
Kirche zu Alt-Malchow an das neue Kloster zu entschädigen. Die enge Ver-
bindung beider Kirchen in Malchow bis zu dem Zeitpunkte der Uebersiedlung
des Klosters ist daher möglicherweise die Ursache, warum dieser Hermann
früher nur »plebanus de Malchowe« genannt wird.^) Ob er mit dem späteren
Probst Hermannus L, der im Jahre 1303 die Verwaltung führt, identisch ist,
müssen wir dahingestellt sein lassen.^)
Diese Verlegung des Büsserinnen- Klosters aus der Neustadt Roebel,
welche der Havelberger Diöcese angehört, im Jahre 1298 in das Dorf Alt-
Malchow und in die Schweriner Diöcese, sowie seine langsam sich vollziehende
Umwandlung in ein Cistercienser- Nonnenkloster, als welches es in einer päpst-
lichen Bulle vom 18. März 1474 zum ersten Marbezeichnet wird, sind für die
Geschichte und Entwicklung der Stadt Malchow wichtiger als vieles Andere,
das uns urkundlich im XIII. Jahrhundert überliefert worden ist, wie z. B. die
Erwerbung des Grüssowschen Wassers, dessen Eigenthum ihr am 30. Juni 1287
von Fürst Nikolaus von Werle überwiesen wird, oder wie die durch denselben
F'ürsten geschehene Verleihung des Eigenthumes der langen Brücke bei der
Stadt am 13. April 1292, die bis dahin den Bürgern Walter Pote und Erich
gehört hatte, oder wie die Verpfändung eines Drittels vom höheren und niederen
Gericht innerhalb der Stadt und Feldmark Malchow durch ebendenselben
F'ürsten am 9. Oktober 1299.'^) Als Pathengeschenk überweist Fürst Nikolaus
») M. U.-B. 763.
*) M. U.-B. 1758.
») M. U.-U. 1781.
*) M. U.-B. 2503. 2506.
'') M. U.-B. 1863. 1903. 2226. 2718. 2719.
«) M. U.-B. 2845.
') M. U.-B. 1914. 2160. 2574.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 395
von Werle dem neuen Kloster am 21. Mai 1298 mit Zustimmung seiner Mutter
Sophie und seiner Brüder drei Kirchen -Patronate, nämlich die von Alt-Malchow,
Neu-Malchow (utriusque ecciesie Malchowe) und Lexovv. Zugleich befiehlt er,
dass das Kloster neben der Kirche zu Alt-Malchow aufgebaut werde.^) Im
Uebrigen haben sich alle wichtigeren Schriftstücke, welche den Gepflogenheiten
der damaligen Verwaltungs-Weise gemäss für die Neuordnung der Verhältnisse
die Grundlage bildeten, bis heute erhalten. Es sind dies: erstens die bischöf-
liche Genehmigung und Einweisung des Klosters in den Schweriner Sprengel
durch den Bischof Gottfried von Schwerin auf Grund eines Vertrages zwischen
ihm und dem Bischof Johannes von Havelberg; zweitens die Vermittlung eines
Vertrages zwischen dem Kloster und dem Pleban Hermann über die Abtretung
der Kirchen zu Malchow und Lexow; drittens eine Bestätigung dieser Ver-
träge durch das Domkapitel zu Schwerin und zugleich die Unterordnung des
Klosters unter das Archidiakonat zu Waren, sowie ausserdem viertens eine
besondere Vollziehung der Schenkung auch durch das genannte Domkapitel.*)
Den heiligen Johannes Baptista findet der Konvent als Schutzheiligen der
Kirche zu Alt-Malchow vor, die hl. Maria Magdalena aber bringt er als Schutz-
patronin des Klosters von Roebel her mit. Daher liest man am 15. März 1376
die Bezeichnung »sanctimonialibus monasterii sancti Johannis baptiste ac sancte
Marie Magdalene in Malchow«, während es z.B. am 19. Juli 1360 kürzer heisst
»monasterium sancte Marie Magdalene in Malchowec, und am 3. März 1363
»monasterium sancti Johannis Baptiste in Malchowec. Die Klosterkirche allein
aber führt nur den Titel des hl. Johannes Baptista und heisst oft kurzweg nur
ecclesia sancti Johannis. Am 14. Juli 1480 findet sich die Bezeichnung ecclesia
beati Johannis Baptiste monasterii monialium antique Malchow.^)
Unter den übrigen Malchower Kloster -Urkunden sind diejenigen, welche
sich auf die Erwerbung von Gütern und die Ausdehnung des Wirthschafts-
betriebes beziehen, die anziehenderen, wenngleich sie im Ganzen kein anderes
Bild darbieten als das der übrigen Klöster des Landes, die wir bereits an
unsern Blicken haben vorüberziehen lassen. 1299 dreizehn Hufen in dem ehe-
maligen Dorfe Lebbin und der halbe Zehnte vom ganzen Dorf, wofür aber
dem Landesherrn alljährlich zu Weihnachten ein Paar Stiefel zu entrichten
sind;*) 1303 zwei Hufen in Zielow als Geschenk vom Ritter Dietrich Pape
fiir die Aufnahme seiner Tochter ins Kloster;^) 1309 ein vor der Stadt ge-
legener Hof (Neuhof), den bis dahin der Ritter Ludolf von Sternberg besessen
hat;®) 13 IG zwei Hufen in Lexow, wo das Kloster bereits das Patronat der
1) M. U.-H. 2503.
') M. U.-B. 2505. 2506. 2507. 2508.
^) Lisch, M. Jahrb. XXVII, S. 248 — 250 (vSiejjel des Klosters). — Zur Gesch. des Ordens
der Bilsserinnen vgl. Grotefend in den Mitth. d. Vereins f. Gesch. u. Alt. in Frankfurt VI, S. 301 ff.
*) M. U.-B. 2576. In seiner Geschiclite der drei Landesklöster, S. 16, verwechselt Julius
Wiggers Lehbin mit Loppin und übersetzt ohne zwinc^ende Gründe das >uno pari caligarum« der
Urkunde mit einem Paar Iloscn statt mit einem Paar Stiefeln.
=) M. U.-B. 2845.
•*) M. U.-B. 3288.
396 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Kirche innehat (s. o.);*) 1314 ein Feld und eine Wiese zwischen dem Poppen-
tiner See und dem Dorfe Roez, die bis dahin in Pritzbuer'schem Besitz ge-
wesen;^) 1320 zwei Hufen in Grüssow und fünf in Roez,^ welche bis dahin
im Besitz der ritterbürtigen Familie Sparow gewesen; 1330 aus den Händen
der Familie Pape der nahe am Kloster gelegene ehemalige Hof Wicksol;*)
1332 und 1333 verschiedene Hebungen aus dem Kölpin-See und Antheile
am Aalfang von den Familien Hahn, Pritzbuer u. a.;*^) 1336 der Gamm'sche
Antheil der Dörfer Deutsch- und Wendisch -Wangelin mit der alten Mühle
daselbst;®) 1338 Hebungen aus der neuen Mühle zu Rehberg vom Knappen
Heinrich Tessemer;^) 1339 Hebungen aus der Mühle zu Kölln von der Familie
Köln;®) 1340 die Hälfte der Güter und des Werders Damerow von der Familie
Rumpeshagen;®) in demselben Jahr Hebungen aus dem Dorfe Spitzkuhn von
dem Knappen Johann Bune, der seine Schwestertochter Adelheid Maltzan im
Kloster untergebracht hat;^°) Hebungen aus dem Hof des Johann von Gerden
zu Sietow, dessen Brudertochter im Kloster ist;") 1341 vier Hufen in (Gruben-)
Liepen von Nikolaus Kaland, und einen Tag darauf der ganze Gamm'sche
Besitz im selben Dorfe, mit Ausnahme des an Liepen haftenden Kirchen-
patronats zu Wangelin, das vorläufig noch in Gamm'schen Händen bleibt;^*)
1344 der ganze Wangelin'sche Besitz in Wendisch- Damerow ;^^) 1346 und
1347 weitere Pritzbuer'sche Fischereigerechtigkeiten im Kölpin-See und im
Klinker Antheil an der Müritz, Lepzow'sche Hebungen aus der Mühle zu
Walow, Gamm'sche Hebungen aus dem Dorfe Goldewin, sowie das ganze
Dorf Loppin, das Johann Gamm und Jakob von Werle bis dahin als werlesche
Vasallen innegehabt haben;^*) 1351 fünf Hufen und sieben Morgen Ackers im
ehemaligen Dorfe Klippatendorf bei Zislow als Legat des verstorbenen Knappen
Heinrich Wittenburg, sowie aus den Händen der Pritzbuer eine Hufe zu
Poppentin und weitere Hebungen aus dem Kölpin-See;^^) 1352 Hebungen aus
dem Hofe Beilin von der F'amilie Beilin, die eine Verwandte im Kloster hat;^*)
1353 ^as Dorf Neu-Drewitz aus den Händen des Malchower Bürgers Gerd
») M. U.-B. 3369.
«) M. U.-B. 3680.
') M. U.-B. 4191.
*) M. U.-B. 5170. 5314.
*) M. U.-B. 5344. 5386. 5944.
«) M. U.-B. 5675. Vgl. dazu Lisch, Geschl. Maltzan 11, S. 397 (Urk. CCCLTII).
'') M. U.-B. 5868.
•*) M. U.-B. 5972.
») M. U.-B. 6040.
»0) M. U.-H. 6058. Vgl. 6618.
*») M. U.-B. 6068.
**) M. U.-B. 6099. 6100. 6105. 6152.
*8) M. U.-B. 6461. 6466.
^*) M. U.-B. 6591. 6618. 6621. 6645. 6646. 6722. 6723. 6726. 6727. 6737. 6808. 6816.
Ueber den Jakob v. Werle vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 20. 21.
") M. U.-B. 7475. 7528. Vgl. 11787.
*«) M. U.-B. 7598.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 397
Ysermengher;^) 1355 der vierte Theil der Hardersmühle bei Malchow von
dem Bürger Vogedeke und dessen Bruder in Malchow;*) 1356 Preen'sche
Hebungen aus Goldewin;^) 1357 der Waghel'sche Besitz zu Poppentin, und
1358 der in dreizehn Höfen und Hufen und anderen Gütern bestehende Pritz-
buer*sche Besitz ebendaselbst;*) 1363 der vierte Theil der Tibbolds- Mühle zu
Malchow als Geschenk von dem dortigen Bürger Ludolf Elers;^) 1366 Ho-
tow'sche Hebungen verschiedener Art aus Kisserow und Loppin, sowie der
Rantze'sche Erb-Antheil an der Härders -Mühle;*) 1374 eine Berkhahn'sche
Rente aus Goldewin, die Mühle zu Grüssow aus Elers'schem Besitz, Flotow'sche
Hebungen aus Wangelin, eine Pritzbuer'sche Rente aus Poppentin, sowie Hof
und Dorf Laschendorf von der Familie Vriberg;^) in der zweiten Hälfte der
siebenziger Jahre des XIV. Jahrhunderts (1375 bis 1379) ein Düsterwold'scher
Hof mit zwei Hufen zu Kisserow und verschiedenen Hebungen aus diesem
Dorf, wie auch aus Petersdorf, der Hof des Storm Schw'ickow zu Kisserow
mit sechs Hufen, der Flotow'sche <Hof zu Kisserow mit vier Hufen und zwei
Käthen, ebendaselbst Hufen und Höfe der Familie Pape, ferner zu Walow
eine halbe Hufe mit den zugehörigen Worthen von der Familie Grambow, zu
Grüssow fünf Hufen und Höfe aus der Hand des Priesters Albrecht Smede,
dazu Flotow'sche Hebungen aus demselben Dorfe, von der Familie Krevestorp
die Seh wertfeger- Mühle und von der Familie Wangelin eine Rente aus Damerow
und die ehemalige Kutzeker Mühle;®) 1383 die ehemalige Schwichower Mühle
von Dietrich von Flotow;®) 1384 eine Hebung aus Hufen in Kogel von Henning
Poppentin;^®) 1385 Einkünfte aus vier Hufen und Höfen in Grüssow mit Vor-
behalt des Rückkaufes von Henneke von Flotow zu Grüssow;^') 1387 der
Tesmer'sche Hof mit sechs Hufen zu Wangelin, und Einkünfte aus einer
Reihe von Hufen im Gut und Dorfe Walow von Henneke von Flotow'^): —
das sind im Wesentlichen die Erwerbungen des Klosters im XIV. Jahrhundert.
Und vergleicht man damit den jetzigen, immer noch bedeutend erscheinenden
Güterbesitz, so sieht man, dass das Kloster den weitaus grössten Theil dieser
Erwerbungen noch heute sein Eigen nennt. Im XV. Jahrhundert sind folgende
Dörfer und Güter, mit denen allerlei geschäftliche Verbindungen schon in
früherer Zeit angeknüpft waren, hinzugekommen: 1402 das Dorf Damerow und
V) M. U.-B. 7826. 7840.
') M. U.-B. 8124.
8) M. U.-B. 8184.
*) M. U.-B. 8359. 8459. 8460. 8471.
*) M. U.-B. 9145.
^) M. U.-B. 9459. 9460. 9467.
^) M. U.-B. 10517. 10523. 10573. 10584. 10644. Vgl. 10775 und 10857. Auf Laschen-
dorf bezieht sich auch eine noch nicht gedruckte Urkunde vom 21. Septeml)er 1396.
") M. U.-B. 10750. 10751. 10804. 10805. 10806. 10810. 10811. 10843. 10982. 10995.
11004. 11016. 11019. 11083. 11149. 11186. Vgl. 11547.
») M. U.-B. II 520.
") M. U.-B. II 587.
"J M. U.-B. II 731.
^*) M. U.-B. II 867. II 873. II 878.
398 AMTSGERICHTSBEZIRK MAI.CHOW.
die ehemalige Kuzeker Mühle von Henneke Wangelin; 1410 die Güter und
Dörfer Hagenow und Jabel von Henneke Hahn, Lüdeke's Sohn von Basedow,
und von Fürst Christoffer von Wenden;^) 1423 das Dorf Alt-Drewitz, woran
bis dahin die Linstow theilgehabt haben, während Neu-Drewitz schon seit
1353 ^cn^ Kloster gehört;*) und 148 1 das Dorf Sembzin von der Familie
der Grambow. Diesen Erwerbungen gegenüber treten alle anderen des
XV. Jahrhunderts an Bedeutung zurück, wie z. B. die Hälfte der Windmühle
vor dem Neuen Thore zu Waren, die der Priester Joh. Katzow 1407 dem
Kloster schenkt; weitere vier Hufen in Jabel im Jahre 141 4, die bis dahin
noch dem Heinrich Gelder zu Lansen gehört haben; der »grosse Hof zu
Grüssow vor dem Walower Ende«, den am 7. Januar 1437 Vicke Flotow um
seiner Seligkeit willen schenkt; alljährlich zwei Drömt Mehl aus der Poppen-
tiner Mühle als Stiftung der Familie Metzeke im Jahre 1445; 1450 eine
Anzahl Kornhebungen in dem später wüst gewordenen Dorfe Lübow, das
ehemals südlich vom Dorfe Drewitz lag, und wo man schon damals, wie
vielleicht auch heute noch, Buchweizen baut; der Linstow'sche Antheil an der
Mühle zu Hohen -Wangelin, welchen das Kloster am 6. Januar 1502 für ein-
hundertzehn rheinische Gulden erwirbt; Pachte aus Hufen und Höfen des
Hahn'schen Dorfes Demzin im Jahre 1509, und viele andere kleinere Hebungen
und Einkünfte, von denen eine grosse Zahl noch nicht veröffentlichter Urkunden
im Grossh. Archiv und im Kloster- Archiv ausfuhrlicher handelt.
Dass auch in späterer Zeit noch Veränderungen innerhalb des Güter-
besitzes vorkommen, zeigt der in der Geschichte des Klosters Dobbertin be-
rührte Umtausch von Roez gegen Penkow im letzten Drittel des XVII. Jahr-
hunderts.^) Die Dörfer Cramon und Kraaz werden zwischen 16 13 und 16 18
von der Familie Quitzow erworben, die 1536 damit belehnt worden war,
nachdem Reimar von Hagen, der letzte seines Geschlechts, das die Güter bis
dahin zu Lehn getragen hatte, aus dem Leben geschieden war. Kraaz gehört
übrigens Anfangs nur zur Hälfte dem Kloster, die andere Hälfte wird erst
17 19 durch Umtausch gegen zwei Jabelsche Klosterbauern erworben.*) Ebenso
ist es mit Wangelin, dessen letzte Antheile erst 1714 vom Kloster erworben
*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 99 (Urk. CCXXX).
*) Ueber die früheren Besitzer von Alt-Drewitz vgl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 410
(Urk. CCCLX).
®j Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 355, Anmkg. i. Eine Mittheilung des Herrn Pastors
Schnell zu Kloster Malchow aus Prozess- Akten in puncto veneficii i668 ergiebt, dass der Umtausch
im Jahre 1668 noch nicht geschehen war. Er findet somit in der Zeit zwischen 1668 und 1688
statt. Eine Nachricht in dem vom Küchenmeister Heinrich Dugge geschriebenen Amtsbuch
(Th. II) vom Jahre 1697, das im Kloster aufbewahrt wird, giebt an, dass bei dem Eintausch
des Dorfes Penkun zugleich mit Roez auch die dem Kloster Malchow seit 13 10 zugehörig ge-
wesenen beiden Lexower Hufen an das Kloster Dobbertin gegeben worden seien, sodass in Folge
dessen für das Kloster Malchow von Lexow nichts weiter als die Kirche mit ihrem Jus patronatus
übrig blieb.
**) Auch ein Theil der Feldmark Viere wurde zugleich mit Kraaz schon X613/18 erworben.
Ueber das Vier'sche Feld s. bei Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 207.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOS'IERS MALCIIOW. 399
werden (s. u. S. 428). Als verhältnissmässig jüngsten Besitz dürfen wir das
Dorf Malkwitz bezeichnen, das ehemals ebenso wie Cramon Linstow'sches und
dann Raven'sches Eigenthum war. Freilich finden wir schon im Jahre 1724
einen erheblichen Antheil von Malkwitz als Pfandgut beim Kloster, als
alleiniges Klostereigenthum aber wird es erst vom Jahre 1803 an im Staats-
kalender aufgeführt. Dagegen verschwindet um diese Zeit der Antheil, den
bis dahin das Kloster Malchow an dem Flotow'schen Dorf und Gut Grüssow
hat, nachdem schon 1785/86 vom Kloster drei Bauernhöfe zu Grüssow an
den Hauptmann von Flotow auf Kogel verkauft worden waren. ^)
Mit den Gütern mehren sich die Kirchen -Patronate. So kommt als
viertes am 14. Februar 1352 das der Kirche zu Grüs.sow durch eine Schenkung
des Fürsten Nikolaus von Werle hinzu.^) Doch gehört es heute wieder mit
dem Dorf und Gute der Familie von Flotow. Dagegen besitzt das Kloster
seit 1410 das Patronat in der Kirche in Jabel; ebenso hatte es, solange eine
Kirche im Dorfe Hagenow war, auch in dieser das Patronat, wie am 21. Ok-
tober 1449 und am 6. Juli 1453 urkundlich bestätigt wird.^) Und noch heute
gehören ihm von alter Zeit her die Patronate in den Kirchen zu Hohen-
Wangelin und Poppentin.
Ferner melden die Urkunden Manches von frommen Stiftungen, von
Aufnahmen einzelner Stifter, wie des schon früher oft genannten Güstrowschen
Bürgers Jakob Wörpel und seiner Frau Katharina am 23. Mai 1339, in die
Fraternität des Klosters,'*) von der Theilnahme an den guten Werken des
Konvents, welche z. B. der Nonne Bertha Wimann und ihren Verwandten am
14. Mai 1355 zu Theil wird,°) sowie von Memorien und Vikareien. Unter
diesen mögen hier genannt sein die Memorienstiftung des Pfarrers Joh. Rambow
in Waren am 11. März 1351; die des Probstes Johann Katzow am 19. Juli
1360; die am i. Februar 1427 von dem Priester Nikolaus Hagedorn und
Hartwig Bonsack »to olden Malchow in der karken to sunte Johannes« ge-
stiftete und am 20. Mai 1429 vom Bischof von Schwerin bestätigte Vikarei;
die Memorienstiftung des Güstrowschen Bürgers Hinrick Vughe vom 23. August
1432; die der Margarethe Preen vom 10. September 1437; die auf dem Chor
der Klosterkirche am 3. März 1445 dem hl. Martin und der hl. Katharina zu
Ehren gestiftete Vikarei der von Flotow auf Stuer, von welcher uns mehrere
Inhaber bekannt werden, wie Johannes Hake, Hermann Kaghe und Johannes
Roleke, und endlich eine zum St. Michaelis -Altar in der Klosterkirche ge-
hörende Vikarei, deren Stifter nicht genannt wird, welcher aber Heinrich
Gamm auf dem Gammenwerder im Jahre 1522 eine Summe von 20 Mark
Lübisch schuldig ist.^)
') Nach Akten im (Irossh. Archiv.
») M. U.-IJ. 7580. 7660.
^) Nicht gedruckte Urkuiulen im (irossh. Archiv.
*) M. U.-H. 5959-
'^) M. U.-B. 8084.
") M. U.-B. 7435. 8063. 8770. 8795. Dazu KucUoffs handschriftliches Diplomalar des
Klosters Malchow im Grossh. Archiv.
400 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Dass übrigens das Kloster schon in der ersten Zeit seines Bestehens
keineswegs immer von dem Wohlwollen und der guten Gesinnung seiner Zeit-
genossen getragen wird, zeigt die Klage des Frohstes und Konventes wider
die Ritter Nikolaus von Peccatel, Ghemekinus Kossebode, die Brüder Rumpes-
hagen, Werner Kranz, Gerlach von Vicheln und Arnold von Liepen in den
vierziger Jahren des XIV. Jahrhunderts, welche sich der weltlichen Gerechtigkeit
zu entziehen suchen.^) In diesem Sinne wird auch der Schutzbrief des Ritters
Ulrich von Maltzan auf Grubenhagen zu beurtheilen sein, den er dem Kloster
am 5. April 1364 über die Dörfer Wangelin und Liepen ausstellt.*) Noch im
Jahre 1546 giebt es Uneinigkeiten über diese beiden Dörfer zwischen denen
von Gamm und dem Kloster, die durch fürstliche Kommissarien verglichen
werden; ebenso über anderen Besitz, Fischerei-, Wald- und Wasser- Gerechtig-
keiten, im Jahre 1546 mit den von Below auf Klink und Lebbin, die eben-
falls durch einen Vergleich beendet werden; und endlich noch im Jahre 1595
über Fischerei -Gerechtigkeiten mit denen von Flotow auf Stuer, die durch
den Herzog Ulrich geschlichtet werden. Zu dieser Zeit sind bereits weltliche
Provisoren an die Stelle des geistlichen Frohstes getreten.^)
Was sonst noch über Angelegenheiten des Klosters urkundlich ge-
meldet wird, ist von geringerer Bedeutung, doch mag man davon ausnehmen
einen Ablassbrief des Bischofs Konrad Loste im Jahre 1492 zu Gunsten von
Klosterbauten, die Gewährung der Erblichkeit des Schulzenamtes gegen eine
jährliche Abgabe von neun Gulden Münze und acht Schilling Lübisch an den
alten verdienten Dorfschulzen Hinrick Nagel und dessen Nachkommen in
Klein -Rehberg am 13. December 1532, und die Ertheilung einer Krug-
gerechtigkeit sowie die Erlaubniss zum Aufbau eines Kruges im Klosterdorf
Liepen an den Feter Kaie aus Wangelin am 18. November 1591, »nachdem
er sich eine Zeit hero bei denen vom Adel hin und wieder im Dienste, wie
einem redlichen reisigen Knechte gebühret, verhalten, und nach seiner Ge-
legenheit unter das Kloster, weil er darunter geboren, niederzulassen und ge-
beten, ihme eine Stätte auf des Klosters Grund und Boden zu vergönnen zu
bebauen«.
Ueber alle dem Kloster angehörenden Personen geben die Register des
mecklenburgischen Urkundenwerkes bis zum Ende des XIV. Jahrhunderts die
ausreichendste Auskunft. Wir wollen daher hier im Anschluss daran nur
noch die Fröbste, beziehungsweise Verweser und Provisoren, sowie die
Friorinnen und Unterpriorinnen nennen, die uns im Urkundenschatz des XV.
und XVI. Jahrhunderts entgegengetreten sind. Um 1386 ist Gerd Bomgarden
Probst und Ida von Hagen Priorin; um 1396 ist Johann Katzow Probst; um
14 IG Heinrich Wulf, und neben ihm Ilsabe von Pritzbuer Priorin, die auch 1414
noch als solche genannt wird, während Hermann König als Probst gefolgt
1) M. U.-B. 6080.
•) M. U.-B. 9256. Vgl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 180—183.
■) Vgl. Urkunden im Grossh. Archiv.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 4OI
ist;^) 1450 haben Probst Nikolaus Reeps und Priorin Margarethe Kolres
die Vorstandschaft im Kloster;*) 1475 ist Peter Warnstorp Probst, aber schon
1476 steht Joh. Roghemann an seiner Stelle, den wir auch noch 1478 dort
finden, als bereits Adelheid von Plessen Priorin ist. Diese ist auch 148 1
noch da, während neben ihr Herr Hinrick Vaghet als Probst und Anna
Metzeke als zweite Priorin (sonst Unterpriorin) genannt werden. 1484 ist
Jutta von Hahn Priorin, 1508 Katharina von Hahn, und neben ihr als Probst
Herr Johann Grabow. Beide sind auch 1520 noch auf ihrem Posten, während
Margarethe von Grüssow (Grüskouwen) Unterpriorin ist. Johann von Grabow
kommt auch 1532 noch als Probst vor, nachher nicht mehr. Von 1534 bis
zu seinem Tode 1538 ist Dr. juris Heinrich von Bülow Probst.^) 1546, bei
Gelegenheit des Vergleiches zwischen denen von Below und dem Kloster,
werden in der hier stehenden Reihenfolge aufgeführt: Anna von Wangelin
als Priorissa, Peter Weffinger als Verweser und Elisabeth von Rohr als Sub-
priorissa. 1580 ist Anna von Rohr Priorin,*) und 1591 sind der bekannte
Rath Henning Krause (Kruse) zu Varchow und Johann von Kramon zu
Woserin die alleinigen weltlichen Provisoren des Klosters.
Die Anweisung des Klosters an den Adel des Landes wird bereits in
einem Erlass der vom Herzog bestellten Visitatoren des Klosters vom 22. Ok-
tober 1557 deutlich ausgesprochen, während die wirkliche rechtliche Ueber-
weisung an die Landstände erst durch die bekannten Sternberger Reversalen vom
2. und 4. Juli 1572 geschieht.*^) Die Reformation war in aller Stille und ohne
eine Spur jenes Widerstandes, den ihr z. B. das Kloster Dobbertin entgegen-
setzte, in die Mauern des Klosters eingezogen, ebenso in die Stadt. Martin
Bambam (Bamban), der Prediger auf der einen und auf der andern Seite des
Wassers, in der St. Johannis- Kirche des Klosters und in der St. Georgen-
Kirche der Stadt, ein im Jahre 1523 vom Weihbischof zu Schwerin, Dietrich
von Sebaste, geweihter Priester, hatte nach seiner Anstellung als Pastor an
der St. Georgen -Kirche der Stadt, nachdem er hier schon seit dem Jahre 1528
als Vikar gewirkt hatte, im Sinne der neuen Lehre zu predigen begonnen.
Er erhält 1568 auch die Pfarre zu Lexow als Filial des Klosters und lebt
noch 1580, im Amte unterstützt von seinem Sohne, dem Kaplan Bernd
Bambam.*)
Bei einem Blick auf die weitere städtische Entwicklung während des
Mittelalters finden wir, dass sich anscheinend in dem angeseheneren Theil der
Bürgerschaft zu Anfang des XIV. Jahrhunderts ein besonderes Interesse für
») Lisch, M. Jahrb. XXVII, S. 249.
*) Lisch, M. Jahrb. XXXIX, S. 109 (zur Gesch. des Buchweizens).
«) Lisch, M. Jahrb. XII, S. 237.
*) Lisch, M. Jahrb. XXII, S. 107.
*) Schröder, Kirchenhist. des evang. Mecklenburgs III, S. 132 ff. Franck, Altes u. Neues
Mecklbg. X, S. 232 — 238. Lisch, M. Jahrb. XXII, S. io6. Wiggers, Gesch. der drei mecklenb.
Landesklöster, S. 87. Viereck, die Rechtsverhältnisse der vier mecklenb. Jungfrauenklöster II,
Beil. I, S. 2. Dazu I, S. 7iff.
«) Lisch, M. Jahrb. XXII, S. 105.
26
402 AMTSGERICIITSBEZIRK MALCIIOW.
den Mühlenbetrieb zu erkennen giebt. Es ist geradezu auffallend, wieviele
Verträge einzelner Bürger über die in der Stadt und deren Nachbarschaft an-
gelegten Mühlen auf uns gekommen sind. Man sieht daran, dass diese für
die städtischen Wirthschaftsverhältnisse eine ebenso hervorragende Bedeutung
hatten wie für die klösterlichen.^) Weitere Gewerke treten in den Urkunden
nicht hervor. So findet sich z. B. von der späteren Tuchmacherei, die in
Malchow bis ins XIX. Jahrhundert hinein in besonderer Blüthe war und noch
heute in gutem Gange ist, in alter Zeit keine Spur. Auch der Trieb auf
Vergrösserung der städtischen Feldmark, die von Fürst Nikolaus von Werle
im Jahre 1235 mit vierzig Hufen eingesetzt war, und welcher er die Be-
rechtigung zur Schweinemast und Viehweide, auch zur beliebigen Fällung von
Brenn- und Bauholz in der Forst und Feldmark Geline hinzugefügt hatte, tritt
bei Malchow weniger hervor als bei anderen Städten.*) Es ist nur Weniges
dieser Art zu verzeichnen. So kauft z. B. die Stadt am 14. März 1334 einen
Wald bei Nossentin von dem Knappen Henning Pape und dessen Angehörigen.*)
Doch ist dieser Wald, der zwischen Nossentin und dem schon vor 1558 ein-
gegangenen Dorf Locken gelegen war und zu dessen örtlicher Bestimmung
die in Wiesen umgewandelten drei Seen einst dienten, welche die Schmettau'sche
Karte noch als Wangelin-See, Belower See und Lochser See nördlich von
Nossentiner Hütte verzeichnet, seit langem kein Stadtgebiet mehr, sondern
gehört jetzt zur Malchower Klosterforst.
Von ebenso geringer Bedeutung ist das Hervortreten der Stadt in
äusseren Angelegenheiten. In dieser Beziehung sind zu erwähnen: 1304 die
bei Gelegenheit des Bündnisses zwischen dem Fürsten Nikolaus von Werle
und dem Grafen Gunzelin von Schwerin der Stadt auferlegte und geleistete
Huldigung für den letztgenannten;*) 1309 das der Johanniter- Komthurei zu
Mirow bewiesene Entgegenkommen der Stadt mit Befreiung vom Brücken-,
Wege- und Durchgangszoll ;^) 13 16 die Verbindung der Stadt bei der Landes-
theilung im Hause Werle mit demjenigen Theil, von welchem Parchim die
^) M. u.-B, 2162. 2939. 2959. 3661. 3961. 5675. 5868. 5972. 8124. 8267. 9145. 9467.
10523. 10995. 11083. II 149. 11520. Dazu Urkunden vom 1 6. März 1391 ; 15. August 1402;
18. August 1407; 18. December 1445; 25. November 1482; 30. Juni 1488; 17. Januar 1501;
29. April 1507; 1541 (ohne Datum); 3. Februar 1546.
*) Vielleicht steckt der Name Geline in der Vorsilbe jener im Jahre 1697 genannten
»Globahn«, einem sUdlich des Sees gelegenen Landstrich, der als Viehtrift und als Holzung ge-
kennzeichnet wird: „„Die Stadt hat übers Wasser eine wüste Dorfstätte gehabt, so vormals
Globahn geheissen."" „Die Stadt genoss damals aber wenig davon, „„da die Grüssower, die
Petersdorfer, der Brantmüller und der VormUUer eine grosse Menge Vieh für eine schlechte
Heuer darauf trieben,^ "^ „und auch Tannen darauf standen. Die Stadt hat jetzt auf dem Südufer
ihr Jägergehöft, bedeutende Holzung, Wiesen und ihr Torfmoor, sowie die Ziegelei": Lisch,
M. Jahrb. XXXH, S. 39. Die vom Fürsten Nikolaus geschenkten vierzig Hufen lagen zum grössten
Theil auf dem Nordufer des Sees.
») M. U.-B. 6389.
*) M. U.-B. 3178.
*) M. U.-B. 3341. Ein Vertrag mit dem Kloster Dobbertin über die Durchfahrt von Wagen
kommt 1356 zu Stande: M. U.-B. 8204.
GESCHICHTE DER STADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 4O3
Vorderstadt wird;^) 1346 die Verschreibung von Stadt und Land Malchow als
Leibgedinge für die Fürstin Agnes, die Tochter Ulrich's IL von Lindow-Ruppin,
und Gemahlin des Fürsten Nikolaus IV. von Werle;*) 135 1 die Einschätzung
der Stadt mit zehn Mann für das Landfriedens -Kontingent;^) und 1354 die
Stellung der Stadt bei der Verpfändung des Landes Malchow an die Flotow,
sowie die ihr bei dieser Gelegenheit ertheilte besondere Versicherung des
landesherrlichen Schutzes.*) Dieser Pfandvertrag des Landesherrn mit den
Herren von Flotow kann wohl als das einschneidendste Ereigniss in der
mittelalterlichen Stadtgeschichte von Malchow bezeichnet werden. Zwar ist
die Original -Urkunde nicht mehr vorhanden, aber ihr Inhalt ergiebt sich voll-
ständig aus einer vom Fürsten Christoffer von Wenden am 15. Juni 141 5 voll-
zogenen Erneuerung, welche (wegen der darin genannten Zeugen Hinrick und
Olrick Maltzan) im zweiten Bande der Urkunden -Sammlung zur Geschichte des
Geschlechts Maltzan, S. 504 bis 508, abgedruckt ist. »Witliken vmme groter
not willen vnser olderen«, wie Fürst Christoffer sagt, war den Flotowen, »dar
ere olderen vore vnde vmme rumeden de stat vnde sloth Tribbezesc (also in
jener Zeit, als die Häuser Mecklenburg und Werle das Festland Rügen an
Pommern verloren),^) der Pfandbesitz von Stadt und Land Malchow sowie von
der Sommer- Bede aus dem Lande Malchin für eine Summe von sechstausend
löthigen Mark Silbers überwiesen worden: »Aldus so schal de stat Malchow
vnde dat gantze land myd der samerbede to Malchin vorbenomed, so id licht
an allen sinen enden, in alle sinen scheden, myt aller siner tobehoringe, mit
alleme anualle, myt aller losinghe, myt aller herschop, myt alleme herenrechte,
myt alle vnde dar nicht vt to nemende, der vorbenomeden Vlotowen vnde
erer rechter eruen bruklicke pant wesen vnde bliuen, so quid, frig, vnbeworren,
so vse olderen dat frigest brukelken beseten hebben, vs edder vsen rechten
eruen edder vsen nakomelinghen dar nicht ane to beholdende edder to
hebbende, men de losinghe«. Mit dieser die weiteste Deutung und den
weitesten Niessbrauch zulassenden Verpfandungsurkunde treten nun die von
Flotow thatsächlich in alle landesherrlichen Rechte über Stadt und Land
Malchow ein. Demgemäss bestätigen sie z. B. am heiligen Dreikönigstage des
Jahres 1423 der ganzen Einwohnerschaft von Stadt und Land Malchow und
auch dem besonders dabei genannten Rath der Stadt alle Privilegien, die
diese bisher genossen haben. Dass auch die oberste Gerichtsbarkeit über
Stadt und Land dazu gehörte, war selbstverständlich. Daher kann denn auch
die Zusicherung der von Flotow, die sie am 8. März 1354 den Mannen des
Landes und der ganzen Bürgerschaft der Stadt ausstellen, nicht den Sinn
haben, den die Ueberschrift im Urkundenbuche angiebt. »Ueber Stadt und
Mannen der Landschaft kein Recht ausüben wollen«: das wäre ja das Gegentheil
») M. U.-B. 3860.
') M. U.-B. 6669.
») M. U.-B. 7524. 7717, Anmkg. 7731. 7911.
**) M. U.-H. 7907. 7908. Vgl. 9394. II 633. Dazu Crull, M. Jahrb. LIII, S. 355, Anmkg.
*) Rudloff, Hdb. d. M. Gesch. II, S. 311— 315,
26*
404 AMTSGERlCllTSliEZlKK MALCHOW.
von dem, was abgemacht worden war. Die Worte »juxta omnem iusticiam
et ius penitus amittere« sind vielmehr, wie Crull nachgewiesen hat, eine
unzureichende Uebersetzung der herkömmlichen Wendung »bi aller rechticheit
vnde rechte dorchut latent.^) Die von Flotow machen sich damit anheischig,
die hergebrachten Rechte und Privilegien von Stadt und Land Malchow in
keinem Punkte irgend wie anzutasten und zu verletzen. Wenn es aber in
dieser langen, fast ein halbes Jahrtausend dauernden Periode des Flotow'schen
Pfandrechtes ohne allerlei schwerere und leichtere Konflikte nach oben wie
nach unten nicht ganz abgeht, so kann das keine Verwunderung erregen. So
ist z. B. 1681 von einem Verlust des vierten Theiles der Jurisdiktions- Gefalle
ex delicto die Rede.^) Doch wollen alle diese Dinge immer aus den Ver-
hältnissen ihrer Zeit und nicht mit dem Massstabe unserer Zeit verstanden
und beurtheilt sein. Im Uebrigen unterlassen es die seit 1436 an die Stelle
der werleschen Fürsten getretenen Herzöge von Mecklenburg niemals, in ihren
nachfolgenden Bestätigungen (1436, 1469, 1477, 1505, 1549) neben denen
von Flotow auch den Rath und die Bürgerschaft von Malchow sowie alle
Einwohner des Landes als gleichmässig in ihren Rechten zu erhaltende und
zu schützende Unterthanen hervorzuheben. Dieses Verhältniss hat erst im
Jahre 1837, beziehungsweise 1838, durch Verträge mit der Landesherrschaft
und der Stadt seine Endschaft erreicht.^) Doch mag es die Ursache davon
sein, dass »der ringhaltende Vogel auf dem von Flotow'schen Helm mit dem
ringhaltenden Vogelkopfe im Siegel der Stadt Malchow (in dem übrigens das
»Herz« wohl zutreffender als »Seeblatt« anzusehen sein dürfte) in Zusammen-
hang steht« . . . Dann würden aber die von Flotow den Vogel von der Stadt
entlehnt haben, nicht diese von jenen, da der Vogelkopf bereits 13 18 im
Malchower Siegel sich zeigt.«*)
Eine besondere Geschichte haben die Brücken und Fähren der Stadt,
die als Inselstadt ins Leben getreten war. Die nach Nordwesten ans Land
führende kürzere »Stadtbrücke«, von der es keine urkundliche Ueberlieferung
giebt, wird wahrscheinlich ebenso lange und ebenso früh dagewesen sein, wie
die »lange Brücke (longus pons)«, welche einstmals, und zwar schon vor der
Klosterzeit, die Stadt mit dem Dorfe Olden- Malchow verband. Diese Brücke,
die von zwei Malchower Bürgern, Pote und Erich, angelegt worden war,
wird im Jahre 1292 vor Fürst Nikolaus als Privatbesitz aufgelassen und
nunmehr von diesem, wie schon bemerkt worden, der ^ Stadt Malchow als
Eigenthum überwiesen. Aber ihre Erhaltung, bei der es sich um eine Länge
von achthundert Fuss handelt, macht schon im XVI. Jahrhundert die grössten
*) M. Jahrb. LIII, S. 355, Anmkg. Dazu Wortregister in Bd. XVII des Urkundenbuches
unter »amittere«.
*) Klüver, Beschreibung Mecklenburgs II, S. 283.
») Lisch, M. Jahrb. XXXIT, S. 17.
'') Wörtlich nach CruU, M. Jahrb. LllI, S. 355 (bei Besprechung eines Paares kleiner Schrank-
thilren, auf denen das dem Flotow'schen ähnliche, aber wegen des Unterschiedes nicht mit ihm
zu verwechselnde Wappen der westj)hälisch- niedersächsischen Chalong, gen. Gehle, vorkommt).
GESCHICHTE DER STADT UND DES KIX)S'IERS MALCHOW. 40S
Schwierigkeiten und veranlasst eine Unterstützung der Stadt durch den Herzog
Ulrich mit zweihundert Gutden, die bei der Güstrower Stadtkämmerei mit
fiinf Prozent Zinsen zur Unterhaltung der Brücke belegt werden. Da kommt
das schlimme Kriegsjahr 1637 heran und
mit ihm eine Zerstörung der Brücke. Diese
Zerstörung fuhrt 1675, beim Rückzuge der
Schweden aus der Mark, zu einer völligen
Vernichtung/) sodass an eine Wiederher-
stellung nicht zu denken ist. Klagen im
Jahre 1639 und 1694 enthüllen diesen
Zustand. Aber das Unglück wird noch
grösser. Am 23. April 1697 zerstört ein
Brand die ganze Stadt mit Kirche, Rath-
haus und Thoren, kein einziges Haus
bleibt stehen. Da denkt die Büi^erschaft
allen Ernstes daran, die Insel zu verlassen,
dies um so mehr, als die Stadt nach Ver-
lust der alten langen Brücke zum Kloster
„ . , , „, hinüber nahrlos dagesessen habe. Doch
Plotowsches Wappen. **
die Bürgerschaft beruhigt sich und bezieht
wieder die alte Insel. Da giebt es am 27. November 1721 einen zweiten
grossen Stadtbrand, bei dem nur dreissig Wohnungen stehen bleiben, und
aufs Neue entsteht der Wunsch, auf dem »festen Landet sich anzubauen.
Der Herzog Karl Leopold giebt am
10, Juli 1723 den Bescheid, dass er die
»Wiederbebauung der Stadt placidire, auch
permittire, wenn einige draussen bauen
wollten.« Beides geschieht, und nun ent-
steht in der »neven Stadt Malchowe«, wie
sie im Gegensatz zum Dorf »Olden Mal-
chowe* im Mittelalter heisst, zum ersten
Mal eine Unterscheidung zwischen Altstadt
und Neustadt.
Endlich kommt am 13. Mai 1727 ein
Malchower Stadtsiegel. Kontrakt Zwischen der Stadt und dem
»Schiffsbaumeister« Heinrich Watermann
zu Stande, nach welchem dieser auf seine Kosten und fiir seinen Nutzen eine
Fähre erbaut. Diese Fähre hat bis zur Mitte des XIX. Jahrhunderts bestanden,
d. h. bis zur Vollendung des jetzigen Dammes am 26. Februar 1846') und der
dadurch veranlassten Verlegung der Durchfahrt für Eidekähne auf die andere
Seite der Stadt zwischen der nunmehrigen Alt- und Neustadt Malchow. Dass
') Franclt, Altes u. Neues Meckl. XIV, S. 282.
') Ein Werk des thatkräftigen Bürgermeisters Mejer (s. Denkstein am Damm).
406 AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHOW.
es Übrigens auch auf dieser Seite nicht immer, z. B. nicht am Ende des XVIII.
Jahrhunderts, eine Brücke gab, sodass der Verkehr mit dem festen Land auch
hier nicht anders als mit Böten und mit einer Fähre stattfinden konnte,
ersieht man aus der grossen Schmettau sehen Karte von 1788 bis 94. Hier
ist die Stadt als eine abgeschlossene Inselstadt eingetragen, vollkommen ent-
sprechend der Beweglichkeit ihrer Klagen aus dem XVII. Jahrhundert.
Die grossen Wellen der Geschichte, welche die Stadt 11 64 in den
Angriffskriegen Heinrich's des Löwen, 1637 >°* dreissigjährigen Kriege und
1675 in den Kämpfen des Grossen Kurfürsten berührt haben, kommen 1806
noch einmal in ihre Nähe, als nach der Schlacht bei Jena die unter dem
Befehl des Oberst von York stehenden Truppen der sich zurückziehenden
preussischen Nachhut am i. November d. Js. auf der Nossentiner Heide, gegen
sieben Kilometer nordöstlich von der Stadt, in einem scharfen Gefecht mit
den sie verfolgenden Franzosen zusammenstossen. Im Uebrigen aber sind alle
Spuren der älteren Geschichte der Stadt durch die genannten grossen Brände
so sehr vernichtet, dass nirgends mehr ein Mauerwerk ein Bild davon giebt
und nur noch Urkunden und Siegel, wie Lisch richtig bemerkt, die Zeugen
ihrer Vergangenheit sind.*)
Auch die Malchower Kirchen sind von unten bis oben völlig neue
Bauten, sowohl die im Kloster wie die in der Stadt. Ehe wir aber darauf
eingehen, mag hier noch in herkömmlicher Weise das Verzeichniss ihrer Geist-
lichkeit von den ersten grossen Visitationen des XVI. Jahrhunderts an bis zum
Beginn des XIX. Jahrhunderts hin folgen.
Bei der Visitation von 1534, als eben an Stelle des alten Johann
von Grabow der schon genannte Dr. Heinrich von Bülow als Probst eingetreten
ist, bringt das Kloster viele Beschwerden über Verkürzungen seines Eigenthums
und seiner Einkünfte durch den benachbarten Adel vor, besonders durch die
von Linstow, Wangelin, Below und Flotow. Als Beichtherr der Nonnen fungiert
1541 Er Dionysius Hoge, der von der neuen Lehre nichts wissen will. Die
Visitatoren berichten, dass er erklärt habe, von der römischen Kirche niemals
abgehen zu wollen, doch versagen sie ihm nicht das Zeugniss guter Gelehr-
samkeit. Er hat auch den Dienst in Lexow. Neben ihm giebt es einen zweiten
Kaplan, Heinrich Säbel, der zugleich der Kirche in Grüssow vorsteht. Der
eigentliche Kirchherr der Stadt aber ist Johann Möller, welcher ebenfalls als
Papist bezeichnet wird. Damals giebt es auch noch eine St. Gertruden -Kapelle*)
und eine Hl. Kreuz -Kapelle, beide ausserhalb der Stadt gelegen, ferner einen
Kaland und natürlich auch eine Reihe von Vikaren, zu denen jener bereits
genannte Martin Bambam gehört, der nach Möller Pastor wird und im Sinne
der neuen Lehre wirkt (S. o.). Neben ihm, ebenfalls der neuen Lehre folgend,
erscheint schon 1550 Er Laurentius Betke, doch wird er beschuldigt, die
1) M. Jahrb. XXXII, S. 44.
') Ueber die noch 1650 stehende Gertruden-Kapelle vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 40,
Anmkg. 40.
GESCHICHTE DER S'L'ADT UND DES KLOSTERS MALCHOW. 407
Einkünfte der Hl Kreuz -Kapelle treulos verwaltet zu haben. Wienachherder
jüngere Bernd Bambam dem Vater zur Seite tritt (seit 1568), ist oben schon
erwähnt worden. Er wird der Nachfolger des Vaters und bleibt bis 1620 im
Dienst. Ihm folgt Laurentius Franke (f 10. Juli 1630), nachdem er neben ihm
als Diakon oder zweiter Pastor schon von 1 593 an thätig gewesen war. Ebenso
wirken neben einander Magister Rudolf von Ankum und Johann Landgraf,',
jener schon von 1620 an als Diakon neben Franke, dieser aber (Landgraf)
nachher als Diakon neben Ankum. Beide werden im schlimmen Kriegsjahr
1638 vom Tode hingerafft. Es folgt, und zwar nunmehr als einziger Seel-
sorger, Jakob Anselius (Ansei, Ansehl), der 1639 Franke's Wittwe heirathet
und ausser Stadt und Kloster Malchow auch die durch Krieg und Pest
verödete Umgegend mit Gottes Wort und Trost versieht. Er erreicht ein
hohes Alter und stirbt erst, nach fünfzigjähriger Amtsverwaltung, im Jahre
1689. Nicht weniger als fünf Diakoni treten von 165 1 her neben ihm auf:
Martin Lange (später Pastor in Ribnitz), Laurentius Dagius oder Tagius
(1661, f 1663),*) Johann Meyer (»665, f 25. April 1676), Heinrich Sprockhof
(1677, f vor dem 12. Oktober 1680) und Bernhard Stegmann, 1680, seit 1689
Pastor und gestorben 1697 alsbald nach dem grossen Brande, bei dem er, wie
Cleemann erzählt, eine gute Bibliothek verlor. Schon ein Jahr nach ihm stirbt
Matthias Strumpf, der seit 1690 als Diakon neben ihm thätig gewesen war.
Es folgen nun Joh. Ad. Hartmann als Pastor von 1698 bis zu seinem Tode 1739,
und neben ihm als Diakoni zuerst Joh. Christoph Wendt (1701 bis 171 r, nachher
Pastor in Grubenhagen)*) und dann von 17 12 an Joachim Janenzky, der nachher
als Pastor in Malchow von 1739 bis zu seinem Tode am 3. April 1754 im
Amte ist. Neben ihm von 1748 an als Diakon Joh. Sigismund Frank, der
nach Janenzky's Tode bis zu seinem eigenen Tode am 24. Oktober 1 763 Pastor
ist; und neben Frank von 1755 an Barth. Ferd. Scheel, der 1763 Pastor Pri-
marius wird und als solcher am 26. Januar 1808 stirbt. Endlich neben Scheel
als Diakoni: Chr. Heiiir. Brummerstädt (1764, f 10. December 177S), Joh.
Christian Behm (1777, f 7. Mai 1791) und Christian Ludwig Palack (1792,
f 23. Juli 1810). Ueber die Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Am Schluss mag erwähnt werden, dass das Patronat der Stadtkirche
am 18. April 1825 vom Kloster auf den Magistrat der Stadt übergegangen ist.^)
^) Früher in Fahrenholz, s. o. S. 186.
*) S. o. S. 56.
») Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 44.
Blick auf die Klosterkirche i
Die Klosterkirche.
Die B^Hjoti der ältesten Klosterkirche ist nichts mehr erhalten. Zu Anfang der
Kloster- iB*l vierziger Jahre stand noch der alte Chor. Lisch, der die alte Kirche
kirche. gesehen hat. beschreibt sie mit Tolgenden Worten: »Die Klosterkirche ist
unbedeutend: ein oblonges Schiff mit einem oblongen Chor aus Feldsteinen,
ohne Seitenschiffe und Gänge, ohne Pfeiler und Wölbung, ohne architektonischen
Schmuck. Das einzig Bemerkenswerthe sind die drei ohne Gliederung schräge
eingehenden schmalen Fenster aus der Zeit des Uebergangsstyls in der geraden
Altarwand. Das Innere ist in den letzten Jahrhunderten im Renaissancestyl
nicht geschmackvoll aufgeputzt. Von dem Kreuzgange steht ungelahr noch
die Hälfte in den Grundmauern, jedoch ohne architektonische Eigenthümlich-
keiten, vielmehr schon mit Gebälk überlegt und modernisiert.«')
Es haben sich alte Abbildungen erhalten, die uns das Innere ver-
anschaulichen.
An Steile dieser alten Kirche, die um die Mitte des XVI. Jahrhunderts
fünf Altäre und Altar-Lehne zählte (Lehn auf dem Jungfrauen-Chor; Lehn zu
Unserer Frauen-Altar; Lehn zum hl. Kreuzaltar; St. Jodoci-Lehn; St. Michaeiis-
Lehn), wurde in den Jahren von 1844 bis 1849 eine vollständig neue Kirche
errichtet, die hier ebenfalls in einer Ansicht von der Wasserseite als Kopf-
leiste wiedergegeben wird. Aber auch diese Kirche steht nicht mehr, sie ist
in der Johannis- Nacht des Jahres 1888 vollständig ab- und ausgebrannt, nur
der Thurm und die Mauern blieben stehen. Was davon benutzt werden
konnte, das ist bei dem Neubau des damaligen Oberbauraths Daniel in den
Jahren 1888 bis 1890 wieder zu Ehren gekommen.
') M.Jahtb. VIIIB, S, 133.
KLOSTERKIKCIIE ZU MALCIIÜW. 4O9
Eine Erwähnung verdienen sowohl die im Neubau zur Verwendung Glasbilder,
gelangten Glasbilder aus Innsbruck als auch das figurenreiche Altargemätde Altar-
der kreuzesgruppe von Karl Andrea«. gemälde.
Im Thurrn hängen zwei Glocken. Die älteste hat die Inschrift: BAR-
BARA ROSTKEN DOMINA Ht- ELISABETH BUCHWOLT PRIORIN >i(< ANNA CAP-
PELLEN Ht< UND ENGEL KNUTEN SACASTEN (!) 4. JOACHIM CARSTENS KUCH-
MEISTER ANNO 1614. — Die zweite Glocke ist laut Inschrift: 1776 unter der
Domina SOPHIE MAGDALENA VON PRESSENTIN, den Provisoren VON
AMTSaEKICIITSUEZIKK MAI.CIIÜW.
KLOSTERKIRCHE ZU MAl.CHOW. 4II
BLÜCHER au( Finken und VON WELTZIEN auf Sammit sowie dem Kiostcr-
hauptmann VON OERTZEN auf Leppln von dem Rostocker Glockengiesscr
Johann Valftnlln Schultz aus einer älteren umgegossen worden. — Eine dritte
Glocke von Eisen aus Berlin 1828 ist zurückgestellt worden, — Ausserdem
hat das Kloster noch eine vierte Glocke, welche 1858 von C. Jllles in Waren
aus guter Bronze gegossen worden ist.
Kleioktinstwerke. 1. 2. Frühgothischer silbervergoldeter Kelch auf Kleinkunst-
rundem Ftiss, mit einem aufgelegten plastischen Krucifixus als Signaculum. werke.
Auf dem plattgedrückten Knaufe oben und unten kleine getriebene Rund-
bildchen mit Köpfen.
In den mit dunkel-
blauem Email gefüllten
Rotuli kleine Rosetten.
Die zugehörige Patene
hat eine Vertiefung
in Vierpassform. —
3. 4. Silbervergoldeter
hochgothischer Kelch
auf sechsseitigem Fuss,
mit aufgelegter plasti-
scher Kreuzesgruppe als
Signaculum. Die sechs
Seiten des Fusses und
der Knauf sind mit aus-
gegründetem Blattwerk
verziert. Auf den Ro-
tuli des Knaufes die
Buchstaben fljenin (I),
unmittelbar darüber die
Inschrift: cafpar racl=
djint X X fialcl^ajar
inacia; darunter: al](e)
inaria gracia pitim
Kelch (I). öomiiiuf tcc(üm). Die
Patene ebenso vertieft
wie die zu Nr. 1. — 5. 6. Spätgothischer silberner Kelch auf sechspassigem
Fuss, mit dem Namen t^efl)^ in den Rotuli des Knaufes, und mit der Jahres-
zahl 1527 (?)- Am Fuss eingraviert die dreifigurige Kreuzesgruppe und Ranken-
werk. Die Patene ohne Bedeutung. — 7. 8. Silbervergoldeter Kelch aus dem
Jahre 1748 mit dem VON BOTHschen Wappen und der Inschrift: MEIN • JESUS.
NIMM • MICH • AN • MICH • DURST • NACH • DEINEM • BLÜHT • Mit den
Stempeln des Wismarschen Goldschmiedes Joh. Dietrich Gada, m ^5 Dazu
eine silberne Patene. — 9. Runde silberne Oblatendose aus dem Jahre 1622,
oben mit einem Blätterkranz verziert. Ohne Stempel. — 10. Ovale silberne
412 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIOW.
Oblatendose, 1743 von H. E. V. B(OTH) gestiftet, mit einem eingravierten
Familienwappen. Von demselben Goldschmied wie 7 und 8.') — 11. 12. Zwei
neue silberne Kannen von 1859 und 1861, gestiftet von der Domina CHAR-
LOTTE VON FLOTOW und der Konventualln VON WELTZIEN. Von Fr. Emil
G«rike-Berlin. — 13. 14. Zinnkelch, gestiftet von ERTMANN SCHRÖDER 1647.
Kelch (3).
Vom Gustrower Zinngiesser H P L, dazu eine Patene. — 15. Altes Messing-
becken, mit gothischen Lilien und Sternen am Rande, in der Mitte der Gniss
des Engels an die Maria mit der bekannten und vielfach bezweifelten Luther-
Legende. Spätere Eingravierung: D S 1641. — 16. Neue versilberte Messing-
Taufschale von 1856, vom Malchiner Goldschmied LIppold. — 17. Silberner
Rokoko-Schild (17 cm hoch, 16 cm breit), der einst an einer Altardecke
') Im Stempel int dn D nicht ausgeprägt, sudass man leicht bloss 1 G liest.
sTAnTKiHciii; zu malchüw. 413
gesessen haben soll, einen Krucifixus unter Rankenwerk darstellend, aus dem
Jahre 1778. Gestiftet von J JH F. und G C F. Gustrower Arbeit von PGP.
— 18. Silberner Klingbeutel, ge-
stiftet von D. E. V. B(ÜLOW) 1746,
mit Familienwappen. Von dem
Rostocker Goldschmied - — »^ c^
Lonm Joh. Röpor. — ^ÜÄ' ißS
19. 20. Zwei schön getriebene
silberne Leuchter, gestiftet von
der Konventualin SOPHIE VON
LÜCKEN 1861, von Fr. Emil Gerike-
Berlin. — 21. 22. Zwei einfachere
silberne Leuchter im klassicieren-
den Stil, ohne Werkzeichen, ge-
stiftet vom Klosterhauptmann VON
OERTZEN. — 23. Von ebendem-
selben, unter Mitbetheilignng des
Pastors SCHEVEN. ein auf dem
Altar stehender versilberter Kruci-
fixus, von Vollgold & Sohn-Berlin.
- — 24-27. Vier zinnerne Leuchter,
gestiftet 1 793 von der späteren
Domina D. VON OLDENBURG.
Englisches Zinn mit dem Stempel
von J. C. Henscky.
Kelch C7),
«
In der Friedhofs- Kapelle ein gusseiserner Krucißzus, 1860 von der Kruciüxus.
Konventualin VON ARENSTORFF geschenkt. Aus Ilsenburg bezogen.
Die Stadtkirche.
BBlie Stadtkirche ist in den Jahren 1870 — 1873 als Kreuzkirche mit Holz- Die
■■™ Wölbung im Innern unter Leitung des damaligen Baumeisters Georg Stadt-
Daniel aus Schwerin neu erbaut worden. Auch ihre Vorgängerin war keine kirctie.
alte Kirche. Sie stammte aus dem Jahre 1816. Lisch nennt sie 1843 »ein
ganz neues Gebäude«.') Von der durch mehrfachen Brand beschädigten alten
Kirche ist keine Beschreibung auf uns gekommen. Wir wissen nur aus einem
zwischen 1540 und 1550 verfnsaten Protokoll über Malchower Lehne oder
BenefizJen, dass sie vier Altäre mit Lehnen hatte, den St. Jürgen-Altar, St.
Andreas - Altar, den »Neuen Altar* mit der Kommende von Em Joh. Curdes,
und den St. Katharinen -Altar.
') M.Jaluli. Vlim. S. Ij;;,. ^i« liiS ''i. "f s'!^!' j'^"' '1^'' "^^o «rlmitc Aml^gerielitseelJäude
414
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCIIOW.
Altar-
gemälde,
Bildniss.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Von dem Kunst -Inhalt der neuen Kirche mag das Altargemälde (die
Kreuzesgruppe von Theodor Fischer) genannt werden, und ferner das Bildniss
des Pastors FERDINAND STOLZENBURG (1840— 1886), geb. 1811, gest. 1887,
welcher den Bau der Kirche durch unermüdliches Einsammeln von Liebes-
gaben möglich machte.
Im Thurm drei Glocken. Die grosse ist am 16. September 1736 von
Lorenz Strahlborn gegossen; die mittlere hat die Inschrift: GEGOSSEN ANNO
MDCXCVIII • UMGEGOSSEN 1835 BEI J • C • HAACK IN ROSTOCK; die kleine
von Ed. Albrecht in Wismar gegossene Stundenglocke ist ein Geschenk des
Hofzimmermeisters JOH. VIRCK und seiner Frau MARIE, geb. REEPS, vom
10. November 1883.
Kleinkunstwerke. i. Grösserer neugothischer Kelch ohne Stempel. —
2. 3. Grösserer neuer Kelch mit Patene, ohne Stempel, geschenkt von Dr. med.
PENTZ. — 4. 5. Kanne und Oblatenschachtel, neu, geschenkt von demselben
1856. — 6. Kleiner silberner Krankenkelch, von dem Güstrower Goldschmied
Lenhard Mestlin. — 7. Taufbecken, neu. — 8. 9. Zwei silberne Leuchter, 1865
geschenkt von dem Uhrmacher H. F. MICHAEt.. — 10 — 13. Vier zinnerne
Leuchter, in der Form ganz übereinstimmend mit denen der Klosterkirche,
wobei die Stempel des Röbelschen Zinngiessers H. Krummbügel zu beachten sind:
RÖBELL
14. 15. Zwei zinnerne Deckelkannen. Ohne Inschrift und Stempel. — 16.
Messingene Taufschale, neu. — 17. Altes Sammelbecken von Messing.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Filial- Kirchdorf Lexow.')
ie Geschichte Lexows fallt mit derjenigen der Klöster Malchow und
Dobbertin zusammen, mit welchen es seit frühester Zeit in engster
Verbindung steht. Als das Nonnenkloster vom Orden der Büsserinnen auf
der Neustadt Röbel am 29. Mai 1298 durch Bischof Gottfried von Schwerin
nach dem Dorfe Alt- Malchow verlegt wird, schenkt Fürst Nikolaus von Werle
dem Kloster mit Einwilligung seiner Brüder und seiner Mutter Sophie das
Patronat der Kirchen zu Alt- Malchow, Neu -Malchow und Lexow.") Das
Patronat über die Lexower Kirche hat Kloster Malchow noch heutigen Tages;
aber seinen geringen Grundbesitz, den es Anfangs hatte, hat es aufgegeben.
*) 7 km südöstlich von Malchow. »Ort des Leksac: Klihnel, M. Jahrb. XLVI, S. 84.
*) M. U.-B. 2503. 2505. 2506. 2507. 2508.
FILIAL- KIRCHDORF LEXOW.
415
Dieser befindet sich seit dem Eintausch des Dorfes Penkun fiir das Dorf Roez
beim Kloster Dobbertin. S. o. S. 398, Anmkg. 3. Lexow hat daher seit dieser
Zeit ausser dem Landesherrn nie einen anderen Oberherrn gehabt als jenes
Kloster und gehört im Uebrigen schon seit dem Jahre 1345 zu denjenigen
Gütern, welche Dobbertin bis ins XVII. Jahrhundert hinein in Röbel durch
seinen Geschäftsführer, den Sandprobst, verwalten lässt. Als Vorgänger im
Besitz der Klosterhufen zu Lexow vor 1345 werden die werleschen Vasallen
Hennekinus Budde und Gerhard Pape genannt. Der Budde'sche Besitz scheint
der ältere zu sein. Pape erhält nachher für sich und seine Gattin eine lebens-
längliche Rente vom Kloster Dobbertin.^)
lieber die geistlichen Verhältnisse siehe bei Malchow.
Kirche. Die Kirche zu Lexow ist ein kleiner Feldsteinbau mit äusserlich Kirche,
gerundetem, innen aber polygonal gestaltetem Chorschluss. Bei ihrer gründ-
lichen Erneuerung im Jahre 1888 wurde sie mit einem Thurm versehen. Im
Innern eine hölzerne Wölbung, früher eine flache Holzdecke.
Die Kanzel, deren Fuss 1887 erneuert ist, war zusammen mit der alten Kanzel.
Altarwand, nach einer Inschrift auf der Rückseite der letzteren, z. Zt. des
Küchenmeisters HEINRICH DUGGE und der Kirchenvorsteher FRANTZ SCHÖN-
FELD und HINRICH HAGEDORN aufgestellt worden.^)
Unter der Treppe steht ein alter Tanfengel, der in einem kranzartig Tauf-
gebildeten Rahmen früher die unter den Kleinkunstwerken aufgeführte längliche engel.
Messingschale hielt, offenbar derselben Zeit wie die Schale (1726) angehörend.
Im Thurm eine kleine Glocke ohne Inschrift. Glocke.
Kleinkunstwerke, i. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss. Kleinkunst-
Am Fuss hübsche Treibarbeit im Barockstil, vom Rostocker Meister Jürgen werke.
Muller. Am Knauf in Email eingelassen I H S (Jesus) N (nazarenus) R (rex)
I (Judaeorum). An der Kupa eine Inschrift, welche besagt, dass der Kelch
unter dem Pastorat von JOHANN CHRISTOPH WENDT im Jahre 1706 von der
Gemeinde der Kirche überwiesen worden ist. — 2. Patene vom Güstrower
Goldschmied Lenhard Mestlin. — 3. Kleiner Zinnkelch vom Rostocker Zinn-
giesser Martin Blawkogel. Als Stifter nennt sich JÜRGEN SALAMON 1655. —
4. 5. Oblatendose und Patene, neu. — 6. 7. Neugothische Taufkanne von Zinn
aus Stuttgart, dazu ein Becken. — 8. Ovales Messingbecken mit getriebenem
Rande und der Jahreszahl 1726. — 9. Rundes Messingbecken, gestiftet 1661
von CLAS und MAGRET HAGDORN. — lO. Grosses neues Einsatzbecken von
Messing, ohne figuralen Schmuck. — 11. Zinnerner Leuchter, gestiftet von
CATHARINA HAGEDORN 1771, vom Malchower Zinngiesser CSD.
^) Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 117— 119; XXXII, S. 15. 36. M. U.-B. 6549. 6550. 7408.
') Dugge kommt noch 1697 in den Akten vor, Hagedorn aber war 1695 nicht mehr im
Amte. S. o. S. 398, Anmkg. 3.
^\^;^ sy .•■.•,• -^^N- "^^ "
4i6
AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHOW.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Alt-Schwerin.')
m Süden und Südwesten vom Flauer See begrenzt, auch sonst umgeben
und durchsetzt von zahlreichen mehr oder weniger grossen Gewässern,
liegt in waldreicher Gegend die grosse Feldmark Schwerin, wofür seit Mitte
des XVI. Jahrhunderts der Name Alt- Schwerin aufkommt. Die Geschichte
dieses Dorfes reicht bis in die mecklenburgische Vorzeit zurück, in seinen
Hainen walten wendische Friester des Dienstes ihrer Götzen. Aber es ist hier
nicht der Ort, Kaiser Otto I. auf seinem Feldzuge zu folgen, welchen er,
vom Lechfelde zurückkehrend, 955 gegen die Obotritenfursten Nacco und
Stoignew unternimmt, die in die wendische Mark eingefallen sind und seine
Erblande verwüstet haben. Bei Alt -Schwerin (so nimmt man an) wird am
16. Oktober die Schlacht an der Raxa geschlagen, und im Hain (am Tauchow-
See?) findet Stoignew sein Ende.*) Auch die Geschichte des Kreuzzuges des
Markgrafen Albrecht des Bären im Jahre 1147, welcher diese Gegend mit
60CXX) (!) Streitern durchzieht, kann hier nur oberflächlich berührt werden.
Aufs Neue werden die Dörfer und Städte der Wenden zerstört, und ihre Tempel
mit den Götterbildern gehen in Flammen auf. Wenige Jahre später durch-
quert der strenge Baiern- und Sachsenherzog Heinrich der Löwe das Land,
und Niklot's Sohn büsst vor Malchow seine Vaterlandsliebe mit schimpflichem
Tod. Wer sich mehr in diese Geschichte Alt- Schwerins und seiner Umgebung
vertiefen will, der kann auf die in Anmerkung i citierte Abhandlung von Beyer
') 7 km nordwestlich von Malchow. Ueber den als tThiergartent gedeuteten Namen siehe
Kühnel, M. Jahrb. XLVl, S. 131. Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 58 — 134 (die wendischen Schwerine).
*) Die Vermuthung Beyer's, a. a. O., S. 88, hat für den, der die Gegend kennt, wie i. B.
der Verfasser, etwas geradezu Ueberzeugendes, sie trifft in der That alles Wesentliche im Bericht
des Widukind, wie besonders die strategischen Vortheile dessen, der südlich von der Reke stand,
gegenüber dem, der nördlich davon aufgestellt war, sobald es sich darum handelte, unbemerkt
weiter westlich einen Uebergang zu finden. Auch erscheint nichts natürlicher und ungezwungener
als die Annahme, dass hier die Gegner zuerst auf einander stiessen, sei es an der Eldenburger
Reke, sei es an der Görenschen Reke, welche der westlichsten Reke beim >Lenz< um zehn Kilo-
meter näher ist. Deshalb haben sich auch die mecklenburgischen Geschichtsforscher Wigger und
Sass rückhaltlos der Beyer'schen Annahme angeschlossen, und erstgenannter hat seine anfängliche
Identifizierung von Reke und Recknitz fallen lassen. Mit Recht, denn etwas Unnatürlicheres wie
diese kann kaum erdacht werden. Indessen bleibt Beyer's Annahme eine Hypothese, gegen die
der, welcher dazu Lust hat, den alten Unsinn von der Recknitz immer wieder aufs Neue hervor-
holen kann. Vgl. Wigger, M. Annalen, S. 122, Anmkg. i. M. Jahrb. XLV, S. 9; LUX, Q.-B. 4, S. 8.
Wagner, Wendenzeit, S, 74. 75. 184 (19). Viel interessanter als diese Frage ist die Thatsache,
dass wir in der Schlacht an der Raxa das erste grosse geschichtliche Ereigniss auf mecklen-
burgischem Grund und Boden zu verzeichnen haben, das auf einen bestimmten Tag fällt. Denn
nach den Annalen des Klosters St. Gallen fand die Schlacht am St. Gallus-Tage des Jahres 955
(den 16. Oktober) statt.
GUT UND KIRCHDORF ALT- SCHWERIN. 417
in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Alter-
thumskunde verwiesen werden, in welcher er alles Material zusammengetragen
findet.^) Für uns gewinnt der Ort ein weiteres Interesse durch die Urkunde
vom 9. September 1171, in welcher der Sachsenherzog Heinrich der Löwe das
Bisthum Schwerin bestätigt und zweier Dörfer im Lande Moritz und Warne
erwähnt, die zu Tafelgütern des Bischofs bestimmt werden. Von diesen ist
das eine nach Beyer's gut begründeter Meinung das damals noch zu Circipanien
gerechnete Dorf Alt -Schwerin.") Urkundlich wird der Ort zuerst am 6. März
1289 genannt, als Bischof Hermann von Schwerin dem Domkapitel Zehnten
im Lande Waren anweist und unter den dazu gehörenden Dörfern auch
»Zwerin« auflfiihrt.^) Im Jahre 1330 wird er zum zweiten Mal genannt, er ist
in den Besitz der Gamm gelangt, welche von da an vielfältig als auf »Zwerin«
sitzend, vorkommen. Dazu gehört auch die mit der Feldmark verbundene Halb-
insel y Werder«.*) Die Gamm verbleiben im ungestörten Besitz des alten
Lehnes bis zum Anfang des XVII. Jahrhunderts. Da beginnt die Zerstückelung
und der Niedergang des Besitzes durch Verpfandung und Verkauf einzelner
Antheile. Es fangen nunmehr die in der Nachbarschaft reich begüterten
Wangelin an, sich auch in Alt- Schwerin festzusetzen und erwerben nach und
nach den ganzen theils verpfändeten theils in dritte Hand adjudicierten Gamm-
schen Besitz. Die Zeiten des dreissigjährigen Krieges sind auch nicht geeignet,
eine Familie zu erhalten, geschweige denn, ihr wieder aufzuhelfen, wenn einmal
der Niedergang begonnen hatte.^) Im Jahre 1720 ist Alt- Schwerin ganz in
Wangelin'schen Händen und bleibt es bis 1786. Im folgenden Jahre hat es
der Hauptmann Ernst Friedr. August von Flotow, und nun folgt ein ausser-
ordentlich lebhafter Besitz Wechsel. 1791 hat es der Kammerherr Theodosius
von Levetzow, 1798 der Etatsrath Graf Lüttichau, 1802 der Oberjägermeister
Kaspar Heinrich von Sierstorflf, 1804 der Kammerherr Ernst Werner von Raven,
1840 der Advokat Ludwig Friedrich Schnitze, 1841 E. Mierendorf, 1846 Friedr.
Greffrath und 1869 Josua Klockmann. Von dessen Familie kommt Alt-
Schwerin 1901 an Johannes Schlutius auf Karow.
Von den mittelalterlichen Geistlichen des Dorfes sind bis jetzt nur zwei
mit Namen auf uns gekommen: der Pleban Ludolf Elers (um 1375/77) und
neben ihm gleichzeitig der Vikar Albertus Faber (Schmidt).
Unter den nachreformatorischen Pastoren wird zuerst Nikolaus Abel
genannt. Doch bleibt er nur bis 1569 auf der Pfarre. Er beschwert sich 1571
darüber, dass er von seinem Nachfolger nicht das für die Winter- und Sommer-
saat ausbedungene Geld im Betrage von 75 Gulden erhalten könne. Dieser,
Gregorius Malow, geräth bei Antritt seines Amtes sofort mit den Gammen
in heftige Streitigkeiten und tritt daher schon 1571 von seiner Pfarre wieder
*) Vgl. auch Beyer, M. Jahrb. XIII, S. 151, und Lisch, ebendaselbst, S. i88ff.
*) M. Jahrb. XXXil, S. 93. M. U.-ß. 100. 141. 149. 151. 398.
«) M. U.-13. 2016.
*) M. ü.-H. 6646. 6704. 10749. Akten im Giossh. Archiv; > Gammen -Werder c
*) Akten im Grossh. Archiv.
27
41 8 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
ab.*) Es folgt 1572 Nikolaus Schröder, aber wir wissen nicht, wie lange er im
Amte bleibt. Um 1584 heisst der Pastor Hinricus Vicke (s. Glocke). Um 1600
ist dort ein unwürdiger Seelenhirte, Mauritius Hovel, der als solcher schon früh
erkannt wird, aber dennoch auf der Pfarre bleibt. Er wird 1616 auf richter-
lichen Spruch hin abgesetzt. Sein Nachfolger Joh. Helwig stirbt bereits im
Jahre 162 1. Joachim Wolfius, welcher 1622 berufen wird, wirkt über 1629
hinaus. Aber von seinem Nachfolger Joachim Jabelmann heisst es im Visitations-
protokoll von 1650, dass er längst gestorben sei. Nach langer Zeit erhält
Alt-Schwerin, das bis 1604 unter Gamm'schen Patronat gewesen, dann aber
(bei einem Umtausch mit dem Patronat zu Wangelin) unter das Kloster Malchow
gekommen war, wieder einen Pastor in Nikolaus Stoltze, der auch die Cura in
Nossentin übernimmt, das von nun an bis zum Jahre 1901 mit Alt -Schwerin
verbunden bleibt. 1654 oder 1655 f*^'gt ihm Nikolaus Wiggers, der lange
Jahre im Amte bleibt, bis 1697. Ebenso sein 1698 ins Amt gerufener Stief-
sohn Joh. Vette (f im Winter von 1746/47). Dessen Sohn und Nachfolger,
Joh. Simon Vette, bleibt ebenfalls bis zu seinem Tode am 27. März 1787 im
Dienst zu Alt-Schwerin. Es folgen: 1788 Detl. Hartwig Dietr. Heinr. Zander,
der 1796 nach Lohmen zieht, und 1796 Joh. Christian Georg Ladewig (f 18 18).
S. Walter a. a. O.
Das Patronat hat das Kloster Malchow später wieder abgegeben. Es
haftet schon seit langen Zeiten am Besitz von Alt- Schwerin und Sparow.
Kirche. Kirche. Die kleine einschiffige Backsteinkirche ist ein mit flacher Decke
geschlossenes schlichtes Gebäude. Auf der Südseite ein gutes frühgothisches
Portal. Der jetzige Thurm ist vor etwa dreissig Jahren neu aufgeführt. An
der Ost- und Nordseite je eine alte Grabkapelle.
Kanzel und Kanzel und Altar sind zu einem Körper vereinigt. Im Altaraufsatz
Altar, das heilige Abendmahl als Oelgemälde. Dazu zwei kleinere Oelbilder, je
Gemälde. ^-^^^^^ Engelskopf darstellend.
Hölzerne Alte gothische hölzerne Pietas, fast 7» Meter hoch, mit brauner Oel-
Pietas. färbe überstrichen.
I Tauf- Auf dem Kirchenboden ein Tanfbehälter vom Jahre 1699, i Meter
behälter. hoch, achteckig. Sechs von den Feldern sind mit Wappen und Namen ver-
sehen, die beiden andern Felder mit Arabesken geschmückt. In den Feldern:
LUDWIG V • WANGELIN, ANNA CATHARINA V • GRIEBEN, BERENDT LUDWIG
V • WANGELIN, ANNA V • REMMIN, FRIEDRICH CHRISTOPF V • WANGELIN,
* ANNA CATHARINA VON HANEN.
Grabsteine. Vor dem Altar zwei Grabsteine. Unter dem einen ruht der Freiherr
JOACHIM CHRISTOPH VON WENDHAUSEN, gestorben den ll. Oktober 1724,
72 Jahre alt, königlich grossbrittannischer und fürstlich braunschweig -lüne-
burgischer Geheimrath und Pfandinhaber des mecklenburgischen Amtes Plau.*)
') Vgl. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 183/84.
^) M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 584.
GUT UND KIRCHDORF ALT- SCHWERIN. 419
Unter dem zweiten Stein ruht die dritte Ehefrau des ebengenannten, MARIA
ELISABETH BARONESSE VON WENDHAUSEN, geb. VON WANGELIN, gest.
18. März 1757, ^^ Jahre alt.^)
In der östlichen Grabkapelle befindet sich ein grosser Steinsarg mit Stein-
der Inschrift: ANNO 1745 QORQEN CHRISTOPH VON WANGELIN • FRIEDRICH sarge.
CHRISTOPH VON WANGELIN • ANNA CATHARINA VON HANEN. Ausserdem
verschiedene Bibelsprüche. In der nördlichen Kapelle zwei grosse Steinsärge,
laut Inschrift die Ruhestätten des Generalleutnants CHRISTIAN FRIEDERICH
VON WANGELIN, gest. 1755 den 6. Januar, und seiner Ehefrau ADELHEID
AUGUSTA VON WANGELIN, geb. VON HEESPEN, gest. 1758 den 15. Januar.
Im Thurm hängen drei Glocken, zwei grosse und eine kleine. Die Glocken,
grösste hat die nachstehende Inschrift: ANNO MCCCCCLXXXIIII HEFT MI DAVIT
VOWTECH PARCHI MENSIS IN GADES NAMEN GEGATEN GOTTES WORDT ZV
HÖREN Sl EIN IDER VNVORDRATEN DE CASPEUVNKERN SINDTCHRISTOFFER
ENGELKE HANS HENNICK MORITZ LEVIN DE GAMMEN PASTOR HINRICVS
VICKE DE VORSTENDER ACHIM WISE HANS TIES JACOB HASSE ACHIM
KNVPPEL. — Die mittlere Glocke, gegossen 15 19, ist im Jahre 1869 von
Jllies in Waren umgegossen worden.*) — Die kleine Glocke, 1704 gegossen,
hat die Inschrift: PATRONI JOACHIMUS PRITZBUER, ANNA CATH • HANEN,
W • JOHANN WANGELINEN, GABRIEL GAMM, PASTOR JOHANN VETTE, VOR-
STEHER JOCHIM KRAPELIN, HANS KNÜPPEL.
Kleinkunstwerke.^) i. 2. Zinnerner Kelch mit der Stiflungs- Inschrift: Kleinkunst-
BERENDT PRANG 166L Dazu eine Patene. Stempel undeutlich, der eines werke.
Meisters C D (J D?). — 3. 4. Zinnerner Abendmahlskelch auf hölzernem Fuss,
mit der Inschrift: S • H • BR • 1821. Auf der zugehörigen Patene: S • H •
BR • 1820. Güstrower Zinngiesser, Meisterstempel undeutlich. — 5. Neuer
messingener Kelch, gestiftet 1858 von W. NEKEL. — 6. Desgl. Kanne, ohne
Inschrift. Henniger-Berlin. — 7. Kleiner silberner Krankenkelch mit Patene.
Stempel F oder E (?).
Im Pfarrhanse ein mittelalterlicher Helm. Alter Helm.
♦ -. ♦
Das im Jahre 1733 erbaute Herrenhaus von Alt-Schwerin ist aus Back- Herrenhaus
steinen aufgebaut, hat ein hohes gewölbtes Erdgeschoss und eine steinerne ^u Alt-
Freitreppe mit schmiedeeiserner Brüstung. An dem Hause das WANGELIN 'sehe Schwerin.
Wappen und die Jahreszahl 1733.
*) Die erste Frau war Dorothea Elisabeth von Wendhaiisen, die zweite Maria Amalia
von Haacke.
*) Das Inventar von 181 1 bemerkt nur, dass sie > Mönchsschrift« hatte.
') Nach Angabe des Inventars von 181 1 wurden die älteren silbernen Vasa sacra im
Jahre 1806 eine Beute der plündernden Soldaten.
27
420
AMTSGERICHTSBEZIRK MAI.CHOW.
Das Kirchdorf Nossentin/)
Geschichte
des
Dorfes.
lie ersten urkundlichen Nachrichten über Nossentin stammen vom ii. Mai
und 12. November 13 17. Da erfahren wir, dass die in Nossentin an-
sässigen Geschlechter der Dessin, Nossentin und Kressin unter dem Protektorat
des Klosters Malchow den Bau einer Kapelle durchgesetzt haben, und dass
Bischof Hermann von Schwerin auf Bitte der Einwohnerschaft die Weihung
dieser Kapelle vollzogen hat.") Ausser den genannten finden wir dort mit
Besitz und Rechten im XIV., XV. und XVI. Jahrhundert auch andere Familien
der Mannschaft, wie die Rodenbeck (diese schon von 1347 an), Kosegard
(Kotzegard), Metzeke (Meske), Below, Flotow, Röggelin und Wangelin neben
einander. Sie haben, wie es im Mittelalter, im Gegensatz zu dem heutigen
Grossgrundbesitz, herkömmlich ist, im Dorfe ihre besonderen Hufen und Höfe,
auf denen sie entweder selber sitzen, oder die sie auch durch ihre Bauern be-
wirthschaften lassen. Von diesen durch Urkunden bezeugten Vasallenfamilien
sind in der zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts nur noch drei vorhanden,
die sich in den Besitz der grossen Feldmark Nossentin (mit Antheilen in Silz,
Sparow, Locken, Loppin, Jabel, Malkwitz, Kraaz, Hinrichsberg, Kieth, Wangelin,
Cramon, Gaarz u. s. w.) theilen. Es sind die Flotow, Below und Wangelin.
Von diesen dreien aber gelangen, nach voraufgegangener langjähriger Ver-
pfandung der grossen Flotow'schen und Below'schen Antheile, die von Wangelin
durch Ankäufe am 20. Oktober und 22. November 1624 in den Alleinbesitz
von Nossentin.*)
Doch schon 1636 tritt Vicke von Wangelin den Below'schen Antheil
für II 000 Gulden an Joh. Albrecht von Maltzan wieder ab. Und 1696 geräth
der Wangelin'sche Besitz in Konkurs. Aus dem Konkurs kauft Eggerd Chri-
stoph Knut das Gut Nossentin am 11. November 1692, nachdem vorher schon
eine Reihe der oben genannten Antheile an die Nachbarn auf den angrenzenden
Feldmarken abgegeben sind. Auf Knut folgt als dessen Erbe im Jahre 1702
der Schwiegersohn Jochim von Pritzbuer. Von diesem Zweige der Pritzbuer
kommen die Güter Nossentin, Sanz und Sparow durch Kauf im Jahre 1725
an den mit ihnen verschwägerten und im Fürstenthum Calenberg begüterten
Ernst Christian von Holle. Im Jahre 1747 kauft sie Ernst Friedr. von Raven,
und 1789 werden sie vom regierenden Herzog erworben. Demgemäss fuhrt
der Staatskalender »Se. regierende herzogliche Durchlaucht« bis zum Jahre
1803 als Besitzer dieser drei Güter im ritterschaftlichen Amt Lübz auf. 1803
^) 8 km nordnoiflüsllich von Malchow. »Ort des Nosejac: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. loi.
«) M. U.-B. 3895. 3937.
■) Der Flotow'sche Antheil wird am 20. Oktober 1624 mit 25400 Gulden, der Below'sche
am 22. November desselben Jahres mit 12000 Gulden bezahlt.
KIRCHDORF NOSSENTIN. 42 1
aber gehen sie an die Grossherzogliche Kammer über. Nossentin bleibt von
da an im Domanium, aber Sanz und Sparow werden der Ritterschaft im
Jahre 18 12 zurückgegeben. Von 18 12 bis 1850 sind sie in Gräflich Blücher-
schem Besitz und seit 1850 in dem der Familie Neckel.
Nossentin, das gegenwärtig, nämlich seit dem Jahre 1901, wieder seine
eigene Pfarre hat, ist seit 165 1 der Kirche zu Alt-Schwerin affiliiert gewesen.
Vorher hatte es bereits seinen eigenen Pfarrhof. Aus dem Visitationsprotokoll
von 1541 ist zu ersehen, dass damals der oben S. 406 genannte Vikar Laurentius
Betke zu Mafchow den Dienst in der Kirche zu Nossentin versieht, deren Lehn
oder Patronat »die Jungfrauen zu Malchow« haben. 1578 ist Laurentius Francke
Pastor daselbst; er wünscht seiner schmalen Einkünfte wegen versetzt zu
werden. Endlich heisst es im Visitationsprotokoll von 1650, dass der letzte
Pastor von Nossentin, Christoph Schmidt, im Jahre 1638 gestorben sei. Das
sind die drei einzigen Namen, die bis jetzt auf uns gekommen sind. Das
Patronat ist an den Landesherrn übergegangen.
Kirche. Jüngerer stilloser Backsteinbau in Form eines länglichen Kirche.
Rechtecks mit auf beiden Enden abgewalmtem Satteldach und aufgesetztem
Dachreiter, der die Mitte des Firstes einnimmt. Im Innern eine verschalte
Decke. 1)
Die innere Einrichtung ist klassicierenden Stils und stammt aus dem Innere Ein
Anfang des XIX. Jahrhunderts. richtung.
In einem besonderen Glockenstuhl zwei Glocken, von denen die Glocken,
grössere 1864 von C. Jllies-Waren gegossen ist.*) Die kleinere ist laut In-
schrift 1750 unter dem Patronat von ERNST FRIEDRICH VON RAVEN, Erb-
herrn auf Nossentin und Bock, von C. D. Heintze gegossen worden.
Die Vasa sacra, zwei silbervergoldete Kelche mit Patenen, ein Ciborium Vasa sacra.
und eine Deckelkanne, sind neu.^) Ebenso die Taufschale aus Messing.
* * *
Auf der Nossentiner Feldmark, in der Nähe der Jabelschen Tannen Blücher-
und der mecklenburgischen Südbahn, das Blücher- Denkmal, zur Erinnerung Denkmal,
an das am 2. Oktober 1806 dort stattgefundene Gefecht zwischen den Preussen
und den Franzosen, feierlich enthüllt am 2. Oktober 1856. Es ist ein vier-
seitiger Granitblock mit einem Adler und zwei Rundbildern von Gusseisen.
*) Im Jahre 181 1 stand die jetzige Kirche noch nicht. Damals, und zwar schon seit langer
Zeit, wurde der Gottesdienst in einem Saale des Herrenhauses abgehalten.
•) Ihre Vorgängerin stammte, wie die zweite Glocke, aus dem Jahre 1750.
*) Die älteren Vasa sacra gingen bei der Plünderung im Jahre 1806 verloren.
422
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Jabel.')
aber die ältesten Besitzverhältnisse im Dorfe Jabel sind wir nicht aus-
reichend unterrichtet, es fehlt an Urkunden. Wie aber in der zweiten
Hälfte des XIV. Jahrhunderts, bald nach 1369, die Hälfte des Dorfes in Hahn-
schen Besitz gekommen, und zwar an die Solzow'sche Linie des Hauses,
erzählt Lisch in seiner Geschichte des Geschlechtes Hahn II, S. 70 ff. Bald
darauf verpfändet Lüdeke Hahn seine Hufen in Jabel und auch im be-
nachbarten Dorfe Hagenow für sechshundert Mark Lübisch an das Kloster
Malchow. Wann dies geschehen, ist nicht zu sagen, Henneke Hahn aber,
Lüdeke's Sohn, spricht es in einer Urkunde vom 21. December 1410 geradezu
aus.^) An diesem Tage nämlich wird aus der Verpfändung ein Verkauf zu
erblichem Besitz an das Kloster, den Fürst Christoffer am 21. September
141 1 bestätigt, und der noch einmal, am 21. Oktober 1449, ^^ einer ur-
kundlichen Festsetzung führt.*) Ausserdem überweist Fürst Christoffer gleich-
zeitig dem Kloster Malchow die andere Hälfte des Dorfes. Beide Gönner
des Klosters haben Angehörige in dessen Mauern, Fürst Christoffer seine
Schwester Agnes, und Henning Hahn seine Schwestern Elisabeth und Ida.
Indessen bleibt immer noch ein zu Nossentin gehöriger Antheil übrig, den das
Kloster nicht hat. Diesen erwirbt es erst im Jahre 1785 durch Vergleich.^)
Früher als von den Besitzverhältnissen des Dorfes hören wir von seiner
Kirche. Schon 1256 wird sie mit ihrem Pfarrer genannt. In die Zehnten des
Dorfes theilen sich der Bischof und das Domkapitel von Schwerin, und die
kirchliche Oberaufsicht fiihrt in nächster Instanz der Archidiakon von Waren,
bezw. dessen Vertreter, als welcher z. B. 1 339 der Fleban von Karow fungiert.*)
Auch ist im Jahre 1346 von einem Neubau der Kirche die Rede und von
einem vierzigtägigen Ablass zur Förderung des Baues durch alle Gläubigen.
Diesen Ablass ertheilt der der Schweriner Diöcese benachbarte Bischof von
Ratzeburg.'') Neben der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes ist es,
wie üblich, die Autorität der Apostel Petrus und Paulus, die um fleissiger
Gaben willen besonders geltend gemacht wird. Doch gilt als Hauptschutz-
^) 14 km nordöstlich von Malchow. Altslavisch jablii = Apfelbaum, also wie KUhnel
deutet, > Apfelbaumort c: M. Jahrb. XLVI, S. 60. Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. III, S. 171.
^) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 99. Die Annahme von Pentz (Gesch. des Kirchspiels Jabel,
S. 5), dass die Verpfandung schon 1346 stattgehabt habe, lässt sich urkundlich nicht erweisen.
*) Lisch, a.a.O., S. 1 14/15 (CCXXXVIII). Vgl. auch Urkunde vom 6. Januar 1404 auf
S. 74 — 77 (CCXXIII). Schröder, Wismarsche Erstlinge, S. iio. Pap. Mecklenburg, S. 1757. Die
Schenkung des Fürsten Christoph existiert als bisher nicht gedruckte Urkunde im Grossh. Archiv.
*) Akten im Grossh. Archiv.
®) M. U.-B. 763. 2016. 5233. 5921. 7296.
') M. U.-B. 6633. Schröder, Pap. Meckl., S. 1277.
KIRCHDORF JABEL.
423
heiliger der Kirche der Sanctus Georgius. Das Patronat aber gehört, wenn
nicht schon früher, wenigstens seit 1410 oder 141 1 dem Kloster Malchow und
wird diesem durch alle nachfolgenden kirchlichen Visitationsprotokolle des
XVI. und XVII. Jahrhunderts bestätigt.
1320 giebt es einen Pleban Gerhard von Stüvendorf in Jabel. Weitere
Namen sind bis jetzt nicht bekannt geworden. Um 1500 soll der Probst in
Malchow selbst sechsmal jährlich Gottesdienste in Jabel abgehalten haben. ^)
Es lässt sich somit ziemlich sicher annehmen, dass für die übrige Zeit im
Jahre Vikare des Klosters Malchow den Dienst gehabt haben. Um diese Zeit
ist wieder von einem grossen Ablass zu Gunsten der Kirche die Rede, der
von vielen Kardinälen in Rom selbst unterzeichnet worden, und den die
Bürgerin Elisabeth Brummer und ihr Sohn, ein Student der Theologie, von
ihrer Pilgerreise zur heiligen Stadt selber mitgebracht haben sollen. Der
Schweriner Bischof Konrad Loste lässt diesen Brief durch bischöflichen Erlass
vom IG. August 1500 in seiner Diöcese bekannt machen. Bücher, Kelche,
Lichter, Decken u. a. m. hat die Kirche dringend nöthig, und zu deren Be-
schaffung soll der Brief wesentlich dienen. Seine Früchte wird er getragen
haben, denn 1505 erhält der Glockenstuhl auch eine weitere Glocke.^)
Die evangelischen Pastoren werden von Pentz mit grosser AusRihrlichkeit
behandelt, weshalb hier ihre Namen genügen mögen: 1541 Joachim Sperling;
um 1577 (auch 1583) Johann Albrecht, welcher die Konkordienformel unter-
schreibt; Joh. Gartz (Gratz) um 1602 und bis gegen 1626; Joachim Bentzing
von 1626 bis 1638, der ein Opfer des Krieges und der Pest wird; Joachim
Bier von 1640 bis 1665; Friedrich Hingst von 1668 bis 1677; Martin Balke
von 1678 bis 1732; Zacharias Heinrich Balke, der Sohn, von 1732 bis 1760,
und von 1760 bis 1810 der schon 1756 als Adjunkt angestellte Schwiegersohn
des Zacharias Balke, Joachim Friedr. Storch. Vgl. Halck, Fam. Balcke, S. 33.
Kirche. Bei dem Brande des Dorfes Jabel im Jahre 1859 wurde auch
die Kirche stark beschädigt und in Folge davon im Jahre 1868 durchgebaut
und restauriert. Sie gehört also in ihrer jetzigen Gestalt der neueren Zeit an,
doch stammen die Fundamente und die Mauern bis zu zweidrittel der Höhe
noch aus älterer Zeit, ebenso die zwei unteren Stockwerke des Thurmes. Die
alten Theile des Langhauses haben den wendischen Vqrband, das jüngere
Gemäuer des Thurmes hat mehr den polnischen. Der einschiffige Innenraum
der Kirche ist mit einer flachen Decke überspannt. Die Sakristei ist der ein-
zige von der Restauration unberührt gebliebene Theil der alten Kirche. Sie
liegt auf der Nordseite des Chors und hat zwei flachgespannte Kreuzgewölbe,
deren plump gebildete Rippen ein quadratisches Durchschnittsprofil aufweisen.
In der Kirchhofsmauer ein Granitstein mit einer Nische, die wahr-
scheinlich einstmals mit dem Bilde eines Schutzheiligen gefüllt war.')
*) Nachrichten bei den Pfarrakten in Jabel. S. Pentz, a. a, ()., S. 6.
') Pentz, a. a. O., S. 6. 7.
*) Vgl- Toiten winke! bei Rostock und Kanimin bei T.aas^e im ersten Bande der M. Kunst-
u. Gesch.-Denkm.
Kirche.
Kirchhofs-
mauer.
424
AMTSGERICIITSBEZIRK MALCIIOW.
Altar-
anfsatz.
Eucharistie-
Schrank,
Krucifixus.
Eichene
Rahmen.
Holzbild.
Glocken.
Vasa Sacra.
In dem neugothischen Altaraufsatz ein Gemälde von Theodor Fischer
1868, darstellend die Kreuzesgruppe (Johannes, Maria und Maria Magdalena).
In der Sakristei auf der Nordseite ein alter quadratischer Wandschrank
als ehemaliger Eucharistie - Schrank , ohne Thür. Ihm gegenüber an der
Wand ein kleiner hölzerner Krucifixus vom Ende des XIV. oder Anfang des
XV. Jahrhunderts, der als Triumphkreuz gedient haben wird. An den Kreuzes-
armen Vierpässe zur Aufnahme der Evangelisten -Symbole, die nicht mehr da
sind. Jetzt mit brauner Oelfarbe überstrichen. Ferner ebendaselbst zwei
eichene Rahmen zu den Grabsteinen des i8io verstorbenen Pastors Storch
und dessen Ehefrau, gestorben 1798. Inschrift: JOACHIIVI FRIEDRICH STORCH
55 JAHRE PREDIGER, GEBOREN 1732, GESTORBEN 1810« -^ SOPHIA ELISA-
BETH STORCH, GEBORENE BALCK, GEBOREN 1731, GESTORBEN 1798 (s. o.).
Auf dem Boden des Küsterhauses ein Ueberrest von einem Holzbilde
des hl. Georg aus der Mitte des XV. Jahrhunderts, des Schutzheiligen der
Kirche im Mittelalter (s. o.).
Im Thurm hängen drei neue grosse Glocken, 1862 gegossen von
C. Jllies-Waren. Die vier alten Glocken sind 1859 beim Brande geschmolzen.*)
Die Vasa sacra, Kelch, Patene, Ciborium und Deckelkanne, sind vom
Jahre 1867 (Sy & Wagner- Berlin). Ein messingenes Becken vom Jahre 1661
mit der Inschrift: ADAM X BAHRENFLETH X CATHARINA X HEISEN X ANNO
1661. Auf dem Altartisch zwei neugothische Messingleuchter, in der Sakristei
zwei zinnerne Leuchter mit der Jahreszahl 1806, von dem Röbeler Zinngiesser
H. Krummbügel.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Kieth.')
as Dorf Kieth hat schon 1256 seine Kirche und seinen Kirchherrn. Das
ergiebt sich aus einer nicht datierten Urkunde dieses Jahres, in welcher
Fürst Nikolaus von Werle der Geistlichkeit in der Probstei (Alt-) Röbel, und
ausserdem den Plebanen und Priestern von Malchow, Kieth und Jabel, das Recht
testamentarischer Verfügung über ihr Vermögen und die Freiheit ihrer Leute
von Zöllen und öffentlichen Diensten verleiht.^) Zwei Jahre später wird denn
auch der Pleban Stephanus zu Kieth als Zeuge in einer Urkunde des Bischofs
von Schwerin aufgeführt.*) 1338 kommt auch ein Priester Friedrich von Kieth
■ » ■ ■ - ■ ■
^) 1402, 1505 und 1690 (Vites Siebeiibaum) waren die Data der älteren Glocken, deren
Inschriften Pentz, a. a. O., S. 6, 7 und 29 mittheilt.
