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Full text of "Lehrbuch der griechischen Staatsalterthümer, aus dem Standpuncte der Geschichte"

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PRESENTED 

The 

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TO 

NIVERSITY  OF 

Toronto 

TheU 

NIVERSITY  OF  STRASSBURG, 

GKRMANY. 

JANUARY   lOTri.    1891 

Digitized  by  the  Internet  Archive 

in  2010  with  funding  from 

University  of  Toronto 


http://www.archive.org/details/lehrbuchdergriecOOherm 


Lehrbuch 

der 
griechischen 


Antiquitäten 


von 


Dr.  MLarl  Friedrich  Merntann^ 

Professor  in  Göttinge n. 


Erster  Theil, 
die  Staatsalterthümer  enthaltend. 


Heidelberg^ 

in  der  akadeuilsclicn   Bucliliandlung  von  J.  C.  B.   Mohr. 

18  5  5. 


Lehrbuch 


der 


griechischen 

Staatsalterthümer 


aus  dem 


Standpuncte  djer  Geschichte 

e  n  t  F.o  rfl^'C  n 

»r.  Marl  JFriedrich  MermanUf 


Professor  in  GöUingeo. 


Vierte  voll 


Auflage. 


Heidelberg;  5 

in    d.r  akademlsclien   Hnclibandluug  von  J.  C  B    Molir. 

18  5  5. 


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I  a. 


Meinen 

verehrten  Marburg^er 

Freunden   und  CoUegen, 

den  Herren 

Geheimen  Hofrath  Dr.  Platner. 
Professor  Dr.  Rubino 

und 

Professor   Dr.   Caesar 


in 


unwandelbarer  Anhänjjlichkeit  und  Erinnerung" 

gewidmet  ' 


Vorrede. 


I. 


iidem   ich   vier   und    zwanzig  Jahre   nach   dem    er- 
sten,    fünfzehn    nach    dem   jüngsten    Erscheinen    dieses 
Lehrbuchs    die    vierte  Auflage  desselben  der  Oeffentlich- 
fceit  übergebe,  kann  ich  den  Plan  und  die  Gesichtspuncte 
des  Werkes  als  hinlänglich  bekannt   und   durch  den  Er- 
folg gerechtfertigt    voraussetzen,   um  dieses  Vorwort  le- 
diglich   auf  den  Dank    für   das    nachhaltige   Wohlwollen 
seines  bisherigen  Publicums  zu  beschränken,    ohne  vel- 
ches    ich   keineswegs    verkenne    dass    selbst  seine  a.'lfäl- 
ligen  Verdienste    nicht  ausgereicht  haben  würden   einen 
solchen  Erfolg  zu  erringen.     Denn   welche  Män^l  mei- 
ner  redlichsten    Sorgfalt   fortwährend   entganger  waren, 
wie  manchen  Irrthum  auch    die    späteren  Auflsgen  nicht 
vermieden    hatten  ,    ist   mir   in   einer   solche»  Reihe  von 
Jahren  nicht  verborgen  geblieben^  und  jede^i falls  hat  die 
W^issenschaft  inzwischen  durch  Entdeckungen   und  For- 
schungen derartige  Fortschritte  gemacht,    dass  ich  mich 
nur  lebhaft  der  Gelegenheit  freuen  kann ,  das  Buch ,  in 
welchem  ich  einst  die   ersten  Eindrücke  meiner  jugend- 
lichen Vorarbeiten    niedergelegt    hatte,    mit   den  Maass- 
stäben meines  reiferen   Alters   auf  gleicher  Höhe  zu  er- 
halten.     Dieses   habe    ich   dann   auch   nach  Möglichkeit 
zu  bewerkstelligen    gesucht,    und    namentlich    selbst  die 
Haltung    meiner  eigenen    Fortsetzungen    desselben ,    der 
gottcsdienstlicheu  und  PrivataltcrtLümcr ,  auf  diese  Um- 


VI  Vorrede. 

arbeitung    In    sofern   zurückwirken  lassen,   als  in  dieser 
die   Zusammenstellung  der  neueren  Literatur  und  ihrer 
Ergebnisse,    auf   die   es    ursprünglich  vorzugsweise  ab- 
gesehn  war ,  jezt  noch   entschiedener  und  consequenter 
als    in  den   vorhergeheaden  Wiederholungen    hinter  der 
Verweisung    auf  die  Quellen   und    dem   wörtlichen  Ab- 
drucke der  wichtigsten  unter  diesen   zurückgetreten  ist 5 
obgleich  ich  nicht  fürchte,  dass  man  es  mir  darum  zum 
Vorwurfe   machen   werde,    wenn   Ich  auch  jene    Seite, 
der   das  Buch  yielleicht  einen  wesentlichen  Theil  seiner 
Verbreitung    dankt,    nicht  aus   dem  Auge   gelassen  und 
noch  in  dieser  Auflage  mit  möglichst  vollständiger  An- 
gabe neuer  oder  mir  früher  entgangener  Erscheinungen 
ergänzt  habe.      Auch    die  Anlage  und   Einthellung   des 
€ianzen ,    die  ich  nicht  mehr  als  mein  Eigenthum ,  son- 
dern als  Gemeingut  meines  Leserkreises  ansehen  zu  müs- 
sen wlaubte,   ist  aus   demselben  Grunde  bis  auf  wenige 
Abweichungen,  welche  das  nachstehende  Inhaltsverzeich- 
niss  erj^ibt ,  unverändert   beibehalten^   im  Einzelnen  da- 
gegen  k^nn    ich  es  geradezu  ein  neues   Buch  nennen, 
von  dessej  Umgestaltung  nur  diejenigen  Partieen  weni- 
ger  bcrührl  worden    sind ,    die   schon   in   den  früheren 
Auflagen  meVr  auf  eigener  als  fremder  Forschung  beru- 
heten 5    und  wt)fern  ich  anders  bei  meinen  heutigen  Le- 
sern noch  das  ahnliche  Bedürfniss  wie  bei  den  damali- 
gen voraussetzen  darf,    so  hoflfe  ich  diesen  für  den  ge- 
genwärtigen  Standpunct    der    Wissenschaft    mindestens 
die  gleiche  Befriedigung  wie  jenen  für  den  früheren  zu 
bieten.     Nur  eins  bitte  ich   bei  der  Benutzung  nicht  zu 
übersehen ,    dass  der  Druck  schon  vor  vollen  zwei  Jah- 
ren begonnen  und  die  erste  Hälfte  (bis  §.  90)  auch  be- 
reits zu  Michaelis  1853  ausgegeben  worden  ist,  wodurch 
sich   eine   reiche  Nachlese    von  Zusätzen    oder  Berichti- 


Vorrede.  VII 

gungen    ergeben   hat  5    ausserdem    habe    ich    noch    unter 
der  Arbeit    manches    umgestellt ,    und    so    sehr  ich  auch 
im   Vereine    mit    zwei    befreundeten    und    sachkundigen 
Correctoren  für  die  Reinheit  des  Druckes  besorgt  gewe- 
sen bin,  so  muss  ich  daneben  doch  ausdrücklich  die  lez- 
ten  Seiten  dieses  Bandes  der  ergänzenden  Aufmerksam- 
keit des  Lesers  empfehlen.     Dass  freilich  auch  abgesehn 
You  solchen  Zufälligkeiten  das  Ziel,    welches  ich  schon 
in    den    Vorreden    der   vorhergehenden   Ausgaben   ange- 
deutet habe  ,  selbst  in  dieser  Bearbeitung  noch  nicht  in 
seinem  ganzen  Umfange  erreicht  ist,  will  ich  hier  ebenso 
wenig    verhehlen  3    dazu   aber   bedarf  es   zugleich   einer 
ähnlichen  Neugestaltung  der  beiden  andern  Bände ,    wo- 
für wenigstens  der  neueste    noch   nicht  die  buchhändle- 
rische Reife    erlangt  hat  5    und    so    möge   denn  dem  ge- 
genwärtigen   in    seiner  Vereinzelung  vorläußg  noch  ein- 
mal der  Spruch  des  Polybius  zu  Gute  kommen,  der  be- 
reits   seinen    ersten    Ausflug    als   schützender    Taliiman 
begleitete ;    Sei  6s  i6v  ccya&ov  XQii'^v  ovh  in  xiäv  naqok- 
Xeinoiiievmv    domf^iäC,eiv    lovs    yQurpov^as ,    «AA    £«    lOiV 
Xeyoi^iivoiV*  kuv  /iihv  tv  totiots  XafißaV)]  ti  ipeüdog ,  el~ 
divai   diözi    itaxelva    nagaXeiTieTai   (^i    ayvoicV    iav   dh 
näv   To    Xsyofievov    aXfjd^lQ  fj ,   ovyyjiüQelv  d.öii    xocKeivcc 
naQuoioinäxai  «ara  aQioiv,  ovx  ayvotav.     Sollte  es  mir 
vergönnt   seyu   noch    eine   neue  Auflage  der  Privatalter- 
thümer  zu  erleben ,    so    lässt    sich   an  deren    lezten  Ab- 
schnitt, die  Rechtsalterlhümer,  bequeni  die  Entwickelung 
der  Grundsätze    des  äusseren    und   inneren    griechischen 
Staatsrechts    anknüpfen ,    die    dann   von    seihet  noch   zu 
einer  viel  allgemeineren  und  umfassenderen  Betrachtung 
des    alten    Staatslcbens    und    seiner  Organisation    führen 
kann,  als   sie  der  gegenwärtige  Plan  mit  sich  bringt,   und 
der   täglich    wachsende  Schatz   alter   Urkunden    wird    es 


VIII  Forrede. 

dazu  aach  nicht  an  Stoff  fehlen  lassen;  bis  dahin  aber 
die  ganze  Umarbeitung  zu  verschieben,  konnte  ich  nm 
so  weniger  über  mich  gewinnen,  als  ich  es  mir  selbst 
und  meinen  Lesern  schuldig  war,  ein  Werk,  das  Hun- 
derten ein  Hand-  und  Hülfsbuch  geworden  ist,  vor  der 
Veraltung  zu  bewahren  ,  m«*  welcher  kein  wissenschaft- 
liches Vertrauen  bestehen  mag ,  und  dafür  wird  hoffent- 
lich auch  die  jetzige  Gestalt  noch  genügen. 

Göttingen  im  März  1835. 

K.    Fr.    Hermann. 


Inhaltsverzeichiiiss. 


Einleitung. 

Seite 
§.      1.      Begriff   und    Verhältniss    der    Alterthümer    zur  Aller- 

thumskunde  und  Archäologie         * 

§•      2.      Geschiebte  und  Literatur  der  griechischen  Antiquitä- 
ten  überhaupt          * 

§.     3.     Quellen    und    Hülfsmittel    der    Staatsaltertbümer   ins- 

besondere         ° 

Erster  Haupttheil.     Anfänge  der  Staatenbildung  und 
des  Völkerrechts  in  Griechenland. 

§.     4.     Allgemeine  Betrachtung    der   vorgeschichtlichen  Zeit  12 

§.     5  (früher  5  und  6).      Patriarchalische  Formen      ....  17 

§.      6  (früher  7).     Trennung  in   Stumme         21 

§.     7   (früher  8).      Pelasger  und  Hellenen 27 

§.     8  (früher  55).     Das  heroische  Königthum   und   sein  Staat  33 

§.      9.     Rechtlosigkeit  nach   Aussen         37 

§.   10.     Gottesdienstlicbe  Begründung    des  Völkerrechts          .  41 

§.    11.      Politische  Annäherungen  und  Verbände           ....  44 

§.12  (früher  11).     Ampbiktyonien         48 

§.   13  (früher  12  und   13).     Die  delphische  Amphiktyonie        .  51 

§.   14.     Organisation   der  delphischen  Amphiktyonie       ...  56 

Zweiter  Haupttheil.     Geschichte  des  doriselen  Stam- 
mes, insbesondere  der  Laccdaemoaier. 

Cap.  I.    Vorbereitungen  und  Folgen  der  dorischen  Eroberung. 

§.    15.      Vorgänge  im   Norden   Griechenlands 6^^ 

§.   16.      Aelteste  Geschichte  der  Dorier .  64 

§.    17.      Der  Peloponnes  zur  Zeit  der  Eroberung       ....  67 

§.    18.      Die  dorische  Theiiung  des   Peloponnes 7  t 

§.   19.     Schicksale  der  Besiegten 73 

Cap.  n.     Staatliche  Entwickelung  der  Dorier;  Verfassungen  in 
Kreta  und  Lacedaemon. 

§.  20.     Die  peloponnesischen  Dorier    nach  der  Eroberung     .  76 

§.   21.      Das  dorische   Kreta    und  seine  Verfassung      ....  79 

S.  22.     Dorisches  Volksleben  in  Kreta S3 


Inhaltsverzeichniss. 

Seite 


23.     Lykurg  und  die  spartanische  Verfassung 


»6 

90 

94 

98 

102 

106 

109 

111 


§.  24.     Rath  und  Beamte  in  Sparta        .... 
6.   25.      Volksgemeinde  und  Bürgerreebt  in   Sparta 
§.   26.     Erziehung  der  spartanischen  Jugend 
§.   27.     Organisation  des  Priratlebens  in  Sparta 
§.  28.     Gemeinspeisung  und  Gütergleichheit    .     . 
§,  29.     Organisation  des   Heeres  in  Sparta       .     . 
§.   30.      Bewaffnung  und  Kriegskunst  der  Spartaner 
Cap.    in.       Lacedaemon's    Wachsthum     und     Hegemonie     in 
Griechenland. 

§.  31.     Die  messenischen  Kriege 114 

§.  32.     Kämpfe  mit  Arkadien  und  den  Tyrannen     .     .     .     .  118 

§.  33.     Kämpfe  mit  den  Argivern        119 

§.  34.     Die  peloponnesische  Bundesgenossenschaft        .     .     .  122 

§.  35.     Die  Perserkriege           124 

§.   36.      Gegengewicht  Athen's  gegen   Sparta 125 

§.   37.     Kämpfe  und  Frieden  mit  Athen 128 

§.   38.     Der  peloponnesische   Krieg .  131 

\   §.  39.     Ende  und  Folgen   des  peloponnesischen  Kriegs     .     .  133 

^^§.  40.     Der  korinthische  Krieg 136 

§.  41.     Folgen  des  Autalcidischeu  Friedens 137 

§.42.     Kampf  und  Niederlage  gegen  Theben 140 

Gap.  (V.     Lacedaemon's  innerer  Verfall  und  lezte  Schicksale. 

§.  43.      Ursprung  des  Ephorats 1^3 

§.  44.     Gewalt  des  Ephorats 145 

§.  45.  \Aeu8sere  Stellung  des  Ephorats       .......  147 

§.  46.     Entsittlichung  der  Bürger 150 

§.   47  (früher  48).     Feindliche  Elemente  im  Innern      .     .     ,  152 

§.   48  (früher  47).     Ausartung  der  Verfassung 154 

§.   49.     Schicksale  nach  dem  Verluste  der  Hegemonie      .     .  157 

§.  50.     Schicksale  nach  dem  Ende  des  Königthums      .     .     .  160 

Dritter  Haupttheii.  Allgemeine  Entwickelung  der 
griechischen  Staaten  nach  ihren  Bcstandthcllen 
und  Formen. 

§.  51.     Die  griechische  Staatsidee        164 

§.   52.     Vom  Staatsbürgerrechtc 167 

§.   53.      Von  den  Staatsgewalten 170 

§.   54  (früher  in    52).     Von  den  Regierungsfornien     ....  172 

§.   55  (früher  54).     Von  den  Staatsverfassungen        .     .     .     .  t75 

§.   56.     Das  Königthum   und  sein  Untergang 177 

§.   57.     Die  Aristokratie  nis  Erbinn  des   Königthums          .     .  180 

§.  58.     Charakter  der  Aristokratie 181 


Inhaltsverzeichniss.  XI 

Seite 

§.  59.     Uebergang  zur  Oligarchie        1S4 

§.   60.     Oligarchie  aus  Eroberung        185 

§.   61.     Elemente  der  Demokratie        187 

§.  62.     Demokratisehe  Bewegungen 189 

§.  63.     Entstehung  der  Tyrannis          190 

§.   64.     Charakter  der  Tyrannis 192 

§.   65.     Untergang  der  Tyrannis 194 

§.  66.     Idee  der  griechischen   Demokratie 195 

§.  67.      Unterschiede   der  Demokratien 198 

§.  68.     Die  absolute  Demokratie 200 

§.   09.     Die  Demagogie  und  Sykophantle 202 

§.  70.      Ollgarchische  Factionen 204 

§.  71.     Innere  Parteikämpfe 206 

§.  72.     Allgemeine  Demoralisation 207 

Vierter  Hauptthell.    üebersiclit  der  griechischen  Co- 
looien  und  ihrer  Staatsvcrhältuisse. 

§.  73.     Unabhängigkeit  der   Colonlen      ........  211 

§.  74.     Verhältniss  zur  Mutterstadt 213 

§.  75.     Veranlassungen  der  Colonlsatlon 214 

§.  76.     Aeolische  Niederlassungen       .     , 2^6 

§.  77.      Die  lonler  in   Kleinasien  und  auf  den   Inseln        .     .  "19 

§.  78-      Pflanzstädte  der  kleinasiatischen  lonier         ....  223 

§.  79.     Dorische  Niederlassungen  j^i  Osten 227 

§.  80.     Lacedaemonisch  -  achaeische  Colonien   in  Italien  .    .  230 

§.  81.     Chalcidenser  in  Thracien 234 

§.  82.     Chalcidische  Niederlassungen  In   Italien        ....  236 

§.  83.     Chalcidische  Niederlassungen  in  Sicillen      ....  239 

§.  84.     Dorier  in  Sicillen;  Syrakus  und  seine  Püanzstä.lte     .  242 

§.   85.     Megara ,  Gela,  Agrigent 244 

§.  86.     Pflanzstädte  von  Korinth,  Megara,  Athen         •     .     .  247 

§.  87.     Verfassungen  der  Colonien  im  Allgemeintn      .     .     .  250 

§.  88.     Positive   Gesetze ;  Tlmokratie        252 

§.  89.     Gesetzgebung  des  Zaieukus  und  Charondas       .     .     .  253 

§.  90.     Der  pythagoreische  Bund  und  seine  Folgen     .     .     .  256 

Fünfter  Haupttheil.    Der  athenische  Staat  und  seine 
Geschichte. 

Cap.   I.      Innere  Geschichte  Athen'»  bis  zur  Befestigung  seiner 
Demokratie. 

Erster  Abschnitt.     Vurgeschlchtllche  Zeit  bis  Theseus. 

§.  91.     Aelteste  geschichtliche  Erinnerungen        260 

§.  92.     Die  mythischen   Könige    von  Attika 264 

§.  93.     Die  l'hylcu  der  mythischen  Königszeit 266 


XII  Inhaltsverzeichniss. 

Seite 

§.  94.     Die  ionischen  Phylen 268 

§.  95.     Charakter  der  ionischen  StaatsTcränderung      .     .     .  271 

§.  96.     Abstammung  der  lonier 273 

Zweiter  Abschnitt.     Von  Tbeseus  bis  Solen. 

§.   97  (früher    97   and    98).       Der    athenische    Gesammtstaat 

and  seine  Gliederung 276 

§.  98  (früher  99).     Die  Phrat.ieii   and  Geschlechter     ...  281 
§.  99  (früher  100).     Die  Phratrien  als  Wächter  des  Bürger- 
rechts         284 

§.   100  (früher  101).     Rechte    und  Stellung  der  Eupatridcn.  287 

§.   101   (früher  102).      Ende  des   Königlhums 291 

§.    102  (früher  in  103).     Verfassung  der  Aristokratie  .      .      .  293 

§.   103.     Drakon's  Gesetze  und  der  cylonische  Aufstand  .     .  296 

§.   104.     Das  alte  Blutrecht  und  die  Ephcten 298 

§.    105.     Das  Gericht  auf  dem  Areopage       ..*....  302 

Dritter  Abschnitt.     Von   Solon  bis  Aristides. 

§.    106.     Die  Parteien   und  Solon  als  Vermittler       ....  306 

§.   107.      Solon's  Gesetzgebung  ;    die  Volksrechte      ....  308 
§.   108.     Der   Ilath    der   Vierhundert    und    die    Schatzungs- 

classea         311 

\.  109.     Der  areopagitische  Rath         .     , 314 

§.  110.     Neue  Kämpfe:     Tyrannis  der  Pisistratiden      .     .     .  317 

§•  111.      Klisthenes  und  seine  Staatsverändcrungen        .     .     .  319 

§.   112.      Vollendung  der  reinen  Demokratie 324 

Cap.  IL    Der  Staatsorganismus   der  athenischen  Demokratie. 

Erster  Al«chaitt.      Vom    Personenrecbte    im    Allgemeinen    and 
dem  Büigerrechte  insbesondere. 

§.   113.     Gesetzlicher  Charakler  der  athenischen  Demokratie.  327 

§.   114.     Sklaven  und  Freigelassene 329 

§.   115.     Schutzverwandte  oder  Beisassen 333 

§.   116.     Mittiieilung  einzelner  Reclite  an  Fremde  ....  335 

§.   117.      Mittheilung  des  Bürgerrechts 338 

§.    118.      Bürgerliche  Berechtigung  durch  die  Geburt         .     .  341 
§.    119  (früher  119».  120).    Politische  Bedeutung  der  Familie  345 
§.   120  (früher   121   u.    122).     Rechtliche    Stellung  des  weib- 
lichen Geschlechts        347 

§.  121   (früher  123).    Mündigkeit  und  Gemeindeangehcrigkeit.  350 

§.   122.     Ortsgemeinden   und  sonstige  Körperschaften  .     .     .  354 

§■    123.      Rechte  und  Pilichteii  des  atheniscben  Bürgers    .     .  357 

§.    124.      Verlust  der  bürgerlichen  Rechte         359 

Zweiter  Abschnitt.     Vom  Rathe  und  der  Volksversammlung. 

§.  125.     Der  Rath  der  Fünfhundert  als  Volksausschuss          .  364 

$.    126.      Der  Rath  als  Verwaltungsbehörde 366 


XIII 
Inhaltsverzeichmss.  ^ 

Seite 

^  ,     .,  ...    369 

§.   127.      Prylanea  uud  Schreiber         

§.   P8.  Die  Volksversammlungen        ' 

€     129.  Verhandlungen  in   der  Volbsgemeiude 

§.  130.  Abstimmung  über  Sachen  uud  Personen    .     .     .     •     ^°^ 

§.   131.  Gesetzgebung ^gg 

§.   132.  Anklage  gesetzwidriger  Vorschläge ^^^ 

§.   133.  Betheiligung  des  Volkes  bei  Anlagen         .     .     •     • 
Dritter  Abschnitt.     Von  den  Gerichten  und  ihren  Vorsitzern.       ^^^ 

ß     134.  Die  Heiiaea  und  ihre  Dlkasterien 

8.   135.  Hecht  zu  Klagen  und  Elntheilung  derselben        .     .     ^yö 

§.136.  Eigeulhümliche  Arten  öffentlicher  Klagen:    Phas«.     Jyy 

§.    137.      Summarisches  Verfahren         

§.  138.     Vorstandschaft  der  Gerichte;  Archonten     •     '     '     *     *[Jg 

8.   139.     Die  Eilfmänner !     *    ,\    '     *     '     "     Ain 

§.140.     Einleitungen  des  Processes;  Gerichtsgelder     '     '     '     ^" 

§.  141.  Instruction  des  Processes;   Be^Teismittel     '     '     '     '     ^^^ 

§.  142.  Verhandlung  vor  Gericht ;  Zeugen 

6.  143.  Der  Richterspruch  und  seine  Folgen      *     *     *     '     " 

§.  144.  Vollziehung  des  Rechtspruchs;  Contumazurtheile  .     42J 

§.  145.  Berufungen.     Schiedsrichter ^ 

§.  146.  Gerichte  für  besondere  Fälle 

Vierter  Abschnitt.     Von  den   Beamten. 

432 
§.  147.     Classen  der  Beamten '    ^ 

§.   148   (früher    149).      Besetzung    der    Aemter    durch    Wall     ^^^ 

oder  Loos         

§.   149  (früher  148).     Prüfung  der  Beamten      '     '     '     '    '     '      .^q 
8.  150.     Gottesdienstliche  und  Polizeibeamte  ••••'„ 
,  .     .    442 

§.  151.     Finanzheamte         

§.   152.     Militärbehörden  nnd   Heeresorganisalion          '     *     '     ^,q 
§.  153.     Bürgerliche  Thätigkeit  der  Militärbehörde     '     '     ' 
§.   154.     Rechenschaft  der  Beamten 

Cap.  HI.     Innere  Geschichte  der  athenischen  Demokratie. 

Erster  Abschnitt.     Politische   und  finanzielle  Eotwickelung. 

ß.    155.     Keime  des  Wachsthums   und   der   Tirteiung     -     '     •     ^^^ 

457 
§.    156.      Bundesgenossen   und  Staatschatz 

§.    157.     Verhältniss  der  Bundesgenossen  zu  Athen       ...        » 

§.    i58.     Spaltung  und  Stellung  der  Parteien ^ 

§.  159.      Perikles  ;     ' 

8.   160  (früher   1 00  u.  lf>^).      Die  Massenherrschaft  und  ihre 

r  ,  467 

Fo'C^n .•  ,rjQ 

§.   161.      Belastung  der  Reichen.      Liturgien 

§.    162.     Trierarcbie  und  Vermögensteuer 


XIV  Inhaltsverzeichniss. 

Seite 
Zweiter  Abschnitt.     Parteikätnpfe  und  Umwälzungen. 

§.   163  (früher  164).    Parteibäupter  neben  und  nach  Perikles.  476 

§.  164  (früher  165).     Das   athenische  Volk  im  peloponnesi- 

schen  Kriege 480 

§.  165  (früher  166).     Auflösung  der  Demokratie     ....  483 

§.  166  (früher  167).     Die  Vierhundert  und  Fünftausend       .  486 

§.  167  (früher  168).   /Die  Drcl.sig 490 

§.   168  (früher  169).     Wiederherstellung  der  Demokratie      .  493 

Dritter  Abschnitt.     Entartung  und  Untergang. 

§.  169  (früher  170).     Neue  Hebung  nach  Aussen     ....  496 

§.  170  (früher  171).     Neue  Entartung  im  Innern     ....  499 

§.   171   (früher  in  162).     Finanzreform;  Symmorien     .     .     .  503 

§.   172.     Schwankungen  der  äusseren  Machtstellung     ,     .     .  507 

§.  173.     Kampf  und  Niederlage  gegen  Philipp  von  Macedonien  512 

§.  174.     Folgen  der  Niederlage         516 

§.  175.     Wechselnde   Schicksale  unter  Macedonien       .     .     .  520 

§.  176.     Schicksale  unter  den  Römern        524 

Sechster  Hauptthcil.  Darstellung^  elnig-er  Bundes- 
staaten, die  in  Griechenlands  Geschichte  eine  all- 
gemeinere Bedeutung  erlangt  haben. 

§y   177.     Geschichtlicher  Standpunct  der  Bundesform        .     .  529 

§.  178.     Thessalien 531 

§.   V79.     Der  boeotische  Bund;  Mitglieder 535 

§.  1^.      Geschichte  Boeotiens  bis  Pelopidas 537 

§.    181,     Boeotien  unter  Theben's  Plejp^onie 540 

§.   182.^  Theben's  Verfall  und  lezle  Schicksale         ....  542 

§.   183.     Entwickelung  des  aetolischen  Bundes     .....  546 

§.   184.     fclüthe  und  Fall  des  aetolischen  Bundes     ....  548 

§.    185.      Ui«prung  des  achaeischen   Bundes 550 

§.    186.     VerYassung  des  achaeischen  Bundes 553 

§.  187.     Uebertritt  der  Achaeer  zu  Macedonien 556 

§.   188  (früher  188  u,  189.   Deracbaeische  Bund  seit  Philopoemen  558 

§.    189.     Sieg  der  Römer  und  dessen  Folgen 561 

§.  190.     Achaja  als  römische  Provinz       565 

Anhang. 

I.  Die  Könige  Ton  Lacedaemon 568 

II.  Die  athenischen  Eponymen  von  496—292  a.  Chr.     .     .  569 

III.  Alphabetisches  Verzeichniss  der  bekannten  athenischen 
Eponymen  bis  auf  Sulla's  Zeit         572 

IV.  Die  Demen  von  Attika  nach  den  zehn  Phylen  geordnet  577 

Register 581 

Berichtigungen  und  Zusätze       598 


Einleitung. 


JLfcr  Name  Alterthümer,  antiauitates ,  agytuoXoyla,  äncti 
wo  er  in  BeziehuDg^  auf  ein  einzelnes  Volk  wie  das  grie- 
chische gebraucht  wird,  umfasst  im  Grunde  alle  Erschei- 
nungen und  Aeusserungen  seines  Lebens  und  seiner 
Thätigfceit  vor  einem  bestimmten  Zeitpuncte,  der  entwe- 
der sein  geschichtliches  Daseyn  selbst  beschlossen  oder 
doch  innerhalb  desselben  eine  entscheidende  Epoche  ge- 
macht hat  1)  j  und  wenn  auch  der  Sprachgebrauch  eine 
solche  Betrachtung  in  ihrer  Ganzheit  ^)  mehr  mit  dem 
Ausdruche  Alterthumskunde  oder  Alterthumswissenschaft 
bezeichnet  ^) ,  wovon  die  eigentlichen  Alterthümer  nur 
einen  Theil  ausmachen  ,  so  haftet  doch  gerade  diesen 
vorzugsweise  der  Gesichtspunct  einer  Beschäftigung  mit 
vergangenen  Zuständen  an  '^) ,  während  anaere  deren 
noch  andere  und  näher  liegende  zulassen.  Am  deut- 
lichsten zeigt  sich  dieses  bei  den  erhaltenen  Denkmälern 
des  Altcrthums,  die  sey  es  mittelbar  als  schriftstellerische 
Ueberlieferungen ,  sey  es  als  autoptische  Zeugen  und 
Reste  der  Vergangenheit  in  Inschriften  5),  Münzen  ö), 
Geräthen  ^),  und  bildlichen  Erzeugnissen  ^),  allerdings 
auch  den  Altcrthümern  als  Quellen  und  Mittel  für  ihre 
Zwecke  dienen,  ohne  jedoch  darin  ihren  ganzen  Werth 
und  ihre  Bedeutung  zu  erschöpfen  5  im  Gegcntheil  bietet 
die  Mehrzahl  dieser  gleichzeitig  noch  höhere  und  selb- 
ständigere Seilen  dar,  nach  welchen  sie  theils  um  ihrer 
selbst  willen  beschrieben  und  erklärt,  theils  in  den  Or- 
ganismus   einer    allgemeineren    Entwickclung    verwoben 

A 


2       §.  1.     Begrifft  und  Ferhältniss  der  AUerthümer 

werden  '^)  5  —  und  auch  wo  diese  monumentale  Alter- 
thumskunde  noch  den  hergebrachten  Namen  Archäologie 
mit  den  Antiquitäten  theilt,  hat  sie  thatsächlich  durch 
ihren  Anschluss  an  die  allgemeine  Kunstgeschichte  eine 
andere  Richtung  gewonnen.  Aehnliches  aber  gilt  mehr 
oder  minder  auch  von  dea  übrigen  Zweigen  der  wissen- 
schaftlichen Alterthumskunde ,  die  einerseits  zwar  nach 
ihrer  historischen  Beziehung  zu  dem  alten  Volksleben 
dem  weiteren  Kreise  der  Alterthümer  beigezählt  werden 
können,  dabei  jedoch  anderseits  die  sachlichen  Princi- 
pien  ihres  besondern  Fachs  stets  werden  vorwalten  las- 
sen 5  —  ja  selbst  die  politische  Geschichte  Griechenlands 
wie  Roms  stellt  sich  nicht  bloss  als  Lebensäusserung 
eines  ehemaligen  Volksthums,  sondern  als  Glied  einer 
grösseren  menschheitlichen  Entwickelungsreihe  dar,  wozu 
sich  die  nationalen  Functionen  nur  als  Ursachen  oder 
Wirkungen  verhalten  5  — ;  und  zieht  n^an  folglich  alle 
diese  Fächer  von  dem  grossen  Ganzen  der  classischen 
Allcrlhumskunde  ab,  so  bleibt  für  die  Antiquitäten  im 
engern  Sinne  nur  die  Vergegenwärtiguug  der  ehemaligen 
Zustande  und  Institutionen  übrig  ,  in  welchen  sich  die 
Individualität  des  betreffenden  Volkes  gleichsam  in  ihrer 
Häuslichkeit  ausgeprägt  hat,  um  von  hier  aus  erst  durch 
jene  Aeusserungen  und  Thätigkeiten  mit  d^m  grösseren 
Leben  det  Menschheit  in  Beziehung  zu  treten  ^'^). 

1)  So  neoAt  der  Griccbe  selbst  seine  Urgeschicbte ,  einscLIiess- 
lich  der  Mythenleit,  u()x(uoloyiu^  Plat.  Hipp.  maj.  p.  285  D,  Dio- 
dor.  I.  4,  IV.  1,  Plut./V.  Thes.  c.  1  ,  de  Hciod.  mal.  c.  3;  vgl. 
Ast  Grundriss  der  Pbiiol.  Landsli.  1808.  8,  S.  34,  E.  v.  Lasaulx 
über  das  Studium  der  griech.  u.  röm.  Alterthümer;  München  1846, 
4,    S.    II.  .  -i:     • 

2)  Wie  sie  z.  B.  Ed.  IMatner  über  -wissenscbaftlichc  BegrÜH^ 
düng  und  Behandlung  der  Antiquitäten,  Marb.  1812.  8  und  neuer- 
dings R.  H.  Klausen  nach  Böckb  als  Begriff  der  Alterthümer  auf- 
gestellt hat ;  vgl.  F.  S.  W.  Hoß'mann  Lebensbilder  berühmter  Hu- 
manisten ,  Lpz.    1837.   8,  S.   58  Igg, 

3)  Vgl.  F.  A.  Wolf  Museum  der  Alterthumswissenscbaft ,  Ber- 
lin 1807.  8,  I,  S.  1  —  145  und  dessen  Vorlesungen  B.  I  herausg. 
von  Gürtler  Lpz.  1831  und  B.  VI  von  S  F.  W.  Hoflmann,  1.S33. 
Sj  auch  des  leztcren  Lehr-  und  Handbuch:  die  Alterthumswissen- 
schaft,  Lpz.  1835.  8,  und  für  gelehrten  Stoff  die  Realencyklopädie 
der    classischen   Alterthnmswisseuschaft    in    alphabetischer    Ordnung 


zur  Alterthumshunde  utid  Archäologie.  3f 

von  Pauly,  dann  Walz  und  Teuffei,  Stuttg.  1839—52,  6  Bde.  8; 
während  A.  v.  Steinbüchers  Abriss  d.  Allerthumskunde,  Wien  1829. 
8  und  C.  G.  Haupt's  allgemeine  wissenschaftliche  Alterthumskunde 
oder  der  concrete  Geist  des  AUerthums  in  seiner  Entwickelung  und 
in  seinem  System,  Altona  1S39.  8  einzelne,  namentlich  mythologi- 
sche und  artistische   Gesichtspuncte   einseilig  vorwalten   lassen. 

4)  Baco  de  augm.  scient.  II.  6:  Antiquitates  sunt  reliquiae  hl- 
storiae,  quae  tanquam  tabulae   e  naufragio  temporum  ereptae  sunt. 

5)  Vgl.  Fr.  Oiidendorpii  oratio  de  veterum  inscriptionum  et 
monumentorum  usu,  L.  B.  1745.  4  und  für  Griechenland  Jo.  Franz 
Elementa  epigraphices  graecae ,  Berl.  1840.  4  und  Zell  in  Walz 
Realencykl.  IV,  S.  173  —  184.  Was  das  Material  betriÖ't,  so  hat 
ältere  Sammlungen  ,  die  Beck  Gruudriss  der  Archäologie  S.  108 — 
119  >erzeichnet,  Böckh's  Corpus  inscriptionum  graecarum  ,  Berlin 
1825  fgg.  überflüssig  gemacht;  neben  und  nach  diesem  sind  die  be- 
merkenswerthesten  H.  J,  Rose  Inscr.  gr.  vetustissimae ,  Cantabr. 
1825.  8,  C.  Vidua  Inscr.  antiquae  in  Turcico  itinere  coUectae,  Pa- 
ris 1827.  8,  O.  F.  V.  Richter  griech.  u.  latein.  Inschriften,  herausg. 
V.  J.  V.  Francke,  Berlin  1830.  4,  F.  Osann  Sylloge,  üarmst.  1834 
fol.  ,  L.  Ross  Inscr.  graecae  ineditae  ,  Naupl.  1834,  Athen  1842, 
Berl.  1845.  4,  Ph.  Lebas  Inscr.  grecques  et  romaines  recueillies 
en  Grece  ,  Paris  1835.  36.  8,  J.  L.  Ussing  Inscriptiones  gr.  inedi- 
tae,  Havniae  1847.  4,  L.  Stephan!  Titulorum  graecorum  Part.  I-V. 
vor  den  Dorpater  Lect.  Catalogen  1848  —  50,  und  für  Athen  insbe- 
sondere die  dortigen  Publicationen  der'Egtr/fifijti;  ug/aioXoyiy.r/  1837  —  41, 
Rangabe  Antiquites  helleniques,  1842  und  'E7ii.yQrt(fnl  uvfxdoToi  cva- 
yiaXv<f&iXoui-  y.itl  ixdo&üoui,  i'tio  tov  uQxaioXoyiy.ov  avX?.öyov  1851;  für 
andere  Gegenden  auch  manche  der  später  §. '6  zu  nennenden,  Reise- 
werke. 

6)  Vgl.  Ezech.  Spanheim  Uissertationes.  de  praestantia  et'  usu 
numism;)tum  antiquorum,  Amstel.  1691.  4;  ed.  III  Lond.  ft  Amst. 
1700.  1717.  2  Bde.  fol.  und  F.  Creuzer  über  einige  praktische 
Seiten  des  antiken  Münzwesens  in  s.  deutschen  Sclirift'en  «.  Archäol. 
I,  S.  320 — 387;  zur  Uebersichl  des  griechischen  Münzschatres  aber 
ausser  altern  bei  Beck  a.  a.  O.  S.  119  — 131  die  Hauptwerke  von 
Eckhel  (Doctr.  numorum  veterum ,  W'icn  1792.  4.  B.  I  -  IV  )  und 
Mionnet  (Description  des  medaillea  antiques,  Parrs  1806  fg^;  8 
VI  Bde  mit  Suppi.)  mit  zahlreichen  Nachträgen  von  Millingen,  Pin- 
der,  Cadalvene  und  Andern,  die  theils  in  Koner's  Artikel  Nummi  in 
Walz  Realencykl.  V,  S.  753  und  A.  C.  E.  von  Werlhofs  Handbuch 
der  griechischen  Numismatik,  Haunov.  1850.  S,  S.  24  fgg,  ver- 
zeichnet, theils  in  Zeitschriften  wie  Cartier's  Revue  numismatique, 
Blois  1836  fgg.,  Akcrman's  Numismatic  chrönicle ,  London  18.19 
fgg.,  Gerhardts  archäologischer  Zeitung  u.  s.  w.  niedergelegt  sind,; 
und  dem  Ilülfsbuche  von  Fr.  de  Dominicis,  Repertorio  nnmism.-ilico,) 
Napoli  1820.  4.  lieber  die  Münzen  als  Verkehrsmittel  im  Aller  " 
thuine  selbst  ist  Friv.    Alterth.   §.   46   gehandelt. 

7)  Vgl.  z.  B.  Vermiglioli  Lezioni  elcmcnlari  di  archcologi^ti 
Perugia  1822,  8.  II,  p.  231  fgg.  und  O.  Müller  Handbuch  d.  Ar- 
chäologie der  Kunst,  3tc  Aufl.  1848.  8,  S.  408—418  mit  dtrt 
Kupferwerken  >'0n  Montfaucon  Antiquite  expliquce  et  reprcsentee 
en  ligures,  Paris  1719,  5  Thle  in  10  Bdn  und  5  Suppl.  1724  fol., 
deutsch  im  Ausz.  von  .1.  .1.  Schatz  Nürnberg  1757  ,  2tc  Aufl.  1807 
fol.,  de  Caylus   Recucil  d'  antiquites  cgypliennes  ,  ctrusques ,    grcc- 

A2 


f'  §.  2.     Geschichte  und  Literatur 

ques  et  romaines,  Paris  1752 — 67,  7  Bde  4,  G.  B.  Piranesi  Vagi, 
candelabri  .  .  .  luceriie  ed  ornamenti  anticlii ,  Rom  1778,  2  Bde 
fol.  ,  Moses  Collection  of  ancient  rases  etc.  Lond.  1814,  und  ein- 
zelne Proben  bei  H.  Kärcher  Handzeichnungen,  Carlsruhe  1825.  8 
und  W.   Smith   Dictionary   of  greek  and  roman  antiqnities,   London 

1849.  8. 

8)  Vgl.  Th.  Panofka  Bilder  antiken  Lebens,  Berl.  1843.  und 
Griechinnen  und  Griechen  nacL  Antiken  1844.  4;  E.  Gerbard  Va- 
senbilder griechischen  Alltagslebens,  Berlin   1852  u.   s.   w. 

9)  Vgl.  Miliin  Introduction  ä  1'  etude  des  monumens  antiques, 
Paris  1796.  8,  p.  2;  J.  C.  Gruber  Encykl.  d.  Alterlhümer  Grie- 
chenlands, Lpz.  1801.  8,  S.  1—40;  F.' C.  Petersen  Einleitung  in 
das  Studium  d.  Archäologie  ,  übers,  v.  P.  Friedrichsen  ,  Lpz. 
1829.  8;  L.  Preller  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterthumswissenschaft  1845 
Suppl.  1.  2;  insbes.  aber  auch  E.  Gerhard  Hyperboreisch-römische 
Studien,  Berl.  18.^3.  8,  S.  1—84  und  dessen  Vortrag  zur  monu- 
mentalen    Philologie     in     Verb.     d.     Berliner    Philol.    Versammlung 

1850,  oder  Archäol.    Anzeiger   1850,   S.   201    fgg. 

10)  Vgl.  Wolf  Vorles.  I,  S.  377-385,  G.  Bernhardy  Grund- 
linien d.  Encykl.  d.  Philologie,  Hall.  1832.  8,  S.  306—320,  F. 
Haase  in  Hall.  Encykl.  Sect.  III,  B.  XHI,  S.  400  —  403,  auch,  wenn 
gleich  theilvreise  abweichend,  H.  Reichardt  die  Gliederung  d.  Phi- 
lologie ,  Tübingen   1846.  8,  S.   44  fgg. 

8.  2. 

"'*  Bevor  man  daher  dem  griechischen  Alterthume  als 
solchem  die  Ahnung  eines  eigenen  Volksgeistes  als  Trä- 
ger seiner  nationalen  Individualität  abgewann  ,  be- 
schränkte sich,  was  man  griechische  Antiquitäten  nannte, 
auf  gelehtte  aber  unkritische  Sammlungen  von  Einzel- 
heiten ,  wie  die  Schriften  eines  Johann  Meursius  ^)  und 
Anderer,  die  dann  seit  dem  Ende  des  siebenzehnten 
Jahrhunderts  \heils  zusammengedruckt  '^)  theils  zu  Syste- 
men verarbeitet  wurden  ^) ,  ohne  jedoch  auch  in  dieser 
Gestalt  über  einen  äusserlichcn  Schematismus  hinauszu- 
kommen, dem  die  hergebrachten  Rubriken  der  gottes-i 
dienstlichen,  häuslichen,  Staats-  und  Kriegsalterthümer *) 
keinen  Ersatz  für  die  Willkür  und  Leblosigkeit  der  in- 
neren Behandlung  gewährten.  Auch  die  Bearbeitung 
besonderer  Zweige,  der  Antiquitates  sacrae^),  des  Kriegs- 
wesens ^) ,  und  einzelner  Puncte  des  öffentlichen  oder 
Privatlebens  in  Monographien  und  Dissertationen  '')  der- 
selben Perlode  genügt  nur  selten  und  thellweise  den  An-.^ 
fodcrungen,  zu  welchen  Ihr  Gegenstand  wenigstens  hin- 


der  griechischen  Antifjuitäten  überhaupt.  5 

sichtlich    eines    kritischen    Quellenstudiums    berechtigte; 
und  als  dieses  sich  um   die  Mitte   des  achtzehnten  Jahr- 
hunderts  wieder  geltend  zu  machen  anfing,  war  ihm  die 
wissenschaftliche  Form  selbst  dergestalt  entfremdet,  dass 
der  erste  umfassende  Versuch  einer  Wiedervergegenwär- 
tigung  des  altgriechischen  Volkslebens  bei  Barthclemy  «) 
den  Rahmen    eines  romanhaften  Zeitgemäldes    zu  bedür- 
fen glaubte  9),  der  auch  neuerdings  noch  wenigstens  für 
das   Einzelgebiet    der    Privatalterthümer    anwendbar    ge- 
schienen hat  10).    Wie  sich  jedoch  die  strengste  Wissen- 
schaftlichkeit mit  lebendiger  Durchdringung  und  Totalan- 
schauung antiker  Zustände  wohl  verträgt,   hat   die  deut- 
sche Philologie    bereits    seit  Heyne's  und  Lessing's  Zeit 
bewiesen;    und   was    hier    namenUich    Friedrich    August 
W^olf,    wenn    gleich    minder   als  Schriftsteller   denn    als 
akademischer  Lehrer   gesäet   hat  i^),    ist    unter  den  Ein- 
Aussen  einer  erfahrungsreichen  Zeit  zu  einer  Blüthe  er- 
wachsen, die  durch  das  Bestreben,  alle  Einzelheiten  des 
hellenischen  Lebens  i«  geschichtlicher  Aufi'assung  unter 
dem    Brennpuncte    des    Nationalcharakters    zusammenzu- 
fassen 12),   auch  den  Antiquitäten  im  engern  Slnnd  ihre 
rechte   Stellung   und   grundsätzliche    Richtung   verliehen 
hat.     Bringen  es  auch  die  besonderen  Zwecke  ihrer  Be- 
arbeiter fortwährend    mit   sich ,    dass    sie    bald  auf  eine 
äussere  Statistik  von  Sitten  und  Gebräuchen  beschränkt  i'), 
bald  über  die  ganze  Vergangenheit  des  griechischen  Le- 
bens ausgedehnt  i+)  oder  selbst  wieder  nur  einzelne  Sel- 
ten  dieser    zu    verfolgen  ^^)    bestimmt   werden ,    so  liegt 
ihnen  doch  jedenfalls  das  gemeinschaftliche  Princip  einer 
historischen  Reproductlon    antiker  Zustände  unter;    und 
ein    solches   urkundliches    Bild    der   311ttel   und  Formen, 
wodurch  Griechenland    in  seinen  einzelnen  Thellen  und 
Zelten  die  Lebensbedingungen  eines  Volkes  als  mensch- 
licher und  sittlicher  Gemeinschaft  nach  Maassgabe  seiner 
äusseren  und  inneren  Elgenthünilichkelt  verwirklicht  hat, 
wird  demnach  auch  unsere  Aufgabe  seyn  müssen  i^). 

1)  Vgl.   Schramm    de  vlta    et  scriptis  Jo.  Meursii ,    Lips.    1715. 
4,  Ü.  G.  Moller    de   Jo.  Meursio,    Norimb.    1732.    4,    and    die  <ie- 


6  §.  2.      Geschichte  und  Literatur 

sammtausgabe     seiner     Opera    von    .To.     Laiuius ,     Flor.    1741 — 63, 
XII   Bde  fol. 

2)  Namentlich  im  Thesaurus  antiquitatum  graecarum,  contextus 
et  designatus  ab  Jacobo  Gronovio,  Lugd.  B.  1094 — 1702,  XIII  Bde 
fol.  und  J.  Polen!  Supplementum  thesauri  utriusque  ,  Venet. 
1735  fol. 

3)  Die  Hauptwerke  sind  hier  Jo.  Ph.  PfeifFeri  libri  IV  antiqui- 
tatum graecaruni  gentilium,  sacrarura  ,  politicarum  ,  militarium ,  et 
oecouomiearura,  Regiom.  et  Lips.  1089;  2te  Ausg.  1707.  4.  —  John 
Potter  Archaeologia  graeca  or  the  anliquities  of  Greece ,  Oxford 
1699  und  London  1706.  2  Bde  8;  neuerdings  umgearbeitet  von 
John  Robinson,  London  1807.  2d.  edit.  1827.  8.  Latein,  im  Thes. 
Gron.  Vol.  XIII  (oder  Vol.  XII.  P.  II.);  deutsch  mit  Zusätzen  von 
J.  J.  Rambach,  Halle  1775,  3  Bde.  8.  —  P.  Fr.  Ach.  Nitsch  Be- 
schreibung des  häuslichen,  gottesdtenstlichen,  sittlichen,  politischen, 
kriegerischen  und  wissenschaftlichen  Zustandes  der  Griechen  nach 
den  verschiedenen  Zeitaltern  und  Völkerschaften,  Erfurt  1791  ;  mit 
Zusätzen  von  J.  G.  Ch.  Höpfner  und  G.  G.  S.  Köpke  ,  4  Bunde 
1806.  8.  —  Als  Lehrbuch  galt  am  längsten  (Laoib.  Bosii)  Antiqui- 
tatum graecarum,  praecipiie  atticarum,  descriptio  brevis,  Fraueque- 
rae  1714,  und  öfters  wiederholt;  zulezt  von  J.  C  Zeune  ,  Leipzig 
1787.  3,  jedenfalls  besser  als  J.  G.  Grcgorii  gen.  Melissantes  neu 
eröffnete  Schatzkammer  griechischer  Antiquitäten,  Arnstadt  1717.  8, 
oder  Ph.  Ludw.  Haus  griechische  Altertümer,  Mainz  1787.  8, 
neuerdings  aber  auch  für  seinen  Standpuuct  ersezt  durch  J.  M. 
Hoogvliet  Antiquitatum  graecarum  brevis  descriptio  e  virprum  docto- 
rum  scriptis  concinnata,  Delft  1834.  8. 

4)  Schon  bei  Flavius  Blondus  de  Roma  triumphante,  Brix.  1503, 
vgl.  Haase  a.  a.  O.  S.  400  ;  vielleicht  den  Cardinaltugenden  ent- 
sprechind  ? 

5)  i.  A.  Steinhofer ,  Graecia  sacra.  Tubing.  1734.  8,  J.  G. 
LakemacVer,  antiquitates  Graecorum  sacrae.  Heimst.  1734.  8.  Chr. 
Brunings,  compendium  antiquitatum  graecarum  e  profanis  sacrarum. 
Franc.  1734.  8.  Vgl.  m.  Selbstanzeige  des  Lehrbuchs  der  gottes- 
dienstlichen Alterthümer  in  G.   g.  A.   1846,  St.   112. 

6)  J.  J.  H.  Nast  Einleitung  in  die  griechischen  Kriegs -Alter- 
thümer,  Stutt^.  1780.  8,  auch  G.  G.  S.  KSpke  über  das  Kriegs- 
wesen der  Griechen  im  heroischen  Zeitalter ,  nebst  Anhang  von 
tactischen  Erfindungen  nach  Homer,  Berlin  1807.  8,  und  Löhrs 
über  die  Taktik  und  das  Kriegswesen  der  Griechen  und  Römer, 
Kempt.  1825,  Würib.  1830.  8;  von  welchen  jezt  freilich  nach  W. 
Rüstow  und  H.  Köchly  Geschichte  des  griechischen  Kriegswesens, 
Aarau  1852.  8,  kaum  mehr  die  Rede  seyn  kann. 

7)  Vgl.  J.  A.  Fabticii  Blbliothcca  antiquaria ,  ed.  III.  op.  P. 
SchalTshausen  ,  Hamb.  1760.  4,  J.  G.  Meusel  Bibl.  historica,  Lips. 
1788.  8,  T.  III,  P.  2,  p.  251  —  317,  J.  Ph.  Krebs  Handbuch  der 
philol.   Bücherkunde,  Bremen  1823.  8,  II,  S.  209  fgg. 

8)  J.  J.  Barthelemy ,  Voyage  du  jeune  Anacharsis  en  Grece 
vers  le  milieu  du  4ieme  siecle  avant  l'cre  vulgaire,  Paris  1788,  und 
öfters  wiederholt  ,  7  Bde.  in  8.  oder  12.  und  1  Heft  Karten  und 
Kupfer  in  4.;  deutsch  von  J.  E.  Biester,  Berlin  1792.  7  Bde.  8; 
vgl.  A.  W.  Schlegels  Werke  B.  V,  S.  46. 

9)  Aehnliches    gilt  von    den  Athenian    letters    or  the  epistolury 


r/er  ijriechischen  ^ntitjuitäteii  überhaupt.  7 

correspondance  of  an  ageiit  of  the  King  ofPersia  residing  al  Athens 
during  the  Peloponnesian  war,  London  1798,  2  Voll.  4;  deutsch 
von   Fr.  Jacobs  ,  Leipzig  1799,  2  Bde.   8. 

10)  W.  A.  Becker  Charikles ,  Bilder  altgriecbischer  Sitte  zur 
genaueren  Kenntniss  des  griechischen  Privatlebens,  Lpz.  1840.  8; 
vgL   Hall.  Jahrbb.   1841,  N.   91   fgg. 

11)  Vgl.  die  epistola  ad  Reizium  vor  der  Ausg.  von  Demosth. 
Leptin.  p.  V.  und  Hauhart  Erinnerungen  an  Friedrich  August  Wolf 
(Basel  1825.  8)  S.  53 — 55.  —  Seine  Antiquitäten  von  Griechenland, 
Halle  1787,  8.  sind  nur  für  seine  CoUegien  bestimmt  und  nicht 
vollendet,  jezt  aber  die  Vorlesung  selbst  herausg.  von  J.  D.  Gürt- 
ler ,   Leipz.   1835.  8. 

12)  Ausser  den  später  zu  nennenden  Einzelvrerken  von  A.  Böckh, 
O.  Müller,  G.  F.  Schömann  u.  A.  gehört  hierher  iusbes.  W.  Wachs- 
muth  Hellenische  Alterthumskunde  aus  dem  Gesichtspuncte  des 
Staats,  Halle  1826—30,  2te  Aufl.  1846  2  Bde.  8  nebst  dessen  Allg. 
Culturgeschichte  ,  Leipz.  1850,  8,  B.  I,  S.  151—267;  theilweise 
auch  —  trotz  P»iebuhr's  ungünstiger  Beurtheilung  kl.  histor.  philol. 
Schriften  H,  S.  107  fgg.  —  A.  H.  L.  Heeren  Ideen  über  die  Po- 
litik u.  s.  w.  der  vornehmsten  Völker  der  alten  Welt  Thl.  III 
Abth.  1  Gott.  1812;  dann  F.  Chr.  Schlosser  universalhistorische 
üebersicht  d.  Gesch.  d.  alten  Welt  und  ihrer  Cultur  ,  Frankf.  1826 
Thl.  I  Abth.  2.  3,  und  neuerdings  W.  E.  Weber  klassische  Alter- 
thumskunde oder  übersichtliche  Darstellung  der  geographischen  An- 
schauungen und  der  wichtigsten  Momente  an  dem  Innenleben  der 
Griechen   und  Römer  ,  Stuttgart  1852.  8. 

13)  Wie  H.  Hase  griechische  Alterthumskunde,  Dresden  1828.  8, 
J.  M.  Rappenegger  Sitten  und  Gebräuche  der  Griechen  im  Alter- 
tbnm,  Heidelberg  1828.  8,  uud  die  Lehrbücher  von  E.  Horimann, 
als  Bearbeiter  von  L.  SchaafTs  Antiquitäten  der  Griechen,  Uagdeb. 
1837.   8,   und   Boyesen  ,   übersezt  v.   Hoffa  ,    Giessen    1846.  S. 

14)  So  H.  W.  Bensen  Lehrbuch  d.  griech.  Alterthumskande  oder 
Staat,  Volk  und  Geist  der  Hellenen,  Erlangen  1842.  8,  F.Jacobs 
Hellas,  Vorträge  über  Heimath,  Geschichte,  Literatur  und  Kunst 
der  Hellenen  ,  Berlin   1852.  8. 

15)  Ausser  zahlreichen  Monographien  stehen  hier  als  A  ertretcr 
entgegengesezter  Gesammtanschauungen  des  idealen  Fr.  Jacobs  ver- 
mischte Schriften  B.  Hl  fgg.  Lpz.  1829  fgg.  8,  namentlich  die 
Rede  über  die  Erziehung  d.  Hellenen  zur  Sittlichkeit,  München 
1808,  und  des  pessimistischen  P.  von  Limburg- Brouwer  Histoire 
de  la  civilisation  relij;ieuse  et  morale  des  Grccs,  Groningen  1833 — 
1842,  VIII  Bde  8;  dazwischen  wenn  gleich  mit  überwiegend  moderner 
Anschauung  J.  A.  St.  John  the  Hellenes;  the  history  of  the  manners 
of  the  ancient  Greeks ,  London  1844.  8;  vgl.  G.  g.  A.  1817, 
S.  377  fgg. 

16)  Vgl.  Wolf  Museum  I,  S.  55:  .Zustände  und  Verfassun- 
gen sind  hier  durchaus  der  leitende  BegrifT,  wogegen  die  Geschichte 
nur  Begebenheiten  und  Ereignisse  in  ibrer  Aufeinanderfolge  erzählt, 
indem  sie  das  Werdende,  die  Altcrthümer  hingegen  das  Gewordene 
darstellen;  demungeachtet  wollen  auch  die  lezteren ,  wie  mehrere 
mit  Recht  gefordert  haben,  möglichst  nach  Perioden  der  Geschichte 
behandelt  seyn  ,  weil  viele  Vorstellungen  höchstens  halb  wahr  er- 
scheinen ,  sobald  sie  nicht  an  bestimmte  Zeitpuncte  geknüpft  wer-t 
den  . ;  vgl.   Reichardt  Gliederung  S.   54  fgg. 


8  §.  3.      Quellen  und  HüJfsmittel 

§•3- 
Von  diesen  Aeusserungeu  des  griechischen  Volks- 
geistes aber  tritt  unter  dem  Gesichtspuncte  der  nationa- 
len Charakteristik  selbst  keine  wesentlicher  als  Kern  und 
Breunpunct  aller  übrigen  hervor  als  das  Staats  -  und  öffent- 
liche Rechtsleben  ,  das  wir  desshalb  auch  an  die  Spitze 
der  ganzen  Schilderung  gestellt  haben,  obgleich  ihnen  der 
Entstehungszeit  nach  die  gottesdienstlichen  Gebräuche 
vielfach  vorausgehn  und  von  diesen  wieder  die  Elemente 
des  häuslichen  und  geselligen  Lebens  vorausgesezt  wer- 
den. Wohl  lassen  sich  auch  die  Staatsalterthümer  wie- 
der aus  zweierlei  Gesichtspuncten  darstellen  ,  je  nach- 
dem man  sie  mehr  im  flüssigen  Zustande  ihres  Werdens 
oder  im  festen  als  gewordene  auffasst  ^),  und  in  lezterer 
Hinsicht  würden  sie  unbedenklich  als  die  jüngste  und 
reifste  Frucht  des  griechischen  Volkslebens  gelten  müs- 
sen j  da  inzwischen  auch  ihre  Erscheinungen  nichts  we- 
niger als  gleichzeitig  gereift  sind  und  vielmehr  von  der 
ersten  Entstehungszeit  des  Volkes  an  mit  allen  seinen 
sonstigen  Lebensgestaltungen  in  enger  Wechselwirkung 
stehn^  so  eignen  sie  sich  mindestens  ebenso  wohl  zu 
unabhängiger  geschichtlicher  Entwickelung  in  der  Art, 
dass  dei^  Zeltpunct  der  höchsten  Blüthe  einer  jeden  als 
maassgebcnd  betrachtet  wird,  um  von  ihm  aus  die  nöthi- 
gen  Blicke  vor  -  und  rückwärts  zu  werfen  3  und  damit 
schliessen  wir  uns  auch  der  Beschaffenheit  unserer  Quel- 
len ungleich  mehr  an.  Denn  die  Uebersichten  ,  welche 
das  Alterlhum  selbst  bereits  von  Gesetzen  und  Einrich- 
tungen seiner  Staaten  entworfen  hatte  ^) ,  sind  bis  auf 
dürftige  Excerpte  oder  Citate  später  Grammatiker  und 
Gompilatoren  untergegangen  ^)  5  ihre  eigentliche  Lebcns- 
quelle  besitzen  die  Staatsalterthümer  vielmehr  in  den  Ge- 
schichtschrclbern  und  Rednern  "*),  ja  den  Dichtern  ^)  und 
Philosophen  ^)  der  classlschcn  Zeit  selbst  oder  ihren 
Jüngern  Nachahmern  ,  die  uns  zwar  über  manche  Ein- 
zelheiten ohne  Aufschluss  lassen ,  dafür  aber  zu  umfas- 
senden Lebensbildern  der  verschiedenen  Perloden  reichen 
Stoff  darbieten.     Auch  die  ersten  Schritte ,  die  nach  der 


der  Staalsallerthümer  insbesondere.  9 

Erneuerung  classlscher  Erudition  auf  diesem  Gebiete  jjc- 
than  wurden ,  trugen  überwiegend  das  historische  Ge- 
präge'') ,  und  während  die  aus  dem  Samnielgeiste  der 
nächstfolgenden  Periode  hervorgegangenen  Monographien 
vielfach  nur  die  Dürftigkeit  und  Zerrissenheit  des  Stoffs 
zur  Schau  stellten^),  knüpfte  sich  die  Wiederbelebung 
desselben  wesentlich  an  den  erwachten  Eifer  für  die 
politische  Geschichte  Griechenlands ,  in  welchem  na- 
mentlich England  ^)  noch  bis  auf  die  neueste  Zeit  herab 
den  Betrachtungen  oder  Systemen  vieler  französischen  ^O) 
und  deutschen  Schriftsteller  i^)  den  Rang  abgelaufen  hat. 
Erst  die  grossen  Zuflüsse  aus  Inschriften  haben  auch  für 
statistische  Einzelheiten  eine  solche  Ausbeute  geliefert, 
dass  eine  genauere  Einsicht  in  die  Gliederung  politischer 
Organismen  des  Alterthums  möglich  geworden  istj  und 
daraus  sind  dann  insbesondere  von  der  deutschen  Alter- 
thumsforschung  in  ihrer  vorher  geschilderten  Richtung 
die  grossartigen  Ergebnisse  gewonnen  worden  ^'^),  deren 
Verknüpfung  mit  dem  Faden  der  historischen  Entwicke- 
lung  das  hauptsächlichste  Augenmerk  der  folgenden  Dar- 
stellung ist. 

1)  Vgl.  die  Beurtbeilungen  dieses  meines  Bucbs  von  0.  Müller 
in  G.  g.  A.  1831,  St.  184  und  Schömann  in  Jahrbb.  f.  wissensch. 
Kritik   1836,  S.  729. 

2)  Vgl.  .lo.  Wower  de  polymatbia  c.  IX,  p.  61  ;  Heyne  Opuscc. 
acad.  II,  p.  383;  Boeckh  in  Plat.  Minoem  p.  81;  Wachsinutb  H. 
A.  I,  S.  79G  ;  Gräfenban  Gescb.  d.  Pbilologie  II,  S.  153;  Brandes 
in  Klotz  Archiv  XVII,  S.  257  fgg. 

3)  Vgl.  Stahr  in  Jahn's  Arebiv  IV,  S.  237  fgg.  und  Schneide- 
vriu  Proleg.  ad  Hcraclidis  Politiarum  quae  exstant ,  Gott.  1847.  8, 
namentlich  über  die  Reste  der  TloXiriltu  des  Aristoteles,  die  zuerst, 
im  Ganzen  freilich  höchst  mangelhaft  —  vgl.  C.  GrashofF  in  Jahn's 
Jahrbb.  1829  B.  X,  S.  131  fgg.  259  fgg.  -  von  C.  F.  Neumann, 
Heidelberg  1827.  8,  neuerdings  vollständiger  von  C  Müller  Kragm. 
historiogr.  graec.  Paris  1848.  8  T.  11  p.  102  — 177  gesammelt  sind, 
obgleich  auch  dazu  noch  Nachlese  übrig  bleibt;  vgl.  A.  Bournot 
im  Philologus  IV,  S.  266  fgg.  und  J.  Bernays  im  llhein.  Mus.  VII, 
S.  286  —  29t.  Bruchstücke  anderer  imyMQiat.  y(i«()(>«t  oder  *.'/<tjM«  gibt 
dieselbe  Sammlung  von  Philochorus  und  sonstigen  Atthiden  (vgl. 
Siebeiis  de  'Ax&iäoiv  scriptoribus ,  Budiss.  1812.  4)  B.  I,  von  liri- 
tias  ,  üioskoridcs ,  Dic.iarchus  und  andern  Peripatetikern  (vgl.  Lu- 
zac  Lectt.  att.  p.  132)  B.  il  ,  von  Nikolaus  Uamascenus  B.  III, 
p.  456  —  464,    welche    leztere    aus  Stobäus    schon    früher   durch  J. 


%0  §.3.     Quellen  und  Hülfsmüiel 

Conr.    Orelli    Lpz.   1804    und  A.  Westermann  TluQudol.  p.   166  fgg. 
herausgegeben  sind. 

4)  Vgl.  K.  K.  Funkbänel  über  die  Redner  als  gescblcbtliche 
Quelle,    in  Zeitschr.  f.   d.   Alterth.   1836,  N.   130. 

5)  Vgl.  J.  J.  Wagner  Homer  und  Hesiod,  ein  Versuch  über 
das  griechisebe  AltertLum ,  Ulm  1847.  8;  W.Lilie  Homerische  An- 
schauungsweise in  Mützell  Zeitschr.  f.  Gymnas.  1849,  S.  193  fgg. 
Hesiodeiscbe  Anschauungsweise  in  Klotz  Archiv  XVI,  S.  347  fgg.; 
W.  Wachsmuth  de  Pindaro  reipublicae  constituendae  et  gerendae 
praeceptore  ,  Kiel  1823.  24.  4;  O.  Zeyss  ,  quid  Homerus  et  Pinda- 
rus  de  virtute  ,  civitate ,  diis  statuerint ,  Jena  1832.  4;  dann  über 
die  Tragiker  im  Allg.  A.  L.  G.  Jacob  Quaest.  Sophocleae,  Varsav. 
1821.  8,  p.  159  fgg.,  J.  W.  Süvern  über  einige  historische  und 
politische  Anspielungen  in  der  alten  Tragödie,  und  über  den  histor. 
Charakter  des  Dramas  ,  in  Abhh.  d.  Berl.  Akad.  1824.  25,  H.  Weil 
de  tragoediarum  graecarum  cum  republica  necessitudine ,  Paris 
1844.  8;  über  die  Komiker  W.  Vischer  die  Benutzung  der  Komiker 
als  geschichtliche  Quelle,  Basel  1840.  4,  auch  H.  Th.  Rötscher 
Aristophanes  und  sein  Zeitalter,  Berl.  1827.  8,  Th.  Bergk  Com. 
att.  reliquiae  ,  Lips.   1838.   8,  W.   Röscher  Klio  S.   295  u.   s.  w. 

6)  Heber  Plato's  Verhältniss  zur  geschichtlichen  Wirklichkeit 
vgl.  m.  gesamm.  Abhh.  S.  132  fgg.  und  m.  disputatio  de  vestigiis 
institutorum  veterum  in  Plat.  Legibus,  Marb.  1836.  4;  über  Ari- 
stoteles W.  van  Swinderen  de  Aristot.  Politicorum  libris,  Groningen 
1824.  8,  und  A.  Kapp  Aristot.  Staatspädagogik,  Hamm  1837.  8; 
Im  Allg.  aber  A.  Veder  historia  philosophiae  juris  apbd  veteres, 
Lug4.  B.  1832.  8. 

1)  S.  Gron.  Thcs.  T.  IV-VI;  auch  hier  brach  der  grosse  C. 
Sigonbs  die  Bahn.  S.  Opera  omnia  ed.  Ph.  Argelatus ,  Mediol. 
1732,  6  Bde  fol.  ,  s.  Vita  von  J.  Ph.  Krebs,  Wiesb.  1837.  4, 
deutsch  Frankf.   1840.  8. 

8)  Giaecorum  res  publicae  ab  Ubbone  Emmio  descriptae,  Lugd. 
Bat.  1632.  16.  —  Barthol.  Keckermanni  diss.  de  rebus  publicls 
sexaginta,  graecis  praesertim  ;  in  seinen  Diss.  politt.  (Hanov.  1622. 
8)  p.  69  —  114.  —  Fr.  Vindingii  Hellen;  in  Gron.  Thes.  T.  XI, 
p.  1  —  564.  —  Casp.  Abel  griechische  Alterthümer  ,  worin  die  Ge- 
schichte dieses  weltberühmten  Volkes  .  .  .  zusammengetragen  wor- 
den ,  Gardelegen  1738.   39,  2  Bde  8. 

9)  Ol.  Goldsttith  the  grecian  history  to  the  death  of  Alexander, 
London  1776.  2  Vell.  8;  berichtigt  und  mit  Anmerk.  und  Zusätzen 
von  C.  D.  Beck,  2te  Ausg.  Leipz.  1806.  2  Bde  8;  John  Gillies  hi- 
story of  ancient  Greece  ,  its  colonies  and  conquest,  from  the  earliest 
accounts  tili  the  division  of  the  Macedoniau  empire  iu  the  Fast; 
2d.  edit.  1787.  8;  Will.  Mitford's  history  of  Greece,  1784  —  94, 
3  Bde  4;  deutsch  von  H.  C.  A.  Eichstädt ,  Leipz.  1802  fgg.  6  Bde 
8;  insbes.  aber  jezt  C.Thirlwall,  1838,  übersezt  von  Haymann  und 
Schmitz,  Bonn  1839.  40,  und  G.  Grote  1846—52,  B.  I-X,  vor 
dessen  Ueberschätzung  jedoch  die  Beurtheilungen  von  Campe  in  N. 
Jabrbb.  LXV,  S.  257  —  300  und  seinem  eigenen  Landsmanne  S.Phil- 
lips Essays,  London   1852.  8,  p.  270  —  310  warnen  mögen. 

10)  Mably,  observations  sur  l'histoirc  de  la  Grece,  ou  des  cau- 
scs  de  la  prospcrite  et  des  malheurs  des  Grccs ,  Gencve  1766  u. 
1798.8,    Turpin ,    histoire    du    gouvernement   des  anc.  republiques, 


der  Staatsalterthümer  insbesondere. 


11 


Paris  1769.  8,  de  Pauw ,  rechercbes  phllosopbiques  sur  les  Grecs, 
Berlin  1787.  2  Bde  8,  P.  Ch.  Levesque,  etudes  de  1  histo.re  »..- 
cienne  et  de  celle  de  la  Grece.  de  la  Constitution  de  la  repubhque 
d'Athenes  et  de  celle  de  Lacedemone,  Paris  1811.  5  Bde  8.  Besser 
ist  Marq.  de  Pasloret ,  Listoire  de  la  leg.slat.on  T.  V-l\  ,  t-ans 
1824—1827;  doch  vgl.  auch  darüber  Plalner  s  Rec.  in  der  lu- 
bingcr  Jurist.  Zeitschrift  V.  1,  S.  1-27;  und  Lern.inier  histo.re 
des  legislateurs  et  des  constitutions  de  la  Grece  antique ,  Paris 
1852.  8,   fällt  wieder  ganz   in   die  ältere  Manier.  ,  •  ,  »      j 

11)  Ausser  Herder's  Ideen  zur  Philosophie  d.  Geschichte  d. 
Menschheit  Tbl.  III  gehören  hierher  K.  D.  H""™^"?  ,^'^;*:;";^^^^ 
des  Alterthums,  Cöln  1820.  8,  F.  Kortüm  zur  beschichte  hellen  - 
scher  Staatsverfassungen,  Heid.  1821.  8,  K.  Vollgraff  ant.he  Poh- 
tih,  Giessen  1828.  8,  S.  1-202,  H.  G.  Reichard  trinnerunRcn, 
Ueberbliche  und  Maximen  aus  der  Staatskunst  des  Alterthums.  Lpz. 
1829.  8,  S.  19-154;  auch  F.  Müller  Organismus  "»J, „™^*=^^: 
lungsgang  d.  politischen  Idee  im  Alterthume,  Berlin  18Ö9.  »,  und 
KA  Menzel  historische  Lehrstücke,  Breslau  1851  8 ,  insofern 
dieselben,  sonstigen  Vorzügen  unbeschadet,  doch  der  subjectiven 
Reflexion  zu  vielen    Einfluss  gestatten. 

12)  Als  bahnbrechend  kann  hier  trotz  aller  ünvollkommenheit 
im  Einzelnen  F.  W.  Tittmann  Darstellung  der  griechischen  Staats- 
verfassungen, Lpz.  1822.  8,  als  abschliessend  G  F.  Schomann  An- 
tiqu.  juris  publici  Graecorum,  Grypbisw.  1838.  8  ge«»"»»  J"^^"  ♦ 
für  äussere  Geschichte  gibt  J.W.  Zinkeisen  Lpz.  1832.  8  den  wis- 
senschaftlichsten  Ueberblick,  B.  G.  Niebuhr  Vorträge  über  alte  Ue- 
schichte,  Bonn  1847.  8,  die  anregendsten  Gesichtspuncte. 


f. ' 


Staats  alter  thümer. 


ERSTER    HAÜPTTHEIL. 

Anfänge    der   Staatenbildung   und   des  Völkerrechts   in 
Griechenland. 


§.4. 
Von  welchem  Zeitpuncte  freilich  Griechenlands  Ge- 
schichte wahrhaft  anhebe  ,  Ist  trotz  des  scheinbaren  Zu- 
sammenhanges ,  den  ältere  ^)  und  neuere  Chronogra- 
phen 2)  und  Genealogen  ^)  In  die  Ueberlieferungen  seiner 
Urzeit  gebracht  haben ,  um  so  schwieriger  zu  entschei- 
den ,  als  die  besonneneren  Schriftsteller  des  Alterthums 
selbst  die  ununterbrochene  Gewissheit  chronologischer 
Restlmmungen  höchstens  mit  dem  trojanischen  Kriege'*'), 
manche  erst  mit  der  Olympladenrechnung  5)  beginnen  ^ 
und  wenn  kein  Volk  eher  eine  Geschichte  haben  kann, 
als  bis  es  s\ch  Im  Gegensatze  zu  andern  seiner  nationa- 
len Individualität  bewusst  geworden  ist  ^),  so  wird  Grie- 
chenland vor  der  Zeit,  welche  die  homerischen  Gedichte 
schildern  ^) ,  auch  dem  glücklichsten  Mythendeuter  nur 
vereinzelte  Thatsachen  darbieten^).  Dass  jedoch  gleich- 
wohl die  Grundlagen  seiner  geschichtlichen  Zustände 
noch  tiefer  In  die  sogenannte  mythische  Zeit  hineinrei- 
chen, geht  aus  unverkennbaren  Spuren  um  so  sicherer 
hervor,  als  diese  sich  aus  den  später  entwickelten  Le- 
bensformen oft  gar  nicht  mehr  herleiten  lassen  j  und 
wenn  dieselben  auch  meistens  auf  keine  andere  Vor- 
aussetzungen führen,  als  die  jeder  menschlichen  Gesell- 
schaft   überhaupt   und   den   gleichzeitigen    orientalischen 


§.  4.    öligem.  Betrachtung  d.  vorgesehichtl.  Zeit.     13 

Zuständen  auch  zu  Grunde  liegen,  so  ist  gerade  darin 
noch  ein  Weg  mehr  zum  Verständniss  und  zur  Ergän- 
zung jener  Spuren  gegeben.  Nur  äusserlich  bleibt  es 
eben  desshalb  schwer  zu  entscheiden,  ob  und  mit  wel- 
chem sonstigen  Volkstamme  des  Alterthums  die  griechi- 
sche Urbevölherung  näher  verwandt  gewesen  sei^)j  und 
am  wenigsten  bedarf  die  Erklärung  ihrer  frühesten  Cul- 
turstufen  einer  weiteren  Annahme  auswärtiger  Einflüsse, 
als  solche  sich  im  Einzelnen  mit  Sicherheit  oder  Wahr- 
scheinlichkeit vor  der  historischen  Kritik  rechtfertigen 
lassen  i°),  die  zwar  keinen  thatsächllchen  Nachwels  die- 
ser Art  einer  postulirteu  Ursprünglichkeit  des  griechi- 
schen Volkes  opfern,  aber  auch  keinen  voreiligen  Schluss 
aus  einer  Spur  auf  die  andere  gestatten  oder  für  alle  da- 
hin zielenden  Ueberlieferungen  den  gleichen  Maassstab 
anzunehmen  geneigt  seyn  wird.  Ja  selbst  wo  solche  Ein- 
flüsse für  die  ältesten  Zeiten  eingeräumt  werden  müs- 
sen ,  erscheinen  sie  viel  mehr  den  Zwecken  des  griechi- 
schen Lebens  selbst  dienstbar,  als  dass  dieses  erst  ihnen 
seine  geistige  oder  politische  Cultur  verdankt  hätte  *^)  ^ 
und  jedenfalls  steht  dieselbe  in  ihrer  geschichtlichen  Blü- 
the  viel  zu  normal  und  organisch  entwickelt  vor  uns, 
als  'dass  auch  ihre  wlrklicheu  Uebereinstlmmungen  mit 
andern  Völkern  einen  andern  Ursprung  als  die  gemein- 
schaftlichen Bildungsgesetze  der  Menschheit  selbst  ^2) 
nöthlg  oder  auch  nur  zulässig  machten. 

1)  Vgl.  C.  Müller  ad  Chronographorum  ♦  Castorls  ,  Erntosthe* 
nis  etc.  fragmenta  hinter  s.  Ctesias ,  Paris  bei  Uidot  1844.  8,  p. 
HI  fgg.  und  dessen  Fragm.  historicorum  I,  p.  435  fgg.  ,  wo  na- 
mentlicli  Apollodors  Xijovixu  und  die  pariscbe  Chronik  von  264  a. 
Chr.  nach  böcKh  C.  Inscr.  M,  p.  293  —  343;  dann  Eusehii  Pamphili 
Chronicorum  libri  duo ,  interprete  Hieronyino  ,  in  J.  J.  Scaligeri 
Thesaurus  teniporum  ,  Ainst.  1658  fol.  und  neuerdings  aus  dem 
Aimenischen  vermehrt  (Niebuhr  kl.  Schriften  I,  S.  179 — 304)  und 
berichtigt  von  .1.  Bapt.  Aucher ,  Venet.  1818.  fol.  und  J.  Zohrab 
und  A.  Mai,  Mediol.  1818  (jezt  auch  in  des  lezteren  Scriptt.  vett. 
nova  collectio  T.  VIII,  Ilom  1833.  4)  nebst  deren  Fortsetzungen 
oder  Nachahmungen  in  den  Universalchronihcn  des  Georgias  Syn- 
cellus  und  ,Io.  Malalas  und  dem  Chronikon  Paschale  ,  iu  Script, 
bist.   Dyzant.    Bonn    1829  —  32.   8. 

2)  Zunächst  mit  der  allgemeinen  Chronologie  verbunden  I). 
Petavius   Doctrina  temporum,    Par.    1627    fol.  und   Hationarium  tcm- 


44  Th\  T.    Anfänge  de*"  Staatenhildunq.  .j^ 

porum,  Fw.,  1630,  L.  B.  1724.  8,  Edw.  Simson  Chron.  higt.  ca- 
thol.  Oxon.  167,2  und  c.  anim.  P.  Wesselingi  L.  B.  1729  fol.  ,  Jo. 
Marsham  Canon  chronicus  Lond.  1672,  und  kririsch  gegen  diese 
Newton  the  chronolagy  of  the  ancient  kingdoms  amended ,  in  s. 
Works  HI,  p.  33—268,  lateinisch  Lausanne  1744  T.  III,  p.  1— ^ 
280  ;  vgl.  Airege  de  la  Chronologie  de  M.  Newton  avec  les  observ. 
de  M.  Freret ,  Paris  1725.  12,  Freret  defense  de  la  chi-onologie, » 
Paris  1758.  8,  Musgrave  two  dissertations ,  Lond.  1782.  8,  Bou- 
gainville  in  M.  de  1' A.  d.  Inscr.  XXIX,  p.  27  fgg.  ;  dann  selbstän- 
diger ,  wenn  auch  nicht  mit  der  nöthigcn  Kritik ,  Larcj^er  Ganon 
chronologique,  in  s.  Herodote  T.  VIJ,  Paris  1802.  8,  Potocki  Prinri 
cipes  de  Chronologie  pour  les  tems  anterieurs  aux  Olympiades,  Pe- 
tersburg 1810.  4,  St.  Allais  1' art  de  Terifier  les  dates  avant  Jesus- 
Christ,  Paris  1819,  5  Bde  8,  Petit -Radel  Examen  analyti(|ue  et 
critique  et  tableau  comparatif  des  synchronismes  de  V  histoire  des 
tems  heroiques  de  la  Grece  ,  Paris  1827.  8;  —  am  Urkundlichsten 
H.  F.  Clinton  Fasti  hellenici  from  the  earliest  accounts  to  the  LVth 
Olynipiad ,  Oxford  1834.  4,  deren  deutsche  Bearbeitung  durch  Fi- 
scher und  Soetbeer  ,  Zeittafeln,  Altena  1840.  4,  leider  nicht  zum 
Abschlüsse  gediehen  ist. 

3)  Vgl.  die  Tafeln  von  Reiner  Reineccius  de  familiis  Bas.  1574 
—80,  Chr.  Saxe,  Traj.  ad  Bhen.  1783,  Fr.  Th.  Platz,  Lips.  1822, 
C.  F.  S.  Liscovius ,  das.  1822;  ferner  Clavier's  Apollodore ,  Paris 
1805.  8  und  dessen  Histoire  des  premiers  tems  de  la  Grece  depuis 
Inachus  jusqu'ä  la  chute  des  Pisistratides  ,  avec  des  tableaux  ge- 
nealogiques  (nach  Frerets  Grundsätzen  M.  de  1' A.  d.  Inscr.  XLVII, ' 
p.  1  fgg.)  2de  edlt.  Paris  1822.  8;  auch  Chr.  Dan.  Beck  allg;-'. 
Welt-  und  Völkergeschichte  Thl.  I:  Urgeschichte  bis  auf  die  Ein-. 
Wanderungen  fremder  Stämme  in  Griechenland  ,  2te  Aufl.  Lpz. 
1813.  8  und  J.  H.  C.  Schubart  Quaestiones  genealogicae  et  histo- 
ricae  in  antiquitatem  heroicam  graecam,  Marb.  1832.  8;  wobei  je- 
doch schon  Pausanias  Wort  zu  beherzigen  ist  I.  38.  7  :  ol  yuQ  o^- 
XuVoi  löiv  Xcyo)v  nn  ov  ■  rtQoaovrojv  o^ioi  yfvfMv  uXkxt  ie  nXuaaa&ai 
äidwuaat  xaX  fiäXtöfa  i?  tu  yivt]  rtiiv  ijfiiöojv',  vgl.  IV.  2.2.  Und  VIII. 
53.    5  :     ol    /Av    6if    'E^Xyvmv'  kcyoi  Siügiogoi  tu   nkiovu  xul  ot'x  yxtOTa 

4)  Diodor  L  5:  Toi>g-'fth-  uqo  rwv  Tgto'ixolv  ov  äioQ'ii^öfit&Ußi-^^ 
ßaiox;  ät.u  to  fitjdiv  nugünf^yfia  naqn.kr](phui,  7if{tl  roiivüiv  morivojuivov  : 
vgl.  Marx  ad  Epk.  fgm.  p.  55;  doch  schwankt  auch  diese  äusserste 
Gränze  zwischen  1344  (Duris)  und  1154  a.  Chr.  —  vgl.  Larcher 
Herodote  VII,  p.  352-404,  Clinton  I,  p.  123  —  129,  Böckh  C.  In- 
scr. II,  p.  327—330,  Soetbeer  Zeittafeln  I,  S.  3— IS.MuUacU  ad 
Demoer.  p.  31  ,  Müller  Chronogr.  p.  122  fgg.  —  und  auch  der 
herrschende  Ansatz  auf  1184  a.  Chr.  =  432  vor  Roms  Gründung 
nach  Cato  bei  Dionys.  Hai.  1.74  oder  408  vor  Olymp.  I  nach  Era- 
tnsthcnes  (vgl.  Scaliger  Emend.  temp.  p.  376  fgg.  und  ad  Euseb. 
Chron.  p.  55  b  und  71a,  Petav.  Ration,  temp.  II,  1.  10,  Prichard 
ägypt.  Mythol.  übers,  v.  Haymann  S.  487)  unterliegt  gewichtigen 
Bedenken;  s.  li.  H.  Lachmaun  über  die  Epochen  des  Eralosthenes 
und  Apollodorus  von  der  Zerstörung  Troja's  bis  zur  ersten  Olym- 
piade ,  hinter  8.  spnrtun.  Staalsv.  S.  309  Igg.  und  Müller  iu  G.  g. 
A.    1837,  S.   893. 

5)  Julius  Africanus  bei    l<^useb.   Praep.    ev.Tng.   X.  10  :    /nfXQ''  f^^v 
'OXvfiixiüöuv  ovdiv  i'x{jtßii;  lojöfjrjTui,  toT<;  "Ekkt/oi,  nüvxotv  ovyxixvftivtüv 


§.  4.    ^//^e»^  Betrachtung  d.  vorgeschichtl.  Zeit.     15 

xttf  ifÄT«  fiTjöfv  uvroZq  Twv  Tipo  Toü  avfitpo)vovnfv6)v :  vgl.  Varro  bei 
Cen?or.  die  nat.  c.  21,  Phlegpn  v.  Tralles  bei  PLot.  Bibl.  c.  XCVil 
mit  Boivin  in  M.  de  1' A.  d.  Inscr.  II,  p.4i2,  und  K.  E.  Schubarlh 
Ideen  über  Homer  und  sein  Zeitalter,  Bresl.  1821.  8,  S.  34;  über 
die  Olympiadenrecbnung  selbst  (Timäus)  Meier  in  Hall.  Encykl. 
Seet.  in,  B.  3,  S.  166  fgg.  Dort  beginnt  auch  J.  J.  Scaliger 
seine  Tabellen:  'Oh'ftrctuÖMv  uvayQrxipjj  ,  ed.  E.  Scbeibel  ,  Berl. 
1852.  4  ;  noch  später  Clinton  im  2ten  Bande  s.  Fasti  Hellenici,  the 
civil  and  literary  cbronology  of  Greece  from  the  LV  th  Olympiad, 
Oxford  1827,  lateinisch  v.  K.  W.Krüger,  Lpz.  1830.  4;  von  J.  M. 
Schultz  Apparatus  ad  Annalcs  criticos  rerum  graecarum  inde  ab 
initio  Olympiadum  Iphiti  sind  nur  drei  Proben,  Kiel  1826.  36  und 
Philol.  Studien  1841  S.  157  —  210  erschienen,  die  Olymp.  50  bis 
72  umfassen. 

6)  Ulrici  Gesch.  d.  hellen,  üichtkunst  I,  S.  96:  >  mythisch  I^ann 
im  historischen  Sinne  jedes  Zeitalter  beissen  ,  dessen  Charakter  die 
chaotische  Gährung  aller  Elemente  und  Kräfte  des  menschlichen 
Wesens  ,  deren  Uebergang  und  allmählige  Entwickelung  zur  festen 
erkennbaren  Gestaltung  des  Lebens  und  der  Geschichte  einer  Na- 
tion  ist,  das  also  jenseit  der  Geschichte  jedes  Volkes  liegt;  denn 
der  Mythus  ist  seiner  Matur  nach  nichts  anders  ,  als  der  Auszug, 
die  Summe  des  gesammten  Seyns  und  Denkens ,  des  gesanimten 
äussern  und  Innern  Zustands  eines  solchen  Zeitalters,  >velche  im 
Moment  des  Uebertritts  einer  Nation  aus  lezterem  in  die  Geschichte 
zur  Erinnerung  geworden,  von  da  ab  als  Tradition  den  historischen 
Zeiten  überliefert  wird«;  vgl.  Heffter  der  Mythus  d.  Griechen  und 
sein  Verhältniss  zur  Geschichte,  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1851  ,  S. 
502  fgg.  und  Campe  das  Factum  und  die  Sage,  in  Mützell's  Zeitschr. 
f.   Gymn.    1852,  S.   113  fgg. 

7)  Vgl.  Helmholtz  über  die  geschichtliche  Entwickelung  der 
Hellenen,  Potsdam  183t.  4,  und  K.  G.  Heibig  die  sittliciien  Zu- 
stände des  griechischen  Heldenalters  ,  Lpz.  1839.  8,  vro  auch  S. 
Will  die  alte  Streitfrage,  ob  die  homerischen  Gedichte  mehr  die 
heroische  oder  ihre  eigene  Zeit  schildern  (Jehnichen  de  fide  Ho- 
meri  historica,  Witt.  1786.  4,  Müller  Proleg.  z.  wiss.  Mvthol.  S.  348, 
Niebuhr  kl.  Schriften  II,  S.  127,  Thirlwall  I,  S.  167,  Cammann 
Vorschule  z.  Iliade  und  Odyssee  S.  87—106,  Wachsmuth  H.  A.  I, 
S.   772   fgg.)  richtig  vermittelt  ist. 

8)  Rocbcfort  observ.  gen.  sur  l'elat  de  la  Grece  avant  le  regne 
de  Thcsee,  pris  pour  repoque  de  la  naissance  des  siecles  faeroiqnes, 
in  M.  de  1' A.  d.  Inscr.  T.  XXXVI,  p.  481  fgg.  Rabaut  de  St. 
Etienne  lettres  sur  l'hist.  primitive  de  la  Grece,  Paris  1787.  8. 
Chr.  G.  Heyne  ,  teraporum  mythlcorum  memoria  a  corruptelis  non- 
nullis  vindicata,  in  Conim.  soc.  Gott.  T.  VMI,  p.  1  sqq.  Idem  de 
fide  historica  aetatis  mythicne ,  ibid.  T.  XfV,  p.  107-120.  Idem 
sermonis  mythici  s.  symbolici  interprclatio  ad  causas  et  rationes 
ductasque  inde  regulas  revocata  ,  ibidem  T.  XVI,  p.  285  sqq.  G. 
Hermann  de  mythologia  Graecorani  antiquissima ,  Lips.  1817.  4, 
und  de  historiac  graccae  priniordiis,  1818;  beides  in  seinen  Opusce. 
T.  H,  p.  167  —  216.  C.  l).  Beck,  Ohss.  historicae  et  criticae,  Lips. 
t82l.  4.  K.  O.  Müller,  Proiegoraena  zu  einer  wissenschafllichen 
Mythologie,  Gölt.  1825.  8,  S.  80.  .1.  üschold  Vorhalle  zur  griech. 
Geschichte   und  Mjlhologie,   Stutig.    1838.   8,  B.    I,   S.  30   fgg. 

9)  Ob  Griechenland  auf  dem  Land-  oder  Seewege  bevölkert  wor- 


16      '■''■-Th.  1.    Anfinge  der  Staatenhildimg .  -P, 

den,  ist  eine  alte  Streitfrage  (Salmas.  de  Helleoistica  p.  285,  Heyne 
de  Graee.  origine  a  sept.  plaga  repetenda  in  Comm.  soc.  Gott.  VIII, 
p.  20  fgg.  ,  Levesque  sur  V  origine  septentrionale  des  Grecs  im 
Exe.  II  zu  Thucyd.  II,  p.  315,  Jahn  Archiv  XI,  S.  339  fgg.,  Herrn. 
Müller  das  nordische  Griechenthum  ,  Mainz  1844.  8),  die  auch  da- 
durch ihrer  Entscheidung  nicht  näher  gekommen  ist  ,  dass  sie  sich 
neuerdings  an  bestimmte  IN'amen  wie  Kelten  (Leo  die  malberg. 
Glosse,  HeftI,  Halle  1842.8,  S.  3  fgg.;  Mayer  in  Münchner  gel.  Anz. 
1843,  N.  87)  oder  Philistäer  (Hitzig  zur  ältesten  Völker-  und  My- 
thengeschichte ,  Lpz.  1845.  8,  S.  38  fgg.  ,  Roth  Gesch.  unserer 
abendländ.  Philosophie,  Mannheim  1846.  8,  S.  90  fgg.)  angeknüpft 
hat  ;  jedenfalls  aber  ist  diese  von  der  andern  über  auswärtige  Ein- 
flüsse auf  das  schon  bevölkerte  Griechenland  schärfer  zu  trennen, 
als  es  in  vielen  dahin  einschlagenden  Untersuchungen  geschehen 
ist;  vgl.  im  Allg.  Bryant  Anal,  of  ancient  mythol.  V,  p.  1 — 38; 
Gibert  in  M.  de  TA.  d.  Inscr.  XXV,  p.  1  —  10;  W.  F.  Hezel  über 
Griechenlands  älteste  Geschichte  und  Sprache,  Weissenfeis  1795.  8; 
Petit -Radel  in  M.  de  1' Instit.  II,  p.  1—43;  K.  D.  Hüllmann  An- 
fänge d.  griech.  Geschichte  ,  Königsb.  1814.  8,  P.  F.  Kanngiesser 
Grundriss  d.  Alterthumswissenschaft ,  Halle  1815.  8,  Creuzer  Sym- 
bolik II,  S.  281  fgg.,  Buttmann  Mythologus  II,  S.  168  fgg.,  J.  L. 
F.  Flathe  de  antiquissimis  Graeciae  et  Italiae  incolis  ,  Lpz.  1825. 
8,  H.  G.  Plass  Vor-  und  Urgeschichte  der  Hellenen,  Lpz.  1831.8, 
C.  G.  Haupt  allg.  wissensch.  Alterthumskunde  II,  S.  12  fgg.,  L.  Ross 
Hellenika,  Halle  1846.  4  und  in  Allg.  Monatsschrift  1850,  S.  85 
fgg.  oder  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1850.  S.  1  fgg.,  L.Mercklin  über 
den  Einfluss  des  Orients    auf  d.  griech.   Alterthum,    Dorpat  1851.  8. 

10)  Vgl.  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1849,  S.  138  fgg.,  namentlich 
über  die  Scheidung  der  vorgeblichen  ägyptischen  (Raoul- Rochette 
Hist.  de  Tctabl.  des  colonies  grecques  1,  p.  60  fgg.,  Thiersch  Epo- 
chen d.  bild.  Kunst  S.  26  fgg.)  von  den  nachweislichen  phönici- 
schen  ocicr  vorderasiatischen  Einflüssen,  die  ich  fortwährend  aufs 
Strengste  aufrechthalten  muss.  Jene  ermangeln  entweder  wie  Ce- 
krops  (Voss  Antisymb.  II,  S.  404  fgg,  Baseler  Philol.  Versamml. 
1847,  S.  31  fgg.)  aller  urkundlichen  Auctorität  oder  beruhen  auf 
leicht  zu  enthüllendem  Missverständuiss ,  was  namentlich  für  Da- 
naus (Her.  II.  71,  Strabo  VII.  7)  Müller  (Orchom.  S.  109  fgg.. 
Proleg.  S.  182  fgg.)  dargethan  und  nach  früherer  Leugnung  auch 
Heff'ter  (Götterdienste  auf  Rhodus  III  S.  VI)  anerkannt  hat;  und 
selbst  die  Hyksos  (Joseph,  c.  Apion.  I.  14;  vgl.  Hoeck  Kreta  I, 
S.  47  —  52.  L.  v.  lilenze  in  Böttiger's  Amalthea  III,  S.  91,  und 
mehr  im  Allg.  bei  A.  Koch  de  regibus  pastoribus ,  Marb.  1844.  8 
und  Saalschutz  Forschungen  auf  d.  Gebiete  der  hebr.  ägypt.  Ar- 
chäologie ,  Königsb.  1851  H.  2  und  3)  reichen  kaum  aus  um 
Kadmus  ägyptische  Herkunft  (Paus.  IX.  12.  2,  Phot.  üibl.  244, 
p.  380)  geschweige  Cultureinflüsse  auf  das  älteste  Griechenland 
>rahrscheinlich  zu  machen;  vgl.  auch  Vater  in  Klotz  Archiv  XVII, 
S.  Silü*  %{•• '  ^^^  asiatischen  Oriente  dagegen  räume  ich  gern  mit 
E.  Curtius  und  Olshausen  in  Rilschrs  Rhein.  Mus.  \  II,  S.  455  fgg. 
und  VIII,  321  fgg.  zahlreiche  Spuren  industrieller  und  mercanti- 
lischer  >"iederlassungen  in  Hellas  ein,  ohne  jedoch  selbst  daraus 
organische  ^achwirkungcn  auf  die  Folgezeit  abzuleiten  ;  vgl.  Mo- 
vers  Phönicicr  1,  S.   47   fgg.   II.   2,   S.  262   fgg. 

11)  Wie    wenn    sich    die    Könige  von  Mycene    und   Tiiyns    der 


§.  4.    Allgem.  Betrachtung  d.  vorgeschtchtl.  Zeit.     17 

lycischen  ynarfgö/tiQn  zum  Bau  ihrer  Burgen  und  Thesnuren  bedie- 
nen {KvHko'mwv  tgyftf  Apoilod.  II.  2,  Strabo  VIII,  p.  567  und  572, 
Paus.  II,  16.  4,  20.  5,  25.  7,  VII.  25.  3;  vgl.  Schelling  über  das 
Alter  d.  kyklop.  Bauwerke,  im  dritten  Jahresberichte  d.  Bayr.  Akad. 
1833,  S.  45,  Welcker  Rh.  Mus.  11,  S.  467  fgg.  ,  Müller  Archäol. 
S.  27  fgg-)  ,  ferner  die  kadmeische  Buchstabenschrift  (Diodor.  III. 
66;  iäiu  rf^  Twv  Ilikaaybiv  nQo'ntov  }(QT}a«fifvb}v  roiq  fiiraTi&tZat,  ;^«- 
QftxTTJfjoi  IJfi.ctoyiitu  nQoauyoqni&Tjvai,') ,  Maasse  und  Gewichte  aus  Ba- 
bylon (Böckh  metrol.  Forsch.  S.  32  fgg.),  Wasserbauten  (Böttiger's 
Amalthea  II,  S.  317)  und  Bergwerke  (Hüllmann  Handelsgesch.  S. 
31,  Hock  Kreta  I,  S.  267)  von  Phöniciern  angelegt;  von  welchem 
allem  aber  gilt,  ox;  o  ti  tkq  uv  EXXrjviq  ßuqßÜQotv  nuQuXaßuiai^  x«A- 
ktov  Tofro  flg  t*Ao5  unf^yäl^ofTai ,   Plat.   Epin.   p.  987   E. 

12)  Aristot.  Politic.  VII.  9.  4:  axtSov  fiiy  ovv  ttat  t«  akXa  6fV 
vo/iii,{iv  n'QTJo&ai  nokkdxiq  iv  t(Ö  noXkut  xgövw  ,  /laXXov  di  untiQdxig : 
vgl.  schon  Eschenbach's  Vorrede  zum  Epigenes,  Nürnb.  1702.  4; 
dann  H.  Ritter  Gesch.  d.  Philos.  I,  S.  60,  J.  Schelling  zu  Wag- 
ner's  Bericht  über  die  äginet.  Bildwerke  S.  7,  A.  v.  Humboldt  An- 
sichten d.  Natur  I,  S.  239,  A.  W.  Schlegel  Werke  VIII,  S.  264, 
Thiriwall  I,  S.  65,  Campana  Opere  di  plast.  p.  2,  Scholl  Mittbeil, 
aus  Griechenland  I,  S.  35  u.  s.  w. 


§•  5- 
Dahin  gehört  vor  Allem  die  Begründung  der  bürger- 
lichen Gesellschaft  auf  den  naturwüchsigen  Grund  der 
Familie,  die  wir  in  zahlreichen  Zügen  des  griechischen 
Staatslebens  noch  ebenso  verfolgen  können,  wie  sie  von 
den  Denkern  des  Alterthums  selbst  anerkannt  und  an- 
gewandt worden  ist  ^).  Ob  auch  Plato  den  Ursprung 
der  Staatsgemein  Schaft  von  der  mangelnden  Selbstgenüg- 
samkeit 2)  oder  Aristoteles  denselben  von  dem  Gesellig- 
kcitstriebe  des  Menschen  ableite^),  immer  sind  es  nicht 
blosse  Individuen,  sondern  bereits  Familien,  die  das  na- 
türliche oder  sittliche  Bedürfniss  zusammenführt  5  und 
ihr  Vorbild  schwebt  desshalb  auch  fortwährend  den 
grösseren  Gliederungen  vor,  zu  welchen  sich  die  Gesell- 
schaft allmählig  erweitert  *).  Die  durch  Bande  des  Bluts 
verknüpfte  Hausgemeinde  ist  der  natürlichste  Staatsver- 
ein ,  die  patriarchalische  Monarchie  des  Familienhaupts 
die  ursprünglichste  Regierungsform  ^)  ^  und  wenn  auch 
dieser  roheste  Anfang  des  gesellschaftlichen  Lebens  als 
solcher  schon  frühe  nur  im  Gegensatze  mit  bürgerlicher 
Gesittung  erwähnt  wird  ^),  so  legen  doch  noch  die  Völ- 
ker der  geschichtlichen  Zeit  grossen  Wcrth  darauf,  sich 

B 


18  Th.  1,    Anfänge  der  Staatenhildung . 

als  Nachkommen  eines  Vaters  zu  betrachten,  und  selbst 
wo  verschiedenartig^e  Stämme  durch  äussere  Umstände 
zusammengeführt  werden ,  dieses  Verhältniss  durch  An- 
knüpfung an  einen  gemeinschaftlichen  mythischen  Ahn- 
herrn mit  dem  Scheine  eines  ursprünglichen  zu  umge- 
ben ^).  Dass  die  vorausgesezte  Verwandtschaft  nicht  immer 
eine  natürliche  war,  konnte  allerdings  dem  Alterthurae 
selbst  schon  hinsichtlich  der  untersten  Stufe  jener  Glie- 
derung, der  Geschlechter,  nicht  entgehen  ^)  ^  gleichwie 
jedoch  diese  ihrem  Begriffe  nach  nur  die  natürliche  Ent- 
wickelung  des  Hauses  darstellen  9)  ,  so  setzen  sich  die 
yerwandtschaftlichen  Analogien  noch  bis  in  die  höheren 
Stufen  der  Bürgereintheilung  fort:  eine  Anzahl  von  Ge- 
schlechtern bildet  eine  Phratrie  ^^),  aus  mehren  Phratrien 
entsteht  ein  Stamm  ^^j,  und  der  Staatsverein  selbst  kennt 
keinen  heiligeren  Mittelpunct  als  das  Prytaneum  mit  sei- 
nem Heerde,  der  gleichsam  den  Hausaltar  der  grossen 
Staatsfamilie  vorstellt  ^^J.  Auch  die  gottesdienstlichen 
Verrichtungen  der  Könige,  die  später  oft  noch  das  lezte 
Attribut  dieses  Titels  ausmachen  ^^) ,  sind  Nachklänge 
einer  Zeit,  wo  hausväterliche  und  obrigkeitliche  Gewalt 
zusammenfiel^  und  bei  aller  Maunichfaltigkeit  der  histo- 
rischen Staats  -  und  Cultusformen  bedarf  doch  jedes  Ge- 
meinwesen einer  Stammgottheit  als  Vertreterinn  seiner 
sittlichen  Idee  ,  deren  Mitbesitz  das  charakteristische 
Merkmal  der  Staatsangehörigkeit  ist  i''^).  Welche  Gewähr 
aus  diesen  Voraussetzungen  für  die  Heiligkeit  der 
ererbten  Sitte  .als  ungeschriebenen  Gesetzes  ^^)  inner- 
halb der  bürgerlichen  Rechtszustände  hervorging ,  kann 
hier  nur  angedeutet  werden  ^  eine  ihrer  wesentlichsten 
Folgen  aber  zeigt  sich  auch  in  der  Erblichkeit  so  vieler 
Kenntnisse  und  Berufszweige  des  geselligen  Lebens,  die 
trotz  ihrer  Anknüpfung  an  mythische  Ursprünge  oft  noch 
tief  in  die  geschichtliche  Zeit  fortdauert  ^^)  5  und  auch 
wo  diese  sich  nicht  wie  in  Attika  ^^)  zur  statistischen 
Volkseinlheilung  ausgeprägt  hatte,  glaubte  das  Altcrthum 
selbst  schon  in  dem  Gegensatze  eines  erblichen  Kriegerr 
Standes  zu  den  minder  geachteten  technischen  Gewerben 


§.  5.     Patriarchalische  Formen,  19 

Anklänge   ägyptischen    oder   sonstigen  Kastenwesens   zu 
erkennen  ^^), 

1)  Aristot.  Politic.  I.  1.  7:  fiäXtara  di  xar«  qfivatv  l'oixiv  rj  ntuixTj 
anontla  olxiaq  ilvui  ^  ov<;  xnXoiial  rivfi;  oftoyakuxru;  naZdag  rt  xal  nal- 
öw*  nat^ag'  dio  xai  ro  ti^wtov  fßaoiktnovTo  ul  nöXfiq,  xat  vvv  tri  t« 
t&vi]'  ix  ßuaiXniofihoyv  yu^  avvijX&ov'  näau  yrt(j  oixia  ßaautitzai,  vno 
rov  TiQiaßvxÜTov ,  wäre  xal  al  ditoixiut  diu  tt^v  anYyfvnav:  vgl.  Cic. 
Off.  I.  17  und  mehr  bei  K.  D.  HüUmann  Urgeschichte  des  Staats, 
Königsb.  1817.  8,  S.  89  fgg.  und  Staatsrecht  des  Alterthums  ,  Cöln 
1820.  8,  S.  1  — 14;  auch  Wachsmulh  Jus  gentium  quale  obtinuerit 
apud  Graecos  ante  bellorura  cum  Persis  gestorum  jnitiuni ,  Kiel 
1822.  8,  p.  15  fgg.  und  H.  A.  1  ,  S.  332,  wogegen  C.  H.  Weisse 
diversa  naturae  et  rationis  in  civitatibus  constituendis  ludoles  e 
Graecorum  historia  illustrata ,  Lips.  1823.  8,  p.  58  fgg.  vergebens 
anliämpft ;  denn  wenn  auch  Aristoteles  zunächst  die  xmfut]  aus  der 
olxia  ableitet ,  so  ist  ihm  doch  auch  die  nökK;  nur  rj  Ix  nkdovmv 
x(x)n(t)v  xoivojyiu ,  s.   auch   III.   5.    14  und  unten   §.    52. 

2)  Republ.  II,  p.  369  B:  yiyvtrai  roivvv  noXiq,  inil  rry^nvit, 
Tjtifäv  (xaaxoq  ovx  ttvTÜ()x7jq,  dXkd  noXXwv  hdfijg :  wozu  übrigens  rich- 
tig Aristot.  IV.  3.  12:  <uc  twv  uvayxaitov  y(  xttgtv  näauv  noXiv  anvt- 
axTjxvXuv^  uXX'  ov  Tov  xuXov  ftaXXov:  vgl.  Teuffei  im  Rhein.  Mus.  VII, 
S.   470. 

i)*Av&Q(i)no(;  (pi'iaii  noXirixov  fwov,  Politic.  I.  1.  9;  vgl.  Cic. 
Rep.    I.   25  mit  d.   Ausl.   und   Lactant.   Inst,   divin.  VI,   10. 

4)  Dicaearchus  bei  Steph.  Byz.  p-  511  :  Tiärga  tv  tüv  rgimv 
Twv  naQ'"EXXt]ac  xoivwviuq  ildwv,  eJ?  /itx«i«p;ifo?,  ä  äjj  xaXoVfiiv  nd- 
XQfiv  ,  (fQaTQiuv,  givXijv.  'ExXj'j&jj  6i  nurgu  fiiv  ilq  ttJv  ätvriguv  fiixü- 
ßuatv  iX&övx(ov.  iq  xuxa  fiovdc;  ixdoxo)  nqöxiqov  ovaa  avyyhua,  ano  xov 
ngiaßvxnxov  xt  xal  fiüXioxrt  laxvoavxoi;  fv  x(ö  yhti  xijv  fnuvvniitv 
l'^ovau ,  ov  UV  xgönov  AlaxiSaq  rj  IlfXonidai;  tCnoi  t«?  «».  Oaxgiav  dt 
avvfßrj  Xfyta&ai.  xal  (fQaxgiav ,  inftötj  xifig  tlg  fttgav  nnxQuy  iSlSoaav 
ß-vyaxiqaq  fanxüv ,  ov  ydq  tTi  xmv  naTQKüxixüv  Uqwv  hx*  '«»■v'ijvIuv  rj 
do&ilna ,  dXX'  fl;  xtjv  xov  Xaßövxog  avxtjv  avvixiXti  naxgav,  (uqxi  ngo~ 
xtgov  nö&O)  xf^q  avvödnv  yiyvoiiivTjg  dSiXipaVg  avv  udfX(fü,  txfga  xtq  ii- 
göüv  ixO-rj  xotvo)vtxTJ  otivodo? ,  ijv  d»/  (fgargiuv  (ovöfial^ov,  xnl  nuXiv, 
maxt  ndxga  /uiv  ovnfg  tUno/xiv  ix  xijq  avyyiffiaq  xgönov  lyhixo  ftuXiaxa 
x^q  yovfoiv  ovv  Xfxvon;  xal  xixvwv  ovp  yovivoi  ,  ipguxgla  df  ix  xfjq  x(öv 
udtX<püiv.  fl'vXrj  df  xal  givXixai  nnoxfgov  ülvofiüa&rjaav  ix  xr/q  «I?  xuq 
nöXtiq  xal  xd  xaXov/iiva  t&vi]  ovvodov  yivo/.i(vtf<; ,  (xuaxov  yug  xüp 
avvfX&övxtJv  (pvXov  iXfytxo  (tvai.  Vergl.  Salmasii  misc.  defensiones 
de  variis  obss.  ad  jus  atticum  et  romanum  (Lugd.  B.  1645.  8)  p. 
117  —  142;  Ph.  Buttmann  in  Abhandl.  d.  Berl.  Akad.  1818,  S.  12 
f{;g.  oder  Mythol.  II,  S.  300  fgg.;  A.  Buttmann  de  Dicaearcho, 
Naumburg  1832.  4,  p.  7  ;  Wachsmuth  H.  A.   I,  S.  799  fgg. 

5)  Tlaxgovoftov ßtvoi  xal  ßaatXilav  naaüv  Sixuioxuxrjv  ßaacXivo/ut- 
voi,  Plat.  Legg.  in,  p.  680  E;  vgl.  Tim.  Lex.  p.  209  und  Gataker 
ad  M.  Aurel.  I.   9. 

C)  Die  Cyklopen  bei  Homer  Odyss.   IX.   112: 

xolatv  oj'd*  dyogal  ßovXrjqsögot.  ovä\  &kniaxiqy 
uXX    oly    vxpTjXdJv  oQfiov  xugjjva  vniovat, 
iv  antaat  yXatpvgoloi.,  Oiftioiivd  d\  t'xaaxoi 
nalddiv   Tjd     itXoyrov ,    ovo     itXXrjXmv   nXfyoi'at. 
Vgl.   Plato  und  Aristot.   U.   cc.    und  Strabo  XIII.   1.  25,  p.  885. 

Ii2 


!|0  Th.  1.   Anfänge  der  Staatenbildung. 

*     /' 

7)  Müller  Proleg.   S.    178  fgg.    TLirlwall  I,  S.  83  fgg. 

8)  Ovdiv  d<p  ui/iarog  dXkrjkoi<;  ngoaijxoviK;  ,  uXV  uno  xov  noliri- 
Kov  yfvovq  oI'tw?  xuT(ovo/iaa/4ffoi,  Moeris  Att.  p.  108;  vgl.  PolL 
Ouom.  VIII.  108  und  mehr  bei  Tittmann  griecb.  Staatsv.  S.  572, 
auch  Hüllmann  Anf.  d.  griech.  Gesch.  S.  130  und  Niebuhr  röm. 
Gesch.  I,  S.  345  nach  Cic.  Top.  c.  6  ,  wo  übrigens  auch  Meier's 
Widerspruch  de   bonis  damn.   p.    149  nicht  zu  übersehen  ist. 

9)  Demosth.  adv.  Macart.   J.  19;   vgl.    Priv.   Alt.   §.  9,  not.  3—7. 
10)   Ant.   van   Dale  de   fratriis  etc.   in   diss.  IX  antiqu.  et  marmor. 

illustr.  inserv.  Amstel.  1702.  4,  p.  728  fgg.  Nie.  Ignarra  de  phra- 
triis  primis  Graecorum  politicis  societatibus,  Neap.  1797.  4.  E.  Plat- 
ner  Beiträge  zur  Kenntniss  d.  att.  Rechts,  Marb.  1820.8.  S.  101  fgg. 
11)  Kutorga  Essai  sur  1' Organisation  de  la  tribu  dans  I' anti- 
quite  ,  traduit  du  Russe  par  M.  Chopin,  Paris  1839.  8,  der  jedoch 
p.  46  fgg.  den  Ursprung  aus  der  Familie  zu  geringschätzig  und 
übereilt  verwirft;  vgl.  auch  Bull,  de  TAcad.  de  St.  Petersbourg 
1850,  N.  173,  p.  65. 

1'^)  ^S^-  Ez.  Spanheim  de  Vesta  et  prytanibus  Graecorum  (in 
Graev.  Thes.  antiqu.  Rom.  T.  V)  und  ad  Callim.  H.  in  Cer.  v.  129; 
Casaub.  ad  Athen.  XV,  p.  700  D;  Boeckh  ad  Piud.  Nem.  XI.  1, 
p.  477;  Hüllmann  Anfänge  S.  221  —  247;  Creuzer  Symbolik  II, 
S.  622—628;  3teAufl.  Hl,  S.  296  fgg.;  Ciavier  Hist.  des  premiers 
tems  II,  p.  47;  Wachsmuth  H.  A.  I,  S.  421.  Stiftung  durch  Ce- 
leos?  Plut.   Qu.  sjmp.   IV,  4.    1. 

13)  Servius  ad  Aeneid.  III.  80:  majorutn  haec  erat  consuc' 
tudo ,  ut  rex  esset  etiam  sacerdos  et  pontifex;  vgl.  Plat.  Politic. 
p.  290  E  mit  Kreuser  der  Hellenen  Priesterstaat,  Mainz  1822.  8, 
S.  10  fgg.  und  Tittmann  Staatsverf.  S.  81  —  84,  der  übrigens  mit 
Recht  diesen  patriarchalischen  Gottesdienst  von  den  eigentlichen 
Priesterthümern  bestimmter  Gottheiten  scheidet  ,  geschweige  denn 
dass  man  mit  F.  Kozlowski  de  via  et  ratione  qua  Graeci  ad  cum 
pervenerint  statum,  quo  apud  Homerum  deprehenduntur,  Lips.  1835. 
8,  p.  54.  67  eine  Theokratie  daraus  herleiten  dürfte;  der  König 
bringt  vielmehr  nur  tcüv  &vai(öv  oaai  firj  ligaTixul,  tiXkd  u:io  tjjq  xoi.- 
vTJq  larlat;  l'xavai  rijv  Ti/ijjv ,  Aristot.  Politic.  III.  9.  7,  VI.  5.  II; 
vgl.  Humpert  de  civit.  Homer,  p.  13  und  mehr  unten  §.  56,  not.  15 
und   Gott.   Alt.  §.11,   not.    1. 

14)  Qfol  nm^üoi  oder  (/QxrjYfTai,  auch  noXtovxot,  är/nov/oi;  fyx"'- 
Qiot,  yfvt&Xtoi,  vgl.  die  Erkl.  zu  Plat.  Euthyd.  p.  302,  Haupt  de 
necessitudine  ,  quae  apud  Graecos  inter  res  sacras  et  civiles  inter- 
cessit,  in  Quaest.  Aeschyl.  II,  p.  100,  Lübeck  Aglaoph.  p.  272. 
771.  1238,  Wachsmuth  H.  A.  II,  S.  797,  und  mehr  Gott.  Alt.  §.7, 
DOt.   5  nnd  §.    15,  not.  4. 

15)  Plat.  Legg.  VII,  p.  793  A:  t«  xaXovfxfvu  vno  rür  naXXäv 
uyQutfit  vönifia  xai  ovq  TtaTQioiK;  vöfioiiq  dvoftüi^oiiai:  vgl.  Thucyd.  II. 
37,  Aristot.  Rhetor.  I.  13.  2,  Artemid.  Oneirocr.  IV.  2,  Dio  Chry- 
sost.  LXXVI.  1,  und  mehr  bei  Lobeck  Agl.  p.  193  und  Dissen  kl. 
Sehr.    S.    161    fgg. 

16)  IVach  dem  Grundsätze:  vovimv  XQf/Ki^  fin&t^rijg  i^yai,  otv  flftl 
xul  fl^q,  Plut.  Apophth.  Lncc.  p.  208,  vgl.  die  Homeriden  in  Chios 
(Schol.  Pind.  Nem,  II.  I)  und  andere  Sängerschulen  (Lauer  Gesch. 
d.  homer.  Poesie,  Berl.  1851.  8,  S.  216  fgg.),  die  Asklcpiaden  in 
Kos    und    Kuidus    (K,  Sprengel  Gesch.    d.    Arzneik.   I,  S.  213  fgg.) 


§.  5.     Patriarchalische  Formen.  21 

und  sonstige  ärztliche  Familien  (Plat.  Legg.  IV,  p.  720  B) ,  die 
Daedaliden  (Plat.  Euthypbr.  p.  11  C,  Alcib.  p.  121  A)  und  Euni- 
den  (Poll.  VIII.  103,  Harpocr.  s.  t.)  in  Athen,  die  lamiden  und 
Klytiaden  (Creuzer  ad  Cic.  div.  I.  i])  in  Elis  ,  die  Taltbybiaden 
(Her.  VII.  134)  nebst  Küchen  und  Flötenspielern  (Her.  VI.  60)  in 
Lacedämon ;  um  der  zahlreichen  Priestert'amilien  (Gott.  Alt.  §.  34, 
not.  18)  zu  geschweigen,  die  man  keineswegs  mit  Lobeck  Aglaoph. 
p.  266  zu  leugnen  braucht  ,  um  das  entgegengesezte  Extrem  eines 
herrschenden  Friesterstandes  (A.  W.  Schlegel  Werke  XII ,  S.  457, 
K.  Ritter  Vorhalle  S.  429  —  431,  G.  Zoega  Abhandl.  S.  303)  zu 
vermeiden;  vgl.  Müller  Proleg.  S.  249 — 253  und  Kreuser  a.  a.  O. 
S.  108  fgg.  ,  der  ganz  treffend  auch  die  sonstigen  Periphrasen  fw- 
yQuqxüv ,  TiXaavöJv,  noiTjxwv  iiuläK;  vergleicht;  s.  m.  Studien  d.  griech. 
Künstler  S.  46  nebst  der  Note  zu  Luc.  conscr.  hist.  p.  52  und  Pe- 
tersen in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.   1853,  S.  47  fgg. 

17)  Plat.  Tim.  p.  24  A  :  nokXa  yuQ  rtuga^dy/^ara  räv  tot;  nag  VfiZv 
övTbiv  i'vd-aSf  vvv  uviVQTjOiti; ,  nQÜrov  fiiv  ro  xwv  li^fiov  ytvog  uno  rüv 
üXXojv  xwQig  uqiiuQiafihov ,  ftfru  ät  rovro  ro  rmv  dr]fA.iox'Qywv  ,  on  nuQ- 
oj'Ta  ixuarov,  ükku  dl  ovx  iTtif^iyvv/xivov  Sr]Hi,ovQYiZ,  ro  n  twv  vofiimv 
x«t  TftJv  &T]giVTmv  To  T«  rmv  yfUQywv '  xul  &>j  x«t  ro  /itt}(i/iov  yhoq 
jja&Tjoai  nov  xrjdf  «reo  narTW»«  twv  yiviäv  xf]((oQiafihov :  vgl.  Strabo 
Vlll.  7.  1,  p.  588,  Plut.  V.  Solon.  c.  23,  und  die  Kritik  dieser  An- 
gäbe  unten  §.  94. 

18)  Herod.  II.  167;  il  /uiv  vvv  xal  rovro  nug'  Alyvnrimv  /utfta- 
&^>taat  ol'  ElXTfvig,  ovK  i)((o  drQixioiq  xQtvai, ,  oQtiov  xal  .  .  .  a/iöav 
nüvrui;  toi'?  ßuqßuQovt;  unorifioTiQovi;  ruv  ukXwv  Tjyrjixivovc;  noXirjTfwv 
TOI/?  T«?  rrxvai  /xav&üvovraq  xal  rovq  fxyövovi;  rovrwv,  rovq  (f*  (tnal— 
Xayt*fvov<;  rüv  ^H'gmva^i.imv  yfvvaiovq  vo/it^o/tifvovq  Hvai,  xat  /A.aXtOTce  rovq 
f?  Tov  niXfuoy  uvu/xivovq'  fiffiu&^Maai  d'  a3v  Toiiro  nüvrig  ol  EXXtjvk; 
xal  /4,üXtartt  Auxfdaifiovioi :  vgl.  Aristot.  Politic.  VII,  9.  1,  Isoer. 
Busir.  §.  17,  DIodor.  I.  28,  Plut.  V.  Lycurg.  c.  4,  und  die  merk- 
würdige Hervorhebung  eines  orgariWTixov  yfvog  früherer  Zeit  bei 
dem  Schol.  Pindar.  Nem.  Argum.  p.  426.  Ein  förmliches  Kasten- 
system folgt  d.iraus  allerdings  auch  für  das  vorgeschicttliche  Grie- 
chenland im  Ganzen  nicht ,  und  gegen  solche  Folgerungen  haben 
Feodor  Eggo  (F.  W.  Stuhr)  der  Untergang  der  Naturstaaten,  Berlin 
1812.  8,  S.  103—168,  Schubarth  Ideen  über  Homer  S.  52  fgg., 
Tiltmann  Staatsverf.  S.  81  fgg.  567  fgg.  ,  Beck  Obss.  hist.  crit. 
p.  12  fgg..  Weisse  div.  nat.  et  rat.  ind.  p.  108  fgg.,  Wachsmuth 
H.  A.  I,  S.  336,  Vollgraff  antike  Politik  S.  53  fgg.,  Limburg- 
Brouwer  I,  p.  263  u.  A.  mit  Recht  Einsprache  gcthan  ;  die  that- 
sächlichen  Voraussetzungen  dürfen  jedoch  darunter  nicht  leiden, 
und  selbst  das  Wort  Kaste  ist  noch  neuerdings  von  Haase  in  Hall. 
Encykl.  Sect.  III,  B.  XXIIl,  S.  399  und  F.  Laurent  Hist.  du  droit 
des  gens,  Gand  1850,  8,  T.  II,  p.  8  fgg.  unbedenklich  dafür  ge- 
braucht worden. 

§•6- 
Wenn  nun  aber  gleichwohl  das  griechische  Volk  so- 
gleich bei  seinem  Eintritte   in  die  Geschichte  einen  von 
dem  Staatslcbcn  seiner  Nachbarn   und  Zeltgenossen  we- 
sentlich verschiedenen  Eindruck  hervorbringt  und  in  sei- 


22  Th.  J.    Anfänge  der  Staatenhildung . 

ner  weiteren  Entwicltelung  sich  selbst  so  hoch  über  diese 
stellt ,    dass    es    mit  dem  Begriffe  des  Nichtgriechen  zu- 
gleich  den    des   Unfreien  und  Ungebildeten  verbindet  ^), 
so  liegt   wenigstens  ein  Hauptgrund  dieser  Verschieden- 
heit  in    denselben    Umständen,    die    keine  Staatsgemein- 
schaft   innerhalb    seiner   Gränzen    jemals     zu    dem  Um- 
fange haben  gelangen  lassen,  in  welchem  sein  Volksbe- 
wusstseyn  sich  den  Barbaren  entgegensezte  ^).    Die  Mit- 
wirkungen des  Himmelstrichs  und  die  sonstigen  Begün- 
stigungen seiner  Lage  vor  andern  Völkern  (Privatalterth. 
§.  3)  sollen  dabei  nicht  verkannt  werden  3  zu  seiner  po- 
litischen Entwickelung  aber  trug  am  Wesentlichsten  die 
geographische    Configuration    des    Landes    selbst    bei  ^), 
die  es  von  vorn  herein  in  zahlreiche  unabhängige  Zweige 
zerklüftete     und     dadurch    einerseits    gerade     so    lange 
auf  der  Stufe  des  blossen  Stammlebens  zurückhielt ,  bis 
es  zu  höherer  Staatenbildung  reif  war,  während  sie  an- 
derseits dieser  Staatenbildung    selbst   durch    die  bei  sol- 
cher Nähe  unabhängiger  Stämme  nothwendigen  Conflicte 
vorarbeitete*).      Ein    einziges  Reich,    wie    es    die  Sage 
wohl  an  das  Gedächtniss  der  ältesten  Pelasgerkönige  an- 
knüpft 5) ,   würde   leicht  nur  die  ähnliche   Erstarrung  in 
patriarchalischen  Formen   zur  Folge  gehabt  haben,   wie 
ihr  der  Oiient  durchgehends  mehr  oder  minder  verfallen 
ist^  aber  jene  Sage  kann  ohnehin  höchstens  dazu  dienen, 
die  Ausdehnung    der   ältesten  Bevölkerung   des    griechi- 
schen Bodens    zu    beurkundend)^    thatsächlich    wird    sie 
durch  keine  Spur  beglaubigt,  und  der  pelasgische  Stamm 
selbst,    der   als    der  älteste  und  ursprünglichste  in  Grie- 
chenland   genannt    wird  '') ,    begegnet    uns    theils   in   so 
mannichfachen    und    fast    unvereinbaren    Wohnsitzen  ^) 
und  Auffassungen  ^)   gespalten  ,   theils  mit  einer  solchen 
Menge  fremdartiger  Namen  und  Bestandtheileuntei'mischt, 
dass  wir  jede  etwaige  Einheit  der  griechischen  Bevölke- 
rungjenseits aller  geschichtlichen  Erinnerung  setzen  müs- 
sen ^O).     Leleger^i),   Kureten  ^^^  ,    Kaukonen  ^3)  ,    Thra- 
ker i*) ,    Dryopcr  ^^)   und  zahlreiche  andere  Völkerschaf- 
ten ^^)    thcilcu    sich  jedenfalls   mit  den  Pelasgern  schon 


8.  6.     Trenntmg  in  Stämme.  23 

in  den  Besitz  des  vorgescbiehtlichen  Griechenlands^  ohne 
doch  später  so  spurlos  zu  verschwinden ,  dass  ihr  ein- 
stiges Daseyn  bloss  der  Sage  anheimfiele  5  und  so  be- 
nierkenswerth  es  ist,  dass  der  Eintritt  des  griechischen 
Volks  in  die  Geschichte  alsbald  Gesammtbezeichnungen 
mit  sich  führt,  die  zuerst  unter  dem  Namen  der  Achäer  ^^), 
dann  unter  dem  der  Hellenen  ^^)  die  Mehrzahl  seiner 
Stämme  begreifen  ,  so  entspringen  doch  diese  selbst 
nur  aus  dem  zeitweiligen  Uebergewichte  einzelner,  das 
wohl  ein  ethisches  Band  um  alle  schlingen,  keineswegs 
aber  die  politische  Vereinzelung  aufheben  konnte,  ohne 
zugleich  die  in  eben  dieser  örtlichen  Selbständigkeit 
wurzelnde  Entwickelung  zu  hemmen. 

1)  Baqßüqwv  'EXlrjvaq  ug/nv  ilxög ,  Eur.  Iph.  Aul.  1379,  w? 
rnvTo  q>van  ßüqßaQov  aal  dovXov  ov ,  sezt  Aristot.  Politic.  I.  1.  5 
hinzu;  vgl.  Eur.  Hec.  477  und  Demosth.  Olynth.  III.  §.  24.  Ho- 
mer freilich  kennt  diesen  Sinn  von  ßägßuQoq  noch  nicht ,  dta  ro 
fttjdi  ElXrjväq  71(1)  ufTinakov  flq  iv  ovo/xa  UTioxtxgia&ut ,  Thuc.  I.  3  ; 
doch  sind  bereits  lliad.  II.  867  ßagßuQÖ^wvot ,  welsche,  dXXo&göot, 
Nilzsch  z.  Odyss.  I,  S.  35,  oder  ay).o>aaoi,  Soph.  Trach.  1049,  vgl. 
Poll.  I.  109,  Strabo  XIV.  2.  28,  p.  977;  und  darnach  schied  man 
später  die  ganze  Menschheit  in  Hellenen  und  Barbaren,  Plat.  Poli- 
tic. p.  262  D,  Strabo  I,  p.  116,  Fabric.  ad  Sext.  Enipir.  VIII.  187, 
p.493,  die  als  Erbfeinde,  qivan  noXtfiioi,  Plut.  V.  Cimon.  c.  18,  ge- 
dacht wurden;  vgl.  Eur.  Hec.  1176,  Demosth.  Mid.  §.  49,  Plat. 
Republ.  V,  p.  470  C,  Isoer.  Panath.  §.  66,  und  mehr  bei  K.  Rit- 
ter Erdkunde  I  ,  S.  554  fgg.  ,  F.  Laurent  Hist.  du  droit  des  gens 
II,  S.  287  fgg.,  C.  v.  Roth  Sammlung  etlicher  Vortrage,  Erlangen 
1851.  8,  S.  27 — 51,  und  Aufrecht  und  Kuhn  Zeitschr.  f.  vergleich. 
Sprachforschung  1851,  S.   381. 

2)  St.  John  Hellenes  I  ,  p.  37  :  in  fact  the  inost  retnarhnble 
particularily  m  the  Greek  character  was  a  certain  centrif'ugal  f'orce 
or  abhorrenee  of  centralisation ,  which  -presented  insurmontahle 
obstacles  to  the  union  of  the  whole  nation  under  one  head ;  vgl.  E. 
V.  Lasaulx  Entwickelungsgang  d.  griech.  Lebens,  München  1847. 
4,  S.  4  ;  auch  F.  .Tacobs  verm.  Sehr.  III,  S.  383  fgg.  ,  Bernhardy 
gr.  Liter.  I,  S.  87  fgg.,  Laurent  II,  p.  10  fgj;. ,  und  über  besondere 
Antipathien  einzelner  Stämme  Drumann  Gesch.  d.  Verfalls  d.  griech. 
Staaten,    Berl.    1820.  8,   S.    185—198. 

3)  Hierüber  kann  im  Ganzen  ausser  den  umfassenderen  Hand- 
büchern von  Mannert  und  Forbiger  nur  erst  noch  auf  die  Ileissigen 
Sammlungen  von  F.  C.  H.  Kruse  Hellas  oder  geographisch-antiqua- 
rische Darstellung  des  alten  Griechenlands  und  seiner  Colonien, 
Lpz.  182.Ö  B.  I-III  (unvollendet)  und  S.  F.  W.  Hoflmann  Griechen- 
land und  die  Griechen  im  Alterthum,  Lpz.  1841.  2  Bde  8,  für  den 
heutigen  Zustand  auch  C  Wordsworth  Greece,  pictorial,  descriptive 
and  historical,  London  1839,  französisch  von  Regnault,  Paris  1841. 
8,  verwiesen  werden;   ungleich   wichtiger  sind  jedoch  die  Reisewerke 


91  TA.  /.     Anfänge  der  Staatenhildung . 

und  Forscbungen  über  einzelne  Tbeile  des  Landes,  deren  ältere  von 
Kruse  in  Allg.  L.  Zeit.  1836,  N,  39.  40  und  in  Prokescb  von  Osten 
Denkwürdigkeiten  il  S.  693  fgg.  cbaraklerisirt ,  die  Ergebnisse  der 
neueren  von  Westermann  in  Jahn's  N.  Jahrb.  XLI,  S.  196  fgg.  325 
fgg.  zusammengestellt  sind;  und  dazu  kommen  dann  jezt  nocb  P. 
O.  Bröndsted  Reise  i  Griikenland,  Kopenb.  1844.  8,  W.  M.  Leake 
Peloponnesiaca,  Lond.  1846.  8,  H.  N.  Ulrichs  in  Ann,  dell'  Inst, 
areb.  1846  u.  1848,  p.  5  fgg.  .  L.  Ross  griechische  Königsreisen, 
Halle  1848.  8,  H.  Hettner  griech.  Reiseskizzen,  Braunschw.  1853.  8, 
und  namentlicb  die  erste  umfassende  wissenschaftlich  periegetiscben 
Bearbeitung  in  E.  Curtius  Peloponnesos ,  Gotha  1851,  2  Bde  8, 
der  S.  128  fgg.  gleichfalls  literarische   Nachweisungen  gibt. 

4)  Tbucyd.  I.  3  :  :i^o  yuQ  xö)v  TQio'ixäiv  ovdiv  (paivfrat  ngoxfQov 
xoiv}jf(jyaoafifvtj  rj  Ekküq,  doxtV  di  fioi  oiiö\  Tovvoftu  tovto  li'/iTiaoü 
njo  fixtv y  aXXa  xa  fiiv  izqo  "EXkr^roq  xov  JuxaXitovoq  xut  ndfv  ovdi 
livai.  Tj  inUXrjOK;  avxTj ,  xuxu  i'&vij  rff  iiXXa  xi  xal  xo  HiXuayixov  ial 
nXfVaxov  u(p  iainoiv  xtjv  iiKDvv ft iav  nugnaxf'-*'-  '*'gl«  C.  F.  Dorfmüller 
de  Graeciae  primordils,  Stuttg.  1844.  8,  und  die  tbeilweise  freilich 
sehr  abweichenden  Hypothesen  über  jene  Stämme  und  ihre  Conflicte 
bei  Heflfter  das  vordorische  Zeitalter  der  griechischen  Geschichte  in 
Scbmidt's  Zeitschr.  f.  Gesch.  Vi,  S.  537  fgg.  und  T.  Katterfeld 
Inqu.  iu  antiquisslmas  res  geslas  Graecorum  in  Klotz  Archiv  XVII, 
S.  488  fgg. 

5)  Vgl.  Aeschyl  Suppl.  237  fgg.  mit  dem  Excurs  von  C.  G. 
Haupt  p.  91  fgg.  und  Accius  bei  Seneca  Ep.  LXX.\.  7:  en  impero 
^ryis;  regna  mihi  liquit  Pelops ,  qua  ponto  ab  Helles  atque  ab 
lonio  mari  urgetur  Isthmos. 

6)  Vgl.  Strabo  V.  2.  4,  p.  337  fgg.  mit  Plass  ürgesch.  I,  S. 
44  und  Priv.  Alterth.  §.   1,  not.  2. 

7)  Strabo  VK.  7.  10,  p.  504:  ol  di  IltXaayol  xtüv  nigl  xijv  'EX~ 
Xuda  äiivaoxfvauyxoiv  uQxciöraxoi,  Xfyovxun  vgl.  Herod.  VIII.  44: 
ThXuaywv  l^lvxmv  xfjv  nvv  'EXXäSa  xuXov/tfVT^v ,  und  mehr  im  Allg. 
bei  Geinoz  sur  T  origine  des  Pelasges  avec  l'bistoire  de  leurs  mi- 
grations,  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XIV  p.  154  fgg.  XVI,  p.  106  fgg., 
Dupuis  In  M.  de  1' Inst.  L.  et  B.  A.  II,  p.  58  fgg,,  III,  p.  48  fgg., 
Clinton  F.  H.  I,  p,  4—30,  C.  Höfler  zur  Geschichte  der  Anfänge 
der  Griechen,  München  1831.  4,  Krause  in  Hall.  Encykl.  Sect.  III. 
B.  XV,  S.    HO  fgg.,  Dorfmüller  p.   4  u.  s.  w. 

8)  Vgl.  Müller  Orchom.  S.  125  fgg.  und  Hoeck  Kreta  I,  S.  150 
%g-  >  namentlich  auch  was  die  allerwärts  wiederkehrenden  Ortsna- 
men "A(}yoq  (Ebene,  Strabo  VIII,  p.  5G8  fgg.  572)  und  AftQiaau 
(Burg,  Strabo  IX,  p.  672,  XIII,  p.  921,  Dionys.  Hai.  I.  21)  betrifft,  von 
deren  erstercm  Müller  das  Volk  selbst  ableitet  {TltXu^yol  von  nfXt-.v 
und  u(tyoq,  vgl.  Göttling  gesamm.  Abhh.  S.  93),  die  sieb  aber  tbeil- 
weise weit  über  die  Gränze  des  griechischen  Festlandes  hinaus  fin- 
den ,  vgl.  Ross  Inselreisen  II,  S.  79,  IV,  S.  10;  und  auch  hier 
wiederholt  sich  zwischen  den  beiden  gleich  beglaubigtan  Ursitzeu  im 
Peloponnes  und  Thessalien  die  obige  Streitfrage  über  den  Weg  der 
griechischen  Urbevölkerung  überhaupt;  s.  §.  4,  not.  9  und  K.  Rit- 
ter Vorhalle  europäischer  Völkergeschichten  vor  Herodotus  um  den 
Kaukasus  und  an  dem  Gestade  des  Pontus ,  Berlin  1820.  8.  Plass 
Urgesch.  I,  S.  59  entscheidet  geradezu  für  Thessalien  ,  ja  lässt  sie 
erst  als  Achäcr  in  den  Peloponnes  kommen  ,  und  ähnlich  Uschoid 
Gesch.  d.  trojan.   Kriegs  S.  46  und  Dorfmüller  p.  10;  die  gewöhn- 


§.  6.     Trennung  in  Stämme.  25 

liehe  Ansiebt  aber  schlägt  mit  Dionys.  Hai.  I.  17  und  Staphylus 
bei  Schol.  Apoll.  Argon,  l.  580  den  entgegengesezten  Weg  ein;  s. 
Beck  Weltgesch.  S.  320  —  369,  Raoul -Rocbette  Bist.  d.  colonies  1, 
p.  168 — 180,  Voemel  de  ine.  Thessaliae  antiquissimis,  Frankf.  1829. 
4,  p.  9  — 15,  Schubart  Quaest.  histor.  geneal.  p.  127,  Mich.  Lunini 
Proleg.  ad  res  Achaeorum ,  Dorpat  1832.  8,  p.  13,  Merleker  in 
Jahn's  Archiv  III,  S.   357  fgg. 

9)  Berg-  oder  Binnen-  und  Küstensage,  Wacbsmuth  I  ,  S.  49 
fgg.  ;  Wandervolk  {nÄuvrjTtxöv,  Strabo  VIII.  3.  17,  p.  538)  oder  sess- 
haft?  lezteres  nach  Herodot  I.  56  :  rö  utv  ovduft^  xw  flr/üifji^ai ,  er- 
steres  dagegen  überwiegende  Ansicht  des  späteren  Alterthums ,  s. 
Dionys.  Hai.  I.  17  :  h/QTjaaxo  6i  Tj'/a«?  dvOTiÖTfioii;  ng  noÄXu  /xiv  xal 
ukXuf  ftuXiara  d  ?ic  ttjv  nokvnkavov  ri  xul  ovd'fvo(;  ronov  ßfßuiov  ot- 
KTjaiv  ,  und  die  beliebte  Analogie  der  Störche,  nika^yol,  das.  I.  28 
mit  Strabo  V,  p.  339,  IX,  p.  608,  Servius  ad  Aeneid.  \\U.  600, 
Eustath.  ad  Dionys.  Perieg.  347  und  Odyss.  XIX.  176,  die  freilich 
ebenso  wenig  wie  die  Ableitungen  von  nkü^nv  oder  n(X(i.^ti.v  (Sturz 
dial.  Maced.  p.  9)  und  ntkayoq  ausreichend  ist;  vgl.  Lobeck  ad  Phry> 
nich.  p.  109  und  Pott  etymol.  Forsch.  I,  S.  131  fgg.  Am  schwie- 
rigsten ist  das  Verhültniss  zu  den  Tyrrheuern ,  die  zwar  nur  selten 
wie  in  dem  sophokleischen  Fragment  bei  Dionys.  Hai.  I.  25  gera- 
dezu TvQQTjvol  Uif.aayol  heissen ,  wohl  aber  vielfach  mit  Pelasgern 
verwechselt  oder  gleichgesezt  werden  ;  vgl.  Thue.  IV.  109  mit  Wacbs- 
muth I,  S.  779  und  mehr  bei  Müller  Orchom.  S.  307  fgg.  437  fgg., 
auch  dessen  Etrusker  I  ,  S.  75  fgg.  und  F.  V.  Fritzsche  Quaest. 
Aristoph.   Lips.    1835.  8 ,  p.  3  fgg. 

10)  Vermutbungen  über  einen  Urstamm,  der  noch  vor  der  phy- 
sischen Trennung  beider  Welttheile  (Diodor.  Sic.  V.  47  ,  Orph. 
Argon.  1279,  vgl.  Wacbsmuth  I,  S.  8  und  A.  y.  Humboldt  Kosmos 
II,  S.  153.  406)  die  Einwohner  von  Illyrien  ,  Tbracien  ,  Griechen- 
land und  Kleinasien  umfasst  habe,  s.  bei  Plass  Urgesch.  I,  S.  13  — 
41,  auch  G.  G.  H.  Cludius  de  antiquis  Italiae  incotis,  Gryph.  1829. 
8,  p.  18 — '30  und  40  —  66;  die  Geschichte  aber  M'ird  selbst  grössere 
Gruppirungen  wie  bei  R(ühle)  v.  L(iHen8tern)  zur  Gesch.  d.  Pelas- 
ger  und  Etrusker,  sowie  der  altgriecb.  und  altital.  Völkerstämme 
überhaupt,  Berlin  1831.  8,  geschweige  denn  Versehmelzungsver- 
sucbe  wie  bei  Tbirlwall  I,  S.  44  fgg.  nur  mit  Misstrauen  aufneh- 
men können. 

11)  Strabo  VII.  7.  2,  p.  495:  toi)?  öf  AfXfyriq  rtif?  fiiy  rovq 
avTovg  Kaqolv  flxal^ovaiv ,  ol  di  avvoixovq  fiövov  xal  avaT(juTio)Taq ' 
diontQ  fv  Tjj  MiXtjain  Aiktywv  xaromiaq  xaXito&ai  nvaq ,  nolkaxov  6i 
T^q  Kugiaq  vucfovq  Afkfywv  xat  iqvftaxa  l'fiTjfia  .  .  .  ori  (itv  ovv  ßnQ- 
ßitQoi  Tjoav  ovroi,  xul  avro  ro  xotvaif^aat  roVq  Kagal  vo/jiil^oix'  uv  atj- 
fitlov '  ort  d\  nXüvTjxiq  xai  ftix'  ixdvotv  xul  ;^w()i?  v.ul  ix  naXuiov  ,  xal 
ul  AqiaxoxiXovq  noXixiVat  drjXovatv'  h  n'i*  y«^  xi}  'Axagvävo»  <pi]al 
To  ^Jk  *jff*v  ai<rfjq  KoVQ^xuq,  xo  di  ngoaianigtov  AiXtyaq ,  iJxa 
TrjXtßoaq,  iv  d*  xfj  AlioiXwv  rovq  vvv  Aongoiiq  AiXiyaq  xuXiV,  xaToo^fTv 
d^  X«»  X1JV  BoKoxiuv  avxovq  <fT]aiv '  ojuoiuq  di  xal  .iv  Onoxivxiwv  xai 
Mfyagiojv '  iv  Ji  xf/  Anixaditov  xal  avx6j(&cvn  xiva  AfXtya  ovofitti^fi, 
TOiTOK  df  &tiyaxQtJoi'v  TTjXfßodv ,  xov  6i  nnXduq  öi'o  xul  Hxootr ,  wv 
xivuq  olxf/(jni  xr/v  Afvxitäu.  Also  fast  über  ganz  Mittelgriecbenland 
bis  auf  die  kephalleniscben  Inseln  ,  wo  neuerdings  Lauer  homer. 
Studien  S.  257  fgg.  ihre  Spur  verfolgt  hat;  ausserdem  aber  auch  in 
Lakonika  (Paus.  111.  1,  Schol.  Lurip.  Orest.  615)  und  andern  Kü- 
sten des  Peloponnes  ,  namentlich  mis  ,    insofern  die  dortigen  Epeer 


26  Th.  I.     Anfänge  der  Staatenhildung . 

mit  den  Loltrern  stammverwandt  waren  (vgl.  IVIiiller  Proleg.  S.223; 
Curlius  Pelop.  II,  S.  11),  und  Megara  (Paus.  I.  39.  4,  44.  5),  wo 
dann  auch  die  Feste  Kagiu  (40.  5)  gleich  ähnlichen  Spuren  in 
Kpidaurus  und  Hermione  ( Strabo  VIII.  6.  15,  p.  574)  an  ihre 
karischen  Doppelgänger  erinnert;  vgl.  im  Alig.  Clinton  F.  H.  I,  p. 
31  und  Völcker  Mythol.  d.  iapet.  Geschlechts  S.  345.  Das  Ver- 
hältniss  zu  den  Karern  war  allerdings  schon  den  Alten  unklar,  Str. 
XIV,  2.  27,  p.  976,  xmd  ni£"che  Neuere,  wie  Thirlwall  über  An- 
cäus  im  Gambr.  Philol.  Museum  I,  p.  109  fgg.  und  G.  Th.  Soldan 
in  Welcker's  Rh.  Mus.  III.  S.  89 — 127,  wollen  beide  ganz  getrennt 
wissen ;  aber  auf  den    Inseln  des  ägäiscben  Meeres  verbindet  sie  Her. 

I.  171  ausdrücklich,  und  selbst  auf  dem  Continente  ist  mehr  Kari- 
sches beigemischt  als  namentlich  Soldan  S.  96  einräumt;  vgl.  Raoul- 
Röchelte  Bist,  des  col.  I,  p.  378—390,  Hoeck  Kreta  II,  S.  6—12, 
Uschold  Gesch.  d.  trojan.  Kriegs  S.  156,  W.  Engel  Quaest.  IVaxiae, 
Gott.   1835.  8,  p.   14;  Dorfmüller  p.  88  fgg. 

12)  In  Aetolien  (Hom.  Iliad.  IX.  529)  und  Euböa;  Hauptstclle 
Strabo  X,  p.  713  fgg.  —  Dionys.  Hai.  I,  17  verbindet  sie  mit  den 
Lelegern  (vgl.  Tittmann  Amphikt.  S.  56;  Voemel  ant.  Thess.  ine. 
p.  16),  ohne  dass  man  sie  jedoch  darum  zu  demselben  Stamme 
rechnen  dürfte,  vgl.  Soldan  S.  115  fgg.  lieber  ihren  Unterschied 
von  den  kretischen  Korybanten  (KovQiJTiq  und  Koigr^rf^)  s.  Hoeck  I, 
S.   198  fgg.,    Welcker   äschyl.  Tril.   S.    190  fgg..  Lobeck  Aglaoph. 

II,  p.  1111  fgg.;  ganz  anders  freilich  Plass  I,  S.  156,  der  die 
ganze  hellenische  Cultur  durch  sie  aus  Kreta  herleitet,  und  Haupt 
wissensch.  Alterthumsk.  II ,  S.  36  fgg.  oder  gar  Chr.  Heinecke 
Orchomenos  und  der   Herrenstand  der  Kureten  ,  Wernig.    1849.  8. 

13)  In  Messenien  und  dem  südlichen  Elis  oder  Triphylien,  dann 
Dyme  in  Achaja,  Strabo  VIII,  3.  11  und  17,  p.  525  und  531; 
vgl.  Curtius  Pelop.  I,  S.  411  fgg.  II,  S.  9  fgg.  Auch  in  Klein- 
asien?   Strabo  XII.   3.  5,  p.   817  und  858. 

14)  In  Boeotien  (Stiabo  IX.  2.  25  ,  und  X.  3.  17,  p.  629  und 
722),  Euböa  (Abanten,  Strabo  X.  1.  3,  p.  682,  vgl.  A.  J.  E.  Pflugk 
Eubolc.  spec.  Berl.  1829.  4,  p.  15),  Phocis  (Daulis,  Thuc.  II.  29), 
selbst  auf  deo  Inseln  (Naxos ,  Diodor.  V.  50):  jedenfalls  wohl  von 
den  barbarischen  Thraciern  des  Nordens  zu  scheiden ;  vgl.  Müller 
Orchom.  S.  379—390,  griech.  Lit.  I,  S.  43  fgg.,  Bode  de  Orpheo 
p.  113—118  und  G.  g.  A.  1836,  St.  16—20,  Wachsmuth  I,  S.  58 
fgg.,  Bernhardy  griech.  Lit.  I,  S.  197  fgg.;  auch  Uschold  trojan. 
Kr.  S.  171  und  über  das  Verhältniss  der  Thraker  und  Pelasger, 
Straubing  1837.  4,  der  sie  nur  freilich  wieder  mit  den  Karern  und 
Lelegern  zusammenwirft. 

1,5)  Am  Oeta,  bis  sie  von  den  Doriern  verdrängt  und  theilweise 
im  Peloponnes  (Asine,  Hermione)  angesiedelt  wurden,  Diod.  IV.  37, 
Paus.  IV.  34.  6,  vgl.  Eckcrmann  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1841,  S. 
1151;  aber  auch  in  Styra  und  Karystus  auf  Euböa,  ja  in  Attika 
wenigstens  als  Flüchtlinge,  Aristid.  Panath.  p.  177;  vgl.  Clinton 
1,  p.  35  und  nu;!ir  §.  16,  not.  10  und  §.  77,  not.  20,  insbes.  aber 
Soldan  in  Welcker's  llh.  Museum  VI,  S.  421  fgg.  ,  wo  wenigstens 
ihre  Verschiedenheit  von  den  Pelasgern  gegen  Müller  I)or.  I,  S.  41 
dargethan  ist,  während  die  Combination  mit  Triopas  bei  G.  L.  Claus- 
sen  Quaest.  Ilerodeae,  Bona  1847.  8,  p.  12  fgg.  schweren  Zweifeln 
unterliegt. 

16)  Lapithen ,     Phlegyer  ,     Minyer ,     Myrmidonen  ,     oder    wenn 


§.  7.     Pelasger  und  Hellenen.  27 

diese  ja  durch  einen  der  Lelieiiischen  Stämme  mit  den  Pelasgern 
selbst  zusanimenbängen,  jedenfalls  Aethiker  am  Pindus  (Hesycb.)  und 
Hektenen  ,  Hyanten ,  Aonier ,  Temmiker  in  Boeotien  ,  die  Strabo 
VII.  7.  1,  p.  494,  ausdrücklieb  gleich  den  übrigen  vorbergenann- 
tea  Stämmen  mit  den  Pelasgern  coordinirt ;  vgl.  dens.  IX.  2.  'i, 
p.  015,  Paus.  IX.  5.  1  ,  und  mehr  bei  Clinton  I,  p.  37  und  Wacbs- 
muth  I,  S.  56;  auch  .1.  K.  on  the  names  of  tbe  antehellenic  inha- 
bitants  of  Greece,  im  Cambr.  Philol.  Mus.  I,  p.  609  —  627,  und  H. 
Harles  de  primis  Boeotiae  incolis  quibusdam  vere  Graecls  ?  Lemgo 
1833.  4. 

17)  Thucyd.  I.  3:  rfxfitjgioZ  d*  ßü).iora"üiir]qo(;-  noUä^  yuq  v- 
OTlQov  tTi  TW»  Tgoiixäv  yivüntroq  ovdunov  Torc  IvunavTuq  {EXXtjvug) 
wvo^aaiv  .  .  .  Javaotq  JJ  h  rot?  l'rKai  y.nl  'Aqydovq  xai  A'/niovi;  uva- 
»aXfZ'  vgl.  Geppert  Urspr.  d.  bomer.  Gedichte  I,  S.  250  und  402, 
der  freilich  auch  zwischen  Argivern  und  Achäern    wieder  scheidet. 

18)  navUkTjviq  zuerst  bei  Hesiod.  ?.  x.  jy.  530  ;  vgl.  655  und 
Strabo  VIII.  p.  568  mit  Salraas.  de  Hellen,  p.  394,  Thiersch  in 
Abhh.   d.  Bayr.  Akad.  1813,  S.   12,  Müller  Aegin.  p.    155  u.  s.w. 

§.7. 
Eben  desshalb  aber  darf  man  sich  auch  was  die 
vorgeschichtlichen  Zustände  betrifft  nicht  von  dem  spä- 
teren Gegensatze  zvrischen  Pelasgern  und  Hellenen  ^)  zu 
der  schon  frühe  entstandenen  Ansicht  verleiten  lassen, 
beide  in  der  Art  für  stammverschieden  zu  halten ,  dass 
entweder  die  Pelasger  zu  Barbaren  2)  oder  die  Hellenen 
zu  Einwanderern  ^)  würden,  und  dadurch  die  Entwicfce- 
lungsreihe  gewaltsam  zu  zerreissen,  die  sich  in  der  grie- 
chischen Sage  selbst  von  den  ältesten  Zeiten  bis  in  die 
geschichtliche  herunterzieht  '*').  Unter  den  übrigen  Na- 
men ,  die  neben  den  Pelasgern  vorkommen ,  können  im- 
merhin manche  ausländischer  Ansiedelung  oder  Invasion 
angehören,  der  einzelne  Theilc  des  vorhcllenischen  Grie- 
chenlands unterlagen  5)  ^  von  denjenigen  Stämmen  aber, 
welche  die  Ueberlieferung  unter  dem  gemeinschaftlichen 
Stammvater  Hellen  zusammenfasst^),  werden  sowohl  die 
lonier '')  als  die  Aeoler ,  von  welchen  die  Achäer  nur 
ein  Zweig  gewesen  zu  seyn  scheinen  ^) ,  von  den  nam- 
haftesten Zeugen  geradezu  als  Pelasger  ^) ,  gleichwie 
diese  selbst  anderwärts  als  Hellenen  bezeichnet  ^^) ;  und 
wenn  wir  daher  einzelne  Stämme  wie  die  thessalischen 
Perrhäber  ^^)  und  die  Arkadier  im  Peloponnes  ^^)  auch 
in  der  geschichtlichen  Zeit  noch  als  Pelasger  den  Helle- 


SB  TA.  /.     Anfänge  der  Staatenbildung. 

nen  entgegengestellt  finden,  so  kann  das  wohl  nur  den 
Sinn  haben ,  dass  sie  von  der  Culturbewegung ,  deren 
Begrifi"  sich  vorzugsweise  an  den  lezteren  Namen  an- 
knüpft ^5),  minder  berührt  worden  sind  ^^j.  Sprachliche 
Gegensätze  lassen  sich  zwischen  beiden  nicht  erhärten  ^5)  5 
und  verfolgen  wir  das  Wort  Hellenen  als  Volksnamen  bis 
zu  seinem  Ursprünge ,  so  führt  es  uns  gleich  dem  Na- 
men Graeei ,  den  die  Römer  dafür  gebrauchten  ^^)  ,  in 
die  Gegend  von  Dodona ''')  ,  wo  gerade  einer  der  älte- 
sten Sitze  pelasgischer  Gottesverehrung  war  ^^).  Von 
hier  ging  er  in  das  südliche  Thessalien  oder  Phthio- 
tis  über,  wo  Hellas  selbst  als  Ortsname  vorkam  ^^),  von 
welchem  daher  auch  die  Myrmidonen  des  Achill  in  der 
Ilias  Hellenen  heissen  ^^)  3  noch  früher  und  fester  aber 
scheint  derselbe  an  dem  dorischen  Stamme  gehaftet  zu 
haben,  der  jedenfalls  bereits  vor  den  Myrmidonen  jene 
Gegend  bewohnte  ^i)-  und  als  dieser  dann  durch  den 
Heraklidenzug  das  Uebergewicht  des  äolisch-achäischen 
Stamms,  dem  die  Mehrzahl  der  homerischen  Helden  an- 
gehört'^^),  brach,  verdrängte  auch  jener  sein  Volksname 
den  achäischen  aus  der  weiteren  Bedeutung,  welche  die- 
sen bei  Homer  auch  über  sonstige  äolische  und  ionische 
Stämme  ausdehnt.  Doch  würde  dieses  selbst  kaum  ha- 
ben geschehen  können,  wenn  nicht  schon  jene  Stämme 
mit  dem  dorischen  eine  Eigenschaft  getheilt  hätten  ,  die 
sie  mit  dem  sonstigen  Pelasgerleben  in  gemeinschaftli- 
chen Gegensatz  brachte  j  und  als  solche  können  wir  in 
unmittelbarer  Anknüpfung  an  den  obigen  Nachweis  eines 
erblichen  Kriegerstandes  im  ältesten  Griechenland  den 
ritterlichen  Charakter  bezeichnen,  der  schon  vor  der  do- 
rischen Wanderung  den  Grundzug  des  homerischen  Zeit- 
alters bildet  und  in  dessen  Heroen  ^3)  eben  die  durch 
den  Gährungsprocess  so  mannichfacher  Elemente  über 
die  patriarchalischen  Zustände  des  Pelasgerlhums  hinaus- 
gehobenen kriegerischen  Thcile  der  Nation  erkennen 
iässt2+). 

1)  \qI.  Salmas.  de  Hellenist,  p.  267  fgg. ,  de  la  Nauze  sur  la 
difTerence  des  Pelasges  et  de»  Hellenes  in  M.  de  1'  Aead.  d. 
Inscr.  XXIIl,  p.   115  %g.,  und  dieselbeo  T.  XXV,  p.  11-28;  auch 


§.  7.     Pelasger  und  Hellenen.    V  OB 

G.  B.  Mönnich  de  Pelasgis  et  Hellenibus  sec.  Herodotum  ,  Stuttg. 
1826.  4,  und  die  gründliche  Erörterung  bei  Middendorf  über  das 
Verhältniss  der  Hellenen  zu  den  Pelasgern  ,  Coesfeld  1840.  4,  wo- 
gegen Niebubr's  Vorträge  über  alte  Gesch.  I,  S.  246  die  Schwierig- 
keit mehr  fühlbar  machen  als  heben. 

2)  Wie  sich  z,  B.  Hekatäus  bei  Strabo  VII,  p.  494  (vgl.  IX, 
p.  629)  und  Herodot  I.  58  ausdrücken ;  vgl.  Schol.  Apoll.  Argou. 
I.  580 :  «710  IJiXnayoJv  li&roj'?  ßugßa^ixov ,  olxTjoavToq  ttjv  QfoauXiuv 
%al  ro  "Aqyoc:  xai  uk/.aq  o^x  o'Aiyac  /(M^n?,  und  mehr  bei  Bryant  My- 
thol.  V,  p.  21;  auch  G.  Chr.  Haberland  de  liberatione  Graeciae 
antiquissimae  a  gravissimo  dominatu  barbarorum,  Wernigerode   1814. 

4,  und  was  J.  F.  A.  C.  Cuntze  de  Pelasgis,  Wolfeub.  1837.  4  aus 
Reisig's  Collegienheften  beibringt;  während  Luninus  1.  c.  p.  53  sie 
geradezu  als  die  Barbaren  betrachtet,  welchen  Griechenland  seine 
Cultur  verdanke! 

3)  So  noch  Müller  Aegin.  p.  172:  irrumpente  e  septentrione 
feriore  populo  ;  obgleich  immer  noch  zulässiger  als  wenn  sie  Heyne 
Nov.  Comm.  Soc.  Gott.  I,  p.  89  fgg.  oder  Plass  I,  S.  201  fgg.  als 
eine  Mischung,  jener  von  tbracisch-phrygischen  Elementen  mit  pe- 
lasgischen,  diesei  von  kuretischen  Kriegern  (§.  6,  not.  12)  mit  einer 
pelasgisch  -  lelegischen  Volksmasse  betrachtet. 

4)  Vgl.  die  hesiodischen  Weltalter  mit  m.  gesamm.  Abhh.  S.  306 
fgg.  und  Köchly  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1843,  S.  6  und  108;  auch 
Dorfmüller  S.  99  fgg.  und  J.  M.  Löbell  Weltgeschichte  in  ümris- 
seu  ,   Lpz.  1846.  8,  S.  439  fgg. 

5)  Ausser  den  Karern  (§.  6,  not.  11)  namentlich  Phönicier  ,  de- 
ren Antheil  an  den  Bestandtheilen  der  griechischen  Sage  ebenso 
mannichfach  als  ihre  geschichtliche  Bedeutung  für  das  classische 
Griechenland  gering  ist;  nicht  bloss  was  die  kadmeischen  Tbeba- 
ner  (§.  15,  not.  14),  sondern  auch  peloponnesische  Mythen  und 
Heroen  betrifft,  s.  Curtius  Peloponnes  11,  S.  392  (Palamedes) , 
518  (Sisyphus)  u.  s.  w.  Schwieriger  ist  Pelops  zu  deuten  ,  den 
die  Ueberlieferung  als  Lydier  (Pindar.  Ol.  I.  36,  Paus.  V.  1),  Phry- 
gier  (Her.  VII.  11,  Str.  V.  7),  oder  Paphlagonier  (Apoll.  Rhod. 
Argon.  II.  358,  Diodor.  IV.  77)  geradezu  den  Einwanderern  und 
ifvatc  fi\v  ßaQßr'tQOK;,  vöfuo  d("EXXtiai  (Plat.  Menex.  p.  245  D)  bei- 
zählt, während  sein  Name  mit  dem  des  Peloponnes,  sein  zahlreiches 
Geschlecht  (Plut.  V.  Thes.  c.  3)  mit  den  Achäern  auf's  Engste  ver- 
knüpft ist;  vgl.  unten  §.  17,  not.  10  und  mehr  im  Allg.  bei  .1.  K. 
im  Cambr.  philol.  Museum  il ,  p,  354,  Krahner  in  Hall.  Encykl. 
Sect.   III,  B.  XV,   S.  284  fgg.,  Uschold  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1836. 

5.  44  fgg.  ,    Scholl    zu  Soph.    Ajas    S.   43  fgg. ,   Curtius    Pel.    I ,  S. 
63,   11,  S.   559. 

6)  Vgl.  Beck  Weltgesch.  S.  724,  Clnvier  I,  p.  58,  Clinton  I, 
p.  40,  insbes.  nach  Hesiodus  h  rjj  ^Qmx^  yiviai-oyln  bei  Tzetzes  ad 
Lycophr.  284  und   Plut.   Qu.  symp.    I.X.    15: 

EHj]voq  fl    lyfvovro  &fninT07toXoi  ßttniXjJK;, 
^üjQÖq  Tf    Zov&öq  Tf   xat   ji'CoXof;   l:iiiio}(n()fit/<;, 
mit  der   Ergänzung  durch  Xuthus  Söhne  Ion  und   Achäus  bei   Apol- 
lod.    I.  7.    3,   Strabo   Vlll.   7.    1,  p.    587,    Conon   Narr.    27,  und  der 
Kritik  von  Müller  Proleg.   z.    Mythol.  S.    179  fgg. 

7)  Her.  I.  50:  toi'?  ftiv  rov  /iwQtxov  yhov^,  Tovq  «TJ  Tor  Imvi- 
«oiT   .    .    .  To'    ft\v    TIiXuaytAov,    ro    öi    EXX^viKoy  i&vo^ ;    vgl.    VII,   94s 


90  Th.  I.     Anfänge  der  Staaienhildung . 

"luvti  6e  oaov  /niv  ^QÖvov  iv  UtkoTiowt/ao)  o'Caiov  ttjv  vvv  »akio/ifyijv 
Aj^atiijv  .  ,  fxakiovTo  llfkaayoi  Alyiukii<; ,  inl  S\  'Iwvog  tov  aov&ov 
"lojvfgt  mit  Curlius  Pel.  I,  S.  61  und  Aristot.  Metaph.  IV.  28,  p. 
1024:  oi'to)  yufi  kiyovxai.  ol  fi'iv  Ekkrjviq  to  yhoq ,  ol  äf  'lojytq,  TW  ol 
fiiv  ano    Ekktjvoq  ,   ol  d(  uni  "Iwvoq  livai,  ngÜTov  ytvvtfaavroq. 

8)  Strabo  VIII.  1.  2,  p.  514:  ol  "/wwc  f^iniaov  vno  '^j^atwv, 
Alokiy.ov  i'&vovt;  :  vgl.  XutLus  bei  Eur.  Ion  63,  ovx  fyytvijq  wv,  ^lo- 
kov''df  TOV  /jlioq  yfyojc;  "A^utöc  und  die  Bezeichnung  achäiscber  Co- 
lonisten  als  Aeoler  bei  Pindar  Nem.  XI.  35  und  unten  §.  76, 
not.  5.  Wie  Achaus  in  die  Genealogie  des  Ion  und  seines  Vaters 
Xuthus  hereingekommen  ist  (Paus.  VII.  1),  erklärt  sich,  ohne  der 
Etymologien  von  Pott  in  Hall.  Encykl  Sect.  11,  B.  XVIII,  S.  65  zu 
bedürfen  ,  einfach  aus  ihrer  Aufeinanderfolge  im  Besitze  von  Aegia- 
lea ;  und  jedenfalls  steht  daneben  noch  eine  ganz  andere  bei  Dio- 
nys.  Hai.  I.  17  und  Eustath.  ad  Iliad.  li.  684,  wo  Haemon  oder 
Poseidon  mit  der  Argiverinn  Larisa  den  Acbäus,  Phthius  und  Pelasgus 
erzeugt  ,  um  die  beiden  Hauptsitze  des  Volkes  ,  Phthiotis  und  den 
Peloponnes  ,  zu  verbinden  ;  oder  soll  man  einen  doppelten  Achäus, 
einen  pelasgischen  und  einen  hellenischen  annehmen?  vgl.  Beck 
S.  830,  Voemel  Thess.  incol.  p.  13,  Schubart  Quaest.  geneal. 
p.   32,  Thirlwall  I,  S.  114  fgg. 

9)  Herod.  VII.  95  :  ^ioA«?  öf  .  .  ,  ro  nükai  yiaktönfvoi  Tlikaa- 
yol ,  WS  'Ekk^vwv  käyoi;:  vgl.  Strabo  V.  2.  4,  p.  337 1  toi'?  <^i  Ilf- 
kuayovg,  ot«.  fi^v  dq-^ulöv  ri  qivkov  xaru  t^v  Ekku6a  näoav  infnokaaif 
x«t  /iakiara  Ttuqd  ToVq  Aloktvoi,  Tot?  xaru  QfTTukiav ,  o/iokoyovatv 
änavTiq  axfdüv  t»  ,  und  Paus.  IV.  36.  1  :  vtio  JVrjkfoq  xul  rö)v  i% 
^Imkxov  Tlfkaayojv  {xßktj&iig.  Dass  Strabo  XIV,  p.  997  Dorier  und 
Aeoler  zu  verbinden  scheint  (^kfyiu&wouv  xal  ol  JioQittq  xal  ol  Alo- 
kfVg  ol  «i'rot),  ist  nur  bedingt  zu  verstehen;  schärfer  kann  man  den 
Unterschied  nicht  setzen  als  er  selbst  VIII,  p.  514  es  thut,  vgl. 
auch  Hällmann  Anf.  d.  griech.  Gesch.  S.  44  und  Krause  in  Hall. 
Encykl.  Sect.  III,  B.  XV,    S.  122. 

10}  Dionys.  Hai.  F.  17;  jyv  ydiJ  ä>}  xul  tÖ  tc3v  Tlikaaymv  yfvot; 
Ekktjvixov  fx  lIikoTtovvTJaov  TO  «^j^nio*:  vgl.  die  Arkadier  als  Hellenen 
in  Plat.  Minos  p.  315  C,  und  mehr  bei  Tittmann  Amphikt.  S.  113 
fgg.,  Clinton  F.  H.  I,  p.  92  —  98,  Schömann  Antiqu.  jur.  publ. 
p.  42  ;  auch  Clavier's  digression  sur  les  Pelasges  hinter  s.  Apollo- 
dore  II,  p.  489  fgg.,  Flathe  de  antiqu.  Graeciae  incolis  p.  11  fgg. 
und  Thiiiwall  I,  S.  55  fgg.  86  fgg.  Nur  soll  man  darum  ebenso 
vrenig  die  Pelasger  wieder  mit  Uschold  Iroj .  Krieg  S.  201  fgg.  zu 
einem  einzelnen  Zweige  des  hellenischen  Stamms  machen  ,  als  mit 
Zoega  Abhh.  herausg.  v.  Welcker,  Gott.  I8i7.  8,  S.  280  fgg.  beide 
zusammen  als  rohe  Naturmenschen  auffassen ,  die  erst  von  Aussen 
hätten   civilisirt  werden  müssen. 

11)  Strabo  IX.  5.  19  und  20,  p.  671  und  673;  vgl.  Schol. 
Pind.  Pyth.  IX.  27  und  mehr  bei  Wesseling  ad  Herodot.  VII.  128, 
Beck  Weltgesch.   S.  845,    Müller  Dor.  I,  S.  25,    Dorfmüller  S.  27. 

12)  'u4i,x,'t^f<;  Ilikaayol,  Her.  I.  146;  vgl.  H.  171,  Strabo  VIII. 
3.  17,  p.  531,  und  Schol.  Dionys.  Perieg.  318:  'A()x(i6fi;  dt  dvixa- 
6tv  Ufkuayoi,  o'iq  <pt/(Jiv  "Ecfioooq,  mit  Marx  ad  Ephor.  fragni.  p.  158, 
wogegen  Kruse  Hellas  I,  S^  423  fgg.  kein  Bedenken  hätte  erheben 
sollen;  auch  ihre  Bezeichnung  als  avröx&ovtq  (Her.  VIII.  71^,  Xe- 
noph.   Hell.   VH.    1.   23,    Demoslh.    F.   L.   §.261,   Paus.  V.  1.    1)   uu4 


§.  7.     Pelasger  tmd  Hellenen.      V  9t 

TiQoaiX^voi  (Apoll.  Argon.  IV.  26  4,  Lucian.  Astrol.  c.  26,  Schol. 
Aristoph.  Nubb.  397)  ,  worunter  trotz  alter  und  neuer  Deutungen 
(Heyne  Opusc.  11,  p.  .333—353,  C.  G.  Bredow  Unters,  über  Ge- 
genst.  d.  a.  Gesch.  Altona  1800.  8,  S.  78  fgg.,  G.Hermann  Opusc. 
VII,  p.  275)  das  lebendige  Alterthum  gevdss  nichts  anders  als  A- 
stris  lunacfue  priores  verstand;  vgl.  Stat.  Theb.  IV.  27  5  mit  Bötti- 
ger  kl.  Schriften  1,  S.  149  und  Schneidewin  Philol.  I,  S.  428.  Die 
aristotelische  Pragmatisirung  bei  dem  Schol.  des  Apollonius  (ör* 
ßÜQßuQoi  r?}v  'A^Kudiav  wuTjöav,  oUivfq  ilfßhj{^rjaav  l'Tio  läiv  ' Aijuudoiv 
f:ii-9fßfv(ov  ui'Tolq  ngo  toi"  inirnkai.  ttjv  Ofkrjvr^v)  ist  zwar  neuerdings 
selbst  von  Curtius  Pelop.  I,  S.  160  benuzt  worden,  um  auch  die 
arkadische  Autochthonie  durch  fremde  Einwanderung  zu  unterbre- 
chen; aber  dann  wären  ja  die  n^oofki^roi  gerade  die  späteren  lir- 
oberer, von  welchen  ohnehin  die  ächte  Landessage  bei  Paus.  VIII. 
4  nichts  weiss. 

13)  Isoer.  Paneg.  §.  50:  tÖ  twv  'EkXrjvwv  ovofiu  ninoi^xi  //t^x^t» 
raiii  yivol'q  uXkä  rjjq  diuvoiuq  doxfZv  {ivut  ,  y.al  ftülkov  EkkTjvuq  xukil- 
o&ai  Toil?  T^?  nutdivoiwq  ttji;  TjtiiTfQaq  t]  xovq  T7J<;  xotv/^e  qvofO)(;  /«- 
tiyovTaq:  was  dort  allerdings  zunächst  von  athenischer  Geistesbil- 
dung gesagt  ist  ,  aber  auch  bereits  auf  frühere  Culturstufen  An- 
wendung findet. 

14)  In  sofern  ist  es  nicht  ganz  zu  verwerfen ,  wenn  bereits 
Schubarth  Ideen  über  Homer  S.  69  fgg.  und  neuerdings  Pott  ety- 
mol.  Forsch.  I,  S.  XL  fgg.  und  Hall.  Kncykl.  Sect.  H,  B.  XVIII, 
S.  18  fgg.  die  Pelasger  nur  als  Vertreter  des  urgeschichtlichen  Zu- 
stands  im  Gegensatze  späterer  Cultur  auffassen  und  Haase  das.  Sect. 
111,  B.  XXIII,  S.  396  ihren  Namen  geradezu  als  nihtoi  =  nakaiot, 
prisci ,  deutet;  nur  darf  derselbe  darum  nicht  sofort  mit  Hüllmann 
Auf.  S.  112  fgg.  als  blosser  CoUectivname  ohne  ein  bestimmtes 
nationales   Gepräge  aufgefasst  werden. 

15)  Vgl.  Adelung  Mithrid.  I,  S.  382  fgg.  ,  Herbert  Marsh  Ho- 
rae  Pelasgicae  ,  Cambr.  1815.  8,  A.  Giese  über  den  äoliscLen  Dia- 
lekt, Berlin  1837.  8,  S.  73  fgg.,  Reisig  Vorles.  über  lat.  Sprach- 
wissenschaft, Lpz.  1839,  p.  840—852  mit  d.  Bemerk,  v.  ßernhardy 
griech.  Lit.  I,  S.  193,  und  Chr.  Th.  Schwab  Arkadien,  Stuttg. 
1852.  8,   S.  25,  die  uns  die   Grundansicht  von   Niebuhr  röm.   Gesch. 

I,  S.  31  fgg.  oder  Vortr.  über  röm.  Gesch.  I,  S.  90  und  Müller 
Dor.  II,  S.ü  noch  immer  festzuhalten  gestalten,  wenn  gleich  manche 
ihrer  Stützen  durch  veränderte  Betrachtung  des  Verhältnisses  der 
Sicuier  zu  den  Pelasgern  und  der  lateinischen  Sprache  zur  griechi- 
schen schwankend  geworden  sind.  Auch  die  homerische  Götter- 
sprache (Göttling  in  Jahrbb.  f.  wiss.  Kritik  1830,  II  S.  304  und 
ad  Hesiod.  Theog.  831  ,  Nägelsbach  homer.  Theol.  S.  179  und  z. 
ilias  I.  403)  wird  nur  vermuthungsweise  als  pelasgisch  aufgefasst; 
wenn  aber  Strabo  VIII.  1.  2  die  Arkadier  selbst  äolisch  reden 
lässt,  so  wird  wenigstens  dieser  älteste  Dialekt  des  Hellenischen 
dem  Pelasgischcn  nicht  fremd  scyn  ;  vgl.  auch  Bode  de  Orpheo  p. 
123;  und  Herodots  ohnehin  aus  blosser  Combination  geschöpfte 
(Göttling  gesamm.  Abhh.  S.  90)  Leugnung  (1.  57  :  ijvTiva  d*  ykwaoav 
'ifouv  ol  llikuayoly  oi'x  tx'>'  ur(iex(oj<;  tcnut'  il  di  /qiujv  tan  rixannio- 
HivQv  ktynv  Tor?  vvv  tri.  iorai  Ilfkaayijv  .  .  .  ijouv  ol  Ilfkaayol  ßmtßa- 
Qov  yköwauv  livin;,  vgl.  Sturz  dial.  Maccd.  p.  II,  Q-  on  tlic  lan- 
guage  of  the   Pclasgi  in  Museum   crit.  or  Cambridge  class.  rcscarches 

II,  p.   23  i  — 230,    Grotc   II,   p.   3i7,rgg.)    kann    eben    so   wohl   nur 


32  Th.  1.     Anfänge  der  Staatenbildung. 

eine  dialektische  Verschiedenbeit  bezeichnen  ,  als  Plal.  Protag.  p. 
341  E:  an  Afoßioq  wv  xul  h  (fonjj  ßaQßügoj  T(d-Qnfi/A,ho^ ,  wie  denn 
auch  die  perrhäbische  Sprache  sich  durch  die  Glosse  q>on'iiai.  für 
aluri^ui  bei  Aristot.  mir.  auscult.  c.  132,  nicht  als  ungriechisch 
erweist. 

16)  rguLKoq  fitvf/ttQfiijq  nach  Hesiodus  h  KnTuXöyoiq  bei  Jo. 
liaur.  Lydus  de  mens.  I.  13  von  Deukalions  Tochter  Pandora  dem 
Zeus  geboren,  vgl.  Ritschl's  Rh.  Museum  IV,  S.  151  und  Chron. 
Par.  Epoch.  6  :  E}.krjv((;  'jivo^ii.n&r]aav  ro  ngoxfQov  rgamol  xrt).oi'ffif*oi, 
mit  Böckh  C.  Inscr.  II,  p.  312  und  Ciavier  Hist.  d.  pr.  tems  111, 
p,  18  —  22,  der  ihn  übrigens  als  Volksnamen  erst  seit  Aristoteles 
nachweislich  findet,  obgleich  Steph.  Byz.  p.  212  schon  aus  Alkman 
die  FQuTxfq  röjv  'EkXjjvoiv  /ir/Tfi){q  dahinzieht ,  womit  auch  das  Wort 
nach  Pott  Forschungen   I,  S.  XLl    jedenfalls  verwandt  wäre. 

17)  Aristot.  Meteor.  I.  14,  p.  352:  xal  yrlg  ovroq  (o  xaXoi'fuvog 
ini  /tfvxaXimvo?  xaTöxAi'ff/Ko?)  ntgl  rov  'EXkrjvtxov  iyivfTO  fiükiaxu  xö- 
nov  xa*  rovTov  nigi  rrjv  EkXuda  rr/V  ug-faiav'  avTTj  d  iarlv  rj  nigl 
rr^v  /4oi6(ovTjv  xai  xöv  'AxtXwov ,  outo?  yäp  TioXka^ov  ro  Qtvfia  fjiixnßi- 
ßXjjxiv  (oxovv  yuq  oi  SfXXol  fvravd-a  xal  ol  xuXoi'/4tvoi  rort  fttv  TQUixalf 
vvv  6i"EXXrjv(q:  vgl.  Constantin.  Porphyrog.  de  themat.  p.  43  uud 
51  ed.  Bekk.  und  Wachsmuth  1,  S.  781  ,  der  ebenso  wenig  wie 
Uorfmüller  p.  21  Bedenken  trägt,  die  Hellenen  selbst  von  den 
SfXXoüq  abzuleiten ,  die  schon  Homer  Iliad.  XVI.  234  und  Soph. 
Trachin.  1169  als  Hüter  des  dodonäischen  Heiligthums  kennen; 
auch  Prideaux  ad  Marm.  Oxon.  p.  128  fgg.  und  Bode  de  Orpheo 
p.  67. 

18)  Vgl.  Gott.  Alterth.  §.  39  not.  17  und  A.  Zinzow  de  histo- 
riae  graecae  primordiis ,  Berl.  1846-  8.  Andere  verlegten  freilich 
das  älteste  Dodona  nach  Thessalien,  von  wo  aus  das  epirotische  erst 
gegründet  sei;  vgl.  Strabo  VII,  7.  12,  p.  506  und  Steph.  Byz. 
Fragm.  de  Dodone  mit  Ciavier  ApoUod.  II,  p.  78  und  Hist.  d.  pr. 
tems  II,  p.  39,  Müller  Acgin.  p.  159,  Ritter  Vorhalle  S.  384, 
Hermann  Upusc.  VII,  p.  273;  für  unsere  Fragen  ist  das  jedoch 
gleichgültig. 

19)  Zwischen  Pharsalus  und  Melitäa  nach  Dicäarchns  p.  147 
ed.  Fuhr;  ob  verschieden  von  Phthia?  Strabo  IX.  5.  6,  p.  659  ; 
vgl.  im  Allg.  Salmas.  de  Hellen,  p.  438  fgg.,  Doig  on  the  ancient 
Hellens  in  Transactlons  of  Edinburgh  III,  p.  131  ,  Sturz  dial.  Ma- 
ced.  p.  10,  Müller  Aegin.  p.  15,  Schubarth  über  Homer  S.  295, 
Plass   I,  S.    197,  Clinton   I,  p.  45. 

20)  Iliad.  II.  683:  ol  d'  il/ov  <t>&Lt]v  xal  'EXXaJa  xuXXiyx'iyruxu, 
Mvg/Jiidovfq  ö'  fxaXtvvTo  xnl  EXXjjvtq  xal  'Axn^oi'.  vgl,  XVI.  595  und 
Thuc     I.  3  mit  Nitzsch  z.   OJyss.    I,   S.    55. 

21)  Herod.  I.  56;  vgl.  Dicuchidas  beim  Schol.  Aristoph.  Vesp. 
873:  xal  ovroq  xarunrjn'iit  'öxt  Juigiiuiv  iarl  xa  xüv  EXXijvuv ,  und 
mehr  unten  §.    16. 

22)  Vgl.  Dlodor.  IV.  67,  Apollod.  I.  9,  Strabo  VIII,  p.  513  fgg. 
und  mehr  bei  Prideaux  p,  134—146,  Beck  S.  815  fgg.  831  fgg., 
Raoul- RocLette  II,  p.  11  —  62,  Cluvier  I,  p.  62  fgg.,  Clinton  I,  p. 
^5  fffg-.  TLirlwall  I,  S.  95,  Müller  griech.    Lit.  I,  S.    15  u. s.w. 

23)  'Avdgwv  riQo'xav  &iXov  yhoq ,  Hesiod.  t.  x.  rf.  159;  vgl.  Ari- 
stot.   Problem.   XIX.  48  und  mehr  Gott.  Alterth.   §.    16,  not.  8. 

24)  Thiriwall  1,  S.   90:    as  a  bränch    of  the  Pelasgian  family. 


§.  8.     Das  heroische  Königthum  und  sein  Staat.     33 

which  contained  its  best  and  purest  blood  aiid  was  deslined  to  un- 
fold  the  nablest  faculties  iuiplanted  in  its  Constitution  and  to  raise 
the  life  of  the  nation  to  the  highest  stage  which  it  was  capable  of 
reaching ;  Tgl.  Müller  Orchom.  S.  186  und  im  Allg.  Gott.  Alterth. 
§.   4,  not.   1  fgg- 

Dieser  ritterlich  kräftige  Geist  ist  es  also  ,  der  die 
griechische  Staatenbildung  zuerst  in  die  Geschichte  ein- 
führt und,  weit  entfernt  die  Grundlagen  der  alten  Sitte 
zu  zerstören ,  auf  dieselhen  gerade  nur  den  dem  gestei- 
gerten Selbstbewusstseyu  entsprechenden  Rechtszustand 
begründet  ^).  Die  Verwilderung  und  Zuchtlosigheit,  die 
jene  Uebergangszeit  allerdings  erzeugen  mochte ,  wird 
durch  die  edelsten  Vertreter  des  Heroenthums  selbst  ge- 
bändigt 2)«  das  Leben,  welches  die  homerischen  Gedichte 
schildern ,  zeigt  den  Strom  trotz  aller  Bewegung  in  ein 
festes  Bett  zurückgedrängt  5  und  wenn  auch  ihr  Königs- 
name zunächst  den  Heerführer  bezeichnet  ^) ,  so  legen 
sie  doch  unter  den  Attributen  der  Königsgewalt  das  Haupt- 
gewicht auf  die  Rechtspflege  *),  die  auch  durch  das  äussere 
Symbol  derselben ,  den  Scepter  ,  vorzugsweise  angedeu- 
tet ist  5).  Eben  so  wenig  aber  ist  der  homerische  König 
ein  Patriarch  im  Sinne  morgenländischer  Despotie  ^}  5  die 
Heiligkeit  seiner  Würde,  die  von  göttlicher  Abstammung 
oder  Vollmacht  abgeleitet  wird  ^)  ,  unterwirft  ihn  selbst 
nur  der  ewigen  Rechtsidee,  die  bei  den  Göttern  wohnt  ^), 
und  dasselbe  Recht ,  das  er  als  deren  sichtbarer  Vertre- 
ter dem  Volke  spendet,  bindet  auch  ihn  dem  Volke  ge- 
genüber, dessen  Leistungen  an  ihn  eben  so  scharf  wie 
seine  Fürstenpflichten  abgegränzt  sind  ^).  Was  die  lez- 
teren  betrilft,  so  bestehen  sie  in  dem  dreifachen  Amte  als 
Richter,  als  Heerführer,  und  als  Vermittler  der  gottes- 
dienstlichen Gebräuche  der  Gemeinde,  so  weit  dieselben 
nicht  an  bestimmte  Tempel  und  Priesterschaften  geknüpft 
waren  ^°)  ^  was  er  aber  dagegen  geniesst,  beschränkt  sich 
theils  auf  die  Einkünfte  bestimmter  Ländercien^^),  wor- 
aus ihm  übrigens  auch  die  Gemeindeausgaben  zu  bestrei- 
ten oblag  *2)j  theils  auf  einen  Vorzugsanlhcil  an  Kriegs- 
beuten 13)  und  Opfern  nebst  dem  Ehrensitzc  bei  Zusam- 

C 


34  Th.  I.     Anfänge  der  Staatenbildung. 

menkünfteu  und  Mahlzeiten,  dem  jene  Zeit  ein  besonderes 
(«ewicht  beilegt  ^''^)  ^  und  nur  die  Sitte  oder  der  eigene 
Vortheil  umgibt  ihn  ausserdem  mit  einem  Gefolge  frei- 
williger Dienerschaft  ^5),  worunter  höchstens  den  Herol- 
den ein  öffentlicher  Charakter  zukommt  ^^),  gleichwie  sie 
ihm  anderseits  einen  Rath  von  Aeltesten  ^^)  oder  Führern 
ujttd  Fürsten  beiordnet ,  die  wir  häufig  sogar  als  seine 
Tischgesellschaft  finden  ^^).  Die  grössere  Volksmasse  ^^) 
ist  freilich  noch  ohne  alle  staatsbürgerliche  Bedeutung: 
Versammlungen  derselben  sind  ganz  ausserordentlich,  ja 
auch  wo  sie  berufen  werden ,  mehr  zu  hören  als  selbst 
zu  entscheiden  bestimmt  ^^) ,  und  kecke  Einzelstimmen, 
die  sieh  aus  ihrer  Mitte  erheben ,  werden  mit  Strenge 
zurückgewiesen  '^^)  ^  desto  mächtiger  aber  ist  die  sittliche 
Scheu  vor  dem  Zorne  der  Götter  ^^)  und  der  öffentlichen 
Meinung  ^3)  5  und  auch  abgesehu  von  den  Thätlichkeiten,  in 
welchen  sich  diese  bisweilen  als  Rächerinn  des  Unrechts 
kund  gibt  2*),  kann  das  lebendige  Gemeingefühl  als  die 
stärkste  Bürgschaft  des  öffentlichen  Rechtszustandes  be- 
trachtet werden. 

1)  Vgl.  im  Allg.  Eberh.  Feith.  Antiqu.  Lomer.  1.  IV,  zuerst 
Lngd.  B.  1677.  12,  dann  Argent.  1743.  8  und  neuerdings  umgear- 
beitet Ton  J.  Terpstra  Antiquitas  bomerica  L.  B.  1831.  8;  ferner 
Montesquieu  de  l'esprit  des  loix  XI.  11  ,  (A.  Y.  Goguet)  de  Tori- 
giae  des  loix ,  des  arts  et  des  sciences  cbez  les  anciens  peuples 
(Paris  1778,  6  Bde  8)  T.  III,  p.  101  fgg-,  Levesque  sur  les  moeurs 
et  les  usages  des  Grecs  du  tems  d'Homere,  in  M.  de  l'Inst.  Sc.  mor. 
et  pol.  T.  II,  p.  38  — 67  ,  Heeren  Ideen  111,  1,  S.  127  fgg..  Ed. 
Platner,  notiones  juris  et  justitiae  ex  Homeri  et  Hesiodi  carmini- 
bus  expHeitae  ,  Marb.  1819.  8,  insbes.  p.  84  fgg.,  F.  C.  Petersen 
de  statu  culturae,  qualis  aetatibus  bomericis  apud  Graecos  fuerit, 
Havn.  1826.  8,  Cammann  Vorschule  zu  d.  liiade  und  Odyssee 
(Leipz.  1829.  8)  S.  276  fgg.,  Tittmann  S.  56-80,  Weisse  p.  85— 
103,  Wacbsmutb  de  jure  gent.  p.  17  fgg.  und  H.  A.  I.  S.  337— 
3i8,  K.  G.  Heibig  die  sittlichen  Zustände  des  griechischen  Helden- 
alters ,  Lpz.  1839.  8,  S.  57  fgg.  ,  Ph.  Humpert  de  civitate  bome- 
rica ,  Bonn  1839.  8,  Thirlwall  I,  S.  173  fgg.,  Lilie  de  hominum 
vita  et  moribus  apud  Homernm  ,  Breslau  1841.  4,  Schünwälder 
Darstellung  des  religiösen  und  politischen  Bildungszustandes  der 
Hellenen  im  heroischen  Zeitalter,  Brieg  1843.  4,  Grote  II,  p.  84 
— 107,  A.  Pfafl'  Antiquitatum  homericarum  particula,  Marb.  1848. 
8,  J.  C.  Friedreich  die  Realien  in  der  Iliade  und  Odyssee,  Erl. 
1851.  8,  S.  394  —  429,  und  was  sonst  oben  §.  3,  not.  5  und  Priv, 
Alt.  §.   55,  not.   1    fgg.  citirt  ist. 

2)  Herakles    und   Theseus    bekümpfen    die    i'ß^toxal    und    ultvot, 


§.  8.     Das  heroische  Königthum  und  sein  Staat.     35 

ApoUod.  II.  7,  Plut.  V.  Thes.  c.  9— 11,  Paus.  II.  1,  Socrat.  Epist. 
30;  vgl.  Meursii  Theseus  ,  Ultraj.  1684.4,  Buttmaiin  Mytliol.  I, 
S.  246  —  272,  A.  Vogel  Hercules  sec.  Graec.  poetas  et  List,  antiqu. 
descriptus  ,  Halle  1830.  4;  auch  Plass  I,  S.  353  fgg.  387  fgg.  und 
mehr  Gott.   Alterth.   §.    4,  not.   3—7. 

3)  Baoilfvg  yon  y  /?«  und  IfMq,  Herzog;  vgl.  Th.  Benfey  griecb. 
Wurzellex.  II,  S.  29  und  Curtius  in  Ritschi  Rh.   Museum  IV,  S.  259. 

4)  Jinaonöloi  oi  ri  Otßtaiaq  UQoq  /tioq  flQvaTat ,  Iliad.  I.  238; 
vgl.  Odyss.  XI.  186,  XIX.  111,  auch  &fiu,i,OT07töXoi,  H.  in  Cererera 
103,  Hesiodus  bei  Tzetzes  ad  Lycophr.  284,  und  im  Allg.  Cic.  de 
Republ.  V.  2.  Richteten  aber  ausser  dem  Könige  auch  Andere? 
Hiad.  XVIII.   503,  Odyss.  XII.   439. 

5)  ^Kf^nrgov  7]äe  &ffiinrfq ,  Iliad.  IL  206,  IX.  99;  vgl.  Apoll. 
Rhod.  Argon.  IV.  1198  und  m.  Abb.  de  sceptri  regii  antiquitate  et 
origine ,  Gott.  1851.  4,  wo  auch  gegen  die  neuerdings  von  Bern, 
ten  Brink  de  basta  slgno  justi  dorainii,  Lugd.  B.  1839.  8 ,  p.  8 
fgg.  vertheidigte  Vergleicbung  von  Scepter  und  Lanze  bei  Justin. 
\LII1.   3   das  Nöthige  gesagt  ist. 

6)  Dionys.  Hai.  Arch.  Rom.  V.  74;  xni'  ili)ydq  fiiv  yug  unaaa 
noAt?  'EXXTjfixij  fßaoiXivfTO ,  nlijv  oi'x  oioniq  xd  ßagßaQixd  t&vT]  dt- 
anoTiKÜg,  «AA«  xurd  v'ofiovg  rt  nul  f&ia/iovi;  naTQiovq ,  xrtt  ttganaro? 
Tjv  ßaai,liv<;  o  Sixatözaroq  xal  voftixoJruTog  xal  /A,^div  ixdtULTmftfvog  tmv 
narglojv;  ÖTjkoV  dt  xul''0/irjQoq,  rftxaaraoAoj/?  it  xaAwj'  roiig  ßuaihlq  xnl 
&ifunTo7tö}iovq:  vgl.  Aristot.  Politic.  III.  10.  1  und  Nitzsch  z.  Odyss. 
II.  47  über  das  berühmte  nrtTtjg  ö'  wc  ^rrto?  ?;?v,  das  eben  so  wenig 
zur  Charakteristik  des  homerischen  Königthums  an  sich  gehört  als 
die  diHT^  &HIOV  ßaadj^o)v  IV.  691  fgg.  über  die  thatsächlichen  Folgen 
ssiner  Stellung  hinausreicht. 

7)  'Ek  6i  /iioq  ßaaÜTJiq,  Gallim.  H.  in  Jovem  79;  vgl.  Dio 
Chrysost.  Orat.  I  und  Max.  Tyr.  Diss.  VI.  I  ;  insbes.  aber  die  ho- 
merischen öioytvhq  oder  äiorgfqiffq  bei  Nitzsch  z.  Odyss.  I,  S.  189 
und  mehr  bei  Ign.  Lessinann  de  dignitate  regia  ,  qualis  sec.  Home- 
rum  viguit  aetate  heroica  ,    Paderb.  1828.   4, 

8)  /iUrj  ^hviägoq  Ztjvoq  dg^nioig  rö/ioiq ,  Soph.  Oed.  Col,  1381; 
d.h.  nicht,  wie  es  Anaxarch  für  Alexander  auslegte  (Plut.  V,  Alex. 
C.  52),  'iva  n7tv  lo  ngax&fv  vno  tov  xgarovvroq  &f/ii,zov  tj  K(tl  dlxatov, 
sondern  wie  Plutarch  ad  princ.  inerud.  c.  4  :  «J?  uviv  dUrjq  ug^ftv 
liTjdi  TOV  Jiog  xnXtöq  dvvafihov  :  vgl.  Aristoph.  Nubb.  904,  Plat.  Legg. 
I,  p.  645,  IV.  p.  716  A,  lambl.  V.  Pythag.  c.  46,  und  im  Allg.  St. 
Pighii  Themis  dea  s.  de  lege  divina  ,  Antw.  1568.  8  oder  in  Gron. 
Thes.  T.  IX;  Je.  Fr.  Hombergk  zu  Vach  Themis  s.  de  ortu  legis 
aeternae  sec.  sententiam  Graecorum  ,  Marb.  1725.  4  ;  Bouterwek 
de  justitia  fabulosa  ad  ratlonem  tragoedlarum  graecarum  philoso- 
phicam  et  politicam  pertinente  ,  in  comm.  Soc.  Reg.  Golt.  recent. 
a.  1811  —  13,  Vol.  II;  Platner  1.  c.  p.  66-83;  Blümner  über  die 
Idee  des  Schicksals  (Lpz.  1814.  8)  S,  128  fgg.;  Crcuzer  Symbol. 
u.  Mythol.  II,  S.  498  fgg.;  Lobeck  Aglaopham.  I  ,  p.  396;  Ed. 
Mälzncr  de  Jove  Homeri  (Berl.  1834.  8)  p.  43— 50  ;  Böttiger  Opusc. 
p.  194  und  Kunstmythol.  II,  S.  105;  Nägelsbach  homer.  Theol.  S. 
237—246;  Limburg  -  Brouwer  II,  p.  245  fgg.  444  fgg.;  F.  H.  Th. 
Allihn  de  idca  justi  ,  qualis  fuerit  apud  Homerum  et  Hcsioduni 
et  quomodo  a  Doriensibus  vetcribus  et  a  l'ythagora  cxcnHa  sit, 
Halle  1847.  8;  Nitzsch  z.  Odyss.  I ,  S.  77  und  die  Sagenpoesie  der 
Griechen  ,    Braunschw.  1852.  8,  II,  S.  530  fgg. 

C2 


36  TU.  I.     Anfange  der  Staaienhildung . 

9)  'Eni  ^TjToZq  yiQaai.  naxQiHul  ßaaiXitai ,  Thucjd.  I.  13;  auch 
w'vjyT«*,  Plat.  Republ.  VIII,  p.  544?  vgl.  Odyss.  XI.  184,  Diog. 
L.  I.  53,  Schol.  Aristoph.  Acharn.  61,  und  mebr  bei  Müller  Dor. 
II,  S.  105,  Nitzsch  z.  Odjss.  I,  S.  28,  und  Schömann  Ant.  jur. 
publ.  p.  65,  die  nur  nicht  auch  die  äioTivu<;  und  &{niaTu<;  Iliad.  IX. 
155  fgg.  dahin  ziehen  sollten,  insofern  dort  wie  Odyss.  IV.  174 
offenbar  von  Periökenstädten  die  Rede  ist,  die  der  König  gleichsam 
als  Beutestück  besizt ;  s.  m.  Antiqu.  Lacc.  p.  27.  Ausserordentliche 
Steuern  heissen  äwga ,  Iliad.  XVII.  225,  und  werden  wohl  auch 
durch  Umlagen  aufgebracht,  Odyss.   XIII.   14. 

10)  Aristot.  Politic.  III.  9.  7:  ThuQxov  di  ft'd'os  luotaQx^uq  ßaai' 
Xtxiji  al  xuTU  roll?  tjgo)i'xovq  ^gövoiiq  fKovaiui  xi  huI  tiuxqioi  yiyvo/ifvai 
xaru  voftov  ,  .  .  xVQioi.  ö'  ■qoav  xtjq  ri  *uxü  nokffxov  ijyifiovlug  xnl  twv 
&vatäiv,  oaat  fiij  liQuxixul  (s.  oben  §.  5,  not.  13),  xal  ;i^&c  xovxoi?  xuq 
di'x«;  txQivov'  xoVTO  ö  InoLoVf  ol  luiv  ovx  o/ivx'ovxf? ,  oi  di  ofivvovxiQ, 
oQxoq  d'  jy»  Tov  axj^TiTQov  fnuvüxaati;:  vgl.  Stob.  Serm.  XLVIII.  61, 
p.  313  und  Gleiches  aus  altscandinavischem  Königsrechte  bei  Dahl- 
mann  Gesch.  t.  Dänemark  S.  169. 

11)  Te^civT^,  Iliad.  VI.  194,  XII.  313,  Odyss.  VI.  293,  XVII.  297, 
vgl,  Eustath.  p.  1564:  lan  6s  xf,u(voq  Idiaixaxog  xönoq  niQiojQiOjuhoq 
nal  ovx(oq  unoxiVfiTjftfvoq  xöjv  tyyvq  '  xifiiyoq  yug  i:il  vaov  ol  (xi&  OftTj- 
gov  oXäaaiv'  o  di  noirjxrjq  oid\  Uqov  unXCiq  xonov  Xfyii,  xo  xffiivog,  uXXa 
TOV  xoT    anoTOftTjV   ovxa  xivcq. 

12)  Wie  der  Königszehnte  des  Pisistratus  bei  Diog.  L.  I.  53 : 
drtay fi,  df  fKaaxoq  'A&T]vuiu)v  xov  anxov  »Xtjqov  dixüxtjv ,  ov»  ffioi,  uXX 
onö&tv  l'arai  dyuXovv  itq  xs  &vaiuq  d7jnoxiX(tq  xul  iV  xi  nXXo  xmv  xoi— 
vüv  aal  rfV  nöXiftoq  Jjftüq  xuxaXüßj/ i  vgl.   Dionys.   Hai.  III.    1. 

13)  MotQuv  xal  yfQfxq  ia&Xov  l'%o)v  ,  Odyss.  XI.  534 ;  selbst  ab- 
wesend,  Iliad.  IX.  3.H2;  vgl.  Friedreich  Reallen  S.  408  und  die 
spartanischen   Könige  bei   Müller   Dor,  II,  S.  97  fgg. 

14)  Iliad.  XII.  310:  xii]  drj  vwi  xfTinTJfita&u  fiüXiaxa  edg^  xt 
xQianiv  Xi  Idt  nXiioiq  dciätaai ;  Odyss.  XI.  185:  xifihia  viftfxai  »ul 
dntxuq  iiauq  daivvvai,  üq  iniotKe  dixuanoXov  nvdg  uXtyvynv'  navxfq 
yaQ  xaXioi'ai,  —  ob  zugleich  als  Lohn  richterlicher  Thätigkeit? 
Nitzsch  erkl.  Anmerk.  III,  S.  218  und  Nägelsbach  homer.  Theol. 
S.  239,  Dass  auch  aus  dieser  Einnahmen  hervorgingen,  macht  aller- 
dings das  athenische  Institut  der  Kolakreten  wahrscheinlich,  dessen 
ganzer  Charakter  auf  die  Königszeit  zurückweist;  nach  Beseitigung 
der  Offiiartq  aber  (Terpstra  p.  71)  lässt  sich  Sicheres  darüber  nicht 
nachweisen. 

15)  QfQÜnovxiq ,  Nitzsch  z.  Odyss.  I,  S.  233,  Geppert  Ürspr.  [, 
S.  383  fgg. ,  Pfaff  Antiqu.  hom.  p.  32  fgg. ;  nicht  mit  dgTjaxijgat  zu 
verwechseln  ,  Pind.  Pyth.  IV,  287. 

16)  Iliad.  I,  321  :  x(ö  ol  l'aav  xtjqvxi  xul  oxQtjgm  &fga7iovrf:  ob- 
gleich dieselben  anderwärts  Odyss,  XIX,  135  auch  d^^tofpyoi heissen; 
vgl.  Scherer  de  praeconibus  eorumque  apud  Graecos  maxime  officiis, 
Argent.  1745.  4,  Th.  Chr.  Harles  de  praeconum  apud  Graecos  of- 
ficiis, Jena  1760.  4,  W.  Mosehach  de  praeconibus  veterum,  Frankf. 
1767.  8,  Kostka  de  praeconibus  apud  Homerum,  Lyck  1844.  4,  Chr. 
Ostermann  de  praeconibus  Graecorum  ,  Marb.  1845.  8,  und  unten 
§.   10,  not.  3.  " 

17)  Iliad.  II.  53:  ßovXrj  di  ngS)Xov  /xfya&ü/iuv  t^t  yfQÖi'XO)v:  vgl. 
T.  79   r'jyrjxogiq    ijdi  ßfdovxiq ,    wie    Odyss.   VIII.    11,    und    mehr    bei 


§.  9.     Rechtlosigkeit  nach  aussen.  37 

Tittmann  S.  79,  Nitzsch  I,  S.  68,  Schömann  p.  68,  Pfaff  p.  9—20; 
insbes.  auch  Dionys.  Hai.  II.  12:  roV^  yovv  ßaailivatv  ,  oooi  zf  nu~ 
rgiov?  uQxdq  nuQuläßouv  xul  oaovq  J]  nXj]&vt;  aiirrj  xaraaxrjoano  yyf/nö- 
♦«?,  ßovXfVTTjQiov  rjv  i>t  Tü)v  nQmioxtav  .  .  .  xai  ox<x  wa7if(j  f*  rotg  x(t&' 
Tjfiüg  xqÖvoi^  avS-udtig  xal  ftovoyvtofiovfg  tjaav  al  röJv  ug^aia)*  ßaaikimv 
dwaarfiat. 

18)  Iliad.  XVII.  249  :  o"  t*  nap'  'ATQfidrji;  .  .  dTjfn,a  nivoi'Otv 
Mul  ofjfiaivovaiv  (xttOToq  Xuoiq:  vgl.  IV.  259  yfgot'aiov  oivov  mit  Schol. 
Odyss.  XIII.  8  :  xaTfXilTKro  y«p  Tt  Twr  Xa<fVQ(üv  flq  tm'c  xoivdg  n'o}- 
%ing ,  und  mehr  bei  INitzsch   z.   Odyss.   I,  S.  41,   III,   S.  219. 

19)  ytiLDf  (Iv&Qiiinmv  ol  nokXoi,  Paus.  VIII.  29.  2;  Tgl.  Geppert 
II,   S.   163  und   Döderlein   Gloss.  homer.   Erlang.    1840,  p.  7. 

20)  Aristot.  Eth.  Nie.  III.  3.  18:  ol  yel^  ßaoilitq  o  ngoiXotvro 
(tvrjyyfkov  rtü  äijuo):  vgl,  Schol.  Iliad.  IX.  17:  o  (ifv  6fjfio^  fiovov  toi' 
itxovani,  xvQioq,  ol  öf  tjyifiortq  y.al  xov  nQaiui. ,  und  mehr  (gegen  Plat- 
ner  S.  108  und  Tittmann  S.  61  fgg.)  bei  Weisse  p.  87  fgg.  und 
Muller  Dor.  II,  S.  9. 

21)  Vgl.  Thersites  in  Iliad.  II.  211  —  277  und  im  Allg.  XII. 
212:  i7i(l  ov6(  fifv  oi'Si  J'otxtv  dijfAov  iovra  ;iopJJ  uyogtVffnv ,  mit 
Jacobs  verm.  Sehr.  VI,  S.  81  —  106  und  Wachsmuth  I,  S.  345. 
Milder  freilich  Nitzsch  I,  S.  69;  was  aber  Eustath.  ad  Iliad.  I,  p.  25 
sagt:  jyv  ydg  rov  ör/fiov  /niv  jiavTo?  fl:iilv,  ßuaiXibx;  df  Ttjv  i'oxärTjv  xax' 
EvQinLörjv  vKftlvai  onu  xal  xvQoiaru  xo  doxovv,  kann  erst  von  späterer 
Zeit  gelten  ;  die  homerische  fxxXtjaia  äussert  sich  nur  durch  Geschrei, 
Iliad.  II.  333,  IX.  50,  gleichwie  der  Umstand  bei  Gericht  XVIII. 
502,  obgleich  jene  allerdings    sizt ,  Meier  de  Andoc.    V.    1,  p.   8. 

22)  S.  insbes.  Iliad.  XVI.  387  und  Hesiod.  I.  x.  ^.  248  fgg. 

23)  ^>jfioi<  värii;,  Iliad.  IX.  460;  vgl.  Odyss.  XIV.  239  und  mehr 
bei  Nitzsch  I,  S.  95  und  II,  S.  125. 

24)  Z.B.  Odyss.  XVI.  425.  Insbes.  Steinigung,  II.  III.  57;  vgl. 
Ovid.  Nux  3 :  obruere  ista  solet  manifestos  poena  nocentes,  ■publica 
quum  lentam  non  capit  ira  moram  ,  und  mehr  bei  Weisse  p.  137, 
SVachsmuth  II,  S.  793,  und  was  ich  sonst  Priv.  Alterth.  §.  72,  not.  5 
citirt  habe;  auch  Rubino  Unters,  über  röm.  Verf.  S.  479,  Mercklin 
die  Talossage  S.  64,  W^elcker  alte  Denkmäler  III,  S.  435  fgg. 


§.9. 

Eben  dcsshalb  aber  miisste  freilich ,  wo  dieses  Ge- 
mcing^eflihl  fehlte,  jede  Rechtsgcwäbr  wegfallen;  und 
wenn  auch  im  Einzelnen  vielfach  gemildert,  beruht  doch 
im  Ganzen  das  Verhältniss  der  griechischen  Stämme  und 
Staatsgemeinden  zu  einander  fortwährend  auf  der  Idee 
gänzlicher  Rechtlosigkeit,  deren  natürliche  Folgen,  Ge- 
walt und  Eigenmacht,  auch  in  den  internationalen  Be- 
ziehungen der  geschichtlichen  Zeit  mit  voller  Strenge 
und  Gonsequcnz  fortwirken  ').  Ausländer  und  Feind 
werden    selbst    in    der    Sprache   ursprünglich   gleich    gc- 


38  Th.  I.     Anfänge  der  Staatenbilduntf . 

sezl^)5  alle  Völker  befinden  sich  gegen  einander  recht- 
lich in  ewigem  Kriegszustände^),  dessen  thätliche  Aus- 
brüche alles ,  was  dem  Menschen  heilig  und  theuer  ist, 
bedrohen  *),  kein  Mittel  scheuen  ^),  auch  des  Wehrlosen 
nicht  schonen^),  und  nur  durch  positive  Verabredungen 
zeitweilig  in  Schranken  gehalten  ^)  oder  durch  Waffen- 
stillstände auf  bestimmte  Zeit  ^)  unterbrochen  werden. 
Ja  nicht  bloss  das  Kriegsrecht  räumt  dem  Sieger  unum- 
schränkte Gewalt  über  Leib  und  Habe  des  Ueberwunde- 
nen  ein  ^)  ^  auch  Räuberei  gilt  im  Grossen  und  Einzel- 
nen als  erlaubt  und  ehrenwerth  ^^),  ja  so  solidarisch,  dass 
der  Beraubte  seine  Repressalien  gegen  jeden  Mitbürger 
des  Räubers  ausdehnt  i^)^  und  selbst  die  Verhinderung 
solcher  Excesse  oder  Begünstigung  Fremder  von  Sei- 
ten einzelner  Staaten  ^^)  geht  lediglich  von  dem  eigenen 
Interesse  aus ,  ohne  desshalb  nach  Aussen  andere  als 
selbstverliehene  Rechte  anzuerkennen.  Denn  an  sich 
schützen  Recht  und  Gesetze  nach  den  Begriffen  des 
Alterthums  nur  dieselben ,  welche  sie  binden  ,  die  Bür- 
ger des  nämlichen  Staats  unter  einander^  ausser  der 
Gränze  seiner  Heimath  steht  der  Mensch  sofort  auch 
ausser  dem  Gesetze  und  als  völlig  rechtloser  da  ^^),  der 
nicht  allein  um  liegendes  Gut  und  Eigenthum  in  einer 
andern  Gemeinde  zu  erwerben  oder  eine  Bürgerinn  der- 
selben zu  heurathen ,  sondern  selbst  zu  seiner  persönli- 
chen Sicherheit  der  ausdrücklichen  Zusage  derselben  be- 
darf ^*)  ^  und  gleichwie  die  Sclaverei,  die  selbst  von  den 
Weisesten  der  Nation  gebilligt  und  rechtlich  begründet 
gefunden  ward  ^^) ,  nur  eine  natürliche  Folge  dieses 
Grundsatzes  war,  der  die  Rechtspersönlichkeit  des  Men- 
schen wesentlich  an  sein  Bürgerthum  band ,  so  erklärt 
sich  aus  demselben  die  allgemeine  Ansicht,  die  ein  ewi- 
ges Exil,  als  bürgerlichen  Tod,  der  wirklichen  Todes- 
strafe gleichstellte  ^'^). 

1)  Vgl.  im  Allg.  Wachsmutli  Jus  gentium,  qualc  obtinuerit 
apiid  (irnecos  ante  bellorum  cum  Persis  gestorum  initium  ,  Kiel 
18>'2.  8.  und  dessen  11.  A.  I,  S.  183  fgg. ;  II,  S.  290;  Limburg- 
Urouwcr  1,  p.  104  fgg.  Il[,  p.  51  fUg.;  M.  Miiller- .foclinius  Ge- 
scliiclite  des  Völkerrechts  im  Altertliume,  Lp/..  1848.  8,  S.  103  fgg.; 


§.  0.     liechtlosujkeit  nach  Aussen.  39 

und  ganz    besonders    F.  Laurent    Histoire    du  droit  des  gens  et  des 
relations  internationales,    (iand   1850.  8,  T.  II,  p.  23  fgg.  117  fgg. 

2)  Zhot,  Herod.  IX.  11  ;  Plut.  V.  Aristid.  c.  10;  vgl.  C.  Beier's 
Excurs  zu  Cic.  Off.  1.  12,  p.  346  und  K.  Seil  die  Recuperatio  der 
Kömer,  Braunschw.  1837.  8,  S.  2,  obgleich  die  neuere  Sprachfor- 
schung den  ähnlichen  Doppelsinn  des  lateinischen  hostis  zweifelhaft 
gemacht  hat;  s.   Benfey  in   G,  g.  A.   1851,  S.  752. 

3)  Plat.  Legg.  I,  p.  625  E  :  nü}.f/4o^  uii  näoi  d"/«  ßlov  luff/t'^q 
fffTt  ncpo?  a:iuoa<;  t«?  noXfig,  was  ich  eben  so  wenig  zu  veraUgeniei- 
nern  Bedenken  trage  als  Phaed.  p.  66  E  :  dul  ytiQ  rrjv  rmv  xQVt**^' 
Twv  nTTjOiv  nuwit;  Ol-  nokffioi  ijfitv  yiyvoyxat. ,  xa  di  )(()r//A«Tu  dvayMa- 
Luf*t&u  HTÜa&fti  diu  To  owfia  ,  doi'kn''ovTi<;  rrj  toi'toj'  &fQnnfiu:  die 
Humanitätsgrundsätze,  die  Schömann  Antiqu.  jur.  publ.  p.  366  dn. 
gegen  geltend  macht,    werden  später  ihre  richtige  Stelle  finden. 

4)  Iliad.  IX.  592:  xijSt  ua'  rtv&gomotai  nfX(t.,  röiv  uarv  uXutf: 
vgl.  Aristot.  Politic.  I.  2.  16,  Poljb.  II.  58.  9,  Liv.  XXXI.  30,  Pa'u- 
san.  IV.  7.  10:  ov  yrig  nfQi  y^q  /lövov  oi'df  xrT^^cirwv  toV  uyöiva  dnt- 
tfiavvi  yivTjoofifvov,  ildfvai  6i  tq)T]  aa(pw<;  u  vixo)/xfvoiiq  iniXrjipiTUk'  yvvuX- 
xu<;  fiiv  yuQ  ii^&T^aio&ai  xul  Tfxva  fv  avdgunoöojv  /.ifQiu,  toT;  6f  iv 
ijlttiin  xo  iXuq)Qoxaxov  taind-nt  &nvaxov  ,  ijv  fxtx  alxia<;  ixt^  yivTjxai.,  ov- 
XTjata&ai  6a  aqiiai  r.at  xn  Iiqu  »al  t«?  naxqiduq  iixTiQTjoiö&an  auch  die 
Zerstörung  der  Gräber  bei  dems.  I.  9.  8  mit  Mätzner  ad  Lycurg. 
Leoer.  §.  8  und  den  Gebrauch  bei  Kriegserklärungen  Diogen.  Prov. 
II.  96:  ol  y(t<)  nökifiiov  ui(]fiii  ßonXi/xiroi.  xijQi'xa  tntfinov  u(jva  i7ii.<pf{)0— 
fitvov,  ov  rj(pinivdov  fvSfixvvfifvog ,  fitjkößoxov  avxöiv  xijy  ovainv  i'aia&ut 
xul  xi^v  nöXiv:  im  Allg.  aber  Heyne  Opusc.  IV,  p.  462  fgg.,  Dm*' 
mann  S.  749  fgg.,   Limburg- Brouwer  III,  p.  84  fgg. 

5)  Hinterhalt,  l'v&n  /xüXiOx'  rl(jfx^  dtnfidfxui  uvdgoiv,  Iliad.  XIH.^ 
277,  Tgl.  Schneidewin  ad  Pindar.  Ol.  XI.  30;  vergiftete  Waffen^ 
Odyss.  I.  262;  Freibeuterei,  Xenoph.  Hell.  V,  1.  l:  fgilrjOi  Irji^^iaOai 
TOV  ßovXöfiivov  IX  xtjq  'AxxiKijq:  Kaperbriefe,  avXa  dovvai,,  Demosth. 
adv.  Lacrit.  §.26;  Krieg  ohne  Ansage  Plut.  V.  Pyrrh.  c.  26,  Polyaen. 
VI.  6.  2;  selbst  Wortbruch,  Plut.  Apopbth.  Lacc.  p.  223  A  mit  der 
lüntschuldiguug:  o  xt  uv  xamov  xtq  ■xoi.fj  Tor?  noXiniovq,  xofxo  y.at  tiuqu 
Ofoi<;  xfü  7i(tQii  av&Qfonoiq  dixj]<;  vni^xf^ov  vo/uiS^fo&ui ;  wo  kann  da 
von  einem  Völkerrechte  die  Rede  seyn  ,  das  ,  wie  Montesquieu  I.  3 
sagt,  est  naturellement  fände  siir  le  principe,  aue  les  peiiples  doivent 
se  faire  dans  la  paix  le  plus  de  bien,  et  dans  la  guerre  le  vxoins  de 
mal  i/u'il  est  possible  ! 

6)  Iliad.  VI.  46,  XX.  378,  XXI.  73;  nur  die  Aussicht  auf  Lö- 
segeld bestimmt  zur  Schonung  {t^toyQfiv) -.  vgl.  Terpstra  p.  348.  Spä- 
ter freilich  beisst  es  :  oxi  txovxng  tf  ikdßixt  xnl  ;^*r()a?  riQo'io/o^thoiq  ' 
o  di  vöfxoq  xotq  * EXXtjni,  fttj  xxiivftv  xovxovg  (Thucyd.  III.  58;  vgl.' 
Kur.  Heracl.  961.  1005);  doch  findet  sich  Mord  der  Gefangenen 
noch  im  pcloponnesischen  Kriege  (Thucyd.  I.  30,  II.  67,  111.  32) 
und  später,  der  (jebergaben  auf  Uiscretion  (x(>>jo&(u  u  xi  uv  ßovXoiviui, 
Thucyd.  IV.  69,  VII.  85,  vgl.  Fritzsch.  Qu.  Luciau.  p.  128)  und 
politischer  Scheingerichte  (Plut.  V.  Lysand.  c.  13,  Paus.  IX.  15.  3, 
üiodor.   XVI.   31)  zu  geschweigeu ;   vgl.    Wachsmuth   I,  S.   246  fgg. 

7)  Isoer.  adv.  Callim.  §.  27  :  wo«  %d  nXtloxu  xov  ßlov  xul  xolq 
EXXrjai,  xnl  xolq  ßunßdQoiq  d««  avv&Tjxbtv  tivcn ;  Tgl.  Plataic.  §.  23  und 
Seil  a.   a.    O.   S.    18. 

8)  Ammon.   difl*.   vocab.  p.   130:    anovöal   xul  ovvOT^xui.  diuqii()it' 


40  Th.  I.     Anfänge  der  Staatenhildung. 

anovSul  (i\v  yaQ  «?  Ix  no}.iftov  aiivri&ivrai,  ngo^  dXXjjiovq  ,  «?  uvaygü- 
^ovTUi  iq>'  ot?  6iaxgivovrtu,  otov  avvri&f/xtvoi  f*Tj  noXf/*7jafiv  fiTjä'  dSixijanv 
uXi,)jXovg'  ovvTi&ivTat.  di  ilgijvrjv  xal  (ptXiav  TiQoq  uXX^Xovq,  xat  to  nuQu 
Ttti'iac  TiQux&iv  uiiXTj  yivfrni.  noXf/uov,  was  jedenfalls  richtiger  ausge- 
drückt ist,  als  wenn  Andoc.  de  pace  §.11  die  Friedenschlüsse  selbst 
so  unterscheidet :  ilgr^vriv  /xiv  yug  f|  Haov  noiovyxai.  nQoq  dXXijXovg  o/ao- 
Xoyi'jauvTtq  tiiqI  <hv  ötu^ttJovrai ,  anordd(;  df  örav  xQarijamoi  xaxd  xov 
noXiftov  ol  xQfiTXov;  roTg  tjttoOiv  i^  iTttrayfidTtJv  notovvxui;  obgleich 
so  viel  auch  darin  Wahres  liegt ,  dass  hqJjvti  mehr  den  auf  dem 
wechselseitigen  Interesse  beruhenden  Friedenszustand  ,  anov^jj  da- 
gegen die  vertragsmässige  Verpflichtung  ausdrückt,  die  nicht  länger 
als  nöthig  ertragen  wird,  und  daher  auch  eine  kürzere  Waffenrast, 
fXfxeiQ^u,  bezeichneu  kann,  Thuc.   IV.    118. 

9)  Xenoph.  Cyr.  VII.  5.  73;  vofioq  ydg  iv  nüaiv  dv&gtjTioig  di- 
dtog  laxiVy  oxav  noXf/iovvxtav  noXiq  aXoJ ,  xüv  iXövxmv  tivai  xal  xd  am- 
l*axa  Twv  iv  x^  nöXn  xal  xd  xQ^ßUxa:  vgl.  Diodor.  Exe.  Vat.  XXI.  3: 
dixutov  fi.vai  xovq  xjj  naQaxu^n  xgaxr/aavxetg  xvgiov(}  vnäQ^ftv  xSiv  do- 
Qixxrjxo)v ,  und  Cic.  de  Republ.  III.  9:  Lacedaetnonii  suos  omncs 
atfros  dictitarunt  esse ,  quos  spiculo  possent  contingere. 

10)  Vgl.  Thucyd.  I.  5  mit  Mtzsch  z.  Odyss.  I,  S.  148  und 
Welcker  ep.  Cyklus  11,  S.  28  ;  auch  Grote  II,  p.  121.  150,  und  selbst 
für  spätere  Zeiten  noch  Polykrates  Her.  III.  39  ,  die  Doloper  Plut. 
V.  Cimon.  c.  8,  die  Phocäer  Justin.  XLIII.  3:  plerumque  etiam  la- 
trocinio  maris  ,  quod  tum  gloriae  habebatur  ,  vitam  tolerabant. 

11)  Odyss.  XXI.  17  I  yX9(  /4txd  xQt^oi;,  xo  gd  ol  nüq  6^f*oq  oqitXXt, 
woraus  allerdings  hervorgeht ,  dass  man  bisweilen  auch  die  Güte 
versuchte,  vgl,  Wachsmuth  de  jure  gent.  p.  85;  daneben  bestand 
aber  das  (waia  fXat'yta&at  (Eustath.  ad  Iliad.  XI.  073)  oder  gvatd- 
l:nv  (Wessel.  ad  Diodor.  T.  IV,  p.  295)  fortwährend  zu  Recht;  vgl. 
Heibig  Heldenalter  S.  112  fgg.  und  Böckh  Staatsh.  N.  A.  I,  S.  194 
und  762. 

12)  OtXav&Qfonia,  Welcker  ad  Theogn.  p.  L,  wie  namentlich  In 
Athen  ,  vgl.  Thucyd.  II.  39  :  xi^v  ydg  nöXtv  xoiviijv  naQixou.iv  xal  ovx 
taxiv  oxi  ^iVTjXaoiuig  dntlQyoßh  xiva ,  mit  Creuzer  de  civit.  Athen, 
omnis  humanitatis  parente,  Frankf.  1826.  8,  p.  53,  und  mehr  unten 
§.  115;  auch  in  Kreta  Heracl.  Pol.  c.  3:  xa&öXov  dJ  noXXtj  (piXav- 
&QU7iia  Tot?  Sfvot?  lari :  aber  das  gilt  auch  gerade  als  Ausnahme  ! 

13)  Aristot.  Politic.  VII.  2.  8:  ai'xol  /^iv  ydq  nag'  avxol<;  xo  6i- 
xuiov  dfixu-v  C^Tot/Tt,  71^0?  6\  Tov?  uXXovq  ovdiv  fifXft  xuiv  dixwt'wv:  vgl. 
Iliad.  IX.  648:  dxiiiTjTog  ßfxavaaxrjq,  und  mehr  Privatalt.  §.  51, 
not.  6  und  55,  not.  9  fgg.,  namentlich  auch  über  Xenoph.  M.  Socr. 
II.  1.14,  aus  dem  mau  früher  wohl  das  Gegentheil  geschlossen  hat, 
der  aber  dem  ganzen  Zusammenhange  zufolge  theils  fragweise  theils 
ironisch  verstanden  werden  muss. 

14)  itmya/xlav ,  daipixXnav  xul  dovXiuv  xal  xaxd  yijv  xal  xaxd  &d' 
Xarxav  xul  noXffioi>  xal  tlgijvjjq  oxoTjg  in  unzähligen  Inschriften  ;  vgl. 
Aleier  de  proxenia  s.  publ.  Graec.  hospitio,  Halle  1843.  4,  p.  17  fgg. 
und  Wachsmuth   I,   S.    170. 

15)  Vgl.  Laurent  II  ,  p.  149  fgg.  ,  Bippart  die  Sclaverei  bei 
den  Griechen,  in  Prutz  deutschem  Museum  1851  B.  I,  S.  876  fgg., 
und  mehr  Privatalt.   §.    12. 

16)  Eurip.  Iiüectr.  1315:  xal  xixq  liXXai  axovn/ul  ftiil^ovg  7/  y^s 
nargüuq    ögov  hX/lnnv;   vgl.  dens.   v.  334    und  Phoeniss.   388,    auch 


1 


8. 10.  Gottesdienstliche  Begründung  des  ^Völkerrechts.     41 

Plat.  Grit.  p.  52  C,  und  mehr  bei  Herald,  rer.  judic.  auct.  I.  13.  3, 
Heyne  Opusc.  IV,  p.  489  (gg. ,  Druraann  S.  607  —  632,  insbes.  aber 
O.  Müller  Dor.  H,  S.  224  und  dessen  Programm  :  Brevis  disputatio 
in  qua  Graecorum  et  Romanorum  de  exilii  poena  sententia  explica- 
tur,  Gott.  1838.  4. 

§.  *o. 

Schon  frühe  trat  inzwischen  dem  strengen  Staatsrechte 
mildernd   ein    menschlicheres   Rechtsgefühl    zur  Seite  ^), 
und  die  Religion,    die  Pflegerinn  jeder    höhern  Ahnung 
im  Menschen ,    lieh    ihm   dazu    die  Heiligkeit   Ihrer  For- 
men.    Gerade   wo   der   irdische    Schutz    aufhörte ,    nahm 
Zeus    selbst   den   Reisenden    oder  Heimathlosen  in  seine 
Obhut  ^)  ^  in  Hermes  Namen  gingen  selbst  in  Kriegszel- 
ten  die  Herolde   vermittehid    hin  und  her  ^) ,    und   nicht 
genug  dass  alle  Verträge  unter  die  Obhut  einer  Gottheit 
gestellt  wurden  '^) ,  fing  sich  in  demselben  Maasse  ,    wie 
die  Localculte  der  einzelnen  Stämme  in  ein  grosses  Göt- 
tersystem verschmolzen,  eine  Art  von  hellenischem  Völ- 
kerrechte zu  entwickeln  an  ^),  wie  es  anfänglich  vielleicht 
nur  zwischen  stammverwandten  Orten  bestanden  hatte  ^). 
Die  Bestattung  der  Todten  zu  verweigern  schien  für  den 
siegenden  Theil  ein  gleicher  Frevel  wie  für  den  besieg- 
ten sie  zu  versäumen,    obschon  die  Bitte  darum  ein  Be- 
kenntniss  der  Niederlage  war  ^)  ^  Kriegsgefangene  wurden 
geschont  und  um  bestimmten    Preis  losgegeben  ^)  5    Tem- 
pel und  Heiligthümer  bewahrten  Ihre  Unverletzliehkelt  selbst 
bei  gänzlicher  Zerstörung  der  zugehörigen  Städte  ^),  und 
in    Beziehung    auf   Gesandte    erhielt    die   Heiligkeit    des 
Gastrechts   zugleich    eine   politische  Bedeutung  ^^).     Ins- 
besondere   aber    boten   die   gottesdienstlichen   Hauptfestc 
einzelner    Städte  '^)    frühen    Anlass    zu    friedlicher    und 
freundschaftlicher  Berührung  benachbarter  Völker  ^2^,  die 
sich    hier   gleichsam    unter    dem    wirthlichen  Dache    des 
Staats    zusammenfanden  '^)   und   das   sichere  Geleite  des 
Gottesfriedens  ^*)  ,    der     selbst    wirkliche    Feindseligkei- 
ten    unterbrach  ^^) ,     neben    der    festlichen    Lust    gleich- 
zeitig auch  zu  Handelsgeschäften  und  Tauschverkehr  be- 
nuztcn  '6)5  und  weit  entfernt  die  einzigen  Gelegenheiten 
dieser  Art  zu  seyn  ,    müssen  die  vier  bekannten  grossen 


42  Th.  I.     Anjänge  der  Staatenbildung. 

Nationalspiele  selbst  ursprünglich  auf  die  nähere  Umge- 
gend beschränkt  oder  doch  zu  einzelnen  Stämmen  in  be- 
sondere Beziehung  gesezt  werden  i"),  bis,  wie  es  scheint, 
das  dorische  Lebergewicht  gerade  ihnen  die  erweiterte 
Bedeutung  verschaffte,  in  der  sie  allerdings  vorzugsweise 
die  Träger  und  Bürgen  einer  völkerrechtlichen  Gemein» 
Schaft  unter  den  griechischen  Staaten  wurden  ^^j. 

1)  Hesiod.  *.  x,  r^.  225:  oX  äf  dixug  ^tlvoini  xai  ivdrjftoiat  öidov- 
aiv  l&dug  xul  ftTjTi  nuQiy.ßaivovni  dmuiov,  ToZoi  t(&j]).(  tioIk;  ,  Xaol  6' 
uw&ivatv  fv  uvtfj',  vgl.  Aristot.  Rhetor.  I.  13.  2  :  tan  yu(}  (öq  fiavrivovxui 
Ti  navTig  qtvan  moivov  dixuiov  auI  adiy.ov,  xnv  fir^öiftia  xoivwrt«  nüo(; 
(D.Xt'jXoiiq  fi  fif/^'f  Ivf&r/xT^y  und  Beispiele  bei  Demosth.  Aristocr.  §.  85, 
Diodor.  XIX.  63  ,  Plut.  V.  Pericl.  c  29  .  obgleich  gerade  diese 
zeigen  ,  dass  die  Politik  sich  nicht  immer  daran  kehrte. 

2)  Plat.  Legg.  V,  p.  729  D:  riQoq  d'  uv  toi'c  ^ivovq  dtavo^Ttov 
oj?  uyiojTura  ivußöXuia  ovra  '  a/idov  yuQ  ndvx  iaxl  tu  twv  IfVwv  xaJ 
ilq  Toi'C  ihoiK;  afiaQjijfiara  nuQU  rd  twv  noXiröiv  flg  &iov  uvTjQXTjuiva 
Ti/*(i}^ov  nüiiXov  .  .  .  ^fyiy.öjv  J'  av  xul  fTH/ojQifüv  u/iaQrjj/irtTmv  To  TitQt 
TOI/?  ixfruq  fiiytarov  yiyviTUi,  u/nuQTr^^u  fxüaroK;  '  ftid'  ov  yuQ  Ixmvoaq 
/.tuQTVQoq  0  IxixTjq  &eov  l'xv/jv  ofio).oyi.tj)v ,  ^n'AuJ  öiaq>fQü)v  ovToq  rov 
7ia&-6vToq  yiyyfTat:  vgl.  Apoll.  Rbod.  Argon.  11.  1134,  111.965:  hmi 
jdioq  ü'c  IfM'Oi?  IxfTr^rfi  t(  x^'^q'  vniQia}(fi ,  auch  Pausan.  VII.  25  mil 
Leisner  Ztvq  IxfVTJaioq,  Lips.  1738.  4,  und  im  Allg.  Böttiger  Kunst- 
myth.  II,  S.  114  fgg.  ,  Seil  Recuperatio ,  S.  6  fgg.  119  fgg.,  Wel- 
cker  ad  Theogn.  p.  49,  Nitzsch  z.  Odyss.  I,  S.  235,  II,  S.  120, 
und  was  sonst  Priv.   Alt.   §.   14,  not.   2  und  §.    51   citirt  ist. 

3)  KiJQvxfg  'EQfiov  Eurip.  Suppl.  121;  vgl.  Poll.  Onom.  VIII. 
139:  fiavXoi  <J'  jyöar  nnl  f^ip>  «('Tot?  Tiavraxöat  ddiwq  Uvmi,  und  raekr 
oben  §.  8,  not.  16 ,  insbes.  Ostermann  p.  93  und  über  ihr  nicht 
mit  dem  ax^mgov  zu  verwechselndes  x7}Qvy.fiov  Thucyd.  I.  146  mit 
Gerhard  Vasenbilder  I,  S.  72  und  Preller  im  Philologus  I,  S.  516 
fgg.  Auch  Kriegserlilärangen  werden  durch  Herolde  überbracLt, 
Paus.  IV.  5.  8,  Polyaen.  Strateg.  IV.  7.  1 1 ,  gleichwie  Friedensunter- 
handlungeÄ  eingeleitet,  Xenoph.  Hell.  IV.  7.  2,  Aeschin.  Ctesiph. 
§.  62;  daher  neif/ioq  «onoj^o?  *al  «xj^pi'XToc  s.  v.  a.  adiäXlantoq ,  s. 
Abresch  Diluc.  Thucyd.  p.  555,  Ast  ad  Plat.  Legg.  jp.  14,  .Wachsj 
muth  de  jure  gent.  p.    147, 

4)  Isoer.  Panath.  §.  107:  nlq  roiuvraq  avv&j'jxaq  avToL  x  iv  roTq 
liQolq  loZq  a^tTi^oi,q  aihiv  uvfyQuypav  xul  Tovq  avfif^dxoiq  rjvüyxaaav  : 
vgl.  Uiodor.  XI.  26,  Polyb.  V.  93,  und  mehr  bei  Drumann  S.  210. 
Hreuser  Vorfragen  über  Homeros  S.  306,  Krüger  Studien  I,  S.  82, 
Ullrich  Beitr.  a.  Erkl.  d.  Thukydides,    Hamb.    1846.  4,  S.  50. 

5)  Nofn^iniva  " üiXiiai ,  Paus.  IV.  16.  10,  oder  xoivoi  xijq  'EXkö- 
Soq  v'onot,  Euripides  bei  Stob.  Serm.  I.  8;  vgl.  Thucyd.  III.  59, 
IV.  97,  und  im  Allg.  Dio  Chr.  LXXVI.  3  mit  Schöroann  Antiqu.  jur. 
publ.  p.  365  fgg.  uad  Laurent  II,  p.   126  fgg. 

6)  Denn  von  diesen  gilt  allerdings  überhaupt  ,  was  Plut.  Qu. 
gr,  c.  17  von  den  Korinthicrn  und  Megnrensern  sagt:  tjuigojq  fno- 
Xf/iovy  »ul  ai'yyifixwq,  vgl.  die  Laeedämonier  in  erste»  mMseirMclMB 


§.10.   GoUesdiensllicheBeiß-ündungdes  Fölkerrechts.     43 

Kriege  nach  Paus.  IV.  7.  I  :  rijv  ntv  ;^üi^av  ov»  Hvf*uivoyro,  art  öi/ 
vofti^ovTiQ  olxiiuv ,  ovde  dfväqa  l'Koaro*  o)?df  oly.Tjuaru  »arißakov  ,  oir  di 
?.iiav,  il  niQiTi/oifv,  rjXuvvov  xal  aTrov  xul  tov  u).Xov  xuqtiov  rKpTjQoüvro, 
und  das  gerade  Gegentheil  bei  den  Einfällen  des  Archidamus  in 
Attika  Aristoph.  Pac.  62S — 631  oder  des  Agesilaus  in  Boeotieu 
Poljaen.  Strateg.  II.  1.  21.  Aehnliches  aber  übt  bereits  Alyattes 
bei  Her.  I.  17  und  für  alle  Griechen  fodern  es  Plato  Republ.  V, 
p.  470  A,  und  Polyblus  Exe.  Vat.  XXV.  1 :  orrffTiox*  df  iyoJ  avvxl&t- 
(tcu.  tt]v  yyüfiTjv  Tot?  int  rooovxov  äiund-ffifvoK;  Tjjv  ogyijv  il(;  rovq  Ofio- 
(pvXovgf  üoTf  /4i]  fiövov  Toi'g  fmriloiK;  xuQ^ioi't;  nuQuiQfio&ai  zäv  noXi- 
l*Lü)v,  dlXu  xul  Tft   dhd(J(ii  xal  t«   xariaxfvaOfiiva  dtaip&ii^ftv  x.  t.   a. 

7)  Vgl.  Plut.  V.  Niciae  c.  6  :  l'jii/^yjf  xtjqvxu  7tQi\  rovq  noXifiiovq 
nrnl  dvutgfOfoic,  xairoi  xaxd  vöftov  rivu  xul  avvTj&ftav  fSoxoi'v  oi  vixqöiv 
i'noanöydiov  ).aßcvTi<;  tUaigfaiv  (InoXfyfo&ui.  t^v  vixrjv ,  und  anderseits 
Antisth.  Or.  Ulyx.  T.  VIII,  p.  61  Rsk.  :  rovq  y«()  vixqovq  ov  roZq  ovx 
dfaiQoi'nfvoiq  ulo/Qov ,  ukXd  ToZq  firj  dnodid'ovoi:  auch  Isocr.  Panath. 
§.  169,  Plat.  Republ.  V,  p.  iC9  E,  und  insbes.  Eurip.  Suppl.  19 
mit  Ad.  Soetbeer  myth.  argum.  Eurip.  Suppl.  Gott.  1837.  8,  p.  20 
fgg.  und  Limburg- Brouwer  Vlli,  p.  147  fgg.  ,  wobei  namentlich 
zu  bemerken  ist  ,  ^\ie  auch  hier  entweder  Theseus  (  Plut.  V. 
Thes.  c.  29)  oder  Herakles  (Aelian.  V.  Hist.  XII.  27)  als  Begründer 
der  menschlicheren  Sitte  genannt  werden. 

8)  Mväq  XiTQovo&fti,  Aristot.  Eth.  Nie.  V.  7.  1,  diftviox;  Her. 
VI.  79;  überhaupt  utjto7'  dgyvgiov ,  Thuc.  IV.  69:  vgl.  Priv.  Alt. 
§.  12,  not.  23  und  niehr  bei  Böckh  Staatsh.  N.  A.  I,  S.  100  und 
Schömann  p.   369. 

9)  Vgl.  Gott.  Alt.  §.  10,  not.  15  mit  C.  Neu  de  asylis,  Gott. 
1837.  8  und  P.  Förster  de  asylis  Graecorum  ,  Berl.  1847.  8;  hier 
aber  insbes.  Thuc.  1\ .  97:  ^("01  yng  itvai,  xu&iaxTjxöq ,  lovraq  inl 
TT/V  uXXrjXtav  liQüJv  xwv  hövxfüv  «nf;^f0^a»,  auch  Demokrit  bei  Stob. 
Serm.  XLIV.  18,  Polybius  V.  9  —  11,  Cic.  Verrin.  II.  66,  und  Bei- 
spiele bei   Paus.   II.   36.   5,   IX.    1.   8,  X.  28.   6. 

10)  PoU.  Vill.  138:  To  dl  xr/Qi'xiiov  q>3gr/ftu  ^v  tw»  noiaßimv 
Hftl  tlq  tÖ  ngvxavftov  i:ii  ifvict  fxuXovvxoi  vgl.  IX.  40  und  über  die 
doppelte  Form  inl  ^tvift  oder  ^tvia  xuXflv  Voemel  ad  Hegesipp.  de 
Ilalon.  p.  136,  Funkhaenel  Qu.  Demosth.  p.  25,  Keil  Inscr.  Boeol. 
p.  26  i  im  Allg.  aber  Hüllmann  Anfänge  S.  151  fgg.  und  über  das  Gast- 
recht ,  woraus  dieser  geradezu  das  älteste  Völkerrecht  herleitet,  F. 
W.  Ullrich  de  Proxenia ,  Berl.  1822.  8,  Meier  de  publico  Graeco- 
rum hospitio,  Halle  1843.  4.   Laurent  II,  p.   103—117. 

11)  Isoer.  Paneg.  §.  43:  rwv  roivvv  rdq  ziavrjyvQnq  xaxaortjauy- 
Tuv  dixniojq  inaivoi^fthiov ,  ort  xoiovtov  t'&oq  tj/ilv  nagidoaav  ,  man 
aiiiiaufiivovq  nooq  dXXrjXovq  xal  rdq  l'^O'Quq  xdq  fvfaxTjxi'iag  öiaXvaaftt- 
vojiq  avvtX&füv  tlq  xdX'Xov,  xal  fxfxd  xavx  iX'y(iq  xal  Ovaiaq  xoivitq  noiij- 
autiivovq  uvufiyr/a&rjvai  fiiv  x^q  avyyivüaq  rijq  TiQuq  uXXr/Xoi>q  xnaijxot- 
ajjq,  ti'HtvfOXfQwq  d'  tlq  xov  i'-nitra  )(()övov  dmrid-^yai  ngoq  rjftäq  axtoi  q 
xal  xuq  XI  nuXaiaq  ^fviaq  fi*a*Kija<to&fti  xal  »aivuq  fXfgaq  notTfoaa&ni  : 
Tgl.  Böckh  ad  Pind.  Ol.  VII,  p.  175  fgg.  und  mehr  Gott.  Alt.  §.31 
und  43,  insbes.   Limbuig  -  Brouwer  VIII,  p.   307   fgg. 

12)  77f (xxTt'ovf ? ,  Pindar.  Nem.  XL  19,  Isthm.  VIL  64;  Tgl. 
Nem.  VI.  40:  *►  dfufixxiovmv  xavQOifovot  xQuxi/Qidi ,  und  im  Allg. 
Bernhardy  griech.   Lit.   I,  S.   219  fgg. 

13)  Strabo   IX.    3.   5,  p.   642:     (ptXtxiv   ydg    näv    tC    lotot'rov  ano 


44  Th.  I.     Anfänge  der  Slaalenhildnng . 

TWv  ofioTQUTifC^Mv  uQ^fx/ifvov  x«t  ofioonörSiov  xnl  ofto)(>oq>twv:  vgl.  Lysias 
bei  Dionys.  Hai.  T.  V,  p.  420  und  mehr  bei  PL.  G.  van  Heusde 
diatr.  in  civitates  antiquas  in  Comm.  Instit.  Belg.  Gl.  III  1817, 
p.  3  fgg.  und    C.   G.    Haupt  ad  Aescky].    Suppl.   p.    100. 

14)  IiQoßTjvia  (Doiv.  ad  Char.  p,  514)  oder  ixixugüa  (Casaub. 
ad  Strab.  VIII,  p.  529  ed.  Almel.)  ,  auch  anov6ul,  z.  B.  'Ohiftma- 
xal  bei  Aeschines  F.  L.  §.  12  mit  dem  Scholiasten  ;  daher  anovöo- 
qögot,  'Hkfcoi;  vgl.  Dissen  ad  Pind.  Istlim.  II,  p.  494,  Müller  Dorier 
I,  S.  138,  Meier  in  Hall.  EncyM.  Sect.  III,  B.  III,  S.  299;  aber 
auch  für  andere  Spiele,  wie  der  a(f,ov6oq>ÖQoq  twv  Kogtlojv  Strab.  II. 
3.  4,  p.  155  und  die  eleusinischen  Td<;  /^varrjgiojTldag  anoväuq  rlnny- 
yfXkovTfg  (oder  iuuyy.  Thuc.  V.  49,  VHI.  10)  bei  Aescbin.  §.  133; 
vgl.  Isoer.  Paneg.  §.  31  ,  Poll.  I.  36,  Aristid.  Eleusin.  p.  420,  mit 
Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  108,  Nitzsch  de  Eleus.  ratione  publica,  Kiel 
1842.  4,  p.    13,   Göttling  im  Jenaer   Lect.   Verz.   1853,  p.   6. 

15)  'Entfitlla,  Polyaen.  VIII.  25,  Phot.  Bibl.  c.  239,  p.  321, 
und  mehr  Gott.  Alt.   §.  43,  not.  11   und  49,  not.  10, 

16)  Arrian.  Diss.  Epictet.  II.  14.  23:  «J?  iv  nuvtjyvqfi,  t«  fi'kv 
xitjvi]  nQot&Tjaotiiva  ayfrni.  xal  ol  ßofq,  ol  Jf  nokkol  xwv  uv&QO)Ti(av ,  ol 
ftfv  oir^aöfiivoi,,  ol  df  TimkijaovTtQ:  vgl.  Tittmann  Amphikt.  S.  89  fgg., 
Wachsmuth  I,  S.  149  fgg.,  und  mehr  Gott.  Alt.  §.  43,  not.  2,  Priv,  Alt. 
§.  45,  not.  3;  im  AUg.  aber  die  dem  Pythagoras  beigelegte  Einthei- 
lung  der  Anwesenden  nach  den  drei  Haupttriebfedern  (Plat.  Republ. 
IX,  p.  581,  Isoer.  71.  uvrid.  §.  217)  bei  Diog.  L.  VIII.  8:  dq  navTj- 
yiiQtv  Ol,  fiiv  uyojviovßfvoi ,  ol  di  xar  fftnoglav,  ol  di  ßfXriorot  tQ/ovrat 
&iarai:  vgl.  Menander  bei  Stob.  Serm.  CXXI.  7,  Cic,  Tuscul.  V.  3, 
Dio  Chr.  XXVII.   5. 

17)  Vgl.  Gott.  Alt.  §.  49  und  über  die  Isthmien  insbes.  die  athe- 
nisch-ionische nQoidqia,  ooov  uv  xonov  (7ila/tf  xurnnfxaa&fv  to  riye 
&fO)girhg  viug  laxiov,  Flut.  Thes.  c.  25  mit  Müller  Orchom.  S.  176; 
über  eine  nemeische  Amphiktyonie  Vermuthungen  bei  Curtius  Pe- 
lop.   II,  S.  511. 

18)  Vgl.  Wachsmuth  I,  S.  149  fgg.,  Grote  IV,  p.  72  fgg.,  und 
insbes.  H.  Wiener  les  quatre  jeux  nationaux  des  Grecs  ,  consideres 
au  point  de  vue  de  leur  importance  pour  la  vie  publique  ,  Darmst. 
1848.  8. 


§  it. 
Ausser  diesen  freien  Berührungspuneten  lassen  sich 
cndlieli  bereits  seit  den  ältesten  Zeiten  der  griechischen 
Geschichte  geschlossene  Formen  verfolgen,  in  welchen 
der  Trennung  der  griechischen  Stämme  und  Orte  durch 
grössere  Verbände  zeitweilig  oder  bleibend  ein  Gegen- 
gewicht gesezt  ward ,  wenn  gleich  auch  diese  je  nach 
dem  Vorherrschen  der  Stammverwandtschaft  oder  Stamm- 
verschiedenhclt  und  des  politischen  oder  religiösen  Ele- 
mentes in  ihnen  sehr  verschieden  aufgefasst  werden  müs- 
sen ^).     Die  einfachsten  darunter  sind  einerseits  die  Bun- 


§.  11.     Politische  Annäherungen  und  Ferhände.     45 

desgenossenschaften  zu  Schutz  oder  Trutz  für  bestimmte 
verabredete  Zwecke  2),   anderseits  die  Stammbünde,  ov- 
attjfmxa    oder   iioivu ,    in  welchen    sich  stammverwandte 
Orte,   ihrer  gemeindlichen  Unabhängigkeit   unbeschadet, 
doch  bei  den  Festen  einer  gemeinschaftlichen  Gottheit  auch 
über  allgemeinere  politische  Interessen  zu  berathen  oder 
diese   sogar   durch   gemeinsame  Vorsteher  verfolgen  und 
wahren  zu  lassen  pflegten  5)  5    gleichwie   sich  aber  selbst 
aus  jenen  freieren  Berührungen  hin  und  wieder  dauernde 
Amphiktyonien    entwickeln,    so    regt  sich    auch    in    den 
beiden   lezteren  Richtungen    schon    frühe  ein  Bestreben, 
Bundesgenossenschaften  in  Hegemonien,  Stammbünde  in 
Syntelien    zu   centralisiren    und    dadurch    zu    wirklichen 
Mächten  im  griechischen  Slaatsleben    zu   erheben.     Was 
die  Hegemonie  betrifft  4) ,    so  ward  die  Stellung  des  ar- 
givischen    Königshauses    an   der  Spitze    des  trojanischen 
Kriegszugs  5)    von  jeher  als  das  erste  Beispiel  einer  sol- 
chen  betrachtet,     das    auch   auf    spätere    Staatenvereine 
und  Unternehmungen  ähnlicher  Art  mitunter  bis  in  Ein- 
zelheiten maassgebenden  Einfluss  übte  ^)  \    Ton  der  Syn- 
telie  aber  ,    oder  dem  politischen  Aufgehen  ursprünglich 
unabhängiger  Gemeinden    in   dem   Bürgerverbande   einer 
einzigen  7),   steht  schon  au  der  Schwelle  des  heroischen 
Zeitalters  ein  eben  so  sicherer  als  charakteristischer  Fall 
in  der  Entstehung    der    attischen  Staatsgemeinschaft   aus 
zwölf  getrennten  Orten  8)  ,  dergleichen,   wenn  auch  an- 
derswo  erst    später    und    nicht    immer    mit    Erfolg   ver- 
sucht 9),  doch  in  kleinerem  Maassstabe  gewiss  vielfach  in 
den   Anfängen    der   griechischen    Staatenbildung   voraus- 
gesezt  werden  darf    Ob  freilich  auch  die  einzelnen  Ort- 
schaften ,   die  sich  als  8ri(.ioi  oder  v.bif.nxi  ^°)    um  das  ge- 
meinschaftliche Prytaneum    eines  Staats   gruppircn,    alle 
von   vorn  herein    als    selbständig   oder   vielmehr   nur  als 
örtlich  getrennte  Thelle  eines  ursprünglichen  Ganzen  zu 
denken  sind,  Ist  in  den  meisten  Fällen  schwer  oder  nur 
mit  Hülfe  der  äusseren  Geschichte  zu  entscheiden  ,  und 
das  bestimmte  Zeugniss  ,    dass    die   ältesten  griechischen 
Stadtgemelndcn    überall    in    xw'/m^ff     zerstreut    gewohnt 


46  Th.  1.     Anfänge  der  Staatenbildung. 

haben  ^^),  lässt  auch  die  künstltche  Entstehupg  solchel* 
Syntciien  nur  als  analoge  Nachbildungen  di^er  anfäng- 
lichen Komenverfassung  erscheinen  ^  aber  jedenfalls  hat 
es  auch  daran  zu  keiner  Zeit  gefehlt  ^'^),  wenn  gleich 
die  namhaftere  Mehrzahl  ihrer  Beispiele  wie  die  der  He- 
gemonien ,  ja  die  politische  Bedeutung  der  grösseren 
Stammbüude  selbst  erst  den  jüngeren  Perioden  der  grie- 
chischen Geschichte   anheimfallen. 

1)  Sainte-Croix  des  anciens  gouvernemens  federatifs  .  .  conside 
res  sous  les  rapports  et  resultats  de  fontes  associations  politiques, 
Paris  1804.  8,  Schömaun  p.398fgg.  Wachsmuth  I,  S.  158  fgg.,  W. 
Vischer  über  die  Bildung  'von  Staaten  und  Bünden  oder  Centralisa- 
tion  und   Föderation  im  alten   Griechenland,   Basel  1849.   4. 

2)  Svfi/iaxin  und  tnifiuxia ,  Ammon.  diif.  vocab.  p.  131;  vgl. 
Tbucyd.   I.  44,  V.  48  u.s.  w. 

3)  Dionys.  Hai.  IV.  25  :  l'v&a  owtömi;  ywat^lv  ofiov  xal  TfKvotq 
xaru  Toi'c  ttnodiiy&fvxac;  ;^^dvoi'?  avvi&vov  rt  yul  avvfnuvTjyv Qi^ov  xal 
ayöivaq  inirtkow  tjrritxoi;?  xoi  yvßvitiovq  xal  rüv  jifgl  /iovatxijv  ukoii- 
Ofiärotv,  xal  Tovq  &fotiq  xoivoZg  (xva&!]fiuaiv  idwQoZvro '  &(0)Q^aavTf<;  6i 
»ttl  navrjyvQiaaviK;  xal  ra?  «AAa;  (pi,Xo(pQoavvnq  nag  uXkrjXwv  XaßovxK; 
tX  T*  nQ(><;xQovaff.a  ngoq  Tiokiv  yfyöiin,,  Sixagrul  xud-fi^öfiHfov  dijjtUiv 
xal  nigl  tov  ngog  ßagßÜQovq  noXfftov  xal  ntgl  Tjy?  ngoq  uXX^koix;  ofio- 
(pqooinj]^  xoivaq  inoiovvro  ßovXüq  ;  vgl.  Tittmann  Staatsv.  S.  668,  Dru- 
mann  S.  524  fgg.,  Sainte-Croix  p.  115  fgg.,  Vischer  S.  16  fgg.; 
Einzelnes  auch  bei  van  Dale  Diss.  IX  antiqa.  illustr.  p.  288  fg|;. 
und  mehr  unten  §.  76  fgg.   und  177  fgg. 

4)  Vgl.  Manso  über  Begriff  und  Umfang  d.  griech.  Hegemonie, 
Breslau  1804.  4  und  in  s.  Sparta  111.  2,  S.  107—122,  J.  G.  Scholl- 
meyer  de  veteris  Graeciae  principatu ,  Mühlhausen  1818.  4,  und 
Einzelnes  mehr  bei  Drumann  S.  213  fgg.  ,  Schömann  p.  425  fgg., 
Vischer  S.  32  fgg.,  Laurent  II,  p.  155  fgg.,  insbes.  aber  Thnc.  I. 
120  :  x^f}  y"P  Tovq  yyiftofaq  Tfx  Uta  fS  taoi'  v(ftovra(;  t«  xotvu  ngo- 
axoJtfZv ,   (üOTifQ   xal  iv  uXXoi.q  ix   nävxwv  ngoriftbjyTai. 

5)  Herod.  1.1:  ro  äi  ^Agyo^  xovrov  tov  XQ"'""'"  ^QotTxf  anaai, 
xb>v  iv  xff  vvv  'EXXdSi  xaXfofth?/  X^'Qfl'  ^S^-  Thuc.  I.  9  und  Clftvier 
Hist.  d.  prem.  tems  I,  p.  42  fgg. 

6)  Wie  wenn  Agesilaus  vor  dem  Feldzuge  gegen  Asien  ißov- 
Xrj&Tj  iX&o]v  &voai  iv  Ai'Xidi,  tvOantg  J  'Aya/xiftvoiv ,  ot'  ig  Tgoiaf 
i'nXfi ,  i&itxo  ,  Xenoph.  Hellen.  111.  4.  4;  oder  die  Achäer  noch  im 
Perserkriege  dt«  ro  i'gyov  xo  7n>o(;  TgoLuv  Auxidai/noyiovg  /l(ß)giii<i  any- 
^iovv  atfiaiv  Tjytla&ai,  Paus.   VII.   6.   4. 

7)  SiivriXua  ,  allerdings  bisweilen  auch  mit  Bund  (Paus.  VII. 
15)  oder  Bundesgenossenschaft  (Diodor.  XI.  78)  gleichbedeutend, 
eigentlich  aber  doch  nur  da  anwendbar,  wo  jemand  wie  Ducelius 
bei  Diodor.  XI.  88  xuq  nö/ft?  ünuoaq  rag  ö/uofOvnq  ilq  fiiav  xnl  xoi- 
vrjv  ^yayt  avfxiXnav.  So  sagt  Paus.  IX.  23.  7  :  aiii/nfXndi  rlq'Onovvrn 
i)  Afigvfxvu  ro  ugx'tVov ,  welcher  opuntische  Staat  nach  Tiltmann  s 
richtiger  Bemerkung  S.  710  immer  als  Einheit  vorkommt;  so  halten 
ol  To  "Agyog  l'xovxfq  xal  xilq  Mvxr/vag  avvxfXovaai;  flq  fv,  Strabo   VIII. 


§.  H.     Politische  Annäherungen  und  Ferhände.     47 

6.    10,  p.    571;    so  ist  Chäronea  bei  TUuc.   IV.   76  avvxfh^g  von  Or- 
cbomenus,   ja   die  Thebaner   bei    üiodor.   XV.   38  beanspruchen  tJv 
BoMTlav  änaauy  uTii   17«  to>v  erjßaiwv  awrihiuv  riirrHv,  welches  ein 
Ton    dem    uralten    böotischen  Stammbunde    ganz  verschiedenes   Ver- 
hältniss  ausmacht  ,  vgl.  m.  Antiqu.   Lacc   p.  24  ;  und  dass  auf  ähn- 
liche Art  auch   die  awriknu  HaTgiy./}  oder    IIuxQdq  xai  ro  fitru  rov- 
TO,y  ovvTfX^xov  bei  Polyb.   V.   94   und  XL.   3   zu  nehmen  ist,  hat  Vi 
scher  im  Philol.   U,  S.   469  fgg.    überzeugend    dargetban.      Ein  ver- 
wandtes  Verhältniss  begründet  auch   die  Mittheilung  des  Burgerrechts 
einer  Stadt  an  die  andere,  wie  des  achäischen  an   Kalydon  Xenoph. 
Hell.  IV.   6   oder   des    melitäischen  an    Perea  bei  Ussing   Inscr.    ined. 
p     3;    doch  wird    hier  gleichzeitig  wieder    die  Möglichkeit  des  dno- 
noXtrtvf^v  vorausgesezt .  die  dort  wenigstens  der  Idee  nach  wegfällt. 
8)  Thucyd.   II.    15:     inl    ydg  Kfxgonoq    xul  t(öv  .t^wtwv  ßaaiUoiv^ 
ri  'AxTix^    ilq    Qrjota    dil    xot«    ^iÖA«?    WAtZxo    nqvTaviXä   xt  l'xovaa   xul 
ägxovTaq    xal    onöxf  fiij    tv  äilanav,    ov    Ivv^foav   ßovf.fva6^fvoc  w?  tov 
ßaadta ,  dU'  avrol  ixaaroi.  iJioliTfvovro  xal  ißovXivovTo  •    xai  rivtg  xat 
inoXfiiTjodv  TioTi  avxmv  .  .   fundij  6f  Otjaivi;  fßaaiXivOf  ,  yivofiit'o?  /iira 
Tov  ^vviTov   xal  ävvariq,  t«  ri  dXXa  äitx6aiA.rjai  t^v  jj/w^ia»'  xal  xaraXv- 
Ott<;  rö)v  uXXmv  itiX(0)v  rd  xf  ßovX(vxr,qia  xal  toc  «V/««  i<;xrjvvvv  no- 
Xtv  ovoav,    IV  ßovXfVT^Qiov    dnoäii^aq    xal   uQVXuvfZov    Ivvüxiof    nuvxat; 
xal  vfftofA,fvovg  xd  uvxwv  fxdaxovq  dntg    xnl    uqo    xov  ^vayxaai  fiyt  no- 
Xu  raikn  XQ7Ja&nt,    ^  d7tttvxo)v  ViStj  h'yrtXovvxojv  ilq  uvxtjv  f*fyu^j7  r«" 
»oA^fr»  naQiö6&ti  vno   OrjOfioq  Tor?  Innxa:  vgl.   unten  §.91  und  97  und 
zur  Analogie  mit  andern   Syntelien  Dio  Chr.    XLV.    \Z  :  woTifQ    kna- 
lxHvd)v6a<;  noxf   xr)v  BoiMxlav    fl?    ra?  Qtißn^  avvüxioi,    Kai  Qi^an^q  xt/v 
'Axxixijv  dq  T«?  'AS^ijvaq,  xal  MvxiXrjvaVoi  noxt  Xiyovrai,   .  .  .  ti]v  Ae- 
aßov  annottv  fU  /*lat>  t^v  avxüv  avvuyayfZv  noXiv. 

9)  Vgl.  Thaies  Vorschlag  au  die  Meinasiatischen  lonier  Her.  I. 
170:  l's  ixUivf  fv  ßovXfvx//oiov  "/wvo?  xixx^a&at  .  ._.  xd?  xt  dXXaq 
niXtaq  olxfonhuq  nr]6tv  ^aaov  vo/A.i!:ta&ai.  xuxdnfQ  fl  ä?,nou  ihv  '-^^^^ 
den  Versuch,  Korinth  mit  Argos  einzuverleiben,  Xenoph.  Hell.  IV. 
4.  6:  xal'^Aqyoq  dvxl  Kogiv&ov  xijv  naxglda  avxüv  ivo/iuL,ia&ai  xat 
noXiTilaq    Tiyc  h  "Agyu  nixixu-v  rjq  ov6iv  idfoyro  x.  t.  X. 

10)  Aristot.  Poet.  HI.  6:  ol  h  TliXonovv^ao}  xwfiaq  rag  ntgioi- 
xLdaq  xaXftv  g>aaiv ,  'A&7]vuZoi.  S\  dij/xav?  :  vgl.  dess.  Politic.  I.  i.  J 
und  Plut.  V.  Philop.  c.  13:  dniaxj^ai  noXXdq  xöjv  ntqiotxidwv  xw^wf 
Xfyuv  di.ddlaq,  wq  ov  avvfxiXovv  ovä'  r^aav  f£  «();|f^?  ?xji*wr :  auch  PoU. 
IX.  27:  xal  al  /*h  noXXal  n6Xiiq'ilq  tv  avvxiXovaai,  l'&voq,  ul  äi  noXXnl 
xöjßai,  flq  tv  avfi^fQovaui  ovo/ia  nöXiq,  und  mehr  bei  E.  Kuhn  die 
griechische  Komenverfassung  als  Moment  der  Entwicltelung  des 
Städtewesens  im  Alterthume,  in  Schmidt's  Zeitschr.  f.  Geschichte 
IV,  S.  69  fgg. 

11)  Thucyd.  I.  10:  ovri  ^vvotxio&tloyq  n6Xmq  .  .  .  xctr«  xwfxnq 
6i  xoj  nuXuM  T7?  'EXXd6oq  xg'orto)  oUtn&tioTjq  :  vgl.  Plut.  Qu.  gr.  c.37. 
Paus.  IX.  5J  und  für  den  statistischen  Charakter  der  Theilung  ins- 
bes.  Plat.  Legg.  V,  p.  746  D  und  Isoer.  Areop.  §.  46:  öifXCnfvoi. 
XTjv  t*tv  niXiv  xaxd  xo)fiitq,  xrjv  ö\  /o'iQnv  x(txd  J;}/«oi'c:  wenn  aber  bi- 
scher S.  5  auch  die  Dorfgemeinde  von  Anfang  an  als  organisirten 
Körper  betrachtet,  so  ist  dabei  jedenfalls  die  wichtige  Bemerkung 
des  Schol.  Aristid.  Panath.  p.  46  nicht  zu  übersehn  :  öxi  to  nQvru- 
vtXov  ai'/ißoXov  laxi  xF/q  nöXKoq-    otöi  ydg  «I   xw/iai.  rovxo  l'/ovoi. 

12)  Vgl.  die  Beispiele  bei  Böckh  Slaatsh.  N.  A.  II,  S.  663  und 


48  Th.  1.    Anfange  der  Staatenbildung . 

Ross  Hellenika  I,  S.  68,  deren  manche  gewiss  schon  in  frühe  Zeit 
fallen;  während  die  eigentlichen  ovvoixi.aiu,ol  mehr  jungem  Cultur- 
stufen  entsprechen;  Tgl.  unten  §.  61,  not.  7  und  m.  Abh.  de  Hippo- 
damo  Milesio,  Marb.   1841.  4,  p.  54  fgg. 

§.  12. 
Nur  die  Amphiktyonien,  deren  Unterschied  von  die- 
sen beiden  Gattungen  bereits  angedeutet  ist,  gehören  so- 
wohl ihrer  Entstehung  als  auch  ihrem  ganzen  Charakter 
nach  vorzugsweise  der  älteren  Periode  an,  und  sind  da- 
her hier  um  so  näher  zu  betrachten ,  je  grössere  Miss- 
verständnisse häufig  ihre  Verwechselung  mit  den  politi- 
schen Verbänden  des  geschichtlichen  Zeitalters  hervorge- 
bracht hat  ^).  Amphiktyonien  sind  nichts  als  geschlossene 
Vereine  von  Nachbarvölkern  eines  Heiligthumes^),  ohne 
Rücksicht  auf  Stammverwandtschaft,  einzig  zum  Zwecke 
wechselseitiger  Befriedung  und  gemeinsamer  Festfeier, 
nicht  aber  in  einer  bestimmten  Richtung  nach  Aussen 
oder  in  einem  gemeinschaftlichen  Interesse  gegen  Dritte 
gestiftet  5  und  wenn  sich  die  spätere  Politik  auch  hin  und 
wieder  ihres  Ansehens,  namentlich  der  ausgedehntesten 
darunter,  der  delphischen,  zu  selbstsüchtigen  Absichten 
bedient  hat,  so  beurkundet  das  vielmehr  ihre  Entartung, 
als  dass  es  einen  Schluss  auf  ihr  Wesen  und  ihre  ur- 
sprüngliche Bestimmung  gestattete.  Höchstens  kann  man 
es  gelten  lassen,  wenn  auch  Stammbünde  auf  diese  Form 
zurückgeführt  3)  oder  stammverwandtschaftliche  Vereine 
mit  diesem  Namen  bezeichnet  werden,  wohin  ausser  der 
unsichern  argivischen  Amphiktyonie  *)  jedenfalls  der 
Bund  gehört,  den  die  Athener  aus  den  uralten  ionischen 
Zusammenkünften  bei  dem  delischen  Tempel  entwickelt 
hatten  5j-  im  Ganzen  aber  verstand  sich  für  diese  schon 
von  selbst,  was  für  die  Amphiktyonien  erst  verabredet 
werden  musste  ^  und  wenn  auch  unter  Stammverwandten 
noch  bisweilen  ausdrückliche  völkerrechtliche  Verträge 
vorkommen ,  dergleichen  z.  B.  Chalcis  und  Eretria  über 
den  Nichtgebrauch  ^crntreffcnder  Waffen  geschlossen  und 
unter  den  Schutz  der  amarynthischcn  Artemis  gestellt 
hatten  ^),  so  bedurfte  es  deren  gerade  um  so  mehr  da,  wo 


§.   12.     Amphihtyonien.  49 

kein  ursprüngliches  Band  solchen  Staaten,  die  durch  ihre 
Nähe  steten  Gonflicten  ausgesezt  waren ,  wechselseitige 
Schonung  verbürgte.  Hinsichtlich  derjenigen  Amphifctyo- 
nie,  die  sich  an  den  Tempel  des  Poseidon  zu  Onche- 
stus  auf  dem  haliartischen  Gebiete  in  Boeotien  anknüpfte, 
sind  zwar  die  einzelnen  Theilhaber  nicht  näher  bekannt  ^)^ 
dagegen  wissen  wir ,  dass  ein  ähnliches  Heiligthum  auf 
der  Insel  Kalauria  die  Städte  Hermione,  Epidaurus,  Ae- 
gina,  Athen,  Prasia,  Nauplia,  und  das  bocotische  Orcho- 
menus  zu  einer  Amphiktyonie  vereinigte  ^)  ,  für  die  eine 
Gemeinschaft  der  Abstammung  ^)  oder  der  politischen  In- 
teressen ^^)  schwer  nachweislich  ist  5  und  noch  deutlicher 
tritt  dieses  in  der  delphischen  Amphiktyonie  hervor  ^  *), 
deren  Mitglieder  in  den  zwölf  Namen  der  Thessalier, 
Boeotier  ,  Dorier  ,  lonier ,  Perrhaeber  ,  Magneten  ,  Pho- 
censer,  Lokrer,  Oetaeer  oder  Aenianen ,  Phthiotischen 
Achaeer,  Malier,  Doloper  ^2)  die  bunteste  Mischung  der 
Stämme  und  Völkerschaften  darbieten,  die  sich  nach  und 
nach  in  den  Besitz  von  Griechenland  getheilt  hatten. 

1)  Vgl.  Sainte-Croix  p.  1—29  uad  152,  Dramann  S.  165,  Hee- 
ren Ideen  III,  1,  S.  199,  (Mitscherlich)  de  aniphictyoniis  Graeiciae, 
Gott.  1816  fol.  ,  ClaTicr  Hist.  d.  prem,  tems  II,  p.  21,  Pastoret 
Hist.   de  la  legisl.   V,  p.  22  fgg.  ,    Schlosser    unir.    histor.     Uebers. 

I.  1,  S.  312,  Plass  11,  S.  61,  Vollgraflf  antike  Politik  S.  191—202, 
Grote  II,  p.  321  fgg. 

2)  Daher  auch  der  Name,  eigentlich  u/i(pixTioy{q  s.  y.  a.  nfgixTio- 
tiq ,  welche  Etymologie  schon  Im  Alterthume  neben  der  sagenhaften 
Ableitung  Ton  einem  Sohne  des  Deukalion  (Tittmaun  Amphikt.  S.  12) 
vorkommt  und  neuerdings  durch  delphische  Urkunden  selbst  ortho- 
graphisch bestätigt  worden  ist;  vgl.  Böckh  C.   Inscr,   I,  p.   808  und 

II,  p.  312  mit  Valcken.  und  Wessel.  ad  Her.  VIII.  104,  Hüllmann 
de  Apolline  civit.  auctore ,  Regimont.  1811.  4,  p.  20  und  Anf.  d. 
griech.  Gesch.  S.  101,  Plass  I,  S.  220,  insbes.  aber  Paus.  X.  8.  1: 
' AvdgoxLiüv  6\  iv  rij  'Ar&Ldt.  t(fT]  ovYYQUffj ,  w?  fo  *5  "t'Af'/S  ufftnovio 
ii  /lfk(pov<;  nuQu  xwv  nQoaomoimtüv  avmd^JtvaovTig ,  xal  ovoßua&^vut 
ft'ff  'AfKfiixxiovuq  Tor?  avviX&övruq,  ixvtx^oai  äi  dvd  xQÖfov  to  vfv  a^l- 
o(v  öyona,  und  ausser  andern  Lexikographen  insbes.  den  ueuedirten  im 
Bonner  Lect.  Verz.  1846 — 47  p.  V  :  un(ft*rvovi<;  ol  niQiotxovfTfq  •  xo 
yuQ  xiioui,  inl  tov  olxjjOUi  iXiyov  ol  «p;jf«ro»  .  .  .  aiACfixTVovui; ^t  tktyov 
Toi'5  Twv   JiXcpwv  TifQioixiav  vffto/ihovq  'EXXr/vuq  ,    TQonij   xov  t    tlg  v. 

3)  Ausser  der  freilich  ganz  verfehlten  Vergleichung  der  dori- 
schen und  ionischen  Stammbünde  in  Kleiuasien  mit  der  delphischen 
Amphiktyonie  bei  Dionys.  Hai.  IV.  25  kann  man  dahin  das  wieder- 
holte  Vorkommen  des  m)lljisclien  Namens  Amphiktyon  als  wahr- 
scheinlicher Pcrsouilicalion  solcher  Verbände  in  mehren  Vorgeschich- 

D 


So  Th.  I.     Anfänge  der  Staatenhildung . 

ten  mutterländiscber  Stämme  nebmen,  z.  B.  in  Lolsris  bei  Scymnus 
Cliius  586,  in  Böotien  bei  Paus.  IX.  1,  vgl.  Müller  Orcbom.  S.  391, 
iu  Attika  bei  dems.  I.  2.  5  und  Apollod.  HI.  14,  5,  obgleich  er 
hier  auch  wieder  mit  dem  Deukalioniden  verwechselt  wird ;  vgl.  im 
Allg.   Freret  bei  Sainte-Croix  p.   308  —  319. 

4)  Die  Sainte-Croix  p.  127  —  129,  Tittmann  Amphikt.  S.  131, 
Müller  Dor.  I,  S.  153  bei  Paus.  IV.  5.  1  finden:  i&fJinv  fihroi, 
naq»  ^Qyiioi.<;  aiiyyivioiv  ovOi'  ft/x^oxfQO)v  iv  yifiCfuxTvovifi  iidovui,  di- 
x«e ,  und  worauf  Lebas  Inscr.  gr.  p.  215  auch  Herod.  VI.  92, 
Meier  Schiedsrichter  S.  37  sogar  Pseudo  -  Plutarch.  Parall.  c.  3  be- 
ziehen ,  obgleich  lezteres  Beispiel  wenigstens  durch  Vergleichung 
mit   Stob.   Serm.   VII.   67    sehr  entkräftet  wird. 

5)  Thucyd.  111.  104:  ijv  de  nori  xal  xo  nüXui,  ixiyuXrj  Ji'vorfoc  H<; 
rrjv  /l^kov  Twv  Jwvoav  ti  xul  n(Qi,iiirivvb)v  vrjoiojröjv ,  der  Sage  nach 
allerdings  schon  von  Theseus  gestiftet,  Plut.  V.  Thes.  c.  21,  Paus. 
VIII.  48.  2,  als  geschlossene  Ampbiktyonie  jedoch  wohl  erst  nach 
der  Lustration  von  Delos  im  J.  426  a.  Chr.  organisirt,  vgl.  Bergk 
Com.  att.  reliqu.  p.  36  und  mehr  im  Allg.  bei  Hoeck  Kreta  II, 
S.  132,  Bröndsted  Reisen  und  Unters.  I,  S.  59,  Stephani  Theseus 
u.  Minotaur  S.  11  fgg-,  Rlvola  de  Andro  p.  18,  und  was  ich  sonst 
im  Gott.  Lect.  Verz.  1846 — 47  über  die  delische  Theorie  citirthabe; 
hier  aber  insbes.  die  als  Marmor  Sandvicense  bekannte  Urkunde,  welche 
die  amphiktyonischen  Rechnungen  v.  .1.  377  —  374  a.  Chr.  enthält 
und  zuerst  von  .To.  Taylor  Cantabr.  1743.  4  ,  dann  von  Böckh  C. 
Inscr.  I,  p.  252  —  259  und  Staatsh.  N.  A.  II,  S.  78  fgg.  edirt  ist. 
Sie  nennt  der  Theilhaber  zwölf,  Mykonos,  Syros,  Tenos,  Ceos,  Se- 
riphos,  Siphnos  ,  los,  Paros  ,  Ikaros,  Naxos  ,  Andros,  und  Karystos 
auf  Euboeu ;  unsere  sonstige  Kunde  über  diese  Amphiklyonie  aber 
beschränkt  sich  auf  einige  andere  Bruchstücke  von  Inschriften,  die 
ihr  Böckh  das.  S.  319  und  326  zntheilt,  und  auf  die  Erwähnung 
bei  Ath.  IV.  73  und  Tac  Ann.  IV.  14,  dessen  Amphictyones,  (juis 
praecipuutn  fuit  rerum  oniniuin  Judicium  ea  tempestale,  qua  Graeci 
conditis  per  Asiam  urbibus  ora  maris  potiebantur ,  doch  wohl  nur 
die  delischen  seyn  können;  während  dagegen  diejenigen,  vor  wel- 
chen um  346  a.  Chr.  der  bei  Demosth.  Cor.  §.  135  berührte  Rechts- 
handel geführt  wird  ,  nach  Böckh  in  Abhh.  d.  Berl.  Akad.  1834, 
S.  11  fgg.  und  Staatsh.  I,  S.  341,  Böhnecke  Forschungen  S.  677, 
Kiessling  und  Sauppe  zu  den  Fragmenten  von  Hyperides  /lijXiuncq 
u.   a.   vielmehr  die  delphischen  seyn  müssen. 

6)  Strabo  X.  1.  12,  p.  688:  to  h\v  ovv  nXiov  (uftoXöyovv  uklr^- 
A.«i?  al  noX(i,<;  avrai,  tkqI  öi  AtjXuvtov  äuvfx&ftoai  ovd  ovxo)  TfXfioq 
inu.vaa\xo ,  man  tw  noXffiqj  >««t'  ui'dääituv  d()nv  fxuarUf  uaXh  ovri— 
&IVXO  i<f'  otc,  avartjaovrai  xov  uyö)va  '  drjXoX  di  x«i  xovxo  iv  roj  yiftu- 
Qvv&iü)  oxTjXt]  rt?,  (p^uL,oxiaa  (irj  }(()?ja&ui.  xrjXfßoXoiq:  vgl.  m,  gesamm. 
Abhh.  S.  189  und  über  den  amphiktyonischen  Charakter  des  genann- 
ten Tempels  Liv.  XXXV.  38:  sacrum  anniversarium  eo  forte  tem- 
pore Erelriae  Amarijnthidis  Dianae  erat,  tjuod  non  popularium 
modo  sed  etiam  Carystiorum  coetu  celebratur,  mit  Schol.  Find.  Olymp. 
XIII.    159  und  Sainte-Croix  p.    136  —  139. 

7)  Strabo  IX.  2.  33:  'Oy/rjaxoc;  d'  laxiv ,  ^nov  xö  'y^jLtfpmxvovixov 
ai'vtjytxo  iv  xij  AXiuQiia  n(}oq  xij  Koi^fuJt  Xifivi/  xul  tw  Tr]vf(iixo)  7ii- 
di'w  ,  tv  J'v'ft  xiififvoq  xptXii; ,  I'/mv  lloanööjvoq  hijöv :  vgl.  Müller  Or- 
chom.  S.  84  und  238.  Wagenrennen  kennt  dort  der  homer.  II.  in 
Apoll.  230 ;   itoxovxuq  h   ^Oy/j/nim  die  Inschriften  bei  Lebas  in  Revue 


§.  12.     ^mphiktyonien.  51 

archeol.  1844,  p.  170 ;   diese  aber  haben  mit  der  Amphiktyonie  uicLts 
zu  Ibun. 

8)  Strabo  VIII.  6.  14:  yv  6f  xul  u/^guxrvovia  xk;  ittgl  to  Uqov 
10VT0  fjiru  tioXküv,  «V  fifTiZxov  rjjq  &vaia<;  ..  .  vniQ  n\v  ovv  JVn}'7iktfO)v 
^A^yfloi  avviTfkovv ,  vn^ij  Utjaaifajy  di  Auxfdut-ßövioi:  vgl.  Müller  Ae- 
gin.  p.  25—38  und  Curtins  Pelop.   II,  S.   577. 

9)  Ein  ionisches  Büiidniss  nennt  sie  Lacbmann  spartan.  Staatsv. 
S.  38;  muss  aber  eben  dessbalb  Minyer  und  Myrmidonen  zum  ioni- 
schen  Stamme  rechnen. 

10)  Wie  die  »  Behauptung  der  Unabhängigkeit  der  Küstenstädte 
gegen  die  Völker  des  Binnenlandes«  bei  Müller  Orchom.  S.  247, 
der  Schutz  gemeinsamer  SchiiFfahrtsinteressen  «  bei  Curtius  Pelop. 
II,  S.  449,  oder  gar  »ein  ursprünglicher  Bund  karischer  pbönici- 
scher  und  libyscher  Ansiedler  zu  Gunsten  ihres  von  Herodot  als 
libysch  bezeichneten  Schiffergotts  gegen  stärkere  Gewalt  einheimi- 
scher Culte  •  bei  Gerhard  über  Ursprung  ,  Wesen  und  Geltung  des 
Poseidon   in   Abhh.    d.    Berl.   Akad.    1850,   S.   168. 

11)  Vgl.  im  Allg.  Valois  In  M.  de  1'  A.  d.  Inscr.  III,  p.  191 
fgg.  ,  V,  p.  405  fgg.  ;  Humphr.  Prideaux  ad  Marra.  Oxon.  p.  122 
—  127,  A.  V.  Dale  Diss.  IX  antiqu.  ill.  p.  430  —  505,  J.  H.  Boeder 
Diss.  acad.  II,  p.  776  —  799;  Macher  Opuscc.  ed.  Töpfer  p.  89 
103;  Sainte-Croix  p.  19—114;  F.  W.  Tittmann  über  den  Bund  d. 
Amphiktyonen  ,  Berl.  1812.  8;  On  the  Council  of  the  Amphictyons 
im  Class.  Journal  XI,  p.  149  fgg.;  G.  L.  Backhoven  de  concilio 
Amphictyonum  delphico,  Amst.  1823.8;  Niebuhr  kl.  Sehr.  II,  S.  158 
%C- ;  Petersen  det  amphiktyoniske  Forbund,  Kopenh.  1828.  8,  Schö- 
mann  Antiqu.  jur.  publ.  p.  386  fgg.,  F.  D.  Gerlach  bist.  Studien, 
Hamb.   1841.  8,  S.   1   fgg. 

12)  Paus.  X.  8.  2  nennt  freilich  nur  zehn:  "Icovaq,  Jökona<;, 
0faaai.oi'i,  AUiüvag ,  MexyrTjxui; ,  Muhiaq ,  ip&tojTaq,  Jwgiflg,  'Iio)xfu<;, 
AoKooig  rjj  fpwxiäi.  ö^öpoi'C  vno  rw  oQft  TJj  Kvrjuldi,  Aeschines  F.  L. 
§.  116  eilf  :  QtTTuXovq,  Boiotrovq  ,  Jütgifug  ,"I<ovuq  ,  TlfQQatßovq,  Mü- 
yvTjxnq,  Aoxgovq,  Olraiovq ,  <lJ&i,0)Taq  ,  MaXifig ,  'Pojxftq:  da  aber  die 
Zwölfzahl  durch  lezteren  selbst  feststeht,  und  die  Delphier,  welche 
Ilarpol.r.  p.  20  und  Arsenius  p.  54  mit  Berufung  auf  Theoponip 
hinzufügen,  erst  später  eine  eigene  Stimme  erhielten,  wird  wohl 
obiges  von  Tittmann  S.  33  aus  beiden  Zeugen  combinirte  Verzeich- 
niss  als  das  richtige  gelten  dürfen.  Ueber  die  Malier  in  Trachis  s. 
G.  L.  Kriegk  de  Malienslbus ,  Frankf.  1833.  8;  über  die  Aenianen 
(Plut.  Qu.  gr.  13.  26)  und  Doloper  Müller  Aegin.  p.  16  fgg.  und 
Dorier  1,  S.  44  ,  der  sie  als  ächte  Hellenen  mit  den  Myrmidonen 
gleich  sezt  und  daraus  auch  das  Fehlen  dieses  Namens  in  der  Am- 
phiktyonenliste  erklärt? 

§.  13. 

Freilich  ist  gerade  diese  Mischung  Ursache  geworden, 
dass  die  delphische  Amphiktyonie  sich  hercits  selbst  im 
Alterthuuic  als  das  gemeinschaftliche  ovvid'Qiov  imv  'EX- 
Xrjrwv  bezeichnete  ^)  und  demzufolge  bald  geradezu  als 
eine  Art  von  griechischem  Bundestage  betrachtet  2),  bald 

D2 


52  77t.  1.    Anfänge  der  Staatenhildung . 

wenigstens    als    die  Quelle  des  hellenischen  Gesammtna- 
mens  angesehen  worden    ist  ^)  ^    bei  näherer  Betrachtung 
aber  ergibt  es  sich,  dass  sie  auch  in  ihrer  grössten  Aus- 
dehnung weder  alle  Theile  des  hellenischen  Namens  um- 
fasst  ''■)  noch  einen  weiteren  politischen  Einfluss  auf  diese 
geübt  als  selbst  von  der  Uebermacht  einzelner  ihrer  Mit- 
glieder   empfangen    hat^).      Was   ihren  Umfang   betrifft, 
so  begriff  dieser  allerdings  auch  alle  Colonien  der  Theil- 
haber  und  erstrechte  sich  in  sofern  weit  über  die  Gränze 
des  Mutterlandes   hinaus  ^    innerhalb    dieser    aber    fehlen 
dazu  fortwährend  die  Arfcadier,  Eleer,  Akarnanier,  auch 
bis   auf   ihre  vorübergehende  Usurpation  die  Aetolier  ^), 
und  wenn  jeder  der  zwölf  genannten  Stämme,  die  doch 
in  späterer  Zeit  so  ungleich  an  Macht  und  Gebiet  daste- 
hen, die  gleiche  Stimmenzahl  und  sonstige  gleiche  Berech- 
tigung mit  allen  übrigen  besass^),    so  bestätigt  sich  da- 
durch   thatsächlich    die    alte  Ueberlieferung  ^) ,    dass    die 
Stiftung  des  Bundes  selbst  in  eine  Periode  hinaufreicht, 
wo   der    hellenische  Name    seine    historische   Bedeutung 
noch  gar  nicht  besass,  noch  Dorier  und  lonier  ihre  alten 
Sitze  in  der  Nähe  des   delphischen  Heiligthums   mit  den 
Colonisationen  und  Eroberungen  der  späteren  Geschichte 
vertauscht  hatten.     Der  Zweck  dieses  Bundes  aber  ergibt 
sich   aus   dem   urkundlichen   erhaltenen    Eide  ^)  :    »keine 
der  amphiktyonischen  Städte   je   von  Grund  aus  zu  ver- 
tilgen, keiner  jemals  das  Wasser  abzuschneiden,  und  den 
delphischen  Tempel  aus  allen  Kräften  zu  beschützen«  — 
verbunden  mit  der  Klage    der  Lacedaemonier  wegen  Er- 
richtung eherner,  also  dauernder  Tropäen  ^^)  —  ganz  als 
der  oben  bezeichnete,  unter  der  Obhut  eines  Gottes,  des- 
sen Verehrung  ein  sittliches  Band  um  alle  schlang,  auch 
ihren  unvermeidlichen  Zwistigkeiten    einen   menschliche- 
ren   und   vorübergehenden    Charakter   mitzutheilen  j    und 
hierüber    zu    wachen  ,    macht    dann    nebst   der    Aufsicht 
über  die  Bundeshciligthümer  und    deren  Gülte  ^^),    wor- 
unter das    delphische  Orakel    und    die    pythischcn  Spiele 
den  ersten  Platz  einnehmen  ^^j,  die  Thätigkeit  des  Bun- 
desrathes    aus ,    auf   die    sich    auch    alle  Beispiele  seines 


S,  13.     Die  delphische  Amphiktyonie.  53 

Eingreifens  in  die  Politik  zurückführen  lassen.  Weder  zum 
Schutze  der  griechischen  Unahhängigkeit  nach  Aussen  ^^) 
noch  zur  Vermittelung  einheimischer  Rechtstreitc  ist  er 
jemals  weiter  als  in  gottes  dienstlich  er  Beziehung  thätig 
gewesen  ^*)^  die  heiligen  Kriege  ^^),  zu  welchen  er  die  Waf- 
fen der  Bundesgenossen  aufbietet,  gelten  nur  der  Ab- 
wehr oder  Bestrafung  von  Angriffen  auf  den  delphischen 
Tempel  und  dessen  Schätze  oder  Landgebiet  ^  und  weit 
entfernt,  dadurch  irgend  einen  Nutzen  für  die  Gesammt- 
interessen  des  Volkes  zu  erzielen  ,  bahnt  er  zulezt  ge- 
rade dem  Untergange  der  Freiheit  durch  die  Aufnahme 
Philipp's  von  Macedonien  ^^)  an  die  Stelle  der  ausge- 
stossenen  Phocenser  den  Weg. 

