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Full text of "Kurzes Lehrbuch der analytischen Chemie in zwei Bänden"

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TREADWELL, 


ANALYTISCHE  CHEMIE. 


EBSTER  BAND. 


KURZES  LEHRBUCH 


DER 


ANALYTISCHEN  CHEMIE 


IN  ZWEI  BANDEN. 

VON 

Dr.  f.  P.  TREADWELL, 

PROFESSOR  DER  ANALYTISCHEN  CHEMIE  AM  EIDGENÖSSISCHEN 

POLYTECHNIKUM  ZÜRICH. 


I.  BAND. 


Qualitative  Analyse. 


MIT  23  ABBILDUNGEN  UND  DREI  SPEKTRALTAFELN. 


SECHSTE,  VERMEHRTE  UND  VERBESSERTE  AUFLAGE. 


LEIPZIG  UND  WIEN. 
FRANZ    DEUTICKE. 

1908. 


VerlagB-Nr.  1422. 


K.  a.  K.  Hofbncbdrackei«!  Karl  Prochaska  in  Tefchen. 


Vorwort  zur  ersten  Auflage» 


Schon  zn  wiederholten  Malen  von  meinen  ehemaligen  Schülern 
aufgefordert,  die  Vorlesungen  über  analytische  Chemie,  welche  ich 
seit  1882  am  hiesigen  Institut  halte,  zn  veröffentlichen,  gestattete 
ich  im  Jahre  1885  dem  Vereine  der  Poljtechniker,  die  Notizen 
eines  meiner  Schüler  in  Mannskriptform  autographieren  zn  lassen, 
da  mir  selbst  die  Zeit  znr  Ansarbeitung  fehlte. 

Diese  antographierten  Hefte  fanden  eine  sehr  frenndliche  Auf- 
nahme, so  daß  im  Jahre  1888  eine  zweite  Auflage  erscheinen 
konnte.  Nachdem  auch  diese  vergriffen  war,  entschloß  ich  mich, 
die  Hefte  nach  gründlicher  Umarbeitung  in  Buchform  herauszugeben, 
und  so  stellt  das  vorliegende  „Kurze  Lehrbuch  der  analytischen 
Chemie'  eine  etwas  erweiterte  Wiedergabe  meiner  Vorlesungen  dar. 

Das  Werkchen  soll  nicht  nur  zum  Gebrauche  im  Laboratorium, 
sondern  auch  zum  Selbststudium  dienen.  Bei  jedem  Element  sind 
die  mineralogischen  Vorkommnisse,  Kristallform  und  Isomorphie- 
Verhältnisse  kurz  erwähnt.  Femer  gebe  ich,  entgegen  der  Ansicht 
vieler,  nach  vorangegangener  Erläuterung  der  Beaktionen,  die 
Trennungen  in  Form  von  Tabellen,  weil  ich  hiemit  beim 
Unterricht  die  besten  Resultate  erzielt  habe.  Die  Tabellen  sind 
übersichtliche  Karten,  an  welchen  der  Studierende 
sich  rasch  orientieren  kann. 

Großer  Wert  wird  auf  die  Bestimmung  der  Empfindlichkeit 
der  einzelnen  Beaktionen  gelegt,  wie  dies  Seite  40  auseinander- 
gesetzt ist,  weil  der  AnflUiger  sich  dadurch  gleich  von  vornherein 
mit  der  LOslichkeit  der  wichtigsten  Salze  und  ebenso  mit  einfachen 
stOchiometrischen  Berechnungen  vertraut  macht.  So  läßt  sich  z.  B. 
die  ungefähre  Ltf slichkeit  des  Kaliumchloroplatinates  aus  der 
Empfindlichkeitsbestimmung  leicht  berechnen: 

Man  findet,  wenn  100  ccm  LOsung  0*166  ^  Kalium  enthalten, 
daß  die  Bildung  des  Chloroplatinates,  bei  mittlerer  Temperatur, 
nur  auf  Zusatz  von  wenig  Alkohol  eintritt,  bei  ganz  geringer 
Steigerung  des  Kaliumgehaltes  der  Lösung   aber   sofort.     Man  kann 


VI 

daher  annehmen,  daß  die  Lösnng  mit  0*156  g  Kalium  pro  100  ccm 
Wasser  mit  dem  Chloroplatinat  gesättigt  ist,  'worans  sich  die  Menge 
des  letzteren  berechnen  läßt: 

K!g  :  BljPtClg  =  0-156  :  x 
78-3:  485-8  =  0-156  :x 
x  =  0-97 

Hieraus  ergibt  sich,  daß  100  ccm  Wasser  von  mittlerer  Tem- 
peratur 0'97  g  KgPtCl^f  iGsen,  während  genaue  Bestimmungen  bei 
20*^  C  den  Wert  1*12  ergaben.  Die  Diflferenz  von  ca.  12%  erklärt 
sich  dadurch,  daß  wir  nicht  bei  genau  derselben  Temperatur  und 
nicht  in  rein  wässeriger  Lösung  operieren.  Die  Lösung  enthält  stets 
einen  Überschuß  der  Chloroplatinsäure,  wodurch  die  LOslichkeit 
des  Chloroplatinates  vermindert  wird,  aber  immerhin  gestatten  die 
auf  diese  Weise  ermittelten  Zahlen  recht  gut  eine  Vergleichung  der 
LOslichkeit  der  verschiedenen  Salze.  Aus  der  Empfindlichkeit  der 
Reaktion  des  Kaliums  gegen  Weinsäure  berechnet  sich  die  LOslichkeit 
des  Weinsteins  zu  0-38;  es  verhält  sich  daher  die  LOslichkeit  des 
Kaliumchloroplatinates  zu  der  des  Weinsteins  wie  0-97  :  0*38 ;  der 
Weinstein  ist  fast  dreimal  schwerer  iGslich  als  das  Chloroplatinat  etc. 

Der  Kahmen  des  Buches  gestattete  nicht,  den  mikrochemischen 
Nachweis  der  einzelnen  Elemente  anzugeben.  Ich  konnte  aber  um 
so  mehr  hievon  Umgang  nehmen,  als  wir  in  dem  ausgezeichneten 
Werke  von  H.  Behrens:  „Anleitung  zur  mikrochemischen 
Analyse^   eine  Nachschlagequelle  ersten  Ranges  besitzen. 

Indem  ich  nun  die  erste  Hälfte  des  Werkchens  der  Öffentlich- 
keit übergebe,  bitte  ich  die  Herren  Kollegen  und  Fachgenossen, 
mich  auf  Fehler  oder  Mängel  gütigst  aufmerksam  machen  zu  wollen . 

Zürich,  am  29.  April  1899. 

Der  Verfasser. 


Vorwort  zur  sechsfen  Auflage. 


Die  sechste  Auflage  ist  sorgf^tig  durchgesehen   und  durch  eine 

Menge  Zusätze  bereichert  worden.     Die  Spektraltafeln   wurden   nach 

^  Aquarellen  des  Herrn  y.  Steiner  in  Zürich  neu  hergestellt,    wobei 

I  ihm  mein  Assistent    Herr    Philip    durch    seinen    Bat    wesentliche 

Hilfe  leistete. 

Im  Text  sind  überall  die  Spektra  der  wichtigsten  Metalle  in 
Wellenlängen  angegeben,  die  größtenteils  den  ausgezeichneten  Werken 
von  Formanek  und  Kaiser  entnommen  wurden. 

Beim  Durchlesen  der  Korrekturen  wurde  ich  durch  meinen  Sohn, 
W.  D.  Treadwell,  dipl.  Chemiker,  unterstützt.  Ich  sage  ihm  so- 
wie den  Herren  Philip  und  v.  Steiner  an  dieser  Stelle  meinen 
besten  Dank. 

Zürich,  im  Mai  1908. 

Der  Verfasser. 


Inhaltsübersicht  des  I.  Bandes. 


AUgemeines. 

Seite 

Qualitative  und  quantitative  Analyse 1 

Reaktionen  auf  naasem  Wege 1 

GesetB  der  chemischen  Massenwirkung 8 

Theorie  der  elektrolytischen  DlBsoiiation             10 

Dissoziationsgrad  einiger  Elektrolyte 12 

Komplexe  Ionen 16 

Verminderung  der  LOslichkeit  von  Niederschlägen  ...           ...  17 

Nachweis  von  Säuren  und  Basen 19 

Hydrolyse       .      .           20 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege 24 

Einteilung  der  Metalle 84 

Konsentration  der  Reagentien 36 

Reaktionen  der  Metalle  (Kationen). 

Gruppe  y  (Alkalien) 

Kalium 42 

Natrium 46 

Ammonium 51 

Magnesium 55 

Trennung  der  Metalle  von  Qruppe    Y 59 

Gruppe  IV  (Alkalische  Erden) 

Calcium 62 

Strontium 65 

Baryum 66 

Trennung  der  Metalle  Ton  Gruppe  IV 69 

Spektralanalyse 70 

Gruppe  III 

Aluminium 81 

Chrom 87 

Eisen 99 

Uran 113 

Titan 117 

Trennung  Ton  ELsen,  Aluminium  und  Chrom 119 

Mangan 122 

Nickel 184 

Kobalt 140 

Zink 146 

Trennung  von  Mangan,  Nickel,  Kobalt  und  Zink 151 

Trennung  s&mtlicher  Glieder^von  Gruppe  III     ...«••     •  ^^^>  ^^^ 


X 

8«ito 
Grappe  II 

Quecksilber 160 

Blei 168 

Wismut 169 

Kupfer 174 

Cadmium        181 

Trennung  Yon  Hg,  Pb,  Bi,  Cn  und  Cd  ron  den  rorhergehenden  Gruppen 

und  Ton  einander 184,  185 

Arsen 184 

Antimon 207 

Zinn 217 

Trennung  der  Sulfos&uren  von  den  Sulfobasen  und  tou  einander  280 

Gold 280 

Platin 288 

Gruppe  I 

Silber 243 

Quecksilber  (Merknroverbindungen) ....  247 

Blei 247 

Trennung  der  Metalle  von  Gruppe   I 247 

Reaktionen  der  Metalloide  (Anionen). 

Einteilung  der  Säuren 248 

Gruppe  I 

Chlorwasserstoffsänre 260 

Chlor 258 

Unterchlorige  Sfture 260 

Bromwasserstoffs&ure 268 

Brom 265 

Jodwasserstoflfiiäure 266 

Jod 270 

Nachweis  tou  HCl,  HBr  und  HJ  nebeneinander 272 

Cjanwasserstofis&ure 278 

Dicyan 279 

Ferrocjanwasserstoffs&ure 281 

FerricyanwasserstoffiB&ure 284 

Bhodanwasserstoffiiäare 286 

Gruppe  n 

Salpetrige  S&ure 289 

SchwefelwasserstoffiB&ure 294 

Schwefel 298 

Essigsäure 800 

Cjansäure 802 

Unterphosphorige  Säure 808 

Gruppe  in 

Schweflige  Säure 805 

Kohlensäure 809 

Borsäure • 818 

Oxalsäure 816 

Weinsäure 818 


XI 

Seit« 

Citroneosfture 882 

Phosphoxige  Säare 825 

MetaphoBphon&are 827 

Fyrophosphorsftare 828 

Jodsänre 829 

Gruppe  IV 

Phosphorflfture 881 

Phosphor 886 

Arsenii^  Sfture 186 

ArBens&nre 191 

Chroms&iire 90 

ThioschwefelBäüre 841 

Nachweis  der  schwefligen  Säare  and  Thioschwefelsäare  neben  Schwefel- 
wasserstoff        345 

Orappe  V 

Salpetersäure 346 

Kachweis  der  Salpetersäure  neben  salpetriger  Säure 850 

Chlorsäure 851 

Nachweis  tou  Chlorwasserstoffsäurei  Salpetersäure  und  Chlorsäure  neben- 
einander      852 

Perchlorsäare 353 

Perschwefelsäure 854 

Gruppe  VI 

Schwefelsäure 356 

Fluorwasserstoffsäare 357 

Kieselflaorwasserstoffsäure         868 

Gruppe  Vn 

EieseLsäure 865 

Silicate  (Aufschließang  der) 870 

Silicium 872 

n.  Teil  (Gang  der  Analyse). 

Analyse  von  festen  nicht  metallischen  Substanzen 878 

Vorprüfung 878 

Losen  der  Substanz 884 

LOslichkeitstabelle  der  Salze 885 

Methoden  der  Aufschließung 889 

Aufsuchung  der  Metalle  (Kationen)     ....           398 

Aufsuchung  negativer  Elemente  (Anionen) 407 

Analyse  von  Metallegierungen 412 

Analyse  von  Flüssigkeiten 418 

Anhang.  Reaktionen  einiger  seltener  Metalle. 

Gruppe  V,  Alkalien. 

Cäsium 419 

Rubidium 420 

Lithium •  *^^ 

Nachweis  von  Lithiumi  Babidium  und  Cäsium  neben  Kalium  und  Natrium  423 


xn 

Seite 
Grappe  III 

Berylliom 424 

Zirkoniam 426 

Thorium 428 

Yttrium 429 

£ri)iam 429 

Cerinm 481 

Lanthan 484 

Didjm 435 

Trennong  der  Gadolinit-  nnd  Ceriterden  (Analyse  des  Gadolmites)    .     .  440 

Tantal 442 

Niob 444 

Grappe  II 

ThaUium 445 

Yanadiam 448 

Molybdän        .      .            450 

Wolfram 463 

Selen 456 

TeUur 458 

Palladium 461 

Bhodium 464 

Osmium 466 

Ruthenium      .      .           ....           467 

Iridium 469 

Trennung  der  Platinmetalle 471 

Nachweis  des  Quecksilbers  im  Harn 474 

Nachweis  von  QuecksUberdämpfen  in  der  Luft 475 

Spektraltafeln 477 


Internationale  Atomgewichte 

fttr  das  Jahr  1908. 


xm 


i 

3  = 

16-00 

(H  =  1-008). 

Alnminium 

AI 

271 

Neon 

Ne 

20 

Antimon 

8b 

120-2 

Nickel 

Ni 

58-7 

Argon 

A 

39-9 

Niobium 

Nb 

94 

Arsen 

Ah 

760 

Osmium 

Os 

191 

Barynm 

Ba 

137-4 

Palladium 

Pd 

106-5 

Beryllium 

Be 

9-1 

Phosphor 

P 

310 

Blei 

Pb 

206-9 

Platin   .       

Pt 

194-8 

Bor 

B 

110 

Praseodymium 

Pr 

140-5 

Brom 

Br 

79-96 

Quecksilber 

Hg 

200-0 

Cadminm 

Cd 

112-4 

Eadium 

Ra 

225 

Glifiinm 

Cs 

132-9 

Rhodium 

Rh 

103-0 

Calcium 

Ca 

401 

Kubidium 

Rb 

85-5 

Ceriam 

Ce 

140-25 

Ruthenium 

Ru 

101-7 

Chlor 

Cl 

35-45 

Samarium 

Sm 

160-3 

Chrom 

Cr 

52-1 

Sauerstoff       '^ 

0 

16-00 

Dysprosium 

^7 

162-6 

Scandium 

Sc 

44-1 

Eisen 

Fe 

56-9 

Schwefel  - 

S 

32-06 

Erbium 

Er 

166 

Selen 

Se 

79-2 

Eropium 

Eu 

152 

Silber 

Ag 

107-93 

Jj'luor 

F 

19-0 

Silicium 

Si 

28-4 

Gadolinium 

Gd 

156 

Stickstoff 

N 

14-01 

Gallium 

Ga 

70 

Strontium 

Sr 

87-6 

Germanium 

Ge 

72-5 

Tantal 

Ta 

181 

Gold 

Au 

197-2 

Tellur 

Te 

127-6 

Helium 

He 

4-0 

Terbium 

Tb 

159 

Indium 

In 

115 

Thallium 

Tl 

204-1 

Iridium 

Ir 

1930 

Thorium 

Th 

232-5 

Jod  A-JU--^ 

J 

126-97 

Thulium 

Tu 

171 

Kalium^.  ^-*',,,..V 

.K 

39-15 

Titan 

Ti 

481 

Kobalt 

Co 

590 

Uran 

U 

238-5 

Kohlenstoff    ^  ' 

C 

1200 

Vanadium 

V 

51-2 

Idrypton 

Kr 

81-8 

Wasserstoff 

H 

1008 

Kupfer 

Cu 

63-6 

Wismut 

Bi 

208-0 

Lanthan 

La 

138-9 

Wolfi»m 

W 

184-0 

Lithium 

Tii 

7  03 

Xenon 

X 

128 

Magnesium 

Mg 

24-36 

Ytterbium 

Yb 

173-0 

Mangan^  - 

Mn 

55-0 

Yttrium 

y 

89-0 

Molybdän 

Mo 

96-0 

Zink 

Zn 

65*4 

Natrium  >^-  * 

Na 

23-05 

Zinn   i-xv- 

Sn 

1190 

Neodymium         1 

Nd 

143-6 

Zirkonium 

Zr 

90-6 

I.  Teil 


Allgemeines  and  Reaktionen  der  Elemente. 


Qualitative  Analyse. 

Unter  chemischer  Analyse  versteht  man  alle  diejenigen  Ope- 
rationen, welche  benutzt  werden,  am  eine  chemische  Verbindang 
oder  eine  Mischung  chemischer  Verbindungen  in  ihre  Bestandteile 
(Elemente  oder  Elementgmppen)  zu  zerlegen.  Die  chemische 
Analyse  zerfUllt  in: 

die  qualitative  Analyse  nnd 

die  quantitative  Analyse. 

Die  qualitative  Analyse  lehrt  die  stoffliche  Zusammen- 
setzung eines  Körpers  und  die  Zerlegung  in  seine  Bestandteile 
kennen.  Die  quantitative  Analyse  lehrt,  in  welchem  Verhält- 
nisse die  Elemente  in  einer  Verbindung  oder  Mischung  von  Ver- 
bindungen vorhanden  sind. 

Um  einen  Körper  zu  erkennen,  fahren  wir  ihn,  meistens  mit 
Zuhilfenahme  einer  Substanz  von  bekannter  Natur,  in  eine  neue 
Verbindung  über,  welche  ausgeprägte  Eigenschaften  besitzt.  Diese 
Umwandlung  nennen  wir  eine  chemische  Reaktion  und  das,  womit 
die  Reaktion  hervorgerufen  wird,  ein  Reagens. 

Man  unterscheidet  Reaktionen  auf  nassem  und  auf  trockenem 
Wege.  Uk^  i 

I.  Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Nur  solche  Reaktionen  finden  in  der  qualitativen  Analyse  Ver- 
wendung, die  durch  unsere  Sinne  leicht  wahrgenommen  werden 
können.     Das  Eintreten  derselben  gibt  sich    meistens  zu    erkennen: 

a)  durch  das  Entstehen  eines  Niederschlages, 

b)  durch  Farbenänderung  oder 

c)  durch  Gasentwicklung. 

Eine  Fällung  entsteht  immer,  wenn  bei  einer  chemischen 
Umsetzung  ein  unlöslicher  Körper  gebildet  wird.  Versetzt  man  die 
Lösung  eines  Baryumsalzes  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  so  ent- 
steht ein  weißer,  pulveriger  Niederschlag  von  Baryum- 
sulfat: 

BaClj  -f  HjjSO^  =  2  HCl  +  BaSO^ 

aber  ebenso  geben    lösliche   Bleisalze   mit   verdtlnnter    Schwefel- 
säure einen  weißen,  pulverigen  Niederschlag: 

Pb(N03)3  +  H2SO4  =  2  HNO3  +  PbSO^ 

Tieadwell,  AnAlytisoh«  Obftmie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  ^ 


—    2    — 

Schwefelsäure  ist  daher  ein  Reagens  auf  Baiynm-  nnd  anf  Blei- 
Verbindungen.  Um  aber  zu  erkennen,  ob  der  entstandene  Nieder- 
schlag Barynm-  oder  Bleisnlfat  ist,  mufi  mit  demselben  eine  weitere 
Prüfung  angestellt  werden,  weil  diese  beiden  Verbindungen  dasselbe 
•  Aussehen  besitzen.  Sehr  verschieden  verhalten  sie  sich  beim  Er- 
hitzen mit  Kohle  auf  Zusatz  von  Soda.  Das  Bleisulfat  wird  hie- 
bei  zu  Metall  reduziert,  das  Baryumsulfat  nur  in  Karbonat  ver- 
wandelt. 

Es  ergibt  sich  aus  diesem  Beispiel,    dafi   man    sich   zur   Nach- 
.  Weisung  eines  Körpers  nie  mit    einer    einzigen    Keaktion    begnügen 
darf,  sondern  seine  Gegenwart  durch  Anstellung  von  Kontrollreaktionen 
konstatieren  muß. 

Versetzt    man   das    durch    Lösen    von    metallischem    Eisen    in 
Salzsäure  erhaltene  Eisenchlorür  mit   Natronlauge,    so   entsteht   eine 
.  grtinlichweiße  Fällung  von  Ferrohydroxyd: 

FeOlj  +  2  NaOH  =  2  NaCl  +  Fe(OH), 

welches  beim  Stehen  an  der  Luft  grün,  dann  dunkelgrün,  fast 
schwarz  und  endlich  braun  wird,  indem  sich  die  Verbindung  durch 
LuftsauerstoflP  höher  oxydiert  zu  Ferrihydroxyd : 

OH  —0^ 

2Fe  "^Xu  +  HÖH  +  0  =  2Fe  —  OH 

-^^  -OH 

braun 

Fügt  man  zu  dem  grünen  Ferrochlorür  Chlorwasser,  so  tritt 
eine  Farbenänderung  ein,  indem  das  Ferrosalz  zu  Ferrisalz 
oxydiert  wird: 

2  FeOl,  -f  Ol,  =  2  FeOl j 
grün  gelb 

Bringt  man  jetzt  zu  der  gelben  Lösung  Natronlauge,  so  ent- 
steht sofort  die  braune  Fällung  des  Eisenhydroxyds: 

—  OH 
FeOls  +  3  NaOH  =  3  NaCl  -j-  Fe  —  OH 

—  OH 

Natronlauge  ist  daher  sowohl  ein   Heagens   auf  Ferro-  wie  auf 
Ferrisalze,  nnd  obgleich  die  beiden  Niederschläge  nicht  miteinander 
•  verwechselt  werden  können  und  eine    Kontrollreaktion   unnötig    er- 
scheint, so  ist  sie,  der  Sicherheit  halber,  jedem  Anfänger  anzuraten. 

Wir  sahen,  daß  grünes  Ferrochlorid  durch  Ghlorwasser 
in  gelbes  Ferrisalz  verwandelt  wurde,  und  erkannten  das  Ein- 
treten der  Keaktion  an  der  Farbenänderung.  Farbenreaktionen 
auf  nassem  Wege  treten  sehr  häufig  auf  infolge  einer  Oxydation, 


—    8    — 

wie  im  vorerwähnten  Falle ;  aber  umgekehrt  können  sie  infolge  einer 
Reduktion  stattfinden. 

Wir  werden  beständig  Oxydationen  und  Reduktionen  auszu- 
führen haben  und  wollen  deshalb  die  häufigsten  Methoden  derselben 
gleich  an  dieser  Stelle  kurz  besprechen. 

Oxydationen.  Unter  Oxydation  im  engeren  Sinne  versteht 
man  die  Überführung  einer  sauerstoffärmeren  in  eine  Sauerstoff- 
reichere  Verbindung.  Ferrooxyd  geht  durch  Glühen  an  der  Luft  in 
Ferrioxyd  über: 

2FeO-f  0  =  Fe,03 

Durch  Lösen  dieser  beiden  Oxyde  in  Salzsäure  liefert  das 
Ferrooxyd  Ferrochlorid,  das  Ferrioxyd  Ferrichlorid : 

Fe  0  +  2  HCl  =  Fe  ~  ^j  +  H^O 

Ferrooxyd  Ferrochlorid 

Tr.  =  0  -Gl 

£,®  >  0  -f  6  HCl  =  2  Fe  —  Cl  +  3  Hg  0 
*®=:0  — Cl 

Ferrioxyd  Ferrichlorid 

Da  aber  das  aus  Ferrooxyd  erhaltene  l^'errochlorid  durch  Zu- 
satz von  Chlor  leicht  in  das  aus  Ferrioxyd  erhaltene  Ferrichlorid 
Ubergeflihrt  wird,  so  nennt  man  diesen  Vorgang  ebenfalls  eine  Oxy- 
dation, obgleich  Sauerstoff  nicht  mit  ins  Spiel  gezogen  wird. 

Die  häufigsten  Oxydationsmittel  sind: 

1.  Halogene, 

2.  Salpetersäure, 

3.  Wasserstofl^eroxyd, 

4.  Kaliumpermanganat, 

5.  Kaliumdichromat. 

1.  Die  oxydierende  Wirkung  der  Halogene  beruht  entweder 
auf  der  direkten  Anlagerung  derselben: 

Cl  -^^ 

2Fe       !:;} 4- CL  ==  2  Fe  —  Cl 

oder  das  Halogen  wirkt  bei  Gegenwart  von  Wasser  zersetzend  auf 
dieses  ein,  unter  Bildung  von  Chlorwasserstoff  und  Freisetzung  des 
Sauerstoffs : 

HjO  +  Cl,  =  2  Ha  -f  0 

So  verläuft  die  Oxydation  des  Ferrosulfates  durcli  Chlorwasser 
nach  der  Gleichung: 

fSo; + «^«^* + Ol, = 2  HCl + ^>  so; 

1* 


—     4     - 

2.  Die  oxydierende  Wirkung  der  Salpetersänre  beruht  auf 
der  Abspaltung  des  Anhydrids,  welches  dann  in  Stickoxyd  und 
Sauerstoff  zerMlt: 

2HN03  =  H,0-j-N,0, 
Nj05  =  2NO-f30 

Wollen  wir  z.  B.  Ferrosulfat  mittels  Salpetersäure  in  Ferri- 
Bulfat  überfuhren,  so  müssen  wir  zu  2  FeSO^  noch  1  SO^  hinzu- 
fügen: 

Das  hiezu  nötige  SO^  erhalten  wir  aus  Schwefelsäure,  die  wir 
der  Losung  zusetzen,  durch  Oxydation  ihrer  Wasserstoffatome : 

H,80^  +  0  =  HjjO  +  SO^ 

Folglich  würde  die  Reaktionsgleichung  in  der  einfachsten 
Form  sein; 

FeSO;  +  "^^^*  +  0  =  H,0  -f  Fe,iS0j3  • 

Da  wir  nun  die  Oxydation  mittels  Salpetersäure  vornehmen 
und  diese  drei  Sauerstoffatome  abspaltet,  so  wird  der  wahre  Vor- 
gang durch  die  Gleichung: 

6  FeSO^  +  2  HNO3  +  3  H^SO^  =  4  H,0  -f  2  NO  +  3  Fej,(S0j3 

dai^estellt. 

3.  Die    oxydierende    Wirkung    des    Wanserstoffperoxyds 

beruht  auf  dem  Zerfall  des  letzteren  in  Wasser  und  Sauerstoff: 

II,0,  =  H,0  +  0 
z.  B. 

2  FeCl^  -j-  2  HCl  +  H^O^  =  2  H,0  +  2  FeClg 

4.  Die  oxydierende  Wirkung  der  PerinaDgansäare  beruht 
auf  der  Abspaltung  des  Anhydrids,  welches  dann  in  Manganooxyd 
und  Sauerstoff  zerfkllt: 

2  HMnO^  =  HgO  4-  Mn.O. 
Mnjj07  =  2  MnO  +  50 

Setzt  man  zu  einer  sauren,  farblosen  Ferrosulfatlösung  die  intenair 
rot  gefärbte  KaliumpermanganatlOsnng  tropfenweise  zu,  so  ver- 
schwindet beim  Umrühren  die  rote  Farbe  augenblicklich,  um  erst 
bleibend  aufzutreten,  wenn  alles  Ferrosalz  in  Ferrisalz  verwandelt  ist. 
Das  Auftreten  der  roten  Farbe  des  Permauganates  zeigt  also  die 
beendigte  Oxydation  des  Ferrosalzes  an.  Die  sich  hier  abspielende 
Reaktion  läßt  sich  am  einfachsten  durch  folgendes  Schema  darstellen: 

2  KMnO^  4-  10  FeO  =  K^O  +  2  MnO  +  5  Fe^O,, 


—    6     — 

Es  muß  jedoch   genügend  Säure  vorhanden  sein,    nm  die  gebildeten 
Oxyde  za  l(5sen.     Der  wahre  Vorgang  ist  daher: 

2  KMnO^+lO  FeSO^  -f  8  H^SO^  =  K^SO^ +2  MnSO^-f  5  Fe^{SO^)^ 

+  8H,0 

In  alkalischer  Lösung  verläuft  die  Reaktion  anders;  die 
Permangansäure  wird  unter  Abgabe  von  3  Atomen  Sauerstoff  nur 
bis  MnOg  reduziert: 

2  HMnO^  =  Hg  0  +  Mn,  0, 
Mn^O,  =  2  MnOg  +  30 

5.  Die  oxydierende  Wirkung  der  Chromsäure  beruht  auf 
dem  Zerfall  des  orange-roten  Chromsäureanhydrids  in 
Sauerstoff  und  grünes  Chrom ox yd: 

2CrO,  =  Crj,0, +  30 

So  werden  Ferrosalze  in  saurer  Lösung  sofort  durch  Chromsäure  in 
der  Kälte  zu  Ferrisalzen  oxydiert: 

2  CrOg  +  6  FeO  =  Cr^Og  +  3  Fe^O^ 

Zu  dieser  Oxydation  wendet  man  das  Kaliumdichromat  und  eine 
Mineralsäure  an,  welch  letztere  den  Zweck  hat,  zunächst  die  Chrom- 
säure in  Freiheit  zu  setzen  und  dann  die  gebildeten  Oxyde  zu  lösen. 
Die  Oxydation  des  Ferrosulfates  zu  Ferrisulfat  wird  durch  folgende 
Gleichung  dargestellt: 

KjjCrjO^  +  6  FeSO^  +  7  H^SO^  =  7  H^O  +  K^SO^ 

+  Cr,(S0J3  +  3  Fe,(S0j3 

RedaktioneD.  Unter  Reduktion  im  engeren  Sinne  versteht 
man  die  Überffthrung  einer  sauerstofifreicheren  in  eine  sauerstoff- 
ärmere, oder  sauerstofifreie  Verbindung.  Das  Ferrioxyd  geht,  durch 
Glühen  mit  Kohle,  zunächst  in  l!*errooxyd  und  schließlich  in 
metallisches  Eisen  über: 

Fe^Oa  +  C  =  CO  +  2  FeO 
2  FeO  +  2C==2CO  +  2Fe 

Ebenso  nennt  man  Reduktion  die  ZurUckverwandlung  eines 
Derivates  der  höheren  in  ein  solches  der  niedrigeren  Oxyde,  wie 
z.  B.  die  des  Ferrichlorides  in  Ferrochlorid  durch  Chlorentzug: 

FeClg  —  Cl  =  FeCljj 

Die  wichtigsten  Reduktionsmittel  sind: 

1.  naszierender  Wasserstoff, 

2.  schweflige  Säure, 

3.  Schwefelwasserstoff, 

4.  Zinnchlorür, 

5.  Jodwasserstoff. 


Legierung*) 


—     6     — 

1.  RedakÜODen  mittels  naszierenden  Wasserstoffs  führt 
man  in  saurer  nnd  alkalischer  Lösung  ans. 

a)  In  saurer  Lösung  durch  Anwendung  von  Zink  etc. 

Zn  +  HjSO^  =  ZnSO^  +  H, 
So  läßt  sich  Chlorsilher  leicht  zu  Metall  reduzieren: 
2  AgCl  +  Zn  +  HgSO^  =  ZnSO^  +  2  HCl  +  Ag^^ 
und  arsenige  Säure  in  Arsen  Wasserstoff  verwandeln: 

AsjO,  +  6  Zn  +  6  HjSO^  =  6  ZnSO^  +  3  H,0  +  2  AsH^ 

b)  In  alkalischer  Lösung  mittels  Zink,  Aluminium,  Natrium- 
amalgam   oder   am   besten   durch  Anwendung   der  Devar  da  sehen 

Cu  =  50, 

Zn=    5,  welche  so  spröde  ist,    daß  sie  ohne  Mühe  im 

|a1  =  45, 

Mörser  pulverisiert  werden  kann,  was  die  Anwendung  kleiner  Quan- 
titäten derselben  sehr  erleichtert.  Auch  diese  Beaktion  gründet  sich 
auf  Bildung  von  naszierendem  Wasserstoff: 

Zn  +  2  NaOH  =  Zn(ONa)j,  -f  H, 
2  AI  +  6  NaOH  =  2  Al(0Na)3  +  3  H, 

Bei  Anwendung  der  Devardaschen  Legierung  kommt  die  elek- 
trische Wirkung  mit  ins  Spiel,  wodurch  die  Keduktionen  viel  rascher 
zu  £nde  geführt  werden  als  bei  alleiniger  Anwendung  von  Zink 
oder  Aluminium.  Nitrate  und  Chlorate  lassen  sich  mit  der 
Devardaschen  Legierung  nnd  nur  einigen  Tropfen  Kali-  oder  Natron- 
lauge in  wenigen  Minuten  reduzieren;  auch  in  neutraler  Lösung  ge- 
lingt die  Keduktion,  aber  sie  dauert  wesentlich  länger: 

KNOj  -f  4  Zn  +  7  KOH  =  4  Zn(OK),  -f  2  HjjO  +  NHj 
KCIO3  -j-  3  Zn  +  6  KOH  =  3  Zn(0K)2  +  3  H^O  +  KOI 

2.  Die  Redaktion  mittels  schwefliger  Säure  führt  man  in 
mäßig  saurer  Lösung  ans;  sie  beruht  darauf,  daß  SO^  leicht  unter 
Au&ahme  von  Sauerstoff  in  SO3  tibergeht:  SOj  -j-  0  =  SO3,  welch 
letzteres  mit  Wasser  Schwefelsäure  liefert. 

Ferrisalze  werden  leicht  durch  dieses  Keagens  reduziert: 

Fe2(SOJ3  -f-  2  HgO  -f  SOjj  =  2  HgSO^  +  2  FeSO^ 

Ebenso  werden  Arsensäure  und  viele  andere  Substanzen  durch 
SOg  glatt  reduziert: 

AsjOj  +  2  H,0  +  2  SO,  =  2  H,SO«  +  As.Q, 

Man  versetzt  die  zu  reduzierende  Lösung  mit  einem  Überschuß 
von  wässeriger  schwefliger  Säure,  erhitzt  zum  Sieden  und  setzt,  bei 
gleichzeitigem  Durchleiten  von  Kohlendioxyd,  das  Sieden  so  lange 
fort,  bis  das  überschüssige  Schwefeldioxyd  vertrieben  ist. 

^)  Von  der  Alaminiomfabrik  in  Neohaasen,  Schweiz,  «1  beaiehen. 


—     7     — 

3.  Die  Reduktion  mit  Schwefelwasserstoff  beruht  auf  der 
leichten  Spaltung  des  letzteren  in  Wasserstoff  und  Schwefel: 

H,S  =  H,-}-S. 

Man  wendet  diese  Methode  in  der  analytischen  Chemie  nicht 
oft  an,  wegen  des  schwer  zu  filtrierenden  Schwefels.  Viele  Metalle 
werden  aus  schwach  saurer  Losung  durch  Schwefelwasserstoff  als 
Sulfide  gefällt.  Enthält  aber  die  Lösung  zugleich  oxydierende  Sub- 
stanzen, wie  Salpetersäure,  Chlorsäure,  Chromsäure  etc.,  so  werden 
diese  durch  den  Schwefelwasserstoff,  unter  Abscheidung  von  Schwefel, 
reduziert.  Das  erhaltene  Sulfid  wird  dadurch  stark  mit  Schwefel 
verunreinigt,  was  die  weitere  Untersuchung  des  ersteren  sehr  er- 
schwert. Enthält  die  Lösung  kein  f^lbares  Metall,  aber  oxydierende 
Substanzen,  so  fiOlt  dennoch  Schwefel  aus.  Nun  kann  man  im 
Zweifel  sein,  ob  nicht  doch  dem  Schwefel  ein  Sulfid  beigemengt 
sei,  und  ist  deshalb  genötigt,  den  Niederschlag  weiter  zu  unter- 
suchen, was  erspart  bleibt,  wenn  man  die  oxydierenden  Substanzen 
vorher  zerstört. 

Schwefelwasserstoff  reduziert : 


Halogene 

Salpetersäure 

Chlorsäure 

Ferrisalze 

Ohromsäure 

Permangansäure 


H,S  4-  Clj,  =  2  HCl  4-  S 

2  HNO3  -f  3  HgS  =  4  HjO  -j-  2  NO  +  3  S 

HClOg  +  3  H,S  =  3  H,0  -f  HCl  -f  3S 

2  FeClg  +  HgS  =  2  HCl  -f  2  FeCl,  4-  S 

2  CrOg  +  3  H8S  =  3  HjO  +  Cr^Og  4"  3  S 

2HMn04  +  5HjS  =  6H30-f.2MnO-[-5Su.a.m. 

4.  Redaktionen  mit  Zinnchlorür  werden  meist  in  saurer  Lö- 
sung vorgenommen:  Die  Reduktion  beruht  darauf,  daß  das  Zinn- 
dichlorid  mit  Leichtigkeit  in  Zinntetrachlorid  übergeht 

Sn~^[  +  Clg  =  SnCl^ 

So  werden  Ferrisalze,  Chromate,  Permanganate,  Merkurisalze 
und  viele  andere  reduziert: 

2  FeClg  +  SnCl^  =  SnCl^  -f  2  FeClj 
gelb  farblos       grünlich 

2  CrOg  +  12  HCl  -f  3  SnCl^  =  3  SnQ^  +  6  H^O  +  2  CrClg 
orange  grün 

2  HgCl,  +  SnClg  =  SnCl^  -f  Hg^Cl, 
Merkurichlorid  weiße  Fällung 

farblos 

HgjCl,  +  SnCl^  =  SnCl^  +  2  Hg 
Merkurochlorid  graue  Fällung 

farblos 


—     8     — 

5.  Anch  der  Jodwasserstoff  ist  ein  starkes  Reduktions- 
mittel, indem  er  leicht  in  Wasserstoff  und  Jod  zerfkUt: 

H  J  =  H  +  J 

Ferrisalze  werden  auf  diese  Weise  unter  gewissen  Bedingungen 
(Seite  10)  quantitativ  zu  Ferrosalzen  reduziert: 

2  FeClj  +  2  HJ  =  2  HCl  -f  2  FeCl^  +  J^ 

Da  aber  Jod  ein  Oxydationsmittel  ist,  so  kann  unter  Um- 
ständen das  Ferrosalz  wieder  in  Ferrisalz  verwandelt  werden ;  die 
Reaktion  wird  alsdann  nicht  quantitativ  verlaufen. 

Es  ist  aber  ftlr  den  Analytiker  von  der  allergrößten  Wichtig- 
keit, alle  Reaktionen  so  anzustellen,  daß  sie  möglichst  quantitativ 
ausfallen. 

Wie  dies,  durch  Änderung  der  Versuchsbedingungen  erreicht 
werden  kann,  lehrt 

Das  Gesetz  der  chemischen  Massenwirknng. 

Läßt  man  z.  B.  auf  Phosphortrichlorid  in  der  Kälte  Chlor  ein- 
wirken, so  bildet  sich  das  feste  Phosphorpentachlorid : 

PCI,  -f  CI3  =  PClj 

Erhitzt  man  aber  das  Phosphorpentachlorid,  so  zerfkllt  es  wieder 
in  Chlor  und  Phosphortrichlorid: 

PCI,  =  PCI,  +  Cl, 

Die  Reaktion  ist  demnach  umkehrbar,  und  man  bezeichnet 
dies,  indem  man  die  Reaktionsgleichung  wie  folgt  schreibt: 

PCI5  :^_  PCI3  +  ci, 

Wir  benutzen  statt  des  Gleichheitszeichens  zwei  entgegen- 
gesetzt gerichtete  Pfeile,  die  andeuten,  daß  die  Reaktion  im  Sinne 
von  links  nach  rechts  oder  aber  von  rechts  nach  links  verlaufen 
kann.  Wie  das  Phosphorpentachlorid,  so  gibt  es  eine  sehr  große 
Anzahl  anderer  Körper,  welche  beim  Erhitzen  in  ihre  Komponenten 
zerfallen,  um  beim  Abkühlen  wieder  zur  Verbindung  zusammen- 
zutreten. 

St.  Ciaire  Deville  (1857)  bezeichnete  diese  Erscheinung  mit 
dem  Namen  Dissoziation.  So  wird  das  Chlorammonium  beim 
Vergasen  in  Ammoniak  und  ChlorwasserstoflP  dissoziiert,  und  zwar 
nimmt  die  Dissoziation  mit  steigender  Temperatur  zu,  um  bei  ge- 
nügend hoher  Hitze  praktisch  vollständig  zu  werden.  Für  jede 
Temperatur  ist  das  Verhältnis  des  Dichtdissoziiei*ten  zum 
dissoziierten  Anteil  konstaut. 

Kehren  wir  zu  unserem  ersten  Beispiel,  dem  Phosphorpenta- 
chlorid, zurück. 


—    9    - 

Bezeichnet  man  die  Anzahl  Molekel  unzersetzten  Phosphorpenta- 
Chlorides  pro  Liter  mit  [PClg],  mit  [PClg]  die  Anzahl  Molekel  Phos- 
phortrichlorid,  mit  [Cl^]  die  Anzahl  Molekel  Chlor,  so  ist  der  Quotient : 

fPCLl  .  rcLi  ^ .   , . ,    ^ 

- — füriii  "®^  gleicher  Temperatur  konstant. 

Wollen  wir  daher  Phosphorpentachlorid  vergasen,  so  daß  eine 
möglichst  geringe  Dissoziation  eintritt,  so  gibt  ans  obige  Gleichung  sofort 
Auskunft,  wie  man  zu  verfahren  hat.  Vergrößert  man  [PCI,]  oder  [Cl^], 

so  muß'  [PCI5]  größer  werden,  weil rpni  i  "     konstant  ist,  d.  h. 

wir  vergasen  Phosphorpentachlorid  in  einer  Atmosphäre  von  Phosphor- 
trichlorid  oder  auch  von  Chlorgas.  Auf  diese  Weise  fand  WUrtz 
die  Dichte  des  Phosphorpentachlorides  zu  6*80 — 7*42  statt  der  be- 
rechneten Zahl  7'2. 

In  derselben  Weise  wie  eine  Dissoziation  durch  Vergasen  statt- 
finden kann,  so  kann  eine  solche  beim  Lösen  eintreten,  und  zwar 
nimmt  in  diesem  Falle  die  Dissoziation  mit  zunehmender  Ver- 
dünnung zu.  Löst  man  z.  B.  das  in  Staßfiirt  vorkommende  Mineral 
Kamallit  (MgCl^,  KCl-f-  6  H2O)  in  Wasser  und  läßt  kristallisieren, 
so  wird  kein  Karnallit  mehr  aasgeschieden,  sondern  Chlor- 
kalinm.  Der  Kamallit  ist  in  der  wässerigen  Lösung  dissoziiert  worden 
in  sehr  leicht  lösliches  Magnesiumchlorid  und  das  verhältnismäßig 
schwer  lösliche  Chlorkalium: 

MgCl^,  KCl  :^t  MgCl^  -f  KCl 

welches  sich  beim  Verdunsten  der  Lösung  ausscheidet.  Für  jede 
Konzentration  ist  der  Grad  der  Dissoziation  konstant :  Bezeichnet  man 
die  Anzahl  Molekel  unzersetzten  Karnallits  pro  Liter  mit  [MgCl^,  KCl], 
die  des  Magnesiumchlorids  mit  [MgClg]  und  die  des  Chlorkaliums 
mit  [KCl],  so  gilt  wiederum  die  Gleichung: 

-^|-&  =  ^-tant. 
[MgClg,  KCl] 

Wollen  wir  also  Karnallit  Umkristallisieren,  so  müssen  wir  nach 
obiger  Gleichung  [MgClg]  oder  [KCl]  ^)  vergrößern,  wodurch  [MgCIg, 
KCl]  vergrößert  wird.  Da  aber  die  Lösung  b<^reits  mit  Kamallit  ge- 
sättigt ist,  so  muß  jede  Vergrößerung  von  [MgClg,  KCl]  eine  Aus- 
scheidung von  Karnallit  bedingen.  In  Staßfurt  wird  in  der  Tat  das 
Mineral  aus    einer  23^lQigen  Magnesiumchloridlösung  umkristallisiert. 

Die  auf  Seite  8  erwähnte  Eeduktion  von  Ferrisalzen  mittels 
Jodwasserstoff  stellt  ebenfalls  eine  umkehrbare  Eeaktion  dar: 


*)  In  Wirklichkeit  würde  eine  Vergrößerung  von  [KCl]  nicht  zum  Ziel 
führen,  weil  daa  Chlorkalium  schwerer  löslich  ist  als  Kamallit  und  als  Magne- 
Biomehlorid. 


—     10    — 


2  FeCL,  +  2  HJ^  2  FeCl2  +  2  HC1  + J^ 
and  es  gilt  fUr  jeden  Konzentrationsgrad  die  Beziehung: 

[FeCL,]»  .  [HJ]«         -  konstant. 

Will  man  die  Keaktion  im  Sinne  von  links  nach  rechts  quan- 
titativ verlaufen  lassen,  so  muß  die  Konzentration  des  HJ  ^)  ver- 
größert werden,  wodurch  die  des  FeCl3  kleiner  wird.  Es  läßt  sich 
tatsächlich,  durch  Anwendung  eines  großen  Überschusses  von  HJ, 
das  Ferrisalz  quantitativ  zu  Ferrosalz  reduzieren,  und  man  verwendet 
diese  Keaktion  zur  quantitativen  Bestimmung  des  Eisens. 

Dieses  Gesetz  der  chemischen  Massenwirkung, 
welches  1867  zuerst  von  Guldberg&  Waage  ausgesprochen 
wurde,  gilt  für  alle  umkehrbaren  Eeaktionen,  gleichgtlltig  ob  sie  sich 
beim  Vergasen  oder  beim  LOsen  abspielen. 

Theorie  der  elektrolytischen  Dissoziation. 

Schaltet  man  zwischen  die  Polenden  einer  elektrischen  Batterie 
festes  Steinsalz  oder  reines  destilliertes  Wasser,  so  wird  in  der 
Drahtleitung  kein  Strom  zu  konstatieren  sein:  ein  in  die  Draht- 
leitung eingeschalteter  dünner  Platindraht  wird  nicht  glühen.  Das 
feste  Steinsalz  sowie  das  destillierte  Wasser  sind  Nichtleiter  oder  rich- 
tiger sehr  schlechte  Leiter  der  Elektrizität.  LOst  man  aber  das  Stein- 
salz in  destilliertem  Wasser  und  schaltet  die  Lösung  zwischen  die 
beiden  Polenden  der  elektrischen  Batterie  ein,  so  wird  der  kleine 
Platindraht  lebhaft  glühen,  beweisend,  daß  die  LOsung  des  Koch- 
salzes ein  guter  Leiter,  ein  Elektrolyt  ist.  Dadurch  ist  erwiesen,  daß 
beim  Lösen  des  nicht  leitenden  festen  Steinsalzes  in  nicht  leitendem 
Wasser  eine  wesentliche  Veränderung  des  ersteren  vor  sich  gegangen 
ist.  Die  gleiche  Beobachtung  können  wir  mit  allen  Säuren,  Basen 
und  Salzen  machen.  In  wasserfreiem,  festem  Zustande  sind 
sie  Nichtelektrolyte,  in  wässeriger  Lösung^)  dagegen  Elektrolyte. 
Diese  Erscheinung  läßt  sich  leicht  durch  die  von  Arrhenius  (1887)') 
ausgesprochene  Theorie  der  elektrolytischen  Dissoziation  erklären. 
Danach  zerfallen  alle  Elektrolyte  in  wässeriger  Lösung  zum  Teil 
in  elektrisch  geladene  Individuen,  in  Ionen;  und  zwar  nimmt  die 
Dissoziation  mit  der  Verdünnung  zu,  um  bei  sehr  großer  Verdünnung 
praktisch  vollständig  zu  werden.     Für  jeden  Verdünnungsgrad  besteht 

^)  Es  soll  das  Ferrichlorid  zu  Ferrochlorid  reduziert,  d.  h.  [FeClg]  möglichst 
kleui  gemacht  werden.  Wollte  man  den  Jodwasserstoff  oxydieren,  so  müßte 
man  selbstverständlich  [FeCls]  möglichst  vergrößern,  wodorch  [HJ]  praktisch 
gleich  Null  würde. 

*)  Auch  in  geschmolzenem  Zostande  sind  sie  Elektrolyte. 

•)  Z    f.  phys.  Ch.  I,  8.  631. 


—   11    - 

in  der  Lösnng  ein  bestimmter  Gleichgewichtszustand,  so  daß  anch 
hier  wiederum  das  chemische  Massenwirknngsgesetz  zm*  Geltang 
kommt. 

LOst  man  das  nnelektrische  Steinsalz  in  Wasser,  so  zerfUUt  es 
nach  der  Gleichung: 

NaCl  :!>;  Na  +  Gl 


in  elektropositiv  geladene  Natrinm-  nnd  elektronegatiy  geladene  Chlo- 
rionen nnd  es  gilt  für  eine  bestimmte  Konzentration  die  Beziehung : 

-KlM.  =  konstant. 

Ahnlich  wie  das  Steinsalz  verhalten  sich  alle  Salze,  Säuren  und 
Basen.     So  zerfallt  das  Natriumsulfat  nach  der  Gleichung: 

Na^SO^  :^  Na  +  Na  +  SÖ] 
das  Natriumhydroxyd: 

NaOH  :^>  Na  +  OH 

{)prch  diese  Theorie  der  elektrolytischen  Dissoziation  läßt  sich 
der  Vorgang  der  Elektrolyse  in  sehr  einfacher  Weise  erklären. 
Taucht  man  die  beiden  Polenden  einer  Stromquelle  in  einen  Elektro- 
lyten, so  wird  das  eine  Polende,  die  Anode,  mit  positiver,  das  andere, 
die  Kathode,  mit  negativer  Elektrizität  geladen  sein.  Die  elektro- 
positive  Anode  stoßt  die  elektropositiven  Ionen  (Kationen)  ab  und 
zieht  die  elektronegativen  Ionen  (Anionen)  an,  welch  letztere,  so- 
bald sie  in  Kontakt  mit  der  Anode  kommen,  an  diese  ihre  nega- 
tive Elektrizität  abgeben,  unelektrisch  werden  und  sich  abscheiden. 
Derselbe  Vorgang  spielt  sich  an  der  Kathode  ab,  dort  werden  die 
elektropositiven  Ionen  (Kationen)  abgeschieden. 

An  der  Elektrolyse  beteiligen  sich  nur  die  Ionen;  die  nicht- 
dissoziierten  Molekeln  nehmen  keinen  Anteil  daran.  Wie  der  Trans- 
port der  Elektrizität  nur  durch  die  Ionen  vermittelt  wird,  so  sind 
es  auch  die  Ionen,  welche  in  der  großen  Mehrzahl  der  Fälle  die 
chemischen  Reaktionen  in  wässeriger  Lösung  bedingen,  und  zwar  ver- 
laufen diese  um  so  schneller,  je  größer  die  Konzentration  der  Ionen 
ist.  Je  mehr  Ionen  in  der  Volumeinheit  vorhanden  sind,  desto  besser 
wird  die  Lösung  den  Strom  leiten,  da  nach  dem  Faradayschen  Ge- 
setz gleichwertige  Ionen  gleiche  Elektrizitätsmengen  transportieren. 

Verhalten  sich  z.  B.  die  elektrolytischen  Leit^higkeiten  zweier 
Säuren,  bei  gleicher  Konzentration,  wie  2:1,  so  folgt  daraus,  daß 
die  erste  Säure  nahezu  doppelt  so  stark  dissoziiert  ist  wie  die  zweite. 
Die  erste  Säure  wird  infolgedessen  bei  chemischen  Umsetzungen 
rascher  reagieren  und  deshalb  nennen  wir  sie  die  stärkere  Säure. 


—     12    — 

Ans  der  Leitfähigkeit  eines  Elektrolyten  kann  man  den  Grad 
seiner  Dissoziation  leicht  berechnen.^) 

Die  starken  Sänren  und  Basen  sind  sehr  stark  dissoziiert  (Dis- 
soziationsgrad bei  normaler  Konzentration  70%  und  höher),  während 
die  schwachen  Säuren  (Essigsäure,  Kohlensänre,  Schwefelwasserstoff- 
säure, Cyanwasserstofl&äure  und  Borsäure)  sehr  wenig  dissoziiert  sind ; 
daher  sind  sie  schlechte  Stromleiter. 


Dissoziationsgrad  einiger  Elektrolyte. 

A.  SänreD. 


Säure       Dissoziation  s-       Säure 


Dissoziation  s- 


8    ( 


Yio^iormal 

HCl 
HBr 
HJ 
HNO 
HCIO^ 
HCIO, 
HCNS  i 
Oxalsäure  (Ysg 

%  H,SeO^  j 


grad. 


ca.  930/0 


n.)  60% 

ca.  627o 

V2  H3PO;  }  ca.  50% 


Yio  Normal 

H.PO, 

HJO4 

H,PO, 

Weinsäure  (Ysg   n«) 

HF 
Essigsäure 
Kohlensäure 
Schwefelwasserstoffsäure 
Blausäure  unter 

Borsäure 


grad. 

290/0 

207o 
207o 
13% 

l-37o  , 
0-1747? 

0-075  7o 
O-050/o 

0-01 3  7o 


B.  Basen. 

Base         Dissoziations- 

Y^o  normal  grad. 

KOH  940/0 

NaOH  900/0 

NH^OH  1-30/0 


C.  Salze. 

Salz         Dissoziations- 
Yio'iormal  grad. 

937o 


KCl 

NaCl 

NH^Cl 


92% 
93% 


Aus  dieser  Zusammenstellung  erhellt,  daß  heispiels weise  die  mäßig 
konzentrierte  Schwefelsäure  nur  halb  so  stark  ist  wie  die  Chlorwasser- 
stoffsäure derselben  Konzentration;  Essigsäure  sogar  lOOmal  schwä- 
cher wie  die  Halogenwasserstoffsäuren.  Bei  den  Basen  fkllt  der 
enorme  Unterschied  in  der  Stärke  der  Kali-  resp.  Natronlauge  gegen- 
über dem  Ammoniak  auf.  Die  Ammouiumsalze  dagegen  sind  eben- 
so stark  dissoziiert,  wie  die  Salze  der  fixen  Alkalien.  Elektrolyte, 
welche  in  wässeriger  Lösung  mehrwertige  Ionen  besitzen,  unterliegen 
beim  Auflösen  einer  stufenweisen  Dissoziation,  so  zerföUt  die 
Schwefelsäure  in  konzentrierter  Lösung  im  Sinne  der  Gleichung: 

^)  N ernst,  Lehrbach,  4.  Aufl.,  Seite  466. 


—     13    — 

H^SO,  :^  H  +  HSO^ 

4-  — 

in  H-  und  HSO^ -Ionen,  welch  letztere  bei  zunehmender  Verdünnung 

+ 
der  Lösung   allmählich  in  H-   und    80^ -Ionen   zerfaUen,  so    dafi  in 

stark  verdünnten  Losungen  neben  wenig  undissoziierten  HgSO^-Mo- 

+  

lekeln  nur  noch  H-  und  SO4 -Ionen  vorkommen. 

Bei  mehrbasischen  schwachen  Säuren  (Kohlensäure,  Schwefel- 
wassersto£&äure  etc.)  wird  bei  noch  so  weitgehender  Verdünnung  die 
zweite  Stufe  der  Dissoziation  kaum  erreicht;  so  zerfallt  die  Kohlen- 
säure hauptsächlich  nach  dem  Vorgang: 

H3C03:^H+HCO, 
Der  Zerfall  der  zweiten  Stufe 

HC03:^H  +  CÖ3 
ist  verschwindend  klein. 

Ebenso  verhält  sich  die  Schwefelwasserstoffsäure;  sie  zerfallt 
größtenteils  nach  der  Gleichung: 

HjS^H  +  SH 
und  nur  in  verschwindend   kleiner   Menge   nach    der   zweiten  Stufe 

SH  :^  H  +~S^ 

Ganz  anders  verhalten  sich  die  Neutralsalze  der  schwachen 
Säuren.  Diese  zerfallen  fast  ganz  in  positive  Metall-  und  negative, 
zweiwertige  Säureionen: 

J_  JL. 

Na^COg  :^  Na  +  Na  -f  COg 

Na28:^>Na-|-Na+  S 

Die  Folge  hievon  ist,  daß  die  freien  schwachen  Säuren 
in  wässeriger  Lösung  in  mancher  Hinsicht  anders  reagieren,  wie  ihre 
Salze.  (Vergleiche  Kohlensäure  und  Schwefelwasserstoffsäure.) 

BeeinfiiissaDg  der  loiiisatioii  von  Elektrolyten  durch 

Konzentrationsänderiingen. 

Befindet  sich  in  v  Litern  1  Grammolekel  eines  schwachen 
Elektrolyten  (z.  B.  Ammoniak)  gelöst,  so  wird  dieses  teilweise  nach 
der  Gleichung: 

NH^OH  :;^  NH^  +  ÖH 
in  Ammonium-  und  Hydroxylionen  zerfallen.    Nehmen  wir  nun  an, 


—     14    — 

es    seien  a  Grammolekeln    der     Base    im   Sinne    obiger    Gleichung 
dissoziiert,  so  betarägt  der  nicht  dissoziierte  Anteil  1 — a. 
In  einem  Liter  sind  daher: 

nicht  dissoziiert  dissoziiert 

NH^OH        :^         NH^  +  6h 
1  —  o  a  a 

V  V  V 

und  nach  den  Massen wirknngsgesetz  ist: 

,    1  — a       a* 
k. =  -s 


V* 


k  = 


a« 


(l-a)T 

Die  Konstante  k  nennt  man  die  „Dissoziations-  oder 
Affinitätskonstante^;  sie  ist  von  der  Yerdtlnnnng  nnabhängig 
und  für  jeden  Elektrolyten  eine  charakteristische  GrOße. 

Fügt  man  nun  zu  der  Lösung  der  Base  noch  n  NH^-Ionen 
(Zusatz  von  festem  NH^Cl),  wobei  n  sehr  viel  größer  ist  als  a,  so 
wird  der  Dissoziationsgrad  der  Base  ganz  bedeutend  yermindert 
werden,  und  zwar  von  a  auf  ot^,  einen  Wert,  der  sich  wie  folgt 
berechnen  läßt. 

In  der  Lösung  sind  pro  Liter  vorhanden: 

nicht  dissoziiert  dissoziiert 

NH^OH     -^     NH^  +  OH 


l  —  tti  G^+no, 


V  '      V 


daher  ist: 


~(l-«i)v 
Sind  k  und  n  bekannt,  so  berechnet  sich  o^  zu: 


*i 


_  —  (n  4-  vk)  ±  y(n-]- vk)^-f  4  vk 

2 

Wenden  wir  dies  auf  eine  Yio  i^ormale  Ammoniaklösung  an. 
Der  Dissoziationsgrad  des  Ammoniaks  ist  dann  0*0132,  d.  i.  das 
Ammoniak  ist  zu  1*32%  dissoziiert,  die  Dissoziationskonstante  des 
Ammoniaks  ist  =  0*000018  und  v  =  10.  Setzt  man  zu  10  Litern 
Ammoniaklösung  2  Grammolekeln  NH^Cl  (=  107*08  pr),  so  ent- 
sprechen diese,  da  Chlorammonium  in  Yio  i^onnaler  Lösung  zu 
93®/^  dissoziiert  ist  *):  2  .  0*93  =  1*86  NH^-Ionen.  Führt  man  diese 
Werte  in  die  obige  Gleichung  ein,  so  berechnet  sich  a^  =  0*00009, 
d.  h.  die  Dissoziation   des    Ammoniaks    ist   durch    den 


^)  Yetgl  Seite  1%. 


~     16    — 

Zusatz  de  8  C  hl  0  r  am  mon  in  ms  von  1*32%  anf  0*009%  znrüc  k- 
gedrängtworden;  die  Lösung  ist  nnn  so  arm  an  Hydrozylionen, 
daß  Magnesinmsalze  durch  sie  nicht  mehr  gefüllt  werden.  (Vergl. 
Seite  56.) 

In  ähnlicher  Weise  läßt  sich  die  Dissoziation  der  schwachen 
Säuren  vermindern,  nicht  aber  die  der  starken  Säuren,  weil  diese 
ebenso  stark  dissoziiert  sind  wie  ihre  Salze. 

lonenreaktionen. 

Wie  bereits  erwähnt,  ist  die  große  Mehrzahl  der  in 
wässeriger  Lösung  sich  abspielenden  Eeaktionen, 
lonenreaktionen. 

Versetzt  man  Chlorwasserstoffsäure  oder  irgend  ein  in  Wasser 
lösliches  Chlorid  mit  Silbemitrat,  so  scheidet  sich  aus  den  ver- 
dünntesten Lösungen  ein  weißer,  käsiger  Niederschlag  von  Chlor- 
silber ab: 

R  +  Ci  +  Ag  +  NOj  =  AgCl  +  R  +  NÖg 

In  der  Lösung  sind  Ionen  und  nichtdissoziierte  Salze  vor- 
lianden.  Die  elektropositiven  Silberionen  treten  mit  den  elektro- 
negativen  Chlorionen  zusammen  unter  Bildung  von  unelektrischem 
Chlorsilfoer,  welches,  da  es  unlöslich  ist,  ausfallt  und  dadurch  den 
Gleichgewichtszustand  in  der  Lösung  stört.  Dieser  wird  wieder- 
hergestellt, indem  die  übrigbleibenden  nichtdissoziierten  RCl-  und 
AgNOj -Molekeln  dissoziiert  werden,  wobei  sich  von  neuem  Chlor- 
silber ausscheidet  etc.,  bis  alles  Chlor  aus   der  Lösung  entfernt   ist. 

Entfernen  wir  in  obiger  Gleichung  die  R  und  NO3,  die  ja 
keinen  Anteil  an  der  Reaktion  nehmen,  so  gestaltet  sich  die  Gleichung 
in  der  einfachsten  Form  so: 

Cl  +  Ag  =  AgCl 

Silberion  ist  ein  Reagens  auf  Chlorion. 

'  Nicht  alle  Chlorverbindungen  geben  mit  Silberionen  Silber- 
chlorid, sondern  nur  die,  welche  beim  Lösen  in  Wasser  Chlorionen 
in  die  Lösung  schicken. 

Versetzt  man  Kaliumchlorat  (KCIO3)  mit  Silbernitratlösung,  so 
entsteht  keine  Fällung,  und  damit  ist  bewiesen,  daß  die  Kalium- 
chloratlösung  keine  Chlorionen  enthält. 

Unterwirft  man  das  Elaliumchlorat  der  Elektrolyse,  so  wandert 
das  Kalium  nach  der  Kathode  und  die  Atomgruppe  CIO3  nach  der 
Anode,  folglich  zerfkllt  das  Salz  beim  Lösen  in  Wasser  in  K-  und 
CIO3 -Ionen : 

KCIO3  :i^  K  -^  -  cTOg 


—    16    — 

Die  Elektrolyse  bietet  also  ein  bequemes  Mittel,  um  die  lonen- 
gattangen  festzustellen.  Es  ist  aber  zu  bemerken,  daß  die  bei  der 
Elektrolyse  abgeschiedenen  Atomkomplexe,  wie  SO^,  NH^  etc.,  fast 
immer  sekundären  Keaktionen  unterworfen  sind,  so  daß  diese  Ionen, 
nach  der  Entladung,  an  den  Elektroden,  in  Form  von  Spaltstdcken 
des  ursprünglich  vorhandenen  Ions  auftreten.  Die  bei  der  Elektrolyse 
von  Sulfaten  an  der  Anode  entladenen  SO^-Ionen  zersetzen  das 
Wasser  unter  Entwicklung  von  Sauerstoff,  während  Schwefelsäure  in 
der  Losung  bleibt : 

2  SO4  +  2  HgO  =  2  HjSO^  +  Oj, 

Ebensowenig  erhält  man  an  der  Kathode  das  bei  der  Elektro- 
lyse abgeschiedene  Ammonium  (NH^)  als  solches,  sondern  die  Spal- 
tungsprodukte Ammoniak  und  Wasserstoff. 

Komplexe  Ionen. 

Auf  Seite  2  lernten  wir  eine  Reaktion  auf  Ferrosalze 
kennen,  nämlich  die  Fällbarkeit  derselben  mittels  Natronlauge.  Es 
entsteht  eine  grünlichweiße  Fällung  von  Fe(OH)j.  Diese  Reaktion 
ist  eine  lonenreaktion ;  sie  verläuft  nach  dem   Schema: 

Fe  + Ci^  -f  2  Na+  2  OH  =  2  Na-f  2  Gl  +  Fe(OH)j 

^     -  H-*  *■  >.<  »  ' 

welches  nach  Eliminiernng  der    an  der    Reaktion    nicht    beteiligten 
Ionen  (Na  und  Gl)  in  die  einfache  Form  übergeht : 

Fe  +  2  ÖH  =  Fe(0H)3 

Hydroxylion  ist  ein  Reagens  auf  Ferroion. 

Kocht  man  das  Ferrohydroxyd  mit  Cyankaliumlösung,  so  löst 
es  sich  auf  unter  Bildung  von  Ferrocyankalium,  einem  Salz  von  der 
Zusammensetzung  K4Fe(GN)g.  Dieses  Salz  ist  kein  Ferrosalz  mehr; 
es  gibt  keine  Eisenreaktionen,  dagegen  alle  Reaktionendes 
Kaliumions.  Es  ist  das  Kaliumsalz  der  Ferrocyanwassersto£&äure 
(HJFe(CN),]). 

Beim  Lösen  in  Wasser  erleidet  es   elektrolytische  Dissoziation : 

K,[Fe(CN)e]  :^4  K  +  [Fe(CN)J 

Das  Eisen  bildet  hier  einen  integrierenden  Bestandteil  des 
komplexen  Ferrocyanions  ([Fe(GN)ß].  Dieses  Ion  wandert 
bei  der  Elektrolyse  von  Ferrocyaniden  stets  zur  Anode  und  gibt 
mit  Reagentien  charakteristische  Reaktionen.  (Vergl.  Ferrocyanwasser- 
stoffsäure.) 

In  der  Ghemie  gibt  es  eine  sehr  große  Anzahl  solcher  kom- 
plexen Ionen,  welche  alle  durch  typische  Reaktionen  gekennzeichnet 
sind.  In  unseren  Formeln  sind  sie  durch  eckige  Einklammerung 
kenntlich  gemacht. 


—     17     — 

Es  ist  somit  eine  der  wichtigsten  Aufgaben  der 
qualitativen  analytischen  Chemie,  Reaktionen  für 
sämtliche  Ionen  aufzufinden  und  ihre  Trennung  zu 
lehren.  Wir  müssen  danach  trachten ,  die  Ionen  in  unlösliche 
Niederschläge  zu  verwandeln  oder  in  Form  eines  Grases  aus  der 
Lösung  abzuscheiden. 

Löslichkeitsprodukl  ^) 

Handelt  es  sich  um  die  Abscheidung  eines  Ions  in  Form  eines 
unlöslichen  Niederschlages,  so  müssen  wir  uns  überlegen,  wie  die 
Fällung  am  besten  auszuftlhren  ist.  Sollen  wir  trachten,  genau  die 
berechnete  Menge  des  Beagens  oder  einen  Überschuß  zu  verwenden? 
Angenommen,  es  handle  sich  um  die  Abscheidung  von  SO^ -Ionen 
aus  einer  Lösung,  so  fügen  wir  Baryumchlorid  hinzu,  wobei  sich 
das  sehr  schwer  lösliche  Baryumsulfat  bildet  und  abscheidet.  Da 
nun  kein  Niederschlag  völlig  unlöslich  ist,  so  wird  ein  kleiner  Teil 
des  Baryumsulfates  in  Lösung  bleiben.  Die  Lösung  ist  aber  damit 
gesättigt  und  enthält  nur  eine  sehr  kleine  Menge  nichtdissoziierten 
Baryumsulfates,  nebst  Ba-  und  SO^-Ionen: 

BaSO^  :^  Ba  +  SO4 

Bezeichnen  wir  nun  die  Konzentration  des  BaSO^  mit  [BaSO^], 
die  des  Ba  mit  [Ba]  und  die  des  SO^  mit  [SO^],  so  gilt  fiir  eine 
bestimmte  Temperatur  die  Gleichung: 

[Ba]  .  [SO,]  =  [BaSOJ  .  k 

Vergrößern  wir  die  Konzentration  der  Ba-Ionen,  also  [Ba],  so 
wird  [BaSO,]  vergrößert;  da  aber  die  Lösung  bereits  mit  Baryum- 
sulfat  gesättigt  ist,  so  bedingt  jede  Vergrößerung  von  [BaSO,]  eine 
neue  Abscheidung  von  Baryumsulfat.  Dasselbe  würde  man  erreichen 
durch  Vergrößern  von  [SO4],  also  durch  weiteren  Zusatz  von  Schwefel- 
säure. Es  handelt  sich  hier  jedoch  um  die  Abscheidung  des  SO^, 
und  deshalb  fügen  wir  Barjumchlorid  hinzu.  Man  nennt  das  Pro- 
dukt [Ba]  .  [SO4],  welches,  wenn  tiberschritten,  eine  Übersättigung 
der  Lösung  in  bezug  auf  den  festen  Körper  (in  diesem  Falle  das 
Baryumsulfat)  und  infolgedessen  eine  Ausscheidung  dieses  Körpers 
bedingt,  das  Loslichkeitsprodukt.  Ist  das  Löslichkeitsprodukt  nicht 
erreicht,  so  wirkt  die  Flüssigkeit  lösend  auf  den  festen  Körper. 
Hieraus  ergibt  sich  die  wichtige  Begel  für  die  Ver- 
minderung der  Löslichkeit  eines  Salzes:    Man   erhöhe 

>)  Vergl.  OBtwald,  Die  wissenBChaftl.  Gmndlagend.  analjt.  Ch.  1894,  S.  7S. 
Treftdwell,  Analytlsoh«  Ob«Bil».  I.  Bd.  e.  Aiiil.  ^ 


—     18     - 

die  Konzentration  eines  der  im  Salze  befindlichen 
Ionen,  d.  b.  man  wende  einen  Überscbnß  desFällnngs- 
mittels  an.^) 

Die  GrOfie  des  Überschusses  wird  natürlich  von  der  Löslichkeit 
des  betreffenden  Salzes  abhängig  sein.  Für  Barynmsulfat  z.  B. 
genügt  ein  sehr  kleiner  Überschuß  an  Ba-  oder  SO4 -Ionen,  Dir 
Bleisulfat  dagegen  ist,  wegen  der  größeren  Löslichkeit  desselben, 
weit  mehr  der  überschüssigen  Pb-  oder  SO^-Ionen  nötig. 

ym  den  erzeugten  Niederschlag  weiter  untersuchen  zu  können, 
muß  er  von  der  Flüssigkeit  durch  Filtration  getrennt  werden  und 
es  gilt  die  Begel:  £s  richtet  sich  die  Größe  des  Filters 
stets  nach  der  Größe  des  Niederschlages,  nicht  nach 
der  Menge  der  Flüssigkeit.  In  Fällen,  in  denen  es  sich  um 
den  Nachweis  geringer  Spuren  handelt,  ist  man  oft  genötigt,  große 
Mengen  Substanz  zu  yerarbeiten,  welche  eine  entsprechend  große 
Flüssigkeitsm^nge  zur  Lösung  erfordern.  Scheidet  man  aus  einer 
derartigen  Lösung  nur  einige  Milligramme  des  fraglichen  Körpers 
ab  und  filtriert  durch  ein  großes  Filter,  so  ist  es  klar,  daß  der 
winzige  Niederschlag,  auf  der  großen  Filterfläche  verteilt,  sich  schwer 
weiter  verarbeiten  läßt. 

Vor  der  Verarbeitung  eines  jeden  Niederschlages  muß  derselbe 
vollständig  von  dem  Filtrat  befreit  werden,  was  durch  Auswaschen 
geschieht.  Das  Auswaschen  setzt  man  mit  der  vorgeschriebenen 
Flüssigkeit  fort,  bis  im  Waschwasser  der  zu  entfernende  Körper 
nicht  mehr  nachgewiesen  werden  kann.  Hat  man  z.  B.  eine  Lösung 
von  Natriumsulfat,  worin  Barjumkarbonat  suspendiert  ist,  so  muß 
nach  der  Filtration  so  lange  mit  Wasser  gewaschen  werden,  bis 
alles  Natriumsulfat  entfernt  ist,  was  daran  erkannt  wird,  daß  eine 
Probe  des  Waschwassers,  mit  Salzsäure  angesäuert,  auf  Zusatz  von 
Baryumchlorid  keine  Fällung  mehr  gibt.  Ferner  beachte  man  die 
Regel:  Niemals  mische  man  das  Filtrat  mit  dem  Waschwasser,  weil 
dies  eine  unnötige  Verdünnung  des  ersteren  verursacht.  Auch  soll 
das  Filter  stets  kleiner  als  der  Trichter  sein  und  nicht  bis  zum 
obersten  Rande  mit  dem  Niederschlag  angefüllt  werden,  sondern 
man  lasse  stets  5  mm  frei.  Femer  vermeide  man  zu  große  Nieder- 
schläge, weil  sonst  das  exakte  Arbeiten  sehr  erschwert  wird:  Die 
Filtration  dauert  länger  und  ebenso  das  Auswaschen. 

^)  Es  gibt  aber  Fälle,  bei  denen  ein  Überschuß  des  Fällangsmittels 
geradezu  schädlich  wirkt,  nämlich  dann,  wenn  der  entstandene  Niederschlag 
in  dem  FäUangsmlttel  lösHch  ist.  Versetzt  man  z.  B.  Zinksulfat  mit  Kali- 
lauge, so  entsteht  eine  Fällung  von  Zlnkhjdrozyd,  filgt  man  aber  einen 
Überschaß  von  Kalilauge  hinzu,  so  löst  sich  der  Niederschlag  glatt  aaf 
unter  Bildung  von  Kaliamzinkat  (Zn(OK),). 


—    19    - 

Nachweis  von  Säuren  und  Basen. 

(Theorie  der  Indikatoren.^) 

Zur  Nachweisang  von  Säuren  und  Basen  pflegt  man  gewisse 
Farbstoffe  anzuwenden,  welche  eine  verschiedene  Färbung  geben,  je 
nachdem  sie  mit  der  einen  oder  anderen  dieser  Körperklassen  zu- 
sammentreffen : 

Die   saure  Reaktion    rührt    stets    von    der    Anwesenheit    von 

Wasserstoffionen,  die  alkalische  von  Hydroxylionen  her. 

_      -        4- 
HCl  ^  Cl  -|-  H     (sauer  reagierend) 

NaOH:^Na-f  OH  (alkalisch  reagierend). 

Als  Indikator  auf  freie  Wasserstoffionen  (Säuren) 
wendet  man  das  Methylorange  an,  welches  sich  wie  eine  schwache 
Sänre  verhält.  Wir  wollen  sie  der  Einfachheit  halber  mit  MH  l^e- 
zeichnen.  Das  nicht  dissoziierte  Molekel  MH  ist  rosa,  während 
das  Anion  M  intensiv  gelb  geförbt  ist.  Lösen  wir  daher 
Methylorange  in  Wasser,  so  zerfallt  es  in  geringer  Menge  nach  der 
Gleichung: 

MH:^M  +  H 

und  da  die  Anionen  M  intensiv  gelb  getobt  sind,  so  wird  die 
Lösung,  obgleich  nur  sehr  wenige  freie  M-Ionen  vorhanden  sind, 
deutlich  gelb  getobt  erscheinen.  Findet  aber  eine  geringe  Anhäufung 
von  Wasserstoffionen  statt,  wie  dies  immer  der  Fall  ist  bei  Anwesenheit 
geringer  Mengen  einer  starken  Säure,  so  wird  die  Dissoziation  zurück- 
gedrängt und  die  Rosafarbe  der  nichtdissoziierten  MH-Molekel  kommt 
zum  Vorschein.  Durch  schwache  Säuren  läßt  sich  ebenfalls  die 
Dissoziation  des  Methylorange  zurückdrängen,  aber  hiezu  ist  ein 
sehr  großer  Überschuß  der  schwachen  Säure  nötig.  Methylorange 
Ist  daher  ein  empfindlicher  Indikator  für  die  starken,. 
nicht  aber  für  die  schwachen  Säuren,  wie:  Kohlensäure,  Blau- 
säure, Schwefelwasserstoff  und  die  meisten  organischen 
Säuren  (Essigsäure,  Oxalsäure,  Weinsäure  etc.). 

Alslndikator  auf  freieHydroxylionen  (Basen)  dient 
das  Phenolphtalein,  welches  eine  sehr  schwache  Säure  ist,  die 
wir  mit  PH  bezeichnen  wollen.  Das  nicht  dissoziierte  Molekel 
PH  ist  farblos,  während  das  Anion  P  intensiv  rot  gefkrbt  ist. 

Löst  man  Phenolphtalein  in  wässerigem  Alkohol,  so  zerfallt  es 
in  sehr  geringer  Menge  nach  dem  Schema: 

PHT>P-1-H 


^)  Ostwaid,    Grundlagen    d.    anal.    Ch.   1894,    S.    104.    Ferner    Jal. 
Stieglitz,  Chem.  Zentralbl.  1904,  S.  210. 


-     20     — 

and  die  LOsnng  erscheint  farblos,  weil  sie  nicht  genügend 
P-Anionen  enthält,  nm  sich  rot  zu  f^ben.  Setzt  man  aber  der 
LOsnng  eine  starke  Base  hinzu,  so  bilden  die  entstancfenen  Hydro- 
xyDonen  mit  den  wenigen  freien  Wasserstoffionen  Wasser.-  Dadurch 
spaltet  das  PH  weitere  Wasserstoffionen  ab,  welche  von  den  reich- 
lich vorhandenen  Hydroxylionen  immer  wieder  in  Wasser  verwandelt 
werden,  wodurch  eine  Anhäufung  der  rotgefHrbten  P-Anionen  statt- 
findet; die  Losung  wird  rot  ge&rbt.  Durch  Zusatz  von  Säuren  wird 
selbstverständlich  die  Lösung  wieder  farblos,  sogar  durch  die  schwache 
Kohlensäure. 

Aufier  diesen  Indikatoren  wendet  man  noch  eine  große  Anzahl 
anderer  an.  Es  seien  noch  erwähnt:  Lackmas  und  LackmoM,  die 
durch  Säuren  rot,  durch  Alkalien  blau  gefärbt  werden,  und 
Kurkuma,  das  durch  Alkalien  gebräunt,  durch  Säuren  wieder  gelb 
gefärbt  wird. 

Hydrolyse. 

Sehr  wichtig  ist  die  zersetzende  Wirkung  des  Wassers  auf  viele 
Salze  (Hydrolyse).  Entsprechend  der  Tatsache,  daß  Wasser  ein 
schlechter  Leiter  der  Elektrizität  ist,  ist  dasselbe  nur  in  geringem 
Grade  elektrolytisch  dissoziiert: 

HgOri^H  +  OH 

Der  Dissoziationsgrad  beträgt  nach  den  Messungen  von  Kohl- 
rausch und  Heidweileri)  bei  25<>  C  1-05  .  lO-' ;  d.  h. 
10,000.000  l  Wasser  enthalten  ein  Grammolekel  dissoziiertes  Wasser. 
Die  Bedeutung  dieser  sehr  kleinen  Zahl  wird  weiter  unten  klar. 

Hydrolytisch  zersetzt  werden : 

I.  Die  Salze  der  schwachen  Säuren  mit  starken 
Basen. 

II.  Die  Salze  der  starken  Säuren  mit  schwachen 
Basen. 

ni.  Die  Salze  der  schwachen  Säuren  mit  schwachen 
Basen. 

IV.  Die  Salze  starker  Basen  mit  starken  Säuren 
werden  nicht  merklich   hydrolysiert. 

Daß  Hydrolyse  stattgefunden  hat,  erkennt  man  daran,  daß  die 
L(5sung  der  Neutralsalze  von  Gruppe  I  alkalisch,  die  von 
Gruppe  n  sauer  und  die  von  Gruppe  HI  bald  sauer,  bald  alka- 
lisch reagieren. 

Die  Ursache  der  Hydrolyse  liegt  in  der  Einwirkung  des  Wassers 
auf  das  gelöste  Salz  beziehungsweise  auf  dessen  Ionen. 

>)  ZeiUchr.  f.  phya.  Ch.  14,  S    317. 


—    21    — 

Da  alle  einbasischen  Salze  in  wttsseriger  LOsang  nahezu  voll- 
ständig elektrolytisch  dissoziiert  sind  (vgl.  Seite  12). 

MS:^M  +  8 

Salz    Metall  SEure- 

rest 

so    können    wir   den  Vorgang    der   Hydrolyse  allgemein    durch  die 
Grleichnng : 

M  +  S  +  H^O  -:^t  MOH  +  SH 

Sala  Base        Säure 

darstellen. 

Dem  Massenwirkungsgesetz  zufolge  ist  dann: 

_    [MOH].  [SH]_ 

-  [M] .  [S] .  [H,0] 

Da  die  Masse  des  Wassers  in  verdünnter  Lösung  als  nicht 
variabel  gelten  darf,  so  kann  in  dieser  Gleichung  [H^O]  weggelassen 
werden,  es  erhält  hiedurch  die  Konstante  K  eine  andere  Größe: 

[MOH].[SH] 

"-         [M].[S] 

Nun  erleidet  die  Base  MOH  und  die  Säure  SH  noch  elek- 
trolytische Dissoziation ;  isft  die  der  Base  vorwiegend,  so  reagiert  die 
Lösung  alkalisch,  im  umgekehrten  Falle  sauer. 

I.  Hydrolyse  von  Salzen  schwacher  Sänren  uiit  starken  Basen. 

Die  bei  der  Hydrolyse  entstehende  Base  ist  nahezu  vollständig, 
die  Säure  dagegen  fast  nicht  elektrolytisch  dissoziiert.  Die  obige 
Hydrolysengleichung  wird  also  die  Form  annehmen: 

K  -  -EL-  [QH]  •  [SH] 

"-     ■       [M].[S] 

Da  aber  der  Dissoziationsgrad  der  starken  Basen  nahezu  gleich 

ist  dem    der  Salze    (vgl.  Seite  12),    so    fHUt    [M]    im    Zähler    und 

Nenner  heraus: 

_        [OH]  ■  [SH] 
l)Ka_ ^^ 

Wegen  der  vorwiegenden  Konzentration  der  OH-Ionen  müssen 
alle  Salze  dieser  Kategorie  in  wässeriger  Lösung  alkalisch  rea- 
gieren. 

Hieher  gehören  die  Alkalisalze  der  Cyanwasserstoff- 
säure,  unterchlorigen  Säure,  Kohlensäure,  Borsäure, 
Schwefel  Wasserstoff  säure  etc. 


—    22    — 

Da  nnn  [OH]  die  Basenkonzentration  und  [SH]  die  Sliurekonzeii< 
tration  darstellt,  so  kOnnen  wir  der  Hjdrolysengleichung  die  all- 
gemeine Form : 

geben.  '  [Salz] 


II.  Hydrolyse  von  Salzen  starker  Sänren  mit  schwachen  Basen. 

Die  bei  der  Hydrolyse  entstehende  Säure  ist  nahezu  voll- 
ständig, die  Base  hingegen  fast  gar  nicht  elektrolytisch  dissoziiert. 
Es  ist  demnach 

[MOH]  .  [8]  .  [H]    _  [MOH]  .  [H] 

''      "  -        [M]  .  [S]  -  [M] 

Alle  zn  dieser  Kategorie  gehörenden  Salze  müssen,  wegen  des 
Vorherrschens  der  Konzentration  der  H-Ionen,  in  wässeriger  LOsnng 
San  er  reagieren. 

Hieher  gehören  die  Salze  vieler  aromatischer  Amine,  die  Cupri- 
Ferri-Alnmininmsalze  n.  a.  m. 

Da  [H]  die  Säurekonzentration  und  [M]  die  Salzkonzentration 
darstellen,  so  nimmt  die  Hydrolysengleichung  dieselbe  Form  wie 
Gleichung  1  an. 

2^  K  '  —     [Base]  .  [Säure] 

Bei  mehrsäurigen  Basen  erfolgt  sowohl  die  elektrolytische  als 
auch  die  hydrolytische  Dissoziation  stets  stufenweise: 

(  BCI3  :^  BClg  4-  Cl 

elektrolytische  1     +  +4-  

Dissoziation    S  BCl^  ;^  BCl  +  2  Cl 

++       ^+4-4-   .     - 
BCl   :^t     B    +C1 

+  ^  + 

BCI3  +  HjjO  :;^t  (BCljjOH)  +  H 
Hydrolyse  i  ^^1  ^  2  H2O  :^t  (BC1(0H)3)  +  2  H 
'^b'^+3H,0:^(B(OH)3)  +  3H 

Die  neutralen  Ferri-,  Aluminium-,  Chromi-,  Kupfer- 
salze u.  a.  m.  reagieren  in  wässeriger  Lösung  stark  sauer.  Dampft 
man  eine  solche  Lösung  zur  Trockne,  so  entweicht  sehr  viel  Chlor- 
wasserstoffsäure und  es  hinterbleibt  wasserunlösliches  basisches  Salz, 
welches  nur  durch  Behandeln  mit  Säure  in  Lösung  gebracht 
werden  kann. 


—    23    — 


III.  Hydrolyse  von  Salzen  schwacher  Sänren  mit  schwachen 

Basen. 

Die  bei  der  Hydrolyse  entstehende  Säure  nnd  Base  sind  nur 
wenig,  aber  in  verschiedenem  Grade  elektrolytisch  dissoziiert, 
somit  ist: 

_   [Base]  .  [Säure]   _   [Base]  .  [Säure] 

-       [M]T[S]       -        [85^« 

ÜbertrLQPt  die  elektrolytische  Dissoziation  der  Säure  die  der 
Base,  so  wird  die  LOsung  sauer,  im  umgekehrten  Falle  alkalisch 
reagieren. 

Das  neutrale  Feniacetat  (also  ein  Salz  einer  schwachen  Säure 
mit  einer  schwachen  Base)  wird  in  siedender  wässeriger  Lösung 
sehr  weitgehend  hydrolytisch  gespalten: 

Fe(C,H,0,)8  +  2  H,0  :^  (Fe(OH),C,H,0,)  +  2  C,H,0, 

Ferriacetat  bas*  Ferriacetat  Eesig^äare 

Dabei  scheidet  sich  das  basische  Ferriacetat  quantitativ  aus  und 
kann  durch  Filtrieren  der  heißen  Lösung  aus  dieser  entfernt 
werden.  Läfit  man  aber  die  Lösung  erkalten,  so  geht  das  basische 
Salz  wieder  in  Lösung. 

Sehr  schön  kann  man  die  hydrolytische  Wirkung  des  Wassers 
sowie  das  Gesetz  der  Massenwirkung  durch  folgenden  Versuch  ver- 
anschaulichen :  Man  versetzt  eine  konzentrierte,  salzsaure  Lösung  von 
Antimonchlorid  mit  wenig  Wasser,  wobei  eine  starke  Fällung  von 
Antimonoxychlorid  entsteht : 

-  Cl    ,    H\     _>       /Gl 

8b  —  Gl  ^  H/^  ^  Sb  =  0  +  2  HCl 

—  Gl 

die  sich  auf  Zusatz  von  wenig  konzentrierter  Salzsäure  wieder  löst. 
Bei  weiterem  Wasserzusatz  fkUt  wiederum  basisches  Salz,  das  durch 
mehr  Salzsäure  wieder  gelöst  wird  etc.  Wie  man  sieht,  verläuft 
die  Reaktion,  durch  Erhöhung  der  Massenwirkung  des  Wassers,  im 
Sinne  der  Gleichung  von  links  nach  rechts  und  'durch  Vermehrung 
der  Konzentration  der  Salzsäure  von  rechts  nach  links. 

IV.  Hydrolyse  von  Salzen  starker  Sänren  mit  starken  Basen. 

Da  die  bei  der  Hydrolyse  entstehenden  Basen  und  Säuren, 
ebenso  wie  die  Salze  praktisch  vollständig  elektrolytisch  dissoziiert 
sind,  so  ist: 

,„  _      [M]  ■  [OH]  .  [S]  ■  [H]     _ 

K,. [M]Tisr ^^^J  •  ™- 


—     24    — 

Die  H-  und  OH-Ionen  vereinigen  sich  zu  nentralem  Wasser; 
die  Lösung  reagiert  neutral  und  enthält  nur  noch  so  viel  H-  und 
OH-Ionen  als  der  elektrolytischen  Dissoziation  des  Wassers  ent- 
spricht, und  da  diese  so  klein  ist,  so  hleibt  praktisch  nur  die  elek- 
trolytische Dissoziation  des  Salzes  übrig. 

Salze  dieserKategorie  werden  also  nicht  merklich 
hydrolytisch  gespalten. 

In  der  analytischen  Chemie  steht  man  häufig  vor  der  Aufgabe, 
bald  den  Hydrolysenvorgang  mOgUchst  zu  befördern,  bald  möglichst 
zu  verhindern.     Wie  das  geschieht,  lehren  die  Formeln  1  und  2.^) 

Aus  Formel  1  erkennen  wir,  daß  die  alkalische  Eeaktion 
eines  Salzes  in  wässeriger  Lösung  von  dem  Grade  der  elektro- 
lytischen Dissoziation  abhängig  ist: 

MOHT>:  M  +  OH 


Aus  Formel  2,  daß  die  saure  Reaktion  von  dem  Grade  der 
elektrolytischen  Dissoziation  der  Säure  abhängt: 

+ 
SH  T>:  H  -f  s 


Befördern  wir  also  die  elektrolytische  Dissoziation  durch  starke 
Verdünnung,  so  befördern  wir  auch  die  Hydrolyse.  Aber  außer 
von  der  elektrolytischen  Dissoziation  ist  der  Grad  der  Hydrolyse 
in  hohem  Maße  von  der  Temperatur  abhängig,  und  zwar  wächst  er 
mit  zunehmender  Temperatur. 

Wollen  wir  also  eine  hydrolytische  Spaltung  möglichst  quanti- 
tativ zu  Ende  fiihren,  so  arbeiten  wir  in  sehr  verdünnter, 
heißer  Lösung ;  wollen  wir  sie  möglichst  einschränken,  so  arbeiten 
wir  in  konzentrierter,  kalter  Lösung.  In  vielen  Fällen  jedoch 
kann  man  die  Hydrolyse  dadurch  verhindern,  daß  man  alkalisch 
werdenden  Lösungen  noch  mehr  Alkalihydroxyd,  sauer  werdenden 
Lösungen,  starke  Säuren  zusetzt.  So  riecht  eine  wässerige  Oyan- 
kaliumlösung  auf  Znsatz  von  genügend  KOH  nicht  nach  Blausäure, 
was  stets  der  Fall  ist  bei  reinwässerigen  Lösungen  des  festen  Salzes. 
Ebenso  gibt  eine  mit  genügend  Schwefelsäure  versetzte  Lösung  von 
Ferrisulfat  beim  Kochen  keine  Fällung  von  basischem  Salz,  was 
ohne  Zusatz  von  Schwefelsäure  erfolgt. 

II.  Reaktionen  auf  trockenem  Wege« 

Diese  Keaktionen  finden  hauptsächlich  bei  der  sogenannten  „Vor- 
prüfung", bei  Prüfung  der  Niederschläge  auf  Reinheit  und  bei  der 
Untersuchung  der  Minerale  Verwendung. 

^)  Yergl.  Seite  21  und  22. 


—    25    — 


Die  wichtigsten  Reaktionen  dieser  Art  bestehen  in  der  Prüfung 
einer  Snbstanz  anf : 

1.  Schmelzbarkeit, 

2.  Fähigkeit,  die  nicht  lenchtende  Gasflamme  zn  färben, 

3.  Flüchtigkeit, 

4.  Verhalten  bei  der  Oxydation  nnd  Reduktion. 

Znr  Ausführung  dieser  Reaktionen  benützt  man  meistens  die 
nicht  leuchtende  Gasflamme,  und  es  ist  zum  Verständnis  der  im 
folgenden  beschriebenen  Operationen  eine  Kenntnis  der  Zusammen- 
setzung des  Leuchtgases  und  des  Wesens  der  Flamme  nOtig. 

Das  Leuchtgas  hat  überall  eine  ähnliche  Zusammensetzung, 
abgesehen  von  kleinen  Schwankungen,  die  bedingt  sind  durch  Ver- 
schiedenheiten in  der  verwendeten  Steinkohle  und  der  Temperatur, 
bei  welcher  das  Leuchtgas  bereitet  wurde. 

Das  Züricher  Leuchtgas  ist  durchschnittlich  wie  folgt  zusammen- 
gesetzt : 

00,=    2-0% 

CnH,n=      4-5% 

0=    0-2% 

00=    8-0% 

H  =  48-07o 

OH4  =  33-0% 

N=    4-3% 

1000 

Alle  diese  Bestandteile,  bis 
auf  CO3,  0,  N,  die  sich  nur  in 
geringer  Menge  darin  finden,  sind 
brennbar ;  sie  sind  reduzie- 
rende Substanzen.  Leuchtgas 
verbrennt  bekanntlich  mit  leuchten- 
der Flamme  und  verdankt  dieses 
Leuchten  dem  Gehalt  an  ungesättig- 
ten Kohlenwasserstoffen  (OnH^n), 
hauptsächlich  Äthylen,  Propylen, 
Acetylen,  Benzol  u.  a.  m.  Erhitzt 
man  das  Äthylen  auf  eine  bestimmte 
Temperatur,  so  zerfallt  es  in  Methan 
und  Kohlenstoff: 

C,H^  =  CH,  -f  C 

welch    letzterer    glüht    und    so    das 
Leuchten    des   Gases   bedingt.    Wie 

das  Äthylen,    so  verhalten]  sich    die   übrigen  ungesättigten   Kohlen- 
wasserstoffe.    Alle  anderen  brennbaren  Bestandteile  des  Leuchtgases 


Fig.  1. 


—     26     - 

brennen  mit  nichtlenchtender  Flamme.  Führt  man  dem  Leuchtgas 
mehr  Lnft  zn,  so  verbrennt  der  ausgeschiedene  Kohlenstoff  nnd 
die  Flamme  wird  nichtlenchtend.  Die  Luftzufuhr  wird  erzeugt  durch 
öffnen  der  an  jedem  Bunsenbrenner  unten  angebrachten  Zuglöcher. 
An  einer  solchen  Gasflamme  finden  sich  nach  Bansen  folgende  Teile : 

Der  innere  Flammenkegel  aab  (Fig.  1),  in  dem 
keine  Verbrennung  stattfindet,  weil  hier  eine  zu  niedrige  Temperatur 
herrscht.  Dieser  Teil  der  Flamme  enthält  unverbranntes  Gas  mit 
ca.  62^/q  Luft  gemischt. 

Der  Flammenmantel  ot  c  a  6  a'.  der  von  brennendem,  mit 
Lnft  gemischtem  Leuchtgas  gebildet  wird. 

Die  leuchtende  Spitze  (&),  welche  nicht  entsteht,  wenn 
reichlich  Luft  durch  die  Zuglöcher  zuströmt. 

In  diesen  drei  Hauptteilen  der  Flamme  unterscheidet  Bunsen 
folgende  sechs  Eeaktionsräume : 

1.  Die  Flammenbasis.  Sie  liegt  bei  ot.  Ihre  Temperatur  ist  eine 
verhältnismäßig  sehr  niedrige,  da  das  hier  verbrennende  Gas  durch 
die  von  unten  zuströmende  kalte  Luft  abgekühlt  wird  und  der  kalte 
Rand  des  Brennerrohres  eine  erhebliche  Menge  Wärme  abftlhrt. 
Man  benützt  diesen  Teil  der  Flamme,  um  flüchtige  Substanzen  zu 
prüfen,  auf  ihre  Fähigkeit  die  Flamme  zu  färben.  Bei  Anwesen- 
heit von  mehreren  flammenfkrbenden  Substanzen  gelingt  es  oft, 
sie  der  Keihe  nach  zu  erkennen,  indem  zuerst  die  Färbung  der 
flüchtigsten  Substanz  und  später  die  der  weniger  flüchtigen  etc. 
auftritt,  was  bei  höheren  Temperaturen  nicht  möglich  wäre,  da  alle 
gleichzeitig  verdampfen  und  so  eine  Mischfarbe  erzeugen  würden. 

2.  Der  Schmelz  räum  liegt  bei  ß,  etwas  oberhalb  des 
ersten  Drittels  der  ganzen  Flammenhöhe,  gleichweit  von  dei 
äußeren  und  inneren  Begrenzung  des  Flammenmantels  entfernt, 
wo  dessen  Dicke  am  beträchtlichsten  ist.  Da  in  diesem  Räume 
die  höchste  Temperatur  (ca.  2300^  C)  herrscht,  so  benützt  man 
ihn  zur  Prüfung  der  Stoffe  auf  Schmelzbarkeit  und  Flüch- 
tigkeit. 

3.  Der  untere  Oxjdationsraum  liegt  am  äußersten 
Rande  des  Schmelzraumes  bei  7  und  eignet  sich  besonders  zur 
Oxydation  der  in  Glasflüssen  aufgelösten  Oxyde. 

4.  Der  obere  Oxydationsraum  bei  e  wird  durch  die 
obere  nicht  leuchtende  Flammenspitze  gebildet  und  wirkt  am  kräf- 
tigsten bei  völlig  geöflneten  Zuglöchern  der  Lampe.  Man  nimmt  in 
ihm  die  Oxydation  umfangreicherer  Proben,  das  Abrösten  flüchtiger 
Oxydationsprodukte  und  überhaupt  alle  Oxydationen  vor,  für  welche 
nicht  allzu  hohe  Temperaturen  erforderlich  sind. 

5.  Der  untere  Reduktionsraum  liegt  bei  8  im  inneren, 
dem   dunklen   Kegel   zugekehrten  Rande   des    Schmelzraumes.     Da 


—    27     - 

die  redazierenden  Gase  an  dieser  Stelle  noch  mit  nnverbrannter 
atmosphärischer  Luft  gemengt  sind,  so  bleiben  hier  manche  Sub- 
stanzen, die  in  der  oberen  Eeduktionsflamme  reduziert  werden, 
unverändert.  Dieser  Flammenteil  gewährt  daher  sehr  wertvolle 
Kennzeichen,  die  mit  dem  Lötrohr  nicht  erhalten  werden  können. 
Er  ist  besonders  geeignet  zu  Beduktionen  auf  Kohle  und  in  Glas- 
perlen. 

6.  Der  obere  Reduktionsraum  wird  durch  die  leuch- 
tende Spitze  b  gebildet,  welche  ilber  dem  dunklen  Flammenkegel 
entsteht,  wenn  der  Luftzutritt  durch  allmähliches  Schließen  der 
Zuglöcher  verringert  wird.  Hat  man  die  leuchtende  Spitze  zu 
groß  gemacht,  so  bedeckt  sich  eine,  in  dieselbe  gehaltene,  mit 
kaltem  Wasser  gefüllte  Porzellanschale  mit  einer  Schicht  von 
Kohlenruß,  was  niemals  der  Fall  sein  sollte.  Die  leuchtende 
Spitze  enthält  keinen  freien  Sauerstoff,  ist  reich  an  abgeschie- 
dener Kohle  und  besitzt  daher  viel  reduzierendere  Eigenschaften 
als  die  untere  Reduktionsflamme.  Man  benützt  sie  besonders  zur 
Reduktion  von  Metalloxyden,  die  man  in  Gestalt  von  Beschlägen 
auffangen  will. 

Methoden  zur  Untersuchung  einer  Substanz  auf 

trockenem  Wege. 

7.  Prüfung  auf  Schmelzbarkeit. 

Diese  Prüfung  wird  hauptsächlich  bei  der  Untersuchung  von 
Mineralien  vorgenommen,  indem  man  ein  möglichst  feines  Splitterchen 
an  einem  pferdehaardicken  Platindraht  befestigt  und  in  den  Schmelz- 
raum bringt.  Man  beobachtet  dann  die  Probe  mit  einer  Lupe,  um 
zu  sehen,  ob  die  Ecken  abgerundet  sind.  Die  höchste  in  dem 
Schmelzraum  erreichbare  Temperatur  berechnet  sich  zu  ca.  2300®  C.  ^) 
Man  wird  den  Gesamtertrag  der  Wärme  nicht  ausnützen  können,  weil 
die  untersuchten  Proben  Wärme  ausstrahlen.  Da  die  ausgestrahlte 
Wärmemenge  der  Oberfläche  proportional  ist,  so  ist  es  evident,  daß 
man  die  größte  Ausnützung  der  Wärme  erhlilt  bei  Anwendung  von 
möglichst  kleinen  Proben  und  Probehaltern.  Deshalb  der  oben 
erwähnte  dünne  Platindraht. 

Man  unterscheidet  folgende  Hitzegrade: 


')  Diese  Temperatar  wird  beträchtlich  herantergedrückt  durch  über- 
schüssige LafL  So  ist  nach  Nanmann  die  Temperatar  der  Leachtgsaflamme 
mit  der  IVsfachen  Menge  Luft  ca.  1818^  C,  meistens  wird  sie  noch  niedriger 
sein  infolge  der  AuBstrahlang  von  Untersnchnngsobjekt  und  Objekthalter.  Die 
allerfelnsten  Flatindrfthte  können  in  diesem  Raome  geschmolzen  werden,  nicht 
aber  die  obenerwähnten  pferdehaardicken  Drähte. 


4.  Gelbgut  llOO^^C 


-     28     — 

1.  Beginnende  Kotglut     525^  C  Schmelzpunkt  d.  Magnesiums     632^0 

2.  Dunkelrotglut  700<>C  „  „Aluminiums     667^0 

3.  Hellrotglut  9bO^C  „  „Silbers  962^0 1) 

„  Goldes  1063^0 

„  „  Kupfers  1083®  C 

5.  Beginnende  Weißglut  1300^0 

6.  VoUe  Weißglut         1600®  C  Schmelzpunkt  d.  Platins  1789»  C 

Unter  beginnender  Rotglut  schmelzen : 

Zinn  bei  232®  C,  Wismut  bei  268^  C,  Blei  bei  326®  C,  Zink  bei 
419<>  C. 

2,  Prüfung  auf  Flammenfärhung, 

Man  führt  die  Substanz  (am  besten  in  Form  von  Chlorid)  an 
einem  dünnen  Platindraht  in  die  Flammenbasis  und  geht  dann  mit 
der  Probe  in  den  Schmelzraum. 

3,  Prüfung  auf  Flüchtigkeit. 

Man  erhitzt  eine  kleine  Probe  der  Substanz  in  einem  trockenen 
Reagensglas  (Glührohr).  Flüchtige  Substanzen  verwandeln  sich  hie- 
bei  in  Dampf  (oft  ohne  vorher  zu  schmelzen),  der  sich  an  den 
kälteren  Gefäßwandungen  wieder  kondensiert. 

4,  Oxydationen  und  Reduktionen, 

a)  In  Glasperlen, 

Als  Glasmasse  wendet  man  Borax  (NagB^Oy  -|-  10  H^O)  oder 
Phosphorsalz  (NH^NaHPO^  -{-4  H^O)  an.  Die  Perle  wird  erzeugt, 
indem  man  einen  äußerst  feinen,  ca.  3  cm  langen  Platindraht,  der 
in  einer,  zu  einem  Glasstab  ausgezogenen  Glasröhre  eingeschmolzen 
ist,  Fig.  1,  erhitzt  und  den  heißen  Draht  rasch  in  nahe  der 
Flamme  gehaltenen  Borax  oder  in  Phosphorsalz  eintaucht,  wobei 
eine  kleine  Menge  des  Salzes  an  den  Draht  anschmilzt.  Durch 
Wiedererhitzen  und  Eintauchen  in  die  Salzmasse  erhält  man  schließ- 
lich eine  Perle  von  genügender  Größe.  Dieselbe  sollte  höchstens 
1*5  mm  Durchmesser  haben.  Niemals  mache  man  ein  öhrchen  am 
Draht,  weil  so  unnötigerweise  die  Oberfläche  vergrößert  wird.  Es 
ist  nicht  zu  befürchten,  daß  die  Perle  herunterfallt,  wenn  der  Draht 
in  der  Flamme  horizontal  gehalten  wird  und  die  Perle  nicht  zu  groß 
ist.  Um  die  zu  prüfende  Substanz  in  die  Perle  zu  bringen,  be- 
feuchtet man  letztere  mit  der  Zunge  und  berührt  damit  die  fein- 
gepulverte Substanz,  wobei  eine  kleine  Menge    der    letzteren    daran 

^)  H.  Le  Chatelier  u.  O.  Bondaard:  Mesuro  des  Temp^tares  elevees. 
PariB  1900,  S.  79  ff. 


—    29    — 

hafiten  bleibt.  Man  bringe  lieber  zu  wenig  als  zu  viel  Substanz 
an  die  Perle,  weil  im  letzteren  Falle  die  Perle  zu  dunkel  oder 
ganz  undurchsichtig  wird.  Die  Oxydation  der  Substanz  in  der  Perle 
geschieht  durch  Erhitzen  in  der  unteren  Oxydationsflanune,  die 
Beduktion  meistens  durch  Erhitzen  in  dem  unteren  Reduktionsraum 
und  Erkaltenlassen  im  inneren  Flammenkegel,  um  eine 
nachträgliche  Oxydation  an  der  Luft  zu  vermeiden. 

Zum  Reinigen  der  Drähte  erzeugt  man  an  denselben  eine 
Boraxperle,  erhitzt  sie,  wie  in  Fig.  2  a  angegeben,  nur  auf  der 
einen  Seite,  wobei  sie  in  die  entgegengesetzte  Richtung  längs  des 
Platindrahtes  fließt  und  jede  Verunreinigung  auflöst.  Durch  Erhitzen 


a 


Figr.  2. 


der  Perle  von  der  anderen  Seite  Fig.  2  b  wird  sie  nach  dem  Ende 
des  Drahtes  getrieben  und  durch  einen  kurzen  Ruck  abgeschleudert. 
Nach  dreimaliger  Wiederholung  dieses  Prozesses  ist  der  Draht  bis 
auf  etwas  anhängendes  Glas  gereinigt;  letzteres  wird  entfernt  durch 
Ausgltlhen  im  Schmelzraum,  bis  die  gelbe  Natriumflamme  völlig  ver- 
schwunden ist. 


b)  Reduktion  am  Kohlensodastäbchen. 

Diese  äußerst  eleganten  Reaktionen  gehören  zu  den  empfind- 
lichsten, die  wir  in  der  analytischen  Chemie  kennen,  und  sollten 
von  jedem  Anfänger  gehörig  eingeübt  werden.  Sie  sind  deshalb  so 
empfindlich,  weil  die  Reaktion  am  äußersten  Ende  eines  dünnen 
Kohlenstäbchens,  also  in  einem  Punkte  vorgenommen  wird,  die  Probe 
hat  daher  keine  Gelegenheit,  sich  auf  einer  großen  Fläche  zu  ver- 
teilen, wie  dies  bei  der  gewöhnlichen  Reduktion  auf  der  Kohle  vor 
dem  Lötrohre  der  Fall  ist. 

Zur  Ausfuhrung  dieser  Reaktionen  bedarf  man  kleiner  Kohlen- 
stäbchen.    Man  wendet  hiezu  gewöhnliche  runde  Schwefelhölzer  an, 


—     30     — 

nicht  vierkantige  schwedisclie  Streichh()lzer,  sucht  gute  gradfaserige 
Holzer  ans  nnd  impriigniert  sie  mit  Soda  wie  folgt :  Ein  Sodakristall 
(NajjCOj  -|-  10  HgO)  wird  in  der  Flamme  erhitzt,  wobei  ein  Teil 
desselben  in  seinem  Kristallwasser  schmilzt.  Mit  dieser  flüssigen 
Soda  bestreicht  man  das  Hölzchen  bis  zn  ^/^  seiner  Länge  nnd 
erhitzt  es  dann,  nnter  beständigem  Drehen  nm  seine  Achse,  in  der 
Flamme,  bis  die  Soda  schmilzt  nnd  in  die  Kohle  eindringt.  Beim 
Entfernen  des  Hölzchens  von  der  Flamme  sollten  keine  Stellen  vor- 
handen sein,  die  weiter  glimmen.  Sollte  das  der  Fall  sein,  so  be- 
rühre man  sie  rasch  mit  der  bereit  gehaltenen  Soda.  So  erhält  man 
feste  Kohlenstäbchen,  welche,  ohne  durchzubrennen,  lange  erhitzt 
werden  können. 

■  Zur  Ausführung  einer  Reduktion  bringt  man  eine  geringe 
Menge  des  zu-  untersuchenden  Körpers  mit  der  gleichen  Menge  kal- 
zinierter Soda  auf  die  Hand,  fügt  ein  Tröpfchen  geschmolzener  Soda 
hinzu,  mischt  mittels  der  Klinge  eines  kleinen  Taschenmessers  zu 
einer  gleichförmigen  Paste  und  bringt  diese  durch  Berühren  mit  dem 
erwärmten  Kohlenstäbchen  an  das  Ende  des  letzteren.  Nun  erhitzt  man 
die  Probe  zuerst  in  der  unteren  Oxydationsflamme,  bis  sie  geschmolzen 
ist,  und  geht  dann  damit  in  die  untere  Reduktionsflamme;  es  findet 
bald  heftiges  Aufwallen  der  Schmelze  statt,  veranlaßt  durch  Ent- 
weichen der  gebildeten  Kohlensäure.  Sobald  die  Masse  ruhig  schmilzt, 
ist  die  Reduktion  beendet.  Man  läßt  im  inneren  Flammenkegel 
erkalten  und  entfernt  dann  von  der  Flamme.  Das  Metall  befindet 
sich  nun  am  äußersten  Ende  des  Stäbchens  in  einem  Punkte  kon- 
zentriert. Man  bricht  daher  das  Ende  des  Stäbchens  ab,  bringt  es 
in  einen  Achatmörser,  übergießt  mit  wenig  Wasser  und  zerdrückt 
mit  dem  Pistill.  Die  Überschüssige  Soda  geht  in  Lösung,  Kohle 
schwimmt  zum  Teil  oben  auf  dem  Wasser  und  das  spezifisch 
schwere  Metall  sinkt  zu  Boden.  War  das  Metall  Eisen,  Nickel 
oder  Kobalt,  so  läßt  es  sich  mit  dem  Auge  nicht  erkennen,  wohl 
aber  mit  einer  magnetischen  Messerklinge  herausziehen;  es  bleibt 
als  Bärtchen  an  letzterer  haften,  meist  noch  vermischt  mit  Kohle. 
Nun  trocknet  man  durch  vorsichtiges  Erwärmen  der  Klinge  und 
streift  das  Bärtchen  zunächst  zwischen  Zeigefinger  nnd  Daumen  ab, 
berührt  wieder  mit  der  magnetischen  Klinge,  an  der  jetzt  das  Metall 
allein  haften  bleibt.  Dieses  streift  man  an  ein  3 — 4  mm  breites 
und  50  mm  langes  Streifchen  Filtrierpapier  ^)  ab,  so  daß  es  dem 
einen  Ende  des  Streifens  möglichst  nahe  zu  liegen  kommt,  fügt 
dann  mittels  eines  Kapillarrohres  einen  Tropfen  Salzsäure  und  einen 
solchen  von  Salpetersäure  hinzu,  erwärmt  über  der  Flamme,  bis  der 


^)  Man  wende  das  reinste  Schleicher  und  SchQUsche  Filtrierpapier  hiesu 
an,  weil  das  nicht  gewaschene  gewöhnliche  Filtrierpapier  meistens  eisenhaltig  ist. 


—    31    — 

schwarze  Fleck  (das  Metall)  verschwunden  ist,  worauf  die  endgültige 
Prüfung  voi^nommen  wird. 

Zar  Prüfnng  auf  Eisen  fögt  man  einen  Tropfen  Ferrocyan- 
kalinm  hinzu,  wobei  eine  deutliche  Berlinerblaubildung  die  Anwesen- 
heit des  Eisens  verrät.  Zur  Prüfung  auf  Nickel  und  Kobalt 
löst  man  das  Metall  in  Salpetersäure,  verdampft  die  überschüssige 
Säure,  fügt  dann  einen  Tropfen  konzentrierte  Salzsäure  hinzu,  wobei  das 
Papier  bei  Anwesenheit  von  Kobalt  blau  gefkrbt  wird ;  Nickel  zeigt 
höchstens  eine  äußerst  schwachgrünliche  Färbung,  meistens  aber 
keine.  Nun  fügt  man  etwas  Natronlauge  hinzu  und  hält  die  Probe 
in  Bromdampf,  wobei  sowohl  im  Falle  der  Anwesenheit  von  Nickel 
als  von  Kobalt  ein  braunschwarzer  Fleck,  infolge  der  Bildung  von 
Ni(OH),,  resp.  Co(OH)3,  entsteht. 

War  aber  das  Metall  ein  duktiles,  so  erhält  man  es  in  der 
Kegel  als  geschmolzenes  Metallkom,  welches  meist  am  Stäbchen  mit 
der  Lupe  erkannt  werden  kann.  Kupfer  scheidet  sich  nicht  als 
Korn,  sondern  als  zusammengesinterte  rote  Masse  ab.  Beim  Zer- 
drücken duktiler  Metalle  im  AchatmOrser  erhält  man  sie  als  glän- 
zende Blättchen,  welche  leicht  durch  Schlämmen  mit  Wasser  von 
der  spezifisch  leichteren  Kohle  getrennt  werden  können.  Zu  diesem 
Zweck  neigt  man  das  Achatmörserchen  und  spritzt  einen  Wasser- 
strahl seitlich  auf  die  Masse,  wobei  die  Kohle  aufgewirbelt  und  fort- 
gespült wird,  während  das  Metall  schön  blank  zurückbleibt.  Man 
bringt  es  nun  auf  ein  Uhrglas  und  prüft  wie  folgt: 


Das  Metall  ist  weiß  (Pb,  Sn,  Ag,  Pt). 

Man  behandelt  mit  einigen  Tropfen  verdünnter  Salpetersäure 
und  erwärmt  sorgfältig.  Blei  und  Silber  lösen  sich  leicht 
auf,  besonders  auf  Zusatz  von  etwas  Wasser.  Silber  wird  nach- 
gewiesen durch  Zusatz  eines  Tropfens  Salzsäure,  wobei  weißes  Ohlor- 
silber,  löslich  in  Ammoniak,  ausfällt.  Auf  Blei  prüft  man  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure,  wobei  weißes  Bleisulfat  entsteht. 

Bleibt  das  Metall  beim  Behandeln  mit  Salpetersäure  unverändert, 
so  ist  Platin  anwesend.  Man  löst  in  Königswasser,  verdampft  zur 
Trockene,  löst  in  einem  Tropfen  Wasser  und  fügt  einen  Tropfen 
einer  konzentrierten  Ghlorkaliumlösung  hinzu.  Ein  gelber  kristal- 
linischer Niederschlag  zeigt  Platin  an.  Wurde  das  Metall  beim 
Behandeln  mit  Salpetersäure  in  weißes,  unlösliches  Oxyd  verwandelt, 
so  ist  Zinn  zugegen.  In  diesem  Falle  löst  man  ein  zweites  Metall- 
blättchen  in  konzentrierter  Salzsäure  und  prüft  mit  Merkurichlorid 
oder  mittels  Wismutoxjd  und  Natronlauge  auf  Zinn. 


—    32    — 

Das  Metall  ist  gelb  bis  rot  (Cu — Au). 

Kupfer  löst  sich  leicht  in  Salpetersäure  und  die  Lösung  gibt 
mit  Ferrocjankalium  einen  rotbraunen  Niederschlag.  Gold  lOst 
sich  nicht  in  Salpetersäure,  sondern  nur  in  Königswasser.  Die  ver- 
dampfte Lösung  scheidet  auf  Znsatz  von  Zinnchlorür  metallisches 
Gold  von  violettbrauner  Farbe  ab. 

c)  Reduktionen  im  Glasrohr, 

Außer  in  der  Boraxperle  und  am  Kohlensodastäbchen  lassen 
sich  Beduktionen  im  Glasrohr  mit  Hilfe  von  metallischem  Natrium, 
Kalium  oder  Magnesium  vornehmen. 

So  weist  man  geringe  Mengen  Phosphorsäure  in  wasserfreien 
Salzen  wie  folgt  nach.  In  ein  3  mm  weites  und  60  mm  langes  Glas- 
rohr, das  an  einem  Ende  zugeschmolzen  ist,  bringt  man  die  zu 
prüfende  Substanz  und  ein  kleines  (durch  Pressen  zwischen  Fließ- 
papier) von  Petroleum  befreites  und  zu  einem  Zylinder  zusammen- 
gerolltes Stückchen  Kalium  oder  ein  Stück  Magnesiumdraht  und 
erhitzt  bis  zum  Erweichen  des  Glases.  Meistens  geht  die  Eeduktion 
unter  Feuererscheinung  vor  sich.  Nach  dem  Erkalten  zerdrückt  man 
das  Glasröhrchen  in  einem  Porzellanmörser  und  haucht  die  Masse 
an,  wobei  sich  deutlich  der  Geruch  des  Phosphorwasserstoffs  zu  er- 
kennen gibt. 

In  ähnlicher  Weise  lassen  sich  auch  die  Halogene,  der 
Schwefel  und  der  Stickstoff  in  organischen  Substanzen  nach- 
weisen.   Siehe  diese. 

d)  Reduktion  in  der  oberen  Reduktionsflamme  behufs  Herstellung 

von  Metall'  und  Oxydbeschlägen, 

Die  flüchtigen,  durch  Wasserstoff  und  Kohle  reduzierbaren 
Elemente  können  in  diesem  Teile  der  Flamme  mit  großer  Leichtig- 
keit nachgewiesen  werden,  so  z.  B.  Arsen,  Antimon,  Kadmium, 
Wismut,  Selen,  Tellur.  Man  bringt  eine  kleine  Probe  der 
Sauerstoff^erbindung  der  Substanz,  mittels  eines  dünnen  Asbest- 
fiidchens  (Platin  wird  angegriffen),  in  den  oberen  Keduktionsraum  der 
kleingeschraubten  Gasflamme,  wo  das  Oxyd  zu  flüchtigem  Metall 
reduziert  wird,  das  durch  die  Flamme  emporsteigt  und  in  der  oberen 
Oxydationsflamme  wieder  zu  Oxyd  verbrannt  wird.  Hält  man  nun 
eine,  mit  Wasser  gefüllte,  außen  glasierte  Porzellanschale  dicht 
über  die  Probe,  wie  in  Figur  3  bei  B  angedeutet,  so  kondensiert 
sich  der  Metalldampf  und  setzt  sich  in  Form  eines  Metallbeschlages 
an  die  Schale  an.  Hält  man  dagegen  die  Schale  etwas  oberhalb 
der  oberen  Oxydationsflamme  (Stellung  A\  so  bildet  sich  ein  dünner, 
oft  unsichtbarer  Oxydbeschlag  auf  derselben. 


I 


—    33     -- 

Soll  der  Metallbeschlag  mit  einer  größeren  Menge  des  LOsangs- 
mittels  behandelt  werden,  wie  es  für  den  Nachweis  von  Selen  nnd 
Tellur  nOtig  ist,  so  fliugt  man  das  Metall  anf  einem  durch  Wasser 


Fig.  3. 


abgekühlten  Reagensglas  auf.  In  ein  zweites  etwas  weiteres  Reagens- 
glas bringt  man  das  Lösungsmittel,  schiebt  das  mit  dem  Beschlag 
versehene  Glas  hinein  und  erwärmt,  wenn  nötig. 

e)  Reduktionen  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr. 

Diese  werden  bei  der  sogenannten  „Vorprüfung''  ausgeführt. 
Zu  diesem  Zwecke  macht  man  in  einem  Stück  guter  Holzkohle  (am 
besten  Lindenholzkohle)  mit  dem  Messer  ein  kleines  Grübchen,  in 
welchem  man  eine  Messerspitze  voll  der  zu  prüfenden  Bubstanz  mit 
der  doppelten  Menge  wasserfreier  Soda  mengt  und  in  der  reduzieren- 
den Lötrohrflamme  sorgfältig  erhitzt.  Da  die  Kohle  ein  poröser 
Körper  ist,  so  wird  sie  leicht  schmelzbare  Substanzen  wie  die 
Alkalien  aufsaugen.  Die  übrigen  Körper  werden  durch  die  ver- 
wendete Soda  in  Karbonate  verwandelt,  die  alle  beim  Erhitzen 
in  Oxyd  und  Kohlendioxyd  zerfallen.  Von  den  hinterbleibenden 
Oxyden  zerfallen  die  der  edlen  Metalle  in  Sauerstoff  und 
Metall  ohne  Mitwirkung  der  Kohle,  die  übrigen  werden  durch  diese 
entweder  zu  Metall  reduziert,  oder  sie  bleiben  unverändert.  So 
liefern  CuO,  PbO,  BijO^,  Sb^Og,  SnOj,  Fe^Og,  NiO  und  CoO  Metall, 
entweder  in  Form  eines  geschmolzenen  Metallkoms  (Pb,  Bi,  Sb,  Sn, 
Ag  und  Au)  oder  als  zusammengesintertes  Metall  (Gu)  oder  als 
graue  Metallflitter  (Fe,  Ni,  Go,  Pt).  Die  Oxyde  des  Zinks, 
Kadmiums    und    Arsens     geben    kein    Metallkorn    und    doch 

Treftdwell,  AiutlTtlfche  Ohemie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  3 


—     34     — 

werden  sie  von  der  Kohle  leicht  zu  Metall  reduziert.  Der  Grand 
hievon  liegt  in  ihrer  leichten  Flüchtigkeit;  sie  werden  bei  der 
herrschenden  hohen  Temperatur  in  Dampf  verwandelt,  der  in  der 
Kichtung  der  Lötrohrflamme  fortgetriehen  wird,  bis  er  anfierhalb  der 
redozierenden  Zone  der  Flamme  in  den  Oxydationsranm  gelangt,  in 
welchem  das  Metall  zn  schwer  flüchtigem  Öxjd  verbrennt  nnd  sich 
in  Form  eines  charakteristisch  gefiLrbten  Beschlages  außerhalb  der 
Erhitzungszone  auf  der  Kohle  ansetzt. 

Zink  gibt  in  der  Hitze  einen  gelben  Beschlag,  der  nacsh 
dem  Erkalten  weiß  wird,  das  Kadmium  einen  braunen,  die 
Oxyde  des  Arsens  einen  leicht  flüchtigen,  weißen  Beschlag. 
Beim  Verflüchtigen  des  Arsens  tritt  außerdem  der  charakteristische 
Knoblauchgeruch  auf.  Auch  die  Metalle  Blei,  Wismut  und 
Zinn  geben  außer  Metallkömern  noch  typische  Oxydbeschläge. 

Ebenso  lassen  sich  Nitrate,  Nitrite,  Ghlorate  etc.  auf 
der  glühenden  Kohle  durch  die  auftretende  rasche  Verbrennung 
der  Kohle  (Verpuflung)  erkennen.  Das  Verpuffen  ist  nicht  zu  ver- 
wechseln mit  einer  Dekrepitation,  welche  beim  Erhitzen  von  Sub- 
stanzen eintritt,  die  flüssige  oder  gasige  Einschlüsse  beherbergen, 
wie  Steinsalz,  Flußspat  etc.;  diese  werden  durch  das  rasche 
Verdampfen  der  eingeschlossenen  Flüssigkeit  gesprengt  und  herum- 
geschleudert. 

Manche  schwer  schmelzbare  KOrper  sickern  nicht  in  die  Kohle 
ein.  So  liefern  kieselsäurereiche  Verbindungen,  mit  der  Soda  ge- 
schmolzen, Perlen,  die  nur  nach  anhaltendem  Erhitzen  ihr  Alkali 
verlieren  und  unschmelzbares  weißes  Siliciumdioxyd  hinterlassen. 
Ähnlich  verhalten  sich  Phosphate  und  Borate,  nur  hinterlassen 
diese  kein  unschmelzbares  Oxyd,  sondern  geschmolzenes  Glas.  Un- 
schmelzbare weiße  Oxyde,  wie  die  des  Calcium,  Strontium, 
Magnesium,  Aluminium  und  viele  der  seltenen  Metalle  (Auersche 
Glühmasse),  leuchten  auffallend  stark,  und  zwar  um  so  stärker,  je 
höher  sie  erhitzt  werden. 


Einteilung  der  Metalle. 

Wir  teilen  die  Metalle  in  der  analytischen  Chemie  in  fUnt 
Gruppen  ein. 

Die  erste  Gruppe  umfaßt  die  Metalle,  deren  Chloride 
schwer  oder  unlöslich  und  deren  Sulfide  in  verdünnten  Säuren 
unlöslich  sind.  Sie  lassen  sich  daher  sowohl  durch  Salzsäure  als 
durch  Schwefelwasserstoff  aus  ihren  Lösungen  fkllen. 

Die  zweite  Gruppe  umfaßt  die  Metalle,  deren  Chloride 
löslich  und  deren  Sulfide  in  verdünnten  Säuren  unlöslich 
sind.     Sie  lassen  sich  aus  ihren  Lösungen  durch  Schwefelwasserstoff, 


—     35    — 

bei  Anwesenheit  yerdünnter  Säuren,  niederschlagen,  nicht  aber  mittels 
Salzsäure. 

Die  dritte  Grnppe  nmfaßt  die  Metalle,  deren  Sulfide  in 
yerdUnnten  Säuren  löslich,  in  Wasser  und  Alkalien  unlöslich  sind; 
außerdem  noch  solche,  deren  Sulfide  durch  Wasser  hydrolytbch  in 
Schwefelwasserstoff  und  Hydroxjd  gespalten  werden.  Die  Glieder 
dieser  Gruppe  werden  daher  durch  Schwefelwasserstoff  nur 
ans  alkalischer  Lösung  yollständig  gefHllt. 

Die  vierte  Gruppe  umfaßt  die  Metalle,  deren  Sulfide  in 
Wasser  löslich,  deren  Karbonate  bei  Gegenwart  von  Chlor- 
ammonium unlöslich  sind.  Sie  werden  von  Ammonkarbonat, 
bei  Gegenwart  von  Chlorammonium,  nicht  aber  durch  die  vorher- 
genannten ßeagentien  gefüllt. 

Die  fünfte  Gruppe  enthält  das  Magnesium  und  die  Alka- 
lien ;  sie  werden  durch  die  vorhergehenden  Keagentien  nicht  gefUllt. 


Um  eine  Analyse  mit  Sicherheit  ausführen  zu  können,  müssen 
nicht  bloß  die  Reaktionen  der  einzelnen  Elemente,  sondern  es  muß 
auch  die  Empfindlichkeit  der  Reaktionen  geläufig  sein.  Aus  der 
Größe  eines  entstandenen  Niederschlages  muß  der  Analytiker  auf 
die  ungefähre  Menge  des  gefundenen  Körpers  in  der  untersuchten 
Substanz  schließen  können.  Dies  ist  aber  nur  dann  möglich,  wenn 
die  Versuche  mit  bekannten  Gewichtsmengen  ausgeführt  werden. 
Daher  gebe  man  den  Reagentien  eine  bekannte  Stärke 
und  lasse  sie  auf  bekannte  Gewichtsmengen  der  ein- 
zelnen Sto  ff  e  einwirken.  Nach  dem  Vorschlag  von  R.  Bloch- 
mann  (B.  B.  1890,  S.  31)  mache  man  die  Lösungen  der  einzelnen 
Stoffe  entweder  doppeltnormal,  normal,  halbnormal  oder 
zehntelnormal.  Seit  vielen  Jahren  habe  ich  im  hiesigen  La- 
boratorium die  Reagentien  und  Salzlösungen  nach  diesem  Prinzip 
herstellen  lassen  und  die  Beobachtung  gemacht,  daß  die  Anfänger 
viel  rascher  sich  mit  den  stöchiometrischen  Verhältnissen  vertraut 
machen  als  bei  Anwendung  von  Lösungen,  die  eine  beliebige 
Konzentration  besitzen,  wie  es  früher  fast  allgemein  üblich  war. 

Unter  einer  Normallösung  versteht  man  eine  solche,  welche 
im  Liter  ein  Grammäquivalent  der  betreffenden  Substanz,  bezogen 
auf  ein  Grammatom  Wasserstoff  als  Einheit,  gelöst  enthält.  Eine 
Zehntelnormallösung  würde  demnach  -^  Grammäquivalent  im  Liter 
enthalten  etc. 

So  enthält  1  l  einer  normalen 
Salzsäure:  HCl  =36*46^)  äquivalent  1  Grammatom  Wasserstoff. 

H  SO         08*08 
Schwefelsäure:     *      *=  =4904(7,  äquivalent  1  Gramm- 

atom  Wasserstoff. 

3» 


—    36    — 

TT  pQ  Qft*03 

Phosphorsäure:    -^-^—  =   — 5 —    =    3268    ff,     äquivalent 

1  Grammatom  Wasserstoff. 

Natron:  NaOH  =  40*06  g,  äquivalent  1  Grammatom  Wasserstoff. 

T.    ,.                                       KMnO.         158-15  „    ^„ 

Kaliumpermanganat: — =- =  — - —  =    31'63  g,    äqui- 
valent 1  Grammatom  Wasserstoff  (Seite  4).  ^) 

T^    1.        j.    ,.  .     K^CrgO,         294-5         ,^^^  .     , 

Kaliumdichromat:      ^     '    ^  = — - — =  49*08^,    äquivalent 

1  Grammatom  Wasserstoff  (Seite  5). 

Der  große  Vorteil  dieses  Systems  liegt  darin,  daß  man  immer 
weiß,  wieviel  von  einer  Lösung  erforderlich  ist,  um  mit  einer 
gegebenen  Menge  einer  anderen  Lösung  quantitativ  zu  reagieren. 
So  erfordert  1  com  einer  normalen  Natronlauge  1  ccfn  irgend  einer 
normalen  oder  2  ccm  einer  halbnormalen  oder  10  ccm  einer  zehntel- 
normalen Säure  zur  Neutralisation. 

Ebenso  erfordert  1  ccm  einer  normalen  Barynmchloridlösung 
genau  1  ccm  einer  normalen  Schwefelsäure  oder  1  ccm  irgend  einer 
normalen  Sulfatlösung,  um  quantitativ  als  Barynmsulfat  gefüllt  zu  werden. 

Die  gewöhnlichen  Keagentien  des  Laboratoriums  sind 

I.  Konzentrierte  Säuren. 

Spes.  Gew.  Gewichtsprosento 

1.  Salzsäure       ....     1-189  37-9 

2.  Salpetersäure       .     .     .     1-386  62-64 

3.  Schwefelsäure     .     ...     1-840  96-0 

II.  Verdünnte  Säuren^  f  normal« 

1000  ccm  enthalten  in  Grammen: 

1.  Salzsäure 72*92^ 

2.  Salpetersäure 126-04  ^r 

3.  Schwefelsäure      ....  98-08  jr 

4.  Essigsäure 120  06^ 

5.  Weinsäure 15005  g 

*)  Der  Grund,  weshalb  man  Vs  KMnO^  (und  nicht  1  KMuO^)  zu  1  Liter 
lösen  maß,  am  eine  normale  Lösang  zu  erhalten,  ist  der:  Die  Kaliam- 
permangaoatlöBung  wird  lediglich  zu  Oxydationszwecken  verwendet,  sie 
kann  daher  als  eine  SauerstoffliSsung  aufgefaßt  werden,  und  als  solche 
muß  sie  im  Liter  V2  O  (äquivalent  1  H)  enthalten.  Nun  gibt,  nach  Seite  4, 
sab  4,  '/•  KMnO«  V2  O  ab,  and  deshalb  muß  diese  Menge  zum  Liter  gelöst 
werden,  um  eine  normale  Permanganallösung  zu  erhalten. 

Die  Normalität  richtet  sich  stets  nach  dem  Zweck,  dem 
die  LOsung  dienen  soll. 


—    37     ~ 
III«  Eonzentrierte  Alkalien. 

1.  Konz.  Ammoniak  (spez.  Gew.  =  0-905)  mit  27'007o  ^^a- 

IV.  Verdünnte  Alkalien,  f  normal. 

1000  cetn  enthalten  in  Grammen: 

1.  Natrinmhydroxyd 80*12  g 

2.  Kaliumliydroxyd 112-32^ 

3.  Ammoniumhydroxyd     ....       70"  10  g 

y.  Salze. 

a)  f  normal. 

1000  com  enthalten  in  Grammen: 

1.  Ammonkarbonat  (NH^),^^)     .  96*08  g 

2.  Ammonchlorid  (NH^Cl)    .     .     .  106*98^ 

3.  Natriumkarbonat  (Na^COj,)   .     .  10610^ 

4.  Ammonsulfid  (NH^)jjS)     ...  — 

b)  \  normal. 

1000  ccm  enthalten  in  Grammen: 

1.  Natriumacetat  (NaCaHgOa  +  3  HgO)    .     .     .  =  136*12  g 

2.  Natriumpho8phat(Na^HP04  +  12H20)— ^  =  119*43^ 

74'50 

3.  Natriumhypochlorit  (NaOCl)  — ^-  .     .     .     .=    37*26  </ 

4.  Natriumnitrit   (NaNO^)  6906 =    69*06^ 

5.  Kaliumnitrit  (KNOg)  8516 =    86*16^ 

294'50 

6.  Kaliumbichromat(KjCr207) — .     .     .     .=    49*08  ^r 

91Q.10 

7.  Calciumchlorid  (CaCl^  -f  6  H^O)  ^—jr—       •  =  109*50  g 

246*53 

8.  Magnesiumsulfat  (MgSO^  +  7  H^O)  —~—    -  =  123*27  g 

244-34 

9.  Baryumchlorid  (BaCl^  +  2H2O)  — -—    .     .  =  122*17  g 

10.  Eisenchlorid   (FeCl^)  ^^-        =    64*08.^ 


—    38     - 


1 1 .  Ferrocyankalium(K4  [Fe(CN)e  ]  -[-  3  H,  0) 


422-61 


12.  Bleiacetat  (Pb(Cj,H,Oj),  +  3  H^O) 


4 
379-00 


13.  Zinnchlorür  (SnCl,  +  2  K^O) 


225-93 


14.  Merkuronitrat  (Hgg(N03)a) 


52402 


•     • 


15.  Kobaltnitrat  (Co(N03)2  +  6  H^O) 


29112 


:  105-65  ff 

189-50  ff 

112-97  ff 

26201  ff 

145-56  ff 


c)  ^  normal. 

1000  ocm  enthalten  in  Grammen: 

142-10 


16.  Ammonoxalat  {C^0^{1^B.^\  -f  H^O) 

17.  Wismutnitrat     (Bi/NOg),  +  5  H^O) 


4 
48411 


18.  Merkurichlorid  (HgCl^) 


270-90 


19.  Natriumthiosulfat  (Na^S^jO^  +  5  H^O) 


248-30 


20.  Natriumbromid  (NaBr+2H20) 


139-04 


oder  (NaBr) 


103-01 


21.  Kaliumcyanid  (KCN) 

22.  Kaliumjodid  (KJ) 


2 
65-16 


2 

166,12 


23.  Kaliumrhodanid   (KONS) 


97-22 


24.  Kaliumarseniat  (KH^AsO^) 


2 
180-17 


25.  Zinksulfat  (ZnSO^  +  7  HjjO) 


6 

287-57 


26.  Mangansulfat  (MnSO^  +  4  H^jO) 


4 
22312 


=  35-53  ff 
=  80-69  ff 
=  67-73  ff 
=  124-15  ff 
=  69-52  ff  1) 
=  51-50  ff 
=  32-58  ff 
=  83-06  ff 
=  48-61  ff 
=  30-03  ff 
=  71-89  ff 
=    55-78  ff 


^)  Unterhalb   80°  C  kristullisiert,   erhält   man   daa   Natriumbromid   mit 
HfO;  oberhalb  dieser  Temperatur  wasserfrei. 


-    39    - 

0QA.07 

27.  Nickelsulfat  (NiSO^  -f  7  H,0)  f^^LlL     .     .  —    70*22  ff 

7fi^'51 

28.  Kadmiumsulfat  (3  CdSO^  +  8  H,0)  =    64-12  ^ 

24.9*74 

29.  Knpfersnlfat  (CuSO^  +  öHjO)        V       .     .  =    62-44  g 

30.  Chromalaun   (CrK(SOJ,  +  12  H^O)  =   83-26  ^ 

6 

31.  Alaun   (A1K(S0J,  + 12  H,0)  1!±^    .     .  =    79-09  ff 

d)  -^js  normaL 

1000  com  enthalten  in  Grammen: 

494.. 5Q 

32.  UranylacetatCUOgCCaHjOj^a  +  2  H3O)  =  21-23  g 

169*94 

33.  Silbemitrat  (AgNOj)     ^        =  16-99  ff 

VL  Gesättigte  Lösungen. 

100 ^r  Lösung  enthalten  bei  15^  C: 

1.  Schwefelwasserstoffv^asser     .     .  0*48  ff  H^S 

2.  Barytwasser 5-95  ff  bI{011\  -f  8  H^O 

3.  Kalkwasser 013^  CaO 

4.  Gipswasser .  026  ff  CaSO^  +  2  H,0 

5.  Chlorwasser 0*73^  Cl 

6.  Bromwasser 3-66  ff  Br. 

Im  hiesigen  Listitut  lassen  wir  diese  Lösungen  in  Mengen  von 
fünf  Litern  bereiten.  Damit  dies  möglichst  rasch  und  für  qualitative 
Zwecke  hinlänglich  genau  ausgeführt  werden  kann,  lasse  man  sich 
Kolben  &  fünf  Liter,  welche  am  Halse  mit  einer  Marke  versehen 
sind,  herstellen,  und  ebenso  kleine  mit  Schrot  beschwerte  Blech- 
büchsen, welche  so  viel  wiegen  wie  die  in  fünf  Litern  zu  lösende 
Substanzmenge.  Zur  Herstellung  der  verdünnten  Säuren  und  des 
Ammoniaks  benützen  wir  kleine  Zylinder,  die  so  geeicht  sind;  daß 
die  erforderliche  Menge  der  konzentrierten  Handelssäure  darin  ab- 
gemessen werden  kann,  die  dann  auf  fünf  Liter  verdünnt  wird. 

2 

So   geben    278  ccm   konz.    Schwefelsäure  5  Liter  -^  n.  Säure 


und    726  ccm      „        Salpetersäure    5      ,      ^    „       „ 


2^ 

1 


-     40    — 


und  809  ccm       „       SaksKure  5      „      -r  °.  Stture 


„    1922  ccm  30%ige  Essigsänre     5 
y,  698'5  ccm  konz.  Ammoniak         6 


2^ 
1 

»        "7"     »         » 


Bestimmung  der  Empfindlichkeit  der  Reaktionen. 

Eine  Reaktion  ist  nm  so  empfindlicher,  je  geringer  die  Sub- 
stanzmenge ist,  die  sich,  bei  einer  gegebenen  Konzentration,  nach 
einer  bestimmten  Zeit  mit  dem  betreffenden  Reagens  nachweisen 
läßt.  Wir  wollen  uns  die  Substanz  in  100  ccm  Flüssigkeit  gelöst 
denken,  die  Reaktionszeit  auf  2 — 3  Minuten  festsetzen  und  als 
Grenze  der  Empfindlichkeit  die  kleinste  unter  diesen  Bedingungen 
nachweisbare  Menge  der  betreffenden  Substanz  bezeichnen. 

An  Hand  einiger  Beispiele  wird  die  Art  und  Weise  dieser  Be- 
stimmungen klar. 

Magnesiumsalze  werden  durch  Natriumphosphat  bei  Gegenwart 
von  Salmiak  und  Ammoniak  als  Magnesium&mmoniumphosphat  ge- 
füllt (Seite  56).  Welches  ist  nun  die  Empfindlichkeit  dieser  Reaktion  ? 
Wir  nehmen  von  unserer  normalen  MagnesiumsulfatlGsung  1  ccm, 
fügen  drei  Tropfen  ChlorammoniumlGsung,  drei  Tropfen  konz.  Am- 
moniak und  2 — 3  Tropfen  Natriumphosphatlösung  hinzu :  es  entsteht 
sofort  die  charakteristische  weiße  Fttllung.  Nun  verdünnen  wir  die 
normale  MagnesiumsulfatlGsung  auf  das  Zehnfache  und  wiederholen 
den  Versuch  mit  1  ccm  der  verdünnten  Lösung  etc.,  bis  eine  eben 
noch  sichtbare  Fällung  entsteht.     Das  Ergebnis  wird  sein: 

1  ccm  der  —  n.  Mg-Lös.,  wovon  100  ccm  1'2  g  Mg  enthalten,  reagiert 

sofort. 

1  ccm  der  —  n,  Mg-Lös.,  wovon  100  ccm  0*12  ^  Mg  enthalten,  reagiert 

sofort. 

1  ccm  der  — — -  n.  Mg-Lös.,  wovon  100  ccm  O'Ol  2g  Mg  enthalten,  reagiert 

sofort. 

1  ccm  der ——n.  Mg-Lös.,  wovon  100  ccm  00012^  Mg  enthalten, 

reagiert  nach  wenigen  Sekunden. 

1  ccm  der  n.  Mg-Lös.,  wovon  100  ccm  0*00012  g  Mg  enthalten, 

reagiert  nach  1 — 2  Minuten. 


—    41     — 

Wenn  also  100 erm  LGsnng  0*00012^ Mg  enthalten,  so  kann 
das  Magnesiam  innerhalb  1 — 2  Minuten  nachgewiesen  werden.  Will 
man  geringere  Mengen  nachweisen,  so  muß  die  L^snng  durch  Ein- 
dampfen konzentriert  werden. 

Diese  Reaktion  kann  als  eine  sehr  empfindliche  bezeichnet 
werden.     Weit  weniger  empfindlich  sind  folgende  Kaliumreaktionen. 

a)  Reaktion  mit  Platinchlorwasserstoffsfture  (Seite  42). 

1  ccm  einer  —  n.  KCl-LOs.,    wovon    100  ccm  Q'l^  g  K   enthalten, 

0 

reagiert  mit  einem  Tropfen  Hj[PtClg]  (100  ccm  =  10  g  Pt)  sofort. 

1  ccm  einer  — -  n.  KCl-Lös.,  wovon  100  ccm  0*078  g  K  enthalten, 
50  :f  1 

reagiert  nicht  nach  drei  Minuten. 

1  ccm  einer  -—^  n.  KCl-Lös.,  wovon  100  ccm  0'156  g  K  enthalten, 
25  y  » 

reagiert  nicht  nach  drei  Minuten,    wohl  aber   auf  Zusatz   von   zwei 
Tropfen  Alkohol. 

1  ccm  einer  T^nr  n.   KCl-Lös.,   wovon    100  ccm  0*234  g  K    ent- 
16*7  ^ 

halten,  reagiert  sofort  beim  Umrühren. 

Die  Empfindlichkeit  liegt  also  zwischen  0*156  und 
0*234^  K  auf  100  arm. 

Um  geringere  Kaliummengen  als  0*156 — 0*234  g  pro  100  ccm 
nachzuweisen,  muß  die  Lösung  stark  konzentriert  werden. 

b)  Reaktion  mit  Weinsäure  (Seite  44). 

1  ccm  einer  — -  n.  KCl-Lös.,    wovon    100  ccm  0*78  g  K  enthalten, 

reagiert  sofort  mit  zwei  Tropfen  Natriumacetat  und  zwei  Tropfen 
einer  konz.  Weinsäurelösung. 

1 

1  ccm  einer  — -  n.  KCl-Lös.,  wovon  100  ccm  0*078  g  K  enthalten, 
50  ;f  y 

reagiert  nach  1 — 2  Minuten  auf  starkes  Schütteln. 

Dies  kann  als  die  Empfindlichkeitsgrenze  angesehen  werden. 

Dadurch,  daß  der  angehende  Chemiker  alle  Reaktionen  in  der 
oben  geschilderten  Weise  ausführt,  bekommt  er  sehr  bald  einen  Ein- 
blick in  die  Löslichkeitsverhältnisse  der  verschiedenen  Salze. 

Reaktionen  der  Metalle  (Kationen). 

Wir  fangen  mit  den  Metallen  der  Y.  Gruppe  an,  weil  die 
Kenntnis  ihrer  Reaktionen  zum  Verständnis  der  übrigen  Gruppen 
nötig  ist. 


—    42    — 

V.  Gruppe:  Alkalien. 

Kalium,  Natrium,  Ammonium,  [Caesium,  Bubidium, 
Lithium]. 

Die  Metalle  dieser  Gruppe  zersetzen  das  Wasser  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  unter  Entwicklung  von  Wasserstoff  und  Bildung 
von  stark  alkalisch  reagierenden  Hydroxyden,  welche  durch  Glflhen 
nicht  von  ihrem  Hydratwasser  befreit  werden  kOnnen.  Die  Oxyde 
B^O  lassen  sich  nur  schwer  rein  gewinnen  ^)  (durch  sorg&ltiges  Er- 
hitzen der  Metalle  an  der  Luft  bilden  sich  wesentlich  Perozyde). 

Die  Salze  dieser  Metalle  sind  meist  farblos  und  löslich  in 
Wasser. 

Von  diesen  reagieren  die  Karbonate,  die  tertiären  und  sekundären 
Phosphate,  die  Cyanide,  Borate,  Sulfide  und  Silikate  in  der  wässe- 
rigen Lösung  alkalisch  (Hydrolyse). 

Die  Salze  der  Alkalien  sind  mehr  oder  weniger  flüchtig  und 
fUrben  die  nicht  leuchtende  Gasflamme  charakteristisch. 

Kalium  =  K  At.-Gew.  =  39-15. 

Sp.  Gew.  =  0-87.  F.  P.  (Schmelzpunkt)  =  62-5ö  C. 

Vorkommen:  Sylvin  (KCl),  regulär,und  Carnallit(MgCl2, 
KCI-I-6H3O),  rhombisch,  in  Staßfurt  neben  Steinsalz  undAnhydrit 
in  den  sogenannten  Abraumsalzen.  Salpeter  (KNO,),  rhombische 
Prismen.  Femer  in  sehr  vielen  Silikaten ;  so  im  monosymmetrischen 
Feldspat  ( Adular)  (K AlSigO^)  und  im  Muskovit  (Kaliglimmer) 
(KH2Al3Si30^2)>  monosymmetrisch ;  in  den  Pflanzen  als  organische 
Salze,  welche  beim  Veraschen  der  Pflanzen  in  Kaliumkarbonat 
(Pottasche)  tibergehen. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Das  Kalium  bildet  sehr  wenige  schwerlösliche  Salze.  Von 
diesen  sind  Chloroplatinat,  Hydrotartrat  und  das  Per- 
chlorat am  schwersten  löslich,  weshalb  man  sie  zur  Nachweisung 
des  Kaliums  benutzt. 

1.  Platinichlorwasserstoffaänre  (Hj[PtCl,>])^)  gibt  in  konzen- 
trierten Lösungen  eine  gelbe  kristallinische  Fällung: 

HgptCl,]  -f  2  KCl  =  2  HCl  -f  K2[PtCl^] 

')  Chem.  Contralbl.  1903,  U,  S.  269  und  1904,  I,  S.  553. 

*)  Platinchlorid  (PtCl«)  gibt  mit  Kaliamsalzen  keine  FäUan^r.  Nach 
sehr  langem  Stehen  aber  lagert  sich  an  dieses  KCl,  wodurch  Kt[PtCie]  ent- 
steht, welches  sich  dann  abscheide  t.  Das  Beagens,  diePlatinichlorwasser- 
st  off  saure,  ist  eine  zweibasische  Sfture,  welche  erhalten  wird  durch  Lösen 
von  Platin  in  Königswasser.  Man  bereitet  die  Lösung  so,  daß  10  gr  Platin 
anf  100  ecm  Lösung  kommen. 


—    43     — 

welche  aus  kleinen  regulären  Oktaedern  besteht  (mit  der  Lupe 
deutlich  sichtbar).  Ist  die  Kaliumlösung  nicht  sehr  konzentriert,  so 
entsteht  im  Anfang  oft  keine  Fällung,  reibt  man  aber  die  Gefäß- 
wände mit  einem  Glasstab,  so  wird  die  Bildung  des  Niederschlages 
beschleunigt. 

Dies  ist  immer  der  Fall,  wenn  sich  kristallinische 
Niederschläge  bilden.  Die  LOsung  ist  vor  dem  Ausscheiden 
des  Niederschlages  tibersättigt  und  wird  durch  mechanische  Er- 
schütterung zur  Ausscheidung  gebracht. 

Charakteristisch  ist  das  Verhalten  des  Kaliumchloroplatinates 
beim  Glflhen;  es  zerfkllt  dabei  in  Chlor,  Platin  und  Chlor- 
kalium: 

KjptClo]  =  2  KCl  +  Pt  +  2  Cla 

Behandelt  man  das  Glühprodukt  mit  Wasser  und  filtriert  vom 
Platin  ab,  so  gibt  das  Filtrat  mit  Platini chlorwasserstoffsäure  von 
neuem  den  gelben  kristallinischen  Niederschlag  von  K2[PtClg]  (Unter- 
schied von  Ammoniumchloroplatinat). 

LOslichkeit    des    Kaliumchloroplatinates    in    Wasser. 

100  Teile  Wasser  iGsen: 

Bei       0»  —  0-70  Teile  Ka[PtCle] 
,       100-0-90       „ 
,       200-1-12       „ 
,     100«  -  5-18       „ 

In  einer  gesättigten  KCl-Lösung  ist  es,  ebenso  wie  in  75%  Al- 
kohol, so  gut  wie  unlöslich. 

Zu  dieser  Beaktion  verwendet  man  am  besten  das  Chlorid. 
Kaliumjodid,  mit  Platinichlorwasserstoffsäure  versetzt,  fUrbt  sich 
intensiv    braunrot,    indem  sich  das  lösliche  Salz  K2[PtJQ]  ^)  bildet: 

HjPtClß]  +  8  KJ  =  6  KCl  +  K.^[FtJe]  +  2  H J 
es  entsteht  also  keine  Fällung. 

Ebensowenig  wird  Kaliumcyanid  durch  Platinichlorwasserstoffsäure 
geMlt,  weil  sich  lösliche,  komplexe  Platincyanverbindungen  bilden. 

Im  Falle  das  Jodid  oder  Cyanid  vorliegt,  verwandelt  man  es 
in  Chlorid  und  prüft  erst  dann  mit  Platinichlorwasserstoffsäure  auf 
Kalium.^) 

')  H.  TopsSe,  JahreBbericht  1870,  S.  889. 

^  Alkalijodide  verwandelt  man  am  besten  in  Chloride,  indem 
man  die  mit  Salzsäare  angesäuerte  Lösung  solange  tropfenweise  mit  Chlor- 
wasser versetzt,  bis  die  darch  längeres  Kochen  farblos  gewordene  Lösnng 
auf  erneutem  Chlorzusatz  sich  nicht  mehr  gelb  färbt.  Alkalicjanide 
verwandelt  man  in  Chloride  durch  Verdampfen  derselben  unter  gut  ziehender 
Kapelle  mit  yerdünnter  Salzsäure. 


-    44,- 

2.  Weinsäare  (C^HgOg)  erzeugt,  in  nicht  zu  verdünnten  neu- 
tralen Losungen,  eine  weiße  kristallinische  Fällung  von  Kalium- 
hydrotartrat  (rhomhisch,  hemiedrisch). 

COOH  COOK 


CHOH  CHOH 

I    +KC1  =  HC1+  I 
CHOH  CHOH 


COOH  COOH 

Das  Kaliumhydrotartrat  ist  in  Mineralsäuren  leicht,  in  Essig- 
säure und  Wasser  sehr  viel  schwerer  löslich;  100  Teile  Wasser  l5sen 
hei  10^  C  0*425^  Salz.  Versetzt  man  daher  die  Losung  mit  Na- 
triumacetat,  so  wird  die  entstehende  Mineralsäure  durch  Essig- 
säure ersetzt: 

CHj  CHj 

I  -f  HCl  =  I  +  NaCl 

COONa  COOH 

Natriumacetat  Essigsäure 

wodurch  die  Reaktion  weit  empfindlicher  wird.  Reiben  der  Gefllfi- 
wände  beschleunigt  die  Bildung  des  Niederschlages.  Die  Mineral- 
säure durch  Natronlauge  abzustumpfen,  ist  nicht  ratsam;  denn 
fügt  man  diese  bis  zur  neutralen  Reaktion  hinzu,  so  entsteht  das 
Natriumkaliumtartrat  (Seignettesalz) 

C^H^KOg  +  NaOH  =  C^H^KNaO^  -f  H^O 

das,  wie  alle  neutralen  Tartrate  der  Alkalien,  sehr  leicht 
lOslich  ist;  es  würde  also  keine  Fällung  eintreten.  Beim  Glühen 
des  Kaliumhydrotartrates  entwickeln  sich  empyreumatische  Dämpfe 
(Geruch  nach  verbranntem  Zucker)  und  es  hinterbleibt  Kohle  und 
Kaliumkarbonat.  Die  Masse,  mit  Salzsäure  Übergossen,  braust 
stark  auf.  Dies  ist  nicht  bloß  die  Eigenschaft  des  Kaliumtartrates, 
sondern  aller  Salze  der  organischen  Säuren;  sie  hinter- 
lassen beim  Glühen  Karbonat  und,  wenn  die  organische  Säure 
eine  nichtflüchtige  ist,  so  tritt  auch  starke  Yerkohlung 
ein;  im  anderen  Falle  ist  die  Yerkohlung  nur  gering,  oder  sie  fehlt 
ganz.  Nicht  immer  bleibt  das  Karbonat  hiebe!  unverändert,  häufig 
zerfUllt  es  in  Kohlendioxyd  und  Oxyd,  oder  wenn  letzteres  redu- 
zierbar ist,  bleibt  neben  Kohle  das  Metall  zurück.  So  gibt  das 
Natriumacetat  Natriumkarbonat  und  Aceton  mit  nur  geringer  Yer- 
kohlung : 


-    45 


CH,  CHj 


JCOONa 
ONa 


CH, 
Aceton 


CO 
=  Na,CO,+    I 

CO 

I 

CH3  (farblose,  mit 

leuchtender  Flamme  bremibare  Flüssigkeit) 

Das  Calcinmoxalat  gibt  bei  schwachem  Glühen  Cal ein m- 
karbonat  nnd  mit  blaner  Flamme  brennbares  Kohlenoxyd: 

COO^ 

I        >Ca  =  CaCOs  +  CO 

COO^ 

Bei  starkem  Glühen  zerfallt  das  Calciumkarbonat  in  Kohlen- 
dioxyd nnd  Kalk: 

CaCOg  =  CaO  +  CO, 

Silber-,  Blei-  und  Eisentartrat  nnd  viele  andere  Tartrate  hinter- 
lassen Kohle  nnd  Metall. 

3.  Wismutnatriamthiosnlfat  (Carnots  ^)  Reaktion).  Versetzt 
man  einen  Tropfen  einer  halbnormalen  Wismntnitratlösung  mit 
2—3  Tropfen  einer  halbnormalen  NatrinmthiosnlfatlOsnng,  hierauf 
mit  10—15  ccm  absolutem  Alkohol  (eine  etwa  entstehende  Trübung 
bringt  man  durch  sorgfältigen  Wasserzusatz  wieder  in  Lösung)  und 
dann  mit  etwas  Kaliumsalzlösung,  so  resultiert  eine  gelbe 
Fällung  von  Kaliumwismutthiosulfat : 

Bi(NO,),  +  3  Na,S,0,  =  3  NaNO,  +  [Bi(S,0.),]Na, 

in  Alkohol  löslich 
[Bi(S,03),]Na3  +  3  KCl  =  3  NaCl  +  [Bi(S,08).,]K, 

in  Alkohol  unlöslich. 

Bei  Gegenwart  von  Chlorammonium  bleibt  die  Reaktion  aus«^) 

4.  Kieselflaorwasserstoffsäare  (HgSiFg)  in  großem  Über- 
schuß einer  Kaliumsalzlösung  zugesetzt.  Mit  gallertartiges  Kiesel- 
fluorkalium : 

H^SiFg  +  2  KCl  =  2  HCl  -f  KaSiFg 

schwer  löslich  in  Wasser  und  verdünnten  Säuren,  unlöslich  in  50%igem 
Alkohol. 

Beim  Glühen  entweicht  Fluorsilicium  und  es  hinterbleibt  Fluor- 
kalium. KgSiFg  =  2  KF  +  SiF, 

0  Zeitscbr.  f.  anal.  Ch.  1897,  p.  512. 
')  Privatmitteilang  von  W.  Wislicenus. 


—     46     — 

5.  Perchlorsänre  (HCIO^)  fHUt  weißes  kristallinisches  Kalinm- 
perchlorat : 

HCIO4  +  KCl  =  HCl  +  KCIO^ 

100  Teile  Wasser  lösen  bei  0^  007  Teile  KCIO^  und  bei  100^ C 
19-8  Teile  KCIO^. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Raliumverbindungen  fkrben  die  nicht  leuchtende  Gas- 
flamme violett.  Bei  Gegenwart  von  nur  geringen  Mengen  Natrium 
wird  die  violette  Kaliamflamme  durch  die  gelbe  Natriumflamme 
völlig  verdeckt.  Betrachtet  man  sie  aber  durch  Kobaltglas  oder 
Indigolösung,  so  gelangen  nur  die  rosavioletten  Strahlen  des 
Kaliums  hindurch,  während  die  gelben  Natriumstrahlen  völlig  ab- 
sorbiert werden. 

Flammenspektrum.  Kaliumsalze  geben  ein  charakteristi- 
sches Flammenspektrum,  bestehend,  bei  nicht  sehr  hoher  Tem- 
peratur, aus  der  roten  Doppellinie  769,9  {x{x  und  766,5  pifjL,  (bei 
schwacher  Dispersion  als  eine  Linie  erscheinend)  und  einer  schwachen 
violetten  Linie  404,4  {xu.  Bei  höherer  Temperatur  (Flamme  eines 
guten  Teclulbrenners)  sind  weitere  schwache  Linien  sichtbar:  im 
Gelb  583,2  pi|i,  680,2  |i[ji  und  578,2  |i,u,  im  Grün  635,1  |jL|i  und 
511,3  {xjx  (siehe  Spektraltafel). 

Natrium  =  Na.  At-Gew.  =  2305. 

Spez.  Gew.  =  0-97.  F.  P.  =  95-6®  C. 

Vorkommen:  Das  Natrium  findet  sich  außerordentlich  ver^ 
breitet  in  der  Natur.  Sein  wichtigstes  Vorkommen  ist  das  Chlor- 
natrium, Kochsalz  NaCl,  regulär,  spaltbar  nach  00  O  cx>.  Es 
kommt  in  mächtigen  Lagern,  oft  ganz  rein  als  Steinsalz  vor, 
meistens  aber  verunieinigt  mit  Ton,  Anhydrit,  Gips.  Die  wich- 
tigsten Fundorte  sind:  Staßfurt  bei  Mageburg,  Wieliczka  in 
Galizien.  Ferner  findet  es  sich  gelöst  in  vielen  Salzsolen,  wie 
Reichenhall,  Rheinfelden,  Bex,  Jaxtfeld  etc.,  im  Meereswasser  und 
in  vielen  Salzseen.  Außerdem  kommt  das  Natrium  vor  als  Karbonat, 
als  Thermonatrit  (Na^COg  -j- H^O)  rhombisch;  Natrit  (Soda) 

(Na^COg  +  10  HgO)  monosymmetrisch;  Trona  ^^|^  |  +  2  H,0), 

monosymmetrisch;  als  Natron-  oder  Chili salpeter  (NaNOj) 
hexagonal,  rhomboedrisch  ;Kryolith  (AlFgNa^)  asymmetrisch,  und  in 
vielen  Silikaten,  so  im  Natronfeldspat  (Albit)  (NaAlSijOg)  asym- 
metrisch etc.;  Tinkal  (Na^B^Oy  -j-  10  H^O)  (Borax)  monosym- 
metrisch. 


-     47     — 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Kalinmpyrostibiat^)  (KjHgSb^O^)  erzeugt  in  neutraler 
oder  schwach  alkalischer  Lösung  allmühlich  eine  schwere,  weiße, 
kristallinische  Fällung,  die  rascher  eintritt  beim  Kratzen  der  Gefäß- 
wände mit  einem  Glasstab : 

KjHgSbjO^  +  2  NaCl  =  2  KCl  +  Na^H^Sb^O, 

Saure  Lösungen  dürfen  nicht  verwendet  werden,  weil  sonst 
eine,  amorphe  Fällung  von  Antimonsäure  entstehen  würde : 

KsHjSb^O;  -f  2  HCl  =  H^SbgO^  +  2  KCl 

Ebenso  dürfen  außer  Alkalien  keine  anderen  Metalle  zugegen 
sein,  da  diese  ebenfalls  Fällungen  (meist  amorph)  geben. 

2.  Weinsäure  und  Platinichlorwasserstoffsanre  erzeugen 
keine  Fällungen,  weil  die  entsprechenden  Salze  in  Wasser  leicht 
löslich  sind.  Das  Natrium chloroplatinat  ist  orange  geflü*bt  und  leicht 
löslich  in  absolutem  Alkohol  (Unterschied  von  Kalium). 

Natriumperoxyd  Na^O^. 

Diese  Substanz,  welche  wegen  ihrer  energisch  oxydierenden 
Eigenschaften  Handelsartikel  geworden  ist,  erhält  man  durch  Ver- 
brennen von  trockenem  Natrium  an  der  Luft  als  schweres,  gelbliches 
Pulver,  welches  folgende  charakteristische  Eeaktionen  gibt: 

Verhalten  zu  Wasser.  Übergießt  man  die  Substanz  im 
Reagensglas  mit  wenig  Wasser,  so  tritt  unter  starker  Erwärmung 
und  Zischen  lebhafte  Sauerstoffentwicklung  auf  (ein  glimmendes  Holz- 
spänchen-  entzündet  sich). 2)  Das  Wasser  zersetzt  das  Natriumperoxyd 
nach  der  Gleichung: 

Na^O,  +  2  HgO  =  2  NaOH  +  H^Oj 

Durch  die  Eeaktionswärme  aber  zerfallt  stets  ein  Teil  des 
Wasserstofiperoxyds  in  Wasser  und  Sauerstoff. 

Vermeidet  man  die  Erwärmung,  indem  man  das  Natriumperoxyd 
in  kleinen  Portionen  in  eiskaltes  Wasser  wirft,  so  löst  es  sich  fast 
ohne  Sauerstoffentwicklung  zu  einer  klaren,  stark  alkalischen  Flüssig- 
keit, die  alle  Eeaktionen  des  Wasserstoffperoxyds  gibt. 

Stellt  man  Natrium peroxyd  auf  ein  Uhrglas  unter  eine  Glocke 
und  daneben  ein  Schälchen  mit  Wasser,  so  geht  das  Natriumperoxyd 
nach  128tündigem  Stehen  inreinweißes  Hydrat  (Na20j  -[-  2  H^O) 
über,  das  sich  ohne  Sauerstoffentwicklung  in  Wasser  von  gewöhn- 
licher Temperatur  löst. 

^)  Für  die  Bereitung  der  Kaliumpjroßtibiatlösong  yergleiche   Seite  215. 

^  Hiebei  können  Explosionen  auftreten,  weil  das  Handelsprodukt  manch- 
mal metallisches  Natrium  enthält,  welches  mit  dem  Wafser  Wasserstoff  ent- 
wickelt; der  gleichzeitig  gebildete  Sauerstoff  liefert  Knallgas,  das  sich  beim 
Nähern  des  glimmenden  Spans  entzündet.  (Privatmitteilung  von  £.  Constam.) 


—    48    — 

Reaktionen  des  Wasserstoffperoxyds. 

a)  In  saurer  Lösung. 

Will  man  die  durch  Lösen  des  Natriumperoxyds  in  Wasser 
enthaltene  Lösung  hiezu  verwenden,  so  muß  sie  unter  Abkühlung 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  angesäuert  werden. 

L  Titansulfat  gibt  eine  deutliche  Gelbfärbung,  herrührend 
von  der  Bildung  von  Pertitansäure. 

TiOj  +  H,0,  =  HjO  +  TiOs. 

Dies  ist  die  empfindlichste  Reaktion  auf  Wasserstoffperoxyd. 
Das  zu  dieser  Reaktion  dienende  Titansulfat  bereitet  man  sich 
durch  Schmelzen  von  1  Teil  des  käuflichen  Titandioxyds  mit 
15  —  20  Teilen  Kaliumpyrosulfat  und  Lösen  der  Schmelze,  nach 
dem  Erkalten,  in  kalter  verdünnter  Schwefelsäure. 

2,  Chromsänre.  Schüttelt  man  die  saure  Wasserstoffperoxyd- 
lösung mit  alkoholfreiem  Äther,  fügt  dann  eine  Spur  einer 
Kaliumdichromatlösung  hinzu  und  schüttelt  wieder,  so  fkrbt  sich  die 
oben  schwimmende  ätherische  Lösung  prächtig  blau,  infolge  der 
Bildung  von  Chromperoxyd,  ^/^q  mg  Wasserstoffperoxyd  lassen  sich 
mit  dieser  Reaktion  nach  AI.  Lohner  eben  noch  nachweisen.^) 

3.  Permangansäure  in  saurer  Lösung  wird  unter  Sauerstoff- 
entwicklung  entfärbt: 

2  KMnO^  -4-  4  H^SO^  +  5  HgO^  = 
=  2  KHSO,  4-  2  MnSO^  -f"  ^  H^O  +  5  Og 
Ähnlich  wie  die  Permangansäure  werden  viele  andere  teroxyde 
und    Oxyde    unter    Sauerstoffentwicklung   durch    Wasserstofl^eroxyd 
reduziert,  so  z.  B.  AggO,  Pb304,  PbO^,  MnO^j  etc. 

AgjO  4-  HjOa  =  HgO  -f  0,  -f  2  Ag 
PbOO  +  HjOg  =  HjO  -f  0^  +  PbO  etc. 

4.  Ferricyankalium  und  Ferrichlorid.  Versetzt  man  eine 
möglichst  neutrale  Lösung  von  sehr  verdünntem  Ferrichlorid  mit 
einer  Spur  Ferricyankalium,  so  daß  die  Lösung  deutlich  gelb  er* 
scheint,  und  fügt  hierauf  eine  fast  neutrale  Wasserstoffperoxydlösung 
hinzu,  so  färbt  sich  die  Lösung  bald  grün  und  scheidet  nach 
einigem   Stehen   Berlinerblau    ab.     £s   wird   hiebei    das  Ferricyan- 

^)  Bei  der  PrQfan^  auf  Wasserstoffperoxjd  muß  man  stets  einen 
blinden  Versnch  mit  dem  Äther  and  der  Chromsänre  allein  ausfahren,  weil 
ersterer  häufig  far  sich  die  Wasserstoffperoxjdreaktion  gibt.  Äther,  der  einige 
Zeit  an  der  Lnft  gestanden  hat,  enthält  stets  geringe  Mengen  Äthjlperoxjd 
(CsHg)40s?,  das  sieb,  Chromsänre  gegenüber,  wie  Wasserstoffperozjd  verhält. 
Berthelot  (Ball.  36,  5,  72).  Um  Äther  von  dieser  Verbindaag  zu  befreien, 
läßt  maa  iha  über  Nacht  über  Natriam   stehen  and  destilliert  ihn  dann  ab. 


—    49    — 

kalium  zu  Ferrocyankaliam  reduziert,  das  mit  dem  Ferrichlorid 
Berlinerblaa  erzeugt: 

2  [Fe(CN)e]K3  +  H,0,  =  2  [Fe(CN)e]K3H  +  0^ 
und  3  [Fe(CN)6]K3H  +  4  FeCl^  =  9  KCl  -f  3  HCl  +  Fe^{Clü\^ 

Nach  Schönbein  (J.  f.  pr.  Ch.  79,  ö.  67,  1860)  lassen  sich 
nach  dieser  Methode  die  allergeringsten  Spüren  von  Wasserstoffper- 
oxyd nachweisen  (*/ioo  ^9  HgOf  pro  Liter), 

Da  aber  Ferricyankalium  durch  viele  andere  Substanzen  (SnCl^, 
SOg  etc.)  zu  Ferrocyankaliam  reduziert  wird,  so  kann  die  Keaktion 
leicht  zn  Irrtümern  führen. 

5.  Jodkaliomstärke.  Versetzt  man  eine  sanre  Jodkaliumstärke- 
lösnng  mit  Wasserstoffperozyd,  so  tritt  sofort  Blauf^rbnng  ein: 

2  KJ  4-  HgO^  =  2  KOH  +  J^ 

Mittels  dieser  Reaktion  lassen  sich  ^/^^o  ^ff  HgO-,  pro  Liter  nach- 
weisen. Auf  verdünnte  neutrale  Jodkaliumlösnng  wirkt  neutrales 
H^Oj  sehr  langsam  ein,  dagegen  sehr  rasch  bei  Gegenwart  von 
FeSO^. 

b)  In  alkalischer  Lösung. 

1.  Groldchlorid  wird  bei  gewöhnlicher  Temperatur  unter  Sauere 
Stoffentwicklung  zn  Metall  reduziert.  Dasselbe  scheidet  sich  meistens 
in  Form  eines  sehr  fein  zerteilten,  im  auffallenden  Lichte  braun,  im 
durchgehenden  Lichte  grünblau  erscheinenden  Pulvers  ab: 

2  AuCl,  +  3  HjOj  +  6  NaOH  =  6  NaCl-f  6  H^O  -f.  3  0^  +  2  Au 

Bei  Anwendung  von  sehr  verdünnter  GoldlOsung  scheidet  sich 
das  Gold  bisweilen  als  zusammenhängendes  goldgelbes  Häutchen  an 
der  Wandung  des  Reagensglases  ab. 

2.  Mangan-,  Nickel-  und  Kobaltsalze  geben  braune  bis 
schwarze  Fällungen: 

MnCl,  +  2  KOH  +  H^Og  =  2  KCl  +  H^O  -f  MnO^H, 

braun 
2  NiClj  +  4  KOH  -f  H^Os,  =  4  KCl  +  2  Ni(0H)8 

schwarz 
2  CoCl^  -f  4  KOH  +  HjO,  =  4  KCl  +  2  Co(OH)3 

schwarz 

Hypochlorite  geben  mit  Mangan-,  Nickel-  und  Kobaltsalzen 
dieselben  Reaktionen  wie  das  Wasserstoffperoxyd,  nicht  aber  mit 
Goldchlorid. 

Ozon  =  O3. 

Ozon,  das  stets  entsteht,  wenn  Sauerstoff  der  stillen  elektrischen 
Entladung  ausgesetzt  wird^  aber  auch  oft  bei  der  Darstellung  von 
Sauerstoff,  namentlich  bei  der  elektrolytischen  Darstellung,  sogar  der 

T  read  well,  Analjtiiohe  Chemie.  I.  Bd.  6.  Aafl.  ^ 


—    60    — 

durch  Glühen  von  Ejilinmchlorat  gewonnene  Sanerstoff  enthält  nach 
Brnnck  geringe  Mengen  von  Ozon. 

Ozon  ist  ein  starkes  Oxydationsmittel  nnd  verhält  sich  in  vielen 
Hinsichten  dem  Wasserstofi^eroxyd  sehr  ähnlich,  so  ähnlich,  daß  es 
oft  mit  ihm  verwechselt  worden  ist.  Vom  Wasser stoffperoxyd  unter- 
scheidet sich  das  Ozon  dadurch,  daß  es 

1.  mit  Titansulfat  keine  Gelbfärbung  gibt, 

2.  aus  Gt>ldl5sungen  kein  Gold  ausscheidet, 

3.  aus  verdünnter  neutraler  Kaliumjodidlösung  sofort  Jod 
ausscheidet, 

4.  aus  saurer  NatriumbromidlOsung  Brom  ausscheidet, 

5.  blankes  metallisches  Silber  sofort  stahlblau  fllrbt,  was  durch 
Wasserstoffperoxyd  nicht  geschieht. 

Die  Empfindlichkeit  dieser  letzton  Keaktion  ist  eine  sehr  große, 
wenn  man  nach  W.  Manchot  und  W.  Kampe  schulte  *)  ver- 
fHhrt.  Man  erhitzt  das  Silberblech  auf  ca.  240^  und  läßt  das 
Ozon  darauf  einwirken ;  sofort  treten  stahlblaue  Flecken  mit  violetten 
Eändern  auf.  In  der  Kälte  tritt  diese  Eeaktion  bei  Anwendung 
von  reinem  Silber  nicht  ein.  Eeinigt  man  aber  das  Silberblech 
durch  Abreiben  mit  Schmirgelpapier,  so  tritt  die  Beaktion  in  der 
Kälte  schon  auf.  Es  bleiben  beim  Abreiben  des  Silberblechs  mit 
dem  eisenhaltigen  Schmirgel  stets  Spuren  von  Eisenoxyd  am  Bleche 
haften,  die  stark  katalytisch  wirken.  Wie  das  Eisenoxyd,  wirken 
noch  viele  andere  Oxyde  katalytisch,  so  z.  B.  Ag^O,  CoO,  NiO, 
Bi,03,  Pb30„  V,0„  MnO„  CuO,  ThO„  CeOg,  TiO^,  WO«  Ü3O,, 
weniger  stark  wirken  MO3,  HgO,  CaO,  BaO.  Ätzt  man  reines 
Silber  mit  Salpetersäure  an,  so  reagiert  dieses  nach  dem  Trocknen 
ebenfalls  in  der  Kälte  auf  Ozon. 

Die  Hauptreaktionen  des  Natriums  sind  die 

auf  trockenem  Wege. 

Die  Natriumsalze  fHrben  die  nicht  leuchtende  Gasflamme 
monochromatisch  gelb,  leicht  von  der  gelben  Leuchtgasflamme 
wie  folgt  zu  unterscheiden.  Beleuchten  wir  einen  orange  gefärbten 
Körper,  eine  Siegellackstange,  einen  Kristall  von  Kaliumdichromat, 
mit  weißem  Lichte  (alle  glühenden  festen  Körper  strahlen  weißes 
Licht  aus),  so  werden  die  roten  und  gelben  Strahlen  reflektiert : 
der  Körper  erscheint  orange.  Beleuchten  wir  aber  diesen  Körper 
mit  monochromatischem  Natriumlicht,  so  können  nur  gelbe  Strahlen 
reflektiert  werden:  der  Körper  erscheint  gelb  (sehr  empfindlich). 

Flammenspektrum:  Eine  gelbe  Doppellinie  (589,6  {ipi 
und    587,0  p.[i)     mit    der    D-Linie     des    Sonnenspektrums    zusam- 

»)  B.  B.  40  (1907),  8.  2891. 


—    51    — 

menfallend.  Diese  Beaktion  ist  anßerordentlich  empfindlicli ;  der 
Vi  00000  00  ^^^  eines  Milligramms  Natrinm  kann  noch  im  Spektrum 
erkannt  werden. 


Ammoninm  =  NH^.  At-Gew.  =  18042. 

Vorkommen:  In  kleiner  Menge  als  Karbonat  nnd  Ni- 
trit in  der  Luft;  als  Chlorammonium  (NH^Cl)  findet  es  sich 
in  den  Spalten  tätiger  Vulkane.  Bei  der  Fänlnis  stickstoffhaltiger 
organischer  Substanzen:  der  Eiweißstoffe,  des  Harnstoffes  etc.  bilden 
sich  AmmoniumderiFate : 

—  NH, 

C  =  0       +  HgO  =  COg  +  2  NH3 

—  NH, 
Harnstoff 

ebenso  bei   der  trockenen  Destillation   vieler   stickstoffhaltiger    Sub- 
stanzen, wie  Steinkohle,  Hörn,  Haar  etc. 

Obgleich  das  Ammonium  nur  in  Form  seines  Amalgams  be- 
kannt ist,  so  sind  wir  berechtigt,  das  Ammoninm  als  Metall  auf- 
zufassen, einmal,  weil  die  Ammonsalze  bei  der  Elektrolyse  in  das 
Kation  NH^(NH3  -\-  H)  und  das  zugehörige  Anion  zerfallen  und 
ferner,  weil  die  Ammoniumsalze  denen  des  Kaliums  iso- 
morph sind. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Die  Ammonsalze  zeigen  in  vielen  Beaktionen  die  größte  Ana- 
logie mit  den  Kaliumsalzen;  sie  geben  mit: 

1.  Platinichlorwasserstoff säur e eine gelbe,kristallinische 
Fällung : 

H2[PtCl6]  +  2  NH^Cl  =  (NHJgPPtClß]  +  2  HCl 

Dieses  Salz  unterscheidet  sich   von  dem  entsprechenden   Kaliumsalz 
a)  durch  sein  Verhalten  beim  Glühen ;  es  hinterläßt  nur  Platin  : 

(NHJjptClß]  =  2  NH^Cl  -f  2  Cljj  +  Pt 

ß)  durch  sein  Verhalten  beim  Behandeln  mit  starken  Basen, 
wobei  der  Geruch  des  Ammoniaks  auftritt: 

(NHJg[Pt01g]  -f  2  NaOH  =  NaJPtClg]  +  2  H^O  +  2  NHg 

2.  Weinsäure  erzeugt,  wie  beim  Kalium,  eine  weiße, 
kristallinische  Fällung  von  Ammoniumhydrotartrat.  Zusatz 
von  Natriumacetat  und  Beiben  der  Gefllßwände  begünstigen  die 
Bildung  des  Niederschlages: 

4» 


—    52    — 


COOH  COONH^ 


CHOH  CHOH 

I  -f-NH,Cl=*   I  +HC1 

CHOH  CHOH 


COOH  COOH 

Das  Ammoninmhydrotai-trat  ist,  wie  das  entsprechende  Kalium- 
salz,  löslich  in  Alkalien  und  Mineralsäuren.  Von  dem 
Kaliumsalz  unterscheidet  es  sich  durch  sein  Verhalten  beim  Glühen : 
es  hinterbleibt  nur  Kohle,  der  BUckstand  braust  mit  Salzsäure 
nicht  auf;  ferner  entwickelt  es  Ammoniak  beim  Erhitzen  mit  Na- 
tronlauge. Viel  sicherer  als  mit  obigen  Beagentien  weist  man  die 
Ammonsalze  nach,  indem  man  sie  mit  starken  Basen  erwärmt;  man 
wendet  meistens  Natronlauge  an.  Alle  Ammonsalze  ent- 
wickeln hiebei  Ammoniak,  welches  erkannt  werden  kann 
am  Geruch,  an  der  Fähigkeit  Merkuronitratpapier  zu 
schwärzen : 

Hg  -  NO, 

2    I  +  4  NH3 -j- H,0  =  3  (NH,)N03 + 

Hg  -  NO, 

+  0<Hg>N^«-N^»+Hs»') 

schwarz 

rotes  Lackmuspapier  zu  bläuen  und  femer  daran,  daß  es  mit 
Chlorwasserstoff  (Glasstab  mit  konzentrierter  Salzsäure  befeuchtet) 
dichte  Nebel  von  Salmiak  gibt: 

NH3  +  HCl  =  NH4CI 

Die  vorerwähnten  Beaktionen  genügen  nicht,  um  minimale 
Mengen  Ammoniak,  wie  sie  in  Trink-  und  Mineralwässern  vorkommen, 
nachzuweisen.  In  diesem  Falle  benutzt  man  das  Ne  ssler  sehe 
B  eage  ns  (eine  alkalische  Lösung  von Merkurikaliumjodid :  [HgJ^JK^). 
Größere  Mengen  von  Ammoniak  erzeugen  eine  braune  Fällung: 

2  [HgJjK,  +  3  KOH  +  NH,OH=  0  /^^)>NH,  —  J  -f 

+  3  HgO  +  7  KJ 

^)  Läßt  man  NH3  auf  HgO  -f-  HgO  einwirken,  bo  entsteht  die  Milien- 
Bche  Base: 

HO  — Hg\^„  O— H 

welche  durch  Behandeln  mit  Säuren  Salze  liefert,  von  der  Form: 

\Hg/^"«       ^ 


-     53    — 


von  enorm  {Erbender  Kraft,  so  daß  die  geringsten  Spuren  von 
Ammoniak  durch  eine  deatliche  Gelbfärbung  der  Flüssigkeit 
erkannt  werden. 

Um  mit  Hilfe  dieser  Reaktion  das  Ammoniak  in  einem  Trink- 
wasser nachzuweisen,  yerfkhrt  man  wie  folgt: 

Zunächst  muß  der  Apparat  (Fig.  4)  völlig  von  etwaigem 
Ammoniak  befreit  werden.  Zu  diesem  Zwecke  bringt  man  500  ccm 
Brunnenwasser  in  eine  Retorte  mit  aufwärts  gebogenem  Halse,  {tigt 
1  ccm  gesättigter,  ausgekochter  Sodalösuug  hinzu  und  destilliert. 
(Das  Ende  des  Retortenhalses  wird  in  die  Kühlröhre  geschoben; 
man  verdichte  nicht  mit  Gummi,  da  das  sich  bildende  Kondensa- 
tionswasser vollständig  genügt.) 


Fijj.  4. 


Die  Destillation  setzt  man  so  lange  fort,  bis  50  ccm  des  Destillates, 
das  in  kleine  50  ccm-Zylinder  von  farblosem  Glase  aufgefangen  wird,  mit 
1  ccm  der  Nesslerschen  Lösung  versetzt  und  umgerührt,  nach  7*  Stunde 
keine  Spur  einer  Gelbfärbung  zeigt.  Nun  ist  der  Apparat  für  den 
eigentlichen  Versuch  vorbereitet. 

Der  eigentliche  Versuch.  Man  entleert  die  Retorte 
durch  den  Tubus,  gießt  500  ccm  des  zu  untersuchenden  Wassers 
hinein,  setzt  1  ccm  der  gesättigten  Sodalösung  hinzu  und  destilliert 
50  ccm  ab,  welche  mit  1  ccm  der  Nesslerschen  Lösung  versetzt  und 
umgerührt  werden.  Bei  Anwesenheit  von  größeren  Ammoniakmengen 
tritt  sofort  eine  Gelbfärbung  ein,  welche  nach  einigem  Stehen 
orange  wird;  bei  sehr  großen  Ammoniakmengen  entsteht  eine 
braune  Fällung.  Sind  nur  Spuren  vorhanden,  so  wird  die  Flüssig- 
keit erst  nach  einigem  Stehen  schwach  gelb. 


—    54    — 

Die  hiozn  zu  verwendende  Nesslersche  Lösung^)  wird 
wie  folgt  bereitet :  Man  lOst  6  g  Merkarichlorid  in  50  ccm  ammoniak- 
freiem Wasser*)  von  80^  C  in  einer  Porzellanschale,  ftJgt  7*4  g 
Jodkalium,  in  50  ccm  Wasser  gelöst,  hinzu,  läßt  erkalten,  gießt  die 
überstehende  Flüssigkeit  ab  und  wäscht  dreimal  durch  Dekantation 
mit  je  20  ccm  kalten  Wassers,  um  alles  Chlorid  möglichst  zu  entfernen. 
Nun  fügt  man  5  g  Jodkalium  hinzu,  wobei,  auf  Zusatz  von  wenig 
Wasser,  das  Merkurijodid  in  LOsung  geht.  Die  so  erhaltene  Lösung 
spült  man  in  einen  100  can  Kolben,  fügt  20  g  NaOH,  in  wenig 
Wasser  gelöst,  hinzu  und  verdünnt,  nach  dem  Erkalten  der  Lösung, 
mit  Wasser  auf  100  ccm.  Hat  sich  die  Flüssigkeit  völlig  geklärt, 
so  hebert  man  sie  sorgfältig  in  eine  reine  Flasche  ab  und  bewahrt 
im  Dunkeln  auf. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Sehr  charakteristisch  ist  das  Verhalten  der  Ammonsalze  beim 
Erhitzen  im  Glührohr  (kleines  Reagensglas). 

Alle  Ammonsalze  sind  vollständig  flüchtig,  teils 
ohne,  teils  mit  Zersetzung,  ausgenommen  diejenigen, 
welche  feuerbeständige  Säuren  enthalten.  (Borsäure, 
Phosphorsäure,  Ghromsäure,  Molybdänsäure,  Wolframsäure  und  Va- 
nadinsäure.) 

Ohne  Zersetzung  flüchtig  sind  allein  die  Halogenverbindungen ; 
sie  geben  ein  weißes  Sublimat.  Alle  Ammonsalze,  welche 
beim  Erhitzen  Zersetzung  erleiden,  spalten  Wasser  ab;  so  gibt 
das  Nitrat:  Wasser  und  Stickoxydul: 

NH^N03  =  2H30  4-N20 

das  Nitrit:  Wasser  und  Stickstoff: 

NH^NOa  =  2  H3O  +  N^ 

das  Sulfat:  Wasser,  Stickstoff,  Ammoniak  und  Seh wefo  1- 
dioxyd: 

3  (NHJ2SO4  =  Na  +  4  NH3  4-  6  HgO  +  3  SOjj 

>)  Vergl.  L.  W.  Winkler  Ch.  Zent.  Bl.  1899  II,  S.  320. 

')  AmmoniakfreieB  Wasser  erhält  man  darch  Destillation  von  gewöhn- 
lichem destillierten  Wasser  oder  gntem  Brunnenwasser,  nach  Znsatz  von  etwas 
Soda.  Das  Euerst  Übergehende  Destillat,  welches  immer  Ammoniak  enthält, 
wird  80  lange  beseitigt,  bis  die  Nesslersche  Reaktion  negativ  ausfällt,  was  ein- 
tritt, wenn  nngef&hr  ^/4  des  ursprünglichen  Wassers  destilliert  ist.  Was  nun 
übergeht,  ist  frei  ron  Ammoniak  und  wird  zur  Bereitung  der  Nesslerschen 
LOsang  verwendet.  Die  Destillation  muß  aber  unterbrochen  werden,  wenn 
etwa  V<  (Igs  anfänglichen  Wasserqnantums  destilliert  sind,  weil  der  Best 
wiederum  Ammoniak  enthalten  kann.  (Zersetzung  stickstoffhaltiger,  organischer 
Substanzen,  die  im  Wasser  vorkommen  können  und  ihren  Stickstoff  erst  dann 
als  Ammoniak  abgeben,  wenn  die  Lange  stärker  konzentriert  wird.) 


—    66     - 

das  Oxalat:  Wasser,  viel  Ammoniak,  Kohlendioxyd, 
Kohlenmonoxyd  und  Dicyan,  letzteres  erst  gegen  Ende  der 
Reaktion,  am  besten  dnrcb  den  Geruch  zu  erkennen. 