') 15 km nordnordwestlich von Malchow. Altslavisch kyta = Zweige, Flechtwerk. >Ort,
wo Zweige, Flechtwerk sind« : Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 67.
») M. U.-B. 763.
*) M. U.-B. 823.
KIRCHDORF KIETH. 425
vor.^) Was wir sonst noch aus dem Mittelalter in kirchlicher Beziehung
erfahren, ist dies, dass die zwei gute deutsche Meilen nördlich von Malchow
gelegenen Kirchdörfer Kieth, Wangelin und Lütgendorf ebenso wie Alt- Schwerin,
Nossentin und Jabel zum Lande Malchow gerechnet werden, welches seinerseits
wieder öfter aufs Engste mit dem Lande Waren verbunden und geradezu als
ein Theil dieses Landes erscheint.*) Damit ist denn auch ein Fingerzeig dafür
gegeben, die diesen beiden Landen und damit zugleich dem Bisthum Schwerin
angehörenden Kirchen dem Archidiakonat Waren zuzuweisen, wie es z. B. von
den Kirchen zu Malchow, Jabel und Karow ausdrücklich bezeugt ist.') Die
Grenze zwischen den Bisthümern Kammin und Schwerin wird somit in dieser
Gegend durch die Pfarrsprengel -Scheiden zwischen Dobbin und Kieth sowie
die zwischen Wangelin und Lütgendorf einerseits und Grubenhagen andererseits
festgelegt.*)
Bei der Kirchenvisitation im Jahre 1541 beschweren sich die Visitatoren
darüber, dass Pastor und Juraten nicht erschienen sind. Ob mit Zustimmung
der Linstow auf Linstow, die von alter Zeit her das Patronat der Kirche zu
Kieth (to dem Kythe) haben und zugleich auch die Gutsherren von Kieth sind,
das noch heute als Pertinenz von Linstow angesehen und behandelt wird, das
erfahren wir nicht. Es lässt sich aber annehmen. Einige Jahre später —
genau ist es nicht anzugeben — begegnet uns in den Kirchen -Akten von
Kieth ein Pastor Andreas Hoppius. Darauf wird erzählt, dass Er Niklas
Rope im Jahre 1572 auf öffentlicher Strasse ermordet worden sei. 1597 ist
wieder Vakanz durch Tod. Die Vakanz dauert anscheinend bis 1603. Es
bewirbt sich zwar ein Daniel Winholt, aber wir erfahren nicht, ob er die
Pfarre erhält. Am 29. März 1641 schreibt Pastor Joachim Baumann in Neu-
Röbel, dass er sieben Jahre lang als Pastor in Kieth gedient habe, und
beschwert sich bei Herzog Adolf Friedrich darüber, dass ihm die Linstow
erhebliche Kornlieferungen schuldig geblieben seien. 1648 heisst es, die
Kirche sei verwüstet und stehe leer, seit Baumann's Abgange sei kein Pastor
mehr gewesen, auch gebe es nur wenig Eingepfarrte in der vom Kriege hart
mitgenommenen Gemeinde. Endlich beruft Christoph von Linstow auf Linstow
den Johannes Jordan zum Pastor von Kieth und auch von Wangelin, das bis
zum dreissigjährigen Kriege seinen eigenen Pastor hatte.^) Jordan tritt 1649
beide Pfarren an und ist 1678 noch im Dienst, doch zeigt er eine solche Vor-
liebe für Advokatur -Geschäfte, dass ihm das zu zweien Malen, 1667 und 1678,
^) M. u.-B. 5890.
*) M. U.-B. 2016. Vgl. Wigger, Annalen, S. 113. Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 15.
') M. U.-B. 2507. 5921. Dass diese letzgenannte Urkunde sr. Zt. bei Karow nicht mit-
aufgeführt ist, liegt daran, dass sie im Ortsregister des elften Bandes des mecklenburgischen Ur-
kundenwerkes übersehen ist. Die historische Wichtigkeit der Urkunde beruht besonders darauf,
dass der Pleban von Karow, Johannes Priborn, als Viceprobst des Archidiakonats Waren eingesetzt
wird und kirchliche Angelegenheiten in Jabel zu ordnen hat.
*) Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 338; V, S. 55.
*) S. bei Wangelin.
426 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
verwiesen wird. 1678 oder 79 muss er gestorben sein, denn 1680 tritt Henricus
Krüger die beiden Pfarren an (f 1721). In der Zeit der nun eintretenden und
durch die Wirren unter Herzog Karl Leopold bis 1734 verlängerten Vakanz
übernimmt der Sohn Friedrich Christoph Krüger die Predigten und der Pastor
Vette zu Alt -Schwerin die Amtsgeschäfte. 1735 wird Friedrich Christoph
Krüger nach Goldberg berufen. Es folgen nun: 1737 Joh. Christoph Bühring
(f 2. Juni 1780) und 1781 Christian Jakob Voss, vorher Rektor in Plau, (f 24.
September 1807). S. Walter a. a. O.
Ueber die mehrfach unterbrochene spätere Verbindung der Kirche zu
Kieth mit der während des Mittelalters zur Kamminer Diöcese gehörenden
Kirche zu Dobbin s. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 138.
Die von Linstow auf Linstow behalten Kieth, wo sie schon im Jahre 1366
sitzen, wie nachher auch auf Wangelin und Lütgendorf, bis zum Jahre 1802,
wenn man eine längere Periode der Verpfandung (von 1735 an an den Jäger-
meister Bogislav Hinrik von Steinsdorf und später bis 1795 an Joh. Christan Seitz)
nicht abrechnen will.*) Von 1803 bis 1809 sind die Güter und Dörfer Linstow,
Kieth und Bäbelin c. p. sowie das Patronat über Kieth in den Händen des
Justizraths Dr. Daniel Christian Jakob Bolte, bezw. in denen seiner Erben und
Gläubiger. Von 1809 bis 18 14 hat sie der Oberforstmeister von Behmen, darauf
ein Jahr lang Friedrich Schläger, dann bis 181 7 der Staatsrath Joh. Christian
Friedr. Scharnweber, und von 18 17 bis 1827 die Familie Vogel (s. Grabstein).
Aus den Händen der Vogel'schen Kreditoren gelangen 1827 die Güter und
Dörfer Linstow, Hinrichshof, Bornkrug, Klein- Bäbelin und Kieth an die Gross-
herzogliche Kammer, die noch heute darüber verfugt und Linstow und Kieth
als eine Pachtung beisammen gelassen hat.
Kirche. Kirche. Die in Form eines länglichen Vierecks aufgeführte Kirche ist
ein Ziegelbau, der in seiner ersten Anlage der Zeit der Frühgothik entstammt,
aber Anfangs der sieb.enziger Jahre des XIX. Jahrhunderts umgebaut ist.*)
Als älteste Theile des Baues verdienen die Portale, das eine auf der Nord-
seite, das andere auf der Südseite, besondere Beachtung: jenes hat ein
Kapitellglied in der Kämpferlinie, dieses hat keins. In den Wandungen und
Bogenlaibungen beider Portale aber wechseln breite Auskehlungen und ent-
sprechend kräftige Viertel - Rundstäbe mit einander ab. Es bleibt fraglich, ob
die Wölbung jemals zur Ausführung kam. Man kennt die Kirche nur mit
einer flachen Balken- und Bretterdecke. Der Thurm ist neu.
Die innere Einrichtung ist neu. Die Holzfiguren des früheren alten
Altars sind in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts abhanden ge-
kommen.^)
Grabsteine. Im Mittelgang vor dem Altar zwei Grabsteine, der des Dr. med. et chir.
ALBRECHT HEINRICH JULIUS ZELLER, gestorben am 7. April 1791, und der
*) M. U.-B. 9560 A und B.
') Vgl. Beschreibung der Kirche bei Lisch, M. Jahrb. XL, S. 212.
•) AngebHch an einen Händler verkauft.
KIRCHDORF WANGELIN. 427
der Frau DOROTHEA AMALIA SOPHIA ZELLER, geb. SCHLICHTING, gest. den
17. December 181 3. — Auf dem Friedhofe noch ein Grabstein des CARL
FERDINAND ERNST VOGEL, Besitzer des Gutes Linstow, gestorben 30. No-
vember 1823 (s. o.).
In der Kirche fünf Oelgemälde geringen Werthes, die durch Schenkung Oel-
dahin gekommen sind:^) die Weisen aus dem Morgenlande, Jesus als Knabe gemälde.
im Tempel, die Verklärung, Kreuzabnahme und die Schweisstuch-Scene.
Im Thurm zwei grosse Glocken, die eine ohne Inschrift und Zeichen, Glocken,
die andere 1879 ^^^^ ^^* Albrecht in Wismar gegossen.*)
Kleinkunstwerke. i. Zinnerner Kelch mit der Inschrift: DIESEN Kleinkunst-
KELCH HAT VOREHRT HANS HAGEL VON DREPS ZU GOTTES »EH REN IN DI werke.
KIRCH ZUM KIET 1676. Güstrower Stadtzeichen, Meisterzeichen: HD.S.
— 2. Zinnerne Fatene mit dem Röbeler Stadtzeichen und dem ^
verschlungenen Meisterstempel J H L{>), darunter 1765. — 3.4. Neugothischer
Kelch mit Patene. — 5. Silberne Oblatendose, von Steusl off -Güstrow 1862.
Dorfes.
Das Kirchdorf Wangelin.')
|ohen-Wangelin, dem Kloster Malchow gehörend, ist eine alte wendische Geschichte
Ansiedlung, welche sich bei der Germanisierung des Landes im ,^^®^
XII. Jahrhundert in die beiden Dörfer Wangelyn Teutonica und Wangelin
Slavicalis scheidet. Hauptbesitzer sind dort in frühester Zeit die Grube, welche
auch Liepen haben und beiden Ortschaften die Namen Gruben -Liepen und
Gruben -Wangelin geben. Johann Grube, mit Schulden belastet, verkauft am
26. December 13 19 den Güstrower Bürgern Nikolaus Glöde und Dietrich Krug
vierundzwanzig Mark Hebungen aus zwölf Hufen in Wangelin für 200 Mark mit
Vorbehalt des Rückkaufes innerhalb dreier Jahre, und F'ürst Johann von Werle
bestätigt diesen Handel in demselben Jahre.*) Unter den Bauern, die damals
in Wangelin wohnen, fallen mehrere wendische Namen auf wie Milicke, Beno,
Tessan, Tessessa und Cegedarghe. 1320 verkaufen die Grube ihren Besitz
theils an die Knappen Heinrich und Walter Samekow, theils an die Brüder
Gotemar und Heinrich Gamm, an jene gewisse Geldhebungen, an diese die
Güter Gruben -Liepen sowie Deutsch- und Wendisch -Gruben -Wangelin, und
*) Vgl. die Bilder in der Kirche zu Dobbin.
*) Auch die Vorgängerin dieser Glocke war ohne Inschrift. S. Inventar 181 1.
') 14 km nördlich von Malchow. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 153, erinnert an das alt-
slavische Wort ^IT = Kohle und tibersetzt den Namen mit »Kohlenortc oder auch >Ort des
Wagel.c Das wäre also nach deutscher Art soviel wie Kohlendorf oder Wangeistorf.
*) M. U.-B. 4151. 4152.
428 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
die beiden Fürsten Johann von Werle belehnen damit die letztgenannten am
i6. März desselben Jahres.*) Ausser den Gamm finden wir aber auch bald
nachher die Wangelin daselbst, denen Johann von Werle am 20. December
1342 die Beden von den sechs Hufen ihres eigenen Hofes verkauft. *) Ebenso
haben die Flotow Hebungen aus Wangelin entgegenzunehmen.*) Indessen
allmählich fasst das Kloster Malchow Fuss in Wangelin, indem es am 27. Juni
1336 den Gammen ihren ganzen Wangeliner Besitz abkauft und auch vom
Güstrower Bürger Jakob Wörpel Hebungen aus dem Dorfe empfängt, wofür
es ihn und seine Ehefrau Catharina in die Fraternität des Klosters aufnimmt.^)
Auch von Hennecke Flotow empfängt es pfandweise Beden und Hundekorn aus
Wangelin, in welchem den Flotow auch noch später Burgdienste und Ablager
zustehen.*^) Im XVI. Jahrhundert sind es die Linstow, die neben den Flotow
und Wangelin dort sitzen. Christoph Linstow verkauft seinen Antheil 1699
auf IG Jahre antichretisch an den Kornet Koch, die Wangelin aber erwerben
1629 den Flotow'schen Antheil, um ihn bald nachher nebst ihrem eigenen
Antheil an Kloster Malchow abzutreten. Fünfundachtzig Jahre später, nämlich
17 14, erwirbt dieses auch den Koch'schen Besitz nebst dem, was die Linstow
noch haben, und wird dadurch Herr des ganzen Dorfes.
Ein Geistlicher »Hermannus de Wangelin« wird schon 1244 genannt,
ein Vicerektor Jakob in Wangelin 1358. 1541/42 hat Joachim Barss die
Pfarre in Wangelin, und bis 1637 Magister Matthias Schaum, dem die
Soldateska die Kirche verwüstet und das Haus ausplündert, wie er es selber
in einem Briefe beschreibt. Später heisst es, er sei anderswohin ausgewandert.
Aber wohin, wird nicht gesagt. Dass er von den Kaiserlichen in einem Teich
ertränkt sei, ist somit eine durch nichts begründete Erzählung.®) Nach dem
Kriege, von 1649 an, wird die Kirche zu Wangelin mit der von Kieth ver-
einigt (s. o. S. 425). Das Verhältniss dauert bis nach Krüger 's Tode im Jahre
1721. Da erreicht das Kloster Malchow, das als Herr des ganzen Dorfes
auch in den Besitz des Kirchenpatronates gelangt war und wahrscheinlich den
lange dauernden Kiether Kirchenkonflikt voraussah und an seinem Theile zu
vermeiden wünschte, im Jahre 1724 die Verbindung der Kirche in WangeUn
mit der zu Jabel, die ebenfalls unter dem Kloster stand. Und nun bleibt
Wangelin, trotz der weiten Entfernung (12 km), bis zum Jahre 1864 mit Jabel
verbunden.^)
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein gothischer Backsteinbau auf einem Granit-
fundament aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts, mit Polygonalschluss aus
*) M. U.-B. 4161. 4175.
») M. U.-B, 6257.
») M. U.-B. 10573.
*) M. U.-B. 5675. 5959. Nur das Kirchenpatronat bleibt in den Händen der Gamm: vgl.
M. U.-B. 6152. Auch 9256.
*) M. U.-B. 10573.
®) Pentz, Gesch. des Kirchspiels Jabel, S. 31.
'') Pentz, a. a. O., S. 32. Dieses Verhältniss von 1724 bis 1864 ist hie und da übersehen
worden. M. Jahrb. LX, S. 43. 47. 99. Vgl. auch Balck, a. a. O., S. 34.
GUT UND KIRCHDORF LÜTGENDORF.
429
dem Achteck. Die Wölbung ist niedrig und flachgespannt; ihre Rippen haben
ein birnfbrmiges Durchschnittsprofil. Der Raum des Thurmes ist mit zur
Kirche gezogen. Ueberall wendischer Ziegel -Verband, auch im Thurm. 1868/69
hat eine Erneuerung stattgefunden.
Als Altarbild die Kreuzesgruppe (Johannes, Maria und Maria Magdalena) Altarbild,
von Theodor Fischer- Poisson, 1869.
Draussen im Freien eine alte GranitfUnte.
Fünte.
Im Thurm drei Glocken, zwei grössere und eine kleinere. Davon nur Glocken,
eine mit Inschrift und Jahreszahl, welche besagt, dass sie 1769 z. Zt. des
Pastors STORCH unter dem Kloster- Pro visorat des VICTOR WILHELM VON
OERTZEN auf Leppin und des FRIEDR. WILH. HANS VON LOWTZOW auf Gaarz
sowie unter dem Klosterhauptmann HANS SIGISM. CHRISTOPH VON OERTZEN
auf Ankershagen, unter dem Kompatron CHRISTOPH OTTO VON GAMM auf
Göhren und unter dem Küchenmeister FRANZ ADAM FUHRMANN von Joh.
Val. Schultz in Rostock gegossen worden ist.
KleinkuDStwerke. i — 4. Kelch und Patene, Deckelkanne und Oblaten- Kleinkunst-
dose, neu, vom Jahre 1867. — 5. 6. Zinnerner Kelch mit Patene, ohne Inschrift werke,
und Werkzeichen. — 7. Zinnerne Deckelkanne, ebenfalls ohne Inschrift und
Zeichen. — 8. 9. Zwei Taufbecken, neu. — 10. 11. Zwei zinnerne Leuchter,
ohne Inschrift und Werkzeichen. — 12. 13. Zwei neugothische Leuchter von
Messingguss. — 14. In der Mitte der Kirche ein neuer Messingkronleuchter.
^) 17 km nordnordöstlich von Malchovv.
*) Lisch, M. Jahrb. XXXU, S. 15. Vgl. da7Ai M. U.-B. 91. 857.
*) M. U.-B. 2935 mit Anmkg.
*) M. U.B. 5233. 7296.
*) M. U.-B. 11514.
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf LUtgendorf.')
las von alter Zeit her zum Lande Malchow und damit zur Schweriner Geschichte
Diöcese*) zählende Dorf Lütgendorf hat schon 1304 eine Kirche, welcher ^^s
die Wangelin auf Glans, dem späteren Blücherhof, »thor ehre de h. apostel
Jacobi vnd Bartholomei« acht Hufen in Glans selbst verleihen.^) Da Lütgen-
dorf zum bischöflichen Tisch nach Schwerin hin Hebungen zu leisten hat, so
ist es geradezu als bischöfliches Tafelgut zu bezeichnen.*) Bereits im Jahre
1383 sitzt auf Lütgendorf das Geschlecht der Linstow, welches lange Zeit
hindurch zu den angesehensten des Landes gehört und es versteht, diesen
Besitz Jahrhunderte hindurch festzuhalten.^) Der letzte Besitzer ist Hans
43Ö AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Rudolf von Linstow, welcher das Gut 1748 muthet und 1752 stirbt. Nach
seinem Tode muthet es allerdings noch der Hauptmann Günther von Linstow,
aber Hans Rudolfs Wittwe, welche den Kriegsrath von der Luhe auf
Sophienhof wiedergeheirathet hat, ist im Besitz. Von der Lehnkammer
aufgefordert, ihr Recht nachzuweisen, zeigt sie, dass sie auf Grund eines
Testamentes ihres verstorbenen Ehegatten, sich mit Günther von Linstow ver-
gleichsweise auseinandergesetzt, und dieser ihr gegen Zahlung einer Entschädi-
gung das Gut und seine Ansprüche auf dasselbe cediert habe, worauf ihr der
landesherrliche Konsens zu diesem Abkommen am 19. Februar 1754 gewährt
wird. Den Lehneid aber leistet trotzdem im Jahre 1761 die Wittwe des eben
erwähnten verstorbenen Günther von Linstow Namens ihrer Kinder. Indessen
gelingt ihnen nicht die Reluition des Lehnes. Daher verkaufen der Kriegs-
rath von der Luhe und seine Ehegattin das Gut Lütgendorf am 24. Oktober
1763 an den Bürgermeister Urban Nauert in Malchow, und, als dieser
sich zur Erfüllung des Kontraktes unfähig erweist, am 24. November 1764
an Ernst Werner von Raven auf Nossentin. Nachdem dieser in Konkurs
verfallen, ersteht es 1789 Helmuth Ludwig von Blücher, von dessen Erben es
1793 ^^^ Hauptmann Hans Heinrich Ludwig von Arnim kauft. In Amim-
schen Händen bleibt es bis 1848. Von da an ist August Christian Emanuel
von Hintzenstern Eigenthümer; nach ihm 1876 Karl Helmuth Gerhard Gisbert
von Plessen auf Reez, bezw. dessen Erben bis 1897. ^^9^ hat es Louise
von Plessen, geb. von Restorff, 1899 Karl Axel Freiherr von Maltzahn und
seit 1900 Heinrich Wessel auf Pohnstorf.
Einen Geistlichen, genannt Nikolaus von Lütgendorf, finden wir als
Zeugen in einer Urkunde vom 29. September 13 10, von da ab aber bis zur
zweiten Hälfte des XVI. Jahrhunderts keinen mehr. Nach der Reformation ist
Henning Pankow Pastor, der lange Zeit als Seelsorger wirkt. Er unterschreibt
1577 die Konkordien-Formel und lebt noch über 1600 hinaus. Sein Nach-
folger, Joachim Bars (Barss, Baars), geräth schon 1605 mit den Linstowen in
Streit.*) Doch haben nicht diese, sondern die Flotow auf Stuer das Patronat
der Kirche. Ob auf Grund ihrer Pfandherrlichkeit über das Land Malchow,
oder auf einen andern an irgend welchen Besitz geknüpften Rechtstitel hin,
erfahren wir nicht. Das furchtbare Kriegs- und Todesjahr 1637 rafft auch den
Pastor Barss aus dem Leben, und es folgt nun hier wie vieler Orten anderswo
eine lange Vakanz. Erst im Jahre 1657 erhält Lütgendorf wieder einen Pastor
in Henricus Ulrici, der aber schon 1664 stirbt und während seiner kurzen
Amtsführung in den Schweden -Kriegen vieles und schweres Ungemach von
durchziehenden Kriegsvölkern zu erdulden hat, wie er es selber kurz vor seinem
Tode in einem Briefe ausfuhrlich schildert. Ihm folgt 1665 bis 1678 Erich
Oswald. Als es sich in den siebenziger Jahren um Wiederherstellung der
verwüsteten Kirche handelt, ist es den Flotowen auf Stuer anscheinend unmög-
lich, ihren Verpflichtungen als Patronatsherren nachzukommen. Deshalb treten
*) Vgl. Anmkg. zu M. U.-B. 2935.
GUT UND KIRCHDORF LÜTGENDORF.
431
Kirche.
sie das Patronat über Lütgendorf, dessen Verlust ihnen bereits angedroht war,
im Jahre 1677 an Eier von Linstow auf Lütgendorf ab. Von diesem Zeitpunkt
an ist es somit an den Besitz dieses Gutes geknüpft. Im Uebrigen hatten die
Linstow schon vorher insoweit einen gewissen Antheil daran, als sie das
Patronat über die Kapelle zu Gaarz besassen, die zur Kirche von Lütgendorf
gehörte. Auf Oswald, der sich 1678 versetzen lässt, folgen: 1679 Christianus
Ulricus Catovius (ti7i5), 17 16 Joachim Christoph Grantzow (emer. 1767), und
1767 Heinr. Ad. Behm (f 1802). S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein alter einschiffiger Feldsteinbau ohne Thurm
aus dem XIIL Jahrhundert, mit flacher Balkendecke und einem Ostgiebel von
Fachwerk und Backsteinen. Es haben soviele Veränderungen stattgehabt,
dass heute nur noch der spitzbogige Haupteingang auf der Südseite, der in
einem vorgeschobenen und oben abgetreppten Mauerkern angebracht ist, eine
Aufmerksamkeit verdient. Auf dem Dach am Ostgiebel eine bekrönte Wetter-
fahne mit der Jahreszahl 1775.
Im Innern sind Altar und Kanzel zu einem Körper vereinigt.
Am Sophienhöfer Chor, dem ehemaligen Patronatsstuhl, sieht man auf
einer Tafel das Linstow'sche und das Lowtzow'sche Wappen mit den Unter-
schriften: HANS RUDOLPH VON LINSTOW, ELISABET SOPHIA VON LINSTOW,
GEBOHRNE VON LOTZOW A 1746. — Femer über dem jetzigen Patronatsstuhl
vier Wappen, zwei HINTZENSTERN'sche Einzelwappen und zwei Allianzwappen
der Familien ARNIM und BLÜCHER mit dem Datum: D • 6 • APRIL 1839.
Ueber dem Pastorenstuhl ebenfalls mehrere Wappen. Unten links ein
Allianzwappen der Familien Kamptz und Dorne mit der Unterschrift: CHRI-
STOPH ALBRECHT VON KAMPTZ und LOUISE FRIEDERICE AMALIE VON
DORNE; unten rechts das Dorne -Liitzow 'sehe Allianzwappen mit den beiden
Namen HERMANN VON DORNE und MARIA ELISABETH VON LÜTZOW; oben
zwei Einzelwappen der Familie von Frisch mit der Unterschrift: HR • DIEDE-
RICH VON FRISCH.
In der Ostwand nordwärts ein kleiner viereckiger ehemaliger Eucharistie- Eucharistie-
Schrank, ohne Thür. Schrank.
Ausserdem zwei unbedeutende Bilder in der Kirche aus neuerer Zeit: Bilder,
die Taufe Christi im Jordan und die Auferstehung.
Altar und
Kanzel,
Wappen.
Ueber dem Pastorenstuhl ein steinernes Epitaphium, dessen Mitte ein
Relief mit der Darstellung des jüngsten Gerichts enthält. Darunter die Ge-
stalten der in der Unterschrift genannten Personen. Die Unterschrift lautet:
ANNO 1588 DEN 18 MARTY IST DER EDLER UND EHRENVESTER JO-
CHIM • LINSTOW • DER • JUNGER ERBGESESSEN THO • LVTKENDORP UND«
WVCKERSIN IN • GODT • DEN • HERN • SALICH • ENTSLAFFEN • DA • ER
VIERDHALF • JHAR • IM ESTANDE • GELEBET • EINEN • SOHN • UN 2 DOCH-
TER GEZEUGET • VNDT • HADT • DIE • EDLE VNDT VIELTUEGENTSAME KA-
Epitaph.
432
AMTSGERICIITSBEZIRK MALCHOW.
Grabstein.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
TRINA WINTERFELTS • DIT EPITHAFIUM IHREN • LIEVEN EHEMANNE UNDT
SOHN THO CHRISTLICHEM GEDECHTENUS SETSE LASSEN • 1591 •
Zwischen dem Altar und dem Pastorenstuhl ein Grabstein mit der
Gestalt eines betenden Ritters, ohne Unterschrift. Die Gestalt stellt wahr-
scheinlich denselben LINSTOW dar, der durch das vorhergenannte Epitaphium
verewigt wird.^)
In dem neben der Kirche stehenden Glockenstuhl, der eine Wetterfahne
mit den Initialen O • E • V • A • GEB • V • B • 1819 (O. Elisabeth von Arnim,
geb. von Blücher) trägt, hängen drei Glocken, die sämmtlich i86o von
C. Jiiies in Waren unter dem Patronat des AUGUST VON HINTZENSTERN ge-
gossen sind.*)
Kleinknnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch im klassicierenden Stil,
mit Patene, gestiftet laut Inschrift unter dem Kelchfuss von J*C«BAHLMANN
AUF SOPHIENHOF D • 24 • DECB • 1830. Mit undeutlichen Stempeln. Patene
ohne Stempel. — 3. Längliche silberne Oblatendose, mit einem aufgelegten
plastischen Krucifixus auf dem Deckel, gestiftet von JACOB REINECKE und
CHRISTIANA DOROTHEA FRIEDERICA REINICKEN 1756. Mit undeutlichen
Stempeln. — 4. Zinnerne Abendmahlskanne mit dem VON HINTZENSTERN-
schen Wappen, ohne Stempel, neu. — 5. Zinnernes Taufbecken, neu. —
6. 7. Kleiner Zinnkelch für Krankenkommunion, mit Patene. Ohne Stempel.
— 8. Noch eine kleine Patene ftir Krankenkommunion, ohne Stempel. —
9. 10. Zwei zinnerne Altarleuchter, auf beiden die Inschrift: HERR HANS
RUDOLF (Ludolf?) VON LINSTOW ANNO 1745. Stempel nicht gefunden. —
II. 12. Zwei neue Leuchter.
Das Gut und Kirchdorf Griissow.')
Geschichte S^RMon Grüssow wissen wir genau, wann es zum Kirchdorf erhoben ist, denn
des BMI mittels Urkunde vom 6. März 1255 verleiht der Bischof Rudolf von
Dortes. Schwerin der Kapelle daselbst bei deren Weihe einen Ablass und zwei Hufen,
eine zu Kogel und die andere zu Grüssow, ausserdem legt er die Dörfer
Grüssow, Walow, Zislow und Globen zu der Kirche.*) Das letztgenannte ist
^) Der Stein ist es werth, aufgenommen imd an die Wand gestellt zu werden.
^ Von den Vorgängerinnen hatte nur eine eine Inschrift, laut deren sie 1747 z. Z. des
Pastors Joachim Christoph Grantzow unter dem Patronat des Hans Rudolph von Linstow und
seiner Gemahlin Elisabeth Sophie, geb. von Lowtzow, von Joh. Gottfried Wosaeck in Stralsund
gegossen war.
•) 4 km südlich von Malchow. Altslav. grusa = Birnbaum. Also »ßirnbaumortc : Ktlhnel,
M. Jahrb. XLVI, S. 58.
*) M. U.-B. 747.
GUT UND KIRCHDORF GRÜSSOW. 433
inzwischen untergegangen und wird bereits 1697 als wüste Dorfstelle bezeichnet.^)
Walow und Zislow aber sind selbst Kirchdörfer geworden. Am 30. Mai 135 1
urkundet Fürst Nikolaus von Werle zu Grüssow in eigener Person, und in einer
Urkunde vom 14. Februar 1352 schenkt derselbe Fürst dem Kloster Malchow
die Kirche zu Grüssow mit der Genehmigung, sie dem Kloster zu inkorpo-
rieren.^) Schon vorher haben die Fürsten Johann und Johann von Werle dem
Kloster Malchow zwei Hufen in Grüssow verliehen.^) Das schliesst natürlich
nicht aus, dass ausser dem fürstlichen Hause auch Andere Eigenthum im
Dorfe haben und darüber verfugen. So wird z. B. 1294 Ritter Johann von
Grüssow genannt, welcher dem Pfarrer Heinrich daselbst für seine Kirche am
23. Februar die Einkünfte von zwei Hufen schenkt, denen er das Holz von einer
Hufe in seinem Dorfe Kummerow hinzufügt.*) Diese Familie, welche ihren
Namen vom Orte selbst erhalten haben wird, ist dort seit langem angesessen.
In einer Urkunde vom 24. September 1304 wird Johannes de Grüssow erwähnt
und dabei bemerkt, dass der derzeitige Inhaber der Grüssower Mühle sie von
dessen Vater und Grossvater her besessen habe.^) Wie überall, so ist auch
die Mühle in Grüssow während des Mittelalters ein werthvoller Besitz, über
den sich der Fürst die Oberherrlichkeit besonders vorzubehalten pflegt.
Denn in ebenderselben Urkunde belehnt er den Malchower Bäcker Nikolaus
mit dieser Mühle, und am 10. Februar 13 18 verleiht Johann von Werle dem
Johann Düsterwold die Anwartschaft darauf.®) Mehrere Jahrzehnte später aber
ist Ludolf Elers Inhaber der Mühle und tritt sie dem Kloster Malchow am
16. Januar 1374 ab.')
Ausser der Familie Grüssow hat auch der Knappe Johann Rusboge
Eigenthum im Orte, denn er schenkt der Pfarre am 31. März 1325 ein Feld
und einen Hopfengarten.®) Ebenso die Familie Raven »van der Specke«,
welche 1357 dem Bürger Albrecht Schmidt in Malchow zahlreiche Grundstücke
verkauft.®) Aber es machen sich auch bereits die Flotow in Grüssow bemerkbar,
sie verpfänden oder verleihen daselbst Grundbesitz in den Jahren 1377 und
1385, und es liegt die Vermuthung nahe, dass diese damals schon mächtige
Familie als Nachfolgerin der Grüssow mit deren Gütern belehnt worden ist.^^)
Denn um die Mitte des XIV. Jahrhunderts erlischt dies Geschlecht, ^^) und es
gelingt den Flotow bald, sich in den Besitz des ganzen Dorfes zu setzen. Nur
das Kloster Malchow behält dort etwas Land, wie aus einem Lehnverzeichniss
*) Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 206.
*) M. U.-B. 7475. 7580. 7660.
») M. U.-B. 4191.
*) M. U.-B. 2282.
*) M. U.-B. 2959.
«) M. U.-B. 3961.
') M. U.-B. 10523.
») M. U.-B. 4604. 5881. Vgl. 3680.
») M. U.-B. 8349. Vgl. 10843.
»<>) M. U.-B. II 016. II 731.
") M. Jahrb. XI. S. 442.
28
434 AMTSGERICMTSBEZIRK MALCHOW.
von 1587 hervorgeht, ebenso kehrt die Mühle nicht wieder an das Gut zurück.^)
Grüssow verbleibt der Familie Flotow bis 1834. In diesem Jahre kommt es
in die Hände des Pastors G. W. Alb. Kollmann. Doch dessen Nachkommen
geben es schon nach einigen Jahrzehnten wieder an Karl Friedrich August
von Flotow zurück, der 1864 im Staatskalender als Eigenthümer aufgeführt
wird, und seitdem hat sich Grüssow in Flotow'schen Händen erhalten.
Aus dem XIII. Jahrhundert lernen wir einen Pfarrer Heinrich kennen,
aus der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts die Pfarrer Gottschalk und Johann,
sowie den Kaplan Burchard, und aus der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts
die Pfarrer Heinrich Sommer und Johann Dambek.^) Dass Grüssow der
Schweriner Diöcese angehört, erhellt noch besonders aus einer Urkunde vom
12. April 1331.*) Um 1541 wird Heinrich Säbel Kirchherr. Später hat
Joachim Dickmann die Pfarre, welcher 1589 stirbt. Ihm folgt 1591 Joh. Schmidt
(f 1607), und diesem Balthasar Wege (f 1636). Nach längerer Vakanz wird
1652 der Pastor Petrus Leo eingesetzt. Er hat auch die von jeher mit Grüssow
verbunden gewesenen Filialen Walow und Zislow zu verwalten.^) Wie Krieg
und Pest auch in dieser Gegend gehaust haben, enthüllen die Angaben über
die Bauern in den Dörfern: in Grüssow sind im Jahre 1664 von achtzehn noch
sieben vorhanden, in Walow von vierundzwanzig acht, und in Zislow von
sechzehn nur noch drei. Der genannte Petrus Leo ist auch 1672 noch im
Amt. 1674 folgt Joh. Winhold Gerdes (f 1694), 1697 Joh. Joachim Besel in
(+ 1736). Nach ihm soll Mag. Barthold Daries introduciert werden, aber die
bekannten kirchlichen und politischen Wirren dieser Zeit lassen es nicht dazu
kommen. Noch 1745 spielen sich unbeschreibliche Zustände ab. 1748 stirbt
Daries, sechsunddreissig Jahre alt. Es folgen nun: 1750 Joh. Christian Thede
(f 1765) und 1767 Ernst Leberecht Reussner (f 1827). Zu Reussner's Zeit,
und zwar den 18. Juni 1785, giebt das Kloster das Patronatsrecht über Grüssow
an die von Flotow ab. Ueber die Geistlichen des XIX. Jahrhunderts siehe
Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein gut gefugter alter Feldsteinbau des XIII.
Jahrhunderts mit quadriertem Kalkputz.^) Diese Quadrierung besteht, wie an
manchen anderen Kirchen des Landes, aus tief eingeritzten und anscheinend
mit rother Farbe gefüllten Linien. In der flach abschliessenden Ostwand
sitzen drei gleich grosse romanische Fensterschlitze, nicht in der Bildung des
»Dreieinigkeits- Fensters«, sondern in grösserer Entfernung von einander.
Ebenso giebt es drei Schlitze auf der Nordseite und ausserdem auf derselben
*) M. U.-B. 10843. II 904. Akten im Grossh. Archiv.
*) Register des mecklenburgischen Urkundenwerkes.
8) M. U.-B. 5233.
*) Zislow war Übrigens im XVI. Jahrhundert durch die von F*lotow eine Zeit lang von
Grüssow getrennt gewesen. Vgl. Visitations-Protokoll von 1541/42.
*) Beschreibung bei Lisch, M. Jahrb. XVI, 8,291. Der Bau litt sehr im dreissigj ährigen
Kriege. Noch im Jahre 1664 war die Kirche mit Stroh gedeckt.
Gut Vtih KIRCHÖORF grüssoW.
43S
Seite ein spätrotnanisches oder frühgothisches, später zugesetztes Portal mit
einem Kapitellband in der Kämpferlinie. Besonders gut erscheint der Kalk-
putz in den Wandungen und Bogenlaibungen der alten Fenster, wo steh
Spuren von Bemalung gefunden haben. Auf der Südseite ein zweitheiliges
Fenster, das beim Abbruch der angelehnten Grabkapelle aus einem Miss-
verständniss der
alten Architektur
hervorgegangen ist.
Das Innere des
Thurmes ist mit zur
Kirche gezogen.
Eine kleine Stein- Steintafel.
tafel an der Ostseite
meldet, dass die
Kirche 1856 zur
Zeit des Domänen-
raths ALBERT
KOLLMANN auf
Grüssow und des
Präpositus ADOLF
KNESER erneuert
worden ist.
Die innere Ein- Innere £in-
ricbtnog ist ohne riclitimg.
Bedeutung.
Auf dem Kirchen- Tauf-
boden ein hölzerner Ständer.
„. , .... Tanfstünder , wel-
Klrche lu Urussow.
eher 1685 von
CHRISTOPH WENDT, Pensionär zu Kogel, gestiftet ist. Ausserdem mag ein
mit Messingblech beschlagener alter Kasten genannt werden, der als »Blocki »Block«,
für Opfer- und Armengeld gedient haben kann.
In der Kirche FLOTOW'sche und KARDORFF'sche Zinnwappen, die als Wappen.
Sai^verzierungen gedient haben.
Im Thurm zwei Glocken,
! umgegossen '
I C. Jlli«s-Waren.'
Glocken.
Kleinknnstwerkc. 1—3. Neusilberner Kelch, 1847 gestiftet von FRIEDA Kleinkunst-
und LOUISE KOLLMANN. Patene aus demselben Metall, desgleichen auch die werke.
Kanne. — 4. 5. Zinnerner Kelch, gestiftet 1747 von MARIA WULFFEN, JÖR-
GEN HECHTEN's nachgelassener Witt we. Dazu eine Patene von Zinn mit zwei
'1 l>as Inventar von iSll bezeichnet die Inschriften der alten Glocken als lunleserliche
436
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
bürgerlichen Wappen und den Initialen M • P • B • des Mannes und E • K •
der Frau, sowie mit der Jahreszahl 1669 und den Stempeln des Rostocker Zinn-
giessers Martin Blawkogel. — 6. 7. Kleiner Krankenkelch mit Patene, beide
von Zinn. Ohne Stempel. — 8. 9. Desgl., Krankenkelch und Patene, von
Silber, neu. — 10. Ovale silberne Oblatendose. Als Werkzeichen ein Adler
und der Name ABEK:C. — 11. 12. Zwei grosse zinnerne Leuchter, ohne In-
schrift, mit den Stempeln des Röbelschen Zinngiessers H. Krummbügel.
N "vi^ ^-\. /^ y- ^ .«^
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Glocken.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Walow.')
as Dorf Walow erscheint urkundlich zuerst am 6. März 1255, als Bischof
Rudolf von Schwerin die Kapelle in Grüssow weiht und ihr ausser
Grüssow, Zislow und Globen auch das Dorf Walow zulegt, das jetzt ein
Filial -Kirchdorf von Grüssow ist.*) Am 24. Juli 1266 verleiht derselbe Bischof
dem Magister Erpo in Schwerin zwei Hufen in Walow als Ersatz für eine
Hufe in Rittermannshagen. ^) Etwas bunter als die kirchlichen sind die welt-
lichen Besitzverhältnisse in alter Zeit. Eine ganze Anzahl Inhaber von Grund
und Boden tritt uns neben und nach einander in Walow entgegen. Gerslav
(Jaroslaus) von Walow, ein Pritzbuer von Kargow, Pritzbuer und Dubislav von
Kelle,*) das Kloster Malchow, Gerhard von Berne und Machorius und Hildebrand
von Lepzow, Thidericus Budde, die Gebrüder von Grambow und Konrad von
Havelberg verfugen dort über Höfe, Hufen und Mühlenrechte. Indessen er-
scheinen bereits im Jahre 1384 die Flotow nicht bloss als Besitzer von Hufen,
sondern auch als Inhaber des höchsten Gerichts in Walow und werden bald
die einzigen Herren im Dorf.^)
Als Filia der Kirche zu Grüssow wird die Kapelle zu Walow zuerst
im Visitationsprotokoll von 1541/42 aufgeführt. Höchst wahrscheinlich war
sie es von Anfang an, wie sie es noch heute ist. Ihr Mauerwerk hat manchen
Wechsel durchgemacht.
Kirche. Die jetzt stehende Kirche oder Kapelle ist ein Fachwerkbau
in Form eines Vierecks aus dem Jahre 1845. Eine flache Holz- und Bretter-
decke überspannt den Innenraum. Auf dem Westende des Firstes ein kleiner
Dachreiter, der eine oben zugespitzte glockenförmige Haube trägt.
Im Thurm zwei Glocken, welche beide 1894 von C. Oberg in Wismar
gegossen sind.^)
^) 7 km südlich von Malchow. »Ort des Val-t: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 153.
^) M. U.-B. 747.
») M. U.-B. 1091.
'') Ueber den von Walow und die Pritzbuer vgl. Gritzner im M. Jahrb. LXV, S. 305 ff.
'") M.U.H. 5386. 5598. 6621. 7408. 7803. 8280 8349. 10805. 10806. 10811. 11633.
*') Das Inventar von 181 1 fehlt.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF WALOW. — KIRCHDORF SIETOW. 437
Kleinkunstwerke, i — 4. Kelch, Patene, Oblatendose und Kanne sind Kleinkunst-
neu. Der silberne Kelch ist eine Stiftung von AUGUST ADAM PHILIPP werke.
MATTHIAS VON FLOTOW auf Woldzegarten und seiner Gemahlin LOUISE CARO-
LINE ADOLFINE ERNESTINE EVELINE, geb. VON LÜTZOW, aus dem Jahre 1844.
Berliner Arbeit. Die Patene ist von CAROLINE VON FLOTOW, geb. VON
BLÜCHER, 1838 gestiftet, die Oblatendose von ebenderselben und auch von
LOUISE VON FLOTOW 1855, ebenso die Kanne. — 5. 6. Zwei zinnerne Kelche
von 1754 und 1766. — 7. Das Taufbecken ist eine galvanoplastische Nachbildung
der bekannten HohenzoUern -Taufschale. — 8. 9. Zwei zinnerne Leuchter
von 1800.
. >- V- '•^^
Das Kirchdorf Sietow.')
|as Dobbertinsche Klostergut Sietow ist ursprünglich Eigenthum des Geschichte
werleschen Hauses. Ende des XIII. Jahrhunderts gehört es der Mutter ^^s
des Fürsten Nikolaus von Werle, der Fürstin Sophie. Sie verkauft es dem ^^^"es.
Ritter Dietrich von Gerden, welchen Fürst Nikolaus am 6. Juli 1300 damit
belehnt.*) Die Gerden sitzen noch 1340 auf Sietow, aber schon bald nachher
gewinnt das Kloster Dobbertin Grundbesitz im Orte. Johannes von Gerden ver-
kauft diesem am 24. Februar 1342 seinen Antheil an Sietow, sowie die Schamper
Mühle,^) und noch in demselben Jahre verleihen die Fürsten Nikolaus und
Bernhard III. dem Kloster das ganze Dorf Sietow, welches es von Ritter
Johannes und dessen Bruder Heinrich von Gerden erworben hat, zu Mannrecht,
also als Lehn.*) Doch die grosse Gunst, welche die Fürsten von Werle den
Klöstern entgegenbringen, bewegt die fürstlichen Brüder Nikolaus und Bern-
hard, am 13. März 1344 aus dem Lehn ein freies Eigenthum zu machen und
als Geschenk das Patronat der Kirche in Sietow hinzuzufügend) Seit dieser
Zeit ist Sietow dem Kloster Dobbertin verblieben. Es gehört nebst den
Gütern Laerz, Schwarz, Diemitz, Lexow und Roez der Sand-Probstei an und
wird daher mit diesen zusammen durch einen in Röbel wohnenden Geschäfts-
führer des Klosters, den Sandj)robst, verwaltet.®) Zu diesem Zweck besitzt
das Kloster einen eigenen Hof in Röbel, welcher neben dem Dominikaner-
kloster liegt. Der Dobbertiner Sandprobst und Klosterhof verschwinden aus
*) Gut II km ostsüdöstlich von Malchow. Die alten Formen des Namens Sytecowe und
Sithecov verbindet Ktlhnel, M. Jahrb. XLVl, S. 134, mit dem altslavischen Wort zyto, zituku =
Leben oder auch mit zito, zytko =^ Getreide.
*) M. U..B. 2618. Früher wurde auch die Urkunde 1283 auf Sietow bezogen. Allein das
Urkundenbuch liest richtig Silowe, nicht Sitowe. Vgl. M. Jahrb. XVI, S. 213.
3) M. U.-B. 6068. 619 1.
*) M. U.-B. 6229.
*) M. U.-B. 6390.
«) Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 117.
438 AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Röbel erst im Laufe des XVII, Jahrhunderts, nachdem im dreissigjahrigen
Kriege das Kornhaus heruntergerissen und die umliegenden Gebäude »sehr
ruinirtt waren.')
Um 1 328 wird ein Pfarrer Johann genannt, dann aber k]afti eine grosse
Lücke bis 1541/42. Um diese Zeit ist Martin Bamme (ßomme) der Inhaber
des Kirchiehns, wohnt aber in Malchow und hat auch Einkünfte aus Poppentin
und Klink. Ein paar Jahre später hat Simon Trechow beide Kirchen als
Pastor zu versorgen. Er stirbt im Sommer 1584, nachdem er, wie seine Wittwe
schreibt, vierzig Jahre hindurch den Dienst versehen. Nach ihm nennt Cleemann
einen Pastor Barthol omaeus, dem die Magd das Haus angezündet haben soll.
Zur Zeit des dreissigjahrigen Krieges ist Joachim Tilichius Pastor, stirbt
aber in dem unheilvollen Jahre 1638. Er hat nur die Cura der Kirche zu
Sietow. Neben ihm wirkt in Poppentin Er Matthias Pritzkow, doch heisst es
auch von ihm im Visitationsprotokoll des Jahres 1650, dass er schon lange
todt sei. Es folgt nun von 1652 bis 165Ö Johann Hagemann, der später als
Pastor in Röbel bis 1685 lebt. Im Jahre 1657 wird Johann Heine berufen,
doch 1678 seines Amtes wieder entsetzt. Ihm folgt David Pristaff von 1679
bis 1684. Ob Heine und Pristaff auch die Cura von Poppentin hatten, ist
nicht nachzuweisen, an sich aber nicht unwahrscheinlich. Volle Gewissheit
darüber haben wir erst wieder bei dem nächsten Pastor Johann Müller von
•) M. Jahrb. VIII, S. ii8.
KIRCHDORF SlETOW. 439
1686 bis 1734. Bis zu seiner Berufung sind die von Flotow die Inhaber des
Patronats der Kirche zu Poppentin, am 21. August 1682 aber überlassen sie
es dem Kloster Malchow, und von diesem Zeitpunkt an hat somit der Pastor
von Sietow und Poppentin, wie auch heute wieder, zwei verschiedene Kloster-
Patronate über sich, das von Dobbertin und das von Malchow.
Es folgt 1725 Joachim Christian Bohn (emer. 1756), der unter den Wirren
zwischen dem Herzog Kari Leopold und der Kaiserlichen Reichskommission
schwer zu leiden hat und
auch nicht zur Cura von
Poppentin gelangt. Hier sind
es die Malchower Pastoren
Janenzky und Frank, die in
dieser unglückseligen Zeit den
Dienst übernehmen müssen,
jener von 1726 bis 1748,
dieser von 1748 bis 1758.
Erst am 13. Juh 1758 tritt
die alte Vereinigung von
Sietow und Poppentin wieder
ein. Es folgen: 1756 David
Peter Zylius, Anfangs als
Substitut, seit 1758 aber
Pastor beider Kirchen, ge-
storben 1779; 1780 der Sohn
Georg Joachim Ad. Zylius
(■J- 1786); 1787 Otto Gottfr.
Friedr. Heinr. Engel (f 1 8 1 3).
S, Walter a. a. O.
Auch die Kirche zu
Klink ist als vagierende
Mutterkirche von ältester Zeit
Porud auf der Sadseite der Kirche. her mit der ZU Sietow ver-
bunden gewesen. S. S, 389.
Kirche. Die Kirche zeigt eine gemischte Bauweise. Ihr Chor ist aus
Feldsteinen aufgeführt, ihr Langhaus aber nur zum Theil, und zwar im
östlichen Ansatz. Doch wieder ganz aus Feldsteinen sind die beiden unteren
Stockwerke des Thurmes errichtet, freilich mit nicht so guter und sorgfältiger
Zusammenfügung wie am Chor und Langhaus, Das obere Stockwerk da-
gegen ist im Holzverbande ausgeführt. Der alte Thurmhelm soll Ende des
XVIII, Jahrhunderts bei einem Sturm heruntergeworfen sein. In der Ostwand
des Chors drei romanische Schlitze mit glatt eingehenden Wandungen und
Bogenlaibungen, aber nicht als aDreieinigkeitsfenster* gestaltet, sondern ebenso
wie bei der Kirche zu Grüssow in breiteren Abständen von einander. Alle
übrigen Fenster sind bei späteren Erneuerungen in die Form zweitheiliger
440
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Altar.
Glocken.
Kleinkimst-
werke.
gothischer Fenster gebracht. Dagegen verdient wieder ein zugesetztes gothi-
sches Portal auf der Nordseite, mit zwei Rundstäben und zwei scharfen recht-
winkligen Kanten in der Wandung und Laibung, eine grössere Werthschätzung,
ebenso ein zweites gleiches Portal auf der Südseite, das noch im Gebrauch ist.
Ganz alt ist auch die aus Granitquadern gebildete Priesterpforte auf der Süd-
seite des Chors, doch hat sie einen neuen Einsatz aus Backsteinen, der den
Fenstern aus den vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts entspricht. Ferner
mag der aus zwei Stromschichten von Ziegeln gebildete Friesschmuck unter
den Blenden des Chor- Giebels nicht übersehen werden. Der Triumphbogen
im Innern ist als gedrückter Spitzbogen gestaltet. Aber nirgends schliesst sich
eine Wölbung an ihn an. Die Decke der Kirche stellt im Chor wie im Lang-
haus ein Spiegelgewölbe dar, das mit einer Kalkverschalung (Verputzung mit
Kalk) versehen ist.
Der ehemalige Schnitzaltar ist verschwunden, ebenso alle älteren Ein-
richtungsgegenstände. Der jetzige Altaraufsatz enthält ein Gemälde von
Andreae, das den auf dem Meere wandelnden Christus darstellt, der den
sinkenden Petrus ergreift. Der Rahmen ist eine tüchtige Schnitzarbeit von dem
verstorbenen Bildhauer Siegfried in Güstrow.
Im Thurm drei Glocken. Die grösste von 1708 hat die Inschrift:
ALS DIESE GLOCKE 1708 UMTGEGOSSEN, IST PEI DER SITOWER KIRCHEN
H • JOHANNES MULLER PASTOR, HANS BEIER UNDT JOCHIM SIMANN VOR-
STEHER PEI DERSELBEN GEWESEN • GOTT BEWAHRE SIE VOR ALLEM UN-
GLÜCK • MICH GOSS M • CHRISTIAN SIEGEMUND MEBERT. — Die mittlere
ist ohne Inschrift und Zeichen, die kleinste trägt die Inschrift: GELOBT SEI
JESUS CHRISTUS IN EWIGKEIT! AMEN • GEGOSSEN 1588 • UMGEGOSSEN
1865 VON C • ILLIES, HOFGLOCKENGIESSER IN WAREN.')
Kleinkunstwerke, i. 2. Silberner Kelch mit Patene, beide gestiftet laut
Inschrift 17 14 von CHRISTINA HEIDTMANS. Stempel undeutlich, anscheinend
von einem Malchower Goldschmied. — 3 — 5. Kelch, Patene und Weinkanne
von Neusilber, gestiftet 1847 von E. F. VON GUNDLACH und E. VON GUND-
LACH, geb. VON BÜLOW. — 6. Silberne Oblatendose, ohne Abzeichen, an-
scheinend zu I und 2 gehörig und also auch wohl von 1714. — 7. Neues
Krankengeräth, Berliner Arbeit. — 8. 9. Zwei grosse zinnerne Leuchter aus
der Zeit des klassicierenden Stils, von dem Röbelschen Zinngiesser KrummbOgel.
— 10. II. Zwei neue Messingleuchter, gestiftet vom Klosterhauptmann Graf
VON BERNSTORFF.
^) Ihre Vorgängerin hatte nach Angabe des Inventars von 181 1 »Mönchsschriftc, die
damals Niemand glaubte lesen zu brauchen.
KIRCHDORF POPPENTIN.
441
Das Kirchdorf Poppen tin.')
oppentin ist ein altes Stammgut der Pritzbuer, welche im Lande Malchow Geschichte
ausserdem Kelle und Kargow besitzen, und deren Hauptgut Grabenitz
ist. Schon im Jahre 1333 und 1347 kommen die von Pritzbuer zu Poppentin
als Zeugen urkundlich vor, und später vergeben sie mehrfach einzelne ihrer
Güter an das Kloster Malchow.*) Auch die Pritzbuer auf Grabenitz haben
Grundstücke daselbst, und die Zugehörigkeit von Poppentiner Grund und Boden
zu Grabenitz hat sich bis ins XIX. Jahrhundert erhalten, als längst keine Pritz-
buer mehr in Grabenitz sitzen.^) Antheile an Poppentin gehören auch noch
anderswohin. So besitzen z. B. im Jahre 1561 die Below auf Klink und
Kargow drei Höfe und zwei Worthen daselbst, das Kloster Malchow aber hat
längst bedeutenden Grundbesitz in Poppentin, und 1592 verkaufen die Flotow
auf Stuer auch das Poppentiner Burglehn an das Kloster.*) 1691 besitzen die
Gamm die Güter und Dörfer Lebbin und Göhren, beide zugleich mit Antheilen
in Poppentin, ebenso haben die Below das Gut Wendhof mit einem Antheil
an Poppentin. Ein Klinker und ein Grabenitzer Antheil werden in der
zweiten Hälfte des XVIIL Jahrhunderts von den Gundlach auf Hinrichsberg
und später von Baron Le Fort auf Wendhof erworben. Um den Unzuträglich-
keiten dieser Zustände in Poppentin, welches als »Kommuniongut« bezeichnet
wird, ein Ende zu machen, vereinigen sich 1809 das Kloster Malchow, der
Baron Le Fort auf Wendhof, der Major von Grape, welcher inzwischen von
den Gammen die Güter Göhren und Lebbin erworben hat, der Oberforstmeister
von Lücken auf Grabenitz und der Inhaber der Pfarre, zu einem Aus-
einandersetzungsvertrage, in welchem Grabenitz allen Rechten entsagt und
eine »Realtheilung« unter den übrigen Besitzern vereinbart wird, unter genauer
Festsetzung der Grenzen und aller Rechte und Pflichten. Nach erfolgter
Genehmigung durch die Regierung besteht das so geordnete Verhältniss noch
heute zu Recht. Ein Theil von Poppentin, der mit Hof und Dorf, gehört
dem Kloster Malchow, ein anderer Theil als Feldmark zu Göhren, und ein
dritter zu Wendhof.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Sietow. Der erste Rector
ecclesie zu Poppentin, welcher urkundlich genannt wird, ist Johannes Ditmar
um 1351.
*) 9 km östlich von Malchow. >Ort des Popeta«: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 109. Alt-
slavisch popu = Priester.
*) M. U.-B. 5386. 6722. 752S. 10644.
«) M. U.-B. 8459. 8460. 8471.
*) Akten im (Iro-^sh. Archiv.
des
Dorfes.
442
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Kirche.
Altar,
Kanzel,
Orgel.
Marmor-
tafel.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Kirche. Die Kirche ist ein im Innern und Aeussern vollständig er-
neuerter Feldsteinbau, an welchem anscheinend nur die Ecken aus behauenem
Granit einen Anspruch auf ein höheres Alter machen können. Der im Stil
der Zopfgothik errichtete Thurm trägt an der Vorderfront die Jahreszahl 1822.
Bei der neuen inneren Einrichtung von 1883 ist man so verfahren, dass jeder-
seits vier hölzerne Bündelpfeiler den einschiffigen Raum gleichsam in drei
Schiffe theilen. Dadurch liess sich erreichen, dass der mittlere Theil mit einem
hölzernen Tonnengewölbe überspannt werden konnte. Die auf diese Weise
entstandenen schmäleren Seitenschiffe haben eine flache Holzdecke.
Als Altarbild eine Kopie des bekannten Pfannschmidt'schen Bildes der
Kreuzigung. Das recht hübsche Schnitzwerk an Altar, Kanzel und Orgel
stammt aus dem Jahre 1883.
An der Nordecke der Ostwand eine Marmortafel mit drei Namen der
Familie VON LÜCKEN, die ehemals auf Grabenitz sass.
Im Thurm zwei Glocken, die grössere laut Inschrift gegossen 185 1,
umgegossen 1886; die kleinere gegossen 187 1 von Ed. Albrecht in Wismar.^)
Kleinkunstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch, gestiftet 17 14 von
MAGDALENA SOPHIA VOGELSANGS, Wittwe VON GAMM. Dazu eine Patene.
Beide Stücke sind Güstrow'sche Arbeiten von Andreas Rathke. — 3. Silberne
Kanne, gestiftet 1861 von L. GRAF BLÜCHER auf Blücher. — 4. Kleine läng-
liche Oblatenschachtel auf vier Kugelfiissen, ohne Inschrift und Zeichen. —
5. Kleines Krankengeräth, bestehend aus Kelch, Patene und Oblatenschachtel.
6. 7. Zwei grosse zinnerne Leuchter im klassicierenden Geschmack von 1824,
den Sietowschen nachgebildet von Carl Jllles -Waren. — 8. Messingenes Tauf-
becken, neu.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Satow.')
atow im Lande Malchow ist eins von den Gütern, mit welchen Andreas
Flotow im Jahre 1344 von Fürst Johann III. von Werle belehnt wird.
Ausgenommen von der Belehnung sind acht Hufen, welche dem Vicke Schwerin
zustehen und drei Hufen, welche dem Pfarrer daselbst gehören. Im Jahre 1363
wird ein Pfarrer Peter Sagelow »tho der Satow« als Zeuge erwähnt, und im
Jahre 1379 zieht — wenn diese etwas auffallende Angabe richtig ist und wirklich
das bei Malchow gelegene Satow verstanden sein soll — ein Zug ritterbürtiger
*) Von ihren Vorgängerinnen hatte die eine »Mönchsschrift«, während die andere 1704 von
Ernst Siebenbaum gegossen war.
') 8 km südsüdwestlich von Malchow. Ueber den Namen vgl. M. Kunst- und Gesch.-
Denkm. III, S. 540, Anmkg. i.
GUT UND KIRCHDORF SATOW. 443
Schnapphähne, welcher in der Gegend von Schwaan Kaufleute ausgeraubt
hat, über Satow zum Fürsten von Werle- Waren.*) Wann die Schwerin'schen
Hufen zu Satow in Flotow'schen Besitz gekommen sind, ist nicht mehr fest-
zustellen, aber im Jahre 1587 scheint das eine vollzogene Thatsache zu sein,
weil in dem Verzeichniss ihrer Lehngüter das Dorf Satow von den Flotow ohne
Angabe einer Beschränkung des Besitzes aufgeführt wird. Es ist bis auf den
heutigen Tag den Herren von Flotow verblieben.
Andere mittelalterliche Geistliche als der Genannte sind mit ihren
Namen bis jetzt nicht auf uns gekommen. Bei der Visitation von 1541/42
erscheinen weder der Pastor noch die Juraten. Das Patronat haben von
Alters her die von Flotow, die im XVII. Jahrhundert das Kirchspiel Satow
lange Zeit hindurch mit Stuer verbinden. Der Pastor Petrus Acestus Frank
z. B. (1650 — 1667) ist Pastor beider Kirchen und auch der von Priborn, wie
aus dem Visitationsprotokoll von 1652 hervorgeht, in welchem darüber Klage
gefuhrt wird, dass das Kirchspiel Satow ganz verwüstet sei. An eine Wieder-
aufrichtung der Pfarre zu Satow scheint denn auch bis 1700 hin nicht
wieder gedacht zu sein. Erst von diesem Jahre an finden wir wieder eigene
Pastoren daselbst: 1700 Heinr. Christoph Theodor Zumkumpf (f 1716) und
17 17 Johann Stüdemann, der bis zu seinem Tode am Anfange des Jahres 1737
im Amte ist. Nach ihm giebt es eine lange Vakanz. Es ist ja die Zeit der
Wirren zwischen dem Herzog Karl Leopold und der Kaiserlichen Reichs-
kommission, die auf viele Kirchen unseres Landes ihre Schatten wirft. Nach-
her folgen: 1746 Joh. Nik. Meyer (f 1760)^) und 1761 Joh. Georg Speck (f 1803).
Ueber die Geistlichen des XIX. Jahrhunderts s Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist in einem minderwerthigen, mit Backsteinen Kirche,
vermischten Feldsteingefiige aufgeführt und bildet ein längliches Viereck mit
einem Chor, dessen Ostwand platt abschliesst. Der Chor, der durch einen
schweren Triumphbogen von dem Langhause abgetrennt wird, ist der ältere
und zugleich besser erhaltene Theil der Kirche, doch ermangelt er ebenso wie
das Langhaus der Wölbung. Die Fenster sind mit einem eisernen Rahmen-
werk versehen und haben ihre Ursprünglichkeit vollständig verloren. Dagegen
verdient das frühgothische Portal des Haupteingangs in einem vorgeschobenen
Mauerkern einige Beachtung. Der Ostgiebel des Chors ist mit Blenden ver-
sehen, unter denen eine doppelte Stromschicht als Friesschmuck entlang läuft.
*) M. U.-B. 6401. 9171. II 184. Auch Anderen ist diese Beziehung des Namens Satow
auf das Dorf im Lande Malchow, wie sie im Ortsregister des XIX. Bandes des mecklenburgischen
Urkundenwerkes stattfindet, aufgefallen. Dr. Hofmeister schreibt: ^ Diese so allerdings schwer
erklärliche Notiz möchte sich anders auflösen lassen. Die Schnapphähne ziehen versus dominum
de Waren (jedenfalls Bernhard IL). Wo sich dieser aber zur Zeit aufhält, ist nirgends gesagt,
jedenfalls zwingt nichts dazu, den Fürsten zu dieser Zeit gerade in Waren selbst zu suchen.
Die Rostocker wissen genau, dass die Friedensbrecher über Satow sich zurückgezogen haben und
ungefähr, dass sie zum Warenschen Fürsten wollen: — also Satow bei Rostock Ic
•) Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 85.
•) Die Kirche bewahrte früher ein Bildniss von ihm. S. Inventar 181 1.
444
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Der Thurm ist neu und stammt aus dem Jahre 1888. Beim Eingang in die
Westthür ist ein altes steinernes Weihwassergefass eingelassen.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
Ge- In der Kirche vier Geschlechts-Tafeln in Form hölzerner Schilde mit
schlechts- Wappen und Namen, zur Erinnerung an verstorbene Mitglieder der Familie
Tafeln. y^^ FLOTOW.
Grabstein.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
Vor dem Altar eine grosse doppelte Grabsteinplatte mit den Figuren
eines Mannes in Ritter- Rüstung und einer Frau in langen Gewändern. Nach
der nur noch theilweise zu entziffernden Unterschrift ist es die Ruhestätte des
HANS ANDREAS V. FLOTOW und seiner Ehefrau ANNA HANEN (weiteres war
nicht zu entziffern).*)
Die Glocken sind 1855 von C. Jllies in Waren umgegossen worden.^)
Kleinkunstwerke. 1-4. Silbervergoldeter Kelch mit Patene, gestiftet 1853
von C. F. A. VON FLOTOW auf Kogel und seiner Gemahlin CAROL. GEB. FREIIN
VON MEDEM. Von ebendenselben eine Deckelkanne und eine Oblatenschachtel.
— 5. 6. Grösserer Zinnkelch mit Patene von 1791, gestiftet vom Zimmermeister
J. H. H. KRUGER. Stempel des englischen Zinns mit dem Namen des Giessers
J. C. Henscky aus Röbel. — 7. Kleinerer Zinnkelch, gestiftet von A • S • K • 1730.
— 8 — 10. Silbervergoldeter Krankenkelch mit Patene und Oblatenschachtel,
1875 gestiftet von GEORG V. FLOTOW-Kogel. — 11. Taufbecken, neu, ohne
Inschrift. — 12. 13. Zwei Zinnleuchter, beide von 1700, der eine von KARSTEN
VOS, der andere von HANS MÜNSTER gestiftet. Ohne Stempel, — 14. 15.
Zwei neue Leuchter von 1853, ^^^ demselben Stifter wie i — 4.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Zislow.')
Geschichte ^^^slow ist, nach Lisch, eine alte germanische Residenz und Tempelstätte
des 1^=* mit einer ziemlich starken Bevölkerung gewesen.*) Urkundlich wird
Zislow zuerst am 6. März 1255 erwähnt, als Bischof Rudolf von Schwerin die
*) Vgl. Flotow'sches Familienbuch, S. 32. Lisch, Geschl. Hahn 111, S, 270, las noch die
ganze Inschrift. Die Grabstätte ist die jenes Hans Andreas von Flotow, der mit Anna von Hahn
vermählt war und im dritten Viertel des XVI. Jahrhunderts auf Woldzegarten und Tönchow wohnte.
*) Von ihren Vorgängerinnen war die eine im Jahre 1727 z. Zt. des Pastors Joh. Stüdemann
und unter dem Patronat von Adam Ernst Friedrich von Flotow und Joh. Ulrich von Flotow von
dem Glockengiesser C. Heintze in Berlin mit der Inschrift SOLI SANGT AE TRIADI GLORIA gegossen
worden. Die andere hatte > Mönchsschrift <, welche nicht gelesen zu werden brauchte.
') IG km südwestlich von Malchow. Die alte Form Zitzelow ist nach Ktihnel, M. Jahrb.
XLVI, S. 161, gleich >Ort des cicelc
*) Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 5—9.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF ZISLOW. 445
Kapelle von Grüssow weiht und ihr u. a. das Dorf »Zitzelow« zulegt.^) Wann
es in den Besitz der Flotow gekommen, ist urkundlich nicht nachweisbar.
Das Lehnregister der Flotow von 1587 führt es bereits auf. Das benachbarte,
längst untergegangene Dorf Klippatendorf ist um die Mitte des XIV. Jahr-
hunderts Havelberg' sches und Swartepape'sches Lehn, später auch Flotow'scher
Besitz. Vielleicht sind beide, Zislow und Klippatendorf, beim Aussterben
jener Familien um 1400 von der Familie Flotow erworben, welcher damals
das ganze Land Malchow verpfändet ist.*)
Die Kirche zu Zislow ist von alter Zeit her eine Filia der Kirche zu
Grüssow (s. o.) und mit dieser bis zum Jahre 1886 verbunden gewesen. Erst
seit diesem Jahre gehört sie zur Kirche von Satow. Im Visitations- Protokoll
von 1649/50 heisst es, in Zislow sei eine Kapelle gewesen, sie sei aber unlängst
niedergefallen. 1746 ist die Kapelle wieder soweit hergerichtet, dass darin
gepredigt werden kann. Das Kloster Malchow, welches damals noch das
Patronat über Grüssow cum filiabus hat (s. o. S. 434), spricht daher dem
Herzog Karl Leopold die Bitte aus, das neue Gotteshaus durch den zu-
ständigen Superintendenten oder dessen Stellvertreter weihen lassen zu wollen.
Kapelle. Die Kapelle zu Zislow ist ein einfacher Fachwerkbau mit Kapelle,
einem Schluss aus dem Achteck und stammt wohl aus dem XVII. Jahrhundert.
Im Jahre 1889 ist sie einer Restauration unterzogen. Sie ist ohne Thurm.
Die innere Einrichtung ist ohne Bedeutung.
In einem besonderen Glockenstuhl findet man eine Glocke aus Guss- Glocke,
stahl, die 1874 aus Bochum bezogen wurde.
Als Vasa sacra ein Kelch, eine Patene, eine Oblatendose und eine Vasa sacra.
Kanne, alle vier silbervergoldet und neu. — Auf dem Altar zwei Zinnleuchter.
Das Gut und Kirchdorf Stuer.')
|m südlichen Ende des Plauer Sees, eine halbe Meile landeinwärts, liegt Geschichte
die Burg Stuer, welche vor Gründung der Stadt Plau in den Jahren des
1225 — 1235 dem ganzen See den Namen des »lacus Sturichse« giebt. Unter l^orfes.
dieser Bezeichnung erwähnt seiner die Urkunde des Papstes Alexander III.
vom März 11 78, in welcher das Bisthum Schwerin bestätigt wird.*) Am
6. April 1289 verleiht Bischof Hermann von Schwerin dem Domkapitel Zehnten
») M. U.-B. 747.
*) M. U.-B. 5910.
') II km südsüdwesilich von Malchow. Ktihncl, M. Jahrb. XLVI, S. 140, verzichtet auf
eine bestimmte Deutung und erinnert nur an die Wörter »sturii - - Grillet und *S7.C7ur ^^ Katte«.
^) M. U.-B. 124. Lisch, M. Jahrb. XIV, S. 17. 196 ff. XVII, S. 72.
44Ö AMtSGERlCHTSßE^IRK MaLCHOW.
»in Sture« im Lande Waren, welches damals das Land Malchow mitumfasst.^)
Auf der Burg sitzt im Jahre 1240 ein Ritter des Dobriner Ordens, Conradus
de Sture.*) Aber bald nach der Germanisierung des Landes treten hier die
Flotow auf. Sie leiten ihren Ursprung von dem Ritter Henricus de Vlotowe
ab, welcher schon 1230 erwähnt wird und wahrscheinlich dem älteren Zweige
der Familie in der Gegend von Westphälisch- Minden angehört.^) Am 29. Sep-
tember 1340 belehnen Nikolaus III. und Bernhard, die Fürsten von Werle, ihren
Vasallen Andreas von Flotow mit allen Eigenthumsgerechtigkeiten und Frei-
heiten des ganzen Dorfes Stuer und der Mühle daselbst, und schon im Jahre 1 344
wird dieser Besitz durch eine weitere Belehnung mit vielen anderen Gütern im
Lande Malchow vermehrt.*) Damit beginnt die Blüthe des Flotow'schen
Geschlechts, welches eine wichtige Stellung nicht blos in der Umgebung
und im Rathe seiner Fürsten einnimmt, sondern zeitweise sogar deren un-
bequemer Gegner wird. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichen die Flotow, als
ihnen im Jahre 1354 das ganze Land Malchow und 1366 Schloss, Stadt und
Land Röbel vom Herzog Albrecht von Mecklenburg verpfändet werden, wodurch
sie eine der Oberherrlichkeit ähnliche Macht erlangen.^) Röbel wird 1376
wieder eingelöst, Land Malchow aber bleibt in ihrem Besitz, und im Jahre
141 5 erneuert Fürst Christoffer von Wenden den Pfandbesitz de» Stadt und
des Landes Malchow. Wirkungen dieses Besitzes haben sich sogar bis in
die neuere Zeit erhalten.®) Als die Flotow auf Erfordern ihres Lehnsherrn,
des Herzogs Ulrich von Mecklenburg, im Jahre 1587 ein Verzeichniss ihres
in Mecklenburg belegenen Lehnbesitzes einreichen, enthält es folgende Güter:
Stuer, Satow, Rogeez, Suckow, Zislovv, Priborn, Zietlitz, Grüssow, Walow,
Zierzow, Woldzegarten, Kogel, drei Bauern in Vipperow, drei Bauern und
drei erbliche Pachthufen in Jabel. Weiter folgende »wüste« Feldmarken:
Kraz, Sanz, Viere, Biestorf, Overland, Tangan, Lacrz, Kressin, Wendisch-
Massow, Tönchow, Klippate, Käselin; dazu die Stuersche, Darzer, Zislower
und die Burgmühle. Von den wüsten Feldmarken sind inzwischen viele wieder
bebaut, aber die Dörfer Kraz, Viere, Overland, Tangan, Kressin, Wendisch-
Massow und Klippate sind untergegangen.^) Ausserdem fuhren die Flotow eine
Anzahl Seen auf und nennen auch damals den Flauer See den »Sthurischen«. Als
Hauptsitz aber gilt die Burg zu Stuer.*) Und doch ist es im dreissigjährigen
Kriege nahe daran, dass Stuer verloren geht. In ihrer Verlegenheit nämlich
bieten es die Flotow ihrem Lehnherrn zum Kaufe an, allein es zerschlagen sich
^) M. U.-B. 2016. Wigger, Meckl. Annalen, S. 113.
«) M. U.-B. 511.
') Gustav V. Flotow, Beiträge zur Geschichte der Familie v. Flotow, S. 3. v. Lehsten, Adel
Mecklenburgs, S. 71.
*) M. U.-B. 6069. 6401. 6834. 7988. 7390. 8933. 9171. 11225.
*) M. U.-B. 7008. 7907. 9008. 9054—9057- 9437. 9459. Irisch, M. Jahrb. XIII, S. 191 ff.
XXXII, S. 16.
**) Lisch, Gesclil. Maltzan II, S. 504—508 (CCCXCV).
') Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 206. 207.
*) Sass, Geschlecht Oertzen VI, S. 252. M. Jahrb. XXXIl, S. 17 fl".
GUT UND KIRCHDORF STUER. 447
die Verhandlungen.'} Wiederholte Brände, namentlich einer im Jahre 1660, sind
zuletzt die Veranlassung, dass die Burg als Wohnsitz aufgegeben wird und
dass CS zur Aufrichtung von Alt- und Neu-Vorwerk Stuer kommt. Unterdess
treten im Laufe der Zeiten allerlei Unklarheiten in den Besitzverhältnissen
auf. Besonders verursacht ein nach Polen verschlagener Zweig der Familie
eine Zeit lang mancherlei Schwierigkeiten. Indessen ein Separations vertrag
von 179Ö macht diesem Zustande ein Ende, vor allen hilft dazu ein Ver-
gleich , den Georg
Friedrich von Flotow
in den Jahren 1802/3
zu Stande bringt.
Der Erfolg davon
ist u. A. die einheit-
liche Gestaltung der
Fetdmark Stuer.
Ganz Stuer-Vorwerk
wird mit ihr ver-
einigt und der
grossen Feldmark
durch Anlegung von
Neu - Stuer eine an-
dere und bessere
wirthschaftliche Ge-
staltung gegeben.
Aber jetzt ereilt den
alten Stammsitz ein
anderes Miss-
geschick. Georg
Friedrich von Flotow
verkauft ihn 1830
an den Landrath
Gustav Diedrich von
Oertzen für 80000
Burg Stuer. Thaler N '/s.*)
Zwar gelingt seinem
Sohn Karl Friedr, August der Rückerwerb von den Oertzen'schen Erben im
Jahre 1853 ^"1" "oooo Thaler. Aber ganz ihn zu retten, dazu ist er nicht
mehr im Stande, Neu Stuer war nämlich schon im Jahre 1844 an die Ge-
brüder Hagemeister verkauft worden. Doch der Kern des alten Stammgutes
ist der Familie verblieben.
Schon im frühen Mittelalter giebt es eine Kirche in Stuer, wie die
Zeugenschaft des Plebanus Herrn Eberhard (»Euertt, perner tho dem Sture«)
') Akten im (Jrossh. Archiv,
') Sasä, Gesch. der üertien VI, S. 35? ff.
448 AMTSGEKICHTSBEZIRK MALCIIOW.
auf einer Flotow'schen Verkaufs -Urkunde vom 3. Juli 1363 erweist. Dass
Stuer zur Diöcese Schwerin gehört, wird in der schon angeführten Urkunde
vom 6. April 1289 über Zehnten im Lande Waren geradezu ausgesprochen.
Daraus lässt sich schliessen, dass es auch zum Archidiakonat Waren zu rechnen
ist, welches den östlichen Winkel der Diöcese Schwerin füllt, der von dem
Kamminschen Circipanien und der Diöcese Havelberg umspannt wird und
im Westen nachweislich über Jabel hinweg bis Karow und Malchow, viel-
leicht aber noch über diese hinweg bis an die Archidiakonate Dobbertin
und Parchim reicht. Jedenfalls dürfen wir die Kirchen des Landes Malchow
dem Warener Archidiakonat zuweisen. Dem widerspricht auch nicht eine
Urkunde vom 17. Juli 1480, durch welche der Offizial des Archidiakonats
Waren, Barthold Kruse, dem Priester Hermann Kaghe eine unter dem Patronat
der Flotow zu Stuer stehende Vikarei in der Klosterkirche zu Malchow verleiht.
Er thut dies auf Bitten der Flotow »de Castro St&re Swerinensis diocesis ad quos
jus patrongitus pleno jure dinoscitur pertinere«. Es versteht sich aber von selbst,
dass diese Urkunde zunächst nur als ein neuer Beweis für die Zugehörigkeit
der Kirche in Stuer zur Diöcese Schwerin in Anspruch genommen werden
kann. Bei den »Flotowen thom Stur« muss sich schon frühe eine Hinneigung
zur Reformation gefunden haben. Denn am S.Juni 1532 richtet ein schon
sechs Jahre lang bei ihnen als Hauslehrer bediensteter und zugleich mit der
Anwartschaft auf die Kirche zu Stuer bedachter junger Geistlicher Cyriacus
von Bernborch an den Herzog Heinrich die Bitte, er möge ihm doch dazu
helfen, dass er durch dessen Sohn, den Herzog und Bischof Magnus, jene
Salbung und Weihe erlange, die ihm, dem Prädikanten des Evangeliums, von
einem andern Bischof der alten Kirche nicht wohl mehr werden könne, an die
aber das christliche Volk so sehr gewöhnt sei, dass es sich einen richtigen
Pastor mit der Berechtigung des Zuganges zum Altar und zu den Sakramenten
nicht anders als mit dieser Weihung und Salbung vorstellen könne.*) Dass
der Bitte nachgegeben worden ist, können wir dem Visitationsprotokoll von
1541/42 entnehmen. Denn in diesem Jahre ist Cyriacus Bernborch thatsächlich
wohlbestallter Pastor zu Stuer, der als ein frommer und gelehrter Mann gerühmt
wird und ausser dem Kirchspiel Stuer, zu welchem ausserdem noch drei Dörfer
gehören, auch die Kirche zu Priborn mit den dazu gehörenden beiden Ort-
schaften Darss und Meyenburg zu seiner Cura zählt. Daran sieht man zugleich,
dass, da die letztgenannten drei Ortschaften schon im Gebiet der Diöcese
Havelberg liegen,*) die alten Diöcesan - Grenzen um diese Zeit bereits ins
Wanken gekommen sind. 1569 wird ein Christoffer Sudow (Sudov) Pastor in
Priborn und Stuer, und 1587 wohnt der Pastor Joh. Kokeritz zu Priborn. Es
scheint somit, als ob aus irgend einem unbekannt gebliebenen Grunde die
Wedem zu Priborn vor der in Stuer den Vorzug erhalten habe. Nach dem
dreissigjährigen Kriege ist es wieder anders, da wohnt Peter Acestus Franck,
Pastor zu Stuer und Priborn, auf der Wedem in Stuer. Auch wird damals
') Lisch, M. Jahrb. XXVI, S. 55—59.
*) Meckl. KuDst- u. Gesch.-Denkm. IV, S. 625.
GUT UND KIRCHDORF STüER. 449
das verödete Kirchspiel Satow mit dem zu Stuer verbunden. Es folgen nun
in ununterbrochener Reihe: 1668 Joh. Seyer (f 1680), 1681 Georg Lukow
(f 1704}, 1705 Christoph Heinr. Delbrück (f 1747), -And schon 1742 als Adjunkt
des Vaters der
Sohn Paschen
Friedr. Del-
brück (f 1800).
Ueber die
Geistlichen
des XIX. Jahr-
hunders siehe
Walter a. a. O.
Kirche. Kirche.
Die Kirche ist
ein Fachwerk-
bau vom Jahre
1750 in Form
eines läng-
lichen Vier-
ecks. Im In-
nern eine
flache Decke.
Die Fenster
sind viereckig.
Im Westen ein
mit einem
achtseitigen
gleich ober-
halb des
Thurmkörpers
eingezogenen
Pyramiden-
helm bekrönter
Thurm, dessen
unteres Stock-
„ ., , ^. , werkalsMauer-
Gothisches Tnplychon.
werk auf-
geführt ist, während das obere nur ein mit Brettern bekleidetes Fachwerk ist.
Auf der Nordseite der Eingang und davor eine Vorhalle.
Als Altaraufsatz dient ein geschnitztes gothisches Triptycbon, Im Mittel- Altar-
schrein die Kreuzigungs-Scene, links oben eine Annaselbdritt- Gruppe, unten aufsatz.
St. Petrus, rechts oben St. Antonius, unten St. Katharina, die letztgenannten
drei mit ihren Attributen. Die geöffneten Seitenflügel zeigen Malereien auf
450
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Kanzel,
Tauf.
Ständer,
Gestühl.
Wappen.
Olocken.
Kleinkiinst-
werke.
Holz, links die Geisselung und den Gebetskampf in Gethsemane, rechts Christi
Krcuztragung und die Verurtheilung durch Pilatus. Auf den Rückseiten
der Flügel sieht man die Bilder der vier Evangelisten mit ihren Attributen,
sämmtlich mit Schreiben beschäftigt. Im Mitteltheil der Predella in Schnitz-
arbeit die Grablegung. Auf den geöffneten Flügeln rechts und links jetzt
je ein Gesangbuchvers, früher irgend eine Heiligenmalerei. Auf der
Rückseite der Flügel als spätere Malerei die Einsetzung des Abendmahls,
links davon das Flotow'sche, rechts das Blücher'sche Wappen, darüber:
AUGUSTIN DIETRICH VON FLOTOW, KATHARINA ELIESABET VON BLÜCHER«
ANNO 1688.')
Das Schnitzwerk gehört der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts
(ca. 1460) an und zeigt eine auffallende Verwandtschaft mit dem Altaraufsatz
im Dom zu Güstrow. Anscheinend sind beide Werke von demselben Meister.
Die Malereien sind viel später und wahrscheinlich das Ergebniss einer Restau-
ration im Auftrage des auf der Rückseite der Predella - Flügel genannten
Flotow'schen Ehepaares im Jahre 1688.
Kanzel und Taufstäoder, beide im Stil der Spät- Renaissance, sind mit
Oelfarbe übermalt.
Hinter dem Altar eine alte Stttfalwange, am Seitenbrett eingeschnitten:
HERTWIG V • FLOTOW ANNO 1688. Vorne drei Flotow'sche Wappen mit den
drei Namen HARTWIG, AUGUSTIN und FRIEDRICH VON FLOTOW.
Links vom Altar ein Stuhl mit mehreren gemalten Wappen; man sieht
zwei FLOTOW'sche, ein BLÜCHER'sches und ein LÜDERITZ'sches. — Ausserdem
in der Kirche zahlreiche Wappenschilde von Zinn, deren Mehrzahl Mitgliedern
der Familie FLOTOW angehört.
Im Thurm zwei Glocken. Die grösste (Dm. 1,00 m) hat die nach-
stehende Inschrift: oben SOLI DEO GLORIA; auf der vorderen Seite des
Feldes: PATRONUS HERR MAJOR GEORG FRIEDRICH DIETRICH PHILIPP
VON FLOTOW PASTOR M • JOHANN GOTTFRIED LEUE KIRCHEN VORSTEH ER
JOHANN ULRICH LORENZ JÜRGEN SCHRÖDER. Auf der entgegengesetzten
Seite des Feldes: GEGOSSEN IM JAHRE 1823 VON VALENTIN SCHULTZ IN
ROSTOCK. — Die kleinere Glocke (Dm. 0,75 m) hat die gleiche Inschrift und
die Jahreszahl 1822.*)
Kleinkunstwerke, i. 2. Grosser silbervergoldeter Kelch. Auf der Unter-
seite des Fusses die Inschrift: A»E«F«V« FLOTAU ETB»A»S»V» FLO-
*) Nach dem Flotow'schen Familienbuch, S. 34, war Augustin Dietrich von Flotow schon
1678 gestorben.
') Von ihren Vorgängerinnen war die eine 17 19 unter dem Patronat von Paschen Fried-
rich von Flotow, Caspar Dietrich von Flotow, Gottlieb Tugendreich von Flotow und Catharina
Elisabeth von Flotow und zur Zeit des Pastors Christoph Heinrich Delbrück (Delbrtigk) von
Michael Begun gegossen worden, die andere (ohne nähere Personen- Angaben) 1747 von C. D.
Heintze.
GUT UND KEKCHDORF STUER. 451
TAU G • B • V • SCHEELEN SCHENCKEN DIESSES DER KIRCHEN ZU STUER
AUS WAHRER LIEBE ZUR EHRE GOTTES • ANNO 1747. 3 DECBR. Ausserdem
noch der Bibelvers aus i. Korintlier XI, 28: DER MENSCH ABER PRÜFE u.s.w.
Dazu eine Pateiie. Beide, Kelch und Patene, von dem Giistrower Goldschmied
Christian Kielmann. — 3. Silberne Oblatenschachtel mit dem Blücher "sehen
Wappen und den Initialen C'E«B*W'V*F* 1687. ') Von einem
Güstrower Goldschmied J H J, der bis jetzt nicht bekannt geworden ist.*) —
4. Neue Kanne, geschenkt von F • V • B • und M • V • B ■ 1861 (Bülow-Rogeez).
— 5. Neues Krankengeräth von Silber (Kelch, Patene, Oblatendose), gestiftet
187s von GEORG V. FLOTOW - Kogel. Keine Werkzeichen. — 6. Zinnkelch,
anscheinend Warenscher Stempel. — 7, Taufschale, neu. — 8, 9. Zwei
messingene Becken. Inschrift auf dem einen: WIEBKE KAERSTENS 1696. —
10. II. Zwei Zinnleuchter, gestiftet von W. HECHTEN 1800 und 1801. Mal-
chower Stempel vom Zinngiesser J C H.
') Die Initialen sollen heissen; Catharina Elisaliclh llUtcher Wiltwe von Flotow.
•) Vgl. Crull, M. Jahrb. LXIII, S. I49.
AMTSGERICHTSBEZIRK MALCHOW.
Burgruine zu Stuer.
Burgruine IKMeber die Burgruine zu Stuer, von welcher hier mehrere grössere und
zu Stuer. •■■ kleinere Lichtdruck -Aufnahmen gegeben sind, die hoffentlich Jeder-
mann erfreuen werden, hat Hofrath Dr. jur. Piper eine sehr grundliche archäo-
logische Studie
veröffentlicht, die
1887 im Verlag
bei Brünslow-
Neubrandenburg
erschienen ist, und
auf die wir hier
als au f ei ne lesens-
werthe Abhand-
lung verweisen.
Im Uebrigen aber
mag es genügen,
wenn wir die kür-
zere Beschreibung
in seinem be-
kannten Burgen-
Werk, S. 571/72,
sammt dem bei-
gegebenen Grund-
plan hierher-
setzen. Sie tautet:
» Durch eine
früher wohl un-
Wiesenfläche
(uhrt der Burgweg
m in die Vorburg
A an einer Stelle,
wo noch aus-
springende niedrige Mauerreste ein vormaliges festes Thorgebäude erkennen
lassen. Die {mit neuen kleinen Gebäuden besetzte} Vorburg, deren Grenze
nördlich jetzt unbestimmt in die Wiese verlauft, ist von der Hauptburg B durch
einen ca. um breiten Graben getrennt, welchen senkrechte Futtermauem aus
unbehauenen Findlingen einfassen. Die darüber in ein nicht mehr vorhandenes
Thorhaus der Hauptburg führende Brücke war durch einen in den Graben
BURGRUINE ZU STUER.
453
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454
AMTSGEklCIl'ISUKZIKK MAl.CHüW.
vorspringenden länglich halbrunden Thiirm vertheidigt, zu welchem eine Treppe
aus dem Keller des anstossenden Gebäudes f den Zugang bildete. Von den
Bauwerken der Hauptburg ist über der Krde fast nur noch der ca. 17,5 m
hohe Stumpr des Wohnthurnies a von 11,3 m äusserer und 6,7 m innerer
Seitenlänge erhalten, dessen über dem Eingangsstockwerk belegenes Geschoss
D
^Yulll1Ihu^n auf liurg Stuer.
durch kleine Fenster massig erhellt ist. Um diesen anscheinend dem XIII.
Jahrhundert angehörenden Wohnthumi schlos.sen sich (wie ich durch Aus-
grabungen feststellte} später ringsum die Wohngebäude f der vier Familien
von Flotow, welche die Burg als Ganerben besas.sen. Der äussere Bui^wal! c,
vor welchem südlich noch ein zweiter gelegen haben soll, hat bei e eine
Ausbuchtung. Derselbe stand hier mit einem schmalen Rücken festeren Landes
in Verbindung, welche letztere durch den Graben g aufgehoben werden musste.
Das hier zum Schutze der Burg gegen einen Angriff errichtete Bauwerk lässt
sich in seiner ursprünglichen Form nicht mehr feststellen.«
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
455
Die wichtigsten vorgeschichtlichen Steilen
in den Amtsgerichtsbezirken Penzlin, Waren und Malchow.
Amtsgerichtsliezirk Penzlin. Penzlin. Die Verwechslung von
»Werder« und »Grapenwerder« im Meckl. Jahrb. XXXVII, S. 66, hat schon
öfter zu Irrthümern gefuhrt, denn es ist leicht zu übersehen, dass Lisch diesen
Irrthum von Beyer bereits in demselben Bande des Jahrbuches aufS. 170 und
171 richtig gestellt hat.
Es mag hier deshalb das folgen, was der durch seine »Burgenkunde«
bekannt gewordene Hofrath Dr. jur. Piper, früher Bürgermeister in Penzlin,
über beide Plätze niedergeschrieben hat:
»Auf der Feldmark (der Stadt Penzlin, nördlich) findet sich eine rings
von Wasser und jetzt Wiesen umgebene ca. 15000 Quadratruthen grosse Insel,
der sog. »Grapenwerder«, so schon in einer Urkunde von 1309 genannt,
und auf deren höchstem Theile eine kreisrunde, etwa 200 Schritte im Durch-
messer haltende »motte« mit ca. 3 bis 4 m hohen, nahezu senkrechten, mit
Gestrüpp bewachsenen Rändern, während von einer Seite noch ein minder
hoher Steilrand sich abzweigt. Auf Grund von Nachgrabungen ist der Beweis
zu fuhren, dass diese »motte« nie einen wallartig erhöhten Rand hatte (also
die Behauptung von Lisch, dass dies bei uns immer der F'all gewesen sei,
nicht zutrifft ) Nachgrabungen ergaben hier und in unmittelbarer Nähe ausser
Thierknochen und verbrannten Lehmplatten Scherben von Henkelkrügen. «^)
Dies über den »Grapenwerder«.
Und nun über den »Werder«:
»Auf einem in den »Grossen Stadtsee« hineinragenden Landvorsprung,
der vom übrigen Festlande durch einen alten Graben getrennt und so zur
Insel gemacht ist, erhebt sich ein 450 Schritte im äusseren Umkreis messender,
aussen etwa acht Meter, innen halb so hoher Ringwall. Innerhalb desselben
habe ich vor einigen Jahren das Kellergeschoss zu einem ziemlich umfänglichen
alten Burghause zum Theil ausgegraben. (Ansätze zu Tonnengewölben mit
drei starken Mittelpfeilern. Die Bauweise die gewöhnliche: unbearbeitete
Felsen, zumeist mit grossen Ziegeln verblendet. An den Ecken der Pfeiler
sind diese abgefas't.) Daneben ein mit Felsen ausgesetzter Brunnen (vielleicht
Amts-
gerichts-
bezirk
Penzlin.
^) Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 271. Nach Mittheilung des Herrn Dr. Beltz sind die hier
gefundenen Scheiben nicht germanischen, sondern wendischen Ursprungs.
456
VORGESCIIICIITI.ICIIE STELLEN.
auch das Verliess eines BerchTrits). An Fundstücken ist lediglich ein thönerner
Spinnwirtel zu erwähnen. Nach Spuren weiterer Bauwerke habe ich vergebens
auf der Insel gesucht. Dieselben werden also nebst ßefestigungs werken
(PaIHsaden) aus Holz gewesen sein. Von der Bui^, die vermuthlich in einen
älteren Wall hineingebaut wurde (wie in Norddeutschland nicht selten) ist
urkundlich oder durch Ueberlieferung nichts bekannt. Sie scheint zu
Maltzan 'scher Zeit (also 1404} nicht mehr erhalten gewesen zu sein. Der
Rest ist offenbar sr. Zt. bis auf die Grundmauern abgetragen und der Platz
geebnet worden. Der Name iRadegastinsel« ist dem Platz erst vor ca. lOO
Jahren beigelegt worden,«
Vgl. Lisch, Meckl. Jahrb. XXXVII, S. 170. 171. Die von Piper ge-
nannten Mauerreste waren es, die auf Grotefend und den Verfasser bei einem
Grundplan der Burg auf dem >Werder<.
Besuche vor einigen Jahren den Eindruck machten, als ob sie den S. 249 ge-
nannten jüngeren Jahrhunderten angehören könnten. In dieser Beziehung
verdient das, was Lisch über den im Jahre 1806 verstorbenen Phantasten
Joseph Freiherrn von Maltzan bemerkt, einige Beachtung. Die »Abfasungc
der Kanten freilich, wenn diese öfter vorkommen sollte, würde allerdings mehr
zur Gothik des Mittelalters passen. Das Ziegelmass war 29 x 10 x 14 cm.
Zu der alten Werder - Anlage bemerkt Dr. Beltz: »Trotz mangelnder
Funde ist der wendische Ursprung des Burgwalls, dessen neuerer Name Rade-
gast Beyer zu so gewagten Kombinationen verführte, wahrscheinlich, <
Eine andere Umwallung liegt südwestlich vom Hofe Werder im See,
vom festen Lande durch einen EUernbruch geschieden; auch hier sind ent-
scheidende Funde noch nicht gemacht.
VORGKSCHICHTLICHE STELLEN. 457
Kalübbe. Funde aus römischen Skelettgräbern sind in das Neubranden-
burger Museum gekommen.
Picvcrstorf. Südlich vom Hofe ein wendischer Burgwall.
Lapitz. Zwischen den Seen von Lapitz und Maliin, am Südende des-
selben, liegt ein grosser wendischer Burgwall, jetzt » Fischerwerder c genannt.
In diese Wiese hinein erstreckt sich vom Gute Lapitz her eine flache Erhebung,
anscheinend künstlicher Art, ungefähr 150 m lang und 100 m breit, in
Form eines Vierecks. Eine ausfuhrliche Beschreibung bei Lisch, M. Jahrb. XXV,
S. 278 — 281. Der Burgwall wird jetzt abgetragen. Eine Untersuchung von
Dr. Beltz 1901 ergab, dass die unregelmässige Form, die Lisch so auffiel, dass
er den Namen » Burgwall « vermied und dafür »Städte einsetzte, sich so
erklärt, dass die ursprüngliche Anlage, die auf einer natürlichen Insel lag,
später erweitert wurde. Von dem Lapitzer Walle führte eine Brücke durch
die sumpfige Niederung in der Richtung auf den »Grapenwerder«. Die Zu-
sammengehörigkeit der drei starken, nahe bei einander gelegenen Befestigungs-
werke (Penzlin 2 km, Grapenwerder i km) ist kaum abzuweisen. Ueber die
Bedeutung dieser Befestigungslinie, der stärksten im Lande, vgl. Beltz, Vor-
geschichte, S. 162.
Puchow. Auf der Feldmark Puchow, an der Landstrasse von Penzlin
nach Stavenhagen, erhebt sich ein natürlicher Bergkamm einige zwanzig Meter
hoch. Am nördlichen Ende dieses Rückens, welcher »Räuberberg« heisst,
soll die »Burg Lapitz« gestanden haben. Ueberreste sind freilich bis jetzt
nicht entdeckt. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 271.
Auf der Feldmark Puchow sind 1894 zahlreiche und gut charakterisierte
wendische Wohngruben gefunden und von Dr. Beltz untersucht; ebenso ergab
sich, dass der »Heuwerder« bei dem Vorwerk Rahnenfelde eine wendische An-
siedlung barg.
Mallin. Ueber Kegelgrabfunde s. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 413.
Passentin. Neben dem Gutshofe sind die Gräben einer Wasserburg
nebst Vorburg (in runder Form) erkennbar. Die vorhanden gewesenen Erd-
erhöhungen sind vor Jahrzehnten zur Wiesenauffüllung abgetragen. Nach
Bericht eines älteren Tagelöhners ist dabei u. A. »allerhand Eisenzeug« aus-
gegraben, jedoch unbeachtet bei Seite geworfen worden.
Mölln. Ueber eine Burgwall- Anlage s. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 270.
Lisch sah darin die Hauptburg des Gaues Gotebant (Gädebehn).
In den Tannen ist 1893 ein ausgedehntes Urnenfeld der älteren Eisenzeit
von Dr. Beltz ausgegraben.
Gädebehn. Im nordöstlichen Ende des Möllnschen Sees, unmittelbar
neben dem Hofe Gädebehn, liegt ein runder Burgwall von unbedeutender
Höhe und Grösse. Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 272.
458
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Gross -Flotow. Auf der Feldmark des Gutes nach früheren Angaben
mehrere durch Einfassung mit grossen Steinen kenntlich gemachte Hünengräber.
Ambr. Eberhard, M. Jahrb. IVB, S. 70, und VI, S. 35 — 41. Doch giebt der
Bericht kein ausreichendes Bild; die Hügel machen vielmehr den Eindruck
natürlicher Bildungen; die Funde sind anscheinend wendisch. * (Beltz.)