1)  Aeschin.  adr.  Ctesiph.  §.161;  vgl.  Paus.  X.  3.2  und  Plut.  V. 
Solon.  c.  11  :  fv  rolq" EkXTjaiv.  womit  jedoch  auf  keinen  Fall  das 
(nlv{(f^^ov  auf  dem  Isthmus,  oder  später  zu  Sparta,  zur  Zeit  der  Per- 
serkriege Tcrwechselt  werden  darf,  dessen  Beziehung  auf  die  Am- 
phiktyonen  namentlich  die  falsche  Beurtheilung  der  lezteren  ver- 
schuldet hat;  vgl.  Müller  Proleg.  S.  406  — 412,  wo  alles,  was  Titt- 
mann S.  121  fgg.  zusammengetragen  hat,  richtiger  gedeutet  wird. 
Dieses  hängt  vielmehr  mit  der  spartanischen  Hegemonie  zusammen 
und  wiederholt  sich  in  dieser  Hinsicht  auch  später  noch  einmal  in 
der  Versammlung  zu  Korinth  ,  von  der  sich  Alexander  zum  Heer- 
führer gegen  Persien  wählen  Hess  und  die  DiodorXVII.i  ausdrück- 
lich von  den  Amphiktyonen  unterscheidet. 

2)  So  bereits  Dionys.  Hai.  IV.  25  :  nuvrmv  ßüXiaia  tmv  roiov- 
Twv  «pywv  TTjv  y4f*g)i.xTVovog  tov  EXX/jvog  inivoiav  Tjyua&t] ,  o?  uaO-ivfz 
oQÖjy  xai  ^adiov  vjio  imv  niQioiHovvxotv  ßaqßäqwv  i^avaXut&Tivat  xo  Ek- 
Xr)vi*ov  yivoc; ,  i^  ttjv  un  Ixilvov  xXrj&dauv  ytfiquxrvoyixtjv  avvoSov  y.al 
navTjYVqtv  aiiTo  avvTJyayfy  vö/xovc;  xaraOT^aüftivog  J'|w  töJ»  ieft'wv ,  oi/? 
fttüoTTi  noXiq  fi/t  j  rovq  xoivoiiq  unaatv ,  oi'q  xaXovaiv  ^u4ft^ixTVovt>tovi, 
ȣ  (ov  qiiXoi  fifv  oVrf?  aXXrjXoig  SiixfXovv  xul  ro  oryyfvf?  ^vXuttovxi^ 
l'oyoig  ftüXXov  i]   Xoyoiq,  Xvnrjqol  d\  roTg  ßuQßuQot.<;  xat  (poßtqoi. 

3)  Vgl.  K.  D.  Hüllmann  Würdigung  d.  delph.  Orakels,  Bonn 
1837.  8,  S.  42  fgg.  und  J.  Kretschmann  rer.  Magnesiarum  speci- 
roen,  Berl.   1847.  8,  p.   50  fgg. 

4)  Demosth.  Philipp.  III,  §.  32:  tj(0)v  d'k  xai  tt]v  TiQOßavriluv 
xov  &ioVf  nuQ(ß)(J<t<;  rjftüq  xul  OiixuXüiiq  xai  dwqüaq  xul  xovq  tcXXovq 
'u4fig>ixxvovu(;^  fjq  oi;rff  Tor?  EXXr^niv  urtuot  fiixioxi;  vgl.  Isoer.  Philipp. 
§.  74  und  dhe  Inschriften  bei  Curtius  Aneed.  delph.  p.  76  und 
Ross  Inscr.  ined.  I,  p.  2G,  wo  nach  -loZq  IfQo/ivrj/nont,  xai  xoCq  ^Afji<pi- 
xxi'oat  noch  weiter  xul  rotq  uXXoiq  " EXXijai  folgt ;  mit  Tittmann  S, 
59 — G5  und  Niebuhr  kl.  Sehr.  II,  S.  109.  Demosth.  adv.  Aristocr. 
§.    40   wird  nur  in   dem   not.    1    erwähnten   Sinne    zu   verstehen    seyn. 

5)  Wie  Laccdünion's  nach  der  Schlacht  bei  Plataa ,  Plut.  V. 
Them.  c.  20;  Athens  im  Streite  mit  den  Dolopern  auf  Scyros, 
Plut.   Y.  Cimon.  c.8;  Thebens  ßegeu  Laccdnmon  und  Phocis,   Diod. 


54  Th.  I.     Anfan(je  der  Staatenhildumj . 

XVI.  23,  endlich  Pliilipp's  und  Alexander's  von  JMacedonien,  Diodor. 

XVII.  4,   Paus.   Vll.    10.  2. 

6)  Vgl.  Tittmann  S.  50  fgg.  und  über  die  Aetolier  §.  14,  not.  17. 
Für  die  Theilnahme  der  Arkadier  hat  man  einzig  den  Kottyphus 
aus  Dem.  Cor.  §.  155  angeführt,  den  aber  Aeschines  Ctesiph.  §.  128 
vielmehr  einen  Pharsalier,  also  Thessalier  nennt,  und  aus  jener  ganz 
apokryphen  Urkunde  gewiss  nicht  berichtigt  werden  darf;  vgl.  Fr. 
Winiewski  Comm.  bist,  et  cLron.  ad  Demosth.  de  Corona,  Monast. 
1829.  8,  p.  212,  G.  Droysen  in  Zeitschr,  f.  d.  Alt.  1839,  S.  589, 
Fr.  Franke  de  decretis  Amphictyouum  ,  quae  apud  Uemosthenem 
reperiuntur  ,   Lips.    1844.   8,  p.    14. 

7)  Aeschin.  F.  L.  §.  116;  tovtwv  Idit^a  i'xuarov  l&voq  laörpr/qiov 
yivofiivov,  10  /ifyiarov  TW  iXaTTOvi,  tov  tjxovca  Ix  /iuQiov  xal  Kvrtviov 
iaov  dvvüfiivov  ylaxiäaifiotiotq '  di'o  yuQ  tpTJqiovq  i'xaarov  tpigit  l'&voQ' 
nuXiv  fx  rwv  Iojvuv  tov  'EgfTgifa  xal  IlQirjviu  roVi;  ' Ad"r]vaLoi(;  xul 
Toi»5  üD.ovq  xard  rai/Ta. 

8)  Amphiktyon  nach  d.  par.  Chronik  1522  a.  Chr.  ,  auch  Akri- 
sius  (§.  14,  not.  2)  bereits  1361,  wogegen  eben  so  wenig  Grund 
vorhanden  ist,  mit  Freret  bei  Sainte  -  Croix  p.  216  und  Schubarth 
über  Homer  S.  62  den  Bund  sammt  dem  delphischen  Orakel  erst 
nach  dem  trojanischen  Kriege  entstehen,  als  mit  Ciavier  II,  p.  34 
die  lonier  und  ßöotier  erst  später  beitreten  zu  lassen.  Den  einzi- 
gen Anstoss  verursacht  der  Name  der  Thessalier,  wofern  diese  wirk- 
lich erst  20  Jahre  nach  dem  trojanischen  Kriege  (s.  §.  15,  not.  8) 
in  ihre  geschichtlichen  Sitze  einwanderten  ;  vgl.  Raoul-Rochette  Col. 
n,  p.  347  und  Clinton  I,  p.  66;  doch  bleibt  auch  dafür  noch  der 
Ausweg  übrig,  entweder  mit  Niebuhr  kl.  Sehr.  II,  S.  167  die  von 
jenen  verdrängten  Aeoler ,  oder  vielleicht  noch  besser  die  Dryoper 
als  das  ursprünglich  zwölfte  Volk  zu  betrachten  ,  die  ganz  um  die 
nämliche  Zeit  und  gerade  wegen  eines  Vergebens  gegen  den  delphi- 
schen Gott  von  den  Doriern  und  Maliern  aus  ihren  Sitzen  am  Oeta 
vertrieben  worden  seyn  sollen  ;  vgl.  §.  16  ,  not.  10  und  Thirlwall 
I,  S.  396. 

9)  Aeschin.  F.  L.  §.  115  :  xal  rovq  oQxovq  ai'Twv  uvtyvmv,  Iv  ot? 
i'voQxov  Tjv  TOI?  fiQ)(aiot,q  firjdifjtiuv  nöXiv  xutv  Ancfuxrvovidwv  uvuorarov 
noiTJaiiv  i.iTjd^  i'daTwv  va/nariulojv  il'g^fiv  iatjx  Iv  nokffAOj  ini^x  Iv  (Iqtjvtj  ' 
(UV  öf  Tii;  Tavra  naqaßij ,  ar^artvonv  fnl  tovtov  xal  t«?  noXtiq  uva- 
axTjOnv  •  xal  füv  rt?  ij  ovXn  tu  tov  &iov  tJ  avvftdij  ri  t]  ßovkivajj' xt 
xaru  TbJv  IV  tw  Uqw-,  xcfiiOQT/fJfiv  xal  ;^f«(it  xul  noSl  xal  (pmvfj  xal  nanrj 
dvvfinn,.  Nur  gegen  Bundbrüchige  fiel  diese  Verpflichtung  weg. 
Paus.   X.    37.    5,   Frontin.    Strateg.    IH.   7.   6. 

10)  Cic.  de  Inv.  II.  23;  vgl.  Diodor.  XIII.  24,  Plut.  Qu.  rom. 
37,  Paus.  IX.  40.  4,  und  mehr  im  Allg.  bei  St.  Knolle  de  tropaeis, 
Lips.  1809.  8  und  Panofka  Griechinnen  und  Griechen  nach  Antiken 
S.  27  ;  über  stehende  Siegeszeichen  auch  Ulrichs  in  Ann.  dell'  Inst, 
arch.   1848,  p.  45. 

11)  Strabo  IX.  3.  7,  p.  643:  ToiavTtjt;  6\  r^c  fvxuLQiaq  ova^<;  xf/q 
ntgl  Toi'c  JiX<poiiq,  avvijtaüv  xt  ^udLox;  ixiXai ,  ftdXiara  d  ol  ryyv&tv, 
xal  drj  xul  xo  'AfKptxxvovixov  ai'oxTjfiu  ix  xovxwv  avvixüx&i],  ntqi  Tt  xüiv 
xotvwv  ßovXn'Oofifvov  xul  TOV  Upov  xtjv  iniftfXftav  f'^ov  xotvoxfQav,  axi 
xal  /()i7i<Hi(ij»  nnoxfi/ifvwv  noXXüiv  xal  nvu&Tjftüxmv  (pvXaxijq  xul  uyi- 
oxtiu<i  6ioftho)v  ftfyüXt/q;  Vgl.  Plut.  Qu.  gr.  c.  69  und  V.  Süll.  c.  12; 
auch  seine  Betheiligung  bei    dem  delphischen  Tempelbau   nach  dem 


§.  13.     Die  delphische  Amphiklyonie.  55 

Brande   Ol.    LVIII.    1    nach   Her.    V.   62,    Paus.   X.    5.    5,  und  mehr 
bei  Böclili  expl.    Find.   p.   30t   und  G.    Inscr.    I,  p.    805  fgg. 

12)  Vgl.  Paus.  X.  7.  3  und  mehr  Gott.  Alt.  §.  49  und  50;  hier 
aber  ausser  Tittmann  S.  109  insbes.  F.  Mengotti  1' oracolo  di  DelFo, 
Mail.  1820.  8,  F.  Anibrosoli  dell'  oracolo  e  degli  Amfizioni  di  Dello, 
Mail.  1821.  8,  Heinsberg  de  concilio  Amphiclyonum  ad  oraculum 
delphicum  reiato ,  Leobschütz  1828.  4  und  W.  Götte  das  delph. 
Orakel  in  seinem  Einflüsse  auf  die  alte  Welt,  Lpz.  1839.  8, 
S.   180  %g. 

13)  üass  es  kein  Bund  der  Hellenen  gegen  die  Pelasger  gewe- 
sen ,  bemerkt  schon  Tittmann  S.  113  — 118,  obgleich  so  noch  Ger- 
lach S.  14  fgg.  Seine  Stellung  im  Perserkriege  (Her.  VII.  213, 
228)  rechtfertigt  sich  durch  die  Gefährdung  seines  Heiligthums  in 
der  unmittelbaren  Nähe  der  Thermopylen ;  dass  er  aber  noch  im 
pcloponnesischen  Kriege  Friedensversuche  gemacht  habe  ,  kann  ich 
nicht  mit  Fritzsche  ad  Aristopb.  Thesmoph.  p.  630  aus  Schol.  INubb. 
619   entnehmen;  ^1.   auch   Grote   II,  p.   330   fgg. 

14)  Darauf  allein  gehn  die  iyxXijfiaru  (C.  Inscr.  n.  2350)  oder 
<f/x«i  'Äfi^ty.rvovixal  bei  Demosth.  Cor.  §.  322,  Strabo  1.  c.  und 
Plut.  V.  Cimon  c.  8 ;  vgl,  Sainte-Croix  p.  83  fgg,  ,  Kiene  in  Zeit- 
schr.  f.  d.  Alt.  1842,  S.  1133,  und  die  gründliche  Kritik  der  ein- 
schlagenden Fälle  bei  Meier  Schiedsrichter  S.   35   fgg. 

15)  Vgl,  Ath,  XMI.  10.  Der  s.  g.  zweite  heilige  Krieg  im  J. 
4i8  (Thuc.  I.  112,  Plut.  V,  Pericl.  c.  4)  ging  nicht  von  den  Am- 
phiktyonen  aus  ,  vgl.  Sainte-Croix  p.  286 — 293  ;  die  übrigen  sind 
1 )  gegen  Cirrha  (nicht  mit  Krisa  zu  verwechseln,  wie  gegen  Müller 
Orchom.  S.  495,  J.  F,  G,  Teschkc  de  Crissa  sive  Cirrha,  Sund,  1834, 
4  u.  A,  überzeugend  von  Ulrichs  Reisen  und  Forschungen  S,  23  fgg, 
und  in  Abhh,  d.  Bayr,  Akad.  1841  Philol.  Cl.  Hl,  S.  75  —  98  dar- 
gethan  ist)  zw,  600  und  590  a.  Chr.,  vgl.  Aescbin.  Ctesiph.  §.  108, 
Plut.  V.  Selon,  c.  II,  und  mehr  bei  Sainte-Croix  p.  282  fgg-,  Cia- 
vier II,  p.  381  fgg.,  Clinton  II,  p,  195  fgg.;  über  die  räthselhaft 
in  diese  Geschichte  hineinspielenden  Kragaliden  auch  H.  Sauppe 
Epist.  crit.  Lips.  1840.  8,  p,  54;  2)  gegen  Phocis  355—346;  vgl. 
Diodor,  XVI.  24  —  64,  Paus,  X.  2.  3,  und  im  Ailg.  K.Wolf  d.  heil. 
Krieg  d.  Phoker,  Fuld  1833,  8,  J.  C  G.  Boot  de  hello  sacro  Pho- 
censi,  Lugd.  B,  1836,  8,  A.  Tschepke  de  hello  sacro  PLocensi, 
Vratisl,  1841.  8,  K.  H.  Lachmann  in  Klotz  Archiv  XV,  S.  296; 
3)  gegen  Amphisa  340  und  339,  vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  117  fgg., 
Demosth.  Cor.  §.  140  fgg.,  Strabo  IX.  3.  4,  mit  Clinton  II,  p.  389 
fgg.,  Winiewski  1.  c.  p,  206,  und  im  Allg.  Valois  im  M,  de  l'A.  d. 
I.  VII,  p.  202,  IX,  p.  97,  XII,  p.  177;  4)  gegen  die  Aetolier,  unter 
Arcus   I   von   Lacedaemon  ,   um's  J.   280,  vgl,  Justin,   XXIV.    1, 

16)  Diodor.  XV I.  60  :  tdo^fv  ovv  rotq  ovvfdijoiq  fifTfiäovyru  tw 
(iHf-innm  xui  rote  dnoyöroK;  aihov  i//?  ^AfKfixrvoviag  xat  ävo  v/yi/oi'? 
tX^^"  t  "5  nQÖrtfiov  ol  xarnnoXifirjOhTiq  'Pcanftg  ft/ov  ,  ,  .  Ti&fvai  öi  xul 
Tov  uywva  rwv  llv&loiv  flHXiTiTiov  /xirn  Boionüiv  xul  Qixrnlöiv  Sin  xo 
KoQtv&iovc;  (?)  /itTiaxtjxivin  roli;  (JJojxtvai  Ti/q  tli  to  ö^ftov  na()avofiiaq : 
vgl.  Paus,  X,  8  mit  Böhnccke  Forschungen  S,  423  und  Zeitschr.  f, 
d.  Alt,    1848,  S.  413, 


56  Th.  I.     Anfämie  der  Staatenbildung. 


1 


§.  14. 
Folgen  wir  übrigens  der  Sage,  so  war  die  delphische 
Amphiktyonie    seihst    bereits    in    vorgeschichtlicher   Zeit 
mit  einer  ähnlichen    verschmolzen ,    die   an  den  Tempel 
der  Demeter  zu  Anthela  in  der  Nähe  der  Thermopylen  ^) 
angeknüpft  von  dem  argi^ischen  Könige  Akrisius   derge- 
stalt mit  jener  vereinigt  worden  seyn  sollte,  dass  diesem 
noch  die  ganze  spätere  Verfassung  des  Bundes  beigelegt 
ward  2)  5  und  so  viel  ist  jedenfalls  gewiss,  dass  fortwäh- 
rend die  Thermopylen  nicht  nur  ein  eben  so  regelmässi- 
ger   Versammlungsort    der   amphiktyonischen    Gemeinde 
wie   Delphi   waren  ^) ,    sondern    der   Name   IJvXaia   zur 
Bezeichnung  einer  amphiktyonischen  YcHammlung  nach 
Delphi    selbst   überging ''^).      An   diesen   Versammlungen 
nahmen  von  Rechtswegen    alle    anwesenden  Bürger  der 
Bundesstädte    Theil  ^)  5    für   die   gewöhnlichen  Geschäfte 
aber  bestand  ein  Bundesrath  von  Abgeordneten  doppelter 
Art,  Hieromnemonen  und  Pylagoren  6)^  die  wahrschein- 
lich so  geschieden  werden  müssen,  dass  erstere,  obschon 
gleichfalls    von    den    einzelnen  Mitgliedern   gesandt   und 
deren  Interessen  zu    wahren  beauftragt  ^) ,    als    ständige 
Beamte  des  Bundes  ^)  an  Ort  und  Stelle  verweilten,  die 
gottesdienstlichen  und  Verwaltungsgeschäfte  besorgten  ^) 
und  die  grösseren  Versammlungen  vorbereiteten  und  lei- 
teten ^^)  ,    während    die  Pylagoren    sich  nur   zu  lezteren 
einfanden,  um  hier  in  amtlicher  Eigenschaft  ihre  Heima- 
then zu  vertreten  ^^).     Wie  viele  solcher  Vertreter  jeder 
einzelne  Ort  schicken  und  auf  welche  Art  er  sie  wählen 
wollte,  scheint  örtlicher  Bestimmung  überlassen  worden 
zu  seyn  ^'^)  ^  bei  den  Amphiktyonen  hatte  jeder  der  zwölf 
Stämme    zwei  Stimmen  ^^) ,    deren    Führung    in    solchen 
Fällen,  wo  derselbe  mehre  selbständige  Staaten  umfasste, 
in  der  Reihe  herumging,  wofern  nicht  ein  einzelner  eine 
derselben  beständig  zu  führen  Vollmacht  hatte.    Grössere 
Versammlungen    wurden    wenigstens    in    der    bekannten 
Zeit  jährlich  zwei  gehalten  ^'^),  die  eine  im  Herbste,  die 
andere    im  Frühling,  von  welchen   die  erstere  schon  um 
ihres  Zusammenhangs  mit  den  pythischen  Spielen  willen 


§.  14.    Organisation  der  delphischen  Amphihtyonie.      57 

nothwendig  nach  Delphi  gefallen  seyn  muss  ^^)  ^  für  die 
Thermopylen  bleibt  also  nur  der  Frühling  übrig,  obgleich 
in  den  Verwirrungen  der  macedonischen  Periode  auch  in 
dieser  Jahreszeit  Pylaeen  in  Delphi  vorkommen  i^).  "Ver- 
schuldet sind  diese  Verwirrungen  namentlich  durch  die 
bereits  erwähnte  Usurpation  der  Aetolier,  die  auf  dem 
Höhepuncte  ihrer  Macht  den  Amphifctyonenrath  fast  ganz 
aus  ihrer  Mitte  besezt  und  den  übrigen  Bundesgliedern 
nur  vereinzelte  Stimmen  übrig  gelassen  zu  haben  schei- 
nen *'');  doch  waren  allerdings  manche  der  lezteren  im 
Laufe  der  Zeit  wirklich  erloschen,  so  dass  auch  die  neue 
Organisation  des  Bundes  seit  August  ^8)  eine  ganz  ver- 
änderte Vertheilung  darbietet,  in  welcher  nur  die  Ein- 
zelstädte Athen,  Delphi  und  Nikopolis  Viril-,  die  an- 
dern alle  Curiatstimmen  führen. 

1)  Her.  VII.  200;  rgl.  Hüllmann  Anf.  d.  griech.  Gesct.  S.  164 
und   Dorfmüller  Hist.   gr.   prim.  p.    104. 

2)  Schol.  Eurip.  Orest.  1087:  il  ov  Jtkqiol  noXtuovyit^  nqo^  rovz 
önögovg  Kra(i;f tar  t'iXovro,  xal  rov  ^^xglatov  ^trinf/irpavTo  i^  jiqyovq, 
Sc  avTol<i  ToV  nöXfiJiov  *aXü<;  öii&tro,  xoi  xßTtt  ^TJkov  rov  Afttpixrvovi- 
xov  avvtdqiov,  o  xaziar^aaro  'Afi<fiixrv(üv  o  J(iixaXio>vo<;  iy  QiQfionvXaig 
T^C  &taaaXiag ,  fztgov  tv  ^iXipoZi;  xartar^oaTo ,  x«»  to  h  &ti}fio7ivXatq 
dvnXaßwv  xuq  avvo6ov<;  dvrl  iitüc;  dvo  ■ninoirjxt  xal  vofiovg  t'&iro ,  x«^ 
ovq  l'/4tXXoy  i'xaoxa  dioixdv  ,  (IxfXnüy  ri  nqotXntv  19  ixarfgaiq  raTg 
avyöion;  xal  ttjv  ngövotav  tov  Uqov  xal  twv  /ffXtpw*  töJ  oxivtÖQlm  int- 
rgirf>t :  vgl.  Strabo  IX.  3.  7,  und  über  die  Einmischung  des  Akrisins, 
den  Hellanikus  nach  Schol.  Apoll.  Argon.  1.  40  selbst  zum  Gründer 
Ton  Larissa  gemacht  hatte,  die  Vermuthungen  Ton  Wachsmuth  I, 
S.  164,  Müller  I)or.  1,  S.  261  und  397,  Gerlach  1,  S.  12,  obgleich 
es  Tielleicht  am  Einfachsten  ist,  ihn  mit  G.  Hermann  Opusc.  II, 
p.  206  als  Personification  der  IJnauflöslichlteit ,  Inseparantius ,  zu 
nehmen. 

3)  Soph.  Trachin.  638,  Aeschin.  Ctesiph.  §.  181,  Lir.  XXXIII. 
35,  Harpocr.  p.  261  :  TlvXuiu  öt  ixuXiZio  7)  il<;  t«?  fli'iXai;  oiVoJoc 
rii)v  'A/4<pi*TVÖvo>v  ■  oT*  Ji  Ti?  iyiyvixo  avvodog  xöiv  Aftcf'ixxvovo»  ni; 
UiiXag,  'YTiiQidr/q  xi  fv  'Emxuqlm  xal  Otöno/xnoi  iv  xfj  xqtaxooxfj 
tlQTjxaaiv. 

4)  Vgl.  Tittmann  S.  78  und  Ulrichs  Reisen  S.  110  fgg.,  insbes. 
auch  über  die  Vorstadt  von  Delphi,  die  selbst  diesen  Namen  führte, 
Plut.  Pyth.  orac.  c.  21),  über  die  mit  der  Versammlung  verknüpften 
Jahrmärkte,  auf  die   er  gleichfalls  überging,   Zenob.   V.  36. 

5)  Aeschin.  Ctesiph.  §.  124:  ixxXrjoLat-  yuq  oyo/xai^ovniv ,  oiav  or 
fxövov  xovQ  nt'Xuyögaq  xnl  toi"?  t(Qo/xi>T^f*ovaq  ai'yxaXfomniv,  itXXn  xal  xovz 
oj'vöi'ovTH?  xul  xQO)f*fvovq  TÖ)  Ofol:  vgl.  Hcsych.  II,  p.  1081  :  nvXaxi- 
d»C  ttyoQal ,  oTioi'  ivvinoir  ol  'ytfKf^ixxvoy«;  ilq  Tt/y  XfyofihTjv  llvXaiav 
h  xfj  naviyyi'oft ,    und  mehr  bei  Tittmann  S.   89. 


58  Th.  l.     Anfänge  dtr  Staatenhildung . 

6)  Schol.  AristopL.  Nub.  623:  xuiü  tiÖIiv  ö'  Inffinov  rov<;  &i'- 
aovTug  xal  avviÖQivaovxuq  xitl  ijauv  o'i  nf/x,nönivoi  7tvlfiyc>()rti,  xnl  Ugo/xvij- 
fiovf?:  vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  184  und  mehr  bei  Letronne  Eclalr- 
cisseinens  sur  les  fonctions  des  niagistrats  appeles  Mneinons  ^  Hie- 
roinnemons,  Pronmetnons,  et  sur  la  composition  de  l'assemblee  Am- 
phietyonique ,  in  M.  d.  l'A.  d.  Inscr.  1822  T.  VI,  221—261  und 
Franke  de  decr.  Amphict.  p.  16;  obgleich  ancb  bei  diesen  manches 
noch  schief  aufgefasst  ist. 

7)  C.  Inscr.  I,  p.  807  1.  40:  «  niXig  f|  üq  x'  tj  o  laoo/trüficov: 
vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.46  und  Demosth.  Cor.  §.148:  *l  /^iv  tov- 
rov  TÜv  na()  tuvrov  nfunoftivwv  IfQo^tTjfiövtjv  iloTjyilto  Ttc  :  auch  Schol. 
Demosth.  Timocr.  p.  747  :  IfQo/uvi^fiOJv  D.fyiro  o  nffinöfifvoq  ai'vfdpo; 
i'TiJ^  T^C  nöhtaq ,  wobei  es  sich  von  selbst  versteht,  dass  avvfdQo<; 
nicht  etwa  den  Beisitzer  eines  Andern  ,  sondern  einfach  das  iVlit- 
glied  eines  ax<vid()i.ov  bezeichnet,  Valois  III,  p.  224  fgg.  ,  Letronne 
p.  249  fgg. 

8)  Mvafio)v  Dorisch  s.  v.  a.  uq^üiv  oder  iniOTad-fioq ,  Plut.  Qu. 
symp.  p.  612;  vgl.  C.  Inscr.  Ili  ,  p.  584  und  Göttling  ad  Aristot. 
Politic.  p.  421.  Eben  desshalb  auch  y^a^/taT*??,  Tim.  gloss.  Plat. 
p.    148. 

9)  Vgl.  Tittmann  S.  84  fgg.  und  die  Urkunden  bei  Böckh  C. 
Inscr.  I,  p.  807  fgg.  und  E.  Curtius  Anecd.  delphica,  Berlin  1843. 
4,  p.  75  fgg.  Auf  die  bei  Demosth.  pro  Corona  kann  allerdings 
nach  Droysen  und  Franke  a.a.  O.  kein  Gewicht  mehr  gelegt  werden. 

10)  KvQioi.  xwv  Tpr/(f0jv,  Schol.  Demosth.  Cor.  p.  277;  vgl.  Kot- 
typhus bei  Aeschin.  Ctesiph.  §.  184  und  Tittmann  S.  87.  Die  De- 
crete  aber  bezeichnet  als  Eponymus  der  Archon  von  Delphi  ,  C. 
Inscr.  I,  p.  823,  Tittmann  griech.  Staatsv.  S.  384  ;  falsch  Letronne 
p.  246. 

11)  Her.  VII.  213:  xui  ol  (pvyövxi,  vna  xöiv  Tiiii.uyiQ(ov ,  rüv  ^/i- 
<fi.mvüvo)v  f?  XT/V  nvXuirjv  av).hyoiufvo)v ,  rnQyj'^iov  tntxijQVX&^J '  vgl. 
Harpocr.  p.  261:  fTiffiTiovxo  öt  tx  xöiv  noXtojv  tsüv  fiiTi;(ot'a(öv  xF/q 
'^ftffitxxvoviai;  Ttvf'c,  oi'n*^  (xu).ovvxo  niiXuyoQat,  und  über  die  doppelte 
Namensform  in  ot  und  ui  Bremi  ad  Aeschin.  Ctesiph.  p.  93  und 
Sehaefer  ad  Demosth.  II,  p.  216;  ausserdem  aber  auch  noch  die 
amtliche  Bezeichnung  i'yogurQol  C.  Inscr.  1,  p.  816,  Curtius  1.  c. 
p.  41  u.  8.  w.  ,  worin  sie  neben  den  Hiecomnemonen  als  die  Wort- 
führer der  Gemeinde  erscheinen  ,  so  dass  man  das  Idoii  xoVg  Ugo- 
/Av^ftoai.  xiil  Tot?  ityogaxgotq  ganz  mit  dem  sonstigen  rrj  ßovXfj  xul  rip 
dr^/ito  vergleichen  kann. 

12)  Athen  bestellte  einen  (jährlichen?)  Hieromnemon  durch's 
Loos,  Aristoph.  Nub.  619,  und  wählte  zu  jeder  Pylaea  (so  Franke 
p.  12,  richtiger  als  Böhnecke  Forschungen  S.  314  und  498,  der  sie 
auch  für  jährlich  hält)  drei  Pylagoren  ,  Demosth.  Cor.  §.  149,  Ae- 
schin. Ctesiph.  §.  115;  anderwärts  finden  sich  aber  auch  für  dieselbe 
Stadt  mehre   Hicromnemonen  ,  vgl.   Curtius  Anecd.  p.    50. 

13)  Aeschin.  F.  L.  §.  116;  vgl.  Diodor.  XVI.  60  und  Strabo 
IX.  3.  7  :  'AxQiotoq  df  TÜtv  ft.vJj/40vnio/i(vü)v  ngöJxoq  dtaiäjat  doxtT  xil 
nigl  rovq  u4ft(fixTvovu<;  xul  noXiiq  dqioQiaui.  ftfv  i«c  nixfxovaaq  xov 
awiSgiov  xal  yj/jgiov  /xÜottj  dovvaif  rfj  f^iv  xad-  uvxtjv,  xfi  d\  (uQ- 
ixfQaq   7j  /uixu   TtXnöttov, 

14)  Strabo  :  ul  fitv  ovv  nqüxat  dtLdixu  Xfyovmi  avvfk&ilv  nökuf 
ixuoxT]  d    i7ii/*ipt  THiXuyöi^uv  f  äif  tiux'  Ixoq  oilojy?  xijq  ai'vodoi»,  t'u^ot  %i 


§.  14.    Organisation  der  ddphiscUen  ^mphiktyonie.     59 

x«J  «,ro:i.;ooi,:  vgl.  Böbnecke  S.  46  ;  oder  wäre  nact  P^Uer  Denie- 
tl"  u«d  Perseph  S.  :557  die  Hcrbstversammlung  ursprunghcL  die 
einzige  gewesen? 

1rl^  AVI  G.  A.  «.  49,  not.  12.  Früher  freilich  trennte  man 
beide  dergestalt,  dass  Clinton  F.  H.  III,  p  620  der  die  pytlnschen 
Spiele  richtig  in  den  Herbst  sezte  ,  gleichwohl  die  fu^m/  ;ii^W 
nach  Delphi,  Böckh  C.  Inscr.  1.  p.  808  zwar  die  o.o;?.,./  nrda.u 
nach  De  phi  aber  die  pythischen  Spiele  in  das  Frühjahr  verlegte  ; 
^Ls  aberfü;  beides  na^h  den  neuesten  K"tdeckungen  ^le  Gr«.ide 
wegfallen,  glaube  ich  in  d.  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1844,  S.  4i7  aus 
reichend  dargethan  zu  haben. 

16)  'E.  Ja^ol,  nvXaiu,  rk^.Tj,,  C.    Inscr    n.    1694,  eben  so  wob 
aber  bei  Curtius  n.   40.   43.  45  öno>Q..-^,,  so  dass  man  höchstens  m 
Heeren  111.  1,   S.  201    und  Schömann  p.  391    annehmen  konnte     dass 
?ie  VersaLlung    in    beiden  Jahreszeiten   an  beiden   Orten  gehalten 

worden  sey ;  ehe  jedoch  für  eine  H"»'«.»7---»""«^,^';,lt;  ^^Z 
mopylen  bessere  Beweise  vorliegen,  wird  für  das  Zeitalter,  dem 
jene   Urkunden   angehören,  auch  obige  Annahme  ausreichen. 

17^  PoWb     IV     25:      avvavay.of^tftn&a,.     6i    xal   ror?     ^^y.xTi^oa.v 

om-rl  yvv  ßovkinevo.  r!bv  y.ara  to   Uqov  im^garfW  avro.:    ^gl^ß^^K'' 
C     hiscr    I     P.  824,  Boss  luscr.  ined.    I,  p.   27,  Curtius  in  Ritschl  s 
Rii    MusillJ:  115,  Meier  in  Allg.  Lit.  Zeit.  1843  Dec.  S.b29fgg. 
18^   Paus     X.  8.   3 :    ßaadivQ  di  Avyovoroq  fiirfVvai,  xat  Tot<;  JVt- 

Mnyvnral   ^Jv    ol  .nl  Aly.ä.a,  .al  ^^.<«r«?^  0.aa«Aor,  avvr.Anv ,  z«. 

naod  rovZv  dl'o  LlorcoV  eh  de  e.  Jo^Qiöo,  rr,,  ayxa.n,-  nef^nova.  de 
ITao.,oI   Ol  re   >c«Ao.;^.vo.  'OCÖAc.   x«i   ol  n^ar  hvßoia,  e.a  e.arego. 

KooiJov  av.   Meyageva..  iar..  ek,   .al  ek  'Af^rjvalo,-   a.  ^e.  drj  noXe., 

fo.ZerA^c<fZvoviav  L'aav   «.o  de  e&u7,v  rö,.  ...e.Xey>.e...  e.uorr, 

v^l  Böckh  C.  Inscr.  1,  p.  578  und  dens.  p.  580  über  den  bXXadaQ;^, 
xl;  'A^^..rnör.v,   der  früher  nicht  vorkommt.     Auch   ein  en.^eX,r>^ 

S.  ni;  dass  aber  das  nq^o/rina  t;;?  .4/..^.xz vovm«?  lebenslunglicü 
^ar,  sagt  Plut.   sen.  republ.   ger.   c.   20. 


.i 


ZWEITER  HAÜPTTHEIL. 

Geschichte   des   dorischen  Stammes  ^    insbesondere  der 
Lacedämonier. 


Vgl.  J.  C.  F.  Manso  Sparta,  ein  Versuch  zur  Aufklärung 
der  Geschichte  und  Verfassung  dieses  Staats,  Lpz.  1800 — 1805 
3  Thle  8. 

O.  Müller,  die  Dorier ,  vier  Bücher,  Breslau  1824;  2te  Anfl. 
Ton  F.  W.  Schneidewin,  1844.  2  Bde  8. 

K.  H.  Lachmann  die  spartanische  Staatsverfassung  in  ihrer 
Entvrickelung  und  ihrem  Verfalle,  Breslau  1836.  8;  vgl.  Jahrbb.  f. 
wissensch.  Kritik  1837,  B.  II,  S.  208—264. 

C.    F.    Hermanni     Antiquitatum    Laconicarum    libelli    quatuor, 
Marb.   1841.   4. 


CAP.    I. 
Vorbereitungen  und  Folgen  der  dorischen  Eroberung. 

§.  15. 
So  weit  hatten  also  bereits  die  Aeoler  und  das  ins- 
besondere durch  sie  vertretene  Heroenthum  die  griechi- 
sche Staatenbildung  gebracht,  als  die  Bewegungen  aus- 
brachen, durch  welche  bald  nach  der  Zeit  des  trojanischen 
Kriegs  die  Völkerverhältnisse  Griechenlands  eine  ganz 
veränderte  Gestalt  erhielten  *),  und  deren  lezte  der  soge- 
nannte Heraklidenzug  oder  die  Eroberung  des  Pelopon- 
nes  durch  die  Dorier  ist  ^).  Waren  die  früheren  Erschüt- 
terungen vielleicht  mehr  von  der  See  her  aus  Osten  oder 
Süden  gekommen,  so  ist  es  gewiss,  dass  diese  vielmehr 
von  Norden  ausgingen,  wo  der  griechische  Stamm  mehr- 
fach barbarischen  Völkerschaften  welchen  oder  sich  mit 
solchen  vermischen  musstc  ^)  ^  und  aus  dieser  yölkerwan- 
derung    entwickelt   sich    dann    eben  die  Kette  von  Bege- 


8.  15.     Forgänge  im  Norden  Griechenlands. 


61 


benheiten,    Wehen  die  hellenische  Zeit  ihre  staatlichen 
Grundlagen  rerdankt.    Selbst  in  Macedonien  ist  trotz  der 
Ansprüche  seines   Königsgeschlechts    anf  heraklidischen 
Ursprung    das  Uebergewicht   entschieden   auf  Seiten  des 
barbarischen  Elementes '^j  ^   in  Epirus  aber  5) ,   ja    bis  in 
den  Norden  von  Aetolien  hinein  %  werden  die  Einwoh- 
ner von  den  Griechen  der  geschichtlichen  Zeit  nicht  mehr 
als  Stammverwandte  betrachtet^  und  gleichwie  vor  diesen 
wahrscheinlich  die  Auswanderungen  gewichen  sind,  die 
schon  früher  von  dort  aus  nach  der  Küste  des  gegenüber 
liegenden  Italiens  stattgefunden  haben  sollen  7)  ,   so  liegt 
wohl  ein  ähnlicher  Grund  auch  dem  Zuge  der  Thessalier 
unter,  die  aus  der  Gegend  von  Ephyra  in  Thesprotien  «) 
unter  Fürsten,  welche  die  Sage  gleichfaUs  zu  Herahliden 
macht  9),  in  die  später  von  ihnen  benannten  Ebenen  ein- 
fielen und  die  äolischen  Stämme  ,   welche    dieselben    da- 
mals inne  hatten  i«),  theils  unterjochten  theils  vertrieben. 
Ein  Hauptstamm  von  diesen,  die  Boeotier  aus  Arne  i^), 
wandten   sich    südwärts   nach   der  Gegend,    die  wir  als 
seinen  Wohnsitz  kennen  i2),  und  machte  hier  seinerseits 
den  Völkern    ein   Ende,    die    sich   bis  dahin  in  dieselbe 
getheilt  oder  um  ihren  Besitz  gestritten  hatten,  ohne  je- 
doch mehr  als  sagenhafte  Erinnerungen  zu  hinterlassen^ 
die  Minyer  in  Orchomenos  i3),  die  Kadmeer  oder  Kadmeo- 
nen  in  Theben  i^),  die  Thraker  ^5)  u.  A.  zerstreuten  sich  m 
Nachbarstaaten  oder  Colonienie)^  und  wenn  die  tyrrheni- 
schen  Pelasger,  vor  welchen  erst  kurz  vorher  die  Kadmeer 
hatten  weichen  müssen  i^),  noch  eine  nationale  Selbstän- 
digkeit in  die  Fremde  mitnahmen,  so  verdankten  sie  dieses 
dem  Schutze  der  Athener,    deren  Widerstand  überhaupt 
den   Fortschritten  der  Boeotier  ein  Ziel  gesezt  zu  haben 
scheint  '^). 

t)  Vell     Paterc.   I.   3:    tum   Graecia  maximis  concitssa  est  nioti- 
bus.     Nur  in.  Peloponnes  herrscht  zwischen  dem  »'»J»"'^^»"^"*""^«' 
L    den.    HeraMi Jenzuge    tiefe    Ruhe.    v,l.    B     Th.ersch    über    da 
Zeitalter  und  Vaterland  des  Homer,  Kalberst.   1832.  8,  b.  IbD  igff. 

2)  Vgl.  B.  ten  Haar  resp.  ad  quaestioneni :  enarrcntur  Hera- 
clidarum  incursiones  in  Peioponnesum  earumque  causae  «W"«  ^•- 
fcctus  exponantur,  Groningen  1830.  4;  auch  F. scher  und  Sottbeer 
Zeittafeln  I,  S.    Vi  fgg-   und  (Irote  II,   p.    1    fgg- 


62       Th.  IL    Darier.    C.  I.    Die  dorische  Eroberung. 

3)  Strabo  VII.  7.  1,  p.  494:  onov  yt  xai  t^?  Pv  tü  /la^ovTi'  EX- 
Xnäo<;  uvufTiltxTl  ovaT](;  ti^v  noiktjv  ol  ßügßriQoi  l'xovai'  Mamdoviav  niv 
Qgnx'q  xai  riv«  ßfQff  trjq  OirraXiaq ,  yixaQvavlnq  S\  y.ul  AlTO)XLaq  tu 
avo)  QiOTiQtoroi  xul  Kaoamnatoi  xai  '^/AtplXo/oi,  xal  MoXottoI  xal  yld-a- 
fiüviq ,  'Hn.(iQmxtxu  i'&vTj :  vgl.  Plut.  V.  Pyrrh.  c.  1  und  mehr  Priv. 
Alt.  §.    I,   not.  2. 

4)  Insbes.  des  illyrischen,  vgl.  Müller  Dor.  I,  S.  2  fgg.  und 
dens.  über  die  Makedoner,  Berl.  1825.  8,  S.  34—49;  auch  L.  Fla- 
the  Gesch.  Macedoniens  Lpz.  i832.  8,  B.  I,  S.  10  fgg.  und  Grote 
Hist.  of  Greece  IV,  p.  10  fgg.  Pelasgische  Grundlagen  (Justin. 
VII.  t;  ob  aber  Aeoler?  Constant.  Porphyr.  Them.  II.  2)  sollen 
damit  eben  so  wenig  geleugnet  werden  als  die  olympischen  Hella- 
nodiken  das  Königshaus  für  ein  heraklidisches  anzuerkennen  verwei- 
gerten ,  vgl.  Valck.  ad  Herod.  V.  22;  darin  liegt  aber  noch  kein 
Recht,  auch  in  historischer  Zeit,  wie  Ciavier  Hist.  d.  pr.  tems  II, 
p.  216 — 220,  Sturz  dial.  Maced.  p.  10,  Weiske  de  hyperbole  erro- 
rum  in  hist.  Phil,  genitrice  (Lips.  1819.  4)  I,  p,  18,  und  nament- 
lich Droysen  Gesch.  Alex.  d.  Gr.  S.  34,  Gesch.  d.  Hellenismus  II, 
S.  554,  Hall  Encykl.  Sect.  III,  ß.  IX.  S.  205  thun  ,  die  Gräcität 
des  ganzen  Volkes  zu  behaupten  ;  und  selbst  die  hellenischen  Ele- 
mente,  welche  diese  und  O.  Abel,  Macedonien  vor  Philipp,  Lpz. 
1847.  8.  S.  98  fgg.  aus  der  Zusammenstellung  des  Amqixov  xal  Ma- 
xfdvov  l'&voq  bei  Her.  I.  56  und  VIII.  43  scharfsinnig  ermitteln,  ha- 
ben nicht  verhindert ,  dass  das  ganze  Alterthnm  die  Macedonier  als 
Barbaren  betrachtete.  Demostbenes  (Olynth.  III,  §.  24,  Philipp. 
Ili.  §.  3t,  F.  L.  §.  307.  327)  mag  parteiisch  erscheinen;  aber  auch 
Thrasymachus  sagt  bei  dem.  Alex.  Strom.  VI,  p.  624:  'Aq/iXätü 
äovXiiiaofiiv ,  " EXXtjv((;  ovtk;,  ßa^ßägot;  ähnlich  Plut.  V.  Arat.  c.  38, 
um  Herodes  Rede  bei  Reiske  VIII,  p.  50  und  Aphthon.  Progymn. 
c.  9  gar  nicht  zu  erwähnen;  und  wenn  Aristot.  Politic.  VH.  2.  6 
die  Macedonier  mitten  unter  Scythen  ,  Persern  ,  Thrakern  ,  Kelten 
erwähnt,  so  kann  es  nicht  auflFallen  ,  bei  PoU.  I.  138  die  macedo- 
nische  Sarisse  zu  den  ßuQßuoixoti;  gerechnet  zu  sehn  ;  vgl.  auch 
Voemel  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1848,  S.  372. 

5)  Vgl.  Thucyd.  II.  80,  Strabo  VII.  7.  8 ,  p.  502,  und  mehr 
bei  de  la  Nauze  sur  les  peuples  ,  qui  s'  establirent  en  Epire  avant 
la  derniere  guerre  de  Troye  ,  in  M.  de  1'  A.  d.  Inscr.  VlI,  p.  151 
fgg.,  Raoul-Rochette  Col.  I,  p.  212  fgg.,  Mannert  Geogr.  Vit, 
p.  630  fgg.  ,  Merleker  histor.  geogr.  Darstellung  des  Landes  und 
der  Bewohner  von  Epeiros ,  Königsberg  1841.  4.  Nur  der  Königs- 
stamm der  Molosser  galt  seiner  Herkunft  von  Achilles  Sohn  Neoplo- 
lemus  zufolge  für  hellenisch  ;  vgl.  Strabo  p.  505  ,  Justin.  XVII.  3, 
Plut.  V.   Pyrrh.   c.   1. 

6)  Amphilocher  Thucyd.  II.  68,  Eurytaner  III.  94;  vgl.  Polyb. 
XVII.  5:  T(Dv  yuQ  Alxü}X5)v  ovx  naiv  "HXXt/vtq  ol  nXfiovc ,  und  mehr 
bei  Kreuser  Vorfragen  über  Homeros  S.  215  fgg.,  der  freilich  diese 
Barbaren  gerade  als  die   Urbevölkerung  betrachtet. 

7)  Spina  am  Padus  ,  s.  Dionys.  Hai.  I.  18  mit  Raoul-Rochettc 
I,  p.  296  fgg.  und  Müller  Etr.  I,  S.  142;  über  Grossgriechenland 
aber,  wo  selbst  Namensähnlichkeilen  (Chones  z=  Xäoveq ,  Victor, 
var.  lectt.  XXII.  21,  Pandosia  und  Acheron  Liv.  VIII.  22)  an  Epi- 
rus  erinnern,  Strabo  VI,  p.  392  fgg.  und  mehr  bei  Niebuhr  röm. 
Gesch.  I,  S.  54  —  05,  Mommsen  unlerital.  Dialekte,  Lpz.  1850.  8, 
S.   92,  Gcrlach  in   Verh.    d.   Götlingcr   Phil.   Vers.    1852,  S.   32. 


8.  15.     Forgängeim  Norden  Griechenlands. 


63 


8)  Vgl.  Her.  VII.  176,  Vell.  Paterc.  1.3,  und  im  Jllg  Raoul- 
Rochette  II,  p.  436  fgg.  «nd  B""™-^  ^"^«y*''«»-  "  liwoti  ^^e; 
der  sie  freilich  auch  früher  scho»  m  «*"  ^-  S;  J^^^X  \  .58 1 
westlichsten  unter  den  ^ier  Provinzen  Thessaliens  (Strabo  iX,  p.  ODöt 
Pelasgiotis  ,   Hestiäotis  ,   Phthiotis  und  Th.)  wohnen  lässt. 

9)  Thessalus  Sohn  des  Herakles  und  Vater  des  Antiphus  und 
Phidippus,  die  Uiad.  II.  678  an  der  Spitze  der  Koer  stehen  vg  . 
Böekh  expl.  Find.  p.  332;  des  lezlern  Sohn  Aeatus  aber  le»let  nach 
Polyaen.  Strateg.  Yill.  44  den  Zug  gegen  d.e  Booter;  «Strabo  1\ 
p.  677  und  über  die  Bedeutung  der  Sage  Buttmann  S.  2bU  und 
Müller  Dor.   I,  S.    421. 

10)  Diodor.  IV.  67:  t,V  tot.  ^Jv  AloXida,  vvv  (J|  Q^vraXia.  xa- 
lovf.hr,v:  vgl.  Conon  bei  Phot.  Bibl.  c.  186,  narr  41  Strabo  >.  2. 
4  p.  337,  und  Apoll,  lex.  Homer,  p.  162.  19  Bekk.  Noch  genauer 
nennt  Vell.  Paterc.  die  Myrmidonen  ,  die  später  als  phthiot.sche 
Achäer  fortdauern,  Iliad.  II.  681  aber  gerade  als  Herren  des  /J.;^- 
ay.xcV"^oyo?  erscheinen,  wo  die  Hauptstadt  Lar.ssa  lag,  vgl.  htrabo 
VIII  P  568,  IX,  p.  659  mit  Geppert  homer.  Ged.  1,  i>.  ^3"  «nd 
401  ;'  nur  ist  dieses  allerdings  erst  ein  Theil  des  Landes,  wo  Homer 
zehn  unabhängige  Fürstenthüraer  kennt  ,  «nd  die  Thessalier  selbst 
herrschen  später  auch  über  andere  eingeborene  Stamme,  lüuc.  ii. 
101,  IV.  78.  VIII.  3.  .,,.., 

in  Paus  X.  8.  3:  BfaaaUav  yuQ  xul  ovtol  tu  doxaiortga  uxrj- 
„av  JaIoUi,  rriv..avra  .x«AorvTo :  vgl.  Thucyd.  VII.  57  ,  D.odor. 
IV  67  ,  Plut.  Qu.  symp.  VI.  8.  1  ,  und  über  den  Aeohsmus  ihres 
Dialekts  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  717-726  und  Ahrens  de  graecae 
linguae  dialectls  (Gott.  1839.  8)  I ,  p.  164  fgg.  l)ass  d.e  hrkl  d 
Sprichworts  ,.  J,n..,  (Paroem.  Gott.  I,  p.  79)  die  Boeot.er  selbst 
durch  Aeoler  aus  Arne  vertreiben  lassen,  ist  Verwechselung  mit  den 
Pelasgern   bei   Diodor.  XIX.   53.  ^ 

12)  Thucyd.  I.  12:  BotwToi  xf  yng  ol  viv  fit]xoaT(ö  I'th  ftiru 
'IXiov  ukcooiv  il'AQvrj';  fitaarävT«:  ino  0foaai.wv  x^v  yvv  BoMriav, 
npixfQov  6e  Kudfir^ida  yijv  xakoVfih?jv  äxiauV  ^v  fi  avxmy  xa,  ano 
dao^o,  ngix.Qov  l.  xf,  yjj  xavx„,  «V  «v  >.«i  ^^J^'°'''Z^''''"%'Z'- 
vgl.  Plut  V.Cimon.  c.  1,  Strabo  IX,  p.  630,  Pt»»-  »'Vagi  i 
p  321  Bekk.,  und  über  Arne  insbes.  d.  Erkl.  z.  Iliad.  IJ.  494  und 
Paus.   IX.  40.  2,  im  Allg.  aber   Müller  Orchom.  S.  391—396. 

13)  Vgl.  Strabo  IX,  p.  635  fgg.,  Pausan.  IX.  34  fgg.,  und  im 
Allg.  Buttmann  Mythol.  II,  S.  194-245  und  O.Müller  Gesch.  hei- 
len  Stämme  und  Städte,  B.  I  Orchomenos  und  die  Minyer,  Breslau 
1820.  8;  auch  L-ichmann  spartan.  Staatsv.  S.  39  fgg..  dessen  allzn- 
kühne  Combinationen  jedoch  von  Böckh  in  Abhh.  d.  Berl.  Akad. 
1836,  S.  45   und  82  wesentlich  ermässigt  werden. 

14)  Vgl  Her.  V.  57,  Diodor.  IV.  66,  und  mebr  bei  Müller  Or- 
chom. S.118;  auch  Welcker  über  eine  kretische  ^'«1»"»^/"  ^'Jfi*''"' 
Bonn    1824.  8,    und    R.   Unger    Thebana    paradoxa ,     Halle   19ÖJ.  ö, 

15)  Vgl  Strabo  IX.  2.  25,  p.  629  und  mehr  oben  §.  b,  not.  14, 
auch  Hüllmann  Anfänge  S.  46,  der  sie  aber,  wie  es  scheint,  mit 
den   Kadmcern   idcntificirt? 

16)  Acßidcn  in  Sparta.  Her.  IV.  140,  vgl.  Müller  Orchom.  S. 
329,  Tycho  Mommscn  in  Zeltschr.  f.  d.  Alt.  1845,  S.  1 1 ;  Gcpl.yraer 
in   Athen.    Her.    V.   57,    vgl.   Ruhnk.  ad  Vell.   Paterc.  p.  8,     PrcUcr 


64       Th.  IL  Dotier.    C.  1.    Die  dorische  Eroberung. 

Dem.  u.  Perseph.  S.  392;  ferner  Kadmeer,  Minyer,  Abanten  bei 
den  ionischen  und  dorischen  Niederlassungen  in  Kieinasien  und  den 
Inseln  des  ägäischen  Meeres,  Her.  I.  146,  Paus.  VII.  2  —  i.  iNur 
ein  geringer  Rest  der  Minyer  (aber  aus  Leunos  oder  Tyrrhener? 
Plut.  mul.  virt.  p.  247)  bildete  noch  später  einen  eigenen  Staat  im 
südlichen  Elis  oder  Parorea  (Triphylien  —  Lepreaten) ;  vgl.  Her.  1,V. 
145—148,  VIII.  73,  Strabo  VIII,  p.  519.  534,  und  mehr  bei  Müller 
Orchom.  S.  3G0— 376  und  Curtius  Pelop.  II,  S.  77   und  115. 

17)  S.  Diodor  XIX,  53,  Strabo  IX,  p.  616  mit  629,  und  mehr 
oben  §.  6,  not.  9;  auch  G.  Hupfeld  Exerc.  Herod.  Sp.  III,  Marb. 
1851.4,  p.  22fgg.  und  hier  insbes.  Müller  Orchom.  S.  307  und  437, 
der  sie  freilich  selbst  gerade  zu  Kadmeern  oder  diese  zu  Tyrrhenern 
macht  und  dazu  auch  \Vachsmuth  I,  S.  76  bestimmt  zu  habeu  scheint, 
-vrährend  Lachmann  S.  75  fgg.  sie  vielmehr  mit  den  Minyern  zu- 
sammen-wirft? 

18)  Vgl.  Her.  VI.  137  fgg.  mit  Raoul- Rochette  Col.  I,  p.  418 
—  429  und  Güttling  gesaram.  Abhh.  S.  68  fgg.;  über  ihre  endliche 
Niederlassung  aufLemnos  und  Imbros  aber  C.  Rhode  Res  lemnicae, 
Bresl.  1829.  8,  p.  43-49. 

§.  16. 
Während  nun  aber  auf  solche  Welse  die  fruchtba- 
ren Ebenen  des  nordöstlichen  Griechenlands  ihre  histo- 
rische Einwohnerschaft  erhielten,  hatten  sich  in  den  ge- 
birgigen Strecken  derselben  Gegend  die  Dorier  durch 
eine  Reihe  von  Kämpfen  und  Wanderungen  i)  zu  der 
Rolle  vorbereitet,  die  sie  in  der  griechischen  Geschichte 
zu  übernehmen  bestimmt  waren  j  und  so  dunkel  auch 
die  Nachrichten  über  ihre  Vorgeschichte  sind,  so  stellen 
sie  sich  doch  jedenfalls  als  ein  kriegerisches  Volk  dar, 
dem  die  Eigenschaften  ,  welchen  es  seine  spätere  Macht 
und  Grösse  verdankte,  längst  zur  andern  Natur  gewor- 
den seyn  mussten^).  Namentlich  werden  wir  diese  auch 
in  den  sogenannten  Satzungen  des  Aegimius  erkennen 
dürfen,  an  welchen,  wie  Pindar  sagt  5) ,  die  Spartiaten 
noch  zu  seiner  Zeit  festhielten,  die  uns  aber  bis  in  die 
frühesten  Zeiten  des  Volkes  zurückweisen,  wo  jener  König, 
der  Sohn  des  Dorus,  an  Herakles  als  Preis  seiner  Hülfe 
gegen  die  Lapilhen  das  Drittheil  seines  Landes  abgetre- 
ten+)  und  des  lezteren  Sohn  Hyllus  als  Nachfolger  des 
Aegimius  5)  mit  dessen  beiden  Söhnen  den  drei  Stämmen 
[(pvlais)  der  Hylleer,  Dymanen  und  Pamphylcn  die  Na- 
men gegeben  haben  soll,  die  uns  jedenfalls  noch  in  zahl- 
reichen   Wohnsitzen    der   geschichtlichen   Dorier   begeg- 


§.  16.     Aelteste  Geschichte  der  Dorier.  65 

nen  ^).  Was  aber  ihre  sonstige  Vorgeschichte  betrifft, 
so  ist  Phthiotis  oder  das  älteste  Hellas  schon  oben  als 
ihr  Ursitz  genannt  worden  5  von  hier,  wie  es  scheint, 
durch  die  achäischen  Myrmidonen  verdrängt,  hatten  sie 
sich  nach  Histiäotis  auf  die  Lapithen  geworfen,  welchen 
dort  die  Perrhäber  das  alte  Pelasgerland  am  Fl.  Peneus 
hatten  überlassen  müssen  ^)  ^  und  als  ihnen  auch  dieses 
wieder  durch  die  flüchtigen  Kadmeer  ^)  entrissen  ward, 
sollen  sie  eine  Zeitlang  unter  dem  Namen  Makedner  am 
Pindus  gewohnt  haben  ^),  bis  die  Besiegung  derDryoper 
sie  in  den  Besitz  des  Landstrichs  zwischen  Oeta  und 
Parnass  sezte^^),  der  auch  in  der  geschichtlichen  Zeit 
noch  als  ihr  Mutterland  galt  ^^).  Nur  scheint  es  ihnen 
auch  dort  bald  wieder  zu  eng  geworden  zu  seyn  ^^j- 
und  wenn  auch  ihre  Angriffe  auf  den  Peloponnes,  die 
der  Sage  nach  bereits  unter  Hyllns  begannen  ^^),  an  dem 
korinthischen  Isthmus  einen  unüberwindlichen  Damm 
fanden  ^'^) ,  so  gelang  es  ihnen  doch  endlich  im  achtzig- 
sten Jahre  nach  dem  trojanischen  Kriege  ^5),  mit  Aetolern 
unter  Oxylus  verbündet,  über  die  Meerenge  von  Rhion 
in  die  Halbinsel  einzudringen  ^^)  und  den  grössten  und 
schönsten  Theil  derselben  ihrer  Herrschaft  zu  unter- 
werfen. 

\)^E&vo<;  novkvnXüvTjTov  xagra,  Her.  1.56;  vgl.  Clarier  II,  p.  9, 
Beck  S.  826,  Müller  Dor.  I,  S.  17,  Lachmann  S.    89  fgg. 

2)  Vgl.  Priv.  Alt.  §.  7,  not.  27  und  mehr  bei  Müller  11,  S.  19 
u.  401  %g. ,  Göttling  im  Hermes  XXV,  S.  124,  Platner  in  d.  Tüb. 
Jurist.  Zeitscbr.   V.    1,   S.   18,   Bernhardy   gr.  Liter.  I,  S.   97   fgg. 

3)  Pind.  Pyth.  I,  62:  i&flovri,  6(  nufig>i'Xov  xal  ftav  'Hguulfiäüv 
ixyovoi  <!}(d-ai(;  vno  TuvyfTov  vaiovriq  ulfl  nivuy  rid-fioVaiv  i*  Aiytftiov 
Jwgioiq:  Tgl.   Böckh   Expl.  p.  234  und  Müller  Dor.  II,   S.   15. 

4)  Vgl.  Apollod.  II.  7.  7,  Diodor.  IV.  37,  und  über  das  frei- 
lich sehr  apokryphe  Kpos  seines  Namens  G.  E.  (iroddeck  in  Bibl. 
f.  a.  LH.  u.  Kunst  II,  S.  84  fgg.,  Welcfcer  ep.  Cyklus  I,  S.  263 
%jj"»   Markscheffel  Hesiod.  fgm.   p.  160  fgg.,    Bernhardy   II,  S-  171. 

5)  Strabo  IX.  4.  10,  p.  654:  rovrwv  o  ßuaiXfvq  Alyittio<;  ixnt- 
auv  xij^  "Ql(f/<:  xuTTjx&j]  näkiy,  eJ;  laTottovaif,  x''(p'  'HgaxXioix;'  (tnifivrj- 
fiövn'Ofy  ovv  ai'Tw  rtjv  ;^«()jv  riXiVT^auvTt  nfQi  xijv  OIxtjv'  Yklov  yag 
tiifnoi^auzo  tuv  nQioßvxuxov  xwv  ixdvov  naiöoiv  xal  6'iidt^axo  fxflvoq 
xr}v  «'(J/T^'v  xul  ol  itnöyovot:  wobei  freilich  noch  die  Frage  bleibt,  ob 
die  Herakliden  wirklich  nach  der  gemeinen  Annahme  (Her.  V.  72) 
Achäer  und  nicht  vielmehr  selbst  Dorier  sind;  vgl.  Hüllmann  Anf. 
S.   122,  Müller  I,  S.  40  fgg.  411  fgg.,  TLirlwall  I,  S.  270  fgg. 

r    na.  4.  Ann.  E 


66       Th.  II.    Darier.    C.  I.    Die  dorische\Eroherung . 

6)  Stepfa.  Byz.  s.  v.  /ivfiüvig:  vgl.  Her.  V.  68  und  mehr  bei 
Hemsterh.  ad  Aristoph.  Plut.  p.  114,  Marx  ad  Kph.  fgm.  p.  97, 
BöckU  in  Heid.  Jahrbb.  1818,  S.  307  und  C.  Inscr.  I,  p.  579  und 
609,  Müller  Orchom.  S.  314  und  Dorier  II,  S.  75 ;  auch  Lachmann 
S.  94  fgg.  ,  dessen  Vermuthung  aber ,  dass  die  Famphylen  erst  im 
Peloponnes  dazu  gekommen  seyen,  eben  so  willkürlich  ist,  wie  wenn 
Plass  II,  S.  94  ein  Rangverhältniss  unter  ihnen  aufstellt,  oder  Kor- 
tüm  in  Schlosser's  und  Bercht's  Archiv  IV,  S.  142  statt  der  üyma- 
nen  aus  Schol.  Aristoph.  Plut.  382  Dorier  substituirt ,  um  sie  den 
Pamphylen  als  Mischlingstamme  entgegenzusetzen. 

7)  Strabo  IX.  5.  19,  p.  571  ;  tuvtt^v  r^v  ^(oquv  ngörtgov  ftfv  ojxovv 
ntQaißoi,  To  ngoq  &aXttTTij  /*fQoq  vffiö/itvoi,  xal  xü  Iljjvnü  fifXQt  r{j<; 
ixßoXijq  avTov  xul  rvQTÜivog ,  jioAfOJ?  nfQui,ßiöoq '  (Cxa  Tunnvüaavrn 
ixiivovq  tlq  ri^v  iv  rtj  /utaoyuiu  nora/iluv  Aani&ai  xaTtO/ov  avrn  t« 
Xwgia:  vgl.  Voemel  Thess.  ine.  antiqu.  p.  20  und  Plass  I,  S.  592; 
soll  man  aber  darum  mit  Dorfmülier  S.  28  die  Dorier  selbst  von 
den    Perrhäbern  abstammen  lassen? 

8)  Diodor.  IV.  67;  vgl.  §.  15,  not.   17. 

9)  Herod.  I.  56  :  inl  öi  Joigov  tov  Ekkr^vog  xijv  vno  itjv  'Oaauv 
Tf  mal  Tov  Ovkvunov  ;^<ii5(i«v,  KuXfotnivrjv  6i  lartaiüiviv'  ix  öt  t^?  lan- 
«KOTidoc  (oq  f^avioT^  vno  KaöfttLüiv ,  ciinn.  iv  Ilivdo),  Maxiövov  xuXiofti- 
vov:  vgl.   Abel  Macedonien   vor  Philipp  S.  97  fgg. 

10)  Herodot  daselbst:  h&iiiTiv  di  av&ig  tg  ttjv  JgvonlSa  /iiTißij: 
vgl.  VIII.  31  und  43:  jdoigntöv  rt  xal  Maxidvov  t'&voq  ,  j|  'Egiviov  ti 
xul  lliydov  xal  r^q  /igvonidog  varara  og/xTj&fvxfg'  ol  dt  Egftioviig  ilal 
/Igvonig  vno  MgnxXhg  rt  xul  MtjXtiwv  (x  rrjg  vvv  /tmgiäog  xaXiofthijg 
xc''gi]i;  iiuvuoTdvxfg ,  mit  Müller  Dor.  I,  S.  41  und  257,  und  über 
die  späteren  Sitze  der  Dryoper  oben  §.  6,  not.  15,  und  Curtius 
Peloponn.  II,  S.   167  fgg.  484  fgg. 

11)  Strabo  X.  4.  6,  p.  729  :  ovg  ix  QixraXlag  qnjalv  iX&ttv^'Av- 
Sgojv  x^g  Augiiog  ftiv  ngoxtgov ,  vvv  df  Eaxtatuiridog  XtyoixivTjg'  *J  ^5 
(agnTj&TjOuv ,  wg  (ft^otv ,  ol  nigl  xov  Ilugvuaaov  olxrjauvxig  /iotgutg  xut 
ixxiaav  XTjv  xt  'Egtviov  xal  BoZov  xal  Kvriviov,  ixtp  ov  xal  xgixuixfg 
vno  xov  notTjxov  Xfyofxui:  vgl.  Her.  VIII.  31  und  Thucyd.  I.  107 
und  III.  92:  Jwgiijg,  tj  fijjxgönoXig  xüiv  Aaxidai/xoviiov.  Scylax  Peripl. 
c.  63  und  Didymus  bei  Hesych.  II,  p.  481  nennen  sie  auch  At/iodoi— 
Qiflg  diu  xo  Xifibixxfiv  xal  iiox&rjgdv  i'xfiv  xyjv  yijv:  doch  wird  später 
die  Zahl  ihrer  Orte  auf  vier,  ja  sechs  angegeben,  indem  Strabo 
IX.  4.  10,  p,  654  und  Scymnus  v.  594  noch  Flivdog  oder  'Axvipag, 
die  Schol.  Aristoph.  Plut.  385  und  Pind.  Pyth.  I.  14  AlXaiov,  Käg- 
(paia,  /Igvoni]  hinzufügen;  vgl.  Meurs.  Mise.  Lacon.  III.  9,  Raoul- 
Roch.  Col.  II,  p.  249—256  mit  IV,  p.  392,  Müller  Dor.  I,  S.  35— 
41,  Eckermann  in  Zelschr.  f.  d.  Alt.  1841,  S.   1146  fgg. 

12)  Isoer.  Panath.  §.  253  :  ort  ^wgiflg  oviig,  Intidtj  xaxtlSov  xug 
noXug  rag  iavxwv  udo^ovg  xal  /iixgug  xal  noXXüv  hädig  oi'ioag ,  vnigi- 
äovxtg  xuvxag  ioxgäxivoav  fnl  t«?  h  [JfXoTiovvTjaw  ngwxtvovaug  x,  x.  X, 

13)  Ihn  erschlägt  Echemus  von  Tegea  im  Zweikampfe,  Her.  IX. 
26,  Diodor.  IV.  58,  Paus.  VIII.  5.2;  vgl.  Larcher  Chronol.  p.  492 
fgg.  und  Clavier  II,  p.   4. 

14)  Aristid.  de  quatuorv.  T.  II,  p.  284  Dind.  :  (tog  fiiv  yug  dt' 
'IoO-/Jiov  xijg  naßoXl^g  fnitgiovxo,  t^tx'xovv;  vgl.  Euseb.  Praep.  evang.  V, 
p.  210  und  mehr  bei  Manso  Sparta  I.  2,  S.  60—62  und  Clinton  I, 
p.  107,  namentlich   auch  über  die  Genealogie  :   Herakles  —  Hyllus  — 


§.   17.     Der  Peloponnes  zur  Zeit  der  Eroberung.     67 

Klf  odaens  —  Aristomacbus  —  Temenas  u.  s.  Brüder,  wäbrend  in  Argos 
auf  Eurjstbeus  (Thuc.  I.  9)  Atreus  —  Agamemnon  —  Orestes  —  Ti- 
samenas  folgen. 

15)  Thuc.  I.  12;  V};1.  Clinton  1.  c.  und  Müller  ad  Chronogr, 
fragm.  p.  122  fgg.  Unnütze  Schwierigkeiten  erhebt  Grote  II,  p. 
412  fgg. 

16)  Vgl.  Apollod.  W.  8  und  über  Oxylus  insbes.  Strabo  X.  3. 
2,  p.  711,  Paus.  V.  3.  6,  Schol.  Find.  Olymp.  III.  22.  Uschold  in 
Zeitscbr.  f.  d.  Alt.  1842,  S.  358  fgg.  beschäftigt  sich  nur  mit  dem 
symbolischen  Elemente  der  Sage. 

§    i7 

Was  nämlich  den  Peloponnes  selbst  betriflft,  so  zer- 
fällt dieser  sowohl  den  natürlichen  als  auch  den  politi- 
schen Gränzen  nach  in  sechs  hauptsächliche  Theile  ^), 
von  welchen  drei  ursprünglich  pelasgische,  die  andern 
lelegische  oder  kaukonische  Einwohner  gehabt  haben 
sollen  2)  •  von  beiden  war  jedoch  zur  Zeit  des  Herakliden- 
zugs  bereits  die  Mehrzahl  unter  die  Herrschaft  äolischer 
oder  achäischer  Stämme  gerathen ,  und  diesen  galt  dann 
auch  zunächst  der  dorische  Angriff,  den  die  andern 
durch  freundliches  Entgegenkommen  von  sich  ablenkten. 
In  Elis  fanden  die  Aetolier  des  Oxylus  ohnehin  einen 
verwandten  Stamm,  die  Epeer,  mit  dem  sie  leicht  und 
auf  friedliche  Art  verschmolzen  ^)  j  Arkadien  aber  war 
durch  seine  Landesbeschaffenheit  selbst  kein  lockendes 
Ziel  und  erhielt  daher  auch  in  diesem  Sturme  seine  pe- 
lasgische  Autochthonie  unversehrt  *) ,  während  die  übri- 
gen Theile  des  mythischen  Pelasgerreichs  jezt  nur  das 
Ende  einer  langen  Reihe  von  Veränderungen  erreichten. 
Von  den  beiden  Hauptstämmen  ,  welche  die  Söhne  des 
Inachus  Aegialeus  und  Phoroneus  personificlren  ^)  ,  war 
der  äglaleusische  in  Sicyon  ^)  zerfallen ,  seit  in  Korinth 
das  äollschc  Königshaus  der  Sisyphiden ''),  in  den  zwölf 
Städten  der  Nordküste  die  lonier  zur  Herrschaft  gelangt 
waren  ")  ^  in  Argolls  aber  hatten  die  Danaer ,  die  selbst 
schon  als  eine  Modification  des  altpelasgischen  Elemen- 
tes gelten  müssen  ^) ,  der  achäischen  ^°)  Dynastie  der 
Atriden  in  Mycenae  Platz  gemacht  ^') ,  die  gleichzeitig 
auch    an  die  Stelle    des  lelegischeu  Königshauses  in  La- 

E2 


68       T/t.  //.  Dorier.    C.  I.    Die  dorische  Eroberung. 

konlka  getreten  war  i^).  Ja  selbst  ein  beträchtlicher  Theil 
von  Messenien  gehorchte  dieser  ^^)  ^  erst  die  nordwest- 
liche Spitze  bildete  mit  dem  anstossenden  Triphylien  nnd 
den  südlichen  Theilen  von  Elis  das  Reich  der  Neliden  in 
Pylus  ^*) ,  die  aber  gleichfalls  aus  Aeolus  Geschlechte  ^^) 
über  die  kaukonische  Bevölkerung  dieser  Gegenden 
herrschten  5  und  so  hatte  wenigstens  an  der  Küste  des 
Peloponnes  das  äolische  Stammgebiet  damals  so  ziemlich 
denselben  Umfang,  wie  es  fortan  hinsichtlich  des  dori- 
schen der  Fall  war  ^^).  Sechzig  Jahre,  nachdem  Melan- 
thus  aus  Pylus  vor  den  Doriern  gewichen  ist,  sehn  wir 
dieselben  an  der  Gränze  von  Attika  ankommen,  wo  sein 
Sohn  Kodrus  gegen  sie  fällt  ^^),  und  in  dieser  Zwischen- 
zeit muss  mithin  die  Eroberung  im  Wesentlichen  voll- 
bracht worden  seyn ,  nur  die  Nordküste  oder  das  später 
sogenannte  Achaja  entreissen  die  von  ihnen  verdrängten 
Achäer  ihrerseits  den  loniern  und  nöthigen  diese  zur 
Auswanderung  nach  Kleinasien  ^^),  wohin  ihnen  übrigens 
nicht  bloss  achäisch-äolische  sondern  selbst  dorische  Colo- 
nisten  theils  bereits  vorausgegangen  waren ,  theils  in 
kürzester  Zeit  nachfolgten. 

1)  üie  nur  fünf  rechneten,  mussten  Arkadien  und  Elis  verbinden, 
Paus.   V.    1;  vgl.  Curüus   Pelop.   II,  S.  93. 

2)  Strabo  VIII.  3.  17,  p.  531  :  ol  nlv  yctQ  xul  oXtjv  riyv  vvv  'i/- 
ktiuv  uno  xrj<;  Miaarjviuq  ßfXQ'-  ^'V'7?  KaVKWviav  kfx&r/vai  qsaaiv  •  Av- 
rina)(oq  yovv  xal  'Entiovq  xal  Kai'KO)vai;  anavrnq  rtQooayoQivfi,  Die 
Epeer  aber  sind  Leleger,  Böckh  ad  Pind.  Ol.  IX.  61;  und  demsel- 
ben Stamme  wird  bei  Paus.  III.  1  und  IV.  1  aueb  die  älteste  Be- 
völkerung von  Lakonika  und  IMessenien  beigelegt ,  während  Arka- 
dien ,  Argolis  ,  Aegialea  altpelasgisch  sind;  vgl.  Beck  S.  349  fgg., 
Ciavier  I,  p.  43  fgg>,  auch  Spanheim  ad  Call.  H.  Pall.  4,  und  über 
Argos  als  Stammsitz  {[JtXnoyov  "^Qyoq,  Bergk  Com.  att.  reliqn.  p.  94) 
insbes.  J.  H.  C.  Schubart  Quaest.  bist,  geneal.  F.  1  Argolica, 
Marb.  1832.  8  und  Mich.  Lunini  Proleg.  ad  res  Achaeorum,  quibus 
mythicae  Argolidis  historiae  primordia  breviter  adumbrantur,  Dorp. 
1832.  8,  p.  73  fgg. 

3)  Epeus  und  Actolus  Söhne  des  Endymion,  Paus.  V.  1,  deren 
zweiter  die  Kureten  nach  Akarnanicn  treibt,  Strabo  X.  3.  2,  p.78t, 
Schol.  Iliud.  Xill.  218,  so  dass  Oxylus  Zug  nur  eine  Ilückkelir  ist, 
vgl.  Paus.  V.  18.  6:  xal  rotq  f*h  Jortv  doTjiifvov  Alraikovi;  tok?  /xiru 
O^vkov  xai  'HktioD(;  «tvat  toi/?  a()^«toi'? ,  unavxäv  äi  oqiüq  yhovc;  ri 
f'yrjurj  xov  *{  «o;f^C  xal  ti'ivoiuv  tvdfixvvfihovq  f?  itXlijioi'g :  obgleich 
Andere  wie  Her.  VIII,  73  Elis  einfach  als  aetolische  Eroberung  be- 
trachten   und    desshalb    auch    Oxylus   nicht    ohne    Kampf   in  Besitz 


8.  17.     Der  Peloponnes  zur  Zeit  der  Eroberung.      69 

tommen  lassen  ,  vgl.  fiphorus  bei  Strabo  VIII.  3.  33,  p.  548  mit 
Marx  p.  128  und  Clinton  I,  p.  108;  auch  Müller  Dorier  I,  S.  02, 
und  über  die  Acbäer,   die  Oxylus   gleichfalls  mitgebracht  haben  soll, 

E.  Curtius  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.   1852,  S.   3  fgg. 

4)  Her.  II.  171  :  ol  vnoXfi.(f)&hTi(;  fltXoTiovvTjaioiv  xal  otm  iluva- 
arnvTfq  'Agxf'xfi?:  vgl.  §.  7,  not.  12  und  Strabo  VIII.  1.  2,  p.  514 
mit  der  mythischen  Motivirung  bei  Paus.  V.  4.  1,  VIII.  5.  6,  und 
l'olyaen.   Strateg.   I.  7. 

5)  So  viel  Geschichtliches  mag  in  der  alten  Genealogie  bei 
ApoUod.  II.  1  liegen,  nenn  auch  Andere  Aegialeus  zum  Autochthon 
machen  und  sein  Königshaus  235  Jahre  vor  Inachus  setzen.  Mit 
PLoroneus  beginnt  der  Argiverstaat,  Paus.  II.  15.  5;  sein  Sohn  Apis, 
der  übrigens  aucb  in  der  sicyonischen  Genealogie  vorkommt  ,  per- 
sonificirt  den  alten  Landesnamen  'Ania,  vgl.  Atb.  XIV.  63  und 
Constant.  Porphyr,  de  themat.  p.  52  ed.  Bekk.  mit  Buttm.  Lexil. 
I,  S.  67  ;  Phoroneus  Enkel  Argus  und  Pelasgus  aber  drücken  dann 
die  Trennung  zwischen  Argolis  und  Arkadien  aus,  gleichvi^ie  in  der 
zahlreichen  und  verwickelten  Nachkommenschaft  des  Pelasgus  (Paus. 
VIII.  1)  die  Zersplitterung  Arkadiens  vorgebildet  ist;  Rabaut  de  St. 
Etienne  Hist.  prim.  p.  161  —  178,  Ciavier  I,  S.  122—130,  Kortüm 
hell.   Staatsv.  S.   156  —  164,  Clinton  I.  p.  88—92. 

6)  S.  Paus.  II.  5  und  6,  Euseb.  Chron.  p.  121  fgg.,  und  im 
AUg.  Erb.  Hagen  Sicyonia  im  Progr.  d.  Friedrichsgymn.  zu  Königs- 
berg 1831.  4,  Rob.  Gompf  Sicyoniacorum  spec.  II,  Berl.  1832.  8, 
Toig.  1834.  8,  auch  H.  Bobrik  de  Sicyoniae  topographia,  Königsb. 
1839.   8,  und  über   Bedeutung  und   Umfang  des  Namens  Aegialea  C. 

F.  Merleker  Achaicorum  libri  tres,  Darmst.  1837.  8,  p.  12  fgg.  und 
Meineke   Anal.  Alexandrina,   Berl.  1843.    8,  p.    116. 

7)  Sechs  Generationen  nach  Paus.  II.  4.  3,  vgl.  Beck  S.  865 
fgg.  und  im  Allg.  Scbeibel  Beitr.  zur  genaueren  Kenntniss  d.  allen 
Welt,  Breslau  1808.  8,  S.  55—210  und  C.  Wagner  rerum  Corinth. 
spec.  Darmst.  1824.8.  Die  älteren  Könige,  Marathon,  Polybus  u. s.  w. 
hat  Korinth  mit  Sicyon  gemein  ;  dieses  selbst  aber  kommt  nach  Po- 
lybus Tode  unter  Argos  (Adrastus,  Her.  V.  67)  oder  Mycenae  (Paus. 
JI.   6.  4.). 

8)  Her.  \  II.  ^4  l  ^'loiviq  ö\  'öaoy  n\v  yQcvov  fv  IliXoiiovvrjau  olxiov 
riij'v  vfjv  xaku'fifvTjv  ''AyuuTjv  ,  xal  71(jIv  tj  Jayaov  re  xal  Sovd-ov  um- 
xfO&ai  (l(;  rifXonövrriOov ,  fxuXfovro  Tl(Xuayol  Alyiuliic; ,  Inl  d\  Iwroq 
rov  Zov&ov"Jo)vfc;:  vgl.  I.  145  und  Strabo  VIII.  7,  der  sie  aus  Attika 
kommen  lässt,  worüber  unten  §.  95;  die  Leugnung  ägialeischer  (o- 
nier  bei  G.  Uebelen  zur  Urgeschichte  d.i Ionischen  Stamms,  Stuttg. 
1,837.    8,  ist  jedenfalls   ganz   willkürlich.     ;. 

9)  Ciavier  I,  p.  185  fgg.,  Raoul  -  Röchelte  Colon.  I,  p.  202, 
Clinton   I,  p.   73   fgg. ,   Curtius  Pelop.   II,  S.   344. 

'  10)   Paus.    Vn.    1.   7:     Sx'vt]9hTWv    Sf    h  "^Aftyii    xal    Aaxtdal/xovi, 

xbtv  ^Axaiov  nuLdoiv  Toi'C  (tv&fiijjrtov^  ivravd-n  l^fvixTjOfv  Ayatoiiq  xXt]- 
Oijvm'  TOVTo  ^liv  atfitotv  uvofia  ijv  Iv  xotfü  ,  /laraol  dl  Afiylioi^  löirt, 
woraus  aber  keineswegs  mit  Müller  Orchom.  S.  109  — 113  (vgl.  Pro- 
leg z,  Mylhol.  S.  185)  zu  schliessen  ist,  d.nss  bereit'«  die  Danaer 
zu  den  Achäcrn  gehörten  ;  diese  hängen  vielmehr  wesentlich  mit  Pe- 
iops  zusammen,  Strnbo  VIII.  5.  5,  p.SCrl,  Schol.  Pind.  Olymp.  I. 
37,  80  unklar  auch  dessen  Herkunft  (§.  7,  not.  5)  und  Verhältniss 
zu  den  Söhnen    des   Achüus  ,     Archander    und   Architcics  ,    ist ,    vgl. 


70       Th.  II.  Darier.    C.  I.  Die  dorische  Eroberung. 

Manso  Sparta  I.  2,  S.  52,  Ciavier  Hist.  I,  p.  292  und  Apollod.  II, 
p.  87,  Schubart  Quacst.  p.  140;  und  -wenn  sich  gleich  bei  Her.  V. 
72  der  Heraklidc  Kleomenes  einen  Achäer  nennt,  so  knüpft  sich 
doch  dieser  Name  im  Peloponnes  eng  an  das  Königshaus  der  Atri- 
den;   Merleker  p.   6  fgg>,   Zeitschr.   f.   d.  Alt.    1852,   S.    4. 

11)  Strabo  VIII.  6.  10,  p.  571  :  xmt'  ug^uq  /aiv  ovv  xo^'Aqyoq  Ithxqu- 
xn  fiukXov^  iid-  ul  Mvxfjvai,  fifii,ova  iTiiäoaiv  Xußovaai.  dtu  ttjv  tüv  JIi- 
Xoitiöwv  ilq  ai;T«?  nid-iÖQvaiV  niqiaxuvxüiv  yug  *l?  xuq  Argfio?  nuiö'u<; 
itnrivxmvf  ^Ayufiffivmv  wv  nQiaßvTfgoq  nuQuXnßiov  xtjv  i^ovaiav  a/iu  xvyrj 
xi  xat  dqtxTj  tiqo<;  toT;  ovai  nokXi]v  ngoaixxjjauxo  xF/q  /oigui;  x.  t.  A. 
Daneben  freilich  noch  andere  Häuser,  deren  Ahnen  namentlich  bei 
dem  Zuge  der  Sieben  gegen  Theben  betheiligt  erscheinen  ,  Trie  die 
Prötiden  aus  Danaus  Stamme  in  Tiryns  (Kapaneus -Sthenelus)  und 
die  äolischen  Amythaoniden  ;(Bias-Adrastus  ;  Meiampus-Ampfaiaraus), 
in  deren  argivisches  Erbe  Diomedes  eintritt ,  vgl.  Diodor.  IV.  (i5. 
68,  Paus.  II.  18.  4,  30.  6,  und  mehr  bei  Böckh  expl.  Find.  p.  455 
und  Schubart  p.  157  ;  doch  herrscht  Agamemnon  über  alle  (lliad.II. 
108:  ^'AQyfV  nuvxl  uvüoaojv),  und  es  ist  eben  so  unzulässig,  mit  Lach- 
mann spartan.  Staatsv.  S.  53  Persiden  in  Mycenae  und  Atriden  in 
Lacedämon  gleichzeitig  zu  setzen,  als  mit  Uschold,  dem  Lauer  ho- 
mer.  Poesie  S.  141  fgg.  mit  Recht  entgegentritt,  Agamemnon  selbst 
zu  einem  Gotte  zu  machen  ,  so  schwer  auch  sonst  in  dieser  ganzen 
Sage  die  Scheidung  des  mythischen  und  geschichtlichen  Elementes 
vrird  ;  vgl.  Uschold  trojan.  Kr.  S.  166  fgg.,  Zeitschr.  f.  d.  AU. 
1836,  S.  44  fgg.,  Vorballe  I,  S.  488  fgg.,  auch  K.  Eckermann 
Melampus  und  sein  Geschlecht,  Gott.  1840.  8,  und  über  Diomedes 
O.  Müller  kl.  deutsche  Sehr.  II.  S.  168  fgg.  und  Schwenck  in 
Welcker's  Rh.   Museum  VI,  S.  289  fgg. 

12)  Paus.  III.  I.  5:  ißuaiXivaav  d\  xal  ol  Tvvdä(jf(o  naZS«;  xal 
Mfvfkaoq  0  ^Axqtox;  TvväuQfco  ya^ißgo?  aiv,  OQtaxTjt;  xt  EqftiovTj  rij  Mt- 
veXuov  avvoixb)v ;  vgl.    il.    18.   4  und  Eurip.   Orest.    1049. 

13)  Diodor.  XV,  66  :  xo  /J,iv  ovv  naXaiov  ol  uno  NrjXiox;  xnl  Nf- 
axoQoq  xaxia)(ov  avxr'v  nfXQ^  '^^v  TqonxöJv  xqö>mv'  litxu  dt  xuvx  Aya- 
/if/ivovo(;  'OqtaxT]<;  xui  ol  an  avxov  /*fXQi-  T/j?  xa&odov  xwv  HquxXh.ööh'  : 
vgl.  Strabo  VIII.  3.  29,  p.  541  und  mehr  bei  Ross  Königsreisen  I, 
S.  203  und  Curtius  Pelop.  II,  S.  124,  vpo  übrigens  auch  das  vrei- 
tere  Zeugniss  desselben  p.  550  nicht  übersehen  ist:  ntxu  61  Ttjv 
MiviXäov  xfXivxTj*  i^uo&tvi]aävxmv  xwv  6 taä i^n/iivfüv  xrjv  »QXV^  "''  -^V 
XitSui  Tiy?  Mioarjviaq  fiirJQXov. 

14)  Vgl.  Strabo  VIII.  3.  7  und  mehr  bei  Schönemann  Geogr. 
homer.  p.  35  fgg.  und  Müller  Orchom.  S.  363,  obgleich  die  Haupt- 
stadt —  vrenn  man  nicht  für  Ilias  und  Odyssee  verschiedene  Vor- 
stellungen annehmen  will  —  nach  lezterer  vielmehr  das  messenische 
als  das  triphylische  Pylus  seyn  muss;  s.  Nitzsch  z.  Odyss.  I,  S.  133, 
Völcker  in  Seebode's  Archiv  1828,  S.  44,  Leake  Morea  I,  p.  415, 
Curtius  II,  S.   174. 

15)  Apollod.  I.  9.  9,  Diodor.   IV.  68,  Paus.  IV.  2.  2  u.s.w.- 

16)  Strabo  VIII.  1.2:  ovxüt  öf  xov  AloXixov  nXrjd-ovq  IntxQaxovv 
Toc  iv  TOI?  ixxu<;  laO-fiov  xal  ol  hxoq  AloXiVq  tiqoxiqov  i/oav  ,  ih  ifii- 
xO^aav  .  .  .  ol  /4tv  f*üXXov ,  ol  di  jjxxov  uloXit^ovxn;  axf^ov  6  l'xi  xal 
virv  xuxu  nöXnq  aXXoi  uXXtoq  SiaXfyovxat,  doxovai  di  6uiqii,iiv  utiuvxk; 
6id  XTJv  av/jißüaav  imxQaxuav.  ^,^,    „j  ,  i  •,•,   ^^^ 


§.  18.    Die  dorische  Theilung  des  Peloponnes.         71 

17)  S.  Strabo  VIII,  p.  550,  IX,  p.  602,  Paus.  II.  18.  9,  und 
mehr  unten  bei  Athen. 

18)  Her.  I.  145,  Polyb.  II.  41,  Str.  VIII,  p.  561,  Paus.  VU. 
1.  8;    vgl.  Raoul-Roch.  III,  p.  9  fgg. 

§.  18. 
Die  drei  Länder  der  Atriden  wurden  darauf  unter 
die  Söhne  des  Königs  Aristomachus  getlieilt  ^),  die  diese 
Besitznahme  übrigens  zugleich  durch  angebliche  Ansprüche 
ihres  Ahnen  Herakles  heiligten  ^) :  Temenus  als  der  Ael- 
teste  erhielt  Argos  als  alten  Herrschersitz  ^)  ^  Kresphon- 
tos  soll  sich  durch  List  in  den  Besitz  des  besten  Theils, 
Messeniens  gesezt  haben '^)^  die  unmündigen  Söhne  des 
Aristodemus,  Eurysthenes  und  Prohles^),  wurden  mit 
dem  schlechtesten  Loose,  Lakonika,  abgefunden  ^).  Von 
Argos  aus  wurden  dann  durch  De'iphontes  in  Epidau- 
rus^),  Agäus  in  Trözen  ^),  Phalces  in  Sicyon^),  Aletas 
in  Korinth  ^o)  eigene  Reiche  gestiftet  5  Attika  verlor  we- 
nigstens Megara,  das  zuerst  in  Abhängigkeit  von  Ko- 
rinth wie  Aegina  von  Epidaurus  '  ^) ,  später  selbständig 
in  die  Reihe  der  dorischen  Staaten  eintritt  ^^).  Inzwi- 
schen dürfen  alle  diese  Eroberungen  nicht  als  so  plötz- 
lich vollendet  betrachtet  werden  ^  nicht  geringe  Reste  der 
früheren  Landeseinwohner  scheinen  theils  friedlich  und 
freundschaftlich  neben  den  Eroberern  fortgelebt  ^'),  theils 
in  den  festen  Burgen  des  Landes  ihnen  längeren  Wider- 
stand entgegengesezt  zu  haben  ^'^)  5  und  wie  es  jedenfalls 
sicher  ist ,  dass  mehre  der  namhaftesten  alten  Achäer- 
städte  erst  nach  Jahrhunderten  den  dorischen  Waffen 
unterlagen  ^^),  so  sehen  wir  auch  noch  bis  in's  achte  und 
siebente  Jahrhundert  a.  Chr.  von  Lacedaemon  selbst 
achäische  Golonicn  ausgehen,  die  sich  gerade  durch  ihre 
Auswanderung  die  fortdauernde  Unabhängigkeit  erkauf- 
ten 16). 

1)  Vgl.  Plat.  Legg,  III,  p.  683  D  und  mehr  bei  Clinton  I, 
p.  110  fgg.  und  Wachsmuth  über  den  Stammbund  der  Dorier  im 
Peloponnes  H.  A.  I,  S.  808. 

2)  Isoer.  Arebid.  |.  18:  h'Qkjkov  'A()yo<:  n\v  xar'  ((y^iarilav  uv- 
■twv  yivö/ifvov  {Ev(ti'nOio)i  yuf}  uno&nvovroz  norot  IJfQonöiJiv  rjCiav  xf/ra- 
kfln-IAfiihoi) ,    AuKidaiftovu    öi   Murn    döoiv  {}*ßX^&il(;  yuq   Tv»6ü(Jiuq  i» 


72      Th.II.  Darier .    C.J.  Die  dorische  Eroherung. 

r^?  dgX^^t  tniidTj  Kuaraq  xa*  rioXiiSfiinrjc;  i\  dv&grijnojv  T^qtavia&rjauv^  i 
x«T«yayöi'iroc  uvrov  ÜQUvikiovq  6L6ü)aiv  avru)  xrjv  ^mquv  6iü  xt  Tiyi» ! 
tviQYiaiav  ravT^v  xal  diu  ii^v  avyyhitav  tjjv  ngcq  rovq  natdag)  ,  Mta- 
aT]vT]v  dt  öoQiäXojTov  i,jj(fi&iVauv  {avXrj&tl<;  yd(}  'HijaxX^q  t«?  ßovq  rdt\ 
ix  rrjq  Egvd-fiaq  vxo  I\lTj}.io>q  xaJ  rüv  naiöoiv  nkrjv  i'no  IVfatoQoq  /l«-j 
ßcoD  «i/T^v  alxfiüloirov  roiiq  fiiv  udniijauvraq  uniKTtiviv,  NiaroQt,  6i  na- 
gaxarari&fTai.  tt^v  nöXiv)  x,  r,  X.,  Tgl.  Aristipp.  in  Epist.  Socrat.  30] 
und  Einzelnes  mehr  bei  Apollod.  II.  7.  3,  Diodor.  IV.  32.  33,  Paus.' 
II.  18.  7,  V.  1.  1,  Aelian.  V.  Hist.  IV.  5  mit  der  Kritik  von  Müller^ 
Dorier  I,  S.  46  fgg. 

3)  Tai  nqioßvrÜTm  ySgaq  ilrjQi&T] ,  Jnlian.  Epist.  35  ;  vgl.  Platl-j 
Legg.   IIl,  p.  692  E   und    mehr  bei  Grote  II ,  p.  409  fgg.  426  fggJ 

4)  Eurip.  bei  Strab.  VIII,  p.  563;  vgl.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  £| 
und  über  die  List  selbst  die  verschiedenen  Erzählungen  bei  Apollod.f 
II.  8.  4,  Pausan.  IV.  3.  5,  Polyaen.  II.  6,  Schol.  Soph.  Ajac.  12851 
Der  Fuchs  Symbol  der  Messenier?  G.   Inscr.  I,  p.  87. 

5)  And.  Lesart    Patrohles;    doch    s.   Marx    ad   Eph.  p.   109   fgg. 
— '  lieber  die  Entscheidung  der  Erstgeburt  unter  den  Zv^'illingen  füti 
Earysthenes  s.   Her.  VI.   52. 

6)  Vgl.  Curtius  II,  S.  209  fgg-,  aber  auch  Menander  bei  Stob^ 
Serm.  LVI.    7  :   t«  xaxüq  rqf<povxa  %ü)Qi,'  avdgdovq  noitV, 

7)  Paus.  II.  26.  2;  vgl.  Müller  Aegin.  p.  40. 
■       8)  Vgl.  Weissenborn  Hellen  S.  31   und  Curtius  Pelop.  II,  S.  433,^ 

d^',||iies;es    wenigstens    mit    grosser  Wahrscheinlichkeit    aus    der  Zi 
sammenst^llung   mit    Deiphontes  bei  Strabo  VIII.  8.   5   und  Scymnusl 
532  scfaliessen.      Die   Namensform    schwankt,    namentlich    da    er  dei 
jüngste    Solin    des  Temeuus    gewesen   zu  seyn  scheint,     den   Andere 
Agräus  oder  Agelaus  nennen;    doch  ist  gerade    für    diesen   die   obigej 
Form    neuerdings  durch  Nicol.   Damasc.  in  MüUer's  Historiogr.   II I^ 
p.  376  bestätigt. 

9)  Paus.  II.  6.  4. 

10)   Diodor.    Igm.   1.  VII    T.   IV,    p.   13  Bipont.  ,    vgl.   Paus.   11^ 

4.   3,  Schol.   Pindar.   Olymp.   XIII.   17,    und    mehr  bei  Ruhnken.    n^ 

Veli.    Pater«.  I.  3,  Marx  ad  Eph.  p.   112,    Wagner    Corinth.  p.  80,if 

Weissenborn  S.  41. 

11)  Her.  V.  83;    vgl.  Müller  Aegin.  p.  43  fgg. 

12)  SvftTiayrfq,  aiirr/v  InoXiaav  yiiq  /lo)QuV(;^  nXftOToi.  KoQiv&ioi  rtj 
xaV"Miaoiiv,oi,  Scymhus  503;  vgl.  Her.  V.  76,  Str.  IX,  p.  602,  XIV,^ 
p.  965,  Paus.  I.  39.  4,  und  über  das  Verhältniss  zu  Korinth  insbc8)f 
die  Sprichwörter  MtyuQfMv  dux()i'n  Zenob.  V.  8  und  ^i,oq  Köfiir&o-^J 
bei  den  Scholiasten  zu  Pind.  INem.  Vli.  105,  Aristoph.  Ran.  442,^ 
Plat.  Eathyd.  p.  292  E;  auch  Plut.  Qu.  gr.  17  und  im  Allg.  Reir 
ganum  d.  alte  Megari«,  Berlin  1825.  8  und  Welcker  Proleg.  Theognj 
p.  XVIII. 

13)  Philonomus    in   Amyklae ,    Strabo   VIII.   5.   4,   p.    560,    vgl'.! 
Müller  Historiogr.    III,  p.    375  und    Curtius   Pelop.    II,   S.   246;   Do- 
ridas  und  Ilyantidds  in   Korinth   selbst.    Paus.    II.   4.    3;    Neüden   in' 
Pylus    noch    im    zweiten    messeuischen    Kriege    nach    Strabo    p.    545f 
vgl.   mit  Paus.    IV.    18.  1;  23.  l   und   Plut.    Apophth.    Lac.   p.  221  F; 
8.  Müller  Dor.   I,  S.  98. 

14)  S.   Müller  I,  S.  77  fgg.   91  fgg.,  Piass    II,  S.  82  fgg.,  und 
was  Thuc.   IV.  42  von  Solygios  bei  Korinth  ,    Paus.  II.   38  von  Tu- 


§.19.     Schichsale  der  Besiegten.  73 

raenion  bei  Argos  berichten:  log>cq  foriv,  ftp'  ov  JmQiTJ^  ro  nuXtti 
Idov&fVTff  ToVg  iv  rjj  noi^ii  Kogtv&ioi^  inoXi^iovv  ovaiv  ^lolivoi,  und  : 
xarnXaßüJv  yug  y.ul  fxvQ(i)aäfitvo<;  ro  xcogiov  inoXffiii  avv  roTg  /fojQUiaiv 
at'nö&t  rlv  iiQoq  Tiaaftivov  xul  'AxttQV<;  nüXf/*ov  ;  Tgl.  Ross  Reiserou- 
ten  I,  S,   149. 

15)  Paus.  III.  2.  6:  fTil  rovTov  (TriXfiiXoii)  nöXng  Auxfäat/iövtot 
TÜv  niQioixiSmv  TioXfno)  xQUTi'/aavreg  l^elXov  Aßvxkut;  xai  ^ÜQiv  nai  TIi- 
QÜf&gag  f^övrojv  tri  'Ax<nö>v '  rovxmv  0aQZxat  xai  rfgavQ-qäxai  rtjv 
t^oäov  Twv  Jiogüoiv  xaTanXayfVTfq  uTiiX&ftv  ix  TlfXonovvTjaov  niiyx"*- 
govvrai  r'jiöoTiot'dov  •  toi;?  df  'AfivxXanVq  oi'x  f  J  iniSQOft^q  fxßaXXovaiv, 
dXXd  uvxidyovrnc;  rt  fnl  noXv  zw  noXf/ioj  nat  i'gytt  oik  uSo^a  »Titdftfa- 
lt4vov<;  ^  also  nicht  bloss  Ennpörung ,  wie  es  Ciavier  II,  p.  168  fgg. 
mit  Andern  auffasst  ;  vgl.  Manso  I.  2,  S.  238—240,  Thirlwall  I, 
S.  281,   Clinton   II,  p.   405.     Eher  gilt  dieses  von   Mycenae   und  Ti- 

A  ryns  ,  deren  Unabhängigkeit  zur  Zeit  der  Perserkriege  (Her.  IX.  28, 
vgl.  Müller  I,  S.  83,  II,  S.  56,  Curtius  II,  S.  348)  doch  wohl  nur 
mit  der  Her.  VI.  83  erzählten  Begebenheit  zusammenhing  ;  s.  auch 
VIII.  73. 

16)  Vgl.  Raoul-Rochette  III,  p.  113.  188.  195,  und  mehr  unten 
C.  IV. 

§.  19. 
Auch  rücksichtlich   der  besieg^ten    Landeseinwohner 
ist    übrigens    ein    doppeltes   Verhältnlss    wohl   zu  unter- 
scheiden, obgleich  die  Ursachen  dieses  Unterschieds  nicht 
überall  dieselben  gewesen  seyn  mögen  ^).    Ein  Theil  der- 
selben  behielt   die   persönliche    Freiheit    und  das  Eigen- 
thumsrecht  an  Grund  und  Boden,  musste  jedoch  den  Sie- 
gern Tribut  entrichten  und  Heeresfolge  leisten,  ohne  die 
staatsbürgerlichen  Rechte  mit  ihnen  zu  theilen^  das  wa- 
ren die  Tiegi'oiy.oi  oder  Landbewohner  im  Gegensatze  der 
Hauptstadt^),    von  welcher  in  Lakonilta  die  Dorier  vor-  ' 
zugsweise  Spartiaten  heissen,  während  jenen  nur  der  all- 
gemeine  Landesname  Lacedaemouier   blieb  ^)  ^    in  Argos 
scheinen  sie  den  besonderen  Namen  Orneaten  geführt  zu 
haben '^).      Andere  dagegen,    die   auch  ihre  Feldmark  an. 
die  Sieger  verloren  hatten,  traten  zu  diesen  in  eine  Leib- 
eigenschaft, die  sich  von  sonstiger  Sclaverei  nur  dadurch 
unterschied,  dass  es  dem  einzelnen  Herrn  nicht  frei  stand 
sie  zu  entlassen  oder  ausser  Landes  zu  verkaufen  ^)  5  sie 
bestellten    die   Ländcrelcn    ihrer   Herren    gegen    eine  be- 
stimmte Abgabe  vom  Ertrage  derselben  ^)  und  begleiteten 
jene  im  Kriege  als  Waffenknccbte  ^),  in  Nothfällen  wohl 
selbst  als  Leichtbcwafl'nete  ^),  woher  sie  in  Sicyon  ttoQV- 


74      Th.  II.  Dorier.    C.  1.  Die  dorische  Eroberung. 

vt](poQOt,  in  Argos  auch  yv/tivr^tes  oder  yv/iivt;oioi  hlessen^)^ 
in  Lacedaemon  Tvar  ihr  Name  Heloten  ^o).  Ein  ähnliches 
Verhältniss  hatte  Eroberung  oder  Golonisation  auch  in 
andern  Gegenden  herbeigeführt ,  wo  z.  B.  die  Penesten 
der  Thessalier  ^1)  ,  die  Bithyner  in  Byzanz  ^^),  die  Kal- 
licyrier  in  Syrakns  ^^) ,  die  Mariandynen  im  pontischen 
Heraklea  ^*)  mit  den  spartanischen  Heloten  verglichen 
werden^  gleichwie  auch  das  Periökenverhältniss  aus  ähn- 
lichen Ursachen  vielfach  wiederkehrt  ^^)  5  so  scharf  wie 
in  Sparta  werden  jedoch  beide  selten  auseinander  gehal- 
ten ^^)  5  und  selbst  in  den  übrigen  Staaten  des  Pelopon- 
nes  lassen  die  politischen  Wirren  der  Folgezeit  die  Stel- 
lung des  niederen  Landvolkes  nicht  immer  klar  genug 
erkennen ,  um  vereinzelte  Ausdrücke  wie  iivv6(f}u).oi  in 
Korinth  ^^),  oder  ^atwvaTiorpÖQoi  in  Sicyon  ^^),  geschweige 
denn  KovinoÖFg  in  Epidaurus  ^^) ,  den  Heloten  auch  nur 
analog  zu  setzen ,  mit  welchen  sie  trotz  aller  Gering- 
schätzigkeit der  Bezeichnung  doch  zunächst  nur  die  äus- 
sere Aehnlichkeit  der  Kleidung  u.  s.  w.  darbieten  2°). 

1)  0er  gewöhnlichen  Ansicht  zufolge,  jenachdem  sie  sich  gut- 
willig ergeben  hatten  oder  mit  gewaffneter  Hand  bezwungen  worden 
waren,  vgl.  Göttling  im  Hermes  XXV,  S.  131  — 142,  Titlmann  griech. 
Staatsv.  S.  586  fgg.,  Schömann  Antiqu.  jur.  publ.  p.  107  fgg.,  Lau- 
rent droit  des  gens  II,  p.  59 — 66;  dagegen  macht  G.  C.  Lewis  im 
Gambr.  philol.  Mus.  II,  p.  45  fgg.  wenigstens  auf  die  Möglichkeit 
eines  bereits  früher  (zwischen  Achäern  und  Lelegern?)  bestandenen 
Unterwürfigkeitsverhältnisses  aufmerksam. 

2)  Isoer.  Panatb.  §.  179:  fitru  6\  laina  ditXövrai;  to  nXtj&oq  av- 
TWv  WS  01,0V  r  T]*  ile  Ikaxiaroi«;  «l?  tÖtioji?  yiaToi.xlaai,  ftiXQovq  xat  nok-, 
Xovg  (Stiab.  VIII,  p.  557:  AnntdaLfKav  fituri/i7iolt<;)'  anrivrcov  6  ano- 
ortQTjaavruc;  avxovq  wv  TtQoarjtiii,  fitzf^ttv  rovg  iXm&fQovg ,  rov<;  nXü- 
(Tioti?  ini&tVvui  TW»  xtvSvvmv  uvrotq  x.  t.  A.  ,  vgl.  Her.  IX.  11  mit 
Valcken.  p.  696  und  Larcher  p.  378,  auch  Paus.  IV.  8.  3,  uud  mehr' 
bei  Hüllmann  Staatsv.  d.  Alterth.  S.  87  fgg.  und  Müller  Dor.  II,' 
S.  21—30.  ■> 

;!  3)  Vgl.  Valck.  ad  Herod.  VII.  134  und  Clinton  IF,  p.  401  fgg., 
ohne  jedoch  die  Spartiaten  von  dem  INamen  Lacedämonier  auszu- 
schliessen ,  dar  im  Gegcntheil  der  amtliche  der  spartanischen  Re- 
gierung selbst  ist  und  überall  angewendet  wird  ,  wo  sie  als  Macht 
gegen  Aussen  auftritt.   Lachmann  spartan.   Staatsv.  S.    117. 

4)  Her.  VIII.  73;  vgl.  Müller  Aegin.  p.  48  und  Curtius  Pelop. 
II,  S.  479.  Anders  freilich  Arnold  und  Göller  zu  Thuc.  V.  68,  wo 
Kltmyaloi.  x«t  'ÜQvtÜTai  als  Ivfiftaxoi.  der  Argiver  vorkommen?  j 

•^     5)  Strabo  VIII.  5.  4,  p.  561  :  äovXovq  inl  ruxToVq  riaiv ,  woff  tov 


§.  19.     Schicksale  der  Besiegten. 


75 


Paus  III.  20.  6:  Auxfdai^ovioiv  äoidoi  toi-  xo.ror,  und  Pol.  Unon  . 
111.  83:  M^rai''  nn^&^iov  .al  rfo^o^v ,  >v.is  St.  Jobn  HeHenes  111. 
p.   39   nicht  bestreiten   durfte;    richtiger  Wachsmuth  1,  S.  ^Ui. 

6)  Plat  Legg.  VII,  p.  806E:  yKogylui.  hSfdofihai  äoidoiq  utiuq- 
yr)vrL  h't-tjc;  y^C  "^»"Aor.'T.v  !««*>?►  «WpwJio.?  C^ia.  ^  vgl. 
Adstot.  Politic.  II.  3.  13  und  mehr  bei  Müller  II,  S.  33  fgg.  und 
Lachmann   S,    liS. 

7)  0f(.«;tovT*?  s.  V.  a.  ^:iko^ÖQo.  6ovXo.,  Eustath.  »d  »ionys. 
Periee.  533;  vielleicht  auch  rnaaniorui  Xenoph.  Hell.  IV.  D  11, 
wofern  diese  nicht  Tielmehr  den  ^^rxir^K  Ath.  VI.  1Ü2  entsprechen; 
vgl.    Wachsmuth   II,   S.   29G. 

8)  Her.  IX.  10.  28;  vgl.  Thuc.  V.  57  und  mehr  bei  Rüstow 
u.   Köchly  Gesch.  d.  griecb.    Kriegswesens  S.   49  fgg. 

9)  S.  Pollux    und    Eustath.  1.   c.    oder  Steph.   Byz.  s.  v.  X.'o?  : 

mit  Ruhnken.   ad  Tim.  Gloss.  Fiat.  p.   213  und  Hesych.  I,  p.  16d: 

10)  Capperonnier  sur  l' histoire  et  1' esciavage  des  Hilotes  in 
M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XXIII,  p.271  fgg.  J.  C.  Schlaeger  de  Helo- 
tibus  Lacedaemoniorum  servis,  Heimst.  1730.  4.  C  G.  Nykopp  de 
Helotibus  Spart,  servis,  Abo  1820.  21.4.  &Wk  oder  k.X«ra.  von 
der  Stadt  Helos  ,  vgl.  Steph.  Byz.  p.  269  Mein  und  mehr  bei  Pe- 
riz.  ad  Aellan.  V.  Hist.  111.  20,  Sturz  ad  Hellen,  p.  o6  Gott  ing 
ad  Aristot.  Politic.  p.  465,  obgleich  davon  gewöhnlicher  tküo. 
(Strabo  VIII,  p.  561)  oder  'Ek.cna.  (Ath.  \\.  102)  geb« Met  wird, 
so  dass  Andere  mit  Lennep  Etymol.  I,  p.  2o7  und  Muller  Proleg. 
S.  429  die  Ableitung  von  U<»  =  algio>  vorzogen;  doch  kennt  diese 
kein  Alter,  vgl.  Schmidt  Zeitschr.  f.  Gesch.  Berlin  1844.  8, 1,  \-*'^^ 
und  so  viel  ist  gewiss .  dass  die  Spartiaten  gerade  die  fruchtbare 
Niederung  (fAo?)  am  Eurotas  sich  ^^e^C^eten ;  vgl  Kortum  S.  AS, 
Lachmann   S.    114,  und  insbes.  Curtius  II,   S.   21b  fgg.   i»a. 

11)  Ath.    VI.    85:     iftqikoxMQT/OnvTii;   nuQfäoixuv   iavrovq  TOf?   ©«T- 

vdgaq  o.It*  dnoxrivor.OiV ,  avrol  dJ  rijv  x^^gay  aihcK;  fgya^oMiyo.  t«c 
<n'VT«£«5  unoSokova^y  ofzo..  oiTv  ol  xuxä  t«?  önoXoyia<;  xarafxHvuyrn 
xal  nugctdiv-c«;  .'«.Tor?  }xh}&7inay  tot.  fifv  fifvfor^u  viv  SfnivfOTa, 
xal  noUol  Twv  xx'gUov  htvTwy  flolv  fvnogonfgoi :  vgl.  Uionys.  Hai.  II.  » 
und  Sturz   Lex.  Xenoph.  Hl,  p.  501. 

12)  Ath.  VI.  101:  'I'rlagxoq  6(  x«i  ^i'C«vTioi'C  9"?"'»'  ovt(ü  Bi&v- 
yÜtv  dianöaut  o'x;  Auxi^uiftovioi«;  töü»  n.i.o)TWv. 

13)  Suidas  II,  p.  231  :  KaUcxi'giOL  ol  wrl  twv  ylto^t!>go^v  h  ^v- 
e„xoro«,<:  y.rö^tvo»  noUoi  T.r.?  to  nkij&o<;  .  .  .  0^0.0.  Tof?  Anxfäu.- 
uoviwy  »Awa.  xui  nagn  fMaoakoK;  nfv.'arra?  x«i  nagu  Kgr,a.  x}.,]gwza^ -. 
vrI  Phot.  Lex.  p.  165,  wo  sie  KiXX^xvgio,  he.ssen  ,  und  mehr  bei 
Valck.   ad  Herod.   VII.    155  und   Welcker  «d  Theogn.  p.   XIX. 

14)  A7«(..«v<r.;vo)v  rfo.po»ö(.o.,  Poll.  III.  83;  vgL  Plat.  Legg.  VI. 
p.  776  D  und  mehr  bei  Schneider  ad  Aristot.  »^»''»'«^-.Jj»»-^^;.]^ 
und   Polsbcrw  de   Heraclea  p.    41.  ... 

15)  Wachsmuth  I,  S.  393   fgg. 

16)  In    Arges  nennt  Her.   VI.  82  äolloi,  was  Aristot.  Polilic.  V. 


5B  27t.  //.  Darier.    C.  II.  Verfassungen. 

3.  8  nf^ioiKoi,  vgl.  Plut.  mul.  virt.  p.  245  F;  und  Aehnliches  wie- 
derholt sich  in  Kreta,  Aristot.  II.  6.  3  und  7.  3,  in  Thessalien« 
Xenoph.  Hell.  VI.  1.  7  und  Ath.  VI.  88,  namentlich  wo  den  Leib- 
eigenen später  Kaufsclayen  gegenüberstehn ;  s.  Priv.  Alt.  §.  12, 
not.    16.      Ob   auch   Lacedaemon  deren  hatte?     Manso  I.  2,  S.    140. 

17)  Hesych.  II,  p.  382. 

18)  Ath.  VI.  101  :  nuQfi  2i)tvo)vloig  xarmvuxoifÖQovq  xnXfZa&ai,  dov- 
Xovq  Tiväq ,  nuQunkTjaiovq  'ovrac  roiq  infvväxraiq ;  vgl.  Poll.  VlI.  68 
und  Pierson   ad  Moer.  p.  225. 

19)  Plut.  Qu.  gr.  c.  1  :  Tov  di  Stjuov  xo  nlfZarov  iv  dygü  6ii- 
rqtßiv  ixakoiivro  df  »ovLnodfti,  wq  avußakitv  tan,  dno  xöJv  nodäv  yvot- 
Qii^oßfvoi,  y.ixovi/xfvwv,  onoxf  mixiX&ouv  H<;  xrjv  niktv:  vgl.  Hesych.  H, 
p.  312. 

20)  Schafpelz  und  Mütze  von  Hundsfell,  Ath.  XIV.  74;  vgl. 
Müller  Dor.  11,  S.  40  fgg.    und  Welclier  ad  Theogn.  p.  XXXV. 


CAP.    II. 


Staatliche  Eniwiehelung  der  Darier;    Verfassungen  in  Kreta  und 
Lacedaemon. 

§.20. 
Ueberhaupt  scheint  die  nächste  Folge  der  Eroberung 
für  die  Sieger  selbst  keineswegs  eine  günstige  gewesen 
zu  seyn,  und  das  Verhältniss  der  unterworfenen  zwi- 
schen den  Königen  und  ihrem  Volke  selbst  zu  Streitig- 
keiten geführt  zu  haben ,  die  zunächst  zum  Nachtheile 
der  erstem  ausschlugen  und  dadurch-  auch  die  Lage  der 
Besiegten  mitunter  wesentlich  änderten  ^).  Temenus  in 
Argos^)  und  Kresphontes  in  Messenien  ^)  sollen  bereits 
die  Opfer  solcher  Wirren  geworden  seyn,  und  gleichwie 
des  lezteren  Dynastie  ihren  Namen  nicht  von  ihm  son- 
dern von  seinem  Sohne  Aepytus  führt '^j,  so  ist  es  That- 
sache,  dass  die  beiden  von  den  Söhnen  des  Aristodemus 
entsprungenen  spartanischen  Königshäuser  nicht  Eurysthe- 
niden  und  Prokliden ,  sondern  vielmehr  Agiaden  und 
Eurypontldcn  genannt  wurden^)  j  als  Ursache  davon  aber 
wird  angegeben,  dass  die  ersten  Könige  sith  durch  über- 
mässige Begünstigung  der  früheren  Landeseinwohner  den 
Mass  ihrer  Dorier  zugezogen  hätten  ^).  Dass  jene  zu  dci^ 
Könige  in  einem  nähern  und  gleichsam  persönlichen  Ab- 
hängtgkeitsvcrhältniäs  standen,  lässtsich  daraus  schliesscn, 


§.  20.   Die peloponnesischen Darier  nach  d.  Eroberung .    77 

dass  selbst  noch  der  Tribut  der  lacedämonischen  Periö- 
feen  ausdrücklich  den  Königen  gezahlt  ward  '')  und  die- 
selben bei  dem  Tode  eines  Königs  zu  Trauer  und  Lei- 
chenbegleitung verpflichtet  waren  ^)  5  dieses  Verhältniss 
aber  scheint  ursprünglich  im  Sinne  einer  förmlichen  Haus- 
macht aufgefasst  und  die  alte  Einwohnerschaft  dem  sieg- 
reichen Volke  in  einer  Weise  gleichgestellt  worden  zu 
seyn ,  die  diesem  Besorgnisse  für  seine  eigenen  Rechte 
einflösste.  In  Lakonlka  ^)  und  Messenien  ^^)  hören  wir 
von  einer  Landeseintheilung  in  selbständige  Bezirke,  die 
durch  ünterkönige  regiert  werden  ^  anderwärts  finden  wir 
noch  später  die  drei  dorischen  Phylen  mit  einer  oder 
mehren  ähnlichen  verbunden  ,  deren  Namen  sie  als  In- 
begriff der  früheren  Bevölkerung  erkennen  lassen  ^^),  und 
daraus  musste  nolhwendig  ein  Kampf  um  die  beidersei- 
tigen Ansprüche  hervorgehn ,  der  um  so  zerrüttender 
wirkte,  als  er  zugleich  ein  Kampf  der  Könige  mit  ihrem 
eigenen  Volke  war  ^^).  In  den  meisten  Staaten  zog  das 
Königthum  den  Kurzem  ^^)  und  wich  früher  oder  später 
einer  Aristokratie  der  dorischen  Geschlechter,  deren  wei- 
tere Schicksale  mit  der  allgemeinen  Entwickelung  der 
griechischen  Staatsformen  zusammenfallen  ^'^)  3  nur  in 
Lakonika,  wo  gleichfalls  schon  volle  Zerrüttung  herrschte  ^^), 
gelang  es  Lykurg's  Staatsweisheit  die  streitenden  Facto- 
ren  zu  dauernder  Eintracht  zu  versöhnen  und  zugleich 
wenigstens  diesen  Theil  des  dorischen  Stammes  zu  der 
kriegerischen  Zucht  und  Sittenstrenge  ^^)  zurückzuführen, 
die  derselbe  ausserdem  nur  noch  in  seinen  kretischen 
Colonien  unter  dem  Schutze  ihrer  insularischen  Lage  be- 
wahrt hatte. 

1)  Vgl.  m,  Antiqu.  Lacc.  p.  3  fgg. 

2)  Müller  Historiogr.  II,  p.  viii  und  III,  p.  376:  ort  Trjuivoq 
V7I0  TW»  favTov  naidwv  ttrtf&avf  6ui  ulriav  roinvdi'  ijnav  avxb)  xiaau- 
Qt<;  vUii  ,  .  .  &vyit.xTjQ  öl  Tol'vonu  'Yfjfijdü,  tjvrtva  täwni  ywulxa  jdtj'i- 
qiovrtf  xü  Avxißüxov  roii  Oi^aavüvoQoq  tov  KitjoiTinov  xov  HfiuxXioiK; ' 
axf(tyo}v  ovv  xaixTjv  xul  lov  yafißQov  noXv  fiäXXoy  rj  toi»?  i'^r?  xa»  #»; 
(inavxa  /^oj^fyo?  äuxiXn'  inl  xovxw  ol  viaviaxoi,  ßaQfox;  (f<i(>ovTf(;  f^fv- 
()ov  xuxoin)yovq  dv0{i(07iov<;  ,  ovq  Ini  niaOü  i'nttaav  xov  Trjf.tfvov  Kvtkftv; 
Vgl.  Apollod.  II.  8.  5,  Paus.  II.  19.  l' und  28.3,  aus  welcher  lez- 
tern  Stelle  wir  zugleich  mit  ziemlicher  Sicherheit  schlicsscn  köuncn, 


78  27t.  //.  Darier.  C.  II.  Ferjassungen. 

dass  hier  nicbt  etwa  eine  blosse  Pallastintrigue  ,  sondern  ein  histO" 
rischer  Mythus  vorliegt,  in  welchem  Hjrnetbo  eben  die  alte  Lan- 
desbevölkerung  vertritt;  s.  nnten  not.   11. 

3)  Isoer.  Archid.  §.  22:  MtaoTjvioi,  d'  ilg  roiir'  uatßtiag  ^X&ov, 
<oar'  trtißoidivaavTfi;  unixrnvnv  Kqtaip'ovTTjv;  vgl.  unten  not.  6  und  10. 

4)  Paus.  IV.  3.  8:  0  öi  AlnVToq  niQtyivirui  /lövoq  rov  oixov,  xat 
Ol?  avjjQ  fyivtio  ,  ot  y4gxddi<;  xuräyouaiv  avrov  »t?  Mioarjvrjv ,  avyxax^- 
yayov  di  xul  ol  Xomoi  ßuai.XfV(;  töjv  /iwfiifwv  ol  xt  AQLarodrjuov  naVän; 
xai  Ktlaoi;  o  Trjixivov  ..  .  7iQooayo/iivo<;  6i  toi/?  fiiv  iv  riXti  Miaanviojv 
&tQanHaiq ,  oaoi,  <Jf  7]aav  tov  ör/ftov  d'uQtaZq ,  iq  tooovto  nqoißrj  Tt/4.fj<;, 
(uq   xal  Tov(;   dnoyovovi;  Alnvziäai;  uvxi  'HgaxXiidwv  xXji&^vai. 

5)  Paus.  III.  7.  1 ;  vgl.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  2  und  Apophth.  Lac. 
p.  231  mit  Buttmann  Mythol.  II ,  S.  1C6  ,  der  jedoch  daraus  nicht 
folgern  durfte,  dass  die  frühern  Regierungen  überall  mythisch  seyen. 

6)  Paus.  IV.  3.  7  :  Miaarjvlmv  6\  twv  nQ/alojv  orx  iyiviro  vno 
rüiv  ^(üQifwv  0  örj/Aoq  avaaraTog ,  uXXu  ßaaiXivia&ui  n  avyxojQovoiv 
vno  KgiatfopToii  xai  avadüoua&ai  nQoq  Tovq  /ImQuXq  rrjv  yjjv '  diotxov- 
fitvov  di  uVTov  TU  noXXa  iq  X^Q'''"  "^"^  6ijfiov  fiüXXov  ot  tu  ;^p)J^aTa 
i'XovTfq  avzov  Tt  KQioqiovxTjv  inavaaxüvrtq  xul  xoii<;  vlovq  anoxxfivovai 
xovq  Xomovq:  Strabo  Vlll.  5.  5,  p.  562:  ixiivotq  di  xaiTifQ  olxioxaZq 
yfvofiivoiq  f^Tjdl  rovro  dtdoo&ai  Siaxi  xovq  an  atiTÜv  xoiq  fifv  Ergv- 
a&tviäuq ,  Tovq  df  llgoxXiiäaq  xaXita&ai ,  uXXd  xovq  fiiv  ^Ayiöuq  dno 
'u4.yi.doq  xov  Evgva&hovq ,  xovq  6^  Evgvniavxidaq  ano  EvQVTtwfxoq  xoij 
TlgoxXiovq'  xotiq  fifv  yuQ  dvvaoxfvaai  dixaiwq,  xovq  di  öi^ufiivovq  inTf- 
Xväaq  dvO-qmnovq  dt'  ixiivmv  ävvuaxivaai.  x,  x.  X. 

7)  Plat.  Alcib.  p.  123  A  :  \xi,  6i  xal  o  ßaaiXixoq  qiögoq  ovx  oXi- 
yoq  ylyvixac.,  ov  xiXovOiv   ol  Auxiäaifiovioi,  xolq  ßaoiXivai. 

8)  Her.  VI.  58;  Aelian.  V.  Hist.   VI.   1;   Paus.  IV.   14.  4. 

9)  Strabo  VIII.  5.  4,  p.  560:  yjyai  6^  "Eipogoq  xovq  xuxua^ävTaq 
rtjv  AaxüiyixTjv  'HquxXilSuq  diiXiXv  ilq  *J  fifQT]  xal  rtoXiaai  {noXnq  ?)  xtjv 
Xojgav.  .  .  xTjv  6\  Sndgxr^v  ßaoiXaov  anofpiqvai.  agiiaiv  avxoiq ,  ilq  dl 
xdq  uXXaq  nf/tifjut,  ßuoiXiaq,  imxgixpavxuq  dfXfO&ai  avvoixovq  xovq  ßov- 
Xo/iivovi;  TW»  Ifvwv  dt«  xt}v  Xdnuvdglav  (Aristot.  Politic.  II.  6.  12)  .  .  . 
VTittxovovxaq  d'  anavxaq  xotiq  Tifgioixovq  ^nagxiaxtöv  oftüjq  ioovofiovq 
tlvai  (iixixovxaq  xal  noXixtiaq  xal  ugxil-oiv  *  Ayi,v  äi  xov  Evgva&honq 
dqiiXfo&ai  xjjv  iaoxi/xiav  xal  ovvxtXtVv  ngoaxü^ai.  xjj  Snugxji.  Die  Na- 
men der  sechs  Orte  sind  theilweise  verdorben;  nach  Curtius  Pelop. 
IJ,  S.  309  wahrscheinlich  (ausser  Sparta)  Amyklae,  Las,  Aegys,  Pha- 
räa  ,  Böae  ;  ganz  verkehrt  aber  ist  es,  wenn  G.  Weber  de  Gytheo, 
Heidelb.  1832.  8 ,  p.  20  und  Lachmann  spartan.  Staatsv.  S.  183 
diese  Eintheilung  in  eine  spätere  Zelt  verlegen ,  wo  Lacedaemon 
vielmehr  fxuxö^inoXiq  heisst,  Strabo  Vlll,  p.   557. 

10)  Strabo  VIII.  4.  7,  p.  555  nach  Curtius  II,  S.  188:  "Eg)o- 
Qoq  xov  Kgtaqiövzyjv ,  tniid?)  liXt  Mtootjvtjv ,  öuXilv  (pijolv  tlq  nhxt  ni- 
Xfiq  aiiXT/v ,  (oaxt  SxfviixXugov  fifv  h  xü  ftfoat  xrjq  /(ugaq  xuihtiq  xti.- 
filvrjv  unodri^ut  ßaOiXtiov  ai'röj,  ilq  öi  xdq  uXXuq  ßaai.Xiuq  nffnpai,  TIv- 
Xov  XI  xul  'PLov  xal  MiaöXuv  xal  'Yufifüxiv  ,  nonjaavxa  laovofiovq  nuv- 
xuq  xotq  /iojgiivai  xovq  MiooTjviovi;,  dyavaxTovvxujv  öl  xwv  /iwgifiov  fti- 
xayvövxa  fiövov  xov  SxtvvxXagov  voftiaai,  nöX.ir ,  nq  xovxov  dt  xul  xovq 
/do)güuq  avvuyuynv   nüvraq. 

11)  So  in  Sicyon  Aegialeer,  Herod.  V.  68,  in  Argos  Hyrne- 
thier,  C.  Inscr.  I,  p.  579,  in  Phlius  vielleicht  X&ovo(fii'Uti ,  Müller 
Dor.   II,  S.   60;  in  Korinth   acht  Phylen,  Apostol.  Proverb.  Xlll.  93  : 


§.  21.    Das  dorische  Kreta  und  seine  Verfassung.      79 

ol  d\  ort  ^AXijTtjq  xarci  xQ^'^f*°''  toi)?  Kogiy&iovq  avvotxli^iiv  oxtw  <fvkai; 
inoirjOi  tovq  noXLraq  xul  oxtw  /«ff 7  tTjv  nö).i.v  ,  wozu  wohl  auch  die 
xvvölfakok  §.   19,  not.    17. 

12)  Plat.  Legg.  III,  p.  690  E:  xL  naqd  ruvra  u/iUQxövriq  ol  nigi 
Tt  "^Qyog  xai  M.iaarjV7]v  ßuoiÄTJq  avTovg  ufia  xal  ttjv  tüv  EkXrjvmv  dv- 
vaftiv  ovaav  &avfiuaTi^v  iv  tü  tot?  yqovui  6if(fd-fiQuv;  ug  ovx  ayvoj^- 
o«vTt?  Tov  'Haiodov  og&öruTU  Xiyovra,  ajq  ro  rj/xiav  rov  nuvzoq  nokku- 
xiq  iari  nkfov;  daher  auch  Erbkönige  rvgayvoi,  Aristot.  Politic.  V. 
8.  4  und  10.  3,  vgl.  Plat.  Epist.  VUI,  p.  354  B  und  Heracl.  Pol.2: 
Avxovgyoq  xuxakaßmv  nokkrjv  uvofiiav  iv  x^  naxgiät  xal  Xagikaov  xv- 
Quyvixüf  ug^ovxa. 

13)  Plut.  V.  Lycurg.  c.7:  maxt  ftij  na&tiv,  a  Miaa^vtoi,  xal  'Ag- 
yiXoi  xovq  nag'  avxolq  ßaoikfXq  l'Sgaaav ,  ßTj6iv  Ivöovvai,  fitjdi  ;ifaA«aat 
x^q  liovaiaq  inl  xo  d^/xoxix6v  i&ikijaai'xaq '  0  xal  fiukioxu  XTjv  Avxovg- 
yov  aoifiiav  xal  ngövotav  inoir/Oi  giavigdv  ilq  xuq  MiaOTjviiav  xal  Agytiw*, 
avyyfyöiv  xal  yiixövwv ,  ötj/jküv  xal  ßaatkfiav  axuouq  xal  xnxonoki,xiiaq 
u^ogwaiv  '  ol"  xüv  la(üv  uti'  dgx^?  xixi'/Tjxöxfq ,  i*  df  xüj  xkr/gat  xal 
nkiov  f/fty  ixeivuv  öö^auxiq,  ovx  inl  nokvv  ygovov  ivSainovrjaav ,  akk 
vßgii  fif*  xwv  ßuai,ki(i)v  ,  ovx  —  tvnd&Ui  61  xwv  oykav  t«  xa&iOTT^xoxa 
avvxagaluvxfq  Iddluv  x.  x.  k.  Vgl.  Paus.  II.  19  und  mehr  unten 
§.   56,  not.   13. 

14)  Vgl.  Isoer.  Panath.  §.  177:  ol  filv^Agyoq  kayovxtq  xal  Mta- 
OTjvTjv  nagazikrjalioq  diüxovv  xu  acpixig'  avxwv  xolq  rlkkoiq  EkkrjOi,  xo 
di  xgixov  MfQO?  ainöiv,  oi'q  xakov/nfv  vvv  Auy.idaiftoviovq  ,  axuainaui 
f*iv  (paaiv  avxovq  ol  xdxflxov  dxgißovvxfq  (oq  ovähuq  ukkovq  xüy  Ekkr/- 
vü)v  X.  X.  k. ,  obgleich  dessen  Darstellung  dadurch  allerdings  höchst 
verkehrt  wird,  dass  er  die  Periöken  als  ursprünglichen  d^/xoq  be- 
trachtet ,  was  sie  gerade  in  Lacedaemon  nie ,  und  auch  in  den 
übrigen  Staaten  erst  in  Folge  der  erwähnten  Entwickelung  gewor- 
den sind. 

15)  Her.  I.  65  :  xo  di  I'ti,  ngoxtgov  xovxwv  xal  xuxovo/nwxaxot 
rjoav  a/tdov  nävxcov  xwv  'Ekkr^vwv  i  vgl.  Thuc.  I.  18  und  Plut.  V. 
Lycurg.  c.  2:  xov  niv  ötji*ov  &gaovvotihov ,  xwv  df  vaxfgov  ßuoikiwv 
T«  (iiv  dnfx&uvofifvuv  xw  ßiäi^fa&ut  xoi'q  nokkovq,  xd  di  ngoq  ydgiv  t^ 
dl  da&ivtiav  vno<f(gofji.ivwv ,  dvo/iiu  xal  axa^ia  xaxiaxi  xijv  2nugx7]v 
inl  nokiiv  ygovov, 

16)  Isoer.  Areop.  §.  7  :  Aaxtdai/iövioi  xo  ftiv  nakatov  ix  ^avkwv 
xal  xajiHvwv  nokiwv  ognijQivxtq  did  xo  ow(fg6vwq  L,jjv  xal  axguxiWTtx(üq 
«OTfo/of  Ilikonövvrjaov  x.  x.  k, 

§.21. 
Dorler  kennt  in  Kreta  schon  die  Odyssee  ^),  und  die 
Sage  lässt  sie  von  Thessalien  aus  unter  Dorus  Sohne 
Tektamus  ^)  auf  diese  Insel  kommen,  so  dass  bereits  MI- 
nos  als  Dorler  zu  betrachten  wäre  ^)  und  die  jedenfalls 
höchst  bemerkenswerthe  Thätigkelt,  die  sich  bereits  mehre 
Menschcnalter  vor  dem  trojanischen  Kriege  '^)  thells  In 
Reinigung  des  ägälschen  Meeres  von  Freibeutern  ^)  IhcIIs 
in  gesetzgeberischer  Sittigung  des  eignen  Landes  an  sei- 


80  Th.  IL  Darier.    C.  IL   Verfassungen,  .j  .r, 

nen  Namen  knüpft  ^) ,  g^ieichsaiu  als  Vorläuferlnn  der 
geschichtlichen  Bedeutung  jenes  Stammes  gelten  könnte^ 
doch  genügen  auch  die  Golonien ,  welche  sechzig  bis 
achtzig  Jahre  nach  dem  Heraklidenzuge  unter  Pollis  und 
Althämenes  aus  dem  Pelopounes  nach  Lyktus,  Gortyna 
u.  s.  w.  gegangen  waren''),  um  zu  erklären,  wie  Ly- 
kurg sich  gerade  durch  einen  längern  Aufenthalt  in  Kreta 
zum  Wiederhersteller  des  dorischen  Geistes  in  seiner 
Vaterstadt  gebildet  haben  soU^).  Denn  so  muss  es  auf- 
gefasst  werden,  wenn  die  lykurgische  Gesetzgebung  selbst 
wohl  als  eine  Nachahmung  der  kretisehen  dargestellt 
wird  9)  ^  nicht  dass  Lykurg  positive  Einrichtungen  eines 
fremden  Staates  auf  den  heimischen  übertragen,  sondern 
dass  er  für  die  genannte  sittliche  Grundlage  des  dori- 
schen Charakters  ^^j  ^  auf  die  er  sein  Volk  zurückführen 
wollte,  entsprechende  Beispiele  und  Formen  gesucht  habe  ; 
wie  denn  auch  die  Aehnlichkeit  beider  Verfassungen  weit 
mehr  in  den  Sitten  des  täglichen  Lebens  als  in  dem  Staats- 
organismns  der  einzelnen  Städte  beruht.  Hinsichtlich 
des  leztern  1^)  beschränkt  sie  sich  auf  das,  was  wir  über 
die  Macht  der  Beamten  und  ihr  Verhältniss  zur  Volks- 
gemeinde hören ,  die  lediglich  mit  Ja  oder  Nein  über  die 
Anträge  des  Rathes  zu  entscheiden  hatte  ^^j^  Könige  be- 
sass  Kreta  wohl  nur  in  sehr  früher  Zeit^  und  die  an 
deren  Stelle  getretenen  zehn  Kosmen  ^5)^  die  aus  gewis- 
sen Familien  und  ohne  besondere  Rücksicht  auf  Würdig- 
keit erwählt  wurden '*),  werden  eben  so  uneigentlich 
mit  den  spartanischen  Ephoren  verglichen  ^^) ,  wie  die 
kretischen  Ritter  mit  den  dortigen  auch  nicht  viel  mehr 
als  den  Namen  getheilt  zu  haben  scheinen  ^^).  Am  ähn- 
lichsten war  noch  der  Rath  der  Dreissig,  der  sich  aus 
abgehenden  Kosmen  ,  die  ihr  Amt  untadelhaft  verwaltet 
hatten,  ergänzte  und  die  eigentliche  Regierungs-  und 
Oberrichtergewalt  ausübte,  ohne  an  schriftliche  Gesetze 
gebunden  oder  jemanden  verantwortlich  zu  seyn  ^'^)  j  die 
Kosmen  dagegen  wurden  nicht  selten  theils  von  ihren 
eigenen  Amtsgenossen,  theils  von  den  mächtigen  Ge- 
schlechtern   abgcsezt,  ja  bisweilen    die   ganze  Behörde 


§.  2i.    Das  dorische  Kreta  und  seine  f^erfass^inij.      8t 

aufgelöst  ^^),  und  daraus  scheint  zuiezt  der  demokratische 
Charakter  der  Slaatsforra  hervorgegangen  zu  seyn,  der  in 
späterer  Zeit,  auch  wenn  er  die  Namen  der  Aemter  hei- 
behieit  ^^)  ,  doch  ihre  Stellung  zum  Ganzen  wesentlich 
änderte  2°). 

1)  Odyss.  XIX.  177:  Jojgtifii  X{>i,yui»iq:  vgl.  Ktymol.  M.  p.  768 
lind  Strabo  X.  4.  0,  p.  729  mit  HÖeck  Kreta  II,  S.  17  ,  Müller 
Dor.   1,   S.   29    und   Proleg.   S.    399,  Marx  ad  Eph.  fgm.  p.    163. 

2)  Oder  Teutamus ;  vgl.  Müller  Etr.  1,  S.  94  und  im  Allg.  Diod. 
IV.  6Ü,  V.  80  mit  Raoul-Rocbette  Col.  II,  p.  132  fgg.  und  tlavier 
I,  p.   338. 

3)  Als  Adoptivsohn  des  Asterius ,  Sohnes  des  Tektamus ,  vgl. 
Müller  I,  S.  31  und  Hoeck  II,  S.  15 — 39,  der  übrigens  die  ganze 
Sage  entschieden  bestreitet  und  vor  dem  Heraklidenzuge  keinen  do- 
rischen Einfluss  auf  Kreta  anerkennen  will.  Eben  so  Schlosser  univ. 
histor.  Uebersicht  I.  1,  S.  308,  Thirlwall  I,  S.146;  Grote  II,p.  40 ; 
anders  Buttmanu  Mythol.    II,  S.  211. 

4)  Her.  VII.  171;  vgl.  Iliad.  XIII.  450,  Odyss.  XIX.  178  und 
im  AUg.   Clinton   I,  p.  71. 

5)  Thucyd.  I.  4u.8;  vgl.  Her.  I.  171,  Aristot.  Politic.  H.  7.  2, 
Str.  XIV,  p.  976,  und  mehr  bei  Meursius  Greta  Cyprus  Rhodus, 
Amst.  1675.  4,  p.  127,  Böcler  Diss.  acad.  II,  p.  1073,  Heeren 
Ideen  III.   1,  S.    111,   Hoeck  H,  S.   181   fgg. 

6)  Diodor.  V.  78;  vgl.  Strabo  X,  p.  729  fgg.  und  mehr  bei 
Davis,  ad  Cic.  Tuscul.  II.  13  und  Ast  ad  Plat.  Legg.  p.  7.  Frei- 
lich schieden  schon  die  Alten  zwei  Könige  dieses  Stammes ,  von 
•welchen  dann  der  Gesetzgeber  der  ältere  wäre;  vgl.  die  parische 
Chronik  Ep.  11  und  Plut.  V.  Thes.  c.  20  mit  Banier  in  Hist.  de 
r  A.  d.  Inscr.  III,  p.  49,  Larcher  Herodote  II,  p.  338,  Manso  Sparta 
I,  2,  S.  99,  Beck  Weltgesch.  I,  S.  885;  doch  ist  dieser  Nothbehelf 
längst  von  Sainte-Croix  Gouv.  fedcr.  p.  335 — 338,  Clavier  I,  p.  276, 
Neumann   Crctic.   spec.   p.    52  u.  A.   beseitigt. 

7)  Plat.  Legg.  IV,  p.  708  E:  xairoi  Ttvuq  i'fiVv  t*  rr  ^'AQyov^ 
oQol  x(ti  Alyivijt;  xal  uXXo&fv  twv  'Ei.X7Jvo)v  tlq  xtjv  xojquv  xnrojxiaftf- 
vot/?.  Althämenes  kam  von  Argos  (Str.  X,  p.  735,  vgl.  unten  §.  79, 
n.  2;  freilich  anders  Apollod.  111.  2.  1);  PoUis  von  Lakonika  (Plut. 
Mul.  virt.  p.247  und  Qu.  gr.  21);  ob  er  Gortyna  (Conon.  36)  oder 
Lyktus  angelegt,  ist  ungewiss;  jedenfalls  galt  lezteres  namentlich 
als  Tochter  von  Lacedämon  (Aristot.  Politic.  II.  7.  1  ;  Strabo  X, 
4.  17,  p.  737)  und  treueslc  Bewahrerinn  alter  Sitte  (Polyb.  IV.  54), 
hinter  der  das  minoischc  Knosus  weit  zurückstand.  Beide  führen 
übrigens  neben  ßoriern  auch  Minyer  und  Achäer;  daher  die  Namen 
peloponnesischcr  Städte  in  Kreta,  Amykläon,  Mycenae,  Therapnae ; 
vgl.   Müller  Orchom.  S.  317  und  im  Allg.   Hoeck  II,  S.  417-  447. 

8)  Vgl.  Ephorus  bei  Strabo  X.  4.  18  und  Plut.  V.  Lycurg.  c.  4 
mit  der  Kritik  von   Hoeck   III,   S.    11  —  19   und   432  fgg. 

9)  'Adiktfol  vö/Aoi  Plat.  Legg.  III,  p.  083  A;  vgl.  693  E  und 
IV,  p.  712  E,  auch  den  pseudoplatonischen  Minos  p.  318  fgg.  und 
Aristot.   Politic.    II.   7:     xul   yuQ  t'oixi   xal  liyirai  öi  xu  nXitoia  f'tf*t- 

I.  Uli.    4.  Aufl.  P 


82  Th.  IL  Dorier.    C.  Iiri^erfassungen. 

H^a&ui,  Tijv  KqtjthitJv  TioXmiuv  rj  rajy  Aaxwvoiv  .  .  .  (pual  yug  rov 
AvKovgyov,  on  xqv  (7iiT(Joniiav  ttJv  Xagt.Xäov  lov  ßaatXfo)q  xarukinojv 
iniÖTjurjai ,  roxi  rov  tiXiZotov  diaxqlxpai  xQ°vov  nfgl  t^v  Kqtjxtjv  öiit 
XTjv  avyyfVHuV  unoDtoi.  yag  ol  Avxxtoi,  xüv  Aux(övo)v  Tjanv,  naxiXaßov 
6  Ol  nQo(;  Ttjv  unoixiuv  fX&6vxi<;  xijv  T«£tv  twv  vöfiuv  VTiüg/ovaav  tv 
Tot?  TOTf  xaxoiAovGt '  6io  Kai  vnv  ol  nigloixoi,  xov  avxov  xgonov  ygiLvxai 
avxotq  f   (oq   xuxuoxn'üoavToq  Mivw   ngiaxov  xtjv  zü^iv  xmv   föf^ojv. 

10)  'AvSgiitt  xal  oo)ipgoavvri,  Polyb.  VI.  48  ;  vgl.  Thucyd.  I,  84, 
C.  Iiiscr.  I,  n.  1350  und  im  AUg.  Plat.  Politic.  p.  306  fgg.  und 
Republ.    III,  p.  410  fgg. 

11)  Ausser  den  Hauptzeugen  Ephorus  bei  Strabo  1.  c.  und  Ari- 
.stoteles  mit  dem  E^ccurs  von  Göttling  p.  472  fgg.  vgl.  hierüber 
Meurs.  Creta  III.  8—14,  p.  162—192;  Buhle  in  Wiedeburg's  hu- 
manist.  Magazin  1787,  S.  114—142,  P.  J.  Bitaube  in  M.  de  1' Inst. 
Lit.  et  B.  A.  III,  p.  332  fgg.,  Sainte-Croix  Gouv.  feder.  p.  329  fgg., 
Manso  Sparta  I.  2,  S.  98  —  121  ,  C.  F.  Neumann  rerum  Cretiearum 
spec.  Gott.  1820.  8,  p.  68  fgg.,  Tittmann  S.  412  —  420,  Hoeck  III, 
S.  1-39,  Pastoret  V,  p.  63—196,  Schömann  Antiqu.  p.  149-IGO, 
Tbirlwall  I,  S.  299  fgg.,  Lerminier  Hist.  des  legisl.  1,  p.  67—87. 
Die  Unabhängigkeit  der  einzelnen  Städte  verhindert  nicht,  dass  ihre 
inneren  Einrichtungen  im  Wesentlichen  gleich  waren  ,  s.  Müller 
Dor.  II,  S.  134,  Tittmann  S.  734,  Hoeck  III,  S.  21;  mag  auch 
Einzelnes  fälschlich  von  Lyktus  auf  alle  übergetragen  seyn  ,  vgl. 
Wachsmuth  de  veterum  Script,  levitate  ,  Lips.  1825.  4,  p.  8  und 
Hoeck  HI,  S.  431;  über  ihre  Vereinigung  in  Zeiten  der  Gefahr 
(ovyxgrjxiafioi;)  Plut.  frat.  amor.  c.  19,  Etymol.  M.  p.  732.  55, 
und  mehr  bei  Neumann  p.   92  fgg. 

12)  Aristot,  II.  7.4:  ixxXTjoLaq  dt  /xixfxovoi  nävxiq'  xvgUt  rf'  or- 
öivoi;  iaxiv  ulk  rj  ovvcti-ipTjtpiaaii  rrx  doxovvxa  xolq  yfgoi'Ot  xai  roiq  x6- 
Ofiatq '.  was  jedoch  ein  Verwerfungsrecht  nicht  ausschliesst ;  s.  Mül- 
ler Proleg.  S.  430  und  Schömann  p.  154  gegen  Göttling  im  Hermes 
XXV,   S.    148  und  Lachmann  spartan.    Staatsv.  S.    199. 

13)  Köa/ioi ,  auch  xöa/*jot?  vgl.  Welcker  kret.  Kolonie  in  The- 
ben S.  26  und  Böckh  C.   Inscr.  H,  p.  405. 

14)  rivovxai  yug  ol  rvxovriq,  Aristot.  §.  5.  Auf  jährlichen  Wech- 
sel ,  den  Polyb.  VI.  46  bezeugt ,  deutet  auch  die  Formel  ol  ihl 
noaftöviiqj    vgl.   Hoeck  III,  S.   48    und  Valcken.   ad  Theoer.   p.   272. 

15)  Vgl.  Cic.  de  Rep.  II.  33  und  mehr  bei  v.  Dale  Diss.  IX.  2, 
p.  747— 760;  dagegen  Müller  II,  S.  130  und  Hoeck  III,  S.  49.  Nur 
eine  äussere  Aehnlichkeit  ist,  dass  der  erste  (npwToxoa^o?)  dem  Jahre 
den   Namen   gibt. 

16)  Vgl.    Ephor.  bei  Strab.  X,  p.  738  und  darüber  Hoeck  S.  58. 

17)  Ephor.  das.  p.  741  ;  nigl  öt  xwv  /xfyiaxojv  ov/ißoi  Xoiq  xgö)vxui, 
ToiC  yigoxioi  xakov/ifvoiq '  xu&Ioxuvxhi  d  tlq  xovxo  to  ^vtfJgiov  ol  x/jq 
xmv  xonfiuy  tlgxfj'i  t/^toj/ifvoi  xui  xaXXu  döxtfioi  xf-iifo/nfvoi :  vgl.  Aristot. 
H.  7.  6:  To  yi'ig  uvvnivOvvov  xul  %o  dta  ßiov  fttiL^ov  inxi  ytguq  xT/q 
n^iaq  utixoZi;  xal  xo  fii^  xuxu  ygüfi/naxu  ug^fi-v  nXX  amoyfojfiovuq  fni- 
arpaXfq,  Der  oberste  hcisst  ngiiyiOTog ,  Valcken.  ad  Theoer.  p.  319; 
was  jedoch  überhaupt  Ehrenname  ist  ,  vgl.  Böckh  C.  Inscr.  II, 
p     407. 

18)  'Axoafila,  vgl.  Hoeck   S.   64. 

19)  S.  die  Inscliriflcn  von  Saec.  III  a.  Chr.  abwärts  bei  Chis- 
hull   Antiqu.   asialt.   London    1728  und   daraus   C.  Inscr.  n.  2554  fgg. ; 


§.  22.     Dorisches  Folkslehen  in  Kreta.  83 

Einzelnes  meLr  auch  bei  Rob.  PasLley  Travels  ,  Lond.  1837,  8,  I, 
p.  155,  II,  p.  109,  Lebas  in  Revue  de  PLiloI.  1845  I,  p.  266  fgg. 
und  Naber  in   Mnemosyne   1852  p.  75   fgg.    106  fgg. 

20)   Vgl.   Poiyb.  VI.  46  fgg.  mit  Hoeck   MX.  S.   70  —  95,    472  — 
482  und  Böckh  C.   Inscr.   II,  p.   397   fgg.  634  fgg. 

§.  22. 
Desto  näher  steht  den  lacedämonisehen  Einrichtunjjen 
die  ganze  Gestalt  des  geselligen  Lebens  der  Einzelnen 
auf  Kreta  und  kann  insofern  mehrfach  als  Vorbild  jener 
betrachtet  werden.  Die  ganze  Erziehung  trug  fortwäh- 
rend den  kriegerischen  Charakter,  dem  der  dorische 
Stamm  von  Altersher  seine  Existenz  und  neuerdings 
seine  Macht  und  Blüthe  verdankte  ^)  5  an  die  daraus  her- 
vorgehenden gymnastischen  üebungen  2)  schloss  sich  die 
Knabenliebe,  die  hier  wie  in  Sparta  gesetzlich  anerkannt 
und  als  ein  Mittel  das  jüngere  Geschlecht  dem  altern 
nachzubilden  begünstigt  ward  ^)  ^  und  in  ähnlicher  Art 
gewöhnte  die  tägliche  Gemeinschaft  in  Syssitien  und 
sonstigem  Verkehre ,  wozu  sich  die  Jünglinge  in  uyä- 
).(xg  *) ,  die  Erwachsenen  mit  ihren  Kindern  in  avdgsla 
vereinigten  5),  das  herrschende  Volk  der  Freien  in  ritter- 
lichem Geiste  zusammenzuhalten  oder  zu  wetteifern,  wäh- 
rend der  Ackerbau  mit  seinen  Einzelinteressen  den  Un- 
freien überlassen  blieb  ^).  Nur  die  Gleichheit  und  Un- 
veräusserlichkeit des  Grundcigenthums  war  hier  nicht 
wie  in  Lacedämon  gesetzlich  5  die  Syssitien  oder  Gemein- 
Speisungen  wui'dcn  daher  aus  einer  öffentlichen  Gasse 
bestritten ,  in  welcher  die  verhältnissmässigen  Beiträge 
der  Einzelnen  mit  den  Einkünften  zusammenflössen,  die 
der  Staat  theils  aus  dem  Ertrage  des  Gemeindelandes, 
theils  aus  den  Abgaben  seiner  Untcrthanen  zog  '')  5  und 
dem  entsprechend  werden  auch  rücksichtlich  der  abhän- 
gigen Landescinwohner  dreierlei  Classen  unterschieden  j 
vnfjy.ont,  die  als  zinspflichlige  Untcrthanen  den  Pcriökeh 
der  Laccdämonier  entsprechen^),  fnvioHai  oder  jurütai, 
Leibeigene  auf  den  Besitzungen  des  Staats  ^),  und  xA«- 
gütcii  oder  (Icpa/ttdJTat,  dergleichen  auf  den  Grundstücken 
der  einzelnen    Bürger ,    welchen    sie  gleich  den  Heloten 

12 


äl  Th.  tl.  Dorier.    C.  II.  F'erjassungen. 

bestimmte  Theilc  des  Erträgnisses  zahlen  mussten  ^^). 
Abgesehn  davon  genossen  übrigens  auch  alle  diese 
jede  Art  persönlicher  Freiheit,  die  mit  ihrer  staatsbür- 
gerlichen Rechtlosigkeit  vereinbar  war  i^)  5  zu  den  häus- 
lichen Verrichtungen  in  den  Städten  hatte  man  gekaufte 
Sclaven  ^^)  5  und  mit  der  Zeit  scheint  überhaupt  auf  Kreta 
die  mercantilische  und  industrielle  Richtung  dergestalt 
die  Oberhand  gewonnen  zu  haben,  dass  es  schwer  hielt, 
die  ursprüngliche  Verwandtschaft  mit  Lacedämon  wieder- 
zuerkennen 13).  bis  in's  vierte  Jahrhundert  a.  Chr.  thei- 
len  jedoch  beide  noch  den  überlieferten  Ruhm  der  Wohl- 
gesetzlichkeit 1+)  und  Unterwerfung  unter  die  Sitte  des 
Mutterlandes  1^),  die  um  so  treuer  aufrechtgehalten  ward, 
als  sie  auf  keinem  todten  Buchstaben  sondern  auf  der 
lebendigen  Uebung  und  Fortpflanzung  beruhete  ^^). 

1)  Plat.  Legg.  I,  p.  625  D:  ruvr'  oi'v  npo?  rov  nöXf/iov  rjulv 
nnvra  i\riqxvxat,  xai  Jirivö-  o  vo//oö*T»7? -rpo?  toi'to  ßkinuv  ovy(TttTTiro: 
vgl.  p.  G30  D,  II,  p.  66G  D,  IV,  p.  705  D,  und  Aristot.  Politlc. 
YII.  2.  5  mit  Ch.  Engel  de  republiea  militari  s.  comparatio  Laee- 
daemonioruni   Cretensium   et  Cosaccorum  ,   Gott.    1790.   4. 

2)  Plat.  Republ.  V,  p.  452  D  :  tJo^tovto  tÖjv  yii/uvuaiwv  n^HiTov 
/ifv  KgrJTfq,  tnfnu  Auy.f6aifiovt.oi.:  Tgl.  d.  Erkl.  zu  TLuc.  1.  6  und 
Krause  Gymnastik  d.  Hell.  S.  689  fgg.  Auch  Kriegstänze,  nvg(il- 
xat.,  8.  Lobeck  Agl.  p.  1126  und  mehr  Gott.  Alt.   §.  29,  not.  21. 

3)  Heracl.  Pol.  c.  3 :  raZg  d*  ngoi;  lo?'?  ri(jQivaq  igonixatt;  oni~ 
XUuq  \oUaai.  nQWTQi  »f/Qija&ai,  kuI  oi'x  ulaxQov  naq  uvzoZq  toviox  vgl. 
Epbor.  bei  Strab.  X.  4.  21  ,  p.  740  mit  Plat.  Legg.  I,  p.  636  ß, 
VIII,  p.  836  B,  und  mehr  bei  Periz.  ad  Aelian.  V.  H.  III.  9  und 
Hoeck  lil,  S.  106 — 119,  auch  B.  List  de  aniore  Lacedaemoniorum 
erga  pueros  honesto,  Lips.  1743.  4;  im  Allg.  aber  F.  Cramer  Gesch. 
d.  Erziehung  und  des  Unterrichts  im  Alterthum  ,  Elberf.  1832.  8, 
I,  S.  194—200,  Meier  in  Hall.  Encycl.  Sect.  III,  B.  iX,  S.  160 
fgg.   und  was   sonst   Priv.   Alt.  §.   29,  not.    19—24  citirt  ist. 

4)  Eph.  das.  p.  739:  t«?  d'  dy^Xnq  awäyoiiai*  ol  lni,(f,avfararot 
rmv  Tiaido}v  xul  dvvnroivaroi, ,  inaazog  offoi'S  nXtinzovc;  oiot;  t  iazlv 
u&Qoii,fiv'  {KdaiTjc;  df  T?y?  uyiXrjq  uq^ojv  fnrlv  o)^  to  noXv  o  nar^i)  tov 
(li'vnyuyövToq,  xv()i.o<;  iTiv  f^rtyfiv  inl  &j'j(iftv  xul  ö()oftol>c;,  xov  d  urtft&oi'vrit 
xoX('x!^ftv'  Tftfcfovrai,  di  drjfioaitC  ruxTuVq  ö(  xirnv  7/ftfQttiq  (tyfXtj  «(><.? 
uyiXrjv  ovfißüXXfi  fuxu  uiXov  xul  XvQuq  ilq  ftü/T/v  h  (iv&ftoj,  loanfQ  xnl 
IV  xolq  noXfnixoiq  flo')&nat  x.  x.  X.  Vom  achtzehnten  .lahre  an ,  s. 
Hesych.  s.  v.  dniiyfXoq  und  mehr  bei  Jloeck  III,  S.  100  und  Mül- 
ler II,  S.   303. 

.5)  Ausser  Aristot.  und  Ephorus  vgl.  Alb.  IV.  22  und  Heracl. 
Pol.  c.  3,  woraus  wir  zugleich  sehn,  dass  Kreta  noch  die  alle  Siltc 
des  Sitzciis  zu  Tische  beibehielt.      Mehr  gibt  Neumann  p.  104 — 110, 


§.  22.     Dorisches  VoJkslehen  in  Kreta.  85 

Hoeck  111,  S.  120-139.   Müller  II,  S.  201-278;  über  die  Syssilie» 
im   Allg.   auch   Hüilmann   Anf.    d.  griech.  Gesch.    S.    138  fgg. 

6)  Vgl.  das  Skolion  des  Hybrias  bei  Ath.  XV.  50  :  toxi  fioi 
nXovio?  ftfyuq  (fo^ii»  xal  ^iqiog  xal  ro  xukov  /.uioi/'i'oVf  znioßXrjfiu  •/{tuioi;' 
10VXOJ  yuo  uQ(üf  TOVTOJ  &fQii,(o  ,  TovTU)  nuTfüj  rov  Tjdvv  oivov  an  (tfi.ni- 
X(i)v  f  Toi/TW  dfO.ToTa?  /ivoiuq  xfxXrjfiui,'  xol  di  nrj  xoXfiwvxK;  ^/ftv  do(jv 
,  .  .  nuvxig  yovv  TunrTjöixit;  itfiov  nooaxvvivvxi  nf  Sianoxitv  xul  ftfyuv 
ßnatXia  gxaviovxfg ,  mit  Gräfenhan  ici  Mühlh.  Progr.  183.3  und  Cia- 
vier II,  p.    181   fgg. 

7)  Vgl.  Aristot,  II.  7.  4:  unc  nüvxwv  yu^  twv  yironfvwv  xuqtiüv 
Tf  xat  ßoaxTjiAUTWv  xul  Ix  Twv  dijfiooiwv  xul  (po()(ß)v f  ot'C  qfQovaiv  ol  711- 
(itotxot ,  rfxuxTui  ftfQog  ro  ftiv  nQog  xoik;  &fovq  xal  xuq  xoivuQ  XiirovQ- 
yiag,  ro  di  roTg  onaoirioiq  ,  ojaxf  fx  zov  xoivov  xQfcpfa&at,  navraq  xat 
nuZda<;  xal  yvvaVxaq  xal  uvdQaq  :  und  genauer,  aber  theilweise  abwei- 
chend Dosiades  bei  Ath.  IV.  22;  ol  di  Ai'xxioi,  oi'vuyovai  ftiv  läxoivH 
avoaixiu  ovxax;'  fxaaxog  raJv  yfvofiivuv  xaQnwv  uvuqifQii  xtjv  dixurtjv 
tl<;  xrjv  fxuiqiuv  xal  xu<;  xr/g  noXiox;  7iQoaoäov<;^  «?  diavffxovaiv  ol  tiqoi- 
oxrjxöxiq  xrjq  ziuXfftx;  flq  toi?  fxuaxwv  oVxonq'  xwv  di  dovXutv  (xctaxog 
jilyivutov  qifQit  oxuxfjfja  xaxa  xicpuXijv :  wofern  nicht  nach  dixuxrjv 
etwas  herausgefallen  ist,   s.   de  vestig.  inst.  vett.  in  Plat.  Legg.  p.  29. 

8)  Sosikrates  bei  Ath.  VI.  84:  tt/v  fniv  xoivrjv  dovXüav  ol  Kqrjxiq 
xaXovai  fivoZuv ,  rijv  öi  Idiav  atfUfiioixaq ,  toJ'C  di  nf(jioixoi><;  ^ititjxooik;: 
vgl.  Neumann  p.  125  —  129,  Müller  11,  S.  52  —  55,  Hoeck  III, 
S.   22  —  42. 

9)  Strabo  XII.  3.  4,  p.  817:  xa&üntQ  KqtjoI  f^iv  i&rjxiviv  rj  Mvüa 
xuXovnivT]  ai'vorfoq:  vgl.  PoU.  III.  83  und  Ath.  VI.  93:  "Egfttov  di 
iv  KQjjxixaVg  yXojoaatg  fivröxnq  xoik;  fvyivfZq  {fyyiviii;  Eustath.  ad  Iliad. 
XV.  431)  olxfxui;  —  ob  von  Mtfojia ,  wie  Göttling  und  Schömann 
Antiqu.  p.  151  gegen  Hoeck  u.  A.  annehmen?  eher  von  fiivoi  ,  vgl. 
Schmidt  Zeitschr.  f.   Gesch.  1844,   I,  S.   561. 

10)  'Afaftiwxui  olxirai  uyQoVxoi, ,  nägoixoi, ,  Hesych.  I,  p.  635, 
vgl.  p.  1549:  f(fTff*iav  dygöv,  und  mehr  bei  VVachsmuth  I,  S.  404; 
über  die  von  Platner  in  der  Tübing.  Jurist.  Zeitschr.  V.  1,  S.  17 
angezweifelte  Identität  mit  den  xX.aQÜxaiq  aber  Ath.  VI.  84,  bei  dem 
nur  die  Schreibart  itficpafitüxat  zu  berichtigen  ist. 

11)  Aristot.  Politic.  II.  2.  12:  Kqijriq  tu  i'iXXu  xuvxd  toVq  dov- 
Ao«?  fq}ifvxtg  fiovov  untniTjxuat  xu  yii/tvaatu  xal  r^v  xwv  oTiXtov  xx^atv, 

12)  XQvowvt]To, ,  Ath.  VI.  84;   Eustath.  ad  Iliad.  XV.   431. 

13)  Polyb.  VI.  46:  xu&oXov  d'  o  tiiqI  %tjv  ulaxQoxtQdiiuv  xal  nXtO' 
vi^iav  xQüno<;  oitw?  fni^otQiu^fi,  Tca()'  «i'ror?,  gL'ot*  nuQu  fiovoit;  Kgtjxui- 
fvoi.  xüv  anavxwv  dv&i)omwv  firjdiv  uIo/qCv  vofti^fo&ai,  xf()doc:  vgl. 
Strabo  X.  4.  17,  p.  737  und  mehr  bei  Wctstein  ad  Pauli  Epist. 
ad  Titum  I.  12,  p.  370,  Sainte-Croix  p.  426,  Mai  ad  Diodor.  Fgm. 
Vat.  p.    119,  Hoeck  IH,  S.   448  fgg. 

14)  Plat.  Grit.  p.  52  E  :  oi'xt  Aaxidaifiova  uqoj^qov  ovri  KQi'/xrjv^ 
«C  «fr;  fxäaToxi  (frjq  ivvofiHod-ui:  vgl.  Republ.  VIII,  p.  5i4  E  und 
Hoeck  HI,  S.  428  fgg. 

15)  MijxQiq  ,  wie  der  Kreter  zartsinnig  für  TiaxQlq  sagte;  vgl. 
Plat.  Republ.  IX,  p.  575  D  mit  Plut.  rcp.  seni  ger.  p.  792  E  und 
über  jene  Achtung  vor  Recht  und  Sitte  überhaupt  Lcgg.  I,  p.  634  E, 
II,  p.  666  D,  III,  p.    680  E  und  Aristot.  Eth.   Nie.   1.   13.  3. 

16)  Joseph,  c.  Apion.  II.  16:  Aaxi^ai/növiot  ftiv  xal  K^tpiq  tOt- 
a»v  Inuldivov,  oC  X'iyoK;. 


86  Th.  II.  Darier.   C.  II.   Ferjassunqen. 

§.  23. 
Auch  Lykurg's  eigene  Gesetzgebung,  wodurch  er  nacli 
seiner  Rückkehr  um's  J.  840  a.   Chr.   die  Angelegenhei- 
ten seiner  Vaterstadt  ordnete  ^),  trug  zum  überwiegenden 
Theile  diesen  ethischen  Charakter,  der  auf  den  lebendi- 
gen Gehorsam   der  Bürger    gegen  Sitte  und  Herkommen 
gestüzt  keiner  weiteren  Satzungen  bedurfte,  als  die  jenen 
Gehorsam  und  diese  Sitte  möglichst  aufrechtzuhalteu  dien- 
ten 2jj  und  kann  schon  um  desswillen  nicht  als  eine  neue 
Schöpfung ,    sondern   wesentlich    nur  als   Wiederherstel- 
lung   der    alten  Zucht   betrachtet    werden ,    welcher  sein 
Volk    durch    das    Glück    des    Siegs    entfremdet    worden 
war  5).      Nur    für   solche  Puucte,    die    er  nicht  mehr  als 
selbstverstanden    voraussetzen    durfte,    erliess    er    kurze 
schriftliche  Bestimmungen  *)  j  darunter  aber  soll  eine  ge- 
radezu den  Gebrauch    schriftlicher  Rechtsnormen   verbo- 
ten haben  ^)  ^  und  jene  Bestimmungen  sind  desshalb  wohl 
mehr  als  Verträge  anzusehn ,  die  er  zwischen  den  strei- 
tenden Elementen  vermittelte  und  von  Zeit  zu  Zeit  durch 
wechselseitige  Eidschwüre  bekräftigen  liess  ^).     Auch  ihr 
Name  QTjiQat  führt  auf  diese  Bedeutung  ^)^  Orakelsprüche, 
wie  man  sie  in  alter  ^)    und  neuer  Zeit  mehrfach  aufge- 
fasst  hat  ^),  können  sie  schon  um  ihrer  prosaischen  Ein- 
kleidung willen  nicht  seyn  ^°)  ^  und  so  entsprechend  auch 
seinem  ganzen  Zwecke  die  Art  war,  wie  sich  Lykurg  von 
dem  delphischen  Orakel,  das  zu  allen  Zeiten  einen  ent- 
scheidenden Einfluss    auf  die    spartanische  Politik  geübt 
hat^^),  zu  seinem  Berufe  weihen  liess  ^2^,  so  darf  dieser 
doch    am    wenigsten    auf  jene   geringe    Anzahl  positiver 
Maassregeln  beschränkt  werden.     Die  früheren  Zustände 
naturwüchsiger  Unmittelbarkeit   konnte    er  freilich  nicht 
zurückführen ,    und    insofern    blieb    sein  Bau  immer  ein 
künstlicher,    der  seine  mehr  als  natürliche  Festigkeit  ^5) 
nur  der  harmonischen  Mischung  und  dem  Gleichgewichte 
verdankte,  worein  er  die  gegebenen  Elemente  zu  bringen 
gcwusst   hatte '''^)j    aber   diese  Nothwendigkelt  entsprang 
im  Gruude  schon  aus  der  Thatsache   der  Eroberung  ^^), 
und    indem    Lykurg    deren    Gewinn   vor    den    Gefahren, 


§.  23.     Lykurg  und  die  spartanische  f Verfassung .      87 

'womit  ihn  die  Innere  Entartung:  bedrohetc,  zu  retten 
suchte,  musste  er  von  selbst  wieder  auf  die  kriegerisch- 
nationalen  Grundlagen  zurückkommen ,  deren  Erhaltung 
den  Augelpunct  seines  ganzen  Werkes  ausmacht  ^^).  Auch 
das  Verhältniss  der  Periöken  ward  so  hergestellt ,  dass 
diese  Im  ausschliesslichen  Besitze  des  Handels  und  der 
Gewerbe  ^^)  sich  des  Schutzes  des  mächtigen  Krieger- 
stammes zu  erfreuen  hatten,  ohne  dessen  auf  dem  Rechte 
der  Eroberung  ruhende  Herrschaft  durch  politische  An- 
sprüche zu  gefährden  ^^),  und  beurkundet  hierin  dieselbe 
zugleich  berechnende  und  versöhnende  Politik ,  mit  der 
sich  Lykurg  wie  es  scheint  schon  früher  '^)  bei  der  Er- 
neuerung der  olympischen  Spiele  durch  Iphltus  von  Elis 
beiheiligt  und  dadurch  eine  Annäherung  seiner  Lands- 
leute  zu  der  altern  Bevölkerung  des  Peloponnes  ange- 
bahnt hatte,  die  dem  Einflüsse  ersterer  nur  fördernd  seyn 
konnte  ^Oj. 

1)  Hierüber    sind    die    zahlreicben    Schriften    von   Aristokrates, 
Aristokles ,      Diuskorides ,     Kritias  ,      Molpis ,      Persans  ,      Prosenus, 
Sphaerus  u.  A.  ,  die  namentlich  Athenäus  vielfach  benuzt  hat,  leider 
verloren ;    wir    schöpfen    hauptsächlich    aus    Aristot.     Politic.    II.    6, 
Xenophon   de  republ.  Lacedaemoniorum  (ed.  Fr.  Haase,  Berl.  1833.  8), 
Polyb.   VI.    45  —  50,   Plularch's  V.  Lycurgi  und  Instituta  Laconica, 
Justin.    III.   3,  Mcolaus  Damascenus  bei  Stob.   Sern».   XLIV.   41,  p. 
293;    die    Fourmontischen    Inschriften    (M.    de    1'  A.    d.    Inscr.    XV, 
p.    395—419)  können   nach  Böckh's  Kritik  C.   Inscr.   I,  p.   61  —  104 
nicht    mehr    als  Quellen    gelten.       Von   Neuern    vgl.  Nie.   Cragii  de 
rcp.   Lac.   1.  IV,  Genev.  1593.   Lugd.  B.  1670.  4;  J.  Meursil  miscel- 
lanea  Lacc.    s.    variarum    nntiquitatum   Lacc.  1.    IV,  Amst.    I6G1.   4, 
und    de    regno    Laconico  1.   II,    CJltraj.   1687.    4    (alle    drei  auch  in 
Gron.   Thes.   T.    V.   zu  Ende);    Nie.   Sienicii  über  de  rep.    s.  politia 
Spartae  ,   Dantisci   1600.  4;    de  la  Barre  eclaircissemens  sur  1'  bist, 
de   Lycurgue,  in   M.   de  1' Acad.   d,  Inscr.   VII,  p.  202  fgg. ;   Montes- 
quieu de  r  esprit  des    loix   VI.   6;    J.  F.  Vauvilliers  examen  histor. 
et  pol.   du  gouvernement  de  Sparte,   Paris   17C9.  12;   Chr.  G.  Heyne 
de  Spartanorum  re  publ.   et  institutis  Judicium,  in  Comm.  soc.  Gott. 
T.  IX,  p.   3  —  42;     Morgenstern    Lacedaem.    res    publ.    c.   Platonica 
comparata,  hinter  s.   Comm.  de  Fiat,  rc  publ.  p.  305  —  314;   Bitaubc 
in   Mem.   de  1' Instit.   Lit.   et  B.   A.   T.  III.   p.   310—332  und  Leves- 
que  in  dens.    Mor.   et   Pol.   T.    III,    p.   347  —  381  ;    Güttling  Exe.   ad 
Aristot.    Politic.   p.   463  —  471;  .1.    C.    G.  Winckelmann  de   dignitatc 
rei   publ.    Sparlanae ,    Berol.    1826.   8;    Arnold    on    the    history    and 
nature  of  the  Spartnn  Constitution,  hinter  s.  Thucydides  T.  i,   Oxf. 
1831.  8,  vgl.  the  philol.   IVIuseum  II,  p.   38  —  71;  ferner  JManso  l.t, 
S.  78—189;  Ciavier  11,  p.  134—163;  Tittmann  S.  89— 140;  Müller 
II,  S.  5  fgg.;    Pastoret    V,   p.  197  —  546,    Limburg -Brouwer   111, 


88  Th.  II.  Darier.    C.  II.   Verfassuntjen. 

p.  107  —  137,  Schömann  Antiqu.  p.  104—148,  Tbirlwall  I,  S.  309 
—  358,  Wachsmutl»  1,  S.  459  —  469,  Lerminier  1,  p.  121  —  142, 
Grote  II,  p.451— 548;  endlich  A.  Kopstarlt  Lycurgea  Greifsw.  1848.  8 
und  de  rerum  Laconicarum  constitutlonis  Lycurgeae  origine  et  in- 
dole  ,  das.  1849.  8,  dessen  Uebereilungen  und  Fehlgriffen  ich  frei- 
lich in  ähnlicher  Art  wie  früher  der  Schrift  von  Lachmann  (s.  oben 
S.  60)  habe  in  G.  g.  A.  1849,  S.  1209-1239  wesentlich  «ntgegen- 
treten  müssen. 

2)  Xenoph.  M.  Socr.  IV.  4.  15:  AvuovQyov  ö\  xov  Aatnäaifiö- 
Viov  ov  xuTUfiffiit&Tjxnq ,  ort  oi'div  uv  dtdgio^ov  röiv  uXkojv  nökfiav  ti]v 
Stiuqttjv  inoiyjriiv ,  il  firj  to  nii&fo&ui,  rotq  vo/ioiq  /^rihoru  fVfiQyäauro 
arrjj ;  vgl.  Rep.  Lac.  VIII.  1  und  Plut.  Praec.  polit.  c.  20:  6(6- 
Tiofinoq  öe  o  ßaaikivq  tc3v  Auxidai/uovitov  7i()oq  rov  ilnovra  awi^fo&ut 
XTjv  27iu(JXT]v  diu  xo\iq  ßaathlq  f(\);^«xoi'?  oVt«?  •  fiülXav ,  *??/»  «f^*«  loi'c 
noXlovq  7ifiö-ap;^t)toj'c   ovraq. 

3)  So  schon  Heyne  1.  c.  p.  13,  Heeren  Ideen  IIl.  1,  S.  197, 
Hüllmann  Anfänge  S.  150,  C.  Th.  Welcker  die  lezten  Gründe  von 
Recht,  Staat  und  Strafe  S.  388;  dann  insbes.  Müller  Dor.  II.  S.  14, 
auch  Schlosser  univ.  histor.  Uebers.  I.  1,  S.  370  und  Nit^sch  bist. 
Homeri  I,  p.  56;  dass  jedoch  dadurch  Lykurg  keineswegs,  wie 
Zoega  (Abhh.  berausg.  v.  F.  G.  Welcker  Gott.  1817.  8,  S.  316) 
und  neuerdings  Lschold  (über  die  Entstehung  der  Verfassung  der 
Spartaner  ,  Amherg  1843.  4)  wollen,  seine  historische  Bestimmtheit 
und  Bedeutung  als  Einzelperson  und  Staatsmann  einbüsst,  hat  Kop- 
stadt  p.   2   fgg.   richtig  dargethan. 

4)  Müller  I,  S.  135,  Kreuser  Vorfragen  S.  144,  Nitzscb  bist. 
Homeri  I,  p.  27 — 30.  Dass  Sparta  überhaupt  nukHiorüruq  uvayQu- 
qiuq  besass,  bezeugt  Plut.  adv.  Col.  c.  17  ;  und  gleichzeitig  ist  auch 
der  Discus  des  Iphitus  Paus.  V.  20.  Was  ist  aber  von  der  Drei- 
zahl dieser  qtjxqui  bei  Plut.  esu  carn.  II.  2  und  V.  Ages.  c.  26  zu 
halten?  s.   Antiqu.   Lac.   p.   42  fgg. 

5)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  13:  vöiiovq  6t  yfyQUfn/iivovg  o  Avxovgyoq 
ovH  l'&Tixtv,  uXht  fiia  xötv  xaXovfihmv  ^r/xQMv  iaxlv  avxt^  :  vgl.  Apophth. 
Lac.  p.  221  B  und  Plat.  Republ.  IV,  p.  425  mit  Müller  II,  S.221. 
Schömann's  (Antiqu.  p.  132)  und  Kopstadt's  (Lycurg.  p.  25)  Zwei- 
fel gegen   diese  Rhetra  kann  ich    auf  keine  Weise  theilen. 

6)  Xenoph.  Rep.  Lac.  XV.  1  :  ßoi'Xo/uat,  öi  xal  üq  ßaoiXiZ  Tigoq 
xrjv  noXiv  avv&ijxaq  ö  Avxovgyoq  fnolijoi  dtTjyrjaaa&ai, ,  und  §.  7:  xa.1 
offüovq  dl  uXXtjXoiq  xuxa  firjva  notovvxai ,  tqiOQoi,  puv  vai()  x^q  noXiioq, 
ßuatXfvq  öi  xintQ  fuvxov'  o  6f  oQxoq  ioxl  xü  ftiv  ßaaiXd,  xuxu  xoxiq 
x7]q  noXiotq  xiifihovq  vö/xovq  ßaatXii'iaftv  ,  rij  6i  TioXn ,  ifinidoQxoi'VToq 
ixfivov  uaxv^iXtxTov  xjjv  ßuoiXfiuv  nuQf^ftv:  vgl.  Plat.  Legg.  III,  p. 
684  A  und  Isoer.  Arcbid.  §.  21  :  i'ftiZq  ft'^v  ox'v  nfyqi  xnvxijal  xijq 
TJftiQuq  ffifthtxf  Tutq  avvO-tjxaiq  x«»  roTq  ofjxoiq ,  oi;?  inoirjoaxi  nqoq 
xovq   nQoyövovq  xoi\   TjfiiXfQovq  x.  t.  X. 

7)  'PrJTQru  avv&Tjxui  diu  Aöywv  ,  Hesych.  II,  p.  142;  vgl.  Apoll. 
Lex.  Homer,  p.  138.  30:  (itJxqtj  ö  ftiv  ^Animv  o/ÄiXUt,  ()ijatq  ,  .  .  ßfX- 
riov  6f  xTjv  inl  ()tjxotq  %i.al  avv&j'jxrjv ,  auch  Aelian.  V.  Hist.  II.  7 
und  mehr  bei  Ruhnk.  ad  Tim.  Gloss.  p.  228,  Sturz  Lex.  Xenoph. 
IV,  p.  7,  Böckh  G.  inecr.  I,  p.  28,  Nitzscb  Hist.  Homeri  I.  p.  52 
— 61.  Andere  freilich  allgemeiner,  wie  Etym.  M.  p.  703:  ()tjxQa 
ydg  xard  AüiQiilq  o  vöfioq,  vgl.  d.  Anon.  hinter  Spengers  Art.  Script, 
p.  224  und  Mazochi  ad  Tab.   Heracl.  p.  235;  aber  vifioq  selbst  wird 


§.  23.     Lykurg  und  die  spartanische  Ferfassung.      89 

oft  genug  durch  ow&riy.rj  erklärt,  Aristot.  Politic.  III.  5.  1 1 ,  Poll. 
Onom.   lil.   G  u.   s.  w. 

8)  Plut.    V.    Ljcurg.     c.    13:     t«    fifv    ovv    Toiavra    youo&fTrjftaxu 

(iTJTQuq    oWolXUaiV  ,      W?      71UQU      TOV      &10V      VO/Jl^O/HlVU      Aul     /p7/0^0I  ?     OVTU  l 

vgl.  Pylh.  orac.  c.  19  und  viel  Verkehrtes  aus  diesem  Gesichtspuncte 
bei  Ant.  van  Dale  de  orig.  et  progr.  idololatriae  ,  Amst.  1690.  4, 
p.   309  fgg. 

9)  Vgl.  Göttllng  im  Hermes  XXV.  1  S.  130  und  in  Verh.  d. 
Leipz.  Ges.  d.  Wissensch.  I,  S.  136  oder  gesamm.  Abhh.  S.  317  — 
351  ,  der  sie  sogar  in  heroisches  Orakelmaass  zu  z-wängen  gesucht 
hat;  dagegen  aber  Urlichs  in  Ritschl's  Rh.  Museum  VI,  S.  194  und 
Kopstadt  p.    17  fgg. 

10)  Müller  kl.  deutsche  Schriften  I,  S.  408.  Orakel-  und  Ge- 
setzessprache stellt  schon  Plut.  republ.  seni  gerenda  c.  10  einander 
entgegen :  dio  rr,v  h  Aa»i<iaifio*i.  nuQui^fVx&flaav  uQtaxoxiJaxiav  toi? 
ßaoihvatr  o  Tlv&ioq  nQiaßvyfviaq  ,  o  6i  Avxov^yoq  uvrm^vq  yiQovTuq 
wyöfiaaiv. 

11)  S.  Müller  Dor.  I,  S.  340  und  was  G.  Alt.  §.  40,  not.  7  fgg. 
über  das  Orakel  im  Allg.  bemerkt  ist,  insbes.  aber  Piotrowski  de 
grav.  orac.  Delphicl ,  Lips.  1829.  8,  p.  61  fgg.  und  Götte  a.  a.  O. 
S.  201  fgg.  Daher  auch  die  Ilv&toi  im  Gefolge  der  Könige,  &tö- 
nponoi  ilq  JiX<tovq,  Her.   VI.    57;   vgl.  Cic.    Divin.    I.   43. 

12)  Her.  I.  66,  Xenoph.  Rep.  Lac.VHI.  5,  Diodor.  Exe.  Vat. 
VII.  1,  Strab.  XVI.  2.  38,  p.  1105:  tivxvu  yag ,  w?  toixfy ,  dnoörj- 
ftwv  invr&üiixo  naQu  ttj(;  llv&iaq,  u  ■:iQoa^*ii,  naQuyyikkitv  rot?  Aaxf- 
(fa«A«ovioK;  '»gl.  Ast  ad  Plat.  Legg.  p.  G  und  WInckelmann  I.e.  p.  50, 
der  jedoch  die  Idee  der  Theokratie  zu  weit  treibt,  wenn  er  Lykurg 
selbst  zur  allegorischen   Person  macht. 

13)  Thuc.  I.  18,  Plat.  Hipp.  maj.  p.  284  B,  Lysias  bei  Dionys. 
Hai.  V,  p.  523,  Cic.  pro  Flacco  c.  26,  Liv.  XXXVIII.  3i,  Plut. 
V.   Lycurg.   c.   29  u.  ß.  w. 

14)  Aristot.  Politic.  II.  3.  10:  ?vtot  /*iv  oi?v  Xtyovatv  o'yq  öil  t^V 
dfyiOTTjv  nohxfLav  ü  unuaüv  avo»  twv  noXiTtiwv  fiffiiy/tiyTjv ,  d<o  xui 
T7*  Twv  Aaxi6uinovio)v  inaivova^v :  vgl.  dens.  IV.  5.  1 1  und  7.11, 
auch  Plat.  Legg.  III,  p.  691  E,  Isoer.  Panalb.  §.  152.  Polyb.  VI. 
3.  8  und  20.  6,  Cic.  Republ.  III.  9  u.  s.  w. 

15)  Insofern  diese  der  Legitimität  ursprünglicher  Autochthonie 
entbehrte;   vgl.  Plat.  Menex.  p.  238  und  m.  gesamm.  Abhh.  S.   148. 

16)  Isoer.  Archid.  §.  81 :  twv  '£AArJvw»  rftfv^vö/n^f»  ov  xw  /ityi- 
&ii  xijq  nöXtui;  oj'df  tw  nh'j&n  xäiv  üv&^wnwv,  uXk'  ort  xi^v  nokixft.uy 
o/xoUtv  xaxiaxjjadm&a  ax(juxonfdoj  xuXüg  öioixovfihoj  xul  nii&<tQxnv 
i&fXoyxi  Tor?  afjxovot:  vgl.  Plat.  Legg.  I,  p.  631  E  und  II,  p.  666  E 
mit  Aristot.  Politic.  II.  6.  22  und  VII.  13.  10:  tnatvoyyxiq  yag  xjjv 
AuxiduinovLmv  noXixnuv  uyavxai  xov  yofio&frov  rov  Oxon-.v ,  ort  ncxvxn 
nQoq  To  MQfiTfiv  xnl  rr^iö?  nöXfnov  iyoßo&fxi]ai:  auch  Diodor.  tgni. 
Vat.   VII.   2  und  Theodor.   Metoch.  Miscell.  c.    100. 

17)  Vgl.  Müller  Dorier  II.  S.  2G  fgg.  und  Hüllmann  Handels- 
gesch.  d.  Griechen  S.  45,  obgleich  lezterer  minder  günstig  darüber 
nrtheilt. 

18)  Isoer.  Panath.  §.  178:  xov  6\  df,uov  nfQioixoix;  noi^aaa&at, 
xaxaöovXwaainiyovq  m'xwv  xdq  vi7«S  ovöiv  ^xxoy  i)  ruq  xiLyolxixujy  .  . . 
ovöftaoi  /ift  n^oaayoQivot*ivov(:  ug  nöXtit;  olxovvxaq,  xjjv  öt  dvyafnv  txov- 


90  Th.  II.  Dotier.    C.  IL   Verfassungen. 

zag  iXüxTO}  rwv  6i'jia,u)v  twv  tiuq  i^/xlv.  Ob  sie  an  den  grossen  Volks- 
versammlungen in  Sparta  Antheil  besessen,  ist  eine  alte,  aber  ziem- 
lich müssige  Streitfrage ,  da  selbst  ein  wirkliches  Recht ,  wie  es 
Manso  I.  1,  S.  92,  Tittmann  gr.  Staatsv.  S.  89,  Ciavier  II,  p.  167, 
Reichard  Staatsv.  d.  Alterth.  S.  104  behaupten,  noch  weit  von  der 
thatsüchlichen  Ausübung  entfernt  gewesen  wäre;  vgl.  G.  g.  A.  1849, 
S.  1223.  Nach  Aussen  finden  wir  freilich  bei  Thucyd.  VIII.  2'i 
einen  Feriöken  selbst  an  der  Spitze  der  Flotte  ;  hier  begegnen  uns 
aber  auch  Heloten  als  Hariposten  ,  Xenoph.  Hell.  III.  5.  12;  vgl. 
Isoer.   Paneg.  §.   111. 

19)  Insofern  zwischen  Iphitus  und  der  ersten  Olympias  ,  deren 
Sieger  (Koroebus  776  a.  Chr.)  aufgezeichnet  wurden  ,  nach  Aristo- 
dem  von  Elis  27  Olympiaden  verstrichen  ,  vgl.  Syncell.  Chronogr. 
p.  196  C  ;  also  Lykurg's  Zusammenwirken  mit  jenem  und  die  Geburt 
seines  Mündels  Charilaus  gleichzeitig  um  884  a.  Chr.  fiele,  wäh- 
rend seine  Gesetzgebung  erst  der  männlichen  Regierungsperiode  des 
lezteren  angehört.  Diese  meint  auch  wohl  Thuc.  1.  18,  wenn  er 
ihn  nicht  viel  über  400  .lahre  vor  dem  peloponnesischen  Kriege  sezt; 
wenn  aber  Eratosthenes  und  Apollodor  (Clem.  Alex.  Stromat.  I, 
p.  336  B)  219  Jahre  nach  dem  Heraklidenzuge  annahmen,  so  haben 
sie  offenbar  nach  Iphitus  gerechnet ,  gleichwie  auch  der  seltsame 
Irrthum  von  Herodot  I.  65,  der  ihn  noch  hundert  .lahre  früher 
unter  Labotas  verlegt,  wahrscheinlich  aus  seiner  vorausgesezten 
Gleichzeitigkeit  mit  Homer  entsprungen  ist,  s.  Antiqu.  Lac.  p.  78. 
Andere  drücken  ihn  freilich  sammt  Iphitus  wieder  bis  zur  Olympias 
des  Koröbus  selbst  herunter,  Ath.  XIV.  37,  und  haben  dadurch 
Andere  schon  im  Alterthume  wie  Timäus  zur  Annahme  eines  dop- 
pelten Lykurg  veranlasst,  Cic.  Republ.  II.  10;  aber  durch  Chari- 
laus ,  den  schon  Aristoteles  II.  7  als  seinen  Mündel  kennt,  und  die 
Genealogie  bei  Strabo  X.  4.  18,  p.  738,  werden  alle  Schwierigkei- 
ten gehoben;  vgl.  Meurs.  Mise.  Lacon.  II.  5,  p.  122,  Dodwell  de 
cyclis  III,  10,  p.  132,  Bouhier  Recherches  sur  Herodote  p.  169, 
Müller  I,  p.  132  fgg.  II,  S.  503,  Clinton  I,  p.  140—144,  II,  p.  408 
—410;  Plass  II,  S.  88  fgg.,  Fischer  Zeittafeln  S.  33-42,  Hüllmann 
delph.    Orakel  S.   154  u.  s.  w. 

20)  Phlegon  Olymp,  c.  1  :  AvxovQyoi;  d\  o  Aaxf6ui/*övioq  «ul 
"IqiiTog  ßoi'lö/ifvoi,  il?  oixovoiav  xul  uqjjvtjv  ro  nk^&oq  ai'ö-tc  uTioxura- 
ornaai:,  xrjv  ri  navrjyi'Qiv  xrjv  Olv/inixijv  Vyvfooav  uvttynv  il<;  t«  aQ^uZu 
vö/iifia:  vgl.  Heracl.  Pol.  c.  2:  xocvov  uyu&ov  t«?  fxfxiH'^ui  xarf- 
OTTjnf,  und  mehr  bei  Flut.  V.  Lycurg.  c.  1  und  23,  Paus.  V.  4.  4, 
Kuseb.  Chron.  p.   152  ed.   Venet.  u.s.w. 

§.24. 
In  politischer  Hinsicht  war  Lykurg's  wichtigste  Ein- 
richtung unstreitig  die  ytQovoia  oder  der  Rath  der  Al- 
ten ^),  welchen  er  als  unabhängige  Oberbchörde  zwischen 
die  Könige  und  die  Gemeinde  in  die  Mitte  stellte  ^]  und 
ihm  die  höchste  Staatsgewalt  in  der  Art  übertrug ,  das» 
jene  beiden  Theile  ganz  hinter  ihm  zurücktraten  5).  Er 
bestand  aus  acht  und  zwanzig  auf  Lebenszeit  gewählten 


§.  24.     Roth  und  Beamte  in  Sparta.  91 

Greisen,  die  das  secLzigste  Lebensjahr  zurückgelegt  ha- 
ben mussten  '^) ;  die  beiden  Könige  aus  den  Familien  des 
Agis  und  Eurypon  ^)  führten  den  Vorsitz^  dass  aber  je- 
der von  diesen  auch  zwei  Stimmen  geführt  habe,  be- 
kämpft schon  Thucydides  als  irrige  Meinung  ^) ,  wie  es 
denn  die  Idee  ihrer  ganzen  Stellung  war,  dass  sie  gegen 
Anerkennung  und  Gewähr  ihrer  ererbten  Ehren  und  äus- 
seren Auszeichnungen  auf  allen  politischen  Eiufluss  Ver- 
zicht leisten  sollten  '').  Nur  ihr  Heeresbefehl  im  Kriege 
erinnert  noch  an  die  heroische  Königsgewalt  ^),  und  selbst 
das  Verbot  wiederholter  Feldzüge  gegen  den  nämlichen 
Feind  ^)  scheint  im  Laufe  der  Zeit  ausser  Uebung  ge- 
kommen zu  seyn  ^°)  ^  daheim  aber  blieb  ihnen  ausser  den 
hergebrachten  gottesdienstlichen  Verrichtungen  ^i)  nur  ein 
unbedeutender  Rest  von  Gerichtsbarkeit  in  Familienange- 
legenheiten übrig  ^^),  während  die  peinliche  Rechtspflege 
von  dem  Rathe  ^^),  die  bürgerliche  und  polizeiliche  auch 
wie  es  scheint  noch  vor  der  Ausdehnung,  die  sie  später 
den  Königen  selbst  furchtbar  machte  (vgl.  §.  43 — 45), 
von  den  Ephoren  geübt  ward  '*)  ,  und  für  jeden  sonsti- 
gen Zweig  öffentlicher  Zucht  eigene  Beamte  mit  richter- 
licher Gewalt  bestanden  ^^).  Die  namhaftesten  unter  die- 
sen sind  der  naidovößOQ  ^^)  und  die  ßiöeoi  ^^)  zur  Auf- 
sicht über  die  Jugend,  die  aQfioavvoi  ^^)  über  das  weib- 
licbe  Geschlecht ,  und  die  ejundXoygoi  über  das  Marktwe- 
sen ^^)  ^  die  Fünfzahl,  die  in  mehren  von  ihnen  herrscht, 
lässt  auf  eine  gleiche  Eintheilung  des  Volkes  schliessen  ^O)^ 
der  auch  die  dreissig  Oben  als  Unterabtheilungen  ent- 
sprechen würden  ^^),  obgleich  uns  von  örtlichen  Phylen, 
die  man  dahin  ziehen  könnte,  nur  vier  bekannt  sind  ^^). 

1)  Spartanisch  yn^ovrin^  Xenoph.  Rep.  Lac.  X.  3,  oder  yiquxlit, 
Aristoph.  Lysistr.  98Ü ;  ob  richtiger  yntm'lut  Giese  äol.  Dial.  S.  31S 
und  dagegen   Abrcns  dial.   Dor.   p.   63. 

2)  Plat.  Kpist.  VIII  ,  p.  354  B:  ao(po<;  AnxoxQyoq,  o?  Idwv  lo 
rü)v  olmiotv  yivog  fv  Aqyit,  xul  MfaaTjvj]  ix  ßaoiXfU)v  tl<;  tvquvviov  Ji- 
»u/itv  itqu.AOfihoiK;  Mftl  öiaif&tiQavraq  favzoi'q  Tt  xal  trjv  noXtv  fKuri- 
()ov(;  fxuTf()av  ,  ä(iaa<;  tkqI  t^?  avxov  Tio'Aföj?  ufin  xitl  yhonq,  qidQiunnov 
inr'jvfyxt  xijv  twv  yfQovrtav  u{)yj]v :  vgl.  Legg.  III,  p.  691  E  und  Plut. 
V.  Lycurg.  c.  5:  uIo)()ov/aIv7j  yu()  tj  nokmiu  xiil  ilnoxXlvovou,  rvv  fiiv 
out  Toi'(  ßaaiXiVq  inl  xintuvvidu^  vvv  d\  (oq  xo  nXfj&og  inl  drjftox^axiav, 


92  Th.  II.  Darier.    C.  IL    Verfassungen. 

olav  i\tna  xtjv  Twv  yntovzmv  ug^tjv  iv  ftiOM  &ffiiytj  »ul  Iooqqoth/ouou  iijv 
uaipuXiOTUTrjv  raltv  to^t   *«'  Tnuxuaraoiv. 

3)  Dionys.   Hai.   II.   14:    ovöt    yag   ol  Aaxidui/uoviuv  ßuaiXiti;    av- 

TOXQUTOQtq    TjaUV     O     Tt    ßovXoiVXO    nQUTTflV  ,    uXk'    Tj    yfQOVOiu    TlÜv     ll^f    TWV 

xoivwv  tJ  xQaToq:  Tgl.  Isoer.  Panath.  §.  154  und  Demosth.  adv. 
Leptin.  §.  107:  inndav  nq  flg  rijv  xaXov^ivrjv  yfQovaiav  fyxQi,&^,  na- 
gao^div  fuvTov  olov  XQ^  i  äiOTtöxrji;  iaxl  tw»  noXXiöv ,  mit  HüUmanu 
Staatsr.  d.  Alterth.  S.  309  und  Müller  II,  S.  91  —  96. 

4)  Cic.  Senect.  c.  6 :  apud  Lacedaemonios  ü,  qui  atnplissimutn 
magistratum  gerunt,  ut  sunt,  sie  etiam  nominantur  senes  ;  vgl.  Plut. 
V.  Lycurg.  c.  5  extr.  und  2G  mit  dem  Lobe  bei  Isoer.  Panath. 
§.    154.      Ungünstiger    urtheilt  Aristot.   Politic.   II.  6.    17   u.    18;    l'xtt 

di  xul  xd  TifQi  XTJV  xö)v  yiQovxiüv  OQXV^  <"'  "«^^s  ...  to  yj  diu  ßiov 
xvQiovg  iivai-  xgiofwv  fiiyuXtov  u/i^ioßTjxTjoi/iov ,  l'oxi.  yuq  waniQ  xul  0(o- 
ftaxog  xul  diavoiag  y?JQag  .  ,  .  Ixi  di  xul  xtjv  u^gioiv  r/v  noiovfxui  xäv 
ytqovxwv  'xaxu  Xf  xtjv  xgiaiv  laxt  nutduQiwöiji  xal  to  uvxov  alxfto&ui 
rov  d^i(ü&Tja'ofiivov  xijq  dgx^?  ovx  og&oig  i)(it :  kann  aber  darum  ders. 
V.  5.8  ihre  Wahl  dvvaaxtvxixijv  nennen?    Sauppe  Epist.  crit.  p.  148. 

5)  Tyrtäus  bei  Plutarch  V.  Lycurg.  c.  6 :  clg/nv  fuv  ßovXijg 
&foTifi]jTovQ  ßuaiXTJuq;  vgl.  oben  §.  20,  not.  5  und  Schömann  An- 
tiqu.  p.  124  fgg.  Lachmann's  Vermuthung  S.  134  fgg. ,  dass  sie 
zwei  ganz  verschiedenen  Stämmen  angehört  hätten  ,  entbehrt  aller 
Begründung. 

6)  Thuc.I.20;  in  Herodot's  Worten  VI.  57  liegt  es  inzwischen 
keineswegs.     Lucian  Harmon.  3  beweist  nichts. 

7)  Xenoph.  Ages.  I.  4:  tj  xi  ydg  nöXtg  ovSincönoxf  qi&ovrjriuau 
xov  nqoxixi/Aija&ai  uvxovg  fnixilgfjot  xuxuXvoui'xtjv  ug^Tjv  uvxöiv,  o"  ii 
ßuaiXit<;  ovötnünoxf  fiiil^ovMv  wgf^&Tjauv  tj  iqi  oTanig  i^  «('^^?  '^'7''  /5"- 
aiXiiav  nuQfXaßov ,  vgl.  Aristot.  Politic.  V.  9.  1  und  die  einzelnen 
yfgfft  bei  Her.  VI.  56 — 59  und  Xenoph.  Rep.  Lac.  c.  15  mit  Mül- 
ler Dor.  II,  S.  97  fgg.  Auch  ai/ivoxfga  tj  xux  uv&gunov  xucfij,  Xe- 
noph. Hell.  III.  3.  1 ;  vgl.  Heracl.  Pol.  c.  2 :  oxav  de  TfXmrTJaTj  ßa- 
aiXfvq ,  xgiVi;  yfifguiq  oväiv  nuXdxai,  xul  u^vgoiq  -q  dyogu  xaxanüaotxui, 
und  mehr  oben  §.  20,  not.  8. 

8)  Aristot.  Politic.  III.  9.  2;  ly  ydg  iv  xfj  Aaxo>vtxfj  TioXixila 
doxiX  fiiv  fivui  ßaaiXfiu  /iäXiaxa  xöiv  xaxd  vößovi;,  ovx  toxi  di  xvgia 
nüvxo)v ,  uXX  oxav  fliX&Tj  xr^v  ^ügav,  Tjyffiojv  faxt  xtäv  ngog  xov  noXi- 
ftov:  vgl.  Isoer.  INicocl.  §.24  und  die  liinzelheiten  bei  Xenoph.  Rep. 
Lac.  c.  13,  namentlich  auch  ihr  Gefolge,  dufionla ,  Morus  ad  Hel- 
len. IV.  5.  8;  dann  über  die  Opfer  Paus.  IX.  32.  3,  über  ihren 
Antheil  an  der  Kriegsbeute   Her.  VIII.  81,  Polyb.    II.  62  u.  s. w. 

9)  Plut.  V.  Ages.  C.  26  :  öio  xul  Avxovgyo<;  o  nuXaioq  iv  xalq  xa- 
Xovfiivaii;  rgial  gijxgatg  untlnt  (itj  tcoXXÜxk;  inl  xovg  uiWovq  axguxfvnv, 
0710) f  fiTj  noXtfiiZv  fiuv&üvwotv ;  Tgl.  V.  Lycurg.  c.  13  und  Apophth. 
Lac.  p.  213  F. 

10)  Her.  VI.  56  :  xul  7icXf/4Öv  yi  ixqifgnv  in  ijv  itv  ßovXmvrut  x""- 
gtjv  xovxov  S\  /i,7jdiva  tivut  SnugxtTjxfojv  di.axmXvxfjv'  tl  d\  fiTj ,  avxov 
iv  Tto  i/yiü  iyfxfo&ui.  Auch  Xenophon  macht  sie  nur  vom  Beschlüsse 
des  Staats  abhängig:  xkI  nxguTidv  Znoi.  itv  rj  jio'At?  ixnlfinTj  rjyfta&ui: 
nur  niussten  die  Opfer  günstig  scyn  ,  dnißaxTjgia ,  Hellen,  lil.  4.  3, 
IV.  7.  2,  wie  denn  überall  ihre  militärischen  Operationen  von  man- 
cherlei religiösen  Rücksichten  bedingt  waren,  Her.  VI,  106,  IX.  61, 


§.  24.     Rath  und  Beamte  in  Sparta.  93 

und  niebr  bei  Drumann  Gescb.   d.  Verfalls  d.  griecb.  Staaten   S.  092 
fgg.  und   Poppo   Proleg.   Tbucyd.  1.  2,  p.   lOft. 

11)  Aristot.  Politic.  III.  9.  2:  In  di  xul  ra  7H)0(;  toi"?  d-foi'q 
unodidoxui  toi?  ßuaiXfvat:  vgl.  Xenopb.  Rep.  Lac.  XV.  2  und  Her. 
VI.   56  n<it  Böckh  C.   Inscr.  I,  p.  638. 

12)  Her.  VI.  57:  dtx«C?n'  df  /uovvoix;  toi"?  ßuaiXrjftq  xoaddf  fiovvu' 
nriTQovi^ov  XI  TiuQ&hov  n(Qi,  f?  xov  Ixviixui  l'^fi-v  ,  rjv  firj  ntq  o  noxtjQ 
uvxijv  iyyvriOTj,  x«i  oi(üv  dr^ftoaücov  nfQi,  xnl  ijv  n.?  &ixuv  nulöu  noü- 
fo&ui  id-fXrj^  ßrtaiXi^ojv  ivavxiov  noifia&rii:  Tgl.  Schömann  Antiqu. 
p.  125  und  über  die  Erbtüchter,  naxQoi'ixovq  oder  fni.7t(i/iiovaq ,  mcbr 
bei  Rubnk.  ad  Tim.  Gloss.  p.  209  und  Müller  II,  S.  197.  Die  öf- 
fentlicben  Wege  bezieben  sieb  aucb  vrohl  auf  Trennung  von  Staats- 
nnd  Familieneigentbum ;   vgl.   de  terminis  p.  25  fyg. 

13)  Aristot.  Politic.  III.  1.  7:  xni;  xüJv  avftßoXnioiv  diKfti^ft  xöiv 
iqioQmv  uXXoq  « AAa? ,  ol  6i  yfQovxfq  xug  cpovixäc;,  fXfqa  d  lawc;  aqx^ 
Tt?  fxfQctq:  vgl.  Xenopb.  Rep.  Lac.  X.  2  und  Plut.  V.  Lycurg.  c. 
26,  Insbes.  aber  aucb  dess.  Apopbth.  Lacc.  p.  217  B:  xuq  nfgl  xov 
&avüxoii  dtx«?  TiXfioaiv  TjUfqaii;  ol  yiQovxa;  xQivovoif  nuv  u:io(fvy7]  xiq, 
ovdfv  Tjoaov  ioxtv  v7i!>di.Koq^  mit  m.  Abb.   de  vestig.   inst.   vett.   p.  48. 

14)  Ausser  Aristot.  1.  c.  bezeugt  dieses  Plutarcb  Apopbtb.  p. 
221  A:  T«  Twv  ai'ußoXaimv  äixaiu  (nüaxTjq  yfifoaq  nqLvovaiv  ol  tq>oqoi, 
und  damit  bangt  von  selbst  aucb  die  polizeiliebe  Tbätigkeit  zusam- 
men, worüber  F.  W.  Scbubert  de  Aedilibus ,  Königsb.  1828.  8, 
p.  75  fgg.  und  J.  Cbr.  Spakler  de  Epboris  apud  Lacedaemonios 
Amst.  1842.  8,  p.  55  fgg.,  obgleicb  man  dessbalb  niebt  mit  Müller 
II,  S.  116  und  Lacbmann  S.  163  die  dyaqu  iqioqLa  aus  Deniosth. 
Aristocr.    §.  37   bereinzieben   darf. 

15)  Müller  II,  S.  127  fgg.  und  219:  »die  übrige  Jurisdiction 
war  unter  die  Magistrate  nach  den  Zweigen  ihrer  Verwaltung  ver- 
tbellt«;  vgl.  Tittmann  S.  127—130,  Böcbh  C.  Inscr.  I,  p.  611  fgg., 
Schubert  p.  71.  101.  105,  und  im  AUg.  H.  Gabriel  de  magistrati- 
bus   Lacedaemoniorum  ,  Berlin   1845.  8. 

16)  Xenopb.  Rep.  Lac.  II.  10,  Plut.  V.   Lycurg.  c.  17. 

17)  Bidioi  oder  ßl6vot.  auf  Inschriften,  Böckh  I,  p.  609,  K.  Keil 
zwei  griecb.  Inschr.  aus  Sparta  u.  Gytheion  ,  Lpz.  1849.  8,  S.  19; 
ßiduüoi,  bei  Paus.  111.  11.  2,  der  aucb  ihre  Zahl  auf  fünf  angibt; 
der  TiQtaßvc;  ßidiwv ,  der  C.  Inscr.  n.  1364  als  sechster  erscheint, 
vertrat  vielleicht  später  den  naiJovö/^oq. 

18)  Hesycb.  I,  p.  541  :  uqx')  ^*S  **  -^axiiaiftovi  inl  x^q  ivxoa/iLuq 
xütv  yvvaixüJv, 

19)  Hesycb.  I,  p.  1199:  fftniXwQoi;  ayogavö/ioq ,  Aüxwviq:  sp.iter 
ward  übrigens  lezteres  aucb  ihre  amtliche  Bezeichnung  ,  s.  Sauppe 
in   Ritschl's  Rh.   Museum   IV,  S.    159. 

20)  Müller  II,  S.  116,  jedenfalls  richtiger  als  Craglus  und  nach 
ihm  Mango  1.  2,  S.  122  fgg.,  Plass  II.  S.  96,  Tittmann  S.  135  fgg., 
Haase  ad  Xenopb.  Rep.  Lac.  p.  202,  die  sechs,  oder  gar  Hüllmann 
llrgescb.  d.  Sta.ils  S.  7  und  Göttling  ad  Aristot.  p.  468  oder  im 
Hermes  XXV,  S.  14.5,  die  zehn  Phylen  rechnen;  v(;l.  Thirlwall  1, 
S.  461  fgg.  und  Haase  in  Hall.  Encykl.  Sect.  Hl,  B.  XXI,  S.  414; 
doch  dürfte  nur  so  viel  sicher  scyn,  dass  Lykurg  überhaupt  die  al- 
tin Geschlechtspbylcn  ( §.  16,  not.  6)  durch  neue  Kiiilbeütiugcn 
ersezt  hat;    vgl.   Platner  in  Tübing.  jur.  Zcitschr,    V,    1,   S.  24  und 


94  Th.IL  Dorier.    CIL  Verfassungen. 

was  ich  G.  g.  A.  1849,  S.   1224  fgg.    gegen    Kopstadt's  Anwendung 
der  erstem  bemerlit  bnbe. 

21)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  6:  mßd<;  wßn^avra  TfjuHxoi'za ,  welches 
Zahlwort  gewiss  nicht  mit  Sintenis  und  F.  R.  C.  Krebs  Lect.  Dio- 
dor.  p.  145  auf  das  folgende  yfqovaiav  zu  bezieben  ist;  vgl.  Müller 
Dor.  II,  S.  78  und  Göttling  Abhh.  S.  328;  nur  darf  man  dessbalb 
auch  keinen  sonstigen  Zusammenbang  der  Obenzabl  mit  der  Geru- 
sia  annehmen  ,  weil  dann  7wei  ganze  Oben  durch  die  Könige  von 
dieser  Behörde  und  der  mit  ihr  verknüpften  Belohnung  des  Verdien- 
stes (§.  27,  not.  20)  ausgeschlossen  worden  wären;  zumal  da  wir 
bei  Diodor  XI.  50  noch  von  andern  Herahliden  in  derselben  hören  ; 
vgl.  Jahrbb.  f.  wiss.  Krit.  1837,  S.  232  und  Gymnas.  Zeit.  1840 
S,  306. 

22)  Paus.  III.  16.  9:  ol  Ai-nvärai  2nm)xt.arö)V  xat  KvvoaovQili; 
«al  fx  Mfaonc;  ri  xnl  flnüvijq:  vgl.  Hesych.  und  Phot.  p.  188:  Kv- 
voaoi'Qu  (ft'ki/  Aaxwvtx?/:  höchst  wahrscheinlich  eben  die  xö)nui  bei 
Thuc.  I.  10:  Ol'  avyoixi.ci9flaTj(;  nöXfojq ,  xani.  xoifiaq  6f  tw  nuhtiö) 
rf/q  E).ht6oc  T()o,Tw  olxovfifvijq :  vgl.  Strabo  VIII,  p.  .559  und  mehr 
bei  Müller  11,  S.  49  —  51  und  Curtius  11,  S.  227;  jedenfalls  aber 
örllich ,  so  dass  schon  um  desswillen  weder  die  Herakliden  ,  wie 
schon  Barthelemy  Voy.  d' Anach.  chap.  XLI  note  richtig  bemerkt 
hat,  noch  selbst  die  von  diesem  nach  Her.  IV.  149  als  fünfte  Pbyle 
vorgeschlagenen  Aegiden  (§.  15,  not.  16)  dazu  gezählt  werden  dürfen, 
obgleich  auch  diese  Müller  Orchora.  S.  316  in  Amyklae  verörtlicht 
und  St.  John  Hellenes  I,  p.  95  sogar  geographisch  abgegränzt  hat; 
vgl.  Wachsmnth  1,  S.  793.  Besser  erinnert  insofern  Böckh  C.  Inscr. 
I,  p.  609  an  Hesychius  :  /tvnt}  iv  2nÜQrT)  qvXij  xul  Tortog  :  oder  soll 
man  mit  Müller  in  der  engl.  Uebers.  der  Dorier  (N.  Aufl.  S.  46) 
und  Lachmann  S.  126  eine  nöXiq  im  Gegensatze  der  xüfjfxi  als  fünfte 
Pbyle  aanehmen?  Edolos  ,  was  Köchly  Gesch.  des  griech.  Kriegs- 
wesens S.   37   vorschlugt ,  ist  örtlich  nicht  nachgewiesen. 

§•  25. 
Auch  was  die  Volksgemelnde  betrifft,  so  waren  die- 
ser zwar  regelmässige  Versammluugcn  im  Weichbilde 
der  Hauptstadt  verbürgt,  wo  sie  die  Vorträge  des  Rathes 
und  der  Könige  zu  empfangen  und  nach  Gutdünken  zu 
genehmigen  oder  zu  verwerfen  berechtigt  war^)^  welter 
erstreckten  sich  jedoch  ihre  Befugnisse  nicht 2),  und  na- 
mentlich sollte  sie  keine  Modificatiouen  oder  eigenmäch- 
tige Beschlüsse  beifügen,  widrigenfalls  ein  späterer  Zu- 
satz zu  der  ursprünglichen  Rhctra  die  Vorsitzenden  aus- 
drücklich zur  Auflösung  der  Versammlung  ermächtigte  5). 
Von  eigentlichen  Deliberationen  konnte  dcsshalb  auch 
kaum  die  Rede  seyn''^);  das  Wort  scheint  überhaupt  nur 
den  öffentlichen  Beamten  oder  wem  sie  es  übertrugen 
zugestanden    zu   haben  5)-    und    selbst    die    Abstimmung 


§.  25.  f^olTisgemeinde  und  Bürgerrecht  in  Sparta.     95 

geschah  nicht  sowohl  nach  Köpfen  ,    als   dnrch    das  Ge- 
schrei, in  dem  sich  das  Uebergewicht  der  Mehrheit  aus- 
prägte ^).      Zur    Theilnahme    an    diesen  Versammlungen 
berechtigte  übrigens  ein  Alter  von  dreissig  Jahren  jeden 
Spartiaten  ^)  ^    ob    und   wie  weit    dagegen  auch  Periöfcen 
oder    Freigelassene    Zugang    dazu    gehabt   haben  S) ,    ist 
schwer  zu  ermitteln  ^  und  am  wenigsten  darf  darauf  die 
Unterscheidung  einer  kleinern  Versammlung  bezogen  wer- 
den ,  die  uns  später  begegnet  ^)  und  wahrscheiulich  erst 
der    Zeit  angehört,    wo    unter   den  Spartiaten    selbst  die 
ursprüngliche    Gleichheit  Aller   in    einen  Gegensatz  zwi- 
schen    Gleich  -    und     Minderberechtigten    übergegangen 
war  1^).     Denn  allerdings  reichte  nach  Lyfcurg's  eigener 
Bestimmung  die   spartiatische  Geburt   nicht  aus,  die  Be- 
rechtigung   des    Vollbürgers    (ö/ioiog)    zu   begründen  1^)5 
die  Hauptbedingungen  dieser  waren  vielmehr  Erziehung 
in  den  vorgezeichneten  Formen  des  bürgerlichen  Mecha- 
nismus ^^)    und    die  fortgesezte  Theilnahme  an  den  Sys- 
sitien    als    unterster    Stufe    der    bürgerlichen    Gliederung 
selbst  ^5)  5    und    daraus    ergab    sich    die    eigenthümliche 
Folge ,    dass    im  Laufe    der  Zeit  viele  dorische  Familien 
ihre    angeborene  Stellung  im  Staate   einbüssen   konnten, 
während  jeder  Fremde,  der  den  gedachten  Bedingungen 
genügte,    in    das  volle  Bürgerrecht  eintrat  ^'*).     Erwach- 
senen  scheint  dieses  zwar  äusserst  selten  ertheilt  worden 
zu  seyn  ^5)-  und  so  manche  Heloten  auch  unter  allerlei 
Titeln  ^^)   von  Staatswegeo  ^^)    freigelassen    wurden ,    so 
bildeten    diese    doch    immer   nur   eine    Mittelclasse ,    die 
nicht    einmal  jenen    Minderberechtigten    gleich    geachtet 
werden  darf  ^8)5  wohl  aber  wurden  häufig  Helotenkinder 
zur  gemeinschaftlichen  Erziehung  mit  den  Freigeborenen 
zugelassen  ^9),  und  diese  jfto&wveg  oder  fio&ay.es,  die  frei- 
lich   auch    oft   von  spartanischen  Vätern  mit   Sclavinnen 
erzeugt  gewesen  seyn  mögen  ^o),  erlangten  dadurch  alle 
staatsbürgerlichen    Rechte,    so    dass    wir  deren  selbst  in 
den  wichtigsten  öffentlichen  Posten  finden. 

1)  Vgl.   die   urliundlicLe  Rlietra    bei    Plut.   V.   F>ycur{;.  c.  6 :   /iioq 
h.kXnyiov  xul    'A&uvüq    'likhtviui    (so    die    Ildsclir.     bei    Sinfcnis   IV, 


96  Th.  11.    Darier .    C.  II.    Ferfassungen. 

p.  IX ;  andere  2vXXaviov  und  Svkkavlai: ,  woraus  Göttling  StivXkuiov, 
Urlichs  BovXaiov ,  Meineke  ad  Steph.  Byz.  p.  579  SxvXkuviov  ge- 
macht haben,  während  Bergk  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1852,  S.  14 
'EXXuviov  in  der  Bedeutung  ilyotJuLov  festhält)  Uqov  läqvaätiivov,  <f,vXu<; 
ifvXü^avTa  x«t  oißa<;  oißu'iavia  t^üoxovt«,  yfQovaiav  ovv  ä();(uytraK;  xu~ 
raaxTjaavrH  WQaq  ü  (0{iuq  uniXXü^fiv  ntxuiv  Baßvxaq  rt  xal  Kvaxiüvoq  * 
oi'xoji;  (Sauppe  £pist.  crit.  p.  68  uvroig ,  wozu  aber  Franke  in  Zeit- 
schr. f.  d.  Alt.  1843,  S.  270  mit  Recht  eine  Verbindungspartikel 
verlangt;  am  Besten  vielleicht  xal  Tw't,-)  ila(f>fi>(iv  tj  xal  dipiarao&ut, 
däfAü)  d'  u*ayo(iiav  i,n(v  (so  oder  li/xtv  nach  den  Spuren  der  Hdschr. 
ya/4(oSüv  youiuvtixTjv ,  woraus  man  früher  öüfiu  d'  uvo)ydv ,  Sintenis 
dufiM  öi  T«v  xvQiav  fvfiiv  gemacht  hat)  xal  xQUToq.  lieber  die  Orts- 
bestimmung s.  St.  John  HellenesI,  p.  105  und  Curlius  II,  S.  237. 
315;  über  sonstige  Einzelheiten  Müller  II,  S. 85  und  Urlichs  a.  a.  O. 
S.  211  und  231,  wo  jedoch  noch  manches  dunkel  bleibt;  sollte  auf 
n(pioraa&ai.  der  knidische  u^tartjQ  Plut.  Qu.  gr.  c.  4  ein  Licht 
werfen  ? 

2)  Plutarch  :  zov  öi  nXfjOovq  u&Qoio&ivroq  flnftv  f*fv  ovSfvl  yvw- 
ixrjv  TÖiv  uXXitiv  ((fflxo,  XTjv  6  V710  xö)v  y{QovTO)v  xal  xöiv  ßaatXfOjv  tiqo- 
ri&fZaav  fntxQivat,  xvQtoq  i]v  o  dr/fioq'.  vgl.  die  ähnliche  Bestimmung 
in  Kreta  §.  21,  not.  12  und  was  Aristot.  Politic.  II.  8.  3  im  Ge- 
gensatze damit  von  Karthago  sagt:  «  6'  «v  ilo(ffgo}ai.v  ovxoi,  ov  dm- 
xovaai.  fiovov  H7io6i,d6uai.  xäj  ärjfAOi  xu  dojavia  xoli;  üqyovatv  ,  uXXa  xv- 
Qioi  xfjiviiv  tlal  ■  xul  TW  ßovXofiivm  uvxunilv  xoVq  fla<pi(jOfiivoK;  t'^taxiv, 
orifq  IV  TuZq  fXfQuiq  noXixdaiq  ovx  i'axtv:  auch  IV.  11.  9  und  Tyr- 
täus :  n'&iiaii;  q^rgaic;  uvxantxfiiißo/xhovq,  mit  Müller  II,  S.  541  und 
Krebs   Lect.   Diodor.  p.   144  fgg. 

3)  Plutarch:  variqov  fiivxoi,  xüv  noXXdJv  atfatQiOii  xal  nqoad-ian. 
Ttt?  yvü  iiaq  äiaoTQKfiovxwv  xul  nugaßia^ofifviov ,  TloXvdatQoq  xul  0to- 
nofinoq  ol  ßuai>XtXq  xi'toi  rij  qr^xgn  naqiviyQuxpuv  ul  di  oxoXiuv  o  däfioq 
luQoXxo ,  xovq  ngioßvyiviui;  xal  ugxuyixaq  unoarax^Quq  lupitv :  vgl.  An- 
ti^u.   Lac.  p.  63. 

4)  Tac.  Dial.  de  Orat.  c.  40:  quem  enim  oratorem  Lacedae- 
motiium,  quem  Cretensem  accepimus?  quarum  civitatum  severissima 
disciplina  et  severissimae  leyes  traduntur  i  vgl.  Cic.  Brut.  C.  13, 
und  Vell.  Paterc.  I.  18.  2  mit  Müller  II,  S.  89,  der  auch  Thuc.  I. 
80  nur  amtliche  Redner  voraussezt. 

5)  Vgl.  die  Anekdote  bei  Aeschin.  c.  Timarch.  §.  180  und  Plut. 
Praec.  polit.  c.  4  ,  deren  scheinbare  Ausnahme  wie  der  homerische 
Thersites  die  Regel  nur  bestätigt. 

6)  Bofj  xul  Ol'  rprj(f(ü,  Thuc.  I.  87;  auch  bei  Wahlen,  Plut.  V. 
Lycurg.  c.  26. 

7)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  25;  vgl.  Liban.  Declam.  XXIV  und  im 
Allg.  Meier  in  Hall.  Kncykl.  Sect.  I,  B.  XXXIII,  S.  62  und  Schö- 
ninnn  de  eccieslis  Lacedaemoniorum,  Greifsw.  1836.  4,  namentlich 
auch  gegen  Lachmann ,  der  in  der  fxxXrjoia  nur  einen  Ausschuss 
von  Beamten  im  Gegensatze  mit  der  Versammlung  des  ganzen  Vol- 
kes {uXLu)  erblickt,  spartan.  Staatsv.  S.  202—207,  Gesch.  Griechen- 
lands S.  468. 

8)  Wie  u.  a.  Cragius  I.  7,  Bartuclemy  Voy.  d' Anach.  eh.  XLV, 
Pastoret  V,  p.  270  wollen;  s.  dagegen  Müller  II,  S.  24,  Göttling 
im  Hermes  XXIII,  S.  104,  Schömann  1.  c.  p.  5,  und  mehr  oben 
§.   23,  not.    18. 


§.  25.   f^olksgemeinde  und  Bürgerrecht  in  Sparta.     97 

9)  MiytQix  ixxX?^oiu,  Xenoph.  Hell.  III.  3.  8,  in  welcbem  Ver- 
hältniss  zu  den  TtkfOt  (Ducker  ad  Thucyd.  I.  58,  Wachsniuth  I, 
S.  815)  oder  zof?  iv  xiXfi,  die  bei  demselben  öfters  als  hohe  Staats- 
behörde Torkommen  ?  Tittmann  S.  100  und  Bernhardy  in  AUg.  L. 
Zeit.   1837  Juni  S.   244. 

10)  Vgl,  Schömann  de  eccles.  p.  5  mit  Wachsmuth  I  ,  S.  464 
und  mehr  unten  §.  47.  Die  Ansicht  von  Freese,  dass  die  fiinfju  Ixxkt]- 
aiu  nur  aus  den  Ephoren  und  Geronten  bestanden  habe ,  würdigt 
ders.  in  Schneidewin's  Philol.  I,  S.  71C  mit  Recht  keiner  Widerle- 
gung; dagegen  möchten  die  ixx/jyzot  bei  Xenophon  doch  wohl  eher 
auf  diese  als  auf  di^  grössere  Versammlung  zu  beziehen  seyn;  s. 
Antiqu.    Lacc.  p.    144  und  Gabriel  de  magistr.  p.   Gl    fgg. 

11)  Xenoph.  Rep.  Lac.  X.  7  :  d  di  nq  unodiiXtuoiu  rov  ra 
vifti/ia  äutnovfio&ai ,  rovrov  ixfZ  uritJu^f  fifjöi  vo/iiii,fa&ui.  rmv  ofioLo)v 
tlvut.:  vgl.  III.  4  und  mehr  Antiqu.  Lacc.  p.  131  fgg.;  auch  Anthol. 
Pal.  IX.  447 :  x«t  yd^  yryritov  at/ia  diux^ivii  AuKidul/uwv  uX^jj  ftUQ- 
va^iivMv ,  ov  yivffj  ßQf<f>(0)v. 

12)  Plut.  Inst.  Lacc.  p.  238  E:  rHiv  nohrtbv  o?  uv  (irj  imopitivr] 
rTjv%-ö)v  niudo>v  dyo^yrjv,  ov  ßtrit/t  tw»  t^c  nöXirnq  dixniiav  :  vgl.  Apophth. 
Lacc.  p.  235   B   und  die  fx  riji;  uytDyrjq  nuldiq  bei  Ath.   XV.    15. 

13)  Aristot.    Politic.    II.  ü.   21  :   oqo<;  6t  noXirilaq  ovzög  laxiv  av- 

TOr?      O      TlaVotO?,      tÖv     fJlT]      dvVUtllVOV      TOVTO      TO      TfAo?     (ffQltV    (11]    l^iTf^f^'*' 

avTTjt;. 

14)  Teles  bei  Stob.  Serm.  XL.  8:  Auxi6ui/u6viot  rov  fiiv  fiitn- 
a/övra  rrjc;  riywyijq  xul  tft/^fivavTa ,  xuv  ifvoq ,  xcxv  jj  *i'A(UTO? ,  o^oi'w? 
Toiq  o^toTot?  rifiöian  vgl.  Plut.  Inst.  Lacc.  p.  238  E:  i'vtoi  d(  (puaiv 
ort  xal  riüv  ^(vu)v  og  üv  vno/^fiiJj  runrrjv  xrjv  uoxrjniv  riji;  noXtriiag, 
xnTcc  TO  ßovXtffitt  rov  AvxovQyov  fiirftxi  rr^g  uQx'^&fv  dutmayfiivt^q 
fnoiqag:  auch  Aelian.  V.  Hist.  XII.  43:  Avxovqyot;  xolg  ffxfnivuoi,  xf/ 
xöiv  naidwv  (lyoiyjj  noXt-rduq  Aaxiovi-x^c;  iMxaXuyxavit,  und  den  wenn 
gleich  apokryphen  Brief  bei  Boiss.  ad  Eunap.  p.  425  :  Auxfdnifiövioo 
6f  /iix'  aXXojv  xai  xovx'  nya&oi ,  ov  yQäftftaaiv  dnodilxvvvx«;  SnuQXiü- 
1«?  uXX^  dymyfj'  xuv  iX&wv  rt?  2xi&rj<;  Jj  TqlßaXXog  tj  UacpXuywv  y 
Hrjdiv  l')((ov  ovofia  %iÖQai  vnoaxfj  xyv  Avxovgyiiav  axXygaytoyiuv ,  Aü- 
■x(av  faxt, 

15)  Dionys.  Hai.  II.  17:  (fvXürxovxiq  xo  ivyiviq  xal  fty&ivl  fii- 
TaSitfövxig  il  fi?)  anuvioic;  xtjq  nft(j  tczvxoZq  noXixilaq:  vgl.  Demosth. 
Aristocr.  §.  212.  Zwei  Beispiele  erwähnt  als  die  einzigen  Her.  IX. 
35;  später  ist  Dien  bei   Plut.   c.   17. 

16)  Ath.  VI.  102:  noXXnxtq  ijXtv&fQOiauv  Aaxiäuinövioi.  SovXovi; 
xal  oiiq  fiiv  d<f fxaq  ixäXiaav,  ov<;  äi  ddionöxovg ,  oi/?  d^  iQvxryQaq^  di- 
nnooiovavxng  6  dXXovq  ovg  ilg  xovg  oxoXoiig  xuxixannov'  uXXoriq  6f  vro- 
SufifödtK;,  fx(i)ov<;  ovxaq  xMv  flXwxfüV  vgl.  Meurs.  Mise.  Lacon.  II.  7, 
Müller  II,  S.   45,  St.  John  Hell.  III,  p.  55. 

17)  Ein  einzelner  Bürjjer  konnte  keinen  Heloten  freilassen ;  vgl. 
Strabo  VIII,  p.   5GI    und  mehr  oben  §.   10,  not.  5. 

18)  Dio  Chr.  XXXVI.  38,  p.  448:  ovdf  V7tn{ixn  xolq  uXwoi  ytvf- 
a&ai  2^71  u Qx tax utg:  vgl.  Manso  1,  2,  S.  55  und  über  die  ^icodanioden 
insbesondere  unten   §.   47,   not.  6. 

19)  Phylarch  bei  Ath.  VI.  102:  tlol  d'  ol  fiöOuxiq  ovvxfioffoi  xwv 
Aaxtdaiftovio)v'  i'xuaxog  ydg  xöJv  noXi.xi.xwv  nuidmv,  tuq  uv  y.ul  x<t  l'dtu 
ixTtotwoiv ,  ol  fiiv   t'>«,   o(   di  di'ü,  rtj-i;  öi  nAiioin;  Tioiovirni.  ovvx(/oqov<; 

I.  u.i.  i.  Ai.n.  G 


98  Th.  II.    Darier .    C.  II.    Verfassungen. 

aVTWV  '      flalv     Oliv    ol    flO&UXf^    fXfH&fQOl    ftfV  ,     0X1     flTjV    AaXf^aifiOVtOi  ,      (Xi- 

Tf^ovai  6\  rijq  natödui;  näoTjq:  vgl.  Aelian.  V.  Hist.  XII.  43  (Gylip- 
pus  ,  Kallikratidas,  Lysander)  und  Hesych.  II,  p.  61?:  fiöOaxiq  ol 
(Iva  (ufia"!)  TQiqiOftivot  Tot?  vloZ(;  doiikot  nuZdtq  .  .  .  fto&uvuq  rorg  na- 
QUTqupofifvovq ,  dem  Lacfamann  S.  295  keine  Scheidung  von  /nöSotv 
verna  und  fiö&a^  libertinus  enlgegensetzen  durfte,  obgleich  /xö&oyv 
allerdings  überhaupt  olxoyfvi]!;  dovloq  ist,    Etymol.   M.   p.   590. 

20)  Xenopb.  Hell.  V.  3.^:  ^hoi  xotv  TQo(pi/xo)v  xuXovfifviov  xnl 
vo&oi  Twv  SnuQTiuxttiVf  ftuXa  fihidfiq  rf  y.al  rwv  iv  rrj  nölfi,  xaköiv  oex 
rinngoi,  wo  schon  Schneider  mit  Recht  an  die  Mothaken  erinnert; 
vgl.  Müller  II.  S.  285,  Wachsmuth  I,  S.  689*  und  über  die  Bedeu- 
tung der  xukii  Rep.  Lac.  III.  4:  n  tj?  toT't«  gu'yot,  /nr^öfvoq  tn  idJv 
xkAw»»  riiy^druv  inoLrjaf ,  wo  schon  Sturz  Lex.  II,  p.  643  die  jtira 
civium  erkannt  hat.  Denn  wenn  Andere  wie  Haase  und  neuerdings 
Max.  Rieger  de  Homoeorum  et  Hypomeionum  ,  qiii  apud  Lacedae- 
monios  fuerunt,  origine,  Giessen  1853.  8,  es  auf  die  diseiplina  Ly- 
eurgea  beziehen,  so  ist  das  zwar  ganz  richtig;  aber  eben  diese  gab 
ja  nach  not.  12  und  14  das  volle  Bürgerrecht,  und  nichts  lauft 
dem  Grundgedanken  der  lykurgischen  Verfassung  mehr  entgegen, 
als  Leute  ,  die  die  ganze  dymyTJ  genossen  hatten,  desshalb,  weil  sie 
der  Geburt  nach  keine  Auxidui/^onoi  waren,  zu  vnofiiloai,  zu  machen. 

§•  26. 
Auch  ist  es  War,  dass  für  einen  Staat  wie  der  spar- 
tanische, den  seine  oben  angedeuteten  Grundlagen  gleich- 
sam zu  einem  einzigen  Körper  mit  vielen  Gliedern  be- 
stimmten, nichts  wesentlicher  seyn  konnte  als  eine  plan- 
mässige  Erziehung  ^) ,  um  die  jugendlichen  Gemüther 
sofort  unter  die  Macht  der  Sitte  zu  beugen  und  ihre 
werdenden  Kräfte  ausschliesslich  auf  die  Harmonie  und 
Erhaltung  des  Ganzen  zu  richten  ^^^  wozu  jeder  mit  der 
vollen  Stärke  seiner  Persönlichkeit  mitwirken  sollte,  ohne 
diese  gleichwohl  jemals  ausserhalb  der  von  dem  Staats- 
wohl gesteckten  Gränze  geltend  zu  machen.  Zu  diesem 
Ende  übernahm  der  Staat  den  Knaben ,  der  eigentlich 
schon  nach  der  Geburt  nur  ihm  sein  Leben  verdankte  '), 
vom  siebenten  Jahre  an ,  um  ihn  in  den  Agelen  oder 
ßovaiQ  *)  und  Ilen  ^)  vom  Vaterhausc  fern  in  den  Fer- 
tigkeiten und  Entbehrungen  des  künftigen  Kriegers  zu 
üben  ^)  und  ihm  den  Gemeinsinn  und  die  Hingebung 
cinzuflösscn ,  wodurch  diesem  seinem  bürgerlichen  Be- 
rufe die  sittliche  Weihe  aufgeprägt  ward  ^).  Bei  dem 
einseitigen  Vorwalten  dieses  Bildungszweckes  ^)  musstc 
allerdings     der     sonstige     Unterricht     verhältnlssmässlg 


§.  26.     Erziehung  der  spartanischen  Jugend.       99 

schwach  bedacht  werden  ^)  :  Lesen  «nd  Schreiben  be- 
schränkte sich  auf  das  Aothdürftigste  ^*^),  und  wie  selbst 
die  Musik,  deren  Bedeutung  für  jene  Harmonie  die  Spar- 
taner keineswegs  verkannten  ^^J ,  doch  eben  desshalb  in 
enge  Schranken  nationaler  üeberlieferung gebannt  ward  ^^j^ 
so  verschmäht  auch  ihre  Gymnastik  einen  grossen  Theil 
der  Zweige,  in  welchen  dieselbe  im  übrigen  Griechenland 
kunstgerecht  entwickelt  war  ^^)  5  doch  ward  schon  die 
Oeffentlichheit  der  Erziehung  eine  reiche  Bildungschule 
für  den  Geist  des  Spartaners,  dessen  Schärfe  und  Klar- 
heit sich  in  der  schlagenden  Kürze  seines  Ausdrucks  be- 
währte i''^),  und  je  weniger  sich  das  Ganze  als  solches  in 
der  Zeit  seiner  Blüthe  gegen  die  geistigen  Fortschritte 
anderer  Theile  des  hellenischen  Volkes,  so  weit  sie  sei- 
nen Tendenzen  entsprachen,  abschloss  ^5),  desto  reicher 
entwickelte  es  seine  nationalen  Keime  selbst,  worunter 
sich  namentlich  die  chorische  Lyrik  ^^)  mit  der  Gymna- 
stik zu  den  mannichfaltigsten  Leistungen  kriegerischer 
Orchestik  vereinigte^'').  Wie  sehr  freilich  zulezt  immer 
der  Gesichtspunct  körperlicher  Kräftigung  alle  sonstigen 
Erziehungsrücksichten  beherrschte,  zeigt  die  Theilnahme 
der  weiblichen  Jugend  an  den  meisten  Uebungen  der 
männlichen  ^8)  5  woraus  zwar  bei  der  Strenge  der  Zucht 
eben  so  wenig  wie  aus  der  gesetzlich  begünstigten  Kna- 
benliebe gemeine  Unsittlichkeiten  entsprungen  seyn  mö- 
gen ^^),  für  die  höhere  Sittsamkeit  und  Weiblichkeit  der 
Frauen  von  Sparta  aber  nach  dem  übereinstimmenden 
Urtheile  des  Alterthums  keine  günstige  Wirkung  hervor- 
ging 20). 


I)  Aristol.  Politic.  VIII.  1.  3:  iitaivhut  rf*  av  rn;  xul  tovto 
AuKiäuifiovionq'  xal  yrxQ  nXiiaxTjv  Ttoiovvrai.  anovSi^v  nigl  toi/'?  nnTSt«; 
xul  xon/j  ravTtjv:  vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  c.  2  Jgg.,  Plut.  V.  Ly- 
curgr.  c.  13  f};(j.  ,  und  ineLr  —  ausser  den  Piiv.  AU.  §.  33  not.  1 
erwälinten  allgemeinen  Schriften  —  Lei  G.  T.  Schmidt,  praes.  Ja- 
cobs ,  de  cura  Laconuni  circa  institutionem  cxercitia  et  sludia  suo- 
rum  ,  .Jena  1704.  4,  A.  Krijel  de  Lycurgi  legibus,  quas  Lacedae- 
mone  de  puerorum  cducatione  tulit,  Lips.  1726.  4,  Messerschniidt 
de  Spartaiiorum  veterura  nuiJaycoyin,  in  Act.  soc.  lat.  Jen.  V,  p.  72 
Igg.  ,  M.  IVorberg  de  eduealioiie  puerili  apud  Sparlanos ,  Lund. 
1790.   4;  dann   Manso   I.    2,  S.   15(i   fgg.,   IVIülier  11,  S.  184  und  299 

G2 


100  Th.  IL  Dorier.    C.  11.    Ferfassungen. 

fgg.,   Plass  II,  S.  125  fgg>>  and  J.  H.  Krause  Gesch.  d.   Erziehung, 
des  Unterrichts  und  der  Bildung,  Halle  1851.  8,  S.   118-134. 

2)  Plut.  V.  Ages.  c.  1  :  TjX^V  ''■'?*  i-iyo/uhnv  dymyr^v  iv  Aaxidai- 
novi ,  axXtjQuv  fiiv  oiouv  rij  diuizj]  md  nokvnovov  ,  nuidivovauv  di  toi'c 
vfovg  uQ/ia&ai '  äio  x«t  (puaiv  vno  xov  2tßü>vi6ov  ttjv  SxaQxrjv  nqooTj- 
yo^fva&ui  öuftuaifißgoTov ,  ojg  /lukiOTa  ötu  twv  i&ojv  toi'S  noAtr«?  toi; 
vofioig  jifiS-?]vioV(;  xnl  xfiQ07J&fi(;  noiovauv ,  üjotiiq  i7i:iovg  ni&uq  t^  uq^T^q 
äu/ift^o/xfvovq:  Tgl.  Comp.  Lyc.  et  Num.  c.  5  mit  Wachsmuth  II, 
S.  363  fgg.  und' Limburg  -  Brouiver  III,  p.  121  fgg.  V,  p.  15  fgg  , 
und  im  Allg.  Plat.  Legg.  II,  p.  659  D  und  Aristot.  Politic.  V.  7. 
20  :  /ifyiarov  df  tiuvtmv  tiqo^  to  äiu/^ivfiv  t«?  7to?.iTfiuq  .  .  ro  naiän/- 
fO&ai  TiQoq  T«?  TioXiTtiug  x.  t.   Ä, 

3)  S.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  16  mit  Wichmanu  de  more  Graeco- 
rum  infantes  expouendi,   Witt.  1753.    4,  und  Wachsmuth   II   S.    1*28. 

4)  Valcken.  ad  Theoer.  Adoniaz.  p.  274;  vgl.  Hesych.  I,  p.  745 
ßovnyoQ  ityii.ufyyrjqj  o  iijc;  rtyikjjg  (iq/wv  nulc,  und  mehr  bei  Böckh  C. 
Inscr.  I,  p.  612;  mit  dtußfTri<;  erster  Grad  der  amtlichen  Laufbahn, 
Revue  archeol.   1845,  p.  717. 

5)  Xenoph.  Rep.  Lac.  II.  12;  vgl.  Plut.  V.  Ages.  c.  2  und 
Instit.  Lacc.  §.  6  :  ixa&mäov  di  ol  viot  o/xov  nur  i/.r/v  xal  xarrl  uyi- 
).Tjv  inl  arißuöojv ,  o?   avrol  avvf(po(jovv  x.  t.  X.  mit  Müller  II,   S.  382. 

6)  Aristot.  Politic.  VII.  2.  5 :  ojantg  h  Aaxidui/uo-n  apö?  ro?'? 
nokffiot'q  avyrfiuxrai  ayjdov  r]  r(  naiäiia  xal  to  twv  vonmy  nX^&oq ; 
vgl.  Plat.  Legg.  I,  p!  033  A,  Paus.  IV.  8.  C,  Plut.  V.  Lycurg. 
c.  17,  auch  die  Kriegspiele  bei  Cic.  Tuscul.  V.  27,  Lucian.  Anach. 
c.  38,  Paus.  III.  14.  8,  und  die  Uebungen  im  Stehlen,  rapere  et 
clepere ,  Cicero  bei  Nonius  p.  20,  vgl.  Priv.  Alt.  §.  62,  not.  3; 
um  der  dinfiuaTiyüjnig  (G.  A.  §.  53,  not.  26)  nicht  zu  gedenken,  die 
aus  einem  gottesdienstlichen  Gebrauche  allerdings  auch  zu  einer 
Abhärtung  geworden  war;  s.  Davis,  ad  Cic.  Tuscul.  V'.  27,  Manso 
I.  2,  S.  183,  Müller  II,  S.  312,  Haase  ad  Xenoph.  Rep.  Lac. 
p.  80  fgg. 

7)  Plut.  Instit.  Lacc.  §.2:  7^61  nat6nu  yjy  avxoXg  nqo<;  ro  uq- 
yia&ai  xa/.ü;  xui  xagrfQftv  novovvru  xal  fiuyöftivov  vixny  ij  uno&vrjnxHv  •■ 
vgl.  Aristot.  Politic.  Vit,  13.  11:  ort  ötu  to  yiyiif*vuo&ai  ngog  toi)? 
xivövvovq  nolküv  Tjqyov,  und  mehr  oben  §.  23,  not.  2;  auch  den 
Tempel  der  Furcht  Plut.  V.  Cleom.  c.  9  mit  Plat.  Legg.  1.647  und 
Act.   Societ.   gr.   Lips.   I,  p.   7   fgg. 

8)  Nicol.  Damasc.  bei  Stob.  Serm.  XLIV.  41  :  Auxtdaifiorloig 
Tfyviig  fiav&a'tnv  u'AAa?  ?/  th?  ilt;  noXiftov  ulo/gov  fori :  vgl.  oben 
§.  23,  not.  16  und  das  allgemeine  Nützlichkeitsprincip  Plut.  Apophth. 
Lacc.  p.  213  D  und  224  D:  fQcorij&ilg  öi,  xL  dil  ßükiaxa  ftuv&üyfiv 
Tor?  flivdfgovg  Ttaidat;,  xavx\  t'qiT] ,  va'  uv  uvxovi;  ojtfiX^aiifv  (iydgaq 
yfvo/ihoiig. 

9)  'Afia&ilq,  Plut.  Apophth.  p.  217  E;  vgl.  Pcriz.  ad  Aeiian. 
V.  Hist.  XII.  50,  de  la  Nauze  sur  1' etat  des  sciences  chez  les  La- 
cedemoniens  in  M.  de  1'  A.  d.  Inscr.  XIX,  p.  616  fgg.  und  mehr 
Priv.  Alterth.  §.  35  ,  not.  1  ;  auch  Grote  Hist.  of  Greecc  3.  Aufl. 
Anh.   II. 

10)  Plut.  Instit.  Lacc.  §.  2 1  yQttftßUTu  f'vixu  xtjq  ;^p*to?  l'fxuOoy 
xSiv  d    ÜDmv  natdfi'ftrixmv  ^lyrjXuaLav  f:ioiovyxo. 

11)  Das.  §.  14:  ianovdui^oy  di  xul  nigl  xa  fifXtj  xnl  r«?  wd«? 
ox)d\v  ^rxov  xhxQov  d'  ii^f  ravxa  iyiQxixov  dv/xov   xal  fgovij/iuxog  xut 


§.  26.     Erziehung  der  spartanischen  Jugend.      101 

nriQuaraTinov  o^j^jJc  iv(}ovoiO)So\i(;  kuI  TiQ'tKTixr/Q  ;  vgl.  Müller  II  ,  S, 
31<i  %&• »  Cramer  Gesch.  d.  Erziehung  I,  S.  202  fgg.  ,  Krause 
Gjuinastik  1  ,  S.  C5  fgg.  ,  C.  A.  Schirlitz  de  pretio  ,  quod  Graeci 
studio  poesis  injuventutis  institutione  posuerunt,  Nordhausen  1850.4. 
Freilieh  mehr  Urtheil  als  Technik,  Aristot.  Politic.  VIII.  4.  6  :  ol 
Auy.oivi^    ov    t^av&uvovTiq    ofiio^    dvvavrut,    XQiviiv  ofjdCjq,    oj^  qiaai ,     rct 

12)  Ath.  XIV.  33:  diiT^{)j]auv  öi  /aüharct  tmv  'ElXyvüiv  AaxtSui- 
ju,ovioi,  TTJv  novamr/v ,  nXiiaTTj  avrfj  XQWfiivoi,:  vgl.  Müller  II ,  S.  310 
und  die  Sage  von  Phrynis  (Apophth.  Lacc  p.  220  E)  oder  Tinio- 
theus  dem  Milesier  bei  Cicero  Legg.  II.  15,  Plut.  V,  Agid.  c.  10, 
Paus.  III.  12.  8,  obgleich  das  angebliche  Decret  bei  Boethius  de 
Musica  eine  anerkannte  Fälschung  ist ;  s.  Bippart  Dithyrarabogr. 
p.  68  und  Matter  Hist.  de  Tecole  d'Alex.  II,  p.  66;  im  Allg.  aber 
Plat.  Republ.  IV,  p.  424  E  :  oväafiov  yuQ  xivovvTcti  fiovoixijq  rgonoi, 
Svcv  nolirixöjv  vöfiwv  iwr  /^fyiazav ,  mit  Rötscher  Aristoph.  S.  184 
fgg.  und  Jacobs  verm.  Sehr.  111,  S.  274  fgg. 

13)  Plut.  Apophth.  p.  233  E:  roT?  nuXaiovoi  nai&orglßug  oi'}( 
fifilaravov,  IV«  fiij  rfxvT/i;  dXX'  dfjfr'^q  rj  qnXoTi/^ia  yfvTjrat :  vgl.  Aristot. 
Politic.  Vlll.  3.  3  und  Plut.  V.  Lycurg.  c.  19:  ravxa  /iövu  f^ij 
xiokvaavTog  uyiovii^io&ui,  rovq  noXlxaq,  tv  olt;  x^Iq  oi'x  uvariLvctut  (Boiss. 
ad  Eunap.  p.  570)  mit  Seneca  Ben.  V.  3  und  Philostr.  de  Gymnast. 
p.  20;  auch  Plat.  Lach.  p.  183  A  und  Demetr.  de  Elocut.  §.  122) 
t<poQo<;  IV  Aatttduifiovi  rov  Ufgiigyiai;  »al  ovx  imxwgioiq  aqtaigiauvju 
ffiaaiiyojaiv ,  und  mehr  Priv.  Alt.  §.   35,  not.  3. 

14)  Vgl.  Plat.  Protag.  p.  342  nnd  mehr  bei  Meursius  Mise. 
Lacon.  III.  3,  J.  G.  Hauptmann  de  Lac.  eloquentia,  Gera  1779.  4, 
Ast  ad  Plat.  Legg.  p.  67  ;  G.  W.  af  Gadolin  de  eloquentia  Laco- 
nica,  Abo  1823.  4,  Müller  II,  S.  385  fgg.  ,  H.  Wiskemann  de  Lac. 
philosophia ,  Hersfeld  1840.   4,  p.   4  fgg. 

15)  Die  homerischen  Gedichte  soll  Lykurg  selbst  aus  Samos 
mitgebracht  haben,  s.  Wolf  Proleg.  p.  139  und  Lauer  homer.  Poe- 
sie  I,  S.  227;  worauf  man  zwar  keine  solche  Schlüsse  wie  Chr. 
Heinecke  Homer  und  Lykurg  oder  das  Alter  der  lliade  und  die 
politische  Tendenz  ihrer  Poesie,  Lpz.  1833.  8,  begründen,  eben  so 
wenig  aber  Max.  Tyr.  XXIIl.  5:  oxpl  yug  tj  2nügxi]  ga\i.mdiX ,  da- 
gegen geltend  machen  darf;  vgl.  Nitzsch  indag.  Intcrp.  Odyss.  p.  37 
und  Welcker  ep.  Cyklus  I,  S.  246.  Dann  Musiker  und  Lyriker, 
Aelian.  V.  Hist.  XII.  50  ,  namentlich  die  beiden  xuxuaxänfig  xrjq 
fiovaixr^q  durch  Terpander  (Plehn  Lesbiaca  p.  140)  und  Thalc(n.<i 
(Hoeck  Kreta  III,  S.  339  fgg.)  bei  Plut.  de  Musica  c.  9  ;  im  AlJg. 
aber  m.  Anliqu.  Lacc.  p.  54  fgg.  69  fgg.  mit  C.  Crome  de  pere- 
grinorum  apud  Lac.  loco  ac  dignitate,  Düsseldorf  1843.  4,  p.  9  fgg. 
und  Curtius  Pel.  II,  S.  225:  »als  die  Stadt  nach  den  messenischen 
Kriegen  die  erste  von  Hellas  war  an  Macht  und  sittlichem  Ansehn, 
da  war  sie  auch  der  Mittelpunct  eines  vielbcwegten  geistigen  Le- 
bens, ein  Sitz  der  Künste  und  Wissenschaft,  welcher  von  Musikern, 
Dichtern   und   Weisen   vorzugsweise  aufgesucht  wurde«  u.  s.  w. 

16)  »In  Sparta  gab  es  fast  nur  chorischc  Musik  und  Lyrik«, 
Ulrici  Gesch.  d.  hellen.  Dichtk.  II,  S.  67;  vgl.  Plat.  Legg.  11, 
p.  666  D  und  mehr  bei  Bode  Gesch.  d.  lyr.  Dichtk.  II,  S.  35  fgg. 
und  Müller  Gesch.  d.  griech.  Lit.  I,  S.  295;  auch  Thiersch  in  Abhh. 
d.  Bajr.  Akad.   VI.   1,  S.  219  fgg.    und  Grote  IV,  p.   111  fgg. 


102  Th.  IL  Dorier.    C.  IL   Ferfasstmgen. 

17)  Atb.  XIV.  25:  oV  de  /ogoiq  xä/.XtOzu  &fov(;  riftüoiv,  liQioroi 
fv  noUfiij):  Röttiger  Opusc.  p.  332  fgg.  ,  IMüller  Dor.  II,  S.  331 
fgg.,  Bernhaidy  griech.  Lit.  II,  S.  iO'J  fgg.,  und  Avas  Gott.  Altertb. 
§.    53,   not,   37    fgg.  über  die   Gymnopadien   gesagt  ist. 

18)  Cicero  Tusc.  II.  15  :  itatfue  Uli,  (jui  Graeciae  formam  re- 
rum  ynhlicarum  dederunt  ,  corpora  juvemun  firmari  labore  volue- 
runt,  (fuod  Spartiatae  etiani  in  feminas  trattstnlerunt ;  vgl.  Xenopb. 
Rep.  Lac.  I.  4;  Plut.  V.  lyeurg.  c.  14,  und  niebr  bei  St.  Jobn 
Helleiies  I,  S.  386  und  Becker  tbar.  I,  S.  320  fgg.  Dass  Nie. 
Damasc.  mit  den  Worten  :  yiißrüaiu  rf'  o'yanfq  dvögöiv  inriv,  ovrw  y.nl 
nuQ&fvo)v  nicbt,  wie  Müller  II,  S.  314  wollte  ,  eine  Trennung  der 
Gescblecbter  bezeugt  ,  lebren  scbon  die  xotvai  nuXuioxgui,  Eurip. 
Androm.    591. 

19)  Vgl.  Xenopb.  Rep.  II.  13—15  mit  Haase's  Note  p.  88; 
aucb  Limburg- Brouwer  IV,  S.  260,  und  mebr  oben  §.  22,  not.  3 
und   Priv.   Altertb.   §.   29,   not.   18  fgg. 

20)  Aristot.  Politic.  II.  6.  5:  swai  ydq  dxoXäartjq  TiQoq  anaoav 
nxoXdoiav  xal  T(^i'cf>wai.:  vgl.  dessen  Rbetor.  I.  5.  6  ,  insbes.  aber 
Plat.  Legg.  I,  p.  637  C,  VI,  p.  781  A,  VII,  p.S06A,  VIII,  p.  83'.i  U 
mit  Limbu"g  -  Brouwer  IV,  S.  161  fgg.  und  St.  Jobn  I,  p.  3'Jl, 
wenn  aucb  aus  derselben  Quelle  in  einzelnen  Fällen  der  Heroismus 
entsprang,  von  dem  Plut.  V.  Pyrrb.  c.  27,  Stob.  Serm.  CVin.33  u.  A. 
|3eispiele  geben. 

§.  27. 
Ueberhaupt  stand  die  Berücksichtigung  des  häuslichen 
Lebens  in  der  spartanischen  Gesetzgebung  mit  ihrer  Sorg- 
falt fiir  das  öffentliche  im  umgekehrten  Yerhältnisse :  ab- 
gesehn  von  der  äusseren  Einfachheit  und  Schmucklosig- 
keit der  Häuser,  die  allerdings  Gegenstand  einer  eigenen 
Rhetra  war  ^),  kümmerte  sie  sich  um  das  Innere  dersel- 
ben nicht  ^)  und  gab  desshalb  dem  weiblichen  Geschlechte 
eben  so  Crosse  Freiheit  ^),  als  sie  das  männliche  lebens- 
länglich öffentlicher  Aufsicht  und  Bevormundung   unter- 
warf''").   Denn  so  sehr  sie  auch  die  Ehen  unter  dem  Gc- 
sichtspuncte  der  Selbsterhaltung  des  Staats  bcgünstigle  5), 
so  wies  sie  doch  auch  den  Erwachsenen  fortwährend  auf 
gemeinschaftliche    Beschäftigungen    und  Erholungen    an, 
die   ihn  auf  der  Jagd  ^)    oder  in  Gymnasien  7)    und  Les- 
chen 8)    stets    mit  seines  Gleichen  zusauinieuführten  und 
auch  den  Vcrhcurathcten    oft   noch  lange  in  den  Sclilaf- 
stätten  der  Agelcn  oder  Ilen  übernachten  Hessen.     Han- 
del und  Gewerbe  schien  ohnehin  dem  freien  Bürger  eben 
so  schimpflich  wie  der  Ackerbau,  der  ihn  von  dem  Mit- 


§.  27.      Ortjauisalion  des  Privatlebens  in  Sparta.     103 

telpunctc  der  Gemeinschaft  eutfcrnt  haben  würde  ^)  5  aber 
auch  ausserdem  sollte  das  Verbot  der  edlen  Metalle  ^°), 
das  nur  symbolische  Tauschmittel  übrig  liess  ^^j,  alle 
selbstsüchtig^en  Bestrebungen  des  Einzelnen  abschneiden  3 
und  wie  ihm  die  Gesetze  seines  Vaterlands  frei  zu  prü- 
fen untersagt  war  ^^j,  so  suchte  ihn  auch  das  Verbot  zu 
reisen  ^^)  und  die  Erschwerung  des  Fremdenbesuchs  in 
Sparta  selbst  vor  jeder  Berührung  und  Vergleichung  aus- 
ländischer Sitten  zu  behüten  ^*).  Selbst  in  dem  Ehrtriebe, 
der  als  wesentliche  Eigenschaft  des  Spartaners  galt  ^^), 
eröffnete  sich  der  Staat  nur  eine  neue  Quelle  uneigen- 
nütziger Hingebung,  indem  er  den  Gehorsam  als  die 
Schule  zuhünftigen  Gebietens  darstellte  ^^)  und  für  die 
Mühsal  der  öffentlichen  Zucht  und  die  mannichfachen 
Beschränkungen  der  persönlichen  Freiheit  durch  die  Aus- 
sicht auf  die  Auctorität  entschädigte,  welche  jede  höhere 
Alterstufe  über  die  vorhergehenden  ausübte  ^'^).  So  ward 
schon  der  Jüngling  vom  zwanzigsten  Jahre  an  der  unmit- 
telbare Vorgesezte  der  Kleineren  in  ihren  einzelnen  Ab- 
theilungen ^^)  5  war  aber  dafür  auch  seinerseits  jedem 
älteren  Manne  verantwortlich ,  und  dem  Greise  im  All- 
gemeinen Alle  zu  Kindesgehorsam  und  Ehrfurcht  ver- 
pflichtet '^),  auch  wenn  er  des  Alters  Preis,  den  Sitz 
in  der  Gerusia  ^^)  nicht  davon  trug  5  nur  den  Hagestol- 
zen 21)  und  Feigling  22^  traf  Verachtung  und  Schmach 
bis  an's  Ende. 

1)  Pluf.  V.  Lycurg.  c.  13:  ftfQu  di  nühv  xuru  t^s  nohirikilaq, 
oTiojQ  olxia  näaa  rijv  /nfv  ogocfrjv  v.nu  nfkfxio)g  HQyua/iivtjv  X^tj  ,  ra?  6\ 
Oi'iQuq  u:io  n^iovoq  ftövoti  xal  nTjdivoc;  rwv  akkotv  foyuXiiuv  :  vgl.  de 
esu  carn.  II.  2  und  Müller  II,  S-   254  fgg. 

2)  Dionys.   Hai.  Arch.    Rom.   XX.  2:  twv  61  x«t'  olxiav  yfi'o/nf- 

VO)V    OVXf     7lf)0V0l(tV     OVZf    (fllkux7/V    fTlOlOVVTO  ,       tip      fwXftOV     &VQrtV     fHdOrOV 

o(iov  iivai  Tjjq  fXfvOfQiii^  tov  ßiov  votili^ovxiq.  Verschluss  der  Häuser, 
Libanius  in  Scbneidewin's  Philol.  III,  S.  537  :  nfutjxnvtprat  dJ  xiu 
xAfrJ«;,  (Iq  oXovriii  rTjq  nciQ  fxfivo)v  (tojv  t'tX(oro)v)  fnißonXtjg  la^i'^oxf- 
(>u<i  hvul;  vgl.  die  clavts  Laconica  Plaut.  Mostell.  404  mit  Aristopli. 
Tbesm.  413;  daneben  freilich  auch  strenge  Ordnung,  Aristot.  Oeco- 
nom.  I.  5:  n/joq  fV](i)t]OTiuv  axuiüv  ro  Aanwvittov'  xqtJ  yaq  iv  tAaaxov 
i»  xij  iavxov  '/'''Q'^  xitaQ-ni, 

3)  Aristot.  Polilic.  II.  6.  8:  t«?  d\  yvvaZyiüq  tfuai.  n\v  nynv  tov 
Ax'xoiiQyov  ini  toiI?  vöfioix:,  ojq  d  uvxfHQovov,  unoarijvai  nuXiv y  vgl. 
Dionys.  Hai.   II.  24  :  dqiijxav  wantg  Aaxtäaifiovtoi,  t«?  yvvaixüv  givXu- 


104  Th.  II.  Dotier.    C.  IL   Verfassungen. 

x«5.  Dem  widerspriclit  zwar  Plut.  V.  Lycurg.  c.  14;  doch  sagt  er 
selbst  V.  Agid.  C.  7  :  roi''q  AuaiSuiuovLovi;  Imoxüfitvoq  xarjyxöoii?  ov~ 
ras  uil  xüv  yvvatxöiv  nal  TiXiVov  ixiivaig  rwv  S7jfioat(üv  ^  twv  löiojv  uv- 
ToVg  noXvTiQUY.'toviZv  dtdövrnq. 

4)  S.  Plat.  Legg,  VI,  p.  780  und  Plut.  V.  Lycurg.  c.  24  u.  25, 
insbcs.  die  Stelle  :  u&vi^f  roi\  noklraq  firj  ßovXia&ui  /itjd'  iniczuodui 
HUT  ISinv  (,jjv ,  (xkX.  üjontQ  ritq  fifkiiTaq  rü  xoivü  avfKfiifVq  o'vt«?  ufl 
xal  fiir  ukX7]X<i)v  tlkovfifvovg  niot  tov  uq^ovra  /nixQov  JfVv  {^(aröJtaq 
uvTcjv  vTi  fv&oiioiuoftov  xftl  ^tXoTifilag  oAoi'c  i^vai  rrjg  nurpi^oq  :  auch 
Nicol.   Damasc.   1.   c.   und  Montesquieu  Esprit  des  loix   V.   2. 

5)  S.  Xenoph.  Rep.  Lac.  c.  1,  Plut.  V.  Ljcurg.  c.  15,  und 
mehr  bei  Müller  II,  S.  280  fgg.  und  Wachsmuth  II,  S.  386,  auch 
J.  H.  Wacker  de  Lycurgi  ad  mutrimoiiium  pertinentibus  institutis, 
Lips.  1743.  4  und  Zumpt  in  Abhh.  d.  Berl.  Akad,  1840,  S.  15.  — 
Freiheiten  für  Väter  von  drei  und  mehr  Söhnen  ,  Aristot.  Politic. 
II.  6.  13,  Aelian.  V.  Hist.  VI.  6.  —  Zrjixiai,  uyufiioVf  oi/ziyw/Mtoj», 
nuxoyuniov ,  Stob.  Serm.  LXVII.  16,  vgl.  Plut.  V.  Lysand.  30  und 
mehr  bei  Meurs.  Mise.  Lacon.  II.   3,  p.  108. 

6)  Xenoph,  Rep.  Lac.  IV.  7  :  o  df  AnovQyoq  toi?  TT^Atxoi'jo«? 
vo/iifiov  inolTjOt  xuXXiOTov  iivut  to  &7]Qnv  ^  il  firj  Tt  ÖT/ficoiov  xojXvot  : 
vgl.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  24  und  im  Allg.  Xenoph.  Cyrop.  I.  2.  10 
und  Plat.   Legg.  VII,  p.  823. 

7)  Plat.  Protag.  p.  342  B;  vgl.  E.  G,  Weber  de  Laconistis 
apud  Atuenienses,  Weimar  1835.   4,  und  m-  Gesch.  d.  piaton.   Phil. 

I,  S.  92. 

8)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  16  u.  25,  Paus.  III.  14  u.  15;  vgl. 
Meurs.  ad  Lycophr.  p,  226  und  Mise.  Lacon.  IV.  16,  Müller  II,  S.  398, 
und  mehr  Priv.    /»Iterth.   §.    17,  not.  23. 

9)  Aelian.  V.  Hist.  VI.  6  :  ßävuvaov  d'  tldhai  tS^vt/v  aväga  Aa- 
»läai/iöviov  orx  flijv:  vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  c.  7,  Plut.  V.  Ages. 
c.  26,  Instit.  Lacc.  §.  42,  und  über  den  Ackerbau  insbes.  Apophth. 
Lacc.  p.217  A:  jivv&avoßfvot>  di  nvoc;,  cft«  ri  totg  fiXojai.  rovg  clyQot>q 
iy/iigii^ovat  xal  ovx  avrol  inifttXovvxai,  trt,  *9"7 ,  ov  tov'twv  iTiifiiXöfjii- 
voi ,   dXX'  avriöv  ,   ai'Toi's   ixxijaaiAi&u. 

10)  Nicol.  Damasc.  1.  c.  p.  228:  vo/iia/nuxi  6f  XQ<!ivxai  oxvxlvw' 
luv  6i  nugü  Ttv»  tVQi&fj  xgunoq  ?/  ügyi'goq ,  &avüx(p  trjlitovxai:  vgl. 
Xenoph.  Rep.    Lac.  Vit.  6  und  Plut.  V.   Lycurg.  c.   9. 

11)  Corium  forma  publica  percussum ,  quäle  apud  Lacedaemo- 
nios  fuit,  (juod  usum  numeratae  pecuniae  praestat ,  kennt  auch  Se- 
neca  de  Benef.  V.  14;  die  meisten  Zeugen  sprechen  jedoch  für  lo- 
(iianu  atäijgoiv,  Polyb.  VI.  47,  und  zwar  diKf-daguhov  nvgl  aiöi'jgov, 
Plut.  Comp.  Arist.  et  Caton.  c.3;  vgl.  V.  Lysand.  c.  17  und  mclir 
bei  Fischer  ad  Aeschin.  Socr.  II.  24,  p.  79   und  Eckhel  doctr.  numni. 

II,  p.  278,  wogegen  das  Gerede  bei  de  Pauw  Rech.  II,  p.  272  fgg. 
und  St.  John  III,  p.  260  fgg.   nichts  verschlägt. 

12)  Demosth.  Leptin.  §.  106:  «'AA'  «  xf,  nag'  fxiivoiq  noXmla 
ai'ftVfgftf  ravx'  inniviVv  uvngytj  xal  nouZv:  vgl.  Aristot.  Rhetor.  I.  15. 
12;  TU  Twv  vo/iiMv  aoqtojxigov  t^T/xttv  ilvat  xovx  t'axtv  o  iv  xotq  inaivov- 
nhoi.(i  vöftoiq  uTiayognexai ,    und  mehr  im  Allg.  unten  §.   51,  not.  12. 

13)  Harpocr.  p.  159:  o  6i  'AgiaroxiXtjq  ovx  i^tivai  iptiatv  nnoStj- 
fiiöv  xoZq  Aaxiäui/xovioig ,  onax;  /nfjäi  i&ll^oivrut.  uXXiov  vo/4<ov  iiyai  (piXoi' 
tov   liivTQi,    'laoxguTovi   (Busir.  §.    18)    xovq  ftaxifiovi    /iörovg   Xfyoyxüi 


§.  27.      Organisation  des  Privatlehens  in  Sparta.     105 

)eoii.iiio9(u  (lno6r]tiHv ,  ol  ntgt  AQiaxoriXjjv  toc;  nrivrag  Au¥.tdai!.toviov<; 
qiuai:  vgl.  Plut.  Apopbtb.  p.  220  F,  V.  Lycurg.  c.  27,  und  über 
Ausbürgerang  V.  Agid.  c.  11:  tov  unf^&otza  Ttjt;  JSnuQTijq  fnl  fUTOi- 
xiö^w  ngoi;  fTfQov<;  dno&vTjaviiiv  :    im   Allg.   aber  Aristot.   Politic.  \\\. 

5.  3  :  To  yuQ  Iniitvova&ui  Ttva?  iv  ukXoK;  Ti&gu/ufi(yov(;  töfioig  aoi'/x- 
(popov  Hvai  (fuai,  tiqoq  ivvofiiav. 

14)  Zfvoiq  d'  lußkorv  ovr.  itiaxiv  iv  Stiuqttj,  Nie.  Damasc.  p.  228; 
vgl.  Meursius  II.  9,  p.  142,  Jo.  Chr.  Hetzer  de  Lac.  ityr^kuain  s. 
rigore  adv.  peregrinos ,  Lips.  1672.  i,  L.  de  la  Nauze  in  M.  de 
l'A.  d.  Inscr.  XII,  p.  159,  und  d.  Erkl.  zu  Thuc.  I.  144,  Aristopb. 
Ar.  1013,  Plat.  Protag.  p.  342  C,  Aelian.  V.  Hist.  XMI.  16,  auch 
Tittmann  gr.  Staatsv.  S.27,  Limburg- Brouwer  IV,  p.  353,  und  die 
oben  §.26,  not.  15  citirte  Abb.  Ton  Creme,  die  aber  die  eben  dort 
berührten  Ausnahmen  mit  Recht  geltend  macht.  Ueberhaupt  be- 
merkt Göttling  gesamm.  Abhb.  S.  323  ,  dass  bessere  Schriftsteller 
nur  livTjXuaiuq  im  Plural  sagen ,  woraus  deutlich  hervorgeht ,  dass 
die  Erschwerung  mehr  in  der  wiederholten  Anwendung  polizeilicher 
Maassregeln  gegen  Fremde  als  in  einem  grundsätzlichen  Verbote  be- 
stand ,  womit  sich  auch  z.  B.  die  Gasttreundschaft  an  den  Gymno- 
pädieu  (Xenoph.  M.  Socr.  I.  2.  61)  nicht  vertrüge;  ebendesshalb 
aber  darf  man  sie  nicht  mit  dems.  im  Hermes  XXV,  S.  128  und 
Lachmann  S.  166  auf  Verhinderung  einer  festen  Metökie  be- 
schränken. 

15)  To  (fiXÖTifiov  xul  (fiXoyftxov ,  Plut,  V.  Lysand.  c.  2,  Agesil. 
c.  5;  vgl.    Plat.   Republ.   VIII,  p.  547  fgg.   und  Legg.   VI,  p.762E. 

16)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  30  :  ^  nzi&aQxiu  fiä&Tjuä  foriv  uQ'/ovroq: 
vgl.  Agesil.  c.  20  und  Apophth.  p.  215  D:  iQairtj&iig ,  ri  fiä&tffAu 
fiüXiorn  tv  SnuQTT]  uamZzai  ,  xo  yivüaxfiv,  ftnfv,  ÜQ^ttv  xe  xal  uQX^~ 
a&ui ,  mit  d.  Erkl.   zu  Cic.   Leg.  III.  2. 

17)  Aristot.  Politic.  VII.  13.  3:  dyavaxxfZ  d>  ovditg  xa&-'  ^Xntiav 
UQXofiivog  .  .  .  uXXojg  xi  xut  /4fXXiov  uvxiXa/ißaviiv  xovxov  Tcy  }'gu*ov, 
oxav  xvxjj   x^q    iKvov/^iv/jq  TjXixiuq. 

18)  Daher  tlgijv  (d.i.  uQXfiv  nach  Her.  IX.  85)  und  vom  18ten 
bis  20stan  niXXiiQrjv:  vgl.   Meursius  II.   3  und  Müller  II,  S.   301. 

19)  Vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  c.  6  und  Dionys.  Hai.  XX.  2: 
AuxfJai/xovtoi  ort  xoig  n^Qioßx'Tuxoig  intXQfTiov  xovq  uxoofiovvxuq  xwv 
noXirtäv  iv  oxi/jöt/xivi  xwv  67jfioaio)v  xonwv  ruTq  ßaxxtjQintg  nuiiiv^  wozu 
über  den  Gebrauch  des  Stockes  Meursius  II.  17,  p.  180,  Casaub. 
ad  Theophr.  Char.  V.  4,  Sintenis  ad  Plut.  Them.  c.  11,  p.  78;  im 
Allg.  aber  Plut.  praec.  polit.  c.  24,  Instit.  Lacc.  c.  10,  und  mehr 
bei  d.  Erkl.  zu   Plat.   Republ.    IV.  4  und  Cic.   Senect.   c.    18. 

20)  NiKijx^qtov  xijq  uQfXTJq,  Plut.  V.  Lycurg.  c.  26  ;  vgl.  Xenoph. 
Rep.    Lac.  X.   I,  Aeschin.   adv.   Timarch.   §.  180,   Aristot.  Politic.  II. 

6.  15,  Nie.   Damasc.   1.  c.  p.  228. 

21)  Plut.  V.  Lycurg.  c  15;  vgl.  J.  C.  Schläger  de  jure  cae- 
libatus  apud  Lac.  vor  s.  Diss.  rar.  fasc.  novus  ,  Heimst.  1743.  4, 
und  F.  Osann  de  coelibum  apud  vet.  pop.  conditione  comm.  I, 
Giessen   1827.  4,  p.  5  fgg. 

22)  Tginaq,  vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  IX.  5,  Plut.  V.  Lycurg. 
c.  30,  und  mehr  bei  Müller  II,  S.  223  und  Wachsmuth  II,  S.  154; 
über  das   Vcrbum  selbst  Lehrs  Aristarch.  stud.   p.   91. 


166  T/t.//.  Dorier.    CIL  Verfassungen. 

§.  28. 
Ganz  besonders  aber  offenbarte  sieh  die  Gemeinscbaft- 
licbkeit    des    spartanischen  Männerlebens    in    den    Syssi- 
tien,  in  Sparta  gewöhnlicher  rpiditia  genannt  '),  die  zwar 
an    sich   betrachtet    auch    zu  Parteiung  und  Bürgerzwist 
führen  konnten  ^),  hier  aber  Hand  in  Hand  mit  der  übri- 
gen Abgemessenheit   und  Selbstbeschränkung   des  lykur- 
gischen   Bürgerthumes    mit   Recht    als    der   Schlusssteiu 
des  ganzen  kunstreichen  Gebäudes    angesehn   wurden  ^). 
Ganz   dem    Grundsatze    zufolge,    das    Verhältniss    seiner 
Mitbürger  möglichst  auf  die  unmittelbar  aus  der  Erobe- 
rung hervorgegangenen  Zustände  zurückzuführen ''^),  hatte 
Lykurg  eine  gleiche   und    bleibende  Vertheilung  des  ge- 
sammten   Grundeigenthunis    in    eine  Anzahl  untheilbarer 
und  unveräusserlicher  ^)  Loose  angeordnet,    welche  we- 
nigstens   nach    der  Eroberung  Messeniens    für  die  Spar- 
tiaten  neuntausend  betrug  ^)  5  die  Periöken  hatten  dreissig- 
tausend    kleinere  ^    auf    den    spartiatischen     aber    sassen 
durchschnittlich,  wie  es  scheint,  sieben  Helotenfamilien  ^), 
von  deren  gleichen  Abgaben  ^)  dann  namentlich  die  Bei- 
träge der  Einzelnen  zu  den  Syssitien    bestritten  wurden. 
Eine  ähnliche  Gleichheit    der  fahrenden  Habe  herzustel 
len  war  freilich  eine  Unmöglichkeit  ^)  ^    doch   fand   auch 
rücksichtlich    dieser   wenigstens    eine   Art    von    Gemein- 
schaftlichkeit statt ,    indem  jedem    erlaubt  war ,    sich  in 
Nothfällen  der  Geräthe,  Hausthiere,  Früchte  des  Andern 
wie  seiner  eignen  zu  bedienen  ^^)  5  und  selbst  wo  Jeman- 
den   ein    Ueberschuss    blieb ,   boten    gerade  die  Syssitien 
ein  Mittel  dar,  denselben  zum  gemeinen  Besten  zu  verwen- 
den ^^).     Sonst  waren  die  Beiträge  der  Theilhaber  gleich 
und  nach  den  Princlpien  derselben  Einfachheit,  wie  sie 
auch   in  den  sonstigen  Lebensbedürfnissen  herrschte  ^^), 
gesetzlich  bestimmtest,  natürlich  immer  nur  für  die  Män- 
ner, auf  welche  sich  diese  Tischgesellschaften  ausschliess- 
lich beschränkten  ^'^)  j  die  Frauen  assen  daheim,  Knaben 
und  Jünglinge  in  ihren  besonderen  Abtheilungen,  deren 
Kosten  nach  dem  Beispiele  der  Kreter  vom  Staate  selbst 
bestritten  worden    seyn    mögen  j  wie  aber  auch  für  die 


§.  28.     Gemeinspeisuncf  und  Gütergleichheit.      107 

Erwachsenen  dieser  ganzen  Einrichtung  wesentlich  der 
Gedanke  zu  Grunde  lag,  den  Bürger  alier  häuslichen 
Sorgen  und  Beschäftigungen  überhoben  fortwährend  wie 
den  Soldaten  im  Lager  leben  zu  lassen  ^^) ,  zeigt  der 
Ausdruck  ovoxi^voi  oder  Zeltgenossen,  mit  welchem  die 
Mitglieder  einer  solchen  Gesellschaft  —  in  der  Regel 
fünfzehn  —  bezeichnet  wurden  i^) ;  und  indem  diese  kei- 
nen neuen  Theilhaber  ohne  Kugelung  und  Zustimmung 
aller  übrigen  Mitglieder  aufnahmen ,  erlangten  sie  zu- 
gleich die  politische  Wichtigkeit  geschlossener  Körper- 
schaften i^),  die  als  das  erste  Glied  in  der  Organisation 
des  Staats  sowohl  als  des  Heeres  da  standen  i^). 

1)  Nicht  cfdlria,  wie  noch  Hoeck  Kreta  HI,  S.  123  und  Gött- 
llng  ad  Allst.  Oecon.  p.  190  wollen,  obgleich  schon  Plut.  V.  Ly- 
curg.  c.  12  nur  über  die  Bedeutung  von  gudiTia  schwankt:  «xf  ox; 
(pMaq  xul  (fikoqiQoavvrjt;  vnngxövroiv,  rifrl  rov  X  to  d  luMßuvoviii;,  fiTi 
WS  riQoq  iihUfiuv  x«t  ^fiäoj  ovvi&iL.övio)V  ovd\v  6i  xwAj'ft  xai  mv  rii)ü)- 
rov  l'ioj&iv  fTtty.fto&at  (f&oyyov ,  wanfo  i'vioi  q,aaiv  ,  idniiDv  nuqa  rijv 
diuixuv  unl  rjjv  idw6^v  Xfyoufycov :  dass  aber  die  leztgenaniite  Ab- 
leitung allein  richtig  ist,  dürfte  jezt  fest  stehn  ;  vgl,  Haase  ad  Xe- 
noph.   Rep.    Lac.   p.    119   und  Ahrens  dial.   II,  p.  85. 

2)  Plat.  Legg.  I,  p.  630  B  :  ituI  xal  zri  yvfivüota  ruvra  xal  tu 
avaaivia  noXXd  fiiv  uiXu,  vvv  oicfiXiZ  t«?  nöXni;,  tiqcx;  äe  t«?  oraof*? 
](aXfna. 

3)  Vgl.  oben  §.  25,  not.  13  und  Im  AUg.  Meurslus  I.  9  u.  10, 
Manso  I.  2,  S.  188  fgg.  ,  Müller  II,  S.  273-279,  Wachsmuth  II, 
S.   153  und  395. 

4)  Vgl.  Plat.  Legg.  IIF,  p.  684  D  und  V.  p,  736  C;  xu^üntQ 
iinofify  Tt^v  Twv  'HtJaxXHÖöiv  utioikIuv  firii/iVv ,  w'e  y^q  xal  xQf'"^  utio- 
xoTiTjq  xal  vo/ifjQ  niQt.  dnvjjv  xul  fmxivdi'vov  Vqiv  f^icfvyov :  auch  Ari- 
stot.  Politic.  II.  4.  1  und  den  Beschluss  der  Phliasier  bei  Paus.  II. 
13.  1:  ßuOiXfu  'Prjyviduv  xal  rovq  ovv  ixfiv(i>  JfOQitK;  inl  tlvaSaofijJ  yi^q 
d'fXfaOni,,  woraus  deutlich  heryorgeht,  dass  auch  Lykurg's  Thellung 
nur  eine  Wiederherstellung  der  mit  der  Eroberung  selbst  verknüpf- 
ten Gleichheit  war,  ohne  auch  nur  Im  Lntf'enitesten  die  ScLwieri;;- 
keiten  darzubleJen,  welche  zuerst  Kortüm  (Wesen  und  Schicksal  der 
dorisch -lakonischen  Ackergesetzgebung)  in  Schlosser's  und  BercLt's 
Archiv  f.  Gesch.  u.  Liter.  IV,  S.  133—180,  dann  HüUmnnn  Würd. 
<i.  delph.  Orakels  S.  157  und  Lachmann  spartan.  Staatsv.  S.  16S 
darin  gefunden  haben  ,  vgl.  m.  disp.  de  vestig.  Instit.  vett.  p.  27 
und  Antiqu.  Lacc.  p.  172,  auch  Schömann  Antlqu.  p.  116  und  ec- 
clcs.  Lac.  p.  15;  geschweige  denn  dass  mit  Grote  Hlst.  of  Greece 
T.  II,  p.  521—548'  und  seinen  Nachtrctern  Kopstadt  Lacon.  const. 
p.  137  fgg.  und  Löbell  in  F.  v.  Raumers  anllqu.  Briefen  S.  251 
f,rg.  I'olyblus  VL  45  als  der  erste  Zeuge  zu  befrachten  wäre,  der 
sich  selbst  nur  durch  eine  Fictlon  aus  den  Zeiten  der  lezten  Könige 
hätte  täuschen  lassen  !  » 

5)  Ilcracl.    Pol.   c.  2:   nwXitv  di  y^v  Aaxt^atftovion  ulax^ov  vivo- 


108  Th.  11.  Dorier.   C.  11.   Verfassungen. 

ftiarui ,    xfjc;    ö'  (((j/uiaq  /uoiQuq  ovde    l^iOriv:    vgl.    Piut.  Instit.    Lacc. 
c.  22  mit  Autiqu.  Lacc.  p.    178  fgg. 

0)  Piut.  V.  Lycurg.  c.  8  ;  Tgl.  Antiqu.  Lacc.  p.  59  fgg.  und 
uuten  §.  31,  not.  5.  Vorher  schwankt  die  Zahl  zwischen  45ü0  und 
60Ü0  Loosen;  ja  Isoer.  Panath.  §.255  nimmt  von  Anfang  nur  2000 
Spartiaten  an;  s.   Manso  I.    l,  S.    110. 

7)  So  viele  begleiten  wenigstens  jeden  Spartiaten  in's  Feld  bei 
Her.  IX.  28;  vgl.   Clinton   II,  p.  413. 

8)  Siebenzig  Medimnen  Gerste  für  den  Mann  ,  und  zwölf  für 
die  Frau,  mit  entsprechenden  Mengen  von  Oel  und  Wein,  Piut.  V. 
Lycurg.  c.  8  ;  vgl.  Instit.  Lacc.  c.  41«  ol  dt  iil(OT(g  uvToVq  niJj'üi^ovro 
TT^v  yijv,  qifQovrig  anoifoQuv  ttjv  uvw&iv  loTUfiifjjv '  iJiüguTov  d  rjvnkfi- 
ovog  Tif«  fiia&äJaui ,  iva  ly.iXvot  /xkv  xf^datVovTf?  rj6(iü(;  vnrjQfTwaiv  ,  ov- 
Tot  6f  (.ijj  nUov  fntt^TjröJai:  und  mehr  bei  Müller  II,   S.   35  fgg. 

9)  Piut.  V.  Lycurg.  c.  9  :  iTii%iiQ?}aaq  äf  xul  rd  tJiinXa  6taiQitv, 
ontog  nuvTunuaiv  i^iXoi,  to  uviaov  y.ul  uvojftakov ,  fntl  xaXiJiox;  fOji)a 
TtQoaSfxofiivovi;  ttjv  uvtixqik;  uifaigfOiv ,  tr/Qn  ziqooTJkd-iv  odtü  x.  t.   X, 

10)  Xenoph.   Rep.  Lac.   VL  3;  Aristot.  Politic.  II.  2.   5. 

11)  'iincii'xAo,  01.0V  fTtixoQTiyTJfiara  rov  avvTiTayftivov  rolq  q>itdLrui% 
uUXov  d.  h.  dünyov ,  Ath.  IV.  17  fgg.,  vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  V. 
3  fgg.  und  Müller  Dor.  II,  S.  202. 

12)  S.  Porphyr,  de  abstin,  IV.  3  und  mehr  bei  J.  D.  Winkler 
de  Lac.  vet.  continentia  in  victu ,  in  Act.  soc.  lat.  Jen.  V,  p.  60 
fgg.  und  Müller  Dor.  II  ,  S.  275.  MtXuq  Cw^uö?,  Aelian.  V.  Hist. 
III.  31   u.  s.w. 

13)  Monatlich  einen  Medimnus  Gerstengraupe,  acht  Choen  Wein, 
fünf  Minen  Käse,  fünf  halbe  Minen  Feigen  ,  und  etwas  Geld  zum 
Ankaufe  von  Zukost;  vgl.  Piut.  V.  Lycurg.  c.  12,  Ath.  IV.  15  — 
21,  und  mehr  bei  Müller  II,  S.  202. 

14)  Das  heisst  vom  Eintritte  des  kriegspflichtigcn  Alters;  denn 
dass  Zwanzigjährige  schon  den  Phiditien  beiwohnten ,  schliesst 
Schömann  Antiqu.  p.  139  aus  Xenoph.  III.  3  und  Piut.  \'.  Lycurg. 
c.  15  mit  Recht;  nur  waren  diese  immer  den  altern  Leuten  beige- 
mischt, Xenoph.  V.  6  :  o  df  Aimov^yoc;  uvi/xiif  nutdii'iad-ui  tu  noXku 
rovq  vio)Te(Jovg  vno  Tiy;  töjv  ytQutTiQOiv  l/xTieiglttg. 

15)  2TQuro7ifdov  yd()  noXiXfLav  *^fTf  ,  Plat.  Legg.  II,  p.  666  E ; 
vgl.  Piut.  V.  Lycurg.  c.  24:  uqi&oviu  axoX)j<; ,  und  über  die  uQyla 
udiXtprj  fXiv&f^iuq  Tittmann  S.  660  und  Wachsmuth  II,  S.  19  fgg. 
Schol.  Thucyd.    I.   84  ist  anders  zu  nehmen. 

16)  S.  Xenoph.  Rep.  Lac.  V.  2,  VII.  4,  IX.  4,  und  das  Verfah- 
ren bei  der  Aufnahme  nach  Plutarch  c.  12  oder  Schol.  Plat.  Legg. 
1,  p.  633  A:  fiuyduXiuv  yuQ ,  ?j  iorl  fiü^u  ariaiog,  fxuOTog  IqiiQf ,  jtui 
T»?  nuQfiart/y.fi  ai'Tor?  (pigwv  (nl  x((paXf/g  uyyoq  .  flq  o  ol  xgivovTfi  raq 
iu,u!liug  h'ißaXXo*  y  ol  /xiv  ''Jtov  xQivovriq  tov  ngoaiövra  utvtkotov  nuvri- 
XöJq,  oaoi  Si  /AT/,  TW  äaxTi'iXüj  noiXüvuyTfq  oitux;  ivißaXXov  xr/v  fiät^av' 
ftfd-  ö  tl  xnl  /xinv  xotXörTjxa  ivgov  t^ovauv ,  f^fßaXXov  r.v  xgivo/iiyov 
rov  avaaiTiov  x.  r.   X. 

17)  Piut.  Qu.  symp.  VII.  9:  x«  yug  nagd  Kgt/alv  uvdgiTa  xaAoJ- 
/ifv« ,  nugu  6i  ^^nagriüraK;  (fiSlxiu  ßovXivxTjgMv  uTtoggT^xoiy  xat  avvi- 
dgiüiv   agtaToxnnxixöJv  rn^iv  ft/jv   x.   t.   X. 

18)  Her.  I.  65  :  xd  iq  noXi/iov  t'xOPia,  hw/ioxiuq  xai  xgiT/xndaq  xal 
oüöömo;  vgl.  Polyaen.  Strateg.  11.  3.  11   und  Müller  II,  S.237;  oder 


§.  29.     Organisation  des  Heeres  in  Sparta.      109 

soll  man  diese  Syssitien  nach  Dionys.  Hai,  II.  23  und  Plut.  V.  Agid. 
c.  9  als  grössere  Abtbeilungen  von  den  obigen  Tischgesellschaften 
unterscheiden?     Köchly  Gesch.  d.  Kriegswesens  S.  38. 