In  bezug  auf  Ammonsalze,  welche  feuerbeständige  Säuren  ent- 
halten, sei  noch  das  Verhalten  des  Phosphats  und  Bichromats  erwähnt : 

2  (NHJ3PO4  =  6  NH3  -f  2  H,0  -f  2  HPOj 

Metaphosphorsäure 
(NHJjCrjO^  =  4  H,0  +  2  N  -f  Cr^Og 

Das  Chromoxyd  bleibt  als  voluminöse  teeblätterartige  Masse  zurück. 
Ammonsalze  fUrben  die  Flamme  nicht  sehr  charakteristisch; 
beim  Verflüchtigen  wird  die  Flamme  grünlich  gesäumt. 

Magnesium  =  Mg.  At-Gew.  =  24  36. 

Sp.  Gew.  =  1-75,  F.  P.  =  632-60  C. 

Vorkommen.  Die  Magnesiumverbindungen  sind  in  der  Natur 
sehr  verbreitet.  Die  wichtigsten  Magnesiummineralien  sind  Magnesit 
(MgCOj),  rhomboedrisch,  isomorph  dem  Calci t ;  D  0 1  o  m  i  t  [(CaMg)C03] ; 
B  r  u  c i  t  (Mg(0H)2,  rhomboedrisch;  C  a  r  n  a  1 1  i  t  (MgCl,,  KCl  +  6  H^O), 
rhombisch ;  Kieserit  (MgSO^  -}-  Hg 0),  monosymmetrisch ;  Bitter- 
salz (MgSO^  +  7  H^O),  rhombisch;  Spinell  (MgAl^OJ,  regulär, 
isomorph  dem  Magnetit  (FegO^)  und  dem  Chromit  (FeCr^O^). 
Femer  kommt  das  Magnesium  in  zahlreichen  Silikaten  vor. 
So  sind  die  Mineralien  der  Olivingruppe  fast  alle  magno- 
siumhaltig.  Hieher  gehören:  Forsterit  (MgjjSiO^),  Monticellit 
(CaMg)Si04),  Olivin  (FeMg)SiOJ,  rhombisch.  Ein  wichtiges  Zer- 
setzungsprodukt der  Olivinmineralien  ist  der  Serpentin  (Mg^H^Si^Og). 
Die  Mineralien  der  Pyroxen-Amphibolgruppe,  welche  sich 
alle  von  dem  rhombisch  kristallisierenden  Enstatit  (MgSiOj) 
ableiten;  hieher  gehören:  Augit  (MgAl^SiOg),  Hornblende 
(CaMgjAljSijOig)  und  Tremolit  (CaMgjSi^O^,),  alle  drei  mono- 
symmetrisch kristallisierend.  Asbest  ist  feinfaseriger  Tremolit; 
Meerschaum  ist  ein  Magnosiumsilikat  von  der  Zusammensetzung 
H^MggSi^O^Q.  Ganz  ähnlich  zusammengesetzt  ist  der  Talk 
(HjjMggSi^Oij),  auch  Speckstein  genannt. 

Eigenschaften  des  Magnesiums.  Das  Magnesium  ist  ein 
silberweißes  Metall.  Es  zersetzt  das  Wasser  langsam,  bildet  ein 
Oxyd  (MgO),  das  sich  nur  wenig  in  Wasser  löst  und  dann 
schwach  alkalisch  reagiert.  Das  Magnesium  verbindet  sich  bei  300^ 
direkt  mit  Stickstoff  unter  Bildung  von  grünlichgelben  Magnesium- 
nitrid (MgjNg),  welches  durch  Wasser  leicht  in  Magnesiumhydroxyd 
und  Ammoniak  zersetzt  wird : 

Mg,N,  +  6  HÖH  =  3  Mg(OH),  +  2  NH, 


—    56    — 

Die  Salze  des  Magnesiums  sind  fast  alle  farblos  und  in  Wasser 
löslich.  Unlöslich  sind:  Hjdroxyd,  Karbonat,  Phosphat,  Arseniat, 
Arsenit.  Das  Sulfid,  welches  nur  auf  trockenem  Wege  erhalten 
werden  kann,  spaltet  sich  durch  Wasser  glatt  in  Hydroxyd  und 
Schwefelwasserstoff  (Hydrolyse). 

Dampft  man  eine  wässerige  Lösung  von  Magnesiumchlorid  im 
Wasserbade  zur  Trockene,  so  findet  keine  hydrolytische  Spaltung 
statt;  das  zurückbleibende  Salz:  MgCl, -["  6  H^O  löst  sich  voll- 
kommen klar  in  Wasser  auf.  Erhitzt  man  aber  das  kristallwasser- 
haltige Chlorid  auf  106®  und  höher,  so  entweichen  bedeutende 
Mengen  Chlorwasserstoff,  unter  Hinterlassung  von  in  Wasser  unlös- 
lichem basischen  Magnesiumchlorid: 

i.r     yCl 

Mg  /  Mg  —  Cl 

C1+H>0=        >0  +  2HCl 
Mg  /(,j  Mg  -  Cl 

Mischt  man  eine  gesättigte  Lösung  von  Magnesiumchlorid  mit 
Magnesiumoxyd,  so  erstarrt  die  Mischung  bald,  unter  Bildung  einer 
steinharten  Masse  von  Magnesiumoxychlorid,  die  als  Magnesia- 
zement bekannt  ist. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak.  Versetzt  man  eine  neutrale  Magnesiumsalzlösung 
bei  Abwesenheit  von  Ammonsalzen  mit  Ammoniak,  so  entsteht 
eine  weiße  gallertartige  Fällung  von  Magnesiumhydroxyd.  Die  Fällung 
ist  aber  keineswegs  quantitativ ;  in  verdünnter  Lösung,  bei  Anwendung 
von  nur  wenig  überschüssigem  Ammoniak,  fUllt  nur  ein  sehr  kleiner 
Teil,  bei  etwas  größerem  Überschuß  an  Ammoniak  fUUt  mehr  und  bei 
sehr  großem  Überschuß  des  letzteren  fUllt  der  größte  Teil  des 
Magnesiums  als  Hydroxyd  aus;  aber  quantitativ  wird  die  Fällung 
nie.  Ganz  anders  verhält  sich  die  Sache  bei  Gegenwart  von 
Ammonsalzen;  es  entsteht  in  diesem  Falle  durch  Ammoniak, 
auch  wenn  dieses  in  sehr  großem  Überschuß  vorhanden  ist,  in  der 
Kälte  keine  Fällung  und  in  der  Hitze  eine  solche  nur  bei  sehr 
großer  Ammoniakkonzentration.  Die  Reaktion  verläuft  nach  der 
Gleichung : 

MgCl,  +  2  NH3  4-  2  H,0  :^t  Mg(OH),  +  2  NH^Cl 

Bei  Gegenwart  von  viel  Ammoniaksalz  verläuft  die  Reaktion 
im  Sinne  der  Gleichung  von  rechts  nach  links,  und  zwar  quantitativ ; 
bei  Gegenwart  von  viel  Ammoniak  verläuft  sie  von  links  nach  rechts, 
jedoch  nie  vollständig. 


-     57     — 

Wie  wir  später  sehen  werden,  verhalten  sich  die  zweiwertigen 
Metalle  der  Schwefelammoniumgrnppe  Ammoniak  gegenüber  ganz 
wie  das  Magnesium;  ganz  anders  dagegen  die  dreiwertigen  Metalle 
dieser  Gruppe.  Diese  werden  aus  ihren  Salzlösungen  durch  Am- 
moniak, auch  wenn  dieses  in  noch  so  geringem,  und  Ammonsalze 
in  noch  so  großem  Überschuß  Torhanden  sind,  quantitativ  als  Hydr- 
oxyde i)  gefüllt. 

Warum  verhält  sich  nun  das  Magnesium  so  sehr  verschieden 
von  Aluminium,  Ferri eisen  etc.?  Die  Antwort  hierauf  vei'danken 
wir  L  0  V  ^  n.  ')  Sie  ist  in  der  verschiedenen  Löslichkeit  der  beiden 
Hydroxyde  begründet. 

Das  Magnesiumhydroxyd  ist  in  Wasser  merklich  löslich  (die 
wässerige  Lösung  reagiert  ja  alkalisch).  Befindet  sich  aber  Magnesium- 
hydroxyd in  Wasser  suspendiert,  so  muß  die  Lösung  damit  gesättigt 
sein  und  der  gelöste  Teil  ist  nach  dem  Massenwirkungsgesetz  fast 
ganz  elektrolytisch  dissoziiert: 

Mg(OH),  ;^  Mg  -f  OH  +  OH 

[Mg]  .  [OH] 


=  k 


[Mg(OH),] 

Jede  Vergrößerung  von  [OH]  würde  eine  Vergrößerung  von 
[Mg(OH),]  bedingen  und,  da  die  Lösung  bereits  mit  Magnesium- 
hydroxyd gesättigt  ist,  so  würde  dies  eine  neue  Abscheidung  dieses 
Körpers  zur  Folge  haben. 

Würden  wir  aber,  auf  irgend  eine  Weise,  die  Konzentration 
der  Hydroxylionen  vermindern,  so  würde  die  des  Magnesiumhydr- 
oxyds abnehmen,  das  gestörte  Gleichgewicht  würde  sich  wieder  her- 
stellen, d.  h.  die  Flüssigkeit  würde  auf  das  suspendierte  Magnesium- 
hydroxyd lösend  wirken  etc.,  bis  schließlich  alles  Hydroxyd  gelöst 
wäre. 

Da  nun  das  Löslichkeitsprodukt  ^  des  Magnesiumhydroxyds 
recht  beträchtlich  ist,  so  folgt,  daß  zur  Abscheidung  desselben  eine 
erhebliche  Konzentration  der  Hydroxylionen  erforderlich  ist.  Die 
Hydroxylionen  stammen  aus  der  wässerigen  Ammoniaklösung  nach 
der  Gleichung: 

NH3  +  H^O  :^  NH,  +  OH 

Ammoniak  aber  ist  nur  in  sehr  geringem  Grade  dissoziierbar, 
folglich  enthält  die  Lösung  nur  sehr  wenig  Ammonium-  und  Hy- 
droxylionen und  die  Konzentration  der  letzteren  wird  durch  Erhö- 
hung der  NH^- Ionen  (durch  Zusatz  irgend  eines  Ammonsalzes,  einer 

^)  AuBgenommen  Uran,  das  als  Ammoniamoranat  gefällt  wird. 
>)  ZeitBchr.  f.  anorg.  Ch.  XI  (1896),  S.  404. 
»)  V«igl,  fieite  17. 


—    58    — 

starken  Säure)  ^)  flehr  stark  abnehmen,  so  daß  eine  Lösung  mit  außer- 
ordentlich wenig  OH-Ionen  resultiert. 

Versetzt  man  nun  eine  MagnesiumchloridlOsung  mit  Ammoniak, 
so  bedingen  die  wenigen  vorhandenen  Hydrozjlionen  eine  Abschei- 
dung von  Magnesiumhydroxyd: 

MgClg  -f  2  NH3  +  2  HgO  :^  Mg(OH),  -f  2  NH.Cl 

Aber  gleichzeitig  mit  der  Bildung  des  Magnesiumhydrozyds 
steigt  durch  Erzeugung  von  Chlorammonium  die  Konzentration  der 
NH^-Ionen,  wodurch  eine  weitere  Dissoziation  des  Ammoniaks  ver- 
hindert und  infolgedessen  die  weitere  Fällung  des  Magnesium- 
hydroxyds gehemmt  wird. 

Fügt  man  aber  zu  der  Lösung,  worin  Magnesiumhydroxyd  sus- 
pendiert ist,  noch  mehr  Chlorammonium,  so  nimmt  die  Konzen- 
tration der  noch  vorhandenen  Hydroxylionen  ab,  das  Löslichkeits- 
produkt  des  Magnesiumhydroxyds  wird  nicht  erreicht,  die  Flüssig- 
keit wirkt  daher  lösend  auf  das  Hydroxyd  ein. 

Ganz  ähnlich  verhalten  sich,  wie  oben  erwähnt,  die  zweiwertigen 
Metalle  der  Schwefelammoniumgruppe.  Dreiwertiges  Eisen,  Alumi- 
nium etc.  aber  verhalten  sich  Ammoniak  gegenüber  ^anz  anders; 
sie  werden,  auch  bei  Gegenwart  eines  noch  so  großen  Überschusses 
von  Ammonsalz,  durch  Ammoniak,  wenn  nur  in  geringstem  Über- 
schuß vorhanden,  quantitativ  gefällt,  weil  die  Hydroxyde  dieser 
Metalle  in  Wasser  ganz  unlöslich  sind,  oder  in  anderen  Worten, 
weil  ihr  Löslichkeitsprodukt  so  gering  ist,  daß  es  auf  Kosten  der 
wenigen  vorhandenen  Hydroxylionen  sofort  überschritten  wird,  wo- 
durch die  Abscheidung  erfolgt. 

Früher  versuchte  man  die  Nichtfkllbarkeit  des  Magnesiums  bei 
Gegenwart  von  Ammonsalzen  durch  Ammoniak  durch  die  Annahme 
von  komplexen  Salzen  wie:  [MgClgJNH^  und  [MgCl4](NH4)j  zu 
erklären,  allein  dies  ist,  nach  den  Versuchen  L  0  v  ^  n  s  *)  nicht 
richtig;  es  existieren  keine  komplexen  Magnesiumsalze  von  obiger 
oder  ähnlicher  Zusammensetzung. 

Dadurch,  daß  Magnesium,  auch  Ferroeisen,  Mn,  Ni,  Co,  Zn,  bei 
Gegenwart  von  Chlorammonium  durch  Ammoniak  nicht  gefällt  wird, 
haben  wir  ein  Mittel,  sie  von  den  übrigen  Metallen  der  Schwefel- 
ammoniumgruppe (Ferrieisen,  AI,  Cr,  Ti,  U)  zu  trennen.  Soll  die 
Trennung  in  der  Hitze  geschehen,  so  ist  mehr  Ammonsalz 
nötig,  um  die  Fällung  des  Magnesiums  zu  verhindern,  als  in  der 
Kälte.  Will  man  also  in  der  Hitze  arbeiten,  so  spare 
man  nicht  an  Chlorammonium. 


>)  VergL  Seite  12. 

*)  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  XI  (1896),  S.  404.  Femer  Treadwell,  Ztschr. 
f.  snorg.  Ch.  »7  (1903),  S.  826.  —  Herz  ebenda:  38  (1908),1.S,  188.2 


—    59    — 

2.  Barynmhydroxyd  fkllt  das  Magnesium  fast  quantitativ  als 
Hydroxyd  aas  seinen  Lösangen,  aber  nur  bei  Abwesenheit  von 
Ammonsalzen : 

MgCl,  +  Ba(0H)2  =  BaCl,  +  Mg(OH), 

3.  Ammonkarboiiat  fkllt  bei  Abwesenheit  von  Ammonsalzen 
stets  basisches  Salz,  meistens  nur  beim  ErwHrmen  oder  nach  längerem 
»Stehen.  Die  Zusammensetzung  des  ausfallenden  Salzes  schwankt 
mit  der  Temperatur  und  der  Konzentration  der  Lösung;  oft  erhält 
man  folgendes  Salz: 

4  MgSO,  +  4  (NH,),CO,  +  H,0  = 
=Mg,(C0,)3(0H},  4-  CO,  +  4  (NH,),SO, 

4.  Natriumphosphat,  das  eigentliche  Eeagens  auf  Magnesium, 
erzeugt  in  chlorammoniumhaltigen  Lösungen,  bei  Gegenwart  von 
Ammoniak}  eine  weiße,  kristallinische  (rhombisch,  hemimorph)  Fällung 
von  Magnesiumammoninmphosphat : 

MgCl,  +  NajjHPO^  +  NH3  =  2NaCl  +  MgNH^PO.i) 

Reiben  der  Gef^wände  beschleunigt  das  Entstehen  des  Nieder- 
schlages. Aus  sehr  verdünnten  Lösungen  scheidet  sich  der  Nieder- 
schlag oft  erst  nach  längerem  Stehen  ab. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Alle  Magnesiumverbindungen  werden  beim  Glühen  an  der 
Luft  mehr  oder  weniger  verändert,  unter  Hinterlassung  von  Oxyd 
oder  von  basischem,  unlöslichem  Salz.  Versetzt  man  aber  irgend 
eine  Magnesium  Verbindung  mit  Soda  und  erhitzt  vor  dem  Lötrohr 
auf  der  Kohle,  so  bleibt  weißes,  stark  leuchtendes  Magne- 
siumoxyd zurück.  Dasselbe  Verhalten  zeigen  Calcium-,  Strontium- 
nnd  Aluminiumverbindungen. 

Die  Magnesiumsalze  sind  nicht  flüchtig,  sie  färben  daher  die 
Flamme  nicht  und  geben  kein  Flammenspektrum,  wohl  aber  ein 
charakteristisches  Funkenspektrum. 

Nachweis  der  Alkalien  neben  Magnesium  und  Trennung  von 

letzterem. 

Es  seien  diese  Metalle  in  Form  ihrer  Chloride  vorhanden. 

Man  prüft  zunächst  einen  kleinen  Teil  der  Substanz  auf 
Ammonium,  durch  Erhitzen  mit  Natronlauge.  Der  Rest  der  Substanz 
wird  zur  Prüfung  auf  Magnesium,  Kalium  und  Natrium    verwendet. 


^)  Das  Magnesiamammoniamphosphat  enth&lt  6  Molekeln  KrifltaUwasaer. 


-     60    — 

Man  teilt  ihn  in  2  Teile  und  prtlft  den  einen  Teil  auf  Magnesium, 
den  anderen  auf  Kaliam  und  Natrium. 

Zur  Prüfung  auf  Magnesium  löst  man  die  Substanz  in 
möglichst  wenig  Wasser,  oder  wenn  eine  Lösung  vorlag,  so  ver- 
dampft man  zur  Trockene  und  löst  dann  in  wenig  Wasser,  fügt, 
falls  die  Prüfung  auf  Ammoniumverbindungen  negativ  ausfiel,  etwas 
Chlorammonium  hinzu  und  hierauf  Ammoniak.  Entsteht  jetzt  schon 
eine  Fällung,  so  muß  noch  mehr  Chlorammonium  hinzugesetzt 
werden,  bis  sich  der  entstandene  Niederschlag  von  Mg(0H)2  wieder 
löst.  Nun  setzt  man  Natriumphosphatlösung  hinzu  und  reibt  die 
Gefäßwände  mit  einem  Glasstabe.  Bei  Anwesenheit  von  Magnesium- 
mengen bis  zu  einigen  Zehntel  Milligramm  pro  100  ccm  Lösung, 
wird  nach  2  —  3  Minuten  sicher  eine  Fällung  von  kristallinischem 
Magnesiumanmioniumphosphat  entstehen.  Entsteht  aber  keine  Fällung, 
so  stelle  man  das  Glas  beiseite  und  beobachte  nach  zwöl&tündigem 
Stehen,  ob  sich  nicht  am  Boden  und  an  der  Gefkßwandung  kleine 
Einstalle  abgesetzt  haben;  am  besten  zu  sehen  nach  Ausgießen  der 
Flüssigkeit.  Entstehen  Kristalle,  so  sind  Spuren  von  Magnesium 
vorhanden. 

Prüfung  auf  Kalium  und  Natrium, 

Zunächst  muß  die  Lösung  von  Magnesium  befreit  werden, 
und  da  meistens  Ammonsalze  zugegen  sind,  so  verdampft  man  zur 
Trockene  und  verjagt  die  Ammonsalze  durch  gelindes  Glühen  (die 
Schale  darf  nicht  rotglühend  werden,  um  keinen  Verlust  an 
Alkalien  zu  erleiden).  Der  Glührückstand  wird  mit  wenig  Wasser 
versetzt  (es  ist  nicht  nötig,  daß  hiebei  eine  klare  Lösung  entstehe; 
bei  Anwesenheit  von  Magnesium  bleibt  meistens  basisches  Mag- 
nesiumsalz ungelöst)  und  Barytwasser  bis  zur  stark  alkalischen 
Reaktion  hinzugefügt;  dai;Ln  kocht  man  und  filtriert  das  entstan- 
dene Magnesiumhydroxyd  ab.  Diese  Operation  muß  in  einer  Platin- 
oder guten  Porzellanschale,  nie  im  Glasgefkß  vorgenommen  werden, 
weil  leicht  Alkali  vom  Glas  aufgenommen  wird.  Das  Filtrat, 
das  nun  frei  von  Magnesium  ist,  säuert  man  sorgfältig  mit  Salz- 
säure an,  befreit  von  überschüssigem  Baryt  durch  Fällen  mit 
Ammonkarbonat  und  Ammoniak  bei  Siedetemperatur,  filtriert  das 
kristallinisch  gewordene  Baryumkarbonat,  verdampft  das  Filtrat  zur 
Trockene,  verjagt  die  Ammonsalze,  löst  den  Rückstand  in  möglichst 
wenig  Wasser  und  überzeugt  sich,  durch  einen  abermaligen  Zusatz 
von  einigen  Tropfen  Ammonkarbonat  und  Ammoniak,  ob  die  Fällung 
der  Baryumsalze  vollständig  war,  filtriert,  verjagt  von  neuem  die 
Ammonsalze,  löst  in  möglichst  wenig  Wasser,  filtriert  von  aus- 
geschiedener Kohle  (herrührend  von  einem  geringen  Gehalt  des  Am- 


-     61     — 

moniaks  an  Pyridinbaaen,  die  beim  Glühen  verkohlen)  ab  nnd 
prüft  einen  kleinen  Teil  der  LOsnng  auf  einem  Uhrglas  mittels 
Platinichlorwasserstof&äüre  auf  Kalium :  ein  gelber,  kristallini- 
scher Niederschlag  zeigt  Kalium  an.  Den  grOfieren  Teil 
der  Lösnng  benützt  man  znr  Prüfung  auf  Natrium  mittels  der 
Flammenreaktion  und  des  Kaliumpyrostibiates :  Ein  weißer  kri- 
stallinischer Niederschlag  zeigt  Natrium  an.  (Vgl.  S.  47.) 


IV.  Gruppe  oder  Gruppe  alkalischer  Erden. 

Calcium,   —  Strontium,  —  Barjum. 

Allgemeine  charakteristische  Eigenschaften. 

Die  Metalle  der  alkalischen  Erden  sind  zweiwertig,  schwerer 
als  Wasser,  zersetzen  letzteres  bei  gewöhnlicher  Temperatur  unter 
Entwicklung  von  Wasserstoff  und  Bildung  von  schwerlöslichen 
Hydrozyden,  deren  wässerige  Lösung  stark  alkalisch  reagiert.  Die 
Salze  sind  farblos,  meist  in  Wasser  unlöslich.  Die  Halogen- 
Verbindungen,  Nitrate,  Nitrite,  A c e t a t e  sind  löslich.  Die 
Karbonate  sind  in  Wasser  unlöslich  und  zerfallen  beim  Glühen 
in  Kohlendioxyd  und  weißes,  unschmelzbares,  starkleuch- 
tendes Oxyd: 

CaCOs  =  CO^  -f  CaO 

Baryumkarbonat  macht  hievon  eine  Ausnahme;  es  verliert  erst 
bei  der  strengsten  Weißglut,  unter  Erweichen,  sein  Kohlendioxyd 
und  leuchtet  nicht  stark. 

Sehr  schwer  löslich  sind  die  Sulfate  und  Oxalate.  Von  den 
Sulfaten  ist  das  Baryumsulfat  am  schwersten,  das  Calcium- 
Sulfat  am  leichtesten,  von  den  Oxalaten  das  Calciumoxalat 
am  schwersten  löslich.  Die  Strontiumsalze  stehen  in  bezug  auf 
Löslichkeit  in  der  Mitte  zwischen  den  Calcium-  und  Baryumsalzen 
wie  dies  nicht  anders  zu  erwarten  ist,  da  die  Eigenschaften  der 
Elemente  Funktionen  der  Atomgewichte  sind  und  das  Atomgewicht 
des  Strontiums  fast  genau  in  der  Mitte  zwischen  dem  des  Calciums 
und  Baryums  steht.  Die  Halogensalze  sind  flüchtig  und  erteilen  der 
nicht  leuchtenden  Gasflamme  eine  charakteristische  Färbung. 

Die  Metalle  der  alkalischen  Erden  bilden  Oxyde  von  der 
Formel  EO  und  Peroxyde  von  der  Formel  RO^,  welch  letztere 
beim  Behandeln  mit  Säuren  Wasserstoffperoxyd  und  Salze  liefern, 
entsprechend  dem  Oxyd  RO: 

ROj  -f  2HC1  =  HjjOj,  +  RCl^ 


—    62    — 
Galcinm  =  Ca.  At.-Gew.  40. 

Sp.  Gew.  =  1-58.     F.  P.  =  780»  C. 

Vorkommen.  Das  Calcium  kommt  sehr  verbreitet  in  der 
Natur  vor.  In  mächtigen  Schichten  und  Gebirgszügen  tritt  es  auf 
als  Karbonat,  Kalkstein,  oft  reich  an  Versteinerungen.  Das  Karbonat 
(CaCOß)  ist  dimorph:  es  kristallisiert  rhomboedrisch  als  Calcit 
oder  Kalkspat  und  rhombisch  als  Aragon  it.  Ferner  kommt 
das  Calcium  als  Sulfat  in  großen  Massen  yor,  bald  als  mono- 
symmetrisch kristallisierender  Gips  (CaSO^  -\-  2H2O),  bald  als 
wasserfreies  Sulfat,  als  Anhydrit  (CaSO^),  der  rhombisch 
kristallisiert.  Als  Fluorid,  Flußspat  (CaF,),  regulär  kristallisierend 
und    sehr    vollkommen    nach     den    Oktaederflächen     spaltbar;     als 

Apatit    (3Ca3Pj03,     Ca<^p  1   hexagonal  kristallisierend,    dann   in 

zahllosen  Silikaten,  wovon  der  monosymmetrische  Wollastonit 
(CaSiOg)  und  der  asymmetrische  Anorthit  (CaAl^Si^Og)  genannt 
sein  mOgen. 

Die  Calcium minerale  bilden  Hauptrepräsentanten  von  wichtigen 
mineralogischen  isomorphen  Gruppen: 

Calcitgruppe  rhomboedr.    Aragonitgruppe  rhombisch 
Calcit  CaCOg  Aragonit  CaCOj 


Magnesit  MgCOg  Strontianit  SrCOjj 

p^  Witherit  BaCOg 

^    -^  Cerussit  PbCOg 


Dolomit  ^r 
Mg 

Siderit  FeCOg 

Zinkspat  ZnCO^ 

Manganspat  MnCO^ 

Anhydritgruppe    rhombisch  Apatitgruppe  hexagonal 

Anhydrit  CaSO,  Apatit  SCa^P^Og  +  Ca(ClF) 

Cölestin  SrSO^  Pyromorphit  3  PbjPgO^  -f  PbClj 

Baryt  BaSO^  Mimetesit  3  PhgAs^Og  -[-  PbCl, 

Anglesit  PbÖ04  Vanadinit  3  PbgVgO^  -f-  PbCl, 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak,  falls  es  frei  von  Kohlensäure  ist,  erzeugt  keine 
Fällung;  beim  Stehen  an  der  Luft  zieht  es  immer  Kohlensäure  an 
und  verursacht  alsdann  eine  Trübung  von  Karbonat. 

2.  Ammoniamkarbonat.  Das  käufliche  Salz  ist  ein  Gemisch 
von  Ammoniumbikarbonat  und  karbaminsaurem  Ammonium :  ^) 

')  Das  karbarainsaare  Aminoniam  geht  beim  Erwärmen  der  wäaserigen 
Lösang  auf  60^  C  glatt  in  Ammonkarbonat  über: 


-     63     — 

Ammonbikarbonst  KarbaminBaorea  Ammoniam 

Man  versetzt  daher  das  Reagens  mit  Ammoniak,  wodurch  das  Bi- 
karbonat in  normales  Karbonat  verwandelt  wird: 

Das  käufliche  Ammonkarbonat,  mit  Ammoniak  versetzt,  erzeugt  in 
Calciumsalzlösungen  anfangs  eine  voluminOse  flockige  Fällung,  welche 
beim  Stehen  allmählich,  beim  Erhitzen  rasch,  grob  kristallinisch  wird : 

CaClj  +  (NHJjCOj  =  2  NH^Cl  +  CaCOj 

Diese  Keaktion  ist  merklich  reversibel.  Man  wende  daher  bei  der 
Fällung  einen  Überschuß  des  Fällungsmittels  an  und  setze  das 
Erhitzen  nicht  länger  als  bis  zum  Elristallinisch werden  des  Nieder- 
schlages fort.  Bei  Gegenwart  von  viel  Chlorammonium 
und  wenig  Ammonkarbonat  bleibt  die  Fällung  oft  aus. 

3.  Ammon Oxalat  erzeugt  aus  neutralen  oder  alkalischen 
Losungen  in  der  Kälte  eine  schlecht  zu  filtrierende,  äußerst  fein 
kristallinische  Fällung;  in  der  Hitze  eine  grob  kristallinische,  leicht 
zu  filtrierende  Fällung  von  Calciumoxalat :  ^) 

COONH^       Cl  COO. 

I  -f      >Ca=2NH^Cl+|        >Ca 

cooNH^      er  COO''^ 

Das  Calciumozalat  ist  in  Wasser  und  Essigsäure  so  gut  wie  un- 
löslich, dagegen  löst  es  sich  leicht  in  Mineralsäuren: 

COO.  COOK 


I        ;>Ca  +  2  HCl  =  CaClg  + 
COO^  COOH 


/  NH,  /  ONH4 

C  =  O  +  HaO  =  C  -  O 

\  ONH4  \  ONH4 

In  der  Kälte  erzeugt  das  karbaminsaare  Ammonium  mit  Calciamsalzen 
keine  Fftllang,  weil  das  Calciumsalz  löslich  ist.  Erhitzt  man  aber  die  Lösung 
auf  60^  C,  so  fällt  das  Calcium  als  Karbonat  quantitativ  aus: 

/|NH,  H 


c  =  o  \ 

Q  j^Ca  +  0  =  2  NHb  +  CO,  +  CaCO, 


c  — o / 

\|nh,         h 

^)  Auch  bei  Gegenwart   von   viel  Ammonsalz   wird   das  Calcium  durch 
Ammonoxalat  in  der  Hitze  nach  einigem  Stehen  quantitativ  ausgefällt. 


-     64     - 

Ammoniak  Mit  ans  dieser  Lösung  das  Calcinmoxalat  unver- 
ändert ans,  indem  die  freigewordene  Oxalsäure  und  die  überschüssige 
Mineralsäure  in  Ammonsalze  verwandelt  werden,  wodurch  die  Be- 
dingungen zur  Bildung  des  Calciumoxalates  wieder  gegeben  sind. 

Calciumoxalat   wird    durch   Kochen    mit    Sodalösung    leicht    in 
Karbonat  verwandelt: 
COO. 

I        >Ca  -f  NajCOg  =  Na^C,0,  +  CaCO, 
COO"^ 

4.  Schwefelsäure  erzeugt  nur  in  konzentrierten  Lösungen  eine 
Fällung : 

CaCl^  -f  HjSO^  =  2  HCl  +  CaSO, 

100  Teile  Wasser  lösen  bei  40»  C  0-214  g  (CaSO*  -f  2  HgO)  auf. 

Versetzt  man  eine  wässerige  Calciumsulfatlösung  mit  Alkohol, 
so  &llt  alles  Calcium  als  Gips  aus. 

Calciumsulfat  löst  sich  in  heißer,  verdünnter  Salzsäure;  ebenso 
leicht  in  konzentrierter  Ammonsulfatlösung,  unter  Bildung  von 
CaSO^,  (NH^)2S04,  welches  durch  Wasser  zersetzt  wird. 

5.  Gipslösnng  erzeugt  in  Calciumlösnngen  keine  Fällung 
(Unterschied  von  Strontium  und  Baryum). 

6.  Natriumphosphat  (Na^HPO«)  gibt  in  neutraler  Lösung  eine 
weiße  flockige  Fällung  von  Calciumhydrophosphat: 

p,       NaO.  Ca  — 0  . 

Ca  ~  p!  +  NaO  >P0  =  2  NaCl  +       ^  0- >P  =  O 
~^^        HO'^  H  — 0  ^ 

Fügt  man  gleichzeitig  Ammoniak  hinzu,  so  fUUt  das  tertiäre 
Calciumphosphat  aus: 

2  Na^HPO^  +  2  NHj  +  3  CaCl,  =  4  NaCl  +  2  NH^Cl  -f  CajPjO« 

Beide  Salze  sind  in  Mineralsäuren  und  Essigsäure  löslich. 
Ammoniak  fkUt  aus   der  sauren  Lösung  stets  das  tertiäre  Salz 
wieder  aus. 

7.  Alkalichromate  geben  keine  Fällung.  (Unterschied  von 
Baryum.) 

8.  Absoluter  Alkohol  löst  das  Chlorid  und  das  Nitrat 
leicht  auf,  ebenso  werden  diese  Salze  in  einem  Gemisch  von  gleichen 
Teilen  absolutem  Alkohol  und  Äther  gelöst. 

Alle  zerfließlichen  Salze,  mit  Ausnahme  der 
Pottasche  (K^COj),  lösen  sich  in  absolutem  Alkohol.  Die  nicht 
zerfließlichen  Salze  sind  in  Alkohol  unlöslich  oder  sehr  schwer 
löslich.  Ausnahme  hie  von  bildet  das  nicht  zerfließliche  Merkuri- 
chlorid  (HgClj),  welches  in  Alkohol  viel  leichter  löslich  ist  als 
in  Wasser. 


si^a^g»a— B— ^^iMi^^—— ^— — ^-^  ^^^^^^^^^^^^^^^—"^^^^——mm^^^^—^^  •  —     "~^"T 


—     65     — 

9.  Wasser  zersetzt  das  Calciamkarbid,  -Phosphid  und 
-Nitrid  bei  gewöhnlicher  Temperatur  wie  folgt: 

a)  Das  Carbi d. 

CaCjj  4-  2  HÖH  =  Ca(OH)j,  +  C^R^ 

Acetylen 

Hiebei  entweicht  das  Acetylen  als  lanchartig  riechendes  ^)  Gas, 
welches,  in  ammoniakalisches  Knpferchlorttr  geleitet,  einen  lebhaft 
roten  Niederschlag  von  Acetylenknpfer  gibt,  der  im  trockenen 
Zustande  darch  Schlag,  Eeibnng  oder  Erwärmung  sehr  heftig 
explodiert,  im  feuchten  Zustand  ganz  gefahrlos  ist. 

b)  Das  Phosphid. 

Ca^P,  +  6  HÖH  =  3  Ca(OH)j  +  2  PH3 

Der  entweichende,  knoblauchartig  riechende  Phosphorwasserstoff 
ist  selbstentzündlich,  weil  er  stets  geringe  Mengen  des  flüssigen 
selbstentzilndlichen  Phosphorwasserstofis  (P^H^)  enthält. 

c)  Das  Nitrid. 

CajNg  -f  6  HÖH  =  3  Ca(0H)2  +  2  NH3 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr  erhitzt,  geben  die 
Calciumverbindungen  weifies,  unschmelzbares  Oxyd. 

Die  flüchtigen  Calciumyerbindungen  färben  die  nicht  leuchtende 
Gasflamme  ziegelrot. 

Flammenspektrum:  Orangegelbes  Doppelband 
(620,3  {jL|x,  618,2  (i^)  und  ein  gelbgrünes  Band  (554,4  p.u, 
551,8  {jLfx);  diese  beiden  Bänder  gehören  dem  Calciumoxyd  an. 
Führt  man  mit  Salzsäure  befeuchtetes  Calciumchlorid  in  die 
Flamme,  so  erhält  man  eine  ganze  Anzahl  anderer  Bänder:  im 
Orangegelb  646,6  [iji,  Doppelband  (606,9  jiji,  604,5  jifx)  und  593,4  jiji, 
im  Gelb  681,7  |xji.  und  572,0  [iix,  im  Violett,  meistens  schwer  zu 
beobachten,  422,7  \t.\L.  (Siehe  Spektraltafel.) 

Strontium  =  Sr.  At-Gew.  =  87-6. 

Sp.  Gew.  =  2-5.  F.  P.  Rotglut. 

Vorkommen.  Das  Strontium  findet  sich  überall,  wo  Calcium 
vorkommt,  aber  meistens  nur  in  sehr  geringer  Menge.  Figentliche 
Strontiummineralien  existieren  nur  wenige.     Die  wichtigsten  sind : 

^)  Reines  Acetylen  ist  gferachlos.  Der  lauchartige  Geruch  stammt  von 
Sparen  Ton  Phosphorwasserstoff  her.  Fast  jedes  Calciomkarbid  enthält  geringe 
Spuren  yon  Calciorophosphid,  das  mit  Wasser  lanchartig  riechenden  Phos- 
phorwasserstoff entwidcelt. 

Trcadwell,  AiuÜTtische  Ghemie.  I.  Bd.  6.  Anfl.  ^ 


—     66     — 

Strontianit  (SrCOj),  rhombisch,  isomorph  dem  Aragonit,  nnd 
COlestin  (SrSO^),  rhombisch,  isomorph  dem  Baryt  etc. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak:  wie  bei  Caldam. 

2.  Ammonkarbonat :  wie  bei  Calcium. 

3.  Ammonoxalat :  wie  bei  Calcium,  nur  ist  das  Strontium  Oxalat 
in  Essigsäure  etwas  löslich. 

4.  Schwefelsäure  (verdünnt)  erzeugt  eine  weiße  Fällung  von 
Strontium  sulfiat: 

SrCl,  +  HjjSG^  =  2  HCl  4-  SrSO^ 
Das  Strontiumsulfat  ist  viel  schwerer  lOslich  als  Calciumsulfat 
(6900  Teile  Wasser  lösen  bei  mittlerer  Temperatur  1  Teil  SrSO^), 
aber  leichter  als  Baryumsulfat.  Es  ist  löslich  in  kochender  Salzsäure, 
unlöslich  in  Ammonsulfat.  Durch  Kochen  mit  Ammonkarbonatlösung 
wird  das  Strontium sulfat  in  Karbonat  verwandelt: 

SrSO^  4-  (NHJjCOg  =  SrCOj  +  (NHJ^SO^ 

5.  Gipslösnng  erzeugt  nach  einiger  Zeit  aus  neutraler 
oder  schwach  saurer  Lösung  eine  Fällung  von  Strontiumsulfat: 

SrCl,  +  CaSO^  =  SrSO,  +  CaCl^ 

6.  Alkalichromate  erzeugen  in  verdünnter  Lösung  keine 
Fällung  (Unterschied  von  Baryum);  dagegen  wird  aus  ganz  kon- 
zentrierten Strontium  Salzlösungen  Strontiumchromat  gefüllt. 

7.  Absoluter  Alkohol.  Das  Nitrat  ist  nicht  zerfließlich;  es 
löst  sich  nicht  in  absolutem  Alkohol.  Obwohl  das  Strontiumchlorid 
zerfließlich  ist,  so  löst  es  sich  kaum  in  absolutem  Alkohol,  dagegen 
löst  sich  das  wasserhaltige  Salz  (SrCl^  -|~  GH^O)  nach  Fresenius^) 
in  1 16.4  Teilen  kaltem  und  262  Teilen  kochendem  QQ^/^igem  Alkohol. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr  erhitzt,  verhalten 
sich  die  Strontiumverbindungen  ähnlich  den  Calciumverbindungen. 

Die  flüchtigen  Strontiumsalze  fkrben  die  nicht  leuchtende  Gas- 
flamme carmoisinrot. 

Flammenspektrum:  Eine  Anzahl  Linien  im  Kot 
und  Orangegelb  und  eine  im  Blau.  Grün  fehlt  ganz. 
Rot  686,3  jjL|jL,  674,7  nji,  662,8  jjljx,  649,9  p.[i;  Orangegelb 
646,5  |ip.,  635,1  {A|ji,  606,0  ji|i;   Blau  460,7  jjlu. 

Baryum  =  Ba-  At-Gew.  =  137-40. 

Sp.  Gew.  ca.  4'0.     F.  P.  =  850^  C. 

Vorkommen.  Wie  das  Strontium,  so  findet  sich  das  Baryum 
fast  überall,  wo  Calcium  vorkommt,  aber  nur  in  kleiner  Menge.  Die 
wichtigsten  Barjnmmineralien  sind: 

')  Ann.  59,  8.  127. 


■HBHH 


—    67     — 

Witherit  (BaCO^),  (rhombisch),  isomorph  dem  Ara^nit.  Baryt 
oder  Schwerspat  (BaSO^),  rhombisch,  isomorph  dem  Anhydrit. 
Femer  sei  noch  das  wasserhaltige  Baryum-Alnmininmsilikat,  der 
Harmotom  (BaAl^H^SigO^ 5  ~f~  ^  ^s^)»  g^i^&iint. 

Der  Harmotom  kristallisiert  monosymmetrisch  und  gehört  zn 
den  Zeolithen. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak  ond  Ammonkarbonat :  wie  bei  Calcium  nnd 
Strontium. 

2.  Ammonoxalat :  wie  bei  Calciun  nnd  Strontium,  nur  ist  das 
entstehende  Baryumozalat  in  Wasser  yiel  leichter  löslidi  (1  Teil  in 
2590  Teilen  kalten  Wassers);  yoUständig  l5st  es  sich  in  Essigsäure, 
beim  Kochen. 

3.  AlkaUphosphate :  wie  bei  Calcium. 

4.  Alkalichromate  erzeugen  in  neutralen  Baryumsalzlösungen 
eine  gelbe  Fällung  Ton  Baryumchromat  (Untersclüed  von  Calcium 
und  Strontium): 

BaCl^  +  KjCrO^  =  2  KCl  +  BaCrO^ 

in  Wasser  und  Essigsäure  so  gut  wie  unlöslich,  in 
Mineralsäuren  leicht  l5slich;  daher  kann  die  Fällung  mit  Alkali- 
bichromaten  nicht  vollständig  sein: 

2  BaCl,  +  K^Cr.Oy  +  H,0  =  2  BaCrO^  +  2  KCl  +  2  HCl 

denn  die  freie  Salzsäure  löst  die  Hälfte   des  Baryumchromates  auf: 

BaCrO^  +  2  HCl  =  BaCl,  +  H^CrO^ 

Durch  Zusatz  von  Natriumacetat  wird  die  lösende  Wirkung  der 
Salzsäure  aufgehoben  und  die  Fällung  alsdann  quantitativ: 

CH3  CHi 


-f  HCl  =  NaCl  +    I 
COONa  COOH 

5.  Yerdftnnte  Schwefelsäure  erzeugt  in  den  verdUnntesten 
Lösungen  eine  Fällung  von  Baryumsul&t : 

BaClj  +  HgSO^  =  2  HCl  +  BaSO^ 

In  Wasser  ist  der  Niederschlag  praktisch  unlöslich  (1  ff  löst 
sich  in  436700^)  Liter  Wasser),  in  konzentrierter  Schwefelsäure 
beim  Erwärmen  löslich  unter  Bildung  von  Hydrosulfat: 

SO 
BaSO^  +  HjSO^  =  Ba<(     * 


H 


/SO, 


>)  Fr.  Kohlraasch  &  Fr.  Boee,  Z.  f.  phys.  Ch.  12,  S.  241. 

5* 


-     68     — 

welches  beim  Verdünnen  mit  Wasser  in  Barynmsnl&t  und  Schwefel- 
säure zerfällt.  In  kochender  Salzsäure  ist  Baryiimsalfat  ein  wenig 
löslich.  Kocht  man  Baryumsnlfat  mit  einer  Lbsnng  von  Natrimn- 
karbonat,  so  tritt  nur  teilweise  Umsetzung  ein,  weil  die  Reaktion 
reversibel  verläuft: 


BaSO^  +  NajCOs  :^  Na^SO^  +  BaCOj 

Um  die  Umsetzung  quantitativ  herbeizuführen,  müßte  man  das 
Baryumsnlfat  wiederholt  mit  einer  konzentrierten  Sodalösung  kochen 
und  filtrieren,  bis  das  Filtrat  keine  Schwefelsäurereaktion  mehr  gibt. 
Je  konzentrierter  die  SodalOsung,  desto  vollständiger  würde  die  Um- 
setzung erfolgen.  Den  höchsten  Grad  der  Konzentration  des  Natrium- 
karbonates erreicht  man  durch  Mischen  des  trockenen  Barjum- 
Sulfates  mit  viel  wasserfreier  Soda  und  nachheriges 
Schmelzen. 

Um  Baryumsnlfat  in  Lösung  zu  bringen,  verfkhrt  man  daher 
wie  folgt :  Man  mischt  dasselbe  mit  der  vierfachen  Menge  kalzinierter 
Soda  und  schmelzt  in  einem  Platintiegel.  Die  Schmelze  behandelt 
man  mit  wenig  Wasser,  kocht,  bis  der  Schmelzkuchen  voll- 
ständig zergangen  ist,  filtriert,  wäscht  mit  Sodalösung,  bis  im 
Filtrat  keine  Schwefelsäure  nachgewiesen  werden  kann,  und  wäscht 
erst  dann  mit  Wasser  aus.  Das  so  erhaltene  BaCO^  löst  sich 
vollständig  in  Salzsäure  auf. 

Wird  die  Schmelze  mit  viel  Wasser  ausgezogen,  so  wirkt  das 
entstandene  Natriumsulfat  auf  das  Baryumkarbonat  ein,  unter  BUdung 
von  etwas  Baryumsnlfat.  Der  in  Wasser  unlösliche  Rückstand  löst 
sich  alsdann  nicht  klar  in  Salzsäure. 

6.  Kieselfluorwasserstoffsänre  erzeugt  einen  weißen  kristalli- 
nischen Niederschlag  von  Kieselfluorbaryum : 

HjjSiFß  +  BaCla  =  2  HCl  +  BaSiF^ 

Zur  völligen  Abscheidung  des  Niederschlages  ist  längeres  Stehen 
erforderlich.  Das  Kieselfluorbaryum  ist  in  Wasser  und  verdünnten 
Säuren  schwer-,  in  Alkohol  unlöslich. 

7.  Absoluter  Alkohol  löst  weder  das  Chlorid  noch  das  Nitrat; 
beide  Salze  sind  nicht  zerfließlich. 

8.  Konzentrierte  Salzsäure  und  Salpetersäure  fallen  aus 
Barynmlösungen  Chlorid  oder  Nitrat.     (Massenwirkung.) 

Reakttoueu  auf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr  erhitzt,  geben  die 
Baryum Verbindungen  nicht,  wie  Calcium  und  Strontium,  eine  stark- 


—    69    — 

leuchtende  Masse,  weil  das  sich  hiehei  bildende  Barynmkar« 
bonat  bei  der  herrschenden  Temperatur  nicht  in  unschmelzbares 
Oxyd  und  GOg  zerfkllt,  sondern  ohne  merkliche  Zersetzung  nur  etwas 
zusammensintert. 

Die  flüchtigen  Bar yumsalze  fUrben  die  nicht  leuchtende 
Gasflamme  gelbgrün.  Das  Sulfat  ist  nur  in  den  heißesten  Flammen 
etwas  flüchtig,  in  den  gewöhnlichen  Gasflammen  sieht  man  kaum  eine 
Färbung.  Um  die  FHrbung  zu  erhalten,  verwandelt  man  das  Sulfat 
in  Chlorid,  indem  man  eine  kleine  Probe  am  Platindraht  in  dem 
oberen  Beduktionsranm  zu  Sulfld  reduziert,  dieses  mit  Salzsäure  ver- 
setzt (mittels  eines  Kapillarrohres)  und  dann  in  die  Flamme  bringt, 
wobei  die    charakteristische  Flammenfärbung  deutlich  sichtbar  wird. 

Flammenspektrum.  Viele  intensiv  grüne,  schwä- 
chere orangegelbe   Bänder  und  ein  blaues  Band. 

Orangegelb  (654,0  fiji,  629,8  jiji),  (624,0  [ifi,  617,9  pji, 
610,9  fiji,  603,2  ji|i).  Gelb  582,5  |j.ji,  gelbes  Tripelband  (576,9  |j.ji, 
572,0  jiji,  564,8  jiji).  Grün  553,5  jxji,  534,7  [ifi,  524,3  ja|i,  513,7  [a|i, 
500,0  |i{i.  Blau  484,7  p.^. 

Trenniing  des  Calciums,  Strontiums  und  Barynms. 

Im  Gange  der  Analyse  werden  diese  drei  Metalle  stets  als 
Karbonate  abgeschieden,  sei  es  durch  Fällung  mit  Ammonkarbonat, 
sei  es  durch  Aufschließung  der  Sulfate  mit  Soda. 

Man  behandelt  die  Karbonate  in  einem  kleinen  Porzellantiegel 
mit  verdünnter  Salpetersäure  (in  konzentrierter  Salpetersäure  lOst  sich 
Baryumnitrat  nicht),  bis  die  Kohlensäureentwicklung  auf- 
hört, und  dampft  (unter  beständigem  Bewegen  des  Tiegels)  sorg- 
flQtig  zur  Trockene,  bis  die  Salpetersäure  vollständig  verjagt  ist. 
Zu  starkes  Erhitzen  muß  peinlichst  vermieden  werden,  weil  sonst 
die  Nitrate  in  Oxyde  übergehen.  Einen  kleinen  Teil  der  erhaltenen 
Nitrate  lOst  man  in  möglichst  wenig  Wasser  und  versetzt  mit 
etwas  Gipswasser: 

Entsteht  keine  Fällung,    so  ist   nur  Calcium  zugegen. 

Entsteht  nach  einigem  Stehen  eine  Fällung,  so  ist 
Baryum  abwesend,  Strontium  zugegen  und  Calcium  kann 
zugegen  sein. 

Entsteht  sofort  eine  Fällung,  so  ist  Baryum  an- 
wesend und  Calcium  und  Strontium  können  anwesend 
sein.  In  den  beiden  letzten  Fällen  müssen  die  Nitrate  auf  einen 
Gehalt  an  Calcium  resp.  auf  Calcium  und  Strontium  untersucht 
werden.  Zu  diesem  Behufe  behandelt  man  den  bleibenden  Rest 
der  trockenen  Nitrate  mit  sehr  wenig  absolutem  Alkohol, 
rührt  mi    einem  Glasstab  um,  gießt  die  alkoholische  Lösnng,  welche 


—     70    — 

Oaiciümnitrat  enthält,  dnrcb  ein  mit  Alkohol  benetztes  Filter 
und  ^gt  das  Filtrat  in  einem  kleinen  Porzellantiegel  auf,  ver- 
dampft hierauf  den  Alkohol,  wischt  den  Inhalt  des  Tiegels  mit 
einem  kleinen  Stück  calcinmfreien  Filtrierpapiers  ans,  wickelt  das 
Papier  um  einen  feinen  Platindraht,  verascht  dasselbe,  befeuchtet 
den  GlUhrückstand  mit  Salzsäure  (mittels  eines  KapillarrOhrchens), 
hält  in  die  nicht  leuchtende  Flamme  und  beobachtet  die  Färbung. 
Ziegelrote  Farbe  zeigt  Calcium  an! 

War  nach  dem  Verdampfen  des  Alkohols  eine  bedeutende 
Menge  des  Nitrates  zurückgeblieben,  so  prüft  man  selbstverständlich 
auf  Calcium,  ohne  Anwendung  des  Papieres;  außerdem  löst  man 
eine  kleine  Probe  davon  in  Wasser  auf  und  prüft  mit  Ammon- 
Oxalat  auf  Calcium.  Eine  weiße  Fällung,  unlöslich  in  Essig- 
säure, zeigt  Calcium  an. 

Um  das  Strontium  nachzuweisen,  wäscht  man  die  zurück- 
gebliebenen Nitrate  mehrmals  durch  Dekantation  mit  absolutem 
Alkohol,  um  alles  Calcium  zu  entfernen,  trocknet,  vermischt  mit 
überschüssigem,  trockenem  Chlorammonium  und  erhitzt,  bis  keine 
Ammondämpfe  mehr  entweichen.  Durch  diese  Operation  sind  die 
Nitrate  des  Strontiums  und  Baryums  in  Chloride  ^)  verwandelt  worden 

(2  SrNOg),  +  6  NH^Cl  =  2  SrCl,  +  5  N^  +  Clj,  +  12  Hj,0  «) 

Die  erhaltenen  Chloride  behandelt  man  wie  oben  zuerst  mit  wenig 
99^/oigem  Alkohol  und  prüft  die  alkoholische  Lösung  durch 
Flammenfärbung  auf  Strontium.  Carmoisinrote  Flamme  zeigt 
Strontium  an. 

Das  in  Alkohol  unlösliche  Baryumchlorid  wäscht  man  mit 
Alkohol,  um  zurückgebliebenes  Strontiumchlorid  zu  entfernen,  und 
prüft  den  EUckstand  ebenfalls  in  der  Flamme:  Eine  gelbgrüne 
Flamme  zeigt  Baryum  an.  Wenn  genügend  Substanz  zu  Ge- 
bote steht,  löst  man  davon  in  Wasser  und  prüft  mit  Kaliumchromat 
auf  Baryum:  Eine  gelbe  Fällung  zeigt  Baryum  an. 

Spuren  von  Alkalien  und  alkalischen  Erden  weist  man  am 
sichersten  im  Spektroskop  nach.  Wir  wollen  daher  an  dieser  Stelle 
eine  kurze  Schilderung  der  Spektralanalyse  folgen  lassen. 

Spektralanalyse  (Bansen  &  Eirchhoff,  1865). 

Läßt  man  einen  Strahl  weißen  Lichtes  durch  ein  Glasprisma 
gehen,  so  wird  derselbe   nicht  nur  von    seiner  Eichtung  abgelenkt, 


^)  Recht  bequem  kann  man  die  Nitrate   in  Chloride  yerwandcln,   durch 
mehrmaliges  Eindampfen  mit  konzentrierter  Salzsäure. 

*)  Neben  dieser  Reaktion  findet  auch  die  folgende  statt: 

ßr(NO,),  +  2  NH4CI  =  SrCl,  +  4  H,0  +  2  NO  +  N, 


—    71     — 


sondern  er  wird  in  Farben  zerlegt,  er  erleidet  eine  Dispersion;  und 
zwar  werden  die  roten  Strahlen  am  wenigsten,  die  violetten  am 
meisten  abgelenkt.  Das  erhaltene  Bild,  das  Spektmm,  anf  einem  Schirme 
aufgefangen,  Fig.  5,  zeigt  die  Farben  nicht  scharf  abgegrenzt,  sondern  kon- 
tinuierlich ineinander  übergehend.  Man 
nennt  ein  solches  Spektrum  ein  kon- 
tinuierliches oder  ununterbro- 
chenes Spektrum.  Jeder  glühende 
feste  oder  ilussige  Korper  strahlt 
weifies  licht  aus;  das  Spektrum 
ist  in  allen  diesen  Fällen  ein  kon- 
tinuierliches. Anders  yerhalten  sich 
glühende  Dämpfe  und  Gase.  Diese 
strahlen  nicht  weißes  Licht,  sondern 
nur  ganz  bestimmte  Lichtarten  aus, 
welche  für  jeden  Dampf  und  jedes 
Gas  charakteristisch  sind.  Das  Licht 
glühender  Dämpfe  oder  Gase,  durch  das 
Prisma  zerlegt,  liefert  auf  dem  Schirm 
ein  diskontinuierliches,  ein  un- 
terbrochenes Spektrum.  Läßt 
man  das  zu  untersuchende  Licht  durch 
einen  feinen  Spalt  anf  das  Prisma 
auf     dem     Schirm     dargestellt     durch 


TlolAit 


Fig.  5. 

fallen,    so    wird   das  Bild 
einzelne     farbige     Linien 


Fig.  6. 


(Spaltenbilder),  welche  immer  am  gleichen  Orte  auf- 
treten, vorausgesetzt,  daß  immer  dasselbe  Prisma  zur  Zerlegung  des 
Lichtes  verwendet  wird.  Um  den  Ort,  an  welchem  die  Linien  im 
Spektrum  auftreten,  zu  fixieren,    verwendet  man  das  von  Bnnsen 


—    72    - 

und  Kirchhoff  angegebene  Spektroskop    (Tig.  6).    Figur  7  stellt 
ein  solches  im  Darchschnitt  dar. 

Der  zu  prüfende  KOrper  wird  bei  A  in  Form  einer  an  einem 
Flatindraht  befindlichen  Perle  in  der  nicht  leuchtenden  Gasflamme 
verflüchtigt.  1)  Das  ausgestrahlt«  Licht  gelangt  dnrch  die  Spalte  des 
Spaltrohres  (Colimator)  Sp  anf  das  Prisma,  wird  dort  gebrochen 
nnd  gelangt  durch  das  Femrohr  C  in  das  Auge  des  Beobachters. 
Anf  der  Glasplatte  pp  des  Skalenrohres  Sk  ist  eine  Skala  ange- 
bracht, welche  durch  eine   kleine    Flamme    bei    B   beleachtet    wird. 

B 

? 


Das  Skalenrolir  tat  so  gegen  die  Fl&che  aa  des  Prismas  geneigt, 
daß  die  von  der  Skala  kommenden  Strahlen  an  der  Prismenflscfae 
total  reflektiert  und  mit  den  zn  nntersnchenden  Strahlen  in  das  Auge 
des  Beobachters  gelangen,  so  dafl  dieser  die  einzelnen  Linien  an 
bestimmter  Stelle  der  Skala  sieht.  Da  aber  die  Lage  der  Linien 
vom  ZerstrennngsTermSgen  der  Prismamasse  und  von  dem  brechen- 
den Winkel  des  Prismas  abhängig  ist,  so  ist  es  klar,  daB  in  ver- 
schiedenen Apparaten  die  Lage  der  Linien  eine  verschiedene  sein 
kann.     Da  nun  jeder  Farbe    Licht   von    einer   bestimmten    Wellen- 


')  Die  ao  erhaltenen  Bpaktra  sind  HuDerordontlich  achOn,  aber  wegen 
der  FlUclitigkeit  der  kleinen  Proben  meist  von  sehr  kurzer  Dsuer.  Lang' 
andauernde  Spektra  erbUt  man  mit  Hilfe  des  Beckmannaeben  BieiineTS 
(Z.  r.  phja.  Ch.  XI,  S.  472)  Fig.  S.  Man  beschickt  den  OlaitzcrBiaabet  G  mit 
0,5 — 1  em  der  zu  untcrBucbenden  Snlitöanng,  lUndet  das  Oai  an  uud  blast 
mittels  eines  guten  Waaserstrahlgeblases  Luft  bei  a  ein.  Durch  den  Luft- 
atrom  w<nl  die  Flüssigkeit  lerstaubt,  der  fuine  Regen  gelangt  in  die  nicht 
lenchleude  Flamme  and  erteilt  dieser  eine  lang  indauenide  Fjrbcng,  «ucb 
be!  Anwendong  von  nai  wenigen  Uilljgramm  Substanz.  Man  kann  HO  in 
aller  MuBe  die  Ueeiung  der  eintelnen  Linien  vornehmen,  ohne  die  Probe 
1  mUiieo. 


]äDge    entspricht,    so    gibt    man   nicht    die    Lage    der    aaßreteaden 

Linien,  sondern    die  WellenlSnge  der  auftretenden  Lichtarten  an. 

Die  Wellenlängen  drückt  man  in  Millionstel  Millimetern  |iu  aas. 


rote            ,                     Rb.f 

rieht  dio 

795.0  ii[i 

781.1  , 

rote  Kalinmlinie 
rote  Lithinmlinie 

Li« 

769,9  , 
766,5    , 

670,8   , 

rute  Kadmiumlinie  ')        Cd.^ 
oraogegelbe  Litinamlinie  Li_: 
gelbe  Natriamliniä 
(Mitte  der  Doppellinie)  Na 

643,9   „ 

(510,3  , 

589,3  , 

*)  Die  Kftdniiamliiiiaii  sind  nDr  deatUch  im  Fankenspektnim  uchtbar. 


—     74     — 

grüne  Calcinmlinie  Caß  ;  554,4   „ 

grüne  Thalliumlinie  Tl     :  535,0  „ 

grüne  Kadmiumlinie  ^)      Cd^f  :  508,6   „ 

blaue  Kadmiumlinie  ^)  Cdg  :  480,0  „ 

blaue  Kadmiumlinie ^)  Cd^  *  467,8  „ 

blaue  Strontiumlinie  Sro   :  460,7  „ 

blaue  Cäsiumlinie  Csß  :  459,3  „ 

blaue  Gäsiumlinie  Csa  '455,3  „ 

blauviolette  Inidiumlinie  Ina  :  451,1  „ 

violette  Eubidiumlinie  Ebß  :  421,2  „ 

violette  ,  Rba  •  420,2  „ 

violette  Indiumlinie  Inß   •  410,1  „ 

violette  Kaliumlinie  Kß    :  404,4  „ 

H  (Frauenhofersche  Linie  C)    :  396,8   „ 
Angenommen  wir  hätten  obige  Linien  an  folgenden  Stellen  der 
Skala  beobachtet:    K^  bei    Teilstrich    17;    Kß  bei    154;    Lio^  bei 

32;    Na  bei  50;    Tl  bei   68;    Srg    bei    106;    In^    bei    111    und 

Inß  bei  149. «) 

Tragen  wir  nun  die  Wellenlängen  auf  die  Ordinate,  die  ent- 
sprechenden Skalenteile  auf  die  Abszisse  eines  rechtwinkligen 
Koordinatensystems  auf  und  verbinden  die  Durchschnittspunkte,  so 
erhalten  wir  eine  Kurve,  ^)  (Fig.  9)  welche  die  Wellenlängen  darstellt. 

Die  Kurvenstücke  zwischen  je  zwei  Durchschnittspunkten  können 
wir,  ohne  einen  großen  Fehler  zu  begehen,  als  proportional  den 
entsprechenden  Skalenteilen  ansehen. 

Die  Benützung  dieser  Kurve   sei  an   einem   Beispiel  erläutert: 

Wir  beobachten  bei  Teilstrich  60  der  Skala  eine  Linie  o?. 
Wie  groß  ist  die  dazugehörige  Wellenlänge?  Die  Linie  liegt 
zwischen  der  Natrium-  und  der  Thalliumlinie,  beide  von  bekannter 
Wellenlänge. 

Die  Natriumlinie  liegt   bei   Teilstrich  50  und   entspricht  589,3    fjL[i 
„    Thalliumlinie    „         „  „  68     „  „  535.0      „ 

Folglich  entsprechen  18  Skalenteile        :    54,3    p.^ 

und     1  Skalenteil  :  3,017    [i^ 


')  Die  Kadmiamlinien  sind  nur  deatlich  im  FankeDspektram  Bichtbar. 

^  Irrtümlicherweise  ist  die  Linie  Iua  in  Figur  9  bei  139  anstatt  bei 
149  angegeben. 

^  Für  gewöhnlich  konstruiert  man  die  Kurve  nur  für  die  Wellenlängen 
800 — 400  fjLfx,  weil  nur  diese  Lichtarten  fUr  das  Auge  sichtbar  sind.  Die 
Strahlen  von  geringerer  Wellenlänge  als  400  fjifi  nennt  man  die  altra- 
Tioletten,  und  die  von  größerer  Wellenlänge  als  800  pipi  die  ultraroten 
Strahlen.  Erstere  lassen  sich  durch  ihre  Wirkung  auf  der  photographischen 
Platte,  letztere  durch  ihre  thermische  Wirkung,  aber  auch  durch  besonders 
hergestellte  photograpbiBche  Platten  erkennen. 


—    75    — 


I 

80 


30      ^0 


80      90 

Fiff.  9. 


I    ■    t 
140    150   160 


Die  Linie  x  liegt  bei  Teilstrich  60  =  50  +  10  Skalenteile 
und  diese  entsprechen: 

Teilstrich     50  :  589,30    jijjl 
—   10  Teilstriche         ;     30,17      ^ 

Teilstrich     60  :  559,13     JI^T 

Mit  zunehmenden  Skalenteilen  nimmt  die  Wellenlänge  ab, 
daher  mußten  wir  30,17  von  589,3  abziehen.  Die  gesuchte  Wellen- 
länge, 559,13  fi^,  kann  man  sofort  mit  großer  Annäherung  aus 
Fig.  9  ablesen. 

Das  Messen  der  Linien  und  Banden  des  Spektrums. 

Die  Richtigkeit  der  so  dargestellten  Wellenlängenkurve  hängt 
wesentlich  ab   von    der    Richtigkeit    der    Messung    der  beobachteten 


76 


Linien  oder  Banden.  Um  die  Measung  genau  zu  ermöglichen,  ist 
bei  alleo  feineren  Apparaten  im  Okular  ein  Fadenkrenz  angebracht, 
das  allemal  mit  einer  bestimmton  Stelle  der  zu  messenden  Linie  zur 
Deckung  gebracht  werden  muß.  Welche  Stelle  des  Streifens  hiezn 
gewühlt  werden  muß,  hilngt  von  der  Konstruktion  der  Spalte  ab. 
Ist  der  Apparat  mit  einer  uns j-mmotrischen  Spalte  veraeben, 
'd.  h.  einer  solchen,  bei  welcher  der  eine  Schirm,  z.  B.  der  rechte, 
fest  steht,  während  der  andere  beweglich  ist,  so  erfolgt  die  Ab- 
lesung,  indem  man  den  Durch  sehn  ittspnnkt  des  Fadenkreuzes  mit 
der  feststehenden  Kante  des  Spaltbildes  zur  Decknog  bringt. 
Vei^leiche  Figur  10. 


bewegbeh    feststehend 


bewegheh  bewegtidi 


Fig.  10. 

i^Dltellang  bei  nnajiDmetriECber 

Spalte. 


Fig.  11. 

EinstellDDg  bei  sTmioetriscliaT 

Spalte. 


Bei  symmetrischer  Spalte,  d.  h,  bei  einer  solchen,  bei  der  die 
beiden  Schirme  sich  symmetrisch  Cfihen  und  schließen,  mnß  das  Faden- 
kreuz anf  die  Mitte  der  zu  messenden  Linie  einr;eatellt  werden  (Fig.  11). 

Viel  beqnemer  und  anch  genauer  lassen  sich  die  MeBsungen  mittels 
des  Hilgerschen  Wellenlängen-Spektroskops  (Fig.  12) 
ausfuhren.  Bei  diesem  Apparat  stehen  Kolimator  und  Femrohr  fest, 
das  Prisma  ist  aber  mittels  der  Trommel  (Fig.  13),  anf  welcher  eine  sehr 
exakte  Wellenlttngenknrve  eingraviert  ist,  drehbar.  Der  Zeiger  der 
Trommel  gibt  dann  die  gesuchte  Wellenlänge  bis  auf  ±  0,2  ^^  an. 


Fig.  13.  Fig.  H. 

Trommel  in  TeigrSBertem  MaGatabe.  Okular  mit  Stablspilze  DDd  Spiegel. 

Zur  rajichen  EiostelluDg  eignet  sich  das  in  Figur  14  abgebildete 
Okular  ganz  vortrefflich.*)  In  diesem  befindet  sich  unterhalb  dea 
Padeokrenzes  eine  feine  polierte  Stablspitze,  die  mittels  eines  kleinen 
Spiegels    von    außen    belichtet    wird,    so    daß    sie    sehr   deutlich     zu 

*)  Dieiea  Okular  kaoo,  wie  la  der  Figur  eraichtliub,  mit  ver«cbiebbareii 
Blanden  venahen  irerden,  ein  bequemes  Mittel,  BiSrende  leitliche  Belenchtnng 
fenmhallen. 


78 


sehen  ist.  Man  stellt  diese  Spitze  aaf  die  feststehende  Kante  bezw. 
Mitte  der  za  messenden  Linie  ein,  was  sehr  rasch  geschehen  kann, 
und  macht  nur  die  letzte  feine  Einstellnng  mittels  des  Fadenkreuzes , 
Nicht  alle  Körper  lassen  sich  in  der 
nicht  leuchtenden  Gasflamme  vei^asen. 
Diese  nicht  vergasharen  Körper  geben  da- 
her kein  Flamm enspektmm,  wohl  aber  nach 
ihrer  Verflüchtigung  im  elektrischen  Fun- 
ken ein  Fnnkeuspektrom. 

Da  viele  Kitrper  nor  mittels  ihres  Fun- 
kenspektrams  aaf  Reinheit  geprüft  werden 
können,  su  wollen  wir  in  aller  Kttrze  di« 
Methoden  zur  Krzengnng  des  Funken- 
spektmms  angeben. 

Bnnsen  versieht    zwei     gegenüber- 
l\  i  hegende  Platindrähte  mit  kleiDen,  konisch 

zugeschUtfenen  Holzkohlenspitzen,  welche 
mit  der  Lösung  des  zu  nntorauchenden 
Motallsalzes  getiünkt  sind.  Verbindet  man 
die  Platindrähte  mit  einer  IndnktionsroUe, 
so  springen  zwischen  den  Kohlenspitzen 
Funken  llber,  wodnrch  das  Metall  ver- 
flüchtigt wird.  Beobachtet  man  nnn  den 
Funken  im  Spektroskop,  ao  sieht  man  eine 
sehr  grofio  Anzahl  von  Linien,  welche  nur 
Teil  von  dem  Metall  herrUhren.  Ein 
1er  Masse  der  Kohlenspitzen  und  von 
der  Luft.  Um  daher  das  Metallspektmm  za  erlialten,  fhhrt  man  zu- 
nächst den  Versuch  ohne  Substanz  ans  und  zeiclinet  oder  photognt- 
phiert  das  entstehende  Spektnun.  Dann  fllhrt  man  den  Versuch  mit 
der  Salzlösung  ans;  die  neu  hinzugekommenen  Linien  ergehen  das 
Spektrum  des  Metalles.  Bequemer  lassen  sich  Fnnkenspektra  mit 
Hilfe  sogenannter  Fulgnratoren  erhalten.  Delachanel  und  Mennet 
wenden  einen  Fulgnrator,  wie  in  Fig.  15  angegeben,  an.  Dadurch, 
daß  sich  die  Salzlösung  im  Reagensgl&s  befindet,  kann  die  Spalte 
des  Spektroskops  nicht  durch  Spritzen  verunreinigt  werden.  Sehr 
bequem  zur  Herstellung  von  Funken spcktren  ist  die  kleine,  von 
H.  Dennis    angegebene   Vorrichtung  (Fig.   16). 

Der  in  einem  Glaarohr  eingeschmolzene  Platindraht  x  trSgt 
eine  Spitze  von  Ceylongraphit,  die  gerade  noch  ans  dem  Schenkel  e 
herausragt.  Die  obere  Polspitze  ist  in  der  Zeichnung  nicht  angegeben. 
Zur  Füllung  des  Rohres  m  mit  der  zu  untersuchenden  Salz- 
lösung entfernt  man  s,  neigt  den  Apparat  nach  links,  gieflt  die 
Lösung    durch    das    obere    Ende    von  m  ein    und    schiebt  8  wieder 


Fi^.  15.       Fig.  16. 


Teil   der  Linien   stammt  ^ 


-     79     - 

hinein  bis  beinahe  auf  den  Boden.  Nun  bringt  man  den  Apparat 
in  die  au&echte  Stellung,  wobei  die  Flüssigkeit  in  e  bis  zum  gleichen 
Niveau  mit  dem  unteren  Ende  von  8  steigt.  Durch  Emporziehen 
von  8  steigt  die  Flüssigkeit  bis  zum  oberen  Bande  von  e.  Beim 
Überschlagen  der  Funken  auf  die  Spitze  verdampft  eine  genügende 
Menge  der  Flüssigkeit,  um  das  gewünschte  Spektrum  zu  geben. 
Auch  soll  keine  Verunreinigung  der  Spalte  durch  Verspritzen  statt- 
finden.^) 

Zur  Untersuchung  von  Gasspektren  verwendet  man  kleine 
Geißlersche  EOhren,  die  das  betreffende  Gas  in  verdünntem  Zustand 
enthalten. 

Außer  den  Flammen-  und  Funkenspektren  sind  noch 
die  Absorptionsspektren  zu  erwähnen.  Läßt  man  weißes 
Licht  durch  Lösungen  gefkrbter  Stoffe  gehen,  so  werden  gewisse 
Lichtarten  von  der  Flüssigkeit  absorbiert  und  fehlen  dann  im 
Spektrum.  Wir  sehen  im  Spektroskop  ein  helles  Spektrum,  un- 
terbrochen durch  schwarze  Bänder  (Absorptionsstreifen), 
welche  für  die  betreffende  Substanz  charakteristisch  sind. 

So  liefern  Losungen  der  Permangansäure,  des  Neodyms, 
Praseodyms,  Erbins,  Samariums  und  viele  andere,  charakteristische 
Absorptionsspektren. 

Hiebei  ist  zu  bemerken,  daß  ein  Absorptionsspektrum  ganz  ver- 
schieden aussehen  kann,  je  nachdem  man  mit  konzentrierten  oder 
verdünnten  Lösungen  arbeitet.  Bei  der  Messung  von  Absorptions- 
streifen vendünnt  man  die  Lösung  so  weit  mit  Lösungsmittel,  bis 
der  Streifen  als  möglichst  feine  Linie  im  Durchschnitts punkt  des 
Fadenkreuzes  erscheint,  die  beim  weiteren  Verdünnen  verschwinden 
würde. 

Dasselbe  erreicht  man  bequemer,  indem  man  nach  K.  Philip 
die  in  einem  Keagensglas  befindliche  konzentrierte  Lösung  mit  dem 
Lösungsmittel  überschichtet  und  die  verschiedenen  Schichten  be- 
obachtet. Die  unterste  Schicht  gibt  das  Spektrum  der  konzentrierten, 
die  oberen  Schichten  das  von  stets  verdünnter  werdenden  Lösungen. 

Um  alle  die  oben  erwähnten  Spektren  scharf  herzustellen,  muß 
das  Spektroskop  richtig  eingestellt  sein,  d.  h.  die  Strahlen  müssen 
parallel  aus  dem  Spaltrohr  aus-  und  in  das  Fernrohr  eintreten. 
Zu  diesem  Zwecke  wird  das  Fernrohr  abgeschraubt  und  auf  einen 
möglichst  fernen  Gegenstand  scharf  eingestellt.  Hierauf  entfernt 
man  das  Prisma,  bringt  das  Spaltrohr  genau  dem  Fernrohr  gegen- 
über und  beobachtet  durch  letzteres  die  Spalte.  Das  Spaltrohr  muß 
verlängert  oder  verkürzt  werden,  bis  das  Bild  der  Spalte  im  Fern- 
rohr scharf  zu    sehen    ist.     Nun  bringt    man    das    Prisma    in    den 

^)  Sehr  gute  Dienste  leistet  Werner  von  Boltens  Chromoscop.  Z.  f. 
Elektrochemie  9,  (1903),  S  913. 


Apparat,  schraabt  es  fest  und  stellt  die  Skala  dnich  Verlängern 
oder  Verkürzen  des  Skalenrohrs  scharf  ein  bis  die  Skala  im  Fern- 
rohr scharf  za  sehen  ist  So  eingestellt,  ist  der  Apparat  fertig  znm 
Gebrancli 

Recht  bequem  sind  auch    die  kleinen  Taachenapektroskope  mit 
gradsichtigeu  PnsmensystemeD,  wie  Fig    17  ein  solches  darstellt. 


4-.    '-'  — 


^SH 


Fig.  18. 

Will  man  ein  Spektrum  pbotographieren,  so  ersetzt  man  das 
Femrohr  durch  eine  Kamera,  wie  in  Fig.  18  ersichtlich.  Der 
Apparat  heißt  dann  öpek tr ograph.  Bei  Anwendnug  von  Glaa- 
prismen  und  -objektivlinsen  kann  man  das  Spektrum  nitr  bis  un- 
gefähr 350 1*5*  pbotographieren.  Um  den  ultravioletten  Teil  des 
Spektrums  photographisch  sichtbar  zu  machen,  mnfi  man  die  Ob- 
jektivlinsen und  das  I'risnia  aus  Quais  und  Flußspat  herstellen, 
wobei  es  gelingt,  Linien  von  ca.  200  fi|t  zu  pbotographieren.  Für 
die  Beobachtung  von  noch  kllneren  Wellenlängen  ist  nur  Flußspat 
anwendbar,  weil  er  die  ultravioletten  Strahlen  weniger  absorbiert 
Hl.  Qa.rj. 

Um  die  ultraroten  Strahlen  zu  phott^iraphieren,  wendet  man 
die  von  W.  A  b  n  e  y  crfnndenen,  besonders  konstruierten  photo- 
graphischen  Platten  an. 


—    81    — 

ni.  Gruppe  oder  Schwefelammoniumgruppe. 

Alnmininm,  Titan,  Chrom,  Eisen,  Uran,  Zink, 
Mangan,  Nickel,  Kobalt.  (Beryllium,  Zirkon,  Thorium, 
Yttrium,  Erbium,  Cerium,  Neodym,  Praseodym,  Nio- 
bium, Tantalium.) 

Aluminium  =  AI.  At-Gew.  =  271. 

Sp.  Gew.  =  2-56— 2-67.  F.  P.  =  657-30  C. 

Vorkommen.  Das  Aluminium  kommt  sehr  verbreitet  in  der 
Natur  vor,  meistens  in  Form  von  Silikaten,  von  welchen  die  Feld- 
spate und  Glimmer  und  ihre  Zersetzungsprodukte  in  erster  Linie 
zu  nennen  sind: 

/SigOg  =  Kj  /SiO^  =  KHa  -OH 

Al-SijOg  =  AI         Al-SiO^  =  AI  Al-SiO^  =  H, 

\Si3O8  =  AI  \SiO^  =  AI  -SiO^  =  AI 

Orthoklas  Muskovit  Kaolin 

(Feldspat.)  (Glimmer.)  (ZersetzuDgaprodukt.) 

Don  unreinen  Kaolin  nennt  man  Ton.  ^ 

Femer  sind  anzuführen:  der  Kryolith  (AlEgNa^);  der 
Spinell  (Al^O^Mg)  (Magnesiumaluminat),  welcher  regulär  kristalli- 
siert und  isomorph  ist  dem  Magnetit  (Fe^O^Fe)  und  dem 
0  h  r  0  m  i  t  (Cr^  04Fe) ;  A 1  u  n  i  t  AI3  K(S04  )2  {^^)g  »  monosymmetrisch ; 
die  Hydroxyde   des 

/OH 
Aluminiums :    Hydrargillit    AI  —  OH  monosymmetrisch, 

\0H 

/OH  0 

Al-OH  /- 

Bauxit      >>  O     und    Diaspor    AI  —  OH,    rhombisch; 
Al-OH 

\0H 

Korund  AI2O3  hexagonal  rhomboedrisch  (Rubin,  Saphir, 
Smirgel):  Härte  9;  isomorph  dem  Fe^Og  und  Cr^Og. 

Das  Aluminium  ist  dreiwertig,  von  silberweißer  Farbe,  wird 
an  feuchter  Luft  nur  wenig  angegriffen,  löst  sich  leicht  in  Salzsäure, 
schwer  in  Schwefelsäure  und  sehr  schwer  in  Salpetersäure,  dagegen 
leicht  in  Kali-  und  Natronlauge  unter  Wasserstoffentwicklung  und 
Bildung  von  Aluminat: 

2  AI  +  6  KOH  =  2  A1(0K)3  +  3  H^ 

Treadwell,  Analytische  Chemie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  6 


—    82    — 

Das  Alummium  bildet  nur  ein  Oxyd,  das  AI2O3  und  demnach 
nur  eine  Salzreihe. 

Die  Aluminiumsalze  sind  alle  farblos  und  die  wasserlöslichen 
zeigen  in  wässeriger  Lösung  saure  Eeaktion,  weil  sie  stark 
hydrolytisch  gespalten  werden.  So  ist  es  erklärlich,  daß  man  durch 
Eindampfen  der  wässerigen  Lösung  des  Aluminiumchlorids  nicht 
Aluminiumchlorid,  sondern  das  im  Wasser  unlösliche  Hydroxyd  erhält : 

AlClj  +  3  HÖH  =  A1(0H)8  +  3  HCl 

Charakteristisch  fUr  das  Aluminium  ist  seine  Fähigkeit,  Alaune 
zu  bilden.  Die  Alaune  sind  Doppelsalze  des  Sulfats  mit  den  Sul- 
faten des  ELaliums,  Cäsiums,  Eubidiums  und  Ammoniums,  von  der 
Formel:  AI  =  SO4 

-^         -f  12  H,0 
E  — SO4 

Die  Alaune  kristallisieren  regulär,  meistens  in  Oktaedern,  oft 
kombiniert  mit  00  0  00  und  00  O. 

Der  Kaliumalaun  ist  viel  schwerer  löslich  in  kaltem  als  in 
heißem  Wasser,  so  lösen  100  Teile  Wasser  bei  15®  C  10*7  Teile 
und  bei  100»  C  283  TeUe  Alaun. 

Das  S  u  1  f  i  d  des  Aluminiums  läßt  sich  nur  auf  trockenem  Wege 
darstellen.  Es  ist  eine  hellgelbe  Substanz,  die  durch  Wasser  in  der 
Kälte  in  Aluminiumhydroxyd  und  Schwefelwasserstoff  hydrolytisch 
gespalten  wird: 

AljS,  +  6  HÖH  =  3  HjjS  +  2  A1(0H)8 

Starken  Säuren  gegenüber  spielt  das  Aluminiumhydroxyd  die 
Eolle  einer  Base,  starken  Basen  gegenüber  die  einer  Säure. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak  (NH^OH)  erzeugt  eine  gallertartige  Fällung  von 
Aluminiumhydroxyd,  welches  etwas  löslich  ist  in  Wasser,  nicht 
aber  in  Ammon salzen: 

AICI3  +  3  NH^OH  =  A1(0H)5  +  3  NH.Cl 

Die  Eigenschaft,  sich  in  Wasser  etwas  zu  lösen,  teilt  das 
Aluminiumhydroxyd  mit  allen  kolloidalen  Substanzen, 
welche  sowohl  in  einer  unlöslichen  Form,  als  Hydrogel,  wie  in 
einer  löslichen,  als  Hydrosol  existieren.^) 

Das  Hydrosol  geht  meistens  durch  Kochen  der  Lösung 
in  das  Hydrogel  über,  auch  durch  Zusatz  von  Salzen.^) 
Das  Hydrosol  des  Aluminiumhydrats    läßt   sich  jedoch   nicht  durch 

^)  Für  Näheres  Über  kolloidale  Lösangen  vergl.  „Allgemeine  Chemie 
der  Kolloide**  toh  A.  MttUer,  Leipzig  1907. 

*)  Aaf  letzterem  beraht  n.  a.  das  in  der  Teclmik  angewandte  VerÜEihren 
dee  HAuBsalzenB*  von  kolloidalen  Farbgto£fen  aaa  deren  L^iungen. 


—     83    — 


Kochen  in  das  Hydrogel  verwandeln,  sondern  nur  dnrcb  Znsatz 
von  Salzen,  am  besten  von  Ammonsalzen.  Will  man  daher 
Alnmininm  als  Hydrat  ans  einer  Lösung  mit  Ammo- 
niak j^usfällen,  so  verwende  man  stets  einen  großen 
Überschuß  von  Ammonchlorid. 

Das  frischgeföllte  Alnminiumhjdroxyd  ist  in  verdünnten  Säuren 
leicht  löslich;  nach  einigem  Stehen  in  einer  Salzlösung,  besonders 
nach  längerem  Kochen,  wird  es  viel  schwerer  löslich,  so  daß  man 
es  längere  Zeit  mit  der  Säure  digerieren  muß,  um  es  vollständig  in 
Lösung  zu  bringen. 

2.  KaJinrn  oder  Natriamhydroxyd  erzeugen  dieselbe  Fällung 
wie  Ammoniak,  die  aber  im  Überschuß  des  Fällungsmittels  leicht 
löslich  ist,  unter  Bildung  von  Alkalialuminat : 

AlCl,  4-  3  KOH  =  3  KCl  +  A1(0H)3  und 
A1(0H)3  -f  3  KOH  =  3  H^O  +  A1(0K)3 

Das  Aluminiumhydroxyd  verhält  sich  also  hier  wie  eine  Säure. 

Versetzt  man  die  Lösung  eines  Aluminates  mit  verdünnter 
Säure,  so  entsteht  zuerst  eine  Fällung  von  Aluminiumhydrozyd,  die 
sich  auf  weiteren  Säurezusatz  löst, : 

Al(0Na)3  -f  3  HCl  =  3  NaCl  -f  A1(0H)3 
A1(0H)3  4-  3  HCl  =  3  H^O  -f  AICI3 
Auch    durch  Chlorammonium    werden    die    Aluminate  zersetzt, 
weil  das  Ammoniumaluminat  durch  Wasser  vollständig  hydrolytisch 
gespalten  wird: 

Al(0Na)3  +  3  NH.Cl  =  3  NaCl  +  A1(0NHJ3  und 
A1(0NHJ3  4-  3  HÖH  =  3  NH.OH  +  A1(0H)3 

Das  Aluminiumhydroxyd  löst  sieb  in  neutralen  wein- 
sanren  Alkalien  auf,  folglich  werden  obige  Reagentien  bei  An- 
wesenheit von  Weinsäure  keine  Fällung  erzeugen.  Das 
Aluminium  ist  alsdann  nicht  als  Aluminiumion  in  der  Lösung  zugegen, 
sondern  als  ein  komplexes  negatives  Ion,  vielleicht  von  der  Zu- 
sammensetzung: 


COOK     KOOC 

I 
CHOH     HOHC 


COOK 


CHO 


I 

CHOH     HOHC 


oder 


\ 


COO 


ooc 


CHO^ 

I 
COOK 


AI- OH 


\  / 
AI 


O 
H 


6» 


-     84    — 

Wie  die  Weinsäure  verhalten  sich  viele  andere  organische  Oxy- 
säuren  und  Oxy Verbindungen ;  so  die  Äpfelsäure,  Zitronen- 
säure, Zuckerarten,  Stärke  etc. 

3.  Schwefelainmoniam  erzeugt  eine  Fällung  von  Hydroxyd, 
weil  das  zuerst  entstehende  Sulfid  durch  Wasser  quantitativ  hydro- 
lytisch gespalten  wird: 

2  AICI3  +  3  (^R^)ß  =  6  NH.Cl  -f  AljSj 
Al^Sj,  +  6  HÖH  =  2  A1(0H)3  +  3  H^S 

4.  Alkalikarbonate    fkllen    Aluminiumhydroxyd    (Hydrolyse): 

2  AICI3  +  3  Na^COa  =  6  NaCl  -f  Al^CCOg), 
^1(^03)3  4-  6  HÖH  =  3  HjCO«  -f  2  A1(0H)3 

3  (H,0"^^02) 

5.  Barynmkarbonat  In  Wasser  suspendiertes  Karbonat  fkllt 
ebenfalls  Hydroxyd: 

2  AICI3  +  3  BaCOa  +  6  HÖH  =  3  BaCl^  +  3  HaCO«  +  2  A1(0H)3 

3  (H,0  +  CO,) 

6.  Alkaliacetate  erzeugen  in  neutraler  Lösung  keine  Fällung, 
dagegen  fkllt  beim  Kochen  der  Lösung  ein  sehr  voluminöser  Nieder- 
schlag von  basischem  Aluminiumacetat  aus: 

AICI3  +  3  NaCjjHgOa  =  3  NaCl  -f  Al(C2H30j5)3    (in    der    Kälte) 

löslich 
/OH 
Al(C,H302)3  +  2HOH->Al-OH      +  2  C^H^Og  (in   der  Hitze) 

\C.H3O, 

Läßt  man  die  Lösung  erkalten,  so  löst  sich  das  basische 
Acetat  wieder  auf.  £s  ist  dies  eine  reversible  Reaktion,  die  um  so 
vollständiger  im  Sinne  von  links  nach  rechts  verläuft,  je  mehr 
Wasser  zugegen  und  je  höher  die  Temperatur  ist. 

7.  Alkaliphosphate  (Na^jHPO^)  geben  eine  gallertartige 
Fällung  von  Aluminiumphosphat: 

2  Na.HPO^  +  AICI3  =  AIPO^  -f  3  NaCl  +  NaHaPO, 

oder  auf  Zusatz  von  Ammoniak: 

Na.HPO^  +  NHg  +  AICI3  =  AIPO,  +  2  NaCl  +  NH^Cl 

Das  Aluminiumphosphat  ist  löslich  in  Mineralsäuren,  unlöslich 
in  Essigsäure  (Unterschied  von  Ca,  Sr,  Ba,  Mg),  aber  leicht  löslich  in 
Kali-  und  Natronlauge: 

AIPO^  +  6  NaOH  =  Al(0Na)3  +  NajPO,  +  3  H^O 


—    85    — 

Kocht  man  die  alkalische  Lösung  mit  Ammoninmchlorid,  so 
fHllt  ein  Gemisch  von  Alnminiumphosphat  und  Alaminiumhydroxyd ; 
dagegen  erzengt  Chlorbaiynm  eine  Fällung  von  Baryumphosphat, 
während  das  Aluminium  als  Aluminat  in  Lösung  bleibt. 

8.  Xatriamthiosalfat  (NaiS^Og)  fUUt  beim  Kochen  das  Alumi- 
niam  vollständig  als  Aluminiumhydroxyd: 

2  AlCl,  +  3  Na^SgOg  +  3  HÖH  = 
6  NaCl  -f  3  S  +  3  SO,  +  2  A1(0H)3 . 

9.  Morin  in  alkoholischer  Lösung  zeigt  auf  Zusatz  von  nur 
Sporen  eines  neutralen  Alnminiumsalzes  grüne  Fluoreszenz  (sehr 
empfindlich  ^).  Berylliumsalze  und  die  Salze  der  seltenen  Erden  geben 
diese  Reaktion  nicht. 

Nachweisung  des  Aluminiums  bei  Gegenwart  von 
organischen  Substanzen,  welche  dieFällung  durchdie 
oben  genannten  Reagentien  verhindern. 

Bei  Anwesenheit  von  Weinsäure  oder  anderen  nicht  flüchtigen 
organischen  Oxyverbindungen  geben  die  vorerwähnten  Reagentien 
keine  Fällungen.  Um  daher  in  solchen  Fällen  das  Aluminium  nach- 
weisen zu  können,  muß  die  organische  Substanz  zerstört  werden,  was 
am  besten  wie  folgt  geschieht :  Man  versetzt  die  Lösung  mit  Soda  und 
etwas  Salpeter,  verdampft  in  einer  Platinschale  zur  Trockene  und 
glüht,  wodurch  das  Aluminium  in  Aluminat  übergeht  und  die  or- 
ganische Substanz  unter  Abscheidung  von  Kohle  zerstört  wird. 
Behandelt  man  hierauf  den  Gltihrückstand  mit  Salpetersäure  ^)  und 
filtriert,  so  erhält  man  das  Aluminium  als  Nitrat  in  Lösung,  mit 
welchem  nun  obige  Reaktionen  vorgenommen  werden  können. 

Durch  starkes  Glühen  verliert  das  Aluminiumhydrat  Wasser 
und  geht  über  in  das  Anhydrid:  Al^Og,  welches  in  Salzsäure  und 
Salpetersäure  kaum  löslich  ist.  In  konzentrierter  Schwefelsäure,  die 
mit  wenig  Wasser  versetzt  ist,  löst  es  sich  nach  langer  Digestion 
in  der  Wärme  auf.  Leicht  bringt  man  das  geglühte  Aluminiumoxyd 
sowie  den  natürlichen  Korund  in  Lösung  durch  Schmelzen  mit 
Kaliumpyrosulfat.  Die  Schmelze  wird  folgendermaßen  vor- 
genommen. Man  erhitzt  zuerst  das  käufliche  Kaliumhydrosulfat,  und 
zwar    ca.    die    zwölffache    Menge    des    aufzuschließenden  Oxyds,  in 


')  Fr.  GoppeUrOder,  „Kapillaraoaljse'',  S.  106. 

*)  War  genügend  Nitrat  zugegen,  bo  verbrennt  die  Kohle  vollständig 
za  COs,  dann  enthält  die  Schmelze  oft  noch  unzersetztes  Nitrat  oder  Nitrit. 
Will  man  den  GlQhrUckstand  mit  Salzsäure  aufnehmen,  bo  darf  dies  in  einer 
Platinschale  nicht  geschehen,  da  Königswasser  sich  bilden  und  das  Platin 
lösen  würde;  deshalb  neihme  man  die  BehandluDg  mit  Salpetersäure  vor 
oder  mit  SalzBäare  in  einem  PorzelIangef3lße, 


—    86    — 

einem  geräumigen  Platintiegel,  über  sehr  kleiner  Flamme.  Das  Salz 
schmilzt  sehr  leicht,  bei  ca.  300"  C  und  geht  unter  Wasserabgabe 
(Schäumen)  in  Kalinmpjrosulfat  Über: 

SO«  Z  OH  S^«  "~  ^^ 

=  H,0  +  ^0 

SO,  Z  OK  ^^«  -  ^^ 

Sobald  das  Schäumen  aufhört,  ist  die  Umwandlung  in  Pyro- 
suifat  vollendet.  Nun  erst  fügt  man  das  trockene  Oxyd  hinzu  und 
setzt  das  Erhitzen  fort,  bis  die  Schmelze  anfangt  zu  erstarren  (ein 
Zeichen  von  der  Bildung  bedeutender  Mengen  von  K2SO4,  das 
viel  schwerer  schmelzbar  ist  als  das  Pyrosulfat),  dann  steigert  man 
die  Temperatur  wieder  und  setzt  das  Erhitzen  so  lange  fort,  bis  das 
Oxyd  sich  in  der  Schmelze  klar  gelöst  hat.  Durch  Erhitzen  des 
Pyrosulfates  entweicht  SO3,  das  im  naszierenden  Zustande  bei  der 
hohen  Temperatur  außerordentlich  reaktionsfähig  ist: 

KjSjO,  =  K,SO^  4-  SO, 

Die  entstandene  Schmelze    enthält    nach    vollendeter    Reaktion    das 
Aluminium  als  Aluminiumsulfat  neben  Kaliumsulfat: 

3  K,S,0,  +  Al.Og  =  Al,(S0j3  +  3  K,SO, 

und  kann  leicht  durch  Behandeln   mit  Wasser   in  Lösung   gebracht 
werden. 

Das  durch  Glühen  des  Hydrats  erhaltene  Oxyd  läßt  sich  auch 
durch  Schmelzen  mit  ätzenden  Alkalien  aufschließen: 

AlgOj  +  6  KOH  =  2  A1(0K)3  +  3  H^O 

Man  nimmt  diese  Operation  in  einem  Silbertiegel,  nicht  in 
einem  Platintiegel  vor,  weil  letzterer  stark  angegriffen  wird. 

Das  in  der  Natur  vorkommende  AljjOj  (Korund,  Rubin,  Saphir, 
Smirgel)  kann  nur  durch  Schmelzen  mit  Kalium-  oder  Natriumpyro- 
sulfat  vollständig  aufgeschlossen  werden. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Aluminium  Verbindungen,  mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Löt- 
rohr erhitzt,  geben  weißes,  unschmelzbares,  stark  leuchtendes  Oxyd, 
das,  mit  Kobaltnitratlösung  befeuchtet  und  wieder  geglUht,  eine 
blaue,  unschmelzbare  Masse  (Thönards  Blau)  liefert.  Diese 
Reaktion  führt  man  am  besten  aus,  indem  man  ein  kleines  Stück 
Filtrierpapier  in  einer  Platinspirale  befestigt,    mit   der  zu  prüfenden 


—    87    — 

Verbindung  beschickt,  mit  yerdttnnter  Salpetenttnre  befeuchtet  und 
erwIEnnt,  damit  die  Verbindung  sich  womöglich  lOst,  in  das  Papier 
sickert  und  sich  dadurch  auf  eine  größere  Oberfläche  verteilt.  Man 
versetzt  mit  wenig  verdünnter  Kobaltnitratlösung  und  glüht  stark ; 
Spuren  von  Aluminium  können  an  der  sich  bildenden  blauen  Masse 
leicht  erkannt  werden«  Anwesenheit  fremder,  geflürbter  Metalloxyde 
verhindert  die  Reaktion. 

Die  Aluminiumsalze  sind  nicht  flüchtig,  sie  fitrben  die  Flamme 
nicht.  Beim  Glühen  an  der  Luft  werden  aUe  Aluminiumsalze,  aus- 
genommen das  Phosphat  und  die  Silikate,  unter  Hinterlassung  von 
Oxyd  zersetzt. 

2  AIOI3  +  Ob  =  Al^O,  +  3  Ol, 
2  A1(N03)3  =  AI3O8  +  3  N.Oj 
A1,(S0J3  =  ^03  +  3  SO3 

Chrom  =  Cr.  At-Gew.  =  521. 

Sp.  Gew.  =  6-81.  F.  P.  =  lölB»  0. 

Vorkommen.  Das  Ohrom  kommt  in  der  Natur  ab 
O  h  r  o  m  i  t  (Cr^Oj,  FeO)  isomorph  dem  Spinell  vor  (siehe  Aluminium) ; 
dann  als  der  monosymmetrisch  kristallisierende  Krokoit  (PbOrO^) 
und  als  Laxmannit,  eine  Doppelverbindung  von  Blei-Kupfer- 
phosphat und  basischem  Bleichromat  (P04)2(Pb,  Cu)3,  (Cr04)2Pb30). 
Außerdem  findet  es  sich  in  kleinen  Mengen  in  vielen  Silikaten,  so 
in  Muskoviten,  Biotiten,  Augiten  etc.  und  folglich  auch  in  den  Yer- 
witterungsprodukten  der  diese  Mineralien  führenden  Gesteine,  wie  in 
manchen  Kaolinarten  und  im  Bauxit  etc. 

Das  metallische  Ohrom  stellt  eine  weiße  kristallinische 
Masse  dar. 

Mit  Sauerstoff  bildet  es  folgende  Oxyde  : 

Chromoxyd  (Ohromoxydul)    Ohromioxyd    (Ohromoxyd) 
Or  =  0  Cr  =  0 

Cr=0 
Chromtrioxyd  Chromperoxyde*) 

Cr  =0  (Cr,Og,  Cr,0„  Cr,Oi,  und  Cr,0„). 

%0 

Das  Ohrom  tritt  also  als  zwei-,  drei-  und  sechswertigea  Element  aa& 


>)  Yeigl.  Seite  96. 


—    88    — 

Die  Oxyde  CrO  und  Cr^jO.,  sind  Basenanhydride;  sie 
geben  durch  Lösen  in  Säuren  die  entsprechenden  Salze:  die  Chrom o- 
und  die  Chromiverbindungen.  Das  Chromtrioxyd  ist 
das  Anhydrid  der  hypothetischen  Chromsäure  (H^CrO^),  welche  mit 
Basen  die  Chromate  liefert.  Die  Chromperoxyde  wurden  noch  nicht 
rein  erhalten,  dagegen  sind  Balze  der  Perchrom  säuren  isoliert  und 
analysiert  werden.  ^) 

A.  Die  Chromoverbindungen. 

Das  Chromooxyd  ist  nur   in   Form    seines    Hydrats  Cr ^tt 

bekannt,  das  beim  Trocknen  unter  Abspaltung  von  Wasserstoff  und 
Wasser  Chromioxyd  hinterläßt: 

2  Cr-^g  =  H,  +  H,0  +  CtjOs 

Wie  das  Chromohydrat,  sind  alle  Chromorerbindungen  äußerst 
unbeständig,  indem  sie  an  der  Luft  rasch  in  Chromiverbindungen 
übergehen.  Nur  die  Halogen  verbin  düngen,  das  Phosphat, 
Karbonat  und  Acetat  sind  in  trockenem  Zustande  bekannt,  das 
Sulfat  nur  in  Lösung.  Das  Acetat  Cr(C3HgOj)g  -j~  ^[«0  ist  ein 
rotbrauner,  kristallinischer,  in  Wasser  unlöslicher  Körper,  der  sich 
in  Salzsäure  leicht  löst.  Diese  Lösung,  sowie  die  aller  Chromo- 
verbindungen, absorbiert  begierig  Sauerstoff  und  findet  daher  in  der 
Gasanalyse  zur  Bestimmung  des  Sauerstoffs  in  Gasgemischen  Ver- 
wendung. Lösungen  von  Chromoverbindungen  erhält  man  leicht 
durch  Reduktion  der  Chromiverbindungen  mit  naszierendem  Wasser- 
stoff (Zink  und  Säure)  bei   Luftabschluß. 

Wegen  der  geringen  Beständigkeit  dieser  Verbindungen  wird 
sie  der  Analytiker  fast  nie  antreffen;  wir  können  daher  die  Reak- 
tionen der  zweiwertigen  Chromverbindungen  übergehen. 

B.  Die  Chrorniverbindungen. 

Die  Chromiverbindungen  enthalten  alle  das  Chrom  als  drei- 
wertiges Element ;  sie  sind  entweder  grün  oder  violett*)  gefärbt  und 
meistens  löslich  in  Wasser.  Unlöslich  sind  das  Oxyd,  Hydroxyd 
und  Phosphat,  das  wasserfreie  Chlorid  und  das  im  Kohlen- 
säurestrom stark  erhitzte  Sulfat.  Das  auf  trockenem  Wege  ge- 
wonnene   violette    Chlorid    CrCl^    löst    sich    nicht    in    Säuren;     es 


»)  Vergl.  Seite  95. 

2)  A  Werner  und  AI.  Gubßer  B.  B.  34,  S.  1579  (1901). 


-     89    — 

löst  sich  aber  leicht  in  Wasser  bei  Gegenwart  einer  Spnr  von 
Cbromchlorür,  auch  bei  Gegenwart  von  Zinncblorür  (Stanniol  und  wenig 
Salzsäore).  Durch  Auflösen  des  graugrünen  Chromihydroxyds  in 
Säuren  erhält  man  stets  grüne  Lösungen,  welche  nach  längerem 
Stehen  grünviolett  oder  violett,  und  beim  Kochen  wieder 
grün  werden.  Das  Chromisulfat  bildet  mit  den  Sulfaten  des  Kaliums, 
Ammoniums,  Cäsiums  und  Rubidiums  die  regulär  kristallisierenden 
Chromalaune,  welche  in  wässeriger  Lösung  sauer  reagieren,  wie 
die  übrigen  löslichen  Chromisalze  (Hydrolyse). 

Das  Chromisulfid  Cr^Sg  kann  nur  auf  trockenem  Wege  er- 
halten werden.  Beim  Behandeln  desselben  mit  Wasser  wird  es 
quantitativ  unter  Entwicklung  von  Schwefelwasserstoff  in  Hydroxyd 
verwandelt. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak  (NH^OH)  und  Ammonsolfid  erzeugen  einen 
graugrünen,  gallertartigen  Niederschlag  von  Chromihydroxyd : 

CrClj  -f  3  NH^OH  =  3  NH^Cl  -f-  Cr(OH)g  und 
2  CrClj  +  3  (NH4),S  +  6  HÖH  =  6  NH^Cl  +  3  H,S  +  2  Cr(0H)3 

Das  Chromihydroxyd  ist  im  Überschuß  von  Ammoniak  etwas 
mit  violetter  Farbe  löslich ;  besonders  leicht,  wenn  es  in  der  violetten 
Lösung  eines  Chromisalzes,  bei  Gegenwart  von  Ammonsalzen  er- 
zeugt wird.  Es  bilden  sich  hiebe!  Chromammoniakverbindungen, 
die  aber  durch  Kochen  der  Lösung  bis  zum  Verschwinden  des 
überschüssigen  Ammoniaks,  unter  Abscheidung  des  Chroms  als 
Hydroxyd,  quantitativ  zersetzt  werden.  Will  man  also  aus  einer 
Chromisalzlösung  das  Chrom  quantitativ  als  Hydroxyd  mittels 
Ammoniak  abscheiden,  so  muß  die  Fällung  bei  Siedehitze,  unter 
Anwendung  von  möglichst  wenig  Ammoniak,  vorgenommen  werden. 

Durch  Glühen  des  Chromhydroxyds  erhält  man  grünes  Chrom 
oxyd,  das  nach  starkem  Glühen  in  Säuren  unlöslich  ist.  Um 
es  in  Lösung  zu  bringen,  muß  es  durch  Schmelzen  mit  Kalium- 
pyrosulfat  aufgeschlossen  werden,  wie  bei  Aluminium  angegeben ;  oder 
man  schmilzt  es  mit  Natriumkarbonat  und  etwas  Salpeter  im  Platin- 
tiegel, wobei  es  in  leichtlösliches  Natriumchromat  übergeht: 

Cr^Oj  +  2  Na^COj  -f  3  0  =  2  Na^CrO^  -f  2  CO^ 

Löst  man  die  Schmelze  in  Wasser,  säuert  mit  Salzsäure  an,  fügt 
Alkohol  hinzu  und  kocht,  so  erhält  man  leicht  eine  grüne  Chrom- 
chloridlösung (Seite  94),  aus  welcher  das  Chrom  mit  Ammoniak  ge- 
fWt  werden  kann.  Durch  das  Aufschließen  mit  Soda  und  Salpeter 
im  Platintiegel  wird  letzterer  immer  etwas  angegriffen,  so  daß  sich 
in  der.  Lösung   der  .Schmelze  Platin    befindet,    welches    nach   dem 


—    90    — 

Behandeln  mit  Salzsäure,  durch  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff  in 
die  siedende  Losung  als  Sulfid  ausgefällt  und  durch  Filtration 
entfernt  wird. 

2.  Kaliam-  und  Natrimnhydroxyd  geben  dieselbe  Fällung 
wie  Ammoniak,  nur  ist  der  Niederschlag  im  Überschuß  des  Fällungs- 
mittels leicht  löslich,  unter  Bildung  von  grünen  Chromiten: 

CrCl,  +  3  KOH  =  3  KCl  +  Cr(0H)5  und 
O(0H)3  +  3  KOH  :^  3  HjO  +  Ci^OK), 

Das  Ghromhydroxjd  verhält  sich  hier  wie  eine  schwache  Säure. 
Die  Reaktion  ist  rerersibel.  Anwesenheit  von  viel  Wasser  bedingt 
den  Verlauf  der  Reaktion  von  rechts  nach  links,  besonders  leicht 
bei  Siedehitze.  Beim  Kochen  der  verdünnten  Lösung  findet  voll- 
ständige Hydrolyse  statt;  das  Chromhydrozyd  fUlt  fast  quantitativ 
wieder  aus  (unterschied  von  Aluminium). 

3.  Alkalikarbonate,  Barynmkarbonat,  Ammoniamsnlfid  und 
Alkalithlosnlfate  erzeugen  Chromhydroxyd,  wie  bei  Aluminium. 

4.  Alkaliphosphate  geben  eine  grüne,  amorphe  Fällung  von 
Chromiphosphat: 

2  NagHPO^  4-  CrClg  =  3  NaCl  +  NaH^PO^  +  CrPO^ 

Das  Chromiphosphat  ist  in  Mineralsäuren  leicht  löslich,  ebenso 
in  Essigsäure  in  der  Kälte.  Beim  Kochen  der  essigsauren  Lösung 
scheidet  sich  das  Phosphat  wieder  aus. 

5.  Alkaliacetate  erzeugen  in  Chromisalzlösungen,  weder  in 
der  Kälte  noch  in  der  Hitze  eine  Fällung.  Sind  aber  Aluminium- 
und  Ferrisalze  in  großer  Menge  gleichzeitig  vorhanden,  so  wird  das 
Chrom  mit  dem  Aluminium  und  Eisen  als  basisches  Acetat  fast 
quantitativ  gefällt.  Waltet  das  Chrom  vor,  so  flQlt  nur  ein  Teil 
der  Metalle  ab  basisches  Salz  aus;  das  Filtrat  enthält  noch  Eisen 
und  Aluminium  neben  Chrom  gelöst.  Bei  Gegenwart  von 
Chrom  ist  die  Abscheidung  des  Aluminiums  und  Eisens 
mittels  Alkaliacetaten  immer  unsicher. 

6.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  in  sauren  Chromisalzlösungen 
keine  Fällung. 

C.  Chromtriozydyerbindungen. 

Das  Chromtrioxyd  CrOg  bildet  rote,  rhombische  Nadeln,  die 
beim  Erhitzen  auf  190^  C  zu  einer  schwarzen  Flüssigkeit  schmelzen 
und  bei  ca.  250^  C  in  Chromoxyd  und  Sauerstoff  zerfallen.  Das 
Chromtrioxyd  ist  zerfliefilich  und  löst  sich  in  Wasser  sehr  leicht  mit 
orangeroter  Farbe.     Neutralisiert   man    diese   Lösung   mit   ELaliami» 


—    91     — 

hjdroxjd,  so  wird  sie  gelb  und  beim  Verdampfen  scheidet  sich 
das  schon  gelb  gefärbte  Salz  K2Cr04,  das  Kalinmsalz  der  Chrom- 
säure (HgCrOf),  aas.  Säuert  man  dagegen  die  gelbe  Lösung  des 
Ealiumchromates  an  und  läßt  dann  kristallisieren,  so  erhält  man 
prächtig  orangerot  gefärbte,  säulenförmige,  asymmetrische  Ejistalle 
von  KaUumdichromat  (ElgCr^O^). 

Die    wässerige   Lösung   des  Kaliumchromates  (K2Cr04)  enthält 
farblose  Kalium-  und  gelbe  CrO^-Ionen: 


K2CrO,:^K,  +  CrO, 

während   die   wässerige  Lösung   des  Kaliumdichromates   neben  farb- 
losen Kalium-,  orangerot  gefärbte  Cr^O^ -Ionen  enthält: 

KgCr^O^i^Kj  +  CrjO^. 

Wir  können  daher  aus  der  Farbe  der  Lösung  eines 
Chromates  auf  die  Natur  des  vorhandenen  Chroma- 
tions  schließen.  Da  sich  nun  das  Chromtrioxyd  in  Wasser  mit 
orangeroter  Farbe  löst,  so  müssen  wir  in  der  wässerigen  Lösung 
das  Vorhandensein  der  Dichromsäure  resp.  deren  Cr,  O^ -Ionen  an- 
nehmen, trotzdem  es  bis  jetzt  nicht  gelungen  ist,  diese  Säure  zu 
isolieren.  Die  eigentliche  Chromsäure  (H2Cr04)  scheint  nicht  einmal 
in  wässeriger  Lösung  existenzfähig  zu  sein. 

Bemerkung.  Obgleich  wir  aus  der  Farbe  der  Lösung  stets 
auf  die  Farbe  der  Ionen,  oft  auf  die  des  festen  Salzes  schließen 
können,  so  können  wir  nicht  umgekehrt  aus  der  Farbe  des  festen 
Salzes  auf  die  der  Lösung,  d.  h.  auf  die  in  der  Lösung  befindlichen 
Ionen  schließen;  ich  erinnere  an  das  gelbe  Bleijodid,  das  sich 
farblos  in  Wasser  löst;  auch  das  gelbe  und  rote  Merkurijodid 
lösen  sich,  wenn  auch  wenig,  so  doch  merklich  in  Wasser,  und 
zwar  farblos. 

Ist  die  Lösung  eines  Salzes  gefärbt,  so  ist  auch 
das  feste  Salz  gefärbt,  nicht  aber  umgekehrt. 

In  Wasser  sind  die  meisten  Chromate  unlöslich,  löslich  sind 
die  der  Alkalien,  des  Calciums,  Strontiums  und  Magne- 
siums. Alle  Chromate  lösen  sich  in  Salpetersäure;  sehr  schwer 
löslich  ist  das  geschmolzene  Bleichromat. 

Bildung  der  Chromate. 

AUe  Chromverbindungen  lassen  sich  leicht  zu  Chromaten  oxy- 
dieren. Je  nachdem  die  Verbindung  löslich  oder  unlöslich  ist,  ver- 
fährt man  nach  den  folgenden  Methoden. 

Die  Oxydation  löslicher  Chrom  Verbindungen  ge- 
schieht in  alkalischer  Lösung: 


-     92    — 

ä)  durch  Halogene.  Versetzt  man  eine  Cbromisalzlösnng 
mit  Kali-  oder  Natronlauge  im  Überschuß  und  leitet  Chlor  ein  oder 
fügt  Brom  hinzu,  so  vollzieht  sich  die  Oxydation  in  wenigen  Minuten. 
Die  grüne  GhromitlOsung  wird  hellgelb. 

2  Cr(0K)3  4-  4  KOH  +  3  CI2  =  6  KCl  -f-  2  H^O  +  2  KjCrO,    und 
2  Cr(0K)3  +  4  KOH  -f  3  Br,  =  6  KBr  +  2  H^O  +  2  K^CrO^ 

Auch  bei  Gegenwart  von  Natriumacetat  lassen  sich  die  Chromi- 
Verbindungen  durch  die  Halogene  oxydieren;  in  der  Kälte  verläuft 
der  Prozeß  äußerst  langsam,  rasch  dagegen  beim  Erwärmen: 

CrClj  +  8  NaCjHgO,  +  4  H^O  +  3  Cl  =  6  NaCl  +  8  HC^H^Oj  + 

-f-  NajjCrO^ 

b)  durch  Hypochlorite  (Natriumhypochlorit,  Chlorkalk  etc.); 
2  Cr(0K)3  4-  H,0  +  3  NaOCl  =  3  NaCl  -f  2  KOH  -f  2  K^CrO^ 

c)  durch  Bleiperoxyd:  Man  kocht  die  alkalische  LOsung 
mit  Bleiperoxyd: 

2  Cr(0K)3  +  3  PbO,  =  2  PbO  -f-  Pb(OK)g  +  2  KgCrO^ 

d)  durch  Wasserstoffperoxyd:  Die  Reaktion  verläuft 
in  der  Wärme: 

2  Cr(0K)3  +  3  HjO,  =  2  KOH  +2  H^O  +  2  Kj,  CrO^ 

e)  durch  frischgefälltes  Mangandioxyd.  Die  Oxy- 
dation verläuft  beim  Kochen  sogar  in  neutraler  und  selbst  in  ganz 
schwach  saurer  Lösung: 

2  CrClj  -4-  3  MnO,  +  2  H3O  =  3  MnCl,  -f  2  H,CrO, 

Die  Oxydation  in  saurer  LOsung  läßt  sich  nur  bei 
Anwesenheit  starker  Salpetersäure  mittels  Kaliumchlorat  bewerk- 
stelligen. 

Liegt  eine  unlösliche  Chromverbindung  vor,  wie  stark  gegltlhtes 
Chromoxyd  oder  das  in  der  Natur  vorkommende  Mineral  Chromit, 
so  bewirkt  man  die  Oxydation  durch  Schmelzen  mit  Natriumkarbonat 
und  Salpeter  oder  Kaliumchlorat  (vgl.  Seite  89). 

Die  so  erhaltenen  Alkalichromate  sind  intensiv  gelb  gefärbt 
und  sehr  leicht  löslich  in  Wasser.  Fügt  man  zu  einer  normalen 
Chromatlösung  Säure  hinzu,  so  schlägt  die  Farbe  in  orange  um, 
infolge  der  Bildung  von  Dichromaten: 

C<gf  CrO,  -  OK 

)oK  +  H>0,  =  K,SO,  +  H,0  +     O 

^k  Crt)3  -  OK 


—    93     - 

Umgekehrt  werden  die  Dichromate  der  Alkalien  durch  Zusatz 
von  ätzenden  Alkalien  oder  Alkalikarbonaten  wiederum  in  normale 
Chromate  verwandelt: 

KaCr^O,  +  2  KOH  =  H,0  -f  2  K^^CrO^  und 
KgCrjjO^  +  K3CO3  =  CO^  +  2  KgCrO, 

die  liOsung  wird  wieder  gelb. 

Wie  das  Chromoxyd  in  alkalischer  Lösung  leicht  Sauer- 
stoff aufnimmt,  um  in  Chromtrioxjdverbindungen  über- 
zugeben, so  geben  letztere  in  saurer  Lösung  ebenso  leicht 
Sauerstoff  ab  und  gehen  wieder  in  Chromoxydverbin- 
dun^en  über.  Die  Chromsäure  und  die  Chromate  in 
saurer  Lösung  sind  starke  Oxydationsmittel. 

I>ie  Oxydationsgleichung  in  der  allgemeinsten  Form  ist  die 
folgende : 

Dieser  Zerfall,  welcher  leicht  durch  Glühen  des  Chromtrioxyds 
eintritt,  verläuft  in  wässeriger  Lösung  ebenso  leicht  bei  Anwesenheit 
von  oxydierbaren  Stoffen;  so  werden  Ferrosalze  in  der  Kälte  sofort 
zu  Ferrisalzen  oxydiert: 

a)  durch  Chromtrioxyd: 

2  CrOj  -f  6  FeO  =  3  FcgOg  -f  Cr^O^ 

b)  durch  Kaliumdichromat: 

K2Cr207=K20,  2Cr03 
K,0,  2  CrOj  +  6  FeO  =  3  Fe^Og  +  Qx^O^  +  KgO 

Nur  muß  man  für  genügende  Säure  sorgen,  um  die  gebildeten 
Oxyde  zu  lösen: 

2  CrOj  +  6  FeO  +  12  H^SO^  =  12  H^O  -f  3  Fe2(SOj3  +  Cr2(S0  J3 

KjCr^jO^  +  6  FeSO^  +  7  H^SO^  = 
=  7  H,0  +  K,SO,  +  3  Fe,(S0j3  +  Cr,(S0j3 

Ebenso  werden  schweflige  Säure,  Schwefelwasserstoff 
und  Jodwasserstoff  bei  gewöhnlicher  Temperatur  oxy- 
diert, Oxalsäure,  Alkohol  nach  längerem  Stehen,  rasch  beim  Er- 
hitzen; Chlor-  und  Bromwasserstoff  nur  in  der  Wärme. 

Die  schweflige  Säure  wird  zu  Schwefelsäure  oxydiert: 

K,Cr,07  -f  3  H2SO3  +  H,SO,  =  K,SO,  +  Cr,(S0J3  +  4  H^O 

Der  Schwefelwasserstoff  wird  zu  Schwefel  oxydiert,  der 
sich  ausscheidet  und  die  Lösung  trübt: 

K,Cr,0,  +  3  H,S  +  4  H,SO,  =  K,SO,  +  Cr,(SO,),  + 

+  7  HjO  +  38 


-     94    — 

Die  Oxalsäure  (CjO^Hg)  wird  zu  Kohlensäure  oxydiert: 

K^CrjO^  +  3  CgO^H,  +  4  H^SO^  =  K^SO^  +  Ct^{^0^)s  + 

+  7H,0  +  6CO, 

Der  Jodwasserstoff  wird  zu  Jod  oxydiert: 
K,Crj07  +  6HJ+4H^S04  =  K,S04  +  Cr,(SOj3+7HjO  +  3J2 

Bei  allen  diesen  Reaktionen  findet  ein  Farbenumschlag 
von  Gelb  in  Grün  statt,  weil  die  gelbe  Chromsäure  zu 
grünem  Chromisalz  reduziert  wird.  Bei  der  Oxydation  des  Jod- 
wasserstoffs in  der  Kälte  wird  die  Lösung  nicht  grün,  sondern  braun, 
infolge  des  ausgeschiedenen  Jodes.  Erhitzt  man  aber  zum  Kochen, 
so  verflüchtigt  sich  das  Jod  und  die  grüne  Farbe  kommt  deutlich 
zum  Vorschein. 

Auch  der  Chlorwasserstoff  wird  durch  Chromsäure  zu 
Chlor  oxydiert: 

KjCr^O,  +  14  HCl  =  2  KCl  +  2  CrCl,  +  7  H^O  +  3  Cl, 

Da  diese  Keaktion  nur  in  der  Wärme  vor  sich  geht,  so  be- 
sitzen wir  in  ihr  eine  sehr  bequeme  Methode;  um  Chlor  in  kleinen 
Mengen  für  analytische  Zwecke  darzustellen,  denn  die  Entwicklung 
hört  nach  dem  Erhitzen  auf.  Man  muß  aber  stets  für  einen  Über- 
schuß an  Salzsäure  sorgen,  da  sich  sonst  kein  Chlor  entwickelt 
weil  sich  das  Kaliumchlorochromat  bildet: 

/OK 

^^«  HCl  /^^ 

\0       +HC   =^^^  +  2CrO, 

CrO, 
NOK 

welches  mehr  Salzsäure  zur  Zersetzung  erfordert: 

/OK 
2  CrOg        -f  12  HCl  =  2  KCl  -f  2  CrClg  +  6  H^O  -f  3  Cl, 
\C1 

Läßt  man  auf  Chromsäure  Salzsäure  und  Alkohol 
(CjHjOH)  gleichzeitig  einwirken,  so  geht  die  Reduktion  bei  gelindem 
Erwärmen  ohne  Chlorentwicklung  vor  sich  und  der  Alkohol  wird  zu 
Aldehyd  oxydiert 

KgCr^O^  +  3  C2H5OH  +  8  HCl  =  7  H2O  +  2  KCl  + 

-f  2  CrClj  +  3  C^H^O 

Aldehyd 


—    96    — 

Von  dieser  Beaktion  machen  wir  am  meisten  Gebrauch,  wenn 
es  sich  nur  um  die  Beduktion  der  Chromsänre  handelt,  weil  der  Alde- 
hyd (erkennbar  an  dem  eigentümlichen  Gemch)  nnd  der  Überschüssige 
Alkohol  leicht  durch  Erwttrmen  entfernt  werden  kOnnen  und  die 
LOsnng  dann  nnr  das  Chrom  and  das  Metall  des  Chromates  als 
Chlorid  enthält. 

Durch  Kochen  der  Chromate  mit  konzentrierter  Schwefelsäure 
findet  Eeduktion  der  Chromsäure   unter   Sauerstoffentwicklung   statt. 

2  KgCrjOy  +  8  HgSO^  =  2  K^SO^  +  2  Cr,(SO)Js  +  8  H^^O  +  3  0^, 

Charakteristisch  ist  das  Verhalten  der  freien  Chromsäure 
zu  Wasserstoffperoxyd.  Durch  letzteres  kann  die  Chrom- 
säure in  verschiedene  blau  gefilrbte,  ätherlösliche  Perchromsäuren 
übergeführt  werden: 

HCrOj  1)  -  HjCrO,  -  HjCrO,  ») 

Versetzt  man  eine  kalte,  alkalische  Lösung  eines  Alkali- 
Chromats  mit  neutralem  Wassersto£^eroxyd,  so  flürbt  sich  die  Lösung 
rot,  indem  ein  Alkalisalz  der  Perchromsäure  (HjCrO^)  entsteht: 

2  KjCrO^  +  7  HgO,  -f  2  KOH  =  8  H,0  +  2  KjCrOg 

Nach  und  nach  verschwindet  unter  Sauerstoffentwicklung  die 
rote  Farbe  und  die  gelbe  Farbe  des  Chromats  kehrt  wieder: 

4  KjCrOg  -f  2  HjO  =  4  KOH  -f  4  K^CrO^  +  7  0, 

Versetzt  man  eine  kalte,  wässerige  Kaliumbichromatlösung  mit 
Wasserstoffperoxyd,  so  f^bt  sich  die  Lösung  violett,  indem  sich 
das  Kaliumsalz  der  Perchromsäure  (H^CrO^)  bildet: 

KjCr^O^  +  5  HjOj  =  3  H^O  +  2  KH^^CrO^ 

aber  auch  hier  verschwindet  bald  die  violette  Farbe  unter  Sauerstoff- 
entwicklung und  Regenerierung  des  Bichromats: 

4  KHjCrOy  =  2  KgCr^O,  +  6  0,  +  4  H^O 

Beim  Ausschütteln  der  roten  oder  violetten  Lösung  mit  Äther 
bleibt  dieser  farblos. 

Ganz  anders  verhalten  sich  Chromatlösungen  bei  Gegenwart  von 
überschüssiger  verdünnter  Schwefelsäure  und  überschüssigem  Wasserstoff- 

^)  O.  F.  Wie  de  (B.  B.  30  (1897),  S.  3189),  isolierte  das  Perchromsänre- 
anhjdridtriamin  CTO4,  3  NHg  nnd  E.  Riesen feld  (Zar Kenntnis  d.  Oberchrom- 
säuren  nnd  ihrer  Salze,  Habilitationsschrift,  Freibarg  i.  B.  1906,  8.  35)  stellte 
das  Pyridinperchromat  CfiHsNUCrOs  dar. 

*)  E.  Riesenfeld  (loc.  cit.),  isolierte  die  roten  Perchromate:  Na,GrOa, 
K,CrOs  a.  (NH4)8  C^rO.  and  die  blauen  Perchromate:  KHsCrO,  u.  (NH4)H,CrOT. 
—  Das  EgCrOg  ist  das  Analogen  des  EgTaQs  von  Melikow  and  Pissar- 
jewski,  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  20  (1899),  S.  346. 


—    96    — 

peroxyd.  Es  entsteht  dann  stets  die  sauerstoüreichste  Perchromsänre 
(H3CrOjj),  wodurch  die  Lösung  intensiv  blau  geerbt  wird,  aber 
auch  hier  verschwindet  nach  einiger  Zeit  unter  Sauerstoffentwicklung 
die  blaue  Farbe  und  die  Lösung  erscheint  g  r  11  n,  indem  alles  Chrom 
nunmehr  in  der  Chromiform  vorhanden  ist: 

2  HjCrO,  +  3  HjSO,  =  Cr,  (SOJj  +  6  H,0,  +  5  0, 

Die  Perchromsäure  ist  leicht  löslich  in  Äther  und  geht  beim 
Ausschütteln  der  wässerigen  Lösung  mit  Äther  in  dieser  mit  prächtig 
blauer  Farbe  über.  In  der  ätherischen  Lösung  ist  die  Perchrom- 
säure haltbarer  als  in  der  wässerigen  Lösung. 

Da  die  Bildung  der  intensiv  blau  gefärbten  Perchromsäure  so 
leicht  von  statten  geht,  so  haben  wir  hierin  eine  sehr  empfindliche 
Reaktion  auf  die  freie  Chromsäure.  Wegen  der  leichten  Zersetzlich- 
keit  derselben  aber  führt  man  die  Keaktion  wie  folgt  aus:  Man 
versetzt  1  bis  2  ccm  Wasserstoffperoxydlösung  mit  etwas  verdtlnnter 
Schwefelsäure  und  ca.  2  ccm  Äther  und  schüttelt  kräftig  durch, 
hierauf  fügt  man  einige  Tropfen  der  Chromsäure-  oder  Chromat- 
lösung  hinzu  und  schüttelt  sofort  wieder;  bei  Gegenwart  von  nur 
Vio  ^9  Chromsäure  fUrbt  sich  die  obenauf  schwimmende  Äther- 
schicht intensiv  blau,  und  bei  Gegenwart  von  Viooo  ^9  Chromsäure 
ist  die  Blaufärbung  des  Äthers  eben  noch  sichtbar  (AI.  Lehner). 

Da  die  meisten  Chromate  in  Wasser  unlöslich  und  sehr 
charakteristisch  gefkrbt  sind,  so  läßt  sich  das  Chrom  am  sichersten 
nachweisen,  wenn  es  in  Form  von  Chromat  vorliegt. 

Fällangsreaktionen  der  Chromsäure. 

1.  Schwefelsäure.  Durch  verdünnte  Schwefelsäurefindet 
höchstens  ein  Farbenumschlag  in  Orange  statt,  keine  Gasentwicklung. 

Konzentrierte  Schwefelsäure  bewirkt  in  der  Kälte 
einen  Farbenumschläg  in  Orange  und  oft  Abscheidung  von  roten  Nadeln 
von  CrOg^);  beim  Erhitzen  wird  die  Lösung  grün,  indem  die 
Chromsäure  unter  Sauerstoffentwicklung  zu  Chromisalz  reduziert  wird : 

4  CrOj  +  6  HjjSO^  =  6  H^O  -|-  3  0^  +  2  Cr3(SOj3 

2.  Silbemitrat  erzeugt  aus  neutralen  Chromatlösungen  einen 
braunroten  Niederschlag  von  Silberchromat : 

KjCrO^  _]_  2  AgNOg  =  2  KNO3  -f  Ag^CrO^ 

löslich  in  Ammoniak  und  Mineralsäuren  (Salzsäure  verwandelt  es  in 
weißes,  unlösliches  Silberchlorid  und  Chromsäure),  fast  unlöslich  in 
Essigsäure.    Fügt   man   zu    einer  mäßig  konzentrierten  Lösung   von 

^)  Unter  gewisseD  Umständen  bildet  sich  die  ockergelbe  sehr  zerflieA- 
liehe  Chromschwefelsäaro  HgCrSO.,  deren  Kaliamzalz  bekannt  ist.  Joom.  f.  pr. 
Ch.  28,  S.  371  und  Anm.  126,  S.'l71. 


—    97    — 

KAÜumdichromat  Silbernitrat,  so  entsteht  eine  rotbranne  Fällung  von 
Silberdicliromat : 

KjCrjjO^  +  2  AgNOg  =  2  KNO3  +  AgjOjO, 

das  darch  Kochen  mit  Wasser  in    Chromsäore  nnd  normales  Silber- 
Chromat  zerfiült: 

2  Ag,Cr,Oj  +  HjO  =  H,Cr,0,  +  2  Ag^CrO^ 

Versetzt  man  die  EalinmdichromatlOsung  mit  Natrinmacetat,  so 
(Hllt  neutrales  Silberchromat  ans: 

KjCrgO^  +  4  AgNO,  +  H^O  +  2  NaC^HgO,  =  2  KNO3  + 
+  2  NaNO,  +  2  HC^H^Oj  +  2  Ag^CrO^ 

8.  Bleiacetat  erzeugt  in  Losungen  von  normalen  Chromaten 
und  Dichromaten  eine  gelbe  Fällung  von  Bleichroma t,  löslich 
in  Salpetersäure,  unlöslich  in  Essigsäure: 

KgCrO^  ^  PbCCjHgOjj),  =  2  KC^H^O,  +  PbOrO^  und 

K,Cr,0,  +  2  Pb(C3H30,)a  +  H,0  =  2  KC.HjO,  + 

+  2  HCjjHjO,  +  2  PbCrO^ 

Bei  Anwendung  von  Bleinitrat  ist  die  Fällung  nur  auf  Zusatz 
von  Natriumacetat  vollständig. 

4.  Barynmchlorid  erzeugt  in  normalen  OhromatlOsungen  eine 
gelbe  Fällung  von  Baryumchromat: 

KjCrO^  +  BaCl^  =  2  KCl  +  BaCrO^ 

lOslich  in  Mineralsäuren,  unlöslich  in  Essigsäure. 

Aus  DichromatlOsungen  ist  die  Fällung  nur  auf  Zusatz  von 
Alkaliacetaten  vollständig  (vergl.  Seite  67). 

5.  Merknronitrat  erzeugt  in  der  Kälte  eine  braune  Fällung 
von  basischem  Merkurochromat: 

3  K,CrO^  +  4  Hg,(NO,)s,  +  H,0  =  6  KNO3  +  HggCr.Oi,  + 

4  2  HNO3 

das    darch   Kochen     in    fonerroies     neutrales    Merkurochromat 
Übergeht : 

HgsCr^O.s  +  2  HNO3  =  Hg,(N03),  +  H,0  +  3  Hg.CrO, 

•  Verhalten  des  Chromtrioxyds  nnd  der  Chromate  beim  Glähen. 

Wie  schon  erwähnt,  zerMlt  das  Chrom trioxyd  beim  Glühen  in 
Chromoxyd  und  Sauerstoff.  4  CrOj  =  2Cr203  -{-•  SO^.  Ganz  ähnlich 
verhalten  sich  die  Chromate  des  Ammoniums  und  Quecksilbers.  So 
liefert  das  normale  Ammoniumchromat  neben  Chromoxyd 
Ammoniak,  Stickstoff  und  Wasser: 

Wir  können  uns  diese  Reaktion  etwa  so  vorstellen:  Zuerst 
spaltet  sich  das  Chromat  in  Basen-  und  Säureanhydrid: 

Treadwell,  AnalTtiioh«  Ohemie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  7 


—    98    — 

2  (NHJaCrO^  =  2  (NHJ^O  +  2  CrO^. 

Das  Ammoninmoxyd  zerfkUt  in  Ammoniak  und  Wasser 
nnd  das  Chromtrioxyd  in  Chromoxyd  und  Sauerstoff: 

2  (NHJgO  =  4  NHg  +  2  H^O  und 
2  CrOj  =  Cr^Oj  +30 

Der  Sauerstoff  wird  sofort  zur  Oxydation  eines  Teiles  des 
Ammoniaks,  unter  Bildung  von  Wasser  und  Stickstoff,  verwendet: 

2  NH3  +  30=3H20  +  Nj 

so  daß  die  Gesamtreaktion  durch  das  Schema  dargestellt  wird: 

2  (NHJsCrO^  =  2  NH3  +  N,  +  5  H^O  +  Cr^Og 

Das  Ammoniumdichromat  entwickelt  nur  Wasser  und 
Stickstoff: 

(NHJ,Cr,0,  =  4  H,0  +  N,  +  Cr,0, 

Diese  Spaltung  verläuft  unter  Feuererscheinung.  Das  zurück- 
bleibende  Ct^O^  ist  sehr  voluminös  und  erinnert  an  grüne  Teeblätter ; 
man  hat  es  deshalb  teeblättriges  Chrom oxyd  genannt. 

Die  Quecksilberchromate  zerfallen  beim  Glühen  in 
Chromoxyd,  metallisches  Quecksilber  und  Sauerstoff: 

4  Hg^CrO,  =  2  Cr203  +  8  Hg  +  5  0, 

Die  Dichromate  der  Alkalien  liefern  bei  starkem  Erhitzen 
normales  Chromat,  Chromoxyd  und  Sauerstoff: 

4  KjCrgOy  =  4  KgCrO^  +  2  Cr^O,  +  3  0, 

Reaktionen  des  Chroms  aaf  trockenem  Wege. 

Alle  Chromverbindungen  fUrben  die  Borax-  oder  Phosphorsalz- 
perle sowohl  in  der  Oxydations-  als  auch  in  der  Reduktionsflamme 
smaragdgrün.  Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  LOtrohr  erhitzt, 
geben  alle  Chrom  Verbindungen  eine  griene  Schlacke,  die 
nach  längerem  Erhitzen  grünes  unschmelzbares  Chromoxyd  hinter- 
läßt. Durch  Schmelzen  mit  Soda  und  Salpeter  in  der  Platinspirale 
geben  alle  Chromverbindungen  eine  gelbe  Schmelze  von  A Ikal i- 
chromat: 

2  Cr^Og  +  4  Na^COg  +  3  0^  =  4  Na^CrO^  +  4  CO, 

LOst  man  die  Schmelze  in  Wasser,  säuert  die  Lösung  mit 
Essigsäure  an  und  fügt  Silbernitrat  hinzu,  so  entsteht  rotbraunes 
Silberchroma t.  Diese  Reaktion  ist  außerordentlich  empfindlich 
und  eignet  sich  zur  Nachweisung  der  geringsten  Spuren  von  Chrom. 
Tuch,  das  mit  Chromsalzen  gebeizt  ist,  kann,  wie  oben  geschildert, 
auf  Chrom  geprüft  werden.  Es  genügt  dazu  die  Asche  eines  5  cm 
langen  Fadens. 


—    99    — 
Eisen  =  Fe.  At.  Gew.  =  65-9. 

Sp.  Gew.  =  7-88.  F.  P.  =  ca.  1600®  C^) 

Vorkommen.  Bas  gediegene  Eisen  findet  sich  nnr  yer- 
einzelt  anf  der  Erde.  In  manchen  Basalten  ist  es  in  äußerst  feiner 
Verteilung  beobachtet  worden.  Femer  findet  sich  das  Eisen  anf 
der  grönländischen  Insel  Bisco  in  Klumpen  von  mehreren  hundert 
Zentnern  in  Begleitung  von  Ni,  Co,  C,  S  und  P ;  ebenso  in  Meteoriten., 

Bie  wichtigsten  Eisenerze  sind  die   Oxyde  und   das  Sulfid. 

Zu  erwähnen  sind:  Hämatit  (Fe^Og),  rhomboedrisch,  isomorph 
dem  Korund;  Magnetit  (FejO^),  regulär,  isomorph  dem  Spinell; 
GOthit  (FeHOj),  rhombisch,  isomorph  dem  Biaspor  und 
Manganit;  Limonit  (FejHgOg);  Raseneisenerz  (Fe(OH)jj), 
das  zur  Reinigung  des  Leuchtgases  Verwendung  findet.  Ferner 
Siderit  (FeCOg)  rhomboedr.,  isomorph  dem  Calcit  etc.;  dann  Pyrit 
(FeSj)  regulär  und  Markasit  (FeS^)  rhombisch;  das  Eisendisulfid 
ist  also  dimorph.  Vivianit  [Fe3(P04)2,  8  H^O]  monosymmetrisch. 

Bas  metallische  Eisen  des  Handels  ist  stets  yerunreinigt  durch 
Eisenkarbid,  Eisensulfid, Eisenphosphid,  Eisens ilicid, 
ähnliche  Mangan  Verbindungen  und  Graphit  etc. 

Beim  Lösen  des  käuflichen  Eisens  in  Säuren  (Salzsäure, 
Schwefelsäure)  wird  Wasserstoff  nebst  kleinen  Mengen  von  Kohlen- 
wasserstoffen, Schwefelwasserstoff,  Phosphor-  und 
Siliciumwasserstoff  entwickelt,  welch  letztere  dem  Gase  einen 
üblen  Geruch  yerleihen;  es  hinterbleibt  fast  immer  ein  unlöslicher 
Rückstand,  welcher  größtenteils  aus  Kohlenstoff  besteht. 

Bas  Eisen  ist  zwei-  oder  dreiwertig  und  bildet  folgende 
Oxyde : 

Eisenoxydul  \  Eisen ox yd  1  Eisenoxyd-  )  Eisentri- 
Ferrooxyd        /  Ferrioxyd    /        oxydul       /      oxyd*) 
FeO  Fe^Oj  1\0^  [FeOj] 

Burch  Lösen  der  Oxyde  in  Säuren  entstehen  die  entsprechen« 
den  Eisensalze;  so  liefert  das  Ferrooxyd  mit  Salzsäure  das 
Ferrochlorid: 

FeO  +  2  HCl  =  HjO  +  Fe  ~^[ 

das  Ferrioxyd  das  Ferrichlorid: 

FejjOs  +  6  HCl  =  3  H^O  +  2  FeClg 

>)  Vergl.  Carnelley,  B.  B.  1879,  S.  441.  Nach  Pictet  C.  r.  88, 
schmilzt  das  reine  Eisen  bei  1600°  C. 

*)  Das  Eisentrioxyd,  welches  sechswertiges  Eisen  enthält,  ist  nicht 
isoliert  worden;  es  spielt  die  Bolle  eines  8aareanhydrids  in  den  dorch  Wasser 
leicht  sersetzlichen  Ferraten  von  der  allgemeinen  Formel  BsFeO>v.  . . 


—    100    — 

nnd     Eisenoxydoxjdnl     ein    Gemisch    von    Ferro-    und 
Ferrichlorid: 

Fej  0^  +  8  HCl  =  4  H,  0  +  2  FeCl,  +  FeCl, 

Das  £isen  bildet  also  zwei  Salzreihen;  die  erste,  welche  sich 
vom  Ferrooxyd  ableitet,  die  Ferroreihe,  enthält  zweiwertiges 
Eisen;  die  zweite,  yom  Ferriozyd  abgeleitete,  die  Ferrireihe, 
enthält  dreiwertiges  Eisen. 

Beide  Salzreihen  verhalten  sich  Keagentien  gegenüber  ganz 
verschieden,  so  daß  wir  sie  einzeln  besprechen  wollen. 

A.  FerroTerbindmigeii. 

Die  Ferroverbindnngen,  welche  durch  Lösen  von  metallischem 
Eisen,  Ferrooxyd,  Ferrohydroxyd,Ferrokarbonat,  Ferro- 
snlfid  etc.,  in  Säuren  entstehen,  sind  im  kristallisierten  Znstande 
meist  grün  gefkrbt,  im  wasserfreien  Znstande  weiß,  gelb  oder  bläulich. 
In  konzentrierter  Lösung  sind  sie  grttnlich,  in  verdünnter  Lösung 
fast  farblos.  Die  Ferroverbindnngen  haben  das  Bestreben,  in  Fern- 
verbindungen tiberzugehen;  sie  sind  starke  Eeduktionsmittel. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak  erzeugt  in  neutralen  Lösungen  eine  unvollständige 
Fällung  von  weißem  Hydroxyd: 

FeCl,  +  2  NH,  +  2  H,0  i^  Fe(OH),  +  2  NH^Cl 

also  ganz  ähnlich  wie  bei  Magnesium  (vergl.  Seite  66).  Bei 
Anwesenheit  von  Ammonsalzen  verläuft  die  Reaktion  im  Sinne 
der  Gleichung  von  rechts  nach  links;  daher  erzeugt  Ammoniak  in 
Feirosalzlösungen,  welche  genügend  Ammoniaksalz  enthalten,  bei 
Luftabschluß  keine  Fällung.  An  der  Luft  aber  entsteht  eine  rasch 
zunehmende  Trtibung,  die  anfangs  grtinlich  ist,  dann  fast 
schwarz  und  endlich  braun  wird,  weil  die  in  der  Lösung  be- 
findliche sehr  geringe  Menge  Ferrohydroxyd  durch  Luftsauerstoff 
zunächst  in  das  unlösliche  fut  schwarze  Ferroferrihydroxyd  und 
schließlich  in  braunes  Ferrihydroxyd  verwandelt  wird. 

2.  Kaliam-  und  Natriomhydroxyd  erzeugen  bei  Luftabschluß 
eine  vollständige  Fällung  von  weißem  Ferrohydroxyd: 

FeSO^  +  2  KOH  =  Fe(OH)g  +  K,SO^ 

das  sich  an  der  Luft  rasch  zu  Ferrihydroxyd  oxydiert. 

3.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  in  sauren  Ferrosalzlösungen 

keine    Fälljing;    in    verdünnten    neutralen    Lösungen    fUllt    wenig 
i'  »c  •••  *••  •  J 


•  •    • 
•  •     •     • 

•  •       • . 


—    101    — 

schwarzes  Ferroanlfid  ans;  enthält  aber  die  LOsnng  viel  AlkaJi« 
acetat,  am  besten  Ammonacetat,  so  erzengt  Schwefelwasserstoff, 
wenn  anch  nicht  eine  vollständige,  so  doch  eine  ganz  bedeutende 
Fällung  von  Ferrosnlfid,  obgleich  das  Ferrosnlfid  in  Essigsäure 
leicht  lOslich  ist  Diese  hOchst  interessante  Tatsache  ist  ein  lehr- 
reiches Beispiel  der  chemischen  Massenwirkung. 

Beim  Lösen  von  Ferrosulfid  in  Essigsäure  haben  wir  uns  den 
Voi^ng  wie  folgt  zu  denken:  Kein  KOrper,  auch  das  Ferrosulfid 
nicht,  ist  in  Wasser  völlig  unlöslich.  Der  gelöste  Anteil  ist  aber  so 
klein,  daß  wir  nicht  im  stände  sind,  ihn  auf  chemischem  Wege 
zu  konstatieren,  wohl  aber  auf  physikalischem.  Dieser  äußerst 
geringe  Anteil  ist  praktisch  vollständig  elektrolytisch  dissoziiert. 
Läßt  man  auf  Ferrosulfid  Essigsäure  einwirken,  so  werden  die  posi- 
tiven Ladungen  der  Wasserstoffionen  der  Essigsäure  sich  mit  den 
negativen  Ladungen  des  Schwefelions  des  Ferrosulfides  ausgleichen, 
unter  Bildung  von  neutralem  Schwefelwasserstoff  H^S,  der  als  Gas 
größtenteils  aus  der  Lösung  entweicht: 

Fe  +T+  H  +  C,H,0,  +  H  +  C,i.O,  = 

Ferrosulfid  fiisigs&are  Essigsftare 

=  Ft+  C,H,0,  +  C,H,0,  +  H,S 

Feiroacetat 

Also  Störung  des  Gleichgewichtszustandes ;  das  Gleichgewicht  stellt 
sich  wieder  her,  indem  mehr  festes  Ferrosulfid  in  Lösung  geht  und 
obiges  Spiel  wiederholt  sich,  bis  schließlich  alles  Ferrosulfid  gelöst 
ist  Die  Löslichkeit  ist  bedingt  durch  die  freien 
Wasserstoffionen.  Erhöht  man  aber  die  Konzentration  der 
OsH302-Ionen,  so  muß,  nach  dem  chemischen  Massen wirkungs- 
gesetz,  eine  ZurUckdrängung  der  Dissoziation  der  Essigsäure  statt- 
finden, also  eine  Abnahme  der  Wasserstoffionen,  und  die  Löslichkeit 
des  Eisensulfids  wird  sehr  verringert.  Die  Erhöhung  der  Konzen- 
tration der  C^H^Oj -Ionen  erreicht  man  durch  Zusatz  von  leicht 
dissoziierbarem  Alkaliacetat. 

4.  Schwefelammoniam  fkllt  das  Eisen  vollständig  als 
schwarzes  Ferrosulfid: 

FeClj  J«  (NHJ,S  =  2  NH^Cl  +  FeS 

leicht  löslich  in  Säuren,  unter  Entwicklung  von  Schwefelwasser- 
stoff. An  feuchter  Luft  wird  es  bald  braun,  indem  es  unter  Ab- 
scheidung von  Schwefel  in  basisches  Ferrisulfat  tibergeht. 

5.  Alkalikarbonate  fallen  weißes  Karbonat: 

FeCl,  -f  Na^CO,  =  2  NaCl  +  FeCO,  , 


—    102    — 

das  an  der  Luft  rasch  grttn,  dann  brann  wird: 

4  FeCOa  +  6  H^O  +  0^  =  4  CO,  +  4  Fe(0H)3 

indem  es  unter  Abspaltong  von  Kohlensänre  in  Ferrihjdrozjd  übergeht. 
Das  Ferrokarbonat  ist  in    Kohlensäure    löslich,    unter    Bildung 
You  Ferrohydrokarbonat: 

FeCO,  +  H,CO,  =  FeH,(CO,), 

einer  Verbindung,  die  &st  in  allen  Eisensäuerlingen  vorkommt; 
sie  wird  aber,  wie  das  Karbonat,  durch  Luftsauerstoff  unter  Ab- 
scheidung von  Ferrihydrozyd  zersetzt: 

4  FeH,(C0,)3  +  2H,0  +  O,  =  8  CO,  +  4  Fe(OH), 

Daher  kommt  es,  daß  alle  Fisensäuerlinge  dort,  wo  sie  mit  der 
Luft  in  Kontakt  kommen,  einen  braunen  Absatz  von  Ferrihydroxyd 
ausscheiden  und  daher  auch  die  oft  beobachtete  Trübung  der  zum 
Versand  gefaßten  £isenwässer.  Um  eine  Ausscheidung  von  Ferri- 
hydroxyd in  den  Flaschen  zu  verhindern,  muß  das  Wasser  so  ein- 
geftillt  und  verkorkt  sein,  daß  keine  Spur  von  Luft  hineingelangt. 
Selbst  die  geringsten  Spuren  von  Luft  bedingen  eine  Trübung  des 
Wassers,  weil  das  sich  bildende  Ferrihydroxyd  in  Kohlensäure  ganz 
unlöslich  ist. 

An  dieser  Stelle  wollen  wir  einige  Worte  über  das  Besten  des 
Eisens  anftihren.  Daß  blankes  Eisen  an  feuchter  Luft  rostet,  ist 
bekannt.  Der  sich  abspielende  Prozeß  ist  ein  Kreisprozeß.  Beim 
Hosten  des  Eisens  wirken  drei  Faktoren  mit: 

1.  eine  Saure; 

2.  Wasser; 

3.  Sauerstoff. 

Der  Rostprozeß  wird  stets  durch  eine  Säure  ^)  eingeleitet 
(sogar  die  schwächste  Säure,  die  Kohlensäure,  genügt),  indem  diese 
das  Metall  unter  Wasserstofientwicklung  in  Ferrosalz  verwandelt: 

2  Fe  -f  2  HjCO^  =  2  FeCOj  +  2  H, 

Auf  das  entstandene  Ferrosalz  wirken  nun  Wasser  und  Sauer- 
stoff, wobei  das  Eisen  des  Ferrosalzes  sich  als  Ferrihydroxyd 
abscheidet  unter  Freisetzung  derselben  Säuremenge, 
welche  zur  Erzeugung  des  Ferrosalzes  diente: 

2  FeCOj  +  5  HjO  +  0  =  2  Fe(0H)3  +  2  HjCOj 

Die  freigesetzte  Säure  wirkt  von  neuem  auf  das  Metall  unter 
Bildung    von  Ferrosalz  ein.     Es    genügen  somit,  um    große    Eisen- 


')  Nach  Wjndham  Rowland  Dunstan  (Joarn.  Chem.  Soe.  London 
87,  S.  1548  and  Proc.  Cbem.  Soc.  23,  S.  63)  soll  Eisen  auch  bei  Abwesen- 
heit von  Sftnren  rosten«  Wenn  dies  wirklich  sutriä't,  so  ist  der  Prozeß  ein 
äußerst  langsamer. 


—     103     - 

mengen  zu  oxydieren,  Spuren  von  Säuren.  Fehlt  die  Säure,  so 
rostet  das  £isen  nicht.  Soll  das  Kosten  yerhindert  werden,  so 
mache  man  die  Säure  durch  Zusatz  einer  Base  unschädlich,  z.  B. 
durch  Kalkmilch:  Eisen  hleibt  blank  unter  einer  Lauge. 

Daß  die  Einwirkung  der  Kohlensäure  auf  blankes  Eisen  sehr 
erlieblich  ist,  läßt  sich  leicht  zeigen,  indem  man  das  Metall  mit 
kohlensfturehaltigem,  luftfreiem  Wasser  behandelt.  Nach  mehreren 
Standen  entwickelt  sich  eine  meßbare  Menge  Wassersto%as  und 
die  Losung  enthält  eine  äquivalente  Eisenmenge  als  Bikarbonat  gelOst. 

6.  Cyankaliam  erzeugt  gelbbraunes  Ferrocyanid: 
FeCl^  +  2  KCN  =  2  KCl  +  Fe(CN)j 
löslich  im  Überschuß  unter  Bildung  von  Kaliumferrocyanid : 

Fe(CN),  +  4  KCN  =  KJFe(CN)e] 

Das  entstandene  Kaliumferrocyanid,  welches  schOn  kristal- 
lisiert, ist  kein  Ferrosalz,  sondern  ein  Kaliumsalz.  Es  gibt  keine 
der  vorerwähnten  Reaktionen  der  Ferrosalze,  die  wässerige  LOsung 
enthält  daher  keine  Ferroionen,  sondern  Kalium-  und  Fe(CN)g- 
lonen.  Die  Erscheinung,  daß  Metallcyanide  sich  in  Alkali- 
cyanid  iGsen  unter  Bildung  von  komplexen  Salzen,  ist  sehr  all- 
gemein; so  lösen  sich  die  Cyanide  des  Silbers,  Nickels,  Eisens, 
(Ferro  und  Fern)  und  des  Kobalts  in  Cyankalium  auf  unter  Bil- 
dung folgender  komplexen  Salze: 

[Ag(CN),]K;  [Ni(CN)JK,;  [Fe"(CN),]K, ;  (Fe"'(CN),]K, ; 

[Co"'(CN),]K, 

Diese  Verbindungen  müssen  aufgefaßt  werden  als  Salze  der 
entsprechenden  Säuren: 

[Ag(CN),]H;  [Ni(CN)JH,;  [Fe"(CN)e]H, ;  [re"'(CN),]H, ; 

[Co"'(CN),]H, 

und  es  gelingt  in  der  Tat  leicht,  die  drei  letzten  Säuren  zu  isolieren, 
die  zwei  ersten  dagegen  sind  nicht  dargestellt  worden,  da  sie  sofort 
in  Metallcyanid  und  Cyanwasserstofiisäure  zerfallen;  wie  die  Kohlen- 
säure in  Wasser  und  Kohlendioxyd  zerfallt. 

Vom  Eisen  existieren  also  zwei  Reihen  von  komplexen  Cyan- 
verbindungen :  die  Ferrocyan-  und  die  Ferricyanverbin- 
dungen.     Die   Ferrocyanderivate   enthalten   die  vierwertige  Ferro- 

/ 

cyangrappe    (Fe"(CN).]  und    die    Femcyanderivate    die    drei- 

\ 

wertige  Ferricyangruppe  [Fe"'(CN)g]  — 


—    104    — 

Dnrch  Anlagerung  von  Wasserstoff  entstehen  die  entsprechen- 
den Säuren : 

[Pe"(CN),]  -  2  nnd  [Fe"'(CN)g]  -  H 
\H  -^ 

Ferrocyanwasserstoff  Ferricyanwasserstoff 

Durch  Snbstitntion  der  Wasserstoffatome  dnrch  Metalle  erhält 
maa  die  entsprechenden  Salze: 

/^  -K 

[Fe"(CN)J  -  I  [Fe"'(CN)e]  -  K 

\K  -^ 

Ferrocyankalium     Ferricy  ankalinm 

(Gelbes  Blntlangensalz)  (Rotes  Blntlangensalz) 

Das  Ferrocyankalium  zerfallt,  wie  schon  erwähnt,  beim  Lösen 
in  Wasser  in  Ferrocyan-  [Fe"(CN)ß]  und  in  Raliumionen,  das  Ferri- 
cyankalium  in  Ferricyan-  [Fe"'(CN)g]  und  in  KaUumionen.  Charak- 
teristisch für  die  Ferro-  und  Ferricyanide  ist  die  Löslichkeit  ihrer 
Alkali-  und  Erdalkalisalze  und  die  Unlöslichkeit  und  Farbe  der 
entsprechenden  Salze  der  schweren  Metalle,  speziell  des  £isens, 
sowohl  der  Ferro-  als  auch  der  Ferriverbindungen.  Sie  sind  infolge- 
dessen sehr  empfindliche  Reagentien  für  zwei-  und  dreiwertige  Eisen- 
verbindungen. 

7.  Ferrocyankalium  [Fe"(CN)ß]K^  erzeugt  in  Ferrosalz- 
lösungen  bei  völligem  LufUbschluß  eine  weiße  Fällung  von 
Ferrokaliumferrocyanid  oder  Ferroferrocyanid,  je  nach- 
dem ein  oder  zwei  Moleküle  Ferrosalz  auf  ein  MolekUl  Ferrocyan- 
kalium reagiert: 

[Fe(CN)«]  _  K  +  SO^Fe  =  K,SO,  +  [Fe(CN)e]  _  j^  oder 
\K  \K 

/  ^        SO^Fe  ^  Fe 

[Fe(CN)J  -  I  +  =2  K,SO,  +  [Fe(CN),] 

s    ^        SO^Fe  \  Fe 

Obgleich  beide  Salze  weiß  sind,  erhält  man  sie  &st  immer 
hollblan,  weil  sie  an  der  Lnft  sofort  oxydiert  werden,  nnter 
Bildung  des  Ferrisalzes  der  Ferrocyanwasserstoffsäure,  des 
Berlinerblans : 


—    105    — 

3  [Fe(CN),]Fe,  +  3  H,0  +  3  0  =  [Fe(CN),],Fe';'  +  2  Fe(OH), 

Berlinerblaa 

Auch  iaa  weifie  Ferrokaliamferrocyanid  geht  an  der  Luft  rasch 
in  Berlinerblaa  ttber: 

6  [Fe(CN)e]  =  ^  +  3  H^O  +  30  = 

=  [Fe(CN),]3Fe7  +  3  [Fe(CN),]K,  +  2  FeCOH), 

8.  Femcyankaliam   [Fe(CN)g]K^    erzengt   in    neutralen    oder 
'sanren  Ferrosalzlösnngen    eine    dunkelblaue    Fällung:    das    Ferro- 

salz    der  FerricyanwasserstoffsHure,    TurnbuUs     Blau 
genannt : 

/  K        Cl\^^ 
[Fe(CN)e]  —  ^        Gl^^  ®  [Fe(CN),]  ~  Fe 

[Fe(CN)e]  -  K       Cl\  [Fe(CN),]  -  Fe 

\K        Cl/*® 

TumbuUs  Blau  ist  in  Säuren  unlöslich,  verhält  sich  aber 
Kali-  und  Natronlauge  gegenüber  wie  andere  Ferrosalze,  indem 
zuerst  Ferrohy drozyd  und  das  Alka]isalz  der  Ferricjan- 
wasserstoffsäure  gebildet  werden: 

[Fe(CN),]  3  Fe 

.  N  Fe  +  6  KOH  =  2  [l!XCN)8]Kj  -f  3  Fe(OH), 

[Fe(CN)«]  —  Fe 

Das  Ferricyankalium  ist  in  alkalischer  Lösung  ein  starkes 
Oxydationsmittel ;  es  oxydiert  Ferrohydroxyd  leicht  zu  Ferrihydroxyd, 
indem  es  selbst  zu  Ferrocyankalium  reduziert  wird: 

fFe(CN)g]K,  +  KOH  +  Fe(OH),  =  [Fe(CN)s]K,  +  Fe(OH), 

daher  reagiert  Kali-  oder  Natronlauge  auf  Tumbulls  Blau  im  Sinne 
beider  Gleichungen,  oder  zusammengefaßt: 

[Fe(CN),]  Z  Fe 

")>  Fe  +  8  KOH  =  2[Fe(GN),]K,  +  2  Fe(OH),  +  Fe(OH). 
[Fe(CN)ß]  3  Fe  grünschwarz 

9.  Rhodankalinm  (KONS)  gibt  keine  Reaktion.  (Unterschied 
von  Fenisalzen.) 

Wie  schon  mehrfach  erwähnt,  gehen  alle  Ferrosalze  an  der 
Luft  leicht  in  Ferrisalze  über,  so  Eisenvitriol  allmählich  in  braunes 
basisches  Ferrisulfat: 


—     106     — 

Fe  ~  SO4 

FeSO,  +  ^  —  /  ^ 
Fe  ~  SO^ 
das  in  Wasser  nnlOslich  ist.  Daher  kommt  es  oft  vor,  daß 
Eisenvitriol  in  Wasser  sich  nicht  klar  iGst,  sondern  eine  braune 
trübe  Lösung  gibt,  die  dnrch  Znsatz  von  Sänre  wieder  klar  wird, 
indem  das  basische  Ferrisalz  in  losliches  neutrales  Salz  übergeführt 
wird: 

Fe  Z.  SO, 

\  0     +  H,SO,  =  H,0  +  Fe,{SO,), 

Fe  ~  SO4 

Die  Lösung,  welche  alsdann  Ferrisulfat  enthält,  reagiert  mit 
Rhodankalium  (vgl.  sub  9).  Um  sie  frei  von  Ferrisalz  zu  er- 
halten, kocht  man  bei  Luftabschluß  mit  metallischem  Eisen,  wobei 
das  Ferrisalz  wieder  zu  Ferrosalz  reduziert  wird: 

Fej(SO  J3  4-  Fe  =  3  FeSO^ 

Durch  starke  Oxydationsmittel  kann  man  die  Ferrosalze  rasch 
und  vollständig  in  Ferrisalze  überführen,  wie  wir  dies  in  der  Ein- 
leitung ausführlich  besprochen  haben  (vgl.  Seite  3). 

Nachweis   von   Ferrooxyd    neben    metallischem  Eisen. 

Man  behandelt  das  Gemisch  mit  einer  neutralen  Lösung  von 
Merkurichlorid  in  reichlichem  Überschuß  im  Wasserbade,  wobei  nur 
das  metallische  Eisen  in  lösliches  Ferrochlorid  verwandelt  wird: 

2  HgCl,  +  Fe  =  FeClj  +  Hg,Cl, 

Man  filtriert  und  prüft  das  Filtrat  mit  Ferric jankalium ;  eine 
Fällung  von  Tumbulls  Blau  zeigt  metallisches  Eisen  an. 

Hierauf  wäscht  man  den  Eückstand  mit  kaltem  Wasser,  bis 
alles  Ferrochlorid  entfernt  ist,  übergießt  ihn  dann  mit  verdünnter 
Salzsäure  ^)  und  versetzt  das  Filtrat  mit  Fenicyankalium ;  eine 
abermalige  Fällung  von  TurnbuUs  Blau  zeigt  nun  Ferro- 
oxyd  an. 

B.  Ferriverbindangen. 

Das  Ferrioxyd  (Fe^O^)  ist  rotbraun,  nach  starkem  Glühen 
grauschwarz,  beim  Zerreiben  aber  liefert  es  ein  rotes  Pulver. 

Die  Ferrisalze  sind  im  kristallisierten  Zustande  meist  gelb 
oder    braun,     der    Eisenammoniumalaun    ist    blaßviolett.      In 

')  Entwickdlt  sich  hiebe!  Wasserstoff,  so  ist  noch  metallisches  Eisen 
vorhanden.  In  diesem  Falle  wiederholt  man  den  Versach,  indem  man  die 
Digestion  des  Gemisches  mit  HgClf  länger  fortsetst 


-     107    — 

wässeriger  LOsung  sind  die  Ferrisalze  gelbbraun,  die  LGsnng  reagiert 
sauer  (Hydrolyse).  Verdünnung  und  Erwärmung  begünstigen 
die  Hydrolyse,  daher  scheiden  alle  stark  verdünnten  Ferrisalz- 
lOsnngen  beim  Kochen  basisches  Salz  ans 

Fe,(SOJ,  +  H,0  :^  Fe,(SO«),0  +  H,SO, 

Die  Salze  der  schwachen  Säuren  scheiden  oft  alles  Eisen 
als  sehr  basisches  Salz  aus;  so  das  Acetat: 

re(C,H,0j3  +  2  H3O  :^  Fe(OH)2C,H30a)  +  2  C^HsO^H 

Durch  verdünnte  Säuren  werden  alle  basischen  Ferrisalze  wieder 
in  neutrale  Salze  verwandelt. 

Reaktionen  der  Ferrisalze  anf  nassem  Wege. 

1.  Ammoniak  fkllt  braunes,  gallertartiges  Ferri- 
hydroxyd: 

FeClg  -f-  3  NH.OH  =  3  NH^Cl  +  Fe(OH)s 

Das  Eisenhydroxyd  ist  in  Säuren  leicht  löslich.  Beim  Glühen 
verliert  es  Wasser  und  geht  über  in  das  Oxyd,  welches  in  verdünnten 
Säuren  schwer  löslich  ist.  Am  leichtesten  läßt  es  sich  in  Lösung 
bringen  durch  längeres  Behandeln  mit  konzentrierter  Salzsäure,  bei 
mäßiger  Wärme. 

2.  Kaliam-  nnd  Natrinmhydroxyd  fallen  ebenfalls  Ferri- 
hydroxyd. 

8.  Natriumkarbonat  erzeugt  eine  braune  Fällung  von  basischem 
Karbonat,  das  bei  Siedehitze  vollständig  hydrolytisch  zersetzt  wird 
in  Hydroxyd  und  Kohlendioxyd: 

2  FeClj  +  3  Na^COj  +  3  H^O  =  2  Fe(0H)3  -f  6  NaCl  +  3  CO3 

4.  Zinkoxyd  und  Qnecksilberoxyd  fallen  ebenfalls  das  Eisen 
als  Ferrihydroxyd : 

2  FeClj  -f  3  ZnO  +  3  H^O  =  3  ZnCl^  +  2  Fe(0H)3 

Von  dieser  Reaktion  macht  man  in  der  quantitativen  Analyse 
weitgehenden  Gebrauch. 

5.  Natriumphosphat  föllt  gelblichweißes  Ferriphosphat 
FeClg  +  2  Na^HPO,  =  3  NaCl  +  NaH^PO^  +  FePO^ 

Das  Ferriphosphat  ist  in  Essigsäure  unlöslich,  leicht  löslich 
in  Mineralsäuren.  Die  Fällung  des  Eisens  mit  Natriumhydrophospat 
ist  daher  nur  vollständig  bei  Anwendung  eines  Überschusses 
des  Fällungsmittels  oder  auf  Zusatz  von  Alkaliacetat: 

FeClj  +  Na^HEO,  +  NaC^KjOa  =  3  NaCl  +  HC^H^O^  +  FePO^ 


—    108    — 

Nach  letzterer  Methode  wird  alles  Eisen  und  alle  Phosphorsänre 
gefWt.  Wir  wenden  diese  Reaktion  häafig  an,  nm  die  Phosphor- 
säure  quantitativ  abzuscheiden.  Außer  durch  Zusatz  von  Alkali- 
acetat  kann  man  das  Eisen  durch  Binatriumphosphat  quantitativ  aus 
einer  Lösung  abscheiden,  wenn  man  letzteres  vorher  genau  mit 
Ammoniak  neutralisiert: 

Na^HPO^  4-  NH^OH  =r:  H^O  +  Na^NH^PO^  und 
Na^NH^PO^  +  FeCl,  =  2  NaCl  -f  NH.Cl  -f  FePO^ 

Wird  aber  überschüssiges  Ammoniak  und  Natriumphosphat  dem 
Ferrisalz  zugesetzt,  so  ist  die  Fällung  des  Eisens  unvollständig,  weil 
das  Ferriphosphat  im  Überschuß  von  Natriumphosphat,  bei  Gegen- 
wart von  Ammoniak  oder  Ammonkarbonat,  mit  brauner  Farbe,  unter 
Bildung  komplexer  Salze,  lOslich  ist. 

Durch  Ammoniak  wird  das  Ferriphosphat  in  braunes, 
basisches  Phosphat,  durch  Kalilauge  fast  ganz  in  Ferrihydroxyd 
und  Kaliumphosphat  verwandelt,  durch  Schmelzen  aber  mit  ätzen- 
den Alkalien  oder  Alkalikarbonaten  vollständig  zersetzt. 

6.  AlkaJiacetate  erzeugen  in  kalter  neutraler  LOsung  eine 
dunkelbraune  Färbung ;  beim  Kochen  der  verdünnten  Lösung  scheidet 
sich  alles  Eisen  als  basisches  Acetat  ab: 

FeClj  -f  3  NaCjHjOj  =  3  NaCl  +  Fe(CgH302)8  (in    der  Kälte), 
Fe(C,H30,)3  +  2  H,0  =  2  HC,H30,  +  Fe(OH),C,H,0, 

(in  der  Hitze) 

Bei  Anwesenheit  von  organischen  Oxjsäuren  (wie  Weinsäure, 
Apfelsäure,  Zitronensäure  etc.)  und  von  mehrwertigen  Alkoholen 
(z.  B.  Glyzerin,  Erjthrit,  Mannit,  Zuckerarten)  treten  alle  die  oben 
erwähnten  Reaktionen  nicht  ein,  weil  komplexe  Salze  entstehen,  in 
welchen  das  Eisen  als  komplexes  Anion  auftritt.  (Vgl.  Aluminium 
Seite  83.) 

7.  Rhodankalinm  (KONS)  erzeugt  in  FerrisalzlOsungen  eine 
blutrote  Färbung: 

FeClj  +  3  KONS  :^  3  KCl  -f  Fe(CNS), 

Diese  Reaktion  ist  umkehrbar;  die  rote  Farbe  tritt  am  inten- 
sivsten auf,  wenn  ein  Überschuß  des  Ferrisalzes  oder  Kaliumrhodanids 
zugegen  ist. 

Schuttelt  man  die  Lösung  mit  Äther  aus,  so  geht  das  Fe(CNS)3 
in  den  Äther  über.  Das  Ferrirhodanid  verbindet  sich  leicht  mit 
Kaliumrhodanid,  unter  Bildung  von  komplexem  Kaliumeisenrhodanid : 

Fe(CNS)3  +  3  KONS  =  [Fe(CNS)e]K3 ») 

»)  [Fe(CNS)e]K,  +  4  HjO.  Vgl.  RoseDheim,  Zeitschr.  für  anor».  Ch.  1901, 
Bd.  XXVn,  S.  298. 


—     109    — 

ganx  analog  dem  VMrrM-jMiiWltiiiii  • 

[Fe(CN),]K, 

Das  komplexe  Salz  ist  in  Äther  nnltalich,  nur  das  Fe{CNS)^  ist 
darin  löslich ;  es  rührt  daher  die  rote  !IlLrbiiiig  von  der  Büdang  des 
Ferrirhodanids  und  nicht  von  der  des  komplexen  Salzes  her. 

Diese  Beaktion  ist  ftufierst  empfindlich,  jedoch  nicht  immer 
znYerlilssig.  Enthält  die  LOsnng  viel  Alkaliacetat,  so  ist  die  Fflibnng 
nicht  zn  erkennen.  Aadi  bei  Anwesenheit  organischer  Oxy> 
Verbindungen,  wie  Weinsäure  etc.,  tritt  die  Reaktion  in  neutraler 
Lösung  nicht  au^  wohl  aber  beim  Ansäuren  mit  Salzsäure.  Bei 
Anwesenheit  von  Merkurichlorid  verschwindet  die  rote  Farbe  ganz, 
indem  das  Herkurichloiid  sich  mit  dem  Ferrirhodanid  umsetzt,  unter 
Bildung  einer  fairblosen  löslichen  Quecksilberdoppelsalzes: 

2  Fe(CN8),  +  6  HgCl,  =  2  FeCl,  +  3  [Hg(CNS)„  HgCl,] 

Ebenso  wird  die  rote  Farbe  des  Ferrirhodanids  durch  salpetrige 
Säure  zerstört. 

8.  Ferrocyankalinm  [Fe(CN)gK^]  erzeugt  in  neutralen  oder 
sauren  FerrisalzlOsungen  eine  intensiv  blaue  Fällung  von  Berlin  er- 

^'^^^^  /K       Cl\ 

[Fe"(CN).]l5       Ol/' 

\K       Cl\  ^F« 

■     /K       Cl-Fe  [Fe"(CN^e]<pe 

[Fe'  '(CN),]  Zk  +  ci\     =  ^^  ^^^  + 1^^" (^N)«]  Ce 
\K       Cl-Fe  [Fe"(CN)^]^   ^ 

/K       01/  ^Fe 

\K       01/ 

Das  Berlinerblau,  das  Ferrisalz  der  Ferrocjanwasser- 
stoffsäure,  ist  in  Wasser  unlöslich,  aber  lOslich  in  Oxalsäure  mit 
blauer  Farbe  (blaue  Tinte).  In  konzentrierter  Salzsäure  ist  es  eben- 
fidls  lOslich,  flQlt  aber  beim  Yerdtlnnen  mit  Wasser  wieder  aus.  Das 
Berlinerblau,  als  Ferrisalz  der  Ferrocyanwasserstofisäure,  verhält 
sich  wie  andere  Ferrisalze  gegen  Alkalihydroxyde;  es  bildet  F er ri- 
hydroxyd  und  das  Alkalisalz  der  Ferrocyanwasserstoff- 
säure: 

[Fe(ONe]jFe';  +  12  KOH  =  4  Fe(0H)3  +  3  [Fe(ON)e]K^ 

ähnUch  wie  (SO^^Fe^  +  6  KOH  =  2  Fe(0H)3  +  3  K^SO, 


—    HO    — 

Außer  dem  unlöslichen  Berlinerblan  existiert  noch  ein  lös- 
liches Berlinerblan,^)  das  erhalten  wird,  indem  man  Ferrisalz  zn 
Ferrocyankalium  hinzufügt: 

[Fe(CN)6]K3  +  CljFe  =  3  KCl  +  [Fe(CN)6]Fe 

.     K  K 

Dasselbe  Salz  wird  ebenfalls  erhalten,  wenn  man  ein  Ferrosalz 
zu  einer  FerricyankaliumlGsung  setzt: 

[Fe(CN)e]K2  +  Cl^Fe  =  2  KCl  +  [Fe(CN)6]Fe 

\  \ 

K  K 

Dieser  Körper,  obgleich  in  Wasser  mit  blauer  Farbe  löslich, 
ist  in  Salzlösungen  unlöslich.  Wollen  wir  daher  denselben  aus 
einer  Lösung  entfernen,  so  „salzen^  wir  ihn  aus,  d.  h.  wir  fügen 
der  Lösung  viel  Salz,  am  besten  Chlorkalium,  hinzu,  wodurch  er  in 
die   unlösliche  Form   yerwandelt   wird   und   abfiltriert  werden  kann. 

9.  Ferricyankaliam  [Fe(CN)ß]K3  erzeugt  in  Ferrisalzlösungen 
keine  Fällung,  nur  eine  braune  Färbung  (Unterschied  von  Ferro- 
salzen). 

[Fe'"(CN)6]K3  4-  FeClg  :^  [Fe'"(CN)e]Fe'"  +  3  KCl 

10.  Schwefelammonium  erzeugt  eine  schwarze  Fällung  von 
Ferrisulfid : 

2  FeClj  +  3  (NHJgS  =  6  NH^Cl  +  Fe^Sg«) 

leicht  löslich  in  Säuren,  auch  in  Essigsäure. 

Ferrisulfid  wird  allmählich  in  der  Kälte,  momentan  bei  100^ 
durch  Wasser  hydrolytisch  zersetzt: 

Fe,S,  +  6  H,0  =  2  FeiOR),  +  3  H,S, 

daher  färben  sich  feuchte  Niederschläge  auf  dem  Filter  nach  einigen 
Stunden  braun. 


')  Nach  K.  H.  Hofmann,  O.  Heine   and  F.  Höchteln  hat  das  löt- 

— H 

liehe  Berlinerblau  die  Formel:   [Fe(CN)e]~g        ,     Chem    Ztg.     Eep.     1904, 

— FeOH 
S.  366.    Vergl.  femer  Ann.  337  (1904)  S.  1. 

*)  Daß  hier  wirklich  Ferrisulfid  und  nicht,  wie  frUher  angenommen 
wurde,  Ferrosulfid  und  Schwefel  durch  Schwefelammonium  gefHIlt  wird,  hat 
H.  N.  Stokes  [Jonrn.  Aroer.  Chem.  See.  XXIX  (1907),  S.  304]  endgültig 
bewiesen,  indem  er  das  Ferrisulfid  mit  Zinkozydammoniak  versetzte,  wobei 
braunes  Ferrihjdroxjd  und  weißes  Schwefelzink  entstanden: 

Fe^Sa  +  3  Zn(OH),  =  2  Fe(0H}8  +  3  ZnS. 

Ferrosulfid    wird  unter    denselben    Bedingungen    (in    der   Kälte)   durch    Zink- 
hydroxyd nicht  zersetzt. 


—   111  — 

11.  Schwefelwasserstoff  in  saarer  LOsnng  reduziert  Ferrisalze 
zn  Ferrosalzen  unter  Ausscheidnng  von  Schwefel: 

2  FeCl,  +HgS  =  2  FeCl^  +  2  HCl  +  S 

Anfier  dnrch  Schwefelwasserstoff  werden  die  Ferrisalze,  wie 
bereits  in  der  Einleitung  erwähnt  (Seite  5),  zn  Ferrosalzen  reduziert 
durch:  naszierenden  Wasserstoff  (Zink  und  eine  Säure),  Zinnchlorür, 
schweflige  Säure,  Jodwasserstoff  u.  a.  m. 

12.  Natriumthiosulfat  (Na^S203)  &rbt  neutrale  Ferrisalze 
yiolettrot,  die  Farbe  verschwindet  aber  rasch  und  die  LOsung  enthält 
dann  Ferrosalz  und  Natriumtetrathionat: 

2  Na^S^Os  +  2  FeClj  =  2  NaCl  +  2  FeCl^  +  Na^S^Og 

Die  Zusammensetzung  des  rotvioletten  Körpers,  der  anfänglich 
entsteht,  ist  nicht  bekannt;  vielleicht  bildet  sich  das  Ferrithiosulfat. 

Wie  wir  gesehen  haben,  existieren  eine  Menge  Eisenverbin- 
dungen, welche  das  Eisen  als  komplexes  Ion  enthalten,  so  daß  es 
durch  die  gewöhnlichen  Reagentien  nicht  erkannt  werden  kann.  Es 
gehören  hieher  die  komplexen  Verbindungen  organischer  Oxyver- 
bindnngen  sowie  die  Ferro-  und  Ferricyanverbindungen. 

Handelt  es  sich  darum,  in  diesen  Körpern  die  Anwesenheit 
des  Eisens  zu  konstatieren,  so  verfahrt  man  verschieden,  je  nachdem 
organische  Oxyverbindungen  zugegen  sind  oder  das  Eisen 
als  Ferro-  oder  Ferricyan  Verbindung  vorliegt. 

Bei  Anwesenheit  organischer  Substanzen  wird  das 
Eisen  als  Sulfid  mittels  Schwefelammoninm  gefällt,  oder  man  zer- 
stört die  organischen  Substanzen  durch  Glühen,  wobei  metallisches 
Eisen  und  Kohle  erhalten  werden.  Durch  Behandlung  des  Glüh- 
produktes mit  Säuren  geht  das  Eisen  in  Lösung  und  wird  durch 
Filtration  von  der  Kohle  getrennt. 

Bei  Anwesenheit  von  Ferro-  oder  Ferricyanver- 
bindungen läßt  sich  das  Eisen  nicht  einmal  mit  Schwefel- 
ammonium abscheiden;  wir  müssen  die  Verbindung  vollständig  zer- 
stören, bevor  es  gelingt,  das  Eisen  nach  den  üblichen  Methoden  nach- 
zuweisen. 

Dies  geschieht:  a)  durch  Glühen,  b)  durch  Schmelzen  mit 
Pottasche  oder  Soda,  oder  c)  durch  Abrauchen  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure. 

a)  Zerstörung  durch  Glühen. 

Die  Ferrocy  an  Verbindungen  zerfallen  unter  Stickstoff- 
entwicklung in  Cyankalium  und  Eisenkarbid: 

[re(CN)JK^  =  4  KCN  +  FeC,  +  N, 


—     112    — 

Die  Ferricjanyerbindnngen  hinterlassen  ebenftdls  Cyan- 
kaliiun  und  Eisenkarbid,  entwickeln  aber  anfier  Sticksto£F  noch 
Dicyan: 

2  [Fe(CN)e]K5  =  6  KCN  +  2  FeC^  +  (CN),  +  2  N, 

Man  behandelt  den  Gltthrttckstand  zunächst  mit  Wasser,  wo- 
durch das  Cyankalinm  in  Lösung  geht,  anter  Hinterlassung  des 
Eisenkarfoids,  das  nach  der  Filtration  mit  Salzsäure  behandelt 
wird.  Es  lösi  sich  unter  Entwicklung  von  Kohlenwassento£Fen  und 
Abscheidung  von  Kohlenstoff  zu  Ferrochlorid. 

Obige  Zersetzungen  kann  man  sich  wie  folgt  yorstellen: 
Beim  Erhitzen  des  Ferrocyankaliums  zerfiült  dieses  zunächst  in 
Cyankalinm  und  Ferrocyanid  und   letzteres  durch  weiteres  Erhitzen 
in  Stickstoff  und  Eisenkarbid: 

[Fe(CN)e]K^  =  4  K(CN)  +  Fe(CN), 
Fe(CN),  =  FeC,  +  N, 

Das  Ferricyankalium  zerfkUt  in  Cyankalium  und  das 
ganz  unbeständige  Ferricyanid,  welches  unter  Abspaltung  von  Cyan 
in  Ferrocyanid  Übergeht,  um  beim  weiteren  Erhitzen  in  Eisenkarbid 
und  Stickstoff  zersetzt  zu  werden: 

[Fe(CN)j]K,  =  3  K(CN.)  +  Fe(CN), 
Fe(CN),  =  Fe(CN),  +  (CN) 
Fe(CN),  =  FeCj+N, 

b)  Zerstörung  durch  Schmelzen  mit  Pottasche. 

Man  mischt  die  Substanz  mit  der  gleichen  Menge  Pottasche 
und  erhitzt  im  Porzellantiegel  bis  zum  ruhigen  Schmelzen.  Hiebei 
erhält  man  ein  Gemisch  von  wasserlöslichem  Kalium  Cyanid  und 
Kaliumcyanat  neben  metallischem  Eisen: 

[Fe(CN)ß]K,  +  KjCOj  =  5  KCN  +  KCNO  +  CO,  +  Fe 

Man  laugt  daher  die  Schmelze  mit  Wasser  aus  und  löst  das 
zurückbleibende  Eisen  in  Salzsäure. 

c)  Zerstörung  durch  Abrauchen  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure. 

Durch  Abrauchen  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  werden 
nicht  nur  die  Ferro-  und  Ferriyerbindungen  zersetzt,  sondern  alle 
komplexen  Cyanverbindungen.  Hiebei  gehen  die  vorhandenen  Metalle 
in  Sulfate,  der  Stickstoff  des  Cyans  in  Ammoniumsulfat  ttber, 
während  der  Kohlenstoff  des  Cyans  als  Kohlenoxyd  entweicht: 

[Fe(CN)e]K4  +  6  H^^SO^  +  6  H,0  = 
=  2  KjSO^  +  FeSO,  +  3  (NH^^SO^  +  6  CO 
2  [Fe(CN)6]K3  +  12  H,SO,  +  12  H^O  = 
=  3  K^SO,  +  Fe,(SO,),  +  6  (NH,)jSO,  +  12  CO 


f 


—     113    — 

Das  Abianchen  iührt  man  am  besten  in  einem  schrig  liegenden 
Platintiegel  ans,  indem  man  nor  den  Deekel  erhitzt,  nnd  zwar  so 
lange,  als  noch  SchwefelsänredlUnpfe  entweidien.  Den  Rückstand, 
der  ans  Alkalisnlfat  nnd  Feiro-  oder  Ferrisnlfiit,  im  wasserfreien 
Zustande,  besteht,  behandelt  man  mit  etwas  konzentrierter  Salz- 
säure, erwärmt  nnd  fügt  nach  nnd  nach  Wasser  hinzu.  Auf  diese 
Weise  bringt  man  die  Sulfate  leicht  in  Lösung,  was  durch  Wasser 
allein  nor  sehr  schwer  gelingt. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Borax-  oder  Phosphorsalzperle  wird,  bei  schwacher  Sättigung, 
in  der  Oxydationsflamme  in  der  Hitze  gelb,  in  der  Kälte  farblos 
und  in  der  Keduktionsflamme  schwach  grflnlich.  Bei  starker  Sättigung 
wird  die  Perle  in  der  Oxydationsflamme  in  der  Hitze  braun,  in  der 
Kälte  gelb  und  in  der  Reduktionsflamme  flaschengrün. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr  erhitzt,  hinterlassen 
alle  Eisenyerbindungen  graue  Flitter  Yon  metallischem  fjisen,  die 
man  meistens  nicht  sieht,  aber  leicht  mittels  eines  Magneten  von 
der  Kohle  trennen  kann.  Viel  el^anter  und  sicherer  läfit  sich  das 
metallische  Eisen  durch  Erhitzen  der  Probe,  wie  in  der  Einleitung 
angegeben  (Seite  29),  am  Kohlensodastäbchen  erhalten. 

Uraii  =  U.  At-Gew.  =  238-5. 

Sp.  Gew.  =  18-33.     F.  P.  =  IbOO^  C. 

Vorkommen.  Das  wichtigste  Vorkommnis  ist  das  Uran- 
pecherz (UgO^),  femer  findet  sich  das  Uran  in  einigen  seltenen 
Mineralien,  wie U r a n i t  [(U02)2CuPjOg  -j-SH^O],  Samarskit  (ein 
Niobat  von  Eisen,  Yttrium,  Cer  und  Erbium  mit  wechselnden  Uran- 
mengen), Liebigit  [U(COj,)j,  2  CaCOg  +  10  H^O],  Cleveit  i)  und 
Camotit.^ 

Klaproth  zeigte  1789,  daß  im  Mineral  Uranpecherz  ein 
neues  Metall  enthalten  sei,  das.  er  Uran  nannte.  Durch  Erhitzen 
des  Oxyds  mit  Reduktionsmitteln  erhielt  er  einen  braunen  bis 
kupferroten  KOrper,  den  er  fUr  das  Metall  hielt,  weil  er  sich  in  der 
Tat  wie  ein  Metall  yerhielt;  er  löste  sich  in  Säuren  an  der  Luft 
unter  Bildung  von  gelbgrünen  fluoreszierenden  Salzen. 

Erst  1842  zeigte  P^ligot,  daß  dieser  rotbraune  K5rper  nicht 
das  MetaU,  sondern  das  Dioxyd  des  Urans  sei.  Das  sechswertige 
Metall  erhielt  P^ligot  durch  Reduktion  des  Tetrachlorids  mitteis 
Natrium  als  graues  Pulver. 

Bei  Lufitabschluß  lOst  sich  das  Urandioxyd  (Uranyl)  in  starken 
Säuren  unter  Bildung  von  Uranosalzen: 

')  Glevei't  ist    ein    Pecherz    mit   einem    Gehalt    an    Y,  Er,   Co  and  Th, 
Heliam  nnd  Argon. 
")  Vgl  Vanadin. 

Treadwell,  Analytische  Chemie.  I.  Bd.  0.  Aafl.  8 


—     114     — 

UOg  4-  4  HCl  =  2  HgO  +  ÜCl« 
ÜOj  +  2  H,SO,  =  2  H,0  -f-  U(SOJ, 

Die  Uranosalze  sind  äußerst  unbeständig  und  gehen  an  der 
Luft  rasch  in  Uranyl salze  über: 

/Ol 
Ua,  +  0  +  HgO  =  UOj      +2  HCl 

\C1 
U(SO.),  +  0  +  H,0  =  UO.SO«  +  H,SO« 

Wir  werden  hier  nur  die  Keaktionen  der  Uranylsalze 
besprechen.  Die  Uranoverbindungen  sind  für  die  quantitative  Be- 
stimmung von  Uran  wichtig  und  werden  daher  später  genauer  be- 
sprochen werden. 

Außer  dem  Uranyl  (Urandioxyd  UO^),  bildet  das  Uran  noch 
ein  Trioxyd  UO3,  das  als  Uranyloxyd  (UOgO)  angesehen  werden 
kann.     Es  löst  sich  in  Säuren  unter  Bildung  von  Uranylsalzen : 

/Cl 
UOjO  +  2  HCl  =  UO,     +  H^O 

\C1 
U0,0  +  H^SO^  =  UOgSO^  -f  H,0 

Durch  Glühen  der  Uranoxyde  an  der  Luft  erhält  man  dunkel- 
grünes Uranouranyloxyd  UgOg  (2  UO3,  UOj),  das  bei  Luft- 
abschluß sich  in  starken  Säuren  löst  unter  Bildung  von  Urano- 
und  Uranylsalzen: 

(2  UO3,  UO2)  +  4  H^SO^  =  2  UOgSO^  +  U(SOJsj  +  4  H^O 

Durch  Lösen  in  Königswasser  erhält  man  nur  Uranylsalze: 

3  UjO^  +  18  HCl  +  2  HNO3  =  9  UOaClj  +  2  NO  +  10H,0 

Die  Uranylverbindungen  sind  alle  gefkrbt:  gelb  oder  gelb- 
grün.  Die  meisten  sind  in  Wasser  löslich ;  unlöslich  sind  die  Oxyde, 
das  Sulfid,  die  Phosphate  und  die  Uranate.  In  Mineralsäuren 
sind  sie  alle  löslich,  ausgenommen  das  Uranylferrocyanid. 

Reaktionen  der  Uranylyerbindiiiigeii  anf  nassem  Wege. 