Mollenstorf. Zwischen dem Dorfe und den dazu gehörigen Bauerhöfen
liegen drei grössere Hügelgräber. Die an Ort und Stelle herrschende Meinung,
dass die Gräber schon untersucht seien, ist nicht recht anzunehmen, da die
Gräber sich gleichmässig unter der Oberfläche halten.
a. See. b. > Kirchhofe, c. Kleinerer Hügel, d. Grösserer Hügel, e. Damm. f. Grosser
Steinwall. g. Kleiner Steinwall, h, i, k. Steinsetzungen, Letztere auf einem an-
scheinend gleichfalls aus grossen Steinen gebildeten schmalen Hügelrücken und sich
am Ende, ähnlich wie h, verzweigend.^)
Grundplan der alten Befestigung zu Freidorf.
Frcidorf, Wörtlich nach Piper: »Auf der ungewöhnlich steinereichen
Feldmark ist eine von Seen und Sumpf umgebene Halbinsel von etwa 200
Schritt Durchmesser auf der Landseite durch einen mächtigen, ca. 200 Schritt
langen, 20 Schritt breiten und 3 Meter hohen Wall von grossen Findlings-
blöcken geschützt, an welchen Wall sich landeinwärts noch weitere mauerartige
Steinsetzungen anschliessen. Auf der Halbinsel liegt parallel dem Steinwall
^) Vgl. auch von Buchwald, Protokolle der Cieneralversammlung der Deutschen Geschichts-
vereine in Schwerin 1890, S. 119.
VORGESCIIICHriJCIlE STELLEN.
459
ein zweites Vertheidigungswerk in Form einer 90 Schritte langen Doppelreihe
sehr grosser (jetzt zumeist in das weiche Erdreich eingesunkener) Steine.
Gegenüber am äussersten Rande der Halbinsel findet sich eine kreisrunde
Erhöhung, deren etwa manneshoher steiler Rand mit einer Trockenmauer von
Feldsteinen ausgesetzt ist, der »Kirchhof« genannt. Seitwärts von demselben,
gleichfalls am Rande der Halbinsel, liegt ein winziger künstlicher Hügel, aus
welchem 1889 verbrannte Klehmstaken und Urnenscherben ausgegraben wurden.
Ein zweiter, etwas grösserer künstlicher Hügel liegt an einer anderen Stelle,
der Halbinsel gegenüber, im Wasser. Derselbe war nur durch einen noch
vorhandenen kurzen Erddamm und eine Brücke zu erreichen. Auch bei
diesem Hügel ergab die Ausgrabung viele rothgebrannte Klehmstaken
und Scherben, ausserdem einen alten Sporn. F^rüher vorgenommene Nach-
forschungen sollen auf der Halbinsel mancherlei Funde wie Wendenkämme,
Pfeilspitzen u. dergl. ergeben haben, die in das Neustrelitzer Museum ge-
kommen sind. Verglaste Steine etwa bis zur Kopfgrösse finden sich auf dem
befestigten Terrain ziemlich zahlreich, ohne dass jedoch anscheinend ein
eigentlicher »Schlacken wall« vorhanden gewesen wäre. Nach Versicherung
des Besitzers, Herrn Rittmeisters von Bülow -Wendorf, hat hier nie eine Glas-
hütte gestanden.
(Ein ähnlicher grosser Steinwall findet sich meines Wissens im Mecklen-
burgischen noch am Feldberger See.)«
Peccatel. Auf der Feldmark, da wo die Grenzen von Adamsdorf und
Klein -Vielen zusammenstossen, liegt auf dem Hügelrücken der »grosse Geld-
berg«, d. i. ein Kegelgrab von fast 8 m Höhe und ungefähr 36 m Durch-
messer; ausgegraben 1844. Funde im Grossh. Museum. Lisch, M. Jahrb. X,
Seite 274.
Liepen. Nördlich vom Dorfe ein Begräbnissplatz aus der Zeit der
Bronzeperiode. J. Ritter, M. Jahrb. X, S. 294. Lisch, M. Jahrb. XI, S. 395.
Adamsdorf. Bei dem früher Kostel (Kuhstall) genannten Gute liegt ein
grosser Steinwall von fast V* Meile Länge; in dessen Nähe ein heidnischer
und ein christlicher Friedhof. Lisch, M. Jahrb. XXIII, S. 31.
«
Amtsgerichtsbezirk Waren. Waren. Die Umgegend der Stadt
Waren enthält eine ausserordentliche Fülle von Resten vorgeschichtlicher Be-
siedlung, die im folgenden nach den verschiedenen Oertlichkeiten aufgeführt
werden sollen. Zu Grunde gelegt ist eine Untersuchung der betreffenden
Vorkommnisse durch Dr. Beltz im Sommer 1899.
In den »Warener Tannen« südlich vom Orte an der Müritz ist man
am Rederang- See auf die Spuren eines Pfahlbaues gestossen; am Rande des
Amts-
gerichts-
bezirk
Waren.
460 VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
Teufelsbruchs sind alteisenzeitliche Gräber und Wohngruben nachgewiesen,
während ein bei dem Försterhause vermuthetes Urnenfeld noch seiner Unter-
suchung harrt. Einige auffallende Hügel in den Ecktannen (Schlag 2) und
nahe dem Wienpietschsee (Schlag 25 und 26) haben sich dagegen bei der
Untersuchung als Dünenbildungen erwiesen. — In einer Insel des Feisnecksees
liegt ein wendischer Burgwall mit noch deutlich erkennbarer Umwallung.
An der Müritz und Reke sind seit Jahren zahllose Feuersteingeräthe,
zum Theil in unfertigem Zustande, gefunden, offenbar die Abfalle einer sog.
Feuersteinmanufaktur, wie sie in dieser Gegend häufig sind (vgl. Klink und
Eidenburg). — Nördlich von Bellevue, in einer sumpfigen Niederung, eine wall-
artige Erhöhung »Alt -Waren«, ganz im Charakter wendischer Burgwälle, aber
durch Funde bisher nicht gesichert.
Im Werder liegen eine grosse Anzahl grösserer und kleinerer Hügel,
deren künstlicher Ursprung zweifellos ist. Eine Ausgrabung von Dr. Beltz
ergab darin Brandstellen und Gebeinreste, welche aber zu einer zeitlichen
Bestimmung nicht ausreichen. — Ein schöner hier gemachter Depotfund der
älteren Bronzezeit ist 1899 als Schenkung des Senators Geist in Waren an
das Grossh. Museum gekommen.
In den »Seeblänken« liegen im südöstlichen Theile drei Hünengräber,
die sog. Heistersteine, alle schon zerstört, aber in ihrer Form und Anlage
(Kammern aus mächtigen Granitblöcken mit Umfassungssteinen auf ovalen
Hügeln) deutlich erkennbar. — Links von der Chaussee zwischen einer
Schneise und der Scheide liegen vier stattliche und regelmässige Hügel in
der Form von Kegelgräbern. — Nahe der Torgelower Scheide ist ein lang-
gestreckter Hügel, dem Steinkisten mit Urnen in der Art der jüngeren Bronze-
zeit entnommen sein sollen; eine Untersuchung von Dr. Beltz ergab hier
wendische Wohngruben.
Eidenburg. An der Eide, zwischen dem Müritz- und Kölpin - See, stand
eine Steingeräth- Fabrik, was aus vielen dort gefundenen Massen von Abfall
und verunglückten Steingeräthen hervorgeht. Lisch, M. Jahrb. XXXVIII, S. 105.
Klink. Die Feldmark Klink war früher sehr reich an vorgeschicht-
lichen Fundstellen der verschiedensten Art, die eine grosse Anzahl von Gegen-
ständen, besonders aus der Stein- und Bronzezeit, fiir das Grossh. Museum
ergeben haben. Jetzt ist das meiste zerstört. Lisch, M. Jahrb. HIB, S. 41. 64;
VII B, S. 46; XIII, S. 361. 382. Seidel, M. Jahrb. XIV, S. 309.
Steinzeitlich waren mehrere Hünengräber (vgl. Beltz, M. Jahrb. LXIV,
S. 109, wo die ältere Litteratur angegeben ist) und eine » Feuersteinmanufaktur c
(vgl. ebenda S. 135); bronzezeitlich Kegelgräber, ein Urnenfeld (vgl. Beltz,
M. Jahrb. XLVII, S. 294) und ein Moorfund (vgl. Lisch, M. Jahrb. XIX, S. 316).
Sommerstorf und Vielist. Einstmals zahlreiche Kegelgräber, von
denen viele eingegangen sind. Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 93. Ueber einen
Moorfund von Vielist vgl. Beltz, M. Jahrb. LH, S. 4.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
461
SophieDhof. »Blocksberg«. M. Jahrb. IIB, S. 114. Im Moor daselbst
wurden 1842 verschiedene Bronze -Schmucksachen gefunden: zwei Diademe,
zwei cylindrisch gewundene Armschienen und ein Paar brillenförmige Haar-
spangen. Lisch, M. Jahrb. VIIIB, S. 53. 54.
Molzow. Auf der Feldmark viele heidnische Kegelgräber und am
Südostrande des Begräbnissplatzes ein Steinkreis von dreizehn grossen Granit-
pfeilern. Der Kreis hat fast 8 m Durchmesser, die Pfeiler etwas über i m
Höhe. In der Wiese ein lang gestreckter Hügel, ein Hünengrab von fast
30 m Länge, gut 6 m Breite und 7* ^ Höhe. Das Grab war der Länge
nach mit grossen Steinkisten gefüllt, in denen man eine Menge Urnen, darunter
mehrere vollständig erhaltene fand. Lisch, M. Jahrb. VIB, S. 70. 134 — 138.
Levenstorf. Niedrige Gräber jüngerer Bronzezeit, in denen u. a. eine
kleine Urne mit Asche und einigen zerbrannten Knochen gefunden wurde.
Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 375.
Gross- und Klein -Dratow. Mehrere Gräber werden erwähnt von
Lisch, M. Jahrb. VIIIB, S. 93. — Ein grösserer Moorfund aus der Bronzezeit
ist M. Jahrb. LIV, S. 102, besprochen.
Klein -Plasten. Auf der Feldmark, ca. 72 Viertelmcile vom Hofe ent-
fernt, wurde im Jahre 1847 ^^^ grosses Gräberfeld aufgedeckt. Es gab Urnen
von schwarzer und brauner Farbe, darin Schmuck- und Gebrauchs- Gegen-
stände von Bronze und Eisen, ferner Lanzenspitzen, Schildbuckel und Messer
aus Eisen, und einen Spindelstein. Lisch, M. Jahrb. XIV, S. 334.
*
Amtsgerichtsbezirk Malchow. Alt-Schwerin. In den Tannen
zahlreiche niedrige Hügel mit Grabstätten der jüngeren Bronzezeit. Ritter und
Lisch, M. Jahrb. XII, S. 413. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 367. Funde im Gross-
herzoglichen Museum. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 367.
Sparow. In der Nähe des Drewitzer Sees und von Drewitz selbst ein
schönes und grosses Hünengrab, benannt »Grab des Wendenkönigs«. Lorenz,
M. Jahrb. IVB, S. 70. Kegelgrab und Urnenfeld. Lisch, M. Jahrb. VI H, S. 70,
und s. Beltz, Karte II zur Vorgeschichte von Mecklenburg. Ueber die Deutung
des Namens »Sparow« als »Kampfplatz« und die Möglichkeit seiner Beziehung
auf die Schlacht an der Raxa (s. o. S. 416) vgl. Sa.ss, M. Jahrb. LIII, Q.-B. IV,
Seite 8.
Nossentin. Auf der Feldmark einige heidnische Gräber. M. Jahrb.
VIB, S. 70. In der nördlichsten kleinen Bucht des Fleesen-Sees, hart am
Ufer, befand sich eine Feuersteingeräth- Manufaktur, was aus zahlreich dort
Amts-
gerichts-
bezirk
Malchow.
462 VORGESCHICHTLICHE STELLEN.
gefundenen Feuersteinsplittern, Blöcken und Werkzeugen hervorgeht. Lisch,
M. Jahrb. XXXIII B, S. 120.
Damerow. Am nördlichen Ufer des Kölpin-Sees eine Feuerstein-
Manufaktur und ein alter Begräbnissplatz. Lisch, M. Jahrb. VII B, S. 46.
Ueber Gräber s. Ritter, M. Jahrb. Xllf, S. 374.
Loppin. Bei dem Dorfe Loppin findet sich ein alter Wall in der Form
eines Halbkreises.
JabeL Kegelgrab und Feuerstein -Manufaktur. Lisch, M. Jahrb. VII B,
S. 46. XIII, S. 375. Auf einer Halbinsel im See zahlreiche Hügel, die zum
Theil natürliche Bildungen sein mögen, aber auch Bronzegegenstände ergeben
haben, so dass ein Theil wenigstens als Kegelgräber anzusprechen ist. Vgl.
Beltz, M. Jahrb. LXI. S. 216.
Blücherhof bei Vollrathsruhe. In der Mitte des sog. »Hünen -Keller-
Schlages« wird noch im Jahre 1872 ein gewaltiges Hünengrab der Steinzeit
erwähnt. Das Grab wird als frei auf einem Hügel, der nach Nord und Ost
steil abfallt, während nach Süd und West der Zugang durch Beackerung ge-
ebnet ist, beschrieben von Bülow, M. Jahrb. XXXVIII, S. in. Doch war
darüber nichts zu erfahren (Beltz). Von den Hügelgräbern der F'eldmark
Lütgendorf weiss man, dass ihrer sechzehn bereits früher abgetragen und dass
die darin gefundenen Altsachen an die Alterthümer- Sammlung in Schwerin
abgeliefert sind. Beltz, M. Jahrb. LIV, S. 98.
Liepen. Aus hier zerstörten Kegelgräbern Funde im Grossh. Museum
zu Schwerin und im Museum in Güstrow.
Cramon. Ein schönes Hünengrab mit wohlerhaltenem Grabinnern —
welches erhalten bleiben soll — und interessantem Inhalt ist 1900 von Dr. Beltz
ausgegraben. Vgl. M. Jahrb. LXVI, S. 115 ff.
Bei Alt-Gaarz liegt noch ein Hünengrab; über ein bei Neu-Gaarz
ausgegrabenes berichtet Struck im M. Jahrb. XXXIV, S. 201.
Kölpin-See. Am südlichen Ufer des Kölpin-Sees, Damerow gegen-
über, befanden sich, nach Funden an Feuersteinspänen, Eisensachen, Gefass-
scherben, Kohlen u. s. w. zu schliessen, eine Feuerstein - Manufaktur und ein
Begräbnissplatz. Lisch, M. Jahrb. VII B, S. 46.
Laschendorf. Eine Gräberstätte: Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 380. Am
Seeufer ein grösserer Burgwall mit steilen Wällen, der sog. »Wiwerbarg« (miss-
bräuchlich auch Werleburg genannt), in dem man mit gutem Grunde die
civitas Malchow, gegen die sich der Kreuzzug von 1147 richtete, vermuthet
hat. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 5.
Grüssow. Auf dem Felde, nicht weit vom Hofe, mehrere versunkene
Steinkisten ältesten Datums und einige jüngere. In einer der letztgenannten
VORGESCHICHTLICHE STELLEN. 463
Reste einer nicht verbrannten Leiche und zahlreiche Glasscherben. Lisch,
M. Jahrb. XVI, S. 252.
Lexow. Auf dem Studeberge ein verfallenes Hünengrab.
Woldzegarten, Ueber eine Anzahl im Jahre 1897 ausgegrabener und
erhalten gebliebener Steinkisten berichtet Beltz, M. Jahrb. LXIV, S. 120.
Zislow. Nahe am östlichen Ufer des südlichen Theiles des Flauer
Sees, auf einem mächtigen natürlichen, ungefähr 30 m hohen Plateau, liegt
ein hoher Burgwall unbestimmten Ursprungs. Der Wall misst ungefähr
200 Schritt in der Länge und 100 Schritt in der Breite. Bei Nachgrabungen
fanden sich zahlreiche Gefässsch erben. Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 5 ff.
Stu^r. Sechs Hünengräber in geringer Entfernung von einander werden
von Ritter, M. Jahrb. XIII, S. 360, beschrieben. Jetzt sind noch erkennbar
zwei Gräber bei Bad Stuer, links von der Chaussee, eins bei Dorf Stuer in
den Tannen und eins bei Stuer Vorwerk links von der Chaussee. Ueber
niedrige Hügelgräber bei Neu-Stuer vgl. Beltz, M. Jahrb. LXI, S. 191. Ein
Urnenfeld ältester Eisenzeit bei Dorf Stuer ist 1898 von Dr. Beltz untersucht.
Suckow. Vier Kegelgräber mit Urnen und vielen Werkzeugen aus
Bronze sowie mit Knochenresten. Ritter, M. Jahrb. XIII, S. 367. Noch jetzt
ist eine Anzahl niedriger Gräber hier erhalten.
Sembzin. Hügelgräber, theils mit Funden aus der Eisenzeit, theils mit
Bronzefunden. Lisch, M. Jahrb. X, S. 290; XIX, S. 311. Beltz, M. Jahrb. LXI,
Seite 212.
Sietow. Hünengrab und ein Hügelgrab der jüngeren Bronzeperiode.
Beltz, vier Karten zur Vorgeschichte von Mecklenburg I. II. M. Jahrb. LXI,
S. 188. Die Feldmark ist reich an vorgeschichtlichen Fundstätten, deren
Ergebnisse auf dem Hofe Sietow aufbewahrt werden.
Rück nur die Stadt KÖbel v
AmtsgericMsteirk Eöbel.
Die Stadt Rubel.)
escbicht« der Stadt. Ohne Zweifel reicht die Gründung von Röbcl,
wie die der meisten Ortschaften in unseren mecklenburgischen
Landen, tief in die vorgeschichtliche Zeit hinein. Wenn aber
schon im Beginn des XVI. Jahrhunderts, nämlich in der 1519 zu Köln am Rhein
gedruckten »Vandaha« des Hamburger Domherrn und Rostocker Professors
Albert Krantz, die Vermuthung ausgesprochen wird, die Stätte von Röbel
könne die im Lande der Riederer (auch Riaderi, auch Redares, wie sie schon
im X. Jahrhundert in offenbarem Zusammenhange mit dem Namen ihrer
') Die alten Formen des Namens im X HI. Jahrhundert, Kolrtle, Robole, erkUrt Kahnel di
■ Ort des Robolai: M. Jahrb. Xl.VI, S. 20. Andere leiten den Namen von dem slaviacheo Wort-
ütamm row (bähmisch hrob = Graben, Gruft) ab und idenliücieren ihn auch mit dem der Stadt
Kewal: Beyer, M. Jahrb. XX?(I1, S. 120. Noch wieder Andere eiinnem an das slavische Wort
robel = Sperling (s. Kanbe-Quade. Vaterlandsk, I, S. 522). Endlich wurde auch bis ins XVII. und
XVIII. Jahrhundert hinein ein altes Bildwerk draussen an der Marienkirche auf der Altstadt,
welches angeblich den Götzen iRabali (in Wahrheil aber sicher einen sehr TrUhe vergessenen
Heiligen, vielleicht den hl, Ijiurentius) darstellte und durch ein Gillerwerk geschUtit wurde, mit
dem Namen der Stadt in Verbindung gebracht. Vgl. Latomus, Genealochronicon inegapalit. bei
Westjihalen, Mon. ined. IV, S. 234. KlUver, lieschr. Meckl, II. S. 340. Schröder, Pap. M., S. 641/47.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 465
Tempelbiirg urkundlich genannt werden, während die gleichzeitigen und die
späteren Annalisten und Chronisten daraus den Namen der Redarii, Rederarii
und Retharii machen) ^) zu suchende Tempelburg Rethre sein, so beweist das
nur, dass Krantz aus den durchaus ungenügenden alten Beschreibungen der
im Anfange des XII. Jahrhunderts vom Erdboden spurlos verschwundenen
Tempelburg als das allein Wesentliche jene Angabe von der durch Wald ge-
schützten Lage des Ortes am Westufer eines grösseren Sees gleich Anderen
richtig herausgefunden hat.*) Dass diese Angabe aber für eine genauere und
sichrere örtliche Bestimmung nicht ausreiche, scheint er besser eingesehen
zu haben als Andere, die schon am Ende des XVI. Jahrhunderts für die
Lage von Rethre am Westufer des Tollense - Sees mit Lebhaftigkeit eintreten.
Denn er erspart sich jene langen Ausführungen und Beweisversuche, mit
denen Viele bis in die neueste Zeit hinein das, was blosse Vermuthung
ist und bleiben wird, mit unzureichenden Gründen als eine wissenschaftlich
unbestreitbare Thatsache hinzustellen bemüht sind. ^) Dem gegenüber steht
fest, dass zu Röbel schon in ältester Zeit eine landesherrliche Burg vor-
handen ist, auf welcher z. B. im Jahre 1227 Unislav von Havelberg als
Burgmann (castellanus de Robole) der das Land gemeinsam regierenden
vier mecklenburgischen Fürsten Johann, Nikolaus, Heinrich und Pribislav
urkundlich genannt wird, ein Mann, der auch sonst häufig vorkommt, und
ausser dem im XIII. Jahrhundert eine grosse Zahl anderer Burgmänner
bekannt geworden ist. Unter ihnen mehrere Mitglieder der Familie Pritz-
buer.*) Auch erfahren wir, freilich erst in späterer Zeit, wo diese alte
Fürstenburg gelegen hat.*^) »Man sagt, dass für Röbel nordwestwärts, auf einem
ziemlichen hohen Berge, die Herrn von Werle ein Haus gehabt, welches
nach Anzeigung der nicht weit davon aufgeschossenen Hügel oder Schanz-
gruben durch Krieg ohne Zweifel von den Markgrafen von Brandenburg, weil
sonsten des Orts Niemand mit den Herrn von Werle Krieg gefuhret, destru-
ieret und verwüstet, und auf die wüste Stätte jetzo eine Windmühle gebawet
istc: — so erzählt Latomus in seinem Genealochronicon megapolitanum, das
*) M. U.-B. 13. 16. 18. 19. 20. Vgl. Wigger, Annalen, S. 57. 82. 86, 88. 119. 120.
*) Grotefend, M. Jahrb. LIV, S. i8o. Wagner, Wendenzeit, S. 25. 177 (39).
») M, Jahrb. III, S. 21. 22. XIX, S. 172. 203. 221. XXVIII, S. 6. 16. 37. XXXII,
S. 134—146. XXXVII, S. 55. 63. 138. 182. LH, S. 29. 31. 320. LIV, S. 153—180. LV,
S. 261. LVI, S. 245. LVII, S. 350.
*) M. U.-B. 334. S. das Personen - Register des meckl. Urkundenbuches unter Röbel. Ferner
Gritzner, M. Jahrb. LXV, S. 311.
*) Bei Westphalen, Mon. ined. IV, S. 235. Dass dieser nordwestwärts von der Altstadt
Röbel gelegene Windmtihlenberg nicht mit dem südwestlich von der Neustadt Röbel gelegenen
Mtthlenberge — worauf Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 426, hinweist, und der ebenfalls schon im XV.
Jahrhundert (1432 und 1454) urkundlich als Muhlenberg genannt wird — identisch ist, lehrt ein
Blick auf das Messtischblatt. Aus der Urkunde von 1432 geht zwar an und für sich nicht hervor,
dass die damals von den mecklenburgischen Herzögen der Stadt erlaubte Anlage einer Windmühle
auf die der Neustadt gehörende Mühle geht, aber der Zusammenhang aller Verhältnisse lässt
kaum andere Annahme zu; und die Urkunde von 1454 spiicht nur von dieser. >Ralits\VindtMöllec
heisst sie in der späteren Aufsclnift «les Privilegiums von 1432.
30
466 ' AMTSGERICHTSBEZIRK RUBEL.
er im Jahre 1610 verfasst hat. Die Annahme einer Zerstörung durch die
Markgrafen steht in der Luft, aber dass dieser Berg ehemals Besitz des landes-
herrlichen Hauses war, geht unzweideutig aus einer Urkunde vom 11. No-
vember 1485 hervor, in welcher die auf der Neustadt (»in der stad to Nigen-
RabeU) wohnenden Dominikaner zu Röbel (der Prior, Subprior, Lesemeister
und die gemeine Bruderschaft) den Windmühlenberg Vor der Altstadt Röbel
(»den wintmolenberch, belegen vppe der alden stad«) mit allen Gärten auf
ihm und um ihn herum der Stadt überlassen und dabei hervorheben, dass er
ihnen einstmals vom seligen Herzog Heinrich von Stargard (f 1466) über-
wiesen worden sei. Vom Schlosse aber ist keine Rede mehr, sondern, wie
bemerkt, nur von Gärten auf und an dem Berge. ^) Jenes wird somit durch
die Herzöge von Stargard in der Zeit zwischen 1366 (in welchem Jahre es
noch stand, vgl. M. U.-B. 9437) und 1466 aufgegeben und abgebrochen sein,
wenn es, wie wir glauben möchten, mit der von Latomus aufgezeichneten
mündlichen Ueberlieferung des XVI. Jahrhunderts seine Richtigkeit hatte.
Dass Stadt und Land Röbel bereits in der zweiten Hälfte des XIII.
Jahrhunderts der Linie Werfe angehören, die von 1235 an in der Geschichte
auftritt, wird durch vier Urkunden dieser Zeit erwiesen, in denen Fürst
Nikolaus I. Regierungshandlungen zu Röbel vollzieht.*) Zwar machen die
brandenburger Markgrafen schon in dieser frühen Zeit Versuche, hier ebenso
als Oberlehnsherrn aufzutreten wie nachher, bis zum Jahre 1347 hin, über das
Land Stargard, die Lieze und die Ture.^) Doch verstehen es die Fürsten
von Werfe, sich dieser Ansprüche zu erwehren; nur bleiben Stadt und Land
Röbel nicht länger als bis zum Jahre 1362 in ihrer Hand. Da gehen beide,
worauf wir unten zurückkommen werden, als Pfand an die stammverwandten
mecklenburgischen Herzöge über und werden vom Jahre 1376 an zusammen
mit dem Schlosse Wredenhagen, der Herrschaft Stargard einverleibt, die,
wenn auch von einer besonderen Linie des mecklenburgischen Hauses von
1352 bis zum Jahre 1471 regiert, als Territorial - Eigenthum während der eben-
genannten Periode mit dem übrigen Herzogthum Mecklenburg ein gemein-
schaftliches Ganzes ausmacht.*)
Die wichtigsten Ereignisse in der Geschichte von Röbel während des
XIII. Jahrhunderts sind: die Erhebung des Ortes Neu -Röbel zur Stadt und
die Verleihung des Schweriner Statutar- Rechtes an diese durch Fürst Heinrich
^) iMyt allen garden vmme den berch vnde vppe den berch van deme stadtgrauen an
bethe to der Dwerstrate (Querstrasse), dhar de prestere wanen, vnde der garden, de dar ligghen
vmme de waninghen.c In den Visitations - Protokollen von 1577 und 161 9 heisst diese zur Alt-
stadt zählende und in St. Marien eingepfante Mühle >Hovedes- oder Hovet- Mühle c = Haupt-
mühle.
*) M. U.-B. 499. 557. 558. 636.
•) Rudioff, Hdb. I, S. 218. H, S. 41. 431. Vgl. M. U.-B. 6794 (Urk. vom 16. Oktober 1347,
in welcher König Karl den Fürsten Albrecht und Johann von Mecklenburg das Land Stargard
und alle sonstigen vormals brandenburgischen Lehen als Reichslehen verleiht).
*) Rudioff, a. a. O. II, S. 634. 638. 793. 800.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 467
Borwin II. (12 19 — 1226);^) die Gründung und Einrichtung eines Klosters der
büssenden Schwestern in der Neustadt Röbel mit Genehmigung und Unter-
stützung des Fürsten Nikolaus I. von Werfe, der von 1235 bis 1277 regiert,**)
der Ankauf des »Düstern Wohld« (auf der anderen Seite der Müritz zwischen
dieser und dem Specker See) sowie die Erwerbung von fünfzehn Hufen zu
Stadtrecht in dem ehemals an den Grenzen der Feldmark Solzow und Zielow
gelegenen und 1575 nachweislich nicht mehr vorhandenen Dorfe Küssekow
(Kusskow) mit landesherrlichen Genehmigungen, deren eine von Fürst Niko-
laus I. am 25. August 1274 und die andere von Fürst Nikolaus II. (1283
bis 13 16) am 12. November 1284 ertheilt wird;') die Stiftung eines zur
sächsischen Provinz des Ordens zählenden Dominikaner -Klosters sowie die
Bestimmung des Dorfes Pribom als Platz für das Landding des Landes Röbel
im Jahre 1285;*) der weitere Erwerb der vier Kint'schen Hufen in Küssekow
durch die Stadt mit Bestätigung von Fürst Nikolaus II. am 4. Juni 1288;*^)
die Einweihung des Hauptaltars in der St. Nikolai -Kirche der Neustadt Röbel
durch Bischof Heinrich II. von Havelberg in der Zeit zwischen 1270 und
1290; ^) die landesherrliche Bestätigung des schon der Zeit Nikolaus I. (f 1277)
^) M. U.-B. 911. Eine genauere Angabe über das Jahr der Erhebung des Ortes Röbel zur
Stadt ist dieser Bestätigungs - Urkunde vom 21. Januar 1261 nicht zu entnehmen.
') Ueber die Entwicklung dieses Klosters auf dem Grund und Boden von Malchow s. o.
S. 394 — 401. Auch für die KlostergrUndung in Röbel fehlt ebenso wie für die Stadtgründung
ein genaueres Datum. Aus der Schenkungsurkunde des Fürsten Nikolaus I. vom 25. August 1274
ist nur zu ersehen, dass das Kloster damals bereits besteht. Fürst Nikolaus überweist für den
Wirthschaftsbetrieb der Nonnen dreizehn Hufen, die sich auf die benachbarten Dörfer Küssekow,
Zilow, Priborn, Buchholz, Spitzkuhn und Bütow vertheilen. Davon kommen fünf auf Küssekow,
drei auf Bütow und je zwei auf die anderen Dörfer. Was wir sonst noch von dem Büsserinnen-
kloster aus der Zeit seines Bestandes in Röbel erfahren, beschränkt sich auf eine Bestätigung der
von Papst Gregor IX. am 23. Oktober 1232 ertheilten Ordensregel durch Papst Nikolaus IV. am
I.Januar 1291 von Orvieto aus. Es handelt sich hiebei für das innere Kloster um das Ordens-
kleid und die Regel des hl. Augustinus sowie um die Einrichtungen der Nonnen des hl. Sixtus zu
Rom. Dass dagegen für den äusseren Wirthschaftsbetrieb ganz und gar die Art und Weise der
Cistercienser- Klöster vorbildlich wurde, und zwar in solchem Grade, dass das Malchower Kloster
in einer päpstlichen Bulle vom 18. März 1474 geradezu als Cistercienser - Kloster bezeichnet wird,
ist oben S. 394 bereits erwähnt worden. Auch sonst gicbt es Zeugnisse über den gelegentlichen
Uebertritt der Büsserinnen- Klöster zu einem der grösseren Orden, wie den Franziskanern und
Dominikanern. Dass aber für das Leben und die Wirthschafts Verhältnisse in einigen dieser
Klöster schon frühe die Regel des hl. Benedikt und die Einrichtungen des Cistercienser- Ordens
zur Geltung gelangten, beweist eine Bulle des Papstes Gregor IX. vom 10. Juni 1227, in welcher
dies geradezu ausgesprochen ist: inprimis siquidem statuentes ut ordo monasticus qui
secundum deum et beati Benedicti regulam atque institucionem Cisterciensium fratrum in eodem
monasterio institutus esse dinoscitur perpetuis ibidem temporibus inviolabiliter observetur
S. Grotefend, Die büssenden Schwestern der heiligen Maria Magdalena in Deutschland, Mitth. d.
V. f. Gesch. u. Alt. i. Frankfurt, VI, S. 301 ff. Lisch, M. Jahrb. XXI, S. 293/94.
») M. U.-B. 1342. 1757. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 217.
*) M. U.-B. 1771. 1781.
*) M. U.-B. 1962.
•) Lisch, M. Jahrb. XXXIII, S. 151 — 154. M. U.-B. 7188.
30*
468 AMTSGERICIITSBEZIRK HÖBET..
angehörenden Wollweber- Privilegiums vom 6. Januar 1291;*) eine Schenkung
von Hebungen an das Heiligen -Geist- Hospital zu Röbel durch den Bürger
Heinemann Kint am 19. Februar 1298,*) und die Uebersiedelung des ge-
nannten Nonnenklosters von Röbel nach Malchow im Mai oder Juni desselben
Jahres sowie die Einweisung der bis dahin in Alt -Röbel angesiedelt gewesenen
Dominikaner- Mönche in die verlassenen Wohnungen der Nonnen auf der
Neustadt.^)
Aus den wohlerhaltenen Urkunden, welche diese letztgenannte Sache
betreffen, geht ferner mit Bestimmtheit hervor, dass das bis zum Jahre 1252
lange und heftig umstrittene Grenzverhältniss zwischen den Diöcesen Schwerin
und Havelberg für das Röbeler Gebiet so geordnet war, dass die Neustadt
Röbel dem Bischof von Havelberg, das Dorf Alt -Röbel aber dem Bischof
von Schwerin unterstellt war und ausserdem jeder Bischof seinen Archidiakon
dort hatte.*) Ferner mag bemerkt werden, dass in der zweiten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts auch eine Marien -Bruderschaft in Röbel bekannt wird, die
ihre Mitglieder in beiden Theilen des Ortes hatte, "^j Uebrigens findet sich
die Bezeichnung »Altstadt« für Alt- Röbel schon bald nach dem Beginn des
XIV. Jahrhunderts, doch nur als Sprachgebrauch, nicht auch als Folge einer
besonderen amtlichen Erhebung, welche nachweislich nicht stattgehabt hat.')
Ein (wahrscheinlich jährlicher) Wechsel zwischen altem und neuem Rath, wie
') M. U.-B. 2I02. Eine neuere Zunftrolie des Amtes vom 30. Januar 1463 s. bei Lisch,
M. Jahrb. XIII, S. 351/52: >()k schal he (der Lehrling) van vnbenichteghen, erliken, framen
luden vtghekamen wesen vnde ghebaren van alle synen veer anen, de nicht Wendes, nicht lynen-
wefers, nicht pypers, nicht eghens synt ghewesen, szo syk dat behoret in en werk.t
*) M. U.-B. 2486.
») M. U.-B. 2503-2508.
*) Vgl. M. U.-B. 2997. 3349. 9195. 9793.
*) M. U.-B. 1772. Von einer Bruderschaft S. Petri und Pauli hören wir zum ersten Mal im
Jahre 135 1 und von der Kalands- Gesellschaft im Jahre 1359: M. U.-B. 7458. 7473. 8300. 8628.
Noch im Jahre 1780 — und zwar in einem Antwortschreiben der herzoglichen Regierung vom
I. November d. J. — findet eine Entscheidung dahin statt, dass die Einkünfte der Brüderschaft,
mit Ausschluss der Altstadt Röbel, bloss an die Neustädter Consorten fallen sollen.
«) M. U.-B. 3953. Dazu Urk. 3349. 10988. Der Name > Altstädte ist denn auch im XV.
Jahrhundert üblich geblieben, wie die oben schon citierte Urkunde vom 11. November 1485 dbfcr
den Windmühlenberg ivppe der alden stad« erweist. Ebenso im XVI. Jahrhundert (s. Visitations-
protokoll von 1534): Demgemäss Urkunden auch noch im XVII. Jahrhundert (1631 und 1637)
Bürgermeister und Rath in folgender Form: >Wir Bürgermeister, Rath, Aelterleute und Viertheils-
männer, auch allgemeine Bürgerschaft beider Städte Alten- und Neuen -Köbell.« Nichtsdestoweniger
kommt Ende des XVII. Jahrhunderts durch den Brodneid der Bürger in der Neustadt ein Streit
auf, der bis in die dreissiger Jahre des XVIII. Jahrhunderts hinein mit grosser Erbitterung von
„beiden Seiten geführt wird. Rath und Bürgerschaft der Neustadt sprechen der Altstadt das Recht
zum Betriebe der Branntweinbrennerei und der Niederlassung von Handwerkern und allerhand
sonstigen bürgerlichen iKommerzient ab und bemühen sich, die Altstadt wieder zum Dorf herab-
zudrücken, obwohl sich deren Einwohner darauf berufen, dass sie das Bürgerrecht haben und an
allen publicis oneribus theil nehmen. Die Stadt -Akten von Röbel, soweit sie das Grossh. Archiv
besitzt, enthalten keine endgültige Entscheidung. Es scheint vielmehr, als ob die Sache mit dem
Absterben der Personen, die den Streit erregt haben, von selber zur Ruhe gekommen ist.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 469
in anderen Städten des Landes, ist zum ersten Mal aus einer Urkunde vom
30. März 1334 zu erkennen.*)
Wie die Entwickelungsmomente des XIII. Jahrhunderts, so lassen sich
auch die des XIV. Jahrhunderts für die Ortsgeschichte kurz zusammenfassen,
7umal es bis zum Jahre 1362 an grösseren politischen Ereignissen fehlt. 'Als
Dinge von geringerer Bedeutung mögen erwähnt werden: die Belehnung des
Ritters Konrad Büne mit dem von dem Lübecker Bürger Gödeke Vretup
gekauften Zoll zu Röbel durch Fürst Nikolaus II. von Werle am 12. März
1 303 ; *) die Bestimmung der Stadt als Einlager für die mecklenburgischen
und werleschen Fürsten im Falle der Nichterfüllung des Jördenstorfer Vertrages
vom 3. April 1305, an dem auch Brandenburg betheiligt war, und der seine
Spitze gegen den König Erich von Dänemark kehrte; ^) die Verbindung von
Röbel unter Güstrow als Vorderstadt mit Waren, Penzlin, Kaien, Krakow und
Flau im werleschen Theilungsvertrag vom 2. December 13 16;*) die Abtretung
des Patronats der Kirche zu Kambs durch die beiden Fürsten Johann II.
und III. von Werle an den Bischof von Havelberg Heinrich III., und der dafür
erfolgte Eintausch des Patronats über die Präpositur oder das Archidiakonat
in der Neustadt am 22. Oktober 1320;^) die Theilnahme der Stadt Röbel an
der Bürgschaft für Innehaltung des Vertrages zwischen Fürst Johann IL und
Fürst Johann III. über den Pfandbesitz in der Prignitz am 5. Oktober 1332/)
die halbjährliche Abwechslung zwischen den Städten Güstrow und Röbel als
Residenz während der gemeinschaftlichen Regierungszeit der Fürsten Nikolaus III.
und Bernhard von Werle in der Zeit von 1341 bis 1347;') die Verbindung
von Röbel und Wredenhagen mit Waren und Penzlin in dem weiteren wcfte-
schen Theilungs vertrage vom 14. Juli 1347, und der Uebergang der Residenz
von Röbel nach Waren;®) die Einschätzung der Stadt in das Landfriedens-
Kontingent mit zehn Mann;®) die Fürsorge des Fürsten Bernhard für den
Fischmarkt in Röbel bei Gelegenheit des Verkaufes der Vipperowschen Ge-
wässer an die Johanniter- Komthurei in Mirow am 24. April 1361, eine Für-
sorge, die in ähnlicher Weise auch später, als das Land Röbel bereits an
Mecklenburg verpfändet ist, von den Fürsten Lorenz und Johann V. von Werle
bewährt wird, als im Jahre 1375 ein Theil der Gewässer der Müritz, welche
*) M. U.-B. 551 1. Wie es im Beginn des XVI. Jahrhunderts in Köbel mit dem Rath und
mit anderen städtischen Dingen, z. B. bei Hochzeiten, Kindtaufen und in den Gilden und Aemtern
der Kaufleute, Schuhmacher, Wollenweber, Bäcker, Schmiede, Schlächter und Schneider gehalten
wurde, zeigt der Monnick'sche Bericht von 15 16 bei Groth, M. Jahrb. LVII, S. 230/33.
«) M. U.-B. 2857.
•) M. U.-B. 2979. Für Brandenburg wurde die W'ahl des Ortes als Einlager zum Einreiten
auf Salzwedel, Spandau, Templin und Sandow beschränkt.
*) M. U.-B. 3860.
*) M. U.-B. 4222.
«) M. U.-B. 5338.
') M. U.-B. 6169.
») M. U.-B. 6779.
•) M. U.-B. 7524. 7717. 7731. 7771. 7911.
470 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
bis dahin die von Kröcher zu Waren besessen haben, an die Brüder Regendanz
übergeht;^) und endlich eine Reihe von Vikareien - Stiftungen und anderer
theils geistlicher, theils weltlicher Privat -Angelegenheiten.^)
Das einschneidendste Ereigniss des XIV. Jahrhunderts ist, wie oben
schon bemerkt worden, die durch die Erbverbrüderung der beiden Häuser
Mecklenburg und Werle vom 20. Juli 1 344 ^) gleichsam vorbereitete oder doch
wenigstens sehr erleichterte Verpfandung von Schloss, Stadt und Land Röbel
durch den Fürsten Bernhard II. von Werle an den Herzog Albrecht II. von
Mecklenburg am 10. März 1362.*) Dabei mag nicht übersehen werden, dass
Albrecht's ältester Sohn, Herzog Heinrich III., fünfzehn Jahre später Bern-
hard's Schwiegersohn wird, indem er sich im Jahre 1377 in zweiter Ehe mit
dessen Tochter Mechthild vermählt. ^) Von dieser Staatsaktion zeugt eine
ganze Reihe von Urkunden, in denen alles Nöthige über die Sicherung beider
Häuser gegen einander, die Wahrung des Leibgedinges [welches der Fürstin
Elisabeth, Bernhard's Gemahlin (gest. nach 1391 und vor 1410), im Lande
Röbel zugesagt war], über die Verpflichtungen beider Theile gegenüber den
Schlössern und Burgmannen zu Röbel und Wredenhagen, über den Bau eines
fürstlichen Hauses in der Stadt, über verschiedene Huldigungen und Privi-
legien-Bestätigungen, über die Rechte und die Stellung des mächtigen Ge-
schlechts der Flotow auf Burg Stuer und über die Güter des Grafen Otto
von Fürstenberg im Lande Röbel, die an dessen Schwiegersöhne aus den
*) M. U.-B. 8869. 10675.
*) M. U.-B. 2997. 3349. 3953- 5190. 5291. 55". 5598. 6991. 7458. 7473- 7545- 8i30-
8207. 8300. 8453. 8628. 8718. 8763. 8774. 8777. 8832. Unter den Stiftungen von Vikareien
sind zu nennen: die des Neu-Röbelschen Bürgers Berthold von Zernow in St. Nikolai auf der
Neustadt am 14. Mai 1305 ob reuerentiim et gloriam dei et sanctissime virginis Marie, sanctorum
apostolorum Philippi et Jacobi et sancte virginis Catharine, mit der ausdrücklichen Bestimmung
darüber, dass das Patronat nach dem Ableben des Stifters auf den Archidiakon und den Rath der
Stadt übergehen soll, und mit dem charakteristischen Zusätze, dass der Inhaber immer ein Priester
sein soll, kein Scholar, keine persona infamis, kein bibulus, kein tesserator, kein fornicator; die
der Neu-Röbelschen Bürger Gerhard und Siegfried in dersell)en Kirche am 16. Januar 1318 ob
reuerentiam dei omnipotentis, sanctissime virginis et matris ejus Marie sanctique Johannis evan-
geliste et sancti Johannis baptiste sanctorumque omnium, mit ähnlichen Bestimmungen und Ein-
schränkungen wie die vorgenannte Vikarei; die vom Dorf und Gut Kelle her gestiftete Pritzbuer-
Beme'sche Vikarei in St. Marien auf der Alt-tadt am Altar des hl. Johannes Evangelista am
II. Juni 1335; die Vikarei des Neu-Röbelsclien Bürgers Nikolaus von Güstrow in St. Nikolai auf
der Neustadt am 14. August 1349 zu Ehren des hl. Apostels Bartholomaeus ; und die des Neu-
Röbelschen Bürgermeisters Ludolf Wokers in derselben Kirche am 9. September 1355 ohne nähere
Angaben. Ferner ist von der Stiftung eines Altars der Bruderschaft S. Petri et Pauli in Neu-
Röbel im Jahre 1351 und sonst die Rede (in honorem Dei omnipotentis, beate Marie virginis,
apostolorum Petri et Pauli omniumque aliorum apostolorum, trium Regum et Marie Magdalene)
sowie von drei durch den Rath der Stadt im Flecken Mirow unterhaltenen Vikareien, die auf
besondere Beziehungen, oder doch wenigstens auf ein gutes nachbarschaftliches Verhältniss
zwischen Stadt und Johanniter -Komthurei in Nemerow und Mirow schliessen lassen.
») M. U.-B. 6434.
*) M. U.-B. 9008.
») M. U.-B. 10988.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 471
Familien der Putlitz, Moltke und Maltzan übergegangen waren und deren
Inhaber sich nun mit ihren Mannen dem Herzog verpflichten — zur Sprache
kommt. ^) Hieran schliesst sich dann in weiterer Folge ein zweiter Vertrag
zwischen den beiden Kontrahenten vom i8. Oktober 1363 über entstandene
Irrungen, sowie das Versprechen des Fürsten Bernhard, den Herzog Albrecht zu
dessen geplantem Zuge über die See mit zwanzig Helmen zu unterstützen,*)
ferner die Weiterverpfändung von Stadt und Land Röbel durch Herzog Albrecht
an Andreas von Flotow am 6. Januar 1366, ausgenommen »herschop vnde man-
schep, orsedenest vnde kerkleen gheystlik vnde werlik«, und endlich —
offenbar nach der im Uebrigen nicht urkundlich bezeugten Wiedereinlösung
aus der Hand des Andreas von Flotow — die Ueberweisung von Stadt und
Land Röbel durch Herzog Albrecht an seinen Bruder Johann, den ersten
Herzog der Linie Stargard, welcher die Huldigung der Stadt am 19. Oktober
1376 entgegennimmt.*) Seitdem sind Stadt und Land Röbel zunächst beim
Hause Mecklenburg- Stargard und dann beim Hause Mecklenburg- Schwerin
iiir immer verblieben. Ja, es kommt noch vor dem Aussterben des werleschen
Fürstenstammes so weit, dass, als die Fürsten Christoph und Balthasar von
Werle mit ihren Vettern, den mecklenburgischen Herzögen beider Linien, im
Jahre 1415 in Krieg gerathen und Fürst Christoph dabei gefangen genommen
wird, Land und Stadt Röbel mit dem Schlosse Wredenhagen am 8. März 14 16
ohne allen Vorbehalt erb- und eigenthümlich an die Herzöge Johann IV. und
Albrecht V. von Mecklenburg sowie Johann II. und Ulrich I. von Stargard
übergehen. Dennoch behält der Besitz den Charakter des Pfandbesitzes, wie
sowohl aus der am 20. Februar 141 8 urkundlich niedergelegten Aeusserung der
Fürsten von Werle »vnde wy edder vnse eruen scholen noch willen en edder
eren eruen desse vorscreuene stad vnde land Robele nummer afflozen« als
auch daraus hervorgeht:, dass die Fürsten Balthasar, Wilhelm und Christoph
von Wenden am 25. November desselben Jahres von der Stadt Röbel mit
Einwilligung der mecklenburgischen Herzöge eine Erbhuldigung entgegen-
nehmen und dafür ihre Privilegien bestätigen.*) Eine praktische Bedeutung
freilich hat dieses Verhältniss nie gewonnen, da sich die nach dem Aus-
sterben des werleschen Mannesstammes im Jahre 1436 noch übrig gebliebene
einzige werlesche Prinzessin Katharina im Jahre 1454 mit dem Herzog
Ulrich II. von Stargard vermählt und somit die Verbindung beider Lande
befestigt.^) Aber ohne Störungen des Besitzes geht es auch in Zukunft nicht
*) M. U.-B. 9007. 9009. 9010. 9054. 9055. 9056. 9057. 9175. Vgl. Rudioff, Hdb. II,
S. 464 und 640 ff. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 174. M. Jahrb. XIII, S. 188 — 196. Beyer,
M. Jahrb. XXXII, S. 124.
') Zu den Heerfahrten des Herzogs Albrecht über See in dieser Zeit (nach Dänemark und
Schweden) vgl. Rudioff, Hdb. II, S. 461—463.
•) M. U.-B. 9207. 9437. 9768. 10853. 10904. 10934.
*) Rudioff, Hdb. II, S. 564—568. 575—578. — Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 191/192. Dazu
noch nicht gedruckte Urkunden im Grossh. Archiv.
*) Wigger, M. Jahrb. L, S. 216. 260. Vgl. dazu Lisch, Geschl. Maltzan III, S. 115 (Ur-
kunde DVII).
472 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
ab, denn es braucht nur daran erinnert zu werden, dass, wie das Land
Röbel am 6. Januar 1366 an die von Flotow und am 10. August 1391
ebenso vorübergehend an die von Grambow verpfändet war,*) so noch im
XVIII. Jahrhundert das dazu gehörende Amt Wredenhagen mit Eldena, Flau
und Marnitz zu jenen vier Aemtern zählt, die in Folge der Wirren unter
Herzog Karl Leopold vierundfünfzig Jahre lang (von 1733 bis 1787) von
Preussen mit Beschlag belegt waren und nur mit äusserster Mühe von
Mecklenburg zurückerworben wurden.*)
Was sonst noch an Urkunden des XV. und XVI. Jahrhunderts auf-
zufinden gewesen, ist nicht von solchem Belang, dass es sich verlohnte, auf
den Inhalt ausführlicher einzugehen. Ein Blick in das »Ordelle Boeck der
Stat Rabelc mit allerlei stadtgeschichtlichen Nachrichten aus der Zeit von
1479 bis 1643, 2iuch über die grossen Stadtbiände von 15 10, 1525 und 1536
und den Brand des Pfarrhauses auf der Neustadt im November 1539, zeigt
das des Weiteren deutlich genug.") Genannt aber mag werden eine Bruder-
schafts-Ordnung vom Jahre 1402, die von Mantzel mit einem ganz unsinnigen
Titel und mit vielen Druck- und Lesefehlern veröffentlicht ist.*) Es ist die der
Bruderschaft S. Petri und Pauli, die ihren Platz in St. Nikolai, der »Pfarr-
kirche« ^) der Neustadt, hat, sich der Gunst des Frohstes dieser Kirche, des
Herrn Werner Babbetzin, erfreut und auch an dem Herrn Werner Morin in
»Olden Rabel« ein besonders angesehenes Mitglied besitzt.
Ferner mag gesagt werden, dass gegen zweihundert, grösstentheils in
Regesten vorhandene Urkunden aus dem XV. und XVI. Jahrhundert sich aus-
schliesslich auf die Verwaltung des kirchlichen Vermögens von St. Marien und
St. Nikolai sowie auf das der »gemeinen Bruderschaft« S. S. Petri et Pauli
beziehen. Es sind durchweg Schuldverschreibungen, aus denen nicht bloss
das Wachsen des Vermögens, sondern auch die vielfache geschäftliche Ver-
bindung der beiden Kirchen -Oekonomien mit den alten Vasallen familien auf
den benachbarten Rittergütern zu ersehen ist, wie z. B. von 1443 bis 1454
mit den Wulf auf Zierzow, von 1450 bis 1582 mit den in ältester Zeit auf
Ludorf und später überall bei und in Röbel reich begüterten Morin (Marin),
von 1450 bis 1543 mit den Knuth auf Priborn und Leizen, von 1466 an mit
den Grambow auf Lepzow (Marienfelde) und Wildkuhl, von 1467 bis 1567
tnit den Retzow auf Retzow, Rechlin und Leppin, von 1468 bis 1569 mit den
Ketelhodt auf Kambs, von 147 1 bis 1567 mit den Hahn auf Ahrensberg,
Melz und Solzow, von 1483 bis 1546 mit den Friberg (Freiberg) aufKarchow,
1483 mit den Below auf Loppin, von 1509 bis 1567 mit den Kerberg (Kerkberg)
1) Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 333/335. Geschl. Maltzan II, S. 524/525 (Urk. CCCCIV).
2) Vgl. V. .Schultz, M. Jahrb. LIX, S. 1—85.
«) Lisch, M. Jahrb. XXXII, S. 149—153.
*) Btltzowsche Ruhestunden XXlI, S. 16 ff. Der Titel lautet: »Einrichtung eines Frater-
klosters zu Neuen -Röbel von 1402. <
*) .\ls > Pfarrkirche < der Neustadt wird St. Nikolai auch in einem päpstlichen Erlass vom
10. December 1371 von Avignon aus bezeichnet: M. U.-B. 10263.
GESCHICHTE DER STADT KÖBEL. 473
ZU Krümmel und 1572 mit den Prignitz auf Finken. Von grösserer Bedeutung
fiir die Oekonomie von St. Marien sind im XV. und XVI. Jahrhundert: die
Schenkung von Holz jeder Art, Eichen, Eschen, Ellern, Birken, Buchen aus
dem Gute Zierzow durch die Wulf im Jahre 1443, so oft und soviel die
Kirche dessen benöthigt sei; eine Reihe von Erwerbungen an Grund und
Boden in Wackstow von 1454 bis 1500; die Verbesserung der Vikareien an
den Altären St. Catharinae und St. Philipp! et Jacobi 1454 durch die schon
genannten Wulf auf Zierzow und 1462 durch den Probst Hermann Latzeke;
ein am 2. März 1493 ertheilter vierzigtägiger Ablass zu Gunsten der St. Georgs-
Kapelle in der Altstadt Röbel; die Erwerbung des ganzen Hofes Lepzow
(jetzt Marienfelde) von den Grambow auf Wildkuhl in der Zeit von 15 12 bjs
15 16; die Schenkung eines (heute noch vorhandenen) goldenen Kelches liir
den Altar St. Antonii durch Laurentius Morin im Jahre 1533; und der Schuld-
brief des Henning Morin vom Jahre 1582 auf zweihundert Gulden, welche die
Vorsteher von St. Marien für gekauftes Silber gehoben und ihm angeliehen
haben, nachdem Herzog Ulrich vier Jahre vorher dazu die Erlaubniss ertheilt
hatte. Ebenso haben für die St. Nikolai -Pfarrkirche besondere Bedeutung:
die Stiftung zweier Vikareien im Jahre 1410 durch den Probst Werner Babzin;
die Ablösung der Dörfer Vipperow, Solzow und Zielow von der noch im
Jahre 1454 durch Herzog Heinrich d. ä. von Stargard in ihren Einnahmen
erheblich verbesserten Probstei im Jahre 1456;^) ein Beneficium der Herzöge
Heinrich d. ä. und Heinrich d. J. an die »Tideherren« oder Priester zu den
St. Marien-Zeiten im Jahre 1463; die demselben Zwecke dienenden Grambow-
schen Stiftungen von Einkünften aus Spitzkuhn, Vipperow und Nätebow in
der Zeit von 1464 bis 1468; und der Fundationsbrief des Gregorius Keller-
mann vom Jahre 1484 zu einem Altar in St. Nikolai, mit Einkünften aus
Karchow, Zielow, Karbow, Kambs, Ludorf und aus Röbel selber.
Endlich verdienen Erwähnung: die herzogliche Genehmigung zum Bau
einer Windmühle vor der Stadt im Jahre 1432 (es kann dies nur diejenige
sein, die vor der Neustadt liegt);*) die Vermehrung der Einkünfte der neu-
städtischen Probstei durch Herzog Heinrich d. ä. von der Stargarder Linie
am 7. September 1454 mit den später sogenannten Vipperowschen Pfarr-
hufen; die Verpfandung des Dorfes Minzow durch ebendenselben im Jahre
1460 an die Stadt Röbel; die Privilegienbestätigung von 1467 durch Herzog
Ulrich IL; die schon oben erwähnte Verlassung des Mühlenberges vor der
Altstadt, der den Dominikanern geschenkt worden war, am 11. November
1485 an die Stadt; die Privilegienbcstätigung des Herzogs Albrecht von 1526;
die Genehmigung zur Verlegung eines Jahrmarktes von Wredenhagen nach
Röbel im Jahre 1558 (am 13. August von Herzog Johann Albrecht und am
20. August von Herzog Ulrich ertheilt); die Privilegienbestätigung durch Herzog
^) Mantzel, Bütz. RuhesL XX III, S. 38/42.
^ 1550 ^^^""^ <i*c Hälfte des Berges dem herzoglichen Vogt zu Wredenhagen überwiesen.
Noch nicht gedruckte Urkunden im Stadt -Archiv zu Röbel.
474 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Johann vom 5. August 1588 und, als letzte dieser Art, die von Herzog
Friedrich Wilhelm am 18. Januar 1703.
Ueber den in der Zeit seines Nachfolgers in der Regierung, des Herzogs
Karl Leopold, bis über 1732 hinaus mit grosser Erbitterung geführten Streit
zwischen Neustadt und Altstadt wegen der von der letztgenannten mit vieler
Zähigkeit festgehaltenen Bürgerrechte ist oben S. 468, Anmkg. 6, bereits die
Rede gewesen.
Dass der Stadt ebensowenig wie allen anderen Städten Mecklenburgs
die bekannten Drangsale des XVII. und XVIII. Jahrhunderts erspart blieben,
kann man sich denken. Wie der dreissigjährige Krieg das Land ringsum
mitnahm, zeigt die mit Zahlen zu belegende furchtbare Entvölkerung der
Kirchspiele im Jahre 1649, auf die wir im Einzelnen zurückkommen werden.*)
1640 erlebt die Stadt ganz in ihrer Nähe — auf dem altstädtischen Felde
beim Schaus-See*) — ein Gefecht zwischen sieben Kompagnien schwedischen
Volkes und den Brandenburgern unter dem Oberst Goldacker, wobei zwei-
hundert Schweden auf dem Platze bleiben. 1670 giebt es einen grossen Brand
in der Neustadt, bei dem auch das alte Rathhaus verloren geht. Auch 1727
findet ein grosser Brand statt, und abermals 181 1: da brennen auf der Alt-
stadt dreiundvierzig Häuser nieder.^) Im Uebrigen hat die Stadt bis in unsere
Tage hinein, fern von allem Weltverkehr, in stiller Abgeschiedenheit verharrt
und erst in allerjüngster Zeit den Schienenstrang einer Sekundär-Eisenbahn an
ihre Mauern herangelassen.
Interessanter ist die Entwicklung der kirchlichen Verhältnisse. Die
beiden Plebane von Röbel, der von St. Marien in Alt-Röbel und der von
St. Nikolai in Neu -Röbel, sind zugleich Archidiakone ihrer Bischöfe, jener der
des Bischofs von Schwerin, dieser der des Bischofs von Havelberg. Das
erhellt schon aus den urkundlich bekannt gewordenen Verhältnissen der beiden
ersten Archidiakone oder Pröbste, die oft als Zeugen bei geistlichen und welt-
lichen Akten genannt werden, des Johann von Gneve an St. Marien (1284
bis 1308) und des Johann Storm (1284 — 1318).*) So bleibt es denn auch unent-
wegt bis zur Reformation im XVI. Jahrhundert, wie es die beiden General-
Protokolle von 1534 und 1541 geradezu aussprechen: »De prawestye mit der
kercken vp der Oldenstadt is der furstenn lehen, besitter her Johannes Jaster,
vorlennt dorch beide furstenn anno xxx (1530).« Aehnlich lautet es bei der
Kirche auf der Neustadt, wo im Jahre 1534 Herr Heinrich Matthäi als Probst
und Kirchherr genannt wird, eingesetzt durch beide Fürsten im Jahre 15 12.
Ferner geht aus einer Mittheilung im Visitationsprotokoll von 1534 hervor,
^) Groth, M. Jahrb. VI, S. 140/141.
*) Der Schaus-See existiert nicht mehr. Man findet ihn noch auf der Schmettau'schen
Karte in der Mitte zwischen der Altstadt Röbel und dem Dorfe (iotthun.
') Klüver, Beschr. Mecklenburgs II, S. 242. Raabe-Quade, M. Vaterlandsk. I, S. 523.
*) Unter den vielen Urkunden, die sich hierauf beziehen, sind besonders 2997 und 5598
für das Doppelverhältniss beider geistlicher Herren 7ai vergleichen. Vgl. auch Lisch, M, Jahrb.
XIII, S. 427.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 475
dass der Schweriner Archidiakon über sechs Kirchen, der Havelberger aber
über dreiunddreissig Kirchen den Bann oder das jus synodale hat: »Item
noch heffl de pravest (in der olden stath) auer VI parkerken buten Robell dat
geistlyke rychte van olders her« und »Item noch hefft ock dysse prauest (yn
der nygen stath) jurisdictionem synodalem auer XXXIII parkerken vnder em
belegen.«^) Da nun in einer vom Bischof von Havelberg am 19. Februar 1298
ausgestellten Urkunde ausser dem Pleban von Melz auch die Plebane von
Dambeck und Leizen als Zeugen aufgeführt werden, so dürfen wir mit Fug
und Recht annehmen, dass die Grenze zwischen den Diöcesen Schwerin und
Havelberg, soweit sie im Lande Röbel in Betracht kommt, in östlicher
Richtung vpn Burg und Dorf Stuer (Schwerinschen Stiftes) auf die Mitte von
Alt- und Neu -Röbel zulief und dabei das damals zur Parochie Dambeck ge-
hörende Dorf Minzow auf der Havel bergschen Seite liegen Hess.*) Somit
wären die dreiunddreissig ^) Kirchen des Havelbergers von dort nach Süden
hin zu suchen, die sechs Schweriner aber (mit Einschluss des östlich übers
Wasser weg gelegenen Dorfes Gneve)*) nordwärts von dieser Grenze.
Bezüglich der übrigen Archidiakone oder Pröbste in Röbel verweisen
wir auf die Personen - Register des Urkundenbuches. Es können hier nicht
alle Namen aufgezählt werden. Wohl aber wollen wir die Namen der-
jenigen vorreformatorischen Pröbste oder Archidiakone hierhersetzen, die uns
im Röbeler Urkundenschatz des XV. und XVI. Jahrhunderts, so weit er uns
bekannt geworden ist, entgegengetreten sind. Auf der Neustadt sind es:
Werner Babzin (Babbetzin) in Urkunden von 1389 bis 141 2; Otto Retzow,
urkundlich bezeugt von 1454 bis 1484, und Hinricus Matthäi in Urkunden
von 15 12 bis 1534. Ebenso auf der Altstadt Johannes Morin (f 1412), Her-
mann Lotzeke in der Zeit von 1454 bis 1462, und Johannes Jaster von 1530
bis 1534.
Ferner mag angeführt werden, was Lisch über die letzten Zeiten des
Dominikanerklosters zusammengetragen hat: »Das Dominikanerkloster zu Röbel
lag in der Neustadt an der Stadtmauer und »des Klosters Balken waren
in die Stadtmauer gefasst.« Es bestand aus dem »Mönchhofe« mit Kirche,
Kirchhof, Kloster und Baumgarten; vor dem Kloster hatte es eine »Stätte«,
drei Buden, an der Ecke der Mühlenstrasse eine Bude und ausserdem in
der Stadt noch drei Buden (von denen fünf Buden im Jahre 1620 ab-
brannten), einen Teich (Mönchteich) und mehrere Ländereien und Holzungen
in der Gegend der Stadt. Wann das Kloster säkularisiert worden, ist
ungewiss, wahrscheinlich zwischen 1530 — 40. Als im Jahre 1558 (nach
Latomus in Westph. Mon. ined. IV, 234) der letzte Prior Thomas Lamberti
*) Lisch, M. Jahrb. VIII, S. 117.
*) M. U.-B. 2486. Vgl. auch Lisch, M. Jahrb. XIX, S. 403; er zieht die Grenze im
Allgemeinen ebenso, spricht sich aber über die Dörfer Minzow, Leizen und Dambeck nicht
weiter aus.
') Nicht dreiundzwanzig, wie es versehentlich im M. Jahrb. XIII, S. 427, hei-^st.
*) Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 121.
476 AMTSGKRICHTSBEZIRK KÖBEL.
gestorben war, ward das Kloster allmählich abgebrochen und die Steine
wurden nach Wredenhagen zum Bau gefahren. Im Jahre 1568 stand (nach
Archiv -Akten) das Kloster wüste, es wurden Steine davon verschenkt und
verkauft; 1577 grenzte noch eine Scheuer an den Chor der Kirche, 1602
lag auf dem Platze, wo die Kirche gestanden hatte, noch Steingrus. In
dieser Zeit werden die Chorstühle in die neustädter Kirche geschafifl worden
sein. Von Leichensteinen und anderen Alterthümern, da das Kloster auch
ein fürstlich -werlesches Begräbniss war, ist wohl manches untergegangen; die
Urkunden fehlen ganz. Am 17. Mai 1587 schenkte der Herzog Karl seinem
Hofprediger Mag. Johannes Andreae zu Mirow aus Dank für seine gute
Amtsführung »eine wüste Stätte auf dem Mönchhofe, wo zuvor das Kloster
gestanden hatte,« zum erblichen Eigenthum. Am 15. April 1589 verkaufte
Mag. Andreae das Haus, welches er auf dem Mönchhofe zu Röbel ge-
bauet hatte, nebst der dazu gehörigen Stätte an den Amtmann Joachim
Schröder zu Mirow, und am 24. Februar 1605 verkauften J. Schröder's Erben,
zu Röbel wohnhaft, »die wüste Klosterstätte zu Röbel, so weit das ganze
Gebäu des Mönchklosters in seiner Circumferenz begriffen gewesen und ge-
standen, mit aller Gerechtigkeit, ausgenommen den Theil, den der Zimmer-
mann Berend bewohnte,« an Joachim von Below auf Hinrichsberg. Die
von Below baueten hier einen Hof und besassen denselben mit alter klöster-
licher Freiheit. Gegen die Mitte des XVII. Jahrhunderts war Hieronymus
Gerlach Sandprobst des Klosters Dobbertin geworden; im dreissigjährigen
Kriege war des Klosters Kornhaus ganz »heruntergerissen« und Below's
Mönchhof »sehr ruinirt«. Weil nun die Below den Hof nicht benutzen konnten
und Gerlach gerne seinen Verpflichtungen nachkommen wollte, so verkaufte
am 16. April 1651 Ike von Below seinen »in Röbel belegenen Klosterhof
mit dem Hause, mit Kirchstühlen und Begräbniss in der Altstadt und Neu-
stadt, mit allen Freiheiten und Gerechtigkeiten, als eine unstreitige fürstliche
Freiheit und Gerechtigkeit« an Hieronymus Gerlach zu einem Erbkaufe. So
kam der Hof in bürgerlichen Besitz, wenn auch noch lange über die Frei-
heiten desselben gestritten ward. Im Jahre 1702 besass den Hof noch Ger-
lach's Sohn, der Burgemeister Hieronymus Christoff Gerlach, und die von Below
machten einen vergeblichen Versuch, den Hof zu reluieren.« ^)
Als erster Prädikant im Sinne der neuen Lehre wirkt auf der Neustadt
der von Herzog Heinrich berufene Nikolaus Francke. Er wird 1539 in Ver-
bindung mit einem Brande seines Hauses in dem »Ordelle Boeck der Stat
Rabel« genannt. Aber schon 1541 finden wir nach Ausweis des Visitations-
protokolles auf der Neustädter Probstei und Pfarre Ern Joachim Kunicke und
neben ihm auf der Altstädter Probstei und Pfarre Ern Joachim Priepert (Pripert,
Prieperde). Beide werden als fromme und gelehrte Leute gerühmt.
*) Einen Zusatz über die letzten Schicksale des letzten Dominikaner - Priors Thomas Lam-
pertus findet man bei Lisch, M. Jahrb. XXXII, S' 153. — Die Angabe eines Franziskanerklosters
in Kübel im Ortsregister des XX. Bandes beruht auf einem Irrthum; ein solches hat es in Röbel
niemals gegeben.
GESCHICHTE DER STADT RÖBEL. 477
Bleiben wir nun zunächst bei der Altstadt. Priepert stirbt 1557.^)
Neben ihm wirkt als Diakonus seit 1551 Jakob Berg (Montanus), der als
solcher auch unter dem auf Priepert folgenden Probst Laurentius Regedantz
weiter wirkt und als zweiten Diakon einen Joachim Gabler zur Seite hat
(s. Kelch in St. Marien), dann aber selber Probst wird und bis 1592 lebt.*)
Auf Berg folgt an erster Stelle Augustin Raderecht von 1593 bis 1631.
Als Diakonus neben Berg und Raderecht wirkt über vierzig Jahre lang Johann
Möller, nämlich von 1568 bis 1610. Zugleich mit ihm wird in der Zeit von
1568 bis 1573 2i's Prädikant der Vikar oder Diakonus Paul Drewes genannt, der
für die Altstadt wie auch für die Neustadt mitgewirkt zu haben scheint. An
derselben zweiten Stelle, die Möller bis zu seinem Tode im Oktober 1610
innehat, finden wir nachher von 161 2 an Ernst Schwichtenberg (gestorben
8. Februar 1622) und darauf Daniel von Ankum, der nach Berg's Tode 163 1
in die erste Stelle einrückt, 1638 von der Pest weggerafft wird und von 1632
an als Diakon neben sich den Heinrich Burmeister hat, der im August 1638,
nach Ankum's Tode, in die erste Stelle einrückt, aber schon vor dem Monat
Oktober desselben Jahres ebenfalls von der Pest ereilt wird. Er scheint auch
in der Neustadt als Diakon gedient zu haben (s. u.). Man sieht an diesen
redenden Thatsachen die Noth der Zeit und das Elend des dreissigjährigen
Krieges auch in der Stadt. 1639 wird M. Joachim Hase (Hasenius) aus
Wesenberg berufen, er stirbt 1669. Neben ihm wirkt als Diakon für die
Neustadt wie für die Altstadt Joh. Hagemann seit dem i. August 1657.
Hagemann rückt nach Hase's Tode 1669 in die erste Stelle auf, neben
ihm wirkt als Diakon Joh. Brallius, der als solcher in Aktenstücken von 1671
vorkommt und am 23. März 168 1 stirbt. Der Nachfolger von Brallius ist
Christian Albert Hink (Hincke) seit dem 8. Oktober 1682. Nach Hagemann's
Tode (11. Mai 1685) wird Hink erster Pastor der Altstadt; seit 1705 Prä-
positus, stirbt er, 84 Jahre alt, am 7. Juni 1740. Da von 1685 kein Diakon
neben ihm genannt wird, so mag der im November 1686 berufene und am
16. December 171 7 verstorbene Diakon der Neustadt, Christian Pristafif, auch
als Diakon der Altstadt fungiert haben. Von 17 19 an aber finden wir wieder
einen Diakon der Altstadt neben Hink, es ist Joh. Christoph Schertling, der
den alten Hink um zwei Jahre überlebt und somit ganz kurze Zeit sein Nach-
folger ist, nämlich bis zum 24. December 1742. Es folgt der Sohn Dietrich
Christian Schertling, vom 10. März 1743 bis zum 14. Februar 1754. Ein be-
sonderer Diakon der Altstadt wird nicht neben ihm genannt, ebenso nicht
neben seinen Nachfolgern: Joh. Ehrenfried Schröder (vom August 1754 bis
*) Nicht 1551, auch nicht 1568, wie sonst angegeben wird.
*) Die Deutung des korrumpierten Namens REG[)ANTVP (vgl. den hier angezogenen
Kelch in St. Marien) auf Regedantz gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass das Inventar
von 181 1 ein längst verschwundenes Epitaphium mit langer Inschrift beschreibt, in welchem die
Gattin des Jakob Berg, der unter dem Probst Laurentius R. als Diakonus diente, den Namen
Kunigunde Regedantz führt. Jakob Berg wird somit der Schwiegersohn seines Frohstes ge-
wesen sein.
478 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
ZU seinem Tode am 9. März 1772), Joh. Jakob Becker (introduciert 22. August
1773 "^^ gestorben 6. Juni 1777) und Johann Heinrich Behrens (von 1778
an, Präpositus seit 1804 und gestorben am 23. Juli 1813). Vgl. Walter a. a. O.
Jetzt zur Neustadt zurück. Nach Joachim Kunicke wird 1549 Ernst
Rothmann als Prädikant genannt, der später Probst und Hofprediger des
Herzogs Johann Albrecht wird. Nach ihm nimmt Bartholomaeus Sperling die
Stelle des Probstes ein, wir finden ihn in den Kirchenakten von 1562 an und
über 1581 hinaus. Neben ihm an zweiter Stelle wirken Jürgen Buchholz
(nachzuweisen zwischen 1568 und 1577) sowie Thomas Schmidt (Faber, Fa-
britius), der 1579 bereits da ist, aber schon vor dem Advent von 1586 stirbt.
Als Probst von St. Nikolai wirkt darauf Samuel Häseke (nachzuweisen von
1589 an, gestorben vor 1604). Um 1604 beruft Herzog Karl den Matthäus
Kuno, der im Jahre 161 7 stirbt. Neben ihm wird Mauritius Sadler (Sadeler)
genannt, der aber schon am 5. März 1615 stirbt. Mit der schon im selben
Jahre erfolgenden Berufung des Sohnes Andreas Sadeler (•{• 161 8) hat der
Rath der Stadt kein Glück, da der Herzog Adolf Friedrich diesen Eingriff
in sein Patronatsrecht Anfangs zurückweist und den M. Georg Kienast (Kenast)
161 7 einsetzt, der ebenso wie seine Amtsbrüder auf der Altstadt entweder
1637 oder 1638 vom Tode hingerafft wird. Neben Kienast werden als
Diakoni genannt Laurentius Dinte (berufen 1620, schon gestorben 1621),
Christian Leomann (162 1, 1636 noch im Amt) und ein Amsel, der 1630 ge-
storben sein soll.*) Von 1638 an aber hat die Neustadt wieder ihren eigenen
Diakon in Joach. Baumann, der 1656, als wieder geordnetere Verhältnisse ein-
treten, erster Pastor wird und im Juni 1671 stirbt. Neben ihm von 1656 an,
als Diakon für Alt- und Neustadt, der obengenannte Hagemann. Baumann's
Nachfolger ist Friedr. Neander (seit 1672, aber schon todt im März 1673). Als
Hauptpastoren folgen Friedrich Dörk (Dörkes, vom Oktober 1674 an, ge-
storben 24. Februar 1704, Präpositus seit 1688) und Joh. Christian Siggelkow
(vom Januar 1705 an bis zu seinem Tode am 11. April 1747). Als Diakoni
wirken neben beiden Christian Pristaff (1686 — 17 17, s. o.), Gottfried Krück
(1719 — 1732) und vom December 1732 an Joh. Joachim Duncker, der 1748
Präpositus wird und am 19. December 1757 stirbt. Ihm folgt an erster Stelle
mit dem Namen des Grossvaters (s. Altstadt) Joh. Christoph Schertling, der,
am 26. März 1747 introduciert, 1759 Präpositus wird, 1797 sein Jubiläum feiert
und am 15. Mai 1804 aus dem Leben scheidet. Als Diakoni wirken neben
ihm Otto Heinr. Möhring (1759 — 1789), Ad. Gottlieb Susemihl (1789 — 1797,
später in Kreien) und Gottlieb Theod. Zehlicke, der 1813 Präpositus wird und
am 6. September 1834 stirbt. S. Walter a. a. O.
^) Wir finden den Namen des Amsel bei Schröder, Kirchengesch. M.'s I, S. 424, und darauf
auch im Cleemann'schen Syllabus Gustroviensium, sind ihm aber in den uns zugänglichen Akten
nirgends begegnet.
Blick auf die Marienkirche zu Kähel (von der Wusserseite her).
St. Marien auf der Altstadt
IlManbeschreibung. Die Kirche ist ein Hallenbau von Backstein mit drei Beschrei-
*** gleich hohen Schiffen und mit einem platt abschliessenden einschiffigen b'^'^S des
Chor. Während dieser noch ganz den Eindruck eines Baues aus der ersten Baues.
Hälfte des XIII. Jahrhunderts macht, sieht man dem Langhause sehr bald die
Umgestaltung in späterer Zeit an, ja die Netz- und Sternwölbung kann sogar
recht gut dem XV. Jahrhundert angehören, doch fehlt es darüber an Doku-
menten. Der Thurm aber in seiner jetzigen neugothischen Gestalt ist von
dem Baurath Krüger in der Zeit von 1849 ^'^ S' ausgeführt. Der alte Thurm
ermangelte der Spitze, wie dies auf einer Abbildung bei Lisch, Mecklenburg
in Bildern IV, S. 49 ff. zu sehen ist. Er war mit einem Satteldach versehen.
Im Gemeindehause fehlen alte Kapitelle ganz und gar, dagegen finden sich
solche im Chor. Hier entsprechen sie als runde Wulste den Bündel-Rund-
stäben unter den Schildbögen und den Diagonalrippen der Kreuzgewölbe. Das
Langhaus ist mit sechs Gewölben eingedeckt. Es sollte deren ursprünglich
neun haben, es sind jedoch nur die dem Chor zugewandten ersten sechs aus-
geführt, die drei westlichen hat man sich gespart. Der so gebildete ungewölbte
Raum ist durch eine Wand von der übrigen Kirche geschieden und dient
jetzt als Vorhalle. Die älteren noch an die Backofenform erinnernden Kreuz-
gewölbe des Chors zeigen Rippen, die aus der Form des Rundstabes gebildet
sind, die des Langhauses dagegen verrathen mit ihren birnförmig profilierten
Rippen die spätere Gothik. Doch haben die unter ihnen stehenden Pfeiler
ihren frühgothischen Charakter bewahrt, nur sind sie, wahrscheinlich bei Ein-
48o
AMT.SUKRICinsUli/.lkK RÖliEI..
Setzung der Gewölbe, ihrer Kapitelle verlustig gegangen, die sie einst gehabt
haben werden. Die Fenster der Kirche sind sämmtlich Schlitzfenster mit leise
gespitztem BogenschUtss ans der Zeit des üeberganges vom romanischen zimi
golhischen Stil. Auch sonst hat die Kirche in ihrem Aeusseren sich den
Röbel (nach Zeichnung von KrUgcr).
spätromanischen Charakter erhalten, ' wie Sockel, Lisenen, Reste von Rund-
bogen-Friesen und die schönen frühgothischen Portale auf der Nord- und
Südseite beweisen. Auf der Nordseite des Chors liegt die Sakristei, die mit
einem Kuppelgewölbe geschlossen ist.
Üb die Kirche auf einem heidnischen Burgwall oder gar auf einer heid-
nischen Tempelstätte erbaut sei, können wir dahingestellt sein lassen: Lisch,
M. Jahrb. VIII, S. 1 14. XIII, S. 4*5- Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 119.
s der Marienkirche /u Köbel. Blick auf den Allar,
ST. MARIEN ZU KÜBEL. 48I
482 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Wand- Wandmalereien. Als bei der Restaurierung der Kirche im Jahre 1850
maiereien. auch die Dekorierung der Wände und Gewölbe in Ueberlegung gezogen und
zu diesem Zweck der Kalkputz aus dem Jahre 1701 entfernt wurde» fanden
sich alte Wandmalereien von höchstem Interesse. Doch glaubte man damals,
auf ihre Wiederherstellung verzichten zu sollen, und begnügte sich deshalb
mit der Anfertigung von Kopien durch den Hofmaler C. Schumacher. Die
Malereien selber wurden daher wieder zugedeckt.^) Von diesen Kopien, die
im Grossh. Museum aufbewahrt werden, hat Lisch die wichtigsten in der
Zeitschrift für Bauwesen, 1852, August, veröffentlicht und mit einem Text
begleitet, den wir hier sammt den Zeichnungen wörtlich wiedergeben:
»Das Schiff hat vor der Uebertünchung mit Kalk im Rohbau gestanden.
Der Chor ist dagegen ganz bemalt. Um diese Malereien gut aufnehmen zu
können, ward der Chor zur Zeit der Erbauung mit einem ganz dünnen, festen,
glatten Kalkputze bedeckt. Es ist gewiss irrig, wenn man glaubt, dass die
alten Ziegelkirchen immer ganz im Rohbau und gefugt gestanden hätten;
vielmehr ist überall, wo Malereien angebracht werden sollten, der Grund fest-
geputzt. Es sind schon Seitenkapellen entdeckt, welche ganz geputzt und
bemalt sind. Die Malerei des Chores ist folgendermassen konstruiert. Auf
dem Fussboden stehen ringsumher niedrige Rundbogen -Arkaden *) welche in
den Putz leicht eingerissen und gemalt sind. Diese Arkaden stehen auf
kurzen, mit einer dünnen Platte bedeckten Pilastem, auf denen Halbkreis-
bogen ruhen, welche aus abwechselnd rothen und blauen Quadern gemalt
sind. Die Flächen unter diesen Arkaden sind nicht gemalt, sondern zeigen
den ungefärbten, gelblichgrauen, festen Putz. Darüber sind die Wände bis
zu den Gewölben ganz roth gemalt und gross quadriert, so dass Steine, von
grösserem Format als Ziegel, nachgeahmt werden; diese übrigens einfache,
jedoch sehr hübsche Malerei ist also ganz dekorativ. Das Roth ist äusserst
schön und milde, und fast mehr orange als roth. Die beste Ansicht giebt
die am vollständigsten dekorierte und erhaltene westlichste Hälfte der Süd-
wand. Die Quadrierung ist durch Linien hervorgebracht, welche bald weiss
sind, bald mehr ins Bläuliche, bald ins Graue spielen. Die Fensterlaibungen
sind weiss. Die Wulste, welche die Fenster einfassen, sind rein dunkelziegel-
roth; in der Wölbung der Fenster sind diese rothen Wulste mit wechselnden
halben Scheiben aus blauen und weissen koncentrischen Kreisen verziert: eine
Verzierung, welche an eine sehr frühe Zeit erinnert. Mit eben solchen halben
Scheiben sind die dunkelziegelrothen Gewölberippen oder Wulste, welche die
Seitenwände von den Gewölben scheiden, verziert. Um aber die rothen
Wandflächen etwas zu brechen, sind die Fenster mit breiten, weissen Pilastem
auf den Wandflächen eingefasst; die Pilaster haben fein in Grau gezeich-
nete, jedoch schon sehr verwischte Kapitale, welche weisse Bogen über den
Fensterwölbungen tragen. Die schmalen Wandflächen oder Pfeiler zwischen
je zwei also gekuppelten Fenstern werden von diesen Pilastem gerade gefüllt,
und sind mit bläulichen, senkrechten, wellenförmigen Parallelbändern ge-
schmückt. Eben so sind die Konsole, welche den Gurtbogen zwischen beiden
Gewölben tragen, mit schuppen form igen Verzierungen bedeckt, an der Süd-
wand in Blau, an der Nordwand in Roth. Neben den Fenstern stehen auf
weissen Scheiben die in Hochroth schön ausgemalten bischöflichen Weihkreuze
») M. Jahrb. XVI, S. 290/91. XVII, S. 376—385.
*) Aehnliche Arkaden und Wandmalereien sind zu derselben Zeit in der auch im Ueber-
gangs- Stile erbaueten Kirche 7.11 Methler bei Dortmund entdeckt. Vgl. Deutsches Kunstblatt 1851,
No. 39, .S. 308.
Hauptansichl des Chors.
ST. MARIEN ZU ALT-RÖBEL.
6:
ii
Verzierung des ßsilichen (inrUrayens.
WANDMALEREIEN IN ST. MARIEN ZU RÖBEI,. 483
Oestliche.o üe^üllie Oestliches Gewölbe
des Chors, nördliche des Chors, südliche
Kappe. Kappe-
Rundbild im Schlus! des östlichen Chorgewölbes.
484 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
mit rothen und blauen Blatt Verzierungen. Die (jewölberippen sind mit
mehreren Bändern, abwechselnd in Blau und Gelb, Roth und Weiss, Blau
und Roth, auch Roth mit halben Scheiben in Blau und Weiss bemalt. Die
Gewölbekappen sind weiss geputzt, tragen aber auf dem weissen Grunde
einen reichen Schmuck in Malereien von Arabesken und Figuren. Die Ara-
besken sind noch sehr natürlich gehalten. Unmittelbar an deo Gewölberippen
liegen nach oben sich verjüngende Baum-Aeste, von denen Zweige auslaufen,
welche sich in Ranken und Blättern verlieren. Wo dieses Gezweige zu voll
werden wurde, sind Aeste als abgehauen dargestellt. In dem östlichen Ge-
wölbe sind alle Arabesken nur gelb; in dem westlichen Gewölbe sind sie
abwechselnd roth und blau. Das westliche Gewölbe hat einen Schlussstein.
Das östliche Gewölbe hat statt dessen, wie viele Kirchen in der Mitte des
Landes um die Stadt Güstrow aus derselben Bau -Periode, eine mit einem
Wulst umfasste Scheibe, welche hier zu einem Medaillon benutzt ist. Der
westliche Gurtbogen zwischen Chor und Schiff, der arcus triumphalis, unter
welchem das grosse, aus Holz geschnitzte Krucifix mit Maria und Johannes
Aus des östiichen Gewölbekappe des westlichen ('horgewülbes.
Steht, ist schlechtweg roth quadriert. Der östliche Gurtbogen zwischen dem
ersten und zweiten Chorgewöibe ist aber sehr reich und eigenthümlicb be-
malt. Auf gelbem Grunde stehen neun Medaillons, welche in grauem, gell>em,
blauem oder rothem Grunde eben so viele Brustbilder weltlicher, wie es
scheint fürstlicher Personen tragen. Leider lassen sich die Personen wohl
nicht ermitteln; wahrscheinhch sind sie aber ans der Familie der (unten zu
nennenden) im Jabre 1283 verwittweten Fürstin Sophie von Werle. Zwischen
je zwei Medaillons stehen auf dem gelben Grunde des Gurthogens schöne
Blätter -Arabesken in Rothbraun, mit weissen Rippen, und begleitenden Blätter-
formen in Blau und Weiss. Die Seitenflächen des Gurthogens sind gelb und
weiss (}uadriert. Eine höchst wichtige Verzierung steht über dem westlichen
Fensterpaare der Südwand, der jetzt zugemauerten Rund bogen pforte des
Chores gegenüber, nämlich ein grosses Wappen der I-'ürsten von Werle, im
gelben Schilde ein schwarzer Stierkopf, ganz in den Formen, wie es die
Siegel aus der zweiten Hälfte des XIII. Jahrhunderts zeigen.«
"Die Malereien an den Gewölben sind ebenso merkwürdig für die
höhere Kunstgeschichte, als die Dekoration der Wände von Einfluss auf die
Verzierung der Ziegelkirchen sein mag; diese Gemälde tragen den unver-
WANDMALEkEIEN IN ST. MARIEN ZU RÖBEL.
485
kennbaren Charakter des XIII. Jahrhunderts, sowohl in dem Geiste der Kom-
position, als in den Konturen der Ausfdhning.i
• Oestliches Chorgewölbe (über dem Altare). Die Arabesken dieses
Gewölbes sind ganz, und nur gelb; die Farben der Figuren sind blau, roth,
gelb; das Gelb ist vorherrschend. Auch die Heiligenscheine sind in Gelb
oderRoth. i.Oest-
liche Gewölbe-
kappe. Die Kreuzi-
gung Christi. In — 5^,^
der Mitte Christus '-> ^|
an einem T-fÖrmi- ■^'-~ -^.y ( ■
gen Kreuze hän- f'_
gend. mit einem ^ ":.
anliegenden ~*
Schurze von den
Rippen bis gegen
die Kniee beklei-
det, mit einer ro-
then Scheibe um
das Haupt, welches
den Querbalken di
ü der südlichen Gew8Ibeknppe des westlichen Chorgewölbes.
Kreuzes Überragt. Unter dem Kreuze sind zwei kleine
Figuren ohne Heiligenschein, entweder die Donatoren, oder Maria Magdalena
und Joseph von Arimathia. Ueber dem Kreuze schweben unter einer an die
Schlussscheibe gelehnten Wolke Kngel, von denen jedoch niclit viel mehr zu
erkennen ist. An
jeder Seite dieser
Kreuzigungs- Dar-
-stellung steht eine
Figur, welche fast
noch ein Mal so
gross ist, als die
Figuren der Kreuzi-
gungs-Gruppe:
rechts vom Kreuze
Maria, links Johan-
nes Ev. — 2. Nörd-
liche Gewölbe-
kappe. Eine weib-
liche Heilige, die
heil. Katharina (?),
deren Verehrung
im Mittelalter an
einem Neben-
Altare der Kirche
vorkommt. — 3.
Südliche Gewölbe-
kappe. Ein anbetender männlicher Heiliger, wahrscheinlich der Apostel An-
dreas. — 4. Westliche Gewölbekappe. Ein anbetender kleiner, geflügelter
Engel, mit Über die Brust zusammengelegten Armen und gekreuzten Beinen.
— Das Medaillon auf der SchUissscheibe enthält das Brustbild des segnenden
Christus in Wolken, ■.
^Westliches Chorgewölbe. Die weniger reichen .\rabesken haben
rothe oder blaue Zweige und Blätter. Auch in den Figuren sind Roth »nd
Aus der westlichen
(iewölbekappe des
östlichen Chorgewölbes.
Aus der nördlichen
Gewölbekappe des westlichen
Choi^ewÖlbes.
486 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Blau vorherrschend. 5. Oestliche Gewölbekappe.. Der heilige Georg, den
Lindwurm tödtend. — 6. Nördliche Gewölbekappe. Ein männlicher Heiliger
in Ritterrüstung, mit einem Schwerte in der Hand: der heilige Heinrich oder
der heilige Alexander? — 7. Südliche Gewölbekappe. Simson, den Ijöwea
zerreissend, — 8. Westliche Gewölbekappe, zunächst am Schiffe. Das Thier
der Apokalypse mit zwei Hörnern (Apokal. Xtll, 11).«
»Nicht minder interessant ist eine alte Malerei auf der der Stadt zu-
gekehrten südlichen Aussenwand des Chores, eine Verzierung, welche ohne
Zweifel aus der Zeit der Erbauung der Kirche statnmt, jedoch im Jahre 1850
so verfallen war, dass sie nicht mehr erhalten werden konnte. Unter den
Spätgothi.sches l'riptychon.
Fenstern steht ein Gurtgesims, welches geputzt ist und auf hübschen, kleinen
Ziegelkonsolen ruhet, welche alle verschieden sind. Dieses Gesims hatte auf
bläulichem Grunde ein gemaltes vielfarbiges Zickzackband, welches eine Slrom-
schicht von Ziegeln darstellt.«
s.Alle diese Malereien stammen ohne Zweifel aus dem XIII. Jahrhundert.
Der ernste, tiefe Stil der Malerei, die hohe, schlanke Gestalt der Figuren,
die Einfachheit in den Konturen und Farben, die Rundbogen • Arkaden, die
bischöflichen Weihekreuze, ohne Zweifel die Weihkreuze aus der ersten
Weihung der Kirche u. a. m., reden für eine sehr frühe Zeit, die Zeit der
Erbauung des Chores 1220 — 1230. - — Dagegen spricht das werlesche
Wappen, welches in jener frühen Zeit noch gar nicht so ausgebildet war, für
die zweite Hälfte des XIII. Jahrhunderts, als die Fürstin Sophie hier einen
ungewöhnlich grossen geistlichen Hofstaat um ^ich versammelte und eine
zahlreiche Familie hatte, welche in den Porträts dargestellt zu sein scheint.
Dies würde zu der Zeit stimmen, in welcher das Schiff der Kirche neu
gebaut ward. — Für die erste Zeit der Erbauung der Stadt und der Kirche
ST. MARIEN ZU RÖBEL. 487
ist die Malerei an einem kleinen, entlegenen Orte auch viel zu kunstreich,
da sie schon einen hohen Bildungsgang in mehreren Gewerben vorausset^it,
den Röbel um 1330 noch nicht hatte. Auch scheint die Malerei nicht mit
einem Male fertig geworden zu sein. Die Malerei an dem eigenthümlich
konstruierten Gewölbe über dem Altare, welche sich mehr in sanftem Farben
(vorherrschend gelb) und in einem reinem, edlem Stile hält, scheint älter zu
sein, als die Malerei des westlichen Gewölbes, welche mehr in hartem Farben
(roth und blau) gehalten ist, und mehr zu der Dekoration der Wände stimmt,
welche das werlesche Wappen aus der zweiten Hälfte des XUI. Jahrhunderts
tragen. Das werlesche Fürstenhaus, welches im Jahre 1436 ausstarb, war in
Röbel nur in der zweiten Hälfte des XUI. Jahrhimderts blühend. So viel
ist gewiss, dass die IJemalung des Cliores in der Zeit -zwischen 1230 und
Die Erschaffung der Eva. (S. S. 488.) Der SUndenfall.
i»6o angefangen und sicher noch im XIII, Jahrhundert vollendet ist. Uass
die Malerei vor der Mitte des XIV, Jahrhunderts vollendet sei, beweisen einige
jetzt nicht mehr klar zii erkennende alte Wappen und Inschriften, welche
auf die erste Malerei aufgetragen waren.«
Als Altaraafsatz ein grosses Oelgemälde mit der Darstellung des hl, Altar-
Abendmahls, das 1852 vom Hofmaler Q. Lenthe ■ Schwerin ausgeführt ist. aufsatz.
Der ehemalige Altarschrein, ein spätgothisches Triptychon mit Werken Triptychon
der Plastik und Malerei des XIV. Jahrhunderts, aber von geringer Bedeutung,
steht zur Zeit in der Sakristei der Kirche. Eine eingehende Beschreibung findet
sich bei Lisch, M, Jahrb. XXI, S. 289, auf die wir hier ebenso verweisen wie
auf die beigegebene Abbildung.
Der alte Altar zeigt in der Mitte die hl. Maria, mit dem Kinde auf dem
Arm und auf dem Halbmond stehend, und daneben zwei Figuren von
kleineren Diiuensioiien, aber anscheinend nicht von derselben Schnitzerhand.
488
AMTSCERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Triumph-
bogen -
Die eine mag den hl. Johannes Baptista darstellen sollen; die andere aber,
eine besser gearbeitete weibliche Heilige, muss zweifelhaft bleiben. In den
Flügeln oben links der hl. Georg und die hl. Barbara, oben rechts die hl.
Katharina und der hl. Jakobus major; unten links der hl. Justus und die hl.
Apollonia (so nach den Unterschriften, die aber in spaterer Zeit erneuert sind),
unten rechts die hl. Gertrud und der hl. Nikolaus. Hezüglich der eigenthüm-
liehen Zusätze aus anderen Altären, womit dieser kleine Altar umkleidet und
tu einem grösseren gemacht war, verweisen wir auf die Beschreibung bei
Lisch, in welcher auch die Gemäldetafeln ausfiihrlich zur Geltung kommen.
Von den plastischen .^__
Werken, die diesem
Altar hinzugefügt
waren, sind ein-
zelne schon zu
Lisch's Zeit ins
Grossherzogliche
Museum gekom-
men, unter ihnen
als älteste Stücke
derFrühgolhik zwei
Hoch -Reliefs mit
den Darstellungen
der Krschaffung der
Eva und des Sün-
denfalles, und als
Stücke der Hoch-
und Spätgothik
eine Annaselbdriit-
Gruppe, ein St.
Vittis u. a. m.
All der West-
wand der südlichen Ab-
seite des Langhauses
ist zur Zeit die lebens-
grosse Gruppe des
ehemaligen Triumph-
bogens aufgestellt, ein
ungleich trefflicheres
Werk als der ehemalige
Schnitzaltar.
Die Kanzel mit Ehe«.»bge IVi^mphbogen. Grippe.
den geschnitzten Figuren der vier Evangelisten ist neu.')
Der Taufatein ist neu. Am Fuss di
block.
Auf dem Kirchenplatze liegt ein
Weibwasaerbecken gedient haben wird.
Statuetten der vier Evangelisten,
isgehöhlter Granitblock, der als
') Die alte Kanzel war ein Werk des
ST. MARIEN ZU RÖBEL. 489
Die drei Fenster des Choi^iebels sind mit neuer GiMmalerei von Glas-
E. Gillmoistar versehen. In der Mitte die Himmelfahrt, rechts und links davon malerei.
je zwei Evangelisten. Unter der Figur im Mittelfenster ein Rundbild mit dem
Bilde der hl. Maria, unter den Figuren der andern beiden Fenster in derselben
Weise die Bilder des Moses und des hl. Johannes Bapttsta.
Als Wandmalerei zwischen den beiden P'ensterschlitzen des dem W'and-
Triumphbogen zunächst liegenden Gewolbejoches auf der Südseite der werlesche nialerei.
Stierkopf: der einzige Rest der oben geschilderten Wandmalereien. S. S. 484.
In der Sakristei zwei htflzerne Hölzerne
Tafeln mit den Namen der an St. Marien ^ afein,
angestellt gewesenen evangelischen Geist-
lichen, von JOACHIM PRIPERT, gest.
1557, an bis HEINRICH FRIEDRICH
FRANZ PASSOW, gest. 1880.
Hinter dem Altar zwei dem XV. Grabsteine.
Jahrhundert, und zwar demselben Jahre
1412 angehörende CrabsCelne, aufjedem
die Figur eines konsekrierenden Priesters
und ein Wappen. Der eine Stein ist
leider überbaut. Die Umschrift des einen
lautet voll ausgeschrieben und ergänzt:
?IIimD baininf mccccxtf |fn bit I
o&iir bainimi^ [ceVterenbu^] pid be
iiiocpn [preiiofitu^ in anjtfQua to&ele*
iolgnime^ be matpn ^attt eiu^ et
Itba itiater tiu^ • orate jfta ti^. Zu
den Füssen der Marin 'sehe Wappenschild
mit zwei aufgerichteten, von einander ge-
^ j . , kehrten Angelhaken. — Die Aufschrift
des anderen Steines lautet: Stiini) bo»
mint nicccci:ü [in bre | a'bitt bDininu^ ptttix^ tabiemalntt] pet-
l^etuiis liicariu^ in aiiticiiia lobtXc • eiu^ anima cegufefcat in pace. Zu
den Füssen ein Wappenschild mit zwei koncentrischen Drittheilkreisen, die
mit der Oeffnung nach aussen gekehrt sind.*)
Im Thurm hängen drei Glocken (Dm. 1,40m, 1,12 m und 0,92 m). Alle Glocken.
drei sind laut Inschrift Umgüsse von C. Jlli«s in Waren aus dem Jahre 1851.*)
') Lisch, M. Jahrb. VIII B, S. 113. Auf dem ersten Stein liest Lisch .plebanus« für das
den Röbeler kirchlichen Verhältnissen besser entsprechende iprepositusi, welches CniU vor-
geschlagen hat.