§29. 
Denn  auch  das  Heer,  in  dessen  Organismus  der  Gipfel 
und  das  Ziel  aller  spartanischen  Staatseinrichtungen  lag  ^), 
beruhete  wesentlich  auf  dem  Systeme  einer  Gliederung, 
durch  welche  das  Ganze  fast  nur  aus  Befehligern  ande- 
rer Befehlenden  bestand,  deren  geordnete  Abstufung  je- 
den Wink  des  Königs  alsbald  durch  alle  Reihen  zu  ver- 
breiten diente  2).  Die  ganze  bewaffnete  Macht  zerfiel  in 
sechs  Moren ,  die  von  eben  so  vielen  Polemarchen  be- 
fehligt wurden  5)  •  unter  jedem  von  diesen  standen ,  so 
weit  es  das  Bürgerheer  betraft),  vier  Lochagen ,  acht 
Pentefcosteren  und  sechzehn  Enoniotarchen  oder  Führer 
von  Eidverbrüderungen  ^) ,  deren  Stärke  Thucydides  auf 
je  zwei  und  dreissig  Köpfe  anzuschlagen  scheint  ^)  j  wenn 
derselbe  aber  dem  Lochos  vier  Pentekostyes  und  einer 
Pentekostys  wieder  vier  Enomotieu  gibt,  so  rechnet  er 
wahrscheinlich  die  Periöken  mit ,  deren  Zahl ,  auch  den 
obigen  Looseu  nach  zu  urtheilen,  ungefähr  das  Dreifache 
der  Spartiaten  betragen  haben  mag.  Dass  ohnehin  die 
Stärke  des  Heeres  nach  den  Umständen  verschieden  seyn 
musste ,  und  nicht  immer  die  ganze  waffenfähige  Mann- 
schaft vom  zwanzigsten  bis  zum  sechzigsten  Lebensjahre 
aufgeboten  ward''),  versteht  sich  von  selbst 5  ausserdem 
aber  ward  dieselbe  so  planmässig  verheimlicht,  dass  die 
Zeitgenossen  selbst  keinen  klaren  Begriff  davon  hatten  ^)  ^ 
und  Aehnliches  gilt  von  dem  Verhältnisse  der  genannten 
Heeresabtheilungen  zu  den  bürgerlichen  Phyleu  und  Di- 
stricten  ^) ,  in  welcher  Hinsicht  schon  Thucydides  die 
Existenz  eines  pitanatischcn  Lochos  leugnete,  den  An- 
dere annahmen  ^o).  Alle  diese  Abiheilungen  enthielten 
übrigens  eben  sowohl  Reuterei '^)  als  Fussvolk  j  nur 
kam  jene  theils  überhaupt  in  geringe  Anwendung  '^'^), 
theils  bestand  sie  gerade  aus  den  untauglichsten  Leuten, 
für  die  von  den  Begüterten  nur  die  Pferde  gestellt  wur- 
den *3)  5    und    am   wenigsten    darf  damit    die  Schaar  der 


HO  Th.  II.  Darier.    C.  II.  F'erjassungen. 

dreihundert  Ritter  verwechselt  werden  ^'^) ,  die  von  drei 
Hippagreten  aus  der  Blüthe  der  spartanischen  Jugend 
auserlesen  ^^)  als  königliche  Leibwache  ^^)  eben  sowohl 
zu  Fusse  als  zu  Pferde  dienten,  theilweise  auch  nach 
ihrem  Austritte  noch  zu  öffentlichen  Sendungen  gebraucht 
wurden  ^^)^  und  durch  di«»  politische  Bedeutung,  die  mit 
ihrer  kriegerischen  mindestens  Hand  in  Hand  ging,  dem 
Alterthume  selbst  bisweilen  als  eine  Behörde  erschienen  ^^). 

1)  Vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  c.  11  — 13  und  meLr  bei  Crag.  IV.  4, 
IVIeurs.  Mise.  Lacon.  U.  1  u.  2,  Manso  I.  2,  S.  224  fgg.,  Müller  II, 
S.  231 — 252,  in  militärischer  Hinsiclit  aber  insbes.  Rüstow  und 
Köchly  Gesch.    d.   Kriegswesens  S.    36 — 52,   9Ü  — 134. 

2)  Tliuc.  V.  66  !  a/i^ov  yug  toi.  nüv  nXr/v  oXiyov  to  ar^KzonjJov 
röiv  A.aKi6nLiiovLo)v  uQ'/roviiq  uq/ovtwv  flal  xal  to  fnißtXiq  Toii  d(jO)/ifyov 
no/iXoiq  ngonrjxft  :  vgl.  Xenoph.  Cyr.  VIII.  1.  14  u.  Plut.  V.  Pelop. 
c.  23  mit  Wachsmuth  II,  S.   324  fgg. 

3)  Ja  nicht  fioQuyöq ,  a.  Böckh  ad  C.  Inscr.  I,  p.  89  und  578; 
im  AUg.  aber  Barlhelemy  Voy.  d'  Anach.  chap.  L.  note  ;  Vales.  ad 
Harpocr.  p.  309,  G  H.  Martini  de  Spartiatarum  mora ,  Regensb. 
1771.  4,  und  mehr  bei  Sturz  Lex.  Xen.  III,  p.  172 — 174,  auch 
Meurs.  Lectt.  Att.  I.  16,  der  aber  fiöga  und  Äöjj-os  durcheinander 
wirft,   was  Arnold  zu  Thucyd.  V.  68   nicht  hätte  vertheidigen  sollen. 

4)  Xenoph.  Rep.  Lac.  XI.  4:  o'vru)  yt  /xijv  narfaxivaa/nfva)*  //ogaq 
fiiv  6i(Vlifv  *S  xiil  Inniwv  xul  onXixüv'  (xuarr^  ^f  r(Zv  tioAiTjxwi'  ftoQüiv 
iXii  noXfftftQxov  fvrt  ,  Xoxüyovq  riaougag,  nivrrjxoaTrJQuq  (Anab.  III.  4. 
13  und  Thuc.  V.  66  nivTrjxovTri^fq)  o'xiw,  fvwfioTUQX^"!  fxxaidfxrt. 
Andere  lesen  onXirt-xwv :  inzwischen  ist  noktTixwv  ganz  richtig,  so- 
bald man  es  nur  nicht  mit  Köchly  S.  90,  der  darauf  ganz  unerweis- 
bare  Vermulhungen  gebaut  hat  ,  auf  eine  politische  Eintheilung 
im  Gegensatze  der  militärischen ,  sondern  auf  das  Bürgerheer  im 
Gegensatze  der  Periöken  bezieht  (vgl.  noXnixi)  X"'^**  ^*^'  Poljb.  VI. 
45  mit  Antiqu.  Lacc  p.  172  fgg.  und  Thirlwall  I,  S.  466),  denen 
Grote  II,   p.  605   nicht  hätte  die  Bundesgenossen  substituiren  sollen. 

5)  Tn|*t?  t)t«  a<fuyio)v  fvo'ifioTot ,  Hesych.  1,  p.  1267;  vgl.  Her. 
1.65  mit  Wernsdorf  Poet,  lat.  reliqu.  IV.  1,  p.  364  —  368  und  Aehn- 
lictes  bei  Liv.  XXII.  38:  conjurabant  sese  fvgae  atque  formidinis 
erqo  non  abituros ,  neque  ex  ordine  recessuros ,  nisi  teli  sumendi 
aut  petendi  et  aut  hostis  feriendi    aut  eivis  servatidi  causa. 

6)  Insofern  er  V.  68  vier  Mann  in  der  Fronte  und  itiI  nüv  eine 
Tiefe  von  acht  Mann  rechnet,  vgl.  Köchly  S.  119;  doch  ergibt  eine 
ähnliche  Rechnung  bei  Xenoph.  Hell.  VI.  4.  12  sechs  und  dreissig, 
während  Andere  wie  Suidas  I,  p.  751  nur  fünf  und  zwanzig  an- 
nehmen. 

7)  Xenoph.  Hell.  VI.  4.  17;  /nf/gi  tmv  TfTxuQÜxovra  u(p  rjßj]<; . . . . 
10  yu(j  tiqÜo&iv  flq  rov<;  'Dojxfut;  f*fX(."-  ^W"  T(ii('txuvra  xul  nivxf  uip  rjßi/q 
tajQUTn'ovro:  vgl.  Thuc.  V.  64.  Daher  bestimmten  schon  die  Alten 
die  Stärke  der  Moia  vorschieden  auf  500,  700,900,  Plut.  V.  Pelop. 
c.  17;   und  ebenso  ist  bald  von  4  oder  6,  bald  von    10   oder   12  Lo- 


§.  29.     Organisation  des  Heeres  in  Sparta.       111 

eben    die    Rede;    vgl.   Xenoph.   Hell,   V'II.    5.    10    und    die  Schol.   zu 
Aristoph.    Acbarn.    1058  und  Ljsistr.  453. 

8)  Thuc.  V.  68  :    10   TiXFj&oc  öiu  t^?  nokiTflug  ro  y.Qvmov  jjyvoftro. 

9)  Vgl.  Tittmann  S.  136,  Haase  ad  Xenoph.  1.  c.  p.  204,  LacL- 
mann  S.  186,  und  neuerdings  Köcbly  S.  37  und  90,  der  auch  Xe- 
noph. Hieron  IX.  5  daliin  zieht  und  die  Moren  mit  den  sechs  Di- 
stricten  des  Periökenlandes  ,  die  TQiuxädiq  bei  Her.  I.  65  mit  den 
Oben  vergleicht;  aber  Xeuophon  sagt  ganz  allgemein  :  ötrj(jijyTui  f^iv 
yuQ  ünaaui  ul  TiöXfiq  ul  fuv  xaru  (pu/.üq ,  al  di  xaza  ftoifjug,  al  di 
xuT«  XÖkoi'i;,  und  wie  die  spätere  Fortdauer  jener  Districte  (§.  20, 
not.  9)  ganz  unverbürgt,  so  ist  jene  Deutung  von  rgiundq  sprach- 
lich  unzulässig,   s.   Scbömann   Antiqu.   p.    115. 

10)  S.  Thuc.  I.  20  und  dagej;en  Her,  IX.  53.  .  Thucydides 
b'annte  ihn  nicht  mehr,«  sayt  Müller  II,  S.  50;  vgl.  kl.  Sehr.  II, 
S.  501.  Noch  schwieriger  ist  freilich  die  Auslegung  des  Schol.  Ari- 
stoph. Lysistr.  453  ;  Xo/oi.  yuQ  ovk  ilol  TfTTu^fq  iv  ylaxiduifioyi,  nXXu 
f,  ^'E6o)koi; ,  2ivLq,  'A(}i/.iu(; ,  IlXoaq,  Meoooäyt^i; ,  wo  der  lezte  Name 
allerdings  an  die  eine  der  spartanischen  Komen  (§.  23,  not.  22)  er- 
innert ,  ohne  dass  jedoch  die  übrigen  daraus  zu  ermitteln  seyn 
dürften. 

11)  Xenoph.  Rep.  Lac.  Xi.  4;  die  ovXufiol  zu  fünfzig  IMann  bei 
Plut.  V.  Lycurg.  c.  23  gehören  vielleicht  erst  der  Zeit  nach  424 
a.    Chr.   an;  vgl.   Thuc.    IV.   55,  Xenoph.   Hell.   IV.   2.    16. 

12)  Paus.  IV.  8.  12:  ol  6i  itiI  tüv  'inrtojv  oHyoi  ti  r/aav  xal  or- 
dfv  otaxt  xul  ftvTjfj.oyn'&r/vat  öiciga^avTo  '  ov  yag  to*  uyaß-ol  tot?  In- 
ntvnv  ^Ottv  ot   IJikonoyvTjOioi. 

13)  Xenoph.   Hell.    VI.  4.    10. 

14)  Denn  diese  waren  wenigstens  nicht  nothwendig  beritten, 
vgl.  Strabo  X.  4.  18,  p.  738  und  Dionys,  Hai.  II.  13:  ol  yivvmo- 
T«Tot  rwv  v(0)v  (pvlaxic;  yjariv  xCiv  ßaaiXfwVf  oi?  fyoöivto  x«T«  rov  rtoXf- 
fioy  nuQuaniaraZq,  iTinifai  ri  ovai,  xai  nfL^oZq :  mit  Freret  in  M.  de  l'A. 
d.  Inscr.  VII,  p.  328,  Larcher  das.  XLVIII,  p.  96— 103,  MüUerll, 
S.  241. 

15)  TQiyxi'01,01,  SnuQTLjjTfoiv  Xoyi'täf: ,  ovioi  o'i^nfQ  I.t.t«?  xdXfoiTai, 
Her.  VIII.  124;  vgl.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  25  und  über  die  Hippa- 
greten  Xenoph.  Rep.  Lac.  IV.  3  ;  vielleicht  dieselben  mit  den  drei 
öftoioK; ,  die  zur  steten  Umgebung  des  Königs  gehörten,  XIII,  1, 
Tgl.  Müller  II,  S.    107   und   mehr  Antiqu.    Lacc.  p.   120   fgg. 

16)  Thuc.  V.  72;  vgl.  Isoer.  Epist.  II,  §.  6  und  Her.  VI.  56, 
der  dort  freilich   nur  hundert  nennt? 

17)  '^ya&ofQyoi ,  Her.  I.  67:  i^iövriq  i*  t(Öv  Innioiv  uil  ol  7i()f- 
oßiiTarot ,  Tiivrt  tvioq  fxüoTov ,  rov^  diX  roinov  rov  iviuvxoy  tov  uv 
t^iwai  (X  iwv  iTiniuv  Snaqxiijrimv  xü  xoivQ  diu:xffi7iofifvoii<;  ftr/  iXtvviiv 
uXXojiQ  (iXXrj. 

18)  Ephor.  bei  Strab.  p.  738:  xijv  t<Lv  yiQovxüiv  ÜQ/ijv  xul  x//v 
XMv  Irtnfwv:  vgl.  Köchly  S.  39.  Was  meint  aber  der  Pythagoicer 
bei  Stob.  Serm.  XLIII.  I3i,  der  die  Innayijfraq  xiti  x^oonq  das  de- 
mokratische Element  der  spartanischen  Verfassung  nennt? 

§•  30. 
Wenn  also  die  Lacedäniouier  in  ihren  eigenen  Augen 
>vie    bei    ihren  Zeitgenossen    als    die   einzig  schnigereeh- 


H2  Th.  II.  Dorier.    C.  IL   Verfassungen. 

ten  Krieger  In  Griechenland  galten  ^),  so  bezog  sich  die- 
ses zunächst  nur  auf  ihre  Trefflichkeit  als  Hopliten  zum 
Kampfe  in  geschlossenen  Reihen  ^) ,  deren  Festighelt, 
unterstiizt  durch  die  tactmässige  Abgemessenheit  aller 
Bewegungen  nach  Flötenschall  ^),  auch  durch  verwickei- 
tere Evolutionen  und  Contremärsche nichts  verlor*)^  wäh- 
rend anderseits  zugleich  die  Sitte  dafür  sorgte ,  dass 
keine  Plünderung  ^)  oder  Verfolgung  des  geschlagenen 
Feindes  ^)  den  Zusammenhang  auflösen  und  die  Kräfte 
des  Ganzen  zersplittern  sollte.  Die  Bewaffnung  selbst '') 
bestand  hauptsächlich  in  ehernem  Panzer  und  gewaltigem 
Schilde  ^) ,  langem  Speere  und  kurzem  Schwerte  ^)  5  da- 
neben aber  war  die  ganze  Erscheinung  eine  festliche, 
eben  sowohl  darauf  berechnet,  dem  Feinde  Schrecken 
einzuflössen  als  die  eigene  Stimmung  zu  erhöhen  ^^)  5  und 
namentlich  gab  sich  auch  hier  die  herrschende  Gleich- 
förmigkeit in  dem  gemeinschaftlichen  Gebrauche  rother 
Gewänder  ^^)  kund.  Von  leichtem  Fussvolke  dagegen 
findet  sich  kaum  eine  Spur  ^^),  wenn  man  nicht  die  Ski- 
riten dahin  ziehen  will,  die  stets  den  linken  Flügel  bil- 
deten ^3)5  im  Gegentheil  war  es  gerade  die  kunstmässige 
Organisation  dieser  Waffe  durch  Iphlkrates  ^'^) ,  die ,  mit 
dem  überhandnehmenden  Gebrauche  der  Miethtruppen  zu- 
sammenhängend ^5),  Sparta's  kriegerischer  Ueberlegenheit 
den  ersten  Abbruch  that  ^^) ,  bis  endlich  Epaminondas 
das  Geheimniss  fand,  durch  den  concentrirten  Stoss  der 
Golonnen  auch  seine  Linientaktik  selbst  zu  Nichte  zu  ma- 
chen ^'^).  Eben  so  wenig  diente  ihm  diese  endlich  zum 
Festungskriege,  an  dessen  Fortschritten  sich  die  Lace- 
dämonier  erst  spät  zu  bethelligcn  anfingen  ^^)  ^  und 
zur  See  mochte  aus  demselben  Grunde  ihr  Augen- 
merk vorzugsweise  darauf  gerichtet  seyn ,  den  Kampf 
gleichsam  in  eine  Laudschlacht  auf  den  Verdecken  zu 
verwandeln  15).  sonst  unterlagen  sie  meistens  der  Fertig- 
keit ihrer  Gegner  Im  Manoeuvriren  der  Schiffe '^°). 

1)  XenopL.  Rep.  Lac.  XIII.  6:  öiori  o^wc  rrttir«  T/y/jaiuo  av  xovq 
n\ti  uXkoiiq  ai'Too;(iöiunrd<;  iiyai  rwv  arQari'iiriKMv ,  Anxfdniixot  Loik;  6i 
növovq  Tf/viTu^:  vgl.  Plat.  Lach.  p.  183  A,  Isoer.  tle  bigis  §.  11  u.  s.w. 


§.  30.     Beivaffnimg  u.  Kriegskunst  d.  Spartaner.     113 

2)  Paus.  IV.  8.  6  :  an  6a  ti^&v?  Ix  naiSiov  tu  no).ff*ixu  imaxä- 
fifvoi  ßtt&vTfQa  T(  rrj  (pükayyi  fxQÖJvro:  vgl.  Haase  in  Hall.  Encykl. 
Sect.   HI,  B. 'XXI,  S.   416  fgg.und  Rüstow  S.    142  fgg. 

3)  Thuc.  V.  70:  Aaxfdui/iövioi.  ßoaöfojc;  xul  I'.to  ai'/.rjTwv  -loXh'jv 
vöfiü)  iyy.u&iaT 0)TU)v,  oi'  toi"  &fiov  ;|^«pjv,  uXlu  iva  tfinXux;  ftfTu  ^i'&fjtov 
ßaivoyxfq  nQOiX&oifv  xfu  fiTJ  diaonaa&fir]  avToVq  i]  xü^iq:  vgl.  Luciaa. 
Saltat.  c.  10,  Plut.  V.  Lycurg.  c.  22  und  de  musica  c.  26,  Gell.  I. 
11,  und  namentlich  auch  Paus.  III.  17.  5:  t«c  t%ö6ovq  tnl  t«c  /*«- 
Xaq  Ol'  ßiTu  aalni,yyo)v  inotov-uro  ,  dkXu  tiqÖ<;  xf  uvXihv  fiflrj  y.ui  vno 
Xvqik;  xal  xt&cigaq  x^ova^iuoiv ,  woraus  zugleich  das  Unpassende  des 
Ausdrucks  Hornisten  bei  Rüstow  S.  47  hervorgeht;  s.  vielmehr  oben 
§.   26,  not.   17. 

4)  IlaQaymyal  und  ilfXiynoL,  Xenoph.  Rep.  Lac.  XI.  7  fgg. ; 
vgl.  Aelian.  Tactic.   c.    20  und  mehr  bei   Rüstovr  S.    105  fgg. 

5)  Plut.  Apophth.  Lac.  p.  229  A:  onox;  firj  Kvmul^ovriq  niql  xu 
axvXa  TTJq  fiäx^q  n/uiX.waiv ,  dXf.u  xal  xrjv  rtfviuv  ufta  xrj  ru^fi  diaaoj- 
Kwai'.  vgl.  p.  224  B  und  Aelian.   V.   Hist.   VI.  6. 

6)  Thuc.  V.  73  :  ol  yuQ  Aaxiäatfiövioi  ftf/Qt  ftfv  xov  Tfifrpai.  '/Qo- 
viovq  Tuq  fin/uq  xui  ßißuiot«;  xü  fifvttv  noioiixai ,  XQixiiuvx«;  di  ßQa- 
XiM<i  xal  ovx  fTtl  noXi"!  xag  äiojiftq  :  vgl.  Plut.  V.  Lyourg.  c.23,   Paus. 

IV.  8.    11,  und  mehr  bei  Müller  U,  S.   247  und  Rüstow  S.   145. 

7)  IMüller  II,  S.  244.  Ihr  insbesondere  verdankten  sie  nach 
dem  eigenen  Geständnisse  Herodot's  IX.  62  den  Sieg  von  Platäa ; 
vgl.    Diodor.    XI.   7. 

8)  Tyrt.  II.  23:  /t;/por?  rt  xytjuaq  xi  xäxm  xul  axiQvu  xul  w/xovq 
daniäoq  n'fifiTjq  yuoT(jl  xuXvif.iuiufpog.  Mit  -[fXuMÖJoi.  (Her.  I.  171)  und 
n6(j;ia^i,   Liban.    II,  p.   85,   nicht   d^üvuic;,   Plut.   V.  Cleom.   c.    II. 

9)  Her.  Vil.  211,  Plitt.  V.  Lycurg.  c  19,  Apophth.  p.  191  E, 
217  E,  241    F. 

10)  Plut.  V.  Lycurg.  C.  22:  tÖt;  öt  xal  xotq  viotq  xu  oxX.f/^öxaxa 
xf/<;  dyoyyfjq  iTiuvthxfq  ovx  jxojAt'ov  xuXXo)Tiii,fa&at  nfgl  xofiTjv  xul  xo- 
Oftov  önXwv  xul  Ifxaxlotv  ,  /aigoyxK;  mann)  Inaoi-q  yuvQiüni  xnl  qiQi'uxxo- 
jufvoiq  TiQoq  Tor?  uyöivnq:  vgl.  Xenoph.  Rep.  Lac.  XI.  3,  XIII.  8 
und  Aristot.  Rhetor,  I.  9.  26  mit  Becker  Char.  H,  S.  381  —  391. 
Aber  keinen  Schnauzbart:  ni)  xQtifuv  /«j'ot«x«,  Plut.  V.  Cleom.  c.  9, 
vgl.   Wytt.   ad   S.   N.   V.   p.    25  und  Müller  II,  S.    125. 

11)  'l>oivixi6u   d(   itfiTifXfoOui    xuirx   xilq  fif'i/aq  uvüyxrj  Tjv ,    Aelian. 

V.  Hist.   VI.   0;   vgl.   Boisson.    ad   Philostr.    Epist.   p.   94  und  Haase 
ad  Xenoph.  p.    193. 

12)  Die  Heloten  als  Landsturm  (vgl.  §.  19,  not.  8]  gehören 
dabin   nicht;     von    Peltasten   ist  die   erste   Spur  bei  Thuc.    IV.    111. 

13)  S.  Thuc.  V.  67  und  über  ihre  Ileiinath  an  der  .arkadischen 
Gränze  (>linton  li,  p.  403,  Ross  Reisen  I,  S,  178,  Cuitius  Pelop. 
II,  S.  203;  über  ihre  militärische  \'erNvendiing  Xenoph.  Rep.  Lac. 
XIII.  0  und  Cyrop.  IV.  2.  1,  wo  es  von  den  hyrkanischen  Reutern 
heisst :  d'io  xal  t]({jmvxo  ui'xoZq  ol  ' ylnointtoi,  wnnfQ  xul  ol  Auxfdutuoviot 
TOI?  Sxioixniq ,  oi'cJJv  (fudofitvoi  ufxüJv  oi'i  fv  notoiq  oit  fv  xj»c}|'vote, 
während  Diodor.  XV'.  32  sie  offenbar  mit  den  ohigcn  /irifr?  (§.  29, 
not.  14)  verwechselt;  sollen  sie  aber  dcsshalb  überall  mit  Manso 
I.  2,  S.  228,  Tiltmann  S.  595,  Müller  II,  S.  2'i2,  Rüstow  S.  93 
und    133   nur  als    Loiclitliewnffiietc   aufgcfasst   werden? 

14)  Vgl.   Xenoph.    Hell.    IV.    i.    10,    Diodor.  XV.  44,   Corncl.  N. 
I.  DJ.    4.  Aufl.  II 


114      Th.  TL  Dorier.    C.  HI.  Spartaks  Hegemonie. 

XF.  1,  und  mebr  bei  Klinkhamer  de  vita  ingenio  et  rebus  gestis 
Ipbicratis  nobilissimi  Ath.  ducis ,  Lov.  1829.  4,  Rebdantz  Vitae 
IpLicratis ,  Chabriae  ,  Timotbei ,  Berl.  1845.  4,  p.  6  fgg. ,  Rüstow 
S.  163. 

15)  Hierüber  s.  im  Allg.  Heeren  Ideen  III.  1  ,  S.  302  fgg., 
Böttiger  Opusc.  p.  268,  Drumann  Verfall,  S.  644  —  666,  Waebs- 
mutb  I,  S.  269—274,  Roseber  KHo  I,  S.  488,  Weber  ad  Demosth. 
Aristocr.  p.  xxix — lix,  und  uoer  ro  Iv  KoQiv&u  ^ivixov  insbes.  Har- 
pocr.  p.  209  und  Schol.  Aristopb.    Plut.    173. 

16)  Sieg  des  Ipbikrates  über  die  spartaniscbe  Mora,  Ol.  XCVI. 
4,  vgl.  Xenopb.  Hell.  IV.  5.  11,  Diodor.  XIV.  91,  Plut.  V.  Ages. 
c.  22,  glor.   Atb.  c.  8  u.  s.  w. 

17)  Vgl.  Xenopb.  Hell.  VI.  4.  12  fgg.  VII.  5.  23  fgg.,  Diodor. 
XV.  55  u.  86,  und  mebr  über  die  ?.oirj  (fükay^  bei  Lachmann  Gescb. 
Griechenlands  I,   S.   452—457   und   Rüstow   S.    179  fgg. 

18)  floTf  ovH  iniatunhojv  rd^ofiaxiitv,  Her.  IX.  70;  vgl.  Thucyd. 
I.   102   und   Plut.    Comp.    Lysand.  et  Süll.   c.   4. 

19)  Thucyd.  II.  89,  vgl.  I.  49  und  VII.  62;  auch  was  Plut.  V. 
Cimon.  c.  12  von  diesem  Freunde  der  Spartaner  erzählt:  xul  öinßa- 
Oiv  Tolq  Kaxaar{)ü)fiuaiv  l'dojxfv ,  üq  uv  i'no  nolXüiv  oTthroJv  /i.a)[iti(äri- 
Qtti  n()oaq>fQoivTo  ToZq  nokfftioiq.  Freilich  waren  ihre  Schiffe  später 
wenigstens  meist  mit  Söldnern  und  Heloten  bemannt;  vgl.  Xenopb. 
Hell.  VII.  1.  12  und  mehr  im  Allg.  bei  G.  Weber  de  Gytheo  et 
Lac.  rebus  navalibus ,   Heidelb.    1833.  8,  p.   37    fgg. 

20)  S,  die  Seetreffen  bei  Thuc.  II.  83-92,  IV.  14,  und  Dio- 
dor XII.  48,  XIII.  40.  46;  im  Allg.  aber  über  die  Taktik  zur  See 
(nfqinXov,  dUxnkoi,  flvriTiQOJQov  avyxgovoai, ,  Thuc.  VII.  36)  Poppo 
Proleg.  ad  Thucyd.  I.  2.  p.  62  fgg.  und  Wachsmuth  U,  S.  336. 


CAP.    III. 
Sparta  s  fVaehsthum  und  Hegemonie   in  Griechenland, 

§■  31. 
Der  neuerweckte  und  systematisch  begründete  krie- 
gerische Geist  der  Lacedaemonier  äusserte  sich  nun 
zunächst  unter  den  Königen  Ghariiaus  ,  Talcfclus  und 
Alkamencs  durch  gänzliche  Bezwingung  aller  Reste  der 
acliäischcn  Einwohner,  so  viele  deren  sich  den  lykurgi- 
schen Einrichtungen  nicht  gutwillig  fügten  ^)  5  dann  wur- 
den auch  die  reichen  Gefilde  des  Bruderstaats  Messenicn 
nach  zwei  mühevollen  Kriegen  mit  dem  spartanischen 
Gebiete  verbunden  ^).  Ursprünglich,  wie  es  scheint,  aus 
dem  Streite  um  den  Besitz  des  dentheliatischcn  Gränz- 
landes  entstanden  3),  bot  schon  der  erste  von  diesen  (743 


§.  31.     Die  messenischen  Kriege.  115 

— 723  a.  Chr.)  den  siegreichen  Spartanern  eine  zu  lo- 
chende Gelegenheit,  ihre  mit  reissender  Schnelligheit  an- 
gewachsene Bevölkerung  mit  neuen  Acherloosen  *)  aus- 
zustatten, deren  Alkamenes  Sohn  Polydor  dreitausend  zu 
den  bisherigen  hinzugefügt  haben  soll  ^)  ^  für  den  Rest 
des  Landes  traten  die  Messenier  in  das  Verhältniss  der 
Periöfcen  ^),  und  als  die  Enkel  der  Besiegten  dieses  ab- 
zuschütteln versucht  hatten  ^) ,  gingen  sie  am  Ende  des 
zweiten  Krieges  völlig  in  den  Helotenstand  über  ^).  Dass 
übrigens  auch  im  Innern  des  spartanischen  Staats  diese 
Zeit  noch  keine  ruhige  gewesen  war ,  geht  nicht  nur 
aus  dem  gewaltsamen  Tode  des  genannten  Königs  Poly- 
dor selbst  ^) ,  sondern  auch  aus  den  wenn  gleich  dun- 
keln Nachrichten  über  die  Musiker  und  Dichter  Terpan- 
der  aus  Lesbos  ^°)  und  Tyrtäus  aus  Aphidna^^)  hervor, 
deren  ersterer ,  wie  es  scheint ,  schon  bald  nach  dem 
ersten  ^^)  ,  der  andere  im  Laufe  des  zweiten  Krieges  ^^) 
durch  die  Gewalt  seiner  Musenkunst  Aufstände  gedämpft 
haben  soll  5  und  die  Geschichte  der  Parthenier,  die  um's 
J.  707  a.  Chr.  unter  Phalanthus  als  Colonisten  nach 
Tarent  entfernt  wurden  ^*),  erlaubt  uns  auch  hierin  wie- 
der die  Eifersucht  des  dorischen  Stammes  gegen  die  Be- 
günstigung fremdartiger  Elemente  ^^)  zu  erkennen ,  die 
erst  mit  seinem  entschiedenen  Uebergewichte  in  Folge 
der  schliesslichen  Vertheilung  des  ganzen  Messeniens 
ihr  Ende  fand.  Zugleich  erhielt  derselbe  durch  Tyrtäus 
den  dichterischen  Ausdruck  seines  politischen  und  krie- 
gerischen Selbstbewusstseyns  ^^),  und  nicht  lange  nachher 
durch  Alkman  ^^j  und  Thaletas  ^^)  die  Lieder  und  Wei- 
sen für  das  Gemeingefühl  seiner  Jugend^  und  so  trat 
er  dann  etwa  mit  der  vierzigsten  Olympiade  an  Macht 
und  Sitte  gleich  gerüstet  auf  den  grösseren  Schauplatz, 
der  ihn  bald  au  der  Spitze  des  ganzen  griechischen 
Staatensystems  erblicken  sollte. 

1)  Denn  so  wird  es  aufgcfasst  werden  müssen,  wenn  von  man- 
clien  derselben  eine  doppelte  Kroberung  bcricbtet  wird,  Ilclos  z.  U. 
bereits  von  A{;is  oder  Sous  (Flut.  V.  Lycurjj.  c.  2;  vgl.  Valcken. 
ad    Thcocr.    p.   2ü0)    und    dann    wieder    von    Alkamenes    bezwungen 

H2 


416     Th.  II.  Dorier.    C.  Hl.  Spartaks  Hegemonie. 

seyn  sollte,  Paus.  III.  2.  7;  und  darauf  geht  auch  die  angebliche 
Empörung,  s.  oben   §.    18,  not.    15. 

2)  Vgl.  Paus.  IV.  4—23  mit  Meineke  über  Rhianus  in  AbbL. 
d.  Berl.  Akad.  1832,  S.  113  fgg.  oder  Anal.  Alex.  p.  190  fgg., 
auch  Justin.  III.  4  u.  5 ,  und  die  Kritik  beider  bei  Mause  1.  2, 
S.  266-274,  Müller  Dor.  I,  S.   140—152,  Grote  II,  p.  555  fgg. 

3)  Strabo  VIII.  4.  9,  p.  556;  vgl.  Ross  Reisen  und  Reiserou- 
ten  S.    11   fgg.   und   Curtius   Feiop.    11,  S.    157. 

4)  Daher  das  Wort  des   Polydor  bei  Plut.   Apophth.  p.  231    D: 

i^uyovToq  d'  uvtov  to  otqutiv/^u  inl  MioatjVTjv,  ij^tTo  nq,  tl  Toüg  «d«A- 
gjot?  fxff/fo&ui,  i^fklii'  01} X  ,  tqjT]  ,  ukX  inl  xtjv  ftxXtjQO)Tov  zijq  ^(''(.'"^ 
ßaSl^fiv:  vgl.  Schömann  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1842,  S.  638,  von 
dem  ich  nur  darin  abweiche  ,  dass  ich  das  Bedürfniss  einer  neuen 
Landvertheilung  nicht  sowohl  von  entstandener  Ungleichheit  als  von 
dem  gleichinüssigen  Anwüchse  der  yanzen  Bevölkerung  ableite  ;  was 
derselbe  sonst  dort  als  meine  Ansicht  bekämpft,  hat  er  selbst  erst 
in  meine  Antiqu.   Lac.  p.    198  hineingedeutet. 

5)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  8;  vgl.  oben  §.  28,  not.  6  und  Näheres 
bei  Lachmann   S.    192  und  Curtius   II ,   S.  163. 

6)  Tyrtäus  bei  Paus.  IV.  14.  3 :  6'iaTioai''voiai.  (ptQovTtq  dvuy- 
xuiTjq  VTio  kvYQTjc;  rjßiov  nüv  oaaov  naiJTiov  uqovqu  (pigti :  vgl.  Strabo 
VI.  3.  3,  p.428:  Tt/v  /^iv  ovv  Mioarjviitv  xuTfviinuvro,  und  Aelian.  V. 
Ilist.    VI.    1. 

7)  Ders.  bei  Strabo  VIII.  4.  10,  p.  557  und  Paus.  IV.  15.  1: 
Uftcp  avTTjv  t)  fi-iayovz^  hvfaxaldix  ixt]  ,  .  naxfQbtv  7jfitx(Q(ov  naxfQfg, 
woraus  jedoch  kein  Zwischenraum  von  drei  vollen  Menschenaltern 
folgt,  wie  Justin  diesen  auf  achtzig  Jahre  anschlägt  und  auch  Eusc- 
bius  den  zweiten  Krieg  erst  Ol.  37  beginnen  iässt ;  vgl.  Sainte- 
Croix  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr,  XLV,  p.  321  fgg.,  Clinton  I,  p.  250 
—256,  Krebs  Lect.  Diodor.  p.  255  —  260,  C.  Müller  ad  Chronogr. 
fragm.  p.  137.  Pausanias  selbst  rechnet  lezteren  von  685  bis  668 
a.  Chr.,  und  wenn  man  auch  mit  O.  Müller  I,  S.  150,  II,  S.  490, 
G,  g.  A.  1837,  S.  903  bis  Ol.  30  heruntersteigt,  so  bleibt  dieses 
doch,  wie  ich  Antiqu.  Lac.  p.  76  gezeigt  zu  haben  glaube,  der 
äusserste  Termin  für  Tyrtäus  Blüthezeit,  obgleich  jene  falsche  Rech- 
nung auch  diesen  auf  Ol.  35  herabgedrückt  hat,  was  F.  F.  C. 
Schwepfinger  de  aetate  Tyrtaei ,  Eisenb.  1835*  4  nicht  hätte  ver- 
theidigen   sollen. 

8)  Vgl.  Paus.  IV.  23.  1  und  über  das  Vcrhältniss  der  Namen 
Messenier  und  Heloten  die  Ausl.   zu  Thuc.   I.    101. 

9)  Paus.    in.  3.  2;  vgl.    Clinton   I,  p.  338. 

10)  Plut.  de  Musica  c.  42:  T((i7iai>^(jov  d'  «v  xiq  7inQnXüßot  xijv 
y{vofihr/v  nori  tkiou  .ta/.ff)iii/xorioi.q  OTtiaiv  xuruXiinuvTu:  \g\.  Philodem, 
in  Vol.  Hercul.  I,  col.  19,  Diodor  bei  Tzetzes  Chiliad.  I.  385,  und 
mehr  bei  den  Auslegern  des  Sprichworts  /*txu  Aiaßiov  (uöüv  Paroe- 
Hiiogr.   Gott,    f,  p.    118. 

11)  Dem  attischen  oder  dem  messenisch -lakonischen  ,  dessen 
Existenz,  nur  durch  Steph.  Byz.  p.  149  verbürgt  ist?  Gleichwohl  ent- 
scheidet für  leztcres  Schwepiinger  de  patria  Tyrtaei,  Eisenb.  1842.  4, 
und  noch  Bernhardy  griecli.  Lit.  11,  S.  343  schliesst  sich  der  Kri- 
tik von  Strabo  1.  c.  an,  der  ihn  im  Widerspruche  mit  Philocliorus, 
Kallisthencs    nal   liXkoig   nhlooi    xoVg    tlTiovaiv    »J    'A&tjvwv   utptxioOai, 


§.  31.     Die  messenischen  Kriege.  H7 

äfT/&hro)v  AaxiSatfiovliüv  xuru  xQ^Ofiöv ,  aus  dorischem  Geblüte  ent- 
springen lässt;  aber  die  A'erse  ,  die  das  beweisen  sollen,  legt  der 
Dichter  nur  den  Spartiaten  in  den  Mund,  und  die  vernuzle  Aus- 
kunft ,  die  ^  ulgarsage  von  attischer  Ruhmredigkeit  abzuleiten 
(Thiersch  in  Act.  Pbilol.  Mon.  III,  p.  591  %g.),  wiegt  nichts  ge- 
gen die  allgemeine  Thatsache ,  dass  Sparta  alle  solche  Dichter  von 
Aussen  erhielt,  vgl.  §.  26,  not.  15.  Höchstens  kann  man  den  dt- 
d'üaxuXog  mit  Nitzsch  Hist.  Homeri  I,  p.  1  I  uneigentlich  verstehen, 
obgleich  Welcher  ep.  Cyfclus  1,  S.  ?52  auch  das  bestreitet,  und 
eben  so  steht  nichts  im  Wege  ,  zvrischen  Sparta  und  dem  attiüchea 
Aphidna  alte  Cultverbindungen  anzunehmen,  s.  Müller  I,  S.  151 
und  440. 

12)  Dass  es  nicht  nöthig,  ja  kaum  möglich  ist,  Terpander  mit 
Plebn  Lesb.  p.  143,  ülrici  hell.  Dichtk.  11,  S.  342,  Müller  griech. 
Lit.  I,  S.  268  erst  um  und  nach  Ol.  26  zu  setzen,  habe  ieh  Antiqu. 
Lac.  p.  69  fgg.  nachgewiesen;  s.  auch  Bernhardy  II,  S.  430;  wenn 
ihn  aber  Hecker  in  Schneidewin's  Philol.  V,  S.  456  gar  jünger  als 
Tyrtäus  macht ,  so  bringt  dieses  zugleich  die  Nothwendigkeit  eines 
dritten  ßürgerzwists  nach  Beendigung  der  messenischen  Kriege  mit 
sich ,   wozu  aller  Stoff  fehlt. 

13)  Paus.  IV.  18.  2:  xal  dno  xoxrrov  aiToSiiu  fyiiiro  iv  SnupTii 
xa2  o/iov  T^  oiTodtin  axüatq  .  .  y.ul  roiToi.q  ftfv  xn  diü<f)oga  Ikvae  Tvg- 
raTog:  vgl.  Aristot.  Politic.  V.  6.  2  :  &Lß6/LUvoi  yÜQ  tivo;  Siu  xov  itit- 
Xi/Aov  Tjliow  uväöaoxov  xtjv  yo'jQuv  noifVv ,  mit  Antiqu.  Lac.  p.  75 
u.  199. 

14)  Aristot.  Politic.  V.  6.  1 ;  vgl.  Manso  l.  2,  S.  275  fgg.,  R. 
Lorentz  de  orig.  Tarentinorum  ,  Berlin  1827.  8,  und  mehr  unten 
§.  80,  n.  3-5. 

15)  Aristot.  Politic.  II.  6.  12:  Xfyoi'Ov  dl  oJ?  ftiI  fiiv  tüv  ngoxt- 
Q(üv  ßuoiXfOJv  niXididoauv  xijq  TioXixiiaq ,  war'  ov  ytvia&ui  roxi  oXtyuv- 
&Qi))niav  TiokfttovvTMV  noXi'v  yQovov ,  xni  (faoiv  ilvul  noTf  toi'?  Jlnao- 
xiüxaq  xui  ^i'ptoi'c:  vgl,  Antiqu.   Lac     pi   62. 

16)  LycuTg.  adv.  Leoer.  §.  106;  fii&'  ov  xal  rwv  noXiftlojv  fxQri- 
XTjaav'  xal  xtjv  nigl  roig  vfovq  fnifiii.(iuv  avvixä^avxoy  ov  /.lovov  ft;  to* 
Tia^ovTtt  xifdi'vüv  (D.k  fl;  unuyia  xov  uuovu  ßovlfvaüftft'oi.  xaXoji;'  xaxk- 
Xtm  yuQ  ai'XoTq  iXtyiXa  nottortq,  wv  uxovovTit;  naiötvovxa.t,  ■ngo<;  (ivägfidv 
X.  T.  X.:  vgl.  Paus.  IV.  15.  3:  iXfyilu  xul  int)  uvniiuiaxu  d.  h.  ifi- 
ßax^Qia,  Ath.  XIV.  29,  und  mehr  bei  Müller  Dor.  II,  S.  330—336 
und  griech.   Lit.   I,  S.  193-197. 

17)  Namentlich  durch  seine  rcuo&ivtu ,  Lieder  für  Jungfrauen- 
chöre,  Ath.  XIV.  30,  Phot.  Bibl.  c.  239,  p.  321;  aber  auch  son- 
stige  xoQf^f^,  Clem.  Alex.  Stromat.  I,  p,  308  E;  vgl.  Bode  lyr. 
Dichtk.    II,   S.    14   fgg.  und   Müller  griech.   Lit.    I,   S.  349—354. 

18)  Päane  und  Ilyporchcme,  A'ermischung  apoHinischer  uml 
dionysischer  Elemente,  Gymnöpadieit ;  vgl.  AH.  XV.  23  mit  Anlrqn. 
Lac.  p.  79 — 88  und  mehr  bui  Müller  jriech.  Lit.  I,  S.  265—290; 
auch  H..I.  Litzingir  de  Thaleta  pocta,  Essen  1851.  4  und  die  wenn 
gleich  anachronistische  Charakteristik  Piut.  V.  Lyf  urg.  c.  4  r  Höyot 
ytiQ  rjaav  ul  oid'al  n()Cq  Hinii&itar  xitl  ofio^oKiv  tlvuxXijrixol  öici  ftiXüv 
nfiu  xul  ov&nwv,  Tio?.v  tÖ  xon/xtov  f;(öyio)v  xal  xuxuaruxixöv  •  mv  ilxgo- 
wfttvoi  xaxfTiQuvvovro  XtXrj&oibH;  xd  ijOtj  xal  avvioxitovrxo  tw  ^Xu)  xöiv 
xuXütv  ix  T/^?  inixb)t>iai,ovay]<;  xiti  ngoq  uXXtjXovt  xuxoOv/xiug  x.  x.  X, 


118     Th.  II.  Darier.    C.  III.    Spartaks  Hegemonie. 

§•  32. 
Als  entscheidend  für  diese  Stellung  muss  namentlich 
die  Besiegung  der  Arkadier  betrachtet  werden  ,  die  ge- 
raume Zeit  hindurch  seinen  Angriffen  einen  hartnäckigen 
und  glücklichen  Widerstand  entgegengesezt  ^)  und  auch 
die  Messenier  in  ihrem  Verzweiflungskampfe  nicht  ohne 
Nachdruck  unterstüzt  hatten  ^).  Insbesondere  war  ihm 
Tegea  ein  eben  so  gefährlicher  als  überlegener  Nachbar 
gewesen,  in  dessen  Gefangenschaft  sogar  mehr  als  einer 
seiner  Könige  gerathen  war  ^)  5  als  es  ihm  aber  bald 
nach  600  a.  Chr.  gelungen  war,  auch  diesen  zur  Aner- 
kennung seines  Principats  und  der  überwiegenden  Waf- 
fengewalt zu  zwingen  *),  der  damals  schon  fast  alle  ande- 
ren Staaten  des  Peloponnes  huldigten  ^) ,  konnte  Lace- 
daemon  selbst  in  den  Augen  der  auswärtigen  Völker  un- 
bedenklich als  der  erste  Staat  Griechenlands  gelten  ^). 
Die  einzelnen  Gelegenheiten  und  Umstände,  durch  wel- 
che es  zu  diesem  Uebergewichte  gelangte,  sind  allerdings 
nur  spärlich  bekannt^  im  Allgemeinen  aber  kann  man 
annehmen,  dass  es  der  Sturz  der  Tyrannen  war,  die  sich 
um  jene  nämliche  Zeit  fast  in  allen  Städten  Griechenlands 
aufwarfen  ^)  und  welche  zu  vertilgen  stets  ein  Hauptge- 
geustand  der  spartanischen  Politik  blieb  ^) ,  wodurch  sie 
ihren  Einfluss  bis  über  die  Gränze  des  Peloponnes  hin- 
ausdehnte und  auch  zur  Einmischung  in  die  inneren  An- 
gelegenheiten der  meisten  Staaten  willkommene  Gelegen- 
heit gewann  ^).  So  halfen  die  Spartaner  die  Cypseliden  aus 
Korinth,  die  Pisistratiden  aus  Athen  vertreiben,  befreiten 
nicht  bloss  mutterländische  Gegenden  wie  Sicyon  und 
Phocis,  sondern  auch  Inseln  des  ägäischen  Meeres  wie 
Thasus  und  Naxus  von  ihren  Zwingherrn  1°),  boten  selbst 
dem  mächtigen  Polykrates  von  Samos  Trotz  i^)  ,  und 
schufen  sich  in  jeder  Stadt  eine  Partei  dankbarer  und 
ergebener  Anhänger ,  die  sich  um  so  mehr  ganz  auf 
Sparta  stützen  mussten,  als  sie  unter  den  Ihrigen  ge- 
wöhnlich eine  Minderheit  bildeten  ^'^). 

1)  S.  Aristot.  Politic.  11.  f».  8,   Isoer.  Archid.  §.  99,  und  einzelne 
Beispiele  bei   Müller  I,  S.   152  und  Wcissenborn   Heilen  S.  62,  na- 


§.  32.     Kämpfe  mit  Arkadien  und  den  Tyrannen.     119 

mcntlich  Plut.  V.  Lycurg.  c.  2  (Sous  in  Clitor)  und  Polyaen.  11. 
13,  wo  für  Aiyivuv  aypjyxÖTac  unstreitig  "Aytv  uvtjqtjuotu^  zu  schrei- 
ben ist. 

2)  Strabo  VIII.  4.  10;  Paus.  VIII.  7.  5;  vgl.  Müller  Aegin. 
p.  65. 

3)  Charilaus  Paus.  VIII,  48.  3,  TLeopompus  Polyaen.  VIII.  34; 
Tgl.  im  Allg.  Her.   I.  66  und  Paus.   X.  9.  6. 

4)  Plut.  Qu.  gr.  c.  5  :  Aantdainövioi,  TtyiuTuiq  diuXXayivTti;  itvoitj- 
aavTo  avvd-Tjy.aq  y.al  aTTjkjjv  in  ^Akcfiifo  xotvyjv  uviarrjouv ,  h  f/  nixu 
TÖiv   ukXo)v  yiyQuzixat  ,  MiaoTjviovQ  fxßakitv  fx   T^c  ;^fti^as   x.   i'.   k. 

5)  Her.  I.  68  :  rjdrj  öi  a^i  xul  ri  nokktj  r^q  Tlikoziovvijaov  rjv  x«- 
ttOT^anfiivTj :  Tgl.  Isoer.  Panath.  |.  46:  ovdtv  Inarovro  xar«  ninv 
fytuOTTjv  rwv  nökfojv  löiv  iv  Ilfkonofvrjaut  nokiognovvTfg  xul  xaxwQ  noi- 
oT'VTfq  xul  xaTaorgi\(iavTiq  nkrjv  iTjq  'Agynaiv.  auch  §.256  und  Strabo 
Vni.  3.  30,  p.  545. 

6)  Lysias  Olymp.  §.  7  :  i^ytftövtq  o*t*?  rüv  'Ekkijvoiv  ovx  ddixojq 
xal  <f»a  Tr/v  ift^VToy  uqittjv  xal  äirl  rrjV  ngoq  xov  noktfiov  imarrjiijjv 
X.  T.  A.  Daher  Gesandte  von  Krösus  (Her,  I.  69  :  vfifaq  y«p  nvv&u- 
rofiai.  flf^o«aTä»at  TTJg  'Ekkädoq) ,  Ton  lonien  (I.  152,  V.  49),  ja  aus 
Scythien  (VI.  84). 

7)  Vgl.  Clavier  Hist.  d.  prem.  tems  II,  p.  309  fgg.,  Wacbsmuth 
I,  S.   493  fgg.,  und  mehr  unten  §.   63  fgg. 

8)  Her.  V.  92,  Thuc.  I.  18,  Aristot.  PoHtic.  V.  8.  18;  vgl. 
Manso  I.  2,  S.  300  fgg.,  Müller  I,  S.  160  fgg.  ,  Winckelmann  de 
reip.  Spart,  dign.  p.  1  — 11. 

9)  Thuc.  I.  76:  VfiiZq  fiiv ,  CO  Aaxtdaiftövtoi ,  tu?  fv  rij  Tltkotioy- 
v^ao)  ncknq  inl  to  vfiX*  wgiikifiov  xoTaaTjyad^fvot  i^tjytZa&n  Tgl.  1.144, 
V.  "81   u.  s.  w. 

10)  Plut.  malign.  Her.  c.  21. 

11)  Vgl.  Her.  III.  44  fgg.  mit  Th.  Panofka  res  Samiorum, 
Berl.  1822.  8,  p.  37  und  D.  J.  Veegens  de  Polycrate,  Amst.  1839.  8, 
p.  34  fgg. 

12)  Thuc.  I.  19  :  x'cl  ol  fiiv  Auxidaißöviot  ov-/  inoTtkfZq  l'xovTfq 
giogov  Tovq  oi'H/ia}(ovq  rjyovvTO ,  xar  okiyagxlav  df  Ofiaiv  aVToZq  fiovov 
fniTtj^iicoq  onwq  nokirtvotaat  &iqmifvovTtq:  vgl,  Wachsmuth  I,  S,  180 
und  J.  J.  Rospatt  die  politischen  Parteien  Griechenlands,  Trier 
1844.  8,   S.  9  fgg. 

§.  33. 
Nur  zwei  Staaten  des  Peloponnes  finden  wir  in  die- 
ser Zeit  von  lacedämonischen  Einflüssen  frei,  die  Acbäcr 
und  die  Argiver  ^) ,  die  beide  die  Anerkennung  eines 
fremden  Supremats  mit  den  Erinnerungen  ihrer  eigenen 
Vorzeit  unvereinbar  erachtet  zu  haben  scheinen  '^)^  ohne 
jedoch  diesen  ererbten  Ansprüchen  irgend  einen  weite- 
ren Nachdruck  verleihen  zu  können.  Die  Achäer  sind 
in  Griechenlands  classischer  Ilöhczeit  eine  reine  IVulle  ^) ; 
was  Argos  betrifft,  so  verdankte  es  seine  Unabhängigkeit 


120      Th.  IL  Darier,    C.  III.  Spartaks  Hegemonie. 

vielleicht  selbst  nur  der  Scheu  ,  die  Lacedaemon  iu  sei- 
nem Glücke  vor  dem  König:sitze  des  ältesten  Zweigs  der 
Herahliden  empfand  '^)    und   sich  begnügte ,    es   gedemü- 
thigt  und  ihm  die  Hegemonie  entrissen  zu  haben,  deren 
es  sich  durch  sein  fortwährendes  politisches  Ungeschick 
unfähig  gemacht  hatte  5).     Thatsächlich  finden  wir  es  je- 
denfalls nur  ein  einziges  Mal  an  der  Spitze  des  Pelopon- 
nes,    um    die    achte  ^)    oder    wohl   richtiger '')    acht    und 
zwanzigste    Olympiade    unter    seinem     Könige    Phidon, 
dessen  Herrschaft  die  wohlthätige  Folge  gleiches  Maasses 
und  Gewichtes  für  die  ganze  Halbinsel  ^)  und  des  ersten 
geprägten  Geldes  hinterliess  ^)  5    da   dieselbe   inzwischen 
lediglich  auf  seiner  Persönlichkeit  beruhete  und  nicht  ein- 
mal in  seiner  Heimath  als  eine  gesetzliche  anerkannt  ward '°), 
so  bildete  sie  eine  ganz  vorübergehende  Erscheinung,  de- 
ren Vortheile   seiner  Dynastie  so  wenig  zu  Gute  kamen, 
dass    dieselbe  vielmehr  immer  tiefer  in  Ihrer  Macht  her- 
untersank und  zulezt  von  ihrem  eigenen  Volke  geradezu 
der  Regierung  enthoben  ward  ^^).     Um  so  weniger  aber 
konnten  die  Argiver   bei   diesem  inneren  Hader  mit  den 
Spartanern  an  Thatkraft   wetteifern  ^    um's  J.  550  verlo- 
ren   sie  den  vieljährigen  Streltpunct,  die  Landschaft  Cy- 
nurea  mit  der  Hauptstadt  Thyrea  ^'^),  bleibend  an  diese  '^^), 
und  etwa  dreissig  Jahre  später  ^'^)  erlitten   sie  durch  den 
spartanischen  König  Kleomenes   bei  TIryns   eine  so  ent- 
scheidende Niederlage  ^^)  ,  dass   Ihnen  nichts  übrig  blieb 
als  sich  von  allen  Unternehmungen,  wo  Sparta  den  Ober- 
befehl führte,  auszuschllesseu  5  schwache  Versuche  in  der 
folgenden    Zeit,   denselben  mit  Ihm  zu  thellen  oder  Ihm 
zu  eutreissen  ,  hatten  keinen  Erfolg  '^). 

1)  Thuc.  11.  9,   Tgl.  III.  92  und  V.  82. 

2)  Vgl.  oben  §.  11,  not.  5,  §.  18,  not.  3,  und  die  Achäer  hei 
Paus.  VII.  6.  3  :  x«i  ufia  dta  ro  fQyov  ro  n(joq  Tqoiav  Aa)ifSai/ioviov<; 
^o)QifVq  uTDj^iox'v  atpiaiv  ^yilo&ai, :  wie  später  Lacedaemon  gegen  Ale- 
xander bei  Arr.    I.  1.   3. 

3)  Poljb.   II.   39,  Flut.  V.  Arat.  c.  9. 

4}  Anders  freilich  Kleomenes  bei  Plutarch  Apophth,  p.  224  B  : 
*t;Tt»To?  Si  rtyoq ,  dta  xL  noXf/novvrug  VfxVv  y4Qyiio}'<;  noXXuxiq  >i{)(tTij- 
aavTif    ovK  uvrjQTjKUTi ,    ovd'  llv  uvikotfiiv ,    »y?}    '"C  "*  yfftyuoiuq  roi^ 


§.  33,     Kämpfe  mit  den  Argivern.  121 

vfoiatv  l'xoifuv:  dass  es  jedoch  ia  seiner  Hand  lag,  geht  auch  dar- 
aus hervor,  und  am  wenigsten  dürfte  jener,  wie  Müller  I,  S.  173 
will,  nur  »  aus  unbegreiflichem  Aberglauben  «  seinen  Sieg  zu  benutzen 
verabsäumt  haben;    vgl.    auch    IMut.  Apophth.  p.  231    D  und  Manso 

I,  2  S.  292—299. 

5)  Isoer.  Philipp.  §.  51  :  nokffiovat  niv  yn()  fS  ovniQ  ttjv  noktv 
olxova*  ngoq  rovq  ö/^'oQovq  ,  aaniQ  AuKiduifiövioi ,  tooovtov  di  6iaq>fgov- 
atv,  öoov  ixiVioi  fifv  TiQoq  ^TTor?  uvTüjv ,  ovToi  6i  TiQoq  xgeirTovg  .  .  . 
o  rff  nüvT(ov  dfivöxaTov ,  oxnv  ydg  ol  nokifuoi  ö'iftXino)ai  xuKOJg  uvToiq 
noi.ovvr(q  f  aihot  Tovq  iv6oioT(XTov<;  xai  7i},oi>aio)TÜTov<;  twv  noktxwv 
un,o}.kvovai  xul  toi'to  noiovvxfq  ;^«t^oi'atv  wc  ovdivtq  a?.Xoi  Tovg  noXi/ii- 
o?/c  uTioKTflvovTtq;  vgl.  Paus.  II.  20  und  das  neue  Excerpt  aus  Dio- 
dor  bei  Müller  Historiogr.  fragm.  II,  p.  viii :  ort  'A^yttoi  noXkd  xa- 
xona&TjOuyxfq  Iv  xü  nokifiü)  xü  nqoq  Aaxidainoviovq  fiixu  xov  fuvxwv 
ßaoUcwq  xul  xoVq  'Agxuoi.  xuq  nargiSaq  unoxaxaaxi'jaavTiq  f/iffi(fovxo^ 
Tov  ßaaiXia  dul  xo  xt}v  ;^fj^av  uvxüjv  dnoäiSiaxhai  roVq  <f>vyuaiv ,  aXXu 
HT]  oifiaiv  xuxuxXtjQovyJjaai'  avorüvtoq  d'  iri  avxov  toi  Ötj/^ov  xal  xuq 
XftQctq  UTiovivoTj/nivaiq  7iQoa<pfQovxoq ,  i'qtvyi*  iq  Tfyiav  xuxfZ  oiixfXiai  xi- 
fiW/xfvoq  i'no   xüv  fr   naQovxiav, 

6)  Nach  Paus.  VI.  22.  2;  vgl.  Plut.  Narr.  amat.  c.  2  und  im 
Allg.  Strabo  VIII.  3.  33,  p.  549:  <Piidona  dt  tov  'AgyiTov ,  öixHTov 
fiiv  ovxa  uno  Trjfihov  ,  Svvüftit  d'  i'nuißfßhjuhoy  xovq  xar  avrov,  aq) 
T]q  XTjv  XI  Xij^iv  'oXtjv  uviXußt  xr/v  Trjiihov  6ii(JTi(taf((vi]v  flq  nXiio)  HfQJj, 
xal  ftfxga  l^fvgt  xu  ^iiSöjviia  xaXovfiiva  xal  oxa&ftovq  xal  vof/i,af*a 
xfXCQuy/nfvov  xö  xi  ciXXo  xal  xo  ugyi'()ovv ,  ngoq  xovxoiq  int&fo&ai.  xai 
xuVq  i'V  'HgaxXfovq  al(ji&fioui.q  nöXtoi  (s.  oben  §.  18,  not.  2)  xal 
xovq  uy£vaq  u^ioTv  xtd-fvai,  (n'xov  oi'q  fxtZvqq  l&7jxf  x.x.  X.  Die  pansche 
Chronik  (C.  Inscr.  II,  p.  335)  macht  ihn  sogar  zum  eilften  nach  He- 
rakies (Ciavier  H,  p.  211  —  216),  und  die  chronologischen  Schwie- 
rigkeiten haben  manche  selbst  zur  Annahme  mehrer  Könige  dessel- 
ben Namens  veranlasst ,  vgl.  Neumann  ad  Arist.  Rerumpubl.  fragm, 
p.  104,  Plass  II,  S.  178,  und  mehr  bei  Larcher  in  M.  de  l' A.  d. 
Inscr.  XLVI,  p.  27  fgg.  und  Clinton  I,  p.  247—250  ;  doch  könnte 
höchstens  von  ihm  der  korinthische  Gesetzgeber  bei  Aristot.  Politic. 

II,  3,  7  zu  unterscheiden  seyn ,  s.  Heyne  Opusc.  II,  p.  255  und 
Hall.  Encykl.  ^ect.  III, ,B.  XXII,  S.  206:  auch  Grote  II,  p.  396 
und  419.  ;v-'^  -n-':       ,    ■>.    '.f  .•    .[.^yf-,: 

7)  Vgl.  Weissenborn  Hellen  ,  Beiträge  zur  genaueren  '  Erfor- 
schung der  allgriechischen  Geschichte,  Jena  I8i4.  8,  S.  19  fgg. 
und  Curtius  Pelop.  II,  S.  347;  zugleich  mit  Rücksicht  auf  den 
grossen  Sieg  der  Argiver  bei  Hysiae  Ol.  XXVII.  4  nach  Paus.  II. 
24.  8. 

8)  Vgl.  Her.  VI.  127  und  Pliii.  N.  Bist.  VII.  56  mit  Müller 
Aegin.  p.  51—03  oder  Der.  I,  S.  155 — 157  und  Böckh  metrol.  Un- 
ters. S.  76  und  282. 

9)  In  Aegina,  Strabo  VIII.  6.  16,  p.  577;  vgl.  Aelian.  V.  Hist. 
XII,  10  und  Borrcl  in  Akerman's  Numism.  Chronicle  1844  n.20. 

10)  Aristot.  Politic.  V.  8,  4:  'I'fiSojv  ntgl  "Agyoq  xal  i'xtgoi  xv- 
gavvoi,  xaxiaxtjoav  ßuoiXilaq  i'nagxovorjq  :  vgl.  Her.  VI.  127  und  Paus. 
VI.  22.  3. 

11)  Paus.  II.  19.  3:  uxt  lotjyagluv  xal  xo  nvxövo/tov  ayanbjvvfq 
fx  naXaioxitxoii  xu  xljq  i^ovoiai  xüiv  ßaa^iwv  Iq  jA(<;f«OTOf  nif'Oi/yayoy, 
WC  ftr/üv  MrjSiüVi'  TftI  Kiiaov    xul  totq  ilnoyovoiq  Xftgi&f/vnt   jj   xo  ovofiu 


122      Th.  II.    Darier.    C.  III.  Sparta's  Hegemonie. 

rTj<i  ßaotkilag  ftövov ,  MfXrav  öi  tov  AuitTJäioj  (Scbubart  Praef.  T.  I, 
p.  XLix)  tÖ  naQfmuv  tTiuvatv  uQX^j?  narayvoiig  ö  Jijfio^:  Tgl.  Wytt.  ad 
Plut.  p.  625;  Ciavier  II,  p.  118,  Clinton  I,  p.  249;  aus  Her.  VII. 
149  zu  schliessen  freilich  erst  nach  dam  Perserkriege,  s.  Müller  II, 
S.   108. 

12)  Müller  Aeg.  p.  46  —  50,  Poppo  Proleg.  Thucyd.  I.  2,  p.  206, 
Ross  Reisen  l,  S.  158,  Curtius  Pelop.  II,  S.  375  —  383.  Tanaos 
Gränzfluss;   Eur.   Electr.   408? 

1.3)  Durch  Othryades,  vgi.  Her.  I.  82.  83,  Strabo  VIII.  6.  17, 
p.  578,  und  mehr  bei  Hemsterfa.  ad  Luc.  Charon.  c.  24  und  Muller 
Dor.  I,  S.  158.  Ihre  Ansprüche  geben  sie  allerdings  nicht  auf, 
Thuc.   V.   14. 

14)  Im  J.  510  nach  Clinton  II,  p.  425;  richtiger  Schultz  in 
Kieler  philol.   Stud.  S.  163  bald  nach  520  a.   Chr. 

15)  'Ev  rfj  fßSöfitf,  Aristot.  Politic.  V.  2.  8;  vgl.  Her.  VI.  76 
—  83  und  VII.  148,  wonach  ihr  Verlust  sechstausend  Mann  betrug; 
nach  Plut.  Virt.  muH.  c.  4  sogar  7777.  Telesilla?  Paus.  II.  20, 
Polyaen.  VIII.  33,  Max.  Tyr.  XXXVII.  5;  vgl.  Nene  im  Dorpat. 
Lect.  Verz.    1843  und  Grote  W,  p.   433. 

16)  S.  Her.  VII.  148.  149,  Thuc.  V.  14.27.41,  Diodor.  XI.  3, 
XII.  75,  Plut.  malign.  Her.  c.  28,  und  mehr  im  Allg.  bei  W.Herbst 
zur  Gesch.   d.  ausw.   Politik  Sparta's  Dresden   1853.  8,  S.  39  fgg. 


§.  34. 

Worin  nun  aber  jenes  Prinelpat  Sparta's  über  die 
übrigen  Staaten  des  Peloponnes  oder  die  Hegemonie  be- 
stand, die  es  von  ihrem  alten  Sitze  zu  Argos  thatsäch- 
lich  auf  sich  übertragen  halte,  lässt  sich  nach  den  Be- 
griffen des  griechischen  Alterthums  im  Wesentlichen  da- 
hin bestimmen,  dass  es  den  Oberbefehl  im  Kriege  führte 
und  für  die  Zusammenkünfte  und  Berathungen  der  Bun- 
desgenossen den  Mitteipunct,  gleichsam  das  gemeinschaft- 
liche Rathhaus  derselben  abgab  ^).  Die  Leistungen  der 
einzelnen  Mitglieder  an  Geld  2)  und  Streitkräften  waren 
vertragsmässig  festgesezt  ^  der  wievielte  Theil  der  lezte- 
ren  jedesmal  in's  Feld  rücken  sollte,  bestimmte  Sparta  ') 
und  sandte  ihnen  Befehliger,  ^evuyovs  '*')'  über  Krieg 
und  Frieden  selbst  aber  entschied  ein  Bundesrath,  wo  alle 
Theilhaber  gleiche  Stimmen  führten  5),  gleichwie  auch  zu 
Kriegsgerichten  Mitglieder  der  übrigen  Staaten  beigezo- 
gen wurden  ^).  üeberhaupt  that  dieses  Verhältniss  der 
Unabhängigkeit  der  einzelnen  keinen  Abtrag  ^)5  ja  manche 
unter  ihnen  standen  selbst  wieder  an  der  Spitze  eigener 


§.  34.    Die  peloponnesische  Bundesgenossenschaft.     123 

Buudesg^enossen  oder  ünterthanen  ^),  oder  führten  Kriege 
unter  sich  9)-  doch  sollten  diese  in  der  Regel  vielmehr 
durch  Austräge  vermieden  werden ,  und  thatsächlich 
machte  es  gerade  die  gleiche  Berechtigung  den  Sparta- 
nern möglich,  durch  ihren  Einfluss  auf  die  kleineren 
ein  Uebergewicht  über  alle  zu  behaupten.  Als  Bundes- 
glieder werden  um  die  Zeit  der  Perserkriege  genannt  Ko- 
rinth,  Sicyon,  Aegina,  Megara,  Epidaurus,  Tegea,  Man- 
tinea,  Orchomenus  und  die  übrigen  kleinen  arkadischen 
Städte,  dann  Phlius ,  Trözen  ,  Hermione,  Elis  mit  Pisa 
und  Triphylien  iO)j  die  Tegeaten  hatten  einen  Ehrenplatz 
in  der  Schlacht  auf  dem  äussersten  linken  Flügel  ^^)  ^ 
im  Rathe  scheint  nächst  Lacedaemon  Korinth  am  meisten 
gegolten  und  kein  unbedeutendes  Gegengewicht  für  die 
Anmassungen  des  Bundeshaupts  gebildet  zu  haben  ^^). 

1)  Vgl.  oben  §.  11,  not.  4  und  hier  insLes.  Müller  Der.  I,  S. 
178—184,  Kortüm  S.  28  —  46,  Wachsmuth  I,  S.  180,  Laurent  droit 
des  gens  IF,  p.  168 — 181,  und  J.  W.  G.  van  Oordt  over  de  uitwen- 
dige  Politik  van  Griekenland  gedureude  het  Tijdvak  van  Xenophons 
Ilellenica,  Leiden   1852.  8,  S.  6  fgg. 

2)  Thuc.  11.  7:  u^yvQtov  ^tjröv ,  vgl.  Diodor.  XIV.  17:  t«?  cfa- 
nntaq  tov  noXi/ioi'  xaru  ro  imßaXXov  avroTg  /^fQot;  mirjrovv.  —  Ei- 
gentlichen Zins  oder  Tribut  {ipÖQovq)  stellt  zwar  Thuc.  I.  19  in  Ab- 
rede: ol  f4.\v  jdaxiduifiovtoi  ov/  vnoTt).iX<;  ixovTfq  (poqov  loiiq  ^vix/auxoxk; 
nyovvto  ,  xar  oXiyagxiav  di  a<piotv  «i'Tot?  finvov  intXTjStioyq  oniaq  noXi- 
•ctvamai,  &fQanivovr(q ,  vgl.  Müller  I,  S.  180;  doch  s.  Plnt.  V.  Ari- 
stid.   c.  24,  Apophtb.    Lac.  p.  201  fgg.   und  Strab.  VIII,  p.  545. 

3)  Meistens  t«  Ji'o  /ji^qtj  ,  vgl.  Clinton  F.  Hell.  II,  p.  418 
und  Achnliches  bei  Westcrmann  in  Zeitschr.  f.d.  Alt.  1839,  S.  888. 
Nur  in  wessen  Lande  der  Krieg  ist,  kämpft  Tiavargunä,  Thuc.  V.  57. 

4)  Thuc.  II.  75;  Xenoph.  Hellen.  III.  5.  7 ;  V.  2.  7 ;  Agesil. 
II.   10. 

5)  Thuc.  I.  119.  125.  141;  V.  30.  Xen.  Hell.  V.  2.  20.  Da- 
durch unterscheiden  sie  sich  von  solchen ,  die  später  ,  durch  Waf- 
fengewalt gezwungen  ,  wie  Athen  (Xenoph.  Hellen.  iL  2.  20)  und 
Olynth  (Id.  V.  3.  2fij,  unbedingte  Heeresfolge  versprechen  und  jene 
Entscheidung  Sparta  überlassen  mussten  (tov  uihof  //iv  f:(&(jov  xal 
(fiXov  yluxid(Ufiovioi<:  vo^ii^iiv,  lixoXoj'üilv  df  önoi.  ctv  tjywizui,  xal  ^v/x- 
f*U)(Ol    fitcu), 

6)  Xenoph.  Hell.  V.  2.  35:  tx  6f  rovrov  nfftnovai  Stxaaräq,  Aa- 
xf(fatfiovirav  /<)v  TQftq ,  tlno  6(  x(äv  nvfifitt)riäo}v  fvu  (t<p  fxnarrjq  xccl  fxi-. 
xQÜQ  xal  //lyäXtjq  nöXiox;:  vgl.  die  oi<v{dQovg  Plut.  V.  Lysand.  c.  13 
und  die  'EkXayoJlxnq  Xenoph.  Rep.  Lac.  XIII.  II;  oder  gehörten 
diese  den   Spartanern   allein  an? 

7)  Thucyd.  V.  79 ;  vgl.  Vischer  Staaten  und  Bünde  S.  33  fgg. 


124      Th.  II.  Dorier.    C.  HL  Sparta's  Hegemonie. 

8)  Wie  z.  B.  Elis:  Xenoph.  Hell.  MI.  2.  23,  Diodor.  XIV. 
17,  Paus.  Ili.  8.  3;  vgl.   Müller  in  Welcker's  Rh.  Museum  II,  S,  170. 

9)  Die  Klitorier  und  Orchomenier  in  Arkadien  ,  Xeoopb.  Hell. 
V.  4.   37. 

10)  S.  Her.  VIII.  72.  IX.  28  und  Pansan.  V.  23.  1,  X.  20.  2. 
nach  Abzüge  der  Nicht  -  l'eloponnesicr  (auch  der  Mycenäer  und  Ti- 
rynthier  wegen  §.  18,  n.l6);  vgl.  Bröndsted's  Reisen  u.  Untersuch, 
in  Griechenland  I,  S.  101 — 10«.  Geographisch  gehört  freilich  auch 
IMegaris  nicht  mehr  zum  Peloponnes,  Thuc.  II.  9;  doch  liegt  darin 
kein  Grund  ,  dieses  dorische  Land  mit  Wachsmuth  S.  97  erst  im 
peloponn.  Kriege  beitreten  zu  lassen;  vgl.  Thuc.  I.  103:  Auxidat- 
/xoviwv  anoarävTig. 

11)  Her.  IX.   26;    Flut.  V.   Aristid.    12;   vgl.   Drumann  S.  389. 

12)  Vgl.  z.  B.  Her.  V.  91  93,  Thuc.  I,  40.  41.  V.  27,  und 
im  Allgem.   Plut.   V.  Aristid.  20. 

§.  35. 
lieber  den  Peloponnes  hinaus  seine  Hegemonie  zu  er- 
strecken, war  ursprünglich  wohl  Lacedaemon's  Absieht 
nicht,  wie  denn  noch  Im  J.  519  der  König  Kleomenes 
die  Platäer,  die  vom  boeotlschen  Bunde  zum  spartani- 
schen übertreten  wollten,  statt  dessen  an  Athen  wies  1)5 
obgleich  sich  hierin  auch  die  Absicht  nicht  verkennen 
lässt,  die  beiden  Städte,  die  Im  übrigen  Griechenland 
der  spartanischen  Macht  noch  einigermassen  die  Wage 
zu  halten  fähig  und  sowohl  der  Lage  als  der  Abstam- 
mung nach  natürliche  Feinde  der  Peloponnesier  waren, 
Athen  und  Theben,  unter  einander  zu  entzweien '2).  Er 
bedachte  freilich  nicht,  dass  dieser  Zuwachs  den  ersten 
Grund  zu  Athen's  späterer  Vergrösserung  legte  5  gleich- 
wie die  Lacedaemonler  auch,  als  sie  Im  J.  510  der  PI- 
slstratldenherrscbaft  In  Attika  ein  Ende  machten ,  nicht 
erwarteten,  dass  die  neue  Freiheit  Athen's  Ihnen  bald  selbst 
Illppias  Rückkehr  wünschenswerth  macheu  würde  ^). 
Bald  darauf  veränderten  jedoch  die  Perserkriege  die 
ganze  Lage  der  Dinge  :  die  gemeinsame  Gefahr  führte 
Athen  von  freien  Stücken  unter  ihre  Fahnen  '*') ,  Grie- 
chenlands Freiheit  ward  ihre  Losung,  auch  die  nördli- 
chen Völkerschaften ,  trotz  Ihrer  Gleichgültigkeit  gegen 
das  gefiirchtctc  Perserjoch ,  mussten  sich  anschliessen, 
als  das  pcloponnesische  Befrelungshecr  In  ihr  Gebiet 
einrückte  ^)  5   und   als   der  Krieg  siegreich  beendigt  war, 


§.35.     Die  Perserkriege.  125 

stand  Sparta  an  der  Spitze  eines  Bundes  0),  dessen  Ver- 
treter sich  den  Ratk  der  Gesammtheit  des  griechischen 
Volkes  nennen  durften  ^) ,  und  der  ausser  den  meisten 
Staaten  des  Mutterlandes  seit  der  Schlacht  bei  Mykale 
auch  die  Colonien  der  kleinasiatischen  Küste  und  des 
ägäischen  Meeres  unifasste  ^). 

1)  Herod.  VI.  108;  vgl.  Thuc.  III.  55.  68  mit  Poppo  Prolcg. 
I.  2,  p.  282  fgg.   und  mehr  unten  §.  117,  not.    4. 

2)  Krieg  zw.  Athen  und  Theben  seit  508,  Herod.  V.  74  fgg., 
wesshalb  Grote  IV,  p.  222  auch  den  Beitritt  von  Plataea  erst  nach 
Vertreibung  der  Pisistratiden   sezt? 

3)  Herod.  V.  63—65;  90  u.  91. 

4)  Herod.  VIII.  3;  vgl.  Thuc.  I.  18:  ot  Aax.  rüv  Ivunohfit]- 
aüvTwv  'EXkijvo)v  Tjyrjoavro ,  ävva/ifi  TiQovxovrtg. 

5)  Herod.  VII.  203  fgg.;  insbes.  die  Thebaner  ,  welche  dtxov- 
T*?  tfjifvov  xat  Ol*  ßovXöfifvoi.'  xaTfV%f  yug  ayf'a?  AküvIStj^  fv  ö/iTjQwv 
Xöyo)  Ttoiiv/ifvoq  (c.  222);  die  Lokrer  (DiödorXI.  4)  u.  s.  w.  S.  Plat. 
Legg.  III,  p.  692,  und  mehr  bei  G.  A.  Klütz  de  foed.  Boeotico 
Berl.   1821.  8,  p.  29-39. 

6)  Die  Bundesformel  bei  Lycurg.  adv.  Leoer.  §.81  und  Diodor. 
XI.  29;  Tgl.  Theon.  Progymn.  II.  8  und  Wichers  ad  Theopomp. 
p.  217.  —  Wie  verhalten  sich  aber  dazu  die  nu?.atftl  TJnvaariov 
fifTfl  Tov  M^Sov  nrtovdal  Thuc.  III.  08?  vgl.  MüHer  Dor.  I,  S.  185 
und  dagegen  Gölier  ad  Thuc.  I.  115  nud  Krüger  bist.  phii.  Slud. 
I,  S.  196  fgg.  —  Eleutherien  in  Platäa,  Plut.  V.  Aristid.  c.  19  u. 
21  ;    vgl.    Böckh   expl.   Find.  p.  208  und  C.    Inscr.   I,  p.   904. 

7)  To  y.otvov  twr  'EkXr/vojv  aiirf^Qiov,  vgl.  Müller  Proleg.  z.  My 
thol.  S.  406  —  412  und  F.  W.  Ullrich  das  megarische  Psephisma, 
Hamb.  1838.  4,  S.  15  fgg.,  auch  Grote  V^,  p.  349.  Zuerst  auf  dem 
Isthmus,  dann  in  Sparta,  wohin  es  z.  B.  Themistokles  vorlud, 
Diodor.  XI.  55;  doch  nicht  mit  dem  Kriegsgerichte  §.  34,  not.  6  zu 
verwechseln. 

8)  Her.  IX.   106. 

§.36. 
So  glänzend  inzwischen  diese  Stellung  zu  seyn  schien, 
so  war  sie  doch  zu  ausgedehnt  und  hielt  zu  verschieden- 
artige Bestandtheile  in  sich,  als  dass  Lacedaemon  sie 
in  seiner  gewohnten  Weise  und  ohne  Nachtheil  für  seine 
grundsätzliche  Einfachheit  lange  hätte  behaupten  können  ; 
nm  so  mehr  als  einige  Versuche  sie  zu  vereinfachen  ^) 
einen  unerwarteten  Widerstand  an  den  Athenern  fanden, 
deren  Politik  durch  die  Vereinigung  gegen  den  äusseren 
Feind  nichts  an  ihrer  Selbständigkeit  im  Innern  eingc- 
büsst   hatte    und   von    Männern   wie  Aristides    und  Tlic- 


126      Th.  IL  Darier.    C.  III  Sparta's  Hegemonie. 

mistokles  mit  einem  Scharfblicke  und  einer  Umsicht  ohne 
Gleichen  geleitet  ward  2).  Dazu  kam,  dass ,  während 
Theben  durch  seinen  Anschluss  an  die  Perser  seine  Stel- 
lung als  Bundeshaupt  der  Boeoter  einbüsste  ^) ,  Athen 
nur  reicher  an  Ehre  und  Macht  aus  dem  Kriege  hervor- 
gegangen war :  durch  seine  Flotte  wog  es  Lacedaemon's 
Landmacht  völlig  auf.  und  hatte  an  seinen  befreiten 
Stammverwandten  in  Kleinasien  natürliche  Verbündete 
gewonnen,  an  deren  Spitze  es  in  Abwesenheit  der  La- 
cedaemonier  bereits  eine  förmliche  Hegemonie  zur  See 
ausübte'^).  Noch  einmal  entschlossen  sich  diese  im  J. 
477  durch  Pausanias  ihre  Oberhohelt  auch  auf  diesem 
Elemente  geltend  zu  machen  ^)  j  aber  durch  die  Folgen 
dieses  Versuchs  von  der  Unvereinbarkeit  überseeischer 
Feldzüge  mit  dem  Geiste  ihres  Staatswesens  überzeugt  ^) 
gewährten  sie  den  Athenern  freiwillig  und  stillschwel- 
gend''), was  Themistokles  früher  um  jeden  Preis  zu  er- 
zwingen beabsichtigt  hatte  ^).  Doch  war  damit  der  Bund 
für  das  Mutterland  noch  keineswegs  gelöst  ^)  5  Themisto- 
kles Sturz  im  J.  474,  der  Cimon  an  die  Spitze  der  athe- 
nischen Angelegenheiten  brachte  ^°)  ,  gewährte  Lacedae- 
mon's Einfluss  eine  neue  Stütze ,  und  nur  die  Beschim- 
pfung der  Hülfsschaar,  welche  dieser  ihm  noch  463  zu- 
geführt hatte  *^),  führte  den  Bruch  herbei,  in  dessen 
Folge  Athen  geradezu  als  seine  Nebenbuhlerinn  auftrat  ^^). 
Es  verbündete  sich  mit  den  Argivern,  die  sich  inzwi- 
schen durch  lange  Buhe  erholt  und  durch  Einverleibung 
benachbarter  Orte  neu  verstärkt  hatten  ^5),  so  wie  mit 
den  Aleuaden  in  Thessalien,  deren  Sturz  den  Spartanern 
im  J.  470  durch  die  Bestechlichkeit  ihres  Königs  Leo- 
tychidas  misslungen  war^''^^^  und  eroberte  nach  und  nach 
nicht  allein  eine  bedeutende  Anzahl  sonstiger  Seeplätze  ^^), 
sondern  auch  —  verstärkt  durch  den  Uebertritt  von  Me- 
gara  ^^)  —  das  dorische  Aegina  ^^)  und  andere  Puncte 
des  Peloponnes  selbst,  die  es  auch  als  Landmacht  Lace- 
dacmon  gefährlich  werden  zu  lassen  droheten  ^^). 

1)  Z.   B.  die   Versetzung   der  lonier   in  die  Küstenorte  der  fitj- 
d  10 üvTwv  des  Mutterlandes   (Herod.   IX.    106;    Diodor.   XI.   37),    die 


§.  36.    Gegengewicht  Atheri's  gegen  Sparta.       127 

Ausschliessung  dieser  tou  der  Ampbilityonie  (Plut.  Them.  c.  20), 
die  Schleifung  aller  festen  Plätze  ausserhalb  des  Peloponnes  (Thu- 
cyd.  I.  90)  u.  s.   w. 

2)  Vgl.  Drumann  Verfall  S.  223  fgg.  ,  Niebuhr  Vorträge  I,  S. 
417  fgg.,  Grote  V,  p.  324  fgg.,  und  mehr  unten  §.   153. 

3)  Diodor.  XI.  81,  Justin.  III.  6. 

4)  Gleich  nach  dem  Siege  bei  Myliale,  Thuc.  I.  89,  Diodor.  XI, 
37,  ygl.  41  und  Beckel  der  Operationsplan  der  Griechen  nach  den 
Schlachten  bei  Platäa  und  Mykale ,  im  Mus.  d.  Rhein.  Westph. 
Schulmänner   I,  S.    116  — 134. 

5)  S.  Thuc.  I.  94  fgg.,  Diodor.  XI.  44  fgg.,  Plut.  V.  Aristid. 
c.  23,  Cimon.  c.  6  ,  und  über  Pausanias  Absichten  Aristot  Politic. 
V.   1.  5  und  VII.  13.  13. 

6)  Hetoemaridas  ,  Diod.  XI.  50  ;  \gl.  Thuc.  I.  77  und  95  :  «7- 
Aoi'?  ovttfTi  f^inffixpai/  ifoßoi'fifvoi  ft}j  aqiiat-v  ol  f^iovrig  x^iqovt;  yiyrotVTo, 
auch   Plut.   Instit.  Lacc.   c.   42  und  mehr  unten  §.   46,  not.    11. 

7)  Im  J.  476;  vgl.  Clinton  II.  p.  248  fgg.  und  Krüger  Stud.  I, 
S.  33  fgg.  gegen  Dodwell  (Ann.  Thucyd.  p.  61  —  63)  und  Corsini 
(Fast.  Att.  III,  p.  181—183);  mit  welchen  auch  Plass  III,  S.  105 
die  athenische  Hegemonie  erst  470  beginnt ;  Kleinert  in  den  Dörpti- 
schen  Beiträgen  zu  d.  theol.  Wissensch.  Hamb.  1833.  8,  II,  S.  137 
fgg.   Tcrtheidigt  475? 

8)  Diodor.  XI.  59  ;  vgl.  Th.  FInck  de  Themistoclis  NeocHs  fi- 
lii  Atheniensls  aetate  vita  ingenio  rebusque  gestls ,  Gott.  1849.  8, 
p.  66  fgg.  und  insbes.  seinen  Plan ,  die  peloponn.  Flotte  im  Hafen 
zu  verbrennen,  bei  Cic.  Ofl".  III.  11  und  Plut.  V.  Them.  c.  20,  Ari- 
stid. c.  22. 

9)  Thuc.   I.  18  :   onuixßia. 

10)  Thuc.  1.  135,  Diod.  XI.  54.  Die  Zeitbestimmung  schwankt 
zwischen  473,  was  Krüger  47  fgg.,  und  475,  was  Finck  p.  88  und 
Vater  in  Jahn's  Archiv  IX ,  S.  245  annehmen  ;  doch  glaube  Ich, 
dass  diese  sich  auch  mit  F.  G.  Wagner  de  Themlstocle  exule  in 
Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1847,  S.  118  fgg.  für  die  zweite  Hälfte  von  Ol. 
LXXVI.  4  würden  entscheiden  können  ,  während  es  ganz  unzulässig 
ist  mit  Clinton  auf  471  oder  mit  C.  G.  Müller  de  Aesch.  Sept.  c. 
Theb.   Gott.    1836.  8,  p.  19  fgg.    noch  tiefer  herunterzusteigen. 

11)  Thuc.  I.  102.  Auch  von  Platäa,  III.  54.  Aünü)v  'A&Tjvaluv 
IxhTjq ,  Aristoph.    Lysistr.   1139? 

12)  Diod.  XI.   64,  Paus.   I.  29.  7. 

13)  Paus.  VIII.  27.  1  :  Inndt)  6i  dv&^xönwv  nktj&ti  to  "A^yoQ 
tntji'iTjaav  xuzakvaavrK;  TLqvv&a  xul  'lalaq  rt  xal  ^O^yiaq  xal  Mvxrj- 
vuq  xal  Miötiav  xal  il  dij  Tt  ukXo  TiöXiOfta  ovx  u^ioXoyov  iv  xij  'Agyo- 
Xidif  T/V,  Ttt  Tt  J'no  Aaxfdaiftovicov  udfiartQU  toZz  'Agyitoiq  VTioQ^avTa 
xal  ufttt  tlq  TOI/?  nniioixovq  la^fy  yfvofthrjv  avToZq.  Mycenae  468, 
Diodor.  XI.  65 —  oder  erst  464?  Droysen  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt. 
1841,  S.  226;  vgl.  Thuc.  I.  10,  Strabo  VIII.  6.  10  u.  19,  p.  571 
und  579,  Paus.  II.  16.  4  und  VII.  25.  3,  Luc.  Charon  c.  23;  Or. 
neä  freilich  vielleicht  erst  415  gänzlich  vertilgt,  Thuc.  VI.  7;  vgl. 
Curtius  Pel.   II,  S.   478   und  im   Allg.  Müller  Dor.   I,   S.    174  fgg. 

14)  Her.  VI.  72,  Paus.  III.  7.  8.  Anders  freilich  Plut.  malign. 
Her.  c.  21  ? 

15)  Eion  and  Scyrus  476,  Thuc.  I.  98,  Diod.  XI.  CO,  Plut.  V. 


128      Th.  n.  Dorier.    C.  UI.  Sparta's  Hegemonie. 

Thes.  c.  36;  Karystus  475,  Naxos  471,  Thasos  466—464,  Thuc.  I. 
100,  Diod,  XI.  70,  >aupaktus,  Thuc.  I.  103;  vgl.  im  AUg.  Clinton 
II,  p.  253  fgg.  ,  Krüger  I,  S.  144  fgg-,  und  theilweise  abweichend 
von  diesem  Weissenborn  Hellen  S.  141  fgg.  und  J.  J.  Rospatt 
chronol.  Beitr.  zur  griech.  Gesch.  zwischen  den  Jahren  479  —  431, 
Münstereifel   1841.  4. 

16)  Thuc.  I.  103;  vgl.  Reinganum  das  alte  Megaris,  Berl.  1825. 
8,  S.  159  fgg.  Die  Zeit  nach  Diod.  XI.  79  Ol.  LXXX.  3  =  4.58; 
nach   Krüger  S.    157   vielleicht  richtiger  461. 

17)  Thuc.  I.   105;    vgl.   Müller  Aegin.  p.  175-180. 

18)  Diodor  XI.  85  (zu  Ol.  LXXXI.  2):  x«t«  rovxov  rov  iviuv- 
vov  Tiltiarwv  nöXiwv  ol  'Ä&t^vuZoi  ijg^av.  Tolmidas ,  Paus.  I.  27.  6; 
vgl.  Chr.  Roeth  de  Myronida  et  Tolmida  Athen,  ducibus ,  Marb. 
1841.  8,  p.  28.  Trözen  und  Achaja?  Thuc.  I.  115,  IV.  21;  vgl. 
Poppo  Proleg.  I.  2,  S.  175  und  Müller  I,  S.  193,  der  lezteres  für 
einen  Ort  in  Megaris  nimmt?     Besser  Grote  V,  p,  471. 


§.  37. 
Die  Unthätigkeit,  mit  welcher  die  Lacedaemonler  an- 
ranglich  diesem  Wachsthume  Athen's  zusahen ,  rührte 
theils  von  ihrer  natürlichen  Bedächtigkeit,  theils  von 
den  einheimischen  Kriegen  her  ^) ,  die  sie  in  dieser  Zeit 
nicht  nur  mit  benachbarten  peloponnesischen  Staaten  '^), 
sondern  auch  und  namentlich  mit  ihren  empörten  Uuter- 
thanen  zu  führen  hatten,  deren  Erhebung,  der  sogenannte 
dritte  messenische  Krieg  ^),  mehre  Jahre  hindurch  '*)  La- 
cedaemon's  ganze  Macht  an  die  Belagerung  von  Ithome 
fesselte  5  während  dasselbe  Erdbeben  des  J.  466,  das 
zu  jener  Erhebung  gleichsam  das  Zeichen  gegeben  hatte  ^), 
die  Reihen  seiner  eigenen  Bevölkerung  furchtbar  gelich- 
tet zu  haben  scheint^).  Endlich  bot  sich  ihm  eine  Ge- 
legenheit dar ,  durch  Wiederherstellung  des  Principats 
der  Thebaner  in  Boeotien  ein  Gegengewicht  für  Athen 
zu  schaffen  ^),  und  durch  oligarchische  Umtriebe  in  jenem 
Lande,  ja  in  Athen  selbst  unterstüzt  ^),  sandte  es  im 
J.  457  unter  dem  Scheine  einer  Hülfleistung  an  seine 
dorischen  Stammverwandten  ein  beträchtliches  Heer  in 
das  mittlere  Griechenland  5  aber  alle  Vortheile,  die  Athen's 
Gegner  durch  den  Sieg  bei  Tanagra  erfochten  zu  haben 
glaubten ,  vereitelte  Myronidas  62  Tage  nachher  durch 
die  Schlacht  bei  Ocnophytoe  ,  die  die  Athener  thatsäch- 
lich  zu  Herren  von  Phocis,  Lokrls  und  Boeotien  machte  ^), 


§.  37.    Kämpfe  utid  Frieden  mit  Athen.        129 

und  erst  zehn  Jahre  später  entriss  diesen  die  schwere 
ISiederlage  ,  die  sie  durch  ein  Heer  verbannter  Oligar- 
chen  aus  den  boeotischen  Städteu  bei  Koronea  erlitten  ^o) 
nicht  nur  die  Früchte  dieses  Tags ,  sondern  ermuthigte 
auch  die  Peloponnesier  wieder  zu  einem  angreifenden 
Schritte.  Ein  Waffenstillstand,  den  Cimon  noch  ein- 
mal 451  vermittelt  hatte,  um  im  gemeinschaftlichen 
Kampfe  mit  dem  persischen  Erbfeinde  die  innere  Eifer- 
sucht abzuleiten"),  ging  im  J.  44G  zu  Ende;  und  wäh- 
rend die  Athener  mit  der  Wiedereroberung  des  empörten 
Euboea  beschäftigt  waren  ^'^),  riss  sich  auch  Megara  von 
ihnen  los  und  öffnete  den  Spartanern  den  Weg  nach 
Attika  selbst ,  das  unter  diesen  Umständen  im  Frieden 
des  Perikles  445,  um  nur  die  Inseln  und  Colonien  sei- 
nes Bundes  zu  retten,  alle  Puncte  abtrat,  die  es  bisher 
an  der  peloponnesischen  Küste  inne  gehabt  hatte  ^^). 
Doch  war  damit  der  Stoff  zu  erneuerter  Eifersucht  kei- 
neswegs beseitigt;  im  Gegentheil  hatten  sich  beide  He- 
gemonien einander  ihre  Integrität  und  Selbständigkeit 
verbürgt  ^^),  gegen  deren  vergrösscrungsüchtige  Anwen- 
dungen von  Seiten  Alhen's  ^5)  auch  Sparta's  Verbün- 
dete um  so  weniger  gleichgültig  bleiben  konnten,  als 
die  athenische  Auslegung  des  Vertrags  mit  mutterstädti- 
schen Rechten  über  ihre  Lolouieü  in  Widerspruch  ge- 
rieth;  und  noch  che  die  Hälfte  der  Zeit,  für  welche 
derselbe  geschlossen  war,  verstrich,  entspannen  sich 
daraus  bei  Korcyra  und  Potidaea  die  Vorspiele  des  Ent- 
schcldungskampfes  ,  den  Sparta  selbst  vielleicht  in  rich- 
tiger Würdigung  seiner  Lage  lieber  vermieden  hätte  ^6). 

1)  Tuucyd.  I.  118;  ovii<;  f/fv  xal  n()OTov  f4^  inj^fT?  Ihui  tl(;  toj"? 
noXffioi'<; ,  fl  fi,j  «v«yx«Con'To  (vgl.  auch  V.  75,  VIII.  96,  und  Isoer. 
de   pace  g.    97) ,  ro  öi  rt  xul  7io).fnoi.<;  olxtioig  ^^n()yö/^^vol. 

2)  Arylver»  und  Arhadiern  nach  Her.  IX.  35,  Paus,  III.  11.6} 
vgl.   Müller   I,   S.    188   und  mehr  im   Allg.   bei  Grote   V,    p.   422  tgg. 

3)  Richtiger  vielleicht  der  vierte  nach  Strabo  VIII,  i.  10,  p. 
5j7  i  n()iiov  dl  xul  ihufixov  ovarf/vui  ifuaiv,  iv  lii  xuTiXiOi/ouy  ol  Ulta- 
o/'/vioi,  wo  es  auf  keinen  Fall  zulassig  ist,  mit  Iloffmanu  Griechen- 
land u.  d.  Griechen  I,  S.  1011  an  irgend  eine  spatere  IJcgebenhcit 
unter  ^abis  oder  dcrgl.  zu  denken  ;  vielmehr  wird  Strabo's  dritter 
in   einer    früheren    Zeit    zu    suchen    seyn  ,    wo    Clinton   I,  p.   257   au 

I.  U.l.    4.  AuO.  J 


130      T/t.  //.  Darier.    C.  III.  Sparla's  Hegemonie. 

eine  Spur  aus  der  Zeit  der  marathonischen  Schlacht  bei  Fiat.  Legg. 
IM,  p.  092  und  p.  698  E,  Hecl;er  in  Schneidewin's  Philol.  V,  S. 
-458  an  das  uyoq  Taiväqiov  bei  Thuc.  I.  128  und  Paus.  IV.  24.  2 
erinnert. 

4)  Zehn  nach  der  überlieferten  Lesart  bei  Thuc.  I.  103:  ol  6iv 
^I&o')HTj  öfKÜtm  tTfi  ^vvißrjoav  ,  wofür  freilich  Krüger  I,  S.  159  fgg. 
nicht  ohne  Grund  xtrügTu  zu  lesen  vorschlägt  und  ähnlich  auch 
Diodor.  XI.  64  ändert;  ygl.  Hauchenstein  im  Philol.  II,  S.  201; 
doch  dagegen  wieder  F.  Ritter  in  Jen.  Lit,  Z.  1842,  S.  358  und 
Weissenbora  Hellen  S.  29. 

5)  S.  Diod.  XI.  63,  Plut.  V.  Cimon.  c  16,  Paus.  IV.  24.  2, 
Aelian.  V.  Hist.  VI.  7,  und  mehr  bei  Meier  Bon.  damnat.  p.  199. 
Das  Jahr  nach  Krüger  S.  149  fgg.  und  Kleinert  in  Dörpt.  Beitr.  11, 
S.   193;  nach  Rospatt  S.   6   vielleicht  besser  465. 

6)  Vgl.  Antiqu.  Lacc.  p.  200  fgg.  und  Tycho  Mommsen  Pin- 
daros,  Kiel   1845.  8,  S.  70  fgg. 

7)  Diodor.   XI.  81   fgg.     Justin.   III.   6. 

8)  Thuc.   I.   107;  vgl.   Meier  1.  c.   p.  4  und  mehr  unten   §.    158. 

9)  Vgl.  Thuc.  I.  108  mit  Roth  de  Myronida  et  Tolmida  p.  21 
fgg.  Oiodor's  llngenanigkeiten  sind  schon  von  Mitford  griech.  Gesch. 
übers,   v.  Eichstädt  II,  S.    493   fgg.    und  Plass   III,   S.    144  gerügt. 

10)  Thuc.  I.  113:  TOI'?  fiiv  dif<f;&fig(tv  rwv  yidTjvrilojv ,  rovi;  df 
i^ötvTUQ  tknßov'  xttl  TTjV  ßoioiririi'  fifXinov  'yiStjyutot.  nüaav  x.T.  X.  Vgl. 
III.  62,  Plat.  Akib.  p.  112  B,  Plut.  V.  Ages.  c.  19,  Paus.  1.27.6, 
und  über  die  verschiedenen  Namen  der  Schlacht  Sintenis  ad  Plut. 
V.   Pericl.  p.   158. 

11)  Thuc.  I.  112,  Plut.  V.  Cimon.  c.  18;  nicht  mit  dem  spä- 
teren dreissigjähi'igen  zu  verwechseln  ,  was  bei  Andocides  de  pacc 
§.  3  und  6  und  mehr  noch  bei  Aeschiiics  Fals.  legal.  §.  174  grosse 
Verwirrungen  verursacht  hat;  vgl.  Manso  II.  2,  S.  423 — 431,  Clin- 
ton II,  p.  257,  und  Krüger  in  A.  G.  Becker's  Andohides,  Quedliiib. 
1832.  8,  S.  255  fgg.  oder  Hist.  phil.  Stud.  II,  S.  244  fgg.  Eher 
wird  man  mit  Rospatt  polit.  Parteien  S.55  die  TQiny.ov-infrn(;  otiov- 
Sdt;  zwischen  Arges  und  Sparta  hierher  ziehen  können,  die  421  ab- 
laufen ,  Thuc.  V.   14. 

12)  Thuc.   I.   114;  Aristoph.  Nub.  214. 

13)  ^t  TQirfyorrovTfiq  /uird  Evßoiaq  ukoxJiv  onovdai,  ThuC,  I.  115, 
vgl.  I.  23.  81,  IV.  21,  und  mehr  bei  Ullrich  Beitr.  z.  Erkl.  di  Thü- 
kydides  ,   Hamb.    1846.   4,  S.   49.  ,    ..,1 

14)  Thuc.  I.  140  ;  d()7jfihov  yuq  dix-uq  fiiv  rüv  6iu(püQ(üv  uXX>j).oi<; 
äiöovui'  xai  6fXio&ai  ,  fxnv  df   fxuTfQotiq   «  t/ofiiv. 

15)  Colonien  nach  Thurii  (443;  vgl.  Diodor.  XII,  10  und  mehr 
unten  §.80,  not.  20),  und  Amphipolis  (437,  Thuc.  IV,  102,  Diodor. 
XII.  32);  Unternehmungen  gegen  Samos  (441,  Thuc.  I.  115 — 117) 
und  Potidäa  (432,  Thuc.  I.  56);  Bund  mit  Korcyra  (433,  Thuc.  I. 
24  fgg);  Absichten  auf  Italien  und  Sicilien  (Thuc.  1.44);  dazu  die 
Chicanen  gegen  die  Nachbarstadt  Megara,  Thuc.  I.  67.  139,  Aristoph. 
Acharn.  520,  Diodor.  XII.  39,  Plut.  V.  Pericl.  c.  30;  vgl.  Ullrich 
das  megarische  Pscphisma  ,  Hamb.  1838.  4,  und  im  Allg.  Plass  ill, 
S.    155  fgg. 

16)  Vgl.  Thucyd.  I.  66  fgg.  und  n.amcnllich  die  Rede  des  Ar- 
chidamus   c.80  fgg.  mit  G.  Röscher  Klio,   Gott.    1842.  8,  S.  387  fgg. 


§.  38.    Der  peloponnesische  Krieg.  131 

und  W.  Herbst  zur  Geschichte  der  auswärtigen    Politik  Sparta's  im 
Zeitalter  d.  peloponn.  Kriegs,   Dresden    1853.  8,  S.  23   fgg. 

§.   38. 

Zunächst  freilich  vereinigte  der  peloponnesische  Krieg 
im   J.    431    nicht   nur    sämmtliche    alte    Bundesgenossen 
Lacedaemon's    mit    grosser    Bereitwilligheit    unter    seine 
Fahnen ')  ,  sondern  gewährte  ihm  auch  die  Aussicht  auf 
neue,    insofern    es    denselben    als   einen    Kampf   Tür    die 
Freiheit    Griechenlands    ankündigte  ^)  ^    als    aber    die   ge- 
hoft'ten  Wirkungen  atisblieben  und  Sparta ,    durch  mehr- 
fache Unglücksfälle  entkräftet  5)  im  J.  421,  ohne  die  Ein- 
sprache der  Koriuthcr ,  Boeotier,  Megarer  und  Eleer    zu 
beachten,  mit  Athen  Frieden  schloss"^),    stand  es  schon 
damals  auf  dem  Puncte,  seinen  ganzen  Einflass  zu  ver- 
lieren 5).      Boeotien    glaubte    sich   nach   den   Siegen    von 
Koronea  und  Delium  ^)  den  Athenern  allein  gewachsen  ^)  5 
die  Peloponnesier  hegten  Misstrauen  gegen  die  Absichten 
des  Bundeshaupts,  das  in  einer  Clausel  des  Tractats  sich 
das  Recht  zu  Abänderungen  ausschliesslich  vorbehielt  ^)  5 
und    während    sich    dieses    daher    durch    ein    förmliches 
Bündniss    mit    Athen    zu    decken    suchte  ^) ,    foderte  Ko- 
rinth  die  Argiver  auf,  den   Staaten  ,  die  sich  dem  spar- 
tanischen üebergewichte  entziehen  wollten ,  die  Zuflucht 
einer   neuen    Bundesgenossenschaft  zu  eröffnen  ^^) ,    wel- 
cher  auch    alsbald  Mantinea,    Elis,    und   sogar    die    erst 
kürzlich  durch  Brasidas  für  Sparta  erworbenen  ^^)  Städte 
von  Chalcidice    und   der   thracischen  Küste  beitraten  ^'^). 
Aber  Tcgea  blieb  dem  alten  Bunde  treu^  und  da  Megara 
und  Boeotien  aus  Furcht  für  ihre  oligarchischen  Verfas- 
sungen   sich    dem    demokratischen  Argos    anzuschliesscn 
zögerten  ,  gelang  es  Laccdaemon  zu  Anfang  des  folgen- 
den Jahres  420  das  Bündniss  mit  Boeotien  zu  erneuern, 
obgleich    dieses    dadurch    aus  einem  abhängigen  Bundcs- 
glicde  ein  freier  AUiirlcr  ward  ^5)  und  seine  Freundschaft 
natürlich  den  sofortigen   Bruch  mit  Athen    herbeiführte^ 
die    Annäherung,    die    daraus  wieder  zwischen  dem  Icz- 
tcren  und  Argos  hervorging  '+),  führte  anderseits  auch  Ko* 

12 


132      Th.  II.  Darier.    C.  III.  Spartaks  Hegemonie. 

rinth  wieder  zu  Sparta  zurück ;  und  so  konnte  dessen 
Köui^  Agis  noch  einmal  im  J.  418  die  grössere  An- 
zahl seiner  alten  Bundesgenossen  ^^)  zum  Kriege  gegen 
Argos  vereinigen ,  dem  nach  mancherlei  Wechselfsillen 
endlich  die  Niederlage  bei  Mautinea  den  Frieden  ab- 
zwang ^^). 

1)  Ihr  Verzeichniss  gibt  Tliuc.  11.  9}  vgl.  Poppo  Proleg.  p.  89 
fgg-  und  Wachsmuth  I,S.23ü;  doch  scheint  nach  denis.  V.  31  noch 
ein  besonderer  Allianztractat  errichtet  wordeo  zu  seyn,  iv  fj  n^r^ro, 
a  t')(ovTig  ft?  Tov    yiiTixov  TioXt/iov   xu&ioravTo  rn'ig,  tuvxu  i)(0VTag  xal 

2)  Thuc.  11.  o  :  tf  dt  fvvoiu  naQuyoXii  in-ijn  töjv  dv&QOjnwv  /AÜXkov 
»»?  Toi'C  Auxidtti.ftoviovg ,  ixXXtoq  re  xal  TiQoitTiovTiav,  ort  ttjv  Ekkuäa 
iXtV&fQovotv  .  .  .  ovzoig  oQyfi  ii}(ov  ol  nkfiovq  %ovq  '^&Tjvuiov<;,  ol  ftfv 
T^q  «f/lf^?  unokv&F/vai.  ßoido/^tvoi,  ol  6i  firj  d^x&öJoi  (foßoi'fifvon  vgl. 
IV.  85  und  108,  insbes.  aber  auch  Theopomp  bei  Theodor.  Metoch. 
C.  116:  tv  TW  xard  tmv  ^Adrjvaltüv  noXf/4(ü  trjv  ((QX'^'"  tidlaxio  nö/uixTi, 
^r^<;  an  A&rjvaimv  iXiv&fgiug  xul  ngoyQäfXftart  y.ai  xt^gvy/xuxt.  Toiig  EX- 
Xjjvaq  diXfuauvTug  vangov  ntxgöxaru  oqiLaiv    *y/^*«t  xal  urjdiaruxu  y.qk- 

(lUTU    X,     T.     X. 

3)  Rhion  429  (Thuc.  II.  83  -  92) ,  Pylus  uud  Sphakteria  425 
(Thuc.  IV.  -i-38),  Cythera  424  (Thuc.  IV.   53). 

4)  Thuc.   V.   17  fgg. 

5)  Kaxa  yuQ  tov  ygovov  zovtov  jj  Auxtdui/u*^"  M^Xinra  Ji/  xrtxwg 
i^xovf  d«a  Tug  ^v/ucfioQÜg :  vgl.  im  Allg.  Plass  III,  S.  292  fgg.,  Röscher 
Klio  I,  S.   461.   Lllrich  Beiträge   S.   19   fgg. 

6)  Im  J.  424;  s.  Thuc.  IV.  89  fgg.,  Plat.  Lach.  p.  181  B, 
Plut.  Daem.   Socr.   c.    11    u.   s.   vr. 

7)  Xenoph.   M.  Socr.   III.   5.   2;  vgl.   Klütz  foed.   Boeot.  p.  54. 

8)  Thuc.  V.  29  :  TovTO  yuQ  ro  ygü/xfiu  fiuXiovu  rijv  UiXonövvi/aov 
dtt&oQi'ßfi  xal  ig  vnotpluv  xu&iaxTj,  /Arj  /niTu  'A&rjvuLwv  a(fäg  ßovXojVTui 
Aaxiäuif*övioi  6ovX(oaua&ui,  ».  t.  X. 

9)  Thuc.  V.  22  fgg. 

10)  Thuc.  V.  27  fgg.;  vgl.  Poppo  1.  c.  p.  209,  Wachsmuth  I, 
S.  240,  Ullrich  Beiträge  S.  36  fgg. 

11)  Thuc.  IV.  84  fgg.  102  fgg.,  vgl.  Böhaecke  F'orscLungen 
S.   123  fgg. 

12)  Thuc.  V.  31. 

13)  Thuc.  V.  39:  ol  6\  BokotoI  ovx  i'ipaattv,  ^v  nrj  oq>lat  av/t/ia- 
X^Oi*  löluv  noitjacovrai,   manig  ' AO-tjvaiotg, 

14)  Thuc.  V.  45  fgg.;  vgl.  Plut.  praec.  polit.  c  10:  'AXxtßiä- 
dtjg  %u  Ma^Tivixu  avaxi^aag  tat  Auxtdai/noviovg ,  und  mehr  bei  Grote 
VII,  p.  41  fgg.  und  G.  F.  Hertzberg  Alkibiades  als  Staatsmann 
und  Feldherr  ,  Halle   1853.  8,  S.   95  fgg. 

15)  Thuc.  V.  60:  aTgarönK^ov  yilg  6tj  rovxo  xäXXiarov  EXXtjvinov 
xMv  HfXQi'  Tovd'i  ^vvF/X&iv  ,  .  iv  lu  Aaxiduinavioi  xi  navoxQuriu  tjoav 
xal   Af>xudig  xal  lioKaxol  xttl  KoQiv&iot  xul   Sixviävioi  xal  IJiklTjvijg  nul 


§.39.    Ende  u.  Folgen  des peloponnesischen  Kriegs.     133 

fl'Xiüaioi  Kut  MfyuQrjt;  x.  t.  A.     Später,    da  dieses  Heer  schon  ^vieder 
entlassen  ist,  werden  c.  64  auch  noch  Phoker  und  Lokrer  beschickt. 

16)  Thuc.  V.  65—80;  vgl.  Plut.  Rep.  seni  ger.  c.  27,  Paus. 
VIII.  8.  4,  und  Schol.  Arisloph.  Av.  13,  nach  welchem  die  beiden 
athenischen  Feldherren  Laches  und  Nikostratus  auf  dem  Platze  blie- 
ben ;  über  die  Einzelheiten  der  Schlacht  selbst  aber  Rüstow  und 
Köchly  Kriegsw.   S.   145  fgg.    und  Hertzberg  Alkibiades  S.   135. 


§.  39. 

Dieser  Sieg^  über  die  vereinigten  Streitkräfte  der  Athe- 
ner und  Argiver  stellte  übrigens  Sparta's  fast  erlosche- 
nen kriegerischen  Ruf  dergestalt  wieder  her,  dass  selbst 
Achaja  seinem  Einflüsse  nicht  mehr  ausweichen  konnte  ^)j 
und  Athen's  Verlust  in*  Sicilien  gab  ihm  bald  darauf  Ge- 
legenheit ,  durch  den  Plan  einer  Seeherrschaft  der  Thä- 
tigkeit  seines  Bundes  einen  erneuerten  Schwung  zu  ver 
leihen  ^).  Athen's  Verbündete,  durch  Factionen  unter- 
wühlt 3) ,  durch  die  Vorspiegelungen  der  spartanischen 
Feldherrn  und  das  Beispiel  der  chalcidischen  Colonien 
verführt '*^) ,  warfen  sich  meist  freiwillig  in  seine  Arme  5 
und  als  endlich  nach  heldeumüthigem  Widerstände  die 
gefürchtete  Nebenbulilerinn  darniederlag ,  durfte  sich 
Sparta  eines  Protectorats  über  ganz  Hellas  rühmen  ^), 
dem  nur  noch  der  Wiedererwerb  der  kleinasiatischen 
Colonien  fehlte,  um  deren  Preis  es  sich  im  J.  410  die 
Unterstützung  des  Perserkönigs  gegen  Athen  erkauft  hat- 
te ^).  Aber  dieselbe  rücksichtslose  und  egoistische  Po- 
litik, die  es  in  diesem  Schritte  die  Früchte  von  Cimon's 
Siegen  hatte  verscherzen  lassen  '^) ,  zeigte  sich  auch  jezt 
in  seiner  Behandlung  der  unterworfenen  Orte,  die  es 
theils  durch  Begünstigung  der  gehässigsten  Oligarchie  ^), 
thcils  durch  den  Druck  seiner  Besatzungen  und  deren 
Befehlshaber  oder  Harmosten  auFs  Acusserste  brachte  '-')5 
sein  Hochmuth  und  seine  oft  bewiesene  Zweideutigkeit  ^^) 
und  Selbstsucht  machte  selbst  das  Misstraucn  seiner  alten 
Bundesgenossen  rege  ^  und  als  es  eben  auf  dem  Puncto 
stand,  den  durch  das  Scheitern  des  jüngcrn  Cyrus  verlo- 
renen Eiiifluss  im  Osten  durch  eigenes  WalTcnglück  wie- 
der   zu    gewinnen  ^'),    war   es    Korinth's    und   Theben's 


134     Th.  II.  Dorier.    C.  III.  Spartaks  Hegemonie. 

iicuerweckte   Eifersucht,    die    den    grossen    Agesilaus  ^^) 
im  schönsten  Siegeslaufe  unterbrach. 

1)  Thuc.  V.  82:  ylaxidaifiövtoi  tu  iv  'A}(uia  ot'x  inirniiiag  noo- 
TiQoy  l'xovTU  xa&ioTuvTo:   vgl.   Xenoph.   Hell.   III.    5.    12. 

2)  Thuc.  VIII.  2  fgg.,  vgl.  Poppo  Proleg.  p.  99  fgg.  und  Krü- 
ger ad  Dionys.  Hai.  Historiojr.  p.  286  —  308  mit  G.  "Weber  de  Gy- 
theo  et  Lac.  reb.   nav.  Heidelberg   1833.   8,  p.    56   fgg. 

3)  S.  Plul.  V.  Lysand.  c.  5  :  ngorgiriuv  xal  tiuqo^vvwv  ^rat^tx» 
avviazua&tti  xul  ngoofxf^*  tov  voiiv  ToVg  TiQuy/ActOiv,  wc;  ußa  xü  xaru- 
Xvd-f/vui,  Toi'5  yt&Tjvuiox>q  TOJv  rt  örj/utov  dnaXXaiofifvovq  xal  SvvaoTiii- 
aonraq  iv  xaTq  nargiai:  vgl.  Diodor.  XIII.  70  mit  W.  Vischer  Alki- 
biades  und  Lysandros  ,  Basel  1845.  8,  S.  39  fgg.  und  mehr  unten 
§.  70  und  71. 

4)  Welchen  Brasidas  die  Zusage  gegeben  hatte ,  sy  //.i^p  ovq  « v 
t'ywyi  jiQoaayüytü/iai,  i'aia&at  avrovöfioii^  ,  J'huc.  IV.  86;  vgl.  das  l)r- 
theil  über  diesen  spartanischen  Aristides  ^  8!  :  Tigürog  yttg  (^iXdwv 
xal  do|«5  fivaif  xard  nävTfi  ilya&oq  tkni6a  lyxuTfkmi  ßfßaiov ,  wi;  xal 
ot  uXkoL  Toiovxoi  iloi ,  und  c.  108:  o  yug  ßguaidaq  l'v  rt  toi?  cDJ.otg 
HiXQt,ov  luinov  TtnQfT^f  xul  fv  roXq  Xoyotg  navTayoi'  idrjXov,  ox;  fXtv&fQo'j- 
aatv  TTjv  'EXXttda  ixTiffiqi&iijj :  im  Allg.  aber  Krüger  1,  c.  p.  326  —  349 
und  Poppo  p.  119. 

5)  Tluorjq  rrj(;  'EXXüSog  ngoarürui,  Xenoph.  Hell.  III.  1.3;  vgl. 
§.  5:  nüaui  yrtQ  tot?  al  nöXfiq  tnfi&ovzo ,  o  ri  Auxidutficvtoq  uvtJq 
imTÜTToi;  auch  Anab.  VI.  4.  9  u.  13  und  die  charakteristische  Le- 
bersicht seiner  Mitkämpfer  bei  Aegospotamos  Paus.  X.  9.  9  mit 
Clinton   II,  p.  252,   Drumann   S.   405,    Plass    IM,   S.    474  u.  s.  w. 

6)  Vgl.  die  drei  Tractate  Thuc.  VIII.  18.  37.  58:  ;^wp«r  rtjv 
ßaaü.iojq ,  oot]  rijc,  'Aaluq  iarl,  ßuoiXioyq  t^vui:  auch  Isoer.  Panath. 
§.  105  fgg.  und  im  Allg.  Krüger  1.  c.  p.  350 — 361,  über  ältere  Un- 
terhandlungen zwischen  Persien  und  Sparta  W,  Herbst  a.  a.  O. 
S.    16  fgg. 

7)  Denn  dass  diese  den  kleinasiatischcn  Städten  jedenfalls  tbat- 
sächliche  Erleichterung  verschafft  hatten,  zeigt  Thuc.  VIII.  5:  x'no 
ßuaiXiiog  yuQ  irvyxuvi  niTfQayfthoq  (o  Ti(iou(fifQv7jq)  rovq  ix  r?jq  fai'xov 
UQx^jq  qiogoiig ,  ovq  Ji  A&Tjviuovq  anö  iC)v  KXXrjvidMv  noXionv  ov  di'vä- 
Hivoq  ngäaaia&ai  nQoabjfftiXrjcii:  vgl.  11.  9  und  III.  71,  und  über  die 
beschränkte  Seeherrschaft  der  Perser  VIII.  56:  vuvq  )]liov  iäv  ßuot- 
Xiu  noifZo&ui.  xal  naguTiXtlv  np  fumov  yrjv  ontj  uv  xul  oaniq  itv  ßov- 
Xrjxai.  :  in  dieser  liegt  aber  zugleich  die  Andeutung  eines  Tractats, 
der  für  die  Perser  ein  mare  clausum  begründete  ,  und  ein  solcher 
ist  uns  denn  auch  als  Ergebniss  von  Cimon's  Siegen  überliefert:  ui'- 
rovofiovq  flvut,  T«e  xurd  rrjv  ytaiuv  EXXtjvidai;,  nöXnq  uTiuo'tq ,  roi'q  dt 
rüv  Jlt(jO(~)v  ouTQunuq  ftij  xuraßaLvtiv  tnl  &uXuttuv  xurcoTfQO)  zqiojv 
HuiQMv  oäöv  (oder  Imiov  ögo/iov  uil  ujit^nv  xijq  HXXTjvixr/q  &uXüaa7]q) 
/itjäf  vuvv  ti.uy.Quv  nXfXv  ivxoq  'I'uorjXidoq  xul  Ktiavtojv ,  Diod.  XII.  4, 
Plut.  V.  Cinion.  c.  13,  vgl.  Demosth.  F.  Leg.  §.  273,  Lycurg.  adv. 
Leoer.  §.73,  und  d.  Erkl.  zu  Isoer.  Areop.  §.  80  undtPaneg.  §.  118, 
welchen  Zeugnissen  tvir,  obgleich  die  Aechtheit  der  Urkunde  schon 
im  Alterthumc  bezweifelt  {iaxuKDQJjadni  xnq  TiQoq  xov  ßaQßagov  oi'r- 
&tjxuq ,  Harpocr.  p.  55;  vgl.  Wichers  ad  Theopomp.  p.  218)  und 
die    Zeitbestimmung    zwischen    469    ( Plutarch )    und    450    (üiodor) 


§.  39.  Ende  u.  Folgen  des  peloponnesischen  Kriegs.    135 

schwankend  ist ,  doch  «loht  so  allen  Glauben  versagen  dürfe»,  wie 
es  nach  Mitford's  Vorgange  (II.  S.  431  fgg.)  von  C.  J.  G  Mosche 
(de  eo  quod  in  Com.  Nepote  faciendum  restat,  Franc,  ad  M.  IbUi.  4 
und  in  Seebodes  u.  Friedemann's  Mise.  crit.  1,  p.  20a— 2  b),  M.  n. 
F  Meier  (de  bonis  daranatorum ,  Berl.  1819.  8,  p.  ^'^' ~}'r^' 
V'  C  Dahlniann  (Forschungen  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte, 
Ait  1822.  8,  1,  S.  1-148),  K.  W.  Krüger  (über  den  Frieden  des 
Kallias  in  Seebode's  Archiv  1824  I,  S.  205-237  und  umgearbeitet 
in  Hist.  phil.  Stud.  1,  S.  76-143),  kürzer  selbst  von  Mül  er  »or. 
I  S  186  —  188  und  Wachsmuth  I,  S.  212  geschehen  ist;  vgl.  C  "• 
Lachmann  de  pace  Cimonica,  Bresl.  1833.  8  und  Grote  Hist.  of  Greece 
V,  p.  457,  VIII,  p.  30;  auch  Böhnecke  Forschungen  1,  S.  09  una 
Kleinert  in  Dörpt.   Beitr.  11,  S.  208. 

8)  Diodor.  XIV.  10  :  T«r?  ydQ  dtji^oxQaria^q  nQoOHinrovT«:  ol  An- 
x.Jfu^xovm  ö:  oX.yuQxia^  ißovXovTo  t«5  nUn<;  S co.y^jio&m :  ^g»-  *^»« 
Dekarchien  (oder  6,^ada^y,ia.1  Isoer.  Philipp.  §.95,  f,^''^']  J: 
vpl.  Schneider  ad  Aristot.  Politic.  p.  147  und  Vömel  s  Osterprogr. 
Frankf.  a.  M.  1830,  p.  7)  Plut.  V.  Lysand.  c.  5,  Paus.  IX.  31.  b, 
und  mehr  bei  Wachsmuth  I,  S.  516  und  G.  R.  S.evers  Ges^h-  Grie- 
chenlands vom  Ende  d.  peloponn.  Kriegs  bis  zur  Schlacht  bei  Man- 
tinea,  Kiel  1840.  8,   S.   IT  fgg. 

9)  Allerdings  schon  424,  vgl.  Thuc.  IV.  132:  x«i  rwr  jßwvxwv 
avrJ  nanavi^ax;  uv6X>a<;  n,]yov  i^  2nai;Tr],,  wa«  toIv  rroA.cüv  «p^<n-T«S 
x«^.OT«vcu:  und  ein  a^^orr],  412  bei  dems.  Mil.  5  ,^  jezt  aber  r« 
nvnlo>  rf,,  '^.T.x,;?  ^arr.xov  ,'.^^ooTal<;  x«^  n'O';^«^?/  Demosth.  Lor. 
6  96  ,  vßl.  Isoer.  Plataic.  §.  13,  auch  für  hleinasien  Xenoph.  Hel- 
len III  2.  19  und  Wessel.  ad  Diodor.  XIII.  66  mit  dem  Beispiele 
von  Harmostendespotie  bei  Plut.  Narr.  amat.  c.  3;  im  Allg.  aber 
Isoer.   de   pace   §.   95   fgg.    und   Polyb.    VI.   49.  10:    o&,v    rivay^ao&r,- 

H.TÜTTHr/üQyvQokoyHr  di  n«vT«?  To,ls"i?a;7v«?, ^auch  Theopomp  1.  c. 
und  Plut.  V.  Lycurg.  c.  30=  ws  «(»;ff0^a»  /ifv  7)dtoav ,  uQxf^v  0  oin 
jjxiaravTo  Aaxiduifiovioi.. 

10)  'Yßp^oz.u,  schon  im  Perserkriege,  Plut.  V.  Aristid.  c.  23, 
und  «A«  ^JoviovT.s    xcJ    «U«  A.>vT.?,    Her.   IX.   54;     dann    rpjv6ajy 

:o,-,x.c.  Eu^ip.  Androm.  447,  vgl  Suppl.  191  und  mehr  bei  Meurs. 
misc.  Lacon.  III.  2,  p.  199  fgg.,  Limburg- Brouvver  '>•'  f  •  „«"l-^ö, 
Weber  ad  Demosth.  Aristocr.  p.  368 ;  am  richtigsten  wohl  Ihuc.  V. 
105:  Auy.fö,ufiöv.o^  yaQ  Ti^o's  ay«?  H^v  «Jtoi)?  xai  t«  iTnymo^a  .-o/i.^« 
^hlora  n^nrj]  ;^^.oJVTfa,  ;.('"«  ^^  ^<"'«  "^-^""^  .  .  .  t«  /..v  ,d.«  x«Aa 
vofiiCovai,  rtt  d(  cinfKtfQoyra  dUaiu. 

11)  Thimbron  399,  Dercyllidas  398.  Agcsilaus  396-394;  dass 
aber  bereits  Cyrus  von  Sparla  unterstuzt  war,  bestiit.gt  Diodor  \l>  . 
21  ßleichwie  auch  dieses  selbst  nicht  die  Freiheit  sondern  die 
Herrschaft  über  jene  Colonien  erstrebte;  vgl.  Laurent  droit  des  gens 
II,  p.  215  fgg.  .        .      ,     , 

12)  So  nennen  wir  ihn  trotz  seiner  Fehler,  die  bereits  Isokra- 
tcs  Philipp.  ^.  86  fgg.  richtig  erkannt,  die  Neueren  aber  Wachs- 
muth  I,  S.  C'.)8  fgg..  Sievers  S.  146  fgg..  Lachmann  b.  215  fgg., 
Niebuhr  11,  S.  23f.  fgg.,  jedenfalls  zu  schwarz  gemalt  haben,  wenn 
auch  Xenopbon  s  Lob  parteiisch  und  dessen  Denkschrift  auf  .hn 
verdächtig    ist;     vgl.   E.   Caucr    de    fontibus ,    ad    Agesilai   histonam 


136      Th.  IL  Dorier.    C.  III.    Sparta's  Hegemonie. 

perlinentibus,  Biesl.  1847.  8.  Eine  Monographie  seines  vielhewej;- 
ten  Lebens  ,  wozu  Böcler  de  Agesilao  rege  Lacedaemoniorum, 
Aigcnt.  1644.  4  und  Diss.  acad.  II,  p.  425 — 443,  nicbt  mehr  die- 
nen kann  ,  wäre  freilieb  sehr  zu  wünscben  ;  in  der  Kürze  urlbeilt 
vielleicht  am  billigsten  Laurent:  Agesüas  est  le  representant  le 
plus  eleve  du  genie  lacedemonien ;  mais  eomhien  ce  type  est  au  des- 
sous  de  ce  que  V  hiimanite  extgeroit  aujourd'htn  d'un  heros  I 

§.  40. 
Schon  die  Abstinimiing  dieser  beiden  Städte  für  die 
gänzliche  Zerstörung  des  eroberten  Athen's  ^)  war  vielleicht 
nicht  sowohl  das  lezte  Auflodern  des  alten  Nachbarhas- 
ses, als  der  Ausdruck  der  Besorgniss,  dass  Lacedaemon, 
wie  es  auch  unter  der  Herrschaft  der  Dreissig  wirklich 
der  Fall  war,  diesen  wichtigen  Platz  ganz  in  seine  Ge- 
walt bekommen  möge  2)^  wenigstens  sehen  wir  beide 
gleich  nachher  durch  die  Unterstützung  athenischer  Ver- 
bannter 5)  förmlich  Lacedaemon's  Gebot  übertreten, 
gleichwie  sie  sich  auch  im  J.  401  der  Theilnahme  des 
Feldzugs  gegen  Elis  entziehen ''^),  zu  welchem  selbst  das 
befreite  Athen  noch  wie  später  zu  dem  gegen  Asien  ^) 
sein  Bundescontingent  stellte.  Das  Schicksal  von  Elis  ^) 
musste  zugleich  jene  Staaten  lehren ,  wessen  sie  sich, 
und  namentlich  Theben  hinsichtlich  seines  Principats  in 
Boeotien  '^),  zu  Lacedaemon's  Herrschsucht  zu  versehen 
hatten  :  und  nachdem  ihre  Spannung  schon  mehrfach  bei 
einzelnen  Gelegenheiten  sichtbar  geworden  war  ^),  ward 
es  394  dem  persischen  Golde  leicht ,  den  421  vergebens 
versuchten  Bund  zwischen  Korinth ,  Boeotien  ,  Argos 
und  Athen  zu  Stande  zu  bringen,  woraus  der  unter  dem 
Namen  des  korinthischen  bekannte  Krieg  entsprang  ^). 
In  diesem  hielt  nun  zwar  Agesilaus  zu  Lande  das  Kriegs- 
glück schwebend  ^  der  Verlust  ihrer  Flotte  bei  Knidus 
aber  raubte  den  Spartanern  alle  Früchte  ihrer  vorherge- 
henden Anstrengungen  ^^j^  Athen's  Waffen  erschienen 
wieder  siegreich  in  Thracien  und  am  Hellespont  ^^),  und 
in  Sparta  selbst  gewann  eine  Agesilaus  feindliche  Partei 
die  Oberhand ,  die  durch  Antalcidas  vertreten  ^^)  kein 
Bedenken  trug,  im  J.  387  dem  Perserkönige  Kleinasicn 
nebst   Cypern    und   Klazomcnae    preis  zu  geben  ^^)    und 


§.  40.     Der  korinthische  Krieg.  137 

Hin  als  Schiedsrichter  in  Griechenlands  inneren  Angele- 
genheiten anzuerkennen  ^'^). 

1)  Xenopb.  Hell.  II.  2.  19;  Tgl.  111.  5.  8  und  Isoer.  Plataic. 
§.  31. 

2)  Wesshalb  sie  sich  auch  von  Pausanias  Zuge  gegen  Athen 
ausschlössen,  on  iylyfwonov  yiuxfSuifiovioiK;  ßovkofiivong  rrjv  twv  A&tj- 
vuiwv  ytuQuv  olxiiav  xai  thottjv  noiTjaaa&ut,  Xenopb.    II.   4.  30. 

3)  Die  Korintber  nach  Aeschin.  Fals.  legat.  §.  148;  über  Theben 
s.  Diodor.  XIV.  6,  Dlnarch.  adv.  Demosth.  §.  25,  Plut.  V.  Lysand. 
c.  27,   und  im  Allg.   W  achsmuth    1,   S.  253   und  707. 

4)  Xenopb.  Hell.  III.  2.  25;  Diodor.  XIV.  17;  vgl.  Preller  in 
Ritscbl's  Rh.  Museum  IV,  S.  394. 

5)  Vgl.  Xenopb.  III.  1.  4  und  ähnliche  Beispiele  seiner  damali- 
gen Abhängigkeit  von  Lacedaenion  bei  Lysias  adv.  Nicom.  §.  22 
und  de  republ.   patr.  §.   6. 

6)  Xenopb.  III.  2.  30;  vgl.  Diodor.  XIV.  34  mit  Plass  III,  S. 
486  fgg.   und  van  Oordt  p.   x  fgg. 

7)  Diodor.  XV.  50 :  a(f'ödQa  yuQ  v(fi(0)qö)vro  rrjv  av^tjOiv  ui'tmv, 
IJii]  noit  TTJg  oki^g  Boiojn'aq  j/yor'fiirot  itjv  Tjyffiorlav  rfjg  2nitQTrj(;  x.utu~ 
Xi'ao)Oiv  iniXttßo/xfvoi  xaiQov. 

8)  Wie  namentlich  bei  dem  Opfer  des  Agesilaus  in  Aulis ,  Xe- 
nopb. III.   4.  4;   vgl.   auch   Andoc.   de  pace  §.    13. 

9)  Xenopb.  III.  5.  1,  vgl.  Plut.  V.  Ages.  c.  15,  Paus.  IV.  17.3, 
und  die  übrigen  ^'^erbündeten  bei  Diodor.  XIV.  82;  zur  Geschichte 
des  Kriegs  selbst  Plass  III,  S.  521  fgg.,  Sievers  S.  59  fgg.,  C.  H. 
Lachroann  Gesch.  Griechenlands  vom  Ende  des  peloponn.  Kriegs 
Lpz.  1839.  8;  S.  141—202;  Spiller  kritische  Behandlung  des  korin- 
thischen  Kriegs  ,   Gleiwitz   1852.  4. 

10)  Vgl.  Diodor.  XIV.  79,  84  und  über  die  Schlacht  ausführlich 
Vater  in  Hall.  Encykl.  Sect.  III,  B.  XV,  36  fgg. 

11)  Xenopb.  IV.  8.  .34,  Diodor.  XIV.  94;  vgl.  C.  Rehdantz  Vi- 
tae    Ipbicratis ,    Chabriae ,    Timothei     Atheniensium  ,    Berl.    1845.    4, 

P-  ^-27.  ,        .     ,       .   . 

12)  Plut.  V.  Ages.  C.  23  :  o  y«^  ^AvTftXuläaq  f^O^gog  yv  uvroj  xul 
rtjv  HQTjVTjv  i%  ftnnvToq  tnQtiTTlv  ,  w?  toi'  TioXffioii  tov  AyjjoO.aov  ai" 
JovTo?   xdi  noiovvToq  fvdo^örrtTov  xul  fifyinrov  :   vgl.    Lachmann    S.  2i4. 

13)  Vgl.  Clinton  F.  Hell.  II,  p.  276  und  mehr  bei  R.  Pauli  de 
pace  Antalcidea  ,   Berl.    1846.  S    und  Wacbsmuth   1,  S.   259   fgg. 

14)  Welche  Rolle  Artaxerxes  seitdem  bis  zu  seinem  Tode  (365) 
spielte.  Isoer.  Panatb.  §.  160:  xo)(ilg  rf'  fxüriQoi  jiQfaßng  nffiTiofitv  w; 
txtlvov ,  fXnii^ovTK: ,  oTioTfQoig  nv  oixnorn)ov  dinn&fir] ,  xVQiofg  rot'Tovg 
ytvTjOKy&ai  riji;  *v  "ilAA/yo*  TiXtovtliug  :  vgl.  Paneg.  §.  120,  Plataic.  §.  41, 
auch  Polyb.  IX.  34.  3,  und  die  Beispiele  aus  den  Jahren  374.  371. 
367.  366  bei  Xenopb.  Hell.  VII.  1.27.  33.  39  und  Diodor.  XV.  38. 
50.  70.  76. 

§.   41. 

Freilich  mochte  auch  diesem  Schritte  die  Absicht  zu 
Grunde  liegen,   Lacedaenion's  Macht  in  Europa    zu  con- 


138      Th.  II.    Darier.    C.  III.  Sparta''s  Hegemonie. 

ccntriren,    und   dafür    schien  es  biureichend,   wenn  der 
Spruch  des  Königs,    den   man    den  Antalcidischen  Frie- 
den  zu    nennen    pflegt  ^) ,    alle  Städte    des  europäischen 
Festlands  und  der  Inseln  ,  mit  alleiniger  Ausnahme  von 
Lemnos,  Imbros  und  Scyros,  die  den  Athenern  verblie- 
ben 2),  für  gleich  berechtigt  und  politisch  unabhängig  er- 
lilärte,  wornach  sowohl  Tlieben  die  boeotischen  Orte  aus 
dem  aufgedrungenen  Verbände  mit  ihm  entlassen  als  auch 
die  Argiver  auf   den  Versuch  Korinth  ihrem  Staate  ein- 
zuverleiben verzichten  mussteu  ^)  ,    während  Sparta,  auf 
die    ihm    ergebene  Oligarchie   gestüzt,   seinen  thatsächli- 
chen  Einfluss  im  Peloponnes  beibehielt  5  das  genügte  je- 
doch  weder   den  Patrioten ,    die    fortwährend   den  Krieg 
gegen  die  Barbaren    als  Grundgedanken   seiner  Hegemo- 
nie festhielten*),  noch  den  Ehrgeizigen,  die  den  Verlust 
der  früheren  Herrschaft  nicht  verschmerzen  konnten  ^)  und 
trotz  der  wesentlich  veränderten  Sachlage  nahm  es  bald  wie- 
der seine  alte  Politik  auf.  Nicht  genug,  dass  es  seine  Harmo- 
sten aus  den  abhängigen  Städten  nicht  entfernte  ^),  scheute 
es,  wenn  irgendwo  in  den  Wirren,  die  jener  Emancipation 
auf  dem  Fusse  folgten  '')  ,    die  Demokratie  die  Oberhand 
behielt,  selbst  unmittelbare  und  gewaltsame  Einmischung 
nicht ,  wie  schon  386  die  Beispiele  von  Mantinea  ^)  und 
Phlius  9)    zeigten  j    und    bald    darauf  382    enthüllte    die 
Expedition  gegen  Olynth  ^^)    und    mehr  noch  bei  dersel- 
ben Gelegenheit  die  friedensbrccherische  Ueberrumpelung 
der   Burg    von    Theben  ^^)    den    ganzen    Umfang    seiner 
schrankenlosen  Selbstsucht,  für  deren  Zwecke  selbst  Age- 
silaus    kein    Mittel   für    zu    schlecht    hielt  ^^).     Eben    so 
schnell,    wie   die  neue  Höhe  erreicht  war  *') ,  stürzte  es 
jedoch  auch  wieder  von  derselben  herunter 5  Theben  ent- 
ledigte sich  bereits  379  seiner  Besatzung  und  erlangte  in 
kurzer  Zeit  die  Herrschaft  Boeotiens  aufs  Neue  ^*j  j  den 
Athenern  alier  gelang  es  377  eine  neue  Bundesgenossen- 
schaft   zu    bilden  ^^)    und    die  Lacedaemonier  wiederholt 
zur  See  zu  überwinden ,   worauf   diese  ihnen  schon  374 
zum   ersten    Male    förmlich    die   Hegemonie    des    ganzen 
Griechenlands  zur  See   abtraten  ^^)   und  diese  Abtretung 


§.  41.     Folgen  des  Anlalcidischen  Friedens.       139 

auf  dem  371  unter  persischer  Vermittelung  zu  Spavla 
gehaltenen  allgemeinen  Friedenscongresse  ^'')  bestätig- 
ten  J8). 

1)  Xenoph.  Hell.  V.  1.31:  ^AqxaifQlTjt;  ßaoihi'g  vof*Ll^n,  dUuiov, 
T«?  Ii\v  iv  T^  'Aala  nöhit;  luinov  livui  xai  zöjv  vrjacov  liXal^ofiivai;  xul 
Kvn(JoV  TK?  äl  ui.kaq  'EXlrjviduq  nöXnq  xai  iu.ix(juq  xal  /^iy('xXa<;  avru- 
vofiovq  ilqxVvui ,  nkijv  Aijuvov  xul^'Ifiß^ov  xut  ^Üxvqoxi,  rHvruq  di  ojann> 
To  UQXulov  ilvai  ^ AOrjvaiüiv '  önoTiQoi  <J*  vavrtjv  rrjv  iIotjvtjv  firj  dfxov- 
T«t,  Toi'Totc  fyw  noXfiÄTjaü)  /^mi  rüv  ravrtt  ßovXo/*fvo)v  xul  ni^fj  xal 
xard  d-üXaTrav  xnl  vavol  xul  /()?^^«at  vgl.  Diodor.  XIV.  110  mit 
Lachmann  S.  203  fgg.  und  über  den  Begriff  der  uihovo/j.ia  im  Allg. 
Guasco  sopra  1'  autonomia  de'  popoli  delie  cittä  greche  e  latine, 
in  Diss.  dell'  Acad.  di  Coitona  V,  p.  113  fgg.  oder  dess.  Dissert. 
historiques,  Tournay  175ß.  8,  II,  p.  169  fgg.  und  Wachsmuth  F, 
S.    261. 

2)  Vgl.  auch  Andoc.  de  pace  §.  12,  Aescbin.  Fals.  legat.  §.  72. 
76,  und  über  Athen's  früheres  Verhältniss  zu  diesen  Inseln  Raoul- 
Roch.  Colon.  III,  p.  435  (Her.  VI.  140)  und  IV,  p.  15  (Plut.  V. 
Cim.  0.  8);  dann  Thuc.  111.  5,  IV.  28,  VII.  57  u.  s.  w. 

3)  Xenoph.  Hell.  V.  1.  36  vgl.  IV.  4.  6  und  8.  15;  auch  Diod. 
XIV.  86  u.  92,  Plut.  V.  Ages.  c.  23  u.  s.  w. 

4)  Isoer.  Epist.  IX  §.  11  :  fiovoq  yug  'AyriaiXuoQ  (ov  l'o/Aiv  ini&v- 
/*Sjv  anavra  rov  /quvov  dtiTfXini  to?  ?  ßfv  KXXtjva^  TjXiv&iQÜiaat  ^  nQog 
di  Toi's  ßn^ßÜQov;  nöXi/iov  f^fvfyxiiv  x.  r.  X. 

5)  Diodor.  XV.  5  :  Aaxtdfuficvioi,  qii'ati  (fiXaQxovvxK;  xul  noXifti- 
xol  ruVg  ul(jiofOiv  cvriq  ,  t?^v  ilgy^vijv  ojaniQ  ßrt(Ji>  <fOQTlov  ov/  iinffiivo*, 
Ti)v  6\  nQoyiYivijixivijv  rijq  EXXudoq  dvvuatfluv  inino&ovvxfi; ,  f.iiTfO)(}oi 
ratq  oQftuVg  vnfjQx^^  nQo^  xuivoioftiav  —  xaxtdovXovvTo  to  fA'fv  ngönov 
T«c  uod-fVforfQug  TtoXfi<; ,  /Atru  df  ravru  xul  tu<;  c^ioXoyoJXfQuq  xaru- 
noXffiovvxfQ  vnrjxoovg  inoiovv,  ov6\  dvo  l'xrj  (fuXu^uvxK;  xuq  xoivuq  anov- 
J«?:  vgl.  Xenoph.  Hellen.  VI.  3.  7—9;  Isoer.  Paneg.  §.  18  und  122 
— 128,  auch  Dem.  adv.  Leptin.  §.  54  und  im  Allg.  Plass  IM, 
S.  574  fgg. 

6)  Polyb.  IV.  27 :  naXiv  fXTjQi'XTov  uifiivui  T«g  noXitq  fXiv&fouq 
xul  uiWovö/iovg  xttxa  xi^v  ini  AvxuXxiöov  yivofihrjv  iIqtjvtjv  y  xovq  <}'«()- 
fAoaxuq  ovx  i^Tjyov  ix  xmv  nöXiotv. 

7)  Diodor.  XV.  40  und  45;  vgl.  Isoer.  Paneg.  §.  116:  uvxl  6i 
xov  jiQog  fXfQovq  niQt  x^g  ;^w^a?  noXffioJv  ivxog  xii^ovq  ol  noXtxai  n()oq 
aXXrjXotig  fiuxovxui  .  .  .  diu  6\  xtjv  nvxvoxTjxu  xwv  /xixußoXmv  u&viio- 
xfQoiq  diuyovoiv  ot  t«?  noXng  olxovvxig  xwv  xuXg  q>vyaVg  ll^Tjfii,<i}t*.ivo)v  x.x,  X. 

8)  S.  Xenoph.  Hell.  V.  2.  7  ((ffoix.a/«6c)  mit  d.  Erkl.  zu  Plat. 
Symp.  p.   193  A. 

9)  Xenoph.  V.  3.   15  and  Diodor.   XV.  19. 

10)  Xenoph.  V.  2.  II  ;  Diodor.  XV.  19—23;  vgl.  Böhnecke  For- 
schungen S.    134  fgg. 

11)  Vgl.  Xenoph.  V.  2.  25— 3ö ,  Diodor,  XV.  20,  und  mehr 
bei  Vater  in  .lahn's  Archiv  VIII,   S.   332  fgg. 

12)  Xenoph.  V.  2.  32  :  tl  ftiv  ßXußtqu  xfj  Auxiäui/iovi  innQay(i)<; 
iX/j  (Phoebidas) ,   öUuiov  n,vai.  ^Tj/^tora&ui'   tl   d'  ilya&u^    uijxaXov   ilvat. 


140      Th.  II.  Doriei\    C.  III.  Sparta's  Hegemonie. 

yöfiiftov ,    fiftrai    to    rotuvra    faTonyfdi.äifi.v:    vgl.     Plut.    Praec.    polit. 
c.    13   oder  V.   Ages.   c.  23   und  V.   Lysand.   c.    7. 

13)_Demosth.  F.  legat.  §.  264:  XoTt  yaq  S-^nov,  ort.  yljq  xut  &a- 
kärr^q  ^QXOv  ol  Aaxfd(ti//övioi  x«t'  fxfivov  rov  )(govov  :  Tgl.  Xenoph. 
Hell.  V.  3.  27,  Isoer.  Plataic.  §.13,  Diodor.  XV.  23,  und  über 
Lacedaemon's  Bundesgenossen  in  dieser  Zeit  dens.  c.  31,  über  seine 
Streitkräfte  zur  See  Xenoph.  VI.  2.  3. 

14)  Aaxtäai/növioi  re  yag  c'  ofioaavTfq  avrovöftovg  iaaiiv  rag  noXitq 
ijjv  fv  Qrjßaiq  uxgoTioXiv  y.araaxövxfq  vn  avrüv  /jlovov  räiv  uiixrjO-ivxtuv 
txoXüa&tjauv  X.  r.  A. ,  Xenoph.  Hell.  V.  4 ;  vgl.  Plut.  V.  Pelop. 
c.  6  — 12  oder  Daem.  Socr.  c.  25 — 33  und  mehr  bei  Sievers  Theben's 
Befreiung  von  spartanischer  Herrschaft,  Hamb.  1837.  4  und  Reh- 
dantz  de  Iphicr.  p.  42.  Mit  Athen's  Hülfe?  Dinarch.  adv.  Demosth. 
§.   39. 

15)  S.  Diodor.  XV.  28— 30  und  M.  H.  E.  Meier  Comm.  epigraph. 
Hai.  1852.  4,  p.  4  fgg. 

16)  Diodor.  XV.  38:  nagt^ägow  rlXXrjXotq  oi  /luv  xard  yrjv  ol  dt 
x«T«  i9-fJAaTTav  ugxfjq  u%toi,  xgtvöftfyoi:  vgl.  Rehdantz  p.  72  und  F. 
Vater  de  Isocratis  epistolis,  Kasan  1846.  8,  p.  81,  auch  gegen  Sie- 
vers S.  227  fgg.  unnöthige  Einschränkungen  ;  dass  der  Vertrag  da- 
mals nicht  in's  Leben  trat ,  beweist  noch  nichts  gegen  seinen  Ab- 
scbluss. 

17)  Xenoph.  VI.  3.  2  fgg.;  vgl.  Voemel  ad  (Demosth.)  de  Ha- 
loneso  p,   140,  Sievers  Gesch.  S.  235,  Rehdantz  1,  c.  p.  98. 

18)  Diodor.  XV.  50  :  xaru  di  Tox'irovq  ror?  '^gövoiK;  ^Agxalfgltjq 
o  ßaaiXivq  ogöiv  nüXiv  TaguTTofiivijv  ttjv  EXXudu  ngiaßttq  uniamXf, 
nugaxn?.öJv  avXXi'iauo&ai  roi'q  ffiipiiXiovq  noXff/ovq,  xul  ovr&fod-ai  xoivr/v 
tlgrjvtjv  xnrd  t«c  o/AoXoyiag  a?  ngörigov  rjoav  Tiniot7]/4fvoi  :  vgl.  Dionys. 
Hai.  de  Lysia  c.  12.  Dass  Xeuophon  der  Perser  nicht  gedenkt, 
durfte   Sievers  nicht  irre  machen  ;  richtiger  Lachmann    S.   300. 

§.42. 
Doch  war  Sparta  noch  einmal  als  leitendes  Haupt 
der  griechischen  Landmacht  anerkannt  worden  und  schien 
sich  in  dieser  Stellung  stark  genug,  um  gegen  Theben's 
fortdauernden  Widerstand  die  Unabhängigkeit  der  boeo- 
tischen  Städte  zu  erzwingen  ^)  ^  aber  zwanzig  Tage  nach 
dem  Ende  des  Congresses  sezte  Epaminondas  Feldherrn- 
kunst bei  Leuktra  ^)  seinen  hochfliegenden  Planen  für 
immer  ein  Ziel.  Ganz  Mittclgriechcnland  ausser  Athen 
fiel  sofort  dem  siegreichen  Theben  zu  ^) ;  Athen  selbst 
rief  den  Peloponnes  auf  eigene  Gewähr  zum  Anschlüsse 
an  seinen  Bund  auf''^)^  und  obgleich  ein  Theil  des  lezte- 
ren  fortwährend  für  Lacedaemon  stritt  ^),  so  fanden  doch 
die  Boeotier,  als  sie  369  bis  nach  Lakonika  vordrangen, 
nicht  nur  an  Elis  und  Argos,  sondern  auch  an  Arkadien 


§.  42.     Kampf  und  Niederlage  gegen  Theben.      141 

eine  Stütze  ^) ,  dessen  kleinere  Völkerschaften  sicli  bei 
dieser  Gelegenheit  nach  dem  Vorgänge  von  Mantinea  '') 
zu  einer  grossen  Gesamnitstadt  vereinigten  ^)  und  dadurch 
eben  so  sehr  an  politischer  Bedeutung  gewannen  •^)  ,  als 
Sparta  gleichzeitig  durch  die  Wiederherstellung  des  mes- 
senischen Staats  einen  tödtlichen  Stoss  erlitt  ^°).  Zwar 
sicherte  es  sich  noch  einmal  Athen's  Unterstützung  368 
durch  gänzliche  Theilung  der  Hegemonie^') ;  auch  schei- 
terte der  Versuch  der  Thcbaner,  sich  367  durch  das 
Ansehen  des  Perserköuigs  förmlich  als  Nachfolger  Spar- 
ta's  im  griechischen  Staatensysteme  anerkennen  zu  lassen, 
an  der  Festigkeit  der  Peloponnesier  ^^)  ;  dass  aber  jene 
Harmosten  nach  Achaja  schickten  ^5^,  konnte  es  nicht 
wehren  ^  die  Zahl  seiner  Verbündeten  ward  immer  klei- 
ner'"^), und  indem  es  dem  Reste  derselben  im  J.  366 
selbst  den  Abschluss  eines  Sonderfriedens  mit  Theben 
erlaubte  *^) ,  verzichtete  es  auf  seine  Hegemonie  für  im- 
mer ^^).  Nur  Messeniens  Unabhängigkeit  wollte  es  durch- 
aus nicht  anerkennen,  obschou  auch  Persien  seine  An- 
sprüche auf  dieses  Land  nicht  mehr  unterstüzte  ^^),  und 
entzog  sich  desshalb  auch  dem  allgemeinen  Frieden  ^^), 
den  sämmtliche  übrige  Staaten  im  J.  362  abschlössen, 
nachdem  durch  den  Ausgang  der  Schlacht  bei  Mantinea 
die  Frage  über  das  Principat  in  Griechenland  noch  un- 
entschiedener als  zuvor  geworden  war  ^^)  ^  doch  gelang 
es  auch  seinen  fortgesezten  Versuchen  nicht  mehr,  den 
verlorenen  Besitz  oder  Einfluss  im  Peloponnes  wieder  zu 
erwerben  ^^). 

1)  Xenoph.  Hell.  VI.  3.  20:  ovrco  di  tlqqvijv  twv  uiXcov  ntnoiij- 
fifvü)v ,  n()o<;  di  &fjßutovg  fttvovg  uvTiXoyiue;  ovar]<; ,  ol  fiiv  yl(}t]vuloi 
ovTüi  ti/ov  rljq  yvujfitjg,  <us  vvv  Qtjßaiovg ,  ro  kiyonivov ,  diKUTiv&tjvat 
i'Xni<;  HT],  avTol  6\  ol  Qtjßuloi,  nuvxfküq  d&VfKog  t)(ovTig  unijX&ov :  Tgl. 
Diodor  XV.  51. 

2)  Am  5tea  Hekatombäon  Ol.  CK.  i  ,  Plut.  V.  Ages.  c.  28, 
Paus.  VIII.  27.  6;  vgl.  Sievers  Gesch.  S.  239  fgg.  und  Topogra- 
phisches in  Ann.   dell'  Instit.    arrh.    1848,  p.   39  fgg. 

3)  Xenoph.  VI.   5.  23;   Diodor.  XV.   57. 

4)  Xenoph.  VI,  5,  1  :  Iv&vhtj&ivxk;  ol  '^i}r/faiot,  ort  ol  llikonov- 
vrjatoi.  txi  olovrut  }((}tpai  axokov&tiv  ,  xul  ovno)  diUAioivxo  ol  Aanidui- 
fiüvtoi,  mant(t  xovt;  'AOrjvuiov^  öii&tauv,  /^nn7ifn.novxui.  raq  noXtiq,  oofu 
ßovkonxo  xt/q  tl{}Tjvt]<;  ftixtxtiv ,   rjv  ö  ßuaikfvq   xuxfnfurf'fV    inei  <Ji   nvv- 


142       Th.  IL  Darier.    C.  III.  Spartaks  Hegemonie. 

f/X&ov  y  öoyfttt  inotTjaavTo  /utru  tüv  xoivuvfTv  ßovkofihojv  ofiöaai  rovSt 
TOI/  oQxov  •  ffifiifüi  ralq  anovSatg  xat  —  roVq  rpt/cfiiafiaai  tmv  'A&ti*aio)v 
xttl  TÜv  avti.fiüx(i)v'  luv  St  riq  aiQaTfvjjrai.  ini  Tiva  nöXiv  tÜtv  ofioan- 
aZv  rovTov  tov  oqxov,  ßojj&i^aw  navxl  aO-fvft.  —  Ibid.  §.  3  oQxiorai. 

5)  Xenoph.  VI.  4.  18.   5.  29.  VII.  2.  2. 

6)  Xenoph.  VII.  I.  18,  Diodor.  XV.  62 :  vgl.  Isoer.  PLil.  5.  48 
und  Cic.  Off.  II.  7. 

7)  Xenoph.    VI.    5.    4:   oji,  qdrj  avrovofioi,  Tiavrünuotv  ovtk;  x.t.X. 

8)  Vgl.  Diodor.  XV.  59  (gg.  mit  Manso  Sparta  111.  2,  S.  82 
und  Sievers  S.  254  fgg. ;  über  Megalopolis  selbst  Strabo  VIII.  8.  1, 
p.  595,  Paus.  VIII.  27—32  mit  Curtius  I,  S.  176  fgg.  281  fgg.,.und 
mehr  unten  §.    177. 

9)  Vgl.  Polyb.  IV.  33.  9:  inl  roaovrov  düantvauv  MiyakonoXltai, 
v.al  navTK;  ot  hoivmvovvt«;  'Agm/dtov  XTJq  ai'xwv  avfifiaj(iuq ,  MOrt  Mia- 
OTjviovq  fiiv  V710  rö)v  ovfi/x,('x/o)v  ngonSf^&f/vat.  ttal  fiivaa/tVv  rojv  oqkmv 
xal  6iaXvaf(üVf  Aaxfäai/ioviovg  6i  /iüvovg  fxaTtöväovg  yfvia&ni  rwv  'EX- 
Xrjvmv  H.  X.   X. 

10)  Diodor.  XV.  66,  Pausan.  IV.  27.5;  vgl.  Sievers  S.  272  fgg. 
und  die  Lage  der  neuen   Hauptstadt  bei  Curtius   II,  S.    139  fgg. 

11)  Xenoph.  VII.  1.  14:  h  ntqn  (itv  fxartQovq  r/ytVo&ai  rov  vnv- 
Tivoii ,  tv  fif()it  öi  xov  Tiftfoü  .  .  xuTu  Ttiv&rjfitQov  (xaxfüoj'q:  vgl.  Dio- 
dor. XV.   67. 

12)  Xenoph.  VII.  1.  33 — 39:  ^wt/Zq  6f  ßovXfvöfUfot  ol  QrjßaTot, 
oTKoq  av  XTjv  ijyinoviav  Xußoifv  rijq  EXXuäoq,  hofiioav,  tl  neftt^ifiui/  ngöq 
TOV  IJiQOOJv  ßaaiXfa,  nX(ov(xx7jaftv  ixv  ri  x.   t.   X. 

13)  Ibid.  §.  43,  auch  nach  Sicyon,  VII.  3.  4. 

14)  Ibid.  VII.  2.    11. 

15)  Ibid.  VII.  4.  9;  roZg  rt  Koqtv&ioiq  ovvfßovXivov  t;/v  iIqjJvtjv 
TioiTjauo&ui,  xul  Tbjv  aXXo)v  avftfiux<ov  fjifXQfii'uv  xoVg  firj  ßoirXofitvoiq 
avv  kavxoZq  nokffiiTv  uvuuuvoaa&ai ^  uvxoi  6  i'gsaanv  noXifiovvxK;  ngd- 
ifiv  ,  o  XL  UV  TW  &fü  q.L).ov  1]  •  iKfTJofO&ai  öi  ovdfTlOTi  ,  ijv  naga  TÜv 
TiaxfQüiv  nrtQfXußov  Mfonrjvt^v  ,  xuvxijq  arfgtj&tjvai.  —  Diodor  XV.  76 
spricht  sogar  schon  damals  von  einem  allgemeinen  Frieden  ,  dem 
nur  Sparta  nicht  beigetreten   sey  ;  vgl.  Plut.   V.  Ages.  c.    34. 

16)  Später  führen  Iv  ttj  tuvxöiv  ixuaxoi.,  Xenoph.  VII.  5.  3,  wie 
Thuc.  V.  47. 

17)  Seit  366;  vgl.  Xenoph.  VII.  1.  36;  Diodor.  XV.  90;  noch 
367   auf  dem   Congresse  in   Delphi  das   Gegentheil  ;    Xenoph.  §.  27. 

18)  Diodor.  XV.  89.   Plut.  V.  Ages.  c.  35.  Vgl.  Polyb.  IV.  33.  9. 

19)  lieber  die  Schlacht  selbst  s.  A.  Schäfer  in  Ritschl's  Rh. 
Museum  V,  S.  41—69;  über  ihre  Folgen  Xenoph.  VII.  5.  26,  Isoer. 
Philipp.  §.  40,  Demosth.  Phil.  IV  §.  52,  Cor.  §.  18  und  64;  auch 
Polyb.  II.  30:  Tjv  iixQioia  nigl  nuvraq  /xiv  xoi'q  EkXtjvuq ,  ftnXiaxa  6i 
7if()i  toi)?  ngofiQTjfihovq ,  o)q  uv  xüiv  /*iv  firj  avy%iogovvTmv  ijxxrjaO-ai, 
xütv  i\  /tT/  marniovxwv  on  vfvixrjxaaiv, 

20)  Isoer.  Philipp.  §.49:  vixrjauviiq  tJ>  oi'ifv  /lüXXov  uTirjXXay/tt- 
vot  xö)v  xnxwv  ilaiv  ,  ilXXu  noXfftovvrrti  ftiv  ino  xSiv  xijv  -/inQuv  nvxwv 
nH)iOLXowrii)v y  umoxovvriti  öt  X'<p  utiuvtmv  IltXonowrjaituv  y  ftiaoiivrrti 
d'  VTio  rov  nXrj&ovq  xüiv  'EXXrjvo)v ,  uyovrai.  ()\  xal  qifQoyrni,  lijq  vtixxoq 
xut  xijq  TjßfQuq  vno  xüiv  olxixüiv  xöjv  ocpfxtgwv  nx'xüiv ,  oi^d h'U  di  yQovov 
ätaXiiTtovoiv    7/    OTQnrii'orxiq    ini  xivuq  ij    ffuxoftirot    ngoq  xtvaq  y  ßofj- 


§.  42.     Kampf  und  Niederlage  gegen  Theben.      143 

&ovvTfg  Totc  unoXkv/ziroK;  ui't&v:  vgl.  Diodor.  XVI.  34.  39  mit  De- 
mosth.  pro  Megalopolitanis  (353)  und  Paus.  IV.  28.  1  und  VIII. 
27.  7;  auch  aus  späterer  Zelt  noch  Plut.  Apophth.  p.  219  E:  ovx. 
ißovXovxo"EUT]viq  nü&tn&nt  avxü   .   .    .   o>g  xuhTi())T(QO)v  iaoiAtvwv  Au- 

Xf6ui./ilOVl<ÜV    TJ  MuKidovü)v  !  » 


CÄP.    IV. 

Lacedaemons  innerer  Verfall  und  lezle  Schichsale. 

§.  43. 
Welche  Zerrüttungen  diese  Unglücksfälle  und  nament- 
lich der  Verlust  Messeniens  in  dem  spartanischen  Staats- 
gebäude herbeiführen  mussteu  ,  ist  klar,  und  die  Zähig- 
keit, mit  der  es  gleichwohl  wie  an  allen  seinen  Ueber- 
lieferungen  und  Ansprüchen ,  so  auch  an  den  Formen 
der  lykurgischen  Verfassung  festhielt,  Hess  es  nur  noch 
deutlicher  werden  ,  dass  deren  Zeit  vorüber  sey  ^)  :,  weit 
entfernt  jedoch  ,  erst  eine  Folge  jenes  Sturzes  zu  seyn, 
begegnen  uns  die  Spuren  dieser  Unzulänglichkeit  schon 
so  frühe ,  dass  wir  sie  bereits  als  die  geheime  Beglellc- 
riun  seiner  wachsenden  und  als  die  hauptsächlichste  Ur- 
sache seiner  sinkenden  Grösse  betrachten  dürfen  ^).  Ly- 
kurg's  Einrichtungen  selbst,  obschon  alleiniger  Grund 
dieser  Grösse,  mussten  bald  das  Missverhältniss  empfin- 
den ,  welches  dieselbe,  gerade  je  höher  sie  stieg,  zwi- 
schen der  äusseren  Stellung  des  Staats  und  dem  be- 
schränkten Charakter  seiner  inneren  Einrichtungen  her- 
beiführte 5)  •  und  daneben  blieben  auch  als  Resultat  des 
fortwährenden  organischen  Lebens  ,  das  er  doch  nicht 
ganz  hatte  ersticken  können  ,  neue  Gährungselementc 
nicht  aus,  die  zwar  der  wohlberechncten  Festigkeit  sei- 
nes Mechanismus  äusscrlich  keinen  Abtrag  thaten ,  bei 
diesem  täuschenden  Scheine  aber  die  sittlichen  Grundla- 
gen desselben  um  so  tiefer  angrilTen.  Das  erste  Beispiel 
solcher  Gährung  haben  wir  bereits  §.31  in  der  Geschichte 
der  messenischen  Kriege  wahrgenommen  j  und  mit  dieser 
hing  dann  unstreitig  auch  das  folgenschwere  Zugeständ- 
niss  zusammen ,  welches  Thcopompus  dem  Volke  hin- 
sichtlich des  Ephorats  machte  und  dadurch  der  Eifersucht 


144         27t.   //.  Dotier.    C.  IV.  Sparta's  Verfall. 

desselben  auf  die  Gewalt  seiner  Fürsten  ein  gesetzliches 
Organ  gewährte  *).  Wenigstens  schreiben  diesem  Kö- 
nige die  meisten  Nachrichten  5)  jene  Maassregel  zu,  die 
zu  viele  Keime  neuer  und  dauernder  Zwietracht  in  sich 
trug ,  als  dass  sie  von  Lykurg  selbst  herrühren  ^)  und 
ein  Theil  seines  grossartigen  Versöhnungswerhes  hätte 
seyu  können  ^  mochte  sie  auch  Vielen  im  Alterthume  erst 
die  Harmonie  des  Ganzen  zu  vollenden  und  den  sparta- 
nischen Staat  zu  einer  weisen  Mischung  aller  Regierungs- 
formen zu  machen  scheinen^),  so  lag  doch  gerade  in 
ihrem  demokratischen  Charakter  der  Saame  einer  Will- 
kürherrschaft verborgen  ^) ,  welche  den  Absichten  jenes 
Gesetzgebers  schnurstracks  zuwiderlief. 

1)  Aristot.  Politic  VII.  13,  l'i:  xatrot  dijkov  ws,  innSj]  vvv  yt 
oi'UfTi  VTiufj^ii'  lolq  Auxwai.  to  uQyiiv ,  oi'x  fväalftov«;  ov6  o  vof^o&iTj^q 
äya&og'  iVt  de  tovto  yi).ulov ,  il  /j,ivovTig  iv  zoii;  vo/xoiq  uvToü  y.ul  fit]- 
6tvo(;  lunodi^ovioq  niJoq  to  }(Qrja&ui  toi?  vofioii;  ,  unoßiß).TjAUOi.  ro  i^fj» 
xaAü?. 

2)  Vgl.  XenopL.  Rep.  Lac.  c.  14  und  Isoer.  de  pace  §.  93 — 
103;  auch  Plat.  Republ.  VIII,  p.  548,  und  ausser  Levesque's  und 
Bitaube's  oben  §.  23,  not.  1  citirten  Abbh.  die  Preisscbriften  von 
Gourcy  und  Mathon  de  la  Cour :  par  quelles  causes  et  par  quels 
degres  les  loix  de  Lycurgue  se  sont  -  alles  alterees,  jusqu'ä  ce  qu'el- 
les  ayent  ele  aneanties?  Paris  1758.  8;  dann  Mauso  11,  S.  3ö5 — 
388,  III,  S.  214—230,  Wacbsmutb   I,  S.  093  fgg. 

3)  Aristot.  Politic.  II.  6,  insbes.  !j.  22:  xoiynqovv  iawKovto  fuv 
Tiokfftovvriq ,  U7io')lkvvro  di  uQ^uvrit; ,  dm  to  nr/  iniaraa&ai.  oxo^ui,nv 
HTjdf  T]oxi]xfvut.  ixrjöiuiuv  noKrjatv  ixfQUV  xv^iwrioav  rt^q  n-oXf^txijqi  V{jl. 
Polyb.  VI.  49  u.  50,  Plut.  V.  Agid.  c.  3,  und  im  AUg.  Thuc.  I, 
71  :  rjOV^u^ova^  ^iv  noXii  tu  dxivTjra  vöni/xu  agiOTU,  npog  nokku  öi 
(Ivayxut^ofiivoiq  Unat,  nokkijq   xul  xr^q  ini.zixvijOiüiq  dtl. 

4)  Plut.  V.  Lycurg.  c.  7  :  oi'tw  to  nokhuifiu  xov  Anxovgyov  ni- 
E«vTOC ,  o/xiaq  üxgaxov  i'ri  xtjv  oXtyuQxiuv  xul  laxvgitv  ot  ntx  «VTtv 
ogüvxiq  OJiuQyoJOuv  xul  &Vft,ov/x{vtjv ,  o)q  (fTjOi,v  o  llkuxtov ,  oiov  \pukiov 
ffißäkXovaiv  uvx^  xrjv  lüv  Itpöqwv  Jvvufiiv,  l'tial  nov  ftüiiora  xgiaxovra 
xal  fxaxov  /^iru  AvxovQyov,  uqwtcov  xwv  ziiqI  Ekarov  ((fioQO)v  xuxaara- 
divx<ß)v  int  Oionof^noii  ßuatkivovxoq  •  ov  xui  (puoiy  vno  xf^q  (uvxov  yv- 
vuixoq  ovfnSi!^öf4ivov  (uq  fkuxxbj  nuQudwoovia  xotq  natol  xtjv  ßuoikiLav  jj 
nitQikttßi ,  fttil^m  fiiv  ovv ,  tlmtv ,  hau  xQotrimxfQav :  vgl.  Euseb.  Caron. 
Olymp.  V.  4  (757  a.  Chr.)  und  mehir  im  Allg.  bei  Tittmann  S.  104 
—  117,  HüUmann  Staatsv.  S.  197  —  200,  Müller  II,  S.  111  —  127, 
Lachmann  S.  211—220,  Plass  II,  S.  113—120,  Gabriel  magistr. 
Lac.  p.   38  fgg. 

5)  S.  Aristot.  Politic.  V.  9.  1  ,  Cic.  Rcp.  II.  3,  Leg.  III.  7, 
Dio  Chr.  LVI.  C,  p.  565,  und  mehr  bei  Harllielemy  Anacl».  eh.  45, 
note,  Cluvier  prem.  tems  II,  p.  160,  Clinton  I,  p.  338,  Liniburg- 
Urouwer  III,  p.    109,  Thirlwall  I,  S.  373. 


§.  43.     Ursprung  des  Ephorats.  145 

Winckelmann's  (r«ip.  Spart,  dign.  p.  12 — 38)  und  Hecker's  (Schneidew. 
Pbilol.  V,  p.  455}  Hypothesen  können  auf  sicit  beruhen;  wenn  aber 
Müller  II,  S.  1 1  4  die  Begründung  der  Ephorenmacht  durch  Theopomp 
für  unvereinbar  mit  der  o^en  §.  25,  not.  3  erwähnten  Novelle  hält, 
so  verbinden  Platner  in  Tübing.  Jurist.  Zeitschr.  V.  1,  S.  23  und 
Arnold  ad  Thucyd.  I,p.  646  beides  besser  so,  dass  das  Volk  zum  Er- 
sätze für  jene  Beschränkung  die  Ephoren  als  Vertreter  erhalten  habe. 
C)  Wie  Her.  I.  65  kurz  andeutet  und  Stob.  Serm.  XLIV.  37 
auch  aus  Xenoph.  Rep.  Lac.  VIII.  3  herausgelesen  hat,  am  bestimm- 
testen aber  der  achte  Piaton.  Brief  p.  354  B  ausspricht:  qiüqnuxov 
rnnvfyxt  ttjv  twv  yiQovxtüv  u(i)(r/v  xal  rov  tÜv  ftpogav  öiO/uov  XTJi;  ßuai- 
Xixyq  (iQX^^  aojr^Qiov:  vgl.  auch  Satyrus  bei  Diog.  L.  I.  68  und 
Hüllmann    Staatsr.   S.    152. 

7)  Aristot.  Politlc.  II.  3.  10  u.  6.  15:  awi^it  /*iv  ovv  xrjv  nokt- 
Tfiav  To  uQ;({iov  xovro  •  Tjov/üi^ii  ydg  c  drjno(;  äiu  ro  ftiTfxf-'"  t^?  fifyi- 
oijyc  dgxijg,  wart  hti  öiti  tov  tofto&irtjv  hti  Siu  xvxTjv  rovxo  avftni- 
Tixmxi ,  avft(ffQÖvxo)<;  l'/ii.  xoVq  ngäyfiuai :  vgl.  Plat.  Legg.  III,  p.  692, 
Archytas  bei  Stob.  Serm.  XLIII.  134,  und  G.  C.  Lewis  im  Cambr. 
philol.   Mus.   II,  p.  57  fgg. 

8)  Plat.  Legg.  IV..  p.  712  D  ;  to  yag  xwv  f^pöywv  &avf^aoi6*  (oq 
xvgafvixov  iv  uvxfj  ySyovi  :  vgl.  Aristot.  II.  3.  10  mit  Feodor  Eggo 
Untergang  d.  Naturstaaten  S.  122  fgg.  ;  wogegen  sie  Spakler  de 
Ephoris  apud  Lacedaemonios  ,  Amst.  1842.  8,  p.  124  fgg.  nur 
schwach  vertheidigt. 

§.44. 

Ursprünglich  Avar  es  freilich,  wie  oben  §.  24  bereits 
erwähnt  ist,  nur  ein  Theil  der  Rechtspflege,  welchen 
die  Ephoren,  und  zwar,  wie  es  scheint,  im  Namen  und 
Auftrage  der  Könige  selbst  ^)  ausübten ,  und  in  dieser 
Eigenschaft  können  sie  allerdings  schon  zu  Lykurg's 
Zeiten  bestanden  haben  ^)  ^  indem  diese  ihre  Richterge- 
walt aber  jezt  über  alle  anderen  Behörden  und  nament- 
lieh  auch  über  die  Könige  selbst  ausgedehnt  ward  3), 
erhielten  sie  zugleich  eine  politische  Bedeutung,  in  deren 
folgerechter  Entwickelung  der  ganze  Staat  von  ihnen  ab- 
hängig und  bei  dem  Mangel  aller  gesetzlichen  Beschrän- 
kung derselben  ganz  ihrer  \\  illkür  preisgegeben  ward  '^). 
Sie  hatten,  sagt  Xenophon  5^,  das  Recht  zu  strafen  wen 
sie  wollten  und  die  Strafe  sofort  in  Vollzug  zu  bringen  5 
sie  durften  jeden  Beamten  auf  der  Stelle  ausser  Thätig- 
keit  setzen ,  in's  Gefänguiss  werfen  und  peinlich  ankla- 
gen ;  die  Könige  erhoben  sich  vor  ihnen  von  ihren  Sitzen 
und  erschienen  auf  ilire  Ladung  vor  Gericht  ^)^  ja  bis 
in-s  Innere  des  königlichen  Hauses  erstreckte  sich  ihre 
I  ca.  4.  AuQ.  K 


146         Th.   II.   Dorier.    C.  IV.  Sparta's  Verfall. 

Aufsicht  "^jj  und  wenu  sie  auch  das  Euduvtheil  über  ei- 
nen König  noch  mit  dem  Rathe  theilen  mussten  ^) ,  so 
erlaubte  ihnen  doch  von  Zeit  zu  Zeit  eine  feierliche  Him- 
melsbeobachtung die  ganze  politische  Existenz  desselben 
in  Frage  zu  stellen  ^).  Davon  war  es  daun^  aber  auch 
eine  nothwendige  Folge ,  dass  die  Könige  ihnen  allmäh- 
lich den  grössten  Theil  der  ausübenden  Gewalt  selbst 
iiberliesseu,  und  wirklich  sehen  wir  gerade  in  der  Zeit  von 
Lacedaemon's  Grösse  die  Ephoren  im  Besitze  der  wesent- 
lichsten Befugnisse,  welche  die  lykurgische  Verfassung 
den  Königen  vorbehalten  hatte  ^°) :  sie  beriefen  und  lei- 
teten die  Volksversammlungen  i-),  sie  ertheilten  fremden 
Gesandten  Gehör  und  schickten  selbst  deren  aus^  sie 
ordneten  Heeresziige  au  ^'^)  ,  bestimmten  die  Anzahl  der 
Mannschaft  und  ernannten  den  AnTührer  ,  der  dann 
gleichfalls  ganz  von  ihren  Befehlen  abhing,  ihrer  Sky- 
tale  ^5)  gehorchen  und  an  sie  Bericht  erstatten  musste^ 
und  selbst  wenn  ein  König  noch  in  alter  Weise  persön- 
lich in's  Feld  zog,  konnten  sie  ihn  wie  Agis  im  J.  418 
durch  zehn  beigeordnete  Rathgeber  beschränken  ^*) 
oder  wie  später  durch  zwei  aus  ihrer  eigenen  Mitte  be- 
gleiten lassen  ^^),  so  dass  zulezt  kein  Zweig  der  Staats- 
hoheit mehr  ausser  ihrem  Einflüsse  blieb. 


1)  Plut.  Apophtb.  p.  217  E:  'Avu^iXag  ngoq  tuv  i^ai'/iuCoyT«, 
iid  xi  Ol  l'(ffOQot  rotq  ßaoif.fvaiv  ov^  i'.Tflavt'arai'Ttu,  xai  ravru  i<7io  rolv 
ßuaikftüv  Ku&iaxüfttvoi:  vgl.  V.  Agid.  c.  8  und  Cleom.  c.  10  mit 
Schömanii   (Greifsw.    1839.   8)  p.    117. 

2)  Nach  Piutarcb's  Kleonienes  freilich  iiicLl  ,  der  sie  aucli  .nls 
Stellvertreter  der  Könige  erst  vom  niesseniscben  Kriege  ableitet;  da 
sie  inzvriscben  als  altdoriscbcr  Magistrat  auch  anderwärts  vorkom- 
men, so  lassen  sie  Andere  selbst  scbon  von  Lykurg  vorfiu<fcn  ;  vgl. 
Lachmann  S.  161  ,  Gabriel  p.  39,  und  insbes.  Spakier  p.  20 — 43, 
dessen  weiteren   Hypothesen  icb  aber  nicbt  folgen  kann. 

3)  Aristot.  Politic.  II.  6.  13:  döldf  d'  tlv  t/  xmv  iq>c^o)v  (t^x^ 
nüaui;  n'&v-yftv  inq  d(i-/i'q  x. t.  A.  Uebrigcns  doch  wohl  nur  als  Col- 
Icgiuni ;  wie  auch  Thuc.  I.  131:  i%fori  öt  lolq  i(pÖQoi.q  xov  ßuoiUft 
dgäaai  toTto;  verlicbrt  Cornel.  V.  Pausan,  c.  3:  licet  hoc  cuivis 
ephoro  facere  refji  ? 

4)  ^VToyi'bifioyfc,  nicht  xitiii  y{>änfia\u  xul  roftoV(;,  Aristot.  §.  10, 
vgl.  Plut.  de  nion.-ircbia  c.  ö  :  ZntninÜKxi  6'  «'(uaioxpaTtxjyv  uXiyuQ- 
yiny  xnl  ni'Ofy.aorov :  auch  die  Disciplin  ,  die  allerdings  aus  Aristot. 
Rhetor.   III.  18.  6   hervorgeht,  übte  wohl  nur  das  CoUegium  selbst. 


§.  44.     Gewalt  des  Ephorats.  147 

die  Mehrheit  gegen  die    Minderheit,     Xenopb.    Hell.    II.   3.   34,   oder 
die  Nachfolger  gegen   die  Vorgänger,   Plut.   V.  Agid.   c,   12. 

5}  Rep.  Lac.  VIII.  4:  i'q,oQoi,  ovv  Ikuvol  /Afv  ilol  (^rj/xioiiv  ov  uf 
ßovkwvrut.  ,  KVQtoi,  d  fytTiQuTTliv  7iu(ja)((Jtjfiu,  xvQiot.  ^f  xnl  rig^ovraQ  fif- 
%uiv  KUTUTiavaai  y.ui  fi(jiui.  xul  -kqI  i/t;^^?  ilq  uyöiva  xa&t.aT<evut :  vgl, 
Plut.  Apophth.  p  221  F  und  Libanius  de  servit.  p.  86:  f^6v  tgiö— 
qok;  uQxovra  dijaui  ri  xul  xruvitv ,  womit  freilich  ausserordentliche 
Maassregeln  wie   Plut.  V.   Ages.   c.    32  nicht  zu  verwechseln  sind. 

6)  Plut.  V.  Cleom.  c.  10,  praec  polit.  c.  21,  rep.  seni  ger. 
c.  27  u,  s.  w.  Dem  Könige  aber  f'J()«c  ndvrtq  vni^uvimavrni.  tiXi/v 
ovy.  l'gjoQoi  dno  twv  f(f>oQi.xä)v  äi(f(io)v,  Xenoph.  Rep.  Lac.  XV^.  6,  Plut. 
Apophth.  p.  217  C. 

7)  Nicht  nur  um  die  Reinheit  (Plat.  Alcib.  p.  121  B,  Plut.  V. 
Agid.  c.  11),  sondern  auch  um  die  kräftige  Forlpüanzung  des  He- 
ralilidengeschlechts  zu  überwachen,  vgl.  Ath.  XIII.  20  und  Wytt. 
ad   Plut.  p.  71. 

8)  Paus.  III.  5.  3:  ßaaikfV  dt  loj  Auxid'ui/xoyLwv  dt-xuarrwiov  ixü- 
&ii,ov  Ol  Tt  cvofiac^oftfvoi  ytfjoftfg  oxro)  xul  uxoaiv  övifq  (i()t&/4.6v  xul  i] 
TWV  iq.oQO)v  dqyr]  ,    ovv   di  uiixcZq   xul  o  rr/q  olxiuq  ßnailit^i;  rijq  hfpuq, 

9)  Plut.  V.  Agid.  C.  11:  dt'  »röiv  fvvia  hißovifq  ol  l'(fonoi  vvxra 
xa&uQuv  xul  uaf).Tjvov  OiMufj  xu&ikovTui,  n{)0<;  xov  ovquvov  uuoßXfnov- 
rrq'  (UV  ovv  ix  fifgoiiq  xtvoq  ilq  txfQov  fifQoq  narrjQ  dtn^//,  kqivoi'Oi.  Tovq 
ßnaiktlq  (uq  TifQl  xo  &ilov  f^ufiUQxüvovruq  xul  xuxanuvovai.  rrjq  uqx^<;, 
fxixQiq  UV  ix  /iikqwv  t^  OXv/nniaq  j^'c^/CT/toV  iXO-r/  xotq  ^Xaixüai,  xöjv  ßn- 
niXfüjv  ßoi/düiv:  v(;l.  Uschold  troj .  Krieg  S.  163;  vielleicht  auch 
Cic.  div.  I.    43  extr. 

10)  Vgl.  Müller  II,  S.  121  fgg.,  Schümann  Anliqu  p.  129  fgg., 
und  was  litlmann  S.  9'J  und  Lachmann  S.  201  über  die  xiXrj  {§.  25, 
not.  9)  gesammelt  haben  ,  welcher  Name  wenigstens  sehr  häufig 
schlechthin  die  Ephorcn  bezeichnet,  s.  Xenoph.  Agesil.  I.  36  mit 
Spakler  p.    77    fgg.    und   Gabriel   p.  61    fgg. 

11)  Thuc.  1,87:  imxiiTjifil^n,  uvx(>q  l'(po(ioq  wv :  vgl.  Xenoph.  Hell, 
III,  3,  8,  Plut.  V.  Agid.  c.  9.  Seit  Asteropus?  Müller  Dor.  H, 
S.    121. 

12)  <I>Qoi'()(ti'  iifuivov ,  Sturz  lex.   Xenoph.   IV,  p.   420. 

13)  Hierüber  vgl.  Plut.  V,  Ljsand.  c.  19,  Ath.  X.  74,  Gell,  N. 
A.  XVIL  9,  Schol.  Pind.  Olymp.  VI.  !56,  und  mehr  bei  Meurs. 
Mise.    Lacon.    III.    4,   p- 212  fgg.   und  Nitzsch   Hist.   Homeri  I,  p,  75. 

14)  ZvußovXoL ,  vgl.  Thuc.  V.  63  mit  Haase's  Emendation  Lu- 
cubr.  Thucyd.  p.  89  und  Diodor.  XII.  78;  allerdings  .nuch  bei  an- 
dern Feldherren,  und  noch  früher,  Thuc  II.  85,  III.  69;  dann 
VIII.  39  und  Plut.  Apophth.  p.  222,  Avährcnd  Agis  bei  Thuc.  ^'III.  5 
wieder  frei  handelt. 

15)  Xenoph.  Hell.  H.  4.  !?6  :  moniQ  yit(j  vo,(u'C*T«i  ^vr  ßuniXiZ  (ho 
rwv  iifoijo)v  iiiox()uxfvnyOui:  vgl.  Rep.  Lac.  XIII.  5  und  mehr  im 
Allg.  bei  Sievers  (üesch.  Grieclicnl.nnds  S.  34  ;  auch  Aristot.  Polilic. 
II.    6.   20:   i^ircifiTiov  ovfiiijioßtviKq  toi"?  fy&Qovq'f 

§.  45. 
Auf   welchem    Wege    inzwischen    die    Entwickclnng; 
dieser    ausserordentlichen    Macht    erfolgte,    können    wir 

K2 


148       Th.  IL  Dorier.    C.  IF.  Sparta's  Verfall. 

eben  so  wenig  näher  nachweisen ,  als  die  Formen  ,  in 
welchen  die  Ephoren  sie  ausübten  ,  und  die  innere  Or- 
ganisation dieser  Behörde  selbst,  hinsichtlich  deren  uns 
nur  so  viel  bekannt  ist,  dass  ihrer  fünf  waren  ')  ,  die 
alljährlich  mit  der  Herbstnachtgleiche  als  dem  Anfange 
des  lacedaemonischeu  Jahres  ihr  Amt  antraten  ^) ,  und 
von  welchen  der  Erste  dem  Jahre  selbst  seinen  Namen 
gab  3).  Was  dagegen  ihre  Wahl  betrifft,  so  beschräuhen 
sich  unsere  Nachrichten  darauf,  dass  sie  zwar  aus  allen 
Bürgern  *),  aber  nicht  von  dem  Volke  selbst  geschah  5), 
und  dass  das  Verfahren  ,  wie  Aristoteles  geradezu  sagt, 
ein  kindisches  und  nichts  weniger  als  immer  die  wür- 
digste Besetzung  verbürgendes  war  ^)  ,  so  dass  es  nicht 
viel  besser  schien  als  wenn  sie  durch  das  Loos  bestellt 
worden  wären  ^)  5  wie  sie  dabei  gleichwohl  persönlichen 
Einflüssen  oder  Parteischwankungen  zugänglich  seyn 
konnte  ^) ,  ist  eben  so  unklar  als  der  fortwährende  An- 
theil  der  Könige  an  derselben ,  der  ,  wofern  er  wirklieh 
auch  später  noch  nominell  bestand^),  au  Bedingungen 
geknüpft  gewesen  seyn  muss  ,  die  ihn  völlig  wirkungs- 
los und  gleichgültig  machten.  Nur  für  die  Abnahme 
der  königlichen  Macht  selbst,  ohne  welche  die  des  Epho- 
rats  doch  nicht  so  hätte  wachsen  können ,  bietet  sich 
schon  frühe  ein  genügender  Grund  in  der  Theilung  der- 
selben unter  zwei  Häuser  dar,  deren  erbliche  Eifersucht 
zwar  auch  von  manchen  Schriftstellern  als  ein  günstiger 
Umstand  und  eine  Gewähr  für  die  spartanische  Freiheit 
geschildert  wird  ^o),  Jedenfalls  aber  die  Abhängigkeit,  in 
der  sie  sich  deu  Ephoren  gegenüber  befanden  'i),  noch 
vermehrte,  und  dazu  gesellt  sich  dann  ausserdem  in  dem- 
selben Maasse  ,  wie  sich  mit  der  Vergrösserung  des  po- 
litischen Horizontes  ihrer  Stadt  der  Kreis  ihrer  Thätig- 
keit  erweiterte,  bei  der  Mehrzahl  der  Könige  ein  Miss- 
verhältniss  ihrer  Kräfte  sey  es  zu  den  Anfoderungcn 
scy  es  zu  den  Versuchungen  ihrer  Stellung,  welchen  sie 
um  so  weniger  Widerstand  zu  leisten  im  Stande  waren, 
als  die  Erziehung  der  einstigen  Thronerben  von  der 
Strenge    der    sonstigen  Sitte    eine  Ausnahme  machte  ^'^), 


§.  45.     Aenssere  Stelhaig  des  Ephorats.  149 

Das  fünfte  Jahrhundert  a.  Chr.  zählt  ihrer  wenige,  die 
sich  nicht  mehr  oder  minder  verdiente  Strafe  zuzogen  ^^j- 
und  darunter  namentlich  wiederholte  Beispiele  einer  Be- 
stechlichkeit'''^),  die  sich  am  allerwenigsten  mit  dem 
Geiste  der  lykurgischen  Verfassung  vertrug. 

1)  S.  Aristot.  Polltic.  11.  7.  3  und  mehr  bei  Tittmann  S.  108. 
Göttling's  ZeLnzabl  (ad  Aristot.  Politic.  p.  4G6)  fällt  mit  seiner  An- 
nahme von  zehn  Phylen  (s.  §.  24,  not.  20);  wenn  aber  Tim.  Gloss. 
Plat.  p.  128  TifvTi  ftiii^oi'g  xai  nhri  tXitrTovQ  zählt,  so  gab  es  viel- 
leicht wie  die  römischen  Ponttfices  minores  (Liv.  XXII.  57)  fünf 
Verweser  für  die  unbedeutenderen  Geschäfte  ihrer  ursprünglichen 
Amtsphäre,  vgl.  Müller  Proleg.  S.  430,  Lachmann  S.  164,  Schö- 
mann  p.   129,  Spahler  p.    53. 

2)  Thuc.  V.  36;  vgl.  Dodwell  de  cyclis  VIII.  5  und  über  d, 
laced.  Jahr  im  Allg.  Corsini  Fast.  att.  11,  p.  450 — 457  und  ro.  iMo~ 
natsk.  S.   112. 

3)  Paus.  III.  11.2:  nngfxovTaq  rov  fndnvfiov:  vgl,  Xenoph.  Hell, 
II.   3.   10.     Ob  erst  seit  Chilon?  Spahler  p.   42. 

4)  Aristot.   Politic.    II.  6.    15. 

5)  Das.  IV.  7.  5:  ovo  rag  ftrylaraq  ÜQ^oq  Tijv  fAfv  uIqiZo&uI  tov 
ör;fxov,  T^?  6\  ßfifxfiv'  rovq  f/fv  yrig  yfQovraq  atQovrrui,  ryq  6^  ftfo^inq 
ftiTf^ovoi.,  Wie  Rieger  da  Homoeorum  et  Hypomeionuni  originc, 
(liessen  1853.8,  Angesichts  dieser  Stelle  gleichwohl  die  Wahl  durch 
das  Volh  behaupten  hanu,  ist  schwer  zu  begreifen;  vgl.  Schömann 
ad  Plut.  Agid.  c.  8  und   ürlichs  in   Ritschl's   Rh.  Mus.  VI,  S.  223  fgg. 

6)  Das.  II.  6.  16:  dXl^  uiQfrrjv  tön  rrjv  fiQ'/^l'*'  f^^m  rainr]v  »| 
anuvxojv  fifv ,  nrj  tov  TQonov  61  tovtov  ,  tv  vvv'  Tmidaquödrjq  yäg  fort 
Xiav'   tri  öi   xnl  xgioiojv   ilal  fifyüXmv    y.iigiot,    o'vTf?  ol  ri'xovzfq  x,   r.   A. 

7)  Plat.  Legg.  III,  p.  692  B;  t/;V  twv  i^oQtDV  divu/nv  fyyvq  irjq 
xXTjQOiTTJq  dyaybiv:  obgleich  die  Wahl  durch  Isoer.  Panath.  §.  153 
und  Aristot.   Politic.    IV.  7.    5  sicher  ist ;    vgl.    Urlichs  S.   226. 

8)  Thuc.  V.  36  :  l'rvyov  ydg  l'q>o()ot.  frf(joi  xal  oi'x  f^'  mv  al  anov^ 
6al  iyhovxo  «'(i;|fovTf?  tjÖtj  xui  rivfq  avTiZv  xnl  Ivavrioi  onor^utq:  vgl. 
Polyb.   IV.   35  und  Plut.   V.  Agid.  c.  8  u.    16. 

9)  Der  allerdings  aus  der  §.  44,  not.  1  citirten  Stelle  folgen 
würde ,  wenn  man  nicht  nach  Anaxilas  eine  Amdcrung  eintreten 
lässt ,  sey  es  durch  Asteropus,  tov  n^rörov  lritn(fo<i\ivyoyTa  tiJv  dpyijv 
xal  ilvurnvüfitvov,  Plut.  V.  Cleom.  c.  10,  oder  durch  Chilon,  dessen 
von  Diog.  L.I.08  berichtete  Einsetzung  des  Kphorals  Urlichs  S.  230 
als  Emancipation  von  der  Königsgcwalt  auffasst ;  an  Wahl  durch 
ein   Orakel  aber  möchte  ich   am  wenigsten   mit  diesem  denken. 

10)  Aristot.  II.  6.  20:  no)TTjQinv  tvcful^ov  rjj  nökn,  tlvui  ro  nia- 
ai.ni.H'V  rovq  ßnaiXiXq:  vgl.  Plat.  Legg.  III,  p.  692  und  im  Allg.  Her. 
VI.  52,  Xenoph.  Hell.  V.  3.  20,  Paus.  III.  1.  7;  auch  das  Verbot 
gemeinschaftlicher  Feldzüge  Her.  V.  75,  und  die  feine  Bemerliunc^ 
von  Kopstadt  (lonstit-  Lycurg.  p.  96,  dass  die  beiden  Häuser  sich 
nie   unter  einander   verschwägert   zu  haben    scheinen. 

11)  Aristot.    II.    6.    14:     di,d    lo   lijv  n(>xrj*    flrui  Xiuv  fitynXrjv   xr:i 


150        r/t.  //.    Darier.    C.  IV.  SparUCs  Ferfall. 

looTv(>fi*vov  dij/ilc.yojyiiy  «i'toi's   7J1  «yx«';' vro  ol  ßuotXfti; :     vgl.     Plut.   V. 
Agid.   c.   VI. 

12)  Plut.  V.  Ages.  c.  1  :  Tui'TTji;  i\<pLi]aiv  0  vo/4og  rf/q  dvüyxtjq 
totiq  iTii  ßuoihiift   XQf(poii.hovq  TiaZdaq. 

13)  Tittmann  Staatsv.   S.    130;   Wacbsmuth    I,   S.    691. 

14)  Leotjchidas  470,  s.  Her.  VI.  72,  Paus.  III.  7.  8;  Plistonax 
und  Kleandridas  446,  s.  Thnc  11.  21.  V.  16,  Plut.  V.  PericI.  c.  22 
u.   23,  Scbol.   ArislopL.   Nub.  858. 

Weit  entfernt  jedoch,  eine  vereinzelte  Erscheinung  im 
spartanischen  Staatsleben  jener  Zeit  zu  seyn,  bilden  auch 
diese  Beispiele  höchstens  die  Vorboten  der  allgemeinen 
Entsittlichung,  für  welche  auch  die  lyhurgische  Zucht 
bei  der  wachsenden  Maclit  und  Ausdehnung  des  Staats 
kein  Gegengewicht  mehr  darbot  ^),  und  die  um  so  unaus- 
bleiblicher eintreten  musste  ,  als  der  Staat  selbst  mit 
seiner  Habsucht  und  sonstigem  Missbrauche  seiner  Ge- 
walt dem  Einzelnen  vorausging  und  sie  selbst  zu  Werk- 
zeugen seiner  Zwecke  in  dieser  Hinsicht  machte  ^). 
Geldgier  wahrlich  allein,  sonst  nichts,  %vird  Sparta 
verderben,  hatte  das  Orakel  geweissagt  2)  ^  und  Jahrhun- 
derte hindurch  hatte  jenes  dessLalb  auch  zur  Bestreitung 
seiner  öflfentlichen  Bedürfnisse  keinen  weiteren  Schatz 
besessen  '*)  ,  als  der  von  ibni  als  Weihegeld  zu  Delphi 
oder  Olympia  niedergelegt  war^)^  mit  Lysanders  Sie- 
gen aber  zog  eine  solche  Menge  edle  Metalle  In  Sparta 
selbst  ein  ^),  dass  es  bald  für  die  reichste  Stadt  In  Grie- 
chenland galt '') ',  und  wenn  solche  sogar  schon  früher 
den  Weg  zu  Einzelnen  gefunden  hatten  «),  so  konnte 
jezt  selbst  die  Todesstrafe,  die  auf  den  Privalbesitz  der- 
selben gesezt  war  5),  nickt  verhindern,  dass  Ephoreu 
und  Geronten  von  späteren  Schriftstellern  geradezu  als 
käuflich  dargestellt  werden  'O).  Dazu  kamen  die  Feldzüge 
in  entfernte  Länder,  namentlich  zur  See  ^*),  die  theils 
den  Bürger  gegen  des  Gesetzgebers  Absicht  mit  den  Sit- 
ten und  Reizen  des  Auslandes  bekannt  machten  ^^),  theils 
auch  den  Staat  zu  Maassregeln  veranlassten ,  in  welchen 
sich  dem  Einzelnen  eine  früher  nicht  gekannte  Quelle  des 


§.  46,    Entsittlichung  der  Bürger.  151 

Ehrgeizes  oder  Genusses  öffuete :  nicht  genug  dass  man 
ganz  dem  Geiste  der  lyhuvgischen  Verfassung  zu>\ider 
ausser  den  Königen  noch  besondere  Heerführer  nach  den 
verschiedenen  Gegenden  auszusenden  genöthigt  war, 
wurden  auch  ganz  neue  W  ürden  geschaifen,  Harmosten  für 
die  eroberten  Städte,  Navarchen  und  Epistolets  für  die 
Flotte  ^^) ,  deren  Beschränkungen  man  sofort  wieder  zu 
umgehen  Mittel  fand  ^*)  ^  und  wenn  auch  ein  Charakter 
wie  Ly Sander  ^^)  den  Versuchungen  einer  solchen  Stel- 
lung nicht  In  so  gemeiner  Welse  unterlag '0),  wie  es 
z.  B.  von  Klearchus  berichtet  wird^''),  so  zeigt  doch 
gerade  seine  Geschichte  um  so  mehr,  an  wie  schwachen 
Fäden  der  Herrschsucht  und  Eigenmacht  eines  Einzigen 
gegenüber  das  ganze   bestehende  Staatsgebäude   hing  ^^), 

1)  Diodor.  Fgm.  \  II,  p.  17  :  ^ivu  &i  tavta  Ix  toi;  xar'oAtyov  x«r«- 
Ai/orrfC,  iTi  öf  dtaf&aghif^  vo/nio/^an  •/q^o&ui  xul  nAoi'ror?  u&ooiL^nv, 
ilnfßaXov  TTjv  rjYtuoviuv:  vgl.  Polyb.  VI.  49  and  Plat.  Legg.  I,  p. 
635  E:  xul  (IftfXfTTjToi  yfvofifvoi,  fv  toTc  ^öovntq  xaQTfQiVv  .  .  .  t'vtxa 
TTjg  yXvxvQviALaq  r^q  ngci;  Tuq  Tjäovuq  tuvtov  niioorrai  roZq  vrTWfihoK; 
rüv  giößmv. 

2)  Aristot.  Politlc.  11.  8.  7  ;  o  rt  J'  av  vnoXüßjj  iLfiiov  ilvai  jo 
xvQiov ,   HvUyxTj  xid  TÜiv   uXXwv  noXiTÜiv  äü%Kv  uy.oXov&iZv   XOVTOiq. 

3)  A  (ftXoxQTjuuTia  SnÜQTuv  oXiZ,  riXXo  6f  oväh ,  Zcnob.  II.  24- 
vgl.  ScLol.  Eurip.  Cobet.  p.  288  und  mehr  bei  Creuzer  ad  Olym- 
piod.  in  Plat.  Alcib.  p.  164,  Mai  ad  Diodor.  Fgm.  Val.  p.  3,  Wi- 
cbers   ad  Theoporop.    p.    138. 

4)  Thuc.  I.  80  und  141:  ovif  Idin  oi'xi  h  xonw /^;;/Kar«  lonv 
«rroic:  vgl.  Böckb  Staalsb.  I,  S.  772  lind  Müller  DÖr.  II,  S.  206  j 
auch  Sievers  S.  24,  die  sich  jedoch  alle  das  Verhältniss  nicht  ganz 
deutlich  gemacht  haben. 

5)  Ath.  VI.  24:  toj  niv  ovv  Iv  JfXtpolq  \4nöXX(üvi  tov  JiQÖrfQov 
tv  xf,  Anxiä(ii/xoii  XQ^'"""  >««'  a()y}>t)ov  loTOQovoiv  ilvaxf&Tjvai:  vgl. 
Thuc.  I.  121  und  G.  Alt.  §.  9,  not.  13,  Auch  die  Geldbussen,  de- 
ren Beispiele  Meier  bon.  damnat.  p.  198  gesammelt  hat,  flössen 
vielleicht  zunächst  einem  Tempel  zu. 

6)  Paus.  IX.  32.  10:  Auxf^uiftovio)v  di  ;^()iy^«7f£  ov  vo/tt^ötxo)v 
xr^a&ui  xanl  di]  xt  fiavxtv/xa  ,  ,  o  di  xul  ^-^iy.Mta wv  nö&av  aif.Loiv  ivt- 
noirjaiv  Io/vqöv  :  vgl.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  30,  Aelian.  V.  Ilist.  XIV. 
29,  und  näher  Diodor.  XIV.  10:  xul  röv  nfiorov  xQovov  ov  xQoiftfyoi 
voftiafxuTi,  röit  oi(v;/.9()0£sov  h.  toi"  (fögov  nur  iviai'icv  nXtim  töjv  x'- 
Xiojv   TaAuVTWV. 

7)  Plat.   Alcib.   p.    122   E:    /(ivoiov    di    xul    uQyvfjtoy    ovx  l'oTiy  h 
nüoiv   t.XXijOiv   ooov  (v  ytuxidui/to*i  Idiri:   vgl.  dess.  Hipp,  nini.  p.  283  D 
und  Bitaubc   sur  la    ricliesse    de    Sparte,     in   Mem.   de   Berlin    1781 
p.    35    A;     auch    Wachsmuth    11,     S.    77     und    Weber     de    Gvlheo' 
p.  91—96.  ' 


152        Th.  TL  Darier.    C.  IF.  Sparta' s  Ferfall 

8)  Plut.  V.  Lysand.  c.  17:  irj/xonln  fxiv  "tSolfv  ilaüyfa&ui.  vüfito/nu 
ToiovTov,  rxv  äi  xiq  uköj  xfuTTjf^hoQ  lötK,  liijuiav  a.gtaav  &uvaTov:  \gl. 
oben  §.  27,  not.   10. 

9)  Eurybiades  Her.  VIII.  5,  Gylippus  Diodor.  XIII.  106,  Plut. 
V.  Lysand.  c.  16;  vgl.  im  Allg,  Aristopk.  Pac.  622  und  mehr  bei 
Levesque  in  M.  de  1' Inst.  Ilf,  p.  365  und  Limburg •  Brouvrer  IV, 
p.    16;  auch  Ath.  VI.   24  mit  C.    Inscr.   n.    1511? 

10)  Aristot.  Politic.  11.  G  14  und  18:  quivorrat.  äi  xul  xcxrtt- 
diOQoäoxovfitvoi  xul  xnruxetQii^ö/uivoi  nokkd  räiv  xotvöjv  ol  tiixoivojvnxÖTfg 
X7jq  «^/7C  ruvxTji;;  vgl.  Rhetor.  III.  18.  6  und  Paus.  IV.  5.4:  jyWx« 
ol  fptaxitav  dvvuaxui,  ro  Uqov  to  h  /li}.<fiot<;  xaTiiX^quoiv ,  ldi(t  rt  xaiu 
üvSqa  Tovq  ßuaiXivovTai;  iv  Snu^xri  xal  twv  akkoiv  toi"?  in  «|tW;ttaToc 
xul  xoivfj   T(/)v  Ti  i<foQO)v  Tijv   uQ/V'*'  ''"*    ''^^*'  YiQovolav  fÄfxnaxöiiTaq  röjv 

ToiÜ    &10V. 

11)  Isoer.  Philipp.  §.  61  :  ojöt'  n  itc  <puir]  tÖti  uvtoV?  rijv  uq- 
XTjv  yivio&ui  iwv  naQovTOiv  xaxiiv ,  oxf  rrjv  ftQj^rjv  rijg  &uknxxr]q  fXä/u- 
ßavov,  ovK  UV  i^fkfyx&iiT/  xpiiiöö/ntvoq  :  vgl.  de  pace  §.  101  und  Plut. 
lustit.  Lac.  c.  42,  im  Allg.  aber  Plat.  Legg.  IV,  p.  706  mit  Mül- 
ler Dor.  I,  S.    186   und  Weber  de  Gytheo  p.  36  fgg. 

12)  (I)ikunö6T]fioL ,  Xenoph.   Hell.  IV.   3.  2. 

13)  Aristot.  Politic.  II.  6.  22:  Inl  yuQ  xotc;  ßuaiktvot,v  ovai  oxqu- 
xT]yoX<;  uiäLoiq  tj  vuvuQyiu  axiö'ov  hf^n  ßuoikiia  xu&iaxtjxi',  vgl.  Weber 
de  Gytheo  p.  73  fgg.  und  Sievers  S.  37;  über  die  intoxoXtt(;  auch 
Sturz  Lex.  Xenoph.   II,  p.   31,  über  Harmosten  oben   §.  39,  not.  9. 

14)  Xenoph.   Hell.   II.   1.  7,  Diodor.  XIII.   100. 

15)  W.  Vischer  Alkibiades  und  Lysandros  ,    eine  Rede,     Basel 

1846.  8;    O.    H.  J.   Nitzsch  de   Lysandro    Laced.   imperatore ,     Bonn 

1847.  8;  vgl.  Wachsmuth   I,  8.516  und  die   Parallele  mit  Kallikra- 
tidas  bei  Röscher  Klio  I,  S.  448. 

16)  'Aväk<i)xo<;  vno  ;f ^ij^/wrirwr ,  Plut.  V.  Lycurg.  c.  30;  stirbt 
arm,   V.   Lysand.  c.   31. 

17)  Diodor.  XIV.  12;  vgl.   Sievers   S.   19. 

18)  Aristot.  Politic.  V.  1.  5:  ojonig  h  Auxtdulfiovi  ^paot  Ai'auv- 
d'Qov  xivtg  fni%(iQ7Jaai,  xaxakvaui  xj'/V  ßaotkiiav  :  vgl.  Diodor.  XIV.  13 
und  Plut.  V.  Lysand.  c.  24  mit  Plass  III,  S.  433  fgg.  und  Sievers 
S.  28. 

§.  47. 
Noch  gefährlicher  übrigens  hätte  ohne  die  Vorsicht 
der  Ephoren  um  die  nämliche  Zeit  die  Verschwörung 
des  Cinadon  werden  können  ^),  die  uns  jedenfalls  einen 
tiefen  Blick  in  ein  ähnliches  Missverhältniss  der  verschie- 
denen Elemente  des  inneren  Lebens  in  Sparta  selbst  thun 
lässt^  wie  CS  dort  für  seine  einzelnen  Bürger  aus  den 
äusseren  Zuständen  hervorgegangen  war.  Was  freilich 
die  Heloten  betrifft,  so  waren  diese  stets  als  besiegte 
Feinde  angeschn  worden  2) ,  die  dem  Staatsorganismus 
fremd  nur  durch  Zwangsmittel  und  Demüthlgungcn  aller 


§.  47.     Feindliche  Elemente  im  Innern.  153 

Art  uiedergehalten  werden  konnten  ^)  ^  aber  so  lange  die 
Periöken  treu  und  die  Kräfte  der  spartiatischen  Bürger-' 
Schaft  ungeschwächt  blieben,  hatte  die  lyfcurgische  Ueber- 
lieferung  auch  dafür  ausgereicht,  während  jezt  eine 
Reihe  verheerender  Kriege  und  Unglücksfälle,  die  eben 
so  nachtheilig  auf  die  Stimmung  der  Unterthanen  *)  als 
auf  die  Volkszahl  der  Spartiateu  selbst  einwirkte ,  die 
leztern  in  die  peinliche  Nothwendigkeit  versezte ,  ihre 
Heloten  zugleich  fürchten  und  doch  wieder  zur  Bewaff- 
nung und  Betheiligung  an  ihren  Feldzügen  herbeiziehen 
zu  müssen.  Jene  Furcht  führte  mitunter  selbst  zu 
Vertilgungen  in  Masse  ^)  oder  wenigstens  zu  fortwähren- 
den Verfolgungen ,  in  welchen  namentlich  die  iCQvnisia 
der  spartanischen  Jugend  von  ihrem  ursprünglichen 
Zwecke  einer  Kriegsübung  zu  einem  meuchelmörderischen 
Institute  heruntersank^)  ^  diese  Noth  schuf  eine  eigene  Classe 
von  Neubürgern,  veodufnoiSeig ,  die  zwar  ihre  Freiheit^) 
aber  keine  politische  Rechte  erlangt  hatten  j  und  wenn 
nun  Sparta  gleichwohl,  ohne  sein  System  der  Ausschlies- 
sung und  Bedrückung  irgend  aufzugeben ,  alle  Lasten 
des  Kriegs  auf  diese  nichtdorischen  Elemente  wälzte, 
ganze  Heere  aus  Heloten  oder  IScodamoden  und  Periö- 
ken zusammensezte  ^)  und  seine  Bürger  für  kürzere 
Feldzüge  in  der  Nähe  oder  höhere  Chargen  im  königli- 
chen Stabe  ^)  aufsparte,  so  erklärt  sich  zur  Genüge  der 
tödtliche.Hass ,  in  welchem  eben  Ginadon's  Geschichte 
alle  Schichten  der  unterthänigen  Bevölkerung  gegen  den 
herrschenden  Stamm  verbunden  zeigt  '°). 

1)  Xenoph.  Hell.  III.  3.  4-11;  vgl.  Aristot.  Politic.  V.  6.  2 
und   I'olyaen.   Strateg.    II.    14. 

2)  Thuc.  IV.  80:  Uli  Tfi  nokku  Aaxiduißovioit;  ngoq  toik;  filwraq 
xjjt;  qiv?.axf^q  TifQi  ftäXio^u  >tu&n0Ti}xn;  vgl.  Plat.  Legg.  VF,  p.  777 
und  Libanius  de  servit.  p.  86  :  unavTfi;  2nuQVMT<u  ikiv&fQiu^  una^- 
anktüi;  ixdiduvrni ,    ßio/aavTfg    Iv  ftioit  anfx&fiu  ri  xul  j^l^^)«  /aitu  imv 

3)  S.  im  AUg.  Ath.  XIV.  74,  p.  657  D  und  über  die  Sitte  sie 
betrunken  zu  machen  insbes.  Mcurs.  !\Iisc.  II.  6,  p.  128  fgg.  und 
Leopold  ad  Plut.  V.  Lycurg.  p.  251  mit  dem  Widerspruche  von 
Müller  l)or.    II,  S.  40  fgg.,  auch   Barlhelemy  Anach.   IV,   p.  320  fgg. 

4)  Hin  Beispiel  bei  Plut.  V.   Ages.  c.   32. 


151  Th.  II.  Dorier.    C.  ir.  Sparta's  Verfall. 

5)  Vgl.  Tliuc.  I.  128  und  IV.  80  mit  Kopsl.-nU  p.  32  fgg.  Spä 
ter  freute  man  sich  ,  als  die  Aeiolier  50000  (?)  Landbewuiiucr  iu 
die  Sclaveiei  fülirten  ;  vgl.  Plut.  V.  Cleom.  c.  18  und  über  de» 
Voit'all  selbst  Polyb.  IV.  34,  9  mit  Manso  III.  2.  S.  128—132  und 
Droysen  Hellenismus  II,  S.  388;  aber  noch  Pbilopoemen  verkaufte 
dreitausend  Heloten,    Paus.    VIII.    51. 

6)  S.  Plut.  V.  Lycurg.  c.  28  und  mehr  bei  Manso  I.  2,  S.  141 
— 153  und  Bartbeleniy  IV,  S.  326  fgg.  Der  ursprüngliche  Zweck, 
den  Lachmann  S.  149  nicht  hätte  verkennen  sollen,  erbellt  aus 
Plat.  Legg.  I,  p.  633  B  mit  VI,  p.  763  B  und  Plut.  V.  Cleom. 
c.  28  ;  vgl.  de  vestig.  inst.  vet.  p.  31  und  A.  Köchly  de  Lacedae- 
moniorum   cryptia ,    Lips.   1835.   8. 

7)  TLuc.  VII.  58:  övvuTui  df  ro  viodufibiÖK;  iXtvOtgov  T/Ötj  iiytti, 
vgl.  Sturz  Lex.  Xenoph.  III,  p.  192  mit  Manso  I.  I  ,  S.  234  und 
Tittmann  S.  598 ,  wogegen  Lachmann's  von  Schömann  de  eccles. 
Lac.  p.  10  nach  Gebühr  gewürdigte  A'crmulhungen  mit  Stillschwei- 
gen übergangen  werden  können.  Dass  die  Bonoiöfioi.  auch  nach 
erhaltener  Freiheit  bsi  Thuc.  V,  34  u.  67  von  ihnen  geschieden 
werden,  beruht  wohl  nur  darauf,  dass  sie  ein  geschlossenes  Corps 
für  sich   bildeten. 

8)  Mit  Brasidas  Thuc.  IV.  80,  Gylippus  Vll.  58,  Thimbron, 
Xenoph.  Hell.  III.  1.  4,  Eudamidas  V.  2.  24  u.  8.  w.  Freilich 
auch  Periöken  an  der  Spitze  der  Flotte,  Thuc.  VIII.  22,  ja  Helo- 
ten  als   Harmosten  ,    Xenoph.    III.   5.    12;  vgl.  Isoer.    Paneg.    §.    111. 

9)  T^uk'xovt«  ^yitiovn;  xut  avfjßovkoi, ,  Plut.  V.  Ages.  c.  6  u.  36; 
vgl.  V.  Lysand.  c.  23,  Xenoph.  Hellen.  111.  4.  2,  V.  3.  8,  Diodor. 
XIV.   79  ,  mit  Heiland  ad   Xenoph.  Agesil.   p.   5. 

10)  Xenoph.  Hellen.  III.  3.  6:  «»'rot  nfvToi  nüoiv  l'<f,uouv  avvn- 
dhut  y.nl  h\ü)Oü  xal  vfoda/xdiSiai  mtl  loTc  inofitiooi  xal  Tolg  nfQtoixoii;  ' 
onov  yag  fv  tovtoi?  zlq  Äöyoq  yfvotfo  iifgl  2!nft()Tiaiwr,  o^'ät*(ii  dvi/uadut 
xgvnrnv  ro  ft-q  ov^  y<5f<»q  nv  o)//ojv  ia&inv. 

§.48. 
Selbst  im  ScLoosse  der  Spartiateii  endlich  entwickelte 
sich  unter  dem  Einflüsse  derselben  Umstände  seit  dem 
peloponnesischen  Kriege  eine  drückende  Ungleichheit, 
von  der  ihre  frühere  Geschichte  keine  Spur  zeigt  ^),  und 
die  dem  Geiste  ihrer  Verfassung  um  so  mehr  zuwider- 
lief, als  dieselbe  wesentlich  auf  die  gleiche  Vertheilung 
des  Grundeigenthums  gestüzt  war.  Denn  so  schwierig 
auch  auf  den  ersten  Blick  das  Problem  scheint,  wie  eine 
solche  überhaupt  in  den  Wechselfallen  der  verschiede- 
nen Generationen  habe  aufrechterhalten  werden  können^), 
so  gilt  es  doch  auch  hier ,  dass  ,  so  lange  die  \  olkszahl 
im  Ganzen  unver'andcrl  blieb,  sowohl  der  Zersplitterung 
durch  die  eheliche  Gemeinschaft  mehrer  Brüder  au  einem 


§.48.    Ausartung  der  Verfassung.  155 

Wclbe  5)  als  auch  dem  Erlöschen  einzelner  Häuser  durch 
Adoptionen  und  andere  familienrechlliche  Maassregcln 
vorgebeug-t  werden  konnte  '^)  5  —  jezt  aber  vereinigte  sich 
die  Entvölherung,  zu  welcher  das  Erdbeben  vom  J.  4G6 
den  ersten  Grund  gelegt  zu  haben  scheint  ^) ,  mit  den 
fortwährenden  Yeranlassungcn  ,  die  der  Krieg  den  Helo- 
ten zur  Flucht  darbot^),  um  nicht  bloss,  wie  die  oben 
erwähnten  Feldzüge ,  im  beweglichen ,  sondern  auch  im 
liegenden  Vermögen  Unterschiede  herbeizuführen,  die  zu- 
lezt  in  eine  förmliche  Oligarchie  ausschlugen'').  Die 
lyfcurgische  Einrichtung  selbst,  die  die  bürgerliche  Gleich- 
berechtigung durch  die  Tlieilnalime  an  der  gemeinschaft- 
lichen Erziehung  und  Speisung  bedingte ,  lieferte  alle 
Staatsgewalt  in  die  Hände  der  Begüterten,  auf  die  eben 
desshalb  ^)  der  Name  der  Gleichen  (Ö/ioiol)  im  Gegen- 
satze der  Geringeren  (tmojiisiorfg)  als  der  minder  berech- 
tigten Menge  ^)  ausschliesslich  überging  ^  stand  dieser 
auch  das  Ephorat  noch  offen  ^ö),  so  bildeten  jene  doch 
allein  den  Rath  und  die  Gemeinde  ^^)  ^  und  wenn  man 
gleich  mit  Plularch  den  entscheidenden  Schritt  zur  Un- 
gleichheit erst  in  dem  Gesetze  des  Epitadeus  erblichen 
mag,  welches,  indem  es  die  Unverkäuflichkeit  des  Grund- 
eigenthums  fest  hielt,  durch  Schenkungen  bei  Lebzeiten 
oder  auf  den  Todesfall  frei  darüber  zu  verfügen  er- 
laubte ^2)  ,  so  sezt  doch  schon  dieses  Gesetz  ein  Ueber- 
gewicht  der  Reichen  voraus,  die  durch  dasselbe  nur  die 
erwünschte  Möglichkeit  erlangten,  durch  Verschwäge- 
rung oder  Vcrmächtniss  noch  grössere  Vermögensmassen 
zu  häufen,  während  dem  Dürftigen  jede  Aushülfe  ver- 
schlossen blieb. 

1)  Dass  i's  in  Sji.ivta  kcintMi  iirs|)rüti,j;liclieii  Adel  jjab,  habe  ich 
Antiqu.  Lac.  p.  117  t(;{f.  und  151  bewiesen,  und  wenn  Löbell  in 
Kaumer's  anliqu.  Briden  S.  248  fgg.  wieder  die  Honiöen  für  einen 
solchen  erklärt  ,  so  weiss  ich  in  der  Thal  nlchl,  wie  man  sich  zu 
einem  (Jegner  stellen  soll,  der  eine  Schritt  für  Schritt  mit  Zeugnis- 
sen belegte  Ansicht  als  Hypothese  tractiit  und  dagegen  seinerseits 
ganz  unbezeugte  Hypothesen  aufstellt;  znni  Hebertluss  will  ich  je- 
doch an  Xenoph.  Anab.  IV.  0.  14  erinnern,  dessen  Wendung  r^fic 
yii(}   itxoriit   rovq  Auxtduiuoviui'q    'üaoi   ioit   rrüv   öftoi'ov   x.  r.    X.   n»an    sicli 

nur  wörtlich  zu  iibersetzen  braucht,  um  zu  fühlen,  dass  hier  von  einem 

.Adel   hcine   Rede  ist. 


156        Th.  II.  Dorier.    C.  IF.  Sparta' s  F er  fall. 

2)  S.  scLon  Aristot.  Politie.  II.  3.  6;  unter  den  Neueren  Ubbo 
Enimius  Respubl.  Graec.  I,  p.  2ö8,  de  Pauw  Recliercbes  I,  p.  '259 
H.  288,  Barthelemv  Anacb.  cbap.  46,  Manso  Sparta  I.  J  ,  S.  121 
und  2,  S.  129—134,  Heyne  Comm.  Gott.  IX,  p.  14;  Müller  Dor. 
II,  S.  192,  Hortüm  in  Scblosser's  und  Bercbt's  Arcbiv  IV,  S.  162 
f'gg. ,  Lacbinann  Staatsv.  S.  172,  Scbömann  Antiqu.  p.  117,  W.  L. 
Frcese  ,  wie  lange  erbielt  sieb  die  Gleicbbeit  der  lacedaemoniscben 
Bürger  in  ihrer  politischen  Berechtigung  und  in  ihrem  Grundbe- 
sitze ?  Strals.  1844.  4,  C.Crome  de  turbata  vetere,  quae  a  Lycurgo 
instituta  erat,  Laced.  aequalitate ,  Düsseldorf  1849.  4,  C.  J.  Deliu 
praes.  W.  F.  Palmblad  de  acquabilitate  conditionis  civilis  apud 
Spartialas  mutata  ,  Upsal.  1851.  8.  Am  bequemsten  machen  es  sieb 
die  ,  welche  wie  Grote  und  Kopstadt  (s.  oben  §.  28,  not.  4)  die 
ursprüngliche  Gleichheit  leugnen;  sonst  denken  die  meisten  an  Ma- 
jorate ,  namentlich  wegen  Plutarch  bei  Proclus  ad  Hesiod.  t,  x.  y. 
374  :  y.ttl  nXnTütv  intrai  x«2  Zivoxquttj^  xui  AvxovQyoq  nqo  toi  Twv, 
oi  nävxiq  bjorro  diiv  i'va  xXrjQovofiov  xuruXiniVv,  worauf  sie  dann  forio- 
näfiwv  ; —  olxoäfOTtöirjg  (Poll.  X.  20)  und  naonai  =:  clxiiot  (Hesych. 
II,  p.  896)  beziehen  ;  aber  auch  diesen  fehlt  es  ebenso  sehr  an  ur- 
kundlicher Begründung  als  an  Analogien  im  übrigen  Griechenland, 
vgl.  Pastoret  Y,  p.  494  und  Priv.  Alt.  §.  63,  not,  4 — 6,  auch  Bern- 
hardy  in   Allg.   Lit.    Zeit.    1837,  Juni  S.  243. 

3)  Polyb.  XII.  6:  TiuQu  /Aiv  yuQ  ToVg  Aaxf6utf^orloig  xal  nfiTQtov 
Tjv  x«t  axvTjdi(;  TQflq  nv&Qaq  f/ftv  yi'viüKa  xal  rioanguq ,  nori  6f  xal 
7i),fioi'<;  udikffox'^  o'*r«c,  xal  rfxvu  tovtwv  fhui  xoiya  :  vgl.  G.  C.  Lewis 
im   Cambr.  philo!.   Mus.    I,  p.   70. 

4)  Vgl.  Antiqu.  Lacc.  p.  186  fgg. ,  insbes.  Flut.  V.  Lycurg.  c. 
16:  xötv  (f\').irö)v  ol  ngfaßinaroi.  xmafAa&ovTK;  to  tiuiSuqiov  ,  .  .  rgi- 
qiftv  fxiXitiQv ,  yJ.tjQov  uvtüj  tüv  IwaxiOxikLuiv  ■nQoaviifuuvTfq ,  veas  Pasto- 
ret V,  p.  409  und  504  missverstanden  hat;  auch  die  ehelichen  Frei- 
heiten bei  Xenoph.  Rep.  Lac.  I.  7  und  die  Mothahen  oben  §.  25, 
not.    19. 

5)  Antiqu.  Lac.  p.  200  fgg.  ,  Zumpt  in  Abhh.  d.  Berl.  Akad. 
1840,  S.  7. 

6)  AvxonoXovv-ioiv  iö)v  f'tXo'no)v,  Thuc.  IV.  41,  V.14.  was  Lach- 
mann  Gesch.  Griech.  S.  460   nicht  hätte   übersebn   sollen. 

7)  Aristot.  Politie.  V.  6.  7  :  olov  xal  iv  Aaxtäaifiovi.  flq  oXiyovi; 
ul  ovaiat  ig-^oitui.  x<d  f'S^OTt  noiilv  o  ti  av  &fXtjni  rote;  yiwgifiotq  ft7<XXov  : 
vgl.  II.  6.  10  und  im  Allg.  Plat.  Republ.  VIII,  p.  547  —  551;  Ein- 
zelnes auch  bei  Sievers  S.  26  fgg.    und  Antiqu.    Lac.  p.    160  fgg. 

8)  Denn  dass  oftoioi  allerdings  nach  Umständen  einen  bevorrech- 
teten .Stand  bezeichnen  können,  ist  .\ntiqu.  Lac.  p.  122  aus  Ari- 
stot. V.  7.  3  und  4  nachgewiesen,  dessen  Uebersehen  bei  Freese 
Scbömann  in  Schneidewin's  Philol.  I,  S.  715  mit  Recht  gerügt  bat; 
vgl.  auch  Isoer.  INicocl.  §.  15:  ul  f*fv  rotri'v  oXiyaqyiai.  .  .  .  ruq  loo- 
Tijtuq  ToTs  ftiif^ovoi  Xüjy  noXixttwv  ^r/xoiai ,  und  Tbucyd.  A'III.  89 
mit  Grote  Hist.   of  Grecce   VIII,  p.   80. 

9)  Diese  in  Antiqu.  Lac.  p.  131  fgg.  aufgestellte  Erklärung 
des  nur  bei  Xenoph.  Hell.  III.  3.  5  vorkommenden  Ausdrucks,  wo- 
mit auch  Schöni.ann  Antiqu.  p.  116  und  Kopstadt  p.  83  fgg.  im 
Wesentlichen  übereinstimmen,  halte  ich  fortwährend  fest,  schon  well 
ich  keinen  anderen  zur  Bezeichnung  des  aus  den  angeführten  Tbat> 
Sachen  mit  ^otbwcndigkeit    vorauszusetzenden   Unterschiedes    finde; 


§.  48.     Ausartung  der  Ferfassung.  157 

während  ihn  Plass  II,  S.  94  auf  den  ursprünglichen  Stamm  der 
Pamphylen ,  Wachsmutli  I,  S.  688  auf  eingebürgerte  l'eriöken  be- 
zieht, die  doch  wahrlich  keinen  Grund  zu  so  tödtlichem  Hasse  ge- 
gen die  Spartiatcn  gehabt  hätten  !  Gegen  Rieger,  der  die  Mothaken 
dafür  hält,  ist  schon  §.25,  not.  20  das  Nöthige  bemerkt;  noch  we- 
niger aber  wird  man  mit  Szymanski  de  natura  fam.  graecae  ,  Berl. 
1840.  8,  p.  32  alle  nacfageborenen  Söhne  von  den  öfioioiq  aiisschlies- 
sen  können  ,  weil  sich  dann  auch  die  uyioyrj  auf  die  heredes  xX^^)0)v 
hätte  beschränken  müssen. 

10)  Aristot.  II.  6.  14:  yivovTUi  d' ix  toi"  dyj/iov  nurTfq  ,  ojari  noA- 
Xi'txiq  ifinlnTOvaiv  uv&Qomoi,  aqiööqa  TifVTjXK;  ilq  ro  ng/fTov:  vgl.  IV.  7.  5: 
toi';  fiiv  yü^  yifjovraq  uiQovvrui ,  rij?  di  tipoQfiag  /inf/oiiou;  oder  soll 
man  dieses  mit  Gabriel  S.  62  erst  nach  Cinadon's  Zelt  entstehen 
lassen?  Dass  sie  jedenfalls  darum  nicht  als  Vertreter  der  Geringeren 
gegen  die  Homöen  zu  betrachten  sind,  hat  Winckelmann  de  reipubl. 
Spart,  dignit.  p.    16  —  23  gut   entwickelt, 

11)  Demosth.  Lept.  §.  107:  fnndüv  tk;  {Iq  itJv  y.ulovuhtjv  yfgov- 
aiav  iyxQi,&ij  .  .  .  SiaTiorrjc;  iaxl  rüiv  nokXüv'  txit  yug  toxi  t^;  agtr^g 
u&kov ,  Tjj<;  nolnfiaq  xI'Qioj  yivia&at.  /nfTcl  rüv  oftoiwv :  vgl.  Arist.  IV. 
7.  5  und  über  die  Gemeinde  oben  §.   25,  not.  9   und   10. 

12)  S.  Plut.  V.  Agid.  c.  5,  fälschlich  der  ursprünglichen  Ge- 
setzgebung beigelegt  bei  Aristot.  Politic.  II.  6.  10:  ojviia&at  ^fv  yrig 
n  TKüXtVv  ir/v  imugxovaav  inoirjatv  ov  xaAov  .  .  .  6'tdovai,  di  xul  xarn- 
kfinnv  f^ovaiuv  täcoxt  roVq  ßovkontvotq;  vgl.  Müller  II  ,  S.  194  und 
Schömann  Antiqu.  p.  118,  den  Rieger  p.  25  nicht  ausser  Acht  lassen 
durfte.  Uebrigens  erschöpft  auch  Plutarch  die  Tragweite  des  Ge- 
setzes nicht,  wenn  er  sagt:  ixröjvxo  ydg  dtpfidwg  tjötj  nngoi&ovvxK;  ol 
ävvaxol  xovq  ngoarjxovxuq  ik  xwv  diu6o%wv :  eine  Hauptsache  mochten 
die  Mitgiften  seyn,  die  Lykurg  ganz  verboten  hatte,  vgl.  Ath.  XIII.  2, 
Justin.  III.  3,  Aelian.  V.  Hist.  VI.  6;  vielleicht  kann  auch  Plat. 
Legg.  XI,  p.  923  E  als  Parallele  dienen.  Leider  ist  die  Zeitbesllm- 
mung  ungewiss;  jedenfalls  nach  Lysander,  ja  wohl  gar  Agesilaus, 
vgl.  Manso  III.  1,  S.  263  und  Antiqu.  Lac.  p.  213;  wo  früher 
reiche  Heurathen  oder  Erbschaften  vorkommen,  sind  entweder  Erb- 
töchter (§.  24,  not.  12)  oder  bewegliche  Habe,  XQW'^'^"^^  ^^  verste- 
hen ;  vgl.  Plut.  Narr.  amat.  c.  5  und  V.  Ages.  c.  4,  Lysand.  c.  3ü, 
auch  Aelian.  V.  Hist.  VI.  4,  Ath.  XIII.  20,  Stob.  Serm.  LXXII. 
15  u.  s.  w. 

§.  49. 
Nach  allen  diesen  Umständen  leuchtet  es  ein,  warum 
sich  Lacedaemon  von  dem  Schlage ,  den  seine  Macht 
durch  Epaminondas  erhalten  hatte ,  nie  wieder  erholen 
konnte  ^)  und  selbst  der  Verlust  Messenicns  nur  das 
lezte  Glied  in  einer  Kette  von  nagenden  Schäden  war, 
welchen  er  weiter  nichts  als  die  Unmöglichkeit  hinzu- 
nigte ,  fortan  auch  nur  durch  den  äusseren  Schein  sich 
und  Andere  noch  zu  blenden  ^  wirft  es  auch  hin  und 
wieder   noch   einen  Stein  in  die  Wage    der  griechischen 


158         Th.  U.  Dorier.    C.  IF.  Spartaks  Ferfall. 

'  •• 
Aiigelegenlieitcu  ^) ,  so  ist  doch  das  Höchste,  was  es  er- 
reicht,   seine   eigene  Unahhäcgigfceit   zu   fristen  5) ;    und 
wie  sehr  auch  der  kriegerische  Geist  von  ihm  gewichen 
war,  beurkundet  namentlich  die  Befestigung  der  Stadt  ^) 
gegen    die  Angriffe   der   Könige  Demetrius    und  Pyrrhus 
in    den   Jahren  296   und  272.      Im    Innern    hatte    bereits 
Agesiiaus  den  ungleichen  Kampf  der  Königsrechte  gegen 
das  Ephorat  aufgegeben  ^)  ,    und  dieses  galt  fortan  ohne 
Widerspruch    als    oberste   Regierungsbehörde ,    während 
die  Könige  und  sonstigen  Mitglieder  der  erblichen  Dyna- 
stie an  der  Spitze    von  Söldnern    auf  Abentheuer  auszu- 
gehen und  sich  fremden  Interessen  zu  vermiethen  ^)  oder 
an    auswärtigen    Höfen    zu    schwelgen^)   vorzogen.      Die 
Ijkurgischen    Einrichtungen    sanken    zu    leeren    Formen 
herab    und   wurden    von    der    herrschenden    Classe    nur 
zum  Rechtstitel   ihrer    Selbstsucht   gebraucht,    ohne    der 
Ueppigkeit  zu  wehren  ^)  ^    und   daneben   stieg  die  Verar- 
mung der  Mehrzahl  und  die  innere  Ungleichheit  zu  einer 
solchen  Höhe,  dass  zulezt  von  siebenhundert  Spartiaten, 
die  allein  noch  übrig  waren ,   hundert  das  ganze  Grund- 
eigenthum  und  demgemäss  alle  staatsbürgerlichen  Rechte 
in  ihrer  Hand  vereinigten^).    Agis  III  Versuch  im  J.  242 
nach  Zernichtung  der  Schuldbücher  den  Grund  und  Bo- 
den aufs  Neue  zu  vertheilen  und   die  Bürgerzahl  zu  er- 
gänzen ,  schlug  zum  Verderben  seines  Urhebers  aus  ^^)  ^ 
erst    auf  den   Trümmern    des   Ephorats   konnte   Kleome- 
nes  III  im  J.  22G  die  Wiedergeburt    begründen  ^^),    die 
durch  Herstellung  der  alten  Zucht  und  Rechtsgleichheit, 
verbunden  mit  der  neuen  macedonischen  Kriegskunst  ^'^), 
Lacedacmon  einen  Augenblick  selbst  die  Rückkehr  seiner 
Herrschaft    über   den    Peloponnes   hoffen    Hess  ^^) ,    hätte 
sich  nicht  das  Schicksal  derselben  vielmehr  zur  Beschleu- 
nigung   seines  Untergangs    bedient.      Das    Bündniss    der 
Achäer  mit  Antigonus  Doson  von  Macedonieu  ^''■)  nöthigtc 
den  jungen  Helden  alle    seine  Eroberungen    aufzugeben  ^ 
und  bald  nachher  machte  seine  Niederlage  bei  Scllasla  ^5) 
im  J.  221  dem  Reiche  der  Heraklidcu  in  Lacedacmon  ein 
Ende  1^). 


8.49.  Schicksale  nach  dem  f^erlusle  der  Hegemonie.     159 

1)  Strabo  IX.  2.  39,  p.  634  :  ovxfri,  yug  ii  Ixtivov  ttjv  xötv  'ffA- 
kri%iß)v  T^yffiovinv  uvuhtßilv  Xnyvaav,  rjv  fi/ov  TiQOTfQov,  xal  ixükiax  fTlfidy 
y.itl  T^  dniTfQU  ax'ußokjj  xfj  nnu,  MnvTivn,av  y.axöiq  tnQu^tiv;  Tgl,  Polyb, 
IV.  81  und  Aristot.  Politic.  II.  6.  12:  i/.iav  yuQ  nXrjyjjv  oir^f  v-^rjvfy- 
nfv  tj  nöXiq ,  ixXX'  dnojkiTo  diu  rt/v  oXiyuf&QO}7iluv,  was  Heyne  Couini. 
Soc.  Gott.  IX,  p.  31  gewiss  mit  Unrecht  erst  auf  die  Schlacht  bei 
Megalopolis  bezieht. 

2)  Im  phoeischen  Kriege  (352,  Diodor.  XVI.  37);  Agis  II  bei 
IVIegalopoHs  (330,  Diodor.  XVII.  62);  Arcus  I  in  Aetolien  (280,  .lu- 
stin. XXIV.  1)  und  vor  Athen  (264,  Paus.  III.  6,  3);  vgl.  Droysen 
Gesch.  d.  Hellenismus  II,  S.  170.  181.212  und  Ciarisse  Inscr.  grae- 
cae  tres,  Lugd.  B.  1845.  8,  p.  11.  Was  ist  aber  von  dem  Bündniss 
mit  den  Makkabäern  zu  halten?  vgl,  Manso  III.  1,  S.  260  und  H..I. 
E.  Palmer  de  epistolarum  ,  quas  Spartani  atque  Judaei  invicem  sibi 
misisse  dicuntur ,  veritale ,  Darmst.  1828.  4;  auch  Steph.  Morini 
Diss.  octo ,  Genf  1683.  8,  p.  1—53  und  P.  A.  Jablonslti  Opusc. 
III,  p.  261—286. 

3)  Plut.  Instit.  Lac.  C.  42:  /lötot.  ylaxf^ai,/.iövioi ,  khLtiiq  rtrfl}(i- 
mov  noXiv  i'/ovriq  xul  okiyot  natv  oj-t»?  Ökx  zoiiq  oin'txilq  noXifioxic  xul 
noXii  ua&ivfOTfQoi  xai  n^xtifjrDTot  yfvoßivoi,  navv  ßga/fa  Tivu  t^wnvQU 
diaaw^ovTfQ  %7jq  Avxovijyov  voMo&toiag ,  oiiri  avviazQÜTft'aav  ovxi  rov- 
Toi?  ovTi  Tolq  ftfTu^v  MttxiJortxotq  ßtioikivoiv ,  oi'T  fli;  avvfägiov  xotvöv 
flatjk&ov  ot'Tf  (fioQov    ^vfyxav. 

4)  Paus.  1.  13.  5,  VII.  8.  3;  vgl.  Liv.  XXXIV.  38,  Justin. 
XIV.  5,  und  über  die  Nichtbefestigung  in  früherer  Zeit  Meurs.  Mise, 
p.  280  fgg.  und  Manso  III.  1,  S.  252  mit  Plat.  Legg.  VI,  p.  778  D  : 
)ruÄxü   xul  aiörjQÜ   6fXv  livui  tu  tfL/r]  /lüXXov  t]  yrfiva. 

.5)  Plut.  V.  Ages.  C.  4  :  to  noXi/xilv  xul  nQonx^ovtw  avioZq  fäoaq 
i&f()ÜTifVf  X.  T.  X.:  vgl.  Manso  III.  1  ,  S.  214.  Worauf  geht  aber 
Ath.  XIII.  89? 

6)  Agesilaus  selbst  361  in  Aegypten,  Plut.  V.  Ages.  c.  36;  spä- 
ter Archidamus  III  in  Tarent ,  Diod.  XVI.  63,  Strabo  VI.  p.  429; 
Agis  II.  382  in  Kreta,  Diod.  XVII.  48;  Kleonymus  303  bei  Thurii, 
Diodor.    XX.    105,    Liv.   X.   2. 

7)  Wie  Akrotatus  ,  Diod.  XIX.  71;  Leonidas  II,  Plut.  V. 
Agid.  c.  3. 

8)  Niebuhr  röm.  Gesch.  III,  S.  316:  ,.  zu  Sparta  war  kein  Zug 
an  den  Gesetzen  verändert,  die  als  Offenbarung  galten ;  die  Syssi- 
tien  und  die  Erziehung  bestanden  äusserlich  wie  vor  Jahrhunderten  ; 
aber  die  Lücken  der  Gesetzgebung  benutzend  war  Reichthum  und 
Wucher  eingedrungen  und  nirgends  war  die  Theilung  der  Nation  in 
wenige  überreiche  Häuser  und  äusscrste  Armuth  ohne  einen  Mittel- 
stand ärger.;  vgl.  Ath.  IV.  20,  XV.  28,  Lucian  Dial.  mort.  I.  4, 
und  daneben  das  klägliche  Blendwerk  bei  Suidas  s.  v.  /fixalaQ^ot;-, 
ovToq  tyQatpf  ttjv  noXniluv  27ia(iTi.ttiwv  xul  vöfioq  iriO-T]  iv  Auxiäui/xait,, 
xaO-  (xuarov  troq  uvuyivojoxio&ui.  rov  Xuyov  ilq  t6  rüiv  {(p'oomv  uu- 
Xitov    X.    T.    X. 

9)  Plut.  V.  Agid.  c.  5.  Ausserdem  zwei  Fünflheile  des  Ganzen 
in  weiblichen  Händen!  vgl.  Aristot.  Politic.  II.  6.  II  und  einzelne 
Schwierigkeiten   bei   Droysen    II,   S.    385   und   5  40. 

10)  Vgl.  Plut.  V.  Agid.  c.  6  fgg.  mit  dem  Commentar  von  Schü- 
mann ;  der  übrigens  auch  Proleg.  p.  xxx,  fgg.  kein  crsehüpfendcs  Mit- 
tel gefunden  hat,   um  die  abweichende  Angabc  bei    Paus.  VIII.  10,4 


160        r/t.  //.  Dorier.    C.  IV.    Sparta's  Ferfall. 

und  27.  9  zu  beseitigen  ,  wonach  Agis  vielmehr  im  Treflen  vor 
Mantinea  gefallen  sevn  soll;  vgl.  Manso  III.  2,  S.  135  und  Clinton 
11,  p.  217. 

11)  Vgl.  Plut.V.  Cleom.  c.  7  fgg.  mitSchömann,  undmehr  bei  Drojsen 
II,  S.  476  fgg.  und  Fr.  van  Cappelle  de  Cleomene  III  Lac.  rege, 
Haag  1844.  8;  über  beide  Könige  aber  Brückner  in  Zeitsehr.  f.  d. 
Alt.    1837,    N.   150-152,  und   Gerlach  histor.   Studienil,  S.  157  fgg. 

12)  Vgl.  Plut.  c.  11  mit  Manso  III.  1,  S.  311  fgg.  und  Kortüm 
in  Schlosser's  und  Bercht's  Archiv  IV,  S.  179;  zu  seiner  Charakte- 
ristik aber  insbes.  Poljb.  IV.  23.  2:  tri.  d\  Kkio/xivTjq  o  ^nagnÜTr/q 
ov  xQjjaroraxoq  n\v  ßuaü.u'-q  ^  nixQoTuroQ  öf  Ti  quvvo(;  ,  (VTqanfXünmo^ 
6f  TiäXiv  läiiint]^  xat  fiXuv&Qianöraroq,  woraus  freilich  Andere  wie 
van  Cappelle  p.  32  fgg.  102  fgg.  mehr  die  Schattenseite  herausge- 
griffen haben. 

13)  S.  Polyb.  II.  46  fgg.,  Plut.  c.  14  fgg.,  und  über  das  Ver- 
hältniss  beider  Schilderungen  auch  Manso  III.  2,  S.  133,  Chr.  Lucas 
über  Polybius  Darstellung  de  aetol.  Bundes,  Königsb.  1827.4,  S.  53 
85,  C.  F.  Merleker  de  hello  Cleomenico,  Königsb.  1832.  4,  W. 
Schorn  Gesch.  Griechenlands  von  Entstehung  d.  aetol.  Bundes,  Bonn 
1833.  8,  S.  103  fgg.,  nebst  den  Abhh.  über  Phylarchus  von  .1.  F. 
Lucht,  Lips.    1836.   8,  p.   20  fgg.  und  Brückner,    Bresl.   1838.  8. 

14)  Plut.  V.  Arat.  c.  38  fgg.  Nach  drei  Niederlagen,  Polyb. 
II.  51. 

15)  Plut.  V.  Cleom.  c  28  fgg.;  vgl.  Polyb.  II.  64.  65,  Paus. 
VIII.  49.  4  ,  und  über  die  Topographie  der  Schlacht  Leake 
Morea  II,  p.  530  und  Peloponnesiaca ,  London  1846.  8,  p.  341, 
theilweise  berichtigt  von  Ross  in  Ann.  dell'  Instit.  arch.  VIII.  p.  15 
fgg.  und  Reisen  u.  Reiserouten  S.  181;  auch  Droysen  II,  S.  545 
fgg.  und  Curtius  II,  S.  260  fgg.  321.  Die  Zeitbestimmung  nach 
Schömann  im  Greifsw.  Lect.katal.  1832  —  33  oder  Proleg.  ad  Plut. 
p.   XXXVIII  fgg.  gegen  Manso  III.  2,   S.  279. 

16)  Paus.  III.  6.  5.  Kleomenes  fand  seinen  Tod  219  in  Alexan- 
dria, s.  Plut.  c.  35  und  Polyb.  V.  35  — 39;  das  Geschlecht  der  He- 
rakliden  war  inzwischen  noch  nicht  erloschen,  s.  Clinton  II,  p.  218 
und  angebliche  Nachkommen  des  Herakles  bei  Böckh  C.  Inscr.  I, 
p.  655,  Welcker  Syll.  Epigr.  p.  204,  Lebas  in  Revue  archeol.  1845, 
p.  212. 

§.  50. 
Der  Sieger  liess  edelmüthig  deu  Spartanern  ihre  Un- 
abhängigkeit und  stellte  das  Epborat  wieder  her  '),  legte 
aber  damit  den  Grund  zu  neuen  Zerrüttungen  2),  die  bald 
nachher  Laccdacmon  auf  die  Seite  der  Aetolier,  der  Feinde 
Macedoniens  und  der  Achäer,  führten.  Ein  gewisser  Ly- 
kurgus  bestieg  den  Thron  mit  Hintansetzung  der  näher  be- 
rechtigten Hcrakliden  3) ,  deren  einer,  Chilo,  vergeblich 
eine  Reaction  durch  den  Sturz  des  Ephorats  zu  bewirken 
suchte  '^)  j  vielmehr  herrschte  Lykurg  in  Abhängigkeit  von 
den  Ephoren  5)  bis  um's  Jahr  211,  wo  die  Köuigsgewalt 


§.  50.   Schicksale  nach  dem  Ende  des  Königthums .      161 

von  Machanidas  ^),  und  nacli  dessen  Tode  ^)  bei  Manllnea 
206  von  dem  berüchtigten  Nabls^)  usiirpii't  ward.  Früher 
mit  Rom  verbündet^),  verwickelte  diesen  die  Opposition 
geg^en  die  Achäer,  die  damals  zu  Rom  übertraten  ^^)^  mit 
in  den  Fall  des  Königs  Philippus  von  Macedonicn^  Quin- 
etius  Flamininus  zwang  ihn  im  Jahr  105  die  Küstenortc  von 
Lakoniha  an  jene  abzutreten  ^^),  und  192  gab  seine  Er- 
mordung durch  die  Aetolier  ^^)  dem  achäischen  Feldherrn 
Philopoemen  Gelegenheit,  Sparta  selbst  für  den  Bund  der 
Achäer  zu  gewinnen.  Drei  Jahre  später  bcnuzte  derselbe 
eine  Empörung,  um  die  lykurgischen  Einrichtungen  auf- 
zuheben und  durch  achäische  zu  ersetzen  ^^j  •  doch  die 
Unterdrückten  fanden  Schutz  bei  den  Römern  ^*) ,  deren 
Eifersucht  gern  diesen  Anlass  zur  Einmischung  in  die 
innern  Angelegenheiten  des  Bundes  benuzte  ^  und  obschon 
sie  im  J.  182  auPs  Neue  förmlich  den  Achäern  beitraten  ^5), 
so  führten  doch  ihre  wiederholten  Beschwerden  zulezt  den 
Krieg  herbei  ^^),  der  im  J.  146  oie  Römer  zu  Herren  des 
Peloponnes  machte,  den  Spartanern  aber  so  viel  Freiheit 
wiedergab,  als  ein  griechischer  Staat  unter  Rom's  Ober- 
hoheit geniessen  konnte^'').  Der  drückende  Einfluss,  den 
später  Eurykles  unter  August's  Begünstigung  über  sie 
übte,  war  Yorübergehend  ^^)  ^  auch  die  lykurgischen  Ein- 
richtungen erhielten  sich  bis  in's  fünfte  Jahrhundert  p. 
Chr.  ^^jj  nur  in  der  Staatsverwaltung  finden  sich  manche 
Veränderungen  ^  namentlich  dauerten  die  von  Kleomcnes 
eingerichteten  ^o)  Patronomi  auch  neben  den  wiederher- 
gestellten Ephoren  fort  ^i).  Die  Küste  scheint  jedoch 
fortwährend  unabhängig  von  Sparta  geblieben  zu  seyn  ^ 
die  Anzahl  der  freien  Orte  oder  Eleutherolakonen  ^2)  be- 
stimmte August  auf  vier  und  zwanzig  ^3)  ^  deren  oberste 
Beamte  gleichfalls  Ephoren    hiesscn  2+). 

1)  Polyb.   11.  70.     V.  9.  8.    XX.   5.   12;    vgl.    Pausan.    11.  9.  2 
und  Droyscil  Gesch.  tl.    Hellenismus  II,  S.   551. 

2)  l'olyb.  IV.   22. 

3)  l'olyh.  IV'.  34  fjjg.     Nur   «lein   Nauien    iiacL   iiohcii   ilmi   anf:iii]j 
licli   der   uiiinündi^c   Agesipolis   III,    der  bald    vertrieben  ward,    und 
spiiler  vergebens  die  UecLte    seiner  (iieburl  geltend  zu  machen  suchte, 

I.  HA.  4.  Ann.  L 


162        T/t.  TL  Dorier.    C  IV.  Sparta' s  Verfall 

vgl.  Polyb.   XX1V^   11    und  Liv.   XXXIV.  26;  wer  ist  aber  bei  die- 
sem c.   32  Pelops  rex  Lacedaemoniorum  justiis  ac   leyitimus? 

4)  Polyb.   IV.   81. 

5)  Polyb.  V.  29,  Tgl.  91. 

6)  Manso  in.  l.S.  369;  vgl.  Bull,  dell'  Ibst.  arch.  1840,  p.  107? 

7)  Polyb.  XI.  11  fgg.,  Plut.  V,  Pbilopoem.  c.  10,  Pausan.  VIII. 
50.  2. 

8)  Polyb.  XIII.  6.    XVI.   13;   Pausan.  IV.   29.   10. 

9)  Liv.  XXIX.   12. 

10)  Polyb.  XVII.  5.  7,  Liv.   XXXIl.  20  fgg.,    Pausan.  VII.  8. 

11)  Liv.  XXXIV.  36,  vgl.  XXXV.  13;  Achaeis  omnium  mari- 
timorum  Laconum  iuendorum  a  T,  Quinctio  detnandata  cura  erat, 
und  Strabo  VIII.  5.  5,  p.  562  :  avvißrj  6f  xal  rovq  'Ekiv&fQoXäxuva^ 
kaßilv  Viva  täiiv  noXixtluq  ,  innirj  Pw/xaiotq  ngooi&ivro  tiqütoi  ot  ni' 
gioixoi  zvQapvoVfifVT/q  r^q  SnugTr/q  ^   ol  n  üXkoi.  xui   ol  iiXunq. 

12)  Liv.  XXXV.  35  fgg.,  Plut.  V.  Philop.  c.  15,  Pausan.  VIII. 

50  fgg. 

13)  Liv.  XXXVIIl.  30  —  34;  Pausan.  VII.  8.  5;  vgL  Schorn 
Gesch.    Griechenlands  S.   302  fgg. 

14)  Polyb.  XXIIL   l  u.   11,  XXIV.  4u.  10;  vgl.  Manso  S.  424. 

15)  Polyb,  XXV.  2  :  ol  ^A^uioi  ixqivav  nqoakaßia&ai,  ryv  nöXiv, 
xal  fiiru  ravTU  axTjlrjq  nQoyQOfptia^q  avyiTtoXtriviTo    utrd    rütt  'Axatöiy. 

16)  Polyb.  XXX.   1   fgg.     Pausan.  VII.  9  fgg. 

17)  Vgl.  Strab.  ^  III,  p.  562:  irtfirj&Tjaav  diuqifQovTCüq  xal  t/ifivai> 
IXu'&fPoi. ,  tiXtjv  tüv  (fiXixüv  XfiTorgyiüv  uXXo  avfriXovvTtq  ovdiv  :  frei- 
lich auch  Plut.  Instit.  Lac.  extr.  :  xut  naganX^aiot  rotq  uXXoiq  ytvö- 
uivoi  rnv  nQoa&tv  ivxXftav  xui  nuggTjaiav  unfO-furo  xal  flq  dovXiiav  m- 
TfOTr/Ouv,  xrtl  vvv  iTio  'Pojffftioiq  xa&anfQ  ol  uXXoi,  EXXrjvig  iyivovTo, 
Einzelnes  bei  Mause  S.  444  fgg.  ,  wo  jedoch  sowohl  ihr  Anschluss 
an  Mithridat  (Appian.  bell.  Mithr.  c.  29  und  Memnon.  Exe.  histor. 
c.  32)  als  auch  ihre  Theilnahme  an  der  Schlacht  bei  Actium  für 
Octavian  (^Paus.  VIII.  8.  6)  übersehn  ist,  die  ihnen  dieser  durch 
Gebietsvergrösserungen  lohnte.   Paus.  IV.   31.   2,   Dio  Cass.   LIV.   7. 

18)  Strabo  daselbst,  vgl.  p.  558:  o  xkö-'  Tjßüq  röiv  Anxtiai/xo- 
vio)v  TjYinüv,  auch  Plut.  V.Anton,  c.  67,  und  mehr  bei  Eckhel  doctr. 
numm.   II,  p.   281    und   Böckh  C.  inscr.    I.  p.   670. 

19)  Str.  IX.  2.  39,  p.  635:  Tino'>nfvoi  SiuxtXovai  änx  tijv  x^q  no- 
X,-tfluq  (IgfTijv:  vgl.  Dio  Chrysost.  XXV.  3.  p.  281,  Ath.  XIV.  29, 
und  mehr  bei  Meurs.  misc.  Lacon.  II.  5,  p.  121.  Heber  ihr  Ende 
Theodoret.  T.   IV,  p.   931    ed.   Schulz. 

20)  Paus.  II.  9.  1,  dem  Manso  S.  137  und  Schömann  ad  Plut. 
V.  Agid.  p.  LI  doch  wohl  zu  vorschnell  den  Glauben  verweigern ; 
vgl.   Droysen   II,  S.   491. 

21)  S.  Böckh  C.  inscr.  1,  p.  004  fgg.  und  K.  Keil  zwei  In- 
schriften aus  Sparta  und  Gytheion ,  Lpz.  1849.  8;  auch  Uitschl's 
Rh.  Mus.  VIII,  S.  129.  Sechs,  vgl.  Revue  archeol.  1844,  p.  640. 
706;  der  erste  als  fno'iyi'fioq ,  wie  Böckh  Qegen  Paus.  III.  11.  2  er- 
wiesen hat.  Ausserdem  vonocpvXuxrq ,  Ross  Inscr.  I,  p.  10;  Volks- 
versammlungen iu  d.  ^xtriq,  Paus.  III.  12.  10;  was  versteht  aber  Ap- 
pian.   B.  Civ.   II.  70  unter  loTq  Idioiq  ßaoiXtvail 


§.  50.    Schicksale  nach  dem  Ende  des  Königthums.     163 

22)  To  xotvov  TW*  'EXfv&iQokax(üvü)v,  C.  Inscr.  n.  1389;  vgl.  We- 
ber de  Gytheo  p.  31  und  G.  F.  Hertzberg  de  rebus  Graecorum  ab 
AcLaici  foederis  interitu,    Halle   1851.   8,   p.  69. 

23)  S.  Paus.  III.  21.  6,  zu  dessen  Zeit  übrigens  einige  scbon 
wieder  mit  Sparta  (oder  Messenien)  vereinigt  waren  ,  vgl.  Müller 
Dor.   II.  S.  22  und  Curtius  Pelop.  II,  S.  332. 

24)  Boeckh  ad  C.  Inscr.  I,  p.  608;  vgl.  Lebas  in  Revue  arcbeol. 
1845,  p.  207—213  oder  Keil  a.  a.   O.   S.  24  fgg. 


L2 


DRITTER  HAUPTTHEIL. 

Allgemeine  Entwickelung  der  griechischen  Staaten  nach 
ihren  Bestandlheilen  und  Formen. 


§.51. 
Trotz  aller  dieser  Entartung  bleibt  es  übrigens  gewiss, 
dass  die  spartanische  Verfassung  in  ihren  Grundzügen 
die  allgemeine  griechische  Staatsidee,  wie  sie  sich  von 
den  ersten  Keimen  des  hellenischen  Lebens  bei  Homer  bis 
zu  seinem  wissenschaftlichsten  Ausdrucke  bei  Plato  und 
Aristoteles  stets  gleich  bleibt,  am  schärfsten  und  bewusste- 
sten  ausgeprägt  hat^)^  und  wenn  dieses  bei  anderen  Staa- 
ten nicht  in  demselben  Maasse  der  Fall  ist,  so  liegt  der 
Grund  eben  nur  darin ,  dass  jene  die  Entwickelung  des 
individuellen  Elementes  nicht  mit  derselben  Consequenz 
haben  hemmen  können  oder  wollen.  Denn  diesem  steht 
der  Staat  mit  seinem  Rechte  nicht  etwa  nur  als  ein  In- 
begrllT  der  vielen  Einzelnen ,  sondern  geradezu  als  ein 
Ganzes  gegenüber ,  das ,  wie  es  Aristoteles  mit  klaren 
Worten  ausspricht^),  dem  Begriife  nach  früher  als  die 
Theile  Ist ,  und  wie  es  dadurch  einen  jeden  von  diesen 
seiner  ganzen  Existenz  nach  wesentlich  bedingt,  so  auch 
von  ihm  die  Hingebung  seiner  ganzen  Existenz  verlangt  5)  5 
—  das  ist  aber  dasselbe ,  was  bereits  oben  (§.  9)  als 
leitender  Gedanke  des  ganzen  griechischen  Staatsrechts 
erkannt  worden  ist ,  dass  der  Einzelne  erst  im  Staate 
wahrhaft  Mensch  und  Person,  erst  als  Bürger  rechtsfä- 
hig ist  3  und  daraus  folgt  dann  von  selbst ,  dass  seine 
ganze  Thätigkeit  in  höchster  Instanz  der  Staatsgemein- 
schaft angehört  und  deren  Wille  die  unbedingte  Richt- 
schnur seiues  Handelns  seyn  muss  '^).  Nur  weil  der  Staat 
thatsächllch  doch  bloss  in  seinen  einzelnen  Gliedern  vor- 


§.  5i.     Die  griechische  Staatsidee.  165 

liandcn  ist,  nehmen  diese  auch  wieder  an  seiner  Selbst- 
bestimmung^ Theil,  und  insofern  dieses  gemeinschaftliche 
Wissen  und  Wollen  der  Einzelnen  eben  die  Rechtsidee 
ausmacht ,  der  die  Gewalten  der  Erde  nur  als  Vertreter 
dienen  sollen  ^) ,  so  können  alle  rechtmässigen  Staatsfor- 
men Griechenlands  als  republicanisch  frei  betrachtet  wer- 
den, sobald  man  Freiheit  nur  als  die  Gewissheit  auffasst, 
von  keinem  fremden  Willen  abhängiger  zu  seyn,  als  die- 
ser es  gleich  jedem  andern  von  dem  Willen  und  Rechte 
des  Ganzen  ist^).  Um  so  unumschränkter  aber  herrscht 
dann  über  Alle  auch  das  Gesetz '') ,  in  welchem  dieses 
Recht  und  dieser  Wille  sich  ausspricht,  ohne  desshalb 
den  vorübergehenden  Interessen  ujid  Stimmungen  der 
Einzelnen  oder  zufälligen  Mehrheiten  zu  folgen  *) ,  und 
zwar  sind  gerade  diejenigen  Satzungen  die  ältesten  und 
heiligsten,  die  ausschliesslich  auf  dem  lebendigen  Rechts- 
bewusstseyn  und  der  Sitte  ruhen  ^)  ^  schriftliche  Gesetz- 
gebungen sind  überall  erst  die  Folge  von  Conflicten  oder 
Missbräuchen,  die  jene  natürliche  Gemeinschaft  durch 
künstliche  Mittel  und  positive  Normen  zu  ersetzen  nö- 
thigeu  10^  j  und  am  spätesten  fragt  man  nach  abstracten 
Maassstäben  ihrer  Güte  ^^)  ,  während  es  dem  früheren 
Staatsleben  nur  darauf  ankommt,  dass  sie  Gehorsam  fin» 
den  und  der  Sympathien  des  Volkes  gewiss  sind  ^2^ 

1)  Vgl.  K.  Th.  Welcker  die  lezten  Gründe  von  RecLt,  Staat  und 
Strafe,  Giessen  1813.  8,  S.  388,  F.  J.  Stahl  die  Philosopbie  des 
Rechts  nach  geschichtlicher  Ansicht,  Heidelb.  1831.  8,  I,S.  43fgg., 
A.  Kapp  ,  Aristoteles  Staatspädagogil; ,  Hamm  1837.  8 ,  Henkel  lir 
neamenta  artis  Graecorum  politicae  inde  a  hello  Pelop.  ad  Aristo- 
telem  usque  excultae ,  Berl.  1847.  8;  und  mehr  in  m.  gesamm. 
Abhh.  S.    141. 

2)  Politic.  I.  1.  11:  y.al  n^örfgov  6^  rfj  g>x'an  nöXiq  tj  olxla  yul 
f'xaoTO?  T/ftMV  ian'  xo  yuQ  okov  tiqotiqov  uvayxalov  ilvui  rov  fifooiii;.,, 
il  yufj  fiij  avTftQy.Tjq  fxaoTo?  xo)Qia&fiq  ,  (jfioiw<;  lot?  ciXXot^  fttQfOtv  flu, 
TiQoq  To  vXov  o  öl  f*t]  Siivufifvot;  xoivojviVv  7/  /^rj&iv  öiöfiivoc;  6i  aihüg- 
xitav  ovöiv  /*fQo(;  nöXiioq ,  warf  7/  &7]Qiov  ij   &f6q, 

3)  Das.  VIII.  1.  2:  ft/iu  di  oj'J^  X9V  '"Ofiitav  avrov  avxov  nvrl 
iivui  TWv  noXiröiv  ,  uXXit  nuvruq  rtjq  nöXfO)^'  hoqiov  ydp  ixaoToq  twj 
noAtM? ,  Tj  d  inifiiXtta  niq,VKfv  fttooTov  /hoqioh  ßXfntiv  n^ioc;  rtjv  rov 
oXov  ininiXuav :  vgl.  Plat.  Legg.  XI,  p.  923  A,  Hieroliles  bei  Stob. 
Senn.  XXXIX.  35,  und  mehr  bei  de  Gcer  Diatr.  in  polit,  Plat.  priuc. 
p.   137  fgg.  und  Bernhardy  griech.  Lit.  I,  S.   35  fgg. 


16G       I/t.  ///.     Entwickelung  der  Staatsformen. 

4)  Deniostb.  Cor.  §.  205:  r^ytTro  yag  uvtwv  i'xaaxoq  ov  rü  naxQl 
mal  rfi  iur^T()l  novov  yfyovivai,  dXXu  xui  TJj  7inT(ndi:  vgl.  Plat.  Grit.  p.  51 
und  mehr  bei  Mai  ad  Cic.  Rep.  I.  4  extr.  und  Beneke  ad  Cic.  Cat. 
I.  7,  p.  69;  auch  Demokrit  bei  Stob.  Serm.  XLIII.  43:  t«  xutu 
rijv  noXiv  xQi(üv  twv  Xomäv  fifyiOTu  Tjyfia&ai ,  oitwg  ol^irai  fv,  /^ijri  g>i- 
Xovuxiovra  nuQu  to  tnuntfi  f^V'^^f  Irixvv  fuvTtü  nf^t.Ti,S-f/iivov  naga  to 
XQTjarov  10  roll  Ivvov ,  mit  Tittmann  griecfa.  Staatsv.  S.  15:  «in  den 
neueren  Zeiten  hat  der  Staat  mehr  die  Sicherheit  des  Einzelnen  zum 
Zwecke  ,  als  der  Fall  war  Lv.1  den  (kriechen  ,  deren  Streben  mehr 
auf  die  Sicherung  des  Ganzen,  der  Verfassung,  der  Gleichheit  ging«; 
obgleich  eben  desshalb  die  griechische  A'aterlandsliebe  wesentliche 
Abweichungen  von  der  unserigen  darbietet;  s.  Th.  Kelch  de  antiqu. 
Graec.  et  Roman,  amore  in  patriam  ,  Elhingen  1837.  4  und  Meicr's 
Or.  babita  in  Nat.  reg.  Hai.  1838.  4. 

5)  Aristot.  Politic.  III.  11.  3:  %uv  lo  rt*ac  agxnv  ßfXriov ,  to»'- 
Tor?  xuTuaTUTiov  vo/x,o^i'XaAaq  xul  imjjQHaq  roZq  vöfioi<;:  vgl.  Plat.  Legg. 
IV,  p.  715D:   uQxovxig  öovXoi  rov  vo/ioi',  und  Plut.  Apophth.  p.  211  B. 

6)  So  muss  gefasst  werden  was  Tittmann  S.  526    und  VollgraflF 

5.  112  fg;g.  behaupten,  alle  Regierungsformen  in  Griechenland  seyen 
durchgehends  detnokralisch  gewesen  ,  was  mindestens  höchst  modern 
ausgedrückt  ist;  besser  J.  J.  Stutzmann  de  rerump.  vet.  Graeciae 
ingenio  atque  indole  ,  Erlang.  1806.  4,  und  Limburg  -  Brouwer  III, 
p.   152  fgg. 

7j  Her.  VII.  104:  fXn'i&tgoi,  yrlg  jovTf?  oj'  nävTU  fXii'i&tQoi  tlai' 
tntari,  yag  ocpv  dfonöxrjq  vöfioq,  ov  xinodtifiaivovai,  noXXü  tri  (xäXXov  rj  ol 
aol  oi:  vgl.  Plat.  Republ.  IX,  p.  580  E,  Legg.  III  )  p.  700  A,  IV, 
p.  714  A,  VI,  p.762E;  Epist.  VHI,  p.  354  E  ;  Aristot.  Politic.  111. 

6.  13;  11.  3;  IV.  4.  6;  Demostb.  Arislog.  I,  §.  16  —  27;  Plut. 
Apophth.  p.  218  E,  Menand.  Fgm.  ine.  CL  ,  p.  268,  Stob.  Serm. 
XLIII.  132,  LXII,  8,  und  ol  riöv  niiXimv  ßaaiXiZq  vöfiot  bei  Böckh  ad 
Pindar.  Fgm.  48,  p.  641,  Spengel  Art.  Scr,  p.  177,  Krisch«  Forsch, 
d.  a.  Philos.   I,  S.  475. 

8)  Plat.  Legg.  I,  p.  644  D:  Xoyia/iÖQ  .  .  o?  yfvö/utvoq  döy/AU  nö- 
XfO)?  xoivov  vifioq  ovo/idl^frun  vgl.  Xenoph.  M.  Socr.  IV.  4.  13  and 
Rhetor.  ad  Alex.  I.  3i  vö/xoi;  iarl  nöXfuq  o/^oXöyijfjiu  xoivov  diu  ygufi- 
(A.(xTwv  TiQoarnrrov  nöig  xQ^  ngürrnv  i'maaxa ,  was  aber  ja  nicht  als 
contrat  social  aufgefasst  werden  darf,  obgleich  die  schriftliche  Ge- 
setzgebung später  das  Bild  eines  Vertrags  sehr  geläufig  gemacht  hat ; 
s.  Lykophron  bei  Aristot.  Politic.  IM.  5.  1 1  :  o  vö^uo?  avv&i]«r],  iyyvTj- 
ri^q  dXXi'jXoK;  twv  äutalojv,  auch  diesen  selbst  Rhetor.  I.  15.  21,  Plat. 
Republ.   II,  p.  359  A,  Plut.  V.  Solon.  c.  5,  Diog.  L.  X.   150. 

9)  Aristot.  Politic.  III.  11.  6:  tri,  xiigibireQoi  xui  tiiqI  xiioio)Xf- 
go)v  röjv  Kuxd  ygafi/iuru  vofjtMv  ol  xuxa  tu  t&tj  ilalv :  vgl.  Joseph,  c. 
Apion.   II.   15  und  mehr  oben  §.    5,  not.   15. 

10)  Isoer.  Areop.  §.  40:  tnil  lü  yi  nXi'j&rj  xnl  xuq  uxgißfiug  rwv 
vofiuv  atjfiflov  f^vui  xov  xaxüq  olxtZo&ni  xrjv  nöXiv  xuvxrjv  '  ijiKpQÜyfiaift 
yug  «i'Toi'S  noiovfihovq  xöjv  ufiufjrt^ßarwv ,  noXXovq  xl&ia&ui,  xovq  rö- 
ixovq  dvuyxdufa&ai:  Vgl.  oben  §.  2i<,  not.  5  fgg.,  und  was  ich  in 
Abhh.  d.  Gölt.  Gesellsch.  d.  NVisscnsch.  IV,  S.  37  fgg.  über  die 
drei  Perioden  der  giicch.  (Jesetzgebung  gesagt  habe ;  freilich  aber 
auch  wieder  Eurip.  Suppl.  4".{5  :  yfyguft/A,fvii)v  df  xmv  vofttov  o  x'  dn&t- 
*;/?  o  nXoi'ioioq  XI  %t]v  dixjjv  XoTjv  fj^f t ,  mit  Uemosth.  Timorr.  §.  5  und 
Aeschin.  Ctesiph.  §.  6;    auch  Weisse  div.  civil,  ind-  p.  5$  u.   144: 


§.  52.     F'om  Staatsbürgerrechte.  167 

Graeci  lenes  scfiptas  semper  habuerunt  pro  palladio  dcmocraliae, 
udJ  das  athenische  Gesetz:  ayguqoj  vöfiu  ruq  «o/«?  /^rj  /^^o&ai,  ntjöt 
nf^i  ivög ,  Andoc.  de  Myster.  §.  85. 

11)  Her.  III.  78:  fl  yoQ  t«?  nQo&iii]  nüoi  ut&QojTioiat  iuXtluadai, 
xfXiiKov  vöfioiK;  xukXioToix;  fx  tüv  niivrwv  vo/ztur,  6iuoxiy.'ußftoi  fkoiuro 
i'xuaxoi  Toj'c  fCüi'Twv:  vgl.  Thue.  III.  37,  VI.  17,  und  Stob.  Serm. 
LXXIX.    45  :    tÖ  f/Linfvnv  roVg  nurgioig  t&eoi    ri  xai  vö/iotg  idoxLßul^oVf 

tl    Xui    fllXQm    ;^ftOW    tWV    fTf^üiV     UT], 

12)  Äristot.  PoHtic.  IV.  6.  3  :  ovx  lart  öi  ivvofiiu  xo  m  xfZa&ut 
Toi'c  vö/4ove; ,  /xr]  nii&fa&at  öi'  öto  fiiav  ftiv  ivvo/xiav  vno}.ymeov  flvui. 
rl  nii&ia&ai  toTs  xit/uivotq  vö/xoi(; .,  IxfQuv  di  xo  xuläiq  xflo&ai  xoi'q  vc~ 
fiovq ,  olq  ffifihovoiy'  loxt  yuQ  ml&ia&ui.  xal  xuxwq  xfifiivoig:  vgl.  Xe- 
noph.  M.  Soor.  IV.  4.  15,  Strabo  VI.  1.  8,  p.  399,  Diog.  L.  I.  103, 
Stob.  Serm.  XLIII.  33,  nnd  die  kretisch  •  spartanische  Satzung  bei 
Plat.  Legg.  I,  p.  634  E:  fn^  i^r^nlv  xwv  viutv  ftrjdiva  iäv,  jior«  xu?.üjq 
«i'twv  y  firj  xui.üjq  *X^''f  /"'?  ''^  qxitvfj  xui  f|  fvoq  aröfiazoq  nufxuq  offt- 
<p(üv(Tv  <uq  xaXüq  xiTxai ,  mit  §.  27,  not.    12. 

§•  52. 
Je  mannichfaltiger  nun  aber  freilich  die  Staats-  und 
Rechtsgemeinschaften  waren,  in  welche  sich  das  griechi- 
sche Volk  von  den  ersten  Zeiten  seiner  Geschichte  an 
spaltete ,  in  desto  verschiedenartigeren  Formen  musste 
dieses  Volfcsrecht  zur  Erscheinung  gelangen  5  und  wenn 
auch  die  Satzungen  und  Bräuche  des  bürgerlichen  Lebens 
in  den  meisten  Stücken  gleiche  Grundsätze  wahrnehmen 
lassen,  so  ist  doch  gerade  die  staatsrechtliche  Spitze  der- 
selben nach  den  einzelnen  Orten,  Zeiten  und  Gegenden 
so  verschieden  ,  dass  eine  allgemeine  Betrachtung  sich 
begnügen  muss  formelle  Gesichtspuucte  zu  gewinnen, 
die  den  Reichthum  des  Inhalts  zu  gliedern  und  zu  ordnen 
dienen  können.  Allerdings  ist  jeder  Staat  die  Gemein- 
schaft der  Freien  zum  Zwecke  eines  vollständigen  selbst- 
genugsamen  Lebens  ^j,  und  mag  man  ihn  nun  nach  §.  5 
aus  der  Entwickelung  der  Familie  oder  nach  §.  11  durch 
den  Zusammentritt  u>ehrer  Gemeinden  entstehen  lassen, 
so  bringt  er  jedenfalls  eine  verhältnissmässige  Betheili- 
gung aller  seiner  Mitglieder  an  den  Zwecken  und  Vor- 
theilen  des  Ganzen  mit  sich  ^)  ^  aber  weder  wer  diese  Mit- 
glieder seyn  ,  noch  in  welchem  Vcrhältniss  ihre  Bethei- 
llgung  eintreten  solle ,  wird  so  sehr  als  selbstverstanden 
betrachtet,  dass  diese  Fragen  nicht  auf  die  allcrverschie- 
dcuslc  Art   gelöst  würden^).     Selbst   über  den  Anthcil, 


168         Tli.  TU.    Entivickelung  der  Staatsformen. 

welche  die  Geburt  als  solche  gewährte,  sind  die  Bestini- 
immgcn  sehr  verschieden ,  und  auch  abgesehn  von  der 
lyfcurgischeu  Gesetzgebung,  die,  wie  gesagt,  die  Anrechte 
der  Geburt  ganz  auf  die  Erziehung  übertrug ,  machte  es 
einen  wesentlichen  Unterschied,  ob  eine  Verfassung  das 
Bürgerthum  beider  Aeltern  *)  oder  nur  des  einen  von 
beiden  und  welches  als  Bedingung  vollbürgerlicher  Be- 
rechtigung verlangte  ^)  ^  dazu  kamen  die  abweichenden 
Grundsätze  über  Einbürgerungen  Fremder  ^j^  und  auch 
an  den  eigenen  Bürger  stellte  das  Gesetz  bald  mehr  bald 
minder  strenge  Anfoderungen ,  um  seinen  bürgerlichen 
VoUwerth,  der  hier  auch  zugleich  die  persönliche  Ehre 
mitbegriff '^),  anzuerkennen.  Das  hängt  dann  aber  selbst 
schon  wieder  mit  der  zweiten  Frage  nach  dem  Maasse 
der  Betheiligung  zusammen,  die  der  Einzelne  bei  den 
Angelegenheiten  der  Gemeinschaft  besass  ^  und  obgleich 
schon  die  Staatsangehörigkeit  als  solche  sowohl  Freiheit 
des  Wortes  ^)  als  auch  irgend  welche  Theilnahme  an 
Handhabung  der  öffentlichen  Interessen  und  des  Recht- 
schutzes zu  fodern  schien  ^) ,  so  zeigte  doch  auch  diese 
Bethätigung  dieselbe  Verschiedenheit,  wie  sie  die  Sitten 
und  Lebensweisen  der  Stämme  und  Orte  in  ihren  Re- 
gierungsformen hervorbrachten  ^°).  Denn  für  den  prakti- 
schen Sinn  blieb  es  immer  eine  Hauptfrage,  wer  seine 
Bürgerberechtigung  auch  thatsächlich  zum  Besten  und 
im  Geiste  des  Ganzen  auszuüben  Zeit  haben  werde  ^^)  ^ 
und  je  seltener  dieses  von  denjenigen  zu  erwarten  war, 
die  ihr  Beruf  an  die  Scholle  oder  das  Haus  fesselte  oder 
die  Sorge  für  ihren  Lebensunterhalt  von  Andern  abhän- 
gig machte  ^2),  desto  abweichender  erscheinen  die  Grund- 
sätze über  deren  Bürgerthum  ^^)  oder  wenigstens  ihr 
Verhältniss  zu  der  entscheidenden  Macht  im  Staate,  die 
mit  der  blossen  Staatsangehörigkeit  nicht  zu  verwechseln 
ist ,  und  deren  grössere  oder  geringere  Ausdehnung  mit 
den  Regierungsformen  ebenso  wie  diese  ihrerseits  mit 
der  Vertheilung  der  Staatsgewalten    zusammenhingen  ^'^). 

1)   Aristot.   Politic.    I.    I.   8:    r)    d'  ix  nh^ovoiv    üMfiwv  xoivwvia  zi- 
A^to;  TiöAi?  jjdtj  nüat^g  ^x^vaa   niqa<;  t;^?  «i'T«^)xjia?,  ux^  tnoq  ilnitvj  yt- 


§.  52.     F'om  Staatshürgerrechte.  169 

Do/xhi]  uiv  TOXI  trjv  ivfxfv ,  oi'na  6i  toi"  fi'  <^f  :  vgl.  111.  4.  7  und  5. 
14:  nöXi^  6f  i]  yfvoiv  %al  xiofttZv  xonwvla  Cw^C  riXfiuq  kuI  avzaQxovQ  : 
auch   VII.   4.   7   und  Waclismuth  1,  S.   803. 

2)  Aristöt.  VII.  7.  2:  jj  Si  noXig  xoivuvlu  rli;  ian  tcüv  ofioio>v, 
fvfxiv  df  i^(07Jg  T^?  hdr/onfVTjq  (IgloTTj?:  vgl.  Plut.  de  Monarch,  c.  2  : 
Jifytrai  fiiv  örj  noXiTÜa  xrtl  fifTÜkTjxpi<;  röJv  fv  nö).«,  öixuiiov  ,  und  mehr 
bei  de  Geer  de  libertate  civili  apud  veteras,  Utrecht  1837.8. 

3)  Plat.  Legg.  XII,  p.  962  D  :  ort  .Tpo?  a/.Xo  aA).Tj  ßkinii.  Xbiv 
ronoÜ-fOiüiv  iv  TJj  nüksi  fxäoTij:  vgl.  Aristot.  Politic.  III.  1.  0  —  14 
und  7.  13:  noXiTTjq  öf  xoivjj  /ifv  o  (liTf/wv  Tof  ('.f)/iiv  xal  uQyiO&ui 
iart,  xa&'  exäazTjv  öf  7to).i.Tiiav  tTigoi. 

4)  Aristot.    Politic.    III.    1.9:    ogli^ovrat   6f   ngoq  ttJv   v^j/joiy   noli- 

tnv    TOV    i%    flfKfOTfgOJV     7lo}.l,JWV    XUI    ft7j     &UTfQOt'    fiOVOV    Oiov    TiaTQOC    7]     ptTj- 

TQÖq  :  vgl.  unten  §.  118  und  Priv.  Alt.  §.  56,  not.  2  mit  Königs- 
■Wärter  Essai  sur  la  legislation  des  peuples  anciens  et  modernes  re- 
lative aux   enfans   nes  hors  de  mariage  ,   Paris   1843.   8. 

5)  Aristot.  Oeconom.  II.  4 :  ovrog  6f  vö/tov  mhoTq  {Bt^^uvrioiq) 
nrj  ilvui  ■:ioXLTrjv,  o<;  iiv  ftt)  il  «otwv  ttfKfOTiQtov  j]  ,  /OTjfirtTwv  öfij&fyTfi; 
i\(;T]<piaa%To  riv  ii,  fvoq  oi'Ta  aOTOv  xaxußaXovTu  /xvüc;  rgiaxorzu  (lvui 
noXizTiv :  vgl.  Politic.  III.  3.  5  :  iv  noXXatq  6i  noXirdutg  ngoofiffXxf- 
Tttt  x«t  T(y»  ^iv(üv  0  vöfioq'  o  yug  ix  noXiTiöo(;  l'v  rtot  ötffioxgujiatq 
noXLrrjq  iorl'  rov  «i'tov  d\  tqÜtiov  l'/ii  xut  tu  ntgl  toj'C  v6&ov(;  nagu 
noXXot(; :  doch  sogleich  mit  dem  Znsatze  :  oi'  fiijv  uXX'  Hil  Jt'  ivöiiuv 
1WV  yvTjoLwv  noXixöiv  TioiovvTai  TioXijaq  toi?  tojoi'Tot'?  .  .  iX'TioQoi'VTfg 
o^Xon  xuTu  fxixQov  nuQaiQovvTai  Toi'C  ix  dox'Xov  nqönoy  y  doiXrjq ,  (txa 
Toi'c  (Inc  yin-atzwv,  rfXo(;  di  ftovov  Tox>g  f$  uu^föiv  oaroTv  noXiruq  not- 
ovai:  und  jedenfalls  haftete  daran  ein  Makel:  vgl.  Demosth.  Aristocr. 
§.  213  ,  Aeschin.  Ctesiph.  §.  169,  und  Eur.  Ion  671  und  721  mit 
Badham   in    Schneidewins   Philol.    VW,  S.    163. 

6)  IJo/.tToyQa^ia  ,   Diodor.    XI.   86;   vgl.   W'achsmuth  I,   S.    399, 

7)  Plat.  Legg.  I,  p.  643E:  nollrTjv  yiviod-m  riXtov,  (iQ^f^*  t*  xal 
agxfo&at  f7i(,OTÜfii*ov  fuxrt  dlxrjq:  vgl.  Aristot.  Politic.  III.  3.  6:  ot* 
fiiv  ovv  liÖTj  TiXiioi  TTo/tTor,  ifuyiQov  ix  rox'rwv,  xal  ort  fiuXiorn  noXirrjq 
o  niTt'/mv  rwv  rifiüv  .  .  möniq  yuq  ftfTotxöq  ianv  o  löjv  Tiftüv  njj  fif- 
rf^iiv .  und  über  den  griechischen  BegriflF  der  tin^  Demosth.  Ari- 
sto«. §.   24  mit  Wachsmuth   I,  S.    401. 

8)  IlaQQTjaiu  geradezu  Bürgerrecht,  Demosth.  Stephan.  I,  §.79, 
Enrip.  Phoen.  405,  Diodor.  I,  78,   Bekk.   Anecd.  p.   98. 

9)  Aristot.  Politic.  III.  1.  4:  noXixTjq  6f  ärtXiöq  ox'dtvl  uXXoj  ogl- 
t«Tat  rj  Tto  fifTfxnv  xgiaiojq  xal  uqx^<!  '  vgl.  VI.  1.6  und  Plat.  Legg. 
VI,  p.  768  B:  o  ydg  äxotvoJvrjToq  ihv  fioxiaiitq  xov  OTyJixu^fty  7/yftxui. 
xo  nuguTiav  xtjq  nöXiMq  oi<  nixo'/oq  iiyui:  auch  Cic.  Republ.  IV.  8  und 
Stob.  Serm.  XLIII.  94:  dit  yug  xov  rtoXirav ,  ftSgo^  vrtägxovxa  xüq 
ax'unüonq  noXtxiiuq,  (figio&ai  t»  «.i    ax'x'tq  yigaq. 

10)  S.  die  Charakteristiken  des  nXij&oq  ßuaiXiX'xov ,  ugiaxoxgaxi- 
xöv,  noXtxtxov  bei  Aristot.  III.  11.  11,  und  die  diutföooxq  djjftoxg  das. 
VI.   1.  4. 

11)  J(T  y('ig  oyoX^q  ngoQ  xtjv  yhiatv  x^q  ngirF/q  xal  ngöq  xitq  ngd- 
Ifiq  ruq  noXixixüq ,  Aristot.  VII.  8.  2;  vgl.  IV.  5  und  über  die  Be- 
deutung dieses  Begriffs  für  den  nia&oq  in  der  Demokratie  l^  .  12.9, 
für  die  nutdiia  in  der  Aristokratie  VII.  13.  16  mit  Priv  Alt.  §.  36, 
not.   12. 


170         Th.III.  Entwickelumj  der  Staatsformen. 

12)  Eurip.  Suppl.  422:  yjjnövoq  d'  uvtJq  7ifvTj<; ,  il  nul  yivotxo  firj 
u/iu&t}<; ,  l'Qyoiv  "mo  oi'x  av  dvvuno  :r(t6i;  tu  koLv  anoßlfnuv;  vgl.  Ari- 
stot.  Politic.   III.  2  und  mehr  Priv.  Alt.  §.  41,  not.    11. 

13)  Aristot.  III.  3,  insbes.  §.  3:  war'  *v  /niv  rtvt  noXnUa  dvay- 
xatov  Tov  ßüvuvaov  iivui,  xul  rov  &rixa  nokirug ,  tv  noi  6  udrvaxov, 
oiov  II,  Tt?  lOTiv  nv  xfi/,oi'ftfv  a^iOToxouTixrjv,  xui  iv  7]  xax  (n)frt/v  ui  n- 
fiul  diöovTui,  xul  xax  d^iuv  :  vgl.  VII.  8.  ö  und  mehr  bei  HüUmana 
Staatsrecht  S.   127  und  WacLsmuth  I,  S.   392  fgg. 

14)  Aristot.  Rbetor.  I.  8.  2:  xd  öi  xvQta  dijjQtjxai.  xaru  xüq  no- 
Xiiiiaq  '  ooat.  ydg  ul  noXiXitfu,  xoaavxa  xal  xd  xv(ji<'<  iaxi :  vgl.  Politic. 
III.  4.  I  :  loTt.  df  noXneia  noXiug  xä^iq  xäiv  x  uXXwv  nqxö>v  xul  /luXi- 
oxa  xng  xvQiag  n(tvxmv  •  xvQi.ov  /niv  yuQ  Tiutxuxov  xo  noXixfVnu  xjjq  no- 
Xioiq ,  noXixfv/uu  «f'  taxiv  rj  noXixfiu:  auch  IV.  1.  5,  3.  3,  V.  7,  3, 
und  über  noXixivuu  insbes.   Schömann  ad   Plut.  V.   Cleom.  p.   208. 

§.53. 
Betrachten  wir  nämlich  den  Umfang  der  auf  die  Staats- 
zwecke gerichteten  Thätigkeit  näher,  so  begegnen  uns  na- 
mentlich dreierlei  Aeusserungen  derselben ,  die  berath- 
schlagende,  die  verwaltende,  und  die  richterliche  Ge- 
walt ^),  wozu  man  vielleicht  als  vierte  noch  die  wählende 
fügen  kann,  obgleich  diese  meistens  der  oberrichterlichen 
gemein  ist  und  mit  dieser  nachmals  an  die  berathschla- 
gende  übergeht  ^).  Auch  die  gesetzgebende  nimmt  später 
denselben  Gang  ^j  ^  ursprünglich  aber  bedurfte  es  einer 
solchen  gar  nicht,  da  das  Gesetz  seiner  angegebenen  Na- 
tur nach  als  vorhanden  und  unabänderlich  vorausgesezt ''^) 
oder,  wo  wirklich  das  Bedürfniss  einer  positiven  Gesetz- 
gebung entstand,  diese  mit  ausserordentlicher  Vollmacht 
einem  oder  wenigen  Einzelnen  übertragen  ward  5),  wäh- 
rend im  Uebrigen  Beamte  und  Richter  als  die  lebendigen 
Träger  des  Rechtes  galten  und  demgemäss  auch  wo  das 
Gesetz  schwieg ,  nach  eigenem  Ermessen  urtheilten  ^). 
Dagegen  ist  die  verwaltende  von  Anfang  her  eng  mit 
der  richterlichen  verknüpft,  die  überhaupt  der  oben  ent- 
wickelten Staatsidec  gemäss  den  Sitz  der  eigentlichen 
Souverainetät  ausmacht '')  5  und  wenn  auch  leztere  ebendess- 
halb  der  Hauptgegenstand  des  Wettstreits  wird,  welchen 
die  natürliche  Entwickelung  der  Dinge  zwischen  den  bei- 
den andern  Gewalten  hervorruft,  so  bleibt  sie  doch  fort, 
während  auch  ein  Bindeglied  zwischen  beiden  ^  eine  völ^ 
lige  Trennung  der  Administration  und  Justiz  hat  in  Gric- 


§.  53.     Von  den  Staatsgewalten.  171 

chcnland  nie  stattgefunden  ,  und  wie  ursprünglich  ,  als 
crstere  noch  so  gut  wie  gar  nicht  existirte ,  die  richter- 
liche Thätigkeit  bei  jedem  Amte  die  hauptsächliche  war, 
so  gilt  auch  später  noch  wenigstens  ein  Rest  derselben 
als  wesentlich  zum  Begriffe  eines  Magistrats  ^).  Nur  wo 
die  Berathungsgewalt  sich  die  Beamten  selbst  verantwort- 
lich machte ,  ging  damit  auch  die  oberste  Richtergewalt 
an  jene  über  9)  ^  doch  trat  dieser  Fall  auch  meistens  in 
demselben  Maasse  ein,  wie  die  individuelle  Entwlchelung, 
deren  die  wenigsten  Staaten  sich  so  folgerecht  wie  Sparta 
erwehren  konnten ,  Schwankungen  des  Rechtszustandes 
oder  Missbrauch  der  Befugnisse  hervorrief^  und  sonach 
konnte  es  freilich  nicht  ausbleiben ,  dass  eine  Gewalt, 
die  zunächst  nur  die  grossen  Interessen  der  Gesammthelt 
in  Fällen ,  wo  kein  Gesetz ,  allein  der  freie  Wille  ent- 
scheiden konnte,  wahrzunehmen  berufen  war,  bald  selbst 
die  entscheidende  Macht  im  Staate  wurde,  deren  Besitz 
den  Charakter  der  Reglerungsform  bestimmt  ^^). 