1.  Kaliamhydroxyd  fkUt  amorphes  gelbes  Kaliumuranat. 
Die  Reaktion  verläuft  in  drei  Phasen: 

zunächst  entsteht  das  Uranylhydroxyd : 

/Cl  KOH  /OH 

UOg    +  =2KC14-UOj 

\C1  KOH  \0H 

das  sofort  Wasser  abspaltet  und  in  die  Uransäure  übergeht: 


uo, - 

-OH 

\ 
/ 
uo. 

0 
OH 

—    115    — 

/OH 
UO, 
\0H 

=  H.0  + 
/OH 
UO, 
\0H 

die  durch  mehr  Kalilauge  das  Ejtlinmunuiat  bildet: 

UOg  —  OH        HOK  UO,  —  OK 

\    0      +  =2H,0+        y    O 

UO,  —  OH        HOK  ÜO,  —  OK 

2.  Ammoniak  fällt  gelbes  amorphes  Ammoninm- 
oranat: 

/NO,  UO,  —  ONH, 

2  UO,      +6  NH^OH  =  4  (NH^)NO,  +  3  H,0  +  >  0 

\NOj  UO,  —  ONH4 

Die  Alkalinranate  sind  in  Alkalikarbonaten,  be- 
sonders leicht  in  Ammoninmkarbonat  lOslich,  unter 
Bildung  von  komplexen  Salzen: 

UO,  —  ONH4 

>  0        +6  (NHJ,CO,  +  3  H,0  = 
UO,—  ONH^ 
=  2  [UO,(CO,),]  (NHJ,  -f  6  NH,OH 

Ammoniak  fällt  daher  bei  Anwesenheit  von  ge- 
nügendem Alkalikarbonat  das  Uran  nicht  ans.  ^)  Ebenso 
Yerhindert  Weinsäure,  Zitronensäure  etc.,  wie  bei  Eisen,  Alnmininm 
und  Chrom  die  FäUnng  mit  Ammoniak  und  ätzenden  Alkalien. 

3.  Natriumkarbonat  erzeugt  in  konzentrierten  Lösungen 
eine  orangegelbe  Färbung  von  üranylnatriumkarbonat: 

UOjCNOj),  +  3  Na^COj  =  2  NaNO,  +  [UO,(C03)3]  Na^ 

Das  Uranylnatriumkarbonat  ist  in  viel  Wasser  löslich;  aus 
verdünnten  Lösungen  entsteht  daher  keine  Fällung.  Noch  leichter 
als  in  Wasser  ist  das  üranylnatriumkarbonat  in  Alkalikarbonaten, 
besonders  leicht  in  Alkalibikarbonatlösungen  löslich.  Natronlauge 
fWt  aus  diesen  Lösungen  üranat,  Ammoniak  aber  nicht. 


^)  Darch  längferes  Kochen  der   LÖBung  eines   Uranylaalses  in   Ammon- 
karbonat,  scheidet  sich  das  Uran  als  gelbes  Ammoniumoranat  ans. 

8» 


—    116    — 

4.  Barjramkorbonat  f^llt  in  der  Kälte  alles  Uran  ans,  wahr- 
scheinlich als  Uranylbarynmkarhonat : 

U0,(N03),  +  3  BaCO,  =  B»(NO.),  +  [UO,(CO,),]Ba, 

5.  Schwefelaminoiiiain  fkllt  brannes  Uranylsnlfid: 

UP,(NO,)i  +  (NHJ,S  =  2  NH.NO,  +  Ü0,S 
löslich  in  verdünnten  Sänren  und  in  Ammonkarbonat : 

U0,8  +  3  (NHJ^COj  =  (NHJ,S  +  [UO,(C03)3](NHJ, 

Schwefelammonium  fällt  daher  aus  Uranylsalz- 
lOsungen  bei  Gegenwart  von  Ammonkarbonat  kein 
Uranylsnlfid. 

6.  Natriumphosphat  ^It  gelblich  weißes  Uranyl- 
phosphat: 

—  Na       NOg  j,^ 
PO^  —  Na  +          >U02  =  2  NaNOo  +  PO^^^« 

—  H        NOj^  ^^ 

Bei  Gegenwart  von  Ammonacetat  föUt  Uranylammoniumphosphat : 


NO./ 


\H        ^''^a/  COONH4 

=  2NaN03+   I    '      +PO,=^g« 

COOK  ^^* 

Beide  Niederschläge  sind  in  Essigsäure  unlGslich,  löslich  da- 
gegen in  Mineralsäuren. 

7.  Ferrocyankalimn  [Fe(CN)ß]K^  erzeugt  einen  braunen 
Niederschlag,  in  sehr  verdünnten  Losungen  eine  braunrote 
Färbung : 

/k         NO  \  ■^^^> 

[Fe(CN),]r|  +  So /^^«  =  [F«(CN)o]-K    +  2  KNO, 

oder  bei  Einwirkung  von  zwei  Molekeln  Uranylsalz: 

^K        NO,\uO  _ 

[Fe(CN),]-^  +  ^0,/      «  =  4KN0,  +  [Fe(CN),]  "  JJ^. 

Durch  Kalilange  wird  der  brannrote  Niederschlag  gelb,  unter 
Bildung  T«n  Kaliumuranat : 


-     117    — 

[Fe(CN)«](ÜO,),  +  6  KOH  =  [Fe(CN)g]K,  +  3  H,0  +  K,U,0, 
(Unterschied  von  Knpferferrocyanid  vgl.  Kupfer.) 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Die  Borax-  und  Phosphorsalzperle  wird  in  der  Oxydations- 
flamme gelb,  in  der  Rednktionsflamme  grün  geftlrbt. 

Titan  =  Ti.  At.-Gew-  =  48-1. 

Sp.  Gew.  =  4-87. 

Vorkommen.  Das  Titan  kommt  in  der  Nainr  am  häufigsten 
als  Titandioxyd  vor,  und  zwar  als  Eutil  (tetragonal),  Anatas 
(tetragonal)  und  Brookit  (rhombisch).  Ferner  findet  es  sich  in  den 
MineraHen:  Perowskit  (TiOgCa),  Titanit  oder  Sphen  (CaSiTiOg) 
und  als  Ilmenit   (FeTiOg)  in  vielen  kristallinischen  Gesteinen. 

Das  metallische  Titan  ist  ein  graues,  dem  Eisen  ähnliches 
Metall,  das,  an  der  Luft  erhitzt,  mit  starkem  Glanz  zu  weißem 
Titanoxyd  verbrennt.     Es  sind  folgende  Oxyde  des  Titans  bekannt : 

Ti,0„  TigOg,  TiO„  TiO« 

Die  Oxyde  TigO,  und  Ti^Og  bilden  Salze,  welche  violett  ge- 
fUrbt  sind  und  leicht  durch  Oxydationsmittel  in  TiO^ -Derivate  über- 
gehen. Das  wichtigste  Oxyd  ist  das  Titandioxyd,  welches  bald  die 
Rolle  eines  Basen-,  bald  die  eines  Säureanhydrids  spielt.  Das  in 
der  Natur  vorkommende  Titandioxyd  (Rutil  etc.)  ist  in  keiner  Säure 
lOslich.  Um  es  in  Lösung  zu  bringen,  schmilzt  man  es  mit  Kalium- 
pyrosulfat,  wobei  es  in  Titansulfat  verwandelt  wird: 

TiOg  +  2  KgSgO^  =  Ti(S0j2  -f  2  K^SO^ 

Die  Schmelze  iGst  sich  leicht  in  kaltem  (nicht  in  heißem) 
Wasser  auf. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Titansulfat  oder  eine  Auf- 
lösung von  Titanhydrat  in  Salzsäure. 

1.  Kalilauge  feilt  in  der  Kälte  weiße,  gallertartige  Orthotita n- 
säure: 

/OH 

i:— OH 
Ti(SOJ,  -f  4  KOH  =  2  KgSO^  +  Ti  _q^ 

^OH 


—     118    — 

fast  unlöslich  im  Überschuß  des  Fällungsmittels,  leicht  löslich  in 
MineralsHuren. 

Geschieht  die  Fällung  durch  Kalilauge  in  der  Hitze,  so 
fHUt  das  Titan  als  Metatitansäure,  Ti__^TT  &Qs: 

/oh 

Ti(S0^)2  +  4  KOH  =  2  KjjSO^  -|-  H^O  +  Ti  _q^ 

die  sich  in  yerdünnten  Säuren  sehr  schwer  löst.  Durch  lange 
Digestion  mit  konzentrierter  Salzsäure  oder  Schwefelsäure  geht  sie 
allmählich  in  Lösung.  Durch  Glühen  der  beiden  Titansäuren  erhält 
man  das  Anhydrid,  TiOj,  das  in  konzentrierter  Salzsäure  nur 
wenig  löslich  ist,  dagegen  leicht  in  heißer,  konzentrierter  Schwefel- 
säure. 

2.  Ammoniak,  Ammonsnlfid  und  Baryamkarbonat  fkllen  in 
der  Kälte,  wie  Kalilauge,  in  Säuren  leicht  lösliche  Orthotitansäure, 
in  der  Wärme  schwer  lösliche  Metatitansäure : 

TiCl^  +  4  NH^OH  =  4  NH^Cl  +  Ti(OH)^ 

TiCl^  +  2  (NHJsjS  +  4  HgO  =  4  NH^Cl  +  2  Hj^S  +  TiCOH)^ 

TiCl^  +  2  BaCOj  +  2  H^O  =  2  BaCl^  +  2  CO^  +  TiCOH)^ 

3.  Alkaliacetate  fUUen  bei  Siedehitze  alles  Titan  als  Metatitan- 
säure quantitativ  aus: 

TiCl^  +  4  NaCgHjOj,  -f-  3  H^O  =  4  NaCl  +  4 HC^HjOa  +  Ti  _^ 

£s  bildet  sich  hiebe!  jedenfalls  zuerst  das  Titanacetat,  das  durch 
Wasser  vollständig  hydrolytisch  gespalten  wird. 

4.  Wasser.  Nicht  nur  wird  das  Titanacetat  durch  Wasser 
hydrolytisch  gespalten,  sondern  alle  Titansalze.  Man  macht  hievon 
Gebrauch,  um  Titan  von  Aluminium,  Eisen,  Chrom  etc.  zu  trennen, 
indem  man  die  Oxyde  dieser  Metalle  mit  Kalinmpyrosulfat  auf- 
schließt, die  erhaltene  Schmelze  in  kaltem  Wasser  löst^)  und 
zum  Sieden  erhitzt.  Es  fkllt  alles  Titan  als  kömige,  leicht  zu 
filtrierende  Metatitansäure  aus,  während  die  übrigen  Metalle  als 
Sulfate  in  Lösung  bleiben. 


^)  Leitet  man  einen  Laftstrom  dorch  die  FlüBsigkeit,  um  sie  in  stetiger 
Bewegung  zn  halten,  so  erfolgt  die  LOenng  der  Schmelse  ungleich  rascher. 


11  1 

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—    119    — 

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sCii  III 


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3  B  S  S  S 
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'"■i:i!ili|ji 


—     120    — 

Ti(SOJ,  +  3  H,0  ;^  2  H,SO,  +  Ti  _^^ 

Da  diese  Reaktion,  wie  alle  hydrolytischen  Spaltungen,  eine 
umkehrbare  ist,  so  ergibt  sich  von  selbst  die  beste  Verfiihrungsweise : 
Man  muß  die  freie  Säure  möglichst  abstumpfen,  viel 
Wasser  und  hohe  Temperatur  anwenden. 

Will  man  aus  einer  schwefelsauren  Lösung  die  Titansäure  nach 
dieser  Methode  abscheiden,  so  versetzt  man  sie  in  der  Kälte  mit 
Soda,  bis  eine  geringe  Fällung  von  Ti(OH)^  bleibend  auftritt,  fügt 
tropfenweise  verdünnte  Schwefelsäure  hinzu,  bis  der  Niederschlag 
sich  eben  wieder  löst,  verdünnt  reichlich  mit  Wasser  (auf  O'l  (^ 
TiO,  sollten  300 — 500  ccfn  Wasser  angewendet  werden)  und  erhitzt 
^/g  Stunde  zum  Sieden.  Die  so  erhaltene  kömige  Metatitansäure 
läßt  sich  leicht  filtrieren,  solange  die  Lösung  etwas  freie  Säure 
enthält.  Beim  Auswaschen  mit  reinem  Wasser  erhält  man  stets 
ein  trübes  Filtrat,  daher  muß  dem  Waschwasser  immer  etwas  ver- 
dünnte Schwefelsäure  hinzugefügt  werden. 

Bei  der  Abscheidung  der  Titansäure  in  der  soeben  geschilderten 
Weise  beobachtet  man  am  Boden  des  Gefkßes  schillernde  Farben, 
die  sehr  charakteristisch  für  Titansäure  sind. 

Anwesenheit  von  Weinsäure,  Zitronensäure  und  anderen  orga- 
nischen Oxyverbindungen  verhindert  die  oben  erwähnten  Reaktionen. 
Man  muß  in  diesem  Falle  die  organische  Substanz  entweder  durch 
Glühen  oder  durch  Oxydation  mit  Kaliumpermanganat  (siehe 
Seite  85  und  133)  zerstören,  das  Titandioxyd  in  Schwefelsäure  lösen 
und  dann  nach  einer  der  obigen  Methoden  abscheiden. 

5.  Ferrocyankaliiim  erzeugt  aus  schwach  sauren  Lösungen  eine 
braune  Fällung. 

6.  Tannin  erzeugt  eine  voluminöse,  bräunliche  Fällung,  die 
bald  orangefarben  wird. 

7.  Natrinmthiosolfat  fUllt  in  der  Hitze  alles  Titan  als  kömige 
Metatitansäure :  ^q 

TiCl^  +  2Na2S20,  +  3H20  =  4NaCl+2S  +  2HjjS03+Ti~^^ 

8.  Natrinmphosphat  fWt  basisches  Titanphosphat: 

TiCl^  +  3  Na^HPO^  +  Hj^O  = 
=  4  NaCl  +  2  NaHgPO^  +  PO^TiOH 
löslich  in  Mineralsäuren,  unlöslich  in  Essigsäure. 

9.  Wasserstoffperoxyd.  Versetzt  man  eine  neutrale  oder 
schwachsaure    Lösung    von  Titansulfat    mit    Wassersto£^eroxyd,    so 


—     121     — 

färbt  sie  sich  orangerot,  und  im  Falle  nur  wenig  Titan  an- 
wesend ist,  hellgelb.  Diese  Beaktion,  die  auf  der  Bildnng  von 
TiOj  beruht,  ist  sehr  empfindlich  und  eignet  sich  yortrefiflich, 
um  Spuren  von  Titan  in  Gesteinen  nachzuweisen.^)  Vanadin- 
säure  verhält  sich  Wasserstoffperoxyd  gegenüber  ähnlich  dem 
Titandioxjd. 

Versetzt  man  eine  Titansulfat]  Osung  mit  einem  großen  Über- 
schuß Ton  Wasserstoffperoxyd  und  versetzt  mit  Kalilauge,  so  ent- 
steht eine  Fällung,  die  sich  in  einem  großen  Überschuß  von  Kali- 
lauge mit  gelblicher  Farbe  löst.  Die  so  erhaltene  Lösung  bleibt 
längere  Zeit  klar,  aber  nach  und  nach  scheidet  sich  ein  lebhaft 
gelb  gefkrbter  Niederschlag  von  der  Zusammensetzung  Ti(OH)g  ab.^) 

Schmelzt  man  nach  J.  H.  Wal  ton  jr.^)  eine  Titanverbindung 
im  Nickeltiegel  mit  Natriumperoxyd  (NagOg),  so  geht  beim  Be- 
handeln der  Schmelze  mit  Wasser  Titan  in  Lösung.  Säuert  man 
diese  Lösung  stark  mit  Schwefelsäure  an,  so  tritt  die  orangerote 
Farbe  der  Pertitansäure  deutlich  auf.  War  gleichzeitig  Eisen  in 
der  Substanz,  so  bleibt  dieses  beim  Behandeln  der  Schmelze  mit 
Wasser  im  Rückstand,   während  das  Titan  in  Lösung  geht. 

10.  Zink  oder  Zinn  erzeugt  in  saurer,  am  besten  in  salz- 
saurer Lösung  eine  violette  Farbe,  herrührend  von  der  Bildung 
von  TijClß : 

2  TiCl^  +  Hj,  =  2  HCl  -f  TijCle 

Durch  Schwefelwasserstoff  oder  schweflige  Säure  werden  die 
vierwertigen  Titanverbindungen  nicht  reduziert. 

11.  Das  Fluorid  wird  durch  Eindampfen  mit  Schwefelsäure 
und  Glühen  quantitativ  in  Dioxyd  verwandelt  (Unterschied  von 
ELieselsäure) : 

TiF,  +  2  HjSO^  =  4  HF  +  2  SO3  -f  TiO^ 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Titanverbindungen  färben  die  Borax-  oder  Phosphorsalzperle 
in  der  Oxydationsflamme  nicht;  nach  längerem  Erhitzen  in  der 
Reduktionsflamme  erscheint  die  noch  heiße  Perle  gelb  und  wird 
beim  Erkalten  violett.  Durch  Zusatz  von  etwas  Zinn  tritt  die 
violette  Färbung  rascher  auf.  Zusatz  von  Eisen  erzeugt  eine 
braune  bis  rote  Perle. 


^)  Nach  AI.   Lehnet  lassen  sieh   noch   ^/i,>oo    ^9  I^Oj   mit   Wasseratoff- 
peroxyd  nachweiseD. 

«)  A.  Classen,  B.  B.  21.  (1888)  S.  371. 
*)  Ch.  Ztg.  Rep.  1907,  S.  329. 


—    122    — 

Durch  Schmelzen  der  Titansänre  mit  Natriumkarbonat  erhält 
man  Natrinmmetatitanat,  das  in  kaltem  Wasser  nicht  löslich 
ist,  dagegen  leicht  in  Säuren.  Durch  heißes  Wasser  wird  das 
Natriumsalz  zersetzt,  unter  Abspaltung  von  Metatitansäure,  die  in 
verdünnten  Säuren  sehr  schwer  iGslich  ist. 

Mangan  =  Mn.  At.-Gew.  =  55-0. 

Sp.  Gew.  =  ca.  8;0.     F.  P.  =  1245  C») 

Vorkommen.     Die  wichtigsten  Manganmineralien  sind: 

Pyrolusit  (Braunstein)  (MnO^),  rhombisch.  Polianit (MnO^), 
tetragonal  kristallisierendes  Mangandioxyd,  isomorph  dem  Zinnstein 
und  dem  Kutil.    —  Braunit  (JUn^Oj),    tetragonal.  —  Manganit 

/o 

Mn — OH,  rhombisch,  isomorph  dem  Göthit  und  Diaspor.  — 
Hausmannit  (Mn^O^),  tetragonal.  —  Manganspat  (MnCO,), 
hexagonal,  isomorph  dem  Galcit  etc. 

Das  Mangan  ist  ein  steter  Begleiter  des  Eisens;  wir  finden  es 
daher  in  verschiedenen  Mengen  in  fast  allen  Eisenerzen. 

Es  ist  ein  grauweißes  Metall,  das  an  feuchter  Luft  oxydiert  und 
von  verdünnten  Säuren,    sogar  von  der  Essigsäure  angegriffen  wird. 

Das  Mangan  bildet  folgende  Oxyde: 

MnO,  MnjjOj,  MhjO^,  MnO^,  [HnO,),  Mn^O^ 

Durch  Lösen  dieser  Oxyde  in  Salzsäure  in  der  Kälte  erhält 
man  in  allen  Fällen,  außer  bei  MnO,  eine  dnnkelgrünbraune 
Losung,  die  sich  beim  Erwärmen  unter  Chlorentwicklung  ent- 
färbt, besonders  nach  einigem  Verdünnen  mit  Wasser.  Die  LOsung 
enthält  zweiwertiges  Manganosalz. 

MnO  -f  2  HCl  =  HjO  +  MnCl^ 
MugOj  +  6  HCl  =  3  HjO  +  2  MnCl^  +  Cl^ 
MujO^  +  ö  B[C1  =  4  HjjO  +  3  MnClg  +  C\^ 
MnO,  -f  4  HCl  =  2  H^O  +  MnCl^  -f  Cla 
Mn^O^  +  14  HCl  =  7  H,0  +  2  MnCl^  -f  ^  ^*a 

In  der  Kälte  bilden  sich  sehr  unbeständige  höhere  Mangan- 
chloride, die  beim  schwachen  Erwärmen  Chlor  abspalten  und 
Manganosalz  liefern.  *) 

In  konzentrierter  Schwefelsäure  lösen  sich  in  der  Wärme  alle 
Oxyde  des  Mangans,  unter  Entwicklung  von  Sauerstoff  und  Bildung 
von  Manganosulfat.  Eine  Ausnahme  macht  MnO,  das  sich  löst, 
ohne  Sauerstoff  zu  entwickeln. 


>)  Heraus,    Z.  f.  elektr.  Ch.  8. 

>)  Neamann  hat  das  [MnCI^]  (NH«),  isoliert:    Monatshefte  1894,  S.  492. 


—     123    — 

MnO  +  HjSO,  =  HjO  +  MnSO* 
2Mnj03  4-  4  HjSO^  =  4  H,0  +  4  MnSO^  +  0, 
2  MnjO^  -j-  6  HjSO^  =  6  HgO  +  6  Mn804  +  O^ 
2  MnO,  +  2  H,SO^  =  2  H^O  +  2  MnSO^  +  0, 

Sehr  interessant  ist  das  Verhalten  der  höheren  Oxyde  MnO,, 
Mn^Oji  und  MnjO^  zu  kochender  verdtlnnter  Salpetersäure 
oder  Schwefelsäure.  Das  MnO,  wird  gar  nicht  von  der  ver- 
dünnten Säure  angegriffen,  das  Mn^Og  gibt  die  Hälfte  seines 
Mangans  an  die  Säure  ab,  während  die  andere  Hälfte  als  braunes 

/OH 
Mangandioxydhydrat    Mn  =0      ungelöst    zurückbleibt.     Das 

\0H 
Mn^O«  endlich  gibt  an  die  Säure  ^/^  seines  Mangans  ab  und  hinter- 
läßt ebenfalls  braunes   Mangandioxydhydrat. 

/OII 

Es  scheidet  sich  das  Mn  =  0      ganz   so   ab,    wie    Kieselsäure 

\0H 

aus  einem  Silikat  auf  Zusatz  einer  starken  Säure: 

/O  /OH 

Si  =0  >Ca  +  2  HNO3  =  Ca(N03)s,  +  Si  =0 
NO''^  \0H 

Das  Mangandioxydhydrat  verhält  sich  in  der  Tat 
in  den  meisten  Fällen  genau  wie  eine  Säure;  die 
Oxyde  MUjOg  und  MHjO^  verhalten  sich  wie  Mangano- 
salze  dieser  Säure  und  müssen  daher  als  Manganite  auf- 
gefaßt werden.^) 

So  ist  das   MiuO,    als   Manganomanganit:    Mn=OyMn 

aufzufassen,  also  von  ganz  analoger  Zusammensetzung  wie  das  Man- 

ganokarbonat  C=0/Mn    und    Mangan osilikat  (Penwittit) 

Si  =0>Mn  +  2  Hj,0. 

Durch    diese    Auffassung    ist  es   verständlich,    daß    Mn^Og    an 


^)  Das  MnOs  und  Mn^Os  können  auch  die  Rolle  von  Baaenanhjdriden 
spielen,  indem  sie  mit  Schwefelsäure  Salfate  bilden,  s.  B.  Mn(S04)s,  Mds(S04)8 
(Ch.  Zentralbl.  1905  U,  S.  1898).  Beide  Salze  werden  durch  Wasser  zersetzt 
anter  Abscheidang  von  manganiger  Sänre  nnd  Manganomanganit;  ebenso  ist 
ein  Ealiummangan-  nnd  ein  Ammoniammanganalaan  bekannt. 


—     124    — 

verdünnte    Salpetersäure    die  Hälfte   seines    Mangans    abgibt,    unter 
Abscheidung  der  manganigen  Säure: 

/O  /OH 

Mn  =0  >Mn  4-  2  HNO,  ==  M:n(NO,),  -f  Mn  =0 
\0^  \0H 

/O  /OH 

0  =0  >Mn  4-  2  HNOj  =  Mn(NO,\  +  C  =0     [HjO  +  CO,] 
\0^  \0H 

/O  /OH 

Si  =0  >Mn  4-  2  HNO,  =  Mn(N03),  +  Si  =0 
\0^  \0H 

Das    HDjO^,    welches  an  Salpetersfture  '/j  seines  Mangans  ab- 

/OH 

QU 

gibt,    muß   als  Derivat   der   orthomanganigen  Säure  Mn  ^tt  auf- 

\0H 

/^\Mn 

0/ 

gefaßt  werden  :    Mn      ^v 

-^3/Mn 

Durch  Behandeln  mit  Salpetersäure  wird  zunächst  die  unbe- 
ständige Orthosäure  abgeschieden,  welche  unter  Abspaltung  von 
Wasser  in  die  metamanganige  Säure  Übergeht : 

/^\Mn  /^^ 

Mn  _o\       +  4  HNO,  =  2  Mn(NO,),  +  Mn  _^g 

\0/^°  \0H 

^Z  /OH 

Mn      Xw  =  H,0  H-  Mn  =0 

\o2  ^«« 

Das  MnOji  steht  zum  H^MnO.  in  demselben  Verhältnis,  wie 
CO^  zu  HgCOj,  wie  SiOg  zu  H^SiOg  und  wie  SnOjj  zu  H^SnOj, ; 
es  verhält  sich  also  das  MnO^  ganz  wie  ein  Säureanhydrid, 
ist  zudem  isomorph  dem  Zinnstein  (SnO^),  kristallisiert  als  Polianit 
(MnOg),  wie  der  Zinnstein,  tetragonal. 

Wie  das  SnOj  (siehe  dieses)  verhält  sich  das  Mangandioxyd 
bald  als  Säure-,  bald  als  Basenanhydrid,  indem  es  wahrschein- 
lich ein  Chlorid  MnCl^  büdet.  Behandelt  man  nämlich  MnO^  mit 
kalter  konzentrierter  Salzsäure,  so  lOst  es  sich  mit  braungrUner  Farbe 
unter  Bildung  von  Mangantetrachlorid,  welches  in  Äther  mit 
grüner  Farbe  löslich  ist.  Schüttelt  man  daher  die  LOsung  mit  Äther 
aus,  so  fkrbt  sich  die  oben  aufschwimmende  Ätherschicht  grün. 


—     125    — 

Man  kennt  nicht  nur  Manganomanganite,  sondern  eine  ganze 
Reihe  anderer  Manganite.  Einige  derselben  spielen  in  der  ana- 
lytischen Chemie  eine  sehr  wichtige  Rolle ;  so  das  Zink-  und  Calcium- 
bimanganit : 

/OH  /OH  /OH 

Mn=0  Mn=0  welche  den  Bikarbo-       C=0 

)o>>     )0'  •^**«''  "-^»s  ^''^»""»«•^-    )S> 

Mn  =0         Mn  =0  gesetzt  sind :  C  =0 

\0H  \0H  \0H 

Sie  finden    in    der    maßanaljtischen  Bestimmung   des  Mangans  eine 
verbreitete  Anwendung.  (Siehe  diese,  Band  H.) 

Sehr  wichtig  sind  die  Manganite,  speziell  das  Calciumbimanganit, 
für  die  Technik.  So  beruht  die  Erzeugung  des  Woldon- 
schlammes  auf  der  Bildung  des  Calciumbimanganites. 

Das  Manganooxyd,  MdO,  ist  das  einzige  Oxyd  des  Man- 
gans, das  sich  in  allen  Fällen  wie  ein  Basenanhydrid  verhält. 
Durch  Lösen  dieses  Oxyds  in  Säuren  erhält  man  glatt  die  Man- 
ganosalze,  in  welchen  das  Mangan  als  zweiwertiges  Element  auftritt. 
Das  auf  Seite  122  in  Klammer  aufgeführte  Oxyd  MnOg  ist  nicht 
isoliert  worden,  es  sind  aber  Salze  (Manganate  R^MnO^,  Seite  130), 
die  sich  davon  ableiten,  bekannt.  Das  Mn^Oy,  von  welchem 
sich  die  Permanganate  (RMnQ^)  ableiten,  ist  ein  ausgesprochenes 
Säureanhydrid. 

.  Beim  Studium  der  Manganreaktionon  werden  wir  zunächst  die 
der  Manganoverbindungen,  dann  die  der  Manganate  und 
Permanganate  betrachten. 

A.  Die  Manganoverbindiingen. 

Die  Manganosalze  sind  im  kristallisierten  Zustande  sowie 
in  Lösungen  schwachrosa  ge^bt,  im  wasserfreien  Znstande  meist 
weiß;  nur  das  Sulfid  ist  gefärbt. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Kali-   oder  Natronlange   f^llt  weißes  Manganohydroxyd : 

MnClg  +  2  KOH  =  2  KCl  -f  Mn(OH), 

das    an  der  Luft  rasch  braun    wird,    unter  Bildung  von  Mangano- 
manganiten. 

Zunächst  wird  ein  Teil  des  Manganohydrats  durch  Luftsauer- 
stoff zu  manganiger  Säure  oxydiert: 

-OH  /^^ 

Mn      X^  4-  0  =  Mn  =0 

— "^  \0H 


—    126    — 

welche,  da  sie  mit  der  Base,  Manganobydrat,  in  Berührung  kommt,  sofort 
mit  derselben  Salzbildang  eingebt,  unter  Erzeugung  Ton  Manganiten  : 

/OH       „^  /O 

Mn  =0     4-  :Sn'yMn  =  2  H.O  +  Mn  =0  )Mn 
\0H       -^^Z  \0^ 

/OH 
Mn=0 


/0^_^H0\^,„_,^^_^        \0\, 
\0H 


oder  2  Mn  =0     +  "X  >Mn  =  2  H,0  +  :;:  >Mn 

XOTT       ^^/  „    /^/ 

Mn=0 

\0H 

Diese  Oxydation  yerläuft  an  der  Luft  nur  allmählich,  momentan 
dagegen  bei  Gegenwart  von  Chlor,  Brom,  Hypocbloriten,  Wasserstoff- 
peroxyd etc. 

—OH  /^^ 

Mn      Xu  +  2  NaOH  +  CL  =  2  NaCl  +  H.O  +  Mn  =0 
-OH  ^21  ^^^ 

—OH      '  y^^ 

Mn      }^  4-  NaOCl  =  NaCl  +  Mn  =0 
—^^  \0H 

OH  /^^ 

Mn      J:^  +  HgO.  =  HjjO  +  Mn  =0 

~^^  \0H 

Die  Bildung  von  Manganiten  hat,  wie  bereits  Seite  125  erwähnt, 
eine  wichtige  technische  Bedeutung  für  die  Erzeugung  des  W  e  1  d  o  n- 
scblammes.  (Regeneration  des  Braunsteines.)  Die  bei  der 
Bereitung  des  Chlors  aus  natürlichem  Braunstein  und  Salzsäure 
erhaltenen  Rückstände,  der  Hauptmasse  nach  bestehend  aus 
Manganochlorid,  werden  mit  Kalk  gefüllt,  wobei  Manganohydrat 
entsteht.  Das  Gemisch  von  Manganohydrat  mit  Kalk  setzt  man  der 
Einwirkung  der  Luft  aus,  wobei  manganige  Säure  entsteht,  die  sich 
aber  mit  dem  Kalk,  als  der  stärkeren  Base,  unter  Bildung  von 
Calciummanganit  yerbindet,  so  daß  schließlich  alles  Mangan  zu 
manganiger  Säure  oxydiert  wird: 

/OH 

'"""^Rh  +  hO^        )^>Ca  +  2H,0 
^^^  Mn  =0 

\0H 

und  man  beim  Behandeln  des  richtig  erzeugten  Schlanmies  mit 
Salzsäure  dieselbe  Chlormenge  erhält,  wie  aus  dem  ursprunglich 
verwendeten  Braunstein: 


—     127    — 

2  MnOj,  +  8  HCl  =  4  HgO  +  2  MnClj,  +  2  Cl^ 
MngOßCaH,  -f  10  HCl  =  6  H^O  +  2  MnCl^  +  CaCl,  +  2  Cl, 

Freilich  bedarf  man  hiezii  etwas  mehr  Salzsäure,  weil  ein  Teil 
derselben  dazu  dient,  die  manganige  Säure  aus  dem  Manganit  in 
Freiheit  zu  setzen. 

2.  Ammoniak  f^lt,  wie  bei  Magnesium-  und  Ferrosalzen  aus 
neutraler,  ammonsalzfreier  Lösung  das  Mangan  nur  unvollständig  als 
weißes  Hydrat: 

MnClj  +  2  NH3  +  2  H^O  T>:  Mn(OH)jj  +  2  NH^Cl 


Ist  genügend  Chlorammonium  Torhanden,  so  erzeugt  Ammoniak 
keine  Fällung.  In  der  Lösung  befindet  sich  das  Mangan  größtenteils 
als  Manganochlorid,  aber  auch  in  sehr  geringer  Menge  als  Mangan- 
hydroxjd  (entsprechend  dessen  Löslichkeit).  Beim  Stehen  an  der 
Luft  geht  das  gelöste  Manganhydroxyd  in  die  sehr  schwer  lösliche 
manganige  Säure  über,  die  sich  in  braunen  Flocken  ausscheidet.  Das 
Gleichgewicht  stellt  sich  in  der  Lösung  wieder  her,  wodurch  von 
neuem  manganige  Säure  sich  ausscheidet  etc.,  bis  schließlich  alles 
Mangan  in  dieser  Form  abgeschieden  wird,  ein  Umstand,  der  bei 
der  Trennung  des  Mangans  von  Ferrieisen,  Aluminium  etc.  wohl 
berücksichtigt  werden  muß.  Versetzt  man  nämlich  eine  Lösung  von 
Ferri-  und  Manganochlorid  mit  genügend  Chlorammonium  und  hieraut 
mit  Ammoniak,  so  flQlt  nur  das  Eisen  als  rotbraunes  Hydroxyd, 
während  das  Mangan  in  Lösung  bleibt.  Läßt  man  aber  die  Lösung 
vor  der  Filtration  längere  Zeit  an  der  Luft  stehen,  so  scheidet  sich 
das  Mangan  nach  und  nach  als  manganige  Säure  ans  und  man  wird, 
nach  Filtration  des  Niederschlages,  das  Mangan  vergeblich  im  Filtrate 
suchen.  Hieraus  ergibt  sich  die  Regel  zur  Trennung  des  Mangans 
von  Eisen  etc. :  Man  versetzt  die  Lösung  mit  einem  gehörigen  Über- 
schuß an  Chlorammonium,  erhitzt  zum  Sieden,  um  die  Luft  möglichst 
aus  der  Lösung  zu  vertreiben,  und  fkllt  sorgfältig  mit  Ammoniak,  bis 
dieses  ganz  schwach  vorwaltet,  und  filtriert  sofort.  Die  Trennung 
ist  nicht  quantitativ,  aber  für  qualitative  Zwecke  völlig  ausreichend. 

3.  Alkalikarbonate  ftlllen  weißes  Manganokarbonat: 

MnClj,  +  Na^jCOg  =  2  NaCl  +  MnCOg 
das  durch  langes  Kochen  an  der  Luft  zum  Teil  in  Brannstein  übergeht : 

MnCOj  +  HgO  -j-  0  ==  COg  +  H^MnO, 

4.  Ammonkarbonat  ftlllt,  auch  bei  Gegenwart  von  Ammon- 
salzen,  weißes  Karbonat  (Unterschied  von  Magnesium). 

5.  Baryomkarbonat  erzeugt  in  der  Kälte  keine  Fällung,  wohl 
aber  in  der  Hitze. 


—     128    - 

6.  Xatrirnnphosphat  fkUt  weißes,    tertiäres  Manganophosphat : 

4  Na^HPO^  +  3  MnCl^  =  6  NaCl  +  2  NaHjjPO^  +  Mn3(POj2 

löslich  in  Mineralsänren  and  Essigsäure. 

Fügt  man  zu  der  siedenden  Lösung  dieses  Niederschlages  in 
Säure  Ammoniak  im  Überschuß  hinzu,  so  scheidet  sich,  wie  beim 
Magnesium  (Seite  59),  Manganoammoniumphosphat  als  blaß- 
rosenrote Schuppen  aus: 

NajHPO^  +  NH3  +  MnClg  +  7  H^O  = 
=  2  NaCl  +  Mn(NHJPÜ4  -f  7  Hj^O 

die  in  Wasser  sehr  schwer  löslich  sind. 

7.  Bleiperoxyd  und  konzentrierte  Salpetersänre  (Volhards 
Reaktion).  Versetzt  man  eine  Lösung,  die  nur  Spuren  Ton 
Mangan  enthält,  mit  Bleiperoxyd  und  konzentrierter  Salpetersäure, 
kocht  und  verdünnt  mit  Wasser,  so  erscheint,  nach  dem  Absitzen 
des  überschüssigen  Bleiperoxyds  die  Flüssigkeit  deutlich  violett- 
rot infolge  der  Bildung  von  Permangansäure : 

2  MnSO^  +  5  PbO^  +  6  HNO3  = 
=  2  PbSO^  +  a  PbCNOj),  +  2  H^O  +  2  HMnO^ 

Diese  äußerst  empfindliche  Eeaktion  versagt  bei  Gegenwart  von 
viel  Salzsäure  oder  Chlorverbindungen,  weil  dadurch  die  Permangan- 
säure zerstört  wird: 

2  HMnO^  +  14  HCl  =  8  H^O  +  2  MnClg  +  5  Cl, 

8.  AmmoDiumpersnlfat.  Erhitzt  man  eine  schwach  schwefel- 
oder  salpetersaure  Mangansalzlösung  mit  Ammonium persulfiit,  so  fllllt 
allmählich  alles  Mangan  als  manganige  Säure  aus: 

2  Mn(N03)3  +  2  (NHJ,S,0,  +  6  H,0  = 
=  2  (NHJ2SO4  +  2  H2SO4  4-  4  HNO3  +  2  HjMnOj 

Fügt  man  aber  der  Lösung  eine  Spur  Siibemitrat  zu,  so  wird 
bei  geringen  Manganmengen  alles  Mangan  zu  Permangansäure  oxydiert ; 
die  Lösung  wird  rot:*) 

2  Mn(N03),  -f  5  (NHJ^S.O«  +  8  H,0  = 
=  5  (NHJ2SO4  +  5  HjSO^  +  4  HNO3  +  2  HMnO^ 

9.  Schwefelammoninm  erzeugt  in  Manganlösungen  fleisch- 
farbiges, wasserhaltiges  Mangansulfid: 

MnClj  -f  (NHJ2S  =  2  NH^Cl  +  MnS  +  aq 

Durch  Kochen  mit  einem  großen  Überschuß  von  Ammonsulfid, 
wird  es  in  wasserärmeres  grünes  Mangansulfid  von  der  Formel 
SMnS-j-HjjO  verwandelt. 

>)  Vgl.  M.  Marshall,  Z.  f.  anal.  Ch.  43  (1904),  S.  418  nnd  655. 


—    129    — 

10.  Cyankaliain.  Fügt  man  zu  einer  Manganosalzlösnng 
Cyankalium,  so  entsteht  ein  bräunlicher  Niederschlag,  der  sich  im 
Überschuß  von  Cjankalium  mit  bräunlicher  Farbe  löst.  Aus  dieser 
Lösung  scheidet  sich  beim  Stehen  oder  Erwärmen  ein  voluminöser 
grüner  Niederschlag  ab,  bestehend  aus:  [Mn(CN)g]K,  der  sich  in 
noch  mehr  Cyankalium,  unter  Bildung  von  [Mn(CN)ß]K^,  zu  einer 
gelben  Flüssigkeit  löst.  Dieses  Salz  ist  sehr  unbeständig;  es  kann 
nur  bei  Gegenwart  von  viel  Ojankalium  existieren.  Verdünnt  man 
die  gelbe  Lösung  mit  Wasser,  so  scheidet  sich  das  grüne  Salz 
wieder  ab: 

[Mn(CN)6]K^  :^t  [Mn(CN)8]K  +  3  KCN 

Erhitzt  man  aber  die  verdünnte  Lösung  zum  Sieden,  so  zerfallt 
das  Manganokaliumcjanid  unter  Mitwirkung  von  Wasser  vollständig 
in  Cyankalium,  Blausäure  und  weißes  Manganhydroxyd,  das  sich  ab- 
scheidet : 

[Mn(CN)6]K^  +  2  HÖH  :^  4  KCN  +  2  HCN  +  MnCOH)^ 

Das  Manganokaliumcyanid  wird  bei  Gegenwart  von  viel  Cyan- 
kalium  durch  Schwefelammonium  nicht  geeilt ;  die  verdünnte  Lösung 
dagegen  scheidet,  namentlich  beim  Kochen,  leicht  das  Mangan  als 
Sulfid  ab: 

[Mn(CN)JK^  +  (NHJ.S  =  4  KCN  +  2  NH^CN  +  MnS 

Diese  Keaktion  bietet  ein  bequemes  Mittel,  um  Mangan  von  Nickel 
zu  trennen,  indem  das  Nickelokaliumcyanid  beim  Kochen  der  ver- 
dünnten Lösung  mit  Schwefelammonium  kein  Nickelsulfid  abscheidet. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Borax-  oder  Phosphorsalzperle  wird,  bei  schwacher 
Sättigung,  in  der  Oxydationsflamme  amethy  st  farbig,  bei  starker 
Sättigung  fast  braun  und  kann  dann  leicht  mit  der  Nickelperle  ver- 
wechselt werden.  In  der  Reduktionsflamme  erhitzt,  wird  die  Mangan- 
perle farblos,  die  Nickelperle  grau. 

Schmilzt  man  irgend  eine  Manganverbindung  mit  ätzenden 
Alkalien  oder  Alkalikarbonaten  an  der  Luft  (auf  Platinblech)  oder 
besser  bei  Gegenwart  von  Sauerstoff  abgebenden  Substanzen,  wie 
Kaliumnitrat,  Kaliumchlorat  etc.,  so  entsteht  eine  grüne  Schmelze, 
indem  das  Mangan  zu  Mangansäure  oder  vielmehr  zu  Alkali- 
manganat  oxydiert  wird,  wie  aus  folgenden  Gleichungen  ersichtlich  ist : 

MnOa  +  Na^CO.,  -f-  0  =  COj,  +  Na^MnO^ 

MnSO^  +  2  NagCOg  +  2  0  =  2  COj  +  Na^SO^  +  Na^jMnO^ 

Der  Sauerstoff  stammt  aus  der  Luft  oder  aus  dem  Nitrat  oder 
Chlorat : 

Treadwell,  Analytisohe  Chemie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  9 


—    180    — 

2KNO3  =2KN02  +  Oj, 

2  KCIO3  =  2  KCl  4-  3  Ojj 

Diese  Eeaktion  ist  außerordentlich  empfindlich, 
indem  Bruchteile  eines  Milligramms  einer  Mangan- 
Verbindung  leicht  die  grüne  Schmelze  geben. 

Durch  Glühen  an  der  Luft  gehen  sämtliche  Manganoxyde  in 
MugO^  über: 

6  MnO  +  Oj  =  2  MujO^ 

3  MnOj,  =  Mn^O^  +  0^ 

6  Mn^Og  =  4  MujO^  +  Og 


B.  Mangangäure  und  Permangangäure. 

Die  freie  Mangansäure  ist  nicht  in  reinem  Zustande  erhalten 
worden.  Sucht  man  sie  aus  der  grünen  Schmelze  des  Alkalimanganats 
durch  Zusatz  einer  Säure  in  Freiheit  zu  setzen,  so  erhält  man  stets 
Permangansäure  und  Mangandioxydh jdrat,  indem  ein 
Teil  der  unbeständigen  Mangansäure  einen  anderen  Teil  derselben 
zu  Permangansäure  oxydiert,  während  der  oxydierende  Teil  zu 
Braunstein  (Mangandioxydhydrat)  reduziert  wird. 

3  HjjMnO^  =  HgMnOg  +  2  HMnO^  +  H^O 

Diese  Umwandlung  geht  so  leicht  vor  sich,  daß  die  grüne 
ManganatlOsung  durch  bloßes  Stehen  an  der  Luft  infolge  der  Ein- 
wirkung der  Kohlensäure  rotviolettes  Permanganat  liefert: 

/OK 
MnOg    __ 

\o|k 


COjj 

/OH 

MnO,'  +  +H20  =  2K3C03+Mn=0    +2KMn04 

\|ÖK  \0H 

\  CO, 

/0]K 
MnOg  '"" 
\0K 

Viel  schneller  vollzieht  sich  jedoch  die  Umwandlung  durch 
Zusatz  eines  Tropfens  einer  stärkeren  Säure.  ^) 

')  Die  soeben  erörterte  ErscheinoDg,  daß  eine  Saaerstoffverbindang  in 
eine  saaentoffireichere  und  eine  saaerstoffärmere  zerfällt,  daß  gleichsam  ein 
Teil  der  Yerbindong  anf  Kosten  des  SanerBtoffii  des  anderen  Teiles  hoher 
oxydiert  wird,  ist  so  häufig,  daß  wir  noch  einige  typische  Fälle  an  dieser 
Stelle  anführen  wollen. 


—     131     — 

Die  Permangansaiire  HM11O4,  obgleich  viel  beständiger  als 
die  Mangansäure,  ist  nur  in  wässeriger  LOsang  bekannt,  dagegen 
ist  das  Anhydrid  Mn^O^  isoliert  worden.  FUgt  man  zu  einem  Per- 
manganat  anter  Abkühlung  konzentrierte  Schwefelsäure,  so  scheiden 
sich  rotbraune  5lige  Tropfen  von  Mn^O^  aus,  die  beim  Erhitzen 
(es  genügt  schon  die  Reaktionswärme  hiezu)  explosionsartig  unter 
Feuererscheinung  zersetzt  werden: 

2  Mn^O^  +  4  H,SO^  =  4  MnSO^  +  4  H,0  +  6  0, 

Die  Salze  der  Permangansäure,  die  Permanganate,  sind  alle 
mit  rotvioletter  Farbe  in  Wasser  löslich  und  sind  sehr  energische 
Oxjdationsmi  ttel . 

Je  nachdem  die  Oxydation  in  saurer  oder  in  alkalischer 
Lösung  Torgenommen  wird,  wird  die  Permangansäure  zu  MnO  oder 
MnO,  reduziert. 


Die  Hypochlorite  gehen  in  wässeriger  Lösung  beim  Erwärmen   In 
Chlorat  and  Chlorid  über: 

NaOa 

O 
O 


Na 
Na 


Cl  =  NaClOs  +  2  NaCl 
Cl 


Beim  Schmelzen   des  entstandenen  Chlorates  erhält    man   Perchlo- 
rat and  Chlorid: 

NaCl  Oa 

O  =  NaClO^  +  NaCl  +  O, 


NaClO 
O 

Die  salpetrige  Säaro  gebt  in  wässeriger  Lösnng  über  in  Salpeter- 
Bäare  und  Stickozyd: 

HNO, 

H|ONO  =  HNO,  +  2  NO  +  H,0 

HO|NO 

Die  anterphosphorige  Säure  and  die  phosphorige  Säare 
gehen  beim  Erhitzen  leicht  in  Phosphorsäare  and  Phosphor  Wasser- 
stoff über. 

POsH, 

'I|0J§  =  H3PO4  +  PH,  and  ISS  =  3  H,PO,  +  PH, 


Ebenso    werden    die   Alkalithiosnlfate    and    die   Alkalisalfite 
durch  Qlühen  bei  Lnftabschlaß  in  Sulfat  und  Sulfid  verwandelt 


Na,SS 
Na,SS 
Na,SS 

|Na,SS 


O,  Na,SO, 

O,  Na,SO, 

^  «  3  Na,SO,  +  Na,Ss  und  |  J^||^^  =  8  NsjSO^  +  Na,S 

O  O 

O  O 

9» 


—     132     — 

Die  Oxydation  in  saurer  Lösung  geschieht  nach  dem 
Schema : 

2  KMnO^  =  KjO  +  2  MnO  +  50 

Man  hat  nur  f)ir  genügende  Säure  zu  sorgen,  um  die  gebildeten 
Oxyde  zu  lösen. 

Bei  der  Oxydation  in  alkalischer  Lösung  wird  die 
Permangansäure  nur  bis  zu  Mangandioxyd  reduziert: 

2  KMnO^  =  Kj,0  +  2  MnO,  +  30 

Beispiele  zur  Oxydation  in  saurer  Lösung.  In  der 
Einleitung  führten  wir  die  Oxydation  Ton  Ferrosalzen  mittels  Kalium- 
permanganat an;  wir  wollen  hier  noch  einige  andere  wichtige  Fttlle 
erwähnen. 

Die  Wasserstoffverbindungen  der  negativen  Ele- 
mente werden  fast  alle  leicht  durch  Kaliumpermanganatlösung 
oxydiert,  Chlor-  und  Bromwasserstoff  in  der  Wärme,  Jod- 
wasserstoff schon  in  der  Kälte : 

2  KMnO,+  3  H2S0,+ 10  HCl  =  K2S0^+  2  MnSO,+  8  H^O  +  5  Cl^, 
2  KMnO^+  3  H3S0^+  10  HJ  =  K3SO4+  2  MnSO^-f  8  H^O  +  5  J^. 

Schwefelwasserstoff  wird  in  der  Kälte  unter  Abscheidung 
von  Schwefel  oxydiert: 

2KMn04  +  3Hj,SO^  +  5H2S  =  K2SO,  +  2MnSO,  +  8H20  +  5S. 

Die  Wasserstoffverbindungen  des  Phosphors, 
Arsens  und  Antimons  werden  zu  den  entsprechenden  Säuren 
oxydiert : 

8  KMnO,  +  12  H^SO^  +  6  PH3  = 
=  4  KgSO^  +  8  MnSO^  +  12  H^O  +  5  H3PO4 

Die  schweflige  Säure  entfärbt  auch  die  saure  Perman- 
ganatlösung,  indem  immer  Schwefel-  und  Dithionsäure 
entstehen. 

Es  gelingt  nie,  durch  diese  Keaktion  die  schweflige  Säure  voll- 
ständig zu  Schwefelsäure  zu  oxydieren.  Das  Verhältnis  der  gebildeten 
Schwefelsäure  zur  Dithionsäure  wechselt  mit  der  Konzentration  und 
Temperatur;  deshalb  kann  man  die  schweflige  Säure  nicht  mittels 
Permangansäure  quantitativ  bestimmen. 

Läßt  man  schweflige  Säure  auf  in  Wasser  suspendierten  Braun- 
stein einwirken,  so  entsteht   Mangandithionat,    neben   Mangansulfat: 

MnO,  -I-  2  SO«  =  MnS.O. 


'a 


2  —  "-^"»^a^G 


und  MnOi  +  SO^  =  MnS04 

In  der  Kälte  bildet    sich  mehr  Dithionat,  in  der  Wärme  mehr 
Sulfat.     Da  bei  der  Oxydation  der  schwefligen  Säure   mit  Kalium- 


—     133    — 

pennaDganat  ein  Punkt  erreicht  wird,  bei  dem  MnO^  auf  SO^  zur 
Einwirkung  kommt,  so  muß  demgemäß  auch  Dithionsäore  entstehen. 
Bei  einer  bestimmten  Temperatur  und  Konzentration  der  Lösung 
kann  die  Reaktion  wie  folgt  verlaufen: 

KgO,  2  MnO,,  Ojji)  4-  6  SO,  +  2  H^O  = 
=  2  KHSO4  +  2  MnSO^  +  HjS^Og 

Oxalsäure  wird  in  der  Wärme  vollständig  zu  Kohlensäure 
oxydiert:  ^^q^ 

2  KMnO^  +  5  I  +3  HjjSO^  = 

COOK 

=  K4SO4  +  2  MnSO^  +  8  H3O  +  10  CO, 

Auch  durch  Weinsäure  wird  die  Permangansäure  reduziert. 

Bei  aUen  obenerwähnten  Reaktionen  muß  ein  großer  Überschuß 
an  Säure  vorhanden  sein,  sonst  trUjbt  sich  die  Lösung,  indem  braunes 
Manganomanganit  entsteht: 

4  KMnO^  +  11  MnSO^  +  14  H^O  =  4  KHSO^  + 

—  OH 
MnO 

+  7  H,SO,  +  5      Z  Q^Mn 

MnO 

—  OH 

Je  nach  der  Konzentration  und  Temperatur  können  andere 
Manganite  entstehen. 

Wasserstoffperoxyd  oder  die  Peroxyde  der  Alka- 
lien und  alkalischen  Erden,  ebenso  die  Perkohlensäure 
entfärben  Kaliumpermanganat,  indem  sowohl  die  Permangansäure, 
als  auch  die  übrigen  Körper  unter  Sauers tofPentwicklung  reduziert 
werden :  ^  ^^^q^  ^  5  g^Q^  _^  4  g  gQ^  ^ 

=  2  KHSO^  +  2  MnSO,  +  8  HjO  +  5  0, 

2KMn04  +  ö  K^C^Oe  +  ^^  ^^SO^  = 

Kaliam- 
perkarbonat 

=  12  KHSO4  +  2  MnSO^  +  8  H,0  +  10  CO,  +  5  0^ 

Die  der  Perkohlensäure  analoge  Porschwefelsäure  H^S^jO^ 
entfkrbt  Permanganatlösungen  nicht. 

Oxydationen  in  alkalischer  Lösung. 

Viele  organische  Substanzen  werden  durch  Permanganate, 
unter  Abscheidung    von    Braunstein,    höher    oxydiert.     So    wird 

')  2  KMnO^  =  KaO,  2  MnCj,  Ca. 


—     134    — 

Ameisensäure  zu  Kohlensäure,  Äthylalkohol  zu  Aldehyd 
und  Essigsäure,  Zellulose  (Papier)  hauptsächlich  zu  Oxalsäure 
oxydiert  etc.,  weshalb  man  eine  LOsung  yon  Kaliumpermanganat 
nicht  durch  Papier  filtrieren  darf.  Durch  Kochen  einer  konzentrierten 
Lösung  von  Kaliumpermanganat  mit  konzentrierter  Kalilauge  findet 
unter  Entwicklung  von  Sauerstoff  eine  Eückbildung  von  Manganat 
statt;  die  Lösung  fkrbt  sich  daher  grlin: 

4  KMnO^  4-  4  KOH  =  4  K^MnO^  +  2  H^O  +  O, 

Durch  Erhitzen  von  festem  Kaliumpermanganat  auf  240^  C 
entsteht,  ebenfalls  unter  Entwicklung  von  Sauerstoff  und  Abscheidung 
von  Braunstein,  Kaliummanganat : 

2  KMnO^  =  KjjMnO^  +  MnO^  -f  0, 

Nickel  =  Ni.  At-Gew.  =  587. 

Sp.  Gew.  =  8-9.  F.  P.  =  1450<>  C. 

Vorkommen.  Im  gediegenen  Zustande  kommt  es  nur  in 
Meteoriten  vor.  Am  häufigsten  findet  sich  das  Nickel  in  Ver- 
bindung mit  Schwefel,  Arsen  und  Antimon  in  regulär  und 
hexagonal  kristallisierenden  Mineralien,  wovon  die  folgenden  die 
wichtigsten  sind: 

A,  Regulär  (tetraedrisch  pentagondodekaedrisch). 

Ghloantit  Gersdorffit  üllmannit 

oder  WeiflDickelkies  oder  ArBeniknickelkies       oder  Antimonnickelglaius 

NIAHj,  NiAsS  NiSbS 

B,  Hexagonal  (hemimorph,  rbomboedrisch). 

Nickelin  Breithauptit  Millerit 

oder  Arseniknickel  oder  Antimonnicke]  oder  Haarkies 

Ni^Asg  NigSbjj  Ni^S^ 

Ferner  kommt  das  Nickel  als  regulär  kristallisierendes  Oxyd, 
als  Bunsenit  (NiO)  vor,  isomorph  dem  Periklas  (MgO),  dem  Man- 
ganosit  (MnO).  Dann  als  Garnierit  oder  Numäit  (Si04(NiMg)H-f-aq), 
ein  bei  Noumea  auf  Neu-Kaledonien  vorkommendes  Mineral,  das 
zur  Darstellung  von  reinem  Nickel  dient.  Schließlich  sei  der  A  n  n  a- 
bergit  (Nickelblüte  (AsOJgNij,  8  H^O),  isomorph  dem  Kobalt  in, 
genannt.  Das  metallische  Nickel  besitzt  eine  silberweiße  Farbe  und 
ist  in  Salz-  und  Schwefelsäure  schwer,  in  Salpetersäure  dagegen  leicht 
löslich. 


—    135    — 

Das  Nickel  bildet  zwei  Oxydationsstnfen : 

Nickeloozyd  NiO  Nickelioxyd  Ni^O, 

grttn  braonflchwars 

Durch  LOsen  dieser  beiden  Oxyde  in  Sauren  erthftlt  man  stets 
dieselben  Salze,  welche  zweiwertiges  Nickel  enthalten: 

NiO  +  2  HCl  =  H,0  +  NiCla 
NijOg  +  6  HCl  =  3  H,0  +  2  NiCl^  +  Cl, 
2  NijOs  +  4  HjSO^  =  4  H,0  +  4  NiSO^  +  Oj, 

Das  Nickelooxyd  verhält  sich  als  Basenanhydrid,  das  Nickeli- 
oxyd  als  Peroxyd,  bildet  also  keine  Salze. 

Die  Nickelsalze  sind  im  kristallisierten  Znstande  und  in  Lösung 
grün,  im  wasserfreien  Zustande  meist  gelb  gefärbt.  Die  mebten 
derselben  sind  in  Wasser  löslich,  unlöslich  sind  Sulfid,  Kar- 
bonat und  Phosphat. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  KaUumhydroxyd  fallt  apfelgrünes  Nickelohydr- 
o  X  y  d  : 

NiClj,  +  2  KOH  =  2  KCl  +  Ni"^^ 
unlöslich  im  Überschuß  des  Fallungsmittels,  leicht  löslich  in  Säuren 

2.  Ammoniak  &llt  in  neutralen,  ammonsalzfreien  Lösungen 
grünes  basisches  Salz: 

Ni-OH 

2  NiSO^  +  2  NH^GH  =  (NHJjjSG^  +      ^SO^ 

Ni-OH 

löslich  mit  blauer  Farbe  im  Überschuß  von  Ammoniak  unter  Bildung 
von  komplexen  Nickelammoniaksalzen: 

NijSO^COH),  +  (NHJgSO^  + 10  NH3  =  2  [Ni(NH,)e]SO^i)  +  2  H,0 

Bei  Anwesenheit  von  genügend  Ammonsalz  erzeugt  Ammoniak, 
wie  bei  Magnesium-,  Ferro-  und  Mangansalzen  keine  Fällung; 
dagegen  erzeugt  Kali-  und  Natronlauge  eine  grüne  Fällung  von 
Ni(OH),  (Unterschied  von  Kobalt).     (Vgl.  Seite  142.) 

Das  wasserfreie  Chlorid  und  das  Sulfat  absorbieren  leicht 
Ammoniak  unter  Bildung  von  wasserfreiem  Nickelammoniaksalz: 

^)  Wie  das  Cjan  die  F&higkeit  besitzt,  mit  den  Metallen  komplexe  Ionen 
m  bUden,  so  aach  das  Ammoniak,  Wasser,  Pyridin  etc. 

YgL  A.  Werner,  Zeitachr.  für  anorg.  Ch.  III  ff.,  A.  Werner  und 
A.  Hiolatti,  Zeitachr.  fUr  phys.  Ch.  XU,  35;  XIV,1606;  XXI,  S26. 


—     136    — 

NiCl^  +  6  NH3  =  [Ni(NH5)g]Cls, 
NiSO^  4-  6  NH^  =  [Ni(NH3)ß]S0^ 

3.  KaMmu-  und  Xatriumkarbonat  fkllen  apfelgrünes 
Nickelkarbonat: 

NiCla  4-  Na^CO.  =  2  NaCl  -f  NiCOa 

4.  Ammonkarbonat  verhält  sich  ähnlich,  nur  ist  der  ent- 
stehende Niederschlag  im  Überschuß  des  Fällangsmittels,  unter 
Bildung  von  Nickelammoniakkarbonat,  löslich. 

5.  Natriumhypochlorit  Mit  bei  Gegenwart  von  Alkalien  alles 
Nickel  als  braunschwarzBs  Nickelihydroxyd  (Ni(0H)3). 
Durch  das  vorhandene  Alkalihydroxjd  entsteht  zunächst  Nickelo- 
hydroxyd,  das  durch  das  Hypochlorit  weiter  zu  Nickelihydroxyd 
oxydiert  wird: 

OH  /OH 

2  Ni      nw  +  NaOCl  +  HÖH  =  NaCl  +  2  Ni  ~0H 

""^^  \0H 

Durch  Zusatz  von  Chlor  oder  Brom  zu  der  mit  Alkali 
versetzten  Nickellösung  wird  ebenfalls  schwarzes  Nickelihydroxyd 
gebildet : 

^OTT  /OH 

2  Ni      Xw  +  2NaOH  4-  CL  =  2  NaCl  +  2  Ni  —OH 
~^^  \0H 

6.  Barynmkarbonat  erzeugt  in  der  Kälte  keine  Fällung; 
durch  anhaltendes  Kochen  wird  jedoch  alles  Nickel  als  basisches 
Karbonat  niedergeschlagen. 

7.  Schwefelwasserstoff  f^lt  aus  Lösungen,  die  Mineral- 
säure oder  viel  Essigsäure  enthalten,  kein  Nickel,  dagegen  wird  aus 
schwach  essigsaurer  Lösung  bei  Gegenwart  von  Alkaliacetat  alles 
Nickel  als  schwarzes  Sulfid  gefüllt: 

NiClg  +  2  NaC^H^Oj  +  HgS  =  2  NaCl  +  2  HCj^HaO,  +  NiS 

8.  Schwefelammonium  fWt  aus  neutraler  Lösung  ebenfalls 
schwarzes  Nickelsulfid: 

NiCl^  +  (NH,)2S  =  2  NH^Cl  +  NiS 

Das  Nickelsulfid  ist  in  hohem  Grade  geneigt  Pseudolösun- 
g e n  von  intensiv  brauner  Farbe  zu  bilden,  namentlich  bei  Ge- 
genwart von  Ammoniak  oder  viel  tiberschlissigem  Ammonsulfid. 
Durch  schwaches  Ansäuern  der  braunen  Lösung  mit  Essigsäure  und 
Kochen  gerinnt  das  Hydrosol  und  kann  dann  abfiltriert  werden.  Auch  die 
Anwesenheit  von  Ammonsalzen  begünstigt  das  Gerinnen  des  Hydrosols. 

Will  man  aus  einer  ammoniakalischen  Nickellössung  das  Nickel 
als  Sulfid  abschneiden,  so  säuert  man  die  Lösung  ganz  schwach  an, 
fligt,  falls  nur  wenig  Ammoniak    zugegen    war,    noch    etwas    Chlor- 


—    137    — 

ammonium  hinzu,  erhitzt  zum  Sieden  und  versetzt  tropfenweise  unter 
beständigem  Umrühren  mit  farblosem  Schwefelammonium  bis  keine 
weitere  Fällung  entsteht,  setzt  hierauf  0*5 — 1  ccm  mehr  Schwefel- 
ammoninm  hinzu.  Das  so  erhaltene  Schwefelnickel  läßt  sich  leicht  fil- 
trieren und  das  Filtrat  ist  völlig  nickelfrei.  Bei  der  Filtration  achte 
man  darauf,  daß  das  Filter  die  ganze  Zeit  gekillt  bleibt  um  eine 
Oxydation  des  Niederschlages  zu  verhüten,  was  an  der  Luft  sehr 
leicht  erfolgt.  Als  Waschfltissigkeit  wende  man  eine  heiße  B  —  lO^Ygige 
AmmonsalzlOsung,  der  man  ein  wenig  fEurbloses  Schwefelammonium 
zugesetzt  hat.  Man  kann  auch  recht  gut  mit  Schwefelwasserstoffv^asser 
waschen,  ohne  Hjdrosolbildung  zu  befürchten. 

Das  Nickelsulfid  ist  in  verdünnten  Mineralsäuren  sehr  schwer 
löslich,  leicht  dagegen  in  starker  Salpetersäure  und  in  Königswasser 
unter  Abscheidung  von  Schwefel: 

3  NiS  +  6  HCl  +  2  HNO3  =  3  NiCl^  4-  2  NO  +  4  H,0  +  3  S 

Der  Schwefel  scheidet  sich  hiebei  meist  als  schwarze  Haut  aus. 
Es  rührt  dies  daher,  daß  derselbe  infolge  der  Reaktionswärme 
schmilzt,  kleine  Mengen  des  schwarzen  Sulfides  umhüllt  und  so  vor 
der  Wirkung  der  Säure  schützt.  Durch  längere  Einwirkung  des 
Königswassers  wird  alles  Sulfid  gelöst  und  der  Schwefel  bleibt  in 
Form  gelber  Tröpfchen  zurück,  die  nach  und  nach  zu  Schwefel- 
säure oxydiert  werden  und  in  Lösung  gehen : 

S  +  2  HNO3  =  HaS04  +  2  NO 

9.  Cyankalium  erzeugt  eine  hellgrüne  Fällung  von  Nickelo- 
Cyanid: 

NiClg  -f  2  KCN  =  2  KCl  +  Ni(CN)^ 

leicht  löslich  im  Überschuß  unter  Bildung  von  Nickelokalium- 
Cyanid:  Ni(CN)^  +  2  KCN  =  [Ni(CN)  JK^ 

Dieses  Salz  ist  durch  verdünnte  Mineralsäuren  leicht  zersetzbar 
unter  Entwicklung  von  Blausäure  und  Abscheidung  von  Nickelo- 
Cyanid,  das  durch  mehr  Säure  schließlich  ebenfalls  gelöst  wird : 

[Ni(CN)  JKj  +  2  HCl  =  [Ni(CN)  JH^  +  2  KCl 

Die  Nickelcyan wasserstoffsäure,  welche  zuerst  entsteht,  ist,  wie 
die  Kohlensäure,  sehr  unbeständig  und  zerfHUt  weiter  nach  der 
Gleichung: 

[Ni(CN)jH2  =  Ni(CN)2  -f  2  HCN 

Das  Nickelokaliumcyanid  wird  durch  Schwefelammonium 
nicht  zersetzt  (Unterschied  von  Mangan  und  Zink),  dagegen  leicht 
durch  Chlor,  Brom  und  Hypochlorite: 

[Ni(CN)JK2  +  4  CI2  =  2  KCl  +  NiCl^  +  4  CNCl 


—     138    — 

FUgt  man  daher  zu  einer  Lösung  yon  Nickelokaliumcyanid 
Natronlauge  und  leitet  Chlor  ein,  so  entsteht  Nickelochlorid,  das  sich 
mit  der  Natronlauge  zu  Nickelohjdrozjd  umsetzt,  und  letzteres  geht 
durch  weitere  Einwirkung  von  Chlor  oder  Brom  in  schwarzes, 
volumin((ses  Nickelihydroxyd  über  (vgl.  Seite  136). 
Diese  Beaktion  ist  außerordentlich  empfindlich  und  dient  zur  Nach- 
weisung des  Nickels  bei  Gegenwart  von  Kobalt,  da  dieses  aus  der 
komplexen  Cjanv  erbindang  unter  diesen  Bedingungen  nicht  abge- 
schieden wird.  Man  yermeide  einen  zu  großenÜberschuß 
an  Cjankalium,  weil  das  Eintreten  der  Reaktion  dadurch  sehr 
verzögert  wird.  Die  Reaktion  kann  nur  dann  eintreten,  wenn 
die  Lösung  Nickelchlorid  enthält,  und  dies  ist  erst  der  Fall 
nach  dem  Zerstören  des  Überschüssigen  Cyankaliums.  Dann  erst 
wird  das  komplexe  NickelokaHumcyanid  zersetzt,  d.  h.  es  entsteht 
Nickelochlorid,  worauf  Natron  und  Chlor  die  Bildung  des  schwarzen 
Nickelihjdroxyds  bedingen. 

Es  gilt  daher  die  Regel :  Man  verwende  nur  einen  Tropfen 
der  zu  prüfenden  Nickellösung,  so  daß  2 — 3  Tropfen 
Cyankaliumlösung  genügen,  um  eine  klare  Lösung  zu  erzeugen,  ver- 
setzt diese  mit  2 — 3  ccm  doppeltnormaler  Natronlauge  und  leitet 
Chlor  in  der  Kälte  ein.  Unter  diesen  Umständen  entsteht  der 
Niederschlag  von  Ni(0H)3  nach  1 — 2  Minuten  sicher. 

Bromwasser  wirkt  ähnlich  wie  Chlor,  doch  ist  das  Ein- 
leiten von  Chlorgas  entschieden  vorzuziehen. 

10.  Natriumphosphat  fkllt  apfelgrünes  Nickelphosphat: 

3  NiClj  +  4  Na^HPO^  =  6  NaCl  +  2  NaH^PO^  +  Ni3(POj2 
leicht  löslich  in  Säuren,  auch  in  Essigsäure. 

11.  KaHomnitrit  erzeugt  in  verdünnten  Nickellösungen  keine 
Fällung  (Unterschied  von  Kobalt).  In  sehr  konzentrierter  Lösung 
entsteht  ein  bräunlich  roter  Niederschlag  von  Ni(N0)2,  4  KNOj. 
Bei  Gegenwart  von  Erdalkalisalzen  Mit  gelbes,  kristallinisches 
Salz,  z.  B. 

Ni(NO,)j„  Ba(NO,)„  2KN0j, 

das  in  kaltem    Wasser   sehr    schwer    löslich    ist,  leicht    dagegen  in 
kochendem  Wasser,  mit  grüner  Farbe. 

12.  Dimethylglyoxim  (Tschüj^aeffs  Reaktion).^)  Versetzt  man 
eine  Nickellösung  mit  Ammoniak  bis  zur  schwach  alkalischen  Re- 
aktion, hierauf  mit  einer  Messerspitze  voll  Dimethylglyoxim  und 
kocht,  so  scheidet  sich  aus  nicht  allzu  verdünnten  Lösungen  ein  rosen- 
roter Niederschlag  aus: 

»)  L.  TBchugaeff,'^B.  B.^.88i(1905),  S.  2620. 


139    — 


CH^—C  =  NOH 


CHg— C:=NOH 


+  NiClg  +  2  NHg  =  2  NH^Cl  + 


Dimethjlglyoxim 

CH3  -  C  =  NO^  CH3  — C  =  NOH 

+  I  >Ni,  I 

CH5— C  =  NO'^        CH3— C  =  NOH 


Nickeldimethjlglyoxim. 

Bei  sehr  kleinen  Nickelmengen  erhält  man  zunächst  eine  gelb- 
stichige Lösnng,  ans  der  beim  Erkalten  nach  wenigen  Minuten 
rosenrote  Nadeln  sich  ausscheiden.  Nach  L.  Tschugaeff  läßt  sich 
noch  1  Teil  Nickel  in  400000  Teilen  Wasser  nachweisen.  Die 
Reaktion  wird  durch  10  Teile  Kobalt  nicht  beeinflußt;  bei  größeren 
Mengen  Ton  Kobalt  verfährt  man  wie  folgt. 

Nachweis  von  Spnren  von  Nickel  in  Kobaltsalzen. 

Man  versetzt  die  Lösung  des  Kobaltsalzes  mit  starkem  Am- 
moniak bis  zur  klaren  Lösung,  fügt  dann  einige  Kubikzentimeter 
Wasserstoffperoxyd  hinzu  und  kocht  einige  Minuten,  um  den  Über- 
schuß des  H^Og  zu  zerstören.  Nun  setzt  man  das  Dimethylglyozim 
hinzu  und  kocht  auf.  Bei  Anwesenheit  von  sehr  geringen  Nickel- 
mengen bildet  sich  ein  roter  Schaum  und  die  Glaswandung  überzieht 
sich  mit  einer  Haut  der  rosenroten  Kristalle.  Bei  noch  geringeren 
Nickelmengen  erkennt  man  die  Farbe  am  besten  auf  dem  Filter 
nach  der  Filtration  und  Waschen  mit  heißem  Wasser. 

Die  Tschugaeff  sehe  Reaktion  ist  die  beste,  die  wir  besitzen, 
um  Nickel  neben  Kobalt  nachzuweisen. 

An  dieser  Stelle  möchte  ich  auch  auf  die  Dicyandiamidin- 
Keaktion  auf  Nickel  verweisen.*) 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Borax-  oder  Phosphorsalzperle  wird  in  der 
Oxydationsflamme  braun,  fast  von  derselben  Nuance  wie  die  stark 
gesättigte  Manganperle ;  in  der  Reduktionsflamme  erscheint  die  Perle 
grau,  infolge  von  ausgeschiedenem  metallischen  Nickel.  Betrachtet 
man  sie  mit  der  Lupe,  so  erkennt  man  leicht  das  fein  verteilte 
Metall,  suspendiert  in  dem  farblosen  Glase. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  erhitzt  geben  Nickelsalze  graue 
Flitter    von    magnetischem    Metall.     Diese    Reaktion   läßt    sich  am 

1)  H.  OroBsmann  u.  B.  Schuck,  B.  B.  39  (1906),  S.  3366,  Cb.  Ztg. 
1907,  S.  535  und  911. 


—     140     - 

besten  am  Kohlensodastäbchen  ans^breo.  Man  verfkbrt,  wie 
in  der  Einleitung  Seite  29  angegeben.  Das  erbaltene  magnetische  Metall 
bringt  man  auf  einen  Filtrierpapierstreifen,  löst  in  Salpetersäure,  fügt 
konzentrierte  SalzsHure  dazu  und  trocknet  sorgfältig  durch  Hin-  und 
Herbewegen  über  der  Flamme.  Ist  Nickel  zugegen,  so  erscheint  das 
Papier  entweder  grünlich  oder,  bei  geringen  Nickelmengen,  gar 
nicht  gefkrbt,  bei  Anwesenheit  von  Kobalt  dagegen  blau.  Man 
befeuchtet  nun  das  Papier  an  der  Stelle,  wo  das  Nickel  sich  befand, 
mit  Natron-  oder  Kalilauge  und  hült  die  Probe  in  Bromdampf, 
den  man  erhält  durch  Schütteln  von  Bromwasser  in  einer  weit- 
halsigen  Flasche. 

Bei  Anwesenheit  von  Nickel  oder  Kobalt  entsteht  ein  Fleck 
von  schwarzem  dreiwertigen  Hydroxyd  (Seite  136). 
Oft  tritt  die  Schwärzung  nicht  sogleich  ein;  in  diesem  Falle  be- 
feuchtet man  die  Probe  von  neuem  mit  Kalilauge  und  läßt  wiederum 
Brom  darauf  einwirken.  Der  Fleck  kommt  nun  sicher  zum  Vorschein. 


Kobalt  =  Co.  At-Gew.  =  590. 

Sp.  Gew.  =  8-5.  F.  P.  =  1500« 

Vorkommen.  Wie  das  Nickel  findet  sich  Kobalt  als  Metall 
nur  in  Meteorsteinen.  Es  kommt  hauptsächlich  als  S  u  1  f  i  d,  A  r  s  e  n  i  d 
und  als  Salz  der  sulfoarsenigen  und  sulfoantimonigen  Säure  vor,  aber 
fast  immer  in  Begleitung  von  Nickel  und  Eisen. 

Die  wichtigsten  Erze  sind:  S  malt  in  oder  Speiskobalt 
(CoNiFe)Asg],  rhombisch;  Kobaltin  oder  Kobaltglanz  [(Co,  Fe) 
'As,  S)],  regulär ;  Skutterudit  oder  Tesseralkies  [CoAsJ,  regulär ; 
Erythrin  oder  Kobaltbltite  [(As04)3Co3,  8  HjO],  monosymmetrisch, 
isomorph  dem  Vivianit  [(P04)2Fe3,  8  H^O]  und  dem  Annabergit 
(Nickelblüte)  [(AsOJ^Nig,  8  H^O]. 

Das  metallische  Kobalt  ist  stahlgrau,  löst  sich  viel 
leichter  in  verdünnten  Mineralsäuren  als  Nickel  und  ist,  wie  letz- 
teres, magnetisch; 

Das  Kobalt  bildet,  me  das  Eisen,  drei  Oxyde: 

Kobaltooxyd       Kobaltokobaltioxyd       Kobaltioxyd 
CoO  Co,0^  (^o^Og 

Durch  Lösen  dieser  Oxyde  in  Säuren  erhält  man  stets  Salze, 
welche  sich  vom  Kobaltooxyd  ableiten  und  daher  zweiwertiges 
Kobalt  enthalten: 


CoO     +  2  HCl  =      H,0  +  CoCl^ 
CojOg  4-  6  HCl  =  3  H,0  +  2  CoCl 
C03O, 


8  HCl  =  4  H3O 


3  CoCl,  +  Cl^ 


-     141     — 

Ein&che  Kobaltlsalze  sind  nicht  bekannt ;  es  existieren  aber 
komplexe  Salze,  die  dreiwertiges  Kobalt  enthalten,  so  z.  B.  das 
Kobaltikaliumnitrit,  Kobaltikaliumcyanid  und  die  zahl- 
reichen Kobaltiammonium  derivate. 

Die  Kob  alt  0  verbin  dun  gen  sind  in  kristallisiertem  Zu- 
stande sowie  in  wässeriger  Lösung  rot,  in  wasserfreiem  Zustande 
blau,  gelb  oder  grün,  in  wässeriger  Lösung  bei  Gegenwart  von 
konzentrierter  Salzsäure  blau  gefärbt.  Die  Löslichkeitsverhältnisso 
sind  denen  des  Mangans  und  Nickels  ähnlich. 

Reaktionen  auf  nassem  We^i^e, 

1.  Kalium-  oder  Xatrinmhydroxyd  erzeugen  in  der  Kälte 
eine  blaue  Fällung  von  basischem  Salz: 

Co^g}  +  KOH  =  KCl  +  Co~^^^ 

das     in    der    Hitze    durch    Kalilauge    weiter     zerlegt    wird,     unter 
Bildung  von  rosenrotem  Kobaltohydroxyd : 

Co~2f  +  KOH  =  KCl  -f  Co~^{J 

Bei  Anwendung  von  mäßig  konzentrierter  Kalilange  entsteht  oft 
in  der  Kälte  sofort  die  rosenrote  Fällung  des  Hydroxyds, 
manchmal  erst  nach  einigem  Stehen.  Die  Schnelligkeit  der  Eeaktion 
hängt  ganz  von  der  Konzentration  der  Lauge  ab. 

An  der  Luft  fUrbt  sich  das  Kobalthydroxyd  allmählich  braun, 
indem  es  in  Kobaltihydroxyd  übergeht: 

-OH  -OH 

2  Co     Xtt  4-  HÖH  +  0  =  2  Co-OH 

~^^  -OH 

Hierin  verhält  sich  das  Kobalt  wie  Eisen  und  Mangan  und 
unterscheidet  sich  von  Nickel,  indem  das  Hydroxyd  des  letzteren 
durch  Luftsauerstoff  nicht  hoher  oxydiert  wird. 

Versetzt  man  eine  mit  Kali-  oder  Natronlauge  versetzte  Kobaltsalz- 
lösung mit  Chlor,  Brom,  Hypochloriten,  Wassersto f f p e r- 
o  X  y  d  etc.,  so  entsteht  wie  bei  Nickel  und  Mangan  sofort  das  Ko- 
baltihydroxyd : 

_OH  -  OH 

2  Co     OM  +  2  NaOH  -f-  CL  =  2  NaCl  +  2  Co-OH 

"  —OH 

-OH  -OH 

2  Co_^t:  +  HÖH  +  NaOCl  =  NaCl  +  2  Co— OH 

^^  —OH 


—    142    — 

Aus  ammoniakalischen  Kobaltlösungen  erzeugen  obige  Oxyda- 
tionsmittel keine  Fällung,  sondern  nur  eine  rote  Färbung;  Zusatz 
von  Kalilauge  ^bewirkt  dann  keine  Fällung  (Unterschied  von  Nickel). 

Bemerkung. 

Das  Co(OH)2  verhält  sich  unter  Umständen  wie  eine  schwache 
Säure.  Versetzt  man  nämlich  eine  KobaltolOsung  mit  einer  äußerst 
konzentrierten  Lösung  von  KOH  oder  NaOH,  so  löst  sich  der  zuerst 
entstehende  Niederschlag  mit  blauer  Farbe  auf,^)  ganz  wie  bei 
Kupfer.  Versetzt  man  die  blaue  Kobaltlösung  mit  Seignettesalz, 
so  verschwindet  die  blaue  Farbe  beinahe  ganz,  oder  es  tritt  eine 
schwach  rosa  Farbe  auf,  während  die  in  ähnlicher  Weise  behandelte 
Kupferlösung  intensiver  blau  wird.  Auf  Zusatz  von  Cyankalium  wird 
die  blaue  Kobaltlösung  gelb  gefärbt  und  förbt  sich  bei  der  Bertthrung 
mit  Luft  intensiv  braun.  Die  Kupferlösung  wird  durch  Cyankalium 
entfllrbt. 

Gießt  man  zu  konzentrierter  Kali-  oder  Natronlauge,  der  man 
etwas  Grlyzerin  zugefügt  hat,  etwas  Kobaltlösung  (auch  festes  Kobalt- 
karbonat), so  entsteht  eine  blaue  Lösung,  die  durch  Erhitzen  an 
Intensität  zunimmt,  aber  keinen  Niederschlag  ausscheidet.  An  der  Luft 
ftlrbt  sich  diese  blaue  Lösung  durch  Au&ahme  von  Sauerstoff  all- 
mählich, auf  Zusatz  von  Wasserstoffperoxyd  sofort,  schön  grün. 

2.  Ammoniak  fkllt,  bei  Abwesenheit  von  Ammonsalzen,  aus 
neutraler  Kobaltsalzlösung  blaues  basisches  Salz,  das  in  Chlor- 
ammonium löslich  ist,^)  wie  bei  Magnesium,  Mangan  und  Nickel 
(siehe  diese).  Ammoniak  erzeugt  daher  aus  Kobaltlösungen  bei  Gegenwart 
von  genügend  Chlorammonium  keine  Fällung.  An  der  Luft  färbt  sich 
die  schmutziggelbe  ammoniakalische  Kobaltlösung  nach  und  nach 
rötlich,    indem   sehr    beständige  Kobaltiammoniakderivate  entstehen. 

3.  AlkaJikarbonate  erzeugen  einen  rötlichen  Nieder- 
schlag von  basischem  Salz  von  wechselnder  Zusammensetzung. 

4.  Ammoniumkarbonat  fkUt  rötliches,  basisches  Salz,  löslich 
im  Überschuß. 

6.  Barynmkarbonat  ftült  in  der  Kälte  bei  Luftabschluß  kein 
Kobalt,  bei  Luftzutritt  aber  ftlllt  allmählich  alles  Kobalt  als  Kobalti- 
hydroxyd,  rascher  durch  Zusatz  von  Hypochloriten  oder  Wasserstoff- 
peroxyd : 

2  C0CI2  +  2  BaCOg  +  3  HÖH  +  NaOCl  = 

=  NaCl  -f  2  BaClg  +  2  COs,  +  2  Co(OH)3 

Wird  die  Lösung  zum  Sieden  erhitzt,  so  ftlllt  bei  Luftabschluß 
alles  Kobalt  als  basisches  Salz. 


^)  Ed.  Donath,  Zeituchr.  f.  anal.  Ch.  40,  S.  137  (1901). 
*)  Ana  BEorer  Lösung  fällt  Ammoniak  kein  basisches  Salz. 


—     143    — 

6.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  in  mineralsaareii  Lösungen 
keine  Fällung.  Ans  neutralen,  mit  Alkaliacetat  versetzten  Losungen 
ßlllt  Schwefelwasserstoff  alles  Kobalt  als  schwarzes  Sulfid. 

7.  Schwefelammonium  fWt  schwarzes  Kobaltsulfid, 

CoClj  4-  (NHJgS  =  2  NH^Cl  +  CoS 

das  im  Gegensatz  zum  Nickelsulfid  keine  Pseudolösungen  bildet.  Es 
ist  unlöslich  in  Essigsäure  und  sehr  verdünnter  Salzsäure ;  löslich  in 
konzentrierter  Salpetersäure  und  in  Königswasser  unter  Abscheidung 
von  Schwefel: 

3  CoS  +  8  HNO3  =  ^  HsjO  -I-.2NO  +  3S  +  3  Co(N03)8 

Durch  längere  Einwirkung  von  starker  Salpetersäure  geht  all- 
mählich aller  Schwefel  in  Lösung. 

8.  CyankaUum  erzeugt  in  neutraler  Lösung  eine  rotbraune 
Fällung,  welche  sich  im  Überschuß  in  der  Kälte  mit  brauner  Farbe, 
unter  Bildung  von  Kobaltokaliumcyanid,  löst: 

C0CI2  +  2  KCN  =  2  KCl  +  Co(CN)2 
Co(CN)2  +  4  KCN  =  [Co(CN)e]K4 

Erwärmt  man  aber  die  neutrale  braune  Lösung  einige  Zeit,  so 
wird  sie  hellgelb  und  reagiert  stark  alkalisch;  sie  enthält  nun 
Kobalticjankalium,  von  analoger  Zusammensetzung  wie  das 
Ferricjankalium. 

Die  Bildung  des  Kobaltisalzes  geschieht  unter  Mitwirkung  des 
Luftsauerstoffs : 

[Co(CN),]-K 

^K 

l|  +  0  +  H>'|  =  2  KOH  +  2  [Co(CN),]^l 
[Co(CN)e]/| 

Schneller  findet  diese  Oxydation  statt  durch  Chlor,  Brom, 
Hypochlorite  etc. 

/^  /K 

[Co(CN),]_|  +  Cl  =  KCl  +  [Co(CN)e]-K 

\i  ^K 

Durch  überschüssiges  Chlor,  Brom  etc.  erleidet  das  Kobaltisalz 
keine  weitere  Zersetzung  (Unterschied  von  Nickel). 

Das  Kobaltic  jankalium  unterscheidet  sich  von  der 
Kobaltoverbindung  wesentlich  durch  seine  große  Beständigkeit. 
Versetzt    man    die    braune    Lösung    des    Kobaltokaliumcjanids    mit 


—     144     - 

Salzsäure,  so  wird  unter  Blansäureentwicklnng   gelbes    Kobalt o- 
Cyanid  abgeschieden : 

[Co(CN)e]K^  +  4  HCl  =  4  KCl  +  4  HCN  +  Co(CN), 

während    das    Kobaltikaliumcyanid    durch    Salzsäure    nicht 
zersetzt  wird. 

Das  Kobaltikaliumcyanid  bildet  mit  den  meisten  Schwerme- 
tallen schwer-  bis  unlösliche  charakteristisch  gefärbte  Salze.  So  er- 
zeugt es  mit  Kobaltsalzen  rosenrotes  Kobaltokobalti Cyanid: 

=Co 

Co(CN)g]K3    I    « pj  pj,   _  [Co(CN)g]\n      ,    ß  ^pji 


Co(CN),]K 


3 


Co(CN) 


6 


=Co 


und  mit  Nickelsalzen  grünliches  Nickelokobalticyanid. 

Enthält  daher  eine  Kobaltsalzltfsung  noch  Nickel,  so  gibt  sie 
nach  dem  Fällen  und  WiederauflOsen  in  Cyankalium  und  Kochen, 
auf  Zusatz  von  Salzsäure,  eine  grünliche  Fällung  von  Nickelo- 
kobaltikaliumcyanid: 

2  [Co(CN)6]K3  +  3  [Ni(CN)JKj  -f  12  HCl  = 
=  12  KCl  +  12  HCN  4-  [Co(CN)g]2Ni,, 

9.  Kalininnitrit  erzeugt  in  konzentrierten  Kobaltsalzltfsungen 
auf  Zusatz  von  Essigsäure  sofort  eine  gelbe,  kristallinische 
Fällung  von  Kobaltikaliumnitrit,  das  sogenannte  Fischersche 
Salz.  Ist  die  LOsung  verdünnt,  so  entsteht  die  Fällung  erst  nach 
längerem  Stehen,  rascher  durch  Kratzen  der  Gefößwände. 

Der  Vorgang  spielt  sich  in  folgenden  Phasen  ab: 

CoClg  +  2  KNOg  :^  Co(N02)2  +  2  KCl 

CH^  CHj 

2  KNO^  +  2  j  =  2  I  +2  HNOjj 

COOH  COOK 

Die  freie  salpetrige  Säure  oxydiert  das  Kobaltonitrit  zu  Kobalti- 
"•*'•'*=  _N0,       hIno  /NO, 

C-  +  hTvno  =  ^^^  +  NO  +  Co  -NO,  welches 

—NO,      ^^\^^  \NOj 

sich  mit  noch  mehr  Kaliiimnitrit  zn  Kobaltikaliamnitrit  umsetzt. 

Co(NO,)g  +  3  KNO,  =  [Co(NO,)e]K, 

Diese  Beaktion  bietet  ein  ausgezeichnetes  Mittel,  um  in  Nickel- 
salzen kleine  Mengen  von  Kobalt  nachzuweisen. 

10.  Ammonrhodanat  (Vogels  Reaktion.)  ^)  Versetzt  man  eine 
KobaltosalzlOsung  mit  einer  konzentrierten  LOsung   von  Ammonrho- 

^)  Ber.  deotacb.  ehem.  Ges.  12,  2314.  Ferner  T  read  well,  Z.  f.  anorgan. 
Ch.  XXVI  (1901),  8.  106. 


—    145    — 

danat,  so  {&rbt  sich  die  Lösung  prächtig  blau,  indem  das  Kobalt  in 
Ammoniumkobaltorhodanat  übergeführt  wird: 

CoCl,  +  2  NH^CNS  =  2  NH^Cl  +  Co(CNS)3 
Co(CN8)2  +  2  NH^CNS  :^  [Co(CNS) J(NHJg 

blau 

Anf  Znsatz  von  Wasser  verschwindet  die  blane  Färbung  und 
die  rote  Farbe  des  Kobaltsalzes  kommt  zum  Vorschein.  Versetzt  man 
aber  die  Lösung  mit  Amylalkohol^)  (oder  ein  Gemisch  von  gleichem 
Volumen  Amylalkohol  und  Äther)  und  schüttelt,  so  ftrbt  sich  der 
oben  schwimmende  Amylalkohol  blau.  Die  Reaktion  ist  so  empfind- 
lich, daß  die  Blauf^bung  noch  deutlich  erkennbar  ist,  wenn  die 
Lösung  nur  '/^qq  mg  Kobalt  enthält.  Die  blaue  Ijösung  zeigt  über- 
dies ein  chariÜEteristischeB  Absorptionsspektrum. ')  Nickelsalze  be-> 
wirken  keine  Färbung  des  Amylalkohols.  Ist  aber  Eisen  in  der 
Ferriform  zugegen,  so  entsteht  das  rote  Fe(CNS)3,  das  ebenfalls  vom 
Amylalkohol  mit  roter  Farbe  aufgenommen  wird,  wodurch  die  blaue 
Kobaltfiirbung  undeutlich  wird,  ja  unter  Umständen  nicht  mehr 
erkannt  werden  kann.  Versetzt  man  aber  die  Lösung  tropfenweise 
mit  yerdttnnter  Sodalösung^j  und  schüttelt,  so  wird  das  Fe(CNS)g  unter 
Abscheidung  von  Ferrihydroxyd  zuerst  zersetzt,  so  daß  die  Blau- 
fllrbung  der  Kobaltverbindung  zum  Vorschein  tritt. 

Nachweis  von  Spuren  von  Kobalt  in  Ni(&elsalzen. 

Zur  Prüfung  eines  Nickelsalzes  auf  Kobalt  versetzt  man  die 
Lösung  einer  größeren  Menge  desselben  mit  konzentrierter  Ammon- 
rhodanatlösung  und  schüttelt  mit  einigen  Kubikzentimetern  eines 
Gemisches  von  Amylalkohol  und  Äther,  oder  mit  Amylalkohol  allein, 
aus.  Ist  die  oben  schwimmende  Amylalkoholätherschicht  ÜEurblos, 
so  enthält  das  Nickelsalz  weder  ßisen  noch  Kobalt;  ist  die  Schicht 
rot  oder  rötlich,  so  ist  Eisen  vorhanden.  In  diesem  Falle  fügt 
man  einige  Tropfen  Seignettesalzlösung,  welche  die  Bildung  von 
Ferrirhodanid  verhindert,  hinzu  und  schüttelt  wieder ;  bei  Anwesenheit 
von  Kobalt  wird  die  Amylalkoholätherschicht  jetzt  deutlich  blau. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Die  Borax-  oder  Phosphorsalzperle  wird  sowohl  in  der 
Oxydation-  als  auch  in  der  Eeduktionsflamme  blau  geforbt.  Hält 
man  die  Perle  längere  Zeit    in    die    obere    Eeduktionsflamme,    so 

^)  T.  T.  Morrell  seigte  ment,  daß  Eobaltsalze  mit  Ammonrhodanat  eine 
BUnfftzbiing  geben,  die  auf  ZmaU  von  Waoeer  verschwindet,  aber  auf  Zasatz 
yon  Alkohol  wiedeihergestellt  wird.  Zeitachr.  anal.  Chem.  16,  251  und  Pharm. 
Zentralhalle  17,  894. 

*)  Wolff,  Zeitschr.  anaL  Chem.  18,  88. 

*)  Besser  noch  verwendet  man  einige  Tropfen  einer  Lösung  von  Seignetteaalz. 

Treadwell,  AnaljtiMlM  Oli«ml«.  I.  Bd.  6.  Aufl.  10 


—    146    — 

gelingt  es,    das  Kobalt  schließlich  zu  Metall  zu  redtizieren,  wodurch 
die  Perle  wie  bei  Nickel  grau  wird. 

Am  Kohlensodastäbchen  geben  die  Kobaltverbindongen 
graues  magnetisches  Metall,  das  mittels  eines  magnetischen  Messers, 
wie  in  der  Einleitung,  Seite  29,  geschildert,  von  der  Kohle  ge- 
trennt und  auf  Filtrierpapier  in  Salzsäure  gelöst  und  getrocknet 
wird.  Das  Papier  wird  hiebei  blau  gefärbt  (Unterschied  von 
Nickel).  Fügt  man  dann  Natronlauge  hinzu  und  setzt  der  Ein- 
wirkung des  Bromdampfes  aus,  so  entsteht  schwarzes  Kobalti- 
hydroxyd,  Co(OH)3. 

Zink  =  Zn.  Afc-Gew.  =  65-4. 

Sp.  Gew.  =  6-9.     F.  P.  =  419^  C.     S.  P.  =  930<>  C. 

Vorkommen.  Zinkspat,  auch  Galmei  genannt  (ZnCO,), 
isomorph  dem  Galcit  (CaCOg)  etc.;  Kieselzinkerz  (Zn^SiO^  -(-HjO), 
rhombisch,  hemimorph,  auch  Hemimorphit  genannt;  Kotzinkerz 
(ZnO),  hexagonal,  und  Franklinit  [(FeOg),  (Fe,  Mn,  Zn)],  rogulär. 

Das  wichtigste  Zinkerz  ist  die  Zinkblende  (ZnS),  regulär, 
tetraedrisch-hemiedrisch,  spaltbar  nach  oo  0.  Das  Schwefelzink  ist 
isodimorph : 

Blendengruppe  Wurzitgruppe 

(regulär,  tetraedr.-hemiedr.)        (hexagonal,   rhomboedr.-hemiedrisch) 

Blende ZnS        Wurzit ZnS 

—        CdS        Greenockit CdS 

Manganblende.    .  MnS  —  MnS 

Troilit FeS        Magnetkies FeS 

—       NiS         Haarkies NiS 

—       NiAs      Kotnickelkies NiAs 

—       NiSb       Breithauptit NiSb 

Das  metallische  Zink  ist  bläulichweiß.  Bei  niedriger  Tem- 
peratur und  bei  ca.  200®  C  ist  es  so  spröde,  daß  es  pulverisiert 
werden  kann,  bei  110 — 150®  C  ist  es  duktil  und  läßt  sich  zu 
Draht  ausziehen  und  zu  Blech  auswalzen. 

Das  Zink  lOst  sich  in  allen  Säuren  leicht  auf;  in  Salz- 
säure, Schwefelsäure  und  Essigsäure  unter  Wasserstoff- 
entwicklung : 

Zn  -f  2  HCl  =  ZnCljj  +  H^ 

Salpetersäure  löst  es  unter  Bildung  von  Nitrat ;  dabei  wird 
kein  Wasserstoff  entwickelt,  sondern  dieser  wird  verbraucht  zur 
Reduktion  der  überschüssigen  Salpetersäure.  Die  Keduktionsprodukte 
sind  verschieden,  je  nach  der  Konzentration  der  verwendeten  Säure; 


—    147     — 

konzentrierte  Säure   wird  zu  Stickoxyd  (NO),    verdünnte 
zu  Ammoniak  reduziert: 

2  HNO3  -4-  6  H  =  4  HgO  +  2  NO  (konzentriert) 
HNO3  4-8H  =  3H,0-i- NH3  (verdünnt) 

Das  Lösen  des  Zinks  in  der  konzentrierten  Säure  haben 
wir  uns  wie  folgt  vorzustellen.  Zuerst  entsteht  das  Nitrat  unter 
Entwicklung  von  Wasserstoff: 

3  Zn  4-  6  HNO3  =  3  Zn(NOs),  +  ^  H^, 

und  letzterer   reduziert  im   Entstehungszustande  die  Salpeter- 
säure zu  Stickoxyd: 

2  HNO3  +  6  H  =  4  HjO  +  2  NO 
Zusammengefaßt  formuliert  sich  der  Vorgang: 

3  Zn  +  8  HNO3  =  3  Zn(N03),  +  ^  ^,0  -f  2  NO 

Eine  ähnliche  Keaktion  spielt  sich  beim  Lösen  des  Zinks  in 
verdünnter  Salpetersäure  ab: 

4  Zn  4-  10  HNOg  =  4  Zn(N03)3  -f-  NH4NO3  +  3  H^O 

Wie  das  Aluminium,  so  löst  sich  auch  das  Zink  in  Kali-  und 
Natronlauge  unter  Wasserstoffentwicklung  und  Bildung  von  Salzen, 
Zinkaten: 

Zn  -f  2  KOH  =  Zn(OK),  +  H, 

Das  Zink  bildet  nur  ein  Oxyd  ZnO.  Dasselbe  stellt  ein 
weißes,  unschmelzbares  Pulver  dar,  das  in  der  Hitze  gelb,  beim 
Erkalten  wieder  weiß  wird. 

Das  Zinkoxyd  löst  sich  leicht  in  Säuren  unter  Bildung  von 
Zinksalzen : 

ZnO  +  HgSO^  =  HgO  +  ZnSO^ 

Wir  kennen  nur  eine  Reihe  von  Zinksalzen,  in  welchen  das 
Zink  immer  als  zweiwertiges  Element  auftritt. 

Die  meisten  Zinksalze  sind  weiß.  In  Wasser  lösen  sich  das 
Chlorid,  Nitrat,  Sulfat,  Acetat,  die  übrigen  sind  darin  un> 
löslich,  leicht  löslich  dagegen  in  Mineralsäuren. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Kalinm-  nnd  Natrinmhydrat  fUllen  weißes,  gallertar- 
tiges Zinkhydroxyd: 

Zn/^[  +  2  KOH  =  2  KCl  +  Zn~  qh 

leicht  löBhch  im  Überschuß   des  Fällungsmittels   unter  Bildung   von 
Zinkaten: 

10* 


—    148    — 

Zn^oH  +  2  KOH  =  2  H,0  +  Zn"^!  '> 

Das  Zinkhydroxyd  verhält  sich  daher  wie  das  Alnmininm- 
hydroxyd  nicht  nur  als  Base,  sondern  auch  als  schwache  Sänre. 

Durch  Kochen  einer  verdünnten  L(^sang  eines  Zinkates 
findet  Hydrolyse  statt;  das  Zinkhydroxyd  fSUt  ans: 

Zn~Q^  +  ^  HOH:^^  2  KOH  +  Zn"^^ 

Enthält  die  Lösung  viel  Kalium-  oder  Natriumhydroxyd,  so 
findet  keine  Abscheidung  von  Zinkhydroxyd  statt. 

2.  Ammoniak  f^llt  aus  ammonsalzfreien,  neutralen  Losungen 
Zinkhydroxyd,  leicht  lOslich  in  Ammonsalzen,  ganz  wie  bei  Magne- 
sium, Nickel,  Kobalt,  Mangan  und  Eisen: 

ZnCl^  +  2  NH3  4-  2  HgO  -^  Zn(OH),  +  2  NH^Cl 

Das  Zinkhydroxyd  lOst  sich  außerdem  in  Ammoniak,  ebenfalls 
unter  Bildung  von  komplexem  Zinkammoniumhydroxyd : 

Zn(OH),  +  6  NH3  =  [Zn(NH3),](0H), 

Bei  Anwesenheit  von  Ammonsalzen  bilden  sich  die  entspre- 
chenden Salze: 

Zn(0H)3  +  2  NH^a  -f  4  NH3  =  [Zn(NH3)g]Cl,  +  2  H,0 

3.  Alkalikarbonate  fallen  weißes,  basisches  Karbonat  von 
wechselnder  Zusammensetzung  wie  bei  Magnesium  (Seite  59). 

4.  Ammonkarfoonat  ebenso,  nur  ist  der  Niederschlag  im 
Überschuß  löslich.  Anwesenheit  von  Ammonsalzen  verhindert  die 
Fällung. 

5.  Baryumkarbonat   Mit   in   der  Kälte   kein   Zink,   beim 
Kochen  wird  alles  Zink  als  basisches  Karbonat  gefkUt. 

6.  Natrinmphosphat  fWt  gallertartiges  tertiäres  Zink- 
phosphat, das  bald  kristallinisch  wird  und  sich  in  Säuren  und 
Ammoniak  löst: 

4  NajHPO^  +  3  ZnCl^  =  6  NaCl  -j-  2  NaH^PO^  +  ZugCPCJ, 

7.  Schwefelwasserstoff  fHilt  aus  neutralen  Mineralsalzlösungen 
unvollständig  weißes  Schwefelzink:^) 

ZnCl,  +  HjjS  :i>:  2  HCl  -f  ZnS 


1)  Nach  A.  HantzBch  (Z.  t  anorg.  Ch.  XXX,  1902,  8.  289)  befindet 
sich  das  Zink  in  der  alkalischen  Lösung  nicht  aU  Zinkat,  sondern  wahr- 
scheinlich als  Zinkhydroxjd  in  der  hydrosolen  Form.  In  mäßig  konsentrierter 
Lösung  ist  das  Zink  sicher  als  Zinkat  vorhanden,  denn  F.  Foerster  and 
O.  Günther  (Z.  f.  Elektroch.   6  (1900),   B.  801)   haben   da«   Natriomsinkat 

Zn]^Q-Q  4~  ^  ^s^  ^  Form  Ton  seidenglänzenden  Nadeln   aas  solchen  Lösun- 
gen erhalten« 

*)  Vgl  L.  Branner,  Theorie  der  H,S-FäIlang  der  Metalle,  Boll.  de 
l'academie  des  sciences  de  Cracoyie,  Joli  1906,  8.  603.  Vgl.  auch  8.  Glixelli, 
Z.  f.  anorgan.  Ch.  55  (1907),  8.  297, 


—    149    — 

Das  Schwefelzink  ist  in  Mineralsttnren  lOslich,  daher  ist  obige 
Reaktion  umkehrbar.  Je  verdünnter  die  Ll)snng,  nm  so  yollstftn- 
diger  ist  die  Fällung,  jedoch  nie  quantitativ.  In  Essigsäure  ist  das 
Schwefelzink  unlGslich.  Versetzt  man  daher  die  MineralsalzlOsung  mit 
einem  Alkaliacetat  und  leitet  Schwefelwasserstoff  ein,  so  wird  alles 
Zink  als  Sulfid  niedergeschlagen: 

ZnCl,  +  2  NaCjHjOj  +  H^S  =  2  NaCl  +  2  HCjHgOa  +  ZnS 

8.  Schwefelammoninm  schlägt  aus  neutralen  oder  alkalischen 
Zinklosungen  alles  Zink  als  amorphes  Sulfid  nieder: 

ZnClj  +  (NHJjS  =  2  NH^Cl  +  ZnS 

Das  Zinksulfid  läßt  sich  schlecht  filtrieren,  es  geht  leicht  durch 
das  Filter,  besonders  beim  Auswaschen.  Diese  Erscheinung  zeigen 
fast  alle  Metallsulfide  und  viele  andere  amorphe  Stoffe,  wie  Tonerde, 
Titansäure,  ^olframsäure  u.  a.  m.  Sie  existieren  in  einer  loslichen 
Form  als  Hydrosol  und  in  einer  unlöslichen  als  Hydrogel. 
Das  Hydrosol  kann  man  auf  verschiedene  Weise  in  das  Hydrogel 
verwandeln:  durch  Fällung  mit  konzentrierten  Salzlosungen,  durch 
Kochen,  durch  Zusatz  von  Säuren. 

Will  man  daher  das  Zinksulfid  filtrieren,  so  führt  man  die 
Fällung  in  der  Hitze,  bei  Gegenwart  von  viel  Salz,  ^)  am 
besten  Ammonsalz,  aus  und  wäscht  mit  ChlorammoniumlOsung,  der 
man  etwas  Essigsäure  zufügt. 

9.  CyankaJimn  erzeugt  eine  weiße  Fällung  von  Cyanzink, 
lOslich  im  Überschuß  des  Fällnngsmittels : 

ZnCl,  +  2  KCN  =  2  KCl  +  Zn(CN^3 
und  Zn(CN)j  +  2  KCN  =  [Zn(CN)JK,' 

Das  Zinkkaliumcyanid  wird  durch  Säuren  und  Alkalisulfide 
leicht  zersetzt. 

[Zn(CN)  JK,  +  2  HCl  =  2  KCl  +  2  HCN  +  Zn(CN)2 
[Zn(CN)JK,  +  (NHJ,S  =  2  KCN  -f  2  NH^CN  -f  ZnS 

10.  Ferrocyankalium  fHUt  weißes  Zinkferrocyanid  Zn^[Fe(CN)ß], 
das  sich  mit  überschüssigem  Ferrocyankalium  zu  unlöslichem  Zink- 
kaliumferrocyanid  verbindet : 

[Fe(CN)«]K,  +  2  ZnCl,  =  4  KCl  +  [Fe(CN),]  =  ^J 

[Fe(CN)e]  =  Zn 
\ 
3  [Fe(CN)6]Zng  -\-  Fe(CN)g  K^  =  2  Zn 

/ 
[Fe(CN8]  =  Zn 

\k 

^)  S&aren  dürfen  selbstverständlich  in  großer  Menge  in  diesem  Falle 
nicht  verwendet  werden,  weil  Zinksnlfid  darin  lÖBlich  ist. 


—    150    — 

Die  Bildung  des  letzteren  EOrpers  spielt  eine  'wichtige  Kolle 
bei  der  maßanalytischen  Bestimmung  des  Zinks  nach  der  Methode 
von  Galetti. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  anf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr  erhitzt,  erhält  man, 
wegen  der  leichten  Flüchtigkeit  des  Zinks,  kein  Metallkom,  sondern 
einen  Oxydbeschlag,  der  in  der  Hitze  gelb,  in  der  Kälte  weiß  ist. 

Zinkoxyd  oder  solche  Zinkverbindungen,  welche  beim  Glühen 
in  Oxyd  übergehen,  geben,  mit  KobaltnitratlOsnng  befeuchtet  und 
geglüht,  eine  grüne  unschmelzbare  Masse:  Binnmanns 
Grün.  Man  ftlhrt  diese  Reaktion,  wie  bei  Aluminium  angegeben 
(Seite  86),  aus. 

Trennung  der  Metalle  der  III.  Grappe  von  den  Alkalien  und 

alkalischen  Erden. 

Die  Trennung  der  MctaUe  der  Schwefelammoniumgruppe  von 
denen  der  Alkalien  und  Erdalkalien  geschieht  durch  Fällung  mittels 
Schwefelammonium  bei  Gegenwart  von  Salmiak.  Enthält  aber  die 
zu  untersuchende  Lösung  Phosphorsäure,  Oxalsäure  oder 
auch  viel  Borsäure,  so  würden  durch  Ammoniak  resp.  Ammon- 
sulfid  Calcium,  Strontium,  Baryum  und  Magnesium  als  Phosphate 
resp.  Oxalate  '  oder  Borate  mit  den  Gliedern  der  Schwefel- 
ammoniumgruppe niedergeschlagen  werden.  Dieser  besondere  Fall 
wird  beim  „Gange  der  Analyse"   näher  erörtert  werden. 

Die  Trennung  der  Metalle  der  Gruppe  III  geschieht  nach 
den  Tabellen  II,  III,  IV,  Seite  151  ff. 

II.  oder  Schwefelwasserstoff-Gruppe. 

Quecksilber,  Blei,  Kupfer,  Wismut,  Cadmium, 
Arsen,  Antimon,  Zinn  [Gold,  Platin,  Selen,  Tellur,  Vanadium, 
Wolfram,  Molybdän,  Thallium], 

Quecksilber  =  Hg.  At.-Gew.  =  200-0. 

Sp.  Gew.  =  13-595.  F.  P.  =  —  39-40  C.  S.  P.  =  3b7^  C. 

Vorkommen.  Das  Quecksilber  kommt  in  der  Natur  haupt- 
sächlich als  rhomboedrisch  kristallLsierender  Zinnober  HgS  vor,  und 
zwar  entsprechen  alle  Lagerstätten  des  Zinnobers  der  Bildung  durch 
aufsteigende  Quellen.    Nach  G.  F.  Becker^)  scheidet  sich  der  Zin- 

^)  QeologyoftheQaickBÜ vor  Deposits  ofthe  Pacific  slope,  Washington  1888. 


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chmelie   in   wenig 
gen  Tropfen  Easig- 
grlloe  Losung  rot, 

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Die    nbers 

eich  bei  Gegen 
C)  Man    schm 

Flatinblech. 

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Wesenheit  von 

Lest  man  die 
Wasser  und  sfiner 
sftnre  an,  so  fftrbt 

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—     154    — 

nober  aus  gelöstem  Sulfosalz  aus.  Man  findet  Zinnober  im  Sinter  heißer 
Quellen  auf  Island  und  in  den  Klüften  des  Solfatarengebietes  in 
Californien.  Die  reichsten  Zinnoberlagerstätten  sind  jene  von  Neu- 
Almaden  in  Californien,  wo  der  Zinnober  im  Serpentin  vorkommt, 
von  Almaden  in  Spanien,  Idria  in  Krain  und  Moschellands- 
berg  in  der  Eheinpfalz.  Fast  überall  findet  nian  neben  Zinnober 
auch  gediegenes  Quecksilber  in  kleineren  Mengen.  Femer 
kommt  Quecksilber  als  wesentlicher  Bestandteil  mancher  Fahl- 
erze vor. 

Das  metallische  Quecksilber  ist  das  einzige  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  flüssige  Metall;  es  erstarrt  bei  — 39*4^  C 
und  siedet  bei  357^  C,  also  etwas  oberhalb  dem  Siedepunkte  der 
Schwefelsäure  338^  C.  Das  Quecksilber  lOst  sich  nicht  in  Salzsäure 
und  verdünnter  Schwefelsäure,  dagegen  in  heißer  konzentrierter 
Schwefelsäure,  unter  Entwicklung  von  Schwefeldioxyd  und  Bildung 
von  Merkuro-  oder  Merkurisulfat,  je  nachdem  das  Metall  oder  die 
Säure  sich  im  Überschuß  befindet.  Die  Bildung  des  Merkurisulfates 
geschieht  nach  den  Gleichungen: 

Hg  +  HjSO^  =  HgO  -f  H,0  +  SO, 
HgO  -I-  H,SO^  =  HgSO^  +  H,0. 

Bromwasserstofisäure  greift  das  Quecksilber  kaum  an;  in  Jod- 
wasserstofiTsäure  löst  sich  das  Metall  leicht  unter  Wasserstoffent- 
wicklung : 

Hg  +  4  HJ  =  [HgJJH,  +  H, 

Das  eigentliche  Lösungsmittel  für  Quecksilber  ist 
die  Salpetersäure. 

Löst  man  das  Metall  in  konzentrierter,  heißer  Salpetersäure,  so 
entsteht  das  Merkurinitrat: 

3  Hg  -f  8  HNO3  =  3  Hg(N03)8  +  4  H^O  +  2  NO 

Läßt  man  aber  die  Salpetersäure  in  der  Kälte  auf  über- 
schüssiges Quecksilber  einwirken,  so  bildet  sich  das  Merkur o- 
n  1 1  r  a  t  * 

Hg(N03),  +  Hg  =  Hg^CNO,), 

Von  Chlor  wird  das  Quecksilber  unter  BUdung  von  Calomel 
(Merkurochlorid)  angegriffen  : 

2Hg  +  Cl3=Hg,Cl2 

Das  Quecksilber  bildet  zwei  Oxyde: 

das  gelbe  und  rote  Merkurioxyd  HgO  und 
das  schwarze  Merkurooxyd  Hg^O. 

Beide  Oxyde  sind  Basenanhydride,  von  denen  sich  zwei 
Salzreihen  ableiten: 


—    155    — 

die  Merkorisalze,  welche  die  Grappe  Hg<^  and 

Hg- 
die  Merknroselze,  -welche  die  Grappe    | 

Hg- 
enthalten. 

Wir  besprechen  zunächst  die  beständigeren  Merknrisalze. 

A.  Merknrisalze« 

Die  Merknrisalze  sind  meistens  farblos.  Das  Jodid  ist 
rot  und  gelb.  Durch  Erhitzendes  roten,  tetragonal  kristalli- 
sierenden Quecksilberjodids  erhält  man  ein  gelbes  Sublimat, 
bestehend  aus  rhombischen  Nadeln,  welche  allmählich  in  die  rote 
tetragonale  Modifikation  übergehen;  rasch,  ja  fast  sprungweise 
erfolgt  dieser  Übergang  durch  Eeiben.  Dies  ist  eine  allgemeine 
Eigenschaft  isodimorpher  Körper;  die  symmetrischere  Form 
ist  fast  immer  die  beständigere. 

Das  Sulfid  ist  schwarz  oder  rot. 

Das  Merkurichlorid  ist  löslich  in  Wasser,  und  zwar  lösen 
100  Teile  Wasser: 

bei       10<>       200       50«       80<>       100^ 

6-57     7-39     11-34     24-3     5396  g  HgCl^ 

In  salzsäurehaltigem  Wasser  ist  das  Merkurichlorid  viel  leichter 
löslich  als  in  Wasser,  und  zwar  nimmt  die  Löslichkeit  mit  der  Kon- 
zentration der  Salzsäure  zu,  wahrscheinlich  unter  Bildung  der  kom- 
plexen Säure  [HgCl^jHg.  Ebenso  leicht  löst  es  sich  in  Alkalichlorid- 
lösungen, unter  Bildung  sehr  beständiger  Salze  von  der  Zusammen- 
setzung [HgCl^JXg. 

In  Alkohol  und  Äther  ist  das  Merkurichlorid  viel  leichter 
löslich  als  in  Wasser;  1  Teil  Salz  löst  sich  in  3  Teilen  Alkohol 
und  15*1  Teilen  Äther  auf. 

Die  wässerige  Lösung  des  Merkurichlorides  leitet  den  Strom 
schlecht;  es  ist  nur  in  geringer  Menge  elektrolytisch  dissoziiert  und 
verhält  sich  in  seinen  Reaktionen  ganz  abweichend  vom  Nitrat, 
dessen  wässerige  Lösung  ein  guter  Leiter  und  demgemäß  reich  an 
Merkuriionen  ist.  In  noch  höherem  Grade  als  das  Chlorid  verhält  sich 
das  Cyanid  verschieden  vom  Nitrat,  wie  wir  weiter  unten  zeigen  werden. 

Das  Merkuribromid  ist  schwer  löslich  in  Wasser  (94  Teile 
Wasser  lösen  bei  9«  1  Teil  des  Bromids),  leicht  löslich  in  Alkohol, 
noch  leichter  in  Äther.     Das  Jodid  ist  noch  schwerer  löslich. 

Die  Halogenverbindungen  des  Quecksilbers  gehen  leicht  mit 
den  Halogenverbindungen  der  Alkalien  komplexe  Verbindungen  von 
großer  Beständigkeit  ein. 


—    156     - 

Ferner  ist  für  die  Quecksilberverbindnngen  charakteristisch  die 
Leichtigkeit,  mit  welcher  sie  hydrolytisch  gespalten  werden,  unter 
Bildung  von  unlöslichen  basischen  Salzen.  So  zerfäUt  das  Sulfat 
mit  viel  Wasser,  besonders  leicht  in  der  Wärme  in  ein  gelbes  un- 
lösliches basisches  Salz: 

Hg-O 

HgSO,  >0  \ 

HgSO .  -f  2  H,  0  Tt  2  HjSO^  +  Hg  SO, 

HgSO,  >0  / 

Hg-0 

In  Salzsäure  lOst  sich  das  basische  Sulfat  leicht. 
Auch  das  Merkuiinitrat  erleidet  mit  Wasser  hydrolytische 
Spaltungen,  unter  Bildung  von  in  Wasser  mehr  oder  weniger  unlös- 
lichen basischen  Salzen,  je  nach  der  Massenwirkung  des  Wassers. 
Das  neutrale  Salz  geht  mit  Wasser  in  basisches  Salz  über  nach  der 
Gleichung : 

NO3  OH 

Hg/         +  HÖH  H^  HNO3  +  Hg/ 


] 

Hg- OH 


NO3  NO3 


oder  2  Hg(N03)g  +  2  HÖH  :;^  O  +3  HNO3 

^^Hg_N03 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  Lösungen  von  Merkurichlorid  und 
Merkurinitrat. 

1.  Kalinmhydroxyd  föUt  gelbes  Merkurioxyd: 

/Cl         KOH 
Hg         -f  =  2  KCl  4- HgO  +  HgO 

\C1         KOH 

Die  Hydroxyde  der  edlen  Metalle  sind  äußerst  unbeständig; 
sie  spalten  meist  in  der  wässerigen  Lösung  Wasser  ab  und  gehen  in 
wasserfreies  Oxyd  über. 

/NO, 
Hg  +2  KOH  =  2  KNO,  +  H,0  +  HgO 

\N0, 

Fügt  man  zu  einer  Merkurichloridlösung  Kalilauge  in  unge- 
nügender Menge,  so  entsteht  eine  rotbraune  Fällung  von  basischem 
Chlorid : 


-     157    — 

/Cl  /Cl 

Hg  Hg 

\C1  KOH                                         \ 
4-            =  2  KCl  +  H^O  +         0 

/Cl  KOH                                         / 

Hg  Hg 

\C1  \C1 

und  3  HgCl,  +  4  KOH  =  4  KCl  +  2  HjO  +  Hg,0,Cl, 
Das  Merkurioxyd  ist  leicht  löslich  in  SKnien. 

2.  Ammoniak  erzeugt  in  einer  LOsnng  von  Merknrichlorid  eine 
weifie  FKllnng  von  Merknriamidochlorid: 


HgZ'nl  +  ^S^  =  NH,C1+  Hg^NH. 


01^    nh7 -*-'T-"6_ci 

Diese  Yerbindnng,  das  sogenannte  „unschmelzbare  Präzipitat^, 
frerflttcbtigt  sich  beim  Erhitzen,  ohne  vorher  zn  schmelzen.  Es  ist 
löslich  in  Säuren  und  in  heifier  Ammonchloridlösnng,  in 
letzterer  unter  Bildung  des  schmelzbaren  Präzipitats: 

Läßt  man  Ammoniak  auf  Merkurinitrat  einwirken,  so  resultieren 
stets  weiße  Oxyamidoverbindungen: 

Hg-NOa  Hg 

rSo;  +  *  NH,  +  H,0  =  3  NH,NO,  +  o/     \nHj,-NO, 

^^-NO;  Hg 

3.  Kaliumjodid  erzeugt  einen  roten  Niederschlag  von  Mer- 
kurij  odid: 

HgCl,  +  2  KJ  =  2  KCl  +  HgJjj 

löslich  im  Überschuß  von  Jodkalium,  unter  Bildung  eines  farblosen 
komplexen  Salzes: 

HgJ,  +  2  KJ  =  [HgJJK, 

Die  Lösung  dieses  Salzes  enthält  keine  Merkuriionen,  denn  sie 
gibt  mit  Kali-  oder  Natronlauge  keine  Fällung. 

Die  alkalische  Lösung  des  Merkurikaliumjodides  ist  das 
Neßl  ersehe  Beagens,  das  zur  Nach  Weisung  geringer  Spuren  von 
Ammoniak  dient.  Es  bildet  sich  hiebei  die  braune  gefkrbte  Verbindung : 

0<[^tt^\NHjj — J  ^)  welche  sich  im  Überschuß  der  Neßlerschen  Lö- 
sung mit  intensiv  gelber  Farbe  löst.  (Vgl.  Seite  52.) 


^)  Hofinann  &  Marburg,  Ann.  305,  S.  191. 


—    158    — 

4.  Alkalikarbonat  fUllt,  sowohl  ans  dem  Chlorid  wie  ans 
dem  Nitrat,  in  der  Kälte  rotbraunes,  basisches  Karbonat: 

/0-Hg-O-Hg 
4  HgCljj  -f  4  Na^COj  =  8  NaCl  -f  3  CO,  +  C  =0  J>0 

\0-Hg-0-Hg^ 

das    beim    Kochen,    unter  Abgabe    von   Kohlendioxyd,  in  gelbes 
Merkurioxyd  übergeht. 

5.  AlkaJibikarbonate erzeugen  inMerkurichloridlOsungen 
keine  Fällung,  wohl  aber  in  MerkurinitratlOsungen: 

4  HgCNOg),  +  8  NaHCO-  = 
=  8  NaNO,  +  4  H;0  +  7  CO,  -f  Hg,03C03 

6.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  in  MerkurisalzlOsungen  eine 
weiße,  durch  gelb  über  braun  in  schwarz  übergehende  Fällung. 

Die  weiße  Verbindung  entsteht  nach  dem  Schema: 

—  Cl       H/S  -^g^S 

-Ol       H>«  «V^ 

^^  — Cl  ^Cl 

weiß 

Durch  weitere  Einwirkung  des  Schwefelwasserstoffs  erhält  man 
schließlich  das  schwarze  Merkurisulfid: 

HgsCl^Sa  +  H,S  =  2  HCl  +  3  HgS 

Das  Quecksilbersulfid  ist  in  verdünnten,  kochenden  Säuren 
unlöslich.  Heiße  starke  Salpetersäure  verwandelt  es  alimählich  in 
weißes  Hg3S,(N0g)j: 

9  HgS  +  8  HNO3  =  2NO  +  3S  +  4  H^O  +  3  HggSjCNOa)^ 

das    durch    längeres    Kochen    in    das     Nitrat    übergefllhrt    und 
gelost  wird. 

Durch  Königswasser  wird  es  leicht  unter  Bildung  von  Chlorid 
und  Abscheidung  von  Schwefel  gelöst: 

3  HgS-j-6  HC1+  2  HNO3  =  3  HgCl,  +  3  S  +  2  NO  +  4  H^O 

In  Schwefelammonium,  Kali-  und  Natronlauge  ist  das  Queck- 
silbersulfid unlöslich,  dagegen  leicht  löslich  in  Schwefelkalium: 

HgS  +  K,S  =  Hg7^^ 

Durch  Wasser  wird  diese  Verbindung   vollständig  hydrolytisch 
alten,  indem  sich  Merkurisulfid  und  Kaliumbydroxyd  bilden: 


—    159    — 

HgZsK  +  h)^  ^  ^^^  +  ^^  +  ^e^ 

daher  ist  es  stets  notwendig,    die  LOsnng  des    Scbwefelqnecksilbers, 

entweder     mittels    viel     Schwefel kalinm    oder     mit    wenig 

Schwefelkalinm  nnd  viel    Kalilauge,    vorzunehmen;    man 

muß  die  Hydrolyse  zurückdrängen. 

a^ 

Dadurch,     daß     Hg ^j^  so  leicht  durch  Wasser  gespalten  wird, 

erklärt  man  das  Vorkommen  des  Zinnobers  in  der  Natur;  in  der 
Tiefe  entsteht  die  Sulfoverbindung,  welche  durch  Quellwasser  zu 
Tage  befordert  und  nach  obiger  Gleichung  zersetzt  wird. 

7.  Cyankaliiun  erzeugt  in  MerkurichloridlOsung  keine 
Fällung,  weil  das  Merkuricyanid,  so  wie  das  Merkurichlorid,  mit 
Chloralkalien  leicht  lösliche,  komplexe  Verbindungen  liefert.  Man 
kennt : 


HgClg  +     KCl  = 
HgClg  +  2  KCl  = 

Hg(CN)j,+     KC1  = 

Hg(CN), 


HgCl3 
HgCl, 


K 


[Hg(CN),Cl]K 
Hg(CN)3Cl3]K, 

[Hg(CN),]K3 


2  KCl  == 
Hg(CN)g+2KCN= 

In  konzentrierter  Merkurinitratlösuug  erzeugt  Cyankalium  eine 
Fällung  von  Merkuricyanid: 

Hg(NO,),  +  2  KCN  =  2  KNO,  +  Hg(CN), 

das  sich  in  viel  Wasser  und  in  Cyankalium  lOst. 

Das  Quecksilbercyanid  ist  das  einzige  wasserlösliche  Cyanid 
der  schweren  Metalle.    Es  löst  Quecksilberoxyd  merklich  auf,  unter 

Bildung   der  komplexen   Verbindung:    O^^^r  pi^      Das    Queck- 

sibercyanid  wird  weder  durch  Alkalikarbonate  noch  durch 
ätzende  Alkalien  gefällt,  weil  das  Quecksilberoxyd  in  Cyan- 
kalium und  Cyanquecksilber  löslich  ist.  Durch  verdünnte  Schwefel- 
säure wird  es  nicht  zersetzt,  wohl  aber  durch  Halogenwasserstoff- 
säuren, und  zwar  am  schwersten  durch  Chlorwasserstoff,  am  leich- 
testen durch  Jodwasserstoff;  durch  Schwefelwasserstoff  unter  Ab- 
scheidung von  Schwefelquecksilber: 

Hg(CN)j  +  HjjS  =  2  HCN  +  HgS 

8.  Neutrale  Alkalichromate  geben,  sowohl  in  Merkurichlorid- 
als  in  Merkurinitratlösungen,  eine  gelbe  Fällung  von  Merkurichromat, 
die  nach  einigem  Stehen,  rascher  beim  Kochen,  rot  wird,  wahr- 
scheinlich unter  Bildung  von  basischem  Salz. 

9.  Alkalidichromate  erzeugen  in  Merkurichloridlösung  keine, 
in  Merkurinitratlösung  eine  gelbbraune  Fällung. 


—    160    — 

10.  Ferrosnltat  reduziert  Merkorinitrat  beim  Kochen  zn  Metall : 
3  Hg(NO,),  +  6  FeSO^  =  2  Fe(NO,),  +  2  Fe,(SO  J,  +  3  Hg 

Merknrichlorid  und  ebenso  das  Cyanid  werden  durch  Ferrosalze 
nicht  reduziert. 

11.  Zinnchlorür  reduziert  Merkurisalze  zunächst  zu  weifiem, 
unlöslichem  Merkurochlorid  (Calomel): 

2  HgCl^  -f  SnCla  =  SnCl^  +  Hg,Cl^ 

und  bei  weiterer  Einwirkung  zu  Metall: 

HggCl,  +  SnCl,  =  SnCl^  +  2  Hg 

Das  metallische  Quecksilber  scheidet  sich  hiebei  als  graues 
Pulver  ab.  Giefit  man  die  überstehende  Flüssigkeit  ab  und  kocht 
den  Kückstand  mit  verdünnter  Salzsäure,  so  erhält  man  das  Queck- 
silber in  deutlich  sichtbaren  Tropfen. 

12.  Kupfer,  Zink  und  Elsen  fllllen  Quecksilber  aus  seinen 
Salzlosungen : 

HgCl,  4-  Fe  =  FeCl,  +  Hg  ^ 
HgCla  -f  2Cu  =  CujCl^  +  Hg 

Bringt  man  einen  Tropfen  QnecksilbersalzlOsnng,  sei  es  Merkuro- 
oder  Merknrisalz,  auf  ein  Stück  blankes  Kupferblech  so  entsteht  ein 
grauer  Fleck,  der  nach  dem  Trocknen  und  Reiben  silberglänzend  wird. 

B.  Herkurosalze. 

Die    Merkurosaize    enthalten    alle    die    zweiwertige    Merkuro- 

Hg- 
gmppe :     |        und  gehen  mehr  oder  weniger  leicht,  unter  Abspaltung 

Hg- 
von  Metall,  in  Merkurisalze  über.    Die  sauerstoffhaltigen  Salze  werden, 
wie  die  Merkurisalze,  in  wässeriger  LOsung  leicht  in  basische  Salze 
verwandelt,  so  zerfkUt  das  Nitrat  nach  der  Gleichung: 

Hg-NO,  Hg-NO, 

I  -f  HÖH  =  HNOj  4-  I 

Hg-NO,  Hg-OH 

Das  Merkurochlorid  (Calomel)  ist  unlöslich  in  Wasser  und 
Salzsäure,  lOslich  in  Salpetersäure  und  Königswasser. 


')  Diese  Reaktion  wird  verwendet,  am  neben  FeO   metallisches   Eisen 
nachsaweisen.  (Vgl.  Seite  106.) 


—    161    — 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  KalUange  enseagt  eine  schwarze  Fftllnng  von  Merkorooxjd : 

Hg— NO3  Hg 

I  +  2 KOH  =  2 KNOg -{-   |     >0+H,0 

Hg-NO,  Hg/ 

2.  Ammoniak  erzeugt  eine  schwarze  Fällnng  von  Merknri- 
aminsalz  and  metallischem  Quecksilber: 

Hg-NO, 
2|  +4NH,  +  H,0  = 

Hg-NO, 

Hg 
=  3  (NH JNO,  4- 0/      >NHj-N0,  +  2Hg 

^Hg/ 

Dafi  diese  FäUmig  wirklich  metallisches  Quecksilber  enthält, 
kann  man  leicht  konstatieren,  indem  man  etwas  davon  auf  reines 
Gold  reibt,  wodarch  silberglänzendes  Goldamalgam  entsteht 

Das  Chlorid  gibt  mit  Ammoniak  Merknri aminsalz e,  unter 
Abscheidung  Ton  Quecksilber: 

I  +2NH3=NH,C1  +  Hg    gp  +  Hg 

Hg— Cl  ~^^ 

Durch  Kochen  des  schwarzen  Niederschlages  mit  verdünnter 
Salzsäure  oder  konzentrierter  GhlorammoniumlOsung  geht  da^  Merkuri- 
aminsalz  in  LOsung,  unter  Hinterlassung  von  Quecksilbertropfen. 

3.  Alkalikarbonate  geben  zuerst  eine  gelbliche  Fällung  von 
Karbonat,  das  rasch  grau  wird,  indem  es  in  Merkurioxyd, 
metallisches  Quecksilber  und  Kohlendioxyd  zerfkUt: 

H&(N03),  +  Na,C03  =  2  NaNG,  +  Hg,  CG, 
und  HgjCGj  =  HgG  +  Hg  +  CG, 

4.  Ammonkarbonat  erzeugt  dieselben  Fällungen  wie  Ammoniak. 

5.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  sofort  eine  schwarze 
Fällung  von  Merkurisulfid  und  Quecksilber  (Unterschied  von  Her- 
kurisalzen) : 

Hg,(NO,),  +  H,S  =  2  HNO,  +  HgS  +  Hg 

Der  schwarze  Niederschlag  löst  sich  nicht  vollständig  in 
Schwefelkalium;  das  Quecksilber  bleibt  ungelöst,  dagegen  löst  es 
sich  in  Alkalipolysulfid  auf. 

6.  Salzsäure  und  losliche  Chloride  fiülen  weiSes  Merkuro- 
Chlorid  (Calomel): 

T  read  well,  AiuüytiMhe  Ghtmle.  I.  Bd.  6.  Aafl.  11 


—    162    — 

Hg-^NOj       HCl  Hg  — CU) 

I  +  =2HN03+  I 

Hg  -  NO3       HCl  Hg  —  Cl 

nnlOslich  in  Wasser  und  verdünnten  Säuren,  lOslich  in  starker  Sal- 
petersäure und  in  Königswasser.  Durch  längeres  Kochen  des  Ca- 
lomels  mit  Wasser  wird  es  grau,  indem  es  in  geringer  Menge  in 
Merkurichlorid  und  Quecksilber  zerfallt. 

Durch  Kochen  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  geht  es  in 
Merkurisulfat  über,  unter  Entwicklung  von  Schwefeldioxyd  und 
Chlorwasserstoff : 

HgjCla  +  HjSO^  =  2  HCl  +  Hg^SO^ 

HgaSO^  +  2  HjSO^  =  2  H^O  -[-  SOg  +  2  HgSO^ 

7.  Nentrales  KiJiamcliromat  f^Ut  in  der  Hitze  rotes 
Merkuro Chromat.  (Vgl.  Seite  97.) 

Hg,(NO,),  +  KjOrO,  =  2  KNO,  +  Hg, CK), 

8.  JodkaHam  fkllt  grünes  Merkurojodid: 

Hg,(NO,),  +  2  KJ  =  2  KNO3  +  Hg,  J, 
löslich  im  Überschuß  des  Fällungsmitteb,  unter  Bildung  von  Merkuri- 
kaliumjodid  und  Abscheidung  von  Quecksilber: 

Hg-J 

I  +  2  KJ  =  [HgJ JK,  +  Hg 

Hg— J 

9.  Cyankalinm  fkllt  metallisches  Quecksilber  unter  Bildung 
von  lOsUchem  Merkaricyanid : 

Hg(NO,),  +  2  KCN  =  2  KNO,  +  Hg(CN),  +  Hg 

10.  Ziiinchlorfir  filllt  graues  metallisches  Quecksilber: 
Hg-NO, 

I  -f-  SnCl,  +  2  HCl  =  2  HNO3  +  SnCl^  +  2  Hg 

Hg-NO, 

Reaktionen  des  Quecksilbers  auf  trockenem  Wege. 

Die  meisten  Qnecksilberverbindungen  sublimieren  beim  Er- 
hitzen im  Glührohr: 

Merkurichlorid  schmilzt  zuerst  und  geht  dann  leicht  in 
Dampf  über,  der  sich  an  den  kälteren  Wandungen  kristallinisch 
kondensiert. 


^)  Die  laDgomstrittene  Frage,  ob  dem  Merkurochlorid  (Jodid  o.  Bromid) 
die  Formel  Hg,Clt  oder  HgCl  zakomme,  ist  nan  definitir  sa  Gansten  der 
doppelten  Formel  entschiedoD.  Vgl.  Baker,  Joam.  Chem.  Boc.  77  (1900), 
S.  646,  und  £.  Beckmann   Z.  f  anorgan.  Gh.  65  (1907),  8.  179. 


—     163    — 

Merkuroclilorid  sublimiert;  das  Sublimat  ist  fast  weiß, 
ein  wenig  ins  Grane  spielend,  indem  es  in  geringer  Menge  unter 
Abspaltung  von  Quecksilber  in  Merkuriclilorid  übergeht. 

Das  Merkur ijodid  liefert  ein  gelbes  Sublimat,  welches 
beim  Reiben  mit  einem  Glasstab  rot  wird. 

Die  Sauerstoff  Verbindungen  liefern  alle  (mehr  oder 
weniger  vollständig)  Metall. 

Das  Sulfid  liefert  ein  schwarzes  Sublimat. 

Alle  Quecksilberverbindungen,  mit  Soda  gemischt  und  im 
Glührohr  erhitzt,  liefern  einen  grauen  Spiegel,  bestehend  aus  feinen 
Tröpfchen  Quecksilber.  Um  die  Tröpfchen  bequem  sehen  zu  können, 
wickelt  man  etwas  Fließpapier  um  einen  Glasstab  und  reibt  damit 
den  Spiegel.  Die  kleinen  Tröpfchen  fließen  dann  zusammen  zu 
größeren  Tropfen,  die  am  Papier  haften  und  aus  dem  Glase  entfernt 
werden  können. 

Blei  =  Pb.  At.-Gew.  =  206-9. 

Sp.  Gew.  =  11-36— 11-39.  F.  P.  =  322«  C.  S.  P.  ==  1600«  C. 

Vorkommen.  Blei  glänz  oder  Galenit  (PbS),  regulär; 
Cerussit  oder  Weißbleierz  (PbC03),  i'bombisch,  isomorph  dem 
Aragonit  (CaCOg);  Anglesit  (PbSO^),  rhombisch,  isomorph  dem 
Anhydrit  (CaSO^),  dem  Cölestin  (SrSO^)  und  dem  Baryt  (BaSO^); 
Pyromorphit  oder  Grünbleierz,  hexagonal  (pyr.  hem.), 
(Pbg  (PO  Ja  Gl) ;  M  i  m  e  t  e  8  i  t  (Pb^  ( AsO  J3  Cl) ;  Vanadinit(Pb5  (VO  J3  Gl) . 
Die  drei  letzten  Minerale  sind  isomorph  und  gehören  der  Apatitgruppe 
an.  —  Ferner  seien  erwähnt  der  Wulfenit  (PbMoO^),  tetragonal, 
isomorph  dem  Stolzit  (PbWO^)  und  der  monosymmetrische  Krokoit 
(PbCrOJ. 

Das  Blei  ist  ein  blaugraues  Metall.  Es  wird  von  allen 
Säuren  angegriffen.  Da  aber  die  meisten  Bleisalze  in  Wasser  sehr 
schwer  löslich  sind,  so  überzieht  sich  das  Metall  in  der  Hegel  mit 
einer  Salzschicht,  welche  es  vor  weiterer  Einwirkung  der  Säure 
schützt.  So  wird  Blei  von  verdünnter  Schwefelsäure  sofort  nach 
der  Gleichung: 

Pb  +  Hg  SO^  =  PbSO^  +  H3 

angegriffen.  Da  aber  das  entstandene  Bleisulfat  in  verdünnter  Schwefel- 
säure so  gut  wie  unlöslich  ist,  so  hört  die  Reaktion  sehr  bald  auf. 
Auf  diesem  Verhalten  beruht  die  Anwendung  der  „Bleikammer''  in 
der  Schwefelsäurefabrikation  und  der  „  Bleipfannen ^  zur  Konzentra- 
tion der  verdünnten  „Kammersäure''.  Diese  letztere  Operation  darf 
erfahrungsgemäß  nicht  zu  weit  getrieben,  die  Säure  darf  nicht  weiter 
als  bis  zu  78 — 82^0  hi  der  Bleipfanne  konzentriert  werden,  weil 
die  schützende  Bleisulfatdecke  in  heißer,  konzentrierter  Schwe- 
felsäure unter  Bildung  von  löslichem  Bleibisulfat: 

11* 


—     164     — 

PbSO,  +  H,SO,=        \pb 

SO^  — H 

gelöst  wird,  nnd  dann  die  heiße  konzentrierte  Schwefelsäure  auf  das 
blanke  Blei  weiter  lösend  einwirkt: 

SO4— H 

Pb  +  3  H,SO^  =  SOj  +  2  HgO  +        \pb 

80,  — H 

Ganz  ähnlich  verhält  sich  das  Blei  bei  der  Behandlung  mit 
Salzsänre.  Es  bildet  sich  dabei  an  der  Oberfläche  eine  schützende 
Bleichloridschicht,  die  sich  in  heißer  konzentrierter  Salzsäure,  unter 
Bildung  von  [PbCljJH  löst.  Das  Blei  löst  sich  daher  in  konzentrierter 
Salzsäure : 

2  Pb  4.  6  HCl  =  2  [Pb  ClglH  +  2  H, 

Flußsäure  greift  ebenfalls  das  Blei  an,  unter  Bildung  einer 
schützenden  Decke  von  Bleifluorid,  die  sich  in  Flußsäure  nicht  löst. 
Daher  wendet  man  zur  Destillation  von  Flußsäure  Bleiretorten  an 
und  ebenso  zur  Darstellung  von  Flußsäure  aus  Flußspat  und  Schwe- 
felsäure. 

Salpetersäure  ist  das  eigentliche  Lösungsmittel  für  Blei. 
Das  Bleinitrat  ist  in  starker  Salpetersäure  unlöslich,  daher  löst  sich 
Blei  in  zu  starker  Salpetersäure  nicht;  man  muß  sie  stets  so  stark 
mit  Wasser  verdünnen,  daß  das  gebildete  Bleinitrat  sich  nicht  aus- 
scheidet. 

Das  Blei  bildet  folgende  Oxydationsstufen: 

Bleisuboxyd         Bleioxyd  (Bleiglätte)         Bleisesquioxyd 
PbgO  PIO  PbjOg 

Rotes  Bleioxyd  (Mennige)  Bloidioxyd 

Pb304  PbOj 

Von  diesen  Oxyden  ist  das  PbO  allein  ein  Basen- 
anhydrid; ^)  von  ihm  leiten  sich  die  Bleisalze  ab,  worin  das  Blei 
als  zweiwertiges  Metall  auftritt.  Das  Bleioxyd  PbO,  oder  die 
Bleiglätte,  ist  ein  gelbes  Pulver,  das  bei  Rotglut  schmilzt,  und  bei 
langsamem  Abkühlen  zu  tetragonalen  Kristallen  (Nadeln)  erstarrt. 
Das  Bleioxyd  ist  in  Wasser  in  geringer  Menge  mit  alkalischer 
Reaktion,  in  verdünnter  Salpetersäure  leicht  löslich. 

Das  Bleisuboxyd  Pb^O  entsteht  als  samtschwarzes 
Pulver  beim  Erhitzen  des  Oxalats  auf  ca.  300^  C: 

2  PbCgO^  =  3  CO,  -|-  CO  -f-  PbjO 

^)  £8  ist  swar  ein  Bleitetracetat  Pb(CaUaO,)4  bekannt. 


—    165     - 

Erhitzt  man  das  Bleisnboxyd  an  der  Luft,  so  wird  es  leicht 
zn  Bleioxyd  oxydiert. 

Das    Bleidioxyd   PbOg  muß    als    Anhydrid  der  Säuren: 

/^^  'OH 
OH                  / 

Pb     X"  oder  Pb  =0 
W  \0H 

Ortbobleisäare    MetablelB  äure 

aufgefaßt    werden,    ähnlich    wie    SiO^,  SnOg,  CO^,  MnO^,    als   An- 
hydride der   Kiesel-    Zinn-   Kohlen-   und   manganigen  Sänre«     Die 

/OH 
Sänre    Pb  =  0       entsteht     dnrch     Oxydation    des     Bleihydroxyds 

\0H 
(Pb(0H)2)  in  alkalischer  Lösung  mittels  Hypochloriten,  Chlor,  Brom, 
Wassersto%eroxyd  oder  Kaliumpersulfat: 

—OH  /OH 

Pb  -f  2NaOH  +  01^  =  H^O  -f  2NaCl  +  Pb  =0 

—OH  \0H 

Die  sich  abscheidende  braune  Metableisäure  geht  bei  100^ C 
in  das  Anhydrid  über,  das  sich  durch  Glilhen,  unter  Sauerstoff- 
entwicklung, in  gelbes  Bleioxyd  verwandelt.  Die  beiden  übrigen 
Oxyde  des  Bleies:  Pb^O,  und  PbgO^  müssen  als  Salze  der  Blei- 
säure aufgefaßt  werden,  P^Oj  als  Salz  der  Metableisäure: 

/O 
Pb==0  >Fb  und  PbgO^  als  Salz  der   hypothetischen  Orthoble i- 

\0^ 
säure: 


\0 


)>Pb 


PbgO,  erhXlt  man  als  gelben  Niederschlag  durch  mttfiige 
Oxydation  einer  alkalischen  Bleioxydlösnng  mittels  Hypochloriten, 
Halogenen,  Wassersto^eroxjd  oder  Persnlfaten: 

—  OH 

2Pb  -f  2 NaOH  +  Cl,  =  2 NaCl 4- 3 HjO  4- PbgOg 

—  OH 

nnd  die  rote  Mennige,   PbgO^,   durch   längeres   Erhitzen   von   Blei- 
oxyd oder  Bleikarbonat  bei  ca.  430"  G  an  der  Luft: 

3  PbO  +  O  =  PbjO^ 

Beide  KOrper  verhalten  sich  chemisch  ganz  genau  wie  Salze, 
indem  sie  bei  Behandeln  mit  Salpetersilnre,  nnter  Ausscheidung  der 


—    166    — 

schwachen,  braunen  Bleisänre,  Bleinitrat  liefern;  ähnlich  wie 
das  Karbonat  Bleinitrat  und  Kohlensäure  liefert: 

PbO  <(  g  >  Pb  +  2  HNO3  =  Pb(NO,),  +  PbO  /  2^ 

CO  <^  Q  N  Pb  +  2  HNO3  =  PbCNOj),  +  CO  /  ^g  [COg  +  H,0] 

/  ^  \pb 
Pb  <  ^(       +4  HNO,  =  2  Pb(N03),  +  H,0  +  PbO  <  g^ 

\o> 

Diese  salzartigen  Oxyde  ^)  sind  denen  des  Mangans  vOllig  analog ; 
sie  entwickeln  mit  Salzsäure  Chlor,  indem  die  freigesetzte  Bleisäure 
sich  wie  ein  Peroxyd  verhält: 

PbOg  4-  4  HCl  =  2  H2O  +  PbCl^  +  Clj 
Pb^Og  +  6  HCl  =  3  HgO  4-  2  PbCl^^  +  Cljj 
PbgO^  4-  8  HCl  =  4  HgO  4-  3  PbCl,  -f  Cl^ 


Reaktionen  der  BJeisalze  auf  nassem  Wege. 

Die  Bleisalze  sind  in  Wasser  schwer-  bis  unlöslich,  lOsen  sich 
aber  alle  in  verdünnter  Salpetersäure.  Sehr  schwer  lOslich  ist  das 
geschmolzene  Bleichromat. 

1.    Kalinm-    und    Natriumhydroxyd  fkllen  weißes    Blei- 
hydroxyd Pb(0H)8: 

das  sich  im  Überschuß  des  Fällungsmittels  unter  Bildung  von  salz- 
artigen Verbindungen,  Plumbiten,  löst: 

Pb(OH),  -I-  KOH  =  H,0  -f  Pb  ~  ^^ ') 

Auch  in  reinem  Wasser  löst  sich  das  Pb(0H)2  in  geringen  Mengen 
auf,  nicht  aber  in  kohlensäurehaltigem  Wasser.  Die  wässerige  Lösung 
des  Bleihydroxyds  reagiert  schwach  alkalisch. 

2.  Ammoniak  fkUt  weißes  Hydroxyd,  unlöslich  im 
Überschuß. 


')  Außer  den  BleisaJzen  der  BleiB&ure  Bind  aach  Alkali-  und  Erdalkali- 
salze  bekannt:  E^PbOs,  Ca,Pb04  etc. 

*)  Nach  A.  HantzBch,   Z.  f.  anorg.  Ch.  XXX  (1902),   S.  289,  enthält 
die  alkaUsche  Lösung  das  Blei  als  bleiameisensaures  Ealiam: 

H 

I   ^0 
Pb  — OK 


—    167    — 

8.  Alkalikarbonate  fWen  weißes  basisches  Bleikarbonat  : 
Alkalibikaibonate  fallen  reines  Karbonat. 

4.  Xatriiunphosphat  fiült  weißes  Bleipbospbat: 

3  PbCNOj),  +  4  Na^HPO^  =  2  NaH^PO^  +  6  NaNO^  +  Pb^CPO  J, 
nnlOslieh  in  Essigsäure,  leicbt  löslich  in  Salpetersftnre,  Kidi- 
oder  Natronlauge. 

5.  Cyankaliam  fiült  weißes  Bleicyanid,  nnlGslich  im 
Überschuß. 

6.  Chlorwasserstoff  oder  lösliche  Chloride  fWen  ans  mäßig 
konzentrierten  LOsnngen  flockiges,  weißes  Bleichlorid: 

Pb(N08),  +  2  HCl  =  2  HNO3  +  PbClg 

schwer  lOshch  in  kaltem  Wasser  (135  Teile  Wasser  lOsen  1  Teil 
PbCl^),  leichter  in  siedendem;  beim  Abkühlen  der  LOsnng  scheidet 
sich  dasselbe  in  Form  von  glänzenden  Nadeln  oder  Blättchen 
wieder  aus.  In  konzentrierter  Salzsäure  und  in  konzentrierten  Losungen 
von  Chloralkalien  ist  das  Bleichlorid  viel  leichter  lOshch  als  in 
Wasser,  weil  es  mit  diesen  Körpern  komplexe  Verbindungen  eingeht, 
die  aber  beim  Verdttnnen  mit  Wasser  zersetzt  werden,  unter  Ab- 
scheidung von  Bleichlorid. 

7.  Jodkalium  fWt  gelbes  Bleijodid: 

Pb(N08),  +  2  KJ  =  2  KNOj  +  PbJ, 

Das  Bleijodid  ist  in  Wasser  viel  schwerer  löslich  als  das 
Chlorid,-  194  Teile  siedendes  Wasser  lösen  1  Teil  Bleijodid  zu 
einer  farblosen  Flflssigkeit,  aus  welcher  sich  beim  Abkühlen  das 
Bleijodid  in  Form  von  goldgelben   Blättahen  ausscheidet. 

In  konzentherter  Jodwassersto£&äure  und  in  AlkaHjodidlösungen 
löst  sich  das  Bleijodid  reichlich  auf,  unter  Bildung  von  Bleijod- 
wassersto&äure :  [PbJjjH  oder  deren  Salzen,  z.  B.  [PbJ^JK,  die 
beim  Verdttnnen  der  Lösung  mit  Wasser  zersetzt  werden,  unter 
Abscheidung  des  Bleijodids. 

8^  AlkaUchromate  erzeugen  eine  gelbe  Fällung  von  Blei- 
Chromat: 

Pb(N03),  +  KjCrO^  =  2  KNO3  +  PbCrO^ 
und  2  PKC.HjO,)^  +  K,Cr,0,  +  H,0  =  2  KC^HgO,  + 

4-  2  HCjHgO^  +  2  PbCrO^ 

Pas  Bleichromat  ist  in  Essigsäure  unlöslich,  löslich  in  Salpeter- 
säure und  Kalilauge. 

9.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  aus  den  vwdünntesten  Blei- 
lösungen, sowohl  aus  schwach  sauren  wie  aus  alkalischen,  eine 
schwarze  Fällung  von  BleisuMd: 

•      PbCNO,),  +  HjS  =  2  HNO3 -f  PbS 


—    168    — 

Ans  salzsänrehaltigen  Lösungen  entsteht,  meist  nur 
vorübergehend,  ein  orangeroter  Niederschlag  von  Bleisulfo- 
Chlorid: 

Pb Cl 

2PbCl,+H,S  =  2HCl+       >S 

Pb Cl 

das  durch  mehr  Schwefelwasserstoff  sofort  in  schwarzes  Bleisnlfid 
übergeht;  das  Bleichlorid  verhält  sich  also  ganz  ähnlich  wie  die 
Merkurisalze  (Seite  148)  Schwefelwasserstoff  gegenüber. 

Bleisnlfid  ist  in  verdünnter,  kochender  doppeltnormaler  Salpeter- 
säure löslich,  unter  Bildung-  von  Bleinitrat  und  Abscheidung  von 
Sch'wefßl  * 

3  PbS  +  8  HNO3  =  3  PKNO3),  -{-  4  H,0  +  2N0  +  3  S 

Meistens  geht  hiebei  die  Oxydation  etwas  weiter,  indem  ein 
Teil  des  Schwefels  zu  Schwefelsäure  oxydiert  wird,  wobei  das  in 
Wasser  fast  unlösliche  Bleisulfat  entsteht.  Die  Menge  der  ge- 
bildeten Schwefelsäure,  daher  auch  des  Bleisulfates,  nimmt  mit  der 
Konzentration  der  Salpetersäure  zu. 

Bleisulfid  ist  auch  in  starker  Salzsäure  löslich: 

PbS  +  2  HCl  =  PbCl,  +  H,S 

10.  Schwefelsäure  und  losliche  BoUate  scheiden  aus  Blei- 
salzen weißes,  schwerlösliches  Bleisulfat  ab: 

PbCNOg)^  +  HjSO^  =  2  HNO3  -f  PbSO^ 

1  Teil  Salz  löst  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  22800  Teilen 
Wasser;  in  schwefelsäurehaltigem  Wasser  ist  das  Salz  noch  schwerer 
löslich,  in  Alkohol  unlöslich.  In  Salpetersäure  wird  das  Bleisulfat 
sehr  merklich  und  in  heißer,  konzentrierter  Salzsäure  vollständig 
gelöst;  Beim  Abkühlen  der  salzsauren  Lösung  scheiden  sich  Nadeln 
von  Bleichlorid  aus. 

Auch  in  konzentrierter  Schwefelsäure  löst  sich  das  Bleisul^Eit,  wie 
Seite  164  bereits  erwähnt,  in  der  Hitze  leicht,  in  der  Kälte  immer- 
hin reichlich,  unter  Bildung  des  sauren  Bleisulfates,  das  durch 
Verdünnen  der  Lösung  mit  Wasser  zersetzt  wird  unter  Abscheidung 
von  Bleisulfat.  Fast  alle  Schwefelsäure  des  Handels  enthält  Blei- 
sulfat gelöst,  um  dasselbe  nachzuweisen,  verdünnt  man  200 — 300  cctn 
der  konzentrierten  Säure  mit  dem  gleichen  Volumen  Wasser  und 
läßt  12  Stunden  stehen,  wobei  das  gelöste  Bleisulfat  sich  als 
weißes  Pulver  abscheidet. 

Bleisul&t  ist  außer  in  Säuren  leicht  in  ätzenden 
Alkalien  und  in  den  Ammonsalzen  vieler  organischer 
Säuren  löslich.  Letzteres  Verhalten  ist  für  den  Analytiker  von  großer 
Wichtigkeit,    weil    wir    hierin  ein  Mittel  haben,    das  Bleisulfat  von 


—    169    — 

Baryamsnlfftt,    Kieselsäure   etc.   zu   trennen,    indem    letztere  Körper 
ungelöst  bleiben. 

Als  Lösungsmittel  wendet  man  meistens  Ammonacetat  und 
Ammontartrat  bei  Gegenwart  von  Ammoniak  an. 

Die  Lösang  des  Bleisnlfates  mittels  einer  konzentrierten 
Lösnng  von  Ammonacetat  ist  nicht  ganz  aufgeklärt;  vielleicht  geht 
das  Blei  als  basisches  Bleiacetat  in  Lösnng: 

2  PbSO,  +  2  (NHJC,H30,  +  2  NH.OH  =  o/^Jlgj^J^J  + 

+  2(NHJ,S04  +  HgO. 

Ans  dieser  Lösnng  wird  das  Blei  durch  Kaliumchromat  und 
durch  verdünnte  Schwefelsäure  ausgefiült. 

Bleisulfat  löst  sich  nach  Kahlenberg^)  in  Ammontartrat  bei 
Gegenwart  von  Ammoniak  unter  Bildung  von: 

COONH^      NH^OOC 


CHOH         HOHO 

I  I 

CHOH         HOHO 

I  I 

000  -Pb— O— Pb— 000 

Keaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  erhitzt,  geben  alle  Bleiverbindungen 
ein  duktiles  Metallkom,  umgeben  von  einem  gelben  Oxyd- 
beschlag.  Am  Kohlensodastäbchen  erhält  man  nur  ein  duktiles 
Metallkorn. 

Bleigläser  werden  beim  Erhitzen  in  der  Keduktionsflamme 
schwarz,  infolge  von  ausgeschiedenem  Blei. 

Wismut  =  Bi.  At-Gew.  208-0. 

Sp.  Gew.  =  9-8.  F.  P.  =  268»  0.    S.  P.  =  ca.  14350  C. 

Vorkommen.  Das  Wismut  findet  sich  meist  gediegen,  ein- 
gesprengt auf  Nickel-  und  Kobalterzgängen.  Von  untergeordneter 
Bedeutung  sind  folgende  Erze: 

Wismutocker  (Bi^Oj);  Wismutglanz  (Bi^Sg);  Kupfer- 
wismutglanz (BigS^Cujj);  Wismutspat  (3  [C03][BiOH], 
5  Bi(OH),). 

>)  Zeitschr.  f.  phjB.  Ch.  17,  S.  590. 


—     170    — 

Das  Wismut  ist  ein  sprOdes,  rötlich  weißes  Metall,  welches 
in  Ehomboedern  kristallisiert.  Das  Lösungsmittel  für  Wismnt  ist, 
wie  für  fa^t  alle  Metalle,  die  Salpetersäure.  Salzsäure  greift  das 
Wismut  nicht  an  und  Schwefelsäure  löst  es  nur  in  der  Wärme. 

Das  Wismut  bildet  zwei  Oxydationsstufen: 

Wismuttrioxyd  und  Wismutpentoxyd 
Bi,0,  Bi^Os 

gelb  braun 

Das  Wismut  ist  entweder  drei  oder  fünfwertig,  wie  Stickstoff, 
Phosphor,  Arsen  und  Antimon. 

Das  Wismuttrioxyd  ist  ein  Basenanhydrid,  ^)  von  welchem  sich 
die  Wismutsalze  ableiten.  Das  Wismutpentoxyd,  ein  brauner  Körper, 
spielt  die  Bolle  eines  Säureanhydrids,  indem  es  eine  Säure  von  der 
Formel  HBiOg,  entsprechend  der  Metaphosphorsäure,  liefert.  Salze 
dieser  Säure  sind  in  reinem  Zustande  nicht  erhalten  worden.  Das 
BigOg  verliert  beim  Glühen  Sauerstoff  und  geht  über  in  gelbes  Bi^Oj  ; 
in  Salzsäure  gelöst,  entwickelt  es  Chloi*  und  bildet  Salze  des  drei- 
wertigen Wismuts :  .  qi 

Bi^Os  +  10 HCl  =  5  HgO-l-  2  Bi— 01+  2  Clj 

\C1 

Die  vom  Bi^Og  sich  ableitenden  Wismutsalze  sind  meistens 
farblos  und  alle  in  viel  Wasser  unlöslich,  weil  sie  von  letzterem 
stets  hydrolytisch  gespalten  werden  unter  Bildung  von  unlöslichen 
basischen  Salzen;  so  wird  das  Chlorid  durch  Wasser  quantitativ  als 
Wismutoxychlorid  gefüllt: 

BiClj  +  H^O  -^  2  HCl  +  Bi  =^j 

unlöslich  in  Weinsäure  (Unterschied  von  Antimon). 

Durch  Salzsäure  wird  das  Wismutoxychlorid  leicht  gelöst.  Der 
Vorgang  wird  durch  obige  Gleichung  im  Sinne  von  rechts  nach  links 
versinnlicht.  Die  Reaktion  ist  also  umkehrbar,  wobei  die  Massen- 
Wirkung  des  Wassers  resp.  der  Salzsäure  bestimmend  ist  für  den 
Verlauf  der  Keaktion  von  rechts  nach  links  oder  umgekehrt.  Versetzt 
man  daher  eine  schwach  saure  Lösung  von  BiCl3  mit  Wasser,  so 
entsteht  sofort  die  weiße  Fällung  des  Oxychlorids.  Fügt  man  sorg- 
fältig noch  mehr  Salzsäure  hinzu,  so  löst  sich  der  Niederschlag 
wieder  auf,  um  auf  erneuten  Wasserzusatz  wieder  auszufallen  etc. 
Wie  das  Chlorid,  verhalten  sich  die  übrigen  Wismutsalze.  —  Das 
Nitrat  liefert  zuerst  eine  amorphe  Fällung  von  BiONOj : 

^)  Das  Wismottrioxyd  verhält  sich  unter  Umständen  wie  eine  Bchwache 
Säore  (Tgl.  Seite  171  Faßnote). 


-      171    — 


Bi-NO,  +  g  >0  :^  2  HNO3  +  Bi  -  " 

das  durch  mehr  Wasser  noch  basischer  und  kristallinisch  wird: 

/O  /  OH  1) 

Bi-NOj  Bi  — NO3 

Bi  _N03  +  HÖH  :^>  HNO3  +      >0 

\0  Bi=0 

Diese  Verbindung  ist  das  Magisterinm  Bismnti  oder 
Bismatam  snbnitricnm,  welches  in  der  Pharmazie  Verwendung  findet. 

Reaktionen  der  Wismutsalze  auf  nassem  Wege. 

1.  Kaliamhydroxyd  Mit  in  der  Kälte  weißes  Wismnt- 
hydroxyd:         BiClg  +  3  KOH  =  3  KCl  +  Bi(0H)3 

das  beim  Kochen  schwachgelblich  geflucht  wird,  indem  es  unter 
Wasserabspaltung  in  ein  wasserärmeres  Hydrat  Übergeht: 

Bi(0H)3  =  HgO  +  Bi  -OH 

Beide  Hydrate  sind  im  Überschuß  des  Fällungsmittels  nicht 
lOslich,  *)  dagegen  leicht  in  Säuren. 

Versetzt  man  die  alkalische  Lösung,  worin  das  Hydrat  sus- 
pendiert ist,  mit  Chlor,  Brom,  Hypochloriten,  Wasserstoffperoxyd,  so 
färbt  sich  das  weiße  oder  gelbliche  Hydrat  braun,  indem  es 
in  Wismutaäure  übergeführt  wird: 

Bi^       -f  2NaOH  +  2  Cl  =  2  NaCl  +  H^O  +  Bi  ^  O 
^OH  \  OH 

2.  Ammoniak  fällt  weißes  basisches  Salz,  nicht 
Hydroxyd,  und  zwar  wechselt  die  Zusammensetzung  des  Salzes 
mit  der  Konzentration  und  Temperatur. 

3.  Alkalikarbonate  fällen,  je  nach  der  Konzentration  und 
Temperatur,  verschiedene  basische  Karbonate;  eines  der- 
selben entsteht  nach  der  Gleichung: 

2  BiCl3  -f  3  NajjCOg  +  HÖH  =  6  NaCl  -[-  00,^  +  2  Bi  3_  qH 

^}  Fär  andere  basische  Salze  vergleiche:  G.  H.  Butten,  Zeitschr.  f.  anorg. 
Ch.  (1902),  8.  342. 

')  In  äußerst  konzentrierter  Kali-  oder  Natronlauge  lOst  sich  das  Bi(0H)8 
namentlich  beim  Erwärmen  auf.  Beim  Abküblen  der  LOsang  fällt  es  zum  Teil 
wieder  ans  und  auf  Zusatz  von  Wasser  fällt  alles  wieder  aus.  DasWismut- 
bjdrozjd  verhält  sich  also,  ähnlich  dem  Antimon,  wie  eine  schwache  Säure. 


—     172    — 

4.  Xatrinmphosphat  fkllt  weißes,  pulveriges  Phosphat, 
unlöslich  in  verdünnter   Salpetersäure,    schwer   löslich   in   Salzsäure: 

2  NajjHPO^  -f-  BiClj  =  3  NaCl  -f-  NaHjjPO^  +  BiPO^ 

5.  Cyänkalimn  f^Ut  weißes  Hydrozyd,  kein  Cyanid. 

Es  entsteht  jedenfalls  zuerst  das  Cyanid,  das  aher  durch  Wasser 
▼ollständig  hydrolytisch  gespalten  wird: 

BiCl,  +  3  KCN  =  3  KCl  +  Bi(CN)3 
Bi(CN)3  -f  3  HÖH  =  3  HCN  +  Bi(ÜH)3 

6.  Kalinmdichromat    fiült   gelbes   Bismutyldichromat: 

/Cl 

CrO,-OK     ®^~^     ^yO  CrO,— 0(Bi=0)») 

^0  +  +    '      =4HCli)+2KCl+        ^0 

CrO,— OK     p/g     ^^0  CrO,— 0(Bi=0) 

\C1 
löslich  in  Mineralsänre,  unlöslich  in  Kali-  oder  Natronlauge  (Unter- 
schied von  Blei). 

7.  Schwefelwasserstoff  f^lt  braunes  Sulfid  Bi^S,: 

2  BiCl,  -f  3  HgS  =  6  HCl  +  Bi^Sg 

unlöslich  in  kalten,  verdünnten  Mineralsäuren  und  Schwefelalkalien, 
lösUch  in  heißer,  verdünnter  Salpetersäure  und  in  kochen- 
der, konzentrierter  Salzsäure. 

8.  Alkalistannite  (alkalische  Lösung  von  Zinnchlorür)  geben 
eine  schwarze  Fällung  von  metallischem  Wismut.')  Diese 
sehr  empfindliche  Keaktion  wird  wie  folgt  ausgeführt.  Man  versetzt 
einige  TVopfen  Zinnchlorür  (SnCl^)  mit  Kalilauge,  bis  die  entstandene 
weiße  Fällung  sich  klar  gelöst  hat,  und  fügt  hiezu  die  Wismutlösung 
in  der  Kälte,  wobei  sofort,  nach  dem  Umschütteln,  der  schwarze 
Niederschlag  aufbitt.     Dabei   spielen   sich   folgende  Reaktionen  ab: 

SnClj  -f  2  KOH  =  2  KCl  +  Sn(OH)jj    (weißer    Niederschlag) 
Sn(0H)2  +  2  KOH  =  2  H^O  -f  Sn(OK),       (Kaüumstannit, 
klare  Lösung) 

2  BiClj  -f  6  KOH  =  6  KCl  +  2  Bi(0H)3 
2  Bi(0H)3  -f  3  Sn(OK),  =  3  H^O  +  3  SnO(OK)jj  -f  2  Bi 

Kaliumstannat 

Zusammengefaßt  erhält  man  die  Reaktionsgleichung: 
3  SnClj+2  BiCl,  -f  18  KOH  =  1 2  KCl-f  9  H^O  4-  3  SnO(OK)g-f  2Bi 

')  Man  wendet  einen  Überschaß  von  K^Ct^O^  an,  am  die  lösende  Wirkung 
der  Balssftare  aa&aheben:  KaOaO, -f8HCl»8Ea-f  HsCr,OT. 

*)  Die  einwertige   Gnippe  —  (Bi  s=:  O)  pflegt  man  Bismatjl  sa   nennen. 
<)  Vanino  &  Treabert,  B.  B.  1898,  8.  1113. 


~     173    — 

Bei  der  AnsfUhrong  dieser  Beaktion  vermeide  man  die 
Anwendnng  allza  konzentrierter  Kalilange  nnd  arbeite 
i n  d e r  Kälte,  weil  sonst  die  Stannitlösang  für  sich  eine  schwarze 
Fällnng  geben  konnte: 

1.  Bei  Anwesenheit  von  viel  Kalilange  scheidet  sich 
metallisches  Zinn  ab: 

OK  ^^ 

2  SU       X^  +  HÖH  =  Sn  -OK  +  2  KOH  +  Sn 

—  ^^  \0K 

2.  Ist  nur  wenig  Kalilange  zngegen,  so  findet  in  der 
Kälte,  erst  nach  sehr  langem  Stehen,  Bildnng  von  schwarzem 
Stannooxyd  SnO  statt;  beim  Kochen  oft  schnell: 

Sn  ~  ^^  4-H0H=  2  KOH  +  SnO 

9.  Kalium  Jodid  f^llt  schwarzes  Wismutjodid: 

BiClg  +  3  K J  =  3  KCl  +  Bi J3 
löslich  im    Überschnfi    des    FäUnngsmittels    mit    gelber    bis    orange 

^''^^'' '  BiJj  +  KJ  :^[Bi  JJK 

Durch  Verdünnen  der  LOsnng  mit  nicht  zu  viel  Wasser  fkllt 
schwarzes  Jodid,  welches  aber  durch  mehr  Wasser  in  orange- 
farbiges basisches  Jodid  übergeht: 

BiJ,  +  H,0  =  2  HJ  +  BiOJ 

10.  Metallisches  Zink  f^llt  aus  Wismutlosungen  metallisches 
Wismut : 

2  BiClg  +  3  Zn  =  3  ZnCl^  +  2  Bi 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Wismutsalze  flü*ben  die  nicht  leuchtende  Flamme  fahl  grün- 
weiß. Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohr  erhitzt,  erhält 
man  ein  sprödes  Metallkom  umgeben  von  einem  gelben  Beschlag 
von  Wismutoxyd, 

Erhitzt  man  eine  sauerstoffhaltige  Wismutverbindung  in  der 
oberen  Reduktionsflamme  (vgl.  Seite  32)  des  Bunsenbrenners,  so 
wird  das  Wismut  zu  Metall  reduziert,  das  sich  verflüchtigt  und  in 
der  oberen  Oxydationsflamme  zu  Oxyd  verbrennt. 

Hält  man  eine  mit  Wasser  gefüllte,  außen  glasierte  Porzellan- 
schale dicht  oberhalb  der  Oxydationsflamme,  so  setzt  sich  an  die- 
selbe das  Oxyd  in  Form  einer  kaum  sichtbaren,  schwach  gelb- 
lichen Schicht  an,  die  durch  Behandeln  mit  Jodwasserstoff^)  eine 

^)  Den  zn  diesem  Yersache  nötigen  Jodwasserstoff  erhält  man  am  ein- 
fachsten, indem  man  einen  Baasch  Asbest,  der  an  einem  Platindraht  befestigt 


—     174    — 

morgenrote  Farbe   annimmt,    indem    die  Wismutjodwasser- 
st  off  säure  entsteht. 

BigOj  +  8  HJ  =  3  HjO  +  2  [BiJjH 

Haucht  man  diesen  Beschlag  an,  so  yerschwindet  er  und 
kommt  nach  dem  Verdunsten  des  Wassers  wieder  zum  Vorschein. 
Läßt  man  Ammoniak  einwirken,  indem  man '  den  Glasstöpsel  einer 
Ammoniakflasche  mit  Ammoniak  benetzt  und  so  darauf  bläst,  daß 
der  Dampf  den  Beschlag  trifil,  so  wird  letzterer  schön  orange- 
rot gefkrbt,  infolge  der  Bildung  des  Ammoniumsalzes  der  Wismut- 
jod wasserstoffsäure  : 

[BiJJH  +  NH3  =  [BiJ,](NHJ 

das  ebenfalls  verhau chbar  ist. 

Bestreicht  man  diesen  Beschlag  mit  einer  alkalischen  Lösung 
von  Zinnchlortir,  so  scheidet  sich  schwarzes  metallisches  Wis- 
mut aus. 

Kupfer  =  Cu.  At.-Gew.  =  63-44. 

Sp.  Gew.  =  8-94.  F.  P.  =  1080<>  C. 
Vorkommen: 
Gediegen,     Cuprit  (Rotkupfererz),     Kupferglanz, 


Cu 

CujjO 

Cu,S 

regalär 

regul&r 

rhombisch 

Kupferkies 

Malachit 

Cu  Fe  S„ 

Cu       OH 

mm 

tetragonal 

\ 
CO, 

/     " 
Cu  — OH 

monosymmetrisch, 

oft  als  Pseadomorphose  nach  Gnprit 

Kupferlasur 

Atakamit 

Cu       OH 

Cu       Cl 

>03 

>0        +  H,0 

Cu 

Cu  — OH 

>03      - 

rhombisch 

Cu  —  OH 
monosymmetrisch 

Das  Kupfer  ist  ein  hellrotes,  duktiles  Metall 

Lösungsmittel  für  das  Kupfer  ist  die  Salpetersäure: 
3  Cu  -f  8  HNO3  =  4  H3O  +  3  Cu(N03)jj  +  2  NO 


ist,  mit  weingeistiger  Jodiösang  tränkt  und  anzündet.  Hält  man  den  brennen- 
den Bausch  unterhalb  der  mit  Wasser  kalt  gehaltenen  Schale,  so  bildet  sich 
geüUgend  Jodwasserstoff,  nm  das  Wismutoxyd  in  die  rote  Jodverbindang  über- 
zuführen. 


—    175    — 

In  Salzsänre  löst  sich  bTaukes  Kupfer  nicht,  dagegen  wird 
es  durch  starken  Bromwasserstoff,  in  der  Hitze,  unter  Wasser- 
stoffen twicklnng  nnd  Bildung  von  Cnprobromwasserstoff- 
sänre  [Cn^Br^JH^  gelöst: 

2  Cu -f  2  HBr  =  CugBr, -f  Hjj 
CujjBr,  -f  4  HBr  -^t  [Gu^Bt^]H^ 

Dabei  färbt  sich  meistens  im  Anfange  die  Lösung  dunkel- 
violett,  infolge  der  Bildung  des  Guprisalzes  der  Cuprobromwasser- 
stoffi»äure,  weil  das  Kupfer  oft  oberflächlich  etwas  oxydiert  ist;  bald 
jedoch  wird  die  Lösung  farblos  (Eeduktion  des  Kupferbromids 
durch  naszierenden  Wasserstoff).  Versetzt  man  diese  Lösung  pait 
Wasser,  so  fällt  weißes  Kupferbromür  aus. 

Von  verdünnter  Schwefelsäure  wird  das  Kupfer  nicht 
ang^riffen,  dagegen  leicht  durch  konzentrierte,  heiße  Schwefel- 
säure unter  Bildung  von  Guprisulfat  und  Entwicklung  von  Schwefel- 
dioxyd : 

Es  wird  zunächst  das  Kupfer  auf  Kosten  des  Sauerstoffs  der 
Schwefelsäure  zu  Kupferoxyd  oxydiert: 

Cu  +  H^SOgO  =  Hj^SOg  +  CuO 

HjO  +  SOg 
CuO  +  HgSO^  =  HjO  +  CuSO^ 

Das  Kupfer  .bildet  zwei  Oxyde: 

das  rote  Cuprooxyd  Cu^O  und  das  schwarze  Cupri- 
oxyd  CuO. 

Beide  Oxyde  sind  Basenanhydride,  die  mit  Säuren  zwei  Salz- 
reihen geben.     Die  Guproreihe  enthält  die  zweiwertige  Cupro- 

Cu  — 
gruppe:^)  |  während  die  Cuprireihe  das  einfache,  zweiwertige 

Cu  — 
Cupriatom    Cu  <^  enthält.  *) 


^)  £.  Beckmann,  Z.  f.  anorgan.  Ch.  55  (1907),  S.  179. 

*)  Kupfer  kann  auch  dreiwertig  auftreten.  Verdampft  mfi.n  eine 
Salpetersäure  Lösung  von  telluriger  Säure  mit  wenig  Eupfernitrat  zur  Trockene 
und  behandelt  den  Bückstand  mit  KOH  (1  :  5),  so  löst  er  sich  klar  auf. 
Fügt  man  nun  zu  dieser  Lösung  4 — 6  g  Ammoniumpersulfat  nach  und  nach  bei 
Wasserbadtemperatur,  ao  färbt  sich  die  Lösung  rosa  und  enthält  das  Tellur 
größtenteils  als  Tellursäure,  in  geringer  Menge  aber  als  telluro- kupfersaures 
Kalium : 


K 


-0-Cu'"<^)TeO, 


Vgl.  Moser,  Z   f.  anorgan.    Ch.    54    (1907),    S.  119.     Ferner   B.    Branner 
und  B.  Kuzma,  B.  B.  1907,  S.  3362 


—     176     - 

A.  Caproyerbindniigen. 

Die  Caproverbindungen  sind  äußerst  unbeständig  und  gehen  an 
der  Luft  rasch  in  Cupriverbindungen  über.  Von  Cuprosalzen  sind 
nur  die  der  Halogene  bekannt;^)  diese  sind  farblos  und  in 
Wasser  unlöslich,  lOsen  sich  aber  leicht  in  konz.  Halogenwasser- 
sto&äure  zu  einer  farblosen  Flüssigkeit.  Die  LOsung  enthält  die 
unbeständigen  Guprohalogenwasserstoffsäuren,  wahrschein- 
lich von  der  Formel  [Cu^XgJH^,*)  in  welcher  X,  Chlor,  Brom  oder 
Jod  sein  kann.  Es  sind  Salze,  entsprechend  dieser  Säure  bekannt 
z.  B.  [Cu^Cl<,]K^. 

Die  Guprohalogenwasserstoffsäuren  färben  sich  an 
der  Luft  dunkel:  Die  Chlorverbindung  braunschwarz,  die 
Bromverbindung  dunkelviolett,  wahrscheinlich  infolge  der  Bil- 
dung von  Cuprisalzen  der  Cuprohalogenwasserstofi&äure. 

Sehr  wichtig  ist  das  Verhalten  der  Guprohalogenwasserstoffsäuren 
zu  Kohlenoxjd;  letzteres  wird  leicht   absorbiert,  unter   Bildung  der 
sehr  labilen  Verbindung  Kohlenoxjdkupferchlorür: 
Gu^Glj -f  2  CO  +  2  HjjO  :^  CujjGlg,  2  CO,  2  H,0 

Durch  Kochen  der  Lösung  zerfällt  die  Verbindung  wieder  in 
Kohlenoxyd  und  Cuprochlorid. 

Wegen  der  leichten  Absorbierbarkeit  des  Kohlenoxjds  durch 
Guproverbindungen  finden  letztere   in  der   Gasanaljse   Verwendung. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Kupferchlorür  in 
Salzsäure,  welche  wie  folgt  bereitet  wird :  Man  löst  2  g  Kupferox jd 
in  25  ccm  Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1*124,  bringt  die  Lösung  in 
ein  Kölbchen  von  passender  Größe,  ftlgt  0*58  feinzerteiltes  Kupfer 
hinzu  und  eine  vom  Boden  des  Kölbchens  bis  zum  Halse  reichende 
Spirale  von  Kupferdraht,  verschließt  und  läßt  einige  Tage  stehen. 
Allmählich  wird  die  anfänglich  dunkle  Lösung  vollkommen  farblos 
und  kann  dann  zu  den  folgenden  Reaktionen  verwendet  werden. 

1.  Kaliamhydroxyd  erzeugt  in  der  Kälte  eine  gelbe 
Fällung  von  Cuprohydroxyd: 

Gu— Gl  Gu— OH 

I  >]-2KOH  =  2KGl+  I 

Gu— Gl   '  Gu— OH 

das    beim    Kochen  Wasser     abspaltet   und  in   das  orangerote 
Cuprooxyd  übergeht: 

Clu,(OH),  =  H,0  +  CujO 

*)  Ca,S04  B<>il  i>^  Lösung  ezistensfähig  sein. 

")  Nach  O.  Bodländer  and  O.  Storbeck  (Z.  f.  anorgan.  Ch.  81 
(1901),  8.  458)  hat  diese  Verbindong  die  einfache  Formel:  [CaX,]H,. 


—     177    — 

2.  Schwefelwasserstoff  fällt   schwarzes    Cuprosulfid: 

CugClg  -f  H^S  =  2  HCl  4-  Cu^S 

löslich  in  yerdUnnter,  warmer  Salpetersäure,  nnter  Bildnng  von 
blauem  Caprinitrat  nnd  Ausscheidung  von  Schwefel: 

3  Cu^S  +  16 HNO3  =  8 HgO  +  4N0  4-3S-}-6 Cu(N03)2 

3.  Cyankaliiim  f^lt  weißes  Cuprocyanid: 

Cu^Cl^  +  2  KCN  =  2  KCl  +  Cuj(CN)^ 

löslich  im  Überschuß  unter  Bildung  von  farblosem  Cupro- 
kaliumcyanid: 

Ca,(CN),  +  6  KCN  :^  [Cu,(CN),]Kj 

Die  Lösung  enthält  keine  Cuproionen,  sondern  Cuprocjan- 
[Cu^(CN)^]  und  Kaliumionen  und  gibt  daher  weder  mit  Kali- 
lauge noch  mit  Schwefelwasserstoff  eine  Fällung.  Von 
letzterem  Umstand  machen  wir  bei  der  Trennung  des  Kupfers  von 
Cadmium  Gebrauch. 

Das  Kaliumcuprocyanid  geht,  bei  fortschreitender  Verdünnung 
der  Lösung  mit  Wasser  in:  [Cu2(CN)4]K2,  [Cu3(CN)3H,0]K  und 
schließlich  in  Cu2(CN)3  tlber.  Alle  diese  Verbindungen  werden, 
sogar  in  festem  Zustande,  durch  Schwefelwasserstoff  unter  Ab- 
scheidung von  schwarzem  Schwefelkupfer  zersetzt.  Daraus  geht 
hervor,  daß  der  Fällung  des  Kupfers  durch  Schwefel- 
wasserstoff nur  dann  vorgebeugt  wird,  wenn  die 
Lösung  viel  Cyankalium  enthält,  d.  h.  mehr  als  nötig 
ist,  um  das  Salz  [Cu^CN)3]Kq  zu  erzeugen. 

B.  Capriverbindnngen. 

Die  Cuprisalze  sind  in  wässeriger  Lösung  blau  oder  grün, 
in  wasserfreiem  Zustande  weiß,  gelb  oder  schwarz. 

Das  Chlorid,  Nitrat,  Sulfat  und  Acetat  sind  in  Wasser 
löslich,  die  Übrigen  Salze  meistens  in  Wasser  unlöslich,  in  Säuren 
aber  löslich. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Kupfervitriol. 

1.  Kaliamhydroxyd  erzeugt  in  der  Kälte  einen  blauen 
Niederschlag  von  Cuprihydroxyd:  ^) 

CuSO^  -f  2  KOH  =  KgSO^  -f  Cu(OU)a 

das  beim  Kochen  in  braunschwarzes,  wasserärmeres 
Oxyd,  vielleicht  in  das  Anhydrid  übergeht: 

Cu(0H)5j  =  HjjO  +  CuO 

^)  In  sehr  konzentrierter  Kali-  oder  Natroniaa j?e,  besonders  leicht  in  der 
Wärme,  löst  sich  das  Ca(OH),  mit  blauer  Farbe  auf.    Vgl.  S.  142  (Bemerk.). 

T  read  well,  Analytische  Chemie.  1.  Bd.  6.  Aufl.  12 


Cu3(0H),S0, 


—     178    — 

Bei  Gegenwart  von  Weinsäare,  ZitronenBäore  und  vielen  anderen  orga- 
nischen Ozyverbindangen  wird  durch  Alkalihydrozyde  kein  Kupfer  gefällt, 
sondern  die  LOsong  f&rbt  sich  intensiv  blau.  Versetzt  man  diese  alkalische 
Losung  niit  Tranbenzucker,  Aldehyden,  arseniger  Säure  u.  a.  m.,  so  HÜlt, 
namentlich  in  der  Wärme,  gelbes  Cupiohjdroxyd  aus,  das  beim  Kochen  in 
rotes  Cuprohydroxyd  übergeht.  Man  nennt  eine  alkalische,  weinfäurehaltige 
Kupfersalzl6Bung  FehlingscheLösung.  Sie  wird  bereitet  durch  Zusammen- 
gießen  gleicher  Saumteile  einer  Lösung  von  84'6S9  g  kristallisiertem  Kupfer- 
sulfat in  600  ccm  Wasser  und  einer  solchen  von  173  g  Seignettesalz  und 
52  g  NaOH  in  600  cem  Wasser.  Diese  Lösungen  bewahit  man  getrennt  auf 
und  mischt  sie  kurz  vor  dem  Gebrauche.  Die  Fehlingsche  Lösung  ist  ein 
Keagens  auf  viele  Zuckerorten,  Aldehyde,  Hydroxylamin  u.  a.  m. 

2.  Ammoniak.  Versetzt  man  eine  Cnprisalzlösnng  sorgfiiltig 
mit  einer  geringen  Menge  Ammoniak,  so  entsteht  ein  hellgrüner 
pulveriger  Niederschlag  von  basischem  Salze,  der  sich  außer- 
ordentlich leicht,  mit  azurblauer  Farbe,  im  Überschuß  des 
FlUlungsmittels  löst : 

2  CuSO^  -f  2  NH^OH  =  (NHJ,SO^  -f  Cu,S04(0H), 

.  (NH J,SO,  +  6  NH3  =  2  [Cu(NH,) J(SOJ,  11,0 

Versetzt  man  die  konzentrierte,  blaue,  ammoniakalische  Cupri- 
salzlösung  mit  absolutem  Alkohol,  so  fllllt  obiger  Körper  als  blau- 
violettes,  kristallinisches  Pulver  aus,  das  beim  Erhitzen  allmählich 
alles  Ammoniak  verliert  und  Cuprisalz  hinterläßt.  Leitet  man 
Ammoniakgas  über  wasserfreie  Cuprisalze,  so  absorbieren  letztere 
mit  Begierde  das  Ammoniak,  unter  Bildung  von  komplexen  Cupri- 
ammoniumsalzen  mit   6  NH3  : 

C  nCl,  +  6  NH3  =  [Cn(NH,) JCl, 

Diese  Verbindungen,  welche  denen  des  Nickels,  Kobalts  und 
Zinks  völlig  analog  sind,  enthalten  im  Maximum  6  ^H3  auf  1  Atom 
Kupfer.  Durch  Fällung  der  ammoniakalischen  Lösungen  mit  Alkohol 
erhalt  man  stets  Verbindungen  mit  4  NH^  auf  1  Atom  Kupfer. 

3.  Schwefelwasserstoff  i^llt  aus  neutraler  oder  sehr 
schwach  saurer  Lösung  kolloidales,  schwarzes  Cuprisnl- 
fid,  welches,  da  es  zum  Teil  als  Hydrosol  vorhanden  ist,  beim  Fil- 
trieren leicht  durch  das  Filter  geht.  Um  dies  zu  verhindern,  ver- 
wandelt man  das  Hydrosol  in  Hydrogel  durch  Zusatz  von  viel  Säure. 
Will  man  also  aus  einer  Cuprisalzlösung  das  Kupfer  als  Kupfer- 
sulfid quantitativ  abschneiden,  so  fügt  man  zu  der  Lösung  reichlich 
verdünnte  Säure  (auf  100  ccm  Lösung  5 — 10  ccm  konz.  Säure)  und 
leitet  dann  Schwefelwasserstoff  ein: 

CuSO^  +  HjjS  =  HjSO^  4-  CuS 
Das  Kupfersulfid  ist  in  heißer,  verdünnter  Salpetersäure  lös- 
lich, unlöslich  in  kochender,  verdünnter  Schwefelsäure  (Unterschied 
von  Cadmium),  löslich  in  Gyankalium,  unter  Bildung  von  Gupro- 
cyankalium;  es  kann  also  aus  einer  Lösung  dieses  Salzes  das 
Kupfer  durch  Schwefelwasserstoff  nicht  gefkllt  werden. 


—    179    — 

In  Schwefelammoninm  ist  das  Schwefelknpfer  nicht  unbeträcht- 
lich löslich,  in  farblosem  Schwefelkalium  und  Schwefelnatrium  ^) 
ganz  unlöslich.  (Unterschied  von   Quecksilber.) 