*) Eine von den vier Vorgängerinnen stammte, nach Lisch a.a.O., aus dem Jahre 1577.
Aber Lisch theilt nur den Anfang ihrer Enschrirt mit: Anno • bomiiti ■ ttl • b • linn?il • l)tlp •
(tot. Die FortseKung gieht das Inventar von 1811. nämlich: lltlp gol Vt nOt • afgUltft i»
{trat • btn tat id mi Wp UOrl« bat ia 6cJennt ^« tni UOCC«. Von den übricen Glocken
490 AMTSGERICHTSBKZIKK KÖBEL.
Kleinkunst- Kleinkniwtwerke. i. 2. Silbervet^oldeler Kelch auf sechspassigem P'uss
werke. und sehr reich verziert. Auf einer der Fussflächen ein plastischer Krucifixus,
auf einer andern die eingravierte Figur des hl. Antonius mit Schwein und
Kreuz, auf der gegenüberhegenden Fläche ein Band mit der Inschrift lorCIltS
macin. in den Rotuli des Knaufes die in blaues Email eingelassenen Buch-
staben des Namens i |^ e f l] ^ . oberhalb des Knaufes sind in die sechs Seiten
des Griffes
dieselben
Buchstaben
eingelassen,
unterhalb
in derselben
Weise
III a c i a.
Patene ein-
fach silber-
ver|;oldet. •}
— 3- 4-
Silberver-
goldeter
Kelch auf
sechspassi-
gem Fuss,
mit einem
plastischen
Krucifixus
als Signacu-
lum. Im
Uebrigen
nur spät-
gothische
eingravierte
Verzierun- '^"^ T»«rb«ken.
gen am Schaft wie am Knauf. Ebenso an der Patene. Auf der Unterseite
des Fusses die eingravierten Namen PREPOSITUS LORENTZ REGDANTVP(i)»)
DOMINE(l>JACOBUS BERCH JOACHIM GABEL DIACONI, deren Schrift -Charak-
tere auf die zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts weisen. Keine Werkzeichen.
Am Knauf sechsmal der Buchstabe M (Maria). — 5. 6. Grosser silbervergol-
deter Kelch mit Patene. Von 1736. Keine Werkzeichen. — 7. Silberne
waren iwei im Jahre 1706 von Ca^pilt Ileinr. Casle] aus Frankfurt a. M. yu^iissen worden. Ueber
die vierte wird im Inventar von 181 1 nichts gesagt.
') L'eber den Kelch hat sich eine Urkunde erhalten (s, o.], welciie sagt, dass er eine
Schenkung des I.aurentius Marin vom Jahre 1533 für den ehemaliger St, Antonius- Altar in St.
Marien sei.
') Der Name ist offenbar verslUmmell. Regedanli soll er heissen. S. o. S. 477.
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL. 491
Abendmahläkanne mit Elfenbeingriff, gestiftet vom Pastor H. F. F. PASSOW zu
Alt-Röbcl am 13. März 1853. — 8. Ovale silberne Oblatendose mit einem
BÜLOW'schen Allianzwappen aus der Rokokozeit. Auf dem Schilde der Frau
oben, nach rechts, zwei Pferdeköpfe; darunter nach rechts ein springender
Lowe und jene viel Um-
unten nach strittene
rechts wieder Legenden, die
ein PFerdekopf uns schon
Endlich als öfter begegnet
Helmzier der sind. Auf
Leib einerjimg- dem Rande in
frau. Undeut- lateinischer
Uches Stadt- Kursivschrift
zeichen. Mei- der Name des
ster-Stenipel Stifters: es ist
G. E. — 9, der des
Taufkanne, Pastors JOH.
neu. -- 10. BRALLIUS
Silbernes und seiner
Taufbecken, Gattin ANNA
neu. — II. MAROARETA
Altes Tauf- HASE. —
hecken von 12 — 15. Vier
Messing, mit neugothische
Darstellung Altarleuchter
des Sünden- von Messing,
falles in Treib- — 16. Kron-
arbeit. Als leuchter von
Umschriften Messing, neu.
Kelch {3).
St. Nikolai auf der Neustadt.
1 89 anbcscbreibuns. Die in der zweiten Hälfte des XIIL Jahrhunderts erbaute Beschrei-
**■ St. Nikolai-Kirche auf der Neustadt ist gleich der dem Anfange des hung des,
XIII. Jahrhunderts angehörenden Marien-Kirche ein dreischiffiger Hallenbau von aues,
Backstein mit einem einschiffigen schmäleren und niedrigeren Chor, dessen
Ostwand platt abschliesst. Im Langhause gewahrt man noch die alten Bündel-
pfeiler mit ihren romanischen Würfelkapitellen, nimmt aber auch hier gleich
wahr, dass die Kreuzgewölbe mit ihren Rippen der späteren Gothik angehören,
während die des Chors die Form von flach gespannten ovalen Backofen-
.VMTRGERICHTSIiEZIKK RÖBEL.
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL.
494 AMTSGKRICHTSUEZTRK RÖBEL.
Gewölben haben und gar keine Rippen aufweisen. ') Neun gothische Kreuz-
gewölbe sind es, womit die drei gleich hohen Schiffe des Langhauses ein-
gedeckt sind. Ueberall sieht man die bekannten Schlitzfensterformen aus der
Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil. Alle haben leise
gespitzten Bogenschluss und glatt eingehende Schmiegen, die von einem Rundstab
eingefasst sind. 0er Rundstab ist auch angewandt bei der Einfassung der
Schildwände und Schitdbögen, sowie an der Chorseite des Triumphbogens
und beiden Seiten
des Scheidbogens
der beiden Chor-
halben. Auf der
Nordseite ein treff-
liches frühgothisches
Portal, niedrig, mit
Kapitellglied in der
Kämpferlinie.
Das Portal auf der
Südseite ist eben-
falls frühgothisch,
desgleichen das
eigenartige Portal
zwischen Thurm
und Kirche.
Durch den Anbau
auf der Südseite
wird leider die alte
Priesterpforte ver-
deckt, (Siehe da«
zugesetzte romani-
sche Portal im
Chor auf S. 496-)
Das Dachgesimse
des Chors ist ge-
schmückt mit einem
Bogenfries, abge-
trepptem Fries und p„„„| ^„f j„ sor6xt\t^.
mit Stromschicht-
friesen, ebenso der Giebel, welcher ausserdem ein breites Band des »Opus
spicatum« und allerlei Blenden von verschiedener Art aufzuweisen hat. Die
Langhauswände sind ebenfalls mit Friesen geschmückt, ausserdem flnden sich
auch noch Stromschi cht fr lese an der Sakristei und an den bei Gelegenheit
der Einwölbung der Schiffe angesetzten späteren Strebepfeilern. Die Sakristei
') Ueber die im Chor (jelieble Erleichterung des Mauerwerkes durch EinseWung von
TSpfen «, Ijsch. M.Jahrh. XXXIII. S. 162,
ST. NIKOLAI ZU RUBEL. 495
ist ein Bau aus ältester Zeit. Sie liegt auf der Nordseite der Kirche und
hat ein flachgespanntes Backofengewölbe. Auch auf der Südwand des Chors
noch ein Raum, der gegenwärtig als Geräthekammer dient. Als dritter Anbau
ist endlich ein rechteckiger Raum zu nennen, den man auf der Nordseite des
Langhauses findet.
Der vierseitige Thurm im Westen, ebenfalls ein Bau des Mittelalters,
aber anscheinend jünger als Chor und Langhaus, trägt eine achtseitige Helm-
pyramide, die aus
vier gothischen Gie-
beln des Thurm -
mauer Werks ent-
wickelt ist. An der
Südwand des Lang-
hauses befinden sich
in Kniehöhe zahl-
reiche Rundmarken
und Längsrillen.*)
') Herr Pastor Karsten
(früher in Köbel, jeUt in
Vellahn) theilt darüber
Foleendei mit:
>In dem Aufsntze des
Herrn l'astor Dr. Krtlger
in LUbz iLängsrillen
und Kundmarken an
mecklenburgischen
Kirchent (cf. M. Jahrb.
XLVl, p. 315) findet sich
die Bemerkung; )Die
Neustädiische Kirche in
Kübel bat an der Sud-
seite, an der Ostseite «nd
am Westportale elwa 30
bis 40 Rundmarken, aber
keine LSngsKllen.i Diese
entschieden nicht auf
Autopsie, sondern auf
irgend einem ungenauen
Portal auf der Sudseite, Bericht beruhende Notii
mächte ich berichtigen:
in Wirklichkeil betinden sich an der tjeimtioteii Kirche die Ungsrillen in grüsserer Zahl als die Rund-
marken, und zwar sind die meisten unier ibnen ^0 deutlich, dass sie schwer lu Übersehen sind. An der
ganzen Slldseite des Langhauses bemerkt man Kundmarken und Längsrillen bunt durcheinander, ohne
eine erkennbare Ordnung ; an manchen Stellen drängen sie sich, an andern .sind sie spärlicher.
An der Ostwand des Chors sind einiye vereinielte Rundmarken sichtbar, allerdings keine Längs-
rillen; doch sind hier gerade bei der Kestauralion viele neue Steine eingefügt worden, sodass
nicht ausgeschlossen ist. da.ss auf den weggenommenen alten Steinen sieb auch Längsrillen können
befunden haben. An der Weslw.ind, rechts vom Thurme (nicht am > Weslportale«. wie es in der
496
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEU
♦
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL. 497
Wandmalereien. Ein gleiches Geschick wie die in St. Marien ge- Wand-
fundenen Wandmalereien haben auch die gehabt, welche 1867 bei Gelegen- maiereien,
heit der Wiederherstellung der Nikolai -Kirche entdeckt wurden: sie sind noch
im selben Jahre wieder zugedeckt worden, und wir müssen uns daher mit
der Beschreibimg begnügen, welche Lisch im M. Jahrb. XXXIII, S. 155 — 159,
davon hinterlassen hat.
Am Triumphbogen an der dem Schiffe zugekehrten Seite:
»In der Mitte thront auf einem Sessel ein Bischof, von unten in Lebens-
grösse erscheinend, mit Bischofsmütze und Bischofsstab, die rechte Hand zum
Segen erhebend, wie es scheint; es sind von der Hand, welche zum Schwören (1)
gegen das Gesicht aufgerichtet scheint, nur drei Finger zu sehen. Die Klei-
dung ist sehr reich in glänzenden Farben. Nach allen Andeutungen scheint
dies der hl. Nikolaus zu sein, der Schutzpatron der Kirche. Rechts neben
ihm kniet eine weibliche Gestalt in dunklem Gewände mit Kopftuch, etwas
darreichend oder empfangend. Hinter dieser Figur steht ein Knabe mit
wenig gebogenen Knieen. Links hinter dem Bischöfe
steht ein Werk mit Thürmchen und andern Verzierungen,
jedoch etwas unklar, wie eine Monstranz oder eine Kirche.
Dahinter, also im Zwickel rechts in der Ansicht, ist rechts
gelehnt der hierneben abgebildete Wappenschild von alten,
grossen Formen, 33" hoch und 25" im Schildeshaupt
breit: in goldenem Felde zwei gekreuzte schwarze Lilien-
stäbe und in dem dadurch gebildeten Winkel drei
schwarze Sterne enthaltend.«
Dieser Wappenschild ist der des Probstes Werner
Babzin, der, wie oben S. 475 bereits bemerkt worden ist, von 1389 bis 141 2
urkundlich nachgewiesen werden kann. Wir finden ihn ganz so an einer
Urkunde aus dem Jahre 1390.^) Damit fallen natürlich alle Auseinander-
setzungen über dieses Wappen im M. Jahrb. XXXIII, S. 156, und alle Schluss-
folgerungen über die Zeit dieser Malereien, die Lisch in das XIII. Jahrhundert
verweisen wollte.
Gewölbemalereien.
»Bei der Abnahme der Kalktünche während der Restauration ergab es
sich, dass auch die Gewölbe mit Malereien geschmückt waren, welche ohne
Zweifel bei der Vollendung der einzelnen Theile aufgetragen wurden.«
Gewölbemalereien im Chor.
»In dem Kuppelgewölbe im Osten, über dem Altare, war an der Ost-
seite Christus mit zwei Schwertern am Munde, nach Offenb. Joh. I, 16: »Und
obigen Bemerkung heisst, denn dieses befindet sich im Thurmgebäude) zeigt sich noch eine Reihe
von Längsrillen und endlich an der Nordwand des Thurmes selbst vereinzelte Rundmarken (3 oder 4)
und hie und da eine schwache Spur von LängsriUen. Die Marken liegen aUe in der Zone zwischen
V« und I m über dem Boden; nur die Rundmarken am Thurm liegen etwas höher. Die Längs-
rillen stehen sämmtlich senkrecht, nur eine einzige wagerechte habe ich gefunden. Sie haben alle
dieselbe Länge: 10 cm, Steinhöhe, niemals reichen sie über die Fuge hinaus. Ihre Tiefe ist ver-
schieden. Die Ränder sind sehr verwaschen, sie machen den Eindruck hohen Alters. Die Rund-
marken haben 2 — 3 cm Durchmesser, sind ganz cirkelrund und bilden eine regelmässige Schaale;
Bohrspitzen sind nicht erkennbar. An der Altstädter Kirche habe ich keine solche Marken ge-
funden, t
») M. U.-B. 12 182.
32
AMTSGKKICIITSHE/.IKK RÖBKI..
aus seinem Mitnde ging ein sdiarfcs zweischneidiges Schwert.« Jedoch
thronte Christus nicht in der Mandorla (Osterei), einer Ellipse in den Regen-
bogenfarben. Aber die Cicstalt war an vier Ecken von den vier Evangelisten-
Symbolen umgeben. Ueber Christus schwebt ein Engel; beide haben das
(iesicht gegen Westen gewandt. An jeder Seile Christi sitzen zwei Apostel
auf Banken. Die tibrigen acht Apostel sitzen auf Bänken, je vier zusammen,
an den beiden Hauptseiten des Gewölbes rechts und links. Das westliche
Chorgewölbe enthielt in der Kuppel nur Linien-Ornamente. Jedoch schwebten
in den Zwickeln oder Pendentifs Engel mit Posaunen. Alle diese Malereien
S. S. 500. Ehemaliger Allaraufsali, Jetzt im Museum lu Schwerin,
haben nicht erhalten werden können, theils weil der alte Putz oft bei der
leisesten Berührung abfiel, theils weil zur Restaurierimg der (Semälde die
Mittel fehlten, f
Gewölbemalereien im Schiff.
»Von jedem Schlussstein aus wächst eine grosse, verschiedenfarbige
heraldische Lilie in jede der vier Kappen eines jeden Gewölbes hinein.
Gegenüber wächst von jeder breiten Seile der Gowölbeknppen von den Schild-
hogen eine gleiche Lilie gegen die vom Miltelpunkte kommende Lilie hinan.
Unten in den Zwickeln silzen grosse, groteske Köpfe allerlei Art, welche
jedoch meistentheils nicht mehr zu erkennen sind. Die Gewölberippen werden
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL. 499
von Linien begleitet, auf denen kleine, nach den Gewölbekappen hin ge-
öffnete Halbkreise stehen, auf deren Verbindungspunkten Kleeblätter stehen,
wie die Verzierungen geschnitzter B^ild achin bogen. Alle diese Rippen-Ver-
zierungen sind roth. Alle diese Ornamente sind gut erfunden, jedoch etwas
leicht ausgeführt. Von den Köpfen in den Zwickeln sind zwei besonders
bemerk enswcrth. In dem Gewölbezwickel links zunächst über der nördlichen
Mittelthür des Schiffes ist ein gekrönter Stierkopf mit weit auseinander stehen-
den, sehr kräftigen, halbmondförmigen Hörnern, welche lebhaft an die Siegel
der Fürsten von Werle aus der zweiten Hälfte des XHI, Jahrhunderts erinnern.
S. S. 500. FlUgel vom eheiuali[;en Altaiaufinli. Im Museum lu Schwehn.
In dem schräge gegenüberstehenden Gewölbezwickel links zunächst über der
südlichen Mittelthür des Schiffes ist ein ungekrönter Stierkopf mit kräftigen,
aber mehr gebogenen, mit den Spitzen fast zusammenstossenden Hörnern und
einem starken Haarwulst auf der Stime zwischen den Hörnern.«
Wandmalereien.
»Alle Seitenwände der Kirche haben nach sichern Zeichen in alten
Zeilen im Rohbau gestanden und keine oder nur wenig Verzierungen in
Malerei gehabt. Im Chor waren die Steine der Schildbogen abwechselnd
blau und weiss bemalt. Im Chor war zwischen je zwei Fenstern eine kleine
geputzte Fläche, auf denen ein Weihkreuz stand. Nur auf der Wand des
§00 amtsgerichtsbp:zirk röbel.
südlichen Seitenschiffes links neben der Eingangsthür gerade unter dem west-
lichsten Fensterpaar war eine Fläche mit Kalk geputzt und mit figürlichen
Darstellungen bemalt. Wahrscheinlich hat dieser Schmuck früher neben einem
Nebenaltar gestanden. Die Darstellung enthält drei fast lebensgrosse weib-
liche Heiligenfiguren. In der Mitte war eine weibliche Figur im Kopftuch
mit einer kindlichen Figur auf jedem Arme, also ohne Zweifel die hl. Anna
mit der Jungfrau Maria und dem Christkinde (»sulfdrudde«). Zur rechten
Hand derselben ist eine weibliche Figur, welche auf dem linken Arme ein
Kind hält und mit der rechten Hand etwas (einen Apfel?) hinreicht, also
ohne Zweifel wohl Maria mit dem Christkinde. Zur linken Hand der hl.
Anna stand eine schöne, gekrönte Jungfrau mit langem, wallendem Haar, mit
einem Stabe oder Schwerte in der linken Hand und etwas (einem Rader)
auf dem rechten Arme, mehr als wahrscheinlich die hl. Katharina, die »Braut
des Christkindes«. Die Figuren und Attribute waren nicht mehr ganz zu
erkennen, jedoch die Gesichter noch ziemlich gut erhalten und sehr fein und
lieblich gezeichnet. Es wird also neben diesem Bilde ein Annen -Altar ge-
standen haben. Ueber dem Bilde hatte eine Inschrift in zwei Reihen in
kräftiger gothischer Minuskel gestanden, von der jedoch leider nichts mehr
zu erkennen war, als höchstens m oder IUI. Rechts neben derselben Thür
unter dem östlichen Fenster ward auch ein bischöfliches Weihkreuz bloss ge-
legt: auf einem weissen, runden Schilde mit rother Einfassung ein einfaches
rothes Kreuz, wie häufig.^
Altar. Die Altarwand besteht aus einem neugothischen Aufsatz von Eichen-
holz, welcher einen aus Holz geschnitzten grossen Krucifixus trägt. Letzterer
ist von einem Bildschnitzer in Paderborn gemacht worden.
Der alte, jetzt im Museum stehende Altaraufsatz ist ein grosses, dem
Ende des XV. Jahrhunderts angehörendes Triptychon mit Doppelflügeln, also
eigentlich ein Pentaptychon, mit Schnitzwerken und mit Malereien, nicht ge-
rade ein Werk höchster Kunst, immer aber noch beachtenswerth. Im Mittel-
schrein die hl. Maria mit dem Kinde, in einer Strahlen mandorla und auf dem
Monde stechend, umgeben von Wolken mit musicierenden und anbetenden
Engeln, von denen aber nur noch die beiden untersten vorhanden sind.
Neben ihr in zwei Reihen nebeneinander (aber noch im Mittelschrein unter-
gebracht) acht Heilige, links oben die hl. Annaselbdritt (Mettertia) und der
hl. Nikolaus, rechts oben der hl. Christophorus und die hl. Katharina mit dem
Rade; links unten aber die hl. Magdalena und der hl. Georg, und rechts
unten der hl. Erasmus und die hl. Barbara. In den Flügeln im Ganzen
sechzehn plastische Figuren: die zwölf Apostel und ausserdem unten rechts
der hl. Antonius, ein Ritter (der hl. Mauritius?) und zwei weibliche Heilige,
von denen die mit der Kirche die hl. Gertrud oder auch die hl. Hedwig (?) sein
kann, die andere aber unbestimmt bleiben muss. Auf den Aussenseiten
dieser Flügel und auf den andern beiden Flügeln giebt es ausserdem sech-
zehn neutestamentliche Bilder: Verkündigung, Heimsuchung, Geburt des hl.
Kindes, Beschneidung, Anbetung der hl. drei Könige, Darstellung im Tempel,
die Flucht nach Aegypten, Christus als Knabe im Tempel, Gebet am Oel-
berge. Gefangennehmung Christi, Ecce homo, Kreuztragung, Verspottung,
Geisselung, Kreuzigung und Dornenkrönung. Eine Fortsetzung dieser Bilder-
reihe bis zur Himmelfahrt oder auch Ausgiessung des hl. Geistes werden wir
auf den Aussenseiten der Aussenflügel anzunehmen haben, doch sind hier
alle Spuren ehemaliger Malerei verschwunden.
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL. 501
Ueber den l-'und einer Weih - Urkunde des Altars in einem grünlichen
kleinen Glase bei Gelegenheit des Abbruches der alten steinernen Mensa im
Jahre 1867 vgl. Lisch,
M. Jahrb. XXXIIl, Seite
151/54 und Seite 163.
Nach dieser Urkunde
weihte der Generalvikar
des Bischofs Biisso 1. von
Havelberg, der Weih-
bischof Johannes von
Adramytium in partibns
intidelium, am 10. August
1490 aufs Neue den
Kirchhof, die Kirche und
den Altar der Kirche ui
Ehren der hl. Jungfrau
Maria und des hl. Niko-
laus. Dabei wurde, wie
Lisch es (durch Vtr-
gleichung eines Sieget-
restes mit erhaltenen
Siegeln desselben Stem-
pels) mit grössler Wahr-
scheinlichkeit dargethan
hat, das Siegel des
Bischofs Heinrich IL von
Havelberg (1270 — go),
welches der ersten Weih-
urkunde der Kirche und
ihres Hauptaltars an-
gehörte, in dasselbe Glas
hineingethnn, V.s ist da-
r.\a% des XV. Jahrhunderts, io natürlicher Crosse. mit natürlich ann-themd
zugleich die Zeit an-
gegeben, in welcher die N ikolai - Kirche in der Neustadt Röbel vollendet
dastand, nämlich zwischen 1270 und 1290.
^
Weih-Lrliiinile d
502
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Kanzel.
Gestühl.
Die Kanzel ist neu. Die alte war ein Werk des Barockstils von 1667.
Gestühl. An den beiden Längswänden des Chors sieht man eine
Anzahl hochgothischer, dem ehemaligen Kirchenraum des Dominikaner-
Klosters entnommener Chorstühle aus Eichenholz mit reichem Schnitzwerk und
mit Inschriften. Eine fortlaufende Inschriftenreihe zieht sich über das ganze
Gestühl hin, ausserdem ist die Rückwand jedes einzelnen Stuhles mit einer
besonderen Inschrift versehen. Doch ist die Reihenfolge in der oberen Inschrift
von Anfang an in keinem Zusammenhange mit der in der unteren der Stühle
gewesen. Jene enthält die Namen der Ordensprovinz Sachsen, diese erstreckte
sich auf alle übrigen Ordensprovinzen der alten Welt. Jetzt ist das ganze
Stuhl werk dunkelbraun getönt, vor der Restauration aber sollen die Buch-
staben mit bunten Farben bemalt gewesen sein. Auch fehlen seit der letzten
Restauration mehrere Stühle, über deren Verbleib Niemand Auskunft geben
kann! Statt ihrer dreissig, die Lisch noch zählte, sind es heute nur sechs-
undzwanzig. Wo sind die anderen vier mit ihren Schrifturkunden geblieben.^
Sollten sie wiedergefunden werden, so wäre es am zweckmässigsten, sie unter
sachkundiger Leitung dem alten Gestühl wieder einzufügen, oder aber dem
Grossh. Museum zur Aufbewahrung anzuvertrauen.
Fortlaufende Inschrift in der Bekrönung des Gestühls:^)
BRösnawsis 1225. eRRhORDensis 1229. hÄLBeRSTÄoen-
sis [ soRÄUiawsisj«) 1241. Rvpmensis 1246. iiä-
DÖRSLÄVaHSIS 1251 STRVSBaRGflßSlS 1254. ; [ROSTOOli-
aenSISl256. PRlWSLÄVlfl«]SISl275. POSWffLKOeßSIS 1277.
BRÄRDHaBVRGenSlS 1292. WISSRÄRienSlS 1293. BÄRLI-
nensis 1297. |i ineLDORpensis i389. BRvswiOKaaßSis
1310. SÄRBÄTattSIS 1300. ROBOLeWSIS 1285. iiÄLLaWSIS
1271. sahvsaRSis 1255. ;i [6]RiPSWÄLDansis 1254. svn-
Dansis 1251. Ricawsis 1244. hÄ$nBVR6aßSis [. . . . lip-
zansis i2]29. LVBiaawsis 1229. sßÄGDaBVRGansrs 1224.
Die übrigen Inschriften an den Rückwänden der einzelnen
Stühle:
I« j^rouincia gernianie infcrioriiS )^a6et contientit^ in gollanbia et in
e|iifco|iatu traiccteiifi infcrioriiS in iiucatu gelrie«
2« j^routncifl tj^olofana Xjsittt fuo^ conuentu^ in ipfo bucatta magno
bafloni^-'*)
3« jßtouincia igerofolimitana tier|iauco0 Ijabet conuentu^ in regni^*
[4* SCnno bomini 1519 Vti nie fratrem IXr&anum ^cguman.]
^) Die eingeklammerten Inschriften waren im Jahre 1843 noch vorhanden und können
daher erst bei der letzten Restauration der Verstfindnisslosigkeit zum Opfer gefallen sein.
*) Lisch liest SORACIENSTS, Schröder und Inventar 181 1 haben SEZAZIENSIS. Das ahe
Majuskel -U ist dem C allzu ähnlich geworden.
') Der Schnitzer hat verkehrterweise VA(>oni0 statt vafconid gesetzt. Eigentlich sollte
VAfCOnte dastehen.
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL. 503
5« ^^touincia tetre fancte l^afiet fuogt coimentu^ in i|^entfa(em et in
regno cipri bfgue ab pmtti armenie.
6« ^^touincia loin&artiie ga&et fuo^ conuentu^ in bominio bononienfi
beronenfi iiabuenfi fetrattenfi benecenft.
7. ^touincia bo|^emie l^abet fuojS conuentu^ in ipfo teipio et in
morauia.
8. )|ic eft %ntii§ e&bomabarii.
9* ^rouincia bngarie gäbet fuo^ conuentUjS in bngaria in pannonia
in flauonia et in balmada*
10« ^^rouinda fa^ronie ]^abet fuojS conuentu^ non in regni^, feb in
biuetft^ mard^ionatibu^i bucatibu^ et boniinij^ biuetft^«
[11« Cgorusi • ^ebeä fuccentori^*]
12» j^rouinda anglie gäbet fuo^i ronuentu^ per totum iftub regnttm
et ptt totam taalliam et gibernie partenu
13* j^tQUincia bade gäbet conuentu^ fuo^i in ipfo regno in fbieda et
in regno nortaegie*
14« .^toninda gibernie gäbet fuoi^ conuentu$i |ier ipfam giberniam et
per totum regnum fcgotie.
15« ^^rouincia gifpanie gäbet fuoiS connentu^ in tribu^ regni^ bibe^
liret compaftelle portugalie nauerie in gallida.
16. j^rouincia frande gäbet fuo^ ronucntuiS in fpfo regno et in bnr-
gunbia in bicarbia per lottgoringiani ftanbriani et brabanciain*
i?. j^ronincia roniana gäbet fuo^i conuentu^ per partc^ florenrie in
ronianbiola in tgnfcania et in partibu^i campanie*
18« ^^rouinda dcilie gäbet fuosi conuentni^ in ipfo infula ddlia in
terra labori^ et (Fortsetzung im Stuhl 19)
19* 'il&auaria et in franronia et in alfacia et per totum regimm a
bnfilea per coloniam bf^Que bufcobud|§/)
20« ]^rouinda polonie gäbet fuojS conuentu^ in pruria in furba in po^^
lonia in pomerania in fTef!a et in caffubia*
21. Ific eft ..Sebe^ cantori^*
22* Cgoru^ • %na\i ebbomabari), (S. Zeichnung).
23« ;^rouinda grede gäbet fuo^ comientu^ in conftantinopoli in
aHe^anbria in egipto et illii' bnbique bUatata*
24« prouinda arrogonie gäbet fuo^ conuentus in ipfo regno et in
catgaionia et in regno atiuitanie«
25« ^^rouincia lombarbie fuperiori$i gäbet fu3^ conuentu^ per mebio^
lanum per annauium per papiam et per bonn'nium januenfinm.^)
[26. ,jSon riamor feb amor fonat in aure ^ei • 2ßernarbu^*]
27« .iiföulta Quogue aüa monafteria monialium funt fub rura orbini^
et biuerfl^ duitadbu^.
*) Herzogenbusch.
*) Genua.
AMTSCERICHTSBEZIRK RÖBEl..
28. ^cDuincia g^raufncie j^a&et fua^ conncntu^ in bominia niontt^ pe^a-
laiii et tn parti&u^ auinfoiii^ in ccffno marcarbm.
29. Xam$ rcucrrnlii patri^ prouintiari^. {S, Zeichnung.)
[30, prouincia ^ipulie ga&et iua$ ronucntu^ jftt ipfam ]
Schon in älterer Zeit waren, wif Wigger im M. U.-B, zu 761 angiebt,
durch Verschneidiing des Gestühls bei dem Conventus Halberstadensis und
dem Conventus Harn-
_. , , ■ , burgensis die Jahres-
vom Dominiki.ner-aesuil.1, ^ä'"'*'" «er Gründung
vor Herrn Pastor Knrslen. verloren gegangen.
Das bestätigt sich ,
wenn man die Auf-
zeichnung in Schrö-
der'fi Pap. Meckl. I.
S. 644 — 647, vor
dem Jahre 1741 mit
der vonT.isch im Jahre
1841 vergleicht, in-
zwischen, d. h zwi-
schen 174t und 1841,
hatten aber auch Uin-
wechslungen der
Rücklehnen, worauf
es weniger ankam, und
Umsetzungen in der
langen Ueberschrift
des Kloster- Verzeich-
nisses der sächsischen
Ordensprovinz statt-
gehabt, bei denen es ;
einer grösseren Vor- '
sieht bedurfte. Auch
dies ergiebt sich aus
deni Vergleich von i
Schröder und Lisch,
sowie aus der schrift- j
liehen Aufzeichnung j
im Inventar von 1 8 1 1 ,
die .Abweichungen '
von beiden enthält.
Indessen alles das ist
nicht so schhmm wie der oben berei's angedeutete \'erlust der vier Domini-
kaner-Stühle, welche erst bei Gelegenheit der letzten Restauration der Kirche
in der Zeit von 1867 bis 1869 auf die Seite gebracht wurden. Es sind dies
diejenigen, welche in dem vorstehenden Verzeichniss eingeklammert sind;
erstens jener Sitz mit dem Namen des Urban Schumann, der das Gestühl im
Jahre 1519 herstellte und mit dessen Namen zugleich der Titel SORÄVIflK-
SIS verloren wurde, dessen Jahreszahl 1241 nun fälschlich zu Halberstadt
gesetzt ist; zweitens der Stuhl des Succentors und drittens der der Provinz
Apulia, womit zugleich in der Ueberschrift die Titel des Rostorker und des
Prenzlauer Konventes verloren gingen; viertens der Stuhl mit dem Spruch:
ST. NlKOI.Al ZU RÖBEL. JOS
»Non clamor cet.s, mit dem, wie die frühere Reihenfolge bei Schröder er-
kennen iässt, die Ueberschrift des Leipziger Konventes sammt der ersten Hälfte
seiner Jahreszahl 112g verloren wurde. Auch fand wiederum eine Verschiebung
der Rücklehnen statt. Unter der Ueberschrift Prinslauiensis
stand z. B. bis dahin der Stuhl der Provincia Hungariae. Diesen
wollte man behalten und verzichtete deshalb auf den Stuhl
der Provincia Apuliae, der verhältniss-
mässig den geringsten geographischen
Inhalt hatte und unter der Ueberschrift
des Conventus Branden burgensis stand.
Endlich sei noch bemerkt, dass die
Jahreszahlen, welche von Lisch noch
vor dieser letzten gewaltthätigen Um-
änderung festgestellt wurden, von Schrö-
der nicht immer richtig gelesen worden
sind. Besonders oft verwechselt er 2
und 4 und 5 mit 8. — Dem Domini-
kaner-Ordenwaren einstmals die Fürsten
Heinrich und Bernhard von Werle bei-
getreten, die Söhne des Fürsten Johann I. und der Fürstin Sophie, einer ge-
borenen Gräfin von Lindow-Riippin, welche, anfanglich zu Flau als Wittwe
wohnend, von 1291 an in Röbel ihren Aufenthalt nahm und 1301 noch am
Leben, aber 1304 bereits verstorben war. Vgl. Wigger, M. Jahrb. L, S. 215
und 233. Vgl. 0. S. 484/85-
Von anderem Gestühl mögen vier im Grossh. Museum aufbewahrte, der
Hochgothik angehörende Wangen genannt werden, die eine ganz vortreffliche,
Sluhlbekrönung aus St. Nikulai, im NTii-.ciim >M -Schwerin. XV. Jahrhunrlert.
in grossem Stil ebenso geschickt wie kräftig und wirkungsvoll ausgeführte
Schnitzerei aufweisen, welche würdig ist, mit den besten Arbeiten dieser Art
AMTSGERICUTSBEZIKK RftUEL.
in Doberan und Wismar auf gleiche Stufe gestellt zu werden. Von Interesse
sind auch die Spuren ursprünglicher Bemalung in Ortln und Roth. Hier mögen
auch die vier Wangen mit der Darstellung der hl. drei Könige im Museum
zu Scliwerin erw.ihnt werden. S. S. 508.
Im Schweriner Museum
ausserdem noch ein aus
St. Nikolai in Röbel ge-
kommener Belt, dessen
aus Holz geschnitzte
Gruppe iwei knieende
Engel darstellt, die eine
Monstranz empor hallen.
Im Anbau auf der Südseite des Chors befindet sich ein alter mit Eisen
beschlagener Holzkoffer, welcher die Habseligkeiten der einst auf dem Markte in
Höbe! hingerichteten KATARINA VON KETELHODT enthalten hat. — Eben-
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL.
50;
daselbst eine aus Holz geschnitzte Annaselbdritt-Gruppe, die fast lebensgross Schnitz-
ist, ferner gleichfalls aus Holz geschnitzt, aber etwas kleiner, der Torso eines werke,
hl. Georg zu Pferde.
Der Tanhteio ist neu. Als Tanfechal« dient ein schlichtes kupfernes Taufstein.
Becken.
In der Kirche findet sich auch noch die Schale einer alten Fünte aus Schale,
Kalkstein mit schönen romanischen Verzierungen.') — An der Nordseite des Oranit-
Thurmes liegt ein mit einer tiefen runden Höhlung versehener Granitblock, '
der vielleicht eine noch ältere Fünte war.
In der Blendnische an der Gemälde.
Nordseite des Chors ein GcmXlde
mit den drei Frauen und dem
Engel am heiligen Grabe. Von
ALBERT NIEDERHÖFFER, dem
Sohn des früheren Pastors NIEDER-
HÖFFER zu Ak-Röbel.
Hinter dem Altar drei Grab- Grabsteine.
steine, von denen der mittlere
die Ruhestätte des Rathmannes
ADAM FRIEDRICH SCHRÖDER,
des Stifters der Röbeler Freischule
(gestorben 1779), und die seiner
Ehefrau ELISABETH (Todesjahr
undeutlich] deckt. Die Inschriften
der beiden andern Steine sind
nicht mehr zu entziffern. — Femer
ist in die Wand des südlichen
Seitenschiffes eine eiserne Grab-
platte mit Inschrift und Wappen
eingelassen, die früher im Haupt-
gat^e der Kirche lag und die
Ruhestätte des LAURENTIUS
KASSUBIUS deckte, welcher, nachdem er dreissig Jahre lang Pastor zu Meltz
und Huchholz gewesen, im unheilvollen Kriegs- und T'esljahr 1638 zu Röbel
starb. Neben der Inschrift vier einzelne Gestalten. Aus der langen Inschrift,
die den ehemaligen Platz als Begräbniss mehrerer Mitglieder der Familie kenn-
zeichnet, ist ferner zu entnehmen, dass die Grabplatte von seinem letzten Sohn
erster Ehe, CHRISTIAN KASSUBE, sr. Zt. Buchhändler in Dänemark und Nor-
wegen, 1673 gestiftet worden ist.'}
') M. Jahrb. XIX, S. 407.
•) Lisch, M.jBhrh, XXXIll, S, 162.
508 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEI..
Im Thurm hängen vier Glocken. Die grösste (Dm. 1,36 m) hat die
Inschrid: * 0 ttX Siotit bcni CUm patt. Ausserdem in Flachrelief die etwa
10 cm hohe Figur eines thronenden Bischofs, gerade darüber eine andere Figur,
welche durch Beschädigung unkenntlich geworden ist, vielleicht ein Krucifixiis.
Links neben der fraglichen Figur in ganz kleinen Minuslceln der Name 1)911^
bol&etd^, rechts von der Bischofsügur antlO bnf (die Jahres-
zahl bis auf zwei f ganz verwischt). Auf der entgegenge.setzten
Seite mitten im Felde das bekannte Giesserzeichen des Rickart
von MSnkahagon vom Ende des XIV. und Anfang des XV.
xx
Anbetung der hl. drei Könige. (Stuhluangen des XV. J.ilirhundens im f>ro>sh. Museum.)
S. S. 506.
A Jahrhunderts.') — Der Durchmes.ser der ;((veiten Glocke betragt
1,30 m. Die Inschrift lautet: fpc tat laubi qua^ boi mta CDU'
fonat aubi in unregelmässig stehenden Buchstaben. Am Anfang
^ ^ und Abschluss der Inschrift das nebenstehende Zeichen. — Dritte
Glocke (Dm. 1,37 m). Inschrift: 0 te'ß glode rpt bcni CUm face.
ganz im Charakter der zweiten Glocke, doch steht hier das neben-
stehende Zeichen über der Schriftreihe und ist kleiner als die Buch-
staben der Inschrift. — Durchmesser der vierten Glocke 0.96 ni.
Inschrift: CHRISTE LAUDI TUAE QUOS VOX MEA CONSONAT AUDI A*D>
1408*) • UNTER DER REGIERUNG DES GROSSHERZOQS FRIEDRICH FRANZ
I) Vgl. St. Marien und .St. Nikolai in Rostock.
;a
ST. NIKOLAI ZU RÖBEL. $og
PATRONS DER ST* NICOLAI KIRCHE AUF KOSTEN DES FROMMEN BÜRGERS
JOHANN CHRISTIAN HÖNECKE IM JAHRE 1863 UMGEGOSSEN VON C>JLLIES,
HOF-GLOCKENGIESSER IN WAREN.
Kleinkunstwerke. i. Silber- ECleinkunst-
ver^oldeter Kelch auf sechs- »erke.
passtgem Fuss und mit dem
Namen jj^cfb^ auf den Rotuli
des Knaufes. Auf dreien der
sechs halbkreisförmig auslaufen-
den Flächen des Fusses sind
vollrunde Figuren befestigt: ein
Krucifixus, ein Engel, der eine
Leiter und eine Lanze trägt, und
ein anderer Enge), der auch
einen Gegenstand in den Händen
gehalten hat, der aber sammt
den Händen abgebrochen und
verloren gegangen ist (jetzt als
Buch und Schwert ergänzt).
Die Kupa ist neu. Keine Werk-
zeichen. — 2 Silbervergoldeter
Kelch auf sechspassigem Fuss.
In den Kotuli des Knaufes in
hellblauem Email der Name
lESUS und ein stehendes Kreuz.
Unter dem Fuss der Stempel
Kelch (i). 0^). — 3- Silbcrvcrgoldete alte
Patene. Ohne Werkzeichen. —
4. 5. Abendmahlskanne und Oblatendose, neu. — 6. Taufkanne, gestiftet 1884
von J. F. HACKBUSCH. — 7. Alte zinnerne Abend mahlskanne mit Deckel in
Humpenform, Vom Güstrower ZJnngiesser V. G. L. (16)88. — 8. Zinnerne Tauf-
kanne, gestiftet von J • C ■ HINSCKY • S . D • RÖNFELDEN 1771. Englisches
Zinn mit undeutlichen Stempeln. — 9 — 12. Vier messingene Kollektenbecken
mit Randverzierungen in getriebener Arbeit, laut Inschrift von ADAM STEIN
1730 gestiftet. — 13. Neues Taufbecken, von LIppold-Malchin. — 14 — 17.
Vier neugothische Altarleuchter aus Zink, zwei grossere und zwei kleinere, —
18 — 22. Fünf alte ungleich bessere runde Leuchter von Messing, der kleinste
von 1604- Gewidmet von »KLOCKENGETTERS KINDERN«. — 23. Die Altar-
uiid Kanzelgewänder : ein Antependium, zwei Altartücher, Velum, Korporale
und eine Kanzelpultdecke sind neu und vom mecklenburgischen Paramenten-
verein geliefert.
5IO AMTSGERlCHTSItEZIRK RÖBEL.
Stadtmauer. Die Stadtmauer um die Neustadt ist zum grössten Theil erhalten. An
den Strecken aber, wo sie niedei^legt ist, sind noch die Fundamente sichtbar.
Indessen sind diese in einem mangelhaften Zustand. Mauerthürme sind nirgends
mehr da, wohl aber lässt sich hin und wieder auf das frühere Vorhandensein
eines Thurmes schliessen. An einer sol-
chen Stelle (z. B. an der westlichen Mauer,
jetzt Umfassung des ersten Pfarrgrund-
stücks) beendet sich ein Stromschicht- Fries.
Das Material der Mauer ist ein grosser
schwerer Backstein, doch sind nach Art
des Mittelalters als innere Füllung mehr-
fach Felsen verwendet. Die Altstadt weist
keine Spur von Befestigungen auf
Mühlen- Der Hflhimberg der Altstadt, die
berg. Stätte der früheren fürstlichen Burg (s. o.),
stellt sich als ein kreisrunder, oben ab-
geflachter Kegel von ziemlich bedeutender
Höhe dar und ist jedenfalls künstlich auf-
getragen. Irgendwelche Spuren von Ge-
mäuer sind nicht mehr sichtbar.')
l^ndwehr. Dagegen ist von der Landwehr, die
sich von der Wackstower Scheide bis zum
Glien-See hinzieht, noch ein ganzes Stück
erhalten. Sie scheidet die Röbeler Feld-
mark von dem Wackstower und Dam-
becker Gebiet und hat stellenweise eine
beträchtliche Erhöhm^, sowie an jeder
Seite einen Graben,
Altes Auf einem Balken über der Thür
Schulhaus, des alten Schulhanaes ist eingeschnitten:
EXTRUCTUM PUBLICUM HOCCE SCHOLAE
AEDIFICIUM 1709 REPARATUM 1767. Belt (s. S. so6) in halber Grösse.
Kleinkunst
und Kunst- j^ Besitz des Maurermeisters Wolter zu Röbel befindet sich ein altes
gewerbe. Gerallde auf Leinewand, das jüngste Gerieht darstellend. Es hat sich früher
Gemälde. '" ^^^ ^'- Nikolai -Kirche befunden und ist bei der letzten Restauration aus
der Kirche entfernt worden.
Alles Zunft- Das alte Znnftgeräth der Maurer, bestehend in einer grossen Zahl von
geräth der Zinngefassen, einem Zimllschild, zwei Laden (von 1751 und 1789), zwei
Maurer.
■) Lisch, M. Jahrb. XIII. S. tts/t^-
Gertihschaften des Amlcs der Mauter zu Köbel.
KLEINKUNST UND KUNSTGEWERBK. Sil
Schafferstäben und einer Sammelbüchse, hat das Grossh. Museum zu Schwerin
käuflich erworben.
Ueber ein in Röbcl gefundenes altes Pnlverhom aus Hirschhorn, aus Altes
dem XVI. Jahrhundert, s. M. Jahrb. Pulvcrhorn.
XIV, S. 350. Zu beachten sind
die Kostüme der aus der Fläche
herausgearbeiteten Figuren (Mann
und Frau.) Wir reihen hier ein ähnliches an, das in Krakow beim Ausgraben
eines Kellers gefunden ist und derselben Zeit angehört, s. M. Jahrb. XXXV,
Q.-B. I, S. 7. Ferner ein aus dem Jahre 1581 stammendes und aus Boizen-
bui^ gekommenes Hifthorn von Büffelhorn mit Figuren und dem italienischen
Spruch: NON PENSA LHVON') CHE GODE IN FESTA ET CANTO CHE AL FIN IL
RISO Sl C0NVERT1 IN PiANTO.ANO 1681: M. Jahrb. XII, S. 449.
') LMVON ^ l'hiimno.
Hifthorn aua Boiienburg.
512 AMTSGERICHTSHKZIRK RÖBEL.
Das Gut und Kirchdorf Ludorf.')
Gescliichte HHlie Einweihung der als ein frühgothisches Oktogon erbauten Kirche zu
des Ludorf am 8. Mai 1346 durch den Bischof Burchard von Havelberg zu
Dorfes. Ehren der hl. Jungfrau Maria und des hl. Märtyrers Laurentius und die Be-
widmung der Kirche mit zwei Hufen in Ludorf, drei Hufen in Priborn, sowie
mit den Einkünften von zwei Mark Silbers aus Zielow: das ist die erste ur-
kundliche Ueberlieferung über das Dorf und Gut Ludorf im XIV. Jahrhundert,
zugleich bis jetzt die einzige aus diesem Jahrhundert.*)
Mit dieser Thatsache fallen alle früheren Vermuthungen über diesen
einzig in seiner Art in Mecklenburg dastehenden Bau. Dass die Oktogonal-
Anlagen häufiger in Italien als in Deutschland gefunden werden, ist bekannt.^)
Unbekannt aber bleibt, welchen Anlass es gab, um in dem kleinen Dorfe
Ludorf an der Müritz Gebrauch davon zu machen. Ebenso wird es wahr-
scheinlich niemals aufgehellt werden, ob, wie Beyer in bedenklicher Weise
vermuthet hat, die im Jahre 1341 mit Fürst Bernhard von Werle vermählte
Gräfin Elisabeth von Holstein -Plön, welcher gewisse Dörfer und Güter im
Lande Röbel als Leibgedinge verschrieben waren, die Gründerin des Ortes
und der Kirche zu Ludorf war, oder ein anderer, z. B. einer der Herren
von Marin (Morin), die im Anfange des XV. Jahrhunderts als Besitzer des
Gutes Marin mit dem zugehörenden Ludorf und zugleich als Patronatsherren
der Kirche auftreten.*) Diese behalten die Nachbardörfer Marin und Ludorf,
^) 5 km östlich von Röbel.
«) M. U.-B. 6649. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XVI, S. 294—299. XXV, S. 308.
') Die nächsten Analogien zu dem Oktogonalbau in Ludorf bieten wohl die romanischen
Centralbauten in Franken, z. B. die Kapellen und Kirchen in Oberwittighausen, Standorf, be
sonders die in Grünsfeldhausen, Altenfurth und die Kapelle U. L. Frau in Würzburg. Vgl. Schulz,
Denkmalpflege III, Nr. 14, S. 105 fr.
*) Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 125/27. v. Bülow, M. Jahrb. XXXIV, S. 192/93. Das Leib-
gedinge der Herzogin Elisabeth bildete keineswegs einen zusammenhängenden Güter -Komplex,
sodass man etwa die Behauptung aufstellen könnte, Ludorf müsse miteingeschlossen gewösen sein.
Deshalb giebt es auch gar keinen Grund zu der Annahme, dass, als im Jahre 1410 die Güter
dieses Leibgedinges (vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 192 — 94) an die in diesem Jahre neu gegründete
Linie der Hahn-Solzow übergingen, das Dorf und Gut Ludorf in Hahn'schen Besitz gekommen
sein müsse, wie Beyer bei Ausdehnung seiner Hypothese glauben machen will. Im Gegentheil
weisen alle Verhältnisse und Umstände darauf hin, dass die schon im XIII. Jahrhundert als
werlesche Vasallen in Röbel und Umgegend auftretenden und im XIV. Jahrhundert u. a. mit Besitz
in Kressin, Zielow, Vipperow, Buchholz, Schwarz u. s. w. nachzuweisenden Herren von Marin oder
Morin, die zwei Angelhaken im Wappen führen und thatsächlich mit dem alten grossen Hofe
Marin oder Morin, bei dem Ludorf noch im Jahre 16 14 als zugehörender kleinerer Hof aufgeführt
wird, im engsten Zusammenhange stehen und daher schon viel früher zu Ludorf und seiner Kirche
als Gutsherren in Beziehung gesetzt werden müssen als dies bis jetzt durch Urkunden fest-
GUT UND KIRCHDORF LUDORF. 513
wenn auch nicht ganz, so doch thcilweise, bis zum Jahre 1659, dem Todesjahr
des Levin Ludwig von Marin. Doch scheint es, als ob der Name Marin
schon damals vor dem Namen Ludorf im Schwinden begriffen gewesen. Denn
zustellen gewesea ist. Tbat-
Sache ist, dass di« von Marin
im Jahre 1437 anscheinend
seit langer Zeit im Besitz von
Ludorf sind. Denn das Regest
einer am Abend des 10. No-
vember d. J. ausgefertigten
Urkunde lautet: .Otto vnde
Heinrich Moryn, dede won-
haftig sin: tho Moryn in deme
haue, dede licht in deme
lande tho Robele, verkaufen
den von Blücher das halbe
dorf Moryn, dat dar liebt in
deme lande tho Penzlin.<
1541 heisst es in Akten,
welche sich auf Streitigkeiten
llbei die Fischerei Ewischen
der Komlhurei zu Nemerow
und denen von Marin be-
ziehen, > Peter, Curt und Ige
die Marinen auf Ludorf,' nnd
den z6. Joni 1614 spricht
Henning Marin d. S. von sei-
nem iStammlehn Marin
oder Ludorf.. 1616 giebt
es Akten aber eine Theilung
der Guter Ludorf und Mann
zwischen Henneke Marin und
Balthasar Lepet. löiS
adressiert Herzog Adolf Fried-
rich ein Schreiben an Hen-
Kirche zu Ludorf. ning Worin zu Marin. 1643
muthet Klaus von Lepel nach
dem Absterben seiner Vettern, der Brüder Balthasar und Klans von Lepel das Gut Ludorf. Aber
es scheint nicht, als wenn die Mnthang einen praktischen Erfolg gehabt habe, denn das Visilations-
Protokoll von 1649 nennt unter den Eingepfarrten vom Adel nur den Patronns Henneke Marin
und Friedrich Kerberg's Wittwe und beüchreiht den traurigen Tod des filteren Henneke Marin zu
Röbel im Jahre 1638: iDer Thurmb isl niedergefallen und sint die glocken daraus wegk, welche
der Patronus Henneke Marin dem Beriebt nach verkanlfl vnd dafür ein pferd gekauft haben soll.
Es i»t aber dabey glaubwürdig berichtet, da-ss Henneke Marin mit Verkaufung der glocken weinigs
glucks oder segeiis gehabt, bevoral) er bald daraufT im elende Ao. 1638 an der roten Ruhr zu
Röbel gestorben und nicht so viel nachgela'isen, dass er ehriich zur Erden bestattet worden, son-
dern es hat ihn das geknuifle pferdt auiT einer SchlQpe im .Snrcke zum grabe trecken mUssen, vnd
ist also ohne Ceremonien begraben worden. Inmassen auch erwehnles pferd ntchl lange darnach
in einen brunneu gefallen und gestorben.« — 1662 aber, als es keinen Marin mehr giebt, nennt
das VisilBlionsprotokoll als Patrone den Jakob Ernst Knuth und den Declof Kerberg. — Alle
diese Verhfiltnis^e sind in früherer Zeil nicht genügend berücksichtigt worden, vor allen Dingen
514 AMTSGERICHTSBKZIRK RÜBRI..
während im Jahre 1614, als die Begüterung nahe daran ist, der alten erb-
gesessenen Familie verloren zu gehen, Ludorf nur als kleine Pertinenz von
Marin genannt wird, reden die Visitationsprotokolle von 1649 und 1662 nicht
mehr von Marin, sondern nur noch von Ludorf, das bis zum Jahre 1659 drei
Adelsfamilien zu Besitzern hat, die von Marin, von Knuth und von Kerberg
W^
Crundriss der Kirche zu Ludorf (nach Zingelmann).
(Kerkberg). Nach dem Tode des oben genannten Levin Ludwig von Marin
theilen sich die beiden letztgenannten Familien in die Herrschaft, und erst
hat man die beiden Guter Marin, dn<; zur KitterschafC des Amtes Neustadt ilhlende Marin liei
l'enzlin und das mit l.ndurf lu einer Feldmark verbundene Marin an der Mllritr. bei Kübel, beide
die Stammsitze der alten Adelt-familie Mnrin. nicht immer sclinrf genug geschieden und die ehe-
mnlige lledentiing dieses let^.Igetinnnlüii .-illrusehr übersehen.
GUT UND KIKCHUORF LUDORF.
AcImw^PO Mf
pJdpW/X-.a.^-
Kirclie 7M l.iiilurr (oneh Ziiigclmann'schen >
5l6 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
1686 kommen die von Kniith in den Alleinbesitz der Begüterimg, die von
nun an unter dem Namen Ludorf zu einem einzigen Lehngute konsolidiert
wird, über welches der Oberkammerjunker Adam Levin von Knuth am 14. Juli
1688 den Lehnbrief erhält.^) Der Ludorfer Mannesstamm der Herren von Knuth
ist mit dem Vater der bisherigen Besitzerin B. von Schulse erloschen, welcher
als Erbtochter des J. E. von Knuth auf Ludorf bei der im Jahre 185 1 erfolgten
Umwandlung des Lehns in ein Allod das Erbjungfernrecht vorbehalten wurde.*)
Was nun die geistlichen Verhältnisse betrifft, so scheint es, als ob die
Kirche zu Ludorf, obwohl ihr Charakter als Mutterkirche bis auf den heutigen
Tag unentwegt aufrecht erhalten worden ist, niemals einen eigenen Pfarrer
und eine eigene Wedem gehabt hat, wenigstens nicht vom XVL Jahrhundert
her. Den beiden grossen General- Visitationsprotokollen von 1534 und 1541
ist zu entnehmen, dass damals die Cura von den Geistlichen zu Röbel besorgt
wurde. Später aber (um 1571) ist Ludorf eine Zeit lang mit Vipperow ver-
bunden, doch Ende des XVL Jahrhunderts finden wir es schon wieder bei
Röbel. So sagt z. B. der Diakonus Johann Möller zu Röbel in einem Schreiben
aus dem Jahre 1606, dass er seit acht Jahren in der Kirche zu Ludorf predige
und die Sakramente reiche. Nach ihm, bis in die Zeit des dreissigjährigen
Krieges hinein, ist es Er Joachim Wameke, der sowohl in Ludorf als auch in
der früher (um 1570) mit Kambs verbundenen Kirche zu Nätebow den Dienst
hat und gleich seinem Vorgänger in Röbel wohnt. Wie die Ludorfer, hat
auch die Nätebower Kirche den Charakter als Mater festgehalten. Sie steht
damals von alter Zeit her unter dem Patronat der Herren von Prignitz auf
Nätebow, Bollewick und Below. Nach dem dreissigjährigen Kriege folgt aber
eine lange Zeit völliger Verödung. 1649 wohnt in Ludorf nur die oben-
genannte Wittwe von Kerberg, die übrigen Gehöfte aber, die von zwei Bauern
und zwei Schäfern, stehen leer oder sind verwüstet. Ebenso wohnt in Nätebow,
wo ehedem elf Bauern und zwei Kossäten den Bestand des Dorfes gebildet
haben, kein Mensch mehr. Von Nätebow heisst es ferner, dass der Patron
der Kirche, Otto Prignitz, die bisherige Verbindung mit Kambs — die ja nur
von kurzer Dauer gewesen sein kann — aufgehoben und seine Kirche als
Filia zu der in Ludorf gelegt habe. Indessen 1662 gehen die paar Leute zu
Ludorf, die sich inzwischen wieder angefunden haben, nach Zielow zur Kirche,
wo der Pastor von Vipperow predigt; die von Nätebow aber, wo es wieder
vier Bauern giebt, suchen ihr geistliches Brod zu Röbel. Endlich folgen von 1667
an wieder eigene Pastoren für Ludorf und Nätebow: es sind Christian Molt-
mann bis 1678 und Andreas Willebrand bis 1687. Beide wohnen wie ihre
Vorgänger in Röbel. Als aber Willebrand im Jahre 1687 Pastor zu Dambeck
wird, gehen Ludorf und Nätebow zur Dambecker Kirche über, und zwar als
kombinierte Mutterkirchen, nicht als Filiae. In diesem Verhältniss bleiben sie
^) Kittmeister Jakob Ernst von Knuth auf Leizen und Priborn war 1640 mit Elisabeth
von Marin vermählt: M. Jahrb. XVI, S. 298. XVII, S. 222.
') Im November des Jahres 1901 ist auch die Frau von Schulse verstorben.
GUT UND KIRCHDORF LUDORF. 517
auch unter dem Fastor Christian Willebrand, der seinem Vater im Jahre 1710
substituiert wird. Aber 1732 tritt abermals eine Aenderung ein: da werden beide
Kirchen wieder von Dambeck getrennt, Ludorf wird auf Betreiben des Geh.
Raths von Knuth mit Vipperow verbunden, Nätebow aber, das damals bereits
in Langermann' seh em Besitze ist, geht wieder einmal zur Pfarre von Kambs
über. Jetzt sind beide Parochiae ambulatoriae aufs Neue bei Köbel, Ludorf
seit 1776, Nätebow seit 1793.')
Kirche. Die beigegebenen Zeichnungen und Photographien, der Gnind-
riss, Quer- und Längsschnitt, die Ansichlen vom Inneren und Aeusseren, über-
heben uns einer ausführlichen Beschreibung Wir wollen daher nur darauf
hinweisen, wie sehr der Bau, trotz seiner Anlehnung an eine ungewöhnliche
Grundform, vom Charakter jener Kirchenbauten des Ueberganges vom romani-
schen zum gothischen Stil beeinflus-sl worden ist. Dahin gehört vor allen
Dingen der niedrige Ansatz und das verhältnissmassige steile Aufsteigen des
kugelförmigen achtkapplgen Gewölbes im Mittelbau, die Dicke und Schwere
der Mauern und die vorherrschende Schlitzform der Fenster, während die
Gewölberippen mit ihrem birnförmigen Durchschnitts-Profil, die äusseren Strebe-
pfeiler und der Stromschicht- Fries den jüngeren Stil der mittlerweile überall
') Vgl. Kirchen, und Kon-i>torialakleii im Gross heriogl. Archiv. Dazu (iroth, M. Jahrh. VI,
S. 140/141. Lisch, M. Jahrb. XVI, .S. 299. Stuhr, M, Jahib. LX, .S. 58 und 65.
5^^ AMTSGERICHTSBEZIRK R()BEL.
massgebend gewordenen Gothik zeigen.^) Was aber neuerer Zusatz ist, das
sieht man an der Schraffierung in der Zeichnung. Am Chor sind ausser Back-
steinen auch Felsen verwendet. Der Mittelbau sowie auch der Chor tragen
thurmartige Bedachungen, die des erstgenannten Theiles ist von ansehnlicher
Höhe, achtseitig, und läuft in eine schlanke Spitze aus, die des letztgenannten
Theiles ist rund und bedeutend niedriger. Im Westen eine Vorhalle von ver-
hältnissmässig beträchtlicher Höhe, in deren Obergeschoss die Orgel steht.
Unter dem Dache hängt die Glocke. An der Nord- und Südseite zwei gleiche
dreiseitige Abseiten, die aus einem Sechseck konstruiert sind. Die südliche
Abseite dient als herrschaftlicher Stuhl, die nördliche als Gruftgewölbe. Ein
zweites Grabgewölbe ist in neuerer Zeit an die Nordwestseite angesetzt. Auf
einem Ziegel des Einganges zu der Vorhalle liest man die eingekratzte, an
sich ziemlich bedeutungslose Inschrift: ANNO 1577 X B CLA* RIEK, die wir
hier nur deshalb aufftihren, weil sie im M. Jahrb. XVI, S. 296, ausfuhrlicher
behandelt ist.*)
Nicht ohne Interesse ist die Beschreibung der Kirche in den beiden
Visitationsprotokollen von 1649 und 1662. In jenem heisst es: »Die Kirche
ist in vier Creutzen vnd 4 Arkenern vnd oben rund gebawet, auf der Itali-
an er arth, gantz gewelbet, inwendig sehr verwüstet, die gräber geöffnet, die
Fenster weg. Beim altar ein gemauert predigstuell. « In diesem: »Ludorf!
eine Mater- Kirche, vaciret anjetzo. Ist nach der Italiäner art in vier Run-
dehlen gebawet, oben rundt gewelbet, inwendig sehr verwüstet, die Fenster
darauss. Beim altar ist ein gemauerter Predigstuel.«
Innere Ein- Im Altaraufsatz das Gemälde der Kreuzigung. Nach Ary Scheffers. —
richtung j^ den Füllungen der Kanzel die Figuren der vier Evangelisten. — Der Tauf-
' stein aus schwarzem Marmor ist neu. — In der Apsis ein kleiner viereckiger
Eucharistie -Schrank. — Ueber dem Eingang zu dem Gruftgewölbe befinden
sich drei messingene Votivtafeln mit Inschriften, die sich auf verstorbene Mit-
glieder der Familie VON KNUTH beziehen. Endlich auch an der Thür zur
Gruft, sowie über dem herrschaftlichen Stuhl, zahlreiche zinnerne Wappen von
KNUTH'schen Familienmitgliedern.^)
Glas- In dem nordöstlichen und nordwestlichen F'enster allerlei kleine Glas-
malereien, malereien, die aus der alten Kirche zu Priborn hierher gebracht worden sind.
Einige enthalten bildliche Darstellungen wie z. B. Eva's Erschaffung, Christi
Verkündigung, Christi Taufe im Jordan, den guten Hirten u. a. m.
Gitterthür. Vor der eichenen Flügelthür, welche den Eingang zum Gruftgewölbe
verschliesst, ist eine zweiflügelige Gitterthür aus Schmiedeeisen angebracht.
') Alles ist alt und ursprünglich. Von einer erst später und etwa wider den anfänglichen
Plan geschehenen Einwölhung kann unseres Bedtlnkens keine Rede sein. Tn dieser Beziehung
theilen wir nicht die von Lisch im M. Jahrb. XVI, S. 295, ausgesprochene Ansicht, auf die er
übrigens neun Jahre später (M. Jahrb. XXV, .S. 308/9) nicht wieder zurückkommt.
') Nur ist dort nicht 1177, sondern 1577 zu lesen. Vgl. ferner M. Jahrb. XXV, S. 308 ff.
XL, S. 192.
^) Line genauere Beschreibun«; aller dieser Stücke im Inventar von 181 1.
GUT UND KIRCHDORF LUDORF. SlX}
Hier findet man eine Inschrift, welche besagt, dass im Augustmonat des Jahres
1736 ADAM LEYIN VON KNUTH, Erbherr auf Ludorf und Gneve, diese Ruhe-
stätte für sich und seine Ehegattin, Frau CORNELIA VON KNUTH, habe her-
stellen lassen.
Von diesem Ehepaar stammt auch die einzige Glocke, welche die Glocke.
Kirche hat (Dm. 0,50 m). Ihre Inschrift lautet: SOLI DEO GLORIA • HERR
ADAM LEVIN V • KNUTH FRAU CORNELIA V • KNUTH • ANNO 1709 • PATRON
DER KIRCHE ZU LUDORF • HABE ZU GOTTES EHREN DIESE GLOCKE UM-
Gl ESSEN LASSEN.
Kleinkunstwerke, i — 3. Silbervergoldeter Kelch mit Patene und runder Kleinkunst-
Oblatenschachtel, alle drei mit dem eingravierten Knuth'schen Wappen und werke,
den Initialen A • L • K • Vgl. die Glocken -Inschrift. — 4. 5. Silbervergoldete
Abendmahlskanne, ebenfalls mit dem Knuth'.schen Wappen, laut Aufschrift im
September 1854 von MARIANNE V • KNUTH, JOSEF ERNST V • KNUTH'S
WITTWE, gestiftet. Von ebenderselben eine Taufkanne. — 6. Zinnkelch, von
JOACHIM SINNIKE und seiner Frau KATHARINA PAROW 1669 gestiftet. Zinn-
zeichen undeutlich. — 7. Kleiner Zinnkelch, 1762 gestiftet von einer Wittwe
BURMEISTER. Englisches Zinn. — 8. Noch eine Patene von Zinn. —
9. 10. Neben dem Altar stehen auf steinernen Postamenten zwei sehr schwere
Bronze- Leuchter mit Stifterwappen und der Inschrift: HER ADAM LEVIN KNUT
ZV GIESELFELT LUDORF UNT ASENDRUP RITTER 1698.») — 11. Mitten in der
Kirche ein vom Gewölbe herunterhängender Kronleuchter von Messing.
Ueber der Hausthür des Herrenhauses befindet sich folgende Inschrift Herrenhaus
mit Goldbuchstaben auf einer schwarzen Tafel: ANNO 1693 HAT H «ADAM zu Ludorf.
LEVIN VON KNUTH RITTER DEN UHRALTEN ADELSCHEN HOFF LUDORFF
ANHERO TRANSPORTIREN UND NEU BAUEN LASSEN «GOTT LASSE DIESES
HAUS WOHLBEGLÜCKT BESTEHEN UND EHE NICHT ALS MIT DER WELT
VERGEHEN. Darüber das von Knuth'sche Wappen. Ferner sieht man in dem
oberen Thürbalken eine Inschrift: MORITZ JAKOP JOCHIM GEBRODERE DE
KNUTH ANNO D(OMINI) 1576. Dazu dreimal das Knuth'sche Wappen. Das
Stück sass aber früher an dem Herrenhause zu Leizen.
* * *
Nicht weit von dem jetzigen Hofe sieht man in einer Wiese einen Alte
künstlich aufgeworfenen runden, jetzt mit Busch und Bäumen bestandenen und
von einem Graben umgebenen Hügel. Auf diesem Hügel hat nachweislich
die alte Ludorfer Burg gestanden, welche erst um das Jahr 1693 (vgl. die
Inschrift am jetzigen Herrenhaus) eingegangen ist. Es ist dies die alte Burg-
stätte von Marin, welche C. Ch. von Bülovv im M. Jahrb. XXXI V, S. 192, mit
Ludorfer
Burg.
') Die ausser Liulorf i^enjiniilcn Ortschaften liegen beide auf Seeland (l'rap, Danniark IH,
S. 447 und 514).
520
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
folgenden Worten beschreibt: »Die Reste der mittelalterlichen Burg des Ge-
schlechts von Morin finden sich noch einige hundert Schritte nordwestlich von
Ludorf entfernt am Saume des sog. Altenhöfer Bruchs. Ein umwallter, wald-
bedeckter Hügel von etwa 50 Q Ruthen Grundfläche, wird ringsum von einem
ziemlich tiefen Graben und auch von Teichen und Wiesen umschlossen und
noch der » Schlossberg c genannt. Das Material des alten Schlosses soll nach
dem dreissigjährigen Kriege zum Bau des jetzigen Herrenhauses in Ludorf
verwandt sein. Doch sieht man noch im Innern der Umwallung mehrere
grosse Steine, Bauschutt u. dergl. Auf der Direktorial -Karte ist auf der diese
Umwallung zunächst begrenzenden Ackerfläche der »alte Hof« verzeichnet.«
* * *
»Der Der nördliche Vorsprung der Halbinsel, welche die Ludorfer Feldmark
Steinhorn.« bildet, heisst »der Steinhom«. Er stellt sich als ein ziemlich hohes, zur Müritz
steil abfallendes Vorgebirge dar. Oben eine fast quadratische Fläche, an den
drei der Müritz zugekehrten Seiten aber erkennt man noch mit ziemlicher
Deutlichkeit ehemalige wallartige Erhöhungen.^)
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Nätebow.')
|er Dorfname Nedebuh wird am 21. Januar 1261 bei Gelegenheit der Fe.st-
setzung der Feldmark von Röbel zum ersten Mal urkundlich genannt.')
1305 werden Einkünfte aus Nätebow bei der von dem Röbelschen Bürger Berthold
von Zernow in St. Nikolai auf der Neustadt gestifteten Vikarei erwähnt.*) 1331
aber hat Nätebow bereits seine eigene Kirche, eine »Ecclesia beate Marie
virginis« mit drei Altären, welche sämmtlich von dem Ritter Konrad Büne mit
Einkünften aus den Dörfern Nätebow, Bollewick und Finken bewidmet werden.
Es sind die Altäre der hl. Jungfrau Maria, der hl. Katharina und der der
Apostel Matthaeus und Andreas.^) Bischof Dietrich von Havelberg bestätigt
diese Stiftungen neunzehn Jahre später, als der Ritter, in dem wir auch den
Gründer und Erbauer der Kirche zu erkennen haben werden, schon todt ist.
Ferner lernen wir drei Vikare kennen, die sich der eben genannten Einkünfte
zu erfreuen haben. Es sind Johann von Cessin, Johann Rodepape und Arnold
Ferber. Ausser denen von Bune finden wir am Ende des XIV. Jahrhunderts
*) Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 128. v. BUlow, M. Jahrb. XXXIV, S. 192.
•) 3 km südwestlich von Röbel. Die alten Formen des Namens, Nedebuh, Nedebow, ver-
bindet Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 98, mit der altslavischen Negation ne- und dem "Wort dybati =
schleichen und deutet ihn als »Ort des Nedybac. Das wäre denn ungefähr das deutsche >Laufen<
oder t Rennerdorf«.
») M. U.-B. 911.
*) M. ü.-B. 2997.
*) M. U.-B. 5218. 7072.
GUT UND KIRCHDORF NÄTEBOW. 521
die von Rostke und Freiberg mit Besitz und Rechten in Nätebow,^) im XV.
und XVL Jahrhundert auch die von Wardenberg und Prignitz, und im XVII.
die von Arenstorff, Grambow, Pauli und Schmiede. Aber 1682 kommt der
Schmiede'sche Schwiegersohn, Rittmeister Kaspar Christoph von Langermann,
in die Schmiede - Prignitz'schen und 1702 auch in die Grambow -Powisch'schen
und Freiberg'schen Antheile, und noch heute sind seine Nachkommen im
Besitz einer ansehnlichen Begüterung, welche ausser Nätebow die benachbarten
Dörfer und Höfe Carlshof, Dambeck, Karchow, Erlenkamp, Bollewick und
Spitzkuhn umfasst.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. o. bei Ludorf sowie bei Leizen
und Kambs.*)
Kirche. Die Kirche, ein alter Backsteinbau aus der Zeit des Ueber- Kirche,
ganges vom romanischen zum gothischen Stil, hat die Form eines länglichen
Vierecks und verdankt ihre jetzige Gestaltung einer Restauration vom Jahre 1682.
Doch macht sich noch an den Aussenwänden das alte romanische Lisenen-
System bemerkbar. Auch giebt es hier keine Strebepfeiler. Der Innenraum ist
mit zwei gothischen Kreuzgewölben überspannt. In der Ostwand ein grösseres
dreitheiliges gothisches Fenster, in der Nord- und Südwand der nach Osten
gelegenen Hälfte je ein zweitheiliges Fenster, während in der westlichen Hälfte
jederseits noch die Form eines älteren Schlitzfensters sichtbar wird, das jetzt
vermauert und daher nur noch als Blende vorhanden ist. An sämmtlichen
vier Innen -Wänden sieht man unten Rundbogen -Nischen, die bis auf den
Fussboden reichen. Von den ehemaligen Portalen der Kirche ist das auf der
Südseite noch im Gebrauch. Es hat eine frühgothische Wandung und Bogen-
laibung. Von dem im Westen angebauten Thurm ist nur noch das Unter-
geschoss vorhanden, der obere Theil ist im XVIII. Jahrhundert durch Brand
zerstört und steht als Ruine da.
Als Altaraufsatz dient ein spätgothischer doppelflügeliger Schrein mit Altar-
gut ausgeführten Schnitzwerken. Im Mittelstück die geschnitzten Figuren der aufsatz.
hl. Maria mit dem Kinde, zu den Seiten der hl. Johannes Bapt. und der hl.
Johannes Evang. In den geöffneten Vorderflügeln je vier Heilige, zu zweien
übereinander. Links (vom Beschauer) der hl. Andreas, die hl. Katharina, der
hl. Jakobus, die hl. Gertrud; rechts: die hl. Magdalena, der hl. Bartholomaeus,
die hl. Margarethe, der hl. Thomas. Die äusseren Seiten der vorderen Altar-
flügel, sowie beide Seiten der hinteren Flügel sind mit je einer grossen
Heiligenfigur bemalt, zum Theil vergangen, zum Theil noch erhalten. Auch
hier ist die Ausfuhrung gut und sorgfaltig. Zu erkennen sind noch die
^) M. U.B. II 419.
*) Im Visitationsprotokoll von 1534 steht, dass das Kirchlehn vom Ritter Konrad von Bune
an die Fürsten gefallen sei. Man wisse aber nicht, wie es von diesen an die von Prignit« ge-
kommen sei, die es u. a. dem Dominikaner -Prior Thomas Lamperti verliehen haben. S. Visi-
tations - Protokoll von 1541. Die von Prignitz besitzen es noch 1662. Nachher haben es die
von Langermann.
522 AMTSGERTCHTSHE/JRK RÖBEL.
hl. Margaretha, der hl. Antonius und der hl. Bartholomaeus. In der Ecke
bei dem hl. Bartholomaeus befindet sich das Grambow - Prignitz'sche Wappen
(gekrönter Eberkopf mit blutigem Halse) und daneben die Inschrift: ^atlirt
i^aa pttd^tltj^* ^) An der Predella des Altars Namen und Wappen des
CASPAR CHRISTOFF LANGERMANN, Churftirstl. Brandenb. Rittmeisters, und
der ELEONORE MARGARETHE LANGERMANN, geb. SCHMIDEN. Auf der
Fläche des kleinen hölzernen Altarpultes steht eingeschnitten iLSEBE BER-
KEN 1729.
Kanzel. An der Nordvvand die Kanzel, eine gute Tischlerarbeit im Renais-
sance-Stil.
Taufengel. Neben der Kanzel ein hölzerner Taufengel mit einem zinnernen Becken
in Muschelform.
Gedenk- In der Kirche eine Gedenktafel über die Restauration von 1682 mit
tafel. der Inschrift: ANNO 1682 HAT HERR LEUTTENAND BERNHARDT CHRISTIAN
SCHMIDT UND HERR RITHMEISTER CASPAR CHRISTOPH LANGERMANN
DIESE BAUFELLIGE NÄHTBOER KIRCHE ANGEFANGEN ZU REPARIREN.
Krön- Vor dem Altar hängt ein kleiner messingener Kronleuchter mit der
leuchter. Inschrift: BERENT FOLRAT TELLER 1682.
Glocke. In dem hölzernen Glockenstuhl ausserhalb der Kirche hängt eine Glocke
mit der Inschrift: CLAUS HINRICH VIERECK MARGARETHA LUCIA BROCK-
TORFF ANNO 1699 M • E • S • B • R •*)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i. Silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechs-
werke, passigem Fuss, auf jedem Felde des Fusses eins oder mehrere der Marter-
werkzeuge Christi eingraviert. An den sechs Rotuli des Knaufes die Rinf
Buchstaben des Namens Itlilda und eine Lilie. Am Schaft oben noch einmal
der Name ttiatta, darunter der Name t^üfll^. Keine Werkzeichen. — 2. Sil-
bervergoldete Patene mit einem Agnus Dei auf dem Rande Inschrift: ANNA
MARGARETHA PAVLIN GEBORNE SCHVTZENREICHINN. Keine Werkzeichen.
— 3. Länglichrunde silberne Oblatenschachtel. Auf dem Deckel das Langer-
mann'sehe Wappen mit der Umschrift: CASPAR CHRISTOF LANGERMAN
RITMEISTER SCHENKET DISES ALS PATRONVS DER NACHTBOER KIRCHEN
ZYHR EHRE GOTTES ANNO 1687. — 4. 5. Zwei messingene Altarleuchter.
*) Dieser aus Finken stammende Zweig der Familie Grambow, welcher später die Güter
Below, Nätebow und Bollewick besitzt, führt von alter Zeit her den Namen Prignitz (Prieg-
nitz), wie eine Urkunde vom i. März 1399 erweist: >Ik olde Philyps Grambowe vnde ik olde
Hans Grambowe, Danneles zone, anders ghenomet de Pryggenytzen, wonaftych to den Vynken,
bekennen vnde betüghen« u. s. w. Auch hier zweimal das Wappen mit dem Eberkopf. Femer
der Name Daniel.
^) Aus Kritzkow erworben, nach 181 1. Das Inventar von 181 1 erwähnt auch nur
eine Glocke, giebt aber an, dass keine Insclirift darauf sei. — Ein Zweig der von Vieregge
(Viereck) halte in der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts Rechtsansprüche an Dammwolde:
M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 627. Das hier genannte Ehepoar hatte die Güter Subsin und
l.antow bei I.aage. Vi^l. Hand I der M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. l)ei Kritzkow S. 460 (475).
GUT UND KIRCHDORK LEFZEN. 523
Das Gut und Kirchdorf Leizen.')
chon im Jahre 1298 giebt es einen Plebanus Segelke in Leizen und Geschichte
also auch eine Kirche.*) Der Pleban ist zugleich mit denen zu Dambeck ^^^
und Melz der zur Havelberger Diöcese gehörenden Probstei oder, was dasselbe
ist, dem Archidiakonat der Neustadt Röbel unterstellt. Diesem Verhältniss
widerspricht es nicht, wenn wir im Visitationsprotokoll von 1541 die Nachricht
finden, dass der Dominikaner -Prior Thomas Lamperti der Inhaber der Kirch-
lehne oder Pfründen aus Nätebow und Leizen ist. Wie in Nätebow die
von Prignitz, so sind in Leizen die von Knuth im XVL Jahrhundert (und
wahrscheinlich schon von älterer Zeit her) die Patrone der Kirche, die es ohne
Zweifel dem Prior des Klosters gestattet haben werden, einen Vikar als Mieth-
priester für Leizen einzusetzen. Es wird aber 1541 keiner genannt. Die
von Knuth haben das Patronat bis zur Mitte des XVIIl. Jahrhunderts. Doch
sind sie nicht diese ganze Zeit hindurch die alleinigen Besitzer des Gutes.
Im XVI. Jahrhundert finden wir dort z. B. neben ihnen die von Rostke und
Freiberg, wenn auch nur als Pfandberechtigte. Im Jahre 1700 vermählt sich
Jakob Ernst von Knuth auf Leizen mit Anna Marie Schröder. Dieser Ehe
entspriesst ein einziger Sohn Gottfried Ernst. Doch der Vater stirbt schon
am 22. September 1704, als der Sohn erst ein Kind von vier Jahren ist. Die
Mutter vermählt sich nun zum zweiten Mal mit jenem Kapitän Holly, der in
einer der früheren Glocken -Inschriften genannt wird (s. u.); seit 1709 ist sie
mit ihm verheirathet. Aber 172 1 ist sie bereits, wieder Wittwe. Sie vermählt
sich in diesem Jahre zum dritten Mal mit Joachim Detlev Warneke, wird aber
zum dritten Mal Wittwe. Als solche nennt sie sich 1723 in einem Brief als
»Anna Marie Warneke Possessorin« des Gutes Leizen, bezeichnet aber ihren
Sohn erster Ehe, Gottfried Ernst von Knuth, als Lehnsnachfolger. Dieser
muthet das väterliche Erbe im December 1722. Ob er das Gut übernommen
hat, war aus den Akten, soweit sie dem Verfasser zugänglich waren, nicht zu
ersehen. Gewiss ist, dass Leizen sich schon vor 1753 in Gundlach'schen
Händen befindet. So auch heute noch.
Wie sich die geistlichen Verhältnisse gleich nach 1541 gestalten, wissen
wir nicht des Näheren. Das Visitationsprotokoll von 1649 giebt an, dass
vorher ein eigener Pastor in Leizen mit Namen Vitus Obsalpicus gewesen sei,
auch sei Leizen zeitweise von Röbel und von Finken versorgt worden, nun aber
(1649) sei es mit der Kirche in Dambeck verbunden. Von zwölf Bauern vor
*) 10 km westlich von Röbel entfernt. »Ilaselstrauchort« übersetzt Kühnel, M. Jahrb. XLVI,
S. 82, den Namen, indem er ihn mit dem altslavischen Stamm leska, polnisch leszczyna, tschechisch
lestna, verbindet.
«) M. r.-K. 2486.
524
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Kirche.
Altar-
aufsatz.
Malerei.
Grabstein.
Waffen,
Votivtafel.
dem Kriege seien nur noch drei vorhanden.*) 1650 wird Leizen mit Finken
(od. Finken- Damm wolde) verbunden, wo Heinrich Sibeth (bis 1659) Pastor
geworden.*) So bleibt es dann unter dessen Nachfolgern, den Pastoren
Jakobus Riebe und Georg Pagenkopf (Pagenkopp) bis über 171 3 hinaus.*)
1723 aber wird Leizen als parochia ambulatoria zu Karchow gelegt, doch er-
scheint es schon 1728 wieder, wie einstmals im XVI. Jahrhundert, in Ver-
bindung mit Röbel, von wo es noch heute seine Cura empfangt.*)
Kirche. Die einschiffige Kirche hat die Form eines länglichen Vierecks
und ist zum grössten Theil aus Felsen aufgeführt, nur im westlichen Theil
finden sich Backsteine und Felsen durcheinander . gemischt. Im Innern eine
flache Bretterdecke. An der Ostwand drei romanische Schlitzfenster mit glatt
eingehender Wandung und Laibung. Die gleiche Anordnung dreier Schlitz-
öfTnungen auf der Süd.seite des Chors. Im Langhaus auf jeder Seite zwei
Fenster mit Stichbogenschluss. Das Thurmportal hat eine neuere Gestaltung
im Barockstil und ist mit dem Gundlach'schen Wappen geschmückt. Auf dem
Westende des Firstes ein hölzernes Dachreiterthürmchen. Auf der Nordseite
eine unverhältnissmässig grosse Gruftkapelle aus jüngerer Zeit.^)
Den Altaraufsatz bildet ein restaurationsbedürftiges spätgothisches Trip-
tychon. Im Mittelstück der Vorderseite die Krönung der Maria. Auf den
Flügeln zu beiden Seiten in zwei Reihen übereinander je drei Heiligenfiguren.
Links oben der hl. Jakobus major, die hl. Elisabeth, der hl. Johannes Baptista;
unten die hl. Maria Magdalena, ein unbekannter Apostel und die hl. Anna-
selbdritt- Gruppe. Rechts oben der hl. Johannes Evang., der Apostel Petrus (r),
die hl. Barbara; unten die hl. Katharina, der Apostel Paulus (?) und die hl.
Gertrud. Die Malereien auf der Rückseite der Flügel sind sehr vergangen;
im Allgemeinen ist nur soviel zu erkennen, dass es sich um legendarische und
nicht um biblische Scenen handelt.
An der Decke der Kirche handwerksmässige Barock malerei.
Neben dem Altar liegt ein gut erhaltener mittelalterlicher Grabstein
mit dem Knuth'schen Wappen in der Mitte und den vier Evangelisten -Sym-
bolen in den Ecken. Dazu die Umschrift: SCuilO l bxü l 111 l ttt • Ijij: fia •
ii pt' • fefhi • micö • 0 ßinric' fimit • tie • jiryfiorn j bjrar • e<' marga'eta
fP^B^IÖ'S' • or • p • Ci* • Der stein verdient aufgerichtet zu werden.®)
An der Nordwand verschiedene WaflFen, und unter einem Degen eine
Votivtafel, welche besagt, dass die trauernde Gattin des Majors THEODOR
WILH. VON DRIGAL8KI den Degen ihres Ehemannes, der an seinen in der
») M. Jahrb. VT, S. 141.
*) S. Finken.
') Vgl. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, .S. 628.
*) Akten im Archiv. Für 1728 vgl. Stuhr, M. Jahrb. LX, S. 54.
») Lisch, M. Jahrb. XV, S. 286. XXXII, S. 153 (Klessen). XL, S. 192.
«) Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 311. Mit Lithographie. Fehlt im M. U.-B.
GUT UND KIRCHDORF LEIZEN. 525
Schlacht bei Dennewitz am 6. September iSt3 crhalteneti Wunden starb, in
der Kirche zu Leizen, ihrem Geburtsorte, zu ewigem Andenken habe auf-
hängen lassen.
Im Thurm zwei Glocken (Dm. 1,00 m und 0,80 m]. Beide sind aus Glocken.
den alten Glocken von 1527
I - 1 und 1711 (so steht im Um-
guss, nicht 1700 wie im
Inventar von iSii, und auch
nicht 1709, wie bei Lisch,
I M. Jahrb. XXVII, S. 233) im
i Jahre 1860 auf Anweisung
des Patrons, MAX LUDWIG
VON GUNDLACH auf Leizen,
von C. Jllies in Waren um-
gegossen worden.')
Kleinkunst werke, t. 2. Kleinkunst
Aelterer silbervergoldeter werke,
kleiner Kelch auf sech.spassi-
gem Fiiss mit einem plasti-
schen Kriicifixtis , daneben
eingraviert Johannes und
Maria, Auf den seclis Rotuli
des Knaufes in gothischen
Minuskeln die Buchstaben
de.s Namens ll^efU^' Die-
selben Buchstaben an den
sechs Seiten des Griflfes ober-
halb des Knaufes, aber unter-
halb des Knaufes die Buch-
staben macia- Am Fuss die
Inschrift: l^it$ l Aalc :
l^ort : in : <0atT)I)bft to :
Jütften : ^oitia^ : mmt
•©riebet T©anniel 1591 •
Knath'schrr Grabstein (nach Zeichnung im M, Jahrb.). ^^ ^^ ^^,^ ^^.^^ ^^^^
zeichen, auch nicht an der zugehörigen Fatene. — 3. 4. Grösserer silber-
') Daa Inventar nennt vier Glocken, zwei von 1527 und eine von 1709 (oder 1711)). Die
beiden alterten hUten den .N'amen des Meislers Feier; was sonst auf ihnen stand, ist aus der
verdorbenen Abschrift niclit zu erkennen. Die dritte Glocke trug den Namen des zeitweiligen
Gutsinhabers Frani Leopold Holly (s, 0.). den des Pastors Jakobus Riebe (Reibe) und die der
Vorsteher Jakob Seedorf und Michael Hacker. Sie war gegossen von M. Christian Siegmund
Mebert, Die vierte Glocke war ohne Inschrift, Im M. jahrb, XXVII, S, 233, ist aus HoUy ver-
kehrter Wei^e der Name Kühi gemacht
') T^. vviegl 25 I,oth.
526
AMTSGERlCnrsnEZIRK RÖBEL.
vergoldeter Kelch mit dem von Gundlach 'sehen Wappen und der Inschrift:
ERNST FRIEDRICH VON GUNDLACH 1756. Als Stempel auf der Unter-
seite des Kelches der werlesche Stierkopf und je E SL ebenso auf der Patene.
— 5. Zinnerne Patene, nicht mehr im Gebrauch. Inschrift: JACOB 1665 RUMP«
ANNA SCHROEDERN. Undeutlicher Stadtstempel und Meisterstempel H P L. —
6. 7. Zwei zinnerne Altarleuchter, einer davon mit dem Monogramm C«W«W»
Y • K • 1688. Keine Werkzeichen. — 8. Klingelbeutel mit silbernem Teller,
darauf das von Gundlach'sche Wappen. Inschrift: C»S»F»V»G» 1755.
(ieschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Inneres.
Glocken.
Das Kirchdorf Minzow.')
on Minzow wissen wir aus alter Zeit nur, dass dort die von Below im
Jahre 1412 zwölf Hufen besitzen und dass es im Jahre 1460 vom Herzog
Heinrich von Mecklenburg eine Zeit lang an die Stadt Röbel verpfändet ist.
Im Uebrigen bleibt es landesherrliches Eigenthum, bis es 1667 dem Andreas
Pritzbuer überlassen wird. Indessen im Jahre 1704 erwirbt dre Lehnkammer
das Dorf zurück. Zwar entspinnt sich ein langjähriger Reluitionsprozess der
Pritzbuer 'sehen Erben gegen den Lehnsherrn. Doch wird dieser Prozess im
Jahre 1756 durch einen Vergleich erledigt, indem sich der klägerische Theil
mit einer namhaften Summe Geldes abfinden lässt.*) Minzow ist vor dem
dreissigjährigen Kriege ein blühendes Dorf. Denn es besitzt vor dem Kriege
nicht weniger als vierundzwanzig Bauern und sechs Kossäten, am Schluss des-
selben allerdings nur acht Personen.^ Seit dem Jahre 1863 ist es ein Kirch-
dorf, während es bis dahin nach Dambeck eingepfarrt war.
Kirche. Die neu erbaute Kirche ist ein einschiffiges Gebäude in Form
eines länglichen Vierecks mit einer Chornische im Osten. Im Innern decken
vier schmale Kreuzgewölbe den Raum. Im Westen ein mit einem Pyramiden-
helm versehener Thurm. An der Nordseite des Chors eine Sakristei.
Die innere Einrichtung ist neu.
Im Thurm zwei kleinere Glocken, die laut kurzer Inschrift aus den
Jahren 1703 und 1704 stammen und nur den Spruch SOLI DEO GLORIA haben.*)
Vasa Sacra. Vasa sacra. i. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss. Als
Stadtstempel S, als Meisterstempel SCHMIDT, dazu die Jahreszahl 1862. —
*) 8 km westlich von Rubel. Nach Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 94 --- >Ort des Mines«.
') Akten im Grossh. Archiv.
«) Groth, M. Jahrb. VI, S. 141.
*) Nach dem Inventar von 181 1 zu urtheilen, wird die eine der alten Dambecker Kirche
entnommen sein. Vielleicht auch die andere, wenngleich das Inventar von 181 1 (Dambeck, Bütow
und Karchow kommeji dabei besonders in lUMracht) keinen Anhalt bietet.
KIRCHDORF MINZOW.
527
2. Silberne Patene. — 3. Neues messingenes Taufbeckenj ohne Bedeutung. —
4. Neusilbernes Taufbecken. — ^ 5. 6. Alter Zinnkelch mit Patene.
* A *
Zwischen den Wiesen des Dambecker Sees und den Wiesen des Glien- Schweden-
Sees, auf Minzowscher Feldmark, ein fast einen Kilometer langer Erdwall, der schanze.
Minz ow
R öfslb e l
""irrAviHvwi^^ ^
\
P
6.
rA
b«
ic
Dambeck
stellenwei.se 7Avei bis drei Mann.shöhen hat und im Volke die Schweden-
schanze genannt wird. Indessen eine geschichtliche Begründung für diesen
Namen giebt es nicht. Vielleicht diente der Wall zur Absperrung. S. die
Plan -Skizze von Herrn Pastor Karsten -Vellahn (früher in Röbel).
Das Gut und Kirchdorf Dambeck.')
rkundlich im Jahre 1261 zum ersten Mal genannt, tritt uns Dambeck (beschichte
ebenso wie Leizen und Melz als fertiges, zur Diöcese Havelberg und "^^
zum Archidiakonat der Neustadt Röbel gehörendes Kirchdorf mit einem eigenen
Pleban Henricus noch im .selben Jahrhundert entgegen.^) Die alte Kirche aber,
*) 8 km westlich von Röbel. M'tslavisch daj)u -- Eiche. > Eichwaldort», Eichendorf, Eken-
döip, Ikendörp. Klihnel, M. Jahrb. XLVI, S. 36.
-) M. r. 1). 91 1. 2486,
Dorfes.
528 AMTSGKRICHTSBEZIRK RÖBEL.
welche damals vielleicht schon zwei oder drei Menschengenerationen hindurch
gedient hatte, steht heute, unter Bäumen versteckt, als eine Ruine einsam und
verlassen eine ziemliche Strecke von den Gebäuden des Hofes und Dorfes
entfernt In der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts sitzt der werlesche
Knappe Otto von Roggentin auf Dambeck, wahrscheinlich aber nicht als
einziger Vasall, sondern nach dem Herkommen jener Zeiten mit Andern seines
Standes zusammen. Ob aber dazu auch die von Gamm zu rechnen, deren
einer am 30. November 1380 als Knappe zu Dambeck genannt wird, muss im
Dunkeln bleiben, denn dieser könnte auch zu jenem Dambeck gezogen werden,
das südlich von Parchim liegt.*) Später finden wir dort, nachweislich vom
XV. Jahrhundert her (s. o. S. 472), die von Freiberg, welche zugleich das Gut
Karchow haben. Doch die Akten berichten schon während des dreissigjährigen
Krieges von einem grossen Konkurse, der 1642 ausbricht. Dabei geht Dambeck
verloren und kommt an die von der Luhe auf Schulenberg. Den 25. No-
vember 1653 erhält darüber Volrath Friedrich von der Luhe den landes-
herrlichen Konsens und Lehnbrief. In Lühe'schen Händen bleibt Dambeck
bis zum Jahre 1743, wenngleich das Gut zwanzig Jahre lang, von 1692 bis
17 12, an den Oberst Kaspar Christoph von Langermann auf Nätebow,
Bollewick und Spitzkuhn, verpfändet ist. 1743 aber wird Hauptmann Georg
Friedrich von Bassewitz auf Klocksin, der, nach dem Erlöschen des Mannes-
stammes der von Freiberg im Jahre 1721,^) in den Besitz von Karchow ge-
kommen ist, durch Kauf auch Herr des Gutes Dambeck. In Bassewitz 'schem
Besitz bleiben Dambeck und Karchow bis 1791. Nachdem darauf der schon
oft genannte Kammerrath Otto Konrad von Hahn ein Jahr lang beide Güter
besessen hat, gehen sie an Ludwig Christoph Baron von Langermann - Erlen-
kamp über, dessen Familie sich ihrer noch heute erfreut.
Seit 1528 ist Joachim Berg unter landesherrlichem Patronat und Freiberg-
schem Kompatronat Kirchherr von Dambeck, Karchow, Bütow und Minzow. Das
Visitationsprotokoll von 1541/42 nennt ihn einen Papisten. 1587 wird Er
Blasius Böttcher (Boddeker) genannt, der zu Karchow wohnt. Zwischen 1593
(vielleicht schon etwas früher) und 1636 hat Christoph Strieger die Cura der
drei Kirchen zu Karchow, Dambeck und Bütow.®) Nach seinem Tode wird
Wilhelm von Ankum berufen. Aber schon 1644 tritt Joachim Hausmann für
ihn ein, der, obwohl öfter viel Klagens über ihn ist, er auch einmal (um 1662)
eine Zeitlang suspendiert wird, dennoch bis zu seinem Tode im Jahre 1687 im
Amte bleibt. Ihm folgt jener Andreas Willebrand, Pastor zu Ludorf und
Nätebow, der diese Pfarren beibehält und der Gründer einer grossen Pastoren-
Familie wird, welcher auch der ehemalige Doberaner Superintendent Wille-
brand angehört. Dem Andreas Willebrand wird 17 10 der Sohn Christian sub-
stituiert, diesem wieder 1 747 der Sohn Jonas Christian, und dem letztgenannten
*) M. U.-B. 5386. Vgl. 6191. 6761. II 295.
*) S. das Gamm'sche Verzeichniss bei Lisch, M. Jahrb. XI, S. 440.
^) Im Pastoren -Verzeichniss zu Bütow irrthUmlich Christoph Steigerus genannt.
GUT UND KIRCHDORF DAMBECK.
529
abermals im Jahre 1794 der Sohn Karl Friedrich Willebrand, welcher sich 1802
mit der Baronesse Christiane von Langermann vermählt und bis zum Jahre 18 14
am Leben und im Amte bleibt. S. Walter a. a. O.
Wir geben hier die Beschreibung des alten Kirchenbaues von Dambeck
so, wie er bei Lisch, M. Jahrb. XV, S. 283 bis 286, zu finden ist, d. i. im
Jahre 1850, als noch Gottesdienst in ihm gehalten wird:
»Auf dem Felde des ritterschaftlichen Hofes Dambek bei Röbel zwischen
Minzow und Dambek, auf den Ufern eines Sees, steht im freien Felde unter
Bäumen und dichtem Gestrüpp ein wundersames Gebäude, die Kirche von
Dambek, jetzt auch die »Kirche von Minzow« genannt, von der Dorfschaft
Minzow allein in dem noch erhaltenen Theile als Gotteshaus benutzt, in dem
andern als Ruine; während das ehemalige Schiff in den offenen Trümmern
der Ringmauern sich in die Luft erhebt, ist der Chor der Kirche mit einem
Strohdache bedeckt. Die Merkwürdigkeit dieser Erscheinung wird aber noch
bedeutend durch die Bauweise erhöhet, in welcher das Gebäude aufgeführt ist.