1)  Ai'istot.  Politic.  IV.  11.  1:  l'ort.  ärj  iqia  /uöftiu  xüv  noXiriiüv 
nuaiitv  ,  ,  wv  fxöviwr  xaXöx;  dväyxTj  tt/*  noki.Tflav  t-'xfiv  xaAbJ?  xul  t«C 
noKiXfiaq  dtatffQftv  dkXi'jkwv  fv  rüj  diuqifQfiv  f'xaorov  tovtojv'  tari,  dl 
Tü)v  rpiöiv  rovTOiv  iv  fih  ri,  ro  ßovXfi'Ofiivov  nfql  tw»'  xoivötv  '  öni- 
TfQov  öl  ro  niQl  raq  uq  %(!(;'  Toiiro  d'  i'ariv  a?  diV  y.al  iLvwv  iivat  xv- 
glaq  xat  jioiav  iivu  Sit  yiviaO-at  trjv  a'igiaiv  uvxoiv'  xqLtov  d'i  riroät- 
xa'Cov:    vgl.  Tittmann  S.   533   fgg. 

2)  Aristot.  III.  ö.  11:  al  d'  n'&vvui  »al  al  rwv  uq^mv  ul^iofic; 
flol  jnfyiOTov  f  uq  fv  Iviuiq  noknilnii;  roTq  ötj/uoiq  nnoöidöuaiv :  vgl.  VI. 
1.  1  und  2.  2,  wo  freilich  auch  Ausnahmen,  wie  die  Wahlmänner, 
xiv'iq  ix'iQixoi  x«r«  fif(io(i  ix  nüvtfov ,  mani^  iv  MnvTiviin. 

3)  ArisloU  daselbst :  xi'iqiov  öi  ian  to  ßoidivönivov  tiiqI  nokifiov 
xul  ii{)T]vr]q  xal  avfi/ua/inq  xul  öiuXi'OKog  xul  7if(jl  vo/aoii  xul  niql  &u- 
värov  xul  q)vy^q  xul  drj/jiivoKoq  xul  rwv  n'&vviöv :  vgl.  Xenoph.  M.  Socr, 
I.  2.  43:  nüyru  oou  y'  üv  ro  x^uro^v  ryq  nokiioq  ßoxikivauftivov  u  xgij 
noiiiv  yqüxpTj   vöfioq  xuktVrui,  und   Gott.  Gesellsch.  IV,  S.  83. 

4)  Vgl.  Plat.  Republ.  IV,  p.  426  und  üemosth.  Lept.  §.91. 
In  seiner  ganzen  Strenge  heisst  der  Satz  bei  Plut.  Apophth,  p.  230  F  : 
'ort  Toiiq  vö/iovq  rwv  uvöqö)v,  ov  toj'S  üföquq  roiv  voftwv  xi'qloHQ  livui 
dili  doch  8.  Aristot.  Politic.  II.  5.  1U  und  den  mildernden  Ausweg 
des  Zaleukus :  vn  rlv&qo'mwv  ftiv  t/ttüoO-ui  rovq  xiifAivoiiq  vofiovq  ov 
xakov  ot'd*  ovt*<pfqov  y  t'':io  d^  vofnon  ßiXriovoq  Tjxrüa&ut,  xuruxQivoftivov 
nuXiv,  Stob.   Scrm.   XLIV.  21;  vgl.   Diod.  XII.   16. 

5)  Plat.  Lcgg.  III,  p.  081  C:  xo  yovv  fiixu  ruiira  dvayxnlov  cu- 
QtZo&ui  xovq   ouvikO-ivxuq  rovroiiq   xoivovg  iivuq  uvtwv ,    oV  d//   .   .  vo/uo- 

dhtti  xX^Oi,aoyTtti:    vgl.    dess.    Epist.    VII,    p.   337   t    und    Theon. 


172  Th.  III.   Entwickelung  der  Staatsformen. 

Progynin.    XIII.    1  :     v'ofioq    iaxl    diyfiu  nXtjdovQ  r^   uvSgog  h'äö^ov  no/lt- 
Ttxüj,  mit  Wachsm.  I,  S.  438  fgg,   und  Gott.    Gesellscli.  IV,  S.  41  fgg. 

6)  Müller  Dor,  II,  S.  221:  »das  Recht,  wonacli  gericbtet 
wurde ,  glaubte  man  in  der  Person  der  Magistrate  selbst  vorban- 
den ••;  vgl.  Tittmann  S.  10  und  Weisse  p.  54  fgg.  Daher  vö/xo<;  I'/a- 
yiv^og  o  ßaotXd'q  ,  s.  Stob.  Serm.  XLIII.  132  und  mehr  bei  Krabin- 
ger  ad  Synes.  de  regno  p,  176;  ebensowohl  aber  auch  noch  die 
attischen  Richter  twv  vöfiojv  "rnöriov  nvu  y.VQuvovTig ,  Plut.  V.  Solon. 
c.  18;  vgl.  Lysias  bei  Stob.  Serm.  XLVI.  17:  rr/v  uiirr^v  yvoj/ij^v 
t^ft'"  d~t>{«sovT«?  «Jtov  TjvTifQ  vo/io&iToiifTuq ,  und  den  athenischen 
Richtereid  unten  §.  134,  not.  10;  auch  Lycurg.  adv.  Leoer.  §.  9 
mit  Herald,  rer.  jud.  auctor.  II.  1.  4,  und  im  AUg.  Plat.  Legg.  XI, 
p.  934  B  und  Aristot.  Politic.  III.  6.  13  und  11.  4:  t«  Aotn«  rjy 
dmuioTÜtTj  yvü)jnj]  y.Qlvav  xul  dioiKfXv  toj'5   ü()/ovTaq  x.  t.   )., 

7)  Demosth.  Timocr.  §.118:  ol  /uiv  ya^  ovzig  tjixÜv  xi'Qtot  vö/iot 
xoinovai  xvgiovg  ticvtmv  nocovai:  vgl.  §.  2:  doxfV  oi'vf/fiv  t^V  tioXiv 
TU  diy.aan'jQiu ,  und  über  die  Rechtspflege  als  obersten  Staatszweck 
Polyb.  VI.  5  und   Diodor.  I.  8    mit  Priv.   Alt.   §.71. 

8)  Plat.  Legg.  VI,  p.  767  A:  nüvru  uQ^ovra  clvayxaiov  xul  Sixa- 
orr/v  itvai  rivwv:  vgl.  Aristot.  Politic.  VII.  4.  7:  uQ)(ovxoq  d'  inixu- 
£te  xal  xQiatq  ^Qy^  y  "i*<I  Grote  V,  p.  473  fgg. 

9)  Nach  dem  Grundsatze  Aristot.  IV.  4.  7  :  dfü  yug  xov  ftiv  *o- 
/iov  uQytiv  navTüJV  ,  xü>v  Jf  xa&  exaaxa  xaq  UQ)(ag ,  xijv  öi  noXixiiav 
xQivikv '.  vgl.  Isoer.  Areop.  §.  27  und  über  die  politische  Bedeutung 
dieser  n>&vvai,  Plat.  Legg.  XII,  p.   945    und  Aristot.   III,  6.   11. 

10)  To  ßovXivxixov  xx'^QLov  XTjq  Tioi.t.xiiuq ,  Aristot.  IV.  12.  1;  vgl. 
III.  6.  6,  VI.  1.  1,  und  Cicero  pro  Flacco  c.  7:  Graecornm  autem 
totae  res  publicae  sedentis  concionis  iemeritate  administrantur. 

§.  54. 
Dass  inzwischen  jede  Regierung^sform  nach  griechi- 
schem Begriffe  rechtmässig  seyn  konnte,  folgt  aus  dem 
Grundsätze,  dass  die  oberste  Regierungsgewalt  nur  die 
Vertreterinn  der  herrschenden  Rechtsidee  seyn  sollte^ 
ob  dieses  ein  Einzelner  oder  ein  bevorrechteter  Thell 
der  freien  Landeseinwohner  war  oder  diese  insgesammt 
jene  Vertretung  übernahmen,  hing  von  geschichtlichen 
Entwicfcelungen  oder  sonstigen  äusseren  Umständen  ab  ^)5 
und  die  Gegensätze,  die  uns  in  dieser  Hinsicht  begegnen, 
drehen  sich  vielmehr  um  die  Frage,  ob  die  bestehende 
Gewalt  jenes  ihres  Berufs  eingedenk  ein  gemeinschaftli- 
ches Gesetz  oder  Herkommen  über  sich  anerkenne  und 
demgemäss  die  Interessen  des  Ganzen  wahrnehme  ^) 
oder  von  ihrer  Macht  nur  in  ihrem  eigenen  Interesse  zur 
Befriedigung  ihrer  Selbstsucht  Gebrauch  mache  ^).  Lez- 
teres  stempelt  sie  zur  unrechtmässigen,  wie  denn  selbst 


§.  54.     Foti  äeti  Regierung s formen.  173 

erbliche  Herrseher  in  diesem  Sinne  Tyrannen  heissen  '*') :, 
Gleiches    aber   kann  in  jeder  der  drei  Regierungsformen 
vorkommen  ^),  und  darnach  zerfallen  dieselben  wieder  in 
zwei  entgegengesezte  Richtungen,  in  welchen  jeder  recht- 
mässigen    eine     Ausartung    oder    Zwingherrschaft    ent- 
spricht :    der  Monarchie   die  Tyranuis,    der   Aristokratie 
die  Oligarchie ,  der  gesetzlichen  und  gemässigten  Demo- 
kratie ^)  die  absolute  oder  Ochlokratie'^),    wo   die  ärmere 
Mehrzahl  ihr  numerisches  üebergewicht  ebenso  rücksichts- 
los über  die  Minderzahl  wie  in  der  Oligarchie  Geburt  oder 
Reichthum  ihre  Superiorität  über  die  Volksmasse  geltend 
macht  ^).     Charakteristisch  Tür  eine  solche  Ausartung  ist 
dann    namentlich   auch  die  Folge,    dass  der  herrschende 
Theil  in  sich  gleichsam  den  Staat   concentrirt  '^)  und  die 
übrigen  Bürger  höchstens  noch  des  passiven  Rechtschut- 
zes ,   ja   oft   nicht  einmal  dieses  mehr  theilhaftJg  werden 
lässt ,    wodurch    sie  in  das  Verhältniss  von  Unterthanen 
treten ,    deren    Wesen    nach     griechischem    Staatsrechte 
eben    darin    besteht,    dass    sie   ihr    Recht    nicht    in    sich 
selbst  tragen,    sondern  von  der  Gnade  eines  Andern  em- 
pfangen ^°)  3    die  rechtmässige  Verfassung  dagegen  gönnt 
auch  dem    minder   begünstigten  Theile  Rücksichten ,    die 
ihm  sey  es  der  Verwaltungsgewalt   gegenüber  in  der  be- 
rathenden  ^^) ,    sey   es   neben    dieser  in  der  verwaltenden 
Sphäre  eine  entschädigende  Mitwirkung  gewähren  ^^),  und 
selbst  eine  entschiedene  Demokratie,  wie  die  athenische, 
beurkundet  noch  ihre  Gesetzlichkeit  wenigstens  durch  die 
ideelle    Thellung    der    Gewalten ,    welche    das    richtende 
Volk   durch    den  Eid    von   dem  berathschlagcnden  trenn- 
te ^5),  obgleich  sie  freilich  die  Verwaltungsgewalt  ebenso 
sehr  zur  gänzlichen  Abhängigkeit  von  sich  herunterwür- 
digte ^''•),  als  diese  anderseits  in  der  Oligarchie  oder  Ty- 
rannis    auch    die   berathende    ausschliesslich    für    sich  in 
Anspruch  nahm. 

1)  Vgl.  Her.  lll.  80-82;  Xenoph.  M.  Socr.  IV.  0.  12;  Plat. 
Polit.  p.  Vn  fgp.  „„,1  HcpiiM.  Vrri,  p.  543  1:,  IX,  p.  583  B;  Isoer. 
PaiialL.  §.  132;  Aristot.  Ulat.  I.  8,  rolJtic.  III.  5  fg|;.  ,  Eth.  Wie. 
VIII.  10,  IUI,.  Eu<l.  VII.  ü;  Poljb.  VI.  3-9;  Cic.  Iltpubl.  I.  20  — 
20,   Slraho    I.    1.    18,   p.   20;    Dio   Chrysost.    III,  j».    Vi;    IMufarcl».   «Ic 


174        Th.  III.     Entwickelung  der  Staats  formen. 

monarch.  p.  S20,  Menand.  RLet.  Ul.  .1,  p.  194,  Sallust.  de  mundo 
c.  II  mit  Orelli  p.  140  fgg.,  auch  Theodor.  Metoch.  Miscell.  c.  96 
— 98,  und  mehr  bei  Heeren  Ideen  III.  1,  S.  232  fgg.,  Hüilmann 
Staatsr.  S.  117—123,  Tittmann  Staatsv.  S.  520  fgg.  ,  Schümann 
Antiqu.  p.  53—103,  Wachsmuth  I,  S.  326  fgg.;  im  Allg.  aber  Fr. 
Schleiermacher  über  die  Begriffe  der  verschiedenen  Staatsformen  in 
Abhh.  d.  Berl.  Akad.  1814  —  15,  Philos.  Cl.  S.  17  —  59;  Ph.  Gull, 
van  Heusde  üiatr.  in  civitates  antiquas ,  in  Comm.  Inst.  Belg.  CI. 
III,  1817;  L,  J.  Delwarde  de  formis  rerum  publice  gerendarum  in 
Annal.  Acad.  Lovan.  1821—22;  W.  Röscher  Umrisse  zur  Naturlehre 
der  Staatsformen  in  Schmidt's  Zeitschr.  f.  Geschichte  1847,  S.  79 
fgg.,  C.   F.  Wurm  im  Hamb.  Lect.kataloge    1841—42,  p.  42  fgg. 

2)  Aristot.  Pol.  III.  4.  7;  qiaviQov  rolwv ,  wc  "a«t  fiiv  nohrftat 
To  xoivov  avfj,g,fQov  axonovaiv ,  ai'Tai  ftiv  oq&uI  rvyxuvovaiv  ovaut,  xuTa 
To  dnkwg  &ixawv'  oaat  öi  a(fftiQov  n'ovov  %wv  a^jjfo'i'Twr,  ijftuQTTjfifvui 
näaui  xal  naqmßuotit;  tüiv  ög&wv  noXiTtiSiv '  dianorixul  yag  '  t]  dt  no- 
i.ig  xoivoiviu  zöjv  ilfv&iQwv  iariv. 

3)  Aristot.  III.  1,  10:  ug  hiaq  xwv  noXiriiwv  tw  xgariVv  oi)oo?, 
all'  00  diu  tÖ  xoivf/  ^vfifpfQov:  vgl.  Xenoph.  M.  Socr.  I.  2.  43  fgg., 
Plat.  Legg.  III,  p.  697  D,  und  des  Thrasymachus  Definition  des  6i- 
xatov  als  Tov  xQiixTovoq  ovfigii^ov  bei  dems.  Rep.  I,  p.  338  fgg.;  auch 
Strabo  I,  p.  21   und  mehr  unten  §.  72,  not.   2. 

4)  Vgl.  oben  §.  33  ,  not,  10,  auch  Aristot.  Politlc.  V.  8,  3  u. 
10.  3  und  Polyb.  II.  47.  2;  im  Allg.  aber  Julian.  Epist.  80:  7^  ftiv 
ydg  rvQuvvlq  ngo(;  ro  olxiiov ,  ?/  dt  ßuaiXila  ngoq  to  tÜy  ugx'^ß^viav 
ovfKffQov  ßXfnn,  und  Synes.  de  regno  c.  6 :  ßaoiXfmg  rgÖTiog  o  vofiog, 
rvgüvvov  öi  vöftog  o  rgönog,    mit  Periz.  ad  Aelian.   V.   Hist.  II.   20. 

5)  Cicero  Republ.  I.  28  :  Hullum  est  etiim  getius  illartim  rerum 
publicarum ,  ifuod  non  habeat  iler  ad  finilimiim  (/uoddam  malum 
praeceps  et  lubricum ;  vgl.  Fiat.  Polit.  p.  303  fgg.  und  Legg.  IV, 
p.  714  fgg.,  auch  VIII,  p.  832  C,  vro  sie  araoiMTtlui  genannt  wer- 
den; bei  Aristoteles  nugixßüaeig,  bei  Plutarch  nagaTQo:iui  xal  vnig- 
Xi'oitg. 

6)  Für  diese  hat  Plato  (Polit.  p.  292  A)  noch  keinen  besonde- 
ren Namen  ,  um  sie  von  ihrer  Entartung  zu  unterscheiden  ,  wenn 
man  nicht  Legg.  IV,  p.  712  E  bereits  to  xoivov  üvo/j,a  naaüv  täv 
noXiTuwv  noXitfia  (Arist.  Polit.  III.  5.  2,  IV.  5.  9)  auf  sie  angewen- 
det finden  will;  vgl.  Aristot.  IV.  10.  11:  aq  vvv  xaXov^itv  noXiTfiuq, 
ol  ngoxigov  ixäXovv  ät//ioxgnTia<;:  auch  V.  6.  4  und  mehr  bei  Spohn 
ad  Isoer.  Paneg.  p.  97  ,  Meier  Bon.  damnat.  p.  2,  Förtsch  Comm. 
crit.    de  Lys.  et  Demosth.  p.21,  Vömel  ad  Deniosth.  Olynth.  I,  p.  40. 

7)  Dieser  Name  scheint  jünger  als  Aristoteles  zuseyn;  vielleicht 
erst  seit  Polyb.  VI.  4.  6,  57.  9,  der  daneben  jedoch  auch  VI.  9.  7 
•/nQox{iariu,,  wie  Menander  I.  c.  Xaoi'.gmiu  sagt;  dann  vgl.  Philo  de 
Agric.  c.  11,  Plut.  Monarch,  c.  3,  Max.  Tyr.  XXil.  4,  XXXIII.  6, 
Synes.   de  regno  c.    10,  Theophylact.    Instit.  reg.    IL   6  u.  s.  w. 

8)  Aristot.  III.  5.  4:  »/  ^iv  yug  rvguvvlg  lari  fxovugxju  ngog^  ro 
Oi'iiipfgov  TOV  ftovugxovvrog  ,  1)  d'  dXiyiiQ/ia  ngöq  ro  r(üv  mnoQWv  ,  ?/  01 
dniioxfjfirla  Ji()/C  to  a\'n<ffgov  imv  unögwv'  ngog  df  ro  rw  xoivui  Xiiairt- 
Xoiv  oxdi/jiia  ui'rdjr:  vgl.  de  jure  magistr.  p.  11  und  mehr  unten 
§.   68,  not.  4. 

9)  Aristot.  III.  1.  6:  Mnrf  xal  xov  noXixjjv  f'rigov  dvayxuTov  tCvai 
TOV  XU&'  fxüoiTjv  noXiriiuv.     vgl.   §.   10:     dnogovot    yi'tg    rtrig ,    noO    tj 


§.  55.     F'on  den  Staatsverfassungen.  175 

noXtg  iitga^f  xal  nört  ovx  tj  noAt;,  oiov  oxuv  1%  oAtyappfia?  jy  rvQayvi- 
doq  yfVTiTui,  dfjfioKQuria  .  .  .  w?  ii/Laq  Ttüv  noXnaüiv  tw  «(jarity  ovauq 
«AA'  Ol'  6tu  TU  xotvij  ovfKffQov:  und  111.  7.  13  mit  Limburg-Brouwer 
III,  p.  159  fgg.  Richtiger  freilich  Theognis  53:  nöAt?  (xtv  1&'  ijdt 
nöki^  ,  kuol  di  6rj  üXXoi. 

10)  Isoer.   Paneg.    §.    105  :    tri.    6i  xoiv^g  r^?  nar^iijo?  oi'a^q  toi'c 

^f V    Tl»p«VV«rV  ,       TOJl?    (ff    filTOlXtVV  ,      Xttt    9i;''af t      JIoAtT«?     vÖftb)      filj    flfTf^HV 

nohrfiaq:  Tgl.  Aristot.  Politic.  IV.  9.  6:  yivirai  ovv  öovkojv  xnl  dt- 
anoTwv  Tio'Ai?  aAA  ovx  ikiv&fgcov  ,  xal  twv  /a-Iv  ip&ovovvxü)v,  rwv  df  xa- 
t(x<f()ovovvxo)v ,  «  nAftOTov  aTtf^H  (pikiag  x«t  xotvuv^a;  noAtTtx^? ,  und 
mehr  §.  59  und  70. 

11)  SvyxlTjToiy  Aristot.   III.    1.  7;  vgl.   Schömann   Antiqu.  p.  82. 

12)  Isoer.   Areop.   §.  27  :   xalroi,  nwg  liv  nq  tvgoi  TuvTT^q  ßißaiori- 

QUV     fj     ÖlXUlOTfQUV      ÖTJIXOKQUxiuV  ,       xfjq      TOl'?     JHfV     6vvarO)TUTOVq      fTll     T«? 

np«|ft?  xa&iarüaijq ,  airiöv  öi  T0VTb)v  xov  öf/fiov  xvqiov  noiovaT^c ;  Tgl. 
Aristot.  Politic.  111.  6.  11,  IV.  11.  4,  und  im  AUg.  C.  Zell  de 
mixto  rerunipublicarum  genere  graecorum  et  romanorum  scriptorum 
sententiis  illustrato  ,   Heid.    1851.   4. 

13)  Vgl.  Abhh.  d.  Gott.  Gesellseh.  d.  Wiss.  IV,  S.  74  fgg.  und 
Droysen   in  Schmlilt's  Zeitschr.  f.  Gesch.    VIII,  S.  387. 

14)  Xenoph.  M.  Soer.  II.  1.  9:  xal  yag  u^iovaiv  nl  nöXftq  xoZg 
uQxovoiv  0)anfQ  iyw  toi;  oljrfTctt?  jj^ßiyatfat,  vgl.  Aristot.  IV.  5.  11,  VI. 
1.  8,  und  mehr  unten  §.  67. 

§.  55. 
Hiernach  aber  leuchtet  es  ein ,  dass  jede  dieser  Re- 
gicrungsformen  für  die  verschiedenen  Thätigfceiten,  welche 
der  Staatszwecfc  verlangte,  ganz  anders  gebildeter  Organe 
bedurfte  ^  und  es  ist  Tür  die  Geschichte  des  griechischen 
Staatslebens  im  Gegensatze  des  römischen  bezeichnend, 
dass  dort  eben  die  Theilnahme  an  den  bestehenden  Be- 
hörden und  Gewalten  den  Gegenstand  der  Parteihämpfe 
bildet,  während  in  Griechenland  jeder  Sieg  einer  Partei 
über  die  andere  sofort  auch  eine  neue  Constitution  und 
Gesetzgebung  zur  Folge  hat  ^).  Wohl  bietet  bereits  die 
homerische  Königsverfassung  drei  Factoreu  dar,  auf  de- 
ren organischem  Zusammenwirken  die  Existenz  des  Gan- 
zen beruht,  und  die  uns  desshalb  auch  in  der  Mehrzahl 
der  späteren  Staatsformen  als  Beamte,  Rath  und  Gemeinde 
irgendwie  ausgeprägt  begegnen  ^  aber  selbst  abgeschn  von 
der  Entartung,  die  alle  Gewalten  in  einer  einzigen  Be- 
hörde vereinigt,  ist  jene  Dreizahl  soweit  entfernt,  der 
Dreizahl  der  Gewalten  einfach  zu  entsprechen  ,  dass  der 
Wechsel    der  Rcglcrungsformcn    und    ihr  Yerhältniss  zu 


176         Th.  ITI.    Entwlckelung  äer  Staats  formen. 

einander  hauptsächlich  gerade  auf  der  verschiedenen  Ver- 
theilung  der  Gewalten  unter  jene  Factoren  und  der  dar- 
aus hervorgehenden  verschiedenartigen  Zusammensetzung 
der  lezteren  beruht ^  und  je  mannichfaltigcr  daneben  die 
Abstufungen  sind,  die  jene  Regierungsformeu  selbst  dar- 
bieten, desto  weniger  ge»vähren  sie  ein  gemeinschaftliches 
Bild  für  ihre  Organismen,  deren  Mischungen  und  üeber- 
gänge  sich  kaum  durch  Gombination  erschöpfen  ^^ ,  ge- 
schichtlich aber  nur  vereinzelt  und  mangelhaft  nachwei- 
sen lassen  3).  Ob  die  Behörden  durch  Wahl  oder  Loos, 
auf  längere  oder  kürzere  Zeit,  in  geringerer  oder  grösse- 
rer Anzahl  bestellt  werden ,  ob  dem  Alter  oder  dem 
Vermögen  ein  Einfluss  auf  bürgei'liche  Rechte  eingeräumt 
wird  oder  nicht  '^) ,  ob  die  Gemeinde  selbst  nur  aus  Voll- 
bürgern oder  aus  der  ganzen  Volksmenge  besteht  ^) ,  ist 
eben  so  verschieden,  wie  die  Bestimmung,  ob  die  Beam- 
ten selbständig  richten  ^)  oder  ihre  Urtheile  der  Berufung 
an  eine  höhere  Gerichtsbarkeit  unterliegen,  ob  der  Rath 
oder  die  Volksgemeinde  die  höchste  Staatsgewalt  ausübt, 
ob  jener  die  eigentliche  Regierungsbehörde  oder  nur 
ein  vorberathcnder  Ausschuss  dieser  ist^  und  wenn  auch 
von  diesen  Alternativen  die  erstere  immer  mehr  den 
aristokratischen  ,  die  leztere  den  demokratischen  Charak- 
ter trägt,  der  sich  dann  auch  wohl  in  den  abweichenden 
Amtstiteln  ausspricht '')  ,  so  weist  uns  doch  dieses  Ver- 
hältniss  selbst  vorzugsweise  auf  die  Betrachtung  des  or- 
ganischen Kreislaufs  der  genannten  Hauptregierungsfor- 
men an  ^) ,  in  welchen  wenigstens  der  Maassstab  und 
Schlüssel  zu  der  Fülle  aller  einzelnen  Erscheinungen 
enthalten  ist. 

1)  Arlstot.  I'olitic  IV.  1.  5;  nQuq  yu(>  tu<;  noXiTÜaq  Tor?  ro^oi/? 
Jii  xi&foOni  Kul  ri&ivxat  TiävTiq ,  ukX'  ov  r«?  nokiziiag  7i(iöc  rovc;  vö- 
/iovg:  vgl.  III.  6.  13;  auch  Fiat.  Lcgy.  V,  p.  735  A  :  Iotov  yu(j  dr) 
dvo  noiitTiiuq  firfiy,  to  fiiv  uq/üv  xaiuoruofK;  fxuaroK; ,  ro  dt  voftot 
zatq  uQxnii;  uTiodo&ivztq ,  und  mehr  bei  WacLsmutL  I,   S.   328  fgg. 

2)  Aristot.    IV.   11    fgg.,    \I.    1    fgg. 

3)  Ausser  der  gelehrte»  Sanuiiluiig  des  Stofls  bei  Tittniaiin  S. 
.335  —  518  und  l'asloret  bist,  de  la  legis!.  T.  VII  fgg.  vgl.  hierüber 
die  Tabelle  bei  Kortüin  hellen.  Staatsv.  und  l'oppo  l'roleg.  Tbu- 
ryd.  I.  2,  p.  48—50,  93  —  07;  ferner  Heeren  III.  I,  S.  256  fgg., 
liüllniuiin   Staalsr.   S.  285— 289,   und  insbcs.  Wachsraulh  I,  S.  417  fgg. 


§.  56.     Das  Königthum  und  sein   Vnlergang.      177 

4)  Aristot.  IV.   7.   2  fgg.   10.  6  fgg.  .ui)i.).l".HJ<Ki 

5)  Vgl.  Meier  über  ixy.krjoLa  in  Hall.  Encykl.  Sect.  I,  B.  XXXIII, 
S.  71   fgg. 

6)  Avxoyvmnovfc,  Alistot.  II.  6.16,  oder  aiTOTflilq,  Belik.  Anecd. 
p.  449.   23,  d.  h.    a<f'  aiv  oi'x   rjv  }q>ifrai ,    Hesycb.    I,  p.   630. 

7)  Aristot.  VI.  5,  13:  igtojv  d'  ovooJv  uq'/wv  ,  uq  uiQovvxai  Ttvtq 
aQXtt?  1«?  Ki(jiov<;  ,  i/ofxo(fv).Liy.o)v  ,  7i  yoßov  Xojv ,  ßoi'kyjg,  ol  filv  *ofio(fiXu- 
v.iq  (iQta^oxQuriKov  y  oAij'«();^txor  d'  ol  riQoßoikoi  ^  ßovlij  dJ  dr]norix'ov: 
vgl.  IV.  12.  8,  VI.  1.  10,  und  mehr  bei  Heeren  S.  252—255  und 
Hülimann  S.  327  —  329;  über  die  uQoßovXoi,  insbes.  IV.  11.  9  mit 
G.  C.  A.  Müller  de  Coreyr.  republ.  p.  47  und  Scbömann  p.  82; 
aucb  avftßojX'bi  ,  V.  C.  8,  auf  Lebenszeit,  Plut.  Qu.  gr.  c.  4;  über 
die  ßovkrj   Kortüin   S.    8   fgg. 

8)  Polyb.  W.  9,  10:  uvtTj  nolnitötv  «»•axi'xAwOi?  ,  uvrr/  ipvaiwq 
olxovofilu ,  xa&  t]v  ftfrußaXXn  xal  /iidiormai  xul  7iu?.i,v  ilq  (aha  y.a- 
THi'TM  TU  xuTu  To?  Tioi.iTfiaq  X,  T.  A.  Dlc  Aufeinanderfolge  bestinifnt 
inzwischen  Aristoteles  Hl.  10.  7  u.  8  besser  so;  Monarchie,  Aristo- 
bratie  ,  Politeia ,  Oligarchie,  Tyrannis  ,  Demokratie;  über  die  Ur- 
sachen der  Abweichung  s.  K.  W.  INitzsch  Polyblus  ,  Kiel  1542.  8, 
S.  21  und  Gravenborst  de  saeculi  Polybiani  ingenio,  Gott.  1844.  4, 
p.   12. 

§.    56. 

Dass  die  erbliclie  Monarchie ,  wie  sie  §.  8  nach  den 
homerischen  Gedichten  geschildert  ist^  überall  die  älteste 
Regierungsforn.  in  Griechenland  gewesen  sey,  ist  über- 
einstimmende Angabe  aller  Schriftsteller  ^) 5  eben  so  ge- 
wiss aber  ist  es  auch  ,  dass  dieselbe  namentlich  in  der 
Odvssee  bereits  Spuren  eines  Verfalls  zeigt 2),  in  dessen 
Folge  in  den  meisten  Gegenden  schon  bald  nach  dem 
Heraklideuzuge  die  Aeltcstcn  und  Häuptlinge,  die  dort 
zunächst  den  Rath  des  Königs  bilden  3) ,  die  wirklichen 
Erben  seiner  Macht  und  Hoheit  wurden*).  Wenn  ein 
Land  mehre  Könige  zählt ,  von  welchen  der  regierende 
nur  als  Erster  unter  seines  Gleichen  dasteht  ^) ,  wenn 
das  Recht  der  Erbfolge  nicht  mehr  als  selbstverstandcn 
gesichert  Ist^),  wenn  der  König  selbst  den  Einfluss  der 
adligen  Geschlechter  fürchten  muss''),  so  bedarf  es  nicht 
erst  des  Erlöschens  der  Dynastie,  um  den  Untergang  des 
Königthums  herbeizuführen  ,  der  jedenfalls  als  vollendet 
zu  betrachten  ist,  sobald  die  rechtliche  Lnabhüugigkcit 
desselben  ^)  in  eine  Verantwortlichkeit  gegen  Volk  oder 
Adel  übergeht.  Dass  über  Thronstreit  leztere  entschie- 
den,   versteht    sich    von    selbst^},    und  selten   mag  diese 

i.  na.  4.  Auii.  M 


178  Th.  III.    Entwickelung  der  Staats  formen. 

Entscheidung  anders  als  gegen  das  Opfer  wesentlicher 
Rechte  gewährt  worden  seyn  5  aber  auch  ausserdem  scheint 
das  Königthum  den  Zauber  seiner  Würde  frühzeitig  durch 
Missbrauch  seiner  Befugnisse  verscherzt  zu  haben  ^^)  5 
und  die  Klagen,  die  bereits  Hesiodus  oiTen  über  seine 
Habsucht  und  Bestechlichkeit  führt  ^^),  sind  nur  die  Vor- 
boten der  allgemeinen  Ungunst,  die  entweder  durch  Ge- 
walt '2)  oder  durch  die  Macht  der  öffentlichen  Meinung 
selbst  seinen  Sturz  herbeiführte  ^^).  Dass  ein  kurzer 
Sieg  wie  bei  Phidou  von  Argos  (§.  33)  in  diesem  Kampfe 
die  Monarchie  zu  unumschränkter  Tyrannis  steigerte, 
war  eine  Ausnahme  ^  auch  wo  die  Dynastie  mit  erblicher 
Berechtigung  fortbestand ,  mussten  sich  ihre  Mitglieder 
mit  der  Stellung  als  oberste  Beamte  der  Aristokratie  be- 
gnügen i"*^)^  ja  diesen  blieb  oft  nur  der  gottesdienstliche 
Kreis  ihrer  Geschäfte  übrig  ^^),  und  selbst  der  Königs- 
name ward  vielfach  mit  dem  eines  Archon  oder  Prytanis 
vertauscht  ^^). 

1)  Paus.  IX.  1  :  ßaaif-ilai  yil(t  nmru/ov  i^c  H)./.(iöog  xul  01'  öt]~ 
fioxQaxiui  näkai  xudfor^xiouv :  vgl.  Dionys.  Hai.  V.  74  und  Müller 
griech.   Lit.   I,  S.   51. 

2)  Vgl.  Tittmann  S.  75  fgg.  ,  Wacbsmatb  I,  S.  347  fgg.,  auch 
Weisse  div.  civit.  ind.  p.  83,  und  mehr  bei  Pfaff  Aitliqu.  homcr. 
Warb.   1848.   8,  p.    20   fgg. 

3)  Bovkn'Ti]qiov  ix  tüJv  xQmlorwv ,  Dionys.  II.  12;  vgl.  oben 
§.    8,  not.    17. 

4)  Polyb.  VI.  4:  10  ftiv  t/js  ßuotXtiui;  xul  /AovaQ^lag  f^öoq  a^är^v 
iIv7]QiXto  f  xo  dJ  TT/q  a{)inToxf}UTLnq  uv&it;  (tQ'/V^  tXaßt  xal  yivfaiv:  vgl, 
Cic.  Republ.  I.  42  mit  Plass  11,  S.  18  und  Ulrici  Hell.  Dichtk.  I, 
S.  309  fgg. 

.5)  BuoiXu'imoQ ,  Iliad.  IX.  63;  vgl.  A\t  ßaaüP/fc;  !n  Itbaka  Odyss. 
1.  394,  bei  den  Pbäaken  VIII.  390,  in  Elcusis  H.  Demet.  474  i^: 
mit  Tittmann   S.    66   und    Schömann   p.   64. 

6)  Odyss.  I,  386—402,  XXIV.  483.  545;  vgl.  NiUsch  erhi.  An- 
merk.    I,  S-   62,   Terpstra  Antiqu.    hont.    p.   66. 

7)  Odyss.  XXIII.    121. 

8)  Dio  Chr.  III.  43:  ßnatkiiu  6(  uv\ii.n'9vvo<;  i<{>xi^ ,  o  6i  röfic<; 
ßnmXfux;  ööyfta:  vgl.  I'lat.  Legg.  VI,  p.  761.  E,  IX,  p.  875  B,  auch 
Stob.    Serra.   XLVIII.    61    extr.    und   Phabor.   s.    v.   ßitnukiiu. 

9)  Paus.  IV.  10.  5:  L''i'(f,rtfi:  d>  ovx  ovtwv  naidaiv  rov  al{if&iiTct 
i'aö  TüT   drjuoxi   xurriiirtno   t/nv    tt/v   «fj^Jy»'   x.   i«   ^• 

10)  Plat.  Leg,;.  lil,  p.  083  E:  ßaadiiit  di  xmnki'fTrti ,  jj  yrti  r/-? 
fi(>xi}  TiojTioTi  xaiikvOr}  ft(öv  i'nö  rivwv  i'tkkwv  ij  0(f,(jit>  uvioJv;  vgl,  p. 
C91  A,  IX,  p.  875  B     ArJslot.    Politic.   V.    8.  22;    Polyb.   VI.   4.  8, 


§.  56.     Das  Konigtkum  und  sein   Untergang.      i79 

7.  3 — 8.  2,  und  insbes.  auch  Dioiiys.  Hai.  V.  74,  der  in  wenigen 
Zeilen  mehr  sagt  als  Grole  III,  p.  10  fgg.  auf  vielen  Seiten:  ngin- 
Hiviov  df  xivwv  iv  Tute  fiorotai?  tiXtjuaiXiZv  xttl  vC/xott;  /uiv  oXlyu  XÜ'"' 
ftfvcov  y  T«t5  d  uvrwv  yyo)iu(ct,^  T<(  noXXa  diomoivTwv^  d'ca^fonvat'TfC  oAov 
Tu  TiQÜyfia  ol  nokXoi  r.axiXiioav  iä\v  ra?  ßuoiliiac;  xul  ro  noXirn'nu,  ko-; 
^01'?  öi  KaTUOTTjaitixivoi,  y.nl  «^i;^«?  ano^iiiui'Tiq  tuituk;  iypSixxo  rüiv 
nöktfav  (pvXüKatq, 

11)  /doiqofpäyot.  ßuat,XtjK; ,  Hesiod.  *'.  x.  ?/.  39;  vgl.  2r>l  und  die 
Cyrenäer  bei  Diodor.  Fgni.  1.  Vlll:  loj"?  d*  variQoy  ntl  zvQuvrixejTt- 
Qov  ävvuOTfliovTag  fiiäioTioi.T^ouo&-tti  fifv  T(/?  dijfiooLoxiq  TiQooödoi'q,  öXiyo)- 
QTJfftti  di   Vjy<  nQog   to    &iTov   vofßiiuq. 

12)  In  IMegara  Paus.  I.  43.  3  :  toi'toi'  lov  äv^^oi;  uno&dvövToq 
i'jiu  S'tvdiuvoq  ditt  7iXtovt^i.nv  xal  i'[j(jiv  ßuotknno&ai,  fifv  onxfTi  j//io  fvog 
fdoüf«.  a^lnir,  (iviit.  df  r<'p;^o>'T«t,'  nlfifTovc;  xai  uva  fJ.f^o<;  u/.oi'fiv  dXXt'jXuv  : 
in  Arkadien  VIII.  5.  13:  yiurfXL&oxJuv  yrlq  xal  xovrov  ol  '^ignädf^, 
tf())(>((aayTi<;  dmga  ix  Auxidaißovoq  ilXi](pöxa  .  .  .  avTTj  dV  ^  ddtxia  xai 
TW  yfvn  TW  U710  Ki'tfjfXov  nufil  nugioxf*  ultiuv  nniio&iivui,  tjj(;  up-(nq: 
in  Cirrba  Plut.  Qu.  gr.  c.  13:  xuraX.fvouvztq  OuvoxXov  rov  ßuoiXfu: 
in  Samos  c.  57  :  twv  ytoj/Äo^wv  h/övxotv  rrjv  ßuoiXiiav  fxfra  ttJv  /tTjßo-- 
ifXoix;  0(fuyijv  xul  rijv   K(XTÜXvaiv  tfjq  ixfivov  /uovn^jift«?.  ,,•.!'■'!         ;'' 

13)  Die   Acbaer   Polyb.  II.  41  :    «uxu  ro  ovvtxit;  xal  iardho  ytr^t^ 

f'&i?  flyvyov  ßaaiXfv&fvrai;  fiixu  tuvtu  övnnfjiaTij&iyrn;  roiq  rov  nQoii- 
QTjßfvov  nuialv  inl  rtZ  nrj  vo/iifiwq  uXXn  dfonorixüc  uvtäv  ug^ftv ,  ^t- 
xiarrjoav  tlq  d'r//xoK()UTixr/v  noXmiuv:  die  Tbebaner  Paus.  IX.  5.  16: 
TO  öf  ivxniQfv  dt«  nXfioto)v  noXnH'fO&ai  |<//d  nji  KvÖQoq  fvo(;  rjQTJja&ai 
rii  Tiävra  ufxtivov  iqiiuvixo  Tot?  Qyßalüiq:  die  Argivcr  das.  II.  19.  2: 
Ai>ytioi  di  Uli  ioi^yoQiav  xal  to  avr ovofxov  uyujiäivTfq  ix  nuXuioturovi 
%u  Ttjq  t^ovaiaq  TÖJv  ßaaiXiwv  ng  iXu/iaxov  nfjoi^yayov ,  ojq  ftTj&fv  .  ,  n 
TO  ovofia  Xfi,(f,&7jvai.  rijq  ßaoiXfiuq  /lövov'  MiXxav  d\  rov  Äuxtjdov  to 
naQunuif  inuiiatv   «();^Jy?  xuxayvoiiq  o   iftjfioq, 

14)  Paus.  IV.  5.  10:  TOI'?  yuQ  uti'>  MiXäv&or  xar'  ÜQ^nq  /xiv 
ucfiiiXovTo  0  örjftoq  xFji;  flovoiag  xo  noXv  xhI  itvxl  ßuoiXiiug  (i.ixtaxi]Ouvi 
flq  iioytjv  i'n.fv&vfov:  \g\.  die  verantwortlichen  ßaoiXfiq  in  Cynie  Plut., 
Qfti,.   gr.   3  und   den   ähnlichen  Vorschlag  Plat.  Epist.  Vlll,  p.  335  E. 

i  15)  Aristot.  Politic.  III.  9.  S:  i'OifQov  di  xd  /xtv  uvrwv  naQiiv- 
xo)v  rüv  ßuotXtmv ,  xu  öf  xwv  u%Xitiv  7ia(jai(}ovjufvwv  tv  /ifv  ruüg  üXXaiq 
näXfOi.  dvoini.  xuxtXtiif&ijnnv  xoZq  ßuoiXivoi  fii.fov:  SO  in  Cyrene  Her. 
IV.  101,  in  Prienc,  Slrabo  VIII,  p.  590,  in  Scepsis  XIII,  p.  904, 
in   Ephesus   XIV,  p.   938,  vgl.  ü.   A.   §.   06,   not.   4   u.   s.   w. 

16)  Aristut.  ^  I.  ').  II;  vgl.  die  koriuiliischen  Bakchiadcn  ber 
PfuR.  II.  4.  4  oder  Diodor.  I'"gn».  I.  VII:  oi  ö'  «.to  'MoaxXfovq  nXti- 
ovq  oixii;  diUxofiLuv  xaHa/ov  rtjy  «t>;r»/v,  xal  xoivij  fiiv  n{}oftaxijxfoiiv 
inq  noXtwq  ünumq  ,  i^  «ciol»'  i)f  ivu  x«r  triuiirov  ij^ovvio  7i(U)x«vi*,, 
ö?  xTjv  ToT  ß(irit,Xfwq  fl/f  xi'i^iv,  und  mehr  bei  Müller  in  Böckh's 
Expl.  Pind.  p.  476,  der  selbst  für  SparU  an  tharon's  riQvrrtvftq  7' 
Un>x'»^>i^'i  1Ö1V  AuKfdui/noruDv  bei  Suidas  111,  p.  ()58  erinnert;  iij^J 
Allg.  aber  van  Dalc  Diss.  I.\,  p.  389  fgg.,  Blanchard  in  Ilist.  de 
l'A.  d.  Inscr.  VII,  p.  57  fgg.  ,  Periz.  ad  Aelian.  IX.  39  ,  Morisani 
Inscr.  Hegin.  p.  274  fgg.  ,  llüllniann  Stnnlsr.  S.  289  ,  I'ranche  zu 
Iliclilcr's  Inschriflc»  S.  277  ,  Schomanu  p.  84.  l):iss  übrigens  auch 
diesen  noch  (icwall  genug  biiuli  ,  um  sie  zu  missbiauohen  ,  lehrt 
Aiiblot.    V.    4.   ü. 

M2 


180         Th.  TU.    Eniwichelung  der  Staatsformen. 

§57. 

Hiermit  war  übrlg^ens  zunächst  nichts  weniger  als  ein 
üebergang  der  Staatsgewalt  an  die  Gesammtheit  des  Vol- 
kes als  solche  gegeben  5  selbst  wo  ein  Sijfiog  als  Rechts- 
nachfolger des  Königthums  genannt  wird,  bezeichnet  er 
nur  die  herrschende  Nailon ,  die  wie  bei  den  Dorlern 
doch  den  unterthänigen  Landesbewohnern  gegenüber  eine 
erbliche  Aristokratie  bildet  ^)  5  und  andere  Angaben  be- 
schränken diese  Herrschaft  geradezu  auf  den  kriegerischen 
Theil  des  Volkes  und  namentlich  die  Ritter  2),  in  welchen 
wir  eben  nur  die  Nachkommen  jener  homerischen  Häupt- 
linge und  Heroen  erkennen  dürfen.  Denn  in  diesem  Be- 
griffe sind  bereits  die  Hauptgrundlagen  der  geschichtli- 
chen Aristokratie  enthalten ,  zu  welcher  jene  jedenfalls 
den  Keim  bilden:  die  Begüterung,  die  auch  später  we- 
sentliche Bedingung  des  Reuter  -  und  schweren  Fuss- 
dlenstes  war  5),  und  die  persönliche  Tüchtigkeit,  o^Qext), 
hinsichtlich  welcher  damals  bürgerliche  und  kriegerische 
Tugend  noch  nicht  getrennt  werden  '^)  3  und  dass  dieses 
Beides  dann  wieder  zugleich  als  unzertrennlich  von  dem 
Adel  der  Geburt  galt  5),  lag  eben  so  lief  In  den  Zustän- 
den jener  älteren  Zeit  begründet,  wo  alles  Vermögon 
noch  einzig  auf  dem  dauernden  Grunde  vererblichen 
Landbesitzes  ruhete,  Tüchtigkeit  aber  bei  den  beschränk- 
ten Formen  des  geselligen  Lebens  gleichfalls  mehr  ange- 
erbt als  angeeignet  werden  zu  können  schien  ^).  Ja  selbst 
was  jene  Zeit  höhere  Bildung,  Tiaifhia,  nannte,  Fertig- 
keit im  Gebrauche  der  Waffen  und  die  praktische  Erb-i 
Weisheit,  der  die  natürliche  Redegabe  ihren  Stoff  ent- 
lehnte, konnte  sich  nur  bei  den  edlen  Geschlechtern  fij|- 
dcn,  welchen  der  Ertrag  ihrer  (verpachteten)  Güter  eine 
ritterliche  Müsse  gewährte,  während  das  Landvolk  von 
seiner  Arbelt  eben  so  wenige  Zeit  zu  kriegerischen  Ue- 
bungcn  als  zu  Staatsgeschäften  übrig  behielt^) 5  und  so 
wird  auch  jene  nicht  bloss  als  Begleiterinn,  sondern  ge- 
radezu als  charakteristisches  Merkmal  der  Aristokratie 
aufgerührt  ^). 

1)  Antiqu.   Lac.   p.   35  f^^Q. 


§.  57.    Die  Aristokratie  als  Erhinn  des  Königthums.     181 

2)  Arlstot.  Poiitic.  IV.  10.  10  :  y.ul  tj  n^ontj  6t]  noXtxiia  iv  roZq 
Eklr^Otv  tyti'fvo  fifvü  t«?  ßaatkiinq  ix  xwv  7io?.fftoi'vjo)y,  ;^  filv  fS  «f/^^^ 
fx  Tcüv  iTiTiiwv  :  vgl.  Poll.  VI.  197  und  mehr  bei  Weisse  p.  100  fgg. 
und  Llrici  DicLtk.   II,  S.    194  %g. 

3)  Aristot.  VI.  4.  3  u.  4;  vgl.  IV.  3.  2:  xut  fnl  xwv  aQyaLmv 
yQovtüv  oautq  noktoiv  iv  ToZg  innoi<;  t/  Swu/xk;  tjv^  oki.ytt()}(iui  Tiaod  rov- 
Tot?  r^auv,  mit  Wachsmuth  l,  S.  388,  und  über  InaoruatfLa  im  Allg. 
(o  Twv  ivSaifiorfOKtTotv  l'fiyov  iori ,  yarAo?  d  orcffj?  uv  -noitjCdi,  Isocr. 
de  bigis  §.  33)  L.  Bos  Observ.  misc.  p.  Ö2  und  Spaiilieim  ad  Aristopb. 
Nubb.  13,  insbes.  in  Cyme  Ueracl.  Pol.  c.  11  und  die  Hippoboten 
in  Cbalcis  bei  Her.  V.77  mit  Iguarra  de  pbratriis  p.  219  und  Ptlugk 
£aboic.  p.  27  fgg, 

4)  'AqiotoxqutIui;  o()o?  uqittj,  Aristot.  IV.  6.  4;  vgl.  III.  11.  11 
und  IV.  5.  11  :  o.Toii  Tj  noXiTfia  ßklnn  ilq  nXovTov  x«2  uQiirjV  xaldtj- 
fiov ,  atiTTj  dgiaroxQur ixTj  lOTi:  aber  auch  schon  Hesiod.  l'.  x,  t],  313; 
nkovxb)  d    uQiXTj  xal  xvdog  ontjätl. 

5)  Aristot.  IV.  6.  5  :  ;y  yuQ  n-yhaü  ioxiv  ß();^aroc  ■rLkorxo(i  xal 
uQfXT):  vgl.  V.  1 .  3  und  die  griechische  Ansicht  vom  Adel  im  Allg. 
bei  dems.  Rhet.  II.  15  und  Stob.  Scrm.  LXXXVI-XC  mit  Florel : 
la  noblesse  chez  les  Grecs  formait-elle  dans  1'  etat  un  corps  distinct 
et  separe?  in  M.  de  Toulouse  IV,  p.  125  fgg.  und  Welcher  ad 
Theogn.  p.  lix  fgg.  —  Ahnenstolz  {fjixu  nün.n.ot)  noch  in  Athen; 
Plat.   Theaet.   p.   174   E;  vgl.    Becker  Char.   I,   S.   73. 

6)  Elxoq  ycto  fj  uya&öiv  uya&ov  xut  rov  ovxco  TQU(pft'TU  oi'TW  fivai, 
Aristot.  Rhet.  I.'  9.  33;  vgl.  Poiitic.  1.  2.  19^  III.  7.  7,  Rhetor.  ad 
Alex.  XXXV.  4,  Plat.  Alcib.  I,  p.  »20  D,  Republ.  III,  p.  415  A, 
Menex.  p.  237  A:  tlyu&ol  6(  lyivovxo  6tu  xo  qivvut  1%  uyu&üv  xtjv 
fx'yiviiav  ovv  tiqöixov  ui'xüv  ?yxw^taCw/Mfv,  und  insbes.  Cratyl.  p.  394  A  : 
l'axiti  yuQ  7101'  ix  ßdOikfoii;  ßaaikniq  xttl  jj  uyu&ov  uya&oq  xul  ix  xukov 
xaAo?,  xal  TuAA«  nüvra  oi'tw?  ,  j?  fy.änrot'  yevovq  (TfQov  voiovxov  Ixyo- 
vov ,  (dv  fiTj  xfQaq  yiyvrjxni.,  woraus  zugleich  hervorgeht,  v»'ie  diese 
Vererbung,  was  Tittmann  S.  632  nicht  hätte  leugnen  sollen,  ebenso 
analog  mit  dem  körperlichen  Aeusserrn  betrachtet  ward  ,  als  dieses 
anderseits  als  Ausdruck  der  inneren  Tüchtigkeit  galt:  aoi^niwv  mqu 
fjikXoi'oTjq  u(jiT7j<;  iiv&o^-  xul  olovfl  iiQooifiiov,  Max.  Tyr.  XXV.  2,  vgl. 
Lucr.  V.  1111  und  mehr  bei  Ruhnk.  ad  Vell.  Paterc.  II.  69;  im 
Allg.  aber  Luzac  Lect.  attic.  p.  88,  Ast  ad  Plat.  Phacdr.  p.  24G  B, 
Lobeck  ad  Sopb.   Ajac.   p.   471,   Boisson.   ad  Pachymer.   p.    161. 

7)  Aristot.  Poiitic.  III.  3.  3  :  ov  yiiQ  otov  r'  i:itx?]6fvaut  xd  t^c 
d()trij<;  köjtru  ßlov  ßavuvaov  tj  &T]XtKov  :  vgl.  oben  §.  52,  not.  11  und 
Priv.  Alt.   §.  41,  not.  5. 

8)  Aristot.  IV.  6.  2:  uQiaxox(iaxlaq  rftr«  xo  n'tXXov  (txokovO-lTv  nni- 
dtiav  xal  n'iyivduv  xolq  n'inoQoyxfQOiq:  vgl.  IV,  4.  1,  10.  l,  12.  7; 
Rhetor.    I.  8.   4. 

§.   58. 

Nur  aus  diesen  beschränkten  Ansichten  und  Yerhält- 
ntsscn  erklärt  es  sich  dann  auch,  wie  der  Name  einer 
Herrschaft  der  Besten,  dessen  sich  später  die  Philosophie 
zur  Bezeichnung  ihrer  idealen  Staatsverfassungen  bedien« 


182  Th.  III.    Enhvickelung  der  Staatsformen. 

te^),    gcscliichtlicli   auf    eine  Oligarchie    gewisser   durch 
die  Geburt  bevorrechteter  Geschlechter  angewendet  wer- 
den konnte  2).     Denn  wenn  auch  in  der  Aristokratie  den 
obigen  Grundsätzen  zufolge  die  Angelegenheiten  der  Gc- 
sammtheit  ohne    selbstsüchtige  Nebenrücksichten   verwal- 
tet 5)  lind  die  Aeniter  durch  Wahl  der  Tüchtigsten ■'^),  bis- 
weilen vielleicht  sogar  unter  Mitwirkung  des  ganzen  Vol- 
kes besezt  wurden  ^) ,    so    beschränkte  sich  doch  die  Be- 
theiligung an  der   höchsten  Staatsgewalt   und    die  Wahl- 
fähigkeit selbst  auf  einen  engen  Kreis  von  Familien,  die 
ein    echteres    Bürgerrecht    als    die    übrigen    in  Anspruch 
nahmen  ^)    und    dieses    schon    in    der  Bezeichnung  ihrer 
Mitglieder    als    der   Edlen    und    Guten    oder   Braven    im 
Gegensatze  des  gemeinen  Volkes  als  der  Schlechten  und 
Feigen  ausdrückten  ^J.    In  ihrer  eigenen  Mitte  fand  übri- 
gens um  so  vollkommenere  Gleichheit  statt,  und  ihr  en- 
ger Kreis  bot  für  sich  betrachtet  bereits  ganz  das  Anse- 
hen einer  Demokratie  dar^),    wo    Stimmenmehrheit   ent- 
schied ^)  und  mit  derselben  Sorgfalt  und  Strenge  wie  in 
grossen  Demokratien  darüber  gewacht  ward,  kein  lleber- 
gewicht  eines  oder  mehrer  Finzelner  aufkommen  zu  las- 
sen ^0),    woraus  eine  Tyrannis  ^^)    oder  doch  eine  äwa- 
oteia    einiger    Weniger  ^'^)    zum    Nachtheile    des    Ganzen 
hervorgehen    konnte.      Ueberhaupt    war    Eintracht    unter 
sieh  eine   nothwendige  Bedingung    ihrer  Existenz  j    auch 
ohne  die  Absicht    einer  Aenderung    der  Regierungsform 
musstc  gekränkter  Ehrgeiz  oder  selbstsüchtige  Anmassung 
ihr  um  so  verderblicher  werden,  als  sich  damit  der  volle 
Besitz  der  Mittel  verband,  welchen  die  Aristokratie  ihre 
eigene  Gewalt  verdankte  ^^)  ^  und  selbst  Privatzwiste  im 
Innern  der  herrschenden  Geschlechter  nahmen  einen  po- 
litischen   Charakter    an ,     der    mitunter    die    Verfassung 
selbst  gefährden  konnte  ^'^). 

1)  Vgl.  Xenoph.  M.  Socr.  IV.  G.  12,  Plat.  Menex.  p.  238  C, 
Republ.  IV,  p.  445  E,  VIII,  p.  545  D,  Legg.  III,  p.  681  D,  Plut. 
V.  Solon.  c.  15,  Diog.  L.  VIII.  3,  und  mehr  im  Allg.  bei  Göltling 
de  aristocrati.i  veterum  in  Act.  aoad.  .len.  1821,  p.  465  fgg.  und 
A.  P.  Stanley  on  the  use  of  tbe  word  d^iaronqaiUt,  im  Class.  Mus. 
1846,  XIII,  p.  286  fgg.,    auch  Ilüllmann    Slaatsr.  S.   111   fgg.,  der 


§.  58.      Charakter  der  Aristokratie.  183 

die  geschicbtlicLe  Aristokratie  mit    einem  ungriechisclien  Worte   Gc^ 
Hokratie  nennt. 

7)  So  Thue.  VIII.  64,  Aristoph  Av.  125,  Plat.  RepuLl.  I,  p, 
3!i8  D,  ja  selbst  euphemistiscL  für  Oligarchie  Thue.  III.  82,  Xenoph. 
Hell.  V.  2,  7,  woraus  der  Irrtbum  Luzac's  de  Socrate  cive  ,  L.  ß. 
1796.  4,  p.  65  —  74  erbellt  ,  der  diese  Bedeutung  erst  von  Aristote- 
les herleitet ;  doch  spielt  sie  selbst  bei  diesem  noch  öfters  in  die 
ideale  hinüber;  vgl.  Politic.  IV.  5.  10  fgg.  und  F.  Eggo  Untergang 
d.   Naturst.  S.    104. 

3)  Polyb.  VI.  8.  3;  vgl.  Cic.  Republ.  I.  42:  est  enim  quasi 
regium  id  est  patrium  eoneiliutn  populo  bene  consulentium  principum. 

4)  Mt/  fiövov  nXoiirivdr/v,  dXXd  xrtl  ufjinTlvdrjv,  Aristot.  IV.  5.  10  j 
vgl.  II.  8.  5,  Polyb.  VI.  4.  3,  und  mehr  über  ilgiorifd^r ,  was  frei- 
lich selbst  wieder  oft  nur  den  Maassstab  des  Gebnrtsadels  bezeich- 
net, bei  Ruhnli.  ad  Tim.  p.  49,  W'ylt.  ad  Plut.  p.957,  und  d.  Erkl. 
zu  Longin  p.  298  Wsk. 

5)  Aristot.  IV.  11.  7  und  12.  13:  to  ^x  nt-wv  alQia^^  Tirirra?  «(h- 
arox^UTiy.ov. 

6)  IJoltrai  fiüXXov   ol  yiwuiörigoi ,  das.    111.   7.  7. 

7)  rvojQi/noi ,  xfxXol  x(tya&ot ,  yfvvaioi,  ia&Xoi ,  ßfXriGTOi  ,  fnifixfT^t 
im  Gegensatze  der  dfi/ot  ,  xuxoi ,  novTjQoi ,  schon  H.  in  Vener.  131, 
vgl.  Aristot.  Politic.  IV.  6-  2,  und  mehr  bei  Herald  Observ.  ad  J.  A. 
et  R.  p.  252  fgg.,  Kortüm  S.  14  fgg.,  Wachsmuth  I,  S.  822  fgg., 
insbes.  aber  W  elclcer  ad  Theogn.  p.  xx  fgg.  und  griech.  Trag. 
S.  413.  470. 

8)  Aristot.  V.  7.  4  :  J'ort  yuQ  wannt  drjfioi;  tj^t]  ol  ofioiot,'  äio  xul  h 
lovrotq  iyyiyvovrai,  ärjfiuyiityol  noXXaxic  :  vgl.  V.  5.  4,  VI,  4.  6,  und 
Demostb.  Leptin.  §.  108;  auch  Plut.  Qu.  gr.  57  :  tlf;  to  ßovXivTtjftiov 
ofiov  Ti  nuvTwv  TÜv  yioi/ioQfüv  ovyxu&K,o/jifvo)v, 

9)  .Aristot.  IV.  6.  4  :  o  n  uv  doli]  tu  nXilovi,  fiiqn  r/öv  nixt/ov- 
xmv  Tijq  noXiTtiaq,  tovto  iari  xvqiov.  vgl.  IV.  3.  6  und  l80cr.  NicocI. 
§.   15. 

10)  Aristot.  V.  7.  3:  ö  yuq  inl  tov  nXtj&ovQ  ^fjxovaiv  ol  dij/nori- 
xoL  ,  TO  Xoov  ,  Tovr  inl  twv  ofioio)v  oi'  fdovov  dixaiov  aXXrt  xal  ov/AqifQov 
fOTtv:  vgl.  5.  2  und  8:  xaruXiiovrai,  Jf  xul  orav  iv  oXiyaQX^',^  äXXrjv 
oXiyuQX'-f^v  f/uTioiwaiv ^  auch  Rbet.  ad  Alex.  II.  'i  und  Schleiermacher 
a.  a.   O.   S.   22. 

11)  Aristot.  V.  10.  4:  xal  ili;  rv{t(xvvi6a  ftimßüXXii,  i^  oXiyuQ- 
Xitt?  X.  T.  X. 

12)  So  heisst  eine  Tyrannis  von  Mehren,  die  z.  B.  Thuc  III.  62 
geradezu  der  öXiyu{txi'f-  loövoixoq  entgegensczt.  Vgl.  I\'.  78,  Andoc. 
de  reditu  §.  27  (von  den  XXX  in  Athen;  s.  Wachsmuth  I,  S.  ^40), 
Plat.  republ.  VIII,  p.  544  D,  Xenoph.  Hellen.  V.  4.  41»,  Isoer. 
Paneg.  §.  105,  Aristot.  Pol.  IV.  5.  1  ,  V.  2.  4;  3.  9,  6.  8  ,  und 
dazu  Kortüm   S.   19,  Tittmann  S.  305,   Wachsmuth    I,  S.   824. 

13)  Aristot.  Pol.  V.  1.  4:  ovi  d'  ov  n()o<;  ri^v  xa&roiTjxvlav  noXi- 
Tflav  {OTuai<t(,oiiai.)  ...  dt  «iitwv  d  tivai  ßovXovxni  tkitj^v,  oh)v  oXi- 
yUQ/iav  7^  /.lova^xif'-V'-  vgl.  ThuC.  VIII.  89:  B«i'Tf(;  ya{t  av&Tjfimov 
(t^tovaiv ,  ovy  ono)q  Xaoi  ^  nXXu  xul  noXv  uqwtoq  ftiiTo<;  fxuarof  fifui: 
Plat.  Legg.    IV,  p.   710   E:    nXilaroi  ytig  iv  uthr,  dvvuojul  yiyvovrui, 

14)  Aristot.  Pol.  V.  3.  2;  7.   5. 


184         Th.  Hl.     Enhvickehing  der  Staats  formen. 

Doch  alles  dieses  sind  Schicksale,  nelcbe  die  Aristo- 
kratie mit  der  Oligarchie  gemein  hatte,  ja  die  sie  meistens 
erst  nach  ihrem  Uebergange  in  diese  trafen  ^  die  allge- 
meinste und  wichtigste  Ursache  unter  allen,  die  Aristote- 
les als  verderblich  für  die  Aristokratie  nennt ,  ist  eben 
dieser  Uebergang  in  die  Oligarchie  selbst :  wenn  die  Ge- 
schlechter aufhörten,  Gesetz  und  Herkommen  und  das 
gemeine  Wohl  in's  Auge  zu  fassen  ^),  und  indem  sie  nur 
für  ihr  Interesse  zu  sorgen  anfingen ,  auch  das  Volk  nö- 
thigten  seinerseits  auf  seinen  eigenen  Vortheil  bedacht  zu 
seyn  ^).  Eine  solche  Trennung  des  Staats  in  zwei  feind- 
lich gesinnte  Theile,  oder  vielmehr  in  ein  abgeschlossenes 
Gemeinwesen  von  Unterdrückern  und  einen  rechtlosen 
Haufen  von  Unterdrückten  3),  musste  übrigens  selbst  in 
denjenigen  Ländern,  die  nie  ein  fremdes  Joch  getragen, 
nie  ausländische  Eroberer  zu  Bewohnern  erhalten  hatten, 
die  Natur  der  Verhältnisse  selbst  allmählig  herbeiführen  j 
namentlich  wenn  die  Gcscblecbler ,  um  die  Reinheit  der 
Abstammung  als  den  alleinigen  Grund  ihrer  Berechtigung 
zu  erhalten ''^),  sich  nur  unter  sich,  ja  lieber  mit  fremden 
Adligen,  als  mit  ihren  plebejischen  Mitbürgern  verschwä- 
gerten ^  wo  dann  bereits  eine  der  wichtigsten  Rechtsge- 
meinschaften ,  die  nach  griechischer  Ansicht  das  Mitbür- 
gerthum  bezeichneten,  das  connuhium^  intya/niu  ^j,  weg- 
fiel. Inzwischen  war  doch  hier  der  Plebejer  immer 
noch  freier  Besitzer  seiner  Hufe  ,  und  die  Geschlechter 
ihm  von  Altersher  stammverwandt,  ja  als  Nachkommen 
seiner  Könige  und  Heroen  der  mythischen  Zeit  ^)  für  ihn 
fortwährend  mit  einem  gewissen  Glänze  von  Helligkeit 
umgeben  ^  oder  wenn  später  dieses  ideelle  Princip  der 
Berechtigung  hinter  dem  materiellen  des  Reichthums  zu- 
rücktrat '') ,  so  ging  auch  die  erbliche  Oligarchie  nicht 
selten  in  Timokratie  über,  und  näherte  sich  damit  der 
Demokratie  in  sofern,  als  sie  den  Zugang  zur  Theiluahme 
au  der  höchsten  Staatsgewalt  jedem  eröflnete,  den  das 
Maass  seiner  Schätzung  {xlf.cijfiü,  census)  den  Höchstbe- 
güterten gleichstellte  ^). 


§.  59.      tJehenjang  zur  Oligarchie.  185 

1)  Aristot.  Pol.  V.  6,  3  :  äiu  rtjv  h  aj?T^  t?J  noXiriin  rov  ätxuiov 
nuQfißaaiv,  vgl.  111.  10.8:  inft  de  ;(fi(>oiig  yiyvcfiivot,  }  /  q  rj  fi  nr  ii^ov  r  o 
U710  roiv  xoiytZv ,  fvTfv&fv  no&fv  ti'koyov  yivioSui,  a«?  oAty«^;^i.'«S  :  auch 
Theogn.   43  und    Polyb.   VI.   8.  4. 

2)  Cic.  rep.  T.  32:  facillimam  autem  in  ea  re  publica  esse  con- 
cordiam,  ubi  idem  conducat  onmibus ;  ex  utilitatis  varietatibus,  ijxium 
aliis  aliud  expediat  ,   nasci  discordias. 

3)  Plat.  Rep,  VIN,  p.  551  D:  /it]  fiiav  «AA«  Svo  ttvKyxr/  (trui 
iTjv  T01UVT7JV  nöXiv,  tjyv  ftiv  TifvijTOiv,  rr^v  äi  nXovaiiav  k.  t.  X.  vgl.  IV, 
p.   423  A,   Legg.   IV,  p.  712  E,  und  mehr  oben   §.   54,  not.    10. 

4)  Wie  z.  B.  die  Bakcbiaden  in  Korintb  ,  Ilerod.  V.  92  ;  vgl. 
Tittmann   S     301,  und  im   AUg.  Tbeogn.   v.   183  fgg. 

5)  Aristot.    Pol.  III,   5.    12  u,    14. 

6)  S.  Feodor  Egge  a.  a.  O.  S.  108  u.  115,  Daher  die  patro- 
nymischen  BezeicbnuDgen  vieler  dieser  herrschenden  Geschlechter  ; 
vgl.   Wacbsmutb  I,  S.   382  fgg.  und  407  fgg. 

7)  Später  nämlich  ist  allerdings  Reichthum  allein  hervorstechen- 
der Zug  und  cbarabteristiscbes  Merkmal  der  Oligarchie,  Tilovrivärjv 
alleiniger  Maassstab  der  Theilnahme  an  Rechten  und  Würden,  ^y.i- 
diJv  yü()  ,  sagt  Aristot.  Pol.  IV.  6.  4  ,  -naqu  toTc  nkeioToit;  ol  filnogoi. 
liZv  xaXwv  xf'iya&öiv  doxovav  xarixti*  ^oj^av:  vgl.  auch  Lucret.  V. 
1112  fgg.  und  Cic.  de  Republ.  I.  34:  verMm  hunc  optivium  statum 
pravis  hominum  opinionibus  eversum  esse  dicunt ,  (fui  iijnoratione 
vivtutis  —  opulentos  homines  et  copiosos ,  tum  genere  nobili  naios, 
esse  optimos  ptitant;  im  Allgem.  'aber  Plat.  Politic  p.  301  A  ,  Re- 
publ. VIII,  p.  550  C,  Aristot.  Pol.  II.  8.  5,  IV.  6.  4,  VI.  1.  11, 
und  dazu  Wachsmuth  I,  S.  389  fgg.  Daher  bann  hier  auch  zwar 
nicht  der  &rjq  ,  wohl  aber  der  ßütuiaoq  Bürger  seyn  ,  Aristot.  Pol. 
III.   3.   4;     vgl.    Her.  II,    167:     Tjxtnra    di    Ko^jLvdioi    ovovrui.   toi'?  ;^ft- 

8)  S.  die  verschiedenen  Abstufungen  der  Oligarchie  bei  Aristot. 
Pol.  IV.  5,  1  mit  Campe  in  Scbneidewin's  Phiiologus  VII,  S.  268 
und  über  die  Timokratie  (r'jiö  TifiT^ßtlron'  noXiTfiu  ,  Plut.  V,  Thes. 
c.  27)  Wessel.  ad  Diodor.  XVlll.  16,  Hüllmann  Staatsr.  S.  101  — 
107;  Dehvarde  I,  c.  p.  225—228.  Bei  Plato  heisst  sie  geradezu 
Oligarchie;  was  er  Timobratie  nennt  (VIII,  p.  545  C),  ist  Herrschaft 
des  Ehrgeizes  (tot  (piloiifioti) ;  Aristoteles  nennt  sie  o).iyaQp;ia  noXi- 
itxT/,  Pol.  IV.  II.  6,  vgl.  VI.  4.  1;  in  F.th.  Mc.  VIII.  lO'.  1  aber 
liisst  er  sie  geradezu  die  Stelle  der  nokufiu  einnehmen.  S.  Titt- 
mann  S.  663  und  de  jure  magg.  p.  10.  Synonym  ist  bei  Xenoph, 
M.  S.  IV.    6.    12  nXovToxQuvia. 

§.  60. 
Ganz  anders  und  noch  bei  weitem  drückender  aber 
miissten  sich  die  Verhältnisse  in  den  Staaten  gestalten, 
wo  fremde  Eroberer  und  ihre  Nachkommen  an  die  Stelle 
der  angestammten  Herren  des  Landes  traten  ^).  Mochten 
diese  auch  bisweilen  den  alten  Landesadel  in  ihre  Ge- 
schlechter aufnehmen  '^),  so  trat  doch  das  Volk  zu  ihnen 
in   eine  unbedingte  Abhängigkeit,    die   um  so  tiefer  cm- 


186         Th.JII.  Entwichelwuj  der  Staatsjormen. 

pfundeu  werdeu  niusste  ,  als  die  Besiegten  trotz  aller  re- 
ellen Schmälerung  ihrer  Rechte  und  ihres  Besitzthumes 
gewöhnlich  doch  noch  den  Namen  der  Freiheit  und  da- 
mit die  nie  ruhende  Erinnerung  und  die  dauernden  An- 
sprüche an  das  alte  Recht  und  Herkommen  behielten. 
An  ein  gemeinschaftliches  Interesse  Aller  konnte  hier 
kaum  ein  Gedanke  seyn ,  da  die  SchrofiFheit  des  Abstan- 
des  die  beiden  Theile  fortwährend  als  zwei  verschiedene 
Völker  auseinander  hielt,  die  nicht  selten  sogar  verschie- 
dene Gesetze  und  Einrichtungen  hatten.  Was  den  herr- 
schenden Theil  betrifft,  so  besass  er  in  seinem  Innern 
hier  und  da  selbst  wieder  noch  die  alten  Formen  einer 
Königs-  oder  Geschlechterherrschaft 5  bisweilen  aber  hatte 
er  sich  schon  frühe  zu  einer  eben  so  reinen  Demokratie 
entwickelt,  als  er  gegen  die  Unterjochten  eine  vollendete 
Oligarchie  darstellte  5).  Durch  das  Recht  der  Eroberung 
waren  die  Sieger  Herren  des  gesammten  Grundeigenthums 
geworden  '^)-.  die  ürbewohner  sanken  von  freien  Besitzern 
zu  zinspflichtigen  Erbpächtern  herab,  oder  bauten  wohl 
gar  die  Länder  der  Herren  um  Tagelohn  ^)  ^  die  Stelle 
von  Gesetz  und  Herkommen  nahm  das  Recht  des  Stärkern 
ein ,  und  sein  Interesse  ward  die  alleinige  Norm  aller 
öffentlichen  und  privatrechtlicheu  Verhältnisse  zwischen 
den  Herrschern  und  Beherrschten. 

1)  Plat.  Mencx.  p.  238  C  :  «I  niv  ydg  liXXai  nöXnq  ix  navTodunüv 
xartaxniaa/xfvat  tqotiwv  ilol  xul  uva)jj,aX(i)v ,  ojart  iwrCiv  uvojfiuXot  xul 
al  noX.iTitai ,  rvQuvtidf?  xul  oXiyaQxlai  •  olxovoiv  orv  l'vioi.  f4fv  rfoiiAoJ'?, 
ol  «ff  dfonoraq  dXXijXovg  vo/^iL^ourtq :  vgl.  Müller  OrcLomenos  S.  186 
und   Plass  II.   S.  24  fgg. 

2)  S.    oben  §.   15,  n.    16;    18.  n.   13. 

3)  Vgl.  Aristot.    Pol.   IV.   3.   8    ober  ApoUonia   und  Thera. 

4)  Daher  yiojfiö^oi.  (i.  e.  xXrjfiovxoi,  vgl.  Ruhnk.  ad  Tim.  p.  67); 
s.  Ast  ad  Plat.  Legg.  p.  25G;  Platner  Beitr.  zur  Kenntnis«  des  att. 
Rechts  S.  19;  Schnmann  p.  77;  Wachsmuth  I,  S.  357.  —  Kortüm 
S.  101  nimmt  sie  (in  Samos,  Plut.  Qu.  gr.  57)  für  kaufmännischeu 
Adel  —  ?  Besser  {yu/noQoi  in  Syrakus)  Meyer  in  Zeitscbr.  f.  Alt. 
1846,  S.  507  fgg. 

5)  IlfXüxat  oder  ^t/xi^,  iXiv&iQtov  ovö/xuxu,  diu  nivLav  ö\  i'n.  uq- 
yvoibi ,  öovXfvöfxojv  vgl.  Dionvs.  Hai.  II.  9  und  mehr  bei  Casaub. 
ad  Athen.  XII,  p.  738,  Ruhnk.  ad  Tim.  p.  211  ,  Stallb.  ad  Plalon. 
fiutbypkr.  c.   4  ,   Welckcr  ad  Thiogu.   p.   xix. 


§.  61.     Elemente  der  Demokratie.  187 

§•  61. 
Dass  ein  solcher  Zustand  nothwendig  ein  Ende  nehmen 
musste,  sobald  der  Demos  der  Stäi'kcre  ward ,  oder  viel- 
mehr  sobald   er   zum    Bewusstseyn    der   Stärhe   gelangte, 
Avelche  in  ihm  als  der  überwiegenden  Anzahl  lag,  geht  aus 
den  entwickelten  Verhältnissen  leicht  hervor^  eben  so  sehr 
aber  auch,  dass  ein  solcher  Zeitpunct  in  manchen  Staaten 
nicht  anders  als  sehr  spät,  ja  nie  eintreten  konnte.    Was 
die  Oligarchen  zu  den  Stärkeren  machte^),  war  ausser  der 
natürlichen  Achtung  vor  angeerbten  Rechten  und  Thaten- 
ruhm ,    und    dem  Uebergewichte    der  Intelligenz  und  der 
Begüterung,  insbesondere  der  ausschliessliche  Besitz  der 
Waffen  2j,  Burgen  und  festen  Plätze  5),  so  wie  aller  der 
Kenntnisse,  die  sich  auf  die  Geschichte ,  das  Recht  und 
die  religiösen  Institutionen  des  Landes  bezogen  ^  der  Ueber- 
fluss  an  Hülfsmitteln    aller  Art,    ihre  Verbindungen   mit 
andern  Staaten,   und  endlich  namentlich    auch  ihre  feste 
Gemeinschaft  unter  sich,  während  das  Volk  vereinzelt  zu 
keinem    Gemeingeiste    gelangen    und    seine    Stärke   nicht 
kennen  lernen  konnte.     Daher  waren  der  Oligarchie  vor- 
zugsweise solche  Gegenden  günstig ,  wo  die  Beschaffen- 
heit  des    Landes    den  Ackerbau    zur  Hauptbeschäftigung 
erhob  '^) ,  der  den  gemeinen  Mann  an  seine  Hufe  fesselte 
und  in  einzelnen  Gehöften  und  Weilern  ^)  über  das  Land 
zerstreute;    wo  dagegen  die  Unfruchtbarkeit   des  Bodens 
oder  die  Bequemlichkeit  der  Lage  zu  Industrie ,  Handel 
und  Schifffahrt  reizte  ^) ,    und    ein  Markt  und  um  diesen 
eine  Stadt  sich  bildete''),  zu  welcher  als  dem  Mittelpuncte 
des  Verkehres  der  brodlose  Haufen    zusammenströmte  **), 
da  begann  auch  bald  der  Kampf  zwischen  dem  demokra- 
tischen und  dem  oligarchischen  Elemente^),  der,  begründet 
auf  die  beiden  enlgcgengesezten  Richtungen  der  mensch- 
lichen Selbstsucht,    das  Bestreben  zu  erwerben  und  das 
zu  erhalten ,  durch  die  einseitige  und  selbstsüchtige  Auf- 
fassung des  Rechtsbegriffs  nur   zu    steigender  grundsätz- 
licher Scheidung  führen  konnte  ^^). 

1)   Aristot.     Pol.   IV.    10.   3:     onov    rö    %wv  n'inö^vjv    xai  yvwQcnoiv 


/ 

188       Th.  HI.     Entwichelung  der  Staatsformen. 

2)  Aristot.    §.    7:    Tot?   /^iv  yuQ   iincQotg  l'ifon  /tti^  xfxrija&ui ,    roZq 

3)  Wie  die  Eupatriden  in  Athen,  ol  uiho  to  uotv  olxovyxK;,  Ety- 
mol.  M.  p.  395.  50;  vgl.  Waclismuth  I,  S.  804.  Noch  später  in 
Korcyra  zunächst  um  den  Markt  herum ;   Thuc.   III.   72. 

4)  Vgl.  Drumann  S.  531;  Wachsmuth  I,  S.  392  fgg.  —  Aristot. 
Pol.  VI.  2.  2  :  x«4  yuQ  T«c  «p;f«tac  TVQavvLdai;  VTtf/uivov  y.ui  t«c  oXi- 
yrtü^iw;  vnofihonaiv ,  iäv  nq  ainovq  fQyül^fO&ai  fitj  viokvjj  x.  t.  A.  So 
z.  B.  in  Elis  ,   Polyh.    IV.   73.   6;   vgl.   Kortüm  S.   96.' 

5)  Karu  xo'j^iHQ  (oder  y.ufir/ö'öv,  auch  i&vr/döv,  Schol.  Find.  Olymp. 
XI.  l8)  TW  naXuiü  tF/Q  EXküöoq  r^önoj ,  Thuc.  1.  10;  vgl.  Aristot. 
I'ol.   V.  8.  7    und    die   späteren    dioixianovq  liq  yMftaq    Xenoph.   Hell. 

V.  2.  7,  Demosth.  F.  L.  §.  81,  üiodor.  XVI.  60,  mit  RIeier  Bon. 
daninat.  p.   185. 

6)  'H  %pi.X^  dwafiK;  xul  vavrixr)  ötjuoxqutikt]  näfinav,  Aristot.  Pol. 

VI.  4.  3;  vgl.  Eur.  Hec.  603,  Isoer.  P^nath.  §.116,  Plat.  Legg.  IV, 
p.  705,  VIlI,  p.  842,  und  die  Specificirung  bei  Aristot.  IV.  4  :  olov 
örjfiov  fiiv  ilärj  iv  /xiv  ol  yfO)Qyoi,  {ri(Jov  di  to  mql  ruq  Ti/vug ,  uX'lo 
dt  rö  dyoQulov  to  nfQl  (jyvr/v  y.al  ngTioiv  öi,aTQi:ßov  ;  üX).o  öi  to  tkqI 
Ti]v  &ü}.axTav  .  .  olov  uki.iZq  /niv  iv  TuQnvTi,  xul  BvL,avri(o,  tqitjqixov  d 
'yi&^rjvT^aiv,  ffiTioQiKov  d  fv  AlyLvTj  xal  Xiu,  noQ&fiiVTixov  d  fv  Tivfdu  : 
von  Athen  aber  namentlich  V.  2.  12:  iA,ükkov  dtjfioTixol  ol  tov  Tlu^aiü 
ol/.ovvTiq  rojv  to  äarv ,  auch  V.  3.  5  und  Bhet.  III.  10.  7:  77  Uu— 
QaXoq  (lönakov  tov  örjfiov ,  mit  Thuc.  VIII.  73  und  Plut.  V.  Them. 
C.  19:  TTjV  nökiv  i^fjtpf  Toi^  nii()uiü)q  xal  Ttjv  yf^v  xTj?  &ukurTrjq  '  o  xnl 
TOV  dijfiov  Tjv^Tioi  xaru  töiv  ugioTotv  xul  &^aaoiJC  hink^Of ,  flq  vni'xnq 
xul  xrißfQvijTug  Ttjq  dwäfiKiiq  utfuxvovtxfVTjq.  Daher  verbanden  die 
Athener  gern  auch  andere  Städte  durch  lange  Mauern  mit  der  See: 
Thuc.  I.  103  ;  V.  53  u.  82  ;  vgl.  Wachsmuth  II,  S.  320  und  Sauppe 
de  caus.  magnit.   Ath.  p.    13. 

7)  Hvvoixiatiot;  oder  av/nnokiafiög ,  vgl.  Strab.  VIII,  p.  519  mit 
Hüllmann  Anfänge  S.  189  fgg.,  Poppo  ad  Tbucyd.  I.  2 ,  p.  13, 
Weisse  1.  c.  p.  131,  Welssenborn  Hellen  S.33,  and  insbes.  Wachs- 
muth  I,  S.   175  u.   393. 

8)  Aristot.  Pol.  VI.  2.  7:  hi  df  d»«  to  nfgl  Tjyv  uyoqdv  xal  xo 
uOTV  xvkiio&ui  nüv  xo  Toiovcov  yfvog  (ti/  Tt  tÜ)v  ßuvavawv  xul  to  twv 
(lyoQulo)v  uv&gomwv  xal  to  &tj'iixov)  ()nölo)<;  ixxkTjain^n,:  vgl.  Cic.  Re- 
publ.  II.  4  und  Louis  Blanc  Hist.  de  la  revol.  fran«;.  I,  p.  236: 
V  Industrie  d'  ailleurs  a  eela  de  dan g er etix ,  quen  agglomerant  une 
population  inquiete  dans  les  villes ,  eile  y  introduit  V  esprit  de 
faetion ,  arme  le  pauvre  contre  Ic  riche  par  V  envie  ,  et  prepare  des 
iroubles,  tfui  deviennenl  terribles,  si,  manquant  d'issues,  les  passions 
populaires  ne  trouvent  pas  a  se  dissiper  et  a  *'  etendre. 

9)  Feodor  Eggo  a.  a.  O.  S.  159  fgg.  Als  Repräsentanten  des 
Gegensatzes  stehen  in  der  Geschichte  Lacedaeraon  und  Athen  da; 
vgl.  Thuc.  I.  70:  ol  iiiv  yi  viüniQonoiol  xul  Ituvo^oui  o|*r?  xal  Iniri- 
kiaui  i'Qyo) ,  0  Tt  av  yvwaiv  ,  i'ftfti;  öi  tu  vtiuqxovzÜ  t?  ao)i,ftv  xal  int- 
yvöivui  njjd'iv ,  xul  tQy';)  ox'df  flixfO&Hi:  lässt  er  sich  aber  allgemeiner 
auf  üorier  und  lonier  im  Ganzen  ausdehnen?,  s.  Kortüm  S.  72,  Hc- 
gewlsch  Colonien  der  Gr.  S.  200  fgg.  ,  Göttling  im  Hermes  XXIII, 
S.  84  fgg..  Plass  n,  S.  45  fgg.;  und  dagegen  Tittmann  S.  550  — 
553,  Mebuhr   kl.  Schriften   II,   S.    121,  Wachsmuth    I,   S.    1.30. 

10]  Aristot.  Politic.    III.    5.  8:     ktjnxiov    öi    nfjüxov ,    xivag    o^ovf 


*'  §.  62.     Demokratische  Bewegungen.  189 

XtYovOi  TTJq  Q/.tyttgx'^^  ""'  ä7jt40XQu-iiag ,  xal  ti  ro  6lrtatov  rö  rt  oXi— 
yag)(ixov  y.al  St^noxgaTixov'  tiuvtk;  yuQ  aaTovrui  dixaiov  iivug,  «/./.« 
ßf'/Qi  riyoq  nQofgyovxat  xul  kfyovaiv  oi'  näv  to  xI'qiüj^  dixuiov '  otov  «J'o- 
xfi  rö  laov  dixaiov  thui  ,  xal  tariv,  ulk  oi'  nüaiv  nXkn  rotq  taoiq'  xul 
TO  uviaov  ^oxfZ  Sixuiov  fivat,  xal  ioriy ,  ulXu  ov  nüatv  uXXu  roZq  avi^ 
aoit;'  ol  (5i  tovt  n<paiQovoi.  to  oi? ,  xal  xQivovat.  xnxöx;:  vgl.  V.  1.  2 
und  J.  J.  Rospatt  die  polit;  Parteien  Griechenlands  bis  zu  s.  Unter- 
gange  durch  die   Macedonier,  Trier  1844.  8. 

§.62. 

So  gewöhnlich  sich  übrigens  auch  in  diesem  Kampfe 
der  Sieg  für  den  Demos  entscheidet,  so  sind  doch  die 
äusseren  Veranlassungen  dieser  Entscheidung  in  der  Ge- 
schichte sehr  verschieden.  Bisweilen  war  es  ein  gefährli- 
cher Krieg,  der  die  Oligarchen  auf  geraume  Zeit  von 
daheim  entfernte ,  oder  ihre  Zahl  unverhältuissmässig 
schwächte  ^),  oder  sie  nöthigte,  das  Volk  selbst  zu  bewafl'- 
nen  und  seine  Hülfe  durch  allerhand  Zugeständnisse  zu 
erkaufen^);  und  dergleichen  konnte  selbst  in  ackerbauen- 
den Gegenden  vorkommen  ^  obgleich  hier  den  Umständen 
nach  doch  höchstens  nur  eine  Timokratie  oder  andere 
Art  gemässigter  Demokratie  an  die  Stelle  der  Oligarchie 
trat.  Selbst  Avenn  der  Demos  die  Souvcraiuetät  erlangte, 
so  verhinderten  ihn  die  Beschäftigungen  seines  Berufs, 
Alles  in  allgemeinen  Versammlungen  zu  entscheiden,  und 
Vieles  musste  noch  immer  Beamten  aus  der  begüterten 
Classe  überlassen  bleiben  3)  •  erst  im  Laufe  der  Zeit  konnte 
Demagogie  auch  hier  absolute  Demokratie  herbeiführen  +j. 
Bei  weitem  verderblicher  aber  ward  der  Oligarchie  der 
sittliche  Verfall ,  der  dem  Ueberflusse  von  3Iacht  und 
Reichthum  folgte  5  sey  es  nun,  dass  das  Uebermaass  des 
Druckes  endlich  die  Geduld  des  Volkes  erschöpfte,  oder 
dass  einzelne  Adlige  selbst ,  durch  Ausschweifungen 
verarmt  oder  von  unbefriedigtem  Ehrgeize  getrieben,  an 
dem  Demos  ein  bereitwilliges  Werkzeug  ihrer  Verzweif- 
hing oder  ihrer  Rache  fanden  ;  und  je  ungleicher  dieser 
doppelte  Kampf  war,  desto  weniger  konnte  sie  ihn  auf 
die  Dauer  durchsetzen  ^).  Dass  freilich  aus  der  Mitte 
des  Volkes  diesem  ein  Haupt  aufgcstaüdcn  wäre,  das 
Einfluss  und  Talent  genug  besessen  hätte  ,    um  die  zer- 


190       77t.  III.     Enttvickelung  der  Staatsformen. 

streute  Kraft  desselben  zu  coneentriren  uud  folgerecht 
zu  leiten  ,  ist  höchst  selten  ^  desto  häufiger  dagegen  sind 
es  Mitglieder  der  Oligarchie  selbst,  die  den  Demos  gegen 
ihre  Standesgenossen  bewaffnen  und  in  diesem  Vereine 
der  Auctorität  und  Intelligenz  mit  der  physischen  Ueber- 
macht  nicht  leicht  ihren  Zweck  verfehlen  6). 

1)  Ai'istot.  Pol.  V.  2.  8:  7]TTTj&(VT(i)v  xal  rinoko/Aitcov  7ioX).wv  yvm- 
()i/uwv  .   .  öij/ioKQmiu  fyhtro  fx   nolt-xiiuc j   vgl.    unten  §.    158. 

2)  Ibid.   V.   5.  9;  vgl.   Plat.  Republ.   VIU,  p.   551   E. 

3)  Ibid.  IV.  5.  3 1^  cT«v  (ji\v  oi'v  To  yfWQytxuv  xal  To  xfKxrjiufvop 
ftiTQiuv  oiioiuv  KjiQiov  p  rijq  Tio}.ttflng ,  nokireiiovrai.  xcitk  vöfioiig,  t/ovai 
yuQ  f(jyai,oßfyoi  Ufjv  ,  ov  dvvuvTai,  ä\  axoXai^iiv'  MOrf  tov  voftov  fnt- 
nxTjaavTfq  iiixli^aiüi^oi'Oi  ruq  uvv.yy.aiu<;  fAüXT^aiaq:  vgl.  IV.  10.  2;  VI. 
2.   1  u.  7,  und  Eurip.  Suppl.  435  fgg. 

4)  Ibid.  V.  5.  5  :  orav  TOV  ö/Xov  Sl^uaytayöiaiv  o'l  Iv  okiyuQxi'ff 
uvxfq  —  diu  TO  algtZo&tti  anTovg  x.  t.  /. 

5)  Aristot.  Pol.  V.  1.9:  h  niv  yu(j  ratg  oXiyuüxittiq  iyyiyvovrat 
6t  0,  Tj  ri  nqoq  (cXXijXovg  arüoi<;  xal  l'ri  tj  TiQoq  tov  dtj/AOV'.  vgl.  III. 
10.  8,  V.  5.  6,  und  10.  6;  aucb  Plat.  Republ.  VIII,  p.  555  C,  Po- 
lyb.  VI.  8.   5  fgg.  u.  8.  w. 

6)  Aristot.  V.  5.  1  :  ul  df  oXiyaQxim  f*iTußäXXovai>  TiQÜToy  fth, 
oTUv  ddixüoi  TO  nXrj&o<; '  näq  yao  Ixavoq  yitiTai  ngoOTÜTi^g '  ftüXtara  öf 
oTUV  f|  «DT^C  OVfißfj  xtjq   oXiyuQyiuq  yirio&ui   Toy  Tjyifiova, 

§.  C3. 
Das  nächste  übrigens,  was  sich  in  solchen  Fällen  der 
Demos  von  den  Oligarchen  zu  erzwingen  pflegte  ,  war 
Ackervertheilung,  Schuldenerlass  i),  Ehegenieinschaft  und 
Rechtsgleichheit  im  Allgemeinen  3  der  Regierungs  -  und 
Richtergewalt  bemächtigte  er  sich  nur,  um  nicht  mehr  ge- 
drückt zu  werden  und  seinen  Zwingherrn  selbst  drücken 
zu  können  2).  Sobald  sich  daher  jene  Besorgniss  und  diese 
Begierde  mit  der  Zeit  verringerte,  sehnte  er  sich  wieder 
nach  seinen  Privatgeschäften,  von  welchen  seine  Existenz 
abhing,  und  Hess  es  gern  geschehen,  dass  ein  Einzelner 
ihm  die  Mühe  des  Regierens  abnahm :  gewöhnlich  derselbe, 
der  sich  früher  an  seine  Spitze  gestellt  und  ihn  zum  Siegfe 
über  die  Oligarchen  geführt  hatte  3).  Die  ganze  Geschichte 
lehrt,  dass  vom  Volksführcr  zum  Tyrannen'^)  nur  ein 
Schritt  ist^  mit  denselben  Vollmachten  und  Hülfsmit- 
telnS),  mit  welchen  der  Demos  ihn  zu  Schutz  und  Trutz 
gegen  die  Oligarchen  ausgerüstet  hatte,    begründete  und 


63.      Entstehung  der  Tyrannis.  191 


befestigte  er  seine  unumschränkte  Herrscbaft;  bemächtigte 
sich  der  Burg  und  des  öfl'entlichen  Schatzes  oder  sog 
die  Bürger  selbst  aus  ^),  und  ^nterbielt  daraus  seine  er- 
gebene Leibwache  ''),  unter  dORn  Schutze  er  alle  Staats- 
gewalt in  seiner  einzigen  Person  vereinigte  ^).  Viel  sel- 
tener wählte  man  den  Ausweg  ,  freiwillig  einen  Einzel- 
nen unter  dem  Namen  eines  Aesymneten  ^)  auf  unbe- 
stimmte Zeit  mit  gleich  unumschränkter  Gewalt  zu  be- 
kleiden ^0),  um  die  Parteien  im  Zaume  zu  halten  oder  zu 
versöhnen  ^^).  Denn  dem  Volke  war  auch  die  Tyrannis 
anfänglich  nur  willkommen  und  um  so  unanstössiger,  als 
ihr  Druck  sich  wie  ihre  Entstehung  zunächst  allein  gegen 
die  Reichen  und  Adligen  richtete ,  die  sich  demselben 
meistens  durch  ein  freiwilliges  Exil  entzogen  ^  die  ärmere 
Mehrzahl  begnügte  sich  der  Tyrann  zu  vereinzeln  und 
unschädlich  zu  machen,  ohne  desshalb  auf  ihre  Gunst  und 
Unterstützung  zu  verzichten  ^^). 

1)  Xq(Ü)v  ünoKonul  und  ;^?  (Ivuäaanoi,  s,  Isocr.  Paiiatli.  §.  259, 
Plat.  Republ.  VIII,  p.  506  A,  und  mehr  bei  Ast  ad  Legg.  p.  100; 
auch  die  na'/.ivToxiu.  in  Megara  ,  I'lut.  Qu.  gr.  18.  59.  Grote's  Be- 
mühungen VII,  p.  192,  uvadnofioq  als  blosse  >  ertheilung  von  aijer 
publicus  aufzulegen  ,  lässt  der   Wortslun   nicht  zu. 

2)  To  yni)  nh'i&oi,  heisst  es  sehr  wahr  Rhetor.  ad  Alex.  II.  9, 
Ol'/  oiiw?  liQ/öiv  uyuvuKTii:  aTfQo/iirov,  ox;  l/fi  ßu{tf(üq  vß^t^o/mtov:  vgl. 
Aristot.  Pol.  IV.   11.  9,  VI.   2.  2. 

3)  TovTO  ftfv  uQa  ä^kov  ort,  ct«v  7tt(i  (fiT^rrti  xcornvo?,  fx  7j()o- 
ffTarir.F/i;  (,'<', 7?  k«'  oJ'x  lO.XoStv  fxfD.aoTfhft ,  Plat.  Republ.  VIII,  p. 
564  — .566;  vgl.  Her.  III.  82,  Aristot.  Polilic.  IV.  9.  8,  V.  8.  2, 
Cic.    Republ.    i.   44   n.   s.  w. 

4)  Aristot.  V.  4.  4:  o/idov  yuQ  ol  nXftriTOL  löiv  mj/iiiwv  D'^imiöii 
^x  öriixuyiiiyüiv  yiyovunn  :  vgl.  Heeren  Ideen  III.  1,  S.267,  Druniann 
de  tyrannis  Graccorum  ,  Halle  1812,  4  und  (leschiehte  d.  Verfalls 
S.  5''44  — C02,  Korlüm  S.  23 -2(),  Tltlmann  8.529-533,  AVacLsmuth 
I,  S.  493-510,  Grote  III,  p.  28  —  64,  Lcrminier  Hist.  d.  logisl.  I, 
p.  143 — 156,  und  über  Geschichte  und  Ftymologie  des  iVamens 
(xot()«j'oc?)  insbes.  .1.  F.  Ebert  Dissert.  Siculae  ,  Köiiigsb.  1825.  8, 
p.  1 — 64;  im  Alig.  aber  jezt  die  Preisschrift  von  H.  G.  Plass  :  die 
Tvrannis  in  ihren  beiden  Perioden  bei  den  alten  Griechen  ,  Bremen 
1852.   8,   B.    I. 

5)  Diodor.  XI.  86  :  t<j  (itv  TH)ü)iov  nolXox'q  rSiv  nfvijxtav  uvtXüft- 
[invt  Knl  nuftaronoiwr  toito»'?  fui'Toi  n(io(;  zi'(tftvvi6u  fioifiov<;  tnoiti 
6o(>}'(f'!(jovq :  vgl.  die  xo^ii'vrf<:f!)iioi  des  Pisistratus  Her.  I,  59  und  im 
Allg.  Plat.  1.  C.  p.  56Ü  B  :  tJ  J;^  HQUirixiv  uirtjfXU  TO  710 Iv&lJvXij  10» 
.  ,  .  nhttr  Tov  öjjnov  qvkunw;  rtva?  toi"  oa!/<«ro?,  IV«  aüiq  avToii;  tj  u 
Tov  djjfioii  ßoTj&oq. 


192       77t.  ///.     Eniwickelung  der  Staatsformen. 

6)  Wachsmuth  II,  S.  72  —  74. 

7)  /loQvqiÖQovq  =  (pvluxuc;  twv  Tupavvwv ,  Hesycb.  I,  p.  1025; 
vgl.  Xenoph.  HieroD.  V,  3  und  Aristot.  Pol.  III.  9.  4  :  ol  yvfj  noXz- 
T(u  <fvXäzToi'aiv  ortloiq  rovq  ßa^.tlg,  Tot-e  6i  r^'^dwong  Sttmöv'  ol  fiiv 
yitQ  xmu  vöfiov  xul  (xovrwv ,  "^^ß  uy.övroiv  uQ^oi'atv'  woö-'  ol  /tiv  na(ju 
luv  noktTWv ,  ol  ö    (Til  xoxq   noXlraq  tyovoi  xtjv  qvkay.i^v. 

8)  Kurip.  Suppl.  445:  oiö\v  %xi(iüyvov  övanfviari^ov  nc/.ii,  önoii 
To  ft(t>  nfjcoxiOTov  oi'x  flaly  vc^ot  xoivot ,  y.Quzil  d  *t? ,  tov  vouov  xinTtj- 
nivog  nvToq  TiuQ  ui'iw,  xai  röd'  ovxiT'  ioz'  loov.  ^'gl.  Thuc.  I.  17, 
XenopL.  M  Socr.  iv!  6.  12,  Aristot.  Pol.  111.  5.  4;  IV.  8.  3;  V. 
8.   6,  Stob.  Serni.  XLIII.    132,   ApLthon.  progymn.   c.   14,  p.    118. 

9)  ^lovftvr,T(u  ol  70V  ulaioii  ßQußivral  fttuaru ,  Bekk.  Anecd.  p. 
360;  vgl.  d.  Erl;l.  z.  Odyss.  VIII.  258  und  mehr  bei  Ebert  1.  c. 
p.  17-24,  Welcker  Nachtrag  z.  Trilogie  S.  252,  Tittmann  S.  77, 
Wachsmuth  I,  S.  441.  In  Cyuie  sollen  nach  Aristot.  bei  Scbol.  Eur. 
Med.  19  geradezu  die  Beamten  diesen  Namen  geführt  haben;  dass 
er  jedoch  darum  nicht  mit  Pflugl;  I']uboic.  p.  30  vorzugsweise  als 
äolisch  gelten  darf,  zeigt  sein  ähnliches  Vorkommen  in  Teos  und 
Chaicedon   C.   Inscr.    II,  p.   028.    973. 

10)  Aristot.  Pol.  IV.  8.  2:  xul  to  na?.aiov  h  lotg  dqyuioiq  Ekkrj- 
01V  lyivovrö  Tvviq  /icvuQyot  rov  tqohov  tovtov  (^uvro/.Qriro()fq  nlQiToi)  ovq 
fxrtkovv  alai'/ivr/Taq  ,  .  .  i^aav  ö'f  öin  to  xura  vofiov  ßuaif.ixul  xat  dt« 
Tu  (iQyiiv  (y.ovi(ov,  riiQuvvixul  öi  diu  xo  dfonoxiy.wg  u(jyii.v  xal  xuxu  xr/v 
ui'xotv  yvo'jfiT/v.  Daher  TiiQuvrlq  ttlfjfxrj  bei  Aristot.  III.  9.  5  und 
Theopbr.  ap.  Dionys.  Hai.  V.  73,  der  sie  mit  der  röm.  Dictatur  zu- 
sammenstellt.    ' Hoyov  6(,    sezt    Aristot.   hinzu  ,    ol    ftiv    diu  ßiov  xtjv 

11)  Theodor.  Metoch.  Miscell.  c.  101:  dvOniQovnfvoi.  Sfanöxiic; 
fnt  ^ijxoXg  uvimiv&vvovq  y.ai  ti'Qurviy.r/V  ini,oxunluv  ßfkrioxojy  uiÖqüv 
KUX  u^ixtjv  DJ.oyifxoiv  xnl  yukrjVijv  dx'vu/iirojv  ifinoKÜv  iv  nokiTixoTq  xkii- 
öoioiy,  o»  c  nlavfivrjrnq  xo  nakatov  fxf/Aoi')',  oioq  Iltxruxoq  tjv  iv  MvTiXr^vT] 
xul  rjff)iny(i(joq  iv  KoQivdoj  xal  (l'oißiuq  iv  Süfxo)  xul  xf/  xuzu  Icviov 
A-nokioniu  XuiQr/ftiDv  xul  dkXoi  nu(>  ukkoiq;  vgl.  auch  Tynnoudas  in 
Jßuboea  bei  Plut.  V.  Solon.  c.  14  und  Epimcnes  in  Milet  bei  Nie. 
Uamasc.  Exe.  54,  welcher  ularftytlxr/q  imo  toi'  dijuov  yft,()oxoviirui,  /.nßwv 
iiovniuv  xTfivfiv  ovq  ßovkirai:  über  Piltakus  aber  insbes.  Strabo  Xlil. 
2.  3,  p.  917  und  Diog.  L.  I.  7  5  mit  Korlüm  S.  100,  Welcker  kl. 
.Schriften  z.  Liter. gesch.  I,  S.  127,  Müller  in  Niebuhr's  Rh.  Museum 
I,  S.  290,  Plehn  Lesbiac.  p.  40  fgg.  88  fgg.  ,  Tittmann  S.  442  u. 
533,  Grote  111,  p.  265,  die  übrigens  aus  Slrabos  Worten:  tlq  xijv 
xbiv  övvuaxtiüv  xuiühioiv  f  nicht  mit  Unrecht  schliessen  ,  dass  er  der 
Demokratie  näher  stand,  wie  denn  auch  sein  Gegner  Alcäus  ihn  aus- 
drücklich als   xvQuvvoq  brandmarkte,    Aristot.    Politic.   III.   9.   0. 

12)  Aristot.  V.  8. 2:  o  if  xvQuvvoq  ix  tov  äijftov  xal  xov  nXtjOovq 
irti  rovq  yvoj^t'^oü? ,  'öno)q  o  d^/ioq  iläixiJTai  fiijötv  vn  aixüv'.  vgl.  §.  7 
und  Plat.  Bepubl.  VIH,  p.   569  C. 

§.  G4. 
Aus  diesem  engen  und  nolh^vendigcu  Zusammenhange 
der  Tyrannis    mit    dem    ganzen   Enlwiekcluugsgange   des 
griecLiscIicn  Slaatslcbcns  erklärt  sich  dann  auch  die  All- 


§.  64.     Charakter  der  Tyrannis.  193 

gemeinlieit  und  Gleichzeitigkeit  dieser  Erscheinung  in 
de"  griechischen  Geschichte,  in  welcher  das  siebente  und 
sechste  Jahrh.  a.  Chr.  füglich  die  Perlode  der  Tyrannen 
genannt  werden  kann  i).  Gleiches  Bedürfniss ,  durch 
äussere  Mittel  den  Mangel  der  innern  Festigkeit  ihrer 
usurpirten  Herrschaft  zu  ersetzen,  kettete  sie  eng  an  ein- 
ander durch  Verschwägerung,  Bündnisse  und  Gastfreund- 
schaft 2)-  auch  mit  barbarischen  Königen  finden  wir  sie 
befreundet,  und  selbst  der  Einführung  orientalischer  Hof- 
sitten nicht  abgeneigt  ^).  An  Glanz  und  Prunk  wetteifer- 
ten sie  alle  mit  den  Barbaren^  insbesondere  in  ungeheu- 
ren Bauten ,  Weihgeschenken  und  andern  Kunstwerken  5 
wobei  sie  den  doppelten  Zweck  erreichten,  die  Besitzen- 
den durch  Steuern  und  Erpressungen  zu  schwächen,  und 
den  müssigen  Haufen  durch  Arbeit  zu  beschäftigen  und 
zu  nähren  *)  5  und  wenn  daher  auch  die  äussere  Macht 
und  der  Flor  des  Staats  im  Ganzen  selten  durch  sie  ge- 
wann 5),  so  brachten  sie  ihm  doch  durch  manches  dau- 
ernde Werk  Vortheil  und  Ehre.  Vorzüglich  aber  ward 
ihre  Prachtliebe,  verbunden  mit  der  gezwungenen  Ruhe 
unter  ihrem  Scepter,  eine  treffliche  Pflegerinn  der  Wis- 
senschaft und  Kunst ,  und  nicht  bloSs  durch  Zufall  ist 
die  Periode  der  Tyrannen  auch  die  Zeit  des  Erwachens 
der  Philosophie  und  plastischen  Kunst  in  Griechenland^ 
Dichter  und  Weise  wurden  die  Zierden  ihres  Hofstaates, 
und  den  bildenden  Künstlern  Hessen  es  ihre  Schätze  nie 
an  Aufmunterung  und  Stoff  zur  Thätigkeit  fehlen  ^). 

1)  S.  oben  §.  32,  not.  7  und  über  die  Golonien  unten  §.  87, 
not.   10. 

2)  Her.  F.  20 ,  III.  50  u.  s.  w.  DessLalb  wird  auch  häufig 
AeLnliches  von  yerschiedenen  Tyrannen  berichtet;  8.  Wachsmuth  de 
leyit.  Script,   gr.  p.  15  u.  20  %g. 

3)  Polykrates  und  Aniasis  ,  Her.  III.  39  %g. ;  namentlich  aber 
Periander,  vgl.  Müller  Der.  I,  S.  107  und  über  seinen  Nachfolger 
Psammetich  ,  den  Sohn  des  Gordias  oder  Gorgus,  Saint  -  Martin  in 
M.  de  rinst.  A.   d.   Inscr.  XM,  P.  2,  p.  166  fgg. 

4)  Aristot.  Pol.  V.  9.  4  :  nävrn  ynQ  ravru  dvvnrai,  raviov,  uaxo- 
Xiav  xal  nivLuv  tüv  df)/"/*^*'^^ '•  ^'ß'-  Periander  bei  Nie.  Daniasc.  Exe. 
59:  iy.wlvi  Jf  Tors  nokirnq  lioi'doi'q  xritnO-iu  xul  a/oXt/v  ttynv  ^  ufi  rivd 
uviott;  l\)yn  i^n<()i.a>io)v,  und  Poljliiatcs  bei  Veegens  de  Polycr.  Samio, 
Ainst.  1839.    8,  p.  64,    obgleich   auch   dieser  wie   Panol'ka  p.   35   He- 

I.    Il.I.    -1.   Aiid.  IV 


194         Th.  111.    Entwickelung  der  Staatsformen. 

rod.    III.  60   Dicht  dabiu  zieht;    im   AUg.   aber  Wachsmuth   II,   S.   22 
und  (über  ihre   Bauten)   670. 

5)  Ob  die  Tyrannen  in  der  Regel  kriegerisch  Ovaren?  -was 
Thue.  I.  17  zu  verneinen  scheint,  Plat.  Repubi.  \U\,  p.  566  E  und 
Aristot.  F'ol.  V.  9.  5  aber  ausdrücklich  behaupten  ,  l'v'  iv  /pn'«  ijyi- 
fivvoq  0  drjuoq  jj  :  vgl.  aucli  Nie.  Damasc.  1.  c.  und  Phot.  Lex.  p.  194: 
iifooi  of  (iq  arögwöfOTHJu  x(n(iö unuvöivx iq,  oLov  OT(j(iTfiaq  l^ayovTK;  xttl 
nokffiovq  fnui'ui^ovfiftoi, :  wobei  jedoch  nicht  zu  übersehn  ist,  dass 
selbst  ihre   Eroberungen   selten  dem  Staate  zu  Gute  kamen. 

6)  Vgl.  Wachsmuth  II,  S.  688  fgg.  und  Plass  Tyrannis  I,  S. 
362— .^72;  über  Periander  auch  Wytt.  ad  Plut.  p.  909  und  C.Wag- 
ner de  Periandro  Septem  sapientibus  annumerato  ,  Darmst.  1828.  4; 
über  Polykrates  und  Pisistratus  Büchersammlungen  Ath.  I,  p.  3  und 
Gell.  VI.  17  mit  Wolf  Proleg.  Kom.  p.  14.5,  Nitzsch  Hist.  Homeri 
''  P-  'Ol  fgg.  Ihl  fgg.,  Welcker  ep.  tyklus  I,  S.  380,  Ritschi 
alex.  Bibl.   S.   53  fgg. 

§.  65. 
Bei  allem  dem  war  jedoch  iLre  Macht  mir  von  kur- 
zer Dauer,  und  die  Geschichte  kennt  nicht  mehr  als  zwei 
Dynastien  i),  welchen  die  Tyrannis  üher  die  zweite  Ge- 
neration hinaus    zu   vererben  gelang  :    die  Cypseliden  in 
Korinth  657—  584 ,    worunter    sich  namentlich  Perlander 
auszeichnet  2),  und  die  Orthagorlden  In  SIcyon  3) ,  deren 
Herrschaft  volle  hundert  Jahre  '*')  ,   wahrscheinlich  673  — 
573  umfasst,  obgleich  es  ungewiss  Ist,    ob  und  wer  sie 
nach  dem  hervorragendsten  von  allen,  Kllstheues  ^) ,   be- 
schlossen   hat  ^).      Inzwischen    ist   es  selten  der  Demos, 
der   sich    gegen    die    Zwingherrschaft    erhebt  ^    höchstens 
gegen  den  Sohn  des  Usurpators,  der  die  ererbte  Gewalt 
missbraucht  ^) ,    lieh    er  seinen  Arm    den  Oligarchen  ,   in 
welchen  freilich  jeder  Tyrann  seine  unversöhnlichen  Feinde 
zu  fiirchten  hatte  ^)  5  und  damit  pflegte  dann  auch  meistens 
der  Sturz  der  Tyrannis  entschieden  zu  seyn,  um  so  mehr, 
als  die  Oligarchen  stets  auf  die  Unterstützung  der  INach- 
barstaaten  und  Insbesondere  anderer  Aristokratien  rechnen 
konnten.     Ob  aber  darauf  wieder  Oligarchie  oder  Demo- 
kratie ^)  und  was  für  eine  folgte,  ob  gegenseitige  Mässl- 
gung  eine  weise  Vertheilung  der  Staatsgewalt  herbeiführte, 
oder  erneuerter  Kampf  der  Factioneu   dieselbe  zulezt  wie- 
der ganz    In   die  Hände  des  Demos  gab ,    war  nach  den 
inneren  und  äusseren  Verhältnissen  der  Staaten  verschie- 
den ^^)  ^  doch  gibt  es  nicht  viele  ,  die  nicht  auch  einmal 


§.  65.     Untergang  des  Tyrannis.  195 

kürzer  oder  länger  den  Zustand  einer  demokratlsclien 
Verfassung  durchgeniacbt  hätten  ^^),  so  wenig  aucli  diese 
sich  mit  Ausnahme  Athen's  einen  dauernden  Wohlstand 
zu  begründen  geeignet  erwies  ^^). 

1)  Aristot.  Politic.  V.  9^21  u.  22;  vgl.  Isoer.  Panath.  §.  125 
und  Nie.  Damasc.  bei  Feder  Exe.  Constant.  Porphyr.  Davmst.  1849. 
8,  p.  126  fgg.  oder  C.  Müller  Histor.  Fgm.  III,  p.  391  —  395,  des- 
sen Auctorität  übrigens   Plass   I,  S.    137   fgg.   nickt  boch  anschlägt. 

2)  S.  Her.  V.  92,  Strabo  VIII.  6.  20,  p.  580,  und  über  Perian- 
der insbes.  Heracl.  Pol.  c.  5  und  Diog.  L.  I.  94 —  101  mit  Meurs. 
Lectt.  att.  11.  21  und  Müller  Dor.  I,  S.  164—168;  auch  Aegin.  p.  66, 
namentlich  das  Orakel:  acrc?  nal  nulStq,  naid'ojv  yi  fifv  oi'xfTt  nuT- 
öK; ,  woran  Coraes  bei  Larcher  IV,  p.  349  ohne  Grund  Anstoss  ge- 
nommen hat.  Den  Anfang  des  Cypselus  sezt  Diodor.  Fgm.  1.  V II 
447  xiahre  nach  dem  Heraklidenzuge ,  worauf  30  Jahre  später  Pe- 
riander folgt;  ob  aber  dieser  40  oder  44  Jahre  regiert  habe  ,  ist 
schon  zwischen  Aristoteles  und  Diogenes  Laertius  schwankend;  vgl. 
de  la  Nauze  in  M.  de  TA.  d.  Inscr.  XIV,  p.  363  fgg.  und  Clinton 
I,  p.  40. 

3)  Her.  VI.  126  —  131  ;  vgl.  Wytt.  ad  Plut.  S.  N.  V.  p.  44, 
Kortüm  S.  92,  Müller  Dorier  I,  S.  161—164,  und  insbes.  R.  Gompf 
Sicyoniacorum  spec.  11,  Torgau  1834.  4,  wo  namentlich  die  Identi- 
tät von  Orthagoras  und  Andreas  dargethan  ist;  übrigens  auch  Strabo 
VIII.  6.  25,  p.  587:  hvQttvvi'j&Tj  nXitarov  XQ^'''°'*' i  "^^'  f**'  roi'g  rv- 
^uyvor'<;  inutxftq   nvdgaq  t^'/iv. 

4)  Diodor.  Fgm.  Vat.  p.  11:  oTi  Stxvut ioiq  Vygrjaiv  rj  Ilv&La, 
(KUTt-v  Ittj  fjinnTiyovotiTjOrjnia&ai.  avTovi;.  Ihr  Ende  sezt  Müller  bald 
nach  Ol.  L.Krebs  Lect.  Diodor.  p.  259  auf  Ol.  LII  oder  LIII  ;  mein 
Ansatz  bringt  dasselbe  mit  der  Wiederherstellung  der  nemeiscben 
Spiele,  die  der  armenische  Eusebius  Ol.  LI.  4  sezt  (vgl.  Schömann 
im  Greifsw,  Lect.katal.  1832 — 33)  in  ähnlichen  Zusammenhang ,  wie 
ihn  Solin  Polyb.  VII.  14  für  die  der  isthmischen  mit  dem  Sturze 
der  Cypseliden  bezeugt. 

5)  Her.  V.  67.  6S,  Paus.  II.  8.  1,  aucL  X.  37:  Heerführer  ge- 
gen Cirrha  (§.  13,  n.  l.ö),  vgl.  Böckb  ad  Schol.  Pindar.  p.  491  und 
Weissenborn   Hellen   S.   26  fgg. 

6)  Dass  Klisthencs  nicht  verdrängt  worden  ist,  sagt  deutlich 
Nie.  Damasc.  Fgm.  61  :  KUTdoyoiv  d\  ii)v  n{)xr]v  'iv  xnl  TQir'txovru  Irr] 
htXn'nTjoi  :  dagegen  nennt  Plutarch  malign.  Her.  c.  21  einen  Ae- 
schines  ,  den  die  Spartaner  aus  Sicyon  vertrieben  ,  und  mit  diesem 
Rcblicsst  daher  van  Oordt  uitwcnd.  Politiek  p.  17  die  Reihe  der  Or- 
thngoriden  ,  während  Plass  I,  S.  146  und  Grote  III,  p.  51  seine 
Zeit  unbestimmt   lassen. 

7)  Aristot.  Politic.  V.  8.  20  :  iwi'  yt/()  y.rr]riunfi'i))v  ol  nlüoroi  xul 
äififi'kn^uv  Tuq  <((>xnq  '  ol  (Ff  TKtgnXnßovTK;  fvOvg  0)q  flntlt'  aTtoXXvnoi. 
no'vT??  ■  n7ioXniinriy.i7i<;  ynQ  i^öjvTK;  H'y.urtKfQovrroi,  yiyovTui  xnl  noXkoi'q 
x«t((oi'C  TiftQftötduaat.  ToZq  inmOffilvoiq :  vgl.  Plat.  Lt-gg.  HF,  p.  695  E 
und  Einzelnes  bei  Diodor.  XI.  53,  auch    Plutarch   Apophth.  p.  175  F. 

8)  Wie  in  Milct ,  Plut.  Qu.  gr.  32;  in  Korinth  ,  Nie.  Damasc. 
p.  39 i  Müller. 

IN2 


196       TA.  ///.     Entwickelutig  der  Staatsfömten. 

9)  Wie  in  Chaicis  und  Ambracia,  Aristot.  Politic.  V.  3.  6  ;  in 
Megara ,  Plut.  Qu.  gr.   18  u.    59. 

10)  Vgl.   im    Allg.   Aristot.   V.   10.  3    und  Scbömann   p.  93  fgg. 

11)  S.  Manso  über  die  Begründung  der  Demokratie  in  den 
griecb.   Staaten  ,   Breslau  1800.  4   und  in   s.   Sparta   11,   S.   506 — 540. 

12)  Paus.  IV.  35.  3:  o?»  yag  nw  drjuoxquriav  loftiv  ukXov^  tj  'A8rj- 
vaiovf  ai^jjonaav  (nach  BeLker;  sonst  ui'^r^aavruq :  Scbubart  drjuoKQu- 
ritt  .  .   .  av^ij&fvrac  ?). 

§.  66. 
Die  Idee  der  griechischen  Demoltratie ,  die  von  den 
Lobrednern  dieser  Regierungsform  im  Alterthume  na- 
mentlich hervorgehoben  wird  ^),  war  die  gleiche  Berech- 
tigung aller  Mitglieder  des  Staats  zur  entscheidenden 
Theilnahme  an  allen  wesentlichen  Attributionen  der  Staats- 
gewalt 2),  welche  desshalb  nur  von  der  Gesammtheit  jener 
oder  in  deren  JNamen  ausgeübt  werden  honnte  ,  sowohl 
was  die  Handhabung  des  Rechts  und  der  Gesetze,  als  was 
die  Entscheidung  der  allgemeinen  Angelegenheiten  des  Lan- 
des betraf.  Denn  wenn  man  auch  dem  einzelnen  Bürger 
als  solchem  geringere  Fähigkeiten  zutrauete,  so  schien  doch 
niemand  geeigneter ,  das  Interesse  der  Gesammtheit  zn 
wahren  ,  als  diese  selbst  ^)  5  und  wo  der  Regierende  mit 
dem  Regierten  die  nämliche  Person  war,  glaubte  man  am 
wenigsten  Ungerechtigkeit  und  Willkür  von  jenem  befürch- 
ten zu  dürfen  ''').  Freiheit  der  Rede  und  Gleichheit  Aller 
vor  dem  Gesetze  waren  die  nächsten  und  nothwendigsten 
Folgen  jener  Idee  ^) ,  und  je  unzertrennlicher  sich  daher 
der  Grieche  die  persönliche  Existenz  an  die  politische  ge- 
knüpft dachte,  desto  mehr  musste  Ihm  gerade  diese  Staats- 
form allein  auf  der  einen  Seite  auch  die  Individuelle  Frei- 
heit ^)  zu  verbürgen,  auf  der  andern  den  Foderungen  der 
Gerechtigkeit  zu  entsprechen  scheinen ,  deren  Wesen  ja 
eben  In  dem  Begriffe  der  Gleichheit  begründet  Hege''). 
Dieser  nämliche  Begriff  der  Gerechtigkeit  aber  war  es, 
der  durch  seinen  von  Aristoteles  u.  A.  richtig  entwickelten 
Doppelsinn  ^)  die  Demokratie  factisch  wieder  in  die  oben 
berührten  entgegengesezten  Richtungen  trennte.  Als  strenge 
Verhältnlssmässlgkelt  aller  Rechte  und  Leistungen  gegen 
einander  genommen  Tührtc  er  jene  Mischung  des   ollgar- 


§.  66.     Idee  der  griechischen  Demokratie.        197 

chlschen  und  demokratischen  Princips  ^)  herbei,  auf  wel- 
chem die  s.  g^.  noXneia  oder  gemässigte  Demokratie  be- 
ruhete ^°)  ^  als  bloss  numerische  Gleichheit  dagegen  begrün- 
dete er  die  reine  Demokratie^'),  die  jede  Auszeichnung 
durch  Begüterung,  Talent  oder  Verdienste,  weit  entfernt 
ihr  irgend  einen  Vorzug  oder  eine  rechtliche  Begünsti- 
gung einzuräumen ,  vielmehr  fürchtete  und  stets  durch 
das  Uebergewicht  der  Kopfzahl  darnieder  zu  halten,  ja 
selbst  durch  Zwangsmaassregeln  zu  beseitigen  bedacht 
war  12). 

1)  S.  2.  B.  Her.  III.  80,  Tbuc.  VI.  39,  Eurip.  Suppl.  449,  Ae- 
fichin.  Ctesiph.  §.  6,  auch  Dio  Cass.  LII.  4,  und  mehr  bei  Kortüm 
S.  4  —  10,  Hüllmann  Staatsr.  S.  107—111,  Schömann  p.  95—100, 
Wachsmnth  I,  S.   526—531. 

2)  Aristot.  Politic.  V.  7.  22:  rfi'o  yüg  hnv  o?c  örjuax^axia  6oxfi 
WQia&oti''  T(ü  To  nXitov  ivvtti  )(t>gtov  nal  r^  ikiv&fgia'  ro  niv  yuQ  dixatov 
Xaov  doxfZ  ftvai ,  lOo*  df  o  n  uv  ät^tj  tw  nXtj&n ,  Toi'r  tlvui,  nvotov. 
vgl.  IV.  4.  2 :  inii  yiiQ  iXiv&fQla  fiaXiar'  fartv  h  iijuoxqarLa  xal  lao- 
Tiyf,  oj'TW?  UV  iXij  ftuktara  Koivmvot'vTuiv  unavrütv  fiükioxu  xtj^  noXirtia^ 
ofioio)^:  und  Tittmann  S.  4:  «von  den  Alten  wurde  die  Freiheit 
factisch  in  der  Theilnahme  an  der  höchsten  Gewalt,  von  den  Neue- 
ren  mehr  in  der  Bestimmung  der  Rechte  der  höchsten  Gewalt  ge- 
sucht ;  die  Alten  suchten  mehr  die  Gleichheit  der  Bürger,  die  Neuern 
mehr  die  Vernunftmässigkeit  der  Rechte.  « 

3)  Aristot.  III.  0.  4  :  toi'C  ydg  7ioi.Xovq,  o)*  eitaaroq  iartv  oi?  anov- 
daZoq  avijQi  ofiajq  ivdr/irai  avvfX&ovTuq  itvai  ßikriovg  fxfivo)v,  oi'/  cJ? 
(xaarov ,  ull  «/?  avfmavTaq '.  vgl.  III.  7.  8  und  10.  5  mit  Plin.  Epist. 
Vli.  17.  10;  auch  Thucyd.  1.  c.  :  (fvXaxac;  fx\v  «piOToi/;  ;^p);/^«Twy  it- 
♦at  xov<i  nXovaioitq ,  ßovXtvaat  ö  av  ßiXxiaxa  rov<;  Ji/vfroi'?,  xoXvai  d' 
UV  dxovauvxai;   "gtaxu  xov(;  noXXovi,  und  Plat.   Protag.  p.   319   D. 

4)  Demosth.  Androt.  §.  51:  il  yug  i&iXoix'  i^fxuaui,  xivoq  «Vfxa 
fiflXXov  (tv  Tts  fXoixo  fv  6rjnoxQuxia  i,TJv  7/  iv  oXiyagyia,  xovx'  «v  fvootTt 
nQOxfiQoxHXov,  oxi  nitvxa  TiQaöxfQÜ  foxiv  iv  drjfioinQaxia  :  vgl.  Tittmann 
Staatsv.  S.    lö  und  Schleiermacher  a.   a.   O.   S.  31. 

5)  Daher  Inrjyofjia  und  laovofila  synonym  mit  S^fioxQaxia:  vgl. 
Her.  V.  37.  78,  Polyb.  II.  38,  VI.  9,  Paus.  II.  19,  und  mehr  bei 
Gataker  ad  M.  Anton.  I.  14,  Markland  ad  Lysiaro  p.  77  Rsk  ,  Pier- 
son ad  Moerin  p.  203.  Auch  nuQQrjoluy  wie  Eur.  Ion.  686  :  Ix  xwv 
A&Tj'iiüiv  n  Tj  xtxoj'O  nr]  yvvt),  w?  fnoi,  yfvTjxni,  nrjxgi&tv  naQQTjaia:  vgl. 
Plat.  Republ.  Vlll,  p.  557  B,  Demosth.  Epitaph.  §.  26,  Polyb.  IV. 
31,  und  oben  §.   52,  n.  8. 

6)  Plat.  Republ.  VIII,  p.  562  B,  Aristot.  Pol.  VI.  1.  6,  Cic 
Rep.   I.  31. 

7)  Aristot.  III.  7.  1:  toxi  i\  noXixixov  aya&ov  x6  Sixatov  ^  xovro 
d  l'axi  xo  xoivfi  avfiq>f{)ov'  Soxil  rfJ  nnaiv  Xaov  xi  xo  dixaiov  ilvan  vgl. 
Eth.    Nie.  V.    3.  3   fgg.   und  mehr  oben  §.  61    extr. 

8)  Aristot.  V.  1.  7:  toxi  6i  6itxov  xo  Xaov,  xo  /nlv  yuQ  doi&/iüi, 
xo   di   xai'  ii£i«v   ioxi-   Xfyo)   Ji  UQt&/x(Z  /A\y   xo  nXijdn,  tj    ftiyi&ii  xai'xbv 


198         Th.IIl.  Entwickelung  der  Staatsjormen. 

»  ibo»,  x«T  cc^iav  öl  ro  tw  Xoyu  '  .  .  ofioXoyovvTfg  dl  «ntAwc  To  laoy 
tivai  äixuiov,  iv  TW  xar  u^iuv  diugtf{iovTai, '  ol  //iv  ort,  fuv  x«t«  t*  t'oot 
wotv  ,  oAwc  i'oo*  vofilL,ovaiv  ilvat,,  ol  di  on  ,  ?av  xuxu  xi,  itviooi ,  navruv 
uvioojv  (x^ioi'ioiv  luviovq:  vgl.  V.  2.  11  mit  Zell  ad  Eth.  p.  173;  auch 
Plut.  V.  Solon.   c.  14  und  Stob.  Serm.  XLIIl.  133. 

9)  Isoer.  Panath.  §.  153:  Stj/ioxguriuv  aQi.aToxQUTla  /iiftiyftfv^v : 
vgl.    Aristot.  Politic.    IV.   6.   2,  V.   6.    3  u.   4,  und  oben  §.  54,   n.  6. 

10)  Aristot.  III.  11.  11:  noktTi,y.ov  öi  7iXr/&oq ,  iv  w  niqu'xiv 
iyyivio&at,  nkrj&oq  nokifiittöv ,  Svvufiivov  uq)(iiv  ti  kuI  uQ'/iodai.  xuru 
voßov  lov  y.uT  ftiluv  diuvi/iovzu  toTc  ivtioqok;  rag  uq/uq:  vgl.  Tbuc,  II. 
36  und  Dio  Cass.  Exe.  Vat.  c.25:  ort,  6j]iioy.Qttxiu  iaxlv  oi'  x6  dnXöJq 
nuvTuq  xÖjv  avxdjv  xvy/uviiv ,    uXXa  xo   xut    a^iav  i'xaaxov  ^igioQai. 

11)  Aristot.  VI.  1.  6:  xul  yag  ro  6ixaiov  xo  örjfiori,y.ov  ro  taov 
i'xitv  iarl  xttT  agi&ftov,  «AA«  /oy  xar  u^iuv  ...  xal  o  xi  uv  öo^tj 
Tote  nXfiooi,  xovr  ilvui  ro  dixuiov  quäl  yoQ  dilv  loov  ix*^'"  *'xaoTov 
Twv  noXi.xö)v',  vgl.  Plut.  Qu.  symp.  VIII.  2.  2 :  o  yuQ  Avxovgyoi;  ot- 
a&tt  örjTiov  0X1,  xr]v  aQi&fir]XixTjv  uvuXoyiuv  w?  drjfnoxQaxixrjv  xul  oxXixtjv 
ovoav  flfßuXfv,  initPlat.  Legg.  VI,p.  757  und  Republ.  VIII,  p.  558  E; 
laoxTjTu  xivci  cftoiwg  lootg  xul  uriooiQ  öiavifiovou. 

12)  Isoer.  n.  dvrtä.  §.  164:  ovxm  yoQ  tj  noXiq  iv  tw  nuQovxi,  ;^«t- 
Qit,  xovq  fA.iv  fTiiitxiii;  nifiyovaa  xal  iuTifivoi'<;  noiovoa:  vgl,  die  Epbesier 
bei  Cie.  Tuscul..  V.  36;  nemo  de  nobis  unus  excellat;  sin  quis  ex- 
stiteril ,  alio  in  loco  sit ,  und  den  Ostracismus  bei  Aristot.  Politic. 
III.  8.  2,  nieht  nur  in  Athen  (s.  unten  §.  111,  n.  16),  sondern  auch 
in  Arges  (Aristot.  V.  2.  5) ,  Megara ,  Milet  (Schol.  Aristopb.  Equ. 
855),  Syrakus  {nixuXto/xöq ,  Diodor.  XI.  87,  vgl.  Andr.  Rivinus  in 
Schläger's  Diss.  rar.  fasc.  nov.  Heimst.  1743.  4,  p.  107 — 160  und 
Th.L.  Munter  Parerg.  bist.  phil.  Gott.  1749.  8,  p.  85—92)  mit  CLr. 
Thomasius  de  ostracismo  aliisque  cognatis  reraediis ,  Lips.  1659*  4 
(auch  in  Obs.  Halens.  IX,  p.  61  — 101),  Montesquieu  Espr.  d.  loix 
XXVI.  17  u.  XXIX.  7,  Geinoz  in  M.  de  1' A.  d.  Inscr.  XII,  p,  145 
— 158,  Baudin  in  M.  de  1' Inst.  mor.  et  pol.  lil,  p.  61 — 71  ,  und 
Legrand  de  Laleu  Diss.  bist,  et  pol.  sur  l'ostracisme  et  le  petalisnie. 
Die  von  Eabricius  (Bibl.  antiqu.  p.  754)  und  Mensel  (Bibl.  bist.  IJI.  1, 
p.  287)  citirten  Abhb.  ,  worunter  noch  -die  von  Scballer  (Argent. 
1663.  4)  fehlt,  sind  für  uns  ohne  Werth  ;  von  Neueren  vgl.  J.  A. 
Paradys  (praes.  Luzae)  L.C.1793.8  und  im  Class.  Journ.  XXXVIII, 
p.  357  fgg.  XXXIX,  p.  15!  fgg.  ,  Jacobs  verm.  Sehr.  VI,  S.  168, 
Röscher  Klio  I,  S.  381,  Grote  Hist.  IV,  p.  200,  und  insbes.  Meier 
in  Hall.  Encykl.  Sect.  IH,  B.  VH,  S.   177   fgg. 

§.  67. 
Während  daher  in  der  gemässigten  Demokratie  die 
Theilnahme  an  den  verschiedenen  Aeusserungen  der  Staats- 
gewalt durch  das  Maass  der  Begütermig  ^) ,  namentlich 
häuGg  durch  den  Besitz  der  Waffen  2)  bedingt  war,  eröff- 
nete die  absolute  Allen  den  unmittelbaren  Zugang  zu  Allem, 
und  suchte  selbst  da,  wo  gleichzeitiges  Mitwirken  Aller 
unmöglich  war,  bei  Besetzung  einzelner  Acmter  u.  dergl. 


§.  67.     Unterschiede  der  Demokratien.  199 

doch  die  Zahl  der  Mitglieder  und  den  Wechsel  derselben 
so  viel  als  thunlich  zu  vermehren  ^)  und  durch  Anwen- 
dung des  Looses  ''')  wenigstens  die  gleiche  Möglichheit 
für  Alle  aufrecht  zu  erhalten.  Während  jene  die  ordentliche 
Thätigfceit  der  souverainen  Volhsgenieinde  auf  die  Wahl 
und  Controle  ihrer  Beamten  beschränkte  5),  die  laufenden 
Geschäfte  selbst  aber  ganz  den  Einsichten  und  der  Loyalität 
dieser  Einzelnen  anvertraute  ,  machte  diese  die  meisten 
Angelegenheiten  unmittelbar  von  der  Entscheidung  der 
Gesammtheit  abhängig^),  und  liess  den  Beamten  nur  das 
Geschäft  sie  zur  definitiven  Beschlussnahme  einzuleiten 
und.vorzubereilen '^).  Indem  aber  auf  diese  Weise  dort 
alle  Interessen  vertreten  und  gewährt,  hier  nur  ein  ein- 
ziges vorausgesezt  wurde,  dort  das  Volk  nur  die  oberste, 
hier  die  alleinige  Instanz  war ,  konnte  es  nicht  fehlen, 
dass ,  während  dort  Recht  und  Gesetz  fortdauernd  als 
höchste  Auctorität  gesichert  blieb ,  hier  nach  und  nach 
das  Volk  seine  Willkür  dem  Staatswilleu  unterschob, 
und  seine  momentanen  Beschlüsse  ^)  den  Gesetzen  gleich 
oder  noch  über  dieselben   stellte. 

1)  Mitbin  Timolsratie,  s.  oben  §.  59,  n.  8;  der  Unterscbied  von 
der  OligarcLie  beruht  hier  nur  auf  der  geringeren  Höbe  der  riftt^ftuTa. 
Aristot.  Pol.  IV.  4.3:  «AAo  6f  (fidoq  dtjuoxQuriuq)  to  tu?  agjrdq  uno 
Tifir//4.(tTwv  tiyai,  ß^<i}(io)v  öf  TorTo^i'  ovtojv'  öit  öf  tw  xrojfifvw  i^ovaiaii 
flviii,  /jfTf/fiv  xul  Tüv  anoßitXiirrit  /(?;  niTfynv,  Vgl.  V.  2.  9  ;  5.  1  1  ; 
7.  6;  VI.  t.  8,  und  Isoer.  Fanatb.  §.  131;  xuiforyonvro  ytiQ  dr/f^o- 
xQiniav  ov  X7jv  ilxrj  7io).iTfvoft{i?jv  xul  vofjtil^ovnuv  rrjv  ftiv  (txokuaiixv 
iXivdunHV  finut ,    rm/f  d    lioriacuv    '   rt  ßoökixai    tj?  noulv  iiduifioviav ' 

|kAA»    rrjv   Totg   rotovrotq   //Je   ImriftöJanv  ,     vqt,oxoAomin   6f  )(^oiiAhrjv  ,   7jV 
"ot    ftfv    rto).).ol  /(jr/Oifto)TitTrjv     oroitv    oiqnfft    ttjv    uno  TiftTj^iuioiv    h   Tut? 
7lo}.iTtiat.q   uQiO^noi'Oiv    x.   T.   k. 

2)  Ibid.  !1I.  5.  3  :  xnrit  ravrrjv  rifv  Ttokiriiuv  xvQioS^arov  ro  ngo- 
nokffiovv  xul  fiixfyovniv  nxnfjq  ol  xixTrjftfvot  iu  onkn:  vgl.  II.  3.  9; 
IV.  10.  9  —  II;  auch  Thuc.  A'III.  97.  lis  sind  dieses  die  Ix  xuru- 
köyov  ar{>uTn'<ovriq  (Schneider  ad  Aristot.  Pol.  p.  29.1,  Krüger  ad 
Dionys.  Hai.  p.  109,  fieel  Anecdota  Henisterh.  p.  190)  im  (iegen- 
satze  des  drj/noq  \pikcq  (Aristot.  VT.  -4.  4)  oder  der  «9»^Tf?  (Tbucyd.  VI. 
43);  vgl.   auch  Aristot.    IN.   2.  8. 

3)  Vgl.  im    Allg.    Aristot.    Rbetor.   I.  8    und    Polltic.  VI.    1.   8: 

7a  TOiuvra  dtjixoxixti'  to  ut(JfiO&ui  luq  ufj^uq  jiiivTuq  fx  ni'fTMv'  to 
uQxnv  nuvTaq  ftiv  txuoToii  ^  fxaoTov  6  iv  ftififi  nävrwv '  to  xk^(jü)Ta(; 
tivai  Tuq  u(>xuq  7]  nüouq  ,  jj'  ooa»  /o/  tfinn(}iuq  diovcui,  xul  Tf^vf^q  •  to 
fi^  uno  Tiftijßftxoq  fiTj&troq  fivui  ruq  m'^^rtq  jy  ort  fjixQOTUTov  '  To  ft/]  ölq 
Tuv  «UTov  (t{>xnv  HTjitiiiav  i]  akiynxiq  7/  okiyuq,  fjoj  twv  xutu  nokfixoy' 
TO  oAi;'o;i(^oi'ioi;(  livui,  tu;  a^;^«;  ij  naaui  7/  oouq  itdixtfai'  tu  dtxixi^tn' 


200       77t.  111.     Entwickelung  der  Staatsformen. 

nüvrag  xhI  ik  ndvrcov  xal  nigt  nüvrcov  rj  tkqI  rwv  nXiiaxmv  x,  t.  A. 
An  manchen  Orten  liess  man  die  Aemter  in  der  Reihe  herum  gehen, 
fiws  UV  äiiX&ij  dt«  ^la'j'Tft)»',  IV.    11.  3;  Tgl.   Cic.   Republ.   III.   36. 

4)  Ueber  die  Grundidee  des  Looses  s.  Plat.  Legg.  III,  p.  690  C: 
VI,  p.  757  E;  seine  Geschichte  Isoer.  Areop.  §.  23  fgg.  Freilich 
meint  Anaxim.  Rhetor.  II.  7,  die  Itleinern  Aemter,  als  die  Mehrzahl, 
nur  seyen  durch's  Loos,  die  wichtigern  durch  Wahl  {y(i,QoroMiu)  aus 
dem  Volke  zu  besetzen;  worunter  uamentlich ,  wie  in  Athen,  die 
Strategfn  verstanden  sind;  doch  vgl.  de  jure  magg.  p.  15 — 24,  und 
im  Allg.  Her.  111.  80,  Plat.  Republ.  Vlil,  p.  557  A,  Aristot.  Pol. 
IV.   7.   3.     Wahl  ohne  TtfirjiA,uT:u  schien  gefährlich;  Aristot.  V.  4.   6. 

5)  S.  Aristot.  Pol.  III.  6.  11,  IV.  6.  4.  II.  4,  VI.  2.  2;  Isoer. 
Panath.  §.  147,  Areop.  §.  26,  u.  oben  §.  62,  n.  3:  dvayxaXai,  ix- 
xXrjaiaL. 

6)  Aristot.  VI.  1.8:  ro  Ttjv  fxxXr^aluv  xvqluv  iivai  ndvrwv  ly  twv 
/^tyiOTOJv,  UQxr/v  J«  /xjjdifiiav  fiTj&tvoq  r/  Twv  oXtyioTMv:  vgl.  IV.  4.  6: 
l'ri  df  ol  TaTg  af;!far?  iyxui.oi)VTn;  rov  ä^ftov  qiaai  dfiv  xQivity,  o  d'  doftf- 
r(u5  dixccai  ttjv  ngoxkrjaiv,  wan  xaraXvovrai  ndaat  al  dq^^^t  und  oben 
§.   54,  n.   14. 

7)  IlgoavaxQiviiv ,  Aristot.  IV.   11.    5. 

8)  Ibid.  IV.  4.  3:  f'riQov  d'  ftdo?  ^ijfdoxgariag ,  Tukka  it\v  tivat 
TttVTu  ,  xi'Qiov  ö  livai,  To  nX^&oi;  xal  /utj  rov  vijuov  •  toi'to  df  ylvirai, 
ovav  ra  %i.iTj(fia(iara  xvQia  _//,  dkXd  fi^  o  vöftoq ,  ovftßaivit  öi  tovto  d»o 
Toiig  örjfiayojyovq.  Vgl.  IV.  11.  8;  V.  4.  5;  7.  19.  Ueber  den  Un- 
terschied von  vofAoq  und  xpTjiptana  (Ordonnanz;  inirayiAu,  IV.  4.  5)  s. 
schon  Sigonius  rep.  Ath.  I.  5 ,  p.  484  fgg.  Früher  galt,  z.  B.  in 
Athen,  das  Gesetz  :  ii.'Tj<pia(*a  firjdfv  i^ijxt  ßovirJQ  (htj'ti  diiiiov  vö/iov  xii- 
QibJxfQov  iivai ,  Andoc.  de  Myster.  §.  87;  Demosth.  Aristocr.  §.  87; 
später  aber  trat  ein  ,  was  Plato  Republ.  VIII,  p.  563  D  schildert: 
TtXivxüivTiq  yuQ  not;  oiad-  oxi  oi'd*  xStv  voftuv  <fQovxii,ovai.  yfyga/i/4i*wv 
Tj  uygagxov,  ivu  drj  nrjdii<i  /jTj^nfiij  oiroT?  7^  öfanoxTj<;,  oder  wenigstens, 
wie  bei  Demosth.  Lept.  §.  92 :  y.'7jg>iafiaxu}v  d'  oi'd'  ortovv  äittq>igovaiv 
ol  vofioiy  akXu  viwxtQot  ol  vofiotf  xa&  ovg  to  xprj^ioftura  öil  ygi'i<fiia&at, 
TWV  xprj(piafidx(i)v  ax'xwv.  Daher  Aeschin.  Ctesiph.  §.  103:  dqnoxgu- 
TovfifvMv  röiv  SIquxmv  xal  nnvru  tiquxxovxwv  t*fxu  ii'7j(fiofiuxo<; ,  und 
Cic.  rep.  I.  27 :  Athenienses  quihusdatn  tempoAbus  sublato  Areo- 
pago  nihil  nisi  pop  uli  sciiis  agcbant;  vgl.  auch  (Demosth.)  adv.  ^ 
Neaer.  §.  88:  o  y(tQ  ^■^/jo^  rüv  A&rjvuLwv ,  xvQi(iiXHXo<;  av  tojv  iv  xtj 
nöld,  omavxwv  ttal  ?|ov  uvxm  noiitv  o  xt  äv  ßovX^rat,  und  Acta  societ. 
gr.  Lips.  I,  p.   16. 

§.  G8. 
Allem  diesem  zufolge  musste  aber  hier ,  wenigstens 
sobald  ein  getheiltes  Interesse  eintrat,  jene  ganze  Gleich- 
heit nur  eine  scheinbare  werden,  und  in  Wahrheil  nicht 
das  gesammte  Volk  mit  gleichen  Rechten ,  sondern  die 
Mehrzahl  mit  unumschränhter  Gewalt  über  die  Minderzahl 
regieren  ^)5  und  Insofern  dann  in  den  meisten  Staaten  die 
ärmere  Classe  die  Mehrzahl,  die  Begüterten  die  Minderzahl 


§.  68.     Die  absolute  Demokratie.  201 

ausmachten  ^) ,  war  die  absolute  Demokratie  das  andere 
Extrem  der  Oligarchie  5),  und  die  grössere  Ungerechtigkeit 
der  leztern  nur  anscheinend,  indem  diese,  um  nicht  über- 
stimmt zu  werden ,  den  grossen  Haufen  von  aller  Theil- 
nahme  an  der  Staatsgewalt  ausschliessen  musste,  während 
die  Demokratie  auch  den  Reichen  ihre  einzelnen  Stimmen 
lassen  konnte,  ohne  dass  sie  darum  aufliörte,  nach  der 
allgemeinen  Definition  aller  griechischen  Publicisten  Herr- 
schaft der  Armen  über  die  Reichen  zu  seyn''^).  Bedrük- 
kungen  der  Begüterten  sind  daher  von  dieser  Staatsform 
unzertrennlich  ^  indem  die  entscheidende  Stimmenmehrheit 
nicht  nur  alle  Staatslasten  auf  diese  wälzte,  sondern  auch 
ausserdem  die  Staatscasse,  welche  der  herrschende  Demos 
als  sein  Privateigenthum  betrachtete,  auf  alle  Weise  zu 
vermehren  suchte  ^).  Es  folgte  dieses  aus  dem  allgemeinen 
Grundsatze ,  dass  alles  Recht  sey ,  was  dem  Stärkern 
zusage  ^  und  der  Demos  erreichte  dabei  den  doppelten 
Zweck  ^),  seine  Gegner  gerade  in  dem  Puncte  zu  schwä- 
chen, auf  welchen  sie  namentlich  ihre  höhern  Ansprüche 
begründeten,  seinen  eigenen  Mitgliedern  aber  die  Mittel 
zu  verschaffen  ^) ,  um  ohne  Schaden  für  ihre  persönliche 
Subsistenz  alle  ihre  Zeit  unmittelbar  den  Verrichtungen 
der  Souverainetät  zu  widmen,  während  es  den  Begüterten 
dazu  bisweilen  selbst  an  der  nöthigen  Müsse  fehlte^). 

1)  Cic.  Rep.  I.  27  :  ifiium  otnnia  per  popultim  geruntur,  ijuain- 
vis  justum  alijue  moderatum ,  tarnen  ipsa  aequahilitas  est  iniaua, 
ijuutn  habet  tiullos  gradus  dignitatis  ;  vgl.  Xenoph.  C'jrr.  II.  2.  17 
und  Plin.  Epist.  H.  12:  tmmerantur  enim  sententiae,  7ion  ponderan- 
tur ;  nee  aliud  in  publica  consilio  potest  fieri,  in  quo  nihil  est  tarn 
inaetfuale  ,  quam  aequalitas  ipsa  ;  nam  quum  sit  impar  prudentia, 
par  omnium  jus  est. 

2]  Ausnahmen  s.  bei  Aristot.  Pol.  IV.   3.  8. 

3)  Aristot.  Vi.  1.  9:  intiöi]  oXiyngjfia  nul  yhit  nal  nkoi'iTO)  xul 
naidiin  opii,fTat ,  t«  dr/ftorixu  doxft  xuruyTia  toj'twv  tivut'  uyfvitu, 
nftlu,' ßavavalu.  Vgl.  XenopL.  M.  Socr.  IV.  2.  37;  Plat.  Rep.  VIII, 
p.   565  A. 

4)  Arislot.  Pol,  III.  5.  4;  oXiyuQxia,  or«v  uot  xi'Qtot  rfjq  noXiriiat 
0»  irt;  oi'oiuq  f/oyrn;  ,  Jr^^oxQmiu  df  toi'vuvriov  ornv  ot  ^n  xfxrrififvoi 
TikrjSoQ  ovainq  (i)./.'  nno(jon  vgl.  IN.  4.  2  und  Stob.  Scrm.  XLll.  43; 
über  die   Bedeutung  von  6ij^io(;,plebs,  Wachsniuth  I,S.  803  —  805. 

5)  Isoer.  Areop.  §.  24:  (x  tüv  dr^ftooiuv  lu  oifirn)'  uvrijv  dioi- 
xtTy.  vgl.   ISicocl.  §.  21,    Arislot.  Pol.  III.   6.   1    und  VI.  1.    12:  d  d' 


202         2/j.  ///.    JEntwickelung  der  Staats  formen. 

0  Ti  UV  Ol-  nkfiovq  xttT  uQi&jAov  (  d ixatov ) ,  udtxrjaovai  dnfiivovTtq  tu 
tüv  nXovaio)v  xul  fXuTTcvtov ,  xa&unfp  Huriiai,  noÖTigov.  und  unten 
§.  160  u.   163. 

6)  Xenoph.  Rep.  AtL.  I.  13:  "vu  aihoq  n  \xi]  "«'  °'  nXovaioi 
niyiozfQoi,  yiyv<j)vtai., 

7)  Aristot.  Pol.  IV.  12.  9i  rovro  öf  avtißuivuv  flw&tv ,  örav  iv- 
noqiu  Ttc;  ij  rj  fiio&og  toi?  ixxXjjaim^ovoiv '  o^oXui^ovTfg  y«y  avXXi- 
yovrui  6ij  noXXuxiQ  xal  unnvTu  i:irol  xQivqiioi:  vgl.  IV.  5.  5,  \  l.  1.  9, 
und  insbes.  3.  3 :  infi  c5f  ai  rtXivrulai  drjiioxQwtiai  noXvdv&fjwnoi  t' 
ilol  xal  •/ukinov  ixxXtjOi.öi^ii.v  ufiio&ovg ,  rovro  öf,  onov  ntjöoodoi  fir) 
rriyyuvovoiv  ovaai.,  noX.ifiiov  roVq  yvoigi/ioiq'  ano  rt  yuQ  liqcpoQuq  xnl 
dr]fiH'ai<i)^  uvuyxttlov  yivfo&ai  xnl  6i-/.uarT>ql(av  qmiiXmv  ^  u  noXXug  rjdij 
drjuoxQariaq  dvtrfjfyjfv,  mit  den  Beispielen  Ton  Athen  (§.  125  u.  159) 
und  Rbodus  (Aristot.   V.  4.   2j. 

8)  Aristot.  IV.  5.  5;  VI.  3.  3;  denn  den  Wegbleibenden,  sagt 
er  IV.   10.  8,  trifft  keine  Strafe;  vgl.  IV.   7.  2;   11.   8. 

§•  69. 
Je  mehr  sich  nun  aber  dieser  regierende  Demos,  ohne 
ein  höheres  Interesse  als  seine  angenblickliehen  Launen 
und  Bedürfnisse,  auch  allen  Eindrücken  des  Augenblicks 
hingab^),  desto  leichter  wurde  es  dem  Redner,  der  mit 
psychologischer  Kunst,  ohne  dem  Stolze  des  Herrschers 
zn  nahe  zu  treten,  seine  Passivität  und  Beschränktheit  zu 
nützen  wusste,  ihn  nach  Gefallen  zu  lenken  2),  und  um 
so  unumschränkter  und  sicherer  im  Staate  zu  walten,  je 
mehr  er  ohne  Amt  oder  besondere  Berechtigung  nur  auf 
der  allgemeinen  Redefreiheit  zu  fussen  schien  3).  Schenkte 
freilich  das  Glück  dem  Volke  wenigstens  in  dem  Leiter 
oder  Vorsteher  ''•)  ,  dessen  Stimme  es  vorzugsweise  zu 
folgen  pflegte  ^) ,  einen  Mann  von  wahren  Einsichten  in 
das  Interesse  des  Landes  und  von  niedrigen  Leidenschaf- 
ten frei,  so  genoss  der  Staat  alle  Vortheile  der  Tyrannis 
ohne  ihre  Mängel  ^)  ^  nur  zu  häufig  indessen  fand  sich 
p-erade  die  Rednergabe ,  die  dem  Standpuncte  jenes  Pö- 
bels angemessen  war''),  mit  der  Gemeinheit  und  Nieder- 
trächtigheit verbunden,  welche  die  Gunst  des  Volkes  nur 
als  ein  Mittel  zur  Befriedigung  ihrer  Selbstsucht  und  ih- 
res Eigennutzes  betrachtete  ^)  ,  zu  diesem  Ende  aber  al- 
len Despotenlaunen    desselben    schmeichelte^)    und  damit 

seine     nalüriiche    Ralhlosigkcit    nur    noch    vermehrte  ^O). 

Der  Iheil  des  Staats  jedoch,  der  zunächst  darunter  litt, 


§.  69.     Die  Demagogie  und  Sykophantie.         203 

waren  die  Vornehmen  und  Beg^üterten  j  der  Demagoge  in 
den  Versammlungen,  der  Syljophant  in  den  Gerichten  ^^) 
des  Volkes,  wofern  sich  nicht  beides  in  derselben  Person 
vereinigt  fand,  wetteiferten  in  Maassregeln  der  Erpressung 
und  Demüthigung  gegen  dieselben  ^2)  •  und  nur  die  Be- 
stechlichkeit dieser  Menschen  ^3)  gewährte  den  Reichen 
noch  einige  Sicherheit,  da  auch  die  Richter  nicht  mehr 
das  Gesetz,  sondern  selbst  nur  wieder  das  Interesse  der 
Demokratie  im  Auge  hatten  ^'^). 

1)  Vgl.  die  Schilderung  des  athenischen  Demos  bei  Demosth. 
F.  L.  §.  136  und  Plut.  Praec.  polit.  c.  3.  mit  dem  Gemälde  des 
Parrhasius  ,  Plin,  N.  Hist.  XXXV.  36.  5;  auch  Enrip.  Orest.  700 
fgg.  und  mehr  bei  Luzac.  1.  c.  p.  78 — 82  und  Limburg- Brou wer 
III,  p.   163  fgg.  219  fgg. 

2)  Jijftayoyyög ,  vgl.  im  AUg.  Valcken.  Eurip.  fragm.  p.  253  — 
257;  Wytlenb.  ad  Plutarch.  p.  251—253;  Manso  über  die  att. 
Demagogen,  Bresl.  1794,  4;  Passow  zur  Gesch.  der  Demagogie  ia 
Griechenland,  in  Waebler's  Philomathie  B.  III  (FranLi,  a.  M.  1822.8) 
S.  267  —  308  oder  Verm.  Schriften  S.  111  —  132;  Wachsmuth  I,  S. 
531  —  533  und  616-640;  Rötscher  Aristoph.  S.  154—179;  Limburg- 
Brouwer  III,  p.    190  fgg. 

3)  Demosth.  Aristog.    I,   §.   29:     il  yäq  tk;  aihixu  /tiäXa  i'Cnot ,  w? 

Ix      TW*      VIO)tÜtO>V     i]      töjV      nXoVaKOTUTÜlV      T]     xOlV    XlkflTOVgyTjXOTOJV    r/     TWV 

roiovxmv  Tivog  fif^wv  rovc;  Xfyovrag  iivai  dfi ,  unoxzfivuirt  uv  unxoy  iv 
otd    ort  w?  xuTuXvovTa  rov  örjixov. 

4)  nqooxÜTT]!;  Toj"  ÖTjuov,  patronus  plebis ;  s.  Isoer.  ti.  «vTtd. 
§.  313,  Aristot.  Politic.  V.  4.  5,  5.  1  u.  3,  Aeneas  Tact.  c.  11,  und 
mehr  bei  Wachsmuth  I,  S.  819  —  821  und  Grote  VII,  p.  252,  VIII, 
p.  85.  Bisweilen  freilich  auch  eigener  Magistrat;  s.  Müller  Dorier 
II,  S.  144  und  G.  C.  Müller  de  Corcyr.  republ.  p.  49,  meistens 
jedoch  nur  das  einflussreichste  Mitglied,  auch  ßovXfjq ,  Arg.  Dem. 
Androt.  p.  591;  ja  ausdrücklich  geschieden  Paus.  IV.  29.  11  :  ätjftov 
T*  n()OfOT)]X0)g   xul   üqyfiv  Iv  rü  tot«  TjQTjUfvoq. 

5)  Plat.  Republ.  VIII,  p.  565  C :  oiixorv  i'va  nvu  uil  o  dijuog 
tl'o)&t  6i>u<ffQÖvTfi)q  nQoiataa&ai.  iaviov  aal  tovtov  xQtcfiiv  ti  xal  ui^iiv 
fifyav, 

6)  Wie  Thucyd.  II.  65  von  Perikles  sagt:  iyiyvtro  di  koyu  ii\v 
drjuoxQuxlu ,  iQyoi  öt  vno  xov  uqwxov  uv6(>og  (t^XV' 

7)  Hermog.  n.  ftid:  dnv.  1  :  örjutjyoqiXv  yuQ  xo  iv  6i]fiu  dyoqm- 
nv  ,  ISiox;  di  xo  xf/UQiOfiha  Xlynv  y.ul  dnuiSivra  :  vgl.  Aristoph.  £qu. 
191  und  Isoer.  Nicocl.  §.  21  :  xal  ai'ußoi'iXoiq  xqöjvxui.  xutv  uaxtov  xoig 
ToXftri(>oinxoi(;:  auch   Cic.   Rcp.   1.  34   und  Tac.   de  Orator.  c.  36. 

8)  Aristot.  Pol.  IV.  4.  6:  oi'ixßulvn.  yuQ  a^TO^;  yivfo&at  fifyuXoK;, 
dt«  xo  xov  iu)v  öfiftov  ftvui.  xi'(iiov,  xijq  dl  xov  irjfiov  doj^?  xovxov(;' 
ntidixtti  yu(>  xo  TiXf/&oq  xoi'xotq:  vgl.  Plat.  Republ.  VIII,  p.  565  A, 
Lysias  de  publ.  bon.  Euer.  §.  16,  Demosth.  (Mynih.  II I,  §.  23,  Sext. 
Emp.  adv.  nialh.  II.  41,  und  das  Sprlcliwoit  X^vooiv  Oi^oq  xo  ßij/^u, 
plutarch.   Proec.  polit.   c.   2. 


204  Th.  III.   Entwickelung  der  Staatsformen. 

9)  Aristot.  IV.  4.  5  :  o  rf'  ovv  roiovroq  äf^fioq  üxi  fiövuQxoq  wv 
fjyTft  fioyuQXitv ,  öua  xo  fxrj  ugxfO&ai.  VTio  vöftoxt ,  xal  yivtrat  äfonon- 
xoc  •  wqri  ol  koXhxk;  Ivti/aoi'  xat  ioTiv  o  roiovzoq  ärjftoq  avüXoyov  twv 
fiovagx^''^'''  '^fi  tVQftvvLäi  —  xat  o  drjfiuyoyyoq  r.al  o  xö).a^  ol  aj'iot  xut 
riväXoyov  xat  fiakioru  d  fxc'tTiqoi,  naQ'  fxarfQoii;  In/vovai:  vgl.  IV.  11.5, 
V.  8.  18,  9.  6,  auch  Plat.  Republ.  IV,  p.  426  C  und  Lucian.  Cha- 
rid.   c.   27   mit  Limburg  -  Brouwer   III,  p.    18i  fgg. 

10)  Eurip.  Suppl.  427  von  der  MonarcLie  :  oj'x  o%koj  xqhtvvhui, 
ovd'  i'ariv  ai'rr/v  oSTt?  i«xfii.vvö)v  köyoig  ngog  xf^tfoc  l'cftoy  «AAo?  likkoof 
oTQfcpii:  Agatharch.  ap.  Phot.  Bibl.  c.  250  ,  p.  445  Bekk.  :  orav  ö 
drjUftyüiyoc;  toVi;  nokkoli;  dtuXiytjTUii^  fit]  rr^v  toT"  qiikoii  ruliv  imoarnoä— 
fiivoq  dkkd  rijv  rov  xöAaxo?,  ij  röJv  ö](kwv  oQfijj  ßfßaionrjv  kaßovaa  rnq 
ilfiagrinq  tov  ai'fißovkov  aviTQfxpt  xrjv  nokiv:  auch  Thuc.  11.  65  und 
unten  §.    165,  n.   17. 

11)  S.  Wachsmuth  I,  S.  596,  Limburg -Brouwer  III,  p.  198  fgg., 
und  über  die  Entstehung  des  Namens  Atb.  III.  6  mit  Ast  ad  Plfit. 
Remp.  p.  362  und  Westermann   ad  Plut.  V.  Solon.  c.  24. 

12)  Aristot.  Pol.  VI.  3.  2  :  ol  6f  vvv  drjuayuyol  ^rtQi^ofifvoi  zolq 
dtjuoiq  nokkn  Sijfini'ovai  Siu  T«ür  di,y.aar7]Qi())v  :  vgl.  Theophr.  Charact. 
XXIX.   3  und  mehr  bei   Meier  de   bonis  damn.  p.   175—178. 

13)  Isoer.  HfxuQT,  §.  5:  ot/uai,  ovv  unafraq  ddhai  ort  fiükiara  av- 
yio((!UVT(lv  fnt}(iigovatv  ol  kfytiv  fifv  rfftvot,  l'/ovTfq  öf  fiTjdfv,  Tovq  uivva- 
TOI'?  HIV  fiitflv  ,  iKitvovq  d\  )(QTjnaTa  Ttktlv  :  vgl.  n.  uvxtö.  §.  24.  288. 
316,  Xenoph.   M.  Socr.   II.  9,  Sympos.  IV.  30  u.  s.  w. 

14)  Xenoph.  Rep.  Ath.  I.  13  und  Lj'sias  aflf.  tyr.  §.  26;  vgl. 
Rötscher  S.  138  fgg.  und  Isoer.  n.  dv-riö-  §.  160:  ddvixfQov  xa&i- 
axTjKi  xo  doüfXv  (i'noQftv  tj  xo  g)avfQMq  adiKit*,  mit  Orelli's  Note  S.  265. 

§.  70. 
Unter  solchen  Umständen  war  es  kein  Wunder ,  wenn 
oligarchische  Faetionen  entstanden,  in  welchen  sich  Furcht 
und  Hass  gegen  die  Unterdrüclier  mit  der  geld-  oder  adel- 
stolzen Verachtung  gegen  den  gemeinen  Mann  zu  einem 
unerhörten  Grade  ^on  Erbitterung  verband  ^) :,  die  Glubbs, 
iTaiQiai  oder  avvwfiooiat,  zunächst  und  ursprünglich  al- 
lerdings wohl  nur  sich  bei  Wahlen  oder  Anklagen  wech- 
selseitig zu  unterstützen  bestimmt  2),  wurden  die  Sammel- 
plätze der  Miss  vergnügten  3),  und  was  ihnen  selbst  an  Macht 
zum  Umstürze  der  Demokratie  gebrach  ,  ersezien  sie 
durch  die  Verbindungen ,  welche  sie  theils  in  den  ver- 
schiedenen Städten  mit  einander ,  theils  mit  den  Regie- 
rungen antidemokratischer  Staaten  eingingen.  Ihr  Sieg 
hatte  daher  meistens  auch  den  Verlust  der  äusseren  Un- 
abhängigkeit des  Staats  zur  Folge  *)^  doch  galt  das  die- 
ser Partei  gleich ,  w  elchcr  ihre  lange  Opposition  gegen 
den  Demos  ohnehin  schon  alles  Vatcrlandsgefühl  geraubt 


§.  70.    OUgarchische  Factionen.  205 

hatte ,  und  die  desshalb  auch  im  Innern  jezt  gleichfalls 
ohne  Bürgersinn  oder  Achtung  für  Recht  und  Gesetz  nur 
ihr  Interesse  und  die  Foderungen  des  Parteihasses  in's 
Auge  fasste^).  Der  Häupter  des  Demos  entledigte  man 
sich  durch  Meuchelmord  oder  offene  Gewalt  ^)^  der  grosse 
Haufen  ward  durch  Verbannungen  in  Masse  ^),  Entwaff- 
nung, Entfernung  aus  der  Stadt  ^)  u.  s.  w.  unschädlich 
gemacht  5  wie  weit  der  blinde  Hass  bisweilen  ging,  kann 
der  Eid  zeigen,  welchen  uns  Aristoteles  aufbewahrt  hat: 
dem  Volke  übel  zu  xvollen  und  zu  schaden,  so  viel  man 
könne  ^).  Dieser  stete  Kriegszustand  Hess  daher  auch  den 
Staat  nie  zu  innerer  Ruhe  und  Sicherheit  gelangen^  zum 
Scheine  ward  zwar  meistens  eine  timohratische  Regie- 
rungsform organisirt^  da  aber  der  Einfluss  der  Clubbs 
und  Factionen  vorherrschend  blieb  ^°)  ,  so  konnte  selbst 
nicht  einmal  Ton  einer  Tcrbältnissmässigen  Gleichstellung 
aller  Bürger  die  Rede  seyn ,  und  so  fand  jede  demokra- 
tische Reaction  wieder  Anhaltspuncte  und  Fortgang. 

1)  Aristot.  Pol.  V.  4.  I  :  al  fifv  ovv  SrjixoitQa'rla.t  fiäXiOiU  fitta-- 
ßuXkoi'Oi  dul  rrjv  iwti  drjuuyojyüv  tiofJiynaV  t«  ftiv  yag  Idia  ovy.o(fuv- 
TovvTtq  Tof?  T«?  oiioiug  i'xovraq  avorqi(fovniv  anxoiiq  .  .  .  t«  6i  xoivjj 
tÖ  TiXrj&o(;  InÜYovTK;  v.r.X:  vgl.  Lysias  afi".  tyr.  §.27,  Plat.  Republ. 
VIII,  p.  565  B  ,  und  den  Oligarchen  bei  Theophr.  Charact.  \XIX 
mit  WachsiDuth  I,  S.  535  fgg. ;  auch  Aristot.  V.  2.  5:  rfi«  öi  <fößov 
aTuaiui,ovaiv  ot  t*  r;rf«K>^xoT*?,  diöiorig  /jitj  ädjai  6i>itjv,  xal  ol  /4fX— 
lovriq  uöixfla&ai. ,  ßovkoftn/oi  q>Quaui  nglv  dSiKTjQfjVui'  (oanfQ  Iv  Po6(a 
ovviax^auv  oi  y*o)(ti/ioi,  inl  Tof  dvi^ov  d»«  xdq  ini<f>(QOfihaq  dixuq, 

2)  Svvo)fioaiai  fjil  d(XR((  xnl  «p;^«!?  oi'aai,  Thuc.  VIII.  54;  Tgl. 
Aristopb.  Lysistr.  577,  Plat.  Theaetet.  p.  173  D  mit  der  Note  von 
Heindorf  S.  396,  und  Hüllraann  de  Atbeniensium  oi^vo^juoaiat;,  Königsb. 
1814;  auch  Schömann  Antiqu.  p.  101  und  mehr  unten  §.  158  und 
104  fgg. 

3)  S.  Plat.  Republ.  II  ,  p.  365  D  ,  und  mehr  bei  Lobeck  ad 
Soph.  Ajac.  682,  Ast  ad  Plat.  Legg.  p.  437,  Wachsmulh  I,  S. 
822,   und   insbes.  Krüger  ad   Dionys.  Hai.  Historiograph.  p.  363 — 365. 

4)  Demosth.  Philipp.  IV.  §.  4:  reTv  d'  di;  xö  ilg^nv  ftfv  rav  no- 
Xtrüiv  ini&viitZv ,  ixigui  6  vnnmovtiv ,  dt'  oroi'  :iot'  «v  oXutvTfti,  rofro 
ävvijoiaOut.  noitZv:  vgl.  Isoer.  adv.  Loehit.  §.  10:  6lq  rFjv  iXfv&tQiaq 
untartQi'jOr/ftfv  .  .  .  dui  toi'?  xuTaqQovovvraq  xul  ßovXofthoi<q  rot?  juiv 
nohfiLotq  äonXfj'ftv,  toi'?  cJf  rtoXiraq  r/Jpifftv,  und  über  Lacedacnion's 
Politik  in   dieser   Hinsicht  Thuc.    I.    19   und  oben  §.    39,   n.    7. 

5)  Vgl.  Demosth.  Tiraocr.  §.  76  ;  twv  ftif  h  tk»?  oXiynQx^"^'!  *'x«- 
OTO?  xa»  TU  n(7i()ayfthu  Xvaui  xul  n*()2  TÖiv  fttXXt,VT(i)v  ic  uv  al'ToJ  doxy 
n(io?Tu£ai   xi'^nöq  iari,  ».   t.  X.  und  die   Beispiele  bei  Athen.   X.   63. 


206       Th.  III.     Eniwickelung  der  Staatsformen. 

6)  Vgl.  Thuc.  in.  70.  IV.  77,  VIII.  65  u.  70;  Xenoph.  Hell. 
V.  2.   30—36  ;  Dlodor.  XIII.   104  u.  s.  w. 

7)  So  in  Leontini,  Thuc.  V.  4  ;  in  Samos,  Plut.  V.  Lysand.  14; 
ja  in  Milet  (Xen.  Rep.  Ath.  III.  11)  ol  ßfXTiaroi  ünoOTMTfq  tov  dJj- 
fiov  xuTfuoipav. 

8)  Arislot.  Pol.  V.  8.  7:  xal  xo  rü  7ii.rj&ft  fiTj6\v  marfviiv  ,  &io 
xut  xrjv  nuQuLQfOiv  noiovvTai.  rüv  otiXwv ,  xal  to  xaxovv  rov  o/Xov  y.ul 
xo  fx  TOV  fioTfoq  uTifXuvvfiv  xal  öioixii^fiv  (§.  61,  n.  5)  rtfiifioTfQOtv  xoi~ 
vüv  xal  rij<;  oXtyagxiag  xal  r/;?  TV(juyvLÖo?  :  vgl.  Xenoph.  Hellen.  II. 
3.  20  und  4.   1. 

9)  S.  Aristot.  V..7.  19  mit  Niebuhi's  Betnerkungen  Rom.  Gesch. 
II,  S.   337  und  Wachsmnth  I,   S.516;    auch   Lysias  in  Ergocl.  §.  13: 

ol  ftfv  yuQ  {rpinxofTfx'j  iTil  tovt  f}(fnioTovrjO)jnuv f  'iva  xay.äx;,  iX  ntj  äv- 
vuivro ,  i'ßrli;  Tioii'^onnv ,  und  die  Grabscbrift  des  Kritias  bei  Schol. 
Aeschin.  Bekk.  p.  230:  nvijfia  xod  i'ar  uvÖqmv  dyu&öjv,  ot  tov  xard- 
(juTOv  ärj/iov   A&T]vaL(i)v   okiyov  yjiovov   vßqioq   ta/ov. 

10)  Vgl.  z.  B.  Thuc.  VIII.  89;  auch  Plut.  V.  Lysand.  13:  ovri 
yuQ  aiuarivÖTjv  ovre  tiXovtLvStjv  u-nfäfixvvt  xovq  a'f^ovT«?  ,  akka  fzui^i- 
utg   xul  ^iviai^  x^QiXofifvoq   zu   TtQuyfiara. 

§.  71. 
Dieses  ist  im  Ganzen  das  Bild ,  das  von  der  Mitte 
des  fünften  Jahrh.  a.  Chr.  an  das  Innere  der  meisten 
griechiscLen  Staaten  mehr  oder  minder  darbietet  ^) :  zwei 
feindlichen  Heeren  gleich  arbeiteten  sich  die  streitenden 
Extreme  unausgesezt  entgegen  ^)  und  Hessen  keine  Gele- 
genheit vorbei,  dem  Gegner  Abbruch  zu  thun  oder  einen 
entscheidenden  Schlag  gegen  ihn  zu  führen^  alle  andern 
Rücksichten  traten  gegen  diesen  alle  Leidenschaften  in 
Bewegung  setzenden  Kampf  in  den  Hintergrund,  und  die 
Wechselwirkung,  in  welcher  er  mit  den  äusseren  Ver- 
hältnissen und  Begebenheiten  stand,  machte  in  jener  Zeit 
der  politischen  Entzweiung  auch  im  Innern  eine  dauernde 
WaflFenruhe  unmöglich  ^).  Jeder  Vortheil,  den  eine  Par- 
tei errang,  hatte  eine  Menge  von  Exulanten''^)  zur  Folge, 
die  durch  die  Hülfe ,  welche  sie  bei  einem  der  kriegfüh- 
renden Theile  fanden ,  auch  ihre  Vaterstadt  gewöhnlich 
mit  in  den  allgemeinen  Krieg  verwickelten  ^  und  in  einem 
Siege  vereinigte  sich  dann  nicht  selten  die  Strenge  des 
Kriegsrechts  und  die  Wulh  des  Parteihasses  zu  den  ent- 
setzlichsten Ausbrüchen  der  Grausamkeit  und  Mordlust  ^). 
Zur  Ehre  des  griechischen  Demos  muss  man  bekennen, 
dass  seine  Reactionen  bisweilen  den  Charakter  der  hoch- 


§.  71.     Innere  Parteikämpfe.  207 

sten  Mässiguug;  trugen  ^)^  bisweilen  aber  aclitete  er  auch 
den  Schein  der  Rechtsgleichheit  nicht  mehr  bei  seinen 
Gegnern''),  und  ergänzte  sich  lieber  durch  Ertheilnng 
des  Bürgerrechts  an  Fremde  und  Sclaven  ^). 

1)  Vgl.  die  erschütternde  Scbilderung  bei  Tbuc.  III.  82  mit  G. 
Scblosser  in  ScLmid's  und  Snell's  philos.  Journal  (Giessen  1793.  8) 
II.  1,  S.  60  —  79  und  J.  E.  Siebert  der  sittliclie  Zustand  Griechen- 
lands zur  Zeit  des  peloponnesischen  Kriegs,  Reval  1840.  4;  auch 
Wachsmuth   I,  S.   511   fgg. 

2)  Plat.  Republ.  IV,  p.  422  K:  Si'o  ftiv ,  y.uv  örtovv  fj ,  noXifiia 
ui.Xrilaiq  ,   tj  fiif   nerrjrcuv,   rj   di  nkovaifov  x.   t.   k, 

3;  Fiat.  ^lII,p.  556  E:  uno  fiiy.^äq  nQO(fäa(ü)q,  l%(üS-iv  inayofihoyv 
77  Twy  fTfüWv  f5  oAiyaQ/oVfxiyTjq  no/.fbx;  oi'fj/xa^iav  r]  twv  fZfQWv  fx  Ö7j- 
fioxoarovfth^g  ,  voatZ  tf  xul  avcrj  avrij  lAW/frai,  ivLort  di  xul  uviv  tojv 
*Jftj  OTuoiä^ii:  Tgl.  Aristot.  Politic.  V.  6.  9:  ol  fiiv  yug  'A&7]vatoi 
navrn/ov  Titq  oi.tyuQ)(iuq ,  ot  öl  ylny.fSatixovioi,  Toi'?  dtjftovq  xuTtXvovi 
Tgl.  Tbuc.  I.  18:  y.uL  TcJv  aÄ).wv  JiXi.^ycüv  fi  Ttvf?  jioi'  diaaritifv,  TtQoq 
rovjovq  tjdrj  fj^wyoiv:  auch  Xenopb.  Hell.  VI.  3.  14,  Isoer.  Paneg. 
§.    16,   Diodor.   XIII.  48,   und  mehr  bei  Poppe  Prol.  I.  2,  p.  29  fgg. 

4)  0i'/('xÖk;  oder  auch  in  abstr.  ^vyrj  (Oudend.  ad  Thom,  M.  p. 
902);  vgl.  Isoer.  Philipp.  §.  96,  Epist.  IX,  §.  9,  und  im  Allg. 
Drumann  ^  er  fall  d.  gr.  St.  S.  627  fgg.  j  auch  Heyne  de  exulum 
reditu  in  patriam,  Opusc.    IV,  p.  485  fgg.,  und  Wachsmuth  I,  S.  209. 

5)  üionys.  Hai.  \1I.  66:  ola  AfQXJ'Qnloi  xi  x«ra  xr/V  aruatv  iiq~ 
yüoavxo  xal  'yi^ytloi,  y.ul  Mi/.rjOt.oi  'Atb.  XII.  26)  xoi  ^ly.i/.La  nclnu  xnl 
ov/val  nkkai.  nökfiq :  vgl.  Tbuc.  111.81,  VIII.2I,  Isoer.  Aegin.  §.  19, 
Philipp.  §.  52;  auch  die  fifyükrj  a<fuy^  in  Cynaetbus  Polyb.  1\'.  21 
und  den  axvrukioßög  in  Argos  (Ol.  102.  3)  bei  Diodor.  XV.  58  mit 
Sievers   Gesch.    Griech.   S.   261. 

6)  Ausser  der  beliannten  Amnestie  Athen's  vgl.  Tbuc.  \1II.  73, 
Xenopb.   Hell.   V.   4.   64   u.   s.  vv. 

7)  So  in  Samos  Tbuc.  VIII.  21  :  xnl  toTc  yfOJftoQoig  fiiTföidoaav 
OVT  «M/Ol'  oiiöfiioq  oiTf  (xöovvfti  oitJf  uyuyro&itt  Tia{)  fxfiiwv  oiö  f? 
fxtivoi'q  oi'dtvl  in  rov  Srjfiov  i^Tjv:  vgl.  die  Megarenser  Plut.  Qu.  gr. 
C.  18  und  im  Allg.  Plat.  Legg.  IV,  p.  715  A:  «p^wv  nnjinayrjTMv 
ytvofiifwv  ol  vixtjöuvzfq  t«  t*  notiyftaTa  xaxn  rt/v  nohv  oj'tw?  foqiTf^c- 
aitv  oifiöÖQa,  w(;x(  uQxij<;  fifj&'  oxiovv  fiixudovvai.  toT?  TjxxTj&iloi,  fujxf 
uiiroi<;  ftTjXf  ixyovoK;  x.   t.    k, 

8)  Diodor.  XIII.  48  (in  Korcyra,  Ol.  92.  3):  iTioiTjouvxo  6(  rov<; 
n\v  äoikovq  fkfi'&f(jo}'q,  xoiq  öi  Ihovq  nokixnq,  ({"'kußoi  fif*oi.  xö  x(  nk^- 
&oq  xul  xi/v  di'vn/ijv  xü)v  (fi'yäöüjv:  vgl.  Thuc.  111.  73  und  Aristot. 
Pol.  VI.  2.  9;  auch  in  Sicilien  (Öl.  81.  3)  Diodor.  XI.  86:  nokkolv 
ilx^  x«t  (oq  tTii^f  nfnokixoyQitqrjufvoav  hooovv  ul  nukfiq  xul  nukiy  liq 
nokiTixnq  oxaofiq  xctt  xaQc.yjtq  fy/Ttinrov. 

§.    72. 

Durch    alles    dieses   stieg  dann    aber    die    öffentliche 
Entsittlichung   auf  eine    solcbe  Höhe,    dass  die  Freiheit 


208         27t.  ///.    Entwickelung  der  Staats  formen . 

des  Bürgers  jezt,  statt  in  der  gleichen  Beschränkung  Al- 
ler durch  das  Gesetz  ,  in  der  gleich  unbeschränkten  Be- 
rechtigung zu  Allem  gesucht  ward  ')  5  an  die  Stelle  der 
Vaterlandsliebe  und  der  Achtung  für  Recht  und  Sitte 
trat  die  schnödeste  Selbstsucht^  und  nicht  mehr  allein  der 
herrschende  Theil  eines  Volks  als  Ganzes,  sondern  jeder 
Einzelne  hielt  seine  Privatinteressen  ,  seine  Neigungen 
und  Lüste  für  sein  angeborenes  Recht,  welches  er  sich 
mit  allem  ihm  zu  Gebote  stehenden  Mitteln  zu  verschaf- 
fen befugt  sey'^).  Dass  das  lezte  Ziel  und  die  äusserste 
Consequenz  dieser  Grundsätze  nothwendig  Tyrannis  sey, 
verhehlte  man  sich  keineswegs  3)-  und  in  diesem  Geiste^) 
wurden  daher  auch  die  meisten  der  Alleinherrschaften 
geführt,  die  vom  Ende  des  fünften  Jahrhunderts  a.  Chr. 
au  wieder  aus  den  inneren  Zerrüttungen  vieler  Städte 
Griechenlands  hervorgingen  ^) ,  bis  entweder  eine  allge- 
meine Empörung  oder  ein  kühner  Mord  ^)  den  Schänd- 
lichkeiteu  ein  Ende  machte ,  die  eigentlich  den  Namen 
der  Tyrannis  in  der  Geschichte  gebrandmarkt  haben  7). 
Aber  auch  wo  die  allgemeine  Erschlaffung  ^)  «lem  Namen 
nach  noch  ein  Gemeinwesen  fortbestehen  Hess ,  legte 
dieselbe  die  Leitung  der  öffentlichen  Angelegenheiten 
meistens  in  die  Hände  einiger  Weniger  ''j,  die  dann  selbst 
in  der  Regel  wieder  das  Wohl  und  die  Unabhängigkeit 
ihres  Vaterlands  dem  niedrigsten  Eigennutze  zu  opfern 
bereit  waren  5  und  lange  ehe  das  Glück  der  Waffen  Phi- 
lipp von  Macedonien  zum  Herrn  von  Griechenland  machte, 
gab  sein  Gold  in  den  EntSchliessungen  der  meisten  grie- 
chischen Staaten  den  Ausschlag  ^^). 

1)  Aristot.  Politic.  V.  7.  12:  tXiv&fQov  6i  xai  i'ffor  ro  o  tt  uv 
ßovXTjxai  Tit;  noiitv  wori  ufj  h  rai?  rotavruiq  örjftoKQnriai?  fnaarof; 
ok  ßovXixu,:  vgl.  VI.  I.  7,'  auch  Plat.  Republ.  VIII,  p.  557  B  und 
563,  Epist.  VIII,  p.  354  D,  Isoer.  Areop.  §.  20,  Panath.  §.  13t  ; 
Diodor.  Fgm.  Vat.  p.  10,  und  das  Sprichwort  bei  Tafel  Fragni. 
Slrab.  1.  VII,  p.  9  oder  Kramer  B.  II,  p.  75:  ihvdiQa  KtQxviJU, 
Xtt,"  onov   Oiknc;,  mit  Rölscher  Aristopb.   S.    100  fgg. 

2)  Gegensatz  des  ?,?'on  und  föno)  JUmov ,  vgl.  Plat.  Gorg.  p. 
482  I-:  fgg. ,  Kcpubl.  11,  p.  358  E  fgg.  ,  Le(;r  \,  p.  889  K  fgg., 
Demosth.  Aristog.  I,  §.  15  fgg.,  und  iil.er  .las  Verliältniss  der  So- 
phistik  zu  diesen  Ansichten  (Plat.  Republ.  VI,  p.  493)   im   Allg.   Mei- 


§.  72.     Allgemeine  Demoralisation.  209 

ners  Gescb.  d.  Wissenscb.  II,  S.  189  fgg.  und  m.  Gesch.  d.  platon. 
Phil.  I,  S.  197  fgg.  ,  auch  Röscher  Klio  1,  S.  259  fgg.  und  J.  C. 
M.  von  Baumhauer  ,  quam  vim  Sophislae  hahucrint  Athenis  ad  ae- 
tatis  suae  disciplinam   mores   et  studia  immutanda ,    Utrecht    1844.   8. 

3)  Tr^v  &tü)v  fifylnt7jV  o)<;  ix^^v  itiQayiiöa ,  Eurip,  Phoen.  506; 
vgl.  Thucyd.  VI.  85,  Plat.  Gorg.  p.  409,  Republ.  I,  p.  344,  VIII, 
p.  568,  IX,  p.  575,  Legg.  H,  p.  061,  Theag.  p.  Viö  E,  Alcib.  U, 
p,  141  A,  Isoer.  ad  NicocI.  §.  4,  Evagor.  §.  40,  de  bigis  §.  38,  Pa- 
nath.  §.  243:  oi'öfva  di  rijv  q>voiv  tivui ,  dotk;  ovx  uv  fj'lairo  rot?  &(- 
ot? ,  fiäXiOTU  fxfv  «i'To?  %1'yxuvnv  rrjc  f^oi'oiuq  TavTr/<;  ,  fl  df  fit],  %ov(; 
olxftoTctToj;? :  auch  Plut.  V.  Arat.  c.  30  und  das  Sprichwort:  nuXov 
tvinfpiov  Tj  TVQ<ivvi<; ,  bei  dems.   de  republ.   sen.   ger.   c.    1. 

4)  Charakteristisch  ist  das  Selbstgespräch  des  Usurpators  bei 
Aphthon.  progymn.  7  :  :iu(ja  toi?  TioXkonq  o(f&ilg  Xaov  y.u&una%  rot? 
aXloig  l'xMv  uyiioftai',  y.ul  fiurtjv  iü  tt/v  tx'Xtjv  ipiXoTififta&ui  tov  7i).ov~ 
Tov ,  li  ruvTu  TOI?  noAAoi;  vnoaTtjaoftai ;  xal  ai'viovTt?  xQifovai  tiiv^tk;; 
»al  To  doxovy  rot?  nolXolg  vofio(;  nQof/X&iii  ifnoL-  ii?  o^-v  tarai  tovtojv 
dnuXkayij  •  xttxaXTftpofiai.  rrjv  uxqÖtioXiv  xui  Toi'S  xrixiOTU  uTtoXov/iihoiiq 
vöfxovc;  ixnoäojv  xitxaaxijoof^iui.  ,  xul  oiro)  vojuog  taofiai  toIq  nokXoTqf  ov/ 
ol  TiXtiovq  ifioi:   vgl.   oben  §.  03,   n.  7   und  Stob.   Serm.  XLVII.  5  fgg. 

5)  Vgl.  Wachsrouth  I,  S.  537—541  und  Plass  Tyrannis  II,  S. 
46  —  313,  wobei  freilich  auch  nicht  zu  übersebn  ist.  was  Droysen 
Gesch.  d.  Hellen.  II,  S.  587  bei  Gelegenheit  des  ältesten  Beispiels 
dieser  Richtung,  des  Syrakusiers  üionys  ,  sagt:  -mit  ihm  beginnen 
die  monarchischen  Ideen  ,  die  gleichzeitig  in  den  politischen  Theo- 
rien der  Philosophen  in  den  Vordergrund  treten,  sich  zu  verwirhli 
chen  «.  Mehr  über  diesen  s.  bi:i  W.  Schweckendieck  de  Dionysio 
priori,  Gott.  1832.  8,  und  Göttling  gesamm.  Abhh,  S.  352  —  381, 
über  die  syrakusische  Tyrannis  überhaupt  aber  Brunet  de  Presle 
ctabl.  des  Grecs  en  Sicile  p.  225  —  359  und  Lerminier  Hist.  des 
legisl.  II  ,  p.  16  fgg.  mit  den  Monographien  von  Geurt  Hamming 
de  Agathocle  Siculo ,  Utr.  1835,  8  und  J.  C.  H.  de  Gaay  Fortman 
de  Hierone  Hieroclis  tilio  ,  Zwoll  1835.  8  ;  dann  über  Klearchus 
und  Satyrus  in  Heraklea  Böcler  Diss,  acad.  1,  p.  107J — 1086,  über 
ApoUodorus  von  Kassandrea  Ciavier  in  M.  de  1' Inst.  A.  d.  Inscr. 
IV,  p.   7   fgg.  u.  s.  w. 

6)  TvQavvoxrovlu  oder  tc^jkjvwv  uvuiQtoK;  ix  n/toj^ta?,  unter  wel- 
chem Titel  Phanias  von  Ercsus  ein  eigenes  Buch  geschrieben  hatte, 
Ath.  III.  40;  vgl.  im  Allg.  van  Heusde  Diatr.  in  civ.  ant.  83  fgg, 
und  die  gesetzlichen  Begünstigungen  desselben  bei  Meursius  Then«. 
attica  II.  15  und  Petitus  Leg.  att.  p.  313  —  316,  entsprechend  den 
Grausamkeiten  gegen    gestürzte  Tyrannen   bei  Ebert  2i.xtX,  p.    101, 

7)  Dramann  Verfall  S.  561  fgg.,  Limburg- Brouwer  III,  p. 
235  fgg. 

8)  Aristot.  Politic.  V,  4,  4:  vvy  d\  Tf/(:  (itjioQixijq  r^vit/fiiiT^q  ot 
ivvufxivoi.  Xiyny  ötjfxnywyovni.  ftfv,  6i  nnnQlav  dt  töiv  noXf/4txwv  oi'x  tnt- 
Tti^fi-T«!.,  nXr/v  ti.'  noii  ßQuxv  t»  yfyort  xoiovrov'.  vgl.  Droysen  Hellen. 
I,  S,  420  fgg. 

9)  Jinäa-ini,  ^  Demosth.  Aristocr.  §.  124;  vgl.  Isoer.  Philipp.  §. 
81  :  ntf-xt  arQuxT]yo<;  ft^ri  ()ijjo)i)  ß^rt  tiXXuq  dvvnnTr^Q  ,  und  das  Na- 
mensverzeichniss  (insbes,  nach  Demosth.  Cor,  §.  295)  bei  Bölmecke 
Forschungen  S.  7Üi  — 707,  wenn  gleich  manchem  durunter  auch  die 
Vertheidigung  bei   Polyb.   XVII.   14   zu  Gute   kommen    dürfte. 

I.   Ittl.    4.    AuQ.  0 


210  Th.  III.    Entwichelung  der  Staats  formen. 

10)  Demoslh.  Cor.  §.  61  :  naQu  yap  rot?  EXXrjaiv ,  ov  naiv,  dXXu 
nniat*  ofiolwq  (poQtlv  nqodoxiöv  mal  dtüQoSomoiv  xal  &ioZ<;  f/&Qwv  ut&Qot- 
noiv  avvfßr]  ytvia&at  .  .  ov?  av*ayo)viaTu<;  xul  oii*f(jyoi'C  kaßojv  o  €>Lkin- 
noq  xal  TiQiTfQov  xnxwq  rovQ  EXXt/vnq  t^ovraq  rcQoq  favroi'q  *al  oraam- 
artxöjq  l'rt  yd^ov  öii&Tjxii  vgl,  §.  47  fgg.  ,  Phil.  III,  §.  59  —  68,  Dlo- 
dor.  XVI.  54 ,  und  mehr  bei  Valcken.  de  Phii.  indole  virtutibus 
rebusque  gestis ,  causis  externis  fractae  Graecorum  libertatis  (in 
Hemsterh.  et  Valclsen.  Oi-t.  L.  B.  1784.  8)  p.  241,  n.  20  und 
Drumann  S.  35  fgg. ;  auch  Weiske  de  hyperb.  in  bist.  Pbilippi  I, 
P-   31   fgg.  und  Wachsmutli  I,  S.   674  fgg. 


VIERTER  HAUPiTTHElL. 

Uebersicht  der  griechischen  Colonien   und  ihrer  Staats- 
Verhältnisse. 


Raoul-Rochette  Hlstoire  critique  de  l'etablisseinent  des  colonies 
grecques ,   Paris    1815.    4    Bde  8. 


§.  73. 
Ausser  diesen  allgemeinen  Entwickelungsgesetzen  und 
Erscheinungen ,  welchen  der  Natur  der  Sache  nach  alle 
griechischen  Staaten  mehr  oder  minder  unterlagen,  hedarf 
es  Inzwischen  noch  einer  näheren  Betrachtung  für  die- 
jenigen ,  welche  ausserhalb  des  Mutterlandes  durch  Co- 
lonlsatlon  begründet  Ihren  positiven  Ursprung  auch  In 
mancher  Elgenthümllchkelt  Ihres  Staats  •  und  Rechtslc- 
bens  beurkunden  ^  und  selbst  wo  dieses  keine  wesentliche 
Verschiedenheiten  von  dem  übrigen  politischen  Bildungs- 
gange darbietet ,  verdient  das  Verhällniss  der  Colonien 
zu  Ihren  Mutterstädten  als  ein  von  allen  bisher  geschil- 
derten Völker  -  oder  Bundesverhältnissen  abweichendes 
besonders  In's  Auge  gefasst  zu  werden.  Uebertragungen 
römischer  Ansichten  oder  einzelner  Fälle  und  Aeusserun- 
gen  aus  Zelten,  wo  auch  dieses  Verhältnlss  der  Herrsch- 
und Vergrösserungsucht  mancher  Staaten  zum  Vorwandc 
dienen  musstc  ,  sind  allerdings  mitunter  Ursache  gewor- 
den, die  feine  Gränzliulc  zu  verkennen^),  welche  die 
fortwährenden  sittlichen  Beziehungen  zwischen  Mutter- 
und  Tochterstädten  von  der  rechtlichen  Unabhängigkeit 
der  lezteren  schied  2)  •  vvo  jedoch  keine  besonderen  Um- 
stände das  Gegenlheil  begründen  ')  ,  muss  es  als  Regel 
gelten  ,  dass  die  Verpflichtungen  derselben  gegen  Ihre 
Metropolen  keine  anderen  waren,    als    die   die  natürliche 

02 


212  Th.  IF.     Die  Colonien. 

Pietät  der  Tochter  gegen  die  Mutter  auflegte  *).  Daraus 
folgte  also  zwar,  dass  sie  sich  ohne  die  höchste  Noth 
nicht  einander  behriegen  sollten  ^)  ^  auch  Hess  wohl  in 
gemeinschaftlichen  Angelegenheiten  jene  dieser  die  Ehre 
des  Vorranges  5  keines  von  beiden  jedoch  deutet  auf  eine 
Souverainetät,  oder  eine"  ständige  Hegemonie,  oder  sonst 
irgend  ein  Recht  der  Mutterstadt,  das  der  politischen 
Miindigheit  der  Tochter^)  Abtrag  gethan  und  ein  enge- 
res Verhältniss  als  jenes  der  Blutsverwandtschaft  zwi- 
schen beiden  vorausgesezt  hätte. 

1)  Vgl.  J.  P.  de  ßougainville,  quels  etaient  les  droits  des  me* 
tropoles  grecques  sur  les  colonies  ,  les  devoirs  des  colonies  envers 
les  metropoles  et  les  engagemens  reclproques  des  unes  et  des  autres? 
Paris  1745.  12,  Chr.  G.  Heyne  de  veterum  coloniarum  jure  ejusque 
causis  ,  Gott.  1766  u.  67  oder  Opusc.  1,  p.  280  —  329,  und  die  übri- 
gen insbes.  durch  die  amerikanischen  Befreiungskämpfe  veranlassten 
Wechselscbriften  :  History  of  the  colonisation  of  the  free  states  of 
antiquity,  applied  to  the  contest  between  Great  Britains  aud  her 
American  colonies,  1777.  4,  franzüs.  v.  Cerisier,  1778.  8,  und  da- 
gegen John  Symmond  Remarks  upon  an  essay  etc.  1777.  4 ;  dann 
Fragmens  sur  les  colonies  (aus  Ad.  Smith's  Inquiry  into  the  nature 
and  causes  of  the  wealth  of  nations,  T.  III,  1.  IV,  c.  7),  Lausanne 
177S.  8;  Sainte-Croix  de  l'etat  et  du  sort  des  colonies  des  anciens 
peuples ,  Philadelphie  1779.  8  und  hinter  Barthelemy's  voy.  du  j. 
Anach.  T.  VII,  Table  IV;  K.  G.  Hartroann  de  statu  coloniarum  apud 
veteres,  Lips.  1779.8;  übor  die  Colouien  der  Griechen,  in  Biester's 
Berlin.    Monatschr.  Bd.   XIX.    1792   Febr.   S.    170  u.   s.   w. 

2)  Vgl.  Vales.  ad  Polyb.  T.  VII,  p.  90  Schweigh. ,  Spanheim 
de  usu  et  praest.  nuniism.  I,  p.  559  fgg.  ,  D.  H.  Hegewisch  geogr. 
u.  histor.  Nachrichten,  die  Colonien  d.  Griechen  betreffend,  Altona 
1818.  8,  S.  155  fgg.,  Drumann  Verfall  S.  505—525,  R.  H.  E.  Wi- 
chers de  coloniis  veterum,  Groningen  1825.  8,  p.  57  — 123,  Fröhlich 
über  die  Colonien  d,  Griechen,  INeisse  1834.  4,  Pfefferkorn  die  Co- 
lonien der  Altgriechen,  Königsberg  i,  d.  Neum.  1838.  4,  Wachsmulh 
I,  S.  95  fgg.  147  fgg.,  Schömann  Antiqu.  p.  414  fgg.,  Laurent 
droit  des  gens  II,  p.  313  fgg. 

3)  Wie  sie  Theben  gegen  Platäa  (Thuc.  III.  61),  die  Athener 
gegen  die  Kleinasiaten  (Isoer.  Paneg.  §.  37)  ,  die  Sinopenser  gegen 
ihre  Pflanzstädte  (Xenoph.  Anab.  V.  5.  10)  geltend  machten;  vgl. 
Kaoul  -  Röchelte  I,  p.  45  fgg.  und  Wachsmuth  I,  S.  182,  die  aber 
doch  wohl  den  Korinthern  zu  viel  aufbürden.  Auch  Aegina  (Her. 
V.    85)   gehört  nicht  hierher. 

4)  Dionys.  Hai.  III,  7  :  'oot]<;  yuQ  n^iotiat  rif*ij<;  Tt/y;^«»'ftv  cl  nari- 
QfQ  niiQft  tößv  iyyövütv,  roaavTTjq  ol  uriauvxK;  t«?  nokn(;  nagn  tiöv  anoi- 
Kiuv:  vgl.  Polyb.  Xli.  10.  3  s  ft»5  yovivai  npo?  riAva,  und  Poppo  Thu- 
cyd.   I,  2,  p.  21. 

.5)  Her.  VIII.  22:  avSQ«;  "Tmv«; ,  ov  noihri  Sixrtta,  inl  rovq  nu- 
rfQUi  axQavfv'ofiivoi :  vgl.  Thuc.  I.  38  :  oj'd'  uv  intar^xxvtvoniv  funfJt- 
nüx;  f  fit)  dtaqxQÜvraig  n  ((dixovfiivoi :  V.    100  u.   s.   w. 


§.  74.     Ferhällniss  zur  Mullerstadl.  213 

6)  Thuc.  I.  34:  ov  yuQ  inl  tu  dovkoi,  ctXk'  inl  xtü  oftoioi,  roiq 
IftnoftfvoK;  iLvui  (xnffinovTui.  Vgl.  auch  Plat.  Legg.  VI  ,  p.  754  A 
und  mebr  bei  R.  -  Roch.  I,  p.    IJ  fgg. 

§.  74. 
Diese  fortdauernde  Blutsverwaudtscliaft  ward  Insbe- 
sondere durch  das  Mituebmcn  des  Feuers  aus  dem  Pryta- 
neum  derMutterstadt  ^)  symbolisch  angedeutet,  und  äusserte 
sich  demzufolge  auch  vorzüglich  religiös  in  Verpflanzung 
derselben  Gottheiten  und  ihrer  Culte  auf  den  neuen  Bo- 
den^), wozu  sich  dann  noch  die  Verehrung  des  Gründers 
als  Heroen  ^)  gesellte  5  Theilnahme  an  den  hauptsächlich- 
sten Festen  der  Mutterstadt  durch  Gesandtschaften  und  Ga- 
ben*) ^Annahme  derselben  Embleme  auf  Münzen  5)  u.s.  w. 
Einer  Nachricht  zufolge  wäre  auch  das  Oberpriesterthum 
in  den  Colonien  fortwährend  von  der  Mutterstadt  besezt 
worden  ^),  gleichwie  jene  auch  zur  Anlage  eigener  Pflanz- 
städte den  Führer  von  dieser  zu  erbitten  pflegten  ^)  5  und 
Gesandte  oder  sonstige  Bürger  der  Mutterstadt  wurden 
bei  Opfern  oder  Schauspielen  durch  Ehrenplätze  und 
andere  Auszeichnungen  geehrt  ^).  Wechselbürgerrecht 
dagegen  erscheint  nur  bedingt  und  vertragsweise  ^) ,  und 
eben  so  vereinzelt  steht  der  Fall  da,  dass  Potidaea  all- 
jährlich seinen  obersten  Magistrat  von  Korinth  aus  er^ 
hielt  ^^),  während  sonst  die  Mutterstadt  in  die  politischen 
Angelegenheiten  der  Tochter  nur  ausserordentlicherweise 
eingriff",  wenn  diese  durch  äussere  oder  innere  Unglücks- 
fälle ihrer  Hülfe  ^^)  oder  schiedsrichterlichen  Auclorität  '^} 
bedürftig  ward. 

1)  Schol.  Aristid.  p.  48:  io  öi  nQVTuvtlov  rcnov  tivai  Xfyovot  rijq 
TIuXXüdo(;  ifQov,  h  w  'Kfvkt'mtxo  xo  tivq,  il  ov  xul  ol  unoixoi.  ^A&rjvaibiv 
fiiTfXttfAßuyoy;  vgl.  Her.   I.    144   und    Etymol.   M,  p.   694.   28. 

2)  Spaubeim  de  U.  et  P.  numism.  p.  572,  Müller  Dor.  I,  S. 
103  und  Proleg.  S.  132,  Wachsmuth  II,  S.  472.  'y4(fid(>i'nK;,  s.  Gotl. 
Alterth.   §.   7,   not.   3   und   Bötticher  Tektonik  li,   S.    102. 

3)  S.  Her.  VI.  38,  Thuc.  V.  II,  Uiodor.  XI.  06,  XX.  102  und 
mehr  bei  Spanheini  p.  565,  l\.-Roch.  1,  p.  57,  (löller  sit.  Syrac. 
p.   24.     Begräbniss  auf  dem   Markte  ,*Scbol.   Plnd.  Olymp.    I.    149. 

4)  7'u  xurit&tn/uha  nQitu  1  i/  ft/jT(jonöXfi ,  Uiodor.  XII.  30;  vgl, 
die  a:i(n<xid  Aristid.  Elcusin.  p.  416  Dind.  und  mebr  bei  Meier  le- 
jjat.  sacr.  p.  xxi  fgg.  und  Sauppc  in  Verb.  d.  Leipz.  Gesellsch.  d. 
Wisscnscb.  1853,  t>.  40. 


214  Th.  IV.     Die  Cohnien. 

5)  Eckhel  Doctr.  numm.  IV,  p.  276  :  ceternm  copiosos  habetnus 
numos ,  in  quihus  urbes  eoloniae  ascitis  suarum  metropoleon  tyjfis 
carum  se  atit  filias  aut  neptes  palam  iestantur ;  vgl.  Spanheim  p. 
568  fgg.,  auch  Creuzer  D.  Schriften  z.  Archäol.  I,  S.  373  und  über 
die  korinthischen  Colonienmünzen  insbes.  Köhne  in  Mem.  de  la  Soc. 
d'archeol.  de  St.  Petcrsbourg  1847,  p.  128 — 142;  freilich  auch  das 
umgekehrte  Verhältniss  zwischen  Abdera  and  Teos  in  m.  gesanun. 
Abhh.  S.  98. 

6)  'E&og  yuQ  ^v  uQX^f(^^"-^  *"  ''■^^  fitiTQonokio)^  kaßiXv,  Schol.  Thu- 
cyd.  I.  25;  vgl.  Spanheim  p.  575  und  Eckhel  I  ,  p.  69,  deren  Aus- 
legung von  Tac.  Ann.  II.  54  und  C.  Inscr.  n.  3415  freilich  noch 
grossen  Bedenken   unterliegt. 

7)  Thuc.  r.  24;  vgl.  Strabo  Vi,  p.  406  und  mehr  bei  Müller 
Aeg.  p.   53. 

8)  Thuc.  1.25:  ovTf  y«p  iv  navrjyvQiai  ruVq  xoivaZ<;  didövriq  yfQu 
TU  vo/iil^ö/Äfva  (t«?  Tt/Mfic;  ««t  Tigoiägiaq  Schol.)  oi'xf  Koqiv&Loj  uvdgl 
nQo>taTU()xöfiivoi  tüv  lioöjv  ojonfQ  al  ukkui  ujioixiatf  vgl.  Heyne  Opusc. 
1,  p.  326. 

9)  Polyb.  XII.   10.  4. 

10)  Thuc.  I.  56.    Der  Kv&7]godLArj(i  (IV.  53)  gehört  nicht  hierher. 

11)  Diodor.  Exe.  Vat.  VII.  49,  p.  39:  naldi<;  (ji\v  oiv  udixovfiivoi 
TiQoc   nuTiQui;   xaTa(f)fi'yoi>ai' ,    nöXfig  di  Tigog  rovq  dnomioavruq  di'j/^ovQ. 

12)  Wie  die  grossgriechischen  Städte  der  Achäer  Polyb.  II.  39, 
die  Syrakusier  der  Korinthier   Plut.   V.  Timol.   c.  24  u.  s.  w. 

§.  75. 
Alles  dieses  gilt  freilich  zunächst  nur  ron  solchen 
Ansiedelungen  ,  die  nicht  durch  gewaltsame  Trennung 
vom  Mutterstaate  entstanden  ^) ,  sondern  von  diesem  ge- 
nehmigt, ausgerüstet  ^)  und  unter  den  üblichen  Formen  ^)^ 
wozu  namentlich  auch  der  Spruch  eines  Orakels  gehörte'''), 
ausgesandt  worden  waren  j  doch  empfanden  selbst  Aus- 
wanderungen in  Masse  das  Bedürfniss  eines  fortwähren- 
den Verbandes  mit  dem  Mutterlande  in  solcher  Stärke, 
dass  sie  sich  noch  später,  auch  ohne  gerade  von  dort 
aus  gegründet  zu  seyn,  an  stammverwandte  Städte  als 
Metropolen  hielten.  Was  sonst  die  Anlage  eigentlicher 
Golonien  veranlasste^),  war  entweder  die  Absicht,  den 
Staat  sey  es  durch  freiwillige  Entfernung  Einzelner^), 
sey  es  durch  Verringerung  einer  unverhältnissmässigen 
Volksmasse  zu  erlcichtem  und  innerer  Zwietracht  und 
Parteiung  vorzubeugen  ^)  j  oder  man  verfolgte  die  mcrcan- 
tilischen  Zwecke  und  Rücksichten  ^),  den  KaulTahrcrn  des 
Mutterlandes  in  entlegenen  Gegenden  und  unwirllilichcn 


§.  75.      f^eranlassuiigen  der  Colonisation.         215 

Meeren  Zuflucht  zu  sichern  und  theils  die  Bekanntschaft 
mit  den  Gefahren  und  Vortheilen  der  Fremde  zu  vermit- 
teln, theils  dem  Verkehre  mit  den  Eingeborenen  einen 
Markt  zu  eröflnen  oder,  was  man  sonst  zu  kaufen  genö- 
thigt  war,  durch  eigene  Zucht  oder  als  Tribut  und  Kriegs- 
beute zu  gewinnen.  Fast  alle  Golonien  finden  sich  dess- 
haib  an  der  Küste  ^},  und  hatten  nicht  selten  an  den 
Einwohnern  des  Binnenlandes  hartnäckige  Feinde^  über- 
wanden sie  dieselben,  so  trat  gewöhnlich  ein  Periöken- 
verhältniss  ein  ^^)  5  und  wenn  gleich  manche  auch  vieles 
unter  diesen  Kämpfen  zu  leiden  hatten  oder  geradezu  ein 
Opfer  derselben  wurden  ^^)  ,  so  wurzelten  doch  die  mei- 
sten durch  die  Begünstigung  der  Lage  schnell  und  tief 
und  wuchsen  zu  einem  Wohlstande,  welcher  der  Entwi« 
ckelung  und  Gulturblüthe  des  Mutterlandes  in  mannich- 
facher  Hinsicht  vorausgegangen  ist  ^^). 

1)  Serv.  ad  Aeneid.  I.  12:  est  pars  civiiim  aut  sociorum  missa, 
tibi  rempubltcam  habeant,  ex  consensu  suae  civitatis  aut  publica 
ejus  populi  j  unde  profecta  est ,  consilio ;  hae  autem  coloniae  sunt, 
ffuae  ex  consilio  publico  ,   non  ex  secessione  sunt  conditae. 

2)  Liban.  Arg.  Dem.  Cbers.  p.  81  :  y.ul  ikä/jißayov  nifinofifvoi,  onXu 
fx  Tov  öfjuoaiov  xal  ifpodiu :  Tgl.  Böclib  in  Monatsber.  d.  Berl.  Akad. 
1853,  S.  152  oder  Sauppe  in  Verb.  d.  Leipz.  Ges.  d.  AVissensch. 
1853,  S.  37  fgg.     OUtaxai,  Thuc.   111.  47. 

3)  Tai  vofiil^öfitva ,  Her.  V.  42;  vgl.  Harpocr.  p.  36:  nnontlit 
lölwq  T«  YQKfi[A.uruy  xa&^  u  ünoixovoi  xitfg,  mit  Böckb  in  Berl.  Abhb. 
1834,  S.    19. 

4)  Cic.  Div.  I.  1  :  quam  Graecia  eoloniam  misit  .  .  .  sine  Py- 
thio  aut  Dodonaeo  aut  Jlammonis  oraculo?  Vgl.  Spnnheira  ad  CaN 
lim.  H.  Apoll,  p.  112,  Hüllmann  de  Apolline  civitatuni  auctore,  Kö- 
nigsberg 1811.  4,  und  mebr  Gott.  Altertb.  §.  5,  n.  7  ;  aueb  Limburg- 
Brouwer  VI,  p.  147  und  die  Citate  über  'AuöXXwv  uQxayixaq  bei 
Tafel   Diluc.    Pindar.  p.   786. 

5)  Seneca  ad  Helviam  c.  6  :  alias  excidia  urbium  suarum  expu- 
lerunt ,  alias  domestica  seditio  subinovit ;  alias  nimia  siiperfluentis 
populi  frequentia  ad  exonerandas  vires  emisit ,  alias  peslilentia  aut 
f'requentes  terrarum  hiatus ,  aut  aliqua  intoleranda  infelicis  sali 
vilia  ejecerunt ;  quosdam  fertilis  orae  et  in  majus  laudatae  fama 
eorrupit;  vgl.  Barthclemy  Voy.  d'Anach.  II,  p.  30  und  Laurent  droit 
d.  gens  II,  p.  298  fgg. 

6)  Wie  z.  B.  Arcbias  (Plut.  Narr.  amat.  c.  2),  Timesias  (Aelian. 
V.  Hist.  XII.  9,  Plut.  Praec.polit.  c.  15),  Doricus  (Her.  V.  42)  u.s.  w] 

7)  Plat.  Legg.  IV,  p.  708  B:  anvoxwQln  nvl  noXioQxrj&U  y^q  ^  rt- 
aiv  nkkoK;  ToiovTotq  nu&tjuuaiv  avuyxcta&fv'  t'ori  <f'  ort  xctl  axüaiai 
ßiut^v/itivov  dvuyxül^oi,%^    mV    ixi^wot  unuiiyovo&ut  nöXiiuq  t»  ftöoiov:    vgl. 


216  Th.  IV.     Die   Colonien. 

Niebiilir  röm.  Gescb.  I,  S.  175:  »die  Sage  lässt  erratlien  ,  dass  zu 
jener  Zeit  an  mehren  Orten  die  aus  Ehen  ohne  Connubium  gebore- 
nen Sühne  den  Frieden  der  aristokratischen  Republiken  erschütter- 
ten und  diese  sie  in  die  Ferne  zu  senden  suchten «  ;  auch  IVicol. 
üamasc.   Fgm.   53  und  Grote  III,  p.    502. 

8)  S.  im  Allg.  Wachsmuth  II  ,  S,  37  und  Hiillmann  Handels, 
gesch.  S.  114  fgg.  ,  obgleich  es  eine  ganz  richtige  Bemerkung  von 
C.  Barth  Corinth.  comm.  et  merc.  p.  48  ist,  dass  die  alten  Schrift- 
steller diese  Seite  der  Colon:?n  sehr  selten  ausdrücklich  erwähnen. 

9)  Cic.  Rep.  II.  4:  coloniarum  vero  (fuae  est  deducta  a  Grajis 
m  j4siam  ,  Thraciam  ,  Italiatn  ,  Siciliam ,  ^fricam ,  -praeter  tinam 
Magncsiam ,  quam  unda  non,  alluat? 

10)  S.  St^abo   VI,  p.   396  und  mehr  oben  §.   19,  not.    15—17, 

11)  Wie  z.  B.  die  Kleinasiaten  den  Lydern  (Her.  i.  16  —  28), 
die  Italioten  den  Lucanern  (Str.  VI,  p.  390)  unterlagen;  die  Taren 
tiner  von  den  Japygern  (Her.  VII.  170,  Aristot.  Politic.  V.  2.  8, 
Diodor.  XI.  52),  die  Chalcedonier  von  den  Bitfaynern  (Plut.  Qu.  gr. 
49),  die  Abderiten  von  den  Triballern  (Diodor.  XV.  36)  litten;  die 
Byzantier  fortwährend  von  den  Thraciern  (Polyb.  IV.  45),  die  Bory- 
stheniten  von  den  Seythen  ( Dio  Chr.  XXXVI.  15)  bedrängt  wa- 
ren u.   s.  w. 

12)  Vgl.  Hegewisch  S.  167  fgg.  und  die  Kehrseite  bei  E.  Hö- 
nicfce  de  coloniis  graecis  ,  Dessau  1833.  8,  der  pertractandum  sibi 
proposuit ,  qualis  et  quanta  fuerit  coloniarum  vis  ad  convertendas 
et  eorrnmpendas  res  publieas  graccas.  . 

§•  7G. 
Die  Geschichte  der  griechischen  Golonlsationen  iaogt, 
wie  die  des  Mutterlandes,  erst  mit  dem  Zuge  der  Hera- 
kliden  und  dessen  Folgen  an  ^).  Die  älteren,  welche  die 
Sage  meldet  2),  sind  theils  in  jene  Zeit  hineingedichtet ^), 
theils,  wenn  auch  geschichtlich  annehmbar,  doch  als  der 
Entstehung  des  eigentlich  hellenischen  Volhscharahters 
vorhergehend  dem  Kreise  dieser  [Darstellung  fremd  j  und 
wir  beginnen  daher  mit  den  Niederlassungen  ,  die  Pen- 
thilus  und  andere  Nachkommen  Orest's  *)  nach  dem  Ver- 
luste der  Herrschaft  des  Pcloponnes  von  Boeotien  aus  ^) 
theils  auf  Lesbos^),  Tenedos'')  und  andern  kleinen  Inseln 
in  der  Nähe  ^),  theils  an  der  Küste  von  Mysien  angelegt 
haben  sollen.  Lesbos  zählte  fiinf  Städte,  Mytilene,  An- 
tissa,  Pyrrha ,  Eresos  und  Melhymna,  welche  Mytilene 
später  bis  auf  die  leztc  vereinigt  zuhaben  scheint 9)^  das 
eigentlich  so  genannte  Acolis  zwölf  ^°),  worunter  Cyme  mit 
dem  Beinamen  Phrikonis  '^)  als  hauptsächlichste  galt '^^  ^ 
ausserdem  wurden  später   von  Lesbos   und  Cyme  ^^)  aus 


§.  76.     Aeolische  Niederlassungen.  217 

viele  andere  ,  sowohl  auf  dem  Gebiete  von  Troas  i*)  bis 
nach  Abydus  hin  ^^),  als  an  der  thraclschen  Küste  ^^)  gc- 
g^ründet.  Auch  Magnesia  am  Fl.  Mäander  galt  als  äoliscbe 
Pflanzstadt  1^)5  dagegen  ging  eine  der  zwölf,  Smyrna, 
schon  frühe  an  die  lonier  verloren  ^^). 

1)  Thuc.  I.  12:  ni'.vra  6f  ruinu  vaifQov  raiv  Tqüilnütv  ixria&t]  : 
vgl,  Strabo  XH.  8.  4,  p.  857:  fA.i'di,ora  niv  crv  xuru  tu  T()0)'ixu  xal 
fiiTU    ruTra   rnq  {yöJoj'C  ytvia&ai,   xul  ras  /Afravaaraaiic;  avffßi]   x.  t.   A. 

2)  Vgl.  Raoul-Rochette  T.  1  u.  II  mit  dem  Synchronismus  der 
griech.  Colonisationen  von  Inachus  bis  auf  Alexander  den  Grossen, 
graphisch  dargestellt  von  R(Qhle)  von  L(ilienstern)  Berlin  1830  fol.  ; 
auch  L.archer  Herodote  VII  ,  p.  405  fgg.  und  über  die  weltlichen 
als  die  frühesten  derselben  (Paus.  VIU.  3.  5)  G.  F.  Grotefend  zur 
Geographie  und  Geschichte  von  Alt -Italien,  Heft  II,  Hann,  1840.  4 
und  F.  D.  Gerlach  die  älteste  Bevölherung  Italiens  in  Verh.  d.  Gott. 
Philol.vers.  1852,  S.  27  fgg.   oder  Basel  1853.  8. 

3)  ISilzsch  in  Kieler  philol.  Studien  S.  464:  »jedenfalls  haben 
nicht  Uiomedes  und  Philoktet ,  sondern  die,  welche  sie  als  Heroen 
verehrten,  die  bewussten  Colonien  in  Italien  gegründet«;  vgl.  Mül- 
ler Proleg.  S.  132fgg.  und  die  bezeichnende  Allernative  Vitruv.  I.  4 : 
m  ^pulia  oppiilnm  Salpia  vetus ,  (fxiod  Diomedes  ab  Troja  rediens 
constittiit ,  sive  ,  (jitemadmodum  iionnxtlli  scripserunt ,  Elphias  Rho- 
dius ;  im  AUg.  aber  über  Diomedes  in  Arpi  u.  s.  w.  Strabo  V,  p. 
328  fgg.  ,  VI,  p.  434  fgg.  ,  Justin.  XII.  2,  XX.  1  mit  Mazocchi  ad 
Tab.  Heracl.  p.  34,  Müller  kl.  Schriften  II,  S.  169,  Stiehle  in 
Schneidewin's  Philol.  IV,  S.  102;  dann  Idomeneus  in  Salent,  Probus 
ad  Virgil.  Buc.  M.  43;  Philoktet  in  Petilia  und  Krimisa,  Ljcophr. 
Alex.  909  fgg.  und  Strabo  VI,  p.  390;  Epeus  in  Metapont,  Aristot. 
Mir.  auscult.  c.  108  u,  Justin.  XX.  2;  und  mehr  bei  Micali  Italia  1, 
p.  267  fgg.,  Niebuhr  röm.  Gesch.  I,  S.  169  fgg.,  Raoul-Roch.  II, 
p.  303  fgg.  ,  Grotefend  II,  S.  28  fgg.  Auch  in  Kleinasien,  Kalcbas 
und  Amphilochus  in  Pamphylien  ,  Her.  VII.  91,  Strabo  XIV.  5.  16, 
Pausen.  VII.  3.  4;  Podalirius  in  Karlen,  Paus.  III.  26.  7,  Stcph. 
Byz.  s.   V.  SvQvu  u.  s.  w. 

4)  Vgl.  Pausan.  III.  2.  1,  Vell.  Paterc.  I.  2.  6  ,  und  mehr  bei 
Müller  Orchom.  S.  4ZjJ.  Andere  la«8en  Orestes  selbst  den  Zug  füh- 
ren ,  s.  Schol.  Pindar.  Nem.  XI.  43,  Tzetzes  ad  Lycophr.  13C9; 
bei  Strabo  XIII,  1.  2  stirbt  Orestes  in  Arkadien  (Her.  1.  67),  Pen- 
thilas  aber  (sein  illegitimer  Sohn,  Paus.  II.  18.  5)  geht  schon  zwan- 
zig Jahre  vor  dem  Heraklidenzuge  nach  Boeotien;  vgl.  IX.  2.  3,  p. 
fi.  C  und  im  Allg.  Sturz  ad  Hellan.  p.  48,  Raoul-Roch.  II,  p.  446 
fgg.,  Ciavier  II,  p.  62,  Bode  de  Orpheo  p.  131,  insbes.  aber  Pleha 
Lesbiaca  ,  Berl.  1826.  8,  p.  38  f^ig.  und  Clinton  I,  p.  103—106. 
Uscbold's  Hypothesen  in  Zeitschr.  f.  Alt.  1836,  S.  363  und  Gesch. 
d.  trojan.  Kriegs  S.  70  u.  103  fgg.  sind  hier  nicht  näher  zu  erör- 
tern; jedenfalls  finden  sich  noch  später  Penthiliden  auf  Lesbos  ,  s. 
Schneider  ad   Aristot.   Pol.  V.   8.   13. 

5)  Strabo  IX.  2.  5,  p.617;  wor;  xnl  Botbmxi'/v  n()oauY0Q(v07^v(n: 
vgl.  Thucyd.  VII.  57,  VIII.  lOü.  Daher  der  Name  Acolcr  nach 
Etymol.  M.  p.  37.  20,  vgl.  Müller  Orchom.  S.  390;  nach  Andern, 
"fi.   imo   al'ko)v,    0    lOTtv    in    noixiloiv  t«vw»    xul  (ityadwv  uv&\)ii>no)v  .   . 


5818  r/t.   IF.     Die  Colonien. 

ovvhi^oti^Ot] ,  s.  EustatL.  ad  Dionys.  820  und  mehr  bei  Haoul-Roch. 
li,  p.  448,  was  Plelin  p.  40  annimmt.  Aber  als  Achäer  waren  sie 
ja  obnebin  Aeoler ,  s.  oben  §.  7,  n.  8  und  Scböll  zu  Sopb.  Ajbs, 
Berl.  1842.  8,  S.  41;  obgleich  es  wohl  anderseits  zu  weil  gegangen 
ist,  wenn  Plass  in  Seebode's  Archiv  1828,  H.  IV,  S.  48  —  62  und 
Völcker  in  Allg.  Schulz.  1831,  N.  39  —  42  die  Geschichte  des  tro- 
jan,  Kriegs  selbst  mit  der  äolischen  Wanderung  zusammenwerfen; 
vgl.   Welcker  ep.  Cyklus  II,  S.  21    und  Lauer  homer.  Stud.  S.  171  fgg. 

6)  S.  (Herodoti)  Vita  Hoi"eri  c.  38:  uno  yuQ  t^?  ilq'lkiov  otqu- 
Tfiag  .  .  iTiaiv  vartQov  fxarov  xul  Tgiaxotra  Aiaßcq  wtüa&rj  mutu  nö- 
knq,  fovaa  unoXiq.  Durch  Gras,  Penthilus  Enkel;  vgl.  Strabo  XIII. 
1.  3,  p.  873,  Paus.  III.  2.  1,  und  mehr  bei  Meziriac  ad  Ovid.  Hc- 
roid.  II.  p.  370  fgg.,  Raoul-Roch.  III,  p.  37  fgg.,  Plehn  p.  41. 
Penthilus  Zug  sezt  Vell.  Paterc.  35  Jahre  früher;  doch  nimmt  er 
selbst  1/  4  noch   eine   zweite  Wanderung  an. 

7)  S.  Her.  I.  151,  Strab.  XIII.  1.  4ö,  Eustath.  ad  Dionys.  536, 
und  im  Allg.  L.  de  Hemmer  respublica  Tenediorum  e  tenebris  an- 
tiquitatum    eruta  numisque  illuslrata  ,    Kopenh.   1735.    8. 

8)  'ExaröyvTjaot. ,  s.  Her.  daselbst  und  über  Zahl  und  Namen 
derselben  Strabo  XIII.   2.    5,   p,   919. 

9)  Thuc.  III.  2;  vgl.  im  Allg.  Poppo  Proleg.  I.  2,  p.  442  fgg. 
und  C  L.  E.  Zander  Beiträge  zur  Kunde  d.  Insel  Lesbos  ,  Hamb. 
1827.  4;  über  die  Schreibung  Mvnlrjvi]  oder  MirvXr^vy  aber  Plehn 
Lesb.  p.   11,  Bahr  ad  Herod.  I.  27,    Seiler  ad  Long.  Pastor.  I.  1. 

10)  Her.  I.  149:  Kvfttf  tj  (ItQixmvlq  xaXtofiivt] ,  Ai^gtoaat ,  Niov 
Tit^oq ,  Trjfivoq  ^  KiXJ.Uf  JVönov,  AlyiQoiaau  ■,  TJitüvTj,  Alyulai,  Mvgivu, 
r^wnu'  uvTUi  fVdfxa  Alokiwv  noXiig  al  uq/uTui'  (lin  yuq  aq.{(ov  nuqt- 
Xv&T]  vTio  'Ibjvojv,  Sßi'QVT].  Vgl.  Strabo  XIII,  p.  923  fg.  mit  Raoul- 
Rochette  III,  p.  41  fg.  und  J.  A.  Gramer  geogr,  und  bist,  descr. 
of  Asia  minor,  Oxf.  1842.  8,  p.  143. 

11)  Gegründet  durch  Kleuas  und  Malaus  (Str.  XIII,  p.  873) 
20  .1.  nach  Lesbos  (V.  Homeri  c.  38)  ;  der  Beiname  von  dam  Berge 
Phriklon  in  Lokris  ;  s.  Str.  XIII,  p.  922,  wo  auch  über  Larissa  und 
Neonteichos;  vgl.  V.  Hom.  9  und  mehr  über  Cynie  bei  Markschef- 
fel ad  Hesiod.  fgm.  p.  51  und  Schneidewin  ad  Heracl.  Pol.  p.  79, 
über  Larissa  bei  Dumersan  in  Cartier's  Revue  nuniism.  1844,  p.  27  fg. 

12)  Dass  inzwischen  jene  zwölf  Städte  einen  ähnlichen  Bund, 
wie  die  lonier  ,  gebildet  ,  dem  der  Tempel  des  gryneischen  Apollo 
(Gott.  Alterlh.  §.  40,  n.  22)  als  Mittelpunct  Jfedient  habe  ,  ist  eine 
blosse  Vermuthung  von  Sainte-Croix  anc.  gouv.  fed.  p.  15fi,  welche 
Ciavier  (II,  p.  68),  Raoul- Röchelte  (III,  p.  44),  Müller  (I,  S.  262), 
Schlosser  (I.  1,  S.  312)  nicht  hätten  wiederholen  sollen;  s.  Tittmann 
S.  672. 

13)  S.  Raoul-Roch.  III,  p.  128—138;  Plehn  p.  44  fg.  Nahe 
an   dreissig  nach   Strabo  XIII,  p.    923  fgg. 

14)  Strabo  XIII.  1.  38,  p.  895  B:  Aiaßiotv  Iniäixat^ofthwv  a^t- 
äöv  Tt  t;;?  niior/q  Towadoq  ,  wv  dr)  xoi  mianaxü  noiv  ul  TiXilazai  tüv 
xnroixiwv.  Es  sind  dieses  die  Städte  am  Ida  (x*/w^u'd«T«t  yng  avrai,, 
Her.  I.  151),  ,tl  "AxTuTai  xuXovnivai  (Thuc.  IV.  52),  Antandrus, 
Gargara,  Assus  (Pausan.  VI.  4.  5);  vgl.  Xenoph.  Hell.  IH.  1.  16, 
und  über  Iliam  selbst  Pausan.  I.  35.  3  und  VIII,  12.  5;  wie  denn 
die  ganzen  Ansprüche  auf  jene  Gegend  von  Agamemnon  abgeleitet 
worden  zu  styu  scheinen,  Her.  V.  94,  Schol.  Vaüc.  Eurip.  Rhes.  248. 


§.  77.     Die  lonier  in  Kleinasien  und  den  Inseln.     219 

13)  Strab.  XIII.  1.  39,  p.  896:  wari  "E^iogog  ovk  oxvit  nüauv 
Ttjv  u7to  ^Aßvdov  /iixQi'  Kx'ifXTjq  nu),ilv  Aloki6u\  vgl.  Marx  Eph.  p.  201 
und  Gramer  1.   c.  p.  71    sqq. 

16)  Sestus  (Her.  IX.  115),  Aenus  (Thuc.  VII.  57),  Alopekoiie- 
sus  (Scymn.  Ch.  705).  Geht  darauf  vielleicht  die  Sage  von  Peutbi- 
l,us  Zuge  nach  Tbracien  ?  Strabo  XIII.  1.  3,  p.  872;  doch  vgl. 
Müller  Orchom.  S.   386  und  v.  Leutsch  Theb.  cycl.  p.  21. 

17)  S.  Strab.  XIV,  p.  957  C  und  mehr  bei  Raoul-Roch.  IH, 
p.  46  —  48  und  Böckh  ad  C.  inscr.  II,  p.  580.  Verwechselung  mit 
Magnesia  am  Sipylus  bei  Ruhnk.  ad  Vell.  Paterc.  I.  4  und  Grote 
HI,  p.  255? 

18)  An  Kolophon;  s.  Her.  I.  150,  Pausan.  VII.  5.  4,  auch  Plut. 
Qu.  symp.  VI.  8.  1  ,  und  mehr  bei  Welcker  ep.  Cyclus  S.  152  Igg. 
155  fgg.  187  und  C.  A.  Perlz  Colophon.  p.  30,  wo  auch  nach  Paus. 
V.  8.  3,  Ol.  XXIII  als  der  äusserste  Zeitpunct  bemerkt  ist,  vor  wel- 
chem dieses  Ereignis»  eingetreten  seyn  müsse.  INach  Strabo  XIV, 
1.  4,  p.  939  wäre  freilich  Smyrna  ursprünglich  bereits  von  Ephesus 
aus ,  das  selbst  ehedem  Smyrna  geheissen  ,  gegründet  und  demzu- 
folge später  nur  wieder  vereinigt  worden ;  vgl.  Clinton  F.  H.  I,  p. 
105  und  Müller  Gr.  Liter.  I,  p.  72;  dagegen  aber  G.  M.  Lane 
Smyrnaeorum  res  gestae  et  antiquitates ,  Gott.  1851.  8,  p.  13  fgg., 
welche  fleissige  Arbeit  überhaupt  alle  sonstigen  Nachweisungen  über 
diese  Stadt  unnöthig  macht  ;  nur  für  Topographie  s.  noch  Prokescli 
v.  Osten  in  Wiener  .Jahrb.  Anz.  Bl.  LXVII ,  S.  7!  fgg.,  LXVIII. 
S.   55  fgg. 

§.  77. 
Diese  lonicr  waren  dieselben ,  welche ,  durch  die 
Achäer  von  der  Nordfcüste  des  Peloponnes  vertrieben ,  zu 
ihren  Stammverwandten  in  Attika  geflohen  waren  ^),  von 
wo  sie  dann  sechzig  Jahre  nach  dem  Zuge  der  Herahliden 
unter  Kodrus  Söhnen^)  neue  Sitze  zu  suchen  ausgingen. 
Ob  die  Niederlassungen  des  Kothus  und  Aeklus  in  Chalcis 
und  Eretria  auf  Euböa  mit  diesem  Zuge  zusammenhingen, 
ist  nicht  entschieden^  ja  diese  Städte  sind,  da  sie  schon 
vor  dem  trojanischen  Kriege  von  den  Athenern  angelegt 
seyn  sollen,  vielleicht  eher  unter  die  Stammsitze  der  lonier 
zu  zählen  3).  Dagegen  erhielten  Andros  ''■),  Ceos  ^),  Na- 
xos''),  Faros  7),  Delos  8)  und  die  übrigen  umliegenden 
Inseln  des  ägäischen  Meeres  ^)  damals  ihre  ionische  Be- 
völkerung ^Oj  ^  der  Hauptsitz  derselben  wurden  inzwischen 
die  zwölf  klcinasiatischen  Städte  ^')  Miletus,  Myus,  Prieuc 
in  Karien  j  Ephesus  '2]^  Kolophon  ^^),  Lebcdus,  Teos,  Ery- 
Ihrä,  Klazomenä,  Phocäa  ^''^)  in  Lydicn,  und  Sanios  ^5) 
und    Chios  '^)    auf   den   gleichnamigen    Inseln^    und   auf 


220  Th.  IV.     Die  Colonien. 

dieseu  haftet  später  auch  der  Name  des  Stammes  fast 
ausschliesslich^^),  obschoii  sie  mit  Abanten^^),  Miny- 
ern  ^9)  ,  Kadmeern^O)^  Dryopern^i^^  Phocensern  ^2)^  Mo- 
lossern  ,  Arkadiern  23)  ^  Epidauriern  2+)  ^  Pyliern  25)  und 
andern  zersprengten  Trümmern  griechischer  Völkerschaf- 
ten 26)  auPs  Stärkste  untermischt  Ovaren.  Als  Vereini- 
gungspunct  diente  ihnen  insbesondere  das  Fest  der  Pan- 
ionien  27)  an  dem  Tempel  des  Poseidon  Hclikonios  28) 
auf  Mykale,  wo  auch  über  gemeinsame  Angelegenheiten 
berathschlagt  worden  seyn  soll  29)  •  im  Ganzen  aber  waren 
die  verschiedenen  Städte  nicht  nur  unabhängig  ,  sondern 
auch  nicht  selten  feindselig  gegen  einander  ^O). 

1)  Vgl,  oben  §.  17,  n.  18  und  mehr  bei  Clarier  11,  p.  69  fgg. 
und  Clinton  I,  p.  113  —  123.  Die  abweichende  Ansicht  von  üebeleu 
zur  Urgeschichte  des  ionischen  Stamms,  Statlg.  1837.  8,  hat  Schö- 
mann  in  Zeitschr.   f.  Alterth.    1837,   S.   825  fgg.    genügend  beseitigt. 

2)  Ihre  Namen  nach  Strabo  XIV.  1.  3  und  Pausan.  VII.  2  —  i  : 
Neleus  (Milet) ,  Androlilus  (Ephesus),  Cydrelus  (Myus)  ,  Andrämon 
(Kolophon~)  ,  Knopus  (Erythrä) ,  Nauklus  (Tees) ,  Aepytus  (Priene) 
u.  s.  w.  Die  meisten  derselben  heissen  vö&oi,  als  ersten  Führer 
nennt  Strabo  Androklas ,  die  Mehrzahl  der  andern  Sehst.  Neleus 
(nicht  Ä'nkfi'g,  vgl.  Sturz  de  dial.  Mac.  p.  13  fgg.,  Schröder  de  reb. 
Milesior.  p.  10;  anders  Wessel.  ad  Herod.  IX.  97);  s.  Aelian.  V.  H. 
VIII.  5  mit  d.  Note  von  Periz.  und  mehr  bei  Spauheim  ad  Callim. 
H.  in  Dian.  v.  228  u.  Raoul  -  Rochette  III,  p.  75  fgg-;  einige  auch 
Ion  selbst??  vgl.   Ruhnk.  ad  Vell.   Paterc.  1.4  und  Ciavier  II,  p.  83. 

3)  Strabo  X,  p.  685B:  ufi^üzfftai  da  ngo  räiv  ToM'ixwv  vn  'Ad-ij- 
vaiwv  fXTiod-ai  kfyovrui,  xut  ftixu  xa  Tqw'ixn  AlxXoc  xui  Kc&og  f  J  u4d-7j- 
vöjv  cQfiTi&fvTf?  o  niv  TTjv  EQfTQiav  (tixTjOt ,  o  (5f  rtjv  XuXxida'  xal  xmv 
yiioXfwv  df  Tivit;  uno  rijc;  rffp&ikov  orpaTiriq  xdZffxdvav  iv  r^  *t^aoj. 
Vgl.  Vell.  Paterc.  I.  4  und  mehr  bei  Raoul -Roch.  II,  p.  432  fgg, 
und  A.  J.  E.  Pflugk  rerum  Euboicarum  specimen,  Danzig  1829.  4, 
P-  25  fgg.  Aber  vorher  (p.  683)  nennt  Strabo  beide  Brüder  des 
Eilops  ,  Sohnes  des  Ion,  von  welchem  die  Insel  den  Namen  Ellopia 
erhalten  habe,  auch  ihre  Namen  barbarisch  (p.  495  A,  pelasgisch?); 
vgl.  auch  Plut.  Qu.  gr.  22  :  Ko&oq  xal  "^gxXog  ol  Zoi  &ov  nardtq  tlg 
Evßoiav  Tjxov  olxTjaoyTfq ,  AloXiwv  xoxt  xd  nkitaxa  xT/q  vrjaov  xaxf/ot>- 
xtijy.  ja  Raoul  -  Roch.  II,  p.  102  macht  selbst  die  Abanten  (§.  6, 
n.  14)  zu  Athenern,  während  Ulrici  Gesch.  d.  hellen.  Dichtkunst  11, 
S.  625  fgg.  wenigstens  den  Chalcidensern  fortwährend  äolischen 
Charakter   vindiciren   will  ? 

4)  J.  E.  Rivola  de   situ  et  antiquitatibus  Andri,  Freiburg  1844. 8. 

5)  Vgl.  im  Allg.  P.  O.  Bröndsted  Reisen  und  Untersuchungen 
in  Griechenland,   B.  I,  Stuttg.    1836.   fol. 

6)  Vgl.  Fr.  Grüter  de  Nayo  insula,  Halle  1833.  8  und  W.  En- 
gel quaestiones  Naxiae,  Gott.  183.5.  8;  auch  E.  Curtius  Naxos,  Berl. 
1846.  8. 


§.  77.     Die  lonier  in  Ixleinasien  und  den  Inseln.     221 

7)  Vgl.  Fr.  Thiersch  über  Paros  und  parisclie  InscLriften  ,  in 
Abbh.  der  Bayr.  Akad.  1834,  S.  585  —  644,  und  Vater  in  Hall. 
Encjkl.   Sect.  III,  B.  XII,  S.  290  fgg. 

8j  Sallier  Hist.  de  l'isle  de  Delos  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  III, 
p.  376  %g.  und  d'Orville  exercilatio  ,  qua  inscriptionibus  Deliacis 
ceila  aetas  assignatur  et  alia  ad  Delum  spectantia  obiter  tanguntur 
et  iliustrantur.  in  Mise,  observ.  T.  Vli,  p.  333,  die  jedoch  mehr  auf 
die  späteren  Zeiten  gebt,  gleichwie  Böckh  in  Abbb.  d.  Berl.  Abad. 
1834  namentlich  die  attische  Periode  behandelt  und  C.  Schwcnck 
Deliacorum  partic.  I,  Franbf.  a.  M.  1825.  4,  sich  auf  die  altern 
Namen  der  Insel  beschränkt  ;  eine  umfassende  Monographie  bleibt 
auch  nach  C.  L.  Schläger  pauca  quaedam  de  rebus  Deli  Cycladis 
insulae ,  Mitau  1840.  4,  sehr  zu  wünschen;  vgl.  Weissenborn  in 
ZeitscLr.  f.   d.  Alt.  1842,  S.  374  fgg. 

9)  Cykladen  {al  vrjaoi,,  aV  tt/v  /dtjXov  ixi'x}.o)ouvro ,  Eustath.  ad 
Dionys.  Perieg.  \.  525),  insbes.  Cythnos  ,  Seriphos ,  Siphnos,  Rhe- 
näa ,  Syros,  Mykonos  u.  s.  w.  S.  Strabo  X,  p.  743  und  ihre  xn- 
arilq  bei  Schol.  ad  Dionys.  1.  c.  p.  355  und  Zenob.  V.  17;  im  Allg. 
aber  Spanh.  ad  Callim.  p.  376  und  Poppo  p.  271  fgg.,  auch  Raoul- 
Rocb.  111  ,  p.  79  fgg.  und  über  ihre  Panegyris  auf  Delos  oben 
Jj.  11,  n.  10.  Doch  auch  einige  Sporaden,  vgl.  Boss  u(}}(uioXoyi(c 
r^?  vraov  I^ixivov ,  Athen  1837.  4,  p.  5  und  Reinganum  in  Zeitschr. 
f.  d.  Alterth.  1838,  S.  703,  obgleich  von  diesen  die  Mehrzahl  do- 
risch  -war:  ja  Ciavier  II,  p.  106  fgg.  lässt  sogar  nach  Delos  erst 
dorische   Einwanderer  kommen? 

10)  Ueber  die  ältere  (karisch  -  lelegische)  s.  Her.  1.  171,  Thuc. 
1.  4,  und  was  Thirlwall  im  Cambr.  philol.  Mus.  I,  p.  107  fgg.  und 
Lauer  homer.  Slud.  p.  233  fgg.  über  Ancäus  von  Samos  gesammelt 
haben;  auch  Heracl.  Pol.  passim  und  Diodor.  V.  70  mit  Osann  in 
Welcker's  Rh.   Mus.  111,  S.  244. 

11)  Herod.  I.  142,  Vitruv.  IV.  1,  Aelian.  V.  H.  VIll.  5,  und 
mehr  bei  L.  Lehnert  de  foedere  lonico,  Berol.  1830.  8 ;  auch  Poppo 
p.  449—468,  Gramer  Asia  minor  I,  p.  323—413,  Weissenborn  Hei. 
len  S.  128,  Wachsmuth  1,  S.  158  und  für  ihre  Münzgeschicbte  D. 
Sestini  descr.   degli  stateri   antichi  ,  Firenze   1817.   4. 

12)  Walter  Copland  Perry  de  rebus  Ephesiorum,  Gott.  1837.  8 
ist  ungenügend;  besser  E.  Guhl  Ephesiaca  ,  Berl.  1842.  8.  ^woixi.- 
Oftoq  mit  Lebedus  und  Kolophon  durch  Lysimachus  Paus.    I.    9*  8. 

13)  Vgl.  C.  A.   Pertz  Colophoniaca  ,  Gott.   1848.  8. 

14)  Vgl.  F.  G.  Thisquen  Phocaica,  Bonn.    1842.  8. 

15)  Th.   Panofka  res  Samiorum  ,  Berol.   1822.  8. 

16)  r.  XqvoijLdov  A(t}(<uo).oyUt  Tlj<;  Xiov  ,  Xoyoq  fX(f><ottjO-(iq  —  iv 
XLm  1820.  4,  ist  werthlos;  besser  Poppo  Beitrüge  zur  Kunde  der 
Insel  Chios  und  ihrer  Geschichte ,  Frankf.  a.  d.  O.  1822.  4 ;  A. 
Korais  Xiant/q  u(}xuiokoyutq  vkrj  in  seinen  ^AxäxToiq  (Paris  1830.  8) 
B.  III,  .To.  Kofod  Whitle  de  rebus  Chiorum  publicis  ante  doniinn- 
tionem  Romanorura,  Kopenh.  1838.  8,  und  insbes.  A,  Bknaxov  Xiuxii 
r/Toi  taxo^iu  xFjq  vtjoov  Xiov  tlno  twv  il{>xuioxuxwv  Xi,""''^*'  ><•  i.  X-  *>' 
EfjiiovnoXii,  1840.  8. 

17)  Herod.  I.  143:  ol  /.ih  vvv  ni-kot,  "Imviq  xul  ol  'A&tjvatoi  t(/'i<- 
yov  TO  ofi'ofiUf  ov  ßov).Ofiiroi  J(ovk;  Xfx/.ya&ai  •  i-Xku  xal  vrv  (fuiforiitC 
fioi  ot  noXXoi  uvxiiOi'   iuaiayiiviaOui  xm  ovvöfinxt'    al  di  Jvolöixu  tiÜXih; 


TA.  ly.     Die  Colonien. 

afirai  tw  rt  owoftaTi.  TJyäXXofxo  x.   t.   >l.      Folgt  aber  daraus  mit  Ue- 
belen  S.  86  fgg.,  Jass  der  Name  erst  in  Kleinasien  entstanden  sey? 

18)  In  Chios?  S.  den  verworrenen  Bericht  bei  Pausan.  VII.  4.  6 
und  Whitte  1.  c.  p.  17  —  20. 

19)  In  Teos,  Paus.  VII.  3.  3;  vgl.  X.  37.  8  und  Müller  Or- 
chom.   S.   400  mit   Schol.    Plat.   Hipparch.   p.  229. 

20)  Unter  Philotas  in  Pri<>ne,  Paus.  Vll.  2.  7;  Strab.  XIV,  p. 
939  A;  daher  auch  der  iVame  Radme ,  s,  dens.  p.  943  C  und  Hel- 
lan.  p.    144  ed.  Sturz  mit  Raoul  -  Roch.   III,  p.   87. 

21)  In  Cythnos  ,  s.  Her.  VIII.  46  und  oben  §,  6,  n.  15,  womit 
sich  inzwischen  die  Colonisation  von  Athen  aus  sehr  wohl  verei- 
nigen lässt;  werden  ja  doch  in  Attika  selbst  Dryoper  erwähnt  (Ari- 
stid.  Panath.  p.  177  Dind.)  und  in  Karystos  auf  Euböa  lonier  und 
Dryoper  verbunden,  Strabo  X.  1.6,  p.  685:  i'no  tüv  *x  TtzganüXKoi; 
TTi<;  ntgl  Magu&üva  xul  2xvQiaLo)v:  vgl.  Raoul- Roch.  II,  p.  435  und 
Pflugk  p.   27. 

22)  In  Phocäa,  Pausan.  VII.  3.  6;  später  als  die  andern?  Vgl. 
Ciavier  II,  p.   101. 

23)  Wahrscheinlich  die  Kleonäer  und  Phliasler,  die  nach  Pauv. 
VII.  3.  5  die  Mehrzahl  der  Einwohner  von  Klazomenä  ausmachten. 
Später  lag  ein  Haupttheil  der  Stadt  auf  einer  Insel;  s.  Schneiderad 
Xenoph.  Hell.  V.  1.  31  und  Aristot.  Pol.  V.  2.  12:  araoMtovai.  d' 
Ivtort  ui.  Tiokfic;  nul  diic  roig  Tonovc;  ,  oruv  fiij  tiKfiiiüx;  t'/^  V  X^'Q"  ngoc: 
To  niuv  ilvui  nüXiv  oiov  (V  KkuLiofiivulq  ol  inl  Xi)T()<o  (Strabo  XIV. 
p.   955)  7H)o(;  Toiiq  IV  vj^au)  x.  t.   A. 

24)  üorler  nach  Her.  I.  146;  aber  Ciavier  II,  p.  85  und  Raoul- 
Roch.  III,  p.  76  ziehen  es  besser  auf  den  lonier  Proklus  von  Epi- 
daurus  ,  der  nach  Pausan.  VII.  4.  2  die  Insel  Samos  den  Lelegern 
(s.    oben   n.    10)  abgenommen   habe. 

25)  In  Kolophon,  vgl.  N.  Bach  ad  Mimuermi  fgm.  (Lips.  1826.  8) 
p.    5  fgg-    und  Pertz  1.   c.   p.  25. 

26)  Isoer,  Paneg.  §.  34 :  tkqI  61  rovg  «i'xo»'?  ;^(>o»'oi'e  oQÜaa  toi'c 
fttv  ßugßägovq  rryv  nXiLoxrjv  ttji;  ;^(u'()«?  Katlxovruq ,  xorg  d' " EXXijvug 
fli;  fikKQov  xöziov  xaTuitfxXfi/iivovq  .  .  ,  xul  toi"?  fifv  dt  l'vSnav  twv  xud- 
jjfifoav  Tor?  di  diu  rov  noXfftov  ajioXXvfiivovg  .  .  i^yt/zovag  tlg  töc  noXttg 
ii.tnin^ifv ,  o'i  naquXaßövTtg  rovq  fiüXiaza  ßiov  öfofiffovq  .  .  noXX(x<;  /uiv 
tqi'  fxuTf^itq  T^c  rjTi(l(}ov  nöXfic;  l'xnanv ,  anuaac;  di  t«?  vtjooik;  nuxuxi- 
anv  X.  T.  X.:  vgl.  Hoecl;  Kreta  II,  S.  124  fgg,  und  Glese  äol.  Dial. 
S.  151,  auch  Grote  III,  p.  232,  der  aber  ohne  Noth  mehre  getrennte 
Wanderungen   unterscheidet. 

27)  Her.  I.  148,  Str.  XIV,  p.  947  A.  Auf  dem  Gebiete  von 
Priene;  später  in  Ephesus ,  Thuc.  III.  104,  Dionys.  Hai.  IV.  25; 
vgl.   C.   Inscr.  n.  2909   und  Guhl  Ephes.   p.    117. 

28)  Von  Heiice  in  Achaja;   vgl.  Str.  VIII,  p.  589  ;   Diodor.  XV.  49. 

29)  Her.  I.  141;  vgl.  Sainte-Croix  sur  les  anc.  colonies  p.  221 
fgg.  und  des  );ouv.  fed.  p.  148  fgg.,  Tittmann  S.  668  fgg.  ,  Wachs- 
muth  I,  S.  159,  der  jedoch  erst  zur  Perserzeit  dort  Beschlüsse  fas- 
sen  lässt  —  wegen   Herod.    I.    170? 

30)  Samos  mit  Ephesus,  Pausan.  VII.  4.  3,  vgl.  Athen.  VI,  p. 
267  A  ?  mit  Wili;l  im  Kriege  zw.  Chalcis  und  Erclria  (§.  12,  n.  6), 
Her.   \.   99;     mit    I'riene  ,    Plut.    Qu.   gr.   20   und   C.   inscr.   n.  2254. 


§.  78.     Pflanzstädte  der  kleinasiatischen  lonier.      223 

2905;  Priene  mit  Milet  .  Zenob.  VI.  12  und  Schol.  Avistoph.  Pac. 
3(>3,  Chios  und  Milet  gegen  Erythrae  ,  Her.  I.  18,  Polyaen.  Vlil. 
66,  Milet  und  Erythrae  gegen  Naxos  ,  Plut.  virt.  muH.  p.  254,  Po- 
lyaen. VIII.  36;  Myus  mit  Milet,  id.  Vlll.  35,  Aristaenet.  1.  15  u.  s.w. 

§.  78. 
Leider  fehlt  es  uns  übrigens  an  nähereu  Nachrichten 
über  die  ältere  Geschichte  dieser  Colouien  und  die  eigent- 
liche Zeit  ihrer  Blüthe,  welche  durch  die  Trefflichkeit  der 
Lage  und  des  Himmelstrichs  begünstigt  i)  nur  zu  frühe 
ihre  Kraft  durch  weichliche  üeppigfceit  gebrochen  zu  ha- 
ben scheint  ^j.  Am  meisten  wissen  wir  noch  von  Milet  5), 
namentlich  auch  rücksichtlich  seiner  Pflauzstädte,  die  in- 
zwischen schon  Strabo  als  die  grösste  Merkwürdigkeit 
seiner  Geschichte  hervorhebt ''^) .  Auch  den  andern  ioni- 
schen Golonien  fehlte  es  nicht  an  solchen^),  worunter 
wir  hier  nur  Thasos  von  Faros  ^),  Samothrace^)  und  Pe- 
rinth^)  von  Samos,  Eläus  von  Teos^),  Lampsakus  von 
Phocäa  ^^)  gegründet  nennen^  keine  derselben  aber  konnte 
sich  rühmen ,  wie  Milet ,  Mutter  von  achtzig  Tochter- 
städten 1^)  geworden  zu  seyn.  Naukratis  in  Aegypten  i^) 
abgerechnet,  liegen  fast  alle  an  den  Küsten  des  Pontus 
Euxinus  und  der  Propontis  '^^)  ^  als  die  ältesten  dürfen 
wohl  Cyzifcus  *''■)  und  Sinope  ^^)  betrachtet  werden,  von 
welchem  lezteren  dann  wieder  Trapezunt  und  viele  andere 
ausgingen  ^^)  5  doch  scheint  es,  dass  sie  später  noch  ein- 
mal Verstärkungen  erhielten  ^^) ,  als  die  Cimmerier ,  von 
den  Scythen  vertrieben ,  um's  J.  700  ganz  Vorderasien 
überschwemmten  und  auch  die  griechischen  Gebiete,  ob- 
schon  ohne  dauernden  Schaden ,  verheerten  ^^).  Kurz 
vorher  hatte  Milet  Abydus  und  Prokonnesus  angelegt  ^9)  5 
und  dreyssig  Jahre  später  gründete  es  an  der  Küste  von 
Scythicn  selbst  verschiedene  Pflanzstädte  ^O)  ^  worunter 
sich  an  den  Mündungen  der  gleichnamigen  Flüsse  Istros, 
Tyras,  und  Insbesondere  ßorysthencs  oder  Olbia ,  auch 
Miletopolis  genannt  2^),  auszeichucu.  Die  Colonien  Tomi, 
Odessus,  Apollonia  an  der  thraclschcn  Küste  ^2^  auf  der 
einen,  Thcodosla  und  Pantikapäum  im  taurischcn  Clicr- 
sones  25)    auf   Jd.    andern    Seite,     vollendeten    dann    den 


224  Ih.  IV.    Die  Colomen. 

Kreis  der  Städte ,  welche  den  Namen  des  unwirtliliclien 
Pontus  zum  wirthllchen  umschufen  2*)  und  bis  in  die 
spätesten  Zeiten  herab  der  Sitz  g^rieehischer  Guitur  und 
Sittig^ung'  unter  den  Barbaren  blieben.  Die  Zeit  der  An- 
lage lässt  sich  nicht  bei  allen  mit  Gewissheit  bestimmen  ^ 
einige  derselben ,  scheint  es ,  reichen  bis  nahe  an  die 
Zeiten  herunter ,  wo  die  Eroberungen  der  Perser  der 
Freiheit  und  dem  Wohlstande  der  kleinasiatischen  Grie- 
chen ein  Ende  machten  ^Sj^  go  viele  ihrer  nicht,  wie  die 
Teier  in  Abdera  ^6) ,  die  Phocäer  in  Elea  ^7)  und  Massi- 
lia^^),  an  andern  Küsten  ein  Asyl  fanden. 

1)  Her.  I.  142;  ol  61  liovig  ovroi ,  toiv  Y.al  to  fJaviojinov  loxif 
Tov  /ifv  or'Quvov  Kftl  TÖJj'  (üQfOiv  tv  TW  KwA/iffTW  Irjiy/avov  lägvoufitfoi 
noXiuq  nävTOJV  dv&QÜnrov  rihv  i/fiiX<;  I'tfi/tv ;  vgl.  Pausan.  VII.  5.  2, 
Aristifl.  Panatb.  p.  160  ,  und  niebr  bei  ßernbardy  griecb.  Lit.  I, 
S.  230  fgg. 

2)  nükat  nor  i^oav  uXxifioi  MtlrjOtoi ,  Aristoph.  Plut.  1003;  vgl. 
Athen.  XII.  26  —  31  ,  XIV.  19  u.  20,  und  mehr  bei  Bartbel.  voy. 
d' An. ich.  eh.  72,  T.  VI,  p.  136,  und  Wacbsmuth  I ,  S.  72 ;  auch 
Geel  Anecd.  Hemsterb.  S.  114  und  Limburg- Brouwer  IV,  p.  48  fgg. 

3)  Vgl.  im  AUg.  Wasse  ad  Thucyd.  VIII.  25  bei  Poppo  1.  c. 
p.  486  —  492;  Fr.  Eb.  Rambach  de  Mileto  ejusque  coloniis ,  Hai. 
1790.  4;  A.  Schroeder  de  rebus  Miiesiorum  spec.  I,  Strals.  1827.  4; 
G.  Tb.   Soldan  rer.   Milesiar.  comm.   I,   Darmst.    1829.   8. 

4)  Strabo  XIV.  1.  6,  p.  941  :  noXXd  dt  ta}?  n'ohmq  t^ya  xavt^q, 
fifytOTOv  dt  TO  nkijO-oq  röiv  unolxMv  '  o  Tt  yug  Ei'idvoq  Ilovxog  vno  iov~ 
xü)v  avvdjKioxai,  nü<;  xal  tj  flgonovxlq  xul  uXkoi,  nXiiovq  xörtoi:  vgl, 
auch   Ephor.   bei  Athen.  1.   c.  p.    523  E. 

'    5)  S.  im  Allg.  Raoul-Rocb.   III,  p.  139—154. 

6)  Thuc.  1.  104,  Strabo  X.  5.  7,  p.  745.  Um's  J.  720a.  Chr.; 
vgl.  Raoul-Roeh.  III,  p.  226  — 232  und  Liebel  ad  Arcbil.  fgm.  (Lips. 
1812.  8)  p.  7  ;  im  Allg.  aber  H.  Hasselbach  de  insula  Thaso,  Marb. 
1838.  8  und  Prokescb  d' Osten  dell'  isola  di  Taso  e  degli  antichi 
nionumenti  che  in  essa  si  veggono,  in  Atti  dell'  Accad.  Rom.  d'Ar- 
cheol.  1835,  T.  VI,  p.  188—201.  Andere  Colonien  der  Parier  in 
lllyrien  (Pharos)  nennt  Strabo  VIII.  5.  5;  der  Thasier  an  der  tbra- 
cischen  Küste  (Galepsus ,  Oesyme)  Thuc.  IV.  107,  Diod.  XII.  68, 
Ilarpocr.   s.  v.  Sxqv/xtj. 

7)  S.  Thuc.  III.  3,  Strabo  X.  2.  17,  Pausan.  VII.  4.  3,  und 
mehr  bei  Panofka  I.   c.  p.  21.  —     Zeit    der  Anlage  c.   1000  a.   Chr. 

8)  S.  Plut.  Qu.  gr.  56  u.  Scymn.  Ch.  712.  Nach  Syncell.  p. 
2:58  I),  dem  Raoul-Roch.  III,  p.  360  folgt,  erst  um  599  a.  Chr.; 
nach  Panoflia  p.  22  vielmehr  schon  mit  Samothrace  gleichzeitig.  — 
Merkwürdig  ist  später  (saec.  IV.  p.  Chr.)  die  Aenderung  des  Namens 
in  Hcraklea,  vgl.  Zosimus  I,  62  und  mehr  bei  Mannerl  Geogr.  VII, 
S.    HG  und  G.   F.  C.   Menn   Mclet.  histor.   Bonn  1839,  8,  p.  175  fgg. 

9)  Scymnus  Ch.  706.  —  Nach  (Plut.)   Parallel.  41  von  Ephesus? 


§.  78.     Pflanzstädte  der  kleinasiatischen  lonier.      225 

10)  Charon  bei  Plut.  Virt.  mulier.  p.  255  oder  Polyaen.  Stra- 
teg.  VIII.  37;  vgl.  Creuzer  Histor.  fragm.  p.  110  fgg.  Nach  Strabo 
XIII.  1.  19  von  iMilet,  wie  anderseits  Amisus  nach  Seymnus  919 
von  Pfaocäa?  Raoul  •  Rocb.  III,  p.  145  sucht  beides  zu  vereinigen. 
Die   Zeit  nach  Eusebius   um  650  a.    Chr. 

11)  Nach  andern  Hdsch.  bei  Plin.  N.  Hist.  V.  29  sogar  neunzig; 
Seneca  ad  Helv.  c.  6  gibt  75  au;  vgl.  Rambach  de  Mileto  p.  29 
und  Hüllmann  Handelsgesch.  S.  141  fgg.  Auch  auf  andern  Cykla- 
den  ,  Ross  Inscr.  ined.  II,  p.   69. 

12)  Die  Zeitangabe  schwankt,  s.  Wytt.  ad  Plut.  p.  907.  Nach 
Eusebius  bereits  zu  Anfang  der  Thalassokratie  Milet's  753  a.  Chr., 
vgl.  Heyne  in  N.  Comm.  Gott.  II,  p.  51;  nach  Strabo  XVII.  1.  18 
unter  Psammetich  (c.  660,  vgl.  Her.  II.  154),  und  zwar  erst  Milrj- 
oi(i)v  Tft/oq ,  vgl.  Forster  bei  Rambach  p.  65;  dann  Nauliratis  selbst 
(unter  Amasis?  550  a.Chr.,  vgl.  Her.  II.  178—180);  s.  Raoul-Rocb. 
III,  p.  165—168  und  Soldan  in  Welcker's  Rh.  Museum  IV,  S.  126 
— 141,  auch  Buckingham  visit  to  the  ruins  of  Naukratis ,  Edinburg 
1845.  8. 

13)  \gl'  die  Peripli  Ponti  Euxini  von  Arrian  uud  Andern  (ed. 
S.  F.  G.  Hoifmann  ,  Lips.  1842.  8)  mit  Ammian.  JMarc.  XXII.  8, 
und  Einzelnes  mehr  bei  Schlosser  I.  1,  S.  380,  Wachsmuth  I,  S<  113, 
Weissenborn  Hellen  S.  115,  Grote  III,  p.  314;  über  ihr  Verhältniss 
zur  Argonautensage  Müller  Orchom.  S.  285  fgg.  und  Vater  der  Ar- 
gonautenzug nach   den   Quellen   dargestellt,   Kasan  1845.  8,  S.  134  fgg. 

14)  Strabo  XII.  8.  11,  p.  861  ;  vgl.  XIV.  1.6,  p.  941  und  Plin. 
N.  Hist.  V.  32;  auch  die  Lobschrift  des  Aristides  p.  381—400  und 
mehr  bei  Wasse  ad  Thncyd.  VIIl.  107  (Poppo  1.  c.  p.  476  —  486) 
und  J.   Marquardt  Cyzikus  u.    s.   Gebiet,   Berl.    1836.  8. 

15)  S.  Xenoph.  Anab.  V.  9.  15,  Strabo  XU.  3.  11,  p.  821, 
Diodor.  XIV.  31,  und  über  seine  Lage  Polyb.  IV.  56;  im  Allg. 
aber  Raoul-Roch.  III  ,  p.  171  fgg.  und  Markscheffel  ad  Hesiod. 
Fgm.  p.  221. 

16)  S.  Xenoph.  Anab.  IV.  8.  23,  V.  3.  2,  V.  5.  10,  und  mehr 
bei  Raoul-Rochette  III,  p.  331  und  M.  Sengebusch  Quaest.  Sinopi- 
caruni  spec.   Berl.   1846.  8,  p.  9  fgg. 

17)  Cyzikus  a.  Chr.  683,  Sinope  632  nach  Eusebius,  die  erste 
Gründung  aber  751;  vgl.  Raoul-Roch.  III,  S.  169  fgg.  und  was 
dieser  p.  329  fgg.  aus  Seymnus  941  fgg.  über  die  doppelte  Coloni* 
sation  von  Sinope  ausmittelt.  Gleichzeitig  sezt  er  auch  Amisus, 
das  jedoch  nicht  rein  milesisch  blieb,  Strabo  XII.  3.  14,  p.  823; 
,A9-ijvuimv  u7iotxo<; ,    Arrian.   Peripl.  p.   72. 

18)  Her.  IV.  11.  12;  Strabo  I.  3.  21,  p.  106;  XIH.  4.  8,  p. 
930.  Nach  Her.  I.  15.  16  nahmen  sie  unter  Ardys  (689  —  640)  Sar- 
des  ein  und  wurden  unter  Alyattcs  (628 — 571)  aus  Asien  vertrieben; 
die  Scythen  wandten  sich  nach  Medien  ,  Her.  I.  103  fgg.  Muss 
man  aber  mit  Strabo  III.  2.  12,  p.  222  schon  vor  Homgr  einen 
ahnlichen  Zug  annehmen?  vgl.  Franke  Callinus  p.  109 — 11?  mit  der 
Entgegnung  von  Ciisar  Carm.  cleg.  orig.  p.  61  —  72  und  im  Allg. 
Freret  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XIX,  p.  577  fgg.  und  Bayer  in  Comm. 
Pctrop.   II,  p.   419  fgg. 

19)  Unter  Gygcs  (727—689);  vgl.  Strabo  XIII.  1.  22,  p.  883 
mit  p.  879:  IlfiutTiöq  »ort  nöXiq  fnl  Oukürrt]  y.nl  Xifii'/y'  xriofiu  cJ  ot- 
fiiv  Mtkriaiujv  <faaiv,  o'iniQ   xul  ^'Aßvöov   xfu  H(>oxü-yvt/Oov  ovrcfKiOav  xarrt 

I.  u.i.  4.  Ann.  1> 


226  TA.  IF.     Die  Colonien. 

rov    at/roV    y.aigöv ,    and    mehr    bei    Wasse    ad  Thucyd.   VIII.  61   und 
Raoul-Roch.   III,  p.  253. 

20)  Ath.  XII.  26  :  MiXtjOioi,  t'öJC  MV  oix.  hgi'^wv,  Iviaojv  Sxv&aq  : 
Tgl.  Scymnus  766  und  mehr  bei  Raoul-Roch.  III,  p.  314  fgg.  und 
E.  y.  Muralt  u.  P.  Becker  in  M.  de  la  See.  arcL.  de  St  Petersbourg 
III,  p.  182—196,  V,  p.  361—387,  VI,  p.  103— 140,  177—193;  auch 
besonders  in  Muralt  Melanges  d'  antiquites  ,  Zürich  1852.  8  und 
Becker  die  Gestade  des  Pouius  Euxinus  vom  Ister  bis  zum  Bory- 
sthenes  in  Bezug  auf  die  im  Alterthume  dort  gelegenen  Colonien, 
Petersb.   1852.  8. 

21)  Mfyu  ißniQLov,  Strabo  VII.  3.  17,  p.  470;  Tgl.  Her.  IV, 
18,  Plin.  N.  Hist.  IV.  26,  insbes.  aber  die  liebliche  Schilderung 
Lei  Dio    Chr.   XXXVI,  und  mehr  bei   Böckh  C.   Inscr.  II,  p.  86  fgg. 

22)  Vgl.  Scjmn.  730,  Strab.  VII.  6.  1,  p.  491  ,  und  mehr  bei 
Raoul-Roch.  III,  p.  386  fgg.;  über  Apollonia  auch  Per.  ad  Ael.  III. 
17,  über  die  thrakische  Pentapolis  überhaupt  (C.  Inscr.  n.  2056) 
Burmeister  in   Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1837,  S.  425  fgg. 

23)  Strabo  VII.  4.  2—6,  p.  475  fgg.;  vgl.  Heyne  Opusc.  III, 
p.  384 — 397  und  über  das  bosporenische  Reich  der  Archäanaktiden 
(480—432,  Diodor  XII.  31)  und  die  Dynastien  des  Sparlokus  (wor- 
unter namentlich  Leukon  393—354;  s.  Per.  ad  Ael.  VI.  13,  Wolf 
ad  Lept.  p.  249,  und  mehr  bei  Clinton  II,  p.  281  und  Wachsmulh 
I,S.  761)  und  Sauromates  Boze  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  VI,  p.  549, 
Souciet  Hist.  cbron.  des  rois  du  Bospore  Cimmerien,  Paris  1736.  4, 
Cary  Hist.  de  rois  de  Thrace  et  du  Bospore  Cimmerien,  Paris  1752.  4, 
und  daraus  Osann  Syll.  Inscr.  p.  120  —  122:  auch  St.  Allais  1'  art 
de  verifier  les  dates  III,  p.  28  ,  Sabalier  Souvenirs  de  Kertsch  et 
Chronologie  du  royaume  du  Bospore  ,  Petersburg  1849.  4  und  ins- 
bes. B.  V.  Köhne  und  Sibirsky  in  M.  arch.  de  St.  Petersb.  V,  p.  277 
—296,  VI,  p.  200—232;  im  Allg.  aber  Raoul  -  Rochette  Antiquites 
grecques  du  Bospore  Cimmerien,  Paris  1822.  8,  mit  den  Entgeg- 
nungen von  P.  V.  Koppen  Alterth.  am  Nordgestade  des  Pontus,  Wien 
1823,  8  und  H.  K.E.Köhler  Serapis,  Petersb.  1850.  8;  dann  Böckh 
C.  Inscr.  I,  p.  145  fgg.,  II,  p.  90  fgg.,  G.  Spasski  der  kimmerische 
Bosporus  mit  s.  Alterthümern  (russisch)  Moskau  1846.  4,  und  über 
Pantikapäum  D.  de  Luynes  in  Ann.  delP  Inst.  arch.  1841  ,  p.  142, 
über  Theodosia  E.  v.  Muralt  in  M.  arch.  de  St.  Petersb.  VI,  p.  194 
fgg.  oder  Melanges  n.   3. 

24)  Ov  nqlv  n%ivov  diu  rdq  fni.&fanq  Xiyönivov  xöiv  ßuQßiiQmv  ngoq— 
tjyogiag  InoLtjoav  n'ifivov  rii/ftv ,  Scymn.  735;  vgl.  Strab.  S'II,  p.  458 
—  oder  wäre  der  Name  nach  Eustath.  ad  Dionys.  146  u.  A.  nur 
euphemistisch  zu  verstehen?  s.  Lindenbrog  ad  Ammian.  Marc.  p.  341 
mit  Peyssonel  sur  les  peuples  barbares,  qui  ont  habite  les  bords  du 
Danube  et  du  Pont  Euxin,  Paris  1765-  4  und  Th.  S.  Bayer  Opusc. 
ed.  C.  A.  Klotz,  Halle  1769.  8;  insbes.  aber  V.  A.  Formalconi 
Storia  filosofica  e  politica  della  navigazioue  ,  del  commercio  e  dclle 
colonie  degli  antichi  nel  mare  nero,  Vcn.  1788.  8  und  L.  Prcller 
über  die  Bedeutung  des  schwarzen  Meeres  für  den  Handel  und  \'er- 
licLr  der  alten  Welt,   Oorpat  1842.  8. 

25)  Her.  I.  141   fgg.,  VI.   18  fgg.,  vgl.  c.  42. 

26)  Her.  I.  168,  a.Chr.  543;  die  erste  Colonisalion  durch  den 
Klazomenier  Timesias  (656)  hatte  kein    Bestehen  gehabt;   vgl.  Osann 


§.  79.     DoiHsche  ^Niederlassungen  im  Osten.      227 

in  Gerhard's  Arch.  Zeit.    1852 ,  S.  457   und    im    AUg.   m.    Gesamm. 
Abhh.  S.  90—111. 

27)  Bei  Her.  I.  167  und  auf  Münzen  'Yfhj,  später  'EXlu,  Strabo 
VI.  1.  1,  p.  387,  lat.  Felia,  Gell.  N.  A.  X.  16;  vgl.  Dionjs.  Hai. 
I.  20  und  Mazocchi  Tab.  Heracl.  p.  516,  im  AUg.  aber  F.  Munter 
Velia  in  Lucanien,  eine  Beilage  zu  Hegewiscb,  Altona  1818.  8  und 
D.  de  Luynes  in  Ann.  dell'  Inst.  Areb.  I,  p.  381  fgg.  ,  aucb  Klau- 
sen Aeneas  und  die   Penaten  S.    1220. 

28)  Thuc.  I.  13,  Isoer.  Archid.  §.  84,  Horat.  Epod.  XVI.  17, 
Pausan.  X.  8.  4.  Die  Gründung  der  Stadt  durcb  Protis  (Justin. 
XLIII,  3,  Plut.  V.  Solon.  c.  2)  fällt  jedocb  früher,  s.  Arlstot.  bei 
Harpoer.  s.  t.  und  Ath.  Xlll.  36,  um's  .1.  600  nach  Timäus  bei 
Scymnus  210,  lüusebius  und  Solinus  II.  52,  als  Folge  des  ausgebrei- 
teten Verkehres  der  Phocäer  mit  dem  Westen  (Arganthonius,  Her. 
1.  163),  vgl.  Hüllmann  Handelsgesch.  S.  115  fgg.  und  G.  M.  Reds- 
lob Tartessus,  Hamb.  1849.  4,  auch  Dederich  in  Welcker's  Rh. 
Museum  IV,  S.  99  —  123  und  Schultz  App.  Ann.  II,  p.  40;  im  Allg. 
aber  Hendreich  in  Gron.  Thes.  VI,  p.  2943 — 3006  ,  Guys  Marseille 
ancienne  et  moderne  ,  Paris  1786.  8,  J.  C.  Johannsen  vet.  Massiliae 
res  et  instituta,  Kiel  1818.  8,  A.  Brückner  und  H.  Ternaux  Hist. 
reip.  Massil.  a  primordiis  usque  ad  INeronis  tempora  ,  Gott.  1826.  4, 
die  Griechen  im  alten  Marseille,  Morgenbl.  1827,  N.  265—267,  J. 
F.  Lancelot  Precis  historique  de  1' ancienne  Marseille,  Mars.  1839.  8; 
und  über  ihren  Verkehr  mit  Rom  Klausen  Aeneas  u.  d.  Penaten 
S.  611 — 629|,  mit  Karthago  Movers  Opferveesen  d.  Karthager,  Bresl. 
1847.  8,  S.  27  fgg.  und  Barth  im  Rh,  Mus.  VII,  S.  69  fgg. 

§.     79. 

Den  Aeolern  und  loniern  folgten  auf  demselben 
Wege  ,  nur  in  südöstlicherer  Richtung  die  Colouien  der 
Dorier  ^),  deren  schon  bei  Kreta  gedacht  worden  ist,  die 
aber  gleichzeitig  auch  Rhodus  ^)  und  die  benachbarten 
Inseln  ^)  und  Küsten  von  Karlen  einnahmen  und  hier  na- 
mentlich einen  Bund  von  sechs  Städten  bildeten ,  dem 
der  Tempel  des  trioplscheu  Apoll  zum  Mittelpuncte 
diente  *).  Die  Niederlassungen ,  welche  schon  früher 
Herakliden  in  diesen  Gegenden  gestiftet  haben  sollten, 
gehören  der  Sage  an  ^)  5  die  Geschichte  beginnt  sie  mit 
dem  Argivcr  Althänienes  ^)  ,  der  zunächst  die  drei  rho- 
dischen  Städte '')  Lindus ,  lalysus  ,  Kamirus  bevölkerte, 
während  Knidus  von  Laccdacmon  0),  Kos  nebst  den  um- 
liegenden Inseln  von  Epidaiirus  ^),  Haliharnasus  —  das 
freilich  später  vom  Bunde  ausgeschlossen  ward  —  von 
Trözcn  aus  gegründet  scyn  wollle  ^O).  Unter  den  übri- 
gen    dorischen    Orten    jener    Küste    waren     die    meisten 

P2 


228  T/t.  If^.     Die  Colonien. 

wohl  wieder  Tochterstädte  von  Rhodiis,  dessen  Colonien 
sich  übrigens  frühzeitig  auch  noch  welter  bis  in  den 
fernen  Westen  erstrechten  ^^)  5  andere  wie  Selge  und 
Salagassus  in  Pisidien  leiteten  sich  von  Lacedämon  her  ^^)  5 
insoweit  jedoch  überhaupt  noch  in  späterer  Zeit  von 
Colonien  des  leztern  die  Rede  seyn  kann ,  sind  ungleich 
wichtiger  die  Inseln  Melos  ^3)  und  Thera  ^'^)  im  ägäischen 
Meere,  obschon  diese  Colonien  grösstentheils  aus  Achä- 
ern  und  Minyern  bestanden,  welche  leztere  früher  in 
Lemnos  gewohnt  und  durch  die  aus  Attiha  -  verjagten 
Tyrrhener  vertrieben  in  Lakonika  eine  Zuflucht  gefun- 
den hatten  ^^).  Selbst  der  Führer  derselben  war  eigent- 
lich kein  Dorier,  sondern  der  thebanische  Aegide  The- 
ras  ^^),  von  welchem  Thera  diesen  Namen  statt  Kalliste  em- 
pfangen haben  soll ;  von  hier  aus  gründete  dann  später 
Battus  an  der  libyschen  Küste  Cyrene  ^^),  wo  seine  Nach- 
kommen noch  bis  um's  J.  432  regierten  ^^). 

1)  Vgl.  im  Allg.  Raoul-Rocb.IlI,  p.  59  —  74  und  154  fgg.,  Cla- 
vler  II,  p.  109  fgg.,  Müller  Dor.  I,  S.  102  fgg.,  Cramer  Asia  minor 
II,   p.    170   fgg.   217   fgg. 

2)  Strabo  XIV.  2.  6,  p.  965  C;  Tgl.  Conon  Narr.  47  und  oben 
§.  21,  n.  7  mit  Müller  Aeg.  p.  41. 

3)  Kalymna,  Nisyros,  Telos,  Syme  ,  und  andere  Sporaden,  Her. 
VII.  99;  vgl.  Strabo  X.  5.  14fgg.  und  Ross  Inselreisen  B.  II  u.  III, 
auch  dess.    Reisen  nach   Kos,   Halikarnassos ,  Rhodos,   Halle  1852.8. 

4)  Her,  I.  144;  Tgl.  Dionjs.  Hai.  IV.  25  mit  Sainte-Croix  Gouv. 
feder.  p.  153,  Tittmann  S.  671,  und  über  die  Mythen  des  Orts  Börkh 
ad  Schol.  Find.  p.  315  und  L.  A.  Claussen  Quaest.  Herodeae,  Bonn 
1847.  8. 

5)  Tlepoleroas  in  Rhodus  ,  Iliad.  II.  653,  vgl.  Diodor.  IV.  58, 
und  mehr  bei  Th.  Menge  Vorgeschichte  von  Rhodus  bis  zur  hera- 
klidisch-dorischen  Siedelung,  Cöln  1827.  4  mit  Müller  Dor.  I,  S.  108 
und  Böckh  ad  Pind.  Ol.  VII.  32.  —  Antiphus  und  Phidippus,  Söhne  des 
Thessalus  {§.  15,  n.  9)  in  Kos,  Iliad.  II.  678;  vgl.  Spanheim  ad 
Callim.  H.  in  Del.  160  fgg.  und  R.  Ungar  Analecta  Propertiana,  Hai. 
1850.  4,  p.   9  fgg. 

6)  Conon  Narr.  47  :  ol  ^oigitti;  noXf^u)  ro  Kagmov  intoTQfrfjünf- 
voi,  t{)iX(;  noXnq  l'xnaav,  ALvdov,  'I^Xvaov  xal  Küfift^ioV  ol  /i'^v  ovv  Jw- 
QtiVq ,  ujio  Akd-ai.nhov<;  uQ^uf^fvoi. ,  fif/gt  xui  (^tvQo  xmußrß^xuai.:  vgl. 
Diodor.  V.  59  und  mehr  im  .411g.  bei  J.  Meursius  Rhodus  (hinter  8. 
Greta,  Amst.  1675.  4)  und  H.  Rost  Rhodus,  ein  bist.  arch.  Frag- 
ment, Altona  1823.  8;  auch  M.  W.  Heflter  über  die  allg.  Gcogr. 
d.  Insel  Rhodus,  Brandenb.  1828.  4  und  dess.  Götterdienste  auf 
Rhodus,  H.  IUI,   Zerbst  1827-33.  8. 

7)  Erst  seit  408  a.   Chr.    zu    einer    Gesammtstadt    vereinigt  ,    8. 


§.  79.     Dorische  Niederlassungen  im  Osten.        229 

Diod.  XIII.  75  und  über  die  späteren  Zustände  P.  D.  Paulsen  descr. 
Rfaodi  Maced.  aetate  ,  Gott.  1818.  4  und  Rottiers  Descr.  d.  inonu- 
mens  de  ßhodes  ,  Brux.   1828.  4. 

8)  Her.  I.  174;  vgl.  Strabo  XIV.  2.  6  u.  15,  Herodian.  mov. 
X(^.  p.  34,  und  lonian  antlqu.  T.  III,  London  1840;  auch  Duchalais 
sur  quelques  poiiits  de  l'hist.  nuraism.  de  la  ville  de  Cnide  ,  Paris 
1850.  8.  Colonien  Ton  Knidus  sind  Lipara  (Thuc.  III.  88,  Diod. 
V.  9,  Paus.  X.  1!)  und  Schwarz  -  Korcyra  in  Illyrien  ,  Strabo  VII. 
5.    5;   vgl.  Neigebaur  in   Klotz  Archiv   1852,  XVIII,  S.   154  fgg. 

9)  Her.  VII.  99;  vgl.  Tac.  Ann.  XII.  61  und  mehr  im  Allg, 
bei  C.  L.  £.  Zander  Beitr.  z.  Kunde  d.  Insel  Kos,  Hamb.  1831,  4. 
A.  Küster  de  Co  insula,  Hai.  1833.  8,  H.  Lauvergne  Descr.  de  l'ile 
de  Cos  in  Bull.  d.  sciences  geograph.  XI,  p.  133  tgg.,  W.  M.  Leake 
in  Transactions  of  the  R.  Soc.  of  lit.  1843,  p.  1  — 19;  über  einzelne 
Familien  (Asklepiaden ,  Aeaciden)  auch  Müller  im  Gott.  Lect.verz. 
1838—39. 

10)  Her.  I.  144.  VII.  99;  vgl.  Strabo  XIV.  2.  16  und  Paus. 
II.  30.  8  mit  Böckh  C.  Inscr.  II ,  p.  448  fgg.  ;  über  die  karischen 
Könige  aber  ,  die  es  später  bewohnten  und  mit  Lelegern  bevölker- 
ten (Mausolus  bei  Strabo  XIII-  1.  59,  p.  909)  Spanheim  Us.  et  pr. 
numism.  I,  p.  517  fgg.,  Sainte  -  Croix  in  M.  de  l'Inst.  II,  p.  5U6 
fgg.,  Clinton  II,  p.   285  fgg. 

11)  Strabo  XIV.  2.  10:  «i.Xu  xai  tcqo  rtjq  'OXvftTiiyjjq  &fai(aq 
ov/voTg  Irfotv  t'nkiov  nÖQQO}  Trjg  olxfluq  Inl  aoiTTjQia  lüiv  av&Qwnwv  i 
vgl.  Sync.  p.  341  Dind.  und  mehr  bei  Lüders  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt. 
1852,  S.  289  fgg.;  über  den  Westen  auch  J.  C.  Wernsdorf  Antiqu. 
Balear.    Brunsv.    17G0.   4,  p.   62  fgg. 

12)  Strabo  XII.  7.  3.  p.  855;  vgl.  Polyb.  V.  76.  11  und  mehr 
bei  Raoul-Roch.  III,  p.407  fgg.  und  Müller  Dor.  I,  S.  125;  über  alle 
wirklichen  oder  vermeinten  Colonien  von  Sparta  aber  Meurs.  Mise, 
Lacon.  I.  7. 

13)  Her.  VIII.  48;  Thuc.  V.  84  etc.  Die  Zeit  der  Gründung 
(nach  Thuc.  V.  112)  700  J.  vor  der  Zerstörung  durch  die  Athener 
im  J.  416   — ? 

14)  S.  Strabo  X,  5.  1,  p.  74!  und  mehr  bei  Raoul  Roch.  III, 
p.  52  fgg. 

15)  S.  Her.  IV.  145  fgg.,  Strabo  VIII,  p.  534,  Pansan.  VII. 
2.  2,  Conon  Narr.  36,  und  die  erschöpfende  Behandlung  bei  Müller 
Orchom.  S.  313  fgg. 

Ifi)  Pausan.  Hl.  1.  7.  Genealogie:  Oedipus  —  Polynices  — 
Thcrsander  —  Tisamenns — Autesion —  Theras  und  Aegia,  die  Mut- 
ter der  ersten  Könige  von  Sparta,  deren  Vormund  daher  Theras.  S. 
Valcken.  ad  Her.  IV.  147  und  Böckh  ad  Pind.  Olymp.  II,  p.  115; 
im  Allg.  aber  dens.  über  die  von  H.  v.  Prokesch  in  Thera  entdeck- 
ten Inschriften,  in  Abhh.  d.  Bcrl.  Akad.  1836,  S.  41  fgg.  und  Ross 
Inscr.  ined.   11,  p.  80   und  in  Ann.   delf  Inst.   arch.    1841,  p.  13  —  24. 

17)  Her.  IV.  150  fgg.,  vgl.  Pind.  Pyth.  IV  und  Callim.  H.  in 
Apoll.  65;  auch  .lustin.  XIII.  7,  Strabo  XVH.  3.  21,  p.  1194,  und 
Diouys.  Perieg.  213:  ' Afivi^XnUov  yhoq  uyj()wf.  Die  Zeit  schwankt 
zw.  Ol.  XXXVII  (Kuseb.)  und  XLV  (580  .1.  nach  Trojn'i  Fall,  So- 
lin. XXVII.  44);  hat  aber  nach  Schol.  Pind.  1.  c.  Battus  Dynastie 
200  Jahre  legiert,  so  beginnt  sie  um  632  a.   Chr. 


230  Th.  IV.     Die  Colonien. 

18)  lieber  die  Genealogie  der  Euphemiden  s.  Böckh  expl.  ad 
Pind.  p.  265  fgg.  Die  Dynastie  zählt  vier  Battus  und  vier  Arcesi- 
laus,  umwechselnd;  Her.  IV.  1  58  fgg.  ;  vgl.  Heracl.  Pol.  c.  4,  Theo- 
dor. Metoch.  Miscell.  c.  103,  und  mehr  im  AUg.  bei  J.  Hardion 
hist.  de  la  ville  de  Cyrene,  in  M.  de  l'A.  d.  I.  111,  p.  391  fgg.  und 
J.  P.  Thrige  historia  Cyrenes ,  P.  I,  Hafn.  1819;  iterum  ed.  S.  N. 
Bloch,  1828.  8;  auch  Grote  IV,  p.  40  fgg.  und  Topographisches  bei 
H.  Barth  Wanderungen  durch  die  Küstenländer  des  Mittelmeeres, 
Berl.  1849.  8,  S.  418  fgg. 