4.  Cyankalinm  erzeugt  zunächst  gelbes  Cupricyanid,  welches 
sofort  unter  Abspaltung  Yon  Dicjan  in  weißes  Cuprocjanid  über- 
geht, das  durch  mehr  Cyankalium,  wie  bereits  erwähnt,  zu  farb- 
losem Cuprokaliumcjanid  gelöst  wird: 

a)  2  CuSO^  -f  4  KCN  =  2  Cu(CN),  +  2  K^SO^ 

b)  2  Cu(CM)j  =  Cuj(CN)8  +  (CN)j, 

c)  Cu,(CN),  +  6  KCN  =  [Cu,(CN)3]K,  «) 

Versetzt  man  die  blaue  ammoniakalische  Gupriammoniumsalz- 
lösung  mit  genügend  Gyankalium,  so  wird  sie  unter  Bildung  von 
Cuprocyankalium  entfärbt: 

2  [Cu(NH3)JS0J,  HaO  -f  9  KCN  = 

=  [Cu,(CN),]  I^IjJ  +  NH.CNO  +  2  K,SO,  +  6  NH3  -f  H,0 

Diese  scheinbar  komplizierte  Reaktion  gestaltet  sich  ganz  ein- 
fach, wenn  wir  die  einzelnen  Phasen  derselben  näher  ins  Auge 
fassen.  Zunächst  wird  Ammoniak,  unter  Bildung  des  Cupri Cya- 
nids, abgespalten: 

2  [Cu(NH3)J(S0J,  H,0  4-  4  KCN  = 
=  2  Ou(CN)j  4-  8  NH3  +  2  KjSO^  +  2  H3O 

Das  gebildete  Cupricyanid  zerfällt,  wie  oben  angegeben,  in 
Cuprocyanid  und  Dicyan:  2  Cu(CN)^  =  Cuj(CN)j -f  (CN)jj. 

Das  Cuprocyanid  löst  sich  im  Überschuß  von  Cyankalium  unter 
Bildung  von  Cuprokaliumcyanid  (oben  Gleichung  c\  und  das 
freigewordene  Dicyan  wirkt  auf  das  Ammoniak  unter  Bildung  von 
Ammoniumcyanid  und  Ammoniumcyanat,  ähnlich  wie  Chlor  auf  Kali- 
lauge unter  Bildung  von  Kaliumchlorid  und  Kaliumhypochlorit: 

2  KOH  4-  2  Cl  =  KCl  -f-  KOCl  +  H,0 
2  (NHJOH  -j-  2  CN  =  (NHJCN  +  (NHJOCN  +  H,0 

Schwefelwasserstoff  fkllt  aus  der  farblosen  Lösung  des  Kalium- 
cuprocyanids  kein  Kupfersulfid,  vorausgesetzt,  daß  genügend  Cyanka- 
lium zugegen  ist.  (Unterschied  von  Cadmium.)  Zuweilen,  namentlich 
wenn  viel  Kupfersalz  zugegen  ist,  entsteht  beim  Einleiten  von  H^S 
eine  rote  kristallinische  Fällung  von  Hubeanwasser- 
stoff  (CSNHg)^.  Veigl.  S.  280. 

')  In  gelbem  Schwefelkaliam  oder  Schwefelammonium,  besonders  bei 
LaftabschlaÜ,  ist  das  Schweielkopfer  löslich  unter  Bildung  von  NU4(CuS4)  and 
KCCaS«).  Vgl.  K.  A.  Hof  mann  u.  Hoch  tlen,  B.  B.  86  (1903;,  S.  3090; 
femer  H.  Biita  a.  P.  Herms,  B.  B.  40  (1907),  S.  974. 

')  F.  P.  Treadwell  &  C.  v.  Girsewald,  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  38 
(1904),  S.  98.  Nach  F.  Kunschert  kommt  diesem  Salse  die  Formel  [CaCN^jKs 
zu.  Z.  f.  anorg.  Ch.  41  (1904),  S.  260.  Vgl.  auch  H.  Großmann  &  P.  v.  d. 
Forst,  Z.  f.  anorg.  Ch.  43  (1904),  S.  94. 

12* 


—     180    — 

5.  Rhodankalium  (KONS)  erzengt  schwarzes  Cupri- 
rhodanid: 

CuSO^  4-  2  KONS  =  KgSO^  +  Cu(CNS)j 
das    allmählich    in    weißes    Cnprorhodanid    übergeht;     sofort 
aber  auf  Zusatz  von  schwefliger  Säure : 
2  Cu(CNS)2  +  HjjO  -f  HjjSOj  =  H^SO^  +  2  HCNS  -f  Cu,(CNS)2 
Das  Cnprorhodanid    ist    in  Wasser,    verdünnter    Salzsäure    und 
Schwefelsäure  unlöslich. 

6.  Alkalixanthogenate  erzeugen  in  CuprisalzlOsungen  zuerst 
eine  schwarzbraune  Fällung  von  Cuprixanthogenat,  das 
unter  Abspaltung  von  Athylxanthogendisulfid,  in  gelbes  Gupro- 
xanthogenat  übergeht:  _^--^0C  II 

c  =  s 

■ — ^OCgHs  -----.S\p 

2C  =  8  +  CnSO^  =  NajjSO^ -f    .----S/^ 

■~~--^SNa  C  =  S 

Natrinmzanthogenat  Ciiprixanthogenat 

c  =  s  s  =  c     c=s 

C  =  S  S  =  C  /S— Cn 

^- — OCgHg  CgHäO/        C=8 

CuproKantbogenat.   AthjlxajithogenditulAd. 

Das  Reagens  Natriumxanthogenat  erhält  man  leicht,  indem  man 
Schwefelkohlenstoff  mit  alkoholischem  Natronhjdrat  vermischt: 

CS^  _j-  CgII.ONa  =  CS(OC2H5)  (SNa) 

Die  Alkalixanthogenate  werden  nicht  als  Reagens  auf  Cupri- 
salze  gebraucht,  sondern  umgekehrt  die  Cuprisalze  als  Reagens 
auf  Xanthogenate.  Vielmehr  benutzt  man  sie,  um  Schwefel- 
kohlenstoff in  Ga sgemischen  nachzuweisen,  indem  man  das 
Gas  auf  alkoholisches  Natron  einwirken  läßt,  wobei  sich  bei  An- 
wesenheit von  Schwefelkohlenstoff  Alkalixanthogenat  bildet,  das 
dann,  nach  Neutralisation  mit  Essigsäure,  mit  Cuprisalz  geprüft  wird. 

7.  Ferrocyankaliaiii  erzeugt  in  neutraler  und  saurer  LOsnng 
eine  amorphe  rotbraune  Fällung  von  Cupriferrocyanid: 

|Fe(CN)ß]K^  -j-  2  CuSO^  =  2  K^SO^  -f  [*MCN)6]Cu, 
unlöslich  in  verdünnten  Säuren,  löslich  in  Ammoniak  mit  blauer 
Farbe.  Durch  Kalilauge  wird  es  zersetzt:  in  der  Kälte  entsteht 
hellblaues  Cuprihydroxyd  und  Ferrocyankalium,  in  der  Hitze 
erhält  man  schwarzes  Kupferoxyd.  (Unterschied  von  Uran,  das 
sowohl  mit  Ammoniak  als  mit  Alkalilaugen  gelbes  Uranat  liefert.) 


—     181     — 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Borax-  und  Phosphorsalzperle  wird  in  der  Oxy- 
dationsflamme bei  starker  Sättigung  der  Perle  grün,  bei  schwacher 
Sättigung  blau  gefärbt;  in  der  Reduktionsflamme  entfärbt  sie  sich, 
falls  nicht  viel  Kupfer  zugegen  ist,  im  anderen  Falle  wird  sie 
rotbraun  und  undurchsichtig,  infolge  von  ausgeschie- 
denem Kupfer.  Spuren  von  Kupfer  lassen  sich  in  der  Perle  mit 
Sicherheit  wie  folgt  erkennen:  Zu  der  in  der  Oxydationflamme 
kaum  sichtbar  blau  gefärbten  Perle  ftigt  man  eine  Spur  Zinn  oder 
irgend  eine  Zinnverbindung  hinzu,  erhitzt  in  der  Oxydationsflamme 
bis  zur  völligen  Lösung  des  Zinns,  geht  langsam  in  die  Reduktions- 
flamme  und  entfernt  die  Perle  rasch  aus  der  Flamme.  In  der  Hitze 
erscheint  sie  farblos,  beim  Erkalten  aber  wird  sie  rubinrot 
und  durchsichtig.  Hält  man  die  Perle  zu  lange  in  die  Reduk- 
tionsflamme, so  bleibt  sie  farblos ;  durch  vorsichtige  Oxydation  kommt 
aber  doch  die  rubinrote  Farbe  zum  Vorschein.  Diese  Reaktion 
ist  sehr  empfindlich  und  kann  auch  zur  Nachweisung  des  Zinns  be- 
nutzt werden. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  vor  dem  Lötrohre  erhitzt,  am 
besten  am  Kohlensodastäbchen,  erhält  man  schwammiges  Metall, 
kein  Korn. 

Kupfersalze  fkrben  die  Flamme  blau  oder  grün. 

Cadmium  =  Cd.  At.-Gew.  =  112-4. 

Sp.  Gew.  =  8-6.     F.  P.  =  320<>  C.     S.  P.  =  770«  C. 

Vorkommen.  Das  Cudmium  ist  ein  häufiger  Begleiter  des 
Zinks,  man  trifll  es  daher  in  vielen  Zinkblenden  an.  Als  typische 
Cadmiummineralien  kennt  man  nur  den  hexagonal  kristallisierenden 
Greenockit  (CdS)  und  das  reguläre  (CdO).M 

Das  wichtigste  Handelssalz  ist  das  Sulfat  von  der  Formel 
3  CdSO^^  -|-  8  HgO.  Es  läßt  sich  nicht  gut  Umkristallisieren.  Um  es 
zu  reinigen,  ÜÜlt  man  die  konzentrierte  wässerige  Lösung  mit  Al- 
kohol, filtriert,  wäscht  mit  Alkohol  und  trocknet  auf  Fließpapier. 

Das  Cadmium  ist  ein  silberweißes,  duktiles  Metall.  An 
der  Luft  erhitzt,  verbrennt  es  mit  starkem  Glanz  zu  braunem 
Cadmiumoxyd.  Lösungsmittel  für  Cadmium  ist  die 
Salpetersäure.  Verdünnte  Salzsäure  und  Schwefels^lure  lösen  es 
nur  langsam  unter  Wasserstoffentwicklung.  Das  Cadmium  bildet 
zwei   Oxyde: 

Cadmiumsuboxyd  Cd^O  und  Cadmiumoxyd  CdO 
schwarz  braun  bis  schwarz. 


^)  Auf  Galmei  aus  den  Zinkerzlagern  von  Monte  Poni,   Sardinien.     Ch. 
Ztg.  1901,  S.  561. 


—     182    — 

Das  Oadmiumsuboxyd,  dessen  Existenz  zweifelhaft  zn  sein 
scheint,  entsteht  in  kleiner  Menge  neben  Cadmiumoxyd,  beim  Ver- 
brennen des  Metalls  an  der  Luft.  Es  soll  auch,  Hhnlich  dem  Blei- 
snboxyd  durch  mäßiges  Erhitzen  von  Cadminmoxalat  bei  Luft- 
abschluß entstehen.  Vom  Cadmiumsuboxyd  leiten  sich  keine  Salze 
ab.  Wir  kennen  nur  eine  Salzreihe,  worin  das  Cadmium  als  zwei- 
wertiges Element  auftritt. 

Die  Cadmiumsalze  sind  meist  farblos,  das  Sulfid  ist 
gelb  bis  orange  gefärbt.  Die  meisten  Cadmiumsalze  sind  in  Wasser 
unlöslich,  lOsen  sich  aber  leicht  in  Mineralsäuren.  Das  Chlorid, 
sowie  das  Nitrat  und  das  Sulfat  sind  in  Wasser  lOslich. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Kalianihydroxyd  erzeugt  weißes,  amorphes  Cad- 
miumhydroxyd,  unlöslich  im  Überschuß  des  Fällungsmittels 
(Unterschied  von  Zink  und  Blei): 

CdCljj  -f  2  KOII  =  2  KCl  -f  Cd(OH)jj 

Durch  mäßiges  Glühen  des  Hydrats  erhält  man  braunes 
Oxyd,  das  durch  stärkeres  Glühen  dunkler  wird.  Durch  Glühen 
des  Cadmiumnitrats  entsteht  schwarzes,  kristallinisches 
Oxyd. 

2.  Ammoniak  fkllt  ebenfalls  weißes  Hydroxyd,  lös- 
lich im  Überschuß  (Unterschied  von  Blei),  unter  Bildung  von 
komplexen  Cadmiumammoniumverbindungen,  ähnlich  wie  bei  Zink, 
Nickel  etc.  Verdünnt  man  die  Lösung  der  Cadmiumammoniumsalze 
stark  mit  Wasser  und  kocht,  so  scheidet  sich  das  Kadmiumliydroxyd 
wieder  aus. 

8.  Alkali-  nnd  Amnioniamkarbonat  fHllen  weißes,  basi- 
sches Karbonat,  unlöslich  im  Überschuß. 

4.  Cyankalinm  f^llt  weißes,  amorphes  Cadminm- 
cyanid: 

CdCNO^)^  -f  2  KCN  =  2  KNO3  -f  Cd(CN)^ 

leicht  löslich  im  Überschuß: 

Cd(CN)jj  4.  2  KCN  =  [Cd(CN)  JK^ 

Aus  der  Lösung  des  Cadminmcyankaliums  erzengen  die  vor- 
erwähnten Reagentien  keine  Fällungen;  Schwefelwasserstoff  dagegen 
zersetzt  es  leicht,  unter  Abscheidung  von  gelbem  Cadmiumsnl- 
f  i  d  (Unterschied  von  Kupfer)  : 

[Cd(CN)JK2  +  H^S  =  2  KCN  -f-  2  HCN  -f  CdS 


—    183    — 

5.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  je  nach  den  Versnchsbedin- 
gangen  Niederschlftge  von  allen  Nuancen  von  kanariengelber)  oran- 
gener bis  fast  brauner  Farbe.  In  neutralen  Losungen  entsteht 
sowohl  in  der  Kttlte  als  auch  in  der  Hitze  hellgelbes,  sehr  schlecht 
zu  filtrierendes  Cadmiumsulfid.  Aus  stark  sauren,  kalten  Lösungen 
(auf  100  ccm  Lösung  2 — 10  ccm  konz.  H^SO^,  oder  2 — 5  ccm  konz. 
HCl)  fUUt  sofort  gelbes,  bald  orange  werdendes  Sulfid,  das  sehr 
leicht  zu  filtrieren  ist.  Diese  Niederschlftge  sind  nicht  reines  CdS, 
sondern  sie  enthalten  stets  kleinere  oder  größere  Mengen  Cd^OljS, 
Cd^(SO^)S  *)  etc.  je  nach  der  Sfturekonzentration. 

Das  Cadminmsulfid  ist  unlöslich  in  Schwefelalkalien  (Unter- 
schied von  Arsen)  löslich  in  viel  Salzsäure,  warmer  verdünnter  Sal- 
petersäure, auch  in  kochender  verdünnter  Schwefelsäure  (1  :  5) 
(Unterschied  von  Kupfer). 

6.  Schwefelammoniam  erzeugt  aus  ammoniakalischer  Lösung 
kolloides,  gelbes  Cadmiumsulfid,  welches  leicht  durch  das 
Filter  geht  Anwesenheit  von  konzentrierter  Salzlösung  verhindert 
dies.  (Vgl.  Seite  149.) 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Cadmiumverbindungen,  auf  der  Kohle  mit  Soda  erhitzt, 
geben  einen  braunen  Beschlag  von  Kadmiumoxyd. 

Reduziert  man  eine  Cadmiumoxydverbindnng  in  der  oberen 
Reduktionsflamme  des  Bunsenbrenners,  so  wird  das  Cadmiumoxyd 
zu  Metall  reduziert,  welches  sich  leicht  verflüchtigt  und  in  der  oberen 
Oxydationsflamme  wieder  zu  Oxyd  verbrennt,  das  auf  einer  außen 
glasierten  Porzellanschale  als  brauner  Anflug  aufgefangen  werden 
kann.  Diesem  Oxyd  ist  immer  etwas  Cadmiumsuboxyd  bei- 
gemengt, das  leicht  Silberoxyd  zu  Metall  reduziert.  Bestreicht  man 
daher  den  Cadmiumoxydbeschlag  mit  Silbernitratlösung,  so 
erscheinen  die  bestrichenen  Stellen  blauschwarz  von  ausgeschie- 
denem Silber: 

OdjO  +  2  AgNO,  =  Cd(N03)j  +  CdO  +  2  Ag 

Diese  Reaktion  ist  sehr  empfindlich. 

Will  man  einen  durch  Schwefelwasserstoft  erzeugten  Nieder- 
schlag mittels  dieser  Reaktion  auf  Cadmium  prüfen,  so  röstet  man 
die  Probe  in  der  oberen  Oxydationsflamme  und  verfkhrt  erst  dann, 
wie  oben  geschildert. 


')  Die  Salfochloride  and  Salfosulfate  des  CadmiamB  werden  nie  ganz 
durch  Schwefel wasserstoflf  in  reines  Salfid  verwandelt  and  deshalb  scheitert 
die  oft  empfohlene  qaantitative  Bestimmon^  des  CadmiamB  als  Salfid. 


—     184     — 

Trennung  von  Qnecksilber,  Blei.   Enpfer,   Wismut   und 
Cadmium   von    den  vorhergehenaen  Gruppen  und    von- 
einander. 

Um  diese  Metalle  von  den  vorhergehenden  zu  trennen,  sänert 
man  die  Lösung  mit  Salpetersäure^)  an  (auf  100  cctn  Lösung  sollten 
10  bis  15  cctn  Doppeltnormalsäure  zugegen  sein)  und  sättigt  mit 
Schwefelwasserstoff  in  der  Kälte ;  dann  fügt  man  ebensoviel  Wasser 
hinzu, ^)  als  Flüssigkeit  vorhanden  ist,  leitet  von  neuem  Schwefel- 
wasserstoff bis  zur  Sätrigung  ein,  filtriert  und  wäscht  mit  schwefelwasser- 
stofHialtigem  Wasser  aus. 

Der  so  erhaltene  Niederschlag  enthält  Quecksilber,  Blei, 
Kupfer,  Wismut  und  Cadmium  als  Sulfide,  welche  nach 
Tabelle  V,  Seite  185,  getrennt  und  nachgewiesen  werden. 

Das  Filtrat  des  Schwefelwasserstoffiiiederschlages  enthält  die 
Metalle  der  vorhergehenden  Gruppen. 


Es  folgen  nun  Metalle,  die  aus  saurer  Lösung  durch  Schwefel- 
wasserstoff gefHllt  werden,  deren  Sulfide  Sulfosäureanhydride 
sind  und  sich  daher  in  Schwefelalkalien,  unter  Bildung  von  Sulfo- 
salzen,  lösen. 

Hieher  gehören:  Arsen,  Antimon,  Zinn  (Gold,  Platin, 
Wolfram,  Molybdän,  Vanadin,  Selen  und  Tellur). 

Arsen  =  As.  At-Gew.  =  75  0. 

Spez.  Gew.  =  5-73. 

Vorkommen.  Arsen  ist  sehr  verbreitet  in  der  Natur;  es 
findet  sich  in  kleinen  Mengen  in  fast  allen  Sulfiden,  so  auch  in 
Zinkblenden  und  Pyriten;  daher  ist  fast  alles  Zink  und  die 
Schwefelsäure  des  Handels  arsenhaltig. 

^)  Man  wendet  Salpetersäure  nur  dann  znm  Ansäuern  an,  wenn  Blei 
zugegen  ist,  was  immer  in  der  Vorprüfung  erkannt  wird;  sonst  ist  es  immer 
vorteilhafter,  Salzsäure  oder  Schwefelsäure  zu  verwenden  (vgl  Seite  7,  §  3). 
Der  Grund,  weshalb  man  so  viel  Säure  verwendet,  ist,  um  su  verhindern,  daß 
Zink  gleichzeitig  mit  niedergeschlagen  wird.  Bei  Gegenwart  von  vielKupfer 
und  wenig  Zink  fallt  Schwefelwasserstoff  aus  schwach  mineralsaurer  Lösung 
alles  Zink  als  Zinksnlfid  aus;  ist  dagegen  genügend  Säure  vorhanden,  so 
fällt  kein  Zink.  Ist  alles  Kupfer  ans  der  Lösung  als  Sulfid  gefällt,  so  fällt 
beim  Verdünnen  mit  Wasser  und  weiterem  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff 
keinZinkmehraus.  « 

')  Das  oben  erwähnte  Verdünnen  mit  Wasser  ist  unumgänglich  not- 
wendig, weil  sonst  Cadmium  unter  Umständen  nicht  gefällt  würde.  Es 
würde  nach  Ultration  des  Schwefelwasserstoffniederschlages  in  das  Filtrat  über- 
gehen und  auf  Zusatz  von  Schwefelammonium  mit  den  Gliedern  der  III.  Gruppe 
niedergeschlagen  werden.  Verdünnt  man  aber,  wie  oben  angegeben,  mit  Wasser, 
so  fällt  sicher  alles  Cadmium  als  Sulfid  aus. 


3  = 


=  3il 


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—    186    — 

Gediegen  kommt  das  Arsen  in  nierenförmigen  Massen  als 
Scherbenkobalt  vor;  dann  als  Sanerstof fverbindnng  in 
Form  von  Arsentrioxyd  (As^Oj),  und  zwar  regulär  kristallisierend 
als  Arsenikblüte  und  monosjmmetrisch  als  Claudetit;  das 
Arsentrioxyd  ist  daher  dimorph. 

Femer  seien  noch  erwähnt  der  Mimetesit  [(AsO^)3Pb5ClJ 
hexagonal,  isomorph  dem  Apatit,  dem  Pyromorphit  und  dem 
Vanadinit. 

Die  wichtigsten  Vorkommnisse  des  Arsens  sind  die  Sulfide, 
Arsenide  und  Sulfosalze:  Realgar  (As^S^),  monosymmetrisch; 
Auripigment  (As^Sg),  monosymmetrisch;  Arsenopyrit  (Mis- 
pickel)  Fe(AsS)g,  rhombisch;  Nickelin  (NiAs),  hexagonal,  rhom- 
boedrisch;  Arseneisen  (Löllingit)  (FeAsj),  rhombisch;  Smaltin 
(Speiskobalt)  [(CoNiFe)As2],  regulär;  lichtes  Rotgiltigerz 
As(SAg)3,  hexagonal,  rhomboedrisch. 

Das  metallische  Arsen  ist  ein  stahlgrauer  sprGder  Körper. 
Beim  Erhitzen  sublimiert  es  unter  Verbreitung  eines  charakteristischen 
Geruches  nach  Knoblauch.  Sogar  die  geringste;^  Spuren 
Arsen  lassen  sich  an  diesem  Geruch  sicher  erkennen.  Die 
Molekel  des  Arsens  enthält  wie  die  des  Phosphors  4  Atome  (As^). 

Lösungsmittel.  In  Salzsäure  ist  Arsen  unlöslich,  leicht 
löslich  in  Salpetersäure  und  Königswasser. 

Verdünnte  Salpetersäure  löst  Arsen  unter  Bildung  von 
arseniger  Säure : 

As,  +  2  HNO3  +  2  HgO  =  2  As(0H)3  +  2  NO 

Konzentrierte  Salpetersäure  und  Königswasser 
lösen  es  unter  Bildung  von  Arsensäure: 

3  As,  -f  10  HNO3  +  ^  HgO  =  6  AsO(OH)3  -f  10  NO 

Das  Arsen,  dem  Stickstoff  und  Phosphor  verwandt,  bildet,  wie 
diese,  mit  Sauerstoff  zwei  Oxyde: 

Arsentrioxyd  und  Arsenpen toxyd 

As,0,')  AsjOj 

die  sich  fast  durchweg  wie  Säureanhydride  verhalten. 

A.  As^Og-Yerbindangen. 

Das  Arsentrioxyd  entsteht  durch  Verbrennen  des  Arsens 
an  der  Luft  als  weiße,  diamantglänzende,  reguläre  Okta- 
eder. Läßt  man  den  Dampf  des  Arsentrioxyds  langsam  ab- 
kühlen, so    erstarrt    er    zu    einem    amorphen    Glas  (Arsenglas),    das 

')  la  Wirklichkeit  hat  das  Arsentrioxyd  die  Formel  As40e.  Der  Ein- 
fachheit halber  ist  überall  die  Formel  AsgOg  beibehalten. 


—     187     — 

allmählich    in    die    kristallinische    Modifikation   übergeht,    indem  es 
weiß  und  nndurchsichtig  (porzellanartig)  wird. 

Wir  kennen  das  Arsentrioxyd  in  drei  verschiedenen 
Modifikationen : 

1.  reguläres  Arsentrioxyd  (Giftmehl), 

2.  monosymmetrisches  Arsentrioxyd, 

3.  amorphes,  glasiges  Arse  ntrioxyd. 

Die  kristallinische  Modifikation  ist  schwer  löslich  in 
Wasser  (80  Teile  kalten  Wassers  lösen  1  Teil  Arsentrioxyd),  die 
amorphe,  glasige  bedeutend  leichter  (25  Teile  Wasser  lösen  in 
der  Kälte  1  Teil  Arsentrioxyd). 

Beim  Behandeln  des  Arsentrioxyds  (Giftmehl)  mit  Wasser, 
\nrd  es  von  letzterem  nicht  benetzt;  es  schwimmt  zum  Teil  auf 
demselben  wie  Mehl  und  verrät  dadurch  oft  seine  Anwesenheit. 

In  Balz  säure  löst  sich  das  Arsentrioxyd  ziemlich  leicht, 
besonders  in  der  Wärme,  und  scheidet  sich  beim  Erkalten  der  Lösung 
in  wasserfreiem  Zus^tande  schön  kristallinisch  aus. 

Als  Säureanhydrid  löst  sich  das  Arsentrioxyd  leicht  in 
Alkalien,  unter  Bildung  von  leicht  löslichenArseniten,  Salzen 
der  arsenigen  Säure: 

AsgOg  4-  6  NH^OH  =  3  H,0  +  2  As(0NHj3 ») 


AsjjOg  -f  6  KOH  =  3  HgO  +  2  As(OK) 


8 


AsjjOg  -f  3  Na^COg  =  3  CO^j  +  2  As(ONa) 


8 


^)  Die  Trimetall-Arsenite,  die  sich  von  der  dreibaflischen  Orthoarsenigen- 

—  OH 

säure:  As  —  OH,    ableiten,    sind    meist    unbeBtändig,    mir   das    Silbersais 

—  OH 
A8(0Ag),  ist  gut  bekannt :  Die  Alkaliarsonite  leiten  sich  ab  von  den  Säuren : 

^*  — OH 

Meta- 

arsenige  Säure 

.    —  OH  Ab  —  OH 

AS    QTJ  V 

Pyroarsenige  Säure  "^  •     .      . 


Ab~ 

OH 
OH 

\o 

/ 

As^ 

OH 
OH 

*'-0H 

> 

Ab       oh 

> 

As       OH 

> 

*■       OH 

Von  Natrium  und  Kalium   kennt  man  nur  die  Metarsenite  und  die 
Dimetallsalze  der  letzten  Säure: 

=  0         .    ==0 


QYi     ^" ONa    ^^^  ^^^  ^*  ^'  ^* » 


As 

As  =  (ONH,), 

Vom  Ammonium  nur  das    y  O  (Ammoniumpyroarsenit) 

As  =  (ONH4), 


—     188     — 

Die  freie  arsenige  Sänre  As(0H)3  ist  nicht  isoliert 
worden;  als  sehr  schwache  Sftnre  zerfallt  sie,  wie  die  Kohlensäure, 
leicht  in  Wasser  und  das  Anhydrid. 

Mit  Chlor  verbindet  sich  das  Arsen  direkt,  wie  der  Phosphor, 
unter  Bildung  des  Chlorids  AsClj,  das  als  Chlorid  der  ar- 
senigen Säure  sich  genau  so  verhält,  wie  die  entsprechende  Phos- 
phorverbindung PCI3.  Es  ist  eine  farblose,  bei  134®  C  siedende 
Flüssigkeit,  welche  analog  allen  Säurechloriden  durch  Wasser  quan- 
titativ hydrolytisch  gespalten  wird: 

/  Cl        HÖH  /  OH 

As  -  Cl  +  HÖH  :^  3  HCl  +  As  -  OH 

\  Cl       HÖH  \  OH 

/  Cl       HÖH  /  OH 

P  -  Cl  +  HÖH  :^  3  HCl  +  P  -  OH 

\  Cl        HÖH  \  OH 

Die  wässerige  LOsung  des  Arsenchlorids  enthlilt  daher,  ebenso 
wie  die  verdünnte  salzsaure  LOsung  des  Trioxyds,  das  Arsen  als  arsenige 
Säure.  Mit  zunehmender  Konzentration  des  Chlorwasserstoffes  nimmt 
auch  die  Menge  des  Arsenchlorids  zu  und  in  ganz  konzentrierter 
Chlorwasserstoffsäure  ist  fast  alles  Arsen  als  Trichlorid  vorhanden. 
Erhitzt  man  eine  solche  LOsung  von  arseniger  Säure  in  konzentrierter 
Chlorwasserstoffsäure,  so  entweicht  Arsentrichlorid.  Leitet  man  gleich- 
zeitig Chlorwasserstoffgas  ein,  wodurch  die  höchste  erreichbare  Kon- 
zentration des  Chlorwasserstoffes  erzielt  wird,  so  gelingt  es 
leicht,  alles  Arsen  aus  der  Lösung  als  Arsentrichlorid 
zu  verflüchtigen.  Durch  Verdampfen  einer  salzsauren  LOsung 
von  arseniger  Säure  geht  stets  Arsen  verloren ;  sind  die  Arsen- 
mengen klein,  so  kann  sich  hiebei  alles  Arsen  verflüchtigen.  Ist 
aber  das  Arsen  als  Arsensäure  vorhanden,  so  geht  beim  Verdampfen 
der  salzsäurehaltigen  Lösung  kein  Arsen  verloren. 

Reaktionen  der  arsenigen  Säure  auf  nassem  Wege. 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Arsenito:  Die  Arsenitc 
der  Alkalien  sind  löslich  in  Wasser,  die  übrigen  Arsenite  sind 
in  Wasser  unlöslich,  aber  löslich  in  Säuren. 

1.  Schwefelwasserstoff  fHUt  aus  sauren  Lösungen  gelbes, 
flockiges  Arsentrisulfid: 


Die  Salze:  Ab ^^     Ab ^^      in  wässerigor  Lösung  verhalten 

—  OH      '  —  OH 

sich    wie   As   — OH  and  Ab  —OH     und  in  alkalischer  Lösung  wie  Tri- 

—  OK  —  ONa 
metalUalze  der  orthoarsenigen  S&are:  Ab(0K)8. 


—     189    — 

2  As(0H)3  +  3  HjS  =  6  H^O  +  As^Sj 
2  AsClg  +  3  HjS  =  6  HCl  +  As^S, 

Das  Arsentrisulfid  ist  in  Salzsäure  ganz  unlöslich,  sogar  ziemlich 
konzentrierte,  kochende  Salzsäure  (1  :  1)  lOst  es  nicht.  ^)  Konzentrierte 
Salpetersäure  oxydiert  es  zu  Arsensäure  und  Schwefelsäure: 
3  AsjSj  +  28  HNO3  +  4  H^O  =  9  HgSO^  +  28  NO  +  6  AsO^Hg 
Noch  leichter  löst  es  sich  in  ammoniakalischem  Wasserstofl- 
peroxyd : 

AsgS.  +  14  11,0^  4-  12  NH^OH  =  20  II^O  +  3  (NHJgSO^ 

+  2  (NHJgAsO, 

Ferner  wird  das  Arsentrisulfid  durch  Alkalien,  Ammon- 
karhonat  und  Schwefolalkalien  gelöst: 

/OK  /  SK 

As^Sg  +  6  KOH  =  3  HgO  +  As  -  OK  +  As  -  SK 

\  OK  \  SK 

/  ONH^  /  SNH4 

AS3S3  +  3  (NHJgCOg  =  3  COs,  +  As  -  ONH^  +  As  -  SNH^ 

\  ONH4  \  SNH^ 

/SNH^ 
AsgSg  +  3  (NHJgS  =  2  As  -  SNH^ 

\SNH^ 

Wie  sich  von  dem  Anhydrid  AsjOg  die  Säure  As(0H)3  ab- 
leiten läßt,  so  von  dem  Sulfoanhydrid  As^jSj  die  sulfoarsenige  Säure 
As(SH)3,  die  in  freiem  Zustande  nicht  existiert,  wohl  aber  kennt  man 
ihre  Salze.  Säuert  man  letztere  an,  so  wird  die  sulfoarsenige  Säure 
frei;  sie  spaltet  aber  sofort  H^S  ab,  wobei  das  unlösliche  Sulfoanhy- 
drid ausfällt: 

2  As(SNHj3  4.  6  HCl  =  6  NH^  Cl  +  2  As(SH)3 
2  As(SH)3  =  3  HgS  +  AsgSg 

Behandelt  man  ein  Gemenge  von  Sulfo-  und  Oxyarsenit  mit 
Säuron,  so  fUUt  ebenfalls  Arsentrisulfid  aus: 

Die  Fähigkeit  des  Arsens,  Sulfosalze  zu  bilden,  bewirkt,  daß 
Schwefelwasserstoff  in  wässerigen  Lösungen  von  Trimetall-Alkali- 
arseniten  keine,  in  den  Mono-  und  Dimetallsalzen  nur  eine  partielle 
Fällung  von  Arsentrisulfid  erzeugt: 

')  Durch  längeres  Erhitzen  mit  ganz  konzentrierter  Salzsäure 
wird  das  Arsensuliid  allmählich  in  flüchti^a  Araenchlorid  und  Schwefelwaaser- 
Btoff  zersetzt.    Vgl.  B.  B.  80,  S.  1649  (1897). 

")  Die  Fälloog  ist  aber  nur  dnnn  quantitativ,  wenn  sie  in  verdünnter 
Lösang  vorgenommen  wird;  aas  der  konzentrierten  Losung  entweicht  stets  H9S, 
und  ea  ist  dann  ein  nachträgliches  Einleiten  von  H^S  erforderlich,  um  alles 
Arsen  als  Sulfid  za  filllen.  ZeiUchr.  f.  anal.  Ch.  XL,  S.  589  (1901). 


—     190    — 

As(0K)3  +  3  HjS  :^  3  H^O  +  A8(SK)3 
Kj  4-  15  H,8  =  18  HjO  4-     As^S^  +  4  A8(SK)3 
6  AsO.H,K  4-  12  H,S  =  18  Hj,0  +  2  As^S^  +  2  As(SK) 


6  AsOjHK 


3 


'8 

Um  das  Arsen  aus  seinen  Lösungen  als  Trisulfid 
abzuscheiden,  ist  es  daher  immer  n()tig,  geh()rig  an- 
zusäuern, um  die  Bildung  lOslicher  Sulfosalzezu  yer- 
hindern. 

2,  Silbemitrat  erzeugt  aus  neutralen  ArsenitlOsungen  eine 
gelbe  Fällung  von  Silberorthoarsonit  (Unterschied  von  Arsen- 
sHure) : 

A8(OK)3  -f  3  AgNOj  =  3  KNO3  +  A8(0Ag)3 

löslich  in  Salpetersäure  und  Ammoniak: 

As(OAg),  +  3  HNO3  =  3  AgNO,  +  A8(0H), 
A8(0Ag),  4-  3  NH,  =  AsCüNHgAg), 

Die  normalen  oder  Orthoarsenite  sind  in  festem  Zustande  nicht 
bekannt;  man  kennt  nur  die  Meta-  und  Pyroarsenite  (vgl.  Fußnote, 
Seite  187),  die  sich  in  wässeriger  LOsung  wie  saure  Salze  der  ortho- 
arsenigen  Säure  verhalten.  Daher  erzeugt  Silbernitrat  in  wässerigen 
Losungen  der  Mono-  und  Dimetallsalze  keine  vollständige   Fällung: 

/OH 
3  As  -  OH  +  3  AgNOj  =  3  KNOj  +  2  As(0H)3  +  A8(OAg)3 
\0K 

Um  die  Fällung  quantitativ  zu  gestalten,  muß  man  noch  ein 
Alkali,  am  besten  Ammoniak,  hinzufügen.  Da  aber  die  LOsung  des 
Arsenits  bereits  alkalisch  reagiert,  so  ist  es  sehr  schwer  den  neu- 
tralen Punkt  zu  treffen.  Meistens  fügt  man  zu  viel  Alkali  hinzu. 
Fs  ist  daher  praktischer,  falls  man  die  Fällung  quantitativ  machen 
will,  was  aber  in  der  Regel  ganz  unnötig  ist,  da  es  nur  darauf 
ankommt,  die  Farbe  des  Niederschlages  zu  konstatieren,  um  fest- 
zustellen, ob  ein  Arseni toder  Arseniat  vorliegt,  das  Silbemitrat 
tropfenweise  so  lange  mit  Ammoniak  zu  versetzen,  bis  der  entstandene 
Niederschlag  des  Silberoxyds  sich  eben  löst.  Diese  Lösung,  welche 
Ag(NHg)gN03  ö^*^*ll^  wird  dann  zur  Fällung  benutzt ;  nur  muß  man 
zuvor  die  Arsenitlösung  schwach  mit  Salpetersäure  ansäuern.  ^)  Als- 
dann kann  ohne  Gefahr  die  ammoniakalische  Silberlösung  im  Über- 
schuß zugesetzt  werden. 


^)  Weil  sonst  die  Lösung  ammoniakalisch  wird. 

—  OH 

As  -  OH+3  Aff(NH8),NOs+4lI,0  =2  Nlf4N03+KN03+4NH40H+AB(OAg), 

—  OK 

wodurch  ein  Teil  des  Silberarseuits  gelöst  wttrde. 


—    191    — 

/  OH       Ag(NH,),NO, 
As  -  OH  +  Ag(NH3),N0,  +  3HN0,  =  6  NH.NO,  +  As^OAg), 

\  OH  Ag(NH,),NO, 
Liegt  eine  chloridhaltige  Lösung  vor,  welche  auf  arsenige  Säure 
zu  prüfen  ist,  so  säuert  man  sie  mit  Salpetersäure  an  und  versetzt 
mit  einem  Überschuß  von  Silbernitrat,  wodurch  die  Salz- 
säure quantitativ  als  Chlorsilber  ausfallt,  das  abfiltriert  wird.  Das 
Filtrat,  das  die  arsenige  Säure  und  überschüssiges  Silbernitrat  ent- 
hält, überschichtet  man  sorgfältig  mit  verdünntem  Ammoniak:  Es 
entsteht  alsdann  an  der  Grenzfläche  der  beiden  Flüssigkeiten  eine 
gelbe  Zone  von  Silberarsenit.    Die  Eeaktion  ist  sehr  empfindlich. 

8.  Magnesinmchlorid  erzeugt  in  verdünnten  Arsenitlösungen  bei 
Gegenwart  von  Ammoniak  und  Ammonchlorid  keine  Fällung  (Un- 
terschied von  Arseniaten). 

4.  Jodlösnng  wird  durch  arsenige  Säure  entfärbt,  indem  letztere 
zu  Arsensäure  oxydiert  wird;  die  Eeaktion  verläuft  nur  in  alka- 
lischer Losung  quantitativ: 

/OH 
4s  -  OH  -f  NaHCOg  -f  J,  =  NaJ  -f  K J  -f  CO^  +  AsO(OH)3 
\0K 

Man  macht  die  LOsung,  wie  in  der  Gleichung  angegeben,  mit 
Mononatriumkarbonat  alkalisch  und  nicht  mit  Soda  oder  gar  mit 
Natronlauge,  weil  diese  Jod  ebenfalls  entfärben: 

6  NaOH  +  3  Jj,  =  5  NaJ  4-  NaJOg  -f  3  H^O 

5.  Zinnchlorür  (Bettendorffs  Probe).  Fügt  man  zu  kon- 
zentrierter Salzsäure  einige  Tropfen  einer  arsenige  Säure 
enthaltenden  Lösung  und  hierauf  Yd  ^^'^  ^^^  Zinnchlorür  gesät- 
tigte konzentrierte  Salzsäure,  so  fkrbt  sich  die  Flüssigkeit  rasch 
braun  und  nach  einigem  Stehen  scheidet  sich  ein  schwarzer 
Niederschlag  von  metallischem  Arsen  ans.  Erhitzen  be- 
schleunigt die  Eeaktion.  Eine  verdünnte,  wässerige  Lösung  von 
arseniger  Säure  gibt  die  Eeaktion  nicht.  In  der  konzentrierten 
Salzsäure  ist  das  Arsen  als  Trichlorid  vorhanden  und  nur  dieses 
wird  durch  Zinnchlorür  reduziert,  nicht  aber  die  arsenige  Säure: 

2  AsClg  +  3  SnCl,  =  3  SnCl^  -f  2  As^) 

B.  Arsenpentoxyd-Verbindnngen. 

Das    Arsenpentoxyd,    welches    durch   Erhitzen  der   Arsen- 
säure erhalten  wird,  ist  eine  weiße  schmelzbare  Substanz,  die  durch 
starkes  Glühen  in  Arsentrioxyd  übergeht: 
AsjOg  =  As,0,  +  0, 

^)  Für  eine  andere  AusfUhrnng  dieser  Probe,  vgl.  de  Jong,  Z.  f. 
anal.  Ch.  1902,  S.  598. 


—     192    — 

In  Wasser  ist  das  Arsenpentoxyd  reichlich  löslich  unter  Bil- 
dung der  Arsensäuro:  ^ 

AsjOs  +  3  H,0  =  2  As ^  (OH)^ 

Die  Arsensänre  ist  in  fester  Form,  als  rhombische  Prismen  von 
der  Formel  2  AsO(OH)3  -f  H,0  erhalten  worden.  Bei  100<*  ent- 
weicht das  Wasser,  und  es  hinterbleibt  die  Orthoarsensänre  AsO(OH)j 
als  kristallinisches  Pulver. 

Durch  mäßiges  Erhitzen  der  Arsen  säure  spaltet  sie  Wasser  ab, 
indem  sie  in  die  Pyroarsonsäure  As^O^H^^  tibergeht,  die 
durch  weiteres  Erhitzen  abermals  Wasser  verliert  und  die  Meta- 
arsensäure  AsOjH  hinterläßt.  Hierin  stimmt  die  Arsensänre 
mit  der  Phosphorsäure  überein.  Meta-  und  Pyroarsonsäure  nehmen 
beim  Lösen  in  Wasser  rasch  Wasser  auf  und  gehen  Über  in  die 
Orthoarsensänre. 

Die  Salze  der  Arsensäure  nennt  man  Arseniate. 

Wie  von  der  Orthophosphorsäure  Mono-,  Di-  und  Trimetall- 
salze  bekannt  sind,  so  auch  von  der  Arsensäure: 

^0  ^0  ^0 

_  ONa  ,    —  ONa      ,    .     -  ONa 

As  _  OH  ^'  -  ONa  '^^^  ^'  -  ONa 
\  OH  \  OH  \  ONa 

Mono-  Di-  Trinatriumarseniat 

Löslichkeits Verhältnisse.  Die  Arseniate  der  Alkalien 
sind  löslich  in  Wasser,  die  übrigen  in  Wasser  unlöslich,  dagegen 
leicht  löslich  in  Säuren. 


Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Schwefelwasserstoff.  Leitet  man  Schwofelwasserstoff  in 
eine  kalte,  mäßig  saure  Arsen säurelösung,  so  bleibt  die  Flüssig- 
keit lange  Zeit  klar;  allmählich  aber  trübt  sie  sich,  indem  die  Arsen- 
säure, unter  Abscheidung  von  Schwefel,  zu  arseniger  Säure  reduziert 
wird,  welch  letztere  dann  rasch  als  Trisulfid  fUllt. 

ASO4H3  +  HgS  =  HgO  +  S  +  H3  AsOg 
2  ASO3H3  +  3  HjjS  =  6  HgO  +  AsjjSg 

Leitet  man  den  Schwefelwasserstoff  in  der  Hitze  in  die  Lösung 
ein,  so  findet  die  Reaktion  weit  rascher  statt  und  infolgedessen 
auch  die  Fällung  als  Trisulfid. 

Bei  Anwesenheit  von  viel  konzentrierter  Salzsäure  und 
raschem  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff  in  der  Kälte,  Mit 
rasch  alles  Arsen  als  Arsenpentasulfid  aus: 

2  AsO^Hg  4-  5  HgS  =  8  H^O  +  As,S. 


—    193    — 

Arbeitet  man  mit  konzentrierter,  salzsanrer  Lösnng  in  der 
Wftrme,  so  fldlt  ein  Gemisch  von  Pentar  und  Trisnlfid. 

Dieses  eigentümliche  Verhalten  läßt  sich  erklären,  wenn  man 
annimmt,  daß  die  konzentrierte  salzsaare  Lösung  das  Arsen  als 
Pentachlorid^)  enthält,  welches  durch  Schwefelwasserstoff  nicht 
reduziert  wird  und  daher  das  Pentasulfid  liefert,  während  auf  Zusatz 
von  Wasser  das  Chlorid  in  Arsensäure  übergeht,  die  durch  Schwefel- 
wasserstoff reduziert  wird  und  Trisulfid  liefert. 

Will  man  aus  einer  ArsensäurelGsung  das  Arsen  rasch  mit 
Schwefelwasserstoff  bei  Gegenwart  von  wenig  Säure  niederschlagen, 
so  reduziert  man  die  Arsensäure  zuerst  durch  Kochen  mit  schweÜiger 
Säure  und  leitet,  nach  dem  Verjagen  des  überschussigen  Schwefel- 
dioxyds durch  Kochen,  Schwefelwasserstoff  ein,  wobei  sofort  die 
Fällung  des  Trisulfids  entsteht. 

Das  Arsenpentasulfid  ist  wie  das  Trisulfid  in  kochender  Salz- 
säure (1  :  1)  völlig  unlöslich,  leicht  löslicli  in  Alkalien,  Ammon- 
karbonat  und  Schwefelalkalien. 

/S  /'S 

AsjSj  -f  6  NaOH  =  3  H,0  +  As  =  (SNa),  +  As  =  (ONa), 

AbjSj  -|-  3  (NH4),C0,  =  3  COg  +  As  =(SNHJ,  +  As  =  (ONHJj 

AsjSj  4-  3  (NH J,S  =  2  As  =  (SNH J, 

Darch  Ansänern  dieser  LOsnngea  fiÜIt  das  Arsenpentasulfid 
wieder  ans: 

2  AsSCSNHJ,  +  6  HCl  =  6  NH^Cl  -j-  3  HgS  +  As^Sj 

As'sfoNBJ,  +  6  HCl  =  6  NH.Cl  +  3  H,0  +  As,S, 

Durch  rauchende  Salpetersäure  wird  das  Arsenpentasulfid  zu 
Schwefelsäure  und  Arsensäure  oxydiert,  ebenso  durch  ammoniakali- 
sches  Wasserstoffperoxyd: 

AsjSg  +  20  HjjOg  +  16  NH^OH  =  28  Hj,0  -f  5  (NHJj^SO^  + 

+  2  (NHJ3  AsO, 

2.  Silbemitrat  f^llt  aus  neutralen  Lösungen  Schokolade- 
braunes  Silberarseniat  (Unterschied  von  arsenigor  Säure  und 
Phosphorsänre) : 

AsO(ONa)3  +  3  AgNOg  ==  3  NaNOg  +  AsO(OAg)3 

löslich  in  Siluren  und  in  Ammoniak. 


^)  Das  Arsenpentachlorid  hat  man  noch  nicht  isoliert;  es  ist  aber  dennoch 
mdglich,  daß  es  in  der  salzsanren  Lösnng  existieren  kann.  Die  Bildung  des 
Pentasnlfids  wQrde  sich  dann  nach  dem  Schema: 

2  AsCl,  +  6  H,8  «-  10  HCl  +  As^Sj 
vollziehen. 

Treadwall,  Analytiadhe  Ohemle.  1.  Bd.  6.  Aufl.  13 


-     194    - 

8.  Magnesinmchlorid  erzeigt  bei  Gegenwart  von  Salmiak 
nnd  Ammoniak  eine  weiße,  kristallinische  Fällung  von 
Magnesinmammoninmarseniat: 

AsO^NftjH  4-  MgCl,  +  NH,  =  2  NaCl  +  As  =  Q>Mg 

\ONH, 
Dieser    Niederschlag     ist    in    ammoniakhaltigem    Wasser    fast 
unlöslich    nnd     wird     daher     zur     quantitativen    Abscheidung     des 
Arsens  benutzt.     Durch  Glühen   geht    er    in  Magnesiumpyroarseniat 
über: 

2  AsO^MgNH^  =  H,0  +  2  NH,  +  Mgj^ As^O^ 

4.  Ammonmolybdat,  in  großem  Überschuß,  erzeugt  in  sal- 
petersaurer Losung  bei  Siedehitze  eine  gelbe  kristalli- 
nische Fällung  von  Ammoniumarsenmolybdat: 

AsO^Hj  +  12  (NHJjMoO^  +  21  HNO,  =  12  H^O  + 
-f  21  (NHJNO,  +  (NHJjAsO^,  12  MoO, 

Die  Arsensäure  bildet,  ähnlich  wie  die  Phosphorsäure,  mit 
Molybdänsäure  eine  dreibasische  komplexe  Säure,  die  Arsen- 
molybdänsäure, von  der  Struktur: 

/(MoOJ^— OH 

0  =  As  —  (MoOj)4— OH 

\  (MoO,)^— OH 

Diese  dreibasische  Säure  ist  in  Salpetersäure  löslich,  das  Am- 
monium- und  Kaliumsalz  dagegen  unlöslich. 

Die  als  Reagens  verwendete  Ammonmolybdatlösung  wird 
wie  folgt  bereitet:  Man  löst  150  g  käufliches  Ammonmolybdat 
[(NH^)ß  M07  0^4  -[-  4  HjO]  zu  einem  Liter  in  destilliertem  Wasser 
und  gießt  diese  Lösung  in  ein  Liter  Salpetersäure  vom  spez.  Gew.  1*2, 
wobei  weiße  Molybdäusäure  an&nglich  geflQlt,  dann  aber  in  der 
Salpetersäure  zu  einer  klaren  Flüssigkeit  gelöst  wird. 

Fügt  man  zu  dieser  Lösung  Arsensäure,  so  bildet  sich  zunächst 
die  lösliche  Arsenmolybdänsäure,  die  sich  sofort  mit  vorhandenem 
Ammonnitrat  (aus  dem  Ammonmolybdat  stammend)  umsetzt,  unter 
Bildung  des  in  Säuren  unlöslichen  Ammonsalzes  der  Arsenmolybdän- 
säure. 

Dieses  Ammonsalz  ist  aber  löslich  in  Arseniaten  der  Alkalien 
unter  Bildung  anderer,  arsenreicherer,  komplexer  Säuren,  deren 
Ammonsalzo  in  Salpetersäure  löslich  sind.  Daher  muß  man 
stets  einen  großen  Überschuß  des  Ammonmolybdates 
zur  Fällung   der  Arsensäure  verwenden.^) 

^)  Durch  Za«atz  einer  koDEentrierten  AmmonnitraÜösting  nimmt  die 
Empfindlichkeit  der  Reaktion  erheblich  sn. 


—    195    — 

AüQh  in  Alkalien  und  Ammoniak  lOst  sich  das  Ammonsalz  der 
Arsenmolybdänsänre  mit  Leichtigkeit  auf: 

(NH J3 AsO^,  12 M0O3  4-  24  NH^OH  =12HjO+12  (NHJ^MoO^  + 

+  (NH,)3A80, 

ans    welcher  LGsnng    die  Arsensänre    mittels    Magnesinmchlorid    als 
weißes  kristallinisches  Magnesinmammoninmarseniat  ge&llt  wird. 

Wie  wir  später  sehen  werden,  verhält  sich  die  Phosphorsäure 
Magnesiumsalzen  und  Ammonmolybdat  gegenüber  genau  so  wie  die 
ArsensKure.  Sind  daher  Phosphorsäure  und  Arsensäure  gleichzeitig 
in  einer  Lösung  vorhanden,  so  fkllt  man  zuerst  das  Arsen  mittels 
Schwefelwasserstoff  als  Sul6d,  filtriert  und  oxydiert  das  Sulfid  mit 
rauchender  Salpetersäure  zu  Arsensäure.  Eine  in  dieser  Lösung 
mittels  Ammonmolybdat  erhaltene  Fällung  kann  jetzt  nur  von 
Arsensäure  herrühren  und  ebenso  würde  eine,  im  Filtrat  vom 
Arsensulfid,  nach  dem  Verjagen'  des  Schwefelwasserstoffs,  durch 
Ammonmolybdat  erzeugte  gelbe  Fällung  die  Anwesenheit  der  Phos- 
phorsäure anzeigen. 

C.  Reaktionen,  welche  sowohl  die  Areentrioxyd-  als  anch  die 

Arsenpentoxydverbindan^en  geben. 

1.  Die  Marsh-Berzeliussche  Arsenprobe.  ^)  Alle  Arsenver- 
bindungen werden  in  saurer  Lösung  durch  naszierenden  Wasserstoff 
zu  Arsenwasserstoff  AsH^j  reduziert. 

AsjOg  -f  6  Hj  =  3  HjO  -4- 
As^Oß  +  8  Hj  =  5  H,0  + 
As.Sg  +  6  K,  =  3  H,S  +  2  AsHj 

Die  Reduktion  der  Sulfide  geht  langsam  vor  sich,  die  der 
Oxyde  sogar  bei  gewöhnlicher  Temperatur  rasch.  Als  Reduktions- 
mittel wendet  man  Zink  und  Schwefelsäure  an. 

Der  erhaltene,  sehr  giftige,  farblose  Arsenwasser- 
stoff besitzt  eine  Eigenschaft,  welche  uns  gestattet,  die  mini- 
malsten Spuren  von  Arsen,  bis  zu  0*00025  mg  As,  mit  Sicherheit 
zu  entdecken.  Leitet  man  das  Gas  durch  eine  mit  Wasserstoff 
gefüllte  glühende  Glasröhre,  so  zerfällt  es  in  Wasserstoff  und 
metallisches  Arsen,  welch  letzteres  sich  in  Form  eines 
braunschwarzen  Spiegels  kurz  hinter  der  Erhitzungsstelle  an 
der  Röhrenwandung  ansetzt. 

Die  Probe  ist  enorm  empfindlich  und  muß  mit  der  allergrößten 
Vorsicht  ausgeführt  werden.  Da  fast  alle  Reagentien,  namentlich  das 
Zink  und  die  Schwefelsäure  des  Handels,  oft  j^eringe  Spuren  von 
Arsen  enthalten,  so  würde,  falls  diese  zur  Marsh-Berzelins sehen 


2ASH3 
2  AsIIg 


>)  Lehrbach  d.  Cheroie  von  J.  J.  Benselias,  5.  Aufl.,  Bd.  II,  S.  264. 

13* 


—    196    — 

Probe  verwendet  wUrden,  stets  die  Anwesenheit  von  Arsen  kon- 
statiert werden,  wenn  anch  das  Untersnchungsobjekt  vollständig  frei 
davon  wäre. 

Die  Marsh-Berzelinssche  Probe  findet  dort  Anwendung,  wo 
es  sich  um  die  Auffindung  so  kleiner  Arsenmengen  handelt,  daß  sie 
nach  den  bisher  besprochenen  Methoden  nicht  nachgewiesen  werden 
konnten.  Bei  Vergiftungsfitllen  und  für  den  Nachweis  von  Arsen 
in  Tapeten  wendet  man  die  Marsh-Berzeliussche  Methode  oder 
Modifikationen  derselben  ausschließlich  an  und  wir  wollen  dieselbe 
etwas  eingehend  besprechen,  da  ftir  das  völlige  Gelingen  der 
Probe,  Bildung  und  Eigenschaften  des  Arsen  Wasserstoffes  nach  allen 
Richtungen  bekannt  sein  mUssen. 

Bildung  und  Eigenschaften  des  Arsenwasserstoffes. 

a)  Bildung.  Arsenwasserstoff  wird,  wie  bereits  erwähnt, 
erhalten  durch  Reduktion  von  Arsenverbindungen  mittels  naszieren- 
den  Wasserstoffes.  Zur  Entwicklung  des  letzteren  wendet  man 
reines  Zink  und  reine  Schwefelsäure  an.  Bei  Verwendung 
anderer  Metalle  und  Säuren,  wie  Zinn  und  Salzsäure,  Eisen 
und  Schwefelsäure,  werden  zwar  ebenfalls  Arsenverbindungen 
zu  Arsenwasserstoff  reduziert,  allein  bei  Anwendung  von  Eisen  wird 
stets  ein  Teil  des  Arsens  in  festen  Arsenwasserstoff 
verwandelt,  welcher  in  dem  Reduktionsgefäß  zurfickbleibt  und  daher 
nicht  zur  Bestimmung  gelangt.  Zinn  und  Salzsäure  reduzieren 
die  Sauerstoffverbindungen  des  Arsens  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
nur  höchst  unvollkommen,^)  während  sich  die  Reduktion  mit  Zink 
und  Schwefelsäure  glatt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  vollzieht. 
Chemisch  reines  Zink  lOst  sich  in  chemisch  reiner,  verdünnter 
Schwefelsäure  fast  gar  nicht  auf,  weshalb  es  vorteilhaft  ist,  das  Zink  durch 
einen  gelingen  Znsatz  eines  fremden  Metalls  zu  aktivieren.  Zusatz 
eines  Tropfens  Platinchlorwasserstoffsäure  bewirkt  anOinglich  eine 
raschere  Wasserstoffentwicklung,  die  aber  bald  nachläßt  und  durch 
Zusatz  von  mehr  i^latin  nicht  mehr  beschleunigt  werden  kann. 
Außerdem  hat  der  Zusatz  von  Platinchlorwasserstoffsäure  den  Nachteil, 
daß  erhebliche  Mengen  Arsen  vom  Platin  zurückgehalten  werden ;  *) 
man  kann  nach  dieser  Methode  Mengen  von  AsgOj  unter  0*005  mg 
nicht  mehr  nachweisen.  ^)  Weit    bessere    Resultate    erhält    man    mit 


^)  So  konnte  Vanino  (Z.  f.  angew.  Cb.  1902,  S.  827)  mittels  Zinn  und 
Salzsäure  bei  gewöhnlicher  Temperatar,  Mengen  nntcr  2  mg  A^sOs  nnd 
sogar  bei  gleichzeitigem  Zusatz  von  Platin,  Mengen  unter  Vio  ^*^ff  nicht 
mehr  nachweisen. 

')  Bernstein,  Inaag.-Dissert.  Rostock  1870. 
*)  F.  Hefti,  Inaug.-Dijsert  ZUrich  1907. 


—     197    — 

Zinkplatinlegierangen,  so  fiind  F.  Hefti')  bei  Anwendung  einer 
Legierung  mit  10®/q  Platin,  daß  die  Wasserstoffentwicklung  gleich- 
mäßig und  dauernd  beschleunigt  und  viel  weniger  Arsen  vom  Platin 
zurückgehalten  wurde.  Man  kann  so  Mengen  As^Oj  bis  zn  0*0005  mg 
sicher  nachweisen.  Das  beste  Aktivierungsmittel  aber  ist  Kupfer  in 
Form  einer  Zinkkupferlegierung,  die  wie  folgt  bereitet  wird  :^)  20  g 
Kahlbaumsches  Zink  ( „ ftlr  forensische  Zwecke ^ )  werden  in  einem 
kleinen  hessischen  Tiegel  geschmolzen.  In  das  flüssige  Metall  rührt 
man  mit  einer  Zinkstange  eine  Spur  Kupfer  („Naturkupfer  C  von 
B.  Ullmann  &  Gie.  in  Fürth)  ein  und  granuliert  durch  Eingießen 
in  Wasser,  wobei  man  Sorge  trttgt,  daß  die  Oxydschicht  möglichst 
vollständig  im  Tiegel  zurückbleibt.  Mit  dieser  Legierung  und  einer 
Ib^l^igen  Schwefelsäure  erhält  man  eine  dauernde  regelmäßige  Gas- 
entwicklung und  es  gelingt,  Mengen  As^Og  bis  zu  0  0002 5  tng  sicher 
nachzuweisen. 

Auch  in  alkalischer  Lösung  wird  As,  As^Og,  As^O^, 
AsSg  durch  naszierenden  Wasserstoff  leicht  zu  ArsenwasserstofE 
reduziert,  so  durch  Natriumamalgam,  Aluminium  oder  Devardasche 
Legierung  und  Kalilauge.  Die  Eeduktion  erfolgt  sehr  rasch  und  es 
kann  der  Arsen  Wasserstoff  mittels  der  Gutzeitschen  (vgl.  Seite  204) 
Reaktion  in  wenigen  Minuten  nachgewiesen  werden.  Gegenwart  von 
organischer  Substanz  verhindert  die  Eeaktion;  3  ccm  Urin,  worin 
1  mg  As^Og  gelöst  war,  gaben  nach  stundenlanger  Behandlung  mit 
Devardascher  Legierung  und  Kalilauge  keine  Spur  von  Arsenwasser- 
stoff. In  solchen  Fällen  muß  die  organische  Substanz  zerstört  werden, 
ehe  man  auf  Arsen  prüft.    (Vergl.  Seite  202  und  204.) 

Arsenwasserstoff  wird  auch  erhalten  durch  Lösen  mancher 
Arsenide  in  Salz-  oder  Schwefelsäure: 

ZugAsg  -f  6  HCl  =  3  ZnClj  +  2  AsHg 

Erwähnen  will  ich  noch,  daß  gewisse  Schimmelpilze,  namentlich 
PenicilUum  brevicaule,  die  Fähigkeit  besitzen,  flüchtige  Arsenver- 
bindungen zu  bilden,  die  durch  einen  knoblauchartigen  Geruch  aus- 
gezeichnet sind,  wenn  der  Nährboden  auch  nur  Spuren  von  Arsen 
enthält.     Chem.  Zentrlbl.  1902,  I,  S.  1245. 

Die  Eisenarsenide  werden  durch  Säuren  nur  schwer  an- 
gegriffen, entwickeln  aber  bei  Anwesenheit  von  überschüssigem  Eisen, 
infolge  der  Bildung  von  naszierendem  Wasserstoff,  reichlich  gas- 
förmigen und  festen  Arsenwasserstoff;  daher  liefert  arsenhaltiges 
Schwefeleisen  mit  Säuren  stets  arsenhaltigen  Schwefelwasserstoff. 

b)  Eigenschaften.  Arsenwasserstoff  ist  ein  fEurbloses,  un- 
angenehm riechendes,  äußerst  giftiges  Gas,  welches  durch  Erhitzen 
bei  Luftabschluß  in  Arsen  und  Wasserstoff  zerfUllt: 


1)  F.  Hefti,  Inaag.  Dissert.  Zürich  1907. 
^  £bencla. 


-     198    — 

4  AsHj  =  As^  +  3  Hj 

Beim  Erhitzen  an  der  Lnft  verbrennt  er  zu  Wasser  und 
Arsentrioxyd.  Durch  festes  Jod  wird  er  unter  Bildung  von 
Jodwasserstoff  in  Arsenjodid  verwandelt: 

AsHg  +  3  Jj  =  AsJg  4-  3  H J 

Diese  Reaktion  findet  statt,  wenn  man  Arsenwasserstofi  über 
festes  Jod  leitet.  Man  benützt  diese  Eigenschaft,  um 
Schwefelwasserstoff  von  Arsenwasserstoff  zu  be- 
freien, da  Schwefelwasserstoff  auf  festes  Jod  nicht 
einwirkt,  sondern  nur  auf  wässerige  JodlOsungen.  Durch 
Schwefelwasserstoff  wird  Arsenwasserstoff  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  nicht  angegriffen,  wohl  aber  bei 
Temperaturen  von  230®  C  an,  unter  Bildung  von  Schwefelarsen 
und  Wasserstoff. 

Arsenwasserstoff  ist  ein  starkes  Keduktionsmittel :  Silbersalze 
werden  zu  Metall  reduziert  (siehe  Seite  204). 

Die  Ansfühning  der  Marsh-Berzeliusschen  Probe. 

Man  verwendet  hiezu  zweckmäßig  den  in  Fig.  19  abgebildeten, 
von  G.  Lockemann ^)  beschriebenen  Apparat. 

In  den  ca.  100  —  150  ccm  fassenden  Kolben  K  bringt  man 
6 — 8  ff  granuliertes,  kupferhaltiges  Zink  *)  und  etwa  20  ccm  arsen- 
freie Schwefelsäure  (1  Vol.  Schwefelsäure  vom  spez.  Gew.  1'82  ~[-  7 
Vol.  Wasser).  Es  beginnt  sofort  eine  lebhafte,  regelmäßige  Wasser- 
stoffentwicklung und  nach  20  Minuten  ist  die  Luft  vollständig  aus 
dem  Apparat  verdrängt.  Man  zündet  hierauf  den  bei  b  entweichenden 
Wasserstoff  an,  wobei  man  eine  Flamme  von  2  bis  3  mm  Höhe  er- 
hält. Während  des  ganzen  Versuches  sorgt  man  dafür,  daß  die  Flamme 
diese  Größe  behält;  sollte  sie  größer  werden,  so  kühlt  man  den 
Kolben  K  durch  Einstellen  in  kaltes  Wasser  ab,  im  umgekehrten 
Falle  vergrößert  man  sie  durch  Nachgießen  von  etwas  mehr  Schwefel- 
säure oder  durch  Einstellen  des  Kolbens  K  in  warmes  Wasser. 

Vor  jedem  Versuch  hat  man  sich  von  der  Arsenfreiheit  der 
Reagentien  (Zink  und  Schwefelsäure)  zu  überzeugen.  Das  geschieht, 
indem  man  die  mit  Kupferdrahtnetz  umwickelte,  5  mm  weite,  zu 
einer  1*5 — 2  mm  weiten  Kapillare  ausgezogene  Röhre  von  schwer- 


1)  Zeltschr.  f.  angew.  Ch.  1905,  S.  427  u.  491. 

')  Lockemann  empfiehlt  das  Zink  schwach  zu  verkapfem.  £.  Uefti 
beobachtete  jedoch  im  hiesigen  Laboratoriam,  daß  die  Gasentwicklnng  eine 
viel  regelmäßigere  ist,  wenn  man  kupferhaltiges  Zink  verwendet.  (Vgl.  S.  197.) 


—    199     - 

sctimelzbarem    Glase,  bei    B  erhitzt.    Entsteht  nach    20  Minnten  in 

der  engen  Kapillare  rechts    von   der    Erhitznngsatelle    kein    Arsen- 

Spiegel,  so    sind  die  Reagentien    rein    nnd  man    schreitet    zu    dem 
eigentlichen  Veisnch. 


ng.  1». 

&Ian  bringt  die  auf  Arsen  zn  prüfende,  schwefelsänrehaltige 
Losung,  die  frei  von  organischen  Substanzen,  Sal£den,  Chloriden, 
Nitraten  oder  anderen  oxydierenden  Substanzen  sein  mafi,  in  den  mit 
Teilung  Tersehenen  Trichter  T  nnd  luBt  die  Flüssigkeit  ganz  oder, 
wenn  grOBere   Mengen  Arsen  zu  vcnnuteo  siod,  nur    zum    Teil   in 


—    200     ~ 

den  Zersetzungskolben  fließen,  nachdem  man  zuvor  die  zwei  Flammen 
bei  A  angezündet  hat  und  die  Röhre  dunkel  rotglühend  geworden 
ist.  Das  aus  dem  Entwicklungskolben  entweichende  Gas  wird  in  der 
mit  kristallisiertem  Chlorcalcium  beschickten  EOhre  C  ge- 
trocknet ^)  und  gelangt  in  die  glühende  Röhre  A^  wo  der  Arsen- 
wasserstoff quantitativ  in  Wasserstoff  und  Arsen  zersetzt  wird.  Das 
Arsen  setzt  sich  in  Form  eines  Spiegels  in  der  Kapillare  ab.  Damit 
der  Spiegel  möglichst  scharf  abgegrenzt  wird,  ist  die  Röhre  einmal 
mit  einem  Lampendocht  d  umwickelt,  auf  den  aus  der  Schale  W 
durch  den  mit  Quetschhahn  q  versehenen  Schlauch  a  beständig 
Wasser  tropft. 

Nach  1  Stunde  ist  alles  Arsen  ausgetrieben.  Man  löscht  die 
Flammen,  läßt  im  Wasserstoffstrom  erkalten  und  kann  dann  die 
Menge  des  Arsens  durch  Vergleichen  mit  Spiegeln,  die  mit  bekannten 
Arsen  mengen    hergestellt  sind,    sehr  genau  bestimmen  (vgl.  S.  203). 

Bemerkung. 

Wird  die  Gasentbindungsröhre  A,  nicht  erhitzt,  aber  das  bei 
b  entweichende  Gas  angezUndet  und  eine  kalte  Forzellanschale  in 
die  Flamme  gehalten,  so  bildet  sieh,  bei  Anwesenheit  von  Arsen, 
auf  der  Schale  ein  brauner  Arsenfleck,  der  aber  beim  Betupfen 
mit  einer  frischen  Lösung  von  Natriumhypochlorit  sofort  verschwindet. 
(Unterschied  von  Antimon.)  Die  Probe  in  dieser  Form  wurde  zuerst 
von  James  Marsh  angegeben  (Edinb.  New  Philos.  Joum.  1836, 
S.  229,  und  Rep.  f.  d.  Pharm.  1837,  Bd.  IX,  S.  220)  und  wird 
nach  ihm  die  Marshsche  Arsenprobe  genannt. 

Hat  man  einen  Spie- 
gel erhalten,  so  schnei- 
det man  die  Röhre 
nach  dem  Erkalten  rechts 
und  links  vom  Spie- 
gel ab  und  führt  fol- 
gende Kontrollpro- 
ben aus.  In  der  kleinen, 
beiderseits  offenen  Röhre 
(Fig.  20)  sitzt  der  Arsen- 
spiegel. Man  hält  die 
*'^-  ^^'  Röhre  schräg  und  erhitzt 

über  einer  kleinen 
Flamme,  wodurch  das 
Arsen    durch    die     ein- 

')  Man  darf,  wie  Lockemann  (loc.  cit.)  geseigt  hat,  das  Gas  nicht  durch 
gekörntes  Chlorcalciam,  das  sich  swischen  Watte- oder  Glaswollebäuschen 
befindet,  trocknen,  weil  diese  porösen  Stoffe  merkliche  Mengen  Anenwasser- 
stoff  okkludieren. 


—    201    — 

stromende  Luft  zu  Arsentrioxyd  verbrennt,  nnter  Verbreitnng  des 
chankteristischen  Knoblanchgeraches,  den  man  am  oberen  weiten 
Ende  der  Bttbre  bei  Anwesenheit  von  nur  ',',gg  ffl^  Ärsentrioxyd 
deutlich  wahrnehmen  kann.  Nach  dem  Erkalten  der  Rohre  setzt 
sich  das  gebildete  Arsentrioxyd  bei  a  an  der  Glaswandai^  in  Form 
von  diamantgläuzendeu  Oktaedern  an,  die  mau  mit  der 
Lupe,  oft  sogar  mit  bloBem  Ange,  deutlich  erkennen  kann. 

Sdion  diese  drei  Daten :  Metallspiegel,  der  unter  Ver- 
breitung eines  Knoblaachgernches  verbrennt  und  Bildung  von 
diamantglänzeuden  Oktaedern,  gettttgen,  um  mit  Sicherheit  die 
Anwesenheit  von  Ar«ea  festzustellen;  aber  je  mehr  Beweise  man 
bringen  kann,  desto  zuverlässiger  ist  das  Resultat.  Hat  man  also  die 
Oktaeder  erkannt,  so  schmilzt  man  die  feine  Spitze  der  Rchre  za, 
bringt  mittels  einer  KapillarrOhre  1 — 2  Tropfen  konzentrierte  reine 
SahsSnre  in  die  Rohre,  befeuchtet  damit  die  Kristalle  von  Arsentri- 
oxyd  durch  Hin-  uad  UerflieBenlassen  der  Säure,  fUgt  noch  6  — 10 
Tropfen  destilliertes  Wasser  hinzu  und  leitet  Schwefelwasserstoff  ^n, 
wobei  gelboB  Arsontrisalfid 
entsteht. 

Den    Schwefelwasserstoff     ent-  "«»Ot 

wickelt  man  am  besten  aus  einer 
LOsnng  von  Schwefel natrinm  durch 
Zufliefienlssaen  von  verdünnter 
Schwefelsäure,  wie  in  Fig.  21  an- 
gedeutet wird.  In  dem  oberea 
Teile  des  ReagensgUses  befindet 
sich  ein  Bausch  Watte,  welcher 
verbindert,  daß  FlUsaigkeitsteile 
durch  Überspritzen  in  die  Arseu- 
lOsung  gelangen.  W««t 

Als  Beispiel  der  praktischen 
Anwendung  dieser  Methode  wollen 
wir  einen  sehr  häufig  vorkommen- 
den Fall  hier  genau  erOrtern; 
nämlich  den  Nachweis  von 
Arsen  in  Tapeten  etc.  Es  wird 
kanm  eine  Tapete  geben,  die  nicht 
geringe  Spüren  von  Arsen 
enthielte.      Es      bandelt     sich    aber 

darum    anzugeben,  wieviel  Arsen  n-g 

auf  einer  bestimmten  Fläche  der 
Tapete  vorhanden  ist,  znm  Beispiel 
auf  einem  Quadratmeter.  Die  Menge 

des  Arsens,  die  man  in  solchen  G^ienständen  findet,  ist  jedoch  so 
gering,    daB  eine  Wägung   des  Spi^eb    nnznlässig    wäre.     Man 


—    202    — 

erzeugt  deshalb  nach  der  Angabe  C.  R.  Sängers^)  mit  bekannten 
Arsenmengen  eine  Anzahl  Spiegel,  welche  als  Skala  dienen,  und  er- 
hält durch  Vergleichnng  des  Versnchsspiegels  mit  denen  der  Skala 
die  wirklich  vorhandene  Arsenmenge. 

Wir  müssen  also  zunächst  das  Arsen  ohne  Verlust  aus  der  Tapete 
extrahieren  und  zu  diesem  Zwecke  ist  es  notwendig  die  oi^anische 
Substanz  zu  zerstören,  was  am  besten  wie  folgt  geschieht: 

Zerstomng  der  organischen  Substanz. ') 

Man  wickelt  genau  1  dm^  der  Tapete  zu  einem  Zylinder  zu- 
sammen, bringt  diesen  in  eine  EinschmelzrOhre,  gießt  mittels  eines 
langstieligen  Trichters  2  ccm  reine  rauchende  Schwefelsäure  (25**/oiges 
Oleum.  Kahlbaum)  hinzu.  Hierauf  gießt  man  3 — 4  ccm  rauchende 
Salpetersäure  in  ein  kleines  Reagensglas  und  läßt  dieses  längs  der 
Wandung  des  Eohres  sorgfältig  hinuntergleiten,  so  daß  sich  die  beiden 
Säuren  nicht  mischen  und  schmilzt  die  Kohre  in  der  Art  zu, 
daß  man  das  obere  Ende  zu  einer  dicken  Kapillare  auszieht  und  diese 
dann  abschmilzt  genau  so  wie  in  Bd.  11,  4.  Aufl.  Seite  239  angegeben. 
Nun  erhitzt  man  die  mit  Asbestpapier  umwickelte  Bohre  im  Kanonen- 
ofen langsam  auf  ca.  230^  und  erhält  1^/^^  Stunden  bei  dieser 
Temperatur.  Nach  dem  Erkalten  zieht  man  die  Röhre  mittels  eines 
vorher  daran  befestigten  Drahtes  so  weit  aus  der  eisernen  Hülse  her- 
vor, daß  nur  die  Kapillare  herausragt  und  erhitzt  diese  mittels  einer 
kleinen  Bunsenflamme.  Sobald  das  Glas  weich  wird,  wird  es  infolge 
des  im  Innern  herrschenden  Druckes  durchgeblasen.  Nach  dem 
Entweichen  der  Gase  sprengt  man  die  Spitze  des  Rohres  ab  und  spült 
Spitze  und  Rohr  in  eine  Forzellanschale  aus.  Die  erhaltene  farblose 
Lösung,^)  welche  alles  Arsen  als  Arsensäure  enthält,  wird  bis  zum 
starken  Entweichen  von  Schwefelsäuredämpfen  erhitzt,  dann  nach 
dem  Erkalten  mit  15  ccm  Wasser  verdünnt  und  in  den  Trichter  1 
Fig.  19,  Seite  199,  gegossen,  die  Schale  zweimal  mit  je  3  ccm 
Wasser  nachgespült.  Nach  Mischung  der  Flüssigkeit  im  Trichter 
mittels  eines  kleinen  Glasstabes,  notiert  man  das  Volum  der  Flüs- 
sigkeit,*) Während  dieser  Operation  wird  der  Marshsche  Apparat 
vorbereitet  und  von  Luft  befreit. 


^)  Amer.  Acad.  of  Arta  and  Sciences  Bd.  XXYI,  S.  24. 
«)  F.  Hefti,  Dissert.  Zürich  1907,  8.  46. 

^)  Enthfilt  das  Papier  Eisen-  oder  Alaminiamverbindongen,  so  scheiden 
sich  in  der  Einschmelzröhre  wasserfreie  Sulfate  aus,  die  aber  leicht  beim  Er- 
wärmen mit  Wasser  in  Lösung  gebracht  werden.  Die  soeben  beschriebene 
Methode  zur  Zerstörung  der  organischen  Substanz  übertrifft  alle  anderen  bei 
weitem  an  Genauigkeit  und  sauberer  Ausführung. 

*)  Statt  die  Flüssigkeit  zu  messen,  kann  man  sie  wägen. 


203 


Nun  briDgt  man  einige  Tropfen  der  Lösung  aus  dem  Trichter 
T  in  den  Reduktionskolben  K,  Erscheint  nach  3 — 4  Minuten 
kein  Spiegel,  so  fügt  man  ^^ — 7^  der  Lösuog  hinzu  und  wenn 
jetzt  nach  5  Minuten  kein  Spiegel  erscheint,  die  ganze  LOsung. 
Man  verfahrt  in  dieser  Weise,  um  nicht  zu  starke  Spiegel  zu 
erhalten,  weil  dann  die  Menge  des  vorhandenen  Arsens  sehr  schwer 
abzuschätzen  ist.  Nach  25  Minuten  hat  sich,  wenn  nicht  mehr  als 
0'06  mg  Arsentrioxyd  vorhanden  war,  alles  Arsen  abgeschieden. 
Hat  man  nach  15  Minuten  unter  Anwendung  eines  Bioichteiles  der 
Losung  einen  dieser  Arsenmenge  entsprechenden  Spiegel  erhalten, 
so  setzt  man  nichts  mehr  von  der  Flüssigkeit  hinzu,  läßt  aber  den 
Apparat  noch  10  Minuten  im  Gange,  löscht  dann  die  Flamme  und 
läßt  im  Wasserstoffstrome  erkalten,  vergleicht  den  Spiegel  mit  der 
unten  angegebenen  Skala,  um  dessen  Gewicht  zu  ermitteln,  und 
mißt  den  übrigen  Teil  der  Lösung,  um  die  verwendete  Menge 
derselben  festzustellen. 

Hat  man  genügend  Material,  so  führt  man  mit  einer  neuen  Eöhre 
eine  neue  Probe  aus. 

Zum  besseren  Verständnis  seien  hier  die  Eesultate  einiger  Be- 
stimmungen dieser  Art  angeftihrt: 


Angewen- 
dete cm* 
Tapete 


Gewicht  des 
Extrakts 


Gewicht  des 

verwendeten 

Extrakt« 


Gewicht  des 

erhaltenen 

Spiegels 


Gesamt- 
menge AsgOg 
im  Extrakt 


ASjOg 

per  m' 


100 
100 

100 

50 


31-63  (j 

30-11  ^ 

28-72  ., 

30-22  „ 


31-63  y 

10-23  „ 

9-87  « 

8-32  , 

7-53  , 

2-64  , 

3-22  . 


0  mg 
0-015  „ 
0-013  „ 
0-045  „ 
0-042  „ 
0-015  „ 
0-020 


» 


0  mg 

0-044  „ 
0040   , 

0155  „ 

0-163  „ 

0-172  „ 

0-188  „ 


0 

4-4 
4-0 
15-5 
16-3 
34-4 
37-4 


mg 


71 


Die  Vergleichung  der  Spiegel  geschieht  am  besten  in  durch- 
gehendem Lichte. 

Zur  Herstellung  der  Normalspiegel  verfährt  man  wie 
folgt:  man  löst  0*1  ^  reines,  sublimiertes  Arsentrioxyd  in  wenig 
Natriumkarbonat,  sHuert  mit  verdünnter  Schwefelsäure  an  und  ver- 
dünnt bis  zum  Liter.  Von  dieser  Lösung,  wovon  1  ccm  O'l  mg 
AsjOj  enthält,  werden  10  ccm  auf  1  l  verdünnt  und  man  erhält 
somit  eine  Lösung,  wovon  1  ccm  0*001  mg  As^Og  enthält.  Von  dieser 
Lösung  mißt  man  mittels  einer  feinen  Pipette  0*25  ccm,  0*5  rcw,  1  ccm, 
2  ccm,  3  ccm,  etc.  ab,  bringt  sie  der  Keihe  nach  in  den  Marshschen 
Apparat  und  erhält  die  entsprechenden    Spiegel.     Um    diese  haltbar 


—    204    — 

zu  machen,  bringt  man  in  den  erweiterten  Teil  der  Köhren  ein 
wenig  Phosphorpentoxyd  und  schmilzt  die  KOhre  zu,')  so  halten  sich 
die  Spiegel  im  Dunkeln  sehr  lange ;  am  Lichte  blassen  sie  bald  ab. 
Spiegel,  welche  in  mit  Wasserstoff  gefüllten  Köhren  eingeschmolzen 
sind,  halten  sich  nicht  so  lange. 

Prüfang  von  Harn,  Blut,  Milch,  Bier  etc.  auf  Arsen. 

(Blut,  Milch,  Bier  etc.) 

100  com  der  betreffenden  Flüssigkeit  verdampft  man  in  einer 
Porzellanschale  zur  Trockne.  Der  Rückstand  wird  mittels  eines 
Spatels  möglichst  vollständig  in  eine  EinschmelzrOhre  gebracht 
und  hierauf  4  ccm  2ö^/Qiges  Oleum  hinzugefügt. ')  Um  die  letzten 
Überreste  aus  der  Schale  ins  Kohr  zu  bringen,  gibt  man  2  ccm 
rauchende  Salpetersäure  in  die  Schale,  benetzt  hiemit  die  ganze 
Schalenwandung  und  gießt  die  Flüssigkeit  in  ein  kleines  Beagensglas 
ab.  Diese  Operation  wiederholt  man  zweimal  mit  je  3  ccm  der  Säure 
und  läßt  dann  das  Keagensglas  in  die  Einschmelzröhre  gleiten.  Dann 
schmilzt  man  zu  und  erhitzt  während  1  Stunde  auf  160^.  Nach  dem 
Erkalten  öffnet  man  die  Spitze,  um  den  starken  Überdruck  zu  be- 
seitigen, schmilzt  wieder  zu  und  erhitzt  noch  Vs — ^  Stunde  auf  230^. 
Im  übrigen  verfahrt  man  wie  oben  angegeben. 

Bei  Harn  verfahrt  man  etwas  anders.  Man  verdampft  nicht 
ganz  zur  Trockne,  sondern  bis  zur  Sirupkonsistenz,  streicht  den 
Sirup  auf  ein  Schiffchen,  das  man  in  die  Einschmelzröhre  gleiten 
läßt.  Im  übrigen  verfHhrt  man  wie  oben  angegeben. 

2.  Die  Gntzeitsche  Arsenprobe^j  gründet  sich  auf  das  Ver- 
halten von  Arsenwasserstoff  zu  einer  konzentrierten  Lösung  von  Silber- 
nitrat (1:1)  (nach  Eidenbenz  wendet  man  am  besten  festes 
Silbernitrat  an).  Zuerst  färbt  sich  das  Silbemitrat  gelb  und 
dann  schwarz;  es  spielen  sich  hiebei  folgende  Beaktionen  ab: 

1.  6  AgNO,  +  AsH,  =  AsAgg,  3  AgNO,  +  3  HNO/) 

gelb 

2.  AsAgg,  3  AgNOj  +  3  HÖH  =  As(0H)3  +  3  HNO3  +  6  Ag 

Man  führt  die  Probe  wie  folgt  aus :  In  ein  kleines  Beagensglas, 
Fig.  22,  bringt  man  eine  geringe  Menge  der  zu  prüfenden  Substanz, 
wirft    ein    Körnchen    arsenfreies   Zink    hinein,    übergießt    mit    ver- 


M  P  ans  er,  Chem.  Zentralbl.  1903,  II,  S.  821. 
•)  Vergl  F.  Hefti,  Disgert.  Zürich,  1907,  S,  47. 
»)  Pharm.  Ztg.  1879,  S.  263. 
*)  B.  B.  19  (1883),  S.  2435. 


-     205    — 


AgNO, 
Papier 


Watte 


dünnter  Schwefelsäure  und  schiebt  in  den  oberen  Teil  der  Kohre 
einen  Bansch  Watte,  der  als  Filter  dient.  Über  die  Mündung  des 
Glases  legt  man  ein  Stück  Filtrierpapier  nnd  anf 
dieses  einen  Kristall  von  Silbernitrat. 


Ist  Arsen  zugegen,  so  förbt  sich  das  Silber- 
nitrat zuerst  gelb    und  bald  darauf  schwarz. 

Diese  Reaktion,  welche  vielfach  zur  raschen 
Prüfung  von  Säuren  des  Handels  auf 
Arsen  verwendet  wird,  ist  nicht  so  zuver- 
lässig, wie  die  B  ettendorffsche  Probe 
(Seite  191),  weil  Phosphor  Wasserstoff^) 
und  Antimonwasserstoff  mit  Silbernitrat 
ganz  ähnliche  Reaktionen  geben,  während  sie 
nicht  von  Zinnchlorür  reduziert  werden. 


Läfit  man  Arsenwasserstoff  auf  eine  ver- 
dünnte Silbernitratlösung  einwirken,  so  entsteht 
die  gelbe  Verbindung,  AsAgg,  3  AgNOg  nicht, 
weil  dieselbe  durch  das  Wasser  sofort  zersetzt  wird :  p*     22 

AsHg  +  6  AgNOj  +  3  HÖH  =  6  HNO3  +  As(0H)3  +  6  Ag 

Filtriert  man  das  ausgeschiedene  Silber  ab  und  Uberschichtet  das 
Filtrat  mit  Ammoniak,  so  entsteht  eine  gelbe  Zone  von  Silberarsenit. 

Diese  Reaktion  verläuft  nie  ganz  quantitativ ;  das  ausgeschiedene 
Silber  enthält  stets  geringe  Mengen  AgjAs. 

Macht  man  die  Silberlösung  ammoniakalisch,  so  wird  der  Arsen- 
wasserstoff wohl  quantitativ  absorbiert;  allein  das  ausgeschiedene 
Silber  ist  immer  noch  arsenhaltig  und  die  Lösung  enthält  geringe 
Mengen  Arsensäure.  Erhitzt  man  aber  die  Silbemitrat  und 
Ammonarsenit  enthaltende  Lösung  zum  Sieden,  so  geht  die  arsenige 
Säure,  unter  Abscheidung  von  Silber,  quantitativ  in  Arsensäure  über : 

2  AgNO,  +  (NH,),  AsO,,  4-  2  NH,  +  H,0  = 
=  (NHJ3A8O,  +  2  NH.NO,  +  2  Ag.«) 

Es  werden  daher  unter  diesen  Umständen  für  ]q  1  AsHg, 
8  Ag  abgeschieden : 

AsHg  +8  AgNOg  +  4  H2O  +  IINH3  = 
=  (NHJ3  AsO,  +  8  NH^NOj  +  8  Ag. 

Filtriert  man  dar  ausgeschiedene  Silber  ab  und  neutralisiert  das  Filtrat 
mit  Salpetersäure,   so  entsteht  eine  braune  Fällung  von  Silberarseniat. 

*)  Das  im  Hand«!  vorkommende  Zink  enthält  oft  geringe  Mengen 
Phosphor. 

')  Vgl.  Reckleben,  Lockemann  und  Eckardt,  Z.  f.  analyt.  Ch. 
1907,  S.  671. 


—    206     — 

Etwas  weniger  empfindlich  als  die  ursprünglich  Gutzeitsche 
Reaktion,  aber  recht  empfehlenswert,  ist  die  von  F lückiger  ^)  und 
Lehmann^)  angegebene  Modifikation  derselben. 

Statt  Arsenwasserstoff  auf  Silbernitrat  lassen  sie  ihn  auf 
Merkurichloridpapier  ^)  einwirken,  wobei  dieses  durch  wenig  Arsen- 
wasserstoff gelb,  durch  viel  rotbraun  gefkrbt  wird :  *) 

AsHj  +  2  HgCljj  =  2  HCl  -f-  AsH(HgCl), 

gelb 
ASH3  +  3  HgCl^  =  3  HCl  +  As(HgCl)3  s) 

rotbraun 
Charakteristisch  ftlr  diese    Arsenverbindungen    ist    ihre    Unlös- 
lichkeit in  SO^o^gß™  Alkohol. 

Antimonwasserstoff  in  geringer  Menge  erzeugt  keine  Färbung, 
dagegen  in  etwas  größerer  Menge,  einen  in  Alkohol  löslichen  braunen 
Fleck. 

Sind  daher  sowohl  Arsen-  als  auch  Antimon  Wasserstoff  zugegen, 
so  erkennt  man  die  Anwesenheit  des  ersteren  durch  Einlegen  des 
ausgeschnittenen  Fleckes  in  80%  igen  Alkohol,  wobei  nach  kurzer 
Zeit  der  braune  Antimonfleck  verschwindet  und  der  gelbe  Arsenfleck 
deutlich  zum  Vorschein  kommt.  Ist  aber  sehr  viel  Antimonwasser- 
stoff zugegen,  so  verschwindet  der  dadurch  erzeugte  grauschwarze 
Fleck  beim  Behandeln  mit  Alkohol  nicht  mehr,  so  daß  in  diesem 
Falle  der  Nachweis  des  Arsens  unmöglich  ist.  ß) 

3.  Die  Reinschsche  Probe ')  ist  recht  bequem,  wenn  auch 
nicht  so  empfindlich,  wie  die  soeben  besprochenen  Proben. 

Taucht  man  in  eine  salzsaure  Lösung  von  arseniger  Säure 
einen  Streifen  blanken  Kupferblechs,  so  fUrbt  sich  das  Kupfer  grau, 
indem  sich  Arsen  auf  das  Kupfer  niederschlägt,  unter  Bildung  von 
Kupferarsenid  von  der  Formel  As^Cu-. 

Aus  konzentrierten  Lösungen  scheidet  sich  das  Arsen 
schon  in  der  Kälte,  aus  verdünnten  erst  in  der  Hitze  ab.  Bei 
Anwesenheit  von  viel  Arsen  schält  sich  das  graue  Kupferarsenid 
vom  Kupfer  ab.  Da  Antimon  ebenfalls  durch  Kupfer  aus  seinen 
Lösungen  abgeschieden  wird,  so  muß  die  Anwesenheit  des  Arsens 
in  der  grauen  Masse  durch  eine  Reaktion   auf  trockenem    Wege  be- 

>)  Arch.  d.  Pharm.  [3]  27  (1889). 

*)  Pharm.  Ztg.  Berlin  86  (1892). 

')  Zur  Herstellang  des  Merkarichloridpapiers,  benetzt  man  Filtrierpapier 
mit  einer  alkoholischen  Lösung  von  Merknrichlorid,  yerdanstct  den  Alkohol 
and  wiederholt  die  Operation  4 — 5mal. 

*)  Aagast  Gottbelf  J.  Soc.  Chem.  Ind.  22  (1903),  S.  191. 

^)  Aaßer  diesen  Verbindungen  existieren  noch:  A8Hs(HgCl)  und  As^Hg]. 
Vgl.  A.  Partheil,  Arch.  f.  Pharm.  237,  8.  121. 

')  Vergl.  auch  CR.  Sang  er,  Proceed.  of  the  Amer.  Acad.  of  Art. 
et  Sciences,  Vol.  XLIII  (1907),  8.  297. 

')  J.  prakt.  Ch.  24  (1841),  S.  244. 


—    207     — 

stätigt  weiden.    Arsensänre  wird  ebenfalls  durch  Kupfer  reduziert, 
aber  nur  in  der  Hitze. 

Man  wendet  die  Keinschsche  Probe  häufig  an  zur  Nachweisnng 
von  Arsen  in  Tapeten.  Die  zerschnittene  Tapete  wird  mit  Salz- 
säure (1:2)  Übergossen,  ein  Stückchen  blankes  Kupferblech  zu- 
gesetzt und  erhitzt,  wobei  eine  Graufärbnng  des  Knpfers  die 
Anwesenheit  von  Arsen  anzeigt. 

Zar  Bestätigung,  erhitzt  man  das  gran  gewordene  Kupferblech 
in  einer  kleinen  Röhre  von  schwer  schmelzbarem  Glase  im  Wasser- 
stoffstrom, wobei  man  einen  Arsenspiegel  erhält,  der  nach  Seite  200 
weiter  nntersncht  wird. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Metallisches  Arsen  verbrennt  unter  Verbreitung  von  Knob- 
auchgeruch. Mit  Soda  gemengt  und  auf  der  Kohle  erhitzt, 
geben  alle  Arsen  Verbindungen  diesen  Geruch. 

Sauerstoffverbindungen  des  Arsens  werden  in  der  oberen  Re- 
duktionsflamme leicht  zu  Metall  reduziert.  Hält  man  unmittelbar 
über  die  Probe  eine  durch  Wasser  gekühlte,  außen  glasierte  Por- 
zellanschale, so  kondensiert  sich  der  Metalldampf  auf  derselben, 
unter  Bildung  eines  braunschwarzen  Beschlages,  der,  mit  Natrium- 
hypochloritlOsung  betupft,  sofort  verschwindet,  indem  das  Arsen  zu 
Arsensäure  oxydiert  wird: 

2  As  -f  5  NaOCl  -f  3  H^O  =  5  NaCl  -}-  2  HgAsO^ 

Hält  man  die  Porzellanschale  nicht  unmittelbar  über  die  Reduk- 
tionsflamme, sondern  über  die  obere  Oxydationsflamme,  so  erhält 
man  einen  Oxydbeschlag,  indem  der  emporsteigende  Arsendampf 
mit  fahler  Flamme  zu  Arsentrioxyd  verbrennt  und  sich  an  die 
Schale  ansetzt. 

Befeuchtet  man  den  Beschlag  mit  SilbemitratlOsung  und  haucht 
dann  mit  Ammoniak  an,  so  entsteht  eine  eigelbe  Färbung 
As(0Ag)3,  die  auf  Zusatz  von  mehr  Ammoniak  verschwindet  (Unter- 
schied von  Antimon)  : 

As^Oj  -f  6  AgNOj  +  3  HaO  =  2  As(0Ag)3  +  6  HNO3 

Das  Anhauchen  mit  Ammoniak  dient  zur  Neutralisation  der 
gebildeten  Salpetersäure,  welche  das  Silberarsenit  in  Lösung  hält. 

Antimon  =  Sb.  At-Gew.  =  120-2. 

Sp.  Gew.  =  6-7-6^.  F.  P.  =  625«  C.     S.  P.  =  ca.  1450^  C. 

Vorkommen.  Das  Antimon  kommt  in  der  Natur  selten  in 
gediegenem    Zustande    vor;    in    neuerer    Zeit    fand    man  jedoch  in 


-     208    — 

Aüstralien  größere  Mengen  des  Metalles.  Die  wichtigsten  Verbindungen 
sind,  wie  beim  Arsen,  die  Schwefelverbindnngen.  Der 
Stibnit  (Graaspießglanzerz)  (Sb^Sj),  rhombisch  kristalli- 
sierend,   findet  sich   ausnehmend    schOn    auf  Japan.     Interessant  ist 

Sb  =  S 

das  Vorkommnis  als  Antimonblende        yO    oder  Antimonoxy- 

Sb  =  S 

Sulfid,  ein  KOrper,  der  sich  hKufig  im  Laufe  der  Analyse  bildet. 

Von  Sauerstoffverbindungen  sei  das  dimorphe  Antimon- 
trioxyd  genannt,  regulär  kristallisierend  als  Senarmontit 
und  rhombisch  als  Valentinit.  Femer  kommt  das  Antimon 
in  zahlreichen  Sulfosalzen  vor,  von  denen  das  dreibasische  (Silbersulfo- 
antimonit  oder  dunkle  Botgilt  ig  er  z  Sb(SAg)3  erwähnt  sein  möge. 

Das  Antimon  ist  ein  silberweißes,  sprödes  Metall.  An  der 
Luft  verbrennt  es  leicht  zu  Antimontrioxyd.  Lösungsmittel  für 
Antimon  ist  das  Königswasser,  durch  welches  es  in  Chlorid  ver- 
wandelt wird.  Salpetersäure  greift  Antimon  an,  unter  Bildung 
von  Antimontrioxyd  Sb^Os  und  Antimonpentoxyd  Sb205,  die  sich 
in  der  konzentrierten  Säure  etwas  lösen,  in  verdünnter  Säure  dagegen 
unlöslich  sind. 

Das  Antimon  bildet  drei  Oxyde: 

Sb  =  0  0  =  Sb  =  0 

Antimon-         \^  Antimon-  v^ 

trioxyd  /  pentoxyd  / 

Sb  =  0  0  =  Sb  =  0 

und  Antimontetroxyd   Sb^O^,    welch    letzteres  als    Antimonyl- 

=  0 

aniimonat   aufgefaßt  werden   kann :  Sb  =  0  und   ein    völlig 

—  0  (SbO) 

indifferenter  Körper  ist.  Das  Antimontrioxyd  zeigt  haupt- 
sächlich basische  Eigenschaften,  während  des  Pentoxyd  mehr 
den  Charakter  eines  Säureanhydrides  trägt. 

A.  Antimontrioxydverbindnngen. 

Durch  Verbrennen  des  Metalles  an  der  Luft  erhält  man  das 
Trioxyd,  das  durch  stärkeres  Erhitzen  bei  Luftzutritt  in  das  in- 
differente SbgO^  tibergeht. 

Durch  konzentrierte  Salzsäure  wird  das  Trioxyd  gelöst  unter 
Bildung  von  Antimontrichlorid  SbClj,  einer  Verbindung,  welche,  wie 
Wismutchlorid,  durch  Wasser  in  basische  Salze  verwandelt  wird 
deren  Zusammensetzung  von  der  Masse  der  aufeinander  reagierenden 


—     209    — 

Stoflfe  abhängig  ist.     So    kennt  man  ein    OxychloridSb^^^, 
das  sieb  nacb  der  Gleicbung: 


Sb  —  Gl  +  "  >0  TT  2  HCl  +  Sb  —  X,  bildet. 
\  Cl      ^       ^  —  ^ 

Bei  Anwesenheit  von  viel  Wasser  entsteht  neben  dem  Oxy- 
chlorid  noch  Oxyd: 

2  SbCl,  +  3  H,0  :^  6  HCl  +  Sb^O, 

Ein  Gemisch  von  Oxychlorid  und  Oxyd  bezeichnet  man  als 
„Algarotpulver«  (Sb^Oj,  2  SbOCl). 

Durch  Kochen  mit  sehr  viel  Wasser  erhält  man  das  Oxyd. 
Das  Antimontrioxyd  bildet  drei  Hydrate,  die  den  Charakter  sehr 
schwacher  Säuren  haben;  wir  kennen: 

/OH  —  ^^  ^  Q 

Sb  —  OH  ^  0     und  die  hypothetische  Sb        ^^t 

\0H  /^  —  ^^ 

Orthoantiinomg«  Sb  ""  ^^  Metantimonig 

Säare  —OH  Säure    . 

P/roantimonige 
Säure 
Salze  sind  nur  von  der  metantimonigen  Säure  bekannt. 
Kocht  man  das  Oxyd  Sb^Oj,  mit  konzentrierter  Natron-  oder 
Kalilauge,  so  geht  es  in  Lösung,  scheidet  sich  aber  auf  Zusatz 
von  viel  heißem  Wasser  wieder  aus.  Filtriert  man  hievon  ab,  so 
scheiden   sich   aus   dem    Filtrat    beim    Erkalten    tetragonale    Tafeln 

ab,  von  der  Zusammensetzung  Sb         ^^    -j-  3  HgO,  die  jedoch  sehr 

unbeständig  sind  und  an  der  Luft  in  Natriumkarbonat  und  Antimon- 
trioxyd übergehen.  Beim  LOsen  des  Antimontrioxyds  in  der 
starken  Lauge  bildet  sich  jedenfalls  zunächst  das  Orthoantimonit: 

SbgOg  4-  6  NaOH  =  3  H^O  +  2  Sb(0Na)3 

das  durch  Wasser  hydrolytisch  gespalten  wird  in  Metantimonit  und 
Alkalihydroxyd : 

/ONa  _Q 

Sb— ONa  +  H3O  =  2  NaOH  +  Sb  ~  Xat 
\ONa  —  UJNa 

Letzteres  wird  durch  noch  mehr  Wasser  vollends  in  Trioxyd 
und  Alkalihydroxyd  zersetzt  und  so  kommt  es,  daß  man  beim 
Versetzen  des  Trichlorids  mit  Natronlauge  oder  Sodalösung 
eine  fast  quantitative  Fällung  von  SbgO,  erhält: 

2  SbClj  +  6  NaOH  =  6  NaCl  +  3  H^O  +  Sb^O, 
2  SbCl,  4-  3  NajCOj  =  6  NaCl  +  3  CO^  -f  Sb^Og 

Treadwell,  Analytisohe  Ohemle.  I.  Bd.  6.  Aufl.  14 


—     210    — 

Das  Antimonoxy  cblorid  Sb  ~  p,  und  das  Natriummet- 
antimonit  Sb~  ^^    entbalten,  wie  aucb  viele  andere  Verbindungen, 

die  einwertige  Gruppe  Sb  =  0,  die  man  als  Antimonyl- 
grnppe  bezeicbnet. 

Das  Antimonoxycblorid  kann  daber  als  das  Antimonyl- 
cblorid,  das  Natriummetantimonit  als  Antimonyloxydnatrium 

aufgefaßt  werden.  Aucb  kennt  man  ein  AntimonylnitratSb"  ^q 

8 

und  ein  Antimonylsulfat  (SbO)2S04.*)  Alle  diese  Verbindungen 
werden  leicbt  durcb  Wasser  in  Säure  und  Oxyd  gespalten,  so  daß 
man  sie  im  Laufe  der  Analyse  fast  nie  antrifft,  ausgenommen  das 
Antimonylcblorid. 

Weit  beständiger  sind  die  Antimonylverbindungen  einiger  or- 
ganiscben  Oxysäuren,  wie  die  der  Weinsäure. 

Kocbt  man  Antimontrioxyd  mit  WeinsteinlOsung,  so  gebt  es 
leicbt  in  Lösung,  unter  Bildung  des  sogenannten  Brecbweinsteins : 

COOK  COOK 

CHOH     .Sb  =  0  CHOH 

2  1     +  0<;       =  HgO  +  2  I 

CHOH     ^sb  =  O  CHOH 

I  I 

COOH  COO(SbO) 

Brech  Weinstein') 
(Antimonylkaliamtartrat) 

der  verbältnismäßig  leicbt  löslicb  ist  in  Wasser: 

100  Teile  Wasser  lösen  bei: 

8-7<>C         5-26  Teile  Salz 

21^0    7-94   , 

31»  C    12-20   „ 

50»  C    18-18   , 

750  C   31-26   „ 

Wie  das  Antimonyloxyd  (Sb^Og),  so  lösen  sieb  alle  Antimonyl- 
verbindungen in  weinsauren  Alkalien,  unter  Bildung  von  Brecb- 
Weinstein,  so  z.  B.  das  Antimonylcblorid  leicbt  in  Seignettesalz  und 
aucb  in  Weinsäure: 

*)  Aach  kennt  man  Sb2(S04)8i  H.  Rose,  Pogg.  Ann.  3,  S.  441,  and  die 
Doppelsalze:  SbsCSO«),,  KsSO«  —  802(804)8,  Na^SO«,  A.  Gattmann,  Archiy. 
Pharm.  236,  8.  477.  —  8.  Metzel,  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  48  (1906),  8. 140. 

>)  Brechweinstein  kristallinert  aus  wässeriger  Lösung  mit  Vs  Molekül 
Wasser:  C4H4K(8bO)0«  +  Va  H,0. 


—  211  — 

COOK  COOK 

I  I 

CHOH  CHOH 

I  I 

CHOH  CHOH 


COONa  +  Cl(SbO)  =  NaCl  +  COO(SbO) 
Seignettesalz 

C*H,0,  /  g  4-  SbOCl  =  HCl  +  C,H,0,  <;  f^ 

Der  Brechweinsteia  ist  das  wichtigste  Antimonpräparat  des  Handels. 
Wir  wollen  deshalb  hier  einiges  über  sein  Verhalten  zu  Säuren  er- 
wähnen. 

Versetzt  man  eine  wässerige  Lösung  von  Brechweinstein  mit 
Salzsäure,  so  entsteht  eine  weiße  Fällung  von  Antimonylchlorid  : 

CaH^O«  <^  sbO  +  ^  ^^^  =  ^^^  +  ^i^4,0e  ^H  +  ^^^^^ 

die  durch  mehr  Säure  leicht  gelOst: 

SbOOl  4-  2  HCl  :^  HjjO  +  SbClj 

und  durch  Zusatz  von  mehr  Wasser  von  neuem  gefllllt  wird  etc. 

Schwefelsäure  und  Salpetersäure  fallen  aus  dem  Brech- 
weinstein die  orthoantimonige  Säure,  weil  die  zuerst  entstehenden 
Antimonylverbindungen  sofort  durch  Wasser  zersetzt  werden: 

C«H,0,  <  ^bO  +  2  HNO,  =  KNO,  +  C.H.O,  <h  +  Sb  =  g^ 

9 

S'''  Z  NO   +  ^  ^^^  ^  ^^^»  +  Sb(OH), 

3 

Reaktionen  der  Antimontrioxydyerbindniigeii  auf  nassem  Wege. 

1.  Wasser  fklit  zuerst  basisches  Salz,  das  durch  mehr  Wasser 
in  Oxyd  übergeführt  wird. 

2.  Natronlauge,  Ammoniak  und  Alkaiikarbonate  &llen  amor- 
phes Oxydhydrat. 

3.  Schwefelwasserstoff  fkllt  aus  nicht  zu  sauren  Losungen 
einen  flockigen,  orangeroten  Niederschlag  von  Antimontri- 
Sulfid : 

2  SbClg  +  3  HgS  -^t  6  HCl  +  Sb^Sg. 

Wie  in  der  Gleichung  angedeutet,  ist  das  Antimontrisulfid  in 
Salzsäure  löslich,  in  konzentrierter  Säure  (1:1)  sehr  leicht  (Unter- 
schied von  Arsen),  daher  muß  man  bei  der  Fällung  desselben  durch 

14* 


—    212    — 

Schwefelwasserstoff  stets  fUr  starke  Verdünnung  sorgen.  Liegt 
eine  Antimonchloridlösnng  in  Salzsäure  vor,  so  verdünnt  man  nicht 
sofort  stark  mit  Wasser,  weil  Oxychlorid  ausfallen  würde,  sondern 
leitet  zunächst  einige  Zeit  Schwefelwasserstoff  ein,  verdünnt  dann 
mit  Wasser  und  leitet  noch  his  zur  Sättigung  ein.  Wenn  man 
nicht  so  verfährt,  so  trübt  sich  oft  beim  Filtrieren 
von  Antimonsulfid,  welches  in  zu  saurer  LOsung 
erzeugt  wurde  das  vollkommen  klare  Filtrat  beim  Zu- 
sammentreffen mit  Wasser  (feuchtes  Becherglas).  Ein 
erneutes  Filtrieren  führt  zu  dem  gleichen  Kesultate.  In  einem 
solchen  Falle  muß  man  stark  mit  Wasser  verdünnen  und  dann 
filtrieren. 

Das  Antimontrisulfid    ist  löslich    in    Schwefelammonium,    unter 
Bildung  von  Sulfosalzen: 

Sb,S,  +  3  (NHJ,S  =  2  Sb(SNHJ,  ») 

Bei    Anwendung    von    gelbem     Schwefelammonium    entstehen 
Ammoniumsalze  der  Sulfoantimonsäure : 

SbjS,  +  2  (NHJjS,  =  SbS(SNHj3  +  SbSjNH^ 

Durch  längeres  Kochen  des    Ammoniumsulfoantimonites  an  der 
Luft  scheidet  sich  häufig  das  stark  rot  gefkrbte  Oxysulfid  aus: 

2  Sb(SNHj3  +  4  Ojj  =  2  (NHJ.SjOj  +  2  NH3  +  H,0  +  Sb^S.O 

Durch  Kochen  von  Antimonchlorid  mit  Natriumthiosulfat  erhält 
man  ebenfalls  das  Oxysulfid: 

2  SbClg  +  3  NajS^Oj  =  G  NaCl  -f  4  SO,  +  Sb.S^^O 

das  sich  beim  Erwärmen  mit  Schwefelammonium  wieder  zu  Sulfo- 
salz  iGst. 

Auch  in    Kali-  oder    Natronlauge  ist    das  Antimonsulfid    unter 
Bildung  von  Sulfosalz  und  Oxysulfosalz  lOslich: 

Sb.Sa  +  2  KOH  =  H^O  +  Sb  =  g^.  +  Sb  ^  g^ 

Durch  Säuren  werden  die  Sulfosalze  zersetzt  unter  Abscheidung 
von  Antimontrisulfid  und  Entwicklung  von  Schwefelwasserstoff: 


*)  Dieses   Triammoninrnsalfosak   ist   nickt  isoliert   worden,  man   kennt 

nur  das  Monometallsals  Sb gwH   ^  iestem  Zustande.  In  Lösung,  besonders 

bei  Gegenwart  von  viel   Schwefelammoniam,  wird  jedenfalls  das  Ion  SbS^^ 
vorhanden  sein. 

')  Häufig  findet  man  die  Angabe,  daß  beim  Lösen  von  Bh^S^  in  Kali- 
lange  ein  Qe misch  von  ßalfo-  und  Oxysalz  entstehe.  Dies  kann  kaum 
richtig  sein,  denn  die  Alkaliantimonite  werden  leicht  durch  Wasser  in 
Kalilauge  und  Ozydhydrat  gespalten  und  das  letztere  scheidet  sich  aus. 
Obige  Lösung  kann  sehr  stark  mit  Wasser  verdünnt  werden,  ohne  sich  au 
trUben,  folglich  enthalt  sie  kein  Antimonit. 


—    213    — 

2  Sb(SNHj3  +  6  HCl  =  6  NH^Cl  +  2  Sb(SH)3 

nnd  die  nnbestfindige  Sulfosänre  zerMlt  weiter: 

2  Sb(SH)3  =  3  HjS  +  SbjSj 

Die  LOsnng  des  Sulfids  in  Kalilange  scheidet  ebenfalls  anf 
Sänreznsatz  wieder  Snlfid  ans: 

^^  —  SK  +  ^^  —  SK  +  ^  ^^^  ==  ^  ^^^  +  ^a^  +  ^^i^d 

4.  Zink  fkllt  ans  Antimonverbindnngen  metallisches  Antimon. 
Man  bringt  die  salzsanre  Antimonl{5snng  auf  ein  Platinblech  und 
taucht  ein  StUck  Zinkblech  in  die  Lösung,  so  daß  das  Platin  gleich- 
zeitig berührt  wird.  Das  Antimon  scheidet  sich  am  Platin  mit 
schwarzer  Farbe  aus,  und  verschwindet  nicht  beim  Entfernen  des 
Zinks  (Unterschied  von  Zinn). 

5.  Jodkalinm  setzt  mit  Antimontrioxydverbindungen  in  salz- 
saurer Lösung  kein  Jod  in  Freiheit.  (Unterschied  von  Antimonpent- 
oxyd.) 

B.  AntimonpentoxydYerbindiuigen. 

Das  Antimonpentoxyd  SbjOs  ©i^tete^t  ^  gelbes  Pulver  durch 
Oxydation  von  Antimon  mit  konzentrierter  Salpetersäure  und  schwaches 
Glühen  des  Reaktionsprodukts  (Antimonsäure).  Bei  starkem  Glühen 
verliert  es  Sauerstoff  und  geht  in  das  sehr  beständige  Antimonylanti- 
monat  Sb^O^  über. 

In  konzentrierter  Salzsäure  lOst  sich  das  Pentoxyd  unter  Bil- 
dung des  Pentachlorids : 

SbjjOg  +  10  HCl  =  5  HjO  -f  2  SbClä 

Versetzt  man  diese  LOsung  mit  Wasser,  so  entsteht  zunächst 
eine  weiße  Fällung  von  Antimonoxychlorid  SbOgCl,  das  durch 
mehr  Wasser  in  der  Hitze  leicht  in  Antimonsäure  übergeht: 

SbClä  +  2  H^O  :;^  4  HCl  +  SbOgCl 

SbOgCl  -f  2  HÖH  -^  HCl  -f  SbO^Hj 

Weinsäure  verhindert  die  Fällung  des  Pentachlorids  durch 
Wasser,  weil  das  Oxychlorid,  wie  das  SbOCl  (Seite  211),  in  Wein- 
säure lOslich  ist. 

Das  Antimonpentoxyd  ist  ein  Säureanhydrid,  von  dem  sich, 
wie  von  der  Phosphorsäure,  drei  Säuren  ableiten, 

/OH  ^        QK  =  O  n  —  ftK  —  OH 

0  =  Sb  -  OH  0  =  Sb  _  OH  0  _  Sb  _  Qg 

\  OH  Metantimoiißäure  \ 

Orthoantimonsäure  / 

PjroantinioxiB&are 


—    214    — 

die  alle  dargestellt  worden  sind.  Von  den  Salzen  dieser  Sänren 
kennt  man  hauptsächlich  die  der  Meta-  und  Pyrosäore.  Die 
Trimetallsalze  der  Orthosänre  sind  nicht  bekannt,  wohl  aber  das  Mono- 
metallsalz.  Alle  Antimonate,  als  Salze  der  sehr  schwachen  Antimon- 
säuren,  sind  sehr  unbeständig  und  werden  durch   Wasser   gespalten. 

Schmilzt  man  Antimonpentoxyd  mit  viel  Kaliumhydroxyd,  so 
erhält  man  eine  Schmelze,  welche  jedenfalls  das  Trimetallsalz  der 
Orthoantimonsäure  enthält.  LOst  man  die  Schmelze  in  wenig  Wasser 
und  läßt  kristallisieren,  so  bilden  sich  warzenförmige  zerfließliche 
Kristalle  von  Kaliumpyroantimonat  K^Sb^O^. 

Das  zuerst  entstandene  Orthosalz  ist  durch  das  Wasser  wie  folgt 
zersetzt  worden: 

/OK  n  —  m.  —  OK 

0  =  Sb  -  OK  ^  —  ^^  ^  OK 

)^|  +  H0H:^>2K0H+  )o 

0  =  Sb—  OK  O  —  ftK  —  OK 

\0H  0_Sb_^j^ 

Durch  viel  kaltes  Wasser,  rascher  durch  kurzes  Kochen  mit 
wenig  Wasser,  verwandelt  sich  dieses  zerfließliche  Salz  allmählich 
unter  Abspaltung  von  KOH  in  das  saure  Salz: 

0  =  Sb  _  Qj^       HÖH  0  =  Sb  3  Qg 

\o    +       :^>:2K0H+  \o 

r.       QU  —  OK       HÖH  ^       GK  —  OH 

welches  ein  kömiges,  in  kaltem  Wasser  schwer  lOsliches  Pulver  ^) 
darstellt.  In  Wasser  von  40^  bis  50^  lOst  es  sich  reichlich  auf  und 
wir  benützen  diese  Lösung  zur  Prüfung  auf  Natrium,  da  das  Na- 
triumsalz sehr  viel  unlöslicher  ist  als  das  Kaliumsalz. 

Kocht  man  das  kömige  Kaliumsalz  anhaltend  mit  viel  Wasser, 
so  nimmt  es  allmählich  Wasser  auf  und  geht  in  das  leicht  lösliche 
Monometallsalz  der  Orthoantimonsäure  über: 

—  ^^  /OK 

\0      +Hj,0:^2  0=  Sb -OH 

o  =  sbzg^ 


0  Da«  kömige  Sals  hat  die  Zasammensetcang  KsHaSbsOf  4~  ^  HfO. 


—    215    — 

das  beim  Verdampfen  der  LOemig  als  gnmmiartige  Masse  von 
der  Zosanmiensetzmig  2  KH^SbO^  -j-  H^O  eilialten  wird,  durch 
längeres  Kochen  der  wSsserigen  LOsnng  aber  weiter  KOH  und 
amorphe  Qrthoantimonsäore  abspaltet: 

/OK  /OH 

0  =  Sb— OH-fHOH  T>:  KOH-f  O  =  8b— OH 

\0H  \0H 

Durch  Säuren  werden  alle  Antimonate,  unter  Abscheidung  von 
amorpher  Antimonsäure,   zersetzt 

Das  gnmmiartige  Monometallsalz  gibt  mit  Natrinmsalzen  eine 
amorphe  Fällung,  die  erst  allmählich  kristallinisch  wird,  während  das 
pyroantimonsaure  Kjtlinm  sofort  die  kristallinische  Fällung  gibt. 

Zur  Bereitung  eines  empfindlichen  Beagens  auf  Natrium  ver- 
flthrt  man  wie  folgt: 

Man  versetzt  das  käufliehe  E^aliumantimonat,  das  oft  stark 
mit  Antimonit  verunreinigt  ist,  mit  konzentrierter  Salpetersäure 
und  kocht,  bis  keine  roten  Dämpfe  mehr  entweichen,  gießt  die 
Säure  ab,  wäscht  die  ungelöste,  schwere,  pulverige  Antimonsäure  durch 
Dekantation  mit  Wasser  und  kocht  mit  doppelt  normaler 
ELalilauge  mehrere  Minuten.  So  erhält  man  das  saure,  kOmige 
Kaliumsalz  ganz  rein.  Man  ktthlt  ab,  schüttelt  ^)  und  filtriert.  Das 
erhaltene  Filtrat  reagiert  sofort  mit  einem  Tropfen 
irgend  einer  normalen  NatriumsalzlOsung. 

Reaktionen  der  Antimonpentoxydverbindimgen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  LOsung  des  gereinigten  Ka- 
liumantimonates in  Salzsäure. 

1.  Schwefelwasserstoff  fSJlt  aus  mäßig  sauren  Lösungen 
orangerotes  Pentasulfid: 

2  SbClj  +  5  HgS  =  10  HCl  +  SbjSg 

Das  Antimonpentasulfid  ist  in  starker  Salzsäure  unter  Ent- 
wicklung von  Schwefelwasserstoff,  Bildung  von  Trichlorid  und  Ab- 
scheidung von  Schwefel  löslich: 

Sbj  S5  +  6  HCl  =  3  Hj  S  +  2  S  +  2  SbClj 

Femer  löst  es  sich  wie  das  Trisulfid  in  Schwefelalkalien  und 
in  Alkalien,  nicht  aber  in  Ammonkarbonat.  Bei  der  Behandlung 
mit  Schwefelalkalien  entstehen  Sulfosalze: 

Sb^Ss  +  3  (NHJ,S  =  2  SbS(SNHj3 

die    durch    Säuren    unter    Abscheidung    des    Pentasulfids  und    Ent- 
wicklung von  Schwefelwasserstoff  zersetzt  werden: 

^)  KaliumpjToantimonat  bildet  leicht  ttbenAttigte  Lteongwi« 


—    216    — 

2  SbS(SNHj3  +  6  HCl  =  6  NH^Cl  -f  3  H^^S  +  Sb^S^ 

Alkalien  lOsen  das  PentasoMd  nnter  Bildung  von  Snlfosalz  nnd 
Ox  jsulfosalz : 

SbgSg  +  6  KOH  =  SbS(SK)3  +  SbS(0K)3  +  3  H^O 

2.  Jodwasserstoff  reduziert  Antimonpentoxjdverbindungen  in 
saurer  Lösung  zu  Anümontrioxydyerbindungen  unter  Abscheidung 
von  Jod: 

SbClß  -f-  2  H  J  :=  2  HCl  +  SbClj  +  J, 

(Unterschied  von  Antimontrioxyd.) 

3.  Naszierender  Wasserstoff.  Behandelt  man  eine  Antimon- 
Verbindung,  sei  es  Tri-  oder  Pentoxydverbindung,  mit  naszierendem 
Wasserstoff,  so  erhält  man  Antimonwasserstoff: 

SbjjOj  +  6  H^  =  3  HjO  +  2  SbHg 
SbgOg  4-  8  Hg  =  6  HgO  -f  2  SbHg 

Entwickelt  man  den  Antimon  Wasserstoff  in  dem  Marsh  sehen 
Apparat  (vgl.  Seite  198)  und  leitet  das  Gas  durch  eine  glühende 
Rohre,  so  entsteht,  wie  beim  Arsenwasserstoff,  ein  Spiegel  von 
metallischem  Antimon.  Da  aber  der  Antimonwasserstoff  weit  unbe- 
ständiger ist  als  die  entsprechende  Arsenverbindung,  so  findet  die 
Zersetzung  bei  viel  niedrigerer  Temperatur  statt;  man  erhält  zum 
Teil  vor  der  Glühstelle  einen  Antimonspiegel.  (Unterschied  von 
Arsen.) 

Zündet  man  den  aus  dem  Marshschen  Apparat  entweichenden 
Antimonwasserstoff  an,  so  verbrennt  er  mit  fahl  grüner 
Farbe  zu  Wasser  und  Antimontrioxyd.  Hält  man  einen  glatten 
Porzellantiegeldeckel  unmittelbar  über  die  AusströmungsOffiiung, 
so  bildet  sich  auf  dem  Deckel  ein  metallisch  glänzender  Antimon- 
fleck, der  beim  Betupfen  mit  NatriumhypochloritlOsung  nicht  ver- 
schwindet. (Unterschied  von  Arsen.) 

Läßt  man  Antimonwasserstoff  auf  Silbernitratlösung  ^)  einwirken, 
so  entsteht  eine  schwarze  Fällung  von  Antimonsilber. 

SbHj  +  3  AgNOj  =  SbAgj  +  3  HNO3 

Reaktionen  des  Antimons  auf  trockenem  Wege. 

Antimonverbindungen  erteilen  der  Flamme  eine  fahle,  grün- 
lich weiße  Farbe.  Mit  Soda  auf  der  Kohle  erhitzt,  erhiQt  man 
ein  sprOdes  Metallkorn,  umgeben  von  einem  weißen  Be- 
schlag. 


*)  Festes  Silbenutrat  wird  durch  SbH,  zuerst  gelb,  dann  schwars  ge- 
f&rbt,  genau  wie  durch  ArsenwaBserBtoff  (s.  S.  206). 


—    217     — 

Saiiersto£F(rerbindnngen  des  Antimons  werden,  in  der  oberen 
Reduktionsflamme  erhitzt,  zu  Metall  reduziert,  das  sich  verflüchtigt 
und  in  der  oberen  Flamme  zu  Trioxyd  verbrennt,  das  auf  einer 
außen  glasierten  Porzellanschale  aufgefangen,  beim  Befeuchten  mit 
Silbemitrat  und  Anhauchen  mit  Ammoniak  geschwärzt  wird,  infolge 
der  Ausscheidung  von  metallischem  Silber: 

Sb,03  +  4  AgNO,  4-  4  NH3  +  2  H,0  =  4  NH.NO,  +  Sb,0,  +  4  Ag 

Ziim  =  Sn.  At.-Gew.  =  U90. 

Sp.  Gewicht  =  7-29.     F.  P.  =  232^  0.     S.  P.  =ca.  1500^  C. 

Vorkommen.  Das  Zinn  kommt  nicht  gediegen,  sondern  fast 
ausschließlich  als  Dioxyd  Sn^O^  vor,  und  zwar  als  Zinnstein 
(Cassiterit),  tetragonal  kristallisierend,  isomorph  dem  Rutil  (Ti^^OJ, 
dem  Zirkon  (SiO^,  ZrO^)  nnd  dem  Polianit  (Mn^OJ. 

Das  Zinn  ist  ein  silberweißes  Metall,  welches  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  duktil  ist.  Bei  sehr  niedriger  Temperatur 
und  bei  Temperaturen  nahe  dem  Schmelzpunkt  ist  es  dagegen  so 
sprGde,  daß  es  pulverisiert  werden  kann.  Will  man  daher  pulveriges 
Zinn  darstellen,  so  erhitzt  man  es  in  einer  Porzellanschale  bis  zum 
Schmelzen,  entfernt  die  Flamme  und  rührt  rasch  mit  einem  Pistill 
um.  £s  kühlt  sich  bald  ab  (auf  ca.  200^),  wird  sprOde  und  liefert 
ein  sehr  feines  Pulver. 

Das  Zinn  lOst  sich  in  konzentrierter  Ghlorwasserstoflsäure  in 
der  Wärme  unter  Wassersto£fentwicklung : 

Sn  4-  2  HCl  =  SnClj  +  H^ 

Bei  Gegenwart  von  Platin  nnd  bei  niedriger  Temperatur  geht 
die  Losung  viel  rascher  von  statten.  Durch  verdünnte  Ghlorwasser- 
stoflsäure wird  das  Zinn  nur  langsam  gelöst. 

Salpetersäure  vom  spez.  Gew.  1*2 — 1*3  löst  das  Zinn 
nicht,  sondern  oxydiert  es  zu  b-Zinnsäure  (Metazinnsäure) : 

3  Sn  -f  4  HNO3  -f  HjjO  =  3  SnO(OH)j  -f-  4  NO 

Kalte  verdünnte  Salpetersäure  lOst  das  Metall  lang- 
sam ohne  Gasentwicklung  auf,  unter  Bildung  von  Ammonium-  und 
Stannonitrat.  Die  Reaktion  verläuft  in  zwei  Phasen:  zunächst 
entsteht  Stannonitrat  und  Wasserstoff: 

Sn  -f  2  HNO3  =  SnCNOj)^  -f  H, 

Der  naszierende  Wasserstoff  reduziert  dann  die  Salpetersäure 
zu  Ammoniak: 

HNO3  +  4H8  =  3H30  +  NH3 

das    mit    der    überschüssigen  Säure  Ammonnitrat    liefert.     Die   Ge- 
samtreaktion gestaltet  sich  daher  wie  folgt: 


—    218    — 

4  Sn  +  10  HNOg  =  4  Sn(N03),  +  NH^NOj  +  3  H^O 

In  Königswasser  l{5st  sich  das  Zinn  unter  Bildung  von 
Stannichlorid: 

3  Sn  +  4  HNO3  +  12  HC1  =  4  NO  +  8  H.O  +  3  SnCl^ 

In  verdünnter  Schwefelsäure  lOst  sich  das  Zinn  sehr 
langsam,  leicht  dagegen  in  heißer,  konzentrierter  Säure  unter  Ent- 
wicklung von  Schwefeldioxyd  und  Bildung  von  Stannisulfat : 

Sn  -f-  4  H2SO4  =  2  SOjj  +  4  H^O  +  Sn(SO J, 

Das  Zinn  bildet  zwei  Oxyde : 

Das  Zinnmonoxyd       ^  ■,      Zinndioxyd 

/a .  jt       und  das  .q.  .      -^    ,. 

(ötannooxyd)  (Stannioxyd) 

Sn  =  0  ®°  =  0 

Von  den  beiden  Oxyden  leiten  sich  Salze  ab,  die  St  anno-  und 
Stanniverbindungen,  von  denen  erstere  zweiwertiges,  letztere 
vierwert iges  Zinn  enthalten. 

A.  Stannoverbindungen. 

Das  Stannooxyd  ist,  je  nach  der  Darstellung,  ein  oliven- 
grtines  bis  schwarzes  Pulver,  das  an  der  Luft,  besonders  rasch 
beim  Erhitzen,  in  das  weiße  Stannioxyd  tibergeht,  ein  Ver- 
halten, das  allen  Stannoverbindungen  zukommt.  Durch  Lösen  des 
Stannooxydes  oder  besser  durch  Lösen  des  Metalles  in  Chlor- 
wasserstofisäure,  erhält  man  das  Stannochlorid,  das  wichtigste 
Stannosalz. 

Dasselbe  kommt  mit  zwei  Molekeln  Ejistallwasser  (SnCl^ 
-|-  2  HjO)  als  sogenanntes  „Zinnsalz''  in  den  Handel. 

Behandelt  man  die  frischen  Kristalle  des  Zinnsalzes  mit 
sehr  wenig  Wasser,  so  lOsen  sie  sich  leicht  zu  einer  klaren  Fltissjg- 
keit.  Fügt  man  aber  mehr  Wasser  hinzu,  so  trübt  sich  die  LOsung 
stark,  indem  sich  basisches  Salz  abscheidet: 


®Kci + ^^^  ^  ^^^  +  s^  Z  cf 


das  in  ChlorwasserstoflOsäure  leicht  löslich  ist. 

Aber  auch  die  klare  konzentrierte  Lösung  trübt  sich  an  der 
Luffc  bald,  infolge  der  Bildung  des  gleichen  basischen  Salzes  und 
unter  Abspaltung  von  Chlor: 

g^  — Gl 

""3^+0  +  ^0^  =  28^1^^  +  01, 
8^-01 


—    219    — 

Das  Chlor  wird  jedoch  nicht  frei,  sondern  lagert  sich  an  noch 
nicht  zersetztes  Stannochlorid  und  erzeugt  Stannichlorid : 

SnClg  +  Clg  =  SnCl^ 

Behandelt  man  Zinntetrachlorid  mit  metallischem  Zinn,  so  geht 
letzteres  in  LGsnng,  wobei  wiederum  Stannochlorid  entsteht: 

SnCl^  +  Sn  =  2  SnCl^ 

Um  daher  eine  Stannochloridlösnng  (ZinnchlorUrlösnng)  wirksam 
zu  erhalten,  versetzt  man  sie  mit  Chlorwasser  st  off  säure,  um 
die  Bildung  des  basischen  Salzes  zu  y  erhüten,  und  mit 
metallischem  Zinn,  um  das  stets  sich  bildende  Stanni- 
chlorid  in  Stannochlorid  zu  yerwandeln. 

Eine  solche  LOsung  nimmt  beständig  an  Stärke  zu,  da  das 
metallische  Zinn  yon  derselben  aufgenommen  wird. 

Will  man  ihre  Konzentration  unyerändert  erhalten,  was  nur  fUr 
quantitatiye  Zwecke  nötig  ist,  so  bewahrt  man  die  salzsaure  Lösung 
des  Stannochlorides,  ohne  metallisches  Zinn  zuzusetzen,  bei  Luft- 
abschluß auf  (in  einer  Kohlensäureatmosphäre). 

Die  Stannoyerbindungen  sind  meist  farblos.  Das 
Oxyd  ist,  wie  schon  erwähnt,  schwarz,  das  Sulfid  dunkel- 
braun. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Kalium-  und  Natriamhydroxyd  erzeugen  eine  weiße,  gallert- 
artige Fällung  von  Stannohydroxyd : 

SnCl,  +  2  KOH  =  2  KCl  +  Sn(OH)j, 

die  leicht  im  Überschuß  des  Fällungsmittels  löslich  ist,  unter  Bildung 
einer  salzartigen  Verbindung,  des  Kaliumstannites : 

Sn(0H)3  +  KOH  =  H^O  +  Sn  2.  q]^  0 

Aber  auch  in  ChlorwasserstofTsäure  löst  sich  das  Hydroxyd 
leicht.  Es  verhält  sich  daher  das  Zinnhydroxyd  wie  das  Zink-, 
Aluminium-  und  Chromhydroxyd,  bald  als  Base,  bald  als  Säure. 

Die  alkalische  Lösung  der  Alkalistannite  kann  sich  unter  Um- 
ständen braunschwarz  bis  schwarz  fkrben,  besonders  beim 
Erwärmen  oder  bei  Anwendung  sehr  konzentrierter  Alkalilauge, 
indem  entweder  metallisches  Zinn  oder  Zinnmonoxyd 
abgeschieden  wird. 

^)  Nach  HantzBch,  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  (1902),  Bd.  XXX,  S.  289, 
enthält  die  Lösoiig  zinnameisensaures  Ealiam: 

H    o 

Sn  — OK 


—    220    ~ 

Ans  yerdünnter  Kalilauge    scheidet  sich  nach   längerem  Stehen 
allmählich,  rascher  beim  Erhitzen,  schwarzes  Zinnmonoxyd  ab: 

Sn  ~  ^^  =  KOH  +  SnO 

und  ans  ganz  konzentrierter  Kalilange  scheidet  sich  fast  nur  schwarzes 
metallisches  Zinn  ab: 

2  Sn  Z  0K+  ^  °«^  =  [Sn(OH)e]  K,  +  Sn  ^) 

2.  Ammoniak  und  Alkalikarbonate  fallen  weißes  Hydroxyd 
nicht  ganz  nnlOslich  im  Überschuß  des  FäUnngsmittels : 

SnClj  +  2  NH^OH  =  2  NH^Cl  +  Sn(OH), 

SnClg  +  Na^COg  +  H^^O  =  2  NaCl  +  CO^  +  Sn(OH)^ 

3.  Schwefelwasserstoff  erzeugt  in  nicht  zu  saurer  Lösung 
eine  braune  Fällung  Ton  Stannosulfid: 

SnClj  +  HjS  :^t  2  HCl  +  SnS 

leicht  lOslich  in  starker  Salzsäure;  daher  üQlt  bei  Anwesenheit  von 
viel  Salzsäure  kein  Stannosulfid.  Verdünnt  man  aber  die  mit 
Schwefelwassorstofi  gesättigte  Lösung  stark  mit  Wasser,  so  f^lt  es 
vollständig  aus. 

In  Ammoniak  und  Ammonkarbonat  ist  das  Stannosulfid  unlöslich 
(Unterschied  von  Arsen)  ebenso  in  farblosem  Schwefelammonium 
(Unterschied  von  Arsen  und  Antimon),  dagegen  leicht  löslich  in 
gelbem  Schwefelammonium,  unter  Bildung  von  Ammoniumsulf o- 
stannat : 

SnS  +  (NHJgSg  =  Sn  —  SNH^ 

\SNH4 

Säuert  man  diese  Lösung  mit  irgend  einer  Säure  an,  so  fUllt 
gelbes  Stannisulfid  aus: 

Sn  '^  —  SNH^  4-  2  HCl  =  2  NH^Cl  +  H^S  +  SnSj, 
\SNH^ 

4.  Merkurlchlorid  erzeugt  in  Stannosalzlösungen  eine  weiße 
Fällung  von  Merkurochlorid : 

Hg<ci  Hg-Cl 

)  ^  +  SnCl,  =  SnCl,  +    | 

Hg<c  HS-^^ 


')  Ditte,  Compt.  rend.  94,  S.  792,  864. 


-     221    — 

Ist  aber  das  ZinnchlorUr  im  Überschuß  vorLanden,  so  wird  das 
Merknrocblorid  zu  granem  Metall  reduziert: 

HgjCl,  +  SnCl,  =  SnCl^  +  2  Hg 

5.  Noch  empfindlicher  ist  die  Goldprobe.  Versetzt  man  eine 
Goldchloridlösung  mit  einer  Spur  von  ZinnchlorUr,  so  wird  fein  zer- 
teiltes metallisches  Gold  ge&Ut: 

2  AuClj  +  3  SnClj  =  3  SnCl^  +  2  Au 

das  bei  auffallendem  Lichte  betrachtet   braun,    bei   durchgehendem 
Lichte  aber  blaugrUn  gefärbt  erscheint. 

6.  Metallisches  Zink  scheidet  aus  Stanno-,  wie  aus  Stanni- 
Salzlösungen,  das  Zinn  als  schwammiges  Metall  aus,  das  am  Zink 
haften  bleibt: 

SnClj  +  2  Zn  =  2  ZnCl,  +  Sn 

Das  fein  zerteilte,  schwammige  Metall  ist  in  starker  Salzsäure 
sehr  leicht  löslich,  und  man  führt  daher  den  Versuch  nicht  in  sehr 
stark  saurer  Lösung  aus,  weil  das  Metall  infolge  der  heftigen 
Wasserstoffentwicklung  vom  Zink  abgeschleudert  und  von  der  Säure 
wieder  gelöst  wird.  Am  besten  operiert  man  wie  folgt:  Man  bringt 
einige  Tropfen  der  zu  prüfenden  nicht  zu  sauren  Lösung  auf  ein 
Stück  Platinblech  und  taucht  ein  Stück  blankes  Zinkblech  hinein, 
aber  so,  daß  es  die  Platinunterlage  berührt.  Es  scheidet  sich  so 
das. Zinn  teils  am.  Zink,  ^)  teils  am  Platin  aus,  unter  Bildung  eines 
grauen  Fleckes,  der  beim  Entfernen  des  Zinks  sofort  verschwindet, 
vorausgesetzt,  daß  die  Lösung  noch  sauer  ist  (Unterschied  von 
Antimon).  Läßt  man  das  Zink  so  lange  einwirken,  bis  sich  kein 
Wasserstoff  mehr  entwickelt,  so  verschwindet  selbstverständlich  der 
graue  Zinnfleck  nicht.  Fügt  man  aber  einige  Tropfen  konzentrierte 
Salzsäure  hinzu,  so  beginnt  eine  lebhafte  Wasserstoffentwicklung  und 
der  Fleck  verschwindet  rasch.  Der  Grund,  weshalb  das  Zinn  sieh 
auf  das  Platin,  trotz  Anwesenheit  starker  Säure,  niederschlägt,  ist 
der:  Durch  Berührung  des  Platins  mit  dem  Zink  entsteht  ein 
galvanischer  Strom,  welcher  vom  Zink  zum  Platin  fließt;  das  Platin 
wird  zur  Kathode,  an  der  das  Zinn  sich  abscheidet.  Entfernt  man 
das  Zink,  so  hört  der  Strom  auf  und  die  lösende  Wirkung  der 
Salzsäure  kommt  zur  Geltung,  der  Fleck  verschwindet, 

B.  Stanniverbindnngen. 

Die  Stanniverbindungen,  die  sämtlich  farblos  sind,  ausgenommen 
das   gelbe   Sulfid  SnS^,  können    nicht    durch   Auflösen   des  Oxydes 

')  Bei  schwach  saurer  Lösung  scheidet  sich  das  Zinn  hauptsächlich  am 
Zink  ah,  hei  stark  saarer  Lösung  jedoch,  wie  sie  hei  der  Analyse  meist  vor^ 
liegt,  am  Platin. 


—    222    — 

SnOj,  von  dem  sie  sich  ableiten,  erhalten  werden,  weil  das  Oxyd 
von  Säuren  kaum  angegriffen  wird.  Man  erhält  sie  auf  indirektem 
Wege,  entweder  vom  metallischen  Zinn  oder  yon  einer  Stannover- 
bindung  ausgehend. 

Die  einfachen  Stanniverbindungen  werden  alle,  mehr  oder 
weniger  leicht,  durch  Wasser  vollständig  gespalten,  so  daß  der 
Analytiker  sie  fast  niemals  antrifft.  Das  Nitrat  Sn(N03)4  und  das 
Sulfat  Sn(S04)3  zersetzen  sich  in  der  Kälte  sehr  rasch  in  Säure  und 
Stannihydroxyd.  Die  Halogenverbindungen  sind  weit  beständiger 
und  werden  nur  durch  viel  Wasser  in  der  Hitze  zersetzt;  wir 
wollen  daher  die  Heaktionen  der  Stanniverbindungen  an  Hand  der 
Halogenverbindungen  betrachten. 

Das  Stannichlorid  SnCl^  erhält  man  durch  Chlorierung 
von  metallischem  Zinn  mittels  trockenen  Chlorgases: 

Sn  +  2  Cl^  =  SnCl^ 

Das  Stannichlorid  ist  eine  farblose,  an  der  Luft  rauchende 
Flüssigkeit,  welche  bei  120^  C  siedet.  Versetzt  man  es  mit  wenig 
Wasser,  so  erstarrt  es  bald,  unter  Bildung  von  monosymmetrisch 
kristallisierenden  Hydraten: 

SnCl^  +  3  HgO 
SnCl^  -f  5  HgO 
SnCl^  +  8  HgO 

wovon  das  mit  5  H^O  Handelssalz  ist;  es  findet  in  der  Färberei  als 
Beize  vielfache  Anwendung. 

Versetzt  man  diese  Hydrate  mit  mehr  Wasser,  so  lOsen  sie 
sich  leicht  zu  einer  vOUig  klaren,  stark  sauren  Flüssigkeit,  die 
sich  beim  Kochen  (der  sehr  verdünnten  frischbereiteten  LOsung) 
allmählich,  unter  Abscheidung  von  voluminösem  Stannihydrat,  stark 
trübt : 

SnCl^  +  4  HÖH  !>;  4  HCl  -f  Sn(OH)^ 


Bei  sehr  großer  Verdünnung  trübt  sich  die  LOsung  schon  in 
der  Kälte.  Die  so  abgeschiedene  Zinnsäuro  fkllt  weder  in  der 
Kälte  noch  in  der  Hitze  quantitativ,  weil  ein  großer  Teil  derselben 
in  der  hydrosolen  Form  vorhanden  ist.  Durch  Aussalzen  in 
der  Hitze  (vgl.  Seite  82),  am  besten  mit  Ammonnitrat,  läßt 
sich  leicht  eine  quantitative  Abscheidung  der  Zinnsäure  bewerk- 
stelligen. 

Zu  analytischen  Zwecken  läßt  sich  eine  StannilOsung  am 
bequemsten  durch  Chlorierung  oder  Bromierung  von  Stannochlorid 
herstellen. 

Versetzt  man  eine  Stannochloridlösung  mit  Chlor,  so  bildet  sich 
leicht  in  der  Kälte  Stannichlorid: 


—    223    — 

SnCl^  +  Clg  =  SnCl^ 

Da  aber  das  Chlor  in  der  yerdünnten  LOsnng  farblos  ist,  so  ist 
es  schwer,  den  Endpunkt  der  Chlorierung  zu  erkennen,  was  bei  der 
Bromiemng  sehr  leicht  ist. 

Fügt  man  nämlich  zu  StannochloridlOsung  starkes  Bromwasser 
unter  beständigem  Umrühren  tropfenweise  hinzu,  so  yerschwindet  die 
braune  Farbe,  solange  noch  Stannochlorid  yorhanden  ist  und  bleibt 
erst  bei  yoUendeter  Oxydation  bestehen.  Die  LOsung  enthält  alsdann 
ein  Gemisch  yon  Stannichlorid  und  Stannibromid : 

2  SnCl,  +  2  Br^  =  SnCl^  +  SnBr^ 

Wie  das  Platintetrachloiid  sich  mit  ChlorwasserstofTsäure  yer- 
bindet,  unter  Bildung  der  komplexen  Platinichlorwasserstoff'- 
säure,  so  y erbindet  sich  das  Zinntetrachlorid  mit  der  Salzsäure, 
unter  Bildung  der  wenig  beständigen  Stannichlorwasserstoff- 
säure:  ^) 

PI  atinichlorwaBserBt  off  säure  St  an  nichlor  wasserst  off  saure 
und  liefert,  wie  jene  schOn  kristallisierende,  in  Wasser  leicht  lös- 
liche Alkalisalze,  woyon  das  Ammoniumsalz  [SnClg](NH^)g,  unter 
dem  Namen  Pinksalz,  Handelsartikel  ist.  Das  oben  besprochene 
Stannichlorid  (SnCl^)  pflegt  man  a-Stanni chlor id  zu  nennen, 
zum  Unterschied  yon  einer  Verbindung,  die  wir  weiter  unten  kennen 
lernen  werden  und  die  als  b-Stanni chlor id  (Stannylchlorid)  be- 
zeichnet wird. 

Reaktionen  der  a-Stanniverbindnngen. 

1.  Salzsäure  und  Schwefelsäure  erzeugen  in  mäßig  konzen- 
trierten StannichloridlOsungen,  sogar  nach  längerem  Stehen,  keine 
Fällung  (Unterschied  yon  b-Stanniverbindungen).  Bei  sehr  großer 
Verdünnung  entsteht  in  der  schwefelsauren  Lösung  eine  starke  Fällung 
yon  basischem  Sulfat.  Auch  in  der  sehr  yerdünnten  salzsauren 
Lösung  bildet  sich  allmählich  eine  geringe  Trübung,  die  beim  Kochen 
der  Lösung  sehr  stark  wird: 

SnCl^  +  4  HÖH  :^t  4  HCl  +  Sn(OH)^ 

2.  Kaliumsulfat  und  Natriumsulfat  erzeugen  in  a-Stannisalz- 
lösungen  in  der  Kälte  keine  Fällung  (Unterschied  von  Stannyl- 
chlorid),  in  der  Hitze  aber  fkllt  alles  Zinn  als  Hydrat  aus. 

8.  Kalium-  oder  Xatriumhydroxyd.  Versetzt  man  eine  Stanni- 
saklösung  mit  Alkalihydrozyd,  so  erhält  man  einen  yoluminösen, 
gallertartigen,  weißen  Niederschlag: 

*)  Seubert,  B.  B.  20  (1887),  8.  793.  Ferner:  Bellucci  &  Parra- 
vano,  Z.  f.  anorg.  Ch.  45  (1905),  S.  145. 


—    224    — 

SnCl^  +  4  KOH  =  4  KCl  +  SnCOH)^ 

von  der  Formel  Sn(OH)^,  wenn  lufttrocken,  und   SnO(OH)j,  wenn 
über  Schwefelsäure  getrocknet. ') 

In  einem  Überschuß  von  Alkalihydroxyd  lOst  sich  der 
Niederschlag  leicht,  unter  Bildung  von  Salzen,  die  sich  nicht  von 
den  obigen  Hydraten,  sondern  von  dem  noch  nicht  in  reinem  Zu- 
stande dai^estellten  Hydrat  [Sn(OH)g]H^  ableiten: 

Sn(0H)4  +  2  KOH  =  [Sn(OH)g]  K^ 

Auch  in  Ammoniak  lOst  sich  das  Hydrat,  aber  nur  bei  Abwesenheit 
von  Ammonsalzen. 

Durch  seine  LGslichkeit  in  Alkalien  verhält  sich  demnach  das  Stanni- 
hydroxyd  wie  eine  Säure,  die  Hexaoxyzinnsäure,  die  nach  Bellucci 
und  Parravano')  zu  der  StannicKLorwasserstoffisäure  in  derselben 
Beziehung  steht  wie  .die  Hexaoxyplatinsäure  zu  der  Platinichlor- 
wasserstof^ure : 

[PtCleJH,  [SnCle]H, 

PlatinichlorwafiserstoffiAure  Stannichlorwasserstoffsäare 

[Pt(OH),]H,  [Sn(OH),]H, 

HezaoxyplatmBäare  HexaozjzinnB&aro 

Die  Salze  der  Hexaoxyzinnsäure  bezeichnet  man  kurzweg  als 
Stannate  oder  a-Stannate,  zum  Unterschied  von  den  b-Stan- 
naten  oder  Metastannaten,  die  sich  von  einer  polymeren  Zinn- 
säure (HjSn03)5  ableiten.     (Siehe  weiter  unten.) 

Für  die  a-Stannisäure  ist  charakteristisch  ihre  leichte 
Löslichkeit  in  verdünnten  Mineralsäuren  in  der  Kälte.  Sie  lOst 
sich  leicht  in  Ghlorwasserstoffsäure,  Salpetersäure  und 
Schwefelsäure  und  dadurch  verhält  sich  Stannihydrat  auch  als 
Base.  Beim  Kochen  der  verdünnten  sauren  LOsung  des  Hydrates 
fUllt  Zinnsäure  aus  (besonders  leicht  aus  der  schwefelsauren 
Lösung),  die  sich  in  verdünnten  Säuren  in  der  Kälte  wieder  löst, 
vorausgesetzt,  dafi  das  Kochen  nicht  lange  fortgesetzt  wird.  In 
letzterem  Falle  findet  eine  Polymerisation  der  a-Zinnsäure  zu  b-Zinn- 
slture  statt,  die  in  verdünnten  Säuren  unlöslich  ist. 

4.  Kaliamkarbonat  fkllt  aus  Stannichloridlösungen  Zinnsäure 
aus,  die  im  Überschuß  des  Fällungsmittels  vollständig  gelöst 
wird  (Unterschied  von  b-Zinnsäure) : 

SnCl^  +  2  K^COj  +  2  H^O  =  4  KCl  -}-  2  CO,  +  Sn(OH)^ 

5«  Xatriamkarbonat  verhält  sich  ebenso,  nur  wird  der  Nieder- 
schlag nicht  so  leicht  im  Überschuß  gelöst. 

6.  Ammoniak  fkllt  aus  Stannichloridlösungen  Zinnsäure ;  Wein- 
säure verhindert  die  Fällung  (Unterschied  von  b-Zinnsäure). 

^)  Bellacci  &  Parravano,  Z.  f.  anorg^.  Ch.  45  (1905),  S.  166. 
^  loc   cit. 


—     225     — 


Reaktionen  der  b-Stanniverbindnngen« 

(Metazinnsäureverbindungen.) 

Durch  Oxydation  des  metallischen  Zinns  mit  heißer  Salpeter- 
säure vom  sp.  Gew.  1*3  bildet  sich  zunächst  Stanninitrat,  das  durch 
Kochen  mit  Wasser  Tollständig  hydrol3rtisch  in  Salpetersäure  und 
Metazinnsäure  gespalten  wird. 

Die  Metazinnsäure  stellt  ein  weißes,  in  Salpetersäure  unlösliches 
Pulver  dar,  dem  tlber  Schwefelsäure  getrocknet,  die  Formel 

HgSnOj 

zukommt,  das  also  empirisch  dieselbe  Zusammensetzung 
hat,  wie  das  aus  Stannichloridlösung  durch  Fällung 
mit  Alkalien  erhaltene  Hydrat,  Ton  dem  es  sich  jedoch 
in  vielen  Reaktionen  wesentlich  unterscheidet. 

Während  die  a-Z in n säure,  wie  bereits  erwähnt, 
sich  leicht  in  verdünnten  Mineralsäuren  löst,  ist  die 
b-Zinnsäure  darin  fast  unlöslich. 

1.  Behandelt  man  die  b-Zinnsäure  kurze  Zeit  mit  konz.  Salz- 
säure, so  bildet  sich  ein  Chlorid,  das  in  Salzsäure  unlöslich 
ist,  dagegen  leicht  lOslich  in  Wasser.  Die  LOsung  enthält  das  so- 
genannte b-Stannichlorid  (passender  wäre  die  Bezeichnung 
Stannylchlorid)  von  der  Zusammensetzung: 

Sn,0,Cl,(0H)3i) 

2.  Versetzt  man  die  wässerige  LOsung  des  Stannylchlorides 
mit  Salzsäure,  so  fällt  fast  alles  Zinn  wieder  aus  in 
Form  einer  hoher  chlorierten  Verbindung  von  derZu- 
sammensetzung: 

Sn,0,Cl,(OH),  +  4  H,0 ») 

3.  Erhitzt  man  eine  wässerige  LOsung  von  Stannylchlorid  zum 
Sieden,  so  fkllt  fast  alles  Zinn  als  b-Zinnsäure  aus,  die  in  ver- 
dünnten Säuren  unlöslich  ist. 

Dieses  verschiedene  Verhalten  der  beiden  Chloride,  sowie  der 
beiden  Säuren,  kann  man  durch  folgende  Überlegung  erklären:  Wie 
die  der  Zinnsäure  nahe  verwandte  Kieselsäure  in  zahlreichen  Silikaten 
in  verschiedenen  polymeren  Formen  auftritt,  ich  erinnere  an  die 
Mineralien  der  Pyroxen-  und  Amphibolgruppe : 


>)  K.  Eoge],  Chem.  Zeitg.  1897,  S.  809  und  859. 

*)  Weber,  Jahresber.  1869,  244  a.  Pogg.  Add.  122,  358. 

Troadwell,  Analytische  Chemie.  I.  Bd.  0.  Aufl.  1 5 


—    226    — 

Wollastonit  CaSiO,       nnd       Tremolit  8i^0,gMgjCa 

ein  Derivat  der  gewQlmlichen  ein  Derivat  der  poljmeren  Kie- 

Metakieselstttire :  selsilnre : 

5n"~Si  — 0—  Si— O») 

^0  ^^-|  I 

g.  -  OH  0  0 

SO  höchst  wahrscheinlich  anch  die  Zinnsäüre.  Eine  dieser  polymeren 
Zinnsäuren  scheint  die  Zusammensetzung  [Sn03H2]5  zu  besitzen  und 
man  könnte  daher  folgende  Strukturformel  annehmen: 

HO  —  Sn  —  OH 

HO  -  ^/  ^^„  —  OH 

HO  -  T  ,  —  OH 


0 


i 


HO  -  J          n        J„  —  OH 
gQ_Sn--0 Sn_Qg 

Bei  der  Behandlung  einer  solchen  Verbindung  mit  konzen- 
trierter Salzsäure  werden  zunächst  die  Hydroxylgruppen  durch  Chlor 
ersetzt  und  man  gelangt  zu  einer  Verbindung,  welche  Zinn,  Sauer- 
stoff und  Chlor  enthält:  z.  B.  Sn^OgClio. 

Diese  hypothetische  Verbindung,  das  Chlorid  der  b-Zinnsäure, 
wird  durch  Wasser  zersetzt,  unter  Bildung  von  Chlorverbindungen 
von  verschiedener  Löslichkeit.  So  fand  R.  Engel  das  Chlorid 
Sn50;^Cl2(OH)g  in  Wasser  löslich,  während  Weber  zeigt,  dafi  aus 
der  wässerigen  Lösung  desselben  durch  Salzsäure  die  Verbindung 
SngOsCl^COH)^  +  4  H^O  ausfällt. 

Die  Vorgänge  der  LösUchkeit  der  b-Zinnsäure  in  Chlorwasser- 
stoffsäure und  Wasser  lassen  sich  in  befriedigender  Weise  durch 
folgende  Gleichungen  ausdrücken: 

Sn505(OH)io  +  10  HCl  =  10  H^O  +  Sn^OßClio  (unlöslich  in  HCl) 
b-Zinnsäure 

oder 
Metazinnsäure 


Sn^OgCljo  +  8  H,0  :^  8  HCl  -f  SngOgCljCOH)^  (löslich  in  Wasser) 

Stanny  Ichl  orid 
SngOsCli,  (OH)g  -}-  2  HCl  :^  2  H,0  -f  Sn^O^Cl^  (0H)„  unlösl.  in  HCl) 

>)  Groth,  Tabellarische  Übenicht  d.  Hin.  1898,  S.  148. 


—     227     — 

Durch  Kochen  der  vässengen  LSsang  tritt  vollständige  Hydrolyse  ein : 
SnjOjCljCOH),  +  2  HÖH  :^  2  HCl  +  SnjOBCOHX, 

Behandelt  man  die  b-Zinnsäure  sehr  lange  Zeit  mit  konzen- 
tilerter  Sabssänre,  so  wird  schließlich  der  Ring  Sn^Og  gesprengt,  und 
alles  Zinn  geht  in  Lösnng  als  gewöhnliches  a-Stannichlorid : 

SnjOftCOH)^^  +  20  HCl  =  15  U^O  +  5  SnCl^ 

Weitere  Reaktionen  von  Stannylchlorid  (b-Stanni- 
chlorid)  sind: 

4.  Schwefelsäure  fällt  in  der  Kälte  ans  StannylchloridlOsnngen 
weißes  Stannylsulfat,  das  beim  Waschen  mit  Wasser  vollständig  in 
b-Stannisäure  verwandelt  wird  (Unterschied  von  a-Stannichlorid). 

5.  KaUum-  und  Natriamsnlfat  verhalten  sich  wie  die  Schwefel- 
säure. 

6.  Kaliumhydroxyd  erzengt  in  StannylchloridlOsnngen  eine 
voluminöse  Fällung  von  b-Zinnsäure,  welche  sich  im  Überschuß  des 
konzentriert  angewandten  Fällungsmittels  nicht  lOst,  sondern  mit 
demselben  b-Stannat  bildet,  das  sich  in  Wasser  und  verdünnter 
Kalilange  leicht  lOst. 

Sn505Cl,(OH),  +  2  KOH  =  2  KCl  +  Sn,0,(OH),o 

b-Zinnsäore 
SnjOs(OH),o  +  2  KOH  =  2  H,0  +  Sn505(OK),(OH)g 

b-Ealiamstannat 

Durch  längeres  Erhitzen  des  Kalium-b-Stannates  mit  kon- 
zentrierter Kalilauge  geht  es  allmählich  in  LOsung  und  wird  in 
a-Kaliumstannat  verwandelt.  Leichter  geschieht  die  Umwandlung 
durch  Schmelzen  der  b-Zinnsäure  mit  Kaliumhydroxyd  im  Silbertiegel. 

Versetzt  man  die  Lösung  des  b-Kaliumstannates  mit  verdünnten 
Mineralsäuren,  so  entsteht  eine  voluminöse  Fällung,  bald  von  b-Zinn- 
säure  (in  überschüssiger  Mineralsäure  unlöslich),  bald  von  a^Zinn- 
säure  (leicht  löslich  im  Überschuß  der  Säure).  Letzterer  Fall  tritt 
ein,  wenn  zur  Erzeugung  des  Kaliumsalzes  sehr  konzentrierte 
Lauge  verwendet  wurde. 

7.  Ammoniak  föllt  ebenfalls  b-Zinnsäure,  auch  bei  Gegenwart 
von  Weinsäure  (Unterschied  von  a-Stannichlorid). 

Wie  wir  gesehen  haben,  lassen  sich  die  a- Verbindungen  leicht 
in  die  b- Verbindungen  verwandeln  und  umgekehrt. 

Die  verdünnten,  wässerigen  Lösungen  der  a-Ver- 
bindungen  gehen  allmählich  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur in  die  b-Verbindungen  über,  rascher  beim 
Kochen;  so  geht  Stannichlorid  Über  in  Stannylchlorid : 

5  SnCl^  -f-  13  HjjO  =  18  HCl  -}-  Sn^06Cl,(OH)8 

15* 


—    228    — 

Die  b-Verbindnngen  gehen  durch  Kochen  mit 
konzentrierter  Salzsäure  oder  Kalilauge  in  die  a-Yer- 
bindungen  über. 

8.  Schwefelwasserstoff  fHUt  aus  nicht  zu  sauren  Losungen, 
sowohl  der  a-,  wie   der  b- Verbindungen,  gelbes   Zinndisulfid  (SnSg): 

SnCl^  +  2  HjjS  :^  4  HCl  +  SnSj 

Sn50fiCla(OH)8  +  10  HjjS  :^  2  HCl  +  13  H,0  +  5  SnS^  >) 

Das  Zinndisulfid  ist  in  Salzsäure  löslich,  daher  erzeugt 
Schwefelwasserstoff  in  stark  chlorwasserstoffhaltigen  Losungen  keine 
Fällung.  Verdünnt  man  aber  die  mit  Schwefelwasserstoff  gesättigte 
Lösung  stark  mit  Wasser,  so  scheidet  sich  das  Sulfid  aus. 

Das  gelbe  ZinnsuMd  ist  ein  Sulfosäureanhydrid  und 
liefert  daher  mit  Schwefelalkalien  Sulfosalze,  die  in 
Wasser  lOslich  sind: 

SnS,  +  (NH4)j,S  =  Sn-SNH^ 

XSNH^ 

Säuren  fHUen  aus  dieser  LOsung  wieder  gelbes  Sulfid: 

Sn-SNH^  +  p!^  =  2  NH^Cl  +  H^S  +  SnS, 
\SNH^        ^^^ 

In  Ammoniak  und  Ammonkarbonat  ist  das  Sulfid 
unlöslich  (Unterschied  von  Arsen).  Durch  konzentrierte  Salpeter- 
säure wird  es  leicht  zu  b-Zinnsäure  oxydiert;  durch  Kosten  an 
der  Luft  kann  es  ohne  Verlust  an  Zinn  in  Zinndiozyd  verwandelt 
werden. 

Das  auf  trockenem  Wege  gewonnene  Disulfid,  das  Musivgold, 
wird  durch  kochende  Salpetersäure  nicht  angegriffen  und  löst  sich 
auch  nicht  in  Schwefelalkalien.  Durch  Königswasser  wird  es  unter 
Abscheidung  von  Schwefel  in  Stannichlorid  verwandelt.  Am  besten 
aber  bringt  man  es  durch  Aufschließen  mit  Soda  und  Schwefel  in 
Lösung  (siehe  weiter  unten). 

9«  Merknrichlorid  erzeugt  in  Stannisalzlösungen  keine  Fällung. 

Das  in  der  Natur  vorkommende  Dioxyd  und  das  stark  geglühte 
Oxyd  sind  in  keiner  Säure  löslich.  Zur  Lösung  verwendet  man 
folgende  Methoden: 

')  Ans  b-StanniverbinduDg^en  fällt  Schwefelwafiserstoff  nur  sehr  langsam 
das  SnSs  aas  und  dann  größtenteils  in  der  hydrosolen  Form;  durch  Zasats 
von  Salzen  wird  es  koagnliert  und  scheidet  sich  dann  flockig  ans,  stets  mit 
b-Zinnsaure  vermischt.  Vgl.  Zeitschr.  f.  anorg.  Gh.,  Bd.  XXYIU,  S.  140  (1901). 
Behandelt  man  eine  Stannylchloridlösang  mit  HgS  und  erhitst  in  einer  Druck- 
flasche  im  Wasserbade,  so  scheidet  sieb  das  Zinn  sehr  rasch  als  grüngelb  ge- 
färbtes Salfid  ab. 


—    229    — 

a)  Aufschliefien  mit  Soda  nnd  Schwefel, 

b)  jf  „      Ätzkali  oder  Atznatron, 

c)  „  r,      Cyankalium, 

d)  Reduktion  mit  Wasserstoff  bei  Glühhitze. 

a)  Das  Aufschließen  mit  Soda  und  Schwefel.  Man 
bringt  die  trockene  Substanz  in  einen  kleinen  Porzellantiegel,  mengt 
mit  der  sechsfachen  Menge  eines  Gemisches  von  gleichen  Teilen 
kalzinierter  Soda  und  Schwefel,  bedeckt  und  erhitzt  über  kleiner 
Flamme,  bis  der  überschüssige  Schwefel  abdestilliert  und  verbrannt 
ist.  (Die  Operation  dauert  etwa  20  Minuten.)  Nach  dem  Erhitzen 
läßt  man  erkalten,  behandelt  die  Schmelze  mit  warmem  Wasser  und 
filtriert  wenn  nOtig: 

2  SnOg  4-  2  Na^COg  +  9  S  =  3  SO^  +  2  Sn-SNa  +  2  CO^ 

\SNa 

Waren  Eisen,  Blei,  Kupfer  oder  überhaupt  Metalle,  deren 
Sulfide  Snlfobasen  sind,  zugegen,  so  bleiben  diese  beim  Behandeln 
mit  Wasser  ungelöst  und  werden  durch  Filtration  vom  Zinn 
getrennt. 

b)  Das  Aufschließen  mit  Natriumhydroxyd.  Man 
schmilzt  in  einem  Silbertiegel,  den  man  in  einen  Porzellantiegel  stellt 
um  ihn  vor  der  schädlichen  Wirkung  der  Flammengase  zu  schützen, 
etwas  Ätznatron,  bis  das  Wasser  vertrieben  ist  (die  Masse  ruhig 
schmilzt),  läßt  etwas  erkalten,  fllgt  die  feingepulverte  Substanz  hinzu 
und  erhitzt  von  neuem  bis  zur  klaren  Auflösung.  Nach  dem  Erkalten 
lOst  man  in  Wasser. 

SnOg  +  2  NaOH  =  SnO(ONa)2  +  H^O 

Durch  Natriumkarbonat  oder  Kaliumkarbonat  wird 
das  SnOg  nicht  vollständig  aufgeschlossen. 

c)  Das  Aufschließen  mit  Cyankalium.  Man  schmilzt 
etwas  Cyankalium  in  einem  Porzellantiogel,  filgt  das  Pulver  liinzu 
und  schmilzt,  bis  das  ausgescliiedene  Zinn  zu  einem  Regulus  zu- 
sammenfließt. 

SnOjj  +  2  KCN  =  2  KCNO  +  Sn 

Nach  dem  Erkalten  behandelt  man  die  Schmelze  mit  Wasser, 
filtriert  das  Zinn  ab,  walzt  es  zu  dünnem  Blech  aus  und  löst  dann 
in  konzentrierter  Salzsäure. 

d)  Reduktion  im  Wasserst  off  ström.  Man  bringt  die 
Substanz  in  ein  Porzellanschiffchen,  führt  dieses  in  eine  beiderseits 
offene  ROhre  von  schwer  schmelzbarem  Glase,  leitet  in  der  Kälte 
bis  zur  volligen   Entfernung   der  Luft   einen   trockenen   Wasserstoff- 


—    230    — 

Strom    durch    und    erhitzt  auf  dunkle  Ko%lut,  bis  kein  Wasser  mehr 
abgegeben  wird. 

SnOg  +  4  H  =  2  HgO  +  Sn 

T>aa  Metall  löst  man  alsdann  in  Salzsäure 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda,  besser  mit  Cyankalium,  auf  der  Kohle  vor  dem 
Lötrohr  erhitzt,  erhält  man  meist  nur  kleine,  weiße,  duktile  Kömer, 
die  sich  beim  Entfernen  der  Flamme  sofort  mit  einer  weißen  Oxyd- 
schicht bedecken.  Man  beobachtet  sie,  während  die  Flamme  auf 
die  Schmelze  spielt.  Bringt  man  die  Schmelze  in  einen  Achat- 
mörser, fügt  Wasser  hinzu  und  zerdrückt  mit  dem  Pistill,  so  erhält 
man  leicht  kleine  Blättchen  von  Zinn,  die  sich  durch  ihre  Un- 
löslichkeit in  Salpetersäure  von  Silber  und  Blei,  und  durch  ihre 
Löslichkeit  in  konzentrierter  HCl  von  Silber  unterscheiden.  Diese 
Reaktion  läßt  sich  weit  eleganter  und  sicherer  am  Kohlensoda- 
stäbchen  ausführen.  Spuren  von  Zinn  färben  die  durch  Kupfer 
schwach  blaugefHrbte  Boraxperle  in  der  Reduktionsflamme  rubin- 
rot (durchsichtig).     Sehr  empfindliche  Reaktion. 

Die  Trennung  der  Sulfosäuren  von  den  Sulfo- 
basen  und  voneinander  siehe  Tabelle  VI,  Seite   232. 

Gold  =  Au.  At-Gew.  =  197*2. 

Sp.  Gew.  =  19-33.     F.  P.  =  1063«  C. 

Vorkommen.  Das  Gold  kommt  meist  gediegen,  in  quarzigen 
Gesteinen  und  im  Flußsande  vor;  ferner  als  Tellurgold  im 
Schrifterz  [(AuAg)jj  Te^]  und  im  Blatt  er  er  z  [(PbAu)g  (TeSSb)3], 
dann  in  kleiner  Menge  in  vielen  Pyriten  und  anderen  Schwefel- 
erzen. 

Das  metallische  Gold  ist  von  gelber  Farbe  und  schmilzt 
ohne  sich  zu  oxydieren.  Es  ist  das  duktilste  Metall  und 
läßt  sich  zu  so  dünnen  Blättchen  auswalzen  (Blattgold),  daß  es  das 
Licht  mit  blaugrUner  Farbe  durchläßt. 

Das  im  Handel  vorkommende  Gold  ist  meistens  mit  Kupfer, 
Silber  oder  mit  beiden  legiert,  und  zwar  sind  die  meisten  Gold- 
gegenstände aus  14-  oder  ISkarätigem  Golde  hergestellt.  Reinstes 
Gold  bezeichnet  als  24karätiges  Gold  (=  ^*^*^*^/iooo)-  14karätige8 
Gold  enthält  ^»^looo    ^^^  ISkarätiges  Gold  ^^7iooo  '"^ines  Gold. 

Lösungsmittel  für  Gold  ist  das  Königswasser; 
auch  in  Chlor-  und  Bromwasser  löst  es  sich,  unter  Bildung  der 
Trihaloidverbindung : 


—    231    — 

2  Au  +  2  HNO3  +  6HCl=4H,0-j-2NO-f2  AuClg 

2  Au  4-  3Brg  =  2  AuBfj 

Von  Mineralsäuren  wird  das  Gold  nicht  angegriffen.  Das  Gold 
bildet  zwei  Oxyde: 

Das  Aurooxyd  und  das  Aurioxyd 
AugO  -^^Oj 

Beide  Oxyde  sind  äußerst  unbeständig  und  gehen  bei  schwachem 
Glflhen,  unter  Sauerstoffentwicklung,  glatt  in  Metall  Über  (ein  allge- 
meines Verhalten  der  Oxyde  der  edlen  Metalle). 

Alle  Goldsalze  sind  unbeständig;  auch  das  beständigste  der- 
selben, das  Chlorid  AuClg,  geht  schon  bei  schwachem  Erhitzen 
(185®  C)  in  das  gelblichweiße  Chlorür  AuCl  über: 

AUCI3  =  AuCl  +  Clg 

Durch  stärkeres  Erhitzen  spaltet  sich  das  letzte  Chloratom  ab 
und  hinterläßt  gelbes  Metall. 

Das  AuCl  ist  in  Wasser  unlöslich,  geht  aber  mit  diesem 
längere  Zeit  gekocht  (auch  allmählich  in  der  Kälte),  unter  Ab- 
scheidung von  Metall,  in  Chlorid  über: 

3  AuCl  =  AUCI3  +  2  Au 

Da  beim  LOsen  des  Goldes  in  Königswasser  oder  Chlor  ent- 
haltenden Flüssigkeiten  stets  Aurichlorid  AuClg  erhalten  wird, 
so  haben  nur  die  Reaktionen  der  Aurisalze  flir  den  Analytiker 
eine  Bedeutung.  Aurichlorid  verbindet  sich  mit  Chlorwasserstofisäure 
unter  Bildung  von  Aurichlor  Wasserstoff  säure: 

AuClg  +  HCl  =  [AuClJH 

die  schön  kristallisierende  Salze  liefert. 

Goldchlorid  ist  in  Äther  löslich  und  kann  der  wässerigen  Lö- 
sung durch  Schütteln  mit  Äther  entzogen  werden. 

Die  Aurisalze  sind  meistens  gelb  und  in  Wasser  leicht 
löslich.  Das  Sulfid,  von  schwarzer  Farbe,  löst  sich  nur  in  Königs- 
wasser. 

Reaktionen  der  Auriverbindongen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Goldchlorwasser- 
stoff säure  [(AuClJH]. 

1.  Kalinm-  oder  Natrinmhydroxyd.  Setzt  man  zu  einer 
konzentrierten  Goldchloridlösung  sorgfältig  Kaliumhydroxyd  hinzu, 
so  entsteht  ein  voluminöser,  rotbrauner  Niederschlag  von  Auri- 
hydroxyd  [Au(OH)g],  der  genau  aussieht  wie  Eisenhydroxyd. 
Fügt  man  mehr  Kalilauge  hinzu,  so  löst  sich  das  Goldhydroxyd, 
unter  Bildung  von  Kaliumaurat: 


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—    234    — 

AuClj  +  3  KOH  =  3  KCl  +  Au(0H)3 
Au(0H)3  +  KOH  =  2  HgO  +  Au  =  ^j^ 

Säuert  man  die  hellgelbe  Losung  des  Kaliumaurates  mit  Salpeter- 
säure sorgfältig  an,  so  fkUt  rotbraune  Goldsäure,  die  in  über- 
schüssiger Salpetersäure  iGslich  ist,  aber  beim  Verdünnen  der  Lö- 
sung mit  Wasser  und  durch  Kochen  zum  größten  Teil  wieder  ausfallt. 

In  der  Regel  erzeugt  Kalilauge  in  GoldchloridlOsungen  keine 
Fällung,  weil  die  verwendete  GoldlOsung  meist  so  verdünnt  ist,  daß 
die  zugesetzte  Kalilauge  schon  hinreicht,  um  Goldaurat  zu  erzeugen. 

2.  Ammoniak  füllt  schmutziggelbes  Knallgold: 

A«  »)« 


[AnClJH  4-  6  NHj  +  3  H^O  =  4  NH^Cl  + 


(OH) 


2     J 


OHi) 


das  im  trockenen  Zustande  durch  Schlag  oder  Erwärmen  explodiert. 
Am  wichtigsten  für  die  Erkennung  des  Goldes  sind  die  Reak- 
tionen, welche  sich  auf  die  außerordentlich  leichte  Reduzierbarkeit 
der  Auriverbindungen  gründen.  Auriverbindungen  sind 
starke  Oxydationsmittel. 

3.  Ferrosalze  fällen  bei  gewöhnlicher  Temperatur  aus  neutraler 
oder  saurer  Lösung  alles  Gold  als  braunes  Pulver  (Unterschied 
von  Platin) : 

AuClj  +  3  FeSO^  =  Fe^CSOJa  -f  FeCl»  +  Au 

4.  Oxalsäure  fällt  alles  Gold  in  der  Kälte,  rascher  in  der 
Wärme,  als  braunes  Pulver  (Unterschied  von  Platin) : 

COOH 
2  AuClg  +  31  =  6  HCl  +  6  COs,  +  2  Au 

COOH 

Anwesenheit  von  viel  freier  Salzsäure  verhindert  die  Reduktion. 

5.  Arsen-  und  Antimonwasserstoff  fkUen  alles  Gold: 

2  AuClg  -f  AsHg  -}-  3  HgO  =  As(0H)3  -f  6  HCl  +  2  Au 
2  AuClg  +  SbHg  =  SbClj  4-  3  HCl  +  2  Au 

6.  Schweflige  Säure  reduziert  GoldlOsungen : 

2  AUCI3  +  3  HjjSOg  +  3  HjjO  =  3  H^SO^  -[-  6  HCl  +  2  Au 

7.  Zinnchlornr.  Versetzt  man  eine  Lösung  von  Goldchlorid  mit 
Zinnchlorür,  so  findet  folgende  Reaktion  statt: 

2  AuClj  +  3  SnCl^  =  3  SnCl^  -f  2  Au») 

^)  Meistens  findet  man  Knallgold  durch  die  Formel  AuNH,  NH,  -}-  8  Kfi 
ausgedrückt. 

')  Theodor  Döring,  Chem.  ZentralbL  1900,  I.  S.  736. 


—    235    — 

Der  hiebei  entstehende  Niederschlag  hat,  je  nach  den  Versuchs- 
bedingnngen,  ein  ganz  verschiedenes  Aussehen.  Spielt  sich  die  Reaktion 
in  konzentrierter,  stark  salzsanrer  LOsung  ab,  so  besteht  der  Nieder- 
schlag ans  reinem  Gold  und  besitzt  die  charakteristische  branno 
bis  schwarzbraune  Farbe  des  feinzerteilten  Goldes.  Verläuft 
dagegen  die  Reaktion  in  stark  verdünnter,  schwach  saurer  Lösung, 
so  erhält  man  rosa-  bis  purpurfarbene  Niederschläge  (C  a  s  s  iu  s- 
scher  Goldpurpur),  die  ein  Gemenge  von  kolloidalem  Gold  und 
Zinnhydrat  darstellen.^)  In  der  stark  verdünnten  Lösung  wird 
das  nach  obiger  Gleichung  gebildete  Stannichlorid  hydrolytisch 
in  Chlorwasserstoff  und  kolloidales  Zinnhydrat  gespalten,  welch 
letzteres  mit  kolloidalem  Gold  als  Niederschlag  ausfällt. 

Der  Goldpurpnr  ist  in  Ammoniak  und  ganz  verdünnter  Kali- 
lauge mit  roter  Farbe  löslich.  In  der  Kälte  sind  diese  Lösungen 
lange  vollkommen  klar  haltbar  und  können  sogar  ohne  Zersetzung 
zum  Sieden  erhitzt  werden ;  bei  weitgehender  Konzentration  scheidet 
sich  ein  Teil  des  Purpurs  flockig  aus,  ist  aber  in  Ammoniak  wieder 
löslich. 

Die  Zinnchlorürreaktion  ist  sehr  empfindlich ;  sind  3  mg  Gold 
in  100  ccm  Flüssigkeit  gelöst,  so  tritt  die  Braunf^bung  deutlich 
auf;  ist  weniger  Gold  vorhanden,  so  tritt  nur  Gelbfärbung  auf. 

Noch  empfindlicher  sind  die  beiden  folgenden  Goldproben,  nach 
welchen  ^/jq  mg  Gold  in  100  ccm  Flüssigkeit  gelöst  noch  deutlich 
nachgewiesen  werden,  wenn  man  10  ccm  dieser  Lösung  (=  '/^^^  mg 
Au)  zur  Reaktion  verwendet. 

8.  Wasserstoffperoxyd  ^)  in  alkalischer  Lösung  fällt  das  Gold 
augenblicklich  als  feinzerteHtes  Metall  aus: 

2  AuClj  +  3  H^O^  +  6  KOH  =  6  KCl  +  6  H^O  +  3  Oj,  -f  2  Au 

Bei  auffallendem  Lichte  erscheint  das  gefällte  Metall  braun,  bei 
durchgehendem  Lichte  aber  blaugrün  gefärbt. 

Vi  00  ^9  ^old  in  10  ccm  Flüssigkeit  geben  noch  eine  rötliche 
Färbung  mit  bläulichem  Schimmer. 

9.  Zink.  Sehr  empfindlich  ist  die  folgende  Goldprobe  von  C  a  r  n  o  t^). 
Zu  einigen  Tropfen  einer  verdünnten  Goldlösung  setzt  man  einige  Tropfen 
Arsensäure,  2 — 3  Tropfen  Ferrichloridlösung  und  2 — 3  Tropfen  Salz- 
säure, verdünnt  mit  Wasser  auf  100  ccm  und  fügt  ein  Stückchen 
Zink  hinzu ;  die  Flüssigkeit  nimmt  rund  um  das  Zink  eine  purpurne 


>)Z8!gmond7,   Ann.  d.  Ch.  n.  Ph.  301  (1898).  S.  861. 
*)  Vanino  und  Seemann.  B.  B.  1899,  8.  1968. 
')  Compt.  reDd.  97  (1883),  S.  105,  femer  Pharm.   Chem.  Zentralbl.  27, 
S.  821  and  B.  B.  1899,  S.  1968. 


-     236    — 

Färbung  an,  die  sich  beim  Bewegen  der  Flüssigkeit  in  derselben  ver- 
breitet und  diese  rosa  oder  purpur  fkrbt. 

Enthält  die  Lösung  7ioo  ^/Z  Gold,  so  tritt  nach  ^/^  Stunde 
noch  eine  schöne  rOtliche  Färbung  ein. 

Außer  durch  die  genannten  Reduktionsmittel  wird  das  Gold 
aus  seinen  Lösungen  auch  noch  durch  viele  andere  Körper  abge- 
schieden, so  durch  Formaldehyd  bei  Gegenwart  von  Kalilauge, 
Hydrazinsulfat  u.  a.  m. 

10.  Schwefelwasserstoff  fällt  in  der  Kälte  aus  Goldchlorid- 
lösungen schwarzes  Golddisulfid  ( Aug Sg) :  ^) 

8  AuClg  -f  9  HgS  +  4  HgO  =  24  HCl  -f  H^SO^  -f  4  Au^Sg 

Das  Golddisulfid  löst  sich  nicht  in  Säuren,  leicht  aber  in  Königs- 
wasser unter  Bildung  von  Goldchlorid  (AuClg). 

In  gelbem  Schwefelammonium  ist  es  schwer  löslich,  leichter  in 
gelbem  Kaliumsulfid  unter  Bildung  von  Sulfosalzen: 

Ati,S,  +  K,S,  =  2  Au  -  f^ 

Aus  dieser  Lösung  fällt  Salzsäure  goldbraunes  Sulfid  aus: 

2  Au  ~  g^  -f  2  HCl  =  2  KCl  -f  H^S  +  Au^S^  (?) 

In  der  Hitze  fällt  Schwefelwasserstoff  braunes  metal- 
lisches Gold: 

8  AuClg  -f  3  HgS  -f  12  HgO  =  24  HCl  +  3  H^SO^  +  8  Au 

Das  feinzerteilte  metallische  Gold  löst  sich  in  heißer  Kalium- 
oder Natriumpolysulfidlösung  unter  Bildung  von  Sulfosalz: 

2  Au  -f  K^S^  =  2  Au  ~  g^ 

Wegen  seiner  großen  Weichheit  wird  das  Gold  vor  der  Ver- 
arbeitung zu  Münzen  und  Gebrauchsgegenständen  stets  mit  Silber 
und  Kupfer  legiert.  Behandelt  man  eine  solche  Legierung  mit 
Salpetersäure,  so  lösen  sich  Kupfer  und  Silber,  wälirend  das  Gold 
meistens  als  braunes  Pulver  ungelöst  zurückbleibt.  Man  filtriert 
dasselbe  durch  ein  kleines  Filterchen,  trocknet  und  äschert  ein, 
indem  man  das  Filter  zusammenrollt,  mit  einem  Platindraht  um- 
wickelt, anzündet  und  ruhig  abbrennen  läßt.  (Man  darf  liiebei  ja 
nicht  stark  erhitzen,  weil  sonst  das  Gold  schmelzen  und  sich  mit 
dem  Platindraht  legieren  würde.)  Die  so  erhaltene  Asche  schmilzt 
man  mit  etwas  Soda  am  Kohlensodastäbchen  und  erhält  das  Gold  als 
Korn  von  der  charakteristischen  gelben  Farbe.     Das   Goldkom   läßt 

^)  Levol,  Annal.  Chem.  Phjs.  80,  140.  Jahresber.  1850,  S.  833^  aach 
B.  B.  20  (1887),  S.  2704. 


—    237     — 

sich  im  AchatmOrser  mit  dem  Pistill  zu  einem  Blättchen  zerdrücken, 
das  sich  in  Königswasser  leicht  lOst  unter  Bildung  von  Aurichlorid. 
(Diese  Operation  wird  auf  einem  Uhrglas  ausgeführt.)  Verdampft 
man  die  Lösung  sorgfältig  zur  Trockene,  löst  in  wenig  Wasser  und 
versetzt  mit  verdünnter  Zinnchlorürlösung,  so  zeigt  die  Goldpurpur- 
bildung die  Anwesenheit  des  Goldes  an.  Noch  besser  gelingt  der 
Nachweis  des  Goldes  mit  Wasserstofi^eroxyd  oder  Zink  nach  8.  und 
9.  Seite  235. 

Handelt  es  sich  um  den  Nachweis  von  sehr  kleinen  Mengen 
Goldes,  wie  sie  in  vielen  Kupfermünzen  vorkommen,  so  ist  obige 
Methode  nicht  zweckmäßig.  In  diesem  Falle  extrahiert  man  das  Gold 
und  Silber  durch  Zusammenschmelzen  mit  Blei  und  entfernt  das 
Blei  durch  Oxydation.  Man  verfahrt  wie  folgt:  5 — 10  ^  des  gold- 
haltigen Kupfers  (unter  Umständen  noch  mehr)  werden  mit  ca.  120^ 
reinen  Bleies  auf  einer  flachen  Schale  von  feuerfestem  Stein  (An- 
siedescherben) in  einer  Muffel  bei  Luftzutritt  geschmolzen.  Biebei 
oxydiert  sich  das  Kupfer  und  ein  Teil  des  Bleies  zu  Oxyd,  das 
sich  mit  der  ELieselsäure  der  Schale  verbindet,  unter  Bildung  einer 
leicht  schmelzbaren  Schlacke,  welche  schließlich  das  nicht  oxydierte 
Blei,  worin  das  Gold  und  Silber  gelOst  sind,  bedeckt.  Man  nennt 
diese  Operation  das  „Ansieden"  der  Probe.  Ist  dieser  Punkt  erreicht, 
so  gießt  man  die  geschmolzene  Masse  in  die,  in  einem  Eisenblech 
befindliche,  halbkugelförmige  Vertiefung,  die  man  vorher  mit  Kreide 
bestrichen  hat.^)  Sobald  die  Masse  erkaltet  ist,  entschlackt  man  den 
Bleiregulus  durch  Hämmern  auf  einem  Amboß  und  wägt  ihn.  Nun 
bringt  man  denselben  auf  eine  „Kupelle"  (ein  flaches  Tiegelchen  von 
Knochenasche)  von  demselben  Gewichte  wie  der  Regulus 
oder  noch  etwas  schwerer  und  erhitzt  wiederum  bei  Luftzutritt  in 
der  Muffel.  Das  Blei  schmilzt,  oxydiert  sich,  und  das  gebildete  Blei- 
oxyd schmilzt  und  sickert  in  die  porOse  Kupelle  ein,  wäh- 
rend ein  Korn  von  Silber  und  Gold  auf  der  Kupelle  zurück- 
bleibt, das  nach  dem  Aushämmem  zu  Blech  mit  Salpetersäure  be- 
handelt wird,  wobei  das  Silber  sich  lOst  und  das  Gold,  meistens  als 
braunes  Pulver,  zurückbleibt.  Man  filtriert,  trocknet  und  schmilzt, 
wie  oben  angegeben,  am  Kohlensodastäbchen.  Enthält  die  durch 
Kupellation  erhaltene  Goldsilberlegierung  auf  einen  Teil  Gold  drei 
Teile  Silber,  so  bleibt  bei  der  Scheidung  mit  Salpetersäure  das 
Gold  als  papierdünne,  zusammenhängende  braune  Masse 
zurück,  die  nach  dem  Glühen  hart  wird  und  die  charakteristische 
gelbe  Farbe  annimmt.  War  das  Verhältnis  des  Silbers  zum  Gold 
größer  als  3:1,  so  ist  die  Trennung  mittels  Salpetersäure  voll- 
ständig und  das  Gold  bleibt  als   Pulver   zurück.     War   aber   in 

^)  Das  Bestreichen  des  Eisens  mit  Kreide  verhindert,  daß  das  aasge- 
gossene Blei  am  Eisen  kleben  bleibt  Noch  besser  ist  es  das  Eisen  mit  einer 
äußerst  dünnen  Wachsschicht  zu  versehen. 


—    238    — 

der  Legierung  weniger  als  3  Silber:  1  Gold,  so  ist  die  Trennung 
mit  Salpetersäure  unvollkommen,  das  behandelte  Bläitchen  sieht 
alsdann  meist  gelb  aus  und  enthält  noch  Silber.  In  diesem 
Falle  setzt  man  noch  Silber  zu  und  kupelliert  mit  1  g  Blei,  worauf 
die  Scheidung  vollständig  wird. 