Die ganze Kirche ist nämlich von Feldsteinen, d. h. von Granitgeschiebe, ge-
baut, und zwar nicht allein in den Ringmauern, sondern auch in allen Wöl-
bungen, im Bodenpflaster u. s. w. Es ist kein einziges Stück Ziegelstein in
und bei der Kirche zu entdecken. Die Aussenfläche der Mauern ist von be-
hauenen Granitsteinen ; das Innere der Mauern ist mit kleinen Feldsteinen von
gewöhnlicher, verschiedener Form in Kalk gefüllt. Der ganze Sockel der
Kirche besteht aus sorgfaltig behauenen, gegliederten Granitblöcken. Alle
Wölbungen, in Thüren, Fenstern, Bögen und Deckengewölben, sind im Rund-
bogen ausgeführt; von Spitzbogen ist nirgends eine Spur zu finden. Die
Kirche ist daher ohne Zweifel die allerälteste in ihrer Gegend und eine der
ältesten im ganzen Lande: sie stammt wahrscheinlich noch aus dem XIL Jahr-
hundert, höchstens aus dem Anfange des XIIL Jahrhunderts, immer aber aus
den allerersten Zeiten des Christenthums im südöstlichen Meklenburg. Daher
ist an der Kirche auch noch kein Ziegel zu finden; als sie gebaut ward, hatte
man hier noch keine Ziegelöfen, wenn auch der Baumeister schon Ziegel ge-
sehen haben konnte.«
»Der Chor der Kirche ist ein Quadrat; er hat an jeder Seite, auch
hinter dem Altare, zwei schmale, mit glatter Wandung schräge eingehende,
rund gewölbte Fenster, von denen jedoch die beiden an der Nordseite, ohne
Zweifel wegen des Anbaues der Sakristei, vermauert sind. Die Pforte in der
Südwand ist aus behauenen Granitquadern im Rundbogen gewölbt und sehr
wohl erhalten; die Gesimse sind mit Linien verziert. Selbst der alte Unterbau
des Altars ist von behauenen Granitquadern. Der Chor ist jetzt mit einer
Balkendecke bedeckt; jedoch stehen noch in den vier Ecken die glatten, ab-
gerundeten Widerlager aus Feldsteinen, welche früher ohne Zweifel ein halb-
kugelfbrmiges Feldsteinge Wölbe trugen, das den ganzen Raum überdeckte, wie
man es noch oben an den Ringmauern bemerken kann, welche sich mehr zu
Rundung neigen. Der Scheidebogen zwischen Chor und Schiff ist im Rund-
bogen gewölbt.«
34
Beschrei-
bung des
alten
Kirchen-
baues.
530 AMTSGER[CHTSBEZ[RK RÖBEl,.
•An die Nordwand des Chors ist die mit demselben zu gleicher Zeit
gebauete Sakristei angelehnt, ein fast ganz dunkle», in seiner Art einziges Ge-
bäude, welches noch Jetzt als Beichtstuhl benutzt wird. Sie ist ebenfalls ganz
und gar aus Feldsteinen gebauet: die Wände sind aus Feldsteinen, das halb-
kugelförmige Gewölbe ist aus Feldsteinen, selbst der Fussboden ist mit Feld-
steinen gepflastert. Merkwürdig sind die Reste einer uralten Wandmalerei,
welche mit dem Bau von gleichem Alter zu sein scheint. Unter den Gewölbe-
kappen sind die Seitenwände im regelmässigen Halbkreise oder Rundbogen
abgeschnitten. Dieser die Seitenwände unter den Gewölbekappen begrenzende
Rundbogen ist auf einem uralten, sehr dünnen, groben Kalkputz mit einer
Borde verziert, welche ungefähr 7* Fuss breit ist. Sie besteht aus einer
doppelten Reihe rechts hin laufender Rauten, welche abwechselnd und entgegen-
gesetzt dunkelroth und hellgelb (oder weisslich) sind. Diese Borde ist in allen
Linien durch nicht tiefe, aber scharfe Fugen abgegrenzt. Zu beiden Seiten
läuft eine dicke rothe Linie parallel. Es sind ausserdem noch mehr Spuren
von Wandmalerei vorhanden, so z. B. unter den Widerlagern der Gewölbe,
jedoch nicht mehr klar zu erkennen.«
«Chor und Sakristei sind mit Stroh gedeckt, auch wohl noch das ein-
zige Beispiel im Lande.«
GUT UND KIRCHDORF DAMBECK. 53I
»An den Chor schliesst sich das Schiff, ein nicht unbedeutender Raum,
dessen Höhe auch ziemlich gross gewesen ist, wie der noch stehende östhche
Giebel beweiset. Dieser Theil der Kirche ist jetzt Ruine und umher mit
dichtem Gebüsche bewachsen. Die Seitenmauern stehen zum Theile wohl noch
in *ls ihrer Höhe und sind eben so gebauet, wie der Chor und die Sakristei;
die ehemaligen Ab-
theilungen und Oeff-
nungen lassen sich
nicht mehr klar er-
kennen. Wahr-
scheinlich hat man
beim Bau die Wöl-
bung mit Feldsteinen
gewagt, aber die Ge-
wölbe sind späterhin
eingestürzt, und man
hat weder Muth noch
Mittel gehabt, die
Kirche herzustellen;
und so ist das Schiff
als Ruine stehen ge-
blieben, nachdem
man den Bogen
zwischen Chor und
Schiff vermauert
hatte.*
»Diese Kirchen-
ruine von Dambek
oder Minzow ist der
Kirchenruine von
Papenhagen oder
Rambow an Bau-
material und Baustil
sehr ähnlich und
Priesterpforte auf der Sudseile des Chors. beide mögen Wohl
die ältesten Feld-
steinbauten im Lande sein (vgl. o. S. 3/0). — Die Geschichte und der Verfall
der Kirche lassen sich noch klar genug verfolgen.«
>Dass die Sage schon an der Geschichte eines so seitsamen Gebäudes
umgestaltend arbeitet, ist nicht zu verwundern. In Minzow erzählt man: die
Kirche habe einst zu einer »Stadt Gellins gehört, von welcher noch ein nahes
Holz den Namen Gellin führe. Die gaiize Sage i.st aber grundlos, da an
dieser Stelle und überhaupt in der Pfarre kein Dorf Gellin existierte.»
34«
532 AMTSGERICIITSBKZIRK RÖBEL.
>Die Geschichte redet dagegen ganz klar und verständlich. Nach den
Akten und Kirchen - Visitationsprotokollen gehörte die Kirche immer zu dem
ritterschaftlichen Hofe Dambek. welcher bis in das XVII. Jahrhundert ein altes
Lehn der von Freiberg war; die Pfarre war früher auch in dem zu dem Hofe
gehörenden Dorfe Dambek, in welchem auch die Kirche stand. Eingepfarrt
waren die Dörfer Dambek mit dem Hofe, Minzow, Karchow und Biitow.«
•Karchow und Bütow hatten eigene Filialkirchen; die Dorfschaft Minzow
ging nach Dambek zur Kirche. In neueren Zeiten ward der Hof Dambek an
MessingschUäsel (s. S. 534).
eine andere Stelle verlegt und das dazu gehörige Dorf ging ein; die Herrschaft
des Hofes Dambek wandte sich nach dem Filial Karchow zur Kirche, da die
Kirche zu Dambek verfiel. Und so kam es, dass die Pfarre nach Karchow
verlegt ward, und nur die Dorfschaft Minzow an ihrem Rechte fest hielt und
die allein stehende Kirche zu Minzow besuchte «
»Die Kirche ward während des dreissigj ährigen Krieges baufällig und
gleich nach demselben absichtlich in den Jetzigen Zustand versetzt. Es heisst
bei der Kirchenvisitation vom Jahre 1649: »Dambeck. Die Kirche und das
Chor ist von alten Feltsteinen gebawet, ist von 8 gebind mit einem gantz
GUT UND KIRCHDORF DAMBECK. 533
vnduchtigen strohtache, vnd ist das tach über 5 gebinde gantz weg. Ueberm
Chor sint auch grosse Lecken. Vorsteher sollen das übrige tach von der
Kirchen wegnehmen vnd das Chor damit aussbessern. Vom Thurm nagst an
der Kirchen von Holtzwerck gebawet ist die spitze abgefallen vnd ist darin
eine glocke. Pfarhauss ist nicht alhir zu Dambeclc, sondern zu Karchow.<i
•Diese Anordnung ward auch ausgeführt, denn im Jahre 1662 war die
Kirche schon wüst. Es heisst in dem Protokolle der Kirchen Visitation vom
Jahre 1662: >Dambeck. Diese Kirche ist biss ans Chor niedergefallen biss
Messingschllsael (s. S. 534).
vfs Mauerwerck vnd wirt itzo nicht darin gepredigt, weilen Jochimus Hauss-
mann wegen seines ärgerlichen lebenss ab officio suspendieret worden.««
»Endlich heisst es in einem Zeugenverhöre vom Jahre 1687: »Interr.
Wo die Minsower in die Kirche gehen? Resp, Sie gingen in die sogenandte
Dambecker Kirche, so im wüsten Felde und '/* Meile von ihnen belegen,
worin der Karchowsche Prediger predige.««
«Im 18. Jahrhundert wird wiederholt gesagt, die Dambecker Kirche liege mit
drei Seiten im Dambecker Hofacker und mit der vierten Seite am Dambecker See. «
534
AMTSGERICIITSHEZIRK RÖBEL.
Jetzige Aus- Die jetzige Ausstattung des Chorraumes, soweit sie noch vorhanden
stattiing der ist, lässt den Renaissancestil erkennen, namentlich im Altaraufsatz und in der
Kirche. Kanzel. Der hohe Altaraufsatz enthält acht von Säulen und Pilastern ein-
gefasste Tafeln, auf denen sich ältere bemalte Holzfiguren abheben, die ohne
Zweifel einem gothischen Triptychon entnommen sind. (Vgl. die Altaraufsätze
in Gnoien und Prestin.) Die Kanzel ist mit den Bildern der vier Evangelisten
bemalt.
Messing-
schüsseln.
Burgstelle.
Von besonderem Interesse sind zwei im Grossh. Museum sich befindende,
der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts angehörende Messingschttsseln, die
im Torfmoor bei Dambeck gefunden wurden, und über deren Fund und Er-
werbung im Jahre 1857 Lisch im M. Jahrb. XXIII, S. 289, einen ausfuhrlichen
Bericht veröffentlicht hat, auf den wir hier verweisen. Das Becken mit dem
Gruss des Engels misst 53 cm, das andere mit einem Phantasie -Wappen 63 cm.
Hier soll nur bemerkt werden, dass beide als Prachtschüsseln in ihrer Art zu
beurtheilen und demgemäss sehr viel höher einzuschätzen sind und heute auch
eingeschätzt werden, als es sr. Zt. a. a. O. geschehen ist. Auch ist zu be-
achten, dass beide Schüsseln denselben Stempel haben: |R sj.
* * *
Westlich vom Dambecker Herrenhause befindet sich hart am See ge-
legen noch ein Ueberrest einer alten Burgstelle (wallartige Erhöhungen).
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Karchow/)
|m XIV. Jahrhundert sitzt ein Pritzbuer auf Karchow (Priscebur de Karg-
how).**) Vom XV. Jahrhundert her aber ist Karchow ein Gut der
von Freiberg, die es später als ihren Stammsitz ansehen und bezeichnen und
möglicherweise dort schon neben oder vor dem erstgenannten Pritzbuer erb-
gesessen gewesen sein können. Auf Karchow bleiben sie bis ins XVIII. Jahr-
hundert hinein. Neben ihnen aber gewinnen die von der Luhe -Schulenberg,
von Rapp-Necheln und Daniel Koch zu Karchow zeitweise gewisse Antheile
am Gute. Nachdem die Freiberg im Mannesstamm 1721 erloschen sind, wird
Karchow Besitz des Hauptmannes Georg Friedrich von Bassewitz, der später
auch das Gut Dambeck kauft. Dieser Bassewitz'sche Besitz geht 1791 auf
den Kammerrath Otto Konrad von Hahn und 1792 auf den Baron Ludwig
Christoph von Langermann -Erlenkamp über, dessen Erben ihn noch heute in
Händen haben.
^) Fast 7 km südwestlich von Röbel. Vielleicht soviel wie > Habichtsdorf <. Kühnel er-
innert an den altslavischen Stamm »krag-, karg- und das Wort kraguj = Habicht« und deutet den
Namen als >Ort des Karga« M. Jahrb. XLVI, S. 65. Anders in den Nachträgen, S. 178, wo (nach
Courtenay) die Stämme krüh- und krug- und die Wörter krühovo (karchowo) herangezogen werden.
*) M. U.-B. 5386.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF KARCHOW. 535
Ueber die geistlichen Verhältnisse s, bei Dambeck. Vor dem dreissig-
jährigen Kriege zählte Karchow fünfzehn Bauern und fünf Kossäten, von
denen 1649 nur noch zwei Kossäten übrig waren.')
Kirche. Die im Jahre 1688 erbaute Kirche ist ein schlichter vier- Kirche,
seitiger Fachwerkbau ohne Thurm und Vorhallen.*) Im Innern eine flache
Decke. Neben der Kirche ein Glockeostuhl.
Als Altaranfsatz dient ein Rahmen aus der Zeit der Spätrenaissance mit Altar-
einem hineingesteckten gothischen Triptychon in Farben und Vergoldung. Im aufsats.
Mtttelstück die Kreuzigungsgruppe mit vielen Figuren und den Kreuzen der
Schacher. In den Seitenflügeln acht Heiligenfiguren, in jedem Flügel vier.
Links: die hl. Annaselbdritt-Gruppe, der hl. Johannes Bapt., eine weibliche
Heilige und der Apostel St. Jakobus maj. Rechts: die hl, Katharina, der hl.
Andreas, die hl. Agnes und ein nicht zu bestimmender Apostel. Auf den
Rückseiten «Jer Flügel finden sich Spuren von Malereien.
An der Kanzel der Name der Stinerin: JUNGFRAU ANNA MARIA V-
D. LUHE DEDIT ME 1692. Femer die Inschrift: GOTT ZU EHREN IST DIESE
KIRCHE VON GRUNDT AUSS NEU GEBAUET ANNO 1688 ET 89 . PATRONEN:
H * H1NRICH ANDREAS VON FREIBERG • H • ADOLF ANDREAS V • D • LUHE •
'; Grolh, M. Jahrl), VI, S, 14:.
*) Lisch M. Jahrb. XI.. .S. 190.
536 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
H • HANS ERNST VON FREIBERG • H • ANDREAS WILLEBRANDT PASTOR •
ACH HR ERHALT UNS DEIN WORT.
Altar- An den Altarschranken und an dem hemcbaftlichen Stuhl findet sich
schranken, die Inschrift: H • HINRICH ANDREAS V • FREIBACH •(!) — F • SOPHIA HEDE-
WIG V • BLÜCHER 1692.
Glocken. Im Glockenstuhl zwei Glocken, die eine von 0,73, die andere von
0,60 m Durchmesser. Beide haben die Inschrift: DIE VON DER lOhe • DIE
VON FREIBERGE • DANIEL JANUS SUPERINT • JOACHIMUS HAUSMANN PA-
STOR • MARTIN HEINTZE AUS PERLEBERG ME FECIT ANNO 1670.
Kleinkunst- Kleinknostwerke. i. Silbervergoldeter Kelch mit Spätrenaissance -Ver-
werke. zierungen um die Kupa. Der Knauf des Griffes sowie der Fuss sind mit
getriebenen Engelsköpfen und Früchten verziert. Inschrift: CASPAR CHRISTOFF
VON LANGERMANN, OBRISTLIEUTNANT ANNO 1694 • ELISABETH KATHA-
RINA VON LANGERMANNIN GEBOHRENE FREY-
FREWLEIN VON ERLENCAMP. — 2. Silbervergol-
deter Kelch, schlichte Arbeit ohne Verzierungen.
Am Fuss das nebenstehende Familienwappen der
DUPUITS (du Pults) und an der Unterseite des-
selben die Inschrift: DIESER KELCH IST ZUM QE-
DECHTNIS VEREHRET DER KIRCHE ZU KARCHOW 1723 • Güstrower Arbeit
von Lenhard Mestlin.*) — 3. Silbervergoldete Patene. Von demselben Gold-
schmied. — 4. Silbervergoldete, kreisrunde Oblatenschachtel mit getriebener
Randverzierung wie am Kelch Nr. i. — 5. Silbervergoldete Abendmahlskanne
mit Verzierungen wie am Kelch Nr. i, gestiftet laut Inschrift von WILHELM
BARON VON LANGERMANN -ERLENCAMP, BERTHA BARONIN VON LANGER-
MANN-ERLENCAMP, GEB • LÜBBE 25 • MARZ 1866. — 6. 7. Zwei Messing-
leuchter, gestiftet 1866 von demselben Ehepaar.
Granit- Im Pfarrgarten befinden sich zwei muldenförmig ausgehöhlte Granit-
blöcke, blocke. (Quetschmühlen ?)
*) Charlotte Amalie Dupuits, Tochter des Gideon Dupuits auf Vietow und Wehnendorf
und der Katharina Dorothea von Preen, vermählte sich mit Dietrich Otto von der Ltthe auf
Dambeck, wurde aber schon 17 12 Wittwe. Vgl. geneal. Tabellen von Pents im Grossh. Archiv.
Dazu Petschow in Band I der M. Kunst- u. Gesch. - Denkm.
'.'^^ s, "V -V 'N ■^.
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF BÜTOW.
537
Das Gut und Fiiial- Kirchdorf BUtow/)
Kirche. Die Kirche ist zum Theil massiv in Backstein, zum Theil in
Fachwerk aufgeführt und bildet ein längliches, im Innern flachgedecktes Viereck.
Die Fenster auf der Nordseite sind viereckig, in der Stirnwand auf der Süd-
seite spitzbogig. Im Westen ein aus Felsen gemauerter Thurm mit einem
niedrigen vierseitigen Pyramidenhelm.
Der Altaraufsatz ist ein Kompositwerk, ^) d. h. ein Renaissancegehäuse
mit einzelnen Figuren, die einem älteren gothischen Triptychon entnommen
sind; alles mit Oelfarbe übermalt. Auf der Rückseite zwei Inschriften, von
denen die eine die Namen der lutherischen Prediger angiebt, die von 1548
bis 1748 an der Kirche amtiert haben, während die zweite meldet, dass Herr
*) 10 km weststidwestlich von Röbel. Die alte Form Butecowe des XIII. Jahrhunderts
übersetzt Kühnel als >Ort des Budekc und erinnert im Nachtrag an die serbischen Formen Buta,
Butko, Butovit: M. Jahrb. XLVI, S. 32 u. 175.
*) M. U.-B. 1283. 9S78.
•) M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 626/27.
*) Groth, M. Jahrb. VI, S. 141.
*) Vgl. Gnoien, Prestin und Dambeck bei Röbel.
Dorfes.
jchon im Jahre 1273 gewinnt das Nonnenkloster zu Röbel drei Hufen zu Bütow. Geschichte
Andere elftehalb Hufen verpfändet dort Vicke Bune am 23. December 1366 ^^^
dem Heinrich Knuth und dessen Bruderkindern.*) Später sitzen die einen
Zweig der alten Adelsfamilie Grambow bildenden Prignitz auf Finken und
Bütow. Und zwar bis zum Jahre 1620 hin. Da geht das Dorf Bütow zu-
gleich mit Finken und Dammwolde an Vicko Ludwig von Lepel über. Nach
dem grossen Lepel'schen Konkurse des Jahres 1650 haben eine Zeit lang die
Gläubiger, besonders Johann Sibrand von Sechein und die Wittwe des General-
majors von Vieregge, sowie deren Pensionarius Kurt Twochtmann, ihre Hände
in Bütow. Nach der Mitte der siebenziger Jahre des XVII. Jahrhunderts aber
kommen die von Pritzbuer in den Besitz von Finken sammt den dazu ge-
hörenden Gütern und Dörfern. Sie erwirken und erhalten, nach Abfindung
der Anrechte des Rittmeisters Hartwig Ernst von Bülow, am 4. März 1692
den AUodialbrief über Finken, Bütow, Dammwolde und die Schäferei Knüppel-
damm.*) In den Pritzbuer'schen Besitz aber tritt schon 1720 der Kammer-
junkerjulius Ludwig von Pederstorf ein, und den Pederstorfen folgt 1760 der im
Jahre 18 14 in den Grafenstand erhobene Zweig der Familie Blücher, der das
Gut heute noch hat, während das Patronat der als Filia von jeher mit Dam-
beck - Minzow verbundenen Kirche landesherrlich geblieben ist. Vor dem
dreissigjährigen Kriege hatte Bütow sechzehn Bauern und vier Kossäten.
Davon waren 1649 ""*■ noch drei Kossäten vorhanden.*)
Kirche.
Altar-
aufsatz.
538
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Glocken.
Kleinkunst-
wetke.
HINRICH VALENTIN VITZENHUSEN als Administrator der beiden Güter Finken
und Knüppeldamm den Altar im Jahre 1734 habe renovieren und bemalen
lassen.
Im Thurm hängen zwei Glocken. Nach den Inschriften ist die älteste
1708 von M. Ernst Siebenbaum, die zweite aber 1750 zur Zeit des Pastors
JONAS CHRISTIAN WILLEBRANDT von C. D. Heintze gegossen worden.
Kleinkanstwerke. i. 2. 3. Neugothischer silberner Kelch, desgl. Patene
und Ciborium, von Helnersdorff- Berlin. — 4. Messingenes Becken mit der
Inschrift MATIHS EHRKE aus Bitau (!) 1720.
Geschichte
des
Dorfes,
Das Gut und Kirchdorf Finken.')
m Templiner Landfriedens -Vertrage zwischen Werle und Brandenburg am
25. Oktober 13 10 wird beschlossen, dass die Garanten des Vertrages,
Herr Grube von Grubenhagen, Herr Berthold von der Osten, Herr Klaus
von Bück und Herr Droiseke von Kröcher, zweimal des Jahres zur Besprechung
aller Interessen auf beiden Seiten in Finken (ton Finken) zusammenkommen
sollen, und etwas über zwanzig Jahre später hören wir zum zweiten Male ur-
kundlich von Finken, als es sich um Festsetzung von Einkünften Rir die
Vikareien in der Kirche zu Nätebow handelt. Es ist das am 24. Februar 1331.
Da giebt es auch aus Finken drei Mark Silbers zum St. Marien - Altar. *) Aber
wer die Herren von Finken sind, erfahren wir erst am i. März 1399.^) Um
diese Zeit wohnt dort ein Zweig der alten Familie Grambow mit dem Bei-
namen »de Pryggenytzen«, also jene erst am Ende des XVII. Jahrhunderts er-
loschene Adelsfamilie, welche .später nur den Namen Prignitz (Priegnitz) führt,
aber, wie erklärlich ist, unverändert den Eberkopf des Grambow'schen Wappens
beibehält. Auf Finken bleiben die Prignitz bis 1620. Wie dann die von Lepel,
Sechein, Vieregge, Pritzbuer, Pederstorf und Blücher im Besitze folgen, ist
schon im IV. Bande der M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. S. 626/27 bei der Orts-
geschichte von Dammwolde und oben S. 537 bei der von Bütow gesagt worden.
Ebenso ist, da der Pfarrsitz im Jahre 1708 von Finken nach Dammwolde ver-
legt worden, die Darstellung der kirchlichen Verhältnisse in Finken schon bei
Dammwolde (a. a. O. IV, S. 627/28) erfolgt. Indem wir hierauf verweisen,
haben wir nur noch hinzuzufügen, dass sich aus den inzwischen eingeordneten
Konsistorial- Akten des Gro.ssherzoglichen Archivs noch zwei Geistliche ge-
funden haben, die in die Lücken des Dammwolder Verzeichnisses einzutragen
sind, nämlich (vor dem 1605 berufenen Pastor Paul Vettingk) der zwischen
^) 14 km westsitdvvestlich von Rubel.
*) M. U.-B. 3424 5218.
3) S. o. S. 522, Anmkg. i (Altar.iufsatz in Nätebow). Vgl. M. Jahrb. XIII, S. 333 (Urk. XLIV).
GUT UND KIKCHDORF FINKEN.
539
Kirche.
1599 und 1605 nachzuweisende Pastor Baltzer Wege, der möglicherweise schon
lange vor 1599 da war; ferner zwischen 1650 und 1659 der Pastor Heinrich
Sibeth, für dessen Zeitbestimmung in Finken drei Momente zu beachten sind :
im Visitationsprotokoll von 1649 heisst es nämlich, dass kein Pastor in Finken
sei, der letzte (Pinnow) sei 1638 gestorben. Und in einem Briefe des Jahres 1661,
also ein Jahr vor der Berufung des Nikolaus Thomaeus, wird darüber geklagt,
dass Finken schon wieder zwei Jahre lang verwaist sei. Endlich giebt es
Akten vom Jahre 1656 und 1657 aus der Zeit der Amtsführung des Pastors
Heinrich Sibeth.^)
Mit den beiden kombinierten Mutterkirchen Finken und Dammwolde ist
seit dem Jahre 161 9 auch die Lücken'sche Patronatkirche zu Massow als va-
gierende Mutterkirche verbunden. Vorher war sie, wie nunmehr den Akten
zu entnehmen ist, mit der Kirche zu Kambs verbunden.
Kirche. Die Kirche ist ein Backsteinbau des XVIII. Jahrhunderts (von
1735.^) in Form eines Vierecks. Auf der Mitte des Daches ein hölzernes mit
Holzschindeln gedecktes Dachreiterthürmchen. Einige Schritte von der Kirche
entfernt steht eine anscheinend derselben Zeit wie die Kirche angehörende
Gruftkapelle.
Altar und Kanzel sind Werke des Barockstils.
Von Interesse ist der dem Geschmack der Renaissance am Ende des
XVI. und am Anfange des XVII. Jahrhunderts angehörende Taufbehälter aus
Sandstein. Auf einer runden Säule mit achteckigem Sockel ruht ein acht-
seitiger Beckenbehälter, dessen Seitenflächen unten abgerundet sind. Jede
Seite zeigt eine Reliefdarstellung mit einzelnen Buchstaben darüber und auch
zum Theil darunter. Die Reliefbilder zeigen: Philipp Melanchton, Dr. Martin
Luther, den Eberkopf des GRAMBOW-PRIGNITZ'schen Wappens, das V. D.
LÜHE'sche Wappen, Christi Taufe im Jordan, Jesus und Nikodemus, Jesus
segnet die Kinder, Christi Auferstehung, aber die Jahreszahl fehlt.*) Der
Beckeneinsatz mit dem Gräflich BLÜCHER'schen Wappen ist neu.
Kleinerer Grabstein aus Sandstein, in der Mitte durchgebrochen. In- Grabstein.
Schrift: ANNO 1599 24 DIE JANUARY OBIIT ILSECKE WEGEN J • W • D • M •
E . L.3)
Im Thurm eine kleine Glocke, am oberen Rande derselben
die Buchstaben lliatia, auf der anderen Seite 6 Ulf* Auf dem
Rande selbst das Giesserzeichen.*)
Altar und
Kanzel,
Tauf-
behälter.
Glocke.
Kleinkanstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch von 1727, vom Kleinkunst-
Rostocker Goldschmied Lorenz Johann Röper. Patene von ebendemselben. — werke.
*) S. o. S. 524 bei Leizen.
') Zu vergleichen sind die Taufbehälter in St. Georgen zu Parchim und in Bellin bei Krakow.
') S. o. die Folge der Pastoren bei Dam])eck mit dem Nachtrag bei Finken. Die Sigla
bedeuten: Ich weiss, dass mein Erlöser lebt.
*) Das Inventar von 1811 behauptet, die Glocke sei ohne Inschrift.
540
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
3. Zinnerner Kelch ohne Inschrift. Englisches Zinn von dem Röbeler Zinn-
giesser J. C. Henscky. ^ 4. Längliche silberne Oblatendose mit anscheinend
Nürnberger Stempeln des XVIII. Jahrhunderts, aber ohne künstlerische Bedeu-
tung. — 5. 6. Zwei zinnerne Altarleuchter mit der Jahreszahl 1735. Von
dem Malchower Zinngiesser C. G. D.
, ^ '^ /"^-'x- ■"^-■^
Geschichte
des
Dorfes.
Kirche.
Das Gut und Kirchdorf Massow/)
|n der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts giebt es noch ein wendisches
Dorf des Namens Massow, das als »Wendisch Marsowe« seit 1344 zur
Flotow'schen Begüterung gehört, südöstlich von dem andern Massow liegt,
welches somit den Beinamen »Deutsch« gefuhrt haben wird, und Ende des
XVI. Jahrhunderts bereits verlassen ist.') Wenn wir dann aus einem Regest
einer Urkunde des Jahres 1367 ersehen, dass um diese Zeit die von Below
auf Massow (»tho Marschow«) wohnen, so kann dies nicht gut ein anderes
als dasjenige sein, welches heute noch im Amte Wredenhagen liegt.') Aber
die von Below behalten es nicht. Schon 1502 hören wir voh einem Ernst
von Lücken auf Massow, und von dieser Zeit an ist die Familie dieses Namens
(Lücke, Lucka) nicht wieder vom Gute gewichen, wenngleich es ihr im XVI.
und XVII. Jahrhundert durch die von Fahlen, von Weltzien, von Rohr, von
der Lanken und von Freen, welche zeitweise in den Besitz einzelner Antheile
gelangen, schwer gemacht wird, sich darin zu behaupten. Auch gelingt es
ihr erst im Jahre 1593, drei Bauerngehöfte zu erwerben, die bis dahin landes-
herrlich waren.
Die Kirche zu Massow finden wir unter Lücken'schem Fatronat 1541 mit
Finken und Dammwolde verbunden, sie wird aber nach der Reformation eine
Mater vagans und ist später mit Kambs vereinigt. 16 19 geht sie wieder zu
Finken-Dammwolde zurück und bleibt nun bei diesen beiden Kirchen bis zum
Ende des XVII. Jahrhunderts. Von 1701 an aber ist sie wieder bei Kambs.
Auch im XVIII. Jahrhundert findet wieder mehrfacher Wechsel nach Damm-
wolde und Kiewe, sowie im XIX. Jahrhundert (18 10) auch ein Wechsel nach
Satow hinüber statt. Seit 1844 ist sie wieder bei Dammwolde. S. Walter a. a. 0.
Kirche. Die im Jahre 1843 ^" Form eines länglichen Vierecks erbaute
Kirche ist ein schlichter Bau mit einem Chorschluss aus dem Achteck. Als
Hauptbaumaterial sind Felsen verwandt, nur die Einfassungen der Thüren und
Fenster sowie die Ecken sind aus Backsteinen gemauert.
*) In der Luftlinie 14 km südwestlich von Röbel entfernt, aber über Zepkow und Wildkuhl
gegen 18 km. Die alte Form Marsowe deutet Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 92, als >Ort
des Mares.c
*) M. U.-ß. 6401. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 217.
8) M. U.-B. 9579-
GÜTER UND KIRCHDÖRFER MASSOW UND KAMBS.
541
Kanzel und Altar sind zu einem Körper vereinigt.
Im Thurm eine Glocke von 0,67 m Durchmesser mit der Inschrift:
ANNO 1722 GOS MICH CHRISTIAN HEINZE VON BERLIN • GVRGEN HEIN-
RICH VON LVCK MAGDALENA CHRISTIANA VON FLOTOW (Lücken'sches Wappen,
Flotow'sches Wappen) CAROLUS SIMON FAST • CHIRCHEN VORSTEHER JO-
HAN NELS.
Vier zinnerne Altarleuchter. Der erste hat die Initialen H • V • L»
M • V • V» Dazu das Lücken'sche und Vieregge'sche Wappen mit der Jahres-
zahl 1596, sowie die Inschrift: GOTT VATER* Der zweite hat die gleichen
Initialen und Wappen, sowie die Inschrift: GOTT SOHN* Der dritte ebenfalls
die Initialen und Wappen und die Inschrift: GOTT HEILIGER GEIST* Alle
drei haben den Stempel des späteren Güstrower Giessers I • H * D(egener), der
anscheinend erst bei einer Reparatur im XVIII. Jahrhundert zur Verwendung
kam. Der vierte Leuchter, ohne Giesserzeichen, hat eine lange Inschrift, aus
der hervorgeht, dass er eine Stiftung der Konventualin des Stiftes zum heiligen
Grabe ALBERTINE VON L'ESTOCQ vom Jahre 1843 ist.
Kanzel und
Altar,
Glocke.
Altar-
leuchter.
Das Gut und Kirchdorf Kambs. ')
as Erste, was wir von Kambs urkundlich erfahren, ist die Bestätigung Geschichte
eines Patronatstausches am 22. Oktober 1320.') Die Fürsten Johann II.
und Johann III. von Werle nehmen das Patronat der Probstei in der Neustadt
Röbel und geben dafür dem Bischof Heinrich von Havelberg das Patronat
der Kirche zu Kambs. Das Zweite ist dann eine am 7. Mai 1350 vollzogene
Stiftung zum Besten der Kambser Pfarre durch die Brüder Gerhard und
Ludolf Ketelhodt mit der Verpflichtung der Kambser Plebane zu Seelenmessen
für das Ketelhodt'sche Geschlecht. Die Gabe besteht in einem am Kirchhof
zu Kambs gelegenen Käthen mit der jährlichen Abgabe von acht Hühnern
und allen darauf ruhenden Diensten und Gerechtsamen.^) Ein nur mit seinem
Anfangsbuchstaben H. genannter Pleban von Kambs kommt übrigens schon
1 270 vor, sodass wir das, was heute noch an ältesten Bautheilen der Kambser
Kirche erhalten ist, noch vor diese Zeit setzen dürfen, besonders den Feldstein-
bau und das romanische Portal.*) Die von Ketelhodt können recht wohl
schon um diese Zeit hier angesessen gewesen sein, denn sie werden im
XIII. Jahrhundert als werlesche und auch als mecklenburgische Vasallen häufig
*) 8 km südlich von Röbel. Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 64, erinnert an das altslavische
Wort kapa (polnisch kepa) = Flussinsel und deutet den Namen: »Auf der Fluss- Insel. c
') M. U.-B. 4222.
») M. U.-B. 7075.
*) M. U.-B. 1199.
des
Dorfes.
542 AMTSGERICiriSBEZIRK RÖBEL.
genannt. Urkundlich nachweisbar sind sie freilich im Besondern zu Kambs erst
von 1350 an. Aber sie sind, wie es in dieser frühen Zeit die Regel ist, nicht
die einzigen Vasallen im Dorfe. Mit ihnen haben hier im XV. Jahrhundert
z. B. die Moltke, Maltzan, und im XVI. auch die Gamm Höfe, Hufen und
Gerechtsame. Auch hören wir hier, wie öfter im südlichen Mecklenburg und
besonders im Lande Röbel,*) im Jahre 1586 von einem Lehnschulzen. Es ist
Kaspar Holm, dem ebenso wie seinem Sohne Jochim Holm der Herzog Karl
von Mecklenburg das von den Piritzen her ererbte Schulzengericht in Kambs
bestätigt und neu verleiht. Ferner gewinnen im XVIL Jahrhundert auch die
von Rohr, Knuth, Reichknecht u. a. m. theils durch Erbgang, theils durch
Kauferwerb grössere und kleinere Antheile, sodass das Dorf mit seiner Feld-
mark, wenn auch zum grossen Theile bis 1790 hin in Ketelhodt'schem Besitz
bleibend, dennoch ein »Kommuniondorf« ist und als solches in Akten der
siebenziger Jahre des XVIIL Jahrhunderts oft genannt wird. Nachdem der
Ketelhodt'sche Antheil 1790 auf Adolf Albrecht Wilhelm von Flotow zu
Wildkuhl übergegangen ist, erwirbt ihn 1792 die herzogliche Kammer, um ihn
dem landesherrlichen Domanium einzuverleiben. Zugleich übernimmt sie für
den Landesherrn das Kirchen -Patronat, welches in der Zeit der Reformation
nach Ausweis des Visitationsprotokolles von 1541/42 vom Havelberger Bischof
auf den Landesherrn übergegangen war, später aber von den Ketelhodten fest-
gehalten wurde, indem sie 1618 dem Herzog Hans Albrecht IL und 165 i dem
Herzog Adolf P'riedrich gegenüber die Behauptung aufstellten, es sei ihnen am
14. Juni 1607 vom Herzog Karl auf Grund eines Vergleiches förmlich ab-
getreten worden. Thatsache ist, dass die von Ketelhodt nach Herzog Adolf
Friedrich's Tode das Kirchen -Patronat haben und ausüben, bis es 1791 wieder
von der herzoglichen Kammer zur Superintendentur in Güstrow gelegt wird.
Als evangelischen Geistlichen in Kambs lernen wir zwischen 1539 und
1569 Paul Drewes kennen. Er hat auch, ebenso wie seine Nachfolger, Karbow
zu bedienen, wo es über den dreissigjährigcn Krieg hinaus eine Kirche oder
Kapelle giebt, die 167 1 (oder etwas früher) durch Brand vernichtet wird. Auf
Drewes, gegen den Jürgen Ketelhodt als Patron mit grosser Eigenmächtigkeit
vorzugehen versucht, folgt 1569 Blasius Böttcher (Böddeker), den wir 1587 in
Dambeck finden. Er unterschreibt 1577 die Konkordien- Formel, ob er das aber
als Pastor in Kambs oder in Dambeck gethan, ist nicht nachzuweisen. Ihm
mag Valentin Sadler gefolgt sein, dessen Tochter in erster Ehe bis 1604 mit
dem Pastor Stephan Runge zu Kambs und nachher in zweiter Ehe mit dem
1606 berufenen Michael Grosche (Krosche, Groschius, Kroschius) verheirathet
ist, welcher 1615 wegen unsittlicher Handlungen die Pfarre verliert und des
Landes verwiesen wird. An seine Stelle tritt Jakob Reppentin, der 1624
durch einen Sturz ums Leben kommt. Darauf folgt Joh. Neumann (Neomann),
er ist noch nach 1635 im Dienst, flüchtet aber in der Kriegsnoth nach Röbel
und stirbt hier mit allen Seinigen an der Pest. 1649, als in Kambs, wo früher
*) Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 194/96.
GUT UND KIRCHDORF KAMBS. S43
zwölf Bauern gewohnt haben, nur noch drei Personen am Leben sind, hcisst
es im Visitationsprotokoll, dass Neumann der letzte Pastor gewesen. Die
Kirche sei bis auf das Mauerwerk eingefallen. Der nächste ist nun von l66i
an Joachim Stoppel (Stoppelius), der bis 1667 lebt. Es folgen weiter: Joh.
Kasp, Hornemann (1668 — 1695), Karl Simon Simonis (1699 — 1729, auch als
Pastor für Massow, s. o. 540), Gottfried Lohmann (1730 — -1739, auch liir Nate-
Schnitzwerke aus der Kirche zu Kambs (im Grossh. Museum).
bow), Andreas Nikolaus Willebrand {1742 — 1778). Joh. Bernh. Susemihl
(1779 — 1783) und Joachim Christian Hübener (1784— 1827). S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein Feldsteinbau in Form eines länglichen Vier-
ecks, mit wohl behauenen Ecken, nur der östliche Giebel ist vom Dachansatz
544 ' AMTSGERlCHTSimZIKK RUBEL.
an aus Backsteinen aufgeführt. Der untere Thurmraum, welcher gleiche Breite
mit dem Langhause hat, dient zur Vergrösserung des Innern der Kirche und
Öflhet sich nach dieser hin mit einem verhältnissmässig breiten und hohen
Spitzbogen. Es fehlen aber die Gewölbe. Der ganze Innenraum ist mit einer
flachen Balken- und Bretterdecke überspannt. Die Fenster haben alle mit ein-
ander ihre Urspriinglichkeit verloren, sie stellen sich als stillose viereckige
Lichtötfnungen dar. Das Aeussere des überalt stark erneuerten Feldsteinbaues
weist auf das XIII. Jahrhundert,
besonders das hübsche rund-
bogige romanische Portal auf
der Südseite, das mit einem
schlichten Kapitellgliede ver-
ziert ist, aber nach aussen hin
durch einen späteren gothi-
schen Ueberbau verdeckt wird.
Der Thurm trägt ein Satteldach,
aus welchem ein hölzerner Dach-
reiter heraussteigt. An der Nord-
seite der Kirche eine Feldstein-
kapelle. *)
Innere Ein- Die ganze innere Ein-
richtung, richtung gehört dem XIX. Jahr-
Figuren hundert an. Von dem früheren,
vom ehe- noch von Lisch im Jahre 1877
maligen (M. Jahrb. XUI. S. 186/87) er-
Tnptychon. , , _ . . ' '
wähnten Tnptychon des Altars
sind die besser erhaltenen
Figuren dem Grossherzoglichen
Museum in Schwerin über-
wiesen worden.
Glocken. Im Thurm drei Glocken,
eine grosse ohne Inschrift und Giesserzeichen und zwei kleinere. Von diesen
ist die eine laut Inschrift 1708 vom Pastor CAROLUS SIMON und seiner Ehe-
frau gestiftet und von Ernst Siebenbaum gegossen worden, während die andere
erst in neuerer Zeit umgegossen ist. Sie zeigte angeblich einstmals das Jahr 1529*)
und den Namen des Giessers Peter in Kamptze.
Kleinkunst- Kleinkunstwerke. i . Silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechs-
werke, passigem Fuss. Am Knauf in hellblauem Email der Name IHESUS, auf der
Unterseite des Fusses die Inschrift: KAROLUS • SIMON • PASTOR . KAMPZEN-
SIS • ElUS • UXOR • ELISABETH • ZACHOWEN • ET • PRIVIGNA • DOROTHEA
') Lisch. M. Jahrb. XLII, S. 186.
*) Nach dem Inventar von iSlI nicht das Jahr 1529, sondern 151S.
FILIAL- KIRCHDORF GRABOW. 545
ELISABETH • HAHNEN • DEDERUNT • HUNC • CALICEM • IN • HONOREM.
DEI • ANNO • 1706 • DIE 25 MARTII • Werkzeichen (^). — 2. Eine Patene mit
der Inschrift: DIESES HAT ZU
GOTTES EHREN GEGEBEN LU-
CRETIA V . KETTELHOT 1705 •
Dazu ein eingraviertes Wappen,
welches im Felde und ebenso in
der Helmzier einen einzigen Kessel-
hut mit Flügeln zeigt. Keine
Werkzeichen. — 3 — 5. Kanne,
Oblatenschachtel und Taufbecken
sind neu, das letztgenannte von
1856, die Oblatenschachtel von
1877. Keine Werkzeichen. —
6. Noch ein Taufbecken von
1858. — 7 — 10 Zwei Paare zin-
nerner Leuchter, ein grösseres und
ein kleineres. Der eine der beiden
kleineren Leuchter ist 1800 von
MARIE ELISABETH KNUTH geb.
PHAHLOWEN gestiftet und von
einem Röbeler Zinngiesser gefertigt,
dessen Doppel monogra mm an-
scheinend in J. H.') aufzulösen ist,
während der andere ohne Inschrift
und Werkzeichen ist. Ebenso ist
das grössere und ältere Paar (mit
Fuss und Schaft im Barockstil)
ohne Inschrift und Werkzeichen. —
°" '^"^' 1 1 . Endlich eine aus der vor-
reformatorischen Zeit stammende leere Monstranz in gothischen Formen, von
Bronze. Glas und tMöndchenc (Hostien- Halter) fehlen.
Das Filial- Kirchdorf Grabow.*)
BTHm Jahre 1344 gehört Grabow zu jenen Dörfern, mit denen die von Flotow Geschichte
^^^ belehnt werden. Sie erhalten das ganze Dorf (villam Grabowe to- "^^
taliter).») 1516 aber finden wir an ihrer Stelle die durch Verwandtschaft und ^^'»'■fes.
Güterbesitz mit ihnen verbundenen Herren von Rohr. Ais 1619 ein Zusammen-
') Also wohl kein Anilerer als Joachim ilensky.
') ig km slldwesilich vor Köbel. Grabow von gralm -= Itiiche, also iHuchendorf« oder
.Buchen, Höken.. Vgl. Kuhnel, M. Jahrb. XI.VI, S. 55.
') M. U.-B. 6401.
546
AMTSGERICHTSHKZIRK RÖUEL.
bruch des Rohr*schen Vermögens erfolgt, kauft Hans von Holstein, mit dem
Gute Schönberg als Hauptgut, die dazu gehörenden Dörfer Rossow, Buchholz,
Roggentin und Grabow und erhält darauf am i6. Mai 1629 den landesherr-
lichen Konsens. Von den Pflugdiensten, welche die Grabower Bauern zu leisten
haben, gehen 1630 durch Kauf sieben an Jürgen von Quitzow und 1669 zwei
an Volrath Levin von Maltzan über. Gegen Ende des Jahrhunderts aber
(1689) kommt Eggert Christoph von Knuth in den Alleinbesitz des Dorfes
und auch des Kirchenpatronats. Er lässt 1695 seinen ganzen Besitz, bestehend
in den Dörfern und Gütern Below, Grabow, Buchholz, Melz, Karbow, Solzow,
Priborn und in einigen Hufen in den Feldmarken von Karchow und Küsskow ^)
(Küssow) allodificieren. Von 1701 an ist seine Wittwe die Herrin dieser Be-
güterung (s. Glocke von 171 1). Aber 1720 kommt die Ehefrau des Amtmannes
Seitz für 7700 Thaler in den Besitz der ihr vom Grafen Knuth verkauften Dörfer
Below und Grabow und auch in den des Kirchenpatronates zu Grabow.
Allein die Bauernschaft des Dorfes, welche schon von 17 16 und 17 17 her
durch russische Einquartierungen und Kriegskontributionen schwer zu leiden
gehabt hat und auch darüber klagbar geworden ist, dass sie der Reihe der
fürstlichen leibeigenen Bauernschaften zugerechnet worden, macht der Familie
Seitz viel zu schafTen. Daher kommt es, dass im Jahre 1776 der auf Below
erbgesessene Stallmeister K. L. von Seitz das Dorf Grabow als Allodialgut für
5000 Thaler NV« an die sechzehn Hausleute des Dorfes zu freiem Eigenthum
verkauft. Somit gehört die Dorfschaft Grabow als Allodial - Bauerschaft seit
dieser Zeit zu jenen sechs ausserdomanialen bäuerlichen Gutskommünen, von
denen drei im Amte Wredenhagen (Buchholz, Grabow und Zielow), eine im
Amte Plau (Rossow), eine im Amte Lübz (Wendisch -Priborn) und eine im
Amte Boizenburg (Niendorf) belegen sind.*)
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Neubau vom Geh. Hofbaurath Möckel.
Sie hat einen aus dem Achteck gebildeten Chorschluss mit drei Rundfenstem.
Im Innern eine neue Einrichtung.
Glocken. Im Thurm zwei Glocken, eine grössere, umgegossen 1877 von Ed.
Albrecht in Wismar, und eine kleinere, gegossen 1844 von C. Jllies in Waren.*)
Kleinkunst- Kleinkunstwerke, i — 3. Silbervergoldeter Kelch, Patene und runde
werke. Oblatendose, alle drei nach den beiden Stempeln W und LÖ von dem Gold-
schmied Osten in Waren. — 4. Silberne Kanne mit Henkel und Deckel von
1878, von dem Röbeler Goldschmied Ludewig.
*) Untergegangen; s. Schildt, M. Jahrb. LVI, S. 217.
*) Böhlau, M. Landrecht 111, S. 277/278.
■) Von den Vorgängerinnen war die grössere 1711 unter dem Patronat der Frau Geheim-
räthin von Knuth vom Glockengiesser Christian Siegmund Mebert gegossen worden. Die kleinere
hatte keine Inschrift.
i
KIRCHDORF KIEVE. 547
Das Kirchdorf Kleve/)
|ie mittelalterlichen Nachrichten über das Bauerndorf Kleve sind spärlich, Geschichte
fiir seine Ortsgeschichte aber bedeutsam genug. Im Jahre 1311 nämlich, des
das jener kurzen Zeit angehört, in welcher der Markgraf von Brandenburg ^o"<ss.
über einen Theil des südlichen Mecklenburg bis zum festen Thurm von Lübz
hinauf gebietet, wird das ganze Dorf Kieve Eigenthum des weit davon ent-
fernten, am Rhein gelegenen und der Diöcese von Köln angehörenden Cister-
cienserklosters Altenkamp, des Mutterklosters von Amelungsborn.*) Markgraf
Waldemar schenkt das Dorf Kieve dem Kloster Altenkamp als Entgelt für
allerlei Unbill, die es von ihm erlitten hat (villam Kiewen et eiusdem uille
fundum, proprietatem, possessionem et libertatem, cum omni iure, iurisdictione,
iudicio capitali et manuali, cum iure patronatus, cum distinctione terminorum
quos ab antiquo habuit et in presens habet). Doch müssen die Mönche dafür
100 Mark brandenburgischen Silbers und Gewichtes an ihn, den Markgrafen
Waldemar, entrichten. Die Sache wird übrigens erklärlicher, wenn wir uns
vorstellen, dass das rheinische Cistercienserkloster schon seit fast achtzig Jahren
in der Nachbarschaft von Kieve einen grösseren Wirthschaftsbetrieb errichtet
hatte, dem, wie es im Mittelalter üblich war, ein »Rector bonorum« vor-
gestanden haben wird. Den Mittelpunkt dieses Betriebes bildet nämlich der
anscheinend erst von den Mönchen errichtete Kotzer Hof^) am See gleichen
Namens mit fünfzig Hufen Landes, die schon am 30. December 1232 als
Geschenk des Fürsten Nikolaus von Rostock an das Kloster gekommen waren.
Diesen Besitz nun mit den dazu gehörenden auf der Kotzer (oder Mönch-,
jetzt Wittstocker) Heide gelegenen Dörfern Glawe, Wüsterade, Gross-Berlin,
Schönfeld und Winterfeld bestätigt der Markgraf den Mönchen zugleich mit
der Ausfertigung des Kaufbriefes über Kieve, dessen Bauern damit unter den
milden Krummstab des Abtes getreten sind.*) Unter geistlichem Regiment, in
erster Instanz unter einem vom Kloster Altenkamp entsendeten Rector bonorum,
bleibt Kieve mit den eben genannten Dörfern der Kotzer Heide zusammen
bis zur Mitte des XV. Jahrhunderts. Zeitweise Verpfandungen dieses ihres
Besitzes im Wendenlande durch die Altenkamper Mönche an die von Ame-
*) 14 km südlich von Röbel. Altslavisch kyj = Knüttel, Keule. Also vielleicht soviel wie
> Keulendorf c: Kühnel, M. Jahrb. XLVI, S. 68. Oder »Knütteln, Knüppeln c?
') Altenkamp, das 1122 vom Kloster Morimund in Lothringen gegründet worden war,
errichtet 1125 das Kloster Amelungsborn, unweit Holzminden, noch näher bei Stadtoldendorf.
Amelungsborn aber wird 1170 Mutterkloster von Doberan, und Doberan 1209 Mutterkloster von
Dargun, nachdem der erste von Esrom geschickte danische Konvent dieses verlassen hatte.
*) Jetzt der Mönchshof südlich von Wredenhagen, gleich jenseits des Mönchsees.
*) M. U.-B. 410. 3475. Lisch, M. Jahrb. II, S. 94. XIII, S. 312.
3ö*
548 AMTSGBRICHTSBEZIRK RÖBEL.
lungsborn und Walkenried, wovon wir bald nachher im XIV. Jahrhundert
hören, werden auf das durch die Herrscher von Werle- Brandenburg ge-
schaffene und der Dankbarkeit dir die Verdienste des Cistercienser- Ordens
entsprungene Verhältniss keinen wesentlichen Einfluss gehabt haben.*) Doch
um die Mitte des XV. Jahrhunderts wird das anders. Die weite Entfernung
des Klosters Altenkamp von der Kotzer Heide, die immerfort zunehmende
Unsicherheit aller Verhältnisse in diesem raubfehdelustigen Jahrhundert, und
diese und andere Gründe mehr, werden Anlass, dass das Kloster seinen ge-
sammten Besitz im Jahre 1436 vertragsmässig an die Stadt Wittstock ab-
giebt. Aber die Hoheitsrechte, die Fragen über die Dienste, Bede, oberste
Gerichtsbarkeit, den Zoll u. a. m., soweit sie für diese Güter in Betracht
kommen, verursachen zahlreiche Streitigkeiten zwischen den mecklenburgischen
Herzögen und der Stadt Wittstock, »Streitigkeiten, deren Verhandlung ganz un-
gewöhnliche Massen von Papier verlangte, und welche endgültig erst im
Jahre 1841 beigelegt wurden,« wenngleich die förmliche Abtretung der beiden
Dörfer Kieve und Mönchhof durch die Stadt Wittstock an die Herzöge schon
1445 erfolgt war.*) Aus der Zeit des Streites im XVI. Jahrhundert (1556)
stammt eine Plan -Skizze von der Hand des Kanzlers Johann von Lucka, die
Lisch im M. Jahrb. XIII, S. 312, veröffentlicht hat, und die wir hier ebenso
wiedergeben.^) Das Dorf Kieve aber wird im XVI. Jahrhundert aus einem
Klosterdorf wieder zu einem herzoglichen Domanialdorf, wie es das vor Zeiten
im XIII. Jahrhundert gewesen war.
Wie heute, so sind schon in ältester Zeit die drei Kirchen zu Kieve,
Wredenhagen und Zepkow zu einer Parochie mit einander verbunden. Die
Kirchen zu Kieve und Wredenhagen sind Mutterkirchen, die zu Zepkow ist
Filia. Zwar dreht sich das Verhältniss im XVII. Jahrhundert eine Zeitlang
^m, da wird in den Visitationsprotokollen von 1649 und 1662 Wredenhagen
zur alleinigen Mutterkirche, und Kieve und Zepkow werden beide als Filiae
bezeichnet. Die Wedem in Kieve ist nämlich niedergebrannt, und der Pastor
wohnt in Wredenhagen. Aber mit dem XVIII. Jahrhundert tritt das alte Ver-
hältniss, in welchem Kieve als Mu^t^yicircbe den Vorrang hat, wioier ein. Um
1534 und bis 1545 hin ist PancqatfiM Schwefer KircMierr, über den es allerlei
Klagen giebt. Nach ihm (q|> f9dK>n -gleich, oder ob noch erst ein anderer
kommt, können wir nicht Ji^diweis^n) ist Joh. Hanck Pastor; er unterschreibt
1577 die KonkordienformöJ, stirbt aber noch vor dem 27. April 1596. Von
1596 bis 1604 folgt David Syiderow, und nach dessen Tode 1604 Petrus
Franck, der das ganze Unglück des dreissigjährigen Krieges erlebt und 1638
in Wittstock stirbt, wohin er gefl|ichtet war. Zwar wird schon 1645 in
*) M. u.-B. 3981. 4262.
•) Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 139. 141/42. Vgl. v. Schultz, M. Jahrb. LIX. S. 75. 77. Das
mecklenburgische Recht der Jagd, Mast, Holzung, Hiitung und Schafabtrift in der Wittstocker
Heide wurde erst 1841 durch die Stadt Wittstock für die Summe von 192 000 Mark abgelöst:
Raabe-Quade, Vaterlandskuude I, S. 825.
*) S. nebenstehend.
KIRCHDORF KIEVE.
549
Erdmann Zinnobius wieder ein Nachfolger bestellt, aber wo ist seine Gemeinde
geblieben? Als er 1649 ^^^ erste Visitation nach dem furchtbaren Kriege er-
lebt, da giebt es in Kieve, wo einst dreissig Bauern, ein Schulze, ein Pfarr-
bauer und acht Kossäten gewohnt haben, nur noch fünf Personen, ferner in
Wredenhagen, wo vordem zehn Bauern und drei Kossäten ansässig gewesen
sind, nur noch einen Bauern und einen Kossäten, und in Zepkow, wo der
Zustand verhältnissmässig am günstigsten ist, statt dreizehn bewohnter Gehöfte
nur noch sechs. Wie lange Zinnobius nach 1649 gewirkt hat, wissen wir
nicht. Um 1661 wird Joachim Grantzow berufen. Zu dessen Zeit haben
sich die Verhältnisse soweit gebessert, dass in Kieve wieder neun Gehöfte
von sechs Bauern und drei Kossäten bewohnt werden, während in Wreden-
hagen und Zepkow noch dieselben Zahlen gelten wie 1649. Grantzow lässt
sich 1698 seinen Schwiegersohn Friedr. Klähn substituieren, aber Klähn stirbt
Note 3 zu Seite 548:
Bericht der Grenitz mit denen von Wystock (1556):
Wistock.
I— J Die alte Landwere.
(3 Rauchsteter bergk«
Die grentzbeume. Das Wasser die Dorss.
Die neue Landwere.
Diese fünf Feldmarcken seindt
ein holtz oder beide gewest
die kotzscher beide genanth,
oder wie es die Wystocker
nennen, die Daberheide, vnd
wirdt durch das rbaden, hur-
kom und schefferei der fUr-
sten Wildtbane vorterbt one
alle irer f. g. nutz vnd, wirdt
den vertregen zuwider ge-
handelt.
Groten Berlin.
D
Feldtmark.
Die zum Olden Berlin
haben sie zur hur, ist
auch geradet.
Das Eichholtz.
D
Darin haben sie auch
viel rhaden lassen.
D
Schonefelde.
D
^ vi 9.
? .^ T3
a ** ^
ci O -js
J3 43 vj.
Wusterrode.
D
Berlin.
D
Die Feldtmarckt
Winterfelt.
D
vnd die zum Kife
geben die hur
darvon.
Der Hager Feldt.
Über der Hager Feldt
leit die wüste Feldtmarck
Wusterode gehet bis an
die Dorss.
Belou.
G
Hinter der Hager Feldt auf
der rechten Hand leit der
Regnitzer Feldt Belou ge-
nant, das gehet biss ins
Wasser die Dorss genanth.
D
Glaue.
Ubers Feldt
Glaue für
Berlin vnd
Dranse
furbei.
Kiue.
D
Wredenhagen.
D
5= *-
c
cd
B
V
bJ9
o
^ ^ ^
? 9 o
Auf der rechten Seiten ist das Feldt zum
Hagen, das gehet, wie die Wistocker be-
richten, am Wystocker Wege biss in den
grundt, aber wie die Hager berichten, biss
oben auf den berg vber dem gründe, biss
an die pfluchfharen, die Wistocker haben
den grundt rhaden lassen vnd den pauren
zu Grabau verhuret.
Die Khuler
Mhule.
SSO
AMI SGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Kirche.
Altar.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
noch im selben Jahre. Und nun folgt von 1701 an, Anfangs als Substitut,
Christian Joachim Behm. An dessen Stelle tritt 173 1 der Sohn Andreas
Christian Behm (f 23. December 1780), und diesem folgt 1781 Joh. Gottfried
Stryck, der die Cura von Massow mitübernimmt, in Wredenhagen den Brand
der Kirche erlebt und am 16. Juli 1809 stirbt. S. Walter a. a. O.
Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer, in gemischter Weise aus
Felsen und Backsteinen aufgeführter Bau, den man in späteren Zeiten vielfach
umgeändert hat. Der ungetheilte Innenraum ist mit einer flachen Bretterdecke
überspannt. Im Westen ein hölzerner Glockenstuhl in Form eines Thunnes.*)
Der Altar ist ein Werk des Barockstils. Oben die Krucifixus- Gruppe,
darunter als Mittelstück das Gemälde der Auferstehung (auf Holz), und an der
Predella die Abendmahlseinsetzung. Laut Inschrift hat den grössten Theil des
Altars 1682 der Schneidergesell HANS LEUSSOW verehret. Links und rechts
vom Altar zwei kleine Seitenbilder mit Unterschriften. Links: DER PASTOR
LOCI H • JOACHIM GRANTZOW FAST • AET • 50 • MINIST • 21 • SERVA DEUS
VERBUM TUUM. Rechts der Stifter: HANS LEUSSOW SEINES ALTERS 52,
auf einem rothen Tisch seine Schneidergeräthschaften neben sich liegen habend.
Im Thurm drei Glocken, zwei grössere und eine kleinere. Von den
grösseren ist die eine 1837, die andere aber 1860 von J. C. Haack in Rostock
umgegossen worden; von Haack auch die kleinere Glocke.")
Kleinknnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch von 1703, mit dem
Meisterstempel (^g). Patene desgleichen. — 3. 4. Silbervergoldeter Kelch, 1735
von PETER MÖLLER gestiftet, mit den Stempeln des Güstrower Goldschmiedes
Joh. Heinrich Klähn (JH K)- Patene desgleichen. — 5.6. Zinnerner Kelch, gestiftet
von JOCHIM KOPP 1659. Stadtzeichen: zwei gekreuzte Bischofstäbe, dazu der
Stempel des Meisters I L mit einem Zweig. Patene desgleichen. — 7, Abend-
mahlskanne, neu. — 8. Runde silberne Oblatenschachtel, gestiftet 17 19 von
ANNA CATHARINA BÖTTEKERS, »Ausgäberin« auf dem Mönchshof.») Von dem-
selben Goldschmied wie Kelch i. — 9. Geräth für Krankenkommunion, neu,
Berliner Arbeit.
*) Lisch, M. Jahrb. XL, S. 192.
') Von den Vorgängerinnen waren zwei von Joh. Valentin Schulz zu Rostock gegossen
worden, die eine 1761 und die andere 1785. Die dritte war, soweit die mangelhaften Nachrichten
des Inventars von 181 1 erkennen lassen, eine mittelalterliche Glocke.
•) Jenseits des Mönchsees, Wredenhagen gegenüber. Der Mönchsee hiess im XIIL und
XIV. Jahrhundert Kotzer See und der Mönchshof Hof Kotze. Vgl. M. U.-B. 410, Anmkg. 3475. 3982.
Blick auf Wredenhageii (nach «
Das Kirchdorf Wredenhagen.')
ETHn den achtziger Jahren des XIII. Jahrhunderts ist wiederholt von der Geschichte
*™* »neuen Burg Wenden« (novum castrum Wenedhen, Wenden) die Rede, *^^
von der aus die Fürsten von Werle Urkunden erlassen.') Als ihre Vasallen o''ies.
wohnen dort u. a. die von Pritzebuer, auch wird man einen Ritter Bruno, der
im Jahre 1296 »Castellanus in Novo Castro« genannt wird, ohne Zweifel als
werleschen Burgmann in Wredenhagen anzusehen haben.*) Dass aber eine
ins Grenzland gesetzte Feste wie diese in den fehdelustigen Jahrhunderten des
Mittelalters für den Nachbar, sobald er den Kriegspfad beschritt, eine grosse
Verlockung bieten musste, scheint Jedem begreiflich, der noch heute die hohe
Anlage der Burg besieht und von da nach Süden hin ins Land schaut. So
linden wir denn auch, dass die Burg Wredenhagen schon im zweiten Jahr-
zehnt des XIV, Jahrhunderts in die Hände der Markgrafen Waldemar und
Johann gerathen war. Denn im Rendsburger Vertrage vom 23. März 1316,
in welchem sich unter dem Vortritt des dänischen Königs Erich eine Anzahl
norddeutscher Herren zu einem Bündniss gegen die Brandenburger zusammen-
thut, heisst es in der Uebersetzung des Urkundenbuches : »Ferner sollen wir
vorgenannten Herren alle nimmer Frieden schliessen mit dem Markgrafen
Waldemar und dem Markgrafen Johann, bevor wir den Herren von Werle
wieder verhelfen haben zu dem Neuen Hause zu Wredenhagen, mit allen
Grenzen, mit Jagd, Seen, mit Mannen und Dienern, welche dazu liegen, mit
aller Nutzung.**) So erklärt es sich weiterhin, dass es im werleschen Thej-
') 13 km südlich von KSbel.
") M. L'.B. 1754. 1757. 1781, Vgl. 1228. 1618. Lisch. M. Jahrb. XVII, S. :oo. XXXII, S. 38.
•) M. U.-B. 177a. 3388. Vgl. 67Ö1. Vgl. Doli. M. Jahrb. XIII, S. IM.
') M, U.-B. 3818. Ausser dem dänischen König sind es Hera<^ Wiilav von RUgen, Heriog
Erich von Sachsen, Ittschof llerni.-inn von Schwerin. Heinrich, Herr von Mecklenburg. Nikolaus
und Heinrich, Grafen von .Schwerin, sowie Nikolaus, Johann und Henneke, die Herren von Werle.
552 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
lungs -Vertrage vom 2. December 1316 heisst: »Wert vns dat lant vnde dat
hus tho deme Nygenhus wedder in vnse hant mit rechte, mit denste, mit
weide, dat scal vnser beyder wesen, hus, man, vnde lant.«*) Nun hätte man
nach dem heftigen und Rir die Mecklenburger siegreich verlaufenen grossen
Kampfe, der inzwischen an einem der Tage des Augustmonats desselben
Jahres 13 16 bei Schultendorf unweit Gransee ausgefochten war, annehmen
sollen, dass es dem Rendsburger Vertrage gemäss dazu gekommen wäre, das
Haus Werle in Wredenhageft wieder einzusetzen. Statt dessen lesen wir
darüber im Templiner Friedens- Instrument vom 24. November 131 7 eine Be-
kundung des Markgrafen Waldemar wie folgt: »Nos quoque dicto nostro
genero contulimus dictum castrum Eldenborch et castrum Wredenhagen cum
vasallis et terris attinentibus, et ipsos castellanos predictorum castrorum et
vasallos terrarum homagium facere iussimus ipsi domino Magnopolensi, ita,
si sine berede fiüo decesserimus, quod absit, quod dicta castra Eldenborch
et Wredenhagen cum vasallis et terris ad ea spectantibus ad ipsum gene-
rum nostrum et suos heredes legi ti mos debent deuolui et eorum iusta bona
perpetuo permanere.«^) Markgraf Waldemar überweist somit die Eidenburg
bei Lübz und die Burg Wredenhagen mit Vorbehalt der Oberlehnsherrlichkeit
einstweilen seinem Schwager, dem Fürsten Heinrich von Mecklenburg. Doch
erhält die.se Abmachung in der am Tage darauf, den 25. November 13 17,
erfolgenden l^cstätigung des dänischen Königs einen Zusatz, in welchem
andererseits die Oberlehnsherrlichkeit des Königs zu ihrem Rechte gelangt:
»Et econtra dominus marchio pro .se ipso solo castrum Eldeneborg et
Vredenhagen et Meyenburg ciuitatem cum castro cum suis attinenciis nobis
et domino Magnopolensi etiam titulo pignoris obligauit.« Auch werden alle
drei Festungen zunächst noch den beiden brandenburgischen Vasallen familien
von Reder und von Kröcher zur Bewahrung anvertraut, nachdem sie, wie aus
der Urkunde vom 24. November hervorgeht, dem Fürsten Heinrich von
Mecklenburg als Burgmannen gehuldigt haben. ^) Das Haus Werle aber behält
bei diesen und den nachfolgenden Verpflichtungen der drei genannten Macht-
haber unter sich vorläufig das Zusehen, es wird gar nicht dabei erwähnt.*)
Erst am 23. Mai 1329, als zwölf Jahre vergangen sind und Fürst Heinrich
der Löwe von Mecklenburg kurz vorher, am 22. Januar 1329, die Augen ge-
schlossen hatte, finden wir die Fürsten von Werle wieder auf ihrer Burg
Wredenhagen.^) Und von nun an wissen sie, wie die Verträge mit Mecklen-
burg und Brandenburg und unter sich von 1344, 1345, 1347 und 1359 er-
weisen, ihren alten Besitz sich zu erhalten und verweilen oft und lange auf der
Burg, wie zahlreiche Urkunden erweisen.®) Zwar blickt immer noch die
') M. l'.-B. 3860. Nygenhus jileich Wredenhagen.
*) M. U.-H. 3942.
») M. V.n. 3943-
*) M. U.-B. 3944.
*) M. r.-B. 5057. Vgl. 5686.
*) M. U.-B. 6434. 6503. 6761. 6808. 7573. 7771. 7772. 7840. 9394. 10675. Vgl. Rudioff,
Hdb. II, S. 271. 286. 348.
KIRCHDORF WREDENHAGEN. 553
brandenburgische Oberlehnsherrlichkeit hie und da zwischen den Zeilen hin-
durch, allein sie gewinnt keine rechte praktische Bedeutung.^) Doch mit der
oben S. 470 ff. schon berührten Verpfandung des Landes Röbel durch Fürst
Bernhard von Werle an den Herzog Albrecht von Mecklenburg in den ersten
Märztagen des Jahres 1362 wird die Sache wieder anders. Da tritt das Haus
Mecklenburg aufs Neue, aber nicht allein, sondern mit dem Hause Werle
zusammen in den Besitz der Burg Wredenhagen ein, die vorher schon sammt
dem Schloss zu Röbel an die von Flotow auf Stuer verpfändet gewesen war.*)
Zugleich verspricht Herzog Albrecht, dem Fürsten ein Wohnhaus in Röbel zu
erbauen. Alles das und weiter, wie ungefähr fünfzig Jahre später, noch vor dem
Aussterben des werleschen Mannesstammes, Land und Stadt Röbel mit dem
Schloss zu Wredenhagen am 8. März 14 16 ohne jeden Vorbehalt erb- und
eigenthümlich an die Herzöge Johann IV. und Albrecht V. sowie Johann IL
und Ulrich I. von Stargard abgetreten werden und (seit 1376) an die letzt-
genannte Linie des Hauses kommen und bis 1471 verbleiben: alles das
ist oben S 470 und 471 bereits auseinandergesetzt worden. Zwar hören wir
von neuen Verpfandungen des Schlosses an einzelne Vasallen des Landes,
so ist z. B., noch zur Zeit der gemeinsamen Oberherrschaft der Häuser
Mecklenburg und Werle, Eckhard von Dewitz um 1384 im Pfandbesitz des
Schlosses von Wredenhagen.^) Anscheinend von langer Zeit her. Denn er
ist der älteste Sohn jenes Grafen Otto von P'ürstenberg, dessen Erben am
12. Juli 1363 dem Herzog Albrecht ihre Güter im Lande Röbel auflassen,
wahrscheinlich in keiner anderen Absicht, als um sie von ihm als Lehn zurück-
zuerhalten.*) So erklärt es sich, dass Eckhard von Dewitz, der sich in der
Urkunde vom 27. April 1384, welche ftir die damaligen Zeiten und Verhält-
nisse ausserordentlich charakteristisch ist, mit dem Schloss Wredenhagen dem
Erzbischof Albrecht von Magdeburg in dem bevorstehenden Kriege gegen die
Mark Brandenburg und gegen Wedige von Plote und ihre Helfer flir eine
Summe von 200 Mark brandenburgischen Silbers und magdeburgischen Ge-
wichtes voll und ganz zur Verfügung stellt, die Herren von Wenden als Grund-
herren und den Herzog Johann von Mecklenburg - Stargard als Pfandherrn der
Burg Wredenhagen von den Feinden, gegen die er im Dienst des Magde-
burgers den Kampf aufzunehmen unweigerlich bereit ist, ausdrücklich aus-
nimmt. ^)
1391 findet eine Verpfandung des Landes Röbel an die von Gram-
bow statt.®)
Als im Jahre 1438 die damals regierenden Herzöge von Mecklenburg,
Johann III. und Heinrich d. ä. von der Linie Stargard an einem Theil und
*) M. U.-B. 8006.
*) M. U.-B. 9007. 9008. 9010. 9054. 9207. 10989. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII, S. i88 bis
192. Beyer, M. Jahrb. XXXII, S. 124.
•) M. U.-B. II 588.
*) M. U.-B. 9175. Vgl. Lisch, Geschl. Maltzan II, S. 172—175. M. Jahrb. XXXVIII, S. 87—91.
^) Vgl. den gleichlautenden Vertrag der Herren zu Putlitz vom selben Tage im M. U.-B. 1 1 589.
•) Heyer, M. Jahrb. XXXII, S. 124.
554 AMTSGERICIITSBEZIRK KÖBEL.
Heinrich IV. (der Dicke) und Johann V. -von der Linie Mecklenbui^ am andern
Theil, das Schloss Wrcdenhagen von jeder Verpfändung frei wieder in ihren
Händen haben,') da wird ausgemacht, dass Herzog Heinrich d. ä. es mit allen
seinen Einkünften drei Jahre lang für sich allein innehaben und gebrauchen
soll. Derselbe Herzog Heinricli d. ä. gewährt fünfundzwanzig Jahre später, im
Johann istermin 1463, zusammen mit seinem Sohne Herzog Ulrich II. (dem
letzten Herzog der Linie Stargard) seinem Vasallen Heinrich von Ketelhodt
einen Hof, welcher vor dem Schloss W reden ha gen gelegen ist, um davon
jährlich eine Abgabe von sechzehn Hühnern erheben zu können.*}
Wredenhagen im Jahre 1S17 (nach einer Zeichnung).
Im Jahre 1 505 überlassen die mecklenburgischen Herzöge Balthasar und
Heinrich V. dem Dietrich von Bevernest, der schon längere Zeit im Pfandbesitz
des Amtes Wredenhagen und damit auch im Niessbrauch des Schlosses ge-
wesen ist, diesen ganzen Pfandbesitz von Neuem auf sieben Jahre.') Ihm folgt
unter Herzog Heinrich V. und Herzog Albrecht VII in gleichem Besitz von 1514
an Nikolaus von Pentz, den wir noch 1525 dort finden, von da an aber nicht
mehr. 1530 ist Hans Falke der Vogt des Herzogs Heinrich zu Wredenhagen,
1539 aber werden Johann Andresen und Asmus Schröder als herzogliche
Hauptleute (houethlude tome Wredenhagen) genannt.*)
') Aus wessen Händen, wird nicht mitgelheilt.
•) Akten im Grossh, Archiv.
^ Lisch, M. Jahrb. XXIII. S. 53. Die Herzöge Hnlthasar und Heinnch Urkunden in Wreden-
hagen bei Gelegenheil eines Aurenthatlc^ dast.'ili~t am 25. September 14S3. M. Jahrh. II. S. 279/So,
') Lisch, M. Jahrb. XXXIt, S. 1 51. Dnicn schriftliches VerieichniKs der Vogic und Amtleute
im Grossh. Archiv.
KIRCHDOKF WKEIlENHAGEN. 555
Von 1571 an residiert Herzog Karl auf dem Schloss zu Wredenhagen,
nachdem ihm von seinen Brüdern die Aemter Neukalden und Wredenhagen ab-
getreten und die Güter der Komthurei Mirow zur Hälfte bereits 1569 in seine
Hände gelangt waren. Sein Interesse für Wredenhagen aber hatte er schon
1568 damit bekundet, dass er seinen Entschluss erklärte, den begonnenen
Neubau der Kirche zu vollenden. Im Jahre 1586 tritt in Folge eines Ver-
gleiches Herzog Ulrich an seine Stelle.'} Nach Herzog Ulrich's Zeit aber hat
Wredenhagen aufgehört, als Fürstensitz benutzt zu werden. Was für Einkünfte
Wredenhagen im X[X. Jahrhundert,
damals zum Schlosse Wredenhagen gerechnet wurden, besonders auch aus
verschiedenen, dem Kloster Ameiungsborn von alter Zeit her zuständigen
Dörfern der Lieze, die Mecklenburg langsam verloren gegangen sind, ersieht
man aus mehreren Verzeichnissen der Jahre 1556 und 15 57- Als Bestätigung
kommt ein Verzeichniss solcher Einkünfte von 1654 hinzu.')
Weitere Verpfändungen, die aber allmählich den Charakter von Ver-
pachtungen im Sinne unserer heutigen Zeit annehmen, weil es mit dem Er-
starken der landesherrlichen Macht nach der Reformation immer mehr auf-
hörte, jene weitgehenden Rechte aller Art mitzu verpfänden, deren Verlust dem
Landesherrn häufig lästig und widerwärtig werden musste, finden auch im XVII,
und XVIII. Jahrhundert statt. So hören wir 1673 von einem Pfandkontrakt
über Wredenhagen, der mit einem gewissen Sprcckel abgeschlossen ist und in
') Lisch, M. Jahrb. IX, S. 105. 106. XX. S, 52.
*) Lisch, M. Jahrb. xm, S. 135—141. 297—31*.
556 AMTSGERICHTSBEZIBK RÖBEL.
den zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts ein Graf Bielke eintritt. Graf Bielke
hat auch das Patronat der Kirche zu Wredenhagen, wie es heutzutage in
Pacht kontrakte nicht mehr eingeschlossen zu werden pflegt.'} Um 171 2 folgt
in ähnlichem Verhältniss der spätere Geheime Kammerrath Joachim Heinr.
Brandt, der 1 749 (also während der preussischen Pfand he rrschaft über das Amt
Wredenhagen von 1734 bis 17S7) in den Adelsstand erhoben wird und dessen
Sohn Gottlieb Heinrich bis zu seinem Tode 1770 im Pfandbesitz der Aemter
Plau und Wredenhagen bleibt.*} Aber an Stelle des ehemaligen Burgsitzes
Aufgang lur Burg Wreclenhaeen.
mit seinen Burglehnen ist inzwischen ein mit seinen Wirthschaftsgebäuden,
Scheunen und Stallungen malerisch hinein geklemmter Pachthof getreten, zu
dem Hinrichshof und Mönchshof als Nebenhöfe hinzugelegt sind.
Ueber die geistlichen Verhältnisse s. bei Kleve. Von den Namen
mittelalterlicher Geistlicher ist nur einer auf uns gekommen, der des Pfarrers
Johannes zwischen 1354 und 1361, welcher als Rector ecciesie in Wredenh^en
oder auch als Pastor tom Wredenhagen bezeichnet wird. Aber er genügt, um
zu erkennen, dass in Wredenhagen während des Mittelalters eine eigene Ple-
banie war, die den Anlass dazu zu geben vermochte, dass der Kirche bei ihrer
schon früh erfolgten Kombinierung mit Kieve-Zepkow der Charakter einer
') S. Kirchenakten von Wredenliayen.
») Lisch, M. Jahrb. XVII, S. 238. v. SchulK, M. Jahrb. ],[X, S. 13. 49- S^— 60. 7'- 75. 80-
KIRCHDORF WREDENHAGEN. 557
»Mater« gewahrt blieb. Auch ersieht man aus der Urkunde von 1361 *) die
enge Verbindung der Kirche mit der Probstei in Neustadt Röbel und der
Diöcese Havelberg.
Kirche. Die Kirche ist ein etwas nüchterner Bau vom Ende des Kirche.
XVIII. Jahrhunderts in Form eines länglichen Vierecks, mit flacher Decke im
Innern. An Stelle des am Ende der achtziger Jahre des XIX. Jahrhunderts
abgebrannten Thurmes steht jetzt ein neuer Thurm, welcher der Kirche ent-
sprechend im gleichen Geschmack des klassicierenden Zopfes wie der vorige
errichtet ist.*)
Die innere Einrichtung bietet nichts Bemerkenswerthes. Altar und Innere Ein-
Kanzel sind zu einem Körper verbunden. richtung.
Die früheren Glocken sind beim Brände des Thurmes vernichtet, jetzt Glocken,
hat die Kirche zwei neue Glocken von H. Collier- Berlin 1890.^)
Kleinkunatwerke. i. 2. Silbervergoldeter gothischer Kelch auf sechs- Kleinkunst-
passigem Fuss, in der Form ganz gleich dem der Kirche zu Kambs. Auf werke,
den Rauten des Knaufes in hellblauem Email der Name lESUS und ein Kreuz.
Unter dem Fusse eingraviert: ARO 1709 WAHR • PAST • H • CHRISTIAN
JOACHIM BEHM ZU WREDENHAGEN. Stempel (^. Derselbe Stempel auf
der Patene. — 3. Silbervergoldeter spätgothischer Kelch, auf sechspassigem
Fuss, mit spätgothischen Mass werkformen. Ausserdem als Signaculum ein
plastischer Krucifixus. An den Rauten des Knaufes, die theilweise verletzt
sind, der Jesus -Name. Zwischen den Rauten kleine Türkisen (nicht mehr alle
da). — 4. Neues Krankenkommunionsgeräth (Kelch, Patene, Oblatendose). —
5. Zinnerne Weinkanne, neu. — 6. 7. Zwei Taufbecken, ein älteres von Zinn,
1677 gestiftet von JAKOB WEISE und MARIE HARNEISCH, und ein jüngeres
von Messing von 1857. Das zinnerne von einem Güstrower Giesser M. V. B. —
8. 9. Zwei treffliche Altarleuchter von Messing in Treibarbeit, mit dem Stifter-
namen ANDREAS HES 1708.
*) M. U.-B. 8832.
•) Die Vorgängerin dieser Kirche war die von Herzog Karl erbaute, welche wir uns
ähnlich wie die zu Rambow im Geschmack der Renaissance ausgeführt denken müssen. Vgl.
o. S. 378. Sie wurde im Anfange der achtziger Jahre des XVIII. Jahrhunderts durch Feuer zerstört,
und es währte lange, bis Pastor Stryck einen Neubau durchsetzte.
•) Von ihren Vorgängerinnen war die eine von 1695, die andere von 1785. Die letzt-
genannte war von Joh. Val. Schultz-Rostock z. Zt. des Pastors Stryck gegossen worden. Von der
anderen wird der Giesser im Inventar von 1811 nicht genannt.
558 AMTSGEKICinSBEZlKK RÖBEL.
Burg Wredenhagen.
Bur^ NHon der ehemaligen Burg sind bedeutende Reste vorhanden, zunächst zwei
VVreden- IMi alte Bauten, die eine rechts, die andere links vom Aufgange, mit meter-
•lagen. dicken Mauern aus Backsteinen. Von ihnen scheint der grössere Bau zur
T"'"n r N= — ^ — =^- ^ F— -
Linken der ehemalige Bergfrit gewesen zu sein, während der andere als eine
Art »Wohnthurm« daneben wird verwandt worden sein. Ferner zieht sich
um den ganzen Burghiigel eine zum grossen Theil noch erhaltene Umfassungs-
mauer, in die {ausser dem jüngeren Herrenhaus) mehrere der alten Wirthschafts-
BUKG WREUKNirAGEN.
— -J>i~oUr>t5ir q-iiattJr Jit^Bk^
WtAl^iA tn.' —
■!i^ Ttauuisi ffiaUKc ^tjUm)«^^
Lj£»Sti^(SS
560 AMTSGEKICHTSBEZIKK RUBEL.
gebäude hineinspringen.') Zu beachten ist auch ein kcllerartiges Gewölbe, in
das man von aussen hinein steigt, mit zwei Oeffnungen, die durch die King-
mauer gebrochen sind, mit der es gleichfalls in Verbindung steht. Die Oeff-
nungen will man für Schiessscharten halten. Der Hügel selbst, auf dem der
Theile der alten Umfassungsmituer der Burg.
Burghof steht, scheint künstlich aufgetragen zu sein. Ihn umgab seiner Zeit
ein tiefer Wallgraben. Ein altes Bild auf der Burg zeigt den einst über
alle Gebäude hinwegragenden Thurm am Thor in seiner Verbindung mit der
Burgmauer.
Das Kirchdorf Zepkow/)
flSjjas Bauerndorf Zepkow muss schon im XIII. Jahrhundert zu den ange-
■** seheneren Dörfern im Lande Wenden gehört haben, denn sonst wäre
nicht von Fürst Nikolaus von Werle im Jahre 1285 bestimmt worden, dass
hier die Ding-Tage des Landes Wenden (terminorum castri dicti Wenden)
') Angeblich zum Theil aus den Steinen des abgebrochenen Dominikanerklosters in Rubel
erbaut. S. o. S. 476.
*) 13 km südwestlich von Rubel. Cepekowe um 128$ gehcissen = >Ort des Cfipilti. AJt-
slaviich c^p = Spross; KUhnel, M. Jahrb. XLVI, S. 165.
KIRCHDORF ZEPKOW. $6l
oder des Amtes Wredenhagen in Zukunft abgehalten werden sollten^) Das
ist Alles, was wir aus dem Mittelalter über Zepkow erfahren. Dass es bereits im
XIII. Jahrhundert ein Kirchdorf war, lässt sich sowohl aus dieser Bedeutung
als auch aus den Fundamenten der Kirche selber schliessen, welche an die
Bauweise dieses Jahrhunderts erinnern. Und dass alle Kirchenvisitations-
protokolle des XVI. und XVII. Jahrhunderts Zepkow in engstem Parochial-
verbande mit Kieve und Wredenhagen und die Kirche als Filia der Kirche zu
Kieve vorfuhren, sowie dass die Jahr aus Jahr ein ihr Korn und ihren Kohl
bauenden Bauern des Dorfes in den Zeiten des dreissigjährigen Krieges glimpf-
licher davon kommen als alle ihre Nachbarn, ist schon bei Kieve gesagt worden.
Kirche. Die Kirche ist ein Ziegelneubau in Form eines länglichen Kirche.
Vierecks und auf einer alten Feldsteingrundlage des XIII. Jahrhunderts erbaut.
Der Innenraum ist flach gedeckt. Im Westen ein thurmartiger, mit Holz ver-
kleideter Glockenstuhl.
Die innere Einrichtung ist neugothischen Stils und ohne Bedeutung. Innere Ein-
Altar und Kanzel sind zu einem Körper vereinigt. richtung.
Im Glockenstuhl zwei Glocken. Die grösste ist 1873 ^^^ ^^- Albrecht Glocken,
in Wismar gegossen,*) die kleinste, ohne Jahreszahl und ohne Giesserzeichen,
zeigt als Inschrift die Namen JOCHIM PREN, JOCHIM ZELIKE und PAGEL
ARENDT.
Kleinkunstwerke. i. 2. Zinnerner Kelch mit der Inschrift DANIEL Kleinkunst-
LAMP DOROTHEA LEMKEN 1730. Englisches Zinn vom Zinngiesser J. C. Pol- werke.
chow. Patene ebenso. — 3. Zinnkelch mit dem Namen der Stifter in MARIE
PREHNS 1658. Stadtzeichen: zwei gekreuzte Bischofsstäbe, als Mei.sterzeichen
eine Blume und die Buchstaben IL. — 4. Zinnpatene ohne Meisterzeichen, mit
den beiden Stifternamen CHRISTIAN KLUGGE und CATHARINA PREHNS 1729.
Englisches Zinn. — 5. Zinnerne achtseitige Kanne mit Deckelverschluss, von
1766, mit dem Stifternamen JOH. CHR. SEGBUSCH 1766. Von dem Röbeler Zinn-
giesser I. H(en8ky). — 6. Neue zinnerne Weinkanne mit Griff und Deckel. —
7. Zinnernes Taufbecken, gestiftet 1675 von MARTINS OTTE 1676.
Stadtzeichen: werlescher Stierkopf in stehendem Oval, Meisterzeichen:
— 8 — II. Vier zinnerne Leuchter. Der erste, gestiftet 1739 von
H. J. KÄHTER, hat undeutliche Stempel; der zweite, gestiftet 1695 von ERD-
MANN LEMM, hat als Stadtzeichen zwei gekreuzte Bischofsstäbe mit der Jahres-
zahl 1693, Meisterzeichen undeutlich; der dritte, ohne Stempel, hat die Namen
ELISABETH SCHOOF, CHRISTIAN LEMMEN WITWE 1711 ILSE LEMMEN WITWE;
der vierte, mit den Stempeln des Kelches unter Nr. 3, trägt die Stifter-
namen: DANIEL LAMB 1663 und MARIE HENNINGS 1662.
') M. IVB. 1781. Vgl. Beyer, Gesch. d. Volksgerichte, M. Jahrb. XIV, S. I14. XXXII, S. 16.34.
•) Ihre Vorgängerin war 1785 von Joh. Valentin Schultz in Kostock gegossen worden.
■ ■'w -•« ^. V^ ^.'-.y^
:^6
502
AMISOERICIITSBEZIRK RUBEL.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Melz.')
|us dem Vorkommen eines Plebans Heidenreich zu Melz im Jahre 1298
als Zeuge in einer Beurkundung durch den Landesherrn, den Bischof
von Havelberg und seinen Archidiakon in der Neustadt Röbel haben wir den
Schluss zu ziehen, dass Melz damals schon ein Kirchdorf und jenen dreiund-
dreissig Kirchen beizuzählen ist, welche im Jahre 1534 den Archidiakonats-
sprengel des Probstes auf der Neustadt Röbel ausmachen.*) Als Fürst Bern-
hard von Werle 1362 das Land Röbel an Herzog Albrecht von Mecklenburg
verpfändet, da gehört Melz zu jenen Dörfern des Leibgedinges der Fürstin
Elisabeth, welche von dieser Verpfandung ausgenommen sind und bleiben, so
lange die Fürstin lebt.*) Beide, Fürst Bernhard und Fürstin Elisabeth, ver-
leihen daher ohne Zuziehung des Herzogs Albrecht dem Schulzen Arnd Bosckc
im Dorf sein Schulzenamt sammt den dazu gehörenden Einkünften als ein erb-
liches Lehn: . . . .»twe houen in deme suluygen dorpe Meltze: dey eyne houen
scal he vnde syne eruen hebben fry myt pacht, bede, hundekorne, weyde,
grasz vnde myt aller fryheyth, alsze se licht bynnen erer scheyde, men daran
beholden wy vnsz dat hogeste richte, water vnde holt; de andern houen scal
he vnde syne eruen hebben myt bede, hundekorne, deynste, weyde, grasz
vnde myt aller fryheyth, hyranne beholden wy vns dat hogeste rychte, watcr
vnde holt, an desser suluygen eynen houen lathe wy em nyne pacht.«*) Aus
dem Hof des Bauern Tideke Schmidt in Melz kommen 1379 Einkünfte
zur Baukasse und zu Memorien an St. Marien zu Alt- Röbel und an deren
Probst.*^)
Dass die Güter des Leibgedinges der Fürstin Elisabeth nach deren Tode
an den Ritter Klaus Hahn am 14. August 1410 als erbliches Lehn übergehen,
ist oben S. 512 bereits gesagt worden. In der Solzow'schen Linie der
von Hahn, die damit begründet wird, bleiben diese Güter über zweihundert
Jahre. Doch haben in Melz auch die von Marin im XVL Jahrhundert ihre
Unterthanen, und seit 1644 besonders auch Jakob Ernst von Knuth, der im
Jahre 1654 den Meierhof Melz von Joachim von Hahn auf Solzow für die
Summe von 14342 Thalern an sich bringt. Indessen das Dorf ist damals
^) 9 km südlich von Röbel. Den Namen verbindet Ktihnel gleich denen von Melitz und
Meilen mit dem altslavischen Wort m^ll = Untiefe. Es wäre demnach nach einem Namen zu
suchen, der ungefähr das ausdrückte, was >Ort an einer Untiefe c ist: M. Jahrb. XLVI, S. 93.
*) M. U.-B. 2486. M. Jahrb. VIII B, S. 117.
») M. U.-B. 9008. 9054. Vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 192—194. 333—337- Beyer, Meckl.
Jahrb. XXXII, S. 124.
*) M. U.-B. II 193 A u. B. Ueber die Lehnschulzen im Amte Röbel vgl. Lisch, M. Jahrb.
XIII, S. 194—196. Vgl. Kambs, S. 542.
») M. U.-B. II 211.
GUT UND KIRCHDORF MELZ. 563
entvölkert. Von zwanzig Bauern und acht Kossäten, die es vor dem Kriege
zählte, sind nur noch zwei Bauern und ein Kossat übrig geblieben. Doch
werden 1662 schon wieder (linf Vollbauern und im Jahre 1703 im Ganzen
sechsundsiebenzig Seelen zu Melz gezählt. Der Knuth'sche Besitz wächst.
169s erhält Eggerd Christoph von Knuth den Allodialbrief über die Dörfer
und Güter Melz, Below, Karbow, Buchholz, Grabow, Solzow, Priborn und
einige Hufen in Küssow und Karchow. Melz bleibt bis 1732 ein Knuth-
sches Gut, da geht es an die Herren von Ferber über, die noch heute im
Besitz sind.
Andere mittelalterliche Geistliche als der obengenannte Heidenreich sind
bis jetzt nicht bekannt geworden. Aus einem Verzeichniss des Pastors
Georgius Gategast vom Jahre 1602, in welchem er sechs seiner Vorgänger im
XVI. Jahrhundert aufzählt, von denen noch die Leute im Dorf wissen, dass
sie alle auch in Buchholz die Cura gehabt haben, ersehen wir, dass aus der
Zeit vor der Reformation (»in papatu«) noch zwei in Erinnerung waren: Hen-
ricus Gryse und Nikolaus Rower. An Rower schliesst sich der im Visi-
tationsprotokoll von 1541/42 genannte Joachim Seedorf an, der erste evan-
gelische Pastor, welcher nach einer Amtshandlung in Buchholz plötzlich auf dem
dortigen Kirchhofe stirbt. Ihm folgt Johann Suderow, der auf dem Heim-
wege von Buchholz nach Melz über das Eis des Melzer Sees geht, einbricht
und ertrinkt. Jakobus Goldschmidt aber, der nach ihm ins Amt kommt,
wird erstochen; von wem und bei welcher Gelegenheit, wird nicht gesagt.
Nach ihm ist Herr Paulus Quast dreizehn Jahre lang Pastor in Melz, »ist
nach Schorrentin gezogen und lebet noch« (1602).*) Dann sagte Gategast
von sich selber: »ist 29 Jahre zu Melz gewesen, ist im 17. Jahr in seinem ab-
wesende abgebrannt, und hat 18 Jahre zu Buchholz geprediget. Aber weil
die Buchholzer die abgebrannten Wedem-Gebew nicht haben wollen helfen
wieder aufbawen, wie zu vorn geschehen, hat er Buchholz aus Befehl seines
Junkern und Kirchenpalroni E. H.*) müssen verlassen und nicht aus Muth-
willen, wie der Junker Hans Rohr schreibet.« Von 1608 bis 1638 ist Lauren-
tius Kassube Pastor zu Melz und Buchholz, den die Kriegsnoth nach Röbel
hin in den Tod treibt (s. o. S. 507). Es folgen nun die Jahre, in welchen die
Dörfer von Menschen leer geworden sind. Wie in Melz (s. o.), so leben auch
in Buchholz nur wenige Personen, das Visitationsprotokoll von 1649 giebt
deren acht an, während vorher neunundzwanzig Bauerngehöfte im Dorfe sind.
Da übernehmen die Pastoren in Kambs die Cura, Stoppel und Hornemann
(s. o. S. 543). Aber 1669 werden Melz und Buchholz von Kambs wieder ab-
gesondert, und die Reihenfolge der Pastoren für beide Dörfer ist nun : Heinrich
Schmidt (1669 — 1673), Urban Fleischer (1674 — 1712), Helmuth Heinrich
Schulz (1712— 1749), Joachim Urban Schulz (1752 — 1797) und Heinr. Andreas
Ludwig Willebrand (1798 — 1845). S. W^alter a. a. O.
*) Vgl. M. Kunst- u. Gesch.-Denkm. I (2. Aufl.)» S. 616, Anmkg. 3.
*) Eggerd von Hahn auf Meh.
3G<
564 AMTSUEKtCHT.SBEZIKK RÖBEL.
Seit 1872 ist auch Krümmel, das von 1842 an, wie auch schon früher
{1712 — 14 und 1756 — 83), mit Laerz, sonst aber von alter Zeit her immer mit
Gaarz vereinigt gewesen war, mit der Kirche zu Melz verbunden.^)
Kirche. An Stelle der im Jahre 1816 abgebrochenen alten Kirche aus
dem Jahre 1552 ist eine neue entstanden, die uns als eine schlichte Backstein-
(Jothische^ Tri]>lychon.
kirche in Form eines länglichen Vierecks entgegentritt. Der Innenraum ist
mit einer flachen Decke überspannt. Im Westen ein Thurm, der mit einem
niedrigen Pyramidendach versehen ist. Im Osten eine Grul^kapelle. Im Innern
über der Eingangsthür liest man die Inschrift: DIESE KIRCHE IST IN DEM
TRAURIGEN REGEN UND UEBERSCHWEMMUNGSJAHR 1616 VOM DERZEI-
') S. Sluhr, M, Jahrh. LX, S. 51. Walter, fJeisiliche des XIX. Jahrhuiiderls (unter Krttnimel).
GUT UND KIRCHDORF MELZ.
56s
Altar-
aufsatz.
Wappen.
Glocken.
TIQEN PATRON DER KIRCHE UND QUTHS- BESITZER ZU MELZ HERRN
FRIEDRICH AUGUST VON FERBER IM 63 JAHRE SEINES WOHNSITZES
DASELBST UND DEM 83 JAHRE SEINES ALTERS ERBAUET WORDEN • SOLI
DEO GLORIA.*)
Als Altaranfsatz ein gothisches Triptychon. Im Mittelstück die hl.
Maria mit dem Christuskinde auf einem Halbmond stehend. In den vier
Ecken, halb so gross wie die Mittelfigur, je zwei Figuren und zwar oben links
der hl. Petrus und die hl. Elisabeth, oben rechts der hl. Jakobus major und
eine nicht zu bestimmende weibliche Heilige, unten links der hl. Apostel Paulus
und die hl. Barbara, unten rechts der hl. Bartholomäus und die hl. Katharina.
Sämmtliche Figuren sind aus Holz geschnitzt und bemalt. Die beiden Flügel
sind innen und aussen mit Malereien bedeckt. Werden sie geöffnet, so sieht
man links oben die Beschneidung und unten die Heimsuchung, rechts oben
die Geburt des hl. Kindes und unten die Anbetung der heiligen drei Könige.
Die Rückseiten der Flügel zeigen in vier grossen Bildern den Gruss des Engels
an die hl. Maria und die Apostel Paulus und Petrus in Dreiviertel -Lebensgrösse.
An der Empore zur Rechten des Altars (herrschaftliche Loge) mehrere
gemalte Wappen der Familie VON FERBER und ihrer Frauen mit Unterschriften
aus den Jahren 1750 — 1881.
Im Thurm zwei grosse mittelalterliche Glocken mit der Inschrift: 0
ReX GLORie aiiRlSTQ Veni OVro PSae, aber ohne Giesserzeichen und
ohne Datum.
Kleinknnstwerke. i — 4. Zwei Kelche neuerer Zeit in klassicierendem Kleinkunst-
Geschmack, mit drei Stempeln (JK(?), A und S); dazu zwei Patenen. An- werke,
scheinend den vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts angehörig. — 5.6. Eine
kreisrunde Oblatenschachtel und eine Kanne mit Henkel und Deckel, welche
1868 von FRIEDRICH AUGUST V. FERBER zum Andenken an eine verstorbene
Tochter gestiftet ist, vom Goldschmied L. Giese-Schwerin. — 7. Zinnkelch, ge-
stiftet von DREWES WENT 1671. Als Stempel das Malchowsche Stadtwappen
und eine Blume mit IL. — 8. Silberner Klingbeutel, gestiftet von WILHELM
V. FERBER, CHARLOTTE V. FERBER, ANTONIE V. BLÜCHER, GEB. V. FERBER
und FRIEDERIKA V. FERBER. Ohne Datum, anscheinend den letzten Decennien
des XIX. Jahrhunderts angehörig. — 9. 10. Zwei Zinnleuchter, gestiftet 1747
von J«F»V«F« und A«M«V«B« Englisches Zinn, vom Meister I H S.
— II. 12. Zwei Zinnleuchter, als Meisterstempel eine Topfblume mit den
Initialen I B, der Stadtstempel ist nicht deutlich.