§.  80. 
Aehuliches  gilt  vou  de«  Städten  Grossgnechenlands  ^), 
deren  Mutlerstadt  gleichfalls  Lacedämon  hin  und  wieder 
heisst,  die  aber  mit  demselben  Rechte  anderwärts  als 
achäische  bezeichnet  werden,  so  dass  Lacedämon's  Antheil 
sich  auf  die  Auctorität  seines  Namens  und  den  mächti- 
gen Schutz  beschränken  dürfte,  den  es  der  besiegten 
älteren  Bevölkerung  des  Peloponnes  bei  deren  Auswande- 
rung nach  den  unteritalischen  Küsten  angedeihen  liess^). 
Selbst  Tarent  ^)  .  das  auf  Grund  der  Sage  von  den  Par- 
theniern  noch  am  meisten  als  spartanisch  gelten  konnte, 
lässt  doch  in  eben  diesen  seinen  Gründern  vielmehr  ein 
halbachäisches  Mischgeschlecht  erkennen,  dessen  sich  die 
Mutterstadt  auf  jenem  Wege  zu  entledigen  suchte  "*■)  5  und 
noch  uneigentlicher  werden  Kroton  und  das  epizephyri- 
sche  Lokri  von  lacedämonischen  Colonisten  abgeleitet, 
wenn  gleich  ihre  Gründung  nicht  bloss  der  Zeit  nach 
mit  dem  ersten  messenischen  Kriege  zusammenhängen 
mag  5).  Kroton  ^)  wenigstens  mit  seinen  Tochterstädten 
Kaulonia '') ,  Pandosia  ^)  und  Terina  ^)  galt  in  der  über- 
wiegenden Ansicht  des  ganzen  Alterthums  als  achäisch  'O). 
Lokri  ^^)  aber  weist  durch  seinen  Namen  sogar  auf  ganz 
andere  Metropolen  ausserhalb  des  Peloponnes  zurück, 
und  wenn  auch  zu  seiner  Gründung  sehr  mannichfaltige 
Elemente  mitgewirkt  zu  haben  scheinen,  die  nur  weibli- 
cherseits  mit  den  mutterländischen  Lokrcrn  zusammen- 
hingen 12^ ,  so  ist  doch  die  Anknüpfung  an  Lacedämon 
vielleicht  nicht  älter  als  der  Krieg  mit  Kroton,  der  durch 
den  Sieg  bei  Sagra  und  die  ihn  begleitenden  Wunderum- 
stnndc  berühmt  geworden  ist  ^').  Unzweifelhaft  achäisch 
waren  endlich  auch  Sybaris  i*)  und  Metapont  ^'^),    deren 


§.  80.    Lacedämonisch-achäische  Colonien  in  Italien.     231 

Iczteres  spätestens  vor  600  a.  Chr  i^)  ,  ersteres,   das  be- 
reits zur  Gründung  von  Metapont  mitgewirkt  Latte,   un- 
gefäbr  gleichzeitig  mit  Kroton  angesezt  werden  mussi^)- 
diese  Blutsverwandtschaft  hinderte  inzwischen  nicht,  dass 
die  Krotoniaten  in  einem  verheerenden  Kriege  im  J.  510 
der  zweihundertjährigen  Macht  und  Blüthe  der  Sybariten 
ein  Ende   machten  i8) ,    die    in   ihre    Colonien  Laus    und 
Scidrus  zurückgezogen  19)  lange  Zeit  durch  die  Eifersucht 
der  siegreichen  Nachbarinn  der  Rückkehr  beraubt  wurden, 
bis  Athen  an  der  Stelle  des  zerstörten  Sybaris  seine  Co- 
lonie  Thurii   anlegte  20).      Thurii   und  Tarent   gründeten 
darauf  gemeinschaftlich   statt    des   alten   Siris   eine   neue 
Stadt  Heraklea  21)^  ersteres  veränderte  jedoch  selbst  noch 
einmal  in  der  Römerzeit  seinen  Namen  in  Copia^Z),  gleich, 
wie  die  Pflanzstadt  von  Sybaris  Posidonia  unter  den  Lu- 
canern    Pästum  25)  ,     die   lokrische    Colonie    Hippomum 
später  Vibo  Valentia2+)  hiess. 

1)  M^yälv  '£^^«^'  P«'y^'  "•  ^^'  -e^-  C»s»«l»-  ad  Strab.  VF, 
p  389  B,  und  n.ehr  über  Alter,  Umfang  Dauer  dieses  Namens  be. 
k.  Cluv^r  Italia  antiqua ,  L.  B  1624  fol.  H  p.  32  %&•  .  A_S. 
Ma^nrrlii  in  aeneas  tabb.  Heracleenses,  Neap.  1754  fol.,  p.  9  fgg., 
SLerVl  sXmen,  Dresden  1838.  8,  II,  S.  367,  und  AvelHno 
suUa  estenzione  della  M.  Grecia  e  sulle  cittä  m  essa  comprese,  im  Allg. 
aber  Sainte-Croix  sur  la  legislation  de  la  Gr.  Gr  .n  M  de  1  A.  d. 
Inscr  XLII,  p.  286-333,  Heyne  prolusiones  XV  de  c.vitntum  grae- 
carum  per  M.  Graec.  et  Sic.  institutis  et  legibus,  Opuse.  »L  P-  3- 
298,  Micali  l'ltaUa  ayanti  il  dom.nio  dei  Romani ,  Hör.  8  1.  8. 
1  p  261  fpF.  und  Storia  degli  ant.  pop.  itahani  ,  Hör.  18i..  b, 
l'  D  349  &.,  Niebubr  röm.  Geseb.  I,  S.  1/3  fgg.,  Grotefend  z. 
dtl'Jl  G?sc..  T.  AU- Italien  H.  IV,  Kann.  1841.  4,  S.  22  fgg., 
C  e'u  Storia  delle  due  Sicilie,  Neap.  1843^8.  L.  Grimaldi  studi  ar- 
cbeolopici  suUa  Calabria  ultra  seconda ,  Neap.  1845,  \\acbsmutb 
I  S  118  und  für  Numismatik  ausser  Millingen  Considcrations  sur 
U  numlsm'atiqne  de  1' ancienne  Italie  Flor.  1841  u.  4*-  y-^.s. 
Fr.   Carelli  Num.   vet.    Ital.   ed.   Cael.   Cavedonius ,  L.ps.   18dO.  fol. 

2)  Slrabo  Vi.  1.  H,  p-  402:<W«'"f'  Y'k  *''^''?  "1  .''''\r^'i^T^ 
nixjfiouv,  «V  rvy  ov.  nol  n^v  .r'j,  Ta(>avTho,r :  -g  •  L«v.  ^^W^V.  15 
und  Müller  Dor.  I.  S.  125  fgg.  Ganz  apokryph  isfre.hcb  der  la- 
cedämonischc  Ursprung  der  Sabiner  ( l.onys  Ha  .  J.  49,  vgl.  Nie- 
bubr  I  S  115),  worauf  die  Claudier  ibr  Patronat  über  Sparta  (buc- 
ton  Tib.  c.  6)  stüzten;  beraerkcnswerlb  aber  jedenfalls  der  Name 
Amyklae  an  der  campan.  Küste,  Serv.  ad  Aeneid  X.  504 ;  vgl.  Raoul- 
Roch.   IM,  p.    »12  und  d.    Frkl.   z.   Tac.   Ann.   IV.    59. 

■\\  \p\    .1    Juvenis  de  antlquitatc  et  varia  Tarent.  fortuna  I.  VIII 

i,.   Italia  iliust'rata,    Frankf.    1600   fol.  p.    1219-1 410    und  in  Graev. 

et  Burm.  TLes.  auli«iu.  Ital.   IX,  p.   5  ;  iiubes.  aber  die  Abbl».  v.  R. 


232  Th.  IF.     Die  Colonien. 

Lorentz  de  origine  vet.  Tarentinorum ,  Berl.  1827.  8,  de  civitate 
Tarent,  Naumb.  1833.  4,  de  rebus  sacris  et  artibus,  Elberf.  1836.  4, 
res  gestae  Tarentinorum,  Lucknu  1838.  4;  Spec.  II,  1841.  4;  und 
Grote  III,  p.   512  fgg. 

4)  'Ev  TÜquvti  nuQu  ToVg  rjfttxfQoiq  unolxciQ,  sagt  der  Lacedämo- 
nier  bei  Plat.  Legg.  I,  p.  637  B:  vgl.  Antiochus  und  Ephorus  bei 
Strabo  VI.  3  mit  Dionys.  Hai.  XVII.  1.  2,  Justin.  III.  4,  Paus.  X. 
10.  6,  und  uiebr  über  PbulantLus  und  die  Partheiüer  bei  Mazocchi 
p.  89-99,  Heyne  p.  214-23'',  Raoul-Roch.  MI,  p.  235—238,  E- 
ckerniann  in  Hall.  Encykl.  Seet.  III.  B.  XXI,  S.  401—411.  Die 
Zeit  der  Gründung  nach   Eusebius  Ol.   XV III.  2  =  707   a.   Cbr. 

5)  'Enivvuxzui,  Diodor.  Exe.  Vat.  VII.  12;  vgl.  Ath.  VI.  101 
und  Scbol.  Horat.  Od.  II.  6.  12  mit  Weber  de  Gytheo  p.  16—19 
und  oben  §.   31,  not.    14. 

6)  Paus.  III.  3.  1  :  Tfktvr^aavroq  öi  'AlKaftfvovq  Tlokiäm^o^  tyv 
ßaai/.fiav  nuQfXaßf ,  xai  unoixlav  xi  t'q  JruXiav  Aaxfiat.fi6vioi  Tjy*  f? 
Kgöroiva  t'arfi-Xav ,  xal  unoixlav  }<;  AoxQori;  Torc  npo?  uy.QU  ZupvQio). 
Gleichzeitig  mit  Syrakus,  Strabo  VI.  1.  1  u.  12;  2.  4;  anders  frei- 
lich (Ol.  XVII.  3  =  710  a.  Cbr.)  Dionys.  Hai.  II.  59  und  Euse- 
bius ,  welchen    Grotefend   IV,   S.   26  den   Vorzug  gibt. 

7)  Scymn.  Ch.  317;  vgl.  Strabo  VI.  1.  10,  Paus.  VI.  3.  5  und 
mehr  bei  Raoul-Roch.  III,  p.  189  l'gg.  und  Poppo  Proleg.  Thucyd. 
I.  2,  p.  551  ,  in  numism.  Hinsicht  auch  Streber  in  Münchner  gel. 
Anz.  1837,  1.  S.  1052  fgg.  und  Rathgeber  in  Ann.  dell'  Inst.  arch. 
1848,  p.  169. 

8)  Scymn.  325;  vgl.  Mazocchi  p.  101  — 105  und  D.  de  Luynes 
in  Ann.  dell'   Inst.   arch.    1833,  p.    1  — 18. 

9)  Scymn.  304;  vgl.  Heyne  p.204,  Raoul-Roch.  HI.p.  192,  und 
Numismatisches  in  Revue  archeol.    1848,  p.    159   fgg. 

10)  Her.  VIII.  47,  Polyb.  11.  39,  Scymn.  322;  vgl.  Heyne  p. 
176— 195,  Raoul-Roch.  III,  p.  185  fgg.,  Grote  IV, p.  545  fgg.,  und  iiber 
die  Lage  insbes.  Liv.  XXIV.  3  mit  dem  Sprichworte  K(tÖTü)voq  vytf- 
OTfQoq  bei  Schol.  Aristoph.  Equ.  1091  und  Paroemiogr.  Gott.  I,  p.  427. 
Müller  Dor,  II,  S.  178  und  Krische  soc.  Pythag.  p.  13  ,  die  nach 
Ovid.  Metam.  XV'.  20  den  Gründer  Myscellus  zu  einem  Herakliden 
machen  ,  bat  schon  Welcher  ad  Theogn.  p.  xlvii  widerlegt;  nach 
Strabo  VIII.  7.  5  und  Zenob.  III.  42  war  er  aus  Rhypae  in  Achaja, 
Avas  auch  bei  Diodor.  Exe.  Vat.  p.  8  (MioxfXlcx;  tj?  'Axuiot;  uv  ro 
yfvoq  fx  KQTjZT^q)  hergestellt  werden  muss  und  woher  Millingen  Anc. 
coins,  Lond.   1830,   n.  11    selbst  die  apul.    Stadt  Rubi  ableitet. 

11)  Ob  freilich  das  opuntische  oder  das  ozolische  Lokri,  schwankte 
schon  das  Alterthum  nach  Strabo  VI.  1.  7:  Aoxqöjv  unoixoi,  rwv  h 
xoj  K(jtaaioj  xöXno),  /.uxoov  i'aif^iov^i^C  [«no]  KqÖtuivoc;  xul  2iiQaxovoö)v 
xzlaiox;  unoixici&hrfq  vno  Eväv&ovq  (Ulrichs  Reisen  S.  5)"  ^'E(i)OQoq  d' 
oi'x  IV,  TiTiv  ^ÜTiovvTiwv  AoxQwv  ((Tioiy.oiK;  <ptjauq :  doch  vgl.  Marx  ad 
Ej4x.  p.  150,  Raoul-Roch.  II,  p.  319,  Böckh  ad  Pindar.  p.  188.  Oder 
soll  man  zweierlei  Colonien  annehmen?  und  welche  von  beiden  dann 
nach  Eus.  Ol.  XXIV.  2  =  681a.  Chr.  setzen?  S.  *im  AUg.  Heyne 
p.  40—61,  Raoul-Roch.  III,  p.  193  fgg.  und  D.  de  Luynes  in  Ann. 
deir  Inst.  arch.   1830,    p.   1  —  12. 

12)  'AnC  Tüv  fxarov  olxtüv,  Polyb.  XII.  5  fgg-,  vgl.  Dionys.  Pe- 
rieg.  366:  aquxiQr^i;  ni^^hrn  'i'vdaofii  ,  mit  Eustathius,  und  mehr 
bei  Niebuhr  I,  S."  175  und  Grotefend  IV,  S.  24;  auch  Wyltinb.  ad 


§.  80.  Lacedämonisch-achäische  Colonien  in  Italien.     233 

Plutarch  S.  N.  V.  p,  66  und  Müller  Orch.  S.  167,  der  aber  nicht 
hätte  sollen  Dor.  II,  S.  228  die  Auctorität  des  Aristoteles  anfechten, 
um  die  Lokrer  gleichfalls  zu   Doriern  zu  machen  ! 

13)  Diodor.  Exe.  Vat.  p.  12  ,  Justin.  XX.  2  u.  3  ;  vgl.  Strabo 
VI,  p.  400  und  mehr  bei  Meineke  ad  Menandr.  p.  17  und  Leutsch 
ad    Paroem.   I,  p.   36. 

14)  Aristot.  Politic.  V.  2.  10:  T^ott^/itot?  ^Axatol  oiivruHioav  Sv- 
ßa^iv  ihu  nXiiovi;  ol  ^A)((uol  ytvoftivoi.  i^fßukov  rovg  TQOiL,rjviov<;'.  vgl. 
T.  Ullrich  rer.  Sybarit.  capita  selecta ,  Berl.  1836.  8,  p.  12,  wo 
auch  die  Angabe  lokrischer  Gründung  bei  Anton.  Liber.  c.  8  und 
Solin.  Polyh.  II.  12  gewürdigt  ist;  dann  Grotefend  IV,  S.  33,  Pi- 
stoja  delle  cose  di  Sibari  ricercbe  storiche  ,  Neap.  1845  ,  und  über 
die  sonstige  von  Sybaris  ausgegangene  Verbreitung  der  achäischen 
Bevölkerung  an  der  unteritalischen  Küste  Gerhard  apul.  Vasenb. 
Berlin  1846  fol.  S.  1. 

15)  Scymn.  326,  Liv.  XXV,  15,  Strab.  VI.  1.  15;  vgl.  D.  de 
Lnynes  et  F.  J.  Debacq  Metaponte,  Par.  1833  fol.  mit  Müller  in  G. 
g.  A.  1836,  S.  38  und  G.  Hollander  de  rebus  Metapontinorum,  Gott. 
1851.  8. 

16)  So  Hollander  p.  26  nach  Strabo  p.  406  und  Millingen  Con- 
sid.  p.  21,  der  selbst  bis  Ol.  XXV  hinaufsteigt,  jedenfalls  richtiger 
als  Heyne  p.  309  und  l\aoul-Roch.  IV,  p.  39,  die  es  erst  von  Thu- 
rii  aus  gründen  lassen,  vgl.  auch  Schiller  de  rebus  Thur.  p.  27; 
wenn  aber  Eusebius  und  Syncellus  Ol.  I  annehmen  ,  so  geht  das 
wohl  auf  die  ältere  von  den  Samniten  zerstörte  Colonie  ,  die  (Eph. 
bei  Str.)  /tai'dioq  o  KqIot^^  ri'i^Hvvoq  geführt  hatte,  und  mit  der  viel- 
leicht auch  der  gleichzeitige  Ansatz  von  Pandosia  zusammenhängt, 
Müller  Orchom.  S.  401. 

17)  INach  Eusebius;  vgl.  Scymn.  325  fgg.,  Strabo  VI.  1.  7  fgg., 
Zenob.  III.  42,  und  mehr  bei  Heyne  p.  12ß  fgg.  und  Raoul-Roch. 
III,  p.  241   fgg.   Ullrich  p.  20  nimmt  720  a.   Chr.  an. 

18)  Strabo  :  roaovxov  d  ruTVxin  diijvfyxfv  jj  nökiq  avTtj  ro  nXiov, 
man  TiaoftQwv  fiiv  i&vüv  rüv  nXrjoiov  utiF/qIi,  ntvTf  dJ  xal  flxooi  nokfK; 
vnrjxöox'c;  l'ayj  ,  rQiuKovia  6f  fiygidoiv  flvdQtZv  (so  auch  lambl.  V.  Py- 
thag.  §.  260;  Scymn.  340  nur  100000)  inl  KQorwvtüraq  iarqÜTivauv, 
ntPTTjxovTU  öf  oradliov  xnxkov  avvfnXrqovv  oIüovvtk;  inl  xüj  Kgä&tdi : 
vgl.  Diodor.  VIII.  9,  XII.  9,  Ath.  XIl.  15—21,  Aelian.  V.  Hist.  I. 
10,  III.  43,  und  mehr  bei  Blanchard  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XIII, 
p.  253,  Krische  p.  18,  Ullrich  p.  35,  Grote  ill,  p.  524;  über  das 
fVyoe  des  Telys  auch  Wyttenb.  ad  Plutarch.  S.  N.  V.  p.  65  und  Plass 
Tyrannis  I,  S.  262  fgg. 

19)  Her.  VI.  21 ,  Diodor.  IX,  90,  Str.  VI.  1  ;  vgl.  Mazocchi  p.  502. 

20)  Diod,  XII.  10  fgg.;  vgl.  Andoc.  c.  Alcib.  §.  12  mit  Meier's 
Comm.  V,  p.  33  und  die  Preisschriften  von  Th.  Müller  de  Thurio- 
rum  republ,  und  L,  Schiller  de  rebas  Thuriorum,  Gott,  1838.  4,  wo 
übrigens  gegen  J,Th.Vöniel  (quo  anno  Thurii  conditisint?  Frnnkf. 
1833.  4)  ein  doppelter  Zug  Ol.  LXXXHI.  3  und  LXXXIV.  1  ange- 
nommen wird ;  auch  Bergh  Com.  att.  rel.  p.  52  fgg.  ,  Holscher  vila 
Lysiae  p.  17  fgg.,  Osann  Beitr.  z.  Liter. gesch,  I,  S,  80  fgg,  Ull- 
rich  Sybarit.   p,    53  fgg, 

21)  Obgleich  nicht  ganz  an  demselben  Orte;  Strabo  VI.  1.  14, 
p.  405:  7iorn/M,ol  cTiio  nAonot  ^/xt^u?  K(tl  .iV'^u?  ,  i(p  ov  ncXtq  tjv  öfiri'iii'- 
lAoq  TQotixij  (Tgl.  Athen.  XII,  p.  523  C,  und  die  Erkl.  zu  Her.  VIII, 


234  Th.  W.     Die  Colonien. 

62;  GöUer  sit,  Syrac.  p.  290;  Raoul-Roch.  11,  p.  325  fgg,  ,  Müller 
Aegin.  p.  69;  kl.  Schriften  H,  S.  216;  später  um  Ol.  25  Kolopho- 
nier ,  vgl.  Niebuhr  I,  S.  66  und  Klausen  Aeneas  S.  448  fss-)  XQ"*"' 
6f  TTJq  HQUK^tirxg  fVTiv&fv  olxio&iiotjg  vno  TuQuvrivMv ,  fnivuov  ai'rn 
imv  'Hi>a)fXio>T(üv  vn^gli  y.,  t.  X.  Vgl.  Diod.  XH.  36  und  mehr  bei 
Mazocchi  1.  c.  p.  64  fgg.,  Heyne  p.  235  fjjg.,  Schiller  Thur.  p.  29, 
Lorentz  Tarent.   gest.   p.  12  fgg.     Zeit  Ol.   LXXXVl.  4  =  433  a.  Chr. 

22)  Seit  194  a.Chr.;  vgl.  Strabo  VI.  1.  13,  Steph.  Byz.  p.  315 
und  mehr  bei  Mazocchi  p.  L17  und  Ignarra  Pal.  Neapol.  p.  247; 
auch  Eckhel  doctr.  numor.   I,   p.    164  und  Carelli  p.   93   fg. 

23)  Strabo  V.  4.  13,  p.  384;  vgl.  Ath.  XIV.  31  und  mehr  bei 
Pasqu.  Magnan  de  Paesti  originibus  und  Mazocchi  p.  498  —  515, 
auch  J.  Crosse  Comm.  brevis,  qua  in  Paesti  antiquissimae  Lueaniae 
civitatis  origines  et  vicissitudines  iuquiritur  ,  Halle  1768.4;  Bamonte 
antichita  Pestane ,  Neap.  1819,  und  über  seine  Reste  (Major)  Ihe 
ruins  of  Paestum  or  Posidonia ,  London  1768  fol.  ,  Paoli  rovine 
deir  antica  cittä  di  Pesto  ,  Rom  1784  fol.,  Deiagardette  les  ruiues 
de  Paestum,  Paris  1795  fol.,  W.  >Vilkins  the  antiquities  of  Magna 
Graecia  ,   Cambr.    1807   fol. 

24)  Strabo  VI.  1 .  5,  p.  394;  vgl.  Capialbi  in  Mem.  dell'  Inst, 
arch.  1829,  II,  p.   159—193. 

§.  81. 

Diesen  Colonien,  die  sieh  fast  alle  als  unmittelbare 
oder  mittelbare  Folgen  der  Eroberung  des  Peloponnes 
durch  die  Dorier  betrachten  lassen,  folgen  wohl  an  Alter 
und  Ruhm  zunächst  die  der  ionischen  Städte  auf  Euboea, 
obschon  wir  von  den  näheren  Umständen  ihrer  Anlage  we- 
nig mehr  wissen,  als  dass  sie  in  die  Zeit  fiel,  wo  dort 
noch  die  alte  Aristokratie  herrschte  ^).  Bei  weitem  die 
meisten  derselben  gingen  übrigens  Yon  Chalcis  aus,  des- 
sen Name  dadurch  ,  auch  ohne  an  einer  bestimmten  Co- 
lonie  als  solcher  zu  haften  ^) ,  sowohl  in  den  westlichen 
Meeren  als  an  der  Küste  von  Thracien  fast  berühmter 
als  in  seinem  Heimathlande  selbst  geworden  ist.  Zwar 
hatte  auch  Eretria  theils  in  der  Gegend  des  Athos  theils 
in  der  Landschaft  Pallene  Niederlassungen  errichtet  ^)  5 
aber  jene  gewannen  dergestalt  die  Oberhand,  dass  ,  ob- 
schon auch  von  anderen  Mutterslädten  ,  wie  namentlich 
Stagira  und  Ahanthus  von  Andros  aus  '^),  dort  Colonien 
gegründet  waren,  die  ganze  Halbinsel  zwischen  dem  ther- 
mäischen  und  strymonischcn  Busen  allmählig  den  Namen 
Chalcidicc  ^)  erhielt  ,  deren  zwei  und  dreissig  Orte  ^) 
später   einen  Vereinigiingspuncl   an  Olynthus    fanden  ''). 


§.  81.     Chalcidenser  in  Thvacien.  235 

Auch  die  Inseln  Ikos ,  Peparethos ,  Seiathos ,  ja  Sey- 
ros  sollen  von  Chalcidensern  bevölkert  worden  seyn  ^)  ^ 
doch  begegnet  uns  Seyros  anderwärts  vielmehr  noch  als 
Sitz  der  alten  Doloper  ^),  nach  deren  Vertreibung  es 
gleich  Lemnos  und  Imbros  athenische  Kleruchen  er- 
hielt ^o). 

1]  Strabo  X.  1.  8,  p.  685:  fornAjyaav  6(  al  unoixlai  avTui, 
naO-äniQ  fVoTfxiv  ^AQiaToTikrjq,  tjvixn  tj  reüv  IrnioßoröJv  (§.  57,  n.  2)  Inr- 
xgÜTit  nokiziiu:  Tgl.   Raoul-Roch.  III,  p.  198  fgg.  und  Grote  IV,  p.  29, 

2)  Dass  Cousinery  Toy.  Macedonien  II,  p.  134,  Cadalvene  Re- 
cueil  de  medaiiles  grecques,  Par.  1828.  8,  S.  61,  Niemann  de  bello 
Olynthico,  Quedlinb.  1832.  4 ,  p.  6  fgg.  mit  tnrecht  eine  Stadt 
dieses  Namens  auch  an  der  thraciscben  Küste  annehmen ,  beweist 
Böckh  Staatsh.  II,  S.  169;  vgl.  Müller  kl.  Sehr.  II,  S.  418  mit  G. 
g.   A.    1835,  S.    1264  und  Böhneclie   Forschungen  S.    111. 

3)  Strabo  X,  p.  685  C;  z.  B.  Mende  (Thuc.  IV.  123  mit  d. 
Note  V.  Düker,  u.  Raoul-Roch.  III,  p.  204;  auch  Scione?  Thuc. 
IV.  120);  nach  Plut.  Qu.  gr.  11  auch  Methone  im  thermäischeu  Busen; 
ob  verschieden  von  dem  thraciscben?  s.  Böhuecke  S.  207  und  dage- 
gen   Haupt  soc.    Chalc.  p.   47   fgg. 

4)  Thuc.  IV.  84  u.  88,  vgl.  Plut.  Qu.  gr.  30  und  mehr  bei  Böh- 
necke  S.  112  fgg.  und  Weissenborn  Hellen  S.  160.  Zeit  der  Grün- 
dung Ol.  XXXI  nach   Eusebius. 

5)  XaXxidix^,  Thuc.  IV.  103;  vgl.  Poppo  Proleg.  I.  2,  p.  344 
—  375,  gleichbedeutend  mil  t(<  tnl  ©^ «xt^?  ,  worüber  mehr  bei  Gail 
le  philologue  III.  p.  315  —  335,  Böhnecke  S.  96  fgg.,  Th.  L.  Fr. 
Tafel  de  via  milit.  Roman.  Egnatia  P.  orient.  Tub,  1841.  4,  p.  40 
fgg.   Numismatik  bei  Creuzer  D.  Schriften  z.  Archäol.   I,   S.   377. 

6)  Demosth.  Philipp.  111,  §.26;  vgl.  Kallistbencs  bei  Stob.  Serm. 
VII.  65  und  mehr  bei  Böhnecke  S.  154;  auch  O.  Haupt  de  socie- 
tate  Chalcidica  ,  Berl.  1847.  8.  Freilich  theilten  sie  dann  auch  O- 
lynth's  Zerstörung  durch  Philipp  (Ol.  CVIII.  2  =  347  a.  Chr., 
Diodor.  XVI.  53)  und  lebten  erst  in  der  Anlage  von  Kassandrea 
(Ol.  CXVI.  2  =  315  a.  Chr.  ,  Diodor.  XIX.  52,  Paus.  V.  23.  3) 
wieder  auf. 

7)  Thnc.  I.  58,  Xenoph.  Kellen.  V.  2.  12,  Polyb.  IX.  28;  vgl. 
Tittmann  S.  733  und  im  Allg.  J.  Th.  Voemel  de  Olynthi  silu  civi- 
tate  potentia  et  eversione ,  Frankf.  1827.  4  und  vor  s.  Demosth. 
p.  13  fgg.  ;  auch  C.  A.  F.  Brückner  König  Philipp,  Gott.  1832.  8, 
S.  82  fgg.,  Weissenborn  Hellen  S.  .33.  158.  176.  192,  Vischer  Staa- 
ten und   Bünde  S.  26. 

.        8)  Scymn.   Ch.  585;    vgl.    Strabo   IX.   5.   16    und  Ross  Königs- 
reisen II,  S.  35  fgg. 

9)  Plut.  V.   Cimon  c.  8. 

10)  Vgl.  oben  §.  41,  not.  2  und  §.  117,  not.  8;  insbes.  Böckh 
Staatsh.  I,  S.  558  und  über  die  Zeit  Krüger  bist.  phil.  Stud.  I,  S. 
40   fgg.  und   Sauppe  caus.   magnit.   Athen,   p.    14. 


236  Ih.  IF.     Die  Colonien. 

§.82. 
Die  älteste  unter  den  chaleidensisehen  Niederlassun- 
gen aber ,  und  zugleich  von  allen  griechischen  in  den 
westlichen  Gegenden,  war  Kuma  im  Lande  der  Opiher  ^), 
oder  yielmehr  ursprünglich  auf  den  pithekusischen  Inseln, 
von  welchen  sie  später  est  auf  das  Festland  übertrat  ^). 
Von  Kuma  aus  gingen  dann  die  übrigen  chaleidensisehen 
Pflanzstädte  dieser  Gegend  5) ,  worunter  inzwischen  nur 
noch  von  Dicaearchia  +)  und  Neapel  ^)  der  griechische 
Charakter  historisch  erweislich  ist.  Die  übrige  Geschichte 
Kuma's,  wenn  man  die  Episode  von  dem  Tyrannen  Ari- 
stodemus  ß)  abrechnet,  liegt  ziemlich  im  Dunkel -^j :  im 
J.  421  machte  das  Waffenglück  der  Samniter  auch  seiner 
Unabhängigkeit  ein  Ende  ^).  Als  eine  zweite  Ansiede- 
lung der  Chalcidenser  in  Italien  wird  Rhegium  genannt  ^)  j 
doch  war  sie  nicht  nur  stark  mit  Messeniern  untermischt, 
die  nach  den  Unfällen  ihres  Vaterlands  hier  zu  wieder- 
holten Malen  Zuflucht  gefunden  haben  sollen  ^o),  sondern 
auch  die  ganze  Staatsgewalt  in  den  Händen  dieser  Ge- 
schlechter ^^),  deren  Oligarchie  erst  in  der  Tyrannis  des 
Anaxilas  ihr  Ende  erreichte  ^^).  Trotz  der  mehrfachen 
Unfälle  übrigens,  von  welchen  diese  Golonie  zu  verschie- 
denen Zeiten  heimgesucht  ward  ^^) ,  war  sie ,  nebst  Ta- 
rent  und  Neapel  ^'^),  nach  Strabo's  Zeugniss  ^^)  zulezt 
noch  allein  der  Sitz  griechischer  Eigenthümlichkeit  in 
Italien,  während  ihre  Schwestern  theils  der  grausamen 
Politik  der  syrakusischen  Tyrannen,  theils  der  Tapferkeit 
der  Lucaner  und  Bruttier  allmählig  unterlegen  waren  ^^). 

1)  StraboV.  4.  4,  p.  372:  Kvfxi]  Xukxidfwv  «nl  Kvnuiwv  naXuiora- 
Toc  rtrin/na,  naaüv  yix(j  lazi  nqtaßnrärrj  twv  ri  ^txfAtxwr  y.al  rwv  Iru- 
kitaridtov.  Ol  df  rov  oruXov  uyovTf^  InnoxXijq  o  Ki'ftaioq  xul  Miyaa&i- 
vTji;  o  XaXtudfi  t;  dioifiokoyrjauvTo  :i(>o(;  ag>ug  at'xovq ,  rö)v  fifv  unoixiav 
ftvai,  Twv  6f  TijV  fno)i'i'fiiuv  '  o^f»  vvv  jufv  7iQoqayo()H'fTai  Kt'firj,  xrioiti 
6'  oiJtj^v  XuXxiöflq  doxovot:  vgl.  Liv.  VIII.  23  und  Dionys.  Hai.  VII.  3, 
der  Eretrienstr  beifügt;  auch  Serv.  ad  Aeneid.  IM.  4il  und  Vell. 
Palerc.  1.4:  ncc  vitilto  post  Chalcidenses,  orti  ut  jyraediximus  u-ltti- 
cis ,  Ilippocle  et  Meaasthcne  dticibus  Ciitnas  in  Jialia  {tv  OthkUi, 
TLuc.  VI.  4)  condiderunt.  Die  Zeil  sezt  Euscbius  131  .1.  nach 
Troja's  Fall,  wobei  nur  die  Frage  bleibt,  ob  damals  das  äolisehe 
Cynie  (§.  7ü,  n.  11)  selbst  scLon  gegründet  war?  und  will  man  also 
nickt  mit  ISiebuLr  I,  8.    174,  Groteicnd  I,  S.  7,  II,  S.  8,  IV,  S.  17, 


§.82.    Chalcidische  Niederlassungen  in  Italien.      237 

Grote  III,  S.  470  die  Chronologie  S-^  „-"e^^'^J.^^^TsVdie"  Aeoler 
nur  der  doppelte  Ausweg,  entweder  mit  Scymn.  Ch.  23a  die  Aeoler 
erst  später  dazu  stossen  zulassen  «^er  ™it  Steph  Byz  p.  392  in 
Euböa  selbst  ein  Cyme  anzunehmen,  vgl.  Allg  Schulz.  832,S.  1024 
und  Ross  Königsreisen  li,  S.  59.  ,  Ersterem  tolgen  Sahnas  ad  Sc 
lin.  p.  72,  Cluver  Italia  ant.  T.  II,  p.  1 104  ,Raoul.  Roch.  III  p. 
110;  zur  andern  Ansicht  neigen  sich  Cam.  Pellegrino  appara  o  alle 
antichitä  di  Capua  ovvero  discorsi  della  Canipama  felice  (^eap. 
1651.4;  Ilda  ed.  in  II.  Voll.  177 1 .  4 ;  lat.  v.  Alex.  Ducker  ^n  Graev. 
u  Burm.  Thes.  ant.  Ital.  T.  IX.  P.  2)  disc.  II,  c.  1  o  niit  Berufung 
auf  StraboX.  l.  8:  x«i  tc^v  Jlokiwy  öi  ^'^^r"/'^  n-  ^n  ""'  r7' 
r.ü,  x«r^.».«v  Iv  rrj  .r,.oy.  insbes.  aber  J.  Martorelh  delle  an  .che 
colonie  venute  in  Napoli  (unter  dem  Namen  des  Duca  Mich.  >  argas 
Macciuca  ,  2  Voll.  Neap.  1764.  4)  T.  II  p.  o  fgg,  ,  der  übrigens 
so  weit  geht,  Neapel  selbst  von  dem  euböischen  Cyme  herznleiten. 
und  neuerdings  Ciavier  II,  p.  247  (vgl.  p.  67)  und  Uschold  trojan. 
Kr.  S.  257.  312. 

2)  Liv  Vlil  22:  dasse  (jua  advecti  ab  domo  fuerant,  mullum 
in  ora  maris  ejus,  quod  accolunt  ,  poiuere  {Cumani);  primo  in 
insvlas  Aenariam  et  Pithecusas  egressi  deinde  in  conUnentem  aust 
sedes  transferre;  Tgl.  Strabo  V.4.  9,  p.  379  :  rov  ,.\v  ovv  M.orivov  ngo- 
xnra.  v^aoi  y  Hgo^vr^,   U.&rj^ovowy  6    iorlv  anoanna^cf    n.&,jy.ovon<; 

,£aov  x«xa  oräaiv:  nnd  mehr  bei  Klausen  Aeneas  S  550  ;  über  die 
Pilhekusen  und  die  an  sie  sich  knüpfenden  »»y»^«"  0^"""„„"*'=)  '™ 
Allg.  aber  Heyne's  exe.  ad  Virgil.  IX.  716,  T.  »".  P-  ^98  fgg.. 
Wernsdorfs  exe.  Hl  ad  Lucil.  Aetn.  in  Poet,  minor.  T.  IV  p.  3o. 
fgg.,  Creuzer  ad  Hist.  fragm.  p.  166-170,  Bockh  ad  Find.  Pyth. 
I,  p.  229  u.  s.  w. 

3)  Strabo   V.   4.   3  :    oltiovvrojv  "Onixwv  tiqÖtiqov  xal  Avalv(üv   .  .  . 

ö'  vJ  Tv^>gri.ä>v  i..ea.t.:  .gl.  Raoul- Roch.  III,  p-  17  -  123  und 
Müller  Etr.  1,  S.  167,  der  hiergegen  Rosin,  Isag.  Voll.  Hercul.  p.  31 
und  Niebuhr  I,  S.  83  richtig  Tusker  erkennt.  Justin.  XX.  »nennt 
8opar  No!a  und  Abella  chalcidensisch  ,  was  freilich  Krämer  Styl  u. 
Herkunft  d.  bemalten  Thongefä.se  S.  1  50  bestreitet  ,AbekenM.ttel- 
italien  S.  106  jedoch  unbedenklich  annimmt;  räthselhafter  bleibt  es, 
wenn  Paus.  VII.  22.  8  auch  Tritäa  in  Achaja  ix  Kv^Tjg  rr/?  *v  ün^- 
xoZq  ableitet. 

4)  'if^imov  A,7^«/a,v  (Ol.  LXIV.  4.  Samier?  s.  Euseb.  u.  Steph. 
Bvz.  p.  533);  später  (a.  u.  c.  558,  Liv.  XXXIV.  45)  Puteoli  oder 
oskisch  Phistelia,  vgl.  Millingen  anc.  coins  p.  6,  Abeken  Mitte  .ta- 
lieu  S.  335,  Lenormant  in  Cartier's  Revue  numism.  1844,  p.  ^4/ ; 
im  Allg.  aber  Strabo  V.  p.  376,  Lucllius  apud  Festum  s.  v.  mino- 
rem Delum,  und  mehr  bei  Pellegrino  1.  c.  11.  18  und  Ignarra  Pa  . 
Neapol  p  186  fgg. ;  der  zahlreichen  altern  und  neuern  Antichita  di 
Pozzuoio  und  resp.  Guide  de*  viaggialori  von  Mazzella ,  Mormile, 
Cnpaccio,  Loflredo ,   Paoli ,    Jorio  u.   A.  nicht  zu  gedenken. 

.5)  Früher  Parthenope  (von  Rhodus  gegründet?  vgl.  Strabo  XIV, 
2.  10,  p.  967  ;  Raoul-Roch.  II,  p.  329)  s.  Plin.  N.  II.  III.  5  u  So- 
lin.  Polyh.  II.  9.  Seit  wann  J\/fU7ioh<:1  Strabo  V.  4,  7,  p.  377: 
^»T«  di  J.x«.«t./iav  hrl  Nfünoh<:  KvfAaLmv  vorfQov  6\  xul  Xakxi^ft<; 
inoJHr/aav  xul  IhOnr^ovauiwv  tm-J?  x«i  'A&tpniotV  o.axf  xni  N(unof.iq 
lAijQrj  d.«  TofTo:     vgl.    Liv.  VIll.   22:     Pnlaepolis  fuit  haud  proeul 


238  27».  IF.    Die  Colonien. 

inde,  uhi  nunc  I\eapolis  sita  est;  duabus  urbtbus  populus  idetn  ha- 
bitabat ;  Cutnis  erant  oriundi ;  und  mehr  bei  Pellegrino  W-  21;  ,T. 
C.  Capacii  List.  Neap.  (Neap.  1605  u.  1771,  2  Bde.  4)  I,  p.  35  fgg., 
und  and.  In  Burm.  Thes.  ant.  Ital.  T.  IX,  P.  1  —  3;  auch  D.  Dio- 
dati sulla  Topografia  dell'  antica  Pv'apoli  ,  im  Bull.  arch.  Napolet. 
1843,  und  Gervasio  Inscr.  Sipont.  Neap.  1851.  4,  p.  64,  der  die  Pa- 
laepolis  nicht  ohne  Grund  ganz  bezweifelt. 

6)  'Aqi.OT'odT]noq  o  fiaXuKoq,  um's  J.  5Ö0  a.  Chr.,  Dionys.  Hai.  V^II. 
4—12;  vgl.  Liv.  11.38,  Diodor.  T.  IV,  p.  16  Bip.,  Plut.  Virt.  muHer. 
p.  261    C,   und  mehr  bei   Plass  Tyrannis  I,  p.   275. 

7)  Dazu  kommt  nicht  selten  die  Ungewissheit,  von  welchem  Kvftrj 
die  Rede  ist;  Tgl.  Ebert  diss.  Sicul.  p.  14.  —  Hiero's  Sieg  über  die 
Etrusker  Ol.  LXXVI.3;  Diodor.  XI.  51;  vgl.  Böckh  ad  C.  Inscr.  I, 
p.   34. 

8)  Diod.  XII.  76,  Dionys.  Hai.  exe.  XV.  6,  p.  2318  Rsk. ;  nach 
Liv.  IV^.  44  vier  Jahre  später.  S.  auch  Strabo  \.  4,  4,  p.  373,  der 
inzwischen  hinzusezt :  ofiio)(;  ä  ovv  iri.  aw^ixai  tioXXu  t/vrj  rov  'Ei.ii.tj- 
vixoii  xöofiov:  Tgl.  Liv.  XL.  42  extr.  und  mehr  im  Allg.  bei  G.  Ric- 
cio  cenni  storici  suila  distrntta  cittä  di  Cuma,  Neap.   1846.  4. 

9)  Diod.  XIV.  40;  vgl.  Strabo  VI.  1.  6,  p.  395  :  xTia/na  cT'  fml 
To  Pijyiov  XnXxidimv ,  oi'c  xaru  xQ''l^f'-°'*'  ät^ftriv&fvraq  tw  ^Artöi.}.oivi 
dl  u((ioqiuv  variQov  Ix  /ifkcpüiv  aTtoixfjoai  äiVQo  quai,  7ntQak(xßovTtt(;  xul 
a).lovq  TÖiv  olxö&fv ;  auch  Heracl.  Pol.  c.  25;  Antig.  Hist.  mirab. 
c.  1,  Dionys.  Hai.  fgm.  XVII.  3,  und  mehr  bei  Heyne  p.  271  fgg., 
Raoul-Roch.  III,  p.  277  fgg.,  Poppo  p.  555,  und  F.  G.  Schneide- 
win  Diana  Phacelitis  et  Orestes  apud  Rheginos  (Gott.  1832.  8)  p.  2 
fgg.  ;  auch  IMorisaui  inscriptiones  Reginae,  Neap.  1770.  4  ,  dessen 
Schreibung  Regiuin  (s.  p.  309  fgg.)  bereits  von  Mazoccbi  p.  558 
vertheidigt  wird. 

10)  Nach  Strabo  1.  c.  verbunden  mit  Pausan.  IV.  23.  6  drei 
Tcrscbiedene  Züge  der  Messenier  nach  Rhegium  :  a)  bei  der  Grün- 
dung Ol.  IX.  2  =  743?  b)  nach  dem  ersten  messen.  Kriege  (Alci- 
damidas)  Ol.  XIV.  1  ;  c)  nach  dem  zweiten  (Gorgus  u.  Mantikles) 
Ol.  XXVIII.  1  =  668  a.  Chr.  oder  noch  später,  vgl.  §.  31,  n.  2. 
Unklar   Brunet  de   Presle  Etabl.  d.  Grecs  en   Sicile  p.  84  fgg. 

11)  Strabo  VI.  1.  6,  p.  395:  diöntg  ol  rwv  'Pr/yiviDv  tiyffioviq  ftfXQ^ 
/Ifulika  toi"  MiaOTjviu»  yhoii(;  ufl  xa&iaravro :  nach  Schneidewin  p.  7, 
weil  diese  allein  freie  Colonisten ,  während  die  Chalcidenser  ,  ob- 
gleich  grösser  an   Zahl  ,   doch  Knechte  des  Gottes. 

12)  Vgl.  Aristot.  Pol.  V.  10.  4  und  mehr  bei  Spanheim  de  Us. 
et  pr.  numism.  I,  p.  554  ;  Bentley  Opusc.  p.  233  —  240;  Freret  in  M. 
de  TA.  d.  Inscr.  VII,  p.  300;  Larcher  Herodote  V,  p.  382;  Böckh 
ad  Pind.  Pyth.  II,  p.  241  ;  metrol.  Unters.  S.  324.  Er  herrscht  um 
494—470  a.  Chr.,  vgl.  Brunet  de  Presle  p.  86  und  unten  §.83,n.  10, 
nicht  Ol.  XXVIII,  wie  Paus.  IV.  23  angibt;  oder  soll  man  mit  Cor- 
sini  Fast.  Att.  III,  p.  156,  Micali  Italia  MI,  p.  198,  Ciavier  prem. 
tems  II,  p.259,  zwei  Tyrannen  dieses  Namens  statuiren??  S.  auch 
Düker  ad  Thuc.  VI.   4  und  Plass   I,   S.   268  fgg. 

1.3)  Durch  die  lapygier  Ol.  LXXVI.  4,  Her.  VII.  170,  Diodor. 
XI.  52;  durch  den  älteren  Dionysius  Ol.  XCVIII.  2,  Strabo  VI.  1.  6, 
Diodor.  XIV.  111;  durch  die  campanischc  Besatzung  unter  Decius 
Jubellius  271  a.  Chr.,  Strabo  1.  c.  ,  Polyb.  I.  7,  Dionys.  Hai.  esc. 
XX.   7;  Diodor.  fgm.  1.   XXII,  T.  IX,  p.  289    Bip. 


§.  83.    Chalcidische  Niederlassungen  in  Sicilieii'      239 

14)  Heber  Neapels  fortdauernde  Gräcität  s.  Strabo  V.  4.7,  Varro 
L.  L.  VI.  15,  Sil.  Ital.  XII.  28,  und  mehr  bei  J.  Martorelli  de  re- 
gia theca  calamaria  (Neap.  17.56.  4)  II,  p.  407  fgg.  und  Wernsdorf 
Poet.  min.  T.  IV,  p.  395  ;  Einzelnes  auch  bei  Ignarra  de  palaestra 
Neapolitana  (1770.  4)  und  de  pbratriis  (1797.  4)  und  Mazoccbi  de 
cathedra  Nenpol.  p.283,  insbes.  über  seine  Erbebung  zur  römischen 
Colonie ,  wozu  jedoch  wesentlich  berichtigend  Studer  in  Ritschl's 
Rh.  Museum  H,  S.  204  fgg. 

15)  Strabo  VI.  1.  2,  p.  389:  vvvl  "df  ni.r/v  TÜQUvxoq  xal  PTjyiov 
xal  NfanöXiüx;  iy.ßfßaqßaqMO&ai  avfxßfßrjyiiv  anavxai  Tgl.  Zeitschr.  f.  d. 
Alt.  1851,  S.   IG  fgg. 

16)  S.  Micali  III,  p.  235  fgg.  und  von  Agathokles  IV,  p.  8  fgg.i 
auchNiebuhr  I,  S.  106  fgg.  Schlacht  bei  Laos  (Strabo  VI,  I.  1,  Diodor. 
XIV.  101)  Ol.  XCVII.  3=390;  Bruttier  (Strabo  VI.  2,  4,  Diodor. 
XVI.  15,  Justin.  XXIII.  1)  Ol.  CVI.  1  =  350;  vgl.  jedoch  Ma- 
zoccbi p.  558  fgg.  und  Dindorf  ad  Aristoph.  fragm.  p.  244. 

§.83. 
Auch  Siciliens  ^)  erste  griechische  Ansiedler  waren 
Ghaicidenser ,  unter  deren  Niederlassungen  Naxos  2)  mit 
seinen  Tochterstädten  Leontini  und  Katana  3)  als  älteste 
genannt  wird.  Auch  Zankle  hätten  nach  Ephorus  "••) 
Naxier  gegründet  ^  nach  Thucydides  ^)  aher  waren  es  viel- 
mehr kumäische  Freibeuter,  die  nachher  von  Chalcis  seihst 
und  dem  ührigen  Euboea  Verstärkungen  erhielten,  und 
sich  dann  weiter  üher  die  Nordküste  ausbreiteten ,  wo 
namentlich  Himera  ihre  Pflanzstadt  hiess  ^).  Später  lu- 
den sie  ihre  von  den  Persern  bedrängten  Stammverwand- 
ten in  Kleinasien  ^)  an  ihr  schönes  Gestade  ^)  ein  5  Sa- 
mier  und  Milesier  folgten  dem  Rufe,  begingen  aber  die 
Treulosigkeit ,  die  Zankläer  selbst  zu  vertreiben  9)  und 
sich  der  Stadt  allein  zu  bemeistern,  die  ihnen  inzwischen 
,bald  wieder  Anaxilas  von  Rhegium  entriss  und  mit  Mes- 
seniern  bevölkerte ,  wodurch  sie  unter  dem  Namen  Mes- 
sana in  die  Reihe  der  dorischen  Städte  eintrat  ^o).  Noch 
mehr  als  einmal,  wie  es  scheint,  veränderte  sie  seitdem 
ihre  Einwohner  ^i) ,  erhielt  aber  glücklich  bis  auf  die 
Zeiten  der  Römerherrschaft  nicht  nur  ihren  Namen,  son- 
dern auch  ihren  Wohlstand,  rücksichtlich  dessen  sie  zwar 
hinter  Katana  zurückstand  ^^j,  Tauromenium  aber,  das  an 
die  Stelle  des  von  Dionysius  zerstörten  Naxos  getreten 
war  ^5),  und  namentlich  Leontini,  das  seine  wicdcrliollc 


240  Th.  IV.     Die  Colonien. 

Vereinigung  mit  Syrakus  zu  keiner  selbständigen  Blütbe 
gelangen  Hess  ^'^) ,  weit  übertraf.  Von  den  übrigen  cbal- 
cidensischen  Städten  ^^)  begegnet  uns  später  nur  noch 
Mylae  ^^)j  an  der  Stelle  von  Himera  legten  die  Karthager, 
die  es  geschleift  hatten  ^^),  nachmals  eine  neue  Colonie 
Thermae  an  ^^). 

1)  Ueber  Siclliens  ältere  Einwohner  (Cyclopen  und  Lästrygonen 

—  Sikaner  —  Sikuler  —  Elymer  —  Punier)  und  griechische  Colo- 
nien ist  eine  Haupisteile  Thuc.  VI,  2 — 5,  wozu  Poppo  1.   2,  p.  497 

—  541  und  Grotefend  Alt -Italien  I,  S.  25,  IV,  S.  25.  Im  Allg.  s. 
Phil.  Cluveri  Sicilia  antiqua,  Lugd.  B.  1619  fol.  und  was  sonst  hier- 
her  gehöriges  in  J.  G.  Graevii  et  P.  Burmanni  Thes.  antiqu.  et  hist. 
Siciliae,  Sardiniae,  Corsicae  et  adj.  ins.  (Lugd.  B.  1723  —  25,  XV 
Voll,  fol.)  enthalten  ist;  dann  Burigny  histoire  generale  de  la  Sicile, 
Haag  1745,  2  Voll.  4;  J.  Ph.  Dorvillii  Sicula  ed.  P.  Burmannus, 
Amst.  1764  fol.;  Sainte-Croix  sur  les  ane.  gouvernemens  et  les  lois 
de  la  Sicile,  in  M.  de  l'A.  d.  I.  XLVIII  ,  p.  104—146,  N.  Palmeri 
somma  della  storia  della  Sicilia,  Palermo  1834;  Vinc.  ?^atale  discorsi 
della  storia  antica  della  Sicilia,  Neap.  1S43.  8,  Wlad.  Brauet  de 
Presle  recherches  sur  les  etablissemens  des  Grecs  in  Sicile ,  Paris 
1845.  8;  ferner  die  Reisen  von  Riedesel  (anonym,  Zürich  1771.  8), 
Bartels  (Briefe,  Gott.  1789,  3  Thle  8),  Brydone  (Lond.  1774;  deutsch 
Leipz.  1783,  2  Thle  8),  Swinburne  (Lond.  1783,  deutsch  von  J.  R. 
Forster,  Hamb.  1785,  2Bde  8),  J.  Houel  (voyage  pittoresque,  Paris 
1782—87,  4  Von.  fol.,  deutsch  von  J.  H.  Kecrl,  Gotha  1797—1806, 
6  Bde  8)  ,  Kephalides  (Leipz.  1818,  2  Bde  8)  ,  Osterwald  (voyage 
pittoresque,  Paris  1822,  2  Bde  4),  Smyth  (memoir  descriptive,  Lon- 
don 1824),  Parthey  (anonym,  Berlin  1834.  8)  und  insbes.  die  Pracht- 
vrerke  von  J.  Hittorff  und  L.  Zanth,  Architecture  antiquc  de  la  Si- 
cile, Paris  1825  fgg.  und  D.  Pictrasanta  duca  di  Serradifalco  anti 
chitä  della  Sicilia  esposte  cd  illustrate,  5  Bde  ,  Palermo  1832  fol.  ; 
auch  des  Fürsten  G.  L.  Castcllo  di  Torremuzza  Siciliae  urbium  po- 
pulorum  regum  et  tyrannorum  numi  ,  Panorm.  1781.  fol.  ,  und  Sic. 
et  adj.  inss.  vett.  inscriptionum  nova  collectio,  ed.  llda,  ibid.  1784. 
fol.  ,  vgl.  J.  H.  Keerl  Siciliens  vorzüglichste  Münzen  und  Stein- 
schriften aus  dem  Alterthume,   2  Thle,  Gotha  1802.  8. 

2)  S.  Thuc.  VL  3,  Strabo  VI.  2.  2,  p.  410,  Diodor.  XIV.  14,  Paus. 
VI.  13.  8,  und  über  den  Gründer  Theokles  Schneidewin  Philol.  I, 
S.  363.  Die  Zeit  der  Gründung  sezt  Eusebius  Ol.  XI.  1  =^  736 
a.  Chr.  ,  wohl  nach  Ephorus  bei  Strabo  1.  c.  u.  Scymn.  Ch.  276, 
wenn  man  in  beiden  15  yfvtaq  seit  Trojans  Falle  emendirt;  doch 
schwankt  dieser  Ansatz  um  so  mehr,  da  er  auch  von  der  Chronolo- 
gie von  Syrakus  und  Megara  abhängig  ist.  Vgl.  einstw.  Scalig.  ad 
Euseb.  p.  75  b,  Heyne  Opusc.  II,  p.  267,  Marx  ad  Eph.  p.  154, 
Raoul-Boch.  III,  p.    175  —  178,    und  mehr  unten  §.  84,  n.  2. 

3)  Sechs  Jahre  nach  Naxos ,  Thuc.  VI.  3 :  0oj'xA/J{  d\  x«»  o» 
XalxidtZq  ix  Ä^ii^ov  o^yftrj&ivTK;  .  .  .  Afovrlvoii(;  Ti  ,  nolffto)  Toi<q  Stitt- 
Xoik;  l^ikHoavTn;,  oliü^oiini,  xul  /itr'  «i'toi'?  Kari'tvt/v:  vgl.  Polyaen.  V.5 
und  mehr  bei  Haoul  -  Hoch.  111,  p.  220  fgg.  und  Brunet  de  Presle 
p.  77  fgg.;  über  Katnna  insbes.  I'.  Carrcra  in  Burm.  Thes.  T.  X  und 
Viti  Catana  illustrata,  3   Bde.  Cat.  1741. 


§.83.    Chalcidische  Niederlassungen  in  Sicilien.      241 

4)  Bei  Scymn.  Cb.  276  ui.a  Strabo  VI.  2.  3,  p.  411;  vgl.  H. 
(i.  Ebel  de  Zancleusium  Messaniorumque  rebus  gestis,  Berl.  1842.  S 
und  über  die   Bedeutung  des  Namens  Jacobs  verm.  Sehr.  V,  S.  448. 

5)  Thuc.  VI,  4  :  ZayxX?j  JJ  Tayv  filv  uqxtjv  ano  Kvftijg  ttj?  iv  O- 
Ttixia  Xak«tSixij<;  noXiioq  kj^orwv  wptxofifvojv  üikLo&j]  ,  varfQov  d\  uno 
XuXxido?  y.ai  rr/v  ükkTjq  Ei'ßolaq  n)J]&o<;  iX&ov  ^vyxaTfVfifiavro  xtjv  yjjV 
Mul  oIkiotuI  UfQirjQTjq  xal  KQaTutfiivijg  fyhovro  unTTJq ,  o  fiiv  uno  Kv~ 
fiTjq  (Pausan.  IV,  23,7  KQUTmufvTjg  ^äfnoql)  o  öi  uno  XaXxiSog,  ovo- 
fiu  öi  xo  ijuv  TiQÜTov  ZuyxXTj  tjv  vno  twv  2ixiXü)v  xkrj&daa  ,  oxv  dq(- 
navoii6\<;  (Strabo  diu  xip  oxoXiottjtu)  to  ^ojqiov  xrjv  Idiuv  iarl  x.  t.  X. 

6)  Gegründet  im  J,  469  a.  Chr.  S,  Thuc.  VI.  5.  Nach  Strabo 
VI.  2,  6  ,  p.  418  ol  iv  MvXuTq  iXTioav  ZayxXuZoi;  doch  ist  Mylä 
selbst  nur  ein  Castell  von  Zaukle,  Thuc.  III.  96;  Diodor,  XIV.  87. 
S.  Cluver  p.  386  fg. 

7)  Nach  der  Schlacht  hei  Lada  und  Eroberung  Milet's,  Herod. 
VI,  22,  vgl.  Müller  in  G,  g.  A.  18:{7  ,  S,  260  fgg,  und  Schultz  in 
Kieler  philol,  Stud.  S.   194. 

8)  KttXrj  uxTTj,  Her.  VI.  23;  vgl.  Diod.  XII.  8.  Später  Calacta, 
Cluver  p.  291. 

9)  Scythes  nach  Persien  —  ob  Vater  des  Kadmus,  der  aus  Kos 
nach  Zankle  zurückkehrt.  Her.  VII.  164?  vgl,  Welcker  kl.  Schriften 
z.   Liter.gesch,   I,  S,  282  und  dagegen   Plass  Tyr.    I,   S,   254. 

10)  Aristot.  Pol.  V,  2.  12  ;  vgl.  Her,  Thuc,  Str,  Paus.  II.  cc, 
und  mehr  bei  Millingen  in  Transactions  of  the  Soc.  of  lit,  1829,  I. 
2,  p.  93  mit  Müller  kl.  Schriften  I,  S.  79;  Pausanias  Anachronismus 
(§.  82,  n.  12)  hat  auch  hier  Manso  (Sparta  I.  2,  S.  288)  u.  A.  irre 
gemacht.  Anaxilas  blieb  Herr  beider  Städte  (Diodor.  XI.  48),  eben 
so  sein  Sohn  Kleophron  oder  Leophron  (Dionys.  Hai.  XIX.  4;  Ju. 
stin,  XXI,  3,  Schol.  Pind.  Pyth.  II.  34;  unterstüzt  (bevormundet? 
Diodor.  XI,  48  ;  wogegen  Schneidewin  ad  Simonid.  p,  26 ;  anders 
Mommsen  Pindaros  S,  89)  von  dem  Sclaven  (Her.  Vll.  170;  Diod. 
XI,  66,  Justin.  IV.  2,  Paus.  V.  24.  1,  26,  2  fgg.,  Macrob.  Saturn, 
1,  11,  Schol.  Aristoph.  Equ.  964  etc.)  Micythus  (Strabo  VI,  p.  388). 
bis  sie  sich  466  frei  machten;  vgl,  Ebel  p,  18  fgg,  und  Plass  1, 
S.  273. 

11)  SvftfiixTol  uv&Qwnoi  schon  unter  Anaxilas,  Thuc.  VI.  5,  vgl. 
Diodor.  XI.  76.  Dann  Lokrer ,  Thuc.  V.  5;  nach  der  Zeritörung 
durch  die  Karthager  (396)  wieder  Lokrer  ,  Medmäer,  Messijnier  des 
Mutterlandes  durch  Dionys,  Diodor.  XIV.  78;  endlich  Namerliner 
(282),  Polyb.  I.  7;  Diodor.  fragra,  I,   XXI,  T.  IX,  p,  ?83  Bip, 

12)  Strabo  VI.  2,  3,  p.  411:  olxtVTut.  <J'  Ixavwq  jy  ncXiq,  fiHXXovd^ 
T]  KarüvTj ,  xui  yuQ  oIxi]jo(ju<;  didiAtui,  ' Paj^aiovq  (vgl.  p.  417),  fjx- 
rov  d    unqiolv  xo    Tui>QOftfviov. 

13)  Diodor.  XIV.  15,  59.  88;  von  Sikulern  (Strabo  VI,  p.  411  : 
TÜv  iv''YßXr]  ZayxXaiwvl)  396  auf  dem  Hügel  Taurus  oberhalb  des 
alten  Nai(OS  angelegt;  358  dann  durch  den  Best  der  alten  Einwoh- 
ner vergrössert.  S.  Diodor.  XVI.  7  und  mehr  bei  GöWer  de  silu 
Syrac.  p.  180,  Cluver  p.  90  fgg,,  Raoul  -  Bock,  IV,  p,  91  ,  Nalale 
p.  212;  auch  Franz  fscriz.  Taormitane  in  Ann.  dell'  Inst.  arch.  X, 
p,  65  fgg.   und   die   Beste   bei  Scrradifalco  T,  V, 

14)  Strabo  VI,  2,7,  p,  420:  xixüxmxui  J^  xul  i)  Afovxlyt]  nüaa  — 
Twv  n\v  yuQ  uxvx7ji*äx(i)v  Ixoivüvrjaav  tili  xoZq  SvquxovaioK: ,  xmv  d    iv- 

I.  Bd.    4.  AuO.  Q 


242  Th.  IV.    Die  Colonien. 

TV/TjiJin'tmv  oi'x  (hl.  S.  Her.  VII.  154,  Diod.  XI,  49,  Tbuc.  V.  5, 
VI.  50,  Xenoph.  Hell.  11.  3.  5  ,  Pausan.  VI.  17.  3.  und  mehr  bei 
Meier  de  Andoc.  V,  p.   112.     S.  Lage  Polyb.  VII.  6. 

15)  Kallipolis,  Euboea  u.  s.  w.  Scymn.  285  fgij.,  Strabo  VI.  2.  6, 
p.  418  C. 

16)  Applan.  B.  civ.  V.   117. 

17)  Zur  Rache  der  480  hier  durch  Gelo  und  Thero  erlittenen 
Niederlage  (Her.  VH.  165,  Diod.  XI.  20  fgg.);  240  Jahrenach  der 
Gründung,  409  a.   Chr.;  Diodor.   XHI.   59  —  62. 

18)  Diodor.  XIII.  79,  Cic.  Verrin.   II.  35. 

§.  84. 
Weit  ansehnlicher  waren  jedoch  im  Ganzen  die  do- 
rischen Colonien  in  Sicillen  ^),  von  welchen  Syrahus  nur 
ein  Jahr  später  als  Naxos  ^) ,  das  hybläische  Megara  ^) 
nach  einigen  sogar  gleichzeitig  mit  diesem  gegründet  seyn 
sollte ''^).  Syrahus^)  ward  Ton  dem  Korinther  Archias  ^) 
ursprünglich  auf  der  Insel  Ortygla  angelegt  7),  die  später 
durch  einen  Damm  mit  dem  Festlande  verbunden  ward; 
durch  den  Zuwachs  aber,  welchen  es  in  Folge  seiner  stei- 
genden Macht  und  Blüthe,  und  insbesondere  durch  die 
wiederholten  Einbürgerungen  in  Masse  erhielt,  wuchs  auch 
sein  Umfang  dergestalt,  dass  es  zulezt  als  aus  vier  oder 
fünf  Städten  bestehend  betrachtet  ward  ^).  Namentlich 
\war  die  Politik  seiner  Tyrannen  auf  Vergrösserung  der 
Stadt  ^)  und  ihres  Gebiets  gerichtet ;  mit  dem  Ende  der- 
selben hehrte  auch  die  Freiheit  der  Besiegten  zurück  ^°)  5  so 
nachdem  TodeHIero's  ^^j,  der  die  Bevölkerung  der  meisten 
Nachb^rstädte  mit  syrakusischeu  Colonisten  vertauscht  und 
Katana  sogar  einen  neuen  Namen,  Aetna,  beigelegt  hatte  ^^j, 
welcher  nachmals  auf  das  alte  Inessa  ^^)  überging  j  und  nach 
dem  Sturze  des  Jüngern  Dionysius  durch  Timoleon,  den  Si- 
cillen noch  lange  als  seinen  Befreier  verehrte  ^'*').  Aeltere 
Colonien  hatte  Syrakus  drei :  Akra,  Kasmenä  und  Kama- 
rina  ^^),  von  welchen  aber  die  beiden  ersten  nie  zu  grosser 
Bedeutung  gelangten,  die  lezte  von  der  Mutterstadt  selbst 
zu  wiederholten  Malen  wieder  zerstört  ward^^). 

1)  Vgl.  Heyne  Opusc.  II,  p.  255— 262,  Müller  Dor.  I,  S.  HO  fgg. 

2)  So  Thuc.  VI.  3;  also  nach  obiger  Angabe  (§.  83,  n.  2)  735 
a.  Chr. ;    doch  sezt  es  Eusebius  selbst  vieLmchr  Ol.  XI.  4  =:  733, 


§.  84.  Dorier  in  Sicilien-^  Syrakus  u.  seine  Pflanzstädte.    243 

und  Erfardt  de  Agrigento  ,  Hai.  1831.  4,  p.  7  will  dessbalb  lieber 
^axos  herunter  als  Syrakus  binaufrücken  ;  die  abweichende  Rechnung 
der  par.  Chronik  aber  (Ol.  V.  3  =  758  a.  Chr.)  ,  welche  Muller 
Uor.  I,  S.  122;  H,  S.  487  und  Boeckh  ad  C.  Inscr.  II,  p.  335  ver- 
theidigen  ,  erklärt  derselbe  einfach  aus  der  gleichen  Difi'erenz  rück- 
sichtlich der  Einnahme  Troja's;  vgl.  auch  Raoul-Roch.  III,  p.  178 
fgg.  ,  Clinton  F.  H.  I ,  p.  419  und  11,  p.  264  fgg. ,  Krebs  lectl. 
Diodd.  p.   203—209. 

3)  Zum  Unterschiede  von  seiner  Mutterstadt ,  dem  nisäischen 
M.  im  Peloponnes ,  aber  nicht  mit  Hybla  Geleatis  oder  Galcotis  zu 
verwechseln,  wie  nach  Steph.  Byzant.  p.  644  Cluver  p.  131  fgg., 
Göller  p.  159  fg.  u.  A.  gethan  haben,  obgleich  die  Verschiedenheit 
aus  Thuc.  W.  62  vgl.  mit  c.  49  und  75  genügend  hervorgeht;  s. 
Poppe  p.  524,  Natala  I,  p.  222,  370,  435,  Kuhn  Beitr.  z.  Verf.  d, 
röni.  Reichs  S.  122.  Eher  könnte  das  heräische  Hybla  mit  dem  /nl- 
fwv  eins   seyn ;  vgl.  Pausan.   V.   23.    5. 

4)  So  Strabo  VI.  2.  2  und  4;  doch  ergibt  Thuc.  VI.  4  einen 
längeren  Zwischenraum  :  y.ma  d\  tcv  avxlv  /Qoyov  xal  Aufnq  ix  Mf- 
yuQuiv  dnoiminv  üywv  ig  SixfXiav  u(fiiy.iTO  y.al  v:if(j  IJavTuxiov  Tf  nora- 
ftov  T^coTtköv  Tt  ovofta  yiüQiov  ol-Aiaaq  y.ul  rarf^ov  uvro&fv  .  .  xal  &a- 
yor  olxiaag  uvroq  /^fv  a:To&*T^oxii ,  ol  d  uXXoi  ix  Trj<;  Quipov  uvaarüv- 
Tf?   .    .  Mf/agiaq  bjxttjav  roi'q  'YßXaiovg  Y.krj&hiaq  •.  vgl.   §.   85,  n.    I. 

5)  S.  im  Allg.  G.  Bonanni  delle  antiche  Siraciise,  Palermo  1717, 
2  Voll.  fol. ,  auch  lat.  in  Burm.  Thes.  Sic.  T.  XI,  und  was  ausser- 
dem noch  in  diesem  Bande  steht;  ferner  Letronne  Essai  critique  sur 
la  topographie  de  Syracuse,  Paris  1312.  8,  und  namentlich  Fr.  Gö\- 
1er  de  situ  et  origine  Syracusarum  ,  Lips.  1818.  8,  mit  welchem  A. 
Arnold's  Gesch.  v.  Syrakus,  Gotha  1816.  8,  keine  Vergleichung  aus- 
halten iHinn  ;  auch  C.  Meyer  die  ältesten  Zeiten  von  Syrakus  bis  auf 
Gelon ,  in  Zeitschr.  f.d.  Alt.  1846,  S.  507  fgg.  und  Schulze  Gesch. 
d.  St.  Syrakus  bis  auf  die  Rümerherrschaft ,  Quedlinb.  1849.  4; 
über  8.  Denkmäler  aber  Capodieci  antichi  monumenti  di  Siracnsa 
1813.  4  und  Serradifalco  T.  IV. 

6)  S.  oben  §.  75,  n.  6  und  Diod.  fgm.  I.  VHI,  p.  24,  T.  TV 
Bip.  —  Nach  dem  Namen  seiner  Tochter:  Choeroboscus  ad  THeo- 
dos.    Canones  p.  751    ed.  Gaisford. 

7)  Auch  bloss  Nasos  ,  Ntjaog ,  vgl.  Thuc.  VI.  3,  Strabo  VI,  p. 
413—417,  und  mehr  bei  Göller  S.  43—48;  über  den  Name»  Ortygia 
Dissen  ad  Pind.  Nem.  I,  p.  350  Boeckb.  —  Später  Citadelle  ;  über 
deren  Verbältniss  zur  Stadt  Cavallari  in  Götf.  Stud.  1845,8.251  fgg. 

8)  Strabo  VI.  2.  4,  p.  415  :  nivränokK;  yuQ  ^v  to  T.ui.uiöv,  fxnTov 
«oi  oydof'/xovTu  axudioyv  l'/ovaa  to  Tfi^o?  :  vgl.  Cic.  Verr.  I  >  .  o3  und 
Seneca  Cons.  ad  Marc.  17:  ingens  civitas  et  laxius  turrita  ,  quam 
muUarum  urbiiim  fities  sunt.  Die  fünf  Städte  sind;  Nasos  oder  Or- 
tygia, Achradina  ,  Tycha  ,  Neapolis  (Temenites)  ,  und  Epipolä;  der 
lezte  Theil  scheint  jedoch  nie  ganz  angebaut  worden  zu  seyn,  vgl. 
Dorr.   Sicc.  p.    J80  fgg.  und  Göller  p.   40   fgg. 

9)  Vgl.  namentlich  die  Einbürgerungen  Gclo's  ,  Her.  VII.  15G, 
Diod.  XI.  72  mit  W.  H.  van  Hardenberg  de  Gelone  Syracus.  tyranno, 
Utr.  184t.  8;  dann  die  Befestigung  der  Epipolä  durch  Dionysius  bei 
Diod.  XIV.  18,  und  im  Allg.  dens.  XV.  13:  T*r^o?  :iiQiißai.t  tf/  no- 
ht  T^Amofro  rd  (*tyt&og,  üari  yiyia&ui  röv  ntqißoXov  niyiaxov  rüv  Ei.- 
krjvldoiv  nöXtuy.  , 

Q2 


TÄ.  ly.     Die  Colonien. 

10)  Strabo  VI.  2.  4,  p.  414  :  r^vii&ri  6i  xoi  ätu  ttJv  x^<;  /ojQaq  tj^tfa»- 
fiovlav  Tj  nöki.<;  xul  dt«  ttjv  tüv  f.if4iy(t)v  tvipfiav  ol  uvdQfi;  ijyf/xovLxoi 
xuTfarr^aav '  xal  avvißrj  ^vQuxovaiotq  ri'Quyvovfihoi^  rt  öianöi^nv  tüv 
tiJ.Xojv  ,  xal  fXivd-fQw&ilatv  i^.ivdiQoiiv  toi)?  vtii  töiv  ßuQßuQOjv  xaruiv- 
vuaztvofiivov?. 

11)  Diodor,  XI.  76. 

12)  S.  Strabo  VI.  2.  3,  p.  412,  Diodor.  XI.  49,  und  mebr  bei 
GöUer  p.   20   fg.   und  d.   Erkl.   tu  Find.   Pjth.  I. 

13)  Oder  Ennesia.      S.   Cluver  p.    122   fg. 

14)  S.  Diodor.  XVI.  82  und  im  Allg.  Plutarcb's  vita  Timoleontis 
mit  d.  Comm.  von  J.  C.  Held  (Sulzbach  1832.  8)  und  dessen  Pro» 
legomenon  Cap.  sec.  pars  prior,  Baireuth  1834.  4;  dann  J.F.  J.  Ar- 
noldt  Timoleon  ,  eine  biographische  Darstellung,  Gumbinnen  1850.  8, 
und  über  die  spätere  Geschichte  insbes.  J.  F.  Bötticher  de  rebus 
Syrac.  apud  Livium  et   Plutarchum  ,   Dresd.    1838.   8. 

15)  Alirä  70,  Kasmenä  90,  Kamarina  135  J.  nach  Syrakus ;  s. 
Thuc.  VI.  5,  Diod.  XI.  76,  und  mehr  bei  Raoul  Roch.  111,  p.  354 
und  Meyer  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1846,  S.  573  fgg.  —  üeber  Kas- 
menä existirt  eine  Monographie  von  M.  Perellus  in  Burra.  Thes.  Sic. 
T.  Xil;  über  Akra  Tgl.  G.  .ludica  le  antichitä  di  Acre,  Messina 
1819.  fol.  und  C.  Göttling  inscriptiones  Acrenses  III  ad  legem  Hie- 
ronicam  pertinentes ,  Jenae  1834.  4;  auch  Serradifalco  T.  I\'  und 
das  Mus.  of  class.  antiqu.  1852,  II,  p.  240  fgg.  —  Enna  als  xrt- 
o/jti  2^v^axoaiüjv  ßfzu  6  lit]  2vqaY.ovoütv  bei  Stepb.  Byz.  p.  271  ist 
wohl  nur  Verwechselung. 

16)  Thuc.  VI.  5:  uvaaxuTwv  di  Ku/iagcruluv  ytvofihav  noXf/tco 
VTio  2vQuxovai(j}v  dt'  dnoaraatv  (a.  554,  vgl.  Scymn.  Ch.  v.  295) 
)rQovo)  I'XTioxQuTtjZ  vaxiQov  nXuq  TVQavvoq  .  .  .  xariuxiai  Ka/nagiray 
(c.  495;  8.  Her.  VII.  154)  xal  av&iq  X'TIo  nXtüvoq  «vkotutoc  yivonivt] 
10  TQirov  xuToixia&Tj  vno  nXoDvog  (riXüxav,  vgl.  GöUer  p.  157  ;  Boeckh 
ad  Schol.  Pind.  Ol.   V.  19,  p.  121). 

Das  nämliche  Schicksal ,    von  Syrahus  verschlung^en 
zu  werden,  traf  das  hybläische  Megara  zweihundert  ftinf 
und  vierzig  Jahre  nach  seiner  Gründung  ^)  durch  den  Ty- 
rannen Gclo ;  und  es  scheint  nicht,  dass  es  später  gleich 
den  andern  Städten   nach  Hiero's  Tode  wiederhergestellt 
worden  wäre^).     Auch  die  dritte  dorische  Colonie  in  Si- 
cilien ,    welche    Tiinf  und  vierzig   Jahre   nach    Syrakus  ^) 
durch  Antiphemns  von  Khodus    und  Entimus    von  Kreta 
gegründet  worden  war"^),   Gela ,   ihre  eigene  Vaterstadt, 
brachten  Gelo  und  Hicro ,   kurz   nachdem  sie  durch   ihre 
Tyrannen    Kleander    und    Hippokrates  ^)    Siegerinn    aller 
Nachbarstädte  geworden  war,  ihrem  neuen  Herrschersitze 
zum  Opfer  ^),  und  die  Rückkehr  ihrer  Unabhängigkeit  im 


§.  85.    Darier  in  Sicilien  j  3Iegara,  Gela,  yigrigent.    245 

J.  467  war  nur  vorübergehend  5  nach  einer  heldenmüthi- 
gen  Verlheidlgung  gegen    die  Karthager  verpflanzte  Dio- 
nys  im  J.  404  die  Einwohner  auTs  INeue  nach  Syrakusn, 
und  auch  Tiinoleon's  Wiederherstellung  8)  war  nicht  von 
Dauer,  indem  sie  kaum  sechzig  Jahre  später  der  Tyrann 
Phintias  von  Agrigent  der  neu  gegründeten  Stadt  seines 
Namens  einverleibte  9).     Glücklicher   waren  die  Tochter- 
städte beider,   von    deren  Glänze  noch  ihre  Ruinen  zeu- 
gen :  Selinns  626  von  Megara  ^^),  Agrigent  580  von  Gela 
aus  gegründet  ^^),  vornehmlich  das  leztere,  dessen  nament- 
lich durch  die  Theilnahme  seines  Herrschers,  des  Emme- 
niden  ^2^   Thero,    an    dem  Siege    über   die  Karthager  bei 
Himera   begründeter   Wohlstand  ^^)    sich    unter    der    von 
Empedokles  hergestellten  Demokratie  ^'^)  zu  einem  Grade 
hob  ^5),  hinter  welchem  selbst  Syrakus,    wie  es  scheint, 
zurückstand.     Erst  die  Rückkehr  der  Karthager  im  J.  410 
machte  der  alten  Herrlichkeit  beider  Nachbarstädte  durch 
grausame  Zerstörungen  ein  Ende  ^^)  5  während  aber  Seli- 
nus  sich   nie   wieder  ganz  erholte   und  seine  Einwohner 
zulezt  noch  von  den  Karthagern  in  ihre  Colonie  Lilybäum 
verpflanzt  wurden  ^'') ,  gelangte  Agrigent,  von  Timoleon 
wiederhergestellt,   bald   wieder   zu  einer  solchen  Blüthe, 
dass    es    gegen    Agathokles ,    obwohl   vergeblich ,    einen 
Versuch    zur   Hegemonie   SIciliens    zu   gelangen   machen 
durfte  ^ö)  5  und  Polybius  ^^)  Schilderung  zeigt,  dass  aucA 
seine  Schicksale  in  beiden  punischen  Kriegen  ihm  kei«en 
dauernden  Schaden  zugefügt  hatten  20]. 

1)  Thuc.  VI.  4,  vgl.  Her.  VII.  156  und  Polyaen.  F.  27.  3; 
wonach  LarcLer  (  Herodote  VII,  p.  458),  dem  Mütlet-  und  Boeckh 
ad  Find.  Ol.  I,  p.  100  folgen,  die  Gründung  auf  728,  Clinton  (F. 
H.  II,  p.  264)  auf  729,  Brunei  de  Presle  auf  727  ,  am  folgerecLtc- 
sten   vielleicht  Erfurdt  de  Agrigento  p.   7   auf  720   a.  Chr.  bestimmt. 

2)  Thuc.  VI.  49  :  vavoca&fiov  MfyuQH  t^jj  ;ff^»'«t  noirjoai  «  ijv 
l\>tlfia,  vgl.  VI.  75  u.  95;  Liv.  XXIV.  30  u.   35. 

3)  Thuc.  VI.  4;  mithin  Ol.  XXIII.  1  =  688  a.  Chr.,  womit 
auch  der  arm.  Eusebius  übereinstimmt;  früher  fälschlich  Ol.  XXV.  4 
=  677,  8.  Raoul-Roch.   III,  p.  247  fgg. 

4)  Ausser  Thucyd.  1.  c,  u.  Vll.  57  vgl.  Her.  VII.  153,  Athen. 
VII.  51  ,  p.  297  F,  Paus.  VIII.  46.  2,  und  mehr  bei  Boechh  expl. 
Pind.  p.    115,    GöUer  p.   265,  Mai  ad  Diodor.   Exe.   Vat.   p.    II. 

5)  Chronologie:   505  Kleander  (Aristot.  Pol.  V.  10,  4);  498  Uip- 


246  Th.  IV.     Die  Colonien. 

pokrafes  (Her.  \l.  23);  491  Gelo  (Dionys.  Hai.  VII.  1);  485  oder 
484  derselbe  in  Syralius  (vgl.  Larcher  p.  452fgg.);  478  Hiero  (Uio- 
dor.  XI.  38);  Tbrasybul  467.  Vgl.  Göller  p.  8  fgg.  u.  168,  Clin- 
ton  F.  H.  11,  p.  265  fgg..  Meyer  in  ZeitscLr.   f.  d.  Alt.   1846,  S.  515. 

6)  Her.   VIJ.   153—156. 

7)  Diodor.   XIII.   108—111. 

8)  Flut.   V.  Timol.   c.  35. 

9)  Diodor.  fgm.  1.  XXII,  T.  IX,  p.  292  Bip.    Vgl.   Cluverp.213 
fg.,  Bentley  Opusc.   p.  203  —  209^,  Mannert  Geogr.  IX.  2,  S.  348  fpp 
Plass  Tyrannis   II,  S.   299. 

10)  Thuc.  VI.  4,  VII.  57:  bundert  Jahre  nach  Gründung  der 
Mutterstadt;  wenn  Diodor.  XIII.  59  bis  zur  Zerstörung  im  J.  409 
zweihundert  zwei  und  vierzig  Jahre  rechnet,  wonach  Selinus  651, 
Megara  751  erbaut  wäre,  so  ist  diess  wieder  nur  jene  oben  (§.  84, 
n.  2)  berührte  Differenz  von  25  Jahren,  die  bis  zur  Einnahme  Tro- 
ja's  hinaufgeht,  s.  Erfurdt  p.  8  und  C.  Müller  ad  Chronogr.  fragm. 
p.  148.  —  Im  Allg.  vgl.  H.  Reinganum ,  Selinus  und  sein  Gebiet, 
Leipz.   1827.  8,  und  Serradifalco   antlchitä   della  Sicilia   T.    il. 

11)  Thuc.  VI.  4:  108  J.  nach  Gela  ;  vgl.  Raoul-Roch.  III,  p. 
363  fgg.  und  Erfurdt  p.  10;  im  Allg.  aber  E.  G.  Fischer  antiquae 
Agrigentinorum  historiae  prooemium ,  Berl.  1837.  8,  W.  Weland  de 
urbe  agro  atque  moribus  Agrigentinorum,  Wolfenbüttel  1838.  4,  O. 
Siefert  Akragas  u.  s.  Gebiet,    Hamb.  1845.  4. 

12)  lieber  dieses  Geschlecht,  welchem  Agrigent  den  Sturz  des 
Tyrannen  Phalaris  (565—549?  ygl.  Bentley  Opusc.  p.  162—173, 
Schultz  App.  ann.  I,  p.  32  fgg.,  Clinton  II,  p.  4,  auch  J.  Fr.  Ebert's 
Hist.  crit.  tauri  Phalaridei  in  s.  ^ixiXicöv ,  Königsb.  1830.  8,  p.  40 
%g-)  verdankte,  vgl.  Boeckh  expl.  Pind.  p.  116,  Müller  Orchom. 
S.  338  u.  Dorier  II,  S.   508,  Göller  p.  22  fgg. 

13)  Diodor.  XI.  25,  s.  oben  §.  83,  n.  17. 

14)  S.  Diodor.  XI.  53,  Diog.  L.  VIII.  66,  und  mehr  bei  Mül- 
ler  II,  S.  164,  Wachsmuth  I,  S.  97 ,  Karsten  ad  Emp.  reliqu. 
P'  16  fgg. 

15)  S.  die  Schilderung  bei  Diodor.  XIII.  81— 84,  und  vgl.  Plin. 
N.  H,vni.  64,  Val.  Max.  IV.  8  ext.  2,  Diog.  L.  VIII.  63  (800000 
Einwohner?),  und  über  die  architektonischen  Reste  Quatremere  de 
Quincy  in  M.  de  l'Inst.  II,  p.  270—306,  L.  Klenze,  der  Tempel 
des  olymjiischen  Jupiter  zu  Agrigent,  Stuttg.  1821.  4,  G.  Hauss 
Raccolta  cH  opuscoli  spettanti  alle  belli  arli,  Palermo  1823.  8;  Ser- 
radifalco T.  III. 

16)  Selinus  a.  409,  s.  Diod.  XIII.  57—59,  Agrigent  a.  405,  s. 
dens.  c.  90  fgg.  und  Siefert  S.  74  fgg.  —  Die  Selinuntier  fanden 
eine  Zuflucht  in  Ephesus ,  Xenoph.  Hellen.   I.   2.   10. 

17)  Im  J.  249  a.  Chr.  ,  s.  Diodor.  fgm.  1.  XXIV  init.  —  Lily- 
bäum  selbst  gegründet  397  ?  vgl.   Cluver  p.  233. 

18)  Diodor.  XX.  32.  51.  62  ,  vgl.  schon  XIV.  88. 

19)  Polyb.  IX.  27. 

20)  Polyb.  I.  17—19,  Diodor.  fgm.  I.  XXIII,  T.  IX,  p.  330, 
Liv.  XXIV.  35,  XXVI.  40.  —  Zulezt  röm.  Colonie ,  s.  Cic.  Ver- 
rin.  II.  50,  IV.  43,  und  mehr  bei  Müller  Dorier  11,  S.  164. 


§.  86.   Pflanzstädte  von  Korinthe  Megara,  Athen.     247 

§.86. 
Syrakus  und  Megara    waren    übrigens  nicht   nur  die 
ersten,  sondern  auch  in  diesen  Meeren  die  einzigen  Co. 
lonien  ihrer  Mutterstädte ;  Korinth's  übrige  Niederlassun- 
gen ^)  finden  sich  ausser  der  jüngsten,  Potidaea  in  Ghal- 
cidice,  alle  an  der  Küste  des  ionischen  Meeres,  wo  Leu- 
kas  ^),  Alyzia  ^),  Anaktorium  '^),  Ambracia  ^),  Apollonia^), 
Epidamnus  ^)    u.  A.    bis    nach  Illyrlen  hinein  eine  Kette 
dorischer  Pflanzstädte   bilden  ^    die    wichtigste    von    allen 
aber  und  bei  den  meisten  genannten  gleich  betheiligt  war 
Kqrcyra  ^) ,    welches    seine   schnelle   Blüthe    schon    frühe 
der   Mutterstadt    zur  See    die  Spitze    bieten   Hess  ^)    und 
sein  Streben  nach  Unabhängigkeit   zum  beständigen  Ge- 
genstande ihrer  Eifersucht  machte  ^°).     Megara's  Goloni- 
sationen  dagegen  nahmen  alle  den  Weg  nach  Osten,  und 
bevölkerten   die  Küste    von  Thracien    und  Bithynien  mit 
griechischen  Städten  ^^j,  worunter  sich  Astakus  ^2^,  Ghal- 
cedon  ^3)  ,    Mesembria  ^''^) ,    Selymbria  ^^),    und   vor  allen 
durch  die  Trefflichkeit   seiner  Lage  Byzanz  ^^)   auszeich- 
nete.     Auch   das   pontische   Heraklea  ^^)   wird   von   der 
Mehrzahl    der  Schriftsteller   als  Tochter  von  Megara  be- 
zeichnet ^^)  5  Justin  ^^)  leitet  es  freilich  von  Boeotlen  her  5 
von  diesem  Lande  aber  sind,    so    viel  wir  wissen,    seit 
den    oben    berührten    Folgen    des    Heraklidenzugs    keine 
selbständige  Pflanzstädte  mehr  ausgegangen  5  obgleich  eine 
Betheiligung   an   andern    damit   nicht   in  Abrede    gestellt 
seyn  soll  ^^),      üeberhaupt   darf  aus    etwaigen  Zuzügern 
einer  Golonle  ^i)  nicht  sofort  auf  die  Nationalität  dersel- 
ben geschlossen  werden,  die  sich  zunächst  nur  nach  der 
Vaterstadt  des  Stifters  bestimmte,  ohne  darum  gleichzei- 
tige   oder   spätere  Beimischung  fremder  Elemente  auszu- 
schliessen  5  und  wie  diese  in  früherer  Zeit  aus  den  Trüm- 
mern besiegter  Völker  oder  Parteien  hervorging,  so  scheint 
sie  später  geradezu  wie  ein  Actienunternehmen  auf  Spe- 
culation   geschehen    zu  seyn  2^),    in   welche  Glassc  dann 
auch  die  wenigen  Golonien    der   athenischen  Demokratie 
zu  setzen  seyn  dürften.     Denn  ihre  Bürger  sandte  diese 
vielmehr  in  Klcruchicn  aus  ^^)  5  abgeschn  von  diesen  aber 


248  Th.  IF.     Die  Colonien. 

können  wir  ausser  Thurii  (§.  80,  n.  22)  nur  noch  Am- 
phipolis  24^)  und  Brea^s)  als  elgentlicLe  Colonien  Athens 
nennen,  die  jedoch  eben  so  wenig  aus  lauter  wirklichen 
Athenern  bestanden,  als  die  lezte  der  Colonien  des  freien 
Griechenlands,  Heraklea  in  Trachinien  26)^  aus  Sparta- 
nern, obschon  diese  als  Gründer  derselben  geachtet  wurden. 

1)  S.  Raoul-Roch.  III,  p.  290—295,  343—354,  Poppo  Thucyd, 

I.  2,  p.  125  fgg.  ,  Müllei-  Dorier  I,  S.  117  fgg.  ,  Grote  III,  p.  534 
fgg.,  Barth  comm.  et  merc.  Corinth.,  Berl.  1844.  8,  p.  43;  und  zur 
Zeitbestimmung  (Cypselus)  jezt  namentlicli  Nie.  Damasc.  Exe.  Lei 
C,  Müller  Historiogr.  III,  p.  392  fgg.  ,  woraus  allerdings  auch  für 
Potidaea   bereits  Periander's  Sohn   Evagoras  als  Gründer   hervorgeht. 

2)  S.  Her.  VIII.  45,  Thuc.  I.  30,  Strabo  X,  p.  693,  Plut.  The- 
mist. 24  mit  der  Note  v.  Sintenis  p.  152,  und  mehr  bei  Boeckh  ad 
C.  Inscr.  I,  p.  56  fgg.  und  p.  235,  wo  zugleich  des  Dem.  Petriz- 
zopulo  Saggio  islorico  stilla  prima  eta  dell'  isola  di  Leucadia  (Flor. 
1814.  8)  entlarvt  ist. 

3)  Millingen  ane.    coins  p.   54.  ' 

4)  Thuc.  I.  55,  Strabo  X.  2.  7,  p.  693.  Paus.  V.  23.  2. 

5)  Thuc.  II.  80,  VII.  57,  Aristot.   Pol.  V.  3.  6,  Strabo  n.  Paus. 

II.  cc.  Münzen  von  Ambracia  s.  bei  Raoul-Bochette  in  Ann.  delT 
Inst.  arch.  I,  p.  311  fgg.»  wo  er  auch  zugleich  die  urkundliche 
Schreibung  des  Namens  des  Gründers   Gorgus  yindicirt. 

6)  Am  Fl.  Aous,  s.  Thuc.  I.  26,  Strabo  VII,  p.  486  B,  Paus. 
V.  22.  .3,  Tgl.  auch  Aristot.  Pol.  V.  3.  8,  Aelian.  V.  H.  XIII.  16, 
Plut.  SuU.  C.27,  S.  N.  V.  c.  7,  und  mehr  bei  Mannert  VII,  S.  399. 

7)  Späl|r  Dyrrhachium,  s.  Strabo  VII.  5.  8,  p.  486,  Paus.  VI. 
10.2,  und  insbes.  Dio  Cass.  XLI.  49.  Mehr  im  AUg.  bei  den  Erkl. 
zu  Thuc.  I.  24  und  Mannert  S.  394  fgg.,  über  die  Lage  Lucan. 
thars.  VI.  init. 

8)  Nach  Timäus  bei  Schol.  Apoll.  Rhod.  IV.  1216  600  Jahre  (?) 
nacK  dem  trojan.  Kriege  durch  einen  Bakchiaden  Chersilirates  ge- 
gründet; vgl.  Strabo  VI.  2.  4,  p.  414,  Plut.  Qu.  gr.  11  und  die  Erkl. 
zu  Her,  III.  48  fgg.;  im  Allg.  aber  A.  M.  Quirini  primordia  Cor- 
cyrae,  Brix.  1738.  4,  Cl.  Biagi  de  vetere  Gorcyrensium  re  publica, 
in  s.  Monumentis  gr.  e  mus.  Naniano  (Rom.  1785.  4)  diss.  III,  p. 
91  fgg.,  A.  Mustoxidi  lUustrazioni  Corciresi,  Milano  1811 — 14;  II 
Voll.  8,  G.  C.  A.Müller  de  Corcyraeorum  republica,  Gotting.  1835.  i; 
W.  Janslie  de  kebus  Corcyraeorum,  Bresl.  1849.8.  lieber  die  älteren 
Namen  der  Insel  (Drepane,  Scheria  u.  s.  w.),  s.  A.  S.  Mazocchi  de 
aatiquis  Corcyrae  nominibus  schediasma  ,  Neap.  1742.  4  mit  Starz 
ad  Uellan.  p.  81   u.  GöUer  sit.  Syr.  p.  255. 

9)  Die  erste  Seeschlacht  in  der  gricch.  Geschiebte;  nach  Thuc. 
I.  13  etwa  260  Jahre  vor  dem  Ende  des  pelopcnn.  Kriegs,  also  664, 
womit  freilich  Timäus  obiger  Ansatz  eben  so  wenig  stimmt,  als  mit 
Strabo's  Annahme  der  gleichzeitigen  Gründung  von  Korcyra  und  Sy- 
rakus.  S.  Larchcr  Ilcrodote  VII,  p.  443,  Raoul-Roch.  III,  p.  185, 
Welssenborn  Hellen  S.  47. 

10)  Her.   III.  49:   vvv  6i  uii,   (nii  tt  txrtoav  ttJv  vijoov,  dal  dui- 


§.  86.    Pflanzstädte  von  KorintU,  Jlegara,  Athen.     249 

(poQoi  f'ovTfc  fojvToZai.  Vgl.  Thuc.  I.  25  fgg.  und  Aristot.  bei  Zenob. 
Prov.  IV.  49  :  i'rifp^yavoi/f  fi/Tigayovvrag  toi'?  Kf^ttVQuiovq  ^r/aiv  'A^i- 
axoTfi.j]q  ytvfod-ai. 

11)  Müller  Orcbom.  S.  289  fgg.,  Dor.  I,  S.  120  fgg.,  Boeckh 
C.    Inscr.   I,  p.    555, 

12)  Im  J.  710  nacb  Eusebius ;  nachmals  von  Lysimachus  zer- 
stört und  von  Nikomedes  in  die  neue  Stadt  seines  Namens  aufge- 
nommen. Vgl.  Strabo  XII.  4.  2,  p.  844,  Memnon  in  Phot.  bibl.  224, 
p.  228  Bkr.,  und  mehr  bei  Raoul-Roch.  III,  p.  231—234;  über  Ni- 
comedien Ouseley  in  Transactions  of  the  Soc.  of  lit.  1829  ,  I.  2, 
p.  24  fgg. 

13)  S.  Thuc.  IV.  75,  Strabo  XII,  p.  843,  und  insbes.  Polyb. 
IV.  44.—  Gegründet  675;  vgl.  Raoul-Roch.  III,  p.  273.  —  Heber 
die  Schreibung  XuXktjöuv  und  Ku).-/7]dojv  s.  Göttling  ad  Aristot.  Pol. 
p.  323  u.  Oec.  p.  109,  Osann.  Syll.  inscr.  p.  238,  Bachmann  ad 
Lycophr.  p.  13,  v.  Leutsch  in  SVelcker's  Rh.  Mus.  II,  S.  129, 
Boeckh  ad  C.   Inscr.   II,  p.  662. 

14)  Strabo  VII.  6,1,  p.  491,  wo  auch  über  das  thracische  ßQia^ 
Stadt.  —  Nach  Her,  Vi.  33  u.  A.  von  flüchtigen  Chalcedoniern  und 
Byzantiern  im  J.   497   angelegt;  vgl.   Raoul-Roch.    III,  p.  275. 

15)  Scymn.   Ch.  v.  714;   noch  vor  Byzanz. 

16)  Siebenzehn  Jahre  jünger  als  Chalcedon;  s.  Her.  IV^.  144; 
vgl.  Polyb,  IV.  43  fgg.,  Strabo  VII.  6.  2,  p.  493,  Tac.  Ann.  XII,  63, 
auch  Athen.  XII.  32,  p.  526  E  und  Periz.  ad  Ael.  V.  H.  III.  13;  nach 
Andern  neunzehn  (656  Eusebius),  s.  JHesychius  Milesius  de  origini- 
bus  Constantinopoleos  §.  20  und  mehr  bei  Heyne,  antiquitates  By- 
zantinac  ,  in  Comm.  Gott.  1809  und  Alex.  Falk  de  origine  Byzantii, 
\  ratislav.  1829.  8;  im  Allg.  aber  P.  Gyllius  de  Bosporo  Thracio 
und  de  topogr.  Constantinopoleos  et  de  illius  antiquitatibus  in  Gron. 
Thes.  VI,  p.  3087  —  3342,  und  was  Raoul-Roch.  III,  p.  300  weiter 
citirt,  insbes.  Gibbon  Hist.  of  the  decline  etc.  chap.  XVII,  n.  2; 
dazu  ferner  J.  Dallaway  Constantinople  ancient  and  modern,  Lond. 
1794.  4,  und  J.  v.  Hammer,  Constantinopolis  und  der  Bosporus, 
örtlich  und  geschichtlich  beschrieben,  Pesth  1820,  2  Bde  8;  kürzer 
Barthel.  chap.   II. 

17)  Im  Lande  der  Mariandynen  (s.  oben  §.  19,  n,  14).  Vgl, 
Memnonis  bist.  Heracleae  Ponti  excerpta  serv.  a  Photio  (cod  224) 
ed.  J.  Conr.  Orellius  (Lips.  1816.  8),  p.  109-128  (jezt  auch  bei 
C.  Müller  Historiogr.  III,  p.  525—558)  und  H.  L.  Polsberw  de  re- 
bus Heracleae  Ponti,  Brandenb.  1833.  8.  Ueber  seine  Colonien 
{unxTjQ  unoiHiüiv ,  Spanheim  Us.  et  pr.  numism.  I,  p.  576)  s.  Strabo 
XII.  3.  6,  p.  817  mit  Steph.  Byz.  s.  v. /JhkAj?  und  mehr  bei  Boeckh 
ad  C.  Inscr.  II,  p.  89  und  Polsberw  de  rebus  Chersonesitarum  et 
Callatianorum ,  Berlin  1838.  4;  namentlich  aber  B.  v.  Höhne  Beitr. 
z.  Gesch.  u.  Archäologie  v.  Cherrhonesos  in  Taurien  ,  St.  Pelersb. 
1848.  8  mit  der  Beurtheilung  v.  L.  Stephani  in  Bull,  de  TAcad.  d. 
St.  Petersbourg  1849,  p.  22  —  77  und  der  Rechtfertigung  des  Vfs  im 
Suppl.   d.    M.   de  la  Soc.   archeol.    1850. 

18)  Xenoph.  Anab.  V.  10.  1  und  mehr  bei  Raoul-Roch.  III,  p, 
300 — 307.  —  Strabo  XII.  3.  5,  p.  817:  Ti^iöiToi'  ijyv  'H(i<'t>iXituv  xriaav- 
Tf?  MikrjOioi,  —  ?  —   Vgl.   Welcker  ad  Theogn.   p.   xviii. 

19)  .lustin.  XVI.  3 — 5,  welche  Stelle  für  die  Geschichte  des 
Tyrannen  Klcarch  (364—353;  Diodor.  XV.  81  ;  XVI.  36;  vgl.  §.72, 


250  Th.  TV.     Die  Colonien. 

n.   5)  sonst  nicht  ohne  Werth  ist.     Die  Wihrheit   trifft    wohl  Pans. 

V.  26.  6:  ftTKüxiad-Tj  de  ix  Mfyäguv '  xal  TuvuyQuloi  6\  fi  tf  iax  ov 
Boiurwv  roTi  olxia/Aov :  vgl.  Ephorus  bei  Schol.  Apoll.  II.  351.  845 
und  Scymn.  Ch.  972:  Botcjrwv  xriatq  xul  Miyaqiwv ,  demzufolge  die 
Gründung  in   Cyrus  Zeit  fällt? 

20)  Müller  Orchom.   S.  399—401. 

21)  Svvoixot.  und  f/rotxot,  Aristot.  Politic.  V.  2.  10;  vgl.  Voemel 
de  discr.   vocab.  iVrotxoc,  unoixog,  xkr^gov/oq ,  Franhf.   1839.  4. 

22)  Thucyd.  1.27:  xal  ufic:  unoiy.iav  tg  rrjv  EnLdafivov  IxrjQvaaov, 
int  fij  Xarj  xal  oftoia  tov  ßovXo/ifvov  Ifvai'  il  öi  Tt?  ro  nuQavzixu  /xiv 
fiirj  id-i).ft  ^xifini-itv  nirr/iiv  d«  ßovXiXui,  tjJc  unoty.iug,  mvrrjy.ovxu  6()a- 
Xfiii?  y.uTu&fvra  KoQiv&iuQ  fiiifiv  :  vgl.  m.  Abb.  de  reipubl.  Plat. 
temp.  Marb.   1839.  4,  p.    11   fg. 

23)  Vgl.  Boeckh  Staatsh.  I,  S.  555  fgg.  und  mehr  unten  §.  117} 
ähnliches  auch  andervrärts  bei  Ross  Inscr.   ined.   II,  p.    69. 

24)  Gegründet  Ol.  LXXXV.  4  =  437  a.  Chr.  Vgl.  Thuc.  IV. 
102,  Isoer.  Philipp.  §.  5,  Diod.  XII.  32,  und  mehr  bei  Raoul- Rö- 
chelte IV,  p.  40 — 44  mit  p.  7 — 14  und  J.  A.  Kutzen  de  Athen,  im- 
perio  Cimonis  atque  Periclis  tempore  ad  Strymonem  fl.  constituto, 
Vratisl.  1837.  8;  namentlich  auch  über  die  missglückten  früheren 
Niederlassungen,  deren  Thuc.  I.  100,  Paus.  I.  29.  4,  und  Schol. 
Aesch.  F.  L.  §.  31  gedenken,  mit  den  chronol.  Bemerkungen  Krüger's 
I,  S.  40  u.  146  und  den  Verbesserungen  von  Meier  de  Andoc.  V, 
p.  103;  im  Allg.  aber  Voemel  Prolegg.  ad  Demosth.  Philipp,  p.  32 
fgg.,  Osann  Syll.  inscr.  p.  22,  Boeckh  C.  inscr.  II,  p.  64,  Brück- 
ner König  Philipp  S.  45,  Böhnecke  Forschungen  S.  120,  Weissenborn 
Hellen  S.  137. 

25)  Hesych.  I,  p.  762;  vgl.  Berl.  Monatsber.  1853,  S.  160  fgg. 
und  Sauppe  in  Verb.   d.  Leipz.   Gesellsch.   d.  Wiss.  1853,   S.  33  fgg. 

26)  Thuc.  III.  92,  Diodor.  XII.  59.  Gegründet  Ol.  LXXXVIII. 
3  =  426  a.  Chr.,  verloren  394,  Diod.  XIV.  88.  Vgl.  Raoul-Roch. 
IV,  p.  56-59. 

§.  87. 
Was  nun  aber  weiter  die  Verfassungen  dieser  Pflanz- 
städl^  im  Allgemeinen  betrifft,  so  liegt  am  Tage,  dass 
die  wenigsten  derselben  sieb  gleich  Anfangs  zu  Demokra- 
tien ges\alten  konnten.  Das  Wenige,  was  wir  von  den 
Auswanderungen  in  Masse  zu  Anfang  der  gescbichtlieben 
Zeit  wissen,  zeigt  dennoch  mit  Sicherheit,  dass  jene  ihre 
Königs-  oder  Geschlechterherrschaft  auch  in  die  neuen  Sitze 
mitnahmen  ^)'^  auch  die  eigentlichen  Colonien  fallen  theils 
meistens  noch  in  die  Periode,  wo  die  Staaten  des  Mutter- 
landes oligarchisch  regiert  waren  2),  theils  lag  es  nicht  im 
Interesse  der  Demokratie,  durch  Aussendungen  von  Colo- 
nien die  Masse  des  Volks  zu  schwächen  5  und  wenn  es  da- 
her im  Ganzen  als  Grundsatz  galt,  dass  die  Tochterstädte 


§.  87.    Verfassungen  der  Colonien  im  Allgemeinen.    251 

aDfängllch  die  Rechte,  Sitten  und  EinricfatuDgen  ihrer  Me- 
tropolen annahmen  ^),  so  müssen  dort  gleichfalls  in  der 
ersten  Zeit  Aristokratien  oder  Oligarchien  vorausgesezt 
werden  5  des  oben  berührten  Periöfcenverhältnisses  nicht  zu 
gedenken  '^j.  Insofern  dagegen  auf  der  andern  Seite  in  allen 
diesen  Pflauzstädten  mehr  als  irgendwo  sonst  die  oben  ent- 
wickelten Bedingungen  des  demokratischen  Princips  vor- 
handen waren  ^j,  darf  es  nicht  befremden,  hier  riel  früher 
und  rascher  als  im  eigentlichen  Griechenlande  bald  von 
den  heftigsten  Streitigkeiten  ^)  zwischen  Adel  und  Volk, 
bald  von  den  Aeusserungen  ungezügelter  Demokratie^)  zu 
hören  ^  insbesondere  aber  als  nothwendige  Folge  davon 
eine  Reihe  von  Tyrannen  ^)  aufstehen  zu  sehen ,  deren 
Regierungen  übrigens  nicht  selten  die  bedeutendste  Stelle 
in  der  Geschichte  dieser  Städte  einnehmen. 

1)  Die  lonier,  Her.  I.  147  :  ßaaifJui;  6i  iar?jaavTOf  ol  fifv  avrüv 
Avnioix;  ano  r/.uv»ov  rov  Innot.oxov  ytyovorag ,  oi  öf  Kavxuiruq  Ilv- 
Xiovq  uTio  KodQov  toi"  M(}.üvd-ov ,  ol  6i  xul  ov*u/i^oTfQov<; :  vgl.  Nie. 
Damase.  fgm.  53.  54,  Partben.  Narr.  erot.  14,  und  ähnlich  die  Do- 
rier  bei  Müller  II,  S.  109,  die  Aeoler  in  Cyme  Plut.  Qu.  gr.  c.  2, 
auf  Lesbos  §.   70,   n.  4  u.  s.w. 

2)  Hierher  gehört  namentlich,  was  Aristot.  bei  Strabo  (§.  81, 
D.  1)  von  den  Colonien  der  Chalcidenser  sagt;  Tgl.  auch  die  uno 
Twv  fxarov  olxiüv  in  Lokri  (§.   80,  n.    12]  u.  s.  w. 

3)  Thucyd.  VI.  4  von  Gela :  yö/nfia  öi  /ioagixd  ixi&T]  aihoVg,  von 
Zankle  :  *!ifnftu  de  tu  XaXxidixu  ixgccrj/afv ,  u.  s.  w.  Vgl.  Heynr 
Opusc.  1,  p.  315;  Müller  II,  S.  146 — 18S,  Meyer  in  Zeitschr.  f. 
d.  Alt.  1846,  S.   510. 

4)  S.  §.  75,  n.  10  und  über  die  Gestaltung  desselben  in  den 
dorischcD  Colonien  insbes.  Müller  II,  S.   61  fgg. 

5)  S.  §.  61,  n.  0  fgg.;  vgl.  Heeren  Ideen  HI.   1,  S.   US. 

6)  Z.  B.  in  Milet,  orüaig  jiQ^g  roicJVi/lfOJ';  nutJaq,  Po'yän.  VIFI, 
35;  Gergithen  ,  Athen.  XII,  20;  (liivuirai  oder  ni^oi'Tl;  und  x^'Q°- 
nüya^  Plut.  Qu.  gr.  32,  überhaupt  ar«ofn?,  Fiat.  Legg.  I,  p.  636  B; 
in  Korcjra  ,  Strabo  fgni.  1.  VlI.  8,  vgl.  Kortüm  S.  109  u.  Wachs- 
muth  I,  S.  391  u.  395;  in  Chios ,  s.  Aelian.  V.  H.  XIV.  25  mit 
Perizonius  u.  s.  w. 

7)  lu  Kuma,  Dionys.  Hai.  VII.  7  u.  8;  in  Sybaris,  Diod.  XII.  9; 
vgl.  Theognis   v.   721    (1103):   j'/7^u;  xul  Muyvtjxaq  ilnwliae   xul   Koko- 

(pijnu    xul  ^fllQVTjV    X.    T.     k. 

8)  Thrasybulus  in  Milet  (um  600,  vgl.  Her.  I.  20—23);  Lyg- 
damis  in  Naxos  (um  540,  Her.  I.  Ol  fgg.,  Aristot.  Pol.  V.  5.  1); 
Polykrates  in  Samos  (um  530;  Ol.  LIM.  3  —  LXIV.  1  nach  Bent- 
ley  Opusc.  p.  184  fg.  —  oder  soll  man  mit  Clinton  im  Cambr. 
philol,  Mus.   I  ,  p.   89    zwei    annehmen?    —    vgl.  Panoßia  res    Sam. 


252  Th.  IV.     Die  Colonien.  "   '" 

p.  29  fgg.  und  D.  J.  Veegens  de  Polycrate  Samiö,  L.  B.  1834.  8); 
Telys  in  Sybaris  (um  510;  Her.  V.  44);  und  mehr  bei  Plass  Tyran- 
nis  I,  S.  226  fgg.  Einige  freilich  auch  tx  iwv  Tifiöiv,  Aristot.  Pol. 
V.  8.  4  ;  Tgl.  4.  5  :  iyiyvovxo  6i  xvQayviSi^  .  .  xal  diu  ro  fifyüXuq  uq- 
•/uq  iy)(iiQiL,fad-ui  natv ,  ojoniQ  tv  Mikrjtü)  in  T^q  7iQi<ra*fiaq :  was  je- 
doch Bernhardy  griech.  Lit.  I,  S.  93  zu  allgemein  genommen  hat, 
um  jene  >  ionischen  Häuptlinge  <  nur  als  >  Präsidenten  des  Senats 
und  der  Gemeinde  •  den  Zwingherrn  des  Mutterlandes  entgegenzu- 
setzen. 

§.  88. 
Nur  eine  einzige  Reglerungsform,  scheint  es,  konnte 
solche  Staaten  vor  diesen  Extremen  schützen  :  eine  Timo- 
kratle,  die  eine  streng  positive  Begränzung  aller  Rechte 
und  Leistungen  auf  den  Maassstab  der  Begüterung  gründete, 
als  welcher  allein  unter  jenen  Verhältnissen  allgemeine 
Anerkennung  erwarten  durfte  5  und  so  selten  oder  spät 
sich  diese  daher  auch  in  den  Städten  des  Mutterlandes 
findet,  so  häufig  begegnet  sie  uns  in  den  Colonien,  na- 
mentlich da  mit  dem  besten  Erfolge  angewendet,  wo  eine 
gemischte  Bevölkerung  des  gemeinschaftlichen  Bandes 
hergebrachter  Sitte  entbehrte  ^).  Meistens  war  es  ein 
Ausschuss  von  tausend  Mitgliedern  2)  ^  der  die  oberste 
Staatsgewalt  in  sich  vereinigte  und  indem  er  sich  stets 
ans  den  Höchstbegüterten  ergänzte ,  keinen  Bürger  als 
^solchen  von  der  Möglichkeit  der  Theilnahme  ausschloss, 
«hne  dieselbe  gleichwohl  thatsächlich  zu  verallgemeinern  ^ 
er&t  wo  jene,  wie  in  Lokri  ')  durch  das  Verbot  der  Veräus- 
serutjg,  das  Vorrecht  des  Reichthums  in  ihren  Familien  erb- 
lich machten,  konnte  oligarchische  Anmassung  neue  Partei- 
kämpfe In's  Leben  rufen ''^) .  Ausserdem  aber  erkennen  wir 
dasselbe  Bedürfniss,  durch  positive  Bestimmungen  dem 
Mangel  oder  den  Lücken  eines  angeerbten  Gewohnheits- 
rechtes abzuhelfen,  in  den  schriftlichen  Gesetzgebungen, 
in  welchen  die  Colonien  gleichfalls  dem  Mutterlande  vor- 
ausgingen und  auch  ohne  damit  gerade  immer  Verfassungs- 
organismen zu  verbinden  5),  die  erwachenden  Regungen 
und  Confllcte  individueller  Interessen  auf  das  feste  Maass 
gemeinschaftlicher  Normen  zurückzuführen  strebten  5  in 
welcher  Hinsicht  ausser  Pittakus  in  Lcsbos  ^)  nament- 
lich Zalcukus  für  das  epizephyrische  Lokri  und  Charon- 


§.  88.     Positive  Gesetze^  Timokratie.  253 

das  für  Katana  und  übrigen  chalcidensiscben  Städte  Sici- 
liens  und  Grossgriecbenlands '')  die  erste  Stelle  ein- 
nelimen  ^). 

1)  S.  oben  §.  59,  n.  8  und  Tittmann  S.  661  fg.;  insbes.  aber 
Plat.  Legg.  IV,  p.  708  D :  ro  e)'  av  nuvTodaniv  iq  raiho  avvf(j(ji'tjxöq 
y*ios   t'nuxovaai  fiiv  rivtbv  vo/nü)v   xuawv  tu^u   uv  {diljjOdi  (xükkov  x.t.A_ 

2)  Xiktot  in  Rhegium  (Heracl.  Pol.  25,  vor  Auaxilas,  s.  Walch's 
pLiloI.  Bibl.  I.  7,  S.  400  gegen  Morisani  ,  der  bis  dabin  Könige 
annimmt)  ,  in  Kroton  (lambl.  V.  Pytbag.  §.  45),  in  Lokri  (F^olyb. 
XII.  16),  in  Agrigent  Tor  Lnipedokles  (liiog.  L.  VIII.  66;  vgl.  Mül- 
ler norier  II,  S.  179);  aucb  in  Kolopbon  (Atb.  XII.  31,  vgl.  Mül- 
ler griecb.  Lit.  I,  S.  220)  und  Cjme  (Scbneidew.  ad  Heracl.  Pol. 
p.  80).     ScbwanLcnd   Scböniann  Antiqu.   p.  82. 

3)  Aristot.   Pol.   II.   4.   4. 

4)  Id.  V.  6.  7,  vgl.  Micali  Italia  III,  p.  233. 

5)  Nöfiuv  dTjixiovf^yol  uXX'  ov  nokiTfiuq,  Aristot.  Pol.  II.  9,  vgl.  IV. 

I.  5  mit  Wacbsmuth  I,  S.  328,  Scblosser  I.  1  ,  S.  391  fgg.  ,  und 
mebr  im  Allg.  in  Fabric.  Bibl.  gr.  ed.  Harles  II,  p.  1  fgg.  und 
Abbh.   d.   Gott.   Gesellscb.   d.  Wiss.   IV,   S.   30  fgg. 

6)  Kiiru  fi{v  ynp  iTjv  vo/ÄoQtaiav  fcpulvtro  noXmxoq  xal  ^Qui'tfjoq^ 
Diodor.  Kxc.  1.  IX,  p.  43;  vgl.  Aristot.  Eth.  Nie.  III.  5.  8,  Poli- 
tic.   II.  9.   9,   Strabo  XIII,  p.  617,  Dionys.    Hai.  II.  26,   Cicero   Legg. 

II.  26,  Clem.  Alex.  Stromat,  1,  p.  300,  Theon.  Progymn.  XII.  18, 
Stob.  Serm.   XLIV.  20  u.  40. 

7)  Aristot.    Pol.    II.    9.    5  :    vofio&frai,    d    iyhovro   Zälu'xoq  ,rt  Ao- 
xQoTi;  tote    Enii^itfivaloK;  x«    Xft^iwvd«?    o   KutuvuToq  toT?  «I'Toi"  noXiraii; 
xßi  Tni?  (iXXai<;  rulq  Xakxidixulq  nckfoi  Tulq   ntgl   IraXiuv  xul  Stxfkiav: 
vgl.    Plat.    Rep.   X,  p.   599  E  und  die  Rbeginer  bei  Heracl.  Pol.  25; 
im  Allg.   aber  .1.  W.   Engelbrecht  leges  Locrensium   Zaieuco  auctore 
promulgatae ,    Lips.   1699.  4,  W.    G.    Vangerow    de  Graeciae  legisla 
toribus  ,   Halle    1765.  4,  Heyne  Opusc.   II,   p.    12 — U9,  Sainte-Croii 
in   M.  de  l'A.   d.   Inscr.   XLIl,    p.  256  fgg.  ,    Lerminier    Hist.   d.   le- 
gisl.   11,  p.   327   fgg.  ,    Portogbese  i  frammcnti    della    legislazionc  di 
Zaieuco  ,    posti    in    rapporto    colle    leggi    degli  antichi  popoli  c  con 
quelle  in  vigore  nelle  due  Sicilie  ,   Catanea   1842.  8. 

8)  Strabo  VI,  1.  8,  p.  397  von  Lokrl:  nQwroi  di  vö/xo^q  fyyga- 
nroTq  x(jtjaan&ai  nfTunmiiihoi  dal'  xal  nkiXnxov  }(QOiov  fvyo/xt^&frraq 
(vgl.  Demostb.  adv.  Tiniocr.  §.  139;  Plat.  de  Legg.  I,  j>.  6.38  A  u. 
Tim.  p.  20  A,  ScLol.  Pind.  Olymp.  XI.  17,  Aelian.  V.  Hist.  II.  22 
11.  8.  W.)  ^lori'Oioq  (xnfOüiv  tx  Twv  SvQnxox'OÜv  rivofiouTara  nuvrwv  Jif- 
jfQ'ijoaToi  doch  mit  dem  Zusätze:  yv  ZüXn'xoq  (ro/Moypa^pi'«»')  axiviru- 
^fv  tx  Tf  tSiV  Kqt^tixüjv  t'Oftifiwv  xal  Auxotvixöiv  xul  ix  ttäv  Agfonayt- 
nxbJv,  v\'ie  aucb  Diodor.  XII.  II  von  CLarondas  :  intaxfxi<üntvoq  ruq 
ftnufTMv  voftoQioiui;  l^iXi^aro  r«  xp«Tt(jTß  :  vgl.  Plat.  Legg.  III,  p.  681  D 
und  theilweise  abweichend  Müller  Der.  II,  S.  227  fgg.  und  Wachs- 
Küuth  I,  S.  445. 

§.  89. 
Die  Tbätiglioit   dieser   beiden  Männer   lässt  sieb  mit 
ziemlicber  Sicberbcit  um  die  Mitte    des  siebenten  Jabrb. 


^4  Th.  IV.    Die  Colonien. 

a.  Chr.  setzen  ^)^  nnd  so  nngewlss  auch  sonst  Zaleukus 
nähere  Lebensumstände  sind  ^) ,  so  ist  doch  kein  Grnnd 
vorhanden ,    mit    Timäus    seine    geschichtliche    Existenz 
auch  nur  im  Entferntesten  zu  bezweifeln').     Auch  Gha- 
rondas  wäre  nach  Diodor's  Angabe  vielmehr  Bürger  von 
Thurii  gewesen  ^)  ^  doch   3pricht  auch  abgesehen  von  Ari- 
stoteles Zeugniss  seine  grosse  Aelmllchkeit  mit  Zaleukus, 
welche    selbst   Verwechselungen    unter    ihnen    veranlasst 
hat  3)  ,  eher  für  ihre  Gleichzeitigkeit  ^)  ^  und  wenn  auch 
bei    dem  Syrakusier  Diokles    (411  a.   Chr.)    der   ähnliche 
Fall  stattfindet^),    so  ist  doch  die  grössere  Wahrschein- 
lichkeit dafür,  dass,  wie  später  Mazaka  in  Kappadocien  ^), 
Thurii   Charondas    Gesetze  adoptirt  habe  ^),    womit  sich 
auch  die  anderwärts  berichtete  Theiluahme  des  Sophisten 
Protagoras  an  der  Gesetzgebung  dieser  Colouie  am  besten 
verträgt  ^°).     Fragen  wir  aber  näher  nach  dem  Charakter 
dieser  Gesetzgebungen,  so  sind  zwar  die  angeblichen  Ein- 
leitungen  und   sonstigen  Bruchstücke    derselben  bei  Sto- 
bäus  ^  ^)  wahrscheinlich  als  Machwerke  des  ptolemäischen 
Zeitalters  zu  verwerfen  ^2)  •  inzwischen  ergibt  sich  schon 
aus   den    vereinzelten   Nachrichten    anderer  Schriftsteller 
die  ethische  sowohl  als  juristische  Schärfe  beider,  die  zwar 
in  dem  Bestreben,  die  Sitte  selbst  in  festen  Rechtsboden 
lu  verwandeln  ^5),  oft  tief  in  das  Gebiet  der  Einzelfrei- 
heit eivischnltt^*),  nichtsdestominder  aber  als  ein  wesent- 
licher Fortschritt  zur  Begründung  eines  geordneten  Rechts- 
zustandes   angesehn    werden   muss.      Namentlich    wissen 
wir  von  Zaleukus ,    dass    er  zuerst  in  peinlichen  Sachen 
durch    bestimmte  Strafansätze   der   richterlichen    Willkür 
ein  Ziel  sezte'^),    und   was  Charondas  betrifft,   so  wird 
bei  aller  Einfachheit,  die  seine  privatrechtlichen  Bestim- 
mungen mit  denen  des  Zaleukus  getheilt  haben  mögen  ^^j, 
doch  eins  der  wichtigsten  Rechtsmittel   des  griechischen 
Processes  als  seine  Erfindung  genannt  ^'').     Etwaijjen  Un- 
klarheiten der  Gesetze  auf  authentische  W  eise  abzuhelfen, 
scheint  in  Lokri  ein  eigener  Magis4rat,  der  nooficnoXte^^)^ 
wie  bei  den  Mazacenern  der  vo/tiodög,  bestimmt  gewesen 
zu  seyn  ;  wirkliche  Veränderungen  dagegen  hatten  beide 


§.  89.    Gesetzgebung  des  Zaleukus  und  Charondas.     255 

Gesetzgeber  zwar  nicht  unmöglich  gemacht  ^^),  aber  durch 
die  erschwerendsten  Bedingungen  ^^)  aller  Leichtfertigheit 
und  muthwilligen  Neuerungsucht  vorgebeugt. 

1)  Zaleukus  nach  Euseb.  Ol.  XXIX  =  660  a.  Chr.  Andere  ma- 
chen ihn  zu  Pylhagoras  Schüler,  s.  Diodor.  XII.  20  und  mehr  bei 
Per.  ad  Ael.  V.  H.  III.  17  und  Heyne  1.  c.  p.  170;  dagegen  aber 
Bentley  Opusc.  p.  340  und  Sainte  -  Croix  1.  c.  p.  290,  der  gut  an 
Dicäarchus  bei   Porphyr.  V.   Pythag.  §.   56   erinnert. 

2)  Nach  Aristoteles  (beim  Schol.  Pind.  Olymp.  XI.  17)  war  er 
Sclave  und  Hirt;  nach  Diodor.  1.  c.  dfiJQ  n'yivrjq  x«t  ttaxu  7iai.öiluv 
Ti&uVfiaafihog, 

3)  Cic.  ad  Atl.  VI.  1.  14:  (jtiis  Zaleucum  leges  Locris  scripsissc 
non  dixit?  niim  igitur  jacet  Theophrastus ,  si  id  a  Timaeo  repre- 
hetisum  est?  vgl.  Legg.  II.  6  und  Bentley  p.  337  fg.  mit  den  Recht- 
fertigungen von  Heyne  1.  c.  p.  62 — 70,  Sainte-Croix  p.  292,  Göller 
de  situ   Syrac.   p.   259  fg. 

4)  Diodor.  XII.  11  —  19,  vgl.  Val.  Max.  VI.  5  ext.  4  u.  A. 
Andere  machen  auch  ihn  zu  einem  Pythagoreer ,  Steph.  Byz.  s.  v. 
Kaxävri  gar  zu  einem  Athener;  alles  aber  mengt  der  Schol.  Plat. 
Republ.  p.  599:  A'a^wvd«?  in  Kurüvr^^  noliwq  ümikiaq ,  di('toi//.io<;  »o- 
Ho9-iTTj(i  Twv  'Ad-TjvTj&iv  fk&ovTiov  (li  0ov(jiovi;  tnoixmv,  0ii'yövTfi)v  6h 
töJ  nurgl  avvrixo^oi'dijaf  KUToixTjonq  iv  XuXxidt,'  rrjv  6\  oxpiv  fkm&fQi'Og 
^v,      rtv'ofKvoq  dt  TttJv  Uv&uyoQfiwv  ft?  di7/vfym  tw   TtfjoTfjfnrixw, 

5)  So  macht  Theodoret.  cur.  Graec.  aflf.  IX,  p.  608  C  Charon- 
das zum  ältesten  Gesetzgeber;  Alben.  XI.  117  lässt  Zaleukus  den 
Thuriern  Gesetze  geben,  auch  Ephorus  bei  Strabo  1.  c.  Thurii  (Scymn. 
Ch.  V.  346  gar  Sybaris)  spater  Zaleukus  Gesetze  annehmen;  das 
Gesetz  der  Lokrer  bei  Demosth.  Tiniocr.  §.  139  legt  Diodor.  XII.  17 
Charondas  bei;  Charondas  Tod  (Diodor.  Xll.  19,  Val.  Max.  1.1.  etc.) 
berichtet  Eustath.   ad  lliad.   A.    197   von  Zaleukus  u. s.w. 

6)  Vgl.  Bentley  p.  354—364  und  Heyne  p.  155—171  ,  auf  des- 
sen Bemerkungen  auch  Sainte-Croix  seine  Annahme  eines  dopprilen 
Charondas  (p.  307)  zurückgezogen  hat;  dessgl.  Schiller  de  reb. 
Thuriorum  p.    42  fgg.     und   Müller   de  Thur.  republ.   p.   41   fgg- 

7)  Diodor.  XIII.  35;  vgl.  Wachsmuth  1,  S.  837,  Biunet  de  Presle 
etabl.  d.  Grecs  en  Sicile  p.  403  fgg.  und  J.  G.  Hubmann  Diokles 
der  Gesetzgeber  der  Syrakusier,    Amberg  1842.  4. 

8)  Strabo  XII. 2.9,  p.  813:  ;^p<ü»'rat  äf  ol  Mul^uxt/vol  toZg  XngojyJa 
vöfiOtff  a'iQovftffoi.  xftl  rofiojdiv,  o?  loTiv  avxoig  »f^^^T'^S  tw»-  vefKuv, 
na&ÜHtQ  ol  nuQu    Püifiaioig  vopttxoi. 

9)  Wachsmuth  I,  S.  450  fgg.  und  Brunei  de  Presle  p.  -109  fgg. 
Was  Ephor.  1.  c.  von  den  Thuriern  sagt :  voii{tov  ux{ußovv  ^f'Aon«? 
nf(^>l  TWV  i'ixQO)y  i*öo^oTf(iovq  fiiv  ynio&ui,  x'^V°""^  ^^  i  passt  völlig  zu 
Charondas  nach   Arlst.    Pol.   II.  9.  8:  t^  uxQifhin  rüv  vöfttav  hil  yla- 

g>l<Q0)TffJOg     TWV    Vl'V    VQfXQOiriüV. 

10)  Vgl.  Heracl.  Pont,  bei  Diog.  L.  IX.  50  mit  Meier  de  An- 
doc.  adv.  AIcib.  V.  6,  p.  37;  auch  L.  F.  Herbst  in  Pclcrsen's  phi- 
lol.  histor.  Studien,  Hamb.  1832.  8,  S.  107,  .1.  Frei  Quaest.  Pro- 
tag.  Bonn  1844.  8,  p.  66,  A.  J.  Vitringa  de  Prolag.  vila  et  philos, 
Groningen   1852.  8,   p.   43  fgg. 


256  Th.  IV.     Die  Colonien. 

11)  Seim.  XLIV.  20.  21.  40;  vgl.  Diodor.  XII.  20  und  über 
Prooemien  im  Allg.   Cicero  Legg.   1.   c. 

*»'*■'•  12)  S.  Bentley  1.  e.  und  Heyne  p.  69—72  und  164;  auch  Mei- 
ners Hist.  doctr.  de  vero  deo  p.  221  und  Wytt.  ad  Plut.  p.  154, 
■wogegen  WarLurton  legat.  of  Moses,  Lond.  1718.  8,  I,  p.  111  — 133 
und  Sainte  -  Croix  p.  293  fgg.  um  so  weniger  hätten  auftreten  sol- 
len ,  als  Plat.  Legg.  IV,  p.  722  C  entschieden  nichts  von  solchen 
Vorreden  weiss:  twv  dt  outox;  yoftojv  övroav,  ovg  ör/  noXmxovi;  tivuL  q>a- 
fifv,  ovdili  nwnoxi  ovx  ilnk  n  ngooi/iiov  cvra  ^vv&i'ir/q  yivöfttvo^  f^jjvty- 
XIV   llg   ro    <fiiJüq  ,   0)q  oi'X    ovToq   (fvoii.. 

13)  Ueber  die  Mischung  des  ethischen  und  juristischen  Elemen- 
tes in  der  griechischen  Gesetzgebung  vgl.  Tittmann  S.  15  fgg.  und 
W'achsmuth  II,   S.   125  fgg. 

14)  Diogen.  Prov.  V.  94:  ZaliVKov  vöfioq  tnl  twv  UTiorö/xoiv'  Zü- 
Xfvxoq  yuQ  AoxqoVq  ivofio&izrjoiv  miiöiigu'.  Vgl.  Heracl.  Pol.  30  und 
Äth.  X.  33  oder  Aelian.  V.  Hist.  II.  37  :  ilü  nq  Aoxgüv  twv  'Enit^t- 
g>VQi(ov  voawv  l'niiv  olvov  uxqaxov,  firj  nqoaTu^avioq  rov  &fQan(VOvxoq,  tl 
v.al  Tifgiiaoi&Tj,  &ävaToq  tj  Krifiia  r/v  uvrw,  auch  Diod.  XII.  21  und  die 
Charondischen  Gesetze  bei  dems.  c.    12  fgg. 

15)  Strabo  VI,  p.  398  :  ^E(poQÖq  q^ijaiv  iv  xoZq  TiQOJTOiq  xovro  xatvt- 
am  rov  Zctkfvxov,  oTt  twv  TiQoxfQOJV  xuq  L,rjfiiuq  xoTq  äixuaxaVq  tnixQlipuy- 
TO)v  o(jiL,fiv  Iq)  fxaoxotq  xoTq  udi-x/j/uctoiv,   Ixilvoq  iv  xoXqvcixoiq  SiMQiatx.x.X, 

16)  Wie  wenn  Zaleukus  nach  Zenob.  V.  4  Schuldverschreibun- 
gen ,  Charondas  nach  Stob.  Serm.  XLIV.  22  Credit  zu  geben  ver- 
boten hatte:  iav  6i  xiq  ntaxfvarf^  fiij  ilvui,  öixrjV  avxuv  yuq  uCxiov  (tvut 
iTjq   adixLaq  ! 

17)  Aristot.  Politic  II.  9.  8:  XuQuvdov  d'  Xäiov  uiv  ovötv  laxi, 
nAjJv  al  dixai  twv  iptväo/iaQxvgiwv'  nQÖ)xoq  ydg  inoiTjOi  xtjv  iniaxijrfuvt 
vgl.  unten  §.    141,  n.  10. 

18)  Polyb.  XIL   16. 

19)  S.  oben  §.  53,  n.  6.  Doch  hatte  Zaleulius  seine  Gesetze 
als  eingegeben  von  Pallas  Athene  dargestellt;  s.  Plut.  de  sui  laude 
eil   und  mehr  bei  Heyne  p.   65. 

20)  'Ev  ßgöxo)  tov  xqüyTjXov  f'/wv,  Demosth.  Timocr.  §.  139,  vgl. 
Polyb.  XII.  16,  Diodor  XII.  17  u.  18,  Stob.  Serm.  XXXIX.  36. 
Drei  Fädle  in  Thurä,  einer  in  Lobri  in  mehr  als  200  Jahren. 

§.  90. 
Ganz  verschieden  und  rein  anomal  waren  dagegen 
die  Veränderungen  ,  die  später  Pytbagoras  durch  seine 
Lehre  in  einem  Theile  der  grossgriechischen  Colonien  be- 
wirkte, und  die,  mag  man  sie  nun  aus  abstracten  Theo- 
rien herleiten  ,  oder  auf  eine  Verwandtschaft  mit  dori- 
schem INationalgeiste  zurückführen,  jedenfalls  nur  der 
Goincidenz  mit  oligarchischen  Bestrebungen  die  politische 
Wichtigkeit  verdankten,  durch  welche  sie  in  der  Geschichte 
dieser  Colonien  eine  zwar  vorübergehende,  aber  in  ihren 


§.  90.    Der  pythagoreische  Bund  und  seine  Folgen.    257 

Folgten  höchst  traurig^e  Erscheinung  bilden  ^).  Pythag^o- 
ras  2)  fand  in  Kroton ,  wie  es  scheint  5),  Timokratie^  g;e- 
wann  aber  bald  einen  solchen  Anhang  für  seine  Philoso- 
phie, namentlich  unter  der  vornehmen  und  reichen  Ju- 
gend 5  dass  ihm  sowohl  dort  als  in  andern  Städten  der 
Umgegend  den  Grund  zu  einer  Aristokratie  in  ähnlichem 
Sinne  zu  legen  gelang'''),  wie  sie  später  in  Plato's  idealer 
Republik  auf  den  Gedanken  gebaut  wird,  dass  die  Inha- 
ber der  Weisheit  allein  und  unumschränkt  regieren  und 
vott  Seiten  der  übrigen  Staatsbürger  eine  unbedingte  Hin- 
gebung gewärtigen  sollen  ^).  Die  Gemeinschaft  der  Gü- 
ter ^)  und  die  Strenge  der  Lebensart,  welche  die  Mit- 
glieder des  Bundes  unter  sich  einführten  ^) ,  konnte  das 
Volk  anfänglich  für  sie  bestechen  5  mögen  aber  auch  seine 
Ansprüche  auf  die  Ländereien  des  eroberten  Sybaris  den 
äusseren  Anlass  zum  offenen  Ansbrnche  seines  Unwillens 
gegeben  haben  ^),  so  war  es  doch  allgemeiner  das  Gefühl 
des  eigenen  Werths  und  die  Besorgniss  Tür  seine  Frei- 
heit ^) ,  was  jene  fiirchterliche  Verfolgung  veranlasste, 
die  von  Cylon  geleitet  ^^)  im  J.  504  über  die  Pythagoreer 
hereinbrach  ,  und  eben  so  weit ,  als  dieselben  früher  ih- 
ren Grundsätzen  Eingang  verschajBTt  hatten,  die  Schreck- 
nisse des  Bürgerkriegs  über  Unteritalien  verbreitete  ^^)5 
bis  es  den  Achäern  des  Mutterlandes  gelang,  die  Ruhe 
herzustellen  und  die  bewegten  Staaten  zu  einer  allgemei- 
nen Panegyris  am  Tempel  des  Zeus  Homarios  zu  ver- 
bünden ^^). 

1)  Vgl.  im  Allg.  Meiners  GescL.  des  Ursprungs  u.  8.  w.  der 
W'issensclial'ten  I,  S.  304  —  510;  Sainte-Croix  in  M.  de  l'A.  d.  I. 
XLV,  p.  295  —  315;  Terpstra  de  sodalitii  Pythagoraei  origine  condi- 
tione  et  consilio  ,  Traj .  18'2-4.  8;  A.  B.  Kriscbe  de  societatis  a  Py- 
tliagora  in  urbe  Crotoniatarum  coiiditae  scopo  politico,  Gott.  1830.4; 
aueb  Heyne  1.  c.  p.  187  —  199,  Heeren  Ideen  III.  1,  S.  428  fg;;., 
Müller  Doricr  11,  S.  178  181,  Schlosser  I.  I ,  S.  398  — 400,  Welcher 
ad  Tlieogn.  p.  xlv-xi.ix;  Limburg  •  Brouwer  V,  p.  115  —  130;  Lebag 
Inscr.  gr.  V,  p.  117  fgg.  liauptcjuelle  ist  lambliclius  de  vita  Py- 
tltagorica  (ed.  L.  Küster,  Amst.  1707.  4,  ed.  Weslermann  ,  Paris. 
1850.  8),  insbes.  was  er  aus  Apoilonius,  IN'ikomaciius  und  Aristoxe- 
nus  aufbewahrt  bat,  wogegen  ich  keinen  Grund  linde  die  Zweifel 
von  Killer  Gesch.  d.  Philos.  I,  S.  355  Igg.  und  Grotc  IV,  p.  525 
zu   theilen. 

2)  Die   Bestimmung    seiner  Lebenszeit  hängt  tkeilweise  von   der 
I.   UJ.    4.   AuO.  K 


258  Th.  IV.     Die  Colonien. 

des  Polykrates  ab,  dessen  Tyrannis  ihn  seine  Vaterstadt  Samos  (An- 
dere machen  ihn  zum  Etru^ker??  S.  Fil.  Laparelli  diss.  sopra  la 
nazione  e  la  patria  di  Pittagora  in  Diss.  dell' Accad.  di  CortonaVI, 
p.  82  fgg.  und  mehr  bei  Müller  Etruskerll,  8.345]  zu  verlassen  be- 
wogen haben  soll;  vgl.  Theolog,  Arithm.  c.  6,  p.  41.  Seinen  Tod 
sezt  Eusebius  Ol.  LXX  =  500  a.  Chr.  ,  seine  Ankunft  in  Italien 
Cicero  de  Republ.  II.  15  (vgl.  auch  lambl.  §.  35;  Gell.  XVTI.  21) 
um  530,  die  Angabe  seines  Alters  aber  schwankt  zwischen  80  und 
100  oder  mehj:  Jahren,  und  üemzufolge  auch  das  Jahr  seiner  Ge- 
burt. S.  DodwcU  de  cyclis  p.  137  fgg.  und  diss.  II  de  aetate  Pha- 
laridis  et  Pythagorae  ,  Lond.  1704.  8,  Bentley  Opusc.  p.  173  —  203, 
de  la  Nauze  und  Freret  in  M.  de  l'A.  d.  I.  XIV,  p.  375  fgg.,  Lar- 
cher  Herodote  VII,  p.  549  —  554,  Mahne  de  Aristoseno  p.  33,  Schultz 
App-  ad  Ann.  I,  p.  32  fgg.,  Clinton  II,  p.  xxviii,  und  Kriscbe  p.  2, 
der  seine   Geburt  Ol.    XLIX   sezt. 

3)  Xihoi,  lambl.   §.  45.  126.  260;  vgl.   Kriscbe  p.  83  fgg. 

4)  lambl,  §.  254  :  Infira  y.ul  twv  vfuvioxuv  ovrwv  fx  rüv  fv  toTc 
aliWftaat  xnl  raiq  ovaiaiq  nQovX"'"'^'"'*' t  ovvfßuivt  nQonyoi'OTj<;  rr^<;  ^Xixiaq 
fir;  n6*ov  «i'toj*?  fv  rot?  idioiq  oixoi?  nQOJTn'iiv ,  dkXu  xoivf/  ttjv  noXtv 
olxovofiflv ,  fityuXijv  fiiv  fzaiQfirtv  ovfuyrjovoai-v ,  Tjouv  yuQ  vnfQ  rgtnxo- 
aiovq,  ftixQov  öi  fifQoq  Tw;  nökfoiq  ovot.  roV?  ovx  iv  ToXq  avToVg  Tj&tatv 
oj'd'  intTjjdfVfiaaiv  fxfiroiq  noktnvoiifvoiq.  Vgl.  Justin,  XX.  4,  Diog. 
L.  VIII.  3,  Dürfen  aber  diese  300  mit  Niebuhr  röm.  Gesch.  I,  S. 
179   als  eine   förmliche   Regierungsbehörde  betrachtet    werden? 

5)  Aristox.  ap.  Stob.  Serm.  XLIII.  49:  nfQl  6\  uQxoßhmv  xal 
«pj^oviw»  ovxw<;  i<p{iovovv'  loj"?  fi'iv  ydq  uQxovraq  tg>aaxov  ov  fiovov  ini- 
OTijuovuq ,  ullci  xal  tfiXav&QÜnov:;  dilv  tivat ,  xnl  Tovg  uQyonhov<;  ov 
ftovov  nfid-rjfiovi;,  ulXn  xitl  »nAo'p;^ oj'T«?  :  vgl.  die  Excerpte  aus  Dio- 
togenes  u.  A.  bei  dems.  XLVIII.  61  fgg.  ucd  die  gute  Zusammen- 
stellung bei  Sainte-Croix  1.  c.  p.  309  fgg.  ,  über  die  Aehnlichkeit 
mit  spartanischen  Institutionen  aber  Wiskemann  de  Lacedaem.  phi- 
los.  p.    19   fgg.  und  Allihn   de   idea  justi,   Halle   1847.   8. 

6)  Zenob.  IV,  79  ;  Tifiuiöq  (prjmv  Zxt.  tov?  nqoatövTaq  Tlti&ayoQif 
Ha&ljTitq  nf^l  ttjv  'iruXirtv  inn&fv  ö  (fiXöooq/oq  xoivitqru^  oi<oiuq  7ioifla>9un 
vgl.  GöUer  de  situ  Syrac.  p.  218  und  mehr  über  das  Sprichwort 
xou-ü  T«  twv  (f>ikü)v  bei  Beier  ad  Cic.  OfF.  I.  16,  p.  124,  Meineke  ad 
Menandr.  p.  8,  Ast  ad  Piaton.  I,  p.  620  etc.,  ohne  dass  mau  je- 
doch mit  Kriscbe  p,  27  fgg.  und  Preller  Hist.  phil.  graecorum  p.  58 
die  thatsächliche   Anwendung  desselben   leugnen   dürfte. 

7)  S.  ausser  lamblichus  und  den  übr.  ang.  Sehst,  insbes.  auch 
Diod.  fgm.  1.  X  mit  Jo.  Schilter  de  disciplina  Pythagorica  hinter  s. 
Manuductio  moralis  ad  iurisprudentiam  ,  Jena  1676.  8,  p.  513  fgg. 
und  Friedr.  Cramer  de  Pythagora ,  quomodo  educaverit  atque  insti- 
tuerit,  Strals.  1833.  4,  auch  dessen  Gesch.  d.  Erziehung  u.  des  Unter- 
richts II,  S.  99—150  und  Krämer  pacdagogische  Stimmen  aus  dem 
Bildungskreise  des   Pythagoras  ,    Henneberg    1841.   4. 

8)  lambl.  §.  155:  Ind  dt  Hvßn^tv  r^naoüauvro  (s.  oben  §.  80,  n.  20) 
Küludvoq  un^Xdf  (dag.  Porphyr.  V.  Pythag.  §•  86:  JiKttim)/oq  di  xal 
ol  ux()tßfOTH>oi  xal  jov  rivOiiyoijfiv  (puol  nuQfivai.,  vgl,  Hildebrand  ad 
Arnob.  I.  40)  xal  n]v  do{)ixrT]rov  ötwxT/oavxo  ntj  xaTaxX7/(_ioii)(r/&^iat 
xuTu   TTjv  intdvftiav  tojv   noXXwv  ,   tlt(>(>"'y'J   i"   Oio)no)nnov  fiiooq   x.r.X. 

9)  S.  Diog.  L.  VlII.  39  und  Justin.  I,  c;  insbes.  aber  Ip.mbl. 
§.   260:    Mu&ünu^    di    rijv    gitXoooqiiav    ai'TÜv    avvw/iooiuv  dniifttivf  uafv 


§.  90.    Der  pythagoreische  Bund  und  seine  Folgen.    259 

TÖJv  nokküv  .  .  aloyj}ov  tlvai  toj'?  rgiäyiovra  nvQiü6(i>v  nn)l  tov  TiX{i(tfVTu 
noxufiov  nfQiyfvofthovq  i'no  rov  xtXioarov  ftfQovf  ixdvtüv  h  uinjj  xf/ 
nöi,ft  (fuvTjvui,  ttuTtOTuaiaa/ifvoug. 

10)  S.  Diodor.  fgra.  I.  X,  p.  57,  lainbl.  §.  248  fgg.  ,  Porphyr. 
§.  54  fgg.,  Plut.  daem.  Socr.  c.  13,  und  mehr  bei  Krische  p.  94  fgg. 
Dodwell  (aet.  Pythag.  p.  211)  und  Salnte  -  Croix  (p.  305)  setzen 
Cylon  später  als  die  erste  Empörung  j  doch  lassen  sich  die  Anachro- 
nismen, die  jene  Sehst,  rficksichtlich  Archytas,  Lysis  und  Philolaus 
enthalten  ,  wohl  durch  die  Annahme  eines  anhaltenden  Kampfs  der 
Cyloneer  gegen  die  Pythagoreer  lösen.  S.  BöcKh  Philolaos  (Berlin 
1819.  8)  S.  7  fgg.  und  Grauert  de  Aesopo  (Bona  1825.  8)  p.  27; 
auch   Müller  giiech.   Lit.    I,   S.   4   fgg. 

11)  Kroton,  Metapont,  Kaulonia  u.s.  w.  Genau  abgränzen  lässt 
sich  ihre  Ausbreitung  niclit  mehr,  da  sie  später  bis  in's  Fabf^lhalte 
vergrössert  worden  (lambl.  §.  33  u.  129  fgg.,  Krische  p.  87)  und 
auch  an  sich  schon  eben  so  ungewiss  ist,  als  die  des  Namens  Gross- 
griechenland selbst;  vgl.  Cic.  de  Orat.  III.  34  und  mehr  bei  Mazoc- 
chi  ad  tabb.    Heracl.   p.    47    fgg.,    über  Tarenl  Strabo    VI,   p.    429  A. 

12)  S.  Polyb.  II.  39,  Strabo  Vm.  7.  1,  p.  589,  und  über  eine 
ähnliche   Panegyris  bei   Heraklea  dens,   VI.   3.   4,  p.  429. 


R2 


'^^  *"'**  '-JJjftit? ' 


FÜNFTER  HAÜPTTHEIL. 

Der  athenische  Staat  und  seine  Geschichte. 

CAP.    I. 
Innere  Geschichte  Athens  bis  zur  Befestigung  seiner  Demokratie. 


ERSTER  ARSCHINITT. 

Vorgeschichtliche  Zeit  bis  Theseus. 


§.  91. 
ünabhäugig-,  wie  es  war,  durch  seine  Lage  und  die 
Beschaflenheit  seines  Bodens  ^)  von  den  Bewegungen, 
welche  wir  oben  als  Anfang  der  geschichtlichen  Zeit  für 
das  übrige  Hellas  bezeichneten,  Hesse  Attika  bei  weitem 
früher  eine  eigene  Geschichte  verniutlien,  wenn  uns  nicht 
gerade  diese  Beschränkung  auf  sich  die  Scheidung  des 
wahrhaft  Geschichtlichen  von  den  Localsagen  und  der 
religiösen  Symbolik,  womit  es  durchwebt  und  nicht  sel- 
ten verdunkelt  ist,  im  höchsten  Grade  erschwerte  ^).  Auch 
abgesehen  von  der  Angabe  Plato's,  der  Athen  an  Alter 
und  ßlüthe  noch  über  Aegypten  stellt  ^) ,  deuten  die 
Nachrichten  von  andern  Städten  desselben  Namens  ''")  auf 
eine  ursprünglich  grössere  Ausbreitung  dieses  pelasgi- 
schen  Stammes  ^),  dessen  Gottheit  Athene  und  dessen 
Stammheros  Cekrops  hiess^)^  und  in  Attika  selbst  sezt 
die  Vielheit  der  Namen  des  Volkes'')  und  des  Landes  8) 
Veränderungen  voraus,  worauf  die  traditionelle  Königs- 
sage eben  so  wenige  Rücksicht  nimmt ,  als  auf  die  an- 
fängliche Trennung  desselben  in  zwölf  selbständige  Ge- 
meinden^), die  zwar  ganz  der  vorgeschichtlichen  Zeit 
angehört  ^0),  deren  Andenken  aber  auch  später  noch  un- 
bezwcifelt  und  thatsächlich  fortbestand  ^^).  An  fremde 
Eroberungen  jedoch    zu    denken  verbietet  der  Ruhm  der 


§.  9i.     Aelteste  geschichtliche  Erinnerungen.      2G1 

Autochtlionie ,  den  Attifca  mir  mit  Arkadien  theilte  ^'^), 
und  den  auch  das  Zeu^ynlss  der  Geschiebte  insofern  be- 
stätigt, als  damit  nichts  weiter  als  der  legitime  Besitz- 
stand der  Einwohner  ausgedrückt  war ,  dessen  Anfang 
über  die  Gränze  aller  Erinnerung  hinaus  fiel  ^^).  Die 
ägyptische  Golonisation,  welche  der  allgemeinen  Annahme 
späterer  Zelt  ^*)  zufolge  Attika  von  Sals  aus  empfangen  ha- 
ben sollte  ^^),  war  dem  Bewusstsein  des  athenischen 
Volkes  fremd  ^^)'^  die  Bepräsentanten  seiner  Urzeit,  Ce- 
krops  und  Erechtheus,  deren  Namen  man  später  damit 
verknüpfte  ^''),  finden  sich  früher  gleichfalls  als  Autochtho- 
nen  und  Kinder  der  Erde  bezeichnet  ^^). 

1]  Thuc.  I.  2:  TTjV  yovv  '^rrixtjv  Ix  rov  Inl  nliZOTOv  öid  xo  }.f- 
nr  oy  (ü)  V  uamaiunzov  ovaav  tlv&^wnot  Ojxoi'v  ol  aiTol  ufi;  vgl.  Strabo 
IX.  1.  8,  p.  602  C:  loTi  6f  7j  XMQu  tojv  MfyuQfwv  nrtQukvnQoc; ,  xu— 
&äniQ  xui  ij  '^TTtx/^',  und  mehr  bei  Jo.  Fr.  Gronov.  ad  Sen.  HIppol. 
13  und  Reisig  Oed.  Col.  663;  im  Allg.  aber  K.  O.  Müller  Attika 
in  Ersch  u.  Gruber's  Encykl.  VI,  S.  215  fgg.  und  Kruse's  Hellas 
II.  1,  S.  1  fgg.;  auch  Chr.  Wordsvrorth  Alhens  and  Attika  ,  London 
1837.  8,  p.  243  fgg.  und  Sonstiges  bei  Wachsmuth  Hell.  Alterth.  I, 
S.  783.     Fläcbenraum   etwa   40   Q.  Äleilen,    Böckh   Staatsh.  I,   S.  47. 

2)  Hierher  insbes.  die  Bruchstücke  der  Atthiden  des  Heilanikus 
(ed.  Sturz,  Lips.  1826.  8,  p.  53  fgg.),  Androtion,  Philochorus  (coli. 
Lenz,  ed.  Siebeiis,  Lips.  1811.  8j,  Fhanodeinus ,  Denion  ,  Klitode- 
mus.  Ister  (von  demselben  Lips.  1812.  8)  —  alle  zusammen  jezt  in 
C.  Müller's  Historiogr.  fragm.  T.  I;  vgl.  Heyne  ad  ApoUod.  III.  14. 
Zerstreutes  bei  J.  Meursius  de  fortuna  Athenarum,  L.  B.  1622,  und 
lectiones  Atticae  1617.  8;  beides  auch  wie  s.  übr.  Sehr,  ia  Grou. 
Thes.  T.   IV  u.  V. 

3)  Timaeus  p.  23  C  fgg.,  vgl.  Critias  p.  100  fgg.  —  Krieg 
mit  der  Atlantis?  Per.  ad  Ael.  V.  H.  III.  18;  vgl.  Baudelot  in 
Hist.  de  l'A.  d.  Inscr.  V,  p.  49  fgg.  und  mehr  in  m.  Gesch.  d. 
plat.   Phil.   I,  S.  703, 

4)  Acht  bei  Steph.  Byz.  p.  34,  w^orunter  namentlich  die  am  See 
Kopais  in  Boeotien  ,  die  ,  nebst  einem  alten  Eleusis  ,  vom  Wasser 
verschlungen  worden  seyn  soll  (Strabo  IX.  2.  18,  p.  624  A,  Pausan. 
IX.  24.  2),  und  Athenä  Diades  auf  Euboea  (Strabo  X.  I.  5;  vgl. 
Westerm.  Vit.  script.  p.  53  und  mehr  bei  Valckenaer  Diatr.  Eurip. 
p.  143  und  Marx  ad  Ephor.  p.  135);  nach  Paus.  I.  5  von  Cekrops  II 
gegründet,  die  Bürger  meistens  '^Oi^vlrui,  Böckh  Staatsh.  II,  S.  666. 
Das   unsrige  dagegen  Athenae  Atticae,  s.    Meurs.   Ath.   Attic.  c.    1. 

5)  Dass  die  Athener  ein  solcher  gewesen,  bezeugt  Herod.  I.  56, 
vgl.  Platner  Beitr.  z.  Kenntniss  d.  att.  Rechts,  Warb.  1820.8,  S.  12; 
wozu  noch  die  charakteristische  Angabe  Paus.  11.37.  3:  71(-hv  H^a- 
xkfiönq  xuTfkOdv  nq  Tlflonövvtjoov ,  rtjv  nvrrjv  Tj<fifOav  yl&Tjvaloi,  xal 
j4{iyiioi  yhlianuv.  Larcher's  Widerspruch  (Herodote  VII,  p,  2ü2 — ■ 
277)  beruht  nur  auf  seinem  Vorurlhcile  gegen  die  Pelasger,  worin 
ihm  G.    Hermann   Opusc.  VII,   p.  261    fgg.    nicht    beistimmen  sollte. 


262    Th.  r.  Der  athenische  Staat.    C.  I.  A.    ForTlieseus. 

6)  Vgl.  Müller  Orchom.  S.  123  fgg.  und  für  Cckvops  Uscbold 
Vorhalle  1,  S.  246.  Hatte  übrigens  die  Götliiin  von  der  Stadt  oder 
diese  Ton  jener  ihren  Namen?  S.  Km.  Rückert  d.  Dienst  d.  Athena 
nach  8.  örtl.  Verhältnissen,  Hildb.  1829.  8,  S.  ä  fgg.  and  O.  Mül- 
1er  LI.   Schriften   II,  S.    136. 

7)  Her.  \III,  44:  'Aö-jjvuXoi,  ö'k  inl  /liy  niXaayüv  i^ovroi^  xtjv 
vvv  EXXuö'a  xnXfoftfvr^v  Jon»  UfXuayol  oivofiai^öfifvoi  KQuvuoi'  tnl  di 
KfxQOTioi  ßuotXTjoq  fTifxXtj&Tjauv  Km^onidat  •  fxdi^u/ufvov  di  ^E^f/Oroq 
rt^r  U(jxi]v  A&t]yulot  fifTwvofiua&t^nu* '  'luvog  di  rov  Zoi'&oii  aipuTÜit- 
XKO  yivofifvov    j4&T]valot.ai  ixXrj&rjanv  uno  xovxov  "Iuvk;. 

8)  Strabo  IX.  1.  18,  p.  608:  noXi)  6'  uv  nXtiojy  flr]  X.6yo(;,  tl  toj5c 
tigxijyfxuq  xov  xxianaxo<;  j|tT«Cot  xk;,  äffläfifi'oq  dno  Kix^onoq'  orcfi 
yuQ  ofioiox;  Xfyol'Oiv  (tnavxn;  '  xoi  xo  d(  xul  (tno  xü)v  ovofinrojv  äijXov. 
yfxxixijv  fii*  yuQ  uno  '^xraiüjvog  ipaoiv ,  ^udx&Lda  6\  xal  '^xxixtjv  dno 
u4x&idoq  XTJg  K(jnvnov  ,  ctqi'  ov  xal  Kqu^uoI  ol  tvoixoi'  Moyjoniav  di 
dno  Moxf'önov  (Larcber  1.  c.  p.  268;   Meinelie  Anal.   Alexandr.  p.  12), 

IitivLuv  6i  uno  "/w*o?  xcv  aovOov  Tlonttdoviav  6i  xul  'A&r/vuq  uno 
xütv  ino)vvfiwv  &(ö)v:  vgl.  Menand.  RLet.  p.  184  V/nlz.  —  Abvpci- 
chende  Sagen  einzelner  Demen,  die  theilweise  auch  auf  fremdeAn- 
siedler  zu  deuten  scheinen,  berührt  Paus.  I.  1  4.  7  :  öTjftoq  dt  (0X1.*  '^&n- 
vaioiq  yid-fiovimv ,  o*  FIoQcpVQionu  txi,  n()oxf()ov  Axxuiov  ßuotXn'ouvru 
xrji  Ol  Qaviu<;  <puat  xo  n(jwxov  nu(ju  ocfiaiv  U()ov  Idgiinaod-ai "  Xfyonai,  di 
uvü  toi'?  dijfiovq  xul  uXXa  ovdfy  ofioLoiQ  xal  ol  zr^v  ncXiv  l'/ovriq  :  vgl. 
31.  5  und  E.  Curtius  de  portubus  /.tbenarum  ,  Halle  1842.  8, 
p.    19   fgg.,   auch   Olshausen   im   Rh.   Museum  VIII,   S.    330. 

9)  Strabo  IX.  1.20,  p.  609  :  yjyoi  OiXö/oQoq,  noQQovfihtj';  t^s  ;fft>- 
p«?  »X  &uXurx7j(;  /ufy  vno  Kuqü*  ,  ix  ylfjq  di  xal  iino  tSottaxwv,  ovi; 
inäXovv  Aovut;  y  KixQona  nQwxov  tig  dviuxuidixu  noXtig  avroixioai  xo 
nXrj&oq ,  mv  ovoftaxa'  KtxQoniu ,  Ti^{>anoXi(;,  E:iux()ia,  /IfxiXiia,  EXiv- 
öt'?,  "^^ytdva,  &ö(Jixoq  ,  Bquvqwv^  Kv&tjtjoi;,  S(fiTjXTÖt; ,  Kr/ffioiü,  ['PuXjj- 
pöc)  •  nüXtv  d  vaxiQov  (l<;  fiiuv  nöXi*  awuyuytlv  Xfytxai  xr/V  vvv  xuq 
diüdfxa  OrjOfiiq.  lieber  ihre  Unabhängigkeit  {nQVxuvtiü  xt  l'xovaui  xfxl 
u^^ovTci^)  8.  Thucyd.  II.  15,  und  über  Erecbtheus  Krieg  mit  Eleu- 
818  (Eumolpus),  vrorauf  er  sich  beruft,  die  Erkl.  zu  Eurip.  Phoen, 
869,  Isoer.  Paneg.  §.  68.  Piaton.  Menex.  p.  239  B,  Apollod.  III. 
15.  4,  nebst  den  verschiedenen  Ansiebten  bei  Platner  a.a.O.  S.  27 
—37  ,  Creuzer  Symbol.  IV,  p.  340  fgg.,  Lobeck  Agiaoph.  I,  p.  207 
— 214;  über  die  geographische  Lage  der  zwölf  Slädte  aber  Finlay 
in  Transact.  of  the  R.  Soc.  of  liter.  III,  p.  399,  übers,  v.  Hoff- 
mann alte  Geogr.  II,  S.  65  fgg.  und  Weslermann  in  Zeitschr.  f.d. 
Alterth.  1840,  S.   1092. 

10)  Thucyd.  1.  C:  inl  KfxQonoq  xul  xöiy  ngtöxm*  ßuotXfojv.  Ce- 
krops  II  nach  Meursius  (Reg.  Ath.  II.  14),  Torsini  (Fast.  Att.  I,  p. 
188),  Ciavier  (Bist,  d    pr.  T.   \.   p.    126)?? 

11)  S.  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  121  ,  wonach  noch  spät  gewisse 
Demi  zu  den  u()oi:q  von  Epakria  steuerten,  auch  Boss  Demen  v.  At- 
tika  p.  8  und  die  Inschrift  von  Kvßr^(}oq  bei  (Jurtius  in  A.  L.  Z. 
1842  .lul.  S.  388.  Auch  der  Name  Tetrapolis  haftet  noch  lange  auf 
Oenoe  IVIaratbon  Trikorytbus  Probalintbu«  ,  Strabo  VIII.  7.  1,  mit 
Wes.tel.  ad  Diodor.  IV.  57,  gleichwie  /Ifi(>utfZq  <l>uXtj()flq  cvnfTuioviq 
Qvftoixudui  als  xtxQuxoifioi,  (PoH.  IV'.  105)  und  Erninjidui  K(jo>nidui 
llrjhjxtq  als  xqUo>uoi,  (Steph.  Byz.  p  286)  eine  engere  Gemeinschaft 
bildeten;  vgl.  'E(fr]n.  Üqx.  p.  210  und  im  Allg.  auch  H.  C.  illgen 
de   tribub.   Att.   p.   50   fgg.    und    Kruse  Hellas  II.    1,  S.   68. 


§.  91.     Gelteste  geschichtliche  Erinnerungen.      263 

12)  Demosth.  F.  L.  §.  261  :  fiovoi.  yuQ  nnvioiv  avxox^ovt^  VfitTf 
laxf  xdxfivoi:  vgl.  oben  §.  7,  n.  12  und  Mai  ad  Cic.  de  republ.  III. 
15;  über  Attika  insbes.  Plat.  Menex.  p.  237,  Isocr.  Paiieg.  §.  24, 
und  mehr  bei  Meurs.  fort.  Athen.  C.  1.  'A&ijvaioi,  fit&^  ^Kiov  yivi- 
a&al  (faai,  Menander  1.   c.   p.    181. 

13)  Mavvoi.  (cvtk;  oi/  fitraväarat  EkXrjvmv  ^  Her.  VlI.  161;  vgl. 
I.  56,  TLuc.  I.  2,  Xenoph.  M.  Socr.  111.  5.  12  mit  Wacbsmutb  I, 
S.  810,  Bergk  Com.  Att.  reliqu.  p.  244,  Preller  im  Pbllol.  VII,  S. 
^^  %Sf-  Dass  einzelne  fremde  Einwanderungen  damit  nicht  ausge- 
schlossen sind,  versteht  sich;  s.  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1843,  S. 
^^^  %g-  i  <^'*^  ^^Ü^  selbst  aber  sollte  man  doch  endlich  einmal  auf- 
hören bloss  von  attischer  Ruhmredigkeit  abzuleiten,  die  gewiss  nicht 
ohne  Einsprache  geblieben  seyn  würde,  wenn  sie  nicht  eine  tiefere 
politische   Begründung  gehabt  hätte;   vgl.  m.  Gesamm.   Abhh.  S.  148. 

14)  Zuerst  in  dem  apokryphen  Trikaranos,  welchen  Anaximenes 
auf  Theopomp's  Namen  gefälscht  haben  sollte,  Euseb.  Praep.  evang. 
X.  10,  p.  491,  während  man  ursprünglich  vielmehr  Sais  als  attische 
Colonie  betrachtet  zu  baben  scheint;  vgl.  Proclus  ad  Plat.  Tim.  p. 
30:  Toj'C  df  A&ijvulovq  KuXXia&fv^(;  /ulv  xal  Ouvodrjfio^  nuri[iaq  twv 
Suix&v  loTOQorai  yivindui,  Qionofinoq  dl  uvunukiv  ünoi*oV(;  uvrwv  ilvai 
iptjaiv  y  AxTixoe;  6f  o  Tlkujon'ixoq  öid  ßaoxnvluv  gijjol  ntxnnoirjaui  ti^v 
larogiav  tov  Oionofinov:  auch  Diodor  V,  57  und  Apoll.  Tyan.  Epist. 
70.  —  Athene  Saitis  in  Argolis  ?  Paus.  II.  36.  8;  vgl.  Heffter  Göt- 
terd.  auf  Rhodus  II,  S.  91,  Müller  kl.  Sehr.  II,  S.  236;  in  Athen 
selbst  mit  INeith  verglichen  ,  Plat.  Tim.  p.  21  E  mit  Creuzer  Symb. 
III,  S.  336  fgg.  und  Bahr  de  Apolline  Patricio  tt  Minerva  Primi- 
genia  Atheniensiura  ,   lieid.    1820.  4,  p.    16   fgg. 

15)  S.  Ciavier  I,  p.  133,  R.  Rochette  I,  p.  113—120,  Platner 
a.  a.  O.  S.  11  fgg.  ,  Hüllinann  Anfänge  S.  88  fgg-,  und  was  sonst 
oben  §.  4 ,  n.  9  fgg.  über  solche  Einwanderungsfragen  überhaupt 
angeführt  ist;  dagegen  namentlich  Müller  Orchom.  S.  106 — 109  und 
Voss  in  Secbode's  Archiv  I!,  137—141  (mythol.  Briefe  III,  S.  ISO 
—  190  ;   vgl.   Antisymb,  II,  S.  423  fgg.). 

16)  Plat.  Menex.  p.  245  D:  d*«  to  HXtxgivioq  ilvai'EXl^vn  xal 
Ufjuyftq  ßuQßiigwv'  oj'  ynfj  IliXonK;  ov6\  Küdfiot  oi'di  Al'yvnrol  rt  xal 
ddavaoi  oi'öl  uXXoi  noXXoi  ^i'Oft  ftfv  ßänßn(joi  o'yTff,  vcfiw  d»  EXXtjyiq, 
at'voixofaiv  yjßlv  ,  uXX  at'tol  EXXrjvtq  ,  oxi  fti^oß('i(jßaQoi  olxoffify  x.  t.  X. 
Ein  Argument  ex  silentio  lässt  sich  noch  aus  Tac.  Ann.  XI.  Mund 
dem  Biographen  des  Isokrates  bei  Westerm.  p.  258  entnehmen,  wo- 
gegen Bergk's  Vermuthnng  1,  c.  p.  40,  dass  schon  attische  Komiker 
auf  ägyptische  Abstammung  einzelner  Familien  angespielt  hätten, 
zu  schwach   begründet  ist. 

17)  Erechtheus  schon  bei  Diodor.  I.  29  und  Charax  b.  Schol. 
Arislid.  Panatb.  p.  17,  vgl.  Creuz.  Melet.  I.  p.  03  ;  wie  dieser  auch 
sonst  als  Repräsentant  des  Volkes  älter  als  Cekrops  ist,  s.  Iliad.  II. 
547  und  mehr  bei  Corsini  1.  c.  p.  178.  Doch  hält  es  noch  Lucian. 
Pseudolog.  c.  11  für  undenkbar,  dass  jemand  ihn  oder  Cekrops 
für  l^voi'f  xal  inTjXi'änq  röiv  'ylOrjvöiif  erkläre  ,  und  Cekrops  erscheint 
jedenfalls  selbst  bei  Tatian  adv.  gentes  c.  39  oder  Clem.  Alex, 
Stromat.  I,  p.  321  nicht  als  I<]ingewanderter;  so  dass  erst  Eusebius, 
der  sich  obenein  widerspricht  (Chronic,  p.  52  und  101  )  als  die 
Quelle  betrachtet  werden  kann  ,  woraus  diese  unglückselige  Vor- 
stellung auf  Tzetzes  (ad  Lycophr.  111,  Chiliad.  V.  656),  Suidas  und 


264     Th.  f^.  Der  athenische  Staat.  C.  1.  A.   Vor  Theseus. 

die  Chronisten  des  Mittelalters  übergegangen  ist;  vgl.  d.  Baseler 
Fbilol.  Veisamml.  1847,  S.  31  fgg.  —  oder  sollte  sein  Name  da 
gestanden  Laben,  wo  Diodor  jezt  von  Petes,  Menestbeus  Vater, 
spricht?  W.F.  Rinck  d.   Relig.   d.   Hellenen,  Zürich   1853.8,8.162. 

18)  Schol.  Cic.  Sest.  21  :  ftiit  autem  rex  antirftiissimus  ^thc' 
niensinm  JErechtheus  non  lange  a  principalibus  ,  tjui  in  eadem  eivi- 
tate  regnaverant ;  nam  primus  omniiim  fuit  Cecrops ,  dein  CrU' 
naiis  ,  tertio  Amphictyon  ,  post  hiinc  Erichtlionius ,  t/ui  feruntur  ex 
terra  editi ;  item  Pandion  et  nie  de  quo  Cicero  nientionem  facit 
Erechtheus  etc.;  vgl.  Cecrops  bei  Apollodor  III.  14.  1:  aihox&tav 
0Vfi(fiiif(;  t)(ü)v  aüfia  rhdftoq  xul  d()u»ovToq  ,  und  Erechtbens  o  yijyfvTjf; 
Xfyöfifvoc;,  Herod.  VIII.  55,  Dionys.  HaL  Arcb.  XIV.  4,  vv^as  dann 
freilich  auch  allerlei  sonstige  Auslegung  fand,  Creuzer  bomer.  Briefe 
S.   113,  Meier  bon.   damnat.   p.    65  u.  s.w. 

§.92. 
Ueberhaupt  bildet  die  ganze  Reihe  der  Könige,  an 
welche  sich  die  Vorgeschichte  des  Landes  knüpft^),  nur  ein 
Gewebe  von  mythischen  Wesen  und  Personificationen  ört- 
licher Verhältnisse  '^),  dessen  Ungeschichtlichheit  sich  schon 
durch  die  plumpe  und  unzusammenhängeude  Anlage  offen- 
bart 5).  Die  meisten  beginnen  sie  mit  Cekropsj  Ogyges''*) 
gehört  nach  Boeotien  ^)  5  andere  lassen  aber  noch  einen 
Aktaeus  vorhergehen  ^),  mit  dessen  Tochter  dann  Cckrops 
den  Thron  erhält.  Ihm  folgen,  da  sein  Sohn  Erysichthon 
vor  ihm  stirbt,  Kranaus,  Aniphiktyon,  Erichthonius  ohne 
innere  Verknüpfung^);  mit  lezterc^  beginnt  dann  zwar 
eine  erbliche  Dynastie,  wo  aber  zwischen  die  Namen 
Erichthonius  und  Erechtheus,  deren  Identität  schon  im 
Alterlhume  gewiss  war  ^),  Pandion  hineingeschoben,  und 
darauf  mit  einem  Gekrops  II.  und  Pandion  II.  offenbar 
nur  die  Lücke  ausgefüllt  ist,  die  sich  vor  Theseus  und 
seinem  Vater  Aegeus  in  der  geschichtlichen  Erinnerung 
fand.  Erst  der  Theilung  unter  Pandion's  Söhne  ^)  scheint 
eine  geschichtliche  Thatsache  zu  Grunde  zu  liegen :  Ni- 
sus  erhält  Megara,  welches  Pandion  erheurathet  haben 
sollte  und  erst  die  Dorier  wieder  von  Attika  losrissen  '■^)-^ 
Aegeus  den  Küstenstrich  (axi^)  mit  der  Hauptstadt 
und  dem  anstossenden  Blachfclde  (iie^iäs)'^  die  beiden 
andern  Brüder,  Pallas  und  Lykus ,  den  östlichen  Theil 
des  Landes  [dittttglu)  und  die  Südspitze  (7i«^ßA/f<),  eine  Ein- 
theilung,  die  nicht  allein  den  Beschaffenheiten  der  Ocrtlich- 


§.  92.     Die  mythischen  Könige  von  Attika.       265 

kelt  vollkommen  entspricht  ^i),  sondern  auch  später,  und 
noch  in  den  Innern  Zwistigkeiten  Athens  zu  Solons  und 
Pisistratus  Zeit,  zu  entschieden  wiederkehrt,  als  dass 
wir  nicht  in  ihr  die  wahre  Gestalt  des  Landes  vor  der 
Vereinigung  durch  Theseus  erblicken  sollten  ^'^). 

1)  Hauptstellen  Apollod.  HI.  14  fgg.  ,  Justin.  11.  6,  und  die 
Chroniken  d.  Alarm.  Oxon.  und  Eusebius,  deren  Differenzen  auszu- 
gleichen sich  Corsini  Fast.  Att.  III,  p.  L  fgg.  und  Larcher  T.  \'1I, 
p.  277  fgg.  die  undankbare  Mühe  gegeben  haben.  Im  Allgem.  s. 
J.  Meursii  regnum  Atticum  8.  de  regibus  Atbeniensium  (Amstel. 
lf)33.  4)  lib.  I  u.  Ili  auch  Ciavier  I,  p.  133 — 165  und  .1.  K.  on 
the  kings  of  Attica  before  Theseus,  im  Cambr.  philol.  Mus.  II,  p. 
345—372. 

2)  Von  mythischen  Beziehungen  nur  die  bekanntesten  :  Erichtho- 
nius,  Sohn  des  Hephästns  und  der  Erde,  nach  Andern  der  Athene, 
von  Cekrops  Töchtern  Herse ,  Agraulos  ( oder  Aglauros )  und  Pan- 
drosos  auferzogeu,  s.  Creuzer  Symbol.  III,  S.  389  fgg.,  Panofka  in 
Ann.  deir  Inst.  arch.  1S29,  p.  292  fgg-,  Forchhaniraer  Hellenika 
S.  51  fgg.,  .lahn  arch.  Aufs.  S.  60;  Erechtheus  als  Poseidon  im 
Heiligthume  der  Athene  Polias  son  dem  Geschlcchte  der  Eteobuta- 
den  verehrt  ,  das  der  Mythus  von  seinem  Bruder  Butas  ableitete, 
Pausan.  I.  26.  6;  vgl.  Müller  de  sacris  Min.  Pol.  p.  8,  Keil  Anal, 
epigraph.  p.  113  u.  s.  w.  Oertliche  Beziehungen  enthalten  Kranaus 
{K(iapitd,  die  Burg,  Aristoph.  Lysistr.  480,  vgl.  Acharn.  75  u.  mehr 
bei  Wachsmuth  I,  S.  24,  n.  58)  und  Aktäus  ['ytxTt),  die  Küste,  ins- 
bes.  die  ■westliche,   s.  Steph,    Byz.  s.  v.    und   unten   n.    9). 

3)  Wachsmuth  I,  S.  353  :  •  Kümmerlich  haben  die  Bearbeiter 
der  attischen  Sagen  eine  Keihe  von  Königen  zusammengestellt;  der 
genealogische  Faden  geht  einige  Male  aus  ,  und  wird  durch  einen 
Autochthon ,  als  Kranaos  ,  oder  einen  Göttersohn,  als  Erechtheus, 
•wieder  angesponnen.  «  Vgl.  Gerhard  etrusk.  Vasenb.  1843,  S.  39 
nnd   Welcher  in   Arch.   Zeit.    1852,  S.  495. 

4)  Euseb.  Chron.  1,  p.  226  Armen.,  Praep.  evang.  X.  10,p.  480, 
vgl.  Sturz  ad  Hellan.  p.  50,  ad  Acusil.  p.  218,  Siebel.  ad  Philoch. 
p.    15. 

5)  An  den  See  Kopais  (§.  91,  n.  4),  vgl.  Müller  Orchom.  S. 
129  fg.  und  die  Citate  bei  Meursius  Reg.  Ath.  I.  I,  Beck  I,  S.  358, 
Reisig  Oed.    Col.    1761,  Buttmann  Mylhol.    1,  S.   205  fgg. 

6)  Böckh   C.    Inscr.    11,  p.  309. 

7)  Paus.  I.  2.  8:  'ytxTulov  Uyovniv  Iv  z^  vvv  'Arrtxrf  ßwnXfvoat 
7i(i(ÖT0v  •  i'cio&avövroq  d(  'Axraiov  KfxQoip  fxdfXfTttt  rtjv  d(>xTiv  ,  Oryn- 
T()l  ovvoixwv  'AtiTiuov  •  xni  ol  yiyvovTui,  i}}iy(trf(jf<;  ftfv  Eooij  xal  AyXav- 
Qoq  xat  rjnvS^oooq ,  vlo<;  df  ^E()Voix&<i>v  '  ovroq  ovx  ißaniXuwfv  A&rj— 
vuioiv ,  flXhi  Ol  Toii  7inT()öi;  tTwjTO?  ■ttkfvrijnat  at'vfßrj  (I.  31.  2),  xnl 
t^v  d()yr]v  roff  Kfy.ijonoq  K(>(ivn'iq  idflnro,  A&>jvnio)v  öl'vrxfifi  nQorxmv 
.  .  .  K(}avu(ü  d>  'Aftifiy.TVOJv  fnavanräq ,  &vynrf()n  ofio)q  i-'}(0)v  ntrov, 
nni'n  r^Q  tiQXijq  •  unl  utroq  variQov  x>no  JtiQiyO-oviov  xni  xöiv  ai'vfnuvrt' 
CTiivroiv  fxTtimn.  x.  t.  X. 

8)  Etymol.  M.  p.  371.  29:  'EQfxf>fi'<;  ö  'E()ix^ovioq  yaXoi'ftfvoq  t 
vgl.  Schol.  Iliad.  II.  547  und  mehr  bei  Creuzer  IV,  S.  346,  Schwenck 


266    Th.F.   Der  athenische  Staat.  C.  I.  A.    ForTheseus. 

in  Weicker's  Rh.  Museum  VI,  S.  532  und  Zeitschr.  f.  d.  Alterth. 
1841,  S.  666,  Matthiae  das,  S.  1187.  Auch  Justin  hat  nur  Amphi- 
ktyon  —  Erechtheus  —  Aegeus;  wo  Apollod.  111.  15.  1  HonfK^wr 
'E^iX&övtoq ,  setzen  andre  IIoo.  'Eqfy&fvc;,  vgl.  Heyne's  Note  und 
Creuzer  ad  Cic.  N.  D.  IIF.  19,  p.  575.  Zuerst  unterseheidet  sie 
übrigens  schon  Eur.  Ion  280,  nicht  erst  Plat.  Grit.  p.  110,  wie  Mül- 
ler Orchom.    S.    123   sagt. 

9)  Sophocl.  b.  Strabo  IX.  1.  6;  vgl.  Schol.  Aristoph.  Vesp. 
1223  oder  Lyslstr.  58  :  fluydioyv  yaq  6i,udf%(tfxfvo(;  rtjv  Kf*^ono<;  ßaOf 
Xfiav,  n(ioo>tT7ja((fifvo<;  ä\  xul  xt]v  Mfya(}idu,  l'vftfti  tt^v  ;^w^av  to»?  ;iat- 
aiv  lii;  riaanQuq  //.olgug ,  Aiyii:  ixfv  xt^v  tkiqu  to  uorv  i^f/o»  Uv&iov, 
TlukkavTi  df  TV/V  nu{)nliuv ,  Avküj  ö\  ri^v  /tiUxqiav ,  Ninoj  d\  rrjv  Ml- 
yu^jidd:  mit  Platner  Beitr.    S.    5   fgg.   und   Grote    I,   p.   281    fgg. 

10)  Strabo  IX.  1.  5—7;  Paus.  I.  19.  4  und  39,  4;  vgl.  Reinganura 
d.  alte  Megaris  S,  62  fgg.  Doch  zählte  auch  später  Mcgara  nicht  zum 
Peloponnes  ,  Thue.  II.  9,  und  noch  lange  währt  die  Erinnerung  der 
berühmten  Gränzpf'eiler  gegen  Korinth  :  xild'  oj';^i  nfiionovr^ooi  lUi.' 
'lojviu,  Plut.    V.   Thes.   c.   24. 

'')  ^'S^'  Schömann  com.  Ath.  p.  342  fgg.  und  Leake  Demen  v. 
Attika  ,  übers,  v.  Westermann,  Braunschw.  1840.  8,  S.  6;  über  nü- 
gaXoq  oder  naiiallu  yF^  insbes.  Thuc.  II.  55.  56,  über  dtaxp/a  Finlay 
in  Zeitschr.  f.'d.   Alterth.    1840,  S.    1090  fgg. 

12)  Pedieer,  Paralier ,  Diakrier,  Herod.  I.  59,  Plut.  V.  Solon. 
c.  13.  —  Platner  de  gentibus  Atticis  earunique  cum  tribubus  nexu, 
Marb.  1811.  4  (im  Ausz,  b.  Beck  Act.  Sem.  Lips.  II,  p.  473)  sieht 
darin  sogar  drei  verschiedene  Volkstämme;  und  jedenfalls  erschei- 
nen ihre  Gegensätze  noch  lange  in  lebendiger  Erinnerung,  wie  wenn 
Eurip.  Sufi>\.  ()Ö0  Kfxooniuq  olxr/Tofjuq  und  /7«ßfJ.ov  trennt ;  vgl.  auch 
oben  §.  61,  not.  6;  soll  man  aber  desshalb  mit  Lasaulx  vom  Gebete 
S.  G  bei  M.  Aurel.  V,  7  twv  ^A&rjvuiwv  xul  raiv  lltöiimv  statt  möiuv 
lesen? 

§.  93. 
Spuren  derselben  Gegensätze  finden  eich  ohnehin  be- 
reits in  den  vier  Phylen,  in  welche  die  Sage  schon  un- 
ter Cekrops  und  Kranaus  das  attische  Volk  zerfallen  lässt, 
obschon  sie  bei  beiden  je  zwei  örtlichen  Namen  zwei 
mythische  zugesellt,  dort :  Cchropis,  Autochthon  —  Aktaea 
und  Paralia,  hier  Kranais,  Atthis  —  Mesogaea  und  Dia- 
kris  ^).  Ob  der  Name  des  folgenden  Königs  eine  Am- 
phiktyonische  Bundesform  bezeichne,  die  die  unabhän- 
gigen Gemeinden  von  Attika  zu  einem  Vorbilde  künfti- 
ger Einheit  an  einander  geschlossen  hätte ^j,  steht  dahin; 
so  dunkel  dagegen  auch  an  sich  das  Verhältniss  der  Be- 
nennungen seyn  mag,  welche  jene  Phylen  unter  Erichtho- 
nius  angenommen  haben  sollen,  Dias,  Alhenais,  Posido- 
uias,   Hephaestias,  so    scheint  doch  auch  io  diesen  viel- 


§.  93.     Die  Phylen  der  mythischen  Königszeit.      267 

mehr  eine  uralte  Trennung  des  Volkes  ausgedriiclit  zu 
werden  ^).  Denn  wenn  auch  später  Athene  und  Zeus  '^) 
als  Götter  des  ganzen  Landes  galten ,  Hephaestus  mehr- 
fach in  die  Mythen  und  den  Cultus  desselben  verflochten 
war^),  endlich  Athen  selbst  einst  Posidoaia  geheissen 
haben  soll  ^),  so  ist  es  doch  hier  eben  so  unwahrschein- 
lich, wie  bei  den  obigen,  dass  dichterische  Bezeichnun- 
gen des  ganzen  Landes  später  zu  einzelnen  Phylen  um- 
gedlchtet  "^j ,  und  nicht  vielmehr,  was  früher  einzelnen 
Stämmen  angehört,  bei  der  Vereinigung  Eigenthum  des 
ganzen  Volhes  geworden  seyn  sollte.  So  könnte  sogar 
der  Streit  zwischen  Athene  und  Poseidon  in  der  Sage  ^) 
leicht  neben  der  religiös  -  physikalischen  auch  eine  poli- 
tisch-geschichtliche  Bedeutung  haben  ^  wie  sich  denn  in 
Daedalus  und  den  Metioniden  3),  die  Pandion  IL  vertrie- 
ben haben  sollen,  schwerlich  der  Stamm  des  Hephaestus 
verkennen  lässt,  auf  welchen  noch  später  ein  Geschlecht 
der  Daedaliden  seinen  Ursprung  zurückführte  ^°) ;  während 
Pandion's  IName  offenbar  an  das  Fest  Pandia  ^^)  erinnert, 
das  zu  der  Phyle  Dias  etymologisch  in  demselben  Ver- 
hältnisse, wie  das  der  Panathenaeen  zu  der  Phyle  Athe- 
nais steht  '2). 

1)  Poll.  VIII.  109;  vgl.  Platner  Beitr.  S-  4,  Scl.ön.aun  com. 
Ath.  p.  345,  Tittmann  S.  270,  GöUling  im  Hermes  XXIII,  S.  106, 
und  was  die  Mesogaea  insbesondere  betrifft,  ihr  gescLicblliiljes  Fort- 
besteLen  als  xotvJv  Mtaoyiiwv ,  dem  u.  A.  der  Demos  Bäte  angehört, 
auf  einer  Urkunde  bei  E.  Cnrtius  luscr.  duodecim  p.  3  oder  Bull, 
arch.  1840,  p.  ti8.  lieber  die  mytUjschen  Phylen  stellt  B.  Mattliiii 
in  Zeitscbr.  f.  d.  AltertL.  1841,  S.  1184  sehr  gewagte  \  ermulhun- 
gen  auf;  das  Resultat ,  dass  sie  nur  dem  Districte  Aktaea  mit  dem 
späteren    ntdLov  angehörten,   ist  ganz   willkürlich. 

2)  So  n.  A.  Böckh  in  Berl.  Akad.  1816,  S.  117  und  Mül),r 
sacr.  Min.  Poliad.  p.  I  und  Prooem.  Gott.  aest.  1840,  p.  6;  vgl.  auch 
Ste  -  Croix  Gouv.   feder.   p.   116. 

3)  Vgl.  Platner  de  gentibus  Att.  extr.  und  Mich.  Kutorga  Je 
antiquissiniis  tribubus  Atticis  earumque  cum  rcgni  partibus  nexn, 
Dorpat  183'2.  8,  nebst  dess.  Essai  snr  la  tribu  (s.  oben  §.  5,  n,  11), 
p.  71  fgg  und  Bull,  de  lAcad.  de  St.  Petersb.  18.50,  p.  87  —  96, 
obgleich  auch  sein  \'ersuch,  diese  Phylen  nicht  bloss  mit  f"en  vor- 
hergehenden sondern  auch  mit  den  folgenden  ionischen  in  örtliche 
Beziehung  zu   setzen  ,  manchen    Bedenklichkeiten   unterliegt. 

4)  Vgl.  liüllmann  griech.  Denkwürdigkeiten,  Bonn  1840.  8, 
S.    100  fgg     und  mehr  über  Athene  §.    91,  n,  6;  über  Zeus  c'äs  Wc- 


268     T/t.  F.  Der  athenische  Staat.  C.  I.  A.  For  Theseus. 

sentlichste  bei   WcJcker  in  Berl.  Akad.    1852  S.  271   fgg.;    ob    auch 
7iaT(juog1     Piat.  £uth>d.  p.   302  D    mit  Winckelmann  p.    159   fgg. 

5)  Fiat.  Crit.  p.  109  C:  " Hqiuiaroq  d\  xoivtjv  xul  '/4&7]vü  (fvoiy 
tXovTK;  .  .  .  ovT(o  fiiav  ä/icpo)  ^^|(,v  rrjvdf  ttJv  /WQav  flXtj/nTov :  vgl, 
Creuzer  ad  Cic.  N.  D.  IM.  22,  p.  599  und  Symbol.  IV,  S.  343.  — 
Hepbaesteen,  Andoc.  Myster.  §.  132,  Xenopb.  Rep.  Alb.  III.  4.  — 
XnixfZa  fofj-trj  nuQ  A&rjvnioi.<;  ro  fA\v  flijyulov  ör//zoTfkr^i; ,  l'OTfQov  di 
vno  /lovwv  rjyfro  rüv  rf/i'iTwv,  l'nunfQ  H(fUt,oroq  fv  rrj  'yitriKTJ  ;^nAxoy 
flQYrauTo ,  Eustath.  ad  Iliad.  II.  552;  vgl.  Poll.  VH.  105  und  mehr 
Gottesd.   Alterth.  §.   56,  n.   31   fg. 

C)  Strabo  IX.  1.  18;  Scbol.  Dionys.  Perieg.  620;  vgl.  Meineke 
Anal.  Alexandr.  p.   62. 

7)  So  Scbömann  com.  Ath.  p.  349  und  nach  ibm  Illgen  trib. 
Atben.  p.  7;  aiicb  AiVelcker  äscbyl.  Trilog.  S.  302,  der  insbes.  die 
obigen  erst  in  der  Absicht  erfunden  glaubt,  um  den  §.  92,  n.  12 
genannten   Factionen  einen  Schein   des    Alterthuras  zu  geben. 

8)  S.  die  Citate  bei  Creuzer  Symbol.  III,  S.  524  und  Welcker 
alte   Denkm.   I,   S.    101. 

9)  Apollod.  III.  15.  5;  Paus.  I.  5.  3.  Genealogie  (Diodor.  IV. 
76):  Erechtbeus  —  Eupalamus;  —  Metion  —  Daedalus.  Vgl.  Wel- 
cker Trilogie  S.  291  fl'.  und  ßoulez  sur  le  mythe  de  Dedale  in  IVlem. 
de  r  Acad.   de  Bruxelles  X. 

10)  Plal.  Alcib.  p.  121  A;  vgl.  Euthyphr.  p.  11  C  und  die  xf- 
XivQ-on,otol  naidiq  'Hq-uiOTov  Aeschyl.    Eumenid.    13. 

11)  Demosth.  Mid.  §.  9;  vgl.  C.  Inscr.  n.  82  mit  Böckh  in 
Berl.  Akad.  1818,  S.  65,  und  Gottesd.  Alterth.  §.  59,  n.  5. 

12)  Denn  dieser  Name  soll  erst  seit  Theseus  den  früheren  'A&7]~ 
vuia  ersczt  haben,  Paus.  VIII.  2.  1,  Apollod.  14.  6,  vgl.  Böckh  C. 
Inscr.  II.  p.  312  und  Gottesd.  Alterth.  §.  54,  n.  10;  ganz  eben  so 
werden  also  auch  den  Pandien  einfache  JUu  vorausgegangen  sein, 
bis  aus  dem  iirsprünglichen  Stammfeste  das  allgemeine  Landesfest 
v^^ard  ;  und  dahin  hat  jezt  auch  Welcker  in  Berl.  Akad.  1852,  S.  272 
seine  frühere  Ansicht  so  modilicirt ,  dass  zwischen  ihr  und  der 
meinigen  kein  wesentlicher  Unterschied  mehr  obwaltet.  Auch  Athenä 
Diades  (§.  91,  n.   4)  nicht  zu  übersehn. 

§.94. 

Ung^lcich  bedeutender  aber  und  durch  ihre  Fortdauer 
bis  auf  Klisthenes  (510  a.  Chr.)  gcschiehtiich  bestätigt 
sind  die  vier  ionischen  Phylcn  oder  Geschlechterstämme  ^): 
Geleonteu,  Hopicten,  Aegikorenser,  und  Argadenser.  Zur 
Zeit  des  Ereclilheus ,  lautet  die  Sage  2],  habe  Xuthus, 
Hellen's  Sohn,  sich  in  der  attischen  Tetrapolis  nieder- 
gelassen, und  von  jenem  als  Lohn  für  geleistete  Dienste 
die  Hand  seiner  Tochter  Kreusa  erhalten^  sein  oder  viel- 
mehr Apollo's  Sohn  Ion  habe  sieh  dann  das  Vertrauen 
des  Laudes  in  dem  Maasse  erworben ,    dass    er    mit  der 


§.  94.     Die  ionischen  Phylen.  269 

Einrichtung  des  Staats  beauftragt  worden  sey,  worauf  er 
die  Einwohner  nach  den  Lebensweisen  in  vier  Abthei- 
lungen getheilt  habe  3).  Es  liegt  am  Tage,  dass  die  ge- 
nannten Phyien,  deren  Namen  zunächst  als  Söhne  lon's 
personificirt  werden ,  nichts  anders  sind  als  Bezeichnun- 
gen dieser  Kasten,  wie  wir  sie  nach  dem  oben  Erinner- 
ten wohl  nennen  dürfen  *)  ^  über  deren  nähere  Bestim- 
mung jedoch  die  Zeugen  selbst  von  einander  abweichen, 
indem  wo  Plutarch  Ackerleute,  Krieger,  Handarbeiter, 
Hirten  nennt,  Strabo  Priester  an  die  Stelle  der  lezten 
sezt.  Inzwiscben  lassen  sich  in  den  ^i'yiytoQeie  eben  so 
wenig  die  Ziegenhirten,  als  der  Wehrstand  in  den" OnX^]' 
T6g  verkennen,  und  da  nach  beiden  Zeugnissen  weder 
Ackerleute  noch  Handarbeiter  fehlen  dürfen,  so  werden 
wir  diese  jedenfalls  in  den  beiden  übrigen  Namen  wie- 
derfinden müssen ,  während  ein  eigener  Priesterstand  in 
Attika  wie  im  übrigen  Griechenland  nirgends  nachweis- 
lich ist  5).  Wohl  hat  man  bald  die  FsÄeovreg  selbst  als 
einen  Priesteradel  gedeutet^),  bald  zu  der  Variante  76- 
XeovT£s  seine  Zuflucht  genommen  ,  um  diese  zu  Weihe- 
priestern zu  stempeln  '')  j  aber  selbst  die  Richtigkeit  der 
leztereu  Namensform  vorausgesezt  würde  die  Auslegung 
als  Zinsbauern  die  einfachere  seyn  ^) ;  und  wenn  sich 
gar,  wie  es  scheint,  die  andere  allein  urkundlich  bestä- 
tigt findet^),  so  braucht  man  noch  nicht  einmal  zu  der 
plutarchischen  Lesart  ye^eovreg  seine  Zuflucht  zu  neh- 
men ^^),  um  in  den  Geleonten  eben  so  wohl  das  Land- 
volk ^')  wie  in  den  'Jgyädeig  oder 'Egyä^etg^^)  den  Stand 
der  Handarbeiter  zu  erblicken. 


vui,ovq 

Ion    1596    fjfg.     U..U    .  «...    .  ..>.    iv^.    .>-.«     <^t    »w-     ^ ,    - 

'E()fx&t<oq  TiÄfoyjfq  (oliin  Tf  xui  Afotioc),  "OnXrjTK;,  ^lyixo(jftq ,  A{t- 
yädn(;,  mit  der  Literatur  bei  Wacbsinuth  F,  S.  352.  Niebulir's  (röm. 
Gesch.  II,  S.  34r.)  von  B.  iVIaltliiae  in  ZeitscLr.  f.  d.  Alterth.  1840, 
S.  761  fg(j.  weiter  ausgeführte  Ansieht,  da.s  diese  Phyien  nur  dein 
herrsehenden  Kriegerstainnie  der  lonier  angehört  hätten,  ist  eben  so 
geebichtswidrig,  als  wenn  E.  H.  O.  Müller  in  der  übrigens  sehr 
beachtensweithen  Abb.  de  priscarum  quatuor  pop.  Ath.  tribuuni,  quae 
vulgo  ioHicac  dicuntur,  origine,  Marb.    1849.    8,  p.   38  ihre   linlste- 


870     Th.F.  Der  athenische  Staat.   C.  I.  A.   ForTheseus. 

hung  erst  von  dem  Synoekismos  des  Theseus  herleitet;  vgl.  Thirlwall 
übers,  von  Schmitz  II,  S.  4  fgg.  i97  fgg.  und  Schömanu  com.  Ath. 
p.   351    fgg. 

2)  Ausser  Eur.  Ion  s.  Pansan.  VII.  1.  2  uud  mehr  bei  Meurs. 
Reg.  Ath.   11.  8  u.   10    und    Clinton  Fast.  Hell.   I,  p.  58  fgg. 

3)  Strabo  VIII.  7.  1,  p.  588:  "/w»  d\  tovi;  fitr  Ev/iöXnov  vixijauq 
Q^iÜKag  ovioj  fvdoxi/xTjoiv,  Öjot'  infTQfxixtv  uvrü  ttjv  noXiriluv  ol  ' A&tj- 
*nioi-  o  Jf  TlQÖJTOv  fifv  flq  qsi/A«?  ^inXi  Ttf  nkrj&oq  ,  fha  fit;  TfOO«j«? 
ßiovg'  zovq  fifv  yuQ  yftogyoii?  urifdftii ,  tovi;  dl  ä  t]  ^i  i,ov  Qy  ov  (;, 
rovq  Si  l  {  q  o  n  o  i  o  i' g  ,  TfTw^Tocc  df  toi/?  qivXaxug'  roKtvru  di  nXfim 
<Jt«ra|a?  trjv  xo)^av  fTicövi'/uov  fuiitov  y.aTfkinf.  vgl.  Plut.  Solon.  23  i 
x«i  Ttt?  qivkiK;  finlv  ol  kfyovTtg  ovk  un.6  tbiv  "Imvog  xniäv ,  ulX'  tno  rüv 
yfvüv  ilg  u  öifjQfO-jjauv  ol  ßiot.  tc  nfiöJxov  olfOfKta&ai, '  ro  fj,fv  fiäxif*ov 
on  Xix  uq,  to  d  i^yuxiyiov  iqyüdfiq,  diKüv  di  zwv  XotnöJv  yidiov- 
ruq  fifv  toi;?  yf(o(jyovq,  alyiAOQiVg  di  toi/?  inl  vo(*utg  xal  ngoßartl- 
an;  diUTgißovzaq. 

4)  S.  §.  5,  u  18,  was  ich  durch  Kutorga  Essai  sur  la  tribu 
P-   ^^    %&•  noch   nicht   für  widerlegt  halte;    vgl.    auch    Plat.   Grit.   p. 

110  C  :  (uxfi  dl  TOT  h  TTJdf  Tij  X^'il'!-  ''■'*  i"^»"  uXXa  t&vTj  tÜiv  noXiTÜy 
TifQl  Tug  drjfniovqyiag  ovra     xul    xr^v  ix   TTJg  y!jg  TQotfirjv  ^    xo  dt  fiüyifiov 

1171      UvdQMV      &fio)V      KUX       (XQ/Ug    UtpOQia&lv     WX*^      i^W^t?     K.    T.     X.        G.      H  Cr- 

mann's  Einwendungen  in  d.  Vorr.  z.  Ion,  Lips.  1827.  8,  p.  xxi  fgg. 
fgg.  haben  zwar  selbst  Niebuhr  (röm.  Gesch.  3te  Aufl.  I,  S.  327) 
irre  gemacht;  wie  aber,  wenn  der  Charakter  der  ionischen  Staaten- 
Veränderung  gerade  darin  bestanden  liätte ,  das  ,  was  früher  Kaste 
{ßiog)  gewesen ,  lediglich  zur  statistischen  Volksabtheilung  (ipvXtj) 
nach  geschlechtlichen  Analogien  umzugestalten  ?  —  Vermutbungen 
über  das  Verhältniss  ihrer  Aufeinanderfolge  zur  Urgeschichte  des 
Landes  s.  bei  Welcker  Tril.  S.  294  fgg.  ;  Versuche,  auch  sie  an  die 
örtliche  Eintheilung  des  Landes  zu  knüpfen ,  schon  vor  Kutorga 
(§.  93,  n.  3)  bei  Platner  Beitr.  S.  43—57  und  Buttmann  .\Iythol.  II, 
S.  321  ;  vgl.  auch  Tittmann  gr.  Staatsv.  S.  269,  Lachmann  spart. 
Staatsv.  S.  250,  und  dagegen  lügen  trib.  Att.  p.  44 — 50  und  Hüli- 
mann   Urspr.  d.   röm.  Verfassung,   Bonn    1835.   8,  S.   9. 

5)  Isoer.  ad  Nicocl.  §.  5  :  IfQuai'vr/V  navTog  uvdgog  tlvat  vofiii^ovai.: 
vgl.  Meier  gentil.  Att.  p.  5  und  mehr  Gottesd.  Alterth.  §.  34,  n.  7. 
Auch  in  Plato's  Critias  1.  c.  fehlen  die  Priester ;  die  Stelle  Tim. 
p.  24  A  kann  nur  für  Aegypten  zeugen ,  dessen  Priesterthum  aber 
selbst  Uiodor.    I.   73  dem  griechischen  entgegensezt. 

6)  Von  yiXflv  z::z  ytXäv ,  spien  der  e ,  Xüfiniiv ,  bei  Hesycb.  I,  p. 
811,  also  splendidi ,  illustres,  s.  Wessel.  u.  Bahr  ad  Herod.  V.  C6, 
Lennep  ad  Phalar.  Epist.  p.  308,  Hüllmann  Anfänge  S.  239,  Gött- 
ling  im  Hermes  XXIll,  S.  107,  Kutorga  Essai  p.  96,  Bergk  in  N. 
Jbb.  LXV,  S.  401,  auch  Welckcr  Triiogie  S.  297,  und  ad  TLeogn. 
p.  XX,  der  es  wenigstens  als  Nebenform  von  Teleouten  gleichfalls 
gelten  lässt.  Scharfsinnig  ist  lllgen's  Versuch,  es  in  dieser  Beziehung 
selbst  etymologisch  zu  rechtfertigen,  wie  yfyyn,  =  Ttyyn.  und  Aehn- 
liclies  bei  Ilesychius;  wenn  dieser  nur  nicht  oft  wirkliche  Schreib- 
fehler als  Glossen  erklärte,  vgl.  Taylor  lect.  Lysiac.  p.  279  fgg.  284, 
Ruhnk.    Epist.    crit.    (,  p.    141  —  144,   Nauck  im  Philol.    I,  p.   353. 

7)  S.  Platner  S.  52,  Tittmann  S.  570,  Wachsmuth  I,  S.  356,  wenn 
gleich  S.   ÖI6    wieder    schwankend.        Auch    W'clcker  a     a.   ü.    denkt 


§.95.    Charakter  der  ionischen  Staatsveränderung.     271 

vielmeLr  an    rfktj ,    Aemter ,    worin  er  jedoch  auch  die   gottesdjenst- 
lichen  mitbegreift? 

8)  So  Böckh  Tor  dem  Index  lect.  Berol.  aest.  1812  (auch  bei 
Beck  Act.  Sem.  Lips.  II.  p.  452  fgg.  und  in  Seebode's  Archiv  1818 
H.  3,  S.  50  fgg.),  vgl.  Staatsh.  1,  S.  643,  Müller  Orchom.  S.  307, 
sacr,  M.  Poliad.  p.  12  (Butas  ,  Sohn  des  Teleon  ,  unter  den  Argo- 
nauten, Apollod.  1.  9.  16);  also  vras  später  die  Theten  ,  ftna  twv 
yfvofihojv  TfXovviiq,  Plut.  Solon.  c.  13;  s.  auch  Feodor  Eggo  Unter- 
gang d.   Naturst.   S.    143,   Ulgen   p.   38   fgg.,   Meier  gentil.   Att.  p.  6. 

9)  Tf/.f(ov  scheint  mit  Sicherheit  nur  noch  auf  d.  Hdschr.  d. 
Eurip.  zu  beruhen  ;  bei  Steph.  Byz.  p.  41  Mein,  bieten  dieselben 
■vielmehr  wie  bei  Herodot  rtXfovTfq ,  und  die  inschriftliche  Beglau- 
bigung der  lezleren  Form  aus  Cyzikus  und  Teos  ,  welche  als  ioni- 
sche Städte  dieselben  Phylen  hatten  (Böchh  C.  Inscr.  !1,  p.  670  und 
919  fgg-)  findet  sich  jezt  durch  die  Erwähnung  des  Znt;  Filftav  bei 
Ross  Demen  p.  vn  oder  'ify^/  .  iIq/.  n.  727  für  Attika  selbst  «der- 
gestalt bestätigt,  dass  nicht  einmal  mehr  mit  Meier  gentil.  Att.  p.  4 
der  Ausweg  einer  Modification  des  ursprünglichen  Namens  in  deu 
Colonien  übrig  bleibt.  Unbegreiflich  ist  Preller's  Irrthum  im  Phi- 
lo!.   VII,  S.  26. 

10)  Von  YV  ""*^  ShLhv  =  ytwßcQoitt  vgl.  Buttmann  Mythol.  II, 
S.    327   und  Welcher    ad  Theogn.   p.   xx. 

11)  An  Y^  u"d  /fw?  erinnerte  schon  Böckh,  der  immerhin  auch 
yiXfovTiq  als  ,, amtlich  gewordene  Form'  anerkennen  muss;  an  die 
Wurzel  von  Xtjiov  oder  kfia  neuerdings  F.  H.  O.  Müller  1.  c  p.  82. 
Allgemeiner  Schömann  Antiqu.  jur.  publ.  p.  165  indifi enariim  no- 
biles,  wobei  er  jedoch  gleichfalls  wie  Preller  a.  a.  O.  an  yTJ  gedacht 
zu  haben   scheint. 

12)  Hierül»er  vgl.  Dödcrlein  homer.  Glossarium  II,  S.  105.  Nur 
als  Demos  werden  wir  bis  zu  besserem  Beweise  'Egyrtöng  eben  so 
wenig  wie  Alyt^o^fK;  (vgl.  Steph.  Byz.  1.  c.)  annehmen  und  die 
Inschrift,  die  man  dabin  gedeutet  hat,  wohl  richtiger  auf  'Eooiddag 
beziehen  dürfen;  vgl.  Gerhard's  archäol.  Zeitung  1848,  S.  90  und 
1850,  S.  223. 

§.  95. 
Diese  Kritik  gewinnt  noch  durch  innere  Gründe  an 
Wahrscheinlichkeit.  Kann  und  soll  nämlich  auch  das 
Daseyn  erhllcher  Priestergeschlechter  in  Attika ,  deren 
Rechte  in  der  geschichtlichen  Zeit  noch  forthestehen, 
keineswegs  geleugnet  werden  *),  so  scheinen  diese  doch 
nicht  sowohl  einen  eigenen  Stamm  gebildet  zu  haben,  als 
vielmehr  durch  alle  Stämme  zerstreut  gewesen  zu  seyn, 
deren  keiner  nach  griechischen  Begriffen  der  gottesdienst- 
lichen Vertreter  seiner  sittlichen  Idee  entbehren  konnte  ^)  ^ 
und  wie  patriarchalisch  man  sich  auch  die  Urzustände 
von  Attika  denken  mag,  um  diesen  Geschlechtern  zugleich 
eine  politische   Bedeutung   beizulegen,    so   war   es  doch 


272     Th.  F.  Der  athenische  Staat.    C.I.A.VorTheseus. 

jedeufaüs  das  Ende  dieses  Zustande»,  die  Erhebung  ei- 
nes Kriegerstammes  an  die  Spitze  des  attischen  Volkes, 
was  die  Sage  mit  dem  Gelangen  des  Ion  zum  Throne 
ausdrückt  3).  Denn  nicht  bloss  als  Feldherr  und  Ordner 
des  Staats,  sondern  als  wirklicher  Fürst  erscheint  Ion  in 
andern  Nachrichten '•^j ,  und  Erechtheus  als  der  lezte  sei- 
nes Stammes,  welchem  schon  im  Alterthume  manche 
Stimmen  ,  der  mühsam  gesuchten  Anknüpfung  ungeach- 
tet, Aegeus  und  seinen  Sohn  Theseus  für  fremd  erklär- 
ten 5).  Es  ist  daher  auch  weder  nöthig,  schon  Cekrops 
zu  einem  lonier  zu  machen  ^),  um  die  Wechselbeziehung 
dieses  Namens  mit  dem  der  Athener  zu  begründen^  noch 
darf  diese  Staatsveränderung  mit  dem  Zuge  der  lonier 
um  Kodrus  Zeit  verwechselt^)  oder  gar  der  ionische 
Name  als  aus  den  kleinasiatischen  Colonien  nach  Attika 
zurückdatirt  betrachtet  werden  ^).  Ion  selbst  ist  freilich 
nur  allgemeine  Personification  j  Theseus  aber  und  sein 
Vater  Aegeus  tragen  zu  sehr  das  Gepräge  ionischen  Ur- 
sprungs 9) ,  als  dass  man  nicht  ihre  Namen  in  engste 
Verbindung  mit  der  Zeit  setzen  dürfte,  in  welcher  Athen 
diesen  seinen  eigentlich  geschichtlichen  Charakter  annahm 
und  in  freier  Ritterlichkeit  ^O)  die  Entwickelung  des  acht 
hellenischen  Volks  -  und  Staatslebens  zu  theilen  begann. 

1)  Schol.  Aeschin.  Timarch,  §.  19:  ov  navxl  rw  ßovXofthw  i^Tjv 
liQova&ui ,  ilXkii.  TW  fx  yhovq  xurnyo/^fvo)  IfQUTixoi' :  vgl.  Spanueim 
ad  Callim.  lavaci.  Fall.  34  und  mehr  Gottesd.  Alterth.  §.34,  n.  18, 
insbes.  C.  L.  Bossler  de  gentibus  et  familiis  Atticae  sacerdotalibus, 
Darmst.   1833.   4. 

2)  Vgl.  Gottesd.  Alterth.  §.  8,  n.  6  fgg.  und  hier  insbes.  Har- 
pocr.  oder  Suidas  s.  v.  yfwiJTui:  nüXiv  Ji  twv  qigurQi-ojv  fxuarri  flq 
ylv^  dkirjiirjxo  TQiaxovra,  fj   wv  ul  Itguavvai  al  (xuaroig  nQoOT^xovaai  iit/.}/- 

QOVVTO, 

3)  Vgl.  Droysen  die  attische  Communalverfassung  in  Schmidt's 
Zeitschr.  f.   Geschichte  VIII,  S.    303  f{.g. 

4)  2TQHT<'n)XT]<i  bei  Her.  Vlll.  44  ist  zweideutig;  bestimmter 
Conon  b.  Phot.  Bibl.  186  §.  27:  dm  rrjv  (tQfiijv  xal  rijv  uXXtjv  fi^iw- 
otv  (tl()fO^(iq  ßuotXfvft  'AO^Tjvaimv :  vgl.  liur,  Ion  1592  mit  Müller  Or- 
ctom.  S.   124  u.  229, 

5)  Plut.  Thes.  c.  13:  AlyfX'C  Q-froq  yfvo/ifvoq  Tlavdlovi,  xal  fitjdiv 
'E(>fxOfiduiq  ngnor/xMv.  Vgl.  Müller  de  sacris  Min.  Pol.  p.  2,  und 
mehr  bei  Meurs.  Reg.  Ath.  11.  \5  u.  Heyne  ad  Apollod.  III.  15.  5 
extr.  Soll  man  denselben  aber  darum  mit  Welcker  Nachtrag  z.  Tri- 
logie  S.  2Ü4  den  AiymoiJtii:  beizählen  7 


§.  96.     Abstammung  der  lonier.  273 

6)  Wie   Buttmann  IMytfaol.  II,  S.  üi  und   nach   ihm  tilgen  p.  56. 

7)  Wie   Platner  a.   a.    O.    S.  43  — 49  ;   vgl.    Ciavier  M,   p.  71—77. 

8)  Wie  Uebelen  z.  Urgeschichte  d.  ioii.  Stamms,  Stutig.  1837. 
8,  S.  36  fgg.  86  fgg.  ,  dessen  Argumentation  aus  der  Abneigung  der 
Athener  gegen  jenen  Namen  bei  Her.  I.  1  i3  ,  auch  abgesehn  von 
Thucydides  Zeugniss ,  welches  er  S.  59  fgg.  keineswegs  beseitigt 
hat,  schon  dadurch  widerlegt  wird,  dass  jene  an  der  delphischen 
Ampbiktyonie  tortwahrend  nur  als  Mitglieder  des  ionischen  Stammes 
Antheil  nahmen,  vgl.  Aesciiin.  F.  Li.  §.  Wu.  Dass  lon's  Person 
keine  geschichtliche  sey  ,  hat  er  S.  2 1  1  fgg.  überflüssig  erwiesen, 
daraus  folgt  aber  eben  so  wenig  gegen  die  Abstammung  ,  die  sein 
Name  personificirt ,  als  die  Spartaner  aufhörten  Dorier  zu  seyn, 
weil  sie   Dorus   nicht    als   Heros   verehrten. 

9)  S.  Müller  Dor.  I,  S.  237  fgg.  ,  Wachsmuth  I.  S.  354,  und 
Einzelnes  mehr  bei  L.  Stephaui  d.  Kampf  zw.  Tlieseus  u.  Mino- 
taurus,  Leipz.  1842  fol.  S.  2  fgg.,  der  nur  freilich  die  ganze  The- 
seussage  als  eine  Rückdichtung  aus  der  späteren  ionischen  Einwan- 
derung au£fasst. 

10)  Dass  die  lonier  Hopleten  ,  ritterlicher  Adel,  gewesen,  em- 
pfiehlt ausser  dem  allgemeinen  Charakter  von  lon's  Auftreten  (vgl. 
Schömann  com.  Atb.  p.  358,  n.  32)  noch  besonders  ihr  Wohnen  in 
der  Tetrapolis  (Her.  VI.  102:  Mu^u&ojv  fnirT^dnornroi'  xoiQiov  Trj<; 
'Axrmtjq  imnnivaui:  vgl.  oben  §.  57,  n.  3),  das  Fest  der  Bor/dgäfiia 
von  Ion  eingeführt,  Etymol.  M.  p.  202;  vgl.  Spanheim  ad  Callim. 
H.  in  Apoll.  69  und  Müller  Dor.  I,  S.  2i5;  Aegeus  Eidam  des 
Hoples,  Ath.  XIII.  4,  vgl.  Müller  Orchom.  S.  184,  Tittmann 
S.    570  u.  8.  w. 

§.  96. 

Hier  entsteht  übrigens  noch  die  Frage,  ob  jenes  Ge- 
langen der  lonier  zur  Herrschaft  von  Attika  als  eine  Er- 
oberung von  Aussen  oder  als  Folge  einer  inneren  Bewe- 
gung angesehen  werden  müssen  und  diese  hängt  wieder 
eng  mit  der  anderen  zusamuien  ,  ob  die  lonier  nach  der 
gemeinen  Annahme  Hellenen  und  Stammverwandte  der 
Dorier  und  Aeoler  oder  vielmehr  nach  Hcrodot  gleich 
der  ältesten  Bevölkerung  Attika's  selbst  Pela.sger  waren. 
Im  ersteren  Falle  hätten  sie  sich  des  Landes ,  wie  die 
Dorier  des  Peloponnes,  durch  Waffengewalt  bemächtigt  ^)^ 
inzwischen  ist  die  Unhaltbarkeit  dieser  Stammtafel  von 
Hellen  und  seinen  drei  Söhnen  schon  oben  §.  7,  not.  6 
fgg.  angedeutet,  und  die  Art,  wie  die  Sage  Xulhus 
plötzliche  Erscheinung  in  Attika  damit  zu  versöhnen 
sucht  2),  nicht  geeignet  sie  glaubwürdiger  zu  machen  3). 
Mit    ungleich    mehr    Wahrscheinlichkeit    lassen    andere 

I.   Dd.    4.   Aufl.  S 


274     Th.  F.  Der  athenische  Staat.  C.  I.  A.   Vor  Iheseus. 

Tliatsachen  gerade  in  diesen  Geg^enden  die  ältesten  Sitze 
der  louier  vermuthen  '^)  j  und  sollte  auch  Aegialea  wie 
Euboea  erst  von  Attika  aus  ionische  Einwohner  empfan- 
gen haben  5),  so  zeugen  doch  die  Cynurier,  welche  gleich 
den  Arhadiern  als  ürbewohner  des  Peloponues  galten  ^), 
überhaupt  für  die  AutociAihonie  ihrer  Stammverwandten 
an  beiden  Küsten  des  saronischen  Meerbusens.  Die  Ety- 
mologie des  Namens  gestattet  nach  keiner  Seite  hin  einen 
sicheren  Schluss^)^  was  aber  den  ionischen  Stammgott 
Apollo  betrifft  ^),  von  welchem  selbst  lon's  Vater  Xuthus 
wahrscheinlich  nur  einen  Beinamen  ausdrückt  ^),  so  wird 
er  zwar  später  mit  dem  dorisch -delphischen  Gotte  die- 
ses Namens  völlig  gleichgestellt  ^^),  ohne  jedoch  darum 
nach  Cultus  und  Sage  seine  eigenthümliche  Richtung 
aufzugeben  1').  Ja  je  mehr  es  auffallen  mnss,  Poseidon, 
der  nicht  minder  in  die  sagenhafte  Geschichte  der  älte- 
ren ionischen  Fürsten  verflochten  ist  ^^),  späterhin  ganz 
verschwinden  zu  sehn,  desto  näher  liegt  die  Vermuthung, 
dass  zwischen  beiden  auch  hier  ein  ähnlicher  Uebergang 
Statt  gefunden  habe,  wie  ihn  die  Sage  an  mehren  ande- 
ren Orten  kennt  ^3)-  und  selbst  die  unverkennbaren  do- 
rischen Elemente ,  welche  dem  attischen  Apollodienste 
beigemischt  sind^'*'),  fallen  in  den  ionischen  Colonien 
dergestalt  weg  ^^),  dass  sie  in  Attika  nur  aus  den  näm- 
lichen Einflüssen  abgeleitet  werden  können,  die  ebenda- 
selbst die  Verehrung  des  Landesheroen  Theseus  hinter 
dem  argivischen  Herakles   haben   zurücktreten  lassen  ^^). 

1)  So  Böckh  a.a.O.  und  O.  Müller  Orchom.  S.  307  fgg,  Dor, 
I,  S.  237— 247,  deren  Hauptstütze  übrigens  die  Lesart  TiXio i>ti(;  ist; 
vgl.  auch  Welcljcr  Tril.  S.  296  und  oeuerdiags  Stepbani  a.  a.  O. 
und  Hs.  in  Zeitschr.  f.  d.  Altertli.  1843,  S.  595;  um  der  bereits 
§.  9i,  n.  1  erwähnten  Niebuhr- Matthiä'schen  Hypothese  zu  ge- 
scbweJgen ,  der  allerdings  auch  Lachmann  spart.  Staatsv.  S.  246 
fgg.  und  Kutorga  folgen,  gegen  die  aber  schon  Thirlwall  II,  S.  498 
und   Droysen  a.    a.   O.   gewichtige  Gründe  geltend  gemacht  haben. 

2)  Strabo  VIII.  7.1;  Pausan.  VIL  1.  2.  Doch  lässt  auch 
Schömann  com.  Ath.  p.  351 — 358  die  lonier  als  Flüchtlinge  nach 
Attika    kommen    und    für    kriegerische    Dienste    (Eur.   Ion,    59)    als 

"Üjikr/ttq  ihre  Sitze  in  der  TnQÜnohq  erhalten;  vgl.  Antiqu.  j.  publ. 

p.  265. 

3)  Richtig  urthcilt  hierüber  bereits  Thirlwall  I,   S.  121;  beson- 


§.  96.     Abstammung  der  lonier.  275 

ders  gut  und  entschieden  aber  hat  E.  H.  O.  Müller  de  Trib.  Ion. 
orig.  p.  34  fgg.  die  Einwanderungshjpotbese  bekämpft,  ■während 
Wacbsmutb  II,  S.  458  —  4C0  nur  die  »historische  Evidenz«  dersel- 
ben und  die  Umgestaltung  des  attischen  Staats  durch  Fremdlinge 
leugnet ,  ohne  desshalb  auf  die  auswärtige  Abstammung  der  lonier 
zu  verzichten,  deren  Poseidon  er  vielmehr  S.  481  im  Gegensatze 
des  autochthoniscben  Landescultus  »  einen  von  ionischen  Einwande- 
rern  zugebrachten  •  nennt. 

4)  Epidaurus ,  Trözen  u.  s.  w.  S.  Müller  Dorier  I,  S.  81  fg. 
und  im  Allg.  Wachsmuth  I  ,  S.  74  und  J.  K.  im  Cambr.  Philo!. 
Mus.  II,  p.  305  fgg-;  auch  Curtius  Pelop.  I,  S.  61:  »unter  den 
Stammen ,  welche  aus  der  Urbevölkerung  des  Landes  nur  durch 
leise  und  allmählige  Absonderung  hervortreten,  ist  der  bedeutendste 
der  ionische  —  er  hat  die  reichsten  Blüthen  hellenischen  Lebens 
hervorgebracht  und  ist  doch  tou  den  Pelasgern  nicht  wesentlich  zu 
unterscheiden.  • 

5)  Ueber  Euboea  s.  §.  77,  n.  3;  nach  Scymnus  573  wäre 
Chalcis  sogar  schon  von  einem  Sohne  des  Erechtheus  gegründet, 
wie  Athenae  Diades  von  Cekrops  II  ,  Paus.  I.  5.  ,  Ueber  Aegialea 
§.  17,  n.  8  mit  Strabo  und  Pausan.  11.  cc.  Bei  lezterem  geht  Xu- 
thus  hin,  nachdem  ihn  Erechtheus  Söhne  aus  Attika  vertrieben;  da 
aber  lon's  Grab  im  Demos  der  Potamier  gezeigt  ward  ,  so  muss 
dieser  zurückkehren,  um  den  Athenern  im  Krii.ge  gegen  Eleusis  zu 
helfen,  der  doch  sonst  unter  Erechtheus  selbst  gesezt  wird,  vgl. 
§.  91,  n.  9  ;  den  andern  Sohn  Achaeus  lässt.der  eine  nach  Lace- 
daemon  ,  der  andere  zurück  nach  Thessalien  gehn  —  so  trägt  die 
ganze  Sage  das  Gepräge  der  Unwahrscheinlichkeit  in  sich.  Vgl. 
Ciavier  Apollod.  II,  p.  87  ,  Beck  S.  828,  Merleker  Achaica,  Darmst. 
1837.  8,  p.  3  fgg. 

6)  Her.  VIII.  73  :  ol  6\  Kvvovqioi,  uvxox&ovi^  iovriq  doKfovai  /lov- 
»ot  fivui  "/wv*?,  fxäfäwfjüinrai,  d*  x.  t.  X.  Vgl.  Curtius  Pelop,  II, 
S,  375  und  mehr  oben  §.   33,  n.  12. 

7)  S.  Beck  S.  348.  Buttmann  Mythol.  I!,  S.  179  %g.  sezt  ihn 
mit"/w,  "Iaao(;  u.s.w.  In  Verbindung,  und  macht  so  die  pelasgi- 
schen  Argiver  selbst  zu  loniern ;  während  C.  A.  J.  Hofmann  in 
Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1837,  S.  1123  "^ov*?  und  'luot'f(;  vergleicht, 
um  diese  aus  Bocotien  kommen  zu  lassen;  —  lügen  1.  c.  p.  58 
deutet  ihn  (von  Uvui)  auf  ein  Wandervolk;  mit  demselben  Rechte 
könnte  man  ihn  mit  UrTjq  (Heind.  ad  Plaf.  Protag.  p.  608)  synonym 
denken  —  oder  soll  man  mit  Pott  etymol.  Forsch.  I,  S.  xli  und 
Benfey  in  Welcker's  Kh.  AJuseum  V,  S.  109  auf  javan  =  jnvenis 
zurückgehen  ,  >  ein  IName  ,  der  um  so  mehr  zu  passen  scheint ,  da 
die  lonier  höchst  wahrscheinlich  kein  Volkstamm,  sondern  der 
Kriegerstamm  eines  A'olkcs  waren«? 

8)  'Ani).).o)v  naT(ioloq,  Plut.  Euthyd.  p.  302  C  mit  d.  Erkl.  und 
Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  463;  vgl.  auch  die  delische  Amphiktyonie 
oben  §.   12,  n.   5  und  Strabo  IV.  1.    4,  p.  270  :    Jf).(fi,viov  'Anölkwvo^ 

llftOV     .     .     .     HOIVUV      IOJVO)V    KTlIiyTWV. 

9)  Zov&lq  =  ^(tvOöq,    Müller  Prolcg.  z.   wiss.  Mythol.   S.   274. 

10)  Plat.  Republ.  IV,  p.  427  B;  vgl.  Demosth.  Cor.  §.  141 
und  .Aristid.  Panath.  p.  181  Dind.  mit  Platner  Beitr.  S.  90  und 
Hüllmann  Denkwürd.  S.  99;  jn  Ephor.  b.  Strab.  IX.  3.  12,  p.  646 
Hess  Apoll  von  Athen   selbst  nach   Delphi  kommen! 

S2 


276     Th.  r.  Der  athenische  Staat.    C.I.B.   Vor  Sohn. 

11)  Cic.  N.  D.  111.22;  Vulcanus,  ex  quo  et  Minerva  Apollinem 
eum ,  cujus  in  tutela  Athenas  antiqui  hislorici  esse  voluerunt ;  vgl. 
Aristot.  bei  Clem.  Alex.  Protrept.  p.  8  ,  den  man  eben  so  wenig 
wird  mit  Müller  Sacr.  Min.  Poiind.  p.  2  der  Verwecbselung  zeihen 
als  jene  Genealogie  mit  Bahr  de  Apoll.  Patricio  etc.  auf  den  ägypti- 
schen  Horus   deuten   dürfen;   s.   Jahn   arcbaol.   Aufs.   S.    07. 

12)  Aegeus  selbst  gleich  Poseidon,  vgl.  Müller  üorier  [,  S.  238, 
Proleg.  S.  272,  Stephani  a.  ...  O.  S.  2,  Jahn  in  Zeitschr.  f.  d.  Al- 
terth.  1842,  S.  885,  auch  Nake  Opuscc.  11,  p  80  und  Welcker 
Trilogie  S.  296  mit  149,  obgleich  dieser  im  Nachtrag  S.  204  ande- 
rer Meinung  zu  werden  scheint.  Theseus  Bedeutung  für  den  Po- 
seidouscult  beurkunden  namentlich  die  Isthmien,  s.  oben  §.  10,  n.  17, 
und  nicht  bloss  in  Aegialea  sondern  auch  in  Kleinasien  bleibt  der- 
selbe Vereinigungspunct  für  alle  lonier,  s.  §.  77,  n.  27,  während 
er  den   Doriern  ganz  fremd  ist,   Müller   Dor.    I,   S.   403. 

13)  Strabo  VIII.  6.  14;  vgl.  Müller  Aegin.  p.  20  und  mehr 
bei  Gerhard  Orakel  d.  Themis  ,  Berl.  1840.  4,  S.  8  und  Ursprung, 
Wesen  und  Geltung  des  Poseidon  1850,  S.  175  fgg.  Der  "Hhoq 
Tloofidütv  im  C.  Inscr.  n.  2700  hat  zwar  einer  richtigeren  Lesart 
weichen  müssen,  s.  Gerhardts  Arch.  Anzeiger  1849,  S.  39;  an  en- 
ger Verbindung  beider  fehlt  es  aber  darum  nicht  ,  vgl.  daselbst  n. 
2055  und  Nonnus  Dionys.  XLIII.  184  mit  Wagner  Corinth.  spec.  p. 
20;  und  für  Athen  selbst  ist  es  bcmerkenswerth  ,  dass  in  demselben 
Kide,  wo  bei  Demosth.  Timocr.  §.  151  Tloanöüv ,  bei  Pollux  VIII. 
122  ^AnökXtav  nuxQÖjoq  und  in  Bekk.  Anecdd.  p.  443  "Hkio<;  mit  Zeus 
und  Demeter  verbunden  ist,   vgl.   A.    L.   Z.    1848  Oct.  S.   647. 

14)  Vgl.  m.  griech.  Monatskunde  S.  23  und  A.  Schuster  de 
meusibus  Atticis,  qui  ab  Apollinis  diebus  festis  nominati  sunt,  Celle 
1848.  4;   Allgemeineres  auch   in    Gottesd.  Alterth.  §.    5,   n.    3   fgg. 

15)  Vgl.  Bergk  Beitr.  z.  Monatsk.  S.  29  fgg.  und  über  die  Ge- 
gensätze des  ionischen  und  dorischen  Apollocultus  überhaupt  Prel- 
ler Demeter  u.  Perseph.  S.  249  fgg.,  was  nur  nicht  wieder  bei 
Schönborn  u.  A.  zur  gänzlichen  Verflüchtigung  des  lezteren  gestei- 
gert werden  durfte. 

16)  Plut.  V.  Thes.  c.  35:  y.al  00«  vniJQXf  Ti/Jthr]  ngortgo*  avräj 
t7J(:  noktax;  fJfAoi'a»/;,  unavxa  rtu&i^Qwatv  HQuy.Xtl  xal  n(ioo7]yö()niatv 
(tvxl  Q/^atltJv  HQav.Xtia  nkrjv  ttaaÜQiov  ,  w?  0i,Xoxoqo(;  larÖQj^xfv :  vgl. 
Eur.  Herc.  Für.  1300  und  Aristid.  T.  I ,  p.  58  Dind.  mit  Müller 
Dorier  F,  S.  438,  K.  v.  Paucker  att.  Palladium,  Mitau  1849.  8, 
S.  34,  Boss  Theseion,  Halle  1852.  8,  S.  20,  und  über  den  Herakles- 
cult  in  Atlika  überhaupt  Pflugk  ad  Eur.  Heracl.  p.  5  und  m.  Got- 
tesd. Alterth.  §.  62,  n.  13  fgg.,  wobei  besonders  außallt,  dass  der- 
selbe gerade  in  Marathon  zuerst  gegründet  seyn  sollte.  Paus.  I.  15. 
4;   32.    4. 


ZWEITER  ABSCHNITT. 

F'on    Theseus    bis   Solan. 


§.97. 


Dass  TLcseus ,   Aegeus    Sohn ,    seiner    persönlichen 
Erscheinung^    nach,   wie  ihn    die  Sag;e   darstellt^),    noch 


§.  97.  Der attischeGesammtstaat  undseine  Gliedtruny.  277 

ganz  in  das  Gebiet  der  Vorgeschichte  fällt,    soll    um  so 
weniger  geleugnet  werden  ,  als    die  Thaten  und  Schick- 
sale ,    die    sich    an    seine   Person    knüpfen ,    mindestens 
eben  so  sehr  mit  den  gottesdienstlichen    als  mit  den  po- 
litischen    Zuständen     des    Landes     zusammenhängen  ^j» 
gleichwohl  prägt    sich    in  jenen  auch  für   diese    der  Ab- 
schluss    der    mit    dem    Auftreten    der   lonier  begonnenen 
Umgestaltung  aus  ,    die  nicht  ohne  Kampf  das  Feld  be- 
hauptet   zu    haben    scheint  5)^     und    mag    also    auch  sein 
Name  Vielen  nur   als  symbolischer  Ausdruck   einer  ord- 
nenden   Zeit   gelten  '^) ,    so    wird    er    doch  immerhin  den 
Anfang    einer    athenischen  Verfassungsgeschichte  zu  be- 
zeichnen geeignet  seyn.     Wenn    freilich  Theseus  später 
als  Urheber  der  Demokratie  gefeiert  ward  ^),  so  war  die- 
ses eine  Verwechselung  der  Grundlagen  mit  dem  Gebäude 
selbst,  das  sicli  erst  im  Laufe  der  Zeit  auf  jenen  erhob  ^ 
wohl  aber  beginnt   mit    ihm    der   attische    Gesammtstaat, 
zu  welchem  er  die  getrennten  zwölf  Gemeinden  um  ein 
einziges  Prytaneum  ^)  in  einer  Hauptstadt  am  Fusse  der 
alten  Cekropischen  Burg  ^)    vereinigt  haben  sollte  5    und 
welche  Wichtigkeit  dieser  einzige  Schritt,  im  Gegensatze 
zu  der  Vereinzelung  der  übrigen  griechischen  Stämme,  für 
die  Macht  des  athenischen   Volkes  hatte  ^) ,  fühlte  dieses 
zu  gut,  um  nicht  sein  Gedächtniss  alljährlich  gleichsam 
als    sein    eigenes  Geburtsfest   zu   begehen  '^).     Auch   die 
Gliederung    der  drei  Stände  ,    welche  Theseus    beigelegt 
wird  ^0),  Eupatriden ,    Geomoren    und    Demiurgen ,    sezt 
eine  Bürgerschaft  voraus  und  scheidet  sich  dadurch  we- 
sentlich  von    den    vorher   erwähnten    Phylea   und    ihren 
Uuterabtheilungen ,   in    welchen    vielmehr   das  Andenken 
der  früheren  Trennung  nachwirkte  ^^)  ,    wenn  sie  gleich 
von  nun  an  lediglich  als  statistische  Einthcihiug  betrach- 
tet werden  müssen,  während  in  jenen  Ständen  die  Keime 
aller  späteren  Entwickelung  des  athenischen  Staatslebens 
liegen.     Denn   auch  diese  nur  für  Wiederholungen  oder 
ModiGcatlonen  der    ionischen  Phylcn    zu    halten  ^'^)  ,    ge- 
stattet   schon    die    streng    aristokratische    Rangabstufung 
nicht,    die    unter  ihnen  obwaltet  "),    und    von   der  jene 


278     Th.V,  Der  athenische  Staat.   C.I.B.   VorSolon. 

Phylen  keine  Spur  darbieten  ^  im  Gejfcnlheil  müssen  sich 
in  allen  Pliylen  Eupatriden  befunden  haben,  wenn  deren 
Vorsteher,  (fv).oßaGi).eig ^  aus  lezteren  g^enomraeu  wur- 
den ^'^)-^  und  wenn  selbst  in  den  Phratrien  und  Ge- 
schlechtern adelige  und  gemeine  Bürger  vermischt  gewe- 
sen zu  seyn  scheinen  ^^),  so  fällt  jeder  Grund  weg,  diese 
Ständeverschiedenheit  aucli  nur  mit  den  Unterabtheilun- 
gen  der  Phylen  in  irgend  welche  Beziehung  zu  setzen  ^^). 

1)  S.  im  Allg.  Isoer.  Enc.  Helen.  §.  18—37,  Diodor.  IV.  59— 
63,  Plut.  V.  Thesei  und  mehr  in  Meursii  Theseus,  Ultraj.  1684.4, 
auch  in  Gron.  Thes.  T.  X;  dessgl.  Phil.  Bernard  de  arehout.  rei- 
■publ.   Ath.    in  Annal.   Aead.   Lovan,    1823  —  24,    p.    12—20    und    für 

das  Mythische  theils  die  Bruchslüclie  aus  Callimachi  Hecale  bei 
Näke  Opuscc  T.  li,  Bonn  1845.  8,  theils  Gerhard's  Vasenbilder  III, 
S.  31  —  54.  S.  Lebenszeit  nach  Eusebius  5  4  J.  vor  Troja's  Zerstö- 
rung; vgl.   Clinton  F.  H.   I,  p.  64. 

2)  Dahin  dürfte  ausser  dem  Antheile  an  den  (sthmieo  (Gottesd. 
Alterth.  §.  49,  n.  3)  und  der  Fahrt  nach  Kreta  (Hoeck  II,  S.  108 
f{jg.)  und  Stiftung  der  delischen  Theorie  (Prooem.  lect.  Gott,  hi- 
bern.  1845 — 46)  namentlich  der  Amazonenkrieg  zu  rechnen  seyn, 
in  welchem  man  laugst  den  Kampf  mit  fremdartigen  CultuseiuflüS' 
sen  erkannt  hat;  vgl.  Stackeiberg  Apollotempel  zu  Bussae  S.  54, 
Bröndsted  Keisen  u.  Unters.  II,  S.  265,  Guhl  Ephcsiaca  p.  132, 
auch  Nagel  Gesch.  d.  Amazonen,  Stuttg.  1838.  8,  S.  60  fgg.  108 
fgg. ,  wenn  dieser  gleich  die  Sache  etwas  zu  rein  historisch  auf- 
fasst.  Auch  die  Sage  von  Hippolyt  und  Phaedra  ist  religionsge- 
schichtlich, gehört  aber  zunächst  mehr  nach  Trözen  ,  vgl.  Most  de 
Hippolyto ,  Marb.  1840.  8  und  L.  Schmidt  im  Rh.  Museum  VII, 
S.  52  fgg. 

3)  Davon  zeugt  Lykus  Flucht  vor  Aegeus  ,  Her.  I.  143,  Paus. 
I.  19.  3,  und  Theseus  eigener  Kampf  mit  den  Söhnen  seines  Oheims 
Pallas,  Plut.  V.  Thes.  c.  13;  vgl.  Schol.  Eur.  Hippol.  35  und  mehr 
bei  Müller  in  Gerhard's  Hyperb.  röm.  Studien  ,  Berl.  1833.  8, 
S.  280  fgg. 

4)  Von  &ia&uLl  Creuzer  Symbol.  IV,  S.  269;  jedenfalls  an- 
nehmlicher als  Hüllmann  Anf,  S.  215  von  &i^<;\ 

5)  Pausan.  I.  3.  2:  inl  dt  tw  roi^V  "^'V  J*'?"*"  ©^C*''?  fOn  yt- 
ygafififvoz  xal  /irjixoitQUTiu  vial  /f^fioi;'  dTjXoX  d\  rj  yQugu)  Qrjaia  ilvai 
tÖv  nuxuOTTjanvra  A&T]vaLoi<;  (%  laov  nohriviad-ui '  nfywqrjui  di  q>i]HTj 
xal  (iXkwq  iq  roi'q  nokXovq,  w?  Qrjafvc;  naqaöoLt]  xa  nquyij.uTa  tu  iSfjuM 
xai  w?  f|  fxdvov  6tjttoxüUToi'ft(vot  öif^tuvuv:  vgl.  Isoer.  Panath.  §.129, 
die  Rede  adv.  Neaer.  §.  75  ,  und  mehr  bei  Meursius  1.  1.  c.  18, 
auch  K.  Th.  Welcker  Recht,  Staat  und  Strafe,  Giessen  1813.  8, 
S.  3G9  und  C.  A.  Fickler  de  Theseo  popularis  Athen,  iroperii  quem 
dicunt  auctoreni  ,  Donaueschingen  1839.  8.  Aehnlich  Servius  Tul- 
lius  ,  {fui  libertatcm  civibus  slabiliveral,  Cic.  pro  Sestio  c.  58,  vgl. 
Niebuhr  1,  S.  476.  —  Selbst  dem  Ostracismus  sollte  sich  Theseus 
zuerst  unterzogen  haben,  vgl.  Theophr.  b.  Apostol.  Proverb.  III. 
80   oder  Arsen.    Violct    p.   77    und  unten  §.    102,   not.   3. 


§.97.  Der  attische  Gesammtstaat  nndseine  GUedertmg.  279 

6)  Thucyd.  II.  15 :  fniidjj  dt  &ija(V(;  ißuniXfvat ,  yfvi/utvoi;  /nfrd 
rov  iiiv(Tov  xal  diivaroq,  rä  rt  ukku.  Sii^oaiitjOi  rtjv  ;|fw^av  nnl  x«t«- 
Xl'auq  rwv  (iXkotv  ■nöki(ß)v  rü  ri  ßovXiVXT]Qi.u  xul  ru^  a{i'/d<;  flq  tijv  viiv 
nöhv  otioav,  tv  ßovXfvrrgiov  unoädiitq  xat  nQVTUvftov,  ^vvwxiOf  navxuq 
xai  vf/40/uet'ovq  rd  ainSiv  fnäaroiK;  üniQ  yat  UQO  rov  fjvriyxnai  fiiü  nokfi, 
TUVTTi  x(,'^jo&ai,  y  ÜtiÜvto)v  rjÖT]  IvvxiXovvTUiv  ilq  aih/}v  /utyuXt/  yfvofifvij 
nuQidi&r]  VTio  Qrjofox;  roZg  Infira:  vgl.  Plut.  c.  25  mit  Heinsterb.  ad 
Aristoph.  Plut.  p.  209  und  J,  D.  H.  Meyer  de  TLesco  Athenaruin 
conditore,  Osnabr.  1845.  4.  —  Er  tbat  was  später  Tbales  vergeb- 
licb  den  Itleinasiatischen  loniern  vorscblug ,  Her.  I.  170:  ö?  lyJXni' 
fv  ßovXivxrjQiov  ^Iwvuq  fxTTJa&ai.  .  .  ,  rdq  di  liXXaq  nöXiaq  olxfUftfvuq 
fir/div  yaoov  vonlL,ia&ui,  xuräniQ  ti  d^ßoi,  iiiv:  vgl.  Hüllmaun  Urspr. 
d.  röm.  Verf.  S.  75  und  Droysen  in  Schmidt's  Zeitscbr.  f.  Gescb. 
VIII,  S,  310  fgg. 

7)  Plut.  1.  C.  :  To  üaxv  TTjv  11  nöXiv  '^dfjvuq  nqoarjyÖQivoi ,  wie 
Liv.  XXXIV.  1:  in  urhe  opjndove ;  vgl.  Lycurg.  Leoer.  §.  18:  %o 
üarv  rrjq  nöXfoc;.  "Aaxv  vorzugsweise  Atben,  vgl.  Cic.de  Leg.  11.2: 
priusqiiam  Theseus  .  .  in  astu  qxiod  appellatur  omnes  sc  conferre 
jussit,  mit  Ast  ad  Plat.  Remp.  p.  317  und  Geei  Anecdd.  Hemsterb. 
p.  147;  dagegen  tioXk;  noch  später  für  clxgönoXiq ,  Osann  Syll.  Inscr. 
p.  9,  Wacbsmutb  H.  A.  I,  S.  805;  vgl.  im  Allg.  (ausser  Meursü 
Cecropia  und  Atbenae  Atticae)  J.  A.  W.  Boerkamp  de  arce  Atbena- 
rum,  L.  B.  1841.  8  und  E.  Curtlus  die  Alaopolis  v.  Athen,  Berl, 
184  4.  8,  über  die  Stadt  selbst  aber  die  Topographien  von  Forch- 
bammer  in  Kieler  pbilol.  Studien  S.  245  fgg.  und  J.  M.  Leak-:, 
2te  Aufl.  Lond.  1841.  8,  deutsch  v.  Sauppe,  Zürich  1844.  8;  auch 
Ross  Theseion,  Halle  1852,  8  und  Raoul- Rochette  sur  la  topogra- 
phie  d'Athenes,  Paris  1852.  4. 

8)  Anders  freilich  der  Standpanct  des  Ollgarcben  bei  Theophr, 
Cbaract.  29:  ruf  Qijoia  q/ijoag  tüv  xaxwv  rfj  noXft  yiyovhui,  (xi^riov' 
roÜTOv  yuQ  ix  d'o'}dixa  nöXfcov  xaruyayovTU  Xvaui>  rrjv  ßuatXiinv :  doch 
vgl.  oben  §.  61,  n.  7  und  Tb.  Fr.  Bratranek  die  ursprüngliche  Be- 
deutung Athen's ,   Brunn  1850.   4,  S.    16  fgg. 

9)  SvvoLxM  (Thucyd.  1.  1.)  oder  ovvoixfai.a ,  am  löten  Heltatom- 
baeon ,  Schol.  Aristoph.  Pac.  1019.  Plutarch  nennt  es  MfroUia, 
doch  vgl.  Meier  bon.  damn.  p.  120  und  Larcher  in  M.  d.  l'A.  d. 
Inscr.  XLVIII,  p.  285-288. 

10)  Plut.  Thes.  c.  24:  ngöjToq  unoy.Qivuq  xo)qi(;  EvnuTQiSotq  xal 
rtoD/4,ö(joiit;  xcxl  j7jfiox'(iyovg  .  .  dö^rj  /ufv  Evnur{ji6ö)v,  xi>(in  df  /fw/<o- 
QO>v,  nXTj&fi,  df  xöjv  jdjjHiox'QyÖiv  vnfQh/fiv  6oxovt'XO)v:  vgl.  Illgen  p.  62 
—75  und  Grote  III,  p.  95  fgg.  Niebubr  röm.  Gesch.  i,  S.  327 
scheint  nur  an   Poll.   VIII.  111    gedacht  zu  haben. 

11)  Was  die  Unterabtheilungen  der  Phylen  betrifft,  so  ist  die- 
ses freilich  noch  ein  sehr  dunl;elcr  Punct;  doch  scheint  schon  Cic. 
de  leg.  II.  2  die  Pbratrien  mit  den  allen  zwölf  Gemeinden  von  At- 
tika  zu  Identificlrcn,  und  diese  zunäcLst  wieder  von  IN'iC.  Ignarra  de 
pbralriis  p.  19  geäusserte,  dann  von  Buttmann  Mythol.  II,  S.  314 
— 323  angenommene  Vermulbung  bat  auch  bei  Hüllmann  röm.  Veif. 
S.  12,  Meier  gentil.  Alt.  p.  9,  Schümann  im  Prooem.  lect.  Gry- 
phisv.  1835—36  und  Antiqu.  jur.  publ.  p.  106  Anklang  gefunden, 
obgleich  sie  anderseits  noch  manchem  Bedenken  unterliegt,  vgl. 
Böckh  in  Heidelb.  Jahrb.  1818,  S.  315  und  C.  Inscr.  I.  n.  463, 
■wo    deutlich    eine     'I>quj()iu    \4x*iud<iJv   vorkommt.      Nur    als    nnirv4 


280    Th.  F.  Der  athenische  Staat.    C.I.B.    For  Solan. 

lernen  wir  neuerdings  die  Epakrier  bei  Ross  Deinen  S.  8  kennen  ; 
wie  sieh  aber  t^ittvi;  und  y^ar^t«  zu  einander  verhalten  ,  ist  eben 
80  unklar  wie  die  Stellung  ,  in  welcher  die  Ttraylöai  xal  &v()yovv- 
öniy  cfUjnTQiai  nvit;  »nl  yfvTj  «rfoj«,  Etymol.  M.  p.  760  und  Fhot.  p. 
591  Pors.  oder  Bekk.  Anecdd.  p.  308.  16  zu  dem  attischen  Staats- 
organismus   gedacht  werden   sollen. 

12)  Wie  dieses  theils  schon  von  Stuhr  (Feodor  Eggo  Natnrst. 
S.  139  fgg.)  theils  von  Welcker  (Trilogie  S.  300)  und  Andern  ge- 
schehen ist ,  welche  Geleonten  und  Hopleten  zu  Eupatriden  ver- 
schmelzen ,  die  'yitjyüöfii;  zu  Dcmiurgen  ,  die  Alyiy.oQflq  zu  Geomo- 
ren  werden  lassen;  vgl.  Haase  in  Hall.  Encykl.  Sect.  111,  B.  XXIII, 
S.  399  und  Plass  Tyrannis  I,  S.  380.  Eher  kann  man  sie  noch  mit 
Platiier  de  gentib.  p.  8  und  Beitr.  S.  41  fgg.  den  obigen  Parteien 
der  rifäiftq ,  rinQÜlioi,,  Jväx^iot  analog  setzen,  obgleich  auch  darin 
mehr  ein  zufälliges  Zusammentrefi'en   liegen   dürfte. 

13)  Vgl.  Diodor.  I.  28  und  Etymol.  M.  p.  395.  50:  EvnaxQi- 
rfat  fxakovvTo  ol  uifxo  t6  ümv  olxoiivxfg  xul  /ifTfxovTiq  ßaoikixov  yfvovi; 
TTjv  Tülv  Uqojv  frufifXfiuv  noiovßivoi'  yfOjQyol  öi  ol  r^q  ukXTjq  ;fai()a5  ol- 
xijxo^iq,  fjiiyfOJnogoi  df  ro  rf;(viy.ov  l&roq.  Ob  und  wie  weit  freilich 
auch  Geomoren  und  Demiurgen  in  Rechten  verschieden  gewesen 
seyen,  lässt  sich  kaum  ermitteln  ;  Dionys.  Hai.  II.  8  nimmt  wirklich 
nur  zwei  Stände  an,  *i';ioT^idat  und  uy(joTxoi,  wie  Patricier  und  Ple- 
bejer, und  Iilgen,  dem  zufolge  p.  67  unum  Eupatridarum  notnen  titulns 
solemnis  aut  ab  inilio  fttit  aut  tempore  factum  est,  reliqua  vero 
nomina  Geomororum  et  Deiniurgorum  nil  tiisi  vulgares  atque  usila- 
tae  sunt  rusticorutn  et  opificum  appellationes ,  findet  dasselbe  bei 
Hesychius :  Ky^oimmi  =:  ayQotxot  xul  yhoq  'uidjjvrjotv^  oi  uvxt,di.toxiX- 
Xovxo  mtoq  xovq  f\<nnx{)idaq'  tjv  di  xo  xwv  yfUQyoJv  xul  XQixov  xo  xäiv 
drjmoi'Qywv :  doch  kann  daraus  eben  so  wohl  mit  Schömann  com. 
Ath.  p.  V  und  Wachsmuth  I,  S.  360  auf  eine  noch  untergeordnetere 
Stellung  der  Demiurgen  geschlossen  werden,  wenn  ich  diese  gleich 
lieber  mit  ersterem  den  späteren  Theten  als  mit  Iczterem  den  IVlc- 
toeken  vergleichen  möchte. 

14)  Poll.  VHI.   111;  vgl.  Lachmauu  sparten.  Staatsv.   S.  232. 

15)  Für  die  Phratrien  schliesst  dieses  Lachmann  S.  248  aus 
Demosth.  Macart.  §.  57:  alSfaüa&mv  ol  gigdxoQiq ,  luv  O-ikwoi.  Sfxa.' 
Tovxovq  d  ol  nfvxTjxovxa  xnl  nq  uQi,axiv6rjv  algiiad-cuv:  für  die  Ge- 
schlechter dürfte  es  Aeschines  F.  L.  §.  147  ergeben:  tivat  d'  fx  tpa- 
xgiuq  xo  yivoq,  ^  xoiv  avxüv  ßwftöJv  ^Exfoßonxüd'iitq  ftixt/ft:  vgl-  §•  100, 
n.  6  und  im  Alig.  Droysen  in  Schmidt's  Zeitschr.  S.  317,  der  über- 
haupt mit  vollem  Rechte  S.  301  fgg.  die  Phratrienverfassung  dorn 
Synopkismos  und  seinen  Folgen  entgegenstellt,  wenn  ich  auch  damit, 
dass  er  die  Phylen  mehr  zu  Vorläufern  des  leztern  als  zu  Anhalts» 
puncten  der  ersteren  macht,  nicht  einverstanden  seyn  kann. 

16)  Allerdings  scheint  eine  solche  schon  das  Alterthum  bei  Ari- 
stoteles zu  finden  geglaubt  zu  haben  ,  vgl.  Harpocr.  s.  v.  xgtxxvf 
und  namentlich   Pollux  VIII.   111,    der,    nachdem   er  zuerst  gesagt; 

oxf  fitvToi,  ifooagtq  jjauv  ttl  qivXai  ,  dq  xgia  t*f{ttj  ixäoxij  dij'jgrjxo,  xul 
xo  ftfgoq  xovTo  Ixuknxo  xgixxitq  xul  l'&voq  xal  (pgnxqia ,  am  Ende  des 
§.  hinzufügt:  xgiu  d\  tjv  t«  tdvrj  nükai,,  ivnaxgiöui.  ,  yioj/^ogoi,  ÖTjui- 
ovgyoi:  und  je  nachdem  man  nun  die  Begrifl'e  qiQHxgia  ,  i'O-voq  und 
XQtxxi'q  identiiicirte  oder  schied  ,  hat  man  entweder  wie  Schömann 
p.    300   fgg.    und  Tittninnn  S.   579    die  Stünde  selbst  als  Grundlagen 


§.  98.     Die  Phratrien  und  Geschlechter.         281 

der  Phratriertheilung  aufgefasst  oder  doch  jene  analog  mit  diesen 
den  Phylen  untergeordnet,  vgl.  Salmasius  Mise,  defens.  de  variis 
obs.  ad  jus  Att.  et  Rom.  L.  B.  1645.  8,  p.  112  —  115  und  "Wachs- 
mutli  de  trlbuum  quatuor  Atticarum  triplici  partitione,  Kiel  1825.  4; 
wenn  aber  ersteres  selbst  mit  Pollux  Worten  sehwer  vereinbar  ist 
—  s.  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  465  und  Meier  gentil.  Att.  p.  6  u.  9  — 
go  möchte  Aristoteles  eigenes  Zengniss  vielleicht  noch  treuer  bei  dem 
Schol.  Plat.  Axioch.  p.  37  I  D  erhalten  seyn  :  'A{}imoTfk7]q  (f'Tjol,  rov 
oXov  n).rj&ov(;  öiptJTjfthov  'Adt'jVTjOtv  nq  ri  Tovq  yfon)yo{i<;  y.at  toi  c  d»?- 
fttoV()yoi\,  (fi'Xui;  avröiv  nvrti  Tfnanguq ,  tüv  d'f  (fvkö)v  {»änxr,<;  /ioiguq 
flvni  TQflq,  aq  TQiXTVuq  if  y.a).o7ni,  xru  (f()arQinq-  und  hiernach  '»Verden 
wir  auch  bei  Pollux  nichts  weiter  finden  dürfen  ,  als  dass  in  allen 
Phylen,  Phratrien  u.  s.  w.  Mit{;lieder  aller  drei  Stande  vertheilt  wa- 
ren ;  vgl.  auch  E.  H.  O.  Müller  Trib.  Ion.  orig.  p.  90  fgg.  Dass 
in  dem  erwähnten  Scholion  und  der  ähnlichen  Stelle  bei  Moeris  Att. 
p.  107  die  l-^upatriden  fehlen,  rührt  wahrscheinlich  daher,  dass 
Aristoteles  vorher  von  dlrsen  besonders  gesprochen  hatte;  dass  die 
Phyleneintheilung  sie  nicht  bcgrifl'en  hätte,  folgt  daraus  eben  so 
wenig  als  eine  Stanimverschiedenheit  aus  dem  Worte  t&vr] ,  das  im 
Gegentheil  jede  Art  von  Menschenclassen  zu  bezeichnen  pflegt;  s. 
Stallb.  ad  Plat.  Remp.   l,  p.   351  C  und  Wachsmuth  H.A.  I,  S.  359. 

§.98. 

Nur  behielten  daneben  auch  jene  älteren  Abtheilun- 
gen fortwährend  eine  grosse  politische  Bedeutung,  die 
um  so  nachhaltiger  seyn  niusste,  je  weniger  sie  bei  den 
Kämpfen  um  das  Maass  der  staatsbürgerlichen  Berechti- 
gung betheiligt  einzig  die  Gemeindeangehörigfceit  in's 
Auge  fassten  und  deren  Rechte  und  Pflichten  mit  den 
Anfoderungen  des  Gemeinwesens  vermittelten  ^).  Wie 
alt  freilich  die  Eintheilung  der  vier  Phylen  in  zwölf 
Trittyen  und  acht  und  vierzig  Naufcrarien  2)  seyn  möge, 
lässt  sich  mit  Sicherheit  nicht  nachweisen  und  im  Ge- 
gentheil nur  vermuthen,  dass  wenigstens  die  Nauhrarien 
als  Bürgerabtheilungen  zum  Behufe  der  Kriegsteuern  und 
ähnlicher  Leistungen  erst  einem  fortgeschrittenern  Staat- 
systeme angehören  5)-  dagegen  entspricht  es  vollkommen 
den  oben  §.  5  entwickelten  Anfängen  der  Staatsgemein- 
schaft, wenn  die  Phylec  oder  Stämme  wieder  In  Phra- 
trien und  diese  In  Geschlechter  getheilt  erscheinen,  mag 
man  solche  nun  wirklich  als  aus  einem  erweiterten  Fa- 
milienvcrbande  hervorgegangen,  oder,  wie  es  schon  im 
AltcrUiumc  die  herrschende  Ansicht  war  '^],  nur  als  nach 
dessen  Muster  organisirt  betrachten.    Für  Icztere  Ansicht 


282    Th.F.     Der  athenische  Staat.    C.I.B.    Vor  Salon. 

sprechen  allerdings  die  scharf  begränzten  Ziffern  ^)^  nach 
welchen  nicht  nur  jede  der  vier  Phylen  drei  Phratrien, 
sondern  jede  von  diesen  dreissig  Geschlechter  und  diese 
wieder  je  dreissig  Familienhäupter  gezählt  haben  sollen  ^)^ 
jedenfalls  aber  trugen  alle  Formen  und  Einrichtungen 
der  Phratrien  und  Geschlechter,  wie  ihre  Namen  -^j,  ganz 
das  Gepräge  verwandtschaftlicher  Verhältnisse^)^  selbst 
an  der  Blutrache  erkannte  das  Gesetz  den  Phratoren  zu- 
gleich mit  den  nächsten  Verwandten  die  Theilnahme  zu  ^):^ 
und  so  verschiedeo  auch  die  einzelnen  Geschlechtsgenos- 
sen der  Geburt  und  bürgerlichen  Stellung  nach  seyn 
mochten,  so  hatten  sie  doch  einen  Vereinigungspunct  in 
einem  gemeinschaftlichen  Cultus ,  um  dessen  willen  sie 
auch  bisweilen  mit  den  allgemeineren  Namen  0Qyeö)VSQ 
bezeichnet  werden  ^°). 

1)  S.  ausser  den  ang;eführten  AbLandlnngen  von  Ignarra  nnd 
Buttmann  Hüllmaun  Anf.  S.  125—137,  Platner  Beitr.  S.  101  —  156, 
Tittniann  Staatsv.  S.  268  fgg,  insbes.  282  ,  Waehsmuth  H.  A.  I, 
S.  363  —  367,  Kutorga  Essai  p.  110  fgg.,  namentlich  aber  M.  H.  £. 
Meier  de  gentilitate  Attica  ,  Halle  1834.  4  mit  m.  Rec.  in  Zeitschr. 
f.  d.  Alterth.  1835,  S.  1133  fgg.  und  G.  E.  V.  Zelle  Beiträge  zur 
altern  Verfassungsgeschichte  Athens,    Dresden  1850.  8. 

2)  PLot.  Lex.  p.  288  Pors.  :  q>vXul  6\  ijoav  rhaa^tg  xud-äniQ 
TiQOTiQov  x«i  q,vXoßaaiXftq  Tfooaqiq ,  ix  6i  ttJi;  (pvXijg  ixuoTfjg  rjauv  vi- 
v(f*7jn(vai  TQirrvig  /uiv  rgdg ,  vuvxgagiai.  öi  dwöixu  y.u&  (AuaTTjv:  vgl, 
p.  605  oder  Ilarpocr.  p.  287  :  TQirxög  iaii,  ro  rgirov  /tiigoq  r^g  yi/- 
A^C*  aiiTT]  ycig  diTjgrjrai,  tlg  toi«  fifgrj ,  rgiTTHv  y.al  l'&vrj  xal  qn'urgiag, 
und  mehr  bei  Wacnsmuth  de  tripl.  partit.  p.  11  fgg.  und  H.  A.  I, 
S.  817,  der  wohl  mit  Recht  gegen  Schömann  und  Hüllmann  S.  13 
den  Unterschied  von  qiQurgiu  und  rgirrig  festhält ,  ohne  welchen 
die  Na*' Virarien,  die  gewiss  mit  den  Phratrien  nichts  zu  thun  hatten 
(Zelle  S.  24),  auch  mit  den  Phylen  in  l;eine  Beziehung  würden  tre- 
ten können.  Welcker  freilich  (Nachtr.  z.  Trilog.  S.  246)  will  t(>«t- 
Tv"?  ganz  eigentlich  nur  von  den  alten  zwölf  Phratrien,  erst  bei  den 
Grammatikern  auch  von  den  späteren  des  Klisthenes  gebraucht  wis- 
sen;  dagegen  zweifeln  Böckh  C.  Inscr.  I  ,  p.  140  und  Meier  de 
gentil.  p.  8  sogar,  ob  der  Name  rgirrvig  älter  als  die  klistkenischen 
Phylen  sey  ,  und  wenn  auch  dieses  von  A.  Dietrich  de  Clisthene 
(Halle  1840.  8)  p.  21  fgg.  mit  guten  Gründen  bestritten  ist,  so 
erkennt  doch  derselbe  an  ,  dass  sie  wie  die  Naukrarien  mehr  eine 
administrative  und  finanzielle,  also  profanere  Bedeutung  als  die 
Phratrien   hatten  j  vgl.   §.    111,   n.   6. 

3)  Phot.  1.  c. :  vavxgugia  fiiy  Inotöv  xi  7  ovfifiogia  xui  o  d^nog, 
vuvxgdoog  dt  oTiotöv  tl.  ö  ÖTjuagxog  ,  Sökwvog  ovrio  uvofiüauvrog,  w?  huI 
'Agioroxihjg  tpijoi:  vgl.  Poll.  VIII.  108:  v(wxgugl<i  «)'  >)v  xiiog  (pvXijg 
öutdtKUZov    /^igog    xul    vuvxguQoi    rjouy  Jwöixu,    xixxagtg  xaxu  riimvv 


§.  98.     Die  Phratrien  und  Geschlechter.  283 

(»uaxTjv  '  x«s  d'  HOqioqoiCi  ruc;  xura  di)fioiiQ  äif/dQitov  ovxot  xul  tu  *S 
aVTüiv  uyaiwfiura'  vavxougia  de  (xÜott)  äi'o  Imiaq  nagiT/f  x«t  vuvv 
ftiav,  uqi'  ?)<;  i'awc  (ovöfiaaro,  und  mehr  bei  Böclih  Staatsli.  I,  S.  353, 
Platner  Beitr.  S.  1 57  fgg.  und  Hulleman  in  JMiscell.  philol.  Amstei. 
1851  IJI,  p.  19 — 24,  namentlich  auch  über  die  Zeitfrage,  die  freilich 
schon  der  Schol.  Aristoph.  Nub.  37  ungewiss  lässt :  tirf  i'no  ^öXia- 
rog  xaTuarad-fvTfq  *tTf  xftl  tiqÖtioov,  Dass  der  Name  schon  vor  So- 
Ion  in  politischer  Beziehung  existirte  ,  zeigen  die  n^i'ravtf?  iwv  vav~ 
x{)i'iQon>  bei  Her.  V.  71,  Tgl.  Bergk  in  IV.  Jahrbb.  LXV.  S.  386  fgg.  ; 
doch  mag  immerhin  von  diesem  erst  die  Organisation  herrühren, 
■wodurch  »ßi'xfo^ioc  selbst  zu  der  persönlichen  Bedeutung  eines  Bür- 
gervorstehers,  insbesondere  für  Kriegszwecke  gelangte,  vgl.  Bekk. 
Anecdd.  p.  283  :  r«i'x(ja^ot  ol  iu<;  vaig  Tiuguoxn'u^ovrfq  y.al  tüij^quq- 
XOVvtk;  xitl  ToTs  no).fft('({)yoi<;  inorfTuy/nfioi.  Denn  an  sich  ist  es  s.v.  a. 
vin'xkj^Qoq ,  wie  anderseits  die  vuvxhjiiixu  bei  Schol.  Aristoph.  Av. 
1541  nach  Böckh's  richtiger  Erklärung  S.241  nur  die  von  den  IN'au- 
krarien  aufgebrachten  Steuergelder  sind ;  vgl.  Ammon.  difl".  vocab. 
p.  97  :  ■tuiy.QUQoi,  df  ol  ilongacTÖinitot  Til  drjuoaia  :(())jfi(iru  xai  ravxgu- 
giu  ol  xiinoi  iv  olg  iiriy.fiiTo  :  ob  freilich  mit  Böckh  S.  708  von  vaT? 
oder,  wie  neuerdings  noch  Grote  11!,  p.  72,  von  vuinv  abzuleiten, 
ist  gleichfalls  unsicher,  vgl.  Wachsmuth  I,  S.  367;  nur  was  Titt- 
mann bereits  S.  269  vermuthete  ,  dass  sie  gleich  den  späteren  De- 
men  eine  geographische  Eintheilung  gewesen  ,  bestätigt  die  KaXidg 
bei  Bekk.  Anecdd.  p.   275  und  Phot.  p.   196  Pors. 

4)  rivii  ft\v  ov  jtQoarjxovTfQ  f  Ix  df  t^?  ovyodov  ovtcü  rtQoauyoQiVo- 
ftevoi,  Poll.  VIII.  111,  vgl.  oben  §.  5,  n.  8  und  hier  insbes.  Suidas 
I,  p.  473  oder  Schol.  Plat.  Phileb.  p.  30  D:  ytyvJJTUi  öi  ovx  "»  f* 
yfvoiiq  xal  uip  uifturog  nQoorjxovxfg ,  tlkX  ol  ix  rüv  yivaiv  Tw>  ovvviyf- 
fxjjfitviüv  (Iq  Tß?  (fQaTQlac; '    ovxot  di  fiat  xu&unfg    ol  öi]f*oxui,  xul  g>g(t- 

TOQig  ,    rcflO)    T<l't    */OVTf  s    xoivo)viuv    X.    T.    X. 

5)  Poll.  III.  52:  tfQUTQiai  d'  tjouv  ävoxuiSixa  xal  iv  fxäaxj]  yfvT] 
TQiuxovxa,  '{'xaaxov  ix  XQiüxovTa  avdqwv,  ixaXovtxo  d  ovxoi  xal  ojuoyu- 
XaxTii;  xal  ogyiwviq  ^  vgl.  d.  Lexikogr.  s.  v.  yfrvF/Tai  mit  Taylor  b. 
Schaef.  App.  Demosth.  V,  p.  563  ,  Buttmann  Mythol.  11  ,  S.  309, 
Platner  Beitr.  S.  67,  auch  Dietrich  de  CHsthene  p.  18  fgg.,  wo 
namentlich  Rleier's  Zweifel  gegen  die  Phratrien  als  Unterabtheilun- 
gen  der  Phylen  (gentil.  p.  8 — 10)  widerlegt  sind.  Ein  anderer 
Name  für  yhoq  ist  roittxüq,  Poll.  VIII.  111  ;  fxrtnxoi'  d«  i&yoi'q  yivtj 
xQiüxovra  *J  uvÖQwv  xoaovxcov ,  it  ixaXtXxo  Tfitaxadf?,  die  man  nicht 
mit  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  140  u.  Meier  p.  21  wieder  als  Unterab- 
theilungen der  Geschlechter  betrachten  darf;  vgl.  Böckh  selbst  p. 
900  und  Schömann  Antiqu.  p.  115  u.  209,  auch  Hesych.  s.  v.  utqk'i' 
xaoTot  und  1^0)  rgtuxüJoq  mit   Privatalt.   §.   63,   n.  4. 

6)  Also  die  Bürgerschaft  auf  10800  Familien  angeschlagen,  wie 
auch  noch  bei  Xenoph.  M.  Socr.  III.  u.  14:  tJ  ftiv  nöXtq  ix  nXftovmv 
y  ixiigiuiv  olxi(i)v  ox'viorfjxf ,  während  die  Kopfzahl  der  Bürger,  -wenn 
auch  nicht  mit  Philoch.  b.  Schol.  Piud.  Olymp.  I.V.  68  unter  Ce 
krops  ,  doch  in  der  classischen  Zeit  Athen's  durchschnittlich  auf 
20000  geschäzt  werden  kann;  s.  Demosth.  Aristog.  l  §.  51  mit 
Meurs.  lectt.  Att.  I.  1  und  mehr  im  Allg.  bei  Ste-Croix  in  M.  d. 
TA.  d.  inscr.  XLVIII,  p.  147 — 175,  Museum  crit.  or  Cambr.  class. 
resuarches  I,  p.  541  fgg.  II  p.  215  fgg.;  Böckh  Slaatsh.  I,  S.  49, 
Lctronne  in  M.  de  linst.  1822,  p.  165  —  220,  Clinton  Fast.  Hell. 
H,  p.   387   fgg.  ,    Znmpt   in  Berl.  Akad.   1840,  S.  4,  auch   H.   M.  de 


Th.  y.   Der  athenische  Staat.  C.  1.  B.    For  Solon. 

Bruyn  de   IVere   Moll   de  peregr.   ap.  Ath.   condit.  p.  21    und  Wester- 
maon  in    \  erh.   d.   Leipz.   Gesellsch.   d.    Wiss.    1840,   S.    204  fgg. 

7)  Namen  Ton  Phratrien  s.  §.  97,  n.  11,  wobei  jedoch  nicht  zu 
übersehn  ist,  dass  (f(jnT(jiu  leicht  mit  qia2()iu  verwechselt  werden 
konnte,  was  nach  Etymol.  IVl.  p.  789.  20  und  Eustath.  ad  Iliad.  II. 
362  vielmehr  dem  ionischen  nitTfjir^  :=:z  uut^u  oder  yho^  entsprechen 
soll,  vgl.  liöckh  comm.  crit.  ad  Pindar.  ISem.  IV.  77  und  Zeilschr. 
f.  d.  Altertb.  1835,  S.  1147  ;  von  (Geschlechtern  hat  Meier  Je  gen- 
til.  p.  38  —  54  ein  lebrrelrhes  '.'erzeichniss  gegeben,  wozu  jezt  noch 
als  Beispiel  ihrer  Organisation  und  Fortdauer  bis  auf  die  Römerzeit 
die  Standliste  der  Aro>nandriden  verglichen  werden  kann,  mit  einem 
(Hj/oiv  rov  yfvoi't; ,  einem  Uuii(;  Kf>njonu^  und  einem  raftiuq ,  Allg. 
Lit.   Zeit.    1838   Nov.   S.   353   fgg.   oder  Ross   Demen   S.  24   fgg. 

8)  ^imTo^K  =  qnuTfQfi;,  Plat.  Tim.  p.  21  B,  Poll.  III.  52, 
Eustath.  p.  239,  vgl.  Schäfer  ad  Demosth.  V,  p.  561,  Bergk  com. 
Att.  rcliqu.  p.  107,  und  für  das  \  erhaltniss  selbst  Demosth.  adv. 
Eubulid.  §.  67  und  Isaeus  p.  Eupbil.  bei  Dionys.  Hai.  T.  \  ,  p.  622  : 
xal  ffioi  xul  Toj  mdiXqiüi  x(ti  toZ^  <P(juto(joi  kuI  nuai]  rij  r//iifTf(ju  avy- 
yfviin.  Eben  so  ö/ioyäkaxTK;  oder  der  altern  Form  nach  d)>uXuxrf<; 
=:  yiyvfjziti,  Pbot.  p.  332,  vgl.  Suidas  I,  p.  20  und  Scbol.  Plat. 
Crit.  p.  51  E:  yfvvf/Tni  ol  rov  ai^'TOV  yhovq  ßHf/ovxiq  xal  an'  it()X^i 
iX°vTi<i  xoivn  ligü  '  ol  öi  ojuoyf'tXuxraq,  tf^üro^uq,  avyyftiVg  toi/?  yivvTJTui;. 

9)  Demosth.  Macart.  §.57:  oi'vd'iojxtiv  öf  xal  dvtx^iötv  naZdaq  xal 
yuftß()oi'q  xal  nfv&f()ovg  xal  nv(\(itu6ov<;  xal  ipQurofjaq  '  f«v  dt  uldfoua&ai 
dfTj  (§.  104,  n.  11)  ,  .  .  aiötana&ii)v  ol  (fQuxoQtq^  idv  &fX(oai  dfxa: 
Tgl.  Heflfter  Gerichtsv,  S.  146,  Meier  gentil.  p.  18,  de  Boor  Inte- 
staterbrecht S.    117   fgg. 

10)  Poll.  III.  52:  fxui.ovvTo  d'  oi'Tot  xui  oftoynhtxrtq  xal  o^yfw- 
vig :  vgl.  Pbiloch.  b.  Pbot.  p.  344  Pors.  oder  Suidas  II,  p.  708: 
T0l»c  dl  qi^aro^aq  fTiüvayxf?  dfyja&nt  xal  lovq  oQynltvit(;  xal  rovq  o/io- 
yuXuxjnq,  oi"?  y(vvTjra<;  xakovfxfv,  und  mehr  bei  Salmas.  Mise,  defens. 
p.  89—107  und  Herald.  Obss.  ad  I.  A.  et  R.  p.  81—96,  auch  v.  Dalc 
Diss.  antiqu.  et  marm.  illustr.  IX,  p.  728  —  804  und  Osann  ad  Pompon. 
de  orig.  juris,  Giessen  1848.8,  p.  162  —  166,  hier  aber  insbcs.  Schö- 
raann  im  Prooem.  lect.  Grjphisw.  1829  oder  ad  Isaeum  p.  208  fgg. 
und  Meier  de  gentil.  p.  24,  obgleich  ich  weder  die  Unterscheidung, 
die  jener  zwischen  Orgeonen  und  Genneten  ,  noch  die  dieser  unter 
den  Geschlechtern  selbst  zwischen  o/u.oy(xXaxTfc;  und  o^jyfö/vf?  macht, 
annehmen  kann.  Nur  das  ist  richtig,  dass  oQyfö)vf<;  ein  weiterer 
Ausdruck  ist,  der  ebenso  wenig  immer  >  f»>  j/'toc,  als  anderseits  y^a- 
TOQtq,  wie  Martorelli  de  theca  calam.  II,  p.  591 — 606  wollte,  bloss 
uQyiöjvaq  oder  &ianwTaq  bedeutet;  vgl.  Pbot.  p.  345;  oQyfötvt-q  Ol'*— 
ruy/id  T*  avd(iöJv  w?  röiv  yivytjTMv  xui  (fQUTooojv ,  ovoftund-lv  iinu  toji 
xoivfj  oijyir'ti^fiv  oto*  &v(iv  xtci  tvyio&ai,  mit  Petersen  geh.  Gottesdienst, 
Hamb.  1848.  4,  S.  23  u.  38;  dass  aber  ö()yioJyfq  ein  verwandtschaft- 
liches Verhältniss  und  eine  Verehrung  gleicher  Ofol  Tiax{)(üoi,  ausser- 
halb der  yhi)  bezeichne,  ist  eben  so  unerweislich  wie  die  entgegeii- 
gespzle  Annahme  ,  dass  innerhalb  dieser  einige  natürlichen,  andere 
positiven  Lirsprungs  gewesen  seien  ;  vgl.  Bckk.  Anecdd.  p.  227  mit  Höl- 
scher  vit.   Lysiae   p.  104   und   Zeilschr.    f.   Alterth.   1835,   S.  1 1 44  fgg. 

8.  99. 
Ihre  hauptääcLlichstc  Bedeutung  hatten  übrigens  die 


§.  99.    Die  Phratrien  als  PT^dckler  des  Bürgerrechts.     285 

Phratrien    und    Geschlechter    in    der    Aufsicht    über    die 
Reinheit  der  Abstammung^    und  Rechtmässig'heit  des  an- 
geborenen   Bürgerthums,    wodurch    die    Thellnahme    an 
ihnen  Kennzeichen   und  Bedingung  der  Staats-  und  fami- 
lienrechtlichen  Vollbürtigkeit  des  Einzelnen  wurde  ,  in- 
sofern diese  wesentlich  auf  der  bürgerlichen  Eigenschaft 
seiner    Aeltern    beruhete.       Jede    neuverehllchte    Bürge- 
rinn musste  zu  diesem  Ende  in  die  Phratrie  des  Älannes 
eingeführt^),  jedes  neugeborene  Kind  ^)  in  die  Register 
eingetragen  werden,  welche  der  Phratriarch  zu  gleichem 
Zwecke  führte  ^)  ^  dass  aber  Ausländer,  welche  das  Bürger- 
recht von  Staatswegen  erhielten,  auch  in  eine  beliebige  Phra- 
trie hätten  eintreten  dürfen,  lässt  sich  erst  in  macedonischer 
Zeit  nachweisen  '^) ,    während    es    für    die  frühere  um  so 
unwahrscheinlicher  ist,  als  wir  gewiss  wissen,  dass  sie 
keinen  Zutritt  zu  Archonten  -  und  Priesterste!lcn  hatten  ^), 
welchen  erst  ihre  Kinder  aus   ebenbürtiger  Ehe  ,    wie  es 
scheint,    durch   Aufnahme    in   die  Phratrie   des  mütterli» 
chen    Grossvaters    erhielten  ^).       Vor   den    versammelten 
Phratoren  musste  der  Einführende  die  rechtmässige  Ge- 
burt des  Kindes  beschwören  ^)  5   etwaige  Einsprüche    da- 
gegen wurden    durch    die  Abstimmung  der  Anwesenden 
erledigt  8)  j   nur  ausnahmsweise  und  unter  Bedingungen, 
welche    den    rechtmässigen    Verwandten    ihre    Erbrechte 
sicherten  ^)  ,    wurden  später  auch  wohl  mit  einer  ]Nicht- 
bürgerinn  erzeugte  Kinder    zugelassen.     Der  gesetzliche 
Zeitpunct    war  alljährlich    der   dritte   und   lezte  Tag   des 
Festes    der    Apaturien  ^o) ,     das    dem    ganzen    ionischen 
Stamme   gemeinsam  ^^)    das    Gedächtniss    der  wirklichen 
oder  vorausgesezten  Blutsverwandtschaft    seiner  Mitglie- 
der zu  verewigen  bestimmt  waa*  ^^j .  gji,  Opfer,  dem  Zeus 
Phratrios  dargebracht  ^'j^  und  Geschenke  an  die  Phrato- 
ren   bestätigten    die   feierliche  Handlung  ^'^).      Aehnliche 
Förmlichkeiten  wurden   bei  Adoptionen  beobachtet,  weil 
durch  diese  der  Adoptirte   in    die    Phratrie    des    Adopti- 
renden  überging  ^5^.    auch  der  Eintritt   des  Jünglingsal- 
ters soll  durch  eine  Wiederholung  derselben    bezeichnet 
worden  seyn  ^^). 


286     Th.V.    Der  athenische  Staat.    C.l.B.    For  Solon. 

1)  rnjufjXlav  VTi^Q  yi'vnixoq  f\a(pfQn.v ,  Poll.  III.  42;  vgl.  Taylor 
b.  Schäfer  App.  Demosth.  T.  V,  p.  431,  Platner  Beitr.  S.  153, 
Schömann  ad    Isaeuui  p.   203,   Meier  de  geiitib.  p.    17. 

2)  Auch  Töchter,  Isaeus  de  Pyrrbi  Her.  §.  73—70.  Ueber  das 
Lebensalter  s.  Meier  p.  14:  vel  ipso  quo  nati  eranl  anno  vel  certe 
intra  terlinm  quartumve  aetatis  annum ;  illud  Etymol.  31.  v.  unu- 
roiiQia,  hoc  Proclus  ad  Piatonis  Timaeutn  narrunt  :  -welche  lezteren 
Stellen  G.  C.  H.  Raspe  de  Kupolidis  J/^f^oiq,  Lips.  1832.  8,  p.  73 
nicht  in   Acht  genommen   hat. 

3)  EIq  (pQUTOQag  (eben  so  yiwi^ra? ,  ogyfMvaq  u.  s.w.)  flartyfiv. 
vgl.  Platner  S.  72  u.  143—152,  Tittmann  S.  279,  Hüllmann  Urspr. 
d.  röm.  Verf.  S.  125  fgg.,  und  über  den  qQnrgiHpyoi;  Demosth.  Eu- 
bulid.   §.    23. 

4)  Vgl.  Bull,  deir  Inst.  Arch.  1833,  p.  153,  Arch.  Intell.  81. 
d.  Allg.  Lit.  Zeit.  1834,  S.  151,  Transact.  of  the  R.  Soc.  of  liter. 
1834  II.  2,  p.  449,  Ciarisse  Inscr.  graec.  par  L.  B.  1840.  8.  Ael- 
ter  wäre  nur  ein  Beispiel  bei  Ussing  Inscr.  inedit.  p.  52  ,  wenn 
dieses  Bruchstück  wirklich  eine  Bürgerrechtserlheilung  beträfe;  das 
scheint  mir  aber  »och  sehr  zweifelhaft, 

5)  Vgl.  adv.  Neaer.  §.  92 :  ooovq  ydq  av  o  öf/itog  TioiijaTjrai  o 
AQ-qvuLüiv  noUTuq,  o  vö/jioq  dnnyoQtvtt  ÖLHQQTjdrjV  ixrj  f^ftvuL  uvToZq 
rißiv  fvvfu  uq)(orr(t)v  yfvfn&ai,  fiTjöf  Uqbtovvjjq  ixrjdiixiüc  /.tiraoxfVv '  toi? 
(J  *x  Toi'Twv  fiiTfäojxfv  liSrj  0  6?]ßoq  unuvTWv  xui  ngooiO-Tjy.ev ,  luv 
oiaiv  fx  yvvruKoq  c.artjq  »ul  fyyvr/TTjq  xnru  tov  vöftov:  auch  §.  104  und 
die  «vMXftffi?  uQxövTwv  bei  Demosth.  Eubulid.  8.  06  mit  Taylor  l,  1. 
p.  407. 

6)  S.  Platner  S.  128—131  und  Böckh  ad  C.  Inscr.  I,  p.  140, 
auch  was  ich  gegen  Meier  de  gentil.  p.  15  (vgl.  Bon.  damnat.  p.  60) 
in  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1835,  S.  1159  gesagt  habe,  und  Adoption 
durch   den   Grossvater  bei   Demosth.   Macart.  §.  37. 

7)  Isaeus  de  Ciron.  §.19:  o  xf  nuTTjg  ij/iöiv ,  infidtj  lytvöfit&u, 
flq  TOV?  qiQtiroQaq  Tjfiäq  flqi^yaytv ,  oftoaaq  xara  toj'C  vö/iovq  rovq  xfi- 
/ifvovq  T]  nTjv  f J  uarjjq  xal  iyyvrjrijq  yvvalKoq  florlyiiv  '  twv  rfj  ipgaToQon 
ovdflq  uvTtZniv  oi>d  TjiKfiaßTjTrjai  ixrj  oi/x  uXrjd-fj  ravT  uvui, ,  noi,lmv 
ovTOJv  xal  dxQißmq  xu  Toiavxa  axononfifvwv.  Demosth.  Eubulid.  §.  54: 
ftXka  /X7fv  0  naxt]Q  uvxoq  L,(jjv ,  ofiüaaq  xov  vofiifiov  xoVq  qiQi'troQaiv  uqxov, 
datjyaytv  ffxi  uorov  Ü  uar^q   lyyvijr^q    avrä  yiyfVTj/tfvov  fl6d}q  x,  t.  X. 

8)  Demosth.  Macart.  §.  14:  xal  avxoq  ovroq  xal  ol  g>güroQiq  .  . 
ol  agiara  fläoxiq  ntgl  xoii  yivovq  ,  oQwvziq  «i'roV  fiiv  xovxov  ovx  f&f- 
Xovra  xiViivvivfiv  ovä  unuyovxa  xo  liQfZuv  uno  xoii  ßojfiov,  il  /.itj  nQoq- 
tjy.övxwq  fXorjytxo  o  nuZq  oiixoal  ,  uvxovq  d  t^iovvxu  inioQxi'i:)',  Xußovrfq 
T^v  rpTjqiov,  xaiofiivojv  xö)v  Ugdmv ,  uno  xoii  ßojfiov  qifQovxtq  zov  /ftoq 
Toi"  'ligargiov  .  .  Ixi'ijqiLaavxo  t«  dixaia^  og&iöq  xal  ngootjxovxüjq  xov 
nulda  rovrovi  nqayfa&ai  Ex'ßovXldjj  vlov  ilq  tov  oixov  tov  AyvLov:  dass 
jedoch  auch  ohne  besonderen  Einspruch  ballotirt  wurde,  zeigt  §.  82: 
xal  oxi   flqrjyfxo  ,  ol  fifv  uXXoi,  (pguroQiq  XQvßdijv  Icfigov  xtjv  ipfj(fov  x.x.X. 

9)  'Eni  gijxoZq,  vgl.  Isaeus  de  Philoctem.  §.  21 — 25.  Der  Fall 
bei  Demosth.  c.  Boeot.  de  nomine  §.  4  fgg>  bat  eine  andere  Be- 
wandtniss.     S.   auch   Platner  S.   142« 

10)  Im  Monate  Pyanepsion  ;  die  drei  Tage  Jogniia,  'Avü^lmaiq, 
KovQiömq.  Vgl.  Schol.  Aristoph.  Pae,  890 ,  Procl.  od  Plat.  Tim. 
p.  27,  und  mehr  bei  Meier  Bon.  damnat.  p.  62  undunten  §.  101 ,  n.  7. 


§.  100.      Rechte  und  Stellung   der  Eupatriden.     287 

11)  Her.  I.  147:  dol  dt  tiÜvtk;'  loivpq,  öaoi  d:t  'A&rjvStv  yfyovaot. 
y.ul  'AnrtToi'(>i(t  uyovac  ögrijv:  vgl.  m.  Monatsk.  S.  45  und  über  Athene 
Apaturia  zu  Trözen   Müller  kl.  Sehr.   II,   S.    167. 

12)  'AriaToiQia  z:=z  o/xonaroi'Qiu,  V/elcljer  Trilogie  S.  289,  Mül- 
ler  Dorier  I,   S.  82   und   Proleg.    S.4ÖI,   Meier  de   gentil.    p.  11  — 14. 

13)  Milov ,  daher  /uHuywyftv,  S.  Poll.  III.  53,  Schol.  Aristoph. 
Ran.  797,  und  mehr  bei  Meurs.  lectt.  Att.  III.  1,  Ra.spe  p.  43  fgg., 
Meier  de  gentil.  p.  16;  die  Etymologie  bei  Harpocr.  p.  194:  'Equ- 
roa&ivrjq  d'  iv  rot?  tiiqI  nojjuojSlaq  (fitjolv  oiJTtoq '  vöptov  ovtoq  nrj  ixilov 
tlaäyfiv  o)Qiafiivoii  nvoq ,  fmoxoinrovTfQ  ftiru  Tiatdt«?  nuvra  rov  fl(;- 
ayovTu  fiiZov  l'<paaav  ilaüyfiv ,  o&iv  tu  fiiv  IfQftu  nflov  nQoa-qyoofvdr], 
fifiaycoyo^  d^  o  flaüyo)vl  oder  von  ,"f 'c  : —  A<V*')  Zeitschr.  f.  d.  Alterth. 
1835,  S.  1142?  Ueber  Zivq  (fgriroioq  und  'A&tjvü  ^gur^la  Plat. 
Euthyd.  p.  302  mit  Hüllmann  griech.  Denkwürdigkeiten  ,  Bonn 
1840.  8»  S.  101  fgg. 

14)  OlvioTt^Qia ,  Pollux  VI.  22.  MfQl?  Tüiv  xQiöiv,  Demosth.  Ma- 
cart. §.  82;  vgl.  Isaeus  de  Astyphil.  §.  33  und  Analoges  aus  Kos 
bei   Ross   Inscr.  ined.   III,  p.   51. 