Um  kleine  Mengen  Goldes  in  Erzen  nachzuweisen,  verfahrt 
man  ähnlich. 

Ist  man  nicht  im  Besitze  eines  Muffelofens,  so  muß  der  müh- 
samere Nachweis  auf  nassem  Wege  gewählt  werden.  Um  z.  B. 
Gold  in  Pyriten  nachzuweisen,  rGstet  man  eine  größere  Menge  des 
Erzes  an  der  Luft,  bis  aller  Schwefel  abgebrannt  ist,  übergießt  mit 
Bromwasser  und  läßt  im  Dunkeln  12  Stunden  stehen.  Nach  Ver- 
lauf dieser  Zeit  filtriert  man  die  Lösung,  welche  nunmehr  alles  Gold 
als  Auribromid  enthält,  kocht,  um  das  überschüssige  Brom  zu  ver- 
jagen, versetzt  mit  Eisenvitriol  und  etwas  Schwefelsäure,  kocht  noch- 
mals und  filtriert  durch  ein  kleines  Filter,  das  nach  dem  Waschen 
und  Trocknen  verascht  und  am  Kohlensodastäbchen  geschmolzen 
wird.  Man  kann  nach  den  soeben  geschilderten  Methoden  Bruch- 
teile eines  Milligrammes  Gold  mit  Sicherheit  nachweisen. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Alle  Goldverbindungen  geben  mit  Soda  am  Kohlensodastäbchen 
geschmolzen  ein  duktiles,  gelbes  Metallkom,  das  sich  nur  in  Königs- 
wasser löst.  Die  Lösung  wird  verdampft,  mit  Wasser  aufgenommen, 
und  gibt  alsdann  mit  Zinnchlorür  Goldpurpur. 

Platin  =  Pt.  At.-Gew.  =  194-8. 

Spez.  Gew.  =  21-48.     F.  P.  =  ITSO»  C. 

Vorkommen.  Das  Platin  findet  sich  in  der  Natur  gediegen, 
meist  mit  anderen  Platinmetallen  vergesellschaftet. 

Das  metallische  Platin  ist  grauweiß.  In  fein  zerteiltem  Zustande 
ist  das  Platin  grauschwarz. 

Von  Mineralsäuren  wird  das  Platin  nicht  angegriffen;  es  löst 
sich  nur  in  Königswasser  unter  Bildung  von  Platinichlor- 
wasserstoffsäure  [PtCl^jH^,  nicht  Platinchlorid  PtCl^. 
Ist  aber  das  Platin  mit  Silber  legiert,  so  löst  es  sich  in  Salpeter- 
säure, vorausgesetzt,  daß  genügend  Silber  vorhanden  ist,  mit  dem 
Silber  zu  einer  gelben  Flüssigkeit. 

Wie  das  Zinn  bildet  das  Platin  zwei  Oxyde: 

Platinmonoxyd  und  Platindioxyd 
PtO  PK)^ 

Beide  Oxyde  erhält  man  durch  sorgfältiges  Erhitzen  der  ent- 
sprechenden Hydrate.  Sie  sind  äußerst  unbeständig,  indem  sie  bei 
schwachem  Glühen  glatt  in  Metall  und  Sauerstoff  zerfallen;  alle 
übrigen  Platinverbindungen  verhalten  sich  ebenso. 


—    239    — 

Die  wichtigsten  derselben  sind  die  Chloride.  Dnrch  Lösen  von 
Platin  in  Königswasser  erhält  man  stets  die  Platinichlorwasserstoff- 
säure  [PtClg]Hj,  ans  welcher  das  Platindi-  nnd  -tetrachlorid  erhalten 
werden  können,  die  mit  Salzsäure  die  komplexen  Säuren: 

PtCl^  -f-  2  HCl  =  [PtClgJHg  Platinichlorwasserstoffsäure 

(orangerote  Kristalle) 

nnd  PtCl^j  -f  2  HCl  =  [PtCl^JHg  Platitfochlorwasserstoffsänre  (nur 

in  Lösung  bekannt) 
liefern. 

Die  wässerige  Lösung  der  Platinichlorwasserstofißsäure  ist  gelb- 
orange, während  eine  Lösung  der  Piatino  chlorwasserstoffsäure,  von 
demselben  Gehalt  an  Platin  wie  die  der  Platiniverbindung,  dunkel- 
braun ist. 

Die  Kalium-  und  Ammoniumsalze  der  Platino- 
chlorwasserstoffsänre  sind  löslich  in  Wasser;  die 
entsprechenden  Salze  der  Platinichlorwasserstoff- 
säure sind  in  Wasser  sehr  schwer-,  in  75%igem  Alkohol 
so  gut  wie  unlöslich. 

Reaktionen  der  Platiniyerbindiuigen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Platinichlor- 
wasserstoffsäure: 

1.  Ammonium-  und  Kalinmchlorid  erzeugen  in  konzentrierten 
Lösungen  von  Platinichlorwasserstoffsäure  eine  gelbe,  kristallinische 
Fällung : 


PtCle 


K,  (vgl.  S.  42) 


[PtClßJHj  -[-  2  KCl  =  2  HCl  -  - 
[PtClgJHg  -f  2  (NH JCl  =  2  HCl  4-  [PtClg](NHJsj  (vgl.  S.  51) 

Beide  Salze  sind  in  Wasser  sehr  schwer  löslich,  in  Alkohol 
(75®/q)  und  in  konzentrierten  Lösungen  von  Kalium-  und  Ammonium- 
chlorid so  gut  wie  unlöslich.  Letztere  Eigenschaft  verwertet  man  zur 
Trennung  des  Platins  vom  Golde  und  den  Übrigen  Metallen. 

2.  Alkalijodide  färben  die  Platinichlorwasserstoffsäure  dunkel- 
braun : 

[PtClßJHjj  +  8  KJ  =  6  KCl  +  [PtJßlKg  +  2  HJ 

braane  Lösung 

3.  Schwefelwasserstoff  fUlt  in  der  Kälte  nur  sehr  langsam, 
rasch  in  der  Hitze,  dunkelbraunes  Platindisulfid  PtS^. 

[PtClßjHjj  -f  2  HjS  =  6  HCl  -f  PtSg 

Das  Platinsulfid  ist  in  Mineralsäuren  unlöslich,  dagegen  leicht 
löslich  in  Königswasser.  In  farblosen  Schwefelalkalien  ist  es  schwer 
löslich,  leichter  in  Alkalipolysulfiden  unter  Bildung  von  Sulfosalz, 
das  durch  Säuren,  unter  Abscheidung  von  Platinsulfid,  zersetzt  wird. 


—    240     - 

4.  Ferrosalze  reduzieren  die  Platinichlorwasserstoffsäure  bei 
Gegenwart  von  Säuren  nicht  (Unterschied  von  Gold),  dagegen  fällt 
in  der  Hitze,  aus  mit  Soda  neutralisierten  Losungen, 
alles  Platin  nebst  Eisenhydroxyd: 

[PtClßJHjj  +  3  NagCOj  +  4  Fe(0H)2  +  H^^O  = 
=  3  CO,  +  6  NaCl  +  4  Fe(OH)g  +  Pt 

5.  Oxalsäure  filllt  Platin  nicht  (Unterschied  von  Gold). 

6.  Ameisensäare  fHllt  aus  neutraler  Lösung,  bei  Siedehitze, 
alles  Platin  als  schwarzes   Pulver: 

H 
[PtClJH,  +  2  I       ^  =  6  HCl  +  2  COa  +  Pt 

Ctl_OH 
Ameisensftare 

Die  saure  PlatinlOsung  wird  mit  Soda  neutralisiert. 

7.  Zinnchlorür.  Versetzt  man  eine  LOsung  von  Platinchlor- 
wasserstoffsäure  mit  Zinnchlorür,  so  fkrbt  sie  sich  blutrot.  Nach 
Lothar  Wöhler*)  rührt  diese  Färbung  nicht,  wie  man  früher 
glaubte,  von  der  Bildung  von  Piatinochlorwasserstoffsäure  ([PtCl^JH^), 
sondern  von  der  Bildung  von  kolloidalem  Platin  her.  In  der  Hitze 
verschwindet  die  rote  Farbe,   kehrt  aber  in  der  Kälte  wieder: 

Kälte 
2  SnClg  +  [PtClßJHj,  -^  2  SnCl^  -|-  2  HCl  +  Pt 

Hitze 

Die  rote  Färbung  geht  beim  Ausschütteln  mit  Äther  oder  Essig- 
äther in  diesen  über,  beim  Verdünnen  mit  Wasser  fkllt  schokoladen- 
brauner „  Platinpurpur  ^   von  wechselnder  Zusammensetzung  aus,  z.  B. : 

PtSngOu  —  PtSn^Oii  —  PtSn^Oja  —  PtSn^Og 

Die  ätherische  LOsung  zeigt  ein  charakteristisches  Absorptions- 
spektrum zwischen  750  und  533  p.}A. 

8.  Glycerin-  und  Natronlauge  reduzieren  Platinichlorwasser- 
stoffsäure in  der  Hitze,  unter  Abscheidung  von  schwarzem,  pulverigem 
Metall : 

CH^OH 

I 
CHOH  -f.  3  [PtClßlNa^  +  16  NaOH  = 


CHgOH 
Glycerin 

COONa 
=  18  NaCl+  I  +  COaNa^  +  12  H^O  +  3  Pt 

COONa 
Na-Oxalat 


»)  Ch.  Ztg.  1907,  S.  938. 


—  '  241    — 

9.  Zink  reduziert  die  Platinichlorwasserstoffsftiire  zu  Metall: 
pPtClJHj  +  3  Zn  =  3  ZnCl,  4-H2  +Pt 

Bereitung  von  Platinchlorwasserstoffsänre  als  Reagens. 

Da  die  Platinchlorwasserstoffsäure  nicht  nur  zur  qualitativen 
Nachweisung  des  ELaliums  und  Ammoniums,  sondern  auch  zur  quan- 
titativen Abscheidung  derselben  verwendet  wird,  so  wollen  wir  die 
Herstellung  dieser  Lösung  hier  beschreiben. 

Wir  haben  zwei  Fälle  zu  unterscheiden,  je  nachdem  wir  von 
metallischem  Platin  oder  von  Platinrückständen  (Nieder- 
schlüge von  [PtClg]Kj  etc.)  ausgehen. 

1.  Darstellung  von  Platinichlorwasserstoffsäure, 
ausgehend  von  metallischem  Platin.  Das  meiste  Platin 
des  Handels  ist  iridiumhaltig  und  obgleich  das  reine  Iridium 
in  Königswasser  so  gut  wie  unlGslich  ist,  so  lOst  es  sich  darin,  wenn 
mit  Platin  legiert,  recht  erheblich.  Femer  bildet  sich  beim  Lösen 
von  Platin  in  Königswasser  nicht  nur  Platinichlorwasserstoffsäure, 
sondern  auch  Platinochlorwasserstofibäuro  (die  schädlichste  Verunrei- 
nigung des  Keagens)  und  Nitrosoplatinchlorid  [PtClß](NO)^.  Alle 
diese  Umstände  müssen  bei  der  Darstellung  von  reinem  Material 
berücksichtigt  werden. 

Zunächst  reinigt  man  die  zu  verwendenden  Platinschnitzel 
durch  Auskochen  mit  konzentrierter  Salzsäure  und  Waschen  mit 
Wasser,  bringt  sie  hierauf  in  einen  geräumigen  Kolben,  übergießt 
mit  konzentrierter  Salzsäure  und  fügt  nach  und  nach  Salpetersäure 
zu,  indem  man  fortwährend  gelinde  auf  dem  Wasserbade  erhitzt. 
Alles  Platin  und  etwas  Lridium  geht  in  Lösung,  während  meistens 
kleine  Mengen  des  letzteren  Metalles  als  schwarzes  Pulver  ungelöst 
zurückbleiben. 

Man  gießt  die  Lösung,  ohne  zu  filtrieren,  in  eine  Porzellan- 
schale, verdampft  bis  zur  Sirupkonsistenz,  löst  in  Wasser,  versetzt 
mit  ameisensaurem  Natrium  und  Soda  bis  zur  schwach  alkalischen 
Reaktion  und  erwärmt  zum  Sieden,  wobei  das  Platin  und  das 
Lidium  sich  in  wenigen  Minuten  als  schwarzes  Pulver  abscheiden. 
Die  Operation  muß  wegen  der  starken  Kohlensäureentwicklung  in 
einer  geräumigen  Schale  ausgeführt  werden.  Nun  gießt  man  die 
überstehende  Flüssigkeit  ab,  wäscht  mehreremal  mit  Salzsäure,  um 
alles  Natriumsalz,  und  schließlich  mit  Wasser,  um  die  Säure  völlig 
zu  entfernen.  Das  Pulver,  welches  Platin  und  Lidium  nebenein- 
ander enthält  (nicht  legiert),  wird  getrocknet  und  in  einem  Porzellan- 
tiegel scharf  vor  dem  Gebläse  geglüht  (wodurch  das  Lidium  in 
Königswasser  unlöslich  wird)  und  gewogen.  Das  geglühte,  graue 
Metall  löst    man  bei    möglichst    niedriger    Temperatur    in    Salzsäure 

Treadwell,  AnalytiBcbe  Ohemie.  I.  Bd.  6.  Aafl.  16 


—     242  •  — 

unter  allmählichem  Zusätze  von  Salpetersäure.  Hiebei  bilden  sich  be- 
deutende Mengen  Nitrosoplatinchlorid  [PtClg](N0)2.  Durch 
Verdampfen  der  Losung  mit  Wasser  zerfHllt  diese  Verbindung  in 
PlatinichlorwasserstofGsäure  unter  Entwicklung  von  Stickoxyden: 

[PtCl4](N0),  +  H,0  =  NO,  +  NO  +  [PtC!l,]H, 

Da  aber  das  NOj(NjO^)  zum  Teil  in  der  Lösung  bleibt,  so 
bildet  sich  von  neuem,  durch  die  Einwirkung  des  Wassers,  Salpeter- 
und  salpetrige  Säure: 

N2O4  +  HjO  =  HNO,  +  HNO, 

welche  mit  der  vorhandenen  Chlorwassersto£&äure  Nitrosylchlorid 
liefern,  das  wiederum  Nitrosoplatinchlorid  erzeugt 

Man  muß  daher  so  lange  abwechselnd  mit  Salzsäure  und 
Wasser  verdampfen,  bis  keine  salpetrigen  Dämpfe  mehr  entweichen. 
Die  so  erhaltene  Lösung  enthält  immer  PlatinochlorwasserstofiGsäure 
(sie  ist  intensiv  braun  gefärbt).  Um  letztere  Verbindung  in 
Platinichlorwasserstoffsäure  zu  verwandeln,  sättigt  man  die  Lösung 
bei  mäßiger  Wärme  mit  Chlorgas,  wodurch  die  Farbe  viel  heller 
wird  und  verdunstet  bei  möglichst  niedriger  Temperatur  im  Wasser- 
bade bis  zur  Sirupkonsistenz.  Nach  dem  Erkalten  erstarrt  der  Sirup 
zu  einer  kristallinisch  strahligen,  gelbbraunen  Masse,  welche  man  in 
wenig  kaltem  Wasser  löst  und  vom  ungelösten  Lidium  abfiltiiert. 

Ist  die  Menge  des  letzteren  groß,  so  glüht  man  es  im  Porzellan- 
tiegel und  wägt.  Zieht  man  das  Gewicht  des  Lidiums  von  der  an- 
gewandten Mischung  ab,  so  erhält  man  das  Grewicht  des  gelösten 
Platins. 

Die  filtrierte  Lösung  wird  nun  mit  so  viel  Wasser 
verdünnt,  daß  100  ccm  der  verdünnten  Lösung  10  ^Platin 
enthalten. 

2.  Darstellung  von  Platinichlorwasserstoffsäure 
aus  Platinr Uckständen.  Diese  bestehen  aus  Kaliumplatini- 
chlorid  und  der  alkoholischen  Waschflüssigkeit. 

Durch  Eindampfen  einer  alkoholischen  Lösung  von  Platinichlor- 
wasserstoffsäure entsteht  Platinochlorwasserstofisäure  und  Äthylen 
(CjH^),  welche  Äthylenplatinochlorid  [PtClj](C2H^)  liefern,  das  mit 
Kalium-  und  Ammonsalzen  keine  FäUung  gibt. 

CH3  CH3 

[PtCleJH,  +  2  I  =1  +4HCl+[PtCl,](C,HJ+H,0 

CHg  OH  p  =  0  Äthylenplatmchlorid 

Alkohol  ^  —  H 

Aldehjd 

Außer  dieser  löslichen  organischen  Platinverbindung  bildet 
sich  beim  Verdampfender  alkoholischen  Lösung  ein  unlösliches, 
im  trockenen  Zustande  verpuffendes  Pulver  (verpuffender  Platinabsatz), 


—     243      - 

das  in  Sänren  nnlOslich  ist  und  nnr  durch  starkes  Glühen  vOUig 
zersetzt  wird. 

Um  aus  diesen  Kückständen  das  Platin  abzuscheiden,  ver- 
dunstet man  zunächst  die  alkoholische  LGsnng  derselben  zur  Trockene, 
nimmt  mit  Wasser  auf,  gießt  die  Losung  in  Natronlauge  Tom 
spez.  Gew.  1*2,  der  man  8®/o  Glycerin^)  zugesetzt  hat  und  erhitzt 
zum  Sieden,  wobei  sich  das  Platin  als  schweres  schwarzes  Pulver 
abscheidet : 

2  CjHgO,  +  6  [PtCljJH,  -f  6  H,0  = 

Gljcerin 
==  36  HCl  4-  2  COa  +  2  CjO^H,  +  6  Pt 

OxalBftore 

das  zunächst  mit  Wasser,  dann  mit  Salzsäure  und  schließlich  wieder 
mit  Wasser  gewaschen  wird.  Man  trocknet,  glüht  (um  die  oiga- 
nischen  Platinverbindungen  zu  zerstören),  wägt  und  verwandelt  dann, 
wie  unter  1.  angegeben,  in  Platinichlorwasserstoffsäure. 

Reaktionen  des  Platins  auf  trockenem  Wege. 

Alle  Platinverbindungen  geben,  mit  Soda  auf  der  Kohle  er- 
hitzt, graues  schwammiges  Metall,  das  durch  Reiben  mit 
dem  Pistill  im  AchatmOrser  Metallglanz  annimmt.  Durch  die  grau- 
weiße Farbe  unterscheidet  es  sich  von  Gold,  durch  seine  Un- 
schmelzbarkeit und  UnlGslichkeit  in  Säuren  von  Blei,  Zinn  und 
Silber. 

Trennung  des  Goldes  vom  Platin. 

Man  fkllt  das  Platin  mit  SalmiaklOsung  und  flQlt  aus  dem 
Filtrat  des  Platinsalmiaks  das  Gold  mit  Ferrosulfat. 


I.  Gruppe  oder  Chlorwasserstoffsäuregruppe. 

Hieher    gehören:    Silber-,    Merk  uro-,    Blei-,    Thallium- 
und  unter  Umständen  auch  Wolframverbindungen. 

Sübep  =  Ag.  At-Gew.  =  107-93. 

Sp.  Gew.  =  10-5.  F.  P.  =  955»  C. 

Vorkommen.  Das  Silber  kommt  gediegen,  hauptsächlich  aber 
mit  Schwefel,  Arsen  und  Antimon  verbunden  vor. 


1)  Zeitschr.  für  anal.  Chemie,  XYllI,  (1879)  S.  609. 

16* 


-     244    — 

Von  den  Verbindungen  mOgen  folgende  angeführt  sein: 

Hornsilber  Silberglanz  Dunkles  £otgiltigerz 

AgCl  Ag,S  Sb(SAg), 

Helles  Eotgiltigerz 

Ä8(8Ag), 

Ferner  findet  sich  Silber  in  den  Fahlerzen  und  im  Blei- 
glanz. 

Das  metallische  Silber  ist  von  rein  weißer  Farbe.  £s  absorbiert 
im  geschmolzenen  Zustand  Sauerstoff,  den  es  beim  Erstarren 
explosionsartig  abgibt.   (Spratzen  des  Silbers.) 

Lösungsmittel  für  Silber  ist  die  Salpetersäure. 
In  verdünnter  Chlorwasserstofi^ure  und  Schwefelsäure  ist  es  un- 
löslich, leicht  iQsUch  dagegen  in  kochender,  konzentrierter  Schwefel- 
säure unter  Entwicklung  Ton  Schwefeldiox yd : 

2  Ag  +  2  HgSO,  ==  2  H,0  +  SO,  +  Ag,SO, 

Man  benützt  die  LOslichkeit  des  Silbers  in  konzentrierter 
Schwefelsäure  zur  Trennung  desselben  von  Gold  und  Platin,  wenn 
sie  legiert  vorkommen. 

Das  Silber  bildet  drei  Oxyde: 

Silbersuboxyd  Silberoxyd  Silberperoxyd 

Ag,0  Ag,0  Ag,0,  ^) 

Von  diesen  ist  das  Ag^O  allein  ein  Basenanhydrid;  wir  kennen 
nur  eine  Salz  reihe. 

Das  Silberoxyd  ist  ein  braunschwarzes  Pulver,  das 
beim  Erhitzen  auf  300^  C  vollständig  in  Metall  und  Sauerstoff  zerfiült. 

Die  Silbersalze  sind  meistens  farblos.  Gefi&rbt  sind:  das 
Bromid  (gelb),  das  Jodid  (gelb),  das  Sulfid  (schwarz),  das 
Phosphat  (gelb),  das  Arsenit  (gelb),  das  Arseniat  (braun),  das 
Chromat  (rotbraun).  Die  meisten  Silbersalze  sind  unlöslich  in  Wasser 
und  färben  sich  am  Lichte  dunkel.  Löslich  sind:  Nitrat,  Nitrit, 
Sulfat,  Acetat;  die  drei  letzten  sind  schwer  löslich. 

^)  Das  Silberperoxyd  entsteht  durch  Elektrolyse  einer  konzentrierten 
wässerigen  SilbemitratlOsun^  an  der  Anode  als  granschwarzes  kristaliinisches 
Palver,  das  nach  B.  Brauner  und  B.  Kazma  (U.  B.  1907,  S.  3371)  als 
^Sfi*  ="  AgsO,  Ag,Os  aufzufassen  ist.  Demnach  verhält  sich  diese  Yerbin- 
dang  als  Silbersalz  der  hypothetischen  Silbersfiure: 

[Agl^olH  [Ag-ojAg 

Silbersänre  Silbeiperozyd 

ganz  analog  den  Anraten: 

[au  —  oJh  [Au  ~  oJk 

Goldsäore  Kaliomaurat. 


—    245    — 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Kalinm-  nnd  Natrinmhydroxyd  fallen  braunes  Silberoxyd: 

2  AgNOj  +  2  KOH  =  2  KNO,  +  H^O  +  Ag^O 

nnlOslich  im  Überschuß  des  Fttllnngsmittels,  leicht  lOslich  in  Salpeter- 
säure und  Ammoniak.  Läßt  man  die  Lösung  in  Ammoniak  stehen, 
so  scheidet  sich  schwarzes  Knallsilber  aus:  [AgNHjJjO. 

2.  Ammoniak.  Versetzt  man  eine  neutrale  Silberlösung  sorg- 
fältig mit  Ammoniak,  so  erzeugen  die  ersten  Tropfen  eine  weiß- 
liche Fällung,  welche  aber  sehr  rasch  in  braunes  Oxyd  Ag^O 
tibergeht.  Der  größte  Teil  des  Silbers  befindet  sich  als  Silber- 
ammoniumnitrat [Ag(NH3)g]N03  ^)  in  Lösung  und  durch  über- 
schüssiges Ammoniak  wird  auch  das  Silberoxyd  gelöst: 

Ag,0  +  4  NH,  +  H,0  =  2  [Ag(NH,),]OH 

3.  Natriumkarbonat  fltllt  weißes  Silberkarbonat,  welches  durch 
Kochen  mit  viel  Wasser  braun  wird,  indem  es  in  Silberoxyd  und 
Kohlendioxyd  zerfallt: 

2  AgNO,  +  Na,CO,  =  2  NaNO,  +  Ag,CO, 
Ag,CO,  =  Ag,0  +  CO, 

4.  Ammonkarbonat  erzeugt  denselben  Niederschlag,  der  aber 
im  Überschuß  des  Fällungsmittels  löslich  ist. 

5.  Natrinmphosphat  erzeugt  nur  aus  neutralen  Lösungen  eine 
gelbe  Fällung  von  Silberphosphat: 

3  AgNOg  +  2  NajjHPO^  ==  3  NaNOg  +  NaHjjPO^  +  AgjPO^ 

Das  Silberphosphat  ist  in  Salpetersäure  und  Ammoniak  leicht 
löslich. 

Beim  Lösen  in  Ammoniak  bildet  sich  jedenfalls  ein  komplexes 
Silberammoniumphosphat ;  vielleicht : 

Ag3P0,  +  3  NH3  =  [AgNHjJjPO,? 

Durch  Neutralisation  der  ammoniakalischen  Lösung  mit  Salpeter- 
säure oder  der  salpetersauren  Lösung  mit  Ammoniak  fUllt  das  Silber- 
phosphat wieder  aus. 

6.  Salzsäure  nnd  lösliche  Chloride  fallen  aus  neutralen  und 
sauren  Lösungen  weißes,  käsiges  Silberchlorid: 

AgNOj,  +  HCl  =  HNO3  +  AgCl 

Chlorsilber  ist  in  reinem  Wasser,  besonders  in  der  Hitze 
merklich  löslich,  ganz  unlöslich  dagegen,  wenn  man  dem  Wasser  ein 
wenig  Silbernitrat  oder  Chlorwasserstoffsäure  zusetzt 
(Massenwirkung  siehe  S.   17  bei  Baryumsulfat). 

^)  YergL  A.  Befehle r,  Chem.  Zentralbl.  1904,  I,  S.  262. 


—    246    — 

In  viel  Ghlorwassersiofisäure  oder  Ghloralkalien  lOst  sich  das 
Cblorsilber  beträchtlich;  in  salpetersänrehaltigem  Wasser  ist  es  faai 
unlöslich. 

Sehr  leicht  löst  es  sich  in  Ammoniak: 

AgC!l  +  2NH,  =  [Ag(NH,),]Cl 

fällt  aber  auf  Zusatz  von  Salpetersäure  wieder  ans: 

[Ag(NH,),]Cl  +  2  HNO,  =  2NH^N0,  +  AgCl 

Auch  durch  Cyankalium  wird  Silberchlorid  sehr  leicht  gelOst: 

AgCl  +  2  KON  =  [Ag(CN)sj]K  +  KCl 

und   beim  Ansäuern   dieser  Lösung   scheidet   sich,    unter   Blausänre- 
entwicklung,  das  Cyansilber  aus: 

[Ag(CN)2]K  +  HNOs  =  KNO3  4-  HCN  -f  AgCN 

Bei  Abwesenheit  von  Säuren  löst  sich  das  Ghlorsilber  leicht  in 
Natriumthiosulfat: 

2  AgCl  +  3  Na,S,0,  =  [Ag,(S,0,),]Na,  +  2  NaCl 

Beim  Kochen  dieser  Lösung  scheidet  sich  schwarzes  Silber- 
sulfid aus.^) 

Silberchlorid  wird  durch  Kochen  mit  konzentrierter  Schwefelsäure 
langsam,  unter  Entwicklung  von  Chlorwasserstoff  und  Bildung  von 
in   Schwefelsäure   unlöslichem,    kristallinischem   Silbersulfat,    zersetzt. 

Beim  Kochen  mit  Kali-  oder  Natronlauge  zersetzt  es  sich  nur 
teilweise,  in  der  Kälte  gar  nicht.  Alkalikarbonatlösungen  zersetzen 
es  nicht;  nur  durch  Schmelzen  mit  Natriumkarbonat  wird  das  Chlor- 
silber Tollständig  zersetzt: 

4  AgCl  +  2  Na^COj  =  4  NaCl  -f  2  COj,  +  Og  +  4  Ag 

Durch  Schmelzen  des  Chlorsilbers  entsteht  eine  gelbe  Flüssig- 
keit, die  beim  Erkalten  zu  einer  homartigen  Masse  erstarrt. 

7.  Jodkalinm  fällt  gelbes,  käsiges  Jodsilber,  fast  unlöslich  in 
Ammoniak,^)  leicht  löslich  in  Cjankalium-  und  Natriumthiosulfatlösnng. 

8.  Ferrosnlfat  fällt  bei  Siedehitze  aus  neutralen  Silberlösungen 
graues  Silber: 

3  AgNO,  +  3  FeSO,  =  Fe^CSOJ,  +  Fe(NO,),  +  3  Ag 

Häufig  scheidet  sich  noch  basisches  Ferrisalz  aus,  besonders  bei 
Anwendung  sehr  verdünnter  Lösungen.  Durch  Erwärmen  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  geht  das  basische  Eisensalz  in  Lösung. 

')  Bei  Anwesenheit  von  viel  Na^S^Os  findet  beim  Kochen  8ie  Abscheidnng 
▼on  AgsS  äaßerBt  langsam  statt,  rasch  dagegen  wenn  man  die  Lösung  luvor 
stark  mit  Wasser  verdünnt 

*)  Beim  Behandeln  des  Jodsilbers  mit  Ammoniak  färbt  es  sich  viel  beller 
löst  sich  aber  kanm. 


—    247     — 

9.  Zink  fault  ans  neutraleii  SilberlOsnngen  metallisches  Silber. 
Übergießt  man  das  unlösliche  Chlorsilber  mit  yerdttnnter  Schwefel- 
säure und  legt  ein  Stückchen  Zink  in  die  Säure,  so  daß  es  das 
Chlorsilber  berührt,  so  wird  das  letztere  durch  den  naszierenden 
Wasserstoff  bald  zu  Metall  reduziert: 

2  AgCl  +  Hj  =  2  HCl  +  2  Ag 

10.  Schwefelwasserstoff  Mit  aus  neutralen,  ammoniakalischen 
und  sauren  Losungen  schwarzes  Silbersulfid  (Ag^S): 

2  AgNO,  +  H,S  =  2  HNO,  +  Ag,S 

unlöslich  in  Ammoniak,  Schwefelalkalien  und  Cjanka- 
liumlOsung.  In  ganz  konzentrierter  CyankaliumlOsung 
ist  das  SilbersuMd  merklich  lOslich,  ^)  leicht  in  verdünnter,  heißer 
Salpetersäure  unter  Abscheidung  von  Schwefel  und  Bildung  von 
Silbemitrat. 

11.  Kalinmchromat  Mit  braunrotes  Silberchromat 
(Agg^-^i)}  löslich  in  Ammoniak  und  Salpetersäure,  in  Essigsäure 
sehr  schwer  lOslich: 

2  AgNOg  +  KaCrO^  =  2  KNO3  +  AgjjCrO^ 

12.  Kalinmdichromat  fällt  rotbraunes  Silberdichromat  ( Ag^ Cr^  O7) 

2  AgNO,  +  K,Cr,0,  =  2  KNO,  +  Ag^Cr^O,  ») 
lOslich  in  Ammoniak  und  Salpetersäure. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  auf  der  Kohle  geglüht,  liefern  alle  Silberverbindungen 
leicht  ein  weißes  duktiles  Metallkom  ohne  Beschlag  (Unterschied 
von  Blei  und  Zinn),  leicht  lOslich  in  Salpetersäure  (Unterschied  von 
Zinn).  Die  sehr  verdünnte  LOsung  wird  durch  Schwefelsäure 
nicht  gefllllt,  wohl  aber  durch  Chlorwassersto£&äure  (Unterschied  von 
Blei). 

Blei-  und  Merknroverbindnngen. 

Die  Reaktionen  der  Blei-  und  Merkur  o  v erbi ndu  ngen 
haben  wir  bereits  (Seite  163,  160)  besprochen. 

Trennimg  der  Silber-,  Blei-  und  Merknroverbindungen. 

Diese  drei  Metalle  werden  durch  Chlorwasserstoffsäure  nieder- 
geschlagen. (Blei  findet  sich  zum  Teil  im  Fütrat  und  wird  daher  in 

^)  Versetxt  man  eine  SilberlOsang  mit  sehr  viel  konzentrierter  Cjankalium- 
lOsong  und  fügt  verdünntes  Schwefelwasserstoffwasser  hinzu,  so  entsteht  im 
Anfange  keine  Fällung,  allmählich  aber  bildet  sich  SchwefelsUber.  Durch 
mehr  Schwefelwasserstoff  wird  alles  Silber  als  Sulfid  gef&llt. 

^  W.  Autenrieth,  B.  B.  35  (1902),  S.  2058. 


—    248     — 


der  Schwefelwasserstoffgrnppe  Tabelle  V,  Seite  185  gesncht.)  Man 
filtriert,  wäscht  mit  wenig  kaltem  Wasser,  kocht  mit  viel  Wasser 
nnd  filtriert  heiß. 


Rückstand :  ^) 

AgCl  +  Hg,Cl, 

Man  behandelt  mit  Ammoniak 
und  filtriert: 

Rückstand :  LSsnng : 

schwarz  Man     säuert 

zeigt    Hg    an.       mit   HNO3   ^^'^ 

weiße  Fäl- 
lung zeigt  Ag 
an. 


Beim 
scheiden 
zugegen 
chlorid 
Lösung 
wodurch 
Bleisu 
versetzt 
gelber 
Pb  an. 


Losiing: 

PbClg 

Abkühlen    der    Lösung 
sich,  wenn  viel   Blei 
war,  Kristalle  von  Blei- 
aus.    Man    versetzt    die 
mit    Schwefelsäure, 
schwerlösliches,  weißes 
Ifat   ausflQlt,    oder  man 
mit     Kaliumdichromat : 
Niederschlag  zeigt 


Reaktionen  der  Metalloide  (Anionen). 

Zur  Nachweisung  eines  Metalloids  führt  man  es  fast  immer 
in  eine  Säure  über.  Diese,  sowie  deren  Salze,  dissoziieren  in 
wässeriger  Lösung  stets  in  elektropositive  Kationen  und  in 
elektronegative  Anionen.  Bisher  'haben  wir  uns  mit  dem 
Studium  der  Kationen  beschäftigt.  In  dem  nun  folgenden  Ab- 
schnitt wollen  wir  uns  mit  dem  Verhalten  der  Anionen  vertraut 
machen. 

Charakteristisch  für  alle  Säuren  in  wässeriger 
Lösung  ist  die  Anwesenheit  von  Wasserstoffionen; 
diese  allein  bedingen  die  saure  Beaktion.  Als  typisches 
Keagens  für  Wasserstoffionen  haben  wir  bereits  in  der  Einleitung, 
Seite  19,  das  Methylorange^  genannt.  Außerdem  gibt  es  eine 
Menge  anderer  Farbstoffe,  die  durch  Wasserstoffionen  charak- 
teristische Farbenumschläge    geben    und    daher  als    Säureindika- 

^)  Nach  A.  Thiel  (Aligem.  Ch.  Zig.,  1904)  läßt  sich  aus  diesem  Nieder- 
schlag das  ChlorsUber,  wenn  nur  geringe  Mengen  desselben  neben  viel  nggC], 
Torkommen,  mittels  Ammoniak  nicht  aasziehen.  Thiel  behandelt  daher  den 
Niederschlag  zuerst  mit  Bromwasser,  wobei  das  Merkarosalz  cn  Merkarisalz 
oxydiert  wird 

Hg.Cl,  +  Br,  =  HgCl,  +  HgBr, 

und  in   Lösang  geht,  wiUirend  das  Silberchlorid  ungelöst  zurückbleibt.  Man 
filtriert  und  prüft  den  Rückstand  wie  oben  aaf  seine  Löslichkeit  in  Ammoniak. 
^   Methjlorange  oder  Heliaathin  iat  die  DimeÜijlamidoaaobenzolsalfo- 
s&are  von  der  Formel: 

^«^N  -  CeH4  -  N  «  N  -  CeH^SO, 


—    249    — 

toren  verwendet  werden.  So  fkrben  sich  Lackmus  und  Lack- 
moid  durch  Säuren  rot,  Kongorot  blan  etc. 

Einteilung  der  Säuren. 

Für  die  Einteilung  der  Säuren  wähle  ich  die,  welche 
K.  Bnnsen  (1878)  fllr  den  Gebranch  seiner  Schüler  als  Manuskript 
veröffentlichte  und  welche  V.  Meyer  und  ich  mit  Genehmigung 
Bunsensindie  ;,Tabellen  zur  qualitativen  Analyse'^  auf- 
genommen haben.  Diese  Einteilung  gründet  sich  auf  die  verschiedene 
LOslichkeit  der  Silber-  und  Baryumsalze. 

Ornppe  I 

umfaßt  die  Säuren,  deren  Silbersalze  weder  in  Wasser  noch 
in  Salpetersäure,  deren  Baryumsalze  aber  in  Wasser 
löslich  sind. 

Hieher  gehören:  Die  Halogenwasserstoffsäuren,  Ferro- 
und  Ferricyanwasserstoffsäure,  Rhodanwasserstoff- 
säure  und  die  unterchlorige  Säure. 

Gruppe  II 

enthält  Säuren,  deren  Silbersalze  in  Salpetersäure  löslich, 
in  Wasser  aber  schwer  bis  unlöslich  und  deren  Baryum- 
salze wasserlöslich  sind. 

Hieher  gehören:  Schwefel-,  Selen-  und  Tellurwasser- 
stoffsäure, salpetrige  Säure,  Essigsäure,  Gyansäure, 
unterphosphorige  Säure. 

Omppe  III 

umfaßt  Säuren,  deren  Silber  salze  weiß  und  in  Salpeter- 
säure löslich,  deren  Baryumsalze  in  Wasser  schwer  oder 
unlöslich,  in  Salpetersäure  aber  löslich  sind. 

Hieher  gehören:  Schweflige,  selenige,  tellurige, 
phosphorige  Säure,  Kohlensäure,  Oxalsäure,  Jod- 
sänre,  Borsäure,  Molybdänsäure  (Selen-  und  Tellur- 
säure), Weinsäure,  Zitronensäure,  Meta-  und  Pyrophos- 
phorsäure. 

Omppe  IV 

enthält  Säuren,  deren  Silber  salze  gefärbt  und  in  Salpeter- 
säure löslich,  deren  Baryumsalze  wasserunlöslich  aber 
salpetersäurelöslich  sind. 


-     260    — 

Hieher  gehören:  Phosphor  säure,  Arsen  säure,  Vanadin- 
säure,  arsenige  Säure,  Thioschwefelsänre,  Ghromsänre 
und  Per  jodsäure. 

Gruppe  V 

umfa^  die  Säuren,  deren    Sil  her-   und   Barynmsalze  wasser- 
löslich sind. 

Hieher  gehören:  Salpetersäure,  Chlorsäure,  Perchlor- 
säure und  die  Mang  an  säuren. 

Oruppe  VI 

umfaßt    Säuren,    deren    Silhersalze    in    Wasser    löslich,    deren 
Barymsalze  in  Salpetersäure  unlöslich  sind. 

Hieher  gehören:  Schwefelsäure,  Fluorwasserstoff- 
säure und  Kies  elflonrwass  er  st  off  säure. 

Gruppe  VII 

enthält  feuerbeständige  Säuren,  die  mit  Alkalien  lösliche  Salze  bilden. 

Hieher  gehören:  Kieselsäure,  Wolframsäure,  Titan- 
säure, Niobsäure,  Tantalsäure  und  Zirkonsänre. 

Gruppe  I. 

Silbernitrat  erzeugt   eine  in   Salpetersäure   unlösliche   Fällung. 
Baryumchlorid  erzeugt  keine  Fällung. 

Chlorwasserstofbäure  HCl. 

Vorkommen.  Der  Chlorwasserstoff  im  freien  Zustande  findet 
sich  in  geringen  Mengen  in  den  Exhalationen  der  tätigen  Vulkane, 
außerordentlich  verbreitet  dagegen  sind  seine  Salze,  speziell  die 
Alkalichloride,  siehe  diese. 

Bildung.  Der  Chlorwasserstoff  wird  dargestellt  durch  Be- 
handeln irgend  eines  Chlorides  ^)  mit  konzentrierter  Schwefelsäure. 
Gewöhnlich  verwendet  man  dazu  Kochsalz,  als  das  billigste  Chlorid. 

Läßt  man  die  Schwefelsäure  auf  Kochsalz  einwirken,  so  findet 
schon  in  der  Kälte  eine  reichliche  Chlorwasserstoffentwicklnng  und 
Bildung  von  Mononatriumsulfat  statt: 

NaCl  -f-  HgSO^  =  NaHSO^  +  HCl 

*)  Silber-  und  QaecksUberchlorid  entirickeln  mit  kooE.  Schwefeleftiire 
nur  sehr  wenig  HCL 


-     251    — 

In  der  Hitze  wirkt  das  Mononatrinmsnlfat  noch  weiter  anf  Koch- 
salz ein: 

NaCl  +  NaHSO^  =  Na^SO^  +  HCl 

Außer  durch  Zersetzung  von  Chloriden  dnrch  die  schwerflUchtige 
Schwefelsäure  bildet  sich  der  Chlorwasserstoff  beim  Behandeln  vieler 
Säurechloride  mit  Wasser: 

Pag  +  3  HgO  =  PO3H3  +  3  HCl 

Eigenschaften.  Chlorwasserstoff  ist  ein  farbloses,  stechend 
riechendes,  an  feuchter  Luft  nebelbildendes  Gas.  Es  ist  sehr  leicht 
löslich  in  Wasser:  1  Volum  Wasser  löst  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur (18^  C)  451  Volum  Chlorwasserstoff.  Das  spez.  Gew.  der 
gesättigten  Lösung  des  ChlorwasserstofiGs  in  Wasser  ist  1*2064  und 
100'^  der  Lösung  enthalten  42*3  g  Chlorwasserstoff.  Die  ge- 
wöhnliche, reine  Handelssäure  hat  das  spez.  Gew.  1*18 — 1*19  und 
ist  36 — 38®/^ig.  Die  wässerige  .Lösung  des  Chlorwasserstoffs  ist 
eine  der  stärksten  Säuren.  In  verdünnter  Lösung  ist  die  Chlor- 
wasserstoffsäure praktisch  vollständig  elektrolytisch  dissoziiert,  ^) 

HCIH^H  +  Cl 

weshalb  sie  ein  sehr  guter  Leiter  der  Elektrizität  ist. 

Außerordentlich  charakteristisch  verhält  sich 
der  Chlorwasserstoff  bei  der  Oxydation:  Der  Wasser- 
stoff verbrennt  glatt  zu  Wasser,  unter  Freisetzung 
des  Chlor: 

2C1H+0  =  H30  +  Cl2 

Durch  Lufbauerstoff  oder  allgemein,  durch  elementaren  Sauer- 
stoff findet  diese  Oxydation  nicht  statt,')  sondern  nur  durch  naszie- 
renden  Sauerstoff  unter  bestimmten  Bedingungen. 

So  entwickeln  folgende  Körperklassen  beim  Erhitzen  (oft  schon 
in  der  Kälte)  mit  konzentrierter  Salzsäure  Chlor: 

Die  Peroxyde  der  schweren  Metalle,^)  alle  Nitrate, 
Nitrite,  Chlorate,  Hypochlorite,  Chromate,  Seleniate, 
Tellurate. 

1.  Oxydation  des  Chlorwasserstoffs  dnrch  Peroxyde. 

a)  durch  Braunstein: 

2  CIH  +  MnOg  =  H^O  +  MnO  +  Cl^ 


')  Vergl.  Seite  12. 

")  Nur  bei  Anwesenheit  von  Katalysatoren  wirkt  Laftsanerstoff  oxydie- 
rend anf  HCl.  (Deacons  Verfahren.) 

*)  Die  Peroxyde  der  leichten  Metalle  geben  mit  Salzsänre  kein  Chlor, 
sondern  Wasaentoffperoxyd,  s.  B.  BaOs -f  2  HCl  =  BaCls -f  HaO, 


-     252     - 

EUebei  wird  nnr  1  Atom  Sauerstoff  des  Brannsteins  zur  Oxy- 
dation verwendet.  Das  Mangandioxyd  wird  zu  Manganmonoxyd 
reduziert  und  das  Manganmonoxyd  als  Basenanhydrid,  liefert  mit 
noch  mehr  Chlorwasserstoffsäure  Manganochlorid : 

MnO  +  2  HCl  =  HgO  +  MnCl^ 

so  daß  die  Gesamtreaktion  durch  das  Schema: 

MnOg  +  4  HCl  =  MnClj,  +  2  H^O  +  Clg 

dargestellt  wird. 

Zur  Neutralisation  des  entstandenen  Manganmonoxydes  kann 
man  andere  Säuren,  am  besten  Schwefelsäure,  anwenden,  wodurch 
die  Ausbeute  an  Chlor  auf  das  Doppelte  erhöht  wird: 

MnOa  +  2  HCl  +  H^SO^  =  MnSO^  +  2  H^O  +  Cl^ 

Im  ersten  Fall  wird  nur  die  Hälfte  des  Chlors  der  verwendeten 
Chlorwasserstoffsäure  frei,  im  zweiten  dagegen  die  Gesamtmenge. 

b)  durch  Bleiperoxyd: 

2  CIH  +  PbO,  =  HgO  +  PbO  +  C\ 
und  PbO  +  2  HCl  '=  HgO  +  PbCl^ 

Gesamtreaktion :  PbO,  +  4  HCl  =  2  H^O  +  PbCl,  +  Cl^ 

c)  durch  Chrom trioxyd: 

gj^«  +  6  HCl  =  3  H,0  +  Cr,03  +  3  Cl, 

und  CrjjOg  +  6  HQ  =  3  H^O  +  2  CrClj 
Gesamtreaktion :  CrgOg  +  12  HCl  =  6  H^O  +  2  CrCl,  +  3  Cl^ 

2.  Oxydation  des  Chlorwasserstoffs  durch  Salpetersäure  etc. 

Wie  wir  in  der  Einleitung,  Seite  4,  §  2,  gesehen  haben,  beruht 
die  oxydierende  Wirkung  der  Salpetersäure  auf  der  Abspaltung  des 
Anhydrids,  welches  dann  in  Stickoxyd  und  Sauerstoff  zerfRllt: 

2HNO3  =  H3O  +  N.Os 
N205  =  2NO  +  30 

Läßt  man  konzentrierte  Salpetersäure  auf  konzentrierte  Chlor- 
wasserstofifsäure  einwirken,  so  wird  letztere  durch  den  freiwerdenden 
Sauerstoff  des  Salpetersäureanhydrides  oxydiert  unter  Chlorentwick- 
lung: 

HgO,  N,Og,  O3  +  6  HCl  =  4  H,0  +  2  NO  +  3  Cl, 

2  HNO3 

Ein  Teil  des  Chlors  verbindet  sich  jedoch  mit  dem  Stickoxyd, 
unter  Bildung  von  Nitrosylchlorid  (NOCl): 

NO  +  Cl  =  NOa 


—    253     — 

so  daß  die  Reaktion  in  Wirklichkeit  nach  dem  Schema: 

HNO3  +  3  HCl  =  2  HgO  +  NOCl  +  Cl^ 
verläuft. 

Man  nennt  ein  Gemisch  von  1  Mol.  Salpetersäure  und  3  Mol. 
Chlorwasserstofisänre : 

Königswasser.  Gewöhnlich  mischt  man  die  beiden  Sänren 
nicht  dem  Gewichte,  sondern  dem  Yolnm  nach. 

Königswasser  ist  also  Chlorwasser,  mit  dem  Unterschied,  daß 
das  Chlor  sich  im  ersteren  in  naszierendcm  Zustande  befindet;  so 
ist  auch  die  energischere  Wirkung  des  Königswassers,  gegenüber 
dem  gewöhnlichen  Chlorwasser,  erklärlich.  Ähnlich  wie  die  Sal- 
petersäure wirken  salpetrige  Säure,  Chlorsäure,  unter- 
chlorige Säure,  Chromsäure,  Selen-  und  Tellursäure. 

Die  Chlorwasserstofisäure  ist  einbasisch,  die  Salze  der- 
selben nennt  man  Chloride. 

Loslichkeitsyerhältnisse  der  Chloride. 

Die  meisten  Chloride  sind  in  Wasser  löslich,  schwer  bis  un- 
löslich sind: 

Merkurochlorid  Hg^Cl^  Aurochlorid  AuCl 

Silberchlorid  AgCl  Platinochlorid  PtClg 

Cuprochlorid  Cu^Cl^  Wismutoxychlorid  BiOCl 

Bleichlorid  PbCl^  Antimonoxychlorid  SbOCl 

Thallochlorid  TlCl  MerkurioxychloridHg^CljO 

Von  diesen  wasserunlöslichen  Chloriden  lösen  sich  alle,  aus- 
genommen Silber-,^)  Auro-  und  Platinochlorid,  in  starker 
Salzsäure.  In  Königswasser  lösen  sich  alle,  ausgenommen 
das  Silberchlorid.  Silberchlorid  ist  also  das  einzige 
in  Königswasser  unlösliche  Chlorid. 

Durch  Kochen  der  unlöslichen  Chloride  mitSoda- 
lösung  werden  alle,  ausgenommen  das  Silberchlorid, 
leicht  zersetzt,  z.  B. : 

Hg,Cl,  +  Na,COj  =  2  Naa  +  CO,  +  Hg,0 

Durch  Filtration  erhält  man  ein  chloridhaltiges 
Filtrat,  frei  von  schwerem  Metall. 

Schmilzt  man  jedoch  das  Silberchlorid  mit  Soda,  so  wird 
auch  dieses  Chlorid  zersetzt: 

2  AgCl  +  Na^COg  ==  2  NaCl+  CO^  +  0  +  2  Ag 

ebenso  durch  naszierenden  Wasserstoff  (s.  S.  247,  §  9). 


^)  Silberchlorid  ist  in  konsentrierter  Salzsäure  erheblich  löelich. 


—     254    — 

Die  zerfließlichen  Chloride  (Lithium-,  Calcinmchlorid) 
sind  alle  in  ahsolntem  Alkohol,  sogar  in  Amylalkohol 
löslich. 

In  konzentrierter  Salzsäure  sind  die  Chloride  des  Kaliums, 
Natriums  und  Baryums  fast  ganz  unlöslich.  Man  kann  sie  daher 
leicht  von  den  meisten  ührigen  Chloriden  trennen  durch  Sättigen 
ihrer  wässerigen  Lösung  mit  Chlorwasserstoffgas  und  Filtration. 

In  Äther  sind  die  meisten  Chloride  unlöslich; 
löslich  sind  Merkuri-,  Stanno-,  Stanni-,  Auri-  und  Ferri- 
chlorid. 

Reaktionen  der  Chloride  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  neutrale  Lösung  eines  Alkali- 
salzes der  Chlorwasserstoffsäure. 

Wie  die  Chlorwasserstoffsäure,  so  sind  die  meisten  Chloride 
in  verdünnter  wässeriger  Lösung  praktisch  vollständig  ^)  elektrolytisch 
dissoziiert: 

KCl  :<;:  K + Cl 

Das  Chlor  des  Chlorwasserstoffs  ist  als  Ion  vorhanden  und  die 
nun  folgenden  Reaktionen  sind  die  dieses  Ions.  Es  ist  daher  gleich- 
gültig, welches  Chlorid '  man  verwendet,  vorausgesetzt,  daß  keine 
Nehenreaktion  zwischen  den  vorhandenen  Kationen  vor  sich  geht. 
Bei  Verwendung  von  Alkalisalzen  können  solche 
Nehenreak tionen  nie  vorkommen,  daher  verwenden 
wir  für  die  Anionenreaktionen  immer  neutrale  Alkali- 
salze. 

1.  Verdünnte  Schwefelsänre  (1  :  10)  reagiert  weder  in  der 
Kälte  noch  in  der  Hitze. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsänre^)  zersetzt  in  der  Kälte  fast 
alle,  in  der  Hitze  alle  Chloride.  Dahei  entsteht  . Sulfi&t  und 
farhloser  Chlorwasserstoff,  letzterer  leicht .  erkennbar  am 
Geruch,  der  Nebelbildung  an  feuchter  Luft  und  bei 
Gregenwart  von  Ammoniak  (Glasstab  mit  Ammoniak  benetzt), 
der  Rötung  von  blauem  Lackmuspapier.  ~  Wasser  wird 
durch  Chlorwasserstoff  nicht  getrübt;  Unterschied  von  Fluor- 
silicium. 

Sehr  schwer  werden  Silberchlorid,  Merkurichlorid  und 
Merkurochlorid     zersetzt,     letzteres     unter     Entwicklung     von 


»)  Vergl.  Seite  12. 

')  Diese  Reaktion  führe  man  mit  festem  Chlorid  im  Bea^ensglas  aus. 


—    256    — 

Schwefeldioxyd,  indem  sich  znerst  Merknrosnifat  bildet,  das 
dann  anf  Kosten  des  Sanersto£&  der  Schwefelsänre  zu  Merknrisnlfat 
oxydiert  wird. 

Hgj^Clj  +  HjSO^  =  HgjSO^  +  2  HCl 
und  HgjSO^  -f  2  HjSO^  =  2  HgSO^  +  2  H^O  +  SO^ 

3.  SÜbernitrat  erzengt  eine  weiße,  käsige  Fällung  von 
Cblorsilber : 

RCl  -f  AgNOj  =  RNO3  +  AgCl 

unlöslich  in  Salpetersäure,  löslich  in  Ammoniak,  Oyan- 
kalium  und  Natrinmthiosulfat  (siehe  Silber). 

Aus  der  LOsung  von  Chlorsilber  in  Ammoniak  fallen  Säuren  das 
Silberchlorid  wieder  aus.  Aus  der  LOsung  in  Cyankalium  wird  durch 
Säuren  Si Ibercy  an id  abgeschieden.  Will  man  eine  Ferrosulfat- 
lösung  auf  einen  etwaigen  Gehalt  an  Chloiionen  prüfen,  so  muß 
die  Losung  sehr  stark  mit  Salpetersäure  angesäuert 
werden,  weil  sonst  eine  Ausscheidung  vonmeta  11  ischem 
Silber  (s.  S.  246,  §  8)  stattfindet,  die  leicht  irre  führt. 
Man  geht  daher  am  sichersten  so  vor,  daß  man  die  Ferrosulfat- 
lOsung  mit  SodalOsung  bis  zur  alkalischen  Reaktion  versetzt,  kocht 
und  filtriert.  Im  Filtrate  befinden  sich  die  Säuren  als  Natrium- 
salze neben  überschüssiger  Soda;  letztere  wjjrd  mit  Salpeter- 
säure neutralisiert  und  erst  dann  die  Prüfung  mit  Silbemitrat  vor- 
genommen. 

In  ähnlicher  Weise  verfahrt  man,  wenn  es  sich  um  den  Nachweis 
des  Chlors  in  löslichen  Chloriden  von  schweren  Metallen  handelt, 
auch  bei  den  unlöslichen  Chloriden,  die,  wie  wir  erwähnten  (mit  Aus- 
nahme von  Chlorsilber),  durch  SodalOsung  aufgeschlossen  werden. 

Um  in  Chlorsilber  das  Chlorion  zu  konstatieren,  versetzt  man 
ersteres  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  fügt  ein  Stück  Zink  hinzu, 
gießt  nach  einiger  Zeit  die  Lösung  vom  ausgeschiedenen  metallischen 
Silber  ab  und  prüft  mit  Silbemitrat  auf  Chlor: 

AgCl  -j-  H  =  HCl  +  Ag^) 

4.  Barynmchlorid  erzeugt  selbstverständlich  keine  Fällung. 

5.  KaUiimdichromat  und  Schwefelsänre.  Versetzt  man  ein 
trockenes  Chlorid  mit  festem  Kaliumdichromat  und  konzentrierter 
Schwefelsäure  in  einer  kleinen  Retorte  und  erhitzt,  so  entweichen 
braune,  bromähnliche  Dämpfe,  die  sich  in  der  Vorlage  zu  einer 
braunen  Flüssigkeit  (Chromylchlorid  CrO^Cl^)  verdichten: 

KgCrjjO^  -f  4  NaCl  -f-  3  H^SO^  = 
=  3  HjO  -f  2  Na^SO^  +  K^SO^  +  2  CrO^Cl^j 

^)  Oder  man  schmilzt  mit  Soda,  langt  die  Schmelze  mit  Wasser  ans, 
filtriert  vom  Silber  ab,  sänert  das  Filtrat  mit  Salpetersäure  an  and  prüft  mit 
Silbemitrat. 


-     256     - 

Das  Chromylchlorid,  als  Sfturechlorid,  wird  durch  Wasser  leicht 
in  IHchrom-  und  ChlorwasserstofiGsänre  gespalten: 

2  CrOgClj,  +  3  HgO  =  HgCr^O^  -f  4  HCl 

Durch  Znsatz  von  Kali-  oder  Natronlange  erhält  man  Alkalichlorid 
nnd  gelhes  Alkalichromat.  Säuert  man  nun  diese  Lösung  an  und  giefit 
sie  in  eine  mit  Äther  versetzte  WasserstofiperoxydlOsung  und  schüttelt, 
so  fllrbt  sich  die -Ätherschicht  blau^),  was  die  Anwesenheit  der 
Chromsänre  und,  weil  diese  nur  bei  Anwesenheit  eines  Chlorides 
in  die  Vorlage  gelangen  kann,  auch  die  des  Clilors  anzeigt  (Unter- 
schied von  Brom  und  Jod.) 

Verhalten  der  Chloride  beim  Erhitzen. 

Die  Chloride  der  Alkalien  und  Erdalk  allen  schmelzen 
beim  Erhitzen  an  der  Luft  ohne  merkliche  Zersetzung. 

Die  Chloride  der  Sesquioxyde  zersetzen  sich  beim  Erhitzen 
an  der  Luft  mehr  oder  weniger  stark.  So  wird  das  Eisenchlorid 
fast  quantitativ,  unter  Abspaltung  von  Chlor,    in   Oxyd   verwandelt: 

4  FeClg  +  3  Oj  =  2  Fe^Og  +  6  Cl^ 

Die  Chloride  des  Goldes  und  der  Platinmetalle  zerfallen  beim 
Glühen  glatt  in  Metall  und  Chlor : 

2  AuClj  =  2  Au  +  3  Clg 
PtCl^  =  Pt  +  2  CI2 

Die  übrigen  Chloride  sind  meist  flüchtig  ohne  merkliche  Zer- 
setzung. 

Nachweis  des  Chlors  in  Nichtelektrolyten. 

Außer  an  Metalle  kommt  das  Chlor  an  Metalloide  gebunden 
vor,  so  z.  B.  als  PClj,  PCI5,  AsClj,  SbClg,  SbCl^,  CCl^,  SiCl^  u.  a.  m. 

Alle  diese  Verbindungen,  welche  als  Säurechloride  auf- 
gefaßt werden  kOnnen,  werden  durch  Wasser  stets  unter  Bildung 
von  Chlorwasserstoffsäure  zersetzt,  die  wie  gewöhnlich  nachgewiesen 
werden  kann.  Die  Hydrolyse  dieser  Verbindungen  verläuft  in 
der  Regel  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur.  So  liefert  das 
Phosphortri  chlorid  mit  Wasser  phosphorige  Säure  und 
Chlorwassorstoffsäure: 

PCI3  +  3  HÖH  =  PO3H3  +  3  HCl 

und  das  Phosphorpentachlorid  Phosphorsänre  und  Chlor- 
wasserst off  säure: 

PCI5  -f-  4  HÖH  =  PO4H3  +  5  HCl 
*)  Vergl.  Seite  96. 


—    257    — 

Die  übrigen  Säurechloride  zerfallen  in  ähnlicher  Weise  bei 
gewöhnlicher  Temperatur,  ausgenommen  Kohlenstofftetra- 
chlorid, das  nur  durch  Erhitzen  mit  Wasser  im  zugeschmolzenen 
Rohr  in  Kohlendiozyd  und  Chlorwasserstoff  zerfallt: 

CCl^  +  2  HgO  =  COg  +  4  HCl 

Chlor  wirkt  auf  viele  Kohlenwasserstoffe  ein,  unter  Bildung 
von  Snbstitutionsprodukten,  die  nicht  Elektrolyte  sind  und 
daher  die  Chlorreaktionen  nicht  geben;  z.  B.  gibt  das  in 
Wasser  unlösliche  Chloroform  (CHCl^)  beim  Schütteln  mit  wässeriger 
Silbernitratlösung  keine  Fällung  von  Chlorsilber.  Uin  in  solchen 
Verbindungen,  die  in  der  organischen  Chemie  vielfach  vertreten 
sind,  das  Chlor  oder  allgemein  das  Halogen  nachzuweisen,  müssen 
wir  es  in  Chlorwasserstoff  (Halogenwasserstofif)  verwandeln, 
was  nach  folgenden  Methoden  geschehen  kann. 

1.  Nach  Carins,  durch  Erhitzen  mit  rauchender  Sal- 
petersäure im  zugeschmolzenen  Rohr  bei  Anwesenheit 
von  Silbernitrat,  wodurch  das  Halogen,  unter  völliger  Zerstö- 
rung der  Verbindung,  in  Halogenwasserstoff  verwandelt  wird,  der 
sich  mit  dem  Silbemitrat  zu  HalogonsUbersalz  umsetzt,  das  ab- 
filtriert wird  und  nach  Reduktion  mit  Zink  und  Schwefelsäure  Halogen- 
wasserstoff liefert,  auf  welchen  wie  oben  geprüft  werden  kann.  Vergl. 
Bd.  n,  4.  Aufl.,  S.  277. 

2.  Durch  Erhitzen  mit  Kalk.  In  eine  kleine  25  cm  lange 
und  1  cm  weite  Röhre  von  schwer  schmelzbarem  Glase,  deren  eines 
Ende  zugeschmolzen  ist,  bringt  man  zuerst  eine  kurze  Schicht  von 
chlorfreiem,  körnigem  Kalk,  hierauf  eine  Mischung  der  zu  unter- 
suchenden Substanz  mit  Kalk  und  zuletzt  eine  längere  Schicht  von 
kömigem  Kalk. 

Durch  leises  Klopfen  der  Röhre  erzeugt  man  einen  Kanal 
zwischen  der  oberen  Röhrenwandung  und  der  Beschickung,  durch 
welchen  die  beim  Erhitzen  entwickelten  Gase  entweichen  können, 
legt  die  Röhre  horizontal  in  einen  kleinen  Gasofen  und  erhitzt  zuerst 
die  vorderste  Kalkschicht  zur  dunklen  Rotglut,  hierauf  die  hinterste 
Schicht  und  schreitet  dann  langsam  mit  dem  Erhitzen  vor,  bis  der 
ganze  Inhalt  der  Röhre  dunkelrotglühend  geworden  ist. 

Hiebei  wird  die  organische  Substanz  völlig  zerstört,  das  Chlor 
aber  verbindet  sich  mit  dem  Kalk  zu  Chlorcalcium. 

Nach  dem  Erkalten  der  Röhre  löst  man  den  Inhalt  in  ganz 
verdünnter  Salpetersäure,  filtriert  die  Kohle  ab  und  prüft;  das  Filtrat 
mittels  Sübemitrat  auf  Chlorionen. 

3.  Durch  Glühen  mit  Natrium.  In  ein  enges  Reagensglas 
(Glührohr)  bringt  man  ein  wenig  der  zu  untersuchenden  trockenen 
Substanz,     dann    ein    kleines     Stückchen    von    Petroleum    befreites 

Treftdwell,  AiuÜTtlsohe  Chemie.  T.  Bd.  6.  Aafl.  17 


—    258     - 

Natrium,  bedeckt  mit  Substanz  und  glüht  in  der  Gasflamme.  Die 
Umsetzung  geht  unter  Glüherscheinung  vor  sich.  Das  noch  heifie 
Gläschen  wirft  man  in  ein  kleines,  mit  Wasser  beschicktes  Becher- 
glas, wobei  das  Glührohr  springt  und  das  entstandene  Chlor- 
natrium sich  nebst  anderen  Natriumyerbindungen  leicht  löst.  Man 
filtriert,  säuert  das  Filtrat  mit  Salpetersäure  an  und  prüft  mit 
Silbernitrat  auf  Chlor  (Halogene).  Bei  sehr  flüchtigen  Chlorverbin- 
dungen verfährt  man  wie  bei  der  Prüfung  auf  Stickstofl.  Vergl, 
Seite  280. 

Das  freie  Chlor  und  die  unterchlorige  Säure. 

Das  Chlor,  welches  durch  Oxydation  der  Chlorwasserstoffsänre 
und  durch  Glühen  mancher  Chloride  erhalten  wird,  ist  ein  grün- 
gelbes Gas  von  erstickendem  Geruch.  Von  Wasser  wird  es  absorbiert, 
und  zwar  nimmt  1  Volum  Wasser  bei  10®  C  ca.  2*7  Volum  Chlor- 
gas auf,  unter  Bildung  des  Chlorwassers,  einer  grüngelben 
Flüssigkeit,  die  den  elektrischen  Strom  schlecht,  aber  doch  besser 
als  Wasser  leitet,  beweisend,  daß  freie  Ionen  zugegen  sind. 
Das  Chlor  setzt  sich  mit  Wasser,  in  äußerst  kleiner  Menge, 
um  zu  Chlorwasserstoffsäure  und  unterchloriger  Säure  (HOCl):  ^) 

HÖH  +  Clg  :^  HCl  -f  HOCl 

Entfernt  man  aber  die  gebildeten  Säuren  durch  Neutralisation 
mit  Alkalien,  so  verläuft  die  Eeaktion  im  Sinne  der  Gleichung  von 
links  nach  rechts  quantitativ: 

Cl^  +  2  NaOH  =  NaCl  -f  NaOCl  +  H^O 

Chlorwasser  wirkt  stark  oxydierend  (vgl.  S.  3),  was  man 
durch  die  Annahme  erklärt,  daß  dem  Wasser  durch  Chlor  Wasser- 
stoff entzogen  wird,  unter  Freisetzung  von  Sauerstoff: 

H20  +  Cl2  =  2HCl  +  0 

Richtiger  ist  wohl  die  folgende  Erklärung:  Zuerst  bildet  sich 
Chlorwasserstoff  und  unterchlorige  Säure  und  letztere  zerftlllt  dann 
in  Chlorwasserstoff  und  Sauerstoff: 

H,0  +  Clj  =  HCl  4-  HOCl 
HOCl  ==  HCl  +  0 

Sehr  langsam  findet  diese  Zersetzung  des  Chlorwassers  im 
Dunkeln  statt,  am  Lichte  rascher  und  bei  Gegenwart  von  oxydier- 
baren Substanzen  sofort.  Hierauf  gründet  sich  das  Bleichvei^ 
mOgen  des  Chlorwassers.  So  wird  IndigolOsung  entfilrbt, 
indem  der  Indigo  zu  Isatin  oxydiert  wird: 

^)  A.  Jakowkin,  Zeitscbr.  f.  phys.  Ch.  29  (1899),  S.  213  und  Chem. 
Zeutralbl.  1899,  II,  S.  746. 


—    259    — 
C,eHioN,0,  +  O,  =  2  C^H^NO, 

Indigo  Isatin 

Versetzt  man  eine  Lösung  Ton  Jodkalium  mit  Chlorwasser, 
so  wird  Jod  ausgeschieden  und  die  LOsung  färbt  sich  gelb  bis  braun: 

2KJ  +  C1,  =  2KC1  +  J2 

Schuttelt  man  die  gelbe  LOsung  mit  Schwefelkohlen- 
stoff oder  Chloroform,  so  nehmen  diese  das  Jod  auf  und 
fllrben  sich  rotviolett.  Durch  Zusatz  von  mehr  Chlorwasser 
wird  die  Lösung  wieder  farblos,  weil  das  Jod  zu  farbloser  Jod  säure 
oxydiert  wird: 

Ja  +  6  HgO  +  5  Clj  =  10  HCl  +  2  HJO3 

Das  freie  Jod  kann  man,  anstatt  es  durch  Schwefelkohlenstoff 
etc.  nachzuweisen,  leicht  durch  die  auf  Zusatz  yon  StHrkekleister 
auftretende  Blaufärbung  erkennen  (siehe  Jod  S.   271). 

Silbemitrat  erzeugt  in  Chlorwasser  eine  weiße  Fällung  von 
Chlorsilber,  die  aber  nicht  quantitativ  ist,  indem  ^j^  des  vor- 
handenen Chlors  in  losliches  Silberchlorat   verwandelt  wird: 

3  Clg  +  6  AgNOg  +  3  H3O  =  5  AgCl  +  AgClO«  +  6  HNOg 

Um  daher  das  Chlor  im  Chlorwasser  mit  Silber- 
lOsung  quantitativ  als  Chlorsilber  fällen  zu  können, 
muß  es  in  Chlorwasserstoffsäure  übergeführt  werden. 
Dies  geschieht  durch  Behandeln  mit: 

1.  Ammoniak  im  Überschuß. 

Zunächst  bildet  sich  Ammoniumchlorid  und  A  m  m  o  n  i «  m  h  y  p  o- 
chlorit. 

CI2  +  2  NH^OH  =  NH^Cl  +  NH^CIO  +  H^O 

Das  Ammoniumhypochlorit  oxydiert  sofort  noch  vorhandenes 
Ammoniak,  unter  Stickstoffentwicklung: 

3  NH4OCI  +  2  NH3  =  3  H^O  -f-  Ng  -f  3  NH^Cl 

Die  Gesamtreaktion  ist  daher: 

3  Cljj  +  6  NH^OH  4-  2  NH3  =  6  H^O  +  6  NH^Cl  +  N^ ») 

2.  Wasserstoffperoxyd  bei  Gegenwart  von  Alkalien: 

CI2  4.  2  NaOH  =  NaCl  +  NaOCl  +  H^O 
und     NaOCl  +  H2O2  =  H^O  +  NaCl  +  0^ 

Man  gießt  das  Chlorwasser  zu  einem  Überschuß  der  alkalischen 
Wasserstoffperoxydlösnug,    kocht    um  das  überschüssige  Wasserstoff- 


^)  Unter  Umständen  kann  die  Lösung,  namentlich  wenn  sie  verdünnt 
nnd  kalt  ist,  Monochloramin  (NH,CI)  nnd  Hjdrozinchlorhydrat  enthalten. 
Vergl.  F.  Raschig,  Chem.  Z.  1907,  S.  9  26. 

17* 


—    260    — 

peroxyd    zn   zerstören,    säuert    mit  Salpetersäure  an    nnd    fkllt  das 
Chlor  mit  Silbemitratlösnng. 

3.  schwefliger  Säure.  Man  versetzt  das  Chlorwasser  mit  einem 
Überschuß  von  schwefliger  Säure  oder  eines  Alkalisulfites,  wobei 
sofort  Reduktion  erfolgt : 

Cl,  -f  2  HgO  +  SOj  =  2  HCl  4-  H3SO4. 

Hierauf  setzt  man  Salpetersäure  hinzu  und  kocht,  um  den  Über- 
schuß der  schwefligen  Säure  zu  oxydieren,  und  fkUt  dann  mit  Silber- 
lösung. 

4.  naszierendem  Wasserstoff.    Zink  und  Schwefelsäure  etc.: 

Cl^  -f  Hg  =  2  HCl 

Metallisches  Quecksilber  wird  von  Chlor  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  angegriffen,  unt«r  Bildung  yon  Merkurochlorid : 

Hg,  +  Cl,  =  HgjCl^ 

Schuttelt  man  daher  Chlorwasser  mit  metallischem  Quecksilber, 
bis  der  Geruch  des  Chlors  verschwunden  ist,  so  erhält  man  eine 
chlorfreie  neutrale  Lösung.  War  gleichzeitig  Salzsäure  zugegen, 
so  reagiert  die  Lösung  sauer  und  gibt  mit  Silbernitrat  Chlor- 
silber, weil  Chlorwasserstoff  das  Quecksilber  nicht  angreift.  Man 
benützt  diese  Eeaktion,  um  Chlorwasserstoffsäure  neben  Chlor  nach- 
zuweisen. 

Die  unterchlorige  Säure  HOCL 

Bildung.  Eine  Lösung  der  freien  unterchlorigen  Säure  erhält 
man  durch  Schütteln  von  Chlorwasser  mit  gelbem  Quecksilberoxyd 
bis  zum  Verschwinden  des  Chlorgeruches : 

Hg-Cl 
2  HgO  +  2  Cl,  -f  HjjO  =        )>0  4-  2  HOCl 

Hg-a 

Es  bildet  sich  hiebei  braunes,  wasserunlösliches  Quecksilber- 
oxychlorid  und  die  Lösung  enthält  die  unterchlorige  Säure.  Gießt 
man  die  Lösung  von  dem  basischen  Quecksilbersalz  ab  und  destilliert, 
so  erhält  man  eine  reine  Lösung  von  unterchloriger  Säure,  die  sich 
jedoch  am  Lichte  nicht  lange  hält;  sie  zerfallt  bald  in  Chlorwasser- 
stoff und  Sauerstoff: 

2  HOCl  =  2  HCl  +  O2 

Die  unterchlorige  Säure  wirkt  stark  bleichend;  Lackmus  und 
Indigo  werden  rasch  entffobt. 

Die  Alkalisalze  der  unterchlorigen  Säure  (Hypochlorite)  sind 
nur  in  Jjösung   bekannt  und    werden    erhalten    durch   Neutralisation 


—    261     - 

der  Säure  mit  verdünntem  Kalium-  oder  Natriumhydroxyd,  bequemer 
durch  Einleiten  von  Chlor  in  verdünnte,  kalte  Kali-  oder 
Natronlauge : 

01^  +  2  KOH  =  KCl  +  KOCl  +  H^O 

Das  Ammoniumsalz  ist  nicht  erhältlich,  weil  es  bei  seiner 
Bildung  sofort  durch  überschüssiges  Ammoniak  zerstört  wird 
(Vgl.  S.  269). 

Alle  Hypochlorite  gehen  außerordentlich  leicht  bei  Gegenwart 
von  überschüssigem  Chlor  in  der  Wärme  in  Chlorat  und  Chlorid 
über  (vgl.  S.  131): 

KOCl 


H 
H 


0 
0 


Cl  =  2  HCl  +  KCIO3  1) 
Cl 


deshalb    müssen   die  Hypochlorite   stets    in    verdünnter    kalter 
Lösung   bei  Gegenwart   von   überschüssigem  Alkali   erzeugt  werden. 

Das  wichtigste  Hypochlorit  des  Handels  ist  der  Chlorkalk, 
der  erhalten  wird,  indem  man  Chlor  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
über  Ätzkalk  leitet. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Alle  Hypochlorite  sind  löslich  in  Wasser  und  werden  durch 
Säuren,  sogar  durch  die  Kohlensäure,  zersetzt. 

1.  Chlorwasserstoff  wird  durch  sie  oxydiert,  unter  Entwicklung 
von  Chlor: 

NaOCl  +  2  HCl  =  NaCl  -f  H2O  +  Cl, 

2.  Schwefelsäure  zersetzt  die  Hypochlorite  unter  Freisetzung 
von  unterchloriger  Säure: 

NaOCl  +  HgSO^  =  NaHSO^  +  HOCl 

und  ebenso  wirkt  die  Kohlensäure: 

•    2  NaOCl  -f  HgCOg  =  Na^COg  -f  2  HOCl 

Dadurch,  daß  die  Hypochlorite  so    sehr  leicht   zersetzt  werden, 

unter  Bildung  von  Chlor   oder  unterchloriger  Säure,  besitzen  sie  ein 

starkes  Bleich  vermögen ;    Indigolösung    (eine  Lösung  von  Indigo  in 
Schwefelsäure)  wird  durch  sie  sofort  entftlrbt. 

Nicht  nur  in  saurer,  sondern  auch  in  alkalischer 
Lösung    wirken    die    Hypochlorite    bei    gewöhnlicher 


^)  Bei  Gegenwart  von  40  bis  mehr  Prozent  KOH  zerfallt  das  KOCl  in 
der  Hitze  in  KCl  unter  Sanerstoffentwicklang,  während  die  Chloratbildung 
ganz  aasbleibt.  (F.  Winteler,  Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  33  (1902),  S.  778). 


—    262     - 

Temperatur  oxydierend  (Unterschied   von   ChlorsÄure);    viele 
Metallhydroxyde  werden  durch  Hypochlorite  höher  oxydiert: 

Ferrohydroxyd  wird  leicht  zu  braunem  Ferrihydroxyd, 
Mangan-,  Nickel-  und  Kobalthydroxyde  werden  zu 
brannschwarzem  Hydroxyd  oxydiert: 

2  Fe(0H)2  4-  NaOCl  +  H^O  =  NaCl  -f  2  Fe(0H)3 

Mn(0H)3  +  NaOCl  =  NaCl  +  MnOgH^ 
2  Ni(OH)j  +  NaOCl  +  H^O  =  NaCl  +  2  Ni(0H)3 
2  Co(OH)2  -f  NaOCl  -f  H^O  =  NaCl  -f  2  Co(OH)3 

3.  Jodkaliamstarke  wird  durch  Hypochlorite  in  schwach  alka- 
lischer Lösung  gebläut  infolge  der  Abscheidung  von  Jod: 

2  KJ  +  NaOCl  -f  HgO  =  2  KOH  -|-  NaCl  -f  J^ 

Diese  Keaktion  ist  nicht  quantitativ,  weil  das  Jod  auf  das  ge- 
bildete Kaliumhydroxyd  weiter  einwirkt,  unter  Bildung  von  Kalium- 
hypojodit  und  Jodkalium: 

j^  -j.  2  KOH  :^  KJ  -|-  KOJ  +  HgO 

Da  aber  die  Keaktion  reversibel,  also  von  der  Massenwirkung 
des  Kaliumhydroxydes  abhängig  ist,  so  ist  in  verdünnter 
Lösung  stets  genügend  Jod  zugegen,  um  die  Blau^bung  zu 
erzeugen. 

4.  Metallisches  Quecksilber.  Schüttelt  man  freie  unter- 
chlorige Säure  mit  Quecksilber,  so  bildet  sich  braunes,  in 
Wasser  unlösliches,  in  Salzsäure  lösliches  basisches 
Merkurichlorid: 

2  Hg  +  2  HOCl  =  Hg,CljO  +  H,0 

Freies  Chlor  gibt  unter  denselben  Umständen,  mit  Quecksilber 
geschüttelt,  weißes  Merkurochlorid,  unlöslich  in  Wasser  und  in 
Salzsäure. 

Dieses  Verhalten  wird  benützt,  um  unterchlorige  Säure 
neben  freiem  Chlor  nachzuweisen.  Man  schüttelt  das  Gemisch 
mit  Quecksilber,  bis  eine  Probe  der  Lösung  Jodkaliumstärkepapier 
nicht  mehr  bläut,  gießt  die  Flüssigkeit  sorgfältig  ab,  ftlgt  zum  Eück- 
stand  Salzsäure  und  schüttelt,  wodurch  das  von  der  unterchlorigen 
Säure  erzeugte  basische  Chlorid  in  Lösung  geht: 

HgjCl^O  +  2  HCl  =  HgO  +  2  HgCl^ 
während  das  Merkurochlorid  ungelöst  bleibt. 

Leitet  man  Schwefelwasserstoff  in  die  filtrierte  Lösung,  so  zeigt 
eine  schwarze  Fällung  von  Merkurisulfid  die  Anwesenheit  der  unter^ 
,  chlorigen  Säure  an. 


—     2«3    — 

Die  Salze  der  nnterchlorigen  Säure  verhalten  sich,  Quecksilber 
gegenüber,  anders  als  die  freie  Sänre:  sie  geben  unlösliches  Queck- 
BÜberozyd  und  lOsliches  Chlorid: 

Hg  +  NaOCl  =  HgO  +  NaCl 

5.  Silbernitrat  erzeugt  in  Hypochloritlosungen  eine  unvollständige 
weiße  Fällung  von  Chlorsilber.  Ein  Drittel  des  Chlors  bleibt  in 
Losung  als  Chlorat: 

3  NaOCl  +  3  AgNOj  =  3  NaNO,  +  AgClOj  +  2  AgCl 

Zunächst  entsteht  das  unbeständige  Silberhypochlorit  : 
3  NaOCl  +  3  AgNOj  =  3  NaNOj  -f  3  AgOCl 

das  sich  aber  sofort  in  Chlorat  und  Chlorid  spaltet: 

3  AgOCl  =  AgClOj  +  2  AgCl 

Von  Chlor  unterscheidet  sich  die  unterchlorige  Säure 
durch  ihr  Verhalten  zu  Quecksilber,  von  der  Chlorwasserstoff- 
sänre  durch  die  oxydierende  Wirkung  und  von  der  Chlorsäure 
durch  ihre  Fällbarkeit  mittels  Sübemitrat  und  die  oxydierende 
Wirkung  in  alkalischer  LOsung. 

Bromwasserstofbäure  HBr. 

Vorkommen.  Das  Brom  findet  sich  in  der  Natur  als  steter 
Begleiter  des  Chlors,  daher  auch  im  Meereswasser  und  in  vielen 
Mineralwässern. 

Bildung.  Der  Bromwasserstofi  entsteht  durch  Behandeln  eines 
Bromides  mit  konzentrierter  Schwefelsäure: 

2  NaBr  +  H^SO^  =  Na,SO^  +  2  HBr 

So  erhalten,  ist  der  Brom  Wasserstoff  nicht  rein,  er  enthält 
stets  Brom,  weil  ein  Teil  desselben  durch  die  Schwefelsäure  oxydiert 
wird: 

2  BrH  +  H3SO3O  =  HgO  +  H^SOg  +  Brj, 

Je  konzentrierter  die  Schwefelsäure,  desto  reichlicher  die  Brom- 
bildung. 

Wendet  man  verdünnte  Schwefelsäure  (3  H^SO^  :  1  HgO)  an, 
so  erhält  man  den  Bromwasserstoff  fast  frei  von  Brom. 

Ganz  rein  erhält  man  ihn  durch  Zersetzen  vieler  Säurebromide, 
z.  B.  des  Phosphortribromides  mit  Wasser: 

PBrg  -f  3  HÖH  =  PO3H3  +  3  HBr 

Eigenschaften.  Der  Brom  Wasserstoff  ist,  wie  der  Chlor- 
wasserstoff, ein  farbloses,  stechend  riechendes,  an  feuchter  Luft 
nebelbUdendes  Gas,  das  mit  Ammoniak  starke  Nebel  von  Brom- 
ammoDium  erzeugt.    Es  lOst  sich  sehr  leicht  in  Wasser.  Die  konzen- 


-    264    — 

trierte  wässerige  Lösung  hat  das  spez.  Gew.  1*78  und  enthält  82 ^/q 
Bromwasserstoff.  Die  Verwandtschaft  des  Broms  zum  Wasserstoff  und 
zu  den  Metallen  ist  geringer  als  die  des  Chlors  und  großer  als  die 
des  Jods. 

Während  Chlorwasserstoff  in  wässeriger  Lösung  sich  unbegrenzt 
lange  unverändert  hält,  wird  eine  Lösung  von  Bromwasserstoff  schon 
nach  kurzer  Zeit  braun,  infolge  von  ausgeschiedenem  Brom.  Der 
Bromwasserstoff  wird  schon  durch  Luftsauerstoff  langsam  oxydiert : 

4  HBr  +  Oj  =  2  H^O  +  2  Br^ 

Da  der  Bromwasserstoff  sich  so  viel  leichter  in  seine  Bestand- 
teile spalten  läßt  als  der  Chlorwasserstoff,  so  greift  er  die  Metalle 
viel  leichter  an,  sogar  Metalle,  die  von  Chlorwasserstofi  gar  nicht 
angegriffen  werden.  So  wird  blankes  Kupfer  von  konz.  Brom  wasser- 
stoffsäure leicht  unter  Wasserstoffentwicklung  und  Bildung  von  Cupro- 
bromid  gelöst: 

2  Cu  +  2  HBr  =  Cu^Br^,  -f  H^j 

Da  der  Bromwasserstoff  schon  durch  Luftsauerstoff  oxydiert 
wird,  so  geschieht  dies  selbstverständlich  noch  viel  leichter  durch 
naszierenden  Sauerstoff.  Er  wird  unter  Abscheidung  von  Brom  oxy- 
diert durch  Peroxyde,  Nitrate,  Nitrite,  Chromate  etc. 
genau  wie  der  Chlorwasserstoff,  vorausgesetzt,  daß  man  eine  kon- 
zentrierte Lösung  verwendet :  ^) 

Die  Bromwasserstofisäure  ist  eine  einbasische  Säure;  ihre 
Salze  heißen  Bromide. 

Die  Löslichkeitsverhältnisse  der  Bromide  sind 
denen  der  Chloride  ganz  analog. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  (1 :  10)  entwickelt  aus  Bromiden 
in  der  Kälte  keinen  Bromwasserstoff,  wohl  aber  aus  den  Bromiden 
der  Alkalien  in  der  Hitze. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsaure  entwickelt  aus  allen  Bromi- 
den in  der  Hitze  Bromwasserstoff  und  Brom.^)  Die  Lösung 
färbt  sich  braun  und  beim  Erhitzen  derselben  entweicht  das  Brom 
in  Form  gelbbrauner  Dämpfe  (Unterschied  von  Chlorwasserstoff), 
welche,  da  sie  Bromwasserstoff  enthalten,  an  feuchter  Luft  rauchen, 
stechend  riechen  und  Wasser  nicht  trüben  (Unterschied  von  Fluor- 
wasserstoff und  Kieselfluorwasserstoffsäure). 

^)  In  verdünnter  LöBung  wird  der  BromwaFBerstoff  durch  genannte  Oxy- 
dationsmittel in  der  Kalte  nicht  angegriffen.  (Unterschied  von  Jodwasserstoff.) 
')  Bromsilber  wird  nur  sehr  schwer  von  der  Schwefelsäure  angegriffen. 


—    266    — 

8.  Silbemitrat  erzengt  eine  gelbliche,  käsige  in  Sal- 
petersänre  nnlOsliche,  in  Ammoniak,  Cyankalinm  nnd  Natrium- 
thiosnlfat  lösliche  FäUnng  von  Bromsüber.  Säuren  fUllen  aus  der 
Lösung  in  Ammoniak  das  Bromsilber  wieder  aus. 

Digeriert  man  Chlorsilber  mit  Bromkalium,  so  wird 
ersteres  in  Bromsilber  verwandelt: 

AgCl  +  KBr  =  KCl  +  AgBr 

Behandelt  man  aber  Bromsilber  mit  Chlor  in  der  Wärme,  so 
wird  es  leicht  in  Chlorsilber  verwandelt: 

2  AgBr  -f  Clg  =  2  AgCl  +  Br^ 

4.  Chlorwasser  scheidet  ans  allen  löslichen  Bromiden  Brom 
ans,  das  in  Schwefelkohlenstoff  oder  Chloroform  mit  brauner 
Farbe  löslich  ist;  durch  überschüssiges  Chlorwasser  wird  das  Brom 
in  weingelbes  Chlorbrom  (BrCl)  verwandelt  (Unterschied  von  Jod). 

5.  Ealiiundichroinat  scheidet  bei  Gegenwart  von  verdünnter 
Schwefelsäure  in  der  Kälte  aus  wässerigen  Bromidlösungen  kein 
Brom  aus ;  durch  Schütteln  der  Lösung  mit  Schwefelkohlenstoff  bleibt 
letzterer  farblos  (Unterschied  von  Jod). 

6.  Kaüiundichromat  und  konzentrierte  Schwefelsäure.  Mischt 
man  ein  festes  Bromid  mit  festem  Kaliumdichromat,  übergießt  mit 
konzentrierter  Schwefelsäure  und  destilliert,  so  erhält  man,  wie  bei 
Chloriden,  ein  braunes  Destillat,  das  jedoch  ans  Brom  besteht  nnd 
kein  Chrom  enthält: 

KjCrgO^  +  6  NaBr  +  7  H2SO4  = 
=  K2SO4  -f  3  Na^SO^  +  Cr^(S0j3  -f  7  H^O  +  3  Br^ 

Fügt  man  zum  Destillat  verdünnte  Natronlauge,  so  erhält  man 
eine  farblose,  manchmal  schwachgelblich  gefärbte  Lösung,  welche  nach 
dem  Ansäuern  mit  verdünnter  HgSO^  sich  braun  färbt  infolge  von 
ausgeschiedenem  Brom  (Unterschied  von  Chlor): 

NaBr  +  NaOBr  +  H^SO^  =  Na^SO^  -f  ^gO  +  Br^ 

7.  Salpetrige  Säure  (Alkalinitrit  -|-  H^SO^)  scheidet  ans  ver- 
dünnten Bromidlösungen  in  der  Kälte  kein  Brom  ans  (Unter- 
schied von  Jod). 

Nachweis  des  Broms  in  Nichtelektrolyten. 

Man  verfuhrt  genau  wie  bei  Chlor  angegeben.  (Vergl.  S.  257.) 

Das  freie  Brom, 

das   durch   Oxydation   des    Bromwassersto£&    erhalten    wird,    ist    bei 
gewöhnlicher  Temperatur  flüssig   nnd    von  branner    Farbe    und    löst 


—    266     — 

sich  in  Wasser  mit  brauner  Farbe  (kaltes  Bromwasser  enthält 
2 — 3^/q  Brom  gelöst).  Konzentrierte  Salzsäure  lOst  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  viel  mehr  Brom  anf;  die  gesättigte  Lösnng  enthält 
ca.  13%  Brom. 

Brom  wirkt,  wie  Chlor,  stark  bleichend  (oxydierend)  und  ver- 
bindet sich  direkt  mit  Quecksilber  zu  unlöslichem  Merkurobromid. 

Der  Nachweis  des  Bromwas8ersto£&  neben  Brom  geschieht  genau 
so,  wie  der  des  Chlorwasserstoflfe  neben  Chlor  (s.  S.  260). 

Auf  Alkalien  wirkt  das  Brom  genau  wie  Chlor: 

a)  in  der  Kälte  in  verdünnter  Lösung: 

Brjj  +  2  NaOH  =  NaBr  +  NaOBr  +  H^O 

Natriamhjpobromit 

b)  in  der  Wärme: 

3  Br^  +  6  NaOH  =  5  NaBr  +  NaOgBr  +  3  H^O 

Natriombromat 

c)  auf  Ammoniak: 

3  Brj  +  6  NH^OH  +  2  NH3  =  6  Hj,0  +  6  NH^Br-f-N^ 

Jodwasserstoffsäure  HJ. 

Vorkommen.  Das  Jod  kommt  in  der  Natur  als  Jodid 
und  J  o  d  a  t  ^)  vor,  am  häufigsten  als  Jodid,  und  zwar  findet  es  sich 
immer  in  geringer  Menge  neben  Chlor  und  Brom,  z.  B.  im  Meer- 
wasser, in  Mineralwässern  etc. 

Bildung.  Der  Jodwasserstoff  läßt  sich  rein  erhalten  durch 
Zersetzung  von  Säurejodiden  mit  Wasser: 

PJ3  +  3  HjO  =  PO3H3  +  3  HJ 

Sacht  man  den  Jodwasserstoff  durch  Zersetzung  von  Jodiden 
mit  Schwefelsäure,  selbst  verdünnter,  zu  gewinnen,  so  erhält  man 
noch  viel  weniger  als  beim  Bromwasserstoff  ein  reines  Produkt 
wegen  der  sehr  geringen  Verwandtschaft  des  Jods  zum  Wasserstoff. 
Der  so  gewonnene  Jodwasserstoff  ist  stets  sehr  stark  vermischt  mit 
Jod  und  Keduktionsprodukten  der  Schwefelsäure,  letztere  sind 
verschieden  je  nach  der  Konzentration  der  auf  einander  wirkenden 
Körper.  So  erhält  man,  mit  relativ  viel  konzentrierter  Schwefelsäure, 
Schwefeldioxyd: 

2  NaJ  +  HjSO^  =  Na^jSO.  +  2  H J 
H3SO3O  -f-  2  HJ  =  HgO  4-  H2SO3  +  Jj 


HgO  -f  SO 


8 


^)  Im  ChüiBalpeter  in  Mengen  bis  zu  0,5 7o* 


-     267    — 

Ist  umgekehrt  viel  Jodwasserstoff  vorhanden,  so  wird  die 
Schwefelsäure  bis  zn  Schwefelwasserstoff  reduziert 

Hj  SO4  +  8  H J  =  4  Hg  0  +  Hj  S  4- 4  Jg 

Erhitzt  man  viel  Jodkalium  mit  wenig  konzentrierter  Schwefel- 
säure im  Keagensglas,  so  scheidet  sich  graues,  festes  Jod  aus, 
das  sich  in  der  Wärme  mit  violetter  Farbe  verflüchtigt.  Außerdem 
entweichen  Jod-  und  Schwefelwasserstoff,  letzterer  leicht  erkennbar 
durch  die  Schwärzung  von  Bleipapier  (siehe  Schwefelwassersto£Q. 

Eigenschaften.  Der  Jodwasserstoff  ist  ein  fEffbloses, 
stechend  riechendes,  an  feuchter  Luft  stark  nebelbildendes  Gas, 
das  sich  sehr  leicht  in  Wasser  löst,  unter  Bildung  einer  stark 
rauchenden  Flüssigkeit  vom  spez.  Gew.  1*99 — 2*0.  Wegen  der 
geringen  Yerwandtschafi;  des  Jods  zum  Wasserstoff  hält  sich  die 
wässerige  LOstmg  des  Jodwasserstoffs  noch  viel  schlechter  als  die 
des  Bro  m Wasserstoffs ;  sie  flürbt  sich  infolge  von  Jodansscheidung  in 
kürzester  Zeit  braun: 

4  HJ  -f  O3  (Luft)  =  2  HgO  +  2  Jg 

Leitet  man  Schwefelwasserstoff  durch  die  braun  gewordene 
Losung,  so  ent&rbt  sie  sich  unter  Ausscheidung  von  Schwefel: 

2J3  4-2H2S  =  4HJ+2S 

Wegen  der  äußerst  geringen  Beständigkeit  des  Jodwassersio£& 
greift  derselbe  Metalle  an,  die  weder  von  Chlor,  noch  von  Brom- 
Wasserstoff  angegriffen  werden;  so  löst  er  Quecksilber  leicht  unter 
Wasserstoffentwicklung  auf: 

Hg  +  4  H J  =  [HgJJH,  4-  H, 

Der  Jodwasserstoff  wird  durch  Behandeln  mit  Peroxyden, 
Nitraten,  Nitriten,  Chromaten  etc.  genau  wie  der  Chlor-  und  Brom- 
wasserstoff unter  Abscheidung  von  Jod  oxydiert,  nur  verläuft  die 
Oxydation  viel  leichter,  sogar  durch  salpetrige  Säure  und  Chrom- 
säure in  ganz  verdünnten  Lösungen  in  der  Kälte  (siehe  weiter  unten). 

Die  Jodwasserstoffsäure  ist  eine  einbasische  Säure;  ihre  Salze 
nennt  man  Jodide. 

Die  Löslichkeitsverhältnisse  der  Jodide  sind  denen 
der  Chloride  und  Bromide  fast  analog.  Das  Merkurijodid  (HgJ^) 
und  das  Palladiumjodür  (PdJ^)  sind  in  Wasser  unlOsUch,  während 
die  entsprechenden  Chlor-  und  Bromverbindungen  löslich  sind. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Verdfinnte  Schwefelsäure  (1  :  10)  entwickelt  aus  Jodiden 
in  der  Kälte  keinen  Jodwasserstoff,  dagegen  werden  die  Jodide  der 
Alkalien  in  der  Wärme  merklich  angegriffen. 


—     268     - 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  reagiert  schon  in  der  Kälte. 
Vgl.  S.  266. 

8.  Silbemitrat  erzengt  eine  gelbe,  käsige  Fällung  von 
Silberjodid,  unlöslich  in  Salpetersäure,  nur  sehr  wenig 
löslich  in  Ammoniak^),  leicht  inCyankalium  und  Natrium- 
thiosulfat. 

Durch  Chlor  wird  das  Jodsilber  leicht  in  Chlorsüber  ver- 
wandelt : 

2  AgJ  +  Cl,  =  2  AgCl-f  Jg 

Dagegen  gehen  Chlor-  und  Bromsilber  durch  Digestion  mit 
einer  Lösung  von  Jodkalium  in  Silberjodid  über: 

AgCl  4-  K J  =  KCl  4-  Ag J 
AgBr  +  K  J  =  KBr  -f  Ag  J 

4.  Bleisalze  fällen  gelbes  Bleijodid,  löslich  in  viel  heißem 
Wasser  zu  einer  farblosen  Lösung,  die  beim  Erkalten  goldgelbe 
Blättchen  von  PbJg  abscheidet. 

5.  Palladininchlorür  (man  verwendet  am  besten  das  Natrium- 
palladiumchlorür  ([PdCl^JNa^  )  ftlUt  aus  verdünnten  Lösungen  eines 
Jodides  schwarzes  Palladiumjodür  (Unterschied  von  Brom  und  Chlor)  ; 

[PdCl JNa^j  +  2  K J  =  2  NaCl  +  2  KCl  +  PdJg 

sehr  leicht  löslich  im  Überschuß  von  Jodkalium. 

6.  Cnprisalze  werden  durch  Jodide  reduziert,  unter  Abscheidung 
eines  braunen  Gemisches  von  Cuprojodid  und  Jod: 

2  CuSO^  +  4  KJ  =  2  KjSO^  +  Cu^ Jg  +  J^ 

Setzt  man  der  Lösung  schweflige  Säure  zu,  so  erfolgt  die 
Abscheidung  des  Cu^J^  fast  rein  weiß,  weü  das  Jod  in  Jodwasser- 
stoff verwandelt  wird : 

HjSOg  +  H^O  +  Jg  =  H3SO4  +  2  HJ 

7.  Salpetrige  Säure.  Versetzt  man  eine  verdünnte  Jodid- 
lösung  mit  salpetriger  Säure,  so  scheidet  sich  Jod  aus,  wodurch 
sich  die  Lösung  gelb  bis  braun  färbt  (Unterschied  von  Bromiden). 

2  HNOj  +  2  HJ  =  2  NO  -f  2  H^O  -f  J^ 

Diese  äußerst  empfindliche  Keaktion  führt  man  am  besten  wie 
folgt  aus: 

Man  versetzt  die  zu  prüfende  Lösung  mit  einigen  Tropfen 
Nitrose,')     fügt     Schwefelkohlenstoff     oder     Chloroform 

^)  Beim  Behandeln  des  Silberjodids  mit  Ammoniak  fllrbt  es  sich  viel 
heller. 

')  Die  Nitrose  bereitet  man  darch  Erhitzen  von  Salpetersäure  vom  spez. 
Gew.  1'30 — 1-85  mit  Arsentrioxjd  und  Einleiten  des  entwickelten  Gasg'emisches 
(NO,  und  NO)  in  Schwefelsaare  vom  spez.  Gew.  1-75— 1*80. 


—    269     — 

hinzn  and  schüttelt,  wobei  diese  der  wMsserigen  LOsnDg  das  Jod 
entziehen  nnd  sich  rotviolett  i^ben.  Auch  durch  Blanfkrbnng 
von  Stärkekleister  läßt  sich  das  ansgeschiedene  Jod  nachweisen 
(siehe  Seite  271). 

8.  Ealiamdichromat  scheidet  bei  Gegenwart  von  verdünnter 
Schwefelsäure  ans  JodidlOsnngen  in  der  Kälte  Jod  ans,  das 
durch  Aasschütteln  mit  Chloroform  oder  Schwefelkohlenstoff  erkannt 
werden  kann  (Unterschied  von  Brom): 

K,Cr5j07-f-6KJ+7H2S04  =  4K2SO^  +  Cr,(SOj8  4-3J2  +  7H,0 

Durch  Erhitzen  eines  Gemenges  von  festem  Jodid  und  festem 
Ealiamdichromat  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  erhält  man  nach 
obiger  Gleichung  Jod,  das  mit  den  Wasserdämpfen  fortgeht  und  in 
einer  Vorlage  kondensiert  werden  kann.  Im  Destillat  findet  sich  aber 
kein  Chrom.  (Unterschied  von  Chlor.) 

9.  Merknrichlorid  erzeugt  scharlachrotes  Merkurijodid,  löslich 
im  Überschuß  von  Jodkalium: 

HgClg  +  2  K  J  =  2  KCl  +  Hg  J^ 
HgJ,  +  2  KJ  =  [HgJJK, 

10.  Chlorwasser  scheidet  aus  Jodiden  Jod  aus: 

2  KJ  +  Cl^  =  2  KCl  +  Jg 

das  Schwefelkohlenstoff  rotviolett  und   Stärkekleister  blau  fkrbt. 

Durch  einen  Überschuß  von  Chlorwasser  verschwindet  die  rot- 
violette Farbe  des  Schwefelkohlenstoffes,  weil  das  Jod  zu  farbloser 
Jodsäure  oxydiert  wird: 

Jg  +  6  H^O  +  5  Cl,  =  10  HCl  +  2  HJO3 

Nachweis  von  Jod  in  Nichtelektrolyten. 

Man  verfährt  genau  wie  bei  Chlor  angegeben.    (Vergl.  8.  257.) 


AfsOs  +  2  HNO3  =  AsjOs  +  HjO  +  NOj  +  NO 
2SO,i:g^+NO,  +  NO  =  n,0  +  2SO,i;^(^Q) 

OH 

Die  LOsüDg*  der  Nitrosylschwefelsäure  SO,  _  Qf^Q\     hi  Schwefelsaure 

nennt  man  Nitrose.     Sie  ist  lange  haltbar,   wird  aber  dorch  Wasser  unter 
Bildung  von  salpetriger  Sftnre  and  Schwefelsäure  zersetzt: 

—  OH  /OH 

SOj  +  HÖH  =  SOj  +  HNO2 

—  0(N0)  \0H 


—    270    — 
Das  freie  Jod 

bildet  grane  graphitähnliche  Kristallschnppen  vom  spez.  Gew.  4*94 
bei  l?**  C.  Es  schmilzt  bei  114^  C  (also  bei  derselben  Temperatur 
wie  der  Schwefel),  beginnt  aber  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
sich  zn  verflüchtigen  und  yerwandelt  sich  bei  200^  vollständig  in 
violettgef^bten  Dampf. 

Es  ist  nnr  sehr  wenig  in  Wasser  löslich  (100  Teile  Wasser 
lösen  0'02  Teile  Jod),  reichlicher  in  Alkohol  nnd  Äther  mit  branner 
Farbe,  noch  leichter  mit  rotvioletter  Farbe  in  Schwefelkohlen- 
stoff nnd  Chloroform,  so  daß  man  einer  wässerigen  JodlOsang  durch 
mehrmaliges  Ausschütteln  mit  diesen  Lösungsmitteln  fast  alles  Jod  ent- 
ziehen kann.  Noch  reichlicher  löst  sich  das  Jod  in  Jodwasser- 
stoff oder  in  Alkalij  odiden  mit  brauner  Farbe,  unter 
Bildung  von  Wasserstoff  und  Alkalitrijodid : 

Das  im  Handel  vorkommende  Jod  ist  stets  durch  Wasser, 
Chlor,  Brom  und  oft  durch  Cyan  (Jodcyan)  verunreinigt. 

Jod  in  wässeriger  Lösung  ist  ein  schwaches  Oxy- 
dationsmittel. 

Leitet  man  durch  eine  wässerige  Jodlösung  Schwefel- 
wasserstoff, so  wird  sie  farblos  und  trübt  sich  infolge  der  Aus- 
scheidung von  Schwefel: 

2H,S-f.2J2  =  4HJ+2S 

Festes  Jod  wirkt  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  auf 
Schwefelwasserstoff  ein,  weil  zur  Erzeugung  des  endothermen  Jod- 
wasserstoffes Wärmezufuhr  erforderlich  ist.  In  der  wässerigen  Lösung 
wird  die  zur  Reaktion  nötige  Wärme  durch  das  Lösen  des  gebOdeten 
Jodwasserstoffes  erzeugt.  Dadurch,  daß  festes  Jod  Schwefelwasserstoff 
nicht  angreift  und  zersetzend  auf  Arsenwasserstoff  wirkt  (s.  S. 
198),  haben  wir  ein  Mittel,  um  aus  arsenhaltigem  Schwefeleisen 
arsenfreien  Schwefelwasserstoff  darzustellen.  Man  leitet  das  Gas- 
gemisch über  festes  Jod,  wobei  der  Arsenwasserstoff  zurückgehalten  wird. 

Natrinmthiosulfat  entfärbt  Jodlösungen  unter  Bildung  von 
Natriumtetrathionat  und  Natriumjodid: 

2  Na^S^Oj  +  J,  =  2  NaJ  +  Na,S,0« 

Chlor  und  Brom  reagieren  auf  Natriumthiosulfat  genau  so  wie 
Jod,  wenn  sie  nicht  im  Überschuß  vorhanden  sind.  Ist  dies 
aber  der  Fall,  so  geht  die  Reaktion  weiter.  Sie  oxydieren  das  ge- 
bildete Tetrathionat  zu  Sulfat  und  Schwefelsäure  unter  Abscheidung 
von  Schwefel,  der  allmählich  durch  weitere  Einwirkung  der  Halogene 
in  Schwefelsäure  übergeführt  wird: 


—    271    — 

2Nii.S406+12Hj04-8Cl2  =  16HCl+2Ni4SO^  +  4H2SO^  +  2S 
2  S  +  8  HgO  +  6  Clg  =  12  HCl  +  2  H,SO^ 
Wie  das  Jod  wirken  andere  schwache  Oxydationsmittel   wie 
Ferri-  und   Cuprisalze  (siehe  Thioschwefelsäure). 

Starkekleister.  Freies  Jod  fkrbt  Stärkekleister  blan,  jedoch 
nur  bei  Gegenwart  von  Jodwasserstoff  oder  löslichen 
Jodiden.  Über  die  Zusammensetzung  des  blauen  Körpers,  der 
,, Jodstärke'',  gehen  die  Meinungen  auseinander.  Die  einen  halten 
die  Jodstärke  für  eine  chemische  Verbindung,  die  anderen  fUr  eine 
feste  Lösung.^)  Nach  Mylius^)  ist  Jodstärke  die  Jodwasserstoff- 
verbindung  eines  Jodadditionsproduktes  der  Stärke  mit  ca.  18^/o 
Jod  von  der  Formel:  [024H^q03oJ]4j  HJ.  Diese  Verbindung  trägt 
vollkommen  den  Charakter  einer  Säure.  Erzeugt  man  die  Jodstärke 
in  neutraler  Lösung  bei  Gegenwart  von  Jodiden,  so  bilden  sich  die 
Salze  obiger  Säure,  von  welchen  Mylius  das  Baryumsalz  isoliert 
hat.  Dieselben  können  als  komplexe  Salze,  etwa  wie  der  Karnallit 
(MgClj,  KCl),  aufgefeßt  werden.  Als  solche  müßten  sie  in  ver- 
dünnter Lösung  nach  dem  Schema  in  ihre  Komponenten  zer&Uen: 
z.  B.  das  Kaliumsalz: 

die  Lösung  müßte  entfkrbt  werden,  vorausgesetzt,  daß  das 
Cj^H^o^so*^  farblos  ist;  durch  Erhöhung  der  Konzentration  des 
Jodids  müßte  die  Dissoziation  zurückgedrängt  werden  und  die  Blau- 
färbung wieder  zum  Vorschein  kommen,  was  in  der  Tat  zutrifft. 
Läßt  man  zu  einer  verdünnten  wässerigen  Stärkelösung  tropfenweise 
eine  wässerige  Jodlösung  (erhalten  durch  Schütteln  von  Jod  mit 
Wasser)  fiüießen,  so  beobachtet  man  an  der  Einfallsstelle  eine  schwache 
Bläuung,  die  beim  Umrühren  sofort  verschwindet.  Fügt  man  zu  der 
farblosen  Lösung  Jodkalium  (oder  irgend  ein  Jodid),  so  tritt 
die  Blaufärbung  sofort  und  bleibend  auf.^) 

Die  vorübergehende  Bläuung  auf  Zusatz  des  ersten  Tropfens 
der  Jodlösung  hat  wahrscheinlich  darin  ihren  Grund,  daß  das  Jod 
auch  substituierend  auf  die  Stärke  einwirkt  unter  Bildung  von  Jod- 
wasserstoff, wodurch  die  Bedingungen  zur  Jodstärkebildung  gegeben  sind. 

Daß  eine  jodidhaltige  Stärkelösnng  empfindlicher  ist  als  eine 
rein  wässerige  ist  schon  längst  bekannt. 

^)  Küster.  Ann.  283  (1894),  S.  689.  Man  vergleiche  ferner  C.  O.  Hars, 
Chem.  Centralbl.  1898,  I.,  S.  1018.  —  Andrews  und  Götsch,  Joarn.  Amer. 
Chem.  8oc.  24  (1906),  S.  865.  ^  Padoa  and  Savori,  Chem  Zentralbl. 
1905,  I,  8.  1593.  —  M.  Katayma,  Z.  f.  anorgan.  Ch.  56  (1907),  8.  209. 

')  MjliuB,  B.B.  20,  S.  688  und  C.  Lonnes,  Zeitschr.  fUr  anal.  Chemie 
XXXIU,  409. 

°)  Darch  Erhitzen  der  Lösung  verschwindet  die  blaue  Farbe,  kehrt  aber 
beim  Erkalten  zurück. 


—     272    — 

Nachweisang  von  Chlor-,  Brom-  nnd  Jodwasserstolfsanre 

nebeneinander. 

Die  zu  prüfende  L($sung  enthalte  die  Alkalisalze  ohiger 
Säuren.  Man  verwendet  eine  Hälfte  derselben  zur  Prttfdng  auf  Brom 
und  Jod,  die  andere  zur  Prüfung  auf  Chlor. 

a)  Prfifanj^  anf  Brom  nnd  Jod. 

1.  Man  säuert  die  Lösung  mit  verdünnter  Schwefelsäure  an, 
versetzt  mit  ca.  1  ccm  farblosem  Schwefelkohlenstoff  oder  Chloroform, 
ftigt  einige  Tropfen  Chlorwasser  hinzu  und  schüttelt.  Bei  An- 
wesenheit von  Jod,  auch  wenn  Brom  zugegen  ist,  färbt 
sich  der  Schwefelkohlenstoff  rotviolett. 

Um  das  Brom  nachzuweisen,  fkhrt  man  mit  dem  Chlorwasser- 
zusatz fort,  wobei  die  rotviolette  Farbe  des  Schwefelkohlenstofib  ver- 
schwindet, sobald  das  Jod  völlig  zu  Jodsäure  oxydiert  ist ;  der  Schwefel- 
kohlenstoff nimmt  die  braune  Farbe  des  Broms  an  und  wird  auf 
weiteren  Chlorzusatz  weingelb. 

2.  Anstatt  durch  Chlorwasser  kann  man  das  Jod  oft  vorteilhaft 
(besonders  wenn  nur  sehr  geringe  Mengen  vorliegen,  wie  in  Mineral- 
wässern) durch  salpetrige  Säure  abscheiden.  Man  verfahrt  wie  folgt: 
Die  auf  Jod  und  Brom  zu  prüfende  Lösung  säuert  man  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  schwach  an,  fügt  Schwefelkohlenstoff  und 
einige  Tropfen  Nitrose  *)  hinzu  und  schüttelt.  Färbt  sich  der  Schwefel- 
kohlenstoff rot  violett,  so  ist  Jod  zugegen.  Nun  gießt  man  die 
wässerige  Lösung  von  dem  Schwefelkohlenstoff  ab,  und  dann,  um 
darin  suspendierte  violett  gefkrbte  Schwefelkohlenstofiböpfchen  zu 
entfernen,  durch  ein  mit  Wasser  benetztes  Filter,  das  den  Schwefel- 
kohlenstoff zurückhält,  fügt  Chlorwasser  hinzu  und  schüttelt  wieder 
mit  Schwefelkohlenstoff  aus :  braune  Färbung  des  letzteren  zeigt 
Brom  an. 

b)  Prüfung  anf  Chlor. 

Die  einfachste  und  auch  sicherste  Trennung  des  Chlors  von 
Brom  und  Jod  geschieht  durch  fraktionierte  Fällung  mit 
Silbernitrat.  Versetzt  man  die  Lösung,  die  alle  drei  Halogene  in 
Form  der  Haloidsalze  enthält,  tropfenweise  mit  verdünnter  Silber- 
nitratlösung, so  fkllt  zuerst  das  Jod  als  gelbes  Jodsilber,  dann 
das  Brom  ebenfalls  als  gelbes  Silbersalz  und  schließlich  das 
Chlor  als  rein  weißes  Chlorsilber  aus.  Man  verfiihrt  wie 
folgt:  Einige  Tropfen  der  zu  prüfenden  Lösung  säuert  man  mit 
Salpetersäure  an,  ftlgt  einen  Tropfen  einer  verdünnten  Silbernitrat- 


^)  Vergl.  Seite  268,  Faßnote  2. 


—    273    — 

lösung  (1  :  100)  hinzu,  kocht  und  schüttelt,  wobei  sich  der  ent- 
standene Niederschlag  zusammenballt.  Bei  Anwesenheit  von  Brom 
oder  Jod  ist  die  Fällung  gelb.  Man  filtriert  und  versetzt  das  Filtrat 
wieder  mit  einem  Tropfen  Silbemitratlösung  etc.,  bis  man  schließlich 
einen  rein  weißen^)  Niederschlag  von  Chlorsilber  oder  bei  Ab- 
wesenheit von  Chlor  keine  Fällung  erhält. 


Cyanwasserstoffsäure  (Blausaare)  HCN. 

Vorkommen:  Die  Wasserstoffverbindung  des  einwertigen 
Radikals  —  C^=N,  Cyan,  kommt  nur  selten  frei  in  der  Natur  vor. 
Sie  findet  sich  in  allen  Teilen  eines  auf  Java  wachsenden  Baumes 
(Pangium  edule),  besonders  aber  in  den  Samenkernen.  Gebunden 
findet  sich  die  Blausäure  in  manchen  Pflanzen  als  Glukosid  (Amyg- 
dalin),  das  durch  Hydrolyse  in  Zucker,  Benzaldehyd  und  Blausäure 
zerfallt : 

C^oH^^NO,,  +  2  H,0  =  2  C.H^gOe  +  C,H,COH  +  HCN 
Amygdalia  Zacker  Benzaidehyd 

Das  Amygdalin  findet  sich  hauptsiCchlich  in  den  Amygdaleen 
und  Pomazeen,  so  in  den  bittern  Mandeln,  in  den  Frucht- 
kernen der  Kirschen,  Aprikosen  und  Pfirsiche  etc.,  auch  in  den 
Blättern  des  Kirschlorbeers  (Prunus  Laurocerasus). 

Meistens  ist  das  Amygdalin  von  einem  Ferment  begleitet,  so 
daß  man  durch  Einweichen  der  dieses  Glukosid  enthaltenden  Pflanzen- 
teile in  Wasser  eine  Blausäure  haltende  Flüssigkeit  erhält  (Bitter- 
mandelwasser, Kirschlorbeerwasser). 

Bildung:  Leitet  man  Ammoniak  über  glühende  Kohle,  so 
entsteht  Ammoniumcyanid ;  daher  findet  sich  dieses  Salz,  sowie 
andere  Cyanverbindungen,  in  dem  bei  der  trockenen  Destillation  der 
Steinkohle  erhaltenen  Gaswasser. 

Auch  durch  Zersetzen  vieler  Cyanverbindungen  mit  verdünnten 
Säuren  entsteht  Blausäure.  Übergießt  man  gelbes  Blutlaugensalz  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  und  destilliert,  so  erhält  man  wasserhaltige 
Blausäure,  die  durch  Stehenlassen  über  festem  Chlorcalcium  leicht 
wasserfrei  als  farblose,  nach  bittem  Mandeln  riechende,  ungemein 
giftige  Flüssigkeit,  welche  bei  26*5^  C  siedet,  erhalten  wird: 

[Fe(CN)J=K.  _p„ 

*+3HoSO.=3K,S0.4-[Fe(CN)J"—V  +6HCN 
[Fe(CN),]  =  K^^     ^      *  »      *^l     ^      ^ßJ=K2^ 


^)  Ob  der  NiederBchlag  rein  weiß  oder  noch  hellgelb  ist,  erkennt  man 
am  besten,  indem  man  ihn  abfiltiiert;  auf  dem  weißen  Filter  wird  selbst  die 
geringste  Qelbf&rbung  sofort  erkannt. 

Tresdwell,  Anftljtische  Ohemie.  I.  Bd.  e.  Aufl.  18 


—    274    — 

Am  besten  stellt  man  die  wasserfreie  Blansänre  nach  J.  Wade 
und  L.  Panting*)  dar,  indem  man  eine  Mischung  gleicher  Volumen 
konzentrierter  Schwefelsäure  und  Wasser  auf  98%iges  Cyankalinm 
in  Stücken  tropfen  läßt.  Es  entweicht  Cyanwasserstoff  mit  Spuren 
von  Wasser  verunreinigt,  welch  letzteres  durch  Stehenlassen  über 
Chlorcalcium  entfernt  wird. 

Eigenschaften.  Sowohl  der  flüssige  als  auch  der  dampf- 
förmige Cyanwasserstoff  brennt  mit  rOtlicher  Flamme.  Mit  Wasser, 
Alkohol  und  Äther  mischt  er  sich  in  allen  Verhältnissen. 

Die  wässerige  LOsung  der  Blausäure  ist  wenig  haltbar;  es  ent- 
steht darin  ein  brauner  Absatz  unter  gleichzeitiger  Bildung  von 
Ameisensäure  und  Ammoniak: 

CNH  +  2  HÖH  =  NHj  +  HCOOH 

AmeiBens&nre 

Dureh  Zusatz  von  wenig  Mineralsäure  hält  sich  die  Blausäure 
viel  länger,  aber  auch  dann  findet  mit  der  Zeit  obige  Spaltung  in 
Ammoniak  und  Ameisensäure  statt. 

Durch  kalte  konzentrierte  Salzsäure  wird  die  Blausäure  in  For- 

mamid  verwandelt: 

H 

HCN  +  H,0=  \     .0 

C-NH, 

In  der  Hitze  aber  spaltet  sich  diese  Verbindung  fast  glatt  in 
Kohlenoxvd  und  Ammoniak. 

Die  Blausäure  ist  in  wässeriger  Lösung  ein  schlechter  Leiter 
der  Elektrizität,  sie  ist  daher  nach  Art  aller  schwachen  Säuren  nur 
wenig  elektrolytisch  dissoziiert.    (Vergl.  Seite  12). 

Die  Salze  der  Blausäure  (Cyanide)  zeigen  in  ihrem  Verhalten 
große  Ähnlichkeit  mit  den  entsprechenden  Ilalogenverbindungen, 
unterscheiden  sich  aber  von  diesen  durch  ihre  Fähigkeit,  äußerst 
beständige,  komplexe  Salze  zu  bilden,  welche  in  wässeriger  Lösung 
sehr  wenig  Cyanionen  enthalten,  und  daher  die  Reaktionen  der  Blau- 
säure nicht  geben. 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Cyanide.  Die  Cyanide 
der  Alkalien  und  alkalischen  Erden  sind  leicht  löslich  in  Wasser, 
sie  werden  hiebei  hydrolytisch  gespalten  in  Metallhydroxyd  und  Blau- 
säure, vielmehr  in  deren  Ionen  z.  B. : 

KCN  4-  HÖH  ^  KÖH  +  HCN 


Da  aber  die  Blausäure  nur  sehr  wenig  dissoziiert  ist,  so  verhält 
sich  die  wässerige  Lösung  eines  Alkalicyanides  wie  eine  solche  von 

0  Proc.  ehem.  See.  1897/98,  Nr.  190,   S.  49.    Femer  ehem.   Zentralbl. 
1898,  I,  S.  826. 


—    275    — 

Alkalihydroxjd   und    freier  Blausäure    und    riecht    daher 
stets  deutlich  nach  Blausäure. 

Die  ührigen  Cyanide,  ausgenommen  Cjanquecksilber,  sind 
in  Wasser  unlöslich. 


Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  zersetzt  alle  löslichen  Cyanide, 
ausgenommen  Cyanquecksilber,  in  der  Kälte  unter  Freisetzung  von 
Blausäure,  erkennbar  am  Geruch. 

Die  unlöslichen  Cyanide  werden  durch  verdünnte  Schwefel- 
säure nur  in  der  Wärme  zersetzt. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsänre  zersetzt  in  der  Wärme  alle 
Cyanide,  sowohl  die  einfachen  wie  die  komplexen.  Hiebei 
werden  die  Metalle  in  Sulfate,  der  Kohlenstoff  des 
Cyans  in  Kohlenoxyd  und  der  Stickstoff  des  Cyans 
in  Ammoniak  resp.  in  Ammonsulfat  verwandelt: 

Ni(CN)j  +  2  HgSO^  +  2  H,0  =  NiSO^  -f  (NHJ.SO,  +  2  CO») 

Cyanquecksilber  entwickelt  neben  Kohlenoxyd  noch 
Schwefeldioxyd  und  Kohlendioxyd,  weil  es  bei  der  Siede- 
temperatur der  Schwefelsäure  in  Cyan  und  metallisches  Quecksilber 
zerfHllt;  letzteres  löst  sich  in  der  heißen  Schwefelsäure  unter  Ent- 
wicklung von  Schwefeldioxyd  und  Bildung  von  Merkurisulfat : 

ng(CN)^  +  3  H^SO^  +  H,0  =  (NHJjjSO^  +  CJO  +  CO,  +  SO, 

+  HgSO, 

3.  Silbernitrat.  Versetzt  man  die  Lösung  eines  Alkalicyanides 
tropfenweise  mit  Silbernitrat,  so  bewirkt  jeder  Tropfen  eine  weiße, 
käsige  Fällung  von  Silbercyanid,  das  aber  beim  Umrühren  der 
Fldssigkeit  sofort  verschwindet,  weil  es  im  Überschuß  des  Alkali- 
cyanides löslich  ist: 

KCN  -f  AgNOg  =  KNOj,  -f  AgCN 
und  AgCN  -f  KCN  =  [Ag(CN)2]K 

Das  komplexe  Salz,  Silberkaliumcyanid  wird  auf  weiteren  Zu- 
satz von  Silbemitrat  vollständig  in  Silbercyanid  verwandelt: 

[Ag(CN),]K  +  AgNO,  =  KNO,  +  2  AgCN 

Die  Fällung  ist  daher  nur  bei  Anwesenheit  eines  Überschusses 
von  Silbernitrat  vollständig. 


*)  Konzentrierte   Schwefelsänre  verwandelt   die  Alkalicjanide   schon    in 
der  Kälte  glatt  in  Sulfat,  anter  Entwicklung  von  Kohlenoxyd. 

18* 


—    276     — 

Silbercyanid  ist  in  Wasser  und  yerdünnter  Salpetersäure  un- 
löslich, merklich  lOslich  in  konzentrierter  Salpetersäure  und  sehr 
leicht  in  Ammoniak,  Natriumthiosulfat  und  Cjankalium.  Verdünnte 
Salpetersäure  fkllt  aus  der  Lösung  in  Ammoniak  und  Cjankalium 
das  Cyansilber  wieder  aus. 

Konzentrierte  Salzsäure  zersetzt  das  Silbercyanid  in  der  Wärme 
unter  P^ntwicklung  von  Blausäure  und  Bildung  von  Chlorsüber 
(Unterschied  von  Chlor-,  Brom-  und  Jodsilber). 

Durch  Glühen  von  Cyansilber  erhält  man  Dicyangas,  metal- 
lisches Silber  und  braunes,  schwerflüchtiges,  polymeres  Cyan  (Para- 
cyan),  welches  sich  durch  weiteres  Erhitzen  vollständig  verflüchtigt 
unter  Hinterlassung  von  reinem  Silber; 

2  AgCN  =  2  Ag  -f.  (CN), 

Viel  sicherer  als  mit  Silbemitrat  läßt  sich  die  Blausäure  nach- 
weisen mittels  der  Berlinerblau-  und  Rhodaneisenreaktion. 

4.  Berllnerblanreaktion. 

Berlinerblau  entsteht  bei  der  Einwirkung  von  Ferrisalzen  auf 
Ferrocyankalium  (vgl.  Seite  109): 

3  [Fe(CN)ß]K^  +  4  FeCl«  =  12  KCl  +  [Fe(CN)e]3Fe4 

Um  also  mit  Cyankalium  etc.  diese  Reaktion  auszufllhren, 
muß  man  letzteres  in  Ferrocyankalium  überftlhren.  Dies  ge- 
schieht durch  Zusatz  von  Ferrosalz,  wodurch  zuerst  Ferrocyanid 
entsteht,  das  sich  in  einem  Überschuß  von  Cyaukalium  unter  Bildung 
von  Ferrocyankalium  löst: 

FeSO^  4-  2  KCN  =  K^SO^  +  Fe(CN)2 
und  Fe(CN)5j  +  4  KCN  =  [Fe(CN),]K^ 

Noch  leichter  geht  die  Bildung  des  Ferrocyankaliums  vor 
sich,  wenn  man  das  Cyankalium  auf  Ferrohydroxyd  einwirken  läßt. 

Fe(OH)^  -f  2  KCN  =  Fe(CN)^  -f  2  KOH 
Fe(CN),  +  4  KCN  =  [Fe(CN)jK, 

Man  bedarf  zur  Bildung  des  Ferrocyankaliums  wenig  Eisen 
und  viel  Cyankalium.  Daher  versetzt  man  die  alkalische 
Lösung  des  Alkalicyanides  mit  sehr  wenig  Ferrosulfat  und 
kocht,  säuert  dann  mit  Salzsäure  an  und  versetzt  mit  Ferrichlorid, 
wobei  die  Berlinerblaubildung  sofort  eintritt.  Sind  nur  Spuren  von 
Cyanid  vorhanden,  so  erscheint  die  Salzsäure  Jjösung  grün,  scheidet 
aber  nach  einigem  Stehen  blaue  Flocken  von  Berlinerblau  ab. 

Von  der  Berlinerblaureaktion  macht  man  Gebrauch  zur  Nach- 
weisung des  Stickstofis  in  organischen  Substanzen  nach  der  Methode 
von  Lassaigne  (vgl.  Seite  280). 


—    277     — 

5.  Die  Rhodaneisenreaktion. 

Khodanalkalieii  erzeugen  in  FerrisalzlOsungen  blutrot  gefkrbtes, 
lösliches  Eisenrhodanid  (vgl.  S.  108): 

3  KONS  -f  FeClj  =  3  KCl  +  Fe(CNS)8 

Das  Cyanid  muß  daher  zunttchst  in  Rhodanid  übergeführt 
werden,  was  durch  Erhitzen  mit  Schwefel 

KCN  +  S  =  KCNS 

oder  Behandeln  mit  Alkalipolysulfiden  mit  Leichtigkeit  geschieht. 

Den  Schwefel  Alhrt  man  dem  Cyankalium  am  besten  in  Form 
von  Ammoniumpolysulfid  zu: 

KCN  4-  (NHJj^Sg  =  (NHJgS  +  KCNS 

Man  versetzt  zu  diesem  Zwecke  einige  Tropfen  der  zu  prü- 
fenden, konzentrierten  Lösung  mit  einigen  Tropfen  gelben 
Ammonsulfides  auf  einem  Porzellantiegeldeckel,  dampft  bei  möglichst 
niedriger  Temperatur  zur  Trockene,  säuert  mit  wenig  Salzsäure^) 
an  und  versetzt  mit  einem  Tropfen  Ferrichlorid,  wobei  die  charakte- 
ristische blutrote  Färbung  auftritt,  wenn  auch  nur  Spuren  von  Cyanid 
vorhanden  waren. 

6.  Merkuronitrat  erzeugt  in  Lösungen  von  Alkalicyaniden 
eine  graue  Fällung  von  metallischem  Quecksilber  (Unterschied  von 
Chlor,  Brom  und  Jod): 

Hg,(N03),  +  2  KCN  =  2  KNO3  +  Hg(CN),  +  Hg 

Verhalten  des  Merkuricyanidea. 

Das  Merkuricyanid  Hg(CN)^  ist  kein  Elektrolyt,  ist  in  Alkohol 
und  Äther  reichlich  löslich  und  verhält  sich  daher  von  allen  übrigen 
Cyaniden  ganz  abweichend.  Alle  die  vorerwähnten  Reaktionen  auf 
Cyan,  ausgenommen  die  Rhodanreaktion,  versagen  bei  dieser  Ver- 
bindung. Das  Merkuricyanid  wird  durch  Silbemitrat  nicht  gefällt, 
verbindet  sich  aber  mit  diesem  Salze  unter  Bildung  eines  leicht 
löslichen  Doppelsalzes:  Hg(CN)j,  AgNOg,  2  H^O.  Ebenso  wird  es 
nicht  geflQlt  durch  Ammoniak,  Kaliumjodid,  Alkalihydroxyde  und 
Alkalikarbonate,  weil  alle  durch  diese  Reagentien  unter  gewöhn- 
lichen Umständen  sich  bildenden  Verbindungen  in  Cyankalium  lös- 
lich sind,  so  z.  B.  löst  sich    Quecksilberoxyd   glatt  in  Cyankalium: 

HgO  +  2  KCN  =  2  KOH  -f-  Hg(CN)jj. 

Quecksilberoxyd  ist  aber  auch  erheblich  löslich  in  Merkuri- 
cyanid : 


^)  Das  Ansäuern  ist  notwendig,  am  das  (NH4)2S  zu  sentören,  weil  dieses 
mit  dem  Ferrichlorid  schwarzes  Ferro sulfld  geben  und  dadurch  die 
F&rbong  des  Bhodaneisens  verdecken  würde. 


—     278    — 

HgO  +  Hg(CN),  =  0<;JJe-g^ 

Durch  Chlor-,  Brom-  und  Jodwasserstoffsäure  wird  das  Merkuri- 
cyanid  glatt  zersetzt,  durch  verdünnte  Schwefeleäure  kaum  ange- 
griffen. Bei  Gegenwart  von  löslichen  Chloriden  aber  wird  das 
Quecksilbercyanid  leicht  durch  Schwefelsäure,  sogar  auch  durch 
Oxalsäure  und  Weinsäure  *)  zersetzt.  Destilliert  man  daher  eine 
Lösung  von  Quecksilbercyanid  und  Kochsalz  nach  Zusatz  von  ver- 
dünnter Schwefelsäure,  Oxalsäure  oder  Weinsäure,  so  erhält  man 
ein  Cyanwasserstoff  haltiges  Destillat,  das  alle  Keaktionen  der  Blau- 
säure gibt. 

Durch  Schwefelwasserstoff  und  Alkalisulfide  wird  das  Merkuri- 
cyanid  glatt  zersetzt  in  unlösliches  Merkurisulfid  und  Cyanwasserstoff 
bezw.  Cyanalkali.  Filtriert  man  das  Quecksilbersulfid  ab,  so  kann 
man  mit  dem  Filtrat  die  Khodaneisenreaktion  leicht  vornehmen. 

Verhalten  der  Cyanide  beim  Glühen. 

Die  Cyanide  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden  schmelzen 
bei  Luftabschluß  ohne  Zersetzung.  An  der  Luft  erhitzt, 
nehmen  sie  begierig  Sauerstoff  auf  unter  Bildung  von  Cyanat: 

2  KCN  -j-  O^  =  2  KCNO 

Daher  sind  die  Alkalicyanide  starke  Reduktionsmittel  (vgl. 
S.  229). 

Die  Cyanide  der  zweiwertigen,  schweren  Metalle  zerfallen  beim 
Glühen  bei  Luftabschluß  in  Stickstoff  und  Metallkarbid  und  letzteres 
oft  weiter  in  Metall  und  Kohlenstoff: 

Fe(CN)3  =  FeC,  +  N, 
Pb(CN)2  =  Pb  -f  C,  +  N, 

Die  Cyanide  der  dreiwertigen  Metalle  sind  in  freiem  Zustande 
nicht  bekannt,  die  der  edlen  Metalle  spalten  sich  glatt  in  Dicyan 
und  Metall: 

2AgCN  =  2Ag4-(CN), 

Hg(CN),  =  Hg  -f-  (CN), 

Charakteristisch  ftir  die  Cyanide  der  schweren  Metalle  ist  ilire 
k'ichto  Löslichkeit  in  Cyanalkalien  unter  Bildung  komplexer  Ver- 
bindungen von  großer  Beständigkeit,  die  als  Salze  der  folgenden 
Säuren  aufgefaßt  werden  müssen: 

-H  -^ 

[RVCN),]-H,  [R"(CN)J  -JJ  [R^(CN)e]  -H  und  [R"(CN),]  "^ 

^»  H 

— H 


»)  P.  C.  Plugge,  Z.  f.  anabt.  Ch   18  (1879),  S.  408. 


—     279    — 

Die  beiden  ersten  Sänren  sind  so  unbeständig,  daß  sie  bei  ihrer 
Freisetzung  sofort  in  Blausäure  und  Gjanid  zerfallen: 

[R(CN)2]H  =  HON  +  RON 

[R(CN)JH2  =  2  HON  +  R(CN)g 

Daher  entwickeln  alle  Cyanide,  welche  sich  von  diesen  Säuren 
ableiten,  beim  Behandeln  mit  verdünnter  Salz-  oder  Schwefelsäure 
schon  in  der  Kälte  Blausäure.     Hieb«:  gehören: 

[ Ag(CN),]K,  [An(CN),]K,  [Ni(CN)JK„  [Zn(CN),]K„  [Cd(CN)JKs,  etc. 

Diese  Salze  müssen  als  komplexe  Verbindungen  aufgefaßt 
werden,  weil  sie  in  wässeriger  LOsung  sehr  wenige  Schwermetallionen 
enthalten;  sie  werden  durch  Kaliumhjdroxjd,  Alkalikarbonat  und 
Ammoniak  nicht  gefüllt.  Aus  diesem  Umstand  kOnnen  wir  folgern, 
daß  die  Oxyde  (und  ebenso  die  Karbonate)  dieser  Metalle  sich 
in  GyanalkaHen  lOsen,  unter  Bildung  von  obigen  komplexen  Salzen. 

Es  lOsen  sich  leicht: 

AgjjO  +  4  KCN  4-  HjjO  =  2  KOH  +  2  [Ag(CN)2]K 
NiO  4-  4  KCN  4-  HgO  =  2  KOH  +  rNi(CN)jK2 

H^O  =  2  KOH  -f  rZn(CN)jK2 

HgO  =  2  KOH  +  [Cd(CN)JK2 

Durch  Schwefelwasserstoff  wird  das  Silber-  und  C  a  d  m  i  u  m- 
salz  leicht,  das  Zinksalz  schwer  und  das  Nickelsalz  nicht 
zersetzt. 

Die  Säuren  von  der  allgemeinen  Formel:  [R^°(CN)g]H3  und 
[R^(CN)g]H^  sind  im  Gregensatz  zu  den  vorigen  verhältnismäßig  be- 
ständig und  können  meist  aus  ihren  Salzen  durch  kalte  Mineral- 
säure ohne  Blausäureentwicklung  abgeschieden  werden ;  in  der  Hitze 
dagegen  entwickeln  auch  sie  Blausäure. 

Als  typische  Repräsentanten  dieser  Säuren  haben  wir  die 
Ferri-  und  Ferrocyanwasserstoflfeäure  und  die  Kobalticyanwasserstoff- 
sänre.  ^) 

Die  Ferro-  und  Ferricyanwasserstoffsäure  werden  wir  noch 
spezieller   besprechen;    zunächst   aber   wollen   wir   einiges   über    das 

Dicyan 

anführen. 

Das  Dicyan,  welches  durch  Erhitzen  der  Cyanide  der  edlen 
Metalle  erhalten  wird,  ist  ein  farbloses  Gas  von  stechendem  Geruch, 
brennt  mit   rOtlicher  Flamme  und   ist   in  Wasser   l(^slich    (25  Teile 


ZnO  4-  4  KCN 
CdO  4-  4  KCN 


*)  Die  KobaltocjanwasBerstoffsäure  ist  äußerst  unbeständig,  ebenso  die 
Mangano-  und  ManganicyanwasseTstoffsftare.  Ihre  SaUse  entwickeln  mit  ver- 
dthmter  kalter  Mineialsäure  Blausäure. 


—    280    — 

Wasser  lOsen  100  Teile  Dicyan).  Die  wässerige  Lösung  hält  sich 
nicht  lange,  sondern  scheidet  nach  und  nach  braune  Flocken 
(Azulmsäure)  ab  nnd  enthält  dann  Ammoninmcyanid,  Ammonium- 
karbonat,  Ammoniumoxalat  nnd  Harnstoff. 

Wie  das  Chlor  auf  Alkalihydroxyd,  unter  Bildung  von  Chlorid 
und  Hypochlorit  einwirkt,  so  das  Dicyan  unter  Bildung  von  Cyanid 
und  Cyanat: 

Cljj  +  2  KOH  =  KCl  +  HjO  +  KOCl 
CN,  +  2  KOH  =  KCN  +  E^O  -f  KOCN 

Leitet  man  Schwefelwasserstoff  in  eine  Lösung  von  Dicyan,  so 
entsteht  ein  roter  krystaUinischer  Niederschlag  von  Rubeanwasserstoff 
(Thioamid  der  Oxalsäure): 

(CN),  +  2  H,S  =  (CSNHJ, 

Vergl.  Seite  179. 

Nachweis  des  Stickstoffs  in  organischen  Substanzen 

nach  Lassaigne. 

Erhitzt  man  ein  wenig  einer  stickstoffhaltigen  Substanz  mit 
etwas  metallischem  Natrium  oder  Kalium  in  einem  engen,  einerseits 
zugeschmolzenem  GlasrOhrchen  bis  zum  Weichwerden  des  Glases, 
60  verbindet  sich  der  Stickstoff  und  Kohlenstoff  mit  dem  Natrium 
unter  Bildung  von  Cyannatrium.  Nach  zwei  Minuten  langem  Er- 
hitzen, taucht  man  das  noch  heiße  Köhrchen  in  ein  wenig  Wasser, 
wobei  das  Gläschen  zerspringt  und  der  Inhalt  sofort  vom  Wasser 
benetzt  wird.  Man  filtriert  die  Lösung,  welche  das  Natriumcyanid 
enthält,  von  Kohlenstoff  und  Glassplittern  ab,  fligt  etwas  Ferrosul&t 
hinzu,  kocht,  setzt  dann  einige  Tropfen  Ferrichloridlösung  hinzu 
und  säuert  mit  Salzsäure  an.  Bei  Anwesenheit  von  Stickstoff  entsteht 
eine  Fällung  von  Berlinerblau. 

Bemerkung.  Manche  stickstoffhaltige  Substanzen  zersetzen 
sich,  unter  Entwicklung  von  Stickstoff,  bevor  die  Temperatur,  welche 
zur  CyanidbilduDg  erforderlich  ist,  erreicht  wird,^)  so  daß  die 
Lassaignesche  Keaktion  nicht  gelingt;  bei  anderen  Substanzen  miß- 
lingt die  Keaktion  wegen  der  großen  Flüchtigkeit  der  Substanz.^) 

Nach  E.  A.  Kehrer^)  läßt  sich  die  Lassaignesche  Beaktion 
in  allen  Fällen  anwenden,  wenn  man  das  Natrium  vorher  zum 
Glühen  erhitzt  und  dann  die  Dämpfe  der  organischen  Substanz 
darüber  leitet.  Man  führt  den  Versuch  in  einer  ausgezogenen  Glas- 
röhre, wie  sie  zur  Prüfung  auf  Arsen    verwendet    wird,    aus.     (Vgl. 

*)  Grabe,  B.  B.  17  (1884),  S.  1178. 
«)  FeiBt,  B.  B.  35  (1902),  8.  1659. 
3)  B.  B.  35  (1902),  S.  2623. 


—    281     — 

S.  200,  Fig.  20.)  Die  Substanz  bringt  man  in  die  ausgezogene 
Spitze  der  EOhre  und  in  den  weiteren  Teil,  kurz  vor  der  Ver- 
jüngung, bringt  man  ein  kleines  Stück  zwischen  den  Fingern  zu- 
sammengerolltes Natrium,  welches  vorher  durch  Betupfen  mit 
Fließpapier  vom  SteinOl  befreit  wird.  Nun  erhitzt  man  das  Natrium 
zum  Glühen  und  dann,  mittels  einer  zweiten  kleinen  Flamme,  die 
Substanz,  so  daß  sie  zuerst  schmilzt  und  die  Dämpfe  eben  bis  zum 
glühenden  Metall,  aber  kaum  über  dieses  hinaus  gelangen.  Durch 
zeitweiliges  Entfernen  des  kleinen  Flämmchens  können  die  Dämpfe 
wieder  verdichtet  und  wieder  an  das  glühende  Metall  vorgetrieben 
werden.     Im  übrigen  verfahrt  man  weiter,  wie  oben  angegeben. 

Ferrocyanwasserstoflsäure  [Fe"(CN)6]H4. 

Die  Ferrocjanwasserstoffsäure  ist  ein  weißer,  fester  KOrper, 
der  in  Wasser  und  Alkohol  leicht  löslich  ist  und  sich  an  der  Luft 
rasch  blau  &rbt.  Weit  beständiger  ab  die  freie  Säure  sind  deren 
Salze,  die  alle  aus  dem  ELaliumsalz,  dem  gelben  Blutlaugen- 
salz dargestellt  werden.  Das  Kaliumsalz,  ([Fe(CNg]K^ -j- 3  H,0) 
das  wichtigste  Ferrocjanid  des  Handels,  wird  erhalten  durch 
Schmelzen  von  Stickstoff-  und  schwefelhaltigen,  organischen  Substanzen 
(Blut  etc.)  mit  Pottasche  und  metallischem  Eisen  bei  Luftabschluß  und 
Auslaugen  der  Schmelze  mit  Wasser. 

In  der  Schmelze  befindet  sich  Eisensulfid  und  Cyankalium,  die 
sich  beim  Behandeln  mit  Wasser  in  Kaliumsulfid  und  Ferrocyan- 
kalium  umsetzen: 

FeS  +  6  KCN  =  [Fe(CN)6]K^  -f  K^S 

Letzteres  scheidet  sich  beim  Verdampfen  der  Lösung  mit  drei  Molekeln 
Wasser,  in  großen  gelben  tetragonalen  Oktaedern,  kombiniert  mit 
der  Basis,  aus. 

In  neuerer  Zeit  wird  das  Ferrocyankalium  aus  der  Gasreinigungs- 
masse (Leuchtgas)  gewonnen,  welche  einen  großen  Teil  des  Cyans 
des  Kohgases  als  Berlinerblau  und  Ammonrhodanat  enthält. 

Die  folgenden  Gleichungen  geben  ein  Bild  von  der  Gewinnung 
des  Ferrocyankftliums  aus  dieser  Masse: 

Fe7(CN)i8  +  6  Ca(OH)j,  =  4  Fe(0H)3  +  3  [Fe(CN)6]Ca^ 
[Fe(CN)8]Ca5,  +  2  KCl  =  [Fe(CN)JCaK,  -f-  CaCl, 

sehr  schwer  lös]. 
[Fe(CN),]CaK,  +  K,CO,  =  CaCO,  +  lFe(CN)g]K, 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Ferro  Cyanide. 

Die  Ferrocyanide  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden  sind 
in  Wasser  löslich,  die  übrigen  (auch  die  der  seltenen  Erden  (Ce,  Th, 
Yt,  Zr)  etc.)  weder  in  Wasser  noch  in  kalten  verdünnten  Säuren. 


-     282    — 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure.  Die  Ferrocjanide  werden  durch 
verdünnte  kalte  Schwefelsänre  nicht  zersetzt,  wohl  aher  hei  Siede- 
hitze unter  Entwicklung  von  Blausäure. 

[l!V'(CN)j]K.  4-  3  HgSO^  =  [Fe"(CN)„]  —  K  -f  3  KgSO.  +  6  HCN 

\K 

2.  Konzentrierte  Schwefelsänre  zersetzt  in  der  Witrme  alle 
Ferrocjanide  unter  Entwicklung  von  mit  blaner  Flamme  brennbarem 
Kohlenoxydgaa : 

[Fe"(CN)j]K4  +  6  H^SO^  +  6  H^O  =  FoSO^  -4-  2  K,SO.  + 

+  3  (NHJjSO^  -f  6  CO  ») 

3.  Silbernitrat  erzeugt  eine  weiße  Fällung  von  Ferrocyan- 
silher  * 

[Fe"(CN),]K,  +  4  AgNO,  =  4  KNO,  +  [Fe"(CN),]Ag, 

unlöslich  in  verdünnter  Salpetersäure  und  Ammoniak,  löslich  in 
Cyankalium.  Durch  Behandeln  mit  konzentrierter  Salpetersäure 
fkrht  sich  das  Ferrocyansilher  orange,  indem  es  zu  Ferricjanflilber 
oxydiert  wird;  es  ist  alsdann  löslich  in  Ammoniak. 

4.  Barynmchlorid  erzeugt  keine  Fällung. 

5.  Ferrisalze  erzeugen  in  neutralen  oder  sauren  Lösungen 
Berlinerblau  (s.  S.  109). 

6.  Ferrosalze  erzeugen  hellblaue  Fällungen,  die  an  der  Luft 
dunkelblau  werden  (s.  S.   104). 

7.  Cnprisalze  und  Uranylsalze  erzeugen  braune  Fällungen. 

Um  in  unlöslichen  Ferrocyaniden  das  Ferrocyan  nach- 
zuweisen, kocht  man  sie  mit  Elali-  oder  Natronlauge,  wobei  meistens 
unlösliches  Metallhydroxyd  und  Ferrocyanalkali  entsteht  So  liefert 
das  Berlinerblau  Ferrihydroxyd  und  Ferrocyanalkali: 

[Fe"(CN)J=Fe 

[Fe"(CN),]^      +  12  KOH  =  4  Fe(0H)3  +  3  [Fe"(CN),]K, 

/Fe 
[Fe"(CN)6]=Fe 

Man  filtriert  das  unlösliche  Hyd^oxyd  ab,  säuert  das  Filtrat 
mit  verdünnter  Salzsäure  an  und  versetzt  mit  Ferrichlorid,  wobei 
von  neuem  Berlinerblau  entsteht. 


^)  Hiebei  wird  stetB  80g  entwickelt,   indem   ein   Teil   des   FerrosnlfatM 
durch  die  Schwefelsäure  in  Ferrisalfat  oxydiert  wird: 

2  FeSO*  +  2  H,804  =  Fe,(804)i  +  2  H,0  +  SO, 


—    283     — 

Berlinerblan  wird  hänfig  zum  Farben  von  Tapeten  verwendet. 
Will  man  es  darin  nachweisen,  so  schneidet  man  100  cni*  der 
Tapete  in  kleine  Stücke,  kocht  mit  Kalilange,  filtriert  und  vertährt 
mit  dem  Filtrat,  wie  oben  geschildert.  Nach  einigen  Stunden  wird 
ein  deutlicher  Niederschlag  von  Berlinerblau  am  Boden  des  Glases 
zu  erkennen  sein. 

Nicht  alle  unlöslichen  Ferrocvanide  scheiden  bei  der  Be- 
handlung  mit  Kalilauge  das  Metall  als  Hydroxyd  ab.  So  gibt  das 
braune  Uranylferrocyanid  unlösliches  gelbes  Kaliumuranat 
und  losliches  Kaliumferrocyanid  (s.  S.  117). 

•  Das  unlösliche   Ferrocyanzink  lOst    sich    in    Alkalilaugen    glatt 
auf,  unter  Bildung  von  Alkalizink at  und  Ferrocyankalium : 

[Fe"(CN)6]Znj,  -f  8  KOH  =  [Fe"(CN)e]K^  +  2  Zn(0K)3  +  4  H^O 

Um  das  Zink  von  dem  Ferrocyankalium  zu  trennen,  leitet  man 
Kohlensäure  in  die  LOsung  ein,  kocht  und  filtriert  das  entstandene 
Zinkkarbonat  ab.  Das  Filtrat  enthalt  Ferrocyankalium,  das,  wie 
oben  ausgeführt,  nachgewiesen  wird. 

8.  Bleisalze  fkllen  weißes  Bloiferrocyanid,  unlöslich  in  ver- 
dünnter Salpetersäure. 

Nachweis  von  Cyanwasserstoff  neben  Ferrocyanwasserstoff. 

Da  die  loslichen  Ferrocyanide  mit  verdünnter  kalter 
Schwefelsäure  keine  Blausäure  entwickeln,  was  bei  den  löslichen 
Cyaniden  geschieht,  so  kOnnen  wir  die  Blausäure  bei  Anwesen- 
heit der  Ferrocyanwasserstoffsäure  leicht  nachweisen.  Man  bringt 
zu  diesem  Zwecke  das  Gemisch  der  festen  Salze  in  eine  kleine 
Porzellanschale,  ftigt  verdünnte  Schwefelsäure  hinzu,  bedeckt  mit  einer 
zweiten  Porzellanschale,  deren  innere  Fläche  mit  gelbem  Ammonium- 
sulfid benetzt  ist  und  läßt  2 — 3  Minuten  stehen. 

Die  flüchtige  Blausäure  erzeugt  mit  dem  gelben  Ammonium- 
sulfid an  der  oberen  Schale  Ammoniumrhodanid.  Man  säuert  mit 
Salzsäure  an  und  versetzt  mit  Ferrichlorid.  Eine  blutrote  Färbung 
von  Ferrirhodanid  zeigt  alsdann  die  Anwesenheit    der  Blausäure  an. 

Verhalten  der  Ferrocyanide  beim  Glühen. 

Die  Ferrocyanide  geben  beim  Glühen  Eisenkarbid,  Cyanid 
und  Stickstoff: 

'(Fe(CN)e]K^  =  4  KCN  +  FeCg  -f  N^ 
[Fe(CN)3]Ag,  =  4  AgCN  +  FeC,  +  N, 

Das  Silbercyanid  zerfkUt  weiter  in  Metall  und  Dicyan: 

2  AgCN  =  2  Ag  -f  (CN)j 


—    284    — 
Ferricyanwasserstoffsäure  [Fe"'(CN)e]H3. 

Der  Ferricyanwasserstoff  bildet  braune,  in  Wasser  leicht  lösliche 
Nadeln. 

Die  Salze  der  Ferricyanwasserstoffsänre,  die  Ferricyanide, 
sind  sehr  beständig  und  werden  dnrch  Oxydation  der  entsprechenden 
Ferrocyanide  erhalten.  Das  wichtigste  derselben,  das  Kalinmferri- 
Cyanid  (rotes  Blntlangensalz)  [Fe(CN)g]Kg,  erhält  man  durch 
Oxydation  des  Kaliumferrocyanids  durch  Chlor: 

[Fe"(CN),]  =  I»  +  Cl  =  KCl  +  [Fe"'(CN).]K, 

Statt  Chlor  kann  Brom,  Wasserstoffperoxyd,  Blei- 
peroxyd etc.  angewendet  werden. 

LOslichkeitsverhältnisse.  Die  Ferricyanide  der  Alkalien, 
alkalischen  Erden,  der  seltenen  Erden  (Ce,  Th,  Yt.  Zr.  etc.)  und 
das  Ferrisalz  der  Ferricyanwasserstoffsäure  sind  lOslich  in  Wasser, 
die   übrigen  sind   sogar  in  verdünnten  Säuren  unlöslich. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsaure  entwickelt  in  der  Kälte  keine 
Blausäure  (Unterschied  von  Cyaniden),  wohl  aber  in  der  Wärme. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  zersetzt  alle  Ferricyanide  in 
der  Hitze  unter  Bildung  von  Sulfaten  und  Kohlenoxyd;  z.  B. : 

2  [re"'(CN)6]K,  +  12  H,SO,  +  12  H,0  =  Fe,(SO,),  +  3  K,SO, 

+  6  (NHJ.SO^  +  12  CO 

8.  Silbemitrat  erzengt  orangefarbenes  Silberferricyanid: 
[Fe"'(CN),]K,  +  3  AgNO,  =  3  KNO.  +  [Fe"'(CN)JAg, 

löslich  in  Ammoniak,  unlöslich  in  Salpetersäure. 

4.  Barynmchlorid  erzeugt  keine  Fällung. 

5.  Ferrosalze  erzeugen  in  neutralen  und  sauren  Losungen 
Turnbulls  Blau,  das  Ferrosalz  der  Ferricyanwasserstoffsäure 
(vgl.  auch  Seite  105): 

2  [Fe"'(CN)c]K3  +  3  FeSO^  =  3  K^SO^  +  [Fe"'(CN),],Fe"3 

6.  Ferrisalze  erzeugen  keine  Fällung,  sondern  eine  braune 
Färbung. 

7.  Cnprisalze  erzeugen  grünes  Ferricyanid: 

2  [Fe'"(CN)JK3  +  3  CuSO^  =  3  K,SO,  +  [Fe'"(CN)eJ,Cu3 

Verhalten    der   Ferricyanide   in   alkalischer  LSsang.     Die 

Ferricyanwasserstoffsäure  ist  in  alkalischer   LOsung  ein  starkes  Oxy- 


—    285    — 

dationsmittel  nnd  wird  leicht  zu  Feirocyankalinm  reduziert  durch: 
Schwefelwasserstoff,  Jodwasserstoff,  schweflige 
Sttnre,  Ferrohydroxjd,  Manganhydroxyd,  Bleioxyd, 
OxalsHure,  Stärke,  Zucker,  Zellulose    (Papier)   etc.  Z.  B. : 

2  [Fe"'(CN)s]K,  +  KgS  =  2  [Fe"(CN),]K4  +  S 

2  [Fe"(CN),]K,  +  2  KJ  =  2  [Fe"(CN)e]K^  +  J, 

2  [Fe"'(CN),]K,  +  KjSO,  +  2  KOH  =  2  [Fe"(CN)8]K4  -f-  KgSO^ 

+  H,0 

2  [Fe"'(CN)s]K,  +  PbO  +  2  KOH  :^  2  [Fe"(CN)  JK^  -}-  PbOj +H,0 

[Fe"'(CN)«]K,  +  Fe(OH),  +  KOH  =  ]Fe"(CN),]K,  +  Fe(OH), 

S<^;ar  durch  Anunoniak  in  der  Hitze  werden  die  Ferricyanide 
unter   Entwicklung  Ton  Stickstoff  reduziert: 

12  [Fe"'(CN)g]K,  +  16  NH,  =  9  [Fe"(CN)JK^  + 
3  lFe"(CN),]  (NHJ,  +  2  N, 

Wegen  der  leichten  Beduzierbarkeit  der  FerricyanwasBerstoff- 
sftore  ist  es  oft  sehr  schwer,  manchmal  unmöglich,  ihre  Anwesenheit 
zu  erkennen,  besonders  wenn  sie  als  nnlOsUches  Salz  vorkommt. 
Zersetzt  man  das  unlösliche  Tumbulls  Blau  mit  Kalilauge,  so  erhält 
man  ein  Gemisch  von  Ferro-  und  Ferrihydroxyd  und  in  Lösung 
befindet  sich  Ferrocyankalium,  weil  das  entstandene  Fern- 
cyankalium  einen  Teil  des  Ferrohydroxydes  zu  Ferrihydroxyd  oxydiert 
hat  (s.  S.  105). 

Sehr  wichtig  ist  das  Verhalten  der  Cyanide  beim  Behandeln 
mit  in  Wasser  aufgeschlemmtem,  gelbem  Quecksilberoxyd.  Fast  alle, 
sowohl  die  einfachen  als  die  komplexen  Verbindungen  (ausgenommen 
das  Kobalticyankalium),  werden  dabei  vollständig  zersetzt.  Es  bildet 
sich  Merkuricyanid  und  Oxyde  der  vorhandenen  Metalle,  welche, 
wenn  unlöslich,  durch  Filtration  vom  lOslichen  Merkuricyanid  getrennt 
werden  können ;  z.  B.  wird  das  Ferrocyankalium  durch  Quecksilber- 
oxyd wie  folgt  zersetzt: 

[Fe"(CN)e]K^  +  3  HgO  -{-  3  H^O  =  Fe(0H)2  -f  4  KOH  +  3  Hg(CN)^ 

Berlinerblau  wie  folgt: 

[Fe"(CN)j3Fe,"'  +  9  HgO  +  9  H,0  =  3  Fe(OH),  +  4  Fe(On), 

+  9  Hg(CN), 

Diese  Spaltungen  der  Cyanverbindungen  durch  Quecksilberoxyd 
finden  in  der  quantitativen  Analyse  vielfache  Anwendungen  zur 
Trennung  des  Cyans  von  Metallen. 

Verhalten  der  Ferricyanide  beim  Erhitzen. 

Die  Ferricyanide  zerfallen  in  Eisenkarbid,  Cyanid,  Dicyan 
und  Stickstoff: 


—    286    — 

2  [Fe"'(CN)JK3  =  2  FeC^  +  6  KCN  -f  2  N^  +  (CN)^ 

Beim  Erhitzen  eines  Ferricyanides  im  GlUhrohr  entwickelt  sich 
ein  mit  rötlicher  Flamme  brennbares  Gas  (Dicyan). 

Schwefelcyanwasserstoffsäure  (Rhodanwasserstoffsäure) 

HCNS. 

Die  Rhodanwasserstoffsäure  kommt  als  Natrinmsalz  in  geringer 
Menge  im  Speichel  und  Harn^)  vor. 

Die  freie  Säure  ist  eine  farblose,  stechend  riechende,  wenig 
beständige  Flüssigkeit.  In  wässeriger  Lösung  hält  sie  sich  besser 
als  im  wasserfreien  Zustande.  Weit  beständiger  als  die  freie  Säure 
sind  deren  Salze,  die  Rhodanide,  wovon  die  der  Alkalien  leicht 
aus  den  entsprechenden  Cyaniden  durch  Frhitzen  mit  Schwefel  dar- 
gestellt werden: 

KCN  +  S  =  KCNS 

Aber  auch  bei  gewöhnlicher  Temperatur  werden  sie  leicht 
erhalten  durch  Behandeln  von  Blausäure  oder  Cyanalkalien  mit 
Alkalipoly9ulfiden : 

KCN  -)-  (NHJ^Sg  =  (NHJ^S  +  KCNS  «) 

Löslichkeits Verhältnisse.  Die  meisten  Rhodanide  sind 
löslich  in  Wasser ;  unlöslich  sind  S i  1  b e r -,  Quecksilber-,  Kupfer- 
und  Goldrhodanid.  Das  Bleirhodanid  ist  schwer  löslich  in 
Wasser,  wird  aber  durch  Kochen  mit  letzterem  zersetzt. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Yerdiinnte  Schwefelsäure  (doppelt  normale)  reagiert 
nicht. 

2.  Mäßig  konzentrierte  Schwefelsäure  (5  II^SO^  :  4  H^O) 
zersetzt  die  Rhodanide  unter  Entwicklung  von  mit  blauer  Flamme 
brennbarem  Kohlenoxysuliid : 

KCNS  +  2  HgSO^  +  IlgO  =  KHSO^  +  (NHJIISO^  +  COS 

3.  Konzentrierte  Schwefelsäure  wirkt  äußerst  hefdg  auf 
Rhodanide  unter  Entwicklung  von  stechend  riechenden  Dämpfen 
(COS  —  HCOOH  —  COjj  —  SO^)  und  Abscheidung  von  Schwefel. 

')  Vergl.  A.  Mejor,  Chem.  Zentralbl.  1904,  I,  S.  824.  —  Ferner 
De  8 QU za,  ebenda  1907,  If,  S.  1443. 

*)  Auch  durch  Kochen  von  AlkalithioBalfatlriflangfen  mit  Cyanalkalien 
entstehen  Rhodanide: 

Na^SjO,  +  KCN  -=  Na^SOj  +  KCNS 
Vergl.  S.  844. 


—    287     ~ 

4.  Silbemitrat  f^Ut   weißes,    käsiges  Silberrhodanid 

KONS  +  AgNOj  =  KNO3  +  AgCNS 

unlöslich  in  verdünnter  Salpetersäure,  löslich  in  Ammoniak. 

5.  Ferrisalze     erzeugen     blutrotes,     losliches     Ferri- 
rhodanid: 

3  KONS  +  FeClg  =  3  KCl  -|-  Fe(CNS)3 

löslich  in  Äther  (s.  S.  108). 

6.  Herkuriiiitrat  ülllt  weißes  Merkurirhodanid: 

HgCNOg)^  +  2  KONS  =  2  KNO3  +  Hg(CNS)3 

sehr    schwer    löslich  in    Wasser,    leicht  in  überschüssigem    Rhodan- 
kalinm : 

Hg(CNS)j  4-  KONS  =  [Hg(CNS)3]K 

Im  trockenen  Zustande  erhitzt,  bläht  sich  das  Salz  stark  auf 
(Pharaoschlangen). 

7.  Merkmichlorid  erzeugt  erst  nach  langem  Stehen  eine  Fällung. 

8.  Herknronitrat  erzeugt  eine  graue  bis  schwarze  Fällung. 
Fügt  man  zu  einer  mäßig  konzentrierten  Kaliumrhodanidlösung 
tropfenweise  Merkuronitrat,  so  entsteht  zuerst  eine  graue  Fällung 
von  metallischem  Quecksilber  und  die  Lösung  enthält 
Merkurikaliumrhodanid: 

Hg-NO, 

1  +  3  KONS  =  2  KNOj  -f  [Hg(CNS)j]K  +  Ilg 
Hg-NO, 

Fährt  man  fort  mit  dem  Zusatz  von  Merkuronitrat,  bis  keine 
Quecksilberausscheidung  mehr  stattfindet,  und  filtriert,  so  enthält  das 
Filtrat  Merkurikaliumrhodanid.  Versetzt  man  dieses  mit 
noch  mehr  Merkuronitrat,  so  entsteht  rein  weißes  Merkuro- 
rhodanid: 

2  [Hg(CNS)3]K  +  3  Hg,(NO,),  =  2  KNO,  +  2  HglNO,),  + 

+  3  Hg,(CNS), 

Fügt  man  umgekehrt  zu  einer  sehr  verdünnten  Mer- 
kuronitratlösung  sehr  verdünnte  Kaliumrhodanid- 
lösung, so  gelingt  es,  direkt  die  weiße  Fällung  des  Merkurorhodanids 
zu  erhalten: 

Hg— NO3  Hg— CNS 

I  -|- 2  KONS  =  2  KNO3 -f   I 

Hg— NO3  Hg— CNS 


—     288     - 

9.  Cuprisalze.  Versetzt  man  eine  LOsung  yon  Alkalirhodanid 
mit  wenigen  Tropfen  Cuprisnlfat,  so  f^bt  sich  die  Lösnng  smaragd- 
grün und  anf  weiteren  Zusatz  schwarz  (Guprirhodanid),  Fügt 
man  schweflige  Säure  hinzu,    so    fällt   weißes    Cuprorhodanid: 

2  CuSO^  +  SOg  4- 2  H^O  +  2  KONS  = 
=  Cu,(CNS)2  4-  2  KHSO^  +  H^SO^ 

unlöslich  in  verdünnter  Salz-  und  Schwefelsäure. 

10.  Kobaltsalze.  Versetzt  man  eine  Alkalirhodanid  enthal- 
tende Losung  mit  ein  wenig  Kobaltsalz  und  schüttelt  mit  einem 
Gemisch  von  gleichen  Teilen  Amylalkohol  und  Äther  ^)  aus,  so  fkrbt 
sich  der  obenauf  schwimmende  Amylalkoholäther  azurblau  (vgl. 
Seite  144).  Diese  Reaktion  ist  analog  der  der  Cjansäure  (vgl. 
Seite  303). 

Nachweis  von  Ferro-  und  Ferricyaniden  neben  Rhodaniden. 

Nach  P.  E.  Browning  und  H.  E.  Palmer.«) 

Man  säuert  die  verdünnte  LOsung  der  Alkalisalze  dieser  Säuren 
schwach  mit  Essigsäure  oder  Salzsäure  an,  ftigt  eine  Lösung  von 
Thoriumnitrat  hinzu,  wobei  fein  zerteiltes  Thoriumferrocyanid 
ausfllllt.  Da  dieses  Salz  schlecht  zu  filtrieren  ist,  schüttelt  man  die 
Lösung  mit  feinzerteiltem  Asbest,  filtriert  und  wäscht  mit  kaltem 
Wasser  aus.  Übergießt  man  dann  den  Niederschlag  mit  verdünnter 
Natronlauge,  so  gibt  das  mit  Salzsäure  angesäuerte  Filtrat,  nach 
Zusatz  von  Ferrichlorid  bei  Anwesenheit  von  Ferrocyanwasser- 
sto  ff  säure  einen  Niederschlag  von  Berlinerblau. 

Das  Filtrat  von  Thoriumferrocvauid  versetzt  man  mit  Kadmium- 
Sulfat,  schüttelt  die  Lösung  mit  feinzerteiltem  Asbest  und  filtiiert 
das  Kadmiumferricyanid  ab,  wäscht  mit  Wasser,  übei^eßt  mit 
Natronlauge,  säuert  das  Filtrat  mit  Salzsäure  an  und  versetzt  mit 
Ferrosulfat.  Eine  Fällung  von  Tumbu  11  sblau  zeigt  Ferricyan- 
wasserstoffsäure  an. 

Das  Filtrat  von  Kadmiumferricyanid  gibt,  nach  Zusatz  von 
Ferrichlorid  bei  Anwesenheit  von  Khodanwasserstoffsäure 
eine  blutrote   Färbung  von  Eisenrhodanid. 

Verhalten  der  Rhodanide  beim  Erhitzen. 

Die  Rhodanide  der  Alkalien  schmelzen  leicht  und  fkrben  sich 
dabei  zuerst  gelb,  braun,  dann  grün  und  zuletzt  blau  und 
werden  beim  Erkalten  wieder  weiß. 


^ 


Oder  mit  Amylalkohol  allein. 

Z.  f:  anorgaD.  Ch.  64  (1907),  S.  315. 


-     289    — 

Die  Rhodanide  der  schweren  Metalle  werden  unter  Abspal tang 
von  Schwefelkohlenstoff,  Dicyan  und  Stickstoff  und  Bildung  von 
Sulfid  zersetzt;  so  zerfkllt  das    Cuprorhodanid  nach    der    Gleichung: 

Qq SCN 

4     I  =^  4  Cu^S -{- 2  CS,  +  3  (CN)^  4- N, 

Cu— SCN 

Die  Quecksilberrhodanide  blähen  sich  beim  Erhitzen  stark  auf. 
( Pharaoschlangen.) 

Gruppe  n. 

Silbemitrat  erzeugt  eine  in   Salpetersäure  lösliche   Fällung. 
Barynmchlorid  erzeugt  keine  Fällung. 

Salpetrige  Sänre  HNOg. 

Vorkommen.  Die  salpetrige  Säure  kommt  nicht  frei  in  der 
Natur  vor,  sondern  nur  in  Form  ihrer  Salze  (Nitrite).  Wir  finden 
sie  in  der  Luffc  als  Ammoniumnitrit,  dann  in  vielen  Bodenarten  und 
Wässern,  besonders  in  solchen,  die  durch  Ammoniak  oder  verwesende 
Stoffe  verunreinigt  sind. 

Das  Ammoniak  wird  unter  Mitwirkung  von  Mikroorganismen 
(Monas  nitrificans)  zu  salpetriger  Säure  oxydiert,  die  mit  tlberschttssigem 
Ammoniak  Ammonnitrit  liefert. 

Bildung  der  salpetrigen  Säure  und  ihrer  Salze. 

Die  salpetrige  Säure  entsteht  durch  mäßige  Reduktion  der 
Salpetersäure.  Läßt  man  Zink  kurze  Zeit  in  der  Kälte  auf  ver- 
dünnte Salpetersäure  einwirken,  so  wird  sie  bald  zu  salpetriger  Säure 
reduziert : 

HNO3  +  H2  =  HgO  4-  HNOj 

aber  die  Keduktion  kann  leicht  weiter  gehen,  indem  niedrigere  Oxy- 
dationsstufen des  Stickstoffs  NO,  N^O,  Ng  entstehen.  Bei  lang 
andauernder  Wirkung  des  Zinks  kann  die  Reduktion  noch  weiter 
gehen,  unter  Bildung  von  Hydroxylamin  (NH^OH)  und  Ammoniak. 

Erhitzt  man  Salpetersäure  vom  sp.  Gew.  1'3  mit  arseniger 
Säure,  Stärke  etc.,  so  erhält  man  ein  Gemenge  von  Stickoxyd  und 
Stickstoffdioxyd,  das  sich  beim  Abkühlen  auf  —  21^  C  zu  einer  blauen 
Flüssigkeit,  dem  Anhydrid  der  salpetrigen  Säure   (N^O^),  verdichtet. 

Behandelt  man  das  Anhydrid  mit  eiskaltem  Wasser,  so  erhält 
man  eine  blaugrüne  Flüssigkeit,    welche    salpetrige  Säure  und  stets 

Treadwell,  Analytische  Ohemie.  I.  Bd.  6.  Aa&.  Id 


\o 


—    290    — 

auch  Salpetersäure  enthält,  weil  sich  das    N^Og    mit  Wasser   zu  sal- 
petriger Säure,  Salpetersäure  und  Stickoxyd  umsetzt: 

2  Ng O3  +  Hg 0  =  HNO3  +  HNOg  +  2  NO 

Nimmt  die  Temperatur  zu,  so  geht  auch  die  salpetrige  Säure 
allmählich  über  in  Salpetersäure: 

3  HNO2  =  HNO3  +  2  NO  +  HjO 

Die  reine  salpetrige  Säure  ist  also  nicht  bekannt. 

Leitet  man  obiges  Gemenge  von  Stickoxyd  und  Stickstoffdioxyd 
in  konzentrierte  Schwefelsäure,  so  werden  beide  Gase  glatt  absorbiert 
unter  Büdung  von  Nitrosylschwefelsäure : 

/OH 
SOg  _ 

H        NO  /OH 

+        _    =H5jO  +  2S02 
H N0|0  \0(N0) 

SOo  Nitrosylschwefelsäure 

\0H 

Die  Auflösung  der  Nitrosylschwefelsäure  in  Schwefelsäure  pflegt 
man  Nitrose  zu  nennen. 

Läßt  man  die  Nitrose  zu  kaltem  Wasser  fließen,  so  büden  sich 
Schwefelsäure  und  salpetrige  Säure: 

/OH 
SOjj  +  HÖH  =  HNO3  +  SOjjCOH)^ 

\OH(NO) 

Da  die  Nitrose  sich  unbegrenzt  lange  aufbewahren  läßt,  so  ist 
dies  eine  sehr  bequeme  Methode,  um  sich  zu  jeder  Zeit  salpetrige 
Säure  zu  verschafi^en. 

Die  Salze  der  salpetrigen  Säure  (Nitrite)  sind  weit  bestän- 
diger als  die  freie  Säure  und  werden    erhalten    durch  Erhitzen   von 

Nitraten :  ^  ^^1^0^  =  2  NaNO,  +  0^ 

So  bereitet,  sind  sie  immer  mit  Nitrat  und  Oxyd  verunreinigt.  ^) 
Will  man  sie  ganz  rein  erhalten,  so  zersetzt  man  Silbemitrit  mittels 
der  berechneten  Menge  eines  Metallchlorides : 

AgNOg  4-  NaCl  =  AgCl  +  NaNO, 

Durch  Filtration  wird  das  lösliche  Nitrat  vom  unlöslichen  Chlor 
Silber  getrennt. 

Lö  slichkeits  Verhältnisse.  Alle  Nitrite  sind  in  Wasser 
löslich,  Silbernitrit   und   Kaliumkobaltinitrit   nur  schwer. 

^)  Erhitzt  man  aber  die  Nitrate  mit  Metallen,  z.  B.  mit  Blei«  so  findet 
die  Redaktion  za  Nitrit  bei  yiel  niedriger  Temperatur  statt,  und  zwar  fast 
quantitativ. 


—    291    — 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Da  alle  Nitrite  löslich  sind,  so  wird  die  salpetrige  Säure  nicht 
durch  Fällungs-,  sondern  durch  Farbenreaktionen  nachge- 
wiesen, die  auf  Oxydationen  und  Eeduktionen  beruhen. 

Die  salpetrige  Säure  wirkt   bald   oxydierend,    bald  reduzierend. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  zersetzt  alle  Nitrite  in  der  Kälte 
unter  Entwicklung  von  braunen  Dämpfen: 

NaNOj,  +  HjSO^  =  NaHSO^  +  HNO^ 
3  HNO,  =  HNO3  +  2  NO  +  Hj,0 
NO  +  0  (Luft)  =  NO,  (braunes  Gas) 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  reagiert  genau  wie  die  ver- 
dünnte  Schwefelsäure,  nur  viel  stürmischer. 

3.  SUbemitrat  fällt  aus  NitritlOsuDgen  Silbemitrit  in  Form  von 
feinen  Kristallnadeln,  die  in  kaltem  Wasser  sehr  schwer  löslich 
sind  (300  Teile  Wasser  lösen  1  Teil  Silbemitrit  bei  gewöhnlicher 
Temperatur).  In  siedendem  Wasser  ist  das  Silbemitrit  bedeutend 
löslicher. 

4.  Kobaltsalze  erzeugen  mit  überschüssigem  Kaliumnitrit 
und  Essigsäure  eine  gelbe  kristallinische  Fällung  von  Kaliumkobalti- 
nitrit  (vgl.  Seite  144). 

5.  Indigolösnng  wird  durch  salpetrige  Säure  in  der  Wärme 
entlobt. 

6.  Jodwasserstoff  wird  durch  salpetrige  Säure  oxydiert  unter 
Abscheidung  von  Jod: 

2  HJ-{- 2  HNO,  =  2  H,0  +  2  NO  +  Jj 

Versetzt  man  daher  eine  Jodkaliamlösung  mit  einem  Nitrit  und 
säuert  mit  Schwefelsäure  oder  Essigsäure^)  an,  so  färbt  sich  die 
Lösung  gelb  infolge  der  Ausscheidung  Ton  Jod.  Schüttelt  man 
die  Lösung  mit  Chloroform  oder'  Schwefelkohlenstoff,  so 
fkrben  sich  diese  rotviolett.  Auch  durch  Zusatz  von  Stärke* 
lösung  läßt  sich  das  ausgeschiedene  Jod  durch  die  entstehende  Blau* 
fUrbung  erkennen. 

Diese  äußerst  empfindliche  Reaktion,  welche  durch  viele  andere 
oxydierende  Körper  hervorgerufen  wird,  kann  nur  dann  als  Reagens 

^)  Bei  Anwesenheit  von  viel  Alkaliacetat  findet  auf  Znsatz  Ton  Essig- 
säure keine  Jodaasscheidnng  statt,  wobl  aber  auf  Znsats  eines  Tropfens  einer 
starken  S&nre.  Es  ist  dies  ein  schönes  Beispiel  für  die  Massenwirknng.  Die 
Dissoziation  der  Essigsäore  wird  darch  das  Alkaliacetat  (auch  Ammonacetat) 
fast  gänzlich  snrückgedrängt,  so  daß  nicht  genügend  H-Ionen  vorhanden  sind, 
am  das  Nitrit  zu  zersetzen,  wohl  aber  genügend,  nm  Lackmas  deatlich  zu 
röten.    (Privatmitteilang  von  £.  Bamberger.) 

19* 


—    292    — 

auf  salpetrige  Säure   gelten,    wenn   nachgewiesen   ist,    daß   alle   jene 
oxydierenden  Körper  abwesend  sind. 

7.  Ferrosalze  werden  unter  Entwicklung  von  Stickoxyd  zu 
Ferrisalzen  oxydiert: 

2  FeSO^  -f  HgSO^  +  2  HNOg  =  2  H^jO  +  2  NO  +  Fe^CSOJa 

Das  Stickoxyd  löst  sich  in  der  Kälte  in  überschüssigem  Ferrosalz 
unter  Bildung  von  intensiv  braunen  Verbindungen  von  wechseln- 
der Zusammensetzung:  (FeSO^)x(NO)y. 

Zur  Ausführung  der  Keaktion  bereitet  man  sich  eine  konzen- 
trierte Ferrosulfatlösung,  säuert  etwas  an  und  überschichtet  sorg- 
fältig mit  der  zu  prüfenden  NitriÜösung,  wobei  an  der  Berührungs- 
zone der  beiden  Flüssigkeiten  die  dunkelbraune  Färbung  zum  Vor- 
schein kommt.  (Unterschied  von  Salpetersäure.) 

Die  Salpetersäure  gibt  die  Eeaktion  nur  auf  Zusatz  von  kon- 
zentrierter Schwefelsäure. 

8.  Kaliumpermanganat.  Fügt  man  zu  einer  sauren,  warmen 
(ca.  40^  C)  Kaliumpermanganatlösung  salpetrige  Säure  hinzu,  so 
wird  die  Lösung  entfärbt,  indem  die  salpetrige  Säure  zu  Salpeter- 
säure oxydiert  wird: 

2  KMnO^  -f  5  HNO.  +  3  H^^SO^  = 
=  KjSO^  -f  2  MnSO^  +  &  HNO,  -f  3  H^O 

Bei  dieser  Eeaktion  wirkt  die  salpetrige  Säure  als  Eeduktions- 
mittel. 

9.  Nachweis  von  sehr  geringen  Mengen  salpetriger  Säure 
nach  Peter  Grieß.  ^)  Wie  wir  anfangs  erwähnten,  findet  sich 
häufig  in  Trinkwässern  salpetrige  Säure  infolge  der  Oxydation  von 
Ammoniak,  das  aus  stickstoffhaltigen  organischen  Stoffen  (Urin  etc.) 
bei  der  Verwesung  entsteht. 

Um  in  Trinkwässern  kleine  Mengen  salpetriger  Säure  nachzu- 
weisen, genügen  von  obigen  Reaktionen  nur  die  Jodkalium-Stttrke- 
reaktion.  Da  in  solchen  Wässern  aber  oft  Wassersto%eroxyd  und 
hie  und  da  auch  Ferrisalze  in  geringer  Menge  vorhanden  sind,  welche 
beide  aus  Jodkalium  in  saurer  Lösung  Jod  ausscheiden,  so  könnte 
auch  diese  Eeaktion  leicht  zu  Irrtümern  führen. 

Wir  benützen  daher  eine  zuerst  von  Peter  Grieß  empfohlene 
Reaktion,  die  nur  bei  Anwesenheit  von  salpetriger  Säure  stattfindet. 
Sie  gründet  sich  auf  die  Erzeugung  von  intensiv  geflü*bten  Azo- 
farbstoffen. 

Peter  Grieß  benützte  als  Reagens  das  Phenylendiamin,  wobei 
ein  gelber  Farbstoff  (Bismarckbraun)  entstand.     In  neuerer  Zeit 


>)  B.  B.  12  (1879),  S.  427. 


—    293    — 

wendet  man  nach  dem  Vorschlag  von  Ilosyay  v.  Ilosva^)  eine 
essigsaure  Lösnng  von  Snlfanilsänre  und  a-Naphthylamin  an^  die  man 
nach  Lunge ^)  vorteilhaft  gemischt  aufbewahrt. 

Das  Keagens  wird  wie  folgt  bereitet: 

1.  Man  löst  0-5  g  Sulfanilsäure  in  150  com  verdünnter  Essigsäure. 

2.  Man  kocht  0*2  ^  festes  a-Naphthylamin  mit  20  ccm  Wasser, 
gießt  die  farblose  LOsung  von  dem  blauvioletten  Rückstand  ab,  ver- 
setzt sie  mit  150  ccm  verdünnter  Essigsäure  und  gießt  dann  beide 
Losungen  zusammen. 

Nach  Reckleben,  Lockemann  und  Eckardt'"^  fUrbt 
sich  das  Reagens  am  Lichte  rOtlich  und  wird  durch  Zinkstanb 
nicht  wieder  ent&rbt,  dagegen  hält  sich  die  Lösung  im  Dunkeln, 
sogar  in  unvollständig  gefüllten  Flaschen  monatelang  vollkommen  klar 
und  farblos. 

Ausführung  der  Probe.  Zirka  50  ccm  des  zu  prüfenden 
Wassers  versetzt  man  mit  2  ccm  des  obigen  Reagens,  rührt  um  und 
läßt  5 — 10  Minuten  stehen,  wobei  die  geringsten  Spuren  salpetriger 
Säure  sich  durch  deutliche  Rotfärbung  der  Flüssigkeit  zu  er- 
kennen geben. 

10.  Diphenylamin,  in  konzentrierter  Schwefelsäure  gelöst,  wird 
durch  salpetrige  Säure  intensiv  blau  gefUrbt.  Salpetersäure  und 
andere  oxydierende  Substanzen  wie  Selensäure,  Chlorsäure,  Ferri- 
chlorid  etc.  geben  dieselbe  Reaktion  (vgl.  Salpetersäure). 

11.  Bmcin,  in  konzentrierter  Schwefelsäure  gelöst,  gibt  nach 
G.  Lunge  und  A.  Lwoff,  *)  keine  Rotfärbung  mit  Nitrose. 

Trockenes,  mehrmals  umkristallisiertes  Silbemitrit  mit  einem 
Silbergehalt  von  70*05 7o  (Theorie  =  70*09)  gab,  mit  Brucinreagens 
(vgl.  Seite  349)  in  Kohlensäureatmosphäre  Übergossen,  eine  schwache, 
aber  immerhin  deutliche  Salpetersäurereaktion,  weil  das  Silbernitrit 
jedenfalls  noch  meßbare  Spuren  Silbemitrat  enthielt.  Als  aber  15  wg 
desselben  Silbernitrites  in  Wasser  gelöst,  mit  der  äquivalenten  Menge 
NaCl  versetzt  und  auf  ein  Liter  verdünnt  wurden,  entstand  eine 
Natriumnitritlösung,  wovon  1  ccm  tropfenweise,  unter  bestän- 
digem Umrühren,  zu  ca.  4  ccm  konzentrierter  Schwefelsäure  ge- 
setzt, eine  Nitrose  lieferte,  welche  mit  einem  Tropfen  Brucinreagens 
keine  Spur  von  Rotfkrbung  zeigte.  Setzte  man  aber  dieser  Lösung 
eine  Spur  Salpetersäure  zu,  so  trat  deutliche  Rotfkrbung  ein. 

Das  Brucin  ist  also,  bei  Gregenwart  von  salpe- 
trig*er  Säure,  ein  Reagens  auf  Salpetersäure. 

»)  Bull.  chim.  [3],  2,  S.  817. 

')  Zeitschrift  fttr  angew.  Chemie,  1889,  Heft  23. 

')  Z.  f.  auorgan.  Ch.  1907,  S.  684. 

*)  Zeitschr.  f.  angew.  Chemie,  1894,  Heft  12. 


—    294    — 

Über  das  Verhalten  der  salpetrigen  Säure  zu  Ammonsalzen  and 
Hamstofi  vergleiche  Seite  350. 

Schwefelwasserstoffsäure  H^S. 

Vorkommen  und  Bildung.  Der  Schwefelwasserstoff  findet 
sich  in  vulkanischen  Gegenden,  in  vielen  Mineralquellen  (in  den 
sogenannten  Schwefelwässem)  und  überhaupt  immer  dort,  wo  schwefel- 
haltige Substanzen  in  Fäulnis  übergehen  oder  mit  faulenden  Sub- 
stanzen in  Berührung  kommen.  Sulfate  gehen  sehr  leicht 
und  rasch  in  Sulfide  über,  durch  die  Mitwirkung  von  in  der  Luft 
vorkommenden  Mikroorganismen,  und  daher  kommt  es,  daß  z.  B. 
viele  sulfathaltigen  Mineralwässer  nach  sehr  kurzer  Zeit  nach  Schwefel- 
wasserstoff riechen,  wenn  man  sie  auch  nur  kurze  Zeit  in  einer  Flasche 
verkorkt  hält.  Sterilisiert  man  sowohl  die  Flaschen  als  auch  die 
Korke,  so  hält  sich  ein  Sulfatwasser  unbegrenzt  lange.  Die  Ent- 
stehung des  Schwefelwasserstoffs  aus  Sulfaten  geschieht  wie  folgt: 

Durch  den  Kohlenstoff  *)  (Staub  etc.)  werden  die  Sulfate  zunächst 
zu  Sulfiden  reduziert: 

Na^SO^  -f  Cj  =  2  COa  +  Na^S 

die  dann  durch  die  Kohlensäure  zersetzt  werden: 

Na,S  -f  HjC03  =  NajjCOg  +  H^S 

Wie  sich  der  Schwefelwasserstoff  aus  Natriumsulfat  bei  An- 
wesenheit von  organischen  Substanzen  in  der  Flasche  bildet,  so  bildet 
er  sich  in  der  Natur  in  den  Mineralquellen. 

Im  Laboratorium  gewinnt  man  ihn  in  ähnlicher  Weise  durch 
Zersetzen  von  Sulfiden  (meistens  Schwefeleisen,  wegen  seiner  Billig- 
keit und  Beständigkeit)  mit  verdünnter  Schwefelsäure  oder  Salzsäure. 

Eigenschaften.  Der  Schwefelwasserstoff  ist  ein  farbloses, 
nach  faulen  Eiern  riechendes  Gas,  das  von  Wasser  bei  gewöhnlicher 
Temperatur  absorbiert  wird  (1  Volum  Wasser  löst  sein  2 — 3faches 
Volum  an  Schwefelwasserstoff).  Die  wässerige  LOsung  reagiert  schwach 
sauer  gegen  Lackmus  (auf  Methylorange  ist  sie  fast  ohne  Wirkung) 
und  trübt  sich  nach  und  nach  an  der  Luft,  indem  der  Schwefel- 
wasserstoff durch  den  Luftsauerstoff  oxydiert  wird: 

2H,S  +  03  =  2H20  +  S, 

Schwefelwasserstoff  verbrennt  an  der  Luft  mit  bläulicher  Flamme 
zu  Wasser  und  Schwefeldioxyd. 

2  HgS  -f  3  Og  =  2  HjO  -f  2  SO, 
Die  Salze  der  Schwefel wasserstoffsäure  heißen  Sulfide. 


^)  Nur  unter  MltwirkoDg  von^Mikroorganisnien. 


—    295    - 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Sulfide.  Die  Sulfide 
der  Alkalien  sind  leicht  lösUch  in  Wasser,  ebenso  die  Hydro-  und 
Polysulfide  der  alkalischen  £rden.  Die  Monosulfide  der  alka- 
lischen Erden,  besonders  das  Calcinmsulfid  (CaS)  sind  sehr 
schwer  lOslich  in  Wasser,  gehen  aber,  in  Berührung  mit  Wasser, 
allmählich  in  lösliche  Hydrosulfide  über: 

2CaS  +  2H,0  =  Ca~Q2+^*ZsH 

Die  übrigen  Sulfide  sind  in  Wasser  unlöslich.  Von  letzteren 
werden  FeS,  MnS  und  ZnS  durch  verdünnte  Salzsäure  unter  Ent- 
wicklung von  Schwefelwasserstoff  zersetzt,  andere  erfordern  konzen- 
trierte Salzsäure  wie  Sb^Sg,  SnSg,  PbS,  NiS,  CoS,  CdS;  die  übrigen 
sind  in  konzentrierter  Salzsäure  unlöslich,  lösen  sich  aber  alle  iu 
Königswasser  unter  Abscheidung  von  Schwefel. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Die  freie  Schwefelwasserstofisäure  ist,  wie  bereits  erwähnt,  eine 
sehr  schwache  Säure,  noch  schwächer  als  die  Kohlensäure.  Sie  ist 
daher  in  wässeriger  Lösung  nur  sehr  wenig  elektroljtisch  dissoziiert, 
und  zwar  in  H-  und  SH-Ionen: 

h,st>:h+sh 


Die  neutralen  Salze  (R^S)  zerfallen  in  wässeriger  Lösung  zu- 
nächst in  Metall-  und  Schwefelionen 

R^S;^R  +  R-f^s" 
aber  unter  dem  Einfluß  des  Wassers  geht  das  zweiwertige  Schwefelion 

über  in  das  einwertige  HS-Ion: 

RjjS  +  HÖH  ->  RSH  +  ROH 

doch  sind  daneben  eine  gewisse  Zahl  von  zweiwertigen  S-Ionen 
vorhanden,  und  zwar  in  konzentrierten  Lösungen  mehr  als  in  ver- 
dünnten. 