Das Inventar von 1 8 1 1 erwähnt ein Bildniss des Pastors Urban Fleischer
(geb. zu Ruppin 1645 am Tage Martini, gest. 16. April 1716, nachdem er
42 Jahre lang Prediger zu Melz und Buchholz gewesen) und ein Epitaph des
Pastors Henricus Schmidius (geb. zu Wernigerode im August 1621, seit 1669
Pastor in Melz und Buchholz, gest. 29. Nov. 1673, begraben in St. Nikolai
zu Röbel).
*) Lisch, M. Jahrb. XL, S. 190.
566
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Buchholz.')
|uchholz kommt urkundlich schon im Jahre 1273 vor, als am 16. April
desselben Jahres Nikolaus von Werle dem Nonnenkloster zu Röbel drei-
zehn Hufen verleiht, von denen zwei »in Bocholte« liegen.*) Bis zur nächsten
Nachricht aber vergehen sechsundachtzig Jahre. Da verkauft Bernhard von
Werle am 14. August 1349 ^^^ Bürger Nikolaus von Güstrow zu Röbel sechs
Hufen in »Buchholte«, die von den Bauern Walow, Croger, Godtschalk, Ryke
und Butekow bebaut werden und vom Käufer zur Bewidmung einer Vikarei
in der Kirche zu Neu -Röbel verwandt werden sollen. Das Patronat dieser
Vikarei hat die Familie Güstrow inne, nach deren Aussterben aber soll es an
den Probst und den Magistrat von Neustadt Röbel fallen.^)
Später gehört das Dorf zum Leibgedinge der Fürstin Elisabeth von Werle.
Als deren Gemahl, Fürst Bernhard, dem Herzog Albrecht von Mecklenburg
Schloss, Stadt und Land Röbel am 10. März 1362 verpfändet und die Dörfer
namentlich aufgeführt werden, die zum Leibgedinge der Fürstin gehören und
während ihrer Lebenszeit von der Verpfändung ausgeschlossen sein sollen,
wird unter ihnen auch »Bokholte«c genannt.*) Beim wirklichen Antritt des
Pfandbesitzes aber durch den Herzog, am 30. Juni 1362, werden die Dörfer
Buchholz und Semzin nicht mehr unter den Leibgedingsgütem aufgeführt, sie
werden also auf irgend eine Weise der Fürstin abgelöst und vergütet sein.
Ob sie von dem zusammenhängenden Hauptverbande der Güter zu entfernt
waren, oder ob sie wegen der Strassenzüge eine gewisse militärische Wichtigkeit
für den Herzog hatten, oder ob noch ein anderer Grund vorhanden war,
müssen wir dahingestellt sein lassen.^) Daher gelangen auch beide Güter nicht
an die Hahn, während die andern Leibgedingsgüter, die »von der edlen Frau
Elzeben, Herrn Bernds ehelichen Frau angestorbnen Güter«, dem Klaus Hahn
auf Damerow am 14. August 1410 erblich verliehen werden. Dagegen wird
Buchholz im Jahre 1455 ein Rohr'sches Lehen, welches Herzog Heinrich der
Aeltere dem Bernd Rohr verleiht. Es bleibt diesem Geschlecht bis 1629 ^''■
halten. Da geräth es in Konkurs und geht aus diesem nebst dem Rohr'schen
Gut Schönberg an Hans Holstein über.**) Und nun beginnen, den Zeitläufen
entsprechend, zahlreiche Verpfandungen und Adjudikationen einzelner Theile
des Dorfes bald an diesen, bald an jenen. Ausser den Holstein finden wir
') 14 km stidlich von Röbel.
») M. U.-B. 1283. M. Jahrb. XVf, .S. 213.
») M. U.-B. 6991. 7055.
*) M. U.-B. 9oo3.
*) M. U.-B. 9054. 9055. 9056. 9057. Lisch, Geschlecht Hahn II, S. 271 ff.
®) Akten im Grossh. Archiv. Vgl. Lisch a. a. ().
KIRCHDORF BUCHHOLZ. 567
die Quitzow, Koch, Schroeder, Kamptz und Konow als Antheils- Inhaber, bis
das vielbegüterte Geschlecht der Knuth im Jahre 1689 die Hand auf Buchholz
legt und dessen Antheile zusammenkauft. Am 20. August 1695 empfangt
Eggerd Christoph Knuth den Allodialbrief über ganz Buchholz. Aber zu
Anfang des XVIII. Jahrhunderts haben es schon wieder die von Ferber auf
Melz, und von diesen kommt es an die von Raven auf Boek. Eigenthümliche
Verhältnisse der Buchholzer Bauern und daraus folgende unaufhörliche Streitig-
keiten und Prozesse mit der Grundherrschaft veranlassen im Jahre 1764 den
Kammerherrn O. Ch. von Raven, das Dorf an die damals »zweiundzwanzig
freien Bauersleute,« die in ihm wohnen, als Allodialgut, einschliesslich der
hohen Jagd, fiir einen Preis von lOSOoThlr. NVs zu verkaufen. Die Bauern
hatten nämlich von jeher ihren Gutsherrschaften die Dienste verweigert, sich
auch über falsche Veranlagung zu den Landessteuern beklagt und immerfort
behauptet, »freie Bauern« zu sein: »Es sei ihnen wohl bewusst, dass sie zwar
als Einwohner des Dorfes Buchholz, dem Eigenthümer desselben ratione juris-
dictionis mit Schirmpflicht, keineswegs aber mit Leibeigenschaft verwandt seien.
Denn »wir frei und Niemand unterthänige Leute sind, welche theils unsere
Väter und Grossväter aus Sachsen und der Mark Brandenburg etc. als freie
Leute sich in Mecklenburg und in dies Dorf begeben, und auf einem grünen
Brink aus unseren eigenen Mitteln ohne des Ortes Obrigkeit Hülfe nicht allein
gebaut, sondern auch Vieh und Saat und was sonsten zu einer Landwirthschaft
gehöret, auf unsere Kosten sich angeschafft, also, dass ausser Grund und Boden,
unsere Höfe, Vieh und Fahrniss und alle Habseligkeiten uns eigenthümlich ge-
hören. Nun haben weder wir, noch unsere Vorfahren, jemals Hofdienste geleistet.«
Da nun aus der Zeit vor dem grossen Kriege aktenmässig niemals von Frei-
bauern die Rede ist, so handelt es sich hier unzweifelhaft um eine neue Kolo-
nisation nach dem dreissigjährigen Kriege, an dessen Ende sich im ganzen
Dorfe, wie oben schon gesagt worden ist (S. 563), nur acht Personen auffinden
lassen, während dort vorher vierundzwanzig Bauern wohnen. Für den tüch-
tigen Sinn der Bauern spricht es, dass sie 1777 selbst eine »Kommunalordnung
für das Gut Buchholz« aufstellen, welche zwar niemals regiminell bestätigt,
aber trotzdem immer in Geltung gewesen ist. Später tritt eine Vereinigung
über die Dorfarmenpflege hinzu, welche die Armenlast im Wesentlichen den
einzelnen Gehöften als Naturallast zutheilt. Am 28. November 1861 endlich
wird regierungsseitig eine neue Dorfordnung und ein Statut über die Intestat-
erbfolge gegeben, nachdem schon 1856 die Separation der Feldmark, welche
ursprünglich der gemeinsamen Dreifelderwirthschaft unterworfen ist, vorge-
nommen worden war.*)
Ueber die kirchlichen Verhältnisse und im Besonderen über die Zwistig-
keiten zwischen dem Patronatsherrn Eggerd Hahn zu Melz zur Zeit des Pastors
Gregorius Gategast und den Bauern zu Buchholz, die, von jeher dem Melzer
Parochial- Verbände angehörend, gewisse kirchliche Baulasten ablehnen, ist
bei Melz die Rede gewesen.
') Böhlau, Meckib. l,andrecht III, S. 274fr.
568
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Kirche.
Altar-
aiifsatz.
Glocken,
Kleinkunst-
werke.
Kirche. Die Kirche ist ein frühgothischer Backsteinbaii auf einem
Granitsockel in Form eines länglichen Vierecks. Auf der Nord- und Südseite
je ein charakteristisches spitzbogiges Portal, in welchen Rundstäbe und ab-
gefas'te Ecken abwechseln, ohne dass dabei Kapitellglieder angewandt worden
wären. Alle Fenster sind gleichmässig im Spitzbogen geschlossen. Im Innern
eine .flache Decke. Im Westen ein massiver Backsteinthurm mit einem aus
dem Viereck ins Achteck umsetzenden Helm. Der Thurm hat von Norden
nach Süden einen offenen Durchgang, welcher durch mächtige Spitzbogen-
öffnungen gebildet wird. An der Nordseite des Langhauses eine Vorhalle,
welche das genannte frühgothische Portal verdeckt.
Der Altaraufsatz ist ein Renai.ssancegehäuse mit geschnitzten Figuren,
in der Mitte der Krucifixus mit Johagnes und Maria, zu jeder Seite als kleinere
Figuren (die eine über der anderen) je zwei Evangelisten. Die Figuren stammen
nicht aus einem älteren gothischen Triptychon, sondern sind zugleich mit dem
Holzgehäuse angefertigt worden.
Im Thurm zwei Glocken, beide von C. Jllles-Waren gegossen, 1855
und 1867.*)
Klcinkiinstwerke. 1.2 Silberner Kelch auf sechspassigem Fuss, dem
XVIII. Jahrhundert angehörig. Als Stadtzeichen eine heraldische Lilie, und als
Meisterzeichen die Buchstaben F C M. Dazu eine Patene. — 3. 4. Oblaten-
schachtel von Neusilber, desgleichen eine Kanne mit Deckel und Henkel. —
5. 6. Zwei zinnerne Kelche, von denen der eine das Zeichen des englischen Zinns
mit den Meisterinitialen H K und der Jahreszahl 1808 aufweist. — 7 — 10. Vier
Zinnleuchter, alle von verschiedener Form, der eine gestiftet 1670 von HANS
ZABEL und ANNA ROSYNS, der andere 1662 von ELISABETH STH ALBERGS,
C . V • F • H-, der dritte 1705 von M. MATTHIAS PIHEL und MARIA BOLTEN
und der vierte 1815 von H. C. H. KUGEL. Der von 1670 hat als Stadtzeichen
gekreuzte Bischofsstäbe und als Meisterstempel die Initialen I L mit der Blume,
der von 1662 ebenso; der von 1705 hat auch die gekreuzten Bischofsstäbe,
aber die Meisterinitialen I M mit der Topfblume, der von 1815 aber stammt
von dem Röbeler Meister Krummbügel (H K mit der Jahreszahl 1806).
Das Gut und Kirchdorf KriimmeL')
Geschichte BK^m 23. November 1237 beurkundet Fürst Nikolaus von Rostock die Grenzen
des "^la yj^d Scheiden des Dobbertiner Klosterbezirks. Da heisst es: Im Lande
Dorfes. Jurne das Dorff Lositz (Lärz) mit vierzig Hufen und dreissig Hufen zwischen
*) Im Inventar von i8ii ist nur eine Glocke mit der Jahreszahl 1473 genannt.
') Südöstlich von Röbel, über Vipperow 17 km, über Buchholz 20 km. Die alten Formen
des Namens Crumemir und Crumiuere verbindet Kühnel mit dem ahslavischen Wort krom^ ==
GUT UND KIkClIDORF KRÜMMEL. 569
Crumemir und Zwertitz (Schwartz). Und als am 15. December 1274 Nikolaus
von Werle und seine Söhne Heinrich und Johann dieses Privileg des Klosters
Dobbertin erneuern, bestimmen sie dessen Grenzen »usque ad terminos
Crummere«.^) Ueber die Besitzverhältnisse von Krümmel in ältester Zeit
wissen wir nichts Bestimmtes. Es deutet aber Vieles darauf hin, dass schon
früh die Kerkberge auf dem Gute sitzen, eine märkische Vasallenfamilie,
welche ihre Stammgüter, u. a. das Gut Kehrberg, in der Nähe von Pritzwalk
hatte. Am 12. Mai 1370 verkaufen Otto und Hartmut Römer dem Betcke
von Kerkberghe und dem Otto Retzow das Recht der Einlösung ihres Gutes
zu Leussow, und am 29. August 1370 verkauft derselbe Retzow dem Betcke
Kerkberghe seine Besitzungen in demselben Dorfe.*) Die Kerkberg (auch
Kerberg, Kercberg geschrieben) breiten sich allmählich weiter aus und erwerben
z. B. Besitz in Rechlin und Retzow, verschwinden dann aber auf einige Zeit
in der Geschichte, um im Jahre 1497 als erbgesessene Besitzer in Krümmel
wieder aufzutauchen. Dieser Besitz scheint aber schon länger der ihrige zu
sein, denn es unterscheiden sich bereits zwei nach ihren Hauptgütern be-
zeichnete Linien, nämlich die Kerkberg auf Kehrberg und die auf Krümmel.
Die letztgenannten sind damals bereits so mächtig, dass sie ihre Vettern
wegen Besitzstreitigkeiten mit Fehde überziehen und ihnen einen Schaden von
800 Gulden zufügen.^) Im Anfang des XVI. Jahrhunderts sind die Hauptgüter
der Krümmeier Linie Krümmel, Retzow und Klopzow. Darnach theilt sich
dieser Zweig abermals, und zwar in die schwarze Linie auf Krümmel und in
die weisse auf Retzow und Klopzow. Jene stirbt 1673 im männlichen Stamme
mit Henning von Kerkberg aus. Ueber Krümmel ist inzwischen der grosse
Krieg mit allen seinen Schrecken dahergezogen. Noch am 17. März 1674
lieisst es in einem gerichtlichen Aktenstück: »Actum Krümmel auff sehl.
Henning Kerberges ganz wüsten Hoeffe, woselbst nichts zu finden, alss die
rudera des Hoeffs und ein alter bauwfelliger Stall.«*) Ausser den Kerkberg's
sitzen aber nicht blos auf Krümmel sondern auch auf anderen Kerkberg'schen
Gütern .schon im Anfang des XVL Jahrhunderts die Rohr auf Neuhaus, aber
die Veranlassung dieses Gemeinschaftsverhältnisses ist nicht bekannt. Daher
wird in dem Lehnsrevers der Rohr vom Jahre 15 16 über ihre gesammten Güter
auch Krümmel aufgeführt. Sie niuthen wiederholt ihren halben Antheil an dem
Gute und werden damit belehnt, bis Martin Rohr am 10. Januar 1583 den
Konsens zum Verkauf der Hälfte der Feldmark nebst der halben Feldmark
Göhren für 10 000 Gulden an Levin Marin erhält. Ein gegen Ende des Jahr-
hunderts vom Herzog Karl unternommener Versuch, das Gut zu kaufen, kommt
über einen kurzen Pfandbesitz nicht hinaus. In den Jahren 1606 — 1609 aber
draussen, fern, weit, draussen berühmt, und deutet sie als »Ort des kromemer = Fernruhm«:
M. Jahrb. XLVI. S. 17.
») M. U.R. 469. 1347.
') M. U.-B. 10054. 10092. 10616. V^ri. Lisch, M. Jahrb. XII, S. 43.
•) Lisch, M. Jahrb. XII, .S. 47.
*) Lisch, a. a. O., .S. 49.
57 o
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖ13EL.
Kirche.
Innere Ein-
richtung.
Empore.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
verkaufen die Marin ihren halben Antheil an Christoph Arenstorff dir 1 1 500
Gulden. Der landesherrliche Konsens und der Lehnbrief werden darüber am
20. Oktober 161 2 ertheilt. Auch erwirbt Arenstorff 1625 die Schäferei zu
Göhren. Der letzte Kerkberg'sche Antheil, der durch Heirath an Hans Heinrich
von Oldenburg gekommen war, gelangt im Jahre 1705 für 700 Thaler an den
Leutnant Georg Otto von Arenstorff, so dass von da an ganz Krümmel in
den Besitz dieses Geschlechtes kommt.*) Seit 1896 aber ist das Gut Eigen-
thum des Fürsten Georg von Schaumburg- Lippe.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Melz.
Kirche. Die in Fachwerk ausgeführte kleine Kirche stellt einen un-
getheilten Raum in Form eines länglichen Vierecks dar und ist im Innern mit
flacher Bretterdecke geschlossen. In der Wetterfahne der achteckigen Thurm-
spitze die Jahreszahl 1734.
Die innere Einrichtung entstammt der Zeit des Barockstils aus dem
XVIII. Jahrhundert. Kanzel und Altar sind zu einem Körper verbunden.
An der Empore auf der Nordseite eine Anzahl ARENSTORFF*scher
Familien -Wappen in Zinn. Ausserdem in den Fenstern einige auf Glas ge-
malte Wappen der Familie.
Im Thurm zwei alte Glocken, eine grosse ohne Inschrift und
Giesserzeichen, eine kleine, ebenfalls ohne Inschrift, aber mit dem
nebenstehenden Giesserzeichen.
Kleinkttnstwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss, laut
Inschrift 1852 von A. V. ARENSTORFF gestiftet. Dazu eine Patene. Von
dem Röbeler Goldschmied F. Ludewig. — 3. 4. Zinnkelch mit Patene, ohne
Stempel und Inschrift. — 5. Eine ältere Taufschüssel von Messing, in der
Mitte die Verkündigung des Engels an die Maria, um welche die vielfach ge-
deutete bekannte Legende herumläuft. — 6. y. Zwei Zinnleuchter von 1735,
von dem Rostocker Zinngiesser I V (Jochim Voss), der in seinem Stempel die
Jahreszahl 17(18) führt.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Vipperow.')
ipperow ist .schon sehr früh ein bedeutender Ort, nach welchem ein
ganzer Landstrich »Land Vipperow« genannt wird, und kommt ur-
kundlich zuerst im Jahre 1178 vor, als Papst Alexander III. das Bisthum
^) Der weithin bekannt gewordene Kriegs- und Rachezug eines der Arenstorff auf Krttniniel
gegen den Flecken Mirow in den vierziger Jahren des XIX. Jahrhunderts — wohl die letzte Explo-
sion ritterlicher Raub- und Fehdeinst in Deutschland — mag hier nur mit diesen wenigen Worten
Erwähnung finden.
*) 8 km stidsüdöstlich von Röbel. Die alten Formen des Namens V^eprowe und Vipperowe
KIRCHDORF VIPPEROW. 57 1
Schwerin bestätigt. In der früheren Stiftungsurkunde Heinrich's des Löwen
vom Jahre 1170 wird der Ort zwar nicht genannt. Aber nach der vor-
genannten Urkunde vom März 11 78 gehen die Grenzen des Sprengeis: »a Zuerin
ex una parte usque Vepro«, i^nd die Bestätigungsurkunden der Päpste Urban IIL,
Clemens III. und Cölestin IV. stimmen damit überein. ^) Freilich gehört das
westlich von der südlichen Müritz, den Vipperowschen Gewässern, gelegene
Land Vipperow selber nicht zur Schweriner Diöcese, es bildet vielmehr das
Archidiakonat Röbel im Bisthum Havelberg. Wie Alles das erst nach langem
Streit zwischen beiden Diöcesen festgestellt wird, weil nach der Urkunde Kaiser
Ottos vom Jahre 946 die Eide die Grenze des Bisthums Havelberg bilden
sollte, die obere Eide aber westlich von der Müritz an verschiedenen Stellen
gesucht wurde, ist schon öfter berührt worden.*) Erst am 16. December 1252
kommt hierüber ein Vergleich zu Stande, durch den das Land Röbel oder
Vipperow dauernd an Havelberg abgetreten wird.^) Obwohl nun Vipperow
als ein grosser Ort von neunundvierzig Bauerhufen und als Sitz einer Burg er-
scheint, deren Spuren noch in unserer Zeit sichtbar geblieben sind, so wird
es doch sehr bald von der Burg Wenden (Wenedhen) zu Wredenhagen an
Bedeutung überflügelt, welche nach Malchows Niedergang neu erbaut ist und
die alte grosse Strasse von Havelberg über Wittstock zur Eidenburg und
weiter nach Demmin — die Verbindung zwischen Elbe und Demmin —
beherrscht. Die Bezeichnung »Land Vipperow« verschwindet daher mit dem
XIII. Jahrhundert.
Auch tragen die späteren Besitzverhältnisse zur Verminderung der Be-
deutung von Vipperow bei. Nach dem einige Jahre vor 14 10 erfolgten Tode
der Fürstin Elisabeth, der Gemahlin des Fürsten Bernhard, zu deren Leibgedinge
ein Theil von Vipperow gehört hat, finden wir dort zwei grössere Antheile in
den Händen werlescher Vasallen, den einen in denen der Quitzow schon gleich
beim Beginn des XV. Jahrhunderts, den andern aber in denen der Knuth auf
Leizen. Dieser letztgenannte Antheil ist zwar erst von 1488 an als Knuth'scher
Besitz nachzuweisen, gehört aber der Familie ohne Zweifel schon viel früher.
Ausserdem hat das Kloster Atiielungsborn, dem der Dank für die erste
christliche Civilisierung des Landes nie vergessen worden ist, seit dem
17. März 1291 eine Hufe in Vipperow, und von dem, was noch im Besitz
des Landesherrn geblieben ist, gehen drei Höfe mit Hufen im Jahre 1454 als
Geschenk Herzog Heinrich's d. ä. an die Probstei der Neustadt Röbel, es sind
dies die oft genannten »Vipperowschen Pfarrhufen«. Weiterhin kommt ein
Grambow mit Besitz und Rechten in Vipperow vor, doch mag er nur Pfand-
besitzer gewesen sein. Endlich erwerben auch die von Hahn auf Solzow im
Jahre 1477 ^i^ Pachte aus sieben Hufen, doch werden diese Hufen kein Privat-
im XII. und XIII. Jahrhundert leitet Kiihnel von dem altslavischen Wort veprT = Eber ab und
deutet sie als »Eberort«: M. Jahrb. XL VI, S. 152.
*) M. U.-B. 100. 124. 141. 149. 162.
*) M. U.-B. 14. Ueber die »Vipperowschen Gewässer« vgl. Lisch, M. Jahrb. II, S. 102.
^) M. Ü.B. 710. Lisch, M. Jahrb. II, S. 100. XIX, S. 403.
572 AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
eigenthum, sondern bleiben in landesherrlichem Besitz. Der Quitzow'sche
Antheil geht durch Kauf im Jahre 15 15 an die Kerkberg zu Krümmel über.
Als ihn 1525 die Komthurei zu Mirow als Lehn begehrt, wird der landes-
herrliche Konsens versagt. Dreizehn Jahre später, 1558, ist er wieder
in landesherrlichem Besitz und vergrössert somit in erheblicher Weise den
Domanialantheil des Dorfes, wie dies auch der schon vor der Reformationszeit
verschwindende Amelungsborner Klosterantheil thut. Der Knuth'sche Antheil
aber geht im Beginn des XVIII. Jahrhunderts auf die von Ferber-Melz über
und wird von diesen erst im Jahre 1804 an die herzogliche Kammer ab-
getreten.^) Seitdem ist wieder das ganze DorfVipperow beim Domanium und
gehört als solches zum Amte Wredenhagen.
Mittelalterliche Geistliche sind, soweit wir den Urkundenschatz bis jetzt
kennen, mit Namen nicht auf uns gekommen. Von 1505 an und noch 1534
ist Simon Gerardi der Kirchherr von Vipperow, Priborn und Zielow, 1541
aber finden wir an seiner Stelle als ersten evangelischen Geistlichen den
Joachim Warnke, ohne dass ihm freilich ein völlig befriedigendes Zeugniss
von den Visitatoren ausgestellt würde. Wie lange er im Amte geblieben,
lässt sich nicht feststellen. Zwischen 1594 (vielleicht schon früher) und 1609
ist Johann Salius Pastor der genannten drei Kirchen. Ihm folgt 1609 Nikolaus
Schmidt (Schmidius), der die Zeiten des dreissigjährigen Krieges überdauert
und noch über 1654 hinaus (anscheinend bis 1659) '"^ Amte ist. Er sieht
die Bevölkerung seiner Dörfer um sich wegsterben: in Vipperow giebt es im
Jahre 1649 von sechsundzwanzig Bauern und neun Kossäten nur noch acht
Bauern und zwei Kossäten,') in Priborn von ehemals vierzehn Bauern und drei
Kossäten nur noch sechs Bauern, und in Zielow von zwölf Bauerfamilien nur
noch vier Personen. Das Pfarrhaus ist 1639 niedergebrannt, und der Pastor wohnt
in einem Katen. Es folgen: Joh. Christoph Baumann (1659 — 72), Nikolaus
Stechow (1674 — 1704), Martin Wendt (1705 — 21), Joachim Oertling (1721 — 47),
Joh. Friedr. Christoph Senst (1749—75), Jakob Peter Unger (1776 — 88) und
Christoph Karl Joh. Passow (1789 — 1821). S. Walter a. a. O.
Ausser den von jeher gleich der Mutterkirche unter landesherrlichem
Patronat gewesenen Filialkirchen zu Klein -Priborn und Zielow ist auch die
vagierende Mutterkirche adeligen Patronats zu Ludorf mehrfach im XVI., XVII.
und XVIII. Jahrhundert bald kürzere, bald längere Zeit mit der Kirche in
Vipperow verbunden gewesen.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein Feldsteinbau aus dem XIII. Jahrhundert in
Form eines länglichen Vierecks, mit flacher Decke im Innern. Die oberen
Theile beider Giebelwände und die Einfassungen der Fenster und Portale sind
in Backstein ausgeftihrt. Im Osten ein spätromanisches »Dreieinigkeitsfenster«,
*) M. U.-B. 2110. Akten im Grossh. Archiv, besonders Wigger, Bericht vom 9. Juli 1885.
Mantzel, BUU. Ruhest. XXIII, S. 38fl\ Lisch, Geschl. Hahn II, S. 270 ff. M. Jahrb. XIII, S. 137-
*) 1662 werden im Visitationsprotokoll in Vipperow aufgeführt: zwei Herrenbauem, zwei
Pfarrbauern und drei Kossäten, also im Ganzen nur sieben Hofbesitzer.
KIRCHDORF VIPPKROW.
573
Altar-
aufsatz.
Altes
Gestühl.
Glocken.
die übrigen Lichtöffnungen sind in gleicher Weise Schlitzfenster mit leise ge-
spitztem Bogenschluss. Die Portaleinfassung auf der Südseite zeigt Spitz-
bogenschluss. Ein Thurm ist nicht vorhanden. Dafür wächst aus dem mitt-
leren Theil des Westgiebels ein kleiner Dachreiter in Fachwerkbau hervor, der
ein achtseitiges Pyramidiendach hat. An der Nordseite, neben einander und
unter einem Dache, eine Sakristei und eine Vorhalle. Die Sakristei ist ge-
wölbt, die Vorhalle aber hat nichts weiter als den Dachstuhl über sich. .
Als Altaraufsatz dient der Mittelschrein eines gothischen Triptychons
mit Schnitzwerken. In der Mitte die hl. Maria mit dem Kinde auf dem Halb-
mond stehend. Links und rechts daneben, in zwei Reihen übereinander,
Apostel und weibliche Heilige. Links der hl. Petrus, die hl. Magdalena, der
hl. Jakobus, die hl. Katharina, rechts die hl. Barbara, der hl. Johannes, die
hl. Elisabeth und der hl. Matthäus.
In der Vorhalle noch einige Seitentheile des ehemaligen alten Kirchen-
gestllhls, welche mit allegorischen Figuren bemalt sind.
Im Thürmchen zwei Glocken. Die grössere (Dm. 0,88 m) ist von
C. D. Heintze im Jahre 1747 zur Zeit des Pastors JOACHIM OERTLING gegossen.
Die zweite, jüngere (Dm. 0,76 m), ist 1838 von Hackenschmidt in Berlin z. Zt.
des Pastors B. C. F. WACHENHUSEN gegossen.*)
KleiDkuDStwerke. i. 2. Silber vergoldeter Kelch auf achtpassigem Fuss. Kleinkunst-
Am Knauf aber nicht acht, sondern nur .sechs Rotuli, und auf jedem Rotulus werke,
das I HS -Monogramm. Die Inschrift am Kelch lautet: DISER KELCH IST GE
MACHT IM JAHRE 1606 UNDT IST ZU DEN ZEITEN PFARR GEWESEN H. JO-
HANN SALLIUS + PALM REDENTZ ACHIM VÖLKER BEIDE VORSTEHER DES
GOTTESHAUSES ZU VIPPEROW. 52 LOTT. Keine Werkzeichen, auch nicht an
der zugehörigen Patene. — 34. Silbervergoldeter Kelch mit einem kleinen
vergoldeten Krucifixus auf dem Fusse. Inschrift: IN HON • DEI ET IN USUM
HUJS(I)ECCLESIAE VIPP.HUNC CALICEM CUM PATENA DEDIT MART.WENDT
H • T • PAST • 1719. Von dem Güstrower Goldschmied Lenhard Mestlin. Dazu
eine Patene. — 5. Zinnerner Krankenkelch, englisches Zinn mit den Initialen
C H. Dazu Patene und Oblatendose. — 6. Neuer silbervergoldeter kleinerer
Krankenkelch. — 7. Neue Abendmahlskanne mit Deckel und Henkel. —
8. Zinnerne Taufschüssel, als Stadtzeichen zwei gekreuzte Bischofsstäbe, als
Meisterzeichen die schon öfter genannte Blume mit IL. — 9. Ein Messing-
becken von 1854. — 10. Eine ausser Gebrauch gesetzte getriebene Taufschale
von Messing, ohne Inschrift. Auf dem Boden die Darstellung von Mariae
Verkündigung. — 11 — 14. Vier ausser Gebrauch gesetzte zinnerne Altar-
leuchter, alle von verschiedener Form und Grösse. Stifternamen: am ersten
JACOB DREWES 1662; am zweiten MARIE BRUNS • GRETH .... VEREHREN
DIESEN LEUCHTER DER VIPPEROWSCHEN KIRCHEN ZU GOTTES EHREN 1662;
am dritten CLAUS KAECKER 1700; am vierten M • E • K • 1790.
*) Ihre Vorgängerin war 1692 von M. Vites Siebenbaum und M. Ernst Siebenbaum,
(ilockengiessern in Schwerin, gegossen worden. Inventar 181 1.
574
AMTSGERICIITSBEZIRK RÖBEL.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Filial- Kirchdorf Priborn.')
|as Erste, was wir von Priborn urkundlich erfahren, ist dies, dass das
ferne von Mecklenburg in den braunschweigischen Landen gelegene
Cistercienserkloster Amelungsborn einen Antheil am Dorfe' gewinnt. Am
26. Mai 1239 giebt nämlich Fürst Nikolaus I. von Werle dem Kloster die
Mühle zu Priborn in eine Art Erbpacht.*) Auch das Nonnenkloster zu Röbel,
das Ende des XIII. Jahrhunderts nach Malchow verlegt wird, gewinnt dort
vierunddreissig Jahre später, den 16. April 1273, durch denselben Fürsten
Besitz und Rechte an zwei Hufen, die er zusammen mit elf anderen auf die
benachbarten Dörfer vertheilten Hufen den Büsserinnen der hl. Magdalena als
Geschenk überweist.^) Weiterhin wird das Dorf Priborn durch eine gemein-
same Verfügung der Söhne des Fürsten im Jahre 1285 zum Ort der Landding-
Tage im Lande Röbel bestimmt.*) Der Amelungsborner Rfiihlenbetrieb aber
geht am 17. März 1291 wieder in die Hände des Landesherrn zurück, indem das
Kloster dafür und für eine hinzugelegte Summe von 220 Mark Pfennig- Geldes
verschiedene Hufen ausser in Priborn selber auch in Solzow und Vipperow
(s. o. S. 571) sowie einen Antheil an der Fischerei -Gerechtigkeit in der Müritz
und endlich auch das Eigenthum der oberen Schilder Mühle erwirbt.*) Die
Priborner Mühle aber finden wir elf Jahre später als Eigenthum in den Händen
der Grafen Burchard und Ulrich von Lindow, welche die Oheime der jungen
werleschen Fürsten waren, und in denen der beiden Ritter Konrad Büne und
Nikolaus von Malin.®) Als, wieder über vierzig Jahre später, am 8. Mai 1346,
die Kirche von Ludorf eingeweiht und dotiert wird, da gehören zu dieser Do-
tation auch drei Hufen in Priborn mit allen Rechten und Privilegien.^ Und
als ungefähr um dieselbe Zeit, oder auch ein paar Jahre früher, der Fürst
Bernhard von Werle seiner Gemahlin, der Fürstin Elisabeth, ihr Leibgedinge
festsetzt, da gehören u. a. auch sieben Hufen in Priborn dazu.®) Wie dann
nach dem noch vor 1410 erfolgten Tode der Fürstin ihre Leibgedingsgüter
mit wenigen Ausnahmen an die Hahn-Damerow übergehen und durch diesen
Besitz die Linie Hahn -Solzow begründet wird, ist oben schon mehrfach
^) 10 km sUdsUdöstlich von Röbel. Ueber die Ableitung und Deutung des Namens vgl.
M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 623, AnmUg. i.
«) M. U.-B. 499.
^ M. U.-B. 1283.
*) M. U.-B. 1781. Vgl. Beyer, z. Gesch. d. Volksgerichte, M. Jahrb. XIV, S. 108.^190.
^) M. U.-B. 21 10. Schilde, nordöstlich von Wittstock.
°) M. U.-B. 2825.
') M. U.-B. 6649.
») M. U.U. 900S. 9054. Vgl. Beyer, M. J.ihrb. XXXil, .S. 124.
FIUAL- KIRCHDORF PRIBORN. 575
berührt worden.*) Der Amelungsbomer Besitz in Priborn scheint schon vor 1410
vom Kloster wieder aufgegeben zu sein, da er nie wieder als noch bestehend
erwähnt wird.*) Ausser den Hahn, die ihren Besitz in den Jahren 1470 und
1474 durch Erwerbung weiterer Hufen in Priborn zu vergrössern suchen,
kommen dort die von Knuth mit Besitz und Rechten vor, und zwar nach-
weislich schon vor 1370.') Diese scheinen schon damals bedeutenden Besitz
in Priborn gehabt zu haben. Denn sonst hätte sich jener Henricus Knuth auf
seinem Grabstein gewiss nicht mit dem Zusätze »de Pryborn« bezeichnet. Die
Hahn-Solzow dagegen verlegen von 1461 an, wie es scheint, ihren Schwer- •
punkt nach dem in diesem Jahre erworbenen Schloss und Städtchen Ahrens-
berg und haben von Priborn zuletzt anscheinend kaum mehr als blosse Pachte
und Dienste gehabt.*) Doch werden noch 16 14 Unterthanen von ihnen in
Priborn genannt. Dagegen gewinnen neben den von Knuth die von Marin
auf Ludorf am Ende des XVI. Jahrhunderts erhebliche Antheile an Priborn.
Den iMarin'schen Meierhof zu Priborn kauft aber Wenzel Knuth auf Leizcn für
die Summe von 2200 Gulden und erhält darüber im Jahre 1637 den landes-
herrlichen Konsens und Lehnbrief.^) Zwar hören wir in den fünfziger Jahren,
als in Priborn von ehemals siebenzehn Gehöften nur noch sechs bewohnt
werden, von Antheilen, die vorübergehend dem einen und dem andern Gläubiger
adjudiciert sind.*) Aber die von Knuth bleiben die Hauptherren im Dorfe. Sie
erwerben 1695 den AUodialbrief ausser über andere Güter auch über ihren Besitz
in Priborn und tauschen 1702 zwei dort noch vorhandene Domanialbauern
gegen Besitz in Grabow und Below um. Aber dreissig Jahre später geht ihr
Besitz an die Herren von Ferber über, die seitdem das Dorf als Pertinenz zu
Melz ihr Eigen nennen.')
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Vipperow.
Kirche« Die Kirche ist ein vollständig neues Gebäude aus den sechziger Kirche.
Jahren des XIX. Jahrhunderts mit einem polygonalen Chorschluss.
Auch die innere EiDrichtnng ist neu. Altargcmälde von Fischer- Innere £in-
Polsson 1869. richtung.
Aus der alten Kirche ist ein Glasfenster mit dem Wappen des Herzogs Glas-
CARL von 1591 herübergenommen. ^) fenster.
Im Thurm drei Glocken, eine grössere und zwei kleinere. Davon ist Glocken,
nur eine der beiden kleineren mit einer Inschrift und auch mit Glockenzeichen
*) S. o. S. 512. 562.
«) Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 137.
8; Lisch, M. Jahrb. XXV, S. 311.
■*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 273.
^) Ueber verwandtschaftliche Verbindungen der Knuth, Hahn und Marin s. Lisch, M. Jahrl>.
XVI, S, 298.
*) An die von Than, Grambow und Ltibbc.
') S. bei Melz, S. 563.
») S. o. S. 555.
576
AMTSGERICHTSBKZIRK KÜBEL.
Kleinkunst-
werke.
versehen: amiO l tlOlllini • millt l CCCCCXXX^
f • ft • pattoim • bibtie • bor • lin^ • i]^$ • cgr^
ijnfe' • falirijniafter (nebenstehendes Glocken
zeichen) f^tljf if}^ • Uazu der Name des Giessers:
peter mat]^|S**)
Kleinkunstwcrke. i. 2. Zinnerner Kelch, dazu eine Patene, gestiftet
1719 von JOACHIM SCHUMACHER und MARIA QUACKES, beide ohne Werk
zeichen. — 3. 4. Kleiner zinnerner Kelch, offenbar gleichfalls aus dem XVIII.
Jahrhundert. An der zugehörigen Patene erkennt man noch die Werkzeichen
H L 1715. — 5 — 8. Vier zinnerne Leuchter, alle von verschiedener Form und
dem XVII. Jahrhundert angehörig (1663 von PETER und FRANZ KOEP zu
Priborn, 1685 einer von V. A. WOLTERS und eiii anderer von FRIEDRICH
ZANDER, 1694 von JAKOB SCHUMACHER und MARGARETHE GÄULEN.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Filial- Kirchdorf Zielow.')
|as DorfZielow wird im Jahre 1237 zum ersten Mal bei einer Bestimmung
über das Dobbertiner Klostergebiet genannt. Das Kloster hat hier
Einkünfte aus sechs Hufen. Doch behält es sie nur bis zum Jahre 1274. Da
tauscht es sie gegen das Dorf Grobe im Lande Malchin (wohl Grube bei
Teterow) wieder um.^) Dagegen erhält gut anderthalb Jahre vorher, nämlich
den 16. April 1273, das Nonnenkloster in Röbel zwei Hufen in Zielow.*)
Dazu kommen fünf Jahre nach der Uebersiedelung dieses Klosters nach Malchow,
am 7. Januar 1303, zwei Hufen hinzu, die Ritter Dietrich Pape bei Gelegen-
heit der Aufnahme seiner Tochter ins Kloster dem Prob.st und den Nonnen
als Geschenk überweist.^) Als dritten Interessenten an Zielow lernen wir am
8. Mai 1346 die an diesem Tage eingeweihte Kirche zu Ludorf kennen, die
eine Hebung von zwei Mark Geldes aus Zielow erhält. Von wem, wird nicht
gesagt, vielleicht von einem Mitgliede der Familie Marin, die uns hier wie
anderswo im Lande Röbel schon im XIV. Jahrhundert, im Besondern am
23. Juni 1358, als werlesche Vasallen mit Besitz und Rechten entgegentritt.*)
Marin'sche Antheile giebt es noch im XVII. Jahrhundert in Zielow, wo wir in
dieser Zeit auch die mit ihnen verwandten alten Vasallen -Familien der Kerk-
*) f • f • =^ sancta Katharina.
') 6 km südöstlich von Röbel. Sylowe im XIII., Silow im XIV. und Zielow im XVII. Jahr-
hundert. »Ort des Zila«, von zilü — lebend? Vgl. Kllhnel, M. Jahrb. XLVI, S. i66.
•) M. U.-B. 469. 1347. M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 352, Anmerkung i.
*) M. U.-B. 1283.
*) M. U.-B. 2845.
**) M. U.-B. 6649. 8493. 8869. Vgl. o. S. 512/13.
FILIAL- KIRCHDORF ZIELOW.
577
berg, Rostke, Knuth, Lepel und Pogwisch fitideii. Von ihnen gewinnen die
von Knuth am Ende des XVII. Jahrhunderts den Vorrang. 1649 war die
vor dem dreissigjäbrigen Kriege auf zwölf Gehöfte vertheilte Bauernschaft
auf vier Personen zusammengeschmolzen, 1662 aber sind schon wieder fünf
Bauern da, die sich im Laufe des XVIII. Jahrhunderts bis zur Zahl acht ver-
mehren. Aber vielen Streit giebt es zwischen ihnen und den von Knuth auf
Ludorf wegen angeblich allzuharter Bedrückung mit Hofdiensten. Da ent-
schliesst sich im Jahre 1821 der damalige Besitzer von Ludorf und Gneve, der
Oberhauptmann A. E. von Knuth, sein »altväterliches Lehn«, wie er es nennt,
den acht Hauswirthen in Zielow für die Summe von 9100 Thalern zu ver-
kaufen. Der Grossherzog giebt die Genehmigung, und seitdem sind nun
der Schulze und die sieben Bauern in Zielow »Eigenthümer des Gutes« und
bilden als solche eine »Lehnbauernschaft« im Amte Wredenhagen.^)
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Vipperow.
Kirche. Die im Jahre 1834 neu erbaute Kirche ist ein kleines unan-
sehnliches Fachwerkgebäude, welches in seinem Westende ein Dachreiter-
thürmchen trägt, das gleichfalls in Fachwerk ausgeführt ist.
Als Altaraufsatz ein roh gemaltes Oelgemälde, das den gekreuzigten
Heiland darstellt. In der Ecke rechts die Inschrift: ZUM CHRISTLICHEN AN-
DENKEN IST VOM HOCHADLICHEN HAUS LUDORFF VON DER HOCHWOHL-
GEBORNEN FAMILIE VON KNUTHEN DIESES BILD AÖ 1728 ALHIER IN DER
ZIELOWSCHEN KIRCHE VOREHRET WORDEN.
Ferner zwei zinnerne WappcDSchilder mit dem von Knuth'schen
Wappen und dem Namen H • A • E • VON KNUTH.
Im Thurm zwei Glocken. Die eine hat die Inschrift: t^O Hh ^tSbCtllS
* Ijagen * fjort * beffe * riofte * f^tt * 3iacop * gotcmeh * gclp iftö
anno h • niccccjrlUI fierften rU^cft gini föcrften Jorge graniert**) Kein
Giesserzeichen. Die andere Glocke ist ohne Inschrift und Zeichen.
1) Vgl. Böhlau, M. Landrecht III, S. 279/80.
') Vgl. M. Jahrb. XXVII, S. 234. Wann diese Glocke aus StefTenshagen nach Zielow ver-
setzt ist, haben wir nicht ermitteln können. Das Inventar von 181 1 enthält sie bereits. Lisch
will >goss mich« an Stelle von gotemek lesen, ebenso Grotefend, mit Hinweis auf das west-
elbische >mek< fUr >mich<. Aber in diesem Falle bleibt das nicht zu beseitigende >her< vor
dem Namen ciakopc eine sehr auffällige Bezeichnung für den Glockengiesser. Und andererseits
kann der Kirchherr nicht gut mit dem ihm zukommenden Titel >herc an einer Stelle fehlen, wo
drei Kirchgeschworene — andere können es nicht wohl sein — mit Namen genannt werden. Ist
aber »her jacop« der Kirchherr, dann hat es keinen Sinn, gotemek (Lisch liest gothmek) mit
>goss michc zu übersetzen. In diesem Falle wäre es besser, »gotemek« als Namen zunehmen,
der mit der bekannteren Form Gotgemak (oder Gotgemakede, Gotghemakede. Godghemakede,
Ghotghemakede u. s w.) identisch sein könnte. Oder aber man mUsste den Kirchherm selbst
zum Glockengiesser machen. Etwas durchaus Sicheres ist somit durchaus nicht zu sagen. Auch
nicht darüber, ob es das entferntere mecklenburgische Steffenshagen ist, um das es sich handelt,
oder, wie man glauben möchte, das näher gelegene märkische StefTenshagen, oder noch ein anderes,
z. H. das bei Greifswald gelegene pommersche StefTenshagen.
37
Kirche.
Altar-
aufsatz.
Wappen'
Schilder.
Glocken.
578
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Kleinkunst-
werke.
Alter
Kleinkunstwcrke. i. 2. Zinnkelch und Patene, ohne Inschrift; die
Patene hat den Meisterstempel: F. L. — 3. Zinnkelch mit dem Namen der
TRINNA WATOWES ANNO 1652 DEN 4 • SEPTEMBER* — 4. Kleine mit
zwei Griffen versehene Zinnschale (früher Taufbecken) mit dem Stifternamen
J. CHRISTIAN MAHNCKE 1756. Mit dem Stadtstempel von Waren und dem
Meisterstempel I D B 1749. — 5. Messingtaufbecken, neu. — 6. Viereckiges
Zinngefäss mit dem Stifternamen HANS JACOB HACKELBUSCH 1679. Es hat
früher als Weinbehälter bei Krankenkommunionen gedient. — 7 — 9. Drei
zinnerne Altarleuchter von verschiedener Form, jeder mit einer Inschrift:
JOHANN ZURBIER 1688; JOHANN JOCHEN BUCKMANN 1699; JOHANN
ROsCK 1718. Dazu der ganze Vers 5 des II. Kapitels aus der Apokalypsis.
* » •
Am Hintergebäude des Lchrerhauses ein alter Granitstcin, der einst
Granitstein, als Quetschmühle diente.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Rechlin.')
|ls ein Bauerndorf, in welchem Beteke von Kerkberg (Kerberg) drei Hufen
besitzt, die er am 24. August 1374 an den Knappen Jakob Zartwitz
verkauft, tritt uns Rechlin in der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts ur-
kundlich entgegen.^) Die von Kerkberg, deren Hauptgut später das Dorf
Krümmel ist, halten sich mit Besitz und Rechten in Rechlin bis zum Aus-
sterben ihres Mannesstammes im Anfange des XVIII Jahrhunderts. Mit ihnen
haben aber auch die in Retzow, Leppin, Roggentin und Klopzow angesessenen
von Retzow erhebliche Antheile am Dorfe bis ins XVII. Jahrhundert hinein.
Ihnen gehört z. B. das Kirchlehn. Der Besitz beider Familien geht nun im
Anfange des XVIII. Jahrhunderts auf die von Barnewitz und 17 10 auf den
Oberst Kaspar Christoph von Langermann über, aber 1729 (lir die Summe von
28000 Thalern wieder an Friedrich von Barnewitz zurück. Als darauf mit dem
Tode des zweijährigen Karl Friedr. August von Barnewitz im Jahre 1741 der
Mannesstamm der Barnewitz in Mecklenburg erlischt,'*) da tritt eine vormund-
schaftliche Verwaltung dieser Güter ein. Doch kommen sie schon 1754 an
die von Lowtzow und von diesen 1787 an die von Hammerstein, welche sie
heute noch haben.
1541 besitzt Matthaeus von Retzow zu Leppin das Kirchenpatronat.
Kirchherr aber ist Johannes Kutze, der auch die Filialen zu Roggentin und
*) In der Luftlinie und übers Wasser 9 km südöstlich von Röbel entfernt; auf dem Land-
wege über Vipperow aber 15 km entfernt. Die alte Form des Namens im XIV. Jahrhundert
Reddechlyn deutet Kühnel, mit Hinweis auf den altslavischen Stamm radü = flink, bereit, froh,
als »Ort des Radechlac: M. Jahrb. XLVI, S. 116.
*) M. U.-B. 10616.
*) Gamm'sches Verzeichniss bei Lisch, M. Jahrb. XI, S. 423.
GUT UND KIRCHDORF RECHLIN. 579
Klopzow versorgt. Nach ihm klafft eine mehr als hundertjährige Lücke in
den kirchUchen Nachrichten. Um 1662 ist Simon Riaeus Pastor zu Rechlin.
Er hat auch die Kura in den Kirchen zu Roggentin, Retzow und Leppin, und
seine Patrone sind: (vir Roggentin und Rechlin Joachim Ernst von Retzow zu
Retzow, Kaspar von Gadow zu Leppin und Hans Kaspar von Reckentin zu
Leppin; für Retzow aber der genannte Joachim Ernst von Retzow und
Christoph von Barnewitz; sowie endlich fiir Leppin die Jungfrau Anna von Kerk-
berg. Aber die Kapelle zu Leppin steht nicht mehr, sie ist eingestürzt.
1676 brennt auch die Kirche in Rechlin ab, 1689 aber ist sie wieder her-
gerichtet. Von 1685 bis 1723 ist Joachim Röring Pastor. Dann folgt eine
lange Vakanz bis 1731. Da heisst es, alle drei Kirchen (Rechlin, Roggentin,
Retzow) seien baufällig. Die nachfolgenden Pastoren sind: von 1731 — 1748
Andreas Christian Behrens, von 175 1 — 1783 Joh. Ad. Heyden, und von 1785
bis 1808 Friedr. Samuel Latzke. Vgl. Walter a. a. O.
Nachdem im Jahre 1787 die Kirchen in Rechlin und in Retzow bau-
fällig geworden, kommt es 1791 zu einem Vertrage, nach welchem beide ab-
gebrochen werden sollen. Als Kirche für die ganze Parochie soll entweder
Roggentin dienen, oder es soll anderswo eine ganz neue Kirche gebaut
werden. In der That werden die Kirchen zu Rechlin und Retzow abge-
brochen, und die in Roggentin dient darauf als einzige Kirche. Da kommt
es 1802 zu einem neuen Vertrage: in Rechlin soll eine neue Kirche gebaut
werden. Aber die Kriegszeiten sind der Ausfuhrung im Wege. Erst im
Jahre 18 16 beginnt der Neubau, und dieser Neubau dauert volle sechzehn
Jahre. Endlich ist man 1832 so weit, dass der Bau geweiht werden kann.
Und nun kommt die Reihe des Abbrechens an die Kirche in Roggentin. Die
Wedem aber ist diese ganze Zeit über an ihrer alten Stelle in Rechlin ver-
blieben, auf der sie heute noch steht.')
Kirche. Die Kirche stammt, wie oben schon bemerkt worden, aus Kirche,
dem Jahre 18 16 und athmet daher den nüchternen klassicierenden Stil jener
Zeit. Das Langhaus hat ein Satteldach, das nach Osten hin abgewalmt ist.
Im Westen ein schmälerer Thurm mit niedrigem vierseitigen Pyramidenhelm.
Im Innern eine flache Decke.
Kanzel und Altar sind zu einem Körper verbunden. Am Altar die Kanzel und
Flügel*) eines spätgothischen Triptychons (Gruss des Engels, Heimsuchung, Altar.
Anbetung des Kindes durch Joseph und Maria, Anbetung der heiligen drei
Könige, ausserdem noch vier Einzelheilige). Am Untersatz die Wappen des
auf der ovalen Oblatendose der Kirche (s. u.) genannten LANGERMANN'schen
Ehepaares.
An der Empore auf der Südseite das HAMMERSTEIN'sche Wappen. Empore.
^) Aus den Akten der oberkirchenräthlichen Registratur. Die Angaben in den Staats-
kalendern dieser Jahre stimmen nicht damit überein, sie sind irrig.
*) Angeblich aus einer der beiden al)gebrochenen Kirchen zu Retzow und Roggentin.
37*
58o
. AMTSGEKICIITSIIKZIRK RÖliEL.
Krucifixus.
Glocken.
Kleinkunst-
werke.
An der Orgelempore hängt ein sehr kleiner Krucifixus, welcher zu
einem früheren Altaraufsatz gehört haben mag. Am Fusse des Kreuzes Maria,
Johannes und Magdalena. Unten am Kreuz ein Totenkopf.
Im Thurm drei Glocken. Die grösste (Dm. 0,93 m), hat eine sie in
zwei Reihen umziehende Inschrift. Zuerst, und zwar theilweise in Spiegelschrift
und auf den Kopf gestellt, zwei unverständliche Worte in gothischen Majuskeln:
H6LH a snaDiaBQBa
Dazu nebenstehendes Glockenzeichen. Zweite Reihe: 2lIUc .llDflttitt
gracifl plena bni^ tecbm ficnebicta tb in mlilieri&b^ et bcneticbi
frjl lltiji tbi*) Am oberen Rande abwechselnd vier grössere und
vier kleinere Rundbildchen. Die kleineren enthalten die symbolischen
Attribute der Evangelisten, die grösseren stellen, wie es scheint, Scenen aus
der Marien -Legende dar. Die zweite Glocke (Dm. 0,64 m) ist ohne Inschrift
und Zeichen, die dritte (Dm. 0,44 m) hat als Inschrift in gothischen Minuskeln:
O + rc;: + glorie + jfpe + bcni cum pace
Kleinkunstwerke, i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf rundem Fuss, mit
der Inschrift: DIESER KELCH IST IN DER KIRCHEN ZU RETZOW VOREHRET
1655. Dazu ein eingraviertes, in einem einzigen gespaltenen Schilde vereinigtes
BARNEWITZ— PENTZ'sches Ehewappen.*) Patene silbervergoldet. — 3. Silberne
Abendmahlskanne, neu, gestiftet 1882 von HELENE V. HAMMERSTEIN. —
4. Ovale silberne Oblatendose mit der Inschrift: FRAU ELISABETH CATRINA
GEBOHRENE BARONESSE VON ERLENCAMSEN DES HERRN OBRISTEN
VON LANGERMANN EHELIEBSTE SCHENKT DIESE SCHACHTEL ZUR EHRE
GOTTES DER ROGGENTINSCHEN KIRCHEN • ANNO 1707. Auf der Unter
Seite der Stempel (^S). — 5. 6. Zwei silberne Altarleuchter, beide mit der
Inschrift: M. V. H. (ammerstein), GEB. V. A.(renstorff), D. 13. MAI 1864.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Kirchdorf Laerz/)
eit dem 23. November 1237, also schon weit ins siebente Jahrhundert
hinein, gehört das im Lande Turne gelegene Bauerndorf Laerz mit
vierzig Hufen als Schenkung des Fürsten Nikolaus I. von Werle und als Kern
^) ^tntbictus fruaue ventrte tut.
*) Christoph von Barne witz auf Gross- Zielen und Retzow, war in erster Ehe mit Jlsnl>e
Sophie, einer Tochter des Adam von Pentz auf Warlitz und in zweiter Ehe (seit 1669) mit Anna
von l.epel, einer Tochter des Klaus Ernst von Lepel auf Finken vermählt.
*) Ueber Vipperow 14 km südöstlich von Rcibel. Die alten Formen des Namens wie Lositz,
Lusiz, Loziz, Lozit, Losetz, Loscitz, Lozitce im Xlll. Jahrhundert und endlich Loretze, Lortze im
XIV. Jahrhundert verbindet Kühnel mit dem altslavischen Wort losi = Elenthier und übersetzt
daher Laerz als >Elenthierort<: M. Jahrb. XLVl, S. 81.
KIRCHDORF LAERZ. 58 1
der oft genannten Sandprobstei zum Kloster Dobbertin.^) Gewisse Ansprüche
freilich, welche in dieser frühen Zeit das Kloster Krevese in der Altmark
daran zu haben glaubt, werden in Folge Schiedsspruches im Jahre 1249 ^^^
Geld abgefunden.") Einen Theil der Laerzer Bauern lernen wir gelegentlich
eines Streites zwischen Junkern und Bauern im Jahre 1385 mit theils wen-
dischen, theils deutschen Namen kennen: es sind Wotenow, Bukghelmast,
Bomgarden, Rump und Arnsberg.^) Und wie Laerz, so gehören auch die
etwas südlicher gelegenen Dörfer Schwarz und Diemitz mit ihren Zehnten, die
der Bischof von Havelberg dem Konvent überweist, zum Kloster Dobbertin,
jenes mit dreissig Hufen gleichfalls schon seit 1237 und dieses durch Kauf
vom Ritter Wolter von Malchow seit dem Jahre 1282. Auch schenkt Mark-
graf Albrecht von Brandenburg, zum Zeichen der angenommenen Oberlehns-
herrlichkeit über die werleschen Lande, dem Kloster in diesem Jahre das
Patronat der Kirche zu Schwarz.*) Die markgräflichen Privilegien des Klosters
Dobbertin erneuert dann einundvierzig Jahre später, als sich die politischen
Verhältnisse wieder vortheilhafter für Mecklenburg gestaltet haben, Fürst
Heinrich der Löwe am 2. März 1323 von Sternberg aus.^) Dass die dem
Kloster gehörenden dreissig Hufen in Schwarz im Uebrigen nicht den ganzen
Bestand des Dorfes ausmachen, ersieht man daraus, dass vierundzwanzig
Hufen daselbst im Jahre 1358 aus dem Besitz der Komthurei Mirow als Pfand
an die von Marin übergehen.^)
Weitere kirchliche Nachrichten als die vorstehenden giebt es nicht aus
dem Mittelalter. 1524 wird Thomas Zander Kirchherr von Laerz und dessen
Filialen in Schwarz und Diemitz. Er ist auch 1557 noch da, als in den
ersten Tagen des Oktobers, mit vielem Widerstreben von Seiten des Kloster-
konvents, eine evangelische Visitation stattfindet.') Wie lange er diese Visi-
tation, in der er anscheinend glimpflich genug wegkommt, noch überdauert,
erfahren wir nicht. Aber 1569 wird Israel Rhodius sein Nachfolger, der auch
1584, und vielleicht noch ins XVII. Jahrhundert hinein, im Amte ist. Nach
ihm hören wir bis 1639 nichts mehr. Da aber wird Nikolaus Reppentin
berufen, welcher bei der Visitation von 1649 sechsund vierzig Jahre zählt.
1649 giebt es in Laerz von vormals sechsundzwanzig Bauern und sechs Kossäten
nur noch vierzehn Bauern, in Schwarz von zweiunddreissig Bauern noch zwölf
und in Diemitz von zehn Bauern noch sieben. Man sieht, dass diese Dörfer,
die hinten im schwer passierbaren, von Seen und Wäldern durchzogenen
Lande Turne gelegen sind, trotz dieser starken Verminderung ihrer Bevölkerung
immer noch besser davon gekommen sind als die meisten anderen in der
*) M. U.-l}. 469. 790. 983. 1347. 1963. 6390.
-) M. U.-JJ. 634.
^) M. U.-B. 1 1 684.
*) M. U.-B. 469. 790. 16 10. 1963. Vgl. dazu 15 13.
*) M. U.-B. 4418.
«) M. U.-B. 8493.
') Lisch, M. Jahrb. .\XIT, S. 117.
582 AMTSGERICIITSBEZIRK RÖBEI,.
Nachbarschan. Die Kirche in Laerz war 1626 neu gebaut worden, aber
ihren Thurm hatte der Wind umgeweht, dagegen waren die Kapelteo in
Schwarz und Diemitz um 1649/50 in ziemlich gutem Zustande. Nachdem
Pastor Reppcntin im Jahre 1671 wegen schwerer Vei^ehungen seines Amtes
entsetzt worden, wird 1673 Christoph Permin berufen. Ihm folgt 17 10
Christoph Lohmann, und diesem 1747 Joh. Heinrich Heerder, welcher den
23, Januar 1798 im Alter von 88 Jahren aus dem Amt und dem Leben scheidet.
Uebcr seinen 1799 berufenen Nachfolger Friedr. Ludwig Eichmann [f 1835)
und die übrigen Geistlichen des XIX, Jahrhunderts s. Walter a. a. O.
Bis zum Jahre 1867 sind die
Kirchen zu Schwarz und Diemilz
Filialen von Laerz gewesen. Seitdem
aber ist ein eignes Pastorat in Schwarz
errichtet und Dieniitz diesem als
Fiiialkirchdorf zugelegt worden S.
Walter a. a. O.
Kirche, Kirche. Die im Jahre 1724
neu erbaute Kirche ist ein Fach
werkbau in Form eines länglichen
Vierecks mit flacher Decke im Innern.
Im Westen ein kleiner Thurm, der
ebenfalls ein Fachwerkbau ist.
Altar und Altar und Kanzel, Schnitz-
Kanzel, werke des Barockstils, sind zu einem
Körper vereinigt. Oben eine sCrahlen-
werfende Sonne in blauem Felde
Auf jeder Seile der Sonne eine aus
Holz geschnitzte Evangelistenfigur.
Es sind Matthaeus und Lukas. Die
beiden andern Evangelisten. Markus Kelch (i).
und Johannes, stehen unten zu jeder
Seite der Kanzel. Auf der Rückwand die In.schrift: DIESES ALTAR IST
GESCHENKET VON JOHANN PERMIN • GEMAHLT VON G • FRIEDR •
HERTZOG ANNO 1730. Weiter noch die Namen des Herzogs CARL LEOPOLD
als Episcopus, des Klosterhauptmanns JOACHIM VON BAS5EWITZ, Erbherrn
auf Lütten -Walmstorf und Wendorf, des Sandprobstes JOACHIM JAKOBSEN,
des Kuchenmeisters GOTTL. KRULL und der Kirchen Vorsteher MICH. SCHO-
MAKER und ANDR. DEMOHN. Vor dem Altar mehrere Holzrahmen als Ein-
fassung von Grabstätten mit Inschriften, von denen die des Fastors JOHANN
HEINRICH HEERDER (geb. 1710, gest. 1798} und seiner Gattin, sowie die der
Pastorin MARIE CHARLOTTE CAROLINE EICHMANN [geb. 1775, gest. 1821)
erwähnt sein mögen.
KIRCHDORF LAERZ.
583
In der Kirche ein hölzerner TaufbebSIter mit einem eingesetzten Tauf- Tauf-
becken, das von einem helmartigen Aufsatz bedeckt wird. Daran der Name behfilter.
des Stifters J. LOHMANN P. L. (s. o).
In der Kirche zwei Kronleuchter, Kron-
der eine besteht aus aufgereihten Glas- leuchter.;
prismen, der andere, dessen oberer
Theil einen Doppeladler darstellt, ist
von Holz.
Rechts vom Altar hängt an der Oelbild.
Ostwand das lebensgrosse Oelbild des
Pastors JOHANN LOHMANN in Amts-
tracht (s. o.).
Im Thurm zwei Glocken. Die Glocken,
grössere (Dm. 0,85 m) hat die Inschrift:
DIR JESU ZU EHREN ICH ZEICHEN
MUS GEBEN ICH RUFE ZUR KIRCHEN
ZUM BETEN ZUR BUSS ICH DIENE
DEN MENSCHEN IM STERBEN UND
LEBEN WER SEELIG WILL WERDEN
EINSTELLEN SICH MUSS - Weiter:
SOLI DEO GLORIA • JOCH • VON BAS-
SEWITZ KLOSTER-HAUPTMANN • F*
MUNDHEIM SAND- PROBST • JOH *
LOHMANN PASTOR • H • ZILLMANN
DER SCHULTZ • J • RECHLIN UND C.
DOHMS VORSTEHER • C • S • HE-
BERT GOSS MICH ANNO 1724. — Die
kleinere Glocke (Dm. 0,67 m) hat die
gleiche Inschrift wie die grössere, nur
fehlen hier die Verse.
Leuchter.
Kleinkunstwcrke. 1 . 2. Silber- KleiDlcunst-
vei^oldeter spätgothi scher Kelch, auf werke,
sechspassigem Fuss, mit stark entwickeltem Faltenknauf, welcher statt der
sonst üblichen Rotuli sechs plastische gothische Sternblumen enthält. Oberhalb
und unterhalb des Knaufes je ein durchbrochen gearbeiteter Annulus. Ueber
dem oberen Annulus eine plastische gothische Blatt Verzierung, in welcher die
Cupa sitzt. Unterhalb des unteren Annuius eine um des Fusses willen ins
Sechseck übergehende gleichartige gothische Blatt Verzierung. Auf einem der
Felder des Fusses ein aufgenietetes Rundbild, das mit schwarzem Email gefüllt
ist, aus welchem das Jesus- Monogramm in gothischen Minuskeln hervorsieht.
Zum Kelche eine alte Patene. Beide ohne Stempel. — 3^6. Zwei gute
zinnerne Kelche mit Patenen, beide ohne Stempel. — 7. Getriebene achtseitige
Messingschüssel, auf der Rückseite die Inschrift: GESTIFTET 1672 VON
584
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
MARGRETA DOROTHEA und ADAM ÖEIER. — 8. Kleine zinnerne Taufschale
mit dem Namen M. E. PERM IN. Als Zinnstempel ein Adler und als Meister-
stempel die Initialen E. K. (17)40. — 9. 10. Zwei grosse silberne Altarleuchter,
60 cm hoch, mit der Inschrift: ZUM GEDECHTNIS GESCHENKT DER KIRCHE
ZU LAERTZ Äö 1723 VON JOHANN PERMIN. Von dem Rostocker Goldschmied
Daniel Halbeck.^) — 11. 12. Zwei zinnerne Altarleuchter mit den Namen
JOCHIM ZILMER • M • WESKEN • M • SCHUMACHER • M • C • ZILMERS (auf
dem einen), und mit dem Datum LARTZ DEN 12 • AUGUST 1739 (auf dem
andern).
Denkmal.
Vor der Brücke, welche über den die Grenze zwischen Laertz und Vietzen
bildenden Scheidegraben führt, steht ein Dcokmal, ein einfacher Granitpfeiler
mit der Bezeichnung:
J. K. t 1863.
Hier ward ein Bauer J. Koeppen von seinem Knecht erschlagen, die
Gemeinde hat ihm den Denkstein gesetzt.
e'\^ Stf >^->^->^ V^'w v^
Das Kirchdorf Schwarz.')
Kirche.
Altar-
aufsatz,
Kanzel.
Ueber alles Geschichtliche s. bei Laerz.
Kirche. Die im Jahre 1767 in Form eines länglichen Vierecks erbaute
Backsteinkirche ist ein solide ausgeführter Bau im Geschmack des damals be-
ginnenden klassicierenden Stils. Am Aeussern beachte man die dorisch-tos-
kanische Pfeiler- und Gesimsordnung. Im Innern eine flache Decke und Er-
leuchtung des ganzen Raumes durch grosse Lichtöffnungen mit Stichbogen-
schluss. In der Wetterfahne der Thurmspitze die Jahreszahl 1767.
Der Altaraufsatz ist in massvoll gehaltenem Rokokostil ausgeführt
und enthält in seiner Mitte die Kanzel. An der Hinterseite des Altars die
Inschriften: JOHANN JAKOB RiBE KÜSTER CHRISTIAN NITZEL SCHUL-
MEISTER 1769 • HANNS SEELIG LEHN-SCHULTZ • HANS STEHLMANN ALS
KIRCHEN-VORSTEHER 1769.*)
*) Die besten Arbeiten, die bisher von ihm gesehen sind.
•) Ueber Vipperow und Laerz 23 km südsüdöstlich von Röbel. Die alten Formen des
Namens wie Zwcrtitz, Swertz, Suirtitz, Suertitce, Swcrtze, Zwerze im XIII. Jahrhundert und
Swertze im XIV. Jahrhundert verbindet Kühnel mit dem altslavischen Stamm svricl = Grill und
übersetzt daher Schwarz mit »Grillenort«, oder »Ort des Sverc: M. Jahrb. XLVI, S. 131.
'j Auch der heutige Lehnschulze ist ein Seelig. Wie sich hier und ebenso in I^erz und
Diemitz die Lehn Verhältnisse hei einzelnen Gehöften (von Lehnbauern, Lehnkossaten, Lchnbüdnern
und Lehnhäuslen) gebildet haben, lässt sich heute nicht mehr urkundlich nachweisen. Die Annahme
KIRCHDORF SCHWARZ — FIUAL-KTRCHDORK DIEMITZ.
585
Am Klosterstahl die Namen der im Jahre 1769 amtierenden beiden
Klosterprovisoren BERTHOLD FRIEDRICH VON BERNSTORFF, HANS FRIED-
RICH CHRISTIAN VON KRACKEWITZ und des Klosterhauptmanns AUGUST
FRIEDRICH VON STRAHLENDORFF. Im Stuhl selbst der Name des Küchen-
meisters ENGEL PASCHEN FRIESE. Im Predigerstuhl der Name des Pastors
JOHANN HENRICH HEERDER (s. b. Laerz).
In der Kirche ein hölzerner Taufbebälter mit helmartigem Deckel und
eingesetztem Taufbecken.
Gestül^l.
Tauf-
behälter.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere (Dm. 1,00 m) ist im Jahre 1827 Glocken,
von Hackenschmidt in Berlin gegossen.^) — Die zweite, ältere, mit einem
Durchmesser von 0,75 m, ist ohne Inschrift.
Die Vasa sacra sind sämmtlich neu. Die beiden Altarleuchter zeigen Vasa sacra.
Nachahmungen altromanischer Formen, in neuer Metalllegierung.
Das Filial- Kirchdorf Diemitz.')
Ueber alles Geschichtliche s. bei Laerz.
Kirche. Die im Jahre 1765 in Form eines länglichen Vierecks erbaute Kirche.
Backsteinkirche hat denselben klassicierenden Stil wie die zu Schwarz, auch
ist die Ausführung ebenso tüchtig und gut, aber nicht von derselben Aus-
prägung des Stils, es fehlen z. B. die dorisch -toskanischen Pilaster. Dagegen
ist die innere Einrichtung der in Schwarz ausserordentlich ähnlich.
Altar und Kanzel, beide im Rokokostil, sind zu einem Körper ver- Altar und
einigt. Zu beiden Seiten der Kanzel, oben und unten, je zwei hölzerne Kanzel.
Evangelistenfiguren .
Hinter dem Altar als Reste aus der älteren Kirche eine aus Holz ge- Schnitz-
schnitzte KreaziguDgs-Gruppe von minderwcrthiger Arbeit. Ebenda auch eine werke,
Pietas- Gruppe.
von Kamptz (Beitr. z. Meckl. Staats- und Privatrecht II, S. 3 ff.), dass die Schulzen -Lehne aus den
Zeiten der märkischen Landeshoheit herstammen, mag vielfach zutreffen, aber nicht in jedem Falle.
Man denke nur an die aus Urkunden bekannt gewordene Verleihung eines erblichen Schulzen-
Lehns durch Fürst Hernhard und Fürstin Elisabeth von Werle im Jahre 1379 an Arnd Boseke in
Melz und an die ähnliche Verleihung oder richtiger Bestätigung eines ererbten Lehnschulzenamtes
durch Herzog Karl im Jahre 1586 an Kaspar Holm und dessen Sohn Jochim Holm in Kambs.
S. o. S. 542 und 562.
*) Ihre Vorgängerin war ohne Inschrift.
*) 29 km südöstlich von Röbel. Dimitz = »Nachkommen des I)ima< : Kühnel, M. Jahr-
buch XL VI, .S. 40.
586
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Tauf-
behälter.
I^uchter.
Glocken.
Hölzerner Tauf behältcr mit eingesetztem Becken und mit einem helm-
artigen Aufsatz. Inschrift: DIES IST EIN GESCHENK DES HANSZ CHRI-
STOFFEL LANGE 1805.
Hölzerner Kronlcnchter, ohne Bedeutung.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist neu, von Oberg - Wismar
gegossen.*) Die kleinere (Dm. 0,48 m) hat die Inschrift: SOLI DEO GLORIA*
J • V . SCHULTZ ME FECIT ROSTOCHII • Dazu das Datum 1765 und die
Namen des Klösterhauptmanns DIETRICH VON DER OSTEN, Erbherm auf Kar-
storf und Hohen -Demzin, der beiden Kloster- Provisoren FRIEDR • LUDWIG
VON VIEREGGE, Herrn auf Subzin und Kronskamp, und AUGUST VON
STRALENDORFF, Herrn auf Gamehl und Pätow, sowie des Pastors JON.
HEINR • HEERDER und des Küchenmeisters ENGELKE PASCHEN FRIESE.
Kleinkunst- KlcinkuDStwcrke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene aus der
werke. ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, von dem Rostocker Goldschmied
Hans Steffen Bornemann. — 3. Zinnerner Kelch (ausser Gebrauch), ohne Werk-
zeichen, aber mit dem Namen J • STERK 1769. — 4. 5. Zwei kleine zinnerne
Taufschalen, eine mit der Inschrift: JOCHIM FRIEDRICH KNÜTTEL 1814, die
andere 1766 gestiftet von M. S. P. Die Stempel sind verquetscht. — 6. Sechs-
seitige zinnerne Flasche mit aufgeschrobenem Deckel -Verschluss, als Behälter
für den Wein bei Kranken -Kommunionen,*) mit dem Namen: HINRICH
LANG 1721. — 7. 8. Zwei zinnerne Altarleuchter, der eine von JOCHIM
TEDRAN und SUSANNA FINKEN 1665, der andere gestiftet von ASMUS LANGE
und MARGARETA TITENS 1665. Beide von einem Rostocker Zinngiesser, aber
der Meisterstempel ist undeutlich.
Geschichte
des
Dorfes.
Das Gut und Kirchdorf Ahrensberg.')
chloss Ahrensberg ist in alten Zeiten eine wichtige Feste. Es bildet mit
diesem Namen und dem dazu gehörenden Landgebiet ein eigenes
Ländchen, »territorium«, zu welchem damals anscheinend auch das Dorf Strelitz
gehört, und ist Eigenthum des Bisthums Havelberg.*) Von diesem tragen es
die Grafen von Lindow zu Lehn, welche die Burg gründen. Im Jahre 1305
aber haben die Markgrafen von Brandenburg das Ländchen mit Gewalt ein-
genommen und besitzen es nun mit mehreren anderen Schlössern im südlichen
Theile des Stargarder Landes. Zwölf Jahre später, im Templiner Frieden von
*) Ihre Vorgängerin hatte dieselbe Inschrift, welche noch heute die kleine Glocke hat.
') S. Zielow.
') 5 km südöstlich von Wesenberg im Grossherzogthiim Mecklenburg -Strelitz. 36 km süd-
östlich von Röbel (über Vipperow, Laerz und Mirow).
*) M. U.-B. 2980. 2983. 8049. Lisch, Geschl. Hahn II, S. 249 ff.
GUT UND KIRCHDORF AHRENSBERG. 587
13 17, welcher den zwischen Mecklenburg und Brandenburg um das Land
Stargard geführten Krieg beendet, wird bestimmt, dass die Schlösser Ahrens-
berg, Konow u. a. m. gebrochen und nicht wieder aufgebaut werden sollen.^)
In dem Vertrage vom 24. September 1329 aber (auf der Görneschen Brücke bei
Wittstock zwischen Markgraf Ludwig von Brandenburg und der Vormundschaft
der Herzöge Albrecht und Johann von Mecklenburg) erhalten die letztgenannten
vom Markgrafen nicht blos das Land Stargard zu Lehn, sondern auch Lychen,
Eidenburg mit der Türe, Wesenberg, Haus und Stadt mit der Lieze, Ahrens-
berg und Strelitz.*) Ahrensberg ist damals wahrscheinlich bereits im Besitz
des Ritters Otto von Dewitz, der im Jahre 1348 vom Kaiser Karl IV. in den
Grafenstand erhoben und am 25. Januar 1349 mit Schloss, Land und Mann-
schaft Fürstenberg, Schloss und Stadt Strelitz, Schloss und Stadt Ahrensberg
u. a. m., sammt den zugehörigen Landen und Mannschaften von den Herzögen
belehnt wird.') Aber lange haben die von Dewitz Ahrensberg nicht behalten.
Am 20. Januar 135 1 sitzt dort schon das Geschlecht der Busse von der Dolle,
auch die von Schwerin haben dort Anrechte, wie denn seitdem der Besitz
dort sehr wechselt.*) In der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts (1438)
haben es die Osterwald, den 18. März 1449 Martin Döhren und Klaus Falken-
berg, 1454 Marschall Achim Plate zu Wesenberg und Busse von Dornen.
Endlich kommt Ahrensberg an die Linie der Hahn-Solzow.
Achim Plate nämlich, der Letzte seines Stammes und Inhaber der Erb-
landmarschallwürde im Lande Stargard, verkauft Ahrensberg 1461 an Eckhard
Hahn, den Sohn des Nikolaus Hahn auf Solzow. Dieser Zweig des Geschlechtes
Hahn erhebt nun Ahrensberg zu seinem Hauptsitz, und von dieser engen
Verbindung des Schlosses Ahrensberg mit dem im Amte Wredenhagen
liegenden Hause Solzow ist es gekommen, dass Ahrensberg, welches nach
dem Aussterben der Linie Solzow an die Linie Basedow übergeht, stets bei
dem Herzogthum Mecklenburg -Schwerin geblieben ist und noch heute zum
Lande Röbel oder zum Amt Wredenhagen gerechnet wird, mithin eine Enklave
im Lande Mecklenburg- Strelitz bildet.^) Nach Achim von Plate's im Jahre 1464
erfolgenden Tode geht auch die Erblandmarschallwürde an die Hahn auf
Kuchelmiss über, indem sie von den Herzögen im Jahre 1469 auf Schloss
Pleetz gelegt wird. Zwar erleidet der Hahn'sche Besitz 1645 eine Unter-
brechung, indem Adam von Holstein, der eine Tochter des Lüdeke Hahn auf
Ahrensberg geehelicht hat, das Gut auf Grund der Forderungen seiner Gattin
aus ihren Ehe- und Erbgeldern erwirbt. Es ruhen aber im Uebrigen so viele
Schulden auf dem Gut, dass eine grosse Zerstückelung desselben und eine
allmähliche Adjudicierung an viele Gläubiger stattfindet. Diese kauft nach und
nach in den Jahren 1647 — 1649 ^^^ schwedische Oberst Tobias Mac Duwalt
*) M. U.-B. 3943. Vgl. 3942.
*) M. U.-B. 5081. 5082.
») M. U.-H. 6915.
*) M. U.-B. 7409. 8153. 8207.
*) Lisch, Geschl. Hahn 11, S. 274.
588 AMTSGERlCinSBEZIRK KÖHEl..
zusammen, welcher darüber am ii. Oktober 1653 den landesherrlichen Konsens
und Lehnbrief empfangt.*) Doch ist das Gut durch den dreissigjährigen Krieg
so entvverthet, dass dessen Wiedererwerb der Linie der Hahn -Basedow (einige
Zeit nach dem Aussterben der Linie Solzow) keine Mühe macht. Ahrensberg
bleibt bis 1856 in Flahn'schen Händen, dann aber kommt es an den Ober-
jägermeister Friedrich von Voss, 1876 an Ferdinand Saran und 1878 an den
regierenden Fürsten von Schaumburg- Lippe.*)
Die Ahrensberger Geistlichen lernen wir erst von der zweiten Hälfte
des XVL Jahrhunderts an kennen. Damals ist noch das südlich davon gelegene
Dorf Priepert als Filial- Kirchdorf mit Ahrensberg verbunden. In den sieben-
ziger Jahren des XVL Jahrhunderts ist Johannes Küster (Custerus) Pastor, er
unterschreibt die Konkordienförmel. Ihm folgt 1581 Johann Gantzkow
(Gantschow) aus VVcsenbcrg, und diesem 1608 der gleichnamige Sohn, von
welchem der Vater gehofft hatte, er werde der ^^Haculus senectutis suaec sein.
Doch stirbt der Vater vorher. Den Sohn treffen wir noch 1629 im Amte,
aber er überdauert nicht den dreissigjährigen Krieg. Denn in den vierziger
Jahren ist bereits Johann Vetter an seiner Stelle. Diesen ersetzt 1653 der
unter dem Patronat des Tobias Mac Duwalt berufene Andreas Wöldeke, der
über fünfzig Jahre Pastor zu Ahrensberg ist und am 12. Februar 1707 stirbt.
Es folgen: von 1707 bis 1748 Justus Andreas Schenk, von 1747 bis zu seinem
am 12. Mai 1792 erfolgten Tode der Sohn Friedr. Christoph Schenk, und seit
1793 Karl Christian Budler (7 1833). Vgl. Walter a. a. O.
Kirche. Kirche. Die Kirche ist ein schlichter Fachwerkbau in Form eines
länglichen Vierecks. Mit ihrem klassicierenden Stil aus der zweiten Hälfte
des XVIIL Jahrhunderts erinnert sie an die Kirchen zu Diemitz und Schwarz,
zeigt aber, entsprechend dem Holzverband, eine leichtere Bauweise. Im Innern
eine flache Balken- und Bretterdecke. Im Westen ein Thurm, dessen Helm
glockenförmig aufsetzt, in seiner Verjüngung aber noch einmal zwiebelförmig
ausladet.
Grab- Auf dem Kirchhofe eine von dem Kammerpräsidenten und Oberjäger-
kapellc. nieister VON VOSS (s. o.) erbaute Grabkapelle. Ueber dem Portal das Wappen
des Erbauers, an dem Vordcrgicbel eine Kopie des Christuskopfes von
Thorwaldsen.
Altar. Im Altaraufsatz ein Gemälde mit der Darstellung des Gebets in Geth-
Kanzel. semane. — Die Kanzel ruht auf einer aus Holz geschnitzten Engelfigur.
Empore. Auf der Südseite eine Hahn sehe Empore, aber ohne nähere geschicht-
liche Andeutungen.
Wappen. Am Orgelchor hängen zwei kleine zinnerne Wappen, ein Hahn'sches
mit dem Namen des KLAUS LÜDECKE VON HAHN, und ein Doppelwappen
*) Lisch, Geschl. Hahn II, S. 355 ff Es sind zum Theil völlig verödete Gehöfte und Hufen.
»; Lisch, Geschl. Hahn IV, S. 175 ff.
KIRCHDORF ROSSOW.
589
Hahn- Hammerstein mit den Namen der CHARLOTTE ANGELIKA BARONIN
VON HAMMERSTEIN und des LEVIN LUDEWIG VON HAHN. Ferner ein
grosses Doppelwapp«.D aus Holz mit den beiden Namen: CASPAR • VALEN-
TIN : V : BUCH und MARIA : MAC : DVWALL. Oberhalb und unterhalb des
Wappens eine längere Inschrift über das Leben, den Khestand und den Tod
der Frau, zum Theil in Versen.
Im Thurm zwei Glocken. Die grössere ist 1899 von M. & O. Ohison Glocken,
in Lübeck gegossen,^) die kleinere hat in gothischen Minuskeln die Inschrift:
Pcrblim tiomini maiiet in ctenibm mino mcccccli:i:biti.
Kleinkunatwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch mit Patene, ohne Kleinkunst-
Inschrift. Beide mit dem Güstrower Stadtzeichen und dem Stempel des werke.
Meisters Andreas Rathke. — 3. Silbervcrgoldete Oblatenschachtcl in länglich
runder Form, ohne Inschrift. Von demselben Meister wie Kelch und Patene.
— 4. Silberne Weinkanne in neugothischem Stil, 1875/77 gestiftet von
FERDINAND SARAN, Patron der Kirche zu Ahrcnsberg. — 5. Zinnerner Kelch
vom Güstrower Zinngiesser H. I. D. — 6. In. Messing getriebene achtscitigc
Schüssel mit der eingeritzten Darstellung der Taufe im Jordan und der Um-
schrift am Rande: DIESES TAUFBECKEN HAT MACHEN LASSEN HERR
ANDREAS WÖLDKE PASTOR ZUM ARRENSBERQK ANNO 1687 IM MAY GOTT
UND DER KIRCHE ZU EHREN. — 7. 8. Zwei neuere Leuchter.
Das Kirchdorf Rossow.^)
|as Kirchdorf Rossow gehört zum alten Lande Lieze im Südosten Mecklen-
burgs und ist neben dem anderen Theil, in welchem das Dorf Netze-
band liegt, der einzige Ueberrest, welchen Mecklenburg von der Lieze behalten
hat. Die Gegend südlich von Wredenhagen nämlich, ungefähr zwischen
Wredenhagen, Wittstock, Ruppin, Reinsberg und Zechlin bildet das alte Land
Lieze, welches vom XIII. Jahrhundert her zu Mecklenburg gehört und 1274
zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt wird, nach welcher die Dosse das
Havelberger Stiftsland vom Gebiet der Herren von Werle, der »terra dicta
Liza« scheidet.^) Im XIV. — XVI. Jaiirhundert werden die Dörfer Schweinrich,
Berlin, Scwekow und Dranse Dörfer auf »der Lieze« genannt. Sie sind
dem Kloster Amelungsborn schon vor 1256 überwiesen, wie denn fast sämnit-
*) Die Vorgängerin war 1723 von M. Begun gegossen worden: Inventar 181 1.
*) 15 km siidsildöstlich von \Vittstock 42 km südlich von Röhel. Rossouw, Kossow r-
»Ort des Rosac: M. Jahrb. XLVI, S. 122. Im Jahre 1421 heisst es : >Haiiptdürrr Rossow im ()l»cr-
Liezlendeken.c
*) M. U.-H. 1327. Vgl. M. Jahrb. II, S. 93. XXIX, S. 7.
Geschichte
des
Dorfes.
590 AMTSGERICHTSBKZIRK RÖBEL.
liehe Ortschaften dieses Ländchens in geistlichen Händen sind. So haben
hier z. B. auch die Klöster Arendsee in der Altmark, Altenkamp a./Rh. und
das entfernte Dünamünde bei Riga ausgedehnte Besitzungen.*) Aber alle diese
Klostergüter gelangen wegen der Schwierigkeit ihrer Bewirthschaftung schon
im XIV. Jahrhundert in andere Hände. Besonders sind es die Bischöfe von
Havelberg und die Stadt Wittstock, die diese Gelegenheit zur Vergrösserung
ihrer Territorien benutzen. Doch giebt es über die Grenzverhältnisse sowie
über Episkopalrechte und die landesherrlichen Hoheitsrechte vielen Streit,
wenngleich die Oberhoheit Mecklenburgs über die Lieze im Ganzen nie an-
gezweifelt wird. Zwar geht sie im Jahre 1276 von Werle an Brandenburg ver-
loren, aber seit dem Templiner Frieden ist sie wieder in den Händen der Linie
Mecklenburg und wird von dieser in einem Vertrage vom 24. September 1329
nebst dem Lande Stargard aufs Neue von Brandenburg zu Lehn genommen.*)
Dem entsprechend, verleiht denn auch Herzog Johann von Mecklenburg-
Stargard am 20. December 1353 dem Hennmg Behr das Marschallamt des
Landes Stargard mit allen Gefallen aus der Lieze, die Netzebander Güter mit
eingeschlossen.^) Allein im XV. und XVL Jahrhundert gehen den Herzögen von
Mecklenburg ihre Rechte an der Lieze schrittweise verloren. Nur Rossow und
Netzeband c. p. verbleiben ihnen dadurch, dass sie damals Lehen der mächtigen
Herren von Rohr sind, die man nicht ohne Weiteres zu übersehen wagt. Auf
die ebengenannten von Behr waren nämlich zuerst die von Gadow und seit
141 8 die von Rohr als Lehnsträger gefolgt. Diese sitzen noch zu Anfang des
XVIL Jahrhunderts auf Rossow. Doch gewinnen schon in den ersten Jahr-
zehnten die mit ihnen verschwägerten von Quitzow Antheile am Gute und
haben u. a. auch das Kirchenpatronat, das sie im Jahre 1619 bei der Ein-
setzung des Pastors Ottomann (s. u.) bethätigen. Eine grössere Verkehrung
der Besitzverhältnisse tritt im Jahre 1629 ein, als Wallenstein in seiner Eigen-
schaft als vom Kaiser eingesetzter Landesherr und unter dem Titel des Herzogs
von Friedland am 19. December d. Js. den Hans Holstein mit Rossow belehnt,
dessen Nachkommen sich hier bis ans Ende des XVIL Jahrhunderts halten.
Aber neben ihnen gewinnen auch andere ritterbürtige Familien Antheile ver-
schiedener Art, wie z. B. die von Lüderitz, von der Weyden, von Schlieben,
von Bamewitz u. A. m., bis endlich von 1689 an der brandenburgische Geh.
Rath Konrad von Stillen allmählich sämmtliche Antheilhaber auskauft und
1695 vom Herzog Gustav Adolf mit ganz Rossow belehnt wird. Konrad von
Stillen stirbt 1699. Ihm folgt sein Sohn, diesem aber sehr bald der General-
major von Stillen, welchem Herzog Friedrich Wilhelm 1712 Hof und Dorf
Rossow abkauft. Beide werden nun dem Domanium einverleibt und zum Amt
Wredenhagen gelegt. Die Grossherzogliche Kammer aber verkauft das Dorf
am 27. Oktober 1836 als selbstständiges ritterschaftliches Allodialgut fiir
») Lisch, M. Jahrb. II, S. 92. XIII, S. 135. XIV, S. 70. XV, S. I5ff. XXIX, S. yff.
*) M. U.-B. 4358. 5081. 6860 A. B. Vgl. BoU, Gesch. d. L. Stargard I, S. 81 ff.
') M. U.-B. 7859. 8456. S. die Ortsgeschichte von Netzeband. Femer Lisch, Geschlecht
Behr I, S. 47.
KIRCHDORF ROSSOW. 591
27 Tn Rthlr. an die dortigen achtundzwanzig Hauswirthe und reserviert der
Landesherrschaft nur das Kirchenpatronat, die Schule, die Aufkünfte aus dem
Zollverein und das Judenregal.') Der Hof Rossow aber wird ebenfalls als
Allodial- Rittergut verkauft, ihn erwirbt der Gutsbesitzer von Lücken auf
Zahrensdorf, doch nur auf kurze Zeit. Denn schon seit 1846 sitzt auf dem Gut
das Geschlecht der Karstedt, welches daraus ein Fideikommiss gemacht hat.
Der erste lutherische Geistliche, welcher genannt wird, ist Er Nikolaus
Runge, er ist um 1619 ein alter Mann. Er hat auch in Rägelin gepredigt,
die Kura im Filial Netzeband aber einem Geistlichen aus der Mark über-
Golhischcs Triplychon.
lassen. An Runge's Stelle tritt Kaspar Ottomann, der schon nach
wenigen Jahren durch einen Raubmord auf der Landstrasse ums Leben kommt.
1624 wird in Folge dessen unter Quitzow'schem Patronat der Kaplan Joachim
Bittorf aus Wittstock berufen. Wie lange er im Dienst bleibt, haben wir
nicht ermittelt. 1648 folgt Nikolaus Weissensee als Pastor, der bis zum Ende der
siebenziger Jahre Pastor ist, zu Rossow unter Holstein'schem und Liideritz'schem
Patronat, zu Netzeband unter Holstein'schem Patronat und zu Schönberg unter
Lüderitz 'schem und von der Jahne'schem Patronat. 168 1 folgt Georg Karchow
{+ 1707), 1707 Nikolaus Schulz (7 1714), 1715 Georg Karl Wolf (emeritiert 1747),
1747 Christoph Karl Wolf (f 1798), und 1798 Job. Christoph Jak. Fromm, der
sich 1805 nach Ribnitz berufen lässt. S. Walter a. a. O.
') höhlau, M. Landrechl 111, K. 280/81.
592
AMTSGERICHTSBEZIRK RÖBEL.
Kirche.
Altar-
aufsatz.
(ilocken.
Kleinkunst-
werke.
Kirche. Die in Form eines länglichen Vierecks erbaute Kirche ist ein
mittelalterlicher Feldsteinbau mit flacher Decke im Innern. Der Ostgiebel ist
mit Blenden verziert, im Uebrigen aber stark erneuert. Auf jeder der beiden
Langseiten befinden sich drei mit flachem Stichbogen geschlossene Fenster.
Vor dem Eingang auf der Südseite eine Vorhalle. Im Westen, etwa einen
halben Meter von der Kirche entfernt, ein hoher hölzerner GlockenstuhL
Der Altaraufsatz wird gebildet aus dem Mittelstück eines mit Schnitz-
werken gefüllten gothischen Triptychons, das sich als ein treffliches Werk des
XIV. Jahrhunderts darstellt. Jedoch hat dieses nicht mehr seine ursprüngliche
Gestalt. Einfassung und Bekrönung sind fremdartige Zuthaten, theils im
Barock- und Rokokostil, theils in neugothischem Geschmack. In der Mitte
die Krönung Mariae. Hierunter der Krucifixus mit Maria und Johannes;
dazu jederseits oben die Halbfigur eines Propheten: Jesaias und Jeremias.
Rechts und links von der Hauptgruppe die zwölf Apostel mit Attributen, die
nicht immer stimmen, jeder mit einem Spruchband, auf dem der Name steht.
An Stelle der Predella eine spätere Inschrift: DEN 20.MAJUS ANNO 1607
(1667?) REN0V»1737. Besondere Beachtung verdienen der frühgothische Kruci-
fixus in der Mitte unter der Krönung Mariae und die Spruchbänder der
Apostel. Von den Flügeln, welche wahrscheinlich nur Malereien enthielten,
ist keine Spur mehr vorhanden.
Im Glockenstuhl zwei Glocken. Die grosse hat 1,10 m Durchmesser,
ist schmucklos und trägt nur am oberen Rande eine mittelalterliche Inschrift,
die aber der ungünstigen Lage wegen nicht zu entzifiern war. — Die zweite
Glocke (Dm. 0,75 m) ist laut Inschrift im Jahre 1717 zur Zeit des Pastors
G. C. WOLF von M. C. S.Mebert in Neu-Ruppin gegossen.*)
Kleinkunstwerke, i. Zinnkelch mit der Inschrift: A • M • GROTEN,
VEREHELICHTE TILSEN 1762 Keine Zeichen. — 2. Zinnpatene, gestiftet von
ANNA MARIA MOSOLS 1688. Von einem Zinngiesser I. B., der einen Blumen-
topf mit drei Blumen als Zeichen hat. — 3 4- Zwei zinnerne Altarleucliter,
der eine mit der Inschrift: PETER TYE VEREHRET ZU ROSSOW 1649, der
andere mit der Inschrift: HANS KROGER LEINWEBER 1650. Als Stadtstenipel
bei beiden zwei gekreuzte Bischofstäbe, als Meisterzeichen ein Zweig mit drei
Blüthen und den Initialen I. L. — 5. Taufbecken von Messing, neu.
^) -Bei den Visitationen von 1661, 1663, 1666, 1667, werden bereits zwei (Hocken, eine
grosse und eine kleine, erwähnt. Die Kleine ist 17 17 umgegossen worden. Die grosse ist jeden-
falls die noch vorhandene.
GUT UNI) FIIJAL- KIRCHDORF NETZEBAND. 593
*) 6 km südlicher als Rossow, 48 km südlich von Röbel. Nach Kühnel soviel wie »die
N^cebadc vom not- = anzünden, anfachen: M, Jahrb. XLVI, S, 99.
*) M. U.-B. 403.
•) Rotstil, untergegangen bei Neu-Ruppin.
*) M. U.R. 8456.
38
Dorfes.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Netzeband.')
es Ortes Netzeband geschieht zuerst in einer Urkunde vom 9. Mai 1232 Geschichte
Erwähnung, in welcher die Ritter Johann und Gerhard von Ploto dem _^^^
Kloster Arendsee zweiund vierzig Hufen Landes schenken, ^inter Nyzzebant
et dominum abbatem de Dunemunde super Tymanize fluuium.«*) Eine weitere
Erwähnung des Ortes fuhrt uns in die wilde Zeit des mittelalterlichen Faust-
rechtes. Um die Mitte des XIV. Jahrhunderts ist nämlich der Marschall von
Behr Herr auf Netzeband und den dazu gehörenden Gütern Drusedow, Grüne-
berg, Rägelin, Dargitz, Rotstil ^) u. s. w. Da erhebt er Klage bei seinem Lehn-
herrn, dem Herzog Albrecht von Mecklenburg, gegen den Grafen von Lindow
und die von Rohr, und zwar über Gewaltthätigkeiten, welche sie ihm, seinem
Sohne sowie seinen Gütern und Bauern angethan. Sie haben ihm zu Netze-
band Haus und Hof abgenommen und fiir tausend Mark Silbers Schaden daran
zugefügt, sie haben seinen Sohn erschossen, obwohl ihnen dieser niemals etwas
zu Leide gethan; sie haben das Dorf Netzeband abgebrannt, so dass er drei
Jahre hindurch keine Pacht erheben konnte; sie haben Kirche, Kirchhof und
Speicher verwüstet, das Glockenhaus erbrochen, die Kirchenglocken fortgeführt,
die Scheunen im Dorfe niedergebrannt und überhaupt das ganze Dorf arg
behandelt, was auf achtzig Mark Schaden zu rechnen. Die Bauern zu Netzeband
fangen sie und lassen sie nur gegen dreissig Pfund Brandenburgsch wieder
frei, auch das Holz hauen sie ab, was ein Schade von anderthalb hundert
Mark Silbers geworden. Sein Korn haben sie abgemäht und fortgefahren:
dreierlei Saat, Roggen, Gerste und Hafer, wohl an hundert Mark Silbers werth,
ausserdem haben sie an Schaffleisch und Kuhfleisch, an allerlei Geräth, an
Pfannen und Grapen und sonstigen Dingen, wie sie ein ehrbarer Mann in
seinem Hause zu halten pflegt, im Werthe von hundert Mark Silbers geraubt,
sie haben seinen Teich ausgestochen und ausgefischt, was auf fünfzig Mark
Silber zu rechnen. U. s. w., u. s. w.*) Ebenso ist auf den anderen Gütern
gehaust worden. Wir können aber annehmen, dass der beschädigte Ritter
nicht ermangelt haben wird, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und dürfen
nicht vergessen, dass es damals nach dem Grundsatz ging: »Stehlen und
Rauben ist keine Schande, das thun die Besten im Lande.« Netzeband
gehört wie Rossow zur Lieze und gilt als einer von deren Hauptplätzen.
594
\MTSGER1CHTSBEZIRK RÖBEL.
Aber die Herzöge von Mecklenburg kommen, wie oben bei Rossow erwähnt
worden, im Laufe des XVI. und XVII. Jahrhunderts durch fremdnachbarliche
Vergewaltigung um den grössten Theil dieses Landes, und nur die dortigen
Lehngüter bleiben ihnen erhalten.