15)  Isaeus  de  Apollod.  §.  15:  x«i  inndrj  Oagy^ha  ^v  (s.  Plat- 
ner  S.  150)  ,  ijynyi  fif  Inl  toi'c  ßwfiovq  tlq  rovq  yiwr^rug  ri  xul  qiQÖ- 
roQuq'  lOTt  d'  HvvoZq  vöftot;  ö  rn'zoq,  hiv  t(  xivct  (f,vafi  yiyovoxa  ilaay?} 
T»c  iav  Ti  noiTjTov^  i7n,xi.&fvui  niaxiv  xaru  röiv  ItQmv ,  tj  fttjv  fS  uarijq 
flanynv  xai  yiyovora  oQ&üq  —  noiijaavroq  d\  rov  ilauyovrog  ravra  nrj- 
d\v  tjTTov  6iu\).'T](pt\fa&ui.  xal  toi'?  oAAoI)?'  xuv  öö^j]  ,  tot  *?  to  xoivov 
y()(tHHUT{Xov  iyyqäcfHv ,  tiqÖtiqov  6\  iirj.  Auch  bei  Adoptionen  durch 
Testament;  s.  de  Aristarch.  §.  8;  wesshalb  auch  bei  Testamenten 
Phratoren  als  Zeugen  zugezogen  wurden ,  de  Astyphil.  §.  8 ;  vgl. 
Platner  S.   133—141. 

16)  Poll.  VIII.  107;  vgl.  Ignarra  de  phratr.  p.  49,  Platner  S. 
147,  Meier  Bon.  damnat.  p.  235,  und  insbes.  Böckh  im  Index  lect. 
Berol.  1819,  p.  4:  (lua  professione  pritnum  esse  pubertatetn  decla- 
ratam  tonsasque  puerorttm  comas  probabile  est,  nach  Hesych.  II, 
p.  730  :  A&rjvtjoiv  ol  fifkXovTK;  f(p7jjiiviiv,  Tiglv  u7ioxfi(jaa&(U  %ov  fiai.- 
kcv ,  flaiifiQov  'HquxXd  fiirQov  oUvov  xai  oniiaavxiq  toT?  ovviX&oiaiv 
Intöidovv  nivtiv'  ?/  di  OTtovÖTJ  ixuktlxo  olviax-^gia.  Daher  auch  das 
Opfer  xoi'pftov,  Luzac  lectt.  Att.  p.  58,  ob  aber  die  tyy(>«(p^  xüv 
i<firjßo}v  selbst  yafti^yjiQtq ,  wie  Etymol.  M.  p.  221  will?  Nur  die 
Sache  steht  fest  und  hätte  von  Meier  de  gentil.  p.  17  nicht  bezwei- 
felt werden  sollen;  s.  m,  Rec.  S.   1141. 

§.  100. 
Auf  ähnliche  Art  geschahen  wohl  die  Aufnahmen  in 
die  Geschlechter  ^),  von  denen  jedoch  mehr  einzelne  he- 
stimmte  Rechte  als  das  ßürgerthum  als  solches  abhin- 
gen 2jj  und  deren  desshalb  seltener  g^edacht  wird,  ohne 
dass  jedoch  daraus  der  Schhiss  gezogen  werden  dürfte, 
dass  nicht  alle  geborene  Athener  Milglleder  eines  Ge- 
schlechts gewesen  seyen  ^).  Ja  gerade  die  Verehrung  des 
^yJiiöllm'  7i«Tpcöoff  und  Ztvs  i'fixetog,  welche  der  Athener 


288     Th.  V.    Der  athenische  Staat.    C.  I.  B.   For  Sohn. 

als  Kennxeiclien  des  Eingeborenen  betrachtete  ''')  ,  er- 
scheint näher  durch  die  Theilnahrae  an  den  Geschlech- 
tern als  selbst  an  den  Phratrien  bedingt  ^),  und  nur  für 
die  ältere  Zeit,  wo  noch  nicht  das  ganze  Volk  zu  glei- 
cher staatsbürgerlicher  Berechtigung  gelangt  war,  kann 
man  einräumen,  dass  a"ch  die  Gentilrechle  im  Namen 
Aller  nur  von  den  eupatridischen  Familien  des  Geschlechts 
ausgeübt  wurden  ^).  Denn  diese  gestalten  sich  allerdings 
seit  Theseus  zu  einer  förmlichen  und  geschlossenen  Ari- 
stokratie '') :  die  Auslegung  des  göttlichen  und  mensch- 
lichen Rechts  war  in  ihren  Händen ;  alle  Priesterthümer 
und  Staatsärater  wurden  aus  ihnen  besezt  ^),  in  den  vier 
Phylobaslleis  ordneten  sie,  wie  noch  aus  den  Spuren  der 
folgenden  Zeit  hervorgeht^),  selbst  dem  Könige  Beisitzer, 
namentlich  in  seiner  richterlichen  Thäligkeit  zu  ^°)  5  und 
indem  sie  vorzugsweise  die  Hauptstadt  bewohnten  i'), 
gab  die  Centralisation  der  Regierung  schon  thatsäcblich 
alle  Gewalt  in  ihre  Hand.  Dennoch  aber  dürfen  die 
beiden  andern  Stände  darum  nicht  von  deci  allgemeinen 
Landesbürgerrechte  ausgeschlossen  und  als  eine  bloss 
dienende ,  rechtlose  Classe  betrachtet  werden  ^^)  5  selbst 
die  Aermsten  derselben,  neXcctai  ^^)  oder  &rJT€Q  '''■),  wa- 
ren persönlich  Freie,  die  nur  um  Lohn  ^^j  den  Begüter- 
ten dienten  oder  gegen  ein  Sechstheil  des  Ertrags  die  Län- 
dereien derselben  bestellten  ^^)  ;  und  wenn  auch  Will- 
kürherrschaft und  dadurch  herbeigeführte  Verarmung  all- 
mählig  den  grösseren  Theil  des  Volkes  in  dieses  Verhält- 
niss  gebracht  haben  mag,  so  konnte  daneben  doch  immer 
noch  eine  unabhängige  IVlittelclasse  bestehn,  von  der  wir 
in  Attika  wie  in  Rom  die  spätere  politische  Entwickelung 
ableiten  müssen. 


1)  Adv.  Neaeram  §.  59 ;  ft5;  yi\  ilarjyiv  o  tpftäarMg  tl<;  rovq  tp^n- 
i/^i«?  Tt'j'  natdin  .  .  x«t  fit;  tovq  iJyi^rief«;,  (ov  xnl  uriroq  ioTiv  o  'l^ga— 
OTOJiJ  yn'vjjiijq ,  flrfoTf?  oi^fiui  ol  yfvvtjTut  rrjv  ywnlttn  tjtk;  tjv  .  .  (ino- 
rpiji^ii^ijvxai  Tot'i  7iai6ii(;  x«i  oi'x  lvlyQa(pov  nijxov  fit;  a<pii(i  uvrotq  •  ku- 
Xuvroq  ()>  Tov  'bftüdTo^oq  uvxolq  dlxijv ,  ort  ov*  ivfyi)n(pov  avxov  vtov, 
n()OHnkovvz(ti  «mov  ol  yivvi/xai,  .  .  o/itöaai  x(t&  Uqöiv  xiXduiv  Tj  firfv  vo- 
fiii^uv  fivai  avxov  vlov  *{  uaTn<;  yvvuixöt;  xul  iyyvjjxrjt;  xuxa  tov  vofiov: 
vgl.   Andoc.de  Master.  §.  127  und  die  Beispiele  .\doptirter  bei  Isaeus 


§.  iOO.     Rechte  und  Stellung  der  Eupatriden.      289 

de   Menecl.    §.    14    und    de    Apollod.    §.    15    mit    Platner    S.  72    und 
Meier  p.   36. 

2)  Namentlich  Priestertbümer ,  Suidas  s.  v.  yfyfjjut:  Tgl.  oben 
§.  95  n.  1  und  die  (x/^cft-oßr/rrjOftq  if^worv;;?  Poll.  \Ill.  90,  Bel;K. 
Anecdd.  p.  219.  17,  z.  B.  Kt)oxo>»idwi'  ötuöixuoia,  Ath.  X,  p.  425  B, 
Harpocr.  s.  T.fJoi'A^:  im  Allg.  aber,  auch  über  das  Archontat,  Plat- 
ner S.   80   fgg. 

3)  Wie  dieses  nach  Platner  S.  68  fgg.  namentlich  Schömann 
ad  Isaeuai  p.  209.  363  oder  Anliqu.  p.  207  fgg.  und  neuerdings 
Rieger  in  Zeitsrhr.  f.  d.  Alterlh.  1853,  S.  412  fgg.  annehmen,  ohne 
jedoch  —  von  der  persönlichen  Ausnahme  der  dr/fioioir^rci  abgesehn 
—  einen  anderen  Beweis  als  das  Stillschweigen  der  Schriftsteller 
anführen  zu  können,  worüber  ganz  richtig  schon  Meier  de  gentil. 
p.  20-  neijue  enim  quod  non  coinntemoraiitur  tfcutiliuvt  tabulne,  id 
evicerit  (jenlilibtis  adscriptos  non  esse ;  immo  t/tium  utra{itie  insctipiio 
arcte  videnlur  conjuncta  esse,  (jens  non  erat  f'ere  commemoranda, 
nist  esset  illustris. 

4)  Poll.  ^  111.  85  :  fxK/ftTo  6f  ng  &('jfio&fTÖiv  «VrJxpia«?,  fl  A&tj- 
vitXoi  flaiv  fxuTf(j(i:&fv  (A  T(jiyovirt<;  .  .  xnl  tl  yino).).(ov  fOTiv  «rioi?  nu- 
TQWoq  xcrl  Zfvq  ((jxfioq:  Tgl.  Plat.  Euthyd.  p.  302,  Plut.  V.  Alcib. 
c.   2,    Phot.   p.    14   Pors.   mit   Platner  S.   88   fgg. 

5)  Vgl.  Demosth.  Eubulid.  §.  54:  nmSLov  ovm  nf  n&vq  T^yov  flq 
Toriq  gpp«To(ja?,  flq  'AnoXÄoivoc;  nurgwoi'  rjyov ,  tlq  rrt  itkXa  l'(ju,  und 
namentlich  §.  67  :  ihn  (fiidroiJfq ,  ilrn  ^ jlnökXoivoq  nnrqwov  xnl  /lioq 
f^xfiov  yfvvfjTui,  woraus  ganz  deutlich  hervorgeht,  dass  auch  in  der 
ersteren  Stelle  der  nuTiiojoq  vielmehr  auf  das  yivoq  oder  die  nurija 
zu  beziehen   ist  ;   s.   auch    Meier  1.    1.   p.   28   fg. 

6)  Darauf  geht  wohl  Philochorus  b.  Suidas  v.  yfvvTjTat  und  o^to- 
yi'thtxTfq:  ol  fx  rov  uviov  xnl  nodioii  twv  T(jKtxoviu  yfvwv  ,  worauf 
ich  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterlh.  183p,  S.  1145  die  \  ermuthung  gestüzt 
hübe,  dass  der  Unterschied  der  tfioyä/.uxTfq  und  oityfdtvfq  (^  98,n.t0) 
Tielleieht  den  Gegensatz  der  eupafridischen  und  demotischen  Ge- 
schlechtsgenossen bezeichne;  vgl.  auch  Platner  S.  68,  Wachsmutb 
I,  S.  366,  Lachmann  S.  249,  Zel!-t  S.  14.  Dass  dieser  Aorzug  der 
tvyfvnn  später  höchstens  noch  bei  Priesterthümern  Berüchsichtigung 
fand  (Demosth.  Eubulid.  §.  40,  Xenopb.  Symp.  Alll.  40),  kann 
man  HelFter  (alhen.  Gerichtsverf.  S.  20  fgg.)  unbedenklich  einräu- 
men; aber  gerade  wenn  selbst  dem  Geringsten  das  Archontat  zu- 
gänglich ward,  musste  doch  schon  darum  ein  .Jeder  Anü/.kiOfoq  na- 
Tfjüjoxi  yfvyr^Tnq  seyn  ! 

7)  Vgl.  oben  §.  97,  n.  13  und  über  ihren  autochthonischen 
Charakter  Zeitschr.  f.  d.  Alterlh.  1848,  S.  318,  wodurch  Döder- 
lein's  Phantasien  in  Philol.  Beitr.  aus  d.  Schweiz  1819,  S.  7  fgg. 
▼on   selbst  wegfallen. 

8)  Plut.  V.  Thes.  c.  24  :  tvnfiTQiäaiq  fifv  yivdnxnv  rtl  &fta  xfil 
7tUQfj(ftv  «(jj^ovme  änoöoi'q  xnl  vönoiv  ötdnoxnXoi'q  tivui  xnl  ooiiDv  xnl 
«pw»  tlqyijxüq:  Tgl.  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  513  und  m.  Gottesd.  Al- 
tertti.  §.    1,  n.    12. 

9)  Vgl.  Poll.  VIH.  11t  :  ol  d\  qvXoßnnikfiq  »5  fvnuTQidMv  vvrfq, 
ftnXiOTa  TÜiy  Ufiwv  fnrntXovyTo  ,  nvvfdiJfiotTfq  fv  riü  ßumXtiu)  rui  na(}a 
tÖ  ßovxoXflov:  und  120:  to  tnl  nijfintn(u  dixiil^n  n/jit  röiy  nnoxTft*nv 
TOM',    xuv    luoiv    ü(f,uvtiq    ,   ,    ni/otiotrjxiauv    dl    tovtov    loC    6txuoxrjijiov 

I.  n.l.    4.  Ai.n.  T 


290     Th.F.    Der  athenische  Staat.    C.LB.    Vor  Solon. 

(pvloßuaikilq :    mit  Meier  att.   Process  S.    116,    Schubert  de  Aedil.   p. 
38—40,  Petersen  in  Danske  Widensk.   Selsk.  Skrifter  1847,  S.  81  fgg. 

10)  Am  nQVTdvftov ,  in  dessen  Nähe  sicJ»  auch  das  von  Pollux 
genannte  ßovxokflov  befand,  Bekk.  Anecdd.  p.  449;  vgl.  Hüllmann 
Anfänge  S.  252 — 250  und  Platner  Process  i,  S.  14  fgg.  Soll  man 
aber  mit  Meier  att.  Proc.  S.  20,  Scheibe  in  Zeitschr.  f.  d.  Altertb. 
1842,  S.  207,  Zelle  S.  21  u.  A.  den  (ephetischen)  Gerichtshof  bei 
dem  Prytaneum  ,  den  Pollux  meint  ,  von  einem  andern  im  Prjta- 
neum  unterscheiden,  in  welchem  vielmehr  Prytanen  gerichtet  hätten? 
und  sind  die  ßaniXitc;  bei  Aiidoc.  de  Myster.  §.  78  und  Plut.  V,  So- 
lon. c.  19,  wozu  man  jezt  auch  wohl  ßangabe's  Ant.  Hellen,  n.  259 
fügen  kann,  mit  Matthiä  Miscell.  I.  2,  p.  155  als  die  an  die  Stelle 
der  Könige  getretenen  Archonten  oder  mit  O.  Müller  Dor.  H ,  S.  114 
und  z.  Aeschvl.  Kum.  S.  157  als  die  (fvkoßnaihZq  zu  betrachten? 
Ich  kann  ein  doppeltes  Gericht  nicht  annehmen  und  die  qivkoßuai- 
Xfiq  nur  den  späteren  nufjfdtjoiq  der  Archonten  entsprechend  be- 
trachten ,  die  freilich  auch  deren  Functionen  selbständig  vorstehen 
konnten;  als  Richter  aber  lasse  ich  mir  vor  Einrichtung  der  Epheten 
gern  mit  Scheibe  und  Westermann  in  Verb.  d.  Leipz.  Gesellsch. 
d.  Wissensch.  1849,  S.  153  die  7iQVznvfi.(;  xiJtv  vavx(j(i^wv  gefallen, 
die  wenigstens  grössere  Ansprüche  darauf  haben  ,  als  die  von  F.  A. 
Baucke  de  Thesmothetis  Atheniensium ,  Breslau  1844.  8,  p.  10 — 18 
hereingemengten  Thesmotheten,  obgleich  ich  sie  eben  desshalb  nicht 
wie  MuMer  mit  den  ßaaihlq  identificiren  kann;  s.  auch  Schömann 
im   Prooem.  lectt.  Gryphisw.   1833. 

11)  Etymol.  M.  p.  395.  50:  EvnurQiSai,  ly.akovvxo  ol  avxo  ro 
uazv  oixoivTfi;  xal  iifTfyovTtc;  ßaaikixov  ytvoiii;,  rr/v  rwv  IfQwv  fntfifXftuv 
notovftfvoi :  vgl.  oben  §.  61,  n.  3  und  im  AUg.  Zelle  S.  16:  »alles 
dieses  führt  dahin  ,  die  Eupatriden  als  die  Ersten  im  Volke ,  als 
Stammhäupter  zu  denken,  die  keine  organisiite  Masse  gegen  sich 
hatten  ,  sondern  durch  ihre  Organisation  dieselbe  beherrschten  und 
auf  diese  Art  lange  Zeit  hindurch  jedes  selbständige  Auftreten  des 
Volkes  binderten.« 

12)  Wie  dieses  namentlich  aus  der  oben  §.  94,  n.  8  und  §.  96, 
n.  1  berührten  Auslegung  des  Namens  Teleonten  gefolgert  worden 
ist;  s.  insbes.  Illgen  S.  38  —  44,  Lachmann  S.  245,  und  Kutorga  in 
den  Melanges  Greco- Romains  de  l'Acad.  de  St.  Petersbourg  1853, 
p.  369  fgg.  ,  der  den  ganz  richtigen  Satz  ,  dass  später  alle  Bürger 
dieselben  Rechte  wi'  früher  die  Eupatriden  genossen,  dahin  erklärt, 
dass  früher  nur  die  Eupatriden  IJürger  gewesen  seien;  anders  auch 
Wachsmuth  I,  S.  360  fgg.,  obgleich  unklar  und  wenigstens  gegen 
die  Demiurgen  zugleich  ungerecht;  vgl.  Plat.  Menex.  p.  239  A: 
tj/nili;  dl  xul  ol  TjfXfTfooi,  fiiüq  nT}T(joq  TifivTfc;  ddfXcf.oi  q>iivTf<;,  ovf.  f/Jtoi/- 
ftiv  doikoi  ovdf  dfanoTui  iiXk/jkiov  livui ,  uk)J  7]  iaoyovLa  Tjftüc;  ?)  x«t« 
gitiatv   laoi'o/iiav   (ivuyxaL.n^   L,r]rilv   x.  T.  A. 

13)  Thkuxui,  ol  /na&ü)  äoi'kfvovtfq  •  intl  ro  nfkuq  fyyvQ,  otov  t'yyi- 
nrtt  6tu  rtfviuv  TiQooiövrfq ,  ^Ai_ii.aTo%fk7]q,  Phot.  p.  407  Pors.  ,  vgl. 
Wachsmuth  I,  S.  811  und  mehr  oben  §.  60,  n.  5,  auch  Ammon. 
diff.  vocab.  p.  111:  nfkuaxijq  o  n^ooqa'ly  worin  das  Wahre  zu  liegen 
scheint,  dass  diese  Leute  zwar  nicht  als  Landes-  aber  als  (ie- 
meindefremde  oder  Hintersassen  galten  ,  ohne  dass  man  jedoch 
darum  mit  Kutorga  a.  a.  O.  S.  3'J()  fgg.  für  ihr  Verhältniss  den 
Ausdruck  fthoi.>ioi   anzuwenden  brauchte. 


§.101.     Ende  des  Königtimms.  291 

14)  Vgl.  Privatalt.  §.  12,  n.  14  und  Etymol.  M.  p.  452:  ^i'^Ttg 
ot  n(v7]Tf(;  ol  fnt  oi'vrdlfoi-  nni  yal  inl  fita&ol  dov/.H'oyTtq.  Wenn  sie 
Wacbsmuth  .  sesshafte  Landbauer«,  oder  Grote  III,  p.  125  eul- 
tivating  tenants  ,  metayers  und  stnall  proprietors  of  the  country 
nennt,  so  gilt  das  jedenfalls  nur  zufällig  und  theilweise;  ungleich 
richtiger  Hüllmann  üenkwürd.    S.   4  fgg. 

15)  Oder  auch  nur  um  Kost,  fmoiTiot,  Plat.  Republ.  IV,  p. 
420  A,  wie  es  sich  vor  Erfindung  gemünzten  Geldes  ohnehin  von 
selbst  verstand;  vgl.  Nitzsch  z.  Odyss.  III.  425,  dessen  Bemerkung 
über  die  Handwerker  eben  sowohl  auf  die  &-r/rf(;  passt ;  denn  dass 
auch  diese  nicht  einem  Herren  leibeigen  waren  ,  sagt  er  selbst  z. 
IV.  644  und  bestätigt  Aristöt.  Folitic.  HI.  3.  3:  ol  6f  xo^rij  (Aa- 
Tof^yoi'VTf^)    ßävaiiooi  xal  &7jXf(;, 

16)  Phot.  p.  407:  niXÜTtti,  ol  nnQu  rotq  nlrjolov  fQyn^öfifvoi:  xul 
&T}rt(;  ol  aikol  xal  fxT7jno(}iot ;  vgl.  Poll.  IV.  165:  h.irjfioQioi  6^  ol 
ntkÜTui  nuQu  Tor?  'ATTixot(;,  woraus  Lachmann's  Irrtbum  hervorgeht, 
der  fxrrjfiÖQioi  als  Geomoren  und  &^Tfi;  oder  nikuTui  als  Demiurgen 
trennt;  besser  Tittmann  S.  581  und  Hülimann  Urspr.  S.  39.  Ob 
sie  den  sechsten  Theil  des  Ertrags  behielten  oder  abgaben  ,  scheint 
schon  im  Aiterthume  zweifelhaft  gewesen  zu  seyn,  und  noch  Böckh 
Staatsb.  I,  S.  643  entscheidet  sich  mit  Schömann  Com.  Ath.  p.  302 
oder  Antiqu.  p,  199  für  ersteres  ,  insbes.  nach  Eustath.  ad  Odyss. 
XIX.  28:  »7  fJtoQTjj  10  i'xrov  (fuol  nf(ioc;  Tä5v  xuqtiöjv  ,  f/  ididoTO  Tof? 
fxrrifio{)ioiq ,  wq  (v  üvwvvfuoj  xfVrai,  kf^ixtü  ^r/Tooixoj  :  ich  kann  aber 
fortwährend  fvgl.  Privatalt.  §.  66,  n.  7)  nach  Isoer.  Areop.  §.  32 
nur  das  Gegentheil  annehmen,  das  auch  die  meisten  und  unzwei- 
deutigsten Zeugen  für  sich  hat,  vgl.  Plut.  V.  Solon.  c.  13:  fyfO)Q- 
yol'v  fxfivoiq  fxra  röiv  yivofiho)*  rikovmq  ,  fxTT]ncQioi  nüonnyo{>i\<nnfvoi 
xal  &IJTfq ,  Hesych.  8.  t.  fni/xoQToi  und  mehr  bei  Ruhnk.  ad  Schol. 
PUt.  Euthyphr.   p.   256  und   Herald.   Rer.  judic.    auct.  II.  24.  9. 


§.  101. 

Was  inzwischen  zunächst  den  Uebergang  des  atheni- 
schen Könlgthums  in  Aristokratie  betrifft,  so  berichtet 
die  Sage  schon  unter  Theseus  glückliche  Angriffe  auf  die 
königliche  Macht.  Menestheus,  Peteos  Sohn  i),  den  Homer 
den  Athenern  vor  Troja  zum  Führer  gibt,  soll  mit  Hülfe 
der  TyndaridcM  2)  Theseus  entthront  haben,  der  dann  in 
Scyru5  beim  Könige  Lykomedes  seinen  Tod  findet '). 
Erst  sein  Sohn  Demophon  gelangt  wieder  zur  Regie- 
rung'^);  ihm  folgt  Oxyntas,  diesem  Aphidas ,  dessen 
Bruder  Thymaetas  ^)  dann  der  lezte  in  der  Reihe  der 
Thesiden  ist  ^),  Um  diese  Zeit  fallen  die  grossen  Völ- 
kerzüge, durch  welche  Bbeolien  sowohl  als  der  Pelopon- 
nes  ihre  Beherrscher  wechselten ,  und  so  traf  es  sich, 
dass    Melauthus,    ein    Nachkomme    Nestor's ,    aus    Pylus 

T2 


292      TA.  r.  Der  athenische  Staat.    C.  I.  B.    For  Solon. 

fliehend ,  gerade  zu  derselben  Zeit  in  Attika  anlangte, 
wo  dieses  sich  mit  den  neu  angekommenen  Boeoticru  in 
Gränzstreitigkeiten  befand  '').  Zum  Lohne  des  glückli- 
ehen Zweikampfs  mit  dem  boeotischen  Könige  Xanthus, 
den  Thyoaetas  verweigert  hatte,  soll  ]Me!anthus  darauf 
die  Königswürde  empfangen  haben  ^)  ,  die  er  auch  auf 
seinen  Sohn  Kodrus  vererbte;  ein  Bericht,  dessen  That- 
sächlicbkeit  wir  um  so  weniger  bezweifeln  dürfen  ,  als 
wir  auch  sonst  die  Aufnahme  flüchtiger  Adelsgeschlech- 
ter in's  attische  Bürgerrecht  bestätigt  finden  ^) ,  wenn 
gleich  die  mangelnde  Autochthonie  zwischen  diesen  und 
den  Eupatrideu  stets  eine  Kluft  ofi'en  hielt  ^^).  Endlich 
gewährte  nach  Kodrus  Tode  ^^)  der  Thronstreit  seiner 
Söhne  den  lezteren  die  Gelegenheit  zum  gänzlichen  Sturze 
der  Königsgewalt  ^2)  ;  Neleus  und  seine  Brüder  gingen, 
über  Modon's  Vorzug  erbittert,  an  der  Spitze  der  lonier 
nach  Asien  ^  Medon  ^^)  und  seine  Nachkommen  aber  be- 
hielten die  Regierung  nur  als  verantwortliche  oberste 
Beamte  der  Aristokratie  ^*). 

1)  Plut.  TLes.  C.  31  :  fv  äe  TW  ygovu  roi'rco  Mfvia&ivq  o  UfTtüt, 
Toii  0<jv*fu?  ,  Tov  H(}fx&f'»^,  Tnjonoq  0)q  giaoiv  u*&{)(o:iwv  fmdffifioq  Ttü 
Sfjf^nyojyflv  ('Vgl.  Spengel  Artt.  scriptt.  p.  8)  xul  Tnjog  x'H"^  "X^-<;> 
öiu^fyfo&itt ,  roi'C  rt  dwuToi'n;  owiorrj  x,  t.  k.  Mehr  bei  Meursius 
Thes.  c  29  und  Bergk  in  Zeitscbr.  f.  d.  Alterlh.  18U,  S.  934. 
Sind  aber  auch  hier  uoch  Cuitusgegensätze  sicblLar?  Jahn  archäol. 
Aufl.  S.    19i. 

2^  Plut.  c.  32,  Aelian.  V.  Hist.  IV.  51,  Paus,  I.  17.  6;  vgl. 
Müller  Dorier  I,   S.   339. 

3)  Diodor.  IV.  62  :  Qrjaivq  d*  fifTu  Tavru  xaraOTaonta&flq  xnl 
<fivyu)ii  fx  TJj<;  naxfjiäoq  fTil  rfjq  ^fvtjq  fzdtvxtjaiv  :  vgl.  Plut.  \ .  Ciuion. 
c.  8  und  Scbol.  Aristopb.  Plut.  627  :  und  y«\)  to  ;j'«^ta«o<9at  ri]v 
ä>]nox(juTiav  xoT;  ^Or/valoiq  tov  QrjOfa  yti'xoi;  it?  oi'xo(f.afi ^aiiq  taoir/- 
a(v  fJoOT(j«xtfl(<9^yat  TOV  jy^w»  ■  o  df  na^/nyfv'ftffog  (Iq  2xV(tor  6it/yfv 
na{iu  Avxof^TjSn  toü  dwumr]  r^q  tr/ooi',  o?  L^r/Xorvnt^ouq  ufutgit  ui'xov 
öoi.<i)'.   auch   Heracl.    Pol.    1    und  Suidas   s.  r<()^7  Sxt'qia. 

4)  Mnursius  reg.  Ath.  IM.  5  fgg.  Nach  Straho  VI.  1.  10  häite 
Mene8theus  Scyllelium  in   Grossgriechenland  gegründet. 

5)  Oder  Thymoetas ,  obgleich  Scbol.  Arisloph.  Vesp.  1138  nur 
die  erstere  Form   billigt;  8.    Ross   Deuten  S.  72   fg. 

6)  Vgl.  H.  L.  Schurzflrisch  F.xpl.  gravissimae  quaestionis,  utrum 
ebronologia  regum  et  archonlum  Ath.  Kusebiana  an  Arundeliana  sit 
praeferenda,  Wiltenb.  1705.  4,  mit  Böckh  C.  Inscr.  Il.p.  331— 334 
und  C.    Müller    Chronol.   fragm.    p.    141. 

7)  Um  Oenoe    (Müller    Dorier   1,  S.  239)    und    Pauakton;    vgl. 


§.  102.     Verfassung   der  Aristokratie.  293 

ScLol.  Plat.  Tim.  p.  21  A,  Conon  b.  Pbot.  BIbl.  186  §.39  und  die 
Lexikot>rnplien  s.v.  \^-iinor(jui ,  we4cbes  Fest  durch  eine  tauscbende 
Etymologie  auf  diesen  Kampf  bezogen  worden  ist,  vgl.  Corsin.  Fast. 
Alt.  II,  p.  30Ü,  Wtlelser  Naebtr.  z,  Trilog.  S.  200  fgg.  und  m. 
Gottesd.   Altertb.   §.    5ö,  n.   28. 

8)  Nach  Paus.  IX.  5.  16  sein  Vater  Andropompus,  nach  Aristot. 
Politic.  V.  8.  5  erst  Kodrus  ;  doch  s.  Stiab.  IX.  1.7.  Paus.  11.  18.  7, 
und  im   Allg.   Her.   V.    65   mit  Larcher  T.   VII,  p.   294   fgg. 

9)  Xenopb.  M.  Socr.  IM.  5.  12:  noXXol  d*  i'ntö  minrrövojv  vfigt- 
^onfvoi  nartcpx'yov  7i(jöc,-  «i'to»'?:  Vgl.  Tbucyd.  I.  2  und  Aristid.  Panaih. 
p.  173  Dind.  —  Gepbyräer,  s.  oben  §.  15,  n.  16  und  andere  Bei- 
spiele bei  Piatner  Beitr.  S.  22  und  Westermann  publ.  Atb.  bonor. 
p,  3 1  ;  auch  Scbömann  Antiqu.  p.  Ifi2  und  Zeitsf"br.  f.  d.  Altertb. 
1843,  S.  593,  insbes.  über  die  Aeantiden  Pbilaens  und  Eurysaces, 
vgl.    Plut.   Solon.   c.    10   und   Meier  de  gentil.   p.   52. 

10)  Selbst  für  das  dem  königlichen  engverwandte  Geschlecht 
der  Alkmäoniden  ;  s.  im  Allg.  Bückh  ad  Pindar.  p.  300  und  Vischer 
über  die  Stellung  der  Alkmäoniden  in  Atiien  ,  Basel  1847.  4;  hier 
aber  insbes.  Isoer.  de  bigis  §.  25  mit  ZeilsiBr.  f.  d.  Altertb.  1848, 
S.  318,  und  den  Gegensatz  der  ßaailnn  xGtv  üil  t':tfgf)(övT(i)v  6iu  ro 
uvro)(d-ovai;  tlvitt  vor  Tbeseus  mit  der  Wahl  fx  nQox^jiroiv  xur'  uv- 
SQuyu&iav  adv.    Neacram   §.    74.   75. 

11)  S.  Lycurg.  c.  Leoer.  §.  84  fgg.  mit  IVleursius  1.  1.  c.  II  — 
15    und   Ruhnken.   ad   Vell.    Paterc    l.   2. 

12)  .luslin.  II.  7:  post  Codrum  nemo  regnavit  j^thenis ,  ijuod 
memoriae  ejus  tributum  est.  Zfvq  ßaoikfvql  Schol.  Aristoph.  Nub.  2  ; 
vgl.  vielmehr  oben  §.  56,  n.  9  fgg.  mit  Dahlmann  Politik  I,  S.  175: 
•  mit  der  Macht  über  Regierungsrechte  zu  entscheiden  wird  die 
Macht  selbst  übertiajjen  «;  über  das  Thatsächliche  aber  Paus.  VII. 
2 — 4   und  mehr  bei   Clinton    Fast.   Hell.    I,   p.    112   fgg. 

13)  Nicht   Mentor,   wie   Zenob.    Prov.    IV.   3,  p,   84. 

14)  Paus.  IV.  5.  10:  TOI»?  yaQ  nno  MfXfxv&ov,  HuXovtihovq  d< 
MtSovridat; ,  x«t  ugyuc;  fifv  aqiiLXovro  o  ör^/ioq  t^?  fJoi'Oi«?  ro  noXv 
xni  uvil  ßaaikfiaq  fAftinrrjaav  tlq  ilgyfjv  i'nfv&iivov ,  iimigo*  dJ  xal 
nQo&fOfiiav  frö)v  ijfxft  tnoitjouv  uihoti.  Seit  wann  durch  Wajil?  B3ckl| 
Staatsh.  I,  S.  659. 


§.  102. 

Der  König;snamc  selbst  ging  in  den  eines  Archonten 
über  ^)  ^  übrigens  blieb  diesem,  wie  es  scheint,  der  alte 
Gcscbäftskreis  ungesclimälert ,  und  seine  Würde  lebens- 
länglich 2)-  erst  im  J.  752  ward  ihre  Dauer  auf  zehn 
Jahre  eingeschränkt');  dann  713  das  ausschliessliche  Vor- 
recht der  IVledontiden  aufgehoben ''^)  und  der  Zugang  zum 
Archontate  allen  Eupatriden  eröffnet  5)  ^  endlich  683  die 
Geschäfte  desselben  unter  neun  jährlich  wechselnde  Ar- 
chonten ^)  gespalten.     Hiermit  war  die  Aristokratie  ausser- 


294     Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.I.B.   For  Solan. 

lieh  vollendet^  die  Satzungen''),  welche  iiin's  J.620^)  durch 
Drakon  als  Richtschnur  für  die  Rechtspflege  der  Archon- 
ten  aufgestellt  wurden  ^) ,  änderten  nichts  au  der  beste* 
henden  Staatsform  ^°)  5  nur  scheint  seine  Gesetzgebung, 
insofern  sie  durch  schriftliche  Bestimmungen  der  rich- 
terlicheu  Willkür  ^^)  ein  Ziel  sezte,  die  Errichtung  eines 
Appellationsgerichtes  zur  Folge  gehabt  zu  haben,  als  wel- 
ches wir  die  nach  dsu  sichersten  Nachrichten  von  ihm 
herrührenden  Epheten  ^2)  durch  die  Etymologie  und  die 
Zeugnisse  des  Alterthums  selbst  zu  betrachten  berech- 
tigt sind  ^5),  wenn  gleich  die  späteren  Staatsveränderun- 
gen den  Geschäftskreis  dieser  Behörde  auf  einen  ungleich 
geringeren  Umfang  beschränkten.  Auf  welche  sonstige 
Art  aber  die  regierenden  Familien  in  dieser  Zeit  ihre 
Hoheitsrechte  ausübten ,  lässt  sich  aus  den  dürftigen 
und  widersprechenden  Nachrichten ,  welche  wir  bei  Ge- 
legenheit des  cylonischen  Aufstandes  erhalten ,  nur  sehr 
unvollkommen  entnehmen  '^'^).  Wir  hören  von  Vorstehern 
der  Naukrarien ,  in  deren  Händen  die  Administrativge- 
walt gelegen  zu  haben  scheint  ^^j^  und  die  auf  keinen  Fall 
mit  den  neun  Archonten  verwechselt  werden  dürfen,  so 
hoch  auch  diese  als  Erben  der  königlichen  Macht  fort- 
während gestanden  haben  mögen  ^^)5  als  oberste  Staats- 
behörde aber  werden  die  Dreihundert  betrachtet  werden 
können  ,  die  über  die  gefangenen  Empörer  richteten  *^) 
und  sich  zu  solcher  Ausübung  der  aristokratischen  Sou- 
verainetät  auch  auf  dem  Areshügel  versammelt  haben 
können  '^),  ohne  desshalb  mit  dem  späteren  areopagiti- 
schen  Rathe  in  näherer  Beziehung  zu  stehen. 

1)  S.  oben  §.  56,  n,  16  und  im  Allg.  Meursius  de  Archontibus 
Athenlensium ,  Lugd.  B.  1622.  4  und  Bernard  de  Archontibus 
p.  22  %g. 

2)  Daher  sie  auch  noch  zuweilen  j9aatAfrs  heissen.  Paus.  1.3.2: 
fl  6i  ßoi  ytvKtXoyilv  iJQioxf ,  xui  roi<<;  (ino  Mih'tvOov  ßnaiXno(ivrn(;  i^ 
KXHihxov  Tov  Alnt/niiiuv  «v  (lnrji3t,0 nrjOttixrjv;  vgl.  Plat.  Meuex.  p.  238  C 
und  mehr  bei   Periz.   ad  Aelian.  V.  13  und  Böckh  C.  Inscr.  II,  p.  316. 

3)  Ol.  VII.  1;  vgl.  Dionys.  Hai.  i.  71  mit  Larcher  Herodote 
Vll,  p.  300  fgg.  und  Clinton  Fast.  Hell.  1,  y.  156;  über  abwei 
chende  Rechnungen  Müller  Chronol.  fragm.  p.  142. —  Dass  Justin 
U.  7    die  Mittelstufen   überspringt,     berechtigt  nicht  mit  HüUraann 


§.  102.      f^erfassung  der  Aristokratie.  295 

Anf.   S.   267   (gg.   und  delpb.   Orakel   S.    115   unhaltbare    Hypotbeseu 
an    die    Stelle   der  urkundlicLen   iNachricbten   zu  setzen. 

4)  Vgl.  Heracl.  Pol.  1  :  uno  di  JCoJ^iJwv  ovxfTi  ßumXfXq  t^qovvto 
diu  10  6oy.tZv  r(Ji'q>(~v  xai  fiaXuxovq  yfyovhrti;  mit  Schneidewin  p.  35 
und  Leulscb  ad  Paroemiogr.  I,  p.  214  und  11,  p.  606  s.  dofßfOTf- 
^oq'Inno/Afvovq  und  nü&og  HoQT^q:  zur  Zeitbestimmung  Scbeibel  'OX}>fiTi, 
uvayg.   p.   7. 

5)  Syncell.  p.  169:  jjQf&Tjnav  f|  tvnuTQidöjv,  wogegen  Lacbmann 
S.   255  ganz    baltlose   Unterscheidungen  vorbringt. 

6)  S.  Bernard  p.  30  fgg.  und  mehr  unten  §.  138.  Die  Zeit 
nach  Clinton  I,  p.  182  und  Böckh  C.  Inscr.  !1  ,  p.  307.  Larcber 
sur  l'arcbontat  de  Creon  in  M.  de  TA.  d.  Inscr.  XLVI,  p.  51  fgg. 
sezl  sie  Ol.  XXIV.  1  =  684;  noch  einige  Jahre  früher  Paus.  IV.  15. 
coli.   c.   5  u.   16;  vgl.    Corsini  I,   p.  6 — 11    und   Scbeibel  p.   12. 

7)  Qfonol,  Aelian.  V.  Hist.  VIII.  10;  vgl.  Andoc.  de  Myster. 
§.  83  mit  Ktyraol.  M.  p.  448  :  &toßov  yit^  ttvui  lov  .^gunovroq,  voftov 
df  rov  2^ö/.o)roq ,  und  mehr  bei  Men.igc  ad  Diogen.  L.  I.  53,  der 
übrigens  jenen  älteren   Ausdruck  selbst  bei   Solon  nachweist. 

8)  Ol.  XL.  !  nach  dem  armen.  Eusebius,  wodurch  die  frühere 
Annahme  Ol.  XXXIX.  1  =:  624  modificirt  wird;  doch  gehen  die 
Alten  selbst  noch  weiter  auseinander;  vgl.  Bentieji  Opuscc.  p.  339 
mit  C.  Müller  p.  143  und  Scheibel  p.  23.  Jabresarebon  ist  Drakon 
selbst,    Pausan.   IX.   36.  8. 

9)  Vgl.  Pand.  Prateji  jurisprudentia  vetus  Draconis  et  Solonis, 
Lugd.  1559.8;  D.F.Jani  de  Dracone,  Lips.  1707.  4;  Gundlingi.nna 
(Halle  1727.  8)  XXXIX,  p.  326  —  367;  und  ra.  Abb.  de  Dracone 
le^umlatore  Attico    im   Ind.   lect.   Gott.   hib.    1849 — 50. 

10)  Aristot.  Politic.  11.  9.  9;  /^/^«xoj'Toc  öf  voßoi  /utv  ilai,  noii- 
Tila   ö(  i'nuQ/oi'o?^   Toj'?  yoftovq  V&r/y.fv:    s,    Plat.   Legg.    IV,   p.   714   C, 

11)  S.  Bekk.  Anecdd.  p.  449.  23:  uQ/ovxfq  ol  Iwia  &iano&irai. 
«1 ,  (iQXb)v  ,  ßuailfvq,  TioXf/^UQ^oq :  xal  tiqo  ftfv  twv  2ök())voq  röfiwv  ovx 
f^tjv  uurolq  ufia  dixül^fiv  .  .  .  xvQici  rt  ijouv  woTf  ruq  dUuq  uvToxfXilq 
noifio&ai:  vgl.  Hesych.  I,  p.  630;  ui'rorfhjq  öLxjj,  ucp'  fjq  /</}  ioTiv 
{(fihun  auch   Zonaras   I,  p.    345  und  Tittmann  S.  236.   257.  351. 

12)  Poll.  VIII,  125:  f(fhut.  rov  /aiv  uQi&fiov  tlq  xal  ntvT^xovra, 
J^uxwv  d  uvToiq  y.aTiarrjOtv  uQiarivdrjy  aiQi&fvTuq:  vgl.  Phot.  p.  41 
Pors.  und  Suidas  :  icfirai,  üvö^fq  vjtfg  nivTi^xovra  \xt]  yfyovi'riq  xal 
<'n)iortt  ßfßto)x*vat  rnölrj^uv  Ixovxfq,  und  mehr  im  Allg.  bei  .1.  T.  Krebs 
Opuscc.  Lips.  1778.  8,  p.  1 — 42,  H.  F.  Hayemann  de  origine  ephe- 
tarum  et  eorum  juJiciis,  Lovan.  1823.  8,  F.  C.Petersen  om  Ephe- 
terne  og  deres  Dikasterier  i  Athen  in  Danske  Vidensk.  Selskabs 
Skrifter  1847.  4.  Die  achtzig  Epheten  bei  Suidas,  welche  Wachs- 
muth  und  Lachmann  auf  die  Zeiten  vor  Hlisthcncs  bezogen  haben, 
stellen  sich  nach  Pholius  als  Schreibfehler  heraus  (rr'  oVr??  für  nfQi- 
lövifq  /dixui^ov),  vgl.  O.Müller  z.  Aescbyl.  Eum.  S.  151;  eher  könnte 
man  i.iit  dems.  S.  160  statt  der  spateren  31  (Deniostb.  Macart.  §.  57) 
wie  bei  den  [Naukrarien  fjüiier  48  annehmen  ,  auch  wenn  sie  nicht 
nach  Droysen  in  Schmidt's  Zeitschr.  >III,  S.  332  selbst  mit  den 
IVaukraren   eins  gewesen  seyn   sollten. 

13)  Pollux:  (Soxovai,  6'  üro/näo&iii,  ort  7H»ot»()ov  tov  ßnailfoiq  xovq 
»71  lixoi'niü)  i/<iro/  x(>irnii,^vnitq  f^fxdl^ovroc,  »  /fjifotwv  n'iiifdoixf  loTq  i(fi- 
xaiq  tTjt    K{)Lat,v   tipiaifiov   ino   rov    ßaotXimt   noiov^ivoi:    Tgl.    de  jure 


296     Th.V.    Der  athenische  Staut.    C.  I.  B.    For  Solan. 

magistr.  p.  62  fg.  und  de  Dracone  p.  13  —  18,  auch  Petersen  p.  7 
— 12,  vro  zugleich  gegen  E.  G.  Weber  ad  Demostb.  Arislocr.  p.  269 
das  Nötbige  bemerkt  ist.  Die  sprachliche  Zulässigkeit  der  —  doch 
•wabrscbeiiilica  aus  Aristoteles  geschöpften  —  Erklärung  des  Onoma- 
slikers  glaube  ich  a.  a.  O.  genügend  bewiesen  zu  haben  ,  und  ihr 
Sinn  wiederholt  sich,  wenn  gleich  ungeschickt  ausgedrückt,  bei 
Harpocr.  p.  119  und  Photius  :  ort  i'qiiniq  nag'  nvTÖiv  ov  dvvurui  il^ 
uk'/.o  dtx(i.nrr]{)t.ov  ytvfo&ut ,  ToJ'ZfOTiv  fxxAT^Toe;  die  activische  Ausle- 
gung von  Buttniann  (ausC.  griech.  Sprachl.  II,  S.  326)  und  Müller 
(Eum.  S.  154)  würde  dagegen  höchstens  dann  passen,  wenn  man 
das  hphetengericht  mit  lezterem  (Proleg.  z.  Mytbol.  S.  424)  und 
Platner  (Process  und  Klagen  S.  27)  schon  vor  Urakon  sezte ,  wozu 
aber  die  Fabel  von  Demophon  bei  Harpocr.  p.  119  noch  nicht  be- 
rechtigt; und  Lachmann  S.  273  kann  dieselbe  gar  nur  aus  den  FäU 
len  ableiten,  wo   er  selbst  die   Epheten   nicht  für  competenl  hält! 

14)  A'ermuthungen  mnnnicbfacher  Art  s.  darüber  bei  Tittmann 
S.  351,  Müller  Dor.  II,  S.  137—140,  Meier  att.  Process  S.  12—22, 
Klausen  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  18.34  ,  S.  335  und  Scheibe  das. 
1842,  S.  207,  Lachmann  S.  253-274,  Schömann  Antiqu.  p.  170— 
173,  Hüllmann  griech.  Denkwürd.  S.  75,  Wachsuiuth  I,  S.  433 — 
437,  Drojsen  a.  a,  O.  S.  326 — 336,  Westermann  Leipz.  GeseliscL. 
Verhandl.   1849,  S.    153,  Zelle  Verf.gesch.  S.  27  u.s.w. 

15)  Her.  V,  71:  ol  ngiiTuvieq  tojv  vuvxqoiqojv  ,  o'tTifQ  l'vffiov  toti 
To?  'u4&)]va<;:  vgl.  Bergk  in  N.  Jahrb.  LXV,  S.  3^7,  womit  das  was 
oben  §.  100,  not.  10  über  ihre  richterliche  Eigenschaft  vermuthet 
ist,  wenigstens  nicht  im   Widerspruche   steht;   vgl.    §.   53,   n.   8. 

16)  Thucyd.  I.  126:  tot*  6i  tu  noXla  twv  nohTixüv  ol  ivvfa 
uQxovxfg  }'n.()aooov:  quae  res,  sagt  Bernard  p.  36,  in  causa  fuif ,  «I 
Harpocratio  (p.  204)  et  Siiidas  (II,  p.  599)  novem  Archontes  illo 
tempore  Prytanes  Naucraroriim  appellalos  fitis.se  putarent ,  ohne 
dass  man  jedoch  mit  Lachmann  S.  266,  Baucke  de  Thesmoth.  p.  13, 
Hulleman  in  Mise,  philol.  Amst.  III,  p.  19  sich  diese  Verwechselung 
aneignen  dürfte. 

17)  T(ji(cxoaio>v  oQiorivÖTjv  6txui^öiT0Jv ,  Plut.  V.  Sol.  c.  12,  also 
wie  später  Isagoras  (Her.  V.  72)  der  demokratischen  ßovXij  einen 
aristokratischen  Bath  von  Dreihundert  entgegensezte ;  vgl.  Müller 
Dorier  II,  S.  80. 

18)  So  scheint  es  wenigstens  nach  Schol.  Aristoph.  Equit.  445  i 
ol  öi'y)!OTnxA*tOiL^*vTf?  TW  Kl  Xojvt.  iv  ttj  fixponokn  ilg  tj^v  xyioiv  xari- 
ßtjoav  fv  'A^floi  auYO):  doch  erscheint  hier  der  Areshügel  lediglich 
als  GerirhIstätle ,  und  in  geringeren  Fällen  mögen  auch  hier  wie 
an  den  übrigen  nur  Ausschüsse  des  Eupatridenrathes ,  gleich  den 
consiliis  der  Kömer ,  die  Blutgerichtsbarkeit  verwallet  haben  ,  vgl. 
Rubino  Unters,  über  röm.  (lesch.  S.  474.  Geht  aber  darauf  Schol. 
Aesch.  Eumen.  743:  o  d(ji&fiv<;  röiv  ^AQuonuyixöiv  X.  xul  »???  Droy- 
sen  a.  a.   O.  S.  325   fgg.  und  unten  §.   109,  n.  2. 

§.  103. 

Was  den  cylonisclien  Aufstand  selbst  betrifft  *) ,  so 
unterliegt  es  wohl  keinem  Zweifel,  dass  er  als  eine  Wir- 
kung der  blutigen  Strenge  2)  belracbtct  werden  kann,  mit 


§.103.    Drahon^ s  Gesetzen,  der  eylonische  Aufstand.    297 

welchen  die  drakonische  Gesetzgebung  das  Bestehende 
zu  schützen  und  das  Verlangen  des  Volkes  nach  ge- 
schriebenen Rechten  zur  Zügelung  des  erwachenden  Frei- 
heitstrebens selbst  zu  benutzen  gesucht  hatte  5)  5  doch 
scheint  das  Bedürfniss  eines  gesicherten  Bechtszustandes 
im  Allgemeinen  das  üebergewicht  über  die  Hoffnungen 
behalten  zu  haben,  welche  Cylon's  Ehrgeiz  auf  die  durch 
jene  Strenge  erregte  Unzufriedenheit  gebaut  haben  moch- 
te *).  Auch  findet  es  sich  im  Einzelnen  nicht  bestätigt, 
dass  Drakou  alle  Vergehen  mit  derselben  und  schwersten 
Strafe  belegt  habe^  jedenfalls  kannte  sein  Gesetzbuch 
auch  Geldbussen  ^)  und  Atimien  ^),  und  selbst  seine  un- 
verhältnissmässigen  Härten  waren  mehr  in  den  herrschen- 
den Principien  seiner  Zeit  als  in  persönlicher  Maasslo- 
sigkeit  begründet^) 5  so  dass  sie  bei  steigender  Humanität 
von  selbst  verschwinden  mussteu,  während  Cylon's  Nie- 
derlage dem  Staate  die  Prüfungen  einer  gesetzlosen  Ty- 
rannenherrschaft  ersparte  ^).  Nur  der  Aristokratie  sollte 
auch  ihr  Sieg  nicht  mehr  auf  die  Dauer  zu  Statten  kom- 
men :  die  Treulosigkeit,  die  denselben  begleitete,  konnte 
ihren  Sturz  nur  beschleunigen,  und  was  menschliche 
Gewalt  nicht  vermocht  hatte,  gelang  den  religiösen  Bück- 
sichten ,  die  ihr  Frevel  gegen  die  Ueberwundenen  ver- 
lezte'^):  fluchbelastet  mussteu  ihre  Häupter  die  Alkmäoniden 
auf  Solon's  Antrag  Athen  verlassen ,  und  Epimenides  aus 
Kreta,  welchen  man  die  Stadt  zu  sühnen  einlud,  bahnte 
zugleich  durch  manche  beilsame  Maassregel  der  soloni- 
schen  Gesetzgebung  den  Weg  ^^). 

1)  Vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  4,  Welclter  ad  Theogn.  p.  x, 
Zelle  Verf.geseh.  S.  33.  —  Die  Zeit  bestimmt  man  gewöhnlieh 
mit  Corsini  III,  p.  04  auf  Ol.  XLII.  1  =  012;  Clinton  I,  p.  212 
geht  noch  weiter  zurück  ,  während  Böckh  518  annimmt;  dagegen 
aber   spricht  doch   wohl   itt  noXkov  Plut.    V.   Solon.   c.    12. 

2)  Aristot.  Politic.  II.  9.  9:  l'rfto»  6'  iv  roZq  vöftoic  oidfv  Iftriv 
o  Tt  xnl  ftvtiuq  altov ,  TikTjv  tj  xnkfloTT^q  äiit  to  t^?  t^/UtV«?  fifyt&oq: 
vgl.   Rbetor.    II.   23.   9,   Flut.   V.   Solon.   c.    17,   Gell.   N.  Att.  XI.  18. 

3)  Vgl.  de  jure  magistr.  p.61,  und  mehr  bei  Pastoret  Hist  de 
la  Icgisl.  VI,  p.  155  —  2l)3  und  Büttner  Gesch.  d.  poiit.  Helarien 
in   Athen,   Lpz.    1840.    8,   S.    0. 

4)  ürLer  ist  auch  sein  Käme  keinesivegs  verLasst,  vgl.  Demosth. 


Th.r.     Der  athenische  Staat.    C.I.B.    For  Solon. 

Tiniocr.  §.  211,  Aeschio.  Timarch.  §.  6,  und  noch  später  Lucian. 
Calumii.  C.  8  :  ol  UQiaxot  xüv  rofio&fxwv,  olov  o  ^oXtov  xiii  o  ^(juxwv, 
Max.  Tyr,  IX.  i  :  ol  jd()<'xovroq  of/^vol  vöfioi  u.a.  w.  Ueber  s.  Tod 
belichten   sonderbar  Hesyeh.    Illustr.  p.    18    Oreli    und  Suidas   f,  p. 

626:  tJil  vo/j-o&focuic;  fvipr/fiovfttfog  ?';io  rZv  AlyivijXÖJv  (III,  p.  t02 
AQrjvuiiavl)  iv  tw  &taT(j<u  funiQitpävTWV  uvtÜ  ITli  TJJv  xtcfuXiijv  nfzu- 
ooiiq  niiiovrtq   xal  ;^iT(iüva?  uTifnviyn  ! 

5)  PoU.  IX.  61:  xal  fxrjv  xdv  rolq  /t^üxovroq  vö/ioig  iaxiv  unoxlr' 
vnv  ilxoaußoiov, 

6)  Wenigstens  nacb  dems.  VIII.  42:  xyq  6t  uQyiuq  Inl  fifv  J(jd- 
xovTot;  axiftLu  tj»  xo  xiiJirjfiu,  Anders  freilich  Lex.  rhetor.  Dobr.  p. 
665;  doch  gibt  ein  zweites  Beispiel  die  Sanction  bei  Demosth.  Ari- 
stoer.  §.   62. 

7)  Lycurg.  Leocrat.  §.  65:  ol  yuQ  uQ^f^^oi'  vofio&ixui  ov  rü  ftlv 
fxuxov  xaXavxu  xXf\puvri  &(tvuxov  J't«|«v,  xiö  d\  dfxa  dQa)(/inq  tXaxxov 
iTiixifitov  .  .  .  aXX  o/uoiwg  fiil  nüot-  xal  roiq  tXrt}(lnxot(;  na^iavoiunfiuai 
&uvaxov  ojQiOav  uvai  xrjv  i^rfftiftv  ,  was  Wacbsmuth  II,  S.  143  keines- 
wegs auf  Drakon  allein  beschränken  durfte;  vgl.  oben  §.  89,  n.  14 
und  Privatalt.  §.  72,  n.  10,  selbst  Selon  bei  Charis.  p.  246,  t/ui 
lege  cavil  ut  vitia  transcenderent  auctoris  yoenae ;  vgl.  Privatalt. 
§.  62,  n.  9  und  im  Allg.  Plat.  Legg.  XII,  p.  94!  D,  über  Drakon 
insbes.  aber  Wacbsmuth  II,  S.  293  und  Grote  III,  p.  102:  himself 
of  curse  an  Eupatrid ,  he  set  f'orth  in  writintf  such  ordinauces  as 
the  Eupatrid  archons  had  before  been  accustomed  to  enforce  without 
wrilintf  .  .  .  «»irf  the  general  spirit  of  penal  legislatioii  had  becotne 
so  niuch  milder  during  the  two  centuries  who  f'oUowed,  that  ihese 
old  ordinances  appeared  to  j4ristotle  intolerably  rigorous  etc. 

8)  Thucyd.  I.  126:  (Ki'iXwv)  xuxfXaße  xrjv  u»{iÜ7ioXi.v  w?  inl  xv- 
gavvldi,:   vgl.    Plass  Tyrannis   I,   S.    181. 

9)"^yoc,  vgl.  d.  Erkl.  z.  Thuc.  1.  1.  und  Paus.  1.  28.  1  mit 
Ross  Pnyx  S.  20,  auch  VII.  25.  1  und  mehr  im  Allg.  bei  E.v.  Bock 
die   kyloniscLe   Blutschuld  und   ihre   Folgen  ,    Augsburg   1852.    8. 

10)  S.  Plut.  V.  Selon,  c.  12,  Cic.  de  Leg.  11.  11,  Diog.  L.  I. 
110,  und  dazu  Chr.  God.  Grabener  de  Kpimenide  Athenarum  lu- 
stratore  ,  Misn.  1742.  4,  Heinrich  Epimenides,  Lpz.  1801.  8,  S.  77 
— 118,  Koeck  Kreta  III,  S  257,  freilich  auch  Schläger  de  Athenien- 
sibus  civitalem  suam  sanguine  bumano  lustrantibus,  Heluist.  1739.  4, 
vgl.  Ath.  XIII.  78,  wogegen  Grote  IM,  p.  112  fgg.  vergebens  an- 
kämpft. 

§.  104. 

Unter  diesen  Umständen  traten  dann  frelHcIi  auch 
Drakon's  meiste  Gesetze  bald  ausser  Kraft  *)  5  nur  die 
üijcr  Tödtungen^),  nebst  den  Ephetcn,  insofern  sie  da- 
mit zusammenhingen  ^),  behielten  um  so  mehr  ihre  Gül- 
tigkeit, als  Drahon  selbst  hier  nur  uralte  durch  Religion 
lind  Gewohnheit  geheiligte  Rechte  aufgezeichnet  hatte ''^), 
welchen  dcsshalb  auch  später  unter  allen  ^  eränderungcn 
das  eigenthUmliche  Gepräge  ihrer  Eutstehuugszeit  unan- 


§.  104.     Das  alte  Blutrecht  und  die  Ephelen.      2'-j9 

getastet   verblieb.      So    beschränkte    sich  das   Recht  und 
die  Pflicht,  einen  Todtschläger  gerichtlich  zu  vorfolgen, 
fortwährend    auf   des  Getödteteu    nähere    Angehörige  5), 
u&d  fiel  weg,  wenn  der  Kläger  auf  seine  Rache  verzich- 
tet oder  der  Getödtete  selbst  vor  seinem  Ende  dem  Mör- 
der  verziehen    hatte  ^)  ^    während    denselben    auch  gegen 
Fremde,  die  ihre  Verfolgungen  nicht  erreichen  konnten, 
die  Aushebung   von   Geissein    an    ihrer  Stelle   gesetzlich 
gestattet  war  7).     Den  Mörder  traf  Todesstrafe  ») ,   deren 
Vollziehung  der  Kläger  beiwohnen  durfte  9)  ^  entschieden 
dap-egen    die  Epheten    am  Palladium  1°)  ,    dass    der  Mord 
ohne  Vorbedacht  geschehen    sey,    so  musste  der  Thäter 
auf  einem  bestimmten  Wege  das  Land  verlassen  und  so 
lange  meiden,  bis  er  von  den  Verwandten  des  Getödte- 
ten  die  Erlaubniss  zur  Rückkehr  erlangte  'i)j  beging  er 
in  dieser  Zeit  einen  zweiten  Mord,    so  war  eine  eigene 
Gerichtstätte  an  der  Küste  bestimmt  ^2),  wo  er,  in  einem 
Kahne    stehend,    ohne    das  Land    zu  betreten,    von  den 
Epheten    vernommen   werden    konnte.      Ehebrecher   und 
dgl.  13)    hatte  Drakon  auf  handhafter  That  ungestraft    zu 
tödten  gestattet,  auch  für  sonstige  Nothwehr  i'^)   die   ge- 
eigneten   Vorkehrungen    getioffen,   um   deu   Betheillgten 
nicht  bloss  der  Strafe,    sondern  auch  der  Reinigungsge- 
bräuchc  zu  enthebec  ^%  welchen  der  unvorsätzliche  Todt- 
schläger   unterlag  ^^) ;    über   alle  Fälle   dieser  Art  sassen 
die  Epheten  am  Delphinium    zu  Gericht  i^)^    eine  vierte 
Gerichtstätte  derselben,  das  Prytaneum,    war  für  solche 
Fälle  vorbehalten,    wo    leblose  Gegenstände  den  gewalt- 
samen Tod    eines    Menschen    veranlasst    hatten,    welche 
dacn  einem  eigenen  Gesetze    zufolge   förmlich    über  die 
Gränze  geschafft  werden  mussten  >8). 

1)  Gell.  N.  A.  XI.  18:  ejus  iijititr  leges ,  quia  videbanlur  im- 
pendio  acerbiores,  non  deereto  jussoque ,  sed  tacito  Ulileratoquc 
Atheniensium  cnnsensu  obliteralae  sunt.  Das  Bruchstuck  bei  Ran- 
gabe Ant.   Hellen,  n.  259  betraf  wohl   <foy,Ad. 

2)  Ta  »o..).«,  Plut.V.  Solon.  c.  17;  vgl.  Aelian.  V.  Hist.  VIII. 
10  und  mehr  bei  Meurs.  Tl.em.  Attic.  1.15-20,  Petit.  Legg.  Attic. 
VII.  1,  p.  605  —  630,  Hefller  ath.  deriebtsv.  S.  133— 14(),  W  acbs- 
mnlb  II,    S.  215    und   de    poena    capitis,    Lips.   1839.  4,    p.  8  fgg. 


300     Th.  F.   Der  athenische  Staat.  C.  I.  B.    Vor  Solon. 

Hauptqueile  für  das  geltende  Recht  der  classUckcn  Zeit  ist  Dcmosth. 
Aristocr.  §.  22 — 61  ,  wozu  d.  i^lrläuteiungscbrift  von  J.  1).  de  Rie- 
mer, Roterd.  1833.  8;  ob  auch  mit  solonischem  untermischt,  unter- 
sucht schon  Salnins.  de  modo  usur.  p.  766  und  Herald.  Animadv. 
IV.  5.  8,  dann  neuerdings  Schelling  de  Solonis  legibus  p.  62  fgg. 
und  Funkhiinel  in  N.  Jahrbb.  XXXV,  S.  408  fgg  ,  zur  Vergleichuug 
aber  dient  auch  Plat.  Ltgg.  IX,  p.  864  —  879;  vgl.  m.  Abb.  de  ve- 
stigiis  inst.  vett.  Marb.  1836.  4,  p-  44  fgg.  und  IMatner  in  ZeitscLr. 
f.   d.   Alterlh.    1844,   N.   85. 

3)  Leber  die  Epheten  im  späteren  attischen  Processe  s.  Matthiä 
Miseell.  phiiol.  I,  S.  149  —  158,  Hüllmann  Staatsr.  d.  Allerth.  S. 
388  —  391,  Müller  z.  Aesch.  Eumen.  S.  151  —  157,  Petersen  a.  a.  O. 
S.  17  —  5.i  und  fiO — 85;  über  ihre  Gerichtstätten  (Jixaor^'f)/«)  das 
Nähere  bei  Demosth.  Arislocr.  §.  71  fgg.  mit  Aristot.  Politic.  IV. 
13.  2,  Paus.  I.  28.  9  —  12,  Aelian.  V.  Hist.  V,  15,  PoU.  VIII. 
118-120. 

4)  AntipLo  de  choreut.  §.  2  t  i'Tirtgyn  fttv  yog  nvroiq  ftQ/ntornToiq 
llvni,  fv  r^  yi]  Tuvjr/  ,  tnuxu  toI'C  hi  toj'c  ufl  nnjl  rwv  ui  ro)t:  vgl.  de 
▼enef.  §.  3,  de  caede  Herod.  §.  14,  auch  Isoer.  Paueg,  §.  40-.  oi 
yd(j  fv  ''^xfj  nffjl  Twv  qioviKMv  iyxnkfnnvTn;  .  .  fv  roTq  vofioiq  Tut?  rftt- 
TfQoK;  Tuq  xQiofiQ  fnoiTjnici'To ,  mit  Wachsmulh  II,  S.  118  fgg.  und 
Müller  z.  Aesch.  Kumen.  S.  126  fgg.  Daher  eigene  Rechtsdeuter, 
f^Tjy/jTiii,  s.  Plat.  Fulhypbr.  p.  4  mit  Meier  Bon.  damnat.  p.  vii, 
HeflFter  S.  109,  und  was  ich  «>onst  Gottesd.  Alterlh.  §.  I,  n.  12  ci- 
tirt  habe  ,   hier  insbes.   auch   Petersen   a.   a.    O.    S.    55  —  60. 

5)  Poll.  VIII.  118:  (pi'voti  6'  fif/v  ini^ifritt,  /ifyj>i<;  rlvfi^'iöiv  xal  iv 
TW  OQxoj  fnfQoixäv  riq  ngoOT/xiov  fori  tw  Tfdvföiri,  y.av  olyfrnq  /J ,  fnc- 
öx);7iTftv  ovyxf/o)()rjTui. :  s.  Demosth.  Everg.  et  Mnesib.  §.  70  und 
Mucart.  §.  57  mit  den  Bemerkungen  und  Berichtigungen  von  C.  de 
Boov  d.  alt.  Intestaterbrecht  S.  117  fgg.  und  Schömann  Antiqu.  p. 
288,  über  die  Blutrache  im  Allg.  auch  diesen  zu  Aesch.  Eumeu. 
S.  64  fgg  ;  ob  füToQ  oder  hxuq  (trfxi.iioTTjToq1  Schelling  de  Sol.  leg, 
p.  72  und  dagegen  Prantl  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterlh.  1842,  S.  1099, 
Funkhänel  in"N.  Jahrbb.  1835,  S.  410,  Franke  in  Jen,  L.  Zeit.  1844, 
S.  739. 

6)  Kadrigoq  ö  (((pfSfiq,  Plat  Republ.  V,  p.  451  B;  vgl.  Demosth. 
Pantaen.  §.  59  und  Nausim.  §.  22:  xal  xoi'd'  ovrw  iixmov  iv  nuoiv 
laxi'it^,  (i)Oity  UV  fX(ß)v  TIC  nxovaiov  <povov  xal  anquZq  fnidfi^nq  fir  x«— 
&a(jov  fifTu  raTx  nldiarjxai,  xul  <i(ffj ,  ovxH  fxßaXflv  xt'gtoq  xöv  avxov 
ioxtV  o\'d\  ycQ ,  rv  o  iiu9wv  uixoq  ii^r/  xov  ^pövon ,  nglv  Tflfvxroni, 
Tor  6()((0itixa ,  oi'dfvi  Tft5v  Annw»  ot'yyn(7>v  l'lfaxtv  fntlifvai..  Reiske 
liest  fxovnioi';  eben  so  Hudtwaicker  Di.iteten  S.  116  fgg.  und  Meier 
Bon.  damnnt.  p.  22;  vgl.  dagegen  Müller  Eumen.  S  127,  de  Boor 
S.  122,  und  m.  Bemerk,  in  Zeitschr.  f.  Alterlh.  1835,  S.  1142  und  de 
vest.  inst.  vett.  p.  53;  obgleich  an  sich  Meier  de  gentil.  p.  18  rich- 
tig bemerkt,  dass  auch  vors.-itziicher  Tudtechlag  fortwährend  abge' 
kauft  werden  konnte:  Harpoer.  p.  29Ö :  i'noyövt«  t«  (tiI  ip'vot  äidö- 
ftfvu  ;^()>7/if{T«  xoZq  olxfioiq  xov  (poff}i&fvioq  vno  xov  xijv  nlxiav  t)(ovroq 
oxi  torjijr/xfv  ,  Int  xü,  nrj  inf^fg/tn&m  nrjd\  ytvfn&ui  itjv  xov  (pövov  Jt- 
xTjv.  vgl.  Demosth.  Theoer.  §.  28  und  über  die  alte  noivr]  im  Allg. 
Nägelsbach   honier.    Theol.   S.    250. 

7)  Demosth.  Aristocr.  §.82:  iüv  nq  ßini'o  ^«»■■'tw  oTioOnrjj^  vn^p 
Tovxov  xolq  :nio<li/xovriiv  tlviti.  xnq  itvdgoXr/H'inq  ,  t'oiq  «v  rj  öLxdq  xov 
ipövov  vni'axooiv  rj   xovq  unouxiivavxuq  fxdwai'  Tt}v  dt  di'd{ioXtj\(.'iuv  tivoti 


§.  104.     Das  alte  Blutrecht  und  die  Epheten.     301 

ftfx^i  tgidiv,  nXfov  6e  ftrj.  Vgl.  Poll.  VIII.  50  und  Etymol.  M.  p. 
101.  55:  tnv  iim  Tp/q  \-/Triy.ijg  rlvrjQ  'Af^rjvaloq  TfkfVTr^OT^  xitl  f^r/  ttidt- 
dwotv  OL  fv  IxdvT)  tfj  TloXfi  cvTft;  rov  öoxoüvta  fv  i fj  uliin  tivni,  Kftlro 
fK  To»"  VO/J.OV  Tfjflq  Twv  fxfivov  TioXiiMV  flyfiv  HQ  yl&ijvitq  öiKr/v  f(f>iovi(iq 
zov  (fiörov,  mit  ileffler  Geiicblsv.  S.  427,  Hüllmaiir.  Staatsr.  S.  78, 
Meier  att.    Proc.    S.    278,     V,  acbsmulh    II,   S.    227. 

8)  Demosib.  Mid.  §.  43:  ol  ^tovtxot  tovq  /ufv  ix  nqovoinq  unoxTtv- 
vx'yxuq  &avu2w  xtii  uncpi'yia  xnl  drjf*n>afi  x(äv  ov^(^)v  l^T^fAtoroi  :  yg'- 
Lysias  Agorat.  §.  56:  lußövxfq  iv  dixaorj]{)i<u  aiq  ufä(jo(povov  öyru  &ä- 
vrtrov  dixulmq  xuTitH'r!(pinuufvoi.  TW  drjuiw  mtfjfdoTf  xiil  urtfri'iunuririOrj, 
Doch  nur  wenn  der  Getödtete  ein  Bürger  war,  Bekk.  Aneedd.  p. 
194:  fdv  ftfTotxov  Ttc  finoxTfivr/ ,  (fi'yr^q  H'ivov  xurfdixnL,fjo ,  tuv  fthioi 
doTov,  Onvuroq  rj  ttjftin,  vrelcbe  Uiiterscbeidung  Meier  Bon.  daninat. 
p.  23  und  l'rooeni.  lect.  Hnlens.  1849  —  50  niebt  bestreiten  sollte; 
vgl.  Heffler  S.  135.  Galt  docli  die  Todesstrafe  selbst  nacb  Kurip. 
Orest.  502  als  eine  Neuerung,  und  ward  über  Todtsclilag  eines 
NicLtbürgers  nur  tnl  nukkndim  gerlrht-et  ,  wo  überall  keine  Todes- 
strafe verbängt  werden  konnte;  vgl.  Isoer.  Calliin.  §.  54  und  unten 
not     10. 

9)  Demosth.  Aristocr.  §.  69:  tw  6\  iTudeZv  ötdövra  äLxTjv  *|*0Tt)', 
TjV  iru^fv   o   vi/xoq ,   tov   «Aovt«. 

10)  Vgl.  Eustath.  ad  Odyss.  I.  321  und  mehr  bei  Weber  ad 
Demostb.  Aristoer  p.  268  und  Petersen  p.  30  fgg- ,  insbes.  aber 
Schol.  Aescbin.  F.  L  §.  87  ;  föixui^ov  6)  uxovnioi'  (fiuvoii  xni  ßovXff- 
Ofiiiq  xnl  olxirrjv  Tj  f4ftoixov  ij  ^tvof  unoxxflfnvri,  welcbe  leztere  Worte 
bei  Harpocr.  p.  119  berausgefallen  sind.  Ueber  den  Namen  s. 
Creuaer  Symb.  III,  S.  554,  Rückert  Dienst  d  At!iei.a  S.  269,  .Mül- 
ler kl.  Scbr.  II,  S.  147,  Gerbard  die  Minervenidole  Atbens,  in  Ab- 
bandl.  d.  Berl.  Akad.  1844,  S.  10;  über  die  Oertlicbkeit  insbes. 
K.  V.   Paucker  d.   attiscbe    Palladion,   Mitau    1849.   8,   S.    6  fgg. 

ll)"ilw?  UV  aläfarjxai  xivit  {riql  Scbäfer  ad  Dem.  T.  IV.  p.  65) 
ruiv  iv  yfvft  Tot;  nfiovd-nroq  ;  vgl.  Demoslb.  Macart.  §.  5/  mit  de 
Boor  S.  1*20  fgg.  und  mebr  bei  Matibiae  1.  c.  p.  169 — 171;  aucb 
lV!üller  Dorier  I,  .S.  333  —  335  und  liumen.  S.  128.  Die  Frist  eines 
Jabres,  welcbe  man  Läufig  annimmt  (ilnfviftvxinfiöq ,  Petersen  S.  43 
—  48)  ist  für  Atben  wenigstens  nicbt  urkundlich  sieber;  s.  de  ve- 
8tig.   p.    51. 

12)  'Ev  'I)QfnxxoT  oder  rl>i>fitxxvi.;  von  <f(}faQ,  puteus ;  vgl.  Weber 
1.  c.  p.  285  fgg.  und  Petersen  S.  84  fgg  Dieselbe  ist  wobl  Zfu 
Bekk.  Aneedd.  p.  311.  17i  hTuv&n  xQivfiai  o  tu'  uxoi'oioj  ftiv  gpctw 
(pfiy(i)v ,  nlxiftv  d'  l/tnv  f(fi'  fxovaiw  (foviu  ,  Vgl.  Müller  S.  152  und 
Curtius   port.    Atbcn.   p.   38- 

13)  Paus.  IX.  36.  8:  xal  XQovtf)  "atfQov  J(iüxovToq  'AOrjvnioiq 
Q-frißoOtxi^ouvroq  ix  tw»  ixfifov  »rtxiaxrj  vofiiuv  .  .  nXXwv  xf  O7iono)v 
uäfKiv  fi,vfii  y()Tj  xnl  in  xnl  xiftiüfjinq  ftoi,)(ov  :  Vgl-  Lysias  de  caede 
Eralostbenis  mit  Tajlor  Icctt  '  ysiac.  c.  1  I ,  p.  300  —  308,  aucb  He- 
rald. Aniniadv.  p.  357  fgg.  und  über  die  Slr-ife  des  uoi/'k  im  Allg. 
Privatalt.    Ij.  29,   n.    3;    über   Nacbldiebe    Demostb.   Timorr.    §.    113. 

14)  Vgl.  Anlipb.  letral.  III.  und  die  Gesetze  bei  Demostb.  Ari- 
stoer. §.  53:  iiiv  xiq  uTtnxxfii'T)  iv  uO/.oiq  i'Ixmv  ,  i]  iv  odw  (Harpocr. 
p.  211  I  iv  k'xu)  xnl  ivf<)\)ff,  vgl.  Nagelsbacb  z.  II.  I.  151)  xn&tkoiv 
ij  iv  noXipiüt  ilyfot/nnq ,  n  inl  düftn{iTi.  ^'  ml  ftjKjl  r]  'i  ndtXiftj  rj  inl 
Ovyax(^l  rj  inl  nuXXuxjj ,  rjv  uv  in    iXivdi(^oiq  nmolv  l'xil  t  i-ovimv  tnxn 


302     Th.V.   Der  athenische  Staat.    C.I.B.    For  Solan. 

fitj  giivyiiv  »XHvavra  ,  und  §.  60:  xal  idv  qifQovru  ^  liyovra  ßiu  udi- 
xwf  n'&vq  ü/ivvöfitvo?  xxfLvjj,  vr^Tioivl  xid-vdvai.:  auch  Apollod.  H.  4.9: 
Pix6u/A.uv&vo(i  vo/toq'  oc  uv  anvvr^xui.  rov  xfi(.)OJv  (tdiy(i)v  uq^uvth,  il&ajov 
fivai,  und  Democrit.   b.   Slob.   Seraa.   XLIV.   18. 

15)  Sopli.  Oed.  Col.548:  vo^w  öi  xu&aQoc  aid^iq  f?  röJ'  ijX&ov: 
vgl.  Demosth.  Aristocr.  §.  55,  Leptin.  §.  158;  aucU  Lycurg.  Leo- 
crat.  §.    125  und   Plat.    Legg.    IX,  p.  874. 

16,  Porphyr,  de  abstin.  1.  9:  ot^ai  6'  l'yojyt  xul  rovq  avyxtxcoQT}- 
fifvovq  vn^  rov  vofiov  qiövovq  läq  (tqioatowfiq  hinßavHv  ruq  il&iOftfvuq 
ötn  xü)v  xudu(}ftwv:  vgl.  Demosth.  Aristocr.  §.72  und  mehr  Gottesd. 
Altertb,  §.  23,  n.  21. 

17)  Vgl.  J.H.Born  de  Deipbinio  Atheniensium  tribunali,  Lips. 
1735,  4  und  Taylor  1.  1.  p.  22.i  fgg.  ,  rüoksichtlicb  des  Mythischen 
aber  Müller  Dorier  I  ,  S.  243  fgg.  328  fgg.  ,  Eumen.  S.  140  fgg. 
und  im   Allg.   Petersen   S.   60  fgg. 

18)  Demosth.  Aristocr.  §.  70:  hiv  Xi&oq  tj  U'^ov  r}  aiSrjQoq  ij  xi 
Toioi'Xov  tfiniaov  TiHXu^rj  xal  xov  /iiv  ßuXtvxa  dyvoTJ  it?,  avxo  6\  fli.fj 
""•  ''Xn  ■'"''  ■'■'"'  ifovov  fli  yaa/ihov,  worauf  auch  wohl  beschränkt  wer- 
den muss.vvas  PoU.  VIM.  120  sagt;  rftx«C"  nf(}l  xwv  «7iokt«v«vto;v, 
x«v  üaiv  uqiuvttq,  xul  7ii()l  xöjv  uxpi'joDv  xul  tfinfaovxov :  vgl.  Äeschin. 
Ctesiph.  §.  244  und  Pausan.  VI.  11.  2;  über  das  novxavtiov  selbst 
oben  §.   100,  not.  10. 

§.  105. 
Von  diesen  vier  Gerlehtstätten  allein  ist  e&  gewiss, 
dass  sie  den  Epheten  gedient  haben,  welche  sich  je  nach 
der  Beschaffenheit  des  Falles  an  derjenigen  versammel- 
ten ^),  wohin  sie  der  Vorsitzende  Archon  König  berief '^)5 
wo  von  riinfen  die  Rede  ist  3),  muss  wahrscheinlich  der 
Areshiigel,  "Agsios  näyog,  mitverstanden  werden  *),  des- 
sen Bestimmung  als  Sitz  der  Gerichte  über  vorsätzlichen 
Mord  und  Verwundungen,  Brandstiftung  und  Giftmi- 
scherei 5)  im  Wesentlichen  sicher  uralt  war  ^)  5  obscho« 
man  bereits  im  Alterthume  stritt ,  ob  vor  Solon  auch 
hier  die  Epheten  zu  Recht  gesessen,  oder  schon  damals 
eine  eigene  Behörde ,  wie  dieser  sie  später  einrichtete, 
dafür  bestanden  habe^).  Jedenfalls  scheint  das  Verfah- 
ren vor  beiden  ^)  allezeit  grosse  Aehnlichkeit  gehabt  zu 
haben,  wenn  wir  auch  das  Nähere  nur  von  dem  Areo- 
page  wissen :  sobald  die  Klage  vor  dem  Könige  anhängig 
gemacht  war  9),  blieb  dem  Beklagten  der  Besuch  aller 
öffentlichen  Orte  untersagt  ^^j  •  darauf  folgte  ein  drei- 
maliges Untersuchungsverfahren  in  drei  auf  einander 
folgenden  Monaten  ^')5  das  Gericht  selbst  fand  je  in  den 


§.  105.     Das  Gericht  auf  dem  Areopage.         303 

drei  lezteii  Tagen  des  Monats  ^^j  unter  freiem  Himmel 
statt  ^3^.  Kläger  und  Zeugen  mussten  die  Wahrheit  ih- 
rer Aussagen  unter  Opfern  und  andern  Gerimonien  mit 
den  rürchterllehsten  Eiden  erhärten  ^'^).  Jedem  der  bei- 
den Theile  waren  zwei  Reden  gestattet  ^5),  die  sich  aber 
ohne  rednerische  Umschweife  lediglich  an  die  Sache 
halten  mussten*^) 5  nach  der  ersten  durfte  der  Beklagte 
sich  noch  der  Strafe  durch  ein  freiwilliges  Exil  entzie- 
hen *7)  5  den  Spruch  bestimmte  nicht  sowohl  juristische 
Gewissheit ,  als  die  moralische  Ueberzeugung  der  Rich- 
ter ^^).  Appellationen  werden  übrigens  weder  vom  Areo- 
page,  noch  von  den  Epheten  erwähnt  ^^);  dagegen  schei- 
nen die  lezteren  später  aus  dem  wichtigsten  Theile  ihrer 
Thätigheit  durch  Volksgerichte  verdrängt  worden  und 
endlich  zur  leeren  Form  herab  gesunken  zu  seyn  ^^). 

1)  Daher  ntquovitt;  idUui^ov,    Pbot.   p.    41    Pors. 

2)  •  Ob  eine  Sache  vor  den  Areopag  oder  vor  das  Deipbinion 
gehörte,"  sagt  Petersen  S.  63,  »hing  von  der  vorgängigen  Unter- 
suchung ab  ,  die  hier  die  nämliche  -wie  bei  den  übrigen  Crimiiial- 
sachen  war«;  diese  avüx()iOi<;  aber  übte  der  uq/wv  ßuatlfVQ,  bei  wel- 
chem alle  (ftövov  6ix(it  angebracht  wurden  (Bekk.  Anecdd.  p.  219. 
17),  und  war  dann,  wie  es  scheint,  verpflichtet,  etwaige  mildernde 
Ausreden  von  den  Epheten  entscheiden  zu  lassen,  die  insofern  ganz 
eigentlich  eine  Appellationsinstnnz  heissen  konnten  ,  während  er  in 
Ermangelung  solcher  dem  Areopage  nur  die  Stattnehmigkeit  der 
Todesstrafe  anheimgab. 

3)  Demosth.  Arislocr.  §.  63,  vgl.  Poll.  VIII.  125:  ^'J/xatTov  6i 
TOI?  f^p'  a'lfinxi.  diojxofthoiq  fv  toi?  nfvri  äi.K(iav7](jioi<; '  Sohnv  d  uvxoli; 
TigoaxuTfnr^at  r^v  fj  '^fjfiov  nüyov  ßovkrjv.  Umgekehrt  Helladius  ap. 
Pbot.  bibl.  p.  535  Bekk.  :  ort  iv  xuK;  'A&r]vui.q  xnl  oinoq  rioauga 
JixaaT7j()ia   (fovLxu   tivui  Xfyn ,  nqwrov  xo   iv    ^(jfioj   nuyo)   x.  T.  X. 

4)  Vgl.  Krebs  Opuscc.  p.  12,  Müller  Dorier  I,  S.  333,  Meier 
•tt.  Process  S.  17,  Platner  Process  f,  S.  19,  Schömann  Antiqu,  p. 
287,  Petersen  p.  19.  Ucber  Zfu,  woran  Wachsmuth  darbte,  s.  ^.  104, 
n.    12,  über  das  doppelte  nQvrnvtVov  ^  woran   Zelle,  §.    100,  n.    10. 

.5)  Solon's  Gesetz  b.  Demostb.  Aristocr.  §.  24:  6i.xüuny  d^  rrjv 
ßovkrjv  rjjv  h  'u4()fioj  nüyoj  <pövot>  xnl  r(jnt''/inxo<;  fx  TiQoroiat;  xm.  ti}<q- 
xftii'q  xai  quQixäxMv  ^  iäv  Tt?  ilnoxxfivjj  liovq:  vgl.  Stcph.  Schol.  in 
Hippocr.  p.  60  Dietz  und  mehr  bei  Herald  1.  C.  p.  341  fgg.  und 
Taylor  lect.  Lysiac.  p.  312.  Auch  über  ßovXtvniq  nach  Boeckh  im 
Index  lect.  Berol.  1820— '<i7  gegen  Harpocr.  fni  /7«AA«Jtw  und  Schol. 
Aescbin.  F.  L.  §.  87,  welchen  I'orchhammer  de  Areopago  §  29  fgg. 
beistimmt,  ohne  jedoch  Demosth.  Couon.  §.  25  zu  berücksichtigen; 
aber  gewiss  nicht  über  uafßnrt ,  was  zwar  bis  auf  Meier  Process 
S.  305  und  Wiskemann  de  impiet.  actione,  Hersfeld  1846.  4,  p.  4 
herunter  von   Vielen  geglaubt,    aber  bereits  von    Dougainville  in   M. 


304     Th.  r.  Der  athenische  Staat.    C.  I.  B,  For  Solon. 

He   TA.   d.    Inscr.   XVIII,  p.  79  fgg.    und  Böttiger  Opuscc.   lat.   p.    69 
genügend   widerlegt  ist;     vgl.   de    tLeoria   Deliaca  p.    12. 

6)  Vgl.  im  Allg.  Meursii  Areopagus ,  L.  B.  162i.  4  und  die 
Dis8.  von  A.  Dinner  (^o^iInb.  I622),  H.  Staphoist  (praes.  J.  M.  Dil- 
herr,  Jen.  I64Ü.  4,  auch  in  dessen  Diss.  aead.  Norinib.  1652,  T.  II, 
p.  284),  Schedius  (WiUenb.  1677.  4,  auch  in  Theod.  Hasaei  und 
Conr.  Ikenii  Thes.  nov.  tbeol.  pbiiol.  T.  11),  v.  Hoven  (Hafn  1708), 
und  J.  C.  Stellwag  (de  Areopago  ex  ultima  antiquitate  eruto  ,  Jena 
1827.  4);  ferner  Prideaux  ad  marm.  Oxon.  p.  108—115,  de  Canaye 
in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  VII,  p.  174  fgg.  ,  Ch  G.  Wernsdorf  ad 
Plut.  quaestt.  gr.  (Heimst.  1795-  4)  p.  28—37,  Hüllmanu  griecb. 
Denkwürd.  128  u.  s.w.  Dass  erst  Aescbylus  den  ürest  hereinge- 
miscLt  habe  ,  behauptet  gegen  Rubino  Schömann  z.  Aesch.  Eumen. 
S.   99;   aber   Dcmosth.    Aristucr.   §     66   deutet  auf  ältere   Sagen. 

7)  S.  Plut.  Solon.  19:  Ol  fitv  ovv  n'/.fVnxoi.  xtjv  il  'A^fiov  nuyov 
ßolikijVf  o>ff:z»^  fi()Tftui.  ,  Soloivu  avaiTjanO&ni  tfitai,  xal  fia^Tv^ftv  «('- 
To»?  nuktora  6oxfi  tÖ  n7]6itfi.oi'  xo*  /t{>üxovxu  Xfytiv  ftfjä'  ofofiäl^fiy 
yi()fcOTittyiTnq  ,  ruka  rolt;  fq,fxaiq  lifl  di(ckfyfa&ui  TifQc  xüiv  (fovtKoiv, 
mit  Petit  leg.  Att.  III.  2,  p  327,  Matthiae  1  c.  p.  142—148.  Meier  in 
Niebubr's  Rhein.  Mus.  II,  S.  267.  Für  die  Kpheten  spricht  unbe- 
dingt Müller  zu  Aesch.  Eumen.  S.  153;  dass  auch  ihre  Rechtsnor- 
men fortwährend  auf  dem  Äreshügel  aufgestellt  waren,  zeigt  Lysias 
caed.    Eratosth.   §.    30. 

8)  Hierüber  s.  im  Allg.  Luzac  de  vindicla  divina  L.  B.  1792, 
p.  172  fgg.,  Matthiae  p.  159-168,  Wachsmuth  II,  S.  271  ,  Schö- 
mann Antiqu.  p.  289  fgg.  Hauptquelle  sind  Antipho's  Reden  de 
caede  Herodis  und  de  choreuta,  welche  leztere  übrigens  von  \  ielen 
vor  die   Epheten  verlegt  wird;    vgl.    Petersen   S.  39. 

9)  AnoyQU(pfa8-ui  xul  xaq  ulrjonq  xnXda&ni  oanq  äft ,  Antiph. 
Chor.  §.38;   auch  ygütpfa&ai  ti<;  ^A^nov  näyov,  Aeschin.  Ctesiph,  §.  51. 

10)  Bekk.  Anecdd.  p.  310:  o  ßnniXtvq  ila('iyn,  xuc  (fonxftq  unrl- 
on? ,  fnfl  Kiti  rt(jo(iyo(jft<n  tov  «j-doo^oiov  fi!(tyta&ut  xtöy  vonifitDv:  vgl. 
Poll.  VlII.  66:  iXfjyovxo  d\  llüMv  x(ii  uyoo(«;  ol  tv  xurj^youitt  (povoli 
o'/ifi,  x(jioto)q,  und  mehr  bei  Ast  ad  Plat.  Legg.  p.  455  und  Schel- 
ling  de  Solonis  legibus  p.  70;  auch  txxoq  lojfjov  ,  Paroem.  Gott.  I, 
p.   443. 

11)  Anliph.  Chor.  §.  42:  iöft  ftfv  yug  xov  ßaaikia,  iiifidrj  nnf- 
y()ti\fiuxo ,  r^ff?  n()oöixaaiaq  noiijodi  iv  T^toi  ftfjoi  ,  xr^v  dixTjv  d  tlaä- 
ynv  Xfxagxüj  nr^vi. 

12)  Poll.  VIII.  117:  xad-^  fxnarov  df  ftTjva  iöixntov  f<tttr/<i  x(Xf't{tXTj 
(f&ivo\xot; ,  Tfjixrj,  öfvxf^ta,  weil  nämlich  diese  Tage  den  Unterirdi- 
schen beilig  waren  ,  deren  Oultus  der  ganzen  Procedur  zu  Grunde 
lag;  vgl  Lobeck  AgI.  p.  432,  Schümnnn  Process  S.  153  und  An- 
tiqu.   p.    292.      Darum    richtete  auch   der   Konig    ohne    Kranz,     Poll. 

vm.  90. 

13)  Antiph.  de  caede  Herod.  §.11:  unnvza  xa  6i.xHarTj{)ia  Iv 
tntti&^bi  dixü^n,  xuQ  dixuq  xov  (po^ov  ovSfy'q  liXkoli  *Vfxa  ,  /;  tvn  zolTO 
ftiv  01  dixiioxul  nij  ttoaiv  fi?  luixö  xolq  htj  xu&ufjolQ  ruq  ;(^fr(j«?,  xovxo 
6i  o  6i(o-xci}f  rr/ti  dixtjv  xov  (fovon,  i*u  ftij  o^to^)0(frlo<;  yt*T]xin  xu>  av&tvxtj. 
Zur   Nachtzeit?    Lucinn    Hermot.   c.   64;   de   domo   c.    18. 

14)  Demosth.  Aristocr.  §.  67  i  n(iiörov  nt*  diot-itlrtu  xax  i^mXtinq 
uvxoii  xul  yhovq   Hui  olxiuq   o   xiyu   uliiiüfityoq   il{^yna&ut  Tt  To<ot*Toi'   .  • 


8.  105.     Das  Gericht  auf  dem  Areopage. 


305 


ord^  inl  xö)v  TofiLwv  xrt'rrfor  x«i  xqiov  x«i  xuvqov  xul  rovrojv  (acpay/uf- 
v(ov  l'<p'  MV  dit  xul  *v  (UV  T^f<{Qatq  xu&r/xfi.  .  .  iw  dl  (ffvyovxi,  ru  Ttjq 
dm)fioaiu<;,  vgl.  adv.  Everg.  et  Mnesib.  §.  70  un«l  adv.  Neaeram 
|.  10;  auch  Antiph.  Heiod.  §.  12  und  (Jhoreut.  §.  6,  Aescbin.  F.  L. 
§.   87   U.S.  w. 

15)  Vgl.  Antiplio's  Tetralogien  und  im  Allg.  Lysias  adv.  Andoc. 
6.  14:  xuiroi  xul  iv  ^(yiiu  nüyco  .  .  opio^uywv  ftfv  aSixfXv  anod-v^axfi, 
idv  dt  (ißiftaßijTTJ ,  fXfy/nai ,  xul  noXkol  ovo  töo^av  uöixilv.  Die  Par- 
teien standen  auf  rohen  Steinen  («\)yor?,  nicht  dQyvQolq ,  Barnes,  ad 
Eurip.  Iph.  Taur.  902)  ,  vßQfojq  und  dvaidiiaq,  woraus  man  schon 
frühzeitig,  wie  es  scheint,  Altare  und  Heiligthümer ,  fana  Contu- 
meliae  et  luipudentiae ,  gemacht  hat;  vgl.  Theophr.  b.  Zenob.  IV. 
36  und  mehr  bei  d.  Erkl.  z.  Xenoph.  Sympos.  8.  35  und  Cic.  de 
Leg.  I(.  11;  die  richtige  Beziehung  der  avutdfia  auf  den  Kläger  als 
/ir]  uidov/^fvov  (§.  104,  n.  11)  gibt  Forchhammer  im  Index  Kct.  Ki- 
lon.  1843—44. 

16)  Antiph.  Chor.  §.  9:  xal  tov  vöfiov  ovto>  \'%ovtoc;  ft?  uxno  ro 
nQÜyna  xuzijyottftv :  d.  h.  /^^ti  7H>ooi.niü^ia&fti,  ixt/t(  olxrii^fO&ui ,  Poll. 
VIII.  117;  vgl.  Lucian.  Anachars.  c.  19  und  mehr  bei  Schaefer  ad 
Demosth.  V,  p.  448,  Mätzner  ad  Lycurg.  p.  94,  Schömann  Process 
S.  718. 

17)  Demosth.  Aristoer.  §.  69;  vgl.  Taylor  lect,  Lysiac.  p.  318 
{dguaxdi^Hv)  und  Poll.  VIII.  99  u.  117,  woraus  wir  jedoch  sehn, 
dass  Vatermördern  diese  Vergünstigung  versagt  blieb,  und  dass  je- 
denfalls das  Vermögen  des  Entwichenen  dem  Staate  verfallen  war, 
Meier   IJon.   damnat.  p.   20. 

18)  Aescbin.  Timarch.  §.  92:  ov  yu(J  fx  toi"  loyov  ßövov  ovd\  ix 
Twv  fi(iQT:voi.öJv ,  f(^A'  f|  (öv  uvTol  f|?^r«x«öt  xul  avviouoi  rrjv  wlj((>ov  cf>e~ 
Qovai.  Daher  nahm  man  sie  auch  wohl  selbst  zu  Zeugen,  Demosth. 
Conoii.  §.  28  :  Tcüj'  f|  'A{)nov  näyov  Ttvuq  nu(}ixHkii  •  d  yu()  uni&a- 
vov ,   nu(j     txiivoic;   uv    r/v   >/   öLxrj, 

19)  Wachsmuthll,  S.  279  vermuthet  NuUit.ilsklagen,  aber  anoh 
diese  lassen  sich  nicht  nachweisen,  da  die  dlxai  y.'(iid'oft"{ii^<(>i-<'>>'  bei 
Poll.  VIII.  88,  worauf  sich  Tittmann  Staatsr.  S.  219  beruft,  keine 
rescissoiische  Kraft  hatten;  vgl  Meier  Process  S.  382  fgg.  .IcJen- 
falls  verweist  Antipho  de  Choreuta  §.  4  die  Richter  lediglich  a« 
ihr  Gewissen  ,  und  Demosth.  Aristoer.  §.  C6  sagt  ausdrüchlich  vom 
Areopa{;ü  :  hxuvOov  no^ov  ovddq  niönojf  ovn  ifinyoiv  nlovi;  orxt  öko- 
KOJ*  ijxxrj&flq  i^i'jXiy^fv,  o'iq  nd'U'nQ  fdixüo&tj  ru  x(jtüfvi<i :  vgl.  Xenoph. 
M.  Socr.    III.    5.   20,   Lycurg.    Leoer.  §.    12,   Aristid.    Panath.    p.  17t. 

20)  Poll.  VIII.  125:  xarii  fjtix{tcv  ö\  y.(trfyfkünO  r/  r'  T'IV  fqfiwv 
S tx HOT r/()iov,  was  weder  mit  Forchhammer  de  Ephetis  non  ludibrio 
babitis  im  Index  lect.  Kilon.  Iöi4  — 45  in  xai ?jyf/.u().')r/,  noch  mit  Pe- 
tersen S.  22  in  xiiifxk'Ja.'Jij  zu  ändern  ist;  vgl.  Schümann  im  Phi 
lol.  1,  S.  726.  Forchhammer  de  Areopngo  p.  35  und  im  Index  1845  — 
46  leugnet  allerdings  auch,  was  Schömann  Antiqu.  p.  295,  Ileflter 
S.  48,  Platner  Process  I,  S.  liH  aus  Isoer.  Callini.  §.  52—54  und 
d.  Rede  adv.  Neaer.  §.  10  mit  Recht  geschlossen  haben,  dass  spä- 
ter wenigstens  inl  /ht/./.ttöloj  Heüaslen  richteten  ;  vgl.  jedoch  Pe- 
tersen S.  M  ,  obgleich  sich  dieser  mit  gleichem  Rechte  S.  2.5  fgg. 
gegen  Fritzsche  sortit.  jud.  p.  22  crhiiirt  ,  der  die  Eplielen  seit 
Solon  nur  das  Palladium  behalten  und  dasselbe  später  mit  den  lie- 
liastca   thcilen    lässt ! 

J.  U.l,    4.  Ana.  U 


306     Th.F.  Der  athenische  Staat.   C.  L  C  Nach  Sohn. 

DRITTER  ABSCIIMTT. 

f^oti  Solon  bis  Aristides. 

§.  106. 
Der  hauptsächlichste  Grund,  wesshaib  Solon's  staats- 
männische Thätigkeit  ^)  "»"folgreicher  als  die  seiner  Vor- 
gänger war,  lag  unstreitig  darin,  dass  er  besser  als  diese 
das  Verhältniss  der  streitenden  Elemente  in's  Auge  fasste, 
deren  wechselseitige  Ansprüche  um  so  gleicher  berechtigt 
waren,  als  sie  wesentlich  auf  der  Natur  und  Geschichte 
von  Attika  selbst  beruheten.  Nicht  wie  anderwärts  nur 
der  Kampf  einer  rechtlosen  Masse  gegen  den  Druck  ei- 
nes privilegirten  Herrenstands,  sondern  der  Conflict  dreier 
Pai'teien  lag  ihm  vor,  die  sich  der  historischen  und  geo- 
graphischen Theilung  des  Landes  zufolge  als  Pedieer, 
Paralier  und  Diakrier  oder  Hyperafcrier  bezeichneten  ^) 
und  namentlich  in  den  Paraliern  ,  an  deren  Spitze  der 
Alkmäonide  Megakles  stand,  offenbar  eine  Mittelclasse 
erkennen  lassen  5) ,  welche  durch  Handel  und  Industrie 
ebensowohl  dem  autochthonischen  Grundbesitze  der  Pe- 
dieer die  Wage  hielt  als  der  Verarmung  und  Abhängig- 
keit der  Diakrier  enthoben  war^  und  daraus  ein  Binde- 
glied zur  Verstärkung  der  öffentlichen  Ordnung  auf  der 
einen ,  zur  Ausgleichung  der  bürgerlichen  Rechte  auf 
der  andern  Seite  zu  gewinnen ,  kann  als  eine  Grund- 
absicht seiner  Gesetzgebung  gelten  ^).  Beliebt  und  ge- 
achtet wie  er  war,  wäre  es  vielleicht  nur  auf  seinen 
Willen  angekommen ,  sich  an  der  Spitze  des  niederen 
Volkes  zum  Tyrannen  zu  machen  ^)  ^  er  zog  es  aber  vor, 
sich  als  Eupatride  aus  Kodrus  Geschlechte  im  J-  594 
zum  Archon  wählen  zu  lassen,  um  in  dieser  Eigenschaft 
die  Interessen  aller  Theile  zu  vermitteln  ^  und  wenn  auch 
sein  nächster  Schritt  die  Erleichterung  der  ärniern  Classe 
seyn  musste,  so  darf  doch  diese  berühmte  Lastenabschüt- 
tclung,  Gsiaaydeia^),  nicht  als  ein  gewaltthätiger  Ein- 
griff in  wohlerworbene  Rechte  betrachtet  werden  ^). 
Selbst  die  Befreiung  des  vcrprändeten  Landes,  deren  er 
sich  rühmt  «),  war  wohl  mehr  eine  mittelbare  Folge  der 


§.  106.      Die  Parteien  und  Solon  als   f^ermittler.     307 

beiden  allgemeinen  Älaassregeln,  deren  eine  durch  Herun- 
tersetzung des  Münzfusses  den  Werth  des  Geldes  erhö- 
hete,  ohne  die  Summen  der  Schuldbriefe  zu  kürzen  3), 
die  andere  den  Landbesitz  der  Einzelnen  auf  ein  bestimm- 
tes Maass  beschränkte  '°) ;  nur  die  persönliche  Schuld- 
knechtschaft  hob  er  auf  und  sezte  auch  die  bisheripen 
Opfer  derselben  wieder  in  den  vorigen  Stand  '  'j  5  so  wie 
er  überhaupt  die  bürgerlichen  Rechte  aller  derer  her- 
stellte,  welche,  ohne  Verbrecher  zu  seyn ,  unter  der 
Härte  des  bisherigen  Verfahrens  gelitten  hatten  ^^}. 

1)  Hierüber  s.  im  Allg.  die  Lebensbeschreibungen  Solon's  von 
Platarch  (ed.  Westerniann,  Brauiischw.  1840.  8'  und  Diogen.  L.  I. 
45  —  67;  dazu  Meursii  Solon,  Hat'n.  1632.  4,  G.  Schniid  Solan  le- 
gislator,  Lips.  1688.  4,  Jo.  Fr.  Menz  de  Solonis  legibus  ad  Gell. 
I(.  12,  Lips.  1701.  4,  Gaudin  in  M.  de  l'fnst.  Sc  mor.  et  pol.  V, 
p.  43 — .52,  und  neuerdings  Limburg  -  Brouwer  bist,  de  la  civil.  HI, 
p.  138  fgg.  ,  Hüllmann  griech.  Denkwürd.  S.  3  —  86,  Hausdörffer 
in  Zeitscbr.  f.  Aitertb.  1840,  S.  97  fgg.,  Drojsen  in  Schmidt's 
Zeitscbr.  f.  Gesch.  VIII,  S.  387  fgg.;  zur  Zeitbestimmung  Clinton 
F.  H.  II,  p.  298,  Voemel  de  aetate  Solonis  et  Croesi ,  Franl;f. 
1832.   4,   Westerm.  ad   Plutarch.  p.    80—90.    Grote   IIF,  p.    198   fgg. 

2)  Plut.  V.  Solon.  c.  13;  vgl.  Herodot.  I.  59  und  Schol.  Ari- 
stoph.  Vesp.  1223  mit  Lennius  d.  Kampf  d.  Geschlechter  u.  d. 
Volkspartei   zu    Athen  ,   Sorau    1829.    4. 

3)  Vgl.  oben  §.61,  not.  0  und  Bergk  in  N.  Jahrb.  LXV,  S.  390. 
Dass  die  Alkmäoniden  keine  autochtbonischen  Eupatriden  waren,  ist 
schon  §.  101,  n.  10  bemerkt;  ihre  Theilnahme  am  Archontat  ,  wo- 
ran dagegen  Schöraann  de  jud.  heliast.  1847.  4,  p.  9  erinnert,  be- 
weist  nur  für  ihre   Fpigamie   mit  diesen. 

4)  Vgl.  Thirlwall's  griech.  Gesch.  übers,  v.  Schmitz  1;,  S.  24 
—  59  und  Wachsmuth  I,  S.  470  —  492,  auch  dessen  Gesch.  d.  polit. 
Parteiungen,  Braunschw.  1853.  8,  S.  82;  oberflächlicher  Grote  III, 
p.  118  fgg.,  dessen  Darstellung  überhaupt  durch  die  kritische  Prü- 
fung von  Schömann,  die  Verfassungsgesebichte  Athen's,  Lpz.  1854.  8, 
S*    '^  %g'   wesentlich   modiiicirt  wird. 

5)  S.  Flut.  c.  14  und  Aristid.  de  qualuorv.  T.  11,  p.  360  Dind.: 
ftttlvo^  f^fvjoi  TiuQcv  iti'Tüi  aiaaial^ot  atjC  TTJq  rto/.iotq  önoTf^nov  ßorkoiro 
n^oaruvTt  TVQufvttv ,  rcni/üäffad-ai  /.irDJ.ov  nft(forf()ot<;  hIho  vnfn  xov 
OiHuiov  xul  twv  n\v  Ttkox'oLoiv  c'aov  xiiküx;  fr/iv  difiZkf,  rüj  ärinui  d'  oi'x 
t6o>»tv  voov  ißovXfXQ ,  iOTT]  d'  iv  fiiOo^ioj  nüytojv  dv^QuoTura  kkI  di- 
HaiCrnru   x.  t.  A. 

6)  S.  Plut.  c.  15  und  mehr  bei  Menage  ad  Diogen.  L.  I.  45, 
Salmas.  de  modo  usur.  p.  750,  C.  L.  Wilpert  (praes.  Schlager)  de 
debilore  obaerato.  Heimst.  1741.  4,  P.  Chr.  (i.  Andreae  de  Solonis 
leguni  erga  dcbitores  Icnitate,  Wittenb.  1812.  4  oder  in  Beck's  Act. 
Sem.    Lips.   II,   p.   470   fgg. 

7)  Wie  dieselbe  allerdings  schon  im  Altcrthnme  als  Schulden- 
erlass   betrachtet  worden   ist,   vgl.  Herncl.    Pol.  I,    Diunys.  Hai.  Arch. 

U2 


308     Th.  V.     Der  athenische  Staat.    C.  I.  C.   Nach  Solon. 

Rom.  V.  65,  Dio  Ghrysost.  XXXI.  69  ,  und  so  vielfach  bis  auf  un- 
sere Zeit,  z.  B.  nocL  bei  Lerminier  Hisl.  d.  legislateurs  I,  p.  187; 
doch  S.  schon  Plutarch  :  xaizoi  thi*;  tyonxpuv ,  o')v  ioT^v  ^vd'Qorlatv, 
ovx  uTioxonjJ  ^Qiöjv  dkkd  roxojf  /iizytoTT^ri  xov(piad-fVTa<;  uyaTirjaui.  toc? 
TifVTfvaq  xal  citan^&iiav  uvo/xuodi  Tu  ^uXuv&i)<j)7inifta  tovto  xul  tt/v  a/ia 
ToiiT(t)  yfvo^ivTjv  Tüiv  z{  fifT(}ü)v  fjiuv^r^Oiv  xnl  toi"  vo/dofinrog  Tift?jv, 
auch  Fiat.  I-egg.  HI,  p,  684  D  und,  woran  Wachsmutl»  S.  472  mit 
Hecht  erinnert  ,  den  von  Solon  selbst  herrührenden  Richtereid  bei 
Demostb.  Timocr.  §."149;  vgl.  Lachmann  S.  277  und  Grote  III,  p. 
136  fßg.  ,  dessen  eigener  Mittelweg  freilich  auch  von  Schömann  S. 
'il    mit   Recht  verworfen   wird. 

8)  Plutarch  daselbst :  aißvvvixat  ydg  2ökmv  iv  Toi/Tot?  ori  xiji;  rt 
nQoV'Tiorxniihrjq  ytjq  "u(joi'(;  rlvftkt  (Böckh  Staatsh.  I,  S.  180)  ituvTa'/Tj 
nfui/ycrrtg ,  nQoa&(v  6)-  d'ovkfiovaa  vvv  fXivO-ffiit:  vgl.  Bergk  Poet.  gr. 
lyri.  i   p.  350   und  Westermann   Comra.    crit.   IV,    Lips.    1853.  4  extr. 

9)  So  dass  aus  100  alten  Drachmen  138  neue  wurden  ,  mithin 
was  früher  73  Dr.  gegolten  hatte,  jezt  100  galt;  s.  Böckh  metrol. 
Unters.   S.    108  fgg.    und  Staatsh.    I,    S.  25   u.    176. 

10)  Aristot.  Politic.  II.  4.  4:  olov  xul  2öXo)r  ho/xo&txr/oi  xul  tiuq' 
ukkotq  foxl  vofjLoq^  ug  xoykiit.  xxäa&ui,  yr/v  onoOTjv  hv  ßoikijxui  Tiq :  vgl. 
Wachsmuth  I,  S.  454  fgg.  Schwieriger  ist  die  Frage ,  ob  Solon 
auch  den  Zinsfuss  erleichtert  habe;  sein  Gesetz  erlaubte  wenigstens 
60  hohe  Zinsen  zu  nehmen  als  jemand  wollte;  s.  Lysias  Theomnest. 
1,  §.   18  mit  Böckh  Staatsh.   I,  S.   181. 

11)  Plutarch:  xui  xöjv  uyojyiiuojv  yi^J?  uQyvQtov  yfyovörojv  nokixmv 
TOiNj  ;^^r  avriyityfv  cnö  %(vrjq  .  .  .  xovq  d'  h'/aö^  uihoTi  d'ovkitjv  un.x(U 
l'xovxaq  fkni&f^ovq  q^yal  nonjani. :  und  daselbst  vorher :  riQoq  6f  xd 
koiTiov  inl  ToXq  awfiuai,  nrjäiva  davd^nv ;  vgl.  Cic.  de  Rcpubi.  II.  34 
und  das  römische  nexiim  bei  Niebuhr  I,  S  639  fgg.  und  Huschke 
röm.  Schuldrecht,  Lpz.  1846.  8,  S.  49  fgi;. ,  das  freilich  sonderbar 
Salmas.  Mise,  defens.  p.  312,  Barlaeus  ad  Luc.  Tim.  p.  150,  Wil- 
pert  1.  c.  p.  53  —  59  (der  Plutarch's  Worte  so  erklärt:  non  licuisse 
eu  conditionc  argentum  concredere,  ut  debitor  pro  fenore  mereennriam 
jiraestaret  operam)  erst  aus  Solon's  Gesetzgebung  nach  Athen  kom- 
men lassen;  dagegen  s.  Herald.  1.  c.  p.  286,  Andrcae  1.  c.  p.  6, 
Meier  Bon.   damnat.   p.   27. 

12)  Flut.  C.  19  :  axlfiwy  oooi  uxt/ioi  TJaav  nQiv  tj  Söktova  iln^ai, 
uiirifiovq  »trat  ,  nkrjv  oaoi  i-^  AQfiov  TKtyov  7]  fj  Kfiixmv  n  ix  nQvra- 
vtiov  xuxudixtta&fvxtq  vno  xö)v  ß(tOikfU)v  fjil  '(f,oi/Ot  rj  »(fayalniv  ri  xv- 
(^lavviöi  l'qivyov:  vgl.  Platner  Frocess  I,  S.  15,  und  was  oben  §.  100, 
U.  10  auch  in  Beziehung  auf  diese   Stelle  gesagt  ist. 

§.  107. 
Nach  diesen  mehr  für  den  Aug^enblick  bestimmten 
Maassrcgeln  wandte  sich  Solon  zu  einer  zellg^cniässeren 
Lösung  der  Aufgabe  Drakon's,  durch  schrlftilcbe  Be- 
stimmungen ^)  der  Rechtspflege  gemeingültige  und  von 
persönlicher  Willkür  unabhängige  Grundlagen  zu  gewäh- 
ren ^  statt  sich  aber  wie  dieser  auf  Erhaltung  des  Beste- 
henden zu  beschränken,    schuf  er    eine  umfassende  Ge- 


§.   107.     Sohns  Gesetzfjehung :  die  F'oihsrechte.     309 

setzgebung,    die  sich  über  alle  Zweige   des  bürgerlichen 
und  Privatlebens  erstreckte  2)  und,    ohne  die  Ueberliefe- 
rungen  der  öffentlichen   Zucht  und  Sitte  zu  vernachlässi- 
gen'),   die  Fesseln  sprengte,    welche    die  Mehrzahl  des 
athenischen  Volkes    bis   dahin  in  politischer  und  rechtli- 
cher Unmündigkeit  gehalten  hatten.    Selbst  das  Familien- 
recht blieb  von  diesem  Fortschritte  nicht  unberührt ,  in- 
sofern Solon  dem  Söhnelosen    die  volle  Freiheit  leztwil- 
liger  Verfügung  über  sein  Vermögen  verlieh  *)j  in  Staats» 
bürgerlicher  Hinsicht  aber  konnte  ein  Rechtszustand,  der 
im  alleinigen  Interesse  der  Gesammtheit  hergestellt  war, 
auch    keinem    einzelnen  Theile    derselben   mehr    zu  aus- 
schliesslichem   Schutze    überlassen  werden  5    und  so  that 
Solon  den  entscheidenden  Schritt  zur  Demokratie,  indem 
er  die  Theilnahme   an  Gerichten    und  Volksversammlun- 
gen auf  alle    Bürger  ausdehnte  5),  wenn  gleich  im  regel- 
mässigen Geschäftsgange  nur  um   ihre  Beamten  zu  wäh- 
len und  in  oberster  Instanz  zu  controliren  ^).     Denn  ab- 
gesehu    davon    wird    man    auch    hier   nur   erst   noch    an 
solche  Volksversammlungen  denken  dürfen,  wie  sie  von 
jeher  für  Gcmeindeaugelegenheilcn  hatten  berufen  werden 
können'') 5   was    aber    die  Gerichtsbarkeit  des  Volkes  be- 
trifft, so  geht  aus  Plutarch's  eigenen  Worten  mit  Gewiss- 
heit hervor ,    dass    sie  sich  ursprünglich  auf  Berufungen 
oder  Beschwerden  einschränkte  ^),  während  die  gewöhn- 
lichen Richter  nach  den  solonischen  Gesetzen  fortwährend 
Archonten    oder    sonstige    Beamte    sind  ^) ;    und   erst  als 
leztere    nicht    mehr    aus    Wahl    hervorzugehn    anfingen, 
konnte    die  Unzulänglichkeit    des    einfachen  Rechtsbuch- 
staben für  die   verwickeiteren  Verhältnisse   späterer  Zei- 
ten *°)  Ursache  werden,  dass  dieselben  die  Entscheidun- 
gen,  deren  Verantwortlichkeil  sie  füichten  mussten,  so- 
fort den  unverantwortlichen  Volksgerichten  überliessen. 

1)  Vgl.  oben  §.  51  ,  n.  10  und  über  die  "Walzen  ,  u^oik;  und 
xvgßtK; ,  worauf  die  soloniscben  (iesct;r;e  geschrieben  waren,  ausser 
d.  Erkl.  z.  Aristo  |>]i.  Av.  13(iO  und  IMut.  V.  Solon.  c.  25  insLes. 
Preller  ad  Polemon.  Lips.  1838.  8,  p.  87  —  91  und  F.  Vcrmooten- 
W'eijers  ad  Lysiac  Orot.  tSiconiacb.  L.  B.  18o9-  8,  p.  47  —  59; 
über  den   Untersck  ied   beider  W'orlt-  nucb   di«:   Cifate  bei  Diltrick  im 


310     JA.  V.   Deratheriische  Staat.  C.J.  C.  Nach  Solon. 

Pkilol.  I,  S.  227,  namentlich  Poll.  Vlll.  128:  xvi>ßH<;  rfilyotvoi  anvi- 
t)f?  ni'Q(ii4.oiidtZ(; ,  ot?  ?)o«v  fyytygufififvoi  ol  vo/uoi,  f('Jow?  6i  Xfronyoivot 
^uXxoZ  ijouv,  und  Schol.  Plat.  Polit.  p.  298  D:  rgiytovot.  nivHxtq  ol 
y.i'^ßn<; ,  (V  oiq  ol  Tif(jl  jwv  Uqwv  vöfioi  fyyiyQanfiivoo  rjnav  xnt  noliri- 
xol  ,  ti^ovtq  öf  TlTQ(iyo)VOi ,  iv  oiq  ol  niQl  Twv  l6iriiTixö)r  :  doch  fügt 
lezterer  sogleich  hinzu:  iiriq  öi  udtricfogu  xavrä  if,nai,  und  so  fas- 
sen es  HuUeman  in  Mise,  philol.  Amst.  1850,  p.  57  fgg.  und  Bähe 
Schol.  Hypomn.  IV,  p.  4,  obgleich  dieser  anderseits  nach  Demosth. 
Aristocr.  §.  31  anerkennen  mus«-  dass  der  Ausdruck  iiluiv  wenigstens 
eben  so  urkundlich  wie  xv(jßig  war;  vgl.  auch  Rangabe  Ant.  Hel- 
len, n.  259.  Jedenfalls  standen  xi'^ßng  und  <''|ovfc  ursprünglich  auf 
der  Burgj  rxv&iq  di ,  sagt  Pollux ,  tva  nüoiv  üf/  hTvy/uvuv ,  üq  xo 
THivrnvflov  xal  ttjv  uyoQav  ftiTfxo/uio&jjaav'  diu  tovto  Ikfyov  tov  xifl<a- 
Oiv  vo/ioy  avxixi,9fvTfq  nQoq  t»^v  dxfjöjtokiv:  vgl.  Demosth,  1.  c.  §.  28 
mit  Anaxinienes  bei  Harpoer.  p.  214:  tovq  ri^oyaq  xnl  zovq  xv()ßn,q 
nvü>&fv  Ttjq  nxQonoXfwq  ilq  Tu  ßovXfVXTjiJiov  xul  xrjv  nyoQ(tv  fifXfOXt^OfV 
EquokxT/q;  auch  Aristot.  bei  dems.  p.  182:  dva.y()ü\fjuvxiq  ät  xoiiq  vo- 
fiovq  tiq  xoiq  xr-^ißtiq  tnxTjOuv  Iv  xrj  oxoü  xrj  ßantXiia  —  cder  soll 
man  dieses  mit  Hamnker  Quaest.  de  Lysiae  orat,  L.  B.  1843.  8,  p. 
83  auf  die  Revision  des  Nikomachus  beziehen?  Wie  lange  diesel- 
ben sich  dort  erhielten  ,  untersucht  Franke  in  Jen.  Lit.  Zeit.  1844, 
,  S.  734. 

2)  Vgl.  im  Allg.  Pand.  Prateji  Jurisprudentia  vetus  Draconis  et 
Solonis  cum  Romano  jure  coUata,  Lugdun.  1559.  8,  auch  in  Olto's 
Thes.  jur.  civ.  T.  IV,  p.  381  —  480;  J  Meursii  Themis  Attica,  Traj. 
1685.  4;  Sam.  Petiti  leges  Atticae ,  Paris,  1635;  zweite  Ausg.  c. 
auimadverss.  Jac.  Palmerii  a  Grentemesnil ,  A.  M.  Salvinii,  C.  A. 
Duclieri  et  P.  Wesselingii,  in  (Heineccii)  Jurisprudentia  Romana  et 
Attica,  T.  III,  L.  B.  1741.  foJ.  und  daraus  Potter  I,  c.  26  und  Pa 
störet  Hist.  de  ia  legisl.  T.  VII.  Ein  Pandectes  legum  Atticarum 
von  J.  J.  Scaliger  existirt  nach  Luzac  Lectt.  Att.  p.  59  noch  hand- 
schriftlich auf  der  Bibliothek  zu  Leyden  ;  vgl.  Mehler  im  Rh.  Mu. 
seum  VII,  S.  299;  über  andere  verlorene  oder  unvollendete  Samm- 
lungen aber  Taylor  lectt.  Lysiae.  p.  291  fg.  ,  der  selbst  mit  eintr 
solchen  umging;  auch  C.  G.  Richter  de  scriptoribus  juris  Attici  ad 
Fabricii  bibl.  gr. ,  Lips.  1791.  4,  oder  bei  Harles  II,  p.  40 — 56, 
und  Hudtwaicker  Diäteten  S.  VII  fgg.;  was  sie  beabsichtigten,  ist 
wenigstens  theilweise  ausgeführt  von  H.  Schelling  de  Solonis  legi- 
bus apud  orat.  Atticos,  Berl.  1842.  8  und  Prautl  de  Sol.  leg.  spe- 
cimen  ,  Monach.  1S42.  8,  obgleich  dabei  anderseits  nicht  zu  über- 
selin  ist ,  dass  die  Urkundlichkeit  der  bei  den  Rednern  vorkommen- 
den Gesetze  manchen  Zweifeln  unterliegt;  vgl.  Proocm.  lect.  Gott, 
bihern.  1843  —  44  und  Westermann  de  litis  instr.  in  Demosth.  Mi- 
diana, Lips.  1844.  4.  Ausserdem  gehüren  hierher  auch  die  Schrif- 
ten der  beiden  Gegner  Cl.  Salmasius  und  Des.  Heraldus  ;  des  erstc- 
ren  Diss.  de  usuris ,  L.  B.  1038;  de  modo  usurarum  ,  1639;  und 
insbes.  die  Miscellae  defensiones  pro  Cl.  Salmasio,  1645.  8,  gegen 
des  andern  Observationes  et  emendationes ,  Paris  1640.  8  (auch  in 
Otto's  Thes.  juils  civil.  T.  11,  p.  1313—1386),  worauf  aber  dieser 
durch  sein  Hauptwerk:  Aniniadversiones  ad  jus  Att.  cl  Rom.  Paris 
1650.  fol.  siegreich  antwortete.  Unbedeutend  ist  Ant.  Thysii  colla- 
tio  legum  Atticarum  et  Romanarum  in  Gron.  Thes.  V,  p,  1373 — 
1396  ,  ohscbon  für  die  Frage  nach  dem  geschichtlichen  Zusammen- 
hange dir  XIITabb.  mit  griechischen  Rechten  nicht  ohne  Interesse, 
worüber    insbes,    C.    E,    Lelievrc    de    legum    XII    tabularum    patria, 


§.  107.     Soloii's  Gesetzgebung:   die  F'olksrechte.     311 

LoTan.  1827,  und  neuerdings  wieder  vertheidigend  J.  Cocltinos  de 
lege  XII  tabb.  Heid.  1836.  8  und  Wilh.  Fischer  (praes.  v.  Scbra- 
der)  Erläuterung  des  Zwölftafelgesetzes,  Tüb.  1838.  8,  S.  16  fgg., 
doch  nicht  ohne  wesentliche  Modificationen  von  Osenbrüggen  in 
Jahn's  N.  Jahrb.  XXV'llI,  S.  270;  vgl.  auch  J.  de  Wal  de  juris 
docendi  ratione  ap.   Rom.    Groningen   1839.  8,  p.    17. 

3)  Wachsmuth  II,  S.  163—191;  vgl.  351  und  Plass  griech. 
Gesch.  n,  S.  255  fgg. 

4)  Plut.  V.  Salon,  c.  21;  vgl.  Demosth.  Stephan.  II,  §.  14 
und   Privatalt.   §.    64. 

5)  2'i'vfxxA?7ortf(i*tv  xoi  dixäi^nv ,  Plut.  c.  18;  vgl.  Isoer.  Areop. 
§.16  und  Aristot.  Pol.  II.  9.2:  l'otxf  dt  26kijiv  i>ffUu  /xiv  fniifj/onTu 
n^öifQov  ov  xuTaXvaai ,  ttjv  xf  {Iv  j4{>ti<ii  nuyoj)  ßovXijv  nul  ttjv  twv 
«ßj^wv  aiQtaiv,  Toy  di   d^fiov  xuraarrjoai  tu  diKuarijtJta  noitjoaq  fx  nrtvTO)v. 

6)  Aristot.  Pol.  II.  9.  i:  inil  2öko)v  yt  Ioiki  Tjyv  avuyxaiotiirtjv 
anodidövai  xü  dij/ioj  ärnnfiiv ,  ro  xug  «p;^«?  ul^itcd-ui,  xui  tv&vvfiv  • 
fiTjii  yuQ  roxno)v  xvqi.o<i  wv  o  ifFjftoq  doiXoq  uv  lurj  xrtl  no),ffiioq.  »gl. 
III.   6.  7   und  Schömann   Verfassungsgesch.   S.   33  fgg. 

7)  Vgl.  Meier  in  Hall.  Encykl.  Sect.  I,  B.  XXXIII,  S.  71  fgg. 
und  hier  insbes.  die  xj'^)t«t  ixxlrjaiui  nach  Lex.  Rhelor.  Dobr.  p.  072 
und  PoU.VIlI.  95  mit  Schömann  com.  Ath.  p.  30  fgg.  und  Wachs- 
muth  I,  S.  482. 

8)  Plut.  1.  C.  :  0  x«t'  uQ/uq  yuiv  oväiv ,  vaxf()ov  d\  nufiftiyf&K} 
iqiuvri'  Tii  yuQ  nliiaru  xöHv  rftttqc&^wv  fvfTiiniiv  tlq  toi«;  dixanrixq  '  xa* 
yuQ  ooa  TuTq  uQ'/u.lq  fVaJ«  xqLvhv  ,  ufioiatq  xal  Tifyl  h.fivuv  flq  xo  6ixa- 
OT^Qiov  ((ffOfi-q  ldux(  TOI?  ßorkofifvoiq:  vgl.  Bergk  in  Jen.  Philol.  Vers. 
1846,  S.  40  und  Droysen  in  Schmidt's  Zeitschr.  VIII,  S.  387.  An- 
ders Grote  in,  p.  172  und  Schömann  Antiqu.  p.  175  oder  de  jud. 
heliast.  p.  7;  aber  selbst  für  die  römischen  Comitlalgerichte  hat 
Aehnliches   IVIommsen  in  Jen.  L.  Zeit.    1844,  S.  247  nachgewiesen. 

9)  Demosth.  Macart.  §.  71  :  t«?  di  dtxn?  hvul  zif^l  xovxwv  nijcq 
TO»??  uQyoyxaq ,  ojv  i'xnaroi  dutdomi,  tlotv:  vgl.  Aristocr.  ^.  28  und 
mehr  bei  de  Boor  Intestaterbrecht  S.  115  und  Funkhänel  in  N. 
Jahrb.  XXXV,  S.  409,  also  nicht  mit  Heflfter  S.  228,  Fiatner  Beitr. 
S.  59,  Proc.  I,  S.  23,  Bernard  p.  42  die  Archonten  schon  damals 
auf  die  blosse  uvÜxqiok;  zu  beschränken  ,  wozu  auch  i'oxiijov  2!oXo}- 
voq  bei  Suidas  und  Bekk.  Anecdd.  p.  449  nicht  berechtigt;  erst  in 
Perikles  Zeit,  sagt  Plut.  V.  Cimon.  c.  15,  xfliox;  uvi&ivxiq  ol  noi.- 
Xol  xui  avy^favTiq  tJv  xa&iax(I>xu  tijc;  nokirtiui;  xoOfiov  .  .  .  Twy  dt- 
xaarT^Qitov  xV(jlovq  fui'xovq  noiTjonvxiq  fi?  «x^ioto»'  äTjiiOVQUTiuv  fvfpu~ 
kov  xTjv  nökiv,  was  nicht  bloss  im  Gegensatze  des  Areopags  gilt,  s. 
§.    109,  n.   7. 

10)  Plut.  1.  c.  :  XiyfTai  6\  xal  rovq  vöftoi<q  ilouipfOTiijov  ygat^uq 
xal  noXXriq  ctvri,hjipnq  l'xovxai;  av^rjoai  xrjv  xüv  6i.xnnT7j(}ioJv  layvv  '  tiTj 
dvfafifrol'g  yuQ  x'no  xöiy  röfiojv  diukv&fjvai,  thqI  (iiv  öii^fQovTO  avvtßiti- 
viv  (hl  äiia&ai  Sixaaxwv  xal  nüv  uyfiv  i'figiiaßT/rtj/.ia  nijtjq  fxflvovq,  rüv 
vöfAwv  T(iÖ7iov  Tiv«  xi^ufj'ooirn?.  Dasselbe  wiederholt  sich  später 
selbst  bei   Diäteten;   vgl.   Demosth.   c.    Phorni.   §•  21    mit  Arg.   p.  90Ö. 

§.  108. 
Aohnliclics    gHt   von    dei.    laufenden  Geschäften   der 
Adiuinistralion,  wclcbe  ein  Rath  ')  von  vierhundert  Mit- 


312    Th.  F.  Der  athenische  Staat.    C.  I.  C.   NachSolon. 

gliedern,  hundert  aus  jeder  der  vier  ionischen  Phylen, 
die  wenigstens  das  dreissigste  Jahr  zurückgelegt  haben 
mussten  ^) ,  besorgte  ^  eigentlich  zwar  nur  ein  jährlich 
wechselnder  Ausschuss  des  Volkes  selbst  5),  gleichwohl 
aber  durch  den  Ausschluss  der  untersten  Volksclasse  ge- 
mässigt und  mit  genügender  Selbständigkeit  und  Befug- 
niss  ausgerüstet ,  um  nicLl  nur  die  Beschlüsse  des  Vol- 
kes zu  leiten,  sondern  dasselbe  überhaupt  einer  unmittel- 
baren Betheiligung  an  der  Staatsverwaltung  wenigstens 
so  lawge  zu  überheben ,  als  es  nicht  dabei  zugleich  sei- 
nen persönlichen  Vortheil  fand  '^).  Doch  brach  auch  hier 
Solon  die  Schranken  der  alten  Aristokratie^),  indem  er 
den  Maassstab  der  Geburt  durch  den  der  Begüterung  und 
des  darauf  gegründeten  Beitrages  zu  den  öffentlichen  La- 
sten ersezte  ^).  Er  thellte  zu  diesem  Ende  die  gesammte 
Bürgerschaft  in  vier  Schatzungsclassen,  reXt]  oder  Ti/urj- 
.fiaxtty  ein:  Pentakosiomedimnen  ,  Ritter ,  Zeugiten  ,  und 
Theten''),  je  nachdem  ein  Bürger  über  fünfhundert,  über 
dreihundert,  über  hundert  fünfzig^),  oder  weniger  Me- 
dimnen  von  trockenen,  Metreten  ^)  von  nassen  Producteu 
auf  eigenem  Gute  ärndtete.  Hiernach  war  das  Minimum 
des  Steuercapitals  im  Verhältnisse  zu  dem  Werthe  der 
Producte  zu  Solon's  Zeit  bei  der  ersten  Glasse  auf  ein 
Talent,  bei  der  zweiten  auf  dreitausend ,  bei  der  dritten 
auf  tausend  Drachmen  angesezt  ^o)  j  die  vierte  war  steuer- 
frei '^),  dafür  aber  auch  von  allen  Aemtern  und  Würden 
ausgeschlossen  ^2)  5  gleichwie  sie  auch  im  Kriege  nicht 
zu  regelmässigem  Dienste  ^^)  verbunden  war ,  sondern 
nur  im  Nothfalle  als  Leichtbewaffnete  oder  später  zur 
See  diente  ^'^]. 

1)  Plut.  V.  Solon.  c.  19:  ötvriQav  TtgoqxaTfvfi/jii  ßovkrjv,  uno  (fv- 
Xrj(;  tKiioTijg  ,  TiTTUfJOiv  oi'oäiy ,  fxuTov  «vcJy«;  fntXlidfiivaq  ,  of's  7l(Joßcv- 
Xfvnv  tTu^i  ToP  iir](iov  xal  /4rfö(r  iäv  unQoßovhvrov  *t?  IxkXijoIuv  *J?- 
ff(()fo&ut.  Hüllmann's  (Urspr.  d.  röm.  Verf.  S.  92  fg.)  Phantasien 
über  Ziisainmcnsetzun^j;  desselben  nach  den  Geschlechtern  sind  un- 
erweislich. 

2)  Xen.  M.  Socr.  I.  2.  35;  Tgl.  C.  van  Osenbruggen  de  Senata 
Atheniensium,   Hag.   Com.    1834.   4,  p.   7. 

3;  Ob  schon  damals  durch's  Loos  («nö  xitüfion)  besezt ,  wage 
ich     nicht    Djit    der    Zuversicht    wie    Wachsmuth   I  ,    S.    481    zu    be- 


§.  108.     Rechte  und  Stellung  der  Eupatriden.      313 

haapten  :  dass  Solon  ryv  röir  uq^öiv  nliiton-  niclit  abgeschaflrt  habe, 
bezeugt  Aristol.  Politic.  11.9.9;  und  begreifen  wir  den  Kath  nicht 
unter  den  u(j/ctl(;  (Tgl.  de  jure  magistr.  p.  34  —  36  ,  Osenbruggen 
p.  17j,  so  lässt  sich  auch  der  Ausschluss  der  Theten  nicht  bewei- 
sen, den   wirklich   auch  Tiltmann  S.   240   und   053  bezweifelt. 

4)  Aristot.  Politic.  IV.  12.  8:  ßorkrj  d^  ütjfionxöv  äiV  yuQ  ilvui 
T*  xoiovTov ,  (o  inif/fkiq  l'orui  roi'  Stjuoii  TiQoßovkiVfiv ,  onojq  aa-foküiv 
iarai  .  .  .  xuTui.i  frat.  öf  XTjq  ßovXJjq  7j  övyu/uic;  h  TuZq  toiuvtuk;  ötj- 
ftoxQuriai(;,  fv  ai,q  uvToq  avvioiv  o  drjfioq  XfjTjfiari^fi.  niql  nnvxoiv'  rovrn 
di  avfißnlvftv  nti)&lr,  oxuv  ivnoQia  riq  7/  rj  fiio&oq  toi?  fxxkijOciti,o7'(Hv ' 
aj(oXni,ovTf<;  yitg  o\').),fyovxaL  ri  nokXv.xiq  xul  unavTu  uvrol  x{jivoi<ot; 
▼gl.   VI.    1.   9   und  unten   §.    12.i  fgg. 

,5)  Das  lieisst  der  Eupatridenherrschaft,  nicht  etwa  der  vier  Plij- 
len  ,  die  als  solche  überall  l;eine  Aristokratie  bilden;  vgl.  Bergl;  in 
N.  Jahrb.  LXV,  S.  4(10  und  LXVII,  S.  300.  Wie  jedoch  auch  die 
solonischc  Classentheilung  sich  der  ständischen  Abstufung  anscbloss, 
habe   ich   de   equit     Attic.    Marb.    1S33.   4,   p.    10   fg.   angedeutet. 

6)  Mithin  Tiniokratie  oder  no).LTfia,  s.  oben  §.  59,  n.  8;  §.  07, 
n.  1  ,  «ind  Luzac  de  Socrate  cive  p.  63  fgg.  ;  Fiatner  Beitr.  S.  58 
fgg.;  Hüllmann  Staatsr.  S.  104;  Tittniann  S.  649 — 658.  Niebuhr's 
Ansicht  (röm.  Gesch.  II,  S.  346),  dass  die  solonische  Ixlassenord- 
nung  die  iinheqiiterten  Eiipalriden  vom  liegimente  entfernt  habe, 
ohne  die  reichen  Demoten  zurAilassen,  ist  ganz  unhalthar ;  vgl.  Meier 
de  gcntil.  p.  C  ;  obgleich  jenem  auch  Kutorga  sur  la  tribu  p.  139 
beistimmt. 

7)  S-  Plut.  V.  Solon.  c.  18  und  Comp.  Aristid.  et  Cat.  c.  1, 
Poll.   VlII.   130,   und  mehr  hei  Böckh   Staatsh.    1,   S.    645. 

8)  So  böckh  S.  647.  Die  Sehst,  geben  200  an,  was  Grote  III, 
p.    157   festhält. 

9)  Ueber  diese  Maasse  s.  Privatalt.  §.  46,  n.  10  und  über  ihr 
Verhältniss  zum  Gelde  Böckh  I,  S.  127  — 139.  Hier  erinnern  wir 
nur  ,  dass  sie  selbst  Solon  ihre  Entstehung  oder  Regulirung  ver- 
danken ;  vgl.  das  Psephisma  des  Tisamenus  bei  Andoc.  myst.  §.  83: 
roftoiq  öf  ;|;^ryOi9«t  toT?  2oX(t)yoq  xul  fi{T(}ot<:  xui  oru&ixoiq,  und  Näheres 
bei   Böckh  metrol.   Unters.   S.   276  fgg. 

10)  So  bestimmt  Böckh  S.  047  —  636  das  nvi'jXtaxov  Iq  to  Stj/hv- 
oiov  des  Pollux.  Abweichend  und  falsch  Hüllmann  Ursprünge  der 
Besteuerung,  Cöln  1818.  8,  S.  33;  vgl.  Güttling  im  Hermes  Will, 
S.    121. 

11)  Pollux  I.e.!  Ol  6\  To  O-Tjzixov  (TiXoiivTfq)  ovdf^iav  u^xv  V^' 
yov  ovd'  flvTjkiaxoy  ovdfv.  Ueber  Otjtixov  xtktXv  s.  Böckh  S.  651  und 
(gegen  Hüllmann)  Göttling  a.  a.  O.  S.  92  fg.;  vgl.  im  Allg.  Ast  ad 
Plat.  de  legg.  p.  523;  Krabinger  z.  Synes.  de  regno  p.  246;  Grau- 
crt  ad  Aristid.    Lept.   p.    105;  Wachtmutb   I,  S.   816. 

12)  Aristot.  Pol.  II.  9.  4i  xv.q  uQyuq  ix  xwv  j'vo>(iifi<oy  xai  ri'iv 
H'TioQuv  xdXfoXTjrif  naOuq  ,  ix  xöiv  nfvzaxooioftfäiftviov  xai  l^fl'yixöJv  xiü 
xqLxov  xikovq  XTjq  xakot'ftiyt/q  IriTliiäoq,  xo  dl  xtTugxov  &rjxtxov,  otq  ov- 
Öfftiüq    iiQ);f/q    fifXt^v.      Vgl.    Plut.    Solon.    C.    18    U.  8.  W. 

1.3)  'Ex  xmukvyoVf  wie  die  andern;  s.  oben  §.  67,  n.  2  und  über 
den  Dienst  zu,Pferde  auch  §.  57,  n.  2,  wobei  jedoch  vor  der  Ver- 
wechselung Larcher's  (de  l'ordre  equestre  chez  les  Atbeniens  in  M. 
de  l'A.   d.    1.    XLVIll,  p.   83-- 96  )    zu    warnen    ist,    die    solonische 


314     Th.  F.    Der  athenische  Staat.   C  i.  C.  Nach  Solon. 

Ritterclosse  als  eins  mit  der  atheiiisclien  Cavallerie  zu  betrachten  ; 
s.  Tittmann  S.  057  und  m.  Abb.  de  equit.  Altic.  p.  8  u.  15;  auch 
Böckh  S.   G58. 

14)  S.  Aristophanes  bei  Harpocr.  s.  v.  &^rfq  und  mehr  bei  Titt- 
mann  S.  655.  Die  höhern  Classen  dienten  nur  ausserordentiicher- 
■weise  als  Seesoldaten  (iTußätai.),  vgl.  Thuc.  VIII.  24  mit  III.  16 
und  den  vuvTtKo<;  o^^kog  oben  §.   61,  n.  7. 


§.  109. 

Zwei  der  wichtljjsten  Posten  eodllch  waren  nach  So- 
Ion  nocl»  Im  alleinigen  Besitze  der  Pentakoslomedimnen : 
das  Archontat  ^]  und  der  Rath  auf  dem  Areopage ,  inso- 
fern dieser  mit  den  abgehenden  Archontcn,  die  ihr  Amt 
uotadelhaft  verwaltet  hatten,  besezt  wurde  ^].  Was  diese 
leztere  Behörde  näher  betrifft,  so  war  von  dem  Dunkel, 
welches  über  ihrem  Ursprünge  liegt,  schon  oben  die 
Rede^  die  Stellung  und  Form  jedoch,  in  welcher  sie  ge- 
schichtlich erscheint  3) ,  ist  sicher  nicht  älter  als  Solon, 
obschou  dieser  allerdings  die  uralte  Heiligkeit  des  Na- 
mens und  Orts  benuzt  zu  haben  scheint ''^),  um  ihr  die 
Auctorität  und  Unverletzlichkeit  zu  sichern,  ohne  welche 
sie  ihre  hauptsächliche  Bestimmung,  Hüterinn  seiner  Ge- 
setze zu  seyn  5),  nicht  erfüllen  konnte.  Die  Blutgerichts- 
barkeit, die  an  jener  Stätte  haftete,  blieb  daher  auch  fer- 
ner in  ihren  Händen  5  dass  sie  aber  verhältnissmässig  der 
minder  wichtige  Theil  ihrer  Geschäfte  war,  geht  daraus 
Iiervor,  dass  man  den  Areopag  als  politisch  zernichtet 
betrachtete,  nachdem  er  gerade  Alles  ausser  dem  Blut- 
bann ^)  durch Ephialtes  oder  Perikles  verloren  hatte'').  Erst 
nach  dem  Sturze  der  dreissig  Tyrannen  ward  er  wieder 
zum  Wächter  der  Gesetze  bestimmt  ^)^  eine  Stellung, 
die  freilich  der  absoluten  Demokratie  im  Principe  zuwi- 
derlief, und  ihr  um  so  drohender  erscheinen  musstc,  je 
unbestimmter  und  willkürlicher  sie  auf  einer  bloss  mo- 
ralischen Macht  beruhete''),  so  dass  auch  wir  ihren  Um- 
fang nicht  mit  voller  Gewissheit  ermessen  können.  Na- 
mentlich aber  erscheint  er  auch  später  noch  als  Sitten- 
gerichl  thätig ,  und  lässt  sich  in  manchen  Rücksichten 
förmlich  als  eine  Oberpolizeibehördc  betrachten  *''),  wie 


§.   109.     Der  areopagitische  Rath.  315 

er  es  sich  denn  auch  zum  Geschäfte  {jemacht  zu  haben 
scheint,  auf  gefährliche  3Ienschen  die  Aufmerksamkeit 
des  Staats  zu  lenken  ^^)  ^  eigene  Strafgewalt  soll  er  je- 
doch in  diesen  Fällen  nur  in  bedingtem  Maasse  besessen 
haben  ^2). 

1)  Plut.  V.  Aristid.   c.   1. 

2)  Plut.  V.  Pericl.  C.  9:  6l  oi'twv  (twv  «p;fwv)  ol  doxifiaa&iyrfq 
avfß"t*ov  il<;"A{)fiov  nnyov.  vgl.  Demosth.  TJmocr.  §.  22,  Äristog.  II, 
§.  5,  und  mebr  bei  Meurs.  Areop.  c.  5  und  Bernard  Archont.  p.  5G 
fgg. ;  zur  Unterscheidung  von  der  vorbererwähnten  ßoi'XTJ  aber  das 
Argument  zu  dess.  Androt.  p.  588  :  flal  öi  tovtcuv  6La<po{)a'no(l^'  xni 
TiQüJTrj  toxi  To  xr/v  xü)v  0  rd  dtjfioaiu  riQuyftuxcx  dioixflv,  ttjv  6i  iv 
j4(jfiü)  Tiuyüj  XU  (^ovixit  /lovov  •  tl  df  Tt?  nnoi,  oT»  xul  uinrj  Si^fnoota 
dtO/xft  ,  Xfyofifv  üTi  rivlxa  /dfyiaxij  avayxTj  fyiyyfxo ,  roxi  nnjl  Srj/^oniwv 
aiiyr/yiro.  /iivif(ja  6ia(fO(ju ,  cTi  7/  /ifv  rwv  0  (i(ji&ftü)  vnonLnxn  woi— 
anivu) ,  rj  di  u  o  q  La  X  0)'  wq  yaq  Ttw?  xöiv  ^rjxüfioiv  kiyoxiai ,  x«t'  troq 
ol  ivvia  ap^ovrf?  uvxrj  TiQoofxi&fVTo ,  ojq  df  xivig,  ort  ol  f^  fiovov  &i- 
a/*o&ixai  (nur  weil  dieser  Name  bisweilen  für  Arcbonten  überhaupt 
steht;  vgl.  §.  138,  n.  11),  y.ul  il  dixuiojg  üj(f&tjauv  «plorrfc,  n^oairi' 
&IVXO  xij  ßovXij  x(Lv  ^A(j(io7iuyixiLv  '  xul  dm  xofxo  cj'^  }-7if7iiTixov  uqi- 
&/iü'  fl  6f  fiTj,  f^fßakXovxo,  Tqixj]  öiugioQit ,  ort  7]  ftiv  xüv  0  xöt'  ffi- 
avxov  diiSf](fro  ,  tj  d\  xüv  u4Qfi.onuyi.xuJv  rjv  u  d  lu  6  o  •/_  o  (;'  il  nrj  yä^ 
7(?  'ijfiUQXf  fifyäliiic ,  oi'x  l^fßulXtxo.  —  Rücksicbtlich  der  Zahl  ist 
zu  erinnern,  dass  Plat.  Apol.  Socr.  p.  36  A  und  Diogen.  L.  11.41, 
worauf  de  Canaye  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  \\\ ,  p.  198  fgg.  baut, 
nicht  hierher  geboren;  vgl.  Freret  in  dens.  T.  XLVII,  p.  263  fg. 
und  oben  §.  105,  n.  6  extr.  Tittmann  S.  252  sezt  sie  approxima- 
tiv auf  neunzig ,  und  es  liegt  in  der  Natur  der  Sache  ,  dass  ihre 
Anzahl  nicht  stets  gleich  seyn  konnte;  die  Angabe  von  51  bei  S. 
Maxim,  ad  Dionys.  Areop.  Antw.  1634  T.  11,  p.  xxxiv  ist  oflFenbare 
Verwechselung  mit  den  Kpheten,  und  ebendarauf  beziehen  nach  Pe- 
tit auch  Platner  Process  I  ,  S.  21  und  Alberti  de  Aeschyii  choro 
Supplicum  ,  Berl.  1841.  4,  p.  4  die  Angabe  des  Schol.  Aeech.  Eu- 
men.   743,  worüber  oben   §.    1Ö2,  n.    18  extr. 

3)  Mattbiae  Miscell.  1,  p.  148:  in  quaestione  de  ^reopago  di- 
ligeuler  distinguendum ,  ^uid  ad  cum  tantfuam  Judicium ,  ijuid  ad 
eundetn  tanquam  senatum  jtertineat :  vgl.  D.  .1.  van  Lennep  de  varia 
variis  temporibus  Arenpagi  potestate  in  Gomm.  inst.  Belg.  cl.  III, 
T.  VI,  p.   11    fgg. 

4)  Vgl.  Meursius  c.  2  und  was  sonst  oben  §.105,  n.  7  citirtist; 
Topographisches  bei  Lenke  S.  124.  255  und  Wordsworth  Athens  p. 
7o  fgg.  Daher  rj  ilvo)  oder  jj  iv  'j4{)fi<u  ntiyoj  oder  *J  ^^(ttioii  Ttäyov 
ßovXij  ,  auch  TO  iv  'yt.  n.  mivid{ti.ov,  vgl.  Matzncr  ad  Lycurg.  Leocrat. 
p.  96.  Spater  finden  wir  jedoch  die  Areopaglteu  auch  *v  ßaai,Xfi(o 
nxoä,  Demosth.  Aristog.  I,  §.  23,  wo  nach  Harpocr.  p.  182  die  so- 
lonischen  Gesetze   aufgestellt  waren,  s.   §.    107,  n.    1. 

5)  Flut.  V.  Solon.  c.  19:  xr^v  öi  üvo)  ßovXrjv  inioxonov  nüvriov 
xnl  ipvXuxji  xwv  vöftuv  ixüQiOfv,  olofiivoc;  inl  dvol  ßol'Xutq  ojqrifQ  riyxi- 
^>a^q  oQfxovnnv  tjxtov  iv  ciixXoi  rijv  w  Xiv  tOfoOuL  xul  früXXov  iix()ffiovvxa 
xüv  ÖTj/iov  nu()ilHv.     Vgl.    Isociatis    Areop«giticus  mit  dem   Couuicn- 


316     Th.  V.  Der  athenische  Staat.    C.  L  C.  Nach  Solon. 

tar  von  .1,  T.  Bergnian  (L.  B.  1819.  8)  und  Wichers  van  Swinde» 
ren  comm.  de  senatus  Areopagitici  auctoritate  in  Ann.  Acad.  Gro- 
ning.  1818—19;  auch  HülJmann  Staatsr.  d.  Alt.  S.  177—185,  Wachs- 
niuth   I,   S.   488,   Schömann  Antiqu.  p.   298  fgg. 

6)  Vgl.  Platner  Process  I,  S,  xxi  und  P.  G.  Foi-chbammer  de 
Areopago  non  privato  per  Ephialteni  homieidii  judiciis  contra 
Boecl:hium ,  Kiel  1828.  8  nebst  dessen  Beplik  gegen  Vömel's  Reo. 
Allg.  Schulz.  1829,  N.  143  in  ders.  1830,  S.  665  auf  Grund  des 
Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  674  v.  -OAtoTn'Aaxf?:  y.uziaxrjauv^  wc  fI>i.köxoQoq, 
oTf  Etpiu^Tj^q  /^övj/  (1.  fiötft)  nuxf).i:if  TJi  il  'Agiiuv  nüyov  ßovkij  t« 
V7i\q  Toii  ahjfiuroq:  wodurch  Demosthenes  Angabe  Aristoer.  §.  60: 
TOVTO  fiovov  Tu  dr/.umrjQiov  ot-^l  rvQavvoc ,  ovx  oi.iyuQxUt,  ov  öt^/ioxQa- 
riu  T(tq  (f'ovixaq  diy.aq  ittfiilfn&fu  xtxöl/Atjxtv ,  eine  nähere  Bestätigung 
erhalten  hat.  Dass  Lysias  caed.  Eratosth.  §.30:  tw  SixanxTjuio)  xtü 
fj  Aqtiov  näyotiy  w  xal  TKirgicv  loTt  xul  i(p'  i'/tolv  u-3,odidoxnt,  xov  (po- 
vov  xnq  6ixu<;  örta^fLV,  kein  Zeugniss  für  eine  Unterbrechurg  der 
Jir-^opayitiscben  Blutgciiclitsbarl;eit  enthält,  hat  G.  Hern\ann  Opusc. 
IV,  p.  299  fgg.  gegen  Schömann  att.  Process  S.  143  und  Böckh 
im  Index  lect.  Berol.  1826—27  (auch  in  Seebode's  N.  Archiv  1827, 
S.  115  fgg.)  richtig  bemerkt;  und  wenn  lezterer  schon  im  Index 
1828  —  29  gegen  Meier  in  Niebuhr's  Rh.  Mus.  II,  S.  265— 279  nach 
Andoc.  de  Myster.  §.  78  (vgl.  auch  Xenoph.  M.  Socr.  III.  5.  20) 
die  vermeinte  Vertretung  derselben  tlurch  hcliastische  Richter  we- 
nigstens für  den  Zeitraum  von  Ol.  LXXXVIII  bis  XCIV  abgelehnt 
hat,  so  i.st  Forchhammer's  Vertheidigung  ihrer  ununterbrochenen 
Fortdauer  von  Schömann  .lelbst  in  Jahrb.  f.  wiss.  Kritik  1829,  II, 
S.  278  anerkannt;  vgl.  auch  m.  Rec.  in  Heid.  Jahrb.  1830,  N.  44 
mit  Bahr  in  Hall.  Kncykl.  Sect.  I,  B.  XXXV,  S.  325  und  GroteV, 
p.  495.  Auch  das  Missverständniss  ,  welches  Müller  z.  Aesch.  Eu- 
meii.  S.  118  mit  Böckh  in  der  Anführung  des  Philochorus  erblickte, 
ist  durch  Schömann  Antiqu.  p.  299  beseitigt,  und  für  die  Bezie- 
hung von  oöjfiu  auf  capitalia  zeugt  ßekk.   Anecdd.  p.   428.  9. 

7)  Aristot.  Pol.  II.  9.  3:  t^^'v  fv  '^giioj  nüyw  ßovXiqv  'Etf.iäXrrji 
i/.okovoi  xnl  TJutixlr/q:  vgl.  Diodoi.  XI.  77:  'upia  dl  xovxoiq  nguxxofti- 
vott;  (Ol.  LXXX.  1  =  460  a.  Chr.  oder  auch  wohl  eins  bis  zwei 
Jahre  früher,  Sintenis  ad  Plut.  PcricI.  p.  107,  Lorentzen  de  rebus 
Athen.  Pericle  duce  gestis  p.  12,  Franz  z.  Aesch.  Oresteia  p.  xxix) 
iv  fA,\v  ToTc  A&Tjvuiq  'E(fi.<i.XxTji;  o  2ifiu)vi6ov  (richtiger  .S'oyei^vt'd'oi^,  Ae- 
lian.  V.  Hist.  II.  43)  ,  ÖT/uayojyoq  wv  xal  xo  nXrj&oq  nuQoXvvuq  y.uxd 
xii)v  AgitonuyiTÜiv  f  tTltiOf  xov  d^/uov  \pT]<piafA,noi,  finwaui  xrjv  f^  'yi^iiov 
nityov  ßovXrjv  x'tl  xri  nargtu  xnl  nigißoTjxa  vöfiina  xrtxnXvoni :  auch 
Plut.  Cimon.  15:  EcpiäXxov  riQOfaxwtoq  u<ffiXovro  rijq  *S  'ylqiiov  nü~ 
yov  ßovXTjq  xuq  xgiatiq  nX^v  uXiyotv  unöaaqi  und  Pericl.  9:  d«o  xal 
/iüXXov  loxvouq  0  IlfQixXrjq  fv  räi  drjiiü)  xuxfoxaniutt  i"/;»  ßovXrjv ,  wnri 
xi]v  n'fv  dqiutQf&TJvui.  xuq  nXiiaxnq  xQiaii,Q  dt'  'E<pii'xXxr)v:  wo  xglanq 
keineswegs,  wie  von  Wachsmuth  I,  S.  581,  in  richterlicher  Bedeu- 
tung allein  genommen  zu  werden  braucht,  s.  Aristot.  Pol.  IV.  11.2 
und  mehr  im   Allg.   b.   Grote   V,  p.   481    fgg.  und  unten  §.    164. 

8)  Andoc.  de  Myster.  §.  84  aus  dem  Psephisiun  des  Tisomenus  i 
»Tinditv  dt  xiO-oioiv  ol  vofioi,  intutXiiado)  tj  ßovXrj  fj  fj  'Agtiov  nityov 
Twv  fofioiv,  v7io)q  UV  al  reg^nl  xotq  xn/itroiq  vöfdoiq  XQ'^''"'"'"''  ^6f^-  Böckh 
C.  Inscr.  I,  p.  144  und  Dinarch.  Demosth.  §.9:  w  r^v  xüv  aw/nö- 
Twv  (fivXetxr^y  o  drjfioq  nagaxaxa&r^XTjv  töioxiv  ,  tu  x//V  noXi.xtiav  xul  6q- 
fiox^inxiuv  noXXuxiq  fyxfXfiQixfv     .    .    ,    o   (pvXärrft    xaq    imoggr/xovq  öi(t- 


§.110.    IS eut  Kämpfe :   Tyrannis  der  Pisistratideti.     317 

^jyx«?,  h  uk  T«  f^c  TiöXiojq  ao)T~,{)t.a  xiZrai  (über  diese  Tgl.  Chardon 
de  la  Rochette  Melanges  de  litterature  T.  II,  p.  445  —  460  und  Lo- 
beck AglaopL.    II,  p.   965  fgg.)- 

9)  Vgl.  hierzu  insbes.  G.  Schwab:  num  quod  Areopagu-s  In  ple- 
biscita  aut  confivmanda  aut  rejicieiida  jus  exercuerit  legitimum  ? 
Stuttg.  1818.  4i  auch  Pastoret  Hist.  de  la  legisl.  T.  VI,  p.  355  — 
383,  und  die  Beispiele  bei  Aescbiu.  Timarch.  §.  81,  Demosth.  Cor. 
§.    134,   Plut.   V.    Phoc.   c.    16  U.S.W. 

10)  Isoer.  Areop.  §.  37:  warf  rijv  i^  ^AinLov  nüyov  ßoi''/.7}v  inf- 
OTr/Ouv  iniuthln&iu  tj/s  tvAoatxlac;:  vgl.  Plut.  V,  Solon.  c.  22,  Athen. 
IV.  64,  VI.  46;  Diogen.  L.  VII.  168,  Hygin.  Fabul.  274,  und 
mehr  bei  Tittmann  S.  255,  Schubert  de  aedil  p.  65-75,  Limburg- 
Brouwer  V,  p.  8  fgg.  ,  worauf  auch  Androtioiis  und  PLilochorus 
Zcugniss  bei  Maxim.  1.  c,  geht:  föixu^ov  ovv  ol  'AononuylTui  antl 
nurrojv  o](iööv  xüjr  aq>uk^idro)v  xai  nuQuvo/xiwv.  Nur  die  Baupolizei 
wird  man  nicht  mehr  dahin  rechnen  dürfen,  s.  Schneidewin  ad  He- 
raclid.   p.   43. 

11)  'Anoffidant;  ,  vgl.  insbes.  Dinarch  g.  Demosthenes  mit  Titt- 
mann S.  209  und  Platner  Process  I,  S.  27—37;  doch  anderseits 
auch  Aeschin.  Timarch.  §.  83:  rjniK;  toi  ol  'Aononuytzut.  oim  xar^- 
yo^ovftiv   Ttfiü(i%ov   ovTf   ilnoXoyovn(&a,   ov   yiiQ   7]fitv  Ttdroiot   fort. 

12)  Vgl.  adv.  Neaeram  §.  80;  fi^r^nlov  tov  Qtoyhtjv  'ona  xvgiu 
inrlv,  IV  itno{){)Tjrui  d'i  kuI  /^frn  xoo.utoTjyTo;  •  oi?  yug  athoy.QUTo(jf(;  flniv 
o')<;  UV  ßovXmvxui  'A&rjvuiwv  nvd  xoXriaui,.  Fälle  wie  Aeschin.  Ctesiph. 
^.  252  und  Lycurg.  Leocrnt.  §.  52  sind  Ausnahmsmaassregeln  bei 
dringender  Gefahr;  sonst  bedurfte  es  dazu  wenigstens  eines  Volks 
beschlusses  ,    wie  bei  Dinarch  §.   62. 

§.  110. 
So  bleibend  und  gross  nun  aber  auch  in  gesetzgebe- 
rischer Hinsicht  Solon's  Verdienste  um  seine  Vaterstadt 
waren  ,  so  hatten  doch  seine  politischen  Einrichtungen, 
vielleicht  gerade  um  der  Mässigung  willen  ,  die  sie  be- 
seelte ^),  für  den  Augenblick  nicht  die  Folge.  Ruhe  und 
Eintracht  auch  in  seiner  Abwesenheit  zu  erhalten  ^  und 
es  bedurfte  erst  noch  der  Alleinherrschaft,  deren  sich  im 
J.  560  Pisistratus  mit  Hülfe  der  Diakricr  bemächtigte  ^), 
um  die  neue  Ordnung  der  Dinge  zu  befestigen ,  die 
sonst  leicht  im  erneuerten  Kampfe  der  Parteien  einer 
Rückkehr  zum  alten  Adelsregimen te  hätte  als  Opfer  fal- 
len künueu.  Wohl  mag  Pisistratus  zulezt,  nachdem  er 
seinen  zweimal  erschütterten  Thron  durch  Waifengewalt 
befestigt  hatte ,  und  mögen  seine  Söhne  Tyrannen  im 
vollen  griechischen  Sinne  des  Worts  geworden  scyn  ')  • 
doch  wurden  von  ihnen  mehr  als  irgendwo  die  rechtli- 
chen Formen  geachtet*^),   und  die  Geschichte  ist  voll  von 


318    Th.  y.   Der  athenische  Staat.  C.  I.  C.  Nach  Solon. 

Zügen  ihrer  Müde  und  Sorgfalt  für's  gemeine  Beste  ^). 
Erst  als  Hipparehus  Lüsternheit  die  That  des  Harmodius 
und  Aristogiton  veranlasst  hatte  ^] ,  zog  Hippias  sich 
durch  Strenge  den  Hass  zu,  der  zu  seinem  Sturze  mit- 
gewirkt haben  mag;  obschon  es  eigentlich  die  verbann- 
ten Alkmaeoniden  waren,  welche  mit  delphischem  Gelde 
und  spartanischen  Waffen  unterstüzt  ihn  im  J.  510  auf 
seine  Herrschaft  zu  verzichten  nöthigten  ^).  Der  Sieg 
und  die  Rückkehr  der  Oligarchen  konnte  diesen  jedoch 
nicht  mehr  bleibend  die  Oberhand  verschaffen  5  das  Volk 
war  wach  ,  und  die  Entzweiung  seiner  Gegner  gab  ihm 
an  Klisthenes^)  einen  neuen  Führer,  dessen  entschiedene 
Maassregeln  der  solonischen  Staatsveränderung  eigentlich 
erst  den  Schlussstein  aufsezten  ^).  Vergebens  wandte 
sich  die  von  Isagoras  geleitete  Aristokratie  noch  einmal 
an  Lacedaemon  5  zwar  gelang  es  dem  Könige  Kleomenes 
anfänglich  ,  Klisthenes  zu  vertreiben  5  als  er  aber  den 
solonischen  Rath  antastete,  erhob  sich  das  Volk  ^°),  und 
zwang  ihn  die  Burg  zu  räumen  und  Isagoras  Partei  sei- 
ner Rache  preiszugeben. 

1)  Tac.  Ann.  IV.  33;  nam  cunctas  naliones  et  urbes  populus  aiit 
yrimores  aut  singuli  regunt ;  delecta  ex  his  aut  consoeiaia  rei  publi- 
cae  forma  laudari  facilius  quam  evenire ,  aut  si  evenit ,  haud  diu- 
iurna  esse  polest.  Vgl,  WacLsinuth  I,  S.  492  und  C.  Zell  de  mi>:to 
rerum  publ.   genere  ,   Heidelb.   1851.    4. 

2)  S.  Herod.  I,  59  %g.  mit  Welcker  Nachtr.  z.  Trllog.  S.  2i9 
und  im  Allg.  Mcursii  IMsistratus  ,  Fi.  B.  IÖ23.  4,  P.  G.  V.  Junius 
de  l'isistratidarum  tyrannide,  L.  B.  1829.  8,  Vater  in  Hall.  Eiicycl. 
Sect.  III,  B.  XV,  S.  43fgg.,  Grote  IV,  p.  137  fgg.;  über  die  Zeit- 
bestimmung Bouhier  in  M.  de  Trevoux  1709  ,  p.  1786,  Clinton  F. 
Hell.  II,  p.  201—203,  Fiseber  Zeittaleln  S.  134,  ScLultz  App.  au- 
i.al.  spec.  II,  Kiel  1836.  4,  p.  4  fgg.  und  in  Kieler  pbilol.  Stud. 
S.  159;  aucb  Grauert  de  Aesopo,  Bonn  1825.  8,  p.  37  und  Voemel 
de  aetate  Sol.  p.    14. 

3)  Vgl.  die  Finanz  -  und  sonstigen  Zwangsmaassregeln  bei  Ari- 
stot.  Politic.  V.  9.  4  und  Oeconom.  11.  4,  Dio  CLrysost  VII.  107 
und  X\V.  3,  Paroemiogr.  Gott.  I,  p.  105  und  406,  Max.  Tyr. 
XXIX.  3  mit  Wachsmutb   II,  S.  74  und   Plass  Tyrannis  I,   S.  187  fgg. 

4)  Tliucyd.   VI.    54,   Plut.  V.   Solon.   c.   31  ,    Diog.   L.  I.  53. 

5)  S.  [Vfeursius  c.  6  und  Diodor.  Exe.  IX.  56;  über  ihre  Sorge 
für  Geistesbildung  insbes.  d.  pliiton.  Hippaicb.  p.  228  mit  Per.  ad 
Aelian.  V.  Hist.  VIII.  2  und  JNilzseb  Hist  Homeri  I,  p.  158;  auch 
Ritsrbl  alex.   Bibl.  S.  49  fgg.  und  Vater  a.  a.  O.  S.  63. 


§.  111.    Klisthenes  tind  seine  Staatsveiändernnijen.    319 

6)  S.  Thucy«!.  VI.  55  —  59  und  für  diese  ganze  Gescbielitc  die 
Hauplstelie  Ner'.  V.  62—96.  Uas  Jahr  ist  Ol.  LXVI.  3  =:  514 
a.  Chr.;  vgl.  Böckh  C.  Inscr.  II,  p.  318;  anders  der  unbekannte 
Chronograph  im  Rh.   Museum   IX  ,  S.    174  ? 

7)  Vgl.  Vater  rer.  Andocid.  spec  I,  Berl.  1840.  8.  p.  13  fgg. 
und  über  die  Dauer  der  ganzen  Herrschaft  Aristot.  Politic.  \'.  9. 
23  mit  Schneiden,  ad  Heraclid.  p.37  und  Nauck  Aristoph.  Byzant. 
fragm.  p.  66  ;  über  die  Betheiligung  der  Alkmaeonideti  au  ihrem 
Sturze  insbes.  T.  Mommsen  Pindaros,  Kiel  1845.  8,  S.  41  fgg.  und 
W.  Vischer  über  die  Stellung  des  Geschlechts  d,  Alkm.ieonidcn  in 
Athen,  Basel   1847.  4,  .S.    13   fg. 

8)  Megakles  Sohn,  selbst  Alkmaeonide;  vgl.  Isoer.  de  bigis 
§.  26  mit  Davis,  ad  Max.  Tyr.  XW.  1;  im  Allg.  aber  A.  Dietrich 
de  Clisthene  ,  Halle  1840.  8  und  Bültuer  Gesch.  d.  polit.  Helarien 
in   Athen,  Lpz.   1840.  8,  S.    15  fgg. 

9)  Isoer.  n.  tlvxiö.  §.  232:  rov  rt  d^/nov  Kurrjyuyt  xul  7or?  U'- 
(j<ivvov<;   f^fßukf   xal   TTjv   dii/toxQrtTi.(ev    IxfiyrjT    xuxiarTjof   Tt/V   ulriav   t oti; 

' Eklrjoi.  TÜv  fifyiojwv  uyu&wv  yivofihtjv  :  vgl.  Areop.  §  26  mit  Dio- 
nys.  Hai.  Jud.  de  Isoer.  §.  8  und  mehr  bei  Wachsrauth  I,  S.  541 
fgg.;  kurz  auch  Voemel  über  des  Atheniensers  Klisthenes  Staats- 
veranderung ,   Frankf.    1838.    4. 

10)  Mit  thessalischer  Hülfe?  Schol.  Aristoph.  Lysistr.  1153; 
vgl.  Paus.  I.  29.  6  mit  Meier  de  Andoe.  adv.  Alcib.  V,  p.  99;  über 
die  Zeit  (508  a.  Chr.)  Schultz   in   Kieler  Stud.  S.    174. 


§.     111. 

Klisthenes  erster  Schritt  war  die  Aufliebung  der  vier 
ionischen  Phylen  ^)  und  der  Ersatz  derselben  durch  zehn 
neue,  ziemlich  willkürlich,  wie  es  scheint,  nach  alten 
Landesheroen  benannte:  Erechtheis^  Aegeis ,  Pandlonis, 
Leontis ,  Ahamantis ,  Oeneis  ,  Cehropis,  Hippothontis, 
Aeantis,  Antiochis '^)5  eine  wesentliche  Veränderung,  in- 
sofern sie  den  Ansprüchen  der  hänipfenden  Parteien  die 
Nahrung,  die  sie  möglicherweise  noch  aus  der  alten 
Spaltung  ziehen  konnten,  nahm  und  den  ganzen  Staats- 
organismus mit  ihrem  umgestaltenden  Einflüsse  durch- 
drang. Dass  er  auch  neue  Phratricu  gemacht  habe ,  ist 
weder  nachweislich  noch  wahrscheinlich,  da  es  nicht  in 
seiner  Absicht  liegen  konnte,  auch  die  familienrechtllchen 
Grundlagen  der  bisherigen  Bürgergemeinschaft  zu  er- 
schüttern'j^  wohl  aber  warf  er  den  Schwcrpunct  der 
ßetheiligung  an  lezterer  auf  die  Ortsgemeinden  oder  di- 
ftoi'^)^  welche  er  in  seine  neuen  zehn  Phylen  dergestalt 
einordnete,  dass  jede  derselben  in  allen  drei  Laudesthcilcn 


320      Th.  r.  Der  athenische  Staat.'  C.  I.  C.  Nach  Sohn. 

vertreten  gewesen  zu  seyn  scheint  ^j  5  und  darauf  beru- 
hete dann  auch  wohl  die  ünterabthellung  derselben  in  je 
drei  Trittyen,  die  wenigstens  in  dieser  Zeit  nicht  mit 
den  Phratrien  verwechselt  werden  dürfen  ^).  Sonst  ward 
in  Folge  dieser  Veränderung  in  einem  grossen  Theile 
der  öffentlichen  Behörden  die  Zehnzahl  herrschend,  in- 
sofern dieselben  durch  Wahl  der  einzelnen  Phylen  oder 
wenigstens  aus  denselben  besezt  wurden'') 5  auch  der 
Rath  wuchs  auf  füufliundert  Mitglieder  ^)  und  die  Zahl 
der  Naukrarien  von  acht  und  vierzig  auf  fünfzig  9),  ob- 
gleich diese,  wie  es  scheint,  bald  ganz  eingezogen  und 
die  Geschäfte  ihrer  Vorsteher  namentlich  an  die  Demarchen 
übertragen  wurden  ^^)  5  nur  die  Zahl  der  Demen  selbst 
betrug  wenigstens  später  hundert  vier  und  siebenzig  "), 
und  Herodot's  Angabe  von  zehn  in  jeder  Phyle  ^^)  wird 
durch  sonstige  Zeugnisse  eben  so  wenig  bestätigt  wie 
der  Name  (pvXuoyoi ,  welchen  er  statt  enif.uXfjtai  tüv 
q)vX(ßv  den  Vorstehern  der  Phylen  beilegt  ^^).  üeberhaupt 
beruht  diese  Eintheilung  ausschliesslich  auf  dem  gege- 
benen Gemeindeverbande  '"•■) ,  ohne  irgend  welche  son- 
stige Beziehungen  in's  Auge  zu  fassen^  auch  die  Namens- 
ähnlichkeit einzelner  Demen  mit  alten  Geschlechtern  ist 
für  einen  fortdauernden  Zusammenhang  zwischen  beiden 
eben  so  wenig  maassgebend  ^^),  als  Mitglieder  des  näm- 
lichen Geschlechts  auch  denselben  Demos  zu  haben 
brauchten  1^)5  und  jeder  Bürger  wai*d  ohne  Rücksicht  auf 
seinen  Wohnort  lediglich  der  Gemeinde  beigezählt,  wel- 
cher seine  Familie  zu  Klisthenes  Zeit  angehört  hatte  ^'^). 
Ausserdem  verstärkte  Klisthenes  die  demokratischen  Ele- 
mente der  Bürgerschaft  durch  Beisassen  und  Fremde  ^^):, 
auch  soll  von  ihm  die  Einrichtung  des  Ostracismus  her- 
rühren 1^) ,  welche  das  Volk  in  den  Stand  sezte ,  sich 
eines  jeden  ,  dessen  Anwesenheit  im  Staate  mit  den 
Principicn  seiner  Regierung,  namentlich  der  allgemeinen 
Rechtsgleichheit,  unverträglich  schien,  wenigstens  für 
eine  Reihe  von  Jahren  auch  ohne  äusseren  Anlass  durch 
eine  ehrenvolle  Entfernung  zu  entledigen  ^°). 

1)  V^l,    Her.  V.  66  —  69   und    Arislol.    Poliüc.  VI.  2.  11    mit 


§.  in.    Klisthenes  und  seine  Staatsveränderungen.    321 

H.  Sauppe  de  causis  magnitudinis  iisdem  et  labis  Atheiüensiuia, 
Zürich  1835.  4,  p.  3  — 6,  auch  Droysen  in  ScLmidt's  Zeitschr.  Vlil, 
S.  396  fgg.  und  Grote  IV,  p.  175  fgg.  Die  ionischen  t'hylen  mit 
NiebuLr  (»öni.  GescL.  II,  S.  347)  als  Adelstänime  noch  eine  Zeit- 
lang fortbestehen  zu  lassen  ,  ist  selbst  in  gottesdienstlicher  Hinsicht 
(Meier  gentil.  Ätt.  p.  7)  ganz  unerweislich;  über  die  vermeinten 
'EgyäSiig  s.    oben  §.   94,  n.   12. 

2)  'Ex  TtokXöjv  ovofiHTOiv  iXoßhov  TU  TluXaiU  Tov  TIv&iov,  Poll. 
VIII.  110;  woher  die  Namen,  s,  Demosth.  Epitaph,  §.  27— 31,  Pau 
san.  I.  5,  X.  10,  und  mehr  bei  Meurs.  lect.  Attic.  V.  5.  'Emövi'noi., 
Demosth.  Tiniocr.  §.  8,  Theocrin.  §.  14,  auch  a\)XTjyfTui,  Bekk, 
Anecd.  p.  449.  14;  ihre  Bilder  auf  dem  Markte,  Isoer.  Callim. 
§.  61,  Aristoph.  Pac.  1183;  vgl.  Boss  Theseion  S.  65  und  unten 
§.  131,  n.  6.  lieber  die  officielle  Reihefolge  der  Phylen  s.  schon 
Corsini  F.  Att.  I,  p.  114  —  185;  über  die  Anwendung  ihrer  Namens- 
formen  auf  die   Mitglieder  selbst   Demosth.   Theocrin.   §.    18. 

3^  In  Aristoteles  Worten  liegt  es  nicht,  da  hier  Klisthenes  nur 
als  einzelnes  Beispiel  einer  allgemeinen  Bemerkung  genannt  ist:  tri. 
df  y.al  TU  ToiuiiTu  xurnoxii'üoftaTU  /(i^aifiu  n(jog  ti]v  ö/],uoxo<ntav  ri]v 
Tottti'Tiyv,   ote   KhiadfVTjq  Tf   'A&f'/VTjaiv  f/fJi'/auTo  ßovk'iAtvot;  ufif^ntti  ttjv 

ÖTJI^OKQUTiaV,    XUl    Tlf^l    KVQTJVTJV    ol    TOV    Ö/j/^OV    Xa&lOTÜvTf^  '   <fv?.ui  Tf  yuQ 

iTfjui.  noiTjXfui.  nkfioiK;  xal  cp{)aTQlui  xal  tu  iwv  Idiwv  tfQwv  avKtxrfov 
flq  üXiyu  xul  xoivü,  wovon  wenigstens  das  lezte  auf  Athen  keine  An- 
wendung findet;  das  einzige  Zeugniss  aber,  das  I'hratrien  mit  den 
zehn  Phylen  verbindet,  Schol.  Plat.  Republ.  V,  p.  475  A  ,  ist  bei 
seiner  sonstigen  llebereinstinimung  mit  den  Stellen  über  die  vier 
Phylen  (Müller  Historiogr.  II,  p.  106,  Wachsmuth  I,  S.  817)  der 
bekannten  Verwechselung  von  d  und  J^'xm  dringend  verdächtig ;  und 
die  vermeinte  \  ereinzelung  der  yfrrj  in  späterer  Zeit,  worauf  sich 
namentlich  Plalner  Beitr.  S.  66—77  und  Rieger  in  Zeitschr.  f.  Al- 
terth.  1853,  N.  52  stützen,  um  die  Phratrien  durch  Klisthenes,  wie 
sich  auch  Lachmnnn  S.  282  ausdrückt,  ausser  Zusammenhang  mit 
den  alten  Geschlechtern  treten  zu  lassen  ,  ist  bereits  oben  §.  100, 
n.  3  und  6  beseitigt,  so  dass  ich  noch  jezt  nicht  anstehe,  mit  Tilt 
mann  S.  271,  Welcher  Nachtr.  z.  Trilog.  S.  200,  Wachsmuth  I,  S. 
544  und  II,  S.  172  ,  auch  Meier  gentil.  p.  8  und  Hüllmann  Urspr. 
d.  röm.  V  erf.  S.  II  die  unveränderte  Forldauer  der  alten  I'hratrien  fest- 
zuhalten ;  ein  Radicalismus,  wie  ihn  Rieger  bei  Klisthenes  voraussezt, 
würde  die  Demokratie  gerade  ihres  besten  Rechtslltels,  der  autochtho- 
nischen  Gemeinschaft  beraubt  haben;  vgl.  dagegen  Plut.  V.  Cimon. 
c.   15  und   PericI.   c.   3. 

4)  Jij/^oq  z=  xüni] ,  Arislot.  Poet.  IV.  3;  der  Unterschied  bei 
Isoer.  Areop.  §.  46:  difAo/u*vot  lii»  nfv  nokiv  xutd  xojfiuc ,  rr/v  df  x'"- 
()ttv  xaru  ör}^tovq  ,  findet  später  keine  Anwendung,  so  wichtig  auch 
jene  Stelle  für  das  Aller  der  Demen  selbst  ist,  vgl.  PUil.  V.  Thes. 
C.  24:  xaT(i  äi'jfioi'i;  xal  yhi/.  Also  yaiji  oder  oppida  (Cic.  ad  Att. 
VII.  3),  auch  wohl  vici  mit  Sigon.  Rcp.  Athen,  p  283;  vgl.  Lami 
nd  Meurs.  Opera  I,  p.  233;  während  dagegen  popitlus  ,  was  selbst 
römische  Schriftsteller  bisweilen  dafür  gebrauclien  ((Jronov.  ad  (Jell. 
III.  13),  den  BcgrlD"  der  polnischen  Unselbständigkeit  verwischt, 
die  nur  durch  Svntelic  mit  andern  ein  Ganzes  bildet;  s.  Ind.  lect. 
Gott.  hib.   1853—54. 

5)  Dass  die  klisthcnischen  Phylen  nicht,  wie  man  früher  an- 
nahm (s.   noch  Thirlwall  II,  S.   501),  örllicb  zusammenhingen,    hat 

I.   Bd.    4.   AiiQ.  X 


32ft     Th.  y.    Der  athenische  Staut.    C.  1.  C.  Nach  Solon. 

die  neuere  Topographie  zur  unumstösslicbsten  Gewissheit  erhöhen, 
vgl.  Grote  IV,  p.  177;  das  Eiutheilungsprincip,  welches  ich  hier 
aufstelle  ,  beruht  auf  Psellus  n.  dDtwv  hinter  dems.  de  oper.  daemo- 
num  cd.  Boissonade  ,  Norimb.  1838.  8,  p.  103:  Kkii,a&ivi](;  ynQ  tiq 
flg  T()i(xxovTU  fioi(ja<;  tjjv  Axxt,yirjv  uTiaauv  dtarfinaq  ,  inicdij  to  fiiv  ao- 
rt^q  fTiiS-uXurTidiov  tjv  ,  ro  di  fjil  roij  fifoov  xuO-r/aco  rljt;  /o)(jaq ,  xo 
6i  Jia^u  To  üarv  oviiOXQWTo ,  äitia  /a,(v  /uoigug  xf/  Tiagakim  avvxixfvxf, 
äfAU  6{  xaxiaxTjaiv  Inl  xrjv  uiaöyitov,  d"fx«  di  uOTi'föfiovg  inobjaf  ,  x«i 
xo  x{)i,xtjhÖqiov  XQtxxvq  ojvö/uaaro ,  welches  Zeugnis«,  wenn  auch  die 
Bezeichnung  der  Landestheile  schief  ist ,  Schümann  Verf.gesch.  S.  64 
nicht  als  blosse  Faselei  verwerfen  durfte.  Für  die  Demen  ,  welche 
die  Hauptstadt  bildeten ,  hat  Aebnliches  bereits  Sauppe  de  demis 
urbanis,  Weimar  1845.  4  nachzuweisen  versucht;  doch  widerspricht 
dem  Meier  in  Allg.  L.Zeit.  1846,  S.  1081  —  1090,  und  eine  Gewiss- 
heit  ist  dafür  auch   nicht  vorhanden. 

6)  Dass  alle  Steilen  ,  wo  Trittys  und  Phratrie  identificirt  wer- 
den ,  auf  die  Zeit  der  vier  Phylen  gehen  ,  zeigt  die  Eintheilung  in 
dreissig  Geschlechter,  die  Niemand  den  klisthenischeu  Trittyen  bei- 
legen wird;  vgl.  Poll.  VIIl.  109,  Moeris  Alt.  p.  108,  Suid.  1,  p.  474 ; 
wenn  aber  selbst  für  jene  Zeit  eine  mehr  finanzielle  Bedeutung  der 
x(jixTVf(;  wahrscheinlich  war  (§.  98,  n.  2),  so  ist  diese  nach  Kli- 
slhenes  selbst  in  den  wenigen  Stellen,  wo  solche  vorkommen,  sicher; 
s.  unten  §.  122,  n.  4,  Auch  Lachmann's  Vermuthung  S.  250,  dass 
die  Trittyen  im  Gegensatze  der  geschlechtlichen  Phratrien  eine  ört- 
liche Eintheilung  gewesen,  bestätigt  sich  durch  die  §.  97,  n.  11 
erwähnte  xq.  'Enamyiiwv  und  wird  durch  die  gleichfalls  von  Ross 
Pnyx  S.  29  bekannt  gemachte  Auxkxöüv  nicht  erschüttert,  da  die- 
ser Name  unter  den  Demen  auch  verörtlicht  vorkommt  ,  ohne  dass 
man  desshalb  mit  Zelle  S.  7  alle  Geschlechter  zugleich  örtlich  auf- 
fassen dürfte. 

7)  Vgl.   Tittmann   S,  302  und  mehr  unten  §.   147  fgg. 

8)  Daher  ij  xwv  nfvxunoaiuv  ßovktj  oder  y  ßovki]  ol  nfvxaxöaioi; 
Aeschin.    Ctesiph.    §.  2,     vgl.    C.    v.    Osenbrüggen    de    senatu    Atb. 

9)  Phot.  p.  288  Pors. ;  o  Kkei^Tjfioq  fv  ttj  xqIxtj  (pTjoLv,  'ort  KXfi- 
a&frov(;  dfxu  ipvXat;  noitjauvxoq  uvvl  rüiv  xfoaäfiojv  oiivfßij  xal  ilq  niv- 
xtjxovxu  nf^r]  ÖMruyijvui,'  avToiiq  d\  ixäXovv  yuvKQrn>l(tq ;  vgl,  Böckh 
Staatsh.   I,   S.   359   und   Droysen  in  Schmidt's   Zeitschr.  VIIl,  S,  405. 

10)  Schol.  Aristoph.  Nub.  37:  'AQioxozflyq  äi  nfgl  Kkna&hovq 
(prjoi'  xuxfoxjjnf  d(  xal  dTjuä{)yov(;  ti/v  ai'xr]v  txovTu<;  iTii/^fXuav  xoVq 
ziQÖxHiov  va}ix()U{)oiq'  xul  yi(Q  xoiiQ  (i^/.toiii;  itvxl  xijiv  vavxQdQiüjv  inoiTjaiv. 
vgl,  Harpocr.  v.  6t)fiuQx°<i  ""d  KUot^a^ux« ,  l'oll.  VIII.  108,  und 
mehr  bei   Plalner   Beitr.    S.  15(5  fgg.    und   Meier   Bon.  damnat,  p. '204. 

11)  Strabo  IX.  1.  16;  vgl.  Kustath.  ad  iliad.  II.  547  und  mehr 
im  Allg.  bei  Meursius  de  populis  Atticae  ,  L.  A.  1616.  4  mit  dess. 
Beliqua  Att.  Traject  IÖ84.  4;  Spon  Voyagc  II,  p.  303  fgg.,  Cor- 
sini  F.  Alt.  I,  p.  192  fgg.,  iiisbes.  p.  223  — 2i7  ;  O.  Müller  in  Hall. 
Fncycl.  VI,  S.  220—227,  C.  L.  Grotefend  de  demis  s.  pagis  Atti- 
cae, Gott.  1829.  8  und  in  Pauly's  Healencykl.  I,  S.  944,  Stuart  u. 
Rewett  Alterlh.  v.  Athen  übers,  v.  Wagner  II,  S.  205  fgg.  mit 
Osann's  Anm.  S.  30.5  fgg.,  Leake  in  Transaction»  of  the  K.  Soe. 
of  Liter.  I.  2,  p,  114  fgg.  oder  Topogr.  of  Athens  T.  1!  und  da- 
nach  Westermarn    die   Demen    v.   Attika ,    Braunschw.     ISiO.   8;    C. 


8.111.    Klislhenes  und  seine  Slaalsveränderungen.     323 

Müller  Historiogr.    fragm.   II,  p.   354  fgg. ,   endlich  L.  Ross  die  üe- 
men  v.   Attika  und  ihre  Veitbeiiung  unter  die  PLylen,   Halle  1846.  4. 

12)  Her.  V.  69  -.  öixa  ti  6i^  qivkÜQXovi;  avrt  riaoaQoiv  inoirjof, 
6fy.ii  ö(  xul  Toi'S  dTjfiovt;  >iurfv(/i(  f?  t«?  ^pj'>.«\-,  welche  Schwierigkeit 
mit  Corsini  III,  p.  198  und  Wachsuiuth  durch  Interpretation  zu  be- 
seitigen mir  nicht  so  leicht  wie  Dietrich  de  Clistheue  p.  29  und 
Grote  IV,  p.  177  scheinen  will.  Dass  zu  irgend  einer  Zeit  wirk- 
lich nur  hundert  gewesen  ,  schliesst  Sauppe  dem.  urb.  p.  5  sehr 
scharfsinnig  aus  dem  '^Qacfrjv  ilq  röiv  fKUTuv  j^^jojw*  bei  Herodian  n. 
fiov.  Ul.  p.  17;  ob  dieses  aber,  wie  derselbe  v/ill ,  durch  Klisthe- 
nes  selbst  geändert,  oder,  wie  Schömanu  Antiqu.  p.  202,  erst  nach 
diesem  durch  allmähligeu  Zuwachs  der  Bevölkerung  modificirt  wor- 
den sey  ,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden. 

13)  Ueber  diese  vgl.  Schömanu  Com.  p.  369.  Worauf  Müller's 
(z.  Aesch.  Eumen.  S.  160)  zehn  qiv).oßuoüfX<:  beruhen,  weiss  ich 
nicht;  Phjlarchen  kommen  später  nur  als  Reiterofficiere  vor;  oder 
ging  es  hier  wie  in  Rom  ,  wo  die  späteren  curatores  tribuum  auch 
früher  tribuni  hiesscn?  vgl.  Mommsen  die  röm.  Tribus  in  admiuistr. 
Beziehung,  Altona  1844.   8,   S.  21- 

14)  Daher  grosse  und  kleine  örjuoi,,  Demosth.  Eubulid.  §.  57. 
Ueber  die  Namen  Etymol.  M.  p.  327  :  ol  yuQ  d^/noi,  twv  'A&i]vaLo)v 
in  U710  Twr  röno)v  Tj  «no  xüv  nuQuxfififvuv  avrotg  //  (tnu  roJv  fv  nvToTg 
qiVTüJV  T]   dno  rüv   olxrjOili>Twv  uvögojv   i]  yvvaixöJv   {o)vonaoiihoi  ilai). 

15)  Vgl.  Epikur  bei  Diog.  L.  X.  1  :  twv  dijuiov  ragyrJTnoq, 
yhovq  öi  tov  twv  (piXuVdwv,  und  mehr  bei  Buttmann  Mytliol.  II,  S. 
316  und  z.  Plat.  Alcib.  I,  §.  35,  Böckh  in  Heidelb.  Jahrb.  1818, 
S.  312  und  C,  Inscr.  I,  p.  100  u.  II,  p.  650,  Meier  de  gentil.  p.  3.'^, 
Grote  III,  p.  85;  eine  Uebereinstinimung  wie  bei  dem  Redner  Ly- 
kurg,  der  rö)v  öi]ixo}v  Boviu6?/q ,  yhüix;  öe  twv  'ETioßoi/radöJv  war, 
ist  selten;  s.  Bossler  de  gent.  sacerd.  p.  4.  Wohl  lassen  die  pa- 
tronymischen  Erdungen  auf  ursprüugliche  Angesessenheit  der  be- 
treflenden  Geschlechter  in  den  gleichnamigen  Demeu  schliessen,  vgl. 
Suidas  s.  Tlnii&oXdui  :  ob  diese  Demen  aber  desshalb  eine  eigene 
Classe  adeligen  Herrenlandes  im  Gegensatze  der  Bauernorte  bilden, 
wie  dieses  Niebuhr  a.  a.  O.  und  Graucrt  in  dessen  Rhein.  Museum 
I,  S.  180  andeuten,  mag  dahin  stehn  ,  so  benierkenswerth  es  auch 
ist,  dass  fast  keiner  derselben  an  der  Küste  liegt,  wo  wir  nach 
Strabo  IX,  p.  610— 612  gerade  eine  grössere  Anzahl  von  Namen  to- 
pographisch verfolgen  können. 

16)  Vgl.  die  Brytiaden  adv.  Neaeram  §.  61,  die  Amynandriden 
bei  Ross  Demen  S.  24;  auch  Thueydides  und  Miltiades  bei  Plut. 
V.  Cimon.  c.  4. 

17)  Schümann  Com.  p.  306.  Anders  aber  falsch  Luzac  de  So- 
crate  cive  p.  99,  der  Wohnort  und  Geburtsdemos  scheidet,  obgleich 
sich  auch  so  der  Gegensatz  von  dijuöiui:;  und  lyy.fy.rrjuhoK;  heraus- 
stellt, vgl.  Demosth.  Polycl.  §.8;  dass  jedoch  viele  Demoten  auch 
in   ihrem   Demos  wohnten,  bezeugt  Demosth.   Eubulid.  ().    10. 

18)  Aristot.  Politic.  III.  1.  10:  KpvUxu'Ot  ^hovq  xul  öovXovq  ftt- 
To.'xoj/v,  was  freilich  im  Einzelnen  schwierig  zu  deuten  ist,  vgl. 
Dietrich  de  Clislhene  p.  26.  Wolf  ad  Demosth.  Lept.  p.  lxix  und 
Schömann  Com.  p.  xv  wollen  dovkovq  xul  fitToUovq,  Niebuhr  11,  S. 
346  /uftoUoi«;  xul  doi'Ao??,  Götfling  ad  Aristot.  p.  34?  tilgt  öoi'Xovq 
ganz;   eben   so  gut  ober  könnte  man   ^no/xoi?  als  Glosscm  von  Im'oi'S 

X2 


324    Th.  y.   Dtr  athenische  Staat.   C.  1.  C.  Nach  Solon. 

herauswerfen,  s.  unten  §.  115.  Andere  sucben  durch  Interpretation 
zu  helfen  :  Berger  in  Eichstädt's  Quaest.  pLilol.  spec.  IV,  Jena  1838.  4 
fasst  niToLxoii^  als  Prädicat,  indem  er  inoLtjoi  aus  dem  vorhergehen- 
den hinzudenkt;  Westermann  publ.  Athen,  honor.  p.  31  und  Meier 
};cntil.  p.  6  nehmen  d'ovkovi;  ntxoiy.ovi;  selbst  als  Freigelassene,  Grote 
IV,  p.  171  als  x'inilq  ulKovvxut; ,  dagegen  Hüllmann  Urspr.  d.  röm. 
Verf.  S.  40  als  unfreie  Hintersassen  ,  und  ähnlich  Kutorga  in  IVIe- 
langes  greco  rom.  de  l'Acad.  de  St.  Petersb.  1853,  p.  359  fgg.,  nur 
dass  dieser  zweierlei  MetoehoU,  ^ivovq  und  dovkov<;  annimmt  und 
beide  als  eine  eigene  Classe  von  Geomoren  durch  Kiistbenes  das 
Bürgerrecht  erlangen  lässt ,  was  doch  wohl  den  Artikel  und  n  — 
xMt  verlangt  hätte  ;  ich  kann  jedenfalls  nur  an  Landesfremde  denken, 
da  die  inneren  Unterschiede  ,  wie  ich  glaube  ,  bereits  durch  Solon 
ausgeglichen   waren. 

19)  Aelian.  V.  Hist.  XIII.  24,  womit  Diodor.  XI.  55  verbanden 
werden  kann  :  u?  ho/io&nij&jj  fi'fv  fv  ruig  u4&)fKti<;  fifxu  rjjv  xnruÄii- 
niv  TÖjv  Ti>(iitvyij)v  Tbjf  nf(il  UnoiarguTov.  Andere  Angaben  s.  bei  Sca- 
liger ad  Euseb.  Cbrou.  p.  50  und  Roulez  ad  Ptol.  Hephaest.  p.  130; 
im  Allg.  aber  Meier  in  Hall.  Encykl.  Sect.  III,  B.  VII,  S.  180  fgg. 
und  H.  Heuniauu  de  ostracisrao  Atheniensium,  Recklinghausen  1839.  4, 
p.  5  —  9;  auch  Klotz  Archiv  IX,  S.  352  fgg.  und  A.  Filon  Hist.  de 
la  democralie   Athenienne  ,   Paris   1854.   8,   p.    31    fgg. 

20)  Vgl.  oben  §.  66,  not.  12  und  über  die  Procedur  unten 
§.  130,  n.  9.  Unter  den  Opfern  desselben  nennt  Plut.  V.  Nie.  c.  11 
zuerst  Hipparch  ,  Charmus  Sohn,  einen  Verwandten  des  Tyrannen, 
vgl.  Harpocr,  p.  153  mit  Wt;stermann  ad  V.  Solon.  c.  1  und  d. 
Erkl.  z.  Lycurg.  Leoer.  §.  117;  die  bekanntesten  sind  nächst  Kli- 
sthenes  selbst,  woran  jedoch  Meier  zweifelt,  Themistokles  ,  Aristi- 
des  ,  Cimon  ;  ausserdem  soll  er  Perikles  Vater  Xanthippus  (Heracl. 
Pol.  c.  1)  ,  Alcibiades  beide  Grossväter  Megakles  und  Alpibiades 
(Andoc.  c.  Alcib.  §.  3i)  zweimal  (Lysia.s  c.  Alcib.  I,  §.  39),  Tbu- 
cydides  Melesias  Sohn  (Plut.  V.  Pericl.  c.  14),  Oaraon  den  Musiker 
(dis.  c.  4),  Kallias  Didymus  Sohn  (Andoc.  c.  Alcib.  §.  32)  und  ei- 
nen gewissen  Meno  (Hesych.  II.  p.  574,  vgl.  Bergk  im  Ind.  leot. 
Marb.  I8'»4  —  45  p.  viii)  getroffen  haben;  zulezt  Hyperbolus  ,  s. 
S.  104.  Für  MikTiädr/v  jov  Kinonoq  bei  Andoc.  de  pace  §.  3  und 
Aeschin.  F.  L.  §.  172  vermuthen  Krüger  Stud.  ü,  S.  245,  Sauppe 
de  caus.  magnit.  Ath.  p.  21  ,  F'unkhnenel  in  Zeitschr.  f.  Alterth. 
1836,  S.   1047  wohl  mit  Recht  Ki/xojva  rSv  Mdnüdov. 

§•  *12. 
Um  dieselbe  Zeit  inuss  ciidlicii  auch  die  wichtige 
Veränderung  fallen,  derzufolge  für  die  Besetzung  aller, 
oder  doch  wenigstens  der  meisten  ,  ordentlichen  Staats- 
ämter stalt  der  Wahl  das  Loos  eingeführt  ward  ^)  ^  ob 
durch  Klisthenes  oder  wen  sonst,  ist  insofern  gleichgül- 
tig, als  in  dieser  Zeit  des  politischen  Aufschwunges  die 
Wirksamkeit  des  Einzelnen  völlig  hinter  der  selbstbc- 
wussten  und  consequenteiiTbätigkeit  verschwindet,  welche 
das  Volk  aU  Ganzes    nach  Inucu  und  Aussen  im  Inier- 


§.  Ii2.     ß^ollenduny  der  reinen  Demokratie.       325 

esse  seiner  jungen  Freiheil  ent^viekelte  ^).  Weg  war  die 
Furchtsamkeit,  mit  der  es  vor  Kurzem  noch  Persieus 
Schutz  gegeu  Sparta  suchen  zu  mi\ssen  geglaubt  hatte  ^ 
mit  Begierde  nahm  es  jede  Gelegenheit  wahr,  in  der 
Nähe  und  Ferne  seine  frische  Kraft  zu  üben;  und  im 
gliickiicheu  Kampfe  mit  Boeotien  und  Chalcis  ^),  im  küh- 
neu Wetteifer  mit  Aegina  *),  gelangte  es  zu  dem  Gefühle 
seiner  Stärke,  wodurch  es  bald  nachher  auf  dem  Schlacht* 
felde  von  Marathon  seine  Feuerprobe  bestand  ^) :  ein  Sieg, 
der  nicht  minder  für  die  Befestigung  der  Demokratie  im 
Innern  als  für  die  äussere  Unabhängigkeit  Athens  von 
entscheidender  Wichtigkeit  war  ^).  Unter  solchen  Um- 
ständen kann  es  daher  auch  nicht  auffallen ,  einen  der 
reinsten  Menschen,  welche  die  Geschichte  kennt,  Aristi- 
des,  durch  Eröffnung  des  Zutritts  zum  Archontate  und 
den  übrigen  Staatsämtern  für  alle  Bürger,  ohne  Rücksicht 
auf  Geburt  oder  Schätzung,  die  bedeutendste  Schranke  weg- 
räumen zu  sehn ,  welche  Solon  noch  dem  demokrati- 
schen Elemente  gesezt  hatte  '')  5  wenn  man  erwägt,  dass 
er  es  für  ein  Geschlecht  that,  wo  sich  Alle  durch  gleiche 
Theilnahme  an  dem  Interesse  des  Ganzen ,  durch  glei- 
chen Gehorsam  gegen  die  Gesetze ,  durch  gleiche  Auf- 
opferung für  das  gemeine  Wohl  in  gleichem  Maasse  des 
Herrschens  würdig  gemacht  hatten  **). 

t)  S.  oben  §.  67,  n.  4  uud  de  jure  magistr.  p.  15  f(jg.  Sigo- 
nius  irrtbuni  ,  der  es  schon  von  Solou  ableitet,  bat  bereits  Ubbo 
Enimius  p.  '24  —  27  genügend  beseitigt  ;  für  Klistbenes  selbst  stim- 
men Bernard  de  Archont.  p.  42  und  Wacbsmutb  I,  S.  547,  Ungewis- 
ser Tittuiann  S.  308  und  Luzac  de  Socr.  cive  p.  62  :  certe  vel  ae- 
täte  ^ristidis  vel  antequain  Pericles  auctoritate  valeret  j  aber  mit 
Grote  IV,  p.  196  bis  nacb  der  Scblacbt  von  i'lataea  berab/.usteigen 
verbieten  Her.  VI.  109  und  Plut.  V.  Aristid.  c.  1  ,  obgleich  man 
scbon  im  Altertbume  stritt,  wann  Ariatides  und  ob  xvuftivToq  oder 
fkoutvüiv  '.■4{^T/faiojv  t/ij^ir,  und  von  demselben  Polemareben  ,  der  bei 
lierodot  xvü/noj  A«/wv  beisst ,  Pausanias  I.  15  }/(>t/io  sagt;  vgl. 
Böckh   Staatsb.    I,   S.   659   und  Schümann   A'erf.gesch.  S.    69   fgg. 

2)  Herod.  V,  78;  öf/Xol  öi  ov  xur'  iv  /^ovyov  ,  ukhi  nuvTn^fij  tj 
latjyo(iin  w<;  fori  /q^nu  anoväiüov  •  li  xui  A&ijvatoi  riniuvyitioftfyoi  nlv 
ovdanöiv  TÜ)v  Oß'faq  nniioixfoi'TOiv  toitv  tu  noXlftiu  ftfifivojii;,  itnakkit/Biv- 
Tf?  öf  zv{titvv(i)v  /utix()<i}  nQÖnoL  fyfvovro.  ^tjXoZ  ü)v  iftCT«,  ort  nitrtyö- 
fitvoi  /^fv  tO-tXoxitxiov  (üi;  ätanoxr/  fQyui^üftivot,  fXivd-f(ia)Oi*r<>iv  di  nviof 
i'xuni oi;   foßt'io'j  nno>9-)i/(fno    xmntyil^inOat. 

3)  Vgl.    Ilcrod.    1.    c.     und    i'>inzelncs    mehr    bei    Paus.    I.   28.   2, 


326     Th.  V.   Der  athenische  Staat.  C.  L  C.  Nach  Solon. 

IX.   0,  1,   Aelian.  V.   Hlst.  VI.  I,  Hiinerius  b.  Phot.  Bibl.  p.  364  Bekk, 
mit  Boeckb   I,   S.   557   und  Wachsmutb   I,   S.    549   fgg. 

4)  Vgl.  Herod.  VI.  85 — 95  und  mehr  bei  O.  Müller  Aeg.  p. 
112 — 119.  —  ACyiva  irjfHT]  roü  UiiQuiiwi; ,  vgl.  Sinten.  ad  Plut. 
Pericl.  p.  96. 

5)  Am  6ten  Boedromion  Ol.  72.  3  =  490  a.  Chr.,  Plut.  V. 
Camill.  c.  19  —  oder  noch  im  Met.ngeilnion,  wie  Freret  und  Boeckh 
im  Index  lect.  Berol.  1816  ('»bgedr.  in  Seebode's  N.  Archiv  1828, 
H.  3,  S.  63  %g.)  wollen?  s.  dagegen  Westermann  in  N.  Jahrb. 
XXXVI,  S.  148  und  m.  Monatsk.  S.  27.  Ueber  Miltiades  vgl.  Se- 
guier  de  St.  Brlsson  in  M,  de  1' A.  d.  Inser.  1842,  T.  XV,  p.  199 
fgg. ;  zur  Topographie  der  Schlacht  Leake  in  Transact.  1829,  I.  2, 
p.  174  fgg.  (oder  Westermann  Demen  S.  87  fgg.)  und  Finlay  das. 
1839,  III.  2,  p.  363  fgg.  (oder  Zeitschr.  f.  Alterth.  1840,  N.  132— 
134)  nebst  ähnlichen  Abhh.  wiederholt  in  Hoffmann's  alt.  Geograph. 
H.    II,   Lpz.    1842.   8;    auch  Ross  grieeh.   Königsreisen   II,   S.    155, 

6)  Daher  der  Ruhm  der  oKf^tc  MuQux^wvoßäyai  bei  Aristoph.  u. 
Andern;  vgl.  Spanheim  ad  Nub.  982  und  Rötscher  Aristoph.  u.  s. 
Zeitalter  S.  85  —  93  mit  m.  Rcc.  in  Heidelb.  Jahrb.  1829,  S.  604 
fgg.,  auch  Funkhaenel  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1836,  S.  1044,  der 
freilich  mit  Recht  auch  darauf  aufmerksam  macht,  wie  die  gewöhn- 
lichen Auffassungen  nur  die  Lichtseite  herauskehren  ;  anders  schon 
Theopomp  bei  Theo  Progymn.  II.  8.-  In,  dt  xul  xi)v  iv  MaQudojvi 
Ijiuyip  ovy  ufiu  TiüvTig  i'/nvoiioi  yfytvTjftfyi^v  xul  onu  uklu,  (prjolv  y  rj 
A&T]vuiü)v  7io}u<;  (/.XuQoviiiiTui,    XU.I  7iuQuy.QoviTai,  rovq    Ekki^fui; ! 

7)  Plut.  V.  Aristid.  c.  22  :  ä/iu  /uiv  a^iov  t/yov/ifvo?  äid  rrjv  uv— 
ögayu&iuv  fTii/ie).(ia<;  tov  dij/nov ,  Ußu  6  onxfri  ^adtov  la}(Vovju  roIi; 
o7ikoi<;  xul  ftiyu  (fQovovvru  ruiq  vixuig  ix(iiaa&7Jvut,  ygutpfi,  tfjt^(fi.aiuu  xot— 
vTjv  iivui  rr/v  noÄiTiiav  xul  vov<;  uQyovTuq  fj  yi&Tjvaiüiv  nävTütv  uIqiZ— 
a&(u.  S.  dazu  Aristot.  Pol.  V.  3.  5,  im  Allg.  auch  III.  0.  3  und 
Isoer.  adv.  Lochit.  §.  20  ;  über  wirkliche  und  scheinbare  Ausnahmen 
Boeckh  Staatsh.  I,  S.  658  fgg.  Aristides  staatsmännischer  Charak- 
ter bedürfte  noch  einer  besseren  Schilderung  als  er  bei  Woltmann 
in  Fouque's  Musenalmanach  1813  oder  Fpkema  de  Aristide  ejusque 
in  rempubl.  Ath.  meritis,  L.  B.  1829.  8,  gefunden  hat;  Einzelnes 
mehr  s.  unten  §.  155;  hier  genügt  es  auf  seinen  Beinamen  öiy.uioi 
aufmerksam  zu  machen  ,  der  ihn  vorzugsweise  als  Gleichheitsfreund 
charakterisirt ,  s.   oben  §..66,  n.   7. 

8)  Isoer.  Paneg.  §.  79;  ov  yuQ  oj^.iyojgovv  tüv  xotvwv  ovd  uif- 
Xuvov  fiiv  ü)g  Idiojv,  Tfufkovv  6\  w?  ukXoT(jio)v'  aXX  fxrjö'onTO  /nfv  w? 
olxfiuv ,    (IviÜyOVrO    Ö'f    WOTltQ   XQTj    xwv    flTjdtV    rcQoriijxovTitiv:    vgl.     Plut.  V. 

Ciraon,   c.   8   und  üemosth.   Aristocr.   §.  197  :    ovTf?  yuq  nokXov  nüvztg 
«Jtot  niJovxQttov  fxf ivovi;  uvtCiv  rjyilö&ui,  x.x.X, 


§.113.   Gesetzlicher  Charakter  d.  athen.  Demokratie.     327 

CAP.  II. 
Der  Staatsorg anismiis  der  athenischen  Demokratie. 

ERSTER  ABSCHMTT. 

f^oni  Personenrechte  im  Alltjcmeinen    und  dem  Büryerrechlc 
insbesondere. 

§.  113. 

Wenn  wir  übrigens  eine  so  entschiedene  Demokra- 
tie, wie  die  athenische,  ihren  Institutionen  ^)  im  We- 
sentlichen eine  Dauer  von  nahe  an  zweihundert  Jahren 
sichern  und  sie  mit  solcher  Consequenz  im  Einzelnen 
ausbilden  sehen ,  dass  wir  sie  nicht  bloss  geschichtlich 
als  eine  vorübergehende  Erscheinung,  sondern  als  ein 
organisches  Ganzes  in  systematischem  Zusammenhange 
betrachten  dürfen  ^) ,  so  muss  man  vor  Allem  in  Erwä- 
gung ziehen ,  Avas  sie  vor  den  meisten  andern  griechi- 
schen Staatsverfassungen  voraus  hatte,  dass  sie  nicht  ein 
bloss  thatsächlicher ,  sondern  ein  rechtlich  begründeter 
Zustand  war  3).  Weit  entfernt,  durch  die  mannichfachen 
Abweichungen  von  Solon's  weiser  Mässigung  den  iVamen 
dieses  ihres  gesetzlichen  Urhebers  in  Schatten  treten  zu 
lassen  ,  trug  sie  denselben  vielmehr  nicht  selten  als  all- 
gemeine Bezeichnung  ^)  auch  auf  die  Neuerungen  über, 
die  theilwelse  sogar  seine  eigene  Schöpfung  über  den 
Haufen  warfen,  denen  jedoch  seine  gesetzgeberische  Vor- 
sicht selbst  durch  Berücksichtigung  der  Nothwendigheit 
zeitweiliger  Revisionen  ^)  gleichsam  im  Voraus  den  Stem- 
pel der  Gesetzlichkeit  aufgedrückt  hatte.  Dieses  Be- 
wusstseyn  des  athenischen  Volkes  aber,  dass  seine  Herr- 
schaft die  der  Gesetze  sey  und  wesentlich  auf  der  Un- 
verletzlichkeit  dieser  beruhe  ^) ,  stellte  wenigstens  den 
Buchstaben  lange  vor  seiner  Willkür  sicher^  dazu  kam 
seine  angstliche  Religiosität''),  die  nichts  anzutasten 
wagte,  was  Alter  und  Sage  heiligten;  und  selbst  als 
später  bisweilen  die  Zügcllosigkeit  der  Gesammtheit  jene 
Fesseln  abschüttelte,  ward  doch  nie  der  Name  der  Frei- 
heit gcmissbraucht ,   um   das   Ansehen   der   Gesetze   und 


328  Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.II.A.  Personenrecht. 

ihrer  Vertreter  der  Willkür  des  Einzelnen  preiszuge- 
ben 8).  Wohl  war  auch  die  persönliche  Freiheit  gross, 
weil  die  Staatsverfassung  vieler  Beschränkungen  dersel- 
ben nicht  bedurfte  9)-  Rechte  jedoch  verlieh  auch  sie  dem 
Einzelnen  nur  als  Mitgliede  des  Ganzen  und  umgab  die 
Ausübung  derselben  mit  den  schärfsten  Schranken,  um 
die  Wohlfahrt  des  Gemeinwesens  vor  Eigenmacht  und 
Anmassung  seiner  Theilhaber  sicher  zu  stellen  ^^j. 

1)  Quellea  für  diese  sind  ausser  den  gleichzeitigen  Schriftstel- 
lern und  deren  Erklarern  insbesondere  die  späteren  griechischen 
Lexikographen ,  bei  welchen,  wie  schon  oben  §.  3  bemerkt  wurde, 
die  Trümmer  der  verlorenen  systematischen  Werke  des  Alterthuras 
erhalten  sind;  und  unter  diesen  namentlich  das  achte  Buch  des  Ono- 
mastikers Pollux ,  das  zum  überwiegenden  Theile  aus  den  Politien 
des  Aristoteles  geschöpft  ist,  und  die  rhetorischen  Lexika,  über  de- 
ren Ursprung  und  Auetoritat  Meier  de  Andoc.  adv.  Alcib.  comm.  ^'I, 
Halle  1842,  gelehrt  handelt,  von  Harpokration  und  mehren  Anony- 
mis  in  Bekker's  u.  Bachmann's  Anecdd.  T.  1  und  hinter  Dobree's 
Ausgabe  des  Porson'schen  Photius  ,  welches  lezte  auch  eigens  von 
Meier  Halle  1844  herausgegeben  Ist.  Die  aristotelischen  Bruchstücke 
sind  ausser  den  §.  3,  not.  3  erwähnten  grösseren  Sammlungen  allein 
behandelt  von  H,  A.  van  Dijk  Utrecht  1843.  8;  über  die  Atthis  des 
Phiiochoros  s.  Böckh  in  Berl.  Abhh.  1832,  über  die  Sammlung  der 
attischen  Volksbeschlüsse  von  Kraterus  Meineke  z.  Stephan,  ßvz. 
p.  714.  .  ^  ' 

2)  Als  System  der  athenischen  Verfassung  behält  Sigonins  de 
republ.  AthenicBsium  (Bonon.  1564.4  oder  Gron.  Thes.  T.  V)  noch 
immer  den  Werth  einer  quellenmässigen  Forschung  und  Grundlage 
der  meisten  folgenden;  wohin  ausser  Ubbo  Emmius,  Potter,  und  den 
Einzelwerken  von  Meursius  u.  A.  aus  älterer  Zeit  noch  Ant.  Thysii 
de  rep.  Ath.  discursus  und  Gull.  Posteil  de  republ.  s.  magistr.  Ath. 
ed.  J.  Fr.  Hekelius  ,  J.ips.  1091.  8,  beides  auch  bei  Gronov.  T.  V; 
dann  Guil.  Possardus  de  magistr.  Ath.  (mit  Zamoscius  de  senatu 
Romano  Argent.  16Ö8.  8  und  in  Clausing's  Jus  publ.  Rom.  T.  III, 
p.  313  fgg.)  und  Fr.  Rons  seven  books  of  the  Attick  antiquities, 
Oxford  1637,  gehören.  Einzelnes  werthvolle  geben  E.  Corsini  Fast! 
Attici,  Flor.  1744—56,  4  Bde  4  und  Cl.  Biagius  de  decretis  Athe- 
nicnsium,  Rom.  1780.  4;  vod  Neueren  sind,  ausser  Barthelcmy  Voy. 
d'Anach.  chap.  XIV- XIX  und  Tittniann  Buch  IV,  Levesque  sur  la 
Constitution  d' Athcnes  in  M.  de  1' Inst.  sc.  mor.  et  pol.  IV,  p.  113 
— 278,  Pastoret  Hist.  de  la  legislation  T.  VI  fgg.,  unxl  Wachsmuth 
I,  S.  546  fgg.  ,  zur  Vergleichung  mit  Rom  auch  E.  C.  Olawski  de 
discrimine  inter  populäre  Ath.  imperium  et  publica  Rom.  instituta, 
Lissa   1834.   4,  zu  erwähnen. 

3)  Pausan.  IV.  35.  5  :  oj'  yü()  not  dtjftoKQaxLnv  iofiev  nXkov^  y 
AO-7]vu,iov(;  av^TjauvTuq'  y4&tjvaVoi  6i  nQorjxO-tjoav  inl  fiiyu  un  ain^i;' 
aiivtan.  yu(j  olxiin  ru  H,kki]vi,nov  viKQfßäkkovxo  xal  voftoiq  to??  xa&iatij- 
mÖoi'V  iXüxinxa  ijnd&oi'v;  vgl.  Niebuhr  kl.  histor.  Sehr.  S.  476  fgg. 
und   M.   Fleischer  histor.   Apologien,  Cleve   185Ü.    4. 

4)  Meier   Bon.    damnat.    p.  'i :     oratores    Solonis    nomine   saepe 


§.  113.   Gesetzlicher  Charakter  d.  athen.  Demokratie.     329 

utuntur ,  ubi  omnino  leyislalorem  queinquam  siynificare  volunt, 
etiatnsi  a  Solone  ipso  lala  lex  non  est;  vgl.  Wachsmuth  I,  S.  512 
und   Grote   IM,  p.    163. 

5)  Waclisinutb  1,  S.  453:  »  entscbieden  spricht  dagegen  das  so- 
lonische  Inslitut  der  Nomotheten  den  Grundsatz  aus,  dass  ein  Fort- 
schreiten der  Entwickelmig  statt  finden  solle«;  vgl.  Demosth.  Lept. 
§.  89,  Aeschin.  Cles.  §.  38,  und  Näheres  unten  Abschn.  2,  §.  131 
und  132  mit  m.  Abb.  in  Gott.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  IV,  S.  73 
fgg.  Grote  V,  p.  511  und  Bake  Schol.  Hypomn.  IV,  p.  26  fgg. 
leugnen  freilich  den  solonischen  Ursprung  dieser  Einrichtung  ,  na- 
mentlich wegen  mancher  Anachronismen  bei  Demosth.  Timocr.  §.  2U  j 
nachdem  aber  die  überlieferte  Fassung  jener  Urkunde  von  Wester- 
mann  in  Abb.  d.  Leipz.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  !,  S.  3  fgg.  und 
Kaj'scr  in  Hcidelb.  Jahrb.  1851,  S.  (i64  als  spateres  Machwerk  erkannt 
ist,  fällt  dieser  Grund  von  selbst  vveg ;  und  dass  Sulon  überhaupt 
toi"?  vöftovg  iffT]  /ufTUKiv/'jTovi;  livni. ,  bestätigt  auch  Plut.  Sept.  sap. 
conviv.  c.   7  ;  vgl.   .Schömann   Verf.gesch.   S.    53    fgg.  84. 

6)  Demosth.  Mid.  §.  150:  natgiäoq  Tfrm/oiq,  tj  tö/uoK;  twv  unu- 
oüv  nükfov  fj.ali.aTu  olxüa&av  dovid:  vgl.  Timocr.  §.  5  u.  156,  Ari- 
stog.  I  §.  21  u.  11  §.  10,  Aeschin.  Ctesiph.  §.6;  dessgl.  Soph.  Oed. 
Col.  913:  6ixui  iloKorOav  n'oXiv  xnvfii  vu/ubJv  xuulvoX'Oav  ovöfv^  und 
Flut.  C.  7:  nal  o  ^öXvjv ,  dXka  /irjv ,  tifij  f  xul  vvv  .A&Tjvuloi  ivoq  x^  — 
QVKoq  uxooüJVTdc  y.nl  f<'();^oi'Toe  toi"  vöfxov ,  dt^/ioxQUTlav  l)(ovTfi;.  Auch 
in  d.  Rlietor.  ad  Alex,  prooem.  1,  18  hat  Spengel  jezt  nach  meiner 
Vcrmuthung  hergestellt:  rolq  fiiv  fr  dij/noxomia  nokirixiofihoii;  ij  uva- 
gour!  nfijl   nc.vTMv  ft?  Tov  vofiov  loi i :    vgl.  oben   §.    51,   n.    10. 

7)  Ei'afßforaroi  ruiv  EkXrJvojv  xal  dixaiörarai ,  Antipho  de  Cho- 
reuta §.  5t;  vgl.  Lycurg.  adv.  Leoer.  §.  15,  Isoer.  Paneg.  §,  33, 
Paus.  I.  17.  1,  Nonnus  Dionys.  XXXVIII.  53,  Julian.  Misopog.  p. 
348  c,  Himer.  b.  Phot.  Bibl.  p.  356.  17  Bekk.  und  mehr  bei  Brü- 
nings  Antiqu.  Gr.  sacrae  p.  141,  Keisig  ad  Oed.  Col.  p.  lxi,  Schu- 
bert de  Aedil.  p.  44  ,  Meier  in  Niebuhr's  Rh.  Museum  11,  S.  277  ; 
über  ihre  dfiaiöai/novla  Valck.   Schol.   in  Acta  Apost.  XVII.  22,  p.  551. 

8)  7"«  ^r/norJiu  di(i  d(o<;  firtkiava  oc  TinQavofioi'ftiv ,  tÜ)v  Tf  uil  Iv 
dqyij  övrwv  nxfjodnti.  xul  töjv  vofiwv,  Thuc.  II.  37;  vgl.  Isoer.  n.  uv- 
rtd.' §.  293  und  Demosth.  Arlstog.  I.  §.  23,  II.  §.  5  u.25,  Timocr. 
§.    135,  und   mehr  de  jure  raagistr.  p.   30  fg. 

9)  Vgl.  Böckh  Staatsh.  1,  S.  290  und  Tittmann  S.  29  über  die 
Entbehrlichkeit  der  Polizei  in  jener;  auch  Vollgraft'  ant.  Politik 
S.   205  und  Plass  griech.   Gesch.   II,  S.    474. 

10)  Tu.  fTil  röj  nXi'jOfi.  vivofxo&fTjjftfva  dft*« ,  Demosth.  Timocr. 
§.  123;  vgl.  Androt.  ^.  30:  u^iov  roivi'v  xal  zov  &fv%u  tüv  v'iixuv  f|- 
ixaoui,  ^iiXojva  y.ul  O-iüaua&ai  oarjv  ngövoiav  inoiiXio  iv  unaaiv  oi?  fxi- 
&it  vo/iov^  T?y5  noliTflug  xal  oow  nfgl  roi'iroi'  nükkov  tanovöa^tv  ij 
nf()i  TOV  TiQÜy/ituioq  uihov  ov  xiOiLij  rov  vöfioy ,  und  mehr  Privatalt. 
§.   59,  n.   9  fgg.  und  §.  02,  n.   I   fgg. 

§.  114. 

Ehe  wir  daher  dazu  übcrgchn,  den  athenischen  ßür- 
{jer  In  seiner  Theilnalinie  an  den  Hoheitsrcchten  der  Ge- 
meinde nach    den    drei  oben    eutnickeltcu  Aeusscrungen 


330  Th.y,  Der  athenische  Staat.  C.II.A.  Personenrecht. 

jener  ^)    näher    in's   Auge    zu   fassen ,    bedarf   es   vorher 
tfaeils  eines  Blickes  auf  die  einzelnen  Bedingungen  die- 
ser Theilnahme  selbst,   theils   einer    ausscheidenden  Be- 
trachtung derjenigen  Menschenclasscn  ,  welchen  die  Hu- 
manität des  athenischen  Volkes  auch  ohne  Bürger  zu  seyn 
mehr  als  irgendwo  sonst    einen    grösseren  oder  geringe- 
ren Theil    des    rechtlichen    Schutzes    und   der   Vortheile 
gewährte,  welche  die  Strenge  des  Rechtes  sonst  auf  den 
wirklichen  Bürger  allein  beschränkte  ^).    Selbst  den  Skla- 
ven   kam    für    ihre    Person    die    allgemeine   Freiheit   in 
nicht  unbedeutendem  Maasse   zu  Gute  3)^    nicht   nur   In- 
dem   sich   ihr  Auftreten    im  täglichen  Leben  wenig   von 
dem  des  gemeinen  Bürgers  unterschied +) ,  sondern  auch 
in  Folge  gesetzlicher  Bestimmungen,  die  freilich  mitun- 
ter zugleich  aus  der  Furcht  vor  der  grossen  Anzahl  die- 
ses  Bestandtheiles   der  Bevölkerung    entspringen    moch- 
ten 5) ,    im    Grundsätze  jedoch   vielmehr  auf  der  Ansicht 
beruheten ,    dass    eine    ungerechte    Handlung    schon    als 
solche  gemeinschädlich  sei  ^).    Desshalb  ward  Mord  oder 
Misshandlung    eines   Sklaven   eben  wohl    Gegenstand    ge- 
richtlicher   Ahndung'')^    sogar   vor  der  Grausamkeit   des 
eigenen    Herrn    konnte    er   in    den  Tempel   des  Theseus 
llüchtcn  und  verlangen,  dass  jener  ihn  verkaufe  ^j^    und 
wenn  gleich  der  Herr,  der  seinen  Sklaven  getödtet  hatte, 
nur  der  religiösen  Sühne  bedurfte  ^)  ,    so  sollte  der  Tod 
als  Strafe  doch    auch    über   sie    nur   durch    richterlichen 
Spruch    verhängt  werden  ^^],      Dass   öffentliche  Sklaven, 
welche  der  Staat  im  Dienste    seiner  Behörden   zu  unter- 
geordneten Verrichtungen    verwandte  '  ^) ,    dadurch   noch 
günstiger   gestellt    waren,    versteht    sich   von    selbst  ^^) 5 
ab';r    auch  das    Privatverhältniss    gestaltete   sich   oft    so, 
dass  sie  gegen  eine  dem  Herrn  zu   entrichtende  Abgabe 
für   ihre    Rechnung   arbeiteten  ^^j-    und   wer   die   Mittel 
dazu    besass,    scheint  sich  selbst  die  nominelle  Freiheit 
haben  erkaufen  zu  können  ^'^•).     Denn  volle  Unabhängig- 
keit gewährte  allerdings   auch    die  wirkliche  Freilassung 
nicht '5):    (1er   Freigelassene    trat   in    die    Stellung   eines 
Schulzverwandtcn  "^)  und  musste  seinen  ehemaligen  Herrn 


§.  U4.     Sklaven  und  Freigelassene.  331 

fortwährend  als  Patrou  verehren  ^^)  5  Vernachlässigungen 
dieser  Pietät  hatten  auf  die  Klage  (.InooTugiov  Rückkehr 
in  die  Sklaverei  zur  Folge  ^^). 

1)  S.  §.  53,  n.  1,  auch  Aristot.  Politic.  VI.  1.9,  und  für  Athen 
insbes.  Lycurg.  Leoer,  §,  79  :  tqLu  yag  loriv  i^  ojv  t/  nokirfin  ovvfOTTj- 
y.fv ,  0  n(j}(OJv,  ö  6iy.uriTr/q ,  o  IdiMTtjq.  Daher  Sigonius  Definition  I.  5, 
]>.  484  :  civem  Atheniensem  esse  defendimus  ,  qui  ■public orutn,  co-tsi- 
liorum,  judiciorum ,  tita(fistratuiim  parliceps  fiiit,  worauf  auclt  seine 
und  unsere  Eintheilung  beruht. 

2)  fI)iXo\fvlu  aal  (f)iXnv&Q0)7iiu  ,  Plut.  V.  Cinion.  c.  10,  im  di- 
recten  Gegensatze  mit  der  lac.  ^ivTjkuaia:  vgl.  oben  ^.  9,  not.  12 
und  Grote  VI,  p.  337  :  tlie  Athenians  ,  oh  the  wholc  the  vwst  hu- 
man, people  in  Grceee ;  though  humanity ,  accordiny  to  our  ideas, 
cannot  he  predicated  of  any  Grechs;  auch  H.  M.  de  ßruyn  de  Neve 
Moll  de  peregrinorum  apud  Athenienses  conditione,  Dordr.  1839.  8, 
und   Creuzer's   Opusc.   selecta ,    Lips.    1854.  8,  p.    109. 

3)  Demosth.  Philipp.  III.  §.  3  :  vfiilq  tvv  nno()r/aiav  ini  /nfv  röiv 
liXXoiv  oi'xw  X0I.V7/V  odfO&f  dilv  fivui  näai,  rolq  iv  rij  noXii, ,  wor*  xal 
ToVg  ifvoiq  xui  ToVq  dovkoig  avTTJg  fiirndtdojKaxi,  xul  ,'ioAAoj'?  uv  Tiq  ol- 
xiraq  idoi  tiuq  t/xlv  fiiTix  nkilovoq  i%ovnLuq  o  ri  ßoi'kovrni,  i.iyovxui;  r/ 
TioXlruc  iv  fviutQ  Twv  akko)v  nökfwv:  vgl.  im  .Allgem.  Meursii  Themis 
Att.  II.  11,  Petiti  leg  Att.  VI.  6,  p.  2.54  —  265,  Wilpert  de  debitore 
obaerato  p.  90  —  103,  Pastoret  ^l,  p.  332 — 342;  auch  Liniburg- 
Biouwer  III.  p.  207  fgg.  und  m.  Comp.  jur.  dornest,  in  Plat.  legi- 
bus, Marb.   1836.  4,  p.    19  fgg. 

4)  S.  Xenoph.  rep.  Ath.  I.  10  und  über  die  uragxict  dovkwv  in 
Demokratien  überhaupt  Plat.  llepubl.  VIII,  p.  5G2  E  und  Aristot. 
Politic.  VI.  2.  12  mit  Rötscher  Aristoph.  S.  1 1 1  und  Becker  Cha- 
rikl.   in,  S.  28  fgg. 

5)  Gegen  400000  Ath.  VI.  103,  vgl.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  52, 
Clinton  F.  Hell.  II,  p.  391,  Hüllmann  Handelsgc^ch.  S.  59;  mit 
Unrecht  bezweifelt  von  Niebuhr  röm.  Gesch.  II,  S.  80.  —  Nament- 
lich im  Kriege  bedenklich,  s.  Aristoph.  Nub.  5  (vgl.  Thucyd.  VIII. 
40),  woraus  jedoch  Meursius  1.  c.  zu  viel  schliesst;  vgl.  Meier  Bon. 
daninat.  p.  50.  —  Darf  man  aber  mit  Böckh  in  Berl.  Abb.  1815, 
S.    123  schon  Ol.  XCI.   4  eine  Sklavenempörung  setzen? 

6)  Demosth.  Mid.  §.  46:  ov  yug  öarig  o  nun^wv ,  üjito  6ilv  axo- 
niTv  (o  vofio&iTTjq) ,  u).k(t  TO  ngüyfiu  oaoVov  ti  to  yiyvofiivov '  imiäi]  ä 
tvgtv  oix  i-nnyöfiov  y  fiJ]Tf  ngog  dovXov  ftT/&  oküjq  j^frytit  ngazniv  fnt- 
Tujtj' :  vgl.  Aeschin.  Tiwarcfa.  §.17  und  Plut.  V.  Cat-  maj.  c.  b : 
dXX  ti  dt«  /ATjöiv  tiXXo ,  fJtfXiTTjq  f'ytxa  toT  tfiXav&gojnov  nQOf&iozfov 
fuVTov  IV  rovroiq   ngnov   livui,  xul  ftfiXt/ov, 

7)  Ath.  VI.  92:  'A&7]vuloi,  ü\  xul  rijq  rüiy  äotXüiv  nQovoovvrig  rv- 
XTjq  ivono&fxtjaav  xal  vtiiq  äovXoiv  ygaifuc  iißgiox;  ilvuii  vgl.  Demosth. 
Mid.  §.  48  mit  m.  Symb.  ad  doctr.  jur.  Att.  de  injur.  act.  1847, 
P-  1^  fgg-  un«l  Becker  a.  a.  ü.  S.  31  ,  wo  Meier's  Beschränkung 
auf  vßQi<;  dt*  nlaxgovgyinq  richtig  bekämpft  ist;  über  Mo/d  aber  Ly- 
cnrg.  Leoer.  §.  65;  oi'rfi  röv  ft\v  olxfTtjv  nnoxxtivnvra  agyiigiro  It^rjfii- 
ui'v ,  Tov  6f  fXn'Otgov  iigyov  tCjv  vofiojv ,  itXX  u/xoiuxi  inl  näai  xal  lolc; 
iXnx^atoK;    nugavo^r'j^aoi,    Oüvujoy    (ugiouv:    obgleich    Todesstrafe    für 


332   Th.  F.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  A.  Personenrecht. 

diesen    Fall    eine   Hyperbel   zu  seyn    scheint,    s.   oben  §.    104,    n.   8 
und   10. 

8)  n(^,rxaiv  alTfla&ut  Plut.  Thes,  c.  30;  vgl.  üiod.  iV,  62,  Poll. 
VII.  13,  und  mehr  bei  Hemsterfa.  ad  Lucian.  Ü.  D.  XXIV.  2  und 
Meier  att.   Proecss  S.   403—405. 

9)  Anliph.   Chor.   §.   4;    vgl.   Plat.  Leg.   IX,  p.   865  D. 

10)  Antiph.  Herod.  §.  48:  oi'd«  ol  toi/?  äeauoTuq  unox%fivn.vxiq^ 
iuv  (71  utiTo<fOiQOj  ktjip&iäaiv,  ovo  ^I'Toi.  &vrjaxovaiv  i'n  ni'rün'  töiv  nooi;- 
ijxcvxo)^  y  ukXii  Ti(t(jfiöidoaaiv  oi'ioi'?  r^  f-dX]]  •  •  x"'  7  ^tjfOQ  laov  dv~ 
varui.  Toj  ö'oiiXov  ttnoy.TfivavTi.  xui  rm  IXivO^iQov :  vgl.  Kurip.  Heeub. 
288,  Isoer.  Panath.  §.  181  ,  Demosth.  foed.  Alex.  §.  3,  mit  Herald. 
Anim.   p.  287. 

11)  /trjiuöaioi,  vgl.  Harpocr.  p.  79  mit  Maussac's  Note,  Schnei- 
der ad  Aristot.   Politic-   p.  109   und  mehr  unten  §.    147,  n.  4. 

12)  Aescbin.  Timarch.  §.  54:  uvOQtonoq  6y/*öaioq  olxirrjt:  ttj<;  nö- 
Xfwg   .   .  iimoQ<t)v  uQyvqiov  x.r.k.,    vgl.    Meier  S.   401    u.    500. 

13)  XwQiq  olxovvrig ,  Böckh  Staatsh.  I,  S.  365:  »worunter  man 
entvreder  mit  den  Grammatikern  Freigelassene  oder  noch  in  Sklave- 
rei befindliehe  aber  abgesondert  von  ihren  Herren  auf  eigene  Hand 
lebende  liCute  verstehen  muss«;  vgl.  Bekk.  Anecd.  p.  316  und 
Privatalt.   §.    13,  n.   9. 

14)  /doi'q  ttJv  {nfQ  fnvTov  rißr/r ,  Ross  InüCr.  ined.  I.  9;  vgl. 
Privatalt.  §.  58,  n.  1 5  und  über  die  dort  citirte  Inschrift  näher  Wal- 
len in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  1853,  p.  260  fgg.  290  fgg.  Ob  freilich 
auch  wider  des  Herren  Willen  ,  wie  Petit,  p.  259  aus  Plaut.  Ca- 
sina  H.  5.  7  schliefst,  steht  dahin;  römische  Beispiele  setzen  sonst 
einen  Vertrag  voraus,  vgl.  Lips.  ad  Tac.  Ann.  XIV.  42  und  Göller 
ad  Plaut.   Aulul.   V.  1.  9,  p.  125. 

1.5)  Ath.  VI.  93:  diutpiQitv  de  iprjni  Xqvoititioi;  6'ovXov  olxtTov  .  . 
ffio  xo  TOJ'C  u:iiXni&eQovg  fiiv  doi  Xoiiq  l'rt  ilvui,  olxixuq  ät  xov<;  firj  rTj(; 
xxrjoftog  (((f/fififvovq:  vgl.  Isaeus  Philoct.  §.  20  und  xov  löiov  f^fkn'i- 
>9f(jov  bei  Ulrichs  in  Ritsohl's  Rh.  Museum  II  ,  S.  553  ,  wo  auch 
der  Unterschied  nicht  gewahrt  scheint,  den  die  Grammatiker  sonst 
zwischen  u7iikn'd-f()o(;  und  fif).iv&f^>og  machen.  Herald.  Anim.  IV.  10, 
p.    328  und  Valck.  ad  Ammon.   I.   7,  p.  29. 

16)  Dio  Chr.  XV.  17:  ovx  oio&u  rov 'A&tjvtjol  vcftov,  nufjri  noX- 
XoVg  Öi  xnl  (ÄXXoiq ,  oxi  Tov  (fvaii  äovXov  yivo/xivov  ovx  iü  fifxfxitv  xjj<; 
noXixfiai;;  vgl.  de  iNeve  Moll  p.  18  und  über  ihr  Schutzgeld  Böckh 
Staatsh.  I,  S.  447.  Die  Hauptsache  war  das  xu&'  (uvxov  iIvul  oder 
ünaXXayJ/vui  na^jit  rwv  xvqIwv  ,  Uemosth.  pro  Phorra.  §.  4  und  28; 
daher  auch  diese  x'"(>^^  ojxonv,  Everg.  et  Mnesib.    §.   72. 

i7)  Vgl.  Plat.  Leg.  XI,  p.  915  A  und  mehr  Privatalt.  §.  58, 
n.   7   fgg.   und  Becker  Charikl.    III,  S.  41. 

18)  Harpocr.  p.  40;  ünooxaaiov  SLxt]  iIq  iaxi.  xaxci  xüv  aniXiv- 
&fq<a&hro)v  dfdofihi]  rot?  uniXui&niuiaaoiv ,  jm»»  utpioxwvxui  Tt  an  ai - 
TWv  Tj  i'xfQov  tniyQu^üJvxui  n(>oaxiixi)v ,  xui  «  yfXfvoiiOtv  ot  yo/ioi  fiTj 
noiöiaiv'  xai  toi"?  /uiv  uXövxnq  ö(Z  rfoiUo»'?  tt»at ,  jroi  ?  df  vix7]aavra(; 
TfXfo)Q  tjÖTf  tX(vOfQoii<;  :  vgl.  Petit  p.  201 — 205,  .lan.  Pan  de  grati 
animi  oi'liciis  atque  ingratorum  pocna  jure  Attico  et  Romano  (Lugd. 
ü.  1809.  8)  p.  07  —  73  und  Meier  Bon.  damnat.  ,.-31—37,  Htm  ii\t 
übrigens  ji-zt  nicht  mehr  gegen  Platiier  l'roctss  li ,  S.  80  bei]iUicLte; 
bei    Demosth.    Ar.istog.    1 ,  §.    65    ist    vielleicht    geradezu  ÜTUJooxuoiov 


§.   115.      Sehut-verwundte  oder   Beisassen.  333 

zu  lesen.  Wie  verhält  sich  aber  dazu  die  andere  dinrj  unoaxuaLov 
bei  Suidas,  'ixav  dotkoq  i'nio  fXfv&f(>iuq  hlnrrjxat  ,  ^prioxwv  fÄVj  nqoa^- 
xiiv  Tolt;  doiiXov   uvTov  {xvcinoioiifiivoiii'i      Platner   II,   S.   239. 

§.  115. 
Abgesehu  davon  genoss  inzwischen  auch  die  Classe 
der  Schlitzverwandten  oder  Beisassen,  /itToiaoi ,  im  AU- 
g^emeinen  zu  Athen  grosse  Voitheile ,  die  viele  Fremde 
bestimmten  ihren  dauernden  Autenthalt  dort  zu  nehmen  ') 
und  ein  Verhältniss ,  das  anderwärts  nur  als  Ausnahme 
geduldet  werden  mochte ,  zu  einem  integrirenden  Be- 
standtheile  der  Grösse  und  Blüthe  dieser  Stadt  erhoben  -). 
Bürgern  standen  solche  Ausländer  allerdings  fortwährend 
in  Rechten  nach  5)  ^  durften  z.  B.  kein  Grundeigenthum 
erwerben '^j  und  niussten  sich  einen  Einheimischen  als 
Patron  oder  Beschützer,  jigooTaTrs,  wählen  5),  der  gleich- 
sam als  Bürge  zwischen  ihnen  nnd  dem  Staate  dastand 
und  ihnen  ,  wenigstens  der  Form  nach  ,  in  allen  öffent- 
lichen und  Privatangelegenheiten  als  Vermittler  diente, 
dagegen  aber  gestattete  ihnen  der  Staat  gegen  die  mas- 
sige Abgabe  von  zwölf  Drachmen  jährlich  für  die  Fami- 
lie ^)  die  Betreibung  aller  bürgerlichen  Hanthierungen 
und  IVahrungszweige  in  solchem  Umfange  ,  dass  ein 
grosser  Theil  des  athenischen  Handels  nnd  Gewerb- 
fleisses  in  ihren  Händen  vorausgesezt  werden  darf-'). 
Niir  wenn  sie  heinen  Patron  annahmen  ^)  und  sich  wiiK- 
liche  Bürgerrechte  anmassten  oder  ihre  Abgabe  nicht  be- 
zahlten, gingen  sie  des  Schutzes  der  Gesetze  verlustig 
und  wurden  als  Sklaven  verkauft^);  ausserdem  dienten 
die  erniedrigenden  Gebräuche  der  Skiadophorie,  Skaphe- 
phorie,  Hydriaphorie,  Diphrophorie  bei  den  grossen 
Staatsfesten  ^^]  sie  stets  an  ihre  untergeordnete  Stellung 
zu  den  wirklichen  Bürgern  zu  erinnern^  dagegen  trugen 
sie  ausserordentliche  Steuern  und  Personalleistungen  wie 
die  Bürger^')  und  wurden  auch  im  Kriege  gleich  diesen 
nicht  etwa  bloss  zur  Vertheidigiing  der  Stadt,  sondern 
zum  wirklichen  Felddienste  ausgehoben  '2). 

1)    Denn    das    ist    der    fthoixoi ,    wie  ihn   auch    Ilarpocr.    p.    107 

deftnirt,    ö    »J  hfüui;  nökiox;  fiiroixüv  h  fXfQif   xui  fiij    "hjJs  ukiyov   w? 


33-4   Th.  f^.  Der  athenische  Staat.  CIL  A.  Personenrecht. 

4^foc  inid'tjuüiv,  dkku  xijv  olxtjoiv  uvtÖ&i  xuruoTTjnufXfi  og :  'vgl.  C.  Inscr. 
D.  87  und  Aristopli.  Byz.  bei  Boissonade  ad  Herodian.  I'arlit.  p. 
287:  fifToixo(;  df  lOTiv ,  onoxuv  Tt?  uno  ^ivTjq  ik&(i)v  ivoixj/  TJj  noXit, 
r(Xo(;  Tfköiv  *l;  unonraYt^fvuq  rivag  yj)fiu(;  rijg  no/.iojg  •  i(oq  fiev  ouv 
noowv  jj/A-fQÜiv  naQtnidrj/iot;  xuXilzai  xui  unXrjt;  foxiv,  luv  öi  ini^ßf/  tov 
w^iOfiivov  /^övov ,  fiiroixoq  i'jdrj  yLvnui,  xul  iinoxfkrjq:  im  Allg.  aber 
Petit  II.  5,  p.  246  —  254;  Valck.  ad  Ammon.  II.  7,  p.  109  —  113; 
Wolf  ad  Demosth.  Lept.  p.  lxvi  fgg.  ;  Sainte-Croix  in  M.  de  l'A. 
d.  Inscr.  XLVIl,  p.  171)— 207;  Hüllmann  Urspt.  d.  Best.  S.  Güfgg.; 
Schötnann  Antiqu.  p.    189. 

2)  Ibre  Ziffer  betrug  im  J.  309  a.  Cbr.  10000  erwachsene  Män- 
ner ,  Atb.  VI.  103,  p.  272  C,  woraus  auf  die  übrige  Zahl  zu 
scbliessen  ist;  vgl.  Clinton  F.  Hell«  II,  p.  389  und  die  sonstigen 
Citate  zu  §.  98,  n.  6. 

3)  Daher  oft  auch  livoi,  vgl.  Platner  Beitr.  S.  107  und  ein  be- 
sonderes Beispiel  des  Unterschieds  oben  §.  104,  n.  8,  ohne  dass  man 
jedoch  mit  Sainte-Croix  sagen  dürfte:  citoyens  par  la  tiature  et 
cessant  de  l'etre  pur  la  loi ;  denn  dass  der  Metoeke  sein  heimisches 
Recht  zugleich  behielt,  zeigt  Isoer.  Aegin.  §.  13  und  Lycurg.   Leoer. 

4)  S.  Böckh  StaatsL.  I,  S.  196  nach  Demosth.  pro  Phorm.  §.  6. 
Eine  mögliche  Ausnahme  habe  ich  de  Hippod.  Mil.  1841,  p.  16  an- 
gedeutet ;  im  Ganzen  aber  werden  die  Metoeheti  immer  gerade  als 
blosse  Inquilinen  {olxovvxfq  'A&r/vijai)  den  eingeborenen  Athenern 
entgegengesezt;  vgl.  Lycurg.  Leoer.  §.  16,  Vit.  X.  Orat.  p.  842, 
Meier  Comm.  epigr.  II  ,  p.  59,  und  die  Arbeiter  aus  den  Demen 
{olxwv  fv)  bei  Stephani  in  Ann.  dell'  Inst.  arch.  1843,  p.  318  fgg. 
und  Curtius  Inscr.  XII,  p.  20  mit  Ross  im  Allg.  Lit.  Zeit.  1849, 
S.  751. 

5)  'HiQfVxo  yuQ  f'xaoTos  avxoiv  ov  i'j&iXi  T«üv  nokixiöv  Xivu  jiQoaxu- 
T77V,  TOV  inififXTjao/iivov  xul  xwv  läLwv  xat  xüv  6TjfioaLo)v  vniQ  unxov 
wa7if(j  fyynr^TTJv  ovxa,  Etymol.  M.  p.  124.  50;  auch  viftfcv  (Aristot. 
Politic.  III.  1.  3),  i'yflv  (Lycurg.  Leoer.  §.  21),  in.iyi)(tqia&ai  tiqo- 
oxüxi]v  (Orell.  ad  Isoer.  n.  uvxid.  p.  238)  oder  yQÜqxo&ut,  tiqooxuxov 
(Soph.  Oed.  Tyr.  410;  vgl.  Ast  ad  Plat.  Leg.  p.  428)  oder  inl  n^o- 
axaxov  olxdv  (Lysias  c.  Philon.   §.9);   s.  Wachsmuth  I,  S.  474. 

6)  Einzelne  Frauen  sogar  nur  sechs,  vgl.  Meurs.  lect.  Attic. 
I.  9  und  mehr  im  Allg.  bei  Böckh  Staatsh.  I,  S.  446  —  448  ,  auch 
über  das  x(ii.o)ßoXov  xü  y^annuTu  bei  Poll.  III.  55  oder  tw  xfkwvt^ 
bei  Hesych.  H,  p.  587,  das  er  auf  die  Freigelassenen  beschränkt. 
Die  Abgabe  selbst  hiess  /uixuixiov ,  auch  ifvixu  xiktlv,  Demosth.  Eu- 
bulid.  §.  34;  ihre  Ziffer  schwankt  zwischen  zehn  und  zwölf  Drach- 
men ,  was  Schol.  Plat.  Leg.  VIII,  p.  850  sogar  verbindet;  doch 
scheint  erstercs  nur  Schreibfehler. 

7)  Diodor.  XI.  43:  Inox;  o;^Xo5  tioXvi;  nnvxux'o&fv  ik  rfjv  riöXiv 
narikd-)]  xul  nkiioiiq  Tf}(vuq  xaxaaxivnaojaiv  fi'XfQOj? :  vgl.  Xenopo. 
Vcctig'.  c.  2  und  Rep.  Ath.  I.    12    mit  Böckh   I,  S.   64   fgg. 

8)  Daher  unQooxuoiov  y(iai/.ij ,  Harpocr.  p.  43  u.  84;  vgl.  Suid. 
I,  p.  295  und  Poll.  III.  56:  xai«  d(  iwv  ov  xtkovvxotv  xo  finoixiov 
y  nQoaxuxrjv  fir/  vffiövxwv  ängoaraalov  dixt],  mit  Heffter  S.  i6j — lüo 
und  Meier  u.  Schöne  S.   315 — 318. 

9)  'AnrjyovTo  ngo<;  toi)?  ntukrjxvq  (Demosth.  Aristog.  I  ,  §•  57  : 
rnjüi  To  n(ükTjX7jQiov  TOV  fftxoixicv,  oder  noch   kürzer  Plut.   V.  Flamin. 


§.  116.    3Iittheilung  einzelner  Rechte  an  Fremde.      335 

c.  12  Tiüoq  10  (xfToUiov),  s.  Meier  Bon.  damnat.  p.  37  — 41  und  Plat- 
ner  Proecss  II,  S.  73tgg.,  aucli  die  Zusamuienstellung  des  iitxotvioq 
TiQoordTTjv  ovA  Ixwv  ymI  a7i(jooTaaiov  (so  wild  statt  ö  ÜTioozaaioi,  zu 
lesen  seyn)  y^uync  mit  den  ^fviag  f'dova,  bei  Phot.  und  Suidas  s. 
nialTfrui,  -woraus  deutlich  hervorgebt  ,  dass  der  Zusatz:  rovTwy  ru; 
To?  Ol' CT«:«?  no)kovvriq  naouxuTfßaUov  {Iq  rc  drjftiaLov,  Missverständ- 
niss  der   Grammatiker  selbst  ist;   vgl.   unten   §.    lil,   n.   15. 

10)  Vgl.   Poll.    in.    55  mit  m.   Note  z.  Lucian.   Hist.  conscr.  p. 
249   und  Goltesd.   Alterth.   ^.    55,  n.  27;    auch    P.   M.    Paciaudi    de 
umbellae  gestatione  (Rom    1782.  8)   p.  85    und    d.    Erkl.    des   Sprich 
Worts    oi'öTo/tWTfüo?    oxfV^e     iTil    Twv   d7ia(j<^)7jai(iavo)y ,     Zenob.    V.   Jo, 
Diogen.  VIII.   12,  Apost.  XV.   75. 

11)  AnrofQri"',  Deraosth.  Lept.  §.  18,  iloipoqaL,  Isoer.  Trapez. 
§.  41,  durch  eigene  mty^o.qttq  aus  ihrer  Mitte  umgelegt;  to  iktov 
ftfijog,  Deraosth.  Audrot.  §.  Ol?  vgl.  auch  die  da^ooäg  «?  fxi.',j<pcarat 
ö  d?jfAO<;  ila(fii>nv  ror<;  niroixovq  bei  Ussing  Infcr.  inedit.  p.  53  und 
mehr  unten  §.  162  extr.  Von  ordentliehcn  Liturgien  theillen  sie 
die  Choregie  f.  tw  A,^vaioj ,  Schol.  Aristoph.  Plut.  953;  ob  Trierar- 
chie?  s  Böclih  ürk.  d.  Seewesens  S.  170;  jedenfalls  aber  freiwil- 
lige Leistungen,  fn^öönnq,  vgl.  Demosth.  Stephan.  I,  §.  85  mit  Ls- 
sing  1.    c.   und  Meier  Comm.   epigr.   II.   p.  59. 

12)  Thucyd.  M.  13,  IV.  90;  Xenoph.  Vectig.  II.  3;  Lycurg. 
Lcocrat.   §.16;   vgl    Böckh   C.  Inscr.   I,  p.   305  fgg. 

§.  116. 
Um  besonderer  Verdienste  willen  wurden  fernerauch 
einzelne  Metoeken  selbst  den  lästigen  Unterscheidungen 
ihres  Standes  enthoben  und  als  iootsXeie  nicht  nur  in 
allen  privatrechtlichen  Verhältnissen  sondern  auch  dem 
Staate  gegenüber  den  wirkliehen  Bürgern  so  weit  gleich- 
gestellt, als  es  ohne  Mittheilung  der  eigentlich  politi- 
schen Rechte  geschehen  konnte  ').  Ausserdem  bewilligte 
Athen,  gleich  andern  Staaten,  sowohl  ganzen  Städten 
und  Ländern,  als  auch  einzelnen  Einwohnern  derselben 
durch  ausdrückliche  Verordnungen  2)  Ehegenossenschaft  3), 
Berechtigung  zum  Erwerbe  von  Grund  und  Boden  in 
Attika+),  Sicherheit  für  Person  und  Eigenthum  in  Krieg 
und  Frieden  zu  Wasser  und  zu  Lande,  und  andere 
Rechte  und  Freiheiten  5),  deren  manche  selbst  Eingebo- 
renen nur  als  besondere  Auszeichnung  gewährt  zu  wer- 
den pflegten  ^).  Insbesondere  gehören  hierher  die  üifeitt- 
lichen  Gastfreunde,  ?io6^epoi,  welche  der  Staat  an  Orten 
des  Auslandes  ernannte,  um  das  Interesse  seiner  Bürger 
daselbst  zu  wahren^),  und  ihnen  dafür  gewöhnlich  alle 


336   TIlF".  Der  athenische  Staat.  C.Il.A.  Personenrecht. 

Begünstig^ungeu  einräumte,  die  das  griechische  Staats- 
recht einem  Ausländer  möglich  oder  wünschenswerth 
machte  ^).  Wie  das  attische  Recht  schon  an  sich  fremde 
Kaufleute  begünstigte,  wird  bei  dem  Gerichtsverfahren 
noch  besonders  zu  erwähnen  seyn^)^  es  konnten  aber 
auch  im  Allgemeinen  Verträge  mit  anderen  Staaten  ge- 
schlossen werden ,  durch  welche  den  beiderseitigen  Bür- 
gern rechtlicher  Schutz  in  Handel  und  Wandel  zugesi- 
chert und  die  IVormen  zur  Schlichtung  vorkommender 
Rechtstreite  festgestellt  wurden  lo).  Das  JNähere  kam 
dabei  freilich  meisteutheils  auf  positive  Verabredungen 
an  5  bisweilen  nahm  man  auch  zu  dritten  Unbetheiligten 
als  Austrägalinstanzen  seine  Zuflucht")^  die  abhängigen 
Städte  dagegen  mussten  sich  den  athenischen  Gerichten 
unterwerfen  ^2). 

1)  Poll.  VIII.  156:  laoTfi.TJ^  o  fifToixoQ  0  Tifirj&flq  nr^  tkJt«  toT? 
IxiToiy.oii:  TfXitv:  vgl.  üemostli.  adv.  Phorm.  §.  18,  Lacrit.  §.14,  niul 
die  Beispiele  bei  Harpocr.  p.  150  mit  Sainte- L'roix  p.  189—194, 
Pastoret  VI,  p.  327,  Böckh  Staatsh.  I,  S.  197.  421.  698;  auch  Ross 
Demen  S.  53  und  Ussing  1.  c.  mit  Meier  Comm.  epigr.  II,  p.  105, 
wo  selbst  binsichtlicb  der  doifooul  der  Unterschied  von  den  übrigen 
Metoeken  nachgewiesen  ist.  Aus  Ammonius  Worten:  nixvra  I'xoivtu 
(WTit  lotg  nokiritic  :ii.?jv  rov  u(j/fcv  haben  Wolf  ad  Lept.  p.  i.\%  und 
Tittmaiin  S.  640  selbst  eine  Theilnabine  an  A'olksversammlungcn  u. 
dgl.  gefolgert;  inzwischen  kann  uQyjiv  auch  die  politischen  Rechte 
überiiaupt  bedeuten  (Aristot.  Politic.  III.  !.  4,  Scfaol.  Aristoph.  Plut. 
917);  und  dass  si«  fortwährend  als  Fremde  galten,  zeigt  ihre  Stel- 
lung unter  den    Poleniarchen    Poll.   VIII.    91. 

2)  Wr/ifiofiura  xnl  n(}o^fyiui ,  Hyperid.  c  Demosth.  col.  XIV.  G; 
vgl.  C.  Inscr.  P.  II,  Cl.  1  passim  und  Einzelnes  mehr  bei  Tittmann 
S.  165  und  Wachsmuth  I,  S.  170;  auch  de  Neve  iMoll  perej;r.  con- 
dit.  p.   74  —  91.     2x^kui,  ilvxiYQuqoi.  Demosth.   Lept.  §.   30. 

3)  Lysias  XXXIV.  3:  dkXd  xal  EvßoKVOiv  intyufxiuv  izioiov/jii&a; 
Tgl.   Isoer.   Plataic.  §.    51    und  mehr  bei  Platner  Process  II,  S.  73. 

4)  Poll.  VII.  15:  iv  d\  rot?  '.^ttixoiC  if.'tjifia/4,antv,  «  rotq  ^ivoiq 
ini  11  fifyn  (y()rtifjfro ,  l'ariv  fti{ifVv  •  ilvui  uvtcü  xnl  olniftq  (ovTjaiv ,  oder 
gewöhnlicher  tyKtr^oiv,  vgl.  Meier  zu  Ross  üemen  S.  42;  dorisch 
i'/jnuntv  oder  in^naotv,  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  725.  Auch  Weiderecht, 
imvonia ,  Böckh  I,  p.  745,    Stephani  Reisen  S.   40. 

.5)  Insbes.  Zollfrciheit,  nrfkiia,  vgl.  \V'olf  ad  Lept.  p.  i.xxi  fgg. 
und  Böckh  Staatsh.  I,  S.  120,  wo  auch  die  weitere  Bedeutung  die- 
ses  Privilegs   erörtert  ist. 

6)  Vgl.  Westermann  de  publ.  Athen,  honor.  et  praemiis  ,  Lips. 
1830.  8  und  die  Abhh.  von  H.  K.  E.  Köhler:  Gab  es  bei  den  Al- 
ten Belohnungen  des  Verdienstes  um  den  Staat,  welche  den  Ritter- 
orden  neuer  Zeit   ähnlich  waren?    (aus  Morgenstern's    dörpt.    Beilr. 


§.  116.    Miltheilumj  einzelner  Rechte  an  Fremde.      337 

1814)  und  Gesch.  d.  Ehre  der  Bildsäule  bei  den  Griechen  (aus  d. 
Denkschr.  d.  Bayr.  Akad.  1816)  in  s.  ges.  Schriften  v.  Stephani  \'f, 
S.  125  fgg.  Ausser  der  Bekränzung  (Aeschin.  CtesTph.  §.  42)  und 
Zuerkennung  des  Titels  iCf()y(rt/i;  (Lysias  pro  Polystr.  §.  19,  Ue- 
mosth.  Aristoer.  §.  185,  Xenoph.  Rep.  Ath.  Mi.  II)  gehört  dazu  na- 
mentlich TiQotÖQiu,  (Wolf  ad  Lept.  p.  lxxiii,  Groddeck  in  l'riedeniann's 
Mise.  crit.  I,  p.  293,  Meier  Comm,  epigr.  p.  02)  und  n^jorfo;/«  (Cur- 
tius  Anecd.  Delph.  p.  75  —  77)  oder  ölxui  n()6di-y.oi,  wenn  gleich  lez- 
tere  bis  jezt  nur  aus  nichtattischen  Urkunden  bekannt  sind;  Tgl. 
C   Inscr.   11,  p.   78  und  Ross  Inscr.  ined.    II,  p.    41. 

7)  PoU.  III.  t9  :  orav  nöX^uq  dTjuooici  nQo^fvfj  nq  iv  fiXkrj  nc Xtt, 
0?  i'noöoxTJq  TS  Twv  fHfl>9(v  (pQovxisiiv  xal  TiQoaödov  rfjq  nooq  löv  dijfiov 
xal  fifpa?  fv  tw  &für()Oj'  noilV  6i  xnvTa  y.al  f&iXoriQÖifvoq  (Thuc.  11 1. 
107)  xal  (vulg.  o)  dväyQuriTov  rijv  rutolfvluv  l'yiov  :  vgl.  Valck.  ad  Am- 
men. III.  10  mit  den  Beispielen  Aeschin.  Ctesiph.  §.  42,  Demosth. 
Callipp.  §.  5,  Antig.  Caryst.  Rlirab.  §.  15,  und  mehr  im  Allg.  bei  J. 
Schilter  de  jure  hospitii  hinter  s.  Manud.  philos.  mor.  Jena  11)70.8, 
p.  488,  Sainte-Croix  Col.  anc.  p.  89,  Hüllmann  Handelsgesch.  S.  131, 
Seil  Recuperatio  S.  127,  und  was  sonst  von  Platner  Processi,  S.  88 
oder  Wachsmuth  I,  S.  168  citirt  ist;  insbes.  aber  die  Abhh.  von  F. 
W.  Ullrich,  Berl.  1822.  8  und  M.  E.  H.  Meier  de  proxenia  s. 
publlco  Graecorum  hospilio ,  Halle  1843.  4  mit  Allg.  Lit.  Zeit. 
1844,  N.   333  und  N.  Jahrbb.   LXIX,  S.  541. 

8)  Demosth.  Lept.  §.  CO:  fi'f^yfoiuv ,  ngo^fviuv ,  uTf/.nrtv  änäv- 
Töjv:  vgl.  C.  Inscr.  n.  90  —  92  mit  Böckh  I,  p.  73!  fgg.  und  Westcr- 
mann  1.  c.  p.  42  —  52,  auch  Henzen  in  Ann.  dell'  Inst.  arch.  1842, 
p.  159  fgg.  Doch  sagt  allerdings  Demosth.  §  132:  (tiijov  riQÖifvöv 
ianv  ihui  xul  arfknav  fVQija&ni ,  und  dass  Athen  nicht,  wie  andere 
Städte,  mit  der  Proxenie  auch  sein  Bürgerrecht  ertheilte  ,  bemerkt 
ausdrücklich   Böckh   C.    Inscr.    II,   p.   79;  vglr  .Meier  1.  c.   p.   22. 

9)  S.  unten  Abschn.  3 ,  §.  146  und  Einzelnes  mehr  Privatalt. 
§.   44,  n.   9. 

10)  2vftßoka  (nicht  ovttßoXul,  wie  noch  jezt  bei  Aristot.  Rhetor. 
I.  4)  vgl.  Andoc.  c.  Alcib.  §.  18,  Aristot.  Politic.  III.  1.  3  und 
mehr  bei  Valesius  ad  Harpocr.  p.  276;  ruq  (jvfi9>jxuq,  ug  nv  tuXij/.iuq 
al  ncXnq  &f/xfrui  T«TTWOt  toi?  noUxaiq  ö)mf  Sidövai.  xul  htftßiivfiv  Tri 
6ixain:  über  ihre  Bestätigung  (xi'^iMoiq,  Hnion.  §.  9)  Westermann 
in  Abb.  d.  Lcipz.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  I,  S.  58;  über  die  öi- 
xuq  uno  avftßoXwv  aber  im  Allg.  Heffter  S.  89-93,  Schöuiann  Pro- 
cess  S.  773—780,  Platner  I,  S.  105  —  114,  auch  Seil  Recup.  S.  107 
und  Hüllmann    Handelsgesch.  S.    193. 

il)  ^ExxXrixoi  xQioftg  xal  ^H'ixiöv  dixurJTT^oÜDv  ftyo)yui,  Plut.  amor. 
prol.  c.  1  ;  vgl.  Schol.  Aeschin.  Tiniarch.  §.  89;  nüXtq  txxXt^Toq,  oruv 
*t?  Xb)v  Stxn^ofifvojv  vnovofj  rov  tfixuriTt^v  n(to(t(fixfiL,ny  dt  lyOüuv  uvtov 
Tj  qiiXiav  xov  iivxtäixov  xul  f'yfxa  tovvüV  ixxuXi'jX(xi  fTf(ioy  JixaOTjjoiow 
xoivQv  HucpoTfQoiq,  und  Ussing  I.  c.  p.  .51  mit  Heffter  S.  340  und  Seil 
S.  307,  im  Allg.  aber  Lebas  Inscr.  V,  p.  73  fgg.  und  Meier  Schieds- 
richter, Halle  1846.  4,  S.  29  fgg. 

12)  ^AO-rjvaXot,  U7T0  avftßöXojv  ((flxiti^ov  roTq  xinrjxöoiq,  Bckk.  Anecd. 
p.  436;  vgl.  Hcsych.  I,  p.  489  oder  Poll.  VIII.  63  und  näher  unten 
§•  157.  Die  verkehrten  Ansichten  von  Grote  VI,  p.  49  —  Cl  haben 
bereits  bei  Schömann  Verf.gcsch.  S.  88  ihre  Zurcclitwcisung  gefun- 
den;  vgl.   auch   Seil   S.   402. 

I.  ud.  4.  Ana.  Y 


338  Th.V.  Der  athenische  Staat.  C.Il.A.  Personenrecht. 

§    *17. 
Dass  übrigens  auch  die  Bundesgenossen  Athens  und 
Mitglieder  seiner  Hegemonie  in  staatsrechtlicher  Hinsicht 
ganz    als   Fremde    betrachtet    wurden ,    bedarf  kaum  der 
Bemerkung  ^  nur  die  angränzenden  Orte  Eleutherae  *)  und 
Oropus  2),  welche  schon  früher  von  Boeotien  abgerissen 
und  mit  Attika  vereinigt  wordeu  waren ,    gehörten  wirk- 
lich   dem    athenischen    Staatsverbande  an ,    ohne  jedoch, 
wie  es  scheint ,  volles  Bürgerrecht  zu  geniessen  ^) ,  und 
Aehnliches    lässt   sich  vielleicht  von  Salamis  vermuthen, 
das  erst  durch  Solon  dauernd  für  Athen  erworben,  noch 
später    einmal    eine   Zeit    lang    in    Unabhängigkeit    ver- 
harrte*).    Wo  freilich  Athen,  wie  seit  506  üblich  ward, 
eroberte    Gegenden    statt    der  Colonien    mit   sogenannten 
Kleruchen  besezte  ^)  ,    verstand  es  sich  von  selbst ,    dass 
diese    dort    eigene  Gemeinden    mit    örtlicher  Verwaltung 
bildeten  ^) ,  ohne  desshalb  für  ihre  Person  aus  dem  atti- 
schen Bürgerrechte  herauszutreten  '')  5  in  weiterem  Kreise 
aber  bietet  höchstens  Plataea,  dessen  Uebertritt  zu  Athen 
schon  §.  35  berührt  worden  ist  ^),  das  Beispiel  einer  Isopo- 
litie  dar,  in  deren  Folge  seiue  Einwohner  nach  der  Zerstö- 
rung in  Athen  eingebürgert  wurden  ^j  5  obgleich  auch  die- 
ses Verhältniss  an  manchen  Dunkelheiten  leidet  *°).    Da- 
gegen   war    die    Aufnahme    einzelner    Ausländer    in    die 
athenische  Bürgergemeinschaft  zu  allen  Zeiten  sehr  häu- 
fig und  wuchs  zulezt  bis  zur  Ungebühr^*),  so  streng  sie 
auch  theils  durch  die  ursprünglichen  Gesetze  beschränkt  *2), 
theils     fortwährend     mit    erschwerenden    Förmlichkeiten 
verbunden    war  ^^).      Nur    wichtige    Verdienste    um    das 
athenische  Volk  sollten  zu  dieser  Ehre  berechtigen  j  der 
Vorschlag    dazu   musste  in    zwei  auf  einander  folgenden 
Volksversammlungen  wiederholt  werden  und  in  der  zwei- 
ten wenigstens  sechstausend  Bürger  in  geheimer  Abstim- 
mung ihn  annehmen;  ja  auch  dann  unterlag  er  noch  wie 
jeder    andere  Volksbeschluss    ein    ganzes    Jahr    lang    der 
Anfechtung  durch  die  ygacpi]  nagavo/itojv  ^*).      Dass   ein 
solcher    Neubürger,    8rjionoi%ioQ  '^),    wenigstens    nach 
früherem   Brauche ,    für    seine  Person  in   keine    Pbratrie 


§.   117.      Mittheilung  des  Bürgerrechts.  339 

eintrat,  und  die  Folge  davon,  ist  schon  oben  §.  99  er- 
innert worden^  wohl  aber  ward  er  einer  Phyle  und  ei- 
nem Demos  zugetheilt  ^^)  und  stand  an  sonstigen  politi- 
schen Rechten  hinter  keinem  andern  zurück. 

1)  Paus,  I.  38,  8:  7i()OTf(}oy  ftiv  yrxQ  EXn)&fijfvaiv  ofjot  nQuq  rijv 
'Axxix-qv  rjauv  .  .  n(ioai-}(o')QTjauv  d'i  Ekni&fQ(Z<;  ov  nokffiw  ßiun&ivitq 
iikXd  noXnduq  t(  iTti&vnTjnavxfi;  nitQri  yi&r]vai(ov  xul  xar'  l'x&oq  tüiv 
Qtfßaioiv:  vgl.  Hemsterh.  ad  Liiclan.  D.  Mort.  XXVII.  2,  Clinton  F. 
Hell.    II,  p.  :i9rt,   Böckh  in    Berl.  Abb.    1816,   S.    120. 

2)  Vgl.  Müller  Orchom.  S.  411,  Meier  in  Hall.  Encykl.  III.  .'), 
S.  505,  Fuhr  Dicaearcli.  p.  229,  und  die  Monographien  von  L.  Stacke 
de  Oropo  Boeotiae  urbe  ,  Marb.  1842.  8,  Bolmstedt  de  rebus  Oro- 
piorum,  Berl.  1845.  8,  J.  C.  Drabbe  de  Oropo,  Lugd.  B.  1846.8, 
insbes.  aber  auch  Preller  in  Verb.  d.  Leipz.  Ges  d.  Wiss.  1851, 
S.  170 — 183,  vro  zugleich  die  topographischen  Bemerkungen  von 
Leake  (Westermann  üemen  S.  120  u.  242)  und  Finlay  (Hoifmann 
alte   Geograph.    II,  S.   71 — 87)  berücksichtigt  sind. 

3)  JNiebuhr  röm.  Gesch.  II,  S.  59  u.  69  nennt  beider  Verhält- 
niss  Sympolitie ,  d.  h.  civitas  sine  sujfratfio ;  ähnlich  Boss  Demen 
S.  8,  der  noch  Hysiae  (Baebr  ad  Herod.  V.  74)  und  Salamis,  mög- 
licherweise selbst  Melaenae  und  Panakton  hinzufügt ;  mit  Geveisslieit 
beissen  jedoch  nur  die  Oropier  bei  Thuc.  II.  23  'A&r/vaLmv  vnriitooi. 
(vgl.  Böckh  Staatsh.  II,  S.  657^  •worin  freilich  auch  wieder  Unter- 
brechungen zu  Gunsten  der  Thehaner  eintraten  (411 — 387  und 
366—338),  vgl.   Strabo   IX.    1.   22,  p.   612   *ind   Pausan.    I.   34. 

4)  Gewöhnlich  gilt  allerdings  Salamis  als  attischer  Demos  nach 
Piiilostr.  Heroic.  p.  720;  dass  es  inzwischen  nach  Ol.  134  kein  sol- 
cher war,  hat  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  149  richtig  bemerkt,  und 
gleichwie  auch  in  iilterer  Zeit  noch  keine  Phyle  dafür  nachgewicsi;n 
ist,  so  sezt  selbst  der  Abfall  von  Ol.  115  (Paus.  I.  35.  2,  Polyaen, 
Strateg.  IV.  1 1 .  2)  vielmehr  ein  eigenes  nur  von  Athen  abhängiges 
noXiT(ii/ia  voraus,   wie   es  auch    Pliit.    V.    Solon.    c.  9  geradezu  nennt. 

5)  Kkrjqovxoi  {ayripetae ,  Cic.  N.  D.  I.  26)  fxnXovvro  ovq  ^Adrj- 
vuXoi  tTitfinov  tnl  ruq  noXftq  «?  fXti/ußtiyov ,  xA^^por?  fy.aoToiq  -iifufftov- 
T»?,  Harpocr.  p.  173;  vj;l.  Bekk.  Anecd.  p.  267  mit  dem  Beispiele 
von  Lesbos  bei  Thuc.  III.  50:  xXr^tJovq  öi  noir/OnvTfq  i;}i;  y^q  zfia:- 
XtXiovt;,  T()taxoaioM;  fiiv  rotq  &tOL<;  lf()otiq  i^ftXov ,  fjil  df  toi'C  ic/.Xoiii; 
atfiMv  ai'Tüiv  x).r/oovYoiii;  rovc  Xu^ovxnq  nnfnfftxi'rtv,  und  mehr  bei  Soan- 
beim  ad  Aristoph.  Nub.  203,  Böckh  Staatsh.  I,  S.  .=/55  fgg.,  W.Vchs- 
mutb  r,  S.  588  fgg.  und  Vocmel  de  discr.  vocab.  xXj]()ovxoi;,  unoixoc, 
l'noixnf  im  Frankf.  Ifcrbslprogr.  1839;  während  der  Aufsatz  von 
Freese  in  Jahn's  Archiv  XII,  S.  145 — 150  ganz  unhaltbare  Unter- 
scheidungen  aufstellt;    s.    auch    Schömann   im    Philol.    I,   S.   723. 

6)  S.  insbes.  d.  Decret  der  Salaminier  C.  Inscr.  I,  p.  150  und 
der  Delier  II,  p.  225  mit  Böckh's  Frläuterungen  ;  über  Delos  auch 
Spanheini  ad  Callim.  p,  586,  über  Aegina  Müller  p.  182  und  Böckh 
Staatsii.  II,  S.  631  ,  wo  zugleich  im  Allgemeinen  die  Trihutpflich- 
tigkeit  auch  für  solche  Inseln  ,  die  noch  Freese  S,  147  ausscheidet, 
nachgewiesen   ist. 

7)  Daher  ol  Xni()ö*/jaov  olnovtxii;  xöjv  noXixSiv  Demosth.  Aristocr. 
§.  103,  yiw^iyft»  tv  xfj  iV«Jw  Plat.  lüuthypbr.  p.  4  C,   vgl.  Paus.  1.27.6, 

Y2 


340   Th.y.  Der  athenische  Staat.  C.  It.  A.  Personenrecht. 

auch  die  Sprichwörter  uqxt)  Suvqia  (Zenob.  I,  32)  und  2/.xiQi.a  dixij 
(PoU.  VIII.  81)  mit  Hesych.  II,  p.  50:  ol  t«?  dtairat;  nnoffitvyovrfc; 
iaK^uxofTo  h  Aij/ivoj  tj  iv  'If4ß(jO)  ilvai,:  über  Leninos  aber  insbes.  C 
Inscr.  I,  p.  297  oder  Rangabe  Antiqu.  Hellen,  l,  p.  374 — 376  mit 
m.  Bemerk,  in  Heid.  Jahrb.  1830,  S.  1007  und  deren  Bestätigung 
bei  Hyperid.  pro  Lycophr.  p.  29  ,  wodurch  auch  auf  Demosth.  Phi- 
lipp.  I.  §.  27    und   Plaut.   Trucul,   I.    1.   74  Licht  fällt. 

8)  Geschichte:  Uebertrilt  zu  Athen  519;  erste  Zerstörung  427; 
Verpflanzung  nach  Scione  (Thuc.  V.  32,  Isoer.  Paneg.  §.  109,  Oiod. 
XII.  76)  421  ;  Rückkehr  387?  zweite  Zerstörung  373  CRel»«lanlz 
Iphicr.  p.  76);  Wiederherstellung  durch  Philippus  337  (Paus. 
IV.  27.  5,  IX.  1.  4);  vgl.  G.  O.  Friedrich  rer.  Plataic.  spec. 
Bcrl.  1841.8  und  F.  Münscher  de  rebus  Plataeensium,  Hanau  1841.  4. 
Dass  inzwischen  auch  später  noch  Platäer  zu  Athen  wohnten  ,  zeigt 
Aeschin.    Ctesiph.   §.    162, 

9)  So  scheint  es  wenigstens  nach  Thucyd.  III.  55  und  63  ,  wo 
die  Platäer  ausdrücklich  'A&tjvuimv  avu/iayoi  x(xi  noXtrai  heissen  ;  ist 
dieses  aber  nur  eine  Folge  des  uvtXfZv  ru  ngoi;  rtjv  'Attix?}v  o^un 
T^?  Tlkmaddoc,  (Ol.  75.  2)  bei  Plut.  V.  Aristid.  c.  U?  und  wie 
verträgt  es  sich  mit  Diodor.  XV.  46  :  ol  St  UkurauK;  fl?  \4&ijvtti;  ntzil 
TfxvMv  xai  yvvatiibiv  (fVyoviK;  ryq  laoTloXmiaq  Xxv/ov  6id  rijv  •/j}i]Oxü~ 
TTjra  rov  d^^ov ?  vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  52,  Krüger  ad  Dionys. 
Historiogr.  p.  100,  Klütz  foed.  Boeot.  p.  46,  Grauer  de  re  munic. 
Roman.   Kiel    1840.   4,  p.    10   fgg. 

10)  Im  Allg.  vgl.  Lysias  g.  Panklcon  u.  d.  Plataicus  des  Iso- 
krates;  insbes.  aber  den  Volksbeschluss  adv.  Neaer.  §.  104:  'Jnno- 
xgaxTjq  ttuf  nkuraifug  flvui,  'A&T]%'aLov<;  uno  rr/qöt  iTJi;  ^fiiqus,  hriftoiK; 
xa&aniQ  ol  ukkoi  A&7]vuloi, ,  xul  /iirfVvui  uvrotq  wvtih>  'Ad?jvaioi.q  ftf- 
Tfart  nrtvToiv  xul  if(jü)v  xul  oolwv  nkijv  iV  tk;  tiQuavu]  rj  riknr/  iarir 
ix  yfvoiiq ,  HTjdi  tSv  fvviu  nQ^övrcov,  roVg  d'  fx  Tol'iroiV  xitrarttfiat  df 
TOI/?  nXuruifuq  flq  Toi'q  di]noX'<;  xul  ruq  q>vXu(;,  inHd'uv  öl  vtfiljOwrii, 
(iV  f^foro)  in  A&r]vai(i)  ftrjöfvl  yiyviad-ut  Tlhxrttifotv,  fttj  f\i{)0nhü)  nuQU 
TOXI  dt'jfiov  rov  A8r]vniwv  :  woraus  jedoch  nach  Schömann's  richtiger 
Bemerkung  (att.  Process  S.  686)  nothwendig  hervorgeht,  dass  nicht 
alle  Platäer  schon  als  solche  Bürger  waren.  Auf  eine  besondere  Art 
des  Bürgerrechts  deutet  auch  Aristoph.  Ran.  706:  xul  77A«T«tf"?  iv- 
&v<;  ftvui  xuvrl  dot'iXo)v  dfonüzuq:  vgl.  Sturz,  ad  Hellan.  p.  125  mit 
Wachsmuth   I,  S.  650  und   de   Neve   Moll  percgr.   condit.   p.  38  —  47. 

11)  Andoc.  de  reditu  §.  23:  r'j^iw  di  v/uüq  noXXr'ixK;  xul  änvXoiq 
avd-(>0)noiq  xul  ^ivoiq  nuvToäanoXq  noXnfiuq  ö'iöövruq  .  .  oV  Uv  i'fiilq  ifuti- 
vo)vriti  noioivTtq  n  <(yuO'ov  x.  v.  X,  ^  gl.  Demosth.  Arlstocr.  §.  199 
fgg.  und  mehr  bei  Meursius  fort.  Ath.  c.  5,  Meier  Bon.  damn.  p.  48 
—  63,  Wcstermann  publ.  Ath.  honor.  p.  3!  —  3il  ,  de  IVeve  Moll  p. 
23  —  34  ,  auch  Leloup  ad  Isoer.  de  pace  (§.  üO)  p.  65,  wo  über  die 
endliche  Ausartung  dieser  Sitte  insbes.  Jacolis  ad  Anthol.  gr.  W , 
p.    132  citirt  wird,  und   Ellissen   in   Gott.   Sind.    1847,  S.   796. 

12)  Was  Suidas  s.  I/f()tOol6at.  nach  Ephorus  sogt;  vö/noq  ö'  i]v 
'AOt/vtjOi  Ih'üvq  ilnöfXfO&ui  xoxq  ßox'Xofthoxiq  xöiv  't.XXljvwv ,  geht  dem 
Zusaninicnhange  nach  auf  mythische  Zeiten  ,  wie  auch  Schol  Thu- 
cyd. !.  2  :  ol  AQTjyulot  10  TiuXuidv  ix'&x''q  f4tTföi<Soouv  noXminq,  x'otiqov 
öi  ox'xht  :  von  Solon  bezeugt  dagegen  Plut.  c.  24  :  ort  yaiaOui,  no- 
Xiruiq  0X1  öiö'oiot  nXijv  xoZq  (ffx'iyoiiaiv  in'  unifixiylff  xijv  inxnöiv  ij  nuvt- 
oriotq  A&tp'u^t  utroixt^onhoiq  inl  rix^fj'  Dass  ausserdem  kein  qix'mii 
öoxXoq  Bürger  werden   sollte,   i.st  bereits  §.    114,   n.    16   erwähnt.    ■>: 


§.  118.  Bürgerliche  Berechtigung  durch  die  Gehurt.    341 

13)  Vgl.  adv.  Neaeram  §.  13:  rt?  y«\)  «v  l'zt  na^ci  tov  ^rjfiov 
l^r/xrjOiif  XußtXv  dwQluv  /j.i%u  nolkCtv  dvuko)n(lxo)v  x«i  riQuynindaq  TioXi- 
T17?  fifX/.ojv  l'aia&ut]  und  das  Gesetz  selbst  §.  89:  n^cüiov  niv  yuQ 
vofto^  loTi  Toj  dTJfiüj  xfiftfvo^  nTj  fiiTi'Ui  noiTjOuoO^at  A&rjraZov,  ov  uv  fiTj 
di  uyd^uyu&iuf  ilg  rov  drjftov  tov  yt&qfuiMv  tt^iov  tj  yiffod-ai  TioXixrjv' 
inur'  infiiu*  nii.a&^  0  dfjuoq  xul  du  xrjv  6o)f)iäv,  oX'x  lü  xvqIuv  yfvt- 
O&ac  Tijv  Tioirjaiv ,  fdv  iat)  ?4f  xfjv  iniovouv  fy.xXt/Oiav  vnfQf^axiax'Xioi. 
ylSr/vttVoi  \pT]q.iao}vTui  XQvßÖTjv  \pi](fi^Qnivoi.  .  .  i'niixu  titxn  ravxa  nuqa- 
yof*wv  y(ju(f.TiV  inoi7]Of  xax  aiixov  xw  ßovXonfvti)  yi&Tfvaiuiv ,  xal  taxtv 
flaiX&ofxa  il<;  xo  dixaaxTjQiov  titXiy^at. ,   (oq  oi'x  u'^iix;  iaxi  xfj(;  doiQiüq. 

14)  Daraus  scheint  später  eine  regelmässige  äoxt/taala  x^c  6coQiüq 
h  Sixunxrjijioj  geworden  zu  seyn,  wie  sie  uns  in  dem  Psephisma  für 
Audoleon  (Bull,  dell'  Inst.  arch.  1833,  p.  153)  und  ähnlichen  Ur- 
Isunden  in  'E(fTfft.  uq/.  n.  41.  86.  370  begegnet;  vgl.  Ciarisse  Inscr. 
graec.  par  1840,  p.  23  und  Meier  im  lutell.  Bl.  z.  Allg.  Lif.  Zeit. 
1834,  S.  254  oder  zu  Ross  Demen  S.  42,  der  sie  to»  üemetrius 
Phai.  herleitet :  toi'?  dt  &fafio&fxaq  oxav  ngäixov  oi.ov  x  rj  jt?  toc? 
mvTaxoaiovq  di,xuaxüq  dauyuyiiy   uvx(ü   ir^v  domuuniav   u.    dgl. 

15)  Lucian.  Scytha  c  8,  vgl.  Aristid.  Panath.  p.  164  Dind.  mit 
Hemsterh.  Anecd.  ed.  Geel  p.  58  und  Meineke  Aual.  Alex.  p.  4, 
wo  die  entsprechende  Redensart  Otroq  (Arg.  Demoslh.  Aristoer.  p. 
556)  oder  &fafi  noXixrjq  erklärt  ist;  wörtlich  Adoptivsohn  des  Vol- 
kes, vloq  noXioiq,  wie  bei  Keil  Inschr.  aus  Spart.i  S.  18;  daher  Ly- 
sias  Argorat,  §.  91  :  to"»  d/'/^ov,  ov  arToe  (prjOi.  TutxfQU  uvxov  ftvia,  y«t- 
yi]xui,  xaxojouq.  Sonst  freilich  auch  xaxii  \i'rj<fio/^a  7ioXi.xrj<;  (üemosth. 
INicostr.   §.    18)   u.  dgl. 

16)  ^'gl.  Hemsterh.  ad  Aristopb.  Plnt.  p.  368,  und  was  Trittys 
und  rs'aukrarie  betrifft,  Dietrich  de  Clisthene  p.  23;  über  den  spä- 
teren Eintritt  in  eine  Phratrie  aber  neuerdings  Meier  Coram.  epigr. 
II,  p.  104,  wonach  diese  Neuerung  freilich  schon  vor  die  Zwölfphy- 
lenzeit  zu  fallen  scheint,  obgleich  anderseits  die  Bestimmung:  xv- 
(jiav  fivuv  XJjv  TioXtTfiav,  jjv  löwxiv  0  örjfioq  xü  7tuin.no),  xal  y(j«i/'«Oi?at 
«i'Toi's  (fvXfjq  xal  dijfiov  xul  qjQuxQLuq  wv  av  e<nxf(ioq  ßovXrjrui,,  gerade 
darauf  führen  könnte,  dass  sie  in  der  Zwischenzeit  eingeführt  sey. 
Entbehrte  aber  der  Neubürger  des  Rechts  zu  testiren  und  der  ge- 
setzlichen Tutel  über  seine  Frau?  Demosth.  Stephau.  II.  §.  15  mi^ 
Wachsmuth  I,  S.  474  und  II,  S.  877. 

§.  118. 
Diesen  Fall  abgerechnet,  beruhete  das  attische  Bür- 
gerrecht wesentlich  auf  der  gesetzniässigeu  Abstammung 
aus  einer  rechtsgültigen  Ehe ;  doch  scheint  in  diesem 
Puncte  das  Staatsrecht  nicht  immer  die  Consequenz  des 
Familienrechts  beobachtet  zu  haben.  Was  namentlich 
die  Kinder  eines  Bürgers  mit  einer  Nichtbürgerinn  be- 
traf, so  galten  diese  ')  juristisch  als  illegitime,  rödoi  '), 
und  standen  als  solche  ausserhalb  der  Familie,  die  ihnen 
höchstens  eine  Gabe  von  tausend  Drachmen  nach  des 
Vaters  Tode   gewährte  5) 3    dass    aber   das  solonische  Gc- 


342  Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.II.A.  Personenrecht. 

setz ,  welches  diesen  Ausschluss  gewährleistete "'"),  ihnen 
aucii  die  staatsbürgerlichen  Rechte'  abgesprochen  hätte, 
ist  schlechthin  unerweislich,  und  wenn  ihnen  auch  für 
ihre  Uebungen  und  Zusammenkünfte  ein  besonderes 
Gymnasium  im  Cynosarges  angewiesen  war  ^) ,  so  lässt 
sie  doch  schon  dieser  Umstand  selbst  als  einen  Theil  der 
bürgerlichen  Jugend  Athens  erkennen  ^).  Erst  Perikles, 
so  viel  wir  wissen,  hatte  auch  das  Indigenat  der  Mutter 
zur  Bedingung  des  attischen  Bürgerrechts  erhoben  '')  5 
doch  muss  sein  Gesetz,  auch  wenn  es  nicht  ausdrücklich 
aufgehoben  worden  ist,  im  Laufe  des  peloponnesischen 
Kriegs  ausser  üebung  gekommen  seyn  0)  5  denn  als  es 
unter  dem  Archontate  des  Euklides  Aristophon  ^)  wieder- 
herstellte, wurden  alle,  welche  vor  diesem  Zeitpuncte  von 
einer  Nichtbürgerinn  geboren  waren,  von  seinen  Wir- 
kungen ausdrücklich  ausgenommen  ^^)  ,  und  selbst  nach- 
her sind  einzelne  Beispiele  gegenthelliger  Ehen  keines- 
wegs unerhört  1^).  Noch  weniger  endlich  scheint  die 
andere  Foderung  des  Familienrechts,  das  ordnungsmässige 
Verlöbniss  '-)  der  Frau  von  Seiten  ihres  Vaters  oder 
sonstigen  nächsten  männlichen  Agnaten  oder  Vormun- 
des ^3^,  zugleich  die  staatsrechtliche  Bedeutung  gehabt 
zu  haben,  dass  ihr  Mangel  die  Kinder,  wie  von  der  Phra- 
trie  des  Vaters  ^''^)  und  den  Erbrechten  ^5),  so  auch  vom 
Staatsbürgerthume  ausgeschlossen  hätte  ^^)  5  im  Gegentheil 
genoss  selbst  erklärte  Kebsweiberei  gesetzlichen  Schu- 
tzes i''),  und  sowohl  ihre  Früchte  als  auch  die  vorhin  er- 
wähnten vo&oc  scheinen ,  zumal  wenn  ihr  Vater  weiter 
keine  rechtmässigen  Kinder  hatte  ,  bisweilen  durch  eine 
Art  von  Adoption  gleichsam  legitimirt  und  in  voUfe  Kin- 
desrechte eingesezt  worden  zu  seyn  ^^). 