Da  nun  in  wässerigen  Sulfidlösungen  sowohl  SH-  als  auch 
S-Ionen  vorhanden  sind,  in  Lösungen  der  freien  Säure  aber  nur 
SH-Ionen,  so  werden  erstere  in  manchen  Reaktionen  sich  anders 
verhalten  müssen  als  letztere. 

1.  Verdünnte  Schwefelsänre  zersetzt  die  wasserlöslichen  und 
auch  viele  wasserunlösliche  Sulfide  unter  Entwicklung  von  Schwefel- 
wasserstoff. 


—    296     - 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  zersetzt  alle  Sulfide  in  der 
Wärme  unter  Entwicklung  von  Schwefeldioxyd  und  Abscheidung  von 
Schwefel : 

Na,S  +  2  H,SO^  =  Na^SO^  -j-  2  H^O  -f  SO^,  +  S 

Aber  auch  der  Schwefel  geht  durch  längeres  Erhitzen  mit  der 
Schwefelsäure  schließlich  ganz  in  Schwefeldioxyd  über: 

2  H^SO^  -f  S  =  2  H3O  +  3  SO3 

3.  Silbernitrat  erzeugt  sowohl  in  Losungen  von  Schwefel- 
wasserstoff, als  auch  in  solchen  von  Sulfiden,  eine  schwarze  Fällung 
von  Schwefelsilber: 

2  AgNO,  +  H,S  =  2  HNO3  +  Ag,S 

In  verdünnter,  kalter  Salpetersäure  löst  sich  das  Schwefelsilber 
nicht,  wohl  aber  beim  Kochen. 

4.  Baryamchlorid  erzeugt  keine  Fällung. 

5.  Bleisalze  (am  besten  in  überschüssigem  Alkali  gelOst)  er- 
zeugen eine  schwarze  Fällung  von  Bleisulfid.  Alle  durch  Salzsäure 
zersetzbaren  Sulfide  entwickeln  Schwefelwasserstoff,  die  unlöslichen 
Sulfide  (Pjrit,  Arsensulfid,  Quecksilbersulfid  etc.)  nur  bei  Gegenwart 
von  naszierendcm  Wasserstoff,  was  wie  folgt  konstatiert  wird :  In  ein 
Keagensglas  bringt  man  feingranuliertes  Zinn,  ftigt  die  Substanz  hinzu, 
bedeckt  mit  noch  mehr  Zinn,  übergießt  mit  konzentrierter  Salzsäure, 
erwärmt  und  prüft  das  entweichende  Gas  mit  Bleipapier.  Die  ge- 
ringsten Mengen  eines  Sulfides  lassen  sich  durch  Schwärzung  des 
Bleipapiers  mit  Sicherheit  erkennen. 

6.  Nitroprossidnatriiim  ([Fe(CN)5N01Naa  +  2  H^O)  wird  durch 
S-Ionen  schön  rotviolett  gefÄrbt,  nicht  aber  durch  SH-Ionen. 
Schwefel wasserstoffwasser  gibt  daher  ftir  sich  die  Reaktion  nicht, 
wohl  aber  auf  Zusatz  von  Natronlauge.  Diese  Keaktion  ist  sehr 
empfindlich,  jedoch  nicht  so  wie  diejenige  mit  alkalischer  Bleilösung. 

7.  Methylenblau.  Diese  von  Emil  Fischer^)  empfohlene 
Reaktion  ist  die  empfindlichste  aller  Schwefelwasserstofireaktionen. 
Sie  eignet  sich  vorzüglich,  um  Spuren  von  Schwefelwasserstoff  in 
Mineralwässern  nachzuweisen,  wenn  alle  anderen  Reaktionen  versagen. 

Die  auf  Schwefelwasserstoff  zu  prüfende  Flüssigkeit  versetzt 
man  mit  ^/^«^  ilires  Volums  an  konzentrierter  Salzsäure,  fügt  eine 
schwache  Messerspitze  voll  p  -  AmidodimethylanilinsulfEit  hinzu 
(NH2-C6H^-N(CH3)2,  SO^Hg),  rührt  um  bis  zur  Lösung  und  setzt 
dann  1  bis  2  Tropfen  einer  verdünnten  Ferrichloridlösung  zu. 

Bei  Anwesenheit  von  nur  0*0000182(7  Schwefelwasserstoff  im 
Liter  konnte  nach  halbstündigem    Stehen    die    Blaufärbung    deutlich 


»)  B.  B,  16.  2234. 


—    297    — 

wahi^enommen  werden,   während    Bleisalze    nnd   Nitroprnssidnatrinm 
keine  Reaktion  gaben. 

Ist  zn  wenig  Salzsäure  zugegen,  so  entsteht  eine  Kot- 
färbnng,  welche  durch  Amidodimethylanilin  in  schwach  saurer 
Lösung  auf  Zusatz  von  Ferrichlorid  hervorgerufen  wird.  Bei  Gegen- 
wart von  viel  Salzsäure  entsteht  die  Rotf^bung  nicht. 

8.  Oxydattonsillittel  wie  Halogene,  Salpetersäure, 
Chromate,  Permanganate,  Ferrisalze  u.  a.  m.  zersetzen 
den  Schwefelwasserstoff  unter  Abscheidung  von  Schwefel. 

Um  in  unlöslichen  Sulfiden  den  Schwefel  nachzuweisen, 
schmilzt  man  sie  mit  etwas  Ätznatron  (auf  einem  Porzellantiegel- 
deckel), wobei  man  losliches  Natriumsulfid  erhält: 

NiS  +  2  NaOH  =  H^O  +  NiO  +  Na^S 

Nebenbei  bildet  sich  stets  Sulfat,  aber  es  entsteht  immer  so  viel 
Alkalisulfid,  daß  man  mit  dem  wässerigen  Auszug  der  Schmelze  alle 
obigen  Reaktionen  ausführen  kann. 

9.  Metallisches  Silber  wird  sowohl  durch  freien  Schwefel- 
wasserstoff als  auch  durch  lOsliche  Sulfide  geschwärzt  (Hepar- 
reaktion  1  * 

2  Ag  -f  H^S  +  O  (Luft)  =  H^O  -f  Ag^S 
2  Ag  +  Na^S  +  H^O  +  O  (Luft)  =  2  NaOH  +  Ag.S 

Fehlt  Sauerstoff  oder  Wasser,  so  findet  keine 
Sulfidbildung  statt.  Ein  Silberblech,  das  14  Stunden  in  einem 
schwefelwasserstoffhaldgen  Säuerling  hängen  blieb,  war  vollkommen 
blank  und  zeigte  nicht  einmal  die  Spur  einer  Bräunung;  dagegen 
lief  dasselbe  nach  kurzem  Verweilen  an  der  Luft  braun  an. 

Vollkommen  trockener  Schwefelwasserstoff  wirkt  auch  bei 
Gegenwart  von  trockenem  Sauerstoff  bei  gewöhnlichen  Temperaturen 
nur  langsam  auf  Silber  ein,  momentan  dagegen,  wenn  eine  Spur 
Wasser  zugegen  ist. 

Verhalten  der  Sulfide  beim  Erhitzen. 

Die  meisten  Sulfide  bleiben,  wenn  sie  bei  Luftabschluß  erhitzt 
werden,  unverändert;  Arsen-  und  Quecksilbersulfid  subli- 
mieren« 

Die  Polysulfide  spalten  Schwefel  ab,  der  sublimiert. 
Platin-  und  Goldsulfid  spalten  Schwefel  ab  und  hinterlassen 
Metall.  Bei  Luftzutritt  erhitzt,  entwickeln  alle  Sulfide  Schwefel- 
dioxyd, leicht  am  Geruch  nach  brennendem   Schwefel   zu  erkennen. 

Der  Nachweis  von  Schwefel  in  Nichtelektrolyten  geschieht 
meiutens  durch  Erhitzen  der  Substanz  im  Glasrohr  mit  metallischem 


—    298    — 

Natrinm  (vgl.  Seite  257)  und  Prüfen  des  wässerigen  Auszugs  der 
Schmelze  mittels  Nitroprnssidnatrinm  (vgl.  Seite  296)  oder  man  sänert 
den  Glührückstand  mit  verdünnter  Salzsäure  an  und  prüft  daa  ent- 
weichende Gas  mittels  Bleipapier  anf  Schwefelwasserstoff. 

Sehr  sicher  ist  folgender  Nachweis  des  Schwefels.  Man  führt 
denselben  in  Schwefelsäure  über,  deren  Anwesenheit  man  mittels 
Bariomchlorid  in  saurer  Lösung  konstatiert  (vgl.  Seite  357).  Die  Über- 
führung des  Schwefels  geschieht  am  sichersten  nach  der  Methode 
von  Garius  durch  Erhitzen  der  Probe  mit  konzentrierter  Salpeter- 
säure unter  Druck  im  Bohr  (vgl.  Bd.  ü,  4.  Aufl.,  Seite  277) ;  oder  aber, 
bei  schwerflüchtigen,  schwefelarmen  Substanzen,  durch  Schmelzen  mit 
Natriumperoxyd  im  Nickeltiegel.  Da  aber  häufig  diese  Oxydation 
explosionsartig  erfolgt,  so  wendet  man  das  Natriumperoxyd  nicht  in 
reinem  Zustande  an,  sondern  vermischt  mit  Natrium-£Laliumkarbonat, 
wodurch  die  Verbrennung  weniger  hefdg,  aber  doch  vollständig  vor 
sich  geht.  Man  mischt  1  Teil  der  Substanz  (0*1 — 5  g  je  nach 
dem  Schwefelgehalt)  mit  10  Teilen  Natrinm-Kaliumkarbonat  und 
3  Teilen  Natriumperoxyd  in  einem  Nickeltiegel,  der  von  einer 
durchlochten,  schiefgestellten  Asbestscheibe  ^)  getragen  wird,  5 — ^10  Mi- 
nuten. Nach  dem  Erkalten  lOst  man  die  Schmelze  im  Wasser, 
säuert  mit  Salzsäure  an  und  prüft  mit  Bariumchlorid  auf  Schwefel- 
säure. 

Schwefel  S. 

Vorkommen.  Der  Schwefel  findet  sich  in  der  Natur  in 
vulkanischen  Gegenden,  so  auf  Sizilien  bei  Girgenti,  in  Form  von 
rhombischen  Pyramiden ;  dann  in  der  Nähe  von  Schwefelwässem,  in- 
folge der  Oxydation  des  entweichenden  Schwefelwasserstoffes. 

Bildung  und  Eigenschaften.  Wie  die  Halogene,  so 
wird  auch  der  Schwefel  durch  Oxydation  seiner  Wasserstoffverbin- 
dungen gewonnen: 

2ClH-f  0  =  H20-f  Gl, 
SHj  -f  0  =  1^0  +  S 

Durch  Erhitzen  von  Polysulfiden  und  Sulfiden  der  edlen  Metalle 
(Platin  und  Gold)  erhält  man  ebenfalls  Schwefel. 

Der  Schwefel  kommt  in  drei  allotropischen  Modifikationen  vor: 

1.  als  rhombischer  Schwefel,  vom  Schmelzpunkte  114®  O, 
wenn  er  sich  aus  Losungen  bei  Temperaturen  unter  95®  abscheidet; 

2.  als  monosymmetrischer  Schwefel,  vom  Schmelz- 
punkte 120®  C,  beim  Erstarren  von  geschmolzenem  Schwefel; 

3.  als  amorpher  Schwefel,  wenn  der  auf  250®  C  erhitzte 
dickflüssige  Schwefel  oder  der  bei  noch  höherer  Temperatur  dünn- 
flüssig gewordene  Schwefel  rasch  abgekühlt  wird. 

*)  Um  die  schwefelhaltigeii  Flammgawe  fem  eq  halten. 


—     299    — 

Der  monosymmetrische  Schwefel  geht  bei  gewöhnlicher 
Temperatnr  allmählich  in  den  rhombischen,  oktaedrischen 
über^),  also  die  unsymmetrischere  Form  in  die  symmetri- 
schere.    Dies   ist   eine  allgemeine  Erscheinung: 

Kommt  ein  Körper  in  zwei  oder  mehreren  Kristall- 
formen  vor,  so  ist  in  der  Regel  die  symmetrischere 
Form  die  beständigere  nnd  die  unsymmetrischere  hat 
die  Tendenz,  in  die  symmetrischere  überzugehen.  Ich 
erinnere  an  den  durch  bloße  Berührung  bewirkten  Übergang  des 
unsymmetrischeren,  rhombischen,  gelben  Quecksilber) odids  in  das 
symmetrischere,  tetragonale  rote  Quecksilberjodid  (vgl.  S.  163); 
femer  an  den  Übergang  des  rhombischen  Calciumkarbonates  (Ara- 
gonit)  in  die  hexagonale  Verbindung  (Calcit).^) 

Die  beiden  kristallinischen  Modifikationen  des  Schwefels 
lösen  sich  leicht  in  Schwefelkohlenstoff  auf,  und  man  erhält  beim 
Verdunsten  der  Lösung  den  Schwefel  stets  in  Oktaedern.  Der 
amorphe  Schwefel  löst  sich  nicht  in  Schwefelkohlenstoff. 

Die  im  Handel  vorkommenden  Schwefelblumen  bestehen 
aus  kristallinischem  und  amorphem  Schwefel  und  lösen  sich  daher 
nicht  vollständig  in  Schwefelkohlenstoff  auf. 

An  der  Luft  verbrennt  der  Schwefel  mit  blauer  Flamme 
zu  Schwefeldioxyd  und  bei  Gegenwart  von  Kontaktsubstanzen, 
wie  Platin,  Eisenoxyd,  Chromoxyd  auch  zu  Schwefeltrioxyd,  wes- 
halb die  Kiesofengase  stets  Schwefeltrioxyd  neben  Schwefeldioxyd 
enthalten.   . 

Auch  auf  nassem  Wege  läßt  sich  der  Schwefel  leicht  in  Schwefel- 
säure überführen,  nämlich  durch  Erwärmen  im  Wasserbade  mit 
rauchender  Salpetersäure,  Königswasser,  Salzsäure  und  Kaliumchlorat, 
Salzsäure  und  Brom  etc. 

In  Wasser  ist  der  Schwefel  unlöslich,  löslich  in  heißer 
Kali-  oder  Natronlauge  unter  Bildung  von  Alkalithiosulfat  und 

^^^^^ '      6  NaOH  -|-4S  =  3H20-f  Na^jS^Og  -f  2  Na^jS  ») 

Die  Reaktion  ist  vollkommen  analog  der  Bildung  von  Hypo- 
chlorit und  Chlorid  bei  der  Einwirkung  von  Chlor  auf  verdünnte 
kalte  Laugen: 

2  NaOH  -f  CI2  =  HgO  +  NaOCl  +  NaCl 

In  Alkalisulfiden  löst  sich  der  Schwefel  in  der  Wärme  unter 
Bildung  von  Polysulfiden: 


*)  Vergl.  Ostwald,  Grnndlinien,  S.  263  (Enantio(ropie). 

')  VergL  Tarn  mann,  Kristallisieren  und  Schmelzen,  S.  113.  Femer 
Ostwald,  Grandlinien,  S.  522  (Monotropie). 

'}  Das  Na^S  geht  durch  weitere  Einwirkung  von  Schwefel  in  höher 
geschwefelte  Verbindungen  Über:  Na^Ss  etc. 


—    300    — 

Na^S  +  S  =  Na^Sg 
Na^S  +  4  S  =  Na^ös 

Auch  in  Alkalisnlfiten  ist  der  Schwefel  unter  Bildung  von 
Thiosnl&t  lOslich: 

Na,S03  +  S  =  Na,S,03 

Essigsaure  CH,COOH. 

Die  Essigsäure  findet  sich  in  manchen  Pfianzensäften,  teils  frei, 
teils  als  Kalium-  oder  Caldumsalz. 

Sie  entsteht  durch  trockene  Destillation  von  Holz  und  durch 
Oxydation  von  Alkohol. 

Die  wasserfreie  Essigsäure  (auch  Eisessig  genannt)  erstarrt 
unterhalb  -f- 16^  C  zu  fiirblosen  glänzenden  Blättchen.  Sie  riecht 
stechend,  ähnlich  dem  Schwefeldioxjd  und  ist  mit  Wasser,  Alkohol 
und   Äther   in  jedem   Verhältnis   mischbar.     Siedepunkt  =  11 8^  C. 

Die  wässerige  L(3sung  reagiert  sauer.  Die  Essigsäure  ist  eine 
schwache  einbasische  Säure;  ihre  Salze,  Acetate  genannt, 
sind  meist  in  Wasser  lOslich.  Schwer  lOslich  in  Wasser  ist  das 
Silbersalz. 

Die  wichtigsten  Salze  des  Handels  sind  das  Natriumacetat 
und  das  Bleiacetat  (Bleizucker)  PKCgHjOj)^  +  3  H,0. 

Das  neutrale  Bleiacetat  lOst  Bleioxyd  unter  Bildung  von 
basischen  Salzen: 

Pb(C,H,OA  +  PbO  +  H,0  =  2  Pb  Z  0^0^  b«i:S^) 

Pb(C,H30,^,  +  2 PbO  =  g*]g^g|  ZIIZ 0>»> ') 

(zweifach  basisches  Salz) 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Natriumacetat: 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  setzt  die  Essigsäure  aus  ihren 
Salzen  frei ;  sie  verflüchtigt  sich  leicht  und  wird  am  Geruch  erkannt. 

2.  Konzentrierte  Scbwefelsänre  setzt  die  Essigsäure  ebenfalls 
in  IVeiheit.  Fügt  man  gleichzeitig  etwas  Alkohol  hinzu  und 
erwärmt,  so  bildet  sich  Essigäther: 


^)  Die  löslichen  basischen  Bleiacetate,  ebenso  das  neutrale  Bleiacetat, 
werden  ans  ihren  w&sserigen  Losungen  durch  Kohlensäure  als  Karbonat  ge- 
fällt und  daher  kommt  es,  dafi  man,  beim  Lösen  dieser  Salze  in  destilliertem 
Wasser,  fast  immer  trübe  LOsnngen  erhält,  weil  das  destillierte  Wasser  sehr 
häufig  kohlenaäurehaltig  ist  Fü^  man  einige  Tropfen  Essigsäure  zu  der 
traben  LOsung,  so  lOst  sich  der  Niederschlag  sofort  auf,  und  die  LOsong 
wird  klar. 


—    301     — 

I       4-  HOC' H.  ::*:  ILO  +  I 

COOH        Alkohol  COOCCjHj) 

Essigsäare  Essig&ther 

leicht  an  dem  angenehmon,  obstartigen  Geruch  zu  erkennen. 

3.  Silbemitrat  erzeugt  in  mäßig  konzentrierten  AcetatlOsungen 
eine  weiße  kristallinische  Fällung  von  Silberacetat.  (100  Teile 
Wasser  bei  20<>  C  lösen  1-04  Teile  und  bei  80^  C  2-52  Teile 
Silberacetat.) 

4.  Fenichlorid  flürbt  neutrale  A cetatl5sungen  dunkelbraun; 
und  durch  Kochen  der  verdünnten  LOsung  scheidet  sich  alles  Eisen 
als  basisches  Acetat  ab  (vgl.  Seite  108). 


Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Alle  Acetate  werden  beim  Glühen  zersetzt,  unter  Hinter- 
lassung von  Karbonat,  Oxyd  oder  Metall  und  Kohlen- 
stoff, und  Entwicklung  von  brennbaren  Dämpfen  und  Gasen. 

Alkaliacetate  zerfallen  in  Karbonat  und  Aceton: 

CH3 

I     _0  ^^8 

—  o  I 

I   -"  CH, 

CH3  Aceton 

Die  Acetate  der  Erden  und  alkalischen  Erden  hinter- 
lassen stets  Oxyd,  die  Acetate  der  edlen  Metalle,  Metall. 

Kakodylreaktion.  Erhitzt  man  ein  trockenes  Acetat  (am 
besten  ein  Alkaliacetat)  mit  Arsentrioxyd,  so  entsteht  ein  hOchst 
widrig  riechendes  Gas,  das  Kakodyloxyd: 

4|     '    +As,03  =  2Na,C03+^g3\As-0-As<^^53  +  2CO, 
COONa  3/  \^^3 

Kakodyloxyd 

Trotz  der  Empfindlichkeit  dieser  Reaktion  ist  sie  doch  nicht 
zuverlässig,  weil  andere  organische  Säuren,  wie  Butter-  und  Yalerian- 
säure,  ähnliche  Reaktionen  geben. 


—     302     — 

Cyansäore  HCNO. 

Diese  höchst  unbeständige  Säure  erhält  man  durch  Erhitzen 
der  poljmeren  Cjannrsäure  (HCN0)3  als  farblose,  äußerst  stechend 
riechende  Flüssigkeit,  die  in  wässeriger  LOsnng  sofort  in  Kohlen- 
säure und  Ammoniak  zerfällt: 

CNOH+  H,0  =  COj  +.NH3 

und  diese  vereinigen  sich  unter  Bildung  von  Monoammoniqmkarbonat : 

CO,  +  NH3  -I-  H^O  =  (NHJHCO, 

Die  Salze  der  Cjansänre,  die  Cjanate,  sind  viel  beständiger 
und  werden  durch  Oxydation  der  Cyanide  erhalten. 

Durch  bloßes  Schmelzen  von  Cyankalium  an  der  Luft  ent- 
stehen schon  meßbare  Mengen  von  Kaliumcyanat.  Wird  aber  das 
Cyankalium  mit  oxydierenden  oder  leicht  Sauerstoff  abgebenden 
Substanzen  erhitzt,  so  gelingt  es  leicht,  die  Gesamtmenge  des 
Cyankaliums  in  Cyanat  überzuführen,  Die  Cyanate  der  Alkalien 
sind  in  trockenem  Zustande  recht  beständig,  zerfließen  aber  an  der 
Luft  und  gehen,  unter  Mitwirkung  des  Wassers,  allmählich  in 
Monoalkalikarbonat  und  Ammoniak  über: 

CNOK  +  2  H3O  =  KHCO3  +  NH3 

LOslichkeitsverhältnisse  der  Cyanate.  Die  Cyanate 
der  Alkalien  und  alkalischen  Erden  sind  lOslich  in  Wasser.  Un- 
löslich in  Wasser  sind  Silber-,  Merkuro-,  Blei-  und  Kupfer- 
cyanate.     In  Salpetersäure  sind  alle  Cyanate  lOslich. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  frisch  bereitete  kalte  Losung 
von  Kaliumcyanat. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  setzt  die  Cyansäure  sofort  in 
Freiheit;  diese  zerftlllt  aber,  wie  oben  angegeben,  sofort  in  Kohlen- 
säure und  Ammoniak«  Es  findet  daher  eine  starke  Kohlen- 
dioxydentwicklung  statt.  Das  entweichende  Kohlendioxyd 
reißt  stets  kleine  Mengen  unzersetzter  Cyansäure  mit  sich,  erkennbar 
an  dem  äußerst  stechenden  Geruch.  Nach  der  Zersetzung  enthält 
die  Losung  Ammonsulfat,  erkennbar  daran,  daß  sich  beim  Er- 
wärmen mit  Natronlauge  Ammoniak  entwickelt. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäore  verhält  sich  ähnlich. 

3.  Silbernitrat  erzeugt   eine  weiße  käsige  Pällnng  von  Silber- 
•  cyanat: 

CNOK  -f  AgNOg  =  KNO3  +  CNOAg 

lOslich  in  Ammoniak  und  Salpetersäure.  (Unterschied  von  Cyansilber.) 


—    303    — 

4.  Baryomchlorid  erzeugt  keine  Fällung. 

5.  Kobaltacetat  wird  dnrch  KaliumcyanatlOsnngen  lasnrblan 
gefkrbt.  Es  bildet  sich  hiebei  das  von  Bio  ms  trän  d  entdeckte 
Kobaltokaliamcyanat  [Co(CNO)^]E2  ^),  das  in  dnnkelaznrblanen  tetra- 
gonalen  ELristallen  erhalten  werden  kann. 

Die  blaue  Verbindung  löst  sich  leicht  in  Wasser  mit  blauer 
Farbe.  Bei  Anwendung  von  viel  Wasser  verschwindet  die  blaue 
Farbe,  weil  das  Komplex  salz  in  seine  Bestandteile  zerfkUt. 

[Co(CNO)4]Kj  :^  Co(CNO)j  +  2  KCNO 

Fügt  man  zu  der  farblos  gewordenen  Lösung  noch  mehr 
Elaliumcjanat,  so  tritt  die  blaue  Farbe  wieder  auf.  Dasselbe  erreicht 
man  durch  Zusatz  von  Alkohol. 

Fast  jedes  käufliche  Cjankalium  ist  cjanathaltig. 

Um  darin  die  Cjansäure  nachzuweisen,  muß  zuerst  die  Blau- 
säure verjagt  werden,  weil  die  Kobaltreaktion  bei  ihrer  Gegenwart 
ganz  aufgehoben  werden  kann. 

Man  verfahrt  hiebei  nach  £.  A.  Schneider^)  wie  folgt: 
Man   lOst  ca.  3 — 5  g  des   zu    prüfenden    Cyankaliums  in   30 
bezw.  50  ccm  kalten  Wassers   und  leitet  1 — V^l^  Stunden  Kohlen- 
diozyd  durch  die  Flüssigkeit;  die  Blausäure  wird  vertrieben,  es  ent- 
steht Monokaliumkarbonat : 

KCN  -f  HjjCOj  =  HCN  -f  KHCO3 

Das  Kaliumcyanat  wird  nicht  merklich  angegriffen. 

Man  versetzt  nur  1  ccm  der  Flüssigkeit  mit  25  ccm  absolutem 
Alkohol  (um  das  Kaliumkarbonat  auszufällen)  und  filtriert.  Das 
alkoholische  Filtrat  versetzt  man  mit  einigen  Tropfen  Essigsäure  und 
hierauf  mit  einigen  Tropfen  alkoholischer  Kobaltacetatlösung. 

Enthält  das  angewandte  Cyankalium  0*5^0  Kaliumcyanat,  so 
ist  die  Blaufärbung  deutlich  zu  erkennen.^) 

TT 

Unterphosphorige  Saure  ^  _^ 

\0H 

Die  einbasische,  unterphosphorige  Säure  wird  erhalten  durch 
Zersetzen  des  Baryumsalzes  mit  Schwefelsäure  oder  des  Calcium- 
salzes  mit  Oxalsäure,    die  Salze   der  unterphosphorigen  Säure   durch 

1)  Journal  für  praktische  Chemie  [2],  8,  206. 

*)  B.  B.  1896,  ö.  1640. 

*)  Versuche,  die  in  diesem  Laboratorium  yon  P.  Bieder  ausgeführt 
worden,  bestätigten  Schneiders  Angaben.  Zu  bemerken  ist,  daß  die  Bhoda- 
nate  der  Alkalien  dieselbe  Beaktion  geben  (vgl.  Seite  144  und  288). 


—     304     - 

Kochen  von  Phosphor  mit  Barytwasser,  Kalkwasser  oder  Kalilauge, 
wobei  Phosphorwasserstoff  entwickelt  wird: 

2  P,  +  3  Ba(OH),  +  6  H,0  =  3  (FKM,B&  +  2  PH3 
P^  +  3  KOH  -f  3  HgO  =  3  PHgO^K  +  PH3 

Der  so  erhaltene  Phosphorwasserstoff  ist  selbstentzündlich,  weil 
er  stets  geringe  Mengen  des  flüssigen  Phosphorwasserstofls  (P^H«) 
enthält;  er  ist  aber  auch  stark  mit  Wasserstoff  vermischt,  weil  die 
Lange  auf  das  sich  bildende  Alkalihypophosphit  unter  Entwicklung 
von  Wasserstoff  wirkt.     Vgl.  weiter  unten,  Nr.  6. 

Löslichkeits  verh  ältnisse.  Alle  Hypophosphite  sind  in 
Wasser  löslich. 

Reaktioneil  anl  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure.     Keine  Eeaktion. 

2.  Eonzentrierte  Schwefelsänre  reagiert  nur  in  der  Wärme, 
dabei  wird  sie  zu  schwefliger  Säure  reduziert.  (Oemch  nach  brennendem 
Schwefel.) 

3.  Silbemitrat  wird  zu  metallischem  Silber  reduziert,  bald  mit, 
bald  ohne  Wasserstoffentwicklung,  je  nach  der  Menge  der  aufeinander 
wirkenden  Stoffe: 

2PH202Na  +  2AgN03  +  4  H^O  =  2H3PO^  +  2NaN03  +Ag2+3Hj 
PH,O2Na+4AgN03+2H2O=H3PO,+NaNO34.2Ag,+3HNO3 

4.  Baryomchlorid  gibt  keine  Fällung. 

5.  Knpfer-^),  Quecksilber  und  Goldsalze  werden  zu  Metall 
reduziert. 

6.  Konzentrierte  Kalilauge.  Durch  Kochen  mit  konzentrierter 
Kalilauge  werden  die  Hypophosphite  unter  Wasserstoffentwicklung 
zu  Phosphorsäure  oxydiert: 

PHgOgK  +  2  KOH  =  K3PO4  +  2  Hjj 

7.  Naszierender  Wasserstoff  (Zink  und  verdünnte  Schwefel- 
säure) reduziert  die  unterphosphorige  Säure  zu  Phosphorwasserstoff 
(siehe  phosphorige  Säure). 


^)  Bei  Kupfer  kann  die  Bedoktion  bis  zu  EapferwaMentoff  gehen.  Vgl. 
Wtirtz,  Compt  rend.  18,  8.  102. 


—     305    — 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Durch  Glühen  erhält  man  Phosphat  und  Phosphorwasserstoff: 

2  HjjPOaH  =  H3PO4  +  PH3 

4  PHjjO^Na  =  Na^PgO^  -f  H^O  +  2  PH3 

2  (PH,Oa),Ca  =  Ca,P,0,  +  H,0  +  2  PH3 

Gruppe  in. 

Silbernitrat  erzeugt  weiße,  in  Salpetersäure  lösliche  Fäl- 
lungen. 

Barynmchlorid  ebenso. 

Schweflige  Saure  EgSOs* 

Vorkommen  und  Bildung.  Schwefeldioxyd,  das  Anhydrid 
der  schwefligen  Säure  (SOg)  findet  sich  in  den  Exhalationen  tätiger 
Vulkane;  es  entsteht  durch  Verbrennung  von  Schwefel  oder 
Sulfiden  an  der  Luft: 

S  +  02=S0j 
4  FeSj,  +  11  Oj  =  2  Fe^Og  +  8  SO^ 

oder  bei  der  Reduktion  der  Schwefelsäure  durch  Erhitzen  mit 
Schwefel,  Sulfiden,  Kohle,  organischen  Substanzen 
und  Metallen: 

2  H2SO4  -|-  S  =  2  HgO  4-  3  SOj, 

2  HjjSO^  4-  C  =  2  HjjO  4-  COg  +  2  SO^ 

2  HjSO^  4-  Cu  =  2  HjO  +  CuSO^  +  SO^ 

Wie  das  Kupfer  wirken  Quecksilber,  Silber,    Zinn   etc. 

Auch  durch  Zersetzung  von  Sulfiten  und  Thio Sul- 
faten  mit   stärkeren  Säuren  wird  Schwefeldioxyd  entwickelt: 

Na^jSOg  +  H2SO4  =  Na^SO^  +  H^O  +  SO, 
Na5jS203  +  H2SO4  =  Na^jSO^  +  S  +  H3O  +  SO, 

Zur  Darstellung  von  Schwefeldioxyd  im  Labora- 
torium geht  man  am  besten  von  der  käuflichen  konzentrierten 
NatriumbisulfitlOsung  aus.  Man  bringt  diese  in  einen  Kolben  mit 
doppeltdurchbohrtem  Pfropfen;  durch  die  eine  Bohruug  geht  das 
Rohr  eines  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  beschickten  Scheide- 
trichters, durch  die  andere  die  GasentbinduugsrOhre.  Läßt  man  die 
Schwefelsäure  tropfenweise  zu  der  BisulfitlOsung  fließen,  so  erhält 
man  (ohne  zu  erwärmen)  einen  regelmäßigen  Strom  von  Schwefel- 
dioxyd. 

Treadwell,  Analytische  Chemie.  I.  Bd.  0.  Aafl.  20 


—     306    — 

Das  Schwefeldioxyd  ist  ein  farbloses  Gas  von  stechendem  Gre- 
ruche  (nach  brennendem  Schwefel) ,  leichtlöslich  in  Wassernnd  Alkohol: 
1  Vol.  Wasser  von  15^  C  löst  43-56  Vol.  SOj,  und  1  Vol.  Alkohol 

von  15^  C  löst  116  Vol.  SO^. 

Die  wässerige  Lösung  enthält  die  schweflige  Säure  H^SOg. 
Versucht  man  aber  daraus  die  Säure  zu  isolieren,  so  zerfWt  sie 
stets  in  Wasser  und  Schwefeldioxyd.  Wir  kennen  daher  die  freie 
Säure  nur  in  wässeriger  Lösung.  Durch  Neutralisation  dieser  mit 
Alkalihydroxyden  oder  Karbonaten  erhält  man  die  verhältnismäßig 
beständigen  Salze  der  schwefligen  Säure,  die  Sulfite.  In  Lösung 
gehen  die  Sulfite  allmählich  durch  Oxydation  in 
Sulfat  über. 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Sulfite:  Die  Sulfite 
der  Alkalien  sind  in  Wasser  leicht  löslich,  die  übrigen  schwer-  bis 
unlöslich;  alle  Sulfite  lösen  sich  in  Salzsäure. 

Reaktionen  anl  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsänre  entwickelt  in  der  Kälte  aus 
allen  Sulfiten  Schwefeldioxyd,   erkennbar  am  Geruch. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsänre  wirkt  wie  die  verdünnte 
Säure,  nur  viel  energischer. 

3.  Silbemitrat  erzeugt  in  neutralen  Sulfitlösungen  sowie  in 
wässerigen  Lösungen  von  Schwefeldioxyd  eine  weiße  kristalli- 
nische Fällung  von  Silbersulfit: 

Na^jSOg  +  2  AgNOa  =  2  NaNOg  +  Ag^SOj 

löslich   im  Überschuß    des  Alkalisulfites   unter   Bildung   von    Silber- 
natriumsulfit : 

Ag^SOg  +  Na^SO,  =  2  NaAgSO, 

Durch  Kochen  dieser  Lösung  wird  das  Silber  als  graues 
Metall  abgeschieden: 

Ag\ 


nJ^     '=Na,S0,+SO,  +  2Ag 


\so.o 


2 


Ag/ 

Kocht  man  den  in  Wasser  suspendierten  Niederschlag  von 
Silbersulfit,  so  wird  die  Hälfte  des  Sübers  als  Metall  ausgeschieden, 
während  der  Rest  als  Sulfat  in  Lösung  geht: 

jAg^SOa 

Ag,SO,  10  =  Ag,SO,  +  SO,  -f  2Ag 


—    307    - 

Auch  in  Ammoniak  und  Salpetersäure  löst  sich  das  Silbersulfit. 

4.  Baryumchlorid  erzeugt  in  einer  wässerigen  Lösung  von 
schwefliger  Säure  keine  Fällung,  dagegen  in  neutralen  SulfiÜOsungen 
einen  weißen  Niederschlag  von  Baryumsulfit: 

Na^jSO,  +  BaCl,  =  2  NaCl  -f  BaSOj 

leicht  loslich  in  verdünnter,  kalter  Salpetersäure. 
Beim  Kochen  bildet  sich  allmählich  Barjumsulfat,  das  sich 
abscheidet.  Da  die  Sulfite  in  wässeriger  Lösung  allmählich  in  Sul- 
fate übergehen,  so  finden  wir  oft  die  Handelssalze  sulfathaltig.  In 
diesem  Falle  enthält  der  durch  Baryumchlorid  erzeugte  Niederschlag 
Baryumsulfat  und  ist  daher  in  verdünnter  Salz-  oder  Salpetersäure 
nicht  vollständig  löslich.  Filtriert  man  aber  das  Baryumsulfat  ab 
und  versetzt  das  Filtrat  mit  Chlor-  oder  Bromwasser,  so  entsteht  bei 
Anwesenheit  von  schwefliger  Säure  eine  starke,  weiße  Fällung  von 
Baryumsulfat: 

HgSOj  +  BaClj  +  HjO  +  Clj  =  4  HCl  -f  BaSO^ 

5.  Strontium-  und  Calciumsalze  verhalten  sich  ähnlich. 

Die  Sulfite  der  alkalischen  Erden  unterscheiden  sich  von  ein* 
ander  durch  ihre  Löslichkeit  in  schwefliger  Säure  upd  in  Wasser. 

Das  Calciumsalz  löst  sich  leicht  in  überschüssiger  schwef- 
liger Säure  unter  Bildung  von  Monocalciumsulfit 

CaSO,  +  H,SO,  =  CaH,(SO,), 

Beim  Kochen  dieser  Lösung  entweicht  Schwefeldioxyd  und 
Calciumsulfit  fäUt  wieder  aus. 

Das  Strontiumsalz  löst  sich  ebenfalls  in  schwefliger 
Säure,  nur  viel  schwerer;  das  Baryumsalz  ist  so  gnt  wie  un- 
löslich. 

Löslichkeit  der  Sulfite  der  alkalischen  Erden 

in  Wasser:  ^) 

1  T.  Calciumsulfit  löst  sich  in  800  T.  Wasser  bei  18^  C 
1    „    Strontiumsulfit    „        „      „30.000    „  „  v      „      „ 

1    ,    Baryumsulfit         „        „      „46.000    „  „  «      »      ^ 

Von  der  Schwerlöslichkeit  des  Strontiumsulfites  machen 
wir  Gebrauch  zur  Nachweisung  der  schwefligen  Säure  bei  Anwesen- 
heit der  Thioschwefelsäure  (siehe  diese). 

6.  Bleisalze  fkllen  weißes  Bleisulfit,  löslich  in  kalter 
verdünnter  Salpetersäure;  durch  Kochen  f^lt  Bleisulfat  aus. 


^)  W.  Aatenrieth  und  A.  Windaus;  Zeitschr.  f.  anal.  Ch.  1898,  296. 

30* 


—    308    — 

7.  Nitroprassidnatrinm  und  Zinksulfat.  Versetzt  man  eine 
neutrale  SnlfitlOsnng  mit  einer  verdünnten  LOsung  von  Nitroprassid- 
natrinm, so  entsteht  eine  schwach  rosenrote  Färbung.  Fügt 
man  aber  viel  Zinksulfat  hinzu,  so  wird  die  Färbung  deutlich 
rot.  Empfindlicher  noch  gestaltet  sich  die  Eeaktion  nach  Zusats 
von  wenig  Ferrocyankalium.  £s  entsteht  hiebe!  ein  roter  Nieder- 
schlag (Unterschied  von  Thioschwefelsäure).  Diese  Reaktion,  obwohl 
sehr  empfindlich,  ist  nicht  so  sicher  wie  die  Fällung  mit  Strontium- 
chlorid. 

Die  schweflige  Säure  ist  ein  starkes  Eeduktionsmittel : 

8.  JodlSsnngen  werden  durch  die  schweflige  Säure  entfärbt: 

HgSOj  +  Hj,0  +  Jg  :^  2  HJ  -f  HjjSO^ 

9.  Saure  KaUnmpemiaDganatlösungen  werden  ebenfalls  ent- 
färbt und  es  bilden  sich  dabei  Schwefelsäure  und  Dithion- 
säure  in  wechselnden  Mengen,  die  von  der  Konzentration  und 
Temperatur  abhängig  sind. 

Die  Reaktion  kann  unter  gewissen  Bedingungen  nach  folgen- 
der Gleichung  verlaufen: 

2  KMnO^  +  2  H^O  -f  6  SO^  =  2  KHSO^  +  2  MnSO^  -f  HjS^Og 

Dithion- 
sänre 

Sie  kann  sich  aber  auch  in  anderen  Verhältnissen  abspielen ;  es 
gelingt  jedoch  nie,  die  schweflige  Säure  glatt  zu  Schwefelsäure  zn 
oxydieren.  Daher  läßt  sich  auch  die  schweflige  Säure  nicht  quanti- 
tativ mit  saurer  Permanganatlösung  bestimmen. 

10.  Chromsäure  wird  leicht  zu  g  r  ü  n  e  m  Ghromisalz  reduziert: 
2  CrO,  +  3  SO,  =  3  SO3  +  Cr^O,  =  Cr,(S0j3 

11.  Merkurichlorid  wird  durch  &eie  schweflige  Säure  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  nicht  verändert;  durch  Kochen  entsteht 
weißes  Merkurochlorid: 

2  HgCl,  +  H.SO,  +  H,0  =  2  HCl  +  H,SO,  +  Hg,Cl, 

und   durch   mehr   schweflige  Säure   wird   das  Merkurosalz  weiter  zo 
grauem  Metall  reduziert. 

12.  Merkuronitrat  wird  sowohl  durch  die  fireie  schweflige  Sänre, 
wie  durch  Alkalisulfitlösungen  sofort  schwarz  gefüllt. 

13.  Goldlosungen  werden  ebenfalls  zu  Metall  reduziert. 

14.  Naszierender  Wasserstoff  reduziert  die  schweflige  Säure 
zu  Schwefelwasserstoff,  erkennbar  am  Gerüche  und  an  der  Schwär- 
zung von  Bleipapier.  Am  besten  führt  man  den  Versuch  mit  Zink 
und  verdünnter  Salzsäure  aus. 


—    309    — 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Die  Snlfite  der  Alkalien,  bei  Luftabschluß   erhitzt,    gehen 
in  Sulfat  und  Sulfid  über: 

Na^SOj 
Na^SO« 

Na,803  _  3  Na^go,  +  Na,S 

0 
O 


NajjS 


Beim  Erhitzen  eines  Alkalisulfites  im  Gltlhrohr  spielt  sich  diese 
Reaktion  leicht  ab,  dabei  entsteht  kein  Sublimat  von  Schwefel 
(Unterschied  von  Thiosulfaten).  Behandelt  man  die  Schmelze  nach 
dem  Erkalten  mit  Salzsäure,  so  entwickelt  sich  reichlich  Schwefel- 
wasserstoff. 

Die  übrigen  Sulfite  zerfallen  beim  Erhitzen  bei  Luftabschluß  in 
Schwefeldioxyd  und  Oxyd  oder  Metall: 

CaSOg  =  CaO  +  SO^ 

2Ag,S03  =  4Ag  +  2SO,  +  0, 

Erhitzt  man  irgend  ein  Sulfit  mit  Soda  auf  der  Kohle,  so  ent- 
steht Natriumsulfid.  Bringt  man  die  Schmelze  auf  blankes  Silber- 
blech (Sübermünze)  und  befeuchtet  mit  Wasser,  so  schwärzt  sich 
das  Silber  unter  Bildung  von  Schwefelsilber  (Heparreaktion) : 

2  Na^SO«  4-  3  C  =  3  COa  +  2  Na^S 
und  2  Na^S  -f  4  Ag-f  2  H^O  +  0^  i)  =  4  NaOH+  2  Ag^S 

Die  Heparreaktion  tritt  bei  allen  Schwefelyerbindungen  ein,  sie 
zeigt  daher  nur  Schwefel  an. 

_^— OH 
Kohlensäure  C  =  0 

OH 

Ebensowenig  wie  die  reine  schweflige  Säure,  ist  die  reine 
Kohlensäure  (H^COg)  bekannt.  Sie  ist  nur  in  wässeriger  Lösung 
existenzfähig  und  zerfilUt  beim  Kochen  der  Lösung  in  Wasser  und 
das  Anhydrid,  das  als  Gas  entweicht.  Das  Anhydrid  (COg),  das 
Verbrennungsprodukt  der  Kohle  und  kohlenstoffhaltiger  Verbindungen, 
kommt  sehr  verbreitet  in  der  Natur  vor.  Es  findet  sich  in  der 
atmosphärischen    Luft    in    kleinen    Mengen,  *)    in    enormer    Menge 

^)  Lnftsauerstoff. 

>)  Die  reine  atmosphärische  Luft  enthält  0*35— 0*40Voo  Kohlendioxjd. 
In  bewohnten  Bänmen  steigt  der  Eohlensänregehalt,  infolge  der  Atmnng  und 
sonstiger  Verbrennungsprozesse,  manchmal  ganz  bedeutend.    Bei  einem  Gehalt 


—    310    — 

in  ynlkanificben  Gegenden,  den  Erdspalten  entströmend.  Solche 
Kohlendioxjd  liefernde  Gasqnellen  (»Mofetten^)  finden  sich  in  der 
Umgebung  des  Laacher  Sees,  in  der  Hnndsgrotte  bei  Neapel,  bei 
Sondra  in  Thüringen,  bei  Tarasp-Schnls  im  Engadin  etc.  Anfierdem 
findet  sich  das  Kohlendioxjd  in  zahllosen  Mineralquellen,  femer  im 
flüssigen  Znstande  in  vielen  qnarzhaltigen,  besonders  älteren  Gesteinen, 
im  Quarz  eingeschlossen,  anch  in  anderen  Mineralien,  so  in  manchen 
Feldspaten,  Angiten  etc.  Als  Eurbonat  kommt  die  Kohlensäure  in 
enormer  Menge  in  der  Natur  vor  als  Kalkstein,  Marmor,  Aragonit, 
Dolomit  etc.  Das  Koblendioxjd  ist  ein  färb-  und  geruchloses, 
schwach  säuerlich  schmeckendes  Gas  vom  spez.  Gew.  1*52;  es  ist 
also  1^1  ^msl  schwerer  als  die  Luft  und  kann  infolgedessen  von 
einem  Gefilfi  in  das  andere  gegossen  werden.  Von  Wasser  wird  es 
Terhältnismäßig  leicht  gelöst;  1  Volum  Wasser  löst  bei  0^  fast  sein 
doppeltes  (1*80),  bei  gewöhnlicher  Temperatur  sein  gleiches  Volum. 
Kohlendioxyd  unterhält  die  Verbrennung  nicht ;  eine  brennende  Kerze 
erlischt  in  Luft  mit  8—10%  CO^. 

In  wässeriger  Lösung  reagiert  die  Kohlensäure  schwach  sauer, 
ihre  Leitfähigkeit  ist  außerordentlich  gering,  weil  sie  nur  sehr  wenig 
elektroljtisch  dissoziiert  ist;  sie  zerfkllt  nicht  in  CO3-  und  H-Ionen, 
sondern  nach  der  Gleichung: 

H^COa  :^t  H  +  HCO, 

in  H-  und  einwertige  HCGj^ -Ionen  und  dies  nur  zu  sehr  kleinem 
Teile,  so  daß  durch  Vermehrung  der  Konzentration  der  H-Ionen 
(durch  Zusatz  einer  starken  Säure)  die  Dissoziation  der  Kohlensäure 
fast  ganz  zurückgedrängt  wird.  Tritt  hiebei  eine  Übersättigung  der 
Lösung  an  H^COj  ein,  so  zerfkUt  die  überschüssige  Kohlensäure  in 
Wasser  und  Kohlendioxyd,  welch  letzteres  entweicht. 

Die  Salze  der  Kohlensäure,  die  Karbonate,  bilden  sich: 

1.  Durch  Einleiten  von  Kohlendioxyd  in  Lösungen  Ton  Metall- 
hvdroxvden : 

2  NaOH  +  CO,  =  H^O  +  Na^^O, 
Ba(0H)3  +  ^0\  =  BUO  -f  BaCOj 

2.  Durch  Einwirkung  von  Kohlendioxyd  auf:  Cyanide,  Sulfide, 
Borate  der  Alkalien  und  alkalischen  £Irden. 

3.  Durch  Glühen  von  Salzen  der  organischen  Säuren.  (Vgl. 
Seite  44.) 

Ein  Beispiel  der  Ge^annnng  von  Karbonaten  im  großen  ist  die 
Bereitung    von    Pottasche    durch    Verbrennung    von    Pflanzenteilen: 


Ton  3  bis  4^  q,  wie  er  oft  in  Bergwerken  Torkommt,  empfinden  die  Menschen 
Atmangsbeschwerden  und  die  Grubenlampen  fangen  an  trübe  sn  brennen ;  bei 
einem  Geluüte  von  8  bis  lO^o  erlöschen  die  Lampen. 


—    311    — 

Holz,  Schlempe  (Abfküe  der   Rübenznckerfiibrikation,    die  besonders 
reich  sind  an  Kalisalzen  verschiedener  organischer  Säuren). 

LOslichkeitsv erhältnisse  der  Karbonate.  Von  den 
normalen  Karbonaten  sind  nnr  die  der  Alkalien  in  Wasser  löslich, 
nnd  zwar  reagiert  die  wässerige  LOsnng  alkalisch  infolge  hydro- 
lytischer Spaltung  (vgl.  Seite  20): 

NasjCÖa  +  HOH;^  Na  +  Na  +  6h  -[-  HCO3 

Die  wässerige  Lösung  der  Alkalikarbonate  verhält  sich  daher 
wie  eine  solche  von  Alkalihydroxyd  und  Monoalkalikarbonat : 

Na^COg  +  HÖH  -^  NaOH  +  Na(HC03) 

In  überschüssiger  Kohlensäure  lösen  sich  viele  Karbonate  unter 
Bildung  von  Monometallkarbonaten ;  es  gehören  hieher  in  erster 
I^inie  die  Karbonate  der  alkalischen  Erden: 

CaCO,  +  HjCO,  =  Ca(HCO,), 

Durch  Kochen  einer  Lösung  von  Monocalciumkarbonat  wird 
Wasser  und  Kohlendioxyd  abgespalten  und  das  Calciumkarbonat 
scheidet  sich  aus: 

Ca(H  003)2  =  H^O  -f  COj,  +  CaCOg 

Fast  jedes  Brauch-  und  Trinkwasser  enthält  Monocalcium-  und 
Magnesiumkarbonat,  daher  die  Trübung  beim  Kochen  (Kesselstein). 
In  verdünnten,  kalten  Mineralsäuren  lösen  sich  alle  Karbonate  unter 
Aufbrausen  (Entweichen  von  Kohlendioxyd). 

Das  natürliche  Magnesium-  und  Eisenkarbonat  (Magnesit,  Siderit 
und  Dolomit)  wird  in  groben  Stücken  von  kalter,  verdünnter  Mineral- 
säure nur  wenig  angegriffen,  als  feines  Pulver  leichter ;  in  der  Hitze 
werden  auch  diese  Karbonate  leicht  gelöst. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsänre  zersetzt  alle  Karbonate  unter 
Aufbrausen  ;Magnesit,  Siderit  und  Dolomit  nur  beim  Erwärmen. 
Das  entweichende  Kohlendioxyd  ist  färb-  und  geruchlos  und  trübt 
Kalk-  oder  Bar3rtwasser.  Man  führt  den  Versuch  wie  folgt  aus: 
Die  in  einem  Reagensglas  befindliche  Substanz  übergießt  man  mit 
verdünnter  Schwefelsäure,  erwärmt,  gießt  das  entwickelte  Kohlen- 
dioxyd, das  viel  schwerer  als  die  Luft  ist,  in  ein  zweites  Reagens- 
glas, in  welchem  sich  etwas  Barjrt-  oder  Kalkwasser  befindet,  und 
schüttelt,  wobei  eine  weiße  Trübung  von  Baryum-  resp.  Calcium- 
karbonat entsteht. 

Stets  aber  führe  man  auch  einen  blinden  Versuch  aus,  indem 
man  etwas  Barytwasser  in  ein  gleich   großes  Reagensglas   gießt   und 


—    312    — 

schüttelt.  Es  entsteht  dabei  immer  eine  Trübung,  infolge  des 
Koblendioxydgebaltes  der  Luft.  Ist  die  Trübnng  des  eigentlichen 
Versuches  stärker  als  die  des  blinden,  so  ist  sicher  Kohlendioxyd 
vorhanden ;  ist  keine  deutliche  Differenz  der  Trübnng  zn  konstatieren, 
so  kann  Kohlendioxyd  zugegen  sein.  In  diesem  Falle  muß  der 
Versuch,  nnter  völliger  Ausschaltung  von  kohlendioxydhaltiger  Luft, 
wiederholt  werden: 

Man  versieht  das  Eeagensglas,  worin  sich  die  zu  prüfende  Sub- 
stanz befindet,  mit  einem  doppelt  durchbohrten  Gummistopfen.  Durch 
die  eine  Bohrung  geht  das  Rohr  eines  kleinen,  zur  Aufnahme  der 
Schwefelsäure  dienenden  Scheidetrichters,  durch  die  andere  Bohmng 
geht  eine,  dicht  unterhalb  des  Stopfens  endende,  rechtwinklig  ge- 
bogene GasentbindungsrOhre,  die  lose  mit  Watte  ^)  gefüllt  ist.  Diese 
Rohre  steht  mit  einem  zweiten,  ebenfalls  mit  doppelt  durchbohrtem 
Gummistopfen  versehenen,  leeren  Reagensglas  in  Verbindung.  Durch 
die  eine  Bohrung  geht  eine  bis  auf  den  Boden  des  Gefkßes  reichende, 
rechtwinklig  gebogene  ROhre,  die  mittels  eines  kurzen  Kautschuk- 
schlauches mit  der  mit  Watte  gefüllten  GasentbindungsrGhre  des 
Zersetzungsgefkßes  kommuniziert.  Durch  die  andere  Bohrung  geht 
der  Stiel  eines  mit  Filter  versehenen  Trichters.  Nun  leitet  man  eine 
halbe  Stunde  lang  einen  kohlensäure&eien  Lufitstrom  durch,  indem 
man  die  Luft  zunächst  durch  eine  Waschflasche  mit  starker  Kali- 
lauge, dann  durch  ein  Natronkalkrohr  und  schließlich  durch  das 
Hahnenrohr  des  Zersetzungsgefkßes  streichen  läßt.  Nach  ^/^stündigem 
Durchleiten  der  Luft  filtriert  man  etwas  Barytwasser  durch  das 
Filter  in  das  zweite  Glas  und  läßt  die  Luft  noch  einige  Minuten 
durchstreichen,  um  sich  von  der  völligen  Abwesenheit  von  Kohlen- 
säure in  den  Gefiißen  zu  überzeugen  (das  Barytwasser  bleibt  klar). 
Nun  erst  übergießt  man  die  Substanz  durch  das  Hahnenrohr  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  und  leitet  wieder  kohlensäurefreie  Luft 
in  langsamem  Tempo  (3 — 4  Blasen  in  der  Sekunde)  durch  den 
Apparat.  Eine  nunmehr  eintretende  Trübung  des  Barytwassers  zeigt 
sicher  die  Anwesenheit  des  Kohlendioxyds  an. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  reagiert  wie  die  verdünnte 
Säure,  nur  viel  heftiger. 

3.  Silbernitrat  (äRt  weißes  Süberkarbonat ;  bei  Anwendung 
eines  Überschusses  fällt  der  Niederschlag  gelblich  aus.  Durch 
Kochen  mit  viel  Wasser  wird  das  Silberkarbonat  teilweise  in  braunes 
Süberoxyd  und  Kohlendioxyd  zersetzt;  vollständig  entweicht  die 
Kohlensäure  erst  bei  200^.  Das  Silberkarbonat  ist  in  Ammoniak 
und  Salpetersäure  leicht  löslich. 


^)  Die  Watte  dient  als  Filter,  am  mitgerissene  SchwefelsäuretrOpfchen, 
die  ebenfalljB  eine  Trübnng  des  Barjtwassers  venirBachen  würden,  sarfickzn- 
halten. 


—    313    — 

4.  Baryamchlorid  fkUt  in  der  Kälte  weißes,  TolnminGses 
Barynmkarbonat,  das  beim  Stehen  der  Lösung  allmählich,  beim 
Kochen  rasch  grob  kristallinisch  nnd  viel  dichter  wird. 

Verhalten  der  Karbonate  beim  Erhitzen. 

Die  Karbonate  der  Alkalien  schmelzen  ohne  nennenswerte 
Zersetzung.  Das  Baryumkarbonat  wird  bei  Lötrohrtemperatur 
auf  der  Kohle  nicht  zersetzt  und  schmilzt  auch  nicht.  Erst  bei 
Weißglut  zerfkUt  es  in  Baryumoxyd  und  Kohlendiozyd.  Alle 
übrigen  Karbonate  zerfallen  leicht  bei  Lötrohrtemperatur  in  Oxyd 
und  Kohlendioxyd.  Die  Oxyde  der  Edelmetalle  zerfallen  weiter  in 
MetaU  und  Sauerstoff. 

Borsäure  B-OH 

\0H 

Vorkommen.  Die  Borsäure  findet  sich  in  der  Natur  frei  als 
Sassolin  bei  Sasso  in  Toskana,  gebunden  an  Natrium,  als  B  o  r  a  x  oder 
Tinkal  (Na^B^O^  + 10  H^O),  in  losen  KristaUen  und  kristalli- 
nischen Körnern  an  den  üfem  mehrerer  Seen  in  Tibet,  am  Boden 
des  Clearsees  in  ELalifornien,  als  Boracit  (2  MggBgO^j -j-MgCl^) 
und  in  vielen  Silikaten  wie  Axinit,  Turmalin,  Datholith  etc. 

Die  kristallisierte  Borsäure  bildet  farblose,  perlmutterglänzende 
Schuppen,  welche  in  Wasser  leicht  löslich  sind  (100  Teüe  Wasser 
lösen  bei  Ib^  4  Teile  Borsäure  und  bei  lOO^  C  33  Teile). 

Die  wässerige  Lösung  reagiert  schwach  sauer  und  ist  ein 
schlechter  Leiter  der  Elektrizität. 

Durch  Erhitzen  der  Borsäure  auf  100®  C  verliert  sie  1  Mol. 
Wasser  und  geht  über  in  die  Metaborsäure  (HBO^)  und  diese 
bei  weiterem  Erhitzen  auf  160®  in  die  Pyroborsäure  H^B^O^, 
welche  beim  Glühen  alles  Wasser  verliert  und  das  Anhydrid  der 
Borsäure,  das  Bortrioxyd  (B^Og),  als  geschmolzenes,  außerordentlich 
schwer  flüchtiges,  hygroskopisches  Glas  hinterläßt. 

Die  Salze  der  Borsäure  (Borate)  leiten  sich  von  der  Meta-  und 
Pyroborsäure  ab.  Von  der  Orthoborsäure  (BOgH^)  sind  Salze  iu 
reinem  Zustande  nicht  bekannt. 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Borate.  Die  Borate 
der  Alkalien  lösen  sich  in  Wasser,  die  wässerige  Lösung  reagiert 
alkalisch. 


^)  In  einigen  wenigen  Fällen  verhält  sich  das  Bor  wie  ein  Metall:  Es 
sind  unter  anderen  bekannt:  B(HS08)8;  (B0)aS04;  BPO4  etc.  Letztere  Ver- 
bindung ist  anlOslich  in  Wasser  und  veidünnten  Sänren,  dagegen  leicbt  löslich 
in  ätzenden  Alkalien. 


-     314    — 

Eine  konzentrierte  Lösung  von  Borax  yerbält  sich  wie  eine 
LOsnng  von  Natrinmmetaborat,  freier  Borsänre  nnd  wenig 
Natronlange : 

NajjB^O^  +  3  HgO  :^t  2  NaBOg  +  2  H3BO3 
NaBO^  +  2  HÖH  :^>  NaOH  +  H3BO3 

Je  verdünnter  nun  die  Losung,  desto  mehr  nimmt  die  Hydrolyse 
gemäß  der  zweiten  Gleichung  zu,  so  daß  eine  sehr  verdünnte 
Boraxlösung  sich  wie  eine  solche  von  Natriumhydrat  und  Bor- 
säure verhält. 

Eine  Alkaliboratlösung  muß  sich  daher,  Eeagentien  gegenüber, 
ganz  verschieden  verhalten,  je  nach  der  Konzentration  und  Tempe- 
ratur. 

Die  übrigen  Borate  sind  in  Wasser  schwer  löslich,  leicht  löslich 
in  Säuren  und  in  Salmiaklösung. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Borax. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure.     Keine  Reaktion. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäare.     Keine  sichtbare  Reaktion. 

Die  meisten  Borate  werden  durch  die  konzentrierte  Schwefel- 
säure unter  Freisetzung  der  Borsäure  zersetzt  und  letztere  erteilt  der 
nichtleuchtenden  Gasflamme   eine   charakteristische  Grünfärbung. 

Bringt  man  daher  eine  kleine  Probe  eines  Borates  in  die  Ose 
eines  Platindrahtes,  befeuchtet  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  und 
erhitzt  am  äußersten  Rande  der  Flamme  eines  Bunsenbrenners,  so 
kommt  die  charakteristische  GrUnfärbung  der  Borsäure  zum  Vorschein. 

Bei  manchen  in  der  Natur  vorkommenden  borhaltigen  Silikaten 
gelingt  es  nicht,  die  Borsäure  auf  diese  Weise  nachzuweisen.  Man 
verfahrt  dann  wie  folgt:  Man  bringt  eine  innige  Mischung  des 
Minerals  mit  Fluorcalcium  und  saurem  Kaliumsulfat  in  die  Öse 
eines  Platindrahtes  und  erhitzt  am  üußersten  Rande  der  Gasflamme, 
wobei,  infolge  der  Bildung  von  flüchtigem  Borfluorid,  die  Grün- 
filrbung  der  Flamme  deutlich  erkannt  wird. 

3.  Konzentrierte  Schwefelsäure  nnd  Alkohol.  Versetzt  man 
Alkali-  oder  Erdalkaliborat  in  einem  Porzellantiegel  mit  Alkohol 
(am  besten  Methylalkohol)  und  dann  mit  konzentrierter  Schwefelsäure, 
rührt  um  und  zündet  den  Alkohol  an,  so  erhält  man  eine  grün- 
gesäumte Flamme,  infolge  der  Bildung  von  Borsäuremethyl(äthyl)- 
ester  B(OCH3)3. 

4.  Silbernitrat  erzeugt  in  mäßig  konzentrierten,  kalten  Borax- 
lösungen eine  weiße  Fällung  von  Silbermetaborat: 

Na^B^O^  +  3  HgO  -f  2  AgNOg  =  2  NaN03  -f  2  H3BO3  -f  2  AgBO, 


—    315    - 

In   der  Hitze   erhfilt   man  eine  braune  Fällnng  von  Silber- 

2  AgBO,  +  3  H3O  =  2  H3BO3  +  Ag,0 

Aus  sehr  yerdtinnten  LOsnngen  erzengt  Silbemitrat  in  der  Kälte 
eine  branne  Fällnng  von  Silberoxyd. 

Das  Süberboiat  ist  in  Ammoniak  nnd  Salpetersäure  lOslicb. 

5.  Barynmchlorid  fUllt  ans  mäßig  konzentrierten  Lösungen 
weißes  Baryummetaborat : 

Na^B^O^  +  BaClj  +  3  Hj,0  =  2  NaCl  +  2  H3BO3  +  Ba(B0j,)2 
löslich  in  überschüssigem  Barjnmchlorid  und  Chlorammonium. 

6.  Calcium  und  Bleisalze  yerhalten  sich  ähnlich  wie  die 
Barjrumsalze. 

7.  Knrknma.  Taucht  man  ein  Stück  Kurkumapapier  in  eine 
wässerige  Lösung  von  freier  Borsäure,  so  findet  keine  Farbenände- 
rung statt;  trocknet  man  aber  das  Papier,  so  fkrbt  es  sich  rotbraun.^) 
Taucht  man  das  braun  gewordene  Papier  wieder  in  die  Borsäure- 
lösung, so  bleibt  die  Farbe,  sogar  beim  Eintauchen  in  verdünnte 
Salz-  oder  Schwefelsäure.  (Unterschied  von  Alkalien.)  Befeuchtet 
man  das  rotbraune  Papier  mit  Kali-  oder  Natronlauge,  so  wird  es 
vorübergehend  blauschwarz  oder,  wenn  wenig  Borsäure  vorhanden 
war,  graublau.^  Boratlösungen,  mit  verdünnter  Salzsäure  ange- 
säuert, geben  dieselbe  Eeaktion.  Diese  sehr  empfindliche  und  be- 
queme Eeaktion  zur  Nachweisung  der  Borsäure  muß  mit  Vorsicht 
benützt  werden,  denn  salzsaure  Lösungen  von  Zirkon-,  Titan-, 
Tantal-,  Niob-  und  Molybdänsäure  bräunen  ebenfalls  Kurkuma- 
papier. 

Viel  empfindlicher  gestaltet  sich  die  Reaktion  wie  folgt:  Man 
extrahiert  einige  Schnitzel  Kurkumawurzel  mit  Weingeist,  bringt 
2 — 3  Tropfen  der  gelben  Lösung  in  eine  Porzellanschale,  fügt  die 
auf  Borsäure  zu  prüfende  wässerige  Flüssigkeit  hinzu,  säuert  mit 
Salzsäure  an  und  verdampft  im  Wasserbade  zur  Trockene.  Bei 
Gegenwart  von  ^/^^q  mg  BgOg  fkrbt  sich  der  Rückstand  sehr  deutlich 
rotbraun  und  7iooo  ^^^9  ^^  ^^^^  ^e^iL  noch  sichtbare  Reaktion. 
(F.  Henz.) 

8.  Merkorichlorid  erzeugt  eine  rote  Fällung  von  basischem 
Merkurichlorid.  Bei  Gegenwart  von  viel  freier  Borsäure  bleibt  die 
Fällung  ans. 

^)  Bei  Qegenwart  von  viel  Bonftare  und  Schwefelsäure  tritt  die  Braun- 
f&rbang,  ohne  vorher  zn  trocknen,  auf.  Vergl.  W.  Vanbel  &  £.  Bartlet,  Ch. 
Ztg.  1905,  I.  S.  629. 

*)  Die  Nuance  nnd  Intensität  der  Farbe  variiert  mit  der  Menge  Kur- 
kuma Bowie  mit  der  Menge  Borsftore ;  bei  sehr  wenig  Borsäare,  Karkama  und 
gani  verdünnter  Natronbing^  entsteht  eine  fast  rein  violette  Farbe,  bei  großer 
Konsentration  an  Borsäare,  and  starker  Lange  eine  grünschwarze  Färbung. 


—    316    — 

Verhalten  der  Borate  beim  Erhitzen. 

Die  wasserhaltigen  Alkaliborate  schmelzen  nnter  starkem  Auf- 
blähen zn  einem  farblosen  Glase. 

Dieses  Glas  hat  die  Fähigkeit,  in  der  Hitze  viele  Metalloxyde 
aufzulösen,  wobei  oft  charakteristisch  gefllrbte  Metaborate  entstehen 
(Boraxperle) ;  so  wird  Kupferoxjd  unter  Bildung  eines  blauen  Glases 
gelost : 

NajjB^O^  +  CuO  =  2  NaBO^  +  Cu(B02), 

Erhitzt  man  diese  Perle  in  der  Reduktionsfiamme  (also  mit 
Kohle),  so  können  zwei  Fälle  eintreten: 

a)  Das  gefärbte  Cuprisalz  wird  zu  farblosem 
Cuprosalz  reduziert: 

4  NaBOj  4-  2  Qvl(BO^\  -|_  c  =  CO  +  Na^B^O,  +  2  NaBO^ 

+  Cu,(BO,), 

h)  Das  Cuprisalz  wird  zu  metallischem  Kupfer 
reduziert,  die  Perle  erscheint  rotbraun  und  undurch- 
sichtig: 

4  NaBO,  -f  2  Cu(B02)s5  +  C  =  CO^,  +  2  Na^B^O^  +  2  Cu. 

COOH 
Oxalsäure  | 

COOH 

Vorkommen  und  Bildung.  Die  Oxalsäure  kommt  als 
saures  Kalium-  und  Calciumsalz  in  den  Säften  vieler  Pflanzen  vor, 
z.  B.  in  den  Oxalü-Arten. 

Im  großen  wird  sie  dargestellt,  indem  man  Sägespäne  mit 
Atzkali  zusammenschmilzt,  das  entstandene  Kaliumoxalat  durch 
Fällen  mit  Kalkmilch  in  das  unlösliche  Calciumsalz  verwandelt  und 
letzteres  mit  Schwefelsäure  zersetzt.  Die  Oxalsäure  entsteht  auch 
durch  Oxydation  zahlloser  organischer  Substanzen,  wie  Zucker,  Stärke, 
Cellulose  (Papier),  mittels  konzentrierter  Salpetersäure. 

Aus  wässeriger  LOsung  kristallisiert  die  Oxalsäure  in  monosymme- 

/COOH 
trischen  farblosen  Prismen  [  |  -[-  2  H^O 

\COOH 

Beim  Stehen  ttber  Schwefelsäure  verwittert  die  wasserhaltige 
Säure,  indem  sie  allmählich  alles  Wasser  abgibt;  es  hinterbleibt  die 
wasserfreie  Säure,  welche  beim  mäßigen  Erhitzen  (160^)  in  Nadeln 
sublimiert.  Steigert  man  aber  die  Temperatur,  so  tritt  völlige  Zer- 
störung ein,  die  Säure  zerfUllt  in  Wasser,  Kohlendioxyd  und 
Kohle  nmonoxyd: 


—    317    — 
COOIH 


=  HgO  +  CO.  +  CO 
COjOH         '    ^      *^ 

Die  kriBtalliBierte,  wasserhaltige  Sänre  ist  in  Wasser,  Alkohol 
und  Äther  lOslich: 

100  Teile  Wasser    von   20 ^  lösen  11-1  Teile  Oxalsäure 
100  .   „      Alkohol     ,     150      ,      33-2      ^ 
100      ,      Äther         „     150      ^        1-6      , 

Die  Oxalsänre  ist  eine  ziemlich  starke  zweibasische  Säure, 
welche  neutrale,  saure  und  üb  er  saure  Salze  bildet. 

COOK      COOK      COOK  COOH 

I    +H,0;|    +H,0;|      |    +2H,0 
COOK      COOH      COOH  COOH 

neatraJes  saares  übersanres  Ealiumoxalat 

Löslichkeitsverhältnisse.  Die  Oxalate  sind  meist  un- 
löslich in  Wasser,  nur  die  der  Alkalien  und  des  Magnesiums 
lOsen  sich.  Im  Überschuß  von  Alkalioxalat  lösen  sich  viele  unter 
Bildung  von  Doppelsalzen.  In  Mineralsäuren  sind  alle  Oxalate  leicht 
löslich. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eineLösung  von  Ammoniumoxalat. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  gibt  keine  Reaktion.^) 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäare  wirkt  in  der  Wärme  wasser- 
entziehend ein,  unter  Entwicklung  von  gleichen  Volumina  Kohlen- 
dioxyd und  Kohlenmonoxyd,  welch  letzteres  mit  blauer  Flamme 
brennt.  COOH 

I  _  H^O  =  COg  +  CO 

COOH 

3.  SUbernitrat  üLllt  weißes  käsiges  Silberoxalat : 

COONH^  COOAg 

I  +  2  AgNOg  =  2  NH.NOg  +  | 

COONH^  COOAg 

fast  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Ammoniak  und  Salpetersäure. 

^)  Bei  Gegenwart  von  Braunstein  entwickeln  alle  Oxalate  mit  verdünnter 
Schwefelsäare  Eohlendiozyd : 
COOH 

I  +  MnOj  +  H,S04  =  Mn804  +  2  H^O  +  2  CO, 

COOH 
Ebenso  wirken  EaUampennanganat   und    verdünnte  Schwefelfläare  bei 
einer  Temperatur  von  ca.  60°  C. 

2  KMn04  +  5  CjO^Hj  +  3  HjSO*  =  KjS04  +  2  MnS04  +  8  HjO  +  10  CO, 


—    318    — 

4.  Barynmchlorid  fkllt  weißes  Barynmoxalat,  löslich  in  viel 
Oxalsäure  nnd  Essigsäure  beim  Kochen. 

5.  Calciamchlorid  fkllt  weißes  Calcinmoxalat,  nnl5slich  in 
Oxalsänre,  Ammonoxalat  nnd  Essigsänre,  leicht  lOsUch  in  Salzsänre 
und  Salpetersäure.  Ans  der  mineralsanren  Lösung  fWt  Ammoniak 
das  Calciumoxalat  wieder  aus.  Es  ist  von  allen  Oxalaten  am 
schwersten  löslich. 

6.  Bleisalze  fallen  weißes  Bleioxalat,    löslich  in    Salpetersäure. 

Verhalten  der  Oxalate  in  der  Hitze. 

Alle  Oxalate  werden  beim  Glühen,  unter  geringer  Verkohlung 
zersetzt.  Die  Oxalate  der  Alkalien  geben,  unter  Entwicklung  von 
Kohlenoxyd,  Karbonat,  ebenso  das  Baryumoxalat.  Die  der  edlen 
Metalle,  sowie  die  des  Eisens,  Nickels,  Kobalts,  Kupfers  etc.  hinter- 
lassen Metall,  die  übrigen  Metalloxyd. 


GOCH 
HÖH 


i 


Weinsäure    1 

CHOH 

COOH 

Vorkommen.  Die  Weinsäure  kommt  teils  frei,  teils  als 
saures  Kaliumsalz  in  vielen  Fruchtsäften,  hauptsächlich  im  Trauben- 
safte vor. 

Die  freie  Säure  kristallisiert  in  klaren,  monosymmetriBchen 
Prismen,  ohne  Kristallwasser;  ihre  wässerige  Lösung  ist  optisch 
aktiv;  sie  dreht  die  Polarisationsebene  nach  rechts. 

Die  Weinsäure  ist  sehr  leicht  löslich  in  Wasser  (100  Teüe 
Wasser  lösen  bei  15^  132  Teile  Weinsäure)  und  Alkohol,  unlöslich 
in  Äther.     Die  Salze  nennt  man  Tartrate. 

Löslichkeits  Verhältnisse.  Die  neutralen  Alkali- 
tartrate  sind  sehr  leicht  löslich  in  Wasser,  ebenso  das  saure 
Natriumtartrat ;  sehr  schwer  lösen  sich  das  saure  Kalium- und  das 
Ammoniumsalz. 

Die  übrigen  Tartrate  sind  in  Wasser  schwer  löslich,  lösen  sich 
aber  alle  mehr  oder  weniger  leicht  in  neutralen  Alkalitartratlösungen 
unter  Bildung  von  komplexen  Salzen. 

Die  wichtigsten  Tartrate  des  Handels  sind  der  Weinstein, 
das  Seignettesalz  (weinsaures  Kaliumnatrium)  und  der  Brech- 
weinstein.   (Vgl.  S.  210.) 


—    319    — 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  Terwende  eine  Lösung  von  Seignettesalz. 

1.  Yerdfinnte  Schwefelsäure  gibt  keine  Eeaktion. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  verkohlt  in  der  Hitze  die 
Weinsäure,  oder  irgend  ein  Tartrat,  unter  Entwicklung  von  Schwefel- 
dioxyd. 

3.  Silbemitrat  erzeugt  in  einer  Losung  von  freier  Weinsäure 
keine  Fällung,  in  Losungen  neutraler  Tartrate  aber  sofort  eine  weiße, 
käsige  Fällung  von  Sübertartrat : 

C.H.OeK,  +  2  AgNO,  =  2  KNO3  +  C^S^O.Ag, 

leicht  lOsHch  in  Salpetersäure  und  Ammoniak  und  im  Überschuß 
des  AlkaHtartrates.  Durch  Erwärmen  der  anmioniakali sehen  Süber- 
iGsungen  scheidet  sich  metallisches  Silber  ab.  Diese  zur  Erkennung 
der  Weinsäure  sehr  wichtige  Eeaktion  führt  man  in  folgender 
Weise  aus. 

Man  versetzt  die  reine  TartraÜOsung  so  lange  mit  Silbernitrat, 
bis  keine  weitere  FäUung  entsteht,  fügt  dann  sehr  verdünntes 
Ammoniak  tropfenweise  hinzu,  bis  der  Niederschlag  sich  eben 
lOst,  stellt  hierauf  das  Eeagensglas  mit  der  LOsung  in  Wasser  von 
60  bis  70^,  worauf  in  spätestens  15 — 20  Minuten  sich  das  Silber  in 
Form  eines  prächtig  glänzenden  Spiegels  an  der  Eeagensglaswandung 
absetzt.  Diese  sehr  empfindliche  Eeaktion  läßt  sich  bei  Gegenwart 
anderer  Säuren  nicht  ohne  weiteres  mit  Sicherheit  ausftlhren.  In 
diesem  Falle  scheidet  man  zunächst  die  Weinsäure  als  saures,  wein- 
saures Kalium  ab,  indem  man  die  die  Säuren  enthaltende,  möglichst 
konzentrierte  Lösung  mit  fester  Pottasche  (K^COg)  bis  zur  alkali- 
schen Eeaktion  versetzt,  wodurch  die  Weinsäure  in  leicht  lösliches, 
neutrales,  weinsaures  Kalium  verwandelt  wird.  Säuert  man  diese 
Lösung  mit  Eisessig  sorgfältig  an,  so  scheidet  sich,  bei  Anwesenheit 
größerer  Weinsäuremengen,  ^)  sofort  das  saure,  weinsaure  Kalium 
ab,  das  abfiltriert,  mit  wenig  kaltem  Wasser  gewaschen  und  in 
möglichst  verdünnter  Natronlauge  gelöst  wird.  Man  erhält  so  eine 
Lösung,  die  leicht  auf  Zusatz  von  SUbemitrat  und  Ammoniak  den 
Silberspiegel  gibt. 

4.  Calcinm-  nnd  Barynmchlorid.  Fügt  man  zu  einer  kon- 
zentrierten Lösung  von  neutralem,    weinsaurem  Alkali   bei  Abwesen«- 


')  Entsteht  auf  Zusatz  Yon  Eisessig  keine  Fällung,  so  fügt  man  etwas 
Alkohol  hinzu,  wobei  der  Niederschlag  sofort  entsteht.  Derselbe  wird  abfiltriert, 
mit  rerdOnntem  Alkohol  gewaschen,  getrocknet  und  erst  dann  in  verdünnter 
Katronlange  gelöst  und  wie  oben  behandelt.  Entfernt  man  den  Alkohol  nicht, 
so  kann  unter  Umständen,  ohne  Anwesenheit  von  Weinsäure  ein  Sllberspiegel 
entstehen. 


—    320    — 

heit  von  Ammonsalzen,  Chlorcalcinm  tropfenweise  zu,  so  entsteht 
ein  weißer,  amorpher  Niederschlag,  der  sich  wieder  lOst  unter  Bil- 
dung von  leicht  loslichem  Calciumalkalitartrat : 

COOK  COOK  KOOC 


CHOH  CHOH  HOHC 

2  I  -f  CaCljj  =  2  KCl  -f   I  | 

CHOH  CHOH  HOHC 


COOK  COO  —  Ca  —  OOC 

Erst  nachdem  genügend  Chlorcalcium  zur  völligen  Zersetzung 
des  Alkalitartrates  hinzugefügt  worden,  entsteht  eine  bleibende 
flockige,  bald  kristallinisch  werdende  FAllung  Ton  neutralem  Cal- 
dumtartrat : 

C^H^OßKjj  +  CaClg  =  2  KCl  +  C^H^O^Ca 

In  nicht  konzentrierter  LOsung  entsteht  auf  Zusatz  von  Calcium- 
chlorid  oft  im  Anfange  keine  Fällung,  nach  längerem  Stehen  aber, 
oder  rascher  durch  Eeiben  der  Gefkßwände  mit  einem  Glasstabe, 
scheidet  sich  der  Niederschlag  kristallinisch  ab :  C^H^OgCa  -{-  4  H^O. 
Das  Calciumtartrat  ist  sehr  schwer  löslich  in  Wasser:  100  Teile 
Wasser  von  15^  C  lOsen  0*0159  Teile  des  kristallinischen  Salzes 
und  100  Teile  siedenden  Wassers  lösen  0*0285  Teile  des  Salzes. 
In  Essigsäure  ist  der  Niederschlag  löslich  (Unterschied  von  Calcium- 
oxalat), aber  auch  in  mäßig  konzentrierter  kohlensäurefreier  Kali- 
oder Natronlauge  wahrscheinlich  unter  Bildung  eines  komplexen 
Salzes:  ^) 

COO     ^ 
.  \  COOK  KOOC 

I  \  I  I 

CHOH         \  CHOH  HOHC 

2  I  Ca  4-  2  KOH  ">  H,0  +  I  I 

CHOH        /  ^-2       1    ^jjQjj  jjQjj^ 

I  /  COO  —  Ca  —  O  —  Ca  —  OOC 

Durch  Kochen  dieser  Lösung  scheidet  sich  das  Calciumtartrat 
in  Form  eines  voluminösen,  gelatinösen  Niederschlages  aus,  der 
beim  Erkalten  wieder  in  Lösung  geht.  Anwesenheit  von  Chlor- 
ammonium verzögert    die    Bildung    des    Calciumtartrates,    verhindert 


^)  Man  führt  diese  Beaktion  wie  folgt  aus:  Man  veraetst  ca.  Va  ^"^ 
nicht  za  verdünnte  Seignettesalzlösang  tropfenweise  mit  CaCls,  bis  eine  deat- 
liehe  bleibende  F&Unng  entsteht.  Jetzt  gießt  man  tropfenweise  konzentrierte 
Kali-  oder  Natronlauge  hinza  und  schüttelt,  wobei  der  Niederschlag  sich  leicht 
lö.^t.  Verdünnt  man  nnn  mit  ca.  15  ccm  Wasser  und  kocht,  so  scheidet  sich 
das  amorphe  Salz  sofort  aus. 


—    321     — 

die  aber  nicht:  nach  längerem  Stehen  scheidet  sich  der  Niederschlag 
schwer  kristallinisch  ab.     (Unterschied  von  Citronensänre.) 

5.  KaJiamsalze  erzeugen  in  neutralen  Losungen  von  Alkali- 
tartraten  keine  Fällung;  säuert  man  die  LOsung  mit  Essigsäure 
an,  so  scheidet  sich  entweder  sofort  oder  nach  einigem  Stehen,  je 
nach  der  Konzentration  der  Lösung,  kristallinisches,  saures  Kalium- 
tartrat  aus: 

COONa  COOK 

CHOH  CH3  CH3  CHOH 

I  -[-  KCl  +   I  =1  +  NaCl  +  I 

CHOH  COOH       COONa  CHOH 

COONa  COOH 

Das  saure  Kaliumtartrat  ist  in  Wasser  schwer  löslich  (100  Teile 
Wasser  lösen  0*45  Teile  Salz),  ebenso  in  Essigsäure,  leicht  löslich 
dagegen  in  Mineralsäuren,  ätzenden  Alkalien   und   Alkalikarbonaten. 

Versetzt  man  eine  konzentrierte  Lösung  von  freier  Weinsäure 
mit  Chlorkalium,  so  entsteht,  trotz  der  Anwesenheit  der  gebildeten 
freien  Salzsäure,  eine  Fällung  von  Weinstein;  aus  verdünnteren 
Lösungen  entsteht  der  Niederschlag  erst  auf  Zusatz  von  Natrium- 
acetat  (S.  44). 

6.  Bleiacetat  erzeugt  in  neutraler  Lösung  eine  weiße,  flockige 
Fällung  von  Bleitartrat,  leicht  löslich  in  Salpetersäure  und  Ammoniak. 

7.  Ma^esiainixtur.  Versetzt  man  nach  L  v.  Ferentzy^) 
eine  konzentrierte  Weinsäurelösung  mit  einem  Überschuß  von  Mag- 
nesiamixtur, dann  mit  10  ccm  starkes  Ammoniak  und  hierauf  mit 
einem  gleichen  Volum  Alkohol,  schüttelt  und  läßt  12  Stunden  stehen, 
so  scheidet  sich  die  Weinsäure  quantitativ  als  basisches,  kristallini- 
sches Magnesiumtartrat  ab,  das  in  50^0^^^^  Alkohol  ganz  unlös- 
lich ist: 

C,n,0«(NHJ,  +  2  MgCl,  +  2  NH,OH  = 
=  C,H,0«(Mg,OH)„  H,0  +  4NH,C1. 

(Unterschied  von  Äpfelsäure  und  Berns teinsäure.) 

Verreibt  man  den  mit  öO^oig^m  Alkohol  gewaschenen  und 
getrockneten  Niederschlag  mit  Silbemitratlösung  im  Reagensglas  mit 
einem  Glasstab,  f(igt  dann  Ammoniak  in  geringem  Überschuß  hinzu 
und  erwärmt  auf  ca.  60®  im  Wasserbade,  so  entsteht  ein  Silber- 
spiegel. 


')  Ch.  Ztg.  1907,  S.  1118. 

Treadwell,  Analytisoho  Ohemle.  I.  Bd.  6.  Aafl.  21 


—    322    — 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Erhitzt  man  die  freie  Weinsäm-e  anf  135**  C,  so  schmilzt  sie 
and  wird  bei  stärkerem  Erhitzen  nnter  Abscheidnng  von  Kohle  nnd 
Entwicklung  von  empyreumatischen  Dämpfen  (Gemch  nach  ver- 
branntem Zucker)  zersetzt. 

Die  Alkalitartrate  zersetzen  sich  ebenfalls  beim  Glühen 
unter  Hinterlassung  von  Kohle  und  Alkahkarbonat.  Der  Glührück- 
stand braust  auf  Zusatz  von  Säuren  auf. 

Das  Ammontartrat  hinterläßt  nur  Kohle;  der  Glührückstand 
braust  auf  Zusatz  von  Säuren  nicht  auf. 

Die  Tartrate  der  Erdalkalien  hinterlassen  neben  Kohle  Kar- 
bonat, bei  stärkerem  Glühen  Oxyd. 

Die  Tartrate  derjenigen  Metalle,  deren  Oxyde  durch  Kohle 
zu  Metall  reduziert  werden,  hinterlassen  Metall  (Ag  —  Pb  —  Fe  — 
Ni  —  Co  —  etc). 

CHj-COOH 


Citronensfiure   C_n()Qj[ 


CH,-COOH 

Die  Citronensäure  findet  sich  in  dem  Safte  vieler  Früchte.  Sie 
ist  eine  dreibasische  Säure,  leicht  iGslich  in  Wasser  und  Alkohol, 
H(*hr  schwer  in  Äther. 

Die  Salze  der  Citronensäure  heißen  Ci träte. 

Löslichkeitsverhältnisse.  Die  Citrate  der  Alkalien 
sind  leicht  löslich  in  Wasser  und  bilden  mit  den  Citraten  der 
Hchweron  Metalle,  die  an  und  filr  sich  schwer  bis  unlöslich  sind, 
leicht  lösliche  komplexe  Salze,  in  deren  Lösung  Alkalihydroxyde, 
Alkalikarbonate,  Ammoniak  etc.   keine  Fällung  hervorrufen. 

Reaktionen  anf  nassem  We^e. 

Man  verwendet  eine  Lösung  von  Kaliumeitrat. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  gibt  keine  Keaktion. 

2.  Mit  konzentrierter  Schwefelsäure  erhitzt  tritt  Verkoh- 
lung und  Entwicklung  von  Schwefeldioxyd  ein. 

3.  Silbernitrat  erzeugt  in  neutralen  Lösungen  eine  flockige 
Fällung  von    Silbercitrat    (CgHj^O^Agg),    leicht   löslich    in   Salpeter- 


—    323     - 

säare  und  Ammoniak.  Durch  Erhitzen  der  ammoniakali- 
sehen  LGsung  anf  60^  G  entsteht  kein  Silberspiegel 
(Unterschied  von  Weinsäure);  erhitzt  man  aber  die  Lösung  zum 
Sieden,  so  Mit  nach  und  nach  Süber  aus. 

4.  Borynm-  und  Calcinmchlorid  erzeugen  in  neutraler  Lösung 
keine  Fällung  (Unterschied  von  Weinsäure).  Fügt  man  aber  zu  der 
mit  überschüssigem  Chlorcalcium  versetzten  Lösung  Ätznatron, 
so  entsteht  sofort  eine  flockige  Fällung  von  tertiärem  Calciumcitrat, 
unlöslich  in  Eulilauge,  leicht  löslich  in  Chlorammonium.  Kocht  man 
die  chlorammoniumhaltige  Lösung,  so  scheidet  sich  das  Calcium- 
citrat  kristallinisch  aus  und  ist  nun  nicht  mehr  löslich  in  Chlor- 
ammonium. 

5.  Kalkwasser  im  Überschuß  erzeugt  in  neutralen  Citrat- 
lösungen  keine  Fällung,  dagegen  fällt  in  der  Hitze  dreibasisches 
Calciumcitrat  als  flockig  weißer  Niederschlag  aus,  der  sich  beim 
Abktlhlen  der  Lösung  fast  vollständig  wieder  löst. 

6.  Bleiacetat  fällt  sowohl  aus  Lösungen  der  freien  Säure,  als 
aus  denen  der  neutralen  Salze  weißes  amorphes  Bleicitrat  [(Cq  Hg 07)2 
Pb,  +  H,0)]. 

7.  L.  Stahres  Reaktion  auf  Citronensäure.  ^) 

Versetzt  man  eine  Lösung  von  freier  Citronensäure  in  Wasser 
oder  eines  Citrates  in  ganz  verdünnter  Schwefelsäure  oder  Salpeter- 
säure (nicht  Salzsäure)  mit  2 — 5  Tropfen  einer  Yio  ^'  Kalium- 
permanganatlösung  und  erhitzt  kurze.  Zeit  auf  30—40^  (ja  nicht 
kochen  I).  Sobald  die  Lösung  sich  braun  fkrbt  oder  durch  geringes 
Ausscheiden  von  Braunstein  trübt,  fügt  man  1 — 2  Tropfen  Ammon- 
oxalatlösung  hinzu  und  ca.  1  ccm  lO^^ige  Schwefelsäure,  wobei  die 
Flüssigkeit  wasserhell  wird.  Nun  setzt  man  einige  Tropfen  Brom- 
wasser hinzu,  wobei  eine  deutlich  kristallinische  Fällung  von  Pen- 
tabromaceton  entsteht. 

Die  Reaktion  ist  nicht  ganz  so  empfindlich  als  die  folgende, 
immerhin  kann  man  nach  Wöhlk  O'S  mg  Citronensäure  in  1  cctn 
Wasser  nach  derselben  nachweisen.*) 

*)  L.  Stahre,   Z.  f.  analyt.    Ch.   36    (1897).    S.    196;    ferner   Alfred 

Wöhlk,  ebenda  41  (1902),  S.  94. 

^  Bei  der  Stahre  sehen  Reaktion  spielen  sich  folgende  Prozesse  ab: 
a)  Durch  das  Kaliumpermanganat  wird  die  Citronensäure  bei  30 — 40°  C 

unter  Entwicklang  von  CO,  za  Acetondikarbonsfture  oxydiert: 

CHa— COOH  CHa— COOII 

I— OH  r  —  O 

— COOH  +  0  =  COj  +  H,0+  ^  — ^ 


CHj— COOH  CH,-COOH 

Citronensäure  Acetondikarbonsänro. 

21' 


—     324    — 

Auch  bei  Gegenwart  von  Weinsäure,  Apfelsänre,  Oxalsäure, 
Schwefelsäure  und  Phosphorsäure  gelingt  die  Keaktion  leicht,  nur 
muß  man  etwas  mehr  Permanganat  anwenden. 

8.  Merknrisnlfat.  Deniges^)  Beagens:  bg  Quecksilberoxjd 
iGst  man  in  einer  Mischung  von  100  ccm  Wasser  und  20  ccm  kon- 
zentrierter Schwefelsäure.  Man  versetzt  die  Gitronensäure  enthal- 
tende Losung  mit  ^/^^  Volumen  des  obigen  Reagens,  erhitzt  zmn 
Sieden  und  ftigt  dann  drei  bis  zehn  Tropfen  einer  ^/^^  n.  Perman- 
ganatlOsung  hinzu.  Es  entsteht  sofort  eine  weiüe  kristalliniscfae 
Fällung.^)  Die  Keaktion  ist  sehr  empfindlich;  0*5  ^  Gitronensäare 
in  1  Liter  geben  die  Reaktion  noch  deutlich.  Auch  bei  Gegenwart 
von  Weinsäure,  Apfelsäure,  Oxalsäure,  Schwefelsäure  und  Phospfaor- 
säure  gelingt  die  Reaktion  leicht,  nur  mufi  man  etwas  mehr  Per- 
manganat anwenden. 


1 


b)  Die  AcetondikarboDsäare  gibt  mit  Brom  Pentabromaceton 
CHj— COOH  CHBrj 


C  =  O  -f  5  Brj  =  2  CO,  +  5  HBr+  C  =  0 

I  I 

CH,— COOH  CBr, 

Acetondikarbonsftare  Pentabromaceton . 

Durch   längeres    Einwirken    des   Permanganates   auf  die  Citronensäuie 

gebt  die  AcetondikarbonBäure  unter  Abspal tnng  Ton  Kohlendioxid  aUmählich, 

schnell  beim  Kochen,  in  Aceton  über. 

CH,— COOH  CH, 


C  =  O  =  CO,  +  CO 

I  ! 

CIT,— COOH  CHj 

Acetondikarbonsäare      Aceton. 

Das  Aceton  wird  aber  nicht  so  schnell  bromiert  wie  die  Acetondikarbon- 
Bäure; es  ist  daher  wesentlich  bei  der  Oxydation  der  Citronensänre  mit  Per^ 
manganat  die  vorgeschriebene   Temperatur  30 — 40°  C  nicht  su  Überschreiten. 

Die  Citrate  geben  mit  Brom  ohne  Torherige  Oxydation  mit  Perman- 
ganat direkt  Pentabromaceton  : 

CH,— COOK  CHBr, 

-on  '     (V 

—COOK   +6Br,  =  3KBr  +  3  CO,  +  4  HBr+     '""^ 


CH.COOK  CBr, 

>)  Compt.  rend.  138,  S.  32  und  Z.  f.  analyt.  Ch.  38  (1899),   S.  718  and 
40  (1901),  S.  121. 

*)  Die  hier  entstehende  Fällung  hat  die  Zusammensetzung: 

CH,— COO^ 


^o<S|l8>H^. 


\. 


325 


Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 
Die  Citrate  verhalten  Bich  beim  Glühen  genau  wie  Tartrate. 

Phosphorige  Säure  P_oh  ""^  P— OH 

\  H  ~0H 

Entstehung.  Durch  langsame  Verbrennung  von  Phosphor 
an  der  Luffc  bildet  sich  das  Phosphortrioxyd,  das  Anhydrid  der 
phosphorigen  Säure,    das    mit   kaltem  Wasser  die  phosphorige  Säure 

^^^^^"^  •  PjjOg  +  3  HgO  =  2  PO3H3 

Noch  leichter  erhält  man  sie  durch  Zersetzen  der  Trihalogen- 
verbindungen  mit  Wasser: 

PCI3  4-  3  HÖH  =  3  HCl  +  PO3H3 

Man  entfernt  die  Chlorwasserstoffsäure  durch  Eindampfen  der 
Reaktionsmasse,  und  das  Wasser  durch  Erhitzen  auf  180^.  Läßt 
man  dann  erkalten,  so  erstarrt  die  Masse  zu  einer  kristallinischen, 
bei  70^  schmelzenden  zerfließlichen  Substanz. 

Durch  Neutralisation  der  phosphorigen  Säure  mit  Basen  erhält 
man  die  Phosphite.  Es  gelingt  aber  nie,  mehr  als  zwei  Wasser- 
stoffatome durch  Metalle  zu  ersetzen  und  man  pflegt  daher  die 
phosphorige  Säure  als  eine  zweibasische  Säure  aufzufassen.^) 

LOslichkeitsverhältnisse.  Nur  die  Phosphite  der  Alka- 
lien sind  in  Wasser  lOslich;  in  Säuren  sind  alle  lOslich. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  LOsung  vonNatriumphosphit. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  gibt  keine  Reaktion. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  reagiert  in  der  Kälte  nicht; 
in  der  Hitze  wird  sie  durch  phosphorige  Säure  zu  schwefliger  Säure 
reduziert,    leicht  erkennbar  am  Geruch   nach  brennendem  Schwefel: 

PO,H,  +  H,SO,  =  H3PO,  +  H,0  +  80, 

3.  Silbemitrat  erzeugt  zunächst  eine  weiße  Fällung  von  Silber- 
phosphit : 

P03HNa2  +  2  A-NO3  =  2  NaNOg  +  POgHAg^ 
welches  bei   Anwendung   von   konzentrierter   Losung   schon   in   der 

^)  In  der  organiBchen  Chemie  kennt  man  Verbindungen,  die  sich  von 
der  dreibasischen  phoBpborigen  Säure  P(0H)3  ableiten. 


—    326    — 

Kälte,    bei    verdünnten    L?5sangen    erst    in    der    Wttrme    schwarzes 
metallisches  Silber  abscheidet: 

POjHAg,  +  H,0  =  HjPO^  +  2  Ag 

4.  Baryamchlorid  f^llt  weifies  Barynmphosphit,  lOslich  in  allen 
Säuren. 

6.  Bleiacetat  filllt  weifies  Bleiphosphit,  nnlOslich  in  Essigsäure. 

6.  Merknrichlorid  wird  in  der  Kälte  durch  phosphorige  Säure 
langsam,  in  der  Hitze  rasch  zu  Merkurochlorid  reduziert: 

2  HgCl,  +  POjHj  +  H,0  =  H3PO,  +  2  HCl  +  Hg,Cl, 

Ist  die  phosphorige  Säure  im  Überschuß  vorhanden,  so  geht 
die  Reduktion  in  der  Wärme  (nicht  in  der  E^te)  weiter,  unter  Ab- 
Bcheidung  von  grauem  metallischen  QuecksUber: 

HgjCl,  +  PO3H3  +  H3O  =  H3PO,  +  2  HCl  +  2  Hg 

7.  Naszierender  Wasserstoff  (Zink  und  Schwefelsäure)  redu- 
ziert die  phosphorige  Säure  zu  Phosphorwasserstoff: 

PO3H3  +  6  H  =  3  H,0  +  PH3 

Läßt  man  den  Phosphorwasserstoff  auf  eine  konzentrierte  Silber- 
nitratlOsung  (1  :  1)  oder  besser  auf  festes  Silbemitrat  einwirken,  so 
werden  diese,  wie  beim  Arsenwasserstoff,  gelb  gefUrbt: 

PH3  +  6  AgNO,  =  PAg3,  3  AgNOj  +  3  HNO, 

Durch  Zusatz  von  Wasser  zersetzt  sich  die  gelbe  Verbindung, 
unter  Abscheidung  von  grauweißem  Silber: 

PAg3,  3  AgNO,  +  3  H,0  =  3  HNO3  +  PO,H,  +  6  Ag 

Die  phosphorige  Säure  wird  aber  durch  die  Salpetersäure  sofort 
zu  PhoBphorsäure  oxydiert: 

3  PÖ3H3  +  2  HNO3  =  H^O  -}-  2  NO  -|-  3  HgPO^ 

Zündet  man  das  Gemisch  von  Phosphorwasserstoff  und  Wasser- 
stoff, das  man  aus  einer  Köhre  mit  Platinspitze  ausströmen  läfit,  an, 
so  brennt  er  mit  smaragdgrüner  Flamme.^) 

8.  Schweflige  Säure  wird  durch  phosphorige  Säure  zu  Schwefel- 
wasserstoff reduziert: 

3  H3PO3  -j-  H2SO3  =  3  H3PO4  +  H^S 

9.  Konzentrierte  Kalilaiige.  Kocht  man  ein  Phosphit  mit  ganz 
konzentrierter  Kalilauge,  so  geht  es  unter  Entwicklung  von  Wasser- 
stoff in  Phosphat  über: 

POgHNa^  +  NaOH  =  Na^PO^  +  H, 
>)  Eeaktion  von  Blondlot-Dusart,  Z.  f.  anal.  Ch.  I,  8.  29. 


—    327     — 

Mit  verdünnter  Kalilauge  ist  die  Wasserstoffentwicklnng  sehr 
gering. 

Verhalten  anf  trockenem  Wege. 

Durch  Erhitzen  der  phosphorigen  Säure  geht  dieselbe,  wie  die 
unterchlorige  Säure,  auf  Kosten  ihres  eigenen  Sauerstoff  in  die  höhere 
Verbindung  über  und  der  oxydierende  Teil  der  Säure  wird  bis  zur 
Wasserstoffverbindung  reduziert : 

3  HCIO  =  HCIO3  +  2  HCl 
unterchlorige    Chlorsäure 
Sänre 

4  H,PO,  =  3  HjPO^  +  PH3 
Ganz  ebenso  verhalten  sich  die  Phosphite: 

8  Na^HPOg  =  4  Na^PO^  +  Na^P^O^  +  H^O  +  2  PH3 

Phosphat      Pyrophosphat 

=  0 

Metaphosphorsäure  P  =  0 

—  OH 

Die  einbasische  Metaphosphorsäure  erhält  man  leicht  durch 
Behandeln  des  Phosphorpentoxjdes  mit  kaltem  Wasser. 

P.Oj  +  H,0  =  2  HPO, 

und  ebenso  durch  starkes  Erhitzen  der  Orthophosphorsäure: 

/OH 
0  =  P  —  OH  =  HjjO+  HPO3 
\0H 

Die  Metaphosphorsäure  ist  eine  farblose,  glasige,  an  der  Luft 
zerfließliche  Masse.  Durch  Kochen  der  wässerigen  LOsung  nimmt 
sie  wieder  Wasser  auf  und  geht  über  in  die  Orthophosphorsäure: 

HPOj  +  H,0  =  H3PO,  1) 

Die  Metaphosphate  erhält  man  leicht  durch  Glühen  der  Mono- 
metallsalze  der  Orthophosphorsäure: 

NaH^PO^  =  HjjO  +  NaPOj 

oder  auch  durch  Glühen  von  Natriumammoniumphosphat: 

NaNH^HPO^  =  H^O  +  NH3  +  NaP03 

Die  Metaphosphate  gehen  beim  Kochen  der  wässerigen  Lösung 
bei  Gegenwart  von  Mineralsäuren  in  Orthophosphate  über. 


*)  Auch  in  der  Kälte  nimmt  die  Metaphosphoraftare   allmählich   Wasser 
aaf  und  geht  in  OrthophosphorBänre  über. 


—    328    — 

Löslichkeitsverhältnisse.  Die  Metaphosphate  der  Al- 
kalien und  des  Magnesiums  sind  lOslich  in  Wasser;  die  übrigen 
Salze  sind  darin  schwer-  bis  unlöslich,  lOsen  sieb  aber  leicht  in 
Salpetersäure,  überschüssiger  Metaphosphorsäure  und  überschüssigem 
Alkalimetaphosphat. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  Natriummetaphosphat. 

1.  Schwefelsäure  gibt  keine  sichtbare  Heaktion. 

2.  Silbemitrat  i&llt  weißes  Silbermetaphosphat,  lOslich  in  Am- 
moniak und  Salpetersäure: 

NaPO,  +  AgNO,  =  NaNO,  +  AgPO, 

3.  Barynmchlorid  f^llt  voluminöses  Baryummetaphosphat, 
löslich  im  Überschuß  von  Natriummetaphosphat,  aus  welcher  LOsung 
durch  Zusatz  von  Ammoniak  keine  Fällung  erzeugt  wird.  Hiebei 
bildet  sich  wahrscheinlich  das  Barjumnatriumdimetaphosphat  oder  ein 
anderes  Polymetaphosphat. 

4.  Ma^esinmsalze  erzeugen  aus  mäßig  verdünnten  L(}sungen 
weder  in  der  Kälte  noch  beim  Kochen  eine  Fällung.  (Unterschied 
von  Orthophosphorsäure.) 

5.  Ammonmolybdat  erzeugt  in  der  Kälte  keine  Fällung;  beim 
Kochen  geht  die  Metaphosphorsäure  in  der  sauren  LOsung  in  Ortho- 
phosphorsäure über,  die  dann  die  charakteristische  gelbe  Fällung  gibt. 

6.  Eiweißlösnng  wird  durch  eine  wässerige  Losung  der 
freien  Säure  koaguliert  (Unterschied  von  Pyro-  und  Orthophos- 
phorsäure), nicht  aber  durch  die  Losung  der  Alkalimetaphosphate; 
diese  koagulieren  Eiweißlosungen  erst  auf  Zusatz  von  Essigsäure. 

7.  Naszierender  Wasserstoff  reduziert  die  Metaphosphorsäure 
nicht.  (Unterschied  von  phosphoriger  Säure.) 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Alkalimetaphosphate  bilden  im  geschmolzenen  Zustande 
eine  glasartige  Masse,  welche  viele  Metalloxyde  mit  charakteristischer 
Farbe  unter  Bildung  von  Orthophosphat  auflöst.  (Phosphorsalz- 
perlen, siehe  Phosphorsäure.)  Durch  Schmelzen  mit  Soda  werden 
die  Metaphosphate  in  Orthophosphate  verwandelt. 

Pyrophosphorsäure  H4P2O7. 

Man  verwende  eine  LOsung  von  Natriumpyro- 
phosphat. 


—    329    — 

Die  vierbasische  Pjrophosphorsäare  entsteht  durch  Erhitzen  der 
Orthophosphorsäure  auf  21 3  ^ 

Sie  ist  eine  weiche,  glasige  Masse,  lOst  sich  leicht  in  Wasser 
und  geht  nach  und  nach  durch  Wasseraufnahme  in  Phosphorsfture 
über;  viel  rascher  findet  diese  Umwandlung  durch  Kochen  statt. 

Die  Salze  der  Pyrophosphorsäure,  die  Pyrophosphate,  erhält 
man  leicht  durch  Glühen  der  Dimetallphosphate : 

2  NajjHPO^  =  HjO  +  Na^Pa^T 

LOslichkeitsverhältnisse.  Die  Pyrophosphate  der  Alka- 
lien sind  lOslich  in  Wasser,  alle  Übrigen  sind  darin  schwer-  bis 
unlöslich ;  in  Säuren  lOsen  sich  alle  Pyrophosphate  leicht,  viele  auch 
in  überschüssigem  Natriumpyrophosphat. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Schwefeisänre  gibt  keine  Eeaktion. 

2.  Silbemitrat  gibt  eine  weifie,  käsige  Fällung,  lOslich  in 
Ammoniak  und  Salpetersäure. 

8.  Baryumchlorid  gibt  eine  wei£e  amorphe  Fällung,  lOslich  in 
Säuren. 

4.  Ma^esinmchlorid  erzeugt  eine  weiße  Fällung,  welche 
sowohl  im  Überschuß  des  Magnesiumsalzes,  als  auch  des  Natrium- 
pyrophosphates  löslich  ist.  Durch  Kochen  dieser  Lösung  entsteht 
eine  Fällung,  die  beim  Abkühlen  nicht  verschwindet. 

6.  Ammonmolybdat  erzeugt  in  der  Kälte  keine  Fällung,  durch 
Kochen  &llt  gelbes  Ammonphosphormolybdat. 

6.  Eiweiß  wird  durch  die  freie  Pyrophosphorsäure  nicht 
koaguliert.  (Unterschied  von  Metaphosphorsäure.) 

Verhalten  anl  trockenem  Wege. 

Alle  Pyrophosphate  gehen  beim  Schmelzen  mit  Soda  in 
Orthophosphate  über: 

Na^PgO^  +  Na^COg  =  CO^,  +  2  NagPO, 

Jodsäure  HJO3. 

Vorkommen:  Im  Meereswasser  und  im  Ghilisalpeter  als  Ka- 
liumjodat. 

Bildung:  Durch  Oxydation  von  Jod  mittels  rauchender 
Salpetersäure,  oder  durch  Einwirkung  von  Chlor  auf  in  Wasser 
suspendiertes  Jod: 


—    330    — 

3  Jg  +  10  HNO3  =  6  HJOj  -f-  10  NO  +  2  H,0 
Jjj  +  6  H^O  +  5  Clj,  =  10  HCl  +  2  HJO3 

Das  wichtigste  Jodat,  das  Kaliuinjodat,  erhält  man  durch  Er- 
wärmen   einer   schwach   angesäuerten  Kaliumchloratlösung   mit  Jod: 

10  KCIO3  +  6  J2  +  6H3O  =  IOKJO3  +  2  HJO3  +  10  HCl 

Ebenso  erhält  man  Jodate  durch  Einwirkenlassen  von  Jod  auf 
AlkalihydrozjdlOsungen  in  der  Wärme: 

3  Jg  +  6K0H  =  5KJ  +  KJOj  +  3H3O 

Jod  hat  zu  Sauerstoff  eine  größere  Verwandtschaft  als  Chlor, 
während  den  Metallen  gegenüber  das  Umgekehrte  der  Fall  ist. 

Jodide  werden  in  alkalischer  LOsung  durch  Hypochlorite  und 
Kaliumpermanganat  zu  Jodat  oxydiert. 

LOslichkeitsverhältnisse.  Die  Jodate  der  Alkalien  sind 
lOslich  in  Wasser,  die  übrigen  Jodate  sind  darin  schwer-  bis  un- 
töslich. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Schwefelsäure.  Weder  die  verdünnte  noch  die  konzentrierte 
Säure  wirkt  zersetzend  auf  die  Jodsäure  ein.  Sind  aber  reduzierende 
Substanzen,  wie  Jodwasserstoff,  Schwefelwasserstoff,  Eerrosalze  zu- 
gegen, so  wird  die  Jod  säure  zersetzt  unter  Abscheidung  von  Jod: 

KJO3  -f-  5  KJ  +  3  HgSO^  =  3  KjSO^  +  3  H^O  +  3  J^ 

2.  Silbemitrat  föllt  weißes  käsiges  Silberjodat  (AgJOg),  leicht 
lOslich  in  Ammoniak,  schwer  löslich  in  verdünnter  Salpetersäure. 

3.  Baryiimchlorid  fkllt  weißes  Baryumjodat,  schwer  toslich  in 
heißem  Wasser  (100  Teüe  siedendes  Wasser  lOsen  0*6  Teile  Salz) 
und  nur  langsam  in  verdünnter  Salz-  oder  Salpetersäure. 

4.  Bleiacetat  fkllt  weißes  Bleijodat,  das  sich  in  Wasser  sehr 
schwer,  in  verdünnter  Salpetersäure  nur  wenig  löst. 

6.  Redaktionsmittel: 

a)  Jodwasserstoff  reduziert  die  Jodsäure  unter  Ausscheidung 
von  Jod. 

HJO3  +  5  HJ  =  3  HgO  +  3  Jg 

Ist  die  Lösung  konzentriert,  so  scheidet  sich  das  Jod  in  fester 
Form  als  braunes  Pulver  aus ;  verdünnte  Lösungen  färben  sich  gelb. 
Beim  Ausschütteln  mit  Chloroform  oder  Schwefelkohlenstoff  nehmen 
diese  das  ausgeschiedene  Jod  mit  rotvioletter  Farbe  auf. 

b)  Schweflige  Säure  bewirkt  ebenfalls  eine  Jodausscheidung, 
wenn  sie  nicht  in  zu  großen  Mengen  zugegen  ist.  Die  Reaktion 
verläuft  in  3  Phasen: 


—    331    - 

a)     KJO3  +  3  SOg  +3  H,0  =  KJ  +  3  H^SO^ 

ß)    KJ  +  HjSO^=HJ  +  KHSO^ 

KJO5  +  HgSO^  =  HJO,  +  KHSO4 
-j)     HJOj-f  5HJ  =  3H,0  +  3J, 

Bei  Anwendung  von  mehr  schwefliger  Säure  findet  keine  blei- 
bende Jodansscheidung  statt,  weil  das  Jod  in  Jodwasserstoff  ver- 
wandelt wird: 

SOg  +  Jg  -f  2  ttjO  =  ttjSO^  -f  2  HJ 

c)  Zinkstanb  (besser  Devardasche  Legierung)  reduziert  neutrale 
JodatlOsungen  zu  Jodid. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Auf  der  Kohle  erhitzt,  verpuffen  die  Jodate,  aber  weniger 
lebhaft  als  die  Chlorate;  durch  Erhitzen  werden  alle  zersetzt,  teils 
mit,  teils  ohne  Jodausscheidung.  So  zerfallen  die  neutralen  Jodate 
der  Alkalien  glatt  in  Jodid  und  Sauerstoff,  wahrend  die  Bijodate 
hiebei  Jod  abscheiden: 

2KJ03  =  2KJ4-3  03 
4  [KJO3,  HJO3]  =  4  KJ-f  11  Oj,  +  2  HjjO  +  2  J, 


Gruppe  IV. 

Silbernitrat  erzeugt  in  neutraler  Losung  gefärbte  Nieder- 
schläge, löslich  in  Salpetersäure. 

Barynmchlorid  erzeugt  ebenfalls  in  Salpetersäure  lOsliche 
Fällungen. 

Phosphorsaure  P^qS 

\0H 

Die  Phosphorsäure  oder  Orthophosphorsäure  wird  erhalten 
durch  Oxydation  des  Phosphors  mittels  Salpetersäure,  femer  durch 
Kochen  der  Meta-  oder  Pyrophosphorsäure  mit  Wasser.  Sie  ist  eine 
dreibasische  Säure  und  gibt,  je  nachdem  ein,  zwei  oder  alle  drei 
Wasserstoffatome  durch  Metalle  ersetzt  sind: 


/ONa 

/ONa 

/ONa 

0  — P      OH 

0  —  P  —ONa 

0  — P-ONa 

\0H 

\0U 

\ONa 

Mono-, 

Di-  oder 

Triffletallaak 

—    332    — 

LOslichkeitsv  erhältnisse.  Die  Phosphate  der  Alkalien 
sind  in  Wasser  löslich,  ebenso  die  Monometallsalze  der  alkalischen 
Erden ;  die  Dimetallsalze  sind  in  Wasser  kaum  löslich,  die  Trimetall- 
salze  sowie  die  übrigen  Phosphate  sind  unlöslich.  In  Mineralsäuren 
lösen  sich  alle  Phosphate. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Dinatrium- 
phosphat. 

1.  Schwefelsänre  in  verdünntem  und  konzentriertem 
Zustand  bewirkt  keine  sichtbare  Zersetzung. 

2.  Silbemitrat  erzeugt  eine  gelbe  Fällung  von  Silberphosphat 
(Unterschied  von  Meta-  und  Pyrophosphorsäure) : 

2  Na^HPO^  +  3  AgNOg  =  3  NaNOg  +  NaH^PO^  +  AggPO^ 

leicht  löslich  in  Salpetersäure  und  Ammoniak.  Die  Fällung  kann 
also  nur  in  neutraler  Lösung  entstehen. 

3.  Baryurnchlorid  fällt  weißes,  amorphes  Baryumphosphat. 

Na^HPO^  +  BaClg  =  2  NaCl  +  BaHPO^ 

Bei  Gegenwart  von  Ammoniak  fUUt  das  Trimetallsalz : 

2  Na^HPO^  -j-  3  BaClj  +  2  NH3  =  4  NaCl  +  2  NH^Cl  +  BagP^O^ 

Das  Bar3rumphosphat  sowie  die  entsprechenden  Calcium-  und 
Strontiumsalze  sind  leicht  löslich  in  Mineralsäuren  und  auch  in 
Essigsäure.     (Unterschied   von   Aluminium-    und   Ferriphosphat.) 

BagPgOg  -f  6  HCl  =  2  H3PO4  +  3  BaClg 

Ammoniak  fkllt  aus  der  sauren  Lösung  das  Phosphat  wieder  aus, 
weil  dadurch  die  Phosphorsäure  in  Ammonphosphat  verwandelt  wird, 
das  dann  mit  dem  Barjumchlorid  unlösliches  Baryumphosphat  liefert. 

4.  Magnesiamixtar  (ein  Gemisch  von  Chlorammonium, 
Ammoniak  und  Magnesiumsalz,  am  besten  Magnesiumchlorid)  fällt 
aus  sehr  verdünnten  Lösungen  weißes,  kristallinisches  Magnesium- 
ammoniumphosphat (MgNH^PO^  -|-  6  H^O) 

Na^HPO^  4-  MgCljj  +  NH3  =  2  NaCl  +  MgNH^PO^ 

löslich  in  allen  Säuren,  in  verdünntem,  2Y2%igem  Ammoniak  jedoch 
so  gut  wie  unlöslich.     Sehr   empfindliche  Eeaktion  (siehe  Seite  40). 

5.  Feniehlorid.  Versetzt  man  eine  Natriumphosphatlösung  mit 
Ferrichloridlösung,  so  entsteht  eine  gelblich  weiße  Fällung  ^  von 
Ferriphosphat : 

NajjHPO^  -f  FeClj  =  2  NaCl  +  HCl  +  FePO^ 


-     333    — 

Da  bei  dieser  Heaktion  Salzsäure  frei  iivird,  so  kann  die 
Fällung  der  Pbospborsänre  nicbt  quantitativ  sein,  weil  Ferripbospbat 
in  Salzsäure  leicbt  lOslicb  ist.  Versetzt  man  aber  die  LOsung  mit 
Natriumacetat,  so  wird  die  Salzsäure  abgestumpft  und  an  ibre  Stelle 
tritt  eine  äquivalente  Menge  Essigsäure,  welcbe  Ferripbospbat  nicbt 
lOst;  alsdann  wird  aUe  Pbospborsäure  ausgefüllt: 

Na^HPO^  +  CHjCOONa  +  FeClg  =  3  NaCl  +  CH3COOH 

+  FePO^ 

Das  Ferripbospbat  ist  in  Ferricblorid  und  in  Ferri- 
acetat  nicbt  unerbeblicb  löslicb,  wesbalb  man  die  Fällung  bei 
Siedebitze  mit  mögliebst  wenig  Überscbuß  an  Ferricblorid  ausfübrt. 
Hiedurch  wird  der  geringe  Überscbuß  des  Ferricblorids  als  basiscbes 
Ferriacetat  mit  dem  Ferripbospbat  gefällt,  und  dadurcb  seine  lösende 
Wirkung  aufgeboben.  Filtriert  man  die  LOsung  beiß,  so  erbält 
man  ein  von  £isen  und  Pbospborsäure  freies  Filtrat. 

Da  das  Ferripbospbat  in  Essigsäure  unlOslicb  ist,  so  kann 
man  mit  Ferricblorid  die  Pbospborsäure  von  allen  in  Essigsäure 
lOslicben  Pbospbaten  als  Ferripbospbat  abscheiden  und  so  von  diesen 
trennen,  z.  B.  von  Calcium-,  Strontium-,  Baryum-  und  Magnesium- 
pbospbat. 

Man  verfährt  biebei  wie  folgt:  Das  betreffende  Pbospbat  löst 
man  in  mOglicbst  wenig  Salzsäure,  versetzt  mit  Ammonkarbonat  bis 
eine  kleine,  bleibende  Fällung  entsteht,  die  man  durch  einige  Tropfen 
sehr  verdünnter  Salzsäure  wieder  lOst,  fügt  Ammoniumacetat  hinzu 
und  dann  tropfenweise  Ferricblorid,  bis  die  über  dem  entstehenden 
gelblichweißen  Niedersclilag  des  Ferriphosphates  befindliche  Flüssig- 
keit bräunlich  gefärbt  erscheint,  verdünnt  stark  mit  Wasser,  erhitzt 
zum  Sieden  und  filtriert  heiß.  Um  in  dem  entstehenden  Niederschlag 
die  Pbospborsäure  nachzuweisen,  löst  man  ihn  in  verdünnter  Sal- 
petersäure, verdampft  auf  ein  kleines  Volumen  und  versetzt  mit 
Ammonmolybdat,  wobei  kristallinisches,  gelbes  Ammoniumphosphor- 
molybdat  entsteht  (siehe  sub  6);  oder  man  löst  den  Niederschlag 
in  verdünnter  Salzsäure  und  fügt  2  g  Weinsäure  hinzu  und  hierauf 
Ammoniak  bis  zur  alkalischen  Eeaktion  (Eisen  fällt  biebei  nicht 
aus;  siehe  Seite  108  sub  6).  Aus  dieser  ammoniakalischen  Lösung 
läßt  sich  die  Pbospborsäure  durch  Magnesiummischung  leicht  als 
Magnesiumammoniumphosphat  fkllen. 

6.  Ammonmolybdat,  in  großem  Überschuß,  fällt  aus  salpeter- 
saurer Lösung  in  der  Kälte  nach  einigem  Stehen,  rascher  bei  gelindem 
Erwärmen,  gelbes,  kristallinisches  Ammoniumphospbormolybdat : 

H3PO4  4-  12  (NHJ^MoO^  +  21  HNO3  =  (NHJjjPO^,    12M0O3  + 

+  21  (NHJNO3  +  12  H^Ö 


—    334    — 

Diese  Iteaktion  ist  derjenigen  anf  Arsensäure  völlig  analog 
(siehe  Seite  194)  mit  dem  Unterschied,  daß  die  Arsenverbindung 
nur  bei  Siedehitze  rasch  entsteht.  Anwesenheit  von  Ammonnitrat 
begünstigt  in  hohem  Maße  das  Entstehen  des  Niederschlages. 

Das  Ammoninmphosphormolybdat  ist  in  Alkalien  nnd  Ammoniak 
leicht  löslich: 

(NH  J3PO4,  I2M0O3  +  24NH^0H=(NHJ3P0^  +  12(NHj2MoO^+ 

+  12  H2O 

aber  auch  in  überschüssigen  AlkaliphosphatlOsungen,  unter  Bildung 
von  moljbdänärmeren  Verbindungen.  Daher  ist  es  immer  nötig,  das 
Ammonmolybdat  in  großem  Überschusse  anzuwenden. 

Nachweis  von  Phosphor  in  Stahl  oder  Eisensorten: 
In  Stahl  und  Eisen  ist  der  Phosphor  als  Eisenphosphid,  und 
zwar  in  sehr  geringer  Menge  (meist  weniger  als  0*1%)  vorhanden. 
Der  Nachweis  des  Phosphors  geschieht  durch  Überführung  desselben 
in  Phosphorsäure,  welche  dann  nach  einer  der  oben  angeführten 
Methoden  nachgewiesen  wird.  Da  aber  so  sehr  geringe  Mengen 
Phosphor  vorhanden  sind,  so  ist  man  genötigt,  von  großen  Mengen 
des  Untersuchungsobjektes  auszugehen,  um  deutlich  erkennbare  Nieder- 
schläge zu  erhalten.  Man  verfahrt  am  besten  wie  folgt:  6  — 10  ^ 
des  Eisens  oder  Stahls  löst  man  in  ca.  60  ccm  Salpetersäure  ^)  vom 
spez.  Gew.  1*2,  verdampft  die  Lösung  zur  Trockene  und  glüht  über 
freier  Flamme  unter  beständigem  Umrühren  mit  einem  Glas- 
stab, bis  keine  rotbraunen  Dämpfe  mehr  entweichen.  Hiedurch 
werden  alle  organischen  Substanzen  zerstört  und  die  Kieselsäure 
entwässert.  Nach  dem  Erkalten  löst  man  die  erhaltenen  Oxyde 
in  50—60  ccm  rauchender  Salzsäure  bei  mäßiger  Wärme,  verdampft 
den  Überschuß  der  Säure,  fügt  Wasser  hinzu  und  filtriert  die  Kiesel- 
säure ab.  Im  Filtrate  befindet  sich  nun  alles  Eisen  und  alle 
Phosphorsäure,  welch  letztere  entweder  nach  der  Molybdat-  oder 
der  Magnesiamethode  nachgewiesen  wird.  Um  die  Phosphoraäure 
nach  der  Molybdatmethode  nachzuweisen,  dampft  man  das  Filtrat 
der  Kieselsäure  zur  Trockene,  löst  in  möglichst  wenig  Salpetersäure 
(spez.  Gew.  1*2),  fügt  50  ccm  Ammonmolybdat  und  15 — 20  ccm  einer 
ib^l^igen  AmmonnitraÜösung  hinzu,  erwärmt  gelinde  und  läßt 
12  Stunden  stehen.  Ein  gelber,  kristallinischer  Nieder- 
schlag zeigt  Phosphorsäure  an. 

Um  die  Phosphorsäure  nach  der  Magnesiamethode  nach- 
zuweisen,   ist   es  notwendig,    zuerst   den  größten  Teil  des  Eisens  zu 


>)  Würde  man  das  Eisen  in  SaUs&are  oder  Schwefels&ore  lösen,  so 
würde  ein  großer  Teil,  ja  unter  Umständen  die  ganze  Menge  des  Phosphors 
als  Phosphorwasserstoff  entweichen,  wfihrend  darch  Salpetersftore  der  gesamte 
Phosphor  glatt  zu  Phosphorsfture  oxydiert  wird. 


—    335    — 

entfernen.  Zu  diesem  Zweck  neutralisiert  man  das  salzsaure  Filtrat 
mit  Ammoniak,  ftJgt  eine  gesättigte  Lösung  von  Schwefeldioxyd 
hinzu  und  kocht,  wodurch  die  vorher  dunkel  braunrot  gefHrbte 
Losung  sich  entfUrbt  oder  ganz  schwach  grünlich  erscheint.  Man  fügt 
20  ccm  konzentrierte  Salzsäure  hinzu  und  setzt  das  Kochen  so  lange  fort, 
bis  das  überschüssige  Schwefeldioxyd  verjagt  ist.  Durch  diese  Be- 
handlung ist  alles  Ferrisalz  zu  Ferrosalz  reduziert  worden.  Nun 
fügt  man  einige  Tropfen  Chlorwasser  hinzu,  wodurch  etwas  Ferri- 
salz entsteht,  neutralisiert  mit  Ammoniak,  verdünnt  auf  ca.  1  Liter 
mit  Wasser,  fügt  3  ccm  gesättigte  AmmonacetaÜOsung  und  5  ccm 
Essigsäure  hinzu  und  erhitzt  zum  Siedon,  wodurch  idles  Ferrisalz 
als  Phosphat  und  basisches  Acetat  gefällt  wird,  während 
der  grOfite  Teil  des  Eisens  als  Ferrosalz  in  LOsung  bleibt.  Den 
geringen  braunen  Niederschlag  filtriert  man  durch  ein  kleines  Falten- 
filter, wäscht  mit  heißem  Wasser,  löst  in  verdünnter  Salzsäure,  ver- 
dampft fast  zur  Trockene,  fügt  2  ff  Oitronensäure,  in  möglichst 
wenig  Wasser  gelöst  (oder  Weinsäure)  hinzu,  übersättigt  mit 
Ammoniak  und  fällt  die  Phosphorsäure  mit  Magnesiamixtur:  Ein 
weifier,  kristallinischer  Niederschlag  zeigt  Phos- 
phorsäure an. 

7.  Bleiacetat  f^llt  weißes  Bleiphosphat,  fast  unlöslich  in 
Essigsäure : 

2  Na,HPO,  +  3  PbCC.HgO,),  =  4  C.HjO.Na  +  2  C,H,OjH  + 

+  PbjCPOJ, 

8.  Naszierender  Wasserstoff  reduziert  die  Phosphorsäure  nicht. 
(Unterschied  von  phosphoriger  und  unterphosphoriger  Säure.) 

9.  Metazinnsänre.  Versetzt  man  eine  salpetersäurehaltige 
Lösung  von  Phosphorsäure  oder  Phosphat  mit  metallischem  Zinn, 
so  wird  letzteres  in  Metazinnsäure  verwandelt,  die  mit  der 
Phosphorsäure  eine  in  Salpetersäure  unlösliche  Verbindung  (wahr- 
scheinlich eine  komplexe  Phosphorzinnsäure)  bildet.  Dieses  Ver- 
halten der  Metazinnsäure  wird  oft  benützt  um  MetaUe  von  der 
Phosphorsäure  zu  trennen. 

10.  Merknronitrat  f^llt  aus  fast  neutraler  Lösung  weißes 
Merkurophosphat,    unlöslich   in   Essigsäure,    löslich   in   Salpetersäure. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Trimetallsalze  der  Alkalien  schmelzen  ohne  Zersetzung, 
die  Dimetallsalze  unter  Abgabe  von  Wasser  und  Büdung  von  Pyro- 
phosphat,  die  Monometallsalze  liefern  Metaphosphat  als  Glas. 

Das  als  Eeagens  benützte  „  Phosphorsalz '^,  das  Natriumammo- 
niumphosphat   (P0^Na(NH4)H-j- 4  HgO),    schmilzt     beim    Erhitzen 


—    336    — 

unter  Wasser-    und  Ammoniakabgabe    zu    einem    klaren    Glase    von 
Natrinmmetaphosphat : 

(P04Na(NHJH  -j-  4  HjO)  =  5  HgO  -j-  NH,  +  POgNa 

Geschiebt  das  Erhitzen  am  Platindraht,  so  erhält  man  eine 
klare  Perle,  die  ^ Phosphorsalzperle". 

Wie  die  Metaphosphorsäure  durch  Kochen  mit  Wasser  letzteres 
aufnimmt  unter  Bildung  der  Orthophosphorsäure: 

PO,H  +  H,0  =  PO^H, 

SO  nimmt    das  Natriummetaphosphat    beim    Schmelzen    viele    Oxyde 
auf,  unter  Bildung  von    charakteristisch   gefkrbten    Orthophosphaten : 

POgNa  +  CuO  =  PO^CuNa  (blaue  Perle) 

die  in  der  Heduktionsflamme  reduziert  werden: 

PO^CuNa  -f-  C  =  CO  +  Cu  4-  POjNa 

* ^  * 

(braunrote,  nndarch sichtige  Perle) 

Viele  wasserfreie  Phosphate  werden  durch  Erhitzen 
mit  Magnesium  zu  Phosphiden  reduziert,  die  beim  Anhauchen  den 
charakteristischen,  lauchartigen  Geruch  von  Phosphorwasserstoff 
liefern,  z.  B. : 

Ca-jP^O^  +  8  Mg  =  8  MgO  -}-  Ca^P^ 
Ca^Pg  4-  6  HÖH  =  3  Ca(0H)2  +  2PH3 

Phosphor  P  =  31,  Mol.-Gew.  (PJ  =  124. 

Vorkommen.  Der  Phosphor  findet  sich  in  der  Natur  nur 
in  Form  von  Phosphaten,  von  denen  das  Calciumphosphat  das 
wichtigste  ist.  Hexagonal  kristallisierend  kommt  es  als  Apatit 
[(P04)3(ClF)Ca-]  und  in  unreinem  Zustande  als  Phosphorit  vor, 
der  als  Düngmittel  eine  sehr  verbreitete  Verwendung  findet.  Das 
Calciumphosphat  ist  ein  wesentlicher  Bestandteil  der  Knochen  und 
Pflanzensamen. 

Ein  weiteres  interessantes  Vorkommen  des  Phosphors  ist  das 
(TrUnbleierz  oder  der  Pyromorphit  (siehe  Seite  163),  isomorph  dem 
Apatit,  Vanadinit,   Mimetesit. 

Eigenschaften.  Der  Phosphor  tritt  in  vier  allotropischen 
Modifikationen  auf: 

a)  als  gewöhnlicher  oder  farbloser  Phosphor, 

h)  als  roter,   kristallinischer  Phosphor, 

c)  als  hellroter  Phosphor, 

ü)  als  schwarzer,  kristallinischer  Phosphor. 

Der  gewöhnliche  Phosphor  ist  giftig,  in  reinem  Zu- 
stande farblos  (er  wird   am  Lichte  gelb  und    überzieht  sich    allmfth- 


—     337     — 

lieh  mit  einer  Schicht  von  rotem  Phosphor)^  schmilzt  bei  44^  C 
und  entzündet  sich  bei  60^  C  an  der  Lnfi;,  weshalb  er  unter  Wasser 
aufbewahrt  werden  mufi^  ist  leicht  iGslich  in  Schwefelkohlenstoff, 
wenig  löslich  in  Äther.  Durch  Salpetersäure  wird  er  leicht  zu 
Phosphorsäure  oxydiert: 

3  P^  +  20  HNO3  +  Ö  H«0  =  12  H3PO4  +  20  NO 

An  feuchter  Luft  wird  der  farblose,  nicht  aber  der  rote  Phos- 
phor zu  unterphosphoriger  und  phosphoriger  Säure  oxydiert.  Dabei 
tritt  der  charakteristische  Phosphorgeruch  und  im  Dunkeln  ein 
schwaches  grünes  Leuchten  auf.  Läßt  man  Phosphordämpfe  oder 
Phosphorwasserstoff  auf  feuchtes  Silbemitratpapier  einwirken,  so  wird 
dieses  geschwärzt,  indem  Silberphosphid  und  metallisches  Silber  sich 
bilden.  Der  Vorgang  ist  wahrscheinlich  so:  Zunächst  reagiert  der 
Phosphor  mit  dem  Wasser  unter  Bildung  von  Phosphorwasserstoff  und 
unterphosphoriger  Säure, 

P^  +  6  HgO  =  3  H,PO,  +  PH, ») 

die  dann  ihrerseits  auf  das  Silbernitrat  einwirken: 

H3PO,  +  2  HgO  4-  4  AgNOj,  =  4  HNO,  +  H3PO,  +  4  Ag 
und  PH3  -f  3  AgNOg  =  3  HNO3  +  PAg3 

Diese  sehr  empfindliche  Eeaktion  auf  farblosen  Phosphor 
rührt  von  Scheuer  her.^)  Sie  ist  nur  dann  entscheidend,  wenn 
keine  anderen  Substanzen  zugegen  sind,  die  ebenfalls  schwärzend 
auf  das  Silbemitrat  einwirken,  wie  H^S,  AsHj,  SbHg,  auch  Formal- 
dehyd und  Ameisensäure. 

Der  rote  Phosphor  ist  kristallinisch  (hexagonal,  rhom- 
boedrisch)  und  bildet  sich  beim  Erhitzen  des  farblosen  Phosphors 
auf  ca.  250®  C  bei  Luftabschlufi.  Er  ist  nicht  giftig,  lOst  sich 
nicht  in  Schwefelkohlenstofi,  auch  nicht  in  Kalilauge,  und  entzündet 
sich  erst  bei  256®  C.  Er  leuchtet  nicht  im  Dunkeln,  oxydiert  sich 
daher  nicht  an  der  Luft,  wird  aber  leicht  durch  Salpetersäure  zu 
Phosphorsäure  oxydiert. 

Den  hellroten  Phosphor  erhält  man  nach  Schenk^) 
durch  stundenlanges  Erhitzen  einer  Auflösung  von  weißem  Phosphor 
in  Phosphorbromür  am  Ettckflußkühler.  Der  so  ausgeschiedene  Phos- 
phor ist  von  hellroter  Farbe,  ist  nicht  giftig,  aber  von  großer  Eeak- 
tionsf^higkeit,  wodurch  er  sich  von  dem  roten  Phosphor  unterschei- 
det, so  löst  er  sich  in  konzentrierter  Kali-  oder  Natronlauge  unter 
stürmischer  Entwicklung  von  Phosphor  Wasserstoff,  ja  noch  leichter 
als  der  weiße  Phosphor.  Mit  starkem  Ammoniak  Übergossen  f^bt  er 
sich  schwarz. 


^)  Phosphor  and  Wasser  realeren  für  sich  nicht  nach  obiger  QleicLung^, 
wahrscheinlich  aber  bei  Gegenwart  Ton  ^ilbernitrat. 
*)  Ann.  d.  Ch.  u.  Phys.  112  (1859),  S.  214. 
B)  Schenk,  B.  B«  36  (1908),  S.  979. 

Treadwell,  Analytische  Gbrinie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  ,   ?2 


—     338    — 

Den  schwarzen  Phosphor  erhält  man,  indem  man  roten 
Phosphor  und  Blei  im  zngeschmolzenen  Eohr  auf  Rotglut  erhitzt  und 
die  Masse  nach  dem  Erkalten  mit  verdünnter  Salpetersäure  behan- 
delt, wobei  das  Blei  gelöst  wird  und  der  schwarze  Phosphor  zurück- 
bleibt, der  beim  Erhitzen  auf  360®  C  in  farblosen  Phosphor  übergeht. 

Der  Phosphor  kommt  in  vielen  organischen  Substanzen  vor. 
Um  ihn  darin  nachzuweisen,  erhitzt  man  die  Verbindung  im  Rohr 
mit  rauchender  Salpetersäure,  wobei  die  organische  Verbii^dung  zer- 
stört und  der  Phosphor  zu  Phosphorsäure  oxydiert  wird,  die  man 
mittels  der  oben  geschilderten  Reaktionen  nachweist.  Vgl.  Bd.  11, 
4.  Aufl.,  S.  277. 

Die  arsenige-  und  Arsensäure  sind  bereits  auf  Seite  186 
und  191  besprochen   worden,    ebenso    die    Chromsäuro  Seite  84. 

Nachweis  des  weißen  giftigen  Phosphors  nach  E.  Hitscherlich.^) 

Dieser  sehr'  empfindliche  Nachweis  gründet  sich  darauf,  daß 
weißer  Phosphor  an  feuchter  Luft  im  Dunkeln  leuchtet.  Die  Re- 
aktion ist  so  empfindlich,  daß  man  sie  benützt,  um  Phosphor  bei 
Vergiftu  ngsfUUen  nachzuwei  sen. 

Ausführung:  Die  Speisereste  oder  auch  die  feinzerschnitte- 
nen Leichenteile  werden  in  dem  ca.  1  Liter  fassenden  Kolben  K 
(Fig'  23)  mit  so  viel  Wasser  versetzt,  bis  ein  dünner  Brei  entsteht. 
Dann  fügt  man  unter  Schütteln  bis  zur  schwach  sauren  Reaktion, 
um  etwa  vorhandenes  Ammoniak  zu  binden,  Weinsäure  hinzu,  setzt 
das  Rohr  R  auf  .  und  erhitzt .  zum  Sieden.  Diese  Operation  nimmt 
man  in  einem  dunklen  Raum  vor.  Bei  Anwesenheit  von  nur 
wenigen  Milligrammen  Phosphor  wird  beim  Eintreten  der  Dämpfe  in 
das  Kühlrohr  A  eine  grünlich  leuchtende  Zone  entstehen.  Bei 
größeren  Phosphormengen'  enthält  das  Destillat  im  Kölbchen  B 
kleine  Phosphorkügelchen,  die  durch  schwaches  Erhitzen  und  Um- 
schwenken des  Kölbchens  zu  größeren  Tröpfchen  zusammenfließen, 
auch  enthält  die  wässerige  Lösung  phosphorige  Säure,  die  nach 
der  Methode  von  Blondlot-Dusart  (vgl.  S.  340)  nachgewiesen 
werden  kann. 

Tritt  also  das  Leuchten  während  der  Desti'llation  im  Dunkeln 
auf,  so  ist  die  Anwesenheit  des  weißen  Phosphors  wahrscheinlich,  aber 
nicht  bewiesen,  denn  auch  das  PhosphorsulfUr  (P4S3),  das  als  Ersatz 
für  Phosphor  zur  Herstellung  von  Zündhölzern  vielfach  verwendet 
wird,  leuchtet  zuweilen  im  Mitscherlich sehen  Apparat,  *) 
namentlich,    wenn  man  nach  Mai  und    Schaff  er    der    Flüssigkeit 

*)  Journ.  f.  pr.  Ch.  66  (1855),  S.  238. 

»)  I.  Mai  und  F.  Schaffer,  B.  B.  1903,  8.  870 ;  ferner  LeoVignon, 
Bull.  Soc.  chim.  [3]  33  (1905),  S.  805,  und  R.  Schenk  und  £.  Scharff, 
B.  B.  1906,  S.  1522.  Ich  mOchte  bemerken,  daß  nicht  aUe  P«S,-Praparato 
des  Handels  im  MitBcherllchschen  Apparate  leuchten.   Eine  von  Kahlbaum 


—     339    — 

etwas  Zinkoxyd  zasetzt  nm  etwa  sich  bildenden  H,8,  der  das  Leuchten 
verhindert,  zn  binden. 

Bleibt  das  Leuchten  ans,  so  ist  die  Abwesenheit  des  weiSen 
Phosphors  nicht  bewiesen,  denn  das  Lenchten  bleibt  aas  bei  Gegen- 
wart Ton  Sparen  von  Ammoniak,  Schwefelwasserstoff,  Dämpfen  von 
Alkohol,  Ätherischen  Olen  nnd  ungesättigten  Kohlenwasserstoffen.  In 
diesem  Fall  unterbricht  man  die  Destillation  nicht  zu  frllh,  denn  oft 
kommt  es  vor,  daß,  nachdem  die  Stoffe,  welche  das  Leuchten  verhindern, 


f  ^^ 


Fig.  23. 


hinUberdestilliert  sind,  die  Lenchtorscheinnng  später  auftritt.  Sollte  sie 
aber  dann  doch  ausbleiben,  so  prüft  man  das  Destillat,  das,  wenn  grOfiere 
Mengen  von  Phosphor  zngt^en  sind,  außer  phosphongcr  Säare  noch 
I'hospborkügelchen  enthält,  auf  Phosphor,  indem  man  einen  Teil  des 
Destillats  mit  starkem  Chlorwasser  im  Wasserbade  auf  ein  kleines 
Volum  verdampft  und  auf  Phosphorsänre  prUft.  Vgl.  S.  333,  4  und  333, 6. 

beiogeoe  Probe  leigte  nicht  das  g^eriofite  Leaehten  weder  beim  Kochen  mit 
Wauer,  noch  mit  koDEsntrierter  KochultlDmiag.  Das  Präparat  enthielt  nach 
O.  iDhelder  P^yo,Si;  3  =  44,14  war  also  sehr  rein. 


—    340    — 

Nachweis  des  Phosphors  und  der  phosphorigen  Saore 

nach  Blondlot-Dusart.  ^) 

Diese  schöne  Methode  gründet  sich  auf  die  Ton  Dusart  ge- 
machte Beobachtung,  daß  phosphorwasserstoffhaltiger  Wasserstoff,  den 
man  aus  einer  Röhre  mit  Flatinspitze  ausströmen  läßt  und  anzündet, 
eine  Flamme  mit  smaragdgrünem  Kern  liefert.  Die  grüne 
Farbe  ist  besonders  deutlich  zu  sehen,  wenn  man  in  die  Flamme  eine 
kalte  Porzellanschale  hält. 

Da  nun  Phosphor  als  auch  phosphorige  und  unterphosphorige 
Säure  (nicht  Phosphorsäure)  mittels  naszierenden  Wasserstoff  (Zink 
und  verdünnte  Schwefelsäure)  leicht  zu  Phosphorwasserstoff  reduziert 
werden,  so  braucht  man  nur  das  entwickelte  Gas  aus  einer  Platin- 
spitze strömen  zu  lassen  und  anzuzünden,  wobei  die  geringste  Menge 
Phosphor  sich  durch  die  grüne  Farbe  zu  erkennen  gibt. 

Da  aber  organische  Substanzen  das  Auftreten  der  grünen  Farbe 
verhindern  können,  so  trennt  man  zunächst  den  Phosphor  von  der 
organischen  Substanz  wie  folgt :  Man  bringt  die  Phosphor  enthaltende 
Lösung  oder  das  bei  der  Mitscherlichschen  Methode  erhaltene 
Destillat  in  eine  Gasentwicklungsflasche,  fügt  phosphorfreies  Zink  nnd 
verdünnte  Schwefelsäure  (1:7)  hinzu  und  leitet  das  entwickelte  Gas 
in  eine  neutrale  Silbemitratlösung,  wobei  ein  schwarzer  Niederschlag 
von  Phosphorsilber  entsteht,  der  bei  Anwesenheit  von  Schwefelwasser- 
stoff auch  Schwefelsilber  enthalten  kann.  Diesen  Niederschlag  filtriert 
man  ab,  wäscht  ihn  mit  Wasser  gut  aus  und  bringt  ihn  dann  in 
den  Blondlot- Apparat,  Fig.  24.  In  der  ca.  500  ccm  fassen- 
den Woulfeschen  Flasche  W  entwickelt  man  mittels  phosphor- 
freien Zinks  und  verdünnter  Schwefelsäure  (1:7)  Wasserstoff.  Nach- 
dem die  Luft  aus  dem  Apparat  völlig  ausgetrieben  ist,  schließt  man 
den  Schraubenquetschhahn  a,  wobei  die  Säure  in  den  Behälter  T  (eine 
Flasche  mit  abgesprengtem  Boden)  emporsteigt.  Nun  öflfnet  man  a  so 
weit,  daß  ein  mäßiger  Gasstrom  aus  der  Kaliglasröhre  mit  Platinspitze') 
strömt  und  beim  Anzünden  eine  nicht  zu  große  Flamme  gibt. 

Wenn  die  Flamme  im  Dunkeln,  beim  Hineinhalten  einer 
Porzellanschale,  kein  grünes  Leuchten  gibt,  so  ist  der  Wasserstoff 
phosphorfrei  und  man  kann  zur  eigentlichen  Untersuchung 
schreiten.  Man  spült  den  schwarzen  Silbemiederschlag  durch  den 
Behälter  T  vollständig  in  den  Gasentwickler  W.  Enthält  der  Nieder- 
schlag Phosphor,  so  leuchtet  der  Flammenkem  deutlich  grün,  ganz 
besonders  wenn  man  eine  Porzellanschale  in  die  Flamme  hält.  Etwa 
mitgeftihrter  Schwefelwasserstoff  wird  von  den  im  U-Rohr  U  befind- 

>)  L.  Dasart,  Compt.rend.  43  (1856),  S.  1126,  nndBIondlot,  Joam. 
de  Phann.  et  de  Chim.  [3]  40  (1854),  S.  25. 

')  Man  verwendet  hieza  eine  LöthrOhrspitze,  oder  noch  besser  ein  ca 
einem  Zylindercfaen  zusammen  gerolltes  Platinblech. 


—    341     — 

lieben,  mit  koazeutrierter  KaliUiige  getrttaktea  BimsateiastUcken  zn- 
rUckgehalten. 

Da  sowohl  die  Mltscfaerlichache  als  auch  die  Blondlot- 
Dassrtsche  Methode  aufier  weiBem  Phosphor  noch  Fhos- 
phorsnlfUr  anzeigen,  so  war  es  wichtig,  eine  Methode  anafindig  zu 


Fig.  24. 

machen,  nach  der  weifier  Phosphor  auch  bei  Gegenwart  von  Phos- 
phorsulfllr  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden  kann.  R,  Schenk 
Qnd  E.  Schar  ff)  benutzen  die  Eigenschaft  des  weißen  Phosphors, 
die  Lnft  zu  ionisieren,  was  Phosphorsulftlr,  selbst  wenn  es  leuchtet, 
nicht  tut,  nm  den  weißen  I'hosphor  nachzuweisen.  Sie  verwenden 
hiezu  den  Elster-Geitelschen  Apparat. 

Für  NHheres  verweise  ich  auf  die  Originalarbeit.') 


Thioschwetelsäure  SO. 


SH 
-OH 


Uiese  sehr  unbeständige  SHure  zerßUlt  in  verddnnter  wässeriger 
IjOsnng  bald  in  schweflige  Sänre  und  Schwefel: 
H,8,03  =  HjSO3  +  8 

Versetzt    man    die     wässerige    LOsnng    eines    Thiosnlfates    mit 
verdünnter  Salz-  oder    SchwefelsHure,    so    bleibt    die    LOsong    kurze 

>)  B.  SohsDk  and  E.  Scharfr,  B.  B.  1906,  S.  1622. 


—    342    — 

Zeit  klar,  trübt  sich  aber  bald  unter  Abscheidung  von  Schwefel 
der  sich  durch  die  gelbe  Farbe  auszeichnet.  (Meistens  ist  der 
durch  Fällung  erhaltene  Schwefel  weiß.) 

Beständiger  als  die  Thioschwefelsäure  sind  ihre  Salze,  die  Thio- 
Sulfate. 

Bildung:  der  Thiosnlfate. 

1.  Durch  Kochen  von  Schwefel  mit  Alkali-  oder 
Erdalkalihydroxyd: 

4  S  +  6  NaOH  =  2  Na^S  +  Na^S^Oj  +  3  H^O 

Diese  Eeaktion  ist  das  Analogon  derjenigen,  bei  welcher  Chlor 
(Brom,  Jod)  und  Phosphor  auf  Hydroxyde  einwirken  unter  Bildung 
von  Chlorid  und  Hypochlorit,  Phosphid  (Phosphorwasser- 
stoff) und  Hypophosphit  (vgl.  Seite  258  und  304). 

2.  Durch  Kochen  von  Sulfiten  mit  Schwefel: 

Na,SO,  +  S  =  Na,S,0, 

3.  Durch  Behandeln  von  Alkalipolysulfiden  mit 
Alkalisulfit  in  der  Kälte: 

Na,S,  +  4  Na,S03  =  ^  Na^S.O«  +  Na,S 

4.  Durch  Oxydation  von  Polysulfiden: 

2  Na^Sj  +  3  O3  =  2  Na^S^Oj 

Diese  Keaktion  verläuft  beim  Kochen  der  Lösungen  von 
Polysulfiden  an  der  Luft,  ebenso  bei  längerem  Stehenlassen.  Gelbes 
Schwefelammonium  wird  unter  Schwefelabscheidung  beim  Stehen  an 
der  Luft  in  Ammoniumthiosulfat  verwandelt. 

Die  Thiosulfate  sind  in  wässeriger  LOsung,  bei  Abwesenheit 
von  Kohlensäure,  recht  gut  haltbar.  Bei  Gegenwart  von  Kohlen- 
säure werden  sie  allmählich  unter  Abscheidung  von  Schwefel  zersetzt. 

Das  wichtigste  Handelssalz  ist  das  Natriumthiosul&t  (Na^S^Oj 
+  5  H,0). 

Löslichkeits Verhältnisse.  Die  Thiosulfate  der  Alkalien, 
des  Zinks  und  des  Kadmiums  sind  in  Wasser  leicht,  die  Übrigen 
schwer  löslich;  viele  lösen  sich  im  Überschuß  von  Alkalithiosulfat 
unter  Bildung  von  komplexen  Salzen. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Natriumthiosulfat. 

1.  Schwefelsaure.  Sowohl  verdünnte  als  konzentrierte  Schwefel- 
säure zersetzt  Thiosulfate  unter  Abscheidung  von  gelbem  Schwefel. 

2.  Silbernitrat  erzeugt  eine  weiße  Fällung,  welche  rasch 
gelb,  braun  und  zuletzt  schwarz  wird,  indem  sich  Schwefelsilber 
abscheidet : 


—    343    — 

Na,SjO,  +  2  AgNO,  =  2  NaNO,  +  Ag,S,0, 
und     AggSjO,  +  Hs,0  =  H^SO^  +  Ag,S 

Das  Silberthiosulfat  ist  im  Überschuß  des  FäUungsmittels 
lOslich.     Es  bildet  sich  zunKchst  das  schwer  lOsliche  NafAgS^O,]: 

AggSjO,  +  Na,S,0,  =  2  Na[AgS,03] 

welches  sich  in  mehr  Natriumthiosiilfat,  unter  Bildung  des  loslichen, 
komplexen  Salzes  [Ag2(S203)3]Na^  leicht  löst: 

2  [AgS,0,]Na  +  Na,S,Oj  =  [Ag,(S,03),]Na, 

Durch  Kochen  der  Lösung  scheidet  sich  Schwefelsilher  aus: 
2  Na[AgS,0,]  =  Na,SO,  -}-  SO,  +  8  +  Ag,8  >) 

Wie  das  Silber,  so  spalten  sich  yiele  andere  Metalle,  vor- 
züglich die  der  H^S-Gruppe,  als  Sulfid  aus  dem  Thiosulfat  ab.  So 
werden  Blei-,  Merkuro-  und  Zinnsalze  in  der  Hitze  leicht  in  Sulfide 
verwandelt.  *) 

3.  Barynmchlorid  im  Überschuß  erzeugt  eine  weiße,  kristalli- 
nische Fällung  von  Baryumthiosulfat,  ^)  das  in  kaltem  Wasser  schwer 
(480  Teile  Wasser  von  18<*  C  lösen  1  Teil  BaSjjOg),  in  heißem 
leicht  löslich  ist. 

4.  Strontiumchlorid  erzeugt  nur  aus  konzentrierten  Lösungen 
eine  weiße  kristallinische  Fällung,  die .  in  Wasser  leicht  löslich  ist. 
(3-7  Teile  Wasser  von  18«  C  lösen  1  Teil  SrS^Og). 

5.  Blciacetat  fUUt  weißes  Bleithiosulfat,  löslich  im  Überschuß 
von  Alkali  thiosulfat.  Beim  Kochen  entsteht  ein  voluminöser  Nieder- 
schlag, bestehend  aus  Bleisulfid  und  Bleisulfat. 

6.  Jodlosnng  wird  von  Thiosulfatlösungen  entfkrbt: 

2  Na^jSjOj  +  Jg  =  2  NaJ  +  Na^S^O« 

NatriumtetrathioDat 

Elektrochemisch  erklärt  sich  diese  Reaktion  wie  folgt: 

2S,Ö3+J,=S,Ö<,+J4-J 

Die  negativen  Anionen  (S^Og)  Übertragen  der  unelektrischen 
Jodmolekel  je  eine  negative  Ladung,  wodurch  diese  in  Ionen  über- 
geftihrt  werden,  während  je  zwei  SgOjj -Reste  zusammentreten  unter 
Bildung  von  S^Og -Ionen. 


^)  Löst  man  Silberchlorid  in  NatriumthiosalfatlÖBang  auf,  so  findet 
in  der  Kalte  keine  Ansscheidang  von  Siibersnlfid  statt  und  in  der  Wärme  nnr 
sehr  langsam,  wenn  ein  großer  Überschuß  von  NatrinmthioBulfat  zugegen  ist. 
Verdünnt  man  aber  die  Lösung  stark  mit  Wasser,  so  scheidet  sich  beim  Kochen 
reichlich  Ag2S  ab. 

'•)  Zeitschrift  für  anorg.  Ch.  XXVIH,  S.  223  (1902). 

')  Beiben  der  Geftßwände  beschleunigt  das  Entstehen  des  Niederschlages. 


—    344    — 

Ganz  anders  als  Jod  wirken  Chlor  und  Brom'),  wenn 
sie  im  Überschuß  Torhanden  sind,  auf  Thiosnl&te  ein.  Leitet  man 
Chlor  (oder  Brom)  in  eine  wttsserige  NatrinmthiosnlfatlOsung  ein,  so 
findet  eine  reichliche  Ausscheidung  von  Schwefel  statt,  die  beim 
weiteren  Einleiten  verschwindet: 

Na^SjOg  +  HgO  +  Clg  =  2  NaCl  +  H^SO^  +  8 
und  8  +  4I^O  +  3Cl2  =  6HCl  +  H2804 

Ähnlich  wie  das  Jod  wirken  andere  schwache  Oxydations- 
mittel auf  Thiosulfate  ein;  so  erzeugt 

7.  Femchlorid  in  NatriumthiosulfatlOsungen  zunächst  eine 
dunkelviolette  Färbung  (vielleicht  Ferrithiosul£Eit),  welche  nach  einiger 
Zeit  verschwindet  unter  Hinterlassung  einer  farblosen  Lösung.  Die 
Lösung  enthält  dann  Ferrochlorid  und  Natriumtetrathionat : 

2  Na^SgOs  +  2  FeClj  =  2  NaCl  +  2  FeCl^  +  Na^S^O^ 
Ähnlich  wie  das  Ferrichlorid  wirken: 

8.  Caprisalze,  die  zu  farblosen  Cuprosalzen  reduziert  werden, 
ebenfalls  unter  Bildung  von  Natriumtetrathionat: 

2  Na^SjjOg  -f  2  CuSO^  =  Na^SO^  +  Cu^SO^  ^-  Na^^S^Oß 

Das  unbeständige  Cuprosulfat  wirkt  sofort  auf  mehr  Thiosulfat 
ein  unter  Bildung  von  Natriumcuprothiosulfat: 

ChijSO,  +  2  Na,S,0,  =  Na^SO^  +  [Cu,(8,0,),]Na, 

Versetzt  man  die  farblose  Lösung  des  Cuprosalzes  mit 
Kalilauge,  so  entsteht  manchmal  sofort,  oft  aber  erst  nach  einigem 
Stehen,  rasch  beim  Erhitzen,  gelbes  Cuprohydroxyd,  das  beim 
Kochen  dunkler  wird. 

Säuert  man  die  Lösung  an  und  kocht,  so  scheidet  sich  schwarzes 
Cuprosulfid  aus. 

Auch  gibt  die  farblose  Lösung  des  Cuprosalzes  mit  Ferrocyan- 
kalium  eine  fast  weiße  (meist  schwach  hellrötliche)  Fällung  von  Cupro- 
ferrocyanid. 

9.  Naszierender  Wasserstoff  (Zink  und  Salzsäure)  entwickelt 
Schwefelwasserstoff. 

10.  Zink  salze  erzeugen  keine  Fällung  (Unterschied  von  Sulfiden). 

11.  Zinksnlfat  und  Nitropnssidnatriiun  erzeugen  keine  Rötung 
(Unterschied  von  Sulfiten). 

12.  Cyankalium.^)  Kocht  man  eine  Lösung  eines  Thiosnlfates 
mit  Cyankalium  und  Natronlauge,  so  wird  das  Thiosulfat  in  Sulfit 
unter  Bildung  von  Alkalirhodanid  übergeftlhrt : 

1)  Vergl.  Seite  270. 

')  V.  Pech  mann  und  Manck,  B.  B.  28  (1895),  S.  2374j  fenier 
A.  Gutmann,  Z.  für  analyt.  Ch.  46  (1907),  S.  486. 


—    345    — 

Na^S^Oj  +  KCN  =  N14SO3  +  KONS 

Säaert  man  die  LOsung  mit  Salzsäure  an  nnd  versetzt  mit  Ferri- 
chlorid,  so  entsteht  das  blutrote  Ferrirhodanid.  (Unterschied 
von  Sulfiten.) 

Nachweis  der  schwefligeii  Säure  und  Thioschwefelsänre  neben 

Schwefelwasserstoff. 

Die  drei  Säuren  seien  als  Alkalisalze  in  LOsung 
vorhanden.  Man  versetzt  die  mäfiig  konzentrierte  LOsung  mit 
Kadmiumkarbonat,  schüttelt  und  filtriert  das  entstandene  Kadmium- 
sulfid ab.  Das  Filtrat  versetzt  man  mit  StrontiumnitratlOsung 
und  läßt  über  Nacht  stehen,  filtriert  das  ausgeschiedene  Strontium- 
sulfit ab  und  wäscht  mit  wenig  kaltem  Wasser  aus.  Übergießt 
man  das  Strontiumsulfit  auf  dem  Filter  mit  verdünnter  Salzsäure, 
so  geht  schweflige  Säure  in  Lösung,  welche  durch  die  Entfärbung 
von  JodlOsung  erkannt  wird.  Im  Filtrat  von  Strontiumsulfit  be- 
findet sich  das  Thiosulfat,  das  durch  Ansäuern  mit  Salzsäure  und 
Erhitzen   an  dem    ausgeschiedenen    Schwefel   erkannt  wird. 

LOslichkeit  der  Sulfite  und  Thiosulfate  der  alka- 
lischen Erden  in  Wasser  nach  Autenrieth  und  Wind- 
aus.*) 

Sulfit         Thiosulfat 

Calcium       1:800  1:2 

Strontium   1:30000  1:3-7 

Barynm        1  :  46000  1  :  480 

Für   einen    weiteren    Nachweis    der    schwefligen    Säure    neben 
Thioschwefelsänre   vergl.  E.  Votocek,    B.  B.  40  (1907),    S.  414. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Beim  Erhitzen  der  Thiosulfate  der  Alkalien  bei  Luftabschluß 
entstehen  Sulfat  und  Polysulfid,  das  in  Sulfid  und 
Schwefel  zerfiQlt: 


SO3 


Na,S 
Na^S 
NnjS 

nVss^ooo 


SO3         =  3  Na,SO,  +  Na^S^ 
SO. 


3 


und  Na,S5=N«,S  +  4S 

Führt  man  diese  Reaktion  im  Glührohr  aus,  so  erhält  man  ein 
Sublimat  von  Schwefel  (Unterschied  von  Sulfiten);  der  Rückstand 
entwickelt  auf  Zusatz  von  Säure  Schwefelwasserstoff. 


^)  Vergl.  Zeitschrift  für  analyt.  Chemie,  1898,  S.  296. 


—     346 


Gruppe  V. 

Silbemitrat  erzeugt  weder  in  saurer  noch  in  neutraler  LOsung 
eine  Fällung. 

Barynrnchlorid  ebenso. 

Salpetersäure  HNOg. 

Vorkommen.  In  kleineren  Mengen  findet  sich  die  Salpeter- 
säure als  Nitrat  überall  in  der  Natur;  so  als  Ammonsalz  in  der 
Atmosphäre  und  in  der  Ackererde,  als  Calciumsalz  in  alten  Mauern ; 
in  großen  Mengen  in  einigen  regenlosen  Gegenden,  wie  in  Chile  als 
Chili-  oder  Natronsalpeter. 

Die  Salpetersäure  ist  das  Endprodukt  der  Oxydation  des 
Ammoniaks;  sie  findet  sich  daher  überall  dort,  wo  sich  durch 
Fäulnis  stickstoffhaltiger,  organischer  Substanzen  Ammoniak  bildet. 
Unter  Mitwirkung  von  Mikroorganismen  (Monas  nitrificans,  nach 
Winogradsky)  wird  das  Ammoniak  zuerst  in  salpetrige  Säure: 

2  NH3  4-  3  O2  =  2  HjjO  -{-  2  HNO3 

und  durch  weitere  Oxydation  in  Salpetersäure  verwandelt: 

2  HNO2  +  Oj  =  2  HNO3 

Eigenschaften.  Die  reine  Salpetersäure  ist  eine  farblose 
Flüssigkeit,  vom  spez.  Gew.  1*54  bei  20®  C.  Sie  beginnt  bei  86®  C 
unter  Zersetzung  zu  sieden  und  spaltet  Anhydrid  ab,  welches  sofort 
in  NO2  und  Sauerstoff  zerfkUt  (braune  Dämpfe).  Durch  das  stetige 
Entweichen  von  N2O5  wird  die  zurückbleibende  Säure  immer  ver- 
dünnter, der  Siedepunkt  immer  höher,  bis  er  bei  120'5®  C  kon- 
stant bleibt;  es  destilliert  von  nun  an  eine  ßS^/^ige  Säure  vom 
spez.  Gew.  1*414  über.  Destilliert  man  eine  verdünntere  Säure,  so 
entweicht  zuerst  Wasser,  der  Siedepunkt  steigt  stetig,  bis  wiederum 
bei  120-5®  C  konstant  siedende  68®/oige  Säure  überdestilliert. 

Die  rote,  rauchende  Salpetersäure  erhält  man  durch 
Einleiten  von  NO^  in  die  farblose  konzentrierte  Säure.  Sie  besitzt 
im  höchstkonzentrierten  Zustande  ein  spez.  Gew.  von  1*55." 

Versetzt  man  sie  mit  Wasser,  so  färbt  sie  sich  grün  und  es 
entweichen  Dämpfe  von  Stickoxyd,  die  sich  an  der  Luft  braun 
förben.  Es  wird  dabei  das  aufgelöste  NO^,  oder  vielmehr  N^O^,  als 
gemischtes  Anhydrid,  zunächst  in  Salpetersäure  und  salpetrige  Säure 
verwandelt : 

N=0         Q_g 

'^0         ^ 


—    347     — 

und  die  salpetrige  Sänre,  infolge  der  Reaktionswärme,  znm  Teil  unter 
Stickoxjdentwicklnng  in  Salpetersäure  übergeführt: 

3  HNOj  =  HjjO  +  HNO3  +  2  NO 
und  NO  4-  0  =  NOj  (braune  Dämpfe). 

Die  Salpetersäure  ist  ein  starkes  Oxydationsmittel  (vergl. 
Seite  4).  Sie  ist  einb^asisch  und  nächst  den  Halogenwasser- 
stoffsäuren die  stärkste  Säure.')  Sie  bildet  beständige  Salze,  die  alle 
in  Wasser  lOslich  sind ;  einige  werden  durch  viel  Wasser  in  basische 
Salze  verwandelt  (siehe  Wismut-  und  Quecksilbersalze),  die  in 
Wasser  unlOslich,  aber  in  Salpetersäure  lOslich  sind. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Da  die  Salpetersäure  keine  unlöslichen  Salze  bildet  ^),  so  kann 
sie  nicht  durch  Fällungsreaktionen  nachgewiesen  werden; 
sämtiiche  Reaktionen  gründen  sich  auf  ihre  oxydierende 
Wirkung . 

Man  muß  dabei  mit  großer  Vorsicht  zu  Werke  gehen,  weil 
andere  oxydierende  Substanzen  ähnliche,  ja  unter  Umständen,  die- 
selben Reaktionen  geben  kennen. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  gibt  keine  Reaktion  (Unterschied 
von  salpetriger  Säure). 

2.  Konzentrierte  Schwefelsaure  entwickelt  beim  Erhitzen  mit 
allen  Nitraten  gelbliche  bis  braune  Dämpfe  (NOg)  von  charakte- 
ristischem, stechendem  Geruch. 

3.  Silbemitrat  und  Baryumchlorid  geben  keine  Fällung. 

4.  Ferrosalze  werden  durch  Salpetersäure  unter  Bildung  von 
Stickoxyd  (NO)  oxydiert.  Geschieht  Äe  Reaktion  in  der  Kälte,  so 
verbindet  sich  das  Stickoxyd  mit  dem  überschüssigen  Ferro- 
salz  unter  Bildung  von  dunkelbraun  gofUrbten,  äußerst  labilen 
Verbindungen  FeX2,  NO.  In  der  Wärme  spalten  sich  diese  Ver- 
bindungen in  Ferrosalz  und  Stickoxyd,  das  entweicht;  die  braune 
Farbe  verschwindet.  Wendet  man  zu  wenig  Ferrosalz  an,  d.  h. 
ist  die  Salpetersäuremenge  mehr  als  genügend,  um  das  Ferrosalz  in 
Fern  salz  zu  verwandeln,  so  wird  die  braune  Färbung  nur  vorüber- 
gehend sichtbar,  weil  das  entstandene  Ferrisalz  keine  Verbindungen 
mit  Stickoxyd  eingeht. 

Die    sich    abspielende    Reaktion    verläuft    nach   der    Gleichung 

6  FeSO^^  +  3  HjjSO^  +  2  HNO3  =  ^  Ye^{SO^)s  +  ^  ^^0  -f-  2  NO 
und  wird  am  besten  wie  folgt  ausgeführt: 

»)  Vergl.  Seite  12. 

'J  Nor  mit  einigen  organischen  Basen  bildet  die  Salpetersäure  anlösliche 
Salsze.  Z.  B.  das  „Nitronnitrat''.  Vergl.  Bd.  II,  4.  Aufl.,  S.  340  und  das 
Cinchonaminnitrat,  Coraft.  vend.  99,  S.  191. 


—    348    — 

Man  lOst  die  aaf  Salpetersäure  zu  prüfende  Substanz  in 
möglichst  wenig  Wasser  im  Eeagensglas,  fügt  eine  kalt  gesättigte 
FerrosnlfatlOsnng  ^)  hinzu,  mischt  und  unterschichtet  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure,  indem  man  das  Beagensglas  neigt  und  die  Schwefel- 
säure sorgfllltig  längs  der  Gefäß wandung  eingießt.  Ist  Salpetersäure 
zugegen,  so  wird  an  der  Berührungszone  beider  Flüssigkeiten  die 
Braunfärbung  deutlich  zum  Vorschein  kommen. 

Salpetrige  Säure  gibt  mit  der  schwach  sauren  Ferro- 
sulfatlOsung  dieselbe  Reaktion  mit  dem  Unterschiede,  daß 
sie  ohne  Zusatz  von  konzentrierter  Schwefelsäure 
eintritt. 

5.  Indig^olosnng  wird  in  der  Wärme  durch  Salpetersäure,  wie 
durch  yiele  andere  Oxydationsmittel  entfärbt. 

6.  Jodkalium  wird  durch  verdünnte,  reine  Salpetersäure  nicht 
zersetzt.  (Unterschied  von  salpetriger  Säure.) 

Versetzt  man  aber  die  LOsung  eines  Nitrates  mit  Jodkalium, 
einigen  Tropfen  Säure  (am  besten  Essigsäure)  und  etwas  Zink,  so 
wird  die  Salpetersäure  rasch  zu  salpetriger  Säure  reduziert,  die  als- 
dann auf  den  Jodwasserstoff  zersetzend  einwirkt;  die  Lösung  färbt 
sich,  infolge  von  ausgeschiedenem  Jod,  gelb.  Durch  Schütteln  der 
Losung  mit  Schwefelkohlenstoff  färbt  sich  letzterer  rotviolett,  ^  (auch 
durch  die  Blauf^bung  von  StärkelOsung  Ifißt  sich  die  Anwesenheit 
des  Jodes  konstatieren). 

Der  Vorgang  wird  durch  folgende  Gleichungen  versinnlicht : 

Zn  +  2  C  H,0,  =  Zn(C,H30,),  -f  H, 

2  HNO3  -f-  2  Hg  =  2  B^O  +  2  HNOg 

2  HNO2  4-2HJ=2HjjO-f2NO  +  Js, 

7.  Diphenylaminreaktion.  (Die  Lungesche  Probe.)  Das  Reagens ') 
wird  bereitet  durch  Auflösen  von  O'b  g  Diphenylamin  in  100  ccin 
reiner,  konzentrierter  Schwefelsäure  mit  Zusatz  von   20  ccm  Wasser. 

Ausführung  der  Probe.     In  ein  Eeagensglas    bringt  man 

')  Die  FerrosalfatlöSTiDg  bereitet  man  durch  Kochen  von  EiBenvitriol 
mit  Wasser.  Dabei  scheidet  sich  meistens  basisches  Ferrisulfkt  ab;  dieses 
brin^  man  darch  Znsatz  von  einigen  Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure  in 
J^sang  and  kühlt  ab. 

^  Wenn  man  das  Jod  mittels  Schwefelkohlenstofif  nachweisen  will,  so 
darf  man  unter  keinen  Umständen  den  Schwefelkohlenstoff  vor  der  Einwir- 
kung des  Zinks  der  sauren  Nitrat- Jodkaliamlösung  zusetzen,  denn  in  diesem 
Falle  findet  meistens  keine  Jodausscheidung  statt,  weil  der  naszierende 
Wasserstoff  zum  Teil  verwendet  wird,  um  den  Schwefelkohlenstoff  in  Thio- 
formaldehjd  and  Schwefelwasserstoff  zu  verwandeln,  welch  letiterer  eventuell 
ausgeschiedenes  Jod  wiederum  in  Jodwasserstoff  verwandelt: 

CS,  +  2  H,  —  CH,S  +  H,S 
H,S  +  2J=2HJ-[-S 

*)  Lunge,  Zeitschrift  für  angew.  Chemie,  1894,  Heft  12. 


—    349    — 

einige  Kubikzentimeter  der  DiphenylaminlOsnng  and  überschichtet 
sorgfältig  mit  der  auf  Salpetersäure  zu  prüfenden  Lösung.  Bei  An- 
wesenheit von  Salpetersäure  entsteht  an  der  Berührungszone  beider 
Flüssigkeiten  nach  wenigen  Minuten  eine  kornblumenblaue 
Färbung. 

Diese  hOchst  empfindliche  Reaktion  ist  leider  keine  spezifische 
auf  Salpetersäure,  denn  sie  tritt  auch  bei  Anwesenheit  Ton  sal- 
petriger Säure,  Chlor-,  Selensäure,  Ferrisalzen  und  vielen 
anderen  Oxydationsmitteln  ein. 

Bei  Abwesenheit  von  Selensäure  und  Ferrisalzen  eignet  sie  sich, 
um  Schwefelsäure  auf  einen  etwaigen  Gehalt  an  Stickstoffsäuren  zu 
prüfen.  In  diesem  Falle  bringt  man  die  zu  prüfende  konzentrierte 
Schwefelsäure  zuerst  ins  Reagensglas  und  überschichtet  mit  der  spe- 
zifisch leichteren  DiphenylaminlOsung.  Bei  Anwendung  von  1  ccfn 
einer  Säure,  die  Yso  ^^9  Stickstoff  im  Liter  enthält,  tritt  die 
Reaktion  noch  sehr  deutlich  ein. 

8.  Brucinreaktion.  Das  Reagens  ^)  bereitet  man  durch  Lösen 
von  0*2  (7   Brucin  in    100  ccm  konzentrierter,  reiner  Schwefelsäure. 

Ausführung  der  Probe.  Die  auf  Salpetersäure  zu  prüfende 
Lösung  wird  mit  dem  dreifachen  Volumen  konzentrierter, 
reiner  Schwefelsäure  versetzt  und  1  ccm  der  Brucinlösung 
hinzugefügt,  wobei  eine  rote  Färbung  auftritt,  die  schnell  in 
Orange-,  dann  langsamer  in  Zitronen-  oder  Goldgelb  und 
schließlich  in  Grüngelb  übergeht. 

Salpetrige  Säure  gibt  diese  Reaktion  nicht,  vorausgesetzt,  daß 
dieselbe  als  Nitrose  vorliegt,  d.  h.  gelöst  in  konzentrierter  Schwefel- 
säure. Wässerige  Nitritlösungon  geben  beim  Ansäuern 
mit  Schwefelsäure  immer  Salpetersäure  (vergl.  Seite  290) 
in  kleinen  Mengen  und  deshalb  auch  die  Brucin- 
reaktion. 

9.  Zink  in  alkalischer  Losung  reduziert  Nitrate  zu  Ammoniak. 

Kocht  man  eine  Nitratlösung  mit  Zinkstaub  und  einem  Alkali, 
so  findet  eine  reichliche  Ammoniakentwicklung  statt. 

KNO3  -{-  4  Zn  +  7  KOH  =  4  Zn(0K)2  +  2  H^^O  +  NH3 

Viel  schneller  als  Zink  wirkt  die  Devardasche  Legierung  auf 
Zusatz  eines  einzigen  Tropfens  Natronlauge. 

Diese  Reaktion  eignet  sich  vortrefilich,  um  Salpetersäure  neben 
Chlorsäure  nachzuweisen.  (Vergl.  Seite  352.) 


^)  Lun^o,  Zeitschrift  für  angew.  Chemie,  1894,  Heft  12. 


—     360    — 

Xachweisnng^  der  Salpetersäure  neben  salpetriger  Säure. 

Außer  der  Lunge- Lwoffschen,  besitzen  wir  keine 
zuverlässige  qualitative  Methode,  um  kleine  Spuren 
Salpetersäure  neben  größeren  Mengen  salpetriger  Säure  in 
wässeriger  LOsung  nachzuweisen.  Man  hat  eine  Menge 
Methoden  vorgeschlagen,  welche  auf  der  Zerstörung  der  salpetrigen 
Säure  beruhen,  allein  sie  führen  alle  nur  annähernd  zum  Ziel,  weil 
vor  der  Zerstörung  der  salpetrigen  Säure  diese  letztere  zuerst  durch 
eine  Säure  in  Freiheit  gesetzt  wird,  wobei  stets  ein  geringer  Teil 
in  Salpetersäure  übergeht,  welche  dann  nachgewiesen  werden 
kann,  obwohl  ursprünglich  keine  Salpetersäure  zugegen  war. 

Große  Mengen  Salpetersäure  neben  salpetriger  Säure  weist 
man  am  besten  nach  der  Methode  von  Piccini^)  nach,  indem  man  die 
konzentrierte  Lösung  der  Salze  der  beiden  Säuren  mit  einer  konzen- 
trierten Hamstofflösung  versetzt  und  mittels  einer  Pipette  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  unterschichtet.  Dabei  findet  eine  lebhafte 
Stickstofientwicklung  statt,  die  nach  wenigen  Minuten  aufhört: 

CO(NB[j,)jj  +  2  HNOj,  =  CO,  4-  3  HjjO  +  2  N, 

Harnstoff 

Hat  die  Gasentwicklung  aufgehört,  so  weist  man  die  Salpeter- 
säure mittels  der  Diphenylaminreaktion  nach. 

Bemerkung.  Bei  der  Zerstörung  der  salpetrigen  Säure  mit 
Harnstoff,  verläuft  die  Reaktion  nicht  so  schnell,  als 
daß  sich  nicht  Spuren  von  Salpetersäure  nach  der 
folgenden  Gleichung  bildeten: 

3  HNO,  =  H,0  +  HNO3  +  2  NO 

Mit  dem  entweichenden  Stickstoff')  kann  man  immer  ganz 
deutlich  die  salpetrigen  Dämpfe  riechen,  oft  durch  Jodkaliumstärke- 
papier erkennen  und  in  der  Lösung  die  gebildete  Salpetersäure 
mittels  der  Lunge  sehen  Diphenylaminprobe  nach- 
weisen. Auch  durch  stundenlanges  Kochen  einer  Alkalinitrit- 
lösung mit  neutraler  Salmiaklösung  wird  die  salpetrige  Säure  zerstört; 
dabei  bilden  sich  aber  stets  nachweisbare  Mengen 
Salpetersäure.  ^) 

Tritt  also  die  Diphenylaminreaktion  sehr  intensiv,  nach 
Zerstörung  der  vorhandenen  salpetrigen  Säure  mit  Harnstoff  auf, 
so  kann  man  auf  Anwesenheit  von  Salpetersäure  schließen;  tritt 
aber    die    Reaktion    nur    schwach    auf,    so  darf    man   nicht    auf 


? 


ZeitBchrift  für  anal.  Chemie.  XIX,  354. 

Sogar    bei   0®  C  und   im    Kohlendioxjdiitrom    findet    diese   Reaktion 
merklich  statt. 

*)  Durch  Eindampfen  mit  Ammonkarbonat    geht  die    Zersetzung   kanm 
von  statten. 


—    361    — 

Anwesenlieit   der  Salpetersäure    schließen,    weil    bei    der    Zerstörung 
der  salpetrigen  Säure  stets  Salpetersäure  gebildet  wird. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Durch  Glühen  von  Nitraten  der  Alkalien  werden  dieselben 
unter  Abgabe  von  Sauerstoff  in  Nitrit  verwandelt,  das  durch  stärkeres 
Glühen  in  Oxyd  übergeht: 

2  KNO3  =  2  KNO,  -f  Og 
4  KNOg  =  2  K3O  +  4  NO  -(-  0^ 

Alle  Nitrate  verpuffen  beim  Erhitzen  auf  der  Kohle.  Unter 
Verpuffung  versteht  man  nicht  etwa  eine  Explosion  oder  ein  Fort- 
springen der  Substanz  infolge  einer  Dekrepitation,  sondern  eine 
rasche  Verbrennung  der  Kohle,  bedingt  durch  den  entwickelten 
Sauerstoff. 

CUorsänre  HCIO3. 

Die  freie  Chlorsäure  ist  hOchst  unbeständig  und  zerfällt  schon 
bei  40®  C  unter.  Abgabe  von  Chlor  und  Sauerstoff  und  Bildung 
von  Perchlorsäure: 


HO 
H 


CIO  0=^^  +  2^^^^+^^^^* 


HCIO3 

und  2  CIO2      =  CI2  +  2  0^ 

Die  Salze  der   einbasischen    Chlorsäure,  die    Chlorate,    sind 

recht    beständig    und    alle    leicht    iGslich    in  Wasser.     Sie    werden 

erhalten  durch  Einleiten  von  Chlor  in   heiße,  nicht   zu   konzen- 
trierte Alkalihydroxydlösungen.  ^) 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  setzt  aus  den  Chloraten  die 
Chlorsäure  in  Freiheit,  die,  wie  oben  angegeben,  nach  und  nach 
unter  Abspaltung  von  Chlor  und  Sauerstoff  in  Perchlorsäure  über- 
geht. Die  Losung  wirkt  daher  bleichend,  2)  besonders  leicht  in  der 
Wärme.  Die  neutralen  Salze  bleichen  nicht.  (Unterschied  von  Hypo- 
chloriten.) 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  setzt  aus  allen  Chloraten 
grüngelbes  Chlordioxyd  frei,  das  bei  geringem  Erwärmen  auf  das 
heftigste  explodiert: 

3  KCIO3  +  3  H^SO^  =  3  KHSO^  -f  HCIO^  +  2  CIO,  +  H,0 

»)  F.  Winteler,  Zeitschrift  f.  anorg.  Ch.  38  (1902),  S.  188. 

*)  Die  Lösang  färbt  Jodkaliamst&rke  blau,  und  zwar  um  so  rascher  je 
mehr  Schwefelsäure  und  Chlorsäure  vorhanden  sind.  Bei  sehr  großer  Verdün- 
nung bleibt  die  Reaktion  lange  aus. 


—    352    — 

3.  Silbemitrat  und  Barynnichlorid  geben  keine  Fällung. 

4.  Xaszierender  Wasserstoff  redaziert  Chlorate  in  saurer, 
alkalischer  und  in  neutraler  Lösung  zu  Chloriden. 

Die  Eeduktion  in  saurer  LGsung  nimmt  man  mit  Zink  und 
verdünnter  Schwefelsäure  oder  mit  schwefliger  Säure  vor: 

HClOg  +  3  SO,  +  3  H3O  =  3  H2SO4  +  HCl 

In  alkalischer  oder  neutraler  LOsung  ^)  geschieht  die  Reduktion 
durch  Kochen  mit  Zinkstaub  oder  weit  besser  mit  der  Deyardaschen 
Legierung  (Seite  6): 

KCIO3  +  3  Zn  +  3  HgO  =  3  Zn(OH)g  +  KCl 

Filtriert  man  vom  Zinkstaub  (oder  vom  Kupfer,  bei  Anwen- 
dung der  Devardaschen  Legierung)  ab,  säuert  mit  Salpetersäure  an^) 
und  versetzt  ndt  Silbemitrat,  so  entsteht  die  charakteristische  käsige 
Fällung  des  Silberchlorids. 

5.  Konzentrierte  Salzsäure  zersetzt  alle  Chlorate  unter  Chlor- 
entwicklung : 

KCIO3  -f  6  HCl  =  KCl  +  3  H^O  +  3  Clj») 

6.  Ferrosalze.  Durch  Kochen  von  Chloraten  mit  Ferrosalzen, 
bei  Gegenwart  von  verdünnter  Schwefelsäure,  findet  rasch  vollständige 
Reduktion  zu  Chlorid  statt: 

KCIO3  +  3  HjjSO^  4-  6  FeSO^  =  3  H^O  +  KCl  -f  3  Fe/SOJj 
(Unterschied  von  Perchlorsäure). 

7.  Diphenylamin  wie  bei  Salpetersäure. 

Nachweis  von  Chlorwasserstoffsänre,  Salpetersäure  und  Chlor^ 

säure  nebeneinander. 

I.  Man  konstatiert  zunächst  die  Anwesenheit  der  Chlorwasscrstoff- 
säure  durch  Fällung  eines  kleinen  Teiles  der  Lösung  ndt  Silber- 
nitrat; eine  weiße  Fällung  von  Chlorsilber  zeigt  die  Chlor- 
wasserstoff säure  an.  Den  Best  der  Lösung  versetzt  man  mit 
Silbersulfat,  bis  keine  weitere  Fällung  von  Chlorsilber  erfolgt  und 
filtriert.  Das  Filtrat  kocht  man  mit  etwas  Kalilauge,  um  etwa  vor- 
handenes Ammoniak  zu  vertreiben,  versetzt  mit  ein  wenig  Devarda- 


')  In  Deatraler  Lösung  findet  die  Redaktion  nnr  sehr  langsam  statt 
')  Beim  Ansäaren  des  Filtrates  mit  Salpeters&ore  entsteht  zan&chst  eine 

starke  Fällang  (Za(OH),  und  A1(0H},),  die  darch  mehr  S&are  klar  gelöst  wird. 
')  Diese   Gleichung  ist  nicht   ganz   richtig,  denn  dem  Chlor   ist   stets 

Chlordioxjd  beigemengt ;  die  richtige  Zersetzangsgleichnng  ist  die  folgende : 
4  KClOs  + 12  HCl  =  4  KCl  4-  6  H,0  -^  9  Cl  +  3  CIO, 


—    353    — 

scher  Legierung  und  kocht;  Salpetersäure  gibt  sich  durch 
Ammoniakentwicklung  zu  erkennen.  Man  filtriert  Tom  Kupfer 
etc.  ab,  säuert  das  Filtrat  mit  Salpetersäure  an  und  versetzt  mit 
Silbernitrat.  Eine  Fällung  von  Chlorsilber  zeigt  die  Anwesen- 
heit von  Chlorsäure  an. 

n.  Man  prüft  in  einer  Probe  der  Lösung  durch  Zusatz  von 
überschüssigem  Silbemitrat  auf  Chlorwasserstoffsäure,  filtriert 
und  versetzt  das  Filtrat  mit  etwas  verdünnter  schwefliger  Säure, 
wobei  von  neuem  eine  Fällung  von  Chlorsilber  entsteht,  wenn 
Chlorsäure  zugegen  war. 

Eine  zweite  Probe  der  Lösung  prüft  man  wie  oben  mit  der 
Devardaschen  Legierung  auf  Salpetersäure. 

Reaktionen  auf  trockenem  Weg^e. 

Alle  Chlorate  entwickeln  beim  Glühen  Sauerstoff  und  hinter- 
lassen Chlorid.  Durch   Erhitzen  auf  der   Kohle  tritt  Verpuffung  ein. 

Perchlorsänre  (Überchlorsfiure)  HCIO4. 

Die  freie  Perchlorsäure  wird  erhalten  durch  Destillation  des 
Kaliumperchlorates  mit  konzentrierter  Schwefelsäure.  Man  erhält  so 
das  kristallinisch  erstarrende  Hydrat  HCIO4  4"  ^^  ^^^  ^®^°^  ^^' 
hitzen  desselben  auf  110^  C  destilliert  die  wasserfreie,  flüssige,  an 
der  Luft  stark  rauchende  Säure  über,  während  ein  bei  203^  C 
siedendes  öliges  Hydrat  HCIO^  -f-  ^  HgO  zurückbleibt. 

Die  konzentrierte  Säure  ist  höchst  gefllhrlich  und  zersetzt  sich 
oft  von  selbst  unter  Explosion.  In  wässeriger  Lösung  läßt  sie  sich 
ganz  gefahrlos  aufbewahren. 

Die  Salze  der  einbasischen  Perchlorsäure,  die  Perchlorate,  sind 
außerordentlich  beständig. 