Im Jahre 141 8 werden Otto und Meinecke Rohr mit Netzeband be-
lehnt, welches nun über zweihundert Jahre in ihrer Familie bleibt. 1620 fällt
Netzeband wieder an den Landesherrn zurück und wird in Administration
genommen. Am 9. Mai 1647 bittet der Kammerjunker und Kapitän Jürgen
von Mecklenburg um Belehnung mit dem Gute, und Herzog Adolf Friedrich
hat auch Anfangs Neigung, es ihm zuzusagen. Indessen kommt es nicht
dazu. Denn auf dem Nachlass des verstorbenen Herzogs Hans Albrecht ruht
eine so grosse Schuldenlast, dass zu deren Deckung das Gut verpfändet werden
muss. Das geschieht 1649 an die von Holstein. Aber die von Holstein ver-
fallen dem Konkurs, und aus diesem erwirbt es Friedrich von Barnewitz, der
darüber am 27. März 1691 den Allodialbrief empfängt, später aber, am
14. Januar 1702, das Gut auf Begehren des Herzogs Friedrich Wilhelm wieder
als Lehn übernimmt. Im Jahre 1741, mit dem Tode des letzten männlichen
Nachkommen des Friedrich von Barnewitz, fällt das Lehn heim. Es entstehen
nun langwierige Prozesse mit den Erbtöchtern, welche sich auf eine Allodialitäts-
erklärung des Herzogs Karl Leopold berufen. In Folge davon wird das Gut
dem Gatten der einen, dem Generalmajor von Wrangel, im Jahre 1762 über-
lassen. Von diesem kauft es 1773 der Generalmajor von Königsmark, dessen
Familie es mit den dazu gehörigen Lieze- Dörfern noch heute als Fideikommiss
in Händen hat.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. oben bei Rossow.
Kirche. Kirche. Die im Jahre 1834 ^^ Form eines länglichen Vierecks erbaute
Kirche folgt dem klassicierenden Stil jener Zeit und hat im Innern eine flache
Decke. Zwei Reihen von toskanisierenden Säulen theilen das Innere bis zum
Chorraum hin gleichsam in drei Schiffe. Im Westen der Kirche ein schmälerer
Thurm gleichen Stils.
Altar und Die innere Einrichtung ist überaus einfach und nüchtern. Altar und
Kanzel, Kanzel sind zu einem Körper vereinigt. An der Empore das Gräflich
Empore. KÖNIGSMARK'sche Wappen.
Glocken.
Im Thurm zwei Glocken, eine grössere und eine kleinere. Jene ist
1728 von Christian Heintze in Berlin gegossen und zeigt Wappen und Namen
des FRIEDRICH VON BARNEWITZ, sowie den Namen seiner Gattin DOROTHA
MARGARETHA VON DER LUHE und den des Pastors GEORG KARL WOLFF. —
Die zweite Glocke ist 1780 von J. C. Meyer gegossen und trägt den Namen
der Frau Generalin VON KÖNIGSMARK und den des CARL CHRISTOPH WOLFF,
Predigers in Rossow, Netzband und Schönberg. ^)
^) Das Inventar von i8ii erwähnt fünf grosse figurierte (Jrabsteine der Familie von Rohr,
darunter zwei ältere ohne Data und drei jüngere mit Daten (1560, 1560, 1596).
GUT UND FILIAL- KIRCHDORF SCHÖNBERG.
595
KleinkttDStwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch vom Jahre 1703, auf Kleinkunst-
dem Fuss ein eingraviertes Barnewitz -Lühe'sches Ehewappen mit den Initialen werke.
F • V • B • (des Mannes) und D»M»V«D»L» (der Frau). S. o. Am Kelch
ein Stadtzeichen, * welches zwei gekreuzte Bischofsstäbe darstellt, und ein
Meisterstempel mit den Initialen G W; an der zugehörigen Patene nichts. Die
Jahreszahl 1703 steht unter dem Ehewappen des Kelches. — 3. Getriebenes
Taufbecken von Messing mit der Verkündigung Maria und der bekannten
und vielfach gedeuteten Legende. Inschrift auf dem Rande: DIESES BECKEN
VEREHRET HANS MASSE VND ANNA WITKOPFS INS GOTTESHAUS ZU
NIETZEBANDT DEN 20 • OCTOBER ANNO 1674.
Das Gut und Filial- Kirchdorf Schönberg.')
|as gleich Rossow und Netzeband zur Lieze zählende Gut und Dorf Geschichte
Schönberg tritt uns im XVI. Jahrhundert als eine blosse Feldmark ^^s
entgegen, die zu dem in Rohr'schen Händen befindlichen Netzeband-Rossower l^o™s.
Güterkomplex gehört. Am Ende des XVI. Jahrhunderts wird das Dorf neu auf-
gebaut und zu einer selbstständigen Ortschaft erhoben. In Rohr'schen Händen
bleibt das Gut, bis es im Jahre 1629 ebenso wie Rossow von Hans Holstein
erworben wird, den Wallenstein damit belehnt. Holstein verkauft davon einen
Antheil an Daniel von Lüderitz, welcher 1633 um Belehnung bittet. Aber
auch ein von der Jahne hat Antheil am Gut, den er 1676 an den Rittmeister
Joachim Hans von Joergass verkauft. So gehen beide Antheile, der Lüde-
ritz'sche und der Joergass 'sehe, eine Zeit lang neben einander her. Der letzt-
genannte kommt 1701 an Otto Friedrich von Barner. Am 26. April 1718
vereinigt endlich der Oberforstmeister von Joergass beide mit einander. Aber
das Gut bleibt dieser Familie nur kurze Zeit erhalten. Unter dem Leutnant
von Joergass bricht ein Konkurs aus, aus welchem es 1752 von Moritz Joachim
von ArenstorfT erworben wird. Arenstorff erhält am 10. Februar 1757 den
Lehnbrief über Schönberg, überlässt es aber bald darauf dem Hauptmann
Joachim Gustav von Ferber, welcher damit am 23. Februar 1769 belehnt wird.
Später tritt häufiger Besitzwechsel ein; 1790 hat es der Generalmajor Wilhelm
von Romberg, 1795 Peter Georg Krell, dessen Familie es bis 1865 festhält.
1866 sitzt Wilh. Karl Risselmann auf Schönberg, 1874 Julius Gustav Arendt,
und seit 1882 der Erblandhofmeister Kammerherr Karl Hans Konstantin Graf
von Königsmark.
Ueber die kirchlichen Verhältnisse s. bei Rossow.
Kirche* Die Kirche ist ein schlichter Fachwerkbau in der Form eines Kirche,
länglichen Vierecks mit polygonalem Chorschluss. An der Westseite ein
Fachwerkthurm mit Holzverschalung.
^) 9 km südlicher als Rossow, 51 km südlich von kül)el.
38<
59^ AMTSGEKICUTSBKZIKK RÖBEL.
Altar und Altar und Kamel sind Werke des Barockstils vom Jahre 1702, mit
Kanzel, unschönen Malereien auf gekalkten Brettern. Der Altar ist von C • S • VON
JORQAS und M • E • VON WARTENBERQEN sowie von F • O • VON BERNER
(Barner) und M • R • V • JORQASSEN gestiftet. An der Vorderseite der Altar-
kanzellen steht der Name Chrlstopfar Krusemark (vermuthlich der des Verfertigers
von Altar und Kanzel).
Glocke. Die kleine Glocke ist 1896 von C. Oberg in Wismar umgegossen.')
Kleinkunst- Klcinkttoatwerke. i. 2. Silbervergoldeter Kelch auf sechspassigem Fuss,
werke. im Charakter des XVIII. Jahrhunderts. Nach der Inschrift gestiftet von HANS
ALBRECHT V • JÜRGAS und HELENE ELISABETH V • WACKENITZ ANNO
MDCCXXV. Auf der Unterseite des Fusses undeutliche Stempel. Dazu eine
Patene, welche ebenso wie der Kelch mit dem eingravierten Ehewappen des
Stifterpaares versehen ist. — 34. Zwei zinnerne Leuchter mit den Namen:
JOACHIM GUSTAV VON FERBER 1786 und ANNA SOVIA LEOPOLDINA VON
KLITZINQ 1786. Englisches Zinn mit dem Stempel I S 1785.
Die wichtigsten vorgeschichtlichen Stollen
in dem Amtsgerichtsbezirk Röbel.
RöbeL Heidnischer Burgwall, ein ziemlich hohes Plateau mit schroflen
Abfällen, am Nordende der Stadt. Jetzt steht auf demselben die altstädter
Kirche (Marienkirche). Lisch, M. Jahrb. VIIIB, S. 1 14. Beyer, M. Jahrb. XXXII,
S. 119. — Auf dem Mühlenberg in der Alt- Stadt wird ein wendischer Burg-
wall vermuthet. — Im Alt-Röbelschen Kirchenholze sind schon vor langer
Zeit Urnen mit Eisensachen gefunden, die auf ein alteisenzeitliches Urnenfeld
schliessen lassen. Vgl. Friderico-Francisceum S. 94. M. Jahrb. IIB, S. 76.
Gr. -Kelle. Nahe der Schamper- Mühle einige Erdhügel, anscheinend
bronzezeitliche Gräber, bereits erwähnt im M. Jahrb. VIIIB, S. 228. — Im Jahre
1837 wurde einem Grabhügel ein sehr interessanter Fund römischer Alter-
thümer entnommen, unter denen besonders eine silberne Schale hervorragt.
Vgl. M. Jahrb. HIB, S. 42. VB, Anhang. VIIIB, S. 93. Beltz, Vorgeschichte,
Seite 117.
Dambeck. Im Park ein erhaltenes Hünengrab.
iMlorf. Auf der Halbinsel Steinhom ein anscheinend wendischer
Burgwall; vgl. M. Jahrb. XXXIV, S. 191.
Wildknbl. Brönzezeitliche Flachgräber (mit Leichenbrand). Beltz, M.
Jahrb. LXI, S. 219.
^) Die Volt^ngerin stammte aus dem Jahre 1728 und war von M. F. C. Heintze in Berlin
gegossen.
VORGESCHICHTLICHE STELLEN. 597
Vippcrow. Dem Dorfe gegenüber auf einer kleinen Insel in der Müritz
ein wendischer Burgwall, benannt der »Borgwall«. Lisch, M, Jahrb. XIX, S. 335.
Klopzow. Eine Stetnsetzung in Form der sog. Steintänze wird be-
schrieben und als iDingstättec gedeutet von Fromm, Arch. f. Landesk. XIV, S. 36.
Retzow. Auf einem Hügel grosse Steinsetzungen im Charakter der
Hünengräber. Beltz, vier Karten zifr Voi^eschichte Meckl. I.
Laerz, Erwähnt werden Flachgräber, die aber noch nicht untersucht
sind, Beltz, vier Karten zur Vorgeschichte Mecklenburgs III.
Abrensberg. Der Gutshof ist eine alte Burgstätte, er war ehemals vom
Drewen-See umgeben (daher der Name Hofwerder) und nur durch eine Zug-
brücke zugänglich, jetzt aber ist er durch einen Damm mit dem Dorfe ver-
bunden, und die Spuren der Burg sowohl wie des alten Wartthurms neben
der Zugbrücke sind verschwunden.
Bei der Planierung des Gutshofes sind Menschengebeine in grosser An-
zahl gefunden, die auf eine alte Grabstätte schliessen lassen, welche wendisch
sein kann. Auch ist vor einigen Jahren eine grosse, sehr roh gearbeitete
Urne ausgegraben, die aber in viele Stücke zerfallen ist. Desgleichen sollen
auch Waffen gefunden sein. Eine wissenschaftliche Untersuchung dieser Stätte
hat bis jetzt nicht stattgefunden.
Rossow. Seit Jahren sind hier auf einem ausgedehnten Felde Urnen
zerstört, die, nach den im Grossh. Museum zu Schwerin befindlichen Resten
zu urtheilen, einem bronzezeitlichen Urnenfelde entstammen. Eine sachgemässe
Untersuchung ist noch nicht erfolgt.
Netzeband. Von der früheren Feste Netzeband ist nichts mehr vor-
handen. Der Burgwall ist in neuerer Zeit abgetragen. Die an der Netze-
bander und Drusedower Grenze vorhanden gewesenen Hünengräber sollen in
den fünfziger Jahren auf Veranlassung des Grafen von Königsmark geöffnet
und die gefundenen Alterthümer nach Berlin gesandt worden sein.
Silberne Schale aus der römischen Kaiseneit, gefunden bei Gro
ANHANG I.
üeber einzelne ältere mecklenbnrglsclie
Kunst- und Geschichtsdenkmäler
ausserhalb Landes.
-*-^^^-♦-
I. Das Kloster Anielungsborn und der Schild des Hauses Werle
im Chorgewölbe der Klosterkirche.
IL Der Schild des Hauses Werle auf dem Grabstein des Bischofs
Johannes (y 1292) im Dom zu Havelberg.
III. Der Schild des Herzogs Erich von Mecklenburg (7 1 397) in den
Ruinen der Dominikanerkirche zu Wisby.
IV. Die Messingplatte der Herzogin Katharina von Mecklenburg
(7 1561), Gemahlin Herzog Heinrich's von Sachsen - Meissen, im
Dom zu Freiberg.
V. Das Denkmal der beiden Herzoginnen Christine (7 1693) und
Marie Elisabeth (•{• 1712) von Mecklenburg als Aebtissinnen zu
Gandersheim in der Kirche SS. Anastasii et Innocentii daselbst.
äuf dem Auerslierge.
Das Kloster Amelungsbom und der Schild des Hauses
Werle im Chorgewölbe der Klosterkirche.
er von Kreitiisen nach Hokminden lährt, der sieht gleich hinter der
Station Stadtnldendorf auf einen kurzen Augenblick zwischen zwei hohen
Waldbergen mit Nadelholz einen etwas niedrigeren Hügel mit einer
Klosteranlage auftauchen, welche als schönes landschaftliches BUd die
Blicke auf sich zieht. Das ist die im Jahre 1135') vom Kloster Altenkamp a. Rh.
her liefogene Cistercienser-Abtei Amelungsbom auf dem Auersbcrge, eine der drei
') Dllrre, lleilr. i. (lesoh, d, (i-l -AUlfi in .\iiiduii[;sl.orii in iler /eil^chtift lies Witiiis fdr
6o2 KLOSTER AMELUNGSBORN.
Enkelinnen des lothringischen Klosters Moriraond und eine der Urenkelinnen von
Cisterz oder Citeaux in Frankreich.^) Seit langen Zeiten ist nun die ehemalige
Abtei ein Wirthschaftshof, eine herzoglich -braunschweigische Domäne, die früheren
Klosterbauten sind verschwunden, und nur die langgestreckte Kirche mit einem
Thurm auf der Vierung, die in ihrer Anlage lebhafl an die Darguner Kirche er-
innert, sowie die wohlerhaltene, einen verhältnissmässig grossen Raum umspannende
Klostermauer, bei der dem Mecklenburger auch wieder sofort die Klostermauem
von Doberan und Dargun ins Gedächtniss kommen, sind die letzten kräftigen
Spuren des Mittelalters. Aber seine grosse geschichtliche Bedeutung hat dieses
Kloster des Weserlandes als Mutterkloster von Doberan und Dargun für die mecklen-
burgische Kultur- und Kirchengeschichte nicht verloren. Die muss ihm bleiben.
In diesen Kirchen- und Klostermauern von Amelungsborn, deren Gründung
einstmals der heilige Bernhard selber im Jahre 1129 mit Worten flammender Be-
geisterung in einem Briefe begrüsst hatte, der noch erhalten ist,*) in diesen Mauern
war es, wo Bischof Berno bald nachher zu seinem schweren Beruf im Wenden-
lande jenseits der Elbe erstarkte. Von hier rief er später den ersten Konvent nach
Althof, und als diesem die Märtyrerpalme zu Theil geworden, den zweiten nach
Doberan. Von hier aus pilgerten später die Vater- Aebte gen Norden, um die ihnen
obliegenden Visitationen in Doberan und Dargun vorzunehmen. Von hier aus
erhielten auch die Rectores bonorum auf den Haupthöfen des Klosters zu Satow
in der Vogtei Schwaan und zu Dranse auf der Lieze ^ ihre Weisungen, und alle
wichtigeren Todesfälle, die auf den Klostergütern vorkamen, wurden in die Anni-
versarien auf dem Auersberge eingetragen.*) Wie sich aber der werlesche Land-
besitz des Klosters Amelungsborn vom XIII. bis zum XV. Jahrhundert hin von der
Lieze herauf über Kleve, Priborn und Solzow bis nach Vipperow mit Einschluss
des Fischfanges in den Gewässern der Müritz erstreckte, ist uns gerade in den
letzten Ortsgeschichten des Landes Röbel mehrfach entgegengetreten. Und wie das
Bewusstsein dieser vielfachen engen und werthvollen Verbindung zwischen Amelungs-
born und Land Mecklenburg auch dann noch in lebhaftem Gedächtniss war, als
die Aebte des Klosters wegen der grossen Entfernung und besonders wegen der
immer mehr einreissenden Unsicherheit aller Verhältnisse im XV. Jahrhundert ihren
letzten Landbesitz auf der Lieze aufgegeben und veräussert hatten,^) beweist nichts
*) Vgl. Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 219. Ueber die Quellen zur (leschichte von Amelungsborn
s. Dürre a. a. O., S. 180. Vgl. M. U.-H. X, S. 619 und 620, aus den Verzeichnissen des Klosters
Ebrach: Abbatia de Doberan in Sclavia prope Kodestock, .\Ior[imundi] proneptis, neptis Caropi.
filia Amelsbrunne Abbatia de Dargon in Sclavia, Mor[imundi] abneptis, proneptis Campensis,
neptis Amelsbrunne, filia Doberan.
•) Wigger, M. Jahrb. XXVIll, S. 97/98.
•) Ehemals werlesches Gebiet, die Vogtei Schwaan freilich nur bis 1301. S. Meckl. Kunst-
und Gesch.-Denkm. IV, S. 2.
*) Schmidt, M. Jahrb. III, S. 36: ein ungenügender Auszug aus den »Anniversaria fratruni
et benefactorum ecclesiae Amelungsbornensist (mit kritischen und exegetischen Noten herausgegeben
von Dürre in der Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 1877, S. i — 106). Dieses
Nekrologium enthält mehrere Eintragungen, die sich auf den nicht weit von Wittstock belegenen
Wirthschaftsbetrieb zu Dranse beziehen, die aber weder von Schmidt in seinem Auszuge, noch
von Dürre in seinen kritischen und exegetischen Noten berücksichtigt worden sind, z. B. zu
Januar 5, 6, 22; Februar 21, 23; März i; Mai 15, 26.
Von diesen übergangenen Eintragungen ist die zum 23. Februar am meisten zu beachten:
VII Kai. Mart. obiit Christina ducissa Polonie familiaris. Vgl. dazu M. U.-B. 396 und Wigger (Meckl.
Jahrb. L, S. 148) der Christina, die Gemahlin Heinrich Borwins II., zu einer Tochter König
Wilhelms I. von Schottland macht. Dürre, a. a. O. (1877), S. 73, setzt ihren Tod (aus Gründen
der Amelungsbomer Handschrift) vor 1291/92. — Zu der übersehenen Eintragung vom 6. Januar
und der nicht übersehenen Eintragung zum 20. Oktober sind M. U.-B. 556 und 557 zu vergleichen.
*) Ausführliche Darstellung aller dieser Verhältnisse bei Lisch, M. Jahrb. XIII, S. 116 — 142.
Dazu Urkunden ebendaselbst S. 269 — 312.
KLOSTER AMELUNGSBORN. 603
mehr als das bekannte ausführliche Schreiben des Abtes Eberhard vom 21. Juni 1502
an die Herzöge Magnus und Balthasar von Mecklenburg, womit er sich das nach
alter Ueberlieferung ihm allein zustehende Visitationsrecht über Doberan zu er-
halten suchte.^)
Deshalb scheint es uns nicht unangemessen, am Schluss des fünften Bandes,
mit dem unsere Aufgabe erledigt ist, drei Bilder der Abtei Amelungsbom zuzu-
fügen, welche besser als alle Beschreibungen eine Anschauung von dem Kloster
geben.*)
Wie schon erwähnt, fallt in dem Landschaftsbilde die Aehnlichkeit der Anlage
mit Dargun auf. Hier wie dort ein älteres romanisches Langhaus mit dem Princip
des Stützenwechsels, anders freilich im Hausteinbau als im Ziegelbau. Hier wie
dort ein jüngerer und höherer gothischer Bau des Querschiffes und des Chores, in
Amelungsborn freilich nach dem älteren Herkommen des Ordens mit plattem
Abschluss, in Dargun aber (ebenso wie in Doberan) mit dem reicher und malerischer
wirkenden Schluss eines polygonalen Kapellenkranz nach Art und Weise französischer
Kathedralen.^) Hier wie dort ein Glocken thürmchen späterer Zeit als Dachreiter
auf der Vierung. Das Amelungsborner Thürmchen wurde zwischen 1588 und 1598
vom Abte Vitus Buch erbaut,*) das Darguner ist früher errichtet worden, denn es
wird bereits auf der Darguner Denktafel (1464 — i47q) genannt.
Wer dann ins Innere der Kirche tritt, den erfreut zunächst der schlichte
dreischiffige Bau des romanischen Langhauses aus dem XII. Jahrhundert mit
seinen wechselnden Pfeilern und Säulen, deren Würfelkapitelle zwar keine be-
sonders reiche Formen-Entwickelung aufweisen, aber dennoch sehr anziehend wirken.
Besonders reizend erscheinen die Kapitelle der kleineren Säulen unter der Orgel-
empore, und von hübscher Wirkung ist auch das » Rosen fenster« der Westwand.
Wer aber weiter aus dem Langhause zur Betrachtung der gothischen Theile der
Kirche aus dem XIV. Jahrhundert übergeht, dem drängen sich stilistische Unter-
schiede zwischen dem QuerschifF und seiner Vierung einerseits und dem verhältniss-
mässig langen Chorende andererseits auf, bei welchem die basilikale Anlage des
Langhauses mit drei Schiffen, einem Mittelschiff mit Obergaden und zwei niedrigeren
Seitenschiffen, beibehalten worden ist. Vor allen sind es die breiten schweren und
am unteren Ende mit Vorschiebung kleiner horizontaler Stäbchen schräge ab-
getreppten Dienste unter den breiten Quergurtbögen der Vierung, die durch ihre
Plumpheit auffallen, und ebenso die mächtigen vierseitigen Pfeiler der Vierung,
welche, wenn sie auch vom statisch -dynamischen Gesichtspunkte aus als wohl-
begründete Stützen erscheinen und an ihren Kanten durch Ausschneidung zu
gothischen Stäben mit birnförmigem Durchschnittsprofil gelangt sind, dennoch zu
der Fortsetzung des Chores mit achtseitigen Pfeilern, deren Kapitelle den Blatt-
und Figurenschmuck der Hochgothik aufweisen, in einem Gegensatze stehen, wie
er nur aus wenigstens zwei verschiedenen Bauplänen von zwei verschiedenen Archi-
tekten zu zwei verschiedenen Zeitläuften zu erklären ist. Kurzum, in der Vierung
treten Erscheinungsformen aus der Zeit des Uebergangs vom romanischen zum
gothischen Stil oder Zeichen der Frühgothik vom Ende des XIII- oder Anfang des
XIV. Jahrhunderts auf, während der weitere Choransatz selber auf eine spätere
Zeit um die Mitte des XIV. Jahrhunderts oder bald nachher hinweist.^)
') M. Jahrb. VI, S. 177 ff.
*) Wir verdanken diese Bilder der trefflichen Anstalt des Herrn Otto Liebert in Holzminden.
■) Dieser Unterschied ist von Dürre, a. a. O. (1876), S. 195, übersehen worden.
*) Dürre, a. a. O. (1876), S. 199. (1877), S. 32 und 85. Vitus Buch ist der letzte Abt, der
in das Nekrologium des Klosters eingetragen ist.
^) Auch in unserm mecklenburgischen Ziegelbau frühgothischer Zeit, oder, was dasselbe
sagt, aus der Zeit des Ueberganges vom romanischen zum gothischen Stil, giebt es verwandte
KIXJSTKR AMEI.UNGSHORN.
Damit stimmen denn a.uch die urkundlichen Nachrichten aus Annelungsboni,
die den Abt Bertram in den Jahren 1303 und 1304 allerlei Erweiterung«- und
Ausdehnungsarbeiten vornehmen lassen, von denen u. a. recht wohl auch die Kirche
selber in ihrem Querhause betroffen sein kann. Dazu stimmen ferner, soweit es
den jüngeren östlichen Theil angeht, die Nachrichten vom Abt Engelhard (seit 1354)
Dom Ml Güstrow (IV. S, 201'. in der Kirche zu Rein^hiigen (IV, S. 301), im Chor von St. Marie»
zii Röbel (V, S. 479) und anderswo.
KI-OStKli AMKLl'NGSKURN. 605
als Erbauer und Vollender des neuen Chores, von der Stiftung einer bedeutenden
Summe, welche um diese Zeit der Bürger Johannes Bole in Stadtoldendorf zum
Kau des neuen Chores spendete (L marcas pur! argenti ad nostrum novum chorum],
>chiff lind Clior der KIosii
und die von einer Gusiedt'schen MeniorienstiflHng am 25. Apri! 1363 >>in dem
nygen Köre. - ') Nicht aber vermögen wir den vier Wappen sc bilden im Haupt-
gewölbe des Chores, die als lehnende Schilde, wie die Abbildung zeigt und wie
6o6 KLOSTER AMKLUNGSBORN.
Lisch richtig angegeben hat,^) auf den Rippen des Gewölbes sitzen und daher nicht
als Schlusssteinscheiben bezeichnet werden können, eine besondere baugeschichtliche
Bedeutung beizulegen, wenigstens nicht in dem Sinne, in welchem es von Grotefend
im M. Jahrb. LXIV, S. 263 ff., versucht worden ist. Es sind die Wappen der
Häuser Braunschweig, Werle, Homburg und Eberstein. Sollten die Wappen von
Werle und Braunschweig, wie Grotefend annimmt, wirklich Ehewappen sein, so
würde nach der Art ihrer Anbringung, Werle den männlichen und Braunschweig
den weiblichen Theil zu bedeuten haben, es sei denn, dass man sich in Bezug auf
die Stellung nicht auf die Regel, sondern auf Ausnahmen von der Regel berufen
wollte, wie sie hie und da, z. B. in einzelnen Siegeln fürstlicher Frauen des XIIL
und XIV. Jahrhunderts und bei der Darstellung von Eltern -Wappen auf Grabsteinen
geistlicher Herren gefunden werden. Diese beiden Wappen können daher nicht
als Wappen Heinrichs des Fetten von Braunschweig und der Fürstin Rixa von
Werle gedeutet werden. Es kommt hinzu, dass kein einziges urkundliches Zeugniss
über eine Bethätigung dieses Ehepaares am Bau der Kirche vorhanden ist, und
dass die Annahme, als ob die Fürstin Rixa, von Gedanken an den ungesühnt ge-
bliebenen Mord des Vaters durch ihre Brüder gequält, in Wohlthaten, die sie dem
Kloster Amelungsborn erwiesen, Beruhigung gesucht haben könne, und als ob das
dankbare Kloster in Folge davon noch in späterer Zeit, in welcher der Sohn dieses
Ehepaares als Bischof von Hildesheim auch Ordinarius loci von Amelungsborn ge-
wesen, diesem und den Eltern zu Ehren die Wappen von Werle und Mecklenburg
habe anbringen lassen, ebenfalls jener dokumentarischen Begründung entbehrt,
welche nothwendig ist, wenn Hypothesen und Kombinationen dauernden Werth
bekommen sollen. Aber auch auf einen werleschen Fürsten und eine braiin-
schweigische Herzogin die gedachten beiden Wappen zu beziehen, fehlt es an Anlass,
wenigstens an einem zwingenden Anlass, obwohl solche Verbindungen zwischen beiden
Häusern mehrmals stattgefunden haben. ^
Dagegen könnte bei den anderen beiden Wappen, den Wappen der gräf-
lichen Geschlechter Homburg und Eberstein, die vorgeschlagene Verbindung und
ihre Beziehung auf den Grafen Otto von Eberstein und die Gräfin Agnes von Hom-
burg angenommen werden, wenn nur nicht auch für dieses Ehepaar wiederum die
urkundlichen Dokumente über engere Beziehungen zum Bau des Chores fehlten.
Nach dem ganzen Charakter aber, welchen die Anniversaria des Klosters haben,
müssen wir annehmen, dass, wenn sich dieses Ehepaar um den Bau des Chores so
verdient gemacht hätte, dass ihm vor allen anderen Mitgliedern des Geschlechts die
hohe Ehre zu Theil geworden wäre, den Häusern Braunschweig und Werle gegen-
üb^er mit einem Wappenpaar bedacht zu werden, dann auch das besondere Verdienst
um den Bau des Chores, ebenso in den Anniversarien irgend wie zum Ausdruck
gebracht worden wäre wie das des Abtes Engelhard und das des Stadtoldendorfer
Bürgers Johannes Bole.
Unserer Meinung nach darf nicht übersehen werden, dass die vier Schilde,
in halber Höhe des Gewölbes auf den Rippen stehend, einen Kreis bilden, alle
vier als lehnende Schilde in gleicher Richtung. Somit könnten ja, wenn es Ehe-
wappen sein sollten, nicht weniger als vier Verbindungen erdacht werden, und jede
dieser vier Verbindungen Hesse sich möglicherweise auf mehrere geschichtliche Fälle
beziehen. Das aber gäbe zuletzt einen historischen Rattenkönig, den Niemand zu
untersuchen Lust haben würde. Deshalb möchten wir glauben, dass diese Amelungs-
bomer Schilde gar keine Ehewappen sein sollen. Wer die eine grosse Fülle lokal-
geschichtlicher Thatsachen enthaltenden Anniversaria durchsieht, der findet bald,
*) M. Jahrb. XXII, S. 222.
*) Vgl. Lisch, M. Jahrb. XVllI, S. 189—223 (Verbindungen des fürstl. Hauses Werle mit dem
herzogl. Hause Braunschweig -Lüneburg).
KLOSTER AMELUNGSBORN, 607
dass unter den vielen Benefactores des Klosters vier Geschlechter als meist genannte
über alle anderen thurmhoch hinausragen : es sind erstens die Herzöge von Braun-
schweig als Landesherren, zweitens die vom alten Borwin her stets dankbar ge^
bliebenen Fürsten von Werle im Wendenlande,') drittens die Grafen vofi Homburg,
deren einer als Stifter des Klosters gefeiert wird, und viertens die Grafen von
Eberstein, deren »etwa zwanzig» im Nekrologium des Klosters als Benefactores
gezählt werden. Was Wunders also, wenn die Wappen dieser vier Geschlechter
im Kreise herum das Hauplgewölbe des Chores zieren, dessen Steine im Uebrigen
eine so deutliche Formensprache reden, dass ihre geschichtliche Behandlung durch
weitere Dokumente kaum noch gestützt zu werden braucht.^)
') Im mecklenbuT^p sehen Urkunden buch, soweit es jetit erschienen ist, finden wir ein
Viertelt ändert Urkunden, die sich auf Amelangsbom beliehen. Und iwar sind die wichtigsten
Verleihungen an dos Kloster die der Dörfer und Hufe Satow und Dranse, von denen jene ins
Jahr 1219 und diese (mit verschiedenen Erweiterungen) in dos Jahr 1233 ßUl. M. U.-B. 257, 414,
418: 537. 5SÖ. 5S7 und 558. Uaiu kommen dann die späteren werleschen Bestätigungsurknnden,
unter denen die aus den Jahren 1274, IZS7 und 1291 die wichtigsten sind. M. U.-B. 1314, 1893
und II 10. Aber den Wirthschafisbetrieb in Satow giebt Amelungsborn mit Zustimmung des Vater-
ibtei in Altenkanip schon am 2. h'ebmar 1301 wieder auf (propter nimiam distanciam). Das Tochter-
klosler Uoberan Übernimmt diesen Betrieb und giebt dafUi an das Multerklosler Amelungsborn zwei
seiner Salzpfannen in der Saline lu Lüneburg; M. U.B. 2729. Man hat dabei den Eindruck, sls ob
die politischen Veränderungen dieses Jahres, im liesonderen der Uebergang der Vogtei Schwaan vom
Hause Werle an das Haus Mecklenburg (das zu Amelungsborn in einem kühleren Verhättniss steht,
wie dies besonders in dem bekannten späteren Palernitäts- und Visitalionsstreit zum Ausdruck
kommt) recht wohl mitgewirkt haben könne. Vgl, Lisch. M. Jahrb. XIH. S. 116 — 134. Mit Ur-
kunden ebendaselbst S. 269 — 296 Am 13. Januar 1350 bestätigen die Heriäge Albrecht und
Johann von Mecklenburg dem Kloster Doberan den Kesilz von Satow als Amelungsborn er Schenkung,
die auf werleschen Privilegien beruhe (in priuilegiis dominorum de Werle); M. U.-B. 7037. Der
erwEhnte Streit zwischen beiden Klöstern wird am 1. Mai 1362 beigelegt: M. U.-B. 9030. Und so
fehlt denn auch nicht der Amelungsborner Abt auf dem grossen Kirchweihfeste in Doberan am
4. Juni 1368: M. U.-B. 9794. Der grosse Wirth Schafts betrieb im südöstlichen Mecklenburg, den
das Kloster Amelungsborn vom Hofe Dranse auf der Lieie ausfuhren ISsst, erlischt erst in der
Mitte des XV. Jahrhunderts, wie bereits in der Ortsgeschichte des Dorfes Rossow o. S. 590 erwihnt
worden ist. Vgl. Lisch, M, Jahrb. XHI, S. 135 — 143. Mit Urkunden ebendaselbst von S. 303 — 313.
') Dürre lüsst diese Wappen merkwürdigerweise in seiner Geschichte des Klosters gaai
unberücksichtigt, er erwEhnt sie gar nicht einmal. Dem gegenüber bleibt es das Verdienst von
Lisch, in seiner vortrefflichen Ueschreibung der Kirche (M. Jahrb. XXII, S. 213 bis 223) zuerst die
Aufmerksamkeit auf sie hingelenkt zu haben. Wenn er es aber nnterlässt. it^end welche um-
stfindlicheren Geschichtshypothesen anzuknüpfen, so mag es davon gekommen sein, dass ihm das
Nekrologium des Klosters nur und gar vor uns liegt, mit
in jenem dürftigen Auszuge Lisch ii( diesem Punkte ein-
vorlag, welchen ihmderArchi- verstanden, geben aber Grote-
var Schmidt für das dritte Cend Recht, wenn er das
Mecklenburgische Jahrbuch Wappen von Werle als sol-
(S. 36) iltjersandl hatte. Docb ches bestimmt bezeichnet und
einerlei, warum und wie es von dem ihm beigelegten
geschah, wir sind auch heute lallgemeinen Typus des
noch, wo dos Nekrolt^ium in mecklenburgischen Wappens«
derDUrre'schen Ausgabe ganz befreit wissen wilL
6o8
DKk SCHILD DES HAUSES WERLE.
IL
Der Schild des Hauses Werle auf dem
Grabstein des Bischofes Johannes L von Havelberg
im Dom zu Havelberg.
HBler Bischof Johannes von Havelberg, dessen Erinnerung der Zweitälteste Grabstein
°' ^ des Havelberger Domes aufbewahrt, war der Sohn des Markgrafen Johann 's IL
von Brandenburg und der Fürstin Hedwig, Tochter des Fürsten Nikolaus I. von Werle.
Er starb nach kaum einjähriger Regierung als postulierter Bischof im Jahre 1292.
Auf seinem Grabstein sehen wir den Schild des Vaters unten neben dem linken
Bein der dargestellten Bischofsfigur, also heraldisch links, den der Mutter aber unten
heraldisch rechts.^)
*) Grotefend verweist in seiner Besprechung dieses Grabsteines (M. Jahrb. LXIV, S. 261/262)
auf zwei andere Grabsteine geistlicher Herren, welche die Wappenschilde der Eltern in gleicher
Stellung zu einander zeigen und von denen der eine (der des Priesters Ludolf Nygendorp im
Kloster zum hl. Kreuz in Rostock, f 1406) im ersten Bande der Mecklenb. Kunst- und Geschichts-
Denkmäler, 8.214(215) abgebildet ist. Vgl. Wigger, M. Jahrb. L, S. 225. Lotz, Kunsttopogr. I,
Seite 284.
DER SCHILD DES HERZOGS ERICH VON MECKLENBURG. 609
III.
Der Wappenschild
des Herzogs Erich von Mecklenburg (t 1397) in der
Ruine der Dominikanerkirche zu Wisby.
|err Reichsantiqiiar Hans Hildebrand schreibt dem Verfasser in einem Briefe,
datiert aus Borgholm, 19. VIII. 96: »Vor wenigen Jahren habe ich inner-
halb des Friedhofes der Marienkirche zu Wisby ein Stück vom Grabdenkmale
des Herzogs Erich von Mecklenburg ausgegraben. Das Denkmal bestand offen-
bar [aus einem sargähnlichen Deckstein mit
zwei erhabenen Giebelstücken. Was ich aus-
gegraben habe, ist das eine Giebelstück mit
dem mecklenburgischen Wappen, von neben-
stehender Form. Das Stück ist gegenwärtig
in der Ruine der dem hl. Nikolaus ge-
widmeten Dominikanerkirche zu Wisby auf-
gehoben.« »Im vorigen Jahrhundert
war auch das zweite Giebelstück noch vor-
handen, ist aber jetzt leider verschollen.«
Herzog Erich ist der älteste Sohn des
Schwedenkönigs und Herzogs Albrecht III.
von Mecklenburg, von dem die Doberaner
Genealogie erzählt, dass er, nachdem der Vater das Reich verloren, sich zur Wieder-
eroberung desselben aufgemacht, die Insel Gothland mit der Stadt Wisby glücklich
eingenommen und besetzt habe, aber schon nach kurzer Zeit gestorben sei. Das
wird durch andere Nachrichten, besonders durch die Chronik der Minoriten zu Wisby,
bestätigt, welche hinzufügt, dass Herzog Erich am 26. Juli des Jahres 1397 ge-
storben sei und sein Grab in St. Marien zu Wisby erhalten habe. ^) Zur Be-
stätigung dieser Angabe dient nun wieder, wie man sieht, der Fundbericht des
Herrn Reichsantiquars Hildebrand, dem wir ausserdem auch die hier wieder-
gegebene Zeichnung zu verdanken haben.
*) Vgl. Lisch, M. Jahrb. XI, S. 24. Wigger, M. Jahrb. L, S. 184.
^^^8r>-)^^-^
89
6l2 HENKMAl. DER HERZOGINNEN CHRISTINE UNI) MARIE ELISABETH.
ztige zu l-Vcil)cr}( nin 5. Juli an und dnut^rtc die HocIi/.L-il vom 6. ])iti /.um <;. Juli.
Katharina war<l die Mutter des späteren Kiirriirsten Moril/ vun Saclisen, verloi
aber ihren Gemahl schon am 18. August 1541 imd starb nach der Inschrift auf
der vorstehenden Platte am 6. Juni 1561. Von ihrer Schönheit sprachen die Zeil
genossen,') Als im Januar 1547 ihr jüngerer Bruder, Her/.og Albrecht VII., in der
Kirche iru Doberan beifjesetzt wurde, war sie mit ihren unvermählten Töchtern zu-
gegen. Weltbekannt ist das oft kopierte Bild von der Hand des Lukas Kranach,
das sie mit ihrem Sohne, dem Prinzen Moritz, darstellt: Kat. d. Grossh. Gemälde-
galerie Nr. 880, S. 532, Vgl. Distel, Kunstchronik XXIII {1887/88), S. 246. 515.
Derselbe: Bilder aus Freibergs Vergangenheit 8 (Mitth. d. Fr. A.-V., Heft »5).
') Lisch. M. Jahrb. VIII, S. 196. Vgl. auch XXII, ö 151.
Denkmal der Her:
DENKMAL DER HERZOGINNEN CHRISTINE UND MARIE ELISABETH. 613
V.
Das . Denkmal der beiden Herzoginnen Christine (t 1693)
und Marie Elisabeth (t 1712) von Mecklenburg in der
Kirche SS. Anastasii et Innocentii zu Gandersheim.
|eide Herzoginnen sind Töchter des Herzogs Adolf Friedrich I. aus zweiter
Ehe mit Maria Katharina, Tochter des Herzogs Julius Ernst von Braunschweig
zu Dannenberg. Die Herzogin Christine wurde am 8. August 1639 geboren.^) Am
9. August 1681 wurde sie Aebtissin zu Gandersheim und starb als solche den
30. Juni 1693.^)
Die Herzogin Marie Elisabeth hatte 17 01 auf Grund einer väterlichen Ver-
fügung sich mit List in den Besitz des durch den Tod ihrer Schwester Juliane
Sibylle erledigten Klosters Rühn gesetzt, war zwar daraus entfernt, erlangte es
aber doch am 15. September 1705 durch einen Vergleich auf Grund eines Spruches
des Reichskammergerichtes wieder. Nach ihrem Tode soll sie nicht zu Ganders-
heim, wo sie Aebtissin geworden war, sondern im Fürstl. Begräbniss zu Rühn bei-
gesetzt worden sein.^) Wigger, M. Jahrb. L, S. 299.
Im Aufbau erinnert das Denkmal zu Gandersheim in mancher Beziehung
an das in ähnlichem Stil ausgeführte Denkmal der Herzogin -Aebtissin Sophie
Agnes zu Rühn, die eine T'ochter erster Ehe des Herzogs Adolf Friedrich L mit
der Gräfin Anna Marie von Ostfriesland und somit eine Halbschwester der gen.
beiden Aebtissinnen zu Gandersheim war: M. Kunst- u. Gesch. -Denkm. IV, S. 88.*)
*) S. Tagebuch des Herzogs Adolf Friedlich, M. Jahrb. XII, S. iio.
*) Vgl. J. V. Klein, Fortsetzung des Joh. Friedr. v. Chemnitz hist.-geneal. Nachr. aller mecklen-
burgischen Regenten bis aufs Jahr 1722, S. 70. Dazu Wigger, M. Jahrb. L, S. -99.
*) Klein, a. a. O., S. 71.
*) Mit Hülfe einer Spende durch den hochseligen Grossherzog Friedrich Franz IH. wurde
das Denkmal im Jahre 1895 einer Erneuerung unterzogen. Die zu der beigegebenen Abbildung
benutzte Photographie ist der Güte des Herrn Rektors Dr. F. Brackebusch zu verdanken.
ANHANG II.
Orts-, Personen-, Künstler- und
Kunsthandwerker-Register
über alle fünf Bände.
Verzeichniss
derjenigen Ortschaften, welche in der Reihe der Städte, Kirchdörfer
und vorgeschichtlichen Plätze ausführlicher behandelt sind.
(Die eingeklammerten Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflage.)
-OHC-
A.
Adamsdorf V, 459-
Admannshagen III, 724-
Ahrensberg V, 586—589. 597.
Althagen I, 380. (389).
Althof III, 682—692.
Altkaien s. Kaien.
Ankershagen V, 290 — 303.
Badegow III. 384.
Badendiek IV, 267.
Badow IIL 73—74-
Baebelin IIL 465—467.
Bakendorf III, 13— H-
Balow III, 213—215.
Bandekow III, 122.
Bandow lY, 182.
Bantin III, 153-
Banzin III, 93-
Banzkow II, 666—668.
Barkow IV, 612—614.
Barnekow II, 336-
Barnln III, 331—332. 382.
Bartelstorf I, 341- (347)-
Basedow V, 119— 135. 225.
Basepohl V, 226.
Basse I, 492—502. (509—519). 514- (532).
Bauhof, Neu- b. Stavenhagen V, 226.
Baumgarten IV, 119— 121.
Behren-LUbchln I, 503—506. (520-524). 514.
(532).
Beidendorf II, 295—301.
Belitz I, 473—479. (489—496).
Bellin IV, 320—326. 417.
Below IV, 408—411.
Bennln III, 136—137.
Benthen IV, 543—546.
Bentwisch I, 320—324. (324—329).
Benzin b. Rehna II, 520.
Benzin b. Lubz IV, 539— 54i-
Berendshagen IV, 112— 114.
Bergrade IV, 475—477-
Bernitt IV, 108— 112.
Besitz III, 155.
Biendorf m, 533—536.
Blestow I, 303-307- (306—310).
Bibow in, 472—474. 478.
Blankenhagen I, 371—374. (380—384).
Blengow III, 722.
Blievenstorf III, 300—301.
Bliicher III 140 — 142.
Blücherhof V, 462.
Bobzin IV, 632.
Boddin L 510—513. (528—531).
Book V, 353—355
Boitin IV, 129—132. 184.
Boizenburg III, 1 11— 122. 154.
Bölkow IV, 415-
Bollbriicke III, 724-
Bolz IV, 186.
Borg I, 381. (390).
Borgfeld V, 185—187. 227.
Borkow IV, 174—176. 186.
Börzow II, 409 — 412. 420.
Bössow II, 351—356.
Brahlstorf III, 155.
Braunsberg IV, 416.
Bredenfelde V, 219 — 220.
Breesen V, 260—263.
Brenz III, 297—300. 315.
Briggow V, 220—222.
Bristow V, 71—79.
Broda III, 312.
Broook IV, 541—542.
Brudersdorf I, 568— 573- (588— 593)- 586.(608).
Brüel III, 386—395- 478.
Brunow III, 215—217. 314.
Brunshaupten III, 530—533- 723.
Brunstorf I. 398. (408).
Brütz IV, 400—404.
Brütz, Gross- II, 505—509-
6i8
ORTS -REGISTER.
Brütz, Ltnoen- II, 658—659. 685.
Brüsewitz 11, 687.
Buohholz b. Gftdebusch II, 520.
Buohholz b. Brüel III, 430—432.
Buohholz b. Schwaan IV, 26—27.
Buohholz b. Röbel V, 566—568.
Bukow, Alt- III, 488—490. 721.
Bukow, Nou- III, 480—488. 721.
BQlOW b. Rehna II, 519.
BOlOW b. Crivit« in, 363—366.
BOloW b. Malchin V, 66—70. 224.
Burg, Hohe lY, 185.
Burow IV, 560—561.
Blltow V. 537—538.
BQtzow IV, 41—74. 183.
C.
Ctmho n, 657.
Cammin b. Laage I, 446—454. (461— 469). (497).
Ctmin b. Wittenburg III, 94—96. 153.
Chemnitz V, 265—268.
Christianenhof (b. Tessin) I, 438. (453).
Clauodorf V, 227.
Conow III, 167-7-171.
Consrade II, 664—665. 686.
Cramon II, 645—648 V, 462.
Crivitz III, 3*7— 331. 382.
D.
Dabei IV, 172—174. 185. 186.
Dahmen V, 138—139. 226.
Dambeok b. Schwerin II, 641 — 645.
Dambeok b. Balow III, 210—213. 3U-
Dambeck b. Wredenhagen V, 527 — 534. 596.
DamerOW b. Goldberg IV, 419.
Damerow b. Domsuhl IV, 470—471. 633.
Damerow V, 462.
Damm b. Dargun I, 585. (606).
Damm b. Parchim IV, 491 — 494.
Dammerstorf I, 398. (408).
Dammwolde IV, 626—629.
Damshagen II, 357—361.
Dänschenburg I, 374—376. (384—386).
DargeiOtz IV, 488—490.
Dargun I, 516—563. (534—582). 585. (606).
Darss IV, 571—572.
Dassow n, 392—401. 420,
Domen III, 344—347-
Demzin V, 225.
Demzin, Hohen- V, 79—81.
Deperstorf I, (497)*
Dersenow III, 143.
Devon V, 364—365.
Diedriohshagen II, 412—416.
Diemitz V, 585—586.
Dierhagen I, (372-373)- 379— 380-
Dierkow I, 341. (347).
Döbbereen III, 69—73.
Dobbertin IV, 349—371. 418.
Dobbin IV, 338—341. 417. 418.
Doberan in. 551—681. 724.
DSmitz in, 156—167. .
DomsOhl IV, 473—475. 630.
Dratow, Gross- V, 362—363. 461.
Dratow, Klein- V, 461.
Drefahl III, 218.
DreilQtzow III, 79—81.
Dreveskirohen III, 491—496. 723.
Drflsewitz I, 438. (453)-
Dttdinghausen I. 480. (497).
Dümmer III, 153.
Dummerstorf I, 341. (347).
Dflssin III, 155.
Dütsohow III, 305—306.
E.
Eiohsen, Gross- IL 493—502.
Eiohsen, Mühlen- II, 503—504.
Eiokelberg IV, 148—153. 185.
Eickhof IV, 185. 186.
Eldena ni, 192—200.
Eldenburg V, 460.
Elmenhorst 11, 375-379-
F.
Fahrenhaupt I, 398. (408).
Fahrenholz b. Schwaan IV, 182.
Fahrenholz b. Ivenack V, 226.
Farpen, Neu- II, 334.
Faulenrost V, 136.
Feldhusen II, 420.
Federow V, 346—350-
Finken V, 538—540.
Finkenthal I, 583—584. (603—605). 585. (606).
Flessenow II, 685.
Flotow, Gross- V, 287—288. 458.
Franzenberg I, 598. (619).
Frauenmark IV, 477—482.
Freidorf V, 458.
Fresendorf I, 34 >- (347)-
Friedrichsdorf III, 723.
Friedrichshagen II, 416—419.
Friedrichshöhe I, 341- (347).
Friedrichsruh III, 383.
G.
Gaarz, Alt- b. Neubukow III, 507—513. 722.
Gaarz, Alt- b. VoUrathsruhe V, 462.
Gaarz, Neu- b. Neubukow III, 721.
Gädebehn b. Crivitz III, 385.
Gädebehn b. Stavenhagen V, 457-
GaegelOW b. Wismar II, 337.
GaegelOW b. Stemberg IV, 167 — 172. 186.
Gadebusch II, 456—487.
Gallin III, 135—136.
Gagzow II, 334-
Gallentin II, 685.
Gamehl II, 335-
Gammelin III, 9—13- 152.
Ganzlin IV, 618—620. 633.
Garwitz IV, 465—469.
Gehlsdorf I, 341- (347)-
Gehmkendorf I, 598. (619).
Gerdshagen in, 723.
Gersdorf III, 724-
Gessin V, 137.
Gielow V, 148—152.
ORTS -REGISTER.
619
Gievitz, Gross- V, 365—37«.
Gisohow IV, 558—559-
Glaisin IIL 3i5-
Glashagsn III, 724.
Gnemern IV, 185.
Gnevsdorf IV, 615—617.
Gnoien I, 482—492. (499—509)- 5 »4- (532).
Godems, Gross- III, 309—310.
Goethen III, 383-
Golchen b. BrUel III, 478.
Goldbsok II, 4x9-
Goldberg IV, 342—349- 4 »8.
Goldebee II, 251—254.
Goldenbow (A. Wittenburg) III, 154.
GoldenbOW (A. Crivitz) III, 384.
Goldenitz III, 155.
GSIdenitz IV, 19—20.
Goldenstädt IL 670—671.
Gorlosen III, 201—204. 314.
Gorltz I, 481. (498).
GSrnow, Gross- IV, 185. 186.
Görnow, Klein- IV, 185.
Gorschendorf V, m— 114. 225.
GSrslow II, 660—661. 685.
GottmannsfSrde II, 687.
Grabow in, 176— 191. 313.
GrabOW b. Wredenhagen V, 545 — 546.
Grambow II, 451—455-
Gramnltz III, 152.
Granzln b. Hagenow III, 132—133. 152.
Granzin b. Boizenburg III, 155.
Granzln b. Lübz IV, 549—551.
Grebbin IV, 484—486. 630.
Grenz, Gross- IV, 24—26.
Grosse III, 125—128.
Gressow II, 302—311.
Greven b. Boizenburg III, 134 — 135.
Greven b. Lubz IV, 556—558.
Grevesmühlen II, 339—351-
Griinenhagen IV, 186.
Grünenhof III, 152.
Griissow V, 432—436. 462.
Grubenhagen V, 53—63- 224.
GOlze III, 123—124.
Güstow II, 520.
Güstrow IV, 187—265. 413.
Gutendorf, Alt- I, 398. (408).
Gutendorf, Neu- I, 398. (408).
Haeven III, 478.
Hagenow HI, 1—6.
Hallalit V, 224.
Hanstorf III, 717—721.
Heiligenhagen III, 543—546. 723.
Helle, Gross- V, 254.
Helle, Klein- V, 277—279.
Helm III, 153.
Hermannshagen IV, 183.
Herzfeld in, 306—308. 315.
Herzberg IV, 411— 413.
Hinzenhagen IV, 417.
Hohenfelde III, 724.
Hohenkirchen II, 312—318.
Holdorf II, 520.
Hotzendorf b. BrUel III, 421—424.
Holzendorf b. Sternberg IV, 186.
Hornstorf II, 235—240.
Horst IV, 183.
Hundehagen III, 723*
Huntforf II, 685.
Huntforf, Gross- II, 520.
Hundorf, Klein- II, 520.
I. j.
Jabet b. Dömitz III, 171—175.
Jabel b. Malchow V, 422 — 424. 462.
Jamal II, 422.
Jassewitz, Alt- II, 336.
Jesar, Kiroh- ni, 18—19.
Jesendorf III, 474—477-
llow II, 334.
Jördensdorf V, 35— 4i-
Jörnstorf in, 722.
Jürgenshagen IV, 106—107.
JUrgenstorf V, 164—168.
Ivenack V, 169—184.
Ivendorf in, 724.
Kägsdorf III, 723
Kaien, Alt- I, 577—583. (597—603). 585. (606).
S. Neu-Kalen.
Kalkhorst n, 379—392.
Kalübbe V. 457-
Kambs b. Schwaan IV, 26 — 24.
Kambs b. Röbel V, 541—545.
Kämmerich I, 585. (606).
Karbow IV, 569—570.
Karcheez (Kirch-Geez) IV, 279—281.
Karchow V, 534—536.
Kargow V, 350—351.
Karin, Alt- III, 536-539-
Karow IV, 599—603. 633.
Karrenzin III, 308—309.
Karstadt III, 191— 192.
Kastahn II, 421.
Katelbogen IV, 183.
Kastorf V, 198—200. 226.
Kavelstorf IV, 28—34.
Kelle, Gross- V, 596.
Kessin I, 291—298. (294—301). 342. (347).
Kieth V, 424—427.
Kleve V, 547— 55o-
Kirchdorf auf Poel II, 222—234.
Kittendorf V, 203—209. 227.
Klaber V, 48—51.
Kläden IV, 418.
Kladow ni, 339—342.
Kladrum III, 357—360.
Klingendorf IV, 182.
Klink V, 389—390. 460.
Klinken III, 374—379- 383-
Klopzow V, 597-
Kluess rv, 414*
Kluss III, 219—220.
Klütz II, 361-374-
Kneese I, 400. (410).
Kobrow IV, 185.
620
ORTS-REGISTER.
KSohelttorf n, 336.
Kiroh-Kojel lY, 38S— 39i
Kolbew m, 313.
K5lpiii-8M V, 463.
KSIzin m, 153-
K5|Z0W I. 394—397 (404—407) 39». (408).
KS^ohow IIL 81—84. 153-
Kossebtde IV, 487—488.
Krttk in, 20—25.
Kraate V, 3*4— 3*5-
Krakow IV, 3>4— 319. 416.
KrMisf»nlon IL 686.
Kraien IV, 565—567- 632.
Kritzkow b. Laage I, 457—460. (472—475).
480. (497).
Kritzow b. Crivitz m, 385.
Kronakamp I, 480. (497).
KrSpalin ill, 514— 533- 723.
Krakow V, 257 ff.
Krflmmol V, 568—570.
Kraoonhagon n, 334.
Kucholmiaa IV, 417-
Kuokadorf I, 399* (409)-
KOhlonatein II, 419-
Kuhlrade I, 365—367. (373—376).
Kuha IV, 414-
Kuppentin IV, 603—610. 633.
L.
Laago I, 439—445- (454—460). 480. (497).
Laaae ni, 470—472.
Laaach, Groaa- III, 270—272. 314.
Labentz, Groaa- III, 47^-
Lambreohtahagen III, 706—709.
Langbagen V, 51—53-
Lanken IV, 552—555-
Lankow II, 687.
Lanaen V, 375-377-
Lantow, Klein- I, 479- (497)-
Lapitz V, 250—251. 457.
Urz V, 580—585. 597.
Laachendorf V, 462.
Leezen U, 685.
Leiaten IV, 633.
Lefzen V, 523—526.
Letaohow IV, 182.
Leuaaow in, 272—275. 315.
Levenatorf V, 461.
Levitzow V, 32—34- 224.
Lexow V, 414—415. 463.
Liohtenhagen ni, 698—706.
LIepen b. Tessin I, 435. (451).
Liepen b. Malchin V, 322—323. 459.
Liepen b. Penzlin V, 462.
Leikendorf I, 597- (6x9)-
Levln I, 564—568. (583—587)-
Lohmen IV, 382—387. 4x9.
Loiz IV, 186
Loppin V, 462.
Lübberatorf m, 479.
LQbkow V, 249—250
LUblow III, 295—296,
Lflbew II, 265—275.
LObaee b. Rehna II, 447—451.
LQbaee b. Krakow IV, 331—334.
LQbatorf n. 685.
LObtheen III, 145-147- iS5-
LUbz rv, 512—538. 631.
LUderahagen IV, 327—331- 417-
Lvdorf V, 512—520. 596.
Lvdwigaluat in, 229—269. 314.
Lukow, Hohen- IV, 103—105. 183.
LukOW, Groaa- b. Penzlin V, 283—285.
LuckOW, Klein- b. Vollrathsruhe V, 224.
Lupendorf V, 225.
Luplow V, 288—290.
Lüaewitz, Groaa- I, 437- (453)
Lüaaow iV, 286—291. 414.
Lütgendorf V, 429—432.
Lutheran IV, 538—539-
LUttenmark III, 128—129.
M.
Malohin V, 84— iii. 225.
Malchow V, 391-414.
Mailin V, 258—260. 457.
Malow IV, 630.
Manderow II, 337*
Marin V, 285—287.
Markow, Grosa- I, 597- (618—619).
Marlow I, 388—394. (398—404)-
Marnitz IV, 502—506. 631.
Maraow III, 90—93-
Martenadorf II, 336.
Maaaow V, 540—541.
Matzlow rv, 494—496.
Mechelatorf III, 722.
Mecklenburg II, 276—286. 336.
Meetzen II, 488.
Meieratorf IV, 506—507.
Melkof III, 151.
Melz V, 563-565.
Menkendorf III, 312.
Meachendorf III, 723-
Meatlin IV, 371—376. 419.
Metein II, 685.
Metein, Alt- II, 638-640.
Methling, Groaa- I, 574—577. (593—597)- 5^6
(607).
Methling, Klein- I, 586. (608).
Minzow V, 526—527.
Mirow II, 668—669.
MIatorf IV, 17-18.
Miatorf, Hohen- V, 24—29.
Moiaall IV, 114— 116.
MSIIenbeck III, 221—224. 313.
MSIIenhagen V, 303—304.
Mollenatorf V, 3<5— 3i7- 458.
MSIIin II, 520.
Mölln V, 270—276. 457.
Moltenow IV, 183.
Moltzow V, 224. 461.
Muohow III, 225—226. 313.
Mueaa II, 685.
Mulaow UI, 496—498.
Mummendorf II, 402—405.
Müeaelmow III, 424-427-
ORTS -REGISTER.
621
N.
Nätebow V, 520—522.
Neese III, 204—207.
Nesow II, 519.
Netzebtnd V, 593 --595- 597-
Neuburg II, 241—250. 334.
Neuenkirohen b. Wittenburg III, 65—68.
Neukirchen b. Schwaan IV, 96—103. 183.
Neuhof III, 68-69.
Neukaien I, 587—593. (610—615). 598. (619).
Neukloster (Sonnenkamp) III, 445 — 464. 479.
Neustadt III, 276—295.
Niehagen I, 3^0. (389).
Niehusen I, 380. (389).
Nieköhr, Gross- I, 515. (533)-
NiekShr, Neu- I, 515- (533)-
Niendorf III, 144-
Niendorf, Gross- III, 354—356.
Niendorf, Klein- IV, 562.
Nossentin V, 420 — 421. 461.
Nostorf III, 131— 132.
O.
Oettelin IV, 133— * 34-
P.
Paarsch IV, 465.
PampOW b. Schwerin II, 677—678. 686.
PampOW (A.-(;. Teterow) V, 224.
Pankow, Gross- IV, 562—564.
Parchim IV, 420—464. 629.
Parkentin IIL 710—717.
Parkow IV, 183.
Parum b. Wittenburg III, 77—78.
Parum b. Gastro w IV, 282—286.
Passee III, 498—499.
Passentin V, 280—283. 457.
Passin IV, 77-78.
Passow IV, 548.
Peckatel b. Crivitz II, 665 - 666. 686.
Peckatel b. Penzlin V, 318—321. 459.
Penzin III, 395—397.
Penzlin V, 228-249. 455.
Perün III, 74—76. 153.
Petschow I, 418—424. (43"— 439). 437- (452).
Picher IIL 27—31.
Pieverstorf V, 457.
PinnOW b. Crivitz III, 332—337.
PinnOW (bei Penzlin) V, 263—264.
Pisede V, 225.
Plaaz IV, 414.
Plasten, Klein- V, 361. 461.
Plüsohower Mühle II, 422.
Plate II, 661—663. 686.
Plau IV, 574—599- 632.
Plauerhagen IV, 610— 611.
Pokrent II, 510—512.
Polchow I, 468—472. (483—488).
Poltnitz, Adelig III, 316.
Poltnitz, Fürstlich III, 316.
Poppentin V, 441—442.
Porep IV, 509—511.
Poserin, Gross- IV, 392—395.
Pravtshagen, Gross- U, 421.
Preensberg II, 336.
Prestii ni, 348—354.
Pribbenow V, 168—169.
Priborn b. Röbel V, 574—576.
Priborn, Wendisch- IV, 623—626.
Prisannewitz IV, 182.
Pritz, Hohen- IV, 176—178. 186.
Pritzier III, 148—150. 155.
Prokent, Alt- II, 520.
Proseken II, 319— 33Q- 336.
Prüzen IV, 281—282.
Puohow V, 252—253. 457.
Q.
Qualitz IV, 117-
Quetzin IV, 633.
119.
R.
Radelübbe lU, 152. i
Raden, Gross- IV, 156—159, 186.
Radepohl III, 384.
Raduhn III, 380—382. 384.
Rakow III, 722.
Rambow V, 377—380.
Rankendorf II, 419-
Rechlin V, 578—580.
Recknitz IV, 292—298.
Reddershof I, 433- (448).
Redefln III, 31—35.
Redentin II, 334.
Rederank III, 723.
Reez IV, 34-35- 182.
Rehna II, 423 — 446. 519.
Rehse, Alt- V, 255—257.
Reinshagen IV, 298—304. 414.
Reinstorf IV, 183.
Remplin V, 114— 116.
Rensdorf IIL 124—125.
Retgendorf II, 649—652. 685.
Rethwisch III, 692—697. 724.
Retschow III, 546—550. 723.
Retzow IV, 620—622. 633. V, 597.
Reutershof V, 226.
Ribnitz I, 343—363. (348-371). 380. (389).
Ridsenow, Gross- I, 472—473. (489). 481
(498).
Rittermannshagen V, 145—147.
Ritzerow V, 162—163.
RSbel V, 464—511. 596.
RSckwitz V, 187— 191.
Roggendorf II, 517—519.
Roggenstorf II, 405—409. 420.
Roggow III, 722.
Rom IV, 490—491.
Rosenberg II, 687.
Rosenow V, 200 — 202.
Rosin, Kirch- IV, 270—271.
Rossewitz I, 465—468. (480—483).
Rossow V, 589 ff. 597.
Rostock I, 1—280. (1—283).
Rothenmoor V, 226.
Rövershagen I, 3^5— 3 » 9- (3 »9— 324).
Ruohow IV, 163—167. 185. 186.
622
ORTS -REGISTER.
Ruest IV, 376—378-
RUhn IV. 78—96.
Rumpshagen V, 304—306.
Russow III, 503—506. 723-
RHthenbeokllll, 369-372- 382.
Ruthenbeok, NeH- III, 382.
Sagel V, 226.
Stütz, Gross- II, 5«3— 5^6.
Stmmit, Alt- IV, 319—320. 416.
Sanitz I, 425—432. (440—447)-
Strmstorf IV, 291—292. 414.
SatOW b. Schwaan III, 540—542. 723-
SatOW b. Flau V, 442—444.
Sohaliss IIL i53-
Soharstorf IV, 182.
Sohlemmin IV, 183.
SohliolTenberQ IV, 304—307.
Sohlieven IV, 629.
Schlitz, Burg V, 82.
Sohlön V, 356—361.
Sohlutow I, 585- (606).
Sohttnau, Alt- V, 371—375-
Sotiönberg V, 595—596.
Schorrentin I, 594—596. (615—618).
Schwarz V, 584—585-
Sohorssow V, 63—66.
Sohulenberg I, 398. (408).
Schwaan IV, i— 15. 181.
Schwandt V, 279—280.
Schwerin II, 521—630. 684.
Schwerin, Alt- V, 417—419- 461.
Schwinkendorf V, 140—144. 225.
Selpin I, 438. (453)-
Sembzin V, 463.
Serrahn IV, 334-337- 417.
Stverin IV, 482—484. 629.
Siemen, Gross- III, 724-
Sietow V, 437—440. 463.
Siggelkow IV, 501—502. 630.
Slate IV, 497—500. 630.
Sommerstorf V, 387—389. 460.
8«pnenkamp (Neukloster) III, 445—464.
Solihienhor V, 461.
Speck V, 351—352.
Spornitz ni, 302—305- 3»5-
Spren,z Hohen- IV, 35—40.
Stäbelow l, 298—302. (302—306).
Stassow I (453)-
Stavenhagen V, 153—162. 226.
StelTenshagen III, 523—530 723-
Steinbeck II, 520.
Steinhagen IV, 184.
Steinfeld, Raben- III, 385
Sternberg IV, 134—148. 185. 186.
Sternkrug (zu Meierstorf) II, 422.
Stieten, Neu- II, 336.
Stolpe III, 301—302.
Stormstorf I, 434- (45o)-
Stralendorf II, 679—681. 686.
Strameuss III. 479-
Stubbendorf I, (410). 586. (607).
Stuck, Kirch- II, 631—635.
Stuer V, 445-454- 463-
StUlow III, 724.
SuckOW b. Güstrow IV, 266 — 267. 414.
SuckOW b. Parchim IV, 507—509.
Suckow b. Malchow V, 463.
SukOW b. Crivitz III, 338—339-
Sülstorf II, 672—677.
Sttite II, 671—672.
Sultan b. Brüel III, 419—421.
SOIten b. Stavenhagen V, 210— 211.
Sülze I, 382—386. (391-398).
T.
Tamow b. Batzow IV, 124 — 128. 183. 184.
Tamow b. Stavenhagen V, 222—223.
Tarzow UI, 479.
Taschow IV, 182.
Tatow II, 335-
Techentin IV, 405—407.
Tempzin III, 397-4*8.
Tessenow IV, 630.
Tessin I, 401—405. (411— 416).
Tessin b. BrUei III, 478.
Tessin, Gross- b. Warin III, 467 — 469.
Tessin, Gross- und Klein- IV, 416.
Teterow V, 1—23. 224.
Teutendorf I, 434- (450).
Teutenwinkel I, 325— 34« • (329— 346). 342.(347.
Thelkow I, 410—414. (421—426}. 435. (450.
Thulendorf I, 307—310. (311— 314).
Thürkow V, 29—31.
Toddin III, 7—9- 152.
Tramm III, 372-374- 383-
Trebbow, Gross- II, 636—637.
Trechow, Langen-, Kapelle IV, 75—77. '84.
Tressow II, 336.
Triwalk II, 336.
U.
Uelitz III, 26—28.
Ulrichshusen V, 380—383.
Upahl b. GrevesmUhlen II, 421.
Upahl, Gross- IV, 276—278. 416.
V.
Valluhn III, 109— 1 10. 153.
Varchentin V, 211— 216. 227.
Varchow V, 216—219.
Vellahn IIL 84—90.
Viechein, Hohen- II, 287—295. 336.
Vielen, Gross- V, 306—310.
Vielitz V, 383—387. 460.
Vietlübbe b. Gadebusch II, 489—493-
Vietlübbe b. Lübz IV, 572—573- 632.
Vilz I. 405—410. (416— 421). 432. (447) 433-
(448).
Vimfow IV, 419
Vipperow V, 570—573. 597-
Vitense II, 519-
Vogelsang I, 433- (448)
Vogtshagen I, 342. (347)
Vollrathsruhe V, 224.
Volkenshagen I, 3« 0—314 (314— 3 «9)
Vorbeck III, 342—344- 385
ORTS -REGISTER.
623
w.
Walkendorf I, 415—418. (426—430). 436. (451).
Walow V, 436—437-
Wtmokow IV, 178— 181.
Walsmühlen III, 153-
Wangelin IV, 633.
Wangelin V, 427—429.
Waren V, 326—345. 459-
Warin III, 432-444- 478.
Warin, Klein- UI, 47^.
Warnemilnde 1, 281—290. (284—294).
Warnkenhagen b. Bützow IV, 183.
Warnkenhagen b. Teterow V, 41—44-
Warliti III, 35—37. 152.
Warnow IV, 123—124.
Warsow III, 14—17-
Wasdow I, 507—510. (524—528). 515. (533).
Wattmannshagen IV, 307-313-
Weberin III, 335-
Weiein IV, 546—547-
Weitendorf b. Tessin 1, 455—457. (47c— 472).
Weitendorf b. Laage I, 460—464. (475—480).
Weitendorf b. Wismar II, 331—332.
Wendorf III, 384.
Wendorf, Neu- I, 438- (453)-
Werte b. Grabow III, 207—210.
Werie, Burg, b. Schwaan IV, 181.
Wessin III, 360—362
Weetenbrügge III, 499—503-
Weethof ifl, 723-
Wieohmannsdorf III, 723.
Wiek IV, 181. 182.
Wiendorf IV, 15—16.
Wildkuhl V, 596.
Wilson b. Lübz IV, 568. 632.
Wilson u. Wilser Hütte b. Krakow IV, 417-
Wismar II, i— 221. 333.
Wittenburg III, 38—64.
Wittenförden II, 682—683. 686.
Witzin IV, I59-I63. 185.
Wttbbelin in, 296—297-
Woggersin V, 268—270.
Wokern, Gross- V, 45—48.
Wokront IV, 183.
Wolde V, 193—198. 226.
Woldzegarten V, 463-
Wolkow I, 588. (6o9>
Woltersdorf, Gross- II, 337-
Woosten IV, 396—400.
Woserin IV, 378—381. 418.
Wotenitz II, 420.
Wredenhagen V, 551—560.
Wrodow V, 253—254.
Wulfsahl III, 311— 312. 316.
Wulfshagen I, 367—370. (376—380).
Wustrow I, 376—378. (386—389). 380. (389).
Z.
Zähren V, 310—315.
Zahrensdorf III, 137—140.
Zapel ni, 367—369. 382.
Zarohin IV, 633.
Zarnekow I, 588. (609).
Zarnewanz I, 433- (449).
Zarrentin III, 97—109.
Zasohendorf III, 427—430.
Zeez IV, 182.
Zehna IV, 272—275.
Zepelin IV, 74—75-
Zepkow V, 560—561.
Zernin IV, 121—123.
Zickhusen II, 640— 641. 685.
Ziegendorf III, 220—221.
Zielow V, 576—578.
Zierzow III, 226 — 228.
Ziesliibbe IV, 471—473.
Zislow V. 444—445. 463.
Zittow II, 652—656.
Zwiedorf V, 191— 193.
Zölow II, 686.
Zülow IV, 186.
ZQsow III, 479-
Zurow II, 255—264.
Zweedorf (A. Boizcnburg) III, 129—131. 155.
Zweedorf (A. Neubukow) III, 722.
Veii^zeichniss
derjenigen Familien und Einzelpersonen, welche mit Denkmälern
verschiedener Art, sowie mit Stiftungen und Schenkungen von
Kunstgegenständen vertreten sind.
(Die eingeklammerten Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflage.)
A.
Abbe III, 142.
AbiSrnsson III, 247.
Acidtlius IV, 45S.
Adam II, 102.
Adeler V, 19-
Adrum v. I, 553 (572). V, 43-
Aepinue IV, 404-
Agrioola III, 341.
Ahlefeld v. II, 355. 369.
Ahrens (Arendt, Arens, Arns) I (373). 380. III,
147. 347. V, 561.
Alblnus I, 290 (293).
Alen V. I, 208 (209).
Algrim V, 321.
Alheydie I, 213 (214).
Alkenius IV, 297.
Allem L 366 (375).
*Altrock V. I, 53 (52)-
Andreae III, 105. V, 323.
Anthony I, 576 (596). 580 (601). 584 (605).
Aquariue III, 460.
Arendt (Arens, Arns) s. Ahrens.
ArenetorlT v. V, 202. 315. 413. 570.
Arnim v. V, 77. 78. 122. 310. 361. 431.
Arnswaldt v. ni, 432.
Aechereleben v. V, 268.
Attendorn v. I, 543 (563)-
Atzmann V, 285.
Augustin III, 381.
Ave U, 419.
Averberg v. III, 497- 539- 725.
Axekow V. ni, 672—674.
B.
Bachauw I, 454 (469).
Bäoker V, 279.
Baomeister I, (58) 603.
Bade n, 671. IV, 570.
BademSller V, 52.
Badinck IV, 244.
Bahlmann (Balemann) IV, 15. 331. 610. V,
»97- 432.
Bahrenfleth V, 424.
Balk V. II, 317.
Balruss I, 378 (389).
Bambam IV, 246. V, 43.
Banzkow II, 55.
Bapsien IV, 269.
Bärcholtz IV, 395.
Bardenfleth L 552 (571).
Bardmann V, 288.
Barenbruge (Barenbrughe, Barenbrtigge) I, 221
(222).
Barg II, 644. V, 349. 363.
Barken v. III, 341.
Barkentin (Berkentin) s. Parkentin.
Barnekow v. I, 201 (202). 210(211). IV, 14. 89.
Barner V. (Berner) I (58). 604. II, 366. 373.
656. III, 76. .359. 364. 366. 430. 476.
477. 542- 721. IV, 157. 222. V, 39- 596-
Barnewitz v. I, 453(468). 456 (471). 111,476-
IV, 528. 529. 622. V, 580.
Barold v. I, 459 (474). IV, 339. 340. 341.
Barsse v. II, 298. 299. 442. 492.
BarSOW (s. Passow).
Bart I (58).
Bartels v. II, 252.
Bärttling I (58) 604.
Bärtram III, 495.
Bassewitz v. I, 88 (90). 194 (195). 297 (300).
354 (360). 355 (361). 417 (430), 453 (468).
456 (470- 471(486). 477 (494). 494 (513) bis
497 (515)- 499 (517). SOI (517). n, 259.
271. 273. 355- 441. 5"- III, 76. 473- 476-
IV, 104. 105. 288. 368. 370. 371. V, 79. 81.
Bastian I, 563 (582).
Bauer III, 212. 213. 214.
Baumann (Buwmann) II, 97. 355. V, 258.
Baumgarten I, 217 (218).
Bavendererden III, 216.
Beckendorf v. III, 431.
t^ERSOKEN- REGISTER.
625
Becker I, 30- U9 (^SO- 262 (264). 553 (572).
II, 516. m, 59. 330- IV, 551-
Beckmann II, 628.
Beerling s. Behrling.
Beermann s. Behrmann.
Beeee (Bese) I, 302 (305). IV, 27.
Behm V, 290. 557.
Behn (Behen) I, 376 (386). IV, 620.
Behnke (Behncke, Beneke) II, 644. 656. III,
137. V, 102.
Behr V. (Behr-Negendank) I, 354 (360). 409
(420). 429 (444). 471 (488). 498 (515). 499
(516). 502 (518). 505 (523). 513 (530- 552
(571). II, 285. 318. 327. 332. 453- 50«-
515. 661. III, 474. 476. 477. 659. 701.
720. IV, 296. 325. 362. 369. 370. 371. 386.
545. 546. 548. V, 290. 315. 360.
Behrbom I, 405- 416-
Behrend IV, 616.
Behrens (Berens, Bärens, Bärends) I, 116(119).
123 (125). 370 (379). 405 (416). III, 226.
360. 503. 542. 706. 716. IV, 391. V,
361.
Behrling (Beerling) III, 170.
Behrmann I, 3^9 (37^)- II> 5^7-
Bei er s. Beyer.
Belioo de IV, 71.
Below V. II, 598. 644. IV, 275. 325. 380.
609. V, IS- 365.
Bennit IV, 386.
Benthien I, 306 (309)-
Berg (Bcrch) I, 306(309). IV, 568. V, 375- 49o-
Berg v. I, 53(52). 313(317)-
Berge v. dem V, 60.
Bergen zum I, 96 (97)-
Bergk v. L 46(48).
Berken v. V, 522.
Berkholtz (Berckholz, Bergholz) v. II, 131.
Berndes III, 120.
Berner III, 28.
Bernewin I, 218 (219).
Bernhard III, 669.
Bernetorir v. II, 386. 387. 410. 411. 453. 455.
504. III, 80. IV, 92. 93. 100. loi. 481.
V, 440. 585-
Bertekow v. I, 547 (566).
Berteke (Bertha) III, 105.
Berthold IV, «22.
Beselin I (58). 97 (98). 118(121). 603.
Beete III, 512.
Beust I, 58 (56).
BeutvQr II, 666.
Beverneet v. I, 428 (443). 429 (445). IV,
529.
Beyer (Beier) I, 306 (309). V, 584.
Beytin (Beytien) IV, 159.
BIbow V. I, 463 (479). 506 (523 524). III, 502.
503. 510. 511. 512. 535. 539. 672. IV, 102.
113. 146. V, 317.
BIdermoller V, 102.
Biel V. II, 326. 332. 388.
Bielke v. IV, 494-
Bierstedt III, 379-
Bilderbeck v. III, 332.
Billerbeck I, 541 (560).
Bime (Bimsse) I, 290(293). II, 412. III, 469.
Birkenetädt IV, 550.
BIrnith III, 715-
Bischofehausen v. II, 504.
BlalTert II, 385-
Blanchert I, 477 (494)-
Blanck (Blank) I, 354 (360). 377 (388). 424 (439).
444(459). II. 327. IV, 555.
Blankenburg I, 505 (523).
Bleoker II, 97*
BlilTernicht I, 64 (65). 98 (99).
Block I, 214(215).
Biomo V. IV, 39.
Blücher v. I, 269(271). .II, 273. III, 476.
IV, 362. 369. 371. 609. V, 28. 29. 39. 40.
41. 113. 166. 167. 202. 208. 278. 360. 431.
437. 442. 536. 539. 550- 565.
Book II, 286. III, 76. 342.
Book m, 347.
Bockholdt I, 370 (379). 453 (468). III, 666.
BSokler (Böcler) I, 373 (383). 429 (445). IV,
172.
BSokmann v. I, 431 (446).
Bookwoldt V. s. Buchwald.
BSddeker II, 48. 75. 105. III, 437. IV, 72.
Boddin v. I, 53 (52). III, 539- V, 167. 361.
Bodeyn III, 228.
B8hl V. II, 648.
Bohneaok II, 165.
Boie IV, 244.
BSkholdt II, 102.
Bolbuck IV, 436.
Boldewin II, 479-
Boldt I, 297 (301). n, 239.
Bttlokow V, 211.
Bole I, 318(322). II, 240.
Bolkebar II, 216.
BollbrOgge III, 19 t. IV, 562.
Bolte in, 203. V, 163.
Bolten II, 630. V, 163. 568.
Boltzendahl IV, 334-
Bonhorst III, 285.
Bömer I, 387 (397)-
Boochmann V, 223.
Borch II, 412.
Bording I, 124(126).
Borger III, 271.
Borgert IV, 469.
Borghes (Borges) I, 219 (220).
Borke v. I, 208 (209).
Bormetten IV, 92.
Bornemann III, 472.
Bornfeldt v. II, 252. III, 206.
Bornstedt v. III, 228.
Bosselmann II, 361.
Both V. I, 356 (362). 445 (460). II, 366. III,
6. 223. 476. IV, 291. 481. V, 411.
Bothmer v. II, 374.
Bötteker V, 550.
Botticher (Bötticher) I, 123 (125). III, 499.
Boyen v. III, 171.
Bracke II, 250. IV, 571.
BrallittS V, 491.
Brambugus III, 332.
Brand (Brandt) I, 138 (140). 168 (170). III,
381. TV, 118. 374. 375. 378. 391. 442.
496.
40
626
PERSONEN - REGISTER.
Brandenstein II, 299. V, 321.
Brandes I, 421 (437)-
Brauer III, 13- V, 363.
Braun III, 417-
BraSCh (Brasche) IV, 458. 564. 566. 568.
Breddin V, 218. 219.
Bredow v. IlL 271. V, 39.
Breide I, 552 (570. V, 103.
Breidenbach v. IV, 222.
Breitenstern v. I, 53 (52)-
Breithor II, 109.
Bremer IV, 561. V, 325.
Brenke III, 312.
Brenne IL 286.
Brenner IV, 376.
Breuil du I, 5^(56- 58). 603.
Brock V. II, 386.
Brockdorff v. II, 368. 575. V, 200.
Brocken v. IV, 105. 341.
Brockes II, 509*
Brockmann I, 323 (328). V, 363.
Broker I, 113 1"5)-
BrSmse v. II, 384- IV, 330.
Bronsart von Schellendorif IV, 326.
Bruche v. IV, 89.
Brüdigam I, 370 (379)-
Brügge II, 176.
BrUggmann v. V, 44.
Bruhsaber III, 498.
Brüjer TV, 244.
BrUmmer 1, 306 (309^)- Ih 52.
Brummerstädt V, 53.
Brun (BrUn) I, 370(379)- II1 45'. 573-
BrUning (Bruning) II, 284. 286. III, 204.
Brunswick I, 207 (208).
BrOsehaber v. IV, 166.
Brüseke II, 216.
Buch V. V, 290. 321. 589.
Buchholz I, 562(581). II, 239. IV, 481.
Buchlen I, 575 (596).
Buchow IL 249.
Buchs-Schwobach I, 212(213).
Buchwaid (Bockwoldt) V. II, 398. 400. TV, 27.
89. 158. 325. 326. 341. V, 50.
Bück TT, 361-
Buckmann V, 578.
Buggenhagen T, 552(570-
Budda IV, 104.
Biihring IT, 635. IV, 614.
Buk II, 479-
BukOW (Bucow) I, 221 (222).
Bulle (Bulle) T, 150 (15O. II, 442.
Biilow V. L 88 (91). 296 (300). 357 (362). 386
(396). 413 (425). 445 (460). 453 (468). 456
(471). 501(518). 552(570- 11,418.419.453-
455. 469. 478. 501. 502. 508. 515. 562. 563.
644. 648. 650. 651. ITT, 89. 90. 92. 123.
147. 341. 344. 426. 429. 431. 437- 459- 476.
487. 490. 502. 510. 545. 549. 550. 659 bis
662. IV, 27. 68. 116. 145. 157. 158. 171.
180. iSi. 282. 318. 325. 326. 334. 369. 370.
371. 380. 528. 529. 545. 609. V, 39. 50.
8i. 262. 317. 321. 378. 390. 413. 440. 451.
490.
Btriten L 370 f379)-
Bulsz V, 144.
Bung II, 379-
Burohard (Borchard) III, 381. V, 309.
Burder I, 462 (478).
Burenitts I, 40(39)-
Burgmann I, 59. 165(167).
BUrkhoiz v. V, 62.
Burmeister (Burmestcr) I, 430 (446). 11, 97.
154. 209. III, 19. 106. 123. 144. IV, 68.
V, 361. 519.
Burow IT, 97-
Burr IV, 567.
Burschaper I, 171 (172)-
Busacker III, 171-
Busch ITT, 708. IV, 246.
Busse (Buss) I, 310 (314). IV, 494.
Böter IV, 269.
Butz II, 379-
Butzer TV, 247.
BUtzow V. I, 194(195) 3»3(3i7)-
c.
Caiand s. Kaland.
Caiander s. Kalander.
CaiSOW s. Kalsow.
Camen I, 217 (218).
Camerarius T, 78 (80). 80 (82). 98 (99).
Campe v. III, n.
CamptZ V. s. Kamptz.
Capeiien v. V, 62.
Carei V, 169.
CarOW s. Karow.
Carstens s. Karstens.
CaSSUbiuS s. Kassubius.
Ceiichius TV, 385.
Cempe II, 560.
Chradeder (?) III, 142.
Christiani I, 62.
Ciandrian IT, 65.
Ciasen (Classen) I 349 (354). 444 (459). TT, 407.
TII, 67.
Clatt I, 387 (397).
CiaU8(Clausen, Claves) I, 378(389). IV, 174. 457.
Ciausenheim v. I, 477 (494^- III« 83. 84. 89.
Ciausing IV, 244. 347.
Cleveheu II, 647.
Clevena IV, 244.
Ciing (Clinge) I (58). 604. 370 (379).
Ciinthen (Clinthius) II, 109. 148. 156.
Coberow L 150(150-
Cohen IT, 630.
Colberg II, 148.
CSIIe fl, 488.
Collen s. Köllen.
Conradi IT, 328.
Cordeshagen TU, 328.
Cossebade v. s. Kosboth.
Cothmann (Kothmann) T, 43. IV, 222. 337-
V, 53.
Cramon v. I, 452 (468). III, 423. 424. IV,
157- 175- 380.
Crotogino IV, 223.
Crudoplus IL 148 153-
Cruger (Crüger) s. Krüger.
Crull s. KmlL
Curland I, 221 (222).
PERSONEN- REaiSTER.
627
D.
Dabeler III, 373-
DabelOW IV, 568. Vgl. Dobau.
Daberstein (Dabeistein) s. Daversten.
Dade I, 378 (389).
Dahse III, 415«
Dale II, 567-
Dalhelm III, 25.
Dalvitz IV, 296.
Damoke III, 147-
Danokwardt IV, 75-
Danek IV, 572.
Dänemark, Mitglieder des regierenden Hauses,
I, 234 (235). m, 645. IV, 62. 66.
Daniel III, 217.
Dankver (Danckwardt) II, 216.
Danneel (Derneil) I, 370 ff. (379 ff-)- IH' 59-
140. 251.
Dannenberg v. II, 453.
Dannenberg HI, 204.
Dargun n, 140. 214.
Darm IV, 567.
Dam IV, 571.
Darzow II, 442.
Dattenberg IV, 442.
Daversten I, 94 (96).
Dechow V. I, 372 (382). III, 476.
Decken v. der n, 509.
Dedewich I, 263 (26s).
Degingk v. in, 429.
Dehn v. III, 128. 142.
Dellen III, 25.
Demontrondt V, 200.
Densow IV, 25.
Derneil s. Danneel.
Desborch II, 349-
Dessin v. IV, 370. 607.
Detert I, 452 (467)-
Detlef (Dethloff, Detleff) I, 124(126). 149(151).
290(293). in, 533. IV, 159.
Detmer U, 519-
Dewerth in, 274.
Deutsch I, 89 (91).
Dieckman IV, 378.
Dien (Dine) in, 31- 228.
Diessenbruch I (373) 380.
Diestel n, 443- 655. 656. 657. 659.
Dinners ni, 228.
Dinggrav II, 49- 98. IV, 348.
Dippel IV, 70.
Ditmar IV, 616, 617.
Ditten v. ni, 208. 209. 212. 214. 362.
Ditze II, 116. 117.
Dobau vgl. Dabelow.
Dobb^rtin in, 6.
Dobbin I, 218 (219).
Dober I, 98 (99)-
Doberan IV, 296.
Dohse III, 274.
Dolch ni, 25.
Dolge IV, 555.
Doli IV, 407.
Dömelow III, 702.
Donaht IL 314-
Dopp rv, 102.
Dttpke n, 516.
Döring v. I, 85 (87). in, 72. 74-
Dorne v. n» 383. 384. 385. 392. y, 431.
Dosebeck ni, 702.
Dreps V. V, 427-
Drevenstede I, 123(125). 274 (277).
Drewes I, 123(125). II, 405. V, 573.
Dreyer III, 285. 417.
Driberg (Drieberg) n, 648, IV, 38. 39. 40.
Drigalski V, 524.
Driver III, 362.
Drolshagen (Dmlshagen) II, 209.
DrUhl V, 251.
Ducht IV, 491
Duncker III, 207. IV, 159. 488. 561.
Dunkelmann IV, 622.
Durlar II, 156.
DÜring (Dühring, Düringk) I, Il6 (119). II,
350. 387.
DupuitS (du Puits) I, 421 (434). 422 .(437.)- 423
. (438). V, 536.
Duve in, 106.
Duwall V, 589.
E.
Eddelandis L 191 (192).
Eckhorst (Eckorst) II, 663.
Efert s. Evers.
Eggebrecht I, 305 (308). 306 (309). II, 49.
154. 208.
Eggers I, 370 (379)- IV, 176.
Ehlers (Elers) I, 114(116). IL 640. IH, 165.
342. IV, 539. 542.
Ehrke V, 538.
Eichholz III, 106.
Eichmann V, 582.
Eixen II, 97-
Eksen II, 62.
Elderhorst v, L 53 (52\ IV, 387-
Eier L 242 (244).
Eiern (Ehlem) V. I, 4>4 (426;.
Elers s. Ehlers.
Ellch I, 372 (382).
Elmhof II, 97- 209.
Emme II, 575-
Engel II, 68. 328. IV, 118. 542. V, 105.
Engel v. III, 429- V, 262. 263. 280.
Engelbrecht L 150(150-
Engelke IV, 438. 542.
Enghart IL 61. 148.
Eisner III, 59-
Elvern TIL 344-
Erasmus I, 444(459).
Erlenkamp v. V, 315. 536. 580.
Ertmann (Erthmann) IL 419- II L 217.
Eschenbe IV, 622.
Eschenburg IV, 275. 320.
l'EstOCq s. Lestocq.
Eter IV, 347.
Evermans II, 355-
Evers (Ewers, Ewert, Efert, Everdes) I, 274(277).
444 (459)- IL 234. IIL 356. IV, 128.
V, 304.
40*
628
f>ERSOKEN • REGISTER.
F.
Ftber lU, 189.
Fabrioe v. II, 512. 518. 519. V, 193. 198.
Ftbrioius I. 373 (382). 561 (581). IV, 559-
Fagtt I, 510(528).
Fahrenhorst I, 33^ (340-
Falk (Falke) IV, 348.
Falkenhan III, 459.
Fanter I, 366 (375). IV, 570.
Fehr v. d. U, 97.
Fehland (Feland) ni, 6.
Feldt II, 361.
Feihering II, 240.
Ferber V. I, 471 (487)- III. 43»- V, 215. 278.
565. 596.
Fertene II, 419-
Floke (Fieke) III, 506. IV, 252.
Fidler I, 59-
FInok (Fincke, Finke) I, 124 (126). IL 350.
IV, 69. 112. 303. V, 586.
Fineke (Finecke) V. II, 271. ni, 720. IV, 39.
222. 275. 289. V, 129.
Finmann IV, 70.
Fischer ni, 415. 422.
Flege n, 386.
Fleisten V. 139.
Flotow V. I, 431 (446). 543 (563). 552 (570-
ni, 215. 534. 720. IV, 32. 35. 362. 562.
V, 412. 435- 437. 444- 450- 451- 541.
Flotow IV, 347.
Fluge I, 56 (55)-
Fohe (Fos) I, 124 (126). (373) 380. Vgl. Voss.
Foht I\^ 75
Foloher v. I, 506 (524).
FSIdtner III, 203.
Folechen I, 348 (354)
FrätWUrst (Frchtwur&t) I, (373) 380.
Frahm (Fram, Framm) II, 443- 5 '8. III, 147.
IV, 375.
Franck v. III, 13.
Franck (Frank) III, 106. 190. IV, 145. V, 179.
181. 321.
Franz Caspar III, 264.
Fratscher IL 261.
Fredenhagen V, 62.
Frederus I, 98 (99)-
Freiberg v. IV, 176. V, 536.
Freiburg v. I, 8 ? («4). IV, 609.
Frentzke IV, 407-
Frese L 510(528). in, 55. 347- V, 211.
FretHrUrst s. Frätwurst.
Freundt (Fründt) I, 510(528). V, 187.
Fridag V, 50.
Friederici II, 292. 294.
Friedrich III, 171.
Frielingen II, 637.
Friese V, 585.
Frisch v. V, 431.
Frod IV, 475-
Fromm L 349 (354).
Frolike V, 98.
FrSwke (Frövkc) II, 656.
Fründt s. Freundt.
Fuchs n. 681.
Fuhrmann I, 562 (581).
G.
Gabel V, 490.
Gade IL 361*
Gamm v. IV, 289.
Gans IV, 120. 222. 390.
Gardeiin IV, 24.
Garnatz II, 209.
Garves IV, 564.
Gätcke V, 114.
Gaul V, 576.
Gebhardt V, 244.
Geismar v. n, 379.
Gelenhausen v. UI, n. 80.
GerdeS (Gherdes, Gherardus) L (58). 210 (2ii\
305 (309^- 604. IL 61. 109.
Gerke L 63. 274(277). IV, 481.
Gerling L 5»3(530.
Gerloff L 408(419).
Gerrahn IV, 376.
Gertrud (Gheseke) III, 105.
Geyersperger IIL 165.
Ghnemer L 62 (61).
GielOW (Gilow, Gilauw) II, 379. V, 50. 180.
Gierke ni, 302.
Giertz IV, 292.
Giese III, 30. 204. IV, 438. V, 280.
Giesenhagen IV, 523.
Gilhof IV, 494. 495- 496.
Giwertze v. IIL 670.
Glasow V, 52.
Glöde IIL 512-
Glöwe IV, 370.
Gluck IV, 220.
Gliier v. L 313 (3i7)-
GnOien (Gnouen) V. I, 202 (203).
Godhan (Gode, Godt) IIL 209. 347-
Goeben v. I, 506 (523)- HL 208.
Goeden v. IIL 495-
Goegener (Goedner?) III, 374.
Gode, Godt s. Godhan.
Gtthren v. IIL 150.
Golcen v. IL 644.
Goldeniss (Golnitz) L 171 (172). IV, 75-
Goldensee v. IIL 57-
Goldstädt (Goldstede) L 264(266). IL i54-
Goldstein v. L 148 (150).
Gorrissen v. IV, 159.
Gttrss IL 665.
Gösch IV, 275.
Goslik L 452 (467).
Gttsman IV, 610.
Gottfried IL 561.
Gottschalk (Gossschalk, Goszhalk) I, 210(211).
307 (310). 457 (472). IIL 666. IV, 488.
Götze IL 109.
Graber IV, 133.
Grabow v. I, 310 (314)- 427 (443)- 428 (444)-
538 (557). 552 (571). n, 254. m, 362.
IV, 340. 371. 391. 399- 400. 481. 489- 545
V, i6i.
Grabow (Grabau) IV, 292.
Gradner L 378 (389)-
Grambow v. V, 539-
Grambow IV, 602.
Grampe L 218(219}.
PERSONEN - REGISTER.
629
Grantzin IV> 435-
Grtntzow V, 550-
Grape v. I, 349 (354).
Grape (Grapius) IV, 252. V, 40.
Grapengiesser IV, 550.
Gräve IV, 617.
Grävenitz v. I, (52) 53- HI, 84. 228.
Greif (Greffe) in, 144.
GrelTrath (Greferaht) V, 152. 290.
Gregorius V, 257.
Grentze (Grensce) V. It 88 (90).
Gretmann IV, 228.
Grieben v. V, 418.
GriefTenhagen II, 509.
Grimm in, 59*
Griper V, 102.
Grisebaoh V, 270.
Grisen V, 102.
Gristow V. I 373 (382).
Groben von der IV, 337.
Grogen IV, 523.
Gromann in, 39S*
Gronewoldt II, 479-
Groningk (Groninch) m, 332.
Grot (Grote, Groth) I, 52 (50). 65. in, 476.
IV, 133. 159. 391. V, 592.
Grött I. 387 (397).
Grove III, 131.
Grube v. IV, 622.
Grube I, i6 (78).
Griienberg in, 142.
Grundgrieper IV, 25.
GrUtzmaoher V, 52.
Gudeiohann III, 546. IV, 243.
Gudeknecht n, 350. in, 19.
Guhiice in, 226.
Gule I, 52(50)- 65- 170 (»70-
Güldener v. I, 297 (3cx>).
Gulen V. ni, 80. IV, 527.
Gundlaoh in, 6. 9. 25.
Gundlach v. V, 306. 317. 323. 440. 526.
527.
Gunnibertus IV, 545-
Gussmann v. I, 396 (406).
Gyscow I, 208 (209).
Haaeke (Hacke, Haacker) n, 274. 379.
Haalwart in, 59.
Haas (Haase, Hase) II, 240. IV, 12. 407.491.
568. V, 491.
Habant in, 30.
Habisoh III, 417.
Haokbusoh V, 509.
Hacke v. n, 263.
Hackelbusch V, 578.
Hackert V 1^7.
Hadeler (Hadlerj I, 96 (97). n, 68. in, 490.
Hafemann (Havemaniv) I, 77 (79). 97 (98). II,
240. 568. III, 503. IV, 407.
Hagdorn V, 415.
Hagemann n, 519-
Hagemeister III, 530. 532. IV, 242. 244.
Hagen v. I, 553(572). IV, 132. 157.
Hagen V, 390.
Hagenow v. I, 88(91). 552 (571). in, 476.
Hager II, 109.
Hager IV, 500.
Hägert m, 310.
Hahn v. I, 116(119). 337(342). 392(402). 396
(406). 498 (515). 538 (557). 547 (566/567).
551 (570). 553 (572). II, 634. IV, 223. 227.
337. V, 44. 73- 76. 77. 78. 122. 123. 124.
125. 126. 127. 129. 130. 142. 147. 376.
389. 418. 419. 545. 588. 589.
Hahn v. IV, 330.
Hahn n, 109. ni, 17-
Haker V, 139.
Halberstadt v. II, 453- 502. 508. 655. 659.
661. m, 18. 19. 30. 95. 336. 423.427.431.
720. IV, 172. V, 77-
Hallervord I, 42.
Hamann in, 717.
Hamburg n, 286.
Hammerstein v. in, 67. 292. V, S79- 580. 589«
Han (Hane) I, 477 (494). 478 (494). IV, 385.
Hancke ni, 421.
Haneke I, 209 (210).
Hannemann n, 479-
Hannoteau I, 42 (40).
Hansen n, 240. 560.
Harbrech (Harbrecht) II, 118. IV, 469. 475.
Hardenberg v. III, 67.
Härder I, 302 (305). 324 (328). m, 495- rv, 25.
Hardt v. d. I, 420 (433). 423 (438). 424
(439)-
Hardt IV, 18.
Hardtwioh s. Hartwig.
Haren v. II, 55.
Harm IV, 471-
Harmsen IV, 564.