1)  Wenigstens  insofern  mit  der  Familie  oder  Heimath  der  Mut« 
ter  keine  ijiiyufiia  bestand;  vjl.  §.  116,  n.  2.  Bemerkenswerth  ist 
aber  in  Attika  selbst  der  Mangel  der  intyaftia  zwischen  zwei  Demen, 
Plut.  V.  Thes.  c.  13. 

2)  Poll.  III.  21:  v6&o(;  äi  ö  fx  ^htjq  i)  naXkuxidoq  ,  i>n  hiwv  di 
xaiitrat  nrjxQoifvoq:  vgl.  Meurs.  Themis  Att.  II.  12,  Tittmann  S.  635 
—  639,  und  mehr  oben  §.  52,  n.  5,  insbcs.  aber  Meier  Bon.  damnat. 
p.  C3— 77  und  F'latner  Beitr.  S.  106  fgg.  Dio  Chr.  XV.  3  scheint 
auch  die   Kinder   einer  Uürgcrinn  mit    einem  Fremden  oder  Sklaven 


§.  118.  Bürgerliche  Berechtigung  durch  die  Geburt.     343 

unter  den  vöO-otq  zu  begreifen;  solche  aber  nennt  Platner  S.  235 
besser  mit  Aristot.  Politic.  111.  3.  5  lfvoi<g,  wie  er  auch  I'rocess  II, 
S.  70  richtig  bemerkt,  dass  das  Gesetz  adv.  Neaer.  §.  16:  iilv  £*- 
vog  flarfi  owoixjj  n.x.k,  (Fetit.  VI.  I,  p.  536)  gleich  dem  andern  §.  52: 
inv  di  T»?  fxdiöüi  ^fvrjv  yvvaZxu  ftvö(jl  ^&t]vui(ü  ü)q  tavitü  nQoOTjxovüay 
x.T.X.  nur  auf  Unterschleife  geht,  vgl.  Becker  Cbarikl.  III,  S.  287; 
nicht  ganz  genau  Herald,  rer.  jud.  auctor.   11.    17.  4  u.   5. 

3)  Harpocr.  p.  207  :  vo&tlu  tu  toT?  vö&otg  iv  %wv  nnxiituoiv  dtdö- 
lifva'  ifv  di  fif/ü^  xikio)*  d(jnx/ii(öv:  vgl.  Poll.  1.  c.  mit  Meurs.  lect. 
Attic.   I.  21   und  Petit.  VI.   6,  p.  588. 

4)  Aristoph.  Av,  1661  :  vö&m  dt  fii^  firtti  uy^iartlav ,  nctidujv  ovrtDv 
Y*Tjaimv'  lav  di  naldii;  firj  moi  yrTjOioi,  toT?  l^yinuto)  ytvovq  i^iTilviti 
XMv  xg^fiKTMv;  später  unter  Kuklid  erneuert;  vgl.  Isaeus  Pbiloct. 
§.47  oder  Demosth.  Macart.  §.  51  :  vo&oj  di  ftt/di  vö&p  pn)  ivvui  dyx^- 
OTtiuv  fiT/d-'  LfQwv  nrjü^  ooimv  dn  Ex'xkfidov  uQ/ovroc; ,  und  die  schöne 
Conjectur  dv  dorwv  für  dwaoräiv  von  Cobet  Orat.  p.  61  zu  Ath. 
VI.   36,  p.   239  D. 

5)  Plut.  V.  Them.  c.  1;  vgl.  Demosth.  Aristocr.  §.  213,  wo  er 
freilich  schon  Antiquität  zu  seyn  scheint,  und  mehr  bei  J.  C  Kühn 
praes.  Hebenstreit  de  Cynosarge  gymnasio,  Lips.  1762.  4  und  F.  V. 
Fritzsche  de  Aristoph.  Daetal.  p.  27;  in  örtlicher  Hinsicht  auch  O. 
Müller  zu  Leake's  Topogr.  v.  Rienäcker  S.  240  und  insbes.  Gölt- 
ling  in  Verb.  d.  Leipz.  Ges.  d.  Wiss.  1854,  S.14fgg.  Gehört  aber 
hierher  auch  der  Fluch  ilq  Kvvoau(tyi<;   Paroem.    Gott.    I,  p.    246? 

6)  Anders  Petit.  II.  4.  1  und  neuerdings  Westermann  in  Verb. 
d.  Leipz.  Ges.  1849,  S.  200,  dem  auch  Sintenis  in  Philol.  V.  S.  26 
fgg.  und  Schömann  Verf.gesch.  S.  92  darin  beipflichten  ,  dass  Pe- 
rikles  nur  ein  solonisches  Gesetz  erneuert  habe;  aber  die  Beispiele 
bürgerlicher  Rechte,  die  von  vö&oii;  geübt  wurden,  stehen  lest,  und 
wenn  man  diese  von  Jugend  auf  so  scharf  schied,  dass  man  ihnen 
ein  besonderes  Gymnasium  anwies,  so  würde  man  gewiss  auch  ihre 
sonstige  INichtberechtigung  nicht  so  ausser  Acht  gelassen  haben,  wie 
jene  es  annehmen  müssen;  während  die  rückwirkende  Kraft  des 
perikleischen  Gesetzes ,  auf  die  sich  Westermann  beruft ,  wahrlieh 
eben  so  hart  war,  wenn  sie  eine  mehr  als  hundertjährige  Verjäh- 
rung anlastete.  Die  Gymnasien  freilich  bloss  auf  Bürger  zu  be- 
schränken,  ist  mein  Sinn  nicht;  nur  Sklaven  verbot  sie  das  Gesetz 
bei  Aeschin.  Timarch.  §.  138,  vgl.  Artemid.  Onirocr.  I.  54  und  Pe- 
tit III.  7,  p.  387;  aber  schon  als  Freie  mussten  die  vööot  entweder 
Bürger  oder  Fremde  seyn,  und  für  Fremde  errichtete  das  solonische 
Athen  doch  wohl  kein  besonderes  Gymnasium? 

7)  Mivovg  'AQr]vuiov<i  f^vui  toi'?  ix  dvotv  'A&r/vuiwv  yiyovöxuq, 
Plut.  V.  Pericl.  c.  37;  vgl.  Aelian  V.  Hist.  VI.  10  und  XIII.  2i; 
über  den  muthmasslichen  Zeitpunct  Bergk  in  N.  Jahrb. LXV,  S.  384. 
Worauf  geht  aber  das  Bruchstück  aus  Kraterus  bei  den  Lcxikogr.  s. 
vuiiTodlxai.:  iuv  di  rt?  f|  uiKfoXv  ^ivotv  yiyovmg  qiQUT{)ii,rj ,  diuxiif  oil 
TW  ßovkonivoj    A&Tjvaiwv'i 

8)  üeber  die  Ungewissheit  des  Bürgerrechts  in  jerer  Zeit  über- 
haupt 8.  Elmsl.  ad  Aristoph.  Acharn.  523  und  Döderlein  philol. 
Bcitr.   a.   d.   Schweiz  S.  39. 

9)  Ath.  XIII.  38:  'A{n(iroq>ö)v  di  ö  (>ijru)Q  o  tov  vöfiov  (iaiyiyxiDv 
in'  ti'xkiidoji  «(i/üi'Tov,  0?  liv  fiij  jj  (<oi//i,  yivi^rui  vöi}ov  liviu:  vgl.  de 
Nevc  Moll  p.   15  fgg.  und  A.   Schaler  im  Philol.   I,  S.   189,  welcher 


344   Th.  F.  DeruthenischeSlaal.  C.JI.A.  Personenrecht. 

leztere  zugleich  mit  Wahrscheinlichkeit  verinuthet,  dass  die  scheinbar 
abweichende  Angabe  des  Schol.  Aeschin.  Timarch.  §.  39  ,  der  statt 
Aiistophou  den  sonst  nur  aus  Lysias  Agorat.  §.  58  bekannten  JNi- 
koinenes  nennt,  sich  auf  die  sogleich  zu  erwähnende  Modiiicatiou 
beziehe,  durch  die  sich  auch  der  Zweifel  erledigt,  welchen  Fiatner 
S.  XXVII  gegen  Meier  p.  72  über  den  Zusammenhang  dieser  Maass- 
regel mit  der  Amnestie  erhoben  hat :  Ei'ifitjloq  o  ni(ji,7iar?jTixoq  iv  xü 
x{tUüj  Tiffil  rrjq  (((j/uiaq  xufiojdiuq  (f^jjol  NiKo/Atvij  riru  \^r/^io/xa  &ia&fu, 
fiijdivu  Twv  fifT  EvY.kfidrjv  (Jn)yovxa  /AiTixU'V  rf/q  TioAfoj?,  ar  /xij  cifi^w 
roiq  yovfuq  uorox'q  iTtcStiiT^TUi ,  rovg  6t  71^6  Ei'xkddov  «v«$<T«oroi'C 
t/(fita&iti. 

10)  Demosth.  lüubulid.  §.30:  rotq  yqövoiq  oiJtw  qiaLvtTui,  yfyovojqf 
(ooii  il  xal  xaru  &uti()u  «oxü?  /^v,  jtvat  nokirrjv  jiQoor/Xfiv  avzov  '  yi~ 
j'jjf  yän  T^iö  Ei'xXfiöov;  vgl.  Isaeus  Ciron.  hered.  §.43  und  im  Allg. 
Schöinann  Auticju.  jur.  publ.  p.  197  und  Scheibe  oligarch.  Umwäl- 
zung S.    153. 

11)  Vgl.  "EcfiT^n.  dtjxuiok.  n.  977  und  Ross  Demen  n.  48.  71.78 
mit   Meier's   Bemerkung  S.   60. 

12)  'Eyyi'rjoiq ,  s.  Privatalt.  §.  30,  n.  6  und  mehr  bei  Petit  VI.  1, 
p.  534,  Platner  Beilr.  S.  109,  Meier  Process  S.  409,  Wachsmuth 
II,  S.   165. 

1.3)  Mit  einem  Worte  des  xvoioq,  s.  Privatalt.  §.  56,  n.  5  und 
was  ich  Conipar.  jur.  dornest,  p.  10  nach  Anleitung  von  Plat.  Leg. 
p.  774  E  über  die  Hauptstelle  bei  Demosth.  Stephan.  II,  §.  18  ge- 
sagt habe:  rjv  «>'  iyyvtjorj  tnl  öiAuioiq  düßu^Tu  iivai  tj  naTtj(j  ij  ddil- 
<poi  ofioniiTiaQ  rj  nunnoq  o  nijoq  uaxQoq,  ix  xuinrjq  ilvui,  nuldaq  yvrj— 
oiovq'  luv  di  ixTjdilq  ^  rovxmv ,  idv  /uiv  tjiixljfQÖq  xiq  jj  röv  xiipto» 
*';;f*tv,  luv  dt  /^rj  ?},  oru  uv  dtXQixpr^,  tovtov  xvqiov  ttvai,  also  der  von 
dem  zu'ezt  verstorbenen  xvQioq  hinterlassene  (TiixQonoq  oder  Vor- 
mund, der  nach  Aeschin.  Timarch.  §.  13  u.  17  unbedenklich  auch 
■/.v^ioq  helsseu  kann,  vgl.  Schömann  ad  Isaeum  p.  182  u.  339,  auch 
Diogen.  L.  X.  19,  und  mehr  bei  de  Boor  Intestaterbrecht  S.  78 
und  van  Stegeren  Cond.  civ.  femin.  Ath.  p.  97.  Bisweilen  selbst 
der   Stiefvater,    isaeus  Astyph.   §.   29. 

14)  Vgl.  oben  §.  99,  not.  7:  jJ  «ar//?  >««'  iyyvrjxfjq^  auch  yu/it' 
Tfjq ,  Isaeus  pro  Euphileto  §.  9,  und  mehr  bei  E.  v.  Lasaulx  zur 
Geschichte  und  Philosophie  der  Ehe  bei  den  Griechen,  München 
1852.  4,  S.   64  fgg. 

15)  Demosth.  pro  Phormion.  §.  32:  il  yrtQ  ui'tt}v  t^x^v  kaßtjv 
aäixroq  oö'e  /nrj6fvoq  ö'ovxoq ,  ovx  tjOUv  ol  nuXdtq  xX^Qovofiot ,  roTq  öi  fii^ 
x?.ij(iov6f4,oiq  ovx   rjv  ftirovala  rb>v  övrtov. 

16)  Platner  Beitr.  S.  115;  Meier  Bon.  damnat.  p.  67,  Gans 
Erbrecht    I,  S.    313. 

1^)  ^'ßl-  Privatalt.  §.  29,  n.  6  fgg.  und  Einzelnes  mehr  zu 
Becker's  Chariklcs  IM,  S.  278,  namentlich  auch  über  den  Recht- 
schutz einer  naD.axTJ  ,  ijv  uv  tiq  in'  iXtv&f^oiq  nuiolv  l'x!l  >  ^*^'^  ^^- 
mosth.  Aristocr.  §.  55,  welche  Stelle  Westermann  ganz  missverstan- 
den  hat. 

18)  Vgl.  Petit  p.  217,  Platner  Beltr.  S.  131  u.  142,  Schömann 
Antiqu.  p.  198,  und  den  bekannten  Fall  des  Sophokles  mit  m.  Be- 
merk. Qunest.  Oedipod.  p.  52  fgg.  Weiter  freilich  können  wir 
nicht,  wie  Gnns  S.  319,  die  Legitimation  ausdehnen;  s.  oben 
§.   99,  n.   9. 


§.  119.     Politische  Bedeutung  der  Familie.         345 

§    119 

Trotz  aller  dieser  Ausnahmen  bleibt  es  jedoch  Im 
Ganzen  sichet,  dass  der  athenische  Staat  und  seine  Ge- 
setzgebung; die  Familie  fortwährend  als  seine  festeste 
Grundlage  betrachtete  und  Ihrer  Erhaltung  selbst  von 
Amtswegen  eine  grosse  Sorgfalt  zuwandte  ^).  Die  Fa- 
milie war  der  erste  der  Kreise,  In  welchen  das  Indivi- 
duum aus  seiner  physischen  Vereinzelung  zu  einer  hö- 
heren sittlichen  Gemeinschaft  emporgehoben  werden  sollte^ 
um  so  mehr  aber  musste  dem  Staate  daran  gelegen  seyu, 
sie  in  ununterbrochener  Continultät  fortdauern  zu  sehn  ^)'^ 
und  selbst  die  Nähe  der  Verwandtschaftsgrade  ,  in 
welchen  die  Ehen  nicht  nur  zugelassen  3)^  sondern  durch 
die  Sitte  begünstigt  *)  und  für  Erbtöchter  ^)  gesetzlich 
verlangt  wurden,  rechtfertigt  sich  unter  diesem  Gesichts- 
puncte  durch  das  Bestreben,  das  Blut  eines  Hauses  wie 
sein  Vermögen  möglichst  rein  und  unvermlscht  zu  be- 
wahren und  alle  Mitglieder  desselben  fortwährend  als 
Nachkommen  des  gleichen  Ahnherrn  Im  Gefühle  wesent- 
licher Zusammengehörigkeit  zu  erhalten  ^).  Auch  die 
Adoptionen,  die  im  Falle  der  Kinderlosigkeit  das  Erbe 
zu  regeln  und  ein  Geschlecht  fortzusetzen  bestimmt  wa- 
ren^), wurden  im  gleichen  Sinne  vom  Staate  überwacht  ^), 
und  ^enn  auch  in  diesem  Stücke  ,  wie  oben  bereits  be- 
merkt Ist,  Solon  dem  Einzelnen  die  volle  Freiheit  testa- 
mentarischer Verfügung  angebahnt  hatte  9),  so  prägt  sich 
dagegen  in  dem  Intestaterbrechte  ^^)  fortwährend  die  Idee 
derselben  Familiengemeinschaft  und  Solidarität  aus  *^), 
die  überhaupt  In  dem  Begriffe  der  dy/ioifiu  Ihren  juri- 
stischen Ausdruck  besizt  und  unter  diesem  Titel  sowohl 
In  dem  bürgerlichen  als  in  dem  gottesdienstlichen  Rechte 
eine  organische  Stelle  einnimmt  ^^). 

1)  Dieser  vrichtige  Gegenstand  ist  leider  noch  nirgends  erschö- 
pfend behandelt  ,  obgleich  Platncr's  Beiträge ,  Gans  Erbrecht  in 
vreltgeschichtlichcr  Kntwii  kelung  (Uerlin  18Ü4.  8)  und  von  Lasaulx 
über  die  Ehe  schätzbares  Material  dazu  bieten  ,  in  der  Kürze  auch 
Müllinann  griech.  DcnUwürd.  S.  '20  fgg.  i  aber  gerade  die  unilas- 
seudste  iicarbeitung  von  J.   Cauvct    de    i' Organisation    de  la  l'amillc 


346  Th.  V,  Der  athenische  Staat.  C.  II.  A.  Persönenrceht. 

k  Athenes  in  Revue   de  legislation  et  de  jurisprudence   1845,  T.   III, 
p.   129 — 181    und  433  —  477    ist  voll  grober  Irrthümer. 

2)  Vgl.  das  Gesetz  bei  Demostb.  Macart.  §.  75:  o  u{)X(uv  inifti- 
XiLa&ü}  TMv  oQifavwv  xul  xuiv  (mnkrjQtüv  x«t  rwv  otxaiv  rüiv  t^i{)Tjtiox'fii- 
»wv  xai  'tü)v  yiivuixitiv ,  oaai,  fifvovai.v  fv  toT?  Oixoig  xS)v  avd^ütv  iCüv 
rf&v7jX(iT(i)v  (fiuaxovaui  xitlv'  rovrmv  iTtifiikfio&iD  xal  fiTf  furo)  iß(iiL,itv 
litjdeva  mql  toi'toi/?  :  mit  Petit  VI.  7.  3   und  Meier   Process  S.28Ö  fjjg. 

3)  Dass  das  attische  Recht  selbst  zwischen  Halbgescbwistern, 
wofern  sie  nur  nicht  dieselbe  Mutter  hatten  (d/jiqiii^ToQK;,  Poll.  III. 
24)  die  Ehe  zuliess  ,  ist  bekannt;  vgl.  Cornel.  N.  Cini.  1:  nam, 
Atheniensibus  licet  eodem  patre  natas  uxores  ducere ;  auch  Plnt.  V. 
Thera.  c.32,  Miuuc.  Fei.  Octav.  c.  31,  Phil,  special,  leg.  III.  4.  Audoc. 
c,  Alcib.  §.  33  :  i^oioxQÜxiauv  Kiftwva  Jt«  naQuvo,ulav  ,  on  rrj  luvrij 
ilöfliff]  ovvwxrjoe,  welchen  Muret.  var.  lect.  VII.  1  and  F..  G.  Weber 
ad  Herodian.  I.  3.  3,  p.  25ü  —  259  dagegen  anziehen,  könnte  höch- 
stens eine  Missbilligung  der  öffentlichen  Meinung  beweisen,  wenn 
ihr  überhaupt  Glaubwürdigkeit  zukäme;  s,  Meier  de  Andoc.  V,  p.  88 
und  mehr  im  Allg.  bei  Rutgers.  \&t.  lect.  1.  9,  Meurs.  Them.  Att. 
1.  14  und  Petit  p.  537,  auch  Montesquieu  Espr.  d.  lois  V.  5  und 
Gans  I,  S.  309. 

4)  ^Ay/jorivd-qv  ya/iiitv ,  PoU.  VI.  175;  vgl.  Demosth.  Macart. 
§.  74:  tri,  df  n,(j6q  toi'Tok;  xal  rt/v  Q-iiyaTiQU  i'öojx  ovö'ufiooi  i^(o,  aXku 
T(ö  adfktfiidü}  TW  i/xuvToTi  ,  onsw?,  tnv  vyiuivwoi ,  xal  oi  fx  tovtmv  f» 
Tov  avTov  yh'ovq  (ßjoiv  'Ayvia:  auch  Andoc.  Myst.  §.  59,  Isaeus  Apol- 
lod.  §.  12,  Plaut.  Rud.  IV'.  6.  8,  Plut.  Narr,  auiat.  1;  Oheim  und 
Nichte  adv.   Neaer.  §.  22  und  Lysias   Diogit.   §.   4. 

5)  Terent.  Phorm.  1.  2.  75:  lex  est  ut  orbae ,  qui  sunt  genere 
proximi  ,  iis  nubant  et  illos  ducere  eadeni  lex  jubet ;  vgl.  Meurs. 
Them.  Att.  I.  13,  Petit.  VI.  1,  p.  534  —  543,  Sluiter  lect.  Andocid. 
p.  80 — 83,  Bunsen  jur.  her.  p.  44  —  49,  de  Boor  Intestaterbrecht  S. 
76  —  84,  van  Stegeren  Cond.  civ.  femin.  p.  71 — 79;  auch  Hüllmann 
Urgesch.  d.  Staats  S.  69—71  oder  Denkwürd.  S.  30 — 37  und  mehr 
§.   120,  1..  7  fgg. 

6)  S.  Plut.  V.  Solon.  c.  20  :  "omaq  olxtlov  rj  xoX  titTr/,i)v  tov  yi- 
vovq  To  Tixröfifrov :  und  die  weitere  Rücksicht  gegen  den  Ahnherrn 
selbst  bei  Isaeus  Menecl.  §.  36  :  IV«  fit}  uv(övvf*o<;  o  oixog  aihov  yivrj- 
rai,  wie  man  denn  auch  üusserlich  gern  die  gleichen  Namen  in  ei- 
ner Familie  beibehielt;  vgl.  Demosth.  Macart.  §.  74,  adv.  Boeot.  de 
nom.  §.  27,  und  mehr  bei  Spanheim  ad  Aristopb.  Nub.  63  und  Bergk 
Com.   Att.  reliqu.  p.  213,  auch   Privatalt.   §.  32,  not.    18. 

7)  Vgl.  Petit  VI.  6,  p.  578  fgg. ,  Bunsen  p.  55  fgg.  ,  Gans  I, 
S.  383  fgg.  ,  de  Boor  S.  84  fgg. ,  und  mehr  Privatalt.  §.  64,  n.  5 
fgg.   und  Compar.  jur.   domest.   Plat.   p.  23  fgg. 

8)  Isaeus  Apollod.  §.  30 :  nr'/vxn;  yug  ol  TiXfVTtjaitv  /lUkoviiq 
nfyovoiav  noiovvTa^  nifxjjv  avxüJv  ,  otiöj?  /^.tj  ii((iTjf*(oaovoi  toi?  a(ffTf(Jovq 
«j/'cwv  oi'xoi'f,  uXSi  i'oTui  Tiq  xal  o  tvuyiäiv  xal  nuvra  t«  vofti,i,oiiiva 
«i'Tor?  noirjamv  äio  xav  unaidiq  reXivTijaojaiv ,  akk  ovv  Ttoitjau/Atvot 
xaTaXiinovai,'  xal  ov  f*övov  iäiu  ravTa  yivcoaxovaiv ,  nXXu  xa*  ö  \  n  o- 
oia  TO  HO  IV  ov  T^c  71  öXiw^  OVT  w  ravv'  t  yv  0)xf  vofi<ü  yuQ  za> 
aQxovxt:  Twv  ol'xwr,  oTiox;  «v  fii}  i^iQtjuwviui,  nQoaxuxiii,  ryv  IniiAiXuav. 
vgl.  Demosth.  Leoch.ir.  §.  43  und  Aristo».  Politie.  II.  9.  7  ;  vö/tot 
&ixixol,  onüii;  o  u()ii/fiöq  awl^Tjxui  twv  xXi/()oip.  Später  ireilicb  auch 
wohl  um  kcineo  o^«os  Xinov()ywv  zu  verlieren  ,    Isaeus  §.  42. 


§.  119.     Politische  Bedeutung  der  FamHie.       347 

9)  S.  oben  §.  107,  n.  4,  obgleich  auch  hier  ^;,«=dfr  die  Wahl 
meistens  auf  nähere  Verwandte  fiel,  vgl.  Isaeus  Apollod^§.  3d.  Mc- 
necl.  §.21,  und  insb,s.  Demosth.  Lept.  §.  102:  ,.yag  Soko^v  .&r,» 
yiuov,   ilr.ya.  do.-v«.  .«  .'«vrof-   d,   ay  r.e  ßovXrjxcu  ,  jav  f^r,    na.di<;  a,a» 

Xovi;  tv.  ^ 

10)  Vgl.  Priratall.  §.  63,  n.  3  fgg.  mit  den  Abhh.  von  Seifert 
(Greifsw.  1842)  und  Schneider  de  jure  bered.  Athen.ens.um  .  Mün- 
chen 1851.  8;  auch  Giraud  sur  le  droit  de  succession  chez  les  A  he- 
niens  in  Revue  de  legidatiou  XVI  ,  p.  97  fgg.  "«^JN aber  (Colons 
Wetgeving  aangaande   het  erfregt)   in  Mueraosyne  18a2,  p.  J7o-öJi. 

11)  Plat.  Legg.  XI,  p.  923  A -.  h<"Y  »'"  ^°f*o&(T^<;  wv  cn'&'  .V'<« 
,Vöiv   avTÖ,v   ü^cu  ri&ri^u   o.'r.    t^v    ovaiay  zarryv,  |r^rx«»TO?   c>.  Tovy,- 

T«?  n6Xfw<:  r^a,  tÖ  re  yho<;  n«v  x«i  ttj*  ovaiav.  vgl.  l\,  p.  ö//  ". 
wo  jedenfalls  der  Grundgedanke  des  wirklichen  Rechts  auch  durch 
die  idealisirten    Besonderheiten  hindurchsch.nimert. 

12)  "JyYinriia  ii  fitTovaia  rrjq  oxaiaq ,  Suidas  I,  p.  43;  ygl.  De- 
mostb.  Leochar.  8.  2:  to.*  roVo.-  rä?  dyx,axnaq  xolq  fyyvzf.Tw  ysvu 
n-to6.diyro<;,  ,nit  Schömann  ad  Isaeum  p.  394  :  «y/.orn«  propinqui- 
tatem  coqnationis  significat  non  simpliciter ,  sed  <,uatenus  cum  jure 
sueeedendi  m  alterius  bona  conjuncla  est;  auch  Hesycb.  s.  .40,  rp.«- 
r.ädoq:  ol  ^y?  ^fT«;.«/.,5«vo.Tf?  rz«rc)f?  ?  uyx^oriZq  ^'.rjgov  Tthixrjoayxoq 
T.voc,  wo  ich  nicht  mit  Meier  de  gentil.  p.  21  t,,?  uyj.OTna,  lesen 
möchte,   und  Bekk.  Anecd.   p.    333   oder   Phot.   p.  b:   r^ar^r?  0.  «:xo 

•        '  '    A^    It,,    -rn.Wtnv    avvvivilc  uövov.      DcT  M issverstaiid, 

dessen  Wachsmuth  II,  S.  172  dieses  Zeugniss  zeiht  durfte  eher 
auf  seiner  Seite  seyn,  und  am  wenigsten  sollte  er  sich  auf  Ammo... 
p.  3  berufen  ,  der  denselben  Gegensatz  nur  von  einer  andern  Seite 
auffasst:  dyx^oxfK;  ^iy  yag  ok,  Jrz»d«v  t.c  ^x  xov  y.yovq  n:io&uyij,ovy- 
ya,Q,l  ö  i-i^o«  dyx.nouXo&a.  xmv  xo.ovxmy   cT.xuu^v     ovyy^yilq  dio.   oyxf, 

^i.a.a:  denn  was  den  weiteren  Umfang  der  Bl°*"'=^«,  ^^*"^  '  .f" 
hat  er  neben  den  sonstigen  Schwierigkeiten  der  Gesetzes«  eile  bei 
Demosth.  Macart.  §.  57  (s.  oben  §.  104,  «.  5)  ganz  ubersehn,  dass 
derselbe  nur  auf  die  secundäre  Beiheiligung  (omd.c.x.<v)  geht  wah- 
rcnd  die  primäre  Verpflichtung  ..tJ?  «v^V'.oT^ro?  begr.tten  ist  ,  also 
sich  ganz  auf  den  Grad  beschränkt,  den  ich  auch  Compar.  p.  ib 
und  Privatalt.  §.  63,  n.  13  mit  Schömann  als  Gränze  des  primären 
Erbrechts  angenommen  habe  ,    ohne    freilich    darum  mit  Bunse»   da« 

.ubsidiüre  jenseits  der  dyy.mna  s^m  »^"""^'V"""  '  J' ,^"  R.^hU 
und    mehr    im   Allg.    bei  Klenze    in    Zeitschr.    f.   geschichtl     Rechts- 
wiss.  VI,  S.    144—158,    obgleich    auch    hier    manches  unklar  oder 
schief  dargestellt  ist. 

§.120. 
Nur  anf  das   weihllclie  Geschlecht   wirkte  ebendess- 
halb  die  politische  Unmiindigkeit  desselben  >)  auch  in  fa- 
niilienrcchtlicher    Hinsicht   dergestalt    zurück,    dass  ein 


348  Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  A.  Personenrecht. 

Weib  eigentlich  nie  als  selbständige  Rechtsperson  be- 
trachtet ward  und  lebenslänglich  der  Geschlechtstutel  un- 
terlag ^)  ,  die  mit  dem  Yerlöbniss  yon  dem  natürlichen 
Gewalthaber  auf  den  Ehegatten  übertragen  ward  ^)  und 
nach  dessen  Tode  selbst  auf  den  Sohn  übergehn  konnte'^). 
Eigenes  Vermögen  zn  besitzen  war  ihm  principiell  un- 
möglich, und  bei  gleicher  Nähe  der  Verwandtschaft  schloss 
das  Erbrecht  der  männlichen  jederzeit  das  der  weiblichen 
Angehörigen,  ja  selbst  die  männlicherseits  Verwandten 
die  Descendenten  von  Frauen  aus  ^)  ,  welchen  lezteren 
zunächst  nur  die  Mitgift  als  Ersatz  diente  ^) :  fiel  aber 
gleichwohl  einem  weiblichen  Famlliengliede  der  Reihe 
nach  eine  Erbschaft  zu  ,  so  hatte  der  nächste  männliche 
Seitenverwandte  das  Recht,  eine  solche  Erbtochter'')  je- 
dem andern  und  selbst  dem  Manne  streitig  zu  machen, 
welcher  sie  etwa,  ehe  ihr  jene  Erbrechte  anstarben,  ge- 
heurathet  hatte  ^).  Auch  war  es  einem  Vater,  der«  nur 
weibliche  Erben  hinterliess ,  gestattet  testamentarisch 
über  diese  sammt  seinem  V^ermögen  zu  Gunsten  Dritter 
in  der  Art  zu  verfügen,  dass  er  dieselben  jene  zu  heu- 
rathen  verpflichtete  ^)  ^  war  aber  kein  Vermögen  vorhan- 
den, das  einer  solchen  Tochter  zur  Mitgabe  dienen  konnte, 
so  war  der  nächste  Verwandte  selbst  gehalten  sie  ent- 
weder zur  Ehe  zu  nehmen  oder  auf  eine  seinen  Vermö- 
gensumständen angemessene  Weise  auszustatten  *°).  Al- 
len diesen  Bestimmungen  liegt  übrigens  auch  nur  der 
Zweck  zu  Grunde ,  das  Geschlecht  des  Vaters  wo  mög- 
lich in  Enkeln  wieder  selbständig  fortzusetzen,  bis  dahin 
aber  das  Vermögen  wenigstens  in  der  Familie  zu  sichern  5 
eine  solche  Frau  blieb  daher  auch  in  der  Ehe  noch  im- 
mer Gegenstand  amtlicher  Sorgfalt  *  ^) ,  und  sobald  ihre 
Kinder  mündig  wurden ,  ging  das  Erbe  mit  allen  Rech- 
ten auf  diese  über  '-). 

1)  Das  Weib  Lat  keine  7i(((>(tjjoiu  (§.  54,  n.  8);  Tgl.  Soph.  Ajax 
293  und  mehr  bei  Boissonarl.  ad  Paehym.  p.  169  oder  Aneed.  gr.  I, 
p.  154  unH  Limburg  -  Brouwer  IV,  p.  115  fgg.  mit  m.  Bemerk,  zu 
Becker'«   Chariklcs    III,  S.   256   fgg. 

2)  Vgl.  Privatalt.  §.  11,  n.  1  mit  Hcfltcr  Grricbtsv.  S.  72  fgg. 
und  I'latner  Process  II,  S,   273. 


§.  120.  Rechtliche  Stellung  d.  weihlichen  Geschlechts.    349 

3)  S.  oben  §.113,  n.  13  und  über  den  Mann  als  xi''(>«o«  Privat- 
alt.   §.   56,  n.    6. 

4)  Demosth.  Pbaenipp.  §-27;  Tgl.  Meier  u.  Scböni.  S.  456  und 
Platner  Process  I,  S.  93  ,  wo  übrigens  aucb  der  andern  Alternative 
gedacht  ist,  dass  die  Wittwe  in  das  Haus  ihres  früheren  Gewaltha- 
bers zurückkehrte  ,  wie  adv.   Boeotum  de  bote  §.  7. 

5)  Kgazitv  df  TOJi?  ÜQ()fv(i^  xul  loi'i;  fx  rüv  u(jQfvojv,  iuv  ix  röiy 
avrüiv  woi,  xul  luv  ytrn  dno)rfgoj ,  üeniosth.  Alacart.  §.  51;  wozu 
Petit  und  Wesseling  p.  584  fgg.  und  Schelling  de  Solonis  legibus 
p.  119,  auch  Gaus  I,  S.  343  fgg.  und  Schömanu  ad  Isacuui  p.  365 
u.  377. 

6)  Bekk.  Anecd.  p.  256:  inixki^^ot;  nfv  fortv  ij  inl  .tkvti  Tai 
xXljgoj  x(nakf).iiiii.iivT]  ug^itvrj,  /nfj  ürroq  itvrfj  (xdfXgioV  ininu'iixoQ  d( 
t]  inl  ixign,  nvl  tov  x).r/Qov ,  wart  fiovov  nqoZy.a  l'/fiv  :  vgl.  Harpocr. 
p.  114  mit  Gans  1,  S.  302  —  308,  Meier  u.  Schömanu  S.  415 — 4c7, 
Platner  II,  S.  260 — 269,  van  Stegeren  Condit.  civ.  p.  !3ifgg.,  und 
mehr  über  die  Mitgift  selbst  Privatalt.  §.  3Ü  B  und  Charikl.  111, 
S.  293  fgg. 

7)  'E:iixXr^(joq,  aucb  i'yxXijtJGt;  (Eurip.  Iphig.  Taur.  664)  oder  lai- 
Sixog,  vgl.  ausser  obiger  Note  Poll.  111.33:  ?,'  /.uv  inl  nuvxl  xw  x/);'^)&> 
T(>(g)0fifV7j  fiujTj  &l<yaxrj(J ,  nfQiorxoq  xi  xov  nitr(^  q  xul  uno&uyovrog .  .  . 
fniöixog  di  rnf^  f^q  itfitpioßt^xavai  xivfq  ukkr/koiq  (oq  ftüXÄoy  flq  uirtorq 
xF/q  (iiyx^'J'''tiuq  xuOtjxovai/q ,  mit  Budaei  Comm.  1.  gr.  p.  114  fgg.  und 
was  sonst  §.   119,  n.   5  und   Privatalt.  §.   63,  n.   lU  citirt  ist. 

8)  Isaeus  Pyrrbi  her.  §.64:  x(iq  f^iv  i'no  xojv  7iuxf(jwv  txöoßfinu^- 
xal  oiivoiy.oi'Ouq  urdQUOi  yiivaTxuq  .  .  uv  o  nuxr/fj  uin  ojv  rfXfVX7/o?^  fxij 
xarulmuiv  avxuVq  yvTjoiovq  udtXg)oiqy  roZq  iyyi'xaxu  yhovq  iniöixoiiq  o 
vöfioq  livut  KfZ-fiifi  ,  xul  ixokXol  nvvoixovvtfq  i'^drj  ii.(fijQ)]vrui  xuq  ful'xwv 
yvvuTxaq :  vgl.  Demosth.  Stephan.  I,  §.  74  und  mehr  im  Alig.  bei 
Platner  Process  IJ,  S.  254  fgg.  309  fgg.  Ob  der  Competeiit  hcu- 
rathsfähig  war  ,  scheint  durch  die  bei  Aristoph.  A  csp.  598  erwiihnte 
Dokimasie  ermittelt  worden  zu  seyn  ,  die  ich  fortwahrend  auch  ge- 
gen Voemel  in  Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1846,  S.  77  mit  Plnt.  Leg.  XI, 
p.  925  zusammenstelle ;  anderseits  pflegte  der  \  erheur.ithete  iiy/i- 
ornjq  seinerseits  bisweilen  zu  diesem  Zwecke  seine  Frau  zu  entlas- 
sen, 8.   Demosth.  Onelor.   I,  §.    7   und  Kubulid.   §.41. 

9)  Isaeus  ibid.  §.  68:  ö  yu()  rvnoq  diu(>Qijdr/y  Xfyn  iifttai,  diuOi- 
n&ai,  unwq  itv  i&fkr/  xtq  t«  arToi"  ,  idv  /xtj  nulönq  yvrjCiiovq  xaialiTijj 
uo(iivuq ,  itiv  df  O/^Xiiuq  xiiiuXinj] ,  ovv  xui'ruiq.  IViir  widerrechtlich 
annuUirten  dieses  bisweilen  die  Gerichte,  Aristoph.   Vcsp.    605. 

10)  Poll.  III.  33:  7/  fihxot  xXf/(iov  ovx  l'^ovau  naT(JWOp  {Xfjaoa 
xaXnxui  ,  Tjv  0  uy^ftain'q  ixdido)aiv ,  dv  fXf^a  arnoixjj ,  ij  ndrxwq  yn,ufi; 
vgl.  Meurs.  lect.  Attic.  V.  I  und  das  Gesetz  selbst  bei  Demosth. 
adv.  Macart.  §.54:  xä/v  i7itxXi}()0)v  i.aai  Orjxtxdv  xfXoi'OiVf  tdv  fiij  flov- 
Xrjrui  t'/*''*  "  fyyt'Tuxu  ytvovq ,  fxöidoxo)  tTttdoi'q  o  /j.\v  nivxnxoaioftt— 
6i,n*oq  nivxuxoniuq  6{iu^ßäq,  o  6  Innu'q  xijtuxooiuq,  o  t)J  i,niyii)jq  txuxuv 
«»»'Tf'xovTO  ,  TlQoq  olq  uvx^q  '  tdv  öi  [mj}]  'iXilot'C  (iüiv  h  xw  yfvtt,  rfj 
tnixXt/(j(jj  n(joq  uff^iuq  fniöidi't'tti  txuoxof  •  *(<>■  di  ul  yiirutxtq  nXfioi'q  idoi, 
nrj  indvuyxrq  ftx/t  nXlov  jj  /.'iuv  ixdovvut  xw  yhn  [1.  xü  y'  ^V(]  ,  uXXil 
xot  tyymutn  dtT  txdtduvai  ?'/  ut'iov  t/nv'  idv  df  ftr/  l'yrj  o  iyymuto) 
yhotq  ij  i^ij  Ixdüi ,  o  u())(<uv  inuyuyxul^ixii)  i]  uixor  l/itv  7/  tr.dovtui '  idy 
d(  ftt]  fnuyityxäari  o  it(j}(wv,  o<f>nXixm  ;|ftA(a(  Joaxfiug  xij  Hon;  mit  Die- 
dor.  XII.   18.      ' 


350    Th.y.  Der  athenische  Staat.  C.  H.A.  Personenrecht. 

11)  Plut.  V.  Solon  C.  20:  axonoq  6'(  x«i  yfAoTo?  doxti  o  rij  tjn— 
xi.TjQU  didovq^  UV  o  y.QUTÜv  xat  xt'^Jto;  j'fyovivq  xutu  Tü'v  fo.aov  ai'roq  ftv 
övyuTot  7]  nXijOiuL,nv  ,  vno  xwv  l'yyiora  toi"  uvdooq  ortvta&at  .  ,  .  xal 
t6  t()»s  fxuazi^v  /JT^voc;  h'Tny^utfiv  nuvrwq  rf]  tniKltj^toj  rov  Äußöura : 
Tgl.  Amator.  c.  23  und  über  die  Begüustigung  der  Klagen  fnixXr^— 
(}ü)v  xuxdtofit)^  Überhaupt  unten  §.    13ä  extr. 

12)  Deinosth.  Stephan.  II,  §.  20  :  xul  luv  fi  ItiixXtjqoii  tk;  yhij- 
lai,  xul  iipu.  TjßrjOj]  inl  öifTn; ,  x(juTitv  xwv  •/qr/ixuimv ,  rov  öi  alxov 
/xixfjilv  xjj  fiTjXfji'.  vgl.  Hyperides  bei  Harpocrat.  p.  114  und  Isaeus 
Ciron.  §.31,  auch  rücksichtlicL  der  Kinder  eines  ^l^x'  imxlTjoov 
adoptirten  Pyrrh.  §.  50.  Kinder  zweier  Ehen  mussten  sich  natür- 
lich darein  theilen  ,   Demusth.   pro   Pborm.   §.   32. 

§.  121. 

Was  dagegen  die  Söhne  einer  rechtmässigen  bürger- 
lichen Ehe  betraf,  so  war  die  Gesetzgebung  in  Athen 
wie  in  den  meisten  übrigen  griechischen  Staaten  vielmehr 
darauf  bedacht,  sie  möglichst  frühzeitig  zu  bürgerlicher 
und  politischer  Mündigkeit  gelangen  zu  lassen  ^),  obgleich 
es  allerdings  dunkel  bleibt ,  welche  familienrechtliche 
Wirkungen  diese  schon  bei  Lebzeiten  des  Vaters  gehabt 
habe,  da  die  sichersten  Beispiele,  die  wir  dafür  besitzen, 
sich  nur  auf  die  Enthebung  von  bestellter  Vormundschaft 
beziehen^).  Jedenfalls  aber  genügte  der  Ablauf  von  zwei 
Jahren  nach  dem  Eintritte  der  Mannbarkeit  ^) ,  um  den 
Jüngling  zur  Aufnahme  unter  die  Epheben  zu  befähi- 
gen ^) ,  welche  darin  bestand  ,  dass  er  in  das  Gemeinde- 
buch seines  Demos  ^)  eingetragen  und  nach  geleistetem 
Bürgereide  ^)  vor  dem  versammelten  Volke  wehrhaft  ge- 
macht wurde  ^)j  und  so  verschieden  auch  dieser  Zeitpunct 
in  den  einzelnen  Fällen  berechnet  worden  seyn  mag,  so 
wird  er  doch  durchschnittlich  in  den  Anfang  des  acht- 
zehnten Lebensjahres  zu  setzen  seyn^).  Von  dieser  Zeit 
an  war  der  junge  Manii  juristisch  selbständig,  konnte 
heurathen,  vor  Gericht  auftreten  u.  s.  w.  5  musste  aber 
vorerst  noch  dem  Staate  zwei  Jahre  lang  als  iieQinoXog 
oder  Streifwächter  dienen  9),  bis  er  im  zwanzigsten  dann 
auch  durch  Theilnahme  an  den  Volksversammlungen  zur 
vollen  Ausübung  seiner  staatsbürgerlichen  Bechte  ge- 
langte'^) 5  und  daraus  erklärt  sich,  wie  manche  die  Ein- 
zeichnung    in    das    Gemeindebuch    selbst    erst    in    dieses 


§.  l'il.      31ündi(fkeit  u.   Gemeindeangehörigkeit.     351 

JaLr  verlegten  ^').  Insofern  diese  übrig^ens  mit  einer 
ähnlichen  Prüfung:  der  Ansprüche  des  jungen  Bürgers 
wie  die  früher  erwähnte  Einführung  in  die  Phratrien  ver- 
bunden war^^),  wurden  auch  die  Demeu  als  Wächter 
des  unverfälschten  Bürgerthunis  betrachtet,  und  als  solche 
mitunter  vom  Staate  selbst  in  Anspruch  genommen,  um 
durch  eine  allgemeine  Durchstimmung  ^^)  die  Bürgerschaft 
von  Eindringlingen  ^'^)  zu  säubern.  Nach  der  Strenge 
der  Gesetze  fiel  eigentlich  jeder  falsche  Bürger  dem  Staate 
als  Sklave  anheim  ^^)^  da  jedoch  die  meiste  Schuld  nicht 
selten  au  der  Unachtsamkeit  oder  Bestechlichkeit  der  De- 
moten  oder  ihrer  Vorsteher  lag  ^^),  so  wurde  diese  Strenge 
bei  solchen  Gelegenheiten ,  wo  die  gewöhulicheu  yga^ui 
^evias  ^^)  nicht  ausreichten,  auf  den  Fall  beschränkt,  wenn 
ein  Ausgestosscner  sich  dabei  nicht  beruhigt  und  vor 
einem  Volksgerichte  auch  in  zweiter  lustanz  verloren 
hatte'«). 

1)  Dionys.  Hai.  ArcL.  Rom.  II.  2C  :  ol  /ttp  yufj  ^«s  ElXtpittut; 
xuTaonjoafiffOt  noXiifiuq  ßQu^Vv  Tii'U  xof4i.df/  /^ovo*  I'tu^uv  i'tiiyiodui 
lovq   THiZdaq   vtio   xuiv   7iu%f(}(t)v   x.  t.  A. 

2)  S.    Meiirs.    TLem.    Att.    II.    10,     E.   Chr.    Walch   de   tutcla   im- 
puberuin   Altica ,   Gott.    t7()7.    A,    und  mehr   Lei  Meier  u.    Schöia.    S 
442   fgg.   und    Platner   11,   S.  278  —  29ü  ;  iiisbes.   aber  J.  N.  ScLineisser 
(und  A.    Baumstarl:]  de   re  tutelari   Atheniensiuin ,    Freiburg    1829.    8. 

3)  l'ovq  nitlduq  (Til  ötniq  (oder  iTitdifTn;)  7/ß/'/0(ivifcq  x^juifCf  nov 
■/Qtjuü-iojv  ,  Isaeus  Aristarcb.  §.  12,  vgl.  Ciron  §.  31  und  Uentosth. 
Stephan.  11.  §.  2U  u.  24  mit  Poll.  1.  57  und  andern  Lexikogr.  bei 
Clinton   F.   Hell.    II,   p.   350. 

4)  Vgl.  Böckli  im  Index  lect.  Berol.  aest  1819  (oder  in  See- 
bode's  N.  Arcbiv  1828,  S.  78  %g.)  ,  aucJi  Scbömann  Com.  Atb.  p. 
76 — 79,  l'iatner  Leitr.  S.  172  —  188,  und  neuerdings  J.  C.  Heinricbs 
de  epbebia  Attica,   Berl.    1851.   8. 

5)  Y/iZv  yiiQ  inriv  o^xo; ,  cv  oiu.ivovGi  nävTiq  ol  no).liui,  ln.ii.ä(i.v 
»i?  To  XTj^ia{)xniov  yQaft/iuTfVov  fyyi)u(fü)ai  xal  '(ftjßoi,  Yhiuvrai. ,  Lycurg. 
Leoer.  §.76;  vgl.  Aeschin.  Tiniarcb.  §.  18  mit  dem  ScLolioii :  fuXijOij 
dl  XT^^tU(})(txvi'  «710  T/*?  Xijiiojg,  o  tOTi  1/^v  oi'Oi'«?,  Tor  xA/^^ion,  yuöo'ji;- 
ntQ  i^ovaiuv  iXunßuvt  rüjv  nuTQcuiuv  niTuq  o  tyyQuqifig ,  fl  tjv  und  int- 
T()onoiC;  •  fyfjuifovxo  d\  tfzaii&u  ot  ziXuot  ytvontvot  xul  dvvit/uivot  tu 
xoivtx  dioixflv  .  .  .  Hiti  t/V  rti  yifttfiftuitiit  Tfxi'iti  tkiqh  rott;  ()///«üI«>?: 
und  mehr  bei  Scliömann  p.  379  und  (Clinton  p.  352,  auch  über  die 
Etymologie  des  Wortes,  das  manche  (§.  12  3,  n.  10)  liilschlich  von 
ku^tZt  Ti(«  il())(i(q  ableiteten,  während  es  vielmehr  mit  den  hj%i,(i{)yoti; 
(§.  128,  n.  11]  als  Controleurs  des  bürgerlichcu  Besitzstandes  zu- 
sammenhängen dürfte,  8.  Poll.  VIII.  104 1  ktjliu[>xoi  *{  xa&iaxuvxo 
1Ü*   noh%üv  iyyfy^ia/^fiivutv    iv    Xii'MuiftuTi   .    ,   .   o   dl    ilq    to   Xr/iia(i)fixov 


352  Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.ll.A.  Personenrecht. 

YQuniAdTiZov  fyyguqiflq  rjdtj  xd  nurgoju  nuQiXü/xßavfV  tj  äi  nar^bja  ov- 
aiu   xul   A^fi?  ixuXiZTO. 

6)  Im  Haine  der  Agraulos;  s.  PoHux  VIII.  105  und  Philostr. 
V.   Apollon.  IV.   21;   der  Text  nach   Stob.   Serni.  XLIII.   48:    oil  xa- 

Tfua/DVüj  oTiXu  TU  lf(j(t  ovd  iyy.uTuXfixpw  xov  nufiuoxürtjv,  oxot  uv  oxot- 
X^'^'»,  uftiivw  <ff  xul  I  nf(j  U(jö)v  xui  j/a*p  öalo)v  xul  fiövoi;  xul  fitxu  noX- 
Xüv'  xijv  nuToiö'u  df  ovx  iXüaoo)  nuguöomo) ,  nXiim  6(  xul  uqdm,  oaiyv 
av  nuQuöi^oi^iui,'  xul  fxiTjxorjom  xCiv  uil  xQivövxoiv  ffi(fiQc>wq ,  xal  xolq 
&fOftolq  xoTq  IdQj'fifvoiq  mlaofiut,  .  xul  oi«;  xituq  av  uX?.ov<;  xo  nXij&ot; 
l&(jvotjxai  ofio(p()övo)q'  xul  uv  xtg  üvuigij  xovq  &tnfioi'q  rj  fiTJ  nii&r^xui, 
ovx  ijiizQfxpa),  ufivvöj  df  xul  fiovoi;  xal  /nixd  nävxotv'  xul  Uqü  xil  nuxQta 
Tifujau}'  'tOToofq  &tol  xoi'ixojv  :  vgl.  Baehr  ad  Plut.  Alcib.  15,  p.  142 
— '144,  und  Forebliamnier  d.  Athener  u.  Sokrates  S.  76;  insbes. 
aber  Voemel  uud  Petersen  in  Zeitscbr.  f.  d.  Alterth.  1846,  S.  122 
und  585,  auch  über  die  Frage,  ob  der  Eid  oder  die  Wehrhaftma- 
chung  vorausgegangen  sey,  wegen  Schol.  Dcmosth.  F.  Leg.  p.  438: 
*v  6e  x(f  xfftfvfi.  {xrjq  AyQuvXov)  ol  jltöi-r*?  ilq  rolle  igir/j-joi-i;  Ix  nuidiav 
/texu   nuvoTiXiojv   ojftvvov   jiTifofiu/ftv  ir/Qi   Quvüxov  xtjq   &(jftpuntvii<;? 

7)  S.  Aristot.  bei  Harpocr.  p.  241  :  tÖv  dfi'xf()ov  Ivtuvxuv',  IxxXtj- 
oiuq  fv  xü  &taT()0)  yivo/xivTjq ,  uncd'i^o.ftivoi.  xo)  Ötjuo)  TifQl  xüq  tu^hq 
xul  Xußovxtq   uaxLäa  xul  äoQii   nuuit    xov   drjiMov  ,   nf^moXuvoi  xijv  /o)ouv 

.  xul  ätnxgißovaiv  h  xoVc  (fvXaxxrjgioiq,  und  mehr  bei  Böttiger  Opuscc. 
p.  219  und  Boeckh  de  militaribus  epheborum  tirociniis  im  Ind.  lect. 
hib.  1819—20  (auch  bei  Seeb.  1.  c.  p.  85  fgg.)  ,  der  übrigens  das 
Iv  TW  (ffdxoo)  nach  Aeschin.  Ctesipb.  §.  153  auf  die  Söhne  der  im 
Felde  gebliebenen  beschränkt,  über  welche  Plat.  Menex.  p,  249  A 
mit  den  Erkl.  u.  Meurs.  Them.  Att.  I.  10,  während  Voemel  a.  a.  O. 
S.  125  an  einen  neuen  Act  im  zweiten  Jahre  der  Ephelia  denkt, 
vgl.   auch   Heinrichs  p.    10  fgg.  und  unten  not.  9. 

8)  Bekk.  Anecd.  p.  255.  15:  inl  (Siixiq  ■^ß^aui-  xo  yivia&ui,  ixöjv 
oxxwxuidhxw  ivu  rjßjj  Tj  xo  ixxuldtxu  (xüv  yfvia&ui:  vgl.  Poll.  VIII. 
105:  flq  fiiv  TOI»?  f(p?jßovq  llajjtauv  oxTOJxuiäfxa  i'xTj  ytvo/iivot,  auch 
Schol.  Aeschin.  Timarch.  §.  18  und  Teles  bei  Stob.  Serm.  XCVIII. 
72,  p.  297  :  i^  iq)T'iß(i)v  iari.  xul  ijdrj  unoaiv  ixöif ,  wonach  es  jeden- 
falls unzulässig  ist  mit  Didymus  bei  Harpocr.  p.  114  und  Buiiaeus 
Comm.  1.  gr.  p.  165,  welchen  Bühnecke  Forsch,  a.  d.  Gebiete  d. 
att.  Redner  S.  56  fgg.  und  Uroysen  in  Ritschl's  Rh.  Museum  IV, 
S.  412  folgen,  die  i^ßr^  vom  vierzehnten  Jahre  an  zu  zählen  und  das 
äiixfq  mit  dem  sechzehnten  zu  schliessen ;  —  ob  aber  mit  Böckh 
und  Platncr  das  angetretene,  oder  nach  Corsini  F.  Att.  II.  p.  135 
fgg.  mit  Voemel  (Heidelb.  Jahrb.  1830,  S.  27  5;  Zeitschr.  f.  d.  AU. 
1846,  S.  74  fgg.  121  fgg.)  und  Westermann  in  Pauly's  Realencykl. 
III,  S.  163  wegen  Demosth.  Onetor.  I,  §.  15  das  vollendete  acht- 
zehnte Jahr  zu  verstehen  sey,  ist  um  so  schwieriger  zu  entscheiden, 
als  nach  der  treffenden  Bemerkung  von  Ranke  in  Hall.  Encykl.  X\IV, 
S.  62  und  Westerniann  selbst  ad  Vit.  X  Orat.  p.  21  die  Aufnahmen 
jährlich  in  einem  Termine  geschehen  zu  seyn  scheinen  ,  obgleich 
Seebeck  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1838,  S.  326  andere  denkt  und 
jedenfalls  auch  dieser  Termin  {Iv  u()xuin«jiai.q,  Isaeus  ApoUod.  §.  28, 
Demosth.  Leochar.  §.  39)  zwischen  den  Wahlen  der  einzelnen  De- 
men  (Schömann  ad  Isaeum  p.  368;  vgl.  d.  Greifswalder  Preispro- 
gramm 1846  uud  Voemel  Zeitschr.  S.  70)  und  der  Staatsbeamten 
(so   Petersen  Zeitschr.    1846,   S.  589;    vgl.    unten  §.   149)  schwankt. 

9)   Poll.   VIII.   105s   nnUnoXot  t(pi^ßot  ni^t^iauv  xtjv  x.'^quv  (f>vXu%' 


§.  i21.     Münditjheit  u.    Gemeindeanyehöriijheil.     353 

rovTiq:  waniQ  i'jdij  fttkiTtjvTfq  t«  OT^axtWTtx« :  vgl.  Scbol.  Aeschin. 
Timarch.  §.  18:  ivfy^dtpovro  dt  ano  iröiv  irj ,  xal  ovo  txrj  il<;  toi'? 
Kf.r:ßoiit;  fxiXovv  xui  iqixikuxTov  ta  ^()0V()i,a  7in)l  rr/v  noXiv ,  un  fixoai 
dt  tzojv  inoXffiovv ,  und  näher  F.  Legat,  §.  167  :  ol  y«^  l'g>ijßoi  rov 
6fVTH>ov  hiuvTov ,  Inr.kTjaiaq  tv  zw  &io.T(J(u  yivo/Afvjj<; ,  XußovTK;  uonida 
xal  öo^v  nuQu  lov  ör^fiov  7ii^)ifnöXovv,  TovrioTi.  nf^iT^fj^orro  rrjv  %(o(jay 
xal  liifTfJißov  (V  rotg  (fvXaxrr/fjioiq  Tj  iv  xolt;  <pQov{jioi.t;  ivi(,T(  trog  tv 
növov,  fvioTf  öt'o  :  über  die  ^(joi'yia  oder  Castelle  des  attischen  Lau - 
des  aber  Xenoph.  Vectig.   4.  44,   Demostb.    Cor.  §.38,   Scylax   Peripl. 

c.  58  mit  Böckb  Staatsh.  I,  S.  283  ;  ob  auch  imai&^oit  Rh.  Museum 
VIII,  S.  122.  Einzelnes  mehr  s.  bei  Petit  Vlli.  1,  p.  655,  und 
Geel  Anecd.  Hemsterh.  p.  257  ;  auch  die  analogen  Bestimmungen 
Plato's  Leg.  VI,  p.  760;  dass  sie  aber  nicht,  wie  Wachsmuth  II,  S, 
297  vielleicht  aus  der  levis  epheborutn  militia  bei  Cic.  Rep,  IV.  4 
geschlossen  hat ,  als  Leichtbewafi'nele  ,  sondern  in  Hoplitenrüstung 
dienten,  bemerkt  Arnold  z.  Thucyd.  IV.  97,  vgl.  Gerhard  Vasenb. 
griech.  Alltagslebens  S.  33  und  Arch.  Anz.  1853,  S.  347;  nhuaoq 
xal  y'/.ufivq  (Poll.   X.    164)  bilden   dabei  nur  ihre   Bekleidung. 

10)  Xenoph.  M.  Socr.  III.  6.  1  ;  vgl.  Meier  de  aetate  Alcib.  im 
Iudex  lect.  Gryph.  1821.  —  Ob  sie  als  Epheben  ixfluivuq  ykafivdac; 
ivij/Ä/ifvoi  To?  ixxX/iaiaq  nifjtixa&TfvTo  (Philostr.  V.  Sophist.  II.  1 .  5)  ? 
Ein  KpTjßiKov  fif^oq  Tov  &nxT(jov  kcnut   Poll.   IV.    122, 

11)  Pollux ,  Etym.  M.  ,  Harpocrat.  p.  114,  und  daraus  Petit 
p.  229,  und  Schubert  de  Aedil.  p.  118 — 120,  nur  dass  dieser  rich- 
tig den  Termin  der  civil-  und  der  staatsrechtlichen  Reife  trennt; 
vgl.  auch  Tittmann  S.  188  und  Westermann  a.  a.  O.  S.  164,  der 
die  Verwechselung  wohl  am  Richtigsten  daher  leitet ,  dass  nach 
Demostb.  Leochar.  §.  35  die  üemen  ausser  dem  Xi/itu^yixov  no-}h 
einen  nivui  fXAXrjOiuorixoq  führten,  wogegen  Böhnecke's  Scheidung 
der  doxifiuaiu  ili;  uvd(ja<;  von  der  fyy(ju(f>j  nq  Xqii,a{jyixov  (Beilr.  S.  60 
u.  670)  ungerechtfertigt  ist;  s.  Bake  Schol.  Hypomn.  III,  p.  355 
igg.   und   Prantl  in   Münchner  Gel.   Anz.    1844,   II,   S.  714. 

12)  Demostb.  Eubnlid.  §.  61.  Dalier  öoxinüutnd-ai,  =  tlq  av— 
rf^«?  lyyQ<'(f,ia&at,  s.  Tittmann  S.  320,  Clinton  p.  350,  Platner  Beitr. 
S.  186,  schwerlich  bloss  bei  Pupillen,  wie  Schöniann  Com.  p.  379, 
vgl.  Plat.  Grit.  p.  51  mit  Stallbaum's  Note;  ebenso  wenig  aber,  wie 
noch  Voeniel  und  Heinrichs  p.  27  thun  ,  mit  der  §.  120,  n.  S  er- 
wähnten Dokiniasie  zu   verwechseln. 

13)  Jiaxp^(fiai<;,  wie  sie  auch  dann  angewendet  ward,  weuu  das 
Aj^^jap/ixo»  abhanden  gekommen  war;  durch  qivkXo(po(jia,  Poll.  VIII. 
18.  Hauptquelle  ist  Deroosthenes  Rede  g.  Eubulides,  wozu  Taylor 
in  Schaefer's  App.  V,  p.  426  fgg.  und  die  Abb.  von  F.  C.  Petersen 
om  de  Foraustaltninger  vid  hvilke  Athenerne  sögte  at  forebyggc  og 
strolTe  uloviig  Besiddelse  af  deres  Borgerret,  Kopenh.  1823.  4  und 
J.  H.  Schuurmans  Stekhoven  de  civium  Atticorum  rccognitione, 
Leyden  1846.8;  auch  Petit  II.  3,  p.  209,  Schöniann  Com.  p.  380 
—  384,  Meier  Bon.  damnai.  p.  77  —  94,  Platner  Beitr.  S.  188  —  201, 
Tittmann  Staatsv.  S.  278,  de  Neve  Moll  peregr.  condit.  p.  48  fgg. 
und  über  das  erste  Beispiel  dieser  Art  aus  Ol.  LXXXIII.  4  (PInt. 
V.  Pericl.  c.   37  ,    Schol.   Aristoph.   Vesp.   718)    Westermann    in   Ber. 

d.  Leipz.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1849,  S.  208  fgg.,  Sintenis  im 
Pbilol.  V,  S.  33  fgg.,  Bückh  Staatsh.  I,  S.  50,  Bergk  in  IN.  Jahrb. 
LXV,   S.   383;   das  zweite   in'  '/1(ixiov  «^»^ovto?  (liarpocr,    p.  85)  fallt 

I.  Bd.    4.  AuQ.  2, 


354   Th.y.  Der  athenische  Staat.  C.IT.^.  Personenrecht. 

dann   uicht  Ol.    XC.   2,  sondern   CVIII.   3,  vgl.   Clinlon   F.   Hell,   il, 
p.    141    Ulli   BöckL  über  d.    Plan  <'.   Philocb.   S.   22. 

14)  rinQfyyQunxoi ,  s.  Aescliin.  F.  Legat.  §.  177  und  Isaeus  de 
Euphilato  (bei  Dionys.  Hai.  de  Isaeo  c.  17)  §.  2:  Tiüvraq  yag  n'- 
QtjOfTf  TOI'?  T«  Totai'T«  7HJHTTovxn<;  Tj  oox  ovTwv  avroVc;  yvrjoioiv  nuid'Mv 
1]  dui  Tifviav  avnyxui^onfvovq  ^horq  rlv&Qwnovq  flonoifXa&ui ,  o.tioj?  olipt- 
kmvTni  n   uti     avTÖ)v   dt'  ai'iroi'c;   ^AdTjiaio)v  ytvo/jifvon', 

15)  Schol.  Demosth.  Timocr,  §.  131,  p.  741:  t'C  nq  rjko)  miqd 
Tolq  Ad-Tjvaioiq  vnoxQivöfitvoq  (uvui  noliTyq ,  fifj  o)v  'A&ijvaVoq  xar«  to 
(tkjf&fq,  xal  TU  ai'Ta  noiöiv  zotq  nokirrtiq ,  7i(}0  fxfv  y.{)infO)q  ojxn  to  d(- 
aiA.<i)T7]{iioi\  uXovq  6f  fv  rfj  KQinit.  vnrfoov  fnmXftro  :  vgl.  Demosth.  Epist. 
in,  p.  1481  mit  Sinten'is  ad  Plut.  Pericl  p.  255  und  d.  Krlsl.  z. 
Hesych.   1,  p.    1377. 

16)  Vgl.  z.  B.  Demosth.  Leoehar.  §.  37  und  Harpocr.  s.  floxa- 
fiöq  mit  Hemsterh.   ad  Aristoph.    Plut.   p.    471. 

17)  Poll.  III.  5ü;  vgl.  Petit  n.  5,  p.  253,  Meier  u.  Seböm. 
S.  347  fgg.,  Platner  Process  II,  S.  06  fgg. ,  de  Neve  Moll  p.  5ö — 
73,  und  vFas  unten  §.  145,  n.  5  über  die  Appellation,  §.  146,  n.  4 
über  die    Nautodiken    zu  sajjen   seyn   wird. 

18)  S.  das  Gesetz  bei  Dionys.  Hai.  de  Isaeo  c.  16,  p.  617:  fjf- 
Tttoiv  yfvfa&ai  rihv  Tiokixötv  xixxu  djjfnovq:  xuv  de  H7iotpr]((ii.n&f%"in  vno 
rinv  drjfxoxöiv  xf/q  noktxtiuq  /urj  nixf'/fiv  •  xoiq  di  döUfoq  ft-n[oxf.'rjg>io9-fZaiv 
Kfiaiv  flq  xo  äixaaxijQiov  (tvai ,  7ioonxakfaufi.ivoiq  xovq  dT]/A,öxuQ,  xrtl  iitv 
xo  dfVXf^ov  fifkf-yx&öjrjt  ,  nfn(}Ü0i9ni  ni'xor'iq  xiil.  T«  Xi^W"''-"  f'-'""  ^^~ 
ftöotn:  vgl.  Hudtvraicker  Diaeteten  S.  122,  Platner  Process  I,  S.  424 
—  426,  Sehömaun   ad    Isaeum   p.    479. 

§.  122. 
Ueberliaupt  nahmen  die  Demcn  in  bürgerlicher  und 
administrativer  Hinsicht  «nter  allen  Unterabtheilungen 
des  athenischen  Volkes  unstreitig  die  bedeutendste  Stelle 
ein  *).  Die  Wichtigkeit  der  Phylen  besteht  ungleich 
mehr  in  dem  Maassstabc,  den  ihre  Anzahl  für  die  Ver- 
theilung  öffentlicher  Aemter  und  Geschäfte  abgibt,  als 
dass  ihre  körperschaftliche  Thätigkeit  oder  der  Einfluss 
ihrer  Vorsteher  über  die  Sorge  für  die  jährlichen  Chore- 
gien  ^)  und  ähnliche  Leistungen  oder  Wahlen  hinausge- 
gangen zu  seyn  schiene  5)^  und  auch  die  Naukrarien  und 
Trittyen  haben  höchstens  für  das  Steuerwesen  einige  Be- 
deutung'^)^ ja  erstere  verschwinden  bald  gänzlich  hinter 
den  Demen  5) ,  während  diese  nicht  nur  als  Örtliche  Ge- 
meinden fortwährend  ihre  besonderen  Interessen  verfol- 
gen ,  sondern  auch  durch  ihre  Vorsteher  oder  Demar- 
chen ^>)  dein  Staate  selbst  zu  manchen  seiner  Zwecke  be- 
hülflich    werden.       In    jener    Beziehung    sehen    wir    sie 


§.122.    Ortsgetneindenu.  sonstige  Körperschaften.     355 

namentlich  im  Besitze  Ton  Gemeindeland ,  das  sie  ver- 
pachten oder  sonst  zur  Bestreitung  ihrer  Communalbe- 
dürfnisse  verwenden  ,  worunter  die  Erhaltung  und  Ver- 
sehung ihrer  Localculte  die  erste  Stelle  einnimmt'')^  was 
aber  die  Demarchen  insbesondere  betrifft ,  so  leiteten 
diese  nicht  nur  die  gemeinschaftlichen  Zusammenkünfte 
und  Berathschlagungen  der  Demoten  ^),  sondern  hand- 
habten zugleich  die  Ortspolizei  ^),  führten  die  Standlisten 
und  Lagerbücher  ihrer  Gemeinden  ^'^j,  und  erwiesen  sich 
bei  Hülfsvollstreckungen  und  Pfändungen  sowohl  für 
Privaten  ^^)  als  füi*  den  Staat  ^^)  in  mannichfacher  Weise 
thätig.  Dass  ausserdem  die  Gemeinden  auch  eigene  Rech- 
nungsbeamte für  ihre  Einkünfte  hatten  ^^),  und  dass  sie 
sowohl  ihre  eigenen  Mitglieder  nöthigenfalls  besteuern  ^*) 
als  auch  von  eingesessenen  Ortsfremden  ein  Niederlas- 
sungsgeld erheben  konnten  ^^)^  folgte  von  selbst  aus  der 
Autonomie,  welche  das  attische  Gesetz  einem  jeden  Ver- 
eine innerhalb  der  Gränzen  einräumte,  die  nicht  in  die 
Hoheitsrechte  des  Staats  eingriffen  ^^)  ^  ob  sie  aber  auch 
eigenes  Münzrecht  besassen  ,  ist  eben  so  zweifelhaft  ''^), 
als  ihnen  mit  Sicherheit  keine  Richtergewalt  beigelegt 
werden  kann  ^^). 

1)  Vgl.  Platner  Beilr.  S.  156  fgg.  ,  Tittmann  Staatsv.  S.  284 
%g. ,   Scböniann   Com.  p.  376   fgg. 

2)  Demosth.  Mid.  §.  13:  ov  xudfOTTjxozog  /ogjjyov  t^  Tlnvöiovidt, 
ipvkfj  .  .  .  Kul  xuTTjyoQoi'VToq  Tov  fiiv  üf)/ovTo<;  Twv  ininfXtjTÖiv  T^q  gj/- 
Ifjq,  roiv  d'  fruuiktjiöiv  tov  tifi/ofToi;  x.r.i..,  vgl.  Antipho  de  Cboreuta 
§.  13  mit  Scbömann  Com.  p.  309  ft;g.>  der  aber  aucb  nur  die  grosse 
Dürftigkeit  des   Stofi's  bezeugen   kann. 

3)  S.  die  qiv/.fTiKtl  öfinva  und  Aehnlicbes  §.  161  mit  Demostb. 
adv.  Boeot.  de  nomine  §.  7:  idv  ol  (fvXfrui  xo^iTjyov  tj  yvixvaolaqyov 
1]  fnTii'troQa  rj  rt  nov  likXoyv  (ffQbjOi :  über  Wablen  Aescbin.  Ctcsiph. 
§•  27  fgg.  mit  Böckb  Staatsh.  I  ,  S.  284  und  mebr  unten  §.  148, 
n.  7.  Dass  sie  übrigens  aucb  eigenes  Vermögen  batten,  zeigt  die 
Urkunde  C  Inscr.  n.  IU4;  vielleicht  aus  den  Funfzigsteln,  welcbe 
nacb  dem  Scbol.  IJemoslb.  Timocr.  p.  702.  12  den  InoivvftoK;  zu- 
flössen ,  vgl.  Theocrin.  §.  14  und  die  tffihjj  derselben  Macart. 
§.  58,  die  Itake  Scbol.  Hypomn.  \\  ,  p.  255  nicbt  batte  zu  deuten 
verzweifeln   sollen. 

4)  S.  Demosth.  Symmor.  §.23  und  Aescbin.  Ctesipb.  §.30:  ovq 
Ol  (fiXilul  ttitl  (il  x^inTi'f?  xo*  ol  df/fioi  f^  iuvxüv  at(>ovf2ut  iit  drjfiöoia 
X{)rjnmu  diuxn{)i^nv ,  mit  den  T^trt  iu/^);^o»?  bei  Ciarisse  Inscr.  graec. 
par  p.  11;  vgl.  Plat.  Kepubl.  V,  p.  475  A  und  Böckb  Staatsh.  I, 
S.  230. 

Z2 


356    Th.  f .  Der  athenische  Staat.  C.  II.  A.  Personenrecht. 

5)  Vgl.  Böckh  Staatsh.  I  ,  S.  212.  358.  708  und  mehr  oben 
§.    111,   n.    10. 

6)  Suidas  I,  p.  538;  Jxaorov  drjfiov  tibv  iv  'AS-i^van;  o  xuTii(iX<>>* 
(Sifftu(JXoq  f/.fyiTO'  oVToi  df  rag  unoyQOKpuq  inotoivro  zu»  7i(}oa6vxwv 
fxuOTbj  dfjfibj  )(oa(jiojv,  in  öf  xul  tu  ).rjiinQ/ixä  yQUfi/iUTfla  nuQ  avzoli; 
rjv'  d^kä  xui  awr^yor  rovq  dr^fiovq,  onori  dir/nm  ,  xul  xpf^(fio>  arToi? 
iäiSoauv'  xul  tif/ i'(j ul,ov  df  .  .  .  oinoi  dt  ditxooixovv  xr/v  fo(jTr/v  r<üv 
Hava&tjvuiwv  :  vgl.  Harpocr.  p.  "({^  und  mehr  bei  Meier  Bon.  dauinat. 
p.  204  und   Westermann  in   Fauly's   Realencykl.   11,   S.   953. 

7)  C.  Inscr.  n.  82.  93.  102.  103;  vgl.  Böekh  Staalsh.  I,  S.  418, 
und  über  die  Localculte  im  Allg.  Paus.  I.  26.  7  mit  Demosth.  Eu- 
bulid.    §.   46.   63   und   den   nuguoiroK;   bei  Ath.  VI.   26. 

8)  'yiyofjui ,  Bekk.  Anecd.  p.  327,  wie  bei  den  Pbylen ,  Böckb 
C  Inscr.  I,  p.  125;  nur  dass  leztere  sich  in  Ermangelung  eines 
örtlichen  Verbundes  in  der  Stadt,  die  Demen  nalürlioh  an  Ort  und 
Stelle  Tersammelt  zu  haben  scheinen  ,  vgl.  Schöniann  in  Seebode's 
Krit.  Bibl.  1826,  S.  782.  Zahlten  sie  aber  dafür  auch  Sold  ,  wie 
Meier  in  Allg.  Lit.  Zeit.  1844  Intell.  Bl.  S.  274  das  uyo^uazixöv  in 
Curt.    Inscr.    XII,  p.   3  deutet?     Auders   Böckh  Staatsh.    I,  S.  439. 

9)  Demosth.  Macart.  §.  57  :  to*'?  d'  unoyiyvoftfvovq  iv  toT?  dr^/xotc^ 
Ol?  UV  /Är^öilg  uvaifj^tat  f  inuyytXXfXot  o  drjfiugj(o(;  toXi;  ngooTjxovoiv 
uiuiQüv  xal  &unxitv  xul  xu&ui()fiv  rov  dij/xav  .  .  ,  {«j-  öi  xov  dijfiuQxov 
(TiuyyfikavTog  fti]  (tyuigäjyint.  oi  n^oo/^xovj*?,  o  ftiv  öjjftUfy^oq  UTiofiio&oj- 
OUTU)  uvfXtlv  xul  xuxu&atfiui  xul  xu&ügui,  xöv  dfjuov  uv&t^f^fQov ^  ontjg 
«r  dvvü/vTut.  oXiyiaxov'  fuv  d«  fiTj  uTiofitadwoi^,  ö^nkfxio  X'^^og  d^ja^fiug 
TW   dtjftoaiiü   x.x.X. 

10)  Böckh  Staatsh.  I,  S.  664. 

11)  Bekk.  Anecd.  p.  242:  d^ftug^ot  uqxV  '^*?  ^A&^vtjoi.  xmv  ru 
iyf}(VQu  kufiß UV 0 IT ojv  nugu  twv  i'no^giwv,  il  fitj  xuxu  xuiqov  nnodiöoifv 
70  ;(gfoq:  Vgl.  Schol.  Aristoph.  IN'ub.  37  und  Hesycb.  I,  p.  927;  ja 
Zonnras   p.  494   sagt  geradezu  :   d/jf^ug^oi;  o  ivf;(llg^uaxl^(;, 

12)  Bekk,  Anecd.  p.  237  :  i'xuaxo^  dt  xiüv  xuxd  ttjv  ;(wguv  dtjfttov 
aQXovTU  tl^t  Tov  nQoioiä/ifvov  uvxov  '  ovxog  di  xul  untyQUifiixo  xug  ov- 
aiuq  ixuoxoii  ngog  ru  dtjficoia  oifktjftuxu  :  vgl.  p.  199:  xal  o  dr/fiiugyot; 
avv  Tut;  ßovXmxuZq  xovxov  ilaiQurxfi,  xul  cxTioyguqiiTat.  avxov  xi^v 
ovaiuv  xul  ivfxv(}üi^ii  ,  mit  Vit.  X  Orat.  p.  834  und  Meier  Bon. 
damnat.  p.  202. 

13)  Tufiiai  und  uvTi.ygu(fifl<;,  C.   Inscr.  n.    100  u. s.w. 

14)  PoU.  VIII.  108:  TOS  d'  (la<fio(ju<;  xuq  xuxu  toi'?  dijiuovg  dn- 
^itlJOTüvovv  {ditxf'(J^i^ov  Hulleman  in  Misceli.  philol.  Amstel.  1851, 
p.  21)  oi'xoi,  xul  XU  fl  uvxwv  uvuXoj/iuxu  —  oder  ginge  das  auf  die 
Staalssteuern ,  vgl.  Hesych.  II,  p.  657?  Jedenfalls  trugen  die  dtj- 
ftoxai  die  daqioQu  von  den  Gemeindegütern  ,  unö  xüv  j^w^twv  tov  t»- 
ft,jjf*uxo<;,  C.   Inscr.    n.   93.   103. 

15)  'EyxTtjrixöv  C.   Inscr.   n.    101;   vgl.   oben  §.    111,   n.    17. 

16)  Vgl.  das  solonische  Gesetz  bei  Gajus  I.  3  Digest.  XLVII. 
22  und  mehr   Privatalt.   §.   68,   n.  8   fgg. 

17)  Vgl.  Droysen  in  Schmidt's  Zeitschr.  f.  Geschichte  VIII,  S. 
401.  Der  vermeinten  Münze  von  Anaphlystus  hat  Pinder  Numism. 
gr.  ined.  Berl.  1834.  4,  p.  7  bereits  ihre  richtige  Heimath  angewie- 
sen; was  aber  von  Salamis  (Dumersan  Med.  ined.  1833,  p  12)  und 
üropuB  (Cadalv^ne  Recueil  1828,    p.   168)    nachweislich    ist,    findet 


§.123.    Bechte  u.  Pflichtendes  athenischen  Bürgers.     357 

in  den  §.  117,  n.  2 — 4  berübrten  Umständen  seine  Rechtfertigung, 
während  Eieusis  (Haym  Tbes.  Brit.  \XI.  7)  wenigstens  nicht  als 
Demos  gemünzt  bat. 

18)  Diese  Benierbung  ist  namentlich  gegen  Tittmann  gerichtet, 
der  die  rfjxnor«?  xaru  dtjfioiiq  7ifQuovxn<;  (§.  146  extr.)  als  Orlsricbter 
aufgefasst  bat;  aber  selbst  die  Euthynen,  die  C.  Inscr.  n.  7Ü  und  82 
in  Beziehung  uuf  Demen  vorkommen ,  brauchen  ebenso  wenig  wie 
Deraostb.  Thcocr.  §.  14  von  der  Staatscontrole  (§.  154)  getrennt  zu 
werden  ,  obgleich  man  eine  materielle  Rechnungsabnahme  ohne  Gct 
richtsbarkeit  immerhin  auch   den  Gemeinden   einräumen  kann. 


§.  123. 
Werfen  wir  endlich  noch  einen  Blick  auf  die  Rechte 
und  Pflichten    des    athenischen  VoUbürgers    als  solchen, 
so  fallen  ersterc,  seit  Aristides   die  solonischeu  Glassen- 
uuterschiede    weggeräumt    hatte ,    mit    dem    ganzen  Um- 
fange der  öffentlichen  Hoheitsrechte  selbst  zusammen  oder 
erleiden   doch  nur  sehr  geringe  Modificationen  durch  die 
näheren  Bedingungen,    an    welche    die    Theiluahme  ein^ 
zelner    von    diesen    geknüpft    war.       So   wurden    einige 
Finanzbeamte    fortwährend    aus    der    ersten    Steuerclasse 
erloost  1)  und  an  Feldherren  und  Reduer  wenigstens  die 
Anfoderung  gestellt,   gesetzmässig  verheurathet  und  mit 
Grund    und    Boden    im    Lande   angesessen    zu    seyn  '^)  ^ 
ausserdem  verlangte  das  Gesetz  fiir  den  Rath  3)  und  das 
Richteramt  "^j  wenigstens  ein  Alter  von  dreissig,  für  an- 
dere   Thätigkeiten     sogar    von     fünfzig    Jahren  5)  •    doch 
legte  der  Athener  überall  bei  weitem  nicht  so  viel  Werth 
auf  die  thätige  Betheiliguug  an  den  StaatsangelegenheiteHj 
die  ihm  im  Gegenthcil  leicht   der  Vielgeschäftigkeit  ver- 
dächtig ward^),    als  auf  die  Freiheit  des  Wortes  7)  und 
den  Rechtschutz,  den  er  in  der  gleichen  Geltung  und  Hand- 
habung der  Gesetze  für  Alle  fand  ^)  ^  und  in  diesem  Be- 
wusstseyn  unterzog  er  sich  dann  auch  willig  den  Lasten, 
die  mit  gleicher  INothwendigkeit  aus  seiner  bürgerlichen 
Stellung  hervorgingen.     Wohl  hielt  der  athenische  Staat 
seine  Bürger  nicht,  wie  anderwärts  hin  und  wieder  p-c- 
schah,    durch    Zwang    zur    Ausübung    ihrer    politischen 
Rechte  an  9),  und  selbst  die  Verloosung  der  öffentlichen 
Acmtcr    scheint    sich    nur    auf  die    erstreckt    zu    haben, 
welche    sich    zu    diesem    Ende    freiwillig    einfanden  i^)  ^ 


358  Th.y.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  A.  Personenrecht. 

zum  Kriegsdienste  dagegen  war  jeder  nach  dem  Maasse 
seines  Vermögens  bis  zum  sechzigsten  Jahre  ^^),  zu  an- 
dern oft  mit  schweren  Geldopfern  verknüpften  Leistun- 
gen (XeiTovgyiatg)  lebenslänglich  verpflichtet,  und  theilte 
ausser  diesen  persönlichen  Lasten  auch  wenigstens  spä- 
ter die  sachliche  der  Vermögensteuer,  die  zwar  im  Prin- 
cipe nur  ausserordentlicherweise  erhoben  werden  soll- 
te ^^),  allmählig  aber  in  demselben  Maasse  zu  einer 
stehenden  Auflage  ward,  als  andersi;its  die  grosse  Masse 
die  Verthellung  der  üeberscliüsse  des  öffentlichen  Schatzes 
gleichfalls  unter  ihre  Rechte    zu  zählen  anfing. 

1)  PoII.  VIII.  97:  Tu/Aiui  Tijq  dfov  xkTjQO)Tol  fx  TiffTaxoatofiidi- 
ßvmv  TjOüLV'.  vgl.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  661  ,  der  aucL  die  Stelle  bei 
Isaeus  Apollod.  §.  39 :  w?  Innäda  J>  TtkCtv  iiq^^ilv  r^iov  ritq  dg^üq, 
auf  solcbe  Ausnahmen  bezieht,  obgleich  ich  de  eqait.  Att.  p.  39 
fgg.   daneben   noch   andere  mögüche  Auft'assungen  nachgewiesen  habe. 

2)  Dinarch.  c.  ßemosth.  §.  71  :  zor?  fiiv  v6/jioi>q  nQoXfyftv  tÖj 
^TjTOQt,  xnl  TW  ar qar TjY ö)  ,  ttjv  tiuqu  tov  drjfiov  niartv  «Jtoi"vTt  Xuftßa- 
vfiv,  nuidonouZa&ut  Kuxd  rovi;  voftovq,  yijv  ivioq  nQoav  xixT^a&ai  x.r.X.; 
vgl.  unten   §.    129,  n.  9. 

3)  Xenoph.  M.  Socr.   I.   2.  33. 

4)  Demosth.   Timocr.   §.    151  ;    Poll.    VIII.   122. 

5)  Epheten  (§.  102,  n.  12)  und  üiäleten  (§.  145,  n.  16)  nach 
Bekk.  Anecd.  p.  186;  auch  Gesandte  i'TifQ  nfvTT^xofra  izrj  yfyovcrfq 
Böckh  Staatsh.  II,  S.  749,  womit  Meier  Schiedsrichter  S.  11  auch 
die  alte  Bestimmung  vergleicht,  dass  in  Volksversammlungen  zuerst 
die  Fünfzigjährigen  aufgerufen  wurden,  9.  unten  §.  129,  n.  5  und 
die  Chaicidenser  bei  Heracl.  Pol.  31.  Dass  dagegen  keine  Höhe 
des  Alteis  ausschloss  ,  s.  Schöm.  Comit.  p.  79;  ol  i'^wgoi  rij  rjXixia 
bei  Stob.   Serm.    XL.   8  sind   wohl  nur  thatsächlich  zu  verstehn. 

6)  tpikoTiQUYfioovvTj  (Heinrich  Sched.  Lycurg.  ed.  I^'reudenberg, 
Bonn  1850.  4,  p.  7)  und  nokvnQay/^oavvT]  ^  Isoer.  c.  Sophist.  §.  20: 
ixftvoi.  6'  inl  rovq  nokinxovq  löyovc;  TfrtQaxakovvrfq  .  .  .  7ioXii7t(}uy/jo- 
at'tTfg  Mul  nXfovf^iuq  vntaxTjOav  ttvui  didtiaxukon  vgl.  n.  ilvztd.  §.  98 
mit  Anaxini.  Rbetor.  (ad  Alex.)  29-  5,  wozu  Spengel  Aeschin.  Cte- 
ßiph.  §.  22Ü  citirt,  und  mehr  im  Allg.  bei  Valck.  ad  Eur.  Hippol. 
785  und  Ast  ad  Fiat.  Leg.  p.  388  j  auch  Demosth.  Androt.  9.  30: 
TOI?  nokkoXq  vfiöjv  fiöv  kfynv  ov  kiyfxf,  mit  dem  Lobe  der  dnoayfxoavvt] 
bei  Aristoph.  IVub.  1007,  Vesp.  1076,  Demosth.  Mid.  §.  83,  Theo- 
crin.  §.  24,  und  dem  Selbsliuhm  bei  Lysias  Aristoph.  bon.  §.  55: 
iy(a  yuQ  ixTj  ytyovun;  ijÖTj  t^k/kovt«  .  .  .  tyyvq  xf  oixwv  x^<;  uyo^äq 
oi'ixf  7i(>o?  ötxuaxij(jioj  ovxf  n()dq  ßovkfiixt/gioj  wifOtjv  ovötnainoxt ! 

7)  Plat.  Gorg.  p.  461  E:  diivd  fifvrav  nü&oig ,  (o  ßikxioxr,  fi 
'A&tivatit  ilipixüiitvoq  f  ov  xT,q  'Ekkudoq  nktLnxr]  loxiv  tlovaiu  xov  kfytif, 
t'nttxu  ov  ffxuv&u  xovxov  ftivoq  uxvx>jaiit<::  vgl.  Demosth.  Androt. 
§.   31   mit  Wachsmuth   I,   S.   528  und  mehr  oben   §.    66,  n.   5. 

8)  Lycurg.  Leocr.  §.  4;  xQia  yuQ  laxv  xu  fifyiaxn ,  «  6ict<pi'kiix- 
Tt*  xal  diaooitiH  xj/v  drjftoxQuxiuv  xul  xijv  x^q  nukiui  tvdatfioviav,  thjü^ 


§.  124.    Ferlusi  der  bürgerlichen  Rechte.  359 

rov  /u'fv  Tj  TÖiv  vo/uo)v  T«ft? ,  d*i'Tf()ov  6{  Tj  i€)v  öixnoiwv  xft^cfioq,  Toirov 
d'  jj  Toi'iToiq  T«  ddixtjuaru  nui)(i6i.dovau  x^itot;:  vgl.  Demostb.  Mid. 
§.  225,  Timocr.  §.  2  u.  216,  Aristog.  F,  §.20,  und  über  die  Gleich- 
heit vor  dem  Gesetze  insbes.  Aristocr.  §.86  oder  Stephan.  K,  §.  12t 
ukk(t  Hl/V  Ol  yt  voftoi  unuyo^fiiovoi  ftTjöi  yofiov  fittyai,  tn  ay6(jl  &fiyui, 
«V  ftij  tov  uirov  iq)  unuaiv  A&rjvaioii;,  sonderbar  missvcrstanden  von 
Welcker  kl.   Sehr.    I,  S.  80. 

9)  S.  Aristot.  Polilic.  IV.  10.  6  und  dagegen  für  Athen  De- 
mostb. F.  L.  §.  99:  oidivu  yct()  t«  xotvu  Tigurrftv  Vfift^  xikfVfXf  Tj 
i'ivuyxul^ftf,  «AA  iriitöo.v  Tt?  favT'jV  TCfioaq  äivuaö^ut.  rnioofX&rj,  Tifjuynu 
TtoiovvTfq  ;^^;^ffräi»'  nul  ^iXitv&fjtoJiwv  umo'i'xojq  6fj(fn&t  xnl  oi'  (fd-ovfQÜx;, 
uXXu   xal  }(ei(ioTov(iTf ,    xal   tu   xif^fXfQa   uvtÜ   iyj(ftoii,fTf. 

10)  ^  gl.  im  Allg.  Tittraann  S.  309  fgg-  und  m.  Abb.  de  jure 
magistr.  p.  25,  auch  Böckh  ürk.  d.  Seewesens  S.  48:  » ohne  Zwei- 
fel wurden  diese  Beamten  durch's  Loos  ernannt  aus  denen,  welche 
sich  dazu  gemeldet  hatten  ;  wahrscheinlich  meldeten  sich  aber  dazu 
vorzüglich  Personen,  welche  durch  ihre  Privatgeschäfte  .  .  mit  den 
dazu  gehörigen  (iewerben  genauer  bekannt  und  so  durch  ihre  eigene 
Thätigkeit  auf  solche  Aemter  hingewiesen  waren,  •  wenn  gleich  da- 
bei ,  wie  Deniosth.  Timocr.  §.  112  zeigt,  auch  mitunter  Leichtsinn 
vorkommen  konnte.  Anders  wäre  es  freilich,  wenn  die  Angabe  bei 
Schol.  Aeschin.  Timarcb.  §.  18  und  Suidas  s.  A/;|ta^;^u«öv  richtig 
■wäre  :  xal  f|  ixiiruv  rwv  yQUfifiuTfioiv  xXr/Qofai  tk?  ü^/üq  :  aber  diese 
falsche  Etymologie  ist  bereits  von  Böckh  Ind.  lect.  Ber.  1819 — 20 
und  Andern  (vgl.  §.  121,  n.  5)  zurückgewiesen,  und  die  Freiwillig- 
keit erhellt  deutlich  aus  Stellen  wie  Isoer.  n.  uvitd.  §.  150:  ttr^div 
dt  öiofiut  xXtjqovo&ui  twv  d()}(wv  fVfxa ,  Lysias  in  Andoc  §.  4:  f"v 
iX&T]  xXrjQOiOofifvoti  tö)f  ivvfu  uQ)(ovr(ov ,  adv,  Philon,  §,  35:  want(j  vvv 
ngo&-i'ift(o<;  xXijQwoofitvog  ijX&t  x.  t.  X. 

11)  Poll.  II.  12:  l'7l*(J  Tov  xaxt'tXoyov ,  vrCfQ  t«  f^yjxovTtt  yfyovoiq 
tri)  :  vgl.  Harpocr.  p.  124  und  mehr  bei  Taylor  ad  Lysiam  p.  245 
—248  Rsk.  und  Voemel  ad  üemosth.  Olynth.  111,  p.  115;  das  fünf- 
undvierzigste Jahr  bei  Petit  VIII.  I,  p.  653  fgg.  beruht  auf  dem 
Irrthume  des  Schol.  Bavar.  zu  lezterer  Stelle,  obgleich  Modifica- 
tionen  allerdings  vorkommen;  s.   unten  §.    152. 

12)  Vgl.  Hüllmann  Urspr.  d.  Besteuerung,  Cöln  1818.  8,  S.  30, 
Böckh  Staatsh.  I,  S.  618,  und  mehr  über  diesen  ganzen  Gegen, 
stand  unten  §.    162  und   171. 


§.  124. 
Gleichwie  jedoch  der  Inbegriff  dieser  Rechte  und 
Leistungen  die  Ehre,  ti^'i] ,  des  athenischen  Bürgers 
ausmachte'),  so  war  ihre  Ausübung  wesentlich  daran 
geknüpft,  dass  er  persönlich  ehrenhaft,  iniiiftos,  mit 
keinerlei  Art  von  Atiniie  behaftet  war^j,  obgleich  auch 
hier  wieder  zwischen  gänzlichem  und  theilweisem  oder 
bedingtem  Rechtsverlustc  zu  unterscheiden  ist  5).  Der 
höchste  Crad  desselben  war  die  lebenslängliche  Verban- 
nung,   die    selbst    die    physische    Gemeinschaft    mit   der 


360    Th.V.  Der  athenische  Staat.  C.Il.A.  Personenrecht. 

Vaterstadt  aufhob  und  desshalb  gleich  der  Todesstrafe 
stets  mit  Vermögenseinziehung:  begleitet  war  *)  ^  aber 
auch  bei  fortwährender  Ansässigkeit  konnten  viele  Fälle 
eintreten,  die  den  Bürger  entw^eder  aller  seiner  Rechte  ^) 
oder  doch  einzelner  bestimmter^)  beraubten,  und  zwar 
keineswegs  immer  erst  durch  richterlichen  Spruch,  son- 
dern noch  ungleich  häufiger  thatsächlich ,  wie  denn  je- 
der Schuldner  des  Staats  oder  gottesdienstlicher  Institute 
bis  zur  Erledigung  seiner  Verbindlichkeiten  in  politischen 
Rechten  stillgestellt  war  ^),  und  auch  sonstige  Atimie 
nur  bei  eintretender  Gelegenheit  als  verwirkt  nachge- 
wiesen zu  werden  brauchte,  um  sofort  in  volle  Kraft 
zu  treten^).  Die  volle  Atimie  stand  zwar  grossentheils 
auf  solchen  Vergehen,  die,  wie  Bestechung,  Unterschla- 
gung, Feigheit,  falsches  Zeugniss^),  Vernachlässigung 
der  Kindespflicht  ^°),  Verschwendung,  Prostitution  ^i), 
auch  nach  heutigen  Begriffen  einen  entehreuden  Charak- 
ter tragen  ^  nach  griechischem  Rechte  handelte  es  sich 
jedoch  auch  hier  zunächst  nur  darum ,  dem  Pflichtver- 
gessenen die  Vortheile  der  bürgerl'chen  Gemeinschaft 
und  den  Schutz  der  Gesetze  zu  entziehen  1^)5  und  dess- 
halb wird  sie  ebensowohl  auch  zur  Sicherung  der  Un- 
verletzlichkeit öffentlicher  Beamten  ^^)  wie  als  Poenal- 
sanction  gegen  Missbrauch  des  Vertrauens  ^'^)  oder  an- 
derweite Gefährdung  des  Gemeinwohles  angewendet '5), 
ja  in  diesen  Fällen  vorzugsweise  oft  auch  auf  die  Kin- 
der und  das  Vermögen  des  Verurtheilten  erstreckt  ^^), 
während  es  sonst  als  rein  acccssorisch  zu  betrachten  ist, 
wenn  die  Atimie  der  Staatschuldner  bei  fortwährender 
Säumigkeit  theils  Confiscation  der  Güter  nach  sich  zog  *^), 
theils  auch  nach  ihrem  Tode  auf  die  Erben  überging  *8). 
Wiedereinsetzung  in  den  vorigen  Stand  war  übrigens 
nicht  nur  auf  dem  Rechts-  sondern  auch  auf  dem  Gna- 
denwege schwer  zu  erlangen  ^^j,  und  wenn  man  auch 
bisweilen  in  Zeiten  grosser  Gefahr  zu  Rehabilitationen 
in  Masse  seine  Zuflucht  nahm ,  so  wurden  doch  solche 
Maassregeln  stets  als  rechtswidrige  gefürchtet  '^^). 

i  »I«  1)  Vgl.   oben  §.   52,  n.   7   und   Aristot      Politic    /if.  6.  3:   oi'xoiv 


§.  124.      f^erlust  der  bürgerlichen  Rechte.        361 

dvüyxy  toi'?  ukXovg  dtifiovq  ftvat ,  nrj  Tt-^wnivovq  xuZq  TioXtXiAat<;  «()- 
;fa*?.  Frauen  spricht  dessfaalb  Lelyveld  auch  die  dn/xia  ganz  ab; 
in  gottesdienstlicher  und  familienrechtlicher  Hinsicht  ist  sie  jedoch 
auch  hier  statthaft;  vgl.  Privatalt.  §.  57,  n.  11  und  Charikles  lll, 
S.  323. 

2)  Darauf  geht  die  Formel  ö  ßovXö/nfvoq  ^A&Tjvuiwv  ol<;  l'lfort,  s. 
Meier  u.  Schöm.  S.  564.  Für  andere  bedurfte  es  der  adfta,  Böckh 
Staatsh.   11,  S.   40  fgg. 

3)  S.  die  Hauptstelle  bei  Andoc.  de  Myster.  §.  73—76  mit  S. 
A.  Naber  de  fide  Andocidis  ,  Lugd.  B.  1850.  8,  p.  33  fgg.  und 
Meier  Bon.  damnat.  p.  101  — 144,  obgleich  dessen  Bezeichnungen 
als  infmnia  maxima  ,  media,  minima  nicht  ganz  glücldlch  gewählt 
sind;  ferner  Schömann  Com.  p.  73 — 75,  Wachsmuth  II.  S.  195  fgg. 
und  den  reichsten  Stoff  bei  P.  van  Lelyveld  de  infamia  jure  Attico, 
Amstel.   1835.  8. 

4)  'Afi<pfyln ,  nicht  mit  den  f^iXtjXv&öai.  zu  verwechseln  ,  wv  zu 
XQT^ftarri  iniTi/4(t ,  Demosth.  Äristocr.  §.  45;  vgl.  Privatalt.  §.  70, 
not.  16  fgg.  und  oben  §.  9,  not.  16,  obgleich  Isoer.  de  bigis  §.  47 
die  heimische  Ati^lie  noch  härter  schildert:  rjv  fyw  fvyrj<;  nii^u)  nx<fi- 
(fOQuv  vc/j.il^o) '  noXi^<  yuQ  u&XimTiQov  nuQu  rot?  uvtov  ■jioXLxuk;  T/xiixwfii- 
vov  olxfiv  tj    nuQ    cXf(ioi.c   fifxoimZv. 

5)  'Andvxoiv  dnfOXfQTjxui,  xüv  iv  xfj  nöXit  xal  xu&üuu^  uxi/lioq  ye- 
yovi,  sagt  Demosth  Mid.  §.  87,  vgl.  Aristog.  I  ,  i?.  30  und  mehr 
bei  Sthelling  de  Solon.  leg.  p.  57  fgg.  nach  Aeschin.  Timarch. 
§.21  und  Demosth.  Timocr.  §.  105,  wo  namentlich  die  Bestimmun- 
gen: f4?j  i^fOTd)  nvToi  xo)v  ivvia  fii>/ofxo)v  yiviO&nt  HTjd  ii(iu)0>'vrjv  if- 
(läarta&ai  firföf   aurdixijaut  xü   ÖTjiim   /lyiif   dnyjjv   dg/f^oi  HTjSffiLuv  /iTjXi 

tvdrjftOV       tlTjXi     VTtfQOQlOV  ,      fiyXf     xXTjQiDXTjV      ßtjXf     Xll^OXOVTjXTjV  ^       flTjÖ      (Tll 

xrjfiVKflav  dnoaxtXXfO&o)  ,  firjdi  yvwtirjv  XtyiXiü ,  nrj8  fi?  t«  drjuoxfXTj 
Iffid  ilalro),  f47jd'  'fv  rrtlq  xotv«??  nxiqiuvtjcpoiiiaiq  oxf(favovn&o) ,  fitjd  iv- 
xöq  Twv  XT]q  dyoQÜq  nfQt.{)Qavxr]ql(i)v  noQiViad-ia'  \uv  6(  xiq  uriayd-fj  tlQ- 
itov  önot,  (itiq  XQVr  ^Jjoüvxojv  ni'xov  ol  fvöitfa  xal  tlaayövxoji'  uvxov  tlc  itjv 
7/Xiaiav,   KuxrjyoQÜXM    6'  o    ßovXoftfvoq   »«.  t.  A. 

6)  Andoc.  1.  c.  §.  76:  nXXoi  av  xuxd  ngoarä^iifQ,  o'üiviq  ov 
nnvxanuaiv  uxi/4oi  ijauv,  uXXu  fitgoq  rc  avxwv  ,  otov  ol  axgnxiwxai,  oK| 
ort  infftftvav  inl  xwv  xvqhvvojv  iv  xfj  JioAtj,  xu  i^ikv  uXXu  7]v  aniQ  toT? 
uXXoiq  noXixniq,  ilntlv  6'  h  xü  drjfiü)  ovx  i^^v  ov6i  ßovXtiani'  ioiitwv 
ijouv  ovxoi  axifioi,  uvxri  yuQ  i]v  Toi'Tot?  TiQcaxa^iq  '  fxiqotc;  ovx  ifv  yp«- 
x/juad-at,  rote;  6i  hdft^ai ,  x oVq  6f  /*t)  dvanXivaut  ilq  EXXtjOTiovxov,  dX- 
Xoig  «f'  flg  'Jo)viav,  toic  6  flq  xt/v  uyoguv  ftTj  floUvai,  ngoaxa^tq  tjv. 
Vgl.  Demosth.  Aristog.  I,  §.  42:  nhxt  txüv  .  .  ,  ixinrj&t]  ixtj  Xiynv 
luhü),  und  über  den  Verlust  des  Klagrechtes  dens.  II.  9  mit  Böckh 
Staatsh.  I,  S.  500,  über  den  des  Rechts  zu  Vorschlägen  Demosth. 
Cor.  Trierarcli.  §.  12  (lo  xgixov  ftfgoq  ijxtuwa&ai  to?  ow/4«ioc,  vgl. 
Lelyveld  p.  21)  und  mehr  unten  §.  132  und  144.  Wachsmuth  de 
Script,  gr.  levitale  p.  12  will  übrigens  jene  ngoaxu^nq  nur  von  der 
Zeit,  von  welcher  Andocidcs  spricht,  gellen  lassen,  und  macht 
zwischen  ihnen  und  der  partiellen  Atimie  wieder  einen  Unterschied; 
vgl.   Hell.   Alterth.    11,   S.    199   und  dagegen    Lelyveld  p.   247. 

7)  Tov  ötpdXovxu  x(Z  drjuonibi  fir)  noXirtvfo&ai ,  Arg.  Demosth. 
Androt.  §.  20;  vgl.  Petit  l\  .  9."  12,  p.  4()i  mit  Böckh  Staatsh.  I, 
S.  506 — 5IG  und  Lelyveld  p.  194  fgg.  Daher  dygnqiov  öi>it/  xard 
TWV  o<pnX(  i'xo)v  ftly  x(7i  di/fiooioi  x(il  öKt  xovxo  iyyQuqtvxoiV ,  urit  rn>iv 
ixTioat  tiaXn(jp(^hio)v,  ilarpocr.  p.  i;   vgl.   das  Gebetz  adv.   Theocriu. 


362   Th.  f^.  Der  athenische  Staat.  C.II.A.  Personenrecht. 

§.    52  und  über  die  dortige   ControTers   Petit    p.   468,   Heiusterh.   ad 
Poll.   VIII.   54,   Meier  u.    Schömann    S.   353,   Platner  II,  S.   111  fgg. 

8)  Was  Herald.  Aiiim.  VII.  23  ,  p.  590  in  einer  bestimmten 
Hinsiebt  sagt:  liberorum  autem  ,  <fui  in  officio  cessassent,  ^thtnis 
poena  erat  infamia,  {juae  contrahebatur  ipso  facto,  ita  ut,  si 
qiiis  magistratttm  gerere  volens  probabatur  non  satis  pius  et  bene- 
ficus  eiga  parentes  ,  rejiceretur ,  dehnt  Lelyveld  p.  271  mit  Recht 
zu  dem  Salze  aus:  semper  legem  ^  nnm(fuam  judices  irrogasse  dn- 
ftiur;  vgl.  Demosth.  Tiieocrin.  §.  49:  röv  *ö^ov,  o'c  oqfilnv  ün' fxii- 
vTjt;  jtfkn'ti  rr/q  r^ixiqui;,  nqi'  yq  «v  otfXjj  ^  nagaßij  rov  vöfiov  jj  xo 
\prjqii.aiAa  ,  und  mehr  unten  §.  129,  n.  9  und  149,  n.  4,  insbes.  aber 
auch  die  Unterscheidung  des  ^'olksbeschlu$se8  bei  Meier  Comm. 
epigr.  I,  p.  5  :  vnaQ/irai  fiiv  uixtL  uxifiüj  ilvui  .  .  .  xal  xQivio&on  iv 
A&TJvuLoiq   y.ul  rolq   av^fiöxaiq. 

9)  Andoc.  §.  74:  ortöaoi  y.Xo:x^Q  rj  6<i)qü)v  oqikouv ^  xovxovq  idii 
xal  uvxovq  xul  xoi'c;  ix,  xoixoav  axißovq  livui,'  xal  oTiöooi  Xinotti'  xf/V 
xu^iv  T]  (iax(jaxfLuq  ^  ötiXiag  rj  ctvuiifiU](iov  ^ifXoKv  ^  xijv  uonid  uno- 
ßaXoitv  Jj  XQiq  iitii'äofiaQxvQKÖv  i)  T^i?  xpnidoxki]xiiu(;  ofpXoifv  rj  101)5 
yovfuq  xuxwq  noioUv,  ovxoi  ndtviiq  cixifioi  rjoav  xd  aoiuaxu,  xu  df  XQV~ 
narrt  ir/ov :  vgl.  Aeschin.  Timarch.  §.  28  fgg.  und  hinsichtlich  der 
Feigheit  insbes.  Ctesiph.  §.  175  mit  Platner  Process  II,  S.  89  fgg., 
hinsichtlich   falschen   Zeugnisses  dens.    1,  S.    398  —  421. 

10)  Kä*o)ai.q  xö)v  yovfojv  ,  Xenoph.  M.  Socr,  11.2.  13;  Tgl.  Diog. 
L.  I.  55  und  mehr  bei  Herald.  Anim.  VII.  24,  p.  587  —  591,  Petit 
II.   4,  p.   241—245,  Jan.    Pan  grat.  an.   offic.  p.    10—32. 

11)  HxaiQr/Oiq ,  Aeschin.  Timarch.  §.  21  fgg..  Tgl.  Demosth. 
Androt.  §.  21  mit  Funkhänel  p.  30  und  Menage  ad  Diog.  L.  I.  55, 
•wo  zugleich  über  den  xaxiörjöoxojq  xd  nuxfjoju  und  die  youqai  a'gyiaq 
(Poll.  VIII.  42  mit  Platner  II.  S.  1 50  fgg ) ;  auch  LelyVeld  p.251, 
der  jedoch  diese  Atimie  nicht  bloss  auf  den  Ausschluss  von  Staats- 
geschäften beziehen  durfte,  s.  Demosth.  Timocr.  §.  165:  ov  oi'd' 
tiTifQ   «i'Tor   dixTjv  itt   XußfXv  xd   jtiTiQay/iii'a  xul  ßfßiußiva. 

12)  Demosth.  Mid.  §.  92:  uxi/iia  xal  vöfiwv  xnl  Sixüv  xal  ndv- 
Tw*  axfQrjOiq  :  vgl,  Lysias  pro  Polystr.  §.  35:  fiTj  r/ftuq  dyxi  fify  rrtt- 
Ti/xo)v  nri^toiiq  noirjarjxf,  (irrl  df  7toXtxö)v  fiTicXidnq  :  auch  Bekk.  Anecd. 
p.  198:  uxcfAoq  c  fnxfütjftfvoq  x?jq  TiuijQtjaiuq  ■,  Und  über  nfjyto&ai  xöiv 
vo/4(ov  Funkhänel  in  N.  Jahrb.  X-XXV,  S.  407.  Selbst  in  Privatsa- 
chen; s.  Deiuosth.  Androt.  §.53,  INicostr.  §.  15,  Isaeus  de  Aristarch. 
§.  20,  und  im  Allg.  Lysias  adv.  Andoc.  §.  24:  Hijyfa&di  -tfjq  dyoQÜq 
xal  xwv  Ugöjy ,  0)0X1  /xjj  udixovftfvov  nno  xwv  lyd-Quiv  dvvna&nt  öixTjv 
Xrtßftv,  mit  Aeschin.  Ctesiph.  §.  176  und  Plat.  Gorg.  p.486C:  ftjjxt 
at'xov  fat'xoj  äi'vufiivov  ßoTjdtVv  fjTjä  ixnöiaat,  fx  xwv  fifyiaxMv  xivdvvmv 
l*rjxt  favxov  fttjXf  fiXXov  ft/jöhn,  i/no  6f  xöiv  f/&gwv  rttgioiiXuod-ui,  nä- 
auv  xtjv  ofoiav ,  axf/räiq  di  nxi-fjov  kfjv  iv  rij  noXn'  tov  dt  xotovroy ,  . 
l^tariv  inl  xoQQtjq  rvnxovxn  fiTj  äiäüvai  dixTjv:  vgl.  p.  508  C:  ol  «t»- 
fioi  Tot"  iS-fXovToq.  \  erklagen  durfte  man  übrigens  sie  auch  nicht, 
wie   aus    Demosth.    Mid.   §.    60   hervorgeht. 

13)  Demosth.  Mid.  §.  32.  33:  idv  fifv  ioxfcfuvo'fifvov  xnxwq  fttfj 
rj  nnri't^ij  ,  i'ittftoc  l'oxiti  na&dnui:  vgl.  Aristot.  Problem.  XXIX.  14 
und  über  den  IMyrtenkranz  der  Archonten  (und  Strategen,  Scbol. 
Arislopli.  I^quit.  59)  als  Symbol  der  Uuvorletzliclikeif  (lOttrsd.  Al- 
terlh.  §.  24,  n.  7)  Meurs.  lect.  Attic.  VI.  6  oder  Corsiiii  Fast.  1, 
p.  ?5.      Daher  axi(favq(p'oiio<;    d^x^  t    Aeschin.   Timarch.   §.    19,  axiipa- 


8.  124.     Verlust  der  bürgerlichen  Rechte.        363 

vovv  magistratum   facere ,    Lysias   Evaiitlr.   §.   8  ,   unoSovvai.  roi<;  ari- 
qtüvovq ,  Demostli.   Theocrin.   §.   27   u.  s.  w. 

14)  Vgl.  den  Schiedsrichter  bei  Demoslh.  Mid.  §.  83  fgg.  und 
Aehnliches  mehr  bei   Lelyveld  p.    100   fgg. 

15)  Uemostb.  Aristoer.  §.  62:  o'c  «►  «yr-'*  '/  ISionrjq  uhtoq  ,v 
ToV  »fOfiov  ai'yxv&TJvui.  To'vd*  7/  ftiTannii^or/  nvTov ,  uxifiov  nvut  )tul 
nulönc;  „'T.>or?  xru  tu  nvrov,  vgl.  Mid.  §.113,  Leptin.  §.156,  Neaer. 
§.  52,  und  die  Volksbeschlüsse  bei  Sauppe  in  Ber.  d.  Leipz  Ges. 
d.  Wiss.  1853,  S.  42:  fuv  di  rt?  ini.ii.>i]<fLL.rj  TiuQa  tuix<x  ,  uxiixov  n- 
vat   avTov  xal  nalSaq   x.r.X. 

16)  Ausser  vorstehenden  Beispielen  vgl.  Demosth.  Philipp.  111* 
§.  43,  Lysias  pro  Polystr.  §.  34,  und  was  Böchh  in  Berl.  .^lonats- 
ber.  1853,  S.  160  weiter  anführt,  namentlich  auch  das  Decret  Vit.  X 
Orat.  p.  834:  y.al  arinov  llvui  "Ai^X^riTÖkiiAOV  x«i  'AvxifpöivTo.  xiti  yi- 
vog  To  fx  TovToiv  xal  vö&ovg  xal  yvijalovc;  ,  xal  luv  TioijjOtjTtti  Tiva  xwv 
H  'AnxfTiToXfnov  xal  'AiTiifüvtoq,  uTif*oq  ioro)  o  noirjonntvoq:  soll  man 
diese  Schärfung  aber  mit  Naber  de  Andoc.  p.  41  auf  Psephismen 
beschr-inhen  ,  für  Gesetze  verwerfen?  Dass  die  Kinder  von  Hinge- 
richteten {b)v  dnixTUvfv  o  drjixoq  toiq  nnTfQug)  unter  einer  Art  von 
Atimie  standen,  zeigt  Demosth.  Arlstog.  1,  §.  30;  dagegen  sehn  wir 
aus  dems.  in  Aphob.  I,  §.  65,  dass  die  attische  Humanität  auch 
bei  Confiscationen  der  Frau  oder  den   Kindern   etwas  übrig  lässt. 

17)  Andoc.  1.  1.  §.  73:  ol  ftiv  dgyvQiov  ocpiiXovTiQ  rw  Jrjixoaiu), 
onoaoi  iv&vvuq  wtpuXov  ugluvriq  UQxüc,  rj  (^ovkaq  7}  yguqidq  7}  iTiißoXdq 
mq>Xov,  7  OJvnq  nqiufinoi  fx  tov  dijfioaiov  /ht}  xuTfßukov  tu  ;f^J7_//«Ta, 
^  lyyvaq  rjyyvTjOuvro  ngoq  ro  djjfiöaiov ,  rovrotq  ij  ftfv  txTiOiq  ijv  dl 
T^q  huTTjq  ngvTUviiuq,  fl  df  fii) ,  öinXäatov  oqxiXnv  xal  iu  xxTjßma 
avrü)v  ningüa&at:  doch  nur  bis  zum  Betrage  der  Schuld,  Demosth. 
adv.  Boeot.  de  dote  §.  20;  vgl.  Westermann  in  Abb.  d.  Leipz. 
Gesellsch.    d.  Wiss    I,   S.  57   und  mehr  im  Allg.  Privatalt.  §.  57,  n.  5. 

18)  KkrjQovößoi  fijq  driuinq,  vgl.  Demosth.  Androt.  §.  34,  Ti- 
mocr.  §.  201,  Theocrin.  §.  2,  Macart.  §.  58,  und  mehr  bei  W.  Vi- 
scher  Kimon ,   Bas.    1846.   8,  S.  41. 


19)   S.   Demosth.  Mid.   §.90  u.  95   und   das  Gesetz  adv.   Timocr. 

45:    iJiT]d\   ntql  xöiv   dxiftoov ,     onwq  XQV  f^^rl^tovq^  ui'xovq  tlvui. ,  fitjSt 


mit'  Petit    IV.    9.    22    und    Platner    Process    I,    S.   443  —  446,   H, 
S.   134—138. 

20)  S.  Andoc.  Mvster.  ^.  107,  Xenoph.  Hell.  II.  2.  11  mit 
Spanheim  ad  Aristoph.  Ran.  703  und  Scheibe  in  Zeit.schr.  f.  d.  Alt. 
1842,  S.  209;  insbes.  aber  auch  Lycurg.  Leoer.  §.  41  :  nokXöiv  ö^ 
xal  äiivüiv  xuxd  Ti/v  nöXtv  yivonivwv  xal  ndvxmv  xwv  TioXiXCÖv  xu  (it- 
ytaxa  TjXVxri^öxMv ,  ftdhax'  dv  xiq  t]kyriaf  xal  idäxgvoiv  ml  xaiq  xijq 
nöXfoiq  ai'ftq>ogatq,  ^vi/  ögäv  ^v  t 'v  dfjfiov  xi'rjqiodßivov  xovq  fuv  äcv- 
Xovq  fXfv&foovq,  rovq  öf  £fvo»'«  'A&r^raiovq ,  xoi'q  d'  «t.>o|'<;  hxiftovq, 
und  im  AUg.  Cic.  Verrin.  V.  6;  perditae  civitates  ,  desperatü  jam 
Omnibus  rebtis ,  hos  solent  cxitiis  exitiales  habere,  ut  damnati  in 
integrum  restituantur  ,  vincli  solvantitr  ,  v.vules  reducautur  ,  res  ju- 
dicatae  rescindantur. 


364     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  B.  Rath  m.  Folk. 

ZWEITER    ABSCHISITT. 

yom  Rathe  und  der  F'olksversaintnlung. 

G.   F.  Schömann   de  comltiis  Atlienicusium   libri  tres, 
Gryphisvaldiae   1819.   8. 

§.  125. 
Hatte  nun  aber  auch  jeder  grossjährige  und  ehren- 
hafte Bürger  an  sich ,  dem  Principe  der  reinen  Demo- 
kratie gemäss ,  an  allen  Aeusserungen  der  obersten  Staats- 
gewalt rechtlich  Theil ,  so  versteht  es  sich  doch  von 
selbst,  dass  diese  Betheiligung  thatsächlich  sehr  verschie- 
den seyu  konnte ,  je  nachdem  sie  sich  auf  die  allgemei- 
nen Versammlungen  der  Bürgerschaft  beschränkte  oder 
ihn  durch  Loos  oder  Wahl  zu  einer  besonderen  Thätig- 
keit  berief.  Es  ist  zwar  schon  oben  erinnert  worden, 
dass  die  absolute  Demokratie,  nicht  zufrieden  allen  ih- 
ren Mitgliedern  den  Zugang  zu  allen  Aemtern  und  Wür- 
den zu  eröffnen,  die  meisten  und  wichtigsten  Geschäfte 
des  Richteramts  sowohl  als  der  Administration  unmittel- 
bar in  die  Hände  des  ganzen  Volkes  legte;  da  dieselben 
jedoch  nicht  alle  in  derselben  Weise  wie  Wahlen,  Ent- 
scheidungen über  höhere  Staatsangelegenheiten  u.  s.  w. 
der  Volksgemeinde  als  solcher  überlassen  werden  konn- 
ten, so  wurden  sie  einzelnen  jährlich  wechselnden  Aus- 
schüssen aus  derselben  übertragen,  die  sich  inzwischen 
theils  durch  die  stärkere  Anzahl  ihrer  Mitglieder  und  die 
Wiederwählbarkeit  derselben  ^),  theils  durch  —  absolute 
oder  relative  —  Unverantwortlichkeit  ^) ,  später  nament- 
lich auch  durch  den  Sold,  den  sie  aus  der  Staatscasse 
erhielten  ^) ,  wesentlich  von  den  Beamten  unterschieden 
und  als  Ausflüsse  der  Staatshoheit  beurkundeten*).  Auf 
die  Volksgerichtc  kommen  wir  Im  nächsten  ALbschnitte 
zurück ;  von  dem  Verwaltungsausschusse  aber ,  dem 
Rathe  der  Fünfhundert  ^) ,  muss  hier  um  so  mehr  die 
Rede  seyn,  da  derselbe  zugleich  mit  der  Initiative  für  die 
bcratlisclilagcnde  Gewalt  bekleidet  war,  die  die  Gesammt- 
hcit  der  Bürgerschaft  in  ihren  Versaminliiiigen  ausübte^). 
In  dieser  Eigenscbaft  erscheint  er  z.  B.  Insofern  er  die 


§.125.   Der  Ruth  der  Fünfhundert  als  Folksausschnss.  3G5 

Berichte  der  Feldherren  '')  und  Gesandten  empfing ,  frem- 
den Gesandten  Audienz  erthellte  ^)  und  sie  in  die  Volks- 
versammlung^ einführte^)  u.s.w.,  namentlich  aber  inso- 
fern von  dem  Volke  über  keinen  Gegenstand ,  den  er 
nicht  vorher  begutachtet  hatte  '°),  ein  Beschluss  gefasst, 
und  was  er  verworfen  hatte,  dem  Volke  nicht  mehr  vor- 
gelegt werden  durfte.  Seine  eigenen  Beschlüsse  dagegen 
galten  nur  für  das  Jahr  seiner  Amtszeit  i^)  ^  bloss  ausser- 
ordentlicherweise finden  wir  ihm  bisweilen  selbständige 
Gewalt  übertragen  ^'^). 

1)  Von  den  Beamten  galt  (üemosth.  Timocr.  §.  150)  oi't«  äl<; 
XT]v  tti'XTjv  (i^^T/v  xov  uiTov  utö{ja  ocTf  di'o  v.{)j(u<;  «^$at  tov  uvrov  iv 
xm  uvxät  fviunzöj ,  ja  nach  Lysias  NiconiacL.  §.  29  oi'rf  vTioy^ufinu- 
Xivnui  i^rjv  dli;  xov  ax'zuv  xj/  uQxfj  "^fj  «»'t'J  :  dass  aber  derselbe  niebr- 
ntals  Ltuleute  werden  konnte,  zeigen  Timarch  (Franke  Proleg.  Ae- 
scbin.  Timarch.  p.  xxxvii  fgg.)  und  üemoslhenes  ,  der  Ol.  CV'll.  4 
(adv.  Mid.  §.  114)  und  CVIll.  2  (Aescbin.  F.  L.  §.17)  diese  Würde 
bekleidete.  Hier  galt  nur  njj  Si/o&iv  fiio&o(f>oQilv,  Demostb.  Timocr. 
§.  Vl'i  ;  aber  selbst  Bdckh's  Zweifel,  ob  jemand  zwei  Jahre  hinter- 
einander habe  Buleute  seyn  können  (Staatsh.  II,  S.  763),  ist  blosse 
Vermuthung. 

2)  Was  hiermit  gemeint  ist,  drückt  der  Gegensatz  des  Raths 
und  der  \'olksversamnilung  bei  Andoc.  de  reditu  §.  10  aus:  ol  fiiv 
yi  oxoXrj  Tiffjl  xwv  flauyyfXXofifvtov  axonovi/zui,  vnuQXf'  ^*  ftCToie  iuv 
XI  f^a/LtuQT.ttv(üaiv,  ulxiuv  tyjiv  xal  Xoyov  alaxQov  fx  xwn  itXkuv  noXiXÜV 
liftiv  öt  ovx  llalv  ijfQoi  ii<f  wv  alxiixv  av  l'xoiri  '  tu  yit^  xififrf(}u  uvrwv 
iff  vfiZv  diKuLioq  toxi  XH»  fZ  xal  xnxws  luv  ßovXija&f  SiaO-fo&ui.:  eben 
daraus  aber  geht  hervor,  dass  auch  der  Rath  nur  moralisch  ver- 
antwortlich seyn  sollte;  und  die  juristische  iv&vv^ ,  die  Schämann 
Antiqu.  jur.  publ.  p.  212  aus  Demosth.  Androt.  §.  .HS  ableitet, 
würde  höchstens  auf  bestimmte  Klagen  gegen  einzelne  Mitglieder 
gehn ,  wenn  es  nicht  noch  wahrscheinlicher  wäre ,  dass  dort  nur 
Beamte    des    Raths    gemeint    Find    und   vielleicht  geradezu  zwischen 

ytvxiyhrjq  und   o  uiv%i.y(>a(fti\q  die  A'erbindungspartikel  wegfallen  muss. 

3)  Ueber  den  Sold  s.  oben  §.  68,  n.  7  und  mehr  bei  Böckh 
Slaatsh,  I,  S.  318  fgg.  und  Wachsmuth  II,  S.  86  fgg.  J.  F.  Facius 
über  die  Besoldungen  der  Staatsdiener  bei  Griechen  und  Römeru, 
in  8.  C'ollectaneen  z.  Gr.  u.  R.  Alterthumskunde,  Coburg  1811,  8, 
S.    100   fgg.    ist  höchst  ungenügend. 

4)  Uneigentlich  heissen  wohl  auch  diese  ('(jjj-at ,  z.  B.  Thucyd. 
VIII.  97  und  Xenoph.  Rep.  Ath.  I.  3:  ÖTt'arti  d'  nolv  riff^itl  ßta&o~ 
(fioQiuq  f'vfxit  xul  oxffXfircq  tig  xov  olxov ,  tmj'TöC  C^t^T  o  dfjuoq  «(»;f*tv  ; 
von  Buleuten  auch  Andoc.  .Myster.  §.  95,  von  Richtern  Aristoph. 
Plut.  916;  doch  drückt  sich  selbst  Plat.  Leg.  VI,  p.  768C  schwan- 
kend aus:  7i*()t  dixnoxt']()ui,  u  dlj  tpafitv  ov&'  wq  'iQX'tq  ovd-'  ojq  titj  (id- 
dto»  *i;iövT«  ttvftfxifiaßrjrrjxojq  tlfi^xfvat,  und  Lycurg.  Leoer.  §.  79  un- 
terscheidet geradezu  den  u()xoiv  und  äixrtnxrjq:  vgl.  Aristot.  Politic 
III.    1.    4  mit   6.  12  und  m.  Quaest.   de  jure   magistr.    Heid.  1S29.8. 


366    Th.  r.  Der  athenische  Staat.  C  11.  B.  Rath  u.  Folh. 

p.   32  —  35,    auch    Heeren     Ideen  IM.    I,  S.   252  —  256    nnd   Böckk 
Staatsh.  II,  S.   583. 

5)  Vgl.  C.  van  Osenbruggen  de  Senatu  Atbcniensinm  ,  Haag 
1834.  4;  auch  Schömann  Anliqu.  p.  2!0  fgg.  und  Wacbsmuth  I, 
S.   546. 

6)  Vgl.  im  Allg.  Slgonius  Rep.  Atb.  II.  3:  Petit  III.  I,  p.  266 
—300:  Tittmann  S.   240—251,   Platner   Process  I,  S.   38  —  05. 

7)  Z.   B.   Xenoph.   Hell.   i.   7.   3  u.  s.  w. 

8)  Platner  a.   a.   O.   S.    58. 

9)  AeschJn.  F.  L.  §.  58:  ruXq  df  Uvn(ur<;  nQfaßiiaiq  ^  ßovkij  tdq 
ilc;   Tov  di]fiov   TiQoaodovq  nQoßovXfX'n. 

10)  Plu*.  V.  Solon.  c.  19;  riQoßovXfvnv  toi"  ötj/jov  xul  fttjötv 
iäv  un^oßuvkn'Tov  flc  fy.yJ.jjniav  tlo<pfQfoGai:  vgl  Petit  II.  2,  p.  198; 
HüUmnnn  Sta&tsr.  S.  3Ö7  ,  Schöm.  Comit.  p.  95 — 100,  Titlinann 
S.  176  fg.  Später  erst  l&og  fxQrirtjoff  rlnQoßoi'J.fTTov  rptj(fiafzu  fla/cyt- 
a&at  fv  rü  örjfteo,  Arg.  Demostb.  Androt.  p.  592,  vgl.  Aristot.  Po 
litic.  IV.  12.  9'u.  VI.  1.  9  mit  Luzac  de  Soor,  civc  p.  107;  der 
ordnungsmässige  Geschäftsgang  blieb  jedoch  stets  der  ,  wie  er  sich 
noch  in  den  Eingängen  zahlreicher  Beschlüsse  ausspricht  :  diöoy&at 
xfj  ßoi'kij ,  Tai'?  f.(tyovTaq  nuofÖQovQ  flq  rr^v  fiiovonv  fxx).r/oiny  yjjijfnu- 
Tii^nv  Tifgl  TovTWv,  yruiftrjv  dt  avftßnXi.(a&ai.  XTJq  ßovXf^q  tiq  top  öijfiov: 
▼gl.    Meier  Comm.   epigr.   II,  p.   106. 

11)  S.  Demostb.  Aristocr.  §.92:  o  vcfiog  fTihnn  xtkivn  t«  t^? 
ßovXi^q  flv(u  x^'TjqilafiuTu  ,  und  zur  Vergleicbung  C  Inscr.  No.  82,  1. 
18  mit  Heidelb.  Jahrbb.    1827,  S.    1009. 

12)  Bovkrj  aihoxQUTiüQ  (Andoc.  Myster.  §.  15)  oder  xvqiu  (De- 
mostb. F.   L.   §.  154);  vgl.    Platner  I,  S.    357. 

§.  126. 
Zu  dieser  Bedeutung,  welche  der  Rath  als  Wächter 
der  Gesetze  und  öflFentlichen  Interessen  hatte  '),  gesellte 
sich  übrigens  noch  die  nicht  minder  grosse  zweite,  nach 
welcher  er  sowohl  überhaupt  die  verschiedenen  Zweige 
der  Verwaltung  ^^  und  die  damit  beschäftigten  Beamten  3), 
als  auch  insbesondere  die  Finanzen  des  Staats  über- 
wachte''^), und  wenigstens  die  ordentlichen  Einkünfte 
ganz  unter  seine  Obhut  nahm,  hinsichtlich  deren  sich 
noch  die  Bestimmung  aus  dem  Rathseide  erhalten  hat, 
dass  von  der  Verpflichtung ,  keinen  Bürger  gefänglich 
einzuziehen ,  für  den  drei  andere  gleicher  Schatzungs- 
classe  gutsagten  5),  neben  den  Hochvcrrätliern  nur  noch 
die  Pächter  und  Erheber  der  Staatsgcrälle  eine  Ausnahme 
machten  ^).  Von  den  ausserordentlichen  Einkünften  des 
athenischen  Staats,  wohin  ausser  den  etwaigen  Gerichts- 
geldern und  Geldbussen    oder  ConCscationen  ^)   uament- 


§.  126.      Der  Rath  als  f^erwaltungshehörde.       367 

lieh  die  Tribute  seiner  Bundesgenossen  auf  der  einen, 
die  Vermögen  steuern  seiner  Bürger  auf  der  andern  Seite 
gehörten,  wird  unten  näher  die  Bede  seyn^);  abgeschn 
von  diesen  Zuflüssen  aber ,  die  ihm  theils  die  Aus- 
breitung seiner  Macht  theils  die  Entwiekeluug  seiner 
Verfassung  zuführte ,  beschränkten  sich  seine  ordentli- 
chen Einnahmen  auf  die  drei  Hauptquellen  des  Ertrags 
der  Staatsgüter  9),  wohin  auch  die  Abgabe  von  den 
Bergwerken  gehört  ^^)^  der  Zölle  und  sonstigen  Procente 
von  Handelsgegenständen  ^^),  und  der  Personen-  oder 
Gewerbsteuer  der  Nichtbürger  ^■■^)  ^  und  diese  wurden 
dann  alljährlich  unter  der  Aufsicht  und  Auctorität  des 
Baths  dergestalt  verpachtet,  dass  die  Erhebung  im  Ein- 
zelnen ^^j  Pachtern  ^''^)  überlassen  blieb,  diese  aber  für 
die  Pachtsumme  nicht  allein  mit  ihrer  Person  sondern 
auch  mit  weiteren  Bürgen  nach  der  ganzen  Strenge  der 
Gesetze  gegen  Staatschuldner  hafteten  ^5),  Dass  der  Bath 
von  diesem  Theile  seiner  Ausfiihrung  zur  materiellen 
Bechnungsablage  verpflichtet  war,  begründete  allerdings 
auch  für  ihn  eine  Art  von  Verantwortlichkeit^^),  deren 
Wirkungen  jedoch  selbst  in  den  Fällen,  wo  er  sich  ge- 
gen bestimmte  Vorschriften  verfehlt  hatte,  nicht  über 
den  Verlust  der  herkömmlichen  Bekränzung  hinausge- 
gangen zu  seyn  scheinen  ^'')  5  unwürdige  Mitglieder  stiess 
er  selbst  aus  seiner  Mitte  ^^]. 

1)  Darauf  geLn  auch  die  rrbaltencn  Worte  des  Rnthseides  tturu 
To»/'?  vöfiovq  ßovktvonv,  Xenopb.  M.  Socr.  I.  1.  18,  oier  toT?  2öX<ß>- 
vo(i  vöfiovi;  iftnidmanv ,  F'lut.  V.  Soloii.  c.  25,  und  in  ßflnnia  nvfi- 
ßovXn'ofiv  rfj  nöXfi,  Lysias  adv.  PLilon.  §.  1  ;  vgl.  Schcliing  de  So- 
loii.  legib.  p.  21. 

2)  7'rt  6'ijnöniu  TiQuynuTu  tftoixfTv,  Arg.  Dcmostb.  Androt.  p.  588; 
vgl.  Xenopli.  R(p.  Ajh.  MI.  2:  t^v  d^  ßovhp  ßoidn'faOai  noXXd  //tv 
nfQi  noXffiov ,  noXkrt  t)J  nn)i  no{toii  %(}r//if'trojv  ^  nokXa  df  tkqI  vüfiwv 
&iafO)q ,  nolkd  6\  nutl  tÖ)v  xrtrci  nöXiv  ad  yi.yvo/^fvo)^ ,  noXXrl  di  xui 
TOtq   avfi^i'ixoiq,   xal   ipcQov   öf^aoGui   xul  vi(0(jiMV  intßtXT]&7/vai  kuI  UqS)v. 

3)  Vgl.  Antiph.  Choreut.  §.  49  ;  o'l  rtvfq  xal  vvv  t(H«xo»Ta  /uvuq 
tu  iftol  XitßovTiq  niiQd  T(i)v  no()tOTMv  xul  löiv  noiXijTÖiv  xnl  lüv  nouxTo- 
{)tov  Hul  T'Jjv  iinoy(i((fiurn Hi>y  .  .  .  ofjxonq  -loiovrotK;  öioifiaouvro  ,  ort 
nQXiTuvnimv  nii&önivoi;  nt'Tovq  dnv«  xal  axtrXia  f(ty('(i^f<r&ai  flnT/yov  riq 
TTjv  ßovXr/v  xal  fJidn^a  o')q  x{)ii  kt/roivraq  ini^fX&ilv  tw  Ti()i'tyftnri., 
Daraus  erklaren  sich  auch  die  Beispiele  vom  Einschreiten  des  Se- 
nats  in    Fällen,   wofür  sonst   ganz  andere   Behörden   competent  sind, 


368    Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.II.B.  Rathu.  Folk. 

weil  jener  slillscLweigcnd  als  über  allen  siebend  angenommen  wird  j 
bei  der  (fitoit; ,  Isocrat.  Trapezit.  §.  42,  Callim.  §.  6,  bei  der  dno- 
y^juipr'/ ,  Isaeus  Nicostr.  §.  28;  vgl.  auch  Bergk  ad  Andoc.  ed.  Scbil- 
ter  p.    115. 

4)  Vgl.  Böckh  Staatsb.  1,  S.  207  fgg.  und  Wacbsmutb  II, 
S.    106. 

5)  Ein  Beispiel  solcber  Bürgsebaft  gibt  Plat.  PLaed.  p.  115  0, 
wo  natürlicb  nur  an  die  Abwendung  der  Untersucbuugsbaft  zu  den- 
ken  ist;   vgl.    Heffter  Geriebtsv.  S.    424  fgg. 

6)  Deraostb.  Timocr.  §.  144:  ovdt  drjoai  'A&rjvaiotv  ov'dha,  o? 
UV  fyyiir^ruq  TOfit;  ii.a&i,o%f/  to  uvxo  xi^oq  rikoiivxug  •  nktjv  luv  Tt?  tni 
noodoaia  znc;  nöXiax;  tj  inl  xurukron-  rov  öi'jfioii  avviojv  uk(ü  7]  xfkoq  t* 
Tlitu'ttityoq  Tj  lyyvTiaufifvoq  Tj  fnXfyojv  n^  xaxußäXXfj  :  vgl.  Androt.  §.  56, 
aucb  Andoc.  Myster.  §.  93,  und  mebr  bei  Herald,  rer.  jud.  auctor. 
I.    12,  §.   6—9   und  Tittmann   Staatsv.   S.   206. 

7)  IlQVTuvtiu,  TißTjftuxa ,  dr/niÖ7i()axa ,  vgl.  Böckb  I,  S.  461  — 
520  und  über  Confiscationen  insbesondere  auch  Privatalt.  §.  70, 
n-  7  fgg. 

8)  Vgl.  §.  156  fg.  161  fg.  und  die  Hauptstelle  Aristopb.  Vesp. 
655  fgg.  mit  Sigonius  Rep.  Ath.  IV.  3,  nach  welcbem  bereits  Ubbo 
F-mmius  u.  A.  die  Einnahmen  Athen's  in  xiXrj,  xtfir/naxa,  tpufioi,,  ilq- 
<pooui  eintheilen;  auch  Tittmann  S.  38  —  53  und  Wacbsmutb  II, 
S.'91   fgg. 

9)  Tffihri ,  IfQu ,  olxiat,  Xenoph.  Vectig.  IV.  19;  vgl.  Bake 
Scbol.  hypomn.  IV,  p.  249 — 269.  Dass  hierunter  aucb  Güter  klei- 
nerer und  örtlicher  Körperschaften  begrifien  seyn  mochten  ,  kann 
man  diesem  wohl  einräumen ;  inzwischen  gilt  die  Analogie  des 
Staatsguts  jedenfalls  für  diese  mit,  vgl.  Demostb.  Theocrin.  §.  14 
und   Macart.   §.   58. 

10)  Hierüber  s.  Böckb  über  die  laurischen  Silberbergwerke  in 
Attika  (Abb.  d.  Berl.  Akad,  1814.  15)  S.  111  —  120  und  kurz  auch 
Staatsh.  I,  S.  91  fgg.  420  fgg.  Sie  wurden  gegen  V24  des  jährli- 
chen Ertrags  in  Erbpacht  gegeben ,  desshalb  aber  aucb  von  andern 
Abgaben    befreit. 

11)  Insbes.  die  nivTfjxoorT/,  IVIeurs.  lect.  Attic.  V.  28,  Böckb  I, 
S.  425  —  440,  Bake  1.  c.  p.  269  fgg.  Die  inoJviH  (Bekk.  Anecd.  p. 
255)  zieht  lezterer  vielleicht  richtiger  auf  die  Verpachtungen  selbst; 
dagegen  erwähnt  Aristopbanes  noch  nokXdq  fxuxoaxdq,  wovon  ein 
Beispiel  bei  Stob.   Serm.   XLIV.    22,  p.   280. 

12)  S.  oben  §.  115,  n.  6  und  das  rlyoQTtq  riXoq  Aristopb.  Acharn. 
896  mit  d.  Erkl.  ;  aucb  ;io(jvjxöv,  Salmas.  Mise,  defens.  p.  530, 
Böckb   I,   S.  450,    Becker  Cbarikles  II,  S.   .^6. 

13)  'HxXiyiiv,  s.  Aeschin.  Timarch.  §.  119  und  mehr  bei  Hem- 
sterh.   ad    Lucian.  Charon.   c.  11    und  Schäfer  ad  Demostb.  iI,p.3M. 

14)  TiXäJvui,  vgl.  Salmas.  foen.  trapez.  p.  243  und  Heraldi 
Animadv.  p.  186  fgg.;  auch  ganze  Gesellschaften  unter  einem  «<)- 
XO)vtj<:,  Sluiter  lect.  Andocid.  (Myster.  §.  133)  p.  158.  Das  Nibere 
8.  bei  Böckb  I,  S.  452—461  und  C.  L.  Blum  Proleg.  ad  Demostb. 
Timocr.  Berl.  1823.  8,  p.  32  fgg.  ;  aucb  Göttling  im  Hermes  XXIII, 
S.    118  und  Lelyveld  de  infamia  p.    195   fgg. 

15)  Nönoi  TfXojvixoi,  analog  aucb  auf  andere  l'/ovraq  rü  ri  lt(ju 
ual  TU  ooia  xQ^/*uTu  ausgedehnt,  Demostb.  Timocr.  §.96;  vgl.   Pan- 


§.  127.      Prytanen  und  Schreiber.  369 

taen.  §.  22    mit    Petit    Leg.    Atlic.    IV.    10,  p.   471   fgg.    und    oben 
§.   124,  n.    15. 

16)  Deren  jedoch  allein  Aescbiu.  Ctesiph.  §.  20  gedenkt;  vgl. 
Petit   III.    1,  p.   298  und  oben  f.    125,  n.  2. 

17)  Mr/  noir/aufiivr/v  xr/v  ßovXtjv  r(x<;  Tintjofie  (Plut.  V.  Them.  c.  4] 
/xij  alriiv  TTjv  6ü)()iöv,  Arg.  Demosth.  Androt.  p.  589,  vgl.  das.  Funkbä- 
nel  p.  16  und  über  die  öojQfa  selbst  Aescbin.  Timarch.  §.  111  mit 
Wachsmutb  11,  S.  88,  übrigens  nicht  mit  den  KranzcD  zu  verwech- 
seln ,  die   der   Rath   schon   als   Beliörde  trug,    Lyeurg.    Leoer.   §.  122. 

18)  Durch  die  fx(f>iiXXo(pö()rjai(;,  vgl.  Aeschin.  1.  c.  und  Bekk. 
Anecd.  p.  248  mit  Meurs.  lect.  Attic.  III.  19,  Meier  Bon.  damnat. 
p.  84,   OseuLruggen  p.   12  fgg. 

§•  127. 
Der  Rath  versammelte  sieh  täglich,  Festtag'e  ausge- 
nommen ^),  in  seinem  Sitzungshause  ^)  zu  Berathungen, 
die  je  nach  Umständen  öffentlich  oder  geheim  gehalten 
wurden  ^)  5  um  aber  den  .  Staat  in  keinem  Augenblicke 
ohne  oberste  Behörde  zu  lassen ,  übernahmen  die  zehn 
Phylen,  woraus  er  bestand,  in  einer  jährlich  durch  dasLoos 
bestimmten  Reihefolge  nach  einander  das  Geschäft  der 
Prytanie ''^)  ,  das  mithin  jede  derselben  wenigstens  fünf- 
unddreissig  oder  in  Schaltjahren  achtunddreisslg  Tage 
lang  traf  ^).  Aus  diesen  fünfzig  ward  dann  wieder  alle 
Tage  ein  anderer  durch's  Loos  zum  eTi/OTöT?;?^)  bestellt, 
welcher  die  Schlüssel  des  Schatzes  und  Archivs  und 
das  Staatsiegel  verwahrte  ^) ,  und  früher  auch  den  Vor- 
sitz im  Rathe  und  der  Volksgemeinde  führte ,  ehe  lez- 
teres  Geschäft^)  auf  die  neun  ngoeögot  überging,  die 
jener  hierzu  jedesmal  ausdrücklich  aus  den  neun  übri- 
gen Phylen  erlooste ,  so  dass  den  übrigen  Prytanen  in 
dieser  Hinsicht  nichts  als  die  Berufung  der  Versamm- 
lung übrig  blieb  5).  Ihre  eigentliche  Bestimmung  inzwi- 
schen war,  bei  alle>n  Vorkommenheiten  des  Tags  sofort 
mit  amtlicher  Auctorität  zur  Hand  zu  seyn  ^O),  woraus 
sich  auch  ihr  polizeiliches  Einschreiten  in  manchen  Fäl- 
len erklärt  *')^  zu  diesem  Ende  hielten  sie  sich,  wie  es 
scheint,  den  grössten  Theil  des  Tags  über  ^^)  in  ihrem 
Amtslocale,  der  sogenannten  Tholos,  auf  ^^)  und  speisten 
hier  auch  gemeinschaftlich  auf  öffentliche  Kosten  mit 
ihren  Schreibern  **) ,  die  jedoch  ebenso  wenig  wie  die 
I.  ü.i.  4.  Aiid.  Aa 


370     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  B.  Raih  u.  Volk. 

Tholos  mit  dem  alten  Prytaneum  ^^),  mit  den  sogenann- 
ten aeioiToig  zu  verwechseln  sind  '^)  ,  die  in  Folge  öf- 
fentlicher oder  gottesdienstlicher  Aemter  in  lezterem  als 
dem  eigentlichen  Staatsheerde  zugleich  mit  den  fremden 
Gesandten  und  anderen  Gästen  des  Staats  oder  verdien- 
ten Bürgern  assen ,  welcl'en  diese  Auszeichnung  biswei- 
len selbst  lebenslänglich  oder  erblich  bewilligt  ward  *^). 
Mit  jeder  Prytanie  wechselte  übrigens  auch  der  Schrei- 
ber ,  der  ohne  Rücksicht  auf  die  regierende  Phyle  durch 
das  Loos  bestimmt  wurde  und  namentlich  die  Ausferti- 
gung und  Aufbewahrung  der  Beschlüsse  wahrnahm  ^^), 
während  die  Buchführung  über  die  Verwaltungsgeschäfte 
des  Raths  einem  Gegenschreiber,  aviiyQacfevg,  oblag  ^^) 5 
erst  später  lässt  sich  neben  jenem  noch  ein  besonderer 
Rathschreiber  zur  Aufsicht  über  die  Gesetze  nachweisen, 
den  der  Ralh  auf  ähnliche  Art  wie  das  Volk  den  Staat- 
schreiber  durch  Vi^ahl  aus  seiner  Mitte  ernannte  ^°). 

1)  Poll.  VIII.  95:  ol  TiQvruvfi^  xrjv  ßovXrjv  oi'vriyoi'Otv  oQtju'fqm 
fLycurg.  Leoer.  §.  126)  nkrjv  "orav  riq,  fj  difiröq  (.Aristopli.  Thesmoph. 
79,  Demostb.  Timocr.  §.  26,  Athen.  IV.  71),  deren  Zabl  übrigens 
nicht  gering  war  (Xenopb.  Rep.  Atb.  III.  2  u.  8;  vgl.  Böckh 
Staalsh.  I,  S.  327),  um  der  dies  atri  {dno(f{)<i.dfq  rifif^ai  d.  h.  nQug 
nyf'lft?  dvfniTtjdfioi)  zu  geschweigen  (Gotfesd.  Altertb.  §.  43,  n.  3), 
obgleich  man  diese  nicht  mit  Scbömann  auf  die  lezten  Tage  eines 
jeden  IVionats  bezieben  darf;  vgl.  Ciarisse  luscr.  tres  p.  26  und 
Westermonu  in  Abb.    d.   Leipz-   Ges.   d.   Wissensch.    I,   S.    11    fgg. 

2)  Bovhti7f]Qi,ov ,  vgl.  Meurs  Ceram.  c.  6,  Hauptmann  de  An- 
docide  bei  Reiske  Orat.  \l\],  p.  594,  und  über  dessen  (neuent- 
deckte) Lage  Ross  Theseion  S.  43.  59  und  Göttl'ing  im  .Ten.  Lect. 
Kat.  \8^'2 — 53;  über  seine  Götter  (üfol  ßovXuloi. ,  Antiph.  Choreut. 
§.  45)  und  ihre  Verehrung  {nonZ/itin,  Dem.  Mid.  §.  114)  Böckh  C. 
Inscr,  I,  p.  671  uad  Sintenis  ad  Plut.  V.  Them.  p.  142;  über  die 
fmia  ßovkalii.  'Acschin.  F.  L.  (^.  45)  auch  Westermann  in  Art.  Soc. 
gr,  I,  p.  176.  Uebrigcns  sass  der  Rath  ausserordentlich  auch  wohl 
im  Piräeus  (fv  ".iAoi?,  Lycurg.  Leoer.  §.  37)  oder  in  Kleusis  ilt{)o. 
(iOi'Xt)   Ross   Demen   S.    vii). 

3)  Demostb.  F.  L.  §.  18=  ro  fdu  ßovXfi'xt'jQiov  ftinrov  rj*  iJtw- 
iwv:  vgl.  Aristoph.  Fqu.  629,  IMat.  Menex.  p.  234A,  Lysias  de  Ari- 
stoph.  bon.  §.  55;  anderseits  aber  Aeschin.  Ctesiph.  §.  125:  tlofk- 
Omv  flq  To  ßov).n<ri]{>iov  y.al  /nfrno2Tjoiif.ifvog  zot'q  idio'nuq,  und  Demostb. 
Aivistog.  1,  .S  23  mit  Fritzsche  de  Aristoph.  Daetal.  p.  125  fgg. 
und  Franke   de  Amphict.  decret.  p.   6. 

4)  Harpoer.  p.  259:  ro  rffxfxrov  /tfQog  t^?  ßovXfj<;  rUiv  ntvraxo- 
aio)v,  TlfVTr/itoi'zu  (iv(i(jK;  dno  fitiiq  (fmkrjq,  ol  dioixovyrK;  unnrru  in  rno 
rf-ßovk^  TUTTo/ifvu ,   nfjvrüvn^  rxaXoviro  '  in()Viüviiiov  dJ   tx   diado)(TJ<; 


§.  127.    Prytanen  und  Schreiber.  371 

ukXrjhuq  ul  öina  (fidal  hXt/qo)  i-axavout,'.  vgl.  Ammon.  p.  120  und 
Arg.  Demosth.  Androt.  p.  588  mit  Corsini  T.  Att.  I,  p.  176  —  185, 
Böckh  C.   Inscr.   1,  p.   234,   Clinton   F.   Hell.    II,   p.  344. 

5)  Vgl.  Phot.  Lex.  p.  468  oder  Suidas  Hl,  p.  220,  wo  nur  das 
zu  bcricUtigen  ist ,  dass  die  überschüssigen  Tage ,  welche  bei  der 
Division  der  354  oder  355  resp.  384  des  attischen  Jahres  durch  die 
Zehnzahl  der  Phyüen  im  Reste  bleiben,  nicht  den  vier  ersten  Pry- 
tnnien  zugefallen,  sondern  gleichfalls  durch  das  Loos  vertheilt  wor- 
den zu  seyn  scheinen  ;  vgl.  Zeitschr.  f.  d.  .41terth.  1845  ,  S.  590 
und  Böckh  über  zwei  att.  Rechnungsurhunden  in  Abh.  d.  Berl. 
Akad.  1816,  S.  382  fgg.  ,  auch  C.  Redlich  d.  Astronom  Meton, 
Hamb.  1854.  8,  S.  67  ,  wo  zugleich  Idelers  Schaltcyklus  (Handb. 
d.  Chronologie,  Berl.  1825.  8,  S.  313  fgg-)  nach  den  Urkunden 
modificirt  wird;  im  Allg.  aber  S.  Petit  de  anno  Attico  (in  s.  Miscell. 
1.  VIII;  vgl.  Ecl.  Chronol.  Par.  1632.  4)  und  Leg.  Att.  III.  1,  p. 
271  fgg.  und  was  sich  sonst  in  Gron.  Thes.  T.  IX  findet ,  dann 
Dodwell  de  Cyclis  diss.  I-III  und  Corsini  F.  Att.  I,  p.  51 —  111 
mit  den  Berichtigungen  von  Schömann  p.  33  fgg.  und  Clinton  II, 
p.  324 — 348,  und  was  ich  sonst  Gottesd.  Alterth.  §.  45  citirt  habe. 
Die  Reihefolge  der  Monate  ist:  Hekatombäon,  Metagitnion,  Boedro- 
mion,  Pyanepsion  ,  Maemakterion ,  Posideon,  Gamelion  ,  Antheste- 
rion  ,  Elaphebolion  ,  ftlunychion  ,  Thargelion  ,  Scirophorion ;  wenn 
Gaza  und  Petavius  (Doctr.  temp.  I.  !  0]  Maemakterion  vor  Pyanepsion 
gestellt  hatten,  so  ist  dieses  von  Scaligcr  Emend.  temp.  p.  31, 
Salmas  Exerc.  Plin.  I,  p.  314  u.  752,  Barthelemy  in  M.  de  l'A. 
d.  Inscr.  XLVIII,  p.  395—400,  Buttmann  hinter  Ideler  über  d. 
aslron.  Beob.  d.  Alten  S.  383  längst  widerlegt;  und  dass  der  IJe- 
katoinbüon  jedenfalls  nicht  erst  seit  Ol.  LXXXVII.  1  den  Jahres- 
anfang bildet,  haben  nach  Freret  in  M.  d.  l'A.  d.  Inscr.  XXVI, 
p.  163  insbes.  Böckh  Ind.  lect.  aest.  1816  und  daraus  Ideler  I, 
S,   286 — 292    und  Clinton    II,   p.   xvi-xxiii   zur   Gewissheit  erhoben. 

6)  Xenoph.  M.  Socr.  I.  1.  18,  IV.  4.  2;  vgl.  Plat.  Apol.  p.  32  A, 
Gorg.  p.  474.  Auch  schlechthin  uqvtuvk;  ,  wie  Thucyd.  VI.  14 
und  üemosth.  Timocr.  ^.  157:  fVjTtv  oanq  uv  ij  n^ötÖQoq  nox"  inixl'i}- 
qiiqfv  Tj   Tnjvxuvti;  toi'rojy   rt ; 

7)  Poll.  VUL  96  :  iniari'iT7ß  d'  iarlv  fl<;  twv  ;i^^T(ö'f(uv  o  xX^qoj 
Xu/ojv'  d'lq  d'  Ol'«  l'^fari  yiviaS-ai  rov  ni<Tov  inioruTr/V  f'}(fi  6(  oiroq 
TW»  lf()ö)v  xoQ  xAft?,  fv  otq  TU  ;^p^|aaT«  mrtl  ni  yQuiifiuta:  vgl.  Schol. 
Demosth.  Androt.  §.  5  mit  Luzac  de  epistatis  et  proedris  Ath.  in 
8.  Oratio  de  Socr.  cive  p.  92 — 123  und  Schöm.  Comit.  p.  83  fgg. 
Das  Archiv  war  im  Tempel  der  Göttermutter,  tn^tfjwov ,  Lycurg. 
Leoer.  §.  66,  Demosth.  Aristog.  I,  §.  98;  vgl.  P.-vns.  I.  3.  4  mit 
Bekk.  Anecd.  p.  273  und  mehr  bei  Meurs.  lect.  Altlc.  I.  11  ,  Böh- 
nccke  Forschungen  S.  322,  Vermooten-Weijers  ad  Lys.  Nicomach. 
Lugd.    B.    1839.    8,   p.    52,   Gerhard  in    Abh.   d.    Berl.  Akad.    1849. 

8)  Auch  im  Rathe  nach  C.  Inscr.  n.  124,  vgl.  BJagi  decr. 
Athen.  Rom  1750.  4,  p.  402  gegen  Corsini,  der  die  Proedros  non- 
conlribules  auf  die  Volksversammlungen  beschränkt;  doch  beweist 
(>.    Inscr.   n.   81    höchstens  für  die  nächste   Zeit  nach    Euklid. 

9)  Poll.  VIII.  90;  xnl  orav  ol  tt()VtÜvh<;  t  ov  dijuov  }]  rtjv  ßovlrjv 
nvvüyo>niv,  üj'To?  fj  fxäaiiji;  (fuXijc;  nQofd'Qov  tva  Kkrj()ol,  ftövr/v  ri/v  7i(iii- 
ravfvovauv  ilfptiq:  vgl.  Aristot.  bei  Harpocr.  p.  121,  Telephus  bei 
l'luslnth.  z.  Odyss.  XVII.  455,  und  sonstige  Citate  bei  Neumann  ad 
Aristot.    fgm.    p.   75  ,    welchen     zufolge    auch    aus    diesen    n^iofd^ots 

Aa2 


372    I7i.  f.  Der  athenische  Staat.  C.ll/B.  Rathu.  Folk. 

wieder  ein  zweiter  fTiiOTttTf^q  erloost  ward,  s.  Demv/slh,  Androt.  §.5 
und  Aescbin.  Ctesiph.  §.  39:  tJv  d'  fTiiaruTr/v  löiv  7i(jofd()wv  diu/ii- 
(joToviav  dovvni  tü  d/jfAOj:  doch  ist  die  gewöhnliche  Formel  bloss 
TÖiv  nQofÖQoiv  iTnf.iri(fLniv  o  6(Zva,  zum  ersten  Male  Ol.  CIL  4  im  C. 
Inscr.  I,  p.  899,  wozu  seit  CXIV.  3  noch  xul  av^noofd\)oi.,  vgl. 
Meier  Comm.  epigr.  II,  p.  100.  Dieses  sind  folglich  Proedri  non- 
contribiiles,  wie  wir  sie  mit  Schömann  u.  A.  nennen  kennen;  wenn 
diesen  aber  seit  Petäv.  Doctr.  »enip.  II.  1  nach  Arg.  Demosth.  .An- 
drot. zehn  andere  contribules  aus  der  cfi'Är/  nQvrnvfvovou  selbst  ent- 
gegengestellt werden  ,  die  je  sieben  Tage  regiert  und  aus  ihrer 
Mitte  den  Kpistates  der  Prytanen  gestellt  hätten  (vgl.  auch  J.  T. 
Krebs  decr.  Ath.  in  Hyrcani  honorem  factum,  Lips.  17äl.  4  oder 
in  s.  Decr,  Roman,  pro  Judaeis,  Lips.  1768.  8,  p.  376  —  383),  so 
glaube  ich  jene  ganze  Annahme  im  Ind.  lect.  Gott.  hib.  1843 — 44 
hinlänglich  widerlegt  zu  haben  ,  um  auch  der  von  ßöckh  C.  Inscr. 
I,  p.  130  und  Droysen  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  18:^9,  S.  806  er- 
örterten  Frage  nach  dem  Uebergange  lezterer  Gattung  in  erstere 
nur  nocli  die  Bedeutung  beizulegen  ,  seit  wann  überall  n^öfd^/o» 
neben  den  Prytanen  nachweislich  sind?  Göttling's  Hypothese  im 
Hermes  XXIII,  S.  1!3,  dass  dieselben  unmittelbar  aus  dem  ganzen 
Volke  genommen  ■  rordeu  ,  widerlegt  sich  unter  meiner  Voraus- 
setzung schon  durch  Demosth.  Androt.  §.  9  ,  jedenfalls  aber  durch 
Aescbin.   Ctesiph.   §.   73   u.   74;  vgl.    Schöm.    Comit.   p.   93  F. 

10)  S.  z.  B.  Dem.  Cor.  §.  169  und  zur  Vergleichung  Plat. 
Leg.  VI,  p.  798  C,  auch  Athen.  V.  1  und  im  Allg.  .Morisani  Inscr. 
Regln,  p.  266—274  und   Hüllmann  Staatsr.    S,    185—194. 

11)  Anuyojyij  tiqoq;  roi'q  uQi'rdrfK;  im  Arg.  Demosth.  Aristog'. 
I,  p.  767;  vgl.  Aristoph.  Equ.  301,  Thesmoph.  770.  935  fgg.  und 
d.  Eid  bei  Andoc.  Myster.  §.91  u.  Demosth.  Tiniocr.  §.  147;  auch 
unoyQucf^yui  xuxoi'fiyovvTtt  flq  rijv  ßoif?.rjv ,  Isaeus  Nicostr.  5-  28? 
Unklar  Meier  u.   Schöm.    S.    120   fgg,   237    fgg. 

12)  In    Nothfällen   auch   die   Nacht;   s.   Andoc.    Myster.  §.  45. 

13)  Auch  oyiäq  (Speisesaal,  Ath.  IV.  19),  PLot.  Lex.  p.  520 
und  Harpocr.  p.  148:  o  dt  rortog  onov  foxiCifrat  ol  7i(iVTÜvfi.<.:  xakfliut 
&okoq,  i'n  ivio>y  di  om«?  din  to  ovtox;  wxodofir/O&ui  avrov  OTQoyyvi.ov 
Tiu^ö/jioiov  &oki(y.  vgl.  Paus.  I.  5  und  Poll.  VIII.  I  &5 :  -^  &6Xoc:  h  i] 
afvidfinvotiv  fxanTr^(;  j/fA.f(jrtq  nurrjKorrd  t?J^'  twv  nf^Tumoniiov  ßofkr^q^ 
7j  ngvTuvfvoiian  <pi'i.^ ,  mit  Meurs.  Ceram.  c.  7  und  van  Dale  Diss. 
IX,  p.211,   auch    Hüllmann    Anf.    d.   griech.    Gesch.    S.   235. 

14)  S.  Demosth.  F.  L.  §.  190  und  über  die  Schreiber  §.  249: 
xa*  TO  TiXnnnlov  txp  v/AÖtv  yfiufifimftq  y((t(joTovti&i*rt<;  di  Ittj  difT()<c- 
9^aav  iv  xfi   d-öktji. 

15)  S.  oben  §.  100,  n.  10  und  über  seine  Lage  am  nordöstli- 
chen Fusse  der  Burg  Paus.  I.  18.  3  mit  Leake's  Topogr.  v.  Sauppe 
S.  190  oder  Wachsmuth  II,  S.  680  und  Gerhard  im  Philol.  IV,  S. 
382  ,  der  mir  nur  aus  Missverstündniss  widerspricht,  übrigens  aber 
mit  Recht  auch  der  Tholos  ihren  Platz  in  der  Nähe  jenes  alten 
Prylaneuni  anweist,  wie  dieses  zugleich  den  not.  2  erwähnten  Ent- 
deckungen entspricht;  der  Versuch  von  Hanriot  in  d.  Revue  ar- 
chcol.  1854,  p.  212  fgg.  257  fgg.  sie  sammt  Buleuterion  und  Me- 
troon  wieder  südwestlich  von  der  Burg  nach  dem  Musenhügel  zu 
verlegen,   ist  ganz  verunglückt. 

16)  Atioitoq   0   itfi    fKuOT/j    iifif(^,a  iv  tm  n(jliTUV(i(u  dftnvöiv^    Hesycb. 


§.  127.      Prytanen  und  Schreiber.  373 

I,  p.  108;  vgl.  Coisiui  Fast  II,  p.  145— 15t,  Böckh  C.  Inscr.  I, 
n.  184—201,  insbes.  p.  322—327,  Ross  Demen  S.  39,  obgleich  in 
diesen  späten  Inschriften  ,  wo  die  l'rytanen  sich  mit  den  ufiairoiq 
vereinigen  und  zu  lezteren  neben  den  Mysterienpriestern  (Gottesd. 
Alterth.  §.  55,  n.  21 — 24)  nicht  allein  den  xTJfJvi  und  j'Qttfifiurn'q 
tjjq  ßovXijc;  xitl  rov  dijfioi',  sondern  auch  den  ftvTi.yQri<pn'q  und  i  ;io- 
ypaftfiuzn'<;,  ja  den  ygnfi/Amivq  mutu  nijvxuvtinv  und  den  inl  cixiudoQ 
selbst  zählen  ,  ofl'enbar  die  Speisungen  in  Tholos  und  Prytaneum 
verschmolzen  sind  ,  die  wir  für  die  früheren  ^(.eiten  scharf  trennen 
müssen,  s.  Wachsmuth  I,  S.  421,  II,  S.  85  und  Fritzsche  ad  Aristoph. 
Thesmoph.  p.  592,  der  nur  noch  einen  Schritt  weiter  gehu  und 
Hesych.  U,  p.  1066  mit  Preller  Demeter  u.  Perseph.  S.  341  nach 
Suidas  III,  p.  220  oder  Schol.  Plat.  Protag.  p.  165  so  corrigiren 
sollte:  T^i«  'A&TjvTjOi  avaalrtu ,  ngvruvftov,  &fano&(aiov ,  OoXoq. 

17)  Poll.  IX.  40  :  ngvTuviZov  xul  foriu  rijq  nökfOK; ,  nap'  w  fOt— 
xo7<vTO  o'l  T(  xari'.  6i]noolav  Ti(jfnßfiav  jyxovTf?  (Privatalt.  §.  51,  n.  2 
fgg.)  xai  ol  <ft«  ngf'ilv  rivu  an.Tjnni)q  uluo&fvTtq  xnl  tu  nq  tx  rifif/q 
ilfiniToq  ^v:  vgl.  Demosth.  F.  L.  §-31,  Lept.  §.  107,  Polycl.  §.  13, 
Theocrin.  §.  30,  und  mehr  bei  Fschenbach  Diss.  acad.  p,292,  We- 
sterroann  publ.  Alh.  honor.  p.  45 — 48,  und  insbes.  Meier  de  Lycurgi 
vita  p.  xci  -  CXI ,  von  dem  ich  nur  noch  darin  abweiche  ,  dass  er 
die  Aeisiten  der  Tholos  zutheilt  und  dass  er  fortwährend  das  solo- 
nische  Gesetz  bei  Plut.  Sol.  c.2i  nigl  rijq  Iv  dr^/Aooi-oj  aiTt/nfoiq,  g.-i*() 
ui'roq  nagaonilv  xiy.XrjKf,  hierher  zu  ziehen  ansteht:  *v  yovv  ToZq  nu- 
Xaiotq  vofioiq,  sagt  Klearch  b.  Ath.  VI.  26,  «I  nXitaini,  twv  nöXnov 
tri.  xul  xi/fifgoy  ru'q  ivTi/norlnniq  ng/aiq  oiyxuruXfyoiini,  naQaoiTnvq^ 
und  was  die  allerdings  weiter  nicht  nachweisbare  Beschränkung  rov 
«i'tov  /AI]  onfZa&ui  no/.Xüxiq  betrifft,  so  wird  diese  auf  ähnliche  Art 
ausser  Uebung  gel.ommen  seyn,  wie  es  sich  auch  für  die  nach  Ath. 
IV.  14  verordnete  schmale  Kost  voraussetzen  lässt.  Von  erblicher 
Steisung  (oi.'ro"  ti  xal  txyovoiq  utdiov  oIttjoiv ,  Lycurg.  Leoer.  §.87) 
erkenne  ich   aach   eine   Spur  in    Plat.   Lach.   p.   179  B. 

18)  rgatiftUTH  q  o  xurn  nQl'Titffiuv  xXrjQm&Hq  vna  rrjq  ßot'Xrjq  fni 
TW  ypfiyWiUftT«  qi'Xfhrnv  x(ü  r«  xi' 7j(f in firirrt ,  Poll.  VIII.  98,  derselbe, 
nach  welchem  in  früheren  Inschriften  der  Rath  selbst  bezeichnet  \vird, 
ßovXrj  fj  Tigönoq  iygaufiiärfVf  ö  d(lv<t,  C.  Inscr.  I,  p.  120,  219,  Ran- 
gabc Antiqii.  Hell.  I,  p.  166.  176,  daher  auch  vs'ohl  ygannnrnq  rrjq 
ßoi'Xr/q  ,  nicht  mit  dem  n.  20  erwähnten  yg.  twv  ßovXfVTtäv  zu  ver- 
wechseln; vgl.  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  148  und  Staatsh.  I,  S.  253  — 
258,  auch  Schöniann  Comit.  p.  318  —  321  und  Antiqu.  p.  218,  wo 
auch  Böckh's  frühere  Ansicht  ,  dass  er  stets  aus  einer  andern  als 
der  n(ii'Tuvfi'ot'orc   qvXi)  habe  ecyn   müssen  ,   berichtigt  ist. 

19)  Bekk.  Anccd.  p.  185:  o  d't  xaray^aifönfioq  r«  iv  r^  ßo^'Xjj 
ytvö/itvu  driiyQuqifi'q  iXiytxo;  vgl.  Demosth.  An'drot.  §.38  und  Poll. 
VIII.  98:  7i(ioTfpov  fi^v  nlgiroq ,  ui'O-iq  6'f  xXrjQwro^  i/v  xal  navra 
(tvTfy()('t(ffro  n.ugaxn&ij^ifvoq  t^  ßot'^f/  !  auch  Schol.  Aristoph.  Equit. 
1256:  iTil  drjftov  6\  tnoyQU<fH'q  IXryixo,  o  df  t  or  ßovXfvri^giov  nvri,- 
yQU(f>niq,  was  ebenso  Psellus  ed.  Boisson.  p.  102  zu  meinen  scheint: 
o  dt  iivxt,y()u<ffvq  ruvtn  fttv  idgu  toj  xi:ioy()u/4/narii ,  nXtjv  ooov  ovroq 
xXtjQO)rtq  (ifixoiv  irvyxavtv  o)v  ,  xal  onu  t)  ßovXr}  dnoxn.  y()r(f4fi(ni.  tvarj- 
fxutvofifvoq  ävTiygiKfU'q  ii)t/ofjiti,fTo,  Ucber  einen  zweiten  nmyfjKq'tvq 
8.  unten  §.  151,  n.  1  (i  ;  auf  keinen  Fall  aber  sind  diese  mit  den  be- 
zahlten  Unterschreibern    (§.    147,   n.   6)  zu   verwechseln. 

20)  Poll.    VIII.    98:     xal    iTtgoq    Inl    rovq    vö/iovq  iiTio   iT/q  ßovX^q 


374    Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  Jl.ß.  Rath  u.  Folk. 

^nfjoTovoiiftivo^'  o  äi  VTio  Tov  öi^fiov  alQ(d-ii(;  yQUfiftuTivq  uvaytvüoxn, 
tü  ri  äri/Aü)  xul  rrj  ßovkij:  ersterer  uach  Böckli  Staatsh.  I,  S.  259 
erst  seit  Ol.  CXIV,  In  der  Kaiserzeit  immer  aus  der  regierenden 
Prjtanie ;  iezterer  auch  yq.  %fj(;  nöX{<og ,  Thucyd.  VII.  10,  oder  rov 
dijUov  schlechthin;  vgl.  Behk.  Anecd.  p.  185.  226  und  mehr  im 
Allg.  bei  Sigon.  IV.  3,  Meurs.  lect.  Attic.  VI.  2;\  Petit  III.  2,  p. 
342,  Spanheim  Us.  et  praest.  aum.  p.  705,  van  Dale  diss.  IX,  p.  425. 
Wachsmuth  i,  S.   829. 

§.  i28. 
VoHssversammlungen  ^)  fanden  ordentlicherweise  vier 
in  jeder  der  zehn  Prytanien  statt  '^)y  worunter  die  erste, 
KVQia  ^) ,  ausser  etwaigen  Besehwerden  und  Klagen  ge- 
gen Beamte  u.  s.  w.  insbesondere  zu  Vorträgen  über  die 
Verproviantirung  und  Sicherheit  des  Landes  und  zu  Be- 
richten über  Confiscationen  und  Erbschaften ,  die  zweite 
für  Gnaden-  und  Bittgesuche,  die  dritte  zu  Audienzen  für 
fremde  Gesandte  u.  dgl.  bestimmt  war.  Ausserordent- 
liche Versammlungen  '^)  waren,  wie  es  scheint,  nament- 
lich auch  die  Feldherren  von  den  Prytanen  zu  verlan- 
gen berechtigt  ^)  ^  in  wichtigen  Fällen  ward  das  Land- 
volk ausdrücklich  dazu  eingeladen  ^).  Die  Berufung  ge- 
schah durch  Herolde^  wo  die  Zeit  es  gestattete,  auch 
durch  Anschläge,  worauf  zugleich  die  Gegenstände  der 
Verhandlungen  bemerkt  wurden '').  Der  gewöhnliche 
Ort  derselben  war  die  Pnyx  am  Abhänge  eines  Hügels 
dem  Areopagus  gegenüber  ^) ,  spätet  erst ,  wie  in  den 
meisten  andern  griechischen  Demokratien,  das  Theater  9), 
das  früher  nur  in  einzelnen  gesetzlich  bestimmten  oder 
ausserordentlichen  Fällen  dazu  gedient  hatte  *o).  Eigene 
Beamte,  die  sechs  Lexiarchen  ,  hatten  darauf  zu  sehen, 
dass  kein  Unberechtigter  sich  eindrängte  und  kein  Bür- 
ger die  Versammlung  verliess  ^^) ,  zu  welchem  Ende 
während  der  Zeit  der  Baum  abgesperrt  ward  ''^)  5  wer 
zu  spät  kam,  verlor  den  Sold,  der  anfänglich  einen, 
später  drei  Obolen  betrug,  und  von  den  Thesmothctcn 
ausbezahlt  ward  ^^).  Den  Anfang  gab  ein  sichtbares 
Signal  kund  i'*),  das  Ende  der  Herold  im  Auftrage  der 
Vorsitzenden  ^^)  5  bei  ungünstiger  Witterung  scheint  die 
Aufhebung  gesetzlich  gewesen   zu  seyn  '^^). 


§.  128.     Die  f^olksversammbiugen.  375 

1)  ExxXt/oIui:  der  alte  JName  liyoonl  blieb  nur  bei  den  Phylen 
und  üemeu :  s.  oben  §.  122,  n.  8  und  über  die  Ekklesia  selbst  nä- 
ber  Tittmann  Staatsv.  S.  106  fgg.  und  Meier  in  Hall,  lincykl. 
Sect.   1,   B.    XXXIII,  S.   63  fgg. 

2)  Poll.  VIII.  95:  rov  61  dijfiov  {anväyovai.v  ol  Ttgnnivite;)  rtr^a- 
xi<;  fxn'oT//;  TiQvravilaq ,  xal  n(Joy(ifiq>ovai.  .  .  vni^  wv  dfV  y()rjfiUTii,fiv' 
Tüiv  d'  ixKXrjoiiüv'  ij  /ifv  xv()iu  ,  fv  jj  t«?  U()%(xg  f7it)((i.Qorovov(iiv  ,  linfQ 
xuXöjq  lig/oi'Oiv,  T]  uuo^iiQotovovoiv  (§.  154,  n.  1],  fv  ^  xal  xuq  *t?- 
«j'yjAt«?  0  ßovköfiivoQ  flauyyfkXfi. ,  xul  ruq  dnoyguqiug  xwv  dTjfiooifVOfit- 
vo)v  uvaytvwaxovaiv  ol  nQo<;  Talq  dixuig  xul  ntq  Xrj^fiq  zöjv  xXt^qmv  ■  ij 
äi  JiVTfQu  ixxXrjaUt  itvilrut  toT?  ßovXo^ivoK;  Ixitt^fjiav  &ffifvoi?  (vgl. 
Scböm.  Comit.  p.  332  fgg.)  Xtydv  «rffw?  rifQi  ti  twv  Utcüv  xal  xö)v 
ö'nfioalwv  '  7]  di  TQirr]  xtJQV^i  xal  ji(}foß(iui(;  aiiot  /i)7juuTik(tv  ,  ovq  öiI 
71()Ötiqov  Tut?  :iQVrüvfai,v  aTiodovvui,  ra  y(jäiUfAaT(f  rj  t)f  Tnri(jitj  nf{>l 
IfQMv  xul  öaioDv.  Dass  dazu  jedoch  nicbt  immer  die  nämlichen  Tage 
nöthig  waren  ,  bemerkt  richtig  Westermann  in  Abb.  d.  Leipz.  Ge- 
sellscb.  d.  Wiss.  I,  S.  12;  der  Kalender,  den  Petit  p.  270  fgg.  auf 
die  Angabe  des  Scbol.  Demosth.  Timocr.  p.  706  von  dem  llten, 
20sten  und  30sten  jedes  Monats  als  Volksversammlungstagen  gebaut 
hatte ,    ist  schon   von   Schömann  Comit.   p.   43   fgg.   beseitigt, 

3)  Vgl.  Harpocr.  p.  182  mit  Neumann  ad  Aristot.  fgm.  p.  85 
und  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  672  nach  den  Verbesserungen  von  Meier 
im  Ind.  lect.  Hai.  1835  —  36:  t«?  yuQ  (uj/aq  h  xalq  xv^Ihk;  ixxXrj— 
aiatq  (fitjolv  {i7ii)/iiQorov(toi}uii  xal  rnq  ilauyyfXLaq  {rov  ßovXofitvov  noi- 
fio&(u)  xul  TU  liXXu  rojv  dvayxaLo)v  •/QTjfiaritftv  xal  thqI  oiron  [xul 
nf()l  rTjq)  (fivXaxijq  rrjq  xo)()aq  (Böckh  Urk.  d.  Seewesens  S.  407)  x.t.X. 
Mit  Wahrscheinlichkeit  vermuthen  Schümann  p.  29  fgg.  und  Wachs- 
muth  I,  S.  48'2,  dass  diese  ursprünglich  die  einzige  ordentliche  ge- 
wesen; während  später  andere  wie  Schol.  Aeschin.  Timarch.  §.  00 
xvfjtag  und  vo/uifionq  verwechseln  ;  vgl.  Dorv.  ad  Char.  p.  212  und 
Scböm.   Antiqu.   p.  219. 

4)  Schol.  Aeschin.  1.  c:  indv  6s  ulq)vläi.öv  t»  ngoaniar/ ,  IxxXtj- 
aK«Co"(J»  /«*'i' ,  xuXflrai  df  ovyxXtjxoq:  vgl.  Demosth.  F.  L.  §.  122  und 
Aeschin.    F.    L.   §.  72  mit   Petit  p.   280. 

5)  S.  Thucyd.  II.  59  und  mehr  bei  Tittmann  S.  168,  der  frei- 
lich die  formelle  Mitwirkung  der  Prytanen  nicht  ausschliessen 
durfte ;  vgl.  Droysen  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1839,  S.  800  und 
Sauppe   inscr.    Maced.    1847,  p.    15. 

6)  Poil.  VIII.  116;  ovyxXr/toq  ixxXrjdLa  rjv  i^aitfivtjq  inoiovv  f*ii<,o- 
voq  ^Qfiuq  f;T.iXußovnr/q'  fxuXftro  di  xal  xaxaxXTjaia  ^  ort  xal  rovq  ix 
Tb)v  uy(>ö>v  narixäXovv:    vgl.    Valck.   ad   Amnion,   p.   71. 

7)  H(toy()üiput.  oder  7i()o&(i:vai.  fxxXt^aluv ,  Aeschin.  F.  L.  §.  60; 
vgl.  Henisterb.  ad  Lucian.  Necyom.  19  und  über  das  n^öyiiufiftu 
insbcs.  Demosth.  Aristog.  I,  §.  9;  ob  fünf  Tage  vorher  {n()6nffinTa, 
Bekk.  Anecd.  p.  290)?  S.  im  Allg.  Scböm.  Comit.  p.  58  fgg.  und 
Plalner   Process   I,  S.   353. 

8)  Schol.  Plat.  Crit.  p.  112  A:  nvv^  Tonoq  'yl&ijvtjOiv  h  w  ixxXij- 
aiui,  iyiyrovTo  näXai  ftiv  nüoui  ,  ?ot^()ov  äi  una^ ,  vxuv  rov  or{>aT7jyov 
/HQozovdiniv '  ixXr'i&ij  d\  oxnißiq  TjTot  a:io  toi"  nvxvovo&ai  to»  oyXov  fxtZ 
fj  unu  toi"  ni>xvn  iivai  tu  nf^ü  uvrt/v  olxt/fiara ,  welche  leztere  lllty- 
mologic  jedoch,  obgleich  auch  bei  Stejih.  Byz.  p.  529  und  Bekk. 
Anecd.  p.  292,  schwerlich  mit  Forchhamnier  in  Zeitschr.  f.  d.  Al- 
terth.   1843,  8.   550   vorzuziihn  seyn  dürfte;  vgl.   Butgcrs  Var.   icct. 


376     Th.  y.  Der  athenische  Staut.  C.  IL  B.  Ruth  u.  Volk. 

V.  1,  Poppe  Proleg.  Thuc.  I.  2,  p.  248,  und  im  Allg.  Scböm.  Co- 
mit.  p  52 — 57,  über  «lie  Lage  aber  Stuart  u.  Revett  Alterth.  Atben's 
V.  Wagner  II,  S.  472,  Leake's  Topogr.  t.  Sauppe  S.  378 — 380,  und 
Ross  die  Pnyx  und  das  Pelasgikon  ,  Braunscbw.  1853.  8  ,  welcben 
ich  fortwährend  nicht  nur  gegen  Weicker  (Abb.  d.  Berl.  Akad. 
1852,  S.  325  fgg.;  Rhein.  Mus.  1834,  S.  1  —  48)  sondern  auch  ge- 
gen Göttling  (gesamni.  Abb.  S.  Ö3  fgg.  ;  Pelasgikon  und  Pnyx  in 
Athen,  Jena  1853.  8)  beizupflichten  nicht  umbin  kann,  obgleich 
lezterer  ,  was  die  Pnjx  betrifft,  S.  19  fgg.  selbst  neue  Gründe  ge- 
gen ersteren  aufgestellt  hat,  s.  auch  Raoul -Rochette  im  Journal  d. 
Savants   1853,  p.  736   fgg. 

9)  PoU.  VIII.  132:  i^fy.Xrjainl^ov  6f  Ticikut  ftfv  iv  xfj  fJvxvi  .  . 
av&t^  di  TU  fiiv  u).).a  iv  tü  tdiowoiuxw  d-fargo)  ,  juova^  dt  t«?  rtQ^fai- 
gfoiag  fv  rfj  Uvitvi:  vgl.  Hesych.  II,  p.  985  mit  Krebs  decr.  pro  Ju- 
daeis  p.    419   fgg.   und  Beispiele   bei   Meier  Comm.   epigr.    I,   p.  27, 

10)  ^'gl•  Demosth.  Mid.  §.  8  und  namentlich  die  Fälle,  wo  die 
Versammluug  im  Piräeus  gehalten  {'E(fT/ft.  au/.  386 ,  Curl.  Inscr. 
XII,  p.  22)  und  dazu  das  h  Movvi'/ut  jdiovvntay.cv  O-rarnov  (Thu- 
cyd.  V'HI.  93,  vgl.  Lysias  Agorat.  §.  32)  benuzt  wird,  das  Cnrtius 
port.  Athen,  p.  50  nicht  hätte  von  dem  piräischen  unterscheiden 
sollen;  vgl.  schon  Schneider  ad  Xenoph.  Hell.  II.  4.  32,  Böckh  in 
Berl.  Abb.  1817,  S.  74?-  Müller  .Munim.  Athen.  I,  p.  7  ,  dann 
Westermann  in  N.  Jahrb.  XLI,  S.  248,  Weissenborn  Hellen  S.  204, 
Fritzsche  ad  Aristoph.  Thesmoph.  p.  144.  Ein  \'erbum  fJfxxAi^otf/- 
tftv ,  wie  es  Schöraann  p.  56  für  solche  Versammlungen  ausserhalb 
der  Stadt  annahm,  existirt  übrigens  nicht;  s.  Buttmann  ad  Demosth. 
Mid.  c.  52  und  Krüger  ad  Dionys.  Hai.  Historiogr.  p.  387,  auch 
Schäfer  ad   üemosth.    II,  p.  345. 

11)  S.  Poll.  VIII.  104  und  über  ihre  dreissig  Gehülfen  Hesych. 
H,  p.  1412  und  Phot.  Lex.  p.  599,  wo  zu  lesen:  t^jkxojt«  n^tÜTov 
fifv  ol  xuTil  ötj/^oi'(;  öixaorrti  (§.  146),  öfiTf(jov  öl  ol  xuTtt  nöktv  rQiri- 
xovTU  ,  T^C   ixx).T]ala^  i:it./4tXoi'n.froi  /iirit   rüv   Xrf^iuqywv. 

12)  Syaiviov  /uffiikzMfifvov:  s.  Schol.  Aristoph.  Ach.  22  mit 
Schöm.    Comit.  p.    63  und   Schubert    Aedil.  p.   117. 

13)  S.  Aristoph.  Eccl.  284.  303.  315.  404  mit  Schol.  Plut  171 
und  im  Allg.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  320—327  ,  Schöm.  Comit.  p.  65 
—  69,  Fritzsche  Merc.  judicum  p.  2,  nach  welchem  er  zuerst  von 
einem  sonst  unbekannten  Kallistratus  (Paroem.  Gott.  I,  p.  437;  vgl. 
Moll  in  Symb.  liter.  Amst.  V,  p.  51)  eingeführt  und  Ol.  XCVI  von 
Agyrrhlus  erhöht  war;  doch  legt  Schol.  Aristoph.  Plut.  33Ü  die 
Erhöhung  schon  Kleon  bei,  und  da  derselbe  jedenfalls  Ol.  XCII 
einmal  ganz  aufgehört  hatte  (Thuc.  Vlll.  97),  so  wäre  vielleicht 
Agyrrhius  mit  Sievers  Gesch.  Griech.  S  99  auch  in  dieser  Hinsicht 
nur  als  Wiederbersteller  zu  betr.iciiten  ,  wie  ihn  anderseits  Schol. 
Eccl.    1Ö2   schlechthin   als   Erfinder   nennt. 

14)  Schol.  Aristoph.  Thesmoph.  278:  oti  i'/xfXXf  yivta&ui  ixxXtj- 
aia ,  nrjuiXov  tri&iTo:  vgl.  Schömann  p.  149 — 155  und  die  römische 
Sitte  bei  Dio  Cass.   XXXVII.  23. 

15)  Ai'fiy  ji^v  ixxltjaiav ,  Aristoph.  Ach.  171  ,  Eccles.  377,  dta- 
Xvtiy,  Aeschin.  F.  L.  §.  85  ;  auch  Vertagung  tlq  voxtQuiav,  Ctesiph. 
§.  71. 

16)  JtooTjuia  Aristoph.  Acbarn.  168;  auch  Erdbeben,  Thucyd. 
V.  45,  Plut.   V.  Nie.  c.  10. 


§.  129.      Verhandlungen  in  der  Volks  gemeinde.     377 

§.  129. 
Die  Versammlung  selbst  ward  mit  einem  Reinigungs- 
opfer und  Gebeten  eröffnet  *) ,  worauf  die  Vorsitzenden 
die  zu  verhandelnden  Gegenstände  zur  Sprache  brach- 
ten 2)5  waren  dieselben,  wie  gewöhnlich,  mit  einem 
Gutachten  des  Rathes  begleitet,  so  erfolgte  zuerst  eine 
Abstimmung,  ob  sich  das  Volk  bei  diesem  beruhigen 
oder  die  Sache  in  nähere  Betrachtung  ziehen  wollte  5). 
Bei  den  Verhandlungen  hatte  jeder  volljährige  (§.  121) 
und  ehrenhafte  (§.  124)  Bürger  das  Recht  zu  reden*) 5 
an  ein  weiteres  gesetzliches  Alter  ist  ebenso  wenig  zu 
denken  5),  als  an  eigens  bestimmte  Redner^  die  mit  ei- 
ner Art  von  öffentlicher  Auctorität  bekleidet  gewesen 
wären  ^j,  obgleich  es  nie  an  solchen  fehlte,  die  sich  ei- 
nerseits ein  Geschäft  daraus  machten,  die  Berathungen 
des  Volkes  zu  leiten,  anderseits  von  demselben  vorzup-s- 
weise  gern  und  mit  Vertrauen  gehört  wurden  und  inso- 
fern auch  später  wohl  geradezu  als  Redner  und  Staats- 
männer von  Profession  erscheinen  '').  Das  Recht  aber 
war  für  Alle  gleich  5  nur  Atimie  zog  den  Verlust  des- 
selben nach  sich ,  und  darauf  allein  beziehen  sich  auch 
die  Fälle,  in  welchen  das  Gesetz  die  Berechtigung  eines 
Redners  einer  näheren  Prüfung  zu  unterwerfen  gestat- 
tete ^)  5  die  Vorschrift ,  dass  derselbe  in  einer  rechtmäs- 
sigen Ehe  leben  und  mit  Grund  und  Boden  im  Laude 
angesessen  seyn  müsse  ^) ,  beschränkte  sich  wohl  auf 
diejenigen,  die  bestimmte  Vorschläge  zu  Volksbeschlüs- 
sen {lUr^rplofiaai)  entwerfen  und  diesen,  wenn  das  Volk 
sie  genehmigte,  ihren  Namen  vorgesezt  sehn  wollten  ^^]. 
Uebrigens  war  der  Redner  unverantwortlich,  und,  so  lange 
er  sprach,  mit  einem  Kranze  zum  Zeichen  der  Unverletz- 
lichkeit geschmückt  ^  *)  5  etwaiger  Ungebühr  zu  wehren  ward 
später  jedesmal  eine  der  zehn  Phylcn  durch's  Loos  be- 
stimmt, welche  ihren  Platz  in  der  Nähe  der  Redncrbükne 
nahm  ^^)^  ausserdem  stand  es  den  Vorsitzenden  zu,  nöthi- 
genfalls  selbst  mit  Hülfe  der  scythischen  Polizeisoldatcn  '5) 
die  Ordnung  zu  handhaben  und  den  Redner  in  eine  Geld- 
strafe bis  zum  Belaufe  von  fünfzig  Drachmen  zu  verfäl- 


378    Th.V.  Der  athenische  Staat.  C.Il.B.  Rath  u.  ^olh. 

len  *''■).  Dieselben  hatten  auch,  sanimt  den  Gesetzeswäch- 
tern ,  vo/ttoq)vXa^i^^],  die  Vorschläge  vor  der  Abstim- 
mung zu  prüfen  und  diese  selbst  zu  veranstalten  ^^)^  eine 
Verv^^eigerung  derselben  war  wenigstens  stets  mit  gros- 
ser Verantwortlichkeit  und  Gefahr  für  sie  verbunden  ^^)  5 
zweimalige  Abstimmung  über  den  nämlichen  Gegenstand 
aber  gesetzlich  verboten  ^^). 

1)  Poll.  VIII.  104  :  nfQuazluQ/oi  (oder  Tif^iarluQyoo,  Aristoph. 
EccI.  128)  fxH&uiQov  yoiQtdloic;  /tix^oT?  irjn  fxxXrjaiav  xal  ro  d-fdx^ov  : 
vgl.  V.  Leutsch  aJ  Apostol.  XIV.  21,  Preller  Demeter  S.  358,  und 
über  die  sonstigen  Gebräuche  im  Allg.  Petit  p.  288 — 294,  Schömann 
p.  91—95,  Titfmann  S.  182—188,  Schelling  de  Sol.  leg.  p.  24— 28, 
namentlich  auch  die  Gebete  und  Verfluchungen  des  Herolds  bei 
Demosth.  Aristocr.  §.  97  oder  Cor.  §.  282,  tC  ng  iianuTÜ  Xtymv  i) 
ßovXrjv  Tj  dijfiov  tj  rj/.iaiuv ,  und  Dinarch.  Aristog.  §.14  und  16:  tV 
Tiq  dtÖQU   kuftßuvwv  fiixil   Trtvra   ktyii   xul  yitwaxn  nfQl  xmv  ngayfiartov. 

2)  X(>tjfcuTii^(iv ,  vgl.  Dem.  Mid.  §.  8,  Timocr.  §.  21.  55,  und 
mehr  bei  Morus  u.   Spohn  z.    Isoer.    Paneg.   §.    157. 

3)  Aeschin.  Timarch.  §.23:  imtädv  ro  xu&Üqolov  nfQnvf/&7]  xal 
6  xfjQV^  rdq  nciTQioi'c;  (i'/dg  li'^tjjai,,  Tigo/figoTonZv  tov?  nQofdgotig 
jtfQi  lfQ(7)v  Tmv  nargiMv  xal  xTjqvxwv  xul  riQfaßiwv  xul  oaiomx  vgl.  De- 
mosth. Timocr.  §.  11  und  im  Allg.  Harpocr.  p.  257:  onoTuv  ttj? 
ßoiO^ijq  ziQoßovXivoüarji;  ilacffQTjTui  tlg  T-v  dijftov  rj  yvoi/JiT},  ziQoxtQov  yi~ 
■nfTui  ynqoToviu  iv  t^  ixxkrjaia ,  TioTfqov  doxiX  tkqI  tG)v  Tiooßovktv&fv- 
%(i)v  oxfxpuo&ai.  TOI-  drjiiov  ^  ugxiZ  ro  TiQoßot'kfv/nct ,  von  welcher  ganz 
sachgemässen  Annahme  ich  auch  durch  Bake  Schol.  hypomn.  IV, 
p.  279  fgg.  abzugehn  nicht  veranlasst  bin  ,  wenn  gleich  Aeschines 
Worte  noch  eine  allgemeinere  Auslegung  [xnQoroviav  rigor i&fvcn) 
zulassen. 

4)  Afynv  'A&^vuio)v  tov  ßoiikö/nfvov  ot<;  t^fOTi,  Aeschines  ebendas., 
vgl.  Demosth.  Cor.  §.  236  und  mehr  oben  §.  66,  n.  6  und  §.  123, 
n.  9;  mit  der  einzigen  Ausnahme,  wo  ein  Volksbeschluss  überall  die 
Debatte  abschnitt,  wie  bei  Aeschin.  F.  L.  §.  65:  rfj  uiv  ngoxigu 
rö)v  ixxkrjriiöiv  anußovXtvftv  tov  ßovkö/xfvov  y  rij  d  vaxigain  rovq  nqoi- 
dgovg  iTiixpTjqii^uv  tuq  yvwftuq ,   Xoyov  öi  firj   ngori&fvai. 

5)  Was  .luncus  bei  Stob.  Serm.  CXV.  26  von  Solon  sagt:  »o- 
fio&irTjaaq  /ur/zi  (Ig/nv  tov  ncpöSga  vfov  nrjTi  ovnßov).iVfi.v ,  geht  wohl 
nur  auf  die  freilich  auch  ,  wie  es  scheint,  baH  ausser  Lebung  ge- 
kommene Bestimmunij,  da.ss  der  Herold  zuerst  rovg  x<n\g  nfvxijxovTu 
irr/  yfyoiuTuq  aufrufen  sollte  ;  vgl.  Thrasyni.  b.  Dionys.  Hai.  de  De- 
mosth. p.  960,  Aeschin.  Timarch.  §.  23,  Ctesipb.  §.  2,  Plut.  rep. 
seniger.  c.  2;  das  angebliche  Gesetz  bei  dem  Schol.  Aristoph.  Nub. 
510,  fttjnoj  TtvM  höiv  rgiäxovra  ytyovöxa  ftyrt  6gü^a  nvityivwaxiiv  *v 
&i(tTgo)  firixt  drjui^yogiiv y  ist  von  Clinton  F.  Hill.  II  ,  p.  lvii  und 
Ranke  Aristoph.  vita  p.   cxcii  langst  beseitigt. 

6)  Wie  Sigonius  IV.  6  und  insbes.  Petit  Hl.  3,  p.  344—349 
wollten;  auch  IVIeineke  ad  Menandr.  p.  89.  Aber  vgl.  schon  He- 
rald.  Animadv.  p.   473  und  ausführlich  Schöm.   Comit.  p.  107 — 112. 

7)  'Pijogtf;  noktzivö/itiyoi ,    den    idiwruK;    oder    lingriy/uoai    entge- 


§.  12J).     Verhandlungen  in  der  Folkstjemeinde.     379 

gengesezt,  Aeschin.  Timarch.  §.7,  Demosth.  Androt.  §.37,  Philipp. 
IV,  §.  70,  Lycurg.  Leoer.  §.  31;  vgl.  Rubnk.  ad  Longin.  34.  l 
und  Rochefort  sur  l'utilite  des  orateurs  dans  la  republique  d' Ätha- 
nes in   M.   d.   l'A.   d.    Inscr.    XLIII,  p.    1    fgg. 

8)  Aeschin.  Timarch.  §.  28:  iüv  t»?  ^fyj]  *''  '^V  ^^I^V  ^°*'  ^"t^fQ'* 
Ti'mojv  fj  Tr/y  ^TjTfga  ^  ftTj  T()((p<ov  i,  /atj  Tiagf/Uf  ot'x^atv  ?)  rnq  OTfiff 
T*i«c  1«»^  ioT{jaTfiiiufyo<;  Caut  uv  uvtÖi  7i{tooTuy&C>ai,v ,  tj  xtiv  uonidu  ((.■no- 
ßfßXijX(oq ,  7j  Tiinog%nififvo<;  rj  tjraifjrjxd)?  i]  xu  navQÖJa  xmfdijSoxdi?  i) 
wv  äv  xktjQovofio^  yivTiTUt,  Soxtuuaiuv  fnuyyiikuTb)  A&Tjvaiuyv  o  ßoi'Xo- 
fiivoq,  otq  l^ioTiv:  vgl.  Poll.  VIll.  45  mit  Meier  u.  Schöm.  209 — 214, 
Wachsmuth  I,  S.  477,  Lelyveld  de  infamia  p.  250;  über  die  triny- 
yfUa  aber  Schöm.  Comit.  p.  250,  Heffter  S.  233,  Platner  Process 
I,  S.  ?35  fgg. 

9)  Dinaich.  c.  Demosth.  §.7t  :  rovg  fiiv  vo/xoi'q  riQoXfyiiv  tü  ^ij- 
Togi  xal  lü  ar^artjyöj  rijv  nagu  tov  ör^nov  ticotiv  a^ioi'vrt  Xuftßuviiv, 
nutdonoKia&ai  xant  roit;  rcfiovq,  y^v  fvro?  o^tov  y.fxr^a&nt,  rrna«?  t«? 
dtxiiiuq  nloTiiq  nanttxuTit&ffifvoi'  ovrwg  uiiovv  nQoforarni  rov  örjfton: 
vgl.  Aeschin.   F.   »..   §.   t49. 

10)  'Eäoxt'/ini^ovTO  öf  ot'X  u:invTfq  A&TjvaXot,  «AA  ol  ur]xooiq  ol 
noXiTivontvoi  xul  T<1  riiTjffinfjiinu  yqüffovxK;,  Bekk.  Anecd.  p.  3 lü ;  auch 
nvyy(j(t<fcfift'oi,  Aristoph  Thesiuoph.  438;  vgl.  Heindorf  ad  Plat. 
Gorg.  p.  17  und  Schömann  p.  !  18,  oder  avyyQuq:(Zq,  Aristoph.  Ach. 
1164,  woher  ax'yy()u^ ixwg  vom  Actenstile  Plat.  Phaed.  p.  102  D, 
nicht,  wie  Funkhaenel  im  Philol.  III,  p.  321 — 324  will,  von  nvy- 
yqatf^;  vgl.  auch  Phaedr.  p.  257  E  und  Flut.  Pericl.  c.  8;  über 
die  Form  der  \prjifianaxn  im  Allg.  aber  Schömann  Comit,  p.  131  fgg. 
Antiqu.   p.   225  und  Franz   Elem.    epigr.   p.   319  fgg. 

11)  Aristoph.  Eccl.  131,  Thesmoph.  380  ;  vgl.  Schömann  p.  113 
und  oben  §.  124,  n.  13;  über  die  Unverantwortlichkeit  Demosth. 
F.  L.  §.  182:  (lyrtvaxxTjaH  .  .  tl  //nroQ  xwv  iv  xü  dtj/joj  /.fyovxoiv  ko- 
ywv  iiid-vrag  i'ipflft, 

12)  Aeschin.  Timarch.  §.  33:  i'ftfVg  J'  l'xi  ngoai&ia&f  xaivcv  vö- 
l^ov  .  .  xa&'  fxäaxTjv  ixxXijaiav  dnoxlt/Qovv  <pvk7jv  tnl  xo  ßr/fiu  ijxii; 
ngoidgiX'afi  .  .  ßor/Qovvxaq  xolq  vlfAOiq  y.al  xij  ÖTjfioxguxitt,:  vgl.  Cte- 
siph.  §.   4  und  Demosth.   Arislog.    I,  §.   90. 

13)  Poll.  VIII.  132;  V7lt]QfXui  otq  fTtixaxxov  (tvtiQyiiy  TOl'C  (txo- 
a/xovvxuq  xal  Toi'c  «  /^r)  äiZ  Xfyotixaq  f^uigiiv ,  xal  Sxr&ai  txaXovvxo 
xal  xo^ozai  xal  Snnialvioi  nno  xov  nQOixov  avvxu%avxo<;  xrjv  ntgl  avxov(; 
vnrjQinLnv.  vgl.  d.  Erkl.  z.  Aristoph.  Ach.  54,  Heindorf  ad  Plat. 
Prot.  p.  498  ,  Bergk  Com.  Att.  reliqu.  p.  98,  und  insbes.  Böchb 
Staatsh.  1,8.292,  wo  jezt  zugleich  die  von  Scheibe  im  Philol.  III, 
S.  542  fgg.  gegen  ihre  Erhöhung  von  300  auf  1200  nach  Aeschin. 
F.  L.  §.  l73  fg.  angeregten  Bedenken  beseitigt  sind;  s.  auch  \'oe- 
mcl  in  Zeitschr.  f.   Alterth.    1852.    S.    37. 

14)  Aeschin.  adv.  Timarch.  6.  15:  twv  qtjxoqwv  iav  Tt?  Xfyjj  tv 
xfj  ßovkjj  ij  fv  TW  öi^fto)  Tiigl  xov  tloffQOfihov  /ur)  x<t>Ql<;  Tifgl  fxdoroti 
ij  d»5  Tiigl  toi"  uvxov  o  avxo<i  xol<i  aiaor^,  rj  XoiSogfjxai,  rj  xaxüq  uyo- 
gn/7]  Ti»«,  Tj  vnoxQovtj  ,  rj  xQr/ftaxi^övxtoy  fifxa^v  nvioxijxoiq  Xiyjj  nigi 
TOXI  fiT]  int  xov  ßr'/nuxoq.,  rj  TtttQuxfkfvrjxni,  tj  fXxrj  xov  fTiiaxuxTjv  acfit- 
t*ixiT]<i  x^q  fxxktjoLu(;,  xX'gifXffTwouf  ol  ngotdgot  ftfXI^^  nfyxrjxovxu  6g"Xf*'''x' 
flq  f'xnoxov  ft(iixrjft(t  fyyQÜqfiv  xoZq  Ttgi'.xxognt,  x.x.X.i  vgl,  Schömann 
Comit.  p.  115,  Lelyveld  p.  133,  Meier  de  Andoc.  V.  2,  p.  6,  Franke 
in  Jen.  Lit.   Zeit.    1844,   S.   7.Ȋ. 


380     Th.  F.  Der  athenische  Staat.  C II.  B.  Roth  u.  Falk. 

15)  So  Schönianii  Com.  p.  119  u.  Antiqu.  p.  299  nach  Suidas 
und  Poll.  VIII.  94;  vgl.  auch  H.  Mücke  de  nomophylacibus  Atlie- 
uiensium ,  Witt.  1754.  4,  Schneider,  ad  Aristot.  l'ol.  p.  391,  Tilt- 
mann  S.  338,  Meier  att.  Proc.  S.  73,  Schubert  de  aedil.  p.  98. 
Am  genauesten  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  674:  xuq  df  (tfjX'''?  ijvüyxni^op 
Tolq  vcfzoi<;  ;jfp^ai9^«(,  xul  Iv  rrj  fxxXroift  xal  iv  r/j  ßox'kjj  fifru  xGtv 
7iQoiS(JO)v  fxu&r^vTo  xfükvovrfq  TU  (tov/uifoQu  xfj  noXit  TiQUTXnv  inid  St 
7j(}uv  xul  xaTfOT^oav  j  w<;  'l>ik6;(o()oq  ,  ort  Eqiukrrjq  fiovu  xaiiXint  Ttj 
f|  'y4(jflov  Tiuyov  ßovlfj  TU  nun  tov  nojjuurnq :  vgl,  Vocmel  in  Allg. 
Schulz.  1830,  S.  666  und  Böckh  über  Philochoros  in  Berl.  Abhli. 
1832,  S.  26,  die  freilich,  wie  Ullrich  über  die  liilfmänner  S.  268 
und  Bake  Schol.  Hyponin.  IV,  p.  277  von  der  ganzen  Beböide  liir 
die  Zeit  der  Demokratie  nichts  wissen  wollen  ,  namentlich  weil  sie 
bei  .Aeschin.  Ctesiph.  §.  4  fehlen  ;  doch  können  sie  mit  Muklid 
verschwunden  und  erst  unter  Dcmelr.  Phal.  (§.  139,  n.  6)  in  ver- 
änderter Zahl  und  Bedeutung  wieder  aufgetaucht  seyn  ;  vgl.  Vestig, 
inst.   vet.   p.   38  u.    Meier  im    Ind.    lect.    Hai.    1844,   p.   26. 

16)  'Erm^njtfii^fiv,  s.  Herastcrh.  ad  Lucian.  Tim  c.  44,  Düker,  ad 
Thucyd.  VI.  14,  Valck.  ad  Herod.  VIII.  Ol,  Corsin.  F.  A.  I,  p.  273 
— 275;  das  Volk  aber  i7it\prj(piL,iTui. ,  jnbet ,  s.  d.  Erkl.  z.  Xenoph. 
Anabas.   VII.  3.    14  und  im  Allg.    Schöm.  p.  120. 

17)  V^I.  Xenoph.  M.  Socr.  I.  1.  14,  Aeschin.  F.  L.  §.  84  mit 
Ctesiph.  §.  3,  und  Plat.    Apol.   Soor.  p.  32  B  :  hoifiwv  orzcov  hdnxvv- 


§.  130. 

Die  Abstimmung^  geschah  in  der  Regel  durch  Auf- 
hebung der  Hände  ^) ;  ihr  Ergebniss  ward  von  den  Vor- 
sitzenden ausgesprochen  ^).  Auch  Wahlen,  so  weit  die- 
selben nach  Einführung  des  Looses  noch  nöthig  wurden, 
fanden  in  dieser  Weise  statt ,  indem  das  V  olfc  über  je- 
den der  Candidaten ,  die  entweder  selbst  als  Bewerber 
aufgetreten,  oder  von  irgend  einem  Redner  in  Vorschlag 
gebracht  ^)  worden  waren ,  öflFentlich  mit  Ja  oder  Nein 
abstimmte.  Nur  wo  sonst  die  Persönlichheit  eines  Ein- 
zelnen Gegenstand  eines  förmlichen  Volksbeschlusses 
werden  sollte  ,  war  geheime  Abstimmung  von  den  Ge- 
setzen vorgeschrieben  ,  zu  deren  Gültigkeit  es  dann  zu- 
gleich einer  Zahl  von  wenigstens  sechstausend  Stimmen 
bedurfte  '^).  In  diese  Kategorie  gehört  namentlich  auch 
der  Ostraeismus,  der  keineswegs  aus  dem  Gosichtspuncte 
eines  gerichtlichen  Verfahrens,  sondern  lediglich  als  eine 
politische  Maassregel  der  obersten  Staatsgewalt  betrach- 
tet werden    darf  5),    dercq    Anwendung   daher    auch  von 


§.  130.    Abstimmung  über  Sachen  und  Personen.      381 

keiner  besonderu  Anklag'c  abhing-,  sondern  jährlich  ein- 
mal zu  Anfang-  der  sechsten  Prytanie  ^)  bei  der  Yolks- 
gemeinde  zur  Erwägung  gebracht  werden  musste^).  Ent- 
schied diese  ,  dass  Grund  dazu  vorbanden  sey  ,  so  ward 
eine  eigene  Versammlung  auf  der  ayogu  angeordnet  ^), 
wo  jeder  den  Namen  dessen,  gegen  den  er  sie  wünschte, 
auf  einer  Scherbe  angab ^  wen  sechstausend  Stimmen  be- 
zeicbneten,  musste  auf  zehn  (später  nur  fünf)  Jahre  das 
Land  verlassen  9)  j  da  inzwischen  ein  solcher  Spruch  für 
nichts  weniger  als  eine  Strafe  galt,  so  blieb  seine  Ehre 
sowohl  als  sein  Haus  und  Vermögen  unangetastet,  auch 
konnte  er  jederzeit  wieder  durch  einen  Volksbeschluss 
zurückgerufen  werden,  was  bei  sonstigen  Verbannten  in 
der  Regel  nicht  der  Fall  war  '°).  Eigentliche  Richter- 
gewalt masste  die  Volksgemeinde  sich  nur  selten  und  in 
ausserordentlichen  Fällen  an ,  die  gleichsam  unter  den 
Gesichtspunct  der  Sclbstvertheidigung  oder  Nothwehr  ge- 
bracht werden  zu  können  schienen  ^^j^  sonst  tritt  sie, 
wo  sie  gesetzlich  mit  jener  zusammenwirkt  (§.  133), 
vielmehr  selbst  als  Partei  auf^  und  auch  wenn  eine 
Klage  zuerst  ihrer  Beurtheilung  unterzogen  ward,  be- 
gründete ihre  Entscheidung- wie  bei  der  Probole  ^-)  höch- 
stens ein  Präjudiz  der  Schuld,  ohne  dem  richterlichen 
Ermessen  hinsichtlich  der  Strafe  vorzugreifen. 

1)  XnQoTovla  :  auch  fTti/finoiovfTv ,  abstimmen  lassen,  bei  Poll. 
VIFI.  94;  obgleich  Läufiger  fTnUftjqiuuv  und  xfr/(f>c!^iaOui.  gesagt  wird; 
daher  rt)7J(fiOfin ,  plehiscitum  ,  Schöni.  Comit.  p.  122  fgg.  Eine  lä- 
cherliche Unterscheidung  beider  Ausdrücke  beseitigt  G.  C.  L(ewis) 
im  Gambi-.   Philol.   Mus.    I,  p.   420  fgg. 

2)  '^vuyoQu'-fiv  T«?  xnQoToviui; ,  Aeschin.    Ctesiph.    §.    3. 

3)  rif^oßiikköiiivoi,  (unnttisch  bei  Dionys.  Hai.  Plut.  u.  A.  na- 
^uyyfkkovTfi;),  8.  Demosth.  Mid.  §.  15  u.  200,  Aeschin.  F.  L.  §.  18, 
üinarch.  Demosth.  §81,  und  zur  Vergl.  Plat-  Leg.  VI,  p.  75.T  B, 
•woraus  ich  es  heineswegs  so  gewagt  wie  Schömann  Antiqu.  p.  229 
finden  I>ann  ,  auch  für  Athen  auf  vorgängige  (tvri.n(ioßoi.r}  und  tiqo- 
Xttt)oToviu  zu  schliessen  ;  s.  Vestig.  inslit.  vet.  p.  40.  lieber  anov- 
duQxi'i  unten  §.    153  u.    171. 

4)  Andoc.  Myster.  §.  87:  fiTj^i  in'  diäiil  vöftov  jjf^va«  ütlvui, 
tiiv  firj  rov  uvTt'v  ini  nuOiy  'AOtjvuiotq  (§.  123,  n.  8)  f'<v  fit)  flitxinjfi- 
kiotq  äölj/  x(ivßdr/v  \i.'r/<pil^onfyoit;  i  vgl.  Demosth.  Timocr.  §.  59  nnd 
oben  §.  il7,  n.  13  (Einbürgerung)  §.  124.  n.  19  (Begnadigung)  mit 
Petit   II.    1,   p.    188,  Schöm.  Comit.  p.  273,   Schelling  Sol.  leg.  p.  54, 


382     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  A.  Roth  u.  Falk. 

und  Böckh  Staatsk.  I,  S-  325,  der  sich  jezt  auch  wie  Schömann 
Vert'.gesch.  S.  80  mit  Piatner  Process  II,  S.  136  und  Grote  Ilist. 
of  Greece  IV,  p.  208  dahin  entscheidet,  dass  nicht  bloss,  wie 
Wachsinuth  I,  S.  545  und  de  Neve  MolJ  peregr.  condit.  p.  35  wol- 
len ,  6000  in  Allem  ,  sondern  wie  bei  dem  Ostracismus  6000  dafür 
gestimmt  haben  niussten.  Zur  Vergleichung  diene  oi'v  yjä<fioiq  ralq 
ivvöfiotq  bei  Hess  Inscr.  ined.  I ,  p.  23.  25 ;  wie  wenige  Stimmen 
dagegen  sonst  bisweilen  hinreichten  ,  zeigt  Demosth.  Cor.  §.  149  : 
TiQoßXrjdflc;  nvXuyoQag  oi'io?  xnl  tqiüv  rj  rtrxixQOJv  xiiQotoyrjOuvrmv 
uvTov  dvtQQifj&jj :  Tgl.  Aristoph.    Ach.   598. 

5)  Plut.  V.  Them.  22:  KÖkaCiq  yuQ  ovx  rjv  o  oaTQaxiafiöq ,  nXXu 
nuQu/i.v&ia  <p&ovov  xal  >iovq)iafA,o^  {dtjßovl)  ijdoßfvov  zcö  Tunii,vovv  toik; 
vmqfxorrac;  xal  rtjv  äi'OfifVfutv  ilq  ravrrjv  %r/v  nrifiluv  unonvfovTog  i 
vgl.    V.   Aristid.  c.  7   und  mehr  oben  §.   66,   n.    12. 

6)  Allgemeiner  Plut.  V.  Nie.  c.  11  Ju).  xqcvov  nvög:  bestimmt 
dagegen  Lex.  rhetor.  Dobr.  s.  xv^ia  p.  672  :  fnl  dt  xiy?  f'xr»^?  ngv- 
Tnvtluq  TtQog  xoZq  flQtj/nfvoiq  xal  nfgl  tij?  oorguxoipoQiaq  fnt}(ngoroviuv 
äidovai ,   (l   SoxiZ  tj    yiTj. 

7)  Dass  hierbei  wie  bei  jeder  Debatte  Redner  für  und  wider 
auftreten  und  auch  die  öffentliche  Aufmerksamkeit  im  Voraus  auf 
bestimmte  Personen  richten  konnten,  versteht  sich;  s.  Plut.  Alcib. 
13  uifd  Andocides  (oder  Phaeax?  vgl.  Taylor  lectt.  Lysiac.  c.  V!, 
p.  261  fgg.  Rsk.  und  trotz  des  Widerspruches  von  Ruhnfcen.  Hist. 
erii.  or.  gr.  p.  47  —  57  und  Valckenaer  in  Sluiteri  lect.  Andoc.  p. 
17  —  26  neuerdings  Vater  in  Jahu's  Archiv  XI,  S.  426  fgg.)  Rede 
gegen  Alcibiades,  so  weit  diese  nach  den  neuesten  Untersuchungen 
von  Meier  (.Halle  1836  —  39.  4)  überhaupt  noch  als  Zeugniss  gelten 
kann  ;  eine  Präsentation  oder  Candidatenliste  von  dreien  können 
wir  dagegen  Meier'n  (de   Andoc.    III,  p.   8)  nicht  einräumen. 

8)  S,  Schömann  Comit.  p.  243—248  mit  d.  Rec.  in  Jen.  L.  Z. 
1819,  N.  186,  littmann  S.  341  —  346,  Piatner  Process  I,  S.  386— 
392,  insbes.  aber  die  oben  §.  111,  n.  19  citirteu  Abhh.  von  Meier 
und  Heumann  und  über  die  Procedur  auf  dem  Markte  Westermana 
in  Ber.   d.   Leipz.   Ges.   d.  Wiss.    1850,   S.    173. 

9)  Vgl.  Philochorus  im  Lex.  rhetor,  Dobr.  p.  675  oder  Schol. 
Aristoph.  liqu.  852  nach  den  Verbesserungen  von  Meier  im  Ind. 
lectt.  Hai.  1835  —  36:  UQoi'xftfioTovn  n\v  o  df/fioi;  n(jo  rr^q  tj  n^vm- 
ytiaq,  d  doxfZ  ro  onrgaxoy  flaqifgftv  ort  d  tdöxii.,  itfquaofTO  anviotv  i] 
dyogd  xul  tiarfXflTtovro  naoäot  dexa,  dt'  d>v  flaiovzK;  xaxu  (fvluii  iri&i- 
aav  TU  oOTQixxa  axqi<f.ovxKi  ti]v  fniyguqiriv'  fntamrovv  di  ot  ivvfa  ag- 
XovTfC  xal  tJ  ßovkrj'  diagiOf/ rj&f vtojv  dJ ,  Ztü)  nhXaxa  fyfvovro  xal  /xt] 
Ikdrxo)  f^uxia%i.?u(i)v,  xoixov  tön.  xd  dixuia  dörr«  xal  Xaßövxu  I7i(g  xwv 
IJiojv  awnkXay/urtzoJV  iv  dixu  T^filgait;  ftixuorfjvai  xr/q  nokioiq  i'rtj  ofxa 
(^vaxfgov  öi  tytvovxo  nhxi)  x.agnovfifvov  xd  faxnov:  auch  Plut.  Ari- 
stid. 7,  der  freilich  ungenau  nur  von  einer  Mehrheit  der  Stimmen 
spricht,  und  Poll.  VIII.  28:  Tifgioxoivloavzfq  Si  xt,  rljq  dyogüq  f^fgoq 
läft  qifguv  tlq  xdv  nfgiogco&hra  rönov  ^A&tjvalcüv  xov  ßovloftfvov  oaxgn- 
xov  fyytygafi/tfvov  xovvofiu  toi"  /ifXi.ovxoq  t^oaxgaxiL^fO&ni,'  oxoj  df  f^a- 
xioxLkia  yhoixo  jd  oaxguxu ,  xoi'xov  ipvydv  fygi/v,  ov^  w?  xaxiyvwaftf- 
vov ,  dkX'  oiq  rij  nokixfia  ßagvxfgov,  dt'  dgtxr/q  cp&ovov  ftäkXov  7/  dia 
xnxUiq  uioyov.  Wie  verträgt  sich  aber  mit  der  Angabc  von  späteren 
fünf  .lahren  das  sechsjährige  Kxil  des  lezten  Ostracisirten  Ilypcrbo- 
lu8  bei  Schol.    Aristoph.   Vesp.    1007? 


§.  131.     Gesetzifehuntf.  383 

10)  S.   Meier  Bon.    damnat.   p.  97    fgg. 

11)  Xenoph.  Hell.  I.  7.  20  :  Vort  de  tiÜvtic  ,  ort  to  Kuvwfov 
tpij<piOft(t  fOTiv  la/i'Q(jrarov,  o  xikivfi.,  luv  Tt?  tov  twv  A&rjvaiwv  öijftov 
adtx^ ,  did(/4fvov  anoäcxiTv  fv  röj  drjfioj'  xnl  fuv  xaTayvü)n&7]  (tdty.tXv, 
uTio&uvüvxu  flq  TO  ,-i(i()ud-i>ov  ffißkij&ijvui,:  vgl.  Platner  l'rocess  I,  S.  375 
und  Tliirlwall  Hist.  of  Greece  IV,  p.  501,  dem  (irote  Vlli,  p.  267 
nur  ein  lächerlielies  Missverständniss  entgegeusezt ;  aucb  die  Bei- 
spiele bei  Tittmann  StaatsT.  S.  194,  obgleich  dieser  irrig  zur  Eu- 
tbyne  zieht,  was  richtiger  als  Eisangelie  gefasst  wird;  s.  unten 
§.    133,  n.    II. 

12)  Xenoph.  ibid.  §.  35:  y.ul  ftprjrpiouvxo  ,  o"ri.v(q  riv  d'^/iov  i^rj- 
nurrjaav ,  n^oßoka<;  avxwv  tlvai  y.ul  iyyvTjTui;  yaruarijauiy  i'wq  «v  xq!.- 
&ÜJOI,'.  vgl.  Harpocr.  p.  165:  il  dt  rt?  xaru/fLiJOTovTjd-iirj ,  ovioq  iloTj- 
yfTo  flq  TO  diKaartj^iov,  und  mehv  über  die  Anlässe  bei  Poll.  Onom. 
VIII.  46  und  Bekk.  Anecd.  p.  288  :  n(ioßoh)  to  nuQÜynv  »i;  t//i' 
inxkljainv  TOV  ßovXo/Aivov  kuI  anotpairfiv  ojq  Tjdixr^Ofv,  fX  xiq  doxoirj  udi- 
Kflv  '  xal  Toi'q  aiixoyrivTuq  (vgl.  Isocr.  a.  «»'Tic).  §.314,  Aeschin.  F.  L. 
§.  145)  y.ul  TOI'?  7if(jt  TU  fii'Oir^iJiu  y  Aiovvaiu  udixorvTaq  (Demosth. 
Mid.  §.  8  und  175),  mit  dem  Zusätze  des  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  676  : 
Krjy.i/.ioq  6f  qiTjOn  iirni  ijv  xarit  tüiv  dqfioOt,a  j^fjnXka  i'Tio^VTXorTWv 
(vgl.  Böckh  in  Beil.  Abhh.  1815,  S.  129]  u7io<fif(iouoi,,  xal  xu&ökov 
röiv  T«  xotva  xkfnroiTwt''  xukiZa&ai  de  oi'tw?  xal  Tuq  ifi,7ioQixiAq  (xrf- 
i'i'ofic,  der  nicht  mit  IMeier  im  Ind.  lect.  Hai.  1844,  p.  32  auf  die 
Phasis  bezogen  zu  werden  braucht ;  über  die  Procedur  aber  Phot. 
Lex.  p.  148  {^xaxuxiL^oTovia)  und  mehr  bei  Matthiae  p.  238,  Schö- 
mann  Com.  p.  227—239,  Tittraann  S.  197,  Heffter  S.  229,  Meier 
u.  Schöm.  S.  271—277,  Plaftier  Process  !,  S.  379  —  386,  und  ins- 
bes.  m.  Abb.  inj  Gott.  Lect.Kat.  1847  —  48,  die  zwischen  Bake 
Schol.  hjpomn.  III,  p.  xxxi  fgg.  und  Schömann  (vgl  auch  Philol. 
II,  S.    593)  den   Mittelweg  einschlägt. 

§.  131. 

Ueberliaupt  war  es  eine  notlnvendige  Folge  des  oben 
(§.  113)  bcrülirica  rechtlichen  Charakters  der  athenischen 
Demokratie,  dass  sie  die  Sorge  für  die  Gesetze  und  ihre 
Handhabung  nicht  der  durch  die  Interessen  des  Augen- 
blicks behcrrscliten  Volksgemeinde  anvertraut,  sondern 
in  die  Hände  einer  jährlich  erneuerten  Anzahl  Geschwo- 
rener gelegt  halte,  welche,  obzwar  ganz  aus  denselben 
Elementen  wie  jene  bestehend,  dennoch  durch  den  ge- 
leisteten Eid  ^)  gleichsam  eine  höhere  Weihe  empfangen 
zu  haben  schien  und  wenigstens  ihren  Functionen  nach 
die  Trennung  der  Gewalten  herstellte,  welche  allein  die 
Demokratie  vor  der  oben  geschilderten  Entartung  bewah- 
ren konnte^).  Dahin  gehörte  aber,  ausser  dem  eigent- 
lichen Richteramte ,  namentlich  auch  die  Gesetzgebung, 
die    Solon  3)    um    so    weniger    der    Volksgemeinde    aus- 


384    Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  B.  Rathu.  Folk. 

schliesslich  überlassen  konnte ,  als  er  diese  selbst  mit 
ihren  Beschlüssen  streng  an  die  bestehenden  Gesetze 
band  und  diesen  unterordnete''^).  Nur  Wünsche  auszu- 
sprechen und  die  mangelhaften  Theile  der  Gesetzgebung 
zu  bezeichnen  ,  war  daher  der  Zweck  der  Revision  der- 
selben ^) ,  die  regelmäs?'g  in  der  ersten  Versammlung 
jedes  Jahres  abgehalten  ward^  das  Weitere  blieb  der 
Entscheidung  der  Nomotheten  ^)  überlassen,  die  in  einer, 
wie  es  scheint,  durch  das  jedesmalige  Bedürfniss  bestimm- 
ten Zahl  ^)  aus  der  Mitte  der  Geschworenen  des  Jahres  ^) 
genommen  wurden.  Vorschläge  zu  neuen  Gesetzen  stand 
dabei  jedem  Bürger  öffentlich  auszustelleu  frei  ^)  j  wenn 
dieselben  aber  auch  in  der  vorgäugigen  Berathung  des 
Bathes  und  Volkes  zugelassen  worden  waren  ^^) ,  so 
stellte  sich  lezteres  doch  den  Nomotheten  gegenüber  auf 
den  Standpunct  des  Bestehenden  und  Hess  dieses  durch 
erwählte  Anwälte  vertheidigen  ^'),  während  jene  wie  ein 
Gerichtshof  durch  die  Thesmolheten  präsidirt  worden  zu 
seyn  scheinen  ^'^).  Diesem  Charakter  einer  richterlichen 
Verhandlung,  vor  der  nur  das  schlechtere  Recht  dem 
besseren  weichen  sollte  ^^) ,  entsprach  zugleich  die  Be- 
stimmung, die  kein  neues  Gesetz  ohne  ausdrückliche 
Aufhebung  des  alten  eingeführt,  kein  altes  ohne  Ersatz 
durch  ein  neues  abgeschafft  sehn  wollte  ^''^j  5  und  selbst 
als  später  die  Menge  der  Gesetze  Verwirrungen  herbei- 
führte^^), finden  wir  die  Thesmolheten  von  Amtswegen 
mit  der  Sorge  für  die  Uebereiustimmung  derselben  be- 
auftragt ^^). 

1)  Demosth.  Leplln.  §.  98:  axnitif,  xa&^  "v  Tfjonov  ö  SöImv  rovq 
vöfiovg  <Js  xuhJx;  xiXivit  ri&hui'  n(JWTOv  filv  nag'  Vftlv  xotg  o /x  (ü  fto- 
HÖai,  7tu()'  okni(i  xul  ruXka  >iv()otizai,  x.z.L  S.  den  Eid  der  Helia- 
sten  adv.  Timocr.  §.  149  und  den  Redner  selbst  §.  78:  «y'  ovvi^ 
Joxit  avfi(f>f(JHv  T^  noXii,  rotovTog  vifioq,  uq  6ixuOTrj,jiov  y>wa(o><;  ai'ic? 
xvQionnJoq  ioTiti.  xui  zriq  rwv  o  fiw  ft  ox  6t  ur  yvioanq  roiq  aiwfiöroK; 
n(.ooT«Jf.  ivuv;  über  die  Bedeutung  des  Richtereids  iiberLaupt  auch 
pro  Cor.  §.  6:  üjamg  ol  vöfioi.  xihvonaiv .,  ovqo  %i&fi<;  f^  «C^V?  — ö- 
Xuv  .  .  Ol-  fiövov  TW  yQiiyjrti.  xV(}iovq  ojno  äfiv  f^viu  ,  likXu  xul  rü  ror? 
äixü^oyiuq  x'ßüq  ifioj/xoxhut,  und  die  zahlreichen  Berufungen  auf 
denselben  Mid.  §.  4,  Theoer.  §.  25,  Steph.  I  ,  §.  50  u.  s.  w.  mit 
Droysen  ih  Schmidt'ti  Zeitschr.  f.    Gesch.  VIII.   S.   387. 

2)  Demosth.   Eubulid.   §.   56:    o'tiw  y«e  ov   n'ovov  xüv  unorp^<i)iatt- 


§.  131.     Gesetzgebung.  335 

ftfvuv  iftov  '^kifiovaiojv  xvQtojrtQa  ovra  zu.  öixuaxrjQiu,  nkXd  xul  t^« 
ßovXTJq  xul  Toi7  drjfiov:  vgl.  Lysias  de  caede  Eralosih.  §.  30  mit 
Wachsinuth  I,  S.  485  und  u».  Abh.  über  Gesetz,  Gesetzgebung  und 
gesetzgeb.    Gewalt  in   Gott.    Gesellsch.   d.   Wissensch.    IV,   S.  70  fgg. 

3)  Denn  dass  dieser  auch  die  Nomotheten  eingeführt  habe,  leug- 
nen Bake  Schol.  hypomn.  IV,  p.  31  fgg.  und  Grole  III,  p.  163  mit 
Unrecht;  vgl.  Schöinann  Verf.gesch.  S.  53  fgg.  und  mehr  ober. 
§.    113,  n.  5. 

4)  Demosth.  Timocr.  §.  30;  vgl.  oben  §.  67,  n.  8  und  Vischer 
Unters,  über  d.  Verf.   v.    Athen,   Basel   1844.   4,  S.   22. 

5)  'E7ir/fi(}orovia  vö/xwv  nach  dem  Gesetze  bei  Demosth.  Timocr. 
§.  20  :  fTil  6t  Tfjq  nqü)Tr](;  n(jVTnvfiaq  xf]  fvdixÜTTj  iv  Tai  dijfioj,  infiduv 
ti'i^cui  o  x^qi'l,  ini.xii'^OTOviuv  nouZv  töiv  f6fi(ov,  nqüiTov  fiiv  niql  xü>v 
ßovXtvrixöjv ,  divTiQov  öi  tüv  xotKÜv,  t^ra  ci.'  xttvTai.  rolg  ivvtu  uqx°^' 
öiv,  ilxa  Twv  ukkiov  ufj^wv  .  .  fdv  di  ziviq  rmv  vofimv  T(öv  xnfiivtov 
unoxn.()orovT)&(üai,^  zoi»"?  nqvrävnq ,  W  <uv  uv  -q  imxtigoToyia  Yfvtjxat, 
noutv  ntql  tojv  uno/iiqoxovTj&ivxmv  xtjv  xtXivxaluv  xüv  xqiwv  ixxkijoimv, 
Toi'S  6i  nqofdqov<;,  ol  av  Ti';^wai  ngofdqu'ovxtg  fv  ravTTj  xfj  ixxXrjom, 
XQTifiaxii^fiv  iTiävujfXfq  nQWXov  /utxu  xa  Uqu  niql  twv  vofio&ixwv  ,  xu& 
%  T*  xoc&i6ovvxui,  xai  ntgl  roii  dqyvqiov ,  'o&tv  xoXq  vofto&ixaiq  t'axui, 
Toi'c  äf  vofio&fxaq  fivai,  ix  xüv  ofibifioxoxwv  xov  TjXtaaxixov  oqxov  .  . 
nqo  öi  TTJq  IxxktjOiaq  o  ßovköfiivoq  'A&7]vtti(ov  ixxi&ixo)  nqoo&i  rüv 
'E7io)vvfiO)v  yqäxput;  Toi'?  föfionq  oi's  f<y  xi&fj,  otkük  uv  nqoq  xo  nX^&o<; 
TWV  Tf^^vTWv  vofiwv  xpqtpLaTjrai,  o  äijfioq  ntql  xov  XQo'^ov  xoXq  rofio&i- 
xui<;  x.x.X.  Vgl.  Petit  Leg.  II.  1,  p.  175  fgg.  und  ScLelling  Sol. 
leg.  p.  43  fgg.  mit  Frauke  in  Jen.  Liter.  Zeit.  1844,  S.  736 — 738 
und  Funkhänel  in  N.  Jahrb.  XXXV,  S.  405;  auch  XXXVIII,  S.  xii 
und  die  Fhitik  des  Gesetzes  bei  Westermann  in  Abh.  d.  Leipz.  Ges. 
d.  Wissensch.  I,  S.  3— 46  und  Kayser  in  Heid.  Jahrb  1851,  S.  664, 
1853,  S.  386,  die  übrigens  nur  die  Authentie  seines  Wortlautes  er 
scbnttert,  die  Richtigkeit  des  wesentlichen  Inhalts  nicht  in  Zweifel 
gestellt  hat. 

6)  S.  im  Allg.  Wolf  ad  Leptin.  p.  cxxvi  fgg.,  Schömann  Com. 
p.  248  fgg.,  Anliqu.  p.  227,  Platner  Process  II,  S.  27  —  39;  auch 
Hüllmann  Staatsr.  S.  324  und  Jo.  God.  Hauptmann  de  latione  et 
conservfttione  leguni  apud  veteres  Graecos ,  Gerae  1760.  4,  insbes. 
aber  Bake  und  Westermann  11.  cc,  wo  die  früheren  Ansichten  be- 
deutende Berichtigungen  erhalten  haben.  Vergebens  bemüht  sich 
Tittniann  S.  146  fgg.  die  Volksgemeinde  als  höchste  Behörde  dabei 
darzustellen. 

7)  Bei  Demosth.  Timocr.  §.  27  sind  es  1001;  bei  Andoc.  My- 
ster.  5.  84  ntMxux'ooioi.,  oi'v  ol  ÖTjfiuxui  tt.XofxOf  inndi/  ofioj/uoxuaiv,  ge- 
wiss ein  ausserordentlicher  Fall;  doch  sind  auch  die  ;^(A(0(  bei  Poll. 
Vlll.   101    wohl   nur  coucreten    Beispielen    entnommen. 

8)  Böckh   Staatsh.    I,   S.   337;   Westermann    S.  21    fgg. 

9)  Vor  den  Bildsäulen  der  'Hjiajwfioi,  Demosth.  Lept.  <$.  94,  vgl. 
§.  111,  n.  2  und  Wolf  1.  c.  p.  cxxxiv,  unweit  der  Tholos  der  Pry- 
tanen  (Boss  Theseion  S.  65),  wo  alle  öflentlichen  Bekanntmachun- 
gen angeheftet  wurden;  s.  Isaeus  Dicaeog.  §.  38,  Demosth.  IMid. 
§.    103   u.  8.  w. 

10)  Vgl.  Poll.  VIII.  101:  xoii?  y"()  vtovg  [vofioi<(;)  idoxiftal^tv  tj 
ßovXi)  xul  o  drj/xoq  xai  x(i  dixuoxTjqiu  ,  und  was  den  Rath  insbeson- 
di'r<-  betiiffl,  XenopL.    Rep.   Atb.    III.   2,  so  dass  auch   ovvvofio&tittp 

I.   Bd.    4.    Aiid.  B|] 


386     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  B.  Rath  u.  Folk. 

Tjjv  ßovkijv  bei  Demosth.  Timocr.  §.  27  nicht  so  anstössig  ist,  wie 
es  Westermann  S.  29  auffasst ,  obgleich  es  allerdings  nicht  mit 
Schömann  Com.  p.  258  auf  die  Verhandlung  vor  den  Nomotheten 
selbst,  sondern  darauf  zu  beziehen  seyn  vrird  ,  dass  auch  die  \  or- 
schläge  neuer  Gesetze  zuvörderst  vom  Rathe  begutachtet  werden 
mussten  ,  um  das  \ o\h  zur  Entscheidung  über  die  Einsetzung  der 
Nomotheten  zu  befähigen. 

11)  Svvrjyofioi,  oder  avvdixoi.,  Demosth.  Timocr.  §.  23 :  al^fto^at 
di  xul  Tovq  avvunoXoyTjOOftiyoiiq  tov  dfjuov  xoXq  voftoiq ,  oV  uv  tv  rot? 
voßo&fTutc;  J.vüivrui.  ,  :if*T«  «Vdp«?  i^  ' Ad-Tjvuiwv  «navTWv:  vgl.  §.  36 
mit  d.  Schol.  und  Westermann  S.  44  ,  der  aber  zugleich  erinnert, 
dass  ihrer  Lept.  §.  146  nur  vier  seyen,  so  dass  es  auch  hier  gerathe- 
ner  scheint ,   die    Zahl  unbestimmt   zu  lassen. 

12)  Westermann  S.  31  fgg.  48  fgg.  54;  vgl.  F.  A.  Baucke  de 
Thesmoihetis  Athenieusiuin  ,  Bresl.  1844.  8,  p-  19  fgg.  w^enn  auch 
die  extravaganten  Hypothesen,  die  dieser  hieran  geknüpft  hat,  zum 
geringsten  Theile  Stich  halten  dürften.  Die  nQotÖQoi,  bei  Demosth. 
Timocr.  §.  33  sind  entweder  >'orsitzende  schlechthin  oder  aus  Ver- 
wechselung mit  der  Volksversammlung  (s.  not.  1 C)  interpolirt ;  denn 
wer  kann  bei  den  Nomotheten  an  die  stets  nur  ad  hoc  erloosten 
non-contribules  der  lezteren  denken? 

13)  Demosth.  Lept.  §.  89  :  o  naXaiog  vöfioq  oi'Tto  xiXfVd  vo/*od-t~ 
TilV  yQäqita&ai  fifv,  uv  riq  xtva  tw*  vn.aQxovTOiy  vcftwv  fiTj  xaXüx;  »xit* 
rjYrjTai, ,  ■nrtQU.aiffQuv  6\  uvtov  uXXov,  ov  uv  xi&rj  Xvojv  ixtXvov,  vfiü^  dt 
dxovaavTctq  iXia&at  rov  x^iirrw.  vgl.  Aristot.  Rhetor.  II.  23.22:  otov 
^KdpoxA^?  iXfytv  o  IJt&fvg  xuTT/yoQwy  toi"  vcfiov  .  .  .  diovtaif  ot  tofiot 
voftov  xov  ätoQ&waovToi; ,  und  mehr  oben  §.   53,  n.  4. 

14)  Demosth.  Timocr.  §-33:  täv  6i  vöfimv  räiv  xufthwv  f*tj  lf«P- 
vai  Xvaut  ftrjdha,  iuv  fitj  fv  vo/io&iruiq'  tot*  d  f^ftvai,  tw  ßovXofiivoi 
Twv  'AQrjvaifüv  Xvitv,  f'riQov  Tk&hn  (lv&'  'zov  uv  Xvr]  .  .  .  ivoiVTiov  dt 
v'ofiov  ftr^  fifZvai  xüv  vönmv  riiiv  xiitihwv  /ir^äfvi'  mv  6f  Tt?  Xvaa<;  rtvu 
TWV  vöfiüiv  TWV  xftfifvo>v  fTfQov  uvTin&ij  nTj  tniT7i<i(iov  Ttü  A&ljvaifüv 
6tjh(i)  rj  fvavriov  twv  xftfxtfCüv  TW ,  rag  yQtigiai;  tivai,  xux  uvxov  xaxu 
xov  vofiov ,  o?   xtVxai  ^  ittv  Tt?  nTJ   tnixTjdnov   &ij  voftov, 

15)  Demosth.  Leptin.  §.  92;  vgl.  Voemel  ad  Olynth.  111.  10, 
p.   122. 

16)  Aeschin.  Ctesiph.  §.  38:  dtuQ^riärjv  nQoaxixaxxat  xoig  &iaßo- 
&tzaiq  xud-'  (xaoxov  ivutiixöv  dioo&oiv  fv  xü  d/j/iW  toc?  vo/xovg ,  uxqit- 
ßüi<;  iifXfJaavxaq  xni  axixfiaftivovq ,  tl  Tt?  dvuyfy(junxui  vo^ioq  ivavxLoq 
fXfQii)  yöftbj  T]  uxV(joq  IV  xoiq  xii(jioiq ,  T]  fV  nov  tlai  vo/tot  nvuytyQafint- 
voi  TiXtiovq  fvoq  nfQi  ixuoxTjq  nqü^füiq'  xdv  n  xoiovxov  fi'()iaxo)Oiv,  uva- 
yfy(}ug>ÜTaq  tv  auviatv  txxi&tvni  xtXtvtt  nqöa&tv  twv  tnwvifiwv,  roi/q  di 
npi'xüvfiq  noKiv  ixxXijoiav  fntyqürpavxrtq  vofto&ixnq ,  xüv  d  tmaxaxfjv 
TWV  7i()0tdQ(iiv  diaxfiQoxoviuv  didovai  xü  dtjuti) ,  xat  xovq  fttv  uvaigdv 
TWV  vofiojv ,  xovq  di  xuxnXtinnv :  worin  Westermann  ganz  richtig 
Bchon  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1844,  S.  773  ein  neueres  Gesetz  er- 
kannt hat. 

§.  132. 

Noch  deutlicher  tritt  übrigens  diese  Bedeutung  des 
Richteramts    im    Gegensatze    der    Volksversammlung    in 


§.  132.     Anklage  gesetzwidriger  f^orschläge.       387 

der  sogenannten  Klage  (yoacpi;)  nuQavoinwv  hervor,  die 
allerdings  ursprünglich  nur  den  Zweck  haben  mochte, 
gesetzwidrige  oder  dem  öffentlichen  Besten  nachtheilige 
Vorschläge  zu  Volhsbeschlüssen  zu  hintertreiben  ^),  nach- 
mals aber  zu  einer  förmlichen  Goutrole  der  lezteren  selbst 
durch  die  Gerichte  ausgedehnt  ward '^).  Einerseits  konnte 
sie  freilich  gerade  desshalb  als  ein  Palladium  der  beste- 
henden Verfassung  betrachtet  werden  ,  die  darin  nicht 
nur  gegen  Anfechtungen  Einzelner,  sondern  auch  gegen 
Uebereilungen  des  herrschenden  Volkes  selbst  eine  si- 
chere Gewähr  fand  5)  •  anderseits  aber  ward  sie  eben  so 
oft  auch  ein  Werkzeug  der  ärgsten  Chikane  in  den 
Händen  der  Parteiführer  und  Sykophanten,  die  sich  der 
Suspensivkraft  jener  Klage  nicht  selten  nur  dazu  bedien- 
ten, was  sie  nicht  hintertreiben  konnten,  wenigstens  zu 
hemmen  j  wie  denn  auch  der  Eid,  mit  dem  sie  begleitet 
werden  musste  ,  denselben  Namen  wie  die  gerichtlichen 
Fristgesuche,  vnwfioala,  führte  '^).  Dieser  konnte  in  je- 
dem Stadium  einer  Verhandlung  des  Rathes  ^)  oder  Vol- 
kes eingelegt  werden^),  worauf  dann  die  Klage  selbst 
den  gewöhnlichen  Rechtsweg  durch  die  Thesmotheten 
und  Heliasten  ging '')  5  gewann  der  Kläger,  so  war  der 
Vorschlag,  auch  wenn  er  bereits  zum  Beschlüsse  erho- 
ben worden  war,  null  und  nichtig^),  und  der  Urheber 
desselben  verfiel  in  eine  willkürliche  Strafe^) 5  ja  wer 
dreimal  aus  diesem  Grunde  verurtheilt  worden  war.  ver- 
lor das  Recht  zu  Vorschlägen  für  immer  ^o).  Nur  wo 
ein  volles  Jahr  zwischen  der  Annahme  des  Vorschlags 
und  der  Anklage  verstrichen  war ,  fiel  die  Gefahr  für 
die  Person  des  Urhebers  weg  ^'j^  der  Beschluss  galt  als- 
dann als  bestehendes  Recht  und  ward  wie  im  vorherge- 
henden Falle  im  Namen  des  Volks  durch  erwählte  An- 
wälte vertheidigt  ''*). 


1)  El  fo')(Jit  yi>fi<f-oyr(t  nitfjurufiu,  7t(i{jftv6fiO)v  }'()U<pofilvo<;,  Dem.  Cor. 
§.  13  ;  vgl.  Lycurg.  Leoer.  §.  7  :  oxdv  fdv  yu(i  t«?  röiv  naQavnßMv 
y()U<f>uq  äiKitUTitf  ,  TOVTo  /xovov  fnnvoQ&otßTf  xfti  jurrt^v  ir/v  n()ü{iv  xio- 
IvtTf ,  tinf)^  onov  itv  t6  xiiij<ptaftn  ^i/xi/  (Ikümnv  xtjv  :i6kiv:  und  mehr 
im   Allg.   bei  Scbömaiin   Com.    p.    159-170,  272—281;     Hellter  S. 

Bb2 


388    Th.V.  Der  athenische  Staat.  C.IJ.B.  Rath  u.  Folk. 

157  —  162;   Meier  u.  Schöni.  S.  282—286;  Platner  Process  U,  S.  40 
— 65;   Bake  Schol.   hypomn.   IV,  p.   52  fgg. 

2)_  Demosth.  Lept,  §.  93:  tiuq  VßVv  roZq  oftojfioxoai ,  nag'  oloniq 
Kul  TuXXu  xv(jovzui:  vgl.  die  Ratification  der  Bür^jerrechtsertheilun- 
gen  oben  §.  117,  n.  14  und  ein  ähnliches  bestätigungsrecht  für  Ver- 
träge de  Halon.  §.  9  :  ai'ußoXu  xf'^t«  lafo&ui,  tnitöüv  iv  zeJ  dixariT?^- 
Qiü)  TW  71«^  Vfiüv  y.rn)0)d-jj  ,  wq  ö  röfioq  xf/*i''ft ,  was  wohl  auch  kaum 
anders  als  in  der  Form  eines  Aufrufs  zur  Klage  rnnjavonotv  gedacht 
werden  kann.  Meldete  sich  Kein  Kläger,  so  fiel  freilich  das  Wei- 
tere von  selbst  weg;  und  dann  konnten  auch  wohl,  wie  Poil.  V[II. 
88  sagt,   die  Thesniotheten   für   sich  aileia  die  Ratification  ertheilen. 

3)  Demosth.  Timocr.  §.  154:  «xoi'tu  rf'  l'ymye  xul  t6  nqörfQov  oviot 
xaralv&^vai  rr/v  drjuoxfiurlav,  7ta()av6fio)v  nfjöjzov  yQU(p(!)v  xhtuXv&howv 
xal  TÖ)v  dinnacTfgio)v  uxv(}wv  yfyovörojv;  vgl.  Thucyd.  V!II.  67,  und 
mehr  bei  Aeschin.  Ctesiph.  §.  6  u.  §.  19 i — 200,  Demosth.  Theoer. 
§.  34,  Dinarch.  Demosth.  §.  100  etc.;  auch  Tittmaan  S.  6  fg.  und 
Grote  V,  p.   503  tgg. 

4)  Vgl.  im  Allg.  Hudtwalcker  Diaeteten  S.  94  und  hierher  na- 
mentlich Pollux  VIII.  44:  l'nofloaü^t^voq  yüg  Ttg  to  ^(jaipfv  .  .  rfny- 
kiyyfv  oT»  laxl  nuQuvo/xov  rj  üdixov  tj  ttai'fA^Ofjov  ,  .  xui  oj'x  r/y  (ibid. 
§.  56)  fifTci  trjv  v7io)fAoainv  xo  yQu(piv,  n()lv  mQi&fjvat,  kvqiov:  über  den 
SuspensiveflFect  auch  Demosth.  Aristog.  II,  §.  8.  Auch  u.niDfionia'i 
s.  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  665  ;  oder  bezieht  sich  diese  vielmehr  auf 
den  Fall  ,  wenn  der  Urheber  seinerseits  den  Vorschlag  fallen  Hess 
(Demosth.  Cor.  §.  103),  obgleich  Bekk.  Auecd.  p.  313  auch  diesen 
unter  vnM/xoalu  begreift;  oaoTuy  ti?  vöfioy  im  üi-kov  daijyrj&fvTa  yfju- 
ifiTjTui  naqavonoiv  ij  ui'xoq  o  iloTjyTjaäfifvoq  narayvovq  uvrov  f^oftoatjTui 
nuQaXfkoyiad-ai  ? 

5)  Demosth.  Everg.  §,  34  :  yivo/xtvov  roiwv  toinov  toi*  rprj(fiaf*u- 
To?  iv  TTJ  ßovkrj  xal  ovöiiioq  yqucpo/zfvov  nu^uvo/iuiv  ,  aXXu  xvqiov 
OVTOq    X.  T.  X. 

6)  Auch  in  der  Volksversammlung  selbst,  wie  Xenoph.  Hell.  I. 
7.  34,  ohne  dass  man  dieses  jedoch  mit  Schümann  p.  16t  zur  Re- 
gel machen   dürfte. 

7)  Daher  tö  cpfvyov  ii'i)(fio/4u,  Demosth.  Aristocr.  §.  58.  Die 
Competenz  der  Thesmotheten  fZeitschr.  f.  Alterth.  1839,  S.  563) 
bestätigt  neuerdings  Hyperides  pro  Euxenippo  p.  5;  für  die  Rich- 
ter kann  die  Ziffer  6000  bei  Audoc.  Myster.  §.  7  natürlich  nur  als 
Maximum  gelten. 

8)  'E(iXo)  tÖ  ^pri<fiiafiu,  Vit.  X  Orat.  p.  836,  oder  a'xi'^ov  tyivixo, 
iXv&T],  Diog.  L.  V,  38,  und  das  Gegentheil  (i:if(piiyi ,  Dem.  Cor. 
§.  222. 

9)  '/iywv  TiftTjxöq,  Böckb  Staatsb.  I,  S.  503:  »sehr  hohe  Geld- 
busse •  ;  doch  auch  wieder  nur  25   Drachmen  ,  Hyper.   1.  c.  p.  9. 

10)  Ath.  X.  73;  vgl.  Meier  Bon.  daionat.  p.  130.  Rücksicht- 
lich des  Klägers  ,  wenn  er  verlor,  traten  die  allgemeinen  Bestim- 
mungen für  öffentüche  Klagen  ein  ,  vgl.  Dem.  Gor.  §.  266  und 
unt.  §.    143. 

11)  Petit   Leg.    II.    1,  p.   183  fg. 

12)  So  in  dem  Falle  des  Leptines  ,  Demosth.  §.  146,  wofür  es 
auch  keinen  Llnterscliied  macht  ,  wenn  dieser  nach  Westermann 
(Leipz.  Abhandl.  I,  S.  46)  vor  den  Nomotheten  verhandelt  seyn 
sollte;  B.   Hefftcr  S.  162. 


§.  133.    Betheiligung  des  f^olkes  bei  Anklagen.     389 

§.  133. 
In  ähnlicher  Weise  ward  aber  auch  das  Volk  als 
Kläger  durch  erwählte  Anwälte  vertreten  ^),  wenn  es  sich, 
wie  oben  §.  130  erwähnt  ist,  als  Partei  constituirte  und 
namentlich  solche  Vergehen,  durch  welche  die  Sicherheit 
des  Staats  und  das  gemeine  Wohl  gefährdet  schien  ,  in 
seinem  Namen  vor  den  ordentlichen  Gerichten  verfolgen 
liess  2).  Solche  Vergehen  konnten  selbst  Fremde  oder 
Sclaven  nach  erhaltener  Vergünstigung  ^)  zur  öffentlichen 
Anzeige  bringen  '*')  ,  worauf  die  Volksversammlung  ge- 
wöhnlich einen  der  beiden  Senate,  bisweilen  aber  auch 
eigene  Commissarien  ^)  mit  der  weiteren  Untersuchung 
behufs  der  eigentlichen  Anklage  beauftragte  ^  dem  Bür- 
ger aber  stand  für  dergleichen  Fälle  der  Weg  der  sioa)" 
yeXia  ^)  offen ,  welche  den  Vortheil  mit  sich  brachte, 
dass,  wenn  sie  vom  Volke  gebilligt  worden  war,  die 
Kosten  und  Gefahren  für  den  Kläger  ganz  oder  doch 
theilweise  wegfielen  ^)j  und  obgleich  sie  daher  ursprüng- 
lich wohl  nur  die  Bestimmung  gehabt  hatte,  die  öffent- 
liche Aufmerksamkeit  auf  Beeinträchtigungen  zu  richten, 
zu  deren  Abwehr  oder  Bestrafung  die  gewöhnlichen  Ge- 
setze nicht  ausreichten  ^) ,  so  wurde  sie  doch  gern  und 
bald  auf  alle  Fälle  ausgedehnt ,  wo  ausserordentliche 
oder  besonders  gravirende  Umstände  eine  directe  Bethei- 
ligung des  Staates  zu  rechtfertigen  schienen^).  Die  etg- 
uyyeXla  konnte  wie  jede  sonstige  Denunciation  entwe- 
der gleich  bei  der  Volksgemeinde  oder  auch  bei  dem 
Rathe  der  Fünfhundert  angestellt  werden ,  welcher  lez- 
tere  dann  auch  ein  Strafrecht  bis  zu  fünfhundert  Drach- 
men besass  ,  grössere  Sachen  aber  an  die  Gerichte  ver- 
weisen musste  *°).  Auch  Straferkenntnisse  von  Seiten 
der  Volksgemeinde  kommen  vor  ^^)'^  in  der  Regel  scheint 
sich  jedoch  auch  diese  begnügt  zu  haben,  über  die  Ver- 
setzung in  Anklagestand  zu  entscheiden  uLid  dem  Kläger 
sodann  die  erwählten  ovvtjyoQov^:  oder  y.aTjjyÖQOvi;  beizu- 
ordnen *'^).  Einige  Klagen  freilich  ,  die  auch  mit  dem 
Namen  eiouyyeXia  belegt  werden,  wie  wegen  xüy.wats 
oder  Verletzung  der  Pflichten  gegen  Aelteru,  Erbtöchter, 


390    Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  B.  Rathu.  Folk. 

Mündel  *5)^  oder  wegen  Parteilichkeit  eines  Schiedsrich- 
ters ^'^),  wurden  sofort  bei  der  gesetzlichen  Behörde  an- 
gebracht ^5),  theilten  aber  auch  sonst  mit  jener  nur  die 
grössere  Sicherheit,  nicht  das  Verfahren  ^^). 

\)  Ueber  diese  s.  im  Allg.  Herald.  Animadv.  III.  10,  p.  233 
fgg.  ,  Seybertb  de  diverso  synuicoruin  in  Graecia  et  Latio  munere, 
(iott.  1708.  4,  und  insbes.  Meier  Bon.  dainnat.  p.  1 1  I  fg.,  der  nur 
keine  ständige  jährlich  erwählte  avt/jjyiQoi'q  annehmen  sollte  ,  wie 
diese  denn  jezt  auch  aus  Böclih's  Staatsh.  I,  S.  336  verschwunden 
sind;  vgl.  Wolf  ad  Lept.  p.  cxxxvn,  Schöm.  Comit.  p.  210,  Heflf- 
ter  S.    106   fgg.  ,  und  mehr  unten   not.    12. 

2)  S.  Tittmann  S.  204  fgg-,  der  sich  aber  auch  hier  vergebens 
abmüht ,  der  Volksgemeinde  eine  entscheidende  Thätigkeit  beizu- 
legen. 

3)"^d«a,  vgl.  Lysias  Agorat.  §.  55,  Andoc.  Myster.  §.  12.  15, 
Plut.    V'.    Periel.   c.   31    u.  s.  w. 

4)  Mr^vvau?,  s.  Schöm.  Comit.  p.  219-227,  HeflFter  S.  234— 
237  ,  Platner  Process  I,  S.  353  —  365  ,  Ciarisse  ad  Thucyd.  epocb. 
p.  89. 

5)  ZijTTjTui,  PoU.  VIII.  115;  vgl.  Sluiter  lect.  Andocid.  p.  55 
und  Schömann  Process  S.  566;  übrigens  nicht  mit  den  L,rjXT}TaZ<: 
oder  /uftarjjfjoi.  in  Finanzsachen  zu  verwechseln  ,  s.  ßöckh  Stfiatshi 
I,   S.  213. 

6)  S.  im  AUg.  Herald.  Anim.  III.  7,  p.  220  (gegen  Salmas. 
Mise,  defens.  p,  291  ,  der  den  römischen  stellionatus  verglich),  Pe- 
tit Vn.  13,  Mattbiae  jud.  Ath.  p.  229— 238,  Schöm.  Comit.  p.  170 
—217,  Tittmann  S.  198— 204,  Heffter  S.  213— 229,  Meier  u.  Schöm. 
S.  260     271,   Platner  Process   I,  S.  36.0—379,   Wachsmnth  II,  S.  238. 

1)  Hinsichtlich  der  Kosten  s.  unten  §.  140,  n.  10;  hinsichtlich 
der  Gefahr  Polt.  VIII.  53:  ön  dt  ö  ilanyyfiknc;  nul.ovx  '^<"»'  (t^W^°^ 
vv ,  'YiifQidfjq  h  T'Z  vTifQ  Avuöcpoovöq  <pt]oi,'  kuLtoi,  y(  o  @fo(fiQuaroq 
Toi"'!;  luh'  ukkuq  yiJacpuq  ygutpufifvotiq  -jit^iaq  t  o<p).iaiiii.vn,v,  il  tov  ni/i- 
nrov  Twr  rp7](po>v  /il]  fitraXdßoi.fv  ,  xfu  TtQoq  uTijuova&at ,  rovq  6(  flaay- 
yfkkovTuq  nTj  ((Ti/xova&ai  ftfv  ,  oq>ktlv  dl  xaq  /lUnq  •  i'oixf  6i  rovro  äia 
%oi<q  ^ftdiwq  lianyyfXiovTuq  varf^ov  :igooyfyQ(it<f&ai,.  Freilich  wollen 
Meier  Bon.  dainnat.  p.  134  und  Lelyveld  de  infamia  p.  237  die 
geringere  Gefahr  nur  auf  die  daayytkia  nQoq  xov  ixQxovru  (unten  n. 
15  fg.)  beschränken,  doch  glaube  ich  nicht,  dass  dieses  aus  Isaeus 
de  Pyrrh.  §.  47  nothwendig  folgt;  vgl.  auch  Demosth.  Pantaen. 
§.  46  und  das  Richtigste  vielleicbt  im  Lex.  rhetor.  üobr.  p.  677: 
ntQl  t)J  r^q  liaayyfXirtq,  fdv  fiij  iiiTuXüßj]  ro  nfftnrov  f^fQoq  zwv  yjt}q,<i)v, 
ol  SixaoTul  Ti/A.(itai: 

8)  Hyper.  pro  Euxen.  p.  5  :  vn^g  rivwv  ovv  oho&i  diZv  raq  tlq- 
uyyiXinq  yiyvrnd-ut ;  tovt'  ijdr/  xaö-'  fxuorov  tv  rü  vöntu  fyQt'ttpuTf,  iV« 
Hl)  uyvojf  fii]Stl,q '  iüv  t»C  tov  dijuov  rov  'A&r/vaiwv  xaruXvTf  .  .  rj  avv- 
itj  not  (711  xaTakvan  tov  6ijfiov  rj  *T«<ptxov  ovvuyüyrj  ?}  fdv  nq  nöXiv 
rivn  7i(jodäi  r}  vuvq  ^  nil^ijv  ^  vnvxDtTjv  aTQUXMv  rj  gjxoiQ  wv  ftjj  XfyTj 
TU  uQiaxu  TW  d'^fiM  xi'dv  'AOtjvhUüv  XL'Vf*'^^"  Xa/.ißävojv.  vgl.  PoU. 
VIII.  51  und  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  667,  wo  Thcophrast  offenbar 
auf  dieses  Gesetz   fusst ;    inzwischen    fügt    der    Grammatiker  hinzut 


§.  133.    BetheiiiyuJig  des  Volkes  hei  anklagen.     391 

?V(0»  «Jf  Ttüv  or/ToQüiv  flo)&fanv  xuXflv  xal  tu  htj  fiiyaXa  adi*r,fiaTa  flc;- 
uyyfXinv ,  lort  6  ot#  iftßuXXovTfq  loi'?  atixo<fu*Toii/4.fyov<;  tio^yynkuv, 
WC  fifv  (piX^^oqoq  )(iki(i)v  xaS-i^ofiivw* ,  w?  df  ^ijfirjT(jioq  6  0aXrjQn''g, 
j(tXio)v  Tifvzaxooiwv  KaixiXioq  df  oirioq  (uginaro  '  flouyffXla  (0x11/  ö  TifQi 
xatvüv  uäixTjuuTOjv  «f*dwxa(T»v  nnfvtyxiTv  ol  voftoi,  l'ari  di  to  fifXfrwftf- 
vov  iv  Tat?  Twv  ao^cuaroJv  dtaTQißalq:  und  diese  leztere  Beziehung 
tnl  TWV  «yptt^wv  drjftoaiiüv  aStxijfinrwv,  oder  ■wie  bei  Harpocr.  p.  94, 
Inl  6r]ßoaioi(;  udixTjfiaai  ßtyiaToiq  xal  nyaßoXtjv  fn]  ini6()(oftfvoi(;  xal  fcp 
0*?  ftr^rt  uQXr/  xa&iarrjxf  fiTjXi  To/401.  xfVvrai.  roVq  ao/ovai ,  xu&  ovQ 
ilnu^ovritv,  aXXrl  nqoi;  Tr^v  ßoiiXrjv  rj  tov  djjftoy  q  ngdizT^  xaruaraolg  Inn, 
•wird  als  die  generelle  neben  jener  speciellen  nie  ausser  Acht  zu 
lassen  seyn  ;   vgl.   auch   Luzac  de   Socr.   cive  p.    109. 

9)  Hyper.  pro  LycopLr.  p.  27 :  «i'to?  d'  vTugnijd^aaq  növrai 
TOI'?  vofiov(;  uanyyfXiiiv  dfdwxuq  i'ntg  wv  yqaifal  UQoq  roi'?  &fafio&fTai 
fx  TÖJv  voftmv  liaiv ,  lya  rtgwrov  /uiv  uxivSvvog  floirjq  flq  rov  nywvn  x.t.X.'. 
▼gl.  Oemosth.  adv.  Phorm.  §.50  und  Schol.  Aeschin.  Timarch.  §.  1 : 
irioTf  fifvTot   x(tt   flauyyiXiav   xaru  TÖiv  ff&j<voftfy(üv   untri&iyTo, 

10)  Demostb.  Everg.  §.  43  :  IrtfiJr^  h  tw  Sta^figoroviTv  r/V  1]  ßovXrj, 
TiOTfQu  StxaOTrjQioi  nuQadoit]  tj  i,rjfiio)(7fii  xaT?  TifvTaxoat'a«?,  oooi'  tjv  xj'- 
gia  xnra  tov  vofiov:  vgl.  Isocr.  n.  uvrid.  §.314  und  mehr  bei  Ösen- 
bruggen   Sen.   Atb.  p.    22   fg. 

11 )  S.  oben  §.  130,  n.  11  und  Platner  Process  I,  S.  375.  Na- 
nientlieb  ,  ■wie  es  scheint  ,  fX  riq  tÖv  Stjuov  [vrtoa/önfvoQ)  iianutTjOnf, 
Demosth.  Lept.  §.  135,  Timotb.  §.  67,  wie  in  djm  Falle  des  Mil- 
tiades  ,  vgl.  Her.  VI.  136  mit  Wacbsmuth  II,  S.  209  und  Grauert 
im  Ind.  lect.  IVIonast.  1844 — 4.5,  p.  15;  doch  gehört  auch  das  Pse- 
phisma  des  Kanonus  hierher  nach  Schol.  Aristoph.  Eccles.  1089  : 
xuTfxofifvov   fxai fO(i)&(v    ctnoXoyfla&ui  tov   x«t     flauyyiXiav   xQivoftiyov. 

12)  Demosth.  Aristog.  I,  §.  13:  fyu  yug  ir  raXq  fxxXrjoiuiq  oqwv 
i'fiä(;  xuTUTÜTToyinq  ftf  xal  npoyn(jii,o/ifyovq  tnl  ti]v  toi'toii  xarr/yoginv. 
vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  52,  Dinarch.  Aristog.  §.  6,  Plut.  V.  Pericl. 
c.  10,  und  über  ihre  Bezahlung  Schol.  Aristeph.  Vesp.  691.  Worauf 
geht  aber  Demosth.  Lept.  §.  152:  ftrj  i^fVvai  }(figororq&fyra  vno  toi" 
di'iHov  nXfov  ^   unu^   avydixijaui  ? 

13)  Harpocr.  p.  160  :  dixjjq  orofxn  (an  rar?  t*  tntxXijgotq  xuxu 
TWV  ytyaftifXOTCoy  xal  xaxu  twv  naidwv  TOlq  yovtfai  xnl  xutu  tüJv  im- 
tqÖjkov  toi?  jTiJp  twv  0Q<f>avöJv:  vgl.  Poll.  VIII.  35:  fljyv  ydg  tw  ßov- 
Xofifyoj  ygu(ffn&nt  tov  fnCrgonov  rnJp  twv  uStxoX'fxiybiv  xjgtfarüv ,  Dlit 
Isaeus  de  Hagn.  §.  31  u.  Demosth.  Theocrin.  §.  .32,  und  was  Har- 
pocr. weiter  beifügt  :  oti  d\  t^jjv  navxl  tw  ßovXofihio  ygr'c<ffO&ai  xa- 
xiöofotq  yoyfO)v  xal  xniq  fnixXijgoiq  ßoTj&dv  (Poll.  VIII.  53)  .  .  r/V  d( 
xal  avfv  vSaToq:  im  Allj;.  aber  Herald.  1.  c.  III.  14,  p.  247 — 251, 
Meier  u.  Schöm.  S.  269  —  271  n.  287—293,  Platner  Process  II,  S. 
224—235,   Leiyveld  de  infamia  p.   139  fgg. 

14)  Harpocr.  p.  94:  uXXrj  d\  doayytXia  IotI  xara  twv  dtatTiyTwv  ' 
il  yäg  Tt5  vno  diaiTT/Twv  nStxTjd-fj ,  t^rjv  tovto  ilaayyfXXnv  :igoq  toj'c 
d»xaOTf<?  xal  «>loj'?  r^Tifiovro:  vgl.  Schol.  Plat.  Leg.  XI,  p.  920  D 
mit  Hudtwalcker   S:   25   fgg.   und  Meier  Schiedsrichter  S.    14  fgg. 

15)  Isaeus  de  Pyrrh.  §.  46:  xal  oix  «v  tlor^yyfXXfq  ngoq  rtv  og- 
j'ovT«  xaxova&ai  ttjv  inixXrjgov :  vgl.  §.  62  und  mehr  bei  Böckfa 
Staatsh.I,S.  474,  Heffter  S.  192— 194,  Sluiter  lect.  Andocid.  p.  91, 
Hudtwalcker  Diaetelen  S.  138.  Auch  was  die  Schiedsrichter  be- 
trifft ,  wird  7i^i>Tav«('wv  bei   Dem.    Mid.   §.  87   auf  keinen   Fall  mehr 


392     Th.  F.  Der  athenische  Staat.  C.Jl.  C.  Gerichte. 

mit  Hudtwalcker  auf  ein  Mitglied  des  Senats,  sondero  viel  eher 
mit  Böckh  und  Meier  Bon.  dumnat.  p.  129  u.  236  auf  den  Vorsitzen- 
den der  Logisten  zu  bezieben  seyn  ;  obgleich  lezterer  jezt  mit  (irund 
zweifelt ,  ob  die  n'O^vvij  in  dieser  Stelle  überhaupt  mit  der  Eisan- 
gelie  der  Diaeteten  eins  sey  ,  und  anderseits  Bergk  in  Zeitschr.  f. 
Alt.  1849,  S.  276  die  leztere  selbst  von  den  Diaeteteu  unter  einem 
TTQVxavfvotv  entscheiden  lässt. 

16)  Harpocr.  p.   94:   uvxai,  äi  tlai,  ngog  rov  äqxovra  nui  rü  6m- 


DRITTER    ABSCHNITT. 

Von  den  Gerichten  und  ihren  Vorsitzern. 

Vgl.  A.  W.  Heffter,  die  athenäische  Gerichtsverfassung,  ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  des  Rechts,  insbesondere  zur  Entwickelung  der 
Idee  der  Geschwornengeriohte  in  alter  Zeit,   Cöln    1822.   8. 

M.  H.  E.  Meier  und  G.  F.  Schömann  ,  der  attische  Process ; 
vier  Bücher.      Eine  gekrönte   Preisschriit,   Berlin    1824.  8. 

E.  Platner,  der  Process  und  die  Klagen  bei  den  Attikern,  Darm- 
stadt 1824,  2  Bde.  8. 

§.134. 

Was  nun  näher  den  Aussehuss  Geschworener  betrifft, 
durch  welchen  das  herrschende  Volk  die  ordentlichen  Ge- 
richte versah  ^),  so  betrugt  seine  Zahl  im  Ganzen  sechs- 
tausend Bürger,  welche  das  drelssigste  Jahr  zurückgelegt 
haben  mussten  ^)  und  jährlich  durch  die  neun  Archonten 
und  deren  Schreiber,  wahrscheinlich  sechshundert  aus 
jeder  der  zehn  Phylen,  durch's  Loos  bestimmt  wurden  ^). 
Ihr  Name  war  Heliasten,  von  der  Gerichtstätte,  wo  sie 
sich  versammelten,  '^Xtaia  ''')  5  sehr  selten  traten  sie  übri- 
gens alle  zusammen,  sondern  zerfielen  in  der  Regel  wie- 
der in  zehn  Abtheilungen,  deren  jede  ordentlicherweise 
aus  fünfhundert  Richtern  bestand^),  obschon  auch  diese 
Zahl  sich  nach  Maassgabe  der  Gegenstände  ^)  bald  auf 
zweihundert  oder  vierhundert  vermindert  '^)  ,  bald  durch 
Vereinigung  zweier  oder  dreier  auf  tausend  oder  fünf- 
zehnhundert erhöht  zu  haben  scheint  ^).  Jeder,  welchen 
das  Loos  zum  Richter  traf,  bekam  nach  geleistetem 
Eide  ^)  ein  Täfelchen  mit  seinem  Namen  und  der  Num- 
mer   seiner  Abthcilnng  ^^) ,    welcher    er  mithin    für   den 


§.  134.     Die  Heliäa  und  ihre  Dikasterien.         393 

ganzen  Zeitraum  dieses  Jahres  angehörte  ^')5  die  zweite 
Veiloosiing,  die  am  Morgen  jedes  Gerichtstags  stattfand  ^^j, 
bezog  sich  nur  darauf,  an  welcher  Gei^ichtstätte  jede 
einzelne  Abtheilung  diesesmal  Sitzung  halten  sollte  ^), 
womit  zugleich  die  Vertheilung  der  Rechtshändel  selbst 
yerbunden  war ,  deren  viele  sogar  an  einer  bestimmten 
Stätte  entschieden  werden  mussten  ^'*'}.  Die  Anzahl  der 
yerschiedenen  Gerichtstätten  ist  ebenso  ungewiss  als  ihre 
Grösse  verschieden  angegeben  wird  ^5)  5  die  meisten  der- 
selben lagen  am  Markte,  und  unterschieden  sich  wieder 
durch  Nummern  und  Farben ,  worauf  dann  die  Stäbe 
hinwiesen  '^),  die  als  Zeichen  der  Richtergewalt  den  ein- 
zelnen Richtern  vordem  Eintritte  in  den  Gerichtshof  nebst 
der  Marke  übergeben  wurden  ^^) ,  gegen  die  sie  —  seit 
Perikles  —  von  den  Kolakreten  ^^)  den  Richtersold  '^) 
erhielten.  Dass  weder  an  Fest-  noch  an  Volks versamra- 
lungstagen  Gericht  gehalten  ward ,  versteht  sich  von 
selbst^  sonst  aber  hören  wir  nur  in  Kriegszeiten  von 
Gerichtstillständen  für  Privatklagen  ^^). 

1)  Vgl.  im  Allg.  Joach.  Stephanus  de  jurisdictione  rett.  Grae- 
cornm  c.  5  fg.  im  Thes.  Gron,  Vi,  p.  2697  fgg.  ,  Sigonius  rep.  Atli. 
lib.  III,  Petiti  legg.  Alt.  I.  IV,  p.  392  fgg.,  Blanchard  sur  les 
tribunaux  etablis  ä  Athenes  pour  le  roaintien  des  loix  et  ponr  regier 
les  diflFerends  qui  s'elevoient  entre  les  particuliers  ,  in  Hist.  del'A. 
d.  Inscr.  VII,  p.  51  fgg.,  und  sur  les  Heliastes  p.  88  fgg.,  Pettin- 
gale  on  the  use  and  practise  of  juries  among  the  aneients  ,  Lond. 
1769.  8,  Heyne  Epim.  comm.  de  judiciorum  publicorum  ratione  et 
ordine  apud  Graecos  et  Romanos,  Opusc.  IV,  p.  76 — 90;  A.  Mat- 
thiae  de  judiciis  Atbeniensium  P.  II,  in  s.  Miscellanels  philologicis 
(Altenb.  1808.  8)  I.  3,  p.  242  —  278,  G.  F.  A.  Blai.kensee  de  ju- 
dicio  juratorum  apud  Graecos  et  Romanos,  Gott.  1812.  4,  Tittmann 
S.  213  fgg.  und  Wacbsmuth  II,  S.  251  fgg.  F.  Kozlowski  (diss.  de 
Heiiaea  maximo  Atbeniensium  judicio,  Varsov.  1835.  8)  scbeint  die 
neueren  Forscbungen  seit  Sigonius  und  Meursius  gar  nicht  gekannt 
zu  baben  und  ist  voll  grober  Irvtbümer;  besser,  obgleich  zunächst 
für  keine  philologischen  Leser  bestimmt,  Steinbart  popul.  üarst. 
d.  attischen  Processes  in  Eberty's  Ztitschr,  f.  yolksthüml.  Recht 
1844,  H.  8 — !0  und  Cauvet  sur  l'organisation  judiciaire  d'Athcnes 
in   Revue  de  legislation  XX,  p.    129   fgg.   289   fgg. 

2)  Demosth.  Timocr.  §.   151;   Poll.  Onom.  VIII.   122. 

3)  Aristoph.  Vesp.  661;  vgl.  Schol.  v.  775:  tntnJij  &(aMo&hfu 
[itQXOvrtq  Poll.  VIII.  87)  xai  dixaroq  o  y()afifinrnf<;  xXrjQovat  toi-?  di~ 
xur.Taq  Toji?  t  ^q  avrf/q  Qpi'A/y?  fxanToq  :  und  mehr  bei  Scbömann  de 
sortitionejudicum,  Greifsw.  1820.  Sund  de  judiciis  beliasticis,  1847.4; 
auch  J.  Th.  Voemel  de  Heiiaea,  Francof.  ad  M.  1822.   4  und  F.  V. 


394     Th.  F.  Der  athenische  Staat.  CIL  C.  Gerichte. 

FritzscEie  de  sort.  jud.  apud  Athenienses,  Lips.  1835.8.  Seit  wann? 
s.  Bergk  in  Verh.  d.  Jen.  Philol.  Vers.  1846,  S.  38— 46  und  Grote 
V,  p.  477  fgg.  ,  der  aber  doeb  wieder  zu  weit  geht  ,  wenn  er  die 
ganzen  Heliastengerichte  erst  von  Perikles  ableitet;  vgl.  oben  §.  107, 
n.   6   fgg. 

4)  To  fifyimov  SiKuaxTjQiov  tIi)v  ^A&TjvTjaiv,  Harpocr.  B.  138;  vgl. 
Sehol.  Aristoph.  Vesp.  772  und  mehr  bei  Tittmann  S.  215  —  217, 
insbes.  aber  auch  ßekk.  Anecd.  p.  310.  32:  Uakttro  df  xal  niyäkrj 
fxxXr^aia,  mit  Schömann  Vcrf.gescb.  S.  37  und  d.  doppelten  Etymo- 
logie :  Tjkiuin  d\  ixkrj&rj  tJtoi-  naqu  to  iv  aiirij  ululi^faÖai.  xovz'  Innv 
d&qoii^ta&ui.  {aUa  =  fxxAjyot«,  Dorv.  ad  Cbar.  p.  242,  Wachsmuth 
I,  S.  414,  Franz  C.  Inscr.  III,  p.  593)  ^  dt«  to  vnat&Qov  ilvui,  -tov 
TÖnov  xa'l  ]fXiova&rtt.      Aucb  in  Argos?    Scbol-    Eurip.   Orest.   859. 

5)  Isaeus  Dicaeog.  §.  20  etc.  Die  übrigen  1000  also  wohl  Er- 
satzmänner, Wacbsmutb  II,  S.  252;  Heffter's  Ansicht  (S.  52)  von 
üecurien  zu  600  Mitgliedern,  die  aber  nicht  immer  alle  disponibel 
gewesen  ,  lauft  im  Grunde  eben  darauf  hinaus  ,  widerspricht  aber 
den  Zeugnissen  und  wird  nach  Berichtigung  der  Lesart  bei  Plat. 
Apol.  p.  36  aucb  durch  Diog.  li.  11.  41  nicht  mehr  so  unterstüzt 
wie  es  früher  schien;  vgl.  Freret  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XLVII, 
p.   265   und   Böckh  hinter  Süvern    über   Aristoph.   Wolken   S,  88. 

6)  Kurä  Xöyov  TOXI  fyxXijfiaroc ,  Lucian.  Bis  acc.  12;  vgl.  auch 
Steph.  Byz.  s.  rjXiaia  mit  Schömann  jud.  hei.  p.  6  und  Demosth. 
iVlid.  §.  223:  ol  uil  dix(i.L,ovxK;  lo/vfjol  xal  xi'fjtoi  twv  fv  rij  nöXit  nuv- 
Tittv ,  äv  xf  dtuxoaiovq  uv  xi  /iXioiiq  (iv  &  onooovq  uv  rj  reöAt?  xad-iorj. 
Einzelnes  mehr  bei  Tittmann  S.  114  und  Meiern.  Schöm.  S.  138 fgg. 

7)  Wie  bei  der  Phasis  ,  Poll.  VIII.  48;  genauer  eigentlich  201 
und  401,  ob  mit  Einschluss  des  Vorsitzenden?  vgl.  Scbol.  Demosth. 
Timocr.  p.  702  :  tJ'i«  toj'to  d\  o  itq  nQoaixi&txo  dtl  toT?  dtxdOxaiQ,  'ivu 
lAtj  i'owv  yfvofifvmv  xwv  tprjqibiv  (^  ioT](;  uniX&otaiv  ol  äix(ti,oftfvoi. ,  «AA 
ixiZvoq   do^T]  vixäv  <u    UV  o  n,(;   ngoozf&ij. 

8)  Wie  bei  der  Eisangelie  ,  Poll.  VIll.  53;  vgl.  dens.  §.  123: 
TjXiaia  d\:  mvxaxoaiwv  (schief  ausgedrückt;  doch  bat  er  Luzac  de 
Socr.  cive  p.  110  irre  gemacht)*  fl  St  /iXiuv  6foi  dixaoxMVy  nvviaxuvxo 
cTi'/o  äuxaoTTjQt.u  (ft?  i'va  xai  }(tXiovQ  fxifTjipiOfifi'a,  Demosth.  Timocr.  §.  9), 
fi  di  nivxuxoaiuv  xui  ^iXLmv  ,  x(jia  ,  und  Bekk.  Anecd.  p.  2-62;  ijv  äf 
XiXioiv  nfvraxoaiojv  xai  ivoi'   avvjjtanv  dJ  ol  )(iXioi>  rifvxaxöoioi  ix  xqiwv 

<f)vi.Ü)V, 

9)  'Ev  '^Qätjxxü,  Harpocr.  §.46:  v^l.  Poll.  VIII.  122  mit  Plat- 
ner  1,  S.  80  fgg.  und  Sauppe  dem.  urb,  p.  21.  Die  Formel  steht 
bei  Demosth.  Timocr.  §.  149  — 151,  jedoch  ohne  die  Worte:  ntQl 
(öv  fii^  fioi  vöfiot.,  yv(i)iiTj  x^  öixaioxi'ni]  xgivuv,  die  Schelling  Sol.  leg. 
p.  35  als  einen  nachsolonischen  Zusatz  betrachtet;  oder  soll  man 
mit  Petit  p.  414,  Wolf  ad  Lept.  p.  339,  Weber  ad  Aristocr.  p.  324, 
Fritzsche  sortit.  jud.  p.  7  fgg.  einen  zweiten  Schwur  vor  jeder  ein- 
zelnen Gerichtsitzung  annehmen??  vgl.  Meier  u.  Schöm.  S.  135 
und  Funkhaenel  in  N.  Jahrb.  XXXV,  S.  401  ,  insbes.  aber  aueh 
Isoer.  Callim.  §.  34,  der  in  diesem  Falle  wohl  von  einem  dreifachen 
Eide  gesprochen   haben   würde. 

10)  Dergleichen  auch  noch  einige  auf  uns  gekommen  sind;  vgl. 
C.  Inscr.  I,  p.  341;  Intell.  Bl.  z.  Allg.  L.  Zeit.  1837  n.  86,  1846 
n.  35;  Janssen  Inscr.  Lugd.  Batav.  p.  48;  Ross  Demeu  S.  54.  57. 
98.     Widerrechtlich  ist  es,  wenn  die  Kicbter    (Aristoph.  Plat.  1167) 


8.  134.     Die  Heliäa  und  ihre  Dikasterien. 


395 


anfvSova.y  h  nokXoK;  y,y^«y^«»  ye«/.A*«a.V  :  vgl.  Demosth.  Boeot.  de 
nomine  §.5:  rö  cTi-oiv  n.vaxio.v  xov  i'ya  y.lr/Qoxo&ai ,  «p  w  (^uvaxov 
Krj^ia.  o  yö^o,  Uy^^:  folgt  aber  daraus  dass  die  zehn  d.^aoxr,Q.u 
oder  <fvhu  (not.  8)  der  Richter  den  zehn  Phylen  des  Volkes  nicht 
entsprechen? 

11)  Vgl  hier  und  zum  Folgenden  im  Allg.  Schol.  Aristoph. 
Plut.  277  mit  Coel.  Rhodig.  Leet  antiqu.  XXII.  18,  der  aber  He- 
liasten  und  Fpheten  verwechselt;  dann  Matthiae  p.  2d1 -2oa,  Heü- 
ter  S  50  feg.,  Platner  I,  S.  69— 78,  und  insbes.  die  not.  3  erwähn- 
ten Abhh.  von  Schömann  und  Fritzsche,  deren  leztere  freilich  die 
Ergebnisse  der  ersteren  nicht  beseitigt. 

12)  Demosth.  Aristog.  I,  §.27:  v/iH^  mhoi,  nivroiv  aQx,  *Xr,{iov- 
uha»  'A&rivaiwv,  y.ni  nävrtüv  iZ  old'  St.  ßovloßho,v  ik  rovrlkaxilv 
ro  d.mOT^f^o.,  ^övo*  d.««s**'  V^V-'  ä^"  ^^i  OT.  ikux^T,,  ilT  am^krj- 
,rö&rj..:  vgl.  Fsocr.  Areop.  §.  4  und  Demosth.  F-  L-  §•  U  auch 
Mid.  §.  4  :  ngi  twv  rf.xaaT)7f.iwv.  Wessen  Nummer  nicht  herauskam, 
musste  sich   entfernen  ,  Aristoph.    Eccl.   688. 

13)  'EniKfxX^Qw/^hiov  xwv  diy.uoTri^lotv,  Demosth.  Pantaen.  §.  39, 
Everg.  §.17;  vgl.  Aristoph.  Eccl.  714.  Biswellen  sassen  aber  die- 
selben  Richter  auch  mehrere  Tage,   Antipho   Cboreut.  §.   23. 

14)  Z.  B.  die  dUai  aixov  am  Odeum  (adv.  Neaer.  §.  52,  vgl. 
Poll.  Vni.  33  mit  Forchhammer  in  Kieler  philol.  Stud.  S.  315]: 
das  V.xaaT^pto*  twv  ^.a^o^fTcTv  Andoc.  Myster.  §.28,  ßaoiknov  6.- 
xaoTnQioy  Poll.  IX.  44,  und  die  Ephetenstätten  oben  §.  104,  aicht 
wie  bei  Heffler  S.  60  mit  den  Instructionslocalen  (§.  138)  zu  ver- 
wechseln; s.  auch  Aristoph.  Vesp.  1147:  of  nev  i'ifiwv  ovniQ  Sgx(^y, 
Ol   tff   Tia^«    Tor?   fvdtxu,   ol   rf'  tv   wöno)   öixü^ovai   x.t.X. 

15)  Die  Vierzahl  bei  Poll.  VlII.  122  und  Schol.  Aristoph.  Vesp. 
120  reicht  um  so  weniger  aus  ,  als  beide  nicht  einmal  gleiche  Na- 
men  nennen  und  aus  Paus.  1.  28  u.  s.  w.  noch  andere  dazu  kom- 
men so  dass  wir  ausser  dem  Odeum  noch  wenigstens  acht  oder 
neun'  weitere  kennen:  ro  Mrjrixov  (Paroem.  Gott.  I,  p.  434),  to  ini 
Avrtüj  (vgl.  V.  Lcutsch  das.  p.  115),  Tqiyoivov,  nagußvarov  /xfoov, 
M*rtov,  xa.vöv,  |9«re«/.o.-v,  »omx.orv,  doch  ist  auch  die  Zehn  bei 
Fritzsche  p.  74  fgg.  ,  dem  Raonl  -  Rochette  im  Journal  d.  bavants 
1837,  p.  20  u.  406  fgg.  und  Leake  Topogr.  übers,  v.  Sauppe  S. 
258  folgen,  nur  scheinbar,  da  sie  den  Areopag  und  die  Epheten- 
stätten mitbegreift  und  dagegen  von  obigen  selbst  nur  die  vier  er- 
sten nebst  der  r/Xuua  bestehen  lässt,  die  übrigen  entweder  mit  die- 
sen identificirt  oder  wie  Odeum,  Theseum  u.  dgl.  aus.'^erordentlichen 
Ausschüssen   zuweist. 

16)  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1110:  IdidovTo  d«  xal  ßaxTT/gini  zoVq 
d.x«OT«E?  ö^^ixQoo.  Tor?  d^y.aaT7}Qioi<:,  önov  ««oroi/?  flofk&ovruq  rf.x«- 
tiaaa^  fdn,  l'v«  tÖv  ÖKtnuQTÜyoyru  iXfy^r/  to  xv^'f*''-  ^g'-  '>chomann 
de  sortit.  p.  35  fgg.  und  Process  S.  141-151;  über  die  Farben 
insbes.   Raoul- Rochette  im  Journal   d.    Savants   1665,   p.    4oy. 

17)  Demosth.  Cor.  §.  210:  xai  nvniuXuftßüvHv  yi  «V«  t,^  ßaxTr/- 
gia  xal  rtZ  avßßiXm  to  tf^ovrjua  xij<;  niXfox;  yo^ituv  fxaOTov  vfiüv  6n, 
oTav  T«  'StihÖom  \lnir,xf  »(^ivovvrfq  :  vgl.  oben  §.  8,  n.  5.  —  Das 
nv^tßoXov  (Phot.  Lex.  p.  549)  darf  nicht  mit  dem  obigen  jkvox.ov  (n. 
10)  verwechselt  werden;  dieses  war  von  Erz,  jenes  scheint  von 
Holz  (nvhyov)  gewesen  zu  seyn  ;  8.  Fritzsche  p.  27  und  Raoul-Ro- 
rhette  lettre!  archeol.   p.   105. 


396      Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  IL  C.  Gerichte. 

18)  Ko)ka«ghai  (oder  xwAaypfTa»?  Fritzscfae  p.  31)  ol  ruftiai 
toi'  ifixaoTixoii  fiiö&ov  xal  rüv  il<;  toi"?  &iovq  ('vaXinxo/thwv ,  Lex. 
rhetor.  Dobr.  p.  672  ^  vgl.  Phot.  J.ex.  p.  19G  uud  Schoi.  Aristoph. 
Vcsp.  695  mit  RaLnk.  ad  Tim.  Gloss.  p.  171  und  Böckh  Staatsh.  I, 
S.   237  fgg.  476. 

19)  Tgioißo/ov  ijkiaarixüv ,  vgl.  Aristot.  Politic.  II.  9.  3  und 
mehr  bei  Böckh  Staatsii.  I,  S.  328  fgg.  und  Fritzsche  de  mercede 
judicum,  Rostock  1839.  4,  welcher  leztere  jedoch  nach  Schol.  Ari- 
stoph. Vesp.  88.  300,  Av.  1540,  Ran.  140  den  ordentlichen  Betrag 
auf  zwei  Obolen  sezt,  der  nur  vorübergehend  durch  Kleon  auf  drei 
erhöht  worden  sey,  wahrend  Böckh's  Annahme  eines  ursprüngli- 
chen einzigen  ,  wenigstens  soweit  sie  sich  auf  Aristoph.  INub.  862 
stüzt ,  von  G.  Hermann  Praef.  p.  l  fgg.  nicht  ohne  Grund  bestrit- 
ten wird;  vgl.  auch  Vischer  Untersuch.  S.  20.  Worauf  geht  aber 
Kallikrates  bei   Zenob.   Frov.    Vi.   29? 

20)  Demosth.  Stephan.  I,  §.  4:  öixr/v  lufv  oi'x  olöq  r'  tjv  I6iav 
Xuyilv'  ov  yiiQ  r/O'iy  fy  rcü  röri  xut{}Oj  öixui,  uXa  uvfftüXXia&f  v/JUli; 
dm  rov  nüXffxov :  vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  190  und  im  Allg.  att. 
Process  S.    152—154  und  Platner  1,  S.    98. 


§.  135. 