Das  Kaliumsalz  wird  aus  Kaliumchlorat  erhalten.  Beim 
Schmelzen  desselben  findet  im  Anfange  eine  lebhafte  Sauerstoff- 
entwicklung statt,  welche  indessen  bald  nachläßt;  die  Schmelze 
wird  dickflüssig  und  besteht  alsdann  aus  Chlorkalium  und  Kalium- 
Perchlorat  2  KCIO3  =  KCl  +  KCIO^  +  ^2»  welch  letzteres,  wegen 
seiner  geringen  Löslichkeit,  vom  leicht  löslichen  Chlorkalium  durch 
Umkristallisation  getrennt  werden  kann. 

Löslichkei  ts  Verhältnisse.  Alle  Perchlorate  sind  in 
Wasser  löslich. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Die  Perchlorsäure  wird  weder  durch  konzentrierte 
Schwefelsäure  angegriffen,  noch  durch  Zinkstaub,  Devarda- 

Treadwell,  Analytisohe  Ghemie.  I.  Bd.  6   Aufl.  23 


—    354    — 

sehe     Legiernng,     schweflige    Sänre    und    sanre    Feirosalz- 
lOsQngen  zu  Chlorid  reduziert.  (Unterschied  von  Chlorsäure.) 

Kaliumsalze  fallen  weißes,  kristallinisches  KCIO^  (siehe 
Seite  46). 

Silbernitrat   und  Baryumchlorid  geben   keine  Fftllnng. 

Reaktionen  anf  trockenem  We^e. 

Beim  Erhitzen  auf  der  Kohle  verpuffen  die  Perchlorate; 
beim  Schmelzen  entwickeln  sie  Sauerstoff  und  hinterlassen  Chlorid, 
das,  in  Wasser  gelOst,  die  Reaktionen  der  Chlorwasserstofisäure  gibt. 


Perschwefels&ure  (Überschwefelsaare) 


Die  reine  Perschwefelsäure  ist  nicht  bekannt,  wohl  aber  ihre 
Losung  in  Schwefelsäure.  Sie  wurde  zuerst  von  H.  Marshall  i) 
durch  Elektrolyse  von  mäfiig  verdünnter  Schwefelsäure,  unter 
starker  Abkühlung  dargestellt.  Bei  diesem  Vorgänge  wird  die 
Schwefelsäure  gemäß  der  Gleichung: 

HjSO^  _  H  -f  HSO4 

HjSO^  ""  H  4-  HSO^ 
in  Wasserstoff-  und  HSO^ -Ionen  zerlegt,  wovon  je  zwei  der  letzteren 
an  der  Anode  zusammentreten,   unter   Bildung  der  Perschwefelsäure. 
Ganz    analog    wird    das    Ammoniumpersulfat,    das    Ausgangsmaterial 
zur  Darstellung  anderer  Persul&te,  gewonnen. 

Die  wichtigsten  Salze  sind :  das  Ammonium-,  Kalium-  und 
Baryumsalz.  (^H^)2320^,  leicht  lOslich  in  Wasser  und  mono- 
symmetrisch kristallisierend;  K^S^O^,  schwer  lOslich  in  kaltem 
Wasser,  loslicher  in  heißem  Wasser,  wird  durch  rasches  Abkühlen 
der  Losung  in  säulenförmigen  Kristallen  erhalten ;  BaS^^Og  -|-  4  H^O 
entsteht  durch  Verreiben  von  Ammoniumpersulfat  mit  Baryum- 
hydroxyd;  es  ist  ziemlich  leicht  lOslich  in  Wasser. 

Reaktionen. 

Man  verwende  eine  LOsnng  von  Ammoniumper- 
su  Ifat. 

1.  Wasser.  Alle  Persulfate  zerfallen  in  wässeriger  LOsung,  in 
der  Kälte  langsam,  in  der  Hitze  rasch,  in  Sulfat,  freie  Schwefel- 
säure und  Sauerstoff: 


^)  Jonrn.  Chem.  Soc.  69,  S.  771. 


—    355    — 

2  KgSjOg  +  2  HgO  =  4  KHSO^  +  0, 

2  BaSaOg  -f  2  H^O  =  2  BaSO^  +  H^SO^  +  0^ 

Ein  großer  Teil  des  Sauerstoffs  entweicht  als  Ozon,  leicht  am 
Geruch  und  an  der  Bläuung  von  Jodkaliumstärkepapier  zu  erkennen. 
Eine  verdünnte  L(Ssung  von  Ammonpersulfat  zersetzt  sich  hei  ca. 
20^  C  langsam,  ohne  Sauerstoffentwicklung,  indem  dieser  zur  Oxy- 
dation eines  Teiles  des  Sticksto£&  zu   Salpetersäure  verwendet  wird: 

8  (NllJgSgOg  +  6  HgO  =  14  (NIIJHSO^  +  2  H^SO^  +  2  HNO3 

2.  Verdünnte  Schwefelsäure  verhält  sich  wie  Wasser. 

3.  Konzentrierte  Schwefelsäure.  Löst  man  ein  festes  Persulfat 
in  konzentrierter  Schwefelsäure  bei  0^,  so  resultiert  eine  Flüssigkeit 
von  stark  oxydierenden  Eigenschaften.  Man  nennt  das  so  erhaltene 
Gemisch  die  Carosche^)  Säure.  Für  Näheres  über  diese  Säure 
siehe  A.  Baeyers  interessante  Arbeit  B.  B.  XXXIV  (1901),  S.  853. 

4.  Silbemitrat  gibt  schwarzes  Silberperoxyd: 

2  AgNO,  +  KjS^O«  +-2  H,0  =  2  KHSO,  +  2  HNO,  +  Ag,0, 

Versetzt  man  aber  das  Ammoniumpersulfat  in  konzentrierter 
-Losung  mit  Ammoniak  und  ganz  wenig  Silbersalz,  so  findet  eine 
rasche  Stickstoffentwicklung  statt.  Dabei  erhitzt  sich  die  Flüssigkeit 
zum  Sieden.  Es  wird  zuerst  Silberperoxyd  gebildet,  welches  das 
Ammoniak  unter  Freiwerden  des  Stickstoffs  zu  Wasser  oxydiert 
(Katalyse). «) 

5.  Mangan-,  Kobalt-,  Nickel-  und  ßleisalze  werden  auf  Zu- 
satz von  Alkalien  ^)  zu  schwarzen  Peroxyden  oxydiert : 

Mn(OH)^  4-  K^S^O^  +  H^O  =  2  KHSO^  +  HgMnO^  *) 

Durch  diese  letzte  Reaktion  verhält  sich  die  Perschwefelsäure 
genau  wie  Wasserstoffperoxyd.  Sie  unterscheidet  sich  aber  wesent- 
lich von  dieser  Verbindung  dadurch,  daß  sie  Kaliumpermanganat- 
lOsung  nicht  entfkrbt,  daß  sie  mit  Titansulfat  keine  Gelbfärbung  und 
mit  Chromsänre  kein  Chromperoxyd  gibt  (vergl.  Seite  48).  Ferro- 
salze  werden  leicht  zu  Ferrisalzen,  ebenso  Cerosalze  zu  gelb  ge- 
f^bten  Cerisalzen  oxydiert  und  letztere  werden  durch  einen  Über- 
schuß des  Persulfates,  bei  Anwesenheit  von  Schwefelsäure  nicht 
wieder  entfärbt  (Unterschied  von  Wasserstoffperoxyd). 

>)  Zeitschr.  f.  angew.  Ch.  1898,  S.  845. 

*)  Zeitschr.  f.  phys.  Chem.  XXXVII  (1901),  S.  255. 

')  Mangan-  und  Bleisalze  werden  auch  aus  neutralen  und  schwach  sauren 
Losungen  durch  Alkalipersnlfate  quantitativ,  Kobaltsalze  aus  neutraler 
Lösung  unvollständig,  ans  saurer  Lösung  gar  nicht,  und  Nickellösungen  nur 
bei  Gegenwart  von  Alkali  gefällt.  Wasserstoffperoxjd  erzen gt  in  allen  diesen 
Lösungen  nur  bei  Gegenwart  von  Alkalihydroxjdcn  eine  F^nng  von  Perozyd. 

0  Vergl.  aach  Seite  128,  sub.  8. 

23* 


—    356    — 

6.  Baryainchlorid  gibt  in  frisch  bereiteten,  kalten  LOsnngen 
nicht  apfort  eine  Fällung,  wohl  aber  nach  einigem  Stehen;  beim 
Kochen  scheidet  sich  sofort  nnlOsliches  Barjnmsulfat  aus. 

Gruppe  VI. 

Silbernitrat  erieugt  keine  Fällung. 

Barynmchlorid  gibt  weiße,  in  Säuren  fast  unlösliche  Fällungen. 

Schwefelsäure  80482. 

Die  reinste  Schwefelsäure  ist  eine  farblose,  Ölige  Flüssigkeit 
vom  spez.  Gew.  1-8384,  die  bei  niedriger  Temperatur  fest  wird. 
Unterwirft  man  diese  Säure  der  Destillation,  so  wird  sie  stets  zum 
Teil  zersetzt;  dabei  entweichen  schwere,  weiße  Dämpfe  von  SO3 
und  es  destilliert  bei  338**  eine  987o^g6  Säure  über.  Die  gewöhn- 
liche Schwefelsäure  des  Handels  hat  das  spez.  Gew.  1*83 — 1*84 
und  enthält  93  —  96%  ^s^O^.  Sie  ist  häufig  verunreinigt  durch 
Bleisulfat,  Selensäure,  Platin,  Palladium,  arsenige  Säure,  StickstofiT- 
sänren  und  kleine  Mengen  organischer  Substanzen,  weshalb  sie  oft 
bräunlich  gefUrbt  erscheint. 

Die  konzentrierte  Schwefelsäure  ist  sehr  hygroskopisch  und 
wird  daher  zum  Trocknen  von  Gasen  etc.  benutzt. 

Das  Anhydrid  der  Schwefelsäure  (SOg)  löst  sich  in  konzen- 
trierter Schwefelsäure  auf  unter  Bildung  der  Pyroschwefelsäure 
(HgSgO^),  die  bei  gewöhnlicher  Temperatur  fest  ist,  bei  35**  schmilzt 
und  bei  höherer  Temperatur  leicht  SO3  abspaltet;  sie  raucht  stark 
und  heißt  deshalb  auch  rauchende  Schwefelsäure. 

Die  Schwefelsäure  ist  zweibasisch  und  bildet  neutrale 
und  saure  Salze. 

Löslichkeitsverhältnisse  der  Sulfate.  Die  meisten 
Sulfate  sind  löslich  in  Wasser,  schwer  löslich  ist  das  Calcium- 
sulfat,  sehr  schwer  das  Strontium- und  Bleisulfat  und  so  gut 
wie  unlöslich  das  Baryumsulfat.  Außerdem  sind  verschiedene 
basische  Sulfate  (Hg,  Bi,  Cr)  in  Wasser  unlöslich,  lösen  sich  aber 
meist  leicht  nach  Zusatz  von  Säure. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  Schwefelsäure  gibt  selbstverständlich  keine  Reaktion. 

2.  Silberoitrat  erzeugt  in  verdünnter  Lösung  keine  Reaktion, 
in  konzentrierter  Lösung  entsteht  eine  weiße,  kristallinische  Fällung 
(100  Teile  Wasser  lösen  bei  18<^  0'58  Teüe  Salz). 


—    357    — 

3.  Baryamchlorid  fällt  ans  den  verdUnntesten  Losungen  weifies, 
in  Säuren  unlösUches  Baryumsulfat. 

4.  Bleiacetat  fHllt  weißes  Bleisulfat,  lOslich  in  konzentrierter 
Kalilauge,  konzentrierter  Schwefelsäure,  Ammonacetat  und  Ammon- 
tartrat  (vergl.  Seite  168),  auch  in  Natriumthiosulfat. 

Um  in  den  unlöslichen  Sulfaten  das  SO^-Ion  nachzuweisen, 
behandelt  man  sie  mit  Soda,  wobei  unlösliches  Karbonat  und  los- 
liches Natriumsulfat  entsteht. 

Bleisulfat  (auch  Calcium-  und  Strontiumsulfat)  wird 
durch  Kochen  mit  SodalOsung  leicht  zersetzt,  Baryumsulfat  auf 
diese  Weise  nur  sehr  unvollständig,  leicht  dagegen  durch  Schmelzen 
mit  der  vierfachen  Sodamenge  (vergl.  Seite  68). 

Durch  naszierenden  Wasserstoff  (Zink  und  Säure)  werden 
die  Sulfate  nicht  reduziert. 

Reaktionen  auf  trockeBem  Wege. 

Die  neutralen  Salze  der  Alkalien  schmelzen  schwer,  ohne 
Zersetzung,  die  sauren  Sulfate  der  Alkalien  sehr  leicht  unter  Ab- 
gabe von  Wasser  und  SO3  (vergl.  Seite  86). 

Die  Sulfate  der  alkalischen  Erden  und  des  Bleies  erleiden 
beim  Erhitzen  keine  Zersetzung.  Die  übrigen  Sulfate  werden  mehr 
oder  weniger  stark  zersetzt. 

Alle  Sulfate  geben  beim  Erhitzen  mit  Soda  auf  der  Kohle 
Natriumsulfid,  da«  auf  blankes  Silber  gebracht  und  mit  Wasser 
befeuchtet,    einen   schwarzen  Fleck   von  Silbersulfid   erzeugt:    z.    B. 

o)     CaSO^  4-  Na^COj  =  CaCOg  +  Na^SO^ 

b)  NajjSO^  -f  2  C  =  2  CO2  +  Na^S 

c)  2  Na^S  -f-  4  Ag-f  2  H^O  -f  Ojj  =  4  NaOH  +  2  Ag^S 

Man  nennt  diese  Reaktion  die  Heparreaktion. 

Fluorwasserstoffsäure  HF. 

Vorkommen.  Der  Fluorwasserstoff  kommt  in  der  Natur 
nur  in  Form  von  Fluoriden  vor,  deren  wichtigstes  der  Fluorit 
(CaFjj)  ist,  regulär  kristallisierend,  von  vollkommener  oktaedrischer 
Spaltbarkeit.  Ferner  findet  sich  das  Fluor  in  dem  auf  Grönland 
vorkommenden  K  r  y  0 1  i  t  h  ([AlFßJNa^)  und  in  vielen  Silikaten,  wie 
Topas,  Turmalin,  Lepidolith,  Apophyllit,  Apatit  u.  a.  m. 

Bildung.  Die  Fluorwasserstoffsäure  wird  erhalten,  indem  man 
die  Fluoride  mittels  konzentrierter  Schwefelsäure  in  Platin-  oder 
Bleiretorten  zersetzt: 

CaFj  +  H3SO4  =  CaSO^^  +  2  HF 


—    358    — 

Eigenschaften.  Fluorwasserstoff  ist  bei  Temperaturen  über 
20^  0  ein  farbloses  Gas,  das  sich  durch  Abkühlung  leicht  zu  einer 
bei  19'4*'  C  siedenden,  leicht  beweglichen,  an  der  Luft  rauchenden 
Flüssigkeit  kondensieren  läßt.  Die  Dämpfe  des  Fluorwasserstoffs 
besitzen  einen  stechenden  Geruch  und  sind  außerordentlich  giftig. 
Auf  die  Haut  gebracht,  erzeugt  die  Flusssäure  sehr  schmerzhafte 
Wunden.  Von  Wasser  wird  der  Fluorwasserstoff  sehr  leicht  gelöst. 
Beim  Erhitzen  der  hOchst  konzentrierten,  wässerigen  Fluorwasserstoff- 
säure entweicht  zuerst  Fluorwasserstoffgas,  dann  destilliert  eine 
ca.  36%ige  Säure  über. 

Von  allen  Säuren  unterscheidet  sich  die  Fluorwasserstoffsäure 
durch  ihre  Fähigkeit  Kieselsäure  aufzulösen,  eine  Eigenschaft,  die  in 
der  Technik  zum  Ätzen  von  Glas,  in  der  analytischen  Chemie  zum 
Nachweis  des  Fluors  und  der  Kieselsäure,  und  ebenso  zur  Auf- 
schließung von  Silikaten  dient. 

Wegen  der  leichten  Angreifbarkeit  des  Glases  muß  die  Fluß- 
säure in  Platin-,  Wachs-  oder  Hartgummiflaschen  aufbewahrt  und  in 
Platin-  oder  Bleigefäßen  dargestellt  werden. 

Die  Auflösung  der  Kieselsäure  in  Flußsäure  erfolgt  nach  der 
Gleichung ; 

SiOg  -f  4  HF  =  2  H^O  +  SiF^ 

und  die  Geschwindigkeit  des  Angriffs  ist,  je  nach  dem  Grad  der 
Verteilung  der  Kieselsäure,   sehr  verschieden. 

So  fand  Mackintosh')  bei  der  Einwirkung  von  O^^/giger 
Flußsäure  im  Überschuß  auf  Quarz-  und  Opalpulver,  daß  der  Quarz 
nach  einer  Stunde  l*567o»  ^^^  Opal  dagegen  77'2S^Iq  seines  Ge- 
wichtes verloren  hatte. 

Übergießt  man  gefüllte  und  geglühte  Kieselsäure  mit  starker 
Flußsäure,  so  löst  sie  sich  fast  momentan  unter  Zischen  und  starker 
Erwärmung  auf,  während  Quarzpulver  nur  ganz  allmählich  in 
Lösung  geht. 

Die  meisten  Silikate  stehen  in  Bezug  auf  ihre  Angreifbarkeit 
durch  Flußsäure,  zwischen  der  gefällten  Kieselsäure  und  dem  Quarz, 
doch  gibt  es  eine  Anzahl  Silikate,  die  noch  schwerer  als  Quarz  und 
sogar  einige  die  nur  unvollständig  durch  Flußsäure  aufgeschlossen 
werden. 

Die  Fluorwasserstoffsäure  ist  eine  schwache  einbasische  Säure, 
welche  Lackmus-  rötet  und  Femambukpapier  gelb  fkrbt,  nach  Art 
aller  schwachen  Säuren,  wie  Kohlensäure,  Essigsäure  etc.  Die  Lösung 
der  Alkalifluoride  reagiert  stark  alkalisch. 

Charakteristisch  filr  die  Flußsäure,  ist  ihre  Fähigkeit  sich  mit 
Fluoriden,  unter  Erzeugung  von  sehr  stabilen,    komplexen  Metall- 


^}  J.  B.  Mackintosh,  Chem.  News  54,  S.  102. 


—    369    — 

flnorwasserstoffsänren  zu  verbinden,  ganz  ähnlich  wie  die 
Gyanwasserstoffsänre.  So  kennt  man  entsprechend  dem  Silber- 
kaliumcyanid : 

[Ag(CN),K]  :  [AgF,]H,  [KF,]H,  [NaFg]H  nnd  [(NHJFg]H 
Silberkaliam 
Cyanid 

nnd  entsprechend  der  Ferricjanwasserstoffsflore : 

[Fe(CN)e]H,  :  [FeFe]Na„  [AlFglNa,  u.  a.  m. 

Ferricjanwaaser- 
stoffsAare 

Abweichend  jedoch  von  den  komplexen  Gyanv erbindangen, 
deren  freie  SäDren  entweder  gar  nicht  existieren  oder  höchst  unbe- 
ständig sind,  erweisen  sich  die  entsprechenden  Fluorverbindungen 
als  mehr  oder  weniger  beständig.  Die  Silber fluorwassersto ff- 
säure  [AgFg]H  zersetzt  sich  erst  bei  gelindem  £rhitzen  in  Fluor- 
silber und  Fluorwasserstoff  und  die  entsprechenden  Alkaliverbin- 
dungen erst  beim  Glühen;  sie  eignen  sich  deshalb  vorzüglich  zum 
Aufschließen  von  schwer  zersetzbaren  Silikaten,  Zirkon-  und  Titan- 
mineralien, die  durch  Fluorwasserstoff  nur  unvollständig  aufgeschlossen 
werden. 

LOslichkeitsverhältnisse.  Die  Fluoride  der  Alkalien, 
des  Silbers,  Aluminiums,  Zinns  und  des  Quecksilbers  sind  in  Wasser 
löslich.  Unlöslich  sind,  oder  wenigstens  sehr  schwer  löslich,  die 
Fluoride  der  alkalischen  Erden,  des  Bleies,  Kupfers  und 
Zinks. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  für  die  Reaktionen  1,  2  nnd  3  ge- 
pulvertes Fluorcalcium  und  für  die  Reaktionen  4,  5,  6 
und  7  eine  Lösung  von  Fluornatrium. 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  wirkt  nur  wenig  ein. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure  reagiert  leicht  in  der  Wärme 
unter  Entwicklung  von  Fluorwasserstoff: 

CaF^  -f  HjjSO^  =  CaSO^  +  2  HF 

Wird  diese  Reaktion  im  Reagensglas  vorgenommen,  so  greift 
der  Fluorwasserstoff  das  Glas  an  unter  Bildung  von  flüchtigem 
Fluorsilicium  und  kieselfluorwasserstofisauren  Salzen,  die  aber 
durch  die  konzentrierte  Schwefelsäure  in  Sulfat,  Fluorwasserstoff  und 
Fluorsilicium  zersetzt  werden: 

NajCaSißOi^  +  28  HF  =  14  H^O  +  Na^SiFg  -f  CaSiF,,  -|-  4  SiF^ 
Natronglas 


und  Na^SiFß 


HgSO^  =  Na^SO^ 


CaSiFg  +  HjjSO^  =    CaSO^  +  2  HF -f  SiF^ 


2  HF  -|-  SiF^ 


—    360    — 

Das  bei  diesen  Beaktionen  entstehende  Flnorsiliciam  ist  ein 
farbloses,  stechend  riechendes  Gas,  das  dnrch  Wasser  in  Kieselsäure 
(Gallerte)  und  Flnorwasserstofisäure  gespalten  wird: 

1)  SiF^  +  4  HgO  =  Si(OH)^  +  4  HF 

Flnorsilicium  aber  verbindet  sich  leicht  mit  Fluorwasserstoff  unter 
Bildung  Ton  Kieselfluorwasserstoffsäure: 

2)  SiF^  +  2  HF  =  [SiFßlHj 

einer  Verbindung,  die  durch  Wasser  nicht  zersetzt  wird.  Es  finden 
demnach  bei  der  Einwirkung  von  SiF^  auf  Wasser  die  in  Gleichung 
1  und  2  dargestellten  Vorgänge  gleichzeitig  statt ;  die  Gesamtreaktion 
ist  daher  * 

3  SiF^  +  4  H,0  =  Si(OH),  +  2  [SiF^lH, 

Erhitzt  man  also  ein  Fluorid  im  Reagensglas  mit  konzentrierter 
Schwefelsäure  und  läßt  die  entweichenden  Dämpfe  auf  Wasser  wirken, 
indem  man  einen  befeuchteten  Glasstab  in  das  Reagensglas  hält,  so 
wird  das  Wasser  am  Glasstab  getrübt.  Man  nennt  diese  Probe  die 
Tetra  fluoridprobe. 

Bemerkung.  Obwohl  die  Tetrafluoridprobe  bei  Anwendung 
größerer  Fluoridmengen  nie  versagt,  so  bleibt  sie  bei  gewissen  fluor- 
haltigen  Mineralen,  wie  Topas,  Turmalin  etc.  aus.  Sie  kann  aber 
auch  bei  reinem  Fluorid  ganz  ausbleiben,  namentlich  wenn  das  Fluorid 
in  geringer  Menge  gemengt  mit  einem  großen  Überschuß  der  leicht 
angreifbaren  Modifikation  der  Kieselsäure  vorliegt,  worauf  K.  Daniel^) 
zuerst  aufmerksam  gemacht  hat.  Das  Versagen  der  Probe  ist  nach 
Daniel  auf  die  Bildung  eines  gegen  Schwefelsäure  sehr  beständigen 
Oxyfluorides,  etwa  von  der  Formel  SiOFg,  zurückzuführen. 

Das  Siliciumtetrafluorid,  das  zuerst  entwickelt  wird,  verbindet 
sich  mit  der  im  Überschuß  vorhandenen  amorphen  Kieselsäure  zu 
Oxyfluorid :  g^p^  _|_  g^Q^  ^  g  g^Qp^ 

nicht  aber  mit  Quarzpulver  oder  Silicatkieselsäure  (Glas)  oder 
wenigstens  äußerst  langsam. 

Führt  man  die  Tetrafluoridprobe  in  einem  Platingefkß  aus,  so 
wird  sie  positiv  ausfallen,  wenn  das  Fluorid  in  relativ  großer 
Menge  neben  geringen  Mengen  amorpher  oder  Silicatkieselsäure  vor- 
handen ist  (größere  Quarzmengen  beeinträchtigen  die  Reaktion  nicht), 
negativ  dagegen  fällt  die  Probe  aus,  wenn  neben  Fluorid  über- 
haupt keine  Kieselsäure  oder  merkwürdigerweise,  wenn  neben  Fluorid 
nur  Quarz  vorhanden  ist.  Der  Grund  dieser  Tatsache  liegt  in  der 
schweren  Angreifbarkeit  des  Quarzes  durch  die  Fluorwasserstoffsäure. 

Nach  Daniel  fllhrt  man  die  Tetrafluoridprobe  auf  Fluor  am 
vorteilhaftesten  aus  wie  folgt: 


1)  Zeitsdir.  f.  anoiKan.  Ch.  88  (1904),  S.  299. 


—    361    — 

Die  auf  Fluor  zu  prüfende  Substanz  wird  mit  ungefldir  der  drei- 
fachen Menge  (dem  Vol.  nach)  ausgeglühten  Quarzpulvers  gemischt 
und  dann  in  einem  Eeagensglas  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  zu 
einem  dünnen  Brei  angerührt.  Nun  verschließt  man  das  Reagensglas 
mit  einem  einfach  durchbohrten  Kork  mit  seitlichem  Ausschnitt. 
Durch  die  Bohrung  des  Korkes  geht  ein  unten  verdickter,  mit 
schwarzem  Asphaltlack  bestrichener  Glasstab,  an  dessen  unterem 
Ende  ein  Tropfen  Wasser  hängt.  Man  schiebt  den  Glasstab  so  weit 
in  die  EOhre  hinein,  daß  das  untere  Ende  etwa  um  den  1^/^  fachen 
Rohrchendurchmesser  von  dem  Reaktionsgemisch  entfernt  ist.  Er- 
wärmt man  nun  gelinde  Über  einem  kleinen  Flämmchen,  so  bildet 
sich  fast  momentan  ein  Kranz  von  Si(OH)^  am  Wassertropfen,  der 
sich  gegen  dem  schwarzen  Asphaltlack  schieü-f  abhebt.  In  ROhrchen 
von  1  cm  Durchmesser  lassen  sich  Fluormengen,  entsprechend  1  m(/ 
Fluorcalcium,  in  Rohren  von  O'b  cm  Durchmesser  Fluormengen  ent- 
sprechend O'l  mg  Fluorcalcium  sicher  nachweisen.  Bei  Anwendung 
der  sehr  engen  ROhrchen  führt  man  um  eine  Benetzung  der  Rohr- 
wandung  zu  vermeiden,  die  Schwefelsäure  mittels  kleiner  Kapillar- 
pipetten  ein. 

Enthält  die  Substanz  neben  Florid  noch  viel  amorphe  Kiesel- 
säure oder  liegt  ein  durch  Schwefelsäure  schwer  zersetzbares  Oxy- 
fluorid  (Topas)  vor,  so  versagt  die  Tetrafluoridprobe,  wie  oben  er- 
wähnt.    In  diesen  Fällen  führt  man  die  Ätzprobe  aus. 

3.  Die  Ätzprobe.  Bringt  man  die  auf  Fluor  zu  prüfende 
Substanz  in  einen  Patintiegel  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  und 
bedeckt  mit  einem  Uhrglas,  dessen  konvexe  Seite  mit  einer  dünnen, 
mit  Schriftzügen  versehenen  Wachsschicht  überzogen  ist,  und  erhitzt 
gelinde,  nachdem  man  vorher  etwas  Wasser  in  das  Uhrglas 
gegossen  hat,  damit  die  Wachsschicht  nicht  schmelze,  so  werden  die 
Schriffczüge  in  das  Glas  eingeätzt. 

Handelt  es  sich  um  den  Nachweis  von  Spuren  von  Fluor,  so 
läßt  man  den  Tiegel  mit  dem  Uhrglas  12  Stunden  lang  kalt  stehen 
und  erwärmt  erst  dann  einige  Minuten.  Bei  Anwesenheit  von  nur 
O'OOOS  g  Fluorcalcium  läßt  sich  die  Ätzung  noch  deutlich  erkennen, 
vorausgesetzt,  daß  man  einen  Tiegel  von  passender  Größe  zum 
Versuche  wählt. 

Enthält  das  Fluorid  Kieselsäure,  wie  der  Topas,  Tur- 
mali n  und  andere  Mineralien,  so  versagt  die  Ätzprobe,  weil  das 
Fluor,  wenn  es  überhaupt  entweicht,  in  Form  von  Fluorsüicium 
fortgeht,   welches  Glas  nicht  ätzt. 

Will  man  kleine  Mengen  von  Fluor  in  Silikaten 
nachweisen,  so  scheidet  man  das  Fluor  zuerst  als 
Fluorcalcium  ab  und  führt  mit  letzterem  die  Atz- 
probe aus. 


—    362    — 

Zur  Abscheidung  des  Fluors  als  Fluorcalciam  verfährt  man 
wie  folgt: 

Man  mischt  das  fein  pulverisierte  Silikat  mit  der  6fiachen 
Menge  Soda,  schmilzt  im  Platintiegel,  laugt  die  Schmelze  nach  dem 
Erkalten  mit  Wasser  aus  und  erhält  so  eine  LOsung,  die  alles  Fluor 
als  Fluornatrium  und  die  Kieselsäure  als  Natriumsilikat  enthält. 
Man  scheidet  die  Kieselsäure  ab,  indem  man  die  LOsung  iast  ganz 
mit  Salzsäure  neutralisiert,  mit  viel  Ammonkarbonat  versetzt, 
schwach  erwärmt  und  12  Stunden  stehen  läßt.  Nach  Filtration 
der  Kieselsäure  verdampft  man  die  LOsung  auf  ein  kleines  Volum 
und  fügt  etwas  Phenolphtalein  hinzu,  wodurch  sich  die  LOsung  rot 
färbt.  Nun  setzt  man  Salzsäure  sorgfältig,  unter  beständigem  Um- 
rühren, bis  zur  Entfärbung  hinzu  und  erhitzt  zum  Sieden, 
wobei  die  LOsung  wieder  rot  wird.  Nach  dem  Erkalten  entfärbt 
man  wieder  sorgfältig  mit  Salzsäure  etc.,  bis  nach  dem  Kochen  die 
Lösung   nur   noch   schwach   rosa   gefärbt   wird. 

Nun  setzt  man  Calciumchlorid  hinzu  und  kocht.  Der  ent- 
stehende Niederschlag,  bestehend  aus  Galciumkarbonat  und 
Galciumfluorid,  wird  abfiltriert,  gewaschen,  getrocknet,  im 
Platintiegel  geglüht,  hierauf  mit  verdünnter  Essigsäure  belumdelt, 
zur  Trockene  verdampft,  mit  Wasser  versetzt  und  das  ungelöst 
bleibende  Calciumfluorid  abfiltriert,  getrocknet,  samt  dem  Filter  ver- 
ascht und  mit  dem  erhaltenen  Rückstand  die  Atzprobe  vorgenommen. 

4.  Silbernitrat  erzeugt  aus  löslichen  Fluoriden  keine  Fällung. 

5.  Barynmclilorid  erzeugt  in  neutraler  Lösung  von  Alkali- 
fluoriden  sowie  in  freier  Flußsäure  eine  dicke,  voluminöse  Fällung 
von  Baryomfluorid,  das  in  großen  Mengen  von  Mineralsäure  löslich 
ist.  Übersättigt  man  die  saure  Lösung  mit  Ammoniak,  so  wird 
kein  Baryumfluorid  gefällt,  nicht  einmal  beim  Kochen  der  Lösung, 
weil  das  Baryumfluorid  (wie  das  Calciumfluorid)  in  viel  Ammonsalz 
löslich  ist. 

6.  Calciumchlorid  erzeugt  eine  weiße,  schleimige  Fällung, 
schwer  löslich  in  Salz-  und  Salpetersäure,  fast  unlöslich  in  Essig- 
säure. Das  gefällte  Calciumfluorid  ist  wegen  seiner  schleimigen 
Beschaffenheit  außerordentlich  schwer  zu  filtrieren;  daher  fällt  man 
es  immer  bei  Gegenwart  von  Calciumkarbonat  und  erhält  so  eine 
leicht  filtrierbare  Mischung,  welche  nach  dem  Glühen  und  Behandeln 
mit  Essigsäure  wasserlösliches  Erdalkaliacetat  und  Erdalkalifluorid 
enthält,  das  durch  das  Glühen  dichter  und  leicht  filtrierbar  ge- 
worden ist. 

7.  Ferrichlorid  erzeugt  in  konzentrierten  Lösungen  von  Fluor- 
alkalien weiße,  kristallinische  Niederschläge  von  der  allgemeinen 
Formel  ([FeFgJXg).    Die  Salze,  die  dem  Kryolith  ([AlFßjNa^)   analog 


—    363    — 

sind,  sind  schwer  löslich  in  Wasser.  Die  konzentrierte,  wässerige 
Lösung  dieser  Salze  zeigt  auf  Zusatz  von  Rhodankalium,  die  Eisen- 
reaktion (Seite  105)  nicht,  sondern  erst  auf  Zusatz  von  Mineral- 
sfturen.  Diese  komplexen  Fluoride  werden  durch  Ammoniak  nur 
unvollständig  zersetzt,  indem  sich  basische  Fluoride  abscheiden. 

Anfschließimg  von  unlöslichen  Fluoriden. 

a)  Fluorcalcium  läßt  sich  durch  Schmelzen  mit  Natriumkarbonat 
nicht  vollständig  aufschließen.  Der  wässerige  Auszug  der  Schmelze 
enthält  zwar  immer  beträchtliche  Mengen  Fluor,  aber  nie  die 
Gesamtmenge  desselben.  Mischt  man  aber  das  Fluorid 
mit  Kieselsäure^)  oder  einem  Silikat,  so  findet  vollständige 
Zersetzung  statt.  Laugt  man  die  Schmelze  mit  Wasser  aus,  so 
gehen  Fluornatrium  und  Natriumsilikat  in  Lösung,  während 
das  Calcium  als  Karbonat  ungelöst  zurückbleibt  und  durch  Behan- 
deln mit  Salzsäure  leicht  in  Lösung  gebracht  werden  kann. 

b)  Die  Fluoride  werden  alle  leicht  durqh  Abrauchen  mit 
konzentrierter  Schwefelsäure  in  Sulfate  übergeftlhrt,  die 
man,  wie  unter  Schwefelsäure  angegeben,  weiter  auf  Basen 
untersucht. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  meisten  Fluoride  bleiben  beim  Erhitzen  unverändert.  Er- 
hitzt man  sie  an  feuchter  Luft,  so  geben  sie  bei  Gegenwart  von 
Kieselsäure  den  Fluorwasserstoff  mehr  oder  weniger   vollständig  ab: 

CaFg  -f  H^O  -f  SiOg  =  CaSiOa  +  2  HF. 

Die  sauren  Fluoride  entwickeln  beim  Erhitzen  leicht  Fluor- 
wasserstoff, daher  werden  die  Reagensgläser,  worin  das  Erhitzen  vor- 
genommen wird,  stark  geätzt. 

Kieselfluorwasserstoffsäure  HsSiFe- 

Wie  wir  Seite  360  sahen,  bildet  sich  diese  Säure  bei  der  Ein- 
wirkung von  Fluorsilicium  auf  Wasser: 

3  SiF^  -f.  4  HjO  =  2  HgSiFg  +  Si(0H)4 

Filtriert  man  die  Kieselsäure  ab,  so  erhält  man  eine  stark  sauer 
reagierende    Flüssigkeit,     welche    Kieselfluorwasserstoffsäure     enthält. 

1)  Durch  die  Kieselsäare  wird  das  Calciamflaorid  in  Kieselflaor- 
caloiam  and  Calciamsilikat  verwandelt,  die  dann  beide  durch 
Soda  vollständig  zersetzt  werden. 

6  CaFa  +  6  SiO,  =  2  CaSiF«  +  4  CaSiOg 
and 

CaSiFe  +  4  NajCO,  =  CaCO,  +  NajSiO»  -J-  3  CO,  -f-  6  NaF 


—    364     — 

Beim    Eindampfen    zersetzt   sich    die    Säure    in    Flaorsilicinm    und 
Flußsäare : 

HjSiFß  =  SiF^  +  2  HF 

Die  Kieselfluorwasserstoffsäure   ist   daher   nur   in   wässeriger   Lösung 
bekannt,  während  die  Salze  recht  beständig  sind. 

LOslichkeitsverhältnisse.  Die  meisten  Fluorsilikate 
sind  in  Wasser  lOslich;  eine  Ausnahme  bilden  das  Kalium-  und 
das  Baryumsalz,  die  in  Wasser  sehr  schwer,  in  bO^/^igem  Alkohol 
ganz  unlöslich  sind. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Kiesel flnorna triam 

(Na^SiFß). 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  wirkt  nur  wenig  ein,  dagegen 
zersetzt 

2.  Konzentrierte  Schwefelsänre  alle  Fluorsilikate  leicht  unter 
Fluorsilicium-  und  Fluorwasserstoffentwicklung: 

NagSiFg  +  HjSO^  =  Na^SO^  _|-  SiF^  +  2  HF 

Wird  diese  Reaktion  im  Platintiegel  vorgenommen,  so  ätzt  das 
entweichende  Gas  Glas  und  trübt  Wasser. 

3.  Silbemitrat  erzeugt  keine  Fällung. 

4.  Barynmchlorid  erzeugt  eine  kristallinische  Fällung.  (1  Teil 
Salz  löst  sich  bei  17^  C  in  3731  Teilen  Wasser.) 

5.  ChlorkaJinm  erzeugt  aus  nicht  zu  verdünnten  Lösungen 
eine  gallertartige  Fällung  von  Kieselfluorkalium,  schwer  löslich  in 
Wasser  (833  Teile  Wasser  lösen  bei  17-5'>  C  1  Teü  Sak)  und 
noch  viel  schwerer  in  überschüssigem  Chlorkalium,  leicht  in  Chlor- 
ammonium, in  bO^l^igem  Alkohol  so  gut  wie  unlöslich. 

6.  Ammoniak  zersetzt  alle  löslichen  Fluorsilikate  unter  Ab- 
scheidung von  Kieselsäure: 

Na^SiFß  +  4  NH^OH  =  2  NaF  -f  4  NH^F  -f  Si(OH)^ 

7.  Kalium-  und  Natriumhydroxyd  ebenso,  aber  es  geht  dabei 
auch  Kieselsäure  als  Alkalisilikat  mit  in  Lösung. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Alle  FluorsiÜkate  werden  in  der  Hitze  in  Fluormetall  und 
Fluorsilicium  zersetzt : 

K^SiFß  =  2  KF  +  SiF^ 

Das  entweichende  Gas  trübt  Wasser,  der  Rückstand  gibt  alle 
Reaktionen  der  Fluorwasserstoffsäure. 


—    365 


Gruppe  VII. 

Feuerbeständige  Säuren,  die  mit  Alkalien  lOsliche 
Salze  bilden. 

/RS        ^0 

Kieselsäure  Si—Qg  und  Si— OH 


\0H 


\0H 


Vorkommen.  Die  obigen  Säuren,  von  welchen  sehr  bestän- 
dige Salze  existieren,  sind  ebensowenig  wie  die  Kohlensäure  oder 
schweflige  Säure  bekannt.  Es  kommen  wohl  Kieselsäurehjdrate  als 
amorphe  Stoffe  von  schwankendem  Wassergehalt  in  der  Natur  vor, 
so  der  Wasseropal  mit  ca.  36^0  Wasser,  der  Opal  mit  3  bis 
13%  ^°d  der  Hjalith  mit  ca.  3%,  aber  keiner  dieser  Stoffe 
stellt  eine  Verbindung  von  konstanter  Znsammensetzung  dar. 

Das  Anhydrid  (SiO^)  kommt  hexagonal  trapezoedrisch-tetardoe- 
drisch  kristallisiert  als  Quarz  (Bergkristall)  vor,  ausgezeichnet  durch  die 
horizontale  Streifung  auf  den  Prismenflächen  (oo  K-Flächen) ;  dann  als 
Tridymit,  rhombisch,  durch  Zwillingsbildung  pseudohexagonal  kristal- 
lisierend. Femer  finden  sich  die  amorphe  Kieselsäure  und  das  kri- 
stallisierte Anhydrid  sehr  häufig  miteinander  gemischt  als  Feuer- 
stein, Achat,  Chalcedon,  Jaspis  etc.  Am  häufigsten  findet 
sich  die  Kieselsäure  in  zahllosen  Salzen  (Silikate). 

Bildung  und  Eigenschaften.  Die  Kieselsäure  kann 
leicht  sehr  rein  erhalten  werden  durch  Hydrolyse  des  Fluorids: 

3  SiF^  -f  4  HgO  =  2  Hj^SiFg  -f  Si(OH)^ 

oder  durch  Zersetzen  von  Alkalisilikaten  (Wassergläsern)  mit  Säuren : 

NajjSiOg  +  2  HCl  =  2  NaCl  -f  SiOgH^ 

Die  so  erhaltene  Kieselsäure  bildet  eine  gelatinOse  Masse,  die 
in  Wasser  und  SUuren  ganz  erheblich  lOslich  ist,  ganz 
leicht  aber  in  Lösungen,  sogar  in  ganz  verdünnten,  von  ätzenden 
Alkalien  und  Alkalikarbonaten.  So  wird  die  frisch  gefüllte 
Kieselsäure  leicht  und  vollständig  gelOst  durch  kurze  Digestion  mit 
5%iger,  ja  mit  l%iger  NatriumkarbonatlOsung  im  Wasserbade.  Die 
Kieselsäure  verliert  beim  Trocknen  allmählich  Wasser,  um  bei  ge- 
linder Hotglut  in  das  Anhydrid  überzugehen.  In  dem  Grade, 
wie  die  Entwässerung  fortschreitet,  nimmt  die  Löslichkeit  der  Kiesel- 
säure, sowohl  in  Säuren,  wie  auch  in  Alkalien  ab. 

1.  Die  lufttrockene  Kieselsäure  mit  ca.  16*65®/q  ^)  Wasser, 
ist  in  Säuren    merklich    und    durch    ^4 — 72^**^"^^^^®  I^igo- 

^)  Der  WasBergehalt  schwankt  mit  der  Daner  des  TrocknesB  und  mit 
dem  Barometerstand.  Vergl.  van  Bemmelen,  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  13,  283. 


-     366    — 

stionmit  l^/^iger  SodalOsung  im  Wasserbade  vollständig 
löslich. 

2.  Die  bei  100®  getrocknete  Säure  mit  ca.  13-60%  Wasser 
ist  in  Sänren  fast  unlöslich,  leichtlöslich  dagegen  in  l%igerNa- 
trinmkarbonatlösung  durch  Yi^^^^^^g^  Digestion  im 
Wasserbade,  noch  leichter  durch  Kochen. 

3.  Die  bei200®getrockneteSäuremit  ca.  5-667o  Wasser 
und  die  bei  300®  getrocknete  Säure  mit  3*40%  Wasser 
lösen  sich,  wenn  auch  langsamer  als  die  vorigen,  vollständig  durch 
Digestion  mit  l^iger  Sodalösung  im  Wasserbade. 

4.  Das  bei  schwacher  Rotglut  erhaltene  Anhydrid 
(SiO^)  löst  sich  bei  ^l^stündiger  Digestion  mit  1-  oder 
5®/olg6r  Sodalösung  bei  Wasserbadtemperatur  nicht 
mehr  vollständig,  wohl  aber  nach  zweistündigem 
Kochen. 

5.  Das  heftig  geglühte  Anhydrid  ist  in  öliger, 
kochender  Sodalösung  nur  nach  langem,  wiederholtem  Kochen  lös- 
lich, dagegen  leicht  löslich  in  starker  Natron-  oder  Kalilauge  bei 
Siedehitze. 

6.  Das  in  der  Natur  vorkommende  Anhydrid  (Quarz) 
ist  als  Pulver,  wie  man  es  durch  Verreiben  im  Achat- 
mörser erhält,  in  öliger  Sodalösung  so  gut  wie  un- 
löslich und  in  Kalilauge  außerordentlich  schwer  lös- 
lich. Bei  sehr  feiner  Verteilung,  wie  man  sie  durch 
Schlämmen  erhält,  ist  das  Anhydrid  auch  in  b^l^iger 
So^alösung  vollkommen  löslich.^) 

Aus  obigem  ergibt  sich,  daß  die  Löslichkeit  des  Kiesel- 
säureanhydrides  in  Alkalikarbonaten  von  der  Fein- 
heit des  Materials  abhängt. 

Von  wässeriger  Flußsäure  werden  die  Kieselsäuren,  ebenso  das 
Anhydrid,  gelöst  unter  Bildung  von  Kieselfluorwasserstoffsäure: 

SiOjj  +  6  HF  =  2  H^O  +  HgSiFß 

Beim  Verdampfen  dieser  Lösung  entweichen  Fluorwasser- 
stoff und  Fluorsilicium  unter  Hinterlassung  von  geringen 
Mengen  Kieselsäure,  weil  das  Fluorsilicium  durch  vorliandenes 
Wasser  hydrolytisch  gespalten  wird  (siehe  Seite  360).  Will  man 
daher  die  Kieselsäure  durch  Flußsäure  völlig  verflüchtigen,  so  muß 
die  hydrolytische  Wirkung  des  Wassers  aufgehoben  werden,  was 
man  leicht  erreicht  durch   Zusatz   von   konzentrierter   Schwefelsäure. 

Um  also  die  Kieselsäure  vollständig  mittels  Flußsäure  zu  ver- 
flüchtigen, versetzt  man  sie  zunächst  mit  ein  wenig  Wasser  und 
höchstens   Y2  ^^   konzentrierter   Schwefelsäure,  ftlgt  dann  Flußsäure 

')  G.  Lunge  und  C.  Millberg,  Zeitschrift  für  angewandte  Chemie, 
1897,  S.  898. 


—     367    — 

hinzu,  verdampft  im  Wasserbade,  bis  die  Masse  nicht  mehr  nach 
Floßsänre  riecht,  und  veijagt  die  überschüssige  Schwefelsäure  durch 
Erhitzen  im  schrttg  liegenden  Tiegel  über  freier  Flamme.  Bei  Gregen- 
wart  von  viel  Kieselsäure  ist  diese  Operation  zwei-  eventuell  drei- 
mal zu  wiederholen. 

Die  Salze  der  Kieselsäure,  die  Silikate,  sind  außerordentlich 
zahlreich  und  meist  sehr  beständig.  Viele  sind  so  beständig,  daß 
sie  sogar  von  konzentrierten  Säuren  nicht  angegriffen  werden ;  andere 
werden  durch  Säuren  leicht  zersetzt. 

In  Wasser  sind  nur  die  Alkalisilikate  löslich. 
Gemäß     der     verschiedenen     Löslichkeit     der     Silikate    unter- 
scheiden wir: 

A,  Wasserlösliche  Silikate. 

B,  Wasserunlösliche  Silikate,  die  wir  wiederum  ein- 
teilen in: 

Gt)  durch  Säuren  zersetzbare  und 

ß)  durchSäuren  nicht  zersetzbare  Silikate. 

Ä.  Verhalteil  der  wasserlöslichen  Silikate. 

Die  wasserlöslichen  Silikate  oder  Wassergläser  erhält  man 
durch  Schmelzen  von  Kieselsäureanhydrid  oder  irgend  eines  Sili- 
kates mit  ätzenden  Alkalien  oder  Alkalikarbonaten: 

SiOjj  -f  Na^COg  =  NagSiOg  -f  COg 

1.  Verhalten  za  Säuren.  Die  Alkalisilikate  in  wässeriger 
Lösung  reagieren  stark  alkalisch,  beweisend,  daß  sie  in  hohem  Grade 
hydrolytisch  dissoziiert  sind: 

NajSiOj  -f  2  HjO  :^  2  NaOH  -f  H^SiOg 

Die  Kieselsäure  ist  hier  als  Hydrosol  in  Lösung.  Durch  Zu- 
satz von  Säuren  wird  das  entstandene  Metallhydroxyd  in  Salz  über- 
geführt und  ein  Teil  der  Kieselsäure  coaguliert  und  gefällt,  voraus- 
gesetzt, daß  die  Lösung  nicht  zu  verdünnt  ist. 

Na^SiOg  +  2  HCl  =  2  NaCl  +  H^SiOg 

Die  Ausfüllung  ist  also  keine  quantitative;  es  bleiben 
sogar  ganz  beträchtliche  Mengen  Kieselsäure  in  Lösung  und  unter 
Umständen  kann  alle  Kieselsäure  in  der  verdünnten  Säure  gelöst 
bleiben.  Gießt  man  nämlich  eine  lü^o^g®  /^^^serglaslösung  rasch 
in  überschüssige  Salzsäure  vom  spezifischen  Gewichte  1*1 — 1*3,  so 
findet  keine  Ausscheidung  von  Kieselsäure  statt.  Nach  einigem 
Stehen  aber  gesteht  der  ganze  Inhalt  des  Glases  zu  einer  Gallerte. 
Aus  l^/^jigen  Lösungen  entsteht  sogar  nach  jahrelangem  Stehen  keine 
Fällung. 


—    368    — 

Die  so  abgeschiedene  Kieselsäure  ist  also  in  verdünnter 
Säure  beträchtlich  lOslich.  Will  man  daher  die  Eaeselsäore 
aus  einer  WasserglaslOsung  quantitativ  abscheiden,  so  muß  das 
Hydrat  durch  Erhitzen  auf  100^  C  in  das  wasserärmere  Hydrat 
(siehe  Seite  366)  verwandelt  werden.  Zu  diesem  Zwecke  säuert  man 
die  WasserglaslOsung  mit  Salzsäure  (Salpetersäure  oder  Schwefelsäure) 
an  und  verdampft  im  Wasserbade  zur  völligen  Trockene  (die  Masse 
darf  nicht  mehr  nach  Säure  riechen).  Den  trockenen  Bückstand 
beliandelt  man  mit  Wasser,  dem  man  etwas  Säure  zusetzt,  filtriert 
und  erhält  ein  fast  kieselsaure  freies  Filtrat. 

2.  Verhalten  za  Ammonsalzen.  Versetzt  man  eine  Wasser- 
glaslOsung  mit  Chlorammonium  oder  einem  anderen  Ammonsalz,  so  wird 
die  Kieselsäure  größtenteils  als  Hydrat  abgeschieden;  die 
Abscheidung  ist  nicht  ganz  quantitativ,  immerhin  vollständiger,  als 
die  durch  verdünnte  Säuren  in  der  Kälte. 

NajSiOj  4-  2  NH^Cl  +  2  H^O  ==  2  NaCl  +  2  NH^OH  +  H^SiOg 
NagSiOs  +  (NHJaCOg  +  2  H^O  =  Naj^COg  +  2  NH^OH  +  H^SiOg 

Die  Abscheidung  durch  Ammonkarbonat  ist  wegen  der  Bildung 
des  Na^COg  weniger  vollständig  als  die  durch  Ammonsalze  der 
starken  Säuren,  und  dennoch  ist  man  oft  gezwungen  diese  Methode 
anzuwenden,  z.  B.  bei  der  Nachweisung  von  Fluor  oder  Chlor  in 
Silikaten  (siehe  Seite  362). 

Noch  vollständiger  als  durch  Ammonkarbonat  wird  die  Kiesel- 
säure aus  WasserglaslOsungen  durch  Zinkoxydammoniak  abgeschieden : 

Na^SiOj  -f  [Zn(NH3)g](0H)j,  =  2  NaOH  -f  6  NH3  -f  ZnSiOg 

weil    das    entstehende    Zinksüikat    in    der    verdünnten  AlkahlOsung 
schwerer  löslich  ist  als  die  freie  Kieselsäure. 

Die  Abscheidung  der  Kieselsäure  aus  einer  Wasserglaslösung 
mittels  Ammonkarbonat  wollen  wir  an  einem  häufig  vorkommenden 
Fall  erläutern:  Viele  Gesteine,  besonders  die  Zirkonsyenite  Nor- 
wegens und  Grönlands,  viele  Granite  und  Trachite  enthalten  kleine 
Mengen  Sodalith,  ein  chlorhaltiges  Silikat  aus  der  Leucitgruppe,  von 
der  Zusammensetzung:  NaCl,  3  NaAlSiO^.  Will  man  in  einem 
solchen  Gestein  das  Chlor  nachweisen,  so  verfährt  man  wie  folgt: 
Das  feingepulverte  Silikat  wird  mit  der  sechsfachen  Menge  Soda 
im  Platintiegel  geschmolzen,  die  Schmelze  nach  dem  Erkalten  mit 
Wasser  ausgelaugt  und  filtriert.  Das  Filtrat  enthält  Natriumsilikat 
und  alles  Chlor  als  Chlomatrium.  Man  versetzt  die  mit  Salpeter- 
säure fast  neutralisierte  Lösung  mit  Ammonkarbonat,  erwärmt  ge- 
linde, läßt  12  Stunden  stehen  und  filtriert  dann  das  ausgeschiedene 
Kieselsäurehydrat    ab.     Um    nun  den  Kest  der  Kieselsäure   zu   ent- 


—     369    — 

feraen,  yersetzt  man  die  LOsang  mit  etwas  Zinkoxydammoniak,  i) 
kocbt,  bis  die  Lösung  nicht  mehr  nach  Ammoniak  riecht,  filtriert 
den  ans  Zinksilikat  und  Zinkoxyd  bestehenden  Niederschlag  ab,  säuert 
das  Filtrat  mit  Salpetersänre  an  und  prüft  mit  Silbemitrat  auf  Chlor. 

B.  WassenuüosUche  Silikate. 

a)  Durch  Sänren  zersetzbare  Silikate. 

Eine  ganze  Menge  der  in  der  Natur  vorkommenden  Silikate 
wird  durch  Eindampfen  mit  Salzsäure  zersetzt  und  die  Eieselsäure 
daraus,  bald  als  GsJlerte,  bald  als  pulverige  Masse  abgeschieden. 
Hieher  gehören  in  erster  Linie  alle  Zeoüthe  und  eine  Reihe  von 
künstlichen  Silikaten  wie  Portland-,  Koman-  und  Schlackenzemente  etc. 

Um  aus  diesen  Silikaten  die  Kieselsäure  abzuscheiden,  versetzt 
man  das  feingepulverte  Material  mit  verdünnter  Salzsäure,  verdampft 
im  Wasserbade  zur  Trockene,  befeuchtet  die  Masse  mit  konzentrierter 
Salzsäure,  läßt  10—15  Minuten  stehen,  ^)  fügt  heißes  Wasser  hinzu, 
kocht  und  filtriert.  Auf  dem  Filter  hat  man  die  Kieselsäure,  im 
Fütrate  die  Metalle  als  Chloride. 

Man  unterlasse  nie,  die  so  abgeschiedene  Kieselsäure  auf  Kein- 
heit  zu  prüfen.  Zu  diesem  Ende  bringt  man  den  gut  gewaschenen 
Niederschlag  samt  Filter  in  einen  reinen  Platintiegel,  stellt  diesen 
schräg  auf  ein  Dreieck  und  verascht  sorgfältig.  Den  erhaltenen 
Glührückstand  versetzt  man  mit  ca.  2  ccm  Wasser,  1  Tropfen  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  und  ca.  3 — 6  ccm  reiner  Flußsäure,  ver- 
dampft so  weit  als  mOgüch  im  Wasserbade  und  verjagt  den  Über- 
schuß an  Schwefelsäure  durch  soi^fUltiges  Erhitzen  über  freier 
Flamme.  War  die  Kieselsäure  rein,  so  bleibt  nach  dem  Verjagen 
der  Schwefelsäure  nichts  übrig.  Meistens  bleibt  aber  ein  sehr  kleiner 
Rückstand  von  Aluminium-  oder  Eisenoxyd,  den  man  ver- 
nachlässigen kann.  Sollte  der  Rückstand  beträchtlich  sein,  so  ver- 
säume man  nicht,  ihn  auf  Titansäure  und  Baryumsulfat  zu 
prüfen. 

ß)  Durch  Sauren  unzersetzbare  Silikate. 

Hieher  gehören  die  meisten  Silikate,  Feldspate,  Glimmer,  künst- 
lichen Gläser,  Porzellan  etc. 

^)  Das  Zinkoxjdammoniak  bereitet  man  durch  Lösen  von  reinem  Zink 
in  Salpetersäure,  Versetzen  der  LOsung  mit  remem  Kalinmbydroxyd  bis  zor 
neutralen  Beaktion  und  Lösen  des  filtrierten  nnd  gewaschenen  Niederschlages 
(Zinkhydroxyd)  in  Ammoniak.  Auch  durch  Mercuriammoninmkarbonat  läßt  sich 
die  Kiesels&are  abscheiden,  vergL  F.  Seemann,  Z.  f.  analyt.  Ch.  1906,  S.  843. 

*)  Das  Befeuchten  mit  konaentrierter  Salzsäare  bezweckt  die  Über- 
führung von  dorch  Hydrolyse  entstandenen  Oxyden  oder  Oxychloriden  (Eisen, 
Alaminiom,  Magnesiom  etc.)  in  lösliche  Chloride. 

Tr«adw«ll,  An*l7tiaoIit  Ohemie.  I.  Bd.  6.  Aufl.  24 


—    370    — 

Um  aus  diesen  KGrpem  die  Kieselsäure  abzuscheiden,  mtissen 
sie  aufgeschlossen  werden,  was  in  verschiedener  Weise  ge- 
schehen kann: 

1.  durch  Schmelzen  mit  Alkalikarbonat, 

2.  durch  Schmelzen  mit  Bleioxyd  oder  Bortrioxyd, 

3.  durch  Abrauchen  mit  Schwefelsäure  und  Flußsäure. 

1.  Das  Aufschließen  mit  Alkalikarbonat. 

Diese  Art  der  Au&chließung  wird  angewendet,  wenn  es  sich  um 
den  Nachweis  der  Kieselsäure  und  der  Basen  mit  Ausnahme  der 
Alkalien  handelt. 

Man  mischt  die  feingepulverte  Substanz  mit  der  4 — ßfachen 
Menge  kalzinierten  Natriumkarbonates  oder  einem  Gemisch  von 
gleichen  Teilen  Natrium-  und  Kaliumkarbonat  (letztere  Mischung 
schmilzt  leichter  als  Soda  allein)  im  Platintiegel,  rtthrt  mit  einem 
Glasstab  um  und  erhitzt  sehr  sorgfältig  über  freier  Flamme,  indem 
man  die  Temperatur  nur  allmählich  steigert,  damit  ein  Spritzen 
durch  zu  rasche  Kohlendioxydentwicklung  vermieden  wird.  Sobald 
die  Kohlendioxydentwicklung  aufhGrt  und  die  Masse  ruhig  schmilzt, 
erhitzt  man  noch  ca.  Y^  Stunde  vor  dem  Gebläse  oder  über  einem 
Teclubrenner  und  kühlt  dann  den  noch  glühenden  Tiegel  rasch 
durch  Eintauchen  in  kaltes  destilliertes  Wasser  ab,  wobei  sich  der 
Schmelzkuchen  meistens  leicht  von  der  Tiegelwandung  loslGst  und 
ohne  weiteres  heraus  genommen  werden  kann;  er  wird,  wie  sub  a, 
S.  369  angegeben,  weiter  behandelt. 

Durch  das  Schmelzen  mit  Soda  hat  man  die  Kieselsäure  des 
unlöslichen  Silikates  (z.  B.  des  Anorthites)  in  durch  Säuren  leicht 
zersetzbares  Alkali  Silikat  verwandelt: 

CaAlgSijO^  +  3  Na^COg  = 
=  2  NagSiOa  -f  CaCOg  -f  2  AlO(ONa)  -f  2  CO, 

Durch  Eindampfen  mit  Salzsäure  erhält  man: 

^  0^00^^  +  14  HCl  =  6  NaCl  +  CaCl^  +  2  AICI3  -f  2  SiOg  -f  CO, 
2  AlO(ONa)  +^^^ 

Dabei  wird  das  Aluminiumchlorid  (Ferrichlorid  etc.)  durch 
Hydrolyse  zum  Teil  in  wasserunlösliches  Oxyd,  beziehungsweise 
basisches  Salz  verwandelt.  Daher  muß  man,  um  die  Kieselsäure  von 
den  Salzen  trennen  zu  kennen,  zunächst  die  unlöslich  gewordenen 
Oxyde  in  Chloride  zurück  verwandeln.  Dies  geschieht  durch  Be- 
feuchten der  trockenen  Eindampfmasse  mit  konzentrierter  Salzsäure. 
Nachdem  diese  10 — 15  Minuten  lang  bei  gewöhnlicher  Temperatur 
eingewirkt  hat,  setzt  man  heißes  Wasser  hinzu  und  filtriert  die 
Kieselsäure  durch  ein  aschenfreies  Filter. 


—     371    — 

Zur  Identifizierung  der  Kieselsäure  ttschert  man  den  gut  ge- 
waschenen^Niederschlag  samt  Filter  in  einem  gewogenen  Platintiegel 
ein  und  wägt.  Dann  verflüchtigt  man  nach  Seite  355,  Bd.  U, 
4.  Aufl.,  die  Elieselsäure  durch  Abdampfen  mit  Flußsäure  und  wägt 
einen  etwa  bleibenden  EUckstand.  Eine  Differenz  in  der  Wägung 
vor  und  nach  der  Behandlung  mit  Flußsäure  zeigt  nicht  nur  die 
Anwesenheit,  sondern  zugleich  die  Menge  der  Kieselsäure  an.  Diese 
Methode  ist  freilich  eine  quantitative;  sie  ist  aber  namentlich 
zu  empfehlen,  wenn  es  sich  um  den  Nachweis  von  sehr  kleinen 
Mengen  Kieselsäure  handelt. 

Um  auf  qualitativem  Wege  die  Kieselsäure  nachzuweisen, 
ftlhrt  man  die  Tetrafluoridprobe  nach  D  a  n  i  e  P)  aus. 

Der  gut  gewaschene  Niederschlag  wird  wie  oben  im  Platintiegel 
verbrannt,  in  einer  Beibschale  mit  der  dreifachen  Menge  Kalium- 
natriumkarbonat innig  gemischt  und  hierauf  im  Platintiegel  ge- 
schmolzen. Nach  dem  Erkalten  wird  die  Schmelze  unter  gelindem 
Erwärmen  mit  wenig  Wasser  aufgeweicht,  zur  vollständigen  Zersetzung 
des  gebildeten  Silikates  sowie  des  überschüssigen  Karbonates  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  behandelt  und  das  Gemisch  auf  der  Asbest- 
platte fast  vollständig  abgeraucht,  so  daß  die  Kieselsäure  dick  gallert- 
artig zurückbleibt.  Nach  dem  Erkalten  fügt  man,  dem  Volum  nach, 
die  dreifache  Menge  Flußspat  (bezogen  auf  den  ursprünglichen  Nieder- 
schlag) und  ein  wenig  Magnesit  sowie  so  viel  konzentrierte  Schwefel- 
säure, daß  ein  dünner  Brei  entsteht,  hinzu,  mischt  mit  Hilfe  eines 
Platindrahtes,  bringt  an  die  Innenseite  des  Deckels,  der  zum  Teil 
mit  Asphaltlack  bestrichen  ist,  einen  Tropfen  Wasser,  erwärmt  ge- 
linde und  lüftet  von  Zeit  zu  Zeit  den  Deckel,  um  zu  konstatieren,  ob 
eine  Trübung  des  Wassers  stattgefunden  hat.  Häufig  kommt  es  vor, 
daß  die  Trübung  wieder  verschwindet,  wenn  die  Flußsäure  in  großem 
Überschuß  vorhanden  ist,  und  deshalb  das  häufige  Beobachten  des 
Wassertropfens,  um  eine  etwa  entstehende  Trübung  nicht  zu  verpassen. 

Die  Tetrafluoridprobe  auf  Kieselsäure  ist  recht  empfindlich,  wenn 
man  die  Reaktion  in  sehr  kleinem  Platintiegel  ausfahrt.  Ist  man 
nicht  im  Besitze  eines  solchen  (Inhalt  0*5 — 1  ccm),  so  verfkhrt 
man,  wenn  es  sich  um  sehr  kleine  Mengen  Kieselsäure  handelt 
(O.Ol  g  und  weniger),  besser,  wie  oben  angegeben,  quantitativ. 

2.  Das  AnfscUießen  mit  Bleioxyd  und  Bortrioxyd 

findet  in  der  qualitativen  Analyse  nur  eine  beschränkte  Anwendung, 
so  daß  wir  die  Beschreibung  hier  unterlassen  kennen.  Bei  der 
quantitativen  Analyse  aber  spielt  diese  Art  der  Aufschließung  eine 
sehr  wichtige  KoUe,  die  wir  dort  eingehend  besprechen  wollen. 


*)  Daniel,  Zeitschr.  f.  anorgan.  Ch.  38  (1904),  S.  299. 


24» 


—    372    — 

3.  Das  Aufschließen  mit  Floßsänre 

wendet  man  hauptsächlich  dann  an,  wenn  das  Silikat  auf  Alka- 
lien, Titansäure,  Baryum  untersucht  werden  soll  und  verflLhrt 
dabei  wie  folgt:  Man  versetzt  das  feingepulverte  Silikat  in  einer 
Platinschale  mit  ca.  2  ccm  reiner  Schwefelsäure  (1  vol.  konzentrierte 
Schwefelsäure  -|-  2  vol.  Wasser)  und  ca.  5  ccm  frisch  destillierter 
Flußsäure  und  verdampft  im  Wasserbade,  indem  man  die  Masse  von 
Zeit  zu  Zeit  mit  einem  dicken  Platindraht  umrührt,  bis  der  Geruch 
von  Flußsäure  nicht  mehr  wahrgenommen  werden  kann.  Hierauf 
fllgt  man  noch  5  ccm  Flußsäure  hinzu  und  verdampft  wieder; 
schließlich  erhitzt  man  die  Schale  sorgföltig  über  freier  Flamme 
unter  gut  ziehender  Kapelle,  bis  der  grGßte  Teil  der  überschüssigen 
Schwefelsäure  verjagt  ist.  ^)  Nach  dem  Erkalten  behandelt  man  die 
Masse  mit  Wasser,  wobei  meistens,  nach  einiger  Digestion  im  Wasser- 
bade, alles  in  LOsung  geht.  Ein  eventuell  bleibender  Rückstand  ist 
auf  Baryumsulfat  und  Titansäure  zu  prüfen.  Die  L5sung 
dient  zur  Prüfung  auf  Alkalien,  kann  aber  auch  zur  Prüfung  auf 
die  übrigen  Metalle  verwendet  werden. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Erhitzt  man  etwas  Kieselsäure  oder  Silikat  in  der  Phosphor- 
salzperle, so  l5sen  sich  die  Metalloxyde  auf,  während  die  Kiesel- 
säure meist  als  weiße,  gallertartige  Masse  (Kieselskelett)  in  der  Perle 
suspendiert  bleibt.  Man  darf  sich  indessen  nie  auf  diese  Reaktion 
allein  verlassen,  weil  sich  einige  Silikate  der  Zeolitgruppe  in  der 
Perle  klar  auflösen,  ohne  ein  Skelett  zu  büden. 

Silicium  =  Si.  At.-Gew.  =  28*4. 

Das  Silicium  kann  in  zwei  Modifikationen  erhalten  werden, 
einer  amorphen  und  einer  kristallinischen.  Das  amorphe  Silicium 
stellt  ein  dunkelbraunes  Pulver  dar,  das,  an  der  Luft  erhitzt,  oxy- 
diert werden  kann;  das  kristallinische  Silicium  aber  bleibt 
beim  Glühen  an  reiner  Luft  oder  auch  in  Sauerstoff  unverändert; 
beim  Glühen  in  kohlendioxydhaltiger  Luft  wird  es  unter  Abscheidung 
von  Kohlenstoff  zu  Siliciumdioxyd  oxydiert: 

COj,  +  Si  =  SiOj,  +  c 

Das  kristallisierte  Silicium  wird  von  keiner  Säure,  auch  nicht 
von    Flußsäure    angegriffen,    lOst    sich     aber    leicht    beim    Kochen 


')  Hiebe!  darf  die  Masse  ja  nicht  glühen,  weil  sonst  ein  Teil  der  ent- 
standenen Salfate  leicht  in  Ozjde  übergeführt  würde,  die  in  Wnsser  unlOa- 
lieh  sind.  Ich  erinnere  an  das  Verhalten  des  Eisen-  und  Aluminiamsalfates. 
Vergl   8.  118. 


—     373    — 

mit  konzenirierter    Kali-  oder   Natronlauge    unter    Entwicklung    von 
Wasserstoff : 

Si  +  2  NaOH  -f  HgO  =  Na^SiOg  +2  Hj, 

Das  Süicium  verbindet  sich  mit  vielen  Metallen  unter  Bildung 
von  Siliciden. 

Die  Silicide  der  leichteren  Metalle,  des  Magnesiums,  Calciums 
etc.  werden  durch  verdünnte  Salzsäure  zersetzt  unter  Bildung  von 
selbstentzündlichem  Siliciumwasserstoff: 

SiMgj,  +  4  HCl  =  2  MgCl^  +  SiH^  ^) 

Um  in  solchen  Verbindungen  das  Silicium  nachzuweisen,  oxy- 
diert man  sie  mit  Salpetersäure,  wobei  das  SiHcium  meistens  zu 
Kieselsäure  oxydiert  wird. 

Handelt  es  sich  um  den  Nachweis  des  Siliciums  in  Eisen- 
sorten (Stahl,  Roheisen  etc.),  so  wendet  man  eine  größere  Menge 
des  Materials  an,  weil  die  Menge  des  vorhandenen  EisensiÜcides  in 
diesen  Legierungen  oft  sehr  gering  ist.  Man  wägt  auf  einer  ge- 
wöhnlichen Hand  wage  5 — 10  «7  des  Materials  ab,  am  besten  in  Form 
von  Drehspänen  und  behandelt  diese  in  einem  geräumigen  Becher- 
glase mit  GOccm  Salpetersäure  vom  spez.  Gew.  1*2.  Es  tritt  sofort 
eine  hefdge  Reaktion  ein  unter  Entwicklung  von  braunen,  salpetrigen 
Dämpfen.  Sobald  die  Reaktion  nachläßt,  erhitzt  man  so  lange  zum 
Sieden,  bis  keine  braunen  Dämpfe  mehr  entweichen,  spült  die 
Masse  in  eine  Berliner  Porzellanschale  von  200  ccm  Inhalt,  ver- 
dampft im  Wasserbade  so  weit  als  mOghch  und  dann  über  freier 
Flamme  unter  beständigem  Umrühren  mit  einem  abgerun- 
deten Glasstab  bis  zur  völligen  Trockene.  Hierauf  glüht  man, 
bis  die  Nitrate  vOllig  in  Oxyde  verwandelt  sind,  was  daran  erkannt 
wird,  daß  keine  braunen  Dämpfe  mehr  entweichen.  Nach  dem 
Erkalten  behandelt  man  die  Oxyde  mit  ca.  50  ccm  rauchender 
Salzsäure,  erhitzt  unter  beständigem  Umrühren  bis  fast  zum  Sieden, 
verdampft  zur  Trockene,  befeuchtet  mit  konzentrierter  Salzsäure, 
nimmt  mit  Wasser  auf,  filtriert  und  prüft  den  Rückstand  auf  Kiesel- 
säure durch  Versetzen  mit  einigen  Tropfen  reiner  Flußsäure  und 
einem  Tropfen  verdünnter  Schwefelsäure,  Verdampfen  und  Glühen, 
wobei  die  Kieselsäure  völlig  verflüchtigt  wird. 

Bei  Roheisen  erhält  man  die  Kieselsäure  meistens  stark  mit 
Graphit  verunreinigt,  den  man  durch  längeres  Glühen  im  Platin- 
tiegel verbrennt  und  dann  erst  die  Prüfung  auf  Elieselsäure  vornimmt. 


^)  Der  Siliciamwasseratoff  ist  in  reinem  Zustande  nicht  selbst  entzündlich, 
nur  wenn  er  mit  Wasserstoff  veranreinigt  ist,  was  fast  immer  der  Fall  ist. 


—    374    — 

Andere  Silicide,  wie  das  Carborundum  (SiO),  lassen  sich  nicht 
durch  Salpetersäure  zersetzen;  dnrch  Schmelzen  mit  Atzalkalien  im 
Silbertiegel  gelingt  die  Aufschließiing  leicht: 

SiC  -f  4  KOH  +  2  H,0  =  KjSiOj  +  K^COj  +  4  H, 

und  beim  Ansäaem  der  Schmelze  scheidet  sich  die  Kieselsäure  aus. 
Auch  durch  Schmelzen  des  durch  Schlämmen  erhaltenen 
feinsten  Pulvers  und  einer  Mischung  von  Natrium-Kaliumkarbonat 
läßt  sich  das  Siliciumkarbid  aufschließen.  Die  Zersetzung  erfolgt 
nach  der  Gleichung: 

Na^COg  -f  SiC  =  Na^SiOj  +  2  C^) 

Die  Methode  der  Aufschließung  von  SiHciden  mittels  Alkali- 
hydroxyden wendet  man  an,  um  manche  MetaUsilicide  in  Lösung 
zu  bringen.  Viele  Siliciumkupferlegierungen  werden  kaum  von 
Königswasser  angegriffen.  Schmilzt  man  sie  mit  Ätzkali  im 
Silbertiegel,  so  bildet  sich  leicht  Kaliumsilikat,  metallisches  Kupfer 
und  Wasserstoff: 

SiCuj,  +  2  KOH  +  HgO  =  KgSiOg  +  2  Cu  -f  2  H, 

Durch  Auslaugen  der  Schmelze  mit  Wasser  trennt  man  das 
Kaliumsilikat  vom  Kupfer. 


Vergl.  O.  MühlhftOBer,  Zeitschr.  f.  analyt.  Ch.  1893,  S.  664. 


IL  Teil. 


Gang  der  Analyse. 


Gang  der  Analyse. 

Bei  der  qualitativen  Analyse  kommt  es  nicht  nur  darauf  an 
anzugeben,  welche  Elemente  in  der  untersuchten  Substanz  vorhanden 
sind,  sondern  auch  auf  die  Abschätzung  der  relativen  Mengen  derselben. 
Das  Manganchlorttr  des  Handels,  z.  B.  welches  aus  Braunstein  ge- 
wonnen wird,  enthält  hst  immer  Spuren  von  Calcium,  Magnesium, 
Nickel,  Kobalt  und  Eisen.  Würde  der  Analytiker  alle  diese  KOrper 
finden  und  in  seinem  Bericht  angeben :  „Die  analysierte  Substanz  besteht 
aus  Chloriden  von  Calcium,  Magnesium,  Nickel,  Kobalt,  Eisen  und 
Mangan'',  so  würde  diese  Angabe  selbstredend  irreführen.  Die 
Angabe  sollte  lauten:  Die  untersuchte  Substanz  ist  M  an  gan- 
chlor ür,   verunreinigt  durch  Spuren   von  Calcium,    Magnesium  etc. 

Um  nun  aber  die  relativen  Mengen  der  vorhandenen  Bestand- 
teile einer  Substanz  schätzen  zu  können,  muß  man  von  einer  be- 
kannten Menge  Substanz  (fast  immer  wird  ^/^ — 1  g  genügen)  aus- 
gehen und  die  GrOße  der  einzelnen  Niederschläge  miteinander  ver- 
gleichen. Diese  Abschätzung  würde  jedem  Anfänger  ein  Ding  der 
Unmöglichkeit  sein,  wenn  er  die  Eeaktionen  der  Elemente  mit 
unbekannten  Mengen  studiert  hätte.  Hat  er  aber  gelernt,  mit  be- 
kannten Mengen  zu  arbeiten,  so  lernt  er  bald  aus  der  GrOße  eines 
entstehenden  Niederschlages  annähernd  die  Menge  des  betreffenden 
Elementes  schätzen. 

Jede  Analyse  zerföUt  in  drei  Teile: 

I.  in  die  Vorprüfung, 

II.  in  die  Anfsuchiing  der  Metalle  (Kationen), 

III.  in  die  Anfsuchnng  der  negativen  Elemente   (Anionen). 

Die  zu  analysierende  Substanz  kann  sein: 

A.  fest  und  nicht  metallisch, 

B.  ein  Metall  oder  eine  Metallegierung, 

C.  eine  Losung  (Flüssigkeit), 

D.  ein  Gas. 

Niemals  verwende  man  die  Gesamtmenge  der 
Substanz  zur  Analyse,  sondern  bewahre  stets  einen 
Teil  für  unvorhergesene  Fälle  auf.  Der  zur  Analyse 
verwendete  Teil  wird  wiederum  in  zwei  Portionen  geteüt,  wovon 
die  eine  zur  Untersuchung  der  elektropositiven,  die  andere  zur 
Untersuchung  der  elektronegativen  Bestandteile  dient. 


—    378    — 

Ehe  man  zur  Analyse  schreitet,  untersucht  man  die  Substanz 
genau  makroskopisch  und  mikroskopisch  und  notiert  den  Befund. 
Es  lassen  sich  oft  aus  dem  Geruch,  der  Farbe  und  der  Kri- 
stallform weitgehende  Schlüsse  ziehen. 

A.  Die  Substanz  ist  fest  nnd  nicht  metallisch. 

I.  Vorprüfung. 

Diese  auszuftlhren  sollte  man  nie  versäumen,  denn  durch  sie 
läßt  sich  häufig  eine  Analyse  außerordentlich  abkürzen,  ja  oft  ist 
keine  weitere  Untersuchung   notwendig. 

Die  Vorprüfung  auf  elektropositive  Elemente  (Kationen). 
1.  Erhitzen  im  Glührohr.    Unter  Glührohr  versteht  man   ein 
ca.  5 — 6  cm  langes  und  Y2  ^^^  weites  Reagensglas. 

Man  bringt  ein  Messerspitzchen  voll  der  feingepulverten  Substanz 
so  in  das  Glührohr,  daß  nichts  an  den  Wandungen  desselben  haften 
bleibt,  erhitzt,  indem  man  es  in  horizontaler  Lage  hält,  sehr 
vorsichtig  in  der  Gasflamme  und  beobachtet  genau,  welche  Ver- 
änderungen auftreten. 

Die  Substanz  ist  vollständig  flüchtig: 

ä)  Die  Substanz  ist  vollständig  sublimierbar  ohne 
Abschejidnng  von  Wasser ;  sie  enthält  also  keine  nichtflüchtigenSubstanzen. 

E^as  Sublimat  ist  weiß:  Anwesend  können  sein  die 
Halogenverbindungen  des  Ammoniums,  Merkurochlorid  und  Mer- 
kurobromid,  Merkuriamidochlorid,  Arsentrioxyd  und  Arsenpentoxyd.  ') 

Das  Sublimat  ist  gefärbt: 

Grau:  alle  Sauerstoffverbindungen  des  Quecksilbers,  auch 
Cyanquecksilber,  *)  freies  Jod  und  Arsen. 

Gelb:  Arsensulfide,  Schwefel,  Merkurijodid.  ^) 

Grauschwarz:   Merkurisulfid. 

b)  Die  Substanz  ist  vollständig  flüchtig,  unter 
Abscheidung  vonWasser  und  gasförmigen  Produkten: 

Sämtliche  Ammonium  Verbindungen,  ausgenommen  die  Halogen- 
verbindungen, die  Ammonsalze  von  feuerbeständigen  Säuren  und  die 
freie  Oxalsäure.  *) 

Die  Substanz  ist  nur  teilweise  flüchtig. 

Dabei  können  Gase  und  Dämpfe  entwickelt  werden. 
Sauerstoff  aus  Peroxyden,  Nitraten,  Chloraten,   Jodaten  etc. 
Kohlendioxyd  aus  Karbonaten  und  organischen  Substanzen ; 


^)  Arsenpentoxyd  schmilzt  Tor  dem  Übergange  in  As^Os. 

*)  Merkaricyanid  hinterläßt  eine  braane  Masse,  das  Paracyan,  welches 
erst  nach  starkem,  anhaltendem  Erhitzen  verschwindet. 

^  Merkarijodid  wird  beim  Kratien  mit  einem  Glasstab  sofort  rot 

*)  Bei  sehr  vorsichtigem  Erhitzen  gelingt  es,  die  Oxalsäure  bu  sablimieren, 
meistens  serfftUt  sie  in  Wasser,  Kohlendiozyd  and  Kohlenmonozyd. 


-     379    — 

meist  tritt  in  letzterem  Falle  unter  Entwicklung  von  brenzligen, 
brennbaren  Dämpfen  Ansscheidnng  yon  Kohlenfitoff  ein. 

Chlor  ans  den  Chloriden  des  Platins,  Goldes,  Kupfers, 
Eisens  etc. 

Jod  aus  Jodiden,  bei  Gegenwart  von  oxydierenden 
Bubstanzen. 

Schwefel  aus  vielen  Sulfiden  und  Thiosulfaten. 

Arsen  aus  Arseniten^)  und  Arseniaten,  bei  Gegenwart 
von  Kohle  und  organischen  Substanzen. 

Wasser^)  aus  kristallwasserhaltigen  Substanzen,  aus  sauren 
Salzen,  organischen  KOrpern,  Ammoniumverbindungen,  z.  B.  Ammo- 
niumphosphat, Borat,  Chromat,  Vanadat,  Wolframat. 

Das  entwickelte  Wasser,  das  sich  im  vorderen  Teile  des  Gltihrohrs 
kondensiert,  prüft  man  stets  mit  Lackmuspapier.  Reagiert  das  Wasser 
alkalisch,  so  stammt  es  von  Ammonium  Verbindungen  her,  reagiert  es 
sauer,  so  sind  leicht  zersetzbare  Salze  der  starken  Säuren  anwesend. 

Manche  Fluoride,  mit  Wasser  erhitzt,  entwickeln  Fluor- 
wasserstoff; das  Reagensglas  wird  dabei  stark  angegriffen. 

Entsteht  beim  Erhitzen  der  Substanz  ein  Sublimat,  so  führt 
man  folgenden  Versuch  aus: 

Man  erhitzt  die  mit  der  dreifachen  Menge  kalzinierter 
Soda  innig  gemischte  Substanz  im  Glührohr. 

Bei  Anwesenheit  von  A  mm ons alz  en  tritt  Ammoniakgeruch 
auf.  Quecksilberverbindungen  geben  graues  Metall  (siehe  S.  162).  Arsen 
und  seine  Sauerstoffverbindungen  geben  meistens  graues  Metall  (keine 
Tropfen,  Unterschied  von  Quecksilber)  und  den  Geruch  nach  Knoblauch. 

2.  PrUfung  der  Substanz  auf  ihre  Fähigkeit,  die  Borax- 
oder Phosphorsalzperle  za  färben.  Man  erzeugt  Perlen  von  Borax- 
oder Phosphorsalz  an  möglichst  dünnen  Platindrähten,  wie  es  auf 
Seite  28  geschildert  ist,  bringt  zunächst  ganz  wenig  Substanz  hinein 
und  nach  und  nach  immer  mehr,  erhitzt  zuerst  in  der  Oxydations- 
flamme und  beobachtet  die  Farbe  der  heißen  und  auch  der 
kalten  Perle,  und  ebenso  in  der  Reduktionsflamme. 

Meistens  wendet  man  Borax  zu  diesen  Versuchen  an,  Phos- 
phorsalz nur  dann,  wenn  es  sich  um  den  Nachweis  der  Kieselsäure 
und  Titansäure  handelt.  Ist  die  Substanz  weiß,  so  führt  man  den 
Versuch  nur  mit  der  Phosphorsalzperle  aus,  denn  nur  gefärbte 
Oxyde  färben  die  Boraxperle.  ^) 

')  Arsenite  entwickeln  Arsen  auch  ohne  Mitwirkung  von  Kohle  oder 
oiganischer  Substanz,  indem  sie  dabei  in  Arseniat  übergehen: 

10  A8(0K),  =  6  AsO^Ks  +  6  K,0  +  A84. 
FQr  andere  ähnliche  Reaktionen  vgl.  Seite  131,  Faßnote. 

*)  Zur  Nach  Weisung  von  Sporen  Wasserdampf  vergl.  W.  Biltz,  B.  B. 
1907,  S.  2182. 

^  Einige  wenige  werden  za  Metali  reduziert,  wodurch  die  Perle  in  der 
Redaktionsflamme  grau  geftrbt  erscheint,  siehe  Tabelle  Seite  380.  CaS04,  im 
wa88er£reien  Zustande,  ist  weiß,  wird  aber  auf  Zusatz  von  Wasser  sofort  blau. 


—     380     — 


Folgende  KOrper  erteilen  der  Borax-  und  Phospborsalzperle 
eine  charakteristische  Färbung:  Eisen,  Mangan,  Nickel, 
Kobalt,  Chrom,  Uran,  Kupfer  (Didjm,  Cer,  Vanadin,  Titan 
und  Wolfram). 

Da  die  Färbung  mit  der  Temperatur  und  Menge  der  Substanz 
variiert,  so  gebe  ich  in  der  folgenden  Zusammenstellung  die  näheren 
Bedingungen  an.  Es  bedeutet:  h.  hei£;  k.  kalt;  hk.  hei£  und 
kalt;  sg.  schwach  gesättigt;  stg.  stark  gesättigt.^) 


Farbe 

der 

Perlen 

Mit    Borax 

Mit  Phosphorsalz 

in  der  Oxy- 
dationsflamme 

in  der  Be- 
duktionsflamme 

in  der  Oxy- 
datioDsflamme 

in  der  Be- 
duktionsflamme 

Farblos 

SiOa         (ohne 
Skelett)   Alkal. 
Erden,        Hg, 
Pb,    Bi,    Sb, 
Cd,    Zn,    Sn, 
Ti 

SiOa       (ohne 
Skelett)  Alkal. 
Erden  and  Er- 
den. Mn,  Di, 
Ce,   Cn  (sg.) 

SiO,(gibt  mei- 
stens Skelett). 
AlkaK    Erden 
andErden(8tg. 
trllb) 

SiO,    (gibt 
meist  Skelett) 
Alkal.    Erden 
u.  Erden,  Mn, 
Ce,    Di    Ca 

W,     Mo,    Fe 

(sg.  k.) 

Wo,  Ti 

Grau 

Ag,   Pb,   BI, 

Sb,   Cd,  Zn, 

Ni 

Ag,  Pb,  Bi, 
Sb,  Cd,  Zn, 
Ni 

Fe  (h.),  Ti  (h.) 

Gelb 

(bis  braan) 

Fe  (sg.  h.),  Ak 

(h.),  Ce  (h.),  U 

(h.),Vd(h.stg.) 

Ni  (k.)  braan 

Tl(h.),  W(h.), 
Vd(h.),Mo,h.) 

Fe(sg.h.),  Fe 
(Btflr.k)Ce(h.), 

Vd(h.),ü(h.), 

Ni  (k.)  braun, 

Ag(h.) 

Grl&n 

Cr  (k.),    Cu 

Fe  (hk),   U, 
Cr,  Vd  (h.) 

Cr(k.),Cn(h.), 

Mo  (h.),  ü  (k. 

■tg.) 

Cr(k.),U(k), 
Vd(k.),Mo(k) 

Blau 

Co    (hk.),    Cu 
(k) 

Co  (hk.) 

Co  (hk.)  Ca 
(k.) 

Co  (hk.),    W 
(k.) 

Violett 

Mn  (hk.),    Di 
(hk.)    and    ko- 
balthaltiges Ni 

Mn  (hk),  DI 
hk.) 

Fe(h.stg.),Ce 
(b) 

Ti(k) 

Rot 

Fe  (h.  stg.), 
Ce  (h.) 

Cu  (stg.)  nn- 
darchsichtig, 
bei  sehr  seh  wa- 
cher Sättigung 
and  mit  einer 
Spar  Sn  rubin- 
rot darchBieh- 

Ca  wie  in  der 
Boraxperle 

Ti  und  W  bei 
Gegenwart 

von  Fe  blut- 
rot 

»)  VergL  auch  O.  Luts,  Z.  f.  anal.  Ch.  47  (1908),  ^S.  1. 


—     381    — 


3.  Man  erhitzt  eine  kleine  Probe  fnr  sich  anf  der  Kohle 
vor  dem  Lotrohr  und  beobachtet,  ob  eine  Yerpuffung  eintritt. 
(Nitrate,  Nitrite,  Chlorate,  Jodate  etc.) 

4.  Erhitzen  der  Substanz  mit  Soda  anf  der  Kohle  vor 
dem  liOtrohr.  Zu  diesem  Zweck  bringt  man  eine  Messerspitze  yoll 
der  Sabstanz  mit  der  doppelten  Menge  Soda  gemengt,  wie  Seite  33 
angegeben,  in  ein  in  gater  Lindenholzkohle  mit  einem  Messer  er- 
zeugtes Grübchen  und  erhitzt  im  Rednktionsraum  einer  Lötrohrflamme. 

Man  erhalt: 

als  duktile  Körner:  An,  Ag,  Sn, 
Cn,^)  welche  sich  im  AchatmOrser  zu 
Blättchen  zerdrücken  lassen. 

a)  Metall  ohne  Beschlag  J  als  graue  Flitter:    Pt,  Fe,  Ni  und 

Co.  Platin  läßt  sich  im  AchatmGrser 
zerdrücken,  Eisen,  Nickel  und  Ko- 
balt sind  magnetisch  und  lassen  sich 
mit  dem  Magneten  herausziehen  s.  S.  30. 

als  spröde  Metallkörner:  Sb  (Be- 
schlag weiß),  Bi  (Beschlag  gelb).  Die 
Kömer  zerfallen  beim  Zerdrücken  im 
Achatmörser  zu  Pulver. 

Als    duktiles    Korn:     Pb    (Beschlag 
[  gelb). 

Weiß,  in  der  Hitze  gelb:  Zn. 

c)  Besclilag  ohne  Metall     Braun:  Cd. 

Weiß:  As  (Knoblauchgeruch). 

d)  Weiße  unschmelzbare,  ( n     a     tut      a  i      j      u       t?-j 
stark  leachtende  Masse  \  ^*'  ^'•'  ^«'  ^'  ™^  «"'*"'*•'  ^'^"°- 

e)  Schwefelverbindnngen  werden  zu  Sulfiden  reduziert. 
Bringt  man  die  Schmelze  auf  eine  blanke  Silbermünze  und  befeuchtet 
mit  Wasser,  so  schwärzt  sich  das  Silber  (Heparreaktion). 

5.  Prüfung  der  Substanz  auf  ihre  Fähigkeit,  die  nicht- 
leuchtende  Flamme  zu  färben.  Zunächst  bringt  man  eine  kleine 
Probe  der  Substanz  mittels  eines  Platindrahtes  in  die  Flammenbasis 
(siehe  Seite  28)  und  dann  in  den  Schmelzraum,  befeuchtet  hierauf 
die  Probe  mit  verdünnter  Salzsäure  und  wiederholt  den  Versuch. 


b)  MetaU  mit  Beschlag 


^)  Das  Ca  erhält  man  nicht  als  Korn,  sondern  als  susamniengesiDterte 
Bohwammige  Masse. 


—     382     — 

Es  geben  sich  zu  erkennen: 

Natrium  durch  die  monochromatisch  gelbe  Flammen- 
f^bung:  ein  Kaliumdichromatkristall  damit  beleuchtet,  erscheint  gelb 
(ebenso  eine  rote  Siegellackstange). 

Kalinm  (Cäsium  und  Eubidinm)  durch  die  violette 
Flamme,  die  aber  durch  die  Natriumflamme  völlig  verdeckt  wird. 
Betrachtet  man  sie  durch  Kobaltglas,  so  verschwendet  die  Natrium- 
flamme und  die  Kaliumflamme  erscheint  rosa. 

litlünm  durch  die  karminrote  Flamme  (im  Spektroskop 
rote  Linie). 

Strontium  durch  die  karmoisinrote  Flamme  (im  Spek- 
troskop mehrere  Linien  in  Orange  und  eine  helle  Linie  in  Blau. 

Calcinm  durch  die  ziegelrote  Flamme  (im  Spektroskop  eine 
orange  und  eine  grüne  Linie,  beide  ungefkhr  gleich  weit  von  der 
Natrium-Linie) . 

Baryum  durch  die  gelbgrilne  Flamme. 

Bei  Anwesenheit  von  Baryumsulfat  tritt  die  grüne 
Flammenfkrbung  undeutlich  oder  gar  nicht  auf.  Um  auch  in  diesem 
Falle  Baryum  zu  konstatieren,  erhitzt  man  eine  kleine  Probe  der 
Substanz  in  der  oberen  Reduktionsflamme,  befeuchtet  nach  dem 
Erkalten  mit  Salzsäure  (H^S-Greruch)  und  erhitzt,  wobei  die  grüne 
Flamme  des  Baryums  deutlich  sichtbar  wird. 

ThaUinm  durch  die  smaragdgrüne  Flamme. 

Eine  neue  Probe  der  Substanz  prüft  man  auf  Borsäure, 
indem  man  sie  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  befeuchtet  und  der 
Flamme  nähert.  Grüne  Farbe  zeigt  Borsäure  an.  Bei  An- 
wesenheit von  Kupfer  ist  diese  Reaktion  unsicher.^) 

Blei,  Arsen,  Antimon  färben  die  Flamme  fahl  blau, 
Kupferverbindungen  grün  oder  blau. 

Die  Vorprofiing  auf  elektronegatiTe  Elemente  (Anionen). 

1.  Verdünnte  Schwefelsäure  (Doppeltnormal).  Man 
behandelt  eine  nicht  zu  geringe  Menge  der  Substanz  (ca.  1  g)  im 
Keagensglas  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  beobachtet,  ob  in 
der  Kälte  schon  eine  Reaktion  zu  konstatieren  ist  (Grasentwicklung.) 

Es  lassen  sich  so  erkennen: 

HCN  von  Cyaniden  (am  Geruch) ;  ^) 

HgS  von  lOsUchen  Sulfiden  (Geruch,  Schwärzung  von  Blei- 
papier) ; 

^)  y.  Castellina  (Chem.  Zentralbl.  1905,  I,  S.  1C19)  weist  die  Bor- 
säure nach  durch  Erhitzen  der  festen  Substanz  mit  äthylschwefelsaurem  Kaliam 
im  Reagens^las;  es  entweicht  3(00,115 )„  der  mit  grüner  Flamme  brennt. 
Knpferchlorid  beeinträchtigt  die  Reaktion  nicht. 

*)  Oyanqnecksilber  entwickelt  keine  Blaas&are,  vgl.  S.  278. 


—    383    — 

NOj  von  Nitriten,  braune  Dämpfe; 

SO,  ohne  Schwefelansscheidung  von  Sulfiten  (Geruch  nach 
brennendem  Schwefel); 

SO2  mit  Schwefelausscheidung  von  Thiosulfaten ;  der  aus- 
geschiedene Schwefel  ist  gelb,  besonders  nach  dem  Erhitzen; 

CO2  von  Karbonaten  oder  Gyanaten  (Barytwasser  wird 
getrübt). 

Beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefelsäure  lassen  sich  noch 
lösliche  Ferro-  und  Ferricyanverbindungen  durch  Blau- 
säureentwicklung, Acetate  durch  den  Geruch  der  Essigsäure, 
Hypochlorite  durch  Ohiorentwicklung,  welche  übrigens  auch  in 
der  Kälte  auftritt,  Peroxyde  der  Alkalien^)  und  alkalischen  Erden 
durch  Sauerstoffent Wicklung  erkennen. 

2.  Konzentrierte  Schwefelsäure.  Wenn  die  Substanz  mit 
verdünnter  Schwefelsäure  nicht  reagiert,  so  versetzt  man  eine  neue 
Probe  derselben  direkt  mit  ca.  3 — 4  ccm  konzentrierter  Schwefel- 
säure und  erwärmt.  Gab  aber  die  Substanz  mit  verdünnter  Schwefel- 
säure bereits  eine  Reaktion,  so  reagiert  sie  mit  der  konzentrierten 
Säure  sehr  heftig  und  die  rasch  entweichenden  Gase  reißen  TrOpfchen 
der  Schwefelsäure  mit  und  führen  zu  Täuschungen,  indem  das  ent- 
weichende Gas  stechend  riecht  und  auch  bei  Abwesenheit  von 
Kohlensäure  Barytwasser  trübt. 

In  diesem  Falle  fügt  man  verdünnte  Schwefelsäure  tropfen- 
weise zu  einer  neuen  Probe  der  Substanz,  bis  keine  weitere  Reaktion 
eintritt,  setzt  dann  5  ccm  konzentrierte  Schwefelsäure  hinzu  und 
erwärmt. 

Es  entwickeln  sich  Gase  oder  Dämpfe: 

a)  Farblose. 

HCl  aus  Chloriden.  (An  der  Luft  nebelbildonde,  stechend 
riechende  Dämpfe,  die  Wasser  nicht  trüben.)  ^) 

SiF^^)  aus  Fluoriden.  (An  der  Luft  nebelbildende,  stechend 
riechende  Dämpfe,  die  Wasser  trüben); 

SOg  (ohne  Schwefelausscheidung).  Fand  bei  der  Behandlung 
der  Substanz  mit  verdünnter  Schwefelsäure  keine  Schwefeldioxyd- 
entwicklung statt,  so  rührt  das  nun  auftretende  SOg  von  der 
Schwefelsäure  selbst  her;  es  müssen  Metalle,  Schwefel,  Sul- 
fide,  Kohle    oder  nicht  flüchtige     organische   Substanzen 

')  Alkaiiperozjde  entwickeln  schon  mit  Wasser  Saaerstoff,  Tgl.  S.  47. 

')  A^l,  HgOls  entwickeln  nur  langsam  HCl;  ebenso  HgaC]2,  letzteres  aber 
außerdem  noch  reichlich  SOs.   Vgl.  S.  255. 

*)  SiF4  entsteht,  weil  der  Yersach  im  Reagensglae  vorgenommen  wird; 
im  Platintiegel  würden  die  SiOg-freien  Flaoride  kein  wassertrübendes  Gas- 
entwickeln. Vgl.  S.360. 


—    384    — 

wie  Weinsäure,  Zitronensäure,  Zucker,  Stärke  u.  a.  m. 
zugegen  sein.  Bei  Anwesenheit  von  nicht  flüchtigen  organischen 
Substanzen  tritt  beim  Erwärmen  Verkohlung  ein; 

SO2  (mit  Schwefelausscheidung)  deutet  auf  Anwesenheit  von 
Rhodaniden,  vorausgesetzt,  daß  die  verdünnte  Schwefelsäure  die 
Abwesenheit  der  Thioschwe feisäure  dargetan  hat; 

CO,  nicht  nebelbildendes,  geruchloses,  mit  blauer  Flamme 
brennbares  Gas,  deutet  auf  Oxalate  und  andere  organische  Säuren, 
sowie  auf  Cyanide. 

b)  Gefärbte. 

Cl,  gelbes,  erstickend  riechendes,  Jodkaliumstärkepapier 
bläuendes  Gas,  deutet  auf  Anwesenheit  von  Chloriden  und  oxy- 
dierenden Substanzen; 

ClOj)  gelbes,  dem  Chlor  sehr  ähnliches,  beim  Erhitzen  aber 
heftig  explosives  Gas,  stammt  von  Chloraten.  Verpuffte  die 
Masse  beim  Erhitzen  ftlr  sich  auf  der  Kohle,  so  darf  zu  dem  Versuch 
mit  konzentrierter  Schwefelsäure  nur  wenig  Substanz  verwendet 
werden;  findet  beim  Erwärmen  keine  Explosion  statt,  so  wendet 
man  eine  größere  Menge  an; 

HBr  von  Bromiden,  stechend  riechendes,  nebelbildendes,  stets 
infolge  von  ausgeschiedenem  Brom  gelbbraungefärbtes  Gas. 
(Die  Flüssigkeit  fHrbt  sich  zuerst  braun,  vorausgesetzt,  daß  nur 
farblose  Bromide  zugegen  sind  und  wird  beim  Kochen  farblos); 

CrOjCJj,  braun  (wie  Brom  aussehend)  von  Chromsäure  bei 
Gegenwart  Chloriden; 

J,  violett.  Bei  Anwesenheit  von  nur  farblosen  Jodiden  fkrbt 
sich  die  Schwefelsäure  zuerst  braun,  wenn  nur  wenig  Jod  zugegen 
ist,  bei  Gegenwart  von  viel  Jodid  scheidet  sich  graues  festes 
Jod  aus,  das  beim  Erhitzen  mit  violetter  Farbe  verdampft.  Häufig 
findet  bei  Anwesenheit  von  viel  Jodid  SOg-  oder  gar  H^S-Ent- 
wicklung  statt  (siehe  Seite  267); 

MngOf,  violett,  von  Permangansäure  stammend,  zersetzt  sich 
beim  Erwärmen  oft  explosionsartig  unter  Feuererscheinung; 

NOj,  braune,  stechend  riechende,  von  Nitraten  stammende 
Dämpfe. 

Nach  ausgeftihrter  Vorprüfung  schreitet  man  zum 

Auflösen  der  Probe. 

Als  Losungsmittel  werden  verwendet: 

1.  Wasser. 

2.  Salzsäure, 

3.  Salpetersäure, 

4.  Königswasser. 


—    385    — 

In  der  Mehrzahl  der  Fälle  wird  man  mit  den  drei  ersten 
Lösungsmitteln  auskommen  und  nur  selten  Königswasser  an- 
wenden müssen,  wie  aus  folgender  Löslichkeitstabelle  hervorgeht. 

Löslichkeitstabelle. 

Wasserlösliche  Substanzen. 

Von  Gruppe  I  (Seite  249)  sind  löslich: 

1.  Chloride.  Alle  außer  AgCl,  CogClg,  Hg^Cl^j,  PtCl^,  AuCl, 
BiOCl,  SbOCl,  »IgsjOClg.    Schwer  löslich  sind  PbCl^   und  TlCl. 

2.  Bromide.    Wie  die  Chloride. 

3.  Jodide.  Alle,  außer  AgJ,  Hg2J2'  HgJg,  [CugJg,  PdJg, 
TU] ;  sehr  schwer  löslich  ist  PbJg. 

4.  Cyanide.  Nur  die  Cyanide  der  Alkalien,  alkalischen  Erden 
und  Cyanquecksilber. 

5.  Ferrocyanide.  Nur  die  der  Alkalien  und  alkalischen 
Erden. 

6.  Ferricyanide.  Wie  die  Ferrocyanide. 

7.  Kobalticyanide.  Die  der  Alkalien  und  alkalischen 
Erden,  auch  das  Ferri-,  Merkuri-  und  Bleisalz;  die  Übrigen 
sind  unlöslich. 

8.  Rhodanide.  Die  der  Alkalien,  alkalischen  Erden, 
des  Eisens,  ebenso  das  Cupri-  und  Merkurirhodanid, 
letzteres  sehr  schwer  löslich. 

9.  Hypochlorite.    Alle. 

Von  Gruppe  II  (Seite  249)  sind  löslich: 

10.  Nitrite.    Alle.    Das  Silbernitrit  ist  schwer  löslich. 

11.  Acetate.  Alle.  Das  Silber-  und  das  Merkurosalz 
sind  schwer  löslich. 

12.  Cyanate.  Die  der  Alkalien,  alkalischen  Erden  und  die 
meisten  übrigen.    Unlöslich  sind  Silber-  und  Bleicyanat. 

13.  Snlfide.  Nur  die  der  Alkalien  und  alkalischen 
Erden.    Das  CaS  ist  schwer  löslich. 

14.  Hypophosphite.    Alle. 

Von  Gruppe  III  (Seite  249)  sind  löslich: 

15.  Sulfite.  Die  der  Alkalien  und  die  Bisulfite  der 
Erdalkalien. 

16.  Karbonate.  Die  der  Alkalien,  ferner  die  Bikar- 
bonate von  Ca,  Sr,  Mg,  Fe,  Mn. 

Treadwell,  Analytische  Chemie.  I.  Bd.  6.  Aafl.  25 


-     386    — 

17.  Oxalate.  Die  der  Alkalien;  die  übrigen  sind  schweiv  bis 
nnlöslicb.  Die  meisten  Oxalate  geben  mit  Alkalioxalaten  leicht- 
lösliche komplexe  8alze;    die  der  alkalischen   Erden   nicht» 

18.  Jodate.  Nur  die  der  Alkalien. 

19.  Borate.  Die  der  Alkalien.  Alle  übrigen  sind  sehr  schwer 
lOslich  in  Wasser,  meistens  aber  leicht  in  Chlorammonium. 

20.  Molybdate.    Nur  die  der  Alkalien. 

21.  Selenite.  Nur  die  der  Alkalien  leicht  löslich,  die  übrigen 
schwer. 

22.  Selenate.    Alle  bis  auf  das  Baryum-  und  Bleisalz. 

23.  Tellurite.    Nur  die  der  Alkalien. 

24.  Tellorate.    Nur  die  der  Alkalien. 

25.  Tartrate.  Die  normalen  Tartrate  der  Alkalien,  ebenso 
das  I^ithium-  und  Natriumbitartrat.  Die  übrigen  sind  in 
Wasser  unlöslich,  die  meisten  aber  in  überschüssigen  Alkalitartrat- 
lösungen  löslich  unter  Bildung  von  komplexen  Salzen. 

26.  Citrate.  Nur  die  der  Alkalien  sind  leicht  löslich  in 
Wasser.  Die  wasserunlöslichen  Citrate  lösen  sich  meistens  leicht  in 
überschüssiger  Alkalicitratlösung. 

27.  Pyrophosphate.    Nur  die  der  Alkalien. 

28.  Metaphosphate.    Nur  die  der  Alkalien. 

Von  Gruppe  IV  (Seite  249)  sind  löslich: 

29.  Phosphate.    Nur  die  der  Alkalien. 

30.  Arsenite.    Nur  die  der  Alkalien. 

31.  ArsODiate.  Nur  die  der  Alkalien. 

32.  Thiosnlfate.  Fast  alle  sind  löslich;  die  Silber-,. 
Baryum-  und  Bleisalze  sind  schwer  löslich. 

33.  Chromate.  Die  der  Alkalien,  des  Ca,  Sr,  Mg,  Zn,  Mn^ 
Fe'",  Cu  sind  löslich,  die  übrigen  schwer-  bis  unlöslich. 

34.  Vanadate.  Die  Orthovanadate  sind  unbeständig,  die  Pyro-, 
Meta-  und  Polyvanadate  meistens  löslich  in  Wasser.  Unlöslich 
sind  das  Blei-  und  das  Merkurosalz. 

35.  Perjodate.  Sind  mehr  oder  weniger  in  Wasser  löslich.. 
Die  Perjodate  des  Silbers  sind  unlöslich. 

Von  Gruppe  V  (Seite  250)  sind  löslich: 

36.  Nitrate.    Alle  bis  auf  einige  basische  Salze. 

37.  Chlorate.    Alle. 

38.  Perchlorate.    Alle. 

39.  3Ianganate    | 

und  \  Alle. 

Permanganate 


—    387     - 

Von  Gruppe  VI  (Seite  250)  sind  löslich: 

40.  Sulfate.  Alle  außer  Ca-,  Ba-,  Sr-,  Pb-Salz  und  einigen 
basischen  Sulfaten. 

41.  Fluoride.  Die  der  Alkalien,  des  Silbers  und  Quecksilbers ; 
die  übrigen  sind  schwer-  bis  unlöslich. 

Von  Gruppe  VII  (Seite  250)  sind  löslich: 

42.  Silikate.    Nur  die  der  Alkalien. 

43.  Wolframate.    Nur  die  der  Alkalien. 

Von  den  in  Wasser  unlöslichen  Salzen  Ifisen  sich  in 
Säuren  (Salzsäure  oder  Salpetersäure)  alle  aufier:  AgCl, 
AgBr,  AgJ,  AgCN,  AuCl,  PtCl^,  BaSO^,  SrSO^,  PbSO^, 
HgS,  Berlinerblau,  CaF^,  SnSg  (Mussivgold),  SiOj  und  viele 
Silikate,  auch  geschmolzenes  PbCrO^,  femer  die  stark  ge- 
glühten Oxyde :  Al^  0^,  C  r^  O3,  T i  O^,  S n  0^,  S b^^  0^  i).  Das  TiO^, 
SnOg  und  Sb203  lassen  sich  durch  anhaltendes  Erwilnnen  mit  kon- 
zentrierter Salzsäure  in  Lösung  bringen. 

Von  den  in  Säuren  unlöslichen  Korpern  losen  sich  in 
Königswasser:  PtCl^,  AuCl,  HgS,  SbgO^,  SnS^  und  Berliner- 
blau (nach  langem  Behandeln). 

Durch  Königswasser  werden  also  nicht  gelöst:  AgCl, 
AgBr,  AgJ,  AgCN,  BaSO^,  SrSO^^,  PbSO^,  CaF^,«)  ge- 
schmolzenes PbCrO^,  AlgOj,  Cr^Oj  und  das  in  der  Natur  vor- 
kommende TiOg  (Rutil,  Anatas,  Brookit)  und  SnO^  (Kassiterit, 
Zinnstein),  ferner  SiOg,  Si,  viele  Silikate,  Kohle,  Carbo- 
rundum  und  von  den  Metallen  das  vorher  stark  geglühte  Iridium 
(Rhodium,  Ruthenium  und  Osmium). 

Um  diese  Körper  in  Lösung  zu  bringen,  müssen  sie  aufge- 
schlossen werden. 

Die  Methode  der  Aufschließung  wird  je  nach  der  vorhandenen 
Körperklasse  eine  verschiedene  sein.  Man  ermittelt  daher  durch  einige 
Versuche  auf  trockenem  Wege  die  allgemeine  Natur  der  unlöslichen 
Verbindung.  Oft  genügt  dazu  die  Vorprüfung;  es  wird  aber  immer 
gut  sein,  mit  dem  in  Säuren  unlöslichen  Rückstand  folgende  ein- 
fache Versuche  auszuführen. 

1.  Man  erhitzt  eine  kleine  Probe  des  Rückstandes 
mit  Soda  am  Kohlensodastäbchen  und  beobachtet,  ob 
ein  Metallkorn  entsteht. 

a)  Es  entsteht  kein  Metallkorn.  Damit  ist  die  Abwesen- 
heit von  Silber,  Blei  und  Zinn  erwiesen. 

^)  Die  Antimonoxyde  gehen  durch  Iftogeres  Qlühen  an  der  Luft  in 
Sb^O«  über. 

')  Durch  lang  andauernde  Behandlang  mit  König&wasier  wird  daa 
Flaorcalciam  Bcbliefilich  gelöst. 


25* 


—     388     — 

b)  Es  entsteht  ein  Metallkorn.  Man  zerdrückt  es  im 
Achatmörser  und  prüft  die  erhaltenen  Blättchen  auf  ihre 
Löslichkeit  in  Säuren. 

a)  Das  Korn  löst  sich  klar  auf  in  Salpetersäure, 
somit  ist  die  Abwesenheit  des  Zinns  erwiesen.  Ver- 
setzt man  die  salpetersaure  Lösung  mit  Salzsäure,  so  ent- 
steht hei  Anwesenheit  von  Silber  eine  weiße  käsige,  in 
Wasser  unlösliche  Fällung  von  AgCl,  leicht  löslich  in 
Ammoniak. 

Die  salpetersaure  Lösung  trübt  sich   auf  Zusatz   von 
verdünnter  Schwefelsäure  bei  Anwesenheit  von  Blei. 

ß)  Das  Korn  löst  sich  nicht  klar  auf  in  Salpeter- 
säure, sondern  liefert  ein  weißes  unlösliches 
Pulver:  Metazinnsänre.  Man  behandelt  ein  zweites 
Metallblättchen  mit  konzentrierter  Salzsäure,  wobei  dasselbe 
sich  bei  Abwesenheit  von  Silber  leicht  beim  Erwärmen 
löst.  Merkurichlorid  erzeugt  in  der  salzsauren  Lösung 
eine  weiße  Fällung  von  Hg^Cl^ :  Anwesend  Zinn. 

2.  Man  erhitzt  eine  zweite  Probe  des  Eückstandes 
in  einem  Glührohr  (kleines  Reagensglas)  mit  konzen- 
trierter Schwefelsäure  und  beobachtet,  ob  das  ent- 
weichende Gas  Wasser  trübt. 

Eine  Trübung  zeigt  die  Anwesenheit  von  unlöslichen 
Fluoriden  (CaF^)  an. 

3.  Man  erhitzt  eine  weitere  Probe  des  Rück- 
standes am  Platindraht  in  dem  oberen  Reduktions- 
raum der  Gasflamme,  läßt  im  inneren  Flammenkegel 
erkalten,  befeuchtet  mit  verdünnter  Salzsäure  (mittels 
eines  Kapillarrohres),  beobachtet,  ob  der  Geruch  von  H^S  auftritt 
und  prüft  die  angesäuerte  Probe  auf  ihre  Fähigkeit,  die  Flamme 
zu  färben.  Die  Anwesenheit  von  Sulfaten  verrät  sich 
durch  den  Geruch  nach  Schwefelwasserstoff,  und  die 
Flammenfärbung  gibt  Aufschluß,  ob  Baryum  allein,  oder 
ein  Gemisch  von  Baryum,  Calcium  und  Strontium  zu- 
gegen ist. 

4.  Man  erhitzt  eine  Probe  des  Rückstandes  in 
der  Phosphorsalzperle;  Kieselsäure  und  Silikate  geben 
oft  ein  Kieselskelett  (s.  S.  372). 

Da  aber  diese  Reaktion  manchmal  trotz  Anwesenheit  von 
Silikaten  nicht  eintritt,  so  muß  stets,  beim  Ausbleiben  derselben, 
eine  weitere  Prüfung  auf  Kieselsäure  vorgenommen  werden.  Man 
verfährt  hierbei  nach  Seite  370  oder  371. 


—    389     — 

5.  Man  erhitzt  die  Phosphorsalzperle  nun  auch  in 
der  Keduktions flamme,  um  auf  Titandioxyd  zu  prüfen, 
das  sich  durch  eine  violette  Perle  zu  erkennen  gibt.  Leichter  tritt 
die  violette  Farbe  auf,  wenn  man  der  Perle  eine  Spur  Stanniol  zusetzt. 
Bei  gleichzeitiger  Anwesenheit  von  Eisen,  wie  dies  bei  Eutil  etc. 
fast  immer  der  Fall  ist,  nimmt  die  Perle  in  der  Keduktionsflamme 
eine  braunrote  Farbe  an. 

6.  Die  Anwesenheit  des  Chroms  ergibt  sich  oft  aus  der 
grünen  Farbe  des  Rückstandes.  Bei  Anwesenheit  von  Chromit 
(schwarz)  schmilzt  man  eine  kleine  Probe  mit  Soda  und  Salpeter 
in  der  Platinspirale  (siehe  Seite  98)  und  erhält,  wenn  Chrom  zu- 
gegen ist,  eine  gelbe  Schmelze,  welche  nach  dem  Lösen  in 
Wasser  und  Ansäuern  mit  Essigsäure  mit  Silbernitrat  eine  rot- 
braune Fällung  von  Silberchromat  gibt. 

7.  Ist  der  Rückstand  schwarz  oder  grau,  so  muß  er  noch 
auf  Kohlenstoff  geprüft  werden.  Man  erhitzt  zu  diesem  Ende 
eine  kleine  Probe  des  Rückstandes  auf  einem  Platinblech,  wobei 
die  Masse  meist  unter  Hinterlassung  einer  hellergefilrbten  Asche 
verglimmt.  In  zweifelhaften  Fällen  erhitzt  man  ein  wenig  Kalium- 
chlorat  in  einem  Reagensglas  zum  Schmelzen  und  setzt  eine  kleine 
Probe  des  Rückstandes  hinzu,  wobei  bei  Anwesenheit  von  Kohlen- 
stoff ein  deutliches  Verglimmen  oder  eine  Verpuffdng  eintritt.  Bei 
dieser  Reaktion  achte  man  darauf,  daß  keine  Filterfasem  etc.  mit 
in  die  Schmelze  gelangen. 

8.  Silicium  und  Silicide  (Carborundum  etc.)  kommen  nur 
selten  vor  und  zeichnen  sich  durch  große  Beständigkeit  gegen  die 
obengenannten  Reagentien  aus.  Durch  Schmelzen  mit  Atzkali  im 
Silbertiegel  werden  sie  leicht  unter  Wasserstoffentwicklung  aufge- 
schlossen. 

Beim  Lösen  der  Schmelze  in  Wasser  und  Ansäuern  mit  Salz- 
säure Mit,  besonders  beim  Verdampfen  gallertartige  Kieselsäure  aus. 

Je  nachdem  nun  eine  oder  mehrere  obiger  Körperklassen 
konstatiert  wurden,  wendet  man  eine  oder  eine  Kombination  der 
folgenden 

3Iethodeii  der  Anfschließnng 
an: 

1.  Unlösliche  Halogenverbindangen  (es  kommen  nur  die 
Silberverbindungen  in  Betracht)  werden  aufgeschlossen,  indem 
man  die  Masse  zum  Schmelzen  erhitzt,  erkalten  läßt, 
mit  verdünnter  Schwefelsäure  übergießt  und  ein 
Stückchen  reinen  Zinks  in  die  Säure  taucht,  so  daß 
es  mit  der  Substanz  in  Kontakt  kommt.  Nach  eim'ger  Zeit 
gießt  man  die  Flüssigkeit,  welche  nun  die  Halogenwasserstoffsäure 
nebst  Zinksulfat   enthält,    ab   und   bewahrt   sie  zur  späteren  Prüfung 


-     390    - 

aaf  Säuren  aaf  (vgl.  Seite  272).  Den  Hückstand  wäscht  man  mit 
destilliertem  Wasser  nnd  löst  das  metallische  Silber  in  verdünnter 
Salpetersäure,  filtriert  von  etwa  vorhandenen  Sulfaten,  Silikaten  etc. 
ab  und  prUft  die  Lösung  durch  Fällung  mit  Salzsäure  auf  Silber. 

2.  Unlösliche  Sulfate  werden  aufgeschlossen  durch 
Schmelzen  mit  der  4 — öfachen  Menge  kalzinierter  Soda 
oder  auch  mit  einem  Gemenge  von  gleichen  Teilen  Natrium-  nnd 
Kaliumkarbonat  im  Platintiegel.  Man  mischt  die  feinzerriebene 
Substanz  mit  der  Soda  im  Platintiegel,  bedeckt  mit  einer  dilnnen 
Schicht  Soda,  bedeckt  den  Tiegel  und  erhitzt  zunächst  über  einem 
kleinen  Flämmchen,  um  das  Wasser,  das  immer  in  der  Soda  vor- 
handen ist,  zu  vertreiben;  dann  steigert  man  allmählich  die  Tem- 
peratur, bis  die  Masse  in  leichten  Fluß  gerät  und  erhält  ca.  ^/^  Stunde 
bei  dieser  Temperatur.  Den  noch  glühend  heißen  Tiegel  kühlt 
man  durch  Einstellen  in  kaltes  destilliertes  Wasser  rasch  ab,  wobei 
sich  der  Schmelzkuchen  zusammenzieht  und  meistens  leicht  von  der 
Tiegel  Wandung  loslöst.  Der  Kuchen  wird  nun  so  lange  mit  wenig 
Wasser  im  Wasserbade  erwärmt,  bis  er  ganz  zergeht  und  keine 
harten  Klümpchen  mit  dem  Glasstab  mehr  fühlen  läßt;  dann  der 
Rückstand  abfiltriert.  Im  Fil träte  befindet  sich  die  Schwefelsäure 
als  Natriumsulfat,  im  Rückstände  die  alkalischen  Erden  als  Kar- 
bonate. Diese  wäscht  man  einigemal  mit  starker  Sodalösung, 
dann  mit  verdünnter  ö^/ßiger  Sodalösung,  bis  im  Filtrat  keine 
Schwefelsäure  mehr  nachgewiesen  werden  kann,  und  nun  erst  wäscht 
man  mit  heißem  Wasser  bis  zum  Verschwinden  der  alkalischen 
Reaktion  (vgl.  Seite  68).  Die  Karbonate  werden  in  Salpetersäure 
gelöst  und  die  Lösung  nach  Seite  69  untersucht. 

3.  Kieselsänre  nnd  Silikate  werden  mit  der  4 — 6 fachen 
Sodamenge  aufgeschlossen,  genau  wie  es  auf  Seite  370  ge- 
schildert ist. 

4.  ßleisnlfat  schließt  man  auf  durch  Kochen  mit 
konzentrierter  Sodalösung,  filtriert  und  wäscht  zuerst  mit 
Sodalösung  und  dann  mit  Wasser.  Oalciumsulfat  wird  ebenfalls 
leicht  durch  Kochen  mit  Sodalösung  zersetzt,  Strontiumsplfat 
ebenso  vollständig,  wenn  auch  weniger  leicht,  Baryumsulfat 
dagegen  nur  unvollständig. 

5.  Metazinnsäurc,  wie  sie  erhalten  wird  durch  Oxydation 
von  metallischem  Zinn  durch  Salpetersäure,  läßt  sich  leicht  in 
Lösung  bringen  durch  Aufkochen  mit  wenig  konzentrierter  Salz- 
säure und  nachheriges  Behandeln  mit  viel  kaltem  Wasser  (vgl, 
Seite  225). 

Das  in  der  Natur  vorkommende  Zinndioxyd  (Zinnstein), 
sowie  die  stark  geglühte  Metazinnsäure  lassen  sich  nicht  auf  diese 
Weise    in   Lösung   bringen,    wohl    aber    leicht   nach   einer    der  auf 


—    391    — 

Seite  229  angegebenen  Methoden  aufschließen.  Meistens  wendet  man 
die  Soda-Schwefel-M  ethode  an. 

6.  Unlösliche  Fluoride  werden  durch  Abrauchen  mit  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  zersetzt  und  die  entstandenen  Sulfate,  wie 
sub  2  angegeben,   weiter  behandelt. 

7.  ntandioxyd  wird  durch  Schmelzen  mit  Kalium- 
pyrosnlfat  im  Platintiegel  (vgl.  Seite  86  und  117)  aufgeschlossen, 
auch  durch  Schmelzen  mit  Soda,  Extraktion  der  Schmelze  mit 
kaltem  Wasser  und  Behandeln  des  Eückstandes  mit  Salzsäure  (vgl. 
Seite  119). 

8.  Chromoxyd  und  Chromeisenstein  werden  durch 
Schmelzen  mit  Soda  nach  Zusatz  von  wenig  Salpeter, 
oder  besser  Natriumperoxyd  aufgeschlossen  (vgl.  Seite  98). 

9.  Die  unlöslichen  komplexen  Cyanverbindungen  werden 
durch  Kochen  mit  Natronlauge  in  der  Porzellanschale 
leicht  und  vollständig  zersetzt. 

Nach  dem  Kochen  mit  der  Lauge  verdünnt  man  mit  Wasser 
und  filtriert.  Das  Filtrat  enthält  die  Säuren  als  Natriumsalze  und 
kann  unter  Umständen  auch  Zink  und  Aluminium  enthalten. 
Man  sättigt  daher  das  Filtrat  mit  Kohlendioxyd,  kocht  und  filtriert 
einen  etwa  entstehenden  Niederschlag  (A1(0H)3  bezw.  ZnCO^)  ab, 
lOst  diesen  in  Salzsäure  und  prüft  die  Lösung  auf  Aluminium  und 
Zink.  Das  alkalische  Filtrat  prüft  man,  nach  dem  Ansäuern  mit  Salz- 
säure nach  S.  281  und  284  auf  Ferro-  und  Ferricyan wasserstoffsäure. 

Außer  den  unlöslichen  KOrpern  unterwirft  man  auch 
die  loslichen  komplexen  Cyan Verbindungen  (Ferro-,  Ferri-, 
Kobalticyanalkalien)  der  Aufschließung,  indem  man  sie  mit  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  abraucht  (vergl.  Seite  112). 

Beim  Lösen  einer  Substanz,  sei  es  in  Wasser  oder  in  Säuren, 
treten  oft  Erscheinungen  auf,  die  ftlr  den  weiteren  Verlauf  der  Analyse 
von  der  größten  Wichtigkeit  sein  können.  So  lassen  sich  weitgehende 
Schlüsse  aus  der  Farbe  und  Eeaktion  der  entsprechenden  Lösung  und 
einer  etwa  auftretenden  Gasentwicklung  ziehen.  Man  prüft  die 
Substanz  zunächst  auf  ihre  Löslichkeit  in  Wasser,  indem  man  ca. 
^/g  g  der  fein  zerriebenen  Masse  mit  wenig  kaltem  Wasser  ver- 
setzt und  beobachtet,  ob  eine  Gasentwicklung  eintritt. 

Eine  Gasentwicklung  tritt  auf  bei  Anwesenheit  von: 

a)  Peroxyden  der  Alkalien  oder  alkalischen  Erden,  ^)  die 
zum  Teil  in  Hydroxyd  und  Sauerstoff  zerfallen: 

2  Na^O^  +  2  H3O  =  4  NaOH  +  0^ 
2  BaOg  -f  2  H^O  =  2  Ba(OH)^  +  O^ 

Man  prüft  das  entweichende  Gas  mittels  eines  glimmenden 
Spans  auf  Sauerstoff. 

^)  Barjnmperoxd  entwickelt  nur  in  der  Wärme  Saaerstoff. 


— 


—    392    — 

In  der  alkalischen  Losung  (rotes  Lackmuspapier  wird  ge- 
bläut) befindet  sich  noch  unzersetztes  Peroxyd. 

3Ian  verdünnt  stark  mit  Wasser  und  säuert,  unter  Abkühlung, 
sorgfältig  mit  Schwefelsäure  an,  fügt  einige  Kubikcentimeter  Äther 
hinzu,  hierauf  etwas  Kaliumdichromatlösung  und  schüttelt.  Die 
Ätherschicht  färbt  sich  bei  Anwesenheit  von  Per- 
oxyden (Wasserstoff per oxyd)  blau.  Noch  besser  läßt  sich 
das  Wasserstoffperoxyd  mittels  einiger  Tropfen  einer  Titansulfat- 
lOsung  nachweisen.  Es  tritt  bei  nur  Spuren  von  Wasserstoffperoxyd 
deutliche  Gelbfärbung  der  Lösung  ein   (vgl.  Seite  48  und  120). 

b)  Karbiden  der  alkalischen  Erden  (Calciumkarbid). 

Diese  zerfallen  in  Acetylen,  ein  lauchartig  riechendes,  mit 
leuchtender  Flamme  brennbares  Gas  und  Calciumhydroxyd : 

CaC,  +  2  H,0  =  Ca(OH),  +  C,H, 
Calciumkarbid  Acetylen 

c)  Nitriden  der  alkalisehen  Erden  (Magnesiumnitrid). 

Magnesiumnitrid  zerfällt  mit  Wasser  in  Magnesiumhydroxyd 
und  Ammoniak: 

MgjN,  +  6  HÖH  =  3  Mg(OH),  +  2  NH, 

Bei  Anwesenheit  von  viel  Wasser  beobachtet  man  keine  Gas- 
entwicklung, weil  das  Ammoniak  sofort  vom  Wasser  absorbiert  wird; 
beim  Kochen  aber  wird  das  Ammoniak  ausgetrieben  und  läßt  sich 
dann  leicht  durch  Geruch  etc.  erkennen. 

d)  Phosphiden  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden.   Diese 

entwickeln  selbstentzündlichen  Phosphorwasserstoff. 

Ca,P,  +  4  H,0  =  P,H,  +  2  Ca(OH), 

Sind  geringe  Mengen  des  Phosphides  zugegen,  so  tritt  nur  der 
bekannte  Knoblauchgeruch  auf. 

e)  Vielen  Chloriden,  Bromiden  nnd  Jodiden  der  negativen 
Elemente  (PClr,  etc.).  Diese  zerfallen  alle  in  Halogenwasser- 
stoff und  Sauerstoff  säuren  der  negativen  Elemente: 

PCI.  +  4  HgO  =  5  HCl  +  H3PO4 

f)  Manchen  selten  vorkommenden  Sulfiden  (MgS,  Al^S,  etc.) 
Diese  entwickeln  durch  Geruch  und  Bleipapier  erkennbaren  Schwefel- 
wasserstoff : 

MgS  +  2  HÖH  =  Mg(OH)^  +  H^S 

Nach  vollendeter  Reaktion  mit  wenig  Wasser,  oder  wenn  keine 
Reaktion  stattfand,  fügt  man  mehr  Wasser  hinzu  (ca.  10  bis  15  ccw), 
erhitzt  zum  Kochen  und  läßt   erkalten. 

Löst  sich  hiebei  alles  klar  auf,  so  hat  man  selbstverständlich 
bei  der  Analyse  nicht  auf  wasserunlösliche  Substanzen  Rücksicht  zu 
nehmen. 


—    393     — 

Bleibt  beim  Behandeln  der  Masse  ein  EUckstand,  so  kann  sich 
doch  ein  Teil  gelOst  haben,  wovon  man  sich  überzeugt,  indem  man 
die  Losung  durch  ein  Filter  gießt  (so  aber,  daß  der  Rückstand 
möglichst  vollständig  im  Keagensglas  zurückbleibt)  und  einige 
Tropfen  des  Filtrates  auf  einem  Platinblech  (oder  Uhrglas)  sorg- 
fältig zur  Trockene  verdampft.  Man  darf  hiebei  nicht  glühen,  weil 
flüchtige  Verbindungen  tibersehen  werden  konnten.  Ergibt  die  Ein- 
dampfprobe die  Anwesenheit  von  wasserlöslichen  Verbindungen,  so 
entfernt  man  diese  möglichst  vollständig  durch  mehrmaliges  Be- 
handeln mit  kleinen  Mengen  Wassers.  Die  so  erhaltenen,  wässerigen 
Auszüge  werden  vereinigt  und  für  sich  verarbeitet.  Den  im  "Wasser 
unlöslichen  Rückstand  versucht  man  in  Säuren  zu  lösen  und  zwar, 
wo  es  angeht,  zunächst  in  Salzsäure.  Bei  Anwesenheit  von  Blei 
oder  Silber,  welche  man  meistens  in  der  Vorprüfung  findet,  wendet 
man  Salpetersäure  an. 

Das  Lösen  in  Säuren  wird  am  besten  bewirkt,  indem  man 
den  Rückstand  mit  72^^^  1  ccm  konzentrierter  Säure  übergießt 
(wobei  auf  eine  auftretende  Gasentwicklung  zu  achten  ist),  kocht 
und  dann  mit  Walser  verdünnt,  um  die  in  Salzsäure  unlöslichen 
Chloride  zu  lösen.  Dabei  darf  man  nicht  vergessen,  daß  Wismut- 
und  Antimonsalze  mit  viel  Wasser  unlösliche  basische  Chloride 
gehen;  es  darf  daher  nicht  zu  viel  Wasser  angewendet  werden. 

Bleibt  bei  der  Behandlung  mit  Säuren  ein  Rückstand,  so  ist 
dieser  nach  Ermittlung  der  vorhandenen  Körperklassen  nach  Seite  389 
aufzuschließen. 

IL  Aufsuchung  der  3Ietalle  (Kationen). 

Jede  einzelne  der  erhaltenen  Lösungen  wird  für  sich  nach 
den  folgenden  Tabellen  untersucht.    (Vergl.  Seite  394  ff), 

Bemerkungen  zu  der  allgemeinen  Tabelle  zur  Aufsuchung  und 

Trennung  der  Gruppen. 

1.  Das  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff.  Man 
bringt  die  saure  Lösung  (meist  50  bis  100  ccm)  in  einen  Erlenmeyer- 
Kolben  von  300  cc7n  Inhalt,  versieht  denselben  mit  einem  doppelt 
durchbohrten  Gummistopfen,  durch  dessen  eine  Bohrung  eine  dicht 
unterhalb  der  unteren  Fläche  mündende  rechtwinklig  gebogene  Glas- 
röhre geht  und  durch  dessen  andere  Bohrung  eine  ebenfalls  recht- 
winklig gebogene  Röhre  bis  beinahe  auf  den  Boden  des  Kolbens  reicht. 
Nun  zieht  man  zunächst  die  längere  Röhre  so  weit  in  die  Höhe, 
daß  sie  nicht  in  die  Flüssigkeit  taucht  und  erhitzt  die  Flüssigkeit  zum 
Sieden,  so  daß  der  Wasserdampf  aus  beiden  Röhren  kräftig  aus- 
strömt.    Alsdann    verbindet    man    die    längere    Röhre    durch    einen 


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Vg  m  langen,  mit  einem  mit  dem  Kippschen  ^)  Hg  S- Apparat 
in  Verbindung  stehenden  und  mit  H^S  bereits  gefüllten  Gummi- 
schlauch und  leitet  einen  kräftigen  Strom  von  H^S  durch  den 
Apparat,  entfernt  die  Flamme  und  verschließt  das  kurze  Eohr  mit 
einem  kurzen  Gummischlauch  mit  eingeschobenem  Glasstab,  drückt 
das  lange  Rohr  in  die  Flüssigkeit  hinein,  schüttelt  kräftig  einige 
Minuten  lang  und  läßt  dann  etwas  abkühlen.  Hierauf  öffnet  man 
das  kurze  Eohr,  schließt  den  Hahn  des  Kippschen  Apparates,  ent- 
fernt den  Stopfen  und  gießt  ein  gleiches  Volum  kaltes 
destilliertes  Wasser  hinein,^)  verschließt  wieder,  leitet  von 
Neuem  H^S  kräftig  durch,  verschließt  das  kurze  Eolir  und  schüttelt 
tüchtig  ftlr  weitere  2  bis  3  Minuten,  nach  welcher  Zeit  die  Ausfüllung 
beendet  ist  und  der  Niederschlag  sofort  filtriert  werden  kann.  ^) 

Ergibt  die  Vorprüfung  die  Anwesenheit  von  oxydierenden  Sub- 
stanzen (vergl.  Seite  7  sub  3)  oder  auch  von  Arsensäure,  so  reduziert 
man  diese  zweckmäßig  vor  dem  Einleiten  von  H^S  mit  schwefliger 
Säure.  Zu  diesem  Zwecke  bringt  man  die  schwach  salz-  oder  schwefel- 
saure, *)  möglichst  konzentrierte  Lösung  in  den  Erlenmeyer-Kolben, 
fügt  100  com  mit  SO^  gesättigtes  destilliertes  Wasser  hinzu,  kocht 
mit  aufgesetztem  Stopfen,  der  mit  Ein-  und  Ableitungsröhren  ver- 
sehen ist,  eine  Viertelstunde  lang,  gießt  dann  rasch  10  ccm  konzen- 
trierte Salzsäure  hinzu  und  setzt  das  Kochen  unter  gleichzeitigem 
Durchleiten  von  Kohlensäure  fort,  bis  alles  überschüssige  SO^  ver- 
trieben ist.  ^)  Nun  entfernt  man  den  CO^ -Apparat  und  leitet  H^S, 
wie  oben  geschildert,  ein.  ^)  Durch  diese  Art  des  Verfahrens  hat  man 
die  große  Annehmlichkeit,  den  Niederschlag  frei  von  elementarem 
Schwefel  zu  erhalten. 


^)  Den  H2S  leite  man  nie  direkt  vom  Kippschen  Apparat  in  die  Probe- 
lösung, sondern  zuerst  durch  eine  mit  Wasser  versehene  Waschflasche  and 
dann  durch  ein  mit  Watte  gefülltes  Chlorcalciunirohr.  Letzteres  hat  den  Zweck, 
Staub  and  mitgerissene  FlUssigkeitsteilchen  aus  der  Wascbflasche  zarück- 
zahalten. 

';  Vergl.  Seite  184.  Trennung  von  Hg,  Pb  etc.  von  den  vorhergehenden 
Gruppen, 

*)  Vergl.  aach  Grabe,  B.  B.  31,  Seite  2981  (1898). 

*)  In  stark  sauren  Lösungen  werden  Ferrisalze  durch  SO9  nur  hOchst 
unvollkommen  reduziert.  Sind  also  Ferrisalze  zugegen,  so  versetzt  man  die 
Lösung  mit  Ammoniak,  bis  eine  bleibende  Fällung  entsteht,  and  fUgt  erst  dann 
S02-Wa8ser  hinzu,  oder  besser,  man  leitet  SO^-Gas,  das  nach  Seite  305  aus 
Xatriumbisulfit  und  konzentrierter  Schwefelsäure  bereitet  wird,  in  die  Lösung. 

^)  Das  Entfernen  des  SO2  ist  nötig,  weil  sonst  beim  Einleiten  von  H^S 
Schwefel  sich  ausscheidet: 

SOa  +  2  H,S  =  2  HjO  4-  3  S 

')  Bei  Anwesenheit  von  Pb-,  Ba-  oder  Sr-Salzen  werden  diese  beim  Ein- 
leiten von  SOg  in  Sulfate  verwandelt  und  scheiden  sich  aas.  In  diesem  Falle 
filtriert  man  die  Lösung  vor  dem  Einleiten  von  H2S  und  untersucht  den 
Rückstand  für  sieh  nach  Seite  390. 


—    397    — 

2.  Die  Prüfung  auf  H3PO4  darf  an  dieser  Stelle  nicht  unterlassen 
werden.  Wie  aus  der  Tabelle  ersichtlich,  trennt  man  die  Metalle 
der  m.  Gruppe  von  denen  der  IV.  Gruppe  durch  Fällung  mit 
Ammoniak  und  Schwefelammonium.  Wären  außer  Ca,  Sr,  Ba,  Mg 
in  der  sauren  LOsung  noch  Phosphorsänre  oder  Oxalsäure  zugegen, 
so  würde  auf  Zusatz  von  Ammoniak  Ca-,  Sr-,  Ba-,  Mg-Phosphat, 
nebst  Ca-,  Sr-,  Ba-Oxalat  gefilllt  werden  (vergl.  Seite  64)  und 
so  in  die  JH.  Gruppe  kommen,  in  welcher  auf  sie  nicht  ge- 
prüft wird. 

Man  muß  die  Phosphorsänre  daher,  vor  der  Fällung  mit 
Ammoniak  und  Schwefelammonium,  wie  in  der  Tabelle  angegeben 
(vergl.  auch  Seite  335),  durch  Eindampfen  mit  Zinn-  und  Salpeter- 
säure abscheiden.  Bei  Abwesenheit  von  Chrom  kann  man  oft 
die  Phosphorsäure  als  basisches  Ferriphosphat  (vergl.  Seite  333)  ab- 
scheiden. 

3.  Die  Oxalsäure  erkennt  man  meistens  in  der  Vorprüfung 
beim  Erhitzen  mit  konzentrierter  HgSO^,  wobei  brennbares  CO  ent- 
wickelt wird.  Da  aber  auch  Formiate  und  andere  organische  Sub- 
stanzen beim  Erhitzen  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  Kohlenoxyd 
entwickeln,  so  beweist  das  Auftreten  von  CO  nicht  bestimmt  die 
Anwesenheit  von  Oxalsäure,  sondern  nur  die  Möglichkeit  ihres  Vor- 
handenseins. Häufig  aber  läßt  sich  das  CO  in  der  Vorprüfung 
nicht  erkennen,  z.  B.  bei  Anwesenheit  von  viel  Chlorid  oder  anderen 
Salzen,  welche  beim  Erhitzen  mit  konzentrierter  HgSO^  Gase  oder 
Dämpfe  entwickeln,  die  die  Verbrennung  nicht  unterhalten.  CO 
würde  in  diesem  Falle  nicht  brennen.  Wird  CO  in  der 
Vorprüfung  nicht  nachgewiesen  und  tritt  keine  Verkohlung  ein,  so 
prüft  man  die  ursprüngliche  Substanz  wie  folgt  auf  Oxalsäure:  Eine 
kleine  Probe  wird  in  einer  Porzellanschale  mit  konzentrierter  Soda- 
lösung bis  zur  stark  alkalischen  Reaktion  versetzt,  gekocht  und 
filtriert.  Das  Filtrat  wird  mit  Essigsäure  angesäuert,  gekocht,  um 
COg  zu  verjagen,  mit  Chlorcalcium  und  Ammoniak  versetzt  und 
von  neuem  mit  Essigsäure  angesäuert:  ein  weißer  in  Essig- 
säure unlöslicher  Niederschlag  zeigt  Oxalsäure  an. 

4.  Tritt  durch  Erhitzen  der  ursprünglichen  Substanz  im  GlUh- 
rohr  Verkohlung  und  Entwicklung  von  brenzligen  Dämpfen  ein, 
so  beweist  dies  die  Anwesenheit  von  nicht  flüchtigen  organischen 
Stoffen  wie:  Weinsäure,  Citronensäure,  Zucker,  Stärke  etc.,  Körper, 
die  die  Fällung  von  Aluminium  und  Chrom  etc.  durch  Ammoniak 
und  Schwefelammonium  verhindern  (vergl.  Seite  85).  Aus  diesem 
Grunde  müssen  diese  Körper  durch  Glühen  zerstört  werden.  Nach 
dem  Glühen  extrahiert  man  die  entstandenen  Karbonate  oder 
Oxyde  mit  konzentrierter  Salzsäure  und  filtriert.  Es  bleibt  hiebei 
fast  immer  ein  schwarzer  Rückstand  von  Kohle,  den  man  gründlich 


—    398    — 

mit  Wasser  auswäscht,  trocknet  und  bis  zum  völligen  Abbrennen  des 
Kohlenstoffs  erhitzt,  wobei  oft  ein  in  Salzsäure  unlösliches  Oxyd- 
gemisch von  Al^Oj,  Cr^Oj,  Fe^Oj  mit  SiOg  zurückbleibt.  Dieses 
Gemisch  wird  für  sich  untersucht.  Um  es  in  Lösung  zu  bringen, 
schließt  man  es  durch  Schmelzen  mit  Kaliumpyrosulfat  auf  (vei^l. 
Seite  85).  Die  Metalloxyde  gehen  in  Lösung,  während  SiOg  ungelöst 
zurückbleibt  und  nach  Seite  370  und  388  sub  4  erkannt  werden  kann. 


Tabelle  VIII. 
Untersuchung  von  Gruppe  I. 

Der  durch  HCl  erzeugte  Niederschlag  kann  enthalten: 

AgCl,  HgaClj,  PbCl,,  (TICI).») 

Derselbe    wird    mit    kaltem   Wasser   gewaschen,   dann   mit   wenig   Wasser 


gekocht  and  heiß  filtriert. 
ROckstaiid 


LOsnng 


Kann  AgCl,  Hg^d,  und  noch  PbClj  enthalten. 

Man   wäscht   mit   kochendem  Wasser   bis   zur 

Tölligen  Entfernung   des  PbCl^   and  behandelt 

den  Rückstand  im  Filter  mit  NH,.') 


Hockstand 


LOsDng 


HgNHjCI  +  Hk 
schwarz  zeigt  Hg  an. 


enthält  Ag(NH,),Cl 

Man  säuert  mit  HNOg 

an;  weißes,  käsiges 

AgCl  zeigt  Ag  an. 


War  viel  Blei  zugegen,   so 

scheiden  sich  beim  ^kalten 

glänzende  Nadeln  von 

PbCl,  ab. 

Bei  Anwesenheit  von  wenig 

Blei  findet  keine  Aasschei- 

dnng  von  PbCl)  statt. 

Man  versetzt  in  allen  Fällen 
die  Losung  mit  E^CrtOj: 
£in  gelber  Niederschlag 
von  PbCr04  zeigt  Pb  an. 


Bemerkungen  zu  Tabelle  VIIL 

War  die  ursprüngliche  Lösung  von  alkalischer  Reaktion 
(Rötung  von  Phenolphtalein),  so  kann  sie  die  Glieder  der  I.  Gruppe 
nicht  enthalten,^)  aber  sie  kann  dennoch  auf  Zusatz  von  Chlorwasser- 
stofisäure  in  vielen  Fällen  eine  Fällung  geben,  die  dann  selbstver- 
ständlich nicht  nach  Tabelle  VLLl,  sondern  nach  speziellen  Methoden 
untersucht  wird. 


^)  Die  Anwesenheit  des  Thalliums  weist  tnan  auf  trockenem  Wege  nach 
(Flammenfärbnng  grttn];  siehe  Anhang. 

")  Vgl.  Seite  248  Fußnote  1. 

")  Bei  Gegenwart  von  freiem  Ammoniak  oder  Cjankaliam  könnte  die 
alkalische  Lösnng  Silber,  bei  Gegenwart  von  KOH  oder  NaOH  Blei  enthalten. 
Sie  würden  aber  beim  Ansftaem  mit  Salzsäure  gefällt  werden. 


—    399    — 

So  geben  WasserglaslOnngen  anf  Zusatz  von  Chlor- 
wasserstoffsänre,  aber  auch  von  Salpeter-  oder  Schwefelsäure,  eine 
weiße,  gallertartige  FäUnng  von  Kieselsäure.  Die  Alkali- 
wolframate  geben  in  der  Kälte  eine  weiße,  amorphe,  in  der 
Hitze  eine  gelbliche  Fällung  von  Wolframsäure  (vergl.  Seite  454). 

Die  Sulfosalze  des  Arsens,  Antimons  und  Zinns- 
werden durch  Säuren,  unter  Abscheidung  gelber  Niederschläge^ 
(Arsen-,  Antimon-  und  Zinnsulfid),  die  in  verdünnter  Säure  unlöslich 
sind,  zersetzt. 

Die  Wassei^laslOsungen  werden,  wie  auf  Seite  367  geschildert, 
durch  Eindampfen  mit  Säure  von  Kieselsäure  befreit  und  das  Filtrat 
hievon  nach  dem  gewöhnlichen  Gange  auf  MetaDe  geprüft. 

In  ganz  derselben  Weise  verfahrt  man  mit  Alkaliwolframat- 
lOsungen ;  hiebei  bleibt  die  Wolframsäure  ungelöst,  während  die- 
Metalle  gelOst  werden. 

Waren  Sulfosalze  vorhanden,  so  zersetzt  man  die  LOsung  mit 
verdünnter  Säure,  filtriert  und  untersucht  den  Niederschlag  nach 
Tabelle  IX  und  die  Lösung  auf  alkalische  Erden  und  Alkalien  nach 
Tabelle  XI  und  XH. 

Nur  bei  Anwesenheit  von  nicht  flüchtigen  organischen  Säuren, 
Zucker  etc.  ist  die  Lösung  noch  auf  Aluminium  und  Titan  zu  prüfen.. 
(Vergl.  Seite  85  und  120). 


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—    405 


Tabelle  XL 


Untersuchung  von  Gruppe  IV, 

Der  darch  AmmonkarboDat  und  Ammoniftk  erzeugte  Niederschlag  wird  gründ- 
lich mit  heißem  Wasser  gewaschen,  in  möglichst  wenig  yerdünnter  HNO«  ge- 
löst und  sorgfältig  in  einem  Porzellantiegel  zur  Trockene  TerdampfL  (Ein 
Glühen  des  Rückstandes  muß  peinlich  yermieden  werden.)  Einen  kleinen  Teil 
des  trockenen  Rückstandes  löst  man  in  möglichst  wenig  Wasser,  filtriert  Ton 

Filterfasem  ab  and  Tersetat  die  klare  Lösung  mit  Gipslösung. 
a)  Es  entsteht  keine  Fällung;  abwesend:  Ba  und  Sr;  anwesend:  Ca. 
i)  Es  entstehtallmfthlich  eine  Fällung;  abwesend:  Ba; anwesend: 

Sr  und  vielleicht  auch  Ca. 
c)  Es  entsteht  sofort  eine  Fällung;  anwesend:  Ba  und  yielleicht 

auch  Ca  und  Sr. 
Erzeugt  Gipslösung  keine  Fällung,  so  ist  nur  Ca  zugegen;  eine  weitere 
Prüfung  ist  unnötig.  Erzeugt  Gipslösung  eine  Fällung,  so  muß  der 
Niederschlag  nach  einer  der  folgenden  Methoden  weiter  untersucht  werden: 
A.  Die  völlig  trockenen  Nitrate  behandelt  man  mit  nur  wenigen  Tropfen 
absolutenAlkoh.ols,  rührt  um,  gießt  die  alkoholische  Lösung  durch  ein  mit 
absolutem  Alkohol  benetztes  Filter  und  fängt  das  Filtrat  in  einem  kleinen 
Porzellantiegel  auf: 

LOsung  [Ca(NO,)s 
Rflckstand  [Ba(NOs)„  SriNOs),  mit  noch  CaCNOa),].    mit  Spuren  y.  SrCNOs).] . 


Man  flbergleflt  8— «mal  mit  2—8  cctn  absolutem  Alkohol  und 
dakantiert  jedesmal,  um  alles  OaCNOs)«  bu  entfernen.  Den  Oa-frelen 
Bflckstand  trocknet  man,  versetzt  mit  B  rem  konz.  HCl,  verdampft 
zur  Trockene  und  wiederholt  diese  Operation  noch  einmal.  Die  so 
erhaltenen  trockenen  Chloride  behandelt  man  mit  weni^n  Tropfen 
9b"!f^gen  Alkohols,  erwSrmt  und  dekantiert  durch  ein  mit 
•ö'/otS^in  Alkohol  benetztes  Filter. 
Rückstand  (BaCla  mit  noch  SrOl,).  Lösung  SrCl,. 


Man  entfernt  das  flberigblvibcnde  SrCl, 
durch  mehrmaliges  Dekantieren  mit 
9b%igtm  Alkohol  und  prüft  den  Bück- 
stand in  der  Flamme:  gelbgrUne 
Flamme  zeigt  Ba  an. 

Man    löst  den  Best  des  Büokstandes    in 

wenig   Wasser    und  versetzt  in   K,Cr,0, 

und    Natriumacetat:    gelbe   Fftllung 

von  BaOrO,  zeigt  Ba  an. 


Man  verdampft  die  alko- 
holische    Lösung     und 
ptüft  den  Bückstand  in 
der  Flamme: 
Garmoisinrote 
Flamme  zeigt  Sr  an. 
Bestätigt  durch  Prüfung 
der  Flamme  im  Spektro- 
skop, 
(vgl.  Spektraltafel). 


Man  veijagt  den  Alko* 
hol  und  prüft  den 
Büokstand,  nach  dem 
Glühen  am  Platindraht 
und  Befeuchten  mit 
HOl  in  der  Flamme. 

Ziegelrote 
F  lamm  e  zeigt  Ca  an. 

Bestätigt  durch   Prfl- 

fung  der  Flamme  im 

Spektroskop 

(vgl.    Spektraltafel). 


B.  Die  trockenen  Nitrate  behandelt  man  mit   Vs  ^^"^  kons.  HNOs,   rtthrt 
mit  einem   Glasstab  gut  um  und  filtriert  durch  ein  kleines   Asbestfilter 

unter  Anwendung  der  Saugpumpe: 

Rackstand  IBaCNO,),,  Sr(NO.),].  LOsnng  [C^NOs),] 


Man  wttscht  Öfters  mit  konz.  HNO,,  um  alles  (3a(N03),  zu  entfernen, 
löst  den  Bückstand  durch  Aufgieflen  von  wenig  Wasser,  verdampft 
zur  Trockene,  fügt  einige  Kubikcentimeter  konz.  HCl  hinzu  und 
verdampft  wieder  (dreimal),  um  die  Nitrate  in  (Thloride  zu  verwan- 
deln. Die  trockenen  Chloride  übergießt  man  mit  V^— 1  cetn  kons. 
HCl  und  halb  soviel  96°/oigem  Alkohol,  erwftrmt  und  filtriert  durch 

ein  Asbestfiltar: 
Rückstand  BsCl,.  Lösung  SrCl,. 


Man  wäscht  mehrmals  mit   95Voigem  Al- 
kohol   und    prüft    den     Bttckstand     wie 

sub  A. 


Man  verdampft  zur 

Trockene  und  prüft  wie 

Bub  A. 


Man  verdampft  zur 

Trockene    und     prüft 

wie  sub  A. 


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III.  Aafsachang  der  negativen  Elemente  (Anionen). 

Die  Aufsuchnng  der  Säuren  (Anionen)  findet  stets 
nach  der  Aufsuchung  der  Metalle  (Kationen)  statt, 
denn  es  läßt  sich  aus  der  Vorprüfung  (Erhitzen  im 
GlUhrohr  und  Erhitzen  mit  verdünnter  und  konzen- 
trierter HgSO^),  aus  den  LGslichkeitsverhältnissen,  so- 
wie aus  dem  Gange  der  Analyse  auf  An-  oder  Abweseii- 
heit  vieler  Säuren  schließen. 

Um  Nebenreaktionen  zu  vermeiden,  verwendet 
man  bei  der  Prüfung  auf  Säuren  nur  die  neutralen 
Alkalisalze. 

Herstellung;  der  Losong  zur  Prafnng  auf  Säuren. 
Wir  unterscheiden  zwei  Fälle: 

A,  Die  ursprüngliche  Substanz  enthält  keine  schweren  Metalle. 

a)  Sie  ist  lOslich  in  Wasser. 

Man  prüft  die  LOsung  auf  ihre  Beaktion  zu  Lack- 
muspapier. 

Alkalische  Reaktion  zeigen  die  Alkali  Cyanide,  Alkali- 
nitrite^),  Borate,  Trimetallphosphate,  Alkalisulfide 
und  Sulfosalze  der  Alkalien,  Alkalisilikate  u.  a.  m. 

Saure  Reaktion  zeigen  viele  saure  Salze. 

Man  teilt  nun  die  erhaltene  LGsung  in  zwei  Teile.  Ist  sie 
neutral,  so  verwendet  man  sie  direkt  zur  Prüfung  auf  Säuren; 
ist  sie  alkalisch,  so  wird  die  eine  Hälfte  mit  Essigsäure,  die 
andere  mit  Salpetersäure  genau  neutralisiert^);  ist  sie  sauer,  so 
neutralisiert  man  mit  SodalOsung. 

b)  Die  Substanz  ist  in  Wasser  sehr  schwer  bis  un- 
löslich, dagegen  leicht  lOslich  in   verdünnten   Säuren. 

Es  kommen  nur  die  Säuren  der  in.  und  IV.  Gruppe 
in  Betracht. 

Man  behandelt  die  trockene  Substanz  mit  wenig  konzentrierter 
SodalOsung,  kocht  und  filtriert.  Das  Filtrat  enthält  alle 
Säuren  als  Natriumsalze,  ausgenommen  Phosphor- 
säure, welche  bereits  bei  der  Prüfung  auf  Metalle   erkannt   wurde. 

Die  erhaltene  LOsung  wird  mit  verdünnter  Salpetersäure 
neutralisiert. 


')  Qans  reine  Alkalinitrite  reagieren  nicht  alkalisch.  Die  alkalische 
Beaktion  der  Handelssalze  rührt  von  der  Anwesenheit  von  Alkalioxjd  oder 
Silikat  her. 

*)  Dabei  geben  Salfosalze,  Silikate,  Zinkate,  Stannite,  Stannate,  Alami- 
nate,  Moljbdate,  Wolframate  a.  a.  m.  Fallangen.  In  diesen  Fällen  nntersacht 
man  die  Niederschlage  nach  A  Seite  878,  die  Filtrate  nach  Tabelle  XIII. 


—    408     — 

c)  Die  Substanz  ist  weder  in  Wasser,  noch  in  ver- 
dünnten Säuren  lOslich. 

Anwesend  kOnnen  sein:  BaSO^,  SrSO^,  (CaSOJ,  CaF,, 
Silikate,  welche  oft  HsPO^,  HBO^,  HgSO^,  HF  und  HCl  enthalten. 

Man  schließt  mit  Soda  im  Platintiegel  auf,  extrahiert  mit 
Wasser  und  prüft  die  wässerige  LOsnng,  nach  der  Neutralisation, 
auf  Säuren. 

Ist  die  Substanz  in  Wasser  und  Säuren  zum  Teil 
löslich,  so  extrahiert  man  erst  mit  Wasser,  dann  mit 
SodalOsung,  schließt  den  Rückstand  mit  Soda  auf, 
extrahiert  die  Schmelze  mit  Wasser  und  untersucht 
alle  drei  Lösungen  getrennt. 

B.  Die  Substanz  enthält  schwere  SIetalle. 

a)  Sie  ist  loslich  in  Wasser  oder  verdünnten  Säuren 
und  enthält  keine  nichtflüchtigen  organischen  Sub- 
stanzen (keine  Verkohlung  im  Glührohr). 

Man  versetzt  die  feste  Substanz  mit  konzentrierter  Sodalösung 
bis  zur  schwachalkalischen  Reaktion,  kocht  und  filtriert. 
Sind  Ammonsalze  zugegen,  so  setzt  man  das  Kochen  fort  bis  zum 
Verschwinden  des  Ammoniakgeruches  und  filtriert  erst  dann. 

Die  erhaltene  Lösung  teilt  man  in  zwei  Teile  und  neutralisiert 
den  einen  Teil  mit  Essigsäure,  den  anderen  mit  Salpetersäure. 

b)  Die  Substanz  ist  löslich  in  Wasser  oder  verdünnten 
Säuren    und     enthält    nichtflüchtige     organische     Sobstanzen. 

Sind  gleichzeitig  Metalle  der  H^S-  und  (NH^)2S-Gruppe  anwesend, 
so  leitet  man  H^S  in  die  schwachsaure  Lösung  bis  zur  Sättigung 
ein,  filtriert,  setzt  Ammoniak  zum  Filtrat  bis  zur  schwachalkalischen 
Reaktion  hinzu,  filtriert,  verdampft  nach  Zusatz  von  wenig  Essigsäure, 
auf  ein  kleines  Volumen,  filtriert  vom  ausgeschiedenen  Schwefel  ab 
und  übersättigt  das  Filtrat  mit  fester  Pottasche,  filtriert,  wenn  nötig, 
säuert  das  Filtrat  sorgf^tig  mit  Eisessig  an,  rührt  um  und 
filtriert  vom  ausgeschiedenen  Weinstein  ab,  den  man,  wie  unter 
Weinsäure  angegeben,  weiter  untersucht.  Das  Filtrat  vom  Wein- 
stein prüft  man  auf  die  übrigen  Säuren. 

c)  Die  Substanz  ist  in  starken  Säuren  unlöslich.  Außer 
den  unter  Ac  angeführten  Salzen  können  noch  zugegen  sein:  AgCl, 
AgBr,  AgJ,  AgCX,  PbSO^,  Silikate,  (Ferro-,  Ferricyanide). 

Anwesenheit  von  Ag  zeigt  Halogene  an.  Man  reduziert  mit 
Zn  und  HjjSO^,  filtriert  und  prüft  das  Filtrat  nach  Tabelle  XV, 
auf  HCl,  HJ,  HBr  und  HCX. 

Bei  Anwesenheit  von  Pb  kocht  man  mit  Xa^CGj-Lösung, 
filtriert  und  prüft  das  Filtrat,  nach  dem  Ansäuern  mit  HCl,  mittels 
BaCL2  auf  Schwefelsäure. 


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—    411     — 


Bei  Anwesenheit  von  Silikaten  muß  noch  auf  H3PO4,  HF, 
HBO2,  HCl,  H2SO4  geprüft  werden. 

Die  auf  die  eine  oder  andere  Weise  erhaltene  LOsnng  prüft  man 
auf  ihr  Verhalten  zu  Silbernitrat  und  Baryamchlorid,  um  die  vor- 
handenen Gruppen  aufzufinden.    Vergl.  Tabelle  XIII  und  XIV. 

Erst  nachdem  man  sich  über  die  Gruppen  orientiert  hat,  führt 
man  die  speziellen  Beaktionen  der   einzelnen  Glieder  derselben  aus: 

Tabelle  XV. 
Untersuchung  yon  Gruppe  I. 

Man  prüft  zunächst  auf  HON,  indem  man  einen  kleinen  Teil 
der  Losung  auf  einem  Uhrglas  mit  einigen  Tropfen  gelben  Schwefel- 
ammoniums soi^fUltig  zur  Trockene  verdampft,  die  trockene  Masse 
mit  HCl  ansäuert  und  mit  einem  Tropfen  Ferrichlorid  versetzt.  Eine 
blutrote  Färbung  zeigt  HCN  an.  Hat  man  HC\  nachgewiesen, 
so  versetzt  man  eine  größere  Probe  der  neutralen  LOsung  mit 
Nickelsulfat  ^)  in  geringem  Überschuß  und  filtriert: 

Niederechlag: Lösung 


Ni(CN), 

Wirdvemach- 

l&ßigt 


Die  Lösung,  welche  nunmehr  frei  von  Blaasaare  ist,  behandelt 
man  mit  ein  wenig  halogenfreier  Natronlauge,  kocht  und  filtriert 
das  Ni(OU),  ab.  Das  erhaltene  Filtrat  wird  in  iwei  Teile  geteilt, 
der  eine  Teil  aaf  HBr  und  HJ,  der  andere  auf  HCl  geprüft. 


Prllfang  auf  HJ  und  HBr 


Prflfnng  auf  HCl 


Man  säuert  die  Lösung  mit  ver- 
dannterH2S04an,fUgt  t  r  0  p  f  e  n- 
weise  Chlorwasser  hinzu  und 
schüttelt  mit  CSs  oder  Chloro- 
form. Färbt  sich  der  CS, 
violett,  80  ist  HJ  vorhanden. 
Auf  weiteren  Zusatz  von 
Chlorwasser  wird  bei  Abwesen- 
heit von  HBr  der  CS,  TÖllig 
entfärbt,  bei  Anwesenheit  von 
HBr  dagegen  branngelb  ge- 
färbt. Wendet  man  sehr  viel 
Chlorwasser  an,  so  färbt  sich 
der  CS]  bei  Anwesenheit  von 
HBr  weingelb. 


Man  säuert  die  Lösung  schwach 
mit  HNO«  an  und  fäUttropfen- 
weise  mit  einer  verdünnten 
AgNO,-Lösnng.  HJ  und  HBr 
werden  zuerst  (gelb)  gefällt. 
Man  filtriert  und  versetzt  das 
Filtrat  abermals  mit  einem 
Tropfen  AgNOg ;  sollte  der  Nie- 
derschlag noch  gelb  erscheinen, 
so  filtriert  man  ihn  durch  ein 
frisches  Filter  und  fällt  wie- 
der etc.,  bis  man  entweder  eine 
rein  weiBe*)  Fälinng  von 
AgCl  oder  keine  Fällung  (bei 
Abwesenheit  Ton  HCl)   erhält. 


Gruppe  n. 

Die  Glieder  dieser  Gruppe  werden  fast  immer  in  der  Vor- 
prüfung nachgewiesen.  Für  spezielle  Eeaktionen  dieser  Säuren  veigl. 
Seite  275. 


^)  Bei  Anwesenheit  von  Ferricyanwassersto  ff  säure  fügt  mau  nach 
Zusatz  des  Nickelsulfates  ein  wenig  Ferrosulfat  hinzu  und  filtriert.  Ferro- 
Cyanwasserstoff  säure  wird  durch  Nickelsulfat  Tollig  niedergeschlagen. 

*)  Vergl.  Seite  273,  Fußnote. 


—    412    — 
Orappe  III. 

SOj,  COg  CgHjO^  werden  in  der  Vorprüfung  erkannt.  HPO3, 
H^PgOy,  HBOg  und  C^^HgOg  werden  durch  spezielle  Reaktionen 
erkannt,  vergl.  Seite  305. 

Oruppe  IV. 

CrOj,  HgPO^,  HgS^Oj  werden  in  der  Vorprüfung  und  bei  der 
Aufsuchung  der  Metalle  erkannt. 

Oruppe  V. 

HCIO3  und  HNO3  werden  meist  in  der  Vorprüfung  erkannt. 
Man  konstatiere  aber  stets  ihre  Anwesenheit  nach  Seite  352. 

Oruppe  VI.  und  VII. 

Werden  meist  in  der  Vorprüfung  erkannt.  Man  bestätigt  durch 
die  unter  H^SO^,  HF  und  SiO^  angeführten  Eeaktionen. 

B.  Die  Substanz  ist  ein  Metall  oder  eine  Metallegi^wig. 

Die  Untersuchung  einer  Metallegierung  ist  viel  einfacher  ald 
die  eines  Salzgemisches,  weil  auf  Säuren  nicht  geprüft  werden  muß. 
Von  elektronegativen  Elementen  kommen  meist  nur  Kohlenstoff, 
Silicium,  Phosphor  und  Schwefel  in  Betracht. 

Da  alle  Metalle,  ausgenommen  Gold,  Platin,  Zinn  und 
Antimon  in  Salpetersäure  lOslich  sind,  so  werden  die  Legierungen 
fast  immer  durch  Salpetersäure  in  LGsung  gebracht  und  nur  in 
wenigen  Fällen  ist  die  Anwendung  von  Königswasser  erforderlich, 
blanche  siliciumreiche  Legierungen  (z.  B.  Siliciumkupfer)  sind 
sogar  in  Königswasser  außerordentlich  schwer  bis  unlöslich  und 
werden  am  besten  durch  Schmelzen  mit  Ätzkali  im  Silbertiegel  auf- 
geschlossen und  die  Schmelze  nachher   mit   Salpetersäure   behandelt. 

Die  Anwendung  von  Salzsäure  zur  LOsung  von  Leerungen  ist 
nicht  ratsam,  weil  Phosphide,  Karbide,  Silicide,  Sulfide, 
Arsenide,  die  oft  in  kleinen  Mengen  darin  vorkommen,  durch  die 
Säure  zersetzt  werden,  wobei  die  negativen  Elemente  als  flüchtige 
Wasserstoffverbindungen  entweichen  kOnnen  und  sich  so  dem  Nach- 
weis entziehen.  Bei  der  Untersuchung  der  gewöhnlich  vorkommenden 
Metallegierungen  verfährt  man  wie  folgt: 

1 — 2  g  der  Legierung  (am  besten  in  Form  von  Bohrspänen) 
werden  in  einer  200  ccm  fassenden  Porzellanschale,  unter  gut 
ziehender  Kapelle  mit  ca.  20  com  Salpetersäure  vom  spez.  Gew. 
l'2ö— 1-30  (1  Volumen  konzentrierte  HNO3  +  ^  Volumen  H^O) 
versetzt  und  nach  der  ersten  heftigen  Einwirkung  erhitzt,  bis  keine 
braunen  Dämpfe  mehr  entweichen,  dann  sorgfältig  unter  beständigem 


—    413    — 

Umrühren  und  Vermeidung  von  Überhitzen  *)  fast  zur  Trockene  ver- 
dampft, mit  ca.  bOccm  Wasser  versetzt  und  erwärmt. 

a)  Die  Masse  löst  sich  vollständig.  Die  Legierung  ent- 
hält  weder   Zinn  noch  Antimon;  man  verfährt   nach  Tabelle  XVI. 

b)  Die  Masse  iGst  sich  nicht  vollständig:  es  bleibt 
ein  weißer  oder  grünlicher  Rückstand.  Die  Legierung  enthält 
Zinn  oder  Antimon  oder  beide;     man  verfährt  nach  Tabelle  XVII. 

C  Die  Substanz  ist  eine  ilfissigkeit. 

Schon  aus  Farbe,  Geruch  und  Reaktion  auf  Lackmus- 
papier lassen  sich  wichtige  Schlüsse  ziehen. 

ä)  Die  Losung  reagiert  neutral;  sie  enthält  daher  weder 
freie  Säuren,  noch  Basen,  ebensowenig  saure  Salze,  oder  solche,  die 
durch  Hydrolyse  saure  oder  alkalische  Reaktion  zeigen,  ferner  keine 
wasserunlöslichen  Salze. 

Vor  allen  Dingen  überzeugt  man  sich,  ob  überhaupt  feste  Bestand- 
teile in  der  Flüssigkeit  vorhanden  sind,  indem  man  eine  kleine  Probe 
davon,  bei  möglichst  niedriger  Temperatur,  um  eventuell  anwesende 
flüchtige  Verbindungen  nicht  zu  übersehen,  zur  Trockene  verdampft. 
Bleibt  hiebei  ein  Rückstand,  so  wird  er  nach  A,  Seite  378,  untersucht. 

b)  Die  Losung  reagiert  alkalisch.  Die  alkalische 
Reaktion  kann  bedingt  sein  durch  Hydroxyde  der  Alkalien  oder 
alkalischen  Erden,  durch  Peroxyde,  Karbonate,  Borate,  Cyanide, 
Silikate,  Sulfide  (Zinkate,  Aluminate,  Molybdate,  Wolframate)  der 
Alkalien,  sowie  durch  Ammoniak,  HypocUorite  u.  a.  m. 

Enthält  die  LOsung  z.  B.  Hydroxyde  oder  Karbonate  der 
Alkalien,  so  kann  sie  alle  diejenigen  KOrper,  die  durch  diese  gefällt 
werden,  nicht  enthalten,  ausgenommen,  wenn  sie  in  Form  von  kom- 
plexen Ionen  vorhanden  sind  (Cyanide,  Tartrate  etc.). 

Man  prüfe  die  LOsung  gleich  von  vornherein  auf  Peroxyde, 
Hydroxyde,  Karbonate  und  die  übrigen  schwachen  Säuren. 

Auf  Peroxyde  (HgOg)  ^  prüft  man,  indem  man  einen  Teil 
der  Losung  mit  wenigen  Tropfen  KobaltnitratlOsung  erwärmt:  eine 
schwarze  Fällung  zeigt   H^O^  an,  ^)    oder   man   versetzt   die   in    der 

^)  Weil  dadurch  leicht  im  Wasier  unlÖBliebe  basische  Salze  entstehen. 
Sollten  sich  solche  bilden,  was  man  oft  an  der  dankein  Farbe  des  Rückstandes 
erkennen  kann,  so  fügt  man  etwas  konzentrierte  Salpetersäure  hiniu,  erwärmt 
and  behandelt  erst  dann  mit  Wasser. 

*)  Siehe  Fußnote  1  Seite  416. 

')  Enthalt  die  alkalische  Lösung  Hypochlorite  oder  Snlfide,  so  würden 
diese  mit  Kobaltnitrat  ebenfalls  eine  schwarze  Fällang  geben ;  obige  Reaktion 
gilt  fär  HsO«  nur  bei  Abwesenheit  von  Hjpocbloriten  oder  Solfiden.  Sind 
letztere  Körper  anwesend,  so  kann  H«Os  nicht  anwesend  sein,  weil  Hjpo- 
chlorite  za  Chlorid  reduziert,  Solfide  zu  Salfat  oxydiert  werden  würden. 

Die  Anwesenheit  von  Hypochloriten  erkennt  man  meist  am  Geruch; 
durch  Ansäuern  der  Lösong  mit  verdünnter  Schwefelsäure  tritt  deutlicher 
Chlorgeruch  auf  Solfide  entwickeln  beim  Ansäuern  Schwefelwasserstoff. 
Hypoohlorlte  und  Sulfide  können  nicht  gleichzeitig  in  der  Lösung  existieren. 


—    414 


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—    416    — 

Kälte  stark  mit  SchwefelBäore  angesäuerten  LOsnng  mit   Titansolfat: 
eine  gelbe  Färbung  zeigt  H^O,  an.  ^) 

Noch  empfindlicher  ist,  nach  Seh  One,  B.  B.  7.  1695,  eine  sehr 
verdünnte  Lösung  von  FeClj  -f-  K3[Fe(CN)ß].  Durch  die  geringste 
Spur  HgOg  wird  die  rote  Losung  grün  geflirbt  und  scheidet  nach 
einiger  Zeit  Berlinerblau  aus. 

Um  bei  Gregenwart  von  H^O,,  Hydrozyde  und  Karbonate  der 
Alkalien  zu  erkennen,  erhitzt  man  eine  neue  Probe  der  LOsung 
längere  Zeit  in  einer  Porzellanschale  zum  Sieden,  um  das  H^O^  zu 
zerstören  und  versetzt  die  LOsung  mit  einem  großen  Überschuß  von 
Baiyumchlorid.  Zeigt  nun  die  überstehende  LOsung  alkalische  Re- 
aktion, so  sind  Hjdroxyde^)  vorhanden.  LOst  sich  der  durch  Ba* 
ryumchlorid  erzeugte  Niederschlag  in  Säuren  unter  Aufbrausen  nnd 
trübt  das  entwickelte  Gas  Baiytwasser,  so  sind  Karbonate  vor- 
handen. Eiecht  die  LOsung  nach  Ammoniak,  so  verdampft  man 
eine  kleine  Probe  zur  Trockene,  um  zu  sehen,  ob  noch  andere  Ver- 
bindungen zugegen  sind  und  untersucht  den  Rückstand  nach  A, 
Seite  378. 

c)  Die  Losung  reagiert  sauer;  sie  kann  sämtliche 
wasser-  und  säurelOslichen  Substanzen  enthalten,  ebenso  freie  Säuren. 
Man  verdampft  eine  kleine  Probe  zur  Trockene,  um  zu  erkennen, 
ob  überhaupt  nichtflüchtige  Yerbindingen  vorhanden  sind.  Erhält 
man  keinen  Rückstand,  so  neutralisiert  man  die  LOsung  mit  Soda 
und  prüft  auf  Säuren.  Erhält  man  einen  Rückstand,  so  wird  dieser 
nach  A,  Seite  378,  untersucht. 

D.  Die  zu  nntersnchende  Substanz  ist  ein  Gas. 

Diesen  Fall  werden  wir  in  Band  11  bei  der  Gasanaljse  be- 
sprechen. 

^)  Auch  mit  Hilfe  der  Chromsänre  läßt  sich  das  H,Ot  leicht,  aber 
woniger  deher  als  mit  Titansnlftt  nachweiMD.  Man  verAhrt  wie  folgt: 
Zanächst  B&oert  man  die  LOenng  in  der  Kälte  sorgftltig  mit  verdünnter 
HsS04  an,  fOgt  dann  alkoholfireien  Äther  hinin,  schüttelt  nnd  setzt  erst  dann 
«Inige  Tropfen  KalinmdichromatlOsang  hinm  nnd  schüttelt  sofort  wieder.  Eine 
Blanfftrhong  der  ätherischen  Schieht  zeigt  HfO«  an. 

*)  Entweder  als  solche  in  der  ursprünglichen  Lösong  enthalten,  oder 
durch  Hydrolyse  der  Perozyde  entstanden. 

Diese  Methode  zur  Nachweisnng  Ton  OH-Ionen  neben  Karbonaten  habe 
ich  seit  vielen  Jahren  mit  dem  besten  Erfolg  angewendet  (ver^.  Bd.  I, 
1.  And.,  S.  368);  sie  ist  die  sicherste  Methode,  die  ich  kenn».  Man  muß  nar 
für  einen  großen  Überschuß  von  BaCl^  sorgen,  weU  sonst  alkalisehe  Reaktion 
(Rotfftrbnng  auf  Zusatz  von  Phenolphtüein)  duteh  das  BaCOt,  das  ja  etwas 
in  Wasser,  nicht  aber  in  BaCla-L5snng  lOslich  ist,  herrorgenifen  wird. 


Anhang. 


Reaktionen  einiger  seltener  Metalle. 


Treadwell,  Analytische  Chemie  1.  Bd.  8.  Aufl.  27 


Reaktionen  einiger  seltener  Metalle. 

Bei  der  Behandlung  der  seltenen  Metalle  werden  wir  denselben 
Gang  wie  bisher  beibehalten. 

Gruppe  der  Alkalien. 

Cäsium,  Knbidinm,  Lithium. 

Cäsinm  =  Cs.  At-Gew.  =  132,9. 

Vorkommen:  Cäsium  und  Bubidium  sind  eigentlich  keine 
seltenen  Metalle,  weil  wir  sie  überall  antreffen,  aber  stets  nur  in  sehr 
geringer  Menge.  So  tritt  Cäsium  für  das  Kalium  in  vielen  Feld- 
spaten und  Glimmern  stellvertretend  auf  und  findet  sich  daher  in 
sehr  vielen  Gesteinen,  die  diese  Mineralien  führen,  und  ebenso  in 
den  Mineralquellen,  deren  Wasser  durch  solche  Gesteine  sickert.  Cäsium 
und  Bubidium  wurden  in  der  Mutterlauge  der  Dürkheimer  Soole  im 
Jahre  1860  von  B u n s e n  und  Kirchhoff  auf  spektralanalytischem 
Wege  entdeckt. 

Ein  auf  Elba  vorkommendes,  dem  Leucit  nahe  verwandtes, 
regulär  kristallisierendes  Mineral,  Pollucit  (Pollux)  ist  ein  typisches 
Cäsiummineral  von  der  Zusammensetzung  [Si03]9Al^Cs^H^. 

Cäsium  und  Bubidium  verhalten  sich  in  allen  ihren  Beaktionen 
fast  genau  wie  das  Kalium.  Der  Hauptunterschied  liegt  in  der  ver- 
schiedenen LOslichkeit  der  entsprechenden  Salze,  wie  aus  der  bei 
Lithium,  S.  422,  angeführten  Tabelle  ersichtlich  ist. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  LOsung  von  Cäsiumchlorid. 

1.  Hs[PtCle]  erzeugt  eine  gelbe  kristallinische  Fällung 
(Csg  [PtClg]),  heller  in  der  Farbe  als  die  entsprechende  Kaliumver- 
bindung und  viel  schwerer  löslich  in  Wasser.  100  Teile  Wasser 
lösen  bei  0®  0*024,  bei  100«  0*377  Teile  Salz, 

2.  Weinsäure  erzeugt  wie  bei  Kalium  und  Bubidium  weißes 
kristallinisches  Salz:  CsHC^H^Og.  100  Teile  Hj,0  lösen  bei  2b^  C 
9-7  TeUe  Salz,  bei  100«  97-1  Teile. 

3.  H2[SnCle]  (eine  Auflösung  von  SnCl^  in  konzentrierter  HCl) 

erzeugt  in  konzentrierten  Lösungen  eine  weiße  Fällung  von  Cs2[SnCl^] 

(reguläre  Oktaeder).     Ammonsalze  geben   dieselbe  Beaktion,  Kalium 

und  Bubidium  nicht. 

27* 


—    ^0    — 

Reaktionen  auf  trockenem  We^. 

Flammenfärbung  violett-rosa,  fast  wie  bei  Kalium. 

Flammenspektrum:  InteDsiv  blaue  Doppellinie 
(455*5  \k\jL,  459*3  (jl^l).  Bei  höherer  Temperatur  treten  eine  Beilie 
schwacher  Linien  von  untei^eordneter  Bedeutung  auf:  im  Hot  697 '3  |x|jl 
und  672-3  pi^x,  im  Orangegelb  621-3  ^^  und  601*0  {jl^,  im  6elb 
584*5,  im  OrUn  566*4  {x^i,  563*5  }ji(jl,  550*3  jxp,  547*1  (x^,  541*9  |jt(A 
und  535*1  |x|x.  Außerdem  sieht  man  ein  schwaches  kontinuierliches 
Spektrum  von  Gelb  bis  Blau.     Siehe  Spektraltafel. 

Rabidium  =  Rb.  At-Gew.  =  85"5. 

Vorkommen:  Rubidium  ist  ein  fiast  steter  Begleiter  des 
Cäsiums  und  findet  sich  daher  in  vielen  Mineralquellen;  femer  im 
Karnallit  von  Staßfort,  im  Triphyllin  [P04(FeMn)(LiCsRb)], 
im  Lepidolith  [SigOgAl,  (Li,  K,  Na),  (F,  OH)g].i)  Ebenso  findet 
sich  das  Rubidium  im  Triphan  (Spodumen)  (Si03)2Al(Li,  Na), 
einem  Mineral  der  Pyroxengruppe.  Ein  typisches  Rubidiummineral 
ist  meines  Wissens  nicht  bekannt. 

Reaktionen  anl  nassem  Wege. 

1.  [HgPtClß]  erzeugt  wie  in  Cäsium-  und  KaliumsalzlOsungen 
gelbes  kristallinisches  Rb2[PtClg],  das  schwerer  löslich  ist  als  das 
Kalium-  und  leichter  als  das  Cäsiumsalz.  100  Teile  Wasser  lösen 
bei  0^  0-134  Teile,  bei  100»  0*634  Teile  Salz. 

2.  H2[SnCl6]  erzeugt  nur  in  sehr  konzentrierter  Lösung  eine 
weiße  Fällung.  Das  Salz  ist  leichter  löslich  als  das  entsprechende 
Cäsiumsalz,  doch  eignet  sich  die  Reaktion  nicht,  um  die  zwei  Me- 
talle zu  trennen. 

8.  Weinsäure  erzeugt  nur  in  ganz  konzentrierten  Lösungen 
eine  Fällung  von  RbHC^H^Og.  100  Teüe  Wasser  lösen  bei  25«  C 
1-18  Teile,  bei  lOO®  94*1  Teile  Salz.  Das  entsprechende  Cäsium- 
salz ist  am  leichtesten,  das  Kaliumsalz  am  schwersten  löslich. 

Reaktionen  anl  trockenem  Wege. 

Flammenfärbung:  Wie  Cäsium. 

Flammenspektrum.  Violette  Doppellinie  420*2  |i{x 
und  421*5  pifji,  femer  die  rote  Doppellinie  781*1  \k\i.  und  795*0  ^ti. 
Bei  hoher  Temperatur  erhält  man  von  Gelb  bis  Blau  ein  kontinuier- 
liches Spektrum,  in  welchem  noch  die  folgenden  Linien  zu  sehen 
sind:  im  Orangegelb  629*8  jiji,  626*1  jjiji,  620*6  jijx,  617*1  jiji, 
im  Gelbgrtln  572*4  jiji,  5700  jijx,  564*8  ji|x  und  von  untergeord- 
neter Bedeutung  im  Grün  543*5  ^|x,  536*5  }x^,  527*0  }i^,  516*8  (jl{i. 

^)  Der  Lepidolith  von  Bosena  ist  besonders  reich  an  Babidlum;  es 
finden  sich  darin  ca.  0*54^0  Kb  und  0  0014^/o  Cs 


—    421     — 
lithiam  =  Li.  At.-Gew.  =  7*03. 

Vorkommen:  Lithium  findet  sich  weit  häufiger  in  der  Natur 
als  Cäsium  und  Rubidium:  im  Trip hy Hin  (PO^(reMn)(LiCsRb)), 
im  Petalit,  (Si^O^oA-l  (Li,  Na,  H))  einem  auf  Elba  vorkommenden 
Mineral  der  Feldspatgruppe  auch  Gastor  genannt,  dann  im  Tri- 
phan (Spodumen)  ((Si03)3Al(LiNa)),  Amblygonit  (Li(AlF)POJ, 
asymmetrisch,  femer  im  Lepidolith,  in  vielen  Turmalinen,  Mus- 
koviten,  auch  in  Epidot  und  Orthoklas  und  daher  auch  in  vielen 
Mineralquellen,  wovon  einige  der  bekanntesten  angeführt  sein  mögen : 

1000  g  Wasser  enthalten  Milligramm  Li 

Karlsbader  Sprudel  =     2*34 

Kissingen,  Kakoczy  =     3*31 

Marienbad,  Ferdinand  =     3*61 

Bilin  =     3*72 

Baden  bei  Zürich  =     4*30 

Assmannshausen  =     7*07 

Tarasp,  Lucius  =     9*14 

Baden-Baden  =     9*60 

Kreuznach,   Elisabeth  =  10*84 

Salzschlirf,  Bonifazius  =  36*01 

Das  Lithium  ist  das  leichteste  Metall;  es  schwimmt  auf  Petro- 
leum. An  der  Luft  oxydiert  es  sich  rasch  und  zersetzt  Wasser  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  unter  Bildung  von  LiOH,  welches  sich 
langsam  in  Wasser  löst;  die  Lösung  reagiert  stark  alkalisch  und 
zieht  mit  Begierde  Kohlendioxyd  aus  der  Luft  an  unter  Bildung 
des  in  Wasser  sehr  schwer  löslichen  Karbonates  LigCOg. 

Lithiumchlorid  ist  im  wasserfreien  Zustande  in 
Atheralkohol  und  auch  in  Amylalkohol  löslich  (Unter- 
schied von  den  übrigen  Metallen  dieser  Gruppe). 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Lithiumchlorid. 

1.  H3[PtClß]  erzeugt  keine  Fällung. 

2.  Weinsäure  erzeugt  keine  Fällung. 

3.  NagHPO^  erzeugt  aus  mäßig  konzentrierten  Lösungen  beim 
Kochen  eine  weiße  Fällung  von  Trilithiumphosphat. 
Die  Fällung  ist  nur  dann  quantitativ,  wenn  man  die  Lösung  mit 
Atznatron  alkalisch  macht,  zur  Trockene  verdampft  und  dann  mit 
ammoniakhaltigem  Wasser  aufnimmt. 

Na^HPO^  +  3  LiCl  -}-  NaOH  =  3  NaCl  +  LigPO^  +  H^O. 

Das  LigPO^  ist  schmelzbar.  (Unterschied  von  Magnesium  und 
den  alkalischen  £rden.) 


422    — 


4.  (NH4)2C03.  Versetzt  man  eine  konzentrierte  Lithinml5sniig^ 
mit  Ammonkarbonat  und  Ammoniak  nnd  erhitzt,  so  f^llt  Ldthinm- 
karbonat  (Li^CO^j)  als  weißes  Pulver  aus.  Das  Salz  ist  in  Wasser, 
entgegen  dem  Verhalten  der  übrigen  Alkalikarbonate,  sehr  sch^vrer 
löslich:  100  Teile  Wasser  lösen  bei  15«^  C  1-31  Teile  Li^COg.*) 
Bei  Anwesenheit  von  viel  Alkalichlorid  oder  Ammonchlorid  findet 
keine  Fällung  statt. 

Reaktionen  auf  trockenem  We^e. 

Flammen färbung:  Reine  Lithumsalze  fkrben  die  nicht  leach- 
tcnde  Gasflamme  prächtig  karminrot.  Bei  Anwesenheit  von  Natriam- 
salzen  wird  die  Lithiumfärbung  vollständig  verdeckt.  Betrachtet  man 
sie  aber  durch  Kobaltglas,  so  wird  die  rote  Farbe  deutlich  sichtbar. 

Flammenspektrum:  eine  intensiv  rote  Linie  670*8  ^jx 
und  bei  hoher  Temperatur  eine  schwächere  orangegelbe  Linie  610*3  |i.p.« 


Übersicht  der  Alkalimetalle. 


A  t.  -  G  e  w. 
Schmelz- 
pankt 

LöBÜchkeit 
der  X,[PtCl8] 
in  Alkohol 

Löslichkeit 
der  Xs[PtCle] 
in  Wasser: 

100  Tl.  HaO  V. 
20°  C  lösen 

100  Tl.  H,0  V. 
100<>  C  lösen 

Löslichkeit 
der  Bit  ar- 
trate: 

100     TJ.     H,0 

lösen  bei  lO^'C 

bei  250 C 

Löslichkeit 
der  Alaune: 

100    Tl.     H,0 
lösen  bei  170  c 

Löslichkeit 
derChloride 
in        Äther- 
alkohol 

Löslichkeit 
der    Karbo- 
nate in  abs. 
Alkohol 


Lithium 

703 
ISO^C 


leicht  lösl. 
in  Alkohol. 


Natrium 

2305 
95-6«  C 

leicht  lösl. 
in  AlkohoL 


Kaliam      Rnbidiom      Cäsium 

8915  85-5  132*9 

62-50  Q  35.50  Q  26-6«  C. 


unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


sehr  viel       sehr  viel 


112  0141  0.079 

518  0-634  0-377 


sehr  viel        sehr  viel 


0-425 


13-5 


118 


2-27 


9.7 


0-619 


leicht  lösl.         unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


unlösl. 


löslich. 