Harnack in, 459. 499.
Harneisch V. 57.
Hartig II, 390-
Hartmann I, 459 (474). 464 (479)» n, 677
Hartwig v. IV, 609.
Hartwig (Hartvicus, Hardtwich) I, 122 (124).
545 (565). lU, 167. IV, 531-
Hasberg v. in, 150.
Hase s. Haas.
Häseler v. I, 596 (618). II, 630.
HaSS (Hasse) II, 327- Uli 5»o- IV, 385. 386.
V, 304.
Hattenbach n, 454-
Hauer I, 351 (357).
Hauff V. V, 259.
Haugwitz v. V, 352.
Haupt II, 61.
Hausbrandt IV, 375.
Hausohildt (Hausschildt) H, 677. III, 25.
Hausen v. I, 444 (459).
Haiismann I, 459 (475).
Hauswedel I, 421 (433)-
Have vom II, 209.
Havesch V, 197.
Hecht V, 451.
Heerder V, 582.
Heide v. in, 461.
Heidemann I, 561 (581).
Heidensieben II, 677.
630
PERSüKKN - REGISTER.
Heidtmtnn (Heitmann) I, 57. S62 (581). II,
450- V, 349. 440.
Heimburg v. 1(57)- 603.
Heincke (Heinekc) III, 549. iso-
Hein v. V, 43- 44-
Hein (Heyn) IV, 469.
Heine U, 97*
Heinen v. L 54-
Heinrioli I, 289 (293). III, 64.
Heise IV, 246. V, 424.
Held (Heldt) UI, 506. V, 20. 39.
Helms I, 576 (596). II, 665.
Helmstede n, 324. 326.
Helpte V. V, 179.
Henk (Henck, Henke, Hencke) III, 6. 28. 417.
IV, 496.
Hengfoss II, 648.
Henig IV, 496.
Hennemann U, 311. in, 204.
Henning (Hennings) I, 351 (357). 370(379- 380.
II, 407- Hl, 300. IV, 494- V, 561.
Hentzen I, 290(293).
Hermann (Hermans) 1, 543 (563). Hl, 381.
IV, 228. 442.
Hermes II, 150. 160. 688. III, 217.
Hersen III, 503.
Hertzberg (Herzberg) II, 61. 148.
Hess m, 347. V, 557.
Hetsohack V, 40.
Heuokendorf II, 316.
Heyde v. d. II, 519-
Heyn I, 575 (596).
Hilbrant UI, 308.
Hilgendorir (HiljendorO 1, 49© (497 • IV,
570.
Hill I, 76 (78).
Hillmann (Hildemann) II, 260. V, 144. 168.
Hiltermann I, 214 (215).
Hinoke I, 296 (299). IV, 246.
Hindt I, 513 (531)
Hinrichs I, 348 (354). 49« (508). 567 (587V
Hinsky V, 509.
Hintze (Hinze) L 477 (494). HI, 379- V,
202.
Hintzenstern v. V, 431- 432.
Hinzmann I, 378 (389)-
Hinzpeter (Hintzpeter) I, 444 (459). IV, 441-
442.
Höbe V. I, (52) 53- 506 (523) 508 (526). 509
(526). 538 (557). 565 (58.0- 566 (586). 567
(586). 576 (596). IV, 89. 303- 529- V, 166.
167. 168.
Hoff V, 151
Hofmann II, 272.
Httfner I, 459 (475)-
Hogreve III, 59.
Hoinckhusen v. V, 263.
Holdorp (Holdorf) II, 144. 645.
Holloger I, $6 (58). 604.
Holst (Holstius) III, 339. IV, 126.
Holstein (Holste, Höhten) v. I, 53 (52). 19'
(192). 355 (361). 552 (570- n, 655. III, 59.
529. IV, 165. 370. 529. V, 104. 287. 298.
340. 387- 390.
Holsten HI 702.
Holtz II, 2S5.
Holtzendorff v. V, 379.
Homeyer V, 163.
Homoth IV, 491-
Hoofein II, 443
Hopfgarten v. U, 263.
HSpener (Höpner) IV, 171. 292.
Hoppe (Hoppe) I, 30. 62. 63. 64. 95 (96). 121
(123). m, 356.
Horler I, 119 (122).
Hörn L 216(217). 221 (222). V, 215.
Homemann II, 419- lUt 56-
HortZ s. V. Oertzen.
Hoth V, 321.
Hovel III, 105.
Ho vier II, 118.
Hovisoh II, 442.
HObner II, 553-
Huohmeister II, 450.
Huddeibeck V, 363.
HUhn V, 285.
HÜnemSrder V. (Hünenmörder, Hünniörder.
Hühnmörder) I, 309 (313)- 3»o (3U). 323
(328). n, 254.
Hunemorder I, 302 (305).
Hugk III, 120.
Hundt V. II, 49^.
HOniken HI, 342.
Husfelt IV, 561.
Httth (Hueth) V. III, 397- V, 276.
Huther II, 683.
I. J.
laCObi (Jacobiis, Jacob, Jakobs) I, 148 (150)
356(362). III, 666. IV, 486.
Jagow V. IV, 313.
Jäger IV, 331-
Jahn V. d. IH, 206. 207. IV, 104.
Jahnke (Janeck) I, (373) 380. III, 475-
Jallas IH, 175.
Janentzky HI, 209.
Jantzen I, 290(293).
Janus IV, 227.
Jarchow n, 66.
Jasmund v. IL 285. IV, 385. 390.
Jaster II, 253.
Javert III, 275.
Ibendorff V, 163.
Ide II, 672. Vgl. Jiden.
Jeger IV, 437-
Jenderick I, 85 (88).
Jengel III, 217.
Jenisch V, 216. 219.
Jensen (Jenszen) V, 258. 290.
Jeppe I, 580 (6oi).
Jeseke III, 417*
Jiden lU, 532. Vgl. ide.
Johann II, 567-
Johannsen IV, 617
Jorok öorl^e) V. I, 201 (202). lU, 530.
Jordan I, 116 (119). III, 417-
Jttrgass O^trgass) v. V, 596.
Jörn (Jörns) II, 683. IV, 292.
Joseph I, 255 0256).
Iserlohn (Iserenlo) v. Hl, 4^>o.
PERSONEN - REGISTER.
631
Judelius II, 68.
Juhl II, 155 (^70-
Junge II, 232- 284.
Jiirges I, 457 (472).
K.
Käoker V, 573-
Kafen (Kaven) II, 479. IV, 494.
Kahl UI, 536.
Kahler II, 471.
Kahte I, 369 (378).
Kähter V, 561.
Kaland (Kalant, Kalden, Kahlden) v. I, 205
(206). 538(557). 552(570- V, 114.
Kalander I, 451 (467)-
Kalir I, 552 (570-
KalSOW (Calsow) II, 3j6. III, 142. IV, 376.
385.
Kämmerer IV, 244.
Kamptz V. I, 387 (397). IV, 337. 369. V,
263. 363. 431.
Kanzler I, 118 (121).
Karbaroh V. s. Kerkberg, Kerberg.
KardorfT V. (Kerkdorp, Kerkdorf) I, 53 (52). 217
(218). 404 (415). 409 (420). 508 (526). 538
(557). 551 (570- 552 (571). 566 (585). IV,
35- V, 39. 435.
Karkhof s. Kirchhof.
Karnatz IV, 244. 320. 390.
Karow II, 46.
Karsten V, 451.
Karstens (Carstens, Kastens) I, 576 (596). 580
(601). II, 683. m, 550. IV, 620.
Kasau I, 418 (430).
Kasten s. Karsten.
KaSSUbiuS (Cassubius) V, 507.
Katt (Katte) I, 444 (459). IV, 457-
Kaufeldt (Kauffeldt) II, 372. III, 336. 337.
Kaysei V, 61.
Keding (Käding) I, 323 (328). 324 (329). 370
(379). 387 (397). II, 275.
Kegel I, 116 (119)-
Kelbel V, 262.
Keil I, 502 (519).
Kelpln I, 116 (119).
Kempe I, 306 (309)- UI, 550.
Kerkberg V. (Kerberg, Kirchberg) IV, 158. 228.
Kerkdorf s. Kardorff.
Kerkhof s. Kirchhof.
Kessler III, 717.
Ketelhodt v. III, 57. V, 506. 545.
Kettenburg v. d. I, 355 (361). 477 (494)- III,
510. 721. IV, 247. V, 39.
Ketzedorp v. II, 567.
Kielmann V, 113.
Kieselbach IV, 285.
Kindler II, 311-
Kiepen III, 11.
Kirchberg V. s. Kerkberg.
Kirchhof I, 56 (55). (58) 603. 89 (91). 97 (98).
II1 353.
Kirchringen (Kerkring) v. IV, 609.
Kisbaoh V, 187.
Kiser III, 475-
Kistenmaker I, 221 (222).
Kladow II, 97- 330.
Kläfsath s. Klevesath.
Klähn (Klehenius) I, 458 (474). 459 (475).
m, 25.
Klankow IV, 469.
Klapprode I, 296 (299).
Klebsahl (Klevesal, Klevesadel) III, 487. 488.
522.
Klehenius s. Klahn.
Kleimann III, 136.
Klein v. I, 54 (53)- lU. 93.
KleinOW (Klcnow) v. I, 88 (91). u, 286. III,
246. 331.
Klenz (Klentz) II, 677. III, 25.
Klepper III, 121.
Klessen V, 257.
Kleveheu (?) II, 647.
Klevenow IV, 386.
Klevesath V, 202.
Klinge I, 98 (99)-
Klinggralf v. V, 264. 267.
Klingmann IV, 292.
Klitzing v. V, 113. 596.
Klockmann III, 106.
Klookner V, 191.
Klotze I, 123 (125).
Kluth (Kludt) II, 671.
Klugge V, 561.
Klüver II, 415-
Knacke IV, 561.
Knaustorif v. III, 12.
Knebusoh IV, 551.
Knesebeck v. d. I, (58). 63. 64. 223 (224).
III, 73. 127. 292. 427.
Knevel m, 132.
Knickenberg I, 96 (97)- 167 (169).
Knipphausen v. II, 453.
Knüll I, 298 (301).
Knuth V. V, 41. 518. 519. 524. 577.
Knuth (Knuht) IV, 471- V, 545.
Knüttel V, 586.
Koch (Kock. Kog) I, 123 (125). 513 (531). II,
97. 573. 644. IV, 475. V, 351.
Köokert II, 109.
Kohlhans-Stralendorff v. III, 423.
KÖhn (Kohne) I, 296 (299). III, 444. IV,
292.
Koite V, 52.
Koke U, 286.
Kolbach I, 369 (378).
KÖllen (Collen, Köln) v. I, 318(322). 582(602),
IV, 312. 330.
Kollinck I, 456(471).
Kollmann V. 435*
Kolmorgen IV, 561.
Kolsovy 1, 457 (472).
Kolzow L 452 (467).
Koneke IV, 614.
Kttnemann v. III, 150.
KSnigsmark v. V, 594.
KSnike IV, 491.
Konow IV, 348.
Konrad III, 560.
Koop lU, 131.
Köp V, 576.
Kopmann I, 62.
632
PERSONEN - REGISTER.
Kopp (Koppe) III, 47 S. V, 268. 550.
Koppelmann II, 470.
Koppelow V. I, 149(150- 427(443)- 428(443).
431 (446). II, 655. III, 222. 223. 224.
IV, 291. 489. 563. 591. V, 180. 290.
Koppen V, 584-
Korokwitz v. V, 349-
^orde« I, 171 (172). IV, 376.
Körner in, 297.
ICortflni I, 221 (222). IV, 275.
Koeboth (Kossebade, Cossebode> v. I, 220(221).
. IV, 33. 320.
K088 V. I, 409 (420). 449 (464). 450 (466).
451 (468). 452 (468). 567 (587). III, 56.
Koeee I, 50.
Köeter (Koster) II, 216. 261. HI, 536. IV,
* 407. 411.
Kothnann s. Cothmann.
Kratz (Crace) I, 213 (214).
KraokewitZ (Krakevitz, Crakevits) v. I, 213(214).
356 (362). 499 (516). IV, 371. V, 222.
585.
Krage 11, 116.
Krakow V, 161.
Krahn III, 410. 41$. IV, S3i'
Krampe I, 218 (219).
Krae (Krass) l, 584(605). 11, m.
Kraeemann V, 163.
Krauel (Krouwel) I, 76 (78). 150 (151). 169
(170).
Krause III, 536.
Krauthoir v. V, 257. 262. 263.
Kree s. Krey.
Kreitz lU, 96.
Krener I, 274 (277). 513 (531).
Krempien IV, 15.
Krey (Kree) III, 373. 374.
Kfieosheim v. I, 53 (52).
Krisow I, 296 (300).
Krivltz I, 453 (468). IV, 458.
Kroger s. Kruger.
Kröpelin III, 495-
Kresse HI, 695.
Krouwel s. Krauel.
KrJjpcr (Kröger, Kruger, Cruger) II, 97. 300.
m, 135. 308. 332. 495. 721. IV, loi. 243.
265. V, 163. 197. 444. 592.
Krull (KniUe, CruU) I, 116 (118). 121 (124).
125 (127). 274 (277). n, 316. 317. IV,
437. V, 102.
Krumlino IV, 269.
Krumsee V, 251.
Kruse v. IV, 370. 371.
Kruse I, 205 (206), 288 (292). n, 97. 112.
X14. III, 213. 415. 417. 670. IV, 15. 626.
V, loi. 102.
Krusemarok v. IV, ^09.
Kugel V, 568.
Kühl n, 61.
KOhne III, 302.
Kulemann I, 210 (211).
Kulioke I, 296 (300).
Kummerow II, 355-
Kupas III, 217.
Kurzrock v. II, 598.
KUtemeyer II, 568.
L.
Laohmund IV, 15.
Ladendorf (Ladendörp) V, 161. 288.
Ladewiges v. I, 566 (585).
LalTert v. III, 64.
Lafrentz I, (58).
Lagemann V, 390.
Laie IV, 390.
Lamb (Lambius, Lamp) IV, 490. V, 561.
Lamm III, 19-
Lammeshovet IV, 107.
Lampreoht I, 562 (581).
Lanoken v. d. I, 421 (434)- 423 (438).
Lanokbof s. Langhof.
Landsberg v. IV, 341.
Lang (Lange) I, 196 (197). II, 261. III, 147.
IV, 40. 292. 334. 629. V, 276. 323. 586.
Langefeld L 124 (126). 314 (318).
Langen v. IV, 102.
Langen-Steinkeller v. n, 499.
Langermann v. I, 53 (52). V, 310. 363. 522.
536. 579. 580.
Langgut III, 330-
Langhof (Langhoff, Lanckhof ) IV, 390. V, 325.
Lans s. Lanz.
Lantau I, 370 (379)-
Lanz V. 375- 379-
Lauok III, 207.
Laurentz IV, 347.
Lauw (Louwe) I, 324 (329). III, 332.
Ledebur v. IV, 548.
Leddeghe II, 330-
Leers v. II, 493- 499- 501. 502. 504.
Lefers ni, 444.
Lefort (Le Fort) V. IV, 371. V, 355.
Lehmann v. I, 410 (421).
Lehmann (Lemann) 1,(52) 53. in, 506. IV, 147*
Lehmkuhl II, 502.
Lehsten (Lesten, Leisten) v. I, 50. 355 (361).
356 (362). 445 (460). 459 (474). 477 (494
513 (530- 538 (557)- 552 (571). 553 (572)-
III, 497- IV, 303. 486. 528. 622. V, 39
LeiSZOW s. Leussow.
Lem III, 135.
Lembke (Lembcke, Lemcke, Lemke) I, 53 (52).
370 (379). II. 233. III, 120. 165. 166.
IV, 494- 6x7. 626. V, 363. 561.
Lemm V, 561.
Lemmeier (Lemmeider) I, 65. 97 (99).
Lenthe (Leute) III, 190. 217.
Lentz I, 302 (306). II, 118. ni, 717.
Lepel V. L 498 (515)- H. 35o- 37o- 508. 655.
656. IV, 89. 145,
Lepper I, 350 (356).
Leschebrand v. I, 464 (479)-
Lesemann III, 167.
Lestocq (L'Estocq) v. V, 541.
Leue IV, 626.
Leussow II, 663. V, 550.
Levers II, 519.
Levetzow v. I, (57) 603. 194 (195). 309 (3i3>
313 (317). 323 (328). 499 (516). 552 (571)-
595 (617). 596 (618). III, 90. 549. 659.
721. IV, 296. 318. 330. 337. 609. V,
30- 39.
PERSONEN • REGISTER.
633
Liebeherr v. m, 497-
Lieven« v. II, 272. 274.
üliensparre II, 68.
Linok (Lincke) IV, 561. 568.
ündemann I, 66. III, 488. IV, 40. V,
244.
Lindenbero I (5^).
Lindener IIL 120.
Linsen IV, 608.
Linsino Ii 171 (172).
Linstow V. II. 648. III, 720. IV, 325. 326.
334. 339- 380. 381. 394. 399. 602. V, 351.
431- 432.
Lippe-Wei88enfel8 v. IV, 70.
üphard V, 363.
Lisebaro IIi 407-
Li8kow III, 510.
Livoniu8 IV, 269.
Lobe8 II, 677.
Lockevitz I, 126(128).
Lohe V. III, 352.
Lohmann V, 583.
Lopper I, 3>8 (323).
Lorentzen V, 304-
Lormann I, 370 (379).
Lo8ehand V, 260.
Lo8te I, 301 (305)- II1 552. 567. rv, 56. 59-
LSwe I, 348 (354).
LSwen v. V, 62.
Lowtzow V. I, 552 (570 553 (572). II, 354.
III, 720. IV, 529. V, 33. 34. 431.
Lubahn II, 669.
Lübbecke II, 516. III, 226.
Luboke s. I.übke.
Lübeck V. IV, 33.
Liibke (Lubcke) III, 311. 467. 469.
Lucae II, 479-
Lucht V, 276.
Lücken v. V, 413- 442. 541-
Luckner v. V, 243.
Lucius V, 257.
LUCOW s. Lukow.
LudeCUS (Lüdeke, Llldken) I, 222 (224). 323
(327).
Lüderitz v. V, 268. 450.
Ludere (Luders) I, 603 (57) 96(97)- 167(169).
II, 414. III. 131- "65. 217. 417. IV, 55.
V, 105.
LufTe II, 479-
Luhe V. d. I, 350 (356). 355 (361). 360 (366).
387 (397)- 391 (402). 392 (402). 396 (406). 397
(407). 404 (415). 408 (420). 413 (425). 414
(425). 424 (439). 428 (443)- 429 (444). IL
285. 384. 398. 399- 553. 644 Uli 487. 5'o-
512. 534. 535. 545. 677. 720. IV, 219. 366.
370. 386. 400. 484. 507. 529. V, 70. 114.
122. 123. 161. 167. 310. 535. 539.
Lühne V. d. s. Möller.
Lukow IV, 147- 386.
Lüneburg (Luneborch) III, 131. IV, 375.
Lüning V, 61.
Lunow I, 3<o (314)*
Lunte III, 466.
Lürr III, 131.
Lütens III, 226.
Luthe V. d. II, xi8.
Lütkehenneke n, 97.
Luttermann I, 255 (256). 370 (379).
Lützow V. I, 356 (361). II, 488. 508. 509.
515. 516. 518. 572. III, 8. 59. 60. 72. 89
90. 93. 125. 149. 150. 250. 359. 393. 505.
506. IV, 151. 152. 153. 289. 370. 607. 609
V, 40. 267. 431. 437.
M.
Maass (Mahs) I, 392 (403). II, 412. III,
717.
Madaus III, 224.
Mahnoke (Manko, Mannke) II, 317, IV, 564.
V, 578.
Make II, 240.
Malchien IV, 628. 629.
Malchow II, 97*
Maltzan (Maltzahn) V. I, 497 (515)- 539 (557)
551 (570)- 552 (571). II, 453- III, 364.
510. 512. IV, 89. 114. 341. 362. 366. 413.
529. V, 50. 57. 58. 60. 61. 62. 81. 125.
139. 144. 207. 243. 244. 245. 256. 258. 320.
349. 378. 379. 380. 381. 382.
Mandelslohe v. I, 340 (346).
Manderow III, 4^7.
Manegolt I, 221 (222).
Mann I, 265 (267). 604 (58). 76 (78).
Mantzel I, 288 (292).
Marc! IV, 244. 246.
Markward (Marckwardt, Marquardus) I, 541
(560). IV, 473. 494.
Marien IV, 341-
Marin (Morin) v. V, 489.
Märten (Martens, Merten, Mertens) I, 370 (379).
454 (469). II, 216. IV, 625.
Martin III, 666.
Marwaf I, 380 (373).
Masius IV, 124.
Maurin IV, 561.
Maximilian I, 255 (256).
Mecklenburg V., Mitglieder des regierenden
Hauses (Mecklenburg und Werk) I, 25. 119
(121). 164 (166). 171 (172). 255 (256). 274
(277). 276 (279). 348 (354). 349 (355) 350
(355)- 353 (359). 355 (361). 393 (403). 538
(557). 551 (570). 555 (574). 556 (575). 567
(586). n, 54. 272. 273. 275. 280. 293.
348. 442. 473. 474. 478. 555. 556. 557.
560. 574. 577. 583. 584. 594. 599. 625.
663. 681. III, 121. 166. 171. 200. 218. 246.
249. 250. 251. 263. 264. 265. 266. 267. 268.
271. 273. 283. 378. 458. 466. 624. 625. 626.
628. 633. 634. 636. 640. 641. 643. 645. 647.
649. 655. 678. 684. 691. 717. IV, 17. 66.
6S, 85. 87. 88. 92. 93. 96. 112. 148. 203.
204. 208. 210. 212. 213. 215. 216. 218. 223.
224. 226. 229. 267. 370. 404. 441. 523. 529.
531. 533. 535- 541. 570. 622. V, 20. 43.
116. 152. 160. 183. 575.
Mecklenburg v. I, 428 (443). IV, 281.
Modem v. V, 444.
Meding v. IIL 149*
Medling (Meidling) L 370 (379). 370 (380).
Meerheimb v. L 54 IV, 31. loi. loz. 113.
114. 370.
41
634
PERSONEN - REGISTER:
Meese II, 109.
Meiden n, 4S0.
Meier (Meiger) n, 216.
Mein (Meyne) III, I44- 306. 669.
Meinoke (Meineke) I, 370 (379). II, 118.
Meinehaueen III, 267.
Meiborg III, 312.
Meltzer III, 330. 33i-
Mense n, 216.
Mentzel V, 268.
Merten s. Märten.
Meschede v. I, 207 (208).
Meemann V, 257.
Meteleke I, 370 (380).
Metterhaueen I, 461 (477)-
Mevius II, 50- IV, 153-
Mewee III, 217.
Meybom v. I, 203 (204).
Meyenn v. I, 579 (600). V, 387.
Meyer I, 169(170). 290(294). 323(328). III,
123. IV, 334. 442-
Meylan V, 19.
Meyne s. Mein.
Michael (Michaelis, Micheli) I, 374 (384.)- Hl
204. IV, 590. 617. 619. V, 414-
Michelstorf v. I, 334 (340)
Middendorf II, 114-
Mietz III, 214.
Milhan I, 374 (384). HI. 17.
Mirow II, 663.
Mieefeldt II, 663.
Mochov II, 216.
Molenwolt I, 149 (i50-
Möllendorfv. II, 285. 659. 111,427. IV, 489-
490. 529.
Möller- Lilienstern v. V, 51.
Möller V. d. Lühne III, 502.
Möller s. Müller.
Molner I, 219 (220).
Moire s. Müller.
Moltke V. I, 53 (52). 94 (95)- 143 (145). «50
OsO- 330 (336). 33 ' (337)- 335 (34o)- 336
(340- 337 (342, 343). 338 (343). 339 (345)
349 (354). 354 (360). 355 (361). 368 (378)
369 (378). 372 (382). 391 (402). 396 (406)
408 (419). 409 (420). 410 (421). 470 (486)
471 (488). 495 (513). 497 (515). 498 (515)
499 (516). 501 (517). 502 (519). 506 (523
524). 551 (571). 11, 359. in, 675. 676
IV, 89. 462. V, 52. 70. 113. 179. 191.
Moltkow I, 58. 603 (56).
Monich (Mönnich, Mönnik) II, 208. 404. IV, 2S6.
Morand III, 121.
Mörder v. I, 414 (426). IV, 318. 320. V,
Möring I, 47 (48).
Moryn V. s. Marin.
M080I V, 592.
Möwe II, 240.
Moyelke II, 165.
Mozellenburch II, 356.
Mülbe V. d. III, 72. 73.
Muchow IV, 499.
Müller V. II, 441.
Müller (Mulle, Molle, Möller, Moire) I, 54 (53).
58. 62 (61). 65 (66). 86 (88). 97 (99). 149
(151). 165 (166). 297 (301). 378 (389). 387
(397). 431 (446). 562 (581). II. 148. 294.
330- 369. III. 13- 58. 76. 140. 226. 330.
339. 356. 372. 443. 458- 5^0. 522. 536.697.
IV, 27. 159. 285, 292. 381. 386. 472. 620.
V, 78. 102. 105. 144. 147. 285. 379. 550.
Mulsow IV, 89. 496.
Mummendorp II, 165.
Mundt III, 129.
Münster (Munster) V. I, 64 (65). 88 (90). 16S
(170).
Münster (Munster) V, 187. 365. 444.
Murr IV, 75.
MUSS IV, 121.
Mützel III, 670.
N.
Nacke I, 187 (189). 222 (223).
Nagel v. III, 56.
Nann II, 272.
Nasau III, 219. 220.
Naue IV, 628.
Nedden zur II, 568. III, 30. 31.
Nedden III, 165.
Negendank v. (vgl. Behr) I, 313 (317). 430
(445). 477 (493). II. 294. 318. 325. 326.
327. 328. 332. 372. 401. IV, 132. 158.
Nehls V, 390.
Neiman III, 550-
Nekel V, 419.
Nemzowius I, 306 (309)-
Nenthow I, 107 (iio).
Nese IV, 243. 555.
Nettelbladt v. I, (58). 97 (98). 168 (170).
Neubauer IV, 441-
Neuenkirchen V. s. Nienkirchen.
Neukrantz I, 84 (85).
Neulich v. I. 376 (386).
Neumann II, 451-
Neumeier III, 417*
Neutmann II, 274.
Nevendorf V, 163.
Niebuhr (Niebur) II, 97. 240.
NiederhöfTer V, 507.
Niehenck I, 59. 165 (166).
Nielsen I, 567 (587).
Niemann (Niman) I, 378 (389). III, 226. 539-
IV, 496. V, 197.
Niendorf (Nyendorp, Nygendorp) I, 214 (215).
219 (220). IV, 475.
Nienkirchen v. I, 414 (426).
Nikolaus III, 527-
Normann v. IV, 404.
Nortmann v. IV, 296.
Nurenberg V, 268.
NÜSCh (Nüsche) III, 374- IV, 622.
Nygendorp s. Niendorf.
o.
Ockel II, 65. 154.
Ode I, 213 (214).
Odeslo I, 220 (221).
Oehlerking II, 48S.
PERSONEN - REGISTER.
635'
Oerkewitz I, 567 (587).
OfTliger IV, 320.
OhlendorfT v. III, 127.
Öhmke (Ohmken, Ohmke, Ohmken) II, 401. IV,
242.
Ohrtmann (Ortmann) I, 573 (592). IV, 411-
Oldenburg V. 1,368(378). 538(557)- 552(570-
565 (585) n. 271. 492. IIL 549. IV,
166. 303. 304. 312. 318. 319. 339. 400. V,
14. 19. 413.
Oldenburg II, 666.
Oldewelt I, 405 (416).
Oertzen v. I, 396 (406). 462 (477). 513 (531).
IL 572. 651. 655. III, II. 223. 490. 494.
505. 506. 511. 676. 720. IV, 32. 113. 114.
146. 609. 622. V, 39. 167. 222. 309. 413.
Olearius I, 421 (437)-
Ortmann s. Ohrtmann.
Osten V. d. L 538 (557). 55' (57o). V, 81.
Osten -Sacken v. IV, 325.
Otte V, 561.
Otto IL 147- 148.
Oeynhausen v. III, 90.
P.
Page! IV, 147-
Pann IL 668.
Panneke (Panneken). III, 170. 17 1.
Papenhagen I, 113 (115)- V, 197.
Parkentin (Barkentin, Peikentin, Berkentin) v.
L 355 (361). 428 (444). IL 146. 384. 386.
387- 397- 398. 401. 501. 560. 572. III, 123.
273. IV, 166. 178. V, 208.
Parkow I, 169 (171).
Parow V, 519-
ParSOW s. Passow.
Paschen IL 677.
Paschetag (Paschedach) I, 458 (474).
Passau (Passow) V, 489. 491.
Passow (Parsow, Barsovv) v. IL 568. III, 362.
IV, 218. 219. 274. 275. 386. 404. 528. 529.
545. 622.
Paulsen v. IL 508.
Pawels (Paul) L 50- 603 (58). V, 522.
Peccatel v. II, 47- 285. III, 427. V, 179.
Pederstorf v. IIL 336. 393- IV, 162. 381.
628. V, 52.
Pegel 11, 208.
PetersdorfT v. IV, 171. V, 287.
Peitzner II, 119
Pele IL 637.
Pemann V, 276.
Pensin (Penzin) IV, 121. V, Il6(?).
Pentz V. II, 271. 324. 366. 367. III, 6. 8. 9.
72. 92. 95. 147. 149. 174. 175. 426. 505.
506. IV, 391. 527. 529- 622. V, 317. 580.
Pentz III, 271. V, 414.
Permin (Permien) I, 351 (357). V, 582. 584.
Perow I, 218 (219).
Persewale II, 103.
Peters (Petersen, Petersen) I, 603 (57). 339
(344). 370 (379) 417 (430) n, 97. 250.
644. 670. IV, 391. 407. V, 317. 375.
Petraeus I, 370 (379).
Petri IV, 375.
Pfitzner IV, 442.
Piel (Piehel, Pil) I, 65 (66). IV, 13. V, 568.
Pinckpanck III, 356.
Pingel II, 209. III, 379. IV, 471. 472. 475-
488. 496. 555.
Pinnow II, 516.
Pipeloch I, 370 (380).
Piper I, 351 (356).
Pistorius II, 349.
Pita IV, 222.
Pladecius II, 61.
Plagemann I, 116 (119). II, 148. III, 306.
IV, 407.
Plat le IV, 71.
Plate (Plahte, Pladt) I, 318 (323). II, 325.
m, 487. 666.
Platen v. L 421 (434). V, 268.
Plessen (Piess) v. I, 356 (361). 424 (439). 429
(444)- 552 (570- n, 42. 247. 249. 250. 288.
292. 306. 307. 308. 309. 310. 317. 350. 353.
355- 359- 366. 367. 369- 370. 372. 373. 384.
387. 389. 498. 499. 501. 504. 508. 509. 567.
572. 650. 655. 656. 657. IIL 9- 80. 393.
417. 423. 424. 426. 427. 429. 431. 476. 505.
510. 549. IV, 32. 89. 143. 165. 166. 318.
413- 529- 558. V, 179- 181. 321.
Plönnies (Plonnius) II, 374. IIL 421.
Ploukov IL 112.
Pliiskow V. L 356 (362). III, 510. 511. 512.
IV, 93. 100. loi. 370. 371.
Podewils V. L 477 (493)-
Podein L 350 (356).
Poggenberg IV, 566.
Pogwisch (Powisch) V. IV, 220. 221. V, 168.
Pohl IV, 475.
Pohley I, 55 (54).
Polchow IV, 442.
Poll (PoUius) IV, X62. 246.
Pollandt V. I, 53 (52).
Pollow V, 279.
Pommern (Herzöge Jürgen und Ulrich von) III,
224.
Ponink IIL 417-
Poose IL 232.
Porthun III, 120.
Possei (Possil) IV, 174. V, 310.
Prägst s. Prahst.
Pragstorf L 116(119).
Prahlow (Pralow) IV, 620. 626.
Prahst (Prägst) I, 306(309). V, 321.
Prange (Pranger, Prank) IV, 391. V, 52. 361.
419.
Preen v. L 88 (91). 150 (151). 194 (195)- 3"3
(317). 420 (434). 421 (434). 422 (437)- 423
(438). 424 (439). 429 (444). 450 (466). 452
(468). 464 (479). 547 (567). 548 (567). 552
(572). IL 644. III, 12. 431. 477. 542. 545.
IV, 30. 33. 89. 105. 131. 158. 370. 529.
V, 39- 40-
Prehn V, 561.
Prenger II, 239.
Pressentin v. IL 263. 659. III, 351- 352. 353.
362. IV, 145- »47. 318. 609.
Prestin IV, 407.
Pretorius III, 369-
41*
636
PERSONEN - REGISTER.
Priestaf I, 49 x (SoS), |
Prignitz (Priegnitz) v. V, 522. 539. (
Pripert V, 489.
Pritzbuer v. IV, 221. V, 377. 1
Prizelius II, 316. !
Probst I, 491 (508).
Proel II, 440.
PrSsch (Prösche) III, 2$. 337.
Proyte I, 120 (122).
PuitS du s. Dupuits.
Putlitz V. V, 122. 129.
Pütter I, 386 (396). 387 (397).
Q-
Quacke V, 576.
Quilitz V, 251.
Quistorp I, 58. 59. 93 (94) 165 (166). 370
(379)-
Quitzke II, 400.
Quitzow V. I, 497 (515)- IV, 362. 371. 4S3
484.
R.
Rabe IV, 561.
Radem v. III, 705.
RadlofT III, 76.
RadOW (Radovius) I, 82 (83). 89 (91).
Räht IV, 626.
Ramin v. V, 352.
Ramp (Rampe) I, 604 (58). II, 103. 104.
Randow v. IV, 457. I
Randt II, 677.
Ranitz II, 98- 203.
Rantzau v. II, 348. 518. 665. III, 9. 227.
IV, 38. 163. 247.
Rase V, 162.
Raesow II, 472.
RaetorfT v. s. Restorff.
Rathke (Ratheke) II, 97. V, 102.
Rathsack II, 667. 668. 670.
Ratnack III, 67.
Raven v. I, 463 (478). II, 262. 366.
Rausch IL 453
Rebarch I, 366 (375).
Redelin IV, 564.
Reding II, 443-
Rehden v. IV, 318.
Rehwoldt IV, 128.
Regedantz V, 490.
Regentrogk III, 542.
Reiche III, 341-
Reichenbach -Lessonitz v. V, 193. 198.
Reimers (Remers) I, 567 (587). II, 659. IV,
304.
Reinecke (Reineke, Reincke, Reinke) III, 477.
[ V, 349- 432.
Remmin v. V, 418.
Rehse V, 62.
Rentner V, 349.
Resing V, 79.
Restorir (Rastoiff) v. I, 552 (57>. 572). IL
386. 454. III, 167. 208. 222. IV, 92. 165.
166. 296. 391. 602. V, 161. 387.
Retzekow I, 212 (213).
Reusch IV, 244.
Reuter L 81 (82). 98 (99). II, 648. III. 171-
IV, 387. V, 161.
Reventlow v. IL 261. 332. 348. 37S. 643.
in, 549. 675. 720. IV, 30. 31.
Rheder I, 46.
Richardi IV, 89.
Richartz I, 124 (126).
Richter L 85 (87). IIL 140. IV, 172. 228.
318. 387. 573. 595. V, 222.
Ridde V, 321.
Rieben v. L 509 (527) IV, 609. V, 167.
310.
Ribow II, 48.
Riedel II, 441-
Riedemann I, 65.
Riesenberg III, 192. 271.
Riewe IIL 716.
Riewolt IIL 532-
Riga s. Hermann.
Ringkwicht (Rinswigt) I, 459 (475)- V. 268.
Rike L (58).
Risch IV, 568.
Ritzerow V, 147.
Ritzmann III, 147-
Röbcke (Röhpke) L 336 (341). IL 668.
Rodde V. IV, 128.
Rode (Rohde) I, 270 (273). in, 338. 339.
IV, 496.
Rodeler IL 317-
Rodemolner V, 489-
Rodolph L 544 (564)-
Rogge IV, 561.
Rogmann III, 305.
Rohck IIL 6.
Röhpke s. Röbcke.
Rohr V. III, 147. IV, 609. V, 352.
Rohr IIL 342
RÖhrdanz (Röhrdantz, Rohrdans) III, 466. IV.
441. 539.
Rolotf L "9 (121). IV, 385.
RSnckendorir II, 668. 670.
Rönfelden V, 509.
Röper IIL 539-
Röring IL 102.
Rosengard I, 220 (221).
Rosenow IV, 123.
Rosin (Rosyn) V, 568.
Ross I, 370 (379).
Rossovius IV, 390.
Rostock (Rostke) v. I, 54© (559)- 546 (566;.
V, 215.
Roste V, 50.
Rostke s. Rostock.
Rot (Rott) s. Ruth.
Rotermund v. L 338 (343)- 372 (382). IV,
223. 557.
Rothe IL 252.
Rother IIL 557-
Rover I, 418 (430)-
Rübe IV, 348.
Rubien II, 385-
Rüde I, 451 (467).
Rudiger v. V, 270.
Rudolph II, 560.
PERSONEN • REGISTER.
637
Rüge I, 64(65) II, 154.
Ruger II, 114-
Rullmann I. 429 (444)-
ROmcker V, 161.
Rump (Rumpflf) IV, 567. 568. 572. V, 526.
Runge (Runghe) I, 80 (81). II, 143. III, 443-
486.
Rünitz V, 379.
Rusch IV, 561.
Rüsck V, 578.
Rusenberg III, 147-
Russland (Kniserin Katharina von) III, i66.
Rust L 352 (357)-
Ruth V. V, 379.
Ruth (Roth, Rott, Rot) III, 421.
Ruting II, 519-
Rutze V. IV. 32.
S.
Sachgow s. Znchow.
Sachse I, 297 (300).
Sachsen (Herzog Joh. Friedrich von) 1, 119(121).
164 (166).
Sahlmann IV, 133.
Sala V. IV, 274. 325. 326.
Salamon V, 415-
Sandberg II, 516.
Sandow IV, 247.
Sanitz v. V, 208.
Saran V, 589.
Sarkander I. 580 (601). 584 (605)
Sasse I, 603 (58). 222 (224). 370 (379)- 544
(565). 561 (580). II, 203. V, 197.
Sauerbirn III, 6.
Säwekauw (Sevekow) IV, 124.
Schabbelius II, 140. 209.
Schachschneider III, 329.
Schacht II, 325.
Schack V. I, 451 (467). 502 (519)- 579 (600).
581 (601). II, 263. 271. 274. 400. 401. 454.
455. 508. 553. 659. 680. 681. III, II 59.
80. 125. 342. 424. IV, 157. 158. 163. 481.
V. 41.
Schade v. 1, 53 (52).
Schademöller III, 527.
Schalburg IV, 551.
Schaller III. 56.
Schänick I, 376 (386).
Scharenberg III. 265.
Scharffenberg (Scharffenbergk) V. II. 284. III,
150. 227.
Scharrenhorst v. IV. 494-
Scharping (Scharpinck) I, 567 (587) IV,
390.
Schartow III, 329.
Schatelia IV, 376.
Schauenburg IV, 265.
Schaumburg -Lippe IV, 165.
Scheel v. IV, 171.
Scheffel II, 97
SchefTer IV, 247.
Schell I, 318 (323).
Schenck v. IV. 368.
Scher III, 535.
Sohermer I, 150 (151).
Sohertling I, 431 (446).
Schilden v. III, 92. 93.
Schimmelmann I, 63.
Schipman IV, 292.
Schirlentius I, 421 (437).
Sohlaveke IV, 391.
Sohlecher III, 275.
Schied (Schiede) IV, 542. 620.
Schlee IV, 376.
Schlie (Schlije) I, 562 (581).
SchliefTen v. IV, 304. 313. V, 280.
Schliemann (Zliemann) IV, 386. 407. 411.
Schlippenbach v. V, 130.
Schlitz V. V, 81.
Schlowe II, 656.
Schlüter (SlUter) I, 116(119).
Schmaggyl III, 59.
Schmal III, 165.
Schmecker (Smecker, Snneker) v. I, 201 (202).
476 (493). 552 (571). 553 (572). II, 648.
V, 39.
Schmersaal III, 495.
Schmettau v. II, 635.
Schmidt (Schmid, Schmidius, Smidt, Smit, Smitt)
I, 306 (309). 414 (426). 536 (555). 549 (568).
562 (581). 580 (601). 584 (605). II, 68.
148. 283. III, 217. 226. 379. 490. IV, 241.
292. 341. 622. 629. V, 19. 29. 50. 52. 137.
244. 290. 379. 522.
Schmitt V. IV, 609.
Schmill II, 669.
Schnehen V. III, 150. (nicht v. Schuchen).
Schneider II, 671.
Schnepel IV, 374. 403.
Schnittler I, 95 (96). 96 (98).
Schnobel III, 203.
Schnohr (Schnor) II, 49. 50. 66.
Schofelt III, 494.
Schoknecht I, 567 (587).
Schomaker (Schumacher) I, 603 (58). 223 (224).
457 (472). 5>o (528). II, 118. III, 549.
V, 576.
Schümann II, 240.
Schone I, 191 (192).
Schöneich v. II, 45- 64. 65. 500. 553.
Schonermarck I, 44 (45)
Schondorir IV, 561.
Schönemann IV, 628.
Schönfeld (Schönfeldt, Schonveit, Schoneveit)
I, 552 (570- n, 102. 274 V, 50.
Schoppingk (Schöppmg) v. III, 697.
Schonow V, 31.
Schoof V, 561.
Schöpffer v. IV, 243.
Schorler I, 349 (355)-
Schosse V. II, 386.
Schrader I, 233 (234).
Schröder (Schröder) I, 55. 213 (214). 357 (362).
567 (587). II1 61. 114. 284. 473. 516. III,
209. 212. 539. IV. 244. 378. 391. 559. 617.
620. V. 31. 39. 139. 161. 412. 507. 526.
S. Skreder.
Schuchen s. Schnehen.
Schuckmann v. II, 508. V, 276. 349. 351.
Sohulenburg v. d. V, 60. 76. 79. 122. 124.
125. 129.
638
PERSONEN • REGISTER.
Schulte (Schult, Schuldt, Schulz, Schultz, Schultze,
Schulze) I, 53. 366 (375). 370 (379). 567
(587). 603 (58). IL 681. III, 217. 469.
IV, 320. 411. 494. 607. 608. 628. V, 105.
179.
Schultetu8 I, 65. 336 (341).
Sohumacher s. Schomaker.
Schuslow III, 719-
Sohuref v. L 53 (52)
Schutte IL 144-
Schütz V. III, 37
Schütz (Schlitze, Schutz, Schützen) II, 5 H- III,
76. 539. IV, 39. 252. 319.
Schwansee IL 3^5-
Schwarck IIL 697.
Sohwartz v. II, 503- 504.
SchwartZ (Schwardt) IL 240. IV, 159. s.
Swarte.
Schwarzkopf (Swaitekop) IL 5>- 97- 112- 146.
V, 371-
SchwaSS (Schwertze, Swertze) v. IIL 709.
Schwasemann (Schwasmann) IV, 438.
Schweder s. Sweder.
Schweinsteiner L 562 (582).
Schwenn (Sven) II, 681.
Schwepne V, 268.
Schwerin v. L 331 (336). IV, 296.
Schwert L 567 (587).
Schwulges IV, 180.
Sconebom L 9^ (99)-
Seberow v. IIL 89.
Sebes L 30 (58).
See V. IL 350-
Seedorf L 387 (397)-
Seehase IL 637. III, 6. 170. IV, 132.
Seehusen IV, 570.
Seeger I, 380 (373)-
Seeler IL 260.
Seemann I, 302 (305).
Sehe V. I, 428 (443)-
Sehestädt v. III, 150.
Segbusch V, 561.
Seiher (Seyer) IIL 421. IV, 568.
Seitz V. IV, 176.
Sele IL 299.
Seliger L 409 (420).
Selmers L 370 (379).
Sellin V, 102.
Sell8Chopp V, 144*
Sengbusch (Sengebusch) I, 296 (300). IV,
391.
Senske L 418 (430).
Sesemann IIL 105.
Settegast IL 117-
Sever L 575 (597) HL 545-
Severin III, 12.
Seyer s. Seiher.
Sibeth I, 393 (403)-
Sibrand I, 89 (91). 97 (98). 168 (169).
Sickel III, 200.
Siedelmann IV, 247.
Siefried II, 239.
Siegbod III, 559-
Siems I, 376 (386).
Sienknecht II, 443-
Sievert n, 663.
Siggelkow (Sichelkow) II, 272 (?). 292. 29^.
656. III, 421.
Sildekow (0 s. Zittow.
Silkendal II, 479-
Silier I, 603 (58).
Simon (Simonis) IV, 375. V, 544.
Sinnike V, 519-
Sittmann v. II, 401. 406 407. 408.
Skeppenche II, 480.
Skreder (s. Schröder) IIL 213.
siede (Sleilanus) I, 170 (171). II, 285. IV,
571.
Siesius IV, 616. 617.
Slois II, 165.
Slone II, 582.
Smedes I, 603 (58).
Söger I, 380 (373).
Sohst I, 593 (615).
Sttllner V, 365
Soltau IV, 378.
Soltwedel IV, 376.
Soltz V, 162.
Sommer IV, 145.
Sondershausen II, 441*
Sossenheim (Sossenheme) III, 476.
Spalding IV, 244.
Specktin IV, 334.
Sperling v. I, 260(262). 335 (34i). 423(437»
509 (527). 604 (58). IL 47. 294. 360- 415-
650. 651. IIL 171. 362. 395- 417. 430- 43»
IV, 145 »57 158. 296. 413. 591.
Spitznas v. I, 53 (52).
Sponholz IL 234.
Spörke v. II, 391.
Sprengel v. III, 127.
Sprengel II, 109. 656.
Springinsguth II, 61.
Stack IV, 319.
Stademann II, 240.
Staffeid V. V, 167.
Staffhorst v. IH, n. V, 370. 381. 382
Stalberg (Sihalberg) V, 568.
Stalkopff II, 61.
Stall I, 552 (S70.
Stallknecht IL 440.
Stang (Stange) IL 233. 644. 645. III, 490.
stark (Starck) L 568 (587). IV, 591 (625I
Staudinger IV, 334.
Stavenhagen IIL 472-
Stavenow L 290 (293).
Steffen IIL i47*
Stegmeister IIL 96.
Stein (Sten) L 150 (isO- IV, 291. 542. 501
V, 79- 340. 509-
Steinbeck (Stenbek) L 392 (403).
Steinkopff I, 576 (596).
Steinmann IL 504-
Stelmann IV, 247.
Stenbek s. Steinbeck.
Stenbringh I. 203 (204).
Stenfeld IL 97-
Stenhagen (Steinhagen) IV, 320.
Stenglin v. IV, 113.
Stenmetzer L 123 (125).
Stenvord n, 301.
Sterk V, 586.
PERSONEN-REGISTER.
639
Stern v. III, 133.
Sternberg (Stemeberch) I, 405 (416). rv, 541.
567.
Sternhagen V, 218. 219.
Stever III, 5".
Sthalbero » Stalberg.
Stieber I, 575 (596).
Stier (Stir) III, 135-
Stieten v. IL 114- 209.
Stilmacher III, 129-
Stindtmann V, 361.
Stir s. Stier.
Stotfer IV, 128.
StoM V, 245.
Stolp II, 144
Stolt (Stolte) III, 213. IV, 292.
Stolzenburg V, 414-
Storch V. III, 431- IV, 243.
Storch V, 424-
Storni V. II, 353 354-
Stornier III, 17.
Stralendorfr v. I, 331 (337) 43© (445)- 510
(527)- 579 (600). 581 (601). II, 64. 65. 86
252. 254. 259. 262. 263. 353. 415. 498. 499
501. 502. 643. in, 364. 395. 432. 475
476. 511. IV, 158. 219. 318. 371. 399
526. 529. 557. 602. V, 34. 70. 179. 379
585.
StraSSburg (Strasburg) II, 61.
Stratfelt V, 260.
Stribet'it (Striberich) III, 170. 171.
Ströfen v. I, 409 (420).
StrUbing I, 53 (52).
Struck II, 659.
Strunicede v. IV, 318.
Stiidemann (Studmann) I, (496). IV, 442. V,
377.
Studemund V, 60.
Stuhr (Stouhr) III, 717.
Sturz (Stiirtz) I, 373 (382). V, 29.
Stiive (Stüff) II, 97. 144- 214. V, 51.
Svantenius I, 93 (94)-
Suchting I, 64. 65.
Suckow V. I, 200(201). 552(570-
Suderow IV, 411.
Suhm V. II, 503- 504.
Suhr IV, 500-
Suhrbier (Zurbier) I, 370 (379). V, 578.
Slilver V, 151.
Susemihl (Susemiel) II, 109. IV, 617.
Sueskind II, 599-
Sugel (Suwgel) I, 149(151).
Sweder IV, 25.
Sylveke IV, 246.
T-
Tadewoldes I, 454 (469)-
Tamm (Tam) IV, 390.
Tank I, 255 (256).
Tarnewitz (Tamevitz) V. II, 263. 368.
Tarnow I, 306 (309). II, 398. III, 550- IV,
244.
Techentin II, 668.
Tede II, 97-
Tedran V, 586.
Teldes IV, 386.
Teiesen U, 68.
Teller V, 522.
Templln I, 584(605).
Tessien I, 370(379)-
Testmann IV, 561.
Thier III, 417-
Thieme (Thime) III, 466.
Thien (Tien) V. II, 373- 690.
Thoms I, 459 (474)-
Thormann II, 65. 115. 117.
Thudendorp (Thoutendorp) V. I, 196. 408
(419)-
Thun V. n, 661. IV, 59. 529-
ThureCOW (Turekow) I, 56 (55). 603 (57).
Tiburtiue L 506 (523).
Tidemann II, 479-
TIede (Tide) II, 443. III, 274.
Tielke m, 56. 59.
Tiesenhueen v. I, 273 (276). III, 697.
Tilse IV, 495- 561. V, 592.
Timm (Timme) IV, 124. V, 70. 102.
Tienen (s. Thien) v.
Titen V, 586.
Todde II, 272.
Toll (ToUe) I, 290 (293). V, 279.
Töllner v. I, 89 (91).
Töllner I, 405 (416).
Tolzien (Tolzihn) IV, 75.
Toms IIL 25.
TÖppel (Toppelius) I, 370 (379). 576 (596),
V, 48. 51-
Trallow IV, 541.
Trapman IV, 400.
TrechOW (Trächo) V, 290.
Tregardt V, 387.
Treskow v. I, 461 (477)-
Tretow II, 361. III, 506.
Trendelburg II, 97-
Treuenfels v. III, 67. IV, 413- V, 39. 62.
Trog V, 50.
Trotha v. V, 142.
Türck III, 474.
Twestreng v. IV, 406.
Twist I, 306 (309).
Tye V, 592.
Tzolkow IV, 456.
U.
Uhle m, 341-
Ulrich (UUerich) in, 417. IV, 275.
Upahl IV, 319.
UserenlO (Iserlohn) v. III, 460.
Uterharck I, 49' (508).
Uurne I, 566 (585).
Varneholt II, 143*
Velthusen II, 37- i35- 209. 264,
Vendt V, 144
Vermehren III, 203.
Yick (Vicke) I, 212 (213). III, 167. IV, 291.
V, 321.
640
PERSON EN - REGISTER.
ViereoO^ (Vehregge, Viereck) v. I, 296 (3^0)
322 (327). 393 (403). 429 (444). 459 (474)
461 (477). 462 (477). 463 (478). 464 (480)
466 (481). II, 271. 442. III, 545- IV, 39
153. 221. 223. 296. 297. 303. 313. V, 541
Vieth III. 310.
VIetinghoff v. III, 429. IV, 31
Vincke v. IV, 395.
Vinke III, 477-
Virck V, 4H-
Visschahl HL 228.
Vitzenhnsen V, 538.
Vleghe I, 209 (210).
Vogel IV, 319. V, 427-
Vogelsang v. III, 512. IV, 289. 290. V, 15.
19. 442.
Voisan I, 366 (375).
V51cker (Völckers. Volcker), II, 412. III, 6.
IV, loi.
Volsche I, 351 (357)-
Vonneilich s. Neulich.
Vooght II, 100.
V088 V. III, 206. 207. IV, 89. 221. 222. V,
114. 280. 289. 370. 371. 375. 588.
Voss (Vos) I, 150 (151). 169 (170). 378 (389)-
380 (373)- 593 (615)- in, 341- V, 43- 44-
52. 169. 444.
Vrame II, 209.
Vreyholt I, 150 (i50-
Vot V, 268.
Vughe I, 218 (219).
W.
Wachenhusen II, 680.
Wackenitz V, 596.
Wackerbart (Wackerbarth) V. II, 553- 575
III, 43'- 535- 720. IV, 116. 163. 288.
289.
Wade (Wede) V, 321.
Wädekin II, 688.
Wahnschairt IV, 254.
Wag nknecht V, 152. 163.
Wahnke v. V, 114.
Wake I, 370 (380).
Wale I, 540 (559).
Waliis in, 342.
Walsleben v. I, 295 (299). 297 (301). 331 (337).
338 (343)- 424 (439)- 427 (442). II, 325. 330.
332- IV, 341. 394- 395-
Walther (Walter) II. 232. IV. 92. V, 53.
Walton I, 98 (99).
Wangelin v. III, 720. IV, 152. V, 418. 419
Wandtschneider IV, 555-
Warburg v. V, 290.
Wardenberg (Wardenbur^) v. IV, 489- V, 202.
Wardmiind (Wardmunde) II, 360. 361.
Warendorp (Warendorft, Warenstorp) v. I, 213
(214). 552 (570- IV, 171.
Warmer II, 519-
Warneke (Warnccke, Warncke, Warnke) II, 68.
644. III, 373.
Warne I, 150(151).
Warning IV, 542.
Warnow III, 477.
Warnstldt (Warnstedt) V. I, 471 (488). 567
(587). 580 (600). III, 393. 490. IV. 288.
486. 545. V, 41- 50.
Wartenberg v. V, 596.
Wascher V, i6a.
Wassermann II, 330.
Watow V, 578.
Weber I, 53 (52). IV, 375.
Wedege (Wedige) I, 96(98). 124(127).
Wedel V. III, 341-
Wedow I, 149(150
Wege V, 539-
Wegener III, 285. IV, 625.
Weide v. d. III. 215.
Weiger I, 563 (582).
Weinhagen v. III, 429*
Weise V, 557
Weider I, 262 (264).
Welle I, 123(125)
Weltzien (Wehzin, Wehien, Welzin) I, 322 (327).
499(516). II, 263. 366. 598. IV, 318. 320
370. 375- 545- 561. V, 412.
Wendhausen v. V, 418. 419.
Wendtand v. III, 341-
Wendt (W^ent, Wente) I, 297 (301). 424 (439.)
567 (587). 1I1 635. IV, 533. V, 61. 435.
565. 573.
Wenkstern v. II, 307- m, 175. 362. V, 317.
Werder V. (v. dem, zum) III, 149- V, 143-
250.
Werkmann II, 102. 165.
Werle s. Mecklenburg.
Wesebom II. 294.
Weser v. III, 671.
Wesken V, 584.
Wessel I, 454 (469). 457 (472). IV, 244.
Wetmer I, 218(219).
Westphalen v. III, n.
Westphal (Westpfahl, Westfahl u. s. w.) I, 298
(301). 370 (380). 581 (601). III, 532. IV,
128. V, 161.
Westendorp III, 533*
Wetstein (Wetz.stein) II, 652. III, 30.
Wetering v. III, 417-
Wettering II, 292.
Weyhe v. d. II, 553-
Weylandt V, 250.
Wickede v. I, 357 (362\ n, 386. IV, 609.
V, 113.
Wiechmann (W^ichmann) II, 470. 519. 111,369-
Wien I. 53 (52).
Wiencke U, 681.
Wiese I, 368 (378). 369 (378). IIL 228. IV. 378.
Wietze ra, 203.
Wieger (Wiegert) I, 567 (587). H 404.
Wiese (Wise) III, 561. 608. 671. 678.
Wiggers 1, 306(309). 11, 405.
Wilcke (Wilcken, Wilckens, Wilkmus) II, 109.
III, 55. 669. IV, 16.
Wilde I, 201 (202).
Wilgohs I, 380 (373).
Wilhelm! I, 297 (301).
Willebrand (Wilbrant) I, 82 (84). 409 (420). V, 43-
Willrath III, 362.
Wilsnack I, 593 (615)-
Windt II, 144
PERSONEN- REGISTER.
641
Winkelmann lU, 106. IV, 114.
Winkler I, 445 (460).
Winter I, 376 (386). IL i43- in, 120. 549-
Winterfeld v. U, 661. III, 212. 512. IV, 558.
609. V, 33. 34.
Wippert III, 477-
Winkes II, 209.
Wise s. Wiese.
Wische V. d. I, 414(426). 562 (581). 584(605).
Wiechmaiin IV, 16.
Witman V. 51
Witt (Witte) I, 201 (202). 208 (209). 374 (384)
IL 451. IV, 69. 147. 500. V, 208.
Wittenbnrg (Wittenborch) I, 567 (587). II, 671.
in, 347.
Wittling UI. 697.
WitzendorfT 11, Sn- V. 371.
Wöhler IIL 706.
Wohnsfleth (Wohnsflöht) III, 128. 142
Wölcke (Wöldke) IIL 140. V, 5S9.
Wolde V. L 335 (34o). IL 553
Woldenbarch IV, 390
Wolf(Wolff, Wulf, Wulff) L 150(151). IL 264.
498. 516. III, 56. 59. 129. lV^ 66. 391.
496. 568. V, 79. 223. 435.
Wolfradt v. V, 202.
Wolfleff L 264 (266).
Wollenbero L 302 (306).
Wollenweber v. IL 102.
Woller I, 491 (508)-
Wolters V, 576.
Wolzow V. III, 56.
Wopersnow v. II, 153*
WordenhofT ni, 550.
Woserin IL 317-
Wöstenbarg IL 668.
Wotinneke L 567 (587)-
Wotzenitz V, 15.
Wrangel v. II, 53- 400.
Wrede (Wreede) V. V, 376.
Wristero v. II, 512.
Wrost L 98. 99-
WUbbernitz HL 488.
Wunsan IV, 567-
Wurzbaoh V, 81.
WUrzburg v. III, lao.
Wüsthof IIL 165. 167.
Wutscetza L 309(210).
Y.
Yde I, 213(214).
Z.
Zabel V, 5^*
Zachariae L $62 (581).
' Zachow (Sachgow) IV, 475- 494- V, 544-
Zander IIL 490. 521. IV, 375. 614, V, 576.
Zarncke IIL 473*
Zecherien L 471 (487)-
Zelike V, 561.
Zeller V, 426. 427.
Zencker V, 52.
Zepelin (Zeplin) v. I, 396 (406). 11, 644. V,
14. 30. 31. 144-
Zeplin L 378 (389).
Zernotitzky IV, 102.
Zerrann IV, 611.
Ziel V, 114.
Zllmer V, 584-
Zimmermann V, loi.
ZittOW (Tzültkow) II, 272.
Zitzow V, 349.
Zliemann s. Schliemann.
Zille V. IIL 84. 92.
ZUlow V. I, 55. IL 310- 680. 681. IIL 550-
720. IV, 172. 381. 399-
Zurbier s. Suhrbier.
Vet^zeichniss
der mit Werken vertretenen Kflnstler.
(A. = Architekt, B. = Bildhauer, Ing. = Ingenieur, M. = Maler, Mn. == Malerin.
Wo unter einem Namen mehrere Mitglieder einer Künstler -Familie zusammengefasst
smd, tritt der Zusatz Fam. [= Familie] ein.)
(I)ie eingeklammerten Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflage.)
-OHC-
Albin, Mn., II, 639. 111, 301. V, 150.
Andreae, M., I, 475 (492). III, 423- 494- 661.
665. IV, 31. 383. V, 409. 440-
B.
Barka, A., II, 176. III, 262. 268.
Berwald, B., II, 626.
BIOCic, M.-Fam., I, 60. 84 (86). 93 (94). 94
(95). 118(121). 214(215). 235 (236;. 323
(327)- II, 13«- III, 678.
BÖcIcel (Bökel), M., II, 586. IV, 86. 213.
V, 100.
Bormann, B., IV, 234. 236.
Brandin, A. u. B., 1, 353 (359). II, 202. 203.
IV, 213. 214. 217. 254. 366. 399.
Bremen, Hinrik van, A., II, 74, 127.
Brunow, B-, IL 625. 626. IV, 462.
BrunswiOi A., II, 164.
BUIIe, B., III, 72- 104. V, 179-
Buach, Joh. Joach., A.. III, 242. 255.
Busch, Joh. Georg, B., III, 269.
C.
Canow, M., III, 95.
Cauer, B., n, 595-
Chiaramela, A., IT, 586.
Coppens, B., n, 559.
Cornelius v., M., II, 572.
Cranach, M., v, 371.
D.
Daniel, A., lll, 267. V, 115.
Demmler, A., II, 617—624.
Dieussart, A. u. B., I, 535 (554). IV, 218.
Döteber, B., m, 656. 659. IV, 524.
Düssler, Mn., iv, 628.
E.
Eckstein, B., lll, 242. 243.
F.
FindorfT, M., III, 243—246.
Fischer-PoiS8on,M. Farn., 11,292. 348. 404. 448.
593. 672. III, 164. 296. 332. 526. IV, 123.
169. 509. 550. V, 81. 414. 424. 429. 575.
Flohr, M., III, 335.
Floris, B., II, 586.
Frey, A., IV, 493-
Georg, A., II, 186.
Genschow, B., II, 620.
Gillmeister. Glasmaler, II, 572. 582. 592. 596.
IV, 367. V, 339. 488.
Grote, A., II, 34. 35.
H.
I
I
Hammersiein v., ing., III, 292.
Hamilton de, M., IV, 251.
Haubitz, A., II, 481. 585. 603. 606.
Haupt, A., V, 135.
Heideloir, A., IV, 306.
Hertzog, M., I, 165 (166). V, 582.
Hllle, M., III, 338.
Houdon, B., III, 257.
K.
Kaplunger, B., III, 255! 256. 257. 268.
Knesebeck v. d., ing., III, 292.
Krommeny (Krummeney), M., III, 637. 678.
IV, 213.
Krliger, A., n, 581. 595. III, 310. 612. IV,
548. V, 340 479.
KÜNSTLER - REGISTER.
643
L.
Lange, M., I, 536 (555)- H, 681. III, 272,
431. 457- IV, 561. 590.
Lenthe, M., I. 372(382)- 386(396). 391(402).
579 (600). II, 551- 573- 582. 592. 596-
III, 251. 443. 466. 519. IV, ^i- 295-
365. 367. 374. 380. 522. 614. V, 340- 487-
Luckow, A., II, 194.
M.
MartenS (Mertens), A., II, 75- '28.
Möckel, A., III, 300- 659. 665. 691. 700. 702.
IV, 433.
Münster v., A., II, 128.
O.
Oenicke, Mn., III, 297.
Orley van, M., IV, 234.
Oesterreich, M., V, 30-
Overbeck, M., II, 388.
P.
Parr, A.-Fam., II, 553. 585. 586. IV, 254.
257- 353-
Pfannschmidt, Karl Gottfr., M, H, 587 59 1
IV,. 337. •
Pfannschmidt, Ernst, M., III, 225.
Piloot, Gerd Evert, ing. u. A., II, 224. 608.
617 ff. III, 22. 659.
Pommerencke, m., I, 595 (617) H» 663.
Q-
Quellinus, Thomas, iv, IV, 220.
R.
Ramp, A., I, 135 (137)
Rauch, Christian, B., II, 625.
Reutz, Ing., II, 578.
Rietschel, E., B., v, 196.
Rode, M., I, 76 (78).
Rodtschilder, A., IV, 259-
Rouw, B., ni, 265.
RumeSChotel (Riimescotel), A., I, 17.
s.
Schadelock, A. u. B., I, 76 (78).
Schadow, B., I, 269 (271).
Schaicken, M , I (84).
Schinkel, A., IV, 360.
Schmidt, Mn, n, 508.
Schröder, B.-Fam., II, 586. 587- 589-
Schubert, M , V, 179
Schumacher, M., v, 482.
Semper, A., II, 618.
Seydewitz v., ing., III, 260.
Steinhäuser, B., II, 587.
Stever, M., II, 61. 596. III, 343- IV, 366. 367.
Stockmann, B., I (80). 106 (108).
Strempel, M, IV, 26.
Stüler, A., II, 619. V, 134.
Sturm, A., II, 578. UI, 292.
Suhrlandt, M.-Fam., I, 348 (354). 427 (442).
n, 640. III, 146. 216. 245. 246. 262. 265.
299. 328. V, 160.
T.
Techel, A.. II, 585. IV, 533-
Thormann, A., II, 38.
V.
Yischer, B., II, 556.
Voss, A., U, 581.
W,
Werner, B., III, 656. 659. IV, 525.
Wilck, M., II, 621.
Wilde, M, II, 306. 383. 637.
Willebrand, A., II, 55"- 618.
Wilgohs, B., II, 586. 625. IV, 366.
Woltf, B., m, 257.
Wünsch, A., II, 622.
Vei^zeichniss
der mit Werken vertreteheo Kunsthandwerker,
(B. = Bildbauer. G. = Goldschmied. Gg. =^ Glockengiesser. Gl. = Glaser.
M. = Maler. Mm, = Maurermeister. T. =^ Tischler. Zg. = Zinngiesser.
Zm. = Zimmermeister. Wo unter einem Namen mehrere Mitglieder einer Künstler-
Familie zusammengefasst sind, tritt der Zusatz Fam. [= Familie] ein.)
(Die eingeklammerten Zahlen [nur bei dem ersten Bande] beziehen sich
auf die Seiten der zweiten Auflage.)
A.
Adam, G., I, 405 (416). 410(421).
Ahlstorfr, Zg., IV, 341.
Albrecht, Ed., Gg., 1, ^96 (299). 338 (344). 348
(354). 377 (388). 450 (466). II, 238. 272.
516. 555. 663. 666. III, 5. 105. 146. 170.
219. 226. 297. 310. 369. 379. 431. 502.691.
IV, 118. 124. 347. 484. 494. 51'- 561. 573-
669. V, 14. 147. 190. 288. 349. 414. 427.
442. 546. 561.
Albrecht, Th., Mm., I, 133 (135).
Altrichter, Gg., V, 243.
Appelstädt, Kunsttöpfer, II, 630.
Armovitz (versehentlich einmal Witz gelesen).
Gg., II, 407. 441. 511. III, 37. 67. 80.
IV, 470.
Assmann, G., III, 191. 382. IV, 118. 617.
V, 44. 352.
Baasz, Zg., V, 345- 352. 375-
Bachmann, B., III, 255. 269.
BadinO, Ziegler, III, 243.
Bauer, Kunstgärtner, III, 294.
Bauerfeit, M., I, 317 (322).
Baumann, Orgelbauer, I, 404 (415)-
Becker, G., I, 62. 373 (384). 405 (4»6). IV,
331.
Bechlin, Zg., IV, 71. 128. 132. 286. 326. 381.
Beckmann (Beeckmann). B., II, 37. III, 468.
473-
Begun, Gg.-Fam., I, 561 (581). II, 293. III,
190- 353- 362. 415. 431. 466. IV, 171.
318. 325. 395. 475. 495. 559. V, 62. 144.
191. 200. 221. 262. 298. 317. 323.
Behmen, G., V, 116. 317.
Behnke, Uhrmacher, III, 243.
Behrens, Friedr., H., III, 269.
Behrens, G., IV, 15. 285.
Beiti, G., II, 212.
Belitz, G., IV, 112.
Belsen, Gl., IV, 306.
Bergmann, B., I, 25.
Bermann, B., II. 188.
Berner, G., II, 233.
Berninger. B., IV, 217.
Beumers, G., V, 264.
Beussmann, Zg., IV, 163. 551.
Biber (Bieber), (Jg. Fam., III, 84. 123.
Bilenberg, G., II, 210.
Binke (Bincke, Binge), Gg., II, 404. III, 5.
IV, 242. V, 78.
Bitterlich, G., III, 308. IV, 509.
Blaukogel (Blawkogel), Zg.-Fam., I, 454 (469).
510 (528). III, 706. IV, 121. V, 436.
BliefTert, T., III, 243.
Bock, M., III, 246.
B5ckenhagen, Kupferschmied, IV, 306.
Bohle, T., II, 87.
Bohn, G., IV, 407.
Boie, Gg., I, 417 (430).
Boldt, T., III, 256.
Bomgard, G., II, 154.
Borchert, Zg., III, 215.
Borger, Orgelbauer, I, 30.
Bernau, Mm., II, 586.
Bornemann, G., I, 62. 95 (96). 121 (123). 167
(169). 397 (407)- 405 (416). 409 (421). 410
(421). 423 (439). 431 (446). 453 (468). 471
(487). 477 (494). 502 (519). 510 (527). 513
(530- 575 (596). II, 210. 211. V, 114- 299-
586.
Boeth (Bot), Mm., II, x86.
Borstelmann, Gg., III, 214. 218. 223.
KUNSTHANDWERKER -REGISTER.
645
Both, 6., m, 243.
Böttcher, Heinr., G., II, 213. III, 490.
Böttcher, J., M., III, 75
Boyse, Zg., I, 478 (495)- m, 7o6.
Brandenburg, B., I, 30
Brandner, G., I, 373 (3S4)
Brandt, Gg., II, 294. IV, 566.
Brentelin, Gg., IV, 37-
Brockmann, G., II, 3» 8. III, 461. 467-
Bromann, M., I, 25.
Bruhn, T., I, 140 (142).
Brun, Gg, III, 285.
Brunswig (Brunswick), G., I, 339 (344). 37«
(388). III, 680. IV. 25.
Burchard, Uhrm., I, 30.
Busch, C, G., II, 330- III, 467.
Busch, J. J., B., III, 269.
Busch, J. G., T., IV, 306.
Busgl {?). Zg., IV, 620.
C.
Calame, Mm., ni, 266.
Campen, van, s. Kämpen.
Gastet, Gg., I, 476(492). 572(592). lir, 119.
128. 139. IV, 211.
Cato, G., II, 114. «66. 233. 240. 294. 299.
350. m, 444- 469- 476. 5 '2.
Christian, T., II, 586.
Christiansen, T., II, 551. sSi. III, 612. IV,
365. 366.
Clement, Dachdecker, IV, 306.
Cohn, G., IV, 15.
Coihws, Gg., IV, 87.
Collier, Gg.-Familie, I, 409 (420). III, 130.
139. 490. IV, 367. V, 43. 102. 360. 557.
Conradi, G., IV, 166.
Cuny, G., I, 513 (530-
D.
Dabeistein, B.-Fam., II, 559.
Däge, M., I, 353 (359).
Dam van, Gg., II, 637. 641. III. 217. 337.
IV, 486.
Danckwardt, Gg., II, 348. 378. III. 55. 106.
IV, 441.
Degener, Zg., I, 510(528). 5>3(530- V, 541.
DegtOW, Schmied, II, 559.
Dehn, Drechsler, III, 243.
Deichert, Zm., V, 100.
Denitz, G., IV, 24. 71. 153.
Denker, G., II, 65.
Depner, Zg., I, 373 (380).
Oewitz, G., III, 226.
Dingelstädt, M., III, 243-
Dittberg = (O L), G.-Fam., II, 350. 401. 656.
DiXOn, Zg.-Fam., III, 495.
Drebing, Zg.Fam., III, 379. IV, 4S6.
Dreyer, Töpfer, III, 243.
Dribhagen, M., I, 458 (474).
Drummer, G., III, 73-
Dunitz, G., III, 397-
Düren van. Ziegler, II, 188. 586. 603.
DUsing, G., III, 539.
E.
Ebel, G., IV, 442.
Eggeier, G., II, 209. 2S6.
Eggers, Gg., III, 697.
Ehlers, Zg., v, 363.
Eichner, M., I, 165 (166).
Emmerich, G., II, 65. 116. 2S5.
Enderlein, G., III, 93.
Engel, Orgelb., II, 137-
Einsiedel, Steinmetz, IV, 307.
Engelbreobt, G., U, 390.
Erdmann, G., II, 407.
Ernestin, Gg., II, 285.
Ernst, G., II, 637. IV, 15. 614. V, 44.
Evers, G., I, 64.
Evers, B. u. T., III, 284. IV, 453-
F-
Falk, G., II, 350.
Rehmer, G., V, 264.
Fick, G., II, 577. 583. III, 72. 76. 106. 120.
265. IV, 112.
Finck, G., II, 414. 493- 504. 5»6. 683: III,
63. IV, 102. 603.
Fischer, B., IV, 566.
FloriS, G.-Fam., TIT, 512. 542. IV, 13.
Fortdran, G., IV, 18.
Fowtehen (Fowteke, Foutege), Gg., I, 92 (93).
92(94). III, 362. IV, 469.
Frehse, G., V, 258.
Frese, G., II, 299.
Friedeberg, G., II, 405. IV, 128.
Friese, Orgelb., I, 348 (354). 417 (429). 443
(458). n, 667. 669. III, 271. 272. 347.
364. 612. IV, 608.
Funck, G., IV, 116.
Fungk, Steinmetz, II, 586.
Fues, Steinmetz, II, 586.
Fycke s. Vicke.
G.
Gade, G.-Fam., II, HI. 213. 250. 254. 294.
318. 374. 419- in, 469. 498. 499. V, 411.
Gade, Orgelb., I, 78 (80).
Gage, Gg., II, 4M. 441. 5^6. III, 164.
Gehrhardt, G., III, 165.
Geiger, Mm., IV, 306.
Geitner, Kupferschmied, III, 243.
Gerber, Seidenwirker, III, 251.
Gerke (Gercke), G., I, 62. 96 (97).
Gerdt, M., I, 107 (iio).
Gerdt, Glaser, II, 186.
Gerike, G., IV, 118. 546. V-, 412. 413.
Giese, G.-Fam., I, 376 (386). 388 (39S). II, 250.
285. 361. 379. 407. 4IX. 479. 512. 663.665.
668. 678. III, 200. 207. 226. 305. 306. 337.
371. 424. 495. IV, 15. 102. 172, V,"565.
Giese, Zm., III, 243.
Glavaiz (nicht Glanatz), Orgelb.. I, 78 (80).
Gottespf^nnig, Zg.-Fam., I, 290 (294). 297 (301).
298 (301). 314 (319). 339 (345). 374 (384)-
378 (389). 388(398). 424 (439). ni, 542. 550.
709. 717. 721.
646
KUNSTH ANÜWERK ER - REGISTER.
Gotthardt, G.-Fam., V, 152. 244.
Gräfe, Ol., IIT, 243.
GramelsdorfT, Kupferschmied, III, 267.
Grawert (Cravert), Gg.-Fam., II, 50S. IV, 116.
120.
Greve, M., IV, 143.
Griebe, M., II, 396.
Grot, Gg., IL 99.
Grote, T., I, 30.
Groth, T., I, 108(110).
Grundtgrieper, Zg., I, 369 (378)- (376). 3S0
(373).
Grunebero, M-. II. 443-
Griitzmacher, Gg., V, 161.
Gudehus, M., I, 476 (492).
Gudejohann, G., 1, 306 (310). V, 70.
GuoHelmi, M., V, 39-
Haack, M., I, 30.
Haack, Gg. u. Eisengiesser, I, 91 (93). 372 (382).
II, 657. III. 221. 708. IV, 113 285. 334.
390. 400. 509. 611. V, 550.
Haack, Schmied, III, 243.
Haase, Klempner, IV, 306.
Hackenschmidt, Gg , V, 360. 573. 585.
Hahn, Schmied, III, 243.
Halbeck, G., I, 95 (96). 96 (97). 121 (123).
274 (277). 290 (293). 297 (300). 314 (318)
323 (328). 366 (375). 387 (397). 490 (507)
491 (508). 506 (523). 513 (531). III, 487.
495- 506. 530. 708. IV, 14. 16. 27. 123.
V, 41- 584-
Händler, M., I, 490 (507).
Hans, B. u. T., I, 107 (iio).
Hantelmann, Orgelb., II, 136.
Harck, G., V, 130. 187.
Hartigh (Hartig), B., I, 25. 78 (80). 108 (iio).
Hassenberg, B. u. T., II, 359.
Hausbrandt, Gg.-Fam., I, 338 (343). 348 (354)
396 (407). 496 (514). 561 (580). II, 99
232. 249. 261. 285. 29S. 37S. 411. 418. 450
471. 504. 518. 596. 648. 651. 659. 665. 669
III, 16. 19. 25. 35. 80. 139. 142. 170. 174
200. 218. 273. 308. 329. 369. 374. 472. 473
476. 490. 532. 549. IV, 16. 23. 33. 171
267. 274. 278. 280. 290. 297. 304. 320. 407
413- 465. 489- 542- 570- 617. 622. V, 40
Hecht, Zg., I, 318 (323)-
Hecht, Töpfer. III, 243.
Heiberg, M., V, 100.
Heide v. d., Gg., III, 88. 133.
Heiden, G., III, 421. IV, 66. 102. 118. 457.
458. 482. 506.
Heincke, G., IV, 626.
Heine, G., II, 64.
HeinersdorfT, G., I, 373 (384). 510 (528). II,
512. 670. III, 142. 170. 191. 212. 218. 224.
297. 424. IV, 348. V, 538.
Heintze (Heinze), Gg.-Fam., III, 206. 212. 217.
IV, 509. 511. 564. 626. V, 61. 278. 321.
421. 536. 538. 54«. 573. 594.
Heitmann, B., n, 559.
Hemminghusen (Hemminckhusen), Gg., II, 516.
IIT, 4r5.
Henninger, G., IV, 271. 610. 617. V, 419.
Henningk, Orgelb., II, 470.
Henszky, Zg.. V, 387. 390. 413. 444. 540. 545.
561.
Herbert, G., II. 678.
Hermann (Herm), Erzgiesser, IV, 451.
Hermen s. Munster.
Heyden, Mm., IV, 306.
Heylandt, G., IV, 337
Hinrich s. Bremen.
Hirt, Gg., II, 643. 648. III, 251. 301. IV,
166.
Hoffgaard, M., I, 76 (78).
HofTmann, Zg., III, 312. 382.
HohenSChild (Hohenschildt), M., I, 25. 105 (loS).
108 (iio). IV, 312.
Hogehus, Gg., I, 313 (318).
HSIscher, G., I, 596 (618). III, 709. IV, 40.
71. 166. 227. 252. 313. 326. 381. V, 19.
31. 41. 62. 298. 371.
Hornemann, G.-Fam., I, 63. 120 (123). 278
(282). 478 (494). II, 628.
Hossauer, G., I, 464 (479). III, 92. IV, 368.
477. V, 35S.
Hoyer, G., I, 274 (277).
Hulsemann, Zg.. I, 324(329).
Humbert, G., IV, 114. 307. V. 26-3.
I- J-
Jakob, B., II, 559.
Jenssen, M., I, 30 (31).
Igel, G., III, 96.
Jheger, Gg., III, 505.
Illies, Gg., I, 450 (466). 580 (600). 584 (604)
IL 590. 596. IIL 217. 263. 304. 337. IV
180. 242. 269. 278. 290. 307. 313. 337. 495
533- 541. 548. 592. V, 43. 52. 130. 152
161. 264. 284. 287. 290. 325. 340. 351. 352
355- 363. 365. 375- 376. 387. 388. 4" 421
424. 432. 435- 440. 442. 489. 509. 525
546. 568.
Jost, G., II, 153.
Jlirst, G.. III, 81. 353. IV, 123. 407. 477. 567.
K.
Kahl, G., UI, 67. 106.
Kahle, Mm., I, 104 (106).
Kählert, T., I, 25.
Kampen v., Gg., II, 582. III, 133. IV, 378,
Kania, T., II, 551.
K— wengieeetr, M., V, 242.
Kaselowsky, M., V, 58.
Kass, G., V, 285.
Kassuba, T., II, 551.
Kempener, M., I, 46.
Kerfack, G., I, 95 (97). 506 (524). IV, 24.
V, 349.
Kersten, Orgelb., I, 476 (492).
Keymann, Gg., II, 407.
Kielmann, G., IV, 247. V, 451.
Kindt, M., I, 165 (166).
KitzrOW, Kunstschlosser, III, 267.
Klähn, G., IV, 159. V, 550
KUNSTHANDWERKER - REGISTER .
647
Klein, G., I, 167 (169). 168 (170). 424 (439).
430 (446). 562 (581).
Kleymann, Gg., III, 487.
Klingmann (Klinckmann, Klinkmann), B., I, 25.
76 (78). IV, 366.
Knüppel, Gg., y, 139.
Koch == (H P K), G., II, 450-
Koch, M., ni, 243. V, 100.
Koch, Zm., III, 267.
Könecke, Mm., II, 560.
Könemann, B., II, 559.
König, Zg., III, 469.
Konow = (A L K), G., I, 275 (278). II, 635.
637. 648. III, 347. V, 70-
Koop, Gl., III, 267.
Koppen, G., III, 503. IV, 391.
Kossei, B., II, 317.
Köster, M., IV, 217.
Krämer, G., I, 357 (363). 370 (380).
Krause, G., IV, 227.
Krause, M., 1, 475 (492). III, 659. IV, 131. 410.
Kreiten, G., IV, 242.
Kremer, Mm., II, 162.
Krieche, Gg., III, 95.
Kroger, Orgelb., Ii, 136. •
Krüger, G., III, 680. 697.
Krüger, G., IV, 219.
Krüger, M., III, 243. 468. 473. 678.
Krüger, M., V, 97.
Krummbügel, Zg., V, 414- 424. 436. 440. 568.
Krummstroh, G., III, 142.
Krus, B., lU, 83.
Krusemark, B., V, 596.
Kuchmeister, Gg., V, 409.
Kühl, Gg., III, 68.
Kurtz, G., III, 151. 175- IV, 27. 407. 614.
V, 251. 264. 268. 270.
Kurz, G., III, 63.
L.
Ladegast, Orgelb., II, 551.
Lampert, B., III, 266.
Landre, Gg., IL 360. 518. 555. 598. 667. III,
302. 487. IV, 506.
Langberg, M., III, 475.
Lange, Kunstschmied, III, 243.
Lau, M., III, 218.
Lauterbeck, M., III, 659.
Lavenpries, Gg., I, 34.
Lehmann, G.-Fam., I, 63. 95 (97). 96 (97). 414
(426). 424 (439). 478 (494). 584 (604}. III,
546. 716. V, 218.
Lehsten, Gelbgiesser, II, 65. 150. 160.
Leilmann, G., IV, 286.
Lembke, G., I, 563 (582). V, 70.
Lenthe, Graveur, II, 355. 412. 504. III, 490.
495. 503. IV, 551.
Leonhardt, G., I, 318 (323).
Lenz, ErEgiesser, IV, 307.
Lepzow, M., IV, 434.
Lilie, Mm., III, 266.
Lippert, Gelbgiesser, IV, 596.
Lippold, G.-Fam., V, 62. 130. 144. 258. 412.
509-
Livonius, G., IV, 226. 269. 391. V, 20. 62.
263.
Lofberg (Löfberg), Gg., III, 344. IV, 128.
Lohe V., G , V, 31.
LÖhr, Steinmetz, III, 256.
Lomberg, G., IV, 275.
Lübeke, G., I, 274 (277).
Lüdeke, Mm., V, 131. 132.
Ludewig, G., V, 570-
Lyra v., Mm., II, 188,
M.
Madaus, G., II, 583.
Magnus = (P M), G., II, 454.
Malm, Töpfer, II, 630.
Mancke, Gg., V, 388.
Marggraf, M., I, 25.
Marne de, Drechsler, III, 243.
Marx, Orgelb., I, 25.
Maschmann, M., III, 104.
Matthes (Maths, Matze), Gg.-Fam., I, 1 1 1 (114).
V, 102. 576.
Mebert, Gg., V, 440. 583. 592.
Mehler, Gg., II, 272. 293. 499. 676. III, 203.
IV, 148. 572.
Mehlmann, Zg., IV, 132.
Meier, T., II, 551.
Menckin, G., II, 309.
Mestlin, G., IV, 15. 40. 181. 226. 227. 291.
341. 348. 381. V, 19. 34. 48. 78. 79- 81.
105. 161. 222. 290. 390. 414. 415. 536. 573.
Meyer, B., I, 108 (i 10). 140(142).
Meyer, Otto Gerh., Gg., I, 110(112). 153(155^-
356 (362). 370 (379). 377 (388). 512 (531).
II, 471. 583. 639. III, 55. 330. 364. 444.
459. 487. 499. 527. 539. 702. IV, 16. loi.
456. 611. V, 14. 40. 48. 262. 298.
Meyer, Joh. Chr., Gg., V, 70. 169. 200. 215.
243. 250. 310. 325. 361. 387.
Meyer, Joh. Chr. Friedr., Gg., V, 306.
Meyer, Joh. Casp., Gg., III, 30. 219.
Meyer, T., IV, 337.
Meyfeld, Gg., III, 135,
Meyne, Kupferschmied, IV, 561.
Michael, G., I, 369 (378). III, 528. 539.
Michael, G., IV, 413. 458.
Michaelsen (Michelsen), M., II, 104. 133. 150.
328. rv, 410. V, 16. 18.
Michel, Mm., II, 188. 603.
Michel, M., I, 107 (iio).
Midow, B., IV, 217.
Miltzow, Gg., V, 290.
Möhrer, T., II, 581.
Moll, G., I, 405 (416).
Möller, B., II, 49. 50.
Möller, Hans, G., II, 298.
Möller, Joh. Christoph, G., I, 506 (523).
Möller, T., I, 21;.
Möller, T., IV, '307.
Molstorf, G., I, 576 (596). IV, 313- 387. V,
116. 147. 244.
Mönkehagen, Gg., I, 34. 152 (154). 189 (190).
289 (293). 305 (309). 356 (362). 375 (385).
Uli 330. 534. 542. 550- 704. IV, 27 III.
120. 127. 404. V, 50. 102. 508.
648
KUNSTHANDWERKER - REGISTER.
Nora, Orgelb., II, 553.
Mowitz, B., IIL 166.
MoWttZ, Klempner, I, 302 (306).
Mull, Gg.. IIL 68.
Müller, G.-Fam., I, 121 (124). 122 (124). 169
(170). 297 (300). 310 (314). 318 (323)- 349
(355'. 366 (375). 393 (403). 409 (421). 414
(426). 431 (446). 491 (508). 506 (S24). 510
(527). 513 (531) 567 (587). 580 (601). III,
200. 487. 55Q: 697. IV, 105. 121. 132. 441.
V, 41. 208. 262. 288. 41 s.
Müller, Gelbgiesser, III, 220.
Müller, Schmied, IV, 307.
Müller, Steinmetz, IV, 306.
Müller, T., I, 105 (108).
Müller, Uhrmacher, IV, 307.
Mumm (Mum), G., II, 583. 652.
Münster v., B., II, 559-
Nehls, Zieglerm., IV, 306.
Niemeyer, T., III, 243.
NienS, Kunstschlosser-Fam., III, 190. 203. 243.
245. 267. 271. IV, 271.
O.
Oberg, Gg., I, 606 (93). II, 309. IIL 301.
473- 5". IV, 113. 481. V, 52. 143. 144.
388. 436. 596.
Ohison, Gg., V, 589.
Oldendorf, Gg., II, 442.
Olfen, M., III, 267.
Oelmann, Gg., III, 147.
Oeeten, G., V, 340. 352. 546.
Orbaoh, M., II, sS6.
Otbbrech, Gg., li, 665.
P.
Paepoke, Gelbgiesser, III, 220.
Pauli, Zm., II, 559.
Pawel, T., III, 213.
Pawlowsky, B., IV, 307.
Percham, Mm., I, 267 (270).
Peter, Gg., V, 544.
Peters, G., III, 395-
Peters, Orgclb., V, 100.
Peters, t., II, 551.
Peteraen, t., II, 398.
Petschler, G., V, 270.
Pettera, B., II, 55>- 581.
Pfk'enger, T., III, ^43.
Philipp!, M., IV, 548.
Pisani, B, III« 266.
Pitschner, G., III, 19.
Plauer, Gg., II, 399.
Polcbow, Zg , IIL 204, V, 561.
Pommer, Kunstschlosser, IV, 306.
Poreibe, G.-Fam., II, 153- 263. III, 175. 490.
497.
Poretbe, B., IV, 625.
Porepe, Zg., in, 217.
Press, Zg., I, 581 (601). 584 (605).
Pressler, Mm., III, 243.
Preu, B., IIL 128.
Pribbenow, Töpfer, II, 630.
' Printz, G., II, 264. 286. 329.
I PristafT, Mm., IIL 547-
PrBfer, G., L 310 (314). 593 (615). HL 204.
305. IV, 112. 307. 376. 378. 564. V. 163.
200. 303.
Q.
Qnade, B. u. T., IL 45- 87. 88.
Quirling, G., III, 35- 304. 306. 308. 362. IV,
442.
Qttistorp, G.-Fam., L 64. 318 (323). 454 (469)
IV, 102. V, 34.
R.
Rabe. M., IV, 307.
Radonen, G., L 562 (582).
Rahm, G.-Fam., L 276 (279). 323 (328). 369
(378). IL 213. 310. 373. IIL 506. 721.
V, 44.
Rathke (Ratke), Andreas, G., I, 296 (300)
302 (305).
Rathke (Rathken), Abrah., G.. L 502 (5i9\
IV, 171. 226. 337. 387. V, 62. 276. 442.
589.
Regenfart, B., II, 86. 87. 88.
Reimera, G., IL 113- "4- 329. III» 535-
IV, 158.
Reincke, Zg., L 297 (301). IV, 16. 24. 26.
Reinecke, Geibg., V, 355.
Reinhold, Kunsttischler, 11, 551-
Remmler, Orgelb., IV, 307.
Reppien, M., III, 475.
Reuss, G., L 387 (397)- 423 (438). IV, 123.
Ribe, Gg., L 109 (112). 153 (155). 567 (586).
III, 520,
Richter, Kupferschmiedefam., IV, 247. 348. $9^-
Richter, T., IL 581.
RiebOW (Ribow), G.-Fam., L 123 (125). 169
(170). 366(375). III, 506.
Rieck, Mm., III, 547.
Riedeweg, Gg., II, 138.
Rit van der, Gg., IIL 88.
Rohde, B., IV, 285.
RÖhrdantZ (Röhrdans), Zg., L 405 (4^6). HL
697. 717.
Röper, G., I, (279). 387 (397). 397 (407)- 423
(438). 424 (439). 453 (468). 471 (487)- 562
(581). 572 (592). 593 (614). IIL 529. 535-
IV, 102. 105. 174. 282. V. 413- 539-
Rose, G., n, 451- 516. 593- ÜI» 67. uo. 250.
337.
Rotermund, B., IV, 306.
Runge, Orgelb., IIL 174.
Rusch, Steinmetz, III, 659.
Rust, G., IV, 226. 319. 387.
S.
Sabelmann, Zm., IV, 306.
Sager, G., III, 67.
Schacht, Zg., IIL 721.
Schäffer, T., I. 140 (i42>
KUNSTHANDWERKER -REGISTER.
649
296 (299)
Scheel, Gg., V, 222.
Scheele, G., II, 318. III. 462. IV, 118. 121.
506.
Sehe«, T., II, 582.
Schele, Gg., I, 89 (91).
Schlegel =^ (I H S), G., II, 361.
Schleicher, Steinmetz, IV, 307.
Schlick, G , III, 552.
Schlüter (SlUtei), Zg.-Fam., I, 310 (314)- 324
(329). 367 (376). 457 (472). 510 (528). III,
546. V, 202. 279. 290.
Schmahl, M., I. 354(360).
Schmidt, Gg., I, 392 (402).
Schmidt = (C S), G., II, 311. 442. IV, 227.
331. V, 526.
Schmidt, Hofgärtner, III, 266.
Schmidt, Orgelb., I, 25. III, 243. V, 100.
Schmidt, Zg-, III, 469-
Schmit, B., IV, 622.
Schmittinger, Orgelb., I, 537 (555).
Scholinus, B., II. 582.
Schomaker, Mm., I, 105 (107).
Schönfeld, Uhrm., I, 30.
Schönfeldt, G., II, 379.
Schorler, G., I, 409 (421). 453 (468). 510
(527). 593 (615)- IV, 40. 114.
Schröder, G., I, 307 (310).
Schultz, Gg.-Fam., I, 153 (154).
301 (305). 313 (318). 317 (322). 322 (327)
377 (388;. 386 (396;. 392 (402). 397 (407)
421 (433)- 428 (443)- 476 (492). 490 (507)
497 (514). 513 (531)- n, 249. 273. 309
324. 418. 678. III, 5. 307. 311. 329. 394
397. 420. 487. 499. 502. 520. 542. 549. 721
IV, 13. 18. 25. 27. 37. 78. 104. 123. 147
291. 297. 313. 318. 347. 375- 394. 486.491
502. 507. 614. V, 30. 43. 52. 152. 223
243. 268. 304. 340. 411. 429. 450. 586.
Schumacher, Schmied, III, 243.
Schünemann, Gg.-Fam., I, 413 (424). 428 (443).
470 (486). 508 (526). 572 (592). 575 (595^,.
592 (614). 595 (617). V, 28. 50. 61. 113.
163.
Schuster, Gg., I, 366 (375).
Schütz, G., II, 355. 419.
Schütz, T., III, 473.
Schwant, T., III, 715.
Schwarz, T., II, 551.
Schwenn, Gg.-P\im., V, 102.
Seger, Zg.-Fam., I, (373).
Segewetz, Schmied, II, 559.
Seiler, Gl., IV, 306.
Seilin, M , I, II. 60 (61).
Serrius, T., I, 76 (78).
Siebenbaum, Gg.-Fam. I, 314 (318). 392 (402).
497 (514). 572 (592). II, 43- 254. 324.
371. 670. III, 84. 92. 95. 144. 271. 309.
423- 545-
594. 622.
697. IV, 211. 241. 375. 404.
V, 116. 222. 340.376.538.
27. IV, 366. 406. V,
381.
477-
544-
Siegfried, B., III,
440.
Sievert, B., III, 243. 255.
Sperling, Orgelb., I, 108 (no). 140 (142).
Sponholz, T., V, 100.
Stahl, Zm., II, 666.
' Steffen, G., I, 306 (310). 387 (397). IV, 27.
I "OS-
Stein, Orgelb., I, 140 (142).
Sternberg, Gg., II, 41.
Steusloff, G., I, 410 (421). IV, 20. 166. 271.
V, 427.
Stichmann, G., I, 471 (487).
Stell, M., IV, 493-
Stolp, Werkmeister, II, 128.
Strahlborn, Gg.-Fam., 1,39. 91(93). 153(155)
317 (322). 404 (415)- 443 (458). 470 (486)
II, 139. 273. 324. 378. 404. 418. 450. 454
555- ni, 12. 14. 30. 72. 75. 105. 190. 285
304. 347- 476. 495- IV, 570. V, 34. 414
Strasburg (Strassburg), G., II, 210. 374. III,
395. IV, 114. 123.
straube = (S F S), G., II, 361.
Strauss, M., II, 188.
Stümer, G., V, 250.
Sudrow, Gg., I, 366 (375).
Sy& Wagner, G., I, 314 (318). II, 574. 681.
683. III, 200. 207. 431. 462. 490. 495.
542. IV, 34. 102. 123. 128. 348. 407. 533.
546. 551. 595. 617. V, 144. 182. 187. 288.
340. 355. 377. 424.
T.
Taddei, B., IIL 266.
Tempel, M., IV, 118.
Tesche, M., II, 88. 110.
Thies, Zg., III, 84.
Thiesenhusen, G., I, 572 (592).
193-
Torfstecher, G., II, 212. 360.
III, 28. V,
V.
Vaal, T., II, 582.
Vanino, Mm., III, 243.
Vanoni, B.-Fam., III, 243.
Velthofen, B., II, 586.
Vicke (Fycke, Vycke). Zg.-Fam., I, 302 (305).
324 (328). 414 (426). 454 (469). III, 469.
536. IV, 121.
Vitue, G., I, 431 (446).
Vogt, M., I, 93 (95).
Vogt = (H V), G., II, 250.
Vollgold, G., V, 413.
Vorbeck, Gg., IV, 195.
Voringk, Mm., II, 603.
V08, (ig., III, 226. IV,. 566. V, 363.
VO88, Gg.-Fam., V, 259.
VO88, G., IV, 546.
VO88, Zg.-Fam., I, 95(97)- 298(301). 307(310).
376 (386). 424 (439). III, 359. IV, 75.
482. V, 570.
w.
Waage, Zg., IV, 568.
Wagener, M., I, 30.
Wagner s. Sy.
Walter, B., II, 586.
42
650
KUNSTH ANDW EKKKK - REGISTER.
WarkentiK, Gg., III, 106.
Waianer, i^ I, zS<i (292).
Weihnacht. M.. IV. 306.
Weia, c... III, 2ir..
Wellnann, Zg-. I, 502 (519).
Westen, (Jelbgiesser. IV. 159. jS?-
Westphal, u^.. IV, iii. 44>
Westphar. <;., V. s^s. 377.
Wichfliann = (IW), c... II. 3S9.
Wichtenthal, Erzgiesser. IV. S9I-
Wiechmana, M., I. 94 (95).
Wiese, «ig.-l'am., III. 149. IV, 626.
Wilhraadt, M.. 1, 30.
Wilde, M.. 111. 208.
Willers, r... II, 110.
Wilw. c, II, 574-
Winokler, T., III, 243'
Winokelmann, H., II. 559.
Wiackelnaan, C. V, 215.
Wiaier, Orgelb.. I. 140(14*).
Witt, l-.. III, 468.
Will s. Amiowilz.
woiio (WuLiio), (Jg., 11, 414. 441. 516. ni,
164.
Wolteradoif, B.. I. 77 (7S).
Wosack, Gg., V. 62. 361.
WSathoir, Zg.. I, 457 {47»)- 568(587). 576<S96;-
Sq6!6i8), III. 539. V. ao2.
Walf, CE-Kani.. II, Ö39. III. 110. 46c
Zach, (ig., I. 348 (354)-
Zeller (POZ), G-Kam.
Zepplin, G . II. 64S.
Ziegner, (-g, III, 209.
Zinner, I). I, 11. -
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