^)  Bestimmt  von  W.  Peter  im  hiesigen  Laboratorium. 


—    423    — 

Nachweis  von  Litbinm,  Rabidiam  und  Cäsium 

bei  Gegenwart  von  viel  Natrium  und  Kalium. 

Man  verdampft  die  LOsung,  welche  die  Metalle  als  Chloride 
enthält,  fast  zur  Trockene,  verreibt  mit  90%igem  Alkohol  und 
filtriert.  Die  alkoholische  LOsung,  welche  alles  Li,  Bb  und  Cs,  aber 
auch  immer  noch  viel  Na  und  K  enthält,  wird  wiederum  fast  zur 
Trockene  verdampft  und  abermals  mit  Alkohol  extrahiert.  ^)  Diese 
alkoholische  Lösung  wird  nun  zur  Trockene  verdampft,  der  Eück- 
stand  mit  konzentrierter  HCl  behandelt^)  und  wiederum  verdampft, 
über  freier  Flamme  schwach  geglüht  und  nach  dem  Erkalten  mit 
etwas  Ätheralkohol  versetzt,  rasch  mit  einem  Glasstab  verrieben  und 
durch  ein  mit  Atheralkohol  benetztes  Filter  filtriert.  Die  äther- 
alkoholische Lösung,  welche  das  Lithiumchlorid  enthält,  ver- 
dampft man  zur  Trockene  und  prüft  den  Rückstand  durch  Flammen- 
reaktion auf  Lithium.  Eine  karminrote  Flamme  zeigt  Li  an. 
Man  prüft  ferner  spektroskopisch  (siehe  Spektraltafel). 

Den  in  Atheralkohol  unlöslichen  Rückstand  löst  man  in  wenig 
Wasser  und  fiült  mit  H2[PtClß],  filtriert,  behandelt  den  Nieder- 
schlag wiederholt  mit  kleinen  Portionen  siedenden  Wassers  in  einer 
Porzellanschale  und  dekantiert  jedesmal. 

Das  Kaliumsalz,  von  goldgelber  Farbe,  löst  sich  zuerst.  Man 
setzt  diese  Behandlung  so  lange  fort,  bis  der  Rückstand  eine  hell- 
gelbe Farbe  annimmt.  Hierauf  trocknet  man  den  Rückstand, 
bringt  ihn  in  ein  Porzellanschiffchen  und  erhitzt  in  einer  Röhre  von 
schwer  schmelzbarem  Glas  in  einem  trockenen  Wasserstoffstrom, 
wobei  die  Alkalichloroplatinate  zu  Chlorid  und  Platin  reduziert  werden : 

^^[PtCle]  +  2  Hg  =  2  XCl  -f  Pt  +  4  HCl 

Nach  dem  Erkalten  behandelt  man  den  Rückstand  mit  wenig 
Wasser,  filtriert  vom  Platin  ab,  verdampft  zur  Trockene  und  prüft 
den  nun  erhaltenen  Rückstand  spektroskopisch  auf  Cs  und  Rb  (siehe 
Bpektraltafel). 

Handelt  es  sich  um  den  Nachweis  von  Lithium,  Cäsium  und 
Rubidium  in  einem  durch  Säuren  nicht  zersetzbaren  Silikat,  z.  B.  im 
Lepidolith,  so  schließt  man  das  feingepulverte  Süikat  nach  Seite  372,  3 
mit  Flußsäure  und  Schwefelsäure  auf,  verwandelt  hierauf  die  Sulfate, 
durch  Fällen  mit  Bariumchlorid,  in  Chloride,  entfernt  dann  Alumi- 
nium,   Eisen,    Calcium,    Barium    und   Magnesium   durch    Fällen    mit 

')  Bei  Anwesenheit  von  nur  Sporen  der  seltenen  Alkalien  mn£  die 
Extraktion  mit  Alkohol  mehrmals  wiederholt  werden,  bis  eine  kleine  Probe  des 
durch  Verdampfen  der  alkoholischen  Lösang  erhaltenen  Rückstandes  die  Lithium- 
linie im  Spektroskop  zeigt. 

*)  Man  behandelt  mit  konzentrierter  HCl  am  LiOH,  das  immer  beim 
Verdampfen  der  wasserigen  LiCl-Lösong  entsteht  und  in  Ätheralkohol  nniOs- 
lich  ist,  in  Chlorid  an  verwandeln. 


—    424    — 

Ammonkarbonat  und  Ammoniak  etc.  nach  Seite  60  und  prüft,  den 
schließlich  erhaltenen  Rückstand  nach  Entfernung  der  Ammonsalze 
wie  oben  angegeben  auf  Lithium,  Cäsium  und  Rubidium. 

Metalle  der  (NH4)2S- Gruppe. 

Beryllium,  Zirkon,  Thorium,  Yttrium,  Erbinm, 
Cerium,  Lanthan,  Didym,  Tantal,  Niob. 

Beryllium  =  Be.  At-Gew.  =  9-1. 

Vorkommen:  Chrysoberyll  (A102)2B©),  Phenakit 
(SiO^Be^),  Beryll  (SigOigAl^Bej)  (Smaragd),  Euklas  (SiO.^AlBeH), 
Melinophan  (SigOioFBegCagNa),  Leukophan  (SigOgFJBeCaNa). 

Das  zweiwertige  Beryllium  bildet  ein  weißes  Oxyd  BeO, 
das  in  Säuren  lOslich  ist.  Die  Beryllsalze  reagieren  in  wässeriger 
Losung  sauer  und  besitzen  einen  stlßlich  adstringierenden  Geschmack. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  BeSO^  ~(- 4  H^O. 

1.  Ammoniak  und  Schwefelammoninm  erzeugen  eine  weiße 
Fällung  von  Be(0H)2,  ^®  ^®  ^^0^)3  »i^ßsiöl^t»  unlöslich  ist  im 
Überschuß  der  Fällungsmittel  und  leicht  löslich  in  HCl  zu  einer 
farblosen  Flüssigkeit.  Die  oft  beobachtete  gelbe  Farbe  beim  Lösen 
von  Berylliumhydroxyd  in  Salzsäure  rührt  von  Spuren  von  Eisen- 
chlorid her.  ') 

2.  KOH  föllt  weißes,  gallertartiges  Berylliumhydroxyd,  leicht 
löslich  im  Überschuß  des  Fällungsmittels  unter  Bildung  von 
Berylliaten : 

Be(OH),  +  2  KOH  :^t  Be(0K)2  «)  -f-  2  H^  0 

Die  Alkaliberylliate  werden  leicht  durch  Wasser  in  der  Hitze 
hydrolytisch  gespalten,  daher  scheidet  eine  verdünnte  Lösung  von 
AlkaliberyUiat  beim  Kochen  alles  Beryll   als  Berylliumhydroxyd  ab. 

Das  durch  Kochen  der  Alkaliberylliatlösung  abgeschiene  Berylli- 
umhydroxyd ist  nach  Haber  und  v.  Ordt*)  viel  dichter,  als  das 
durch  Ammoniak  frischgeföllte  Hydrat  und  unterscheidet  sich  von 
diesem  durch  seine  Unlöslichkeit  in  Kaliumkarbonat,  seine  Schwer- 
löslichkeit in  Ammonkarbonat;  auch  in  verdünnten  Säuren  ist  es 
viel  schwerer  löslich.  Die  mit  viel  Alkalihydroxyd  versetzte  Lösung 
scheidet  beim  Kochen  kein  Berylliumhydroxyd  ab. 

*)  F.  Haber  u.  G.  v.  Ordt,  Z.  f.  anorgan.  Ch.  38  (1904),  S.  382. 
^  Nach  Hantzsch  ist  das  Berylliambydrozjd  in  der  Lösung,  wie  das 
Zink,  in  kolloidaler  Form  vorhanden.    Z.  f.  anorg.  Ch.  XXX  (1902)  fi.  819. 
•)  Log.  cit. 


—    425    — 

3.  Ammonkarbonat  erzengt  eine  weiße  Fällung  von  Beryllium- 
karbonat, leicbt  lOslich  im  Überschuß  (Unterschied  von  Tonerde), 
durch  Kochen  der  Lösung  wird  das  Beryllium  als  weißes,  basisches 
ELarbonat  abgeschieden.  Man  benützt  das  Verhalten  des  (NH^)2C03 
zu  Beryllsalzen,  um  letztere  von  Aluminium-  und  Eisensalzen  zu 
trennen.  Die  Trennung  ist  aber  nicht  scharf,  ebensowenig  wie  die 
durch  KOH  bewerkstelligte.  ^) 

4.  BaCOg  föllt  in  der  Kälte  Berylliumhydroxyd  vollständig. 

5.  Oxalsäure  und  ebenso  Ammonoxalat  erzeugen  keine  Fällung 
(Unterschied  von  Thorium,  Zirkonium,  Erbium,  Yttrium,  Cerium, 
Lanthanium,  Didymium). 

6.  KoSO^  erzeugt   mit  Beryllsulfat  eine    schOn    kristallisierende 

SO^— K 

Doppelverbindung  ^  Be  -^^  2  Bl^O,    löslich    in    einer    konzentrierten 

SO^— K 
Lösung  von  K^SO^  (Unterschied  von  Ce,  La,  Di). 

7.  BeOlg  ist  leicht  löslich  in  einer  Mischung  gleicher  Volumina 
gesättigter,  wässeriger  und  ätherischer  Chlorwasserstoffsäure,  während 
das  wasserhaltige  Aluminiumchlorid  darin  unlöslich  ist.  (Gute  Tren- 
nungsmethode für  Baryllium  und  Aluminium.)  ^) 

Charakteristische  Eeaktionen  auf  trockenem 
Wege  gibt  das  Beryllium  nicht. 

Zirkonium  =  Zr.  At-Gew.  =  90-6. 

Vorkommen:  Zirkon  (ZrOg,  SiO^)  tetragonal,  isomorph  dem 
Rutil  (TijOJ,  Thorit  (Orangit)  (ThO^,  SiO^),  Kassiterit 
(Sn30J,Polianit  (MngOJundPlattnerit  (PbgOJ.  Baddeleyit 
(ZrOg),  monosymmetrisch. 

Das  Zirkon  bildet  zwei  Oxyde:  das  Zirkondioxyd  ZrOg 
und  das  Zirkonpentoxyd  ZrgOg.  Das  wichtigere  ist  das  Zirkon- 
dioxyd. Dieses  kann  nur  durch  längeres  Erhitzen  mittels  einer  Mischung 
von  zwei  Teilen  konzentrierter  H^SO^  und  einem  Teil  Wasser  und 
nachherigem  Zusatz  von  Wasser  in  Lösung  gebracht  werden.  Das 
in  der  Natur  vorkommende  Mineral  Zirkon  (ZrSiO^)  läßt  sich  aber 
nicht  auf  diese  Weise  zersetzen.  Dasselbe  wird  in  feinst  geschlämmtem 
Zustande  mit  der  vierfachen  Menge  NagCOj  bei  sehr  hoher  Temperatur 
im  Platintiegel  geschmolzen.  Es  bildet  sich  hiebei  Natrium- 
silikat Na^SiO^  und  Natriumzirkoniat  Na^ZrO^.  Behandelt 
man  die  Schmelze  mit  Wasser,    so  löst  sich  das  Na^SiO^,    während 

^)  Um  eine  vollständige  Trennung  zu  ersielen,  mn&  das  auf  die  eine 
oder  andere  Weise  gewonnene  BerjUiainhjdroxyd,  resp.  Karbonat,  wieder 
gelöst  und  die  Trennting  mehrmals  wiederholt  werden. 

*)  F.  S.  Havens,  Zeitschr.  f.  anorg.  Ch.  XYUI  (1898)  S.  147. 


—    426    — 

das  Natriumzirkoniat  hydrolytisch  gespalten  wird,  unter  Bildung 
von  NaOH  nnd  Abscheidung  von  sandigem,  in  Wasser  nnl5s* 
lichem  Zirkonhydrat,  das  hartnäckig  NaOH  zurückhält.  Nach 
dem  Auswaschen  raucht  man  den  noch  feuchten  Kück  stand  mit 
konzentrierter  Schwefelsäure  bei  einer  den  Siedepunkt  der  Schwefel- 
säure wenig  übersteigenden  Temperatur  ab,  so  erhält  man  das  wasserfreie 
Sul&t  Zr(S0^)2.  Übergießt  man  dieses  Salz  mit  Wasser,  so  entsteht 
unter  starker  Erwärmung,  das  wasserhaltige  Salz  Zr(S0^)2 -|-.4  H^O, 
welches  sich  in  mehr  Wasser,  in  der  Kälte  langsam,  in  der  Wärme 
leicht  zu  einer  sauer  reagierenden  Flüssigkeit  löst. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Zirkonnitrat,  oder 
eine  frisch  bereitete  Lösung  von  Zirkonoxychlorid. 

1.  NH4OH  und  (NH4)2S  erzeugen  eine  weiße,  gallertartige 
Fällung  von  Zr(OH)^,  unlöslich  im  Überschuß  der  genannten  Fällungs- 
mittel. 

2.  KOH  und  XaOH  erzeugen  ebenfalls  eine  im  Überschuß  der 
Fällungsmittel  unlösliche  Fällung  (Unterschied  von  AI  und  Be). 
Das  Zirkonhydroxyd  ist,  wenn  in  der  Kälte  erzeugt,  leicht  in  ver- 
dünnten Säuren  löslich.  Geschah  aber  die  Fällung  in  der  Hitze,  so 
ist  der  Niederschlag  in  verdünnten  Säuren  sehr  schwer  löslich, 
leichter  in  konzentrierten.^) 

3.  (NH4)2C03  erzeugt  eine  weiße,  flockige  Fällung  von  basischem 
Karbonat,  leicht  löslich  im  Überschuß  und  durch  Kochen  der  Lösung 
wieder  f^lbar. 

4.  K2CO3  und  Na^COg  erzeugen  weiße  Fällungen,  die  von 
ganz  konzentrierten  Alkalikarbonatlösungen  gelöst,  von  doppeltnor- 
malen Lösungen  nur  wenig  gelöst  werden.  Aus  diesen  Lösungen 
fUUt  das  Zirkon  nach  dem  Verdünnen  mit  heißem  Wasser  und  Über- 
sättigen mit   Ammoniak. 

5.  BaOOg  fHllt  nicht  vollständig,  auch  nicht  beim  Sieden. 

6.  Oxal^änre.  Versetzt  man  eine  wässerige  Lösung  von  Zirko- 
nitrat  oder  Zirkonoxychlorid  tropfenweise  mit  Oxalsäure,  so 
entsteht  an  der  Einfallsstelle  eine  Fällung,  die  beim  Umrühren  der 
Flüssigkeit  sofort  verschwindet.  Nach  weiterem  Zusatz  von  Oxal- 
säure entsteht  eine  weiße,  voluminöse  Fällung  von  Zirkonoxalat,  das 
leicht  durch  noch  mehr  Oxalsäure  klar  gelöst  wird,  ebenso  durch 
verdünnte  Mineralsäuren. 

7.  Ammonoxalat  verhält  sich  genau  wie  die  Oxalsäure. 

Aus  der  Lösung  in  Ammonoxalat  wird  das  Zirkon  auf  Zusatz 
von  Salzsäure  nicht  gefüllt.    (Unterschied  von  Thorium.) 

^)  Die  so  erhaltene  Zirkonsäoro  geht  beim  £rhitsen  unter  OlQherachei- 
nang  in  ZrOs  über;  die  Metazirkonsftare  zeigt  diese  Erscheinung  nicht  (Buer). 


—    427     — 

Bemerknng.  Ganz  verschieden  Tom  Nitrat  und  vom  Oxy- 
chlorid  verhält  sich  das  Zirkonsnlfat  Oxalsäure  und  Ammon- 
oxalat  gegenüber,  was  aber,  obschon  Berzelius^)  und  P f af f  *)  darauf 
aufmerksam  machten,  von  fast  allen  Chemikern  tibersehen  wurde, 
bis  R.  K  u  e  p  ^)  neuerdings  diese  Tatsache  in  Erinnerung  brachte. 

Versetzt  man  nämlich  eine  wässerige  LOsung  von  Zirkonsnlfat 
mit  Oxalsäure  oder  Ammonoxalat,  so  bleibt  jede  Fällung  aus;  sie 
bleibt  sogar,  wie  Ruer^)  gezeigt  hat,  aus  in  L^isungen  des  Nitrats 
oder  des  Oxychlorides,  wenn  diese  Schwefelsäure,  Natrium-  oder 
Ammonsulfat  in  genügender  Menge  enthalten. 

Die  Ursache  dieses  abnormen  Verhaltens  liegt  darin,  daß  das 
Zirkon  mit  der  Schwefelsäure  und  den  Alkalisulfaten  komplexe  Ver- 
bindungen eingeht.  So  enthält  die  LOsung  des  Zirkonsulfates  die 
Säure  [ZrO(S04)2]Hj  und  beim  Versetzen  der  LOsung  des  Zirkon- 
oxychlorides  (oder  Nitrates)  mit  Natrium-  oder  Ammoniumsulfat 
(nicht  ELaliumsulfat,  vergl.  sub.  9),  bUdet  sich  das  Natrium-  oder 
Ammoniumsalz  der  Zirkonschwefelsäure : 

ZrOClg  -f  2  Na^SO^  =  2  NaCl  +  [ZrO(SOJJNa2 

Diese  Verbindungen  werden  aber  in  wässeriger  LOsung  elektro- 
ly tisch  dissoziiert  nach  dem  Schema: 

[ZrO(SOJ,]  H,  :^  [ZK)(SO,)J  +  H  +  H 

Da  das  Zirkon  im  Anion  enthalten  ist,  so  muß  die  OxaLsäure- 
reaktion  ausbleiben. 

8.  HF  erzeugt  keine  Fällung  (Unterschied  von  Th  und  T). 

9.  KgSO^.  Eine  konzentrierte  Lösung  von  K^SO^  fällt  in  der 
Kälte  nach  und  nach  alles  Zirkon  als  Kaliumzirkonsulfat, 
unlöslich  in  K^SO^-Lösung  (Unterschied  von  AI  und  Be).  Zirkon- 
kaliumsulfat,  wenn  in  der  Kälte  erzeugt,  löst  sich  leicht  in  viel 
verdttnnter  HCl.  Geschah  aber  die  Fällung  in  der  Hitze,  so  ent- 
stehen durch  Hydrolyse  basische  Zirkonsnlfat e,  die  sich  in 
HCl  kaum  lösen  (Unterschied  von  Th  und  Ce). 

10.  Na^SO^  erzeugt  keine  Fällung,  auch  nicht  beim  Kochen 
der  mit  H2SO4  angesäuerten  Lösung  (Unterschied  von  Ti). 

11.  Wasserstoffperoxyd  fHllt  aus  schwach  saurer  Lösung, 
weißes,  voluminöses  Zirkonperoxyd  Zr^Oj,  das  beim  Er- 
hitzen mit  konzentrierter  HCl  Chlor  entwickelt. 

12.  Na^SgOj  ülllt  in  der  Hitze  alles  Zirkon  als  Hydrat,  dem 
stets  S  beigemengt  ist. 

*)  8chweigg.  Joum.  21,  S.  40. 

*)  Schweigg.  Joum.  28,  8.  101. 

')  Zeitschr.  f.  anorgan.  Ch.  42  (1904),  S.  85. 

*)  Loc.  cit 


—    428    — 

13.  Kurkumapapier  mit  der  Salzsäuren  LCsung  eines  Zirkon- 
Salzes  befeuchtet  und  im  Wasserbade  getrocknet,  fUrbt  sieb  rot- 
braun (Unterschied  von  Th). 

14.  HCl.  Zur  Identifizierung  des  Zirkons  empfiehlt  Rudolf 
Ruer^)  wie  folgt  zu  verfahren:  Man  f^llt  das  Zirkon  in  der  Kälte 
mit  Ammoniak,  filtriert,  wftscht  und  trennt  den  Niederschlag 
möglichst  vom  Filter  und  löst  ihn  in  Salzsäure,  oder  wenn  eine 
Entfernung  vom  Filter  wegen  zu  geringer  Menge  nicht  mOglich  ist, 
erwärmt  man  den  Niederschlag  samt  Filter  mit  nicht  zu  starker 
Salzsäure  und  filtriert.  Die  salzsaure  LOsung  wird  im  Wasserbad 
fast  zur  Trockene  verdampft  und  der  Rückstand  mit  möglichst  wenig 
Wasser  aufgenommen.  Zu  der  kalten,  gesättigten  LCsung  fügt  man 
tropfenweise  konzentrierte  Salzsäure,  wodurch,  bei  Anwesenheit  von 
Zirkon  ein  reichlicher  Niederschlag  von  Zirkonoxychlorid  entsteht. 
Man  löst  den  erhaltenen  Niederschlag  durch  Erwärmen  wieder  auf 
und  läßt  erkalten.  Nach  einiger  Zeit  kristallisieren  die  feinen,  seiden- 
glänzenden Nadeln  des  Oxychlorids  aus  (ZrOClg  -f-  8  HgO),  die  unter 
dem  Mikroskop  betrachtet  charakteristische  dünne  Nadeln  darstellen. 

Für  den  selten  vorkommenden  Fall,  daß  das  Zirkon  als  unlös- 
liche Metazirkonsäure  vorliegt,  so  führt  man  diese  durch  Abrauchen 
mit  konzentrierter  Schwefelsäure  (2  :  1)  in  Zirkonschwefelsäure  über, 
lOst  diese  in  Wasser,  Mit  das  Zirkon  mit  Ammoniak  als  Hydrat 
und  verfährt  mit  diesem  wie  oben  angegeben. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

ZrOjj  ist  unschmelzbar  in  der  Knallgasflamme  (Unterschied  von 
den  übrigen  Erden)  und  leuchtet  daher  sehr  stark. 

Thorium  =  Th.  At-Gew.  =  232-5. 

Vorkommen:  Thorit  (Orangit)  (ThSiOJ  mit  50—58% 
ThOg,  Thorianit,    ein  neuerdings  auf  Ceylon  entdecktes  Mineral 

mit  72-76%  ThO^  und  11-12%  UOa,«)  ferner  Gadolinit 
(SiO^Be  (Y,  Ce,  La,  Di,  Th,  0\)  Fe,  Monazit  (PO JCe, La, Di, Th)) 
mit  2 — 87o  ThOg ;  dann  in  den  seltenen  Niobaten :  Samarskit,  Pyrochlor, 
Euxenit^)  etc.  Thorit,  Monazit  und  Gadolinit  sind  durch  Säu- 
ren, am  besten  durch  Schwefelsäure,    zersetzbar. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Th(S04)g. 

1.  (NH4)0H,  (NH4)2S,  KOH  erzeugen  eine  weiße  Fällung  von 
Th(0H)4,     unlöslich    im    Überschuß,    leicht    löslich    in    verdünnten 

>)  Z.  f.  anorgan,  Ch.  46  (1905),  S.  456. 
>)  Chem.-Ztg.  Rep.  1905,  S.  91. 

*)  Eazenit  ist  wesentlich  ein  Titanat  and  Niobat  von  Ce  (LaDi),  wom 
besonders  UOf  and  FeO  tritt 


—    429    — 

Sttaren.    Durch    Glühen   des    Hydrates    erhAlt   man   ThO^,    das  nnr 
nach  langer  Digestion  in  konzentrierter  H^SO^  löslich  ist. 

2.  K^CO«  oder  Na^COg  fUllt  weiJies  Karbonat,  löslich  im 
Überschuß  nnd  daraus  in  der  Kälte  durch  NH3  nicht  f^bar.  Beim 
Kochen  trübt  sich  die  Lösung,  klärt  sich  aber  beim  Erkalten. 

3.  (NHJgCOg  fkUt  weißes  Karbonat,  leicht  löslich  im  Über- 
schuß; beim  Erwärmen  auf  50^  fUUt  basisches  Karbonat,  das 
sich  beim  Erkalten  der  Lösung  wieder  löst.  NH^  erzeugt  in  dieser 
Lösung  keine  Fällung. 

4.  BaCOg  fkUt  Thoriumsalze  vollständig  in  der  Kälte. 

5.  KjSO^  feilt  Th(S0JK3  +  2  H^O,  schwer  lösHch  in  Wasser, 
unlöslich  in  konzentrierter  K^SO^-Lösung  (Unterschied  von  Y).  Die 
entsprechende  Natriumverbindung  ist  leicht  löslich. 

6.  Oxalsäure  feilt  aus  nicht  zu  sauren  Lösungen  alles  Thor 
als  weiJies,  kristallinisches  Oxalat,  so  gut  wie  unlöslich  in  Oxalsäure 
und  verdünnten  Mineralsäuren. 

7.  Ammonoxalat  fällt  ebenfalls  Thoroxalat,  das 
sich  bei  Siedehitze  in  einem  großen  Überschuß  von 
Ammonoxalat  leicht  löst.  Die  Lösung  bleibt  nach  dem 
Erkalten  klar,  vorausgesetzt,  daß  die  ursprüngliche 
Thorlösung  nicht  gar  zu  viel  freie  Schwefelsäure 
enthielt  und  daß  genügend  Ammonoxalat  verwendet 
wurde.  Aus  der  siedenden  Lösung  des  Ammondoppel- 
Oxalates  scheidet  HCl  so  gutwiealles  Thor  als  Oxalat 
aus  (Unterschied  von  Zr). 

Bei  Gegenwart  von  Ammonacetat  erzeugt  Ammonoxalat  keine 
Fällung;  durch  HCl  wird  aus  dieser  Lösung  fast  alles  Thor  als 
Oxalat  gefeilt. 

8.  HF  erzeugt  eine  weise,  gelatinöse  Fällung,  die  sich  bald 
in  ein  schweres  Pulver  verwandelt.  Wie  HF  verhält  sich  auch 
KF  etc.  (Unterschied  von  AI,  Be,  Zr  und  Ti). 

9.  Na^SgOg  fällt  in  der  Siedehitze  alles  Th. 

ReaktioneD  anf  trockenem  Wege. 

Keine. 

Die  Qadolinitmetalle. 

Yttrium  =  Y,  At.-Gew.  =  89  und  Erbium  ^)  =  Er.  At-Gew.  =  166. 

Vorkommen:  Das  Yttrium  bildet  einen  wesentlichen  Be- 
standteil des  Gadolinites  (Si04Be(F,  Ce,  La,  Di,  Th,  Er,  0)^  Fe) 


^)  Das  Erbiam  ist  kein  einfacher  Körper,  ea  besteht  aas  mindestens  drei 
Elementen,  dem  Terbium,  Tholiam  und  Djsprosiam;  die  Trennung  derselben  ist 
jedoch  aufierordentlich  schwierig  und  wir  werden  nur  die  Reaktionen  des 
Gemisches  anführen. 


—     430    — 


6.  BaCOj  Mit  Yttrium  in  der 
Kälte  nicht  und  nur  sehr  un- 
vollständig in  der  Hitze. 

6.  Oxalsäure  fällt  weißes 
Yttrium  Oxalat,  unlöslich  im 
Überschuß,  schwer  löslich  in 
verdünnter  HCl,  in  Ammonoxalat 
merklich  löslich. 

7.  KgSO^  bildet  in  KjjSO^- 
LOsung  losliche  Doppel- 
salze (Unterschied  von  Zr,  Th, 
Ce,  La,   Di). 


Erbium  =  Er.  At.-Gew.  =  16G. 

Verhält  sich  wie  Yttrium. 


Verhält  sich  wie  Yttrium. 


und  des  Yttrotantalites  ((Nb,  Ta)O^Y),  einer  isomorphen  Mischnng 
von  Yttriumtantalat  und  Yttriumniobat.  Auch  in  Cerit,  Thorit 
und  Monazit  kommen  diese  beiden  Elemente  vor. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Losung  der  Nitrate  Y(N03)3  und 
Er(N03)3. 

Yttrium  =  Y.  At.-Gew.  =  890. 

1.  NH^OH,  (NHJjS  fäUt 
weißes  Hydrat,  unlöslich  im 
Überschuß. 

2.  KOH  und  NaOH  fUUen 
weißes  Hydrat,  unlOslich  im 
Überschuß ;  Anwesenheit  von 
Weinsäure  verhindert  die 
Fällung  nicht;  es  Mit  Yttrium- 
tartrat  (Unterschied  von  AI,  Be, 
Th  und  Zr).  Durch  Glühen  erhält 
man  das  Oxyd,  das  in  Säuren 
leicht  lOslich  ist. 

3.  (NH^)2C03  erzeugt  eine 
weiße  Fällung  von  Karbonat, 
leicht  lOslich  im  Überschuß; 
nach  längerem  Stehen  trübt  sich 
die  Losung  unter  Abscheidung 
von  Doppelsalzen:  Y^  (003)3, 
2  (NHJ2CO3  +  2  H^O. 

4.  KjCOg,  Na^COg,  erzeugen 
weißes  Karbonat,  leicht  lOs- 
lich im  Überschuß ;  nach  einigen 
Stunden  scheidet  sich  unlösliches 
Doppelsalz  ab. 


Verhält  sich  wie  Yttrium,  nur 
trübt  sich  die  LOsung  beim  Stehen 
nicht. 


Verhält  sich  wie  Yttrium,  nur 
trübt  sich  die  LOsung  beim  Stehen 
nicht. 


Erbium  wird  weder  in  der 
Hitze,  noch  in  der  Kälte  gefüllt. 

In  Erbiumlosungen  erzeugt 
Oxalsäure  eine  hellrote,  san- 
dige Fällung;  sonst  wie 
Yttrium. 

Bildet  ein  in  K^SO^-LOsung 
losliches  Doppelsalz. 


—    431     — 


8.  HF  erzeugt  weißes, 
amorphes  YF3,  beim  Erwärmen 
pulverig  werdend,  in  H^O  und 
HF  nnlOslich  (Unterschied  von 
AI,  Be,  U  und  Ti). 

Yttriumlosungen  geben 
kein  Absorptionsspektrum. 


Erbiumlosungen  geben 
ein  charakteristisches  Ab- 
sorptionsspektrum: 
683-9  jjijA,  667-1  jiji,  653-5  jiji, 
6490  jjL}i,  640-5  fip.,  548-9  jji|jl, 
541*0  {x{x,  536-4  {X[a,  523-2  p.^, 
491-6  ji|ji,  487-5  uji,  474-5  [xj!, 
468-5  ii[A,  449-9  jjljjl,  442-3  jijx, 
416-6  fxfjL. 


Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 


Yttriumoxyd     leuchtet      stark 
beim  Glühen ;  sonst  keine  Eeaktion. 


Erbiumozydam  Platin- 
draht erhitzt,  leuchtet 
stark  grünlich.  Betrachtet 
man  das  Licht  im  Spektro- 
skop, so  beobachtet  man 
auf  hellem  Hintergrunde 
eine  Reihe  heller  Linien, 
welche  mit  den  dunklen 
Bändern  desAbsorptions- 
spektrums  zusammen- 
fallen. 


Die  Ceritmetalle. 

Ceriam  «  Ce.,  At.-Gew.  140-25  *;i)  Lanthan  =  La.  At.-Gew.  =  138-9 ; 

I  Praseodym  =  Pr.     At.-Gew.  =  140,5. 

^^""~1  Neodym        =Nd.    At-Gew.  =  143,6. 

Vorkommen:  Diese  drei  Metalle  sind  wesentliche  Bestand- 
teile des  Cerites  [(Si03)6(CeAl)eCa2(OH)6]  und  des  Orthits 
(AUanit)  [SiO^)ßCeßCa^(OH)2],  außerdem  kommen  sie  fast  immer  mit 
den  Gadoliniterden  in  Gadolinit  etc.  vor. 

Cerium. 

Das  Cer  bildet  zwei  Oxyde:  CCgOj  und  CeOj,  welche  Basen- 
anhydride sind  und  Salze  liefern.     Die   von  Ce^Oj  sich  ableitenden 

^}  Nach  Robinson  149*26 ;  nach  Braaner  141*22 ;  nach  Wyrobouff  und 
Vemenil  13015,  nach  K5lle  138'81,    Inangural-Dissertation,  Zürich  1898. 


—     432    — 

Cerosalze  sind  weiß,  die  vom  CeO^  sich  ableitenden  Oerisalzo 
orangerot. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

A.  Cerosalze. 

Man  verwende  eine  LOsnng  von  Ceronitrat 
Ce(N0,)3. 

1.  NH^OH  nnd  (NH^)2S  erzeugen  eine  weiße  FäUnng  von 
Ce(0H)3,  unlöslich  im  tJherschuß,  leicht  löslich  in  Säuren.  Bei 
Anwesenheit  von  Weinsäure,  Zitronensäure  etc.  erzeugen  obige 
Keagentien  keine  Fällung,  (Unterschied  von  Y.) 

2.  NaOH  oder  KOH  erzeugen  ebenfalls  weißes  Ce(OH)3, 
auch  bei  Gegenwart  von  Weinsäure  etc.  Das  weiße  Ce(0H)3  wird 
an  der  Luft  allmählich  gelb,  indem    es    zu   Ce(OH)^    oxydiert  wird. 

3.  KgCOo  und  (N  114)2005  erzeugen  eine  weiße  Fällung, 
unlOsHch  im  Überschuß. 

4.  Oxalsänre  und  Amnionoxalat  fWen  weißes  Cerooxalat 
unlöslich  im  Überschuß,  ebenso  unlöslich  in  verdünnten  Mineral- 
säuren:  Beim  Glühen  hinterbleibt  unlösliches  schwachchamoix- 
farbiges  OeOg  ^).  Ist  das  Oxalat  mit  Praseodjmoxalat  vemn- 
reinigt,  so  erhält  man  ein  zimmtbraunes  Oxyd,  das  aber 
in  verdünnten  Säuren  leicht  lOslich  ist. 

5.  BaCOj  fällt  in  der  Kälte  langsam  alles  Cer. 

6.  K28O4  erzeugt  kristallinisches  weißes  Doppel- 
salz [Ceg(S0j3,  3  K^SOJ,  schwer  lOslich  in  kaltem, 
leicht  lOslich  in  heißem  Wasser,  ganz  unlOslicfa 
in  einer  gesättigten  LOsung  von  K^jSO^  (Unterschied  von 
Y  und  Er). 

B.  Cerrisalze. 

Man  verwende  eine  Losung  von  Cerinitrat  Ce(N03)^, 
oder  von  Ceriammoniumnitrat  Ce(N03)^,  2  NH^NOj -|- 1  H^O. 

Charakteristisch  für  alle  Cerisalze  ist  die  schOne 
orangerote  Farbe,  ferner  ihre  große  Neigung,  schwer- 
losliche  basische  Salze  zu  bilden. 

Bildung  der  Oeriverbindungen.  Wie  schon  erwähnt, 
färbt  sich  das  Cerohydrat  an  der  Luft  gelblich,  indem  es  allmählich 
in  Cerihydrat  tibergeht.  Sofort  findet  dieser  Übergang  statt  durch 
Anwendung  von  Chlor  oder  Hypochloriten.  Versetzt  man  ein 
Cerosalz  mit  KOH  und  leitet  Chlor  ein,  so  geht  die  Oxydation 
rasch  von  statten;  das    weiße  Ce(0H)3    fkrbt  sich    hellgelb.     Das 

')  Nur  wenn  das  Cerozalat  ganz  rein  ist,  liefert  es  beim  Glühen  schwach- 
chamoixfarbiges  CeOg;  bei  Anwesenheit  von  nnr  Sparen  von  Praseodym, 
die  meistens  vorhanden  sind,  erhält  man   das  CeOg  als  hellgelbes  Palrer. 


-     433     - 

entstandene  Ce(OH)^  löst  sich  leicht  in  verdünnten 
Säuren  mit  orangeroter  Farbe.  In  konzentrierter  HCl  lOst 
es  sich  unter  Ohlorentwicklnng  und  Bildung  von  Cerosalz.  Erhitzt 
man  das  weiße  Cerohydrat  an  der  Luft,  so  verliert  es  Wasser 
und  geht  über  in  CeO^^  eine  in  der  Kälte  fast  weiße  Ver- 
bindung (in  der  Hitze  ist  sie  dunkelorange),  die  in  konzen- 
trierter HCl  und  HNOg  ganz  unlöslich  ist.  Bei  Gegen- 
wart von  reduzierenden  Substanzen,  wie  KJ,  FeSO^  löst  es  sich  in 
Säuren  u^ter  Bildung  von  Cerosalzen;  so  in  konzentrierter  HCl  bei 
Gegenwax  von  KJ  unter  Abscheidung  von  Jod: 

2  CeOrg  -f  8  HCl  +  2  K J  =  2  KCl  +  4  H^  0  +  J,  +  2  CeClg . 

Auch  in  konzentrierter  H^SO^  löst  sich  das  CeO^  in  der 
Wärme  unter  Sauerstoffentwicklung  und  Erzeugung  von  Cerosalz. 
Durch  Schmelzen  mit  Kaliumpyrosulfat  läßt  es  sich  leicht  aufischließen ; 
die  Schmelze  ist  in  viel  heißem  Wasser  auf  Zusatz  von  etwas  Säure 
löslich. 

Glüht  man  ein  Gemisch  von  Cero-  und  Praseodymhydrat  an 
der  Luft,  so  resultiert  eine  zimtbraune  Masse,  welche  alles 
Cer  als  Dioxyd  enthält  und  sich  mit  Leichtigkeit  unter  Bil- 
dung von  Cerisalzen  in  verdünnten  Säuren  löst.  Durch  An- 
wendung von  konzentrierter  HCl  findet,  unter  Chlorentwicklung, 
Reduktion  zu  Cerosalz  statt.  Konzentrierte  Salpetersäure  löst  es  auf 
unter  Bildung  von  Ceri-  und  Cerosalz,  dabei  findet  stets  eine 
deutliche  Sauerstoffentwicklung  statt. 

Der  Grund,  weshalb  sich  die  praseodymhaltige  braune  Masse  in 
Säuren  leicht  löst,  ist  wahrscheinlich  folgender:  Das  CeOj  spielt 
wie  MnO^  und  PbO^  (siehe  Seite  126  und  165)  die  Rolle  eines 
Säureanhydrides ;  das  braune  Oxydgemisch  kann  daher  das  Praseodym 
als  Praseodymsalz  der  Cersäure  enthalten.  Durch  Behandeln  dieses 
Salzes  mit  einer  stärkeren  Säure  entsteht  das  Praseodymsalz  dieser 
Säure  unter  Abscheidnng  von  Cersäure  (Cerihydrat),  welche  sich  nun 
in  der  Hydratform  leicht  unter  Bildung  von  Cerisalz  löst. 

Cerosalze  lassen  sich  in  saurer  Lösung  zu  Cerisalz  oxydieren : 

a)  Durch  Erhitzen  mit  PbO^  und  HNO3  (1  :  2)  fkrben  sich 
Cerosalze  gelb, 

b)  durch  Behandeln  mit  Überschwefelsäure,  und 

c)  durch  Elektrolyse. 

Versetzt  man  ein  saures  Cerosalz  mit  Wassersto£^eroxyd, 
so  entsteht  zuerst  eine  gelbe  Färbung,  die  aber  unter  Sauerstoff- 
entwicklung verschwindet.  Cerisalze  werden  daher  durch 
H^Og  zu  Cerosalzen  reduziert. 

Versetzt  man  jedoch  ein  Cerosalz  mit  H^Og  nnd  dann  mit 
ganz  verdünntem  Ammoniak,  so  entsteht  eine  dunkelorange  ge- 
färbte FäUung,    etwa   wie  Fe(0H)3  aussehend,   von  CeOg -f-H20(?) 

Tr«  ad  well,  Analjtisohe  Cb«ral«  I.  Bd.  6.  Aufl.  28 


-     434     — 

Dies  ist  die  empfindlichste  Cerreaktion,  sie  eignet  sich  vortrefflicli 
um  Lanthan  und  Didymlösnngen  auf  einen  geringen  Cei^ehalt  za 
prüfen. 

Basische  Cerisalze.  Verdampft  man  eine  Cerimtratl5snii^ 
his  zur  Syrnpkonsistenz  im  Wasserbade,  so  lOst  sich  nach  dem  £r- 
kalten  die  Masse  in  Wasser  leicht  auf;  die  LOsnng  läßt  sich 
auch  sieden,  ohne  sich  zu  trüben.  Fügt  man  aber  eio 
wenig  HNO3  hinzu,  so  entsteht  sofort  eine  gelbe  Fäl- 
lung von  basischem  Nitrat  und  durch  Zusatz  von  mehr  Säure 
lOst  sich  das  Salz  wieder  auf. 

Durch  Versetzen  der  CerinitratlOsung  mit  viel  Wasser  wird  das 
Salz  stark  hydrolytisch  gespalten ;  das  basische  Salz  ist  als  Hydroso i 
vorhanden,  das  durch  den  Säurezusatz  in  die  unlösliche  Form,  d&j 
Hydrogel,  übergeht. 

Da  die  Lanthan-  und  Didymsalze  unter  diesen  Umständen 
keine  basischen  Salze  liefern,  so  benützt  man  dieses  Verhalten  des 
Cers,  um  es  von  Lanthan  und  Didvm  zu  scheiden. 

Hecht  charakteristisch  für  Ceriverbindungen  ist  ihre  Fähigkeit 
in  stark  salpetersaurer  LOsung  mit  Ammonnitrat  leicht  kristallisier- 
bares Ceriammonnitrat  zu  bilden  CefNOg)^,  2  NH^NOj  -|-  1  H^O. 

Alle  Cerisalze  lassen  sich  durch  Reduktionsmittel  leicht  in 
Cerosalze  zurückverwandeln,  so  durch  Alkohol,  HJ,  SOg,  H^S, 
HNOg,  H2O2  etc. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Boraxperle  in  der  Oxydationsflamme  heiß:  dunkelrot; 
kalt:  hellgelb  bis  fast  farblos;  in  der  Beduktionsflamme  ist  die 
Perle  völlig  farblos.  Bei  Anwesenheit  von  stark  geglühtem 
Ceridioxyd  bleibt  dieses  in  der  Perle  suspendiert,  w^odurch  sie  trübe 
und  gelblich  erscheint. 

Lanthan  =  La.  At.-Gew.  =  138'9. 

Das  Lanthan  bildet  nur  ein  Oxyd  La^Og,^)  das  sich  auch  nach 
starkem  Glühen  in  Säuren  leicht  löst,  unter  Bildung  von  farblosen 
Salzen,  die  in  Lösung,  ebensowenig  wie  die  Ceroverbindungen, 
ein  Absorptionsspektrum  geben,  wodurch  Lanthan  leicht  von  Didym 
(Neodym  und  Praseodym)  und  den  Erbinmetallen  unterschieden 
werden  kann. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man    verwende    eine    Lösung    von    Lanthannitrat> 

^)  Durch  H2OS  80U  es  in  ein  höheres  Oxyd  LasOg  übergehen,  vergl.  Z.  f. 
anorgan.  Cb.  21  (1899),  S.  70. 


—    435    — 

1.  (NH4)0H  und  (NH4)2S  föllen  schlecht  zu  filtrierendes 
weißes  basisches  »Salz. 

2.  KOH  und  NaOH  fällen  weißes  Lanthanhydroxyd,  La(0H)3, 
unlöslich  im  Überschuß.  Durch  Behandlung  mit  Oxydationsmitteln 
entsteht  keine  Farbenänderung  (Unterschied  von  Cer).  La(0H)3 
bläut  rotes  Lackmuspapier  und  zersetzt  Ammonsalze  in  der  Hitze 
unter  Entwicklung  von  Ammoniak.  Das  geglühte  Oxyd  ist  leicht 
löslich  in  verdünnten  Säuren. 

3.  (NH4)2C03,  weiße  Fällung  im  Überschuß  unlöslich. 

4.  Oxalsäure,  weiße  kristallinische  Fällung,  unlös- 
lich in  verdünnten  Mineralsäuren,  ebenso  in  Ammon- 
Oxalat. 

5.  KgSO^,  weiße  kristallinische  Fällung  (La2[S0Jj, 
3  KgSO^)  unlöslich  in  konzentrierter  KgÖO^ -Lösung. 

6.  Lanthansulfat  ist  nur  in  eiskaltem  Wasser  löslich; 
erwärmt  man  die  gesättigte  Lösung  auf  ca.  30^  C,  so  findet  eine 
reichliche  Ausscheidung  des  Salzes  statt  (Unterschied  von  Cer). 

7.  Jod.  Versetzt  man  eine  kalte  verdünnte  essigsaure  Lösung  mit 
NHg,  wäscht  den  schleimigen  Niederschlag  mit  Wasser  und  bestreut 
mit  etwas  festem  Jod,  so  entsteht  eine  allmählich  die  ganze  Masse 
durchziehende  Blaufärbung,  welche  wie  die  Blaufärbung  von 
Jodstärke  aussieht.  (Unterschied  des  Lanthans  von  allen 
anderen  Erden.)  Durch  Säuren  und  Alkalien  wird  die  Blau- 
fUrbung  zerstört. 


Didym  = 


Neodym  =  Nd.  At.-Gew.  =  143-6. 
Praseodym  =  Pr.  At.-Gew.  =  140-5. 

Diese  beiden  Metalle  sind  außerordentlich  schwer  voneinander 
zu  trennen.  Es  gelingt  dies  durch  wiederholte  Fraktionierung  der 
Ammoniumdoppel  nitrate. 

Das  Neodym  scheint  nur  ein  Oxyd  Nd^Og  zu  bilden,  das 
nach  dem  Glühen  bläulich  erscheint  und  sich  in  Säuren  leicht 
löst  unter  Bildung  von  violetten  Salzen,  die  ein  charakteristisches 
Absorptionsspektrum  liefern. 

Das  Praseodym  bildet  ein  grünlichwe^ßes  Oxyd  Pr^Og, 
das  beim  Glühen  an  der  Luft  in  dunkelbraunes  Praseodymperoxyd 
Pr^Oy  übergeht.  Im  H-Strom  erhitzt,  wird  es  leicht  zu  Pr^Oj 
reduziert.  In  Säuren  löst  sich  Pr^O^  unter  SauerstofTentwicklung 
und  Bildung  von  lauchgrünen  Praseodymsalzen,  die  ein  charakteri- 
stisches Absorptionsspektrum  geben. 

Die  nun  anzuftihrenden  Didymreaktionen  sind  die  eines  Ge- 
misches von  Xeodym  und  Praseodym. 

Man     verwende     eine     Lösung     von     Didymnitrat 

28» 


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Fällt    Doppelsalz, 
unlöslich  in  K,S(),. 

Fällt  Doppelsale, 

unlöslich  in  K,80,- 

Lösung. 

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Fällt  Doppelskis, 
unlöslich  in  K,BO«. 

Oharakteristisches 
Absorptions- 
spektrum. 

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Charakteristisches 
Absorptions- 
spektrum. 

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Fällt  langsam,  aher  voll- 
ständig in  der  Kälte. 

Fällt  volUtfisdig  in  der 
Kälte. 

Fällt  vollständig  in  der 
Kälte. 

Fällt  vollständig  in  der 
Kälte. 

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Rosa  Fällung    in  der 
Hitze  kaum  löslich. 

Weiße  Fällung  unlös- 
lich im  OberachuO. 

Verhält  sich  wie  Oxal- 
säure. 

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^2 

Verhält  sich  wie  Oxal- 
säure. 

Rosa  Fällung  unlöslich 

im    ÜberschuA,  schwer 

löslich    in    verdünnter 

HCl. 

WeiCe  Fällung  unlös- 
lich in  Oxalsäure  und 
verdünnten  Mineral- 
säuren. 

Zuerst  braune  Fällung 
von  Geriozalat,  das  auf 
Zusatz  von  mehr  Oxal- 
säure   unter  CO,-Ent- 

Wicklung  in  weifles 
Cerosalz    übergeht. 

Weifle  Fällung  unlös- 
lich in  Oxalsäure  und 
in  verdünnten  Mineral- 
sauren. 

VioletU  Fällung  unlös- 
lich im  Cberschuft.  Das 
Teste  Salz  zeigt  im  refiek- 
tieiten  Licht  das  be- 
kannte Absorptions- 
spektrum. 

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—    442     — 

Die  Didymsalze  sind  violett  und  zeigen  ein  charakteristisches 
Absorptionsspektrum  (Unterschied  von  Ger  und  Lanthan). 

Das  Verhalten  gegen  (NHJOH,  (NH^)3S,  KOH,  (NH^)2COs 
und  EL^SO^  ist  ganz  wie  bei  Lanthan.  Oxalsäure  fllllt  rOtÜches 
Oxalat,  das  sich  sonst  vom  Lanthanoxalat  nicht  unterscheidet. 

Absorptionsspektrum  des  Praseodidyms: 

596-9  ujji,  590-4  jiji,  4821  jxji,  469-5  [jljx  und  444"1  p.u. 
Absorptionsspektrum  des  Neodyms: 
729-1  fiji,  690-6  |i|ji,  679-4  |i'i  (5797  fijji,  575-9  aji),  531-7  p.a 
(522  2  jiji,   520-9  fiji),    5120  jiji, '  509-6  jiji,    482"  1  ji'u»    475-9  jxji, 
469-5  jiji,  461-4  jxji,  444-3  jiji,  4341  jiii,  427  7  [iji,  417-3  jxjx. 

Tantal = Ta.  At-Gew.  =  181  und  Niob  =  Nb.  At.-Gew.  =  94. 

Diese  zwei  seltenen,  zur  Vanadingruppe  gehörigen  Elemente 
bilden  Oxyde  von  der  Formel  E^Og,  die  sich  wie  Säureanhydride 
verhalten  und  vielleicht  unter  dem  Kapitel  Säuren  besprochen  werden 
sollten.  Da  aber  sowohl  die  Tantal-  als  auch  die  Niobsäure  unter 
gewissen  Umständen  in  starken  Säuren  löslich  und  aus  diesen  Lösungen 
durch  Ammoniak  und  Schwefelammonium  fällbar  sind,  so  wollen  wir 
sie  an  dieser  Stelle  behandeln. 

Vorkommen.  In  Form  von  M etasäuren  treten  diese 
Elemente  in  den  isomorphen  Mineralien  Tantalit  ([TaOjjgFe)  und 
Niobit  auch  Columbit  gennant  ([NbOgJ^Fe)  auf. 

Im  Tantalit  ist  stets  ein  Teil  der  Tantalsäure  durch 
Niobsäure  und  ein  Teil  des  Eisens  durch  Mangan  isomorph  ver- 
treten.    Niobit  verhält  sich  analog. 

In  Form  der  Pyrosäuren  kommen  beide  Elemente  in  iso- 
morpher Mischung  im  Yttrotantalit  ([Ta^O^jgY^)  und  ([Nb^O^lgY^) 
vor,  und  endlich,  besonders  das  Tantal,  als  Stellvertreter  der  Phos- 
phorsäure im  Monazit  (P04[Ce,  La,  Di]).  In  den  genannten  Mine- 
ralien findet  sich  fast  immer  Zinn  und  oft  auch  Wolfram  und 
umgekehrt  findet  man  häufig  im  Zinnstein  und  Wolframit 
kleine  Mengen  Niob-  und  Tantalsäure. 

TantaL 

Das  metallische  Tantal,  das  erst  kürzlich  von  Werner  von 
B  0 1 1  o  n  ^)  in  zusammenhängenden  Stücken  erhalten  wurde,  ist  ein 
duktiles  Metall  von  stahlgrauer  Farbe,  das  sich  zu  Blech  und  Draht 
ausziehen  läßt.  .  Durch  geringe  Verunreinigungen  wird  es  sehr  hart, 
härter  als  der  beste  Werkzeugstahl.  Es  hat  das  spez.  Grew.  16'5 
(Pirani)  und  schmilzt  bei  2250®  C.  Beim  Glühen  an  der  Luft  ver- 
ändert es  sich  fast  gar  nicht ;  es  läuft  dabei  gelb  bis  blau  an,  indem  ^s 

^)  Z.  f.  Elektrochemie,  XI  (1905),  Heft  6,  S.  >5. 


—    443     — 

sich  mit  einer  dünnen  Oxydschicht  hedeckt.  Tantal  wird  darch  Kochen 
mit  Schwefelsäure,  Salzsäm'e,  Salpetersäure  und  Königswasser  gar  nicht 
angegriffen.  Flußsäure  greift  es  langsam  an;  wird  aber  Tantalblech 
im  Platintiegel  mit  Flußsäure  Übergossen  und  schwach  erwärmt,  so 
löst  sich  das  Metall  unter  lebhafter  Wasserstoffentwicklung  auf.  Dabei 
absorbiert  es  Wasserstoff,  wodurch  es  brüchig  wird. 

Versetzt  man  die  konzentrierte  LOsung  in  Flußsäure  mit  kon- 
zentrierter Kalilauge,  so  aber,  daß  die  Lösung  noch  sauer  bleibt,  so 
scheidet  sich  kristallinisches  Tantalkaliumfluorid  (TaF7)K2  aus.  Ver- 
dampft man  diese  Lösung  mit  konzentrierter  Schwefelsäure  bis  zum 
völligen  Entweichen  der  Flußsäure  und  behandelt  nach  dem  Erkalten 
mit  wenig  Wasser,  so  erhält  man  eine  klare  Lösung,  welche  aber 
beim  weiteren  Verdünnen  mit  Wasser  sich  allmählich  trübt,  beim 
Kochen  sofort. 

Das  Tantal  bildet  zwei  Oxyde  Ta204  und  Ta^Oj,  wovon  ersteres 
ein  völlig  indifferenter  Körper,  letzteres  ein  ausgesprochenes  Säure- 
anhydrid ist.  In  geglühtem  Zustande  ist  Tantalpentoxyd  in  keiner 
Säure  löslich.  Durch  Schmelzen  mit  Kaliumpyrosulfat  wird  es  an- 
gegrifien,  aber  beim  Behandeln  der  Schmelze  mit  Wasser,  namentlich 
in  der  Wärme,  wird  alles  Tantal  gefüllt.  Durch  Glühen  mit  Ammon- 
fluorid  wird  das  Tantalpentoxyd  vollständig  verflüchtigt.  Als  Säure- 
anhydrid verwandelt  sich  das  Ta^O^,  durch  Schmelzen  mit  ätzenden 
Alkalien  im  Silbertiegel,  leicht  in  Alkalitantalat.  Bekannt  sind 
Meta-  und  Hexatantalate,  wovon  nur  die  letzteren  in  Wasser 
löslich  sind. 

Das  Kaliumhexatantalat  (K^TagO^j, -[- 16  H^O)  ist  in 
Wasser  und  Kalilauge  löslich,  das  Natriumsalz  nur  in  Wasser,  nicht 
aber  in  Natronlauge.  Alle  übrigen  Tantalate  sind  in  Wasser  unlöslich. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Kaliumhexatan- 
talat. 

1.  Mineralsänren.  a)  H^SO^  bringt  in  der  Kälte,  auch  in 
verdünnten  Alkalitantalatlösungen,  eine  Fällung  von  Tantalsäure 
hervor,  die  durch  Kochen  fast  quantitativ  wird.  Konzentrierte  H^SO^ 
löst  die  durch  verdünnte  Schwefelsäure  geftQlte  Tantalsäure  beim 
Erwärmen  auf;  nach  dem  Erkalten  fiült  beim  Verdünnen  mit  Wasser 
die  Tantalsäure  wieder  aus.    (Unterschied  von  Niobsäure.) 

h)  HCl  erzeugt  in  konzentrierten  Lösungen  anfangs  eine  Fäl- 
lung, die  sich  im  Überschuß  zu  einer  opalisierenden  Flüssigkeit 
löst.  Aus  dieser  salzsauren  Lösung  fiQlt  HgSO^  schon  in  der  Kälte 
die  Tantalsäure  wieder  aus,  die  Abscheidung  ist  aber  nicht  quanti- 
tativ, auch  nicht  beim  Kochen. 

c)  HNO,  verhält  sich  wie  HCl. 


—     444    —  S> 

f 

2.  NH^OU  iind  (N  114)28  fallen  aus  der  Salzsäuren  LfSsung  der 
Tantalsäure  entweder  die  Tantalsäure  oder  ein  saures  Ammoninm- 
tantalat;  Weinsäure  verhindert  die  Fällung. 

3.  Galläpfeltinktar  erzengt  in  saurer  LOsung  eine  hellbranne 
Fällung.    (Unterschied  von  Niobsäure.) 

4.  K4[Fe(CN)e]  erzeugt  in  saurer  Lösung  eine  gelblich- 
weiße Fällung,  welche  auf  Zusatz  von  wenigen  Tropfen  NH. 
braun  wird. 

5.  [KFjjH.  Versetzt  man  eine  konzentrierte  Lösung  von  Tantal- 
säure in  Flußsäure  mit  £^,  so  entsteht  das  schwer  lösliche  (KglTaFy]), 
welches  sich  in  Form  von  rhombischen  Nadeln  ausscheidet  (200 
Teile  H^O  lösen  1  Teil  Salz)  (Unterschied  von  Niob).  Kocht  man. 
die  Lösung  des  Tantalkaliumfluorids,  so  scheidet  sich  das  sehr 
schwer  lösliche  Oxyfluorid  aus  (K^Ta^O^Fj ^).  Durch  diese 
Reaktion  kann  die  kleinste  Menge  Tantal  neben  Niob 
nachgewiesen  werden. 

6.  Zink  und  HCl  erzeugen  keine  gefärbten  Lösungen.  (Unter- 
schied von  Niob.) 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Das  Ta^O^  ist  ganz  unschmelzbar.  Die  Phosphorsalzperle 
bleibt  sowohl  in  der  Oxjdations-  als  auch  in  der  Reduktionsflamme 
farblos.  Zusatz  von  FeSO^  bewirkt  keine  blutrote  Färbung.  (Unter- 
schied von  Ti.) 

Niob. 

Sp.  Gew.  =  12-7. 

Das  metallische  Niob  hat  große  Ähnlichkeit  mit  Tantal;  es 
wird    leichter   von    Säuren    angegriffen  und  schmilzt  bei  1950®  C.  ^) 

Das  Niob  bildet  drei  Oxyde  Nb^O^,  Nb^O^  und  Nb^O,^, 
wovon  letzteres  ein  Säureanhydrid  ist;  die  beiden  ersten  Oxyde 
sind  indifferente  Körper.  Das  Nb^Og  ist  wie  das  Ta^O^  in 
geglühtem  Zustande  in  Säuren  unlöslich.  Durch 
Schmelzen  mit  Kaliumpyrosulfat  wird  Niobpentoxyd 
aufgeschlossen.  Die  Schmelze  löst  sich  in  kaltem 
Wasser,  scheidet  aber  beim  Erhitzen  die  Niobsäure 
wieder  aus.  Durch  Schmelzen  mit  KOH  oder  K^COj 
bildet  sich  leicht  das  in  Wasser  lösliche  Kaliumhex a- 
niobat  (KgNbgOjj) -j- 16  H^O).  Das  Natriumsalz  ist  in  Natron- 
lauge unlöslich,  löslich  in  Wasser. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  des  Kalium  hex  a- 
niobats. 


')  Werner  von  Bolten,  Chcm.  Zentralbl.  1905,  I,  S.  £86. 


—     445     - 

1.  Mineralsanren  erzengen  in  Alkaliniobatlösnngen  eine  weiße 
amorphe  Fällung  Ton  Niobsäure,  nur  wenig  lOslich  in  überschüssiger 
Säure.  Konzentrierte  H^SO^  löst  die  Niobsäure  beim  Erhitzen  auf 
und  bleibt  nach  dem  Verdünnen  mit  kaltem  Wasser  klar.  (Unter- 
schie  von  Tantal.)  Beim  Kochen  der  yerdünnten  Losung  scheidet 
sich  dann  auch  die  Niobsäure  fast  Tollständig  aus. 

Behandelt  man  Niobsäure  mit  kochender  HCl,  so  löst  sich  nur 
wenig  davon  auf;  gießt  man  die  Säure  vom  Kückstand  ab,  so  löst 
sich  dieser  in  Wasser.  ') 

2.  NH4OH  Bild  (NH4)2S  fällen  aus  der  schwefelsauren  Lösung 
Niobsäure,  löslich  in  HF^_ 

"H.  GaUapfeltinktiir  erzeugt  eine  orange-rote  Fällung. 

4.  K4[Fe(CN)e]   erzeugt  eine  hellgelbe  Fällung. 

5.  [KF,]H.  Löst  man  Niobskure  in  viel  HF  und  fügt  KF 
hinzu,  so  bildet  sich  das  leicht  lösliche  Niobkaliumfluorid  K3[NbF7] 
(12-5  Teile  H^O  lösen  1  Teil  Salz).  Durch  Verdünnen  der  Lö- 
sung mit  Wasser  entsteht  das  noch  leichter  lösliche  Kaliumnioboxy- 
fluorid  K2(NbOF;^),  das  beim  Kochen  der  Lösung  nicht  ausfällt. 
(Unterschied  von  Tantal.) 

6.  Zink  erzeugt  in  einer  sauren  Niobsäurelösung  eine  schöne  blaue 
Färbung,  die  nach  einiger  Zeit  braun  wird.     (Unterschied  von  Tantal.) 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Die  Phosphorsalzperle  wird  in  der  Keduktionsflamme 
blau,  violett  oder  braun,  je  nach  der  Menge  der  vorhandenen 
Niobsäure;  bei  FeSO^-Zusatz  wird  die  Perle  rot. 

Metalle  der  HaS  Gruppe. 

Thallium,  Vanadin,  Molybdän,  Wolfram,  Selen,  Tellur, 
Rhodium,  Palladium,  Osmium,  Iridium,  Ruthenium. 

ThaUium  =  Tl.  At.-Gew.  =  204-1. 

Sp.  Gew.  =  11-9.    F.  P.  =  301-70  C. 

Vorkommen:  Das  Thallium  findet  sich  äußerst  spärlich  in 
der  Natur:  in  kleinen  Mengen  in  vielen  Pyriten,  femer  als  Be- 
gleiter des  Kaliums  im  Kamallit  und  Sylvin,  in  manchen  lithium- 
haltigen  Glimmerarten  und  in  vielen  Mineralwässern.  In  größeren 
Mengen  tritt  es  als  Stellvertreter  des  Silbers  im  Kupfer-Silber- 
selenid,  dem  regulären  Crookesit  ([AgTlCuj^Se)   und   im   rhombi- 

')  Dieses  Verhalten  erinnert  sehr  an  das  der  Metazinnsäure,  vgl.  Seite 
225,  sab  1. 


—    446    — 

sehen  Berzelianit  ([Cu AgTl]^ Se)  auf ;  eigentliche  Thallinmmineralo 
sind  nicht  bekannt.  Die  Hanptqelle  zur  Gewinnung  der  Tballinm- 
Verbindungen  ist  der  Fingstaub  von  Schwefelsänrefabriken,  welche 
thalliumhaltigen  ELies  verarbeiten. 

Das  metallische  Thallium  erinnert  in  der  Farbe  und  Weich- 
heit, dem  hohen  spezifischen  Gewichte  und  dem  niedrigen  Schmelz- 
punkt sehr  an  Blei. 

Blei  Thallium 

spez.  Gew.  11-254— 11-388  11*9 

Schmelzpunkt  322^  C  301*7«  C 

Das  Thallium  ist  ein  einwertiges  Metall,  löst  sich  leicht  in 
Schwefelsäure  und  Salpetersäure  nicht  aber  in  Salzsäure.  Es  bildet 
zwei  Oxyde: 

Das  Thallooxyd  Tl^O  und  das  Thallioxyd  Tl^O,.  Sie 
sind  beide  Basenanhydride,  von  welchen  sich  die  Thallo-  und  Thalli- 
salze  ableiten. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

A.  ThaUoyerbindnngen. 

Die  Thalloverbindungen  sind  meistens  farblos  und  lOslich  in 
Wasser,  unlöslich  sind  Sulfid,  Chlorid,  Bromid,  Jodid  und 
Chromat.  Thallooxyd  stellt  ein  weißes  Pulver  dar,  dessen 
wässerige  LOsung  alkalisch  reagiert  und  aus  der  Luft  begierig 
Kohlendioxyd  absorbiert. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Thallosulfat 
TljjSO^. 

1.  HgS  erzeugt  in  mineralsauren  Thallosalzlösungen  keine 
Fällung;  in  neutraler  Lösung  findet  eine  unvollständige,  in  essig- 
saurer Lösung  aber  eine  vollständige  Fällung  von  schwarzem 
Thallosulfid  Tl^S  statt.  Das  Tl^S  ist  daher  leicht  lösUch  in 
Mineralsäuren,  unlöslich  in  Essigsäure  und  ebenso  in  Schwefelalkalien. 
An  der  Luft  wird  das  Thallosulfid  rasch  zu  Thallosulfat  oxydiert. 

2.  (NH^)2S  fWlt  alles  Thallium  als  Tl^^S. 

3.  KOH,  NaOH  oder  NH^OH  erzeugen  keine  Fällung. 

4.  AlkaUkarbonate  erzeugen  nur  in  sehr  konzentrierten  Lö- 
sungen eine  Fällung,  da  das  ThaUokarbonat  leicht  löslich  ist  (100 
Teile  Wasser  lösen  5  Teile  Salz). 

6.  HCl  erzeugt  eine  schwere  weiße  Fällung  von  Thallo- 
chlorid  TlCl,  sehr  wenig  löslich  in  Wasser  und  noch  weniger  in 
chlorwasserstoffhaltigem  Wasser,  1  Teil  TlCl  löst  sich  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  in    16.000   und  bei  100®  in  800  Teilen  Wasser. 

6.  KJ  fkUt  aus  den  verdtinntesten  Lösungen  gelbes  Thallo- 
jodid  TU  und  ist  die  empfindlichste  Reaktion  auf  Thallinm. 


—     447     — 

7.  Alkalichromate  f^en  gelbes  Thallochromat  Tl^CrO^ 

■\  unlöslich  in  kalter  Salpeter-  oder  Schwefelsäure. 

^  8.  Hj[PtCl6]    fUllt  hellgelbes  Thalliumchloroplatinat 

^^^(PtClß),    das   in    Wasser  fast   unlöslich  ist;    1  Teil   löst   sich   in 
15585  TeUen   H^O  von    10^  C  und    in  1948  Teüen  von  100^  C. 

^  9.  AI, (00^)3.    Versetzt  man  eine  Thallosulfatlösung  mit  Alumi- 

^  niumsulfat    und   läßt   kristallisieren,    so    erhält   man  glänzende,    farb- 

lose Oktaeder  von  Thalliumalaun  (SOJ^TIAI  +  12  H^O. 

Durch  sein  hohes  spezifisches  Gewicht  und  die  UnlOslichkeit  der 
Halogenverbindungen  ähnelt  das  Thallium  sehr  dem  Blei,  dagegen  steht 
es  den  Alkalien  nahe  in  Bezug  auf  die  Löslichkeit  und  alkalische 
Reaktion   des   Oxydhjdrats    und   Karbonats    und    die  Fähigkeit,    ein 

^  unlösliches  Chloroplatinat  und  einen  Alaun  zu  bilden. 

B.  Thalliverbindangen. 

Die  Thalliverbindungen  lassen  sich  nicht,  oder  wenigstens  nicht 
leicht,  durch  Oxydation  der  Thallo Verbindungen  erhalten,  ausge- 
nommen das  Thallichlorid,  das  aus  dem  Thallochlorid  durch  Ein- 
wirkung von  Chlorwasser  erhalten  wird.  Die  übrigen  Thalliver- 
bindungen erhält  man  durch  Lösen  des  ThaUioxyds  ^)  in  Säuren. 
Von  den  Thalloverbindungen  unterscheiden  sie  sich  wesentlich  durch 
ihre  leichte  Zersetzbarkeit  in  wässeriger  Lösung.  So  zerfallt  da» 
Thallisulfat  Tlj(S04)3  ^^^^^  Kochen  der  wässerigen  Lösung  in 
HjSO^  und  braunes  Thallihydroxyd  T1(0H)3;  ähnlich  ver- 
hält sich  das  Nitrat. 

Das  Chlorid  TICI3  bildet  eine  zerfließliche,  sehr  leicht  zer- 
setzbare Substanz;  schon  bei  100®  findet  reichliche  Chlor- 
entwicklung und  Bildung  von  Thallosalz  statt. 

KOB[,  NaOH,  NH^OH  fHUen  aus  allen  Thallisalzen  braune* 
Tl(OH)g,  das  beim  Trocknen  an  der  Luft  in  TIO(OH)  übergeht, 
sehr  schwer  löslich  ist  in  Säuren  und  auch  unlöslich  in  Überschüs- 
sigem Alkali. 

HCl-  und  Alkalichromate  erzeugen  keine  Fällungen. 

K.T  erzeugt  eine  Fällung  von  Thallojodid  unter  Abschei- 
dung von  J. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Thalliumsalze  flürben  die  nichtleuchtende  Flamme  prächtig- 
smaragdgrün. 

Flammenspektrum.  Eine  einzige  grüne  Linie 535*0 (xp.,. 
die  fast  mit  der    Bariumlinie    534*7  {i)x    zusammenföllt.     Eine  Ver- 

^)  TIsOs  wird  in  der  Kälte  von  konzentrierter  Schwefelsäure  nicht  ange- 
^ffen,  wohl  aber  in  der  Wärme.  Viel  leichter  iöBÜch  in  Säuren  ist  das  Hjdrat 
TIO(OH). 


-     448     — 

wechslnng  ist   ausgeschlossen,    da  die    Thallinmlinie    viel    intensiver 
gefHrbt  nnd  ganz  anders  hervorleuchtet  als  die  Barinmlinie. 

Vanadin  =  V.  At-Gew.  =  61-2. 

Vorkommen:  Vanadinit  (Pb5(V0  J3CI) ;  Mottramit 
([CuPbJjVgOio  +  2  HgO),  Carnotit»)  und  in  vielen  Tonen  und 
in  fast  allen  granitischen  Gesteinen. 

Das  Vanadin  bildet  wie  der  Stickstoff  fünf  Oxyde: 

VjO,  V,0„  V,0„  VjO^,  VjOs . 

Die  drei  ersten  Oxyde  sind  Basenanhydride,  während  die  zwei 
letzten  vollkommen  den  Charakter  von  Säureanhydriden  haben. 

Das  VjO^  ist  das  Anhydrid  der  Hypovanadinsäare 
Y ^0^(013)^,  Es  stellt  ein  blaues  Pulver  dar,  das  sich  in  kon- 
zentrierten Säuren  unter  Bildung  von  rein  blau  gefKrbten  Di- 
vanadylsalzen  löst: 

V,0,  +  2  H,80,  =  V,0,(SOJ,  +2  H,0 . 

Versetzt  man  das  Divanadylsulfat  sorgfältig  mit  Na^OOj  oder 
NH3,  so  fällt  die  Hypovanadinsäure  als  grauweißer  Niederschlii^  ans, 
der  sich,  wie  das  Anhydrid,  in  Säuren  mit  blauer,  in  Alkalien  mit 
brauner  Farbe  löst.  Die  Divanadylverbindungen  entstehen 
leicht  durch  Eeduktion  von  Lösungen  des  Pentoxyds 
in  Mineralsäuren  mittels  schwefliger  Säure  (vgl. 
Seite  449)  und  dienen  wegen  ihrer  schönen  blauen 
Farbe  zum  Nachweis  des  Vanadins. 

Das  .  VgOg  (Vanadinsäureanhydrid)  ist  eine  orangerote  kri- 
stallinische Masse,  welche  leicht  schmelzbar,  aber  nicht  flüchtig  ist. 
In  Wasser  ist  das  Y^O^  nur  sehr  wenig  mit  gelber  Farbe  und 
schwach  saurer  Keaktion  löslich,  leicht  dagegen  in  konzentrierten 
Lösungen  von  ätzenden  Alkalien   unter  Bildung   von  Vanadaten. 

Wie  von  der  Phosphorsäure,  so  kennt  man  von  der  Vanadin- 
säure:  Meta^,  Pyro-,  Ortho-  und  Poly Verbindungen,  wovon 
die  Metavanadate  die  beständigsten,  die  Orthoverbindungen  am 
wenigsten  beständig  sind.  So  geht  eine  wässerige  Lösung  von 
Kalium-  oder  Natriumorthovanadat  schon  in  der  Kälte  durch 
Hydrolyse  in  Pyrosalz  und  Alkalihydroxyd 

2  NajjVO^  +  HgO;^  Na^  V3O7  +  2  NaOH 

und  beim  Kochen  in  Metasalz  über: 

Na^VjO.  -f  H,0  !>  2  NaVOg  +  2  NaOH. 


*)  Nach  C.  Friedel  and  £.  CameDgre'  (Zentralbl.  1899.  I.  8.  898)  enthält 
der  Carnotit  1807o  VjOj  nnd  52—66%  UO,,  ferner  (K,  Ca,  Ba,  H,  As,  P) 
Hillebrand  nnd  RanBome,  Amer.  Joum.  of  Science.  Vol.  X,  1900,  8.  188. 


—    449    — 

Die  Meta-,  Pyro-  und  Orthovanadate  der  Alkalien  sind  farblos 
oder  schwach  gelblich  gefkrbt,  die  Polyvanadate,  z.  B.  Tetra-  nnd 
Hexavanadate  (R^V^Ojj  und  Rj^e^ie)»  i^^^o^siv  orange  bis 
rot.  Daher  flUrben  sich  die  farblosen  bis  hellgelb  gefärbten  Lösungen 
der  Meta-,  Pjro-  und  Orthovanadate  beim  Ansäuern  intensiv 
orange. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

1.  NH^Cl.  Versetzt  man  eine  ammoniakhaltige  AlkalivanadatlOsung 
mit  festen  Salmiakstücken,  so  scheidet  sich  farbloses  Ammoniummeta- 
vanadat  aus. 

Na^VjOy  +  4  NH^Cl  =  2  NH^VOj  +  2  NH3  -f  H^O  +  4  NaCl 

das  in  konzentrierter  ChlorammoniumlOsung  sehr   schwer  löslich  ist. 

2.  (NH^)gS  erzeugt  keine  Fällung,  sondern  fkrbt  Alkaliyanadat- 
lösungen  kirschrot  unter  Bildung  von  Sulfosalzen,  aus  welchen  sich 
beim  Ansäuern  mit  verdünnter  Schwefelsäure,  braunes  V2S5  ab- 
scheidet,^) das  in  Alkalien,  Alkalikarbonaten  und  Schwefelalkalien 
wieder  mit  roter  Farbe  löslich  ist. 

3.  HS^  bringt  in  sauren  Yanadinsäurelösungen  keine  Fällung 
hervor,  sondern  reduziert  sie  zu  Divanadylverbindungen,  wodurch 
die  Lösung  blau  gefkrbt  wird. 

4.  Keduktionsmittel  SO,,  H^S,  HBr  Alkohol,  Oxalsäure, 
Weinsäure,  Zucker  etc.  reduzieren  saure  Yanadinsäurelösungen 
zu  blauem  Yanadylsalz: 

v,Oj  +  so,  =  so, + v,o, . 

HJ  reduziert  die  Yanadinsäure  zu  grünem  Y^Og-Salz: 
V,05  +  4HJ  =  2H,0  +  2J,+V,0,. 

Die  grüne  Farbe  tritt  erst  nach  Entfernung  des  Jods,  nach 
längerem  Kochen  auf. 

Metalle  wie  Zink,  Aluminium  und  Cadmiu  m  reduzieren 
die  Yanadinsäure  noch  weiter,  erkennbar  daran,  daß  die  Lösung 
zuerst  blau,  dann  grün  und  schließlich  violett  wird. 

5.  HgOj.  Yersetzt  man  eine  saure  Yanadinsäurelösung  mit 
einigen  Tropfen  H^O,  und  schüttelt,  so  f^bt  sich  die  Lösung  rot- 
braun. Die  rotbraune  Farbe  wird  von  Äther  nicht  aufgenommen. 
Diese  Eeaktion  ist  sehr  empfindlich. 

6.  Merknronitrat  f^Ut  aus  neutraler  Lösung  weißes  Merkuro« 
vanadat,  löslich  in  Salpetersäure. 

7.  Bleiacetat  f^llt  gelbes  Blei  vanadat,  löslich  in  Salpetersäure. 


')  Die  Abscheidong  des  VanadlDpentasalfids  ist  nicht  quantitativ;  die  abfil- 
trierte LöBong  ist  stets  blau  gefUrbt  and  enthält  nachweisbare  Mengen  Yanadylsalz. 

Treadwell,  Analytlfohe  Chemie.  I.  Bd    6.  Aufl.  29 


—    450    — 

Nachweis  von  Vanadin  in  Gesteinen  (Hillebrand).^) 

5  g    fein  gepulvertes  Erz  werden  in  einer  Mischung  von  20  ff 
NagCOg    und     3  g  NaN03    vor    dem    Gebläse    geschmolzen.     Man 
extrahiert      mit     Wasser,      reduziert     gebildetes     Manganat     dnrclt 
Alkohol  und  filtriert.     Diese  wässerige  Losung  kann  enthalten:  A9, 
P,  Mo,  Cr,  V,  W.  Sie  wird  mitHNOg  beinahe  neutralisiert,  (die 
hiezu  nötige  HNOg -Menge  ermittelt  man  durch  einen  blinden  Versuch), 
fast  zur  Trockene  verdampft,  mit  Wasser  aufgenommen  und  filtriert. 
Nun  versetzt  man  die   alkalische   LiSsung   mit  Merkuronitrat,   wobei 
Merkurophosphat,   -Arseniat,    -Chromat,    -Molybdat,  -Wolframat  nnd 
-Vanadat,  nebst  viel  basischem  Merkurokarbonat  gefüllt  werden.  Man 
kocht,  filtriert,  trocknet,  entfernt   den   Niederschlag  vom   Filter  nnd 
Hschert  im  Platin tiegel  ein,  schmilzt  den  Eückstand  mit  sehr  wenig 
Na^COg  und  zieht  mit  Wasser  aus.    Gelbe  Farbe  der  Lösung  zeigt 
Cr  an.  Nun  säuert  man  mit  Schwefelsäure  an  und  flQlt  Spuren  von 
Pt,  Mo,  As,  durch  H^S,  am  besten   in   einer   kleinen  Druckfiasche, 
filtriert,  kocht  im  CO^ -Strom  aus,  verdampft  und   verjagt  die  über- 
schüssige   Schwefelsäure    durch    sorgfUltiges   Erhitzen    im    Luftbad, 
löst  in  2 — 3  ccm    Wasser    und    fügt    einige    Tropfen   H^Oj    hinzu: 
braungelbe  Färbung  zeigt  V  an. 

Zum  Nachweis  von  VanadinsMuro  neben  Chromsäure  empfiehlt 
E.  Champapne^)  die  mit  Schwefelsäure  angesäuerte  Lösung  mit 
überschüssigem  Wasserstoffperoxyd  und  Äther  zu  schütteln.  Blau- 
färbung der  ätherischen  Lösung  zeigt  Chrom,  Gelbf^bung  der 
wässerigen  Lösung  zeigt  Vanadin  an. 

Reaktionen  anf  ti*ockeneni  Wege. 

Die  Boraxperle  wird  in  der  Oxydationsfiamme  bei  schwacher 
Sättigung  farblos,  bei  starker  Sättigung  g e  1  b b r a u n  bis  gelb,  in 
der  Reduktionsfiamme  grün. 

Molybdän  =  Mo.  At.-Gew.  =  96-0. 

V  o  r  k  o  m  me  n :  M  o  1  y  b  dänglanz  (MoS^),  Wulfenit  (PbMoO^). 
Powellit  (CaMoO^).  Das  Molybdän  ist  2-,  3-,  4- und  ßwertig  und 
bildet  folgende  Oxyde: 

MoO,  Mo^Og,  MoOg  und  M0O3. 

Die  drei  ersten  sind  Basenanhydride,  das  MoOg  ein  ausge- 
sprochenes Säureanhydrid,  das  eine  weiße,  in  der  Hitze  gelbliche 
Masse  darstellt,  die  schmelzbar  und  nur  bei  sehr  hoher  Hitze 
flüchtig  ist.     An  den  kälteren  Teilen   des  Tiegels   setzen  sich  färb- 

^)  Amer,  Joani.  of  Science.  Vol.  VI.  1898,  S.  209. 
')  Chem.  Zentralbl.  1904,  II,  S.  1167. 


—    451    — 

lose,  durchsichtige,  dünne,  rhombische  Blättchen  von  M0O3  ab.  In 
Wasser  ist  das  M0O3  sehr  wenig  lOslich,  dagegen  leicht  in  Alkalien 
nnd  Ammoniak.  Die  von  dem  Anhydrid  M0O3  sich  ableitende 
Molybdänsäure  H^MoO^  stellt  eine  feste  Masse  dar,  die  leicht  er- 
halten werden  kann  durch  Ansäuern  eines  Alkalimolybdats  und 
sich  im  Überschuß  der  Säure  löst  (Unterschied  von  Wolframsäure). 
Das  wichtigste  Molybdat  des  Handels  ist  das  saure  Ammonmolybdat 
von  der  Formel :  (NH^)6Mo702^  -|-  4  H^O. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  LOsung  von  Ammonmolybdat. 

Die  Alkalimolybdate  sind  löslich  in  Wasser,  die  übrigen  meist 
nicht,  dagegen  lösen  sie  sich  in  Säuren. 

1.  Verdünnte  Sänren  fällen  aus  konzentrierten  Alkali- 
molybdatlösungen  weiße  H^MoO^,  löslich  im  Überschuß. 

Konzentrierte  Schwefelsäure. 

Verdampft  man  eine  Spur  einer  Molybdänverbindung  mit  einem 
Tropfen  konzentrierter  Schwefelsäure  in  einer  Porzellanschale  fast 
zur  Trockene  und  läßt  erkalten,  so  fkrbt  sich  die  erstarrende  Masse 
intensiv  blau.  Sehr  empfindlich. 

2.  HgS  ^bt  saure  Molybdatlösungen  zuerst  blau,  fällt  aber 
nach  und  nach  braunes  Molybdäntrisulfid  M0S3,  welches  in 
Schwefelammonium  mit  brauner  Farbe  löslich  und  daraus  durch  Säuren 
wieder  fällbar  ist. 

Durch  Glühen  an  der  Luft  oder  durch  Behandeln  mit  konzen- 
rierter  Salpetersäure  geht  das  Molybdänsulfid  in  Molybdäntrioxyd, 
bzw.  Molybdänsäure  über. 

3.  Zink.  Versetzt  man  eine  mit  Salz-  oder  Schwefelsäure 
augesäuerte  Molybdatlösung  mit  Zink,  so  färbt  sich  die  Lösung 
zuerst  blau,  dann  grün  und  schließlich  braun.  Ähnlich  wirken 
andere  Reduktionsmittel  wie  SnCl,,  Hg2(N03)j  etc. 

4.  KCNS  erzeugt  in  sauren  Molybdatlösungen  keine  Ver- 
änderung, versetzt  man  aber  die  Lösung  mit  Zink  oder  SnCl^,  so 
entsteht  eine  blutrote  Färbung  (Molybdänrhodanid),  auch  bei 
Gegenwart  von  Phosphorsäure  (Unterschied  von  Eisen).  Durch 
Ausschütteln  mit  Äther  geht  das  Molybdänrhodanid  in  den 
Äther  über. 

5.  Natriamphosphat.  Versetzt  man  eine  stark  mit  Salpeter- 
säure angesäuerte  Molybdatlösung  mit  wenigen  Tropfen  Natrium- 
pbosphatlösung,  so  bildet  sich  in  der  Kälte  schon  nach  einigem 
Stehen,  rascher  beim  Erwärmen  ein  gelber  kristallinischer 
Niederschlag   von  Ammoniumphosphormolybdat  (vgl.  Phosphor- 

29* 


—    452    — 

säure,  Seite  333).    Auch    durch  Arsensänre    entsteht    eine    ähnliche 
Fällung  (vgl.  Seite  194). 

6.  Merkuronitrat  f&llt  ans  neutralen  LOsnngen  weißes  Merknro- 
molyhdat,  löslich  in  Salpetersäure. 

7.  Bleiacetat  fWt  weißes  Bleimolybdat,  löslich  in  Salpetersäure. 

8.  Ferrocyankaliani  erzeugt  eine  rotbraune  Fällung.  Sehr 
empfindlich. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

AlkaUmolybdate  (mit  oder  ohne  Soda)  geben,  auf  der  Kohle 
erhitzt,  graues  Metall  und  einen  weißen  Beschlag  von  M0O3. 

Phosphorsalzperle:  Alle  Molybdänverbindungen  geben,  j e 
nach  der  Konzentration,  in  der  Oxidationsflamme  in  der  Hitze  eine 
braungelbe  bis  gelbe  Perle,  die  beim  Erkalten  gelbgrün  und 
schließlich  farblos  wird.  In  den  Eednktionsilamme  ist  die  Perle  in 
der  Hitze  dunkelbraun,  in  der  Kälte  grasgrün.  Die  Borax- 
perle ist  ähnlich  aber  nicht  so  charakteristisch  gefllrbt.^) 

Trennung  des  Molybdäns  von  Arsen,  Antimon  und  Zinn. 

Diese  Metalle  fallen  beim  Einleiten  von  Schwefelwasserstoff  in 
saurer  L(5sung  als  Sulfide.  Man  trennt  sie  von  den  übrigen  Gliedern 
dieser  Gruppe  durch  Behandeln  mit  Schwefelammonium,  worin  sie 
iGslich  sind.  Säuert  man  die  SchwefelammoniumlOsung  nach  der 
Filtration  mit  yerd.  HCl  an,  so  fallen  Molybdän-,  Arsen-,  Antimon- 
und  Zinnsulfid  wieder  aus.  Dieser  Niederschlag  wird  abfiltriert, 
gewaschen,  getrocknet  und  dann  in  kleinen  Portionen  nach  und  nach 
in  eine,  in  einem  Nickeltiegel  befindliche  Schmelze  bestehend  aus 
10  Teüen  Na^Og  und  10  Teilen  Na^COg  (für  je  1  Teü  des  Sulfid- 
gemisches)  eingetragen,  10  Minuten  über  dem  Bunsenbrunner  erhitzt 
und  nach  dem  Erkalten  mit  kaltem  Wasser  ausgezogen.  In  Lösung 
gehen  Natriumarseniat  und  Natriummolybdat;  ungelöst  bleiben  Natrium- 
antimonat und  Zinndioxyd.  Man  filtriert  und  wäscht  mit  Yi  &•  Natron- 
lauge aus.  Die  LGsung  prüft  man  auf  Arsen,  indem  man  sie  mit  Salzsäure 
ansäuert,  mit  Ammoniak  stark  ammoniakalisch  macht  und  Magnesium- 
chlorid zusetzt.  Ein  weißer  kristallinischer  Niederschlag  zeigt  Arsen  an. 
Bei  kleinen  Mengen  Arsen  entsteht  der  Niederschlag  erst  nach  längerem 
Stehen.  Das  Filtrat  vom  Magnesiumammoniumarseniat  dampft  man  auf 
ein  kleines  Volum  ein,  säuert  mit  Schwefelsäure  an,  fkllt  mit  Schwefel- 
wasserstoff, filtriert,  oxydiert  den  braunen  Niederschlag  mit  konz.  Salpeter- 
säure in  einer  Porzellanschale,  verdampft  zur  Trockene  und  prüft  den 
Rückstand  mit  konz.  Schwefelsäure  nach  Seite  451  auf  Molybdän. 
Prüfung  auf  Antimon  und  Zinn.  Den  in  verd.  Natronlauge  un- 
löslichen Rückstand  behandelt  man  mit  Salzsäure  (1 :  l),bringt  die  Lösung  auf 
Platinblech  und  prüft  nach  Seite  400,  Tabelle  IX,  auf  Antimon  und  Zinn. 

»)  O.  Latz,  Z.  f.  anal.  Ch.  1908,  S.  1. 


—    453    — 

Wolfram  =  W.  At.-Gew.  =  184. 

Vorkommen:  Das  Wolfram  findet  sich  nicht  sehr  häufig  in 
der  Natur,  doch  sind  eine  Menge  sehr  gut  kristallisierender  Wol- 
frammineralien  bekannt,  wie  z.  B.  die  tetragonalen  Mineralien  der 
Scheelitgruppe. 

Scheelit  (CaWOJ,  Cuproscheelit  ([CaCu]WOJ,  Reinit 
(FeWO^),  Stolzit  (PbWO^).  Diese  Mineralien  kristaUisieren  im 
quadratischen  System  und  bilden  mit  dem  Powellit  (CaMoO^) 
und  Wulfenit  (PbMoO^)  eine  interessante  isomorphe  Gruppe. 
Eine  weitere  interessante  Gruppe  monosymmetrisch  kristallisierender 
Wolframate  besteht  aus  dem  Hübnerit  (MnWOJ,  dem  Wolframit 
([MnFeJWO^)  und  dem  Ferberit  (FeWO^).  Das  wichtigste  Wolfram- 
mineral ist  der  Wolframit,  der  meist  kleine  Mengen  Kiesel-, 
Tantal-  und  Niobsäure  enthält.  Das  Wolfram  bildet  zwei 
Oxyde:  WO,  und  WO3. 

Das  WO2  stellt  ein  braunes  Pulver  dar,  das  leicht  durch 
Reduktion  von  WO3  im  Wasserstoffstrom  bei  dunkler  Rotglut  er- 
halten werden  kann.  Es  ist  pyrophorisch  und  muß  im  Wasser- 
stoffstrome abgekühlt  werden,  ehe  es  der  Luft  ausgesetzt  werden 
darf.  Durch  starkes  Glühen  im  Wasserstofistrome  wird  das  WOg  zu 
grauem  Metall  reduziert,  das  luffcbeständig  ist.  Dieses  Verhalten  ist 
wichtig  für  die  quantitative  Bestimmung  des  Wol&ams. 

Das  WO3  ist  ein  Säureanhydrid  und  wird  erhalten  durch 
Glühen  der  Wolframsäure,  des  Ammonium-  und  Merkuro- 
wolframates,  ferner  durch  Oxydation  des  Wolframdioxyds  durch 
Glühen  an  der  Luft. 

Wolframtrioxyd  ist  ein  kanariengelbes  Pulver,  in  Wasser 
und  verdünnten  Säuren  unlQslich  und  nur  wenig  lOslich  in  konzen- 
trierter Salzsäure  und  Flußsäure.  Sehr  leicht  iGst  es  sich  beim  Er- 
wärmen mit  Kalium-  oder  Natriumhydroxyd,  auch  in  Ammoniak, 
aber  bei  weitem  nicht  so  leicht  wie  in  Alkalihydroxyden.  Am 
leichtesten  bringt  man  es  in  Lösung  durch  Schmelzen  mit  Natrium- 
karbonat, wobei  es  unter  Kohlensäureentwicklung  in  Natriumwolframat 
übergeht : 

WO3  -f  NajCOg  =  Na^WO^  -f  CO^. 

Durch  Schmelzen  mit  Kaliumpyrosulfat  wird  es  in  KAlium- 
wolframat  verwandelt: 

WO3  -I-  KgSgO^  =  KjWO^  4-  2  SO3. 

Behandelt  man  die  Schmelze  mit  Wasser,  so  geht  in  der 
Regel  gar  kein  Wolfram  in  Lösung,  weil  die  Schmelze  neben 
dem  Kaliumwolframat  stets  überschüssiges  Kaliumpyrosulfat  enthält,, 
welches    beim   Behandeln    mit   Wasser    das    Wolframat,    unter    Ab- 


—    454    — 

Scheidung    von    in    Wasser    und    Säuren    unlöslicher    Wolframsiliire 
zersetzt : 

In  den  Fällen,  in  denen  die  Schmelze  nicht  genügend  über- 
schüssiges Kaliumpyrosulfat  enthält,  um  obige  Zersetzung  herbei- 
zuführen, wird  beim  Behandeln  der  Schmelze  mit  Wasser  Wolfram 
gelöst,  aber  nie  quantitativ.  Fügt  man  dem  Wasser  etvras 
Schwefelsäure  bei,  so  wird  kein  Wolfram  gelöst.  Durch  dieses 
Verhalten  läßt  sich  Wolfram  vom  Titan  trennen.  Setzt  man  aber 
dem  Wasser  Ammonkarbonat  zu,  so  geht  alle  Wolframsänre  in 
Lösung.     Trennung  von  Kieselsäure. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Natriumwolframat. 

1.  IVUneralsäiiren  (HCl,  HNOg,  H^SO^)  erzeugen  in  der  Kälte 
eine  weiße  amorphe  Fällung  von  wasserhaltiger  Wolfram- 
saure  HjWO^ -j- HgO.^)  Durch  Kochen  der  Lösung  entsteht  die 
gelbe  wasserfreie  Säure  H^WO^,  die  in  verdünnten  Säuren 
unlöslich,  in  konzentrierter  HCl  beträchtlich  löslich  ist. 

Das  Auswaschen  der  Wolframsäure  muß  stets  mit 
säure-  oder  salzhaltigem  Wasser  geschehen,  weil 
die  Wolframsäure  mit  reinem  Wasser  Pseudolösungen 
gibt,  wodurch  man  ein  trübes  Filtrat  erhält  (vergl. 
Seite  82,  sub  1,  und  Seite  178,  3). 

Phosphorsäure  verhält  sich  den  Alkaliwolframaten  gegen- 
über anders  wie  die  übrigen  Mineralsäuren;  sie  erzeugt  eine  weiße 
Fällung,  die  im  Überschuß  der  Phosphorsäure  löslich  ist,  weil  sie 
mit  dem  Alkaliwolframat  leicht  lösliche  Salze  der  komplexen  Phos- 
phorwolframsäure bildet,  z.  B.  OP(W03)ij(ONa)3. 

Kocht  man  Wolframsäure  mit  Alkaliwolframat,  so  geht  sie  all- 
mählich in  Lösung  unter  Bildung  von  Alkalimetawolframat : 

Na^WO^  +  3  WO3  =  NajW^O^j. 

Mineralsäuren  erzeugen  in  Lösungen  der  Metawolframate  keine 
Fällung.  Kocht  man  aber  die  Lösung  anhaltend  mit  überschüssiger 
Säure,  so  geht  die  lösliche  Metawolframsäure  nach  und  nach  in  die 
gewöhnliche  Wolframsäure  über,  die  dann  ausfkllt: 

H«W^0i3  +  3  H,0  =  4  HjWO^. 
^         2.  HgS  erzeugt  in  saurer  Lösung  keine  Fällung. 
^)  Gegenwart  von  Weinsäure  verhindert  die  Fällung. 


vr  - 


—    455    — 

3.  (NH4)2S  erzengt  in  Alkali wolframaten  keine  Fällung  ;  säuert 
man  aber  cQe  Lösung  an,  so  fällt  hellbraunes  Wolfram- 
trisulfid    WS3,    mit    Wasser    Pseudolösungen    liefernd,     in    Salz- 

'^'i  lösungen    ganz    unlöslich.     In    (NH^)2S    löst    sich    das    WS3    leicht 

-^-  wieder  auf. 

4.  Reduktionsmittel.  Versetzt  man  die  Lösung  eines  Alkali- 
wolframats  mit  HCl  und  Zink,  so  wird  die  durch  die  Salzsäure 
gefällte  Wol£ramsäure  bald  prächtig  blau  gefärbt.  Die  blaue  Farbe 
rührt  von  der  Bildung  des  Zwischenozjds,  W^O^,  her. 

SnClj  erzeugt  zuerst  eine  gelbe  Färbung,  fügt  man  HCl  hinzu 
und  erwärmt,  so  wird  die  Fällung  sehr  schön  blau.  Dies  ist  eine 
der    empfindlichsten    Eeaktionen    auf    Wolframsäure. 

5.  Merkuronitrat  fällt  aus  neutraler  Lösung  weißes  Merkuro- 
wolframat. 

6.  Bleiaeetat  fällt  aus   neutraler  Lösung  weißes  Bleiwolframat. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Die  Phosphorsalzperle  ist  in  der  Oxydationsflamme 
farblos,  in  der  Eeduktionsflamme  blau  und  wird  anf  Zusatz  von 
wenig  FeSO^  blutrot. 

Selen  =  Se.  At.-Gew.  =  79"2. 

Sp.  Gew.  =  4-28— 4-5.     F.  P.  =  200<>  C. 

Vorkommen:  Obwohl  das  Selen  ziemlich  verbreitet  in  der 
Natur  vorkommt,  so  findet  es  sich  doch  nur  in  kleinen  Mengen 
hauptsächlich  als  isomorpher  Vertreter  des  Schwefels  in  den  Sul- 
fiden des  Bleies,  Kupfers,  Silbers  und  Quecksilbers, 
als  Clausthalit  (PbSe),  Berzelianit  ([Cu,  Ag,  TlJ^Se), 
Naumannit  ([Ag^,  Pb]Se),  Tiemannit  (HgSe),  Lerbachit 
([Pb,  Hg]Se),  Onofrit(Hg[SeS]),  Eukairit  ([Ag,  Cu]^Se).  Ferner 
findet  es  sich  in  sehr  kleinen  Mengen  in  manchen  Pyriten  und 
Kupferkiesen  und  gerade  diese  äußerst  selenarmen  Minersdien  liefern 
fast  alles  Selen  des  Handels.  Durch  Kosten  dieser  £rze  geht 
bei  der  Schwefelsäurereaktion  fast  alles  Selen  in  die  Bleikammer 
über  und  setzt  sich  dort  als  Schlamm  ab,  aus  welchem  das  Selen 
durch  Extraktion  mit  Cyankaliumlösung  und  Fällung  mit  Säure  ge- 
wonnen wird. 

KCN  -f  Se  =  KCNSe  und  KCNSe  +  HCl  =  KCl  +  HCN  -f  Se. 

Das  Selen  existiert  in  zwei  allotropischen  Modifikationen.  Die 
in  Schwefelkohlenstoff  lösliche  Modifikation  erhält  man  durch  Re- 
duktion der  selenigen  Säure  in  der  Kälte  mit  Schwefeldioxyd  etc. 
als  ziegelrotes  Pulver.     Durch   längeres  Erhitzen   des    roten  Selens 


—    456    — 

in  heißem  Wasser  geht  es  in  die  schwarze,  in  SchwefelkohlenstofiT 
unlösliche  Modifikation  über. 

Beim  Erhitzen  an  der  Luft  brennt  Selen  mit  bläulicher 
Flamme,  unter  Verbreitung  eines  Geruches  nach  faulem  Eettich,  zu 
Selendioxyd  SeOg,  einem  weißen,  kristallinischen  Körper,  der 
im  Sauerstoffstrome  subUmiert  werden  kann.  Das  Selen  bildet  ein 
Oxyd:  SeOg,  das  Selenigesäureanhydrid  und  zwei  Säuren:  I>ie 
selenige  Säure  H^SeOg  und  die  Selensäure  H^SeO^. 

Die  selenige  Säure  H2Se03  wird  durch  Oxydation  von  Selen  mit 
Salpetersäure  oder  Königswasser*)  in  Form  von  langen  ßu'blosen  Nadeln, 
die  leicht  in  Wasser  löslich  sind,  erhalten ;  auch  durch  Lösen  von  SeO^ 
in  Wasser.  An  der  Luft  geht  die  selenige  Säure  nicht  in  die  höhere 
Oxydationsstufe  über  wie  die  schweflige  Säure,  sondern  wird  zu 
Selen  reduziert  (durch  Staub  etc.),  das  sich  als  rotes  Pulver  absetzt. 
Die  selenige  Säure  ist  zweibasisch  und  bildet  neutrale  und  saure  Salze. 

Von  den  neutralen  Salzen  sind  nur  die  der  Alkalien  in 
Wasser  löslich,  die  sauren  Salze  aber  alle. 

Die  Selensäure  UjSeO^  erhält  man  in  Lösung,  indem  man 
Chlor  durch  Wasser  leitet,  in  dem  Selen  suspendiert  oder  selenige 
Säure  gelöst  ist: 

Se  +  3  Cljj  +  4  H, 0  =  H^^SeO^  +  6  HCl 

Durch  Schmelzen  von  Selen  mit  Soda  und  Salpeter  erhält  man 
Natriumseleniat. 

Die  Selensäure  ist  eine  zweibasische  Säure,  die  sich  wie 
ein  Superoxyd  verhält  und  durch  Kochen  mit  konzentrierter 
Salzsäure    unter  Chlorentwicklung  zu  seleniger  Säure  reduziert  wird: 

HjSeO^  _j_  2  HCl  =  H,0  +  H^SeO,  +  Cl^. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

A.  Selenige  Säure. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Kaliumselenit 
oder  seleniger  Säure. 

1.  HgS  erzeugt  in  mit  Salzsäure  angesäuerten  Selenitlösungen 
oder  in  wässeriger  seleniger  Säure  eine  zitronengelbe  Fällung, 
bestehend  aus  einem  Gemisch  von  Selen  und  Schwefel: 

HgSeOg  -f-  2  HgS  =  3  H^O  -f  Se  +  2  S 
das  in  (NH^)^S  leicht  löslich  ist. 

^)  Beim  Verdampfen  einer  LOsang  von  Selen  in  Königswasser  gehen 
erbebliche  Mengen  von  Selen  verloren;  fügt  man  aler  der  Lösung  KCl  oder 
NaCl  zn,  so  finden  keine  Verlaste  an  i^elen  statt. 


—    457     - 

2.  RedQktionsmittel  SO^,  SnCl^,  FeSO^,  Zn,  Fe,  HJi),  Hydrazin- 
sulfat «)  (NgH^,  HgSO^),  Hydroxylaminchlorhydrat »)  (NHjOH,  HCl) 
reduzieren  die  selenige  Sänre  in  salzsanrer  Lösung  zu  rotem  Selen, 
das,  bei  längerem  Erhitzen  der  LOsung,  schwarz  wird.  U3PO3  fällt 
nur  ans  konzentrierter  heißer  Lösung,  nicht  aus  verdünnter,  kalter 
HCl-Lösung,  metallisches  Selen. 

3.  BaClg  erzeugt  in  neutralen  Selenitlösungen  eine  weiße 
Fällung  von  Baryumselenit  BaSeOg,    löslich   in   verdünnten  Säuren. 

4.  CoSO^  erzeugt  eine  grünblaue  kristallinische 
Fällung  (Unterschied  von  Selensäure). 

B.  Selensänre. 

Man  verwende  eine  Lösung  von  Kaliumseleniat 
KgSeO^. 

1.  HjS  erzeugt  keine  Fällung,  kocht  man  aber  die  Lösung 
mit  Salzsäure,  so  wird  die  Selensäure  zu  seleniger  Säure  reduziert, 
worauf  ein  zitronengelbes  Gemisch  von  Selen  und  Schwefel  ausfallt. 

2.  BaCl2  erzeugt  eine  weiße  Fällung  von  Baryumseleniat 
BaSeO^,  unlöslich  in  H^O  und  verdünnten  Säuren;  löslich  beim 
Kochen  mit  Salzsäure  unter  Chlorentwicklung: 

BaSeO^  +  2  HCl  =  BaCl,  -f  H^SeOg  -j-  Cl^  -f  H,0 

3.  CuSO^  erzeugt  keine  Fällung. 

4.  SO2  reduziert  Selensäure  nicht. 

Prüfung  von  Schwefelsäure  auf  Selen  nach  Dragendorff.^) 

Man  löst  etwas  Kodein  in  konzentrierter  Schwefelsäure  und  ver- 
setzt mit  5 — 6  Tropfen  der  auf  Selen  zu   prüfenden  Schwefelsäure. 
Grünfärbung  zeigt  Selen  an.     Sehr  empfindlich. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Alle  Selenverbindungen  geben  mit  Soda  gemischt  und  vor  dem 
Lötrohr  auf  der  Kohle  erhitzt  den  charakteristischen  Geruch  nach 
faulem  Eettig. 

Erhitzt  man  eine  Selenverbindung  am  Asbestfaden  in  der 
oberen  Eeduktionsflamme  des  Bunsenbrenners,  so  wird  sie  zu  Metall 
reduziert.  Hält  man  unmittelbar  oberhalb  der  Probe  ein  mit  Wasser 
gefülltes    Eeagensglas,'^)    so   kondensiert    sich    das    Selen  *  als    roter 

1)  Peirce,  Z.  f.  anorg.  Ch.  12,  (1896)  S.  409. 
')  P.  Jannasch  &  Müller,  B.  B.  1898,  S.  2888. 
')  P.  Jannasch  &  Müller,  B.  B.  1898,  S.  2388. 
*)  Chem.  Zentralbl.  1900,  S.  944. 
*)  Vergl.  Seite  38. 


—    458    — 

Beschlag  auf  dem  Glase.  Bringt  man  nan  mehrere  Tropfen  kon- 
zentrierter Schwefelsäure  *)  in  ein  zweites  Reagensglas  von  solcher 
Weite,  daß  das  Glas  mit  dem  Selenbeschlag  eben  hineinpaßt, 
schiebt  das  mit  dem  Selen  versehene  Reagensglas,  nachdem  man 
das  Wasser  sorgfältig,  ohne  daß  die  Außenwandung  benetzt  wird, 
entfernt  hat,  hinein,  so  löst  sich  das  Selen  in  der  konzentrierten 
Schwefelsäure*)  mit  grüner  Farbe  auf  und  beim  Versetzen  der 
Lösung  mit  etwas  Wasser  fällt  rotes  Selen  aus  (Unterschied  von 
Tellur). 

SeSOg  +  HjO  =  Se  +  H^SO^ 

grün. 

Tellur  =  Te.  At.-Gew.  =  127-6. 

Sp.  Gew.  =  6-1— 6-4.  F.  P.  =  450«>  C. 

Vorkommen:  Das  Tellur  kommt  noch  spärlicher  in  der 
Natur  vor  als  Selen,  stets  in  Form  von  Telluride n,  besonders 
der  edlen  Metalle  als:  Calaverit  ((Au,  Ag)Te2),  Krennerit 
((Au,Ag)Te,),Sylvanit((Au,Ag)TeJ,Nagyagit(Au,Sb2PbjoTeeSi,), 
Coloradoit  (HgTe),  Tellursilber  (Ag,Te),  femer  in  Spuren  in 
tasmanischen  Bleiglanzen  und  vielen  amerikanischen  Kupfererzen. 
Der  Emmonsit  von  Cripple  Creek,  Colorado,  ist  ein  Ferritellurit 
mit  70-71%  TeO,  und  22-76%  Fe^Og.^)  Das  Tellur  ist  ein  blau- 
weißer spröder  Körper,  der  bei  450^  schmilzt  und  im  Wassersto£&trom 
destilliert  werden  kann. 

Tellur  verbrennt  an  der  Luft  mit  blaugrüner  Flamme  zu 
Tellurdioxyd.  Es  ist  unlöslich  in  Schwefelkohlenstoff  und  wird 
durch  Salpetersäure  zu  telluriger  Säure  oxydiert.  Durch  Schmelzen 
mit  Cyankalium  bei  Luftabschluß  wird  das  Tellur  in  Kaliumtelluiid 
verwandelt : 

2  KCN  +  Te  =  K,Te  -f  (CN)^ 

das  sich  in  Wasser  mit  kirschroter  Farbe  leicht  löst.  Durch  Ein- 
leiten von  Luft  in  diese  Lösung  fällt  das  Tellur  als  schwarzes 
Pulver  aus  (Unterschied  von  Selen). 

KjTe  +  HgO  -f  0  =  2  KOH  +  Te 

und  läßt  sich  auf  diese  Weise  von  Selen  trennen.  Aus  der  wäss- 
rigen  Lösung  der  Cyankaliumschmelze  beider  Elemente  scheidet 
man  das  TeUur  durch  Einleiten  von  Luft  und  aus  dem  Filtrat  das 
Selen  durch  Ansäuern  mit  HCl  ab.  Das  Tellur  bildet  zwei  Oxyde: 
TeOj  und  TeOj. 

^)  Die  Schwefelsftare  erhitzt  man  vorher  im  Platintiegel  einige  Minute n 
bis  nahe  an  ihren  Siedepunkt,  um  sie  völlig  au  entwässern,  und  läßt  sie  dann 
im  Exrikkator  erkalten. 

')  In  der  Kälte  langsam,  in  der  Wärme  leicht. 

■j  W.  Hillebrand,  Am.  Joum.  Sac.  1904,  Vol,  XVIII. 


—    459    — 

Das  Tellurdioxyd  oder  das  Tellurigesäurean* 
hydrid  TeOg  stellt  eine  weiße  Masse  dar,  die  bei  mäßiger 
Hitze  zu  einer  gelben  Flüssigkeit  schmilzt.  Das  Tellurdioxyd 
fiublimiert  nicht  (Unterschied  von  SeOj).  In  Wasser  ist  Tellurdioxyd 
fast  unlöslich,  wenig  löslich  in  Ammoniak  und  verdünnten  Säuren, 
dagegen  leicht  in  konzentrierten  Säuren  und  Kalilauge.  In  mäßig 
«tarker  Schwefelsäure  löst  sich  das  TeO,  unter  Bildung  des 
basischen  SulB&tes  Te^O^,  SO^,  in  Salpetersäure  unter  Bildung  des 
basischen  Nitrates  TegOgj^OHjNOg. 

Durch  Wasser  werden  diese  Verbindungen  stark  hydrolytisch 
gespalten  unter  Abscheidung  von  unlöslicher  telluriger  Säure,  die 
bald  Wasser  abspaltet  und  das  Anhydrid  liefert. 

Durch  Lösen  des  TeO^  in  Kalilauge  erhält  man  das  Kalium- 
tellurit  KjTeOg.  Nur  die  Tellurite  der  Alkalien  sind 
in  Wasser  löslich. 

Das  Tellurtrioxyd  oder  Tellursäureanhydrid  TeOg 
entsteht  durch  Erhitzen  von  H^TeO^.  Es  ist  ein  gelbes  Pulver, 
das  beim  Kochen  mit  Wasser  letzteres  nicht  mehr  aufnimmt; 
Salpetersäure  löst  es  nicht  und  kochende  konzentrierte  Salzsäure 
kaum,  dagegen  wird  es  durch  starke  Kalilauge  in  der  Wärme  (nicht 
aber  durch  Natronlauge)  gelöst  unter  Bildung  von  Kaliumtellurat 
K^TeO^, 

Tellursäure  HgTeO^ -f- 2  H^O,  eine  sehr  schwache  Säure, ^) 
erhält  man  durch  Oxydation  von  telluriger  Säure  mit  Chromsänre 
und  Ausfallen  mit  konzentrierter  Salpetersäure  als  farblose  kristalli- 
nische Masse.  Die  so  erhaltene  Säure  ist  leicht  löslich  in  Wasser,  wird 
durch  konzentrierte  Salzsäure  unter  Chlorentwicklung  in  tellurige 
Säure  verwandelt.  In  Kali-  und  Natronlauge  löst  sich  die  Tellur- 
säure leicht  unter  Bildung  von  wasserlöslichen  Alkalitelluraten, 
welche  in  der  wässerigen  Lösung  stark  alkalisch  reagieren. 

Durch  mäßiges  Erhitzen  des  Tellursäurehydrates  erhält  man 
die  wasserfreie  Säure  H^jTeO^  als  weißes  Pulver,  das  voll- 
ständig verschieden  ist  von  der  wasserhaltigen  Säure.  Während 
diese  sich  in  Wasser  und  Alkalien  leicht  löst  und  durch  Kochen 
mit  konzentrierter  Salzsäure  vollständig  zu  telluriger  Säure  reduziert 
wird,  löst  sich  die  wasserfreie  Säure  (HjTeO^)  nicht  in 
Wasser  oder  kochender  Natronlauge  und  wird  nur 
spurenweise  von  kochender  konzentrierter  Salzsäure  an- 
gegriffen, löst  sich  dagegen  leichtin  warmer  Kalilauge. 

Nur  die  Tellurate  der  Alkalien  lösen  sich  in 
Wasser,  die  übrigen  stellen  meist  amorphe  in  Säure^i  1»Rlic.he 
Niederschläge  dar. 


^)  Verg].  Kaao  B.  Heberlein,  DIssert.  Seite  105,  Basel  1898. 


—    460    — 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 
A.  Tellurige  SBure. 

Man    verwende    eine    LOsnng    von    Kalinmtelinrit 
K^TeOj. 

1.  HgS  fUIlt  ans  sanren  LOsnngen  braunes  TeSj,  leicht  löslich 
in  (NHJjS. 

2.  Reduktionsmittel:  SO^  föllt  ans  verdünnter  salzsanrer 
Losung  alles  Tellur  (schwarz),  auch  bei  Gegenwart  von  Weinsäure; 
dagegen  föllt  SOj  aus  stark  salzsaurer  LOsung,  auch  beim  Kochen 
kein  Tellur  (Unterschied  von  Selen).  Man  verwende  200  ccfn 
Salzsäure  vom  spez.  Gew.  1'175  (vergl.  Bd.  II,  4.  Aufl.  Seite  209). 

SnCl2  und  Zd  fallen  aus  nicht  zu  saurer  LOsung  schwarzes  TeUnr. 

H3PO3  Mit  Tellur  nur  aus  konzentrierter  LOsung,  nicht  ans 
kalter  verdünnter  Lösung. 

FeSO^  reduziert  weder  die  tellurige  Säure  noch  die  Tellursänre 
(Unterschied  von  Selen). 

3.  HCl  erzeugt  eine  weiße  Fällung  von  H2Te03  löslich  im 
Überschuß. 

B.  Tellorsänre. 

Man  verwende  eine  LOsung  von  Kaliumtellurat 
KgTeO^. 

1.  HCl  erzeugt  keine  Fällung,  entwickelt  aber  beim  Kochen 
Chlor,  und  beim  Verdünnen  der  LOsung  mit  Wasser  ftQlt  telluiige 
Säure  aus. 

2.  HgS  und  Reduktionsmittel  wirken  in  der  Wärme  wie 
Sei  HjTeOj. 

3.  Bleisalze  fällen  sehr  schwer  losliches  Bleitellurat. 

Reaktionen  anf  trockenem  Wege. 

Alle  Tellurverbindungen  geben  beim  Erhitzen  in  der  oberen 
Reduktionsflamme  metallisches  Tellur,  das  auf  der  äußeren  Boden- 
fläche eines  durch  Wasser  kaltgehaltenen  Reagensglases  als  schwarzer 
Anflug  aufgefiingen,  und  wie  bei  Selen  angegeben,  in  ganz  konzen- 
trierter Schwefelsäure  gelöst  werden  kann.  Die  LOsung  hat  eine 
karminrote  Farbe  (Unterschied  von  Selen)  und  scheidet  auf 
Wasserzusatz  schwarzes  Tellur  ab. 

TeSOg  -f  H3O  =  Te  4-  H^SO^ 
karminrot. 


—    461     — 


Die  Platinmetalle. 

Platin,  PaUadinm,   Rhodinm,   Osminm,  Ratheniain  lud  Iridium. 

Das  Platin  ist  bereits  auf  Seite  238  besprochen  worden. 

Pana^Jium  =  Pd.  At-Gew.  =  106-5. 

Sp.  Gew.  =  11-8.     F.  P.  =  15000  0,  i) 

Vorkommen:  Die  Platinmetalle  bilden  eine  isodimorphe 
Gruppe,  aber  nur  vom  Palladium  kennt  man  beide  Formen;  die 
reguläre  und  die  hexagonale  (rhomboedriscbe). 

a)  Die  reguläre  Reihe:  b)  die  hexagonale  Reihe: 

Platin  (Pt,  Fe)  Iridosmium   (Sysserskit)    (Ir,  Os) 

Iridium  (Ir,  Pt)  Osmiridium  (Newjanskit)  (Ir,    Os,    Pt, 
Platiniridium(Pt,Ir,Rh)  Rh,  Ru)  oder  (Os,  Ir,  Rh) 

PaUadinm  (Pd,  Pt,  Ir)  Palladium  (Pd,  Pt,  Ir) 

Eigenschaften.  Das  gewalzte,  gehämmerte  oder  gegossene 
Palladium  ist  von  fast  silberweißer  Farbe;  aus  Lösungen  gefüllt, 
stellt  es  ein  schwarzes  Pulver  dar.  In  feinverteilter  Form  in  Wasser 
suspendiert,  läßt  es  das  Licht  mit  roter  Farbe  durch.  Das 
Palladium  hat  von  allen  Platinmetallen  den  niedrigsten  Schmelz- 
punkt, nämlich  1500^  C. 

An  der  Luft  schwach  geglüht,  läuft  das  Palladium  blau  an 
(Bildung  von  Pd^O),  durch  stärkeres  Erhitzen  wird  das  Oxyd  zersetzt. 

Verhalten  zu  Säuren.  Während  alle  anderen  Platinmetalle 
von  keiner  Säure  außer  Königswasser  angegriffen  werden,  löst  sich 
das  Palladium  in  verdünnter  warmer  Salpetersäure  (auch  in  der 
Kälte,  wenn  es  mit  anderen  Metallen  Cu,  Ag  etc.  legiert  ist)  mit 
brauner  Farbe  [Pd(N03)2]. 

Feinzerteiltes,  gefälltes  Palladium  löst  sich  in  Salzsäure 
bei  Luftzutritt,  ebenso,  aber  weniger  leicht  in  Schwefelsäure. 
Kompaktes  Metall  wird  durch  diese  beiden  Säuren  nicht  angegriffen. 
Durch  Schmelzen  mit  Kaliumbisulfat  wird  es  leicht  angegriffen  unter 
Bildung  von  leicht  löslichem  PdSO^. 

Das  beste  Lösungsmittel  ist  Königswasser. 

Feinzerteiltes  Palladium  absorbiert  fast  sein  700faches  Volum 
an  Wasserstoff  und  hat  femer  die  Eigenschaft,  in  hohem  Maße 
katalytisch  zu  wirken.  Leitet  man  Wasserstoff  und  Sauerstoff  (Luft) 
gemeinschaftlich  über  feinzerteiltes,  schwach  erhitztes  Palladium,  so 
verbrennt  der  Wasserstoff  zu  Wasser  und   ebenso  verbrennt  Kohlen- 


^)  Vi  olle,  Compt.  rend.  87,  S.  981. 


—    462     — 

monoxyd  quantitativ  zu  Kohlendioxyd.  Methan  verbrennt  nur  beim 
stärkeren  Erhitzen  des  Palladiums  und  dann  nur  hOchst  unvollstän- 
dig und  kann  auf  diese  Weise  von  H  und  CO  getrennt  werden. 
(Vergleiche  Bd.  H,  4.  Aufl.,  S.  574.) 

Palladium  bildet  mit  Sauerstoff  zwei  Oxyde  von  ausgesprochen 
basischem  Charakter:  PdO  und  PdOg,  von  welchen  sich  zwei  Salz- 
reihen  ableiten,  die  Pallado-  und  die  Palladireihe,  erstere  mit  zwei- 
wertigem, letztere  mit  vierwertigem  Palladium. 

Die  Pallado Verbindungen  sind  die  beständigeren;  die 
Palladiverbindungen  haben  stets  die  Tendenz  in 
Pallado  Verbindungen  Überzugehen. 

Durch  Lösen  von  fein  zerteiltem  Palladium  in  Chlorwasser- 
stoffsäure erhält  man  Palladiumchlorür  (Palladochlorid)  PdCl^  ; 
leichter  noch  erhält  man  diese  Verbindung  durch  LOsen  des  Metalles 
in  Königswasser.  Die  Lösung  enthält  alsdann  ein  Gemisch  von 
Pallado-  und  Palladichlorid.  Verdampft  man  die  Lösung 
zur  Trockene,  so  spaltet  das  Palladichlorid  Chlor  ab  und 
geht  glatt  in  Palladochlorid  Über.  Behandelt  man  den  Cin- 
dampfrilckstand  mit  Wasser,  so  erhält  man  eine  Lösung  von  Pal- 
ladochlorid. Da  Palladichlorid  schon  beim  Eindampfen  in 
Palladochlorid  tibergeht,  so  kann  es  selbstverständlich  nicht  in 
warmen  Lösungen  existieren. 


Reaktionen  des  Paliadinms  auf  nassem  Wege. 

A.  Die  PaUadoTerbindiingen. 

Man  verw  ende  eineLösung  vonPalladochloridPdClg. 

1.  HgS  f^llt  aus  sauren  und  neutralen  Lösungen  schwarzes 
Palladosulfid  PdS,  unlöslich  in  Schwefelammonium,  löslich  in 
kochender  Chlorwasserstoffsäure  und  sehr  leicht  in  Königswasser. 

2.  KOH  oder  NaOH  fHllt  braunes  basisches  Salz,  löslich 
im  Überschuß  des  Fällungsmittels.  Säuert  man  die  Lösung  mit  HCl 
an,  so  erzeugt  KCl  keine  Fällung  (Unterschied  von  Platin). 

3.  Na^COg  föllt  braunes  Palladohydroxyd  Pd(0H)2, 
löslich   im    Überschuß,  beim  Kochen  wieder  fkllbar. 

4.  NH^OH  erzeugt  eine  fleischrote  Fällung  von  [Pd(NH3)^ 
Clgjn^  ^)  die  sich  im  Überschuß  von  Ammoniak  leicht  zu  einer  farb- 
losen Flüssigkeit  löst  (enthaltend  Palladodiaminchlorid  Pd(NH3)4Clj, 

')  Diese  Verbindang  ist  nicht  identisch,  sondern  isomer  mit  Palladosami^ 
Chlorid  and  wird  häufig  formuliert  [PdClj,  Pd(NH3)4Clj]. 


—    463    — 

aus  welcher,  beim  Ansäuern  mit  Salzsäure,  gelbes,  kristalli- 
nisches Palladosaminchlorid  Pd(NH3)jCl,   feilt. 

Das  Palladosaminchlorid  ist  in  verdünnter  Chlorwasser- 
stofisänre  sehr  schwer  löslich  und  dient  zur  Reindarstellung  de» 
Palladiums. 

In  einer  Lösung  von  Palladonitrat  erzeugt  Ammoniak  keine 
Fällung,  entfärbt  aber  die  braungelbe  LOsung  unter  Bildung  von 
Palladodiaminnitrat  Pd(NH3)^(N03)2. 

6.  NH^Cl  gibt  lösliches  komplexes  Salz:  [PdCl4](NH^)2. 

6.  KCl  gibt  in  konzentrierten  Lösungen  schwerlösliches  rot- 
braunes [PdClJKj  (reguläre  Oktaeder). 

7.  HJ  oder  KJ  erzeugen  sogar  in  sehr  verdünnten  Lösungen 
eine  schwarze  Fällung  von  Pallad ojodid  PdJj  unlöslich  in 
Wasser,  Alkohol,  Äther  und  HJ,  löslich  in  KJ  und  NHg.  (Diese 
und  die  folgende  Eeaktion  sind  die  charakteristisch- 
sten für  Palladium.) 

8.  Hg(CN)2  erzeugt  eine  gelblichweiße,  gelatinöse 
Fällung  von  Palladocyanid  Pd(CN)j,  schwer  löslich  in  HCl, 
leicht  löslich  in  KCN  und  NH3. 

Beim  Glühen  hinterbleibt  schwammiges  Metall. 

9.  Reduktionsiuittel.    H2SO3,  Ameisensäure!    | 

\COOH, 

Zink,  Eisen,  ebenso  FeSO^,  Cu^Cl^,  ^)  Alkohol  und  CO  2) 
reduzieren  Palladiumsalze  zu  Metall. 

Zinnchlor ür  erzeugt  bei  Anwesenheit  von  HCl,  zuerst 
eine  rote,  dann  braune  und  endlich  grüne  Lösung,  die  beim 
Verdünnen  mit  Wasser  bräunlichrot  wird;  bei  Abwesenheit  von 
Säure  fällt  SnCl^  schwarzes  Metall  zum  Teil  aus,  die  überstehende 
Lösung  ist  grün  geftlrbt, 

B.  PaUadiyerbindnngen 

geben  dieselben  Reaktionen  wie  die  Palladoverbindungen,  weil  si& 
leicht  in  diese  übergehen.     Der   Hauptunterschied    liegt  in    der  Un- 

')  Bei  Gegenwart  von  s  e  h  r  v  i  e  1  KaCl  oder  HCl  tritt  keine  Redaktion  ein. 

*)  DaduTcb,  daß  PalladiamchlorQr  durch  CO  zu  Palladium  reduziert 
wird  (PdClj  +  CO  +  H,0  =  2  HCl  +  CO,  -}-  Pd)  besitzen  wir  ein  sehr  wert- 
volles Mitte],  um  kleine  Mengen  CO  in  Ga^gemengen  nacbzuweisen,  so  s.  B» 
in  der  Laft  Zu  diesem  Zwecke  saugt  man  die  zu  untersacbende  Laft  ver- 
mittelst eines  fein  aasgezogenen  Glasröhrchens  darch  10  ccm  einer  Lösong,. 
welche  1  mg  PdC),  enthält  and  mit  2  Tropfen  verdünnter  Salzsäure  versetzt 
ist.  Bei  Anwesenheit  von  CO  scheidet  sich  schwarzes  Palladium  aus  und  die 
Losung  wird  nach  and  nach  entfftrbt.  (Vergl.  Potain  und  Drouin,  Compt. 
rend.  126,  S.  938.) 


—    464    — 

löslichkeit  des  Ammoniumsalzes  der  Palladichlorwasserstofi&äcune. 
Schüttelt  man  nämlich  eine  J^onzentrierte  Lösung  von  Palladochloiid 
in  der  Kälte  mit  Chlorwasser  nnd  versetzt  mit  Chlorammoninm., 
so  entsteht  bald  ein  roter  kristallinischer  Niederschlag  von 
[PdCle](NHJ,. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Dnrch  Glühen  werden  alle  PaUadiumverbindüngen  zerstört 
unter  Abscheidung  von  Metall,  das,  in  Salpetersäure  oder  Königs- 
wasser gelöst,  leicht  durch  obige  Reaktionen   erkannt   werden    kann. 

Rhodium  =  Rh. ;  At-Gew,  =  103*0. 

Sp.  Gew.  =  12-6.     F.  P.  =  20000  C. 

Eigenschaften:  Das  Rhodium  besitzt  die  Farbe  und  den 
Glanz  des  Aluminiums;  es  ist  schwerer  schmelzbar  als  Platin,  sein 
Schmelzpunkt  liegt  bei  2000^  C;  beim  Erkalten  spratzt  es  und 
läuft;  blau  an,  indem  es  oxydiert  wird.  Die  Löslichkeit  des  Rho- 
diums hängt  ganz  und  gar  von  der  Feinheit  der  Verteilung  des  Me> 
talls  ab. 

Das  aus  der  Lösung  des  Chlorids  mittels  Ameisensäure  oder 
anderen  Reduktionsmitteln,  bei  Temperaturen  bis  zu  100^  0  abge- 
schiedene, äußerst  feinzerteilte  Metall  (Rhodiumschwarz),  löst  sich 
sehr  leicht  in  kochender  konzentrierter  Schwefelsäure  und  noch 
leichter  in  Königswasser.  Wird  aber  das  feinzerteilte  Rhodium  stark 
geglüht,  so  ist  es  in  Königswasser  fast  unlöslich  und  ebenso  das 
kompakte  reine  Metall. 

Ist  das  Rhodium  mit  großen  Mengen  anderer  Metalle 
legiert,  z.  B.  mit  Blei,  Zink,  Wismut,  Kupfer  etc.,  so  erhält  man 
es  beim  Behandeln  der  Legierung  mit  Säuren  in  feinzerteiltem  und 
daher  in  Königswasser  löslichem  Zustande.  Auch  wenn  es  mit  viel 
Platin  oder  Palladium  legiert  ist,  löst  sich  sehr  viel  Rhodium  in 
Königswasser,  wenn  aber  viel  Rhodium  mit  wenig  Platin  legiert  ist, 
80  bleiben,  beim  Behandeln  der  Legierung  mit  Königswasser,  sehr 
viel  Rhodium  und  auch  beträchtliche  Mengen  Platin  ungelöst. 

Durch  Schmelzen  mit  Kaliumpyrosulfat  läßt  sich  das  Rhodium 
aufschließen;  es  bildet  sich  hiebei  Kaliumrhodiumsulfat,  das  sich  in 
Wasser  mit  gelber  Farbe   löst  und  auf   Zusatz  von    HCl   rot  fkrbt. 

Das  Rhodium  bildet  drei  Oxyde:  RhO,  Rh^Og  und  RhO,,  die 
einen  ausgesprochen  basischen  Charakter  besitzen.  Nur  das  Sesqui- 
oxyd  (RhgOj)  liefert  Salze,  *)  wovon  das  Natrium rhodiumchlorid 
für  den  Analytiker   das  wichtigste  ist,    weil   das  Rhodium   in  dieser 

^)  Ein  Natriamrhodiamsulfit :  4Bh(S0,),  6NasS0,  +  9H,0  ist  toxi 
Bansen  dar|^tellt  worden. 


—    465    — 

Form  sich  am  leichtesten  in  LOsung  bringen  läßt.  Man  stellt  das 
öalz  wie  folgt  dar:  Das  feinzerteilte  Metall  wird  mit  zwei  Teilen 
trockenen  Kochsalzes  innig  gemengt  und  in  einem  Porzellanschiffchen 
schwach  im  fenchten  Chlorstrom  geglüht.  Das  sich  hiebei  bildende 
Salz  hat  die  Zusammensetzung  [RhCJgjNaj  und  ist  in  Wasser  lOslich 
(45  Teile  Wasser  lösen  1  Teil  Salz).  Aus  der  Lösung  scheiden 
sich  große,  stark  glänzende,  t i e f r o t e,  ins  schwärzliche  spie- 
lende asymmetrische  Prismen  ([RhClßJNaj  -[-  9  H^O)  aus. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  des  Natriumrhodium- 
Chlorids. 

1.  Hg  8  ßült  bei  längerer  Einwirkung  in  der  Kälte,  rascher 
in  der  Hitze  braunes  Rhodiumsulfid  Rh^Sj,  unlöslich  in 
(XH^)2S,  löslich  in  kochender  Salpetersäure. 

2.  KOH  und  NaOH  erzeugen  anfänglich  keine  Fällung;  nach 
längerem  Stehen  entsteht  eine  gelbe  Fällung  von  Rhodium- 
hydroxyd  [Rh(0Hg)-]-H20],  löslich  im  Überschuß;  beim  Kochen 
fHllt  schwarzbraunes  Rh(0H)3   aus. 

Wendet  man  eine  Lösung  von  Kaliumrhodiumsulfat  an,  so  er- 
zeugt KOH  sofort  die  gelbe  Fällung. 

Versetzt  man  eine  Rhodiumchloridlösung  mit  KOH,  so  entsteht 
anfangs  keine  Fällung,  aber  auf  Zusatz  von  Alkohol  fkUt  schwarz- 
braunes Rhodiumhydroxyd  aus. 

3.  NH^OH  erzeugt  nach  einiger  Zeit  in  konzentrierter  Lösung 
eine  in  Salzsäure  lösliche  gelbe  Fällung  von  Chlorpurpureo- 
rhodiumchlorid  [Rh(NH3)5Cl3]. 

4.  KNO2  gibt  beim  Erwärmen  mit  Natriumrhodiumchlorid  eine 
in  Wasser  schwerlösliche  orangegelbe  Fällung  [Rh(N02)ßK3], 
löslich  in  HCl. 

5.  Reduktionsmittel.  Ameisensäure  bei  Gegenwart  von 
Ammonacetat  fkUt  schwarzes  Metall;  ebenso  Zink  bei  Gegenwart 
von  Säuren. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Alle  Rhodiumverbindungen  werden  durch  Erhitzen  im  Wasser- 
stoffstrom, ebenso  durch  Erhitzen  mit  Soda  vor.  dem  Lötrohr  zu 
Metall  reduziert,  welches  durch  seine  Unlöslichkeit  in  Königswasser, 
die  Aufschließbarkeit  durch  Kaliumpyrosulfat  und  die  Fällbarkeit 
des  braunen  Hydroxyds  auf  Zusatz  von  KOH  und  Alkohol  leicht 
erkannt  werden  kann. 

T  read  well,  Analjtittche  Chemie.  I.  Bd.  6.  Anfl.  SO 


-     466     — 
Osmium  =  Os.  At.-Gew.  =  191. 

Spez.  Gew.  =  21-3— 22-477.  F.  P.  ca.  2500«  C. 

Das  Osmium  und  das  nächst  folgende  Metall  Ruthenium  unter- 
scheiden sich  wesentlich  Ton  den  übrigen  Platinmetallen  dadurch, 
daß  sie  fluchtige  Oxyde  bilden. 

Eigenschaften  des  Osmiums.  Das  Osmium  in  kom- 
paktem Zustande  besitzt  eine  blauweiße  Farbe  etwa  wie  Zink 
und  ist  der  schwerste  aller  KOrper.  Durch  Erhitzen  im  elektrischen 
Ofen  kann  es  geschmolzen  werden.  ^)  Sehr  fein  zerteiltes  Osminm 
oxydiert  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  an  der  Luft,  ')  entzündet 
sich  bei  ca.  400«  und  verbrennt  rasch  unter  Bildung  des  bei  100^ 
flüchtigen  Osmiumtetroxyds  OsO^ .  Je  dichter  das  Metall,  desto 
höher  muß  es  erhitzt  werden,  um  sich  zu  oxydieren. 

Verhalten  gegen  Säuren:  In  kompaktem  Znstande  ist 
das  Osmium  in  allen  Säuren  unlöslich,  feinzerteilt,  wie  es  erhalten 
wird  durch  Fällung  aus  seinen  Lösungen  oder  durch  Behandeln 
einer  Legierung  des  Metalles  mit  Zink,  mit  HCl,  wird  es  von  HNO3, 
leichter  von  Königswasser,  am  leichtesten  von  raudhender 
Salpetersäure  gelöst,  unter  Bildung  von  Osmiumtetroxyd,  welches 
durch   Destillation   leicht   aus   der  Lösung   vertrieben  werden    kann. 

Kompaktes  Osmium  bringt  man  in  Lösung  durch  Schmelzen 
mit  NaOH  und  KNOg  oder  KCIO3;  die  Schmelze  enthält  ein  Salz 
der  Überosmiumsäure  (OsO^). 

Das  Osmium  bildet  fünf  Sauerstoffverbindungen : 

OsO  OS2O3                             OsOj 

Osmiumoxydul  Osmiumsesquioxyd  Osmiumoxyd 

Grauschwarz,  in  Schwarz,  in  Säuren  Schwarzgrau,  in 

Säuren  unlöslich.  unlöslich.  Säuren  unlöslich. 

[OsO,]  OsO, 

Osmiumsäure  überosmiumsäure 

Oxyd  nicht  bekannt.  Farblose  Nadeln, 

nur  Derivate  desselben.  löslich  in  Wasser. 

Das  Osmiumtetroxyd  (Überosmiumsäureanhydrid)  OsO^, 
fUr  den  Analytiker  das  wichtigste,  entsteht  durch  Oxydation  des 
Metalles  an  der  Lufl,  durch  Lösen  des  feinzerteilten  Metalles 
in  rauchender  Salpetersäure  und  Königswasser  oder  durch  Behandeln 
der  Schmelze  des  Metalles  in  NaOH  und  KNO3  ^^^^  KCIO3  mit 
Salpetersäure  und  Destillation.  Das  Osmiumtetroxyd  stellt  eine 
farblose    kristallinische    Masse    dar,     die    bei    mäßiger    Temperatur 


^)  F.  MjliQs  &  R.  Dietz  B.  B.  1898,  S.  S187. 

')  Schon  bei  200*'  C  findet  eine  merkliehe  Oxjdationstatt  (yergl.  Ot.  ßnle, 
Zeitochrift  fOr  anorganische  Chemie,  Bd.  XIX,  1899,  S.  382). 


—     467    — 

snblimiert  und  schmilzt  nnd  bei  100^  unter  Bildung  von  farblosem 
Dampf  siedet.  Der  Dampf  riecht  nach  Chlor,  greift  die  Schleim* 
hänte  stark  an  nnd  ist  giftig. 

Die  Chlorverbindungen  des  Osminms  können  nur  auf  trockenem 
Wege  gewonnen  werden.  Bekannt  sind  OsCl^,  OsClj,  OsCl^.  Das 
ELaliumsalz  der  hypothetischen  Osminmchlo  rw  asser  st  of  f- 
sänre  [OsCl^JH^  bUdet  dnnkebote  Oktaeder,  löslich  in  Wasser; 
beim  Kochen  der  Lösung  zersetzt  sich  das  Salz.  Durch  Erhitzen 
von  feinzerteiltem  Osmium  mit  KCl  im  Chlorstrom  bildet  sich 
[OsClßJKj,  löslich  in  kaltem  Wasser  mit  roter  Farbe. 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Lösung  des  [OsCl^jK^. 

1.  Versetzt  man  die  Lösung  des  Osmiumchlorids  mit  verdünnter 
Salpetersäure,  destilliert  das  Gremisch  aus  einer  kleinen  Betorte  und 
fUngt  die  Dämpfe  in  Kalilauge  auf,  so  fkrbt  sich  diese  gelb  in* 
folge  der  Bildung  von  Kalinmosmiat.  Durch  Ansäuern  dieser 
Lösung  wird  Osmiumtetroxyd,  erkennbar  an  dem  durchdringenden 
Geruch,  in  Freiheit  gesetzt.  Versetzt  man  die  saure  Lösung  mit 
wenig  Natriumthiosulfat  und  erwärmt,  so  entsteht  ein  brauner 
Niederschlag  von  Osmiumsulfid. 

2.  H2S  Mit  braunschwarzes  Osmiumsulfid,  unlöslich 
in  Schwefelammonium. 

3.  KOH,  NH4OH  oder  K^COg  Mlen  rotbraunes  Osmium- 
hydroxyd Os(OH)^. 

4.  Reduktionsmittel.  Erhitzt  man  die  Lösung  des  Chlorides 
mit  Gerbsäure  oder  Alkohol,  nach  Zusatz  von  HCl,  so  f^bt 
sie  sich  dunkelblau,  indem  Osmiumdichlorid  (OsCl^)  entsteht; 
KJ  fkrbt  die  Lösung  tief  purpurrot. 

5.  Indigo  wird  von  Lösungen,  welche  OsO^  enthalten,  entfärbt. 
Ferrosulfat  fUllt  schwarzes  Osmiumdioxyd:  Zinnchlorür  er- 
zeugt eine  braune  Fällung,  löslich  in  HCl  zu  einer  braunen 
Flüssigkeit. 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege. 

Alle  Osmiumverbindungen  liefern  beim  Glühen  im  Wasser- 
stoffstrome metallisches  Osmium. 

Ruthenium  =  Ru,  At-6ew.  =  101-7, 

Spez.  Gew.  =  12*261,  kristallisiert;  11*0  geschmolzen. 

F.  P.  oberhalb  1950®  C. 

Eigenschaften:  Das  Ruthenium  stellt  ein  dunkelgraues 
bis    schwarzes    Pulver    dar    oder    glänzende    porOse    Stücke    es  ist; 

30* 


-     468     — 

spröde,    läßt   sich  pnlverisiereii   und   kann  im  Knallgasgebläse    ge- 
schmolzen werden. 

Beim  Schmelzen  oxydiert  sich  ein  Teil  des  Entheninrns  unter 
Bildung  von  Knthentetroxyd,  einer  flüchtigen  Substanz,  die  einen 
penetranten,  an  OsO^  erinnernden  Geruch  besitzt.  Das  geschmolzene 
Metall  spratzt  beim  Abkühlen. 

Verhalten  zu  Säuren:  In  Säuren,  auch  in  Königswasser, 
ist  das  Metall  sehr  wenig,  ja  fast  unlöslich.  Beim  Schmelzen  mit 
KOH  und  KNO3  oder  KCIO3  wird  es  zu  Kaliumruthe  nat 
K2RUO4  oxydiert. 

Durch  Erhitzen  mit  NaCl  im  Chlorstrom  bei  schwacher  Glüh- 
hitze entsteht  wasserlösliches  [RuCl^JK^.  Die  schwarzgrUne 
Schmelze  löst  sich  in  Wasser  mit  orangegelber  Farbe;  die  Lösung 
färbt  die  Haut  schwarz.  Durch  Schmelzen  mit  K^SgO,  wird  das 
Ruthenium  nicht  angegriffen. 

Das  Ruthenium  bildet  folgende  Oxyde: 

RuO,  RujOg,  RuOg,  [RuOg],  [Ru^O^],  RuO^. 
Das  wichtigste  dieser  Oxyde  ist  das  RnO^. 

Es  entsteht: 

a)  Durch  Rösten  des  Metalles  oder  seines  Dioxydes  bei  mehr 
als  1000^,  während  Osmium  schon  bei  400^  flüchtiges  Tetroxyd  liefert. 

b)  Durch  Schmelzen  des  Metalles  mit  KOH  und  Salpeter  im 
Silbertiegel,  Lösen  der  Schmelze  in  Wasser,  Sättigen  mit  Chlorgas 
in  der  Kälte  und  Destillieren  (aus  einer  Retorte). 

KjjRuO^  +  Cl,  =  2  KCl  +  RuO^ 

c)  Durch  Behandeln  der  Lösung  des  Kaliumruthenchlorides 
mit  KOH  und  Chlor  und  nachherige  Destillation. 

d)  Durch  Destillation  des  Kaliumruthenchlorides  mit  KCIO3  und  HCl. 
Durch     Destillation     von     verdünnten     Lösungen, 

nach  Zusatz  von  verdünnter  Salpetersäure,  entsteht 
kein  RuO^*)  (Unterschied  von  Osmium). 

Das  Ruthentetroxyd  bildet  goldgelbe,  glänzende,  rhom- 
bische Nadeln,  welche  sehr  flüchtig  sind  und  dabei  einen 
charakteristischen  Geruch  verbreiten;  es  siedet  bei  100®  und  ist  nur 
wenig  in  Wasser  löslich. 

Durch  Alkohol  und  HCl  wird  es  zu  braungelbem  Ruthen- 
trichlorid  RnClg  (Ruthensesquichlorid  Ru^Clg)  reduziert.  Macht 
man  diese  Lösung  ammoniakalisch,  versetzt  mit  Natriumthiosulfat 
und  erwärmt,  so  entsteht  eine  intensiv  rot  violette  Färbung  (sehr 
empfindliche  und  charakteristische  Reaktion). 

^)  Bei  Gegenwart  von  konzentrierter  Salpetarsftare  entsteht  wohl  R0O4 : 
2  K,Ra04  +  4  HNOg  =  4  KNOg  +  Bu(0H)4  +  RuO*. 
Vergl.  N.  A.  Orlow,  Chem.  Ztg.,  1908,  S.  77. 


—    469    — 

Versetzt  man  eine  Lösung  von  Kaliamrnthenat  KgEnO^  mit 
Balpetersänre,  so  föllt  schwarzes  Ku(0H)3,  das  mit  Salzsäure 
eine  orangegelbe  LOsnng  gibt,  die  EUCI3  (Kutheniumsesquichlorid) 
enthält. 

Reaktionen  anf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  LOsung  von  RuCIg. 

1.  H^S  erzeugt  anfangs  keine  Fällung,  nach  einiger  Zeit  förbt 
sich  die  Lösung  lasurblau,  und  es  schlägt  sich  braunes 
Kuthensulfid  nieder  (sehr  empfindlich  und  charakteristisch). 

2.  (NH^), S  fUllt  braunschwarzes  Sulfid,    schwer  lOslich  in 

(NHJ,S. 

3.  KOH  und  NaOH  fällen  schwarzes  Ruthenhydroxyd  Ru(0H)3, 
löslich  in  Säuren,  unlöslich  in  Alkalien. 

4.  KCNS  erzeugt  in  Abwesenheit  anderer  Platinmetalle,  all- 
mählich eine  rote  bis  purpurrote  und  beim  Erhitzen  schön  vio- 
lette Färbung  (sehr  charakteristisch). 

5.  KNOg  förbt  die  Lösung  orangegelb,  unter  Bildung  von 
[ßu(N02)6]K3,  das  auf  Zusatz  von  wenig  farblosem  (NH4)jS  prächtig 
dunkelrot  wird;  auf  Zusatz  von  mehr  (NH^)2S  fällt  braunes 
Kuthensulfid. 

6.  Zink  färbt  die  Lösung  des  Chlorids  zuerst  lasurblau 
und  schlägt  später,  unter  Entfärbung  der  Lösung,  schwarzes  Metal] 
nieder. 

7.  Hydroxylamin  reduziert  Ruthentetrachlorid  zu  Ruthentri- 
chlorid  (Unterschied  von  Platin). 

Ipidium  =  Ir.  At.-Gew.  =  193-0- 

Spez.  Gew.  =  22-4.  F.  F.  2500®  C. 

Eigenschaften:  Das  durch  Glühen  von  Lridiumammonium- 
chlorid  erhaltene  Metall  bildet  eine  graue  schwammige  Masse,  kaum 
löslich  in  Königswasser. 

Nach  sehr  starkem  Glühen  ist  das  Metall  in 
Königswasser  so  gut  wie  unlöslich. 

Am  leichtesten  löst  sich  das  durch  Fällung  mittels  Ameisen 
säure  gewonnene,  sehr  fein  zerteilte  Metall  oder  das  mit  anderen 
Metallen  (Au,  Ag)  legierte  Lidium.  Schmelzendes  Kaliumpyrosulfat 
oxydiert  es,  löst  es  aber  nicht  auf  (Unterschied  von  Rhodium).  Mit 
NaOH  und  KNO3  ^^  Silbertiegel  geschmolzen,  wird  es  oxydiert,  aber 
die  Verbindung  Ir^^s  °^^*  Natron  löst  sich  nur  zum  Teil  in  Wasser. 
Erwärmt  man  sie  aber  mit  Königswasser,  so  löst  sie  sich  mit 
schwarzroter  Farbe  zu  [LrClgjNag. 


—    470    — 

Durch   Erhitzen   des  Metalles   mit   NaCl   im  Ghlorstrom    erhält 
man  leicht  [IrClg]Na^. 

Das  Iridium  hildet  folgende  Oxyde: 

Ir,03  ?  IrOg 

blauschwarz  metallglänzende 

Nadeln 
und  das  Hydrat  ^(OH)^ 

indigoblaues  Pulver. 

Charakteristisch    für    das    Iridium   ist  die  dunkle 
Farbe  der' Chloride: 

IrClgi)  IrCl, 

dunkelgrtln  und  braun  schwarz 

Reaktionen  auf  nassem  Wege. 

Man  verwende  eine  Losung  von  [IrCleJNaj. 

1.  HgS  entförbt  zuerst  die  Lösung  unter  Reduktion  des  Iridium* 
tetrachlorides  zu  Iridiumtrichlorid  unter  Abscheidung  von  Schwefel; 
später  ftlUt  braunes  IrgSg,  leicht  löslich  in  (NHJ^S. 

2.  (NHJjS  erzeugt  keine  Fällung. 

3.  NaOH,  der  Lösung  im  Überschuß  zugesetzt,  bewirkt  ein 
Umschlagen  der  Farbe  von  dunkel  schwarzrot  in  grQn;  erhitzt 
man  die  Lösung,  so  färbt  sie  sich  bald  rötlich  und  schließlich 
lasurblau. 

2  IrCl^  +  2  NaOH  =  2  IrClj  +  NaCl  +  H,0  +  NaOCl 

Säuert  man  diese  Lösung  mit  HCl  an,  nach  Zusatz 
von  wenig  Alkohol^)  und  versetzt  mit  Chlorkalium,  so 
wird  kein  Iridium  ausgefüllt,  weil  das  entstehende  [IrCI^JEj  in 
Wasser  und  Chlorkaliumlösung  leicht  löslich  ist  (Unterschied  von 
Platin). 

4.  KCl  fHllt  schwarzbraunes  Kaliumiridichlorid: 
K2[IrClg],  unlöslich  in  KCl  und  Alkohol,    schwerlöslich  in  Wasser. 

5.  (NH^)Cl  fällt  dunkelrotes  Ammoniumiridichlorid, 
(NH^)2[IrCle],  unlöslich  in  einer  gesättigten  Lösung  von  NH^Cl. 

6.  Redaktionsmittel  bewirken  meist  eine  Grünfärbung 
der  Lösung,  indem  das  Tetrachlorid  zu  Trichlorid  reduziert  wird,  oder 


^)  Nash  W.  P-almaer,  Zeitschr.  f.  anorg.  Chemie  10  (1896)  S.  822— 326 
kommen  das  IrCl,  und  dessen  Doppelsalse,  lüinlicb  wie  die  CbromiBalse  in 
zwei  Modifikatioaen  vor:  dankelgprilno  und  braane. 

*)  Der  Alkohol  dient  zur  Redaktion  des  NaOCl  zu  NaCl. 


—    471     — 

die  Losung  wird   entf^bt   unter  Abscheidung   von  schwarzem,   fein* 
zerteiltem  Metall. 

So  bewirkt  KNOg  in  der  Wärme  eine  olivengrüne  Färbung: 

IrCl^  +  KNOj,  =  IrClj  +  KCl  -f  NOg 

Kocht  man  die  Lösung  einige  Zeit  mit  überschüssigem  KNO2, 
so  wird  sie  gelb  und  scheidet  bald  einen  Teil  des  Iridiums  als 
gelblichweißen,  in  kalter  Salzsäure  und  kochendem  Wasser 
sehr  schwer  löslichen  Niederschlag  ab  von  der  Zusammensetzung: 

3  K,[Ir(NO,)«],  KgPra,]. 

Oxalsäure,  Ferrosulfat,  Zinnchlorür  und  Hydro- 
xylamin  reduzieren  das  Tetrachlorid  zu  Trichlorid.  Zink  reduziert 
es  zu  Metall  und  ebenso  Ameisensäure  in  der  Hitze  bei 
Gegenwart  von  Ammonacetat.  Anwesenheit  von  viel  Mineralsäure 
verzögert  die  Reduktion. 

7.  Chlor.  Leitet  man  Chlor  bei  Zimmertemperatur  in  eine  ver- 
dünnte Iridiumtetralösung,  so  fllrbt  sich  diese  nach  W.  Palmaer^) 
rotviolett;  nach  einiger  Zeit  verschwindet  die  rote  Farbe  und  die 
Lösung  wird  braun.  Dieselbe  rote  Farbe  hat  auch  Foerster^)  an 
einer  Iridiumanode  in  Schwefelsäure  beobachtet.  Nach  W.  P  a  1  m  a  e  r 
rührt  die  rote  Farbe  her  von  der  Bildung  einer  höheren  Oxydations- 
stufe des  Iridiums  als  IrOj. 

Reaktion  anf  trockenem  Wege. 

Mit  Soda  geglüht,  erhält  man  in  der   oberen  Oxydationsflamme 
graues,  sprödes  Metall,  unlöslich  in  Königswasser. 


Trennimg  der  Platinmetalle. 

Die  Trennung  der  Platinmetalle  gehört  zu  den  schwierigeren 
Aufgaben  in  der  analytischen  Chemie.  Sind  die  Metalle  in  Lösung, 
80  läßt  sich  folgender  von  M.  M  y  1  i  u  s  und  R.  D  i  e  t  z  ^)  angegebener 
Gang  mit  Vorteil  anwenden: 


»)  Z.  f.  anorgan.  Ch.  10  (1895),  S.  358. 
«)  Z.  f.  Elektrochemie.  10,  S.  7Vk 
»)  B.  B.  1898,  Seite  3187. 


—    «2    — 


ä     sl 


fllli       l!i^ 


—    473     — 

Wenn  die  Platinmetalle  in  kompakter  Form  vorkommen,  so 
lassen  sie  sich  nicht  ohne  weiteres  in  L()sung  bringen. 

In  diesem  Falle  behandelt  man  das  möglichst  feinzerteilte 
Metall  (Feilspäne,  Schnitzel  etc.)  mit  Königswasser,  wodurch  der 
größte  Teil  des  Platins  und  Palladiums  nebst  geringen  Mengen 
Khodium  und  Iridium  in  Lösungen  geht.  Der  Kückstand,  der  Osmium, 
Kuthenium,  Khodium,  Iridium  und  auch  noch  Platin  und  Palladium 
enthalten  kann,  wird  getrocknet  und  in  einem  Porzellantiegel  mit 
der  zehnfachen  Gewichtsmenge  Zink  (oder  auch  Blei)  längere  Zeit 
im  Leuchtgasstrome  geschmolzen.^)  Hiebei  werden  die  Platinmetalle 
durch  das  Zink  gelöst.  Nach  dem  Erkalten  der  Schmelze  im  Leucht- 
gasstrome, behandelt  man  den  erhaltenen  Eegulus  mit  Salzsäure, 
wobei  das  Zink  in  Lösung  geht,  während  die  Platinmetalle  in  fein- 
zerteiltem Zustande  zurückbleiben.  Diese  werden  nach  dem  Filtrieren 
und  Trocknen  in  ein  Porzellanschiffchen  gebracht  und  in  einem  Kohr 
von  schwer  schmelzbarem  Glase  bei  dunkler  Hotglut  im  Sauerstoff- 
strome erhitzt. 

Das  Osmium  entweicht  größtenteils  als  Osmiumtetroxyd,  das 
in  Natronlauge  aufgefangen  und,  wie  im  Gange  von  Mylius  und 
D  i  e  t  z  angegeben,  nachgewiesen  wird.  Der  Rückstand  wird  hierauf 
mit  Kochsalz  innig  gemischt  und  in  feuchtem  Chlorstrom  erhitzt, 
die  Masse  in  Wasser  gelöst  und  die  Lösung  weiter  nach  dem  Gange 
untersucht. 

Hatte  man  statt  des  Zinks  Blei  zur  Anfschließung  der  Platin- 
metalle verwendet,  so  löst  man  den  Bleiregulus  in  verdünnter  Salpeter- 
säure, wobei  das  Blei  und  der  größte  Teil  des  Palladiums  in 
Lösung  geht.  Man  fUllt  das  Blei  mit  der  berechneten  Menge 
Schwefelsäure  als  Bleisnlfat  und  prüft  das  Filtrat  hievon  auf  Palla- 
dium, indem  man  letzteres  in  Palladosaminchlorid  und  hierauf  in 
Palladiumcyanür  verwandelt.  Der  von  Salpetersäure  unangegriffene 
Rückstand  wird,  nach  dem  Entfernen  des  Osmiums  durch  Glühen 
im  Sauerstoffstrome,  mit  Kochsalz  im  feuchten  Chlorstrome  auf- 
geschlossen, in  Wasser  gelöst  und,  wie  oben  angegeben,  weiter 
untersucht.  *) 

')  Recht  bequem  läßt  sich  diese  Anfschließung  mit  Blei  (nicht  Zink)  in  einer 
gewöhnlichen  Tonpfeife  ausführen.  Man  leitet  durch  den  Stiel  der  Pfeife 
Leuchtgas  ein  and  zündet  das  beim  Pfeifenkopf  entweichende  Gas  an.  Da- 
durch, dafi  das  Gas  fortwährend  durch  die  geschmolzene  Legierung  streicht, 
wird  letztere  in  bestandiger  Bewegung  erhalten  und  die  Metidle  gleichmäßig 
gemischt. 

')  Für  die  eingehendere  Trennung  der  Platinmetalle  verweise  ich  auf  die 
Arbeiten  Ton  Sainte-Claire-DeTille,  Debraj  und  Stas  in  den  „Proc6s 
verbaux  da  comitö  Internat,  des  poids  et  mesares**  1877 — 1878  and  1879. 


Nachtrag. 


Nachweis  des  Quecksilbers  im  Harn. 

Nach  P.  Fübringer*) 

Diese  sehr  empfindliche  Probe,  auch  Lamettaprobe  genannt, 
wird  wie  folgt  ausgeführt: 

500  bis  1000  ccm  des  Harns  versetzt  man  im  Becherglase  mit  b^jf^^ 
Salz-  oder  Schwefelsäure,  fügt  0'5  g  Messingwolle  (Lametta)  hinzu,  wie  sie 
zum  Verzieren  der  Weihnachtsbäume  verwendet  wird,  und  leitet,  indem 
man  gleichzeitig  im  Wasserbade  auf  ca.  60  bis  80^  erwärmt,  10  bis 
15  Minuten  einen  Luftstrom  durch  die  Flüssigkeit,  um  diese  in  be- 
ständiger Bewegung  zu  erhalten.  Etwa  vorhandenes  Qnecksilbersalz 
wird  durch  das  Kupfer  zersetzt: 

HgClg  +  Cu  =  Cu  Clj  +  Hg 

Das  freigewordene  Quecksilber  aber  amalgamiert  sich  mit  dem  im 
Überschuß  vorhandenen  Kupfer.  Man  gießt  die  Flüssigkeit  von  den 
Messingfkdchen  ab,  wäscht  gründlich  durch  Dekantation  mit  destilliertem 
Wasser,  hierauf  mit  Alkohol  und  zuletzt  mit  Äther.  Man  sammelt  nnn 
die  MessingfUdchen,  preßt  sie  zwischen  Filtrierpapier,  um  sie  von  noch 
anhaftendem  Äther  zu  befreien,  und  rollt  sie  hierauf  zwischen  den 
Fingern  zu  einem  KUgelchen  zusammen,  das  man  dann  in  eine  10  ctn 
lange,  0*5  cm  weite,  an  einem  Ende  zugeschmolzene  tadellos 
gereinigte  und  getrocknete  Glasröhre  bringt.  Nun  wird  die  Glasröhre 
etwa  5  cm  von  der  Probe  entfernt,  vor  der  Gebläseflamme  erhitzt  und 
zu  einer  ca.  1  mm  weiten  Kapillare  ausgezogen.  Nach  dem  Erkalten 
der  Köhre  erhitzt  man  den  unteren  Teil,  in  dem  sich  die  Probe  befindet, 
bis  diese  dunkel  rotglühend  wird.  Das  Quecksilber  destilliert  ab  und 
setzt  sich  an  dem  kälteren  Teil  der  Röhre  als  aus  feinen  Tröpfchen 
bestehender  grauer  Spiegel  ab.  Ist  die  Quecksilbermenge  bedeutend, 
z.  B.  mehr  als  1  m^,  so  kann  man  die  Tröpfchen  Quecksilber  mit 
der  Lupe  deutlich  erkennen.  Bei  Mengen  unter  1  mg  läßt  sich  der 
Spiegel  kaum  oder  gar  nicht  mehr  erkennen.    Um  auch  in  diesem  Falle 


>)  Z.  f.  analyt.  Ch.  27  (1878),  S.  526. 


—     475     — 

den  Spiege  sichtbat  zu  machen,  verwandelt  man  das  Quecksilber  in 
das  scharlachrote  SIerknrij  odid.  Zu  diesum  Zwecke  bringt  maa  ia 
ein  Reagenzglas  einige  KSrnchen  Jod,  achneidet  das  Bshrchen,  in  dem 
der  Qaecksilberspiegel  sich  befindet,  knrz  oberhalb  der  Stelle,  an  welcher 
die  znsammengerollte  Messingrolle  sich  befindet  ab  nnd  bringt  es  in 
das  Reagenzglas.  Nun  erhitzt  man  den  nctem  Teil  des  Glases  soi^i&ltig 
Ober  der  Gasöamine.  Sobald  die  violetten  Joddämpfe  die  Stelle  des 
inneren  Rohres,  an  welchem  das  Qaecksilber  sitzt  erreichen,  wird  dieses, 
namentlich  nach  sorgfilltigem  ErwKrmen,  in  rotes  Jodid  verwandelt, 
das  am  dentlichsten  sichtbar  wird,  wenn  man  die  RJthre  ans  dem 
Reagenzglas  entfernt  und  anf  weiBes  Papier  legt  Diese  Methode  ist  recht 
empfindlich  nnd  gestattet  0"4  mg  HgClg  sehr  dentlich  nachzuweisen, 
geringere  Mengen  sind  nicht  mehr  sicher  zq  erkennen. 

Für  andere  Methoden   znm  Nachweis  des  „ 

Quecksilbers   im   Hani   verweise   ich    anf  die 
von  JoUes'),  Merget*)  und  Oppenhei  m*).  ^ 

Nachweis  von  Qnechsilberdämpfen  io 
der  Luft. 

Man  beschickt  eine  kleine  GlasrShre  mit 
etwas  echtem  Blattgold  und  aspiriert  die  Luft  g 
des  betrefiondea  BaumeB  in  nicht  zu  raschem 
Tempo  (ca.  1  Liter  pro  Minute)  eine  Stunde 
lang  durch  die  Rolire.  Unterdessen  evakuiert 
man  eine  Geißlersche  ROhre  von  nebenstehen- 
der Form  Fig.  23  mittels  einer  Wasserstrahl- 
pumpe (nicht  Qneckailberpnmpe !)  und  schließt 
beide  Hähne.  Nan  bringt  man  den  Goldbausch, 
der,  wenn  Qnecksilberdämpfe  in  dem  Raum 
enthalten  waren,  das  Quecksilber  als  Amalgam 
enthxlt,  in  die  Rohre  n,  Offnet  den  mit  weiter 
Bohrung  versehenen  Hahn  a  plStzlich,  worauf 
der  Goldbausch  in  die  RObro  eingezogen  wird 
nnd  vor  der  Mündung  der  Kapillaröffuang  bei  c 
stehen  bleibt.  Hierauf  verdrftngt  man  die  in 
der  GeißlerrOhre  befindliche  Luft  durch  Wasser- 
stoff wie  folgt.  Man  läßt  den  durch  konzen- 
trierte Schwefelsaure  getrockneten  Wasserstoff 
3  Minuten  lang  aus  einem  Kippschen  Apparat 
bei  a  ein-  und  bei  h  austreten,  scblieBt  hierauf, 
ohne     die    Verbindung    mit    dem    Kippschen  Fig.  23. 

■)  2.  f.  «nalyt    Ch.  39  (1900),  S.  230. 

')  Jonra.  de  Pharm,  et  i»  Chimia  [6]  19  (1889),  S.  444. 

»)  Z.  f.  analjt.  Ch.  42  (1903).  S.  4SI. 


—     476     — 

Apparat  zu  lösen,  die  Hähne  a  und  b,  Terbindet  b  mit  der  Wasser- 
strahlpumpe^) und  evakuiert  1  bis  2  Minuten  lang,  schließt  6,  Ofinet  a, 
wodurch  Wasserstoff  nachstrOmt,  schließt  wiederum  a,  öffnet  b  und 
evakuiert  nochmals.  Dieses  Nachströmenlassen  von  Wasserstoff  nnd 
Evakuieren  wiederholt  man  5  bis  6-mal.  Jetzt  ist  die  Luft  vollständig 
durch  Wasserstoff  aus  der  Eöhre  verdrängt  und  nun  muß  5  bis  10 
Minuten  lang  evakuiert  werden,  worauf  Hahn  b  endgültig  geschlossen 
wird.  Man  stellt  die  Kapillare  vor  die  Spalte  eines  Spektroskops  und 
läßt  den  Sekundärstrom  eines  Induktionsapparates  hindurchgehen.  Bei 
Anwesenheit  selbst  der  minimalsten  Spuren  von  Quecksilber  tritt  in  der 
Kälte  die  charakteristische  grüne  Linie  546  fi[i  deutlich  auf  nnd  bei 
etwas  größeren  Quecksilbermengen  auch  die  indigoblaue  Linie  456  \i\i. 
Erwärmt  man  den  Goldbausch  sorgfältig  mit  der  Flamme  eines  Bunsen- 
brenners, so  tritt  das  Quecksilberspektrum  noch  viel  schärfer  auf. 

Bemerkung:  Diese  Probe  ist  so  außerordentlich  empfindlich, 
daß  sogar  blinde  Versuche,  die  in  Bäumen  ausgeführt  werden,  in  denen 
mit  Quecksilber  gearbeitet  wurde,  sehr  oft  die  Anwesenheit  dieses 
Metalles  zu  erkennen  geben. 

Hat  der  Apparat  einmal  zum  Nachweis  von  Quecksilber  gedient, 
so  muß  er  vor  der  Wiederbenützung  gründlich  gereinigt  werden.  Zu 
diesem  Zwecke  saugt  man,  nach  Entfernung  des  Goldbausches,  Königs- 
wasser in  die  Röhre  und  läßt  es  darin  einige  Minuten  verweilen. 
Hierauf  läßt  man  die  Säure  abfließen,  spült  die  Röhre  dreimal  mit 
destilliertem  Wasser  und  endlich  mit  absolutem  Alkohol^)  aus  und 
trocknet,  indem  man  Wasserstoff,  der  eine  Waschflasche  mit  konzen- 
trierter Schwefelsäure  passiert  hat,  unter  gleichzeitigem  Erwärmen 
der  Röhre,  5  Minuten  lang  durchleitet.  Bleibt  nun  nach  Einführung 
des  vorher  schwach  geglühten  Goldes  und  Evakuieren  das  Quecksilber- 
spektrum aus,    so  ist  der  Apparat  zu  einem  neuen  Versuche  vorbereitet. 

Erwähnen  will  ich  noch,  daß  die  beiden  Platindrähte  in  der 
Geißlerschen  Röhre  nicht  mit  Aluminiumspitzen  versehen  sein  dürfen, 
weil  Aluminium  sich  mit  Quecksilber  amalgamiert  und  man  infolgedessen 
die  Röhre  ftlr  spätere  Versuche  nie  quecksilberfrei  machen  könnte. 


^)  Zwischen  Waaserstrahlpampe  und  Geißlerröhre  muß  eine  Chlorkalkiam- 
röhre  eingeschaltet  werden. 

')  Alle  diese  Operationen  müssen  in  einem  Räume  vorgenommen  werden, 
in  dem  sicher  kein  Quecksilber  vorhanden  ist. 


Sachregister. 


J^^  Seite 

Absorptionsspektram 79 

Aceton 301 

Achat 366 

Adular 42 

Aethylenplatincblorid 242 

AethylxanthogendiBnlfid  ....  180 

Albit 46 

Alkalien,  Nachweis  neben  Magne- 
sium    6d 

Alkalien,  Nachweis  in  Silikaten  428 

Alkalien,  Reaktionen 42 

Alkalische  Erden 61 

AUanit 431 

Allotropische  Modilikationen  .    .  299 

Aluminiam 81 

Alunit Bl 

Ameisensäure 274 

Ammoniom,  Beaktionen.  51 

Ammoninmmolybdat,  Reagens  .  194 

Amjgdalin 278 

Analyse 1 

Anatas 117 

Angleait 62,  163 

Anhydrit 62 

Anionen 11,  248 

Annabergit 134,  140 

Antimon 207 

Antimonblende      .    .            ...  208 

Antimonnickel 134 

Antimonnickelglanz 134 

Antimonpentoxydverbindungen  .  213 

Antimontrioxydyerbindongen  208 

Apatit 62,  186 

Aragonit 62 

Arrhenias 10 

Arsen,  Vorkommen 184 

A  rsen,  Nachweis  im  Harn,  Blut  etc.  204 

Arsen,  Nachweis  in  Tapeten     .  201 

Arseneisen 186 

Arsenige  Säure,  Reaktionen  .    .  186 

Arsenikblilte 186 

Arseniknickel 134 

Arsennickelkies 134 

Arsenopyrit 186 

Arsenpentoxydverbiudungen  .    .  191 

Arsensäure,  Reaktionen  ....  192 

Arsentrioxydverbindungen  .    .    .  186 


8eite 
Arsenwasserstoff,    Bildung    und 

Eigenschaften 196 

Asbest 55 

Atakamit 174 

Augit 55 

Aufschließungen 389 

Auripigment 186 

Autenrieth   und  Windaus,  Lös- 
lichkeit der  Sulfite  und  Thio- 

sulfate  der  idkalischen  Erden  345 

B. 

Barium,  Reaktionen 66 

Baryt 67 

Bauxit 81 

Benzaldebyd 273 

Bergkristall 325 

Beryll 424 

Beryllium 424 

Berzelianit 446,  455 

Bettendorffs  Arsenprobe     ...  191 

Bittersalz 55 

Blättererz 280 

Blausäure 273 

Blei,  Vorkommen  und  Reaktionen  163 

Bleiglanz 163 

Bleizucker 300 

Blochmann,  Reagentien ....  35 

Borax 46,  313 

Boraxperle 28,  361,  880 

Borate,  Loslichkeit 314 

Borsäure 313 

Braunit 122 

Braunstein 122 

Brechweinstein 210 

Breithauptit      134 

Brom  (freies)  Reaktionen   .    .    .  265 
Brom,  Nachweis  in  Nichtelektro- 

lyten 265 

Bromwasserstoffsäure 263 

Brookit 117 

Brucin,  Reagens      349 

Brucit 55 

Bunsenit 134 

C. 

Cadmium,  Vorkommen  und  Reak- 
tionen      181 


—    478    — 


Seite 

Cäsium,  Beaktionen 419 

Calaverit 458 

Calcit 62 

Calcium,  Beaktionen       ....  62 

Calciumcarbid .  65 

Calciamnitrid 65 

Calciumphosphid 65 

Carborandom 874 

Carnallit 42,  55 

Carnot,  Nachweis  des  Kaliams.  45 

Carnotit 448 

Cassiterit 217 

Castor 421 

Cent 431 

Ceritmetalle 431 

Ceriam 431 

CeriFerbinduDgen,  Beaktionen  .  432 

Ceroverbindanj^en,  Beaktionen  432 

Cerassit 163 

Chalcedon         365 

Chilisalpeter 46 

Chloantit 134 

Chlor  (freies),  Beaktionen  ...  258 
Chlor,  Nachweis  in  Nichtelektro- 

lyten      256 

Chlor,  Nachweis  in  Silikaten     .  368 

Chloride,  Löslichkeit 253 

Chloroplatinwasserstofffläure,  Be- 

agens 241 

Chlomatriom 46 

Chlorsäure,  Beaktionen  .    .    .  351 
Chlor8äare,Nachw6is  nebenH  NOs 

und  HCl 352 

Chlorwasserstofisäure,        Reak- 
tionen      250 

Chrom,  Vorkommen 87 

Chromeisenstein  (Chromit)     .    .  87 

Chromit 87 

ChromiYerbindungen,Beaktionen  88 

Chromoyerbindungen,Beaktionen  88 

Chromperoxjde 87,  95 

ChromsKure,  Beaktionen     ...  90 

Chromtriozjdyerbindongen     .    .  90 

Chrysoberyll 424 

Cltrate,  LOslichkeit 322 

Claadetit 186 

Clausthalit            455 

Clereit 113 

Cölestin 62,  66 

Coloradoit 458 

Columbit 442 

Crookesit 445 

Cuprit 174 

Cupriverbindungen,    Beaktionen  177 

Cuprixanthogenat 180   j 


8«ito 

Caproscheelit 453 

Cuproverbindungen,  Beaktionen  176 

Cuproxanthogenat    ....*.  180 

Curcuma  (Kurkuma) 20 

Cyansäure,  Beaktionen  ....  303 
Cjanverbindungen,  komplexe  103,  278 
Cjanverbindungen,      AufschHe- 

ßung 111,  112,  282 

Cjanwasser8toffsäure,Beaktionen  273 
Cjanwasserstoffsäure,   Nachweis 

neben  Ferrocyanwasserstoff  .  283 

D. 

Devardasche  Legierung     ...  6 

Diaspor .    .    81,  99 

Dicyan      279 

Didym,  Beaktionen 435 

Diphenylamin,  Beagens ....  348 

Dissoziation 8,  10 

Dolomit 55,  62 

E. 

Eisen ...  99 

Empfindlichkeit  der  Beaktionen  35,  40 

Enantiotropie 299 

Enstatlt 53 

Erbium,  Beaktionen 430 

Erden   (seltene),    Übersicht   der 

Beaktionen 436 

Erythrin 140 

Essigäther 301 

Essigsäure,  Beaktionen   ....  300 

Eukairit 455 

Euklas 424 

Euxenit 428 

F. 

Fahlerz 244 

Fehlingsche  Lösung 178 

Feldspat 42,  46 

Ferberit 453 

Ferncyanverbindung^n,  Beaktio- 
nen    284 

FeniFerbindungen,  Beaktionen  106 
Ferrocyanverbindunfcen,    Beak- 

Üonen 281 

Ferroverbindungen,  Beaktionen  100 
Fischer    Emil,    Nachweis    Ton 

Schwefelwasserstoff 296 

Flamme 25 

Flammenreaktionen 27 

Flammenspektrum 72 

Fluor 357 

Fluoride,  Aufschließnng.    .    .    .  863 

Fluoride,  Löslichkeit 859 


—    479     - 


Seite 

Fluorit  (Flußapat) 62,  367 

Flaorwasserstoffsaure,  Reaktionen  357 

Flußspat 62,  857 

Flußsäure .  367 

Folgpirator 78 

G. 

Gadolinit 429 

Gadolinitanalyse 440 

Gadoliniterden 429 

Galenit 163 

Galmei 146 

Gang  der  Analyse       875 

Garnierit 134 

Gaswasser         273 

Gersdorffit l34 

Qlinuner 42,  81 

Glührolir 378 

Göthit Ö9 

Gold,  Reaktionen 230 

Gold,    Nachweis   von    geringen 
Mengen  in  Legierungen  und 

Erzen 237 

Grauspießglanzerz 208 

Greenockit    .    ,    i 1^1 

Grieß  Peter,  Nachweis  von  sal- 
petriger Säure 292 

Grünbleierz 163 

Guldberg  und  Waage,  Masaen- 

wirkungsgesetz 10 

Gutzeitsche  Arsenprobe  ....  204 

H. 

Haarkies 134 

Hämatit 99 

Halogene,  Nachweis  von   HCl, 

HBr  und    HJ  nebeneinander  272 

Hausmannit 122 

Helianthin  ^ 248 

Heparreaktion  .......  297 

Hornblende 55 

Hornsüber 244 

Hilbnerit       453 

HyaUth 366 

Hydrogel 82 

Hydrolyse 20 

HydroBcl 82 

Hypochlorite,  Löslichkeit  ...  261 

Hypophosphite,  LösHchkeit    .    .  304 

I. 

Ilmenit 117 

Indigo 259 

Indikatoren 18 


Seite 

lonen-Theorio 10 

Iridium .  469 

Isatin 25^ 

J. 

Jaspis 365 

Jod  (freies),  Reaktionen.    .    .    .  270 
Jod,  Nachweis  in  Nichtelektro- 

lyteu 26^ 

Jodate,  LösUchkeit 330 

Jodsäure,  Reaktionen 329- 

Jodwasserstoffsäure,  Reaktionen  266 

Jodide,  Löslichkeit 267 

Jodstärke 271 

K. 

Kadmium  (Cadmium) 181 

Kakodyloxyd        301 

Kalium,  Reaktionen 42 

Kaliumperkarbonat 133 

Kaliumpersulfat 354 

Kaliumpyrostibiat,  (Kaliumpyro- 

antimonat)  Reagens    ....  215 

Kaliumpyrosulfat,  Aufschließung 

mit 86 

Kaliumtartrat  (saures)     ....  321 

Kaolin 81 

Karbonate,  Löslichkeit   ....  311 

Kassiteiit  (Cassiterit) 217 

KieselfluorwasserstofTsäure  .    .  363- 

Kieselsäure 365 

Kieselskelett 372 

Kieselzinkerz 14^ 

Kieserit 55 

Klaproth 118 

KnaUgold 234 

Knallsilber 245 

Kobalt,  Nachweis  in  Nickelsalzen  14& 

Kobalt,  Reaktionen 140 

Kobaltblttte       140 

Kobaltin 140 

Kobaltglanz 140 

Kochsalz 46 

Königswasser        253 

Kohlensäure,  Reaktionen    .    .    .  309 

Kolloidale  Substanzen    ....  82 

Korund 81 

Korund^  Aufschließung  ....  86 

Krennerit 458- 

Krokoit 87 

KryoUÜi 81 

Kupfer 174 

Kupferglanz 174 


—     480    — 


Seite 

Kapferkies 174 

Kupferlasur 174 

Knpferwismutglanz 169 

L. 

Lackmoid 20 

Lackmus 20 

Lanthan 434 

Lazmannit 87 

Legierungen j  Analyse  von     .    .  412 

Lepidolith 420.  421 

Lerbachit 455 

Leuchtgas,  Zusammensetzung   .  25 

Leukophan 424 

Liebigit 113 

Limonit 99 

Lithium 421 

Lithiumquellen 421 

Löslichkeitsprodukt 17 

Löslichkeitstabelle 385 

Lösungen,  Analyse  von  ....  413 

Lüllingit .•   .  184 

M. 

Magnesit 55,  62 

Magnesium,  Keaktionen      ...  55 

Magneteisenstein  (Magnetit)  .    .  99 

Magnetit 99 

Magnesiamixtur 332 

Malachit 174 

Mangan 122 

Manganit 122 

Manganite 123 

ManganoYwbindungen,  Reaktio* 

nen 125 

Mangansäure 130 

Markasit 99 

Marshsche  Arsenprobe    ....  195 

Massenwirkung^gfesetz     ....  8 

Meerschaum 55 

Melinophan 424 

Merkuriverbindungen,    Keaktio- 
nen       155 

Merkuro Verbindungen,    Keaktio- 
nen       160 

Metalle,  Allgemeine  Tabelle  zur 

Aufsuchung  der 394 

Metalloide 248 

Metaphosphate,  Löslichkeit   .    .  328 

Metaphosphorsäure,    Reaktionen  327 

Metazinns&ure 225 

Methylenblau 296 

Methylorange 19,  248 

Millerit 134 


Seit« 

Mimetesit 186 

Mifipickel 186 

Molybdän,  Keaktionen    ....  450 

Monazit 428 

Monotropie 299 

Monticellit 55 

Mottramit 448 

MuskoTit 42,  81 

N. 

Nagyagit 458 

Natrit 46 

Natrium,  Reaktionen 46 

Natriumperozyd 47 

Natriumzanthogenat,  Reagens  .  180 

Naumannit 455 

Neodym 435 

Nefilers  Reagens 52 

Newjanskit 461 

Nickel,  Nachweis  in  Kobaitsalsen  139 

Nickel,  Reaktionen 134 

Nickelblüte 134 

Nickelin 134 

Niob 442,  444 

Niobit 448 

Niobium 444 

Nitrate,  Löslichkeit 347 

Nitrite,  Löslichkeit 290 

Nitrose 290 

Nitrosoplatincblorid 242 

Nitrosylchlorid 252 

Nitrosylschwefelsäure 290 

Numä'it 134 

O. 

Olivin 55 

Olivingruppe 55 

Onofrit 455 

Organische  Substanzen,  PrQfung 
derselben       auf       Halog^e, 

Schwefel    etc.  256,  265,   269,  297 

Orthit 431 

Orthoklas 42,  81 

Osmium,  Reaktionen 466 

Osminmsänre 466 

Oxalate,  Löslichkeit 317 

Oxalsäure 316 

Oxydationen 3 

Ozon 49 

P. 

Palladium,  Reaktionen   ....  461 

Palladodiaminchlorid 462 

Palladosaminchlorid 463 

Perchlorsäure 353 


J 


—    481 


Seite 

Permangans&are 130 

Perowskit 117 

Penchwefelsäore 354 

Petallit 421 

Phosphor 386 

Phosphor,  Nachweis  in  Eisen  and 

Stahl 334 

Phosphor,  Nachweis  des  giftigen 

Phosphors  a)  nach  Mitscherlich  338 

b)  nach  Blondlot-Dasart     .    .  340 

Phosphate,  LösUchkeit    ....  332 

Phosphite,  Löslichkeit     ....  325 

Pbospborige  Säure,     Reaktionen  325 

Phosphorsänre,  Reaktionen  331 

Phosphorsalsperlen 335 

Platin,  Reaktionen 238 

Flatinmetaile 461 

Flatinichlorwasserstoffsäare,  Re- 
agens       244 

Plattnerit 426 

Polianit 122,  217,  425 

Pottasche 42 

Powellit 453 

Praseodjm 435 

Pyrit 99 

Pyrochlor 428 

Pyromorphit 62,  163 

Pyrophosphate,  Lösliohkeit    .    .  329 

Pyrophosphorsäure,     Reaktionen  328 

Pyrolusit 122 

Q. 

Quarz 365 

Quecksilber 150 

Quecksilber,  Nachweis  im  Harn  474 
Qnecksilberdftmpfe,  Nachweis  in 

der  Luft 475 

R. 

Raseneisenerz 99 

Reaktion 1 

Reaktionen  auf  nassem  Wege  .  1 

Reaktionen  auf  trockenem  Wege  24 

Reagens     1 

Reagenzien,    Konzentration  der- 
selben       36 

Reinit 453 

Reinscbsche  Arsenprobe  ....  206 
Rhodanwasserstoffs&ure,  Reaktio- 
nen    ....        286 

Rhodium 464 

Rinnmannt»  Grttn 150 

Rost 102 

Rotgiltigerz,  lichtes     .    .    .     186,  244 


Seit« 

Rotgiltigerz,  dunkles  .    .        208,  244 

Rotkupfererz 174 

Rubidium,  Reaktionen    .    .    .  420 

Rubin 81 

Ruthenium,  Reaktionen  ....  467 

Rutü 117 

S. 

SainteCIaire  Deville 8 

Salpeter 42 

Salpetersäure,  Reaktionen  .    .    .  346 
Salpetersäure,    Nachweis    neben 

HClOs  unb  HCl 352 

Salpetersäure,    Nachweis    neben 

salpetriger  Säure 350 

Salpetrige  Säure,  Reaktionen  289 

Salze.  L^^slichkeitstabelle    ...  885 

I   Salzsäure,   Reaktionen     ....  250 

Samarskit 118,  428 

Säuren,  Einteilung 248 

Säuren,  Aufsuchung  derselben  407 

Saphir 81 

Scheelit 453 

Scherbenkobalt 186 

Schmelzbarkeit 27 

Schmelzpunkte  einiger  Metalle  .  28 

Schrifterz 230 

Schwefel 298 

Schwefelsäure,  Reaktionen  .    .    .  356 
Schwefelcyanwasseratoffsäore,  Re- 
aktionen      286 

Schwefeldioxyd  (Darstellung)  305 
Schwefelkohlenstoff,  Nachweis  .  180 
SchwefelwasserstofTsäure,   Reak- 
tionen   294 

Schweflige  Säure,  Reaktionen   .  805 

Seignette-Salz 318 

Selen 455 

Selenige  Säure,  Reaktionen    .    .  456 

Selensäure,  Reaktionen    ....  457 

S^narmontit 208 

Serpentin 55 

Siderit 62,  99 

Silber,  Reaktionen 243 

Silberglanz 244 

Silicium 372 

Silikate,  wasserlösliche    ....  367 

Silikate,  wasserunlösliche  .    .    .  369 

Silikate,  Aufschließung  ....  370 

Skutterudit 140 

Smaragd 424 

Smaltin 140 

Smirgel 81 

Speckstein 55 


Treikdwell,  AnalxtiBohe  Chemie.  I.  Bd.  6.  Aufl. 


31 


-     482 


Seite 

Speiskobalt 140 

Spektralanaljse 70 

Spektrograph 80 

Spektroskop 72 

Sphen 117 

Spinell 55 

Spodumen 420,  421 

StaDniTerbindangen 221 

StanniTerbindangen,  Beaktionen  223 
b-StanniTerbindungeii)    Reaktio- 
nen       225 

b-Stannichlorid 225 

Stanno Verbindungen,  Reaktionen  218 

Stannjlchlorid 225 

Steinsalz 46 

Stibnit 208 

Stickstoff,    Nachweis  in  organi- 
schen Substanzen 280 

Stolzit 463 

8trontianit 62,  66 

Strontium,  Reaktioneu    ....  65 

Sulfate,  Löslicbkeit 356 

Sulfide,  LöBÜchkeit 295 

Sulfite.  Löslichkeit 306 

Sylvanit 458 

Sylvin 42 

Sjsserskit 461 

T. 

Talk 65 

Tantal,  Reaktionen 442 

Tantalit 442 

Tartrate,  Löslichkeit 318 

Taschenspektroskop 80 

Tellur 458 

Tellurige  Säure,  Reaktionen  .    .  460 

Tellursäure,  Reaktionen  ....  460 

Tellursilber 458 

Tesseraikies 140 

ThalUum,  Reaktionen 445 

Thenards  Blau 86 

Thermonatrit 46 

Thioschwefelsäure,  Reaktionen  .  341 
Thioschwefelsflare,  Trennung  von 
schwefliger      und      Schwefel- 

wasserstoffsfture 345 

Thiosulfate,  LOslichkeii  ....  342 

Thorium 428 

Tiemannit* 455 

Tinkal 46,  313 

Titan,  Reaktionen 117 

Titanit 117 

Ton  (Koalin) 81 

Tremolit 56 


Seite 

Trona 46 

Trennung  der  fünfMetallgrappen 

voneinander  ........  394 

Trennung     der    Metalle     von 

Gruppe  I 398 

Trennung     der     Metalle     von 

Gruppe  II 40O 

Trennung     der     Metalle     von 

Gruppe  III 402,  404 

Trennung     der     Metalle     von 

Gruppe  IV 405 

Trennung     der     Metalle     von 

Gruppe  V 406 

Trennung  des  Goldes  von  Platia  243 

Trennung  der  Platinmetalle   .    .  471 

Trennung  der  Ceritmetalle  .    .    .  440 

U. 

Überchlorsäure,  Reaktionen    .    .  353 

Übermangansaure,  Reaktionen   .  130 

Überschwefelsäure,  Reaktionen  .  354 

Ullmanit 134 

Unterchlorige  Säure,  Reaktionen  260 
UnterphoBphorige   Säure,    Reak- 
tionen       303 

Uran,  Reaktionon 118 

Uranit 113 

Uranpech  erz 113 

Uranylverbindungen,  Reaktionen  1 14 

V. 

Valentinit 208 

Vanadin,  Reaktionen 448 

Vanadinit 448 

Vanadinsäure 448 

Vivianit 99 

Vorprüfung 378,  382 

W. 

Wasser,  ammoniakfreies     ...  53 

Wa<«seropal 366 

Wasserstofl^peroxyd  ......  48 

Wasserstoffsuperoxyd 48 

Weinsäure,  Reaktionen    ....  318 

Weißbleierz  (Cerussit)     .    .    .  62,  163 

Weißnickelkies 134 

Wismut,  Reaktionen 169 

Wismutocker .  169 

Wismutglanz 169 

Wismutspat 169 

Witherit 67 

Wolfram,  Reaktionen.    .        .    .  453 

Wolframit .    .  453 

Wulfenit 450,  453 


483 


X. 

Xanthogenverbindiingen .    .    . 

Y. 

Yttriam,  Reaktionen    .... 
Yttrotantalit 

Z. 

2iink,  Reaktionen 


Seite 


180 


429 
430 


146 


Seite 

Zinkblende 146 

Zinkspat 146 

Zinn,  Reaktionen 217 

Zinnober 150 

Zinnsäare 221 

Zinnstein   .    .            217 

Zirkon 425 

Zirkoniam 425 

Zitronenaäare  (Citronensäare)    .  822 


Berichtigungen. 

Seite  11,   11.  Zeile  v.  o.  lies  Ähnlich  statt  Ahnlich. 

Seite  99,  12.  Zeile  v.  o.  lies  F^HßOj,  statt  FgHgOfl. 

—  OK 
Seite  214,  14.  Zeile  v.  o.  Hes  O  =Sb  —  OK  statt  0  =  Sb 

-OK 

Seite  271,  Fußnote   ^),  lies  Katayama  statt  Katayma. 


OK 
OK 
OH 


HS