Ehe  wir  übrigens  zur  Betrachtung  der  gerichtlichen 
Procedur  im  Einzelnen  übcrgehn ,  sind  die  Fragen  zu 
beantworten,  wer  klagen  und  wen  man  verklagen  durfte, 
und  in  welcher  Form  oder  bei  wem  man  es  in  den  ein- 
zelnen Fällen  zu  thun  befugt  war^  Fragen,  die  um  so 
wichtiger  sind,  als  das  attische  Recht  einerseits  eine 
grosse  Mannichfaltigkeit  solcher  Formen  darbot  *) ,  und 
anderseits  doch  wieder  ohne  Kläger  überall  keine  rich- 
terliche Thätigkeit  kannte  ^).  Rücksichtlich  des  ersten 
Punets  geht  es  freilich  schon  aus  §.  120 — 124  hervor, 
dass  nur  der  männliche  grossjährige,  wirkliche  athenische 
Bürger  persönlich  und  selbständig  vor  Gericht  auftreten 
konnte  5),  jeder  andere  sich,  wo  nicht  besondere  Aus- 
nahmen eintraten ''^),  durch  einen  Bürger  vertreten  lassen 
musste^)^  je  nachdem  nun  aber  eine  Klage  entweder 
von  einem  jeden  Berechtigten,  der  da  wollte^),  oder  nur 
von  einem  Selbstbetheiligten  angestellt  werden  durfte, 
zerfielen  sie  in  öffentliche  und  Privatklagen''),  und  die- 
sem Gegensatze  entsprach  dann  im  Wesentlichen  auch 
d'c  processualische  Eintheilung  in  ygucpccg  oder  Schrift- 
klagen und  öl  aus  ^].,  deren  erstere  alle  Fälle  begriffen, 
wo  das  Gemeinwohl  in  der  Person  des  Staats  oder  auch 


§.  135.    Recht  zu  Klagen  und  Eintheilung  derselben.     397 

nur  eines  Einzelnen  orefährdet  erscheinen  konnte  ^),  wäh- 
rend leztere  sich  auf  rein  privatrechtiiche  Verhältnisse, 
Ersatz  erlittenen  Schadens  oder  Streitigkeiten  über  Mein 
und  Dein  bezogen  *°).  Dass  auch  in  der  ersteren  Kate- 
gorie das  Klagiecht  auf  Näherbetheiligte  beschränkt  ge- 
wesen wäre ,  lässt  sich  allein  für  Mordklagen  nachwei- 
sen ^^)5  immer  aber  unterschied  sich  die  ygaqir^  von  der 
^ixTj  darin ,  dass  bei  jener  der  Kläger  keinen  Vortheil 
für  sich  bezweckte ,  sondern  lediglich  im  Interesse  des 
Staates  handelte,  dem  daher  auch  etwaige  Bussen  u. s.w. 
zufielen  ^^). 

1)  Demosth.  Androt.  §.  26:  äftv  d  mixo  ßrjSfva  nnoariQfTa&-ai 
Tov  dixjjg  Ti';^*r»',  ft>?  fKUOToq  dwarui  '  nwq  ovv  t'arui.  tovto;  fuv  nok- 
Xdq  odovq  6w  diu  twv  vö/xuv  inl  rovq  TjäiKtjuoruq:  vgl.  Conon.  §.  I, 
Timocr.  §.  113,  auch  Isoer.  ti.  uvnS.  §.  314,  Hyper.  pro  Fuxen. 
p.  5,  und  im  Allg.  Poll.  VIII.  31  tgg,  und  Psellus  -if^ü  twv  o'io- 
fiüzüiv  Twv  dixüv  hinter  de  oper.  daem.  ed.  Boissoiiade  ,  Noriuib. 
1838.  8,  p.  95  fgg.  mit  Heflter  S.  127  und  Wachsmuth  11,  S.  229 
%S*  235  fgg.  ,  die  zugleich  die  besonderen  Formen  der  daxt^moia^ 
tv&vvu ,  TiQoßokt^  ,  (fuoiq ,  JicJ'ftit?,  (tnaywyrj,  ic^Tjyita&(tt, ,  ((vd(joX7j4u(iv, 
tlauyyfkia  bei  Poll.  §.  41  als  unbenannte  Klagen  den  gewöhnlichen 
dlxaK;  und  y(ju(faiq  als  benannten  entgegenstellen.  Einige  von  die- 
sen haben  nun  sobon  im  Vorhergebenden  §.  104.  130.  133  ihreii 
Platz  gefunden  oder  erhalten  ihn  besser  unten  Abschn.  4;  doch 
dürfte  Pollux  Tadel  bei  Schömann  Com.  p.  179  aicht  ganz  gerecht 
seyn  ,  da  alle  jene  Rubriken  jedenfalls  auch  processualisch  werden 
konnten. 

2)  Lycurg.  Leocrat.  §.  4  :  o  /j,i,'  yötQ  vofioq  nicfvxf  7H)oX(yfi.v  o  /a.?/ 
6iX  nguTTtiv ,  ü  dJ  xur^yoQo^  ftrjvi'nv  rovg  ivö/oiig  roTg  fx  toiv  vo/küv 
iniTiftioiq  xuO-fOTtüiugy  o  dt  dixaarrjq  xokui^fiv  rovq  vn  u(i(fioxii)oiv  tqv- 
twv  uTiodft%9-ivzu<;  uvraj'  o'iox'  ov&'  o  vöjuoq  ov&'  t)  twv  dutaarüv  \p7j- 
flso?   nviv   roll   naQudwoofrog  uvtoTq   tovi;  udtKovvruq  la](Vfi,. 

3)  S.  im  Allg.  Heflter  S.  71  —  102;  Meier  u.  Schöm.  S.  555— 
574;   Platner   I,   S.   87  —  94. 

4)  Wie  namentlich  in  Folge  von  Verträgen  (§.  116,  n.  10)  für 
fremde  Kaufleute;  vgl.  Baumstark  Proleg.  Demosth.  Phorm.  ,  Hei- 
delb.   1826.  8,  p.    33   fgg.   und  mehr   Privatalterth.   §.    44,  n.   13  fgg. 

5)  Also  für  Sciaven  der  Herr  ,  Antiph.  Herod.  §.  48,  vgl.  De- 
mosth. Nicostr.  §.  21,  Pantaen.  §.  51,  Callicl.  §.  31;  für  Metoe- 
ken  der  Prostates,  s.  §.  115,  n.  5;  für  Fremde  ihr  Gastfreund 
oder  der  Proxenos  ihrer  Heimatb,  s.  §.  116,  n.  7  ;  für  Frauen  und 
Minderjährige  ihr  xv()ioq  oder  inirQonoq ,  Isaeus  Pyrrh.  §.  2,  De- 
mo8th.  Macart.  §.  15;  vgl.  ScI.ol.  Aristoph.  liqu.  969.  lieber  die 
äxifioi.  s.   oben  §.    124,   n.    12, 

6)  'O  ßovi.oßivo<;  ^A&rvaLiav  olq  t'^tari,  8.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  220 
nnd  mehr  oben  §.  124,  n.  2.  INur  um  dem  Scheine  der  noXvnftu- 
YHoavvT]  (Lys.  caed.  Fratostb.  §.  16)  oder  cpti.on.()uyiuoovyr/  (Lycurg. 
Lcocr.  §.  3)  und  avHoifiavxia  (Demosth.  4ristocr.  §.   190)  zu  entgehen, 


398      Th.  y.  Dtr  athenische  Staat.  C.  IL  C.  Gerichte. 

pflegte  der  Kläger  gern  eine  sonstige  ['rivatfeindsehat't  nachzuweisen  ; 
uvtnLip&Qvov  yfii(J ,  sagt  Heriuog.  de  invent.  p.  09,  xtfionjiuv  xax«  %mv 
TjdtKTjxortuv  ).ufxßfivfir ,  vgl.  Lysias  in  Ivratosth.  und  Alcib.  I,  De 
mosth.  in  Androt.  und  Tlieocrin.  zu  Aut'aug  mit  Weisse  div.  civit. 
iud.  p.  116,  und  über  den  allgemeinen  Grundsatz,  der  gerade  im 
rovq  f)(&()ovg  xiexiJig  noiilv  eine  Pflicht  der  Gerechtigkeit  erklickte, 
Plat.  Meno  p.  71  E,  Repubi.  I,  p.  332  D,  Xenoph.  M.  Socr.  II.  6. 
35,  Eurip.  Hercul.  Für.  585,  Medea  805,  Anaxim.  Rhelor.  I.  15 
mit  d.  Abhh.  v.  J.  C.  Chr.  Fischer,  quid  de  officiis  et  amore  erga 
inimicos  Graeci  et  Romani  senseriut,  Hai.  1789.  8  und  L.  Ph.  Hü- 
peden  comp,  doctr.  de  amore  inimicorum  Christ,  c.  libris  philos. 
Graecorum,  Gott.  1817.  4;  auch  Stallb.  ad  Plat.  Phileb.  p.  l  .4, 
Welcker  ad  TLeogn.  p.  lxxxv,  Ritter  Gesch.  d.  Philos.  II,  S.  35, 
und  jezt  insbes.  Funkhänei  in  JVlützeU's  Zeitschr.  1848,  S.  737  fgg. 
und    Schaubach  in    Ullroann's   theol.    Studien    1851,   S.  64  fgg. 

7)  Jixut.  (im  weiteren  Sinne,  oder  auch  fy^krj/^nru)  dt)f*öat(ti.  xaL 
i<fm,,  s.  Uemostb.  Cor.  §.  2  i  0,  Plat.  Leg.  VI,  p.  767  B,  und  mehr 
bei  Hefi"ter  S.  112— 110,  Meier  u.  Schömann  S.  160—171,  Plat- 
ner  II,  S.  I  — 9;  auch  Heeren's  Ideen  111.  1  ,  S.  329.  Die  ältere 
Bezeichnung  xurijyofjiut  und  öixai,  die  tou  Sigonius  rep.  Ath.  III  1 
herrührt  und  ausser  Ubbo  Emmius  u.  A.  noch  von  C.  E.  Otto  de 
Atheniensium  actionibus  forensibus  (spec.  I.  u.  II,  Lips.  1820.  4) 
angenommen  ist  ,  beruht  nur  auf  Missverständniss  des  Isoer.  de 
bigis  §.  2  :  TKC  /uiv  yu^  öixug  vni^  räiv  iö'imv  iyx^.JjfiuTuv  kny^avovm, 
Tuq  Sf  maTTjYOQtuq  vnfQ  räiv  riji;  noXiox;  ngityfiuTOJv  noiowrai.,  ver- 
bunden vielleicht  mit  dem  röm.  Unterschiede  von  accusatio  und 
actio.  Aber  s.  die  Kritik  dieser  Diss.  bei  Meier  u.  Schömann  S. 
194-196. 

8)  Vgl.  Plat.  Euthyphr.  1  mit  d.  Erkl.  und  über  den  engern 
und  weiteren  Sprachgebrauch  von  dixr/  Poll.  VIII.  41:  fxaXoivro 
y(t(j  al  ygaiful  xul  ö'ixui.,  ov  uhrot,  xul  ul  dLxui  y(ju^ui:  über  yfiutfij 
insbes.  Meier  S.  198:  »erinnert  man  sich  nur  daran,  dass  alle 
übrigen  Formen  öff'entlicher  Klagen  gleichfalls  schriftlich  einge- 
reicht wurden,  so  kann  man  immerhin  die  Böckhische  Verdeutschung 
Schriftklage  für  yQaqrj  im  engern  Sinne  annehmen«;  eine  Dreithei- 
lung  aber  wie  bei  Otto  1.  c.  I,  p.  40  in  dUm,  y^ntfal ,  fyxi.ijfiuta, 
kann  wohl  mit  der  des  Hippodamus  bei  Aristot.  Politic.  II.  5.  2 
(ßküßrj ,  vß(ii<;,  dävaxoq)  verglichen,  für  attisches  Recht  jedoch  nir- 
gends zugelassen  werden. 

9)  Poll.  VIII.  40  :  y(i(i(fal  df  (pöfov  xnl  TQUVfiUToq  ix  TiQovoLai; 
xnl  TfHiJxaiiti;  ,  q/UQ/iüxwv  ,  ^oi^ft«?,  f'/9^f(<j?,  Ufioaii^iaq ,  aatßfiai; ,  riQo- 
äoaiat;  ,  dotgiav,  dfxuo/xov,  ki,Tioox{)ariov ,  hnoTuliov ,  «öT^arftc?,  Uno- 
vanriov  ^  dvuiifiaxiov ,  roii  olxput  xrjv  dnnidu,  ityuftiov  ,  aoyiuq ,  haniT]- 
(fibXiy  yjni6(yy(iaip^q ,  xpfvdoxkriTfiac;,  liviuq,  dwQoliviuq,  nuQuvoiiotv,  na- 
Oun(jtaßfiuq :  vgl.  Meier  u.  Sehöm.  S.  283—370,  Wachsmuth  II,  S. 
239  fgg.,  und  neuerdings  Otto  de  Ath.  actionibus  forensibus  publi- 
eis,   Dorpat   1852-   4. 

10)  PoII.  VIII.  31  :  xal  läiMTixd  fiVv  äixiöv  ovofiara.  uixiuq,  xaxTj- 
yo(jiuq,  ßknßrjq  ,  nu{>axuxa&T]xt]q ,  t/nonifiipKuq  ,  xftxojofwq  ,  xXon^c;  ,  XQi- 
01/?,  avfißokaiuv  rj  aii*dr]»ö)v  7iu()ußäafoit;,  fjua&woitoq  ol'xon  ,  (niTQonijq, 
itxuQioriuq,  oiioii,  xu()nov ,  inotxiov,  ddixioii,  <f.M(tnq  ttipavovq  xal  fi(&-t}- 
ftfQivfjq:  wozu  er  dann  nach  Erwähnung  der  processualischen  For- 
men der  <ift(fioßi)T>^otq,  nniJnxuTußoX^ ,  (hfifttt()rv()la ,  inLaxTjrpiq  bis 
6.  57  noch   die  {iq  fn(pu*ö)v  xaräoTuotv ,  ßtßuiuioKoq,  unoaxaaiov,  tpiv~ 


§.  136.    Etgenthüml.  Arten  öffentl.  Klagen:  Phasis.     399 

öo/xaQTVQiöiv  ,  XtnonuQXVQiov ,  xanorr/viov  und  die  iQuvtxiU  hinzufügt. 
Mehr  s.  bei  Sitjonius  1.  1.,  Otto  spec.  II,  Heffter  S.  244  —  277, 
Meier  u.  Schömann  S.  373—519,  Piatner  II,  S.  236  fgg.  ,  Wachs- 
muth  II,  S.  230;  über  die  Eintheilung  in  dlxui,  :i(>6g  Ttvu  und  xarü 
Ttvce  (Isaeus  de  Hagn.  §.  34)  aber  Wolf  ad  Lept.  p.  cli  und  Bunsen 
de  jure  hered.  p.  89  mit  den  Bericiitigungen  von  Heffter  S.  125 
n.   Meier  S.    167. 

11)  S.  oben  s-  104,  n.  5;  während  bei  anderen  öffentlichen 
Klagen  ,  auch  wo  sie  zunächst  ;mr  die  Verletzung  eines  Einzelnen 
betrafen  ,  die  Tendenz  der  Solonischen  Gesetzgebung  selbst  die 
Berechtigung  jedes  Dritten  gegen  Platner's  Zweifel  (Process  II,  S.  4) 
aufrecht  hält;  vgl.  Plut.  V.  Selon,  c.  18:  I'ti.  ixivTot  t^Tiklov  olofiivoq 
öHv  }nu(JKfi*  T//  TW»  nokXMv  da&fvtia  nuvzl  kußdv  dUrjv  l'/lf^i  toi'  xa- 
xw?  Tifnov&oToq  id(oxf  •  xul  y«y  TiÄr^yfvTo?  fXfQov  xul  ßXußfvroq  xal 
ßLua&ffToq  d^v  TW  dvvu/ufvuj  xul  ßonkofifvoj  yQOKfio&tti  Tov  uoixovyru 
xal  6io)xnv ,  0{idwi;  fOi!^uvToq  tov  vofio&hov  Toi's  n^olirug  oiOTifQ  fvo<; 
/*f(Jt7  avTtttn&üvta&ni  xul  niiva/.yfZv  oXX^koiq.  "läiut  y{ju(f:nl  in  dem  Sinne, 
dass  sie  nur  der  Verlezte  habe  anstellen  können,  gab  es  auf  keinen 
Fall  ,  und  das  einzige  Beispiel  dieses  Ausdrucks  bei  Demosth.  Mid. 
§.  47  niuss  anders  erklärt  werden;  vgl.  Döckh  Staatsh.  I,  S.  492 
und  m.   Symb.   de  injur.   action.   Gott.    1847.   4,  p.  12 — 17. 

12)  Böckh  Staatsh.  I,  S.  489;  vgl.  Demosth.  Mid.  §.  28  und 
Timocr.  §  113  mit  Herald  Anim.  II.  9  —  12,  insbes,  p.  129  fgg. 
über  die  Wahl  zwischen  zwei  Klagformen  ,  wie  yiiacft}  ii,r?^fft>s  und 
öixr/  ulxiuq,  obgleich   anderseits  wieder   Isaeus   de   Hagn.   §.   32:    ovd 

i&ii^nv  (ifiti  Y(ju(fia<;  nf^l   wv  6ixu<;  ol   vs/aoi  ntnoiqxaot. 

§.  136. 

Nur  eine  ganz  elgenthümliche  Art  öffentiiclier  Kla- 
gen ,  die  sogenannte  Phasis  *)  ,  liess  auch  dem  Kläger 
einen  Theil  der  Strafe  als  Belohnung  zufallen  ~) ,  tritt 
aber  eben  dadurch  mit  den  eigentlichen  ygatpatg  in  ent- 
schiedenen Gegensatz  ^)  und  mnss ,  wenn  sie  auch  spä- 
ter alle  sonstigen  Eigenschaften  einer Schriftfclage  annahm, 
gleichwohl  ursprünglich  vielmehr  als  eine  blosse  Denun- 
ciation  betrachtet  werden  '^).  Darauf  führt  auch  die  Be- 
schaffenheit der  Vergehen ,  gegen  welche  sie  vorzugs- 
weise in  Anwendung  kam  und  die  sich  meistens  auf  fi- 
nanzielle Interessen  des  Staats  ^]  oder  solcher  Individuen 
beziehen,  die  wie  Unmündige  ihren  Vormündern  gegen- 
über ^)  des  öffentlichen  Schutzes  bedürftig  zu  seyn  schie- 
nen. Selbst  die  Sykophantie  wird  wohl  nur  in  solcher 
Beziehung  ein  Gegenstand  derselben  gewesen  seyn  ''jj 
hauptsächlich  aber  sind  es  Uebertretungen  der  Han- 
dels 8)-  und  Bergwerksordnungen 'J),  der  Ein-  und  Aus- 


400      Th.  V.  Der  athtnische  Staat.  C  U.  C.  Gerichte. 

fuhrverbote,  Defraudationen  u.dgl.,  v/as  sie  verfolgt  ^°)  5 
überhaupt  widerrechtlicher  Besitz  von  Staatseigenthum  ^'), 
wohin  selbst  rückständige  Abgaben  ^'^)  und  andere  Schul- 
den an  dcki  Staat  gerechnet  werden  konnten;  und  wenn 
auch  dafür  noch  häufiger  die  Form  der  dnoygatpTJ  oder 
Vermögensaufnahme  des  Beklagten  vorkommt,  wie  sie  der 
gesetzlichen  Zwangsenteignung  vorauszugehn  pflegte  *5), 
so  stellte  doch  diese  gleichfalls  dem  Kläger  einen  An- 
theil  an  dem  Erträgnisse  In  Aussicht  *''^).  Sonst  ging  der 
Zweck  der  Phasis  in  der  Regel  auf  eine  Geldbusse,  die 
das  Ermessen  der  Richter  bestimmte  '^) ;  die  Behörde 
hing,  wie  in  andern  Klagfällen  auch,  von  dem  Gegen- 
stande ab  ^^). 

1)  Vgl.  Otto  I,  p.24— 27,  HeffterS.  186  —  191,  Meier  u.  Schöm. 
S.  247—252,   Platner  U,  S.   9-17. 

2)  Demosth.  Theocrin.  §.  13:  jJoV  .  .  tu  i/julaiu  rwv  (pav&hrwv 
kaßetv:  vgl.  Macart.  §.  71  mit  Böckh  C.  Inscr.  1,  p.  895  und  Staatsb. 
I,  S.  468  fgg.  Was  Poll.  VIH.  48  angibt:  to  rintj&iv  fyiyvfro  tüv 
djixov/ievojv ,  tl  xiil  dkXoQ  inig  urriäv  (fTJvmv ,  bescliränkt  Scbömann 
Antiqu.  jur.  publ.  p.  271  wohl  mit  Recht  auf  die  Klage  gegen  Vor- 
münder; et  in  his  (juoque ,  sagt  er,  nihil  obstat  i/nominus  partem 
mulctae  actori  eessisse  credamus. 

3)  Vgl.  Demosth.  Theocrin.  8.  6:  n  YQÜ.<piad-ai  yqu^uq  ^'  (fuiviiv 
r  tiXlo  rt  nouXv  rüv  h  tw  vöfio)  x.  t,  A.  und  eben  so  von  der  uno- 
yQug»}    Lysias  Agorat.  §.   65. 

4)  PolluxVIIl.  47:  xotvoJ;  di  g>üafi(;  ixaXovvro  nüaai  al  fiir]vvaft<; 
xmv  Xav&avö*T(i)v  uäixij/*ui(ov :   vgl.   Sluiteri   leett.    Andoc.   p.    185. 

5)  Ibid.  i  flpt/fft?  <J«  7JV  TO  <p<üvitv  TO»'?  tiiqI  rd  (ifTaXhi  udixovvxat; 
Tj  niql  TO  ffiTtögiov  xaxovQyovvTuq  jy  :ifQl  tu  tiXtj  tj  xüiv  drjßoaimv  Tt 
vtyoatfio/ifvovq  T]   avxo(pavTovvTuq   ■q  niqi   xovt;  o{i(farovi;  i^aftagxuyovxuq. 

6)  Phot.  Lex.  p.  641  :  oxf  yug  /ii}  fx/ita&ojaatfv  ol  inlxqonot  xov 
oJxov  xüv  inixQoifvo/ufvojv,  Vcpuivfv  ui'xdv  o  ßovXofKvoq  (also  nicht  bloss 
fyxXtjfxa  ISioiTixov ,  wie  Bekk.  Anecd-  p.  213)  Tigoq  xov  dg/ovxa,  ivu 
fiia&o'd-^ ,  l(puivf  d<  xal  fi  (Xdxxo.'oq  ii  xuxa  tt/v  d^Utv  uffito&oro  :  vgl. 
Meier  ü.  Schöm.  S.  294  fgg.  und  Heffter  S.  252,  der  dieses  Ver- 
fahren übrigens  auf  die  Zeit  der  Minderjährigkeit  beschränkt;  spä- 
ter nur  die  öixrj  fniruonijq,  die  Böckh  Staatsh.  I,  S.  471  mit  Recht 
als    Privatklage  aufTasst. 

7)  Scböm.   Comit.  p.    178. 

8)  Vgl.  Demosth.  I.,acrit.  §.  51  un:!  Theocrin.  §.  8  mit  Baum- 
stark Curat,  empor,  p.  52  fgg.,  der  uur  Meier's  alt.  Proc  S.  87 
nicht  widersprecheu   sollte.      Auch    Isoor.  Trapez.  §.   42? 

9)  Böckh  in   Berl.  Abhandl.   1815,  S.  130. 

10)  Vgl.    Petit  V.   5,  p.  513  fgg.  und   Böckh   Staatsh.  I,  S.  79  fgg. 
Aach  iftnogo»  uXXuxö&t  ((/ytti^öfnuov    *ai    ov^i  ti?    ^o    A&tjvaiuv    iftJta- 


§.  137.     Summarisches  Jf^erfahren.  401 

(><ov ,  8.   üemosth.    Phormiou.  §.  37  und  d.   Erkl.   z.   Lycurg.  Leoer. 

§•  27. 

11)  Belsl:.  Anecd.  p.  313:  urav  nq  (InoqiijvT]  1)(ovtu  nvu  iwv  Stj- 
fiooicov  Ti  fir^  n(jiü/Ltfvov:  vgl.  Pselius  1.  1.  p,  98:  fl  äf  rt?  xov  vno- 
(jvTTovra  dtjauOLOv  ßixukXov  rj  drjixomov  otxov  fltSiovfifvov  .  .  .  tlaijyfv 
*t;  diKaaxrjQiov  f  o  roiovroq  <puiv(t.v  iXfyfTo  xov  ukofxu,  und  ein  Bei- 
spiel bei   Isoer.   Gallim.  §.  6. 

12)  Wie  selbst  Aristoph.  Equ.  301  :  xai,  at  (pavdj  xoZq  ngvrdvfoiv 
aämuxivxovq  xäjv  &iwv   U^nq   t)(ovxu   xoikiuq. 

13)  Bekk.  Anecd.  p.  198:  uTioyqaq>rj  ylnxai.  r^q  ovaLuq,  oxuv  xiq 
ärjfioai.ov  xt  icvui  nctQu  xivi,  tpdoitTj  iA,r/  Tigm/Afvoj  avxo  nupu  xijq  noXfojq 
r  oxav  drjfifVTjTUi  ru  xivog  JiQoq  xit  oqiXij/naTU  ,  «  oq)fikft,  tlq  xo  dtj/xö- 
aiov '.  vgl.  p.  426  mit  Demosth.  Androt.  §,  54,  auch  Hyper.  pro 
Euxen.  p.  15  und  mehr  bei  Böckh  Staatsh.  I,  S.  6G5  u.  Meier  Bon. 
damnat.  p.  201  — 215;  nicht  mit  der  weiteren  Bedeutung  zu  ver- 
wechseln ,  in  welcher  unuyi)U(f7)  jede  Denunciation  bezeiebnet,  Ly- 
sias  Agorat.  §.  55,  Isaeus  Nicostr.  §.  28  u.s.w. 

14)  Demosth.  Nicostr.  §.  2  t  t«  t^t«  f^fQt] ,  «  Ix  xüv  vö/noiv  xtü 
ldi(t)xT]  xü  rxrtoyQuxpuvxi,  yiyvfrai :  vgl.  im  Allg.  Lysias  de  Aristoph. 
bonis  mit  Bake  schol.  hypomn.  III,  p.  211  — 236  und  mehr  bei 
Meier  u.  Schöni.  S.  253—260,  Platner  Beitr.  S.  215,  Process  II, 
S.   119—131,  C.   de  Boor  att.   Intestaterbrecht  S.   114  fgg. 

15)  Meier   Bon.   damnat.   p.    156. 

16)  Heffter  S.  189;  Meier  u.  Schöm.  S.  251.  Der  «p/wv  bei 
Poll.  VIII.  47  (Matlhiae  jud.  Ath.  p.  243)  geht  wie  die  ganze  Stelle 
(vgl.  n.  2)  nur  auf  Klagen  gegen  Vormünder,  und  darauf  dürfte 
sich  auch  die  Epobelie  beschränken  ,|Bdie  sonst  Böckh  Staatsh.  I, 
S.  486  fgg.  nur  durch  künstliche   Vermuthungen   zu  deuten  weiss. 

§.  137. 
Während  es  nämlich  ganz  auf  den  Zufall  des  Loo- 
ses  ankam ,  welche  Richter  über  irgend  eine  Rechtsache 
entscheiden  sollten ,  so  war  dagegen  die  Behörde  nach 
Maassgabe  des  Objectes  bestimmt  und  sehr  verschieden, 
von  welcher  die  Klage  angenommen ,  der  Process  in- 
struirt,  die  Procedur  vor  dem  Gerichte  selbst  p-eleitct  / 
und  praesidirt ,  mit  einem  Worte  alles  das  versehen 
wurde,  was  die  attische  Gerichtsprache  mit  dem  Namen 
7]yef.iovia  tov  d'ixaat7]Q!ov  bezeichnet  ^).  Es  unterliept 
wohl  keinem  Zweifel,  dass  darin  noch  ein  Rest  der  ur- 
sprünglich mit  der  Administrativgewalt  eng  verknüpften 
richterlichen  lag  ^),  wie  es  denn  auch  nebst  dem  Rechte 
Geldbusseu  zu  verhängen  fortwährend  als  wesentliches  * 
Merkmal  einer  jeden  Magistratur  galt  3)^  abgcsehn  davon 
aber  beschränkte  sich,  was  dieser  von  selbständiger  Straf- 
gewalt {geblieben  war,  auf  die  besonderen  Fälle,  wo  das 

I.   Ud.     4.     4.1(1.  Qf. 


402      Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  IL  C.  Gerichte. 

Gesetz  überhaupt  ein  mehr  summarisches  Verfahren  zu- 
liess,  und  ebendesshalb  zugleich  die  Gompetenz  der  ein- 
zelnen Behörden  nicht  so  scharf  getrennt  zu  haben 
scheint''').  Dieses  abgekürzte  Verfahren  bestand  darin, 
dass,  wo  ein  Vergehen  einerseits  thatsächlich  sicher  und 
anderseits  die  Gesetzwidrigkeit  der  Handlung  unbestrit- 
ten war,  die  einfache  Klage  bei  der  Obrigkeit  genügte, 
um  den  Schuldigen  ohne  vorgängige  Ladung  sofort  ver- 
haften ^)  und  zur  gesetzlichen  Strafe  ziehen  zu  lassen; 
als  solche  aber  werden  uns  bald  die  Prytanen^),  bald 
einer  oder  mehre  Archonten  ^)  genannt,  und  nur  insofern 
die  Eilfmänner  überhaupt  mit  den  Verhaftungen  und 
Strafvollstreckungen  beauftragt  waren,  scheint  man  sich 
noch  häufiger  geradezu  an  diese  gewendet  zu  haben  ^). 
Auch  ob  man  den  Verbrecher  selbst  auf  handhafter  That 
ergrifft)  und  der  Behörde  zuführte  {dnaywyi]],  oder  diese 
ihrerseits  an  Ort  und  Stelle  kommen  liess  (irpi^yt^oig), 
hing  natürlich  von  den  Umständen  ab  ^^)  5  ein  dritter 
Fall  war  ohnehin  der,  wenn  sich  Jemand  politische 
Rechte  oder  Handlungey  anmasste,  die  ihm  nicht  zu- 
standen, und  dieses  auf  dem  Wege  der  evdsi^is  zur  obrig- 
keitlichen Kenntniss  geliracht  ward  ^^jj  und  das  Gemein- 
schaftliche blieb  dabei  nur  dieses ,  dass ,  da  die  Strafe 
hier  überall  gesetzlich  feststand,  der  geständige  oder 
überführte  Verbrecher  von  der  Behörde  selbst  damit  be- 
legt ward  ^2j^  während  streitige  Fälle  auch  in  dieser  wie 
jeder  andern  Beziehung  auf  dem  ordentlichen  Rechtswege 
vor  die  Volksgerichte  gebracht  werden  mussten. 

1)  Deraosth.  Pantaeii.  §.  33:  to?'twv  d'  ilalv  ttiäarov  ;^(U()t?  al 
dixui  xal  otizf  Trpo?  (tQXTjv  rr/v  avrijv  ov&'  i'nig  rinijfiürwv  riov  avrüv : 
vgl.  Lacrit.  §.  47,  Isoer.  n.  mvtiö.  §.  237,  Hyper.  pro  Euxen.  p.  5 
und  im  Allg.  Bekk.  Anecd.  p.  310  und  Harpocr.  p.  130:  liXXai  n^og 
uXi,ov<;  u(j)(ovTuq  iXay)(ürovTO  dixai,  Tut;  öi  anivfx&{iaaq  al  «C^«t  xmd 
%ov  ftvTov  ntftaxrj  voßov  (larjyov  flq  dixaar^Qiov,  ijyoi'fifvt;  xal  ngofarwoa, 
mit  Sigon.  rep.  Ath.  IV,  3,  Matthiae  jud.  p.  243  —  250,  Tittmann 
S.  228  —  235,  Heffter  S.  16-31,  Meier  u.  ScLöm.  S.  33  —  122, 
Waehsmuth    II,   S.    240  fgg. 

2)  Vgl.  oben  §.  53,  not.  8  und  §.  107,  n.  9,  insbes.  Dcmosth. 
Aristocr.  g.  28:  fln(fii{ift.v  6\  tov<;  uQ^^ovraq ,  div  fxuaroi  (fixnarai  tlai, 
TW  fJovXoftffO) ,  Ttjv  rff  T^Xiuiav  (ftHycyvojoxitv ,  ja  noch  die  Apodeklen 
bei   roll.    VIII.   97:   tu  nt()l  tovto)v  ufKpioßijxoiintva  fö'ixu^ov,  tl  di  t» 


§.  137.     Summarisches  Verfahren.  403 

ßtltov  UTj  ^  flar/yov  flq  dcunnxr/Qiov ,    wnd  mehr  im   Allg.   bei   Tittmann 
S.   237   und  de  jure   raagistr.   p.   66   fgg. 

3)  Vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  27:  xal  fziißohU  tnlßaUt  Ku&infQ 
ol  aXkoi,  (iQ/onft;  y.al  dixuorrjqiwv  Tjyffxoviuc  fläußnvf,  und  hinsichtlich 
der  Geldbussen  insbes.  Demostb.  Macart.  §.  75:  xi'pto?  toToi  tTiißüX- 
Xnv  XUTU  To  cfXoq  y  filii  di  niiL,ovot;  i^Tjfxi.aq  n^ioq  Soy.jj  flvai  ,  TlQooxüXt- 
aunivot;  nQonfßnra  xul  ri/Ar/fiU  tniy(jtt\pfr/ufvoq  ö  n  uv  6o-xTj  nihoj,  flaa- 
yayfTOJ  fiq  t?}v  ijXiuLuv  •,  auch  Bekk.  Anecd.  p.  254  u.  Taylor  ad 
Lysiam  pro  niilite  §.  6  mit  Böckh  Staatsh.  I,  S.  210  und  mehr 
bei  Meier  Bon.  daniiiah  p.  230  und  Process  S.  34  u.  565,  HeflPter 
S.  415  —  420,  Platner  I,  S.  309  —  314,  Lelyveld  de  infamia  p. 
222   fgg. 

4)  Hierüber  s.  im  Allg.  Pol!.  VlII.  49  n.  50  und  mehr  bei 
Herald  Anim.  IV.  7  —  9,  p.  310  —  321,  Heffter  S.  195—213,  Meier 
u.   Scböm.   S.   224—247,   Platner  I,   S.   257—288. 

5)  Demosth.  Timocr.  §.  146:  tov  rf'  fyän.y&hra  ^  dnay&ivTa 
ÖTjouvrojv  ol  ftöixrt  iv  toj  ivXoj;  vgl.  Antiph.  Herod.  §.  17,  Isaeus 
Nicoslr.  §.  28,  Aeschin.  Timarch.  §.  43  u.  s.  w.  mit  Meier  u.  Schöm. 
S.  583  fgg.  Kam  es  freilich  zum  Processe ,  so  konnte  nach  §.  126, 
n.    6.  der  Verhaftete  gegen    Bürgschaft  entlassen  -werden. 

6)  Wenigstens  bei  der  uTittywyr/,  s.  oben  §.  127,  n.  11  ;  ob  auch 
bei  der  *W«St? ,  zweifelt  Matthiae  jud.  Ath.  p.  235;  jedenfalls  aber 
ergibt  ein  summarisches  Strafrecht  des  Rathes  selbst  Lysias  Oar- 
dan.   §.   2. 

7)  Auch  bei  der  unayojyrj ,  sowohl  der  erste  Archon  ,  Aeschin. 
Timarch.  §.  158,  als  die  Thesmotheten  ,  Demosth.  Aristocr.  §.  31. 
Lycurg.  Leoer.  §.  121;  mehr  noch  allerdings  bei  der  fvd*t£ti?,  Titt- 
mann Staatsv.  S.  229,  Bernard  Archont.  p.  63,  vgl.  Poll.Vin.86: 
luv  Tt?  xmiTj  önot,  fiij  t^iaxi.:    was  heisst  aber  hier  xoiyrjl 

8)  Bekk.  Anecd.  p.  250  u.  414:  unjjyovxo  6f  fiq  to  6kjhü)ttjqiov 
rt^oq  xovq  f'yöfxu:  vgl.  Demosth.  Timocr.  §•  113,  Hyper.  pro  Euxen. 
p.  5  und  mehr  unten  §.    139,  n.   7. 

9)  Ott-  in  nVTO(fo')QOj  rrj  unayoiyTJ  fniyfyQunrai ,  Lysias  Agorat. 
§.  85;  vgl.  Sauppe  Epist.  critic,  j..  141,  Raucbenstein  im  Philol.  V, 
S.  573,  und  im  Allg.  Meier  Bon.  daronat.  p.  42  und  C.  Gahbler 
de  flagranti  delicto,  maxime  in  juris  Graeci  Komanique  praeceptis, 
Bonn  1852.  8.  Hauptsächlich  gegen  Verbrecher  am  Leben  oder 
Eigenthume ,  uv^Qo^övonq  Demosth.  Aristocr.  §.  80,  Xojnodvraq  Co- 
non.  §.  1,  <iv6()rmodiOTÜq ,  xXaixüq  Isocr.  n.  ttyxid.  §-90;  doch  auch 
bei  sonstigen  offenkundigen  oder  eingestandenen  Veigehen ,  vgl. 
Plat.  Meno  p.  80  B  ,  Demosth.  Theocrin.  §.  10,  und  dens.  F.  L. 
§.    279:    (TiftÖTj   6'   ofioXoyovniv  f  anayfiv   ör/Tiov   TiQootjxt. 

10)  Demosth.  Aifcdrot.  §.  26:  olov  xf/q  xXonfjq'  tQQOtaai  xal  aai'KÜ 
niOTlt'fiq ;  linuyi,  iv  /iXittiq  6  o  xiiidvvoq'  aafitvfaif^joq  ti;  xolq  i'i()yoxi- 
aiv  ItfiTjyov ,  xovxo  non^aondtv  fxfivoi..  Auch  fnuyaytlv  xovq  iii(jyuvxfxq, 
Lysias  de  olea  §.  22,  und  iKfujytjOiq,  Bekk.  Anecd.  p.  312,  was  Meier 
Bon.  damnat.  p.  215  u.  Process  S.  260  um  so  weniger  für  ein 
verschiedenes  Verfahren  ht-ilten  sollte ,  als  die  nämliche  Variante 
zwischen  Demosth.  Arisfog.  H,  §.  9  und  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  677 
obwaltet  und  Andere  wie  Phot.  p.  42  und  Psellus  1.  c.  ganz  das- 
selbe von  der  ((pTJyTjniq  sagen:  läCöoro  xnxu  twv  iinoöf^aftfywv  xuv 
(fl'yüäa  x^q  nöXfoiq  tj  twv  xixXo(puxwy  Xa&fjaiuq  a(}üyfiu  dtfuuaioy  :  es 
sind   das   alles   eben    nur   Falle,   in   welchen   die   Natur  der  Sache   ein 

Cc2 


404      Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C  U.  C.  Gerichte. 

persönliches  Einschreiten  und  Erscheinen  der  Dehörde  ani  Platze 
verlangte;  vgl.  auch  Göttling  im  Hermes  XXIl!,  S.  140  und  Plat- 
ner   Process   11,  S.    131. 

11)  Pollax  VIFI.  49:  l'vöfi^i.^  öi  ijv  rt^oq  zov  dg/ovra  oiioXoyov- 
ftivov  udt.xrjfiu.Toc ,  ov  xoioKog  uXXu  Ti./^0)(jiag  öfofiivov  o  d  fvdfixfVfil- 
vog  fv  yfjufifiuTfiut  ngoq  xov  uQ)(ovru  tt/v  ivönii'n  uno<pf(jn,  tVa  njtH'&v- 
voq  7]  T^q  ^n'dovg  ivdiilfox;  (oder  rpniiifyyQu^T/q  VIII.  43)  .  .  .  /lü- 
AtOT«  öf  Toiiq  o(pfL).ovTU<;  T6Ü  C'.j^onioi  fifäfinyi^attv  y  xovq  xaTtovTfeq  vTioi 
ftrj  lifOTiv  7]  xovq  Hv6{jo(fiövoxi(; ;  vgl.  Bekk.  Anecd.  p.  250  oder  Har- 
pocr,  p.  120  :  v(f>  7]v  TOI'?  fx  Twv  vofioiv  HQyofifvoxiq  rivmv  t]  totiwv  tj 
nguifuv ,  (l  fiyj  unh/oivro  avxrn',  vjijjyov ,  und  mehr  bei  Sluiter  lect. 
Andocid.  p.  102  und  Piatncr  Beitr.  S.  211-214,  auch  Böckh 
Staatsh.  I,  S.  508  fgg.  und  über  die  nahe  Verwandtschaft  und  Ver- 
VFechselung  mit  der  ilnayiDyij ,   Ullrich    Eilfinanner  S.   249. 

12)  Vgl.  Privatalth.  §.  61,  n.  16,  iusbes.  Aeschin.  Timarch. 
§.91:  ol  ftiv  in.^  avTO(fiOJ(>M  üXotxfq ,  idv  fifv  o/ioloyöioi. ,  7l(i()a/(jfjixa 
&avaz(ü  i,l]ßiovvxuL ,  ol  df  ku&uvxiq  xul  f^a^voc  yi.vü/xfvot  xQivovxui  iv 
xoig  Jixuaxy(jiotq:  auch  PkiU.  VIII.  102,  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1108, 
und  über  die  feststehende  Strafe  (^dxiftTjxoq  dyo'iv)  Meier  u.  Schöm. 
S.    192   oder  Piatner   I,  S.   287. 


§.  138. 

Fassen  wir  also  nnumehr  diese  mit  Ihren  Vorstän- 
den im  Allgemeinen  näher  in's  Auge,  so  erseheinen 
hier  allerdings  vor  audern  die  neun  Archonten  als  die 
gewöhnlichen  eiaaywysig  und  Erben  jenes  lezten  Restes 
der  alten  Königsmacht  *)  ,  obgleich  auch  sie  wieder  die 
einzelnen  Stücke  desselben  nach  den  verschiedenen  Be- 
ziehungen des  Personen  -  und  Sachenrechtes  unter  sich 
vertheilt  haben.  Eine  gemeinschaftliche  Thätigkeit  aller 
neun  als  Collegium  lässt  sich  nur  für  wenige  Obliegen- 
heiten und  am  seltensten  in  gerichtlicher  Hinsicht  nach- 
weisen ^)  5  und  wenn  es  auch  in  einzelnen  Fällen  zwei- 
felhaft seyn  mag,  ob  der  Ausdruck  &€Ojiio^£iut  im  en- 
geren oder  weiteren  Sinne  zu  nehmen  sey ,  in  welchem 
lezteren  er  jedenfalls  mitunter  auch  sämnitliche  Archon- 
ten bezeichnet  ^),  so  steht  doch  im  Ganzen  so  viel  fest, 
dass  sowohl  jeder  der  drei  ersten  Archonten  Tür  sich, 
als  die  sechs  übrigen  unter  dem  besonderen  Namen  Thes- 
mofhetcn  ihre  scharf  begränzten  Competenzsphärcn  hat- 
ten '^).  Vor  den  ersten  derselben ,  ccgyon'  schlechthin 
genannt,  dessen  Name  zur  Bezeichnung  des  jedesmaligen 
bürgerlichen  Jahres  diente  ^),  gehörten  insbesondere  Erb- 


8.138.    F'orstandschaft  der  Gerichte '^  Archonten.     405 

Streitigkeiten  und  was  sonst  irgendwie  in  das  Fannlicn- 
reelit  einschlugt) 5  vor  den  zweiten,  ßuoilevg ,  auf  den 
zugleich  die  gottesdienstlichen  Verrichtungen  der  ehe- 
maligen Könige  übergegangen  waren''),  alles  was  mit 
dem  Cultus  und  der  Staatsreligion  zusammenhing,  ein- 
schliesslich dessen  was  der  Entscheidung  des  Areopags 
und  der  Epheten  unterlag  ^)  ^  die  Jurisdiction  des  dritten, 
7io).ejiiuQyog^),  bezog  sich  auf  die  persönlichen  und  Fa- 
milienverhältnisse der  Beisassen  und  Fremden  i^)  ^  alle 
andern  öffentlichen  und  Privatklagen.  welche  nicht  unter 
die  Kategorie  einer  eigenthümlichen  Behörde  fielen, 
wurden  von  den  sechs  Thesmotheten  *'),  und  zwar,  wie 
es  scheint''^),  stets  in  Gemeinschaft  instruirt,  wesshalb 
sie  auch  in  ihrem  ■&6afio&eaiov  zusammenspeisten  ^5), 
während  die  drei  vorhergehenden  ihre  getrennten  Amts- 
locale  hatten  ^'^).  Jeder  der  drei  ersten  Archonten  durfte 
sich  ausserdem  zu  seiner  Unterstützung  zwei  Beisitzer 
nach  eigener  Wahl  beigesellen ,  die  nur  vom  Staate  be- 
stätigt werden  mussten  und  deren  Acte  mit  den  seinigen 
gleiche  Rechtskraft  hatten  ^^)-^  hinsichtlich  der  Thesmo- 
theten dagegen  kann  die  einzige  Stelle,  wo  der  av/ußov 
Xog  eines  solchen  erwähnt  wird  ,  auch  ein  blosses  Pri- 
vatverhältniss  andeuten  '^). 

I)  Vgl.  oben  §.  102,  n.  1  und  Hüllmann  Stantsr.  d.  Allcrlhums 
S.  271 — 280;  auch  Meier  Comin.  epigr.  p.  38  und  über  ihre  ausser- 
gerichtlichen  Geschäfte  noch  besonders  Tittmann  Staatsr.  S.  257  — 265. 

2j  Poll.  VIll.  86:  xal  xoiyp  ftiv  l)(o\iai.v  i^ofaiav  &uväroii ,  iüv 
TtC  nariT]  onot  /xt]  t^iori  (§.  137,  n.7)  x«t  xkrjQovv  äixaorilq  xrtl  ttd-Xo~ 
&(Taq  *V«  xuru  (fvXrjv  fKuafrjv ,  xal  arguTt^yoi'q  ;^fn)oTovfirv  l^  unüviatv, 
xai  l7inü(j/^oiiq  dt'o  xal  ifvkrt(})(o}'q  .  .  xu&  fxaaxtjv  n(jiT(tvfiuf  fan)(i)iäv 
tl  doxfi  xu).ü)<;  uqytiv  (§.  128,n.2),  luv  d'  flnoxftQorovr]&iri<(.  xijivoi'ai: 
auch  beim  üstracismus,  s.  oben  §.  130,  n.  9  und  im  Allg.  Bernard 
p.  00;  dass  aber  die  ygutftj  Tnnjavifunv  nicht  naeLr  mit  Meier  u. 
Schäm.  S.  282  hierher  gezogen  werden  darf,  ist  schon  §.  132,  n.7 
bemerkt. 

3)  Was  Schol.  Aristoph.  Ilan.  330  von  dem  Myrtenkranze  der 
OtntioOhui  sagt,  bezeugt  Poll.  1.  c.  für  alle  neun  Arclionten  ;  eben 
80  l'lat.  Phaedr.  p.  235  D  den  Eid,  von  dem  l'lnt.  Solon.  c.  25: 
'Cdiov  d'  txdoxoq  XMv  dfOjuoi^nwv  h  üyoQÜ  Tifiüi;  rü  Xi&w  (d>/.ioatv)  tt  ti 
nuQixßait]  TÜf  &fnftoiv  ,  i(yJ(jtuvtu  /(H'ffor*  loopitTuTjToti  avdOr^nnv  iv 
/1fX(foiq:  vgl.  das.  Wcstermnnn  p.  03  mit  Sthneidewin  ad  IJerncl. 
Toi.  p.  4."»  und  mehr  liei  Meier  philol.  Kliitter  ,  Bresl.  1817  8, 
S.    101—103,   Uon.  damn.   p.    43,   Uöckh   (J.    Inscr.    I,  p.    iiO,    Bcr- 


406     Th.  F.  Der  athenische  Staat.  CIL  C.  Gerichte. 

nard  Archont.  p.  89  ,  Wachsmuth  I,  S.  488  ,  wogegen  der  Wider- 
spruch von  Baucke  de  Tbesmoth.  p.21 — 24  nicht  in  Betracht  kom- 
men kann.  Auch  die  zehn  Thesmotheten ,  die  Beruard  und  Titt- 
mann  S.  262  fgg.  nach  Schol.  Aristoph.  Plut.  277  neben  den  be- 
kannten sechs  annehmen,  werden  sich  auf  die  neun  Archonten  und 
ihren  y^unfiartvi;  zurückführen  lassen,  vgl.  oben  §.  134,  n.  3  mit 
Matthiae  jud.   Äth.  p.   255    und   Schämann  sort.  jud.  p.    12. 

4)  Vgl.  PoH.  VIII.  88—91  und  Bekk.  Anecd.  p.  310  mit  Meier 
u.  Schöm.  S.    41 — 68  und  Bernard  p.    67  fgg. 

5)  Daher  hiojyi'ßog,  vgl.  insbes.  Corsini  Fast.  Att.  diss.  IX  fgg. 
und  über  die  Art  der  Bezeichnung  Meier  Comm.  epigr.  p.  72;  nur 
darf  man  jenes  Attribut  nicht  als  Amtstitel  auffassen  ,  s.  Meier  u. 
Schöm.  S.  41  fg.  Hin  und  wieder  trägt  freilich  ein  Actenstück 
auch  einen  andern  Namen,  den  Dodwell  de  cyclis  p.  194  als  den 
fTiiOTäzrj(;  des  Tages,  Palmer  Fixere,  p.  135  und  Corsini  diss.  Vil 
u.  VIII  als  einen  zweiten  Archon,  Schömann  Comit.  p.  137  — 145, 
Struve  de  Eapol.  Maricante,  Kiel  1341.  8,  p.  35  als  suffectus,  Böckh 
de  archontibus  pseudeponymis  ia  Berl.  Abhb.  1827  als  y(jftfi/4aTfvq 
xarrt  n^vraviinv  auffassen;  vgl.  auch  Winiewski  Comm.  bist,  chro- 
nol.  ad  Demosth.  Cor.  Münster  1829.  8,  p.  340  und  Westermaun 
in  Zeitscbr.  f.  Alterth.  1837,  S  302;  wie  aber  Corsini  bereits  von 
Biagius  decr.  Athen,  p.  38,  Schömann  von  Böckh  C.Inscr.  I,p.  153, 
so  ist  lezterer  selbst  wieder  von  Böhnecke  Forschungen  S.  325 — 
350  mit  guten  Gründen  bestritten  worden  ;  und  selbst  der  Ausweg, 
den  dieser  S.  xix  einschlägt,  wird  zu  entbehren  seyn,  wenn  es  der 
Kritik  ferner  gelingt,  die  betreffenden  Urkunden  und  sonstigen  Zeug- 
nisse des  Irrtbums  oder  der  Fälschung  zu  überführen  ;  s.  Spengel 
In  Nicbuhr's  Rh.  Mus.  II,  S.  367  fgg.  ,  Brückner  König  Philipp, 
Gott.  1837.  8,  S.  377  fgg.,  Droysen  in  Zeitscbr.  f.  Alterth.  1839, 
S.  542  fgg. 

6)  Pollux:  o  d'  uQX'^v  äiari&Jjai  fiiv  /iioviaia  xal  QaqYJjkia  /iird 
Ttüv  imutltjTWv,  äixai  6i  ngog  rtirov  Aay;fß»ovT«t  xumodoko^,  nuQuyoiaq, 
flq  dartjTÜv  ultgioiv,  fniTQonyq  oQ(puvä)v,  fTitTtJOTKUv  xaraaraotK;,  xAt^'^ojv 
Kai  imxXi'iQWv  fntäixaaiat'  imixtXtlrai  6t  xul  twv  ywuixiHv  at  av  ipäiaiv 
In'  uvd^oq  rikivz^  xviiv ,  xul  toik;  o£xov<;  ixuta&oV  riov  oQqiuviüv:  vgl. 
Demosth.  Steph.  II,  §.  22,  Isaeus  Philoctem.  §.  35,  Hyper.  pro 
Euxen.  p.  5,  und  mehr  bei  Heffter  S.  96  und  Meier  u.  Schöm.  S. 
286 — 300.  Wie  er  hier  auch  von  Amtswegeu  einschreiten  konnte, 
zeigt   Demosth.    Onetor.   ly  §.   6  und  Macart.  §.  75. 

7)  Vgl.  oben  §.  56,  n.  15  und  üb^r  die  Anfoderungen,  die  dar- 
aus nicht  nur  für  ihn  sondern  selbst  für  seine  Frau  entsprangen, 
adv.  Neaer.  §.  75;  Im  Allg.  aber  Ath.  VI.  27  und  (nach  Pollux) 
Schol.  Plat.  Euthyphr.  p.  2  A  :  jjv  xul  'A&-i]vTjai  ßaalitiq ,  dXX'  oi'x 
waniQ  iv  T«r?  oAAatc  töJv  öAwv  uqxojv,  aXXrt  fiovtav  /xvoxTjQimv  nqoiaTT}- 
xois  /i**T«  Twv  fni(iii.rjtix}v  xal  Arjvaioiv  xal  (iyojvwv  xöiv  tnl  Xafinuät, 
xul  TU  niQl  Tuq  nuxqiovq  &vaia<;  Siuxii.     Seine  Schuhe   Poll.  VII.  83. 

8)  Pollux:  xul  dLxni,  nQo<;  uvtov  fAay;^ävovro  dofßfiuq  xal  IfQcoavvt^q 
(tfig!iaßj]V)jOfO)(;,  xal  Tot?  yhfoi  xal  toi?  IcQivot  ndatv  o  avroq  idixat^tv, 
xal  T«?  TOI*  ifövov  äixaq  elq  "Aquov  nüyov  fla^yiv  xal  tcv  ar((f)avov 
ünoTi&ffifvoq  (vgl.  Lycurg.  Leocr.  §.  122)  avv  lanoii;  idlxui^fv  .  .  föl- 
x«C»  d<  xal  TM?  rö)v  i'tri'vxmv  dtxnc :  vgl.  Hüllmann  Anf.  d.  griech. 
Gesch.  S.  256—258,  Matthiae  jud.  Ath.  p.  159  fg.,  Schubert  Aedil. 
p.   32—38,  Meier  u.  Schöm.   S.  300  fgg.,  und  mehr  oben  §.  104.  105. 


S.  138.    V or Standschaf l  der  Gerichte-^  Ar chonten.     407 

9)  Ursprünglich  also  Heerfübrer  ,  wovon  noch  die  lezte  Spur 
bei  Herod.  VI.  109;  vgl.  de  jure  magistr.  p.  19;  doch  deuten  dar- 
auf auch  später  noch  Verrichtungen  vvie  das  Opfer  der  'A(iTtfiii 
riyijorf^ft  (Aclian.  V.  Hist.  II.  25)  und  des  'EvvnXtoq  oder  der  int- 
T«'9)»o?  (lyoiv  tüjv  iv  noXffxuj  uTio&uvövrwv ,  Philostr.  V.  Sophist.  II. 
3Ü   extr.   mi;   Meurs.   lect.   Attic.    II.    14. 

10)  Harpocr.  p.  246  :  ovroq  6i  floüyfi  JtKuq  t«s  r*  roi"  dnoaxa- 
aiov  xal  rtnQOOTUßioi'  xui  xXi^QO)v  xal  i7iixXij(joiv  Totq  nfTolxoiq  '  xttl 
TaXXa  oaa  rot?  noXhaiq  o  ()'q}(mv  ,  Tavru  rot?  fxfToixoi<;  o  nokf/uag^oi;  : 
vgl.  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1042  und  mehr  bei  Neumann  ad  Aristot. 
fragm.  p.  93;  auch  Demosth.  Stephan.  11,  §.  23  und  das  xuTiyyvnv 
(Dem.  Zenoth.  §.  29)  oder  äuyyväv  (Isoer.  Trapez.  §.  14)  n^oq  rov 
noXfftu(j/oy  bei  Petit  Leg.  Attic.  II.  6,  p.  257  und  Meier  u.  Schöm. 
S.  580. 

11)  Demosth.  Pbormion.  ^.  45  :  ol  ftfv  vöfioi  rwv  'A&tjvtfOi  av/i- 
ßokuiojv  xfXf vovai  rat;  öixac;  ftvni  ngöq  toi).-  &(a/j,od-fru(;:  doch  auch 
/ahlreiche  öfFeutliche  Klagen;  vgl.  PoU.  VIII.  88  und  im  AUg. 
Meier  u.  Schöm.  S.  319  —  354  und  Baucke  1.  c.  p.  34  fgg.  ,  wenn 
gleich  dieser  auch  hier  aus  seinen  hypothetischen  Praeniissen  manche 
falsche   Consequenz  zieht. 

12)  Als  avved(jtov,  Hyper.  pro  Euxen.  p.  5  j  vgl.  Demosth.  Theo- 
crin.  §.  27  und  mehr  bei  Heflfter  S.  26  gegen  Hüllmann  Staatsr.  d. 
Alterth.  S.  279.  —  lüinzeln  üben  sie  höchstens  polizeiliche  Befug- 
nisse; Tgl.   Demosth.    Mid.  §.  36  mit  Schubert  Aedil.  p.  78. 

13)  Im  OfOfio&iaiov,  das  Preller  Dem.  u.  Perseph.  S,  341  mit 
Recht  auch  bei  Hesych.  11,  p.  1066  hergestellt  hat;  Tgl.  auch 
Meier  de  Lycurg.  vit.  p.  xcviii ;  —  oder  sollen  wir  dort  alle  neun 
Archonteu  Tcreinigen  ,  wie  denn  jedenfalls  bei  Diog.  L.  I.  58  ngäi- 
Tog  TJ7V  avvayo>yriv  twv  fvvf'a  a^/ovrwj'  inoLnoiv  tlg  to  avvduTtvttj  statt 
avvuntZv  gelesen  werden  zu  müssen  scheint?     S.  auch  PoU.  IV.  122. 

14)  Was  Suidas  und  Bekk.  Anecd.  p.  449  sagen:  o  ultv  ßaaiXtvg 
xa&jjaro  nnqn  TW  xuXovfihü)  ßovxoXfiu '  rö  öl  ■qv  nXrjoiov  top  nQVra— 
viiov  (vgl.  oben.  §.  100,  n.  10  mit  Petersen  in  Gerhardts  arcb.  Zei- 
tung 1852,  S.  410  fgg.)  *  0  noXffiaQxoi;  iv  Avxfiio,  o  uq/iov  nnQU  rot'it 
l:i<üvvfioiiq,  ol  &(o/no&iTai,  nagil  to  &iaiuod-foiov,  wollen  sie  zwar  selbst 
auf  die  Zeit  TOr  Solon  bezogen  wissen  ,  und  wirklich  finden  wir 
den  ßaotXfvq  später  Tielmehr  in  der  oto«  ßaaiXnoq  am  Eingange  des 
Marktes,  vgl.  Plat.  Euthyphr.  p.  2  mit  Pausan.  I.  3  und  mehr  bei 
Zestermann  antike  u.  christl.  Basiliken,  Lpz.  1847.  4,  S.  5 — 29 
und  Ross  Theseion  S.  43;  aber  die  fnojvi'ftoi  (§.  111,  n.  2)  führen 
entschieden  auf  nachsolonische  Zustände,  und  der  Versuch  von 
Hanriot  in  ReTue  arcbeol.  1854,  p.  233,  das  Tribunal  des  Archen 
nach  dem  Odeum  (§.  134,  n.l4)  zu  verlegen,  beruht  auf  derselben 
Verwechselung  des  Instructionslocals  und  der  Gerichtslätte,  wie  sie 
allerdings  auch  die  Königshalle  bei  Zestermann  u.  .4.  zum  äixuarij- 
(itov  hat  werden  lassen,  Tgl.  Meier  u.  Schöm.  S.  145  und  Gott.  gel. 
Anz.  1849,  S.  1604  fgg.  Deraosth.  Aristog.  I  ,  §.  23  geht  nur  auf 
den  areopagitischen  Ralh. 

15)  PoU.  VIII.  92:  ji«^)fd'()ot  (f  uvofictl^ovTai  or?  niQovvrai  ÜQ)((t)v 
xnl  ßuoiknK;  xal  noXfftuQjfoq  ,  di'o  fxuoroq ,  ovq  ßovXfxai.'  doxifino&ffvni 
6  'XQ'/v  «tToi'?  fr  Tolq  nivraxoaioiq,  (ir^  iv  dixitaxTjQiiü.  Bei  llarpocr, 
p.  232  fehlt  der  ßuoiXivq ,  aber  gerade  für  diesen  bezeugt  sie  die 
Rede  adv.   Neaer.  §.  72  u.  84.     Vgl.   auch   Demosth.   Theocrin.  §■  32 


Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  C.  Gerichte. 

und  Aeschin.  Timarch.  §.  158  mit  Tb.  Seil  Je  assessoribus  arcbon- 
tum  apud  Atbenienses,  Lugd  B.  1719.  8,  und  Kinzelnes  mehr  bei 
Herall.  rer.  jud.  auctor.  I.  8.  14  fgg- ,  Bernard  Arcbont.  p.  98, 
Schubert  Aedil.  p.   42- 

16)  Demostb.  Theocrin.   §.  27;     Tgl.    Meier  n.   Scböm.   S.  58. 

§.  139. 
Dass  übrigens  auch  jede  sonstige  Staatsbehörde  in 
ihrer  Amtsphäre  die  7'yefioviu  d'maoTrjQiov  besass ,  das 
heisst  Rechtsfragen  und  Streitigkeiten,  die  sie  aus  eige- 
ner Macht  nicht  erledigen  konnte,  vor  ein  Volksgericht 
bringen  durfte  und  musste,  versteht  sich  nach  dem  Obi- 
gen von  selbst  und  darf  durch  keine  Scheidung  beson- 
derer eiaayojyeis  oder  anayuiyetg  eingeschränkt  werden  ^), 
wenn  wir  gleich  der  wirklichen  Ausübung  dieses  Rech- 
tes in  unseren  Quellen  nicht  oft  begegnen^).  Nur  die 
bereits  erwähnten  Eilfmänner  ^)  sind  daran  wesentlicher 
als  die  meisten  übrigen  betheiligt  und  finden  daher  hier 
um  so  mehr  ihren  Platz,  als  sie  nächst  den  Archonten 
die  bedeutendste  gerichtliche  Behörde  sind,  die,  je  einer 
aus  jeder  der  zehn  Phylen,  sammt  einem  Schreiber,  all- 
jährlich durch's  Loos  bestellt  *) ,  die  Vollziehung  der 
Straferkenntnissc  zu  verwalten  hatte  und  weder  mit  den 
Eilfen,  die  zur  Zeit  der  Dreissig  als  Regierungsbehörde 
vorkommen  ^),  noch  mit  den  Gesetzeswächtern  des  Deme- 
trius  Phalereus  verwechselt  werden  darf^).  Vor  Allem 
war  freilich  das  GePängniss  ihrer  amtlichen  Sorgfalt  un- 
tergeben ''),  aber  nicht  bloss  als  Verwahrungsort  ^),  son- 
dern namentlich  auch  insofern  dort  die  meisten  Leibes- 
und Lebenstrafen  vollstreckt  wurden  ^) ,  und  je  weiter 
sich  einerseits  ihre  executorische  Thätigkeit  ausdehnte  '*^), 
desto  häufiger  konnten  sie  anderseits  selbst  in  den  Fall 
kommen,  die  Dazwischenkunft  der  Gerichte  anzurufen. 
Schon  die  Zwangsenteignungen  und  Vermögenseinzie- 
hungen, die  wenigstens  unter  ihrer  Oberleitung  vor  sich 
gingen  ''),  zogen  leicht  wieder  neue  Rechtstreite  nach 
sich  ^  mehr  noch  werden  inzwischen  alle  gemeinen  Ver- 
brechen und  Störungen  der  öfientlichen  Sicherheit  zu 
ihrer  Competenz  gerechnet  ^^)j    und   wenn  auch  für  die 


§.  133.     Die  Eilfmänner.  409 

Mehrzahl  von  diesen  schon  das  oben  §.  137  geschilderte 
summarische  Verfahren  ausreichte ,  so  ist  doch  dort 
gleichfalls  bemerkt,  wie  in  allen  jenen  Fällen  auch  Ein- 
reden möglich  waren,  die  gerade,  weil  sie  nur  als  Hin- 
derniss  der  Strafvollstreckung  betrachtet  wurden ,  von 
der  mit  dieser  beauftragten  Behörde  ^^)  der  Richtergewalt 
zur  Entscheidung  vorgelegt   werden  mussten  ^'^). 

1)  Wie  dieses  z.  B.  von  A.  Baumstark  de  curat,  empor.  Frei- 
burg 1828.  8,  p.  47  fgg.  geschehen  ist,  der  den  meisten  Verwal- 
tungsbeamten die  selbständige  Hegemonie  abspricht  und  sie  nur  als 
fTiftymyfV^  gelten  lässt ;  dieser  Ausdruck  selbst  aber  scheint  nur  auf 
falscher  Lesart  bei  Poll.  VIII.  101  zu  beruhen,  und  selbst  flauyoi- 
y«i? ,  wie  sie  dieser  §.  93  aufführt,  lassen  sich  wohl  vielleicht  in 
Argos  (Bull,  deir  Inst.  arch.  1840,  p.  106),  aber  nicht  in  Athen  als 
besonderer  IMagistrat  nachweisen  ;  vgl.  Hudtwalcker  Diacteten  S.  70 
und  im   Allg.  Meier  u.   Schöm.    S.   67   fgg.  und    114. 

2)  Von  einzelnen  Beispielen  vgl.  die  {,TtoT«rat  tw*  drj/jioaiwv  f'y- 
y(i)v  Aeschin.  Ctesiph.  §.14,  die  fnififkr/ral  tov  innoQiov  Demosth. 
Theocrin.  §.  8  ,  die  ytwQlwv  HQ/t)  Böckh  Urk.  d.  Seewesens  S.  5(i, 
die  liTioarokfiq  Demosth.  Everg.  §.  26,  die  dyofjuvöfioi  Aristopb.  Vesp. 
1407,  die  unodfKTiii  Poll.  VIII.  97,  die  Strategen  Demosth.  Lacrit. 
§.  48 ,  die  Logisten  Bekk.  Anecd.  p.  245,  die  rfTTa^üxovra  das,  p. 
310  und  mehr  unten   §.    146   tgg. 

3)  lieber  diese  vgl.  Im  Allg.  Sigunias  Rep-  Ath.  IV.  3,  p.  548, 
Sluiter  lect.  Andocid.  p.  256—261,  F.  W.  Ullrich  hinter  s.  Ueber- 
setzung  vier  piaton.  Gespräche  (Berlin  1821.  8)  S.  223 — 273  mit 
der  Kritik  von  Meier  att.  Process  S.  68 — 77,  Schubert  Aedil.  p.  93 
—  96,  Crome   de   undecimviris  AtLeniensium  ,    Düsseldorf  1828.   4. 

4)  Poll.  Vin.  102:  ol  fvöiiia  nq  ätfi'  txnorrjq  (fvkrjq  fyiyfro  nal 
yga/it/uaxfvq  nvrolq  axivrnii&nfiTo.  Also  jedenfalls  erst  nach  Klistbe- 
ncs ;  dagegen  fallt  die  Beziehung  auf  Aristidcs  bei  Ullrich  S.  254 
durch  die  berichtigte  Lesart  bei  Heracl.  Pol.  c.  1  cxtr.  von 
selbst  weg. 

5)  Plat.  Epist.  VII,  p.324C;  vgl.  Xenoph.  Hell.  II.  4.  38  und 
Andoc.  Myster.  §.  90  mit  Meier  Bon.  damnnt.  p.  18?  fg-  Ullrich 
S.  258  fgg.  und  Scheibe  oligarch.  Umwälzung  S.  69  halten  sie  frei- 
lich für  identisch;  nber  s.  m.  Kec.  in  .lahrb.  f.  wissen-sch.  Kritik 
1842  I,  S.    146. 

6)  Diese  identiiicirt  freilich  schon  Pollux  :  vo^o^i'/axf;  6\  xui ii 
10V  'IiukriQfu  fiiT(OfOjU(iO&tfauv  .  .  %ov  6i  vonoifvkdxlov  &VQa  fxin  /uqw- 
vnov  fxalflro ,  Si  r/q  ttjv  inl  &avdTO)  uni/yovto  ,  vgl.  Zenob.  VI.  41  ; 
doch  liegt  hier  eine  Verwechselung  zwischen  diofioipiikitxiq  (not.  7) 
und  &tofio:fvXuxiq  sehr  nahe  ;  vgl.  Ullrich  S.  260  fgg.  und  Meier 
Proc.  S.  72. 

7)  ri{io'iaxüfiivot  toi"  diafionijoiov ,  Bekk.  Anecd.  p.  250,  auch 
geradezu  diono<fi>knnfq  ^  Schol.  Aristopb.  A'esp.  1108  und  Demosth. 
Androt.  §.  26;  vgl.  den  Hedner  selbst  c.  Aristog.  I  §.  56  und  d. 
Erkl.  z.  Plat.  Apol.  c,  27  a.  Phaed.  c.  3,  auch  über  das  Gefung- 
niss ,   das  in  der  Nähe  der  ötAuortj^ia  am   Markte  zu  suchen  ist  ,  s. 


410     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  C,  Gerichte. 

auch  Plat.    Leg.  X,    p.   908  A;     ob    eins    oder    mehre?     Ullrich  S. 
231  fgg. 

8)  S.  oben  §.  126,  n.  5  uud  Privaltalt.  §.  71,  n.  18  fgg.  Ein 
Beispiel  von   Eigenmacht  der  i'vdixa  bei   Isaeas  de   Nicostr.  §.  28. 

9)  Namentlich  die  durch  Schierling,  )io')vn,ov ,  vgl.  A.  I).  Steger 
und  S.  F.  Dresig  de  cicuta  Athen,  poena  publica  ,  Lips.  1733.  4, 
J.  .1.  Bosii  diss.  duae  de  potionibus  mortiferis  ,  Lips.  1736.  37.  4, 
und  mehr  Privatalt.  §.  72,  n.  14  l'gg-  Dass  das  Gefängniss  selbst 
als  Strafe  dienen  konnte  ,  zeigen  Lysias  Agorat.  §.  67  und  Plat. 
Apol.  p.  37  C;  häufiger  jedoch  als  Strafschärfung,  wie  Demosth. 
Timocr.  §.  105:  ö'tdfo&ui  ö  iv  tfj  nodoKanxTj  tov  nöda  nivO-'  7f/u(^uq 
»ui  vvxT«?  iff«? ,  fnv  7iQooTi.fA.?'jarj  t]  rjkiulu.:  tj  di  Ticdonaxxjj  uin/j,  sezt 
Lysias  Theomnest.  I  §.  16  hinzu  ,  tonv  o  viiv  xukfVrai,  iv  xoj  ^vXat 
diäia&ui.:  vgl.  Petit  p.  461  ,  Meier  de  Andoc.  V,  p.  14  und  mehr 
im  Allg.  bei  Wachsmuth   II,   S.   141   fgg. 

10)  Platuer  Process  I,  S.  429  fgg-,  Meier  u.  Schöm.  S.  738 
fgg.,  Böckh  Urk.  d.  Seewesens  S.  535  ;  vgl.  Oiuarch.  Aristog.  §.  13: 
fvdfix&fl(;  xnl  TtdQftdo&dq  rolq  fvötxa  xard  toi)?  voßovg  :  ob  jedoch 
Schömann  Cecht  hat  zu  sagen  :  >  wenn  den  Arcbonten  die  Gewalt  bei- 
gelegt wird,  gewisse  Verbrecher  mit  dem  Tode  zu  bestrafen  (§.  137, 
n.  7)  so  heisst  das  nur  ,  sie  den  Eilfen  zur  Bestrafung  zu  über- 
geben «,  ist  nach   Lycurg.   Leoer.   §.    121   zweifelhaft. 

li)  Etymol.  M.  p.  338.  36:  flaijyov  d*  xal  zu  anoygatpoftci'a, 
^ODQLU,  olxiuq,  Kul- TU  dijfiooiu  ilvui  do^uvxu  nuQföwxuv  TOI?  nwktivulgt 
vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  209  und  Privatalt.  §.  70,  n.  8  fgg.  — 
Freilich  sagt  Aristot.  Politic.  VI.  5.  7  :  noXXaxov  öi  Sifjur/Tai.  xal  ij 
fpvXüzTovaa  {<'QX^i)  '^C'?  f/''  TH)uxToixfvijv ,  oi,qv  ^&tpr]ai  xüv  i'vdfxa 
xakavfihojv :  das  sezt  sie  aber  nur  den  TiQuxroQoi'V  als  Einnehmern 
der  Geldbussen   entgegen;  vgl.   unten   §.    151. 

12)  Daher  fm/ifXt^ral  ribv  xaxovi)yo)v ,  Antiph.  Herod.  §.  17;  vgl. 
Isoer.  71.  uvTiä.  §.  237  und  über  den  Begriff  des  xaxovfjyoq  im  Allg. 
Herald.  Anim.  IH.  16,  p.  261—264,  Meier  u.  Schöm.  S.229,  Plat- 
ner  Process  II,  S.  167 — 170,  Lelyveld  de  infamia  p.  64  fgg.  mit 
m.   Privatalt.   §.   61. 

13)  Demosth.  Lacrit.  §.  47  :  toixuqvxovi;  xal  xXf7iru<;  xul  toj'? 
aXXovq  xuxovQyovQ  toi'?  Ini  d-avüroj  ovToi  fiouyovoi:  vgl.  Poll.  VIII, 
102  and  Einzelnes  mehr  bei  Meier  u.   Schöm.    S.   356 — 361. 

14)  Arifitoph.  Vcsp.  1108;  iv  naQußvarM^  Meurs.  lect.  Attic. 
II.  9,  Schäfer  ad  Demoslh.  IV,  p.  204,  Meier  Bon.  damnat.  p.  43, 
Schömann  sortit.  jud.  p.   38,   Ullrich   S.  252. 

§.  140. 

Solche  immerhin  aussergewöhnllche  Fälle  abjjerech- 
iiet  begaun  der  ordentliche  Rechtsgang  in  öiFcntlichen 
soAVohl  als  Privatprocessen  mit  der  Vorladung  des  Be- 
klagten ') ,  welche  der  Kläger  persönlich  und  in  Gegen- 
wart von  Zeugen  bewerkstelligen  musste  '^)  5  eigene  La- 
dungsboten scheinen  nur  fiir  Abwesende  gebraucht  wor- 
den zu  seyn  ^).     Darauf  ward  die  Klage  bei  der  betref- 


§.140.    Einleitungen  des  Processes.   Gerichtsgelder.    411 

fcnden  Behörde  schriftlich    und   mit   ausdrücklicher  An- 
gabe  der   Ladezeugen    eingereicht^)^    ohne   diese  Förm- 
lichkeit   durfte  die  Klage  nicht    angenommen  werden  5)  ^ 
gegen  falsche  Angaben  stand    dem  Beklagten  die  yQ^W, 
ipevSoxXv'^elaQ  zu  ^).     In  Privatsachen  legten  dann  beide 
Theile  die  Gerichtsgelder,  novtaveia,  nieder^),    welche 
bei  Summen    zwischen    hundert   und   tausend  Drachmen 
drei,  zwischen  tausend  und  zehntausend  dreissig  u.s.f. 
betrugen  und,  da  sie  jedenfalls  dem  Staate  anheimfielen, 
später  von  dem  verlierenden  Theile  dem  Sieger  erstattet 
werden  mussten  s).    Bei  öffentlichen  Klagen  ist  nur  hier 
und  da  von  einer  nagaoTaois  die  Rede,  die  der  Kläger 
zu  Anfang  gleichsam    als  Symbol  zu  entrichten  hatte  ^), 
und  von  der  selbst  wieder   manche    derselben  ausdrück- 
lich befreit  waren  lo)-    dagegen    sind   wie   überhaupt    im 
attischen  Rechte  so  auch  hinsichtlich  der  Gerichtsgelder 
von  den  contradictorischen  Processen    die  Prioritätstrei- 
tipkeiten  ^^)  zu  unterscheiden,  in  welchen  die  Prätenden- 
ten eine  naija%ataßo).Yj  niederlegten  i-),  die  bei  Ansprü- 
chen an  den  Staat  aus  eingezogenen  Gütern  i3)  den  fünf- 
ten    unter  Privaten  i+)  den  zehnten  Theil  der  streitigen 
Summe    betrug   und    nur    dem    Unterliegenden    verloren 
King  ^5).     Bei  Berufungen    endlich  ward  ein  nagdßoXov 
eingezahlt  ^^). 

i)  KA,}a.s,  ngio^XriO.,:  s.  Meier  u.  Schöra.  S.  575-593  und 
Platner  I,  S.    114  fgg. 

2)  Demosth.  Phormion.  §.  13:  xai  xuzaXuf^ßüro/zfv  ngot;  ror?  m';- 
t.o«a,An'<.K  uvt6v,  y-dym  kA^th««?  ?><""  ;i,.oofx«A*o«^;?r  atrov  :  Tgl.  Ari- 
stoph.  Nub.  1218  und  die  Lexlkogr.  8.  xlr^nvHy  =  x^z/to^«  y»f- 
a&L  ÖUri,,  Bekk.  Aneed.  p.  272.  Dass  dabei  selten  des  Gegners 
Haus  betrete«  ^vard  ,  bemerkt  Scböniann  thatsächhch  richtig ;  es 
folKt  das  iedoch  nur  aus  dem  Leben  des  griechischen  Mannes  den 
man  leichter  auswärts  antraf,  >Tährend  das  Haus  meist  verschlossen 
blieb;  vgl.    Becker   Charikl.    H,   S.    109. 

3)  Darauf  gehn  vielleicht  ol  zwv  rftxaoiwv  vnrjqira,  ,  die  nach 
Lex.  rhetor.  üobr.  p.  677  uni  r^<;  n(>oo*).ijot<o^  ^^x^l^i^  ^^y°"«;^ 
während  an  sonstige  Gcrichtsdiener  mit  Salmas.  Mise,  defens.  p.  8ob 
und  Ast  ad  Fiat.  Leg.  p.  422  nicht  zu  denke«  ist ;  s  Herald  Anim. 
VI  12  p  473,  Hudtwaicker  Diaeleten  S.  28,  Hcffter  S.  282;  da- 
gegen 'kennt  allerdings  Arisloph.  Av.  1422  xA^t^m,«?  v.7a.a,T..or,: 
tgl.  v.  147:  .krirrig'  uyovo'  ioa>Oe.  ^  2«A«/,.vja  auch  Lqu.  2b2  und 
mehr  bei  Plalner  I,  S.  116,   über  die  Staatscbifle  ^a>l«/4.v.«  und  7/«^«- 


4i2     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  C.  Gerichte. 

i.og  in   Allg.   aber  Meuis.    lect.     Attic.    II.    7  ,    Schömann    ad   Isaeum 
p.   296  und  Ind.    lect.    Gryph.    1838,    Böckh    Vth.  d.  Seewesens  S. 

7C-79. 

4)  Arj^i?  dUrjt;,  },uyxüvit,v  n()oq  uq}(ovtu  ,  nvl  rivoq ,  vgl.  De- 
mosth.  Theocrin.  §.  32  und  mehr  bei  Taylor  ad  Lysiam  p.  596, 
Ruhnk.   ad  Tim.  p.    173,  Meier  u.  Schöm.    S.   595—598. 

5)  Poll.  VIII.  62:  tl  ö(  /xi)  ngoaxakiaaivro,  rhfXrj(;  rj  6Lxt]'  uvra'i. 
-ff  fkfyovTo  nnQiaxXrjToi,:  vgl.  Demosth.  Mid.  §.  92  mit  Scbömann 
Process  S.   600  fgg.   und   Platner  I,   S.    123. 

6)  S.  Demosth.  Nicostr.  §.  15  und  mehr  bei  Böckh  im  Ind. 
lect.  Berol.  1817—18  (Seebod.  N.  Archiv  1828  H.  3,  S.  70  fgg.), 
Platner  I,   S.    417   fgg.  ,    Lelyveld  de  infamia  p.   131   fgg. 

7)  TlQX'xavfla  &iivui.  ^  verklagen,  Aristoph.  Nub.  1145;  vgl.  die 
Erkl.  z.  Harpoer.  p.  258  mit  Heffter  S.  239  und  J.  F.  Schreiter 
sacramentorum  in  vet.  Rom.  judiciis  solemnium  antiquitates  ,  Lips. 
1740.    4,  p.   9—16. 

8)  Poll.  VIII.  38:  Tf/  n\v  nqvTuvdn  WQiOßfva  ,  o  xt  l'äfi  xaraßa- 
Xitv  TiQo  TTJi;  6ixrj(;  xov  dioJxovxa  xal  xov  dioyxö/xivov  '  il  di  ixrj,  diiyqa- 
q>ov  xfjv  dixTjv  ol  flauywyiVq  '  o  ä  r/xxtj&iiq  unididov  xo  tiuq'  UfKpoxi- 
go)v  So&fv ,  (Xdfißavov  d"'  avvo  ol  dixuaxuL:  vgl.  Isoer.  Callira.  §.  12 
und  im  Allg.  Böckh  Staatsh.  I  ,  S.  462 — 405  ,  Meier  u.  Schöm.  S. 
612—621,   Platner  I,  S.  174  fgg. 

9)  Harpoer.  p.  235  :  'AQi.axorf).Tj<;  d'  Ip  'A&r^vuioiv  noXnfln  ntgl 
&tafioO-fX(iJv  fpTjolv  ovxojQ  '  flol  ygatpal  ngoq  anxovg,  ojv  naguoxuoig  xi~ 
&IXUI,  ^(viuq  xul  ö(üQo^iviug  xul  x(ifvä{yygu<fT/q  xul  xptväoxXrjniai;  xul 
fioiiXivaioxi  xul  dyqaqiLov  xal  fioi/fiaq:  nach  Böckh  I,  S.  46C  eine 
Drachme,  wie  bei  den  Diaeteten  ,  s.  unt.  §.  145,  u.  11  und  Heff- 
ter S.   129. 

10)  Isaeus  de  Pyrrh.  §.  46:  ovxt  ngvxuvfla  ovxt  nugäaxaaK;  ov- 
öfitLa  xi&fTUi  Twv  flaayyfXiüv:  vgl.  Isoer.  adv.  Lochit.  §.2:  nigl  fio- 
roii  (?)  xovxov  xöjv  udixTjuuxoiv  («ixt«?  und  rßgiuq)  xul  6ixuq  xul  yga- 
qug  ävm  nuguMuxußoktji;  inoLtjnuv  ,  und  Hesych.  I,  p.  371  ävtv  ngv- 
Tuvelwv,  was  ich  jezt  eher  hierher  als  mit  Valesius  ad  Harpoer.  p. 
165   auf  Bagatellsachen  beziehe. 

11)  JiadixuaLuv  im  Gegensatze  der  dt'xfu,  Heffter  S.  272,  Meier 
u.   Schöm.    S.  367,   Platner  ü,  S.    17    fgg. 

12)  Harpoer.  p.  232:  ol  u/A.(fiaß7]iovyxfq  xgTjuHXUv  nväiv  öidtj/AfV- 
fiivojv  ngoq  xrjv  noXiv  xul  ol  nigl  x-Xrjgojv  tj  fni.xXrjgoiv  ngoq  Idiwxuq 
avxi6txovvxf<;  rigyiigiov  xi  xuxfxi&iocv ,  xul  xovxoii  ixg^v  «i'toj's  axtgt- 
a&ut,  il  XTjv  dlxTjv  Tjxxr]&tXiv:  vgl.  Poll.  VIII.  39  und  Böckh  S.  478, 
der  jedoch  S.  465  auch  auf  den  weiteren  Sprachgebrauch  aufmerk- 
sam macht,  worin  naguxmußoXr)  selbst  die  beiden  vorhergenannten 
Zahlungen   umfasst,  s.   oben  n.    10   und   Demosth.    Pantaen.   §.   41. 

13)  'Evfmaxijnria&ai,,  Poll.  VIII.  61  ;  vgl.  Demosth.  Timoth. 
S.  45  mit  Harpoer.  p.  103  :  onoxf  ÖTjfini&tir]  xi^voq  onalu,  l^r^v  ngoaiX- 
&(iv  TW  (fiüoxovTi  davHOXTJ  yiyovhui  xovxov  xov  avdgoi;  xul  Xfynv  oxi 
fvoipiiXixut  uvxü  ygioq  iv  xtj  oi'aiu,  und  mehr  bei  ftleier  Bon.  damnat. 
p.  220—225,  Blum  Proleg.  ad  Dem.  Timocr.  p.  25,  Heffter  S.  276, 
Platner   Process   II,  S.   125  fgg.   mit  Beitr.  S.  215. 

14)  Namentlich  bei  Erbfragen  ,  Poll.  VIII.  32  :  naganaxaßoXrj- 
6i  oaxii;  nvxiXfyoi.  ojq  uihöc;  dixuiörtgoq  o)v  tx*^*  '^°''  *X^gov  i£  «y^*" 
oxiLaq    7]    d la&Tjxüiv :    vgl.    Demosth.    Macurt.    §.   5  :    u/^^ioßr^reiv  (für 


§.141.    Instruction  des  Processes.    Beweismittel     413 

Descendenten)  ^  -ca^a^arapäUnv  (für  Seltenverw.-.«öte)  mit  Harpocr. 
p  20  und  m.hv  bei  G.  H.  C.  L.  St.igertahl  de  vi  et  usu  nugn.u- 
lußoXi},  in  causis  Ath.  hereditariis ,  Celle  1832.  4  und  C.  de  Boor 
Intestaterbrecht   S.    96   fgg. 

15)  Also  eigentliches  Succumbenzgcld ,  obgleich  •"  ^^«'t"" 
Bedeutung  auch  die  ni,vTnvnu  so  heissen  konnten  ;  Tgl.  UocKü  ». 
479,   Meier  u.    Schöm.   S.   617    fgg. 

16)  Poll  VlII.  63:  TO  df  TiuQUxaraßun'ofifvov  inl  rö>v  f<piaio)v, 
"on,q   ol\vv  TiüQaßöhov   r^akovo.,   naqäßokov  'Ai>iOXOTi}.r]<;   A^y«. 

§.  141. 

Nach  diesem  eröflFnete  sich  die  Instruction  des  Pro- 
cesses 1)  vor  der  Behörde  mit  der  Feststellung  der  Streit- 
frage 2),  zu  welchem  Ende  helde  Thelle  ihre  schriftlich 
einander    entgegengestellten  Behauptungen    eidlich  aner- 
kennen  musstenS)-    „ur   machte   es  dabei  einen  wesent- 
liehen  Unterschied  ,    ob  der  Beklagte  sich  geradezu  mit 
Ja  oder  Nein  auf  den  Gegenstand    der  Klage  elnliess  +) 
oder   gleichsam    als   Wlderkläger   processhlndernde  Em- 
reden,  nagargacfäs,  vorbrachte  5) ,  worüber  alsdann  zu- 
vörderst verhandelt  und  gerichtlich    entschieden    werden 
musste  6).     Wegen  Formfehler   oder  sonstiger  Verstösse 
gegen  gesetzliche  Vorschriften  konnten,    ja  mussten  al- 
lerdings Klagen  auch  angebrachte rmaassen  zurückgewie- 
sen  werden  7)^    Controversen    aber    unterlagen   jederzeit 
der  richterlichen  Entscheidung  ;  und  wenn  es  auch  einem 
Thelle  bereits    In   der  Instructlonslnstanz    möglich   war, 
einen  solchen  Zeugenbeweis  zu  führen,  dass  die  Behörde 
den  Streltpunct  als  abgethan  betrachten   durfte  ^)  —  ein 
Verfahren  ,    das    namentlich    bei  Erbschafts  -  und  älinll- 
chen  Prlorltätsfragcn  häufig  in  Anwendung  kam  9)  — ,  so 
stand  doch  dagegen  sofort   dem    andern    die  Einsprache, 
inioKr.nJtS  '°)  ,    «"d    flarauf     folgende    Klage    gegen    die 
Zeugen  zu"),    nach    deren  Erledigung    der    Rechtstrelt 
selbst  wieder  aufgenommen  werden  konnte  ^^j.      In  den 
meisten    Fällen    beschränkte    sich    daher    die    Instruction 
darauf,  die  Beweismittel  beider  Tbelle  zu  sammeln,  welche 
dann    In    versiegelten    Kapseln  '')    bis  zum  Gerichtstage 
aufbewahrt  wurden  :  ausser  Urkunden  und  Zeugnissen  '+) 
insbesondere   auch    die    schriftlich   aufgezeichneten  Aus- 


414      Th.  y.   Der  athenische  Staat.  C.  II.  C.  Gerichte. 

sag:en  von  SMaven  auf  der  Tortur  ^^),  die  nach  griechi- 
scher Ansicht  fast  für  glaubwürdiger  'als  das  beschwo- 
rene Zeugniss  eines  Freien  galten  ^^).  Uebrigens  brauch- 
ten diese  Beweise  ebenso  wenig  wie  der  Eid  ^^)  in  der 
Instruction  alle  wirklich  beigebracht  zu  seyn^  gleichwie 
man  zu  verfahren  pflegte  ,  um  den  Gegner  zur  Aushän- 
digung eines  Beweisstücks  anzuhalten  ^^),  so  genügte  es 
seine  eigenen  Sklaven  zur  Tortur  anzubieten  oder  die 
des  Gegners  zu  verlangen  ^9;  j  und  auch  wo  solche  Auf- 
foderungen  ohne  Erfolg  blieben,  konnten  sie  um  des 
darin  liegenden  Präjudizes  willen  selbst  statt  sonstiger 
Beweise  geltend  gemacht  werden  ^^j. 

1)  '^växQiaic; ,  causae  cognitto ,  Demoslh.  Theocrin.  §.  8;  vgl. 
Isaeus  PLiloct.  §.  12  fgg.  und  im  AUg.  Petit  IV.  3,  p.  405  fgg., 
Heffter  S.  285  fgg.,  Meier  u.  Sehöm.  S.  622  fgg.,  Platner  1,  S. 
1^1    %g>  >   Bernard  Arcbont.  p.   61    fgg. 

2)  ^vTiy^aqirj ,  vgl.  Demosth.  Stephan.  I,  §.46  und  insbes.  Plat. 
Apol.  p.  27,  welche  Stelle  bei  Scbömann  S.  629  übersehn  ist; 
übrigens  nicht  mit  der  fViderklage  zu  verwechseln  ,  otuv  t»?  xqi- 
vönfvoi;  avTtxuTTiyoQ^ ,  Poll.   VIIF.    58;    vgl.  Schöm.   S.   651 — 657. 

3)  /iicofioaia ,  Poll.  VIII.  55,  auch  ('vT(Ofi.oaia,  tmiSi^ ,  sagt  Har- 
pocr.  p,  31  ,  (tvTtuf4vliov  ol  SiüJxovTfg  xal  ot  gxi'yovr*?  ,  ol  fi\v  dXnd-n 
xaTTfyoQfjatti,  ol  rf^  ilXr]&^  rtTtokoyrjoaa&ai:  vgl.  Plat.  Leg.  XII,  p,  948 
(Rhadamanthys)  und  mehr  bei  Hudtwalcker  Üiaeteten  S.  75  fgg, 
und  HeflFter  S.  299. 

4)  Ev&väixia,  Demesth.  Phorm.  §.4;  vgl.  Argum.  p.  906  :  thvtu 
ynQ  (OTi  TTjv  (v&v6ixiuv  aywviUofifvov  xal  rolq  i7ii(ff()oßfvoiq  fyxk^fA,uaiv 
aTiuvTüivToi; ,  «AA  ovx  avaiQovvTOi;  tov  ntgl  avrov  nywva  xal  tjjV  ilaa- 
ymyijv  ttJi;  äixrjq. 

5)  Poll.  VIII.  57  :  nuQayQtt(frj,  oxuv  rt?  ixtj  ilauywyi/Jiov  fivai  ityi^ 
TTjv  6LxT]v,  tj  w?  xtxQifi(vo(;  Tj  o)<:  o<feiftfvo<;  q  oj?  ■tuiy  yqovwv  i^rfxovxuiv, 
tv  oX(i  *(fft  xQivta&ai,  . .  .  olov  ovx  flaayyeXiuq,  aXXd  TluQavofiojv,  ov  6t]- 
fioaiu  uXX'  IdLa,  ^  w?  ov  nagu  rovroig  x(}i*ta&ai,  dfov:  vgl.  Argara. 
Demosth.  Pan'taen.  p.  965  und  mehr  bei  Petit  IV.  4.  p.  429  —  432, 
Hefifter  S.  289— 298,  Meier  u.  Schöm.  S.  631—638,  644—650,  Plat- 
ner  I,  S.  138  — 160,  auch  Bake  Schol.  hypomn.  III,  p.  260,  und 
über  Jen  Verjährungstermin  (nQo&io/uia)  Privatalt.  §.  70,  n.5.  Mei- 
stens fünf  Jahre,  auch  bei  Mordklagen,  s.  d.  Erkl.  z.  Demosth. 
Aristocr.   §.  80;  bei   Bürgschaften   eins.   Dem.   Apatur.  §.  27. 

6)  Poll.  VIII.  58:  xul  Tj  nriQnyQng!?/  dJ  flvri.yQn(pfj  toixf  ,  rfto  xal 
nQofiOfgyfTui  -.  vgl.  Isoer.  Callim.  §.  2  und  Apsines  Rhetor.  T.  IX, 
p.  484  Walz.  —  Der  Excipient  hatte  das  erste  Wort,  vgl.  De- 
mosth. Stephan.  I  §.  6  :  nttoXnßoiv  df  /j-ov  0)arf  n(iÖTfQoq  Uynv  ,  Sid 
10  nuQuyQuipr/v  flvui  xul  fiij  tv&vdixi(t  flaiivai,  mit  Hudtwalcker  S. 
153  fg. 

7)  /iiayQ(i(fnv ,  wie  diayQÜififa&at  von  der  Klage  abstehen  ,  De- 
mosth. Lept.  §.    145;   vgl.    Ruhnk.   ad  Tim.     p.   83   und  oben   §.   140 


§.  141.    Instruction  des  Processes.     Beweismittel.      415 

n.  5  u.  8 ;  gesetzliches  Verbot  aber  {nrjöt  i'(JX',  floayiro)  ni^t  tovtcjv 
Htjdffiiu)  bei  ÜemostL.  Lacrit.  ^.  51  und  Timocr.  §.  54,  namentlich 
wegen  bereits  abgeurtlieilter  Sache  ,  s.   Privatalt.   §.   71,  n.  22. 

8)  JiafxaQTiniia,  sagt  Harpocr.  p.  84,  t^otioc  nq  i]v  naquyqa- 
ifTjq  .  .  diuqifQH,  6f  rü  t^v  öiafiuQTVfjiav  yi-na&ai  ov  fiovov  X'Tio  töjv 
ifin'yovTiüv,  dXXu  Y.(tl  vno  tut  ötoixövTwv :  Tgl.  Demosth.  Leochar.  §.  59: 
tTt.  xoivvv  ro  TÜiv  diuftftQTVQox'VTWV  fifQoq  ol'Tf  6i,xaair/Qtu  7]v  av  oj't? 
uyüiyiq  iyiyvovTo'  xojXi'ifi  yu()  nüvru  ravTu  ro  twv  öiajuuorvQiwv  yfvoq 
xal  dnoxXfift  (loayuyrjq  rr^i;  flq  to  dtxnarr/Qiov  ,  und  mehr  bei  Salmas. 
Mise,  defcns.  p.  830,  Heffter  S.  348  —  356,  Meier  u.  ScLöm.  S.  639 
—  644,  Platner  1,  S.  163—174.  Wenn  nichts  desto  minder  der 
Process  häufig  fortdauert ,  so  rührt  dieses  daher ,  dass  die  Diamar- 
tyrie  ,  wie  es  scheint ,  hauptsächlich  nur  gegen  Incidenzpuncte  und 
Paragraphen  angewendet  ward  :  s.  z.  B.  Lysias  Pancleon.  §.  14  ; 
daher  bisweilen  gleichfalls  der  fv&v^ixlu  entgegengesezt,  vgl.  Isaeus 
de  Philoct.  §.  3  u.  43,  de  ApoUod.  §.  3,  und  die  scharfe,  wenn 
gleich  nicht  erschöpfende  Erklärung  in  Behk.  Anecd.  p.  236 :  dta- 
tffpit  dt  riüv  ixkkwv  fKtQTXiQtbJv  tj  öiu/^aiJTVQia,  ort  y^fivai.  fiiv  (v  avroiq 
Totq  dyüai  yivovTni,  tkqI  rivoq  Ttäv  ilq  ttjv  xQioiv  ai^vTHvovTWv  ,  Tj  df 
ötaftuQTV^ia  TiQo  dixtjq  jj  diaöixuoiuq  lyiviro  nigl  toi"  tloayfoyiixov  uv- 
Tqv  f^vui  ^   fj.rj   flouyüjyt./xov'   wan   xaru   tqotiov  nvu  rp>  nuquyQu(frj. 

9)  Poll.  VIII.  32:  6iafiaQTVQia  öi  oaxiq  6iaftuQTi'QoiTo  /i?)  iniäi- 
Kov  o'vTo  Tov  xlrjgov  wq  övroq  vlov :  8.  oben  §.  140,  n.  11  fgg.  und 
Privatalt.  §.  65,  n.  3. 

10;  Poll.  VIII.  33:  iniaxTjrpiq  S't  fX  nq  Tjjv  Jia/uagTVQCnv  aiq 
rpfvd^  alriüJTo  :  also  nicht ,  wie  Benlley  Opusc.  p.  358  und  Meier 
u.  Schüm.  S.  385  ,  synonym  mit  dixrj  -ipfi'doftuQrvgiöjv  ,  sondern  vor- 
gängige Rechtsverwahrung  und  Streitverkündigung;  vgl.  Vestig.  in- 
8tit.  vet.  p.  69  fgg.  mit  Schol.  Plat.  Leg.  p.  871  E:  nou'jaaa&ni. 
diukvaiv  TOV  tyxktjuuToq  ,  t?jv  nagrvgluv  ov  fmaxTjTirovrai'  TiaQadiö'ouOt 
df  Tavra  arjfxtjvdfiivoi  MfXQ''  '^°^'  XQ^'^"^  ^"7?  äixrjq  x.t.X. 

11)  Isaeus  Dlcaeog.  §.  16:  fitXkövTO}v  d'  r/nihv  avxoßwa&ai.  6ii- 
fiaQTvgjjof  Afojxagtjq  ovvool  /iTj  iTildixov  ftvai  xov  xXtjqov  tjfilv'  tniaxn- 
xlin/ifvojv  ö  rjfiäjv  rj  (liv  A^Jt?  roi7  xkriqov  diiyqnqirj ,  r^  di  TÜv  ipniö'o- 
fxuQxvQiiüv  dixTj  fla?jfi,:  vgl.  Demosth.  Everg.  §.  1  mit  Harpocr.  s. 
avTo/iuxftv  p.  57  und  im  Allg.  Meier  u.  Schöm.  S.  385  und  Platner 
I,  S.  398  fgg. 

12)  Isaeus  Hagn.  §.  46:  xtlftUi,  6i  o  vc/uoq,  tuv  älü  xiq  xüv  rpiv 
6of*ttgxvQiä)v ,    nitXiv  ilagxf/q  fivai  nigl   avxdjv  xdq  Xr/leiq. 

13)  Exlvoq,  uyyoq  xi,  X"-kxovv  rj  xal  ix  xfQÜfiov,  Schol.  Aristoph. 
Vesp.  1436;  vgl.  Demosth.  Conon.  §.  27,  Stephan.  I,  §.  17  u.  57, 
und  insbes.  adv.  Boeot.  de  nom.  §.  17;  tuvtu  d  ftt)  afarjftuafifvojv 
TjÖTj  avvfßr]  xüjv  fxivwv ,  xuv  fiugxvQuq  i'fiVf  nttguxöftT^v  ,  mit  Neumann 
ad  Aristot.  fgm.  p.  74  und  Gneist  d.  form.  Verträge  d.  röm.  Rechts, 
Berl.  1845.  8,  S.  455;  auch  Schol.  Aeschin.  F.  L.  §.  10:  f^f/v  yog 
xiva  7iu(jatXT/aaaO-ui  grjixuxa  grj&tvxa  nagu  xolq  dtanrjxaiq  nXijv  xüJv 
tyyguipfvxtov  xal  l/xßXrj&hxuiv  ilq  xovq  fxivovq ,  was  freilich  mehr  auf 
den  hei  Pull.  VIII.  127  berührten  Gebrauch  geht,  s.  Kudtwalcker 
S.  128. 

14)  Vgl.  die  iunf  Arten  der  niaxiq  ihtxvoq  bei  Aristot.  Rhetor, 
I.  15.  2:  vöfxoi  ,  fiügivgfq,  nvvOTiXHi ,  ßdcinvoq ,  'gxoq ,  und  mehr  im 
Allg.  bei  Ileirter  S.  30t  fgg.,  Meier  u.  Schöm.  S.  658  fgg.,  Plat- 
ncr  I,  S.   213   fgg.,    Wachsmuth   II,  S.   264   fgg.  ;   über  Vertrage  als 


416     Th.F,   Der  athenische  Staat.  C.  II.  C.   Gerichte. 

Beweismittel  insbes.  auch  Gneist  a.  a.  O.  S.  419  fgg. ,  über  Zeug- 
nisse Demostb.  Stephan.  I,  §.  44:  dt»  Tf/Tx«  ö  vo/aoi;  fitiQTVQf'Cv  h 
y(jUfXfiazfioj  xfAfCft,  tv(t  fiyr  cx(f>fXfVv  f^^  fiTjTi  n^oa&flvai,  xolq  yfyouft- 
/^hoiq  njjdiv  ,  mit  Pelit  IV.  7,  p.  44i  und  C.  D.  Beeis  DIatr.  in 
Demostb.  Orationes  in  Stephanum  ,  L.  B.  1835.  8,  p.  29  fgg.  Dass 
jedocb  die  Zeugen  zur  Anakrisis  nicht  ausdrücklieb  geladen  wurden, 
bat  C.    de   Boor  Intestaterbrecht  S.    1 1  I    fgg.    richtig    dargethan. 

15)  Büoavoq,  vgl.  Isoer.  Trapez  §.  15,  Demostb.  Pantaen.  §.  40 
und  im  Allg.  M.  H.  Griebner  de  usu  tormentorum  apud  Athenien- 
ses,  Witt.  1714.  4  oder  in  Opusc.  select.  juris  (Hai.  !722.  4)  V, 
p.  157  — 162;  J.  F.  Reitemeier  de  origiue  et  ratione  quaestionis  per 
tormenta  apud  Graecos  et  Romanos,  Gott.  1783.  8,  K.  C.  Westpbal 
die  Tortur  d.  Griechen,  Römer  u.  Deutsche«,  Halle  1785.  8;  über 
die  einzelnen  Arten  der  Folter  insbes.  Aristoph.  Ran.  61?  mit  Jo. 
Laurentius  in  Gronov.  Thes  VI,  p.  36S7  — 3710  ,  und  Facius  Col- 
lect, z.  griech.  u.  röm.  Alterthumskunde  S.  218,  auch  Constant.  Enc. 
martyr.  in  Mai  Spicil.  Rom.  X,  p.  103.  Gegen  Bürger  verbot  es 
das  Psephisma  des  Skamandrius  ,  Andoc.  Myster.  §.  43,  vgl.  Böckfa 
Staatsh.  I,  S.  253,  Meier  Bon.  damnat.  p.  53,  Schömann  Process 
S.  685;  wenn  Cicero  Part.  Orat.  c.  34  das  Gegentheil  behauptet, 
so  bat  er  wohl  Beispiele  sonstiger  Freien  im  Auge  ,  wie  Antiph. 
Herod.  §.  49  und  andere  bei  Scheibe  Emend.  Lysiac.  1852,  p. 
10  fgg. 

16)  Rhetor.  ad  Alex.  X^'I.  1  :  marörfgöv  tari  ßriaavoq  nuQTvgfov' 
TolQ  fiiv  yuQ  fiaQTnat  axifitpfQii,  TioXhixtq  %p(vStod-ai  ^  ToZq  df  ßuauvii^o- 
fifvoiq  kx<anikfV  xuktj&TJ  Xfyfiv:  vgl.  Anlipb.  Cboreut.  §-25  mit  Cicero 
Top.  e.  19:  nam  et  verberibtis,  tormentis  ,  iyni  fatigati  quae  dicunt, 
ea  videtur  veritas  ipsa  dicere ,  und  zahlreiche  andere  Stellen  bei 
Hndtwalcker  S.  5!  und  Schömann  ad  Isaeum  p.  385;  über  die 
Leichtigkeit  falschen  Zeugnisses  dagegen  Demostb.  Onetor.  I,  §.  37, 
Apatur.  §.  37,  Callicl.  §.  7  und  was  ich  sonst  Privatalt.  §.  6  u.  II 
anführe  ,  auch  Aristoph.  Eccles.  563  und  die  fQyuaxTjQca  nox&tjQtäv 
dvd-(jo)TiMv  bei  Demostb.  Zenoth.  §.  10,  Pantaen.  §.  39,  Boeot.  de 
dote  §.  9. 

17)  Einen  zugeschobenen  Eid  erwähnt  Demostb.  Apatur.  §.13: 
hiaTTjüX'iaq  d(  rijq  Sixtjq  6ldü)0i.v  o  riuqi/ho)*  oQ%nv  tovtoj  tkqL  rtvmv 
(yxliTj/^uTWV ,  xal  ovToq  idf^nTo  ,  imSut&ffifvoq  dtJyVQtov ,  idv  /iT]  onöajj 
tÖv  'igxov:  Vgl.  Zenob.  III.  80  und  die  Lexikogr.  s.  inuxroq  ofjxoq 
mit  Meier  u.  Schöm.   S.    689  und   Isoer.   ad    Demon.   §.  23. 

18)  Elq  ffi(pnvoJv  xarüaTuatv,  Isaeus  Pbiloct.  §.  31  ;  vgl.  Demostb. 
Timoth.  §.  43,  und  mehr  in  Bekk.  Anecd.  p.246  mit  Meier  u.  Schön». 
S.  374  fgg.  und   Platner  H,   S.  299. 

19)  S.  Antiph.  Cboreut.  §.  23,  4saeus  Pbiloct.  §.  16,  Lycurg. 
Leoer.  §.  28   u.  s.  w. 

20)  rifjoxkTjonq ,  vgl.  Demostb.  Stephan.  I,  §.  15:  olV«»  ydg 
ntivTitq  i'fi(~q  ndivui,  ort  oau  nr)  ävvmov  n^oq  vfiäq  dyuyilv  lari  roiv 
7itn()ay/4ho)v ,  roriiDV  n{)o*Xrjanq  n'<^f&r]nttv:  vgl.  pro  Phano  §.  II  fg. 
51  fg.,  pro  Phorm.  §  4  fg.  40.  adv.  Zenotb.  §.  18,  adv.  Phaenipp. 
§.  19,  und  mehr  bei  Salmas.  Mise,  defens  p.  884,  Iltrald.  Anim. 
VI.  14,  p.  479  —  487,  Schaefer  ad  Demostb.  V,  p  477,  insbes.  Hudl- 
w-ilckir  .S.  41-58,  :.urh  Hcffter  S.  316  —  320,  Meier  u.  Schöm.  S. 
663  fgg.  678  fgg.,  Wachsmuth  11,  S.  264,  und  die  merkwürdige 
Stipulatio   bei   Demostb.   Pantaen.  §.  40:   TifjuxuXuvftui  oi  ruvrl-  dt^o- 


§.  142.     VerhandUm^  vor  Gericht.     Zeugen.       417 

fiui,'  (fiQf  Tov  daxri'Xiov'  ).ußi'  iLq  6  fyyv7jr^(; ;  ovTooi:  wahrend  sie 
sonst  meist  schriftlich  abgefasst  zu  seyn  scheinen;  Frivatalterth.  §.  (i, 
n.   13,   Gneist  a.   a.   O.   S.    420. 


§.    142. 

Wie  lauge  es  dauerte,  bis  ein  Rechtslrelt  spruchreif 
geworden  war,  lässt  sich  um  so  ^venigvr  bestimmen,  als 
es  dem  attischen  Processe  nicht  au  zahlreichen  Vcrzö- 
gerungsniitteln,  Fristgesuchen,  Entschuldigungen  und 
sonstigen  Chicanen  gefehlt  zu  haben  scheint^)  5  ham  es 
jedoch  einmal  so  weit,  dass  die  Inslructionsbehörde  ihn 
vor  ein  Voifcsgericht  bringen  konnte '-) ,  so  waren  hier 
die  Verhandlungen  sehr  einfach  ^) :  jede  Partei  sprach  in 
Privatsachen  zweimal,  in  öffentlichen  nur  einmal'''),  un- 
ter mehren  Rednern  der  nämlichen  Partei  der  älteste  zu- 
erst 5)  •  die  Dauer  der  Reden  bestimmte  die  Anzahl  der 
ihneu  von  der  Behörde  nach  der  Wichtigkeit  der  Sache ^) 
zugemesseneu  Klepsydreu'^),  deren  Lauf  nur  während  der 
Verlesung  der  Actenstücke  und  andern  Beweismittel  ge- 
hemmt ward  ^).  Die  Zeugnisse  ^)  wurden  ,  wie  es 
scheint,  meistens  von  der  Partei  selbst  schriftlich  auf- 
gesezt,  und  dann  den  Zeugen  vor  dem  Gerichte  zu  be- 
schwören vorgelegt  ^°)  5  jeder  Ehrenhafte,  der  uicht  sehr 
nahe  mit  dem  Gegner  verwandt  war,  konnte,  wofern  er 
nicht  seine  ünbekanntschaft  mit  der  Sache  eidlich  er- 
härtete^'), zur  Zeugnissablage  gerichtlich  gezwungen 
werden  ^-j^  gegen  solche,  die  wider  ihr  Versprechen 
nicht  erschienen,  stand  dem  Betheiligteu  ausserdem  eine 
Klage  auf  Schadenersatz  zu  ^^).  Uebrigens  mussteu  die 
Zeugen  sowohl  als  die  Parteien  persönlich  ^+)  vor  Ge- 
richt erscheinen  ^  nur  in  ausserordentlichen  Fällen  ward 
ein  Zeugniss  von  Abwesenden  oder  auf  Hörensagen  ge- 
stattet '5).  Was  die  Parteien  betrifft,  so  konnte  jede 
derselben  auch  andere  Redner  zu  ihrer  Lnterstützung 
mitbringen  '^)  ^  doch  durfte  der  Betheiligte  selbst  nicht 
fehlen,  und  sogar  der  Fall  ist  selten,  dass  dieser  sich 
ganz  durch  den  Mund  seiner  Freunde  vertreten  lässt  ^'')^ 
wogegen   es   allerdings   frühzeitig  üblich  ward,   sich  durch 

I.   Dd.    4.    AiiB.  Dil 


418     Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  C.   Gerichte. 

Leute  vom  Fache  geschriebene  Reden  gegen  Bezahlung 
anfertigen  zu   lassen  ^^). 

1)  Demosth.  Mid.  §.  84:  fTifiörj  7io&'  fjxtv  ij  xvgla,  nävta  6^  tj^jj 
^i(^tk7jk}i&n  7((x  iftJv  ro^ojv ,  vnMfioniai  y.nl  7ift(iayQft^ai ,  xnl  ot^öev  tjv 
iri,  v7i6Xoi.nov :  vgl.  Meier  u.  Schöm.  S.  698  und  Lex.  rheior.  Dobr. 
p.  673  :  fvioiig  öl  i(a&fr'fq  to  dixuiov  l'/ovraq  xfil  äföoixözuq  rr/v  xaTU- 
diatrav  ,  }r(}cvovq  fftßaXlnv  xrtl  oxtjiiifK;  o'ütg  lioxftv  fvvni,  n'Xöyoix;,  xnl 
ro  fitv  TiQüiTov  TtaQftyQftcpfoO-ai  (§.  141,  li.  5),  f^O-'  V7ii>nyva&iti  (§.  144, 
n.  13j  vüoov  tj  rniodrjfiiuv ,  xul  TfkfvräivTag  tnl  ttJv  xvqLuv  ovx  dnav- 
TÖjvTfti;,  cnoiq  övv<t)vTui  uvrtXay/uvfiv  Ttjv  ftr^  ovaav  (§.  145,  n.  1)  tw 
fkovTi:  auch  die  axTJxpnq  ipniofyixul  Aristoph.  Eccl.  1027,  Plut.  905 
mit  Poll.    Vni.    81    oder  Hesych.   II,  p.    50. 

2)  Demosth.  Pantaen.  §.  39 :  fTifiÖTJ  Ififkkov  flaüvut  i^v  dixrjv, 
j]St]  twv  dixnaxTjQlwv  iTii,xixXTjQO)iuhoiv ,  auch  vom  Processe  selbst  flq- 
fX&fiv ,  Pbormion.  §.  18;  vgl.  Casaub.  ad  Theopbr.  Char.  p.  157 
und  Meier  u.  Schöm.  S.  705  ,  dem  fiauyuv  der  Behörde  entspre- 
chend,  Aristoph.  Vesp.  842,  Antiph.  Choreut.  §.  42,  Demosth. 
Mid.   §.    3. 

3)  S.  Heffter  S.  320  —  325,  Plalner  I,  S.  181  —  190,  Schömann 
S.  704 — 728,  und  über  die  Oeflfenllichkeit  derselbe«  ad  Isaeum  p. 
178.      Der   Beklagte   stand   rechts,   Aristot.    Problem.    XXIX.    12. 

4)  Zwar  sagt  Rhetor.  ad  Alex.  XVIII.  3  ganz  allgemein  :  to»- 
/iiv  vofxo&trrjv  Tiijoatii^ai,  di'o  Xoyot'Q  twv  ityi löixiov  fxuoTto  anoöovvan 
vgl.  Antiph.  Chor.  §.  14;  doch  unterscheidet  ausdrücklich  Schol. 
August.  Demosth.  Androt.  p.  661  Dind. :  larfov  df  oTt  ovo  rgunoi 
fiol  6ftiTf(}oXoyiaq,  o  Tf  tnl  twv  idiO)Tixü)v  uyuyvwv  xul  o  fJii  TÜtv  Ötj/ao- 
aliiiv  '  fnl  ftif  TWV  iÖKOTixüiv  o  nq  x(tTJ]yo(jfl  ziiiv  dtwxovTWv,  flta  o 
ipfvyiov  unokoyflrni,  (tru  ni/Atv  o  i'xtQoi;  xurr^yo^oQ  xnxrjyofjfV ,  hxu  o 
(fifvyoiv  TittXtv  anoXoyftTfti  ngoq  tovtov  '  tnl  df  twv  ärjßoniiov  oi  dvo  fipt- 
^rjq  xnTT}yo(joi<v,  fiza  o  (pfiiymv  Tnioq  rr^v  Twr  d»'o  xar/jyoQiav  untkoytlTO, 
und  dem   entspricht  auch   Demosth.    F.    L.   §.   213. 

5)  Arg.  Demosth.  Androt.  p.  592,  Aristog.  I,  p.  709;  vgl.  He- 
rald. Anim.  VII.  16,  p.  556,  Platner  I,  S.  122  und  Aeschin.  F.  L. 
§.  25.  Insbesondere  in  öfl'entlichen  Klagen  [ovyxuTr/yogilv)  ,  vgl. 
HeflFter  S.  243. 

6j  Vgl.  z.  B.  Demosth.  Macart.  §■  8  :  fS  rxrüyxr/(;  ydq  rjv  rü  ug- 
/ovTt ,  aft<fio()fa  fxKnriD  lyyfui  twv  <ifi<f>i.aßrjToviTOJV  xol  T^^^i:q  }(Oui;  toj 
varffjoj  Xöyoi :  Aeschin.  F.  L.§.  136:  ji^ö?  (vöfxa  yaq  uju(po(jtitq  fv  dia- 
fifßtT{)T]nfvrj  rfi  ^ftf()ff  xqiyoftui,.  Nur  die  dlxai  xuxcLOfioq  sind  uviv 
vönroq,   vgl.  Harp.  p.  161.     Daher  übrigens  Redensarten   wie  fy  tw  fftü 

vduii.   (Demosth.   F'.    L.   §.    57,  h    tw    iftw  Xöyoj,    Aeschin.    F.    L. 

§.  59),  n(n>udido>tii,  to  vÖwq  (Dinarch.  adv.  Demosth.  extr.),  HtQu  to 
vd(i)Q   etc. 

7)  S.  Schol.  Aeschin.  F.  L.  §.  126  und  Aristoph.  Vesp.  93 
mit  Meier  u.  Schöm.  S.  713  —  716  und  Hullcman  in  Mise,  philol. 
1851  II  S.  7  fgg.  ,  auch  Davis,  ad  Cic  Tuscul  II.  26,  und  über 
den  Namen  dvuyxr]  (Plat.  Theaet.  p.  172  E  ?)  Maussac  ad  Harpocr. 
p.  163  tg.  ,  im  Allg  aber  Dan.  Petermann  de  clepsydra  veterum, 
Lips.  1671,  G.  C.  Drandius  de  clepsydris  ,  Lips.  1732,  und  zur 
Vcrgleichung  G.  C.  Burrhardi  de  ratione  temporis  ad  perorandum 
in  judiciis  publ.  apud  Romanos,  Kil.  1829.  4  und  (Jöthe's  ital. 
Reise,   Werke   XX^'II,  S.    117. 


§.  142.     Verhandluncj   vor  Gericht.     Zeugen.      419 

8)  ^EnüXaßf  To  väo)Q ,  Isaeas  Menecl.  §.  34,  Lysias  Panel.  §.  4. 
Der  Aufseher  selbst  fcfvöoxj:  o  n«()«g.i'Af<Trwv  rt'^y  laoxrjru  rn(;  nkfipif 
ä(>ftq,  Poll.  Vlll.  113,  vgl.  V.  Leutsch  Paroemiogr.  I,  p.  339:  tyi- 
vfio   6i    oVToq   nno   xi-rigov. 

9)  Ueber  die  Zeugen  im  Allg.  s.  Pelit  Leg.  IV.  7,  p.  440 — 
451,  Salmas.  IMisc.  defens.  c.  30  und  darauf  Herald.  Anini.  Vl.c.  9 
fgg.  ;  dann  Heffter  S.  304  —  310,  Sehömann  S.  665—678,  Plalner 
I,  S.  215— 237,  Wachsniuth  11,  8.265,  auch  Westermann  in  Abhh. 
d.   Leipz.   Ges.  d.   Wiss.   I,   S.    65  fgg. 

10)  S.  Aeschin.  Timarcb.  §.  45  mit  dem  Schol.  Bekk.  p.  230: 
ort  l'yQdtfif  z*c   uvro   ro   n^ityfiu,    Xfyojv   oti  fiuQxiQtZ  fj.oi    odf,    xai  idfi- 

XVl'fV    «IITO     TW     flUQTX'Ql,      XfyMV     OTt    fllt^Tl'IJltg    Twöt',     fhu    ll    fllv    ^iXfyiV 

Ott  ml,  iy{iit(ffv  avToc  o  naQTvq  ort  val  jungrt'fjw  ,  fl  tjf  /xr]  ,  ofdiv 
ly{)a<f:f :  Tgl.  Isaeus  Astyph.  §.  19,  Demosth.  Stephan,  l,  §.  45,  pro 
Phano  §.  15  5  obgleich  manche  auch  von  den  Zeugen  mitgebracht 
■werden  mochten,  Stephan.  11,  §.11:  /.fXn'y.oifxtvov  y^tuufimtlov  und 
H('ik&rj  (Poll.  X,  58;  verkehrt  Martorelli  theca  calam.  I,  p.  71 — 76) 
nebst  d.  Bemerk,  v.  Herald,  p.  459  u.  Platner  I,  S.  232  fg.  \4vri- 
y^aqia,   Demosth.  Con.   §.  26. 

11)  Poll.  VIII.  55;  vgl.  Isaeus  Astyph.  §.  18,  Lycurg.  Leoer. 
§.  20,  Demosth.  pro  Phano  §.  20  und  insbes.  Theocrin.  §.  7:  tjrot 
fiugTi'^iHv   T]  f^ofivvadat. 

12)  Adv.  Neaer.  §.28:  tov  ö  In.7iu{>yov  vfiXv  y.n/.(ö  xal  uvayxäao] 
fiuQTVgftv  7j  i^o/xvvn&ai.  xuril  tov  voijiov  ,  r/  xXrjTfvacj  ainov:  vgl.  Ae- 
schin. Timarch.  §.  46  mit  Poll.  VIII.  37:  xkjjxfvfa&ai  lari.  xo 
xakiio&ui  fi?  ftuQXVQiHv ,  fxxXjjrfi'foG-ai  öi  xo  dixrjv  otffiÄftv  Ini 
X(Z  xrtq  ;^tAtac  xaxaßuktlv ,  und  dazu  Salmas.  1.  c.  p.  886;  wogejjen 
Herald,  p.  487  xkrjxivuv  so  definirt  :  ei  qxii  non  aderat,  aiiutn  ei 
denunciatiim  erat,  aut  citatus  tion  respondebat ,  poenam  leqilimam 
irroffari  postulare? 

13)  yifinonugxi'oiov  6ixrj,  Poll.  Vlll.  3()  mit  Meier  u.  Schöm 
S.  387 — 392  ;  vgl.  673,  wo  gegen  Herald,  p.  488,  der  sie  mit  x).tj- 
xfvnv  zusammenstellt  ,  und  dieses  nur  auf  öffenMiche  Klagen  be- 
schränkt, auf  Demosth.  Zenoth.  §.30  verwiesen  wird;  auch  Heffter 
S.  307  ,  der  die  dixi/  kun.  aus  Demosth.  Timotb.  §.  20  richtig  als 
Schadenklage   cbaraklerisirt. 

14)  Platner  I,  S.  94,  ScLömann  S.  707  fgg.  Kein  gesetzliches 
Alter  (von   30  Jahren?   s.  §.    129,    n.  5),    vgl.    Herald.   1.   c.  p.   471. 

15)  Hauptstelle  Demosth.  Stephan.  11,  §.  7:  (V  «v  ftJ/J  rt?  xal 
otc  UV  nuguyivTjxni  yivoftfyotq ,  x'tvxa  /.lugzX'gfZv  xtkmox'aiv  iv  yga/ifta- 
Xfiii)  yiyiinffftfva ,  ivu  fir/x  rt^tkflv  fJ/J  /ni/div  HTjTf  n(>oa&iZvui,  iol<;  yi- 
y()u/4ftfvoig ,  uxoTjv  6  ovx  föjai.  i,(i')vToq  nugxVQfZv ,  rtXXu  Xf&vfotroc;.,  xöiv 
öi  rtdvvicxojv  xal  iin(()ogi't)v  f  x  f*  a  gx  i' g  i  av  ytygannfvrjv  :  vgl.  Isaeus 
de  Pyrrb.  §.  20  fg.  mit  Scbol.  Aeschin.  F.  L.  §.  19  und  im  Allg. 
Salmas.  p.  824  fgg- ,  Herald,  p.  461 — 465,  Lelvveld  de  infamia  p. 
125  igg. 

16)  KXrj&hxK;,  Lycurg.  Leocr.  §43,  oAev  :iuuf'txXt]ioi  Demosth. 
F.  L.  §.  I;  vgl.  Aeschin.  F.  L.  §.184:  nagitxuXw  d*  Evßo\<Xov  aw- 
Tjyogov  ^  auch  Clesiph.  §.  200,  Demosth.  F.  L.  §.  290  und  Mid.  §.  205, 
Andoc.  de  IMyst.  §.  150:  divgo  ^'Avvvf ,  KfifuX.t ,  Ixt  fT>  o'  (fvXfxat  o' 
tjgvfihoi  ffiol  oi'*dtx(iv ,  und  im  Allg.  Salmas.  p.  8.")i  fgg-  ,  Herald. 
VL  10  u.  12,  p.  4.')2  fgg.  4t)7  fgg..  Heffter  S.  105.  Freilich  ward 
auch  dieses   später    Gewerbe,    s.     Plat.    Leg.    XI    e.xtr.     und    Lycurg. 

Dd2 


4£0     Th.  f^.  Der  athenische  Staat.  C.H.C.  Gerichte. 

Leoor.   §.    138;   was   bedeutet  aber  Hyperid.   c     Demosth.  im   Philol. 

III,  p.  639:  o  j-o/^o?  ai'yxuzt/yofjftv  fifv  TW  ßovXoftfuaj  x«t«  twv  koivo- 
/jtvüiv  fiotioiay  didwoi,  atii'ttaokoyfloyui.  df  »otkvnl  Anders  ders.  pro 
Euxeii.  p.  6  und  pro  Lyeoplir.  p.  27  :  l'mi  n  rüiv  fv  ttj  :iökn  Tot'rov 
dr^fioTixo)Tf(jov ,  ToT  To»j?  dtiri(fifvov(;  fljiftf  roT;  aSvvaroiq  rö)v  noXiiojv 
xivdvvniofifyoiq  ßoi^&fZv, 

17)  Demosth.  pro  Phormion.  §.  1  :  ttjv  /.„tv  unnfjiuv  twv  /öyfwv 
xnl  ojq  ii^tiKijioq  t-ffi  flfoijfiliuv,  tun oi  ntirrtc;  ufyüxf  :  doch  scheint  auch 
hier  der  Betbeiligte  wenigsicus  einige  Worte  vorher  gesprochen  zu 
haben  ,    wie   adv.    Neaer.  init. 

18)  Rhetor.  ad  Alex.  XXXVI.  22:  niv  dl  ö\tißriXkwaiv  rjft''^  "'"i 
yfyü(ia/A.fvoi'q  XnyoVQ  kfyofifv  .  .  ij  w;  inl  /iLO&äi  Tivl  ni'VTfyofjoiipttv  .  . 
(24)  K(tl  fi/v  Tt?  tjniiii  ötx('L,fo3<ti  Xfyrj  öidftaxuv  //  XoyoiK;  ötxavixoi'q 
ot'yyniiifuv :  vgl.  isocr.  71.  ihiid .  §.  41,  Demosth.  Theocrin.  §.  19,  und 
mehr  bei  Pierson,  ad  iVloer.  p.  24i,  Ast  ad  IMaton.  Phaedr.  I,  p.  501, 
Stallb.  ad  Euthyd.  p,  46;  koyoyQdifoi,  oder  Xoyonotol  =:  oogtioitti, 
Demosth.   F.    L.  §.    246. 

§.  143. 
Die  Entscheidung-  der  Richter  erfolgte  ohne  vorgän- 
gige Berathschlagiing  ^)  in  geheimer  Abstimmung  ^)  mit- 
telst weisser  und  schwarzer  oder  ganzer  und  durchlö- 
cherter Stimmsteine  ')  ^  Gleichheit  der  Stimmen  entschied 
für  den  Beklagten  *).  Auf  die  Verhandlung  über  Schuld 
oder  Unschuld  folgte  ausserdem  gegen  den  Schuldigbe- 
fundcnen  Ja  vielen  Fällen  noch  eine  »ur  Bestimmung 
der  Strafe  oder  Schätzung  ^) ,  und  zwar  nicht  bloss  bei 
öffentlichen,  sondern  selbst  bei  Privalklagen,  insofern 
auch  diese  auf  Busse  oder  Schadenersatz  gerichtet  seyn 
konnten  ^).  Alle  Rechtshändel  zerfallen  in  dieser  Bezie- 
hung in  unschätzbare  und  schätzbare  ^),  je  nachdem  der 
Nachtheil  für  den  Verurtheilten  bereits  durch  Gesetz  oder 
den  Inhalt  der  Klage  selbstverständlich  gegeben  ^)  oder 
aber  dem  Antrage  des  Klägers  9)  und  dem  Ermessen  der 
Richter  anheimgestellt  war  '")  ,  welche  in  diesem  Falle 
*  nach  Anhörung  beider  Theile  auch  unter  sich ,  wie  es 
scheint,  beriethen  *i)  und  hiernach  bestimmten,  was  der 
Verurtheiite  zu  leiden  oder  zu  zahlen  haben  solle  ^^). 
Auch  für  den  Kläger  konnte  übrigens  der  Verlust  des 
Processes  erhebliche  Nachtheile  nach  sich  ziehen  ,  die 
abgesehn  von  einzelnen  noch  schärferen  Bestimmungen  '^j 
wenigstens  da  als  Regel  galten  ,  wo  ihm  nicht  einmal 
den    fiinften  Theil  der  Stiuimesz   für  sich  zu   erhalten  ge- 


§.  143.     Der  Richterspruch  und  seine  Folgen.       421 

lun{i^en  war  '*  :  selbst  in  Prlvatprocesscn  schuldete  er 
alsdann  dem  Geg'Jier  eine  Busse  im  Betrag'e  des  sechsten 
Theils  der  in  Anspruch  (genommenen  Summe,  enoißeXivt  *^), 
und  in  öffentlichen  zahlte  er  neben  dem  Verluste  des 
Rechts  in  Zukunft  wieder  eine  ähnliche  Klagte  anzustel- 
len ^^)  tausend  Drachmen  an  den  Staat  ^'^),  ganz  dieselbe 
Strafe  wie  wenn  er  die  anhängige  gemachte  Sache  vor 
der  richterlichen   Entscheidung-  fallen   Hess  '^). 

1)  Aristot.  Politic.  II.  5.  8:  iv  fi)v  rij  Stnirr^  .  .  .  xoifoloyovvrat 
itXktjXoii;  7if()l  TTJq  xniafox;  ,  }v  6i  roVq  dixnnrt^Qioiq  oi'x  l'nriv ,  ukkti  xal 
TOt'vavviov  XüVXU)  röjv  vo^to&itwv  ol  jiokÄol  nrtouaxufti^ovoiv  oTlox;  ol  äi- 
xunral  (irj  xotjioAoywi'rnt  nouq  nXXijXov:;  :  vgi-  auch  Plat.  Leg.  IX,  p. 
876  A  mit  m.   Abb.   de  vestigiis  p.    47. 

2)  KQvßÖTjv ,  Ljcurg.  Leoer,  §.  146,  Tgl.  Wernsdorf  ad  Plut. 
Qu.  gr.  p.  43  und  Schömann  im  Ind.  lect.  Gryph.  1839  —  40  (oder 
Zeitschr.  f.  d.  Alt.  1841  ,  S.  1243  fgg.)  gegen  Scott  tlie  Atlienian 
bhllot  and  secret  suffrage,  Oxford  1838,  8,  der  wenigstens  für  die 
früheren  Zeiten  Oeffentlichkeit  der  Abstimmung  verlheidigt;  und 
wirklich  finden  sieh  nicht  nur  in  den  ausserordentlichen  Fallen  bei 
\enopii.  Hell  I.  7,  9  und  Lysias  4gorat.  §.  37,  sondern  auch  bei 
iiarpocr.  s.  xddinxoq  Spuren,  wozu  Ross  in  Jahn's  Archiv  1,  S.  351 
noch  Aeschyl.  lüum.  742  und  Schol  Aristoph.  \'esp.  991  fügt,  dnss 
früher  tür  einen  Stimmstein  zwei  xadoi  ,  ein  dnokkvt;  oder  &nr(txov 
und  ein  «noii'wv  oder  IXfov  aufgestellt  wurden,  wobei  das  (leheim - 
niss  der  Abstimmung  schwer  zu  erlialten  war;  das  später  übliche 
N'erfahren  jedoch,  das  selbst  die  Stelle  bei  Lykurg  nicht  ausschliesst, 
bielet  zwei  Stimmsteine,  die  zwischen  einer  gültigen  und  einer 
Controlurne  vertheUt  werden  ,  vgl.  Poll.  VIII.  123  und  Schol.  Ari- 
stoph. Equ.  1150  oder  Vesp.  987:  ovo  yo^j  (xn<po(>H(;  tlotv  ,  mv  o  ftiv 
xii(}toq  kfyofifvoi;  /aXxovi;,  tlq  uv  ttjv  xl'()i(tv  xprjqov  xa&iforiv  ol  dixuoTui 
Tj  xarMdiKai,ovTi(;  i^  (cnoXi'ovTf^ ,  »  df  f'riQoq  ^vXivoq,  ilq  ov  i«?  ilxvQovq 
xu&Unav:  und  es  fragt  sieh  nur,  wie  alt  die  Conlrolnrne  ist?  S. 
.Schwarz  de  suffragiorum  in  Atheniensium  judiciis  latorum  ratiouc 
aliqua  contra  Rossium  dispulatio  ,  (>elle  1847.  4.  In  Privatsachen 
z.  B.  Ii)rbstreitif,keiten  ,  wurden  übrigens  fortwährend  so  viele  xadi- 
nxoi  als  Betheiligte  aufgestellt,  s.  Isaeus  de  Hagn.  ^.  10  mit  de  Boor 
Intestaterbrecht  S.    103    fgg.,   auch   Xenoph.   Symp.  c.   5   extr. 

3)  AmxTJ  xal  nXriQ7](i  ipijcfoq,  Lucian.  pro  merc.  cond.  15  und  da- 
gegen diaxfTQVTiTjfxhT]  ,  Aeschin.  Timarch.  §.  79  biit  d.  Schol.  Bekk. 
p.  23.i  :  tyviiifitv  yH{)  TioXXuxiqf  cT»  notl  /itv  fipr]<fiL,ovro  ol  di,xnOTnl  dirl 
Xn'xtjq  xnl  fifXtlivrjq  xpt/qiov  ,  xrtl  rjv  fifv  Tj  ftflrtivii  tj  xitrn\i.'t^g)t!^ofifvr/,  r/ 
df  XfvxTj  q  (JW(,oii(7«"  noT*  f)f  diu  TH(jiiTii/,ufyij<;  xui  itr {fr/ton  x.  z.  X.:  vgl. 
Petit  Leg.  AUic.  p,  419  fgg.,  Meier  u.  Schöm.  S.  720  fg,r.,  Platner 
I,  S.  188,  und  das  Verzeichniss  aller  axtvrj  (Üixitmixii  bei  Poll.  VIII. 
16  und  X.  Ol.  Ein  eigener  Fall  ist  übrigens  bei  Isaeus  Dicaeog. 
$.  18:  niiy/otqovvTMv  rjnütv  r-jj  liijxovri,  futj  ovvri(ji,>9fifi:v  uXXd  nny/ffii 
T«?   xprfffovq, 

4)   Kurip.    Klectr.    1270,   Aristot.    Problem.  XXiX.13,    Rhetor.  ad 
Alex.  XVIIl.    3i    vgl.  Senec.    Kpist.  81:    teiis   scntentüs  paribus  ab- 


422      77t.  y.   Der  athenische  Staat.  C.  II.  C.  Gerichte. 

solvitur,  et  semper  quidquid  dubittm  est  humanitas  inclinat  in  melius; 
und  über  den  mythischen  Ursprung  Stanley  ad  Aescbyl.  lium.  738 
u.  7ö6  nebst  den  Diss.  de  calculo  Minervae  von  Boeder  (Oiss.  aca- 
dem.  T.  r,  p.  200—238),  G.  G.  Glöckner  (Heidelb.  J676.  4),  und 
A.  C.  Stockmann  (Lips.  1796.  4);  die  neuerdings  desshalh  erhobene 
Controvers  (G.  Hermann  Opusc.  VI.  '2,  p.  189  —  198;  O.  Müller 
Anhang  zu  Aescb.  Lumen.  S.  40  %g- ;  vgl.  "Wieseler  Conject.  p, 
cxiv  fgg.  und  Haym  r«r.  div.  apud  Aeschyl.  cond.  Berl.  1843.  8, 
p.    40)  ist  für  die   geschicbtIlcLe   Thatsache  gleichgültig. 

5)  Aeschln.  Ctesipb.  §.  197  :  fnnöav  rf/  nooWjj  ^•Tj(fbj  fxrj  kv&fi 
tÖ  nagüvofiov ,  rjdij  ro  zgirov  i'J'oj^  fy/fixnt  ifj  riftTjOfi,  vgl,  Demosth. 
F.  L.  §.  290  :  tnl  fifv  xfjq  nQ0)T7]q  \p7'i<fiov  oi'cJ  i'nuxovant  y.ukovnivoi; 
y&fi.)jau(; ,  elq  di  to  ri/ur/nu  uvußäq  A.r.k.:  auch  Aristog.  I,  §.  83, 
adv.  Neaer.  init.  ,  und  mehr  bei  Heffter  S.  332  fgg.  und  Meier  u. 
Schöm.  S.  724  fgg. 

6)  Für  die  Privatklagen  stellt  es  Herald.  Anini.  III.  1,  p.  191 
fgg.  (gegen  Salmas.  Mise,  defens.  p.  236  fgg.),  nur  die  tJt'x?/  alxinq 
nach  Harp.  p.  1 1  ausgenommen  ,  in  Abrede  (insbes.  nach  Demosth. 
Mid.  §.  25;  vgl.  auch  Lex.  rhetor.  Dobr.  p,  667),  s.  inzvr.  Hefl'ter 
S.  239  und  Meier  u.  Schöm.  S.  184  fgg.  Doch  muss  man  aller- 
dings mit  Platner  I,  S.  192  fgg.  den  Unterschied  zwischen  Straf- 
und  Liquidationsverfahren  vrohl  in  Acht  nehmen  ;  vgl.  auch  Schö> 
mann  ad  Isaeum  p,  229   sq. 

7)  Vgl.  im  Allg.  Herald.  III.  1  —  6,  und  nach  ihm  Matthiae  de 
jud.    p.  275  —  277,   Heflfter  S.    !77,   Meier  att.    Proc.  S.    171    fgg. 

8)  AtLjutjtoq  dlur],  riv  oiix  ioii.v  imoniuijaua&di,  rtXXu  roaonTov  ri- 
tiiitixui.  "oOQV  tntyiyQanrui,,  PoU.  VIII.  63;  vgl.  Demosth.  Mid.  §.  90, 
Aphob.  §.  67,  Pantaeo.  §.  40,  Callicl,  §.  18  u.  25,  und  mehr  bei 
Schmeisser  de  re  tutel.  Athen,  p.  33 — 42,  namentlich  über  die  Ver- 
wechselung der  Begriffe  n/zrjroi;  u.  nrifit^rog  bei  Suidas  I,  p.  371. 
Auch  wo  das  Gesetz  wie  bei  Dinaich.  Demosth.  §.  60  eine  Alter- 
native  lässt ,  nach    Meier;    anders   Heraldus  und    Platner   S.    196. 

9)  'F.Tiäyftv  TißT/tin,  TLfi('aB-ai  rtvi.  Tivoq,  vgl.  Plat.  Apol.  p.  36  B 
mitd.  Rrki.,  wogegen  der  Beklagte  H'nri/iÜTni  oder  imon/uürat,  Xe- 
noph.  Apol.  c.  23  ,  vgl.  oben  n.  5  und  mehr  bei  Petit  p.  424  und 
Böckh  Staatsh.  I,  S.  490.  Auch  bei  Privalklagen  zur  Schätzung 
des  Schadens  u.   dgl.;    s.   Heffter  S.   335. 

10)  Ti/^äv ,  Demosth.  Timocr.  §.  118,  z.  B.  twv  intyfyQafinfvwv, 
pro  Phano  §.  8;  t^v  fiuA^äv,  Aristoph.  Vesp.  106;  vgl.  das.  167 
nivnxiov  Tt/iT/Ttxc)'  d.  h.  xarn^ixanTixör  (Schol.)  'ottou  t//v  fAnxqdv  /u- 
(yünaovTK;  xurtdixai^ov  rj  Tjjv  ftix^uv  äniXiiov,  mit  l'oll.  V 1 1 1.  1  6  (^«A^/^, 
fyxfvx()it;). 

11)  Darauf  deuten  wenigstens  die  nf/oorifujftrtTa  (oder  fnaina, 
Poll.  VIII.  22),  Strafschärfungen,  wie  bei  Demosth.  Timocr.  §.104: 
Jfdfod-ui  di  .  .  f(iv  nQonTiftrjaT/  7j  rjkiuiu  '  7iQor)ri,ft~ta&at.  df  to*  ßox'ko- 
fif*ov ,  ovitv  TifQl  rov  rif^i'/iuuToq  f/ :  vgl.  Lysias  Theomnest.  I,  §.  16 
und  mehr  bei  Böckh  Staatsh.  I,  S.  491,  Meier  Bon.  damnat.  p.  108, 
Leiyveld  de  infamia  p.  75.  Bestrittener  ist  es,  ob  sie  auch  einen 
Mittelweg  zwischen  der  Schätzung  des  Klägers  und  Beklagten  ein- 
schlagen durften;  vgl.  Heffter  S.  334.  Platner  I,  S.  20t,  Sehömann 
in  .lahrb.  f.  wissensch.  Kritik  1827,  S.  1388;  für  Clvilansprüche 
dürfte  f.s  jedoch  aus  dem  tTnx(>hnv  bei  Harpocr.  p.  11  hervorgehn ; 
s.  auch    Demosth.  Onetor.  .1,  §.  32.  < 


§.144.  Vollziehunij  d.  Rechtspruchs.  Contuniazurtheile.  423 

12)  O  Tt  XO'^  nu&iiv  t)  dnoTtoat,  vgl.  Ast  aJ  Fiat.  Remp.  p.  356 
und  Meier  u.  Schöm.  S.  739.  Nach  DeiDosth.  Lept.  §.  155  wäre 
diese  Alternative  strict  zu  verstehen  :  'iv  ixuorm  zifir^ftu  vnüi)xit  öiu 
Tov  vo/iov  .  .  oncTf^ov  (iv  To  6txaoTr/()iov  rifiTjotj ,  nu&tiv  tj  unoxXaai, 
ufKföxfQa  df  t^Tj  f^fOTOJi  dagegen  s.  jedoch  Plattier  I,  S.  205  fgg., 
den   Lelyveld   p.   268   nicht  widerlegt  hat. 

13)  Vgl.  z.  B.  üemosth.  Theocrin.  §.  21  :  to  i^ftiav  toi'  n/uijfta' 
TO?  o^fikn,v  rä)  dt^nooiüj,  o;  «v  ^o^Jj  l'^fj  rf'xatw?  fi?  n^v  i^ni&f()iav  u(pi- 
Ifo&m:  ja  nach  Poll.  Vlll.  41  zog  eine  falsche  Anklage  doißfinq 
den  Tod  nach  sich.  Ob  aber  C.  D.  Erhard  de  ejus,  qui  delicti 
niajestatis  falso  civem  accusaverat,  apud  Athen,  poena,  Lips.  1795.4, 
hierher  gehört ,   vreiss  ich  nicht. 

14)  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  677:  jiQÖazi/xov  (d.h.  tTnoßtUal  vgl. 
Harp.  u.  Phot.  s.  v.)  i'xuxo  roj  firj  nixuhtßövxi  rö  nfunxov  nf^oq  rwv 
\prj(fO)v  (auch  xovniniiimov ,  Dindorf  ad  Aristoph.  fgm.  p.  48]  .  •  iv 
df  xolq  dr^ßoniakq  üywoiv  i^Tjfii,ovvxo  tiqwxov  n(jö(;  uxiftiuv  (§.  124,  n.  6) 
(oaxf  fiTf  i^fivui    ftr/xf  ygdxpaa&ui,    nu^nvofxMv    i^^r^xi   q>iuvn.v  ftr/xi   vq.T]Ytl- 

(  a&ai'  iav  yQuttJUfiivoi;  ixtj  int\'h\d-i]  ,  onoi<i}(;'  nigl  öf  t^?  fiaayyfi.ia^  . . 
ol  diy.aaxal  xif^wai.  Heber  lezteren  Zusatz  s.  §.  133,  n.  7  ;  eine  an- 
dere Ausnahme  vielleicht  de  injur.  action.  p.l7  (gegen  Bake  Schol. 
bypomn.    III,   p.   viii   fgg). 

15)  Von  der  Drachme  einen  Obolus,  vgl.  ßemosth.  Aphob.  I» 
§.  67,  Everg.  §.  64,  und  mehr  bei  Höckh  Staatsh.  I,  S.  479  —  488, 
dessen  Ansicht  jedoch,  dass  sie  überhaupt  ö  ulgi&flq  (Poll.  VIII.  39) 
habe  zahlen  müssen  ,  richtiger  auf  Widerklage  ,  Paragrapbe  u.  dgl. 
beschi'änkt  wird ,  für  welche  dieses  allerdings  (wenigstens  seit 
Archinus ,  Isoer.  Callim.  §.  3)  sicher  ist,  s.  Poll.  Vlll.  58  mit 
Bake  Schol.  bypomn.  III,  p.  261  fgg.  und  im  Allg.  HefiFter  S.241, 
Platner  I,  S.  17; — ISO  und  insbes.  IMeier  u.  Schöm.  S.  641  fgg. 
mit  729 — 734;  über  die   Phasis  oben  §.   136,  n.    16. 

16)  Demosth.  ISicostr.  §.  1  :  ixi,v6i<vniov  d'  Sv  rtf^l  xf  ;|fiiltwv 
^Qttx/uwv  xal  xov  (iTj6fnoxf  tirjdfva  uv&(.<;  VJifQ  (fiavxov  yQuxpa&ai:  vgl. 
Aristog.  II,  §.  9  und  mehr  bei  Meier  Bon.  damnat.  p.  133  fgg. 
und    Lelyveld  p.   258. 

17)  XüUic;  oifXinxftvHv  oder  ;^tAto»'ai?«i,  Poll.  VIII.  23,  vgl.  Schol. 
Demosth.  Androt.  §.  3,  p.  593  und  mehr  bei  Meurs.  lect.  Attic. 
V.  13,  Herald.  Anim.  VII.  16,  p.  532  fgg.,  Böckh  Staatsh.  I,  S. 
498—501,  Heffter  S.  130  —  132,  Meier  u.  Schöm.  S.  734-738, 
Fritzschc   .Aristoph.    Daetal.   p.    119- 

18)  Demosth.  Theocrin.  §.  6:  x«v  fiTJ  inf^iij ,  xiklao,  fxfgaq ,  iva 
filjxi  ovKoipuvri/  ftrjSflq  (.-qx  ildunv  l'/oav  fQyohiß^  xal  xadvcfiij  xu  xjjq 
niXfMq:  vgl.  Demosth.  Mid.  §.47  mit  Herald.  11.  10,  p.  126,  Hudt- 
walcker  S.  159  fgg.,  Heflter  S.  443  fgg.  ,  Platner  I,  S.  126—130; 
über  xn&vgxniq  (praevaricatio)  auch  Poll.  VIII.  143  und  Hemsterh, 
ad  Lucian.   I,  p.   300   Bip. 

§.  144. 
Ging^    der    Spruch    des  Gerichts    auf  Schadenersatz, 
Aushändigung  oder  Geldbusse,  so  ward  dem  Verurtheil- 
ten  eine  Frist  gcsezt  ^),  nach   deren  Ablauf  er  in  Privat- 
sachen von  dem  siegenden  Theilc  entweder  gepPändet  *) 


Th.F".  Der  athenische  Staat.  C.II.  C.  Gerichte. 

oder  mit  der  dixij  i^ov/.T^s  belangt  werden  konnte,  deren 
Verlust  eine  gleiche  Busse  an  den  Staat  nach  sich  zog  ^)  5 
in  öffentlichen  aber  ward  er  sofort  als  Staatschuldner 
uTLftos  und  konnte  sich  nur  durch  Bürgen  von  persön- 
licher Haft  befreien^  ja  Bach  Ablauf  der  bestimmten 
Frist  verdoppelte  sich  die  Schuld,  und  der  Staat  machte 
sich  bei  fortwährender  Säumigkeit  an  seinem  ganzen 
Eigenthume  bezahlt ''^j.  Von  der  Vollstreckung  der  Lei- 
besstrafen und  der  mit  diesen  in  der  Regel  verknüpften 
Confiscationen  ^)  durch  die  Eilfmänner  war  schon  oben 
die  Rede  ^)  5  nur  erfolgten  jene  keineswegs  immer  im 
GeTängnisse ,  sondern  gemeine  Verbrecher  wurden  dem 
Scharfrichter  '')  übergeben  ,  der  ausserhalb  der  Stadt  in 
der  Nähe  der  Grube  wohnte,  in  welche  die  Leichname 
der  Hingerichteten  geworfen  wurden  ^).  Dass  endlich 
auch  Strafen ,  welche  Archonten  und  andere  Behörden 
innerhalb  der  Gränzen  ihrer  Berechtigung  verhängten, 
die  gleichen  Folgen  hatten,  versteht  sich  von  selbst^); 
und  dasselbe  gilt  von  den  Contumacialurtheilen  *°),  zu 
welchen  die  instruirenden  Behörden  ebenso  wohl  wie 
die  Gerichte  in  jedem  Falle  berechtigt  waren,  wo  eine 
Partei  *^)  die  anberaumte  Verhandlung  ohne  rechtsgülti- 
gen Entschuldigungsgrund  versäumte  ^-).  Fristgesuche 
mnsstcn  mit  eidlicher  Angabe  der  Verhindernngsgründe 
begleitet  werden  '5)^  über  welche,  wenn  die  Gegner  sie 
anfochten^*),  die  Gerichte  zu  entscheiden  hatten^  Straf- 
erkenntnisse gegen  Abwesende  wurden  auf  ähnlichen 
Schandsäulen  verzeichnet'^),  wie  sie  auch  sonst  wohl 
das  Andenken  grosser  Verbrecher  brandmarkten  '^), 

1)  rjQo&fOftin ,  Arg.  Demosth.  Aristog.  I,  p.  768;  daher  fxnQo- 
O-taftoc;  =  vntiiTjfintoq  f  säiimi)];.  S.  im  Allg.  von  Vollstreckung  der 
L'rUieile  Heffter  S.  453  %g.  ,  Meier  u.  ScLöm.  S.  739-752,  Plat- 
ner   I,   S.    42D— 442. 

2)  'F.fh/VQn  kußfVv ,  frf%v()rt>^Hv ,  s.  Snlmas.  de  modo  usur,  c.  13, 
Spnnli.  ad  Aristopb.  Plut.  451,  Hudtvraicker  S.  li^O  fgg- ,  bei  lie- 
{;<?nden  Pfändern  tmlnifvnv ,  Bekk.  Anecd.  p.  249.  Bisweiler,  mit 
Hülfe  der  DemarcLen,  Aristoph.  Nub.  37  ;  s.  oben  §.  122,  n.  5)  oder 
eines   Amtsdieners   {i'ntjfihTfq ,     Demostb.   Everg.   §.   33. 

3)  Demostb.  Mid.  §.  81:  Xußoiv  dt  viii(}rjftiQov  »ul  fX">^  t  ov6(vij<; 
Tjypüfttji'  nmnoTi  rön  roj'ror  dkkd   Xa/oiv  ilovXi^t;  n.r.k.    Vgl.  dens.  §.  44, 


§.144.  VollzitJiunq  d.Rechtspriichs .  Conliimazurlheile.  425 

Arg.  Onelor.  I,  p.  869,  und  mehr  bei  Petit  V.  4,  p.  509  ,  Herald. 
VII.  2ü,  Hudtwalcker  S.  137  —  152,  Böckh  Staatsb.  I,  S.  490,  Jleier 
u.  Scböm.  S.  485—488,  Lelyveld  p.  208  —  214,  auch  Platner  li,  S. 
295  fg.,  namentlicb  über  die  nrsprünglicbe  Eigeiiscbaft  eines  inter- 
dictutn  linde  vi  (fifiXf.ii.v  ^^  iSfigyfiv,  s.  Buttmann  Lc\il.  fl,  S.  148, 
fiöekb  C.  Inscr.  I,  p.  810),  woraus  später  erst  die  einer  actio  rei 
judicatae  bervorgegangen  ist,  und  über  die  verwandten  Reebtsmit- 
tel  öixij  x'tQTiov  oder  ivoixiov  und  ovnL'xq  Harpocr.  p.  224  und  Hudt. 
walcker   S.    131    fgg.   mit  m.    Privatalt.    §.    71,    n.    ]2   fgg. 

4)  Adv.  Neaer.  §.  7;  vgl.  oben  §.  124,  n.  l7  u.  §.  126,  n.  15 
und  mehr  im  Allg.  bei  Böcbb  Staatsh.  I,  S.  512  fgg.  ,  Meier  Bon. 
damnat     p.    152    fgg.,   Lelyveld  de   infamia  p.   240    fgg. 

5)  ^  gl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  97  fgg.  und  m.  Privatalt.  §.  70, 
n.    15   fgg. 

6)  S.  oben  v).  139  und  über  ihre  Diener  {i'riTjiJfTni;  Plat.  Pbaed. 
p.  116  B,  Xenopb.  Hell.  H.  3.  54,  Plut.  V.  Pboc.  c.  35;  n«p«or(i- 
Tfu  ,  Bebk.  Anecd.  p.  296)  d.  Erkl.  z.  Aristopli.  Plut.  3-^6  und  Lll- 
ricb  S.  233.  Ein  besonderer  Gebrauch  bei  Schol.  Aristoph.  Vesp. 
991;  uaßSov  KUTf/fi  nuQfOTOjq  o  xijfji'^  7/  diofAo&f-TTj<;  y.iu  rovrcu  fTit-ri- 
&T/a^  rotq   xura\prj(pin8-iyrit^ .,   Iva   (itTj   f'rffjoq   avd-    fXfqov   unaxdtj. 

7)  QnvuTov  dixairoq  y.mn-ipri(fia(iß(voi.  Tcy  ärj^iioj  nagidorf  xal  rlnt- 
TVfinaria&r/ ,  Ljsias  Agorat.  §.  56;  auch  drjftoKoivoi;  (Antipho  Vene- 
fic.  §.  20)  oder  dr^ficaiot;,  obgleich  diesen  die  Grammatiker  als 
Folterknecht  auffassen  ,  vgl.  Amnion,  diff.  vocab.  p.  40  und  mehr 
bei  Lobeck  ad  Phrynicb.  p.  476;  doch  schwankt  der  Sprachgebrauch 
■wie  die  Lesart  bei  Aeschin.  F.  L.  §.  12ü  und  Plat.  Theag.  p.  129  A  ; 
S.  Poll.  Vin.  71  :  0  ö'f  TinQakaußuvüiv  toi'?  fiyaiQovnivovt;  y.aXfXxut 
äljutoq ,  öj^ßonoivoc  y  o  n(>o<;  tw  cQvyftaii'  xal  T«  fgyuXftu  ttvrov  iiifoq, 
ßgo^og  ,  Tiifinuvuv  ,   ffuQftaxov, 

8)  Bekk  Anecd.  p.  219:  ßägaS-gov  'A&TJfT/ni  ?jv  ogvy/xn  ri  iv  Kn- 
Qiaöwv  ÖTjub)  rf/q  OlvTjido(;  qx'Xrjq,  ili;  o  toiq  frtl  i}uvüroj  xnruy>ojOi9f%i- 
Titq  fvfßtü.ov:  vgl.  Privatalt.  §,  72,  n.  22  fgg.  und  Topographisches 
bei  Osaun  zu  Stuart  u.  Revett  v.  Wagner  II,  S.  286,  den  Boss 
Theseion   S.   44  nicht  beachtet  hnt. 

9)  Vgl.  Lycurg.  Leoer.  §.  121  :  unaynyhiv  ^A&tjvuLoiv  tÖv  ßovXö- 
ftfvoy  ngoc  toi?  Btnuodfruq ,  nugaXußovTuq  dl  nngadorvat  roi  inl  tov 
ogi'yfturoq:  und  die  iyygn<pTJ  der  Geldbussen  bei  Lysias  pro  miiite 
mit   Böckh   Staatsh.    I,   S.' 510. 

10)  Egrjuoq  6ixtj ,  örrtv  fitj  nttgovKon  n/A(forfgo)v  o  dixanrn.-  rnv 
ip^tpor  fTifvfyxT]  xard  tov  ilnövToq,  Bekk.  Anecd.  p.  245;  vgl.  De- 
mosth.  Mid.  §.  81  und  Ath.  Xlll.  95  mit  Hudtvraicker  S.  89  fgg. 
und  Heffter  S.  .356  fgg. 

11)  Vom  Kläger  s.  Platner  I,  S.  1.32;  für  den  Beklagten  be- 
zweifelt es  in  der  Instructionsinstanz  ders.  II,  S.  xii;  doch  s.  Bekk. 
Anecd.  p.  185:  dixr/q  ilviixgioiq,  i''v  fiij  >')fX?j  J  (ffryoiv  n'gf/}f/int,  xgi- 
oiq  yiyvfznt,  woraus  Heffter  unbegreiflicherweise  das  Gegenthcil 
schliesst.  Nur  an  eine  Geldstrafe,  wie  sie  Petit  p.  404  aus  Schol. 
DeuiOsth.  Mid.  p.  540  ableitet,  ist  nicht  zu  denken,  s.  Meier  Bon. 
damnat.  p.    I  35. 

12)  "O?  fic  T»?v  xvginv  ftf)  unnvxüjr^,  s.  im  Allg.  Meier  u.  Scböm. 
S.   693   fgg.  und  oben   §.    142.  n.    1." 

13j   Daher  rnu/nootu  (auch  ünmfioaia?  Lex.  rhetor.    Pobr.  p.665j 


426      Th.F.  Der  athenische  Staat.  CIL  C.  Gerichte. 

ro  x'nfQri&fO&at  Sixrjv,  nQo<füoii  XQ'>Jf'f*'0''  uTtoÖT//A,M  rj'  voooj  ?}  T»»t  tw» 
nuQunXijaiiov  fitd^  'oqxov,  Harpocr.  p.  290  ;  vgl.  z.  B.  Demosth.  Theo- 
crin.  §.  43  und  mehr  bei  Hudtwalcker  und  Sehöinann  II.  cc,  auch 
Platner  I,  S.    180  fgg. 

14)  'Av&vTKtifionia ,  vgl.  Demosth.  Olympiod.  §.25  und  im  Allg. 
Schol.  Aesehin.  F.  L.  §.  94:  rov  (f'f}iyoi'Toq  oxTjmoiXivov  xn/nviiv  xat 
ofivvovTog  o  uvtidixoq  fxy&vnoßvvrut  cfxtaxo»  avTov  nqoOTioiilo&ut.  ^  xat 
nipl  TovToii  öiukaußuvovaiv  oi   ämaOTuL. 

15)  Andocid.  Myster.  §.  78:  onoaa  Iv  ari^kuiq  y/yganrai,  räiv  fir^ 
fv&üSi  jufivuvTO)-^:  vgl.  Lyjurg.  Leoer.  §.  118  und  Artstot.  Rhetor. 
II.  23.  25  mit  J.  T.  Krebs  de  Stelitis  Ätheniensium  ,  Lips.  1744.  4 
oder   Opusc.  p.    43   fgg. 

16)  Vgl.  Lelyveld  de  infamia  p.  26  (gg.  und  über  die  Steliteu- 
sis  des  Arthmios  von  Zeleia  (gegen  Spengel  in  Abh.  d.  Bayr.  Akad. 
1840  philnl.  Cl.  III,  S.  198fgg.)  Funkhänel  in  Zeitschr.  f.  Allerth, 
1841,  S.  305 — 313;  auch  den  analogen  Fall  bei  Sauppe  Inscr.  Ma- 
ced.  p.  20,  und  über  den  metitphorischen  Gebrauch  von  OTijkLvTjq  und 
OTTjkiTfVftv  Wernsdorf  ad   Himerium   I.    12,  p.  36. 

§.  145. 
Gegen  Contumaeialurthelle  konnte  übrigens  auf  Re- 
stitution in  integrum  geklagt  werden  *)^  während  ei- 
gentliche Appellationen  von  Urtheilsprüchen  der  Volks- 
gerichte mit  dem  Charakter  dieser  als  Ausschüsse  und 
Vertreter  der  obersten  Staatsgewalt  unvereinbar  waren  2). 
Selbst  gegen  Beamte ,  in  soweit  sie  Richtergewalt  geübt 
hatten ,  scheinen  vielmehr  Klagen  und  Beschwerden  als 
Berufungen  stattgehabt  zu  haben  3)  •  und  wenn  auch  ein 
gerichtlich  zugesprochenes  Erbe  von  dem  besser  berech- 
tigten Dritten  bis  zur  Verjährungszeit  wieder  angefoch- 
ten werden  durfte*),  so  konnte  dagegen  ein  Verurtheii- 
ter  nur  in  wenigen  bestimmten  Fällen  ^]  den  Spruch  da- 
durch rückgängig  machen  ^) ,  dass  er  die  Falschheit  der 
gegenthelligen  Zeugen  nachwies.  In  andern  Fällen  stand 
ihm  aber  auch  dann  nur  der  Regress  an  die  Zeugen  ^) 
und  seinen  Gegner^)  auf  Schadenersatz  zu;  und  wo 
also  gleichwohl  der  attische  Rechtsgang  noch  Appella- 
tionen kennt  ^),  beziehen  sie  sich  in  überwiegender  Mehr- 
zahl auf  das  Institut  der  Schiedsrichter  oder  Diaeteten  ^\ 
das  freilich  später  um  der  damit  verknüpften  geringeren 
Kosten  und  Gefahren  willen^')  eine  solche  Ausdehnung 
erhalten  halte ,  dass  dieselben  förmlich  als  eine  erste 
Instanz  in  den  meisten  Privatprocessen    betrachtet  wer- 


§.  145.     Berufungen.  —    Schiedsrichter.         427 

den  dürfen  ^^).  Von  freigewählten  oder  sogenannten 
conipromlssarischen  Schiedsrichtern  gilt  dieses  allerdings 
nicht,  indem  deren  ßestlmuiung  vielmehr  dahin  ging, 
einen  Rechtstreit  ohne  richterliche  Daznischenkunft 
endgültig  zu  entscheiden  ^^j  ;  daneben  aber  finden  wir 
wenigstens  seit  Euklid  *''■)  alljährlich  eine  Anzahl  ^^)  öf- 
fentlicher Diaeteten,  die  über  fünfzig  Jahre  alt  seyn 
mussten  ^^)  und  die  Processe  ,  die  sie  als  Einzelrichter 
schlichten  sollten,  durch  das  Loos  von  der  Instructions- 
behörde  in  der  Art  zugewiesen  erhielten  ^''J,  dass  der 
jedesmalige  Diaetete  der  Phyle  des  Beklagten  angehörte  ^^j. 
Eine  Beeidigung,  wie  sie  bei  den  Privatschiedsrichtern 
vorkam  ^^) ,  lässt  sich  bei  ihnen  nicht  nachweisen :  um 
so  seltener  aber  begnügten  sich  die  Parteien  bei  ihrem 
Spruche ,  während  jenen  gegenüber  nur  die  Nullitäts- 
klagen gegen  Gontumacialurtheile  und  der  Regress  an 
die  Person  übrig  blieben  ^o). 

1)  Tijv  tqrjaov  nMXilayiZv ,  DemostL.  Zeiioth.  §.  27  ;  vgl.  Poll. 
VIII.  61  :  nvrii.uy(Zv  dl  öUtjv  i^fjv ,  onöxf  tjc  ftrj  nagwv  iv  6ixa- 
arijQioj ,  xaraxij^n'X&flq  xul  /j.tJ  i'Tiuxovojr  iQV/HTjv  ocfkoi'  tlvrilnyilv  6f 
ivroq  dvo  firjyüv  vn/JQ/iV  il  d'f  fir]  tovto  oxoLtj  ,  ro  fy/fygafifihov  w(f).i 
xai  uTifioq  jjv.  Hei  Diaeteten  (s.  nachher)  Liess  es  insbesondere  t?,'» 
ftjj  ovouv  di/.rjy  (ivriXa/ftt' ,  und  niusste  binnen   zeLn  Tagen  eingelegt 

werden;    s.    FLot.    Pors.   p.  267.   673  und    im   Allg.   Hudtw.    S.   99 

114,     Heffter  S.  358  fg  ,    Meier  n.  Schom.    S.    756   fg.,     Platner   I 
S.   396  fg. 

2)  'Avv-ifv&Tvoi ,  Aristopli.  Vesp.  607,  s.  Oemosth.  Timocr.  §. 
117  mit  Tittniann  -S.  203,  nanientiicli  aucL  das  Gesetz  bei  dems. 
§.  54  oder  Leptin.  §.  147:  oaoiv  äixj]  ngörfqov  fytvfro  ^  n'&vvn  n 
ätndixaaia  nuji  rov  h  dixrtOTtjQioj  rj  löia  rj  ö?j/nooi(c ,  rj  ro  drifiöaiov 
dniioTo,  fii)  flaüyity  rifQl  toxtwv  fl?  ro  dixaarrjQiov ,  ftr;ö'  <:i*V')79«s*tv 
Twr  uqyavrwv  ftr]6fvu  ,  fjr^öf  x(iTT^yo()(tv  (Ojvtwv  ,  u  oi'x  Uoaiv  ol  vö/jiot 
und  mebr  bei  Meurs.  Tbem.  Att.  II.  16,  Petit  IV.  8,  p.  451  fgg., 
und  Herald,  de  rerum  judic.  auctoritate  binter  s.  Observ.  et  Kmend. 
Paris   1640   oder  in  Otto's   Thes.  jur.   civ.    II,   p.    1071  —  1290. 

3)  Heffter  S.  2S8  :  •  eine  Berufung  liess  sieb  dagegen  scbwcrlich 
anbringen  ,  sondern  es  war  dem  zurücl;gewie$enen  Kläger  erlaubt, 
den  Archontcn  dessbalb  in  den  geselzlicben  Wegen  durch  Eisanpe- 
lie,  Probole  u.s.w.  zur  Recbenscbaft  zu  ziehen,  und  insoferit  konnte 
die  S.Tcbe  noch  immer  an  einen  (lericbtshof  gebracht  werden..  An- 
ders Platner  I,  S.  313;  doch  s.  z.  B.  Antipho  de  cboreuta  §.  43. 
Plut.  Solon.  18  gehört  nicht  mehr  hierher.  \'gl.  übrigens  de  jure 
mngistr.  p.   65. 

4)  Demosth.  Macart.  §.  IGj  vgl.  Petit  VI.  I,  p.  451  und  C.  de 
Boor  Intestaterbrecht  S.    105 — 111. 


Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  11.  C.  Gerichte. 

5)  Scbol.  Piat.  Leg.  XI  ,  p.  937  D  :  li  frikcaauv  ijroi  Tiüvrtq  ol 
,u(tQrvQfg  ■tpniöonuQTVQiwv  'q  luifQTjulcftK; ,  fxqlvfxo  (IvtitQiv  rj  dinrj'  oi'x 
Ini  Tiä\T(i)v  öt  .  ,  nXk  w?  (pTjai,  QioipoHaioi;  iv  i,  vo/xmv,  fil  ^övoiq  ^tvirtq 
xrti  i/i*i'Jc|trt()T»'()iwv  x«t  xXqowv :  vgl.  Isaeus  de  Hagn.  §.  46  und  im 
Allg.  Heffter  S.  343—346  und  Meier  u.  Scböm.  S.  761  ,  auch  de 
Neve  Moll  peregr.  condit.  p.  67.  Platner  I,  S.  407  scheint  es  auf 
alle  öffentlichen  Klagen  ausdehnen  zu  wollen;  s.  jedoch  schon  He- 
rald.   I.   3.    10   und   m.    Vestig.    inst.   vet.    p.   71. 

6)  ^Avdihxoq  6ixr] ,  Bekk,  Aneed.  p.  216,  auch  ■nuXivdi.xia  ,  Arg- 
Uemosth.  Olympiod.  p.  1166;  vgl.  nvuuaaiö^tivoi  bei  Aristoph.  Vesp. 
783  und   mehr  bei    Herald.    I.   4.    7    und   Hudtvralcker   S.    115  — 118. 

7)  Durch  die  dUt/  iptvdoßafjrvQnuv  (oder  \pnidof.iaQrv()ib)v1  Plat. 
Theaetet.  p.  148  6);  vgl.  oben  §.  141,  n.  10  fgg.  und  im  Allg. 
Böckh  im  Ind.  lect.  Ber.  1817 —  18  (auch  in  Secbode's  N.  Archiv 
1828,  H.  3,  S.  71  fgg.),  Meier  u.  Scböm.  S.  380  fgg.,  Platner  l, 
S.  398  fgg,  —  Daher  die  Zeugen  vn-iv&vroi  oder  vtiÖöikoi,  ,  vgl. 
Isaeus  pro  Euphil.  §.  4  u.  8,  Aeschin.  F.  L.  §.  170,  Demosth.  F.  L. 
§.  176,  Stephan.  H,  §.  4  u.s.w.;  wogegen  ihnen  wider  den  Kläger 
dUq  ßX(ißrjq   zustand  ,    Demosth.    pro    Pbano  §.    16. 

8)  Durch  öUrj  xuxoTf/viüJv,  vgl.  Demosth.  Everg.  §.  1  und  mehr 
bei  d,  eben  gen.  Sehst.  Wenn  übrigens  Hudtwalcker  S.  116  diese 
Klage  für  rescissorisch  hält,  so  scheint  er  zu  irren,  obgleich  ihm 
auch  Platner  I.  S.  413 — 416  beistimmt.  Richtig  schon  Herald.  I.  3.  6: 
(jua  fraude  probnta  rem  ^uandotjiie  ohliiiebat ,  manente  tarnen  quae 
contra    eiitn   dicta  fnerat  sententia. 

9)  S.  Poll.  Vlll.  62:  icfifOti;  öi  ioTiv  oxav  rt?  dno  ätrxirqTwv  tf 
fin^övTOJv  (§.  107,  n.  8)  t]  dr^ßorötv  (§.  121,  n.  18)  tnl  öixuornv  '((pj] 
rj  cliio  ßovXrjq  Inl  dtj/Aov  tj  (tno  d^nov  tn,l  Jtxanrtjoioy  (§.  133?)  q  unu 
dixaoxwv  irtl  ^ivixov  ötxaaxTjQiov  (§.  116,  n.  12)  mit  Hudtwalcker  S. 
119—128,   Meier  u.   Schöm.   S.   766—772,   Platner  l.   S.   422-428- 

10)  Vgl.  Harpocr.  p,  81  mit  Sigonius  Ifl.  5,  Petit  IV.  5,  He- 
reld.  Anim.  V.  14,  und  namentlich  M.  H.  Hudtwalcker  über  die 
öffentlichen  und  Privatsebiedsrichter  —  Diaelcten  —  in  Athen,  Jena 
1812-  8.  Manches  hierüber  ist  freilich  neuerdings  wieder  in  Frage 
gestellt,  namentlich  seit  Entdeckung  der  Inschrift,  die  zuerst  in  d. 
'Eifrjtx.  dij%(tiol.  1842,  n.  725  bekannt  gemacht,  dann  wieder  bei 
Fioss  Demea  S.  20  fgg.  abgedruckt  und  von  M.  H.  E.  Meier  seiner 
umfassenden  Untersucliung :  die  Privatschiedsrichter  und  die  öffent- 
lichen Diaeteten  Athens,  Halle  1846.  4,  zu  Grunde  gelegt  worden 
ist;  leider  lässt  aber  auch  diese  sammt  ihren  Beurtheilungen  und 
INacbträgen  bei  Westermann  in  Ber.  d.  Leipz.  Gesellsch.  d.  Wiss. 
1847,  S.  432  fgg.  und  Bergk  im  Rh.  Museum  VII,  S.  130  fgg.  und 
Zeitschr.    f.   d.    Alt.    1849,  S.   265   fgg.    noch  vieles  unsicher. 

1  1)  Das  Geiichtsgeld  betrug  für  jede  Partei  nur  eine  nngäaxn- 
niq  (Andoc.  Mysler.  §.  120)  oder  7ia(juxuräoxitoK;  von  einer  Drachme 
(Harpocr.  p.  235,  PoJl.  VIII.  39.  127,  Bekk.  Anecd.  p.  290),  die 
nach  Westermnnn  S.  460  den  Diaeteten  als  Entschädigung  zufiel; 
vgl.   auch    Böckh   Staatsh.   i,   S.  335. 

12)  Schol.  Demosth.  Androt.  p.  593:  l'&og  yv  ti«^»'  'AO^valoK; 
TM?  di'xf«?  yii/.ivü^fO&ni.  riQÖixov  nrtfjd  öiui.xt]xuii;  xtnl  Tlfjo  lov  n,aik{}ttv 
flq  ro  (Sixnmt'j{jiov:  vgl.  Poll.  Vlll.  126:  mtXni,  o}<hfiirt  (iLxri  n{)lv  fnl 
lüiumjxni;  üOfiv  ilotjyno,  oder  wenn  dieses  Zeugnis»  wegen  des  nä- 
Kui.  nur  auf  Privatsebiedsrichter  gehn   soll  (Meier  S.    22),  jedenfalls 


§.   145.     Berufungen.   --    Schiedsrichter 


429 


Lex  rhetor  Dohr.  p.  673:  lifioio  voßoq  ni^  flnüytodui  dUtjv ,  il  f^/ 
n,>6rn>ov  ■.ifrnoO.hi  n,^,'  av.oT,  il  :xt,ürf^a.  Als  Gesetz  lässt  es  S.O. 
frcilicl.  auch  iüv  die  demostlieniscbe  Zeit  nicht  nachwe.sen  (vj.i. 
adv  Phor...io...  §.  18  und  Dionysod.  §.  18)  und  wird  desshalh  von 
Beigh-  Zeilschr.  S.  967  unter  Demet.ius  Phal.  gelegt;  aber  für  die 
Sitte  dürfte  schon  Demosth.  Phaenipp.  §.  12  zeugen  :  ,;y^/o«//fvoc  t) 
fyo^  X«;  f^fTQiov  X.W  a:n;äy^ovoq  f'lv,u  ^.okixox,  ,<i/  n'Oi'q  f7i2  xf?aA/,r  nc- 
T^  d.x«a7,;^«ov  (5«d,C».':  ^gl.  Isoer.  ti.  ävrcd.  §.  27,  A.istot.  Rhetor.  I. 
13.    19,   Stob    Sern..  V.    ()9. 

13)  ^gl.  Isoer.  Callim.  §.  H  «i.d  das  Gesetz  bei  De.nostb.  Mid. 
S  94  mit  m.  Abh.  im  Ind.  lect.  Marb.  1833— 3i,  und  mehr  bei 
Hudtwalcber  S.  156  fgg. ,  insbes.  S.  173-180,  und  Meier  S.  1-9. 
Kunslausdruck  ist  f-iin,oTii},  innotnfof^ai  diacjuv.  Isoer.  1  rapez.  §.  1 9, 
Isaeus  Hicaeog.  §  31,  ücmostb.  Apatur.  §.  14,  ^vah.•end  rTycd-xoc- 
dUn  (''-I'  f^^'">^  "«'  d'.mvTö-.'  Phot.  Lex.p.  451),  was  Bergk  Zeitschr. 
S.  266  wenigstens  für  die  ältere  Zeit  als  Beweis  gegen  die  end- 
gültige Rechtskraft  der  comproniissarlscben  Kntscbeidung  gebrauc!it, 
nur  einen  Sühnversuch  bedeuten  dürfte;  vgl.  Fritzscbe  Quiest. 
Aristoph.   p-  263. 

14)  So  Meier  und  Bergk,  insbes.  nach  Lysias  s.  Dionys.  Hai. 
de  Isaeo  C.  10:  t«xj"i'  if^ov  nfjoxukoiififvov  oiStnomor  rj&tkf  ovvfXOtiv 
ovdf  liyov  nn)l  wv  hiKuhZio  nou'jana&ui,  oiMf  dn/tT«i'  t:icr(>f^pui ,  f'w? 
»V"-'-  Tov  vö^ov  To'r  71^''  ^^'^  dLatiiiTi-ov  T&faOf.  doch  lässt  sich  diese 
Stelle  auch  anders  auslegen,  und  Schömann  Verf.gesch.  S.  44  u.  50 
geht  geradezu  wieder  bis  auf  Selon  zurück;  vgl.  auch  üemosth. 
Androt.    §.  27. 

15)  Nach  Schol.  Demosth.  Mid.  p.  542  rfoouiiüy.ovia  rfooaijfc 
XU&'  LäaTt]v  (fjidtj,.  ,  wo  nach  den  inschriftlichen  Knideckungen  auf 
keinen  Fall  mehr  mit  Heraldus  vor  ^fnou^>^c;  zu  interpungiren  se>  i. 
wird;  aber  auch  jene  Ziflfer,  ja  die  Gleichzahl  der  Uiaeteten  für 
die  einzelnen  Phylen  selbst  ist  durch  diese  dergestalt  erschüttert, 
dass  Westerniann  überall  an  einer  j.ibrlich  vorausbtstimmteLi,  Meier 
wenigstens  au  einer  feststehenden  Anzahl  zu  zweifeln  angefangen 
hat.  während  Bergk's  Hypothesen  die  Schwierigkeit  nur  vermehren, 
nicht  Leben;  vgl.  auch  Lssiug  gr.  og  lat.  Indskrifter  i  Kiobenhavn 
1854,  S.  23. 

16)  So  Suidas,  Bekk.  Anecd.  p.  180  ,  Psellus  ed.  Bolsson.  p  102  ; 
nach  Pollux  u.  Hesych.  I,  p.  943  gar  sechzig;  vgl.  auch^  Scbol. 
Plat.  Leg.  p.  920:  fyiioiro  di  öntn/pul  mnin;  'AO r]i'(Uoi  ,  oi,<;  f^r/xo- 
OTov  ijv  fVo?.  Leztercs  hält  Meier  für  /las  richtige;  Bergk  im  Rh. 
Mus.   S.    135   nach   verschiedeneu   Zeiten    beides. 

17)  Pollux:  Kifxh/oui'vzo  «iTott;  lü  dinmti,  vgl.  Hudtwaicker 
S,  64—82;  die  Wahl  der  Parteien,  die  Meier  und  Bergk  damit  we- 
nigstens roncurrirend  annelinu-n,  hat  Westermann  S.  'li?  mit  Recht 
abgewiese.i. 

18)  Daher  Lysias  Panel.  §.  2:  ot  r?]  ' InnoOooi'iiSi.  dmäiiovTfZ  : 
vpl.  Demosth.  I'"verg.  §.  12  mit  Schömann  in.  Philol.  I,  S.  730  und 
Harpocr.  p.  223:  ort,  nooq  ri}v  </xi).i}f  t.x'  xfHTr/i(fit,i>  ul  tkjo';-  rot\ 
öovXoik;  Xuyxürofruv  älxai,  aus  welcher  lezteren  Stelle  zugleich  die 
Unrichtigkeit  der  Angabe  mancher  Gra.r.inatikor  hervorgeht,  wonach 
die  Diaeteten  nur  Bürgern  Recht  gesprochen  haben  sollten,  s.  Psel- 
lus p.  102:  Tut  di  /xr)  ari'x^oyi  ovy.  iiptZio  fioifmi  7^(t^ll^  tov  diunij- 
ir/v  ovxi  ÖKttHovri,  ox'iri  g>fvyo}ii,    und   dagegen    den     Polcmarchcn    bei 


430     Th.F.  Der  athenische  Staat.  C.Il.C.  Gerichte. 

Poll.  VIII.  91:  dLnat  df  Tpo?  avrov  A«y;^«vo)'Tat  fifroixoiv  .  .  .  xal 
diuvffin,  ro  Xayov ,  fnucix?]  fpvkfj  rt,  /ii,f{}oi; ,  xo  /ufv  StuiXTjritZc;  nttfjndi- 
dovi;  x.r.X.  Meier  S.  7  und  23  bietet  zwar  alle  Mittel  seines  Scharf- 
sinns auf,  um  diese  ganze  Verloosung  nacb  den  l'hylen  zu  beseiti- 
gen ,  weil  sie  allerdings  im  Wege  steht  ,  den  Straten  bei  Demosth. 
Mid.  §.  83  fgg.  als  öffentlichen  üiaetelen  zu  betrachten;  eben  dess- 
halb  aber  sollte  man  sich  doch  endlich  wieder  entschliessen  diesen 
als  PriVatscbiedsrichter  zu  nehmen  ,  womit  weit  geringere  Schwie- 
rigkeiten  verbunden  sind;    vgl.    Ind.   lect.    Gott.    1851  —  52,   p.  8. 

19)  Vgl.  Demosth.  adv.  Phormioa.  §,  21  und  pro  Phano  §.  58: 
fntTQetpui,  ftt  nfioui;  .  .  «xoi/ffa?  ftt'xwv,  ort  il  /xiff  o(jxoti  xuvxa  Siiutt]- 
oovai,  xaxayvwaovTui  xtjv  imxQonrjv,  inl  tov  xkrj^mrov  ik&o)v  äiftiTtj- 
rr^v  .  .  (i)(fkf  XTjv  öiutxav  ;  woraus  bereits  Sigonius  richtiger  als  Hudt- 
walcker  S.  10  und  Meier  S.  12  geschlossen  hat,  dass  die  öffent- 
lichen ohne  Eid;  vgl.  auch  m.  Prooem.  Marb.  1833  —  34,  p.  6. 
Wenn  sie  (nach  Pollux)  iv  ugolq  ÖitJtojv,  so  geschah  es,  weil  sie  den 
Parteien  oder  Zeugen  Eide  abzunehmen  hatten  ,  s.  Demosth.  Conon. 
§.  26  ;  bei  dems.  Stephan.  I,  §.  17  finden  wir  aber  auch  eine  öiuixu 
tv  rfj  noixiXTj  aroü. 

20)  Ueber  die  Häufigkeit  der  Appellationen  von  den  öffentlichen 
Diasteten  u,  Demosth.  adv.  Boeot.  de  dote  §.  31  :  xul  xdq  nüvv  m- 
xQaq  öixag  fl<;  ii/näg  iquäoiv;  über  die  nij  ovnn  dixTj  oben  not.  1,  über 
die  tlactyyfkia  §.  133,  n.  14;  wenn  aber  Meier  auch  die  beiden  lez- 
teren  Rechtsmittel  gegen  Privatschiedsiichter  in  Abrede  stellt,  so 
möchte  ich  dieselben  gerade  da,  wo  keine  Appellation  möglich  war, 
vorzugsweise  festhalten. 

§.  146. 

Ausser  der  Heiiaea  uud  den  Diaeteten  finden  wir  in 
einzelnen  Fällen  auch  Gerichte ,  die  man  aus  Sachver- 
ständigen bestehend  nennen  könnte  ^),  wie  z.  B.  Verge- 
hungen gegen  die  Kriegsgesetze  nur  von  Waffengefähr- 
ten 2),  Verletzungen  der  Mysterien  nur  von  Eingeweihe- 
ten  gerichtet  wurden  5)-  und  in  eine  ähnliche  Kategorie 
scheinen  die  wenn  gleich  durch's  Loos  bestimmten  Nau- 
todiken  als  Richter  für  Handels  -  und  Schiffahrtstreitig- 
keiten zu  gehören  ''■).  üeberhaupt  waren  diese  leztge- 
nanntcki  Klagen  verschiedentlich  begünstigt  und  durch 
eigenthümliche  Bestimmungen  ausgezeichnet  ^)j  insbeson- 
dere dass  sie  nur  in  den  sechs  Wintermonaten  angenom- 
men wurden ,  wo  die  Stockung  der  Schiffahrt  den  Be- 
theiligten persönliche  Anwesenheit  gestattete^),  und  dass 
sie  binnen  Monatsfrist  entschieden  seyn  mussten^  ob- 
schon  dieses  zweite  auch  noch  bei  mehren  andern  Kla- 
gen 7) ,    namentlich  über  Bergwerksachen  ^)  und  Angele- 


§.  146.      Gerichte  für  besondere  Fälle.  431 

genheiten  der  sgavoi  oder  wecbselseitig^en  Hülfsvereine  ^) 
vorkam,  die  vielleicht  gleichfalls  durch  besondere  Ge- 
richte entschieden  wurden.  —  Eine  ganz  eigene  Art 
von  Richtern  sind  endlich  auch  die  dreissig,  später  (seit 
Euhlides  Archontat)  vierzig  Männer,  welche  auf  dein 
Lande  in  ganz  geringfügigen  Streitigkeiten  bis  zum  Be- 
laufe von  zehn  Drachmen  entscheidende  Gewalt  hatten, 
grössere  aber  nach  Athen  an  die  ordentlichen  Gerichte 
verweisen  mussten  ^^). 

1)  S.  Heftter  S.  397  fgg.,  Meier  u.  Scböm.  S.  133,  und  ScbÖ- 
mann's  Rec.  von  Platner's  Proc.  in  Jahrb.  f.  wiss.  Kritik  1827,  S. 
1369  fgg. 

2)  Lysias  atlv.  Aleib.  §.  5  u.  '">  ;  vgl.  Scbömann  de  sort.  jud. 
p.  29  und  Fiatner  11,  S.  94,  der  jedocb  den  Befeblsbabern  im  Kriege 
selbst  eigene  Strafgewalt  gibt,  während  Göttling  im  Hermes  XXIII, 
S.  I3l>  auch  dort  Kriegsgerichte  annimmt;  vgl.  Tittmaun  S.  227  und 
Ast  ad   Plat.   Leg.   XII.    2,   p.    546. 

3)  Andoe.  Myster.  §.  28  u.  31;  vgl.  PoU.  VIII.  123.  124  und 
über  die  Richtergewalt  der  Eumolpiden  (l)eniosth.  adv.  Androt.  §.  27). 
BougainviUe  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  WIM,  p.  90,  HeOter  S.  405  — 
408,    Platner  II,  S.  147—149,  Preller  in  Pauly's  Realencykl.  III,  S.91. 

4)  Vgl.  d.  Lexikogr.  und  Lucian.  Dlal.  meretr.  II.  2  mit  Petit 
V.  5  und  St.  John  Hellenes  IM,  p.  281,  insbes.  aber  (gegen  Meier 
att.  Proc.  S.  83  — 80,  der  sie  nur  ah  ilaaywyfVc  betrachtet)  A.  Baum- 
gtark  de  cur.  emp.  et  nautodicis,  Freiburg  1828.  8,  p.  65  fgg.  und 
Schöaiann  Verf.gesch.  S.  47.  Die  Instruction  hatten  auch  hier  nach 
Demostb.  Apatur.  §.  1  die  Thesmotheten,  wie  in  den  ygrupulq  Ifvi'«?, 
die  nach  Poll.  VIII.  I2(i  und  Hesych.  II,  p.  059  gleichfalls  zur 
Competenz  der  Nautodiken  gehörten;  oder  sollen  wir  mit  Meier  und 
Neve  Moll  peregr.  condit.  p    Ol  fgg.  darin  einen  Wechsel  annehmen? 

5)  Vgl.  Lysias  de  pecun.  publ.  §.  5  fgg.  und  mehr  hei  Böckb 
Staatsh.  1,  S.  72,  Schneider  ad  Xenoph.  \  ectij.  III.  3,  Fritzsche 
de  Aristoph.  Daetal.  p.  113  —  110;  insbes.  auch  Demosth.  adv.  Phor- 
mion.  §.  42  mit  Baumstark's  Proleg.  Heid.  1826.  8,  p.  33  fgg.  und 
was  ich   sonst   Privatalt.    §.    44,  n.   9   fgg.    citirt  habe, 

6)  Demosth.  Apatur.  §.  23  t  ul  di  ^rjlnq  rwv  Jtxöiv  roXq  f/i7ii()oi(: 
l'fi/4r)voi  tlatv  änö  rov  Bo7}d\>ofiiö)voq  ftf/Qi'  fov  Movyr"/i.Civoq,  n«  n(i(ift- 
XfJ'JM'^  '^'''^  diXKtwv  rii}(öyTf(;  undyotvTni,  Dass  darin  auch  Fremde 
persönlich  vor  Gericht  auftraten,  bat  schon  Platner  mit  Wabrscbein- 
kcit  vermuthet;   vgl.    Wachsmulb    II,   S.   243. 

7)  z/tVat  tnnTjvoi.  Poll.  VIII.  63  u.  101:  nqotnüq,  (Qrtytxui,  fftrto- 
(ftxnl.  Die  Instruenten  'fxdyoyflql  Meier  Schiedsrichter  S.  19.  Im 
Allg.  vgl.  Heiner  S.  399  —  405  und  Platner  I,  S.  289  —  309;  sollte 
sie  aber  Xenoph.  Vectig.  c.  3  noch  nicht  gekannt  haben?  s.  Hegc- 
sipp.   de   Haloneso  §.    12   und   Ullrich    Filfmänner   S,   226. 

8)  Mn(Lkkix(u  rfixat,  di^iaarrj^iov  ftnitXkixöv,  vgl.  Demosth.  Pan- 
taenet.  §.  2  mit  d.  Arg.  p.  965  und  mehr  bei  ßöckh  in  Berl.  Abhh. 
1815,   S.   128   fßg. 


432    Th.y.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  D.  Die  Beamten. 

9)  Vgl.  Petit  Leg.  Atth.  V.  7,  p.  526  und  die  beiden  Gegner 
Salmas.  Mise,  det'cns.  c  1  —  3  und  Herald  Anini.  V!.  1— ü;  auch  B. 
Thoriacius  popui.  Aufsätze  S.  71  fgg. ,  Jan.  Pan  grati  anim.  offic. 
p.  128—145,  Wachsmuth  H,  S.  185,  und  mehr  Privatalt.  §.  04,  n.  10 
u.  §.  68,  n.  10,  insbes.  aber  J.  .1.  Holst  de  eranis  firaecorum  impr. 
ex  jure  Attico,  L.  B.  1832.  8,  während  F.  L  C.  Rasmussen,  Hafa. 
1833.    8   nur  den    homerischen   f(j«vo?   bespricht. 

tO)  JixuoTdl  xmu  dijuovq  riniuüvxtq,  Aristot.  Politic.  IV,  13.  2; 
vgl.  Poll.  VIII.  100,  Bekk.  ,':iecd.  p  310,  Phot.  p.58l,  und  mehr 
bei  Hudtwaicker  Diät  S.  36,  Schubert  Acdil.  p.  96,  Meier  u.  Schöm. 
S.  77  —  82,  Platner  Proeess  II,  S.  182—184,  wo  sie  zugleich  als 
tloaywyft!;  dargestellt  sind.  Namentlich  für  uly.ia  und  tu  niol  züv 
ßiaiojv ,  Demosth.  Pantaen.  §.  33,  vgl.  Schol.  Plat.  Republ.  V,  p. 
464  B;  doch  auch  allgemeiner,  s.  Isoer.  n.  ilvxid.  §.  237:  iv  y«y 
T«r?  anvioi  T«r?  i'.tÖ  zdjv  i'myovrmv  fuxi&ffifvuni  (tvuyy.utov  ioriv  tvtlvai 
.  .  .  fv  öi  juiq  Toli'  TfXTin><txovTa  toi"?  h'  zoTq  löioiq  nQuy/xuniv  adi~ 
KojivTitq  xul  Tovq  firj  dixuibx;  fyxitXovviuq.  Die  veränderte  Zahl  er- 
läutert Schol.   Aeschin.   Timarch.  §.  39. 


VIERTER    ABSCHJMTT. 

Von  den  Beamten. 

§.  147. 

Bei  der  Betrachtung  der  Einzelnen,  die  als  solche 
eine  öffentliche  Thätigkeit  in  den  Angelegenheiten  des 
athenischen  Staats  ausübten  *),  ist  vor  Allem  der  Haupt- 
unterschied in's  Auge  zu  fassen  2) ,  tler  die  ordentlichen 
Staatsbeamten  nicht  bloss  von  ihren  eigenen  Untergebe- 
nen ,  sondern  auch  von  den  ausserordentllcheia  Gommis- 
sionen  trennt,  die  nur  für  bestimmte  Geschäfte  5)  mid 
auf  beschränhte  Zeit  ernannt '^j  weder  die  Macht  noch  die 
Wichtigheit  wirklicher  Behörden  besassen.  Was  die  Uo- 
tergebenen  betrifft,  so  erscheint  es  besonders  charakteri- 
stisch, dass  sie  wenigstens  in  der  Regel  bezahlt  wurden, 
wovon  bei  den  unmittelbaren  Staatsämtern  keine  Rede 
ist  5),  und  wenn  selbst  die  Schatzmeister  und  Schreiber, 
die  zu  den  meisten  der  lezteren  als  stillschwelgende  Be- 
standlhelle  vorausgesezt  werden  dürfen  ,  dieser  unterge- 
ordneten Stellung  anheimfallen  ö),  so  gilt  dieses  noch  un- 
gleich mehr  von  Herolden,  Amtshoten  u.  s.  w. ''),  die  nicht 
einmal  immer  Bürger  zu  seyn  brauchten  8)  •  die  Commis- 
sionen  aber  scheinen  neben   der  amtlichen  Unverletzlich- 


§,  147.      Classen  der  Beamten.  433 

keit  ^)  namentlich  auch  des  selbständig^en  Anspruchs  auf 
Gehorsam  entbehrt  zu  haben,  der  freilich  anderseits  auch 
die  Verantwortlichkeit  der  Beamten  vorzugsweisa  be- 
gründete ^O).  Wenigstens  verpflichtete  das  Gesetz  ^*)  zur 
Dokimasie  und  Rechenschaft  bei  den  Logisten  ausdrück- 
lich nur  die  aus  Wahl  der  Volksgemeinde  hervorgegan- 
genen Magistrate,  die  Vorsteher  öfl'entlicher  Bauten,  die 
welche  länger  als  dreissig  Tage  mit  einem  öffentlichen 
Auftrage  betraut  würden  und  die  welchen  eine  Gerichts- 
barkeit in  der  oben  §.  137 — 139  bezeichneten  Art  zu- 
stände j  und  wenn  auch  niemand,  der  irgendwie  Staats- 
angelegenheiten verwaltet  hatte,  unverantwortlich  seyn 
sollte  ^^),  so  ist  dabei  doch  immer  die  materielle  Rech- 
nungsablage, wie  sie  auch  den  beiden  Senaten,  Priestern, 
Trierarchen  u.  s.  w.  oblag,  nicht  mit  der  allgemeinen 
Rechenschaft  über  die  ganze  Amtsführung  zu  verwechseln. 

t)  Vgl.  im  Allg.  Sigou.  Rep.  Athen.  1.  IV,  Petit  Leg.  Aftic. 
III.  2,  p.  300  — 344,  Tittmann  Staatsv.  S.  307  — 338,  WacbsmutL  II, 
S.    105   fgg. 

2)  Hierüber  s.  im  Allg.  Schöniann  Com.  p.  307  —  329,  Heffter 
S.  17,  Piatoer  Process  I,  S.  314  —  317,  insbes.  ab^r  m.  Quaest.  de 
jure  et  auctor.  magistr.  apud  Athenienses,  Heid.  1829.  8,  wo  p.  40 
fgg.  aucb  über  Baumstark  Curat,  empor,  p.  15  fgg.  das  iVötbige 
bemerkt  ist. 

3)  'EniftfXftai.  oder  ^laxovCai,  ,  eurationes  (Cic.  Leg.  III.  4)  d.  b, 
7H)uyfiuT(Iai  nfjoOTfTayftfvai  xaift  ^pi/quofiu  ,  Aeschiii.  Ctesipb.  §.  13; 
vgl.    Aristot.    Politic.    IV.    12    und   Wachsmutb    II,  S.    110. 

4)  Gewöbnlicb  dreissig  Tage  ;  Elmsl.  ad  Aristoph.  Acb.  858, 
Böckb   Staatsb.    II,   S.    51. 

5)  S.  oben  §.  125,  n.  3  und  Böckb  I,  S.  338:  .alle  Diener 
der  Bebörilen  erbielten  Lobn  .  .  .  ursprünglicb  war  es  sogar  ein 
grundsätzlicber  Unterschied  zwischen  Dienst  {vntj(jfniu)  und  Regie- 
rungstelle (,ü(jx^),  dass  jene  für  Lohn  ,  diese  ohne  Lobn  verwaltet 
wurde.  • 

6)  Demosth.  Cor.  §.  261  :  yQrtfifturu'fiv  xni  j'^Tj^ifidv  toT;  np;^t- 
di'ot?:  vgl.  Wolf  ad  Lept.  p.  384  und  über  die  y^iafjftuTtlc  oder  vtio- 
y^iunfiuiilq  einzelner  Behörden  Aiitipb.  Choreut.  §•  ^^  »  Dcmoslh. 
Theoer.  §.  8  ,  Lysi.is  INicomacli.  §.  28  mit  d.  .Abb.  v.  Verniooten- 
Weijers  p.  43,  Meier  Comm.  epigr.  p.  f)2,  Wachsmutb  I,  S.  829; 
über  die  ruftinq  Bückh  Staatsb.  I,  S.  239  ;  auch  wohl  beides  in  ei- 
ner Person  wie  Isoer.  Afgin.  §.  38:  uiQißflq  ydft  i'i()/fiv  (hUokqÜtwq 
f^>  xiil  ygafAfiittfu  7i{ioofilf'io  xiil  twv  xQrjfiHiinr  T'tftiuv  iciuvroiv  xitif- 
mt/of,  woraus  zugleich  die  Bestellung  durch  die  Beamten  selbst  er- 
beilt, wie  auch  die  Arciionten  bei  Poll.  VIII.  92  n{ioriui.tjoT'rTut  xul 
yfiufiftutin ,  wenn   gleich   dieser  noch   einer  Dokimasie  beilurfie. 

I.   ii.i.    4.   Auil.  'Ec 


434    Th.V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  D.  Die  Beamten. 

7)  Vgl,  Poll.  VI.  128  ,  wo  xtj()vi  und  vnrif)fri]<;  unter  den  pioic; 
iqi'  otg  UV  Ttc  öfiiöin&iirj  aufgezählt  sind ;  auch  Hemosth.  Leochar. 
§.4,  TLeoplir.  Charact.  6,  und  über  xjjoixtq  im  Alig.  Scliol.  Aesrbin, 
Tiiuarch.  §.  20  mit  Oslermann  de  praeconibus  Graecorum  ,  Marb. 
1845.  8. 

8)  Aristot.  Politic.  IV.  12.  3  :  ul  d'  v7trj{}{Ti.xnl  (l:i,i./xfi.neti,),  tiqoi; 
«e ,  av  ft'noQüiai ,  T«TToii(7t  doi'Ao?'?  :  vgl.  d.  Lexikogr.  s.  dr^nöoioq, 
insbes.  Behk.  Anecd.  p.  234,  Scbol.  Deiüostb.  Olynth.  II,  p.  23,  und 
mehr  bei  Petit  p.  342  und  böckh  I,  S.  291  i  auch  oben  §.  1 1  4,  n.  i  1 
und  §.    144,  n.  7. 

9)  Vgl.  oben  §.  124,  n.  13  und  Lysias  pro  milite  §.  6  mit  Petit 
III.   2.    18   und   m.   Symb.    ad   doctr.   de  injur.   aclion.   p.    5. 

10)  Aristot.  1.  c. :  /xi'iXiora  d'  ojq  «nAöig  ilniiv  «t^;^«?  Xfy.Teof  ruv- 
Tce?  ,  ooaiq  dnoöidoxai,  ßovXfvia&ai  Tt  tkqI  tü'Wv  xai  z^tvctt  aal  fstr«- 
J«t'  xul  ftuliora  zoVTo-  to  ydf)  fTtiTuirdv  il{)-/i/.u>x(oüv  iari:  vgl.JoacL. 
Perionius  de  Graec.  et  Roman,  magistiatibus  1.  I  in  Gronov.  Thes. 
VI,  p.  2761  fgg.  ,  auch  Heeren  Ideen  lll.  !,  S.  256,  Hudtwaicker 
Diaeteten  S.  32,  Baumstark  1.  c.  p.  24 — 23,  und  mehr  oben  §.  33, 
n.   8  und  §.    125,  n.  2. 

11)  Aeschin.  Ctesiph.  §.  14:  i«?  /fiQOTovTjruq  uo/uq  xul  roi'q 
IniarÜTuq  twv  i^rjixoalo)v  tQymv  xal  naviitg  onoi,  ÖKi}(fi.(iiL,oiiai  ti  tüv 
Tjjq  Tiökiojq  nkfov  rj  TQiäxov&  rjfifQttq  xal  oaoi  XafißuvovOLV  yyf/iovluq 
6t)iaa-irj(ii.ojv  ,  u()%fiv  doxifiua&fvrag  iv  rw  dixaortjoioj  xui  Xöyov  xal  (v- 
0-vvuq  fyy^f'tq>fiv   nnoq  Tov  y(juiufiaTia   xal  %oiiq  koyiaruq. 

12)  Aeschin.  ibid.  §.  17:  oväflq  iOtiv  uvvntv&vvoq  rwv  xal  ojiwq- 
ovv  ngöq  TU  xoivd  7iQoafX&övro)v:  vgl.  Deniosth.  Aristog.  II  ,  §.  4 
und  Böckh  Staatsh.  I,  S.  264;  zugleich  aber  oben  §.  126  extr,  und 
de  jure  magistr.  p.  47. 

§.  148. 
Die  Aeniter  selbst  zerfallen  nach  der  Art  der  Be- 
setzung durch  Loos  oder  Wahl  in  dgyai  yAr^guoTu)  und 
yeiQOxovTiTui  oder  a'iQeTcd :  ein  Unterschied  der  beiden 
lezteren  Namen  ist  wenigstens  hinsichtlich  des  Verfah 
rens  nicht  nachweisbar  *).  Die  Verloosuug  durch  Boh- 
nen '^)  nahmen  gegen  Ende  eines  jeden  Jahres  ^)  die 
Thesmotheteu  im  Tempel  des  Theseus  unter  allen  den- 
jenigen vor,  die  sich  dazu  eingefunden  und  ihre  Namen 
angemeldet  hatten ''^j  ^  Ablehnungsgründe  mussten  eidlich 
erhärtet  werden ,  obgleich  dieses  häufiger  bei  den  Ge- 
wählten vorkommen  mochte  ^)^  bei  den  Erloosten  werden 
nur  Tod  oder  Absetzung  als  Erledigungsfälle  genannt, 
für  welche  von  vorn  herein  eine  gleiche  Anzahl  von 
Ersatzmännern  bestimmt  wurde ^).  Von  dem  Verfahren 
bei  Wahlen  in  der  Volhsversammlung  war  bereits  §.130 
die  Rede^  andere  wurden,  namentlich   in  ausserordentli- 


§.148.  Besetzung  der  Remter  durch  PVahl  oder  Loos.    435 

chen  Fällen,  den  einzelnen  Phylen  übertrag'en '^)5  auch 
die  Beamten  der  Phylen  selbst  wie  der  sonstigen  Ge- 
meinden scheinen  durch  deren  eigene  Wahl  bestimnat 
worden  zu  seyn  ^).  Im  Ganzen  war  und  blieb  jedoch 
das  Loos  Regel ,  wie  dieses  auch  aus  dem  früher  ent- 
wickelten Principe  der  reinen  Demokratie  folgte  ^  und 
obgleich  später  wieder  einige  der  einflussreichsten  Slcl- 
len  durch  Wahl  besezt  wurden,  so  kann  man  doch  die- 
sen Unterschied  nicht  von  der  grösseren  oder  geringeren 
Nothwendigkeit  persönlicher  Tüchtigkeit  ableiten  ,  wenn 
man  erwägt,  dass  ,  des  Raths  und  der  Gerichte  zu  ge- 
schweigen  ,  die  neun  Archonten ,  die  Eilfniänner,  die 
Loglsten  und  Euthynen  und  der  grösste  Theil  der  Poli- 
zei- und  Finanzbehörden  aus  der  Loosurne  hervorgin- 
gen^), während  die  erwählten  Aerater  und  Würden  theils 
in  keiner  unmittelbaren  Beziehung  zu  Staat  und  Bürger- 
schaft standen,  theils  sey  es  Immer,  sey  es  wenigstens 
ihrem  Ursprünge  und  Begriffe  nach  bloss  eine  ausseror- 
dentliche und  zeitweilige  Bestimmung  hatten  'O).  Wie 
übrigens  schon  bei  den  Archonten  (§.  138)  bemerkt  wor- 
den ist ,  so  finden  wir  auch  andere  erlooste  Beamte  be- 
fugt, sich  durch  eigene  Wahl  sachverständige  Beisitzer 
zur  Unterstützung  zuzugesellen  ^*)5  dass  aber  unter  jenem 
Loosen  nur  Kugelung  aus  einer  Anzahl  vorher  gewählter 
Gandidaten  zu  verstehen  sey  *^),  Ist  eine  veraltete  und 
längst  widerlegte  Vermuthung,  deren  Princip  für  Athen 
nur  bei  den  Preisrichtern  dionysischer  Chöre  '5)  und  der 
Besetzung  einzelner  Priesterstellen  ^*)  zugelassen  werden 
kann. 

1)  Arg.  Demoath.  Aiulrot.  p.  588  heisst  es  zwar:  Siücpogoi  tiuq^ 
A&rjvuLoiq  (iQyitLf  (ov  nl  /itv  xXtjgojiui,  nl  di  xn.(jovjri/Tui ,  ttl  di  uIqi- 
T«i,  und  dieser  Dreilheiliing  foljjen  Sigon.  IV.  1  ,  Petit  III.  2. 
Platner  Beilr.  S.  87,  Scliömaiin  Com.  p.  310  ftjjj.  ;  aber  schon  Titt- 
tnann  S-  30.i  un<l  Höckli  Ind.  lect.  Ber.  1830,  p.  ö  Laben  den  Uu- 
tnrschied  zvviselicn  lüijfrutc;  und  /fttjoTovr^rrtii;  geleugnet  ,  wie  denn 
auch  Aeschin.  Tininrch.  §.  21  nur  .xXi^n.  und  xn(i. ,  Poll.  VIII.  44 
nur  xAi7(i.  und  nl(>.  lieiinen  ;  uiid  höchstens  iässt  sich  nach  Aescbin. 
Ctesiph.  tj.  13  u.  27  bei  übrigens  gleicher  Proccdur  der  Name  «!'- 
(ttni<;  für  die  Phylen  ,  ymtoTotiu  für  tlie  Volksversammlung  als  ge- 
bräuchlicher anuehnieii. 

2)  Kvufttinoi,  uTio   avüfiov  iV^^oir*?;   vgl,    Xenoph.  M.  Socr.  I.  2.  9 

£e2 


436     Th.F'.  Der  athenische  Staat.  C.Il.D.  Die  Beamten. 

und  mebr  oben  §.  112,  n.  1  mit  Corsini  Fast.  Att.  I,  p.  18  i'g^. 
und  Küster  ad  lamblich.  Y.  FytLag.  §.  260  j  aucb  J.  H.  borii  de 
sortitioiie  rangistr.  Ath.    contra   Pythagoreos ,   Lips.    1734.   4. 

3)  '^QxaiQtolai,  Voemel  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1846,  S.  70, 
wenn  aucb  nicbt  gerade  an  «len  lezten  vier  Tagen,  wie  Arg.  De- 
mostb.  Androt.  p.  590  vrill ,  dessen  Zeugniss  auch  nacb  der  Modi- 
fication  Petersen's  in  ders.  Zeitscbr.  S.  587  fgg.  unauflösliche  Scbwie- 
rlgkeiten  darbietet;  vgl.  Böckb  Staalsb.  fl,  S.  18  und  Scbömann  im 
Greifsw.   Preisprogramme    1846. 

4)  Aescbin.  Ctesipb.  §.  13;  vgl.  Scbömann  Anlicju.  p.  237  und 
über  die   Meldungen   oben    §.    123,    n.    10. 

5)  Poll.  VIII.  55:  f^ojfioaiu  <Sf,  öruv  tk;  ij  nQiaßlVTi^q  aiQf&dq  ij 
in  akkrjv  xivu  örjfiooiuv  VTiTjpioiav ,  aQQWorfüv  ?/  ndxivuTtXv  (fxtnxwv  fjo- 
livvrjxut.  ui'xoq  ij  öi'  fTf(jov :  vgl.  Aescbin.  F.  L.  §.  94  und  Apsiii. 
Khctor.  IX  ,  p.  524  Walz.  Dass  Wablen  aucb  Abwesende  treffen 
konnten  ,  zeigt  Plut.  V.  Pboc.  c.  8. 

6)  Harpocr.  p.  117  :  ixkjjQoi'VTo  ol  ßovkfvnv  tj  fx^%fi.v  i^itifitvoi, 
tniiTU  fxäoioj  TÜv  Xa^övrojv  i'rfQog  Intkuyxuviv,  iva  iuv  o  nQutxoq  k.u^OJi' 
unodoxifiua&rj  rj  rikfinr^nj] ,  dvT  lytirov  yhtjTUi  ßovkunTjc;  ij  ag/wv  u 
fni.Xu%ojv  uvrü:  vgl.  Aescbin.  Ctesipb.  §.  62,  Demostb.  Theocrin. 
§.  29  und  mebr  bei  Corsini  I,  p.  307  ;  über  den  Senat  insbes.  Scbol. 
Aristopb.   Ihesm.    808  mit  Hanov.    Exerc.  p.  93. 

7)  Z.  B.  die  (TtiaTurag  l'^ytoy  öijuoaiüiv^  als  Tfixonoiovq,  ruq/Qon.oi- 
ovq ,  7()i?/^o.Totoi'c,  vgl.  Aescbin.  Ctesipb.  §.  27  fgg.  und  mebr  bei 
Bückh  Staatsb.  1,  S.  284,  Scbömann  Com.  p.  374  ,  Schubert  Aedil. 
p.  61.  Nacb  Pastoret  VI,  p.  290  sogar  toutes  les  fois ,  qiiune  ma- 
ytstrnture  se  composait  de  dix  f'onctionaires  ,  pris  un  dans  chaijve 
tribu  (s.  §.  1  1 1,  n.  7) ,  ils  elaient  choisis  dans  cette  tribu  meine; 
doch    vgl.    Poll.    VIII.    87:     oxguTf^yovq  xnQorovftv   *J   utiuvtüjv, 

8)  Die  IntfifkTjTui  rwv  <pvXö)v  Dem.  Mid.  §.  13,  vgl.  Antipbo  de 
cboreuta  §.13:  oni;  avrol  ol  (fiikfzui  ixfjtj^iouvru  avkktynv  xul  tnifitkfl- 
a&ui  Tijq  givk^q  fxüarorf  :  die  Phratriarcben,  Demostb.  Eubul.  §.  23  ; 
die  Trittjarcben  ,  Plat.  Republ.  V,  p.  475  B;  aucb  die  Demarchen 
nacb  Scbömann  1.  c.  p.  378  gegen  Herald,  p.  94;  und  mebr  bei 
dems.  Antiqu.  jur.  publ.  p.  204  und  oben  §.  122,  n.  6.  Hatten 
dies'elben  aber  aucb  eigene  Zeiten  für  ihre  «^;fa<^faJa?,  wie  Voemel 
und  Scbömann  in  den  not.  3  citirten  Abhb.  wollen?  Vgl. 
^  121,  n.  8. 

9)  S.  die  Verzeichnisse  sämmtlicher  Stellen  je  nacb  der  Be- 
setzung durch  Loos  oder  Wahl  bei  Hüllmann  Staatsr.  d  Alterth. 
S.    134—138  und  Tiltmann  S.   311  —  318. 

10)  Gesandte,  Staatsauwiilte ,  Baucommissaricn,  Militärbeamte; 
vgl.  de  jure  magistr.  p.  16  fgg.  und  im  Allg.  Aristot.  Politic.  IV. 
12.   2  und   VI.   5.    11  ;   über  Cultusbeamte   Gottesd.   Altevtb.   §11. 

11)  So  namentlich  für  die  Logisten  (§.154)  und  die  Hellenota- 
mien  (§.  156);  vgl.  Böckb  I,  S.  246.  268.  271  und  de  jure  magistr. 
p.  28. 

12)  Vgl.  gegen  Petit  Leg.  Attic.  p.  219  schon  Periz.  ad  Aelian 
V.  Hist.  VHI.  10  uitd  über  die  allgemeine  BerecLligung  zum  Loo- 
sen  im  (iegensalzc  der  Wahl  Isoer.  Areop.  §.  22;  nur  'hatsuclilich 
niochlc  der  Andr.ing  zu  den  unbesoldeten  Aemtern  nicht  eben  gro^s 
seyn  ,  vgl.   Xcnopb.  Kep.   1.  3. 


\luuu)t'.        §.  149.     Prüfung  der  Beamten.  437 

13)  Nach  Isoer.  Trapez.  §.  34:  aroi^avru  t«?  t'idQint;  xul  Toiii; 
x()flf/?  f^fXöt'Ta  Tof'e  i'Tiv  T^q  povki^c  tloßXri&fvrnq  ,  .  u.%  OfOtjfiuofAfvui. 
ft'fv  r]a(tv  i'Tio  tcSj'  nfjvxnviujv ,  afo^/-'MO/tfvni  6  I'Tio  tüv  jfOfjTjywv  ,  fq)i>- 
Xfizrovzo  rf'  i'.To  TÖjv  rufaüv,  l'xftvTO  d  (v  (txQonoXn,  Vgl.  Lysias  vuln. 
praeni.  §.  3  :  dnoku/fTv  xQtrr/v  /iiownioiq  d.  h.  von  dem  Loose  nicht 
ßetroffen  werden  ,  was  nicht  nur  Reiske  sondern  auch  der  Gramm, 
in  Bachmann's  Änecd.  I  ,  p.  127  missverstanden  hat.  lieber  die 
Richter  {nfvrt  «(jiTui ,  nicht  JmaoTtu',  de  jure  magistr.  p.  33)  selbst 
s.  Valesius  ad  Harp.  p.  204,  Spanheim  ad  Aristoph.  Ran.  797,  Plat- 
ner  Process  I,  S.  392 —  396  ,  und  G.  Hermann  Progr.  cert.  liter. 
Lips.  1834.  4,  p.  7,  der  nicht  ohne  Wahrscheinlichkeit  einen  aus 
jeder  Phyle,  halb  für  Tragödien,  hall»  l'ür  Komödien  annimmt.  Dass 
sie  verantwortlich  waren,  zeigt  Fritzsche  de  Aristoph.  Uaetul.  p.  120, 
beeidigt,  Bergk  Com.  Att.  reliqu.  p.  302  j  hatten  sie  aber  auch 
förmliche  Gerichtsbarkeit,  wie  Böttiger  Opusc.  p.  74  aus  Aristot. 
Rhetor.   III.   15.  8  schliesst? 

14]  Vgl.  insbes.  Aeschin.  Timarch.  §.  188  und  Demosth.  Eubu- 
lid.  §.  46:  nQofxQi&r/v  iv  ToZq  ivyiviovatoK;  xkr^Qova&at.  r^q  IfQMOv ■>/>](;: 
auch  Prooem.  55:  vvv  d)  to*  «j'tcjv  t^o.tov  ovniQ  rovg  U^fiq  xu&fnrarf 
xul  Toi'q  (i())(oin:uq ,  mit  Böckh  Ind.  lect.  Ber.  1830,  p.  2  —  7  ,  Meier 
gentil.  Attic.  p.  30  fgg.  ,  und  was  ich  sonst  Gottesd.  Alterth.  §.  34 
citirt  habe. 

§.  149. 
Jeder  designirte  Beamte,  gleichviel  ob  aus  Loos  oder 
Wahl  hervorgegangen,  hatte  nun  aber  vor  dem  wirklichen 
Antritte  seiner  Stelle  noch  eine  Prüfung,  doxi/iaaia,  zu 
bestehen  ^),  die  sich  zwar  nicht  auf  seine  individuelle 
Befähigung  zu  derselben,  wohl  aber  auf  die  bürgerliche 
Berechtigung  und  die  sonstigen  gesetzlichen  Voraussetzun- 
gen bezog,  deren  Umgehung  mit  den  schärfsten  Strafen 
bedroht  war  2).  Erst  später  scheint  es  dass  dazu  hin 
und  wieder  auch  noch  die  Büchsicht  auf  die  politischen  An- 
sichten des  Gewählten  ham  3)-  ursprünglich  aber  handelte 
es  sich  hauptsächlich  um  die  Frage,  ob  bei  demselben 
keiner  der  Umstände  vorhanden  sey,  die  oben  8.  124 
als  praejudicirlich  für  die  bürgerliche  Ehre  und  Vollbe- 
rechtigung aufgeführt  sind  '^) ;  wie  denn  anderseits  der, 
welcher  als  unberechtigt  verworfen  ward ,  dadurch  von 
selbst  zu  lebenslänglicher  Atimie  verdammt  gewesen  zu 
seyn  scheint  ^).  Bei  den  Archontcn  und  Priestern  fo- 
derte  das  Gesetz  zugleich  die  bürgerliche  Abstammung 
im  dritten  Gliede  ^),  und  erstere  mit  ihren  Beisitzern  muss- 
ten  sich  desshalb  zuvörderst  auch  vor  dem  Rathe  der 
Fünfliundcrt  ausweisen'')^  abgcsehn  davon  aber  genügte 


438     Th.f^.  Der  athenische  Staat .  C.  II.  D.  Die  Beamten. 

das  einfache  Bürgerlhnm  nach  den  oben  8.  123  entwi- 
ckelten Bestimmungeu  ^) ,  wozu  nur  noch  die  weiteren 
Gesichtspuncte  kamen ,  dass  der  Beamte  körperlich  ma- 
kellos seyn  ^j  und  dass  Niemand  zwei  Aemter  zug^leich 
oder  eins  und  dasselbe  mehrmals  und  längier  als  ein  Jahr 
bekleiden  sollte  ^°).  D-e  Behörde,  welcher  die  Prüfung- 
aller  dieser  Erfodernisse  zustand  ,  war  das  Heliastenge- 
riclit,  das  sie  unter  dem  Vorsitze  der  Thesmothelen 
g^anz  in  processualischer  Form  vornahm,  wobei  jeder 
Bürger  als  Kläger  auftreten  konnte  ^^j^  nur  der  Rath, 
der  ohnehin  gar  nicht  in  dieselbe  Kategorie  mit  den 
Staatsbeamten  fällt  (§.  125) ,  ward  in  ähnlicher  Art  von 
seinen  abtretenden  Vorgängern  geprüft  ^'^). 


1)  Poll.  Vni.  44;  vgl.  Prantl  in  Zeitschr.  f.  d.  Altertb.  1842, 
S.  1093  und  mehr  Lei  Böcler  ad  Lysiae  Orat.  XV  et  XXX  in  8. 
Opusc.  II,  p.  942—900;  ferner  Tittoiann  S.  320-323,  Heffter  S. 
360  —  373,  Meier  u.  Scliöm.  S.  200—209,  Platner  Proeess  I,  S.  317 
329 ;  und  insttes.  P.  Halbertsma  de  ma^jistratuum  probalione  apud 
Atbenienses ,  L.  B.  1841.  8.  Dass  sie  der  Verloosiing  aucb  habe 
vorangehn  können,  leugnet  mit  Recht  entschieden  Bake  Schol.  hy- 
pomn.    IV,  p.   275.  .^^    .|.  ,j-. 

2)  Demosth.  Lept.  §■  156:  iuv  tk;  ogxlXcov  n^XJ]  ''^  STjßoaiw,  &ä- 
vtttov  kfyfi.:  vgl.  Scbol.  Demosth.  Mid.  §.  182  und  Westermann  in 
Abb.   d.    Leipz.  Geseilsch.   I,  S.  37. 

3)  Lysias  Agorat.  §.  10:  arQavijyov  xtt-QoTovtj&fVTa  u7ii6oKinuaar(, 
Oll  votxL^ovxtq  iinovv  itvai  rü  nXri&fi  T(ö  iifiiTi()w:  vgl.  Aristot.  Polilic. 
V.   7.   8  u.    14. 

4)  Dinarcb.  Aristog.  §.  17:  nvaxQlvavTf^  rovg  rwv  ttoiviav  ti  fiii- 
XovTuq   dioixliv,    Tt'e     fOTi   Tov   udiov   TiJÖnov ,    fl  yoviaq   ii>    noiü ,     tl    i«? 

OtQHTfiuq     lITlfQ     T^?     nolfOX;    lOTgutfVTUl.  ,     tl    UqU     7lUT(JW<i     fOtlV    ailTfÜ,    ti 

T«  TiXtf  Tikfl:     vgl.   de  jure  magistr.  p.  6   fg.   und   Lelyveld  de  infa- 
mia  p.  273  fg. 

5)  Vgl.  die  Zusammenstellung  bei  Demosth.  Aristog.  I,  §.  30: 
ToT;  f»  rov  äfafioiTT/giov  1}  roXq  uv  0  dtjfiog  aniHinvi  toii?  TiuxfQiiq ,  jj 
Totg  nnodtdoxi/A,aanfvoiq  nQ)[f*'  Xk/ovoiv  ,  i]  xot<;  öcffikovpi,  rdi 
ö^fiooko  y   ij  Tofe   xa&uTiui   uvifioiq, 

6)  'F.x  xiityoviaq  d.  h.  vom  (JrOssvater  her;  s.  §.  99,  n.  0  mit 
Lobeck  Agiaopb.  p.  764,  und  über  die  Anakrisis  der  Archonten  ins- 
bes.  Demosth.  Eubulid.  §.  00  fj;g.  mit  Petit  p.  321  und  Corsini  I, 
p.  15.  Falsch  Aristid.  Asclep.  I,  p.  72 1  ol  ütono&irut  6nt  rfvxufjuv 
tiaiv  ninuTQvdai,. 

7)  vS.  Demosth.  Leptin.  §.  90  und  Lysias  z.  Evander  mit  Poll. 
VIII.  86  u.   92. 

8)  Also 'namentlich  für  Beamte  kein  besonderes  gesetzliches  Al- 
ter ,  etwa  von  dreissig  .lahren  ,  wie  es  Meier  (Proeess  S.  20^)  und 
Böckb  (Archont.   pseudep.  p.    132}    von    den    Buleuten  und   Richtern 


**'»^    §.450.     Gottesdienstliche  und  Polizeiheamte.       439 

hierber  übertragen ;  oder  soll  man  mit  Wacbsmath  T,  S.  486  in  der 
Frage  nacb  den  geleisteten  Kriegsdiensten  einen  WinI;  über  reife- 
res Alter  seLn  ?  S.  ancb  Krüger  Stud.  I,  S.  !5,  dagegen  aber  Slob. 
Serm.  LXXXIV.  8  und  selbst  einen  Feldherrn  von  ^20  Jahren  bei 
Justin.  \\.  5  mit  RehJantz  Iphicr.  p.  19.  31,  so  dass  das  soloniscbe 
Gesetz  bei  Stob.  Serra.  CX\'.  '2G:  /.n'jTf  aoyuv  rov  0(fö6üu  viov  uf'/rt 
avfißov/.fi'fiv  wie  im  lezteren  (§.  129,  n.  5)  aucb  im  ersteren  Tbeile 
•wenigstens  später   ausser  Hebung   gekommen    seyn  mnss. 

9)  'AiffhtQ  d.  b.  o).'<xkijooi,  (Etyiiol.  >I.  p.  !7fi.  ^0)  oder  ijii^ 
uvHTirjooi:  solche  wurden  übrigens  wohl  schon  beim  Loosen  selbst 
zurückgewiesen,   s.    Lysias   de   Invaüdo   §.    13. 

10)  Vgl.  den  Eid  der  Heliasten  bei  Demosth.  Timocr.  §.  150: 
oj'rf  i''JX'j*'  iinxnmrjno)  ojn t  uo/fiv  i':ifv&vvov  o\ru  ftfgaq  u{>/ijq  x(tl  xüv 
ivvfa  ft^yuvrwv  xul  tov  Uoofii'rj/uovoq  xal  oaai  tiixo  tüiv  ffvia  ugyovxfov 
xriafifvoyxnt  ravxr/  tj]  TjttfQa,  xul  xt/gvxo<;,  xul  n^faßfiaq,  xul  avvfd(jwv, 
oväf  dlq  ^TJv  uvxrjv  uQxrjv  tov  uvxov  avdfjn  ovöi  ävo  u(ixu(;  lig^ai  xov 
«i'tov  iv  TW  avräj  fymvxu)  ,  und  mehr  oben  §.  125,  n.  1.  Die  Aus- 
nahmen bei  Bergk  Com.  Alt.  reliqu.  p.  13  fgg.  u.  A.  beschränken 
sirb  wobl  auf  ursprünglich  ausserordentliche  Functionen  ;  vgl.  de 
jure  magistr.  p.  21  und  das  neue  Beispiel  bei  Hyperid.  pro  Lyco- 
phr.    p.    29  :     xal   rj()lu   ftkv   uvxö&i,   dv'    Ixt]    xmv   nwnoxf  InnuQ/riouvxatv 

IXOVOQ, 

11)  Poli.  A'lll.  88  von  den  Thesmotbeten :  flaäyovoi  6\  xul  äo- 
nißnoinv  xnii;  u()-/(xic::  vgl.  XenopL.  Rep.  Ath.  HI.  4,  Demosth.  Boeot. 
de  dote  §.34,  Aphtbon,  Progymn.  c.  14:  xal  oxQuxrjyiX  fxi-y  iv  o  x(ji~ 
v(i)v  ilfxuofv,  Uofixai  dl  ov  o  6tKrxox7]Q  ißfßctioDaf.  Insofern  gehört  die 
Dokiaiasie  allerdings  aucb  zu  den  öffentlichen  Klagformen  ;  s.  oben 
§.    135,  n.    1. 

12)  Vgl.  die  Reden  des  Lysias  pro  Mantitheo  und  adv.  Philo- 
nem  ,  wo  freilich  erst  Bekker  aus  Conjectur  ßoiiXiiixrjgiov  für  ötxu- 
OTi^Qiov  hergestellt  hat:  lyo'}  6(  ofiiauq  ilafjlli^ov  tiq  xö  ßoikivxr/Qiov  tu 
ßiÄxiOxu  ovußovkii'nv  x^  nöXfi,'  i'viaxi  di  iv  rü  oqxm  anocpaiveiv,  tV  xl<; 
xiva  oiS(  TöJv   Xuxovx(j)v  uvintxTjdHov  ovxa  ßovXn'iiv, 

§.  150. 

Als  erwählte  Behörden ,  die  iudesscn  nur  g^ering^e 
öder  gar  keine  politische  Bedeutung'  hatten,  kennen  Avir 
die  Besorger  verschiedener  gottesdienstlichcr  Feste  ^),  die 
Aufkäufer  der  Opferstiere '^) ,  die  zehn  Kampfrichter  für 
die  musikalischen  und  gymnastischen  Wettstreite  an  den 
Panathenäen  3)  j  die  zehn  Sophronisten  oder  Aufscher 
über  die  Zucht  der  Knaben  und  Epheben  ''*),  und  wahr- 
scheinlich auch  die  Aufseher  über  die  Zucht  des  weib- 
lichen Geschlechts  ^; ,  die  zugleich  eine  Art  Luxuspoli- 
zei ausgeübt  zu  haben  scheinen  ^').  Aber  selbst  die  ei- 
gentlichen Staatsbeamten  für  den  Gultus  werden  vielmehr 
als  crlooste  genannt  ^)j   und  eben  dahin  gehören  sänimt- 


Th.  y.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  D.  Die  Beamten. 

liehe  städtische  Polizeibeamte  ^),  insoweit  sie  nicht  bloss 
als  ausserordentlich  bestellte  Gommissarien  oder  als  Sub- 
alterne zu  betrachten  sind  9):  zehn  Astynomi,  fünf  für 
die  Stadt  und  fünf  für  den  Piräeus  *o),  zur  Aufsicht  über 
die  Reinlichkeit  der  Strassen,  Erhaltunj^  der  öffentlichen 
Gebäude  und  allgemeine  Ordnung  ^^):,  eben  so  viele  Marfct- 
lueister  oder  Agoranomen  zur  Beaufsichtigung  des  Klein- 
handels in  der  Hauptstadt  ^^],  und  für  den  Grosshandel 
die  Vorsteher  des  Eniporiums  im  Hafen  *3^,  neben  wel- 
chen einerseits  die  Aufseher  der  Schiffswerfte  ebenda- 
selbst ^*),  anderseits  die  Getreidewächter,  zehn  in  der 
Stadt  und  fünf  im  Piräeus  *5),  zur  Prüfung  der  Güte  und 
des  Preises  der  zu  Markte  gebrachten  Früchte,  und  eben 
so  viele  Metronomen  zur  Controle  der  Maasse  und  Ge- 
wichte stehn  ^^). 

1)  Namentliph  die  fTitfitkr^ral  twv /iiov^iaiwv,  üemofth.  Mid.  §.  15, 
auch  wohl  QnQyTjXimv  Poll.  VIII.  89,  und  iivaTTj^iMv ,  Dem.  §.  171, 
vgl.  Harpocr.  p.  IIS  und  Böckh  Staatsh.  II,  S.  126;  die  IfQonoiol 
rwv  offivoJv  &fS)v,   Dem.  §.    115  und  mehr  bei   Böckh   1,   S.   302. 

2)  Bowvuf.  Dem.  Mid.  §.  171;  vgl.  Harpocr.  p.  65 :  St«  Aannqoq 
Tjv  0  ßooJvT^q  xfti  ftl  ^fytoTni  UQX^''  *'"**  tovtw  fxiiQotovoiJvTo:  auch  C. 
Iiigcr.  n.  157  und  Ussiug  Inscr.  inedit.  p.  46  mit  Böckh  Staatsh.  S.  303 
und  Schubert  Aedil.   p.  44. 

3)  Plut.  V.  Pericl.  c.  13,  wonach  bei  Fell.  VIII.  87  nothwen- 
dig  so  zu  interpungiren  ist ;  xal  nkrjQovv  Jixaarüq  •  xat  uO-Xo&fta^ 
f'ya  xitTit  g>iikTjv  fxäazrjv  xul  aT^axTjyovt;  ;^*t^oToyfri'  *£  nnüvroiv  ;  vgl. 
auch  Meier  :a  Hall.  Encykl.  Sect.  III,  B.  X,  p.  286  und  mehr  bei 
Schubert  p.  52—57. 

4)  Böckh  Staatsh.  I,  S.  33G,  C.  Inscr.  n.  276;  auch  Ininfkrjxal 
TftJv  f(f>7Jß(,)v ,  Dinarch.  Philocl.  §.  15;  vgl.  im  Allg.  Prideaux  Marm. 
Oxon.  p.  87,  Corsini  II,  p.  143,  Gesner  in  Conim.  Gott.  IV,  p.  38, 
.Schubert  p.  67,  insbes.  aber  Krause  Gymn.  u.  Agon.  S.  214,  auch 
über  die  Kosmeten ,  die  allerdings  erst  in  spätere  Zeit  gehören, 
aber  doch  schon  bei  Teles  in  Stob.  Serm.  XCVIII.  72  und  Ps.  Plat. 
.4xioch.  p.  366  vorkommen.  Die  Drachme,  welche  Bekk.  Anecd. 
\>.  302  und  Phot.  Lex.  p.  564  die  Sophronisten  als  täglichen  Sold 
beziehen  lassen  ,  scheint  sich  von  den  oiifi/yö^oiq  zu  ihnen  verirrt 
zu   haben. 

5)  r'vfuixoxüaftoi.  (Poll.  VIII.  112)  oder  ytivuixovö/uot,  vgl.  Meurs. 
lect.  Attic.  II.  5  und  Meier  att.  Process  S.  97  ,  der  8>e  zwar  den 
aXijQMTuiq  ii{t)(aX(;  beizählt,  dabei  aber  Menand.  Rhet.  p.  205  Walz 
übersehn  hat.  Nach  Böckh  über  d.  Atthis  d.  Philochoros  S.  24  wä- 
ren sie  übrigens  zu   Athen  erst  durch    Demetrius   Phal.    eingeführt. 

6)  Ath.  VI.  46:  ön  i^v  l'd-uq  Toi'iq  yvvaixoföfiovq  iqioQtlv  r«  (J\if»no- 
Oia  xul  f^n(ti,n.v  twv  xixXijuhMv  tov  cmiif/fiov  :  vgl.  Petit  VFI.  II,  p. 
647  und  im  Allg.  Hullcman  de  yvvai,xovliAoi,i;  in  Mise,  philol.  Traj. 
1849,  p.  82  fgg. 


§.  150.      Gottesdienstliche  und  Polizeibeamte.       441 

7)  Vgl.  Aristoph.  Nub.  619:  Xu^olv  t^tjc  ugofivtjfioviif ,  oder, 
vrenn  dieser  Posten  nur  für  Delpbi  bestimmt  war  (§.  14,  n.  ß), 
jedenfalls  die  UQonoiol,  xXjjf^ojrol  üqyovTiq  öfxu,  oi  tu  Tf  unvTiv- 
ftaru  IfQo&movai ,  xür  Tt  xfckktf{)ijaai.  61?]^  xnXXifQoini  ftfru  iwv  fniv- 
TKüv,  xnl  &volrt<;  rnq  voiAi^ofifvaq  fitTfXovat  xnl  xaq  ntvTnfrrjgiJrtq  rtnn- 
naq  tftoixovoi  nkrjv  Tlavu&Tjvaion' ,  Phot.  Lex.  p.  103,  Bekk.  Anecd. 
p.  265,  Etym.  M.  p.  469,  Phot.  VIII.  107,  mit  Herald.  Anim.  p.  95 
und  Böckh  !,  S.  302,  II,  S.  S.  53.  119.  126;  aucL  Bergk  Com.  AU. 
reliqu.  p.  88  und  üssing  I.  c.  p.  46.  Das  Leos  bestätigt  Demostb. 
Tbeocrin.  §.29;  Mid.  §.  171  wird  also  nur  von  den  atuvulq  (uot.  I) 
zu   verstehen  seyn. 

81  Vgl.  C.  E.  Wendt  de  politia  Atbeuiensiuni  ,  Erlang.  1798.  8 
und  einzelnes  mehr  bei  Meurs.  lect.  Attic.  I.  19  ,  Böckh  I.  S.  69, 
RIeier  u.  Schöm.  S.  88 — •96,  Schubert  p.  81  fgg..  Baumstark  Curat, 
empor,  p.  41 — 46,  Wachsmuth  II,  S.  146,  Bergk  1.  c.  p.  15,  HuU 
leman  1.   c.    1851,  p,    12   fgg. 

9)  Zur  lezteren  Gattung  dürften  hier  z.  B.  die  nQoptfTfjTjrrti.  oder 
Fruchtßiesser  gehören,  Böckh  I,  S.  338;  zur  ersteren  die  rn/onoiol 
und  andere  fnimcTui.  örjfxonioiy  Igyojv  bei  Böckh  S.  285  ,  aucb  oitm- 
vai,  die  Poll.  VIII.  114  eben  so  falsch  wie  die  ßor'jvac  zu  den  vnij- 
Qfoiuiq  rechnet  ,  die  aber  wenigstens  bei  Demostb.  Cor.  §.  248  noch 
als  ausserordentlicherweise  gewählte  erscheinen,  obgleich  auch  dar- 
aus später  eine  ständige  Behörde  geworden  seyn  kann  ;  vgl.  die  Be- 
lobung für  Xenokles  HOTjyi^rqv  yfvofifvov  rov  oircovixov  TU/uifiov  xal 
aiTOJvijoavrn  älq  xitl  axQuxrjyöv  inl  xovq  onXiraq  x.r.  X,  bei  Göttling 
im  Ind.  lect.  Jen.  1852— 5.S  mit  Keil  im  Philol.  VIII,  S.  178  und 
Meier  Comm.    epigr.  II,  p.   62. 

10)  Harpocr.  p.  52:  6fxa  (fTjalv  tCvui  xovq  äaTWoiuovq  'AgiOTort- 
Xtj:  iv  rfj  Ad-Tjvai(i>v  noXntia,  nhrf  fxiv  TlfiQaifl,  nfVTf  d' h  uOTft :  vgl. 
Bekk.  Anecd.  p.  455.  Warum  Meier  S.  89  zwanzig  annimmt,  weiss 
ich   nicht. 

11)  S.  Plat.  Leg.  VI,  p.  763  C  und  Aristot.  Politic.  VI.  5.  3; 
was  Harpocr.  sagt:  Toi'TOi?  dt  nfXfiv  ntgl  rötv  itvKrjxgLötüv  xal  xf>nX- 
xQiwv  xal  xoTiQoXöybJv ,  ist  natürlich  nur  ein  Theil  ihrer  Geschäfte, 
wozu  selbst  die  Aufbewahrung  eines  Testaments  gehören  konnte, 
vgl.  Isaeus  Cleonym.  i).  15.  Auch  die  ciinTnaift  xöiv  vdüxwv  zieht 
Sintenis  ad  Plut.  Them.  c.  31,  p.  193  dahin;  inzwischen  konnte 
immerhin  vieles ,  was  eigentlich  zu  ihrem  Geschäftskreise  gehörte, 
zeitweilig  aucb  besonderen  Coramissarien  übertragen  werden ,  wie 
auch  Aristoteles  fortfährt:  i-ytt  f)f  nögttt  nXdM  xüv  rcgi&ftov ,  oiv  fxf- 
Qoiiq  f<p  fXfQ(t)  xu&icixflaiv  fv  xotq  noXvuv&Qinnoxuxdiq  noXtaiv,  ot,ov  xfi- 
^(onoiovq  xitl  xgtjviZv  tTTinfXTjxitq  xal  Xtftfvo>v  (fvXaxuq:    vgl.  Poll.  VIII.  113. 

12)  Plat.    Leg.    VIM,  P.849A;   vgl.   Aristoph.   Vesp.    1407,   Poll. 
X.    177,    Plaut.    Mil.   II!.    1.    132,     auch    Metiochos    bei     Plut.   praec. 
polit.   c.  15   und   mehr  bei   Bornem.   ad    Xenoph.    Symp.  11.20,   p.  76, 
Thiersch   in   Bayr.    Akad.    1834,   S.   606,   Pinder  Beitr.    z.    Münzk.    1 
S.  63. 

13)  A.  Baumstai-k  de  curatoribus  emporii  apud  Athen  Freib. 
1828.  8;  vgl.   oben  §.   136. 

14)  Böckh   Urkunden   d.    att.  Seewesens   Berl.   1840.  8,  S.  48  fgg. 

15)  So  Böckh  Staatsh.  I  ,  S.  118  nach  der  Verbesserung  von 
Valesius  z.  Harpocr.  p.  172  und  Bergk  I.  c  p.  18  bei  Phot.  Lex. 
p.    514:     ijouv    di   Tov  (X(Jii>fiov    näXai  ftlv  niyxtxuiötxu  ,    öixu  iy  kot**, 


442    Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  II.  D.  Die  Beamten, 

iifvii  dt  fv  flfiQUtft,  rarigov  6f  rnuiy.ovxu  n\i'  fv  uoth  ,  ntvxiyiaidixa 
d'f  fv  rifiijaift,  nur  dass  Böckh  wegen  Lysias  Dardan.  §.  8  nükui. 
fifv  TQfit;,  vOTfQov  ö't  Tiivrixaidfxfx  x.r.k.  schreibt,  wäbrend  Schubert 
j).  115  dort  vielmehr  an  die  otToJi«?  deiiist;  dass  inzwischen  die 
{janze  Stelle  auch  noch  anders  geheilt  werden  kann  ,  bat  Voemcl 
in   Zeitschr.  .f.    Alterth.    1852,   S.   32  richtig  bemerkt. 

16)  Vgl.  Meurs.  lect.  Attic.  I.  8  und  Hüllmann  Handelsgescb. 
S.  157  fgg.  Die  Zahl  auch  hier  nach  Böckh  I,  S.  70,  obgleich 
Voemel  in  beiden  Fällen  nur  „ühn,  fünf  für  die  Stadt  und  fünf  für 
den  Piräeus  annimmt. 

§.  151. 

Auch  was  die  Finanzbehörden  betrifft,  sind  die  durch 
das  Loos  besezteii  vorzug^swcise  die  alleren  und  ursprüng- 
lichen, die  unter  der  Oberaufsicht  des  Rathes  die  ordent- 
lichen Einkünfte  des  Staats  verwalten  *)  ,  wogegen  die 
erwählten  Beamten  unabhängig  von  lezterem  zunächst 
ausserordentlichen  Zuflüssen  und  Bedürfnissen  ihre  Ent- 
stehung verdankt  zu  haben  scheinen.  Unter  jenen  sind 
zuvörderst  die  zehn  Poleten  zu  nennen,  welche  theils  die 
Verpachtung  der  öffentlichen  Ländereien  und  Gefällej 
theils  die  Verkäufe  von  Menschen  und  Sachen  zu  besor- 
gen hatten,  die  dem  Staate  durch  Richterspruch  oder 
Gesetz  zugefallen  waren  2)  5  daneben  aber  bestanden  für 
das  Eintreiben  der  Strafen  und  Bussen  die  Praktoren  5)) 
wofern  nicht  in  besonderen  Fällen  eigene  Gommissarien 
dafür  ernannt  wurden  '^^ :,  und  die  Gerichtsgelder  flössen 
in  die  Gasse  der  Kolakreten,  um  daraus  die  öffentlichen 
Speisungen  ^)  und  später  auch  den  Richtersold  zu  be- 
streiten ^),  während  die  übrigen  Einnahmen  an  die  Apo- 
dekten  abgeliefert'')  und  von  diesen  wieder  den  Schatz- 
meistern der  einzelnen  Aemter  zugetheilt  wurden  ^). 
Dem  Staate  selbst  diente  als  Reserve  der  Schatz  der 
Athene  ^) ,  epäter  auch  der  der  übrigen  Götter  ^^),  deren 
ersterem  er  von  allen  Confiscationen  oder  Bussen  und 
wahrscheinlich  noch  von  mancher  anderen  Einnahme  den 
zehnten,  lezteren  den  fünfzigsten  Theil  zuwies  ^^)  und 
beide  durch  je  zehn  aus  den  Höchstbesteuerten  erlooste 
Schatzmeister  verwalten  liess  ^^)  ^  als  aber  Themistokles 
und  Aristidcs  den  Grund  zu  einem  eigentlichen  Staats- 
schatze gelegt  hatten  •5)  und  mit  der  gesteigerten  Blüthe 


8.  151.     Finanzbeamte.  443 

Atben's  auch  seiu  Staatshaushalt  verwickelter  wurde, 
stellte  die  Wahl  des  Volks  an  die  Spitze  desselben  für 
jede  Finanzperiode  von  vier  Jahren  **)  einen  eigenen 
Schatzmeister  der  öffentlichen  Einkünfte  ^^),  dem  in  ähn- 
licher Art  wie  dem  Rathe  ein  Geg^enschreiher  zugeordnet 
war  ^^).  Ausserdem  finden  wir  eine  besondere  Behörde, 
die  Poristen  ,  mit  der  Beschaffung  neuer  Geldmittel  be- 
auftragt ^'')  5  wichtiger  aber  ist  später  noch  der  gleichfalls 
gewählte  Schatzmeister  der  Theorikencasse  ^^),  welche  die 
Verblendung  des  Volkes  aus  den  ursprünglich  der  Kriegs- 
casse  gehörenden  üeberschüssen  ^^)  geschaffen  hatte  und 
dergestalt  auf  Kosten  der  übrigen  zu  bereichern  bemühl 
war,  dass  ihre  Vorsteher  eine  Zeitlang  sogar  alle  andern 
Einnahmen  direct  statt  der  Apodekten  in  Empfang  ge- 
nommen haben  sollen  ^o). 

1)  Vgl.  oben  §.  126  und  näher  Böckh  Staatsh.  I,  S-  207—222; 
auch  Meier  u.  Schöra.  S.  98  und  Wachsmuth  II,  S.  lOfi  fgg.  K/.tj- 
Qtoiat  öf  (tQ'/ul  n{)UKXoqK;,  f)(Xoyfi<;  xrd  uvxiytjuifilq ,  Pseliüs  ed,  Bois- 
800.  p.    103? 

2)  Vgl.  oben  §.  115,  n.  9,  §.  124,  n.  17,  §.  139,  n.  10,  und 
mehr  bei  Meurs.  lect.  Attic.  I.  7  und  Sluiter  lect.  Andoc.  p.  258, 
insbes.  Poll.  VlII.  99:  nwkrjrul  tu  rikrj  Tt^THjüay.ovoi  und  tStv  int  tü 
&f<t)()ii'.ov  TjQTjixfvoiv  (n.  20)  xnl  T«c  Twv  i%  A{}fLol)  nayov  i4txrt  xov  nQo- 
xfiJov  Xoyoy  (fvyovxwv  (§.  105,  n.l7)  ovairtQ  xul  xu  diörjftni/ufi'a'  t^ji- 
xavfi'n  d  f£  uviwv  ng,  ö?  xd  nojkQVftfva  ßißaioi,  welehes  leztere  Bake 
Schol.  hypomn.  IV,  p.  247  missverstanden  hat;  vgl.  Privatalt.  §.  65, 
n.    17. 

3)  Daher  fyyququv  xolq  nQfixxoqatv ,  o  xw  örjtionio)  yiyvnui ,  De- 
mosth.  Macart.  §.71;  vgl.  Tbeocrin.  §.  19,  Aristog.  I,  §.  28,  Ae- 
schin.  Tiuiarch.   §.   35  etc. 

4)  Wie  die  l^tjxtjxnl  oder  /iuoxfjQK;,  Hndtwalcker  Diaeteten  S.  58, 
liöcKh   Staatsh.    I,  S.  213,    Blum   Proleg.    Dem.   Timocr.  p.  19;    die 

Ofki-oyili; ,  Ol!  xivk;  artiyqiitfovxo  xuq  ovaini;  iwv  o/.iymj'/txiLv ,  Bekk. 
Anecd  p.  3U4,  vgl.  .Meier  Bon.  damiiat.  p.  207,  Böekh  C.  !nscr.  I, 
p.  1.38;  die  nxivdi^.oi,  i'(j;(7j  xiq  xuOinxnnivr]  fJixct  xr/v  fx  flfiquiöx; 
xü&odov,  Harpocr.  p.  279  mit  Valesius  p.  182  ,  vgl.  Schöm.  Comit, 
p.    316   und    Process  S.    110—112. 

5)  Sehol.  Aristoph.  Av.  1541:  xnniui  it  r^anv  xru  ngotaxdixn;  xf/t; 
ötl/ioaiuq  otxr/nfO)i;  (§.  127,  n.  17)  —  oder  bezöge  sich  dieses  auf  die 
Zeitpn  vor  Klisthciics  ,  wo  sie  nach  llarpocr.  p.  36  iiberhaupt  die 
(iescbät'te  der  spateren  Apodekten  hatten?    liöcKh  Staatsh.  I,  S.  238  fgg. 

6)  .S.   Schol.   Aristoph.   Vcsp.  695  und  mehr  oben  §.  134,  n.    19. 

7)  Poll.  VlII.  97:  KTioäh.xai,  dt  rjauv  dfxu,  o'i  xovq  xi  (ffioiiq  xal 
T"?  fiagioqai;  xitl  xu  xii.Tj  ttufdfxovxo  xul  xu  7in)l  roiixtuv  uf4q>inßrixr'/Oi/4n 
idix(t!^0Vy    tl  di  T»  ^((Cov  ijv,  tlor^yov    ilq  xo  äixuoxijqiof :     vgl.   Aiistot. 


Th.  F'.  Der  athenische  Staat.  C.II.D.  Die  Beamten. 

Politic.  VI.   5.   4    mit    IN'eumann  ad   Kerump.   fgm.  p.   64  und   Böckh 
Urk.  d.  Seewesens  S.   57. 

8)  C  Inscr.  n.  84  :  fifQiam  di  to  agyigiov  xo  iiqTj/xhov  %ovq  uno- 
JfXTag  Ik  twv  nuTußuÄkofifvoiv  /Qrjfiuroiv  ,  in(t.6uv  xu  im,  xüJv  v6fj.ü)v  fif- 
oiocoai:  Vgl.  Etymol.  M.  p.  124  oder  Bekk.  Anecd.  p.  427:  uqxovti^ 
xXt^qwxoI  öfna  To'v  uqi&,ucv  y.uxn  qivXrjv  rjouv,  ol  nn()iküfißuvov  xu  ygu/i- 
fiuxiZa  x(öv  c(fft).övToiv  xüj  6Tj/xoaLo)  Kid  (IntSh/ovro  avxu,  tlxu  i%i^xat^ov 
TU  oqiXr/finTa  oi'v  xfj  ßoi').ij  y.ui  *//f(u,ov  fl<;  u  f/Q^v  uvukiaxfiv  :  und 
über  die  ra/iiat,  der  einzelnen    BeLörden  oben  §.   147,  n.   6. 

9)  Böckh  Staatsh.  !,  S.  276  fgg.  575  fgg.,  vgl.  dens.  in  Abb.  d. 
Berl.  Akad.  1846,  S.  355  fgg.  mit  Rangabc  Anliqn.  Hellen,  p.  179 
fgg.  203  fgg.  und  über  die  Hinterzelle  yömn&ööo^toq)  des  Parthenon 
auf  der  Burg,  wo  er  aufbewahrt  lag,  C.  Inscr.  I,  p.  177  fgg.  und 
m.   Hypäthraltempel  d.  Atterthums,    1844.   4,   S.  27. 

10)  Wenigstens  seit  dem  pe'oponnesischen  Kriege,  Tbuc.H.  13, 
wo  wir  um  Ol.  XC  auch  diesen  im  Parthenon  vereinigt  und  gemein- 
scbuftliche  Schatzmeister  (not.  12)  dafür  bestellt  sehen;  vgl.  Böckh 
C.  Inscr.  n.  76  oder  Staatsb.  II,  S.  49  fgg-  und  Monatsber.  d.  Berl. 
Akad.   1853,  S.  559  fgg. 

11}  Demostb.  Timonr.  §.  120:  vgl.  Theocrin.  §.  14  mit  Meurs. 
lect.  Attic.  V.  13,  und  über  das  iniöfxarov  xijq  i9^foi''  insbes.  Xenoph. 
Hellen.  I.  7.  10  und  Meier  Comm.  epigr.  p.  54  mit  dems.  de  Bon. 
damn.  p.  215  und  Böckh  Staaish.  I,  S.  445  i  über  den  zehnten  Theil 
des  ersten  Monats  der  Tribute  aber  (unagx']]  ^^^  lezteren  scharf- 
sinnige V'erinulhungen    II,   S.   621    fgg. 

12)  Vgl.  Andoc.  Mjster.  §.  132  und  Demostb.  Macart.  §.  71  mit 
Poll,  VIII.  97  :  xufüui.  XTJq  &10V  xXtjqojxoI  ftiv  fx  Ttivxaxofucfuföinvcov 
T/Ciav  (§.  123,  n.  I),  xu  d*  xqtjuuxu  TtrtQfküftßayov  x^q  ßovXjjq  nuQov- 
OTjq  ,  ,  ft^oy  df  i^oinCuv  xal  ^Tjjniav  u<f(i.{Zv ,  fl  uöixojq  i'Tio  xüv  i((jj(oii- 
xwv  imßkrj&fLT]  (Lysias  pro  milite  (§.  7),  und  über  das  Verhältniss 
der  beiden  Schalzuieisterämter ,  die  seit  Ol,  XC  neben  einander, 
zwischen  Ol.  XCIV  und  XCVIII  vereinigt  bestehen,  Böckh  Staatsh. 
I,  S.  218  fgg,  und  II,  S.  301  fgg.;  im  Allg.  aber  C.  Inscr.  I,  p.  176 
und  Staatsb.  II,  S.  1  —  49  und  145 — 318,  wo  ihre  vierjährlichen 
Hechnnngsablagen  und  Ucbergabsurkunden  (von  einem  grossen  Pan- 
athenäenfeste  zum  andern  ,  gleichwie  auch  ihr  Amtsjahr  durch  die 
jährlichen    Panathenäen   begränzt  ist)   ausführlich   commentirt  sind. 

13)  S.    Plut.   V.   Them.  c.   4  und  mehr  unten   §.   156. 

14)  Vgl.  den  Redner  Lykurg,  nach  Vit.  X  Orat.  p.  841  :  Tuninq 
yuQ  fyfvfxo  iTil  x(jfl<;  7ilvxuiX7]giduq  .  .  uqüitov  fifv  u'i.(jfötlq  a'iroq, 
tnuxu  Xüjv  q)iX(ov  Irtiytiuxpiiftfvoq  xiva  ainoq  tnoiftro  xr/v  6ioLxt]aiv  Siu 
xo  <p&ua<tt  yofiov  flafyfyxtVv  fttj  nXflro  Tifvxf  ftwv  6ifi,nv  xcv  )^iiqlxo*ti- 
&fyxa  fTii  xr!  dtjuinta  -/{lijixuxn  ,  wo  nur  die  panathenäische  Pentete- 
ris  fälschlich  zu  fünf  vollen  Jahren  berechnet  ist,  s.  Diodor.  X\  I. 
88  und   Böckh  Staatsh.   II,  S.    123. 

15)  'Eniftdrjxiiq  xüv  xoivüv  Tigoaööwv ,  Plut.  V.  Aristid.  c.  4,  tnl 
xrjv  xoivTjv  diolxTiaiv  u'iQi&fiq  ,  Aeschin.  F.  L.  §.  149,  vgl.  Poll.  Vlli. 
113:  o  df  inL  xtjq  Sioixijaiwq  ulQiioq  ijv  tnl  xö)v  ngooiovxojv  xui  nvn. 
Xiaxo/ifKov ,  und  mehr  bei  Böckh  I,  S.  222 — 231.  Der  Pluralis  twv 
tnl  rt]  dtoixi^nfi,  (Franz  Flera.  epigr.  p.  179)  ist  vorübergehend  zw. 
Ol,  123  und    128. 

16)  Poll.   Vm.  98;  vgl.    Harpocr.  p.  29  und  Böckh    I,   S.  261. 


§.  152.    Miliiärhehörden  und  Heeresortf  anisation.     445 

17)  Bekk.  Anecd.  p.294:  nogi-orai  flaiv  «V^V  '^'■^  ^A&tjvtjoiv^  tjtk; 
noQovq  '(tt]in:  vgl.  Antiph.  Choreut.  §.  49,  Aristoph.  Ran.  1503  und 
mehr  bei  Böckh  1,  S.  225;  auch  >'oemel  ad  Demosth.  Philipp.  I, 
p.   197. 

18)  S.  d.  Schel.  Demosth.  Olynth.  I,  p.  13  mit  Voemel  p.  26 
und  mehr  unten   §.    170. 

19)  Adv.  Neaer.  §.  4  :  y.iXfvövrmv  rüv  yo/nwv,  onozav  7iöi.ff*o<;  ij, 
T«  nfQtövTn  /QTj/xuTn  TT/c;  dtocxijoiox;  aTQttTiujrixu  (Ivat:  Tgl.  auch  C. 
Inscr.  n.  76  extr, :  iufiötlv  d'i  unodtdofiiva  j  roXt;  &{oIg  t«  xg^fiara, 
tlq  To    vfoiiHov   xal   TU   Tf^XI   ^O'?   Tif^iovai  ;jfy^O<^«t  ;fp7^^«(nv. 

20)  Aeschin.  Ctesiph.  §.  25:  noörfQov  ftiv  roivvv  rlvriygatpii)?  ify 
XftQOTovrjroq  lij  noXei ,  oq  na&'  kxüorrjv  n{iVTUVfiav  u-iiÄ.oyii,tTo  %uq 
ngooööoi«;  Ttü  Örjftoj ,  öitl  6i  rijv  ngog^  El'i^ovXov  ■yfvo/ihrjv  nioTi*  viaZv 
ol  fnl  TO  &f(ugixcy  Kf/fujorovrjufvoi.  tj^/ov  ^iv ,  ^nglv  i]  tov  Hyi^ixfjyoi; 
vö/xov  yfvia&ai,  ttjv  rov  ilmy Qutp fO)q  f'QXyy  ,  ^QX°*  <^*  ^7J'  '^'^^  icio- 
d'lxrwv  xal  yuagiojv  ug^r/y ,  xul  oxH'o&ijxtjv  Ujy.oöo/Aovy ,  tjoiiv  df  xul 
öionotol  xul  ayiöor  tijv  oXrjv  öiolKT/niv  fL-/üv  rf^i  nc,Xi(uq  :  vgl.  BöLnecke 
Forschungen  S-  x  und  über  das  Gesetz  des  Hegemon  S.  xni  mit 
Böckh   Lrk.  d.    Seewesens  S.   436. 

§.  152. 

Den  ersten  Rang  unter  den  durch  Wahl  besezten 
Stellen  nahmen  übrigens  die  Militärbehörden  ein  ^) ,  de- 
ren das  Volk  alljährlich  ^)  zehn  Strategen  und  eben  so 
viele  Taxiarcheu  für  das  Fnssvolk,  zwei  Hipparchen  und 
zehn  Pbylarchen  für  die  Reiterei  erwählte  5)^  die  UHte- 
ren  Chargen  wie  Lochageu  u.  s.  w.  scheinen  die  Feld- 
herren nach  eigenem  Ermessen  besezt  zu  haben  '*').  Auch 
die  Flotten  wurden  von  Strategen  befehligt  ^)  ^  eigene  Na- 
varchen  sind  höchstens  in  späterer  Zeit  nachweislich  ^)  5 
die  Trierarchen,  obwohl  zum  Commando  ihrer  einzelnen 
Schiffe  berechtigt,  können  überall  nicht  als  Staatsbeamte 
gelten'').  Wiederwählbarkeit  war  wohl  allen  gemein  8)^ 
die  Wahl  selbst  geschah,  wenigstens  bei  den  Taxiarchen 
und  Pbylarchen,  nach  den  zehn  Stämmen  9),  welchen 
auch  die  rä^etg  als  Unterabtheilungen  des  Heeres  ent- 
sprechen ^^)  ^  ob  und  welches  Verhältniss  dagegen  zwi- 
schen diesen  oder  den  Xö^otg  und  den  Demen  bestanden 
habe,  ist  unklar  ''),  obgleich  die  Demarchen  neben  dem 
Rathe  bei  der  Aushebung  betheiligt  erscheinen  ^'^).  Von 
dem  kriegsdienstpflichtigen  Alter,  dessen  Gränzen  nur  in 
]\olhfällen  überschritten  wurden  ^^) ,  ist  bereits  §.  123 
gehandelt^    Freiheit  vom  Dienste  trat,    Gebrechliche  ab- 


446     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  CIL  D.  Die  Beamten. 

gerechnet  ^''^)  ,  nur  in  wenigen  Fällen  gesetzlich  ein'^j. 
doch  scheinen  schon  fünfzigjährige  in  der  Regel  bloss 
zur  Verthtldigung  der  Stadt  veiweudet  worden  zu  seyn  ^^), 
und  wie  überhaupt  die  Gewalt  der  Strategen  grossen 
Spielraum  hatte  ^'^) ,  so  hing  es  natürlich  ganz  von  den 
Umständen  ab ,  wer  und  wie  viele  nach  den  einzelnen 
Jahresclassen  oder  Abtheilnngen  in  das  Feld  rücken  soll- 
ten ^^).  Welchen  Unterschied  hier  zugleich  die  Schätzung 
hinsichtl.'ch  der  Art  des  Dienstes  machte ,  ist  bei  der 
solonischen  Verfassung  (§.  108  zu  Ende)  berührt^  seit 
inzwischen  Perikles  den  Sold  im  Kriege  eingeführt 
hatte  ^^),  beschränkte  sich  der  Unterschied  der  Belastung 
auf  die  erste  Ausrüstung  -O)  5  und  nur  der  Reiterdienst 
galt  noch  als  ausschliessliche  Zwangspflicht  der  reichsten 
Bürger  2^),  zumal  da  dieser  auch  in  Friedenszeiten  unter 
besonderer  Aufsicht  des  Rathes  fortwährte  ^^),  wofür  ih- 
nen freilich  der  Staat  auch  sowohl  zur  Equipirung  ^^) 
als  zum  Unterhalte  des  Pferds  einen  Zuschuss  leistete'^'''). 

1)  Vgl.  Sigonius  Rep.  Ath.  IV.  5,  Petit  p.  333—336  ,  Garnier 
in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XLV,  p.  2il  %g.  insbes.  p.  256  fgg.,  Bar- 
ttielemy  Anacbarsis  CL.  X,  PastoretVIf,  p.  288  fgg.,  Wacbsmuth  I, 
S.    57t    und  über  das   Kriegswesen   im   Allg.    IJ,  S.    310   fgg. 

2)  Albern  ist  Scbol.  Aristoph.  Equit.  43;  h  latc;  vovftrjviait;  ol 
dovXot  fTiotkovvro  xui  ol  aryuTtjyol  f^fifjoiovovvTot  ob  aber  die  tt(j/at- 
(iKiLuL  dieser  Magistrate  (Demusth.  Aristocr.  §.  171,  Xenopb.  M.  Soor. 
III.  4,  Piut.  V.  Pboc.  c.  8)  mit  den  allgemeinen  am  Jahresende 
(§.  148,  n.  3]  zusammengefallen  seyen  ,  haben  noch  neuerdings 
Seidler  vor  Soph.  Antig.  ed.  Hermann  p.  lxxvi  fgg.  und  Krüger 
Listor.  pbilol.  Studien  I,  S.  104  mit  uiiveräcbtiicben  Gründen  be- 
zweifelt, die,  wenn  auch  nicht  mit  Dodwell  oder  v.  Leutscb  im 
Pbilol.  I,  S.  4fU  auf  den  Posideon  ,  doch  vielleicht  mit  Wex  ad 
Antig-  I,  p.  22  auf  den  Elaphebolion  führen  würden,  vgl.  Oemosth. 
Timotb.  §.  6  und  Aelian  V.  Hist.  III.  8;  nur  sind  dabei  freilich 
noch  immer  ausserordentliche  Falle  von  dcn  gewöhnlichen  zu  unter- 
schriden,  Tür  welche  lezleren  Droysen  in  Zeitsch.  f.  d  Alterth.  1839, 
S.  933  ,  Ciarisse  ad  Thucyd.  Epoch.  p.  33  ,  Böckh  z.  Anligone  S. 
136— 19G,  Böhnecke  Forsch.  S.  281,  und  insbes.  E.  H.  ü.  Müller  de 
tempore  quo  bellum  Peloponnesiaoum  inilium  ceperit  ,  Marb.  1852. 
8,   p.   44  fortwahrend   den   Anitswechsel   im   Sommer  festhalten. 

3)  S.  Xenoph.  Ilipparch.  I.  8,  Demnsth.  Philipp.  I,  §.  26,  Poll. 
Vlll.   94;   vgl.   Schöm.    Comit.   p.   313  —  315. 

4)  Poly.nen.    Strateg.    III.    9.    10. 

.5)  Daher  das  AdniiralschilT  OTouTTjylc;  vav(; ,  Poll.  I.  89;  in  der 
Regel  der  beste  Segler,  nach  des  Feldherrn  eigener  Wahl ;  vgl.  Ly- 
Sias  Mun.  acc.  §.  G,  Aeschin.  (>tesiph.   §.  52,   Demostb.    Polycl.  §.  52. 


8.  152.    Militürhehörden  und  Heeresorganisation.     447 

6)  Denn  yavu(_r/oq  bei  Xenoph.  Hell.  V.  1.  5  und  Paus.  I.  23. 
42  bezeichnet  vrobl  nur  den  floltefübrenden  Strategen,  ory^T?/;  ö?  Jrii 
To  i-acTixöv,  wie  er  nocli  bei  Meier  Conim.  epij-r.  p.  35  beisst ;  und 
da  die  Urliunden  bei  üeaoslb.  Cor.  §.  73  und  l84  niebr  als  ver- 
däcbti^  sind  ,  so  beruat  solcber  Amtslitel  nur  noch  auf  einigen  jün- 
geren   Inscbrillen   bei    Meier   p.    5t. 

7)  Wessbalb  sie  sich  auch  durcL  Andere  vertreten  lassen  konn- 
ten ,  üeniostb.  Mid.  §.  163;  vgl.  unten  §.  161  und  Böckb  Urk.  d. 
Seewesens  S.  171  fgg.  ,  der  auch  ibren  Antritt  S.  462  erst  in  das 
Spätjahr    verlegt. 

8j  Demostb.  Prooeni.  55:  dfnörttroi  ynQ  hoxi  u(f(/.fa&n.i  fifv  ooa 
i'ntv  vni'({)Xii  xui  vönovq  ntgl  lovrwv  &tXyui,  i'iv  nq  (laivfofir^OTj  d(?  t/ 
TU  ToiuvTu  ,  0Ti)UTr/)'iiv  6"  t'ul  Tovq  avrorq  f«>  ;  vgl.  Plut.  V.  Feriel. 
C.  16:  fvtai'otoi  oiouij;yiut,  und  die  fünfundvierzignialige  \^  abl  A. 
Phoc.  c.  8  u.  19;  auch  Aescbin.  F.  L.  §.  149  und  den  Hipparcben 
bei    Hyperid.   pro    Lycopbr.  p.   29. 

9)  Aescbin.  F.  L.  §.  169:  tov  rrjq  Iliiräiovidoc;  Titlianiyov:  vgl. 
Zcnob.  in.  81  oder  Hesycb.  1.  p.  1322  ui»d  mehr  bei  Tittmaun 
Staatsv.  S.  298;  was  ist  aber  t^?  'Ohniaq  ^vhnr/wi^  bei  Isaeus  Di- 
caeog.  §.  42?  —  Auch  für  die  Strategen  scheint  es  aus  Plut.  V. 
Cimon.  c.  8  zu  folgen;  vgl.  G.Hermann  im  Progr  eert.  liier.  Lips. 
1834,  p.  6  und  Döckb  z.  Antig.  p.  190;  doch  sagt  Poll.  VIII.  87  fi 
ilnfhiwv,  und  Ausnahmen  kann  selbst  Böckb  t.  Inscr.  L  p. 294  und 
906  schwer  beseitigen. 

10)  S.  Herod.  VI.  111,  Tbucyd.  VI!I.  92,  Lysias  pro  Mantith. 
§.  15,  Plut.  V.  Arislid.  c.  5  mit  Böckb  im  Ind.  leot.  Ber.  1816; 
auch  C.  Inscr.  n.  169-  171.  172.  175.  Ebenso  zu  Schiffe,  Sinten. 
ad   Plut.   V.   Themist.  p.    103. 

11)  Allerdings  heisst  es  bei  Isaeus  Menecl.  §.  42:  for^ÜTivfiru 
h  TTj  (fvltj  rfi  1/.HV0V  xal  rw  dr}  toj ,  und  Lysias  pro  Polystr.  §.  23 
ruft  die  'dr,i'0Titq  zu  Zeugen  geleisteter  Kriegsdienste  auf;  doch 
vgl.  Plat.  Synipos.  p.  219  E  und  Droysen  in  Schmidt's  Zeitscbr.  f. 
Gesch.  VIII,  S.  404. 

12)  Demostb.  Polycl.  §.  6  :  toj'?  ßoidtvxdq  y.ul  tovi;  dr/iuf'cQxoxiq 
»UTaf.öyovq  nouXn&ai  rHir  Si/fiorojv  y.ul  rtnofffijfiy  -ntvrnq.  Die  u(i/ovrfC 
bei  Aelian.  V.  Hist.  XIII.  12  werden  aber  wie  bei  Lysias  pro  Man- 
tilL.  §.    16   oder  in   Alcib.    I,  §.  21    nur  die   Strategen   selbst  seyu. 

13)  Tbucyd.  I.  105,  Lysias  Epitaph.  §.  53,  Diodor.  XIII.  72, 
Paus.   I.  26;   vgl.   Plut.  V.   Phoc.   c.  24    {^rjxovra  höiv   «V  ^ßr/q. 

14)  'AdvfUToi,  s.  insbes.  Lysias  Rede  de  Invalide  mit  Taylor 
p.  739  Rsk.  und  Ilulleman  in  Mise.  phil.  1851  II,  p.  1  %&•;  auch 
Aescbin.  Timarch.  §.  104  und  im  Allg.  Meurs.  lect.  A'tic.  VI.  5, 
Petit  VIII.  3.  5,  p.  6C8,  Böckh  Staatsh.  I.  S.  342—346,  Neumaun 
ad   Aristol.   fgm.   p.    63. 

15)  Die  Mitglieder  des  Rathes  (Lycurg.  Leoer.  §.37),  die  Zoll- 
pachter (adv.  INeaer.  §.  27),  auch  Kaufl'ahror  (Ilemsterb.  ad  Aristoph, 
Plut.  p.  306,  vgl.  I'^imsl.  ad  Acharn.  392)  hatten  äxfluay  fx  iwv 
yö^lmv^.  vgl.  Petit  VIII.  2,  p.  664,  Lelyveld  de  infamia  p.  101;  die 
Cboreuteu  aber,  scheint  es,  bedurflen  besonderer  \'ergünsligung, 
uifin^iui.  Demosth.  Mid.  ^.  16,  vgl.  §.  193  und  adv.  Boeot.de 
uom.  {).    16. 

16)  Lycurg.   Leoer.  §.  39. 


Th.r.  Der  athenische  Staat.  C  il.D.  Die  Beamten. 

17)  Aristopb.  Pac.  117S:  SqÜiOiv  oj'x  uvaa/fra  ,  ror?  fifv  (yy^ri- 
ifiovTK;  Tjfiüv,  Tovq  d  uvo)  ti  xul  auto)  f^a}.fiif>ovTf(;  6lq  ^  rpt? :  vgl. 
Equit.    1382  und  Lysias  pro  miiite  §.  4  j  auch   Teles  bei  Stob.  Serm. 

xcvm.  72. 

18)  Vgl.  Aescbin.  F.  L.  §.  168:  tiqojxtjv  d'  i^fk&oiv  orQariiuv  rrjv 
iv  ToVq  nfgiai,  xaXovn.(vT]v  xul  avfiTtu^unf/unwv  fiixii.  xiDy  ^Xiximtwv  t^v 
liq  itXvovyxu  nu^ano/ijiTp'  ,  .  .  xul  ruq  uk'/.uq  Tut;  fx  äuiöo'/^q  f^odovq 
ruq  iv  toi?  inwvvfioK;  xul  rot?  fif(jfaiv  f^ijX&ov,  mit  dem  Schol.  Turic. 
p.  38  :  oT«  xuTii  fif(if/  i^^X&ov  ' yfß-ijvaloi  xul  xur'  ivuXkuyTjV  nükiv  uvi- 
oxüKpov  .  .  ,  f|  fxaoTTjq  df  qiV/S^q  nvu  ftf(jog  ilrjQ/ovTo  diü6o};ot  itvrl 
Tüiv  Tnjtarmv  OT(}UTfva6fifvoi,,  otuv  nij  fj  xofiu  nuvöijfiil  OTQnrfVfiv,  uXl 
(x()i.d-fA.öv  Ttvu  fif^)Oiv ,  wo  /nfQ^  wie  bei  Plat.  Leg.  XII,  p.  943  und 
Aeneas  Tact.  c.  15  nur  einzelne  Detachements  im  Gegensatze  des 
Hauptheers  bezeichnet.  Die  aus  IVIissverständiiiss  des  Redners  ent- 
sprungene Zusammenstellung  der  orp«Tft«  fv  f/f^fOi  mit  dem  Dienste 
der  nf^lTiokoL  (§.  121,  n.  9)  bei  Wachsmuth  II,  S.  313  und  Krause 
Gymnastik  S.  276  hat  schon  Westermann  in  N.  .Tahrb.  XXXVl.S.  80 
beseitigt,  aber  auch  die  Erklärung  der  Lexikogr.  v.  rfQ&fjfia  durch 
fv  /xfQfOi  ToVq  uxtvdvvoK;  xjjq  n('r/rj<;  enthalt  höchstens  ein  zufalliges 
Merkmal,  dem  selbst  Böckh  im  Ind.  lect.  Ber.  1819 — 20,  p.  7  zu 
viel  Gewicht  beilegt ,  so  richtig  auch  sonst  dort  der  Gegensatz  zu 
den  dwvvßoii;  oder  Archonten  der  einzelnen  Jahresciassen  gefasst 
ist;  vgl.  Harpocr.  p.  124  oder  273:  '/q(Zvtui.  eJi  toT?  Itkow fioiq  xal 
nqoq  t«?  OTfjnxiLuc,  xul  otuv  yXixiuv  ixrifftnoiai,  TiuQuyQuqioiiatv  ano  tI- 
voq  (xQxovToq  fnwvvfiov  ftf^Q''  Tivoq  6(Z  OTQuTfvfa&ui,  mit  Corsini  Fast. 
Altic.  II;  p.  135  t'gg. ,  Lelyveid  de  infamia  p.  90  %g.  ,  Köchly 
Kriegswesen  S.   96. 

19)  Schol.  Demosth.  ti.  oi'vraj.  p.  222:  n^wToc  yuq  (xiVvoq  l'Tuif 
fiio&oqio{iuv  xul  l'dwxf  Tijj  ÖTjuo}  oT()uTivo/xh(t) :  vgl.  Demosth.  Aristocr. 
§.  209  und  mehr  bei  Böckh  Staatsh.  I,  s!  168  und  377.  Der  Ho- 
plite  erhielt  von  zwei  Obolen  bis  zu  einer  Drachme  (Thuc.  III.  17), 
Officiere  das  Doppelte  ,  Heiter  das  Dreifache  (Xenoph.  Anab.  VII. 
6.  1,  vgl.  3-  9),  dazu  Verpflegung  in  Natur  oder  Geld  (ofTo?,  otri^- 
QfOiov,  Demosth.  Polycl.  §.  10)  in  gleichem  Betrage,  vgl.  Demosth. 
Philipp.  I,  §.28;  Seetruppen  in  der  Regel  drei  Obolen  (Thuc.  VIII. 
45),    nur  die  nufjuklTui.  vier,   Böckh   S.  339. 

20)  Vgl.  Wachsmuth  11,  S.  296  und  310,  Köchly  S.  44,  und 
Einzelnes  mehr  bei  P.  O.  Bröndsted  Bronzen  v.  Slris  ,  Kopenh. 
1837.  4,  S.  17—39;  auch  das  Bild  eines  athenischen  Hopliten  bei 
Scholl   !Vlittheil.  aus  Griechenland   oder  Rangabe  Antiqu.  Hellen,  pl.  2. 

21)  'JnioTQOfpiu  als  Liturgie  ;  s.  Xenoph.  Oec,  2.  6,  Lycurg.  Leoer. 
§.    139,  und  mehr  de   equit.   Att.  p.   24  fgg. 

22)  Joxtuualn,  Xenoph.  Oec.  9.  16;  vgl.  Hipparch.  3.  9  und 
m.  ang.   Abb.   p.   28  fgg. 

23)  KuTfiaxaaK;  ,  Harpocr,  p.  164  und  Phot.  p.  142:  rl^yv^tov, 
onfQ  ol  xuTUOTu&fvTiq  Innflq  ikü/^ßuvov  ix  rov  ör/ftoaiov  iTil  rf}  xuxa- 
OTitOfi  .  .  .  «nfdtJoro  df  to  it(tyVQiov  j'no  xöiv  InTiivnävTcov ,  oTt  uvx 
uvxmv  fXfQot.  xnf>Laxuvxo.  Lezteres  ist  freilich  nicht,  wie  es  z.B.  Pa- 
storet  VII,  p.  292  nimmt,  Regel,  sondern  geht  auf  besondere  Um- 
stände wie  Lysias  pro  Mantith.  §.  6,  vgl.  Scheibe  oligarch.  Umwai- 
zun{^  S.  145;  dass  aber  im  Ganzen  xaTf/or«ofts  nicht  mit  Larcher 
in  M.  de  r\.  d.  Inscr.  XLVIII,  p.  92  und  C.  Inscr.  I,  p.  119  auf 
Sold  zu  deuten  ist  ,  habe  ich  de  equit.  p.  31  fgg.  dargethan  und 
erfreue   mich    der  Zustimmung   Böckh's   Staatsh.   I,   S.  355. 


§,  153.    Bürjerliche  Thätiykeit  dtv MUitarbthörden.     449 

24)  Scbol.  Demostb.  Timocr.  p.  732:  y.nl  yilq  xal  ol  Innft?  ni,- 
n&ov  fhifißavov  iv  ttj  fi{^,r/vr/  ni'f^)  toj'  7{if(fiiv  roj/q  i:i7ioiiq:  ^gl.  Xe- 
noph     Uipparcb.    1.    19   unJ    mehr  bei    Bö''l;h    F.   S.   351    fgg. 

§.  J53. 
Insofern  nun  aber  auch  alles,  was  daheim  in  nähe- 
rer oder  entfernterer  Beziehung  auf  den  Krieg  und  seine 
Bedürfnisse  stand ,  zur  Competenz  der  Militärbehörden 
gehörte,  nahmen  diese  zugleich  einen  obrigkeitliehen  Cha- 
rakter an,  dessen  Einfluss  sich  auf  alle  Zweige  des  bür- 
gerlichen Lebens  erstreckte  ').  Dass  die  Strategen  zu- 
gleich über  die  Sicherheit  des  Landes,  seiner  Gränzen 
und  Häfen  wachten  ^) ,  verstand  sich  eben  sowohl  von 
selbst,  als  die  fortwährende  Uebung  der  Reiterei  durch 
die  Hipparchen,  wobei  es  sich  freilich  nicht  bloss  um 
die  Landesvertheidigung,  sondern  zugleich  um  die  Ver- 
herrlichung der  öffentlichen  Feste  und  Aufzüge  han- 
delte 5);  dazu  aber  kam  noch  eine  Oberaufsicht  über  die 
directe  Steuer  und  die  Liturgien  oder  persönlichen  Lei- 
stungen der  Bürger,  soweit  diese  wie  Trierarchle  und 
Hippotrophie  mit  kriegerischen  Zwecken  verwandt  wa- 
ren +),  und  die  Vorstaudschaft  der  Gerichte  nicht  allein 
bei  eigentlichen  Militärvergehen  ^) ,  sondern  auch  bei  al- 
len bürgerlichen  Rechtstreiteu,  welche  über  die  genann- 
ten Verpflichtungen  entstanden  ^) ;  und  zwar  scheint  es, 
dass  in  allen  diesen  Rücksichten  Strategen  und  Hippar- 
chen jeder  In  seiner  Sphäre  coordinirt  handelten  '^)  und 
diese  dabei  von  den  Phylarchen  wie  jene  von  den  Taxi- 
archen als  Beisitzern  unterstüzt  wurden  ^).  Kein  Wunder 
war  es  daher ,  wenn  namentlich  jene  beiden  Stelleu  ei- 
frig gesucht  und  zum  Gegenstände  eines  Ehrgeizes  ge- 
macht wurden  ^),  der  fast  an  römische  JNobilitätsverhäll- 
nisse  erinnert  'O)^  in  demselben  Maasse  aber,  wie  ihr 
politischer  Einfluss  und  ihre  einheimische  Auctorität 
stieg"),  wurden  sie  ihrer  ursprünglichen  Bestimmunp 
immer  mehr  entfremdet  ^'-)  ^  und  wenn  früher  bisweilen 
alle  zehn  Strategen  '5)  oder  doch  selten  weniger  als  drei 
zum  Kriege  ausgesandt  wurden  '+j,  linden  wir  später 
kaum  einen   oder  zwei  im  Felde  '^),   ja  mehr  als  einmal 

I.    Ud.    4.    A.iH.  PI" 


450     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  CIL  D.  Die  Beamten. 

wurden  selbst  Fremde    an    die  Spitze  athenischer    Heere 
gestellt  16). 

1)  Vgl.  Jo.  Gebauer  de  strategis  Graecorum  civill  munere  per- 
fungentibus  ,  Dresd.  1751.  4;  aucb  yan  Dale  Diss.  IX,  p.  407  fgg. 
und   Tittmann   S.   265—208. 

2)  Daber  aT(jaTTjyoq  itiI  rijq  /wQuq  ^  Plut.  V.  Pboc.  c.  32;  nrgu- 
TTjyoq  fnl  TT/v  Moiivv^iav  nal  ra  vfo>Qi.(t  Kty{t{>oio'fTjixivo(i,  Dinarcb.  Phi- 
locl.  §.  2,  OT(jm^yoq  fnl  ztj*  yojQuv  ttjv  nagaXiuv  ,  C.  Inscr.  n.  178. 
179,  fTil  Tov  IldQUM .  ^E(f.  '(()%•  n.  864  oder  Ross  Hellen.  I,  S.  68, 
Tgl.  Ann.  deir  Instit.  arcb.  1849,  p.  166;  ob  aber  nur  in  bestimm- 
ten Fällen  ,  oder  in  regelmässiger  Vertheilung  der  Gescbäfte  ,  wie 
Böhnecke  Forschungen  S.C17  und  Meier  Comm.  epigr.  p.  34  ?  Auch 
für  auswärtige  Besitzungen,  wie  Hq  ^akuulva  ,  Paus.  I.  35,  und  der 
Hipparch  für  Lemnos ,  Demosth.  Philipp.  I  ,  §.  27,  Hyperid.  pro 
lijcophr.   p.  29,   vgl.   Sauppe  Epist.  crit.  p.    40. 

3)  Vgl.  Xenoph.  Hipparch.  3  und  de  re  equestri  M.  10,  De- 
mosth.   Mid.   §.    171  — 174,   und  mehr  de  equit.   Att.    p.    19. 

4)  Demosth.  Lacrit.  §.48:  ol  aiQUTTjyol  toi'C  %Qir^(j('tQxot'q  y.a&i- 
aräoiv  flaäyovTfq  fl?  äixanrrjQiov:  adv.  Boeot.  de  nom.  §.  8:  tIvu  d 
ol  (JipuiTjyol  TQOTtov  fyyQuifjovotv  ,  fov  tlq  ot'jUfto(jiuv  fyy{jnifO)\iLV  rj  fuv 
TQiTJQdQxov  xrt&iaiöxJiv;  vgl.  Aristoph.  Equ.  913  und  mehr  bei  Schöm. 
Comit.  p.  314;  auch  den  nx{,aTtjyoq  ini  raq  nvfjtfiooiuq  TjQtjfthoq  bei 
Böckh   Urk.   d.  Seewesens  S.    465. 

5)  Vgl.  oben  §.  124,  n.  9,  §.  146,  n.  2  und  mehr  bei  Meier 
u.   Schöm.   S.   303—366  und   Platner   Process   11,  S.   89  —  96. 

6)  S.  Meier  u.  Schöm.  S.  103 — 109,  insbes.  Demosth.  Lacrit. 
§.  48  und  Phaenipp.  §.  5,  vgl.  §.  14:  ilq  ro  aT(iUTT/yioy  tdwxa  ri}v 
unötpuOLV.  Baumstark  Curat,  empor,  p.  56  bezweifelt  dieses  Recht 
ohne  allen  Grund,  s.  oben  §.  139,  n.  2;  ganz  anomal  aber  ist  De- 
mosth. Cor.  §.  38  und  wahrscheinlich  auch   als  unächt  zu  betrachten. 

7)  Vgl.   de  equit.   Att.   p.    16  fgg. 

8;  Demosth.  Boeot.  de  nom.  §.  17  :  xal  iyo)  Tu^iu^yiöv  rijq  cpi'- 
Xrjq  ■^vayniiL,öfirjv  .  .  dr/ia&ui.  Ttjv  kfj'^cv.  offenbar  nur  als  nuQiöqoq  des 
Strategen  ,  vgl.   adv.   Theocrin.   §.   32. 

9)  JSTQuTijyol  xul  tTinuQxoi,  xul  anovduqyai,  Xenoph.  Symp.  1.  4; 
Tgl.  Aristoph.  Pac.  444,  Aves  799,  Lysistr.  490,  auch  Ath.  X,p.4l5E 
und  mehr  de   equit.  Att.  p.  40. 

10)  Vgl.  insbes.  Aeschin.  Timarch.  §.  27  :  fCnq  /u>/  TiQoyovmv  larlv 
faxQaTtjyrjAOTcov  vloq,  und  Demosth.  Phorm.  §.  50:  nai  ravTa  nokirtjv 
i'/MWv   ovTtt   xat   nuTQog  iarQuxrjyrjxoxoq, 

11)  Aeschin.  Ctesiph.  §.  196:  ol  y«^)  dyu&ol  ax(^urrjyol  v/xCjv  xul 
xü)V  xaq  ai.XTjati.q  xiv\q  n'i()tj/Ahü)v  h  xöi  tiqi'xuviim  tiuixovvxui  xuq  y(jii- 
ifuq  xü)v  naouvö/xtav:  Tgl.  §.  7  und  Timarch.  §.  152:  tÖ)v  ar^axt/ywv 
TIS  Jjirmfwv  xal  xuxaaxonoi'fiivoq  favTÖy,  auch  Dinarch.  Demosth. 
§.111    mit  de  jure  magistr.   p.  23  und  mehr  unten  §.    170. 

12)  Demosth.  Philipp.  1,  §.  26  :  nX/jv  hoq  üvS^öq,  ov  uv  ixif/^xptjxi 
frei  TOV  7iiXf/xov  ,  ol  Xotnol  xuq  noftnnq  Tiifinovaiv  vfiZv  fttxu  xwv  lf()o- 
noiSiv  .  .  .  fiq  ttjv  <iyo()uv  yH()OxovtlX(  xovq  xa^i.a{ixovq  xalxovq  <fivh'n)- 
yovq,  oi'x  Inl  TOV  nökifiov :  vgl.  Xenoph.  M.  Socr.  III.  4  und  Eupo- 
lis  Klagen  bei  Stob.   Serm.    XLlll.  9. 

13)  Jtxdxov  uviov  axquTtjyovvroq  y  Thuc.    I.    110;    vgl.    Böckh  ia 


§.  154.      Rechenschaft  der  Beamten.  451 

Ind.  lect.  Ber.  1816  und  z.  Sopli.  /Vntigone  S.  191  ;  nur  mitunter 
wohl  wieder  unter  dejn  Oberbefehle  eines  Einzelnen  ,  wie  Paus.  I. 
29.4:  OTQUTTjyol  d\  liXkot  Tf  rottv  xul  Afuypoi;,  w  lidkiora  fiiiriTQaiiTo 
Tj   di'va/UK;. 

14)  Wachsmnth  I,  S.    326,   Meier  n.  Schöm.  S.   106. 

15)  O  frii  rwv  oTi).u)v  oder  onkixöiv  und  o  inl  twv  Innttov ,  De- 
moslh.  Cor.  §.  38  u.  115,  vgl.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  248;  den  Ge- 
gensatz eines  arQUTrjYo<;  inl  iTjq  dtoixrjofcoq  scheint  freilich  Meier  de 
Ljcurgi  vita  p.  \i  mit  Recht  beseitigt    zu  haben. 

16)  Plat.  Ion.  p.  542:  A7toi.X66o>gov  ov  ytyvüaitfig  rov  Kvii.x^vcn>, 
ov  A&r/vuiot  TioXXuxtq  favrwv  OTQnxT^yov  TjQTjiirai  |«ov  ovra,  y.al  (pnvo- 
fi&hjj  Tov  AvÖQiov  xai  HQuy.Xiidrjv  tov  Kkai^öfifviov ,  ovg  7^6f  r)  JiöAtc 
\ivoxi(;  orraq ,  höti^ot/iivoVQ  ort  u$ioi  ).öyoi>  Hai,  xai  flq  i«5  oriiaTJjyiag 
xal  flc  Tuq  ciXXaq  uQ/uq  uyii. :  vgl.  Weber  ad  Demosth.  Aristocr.  p. 
XXXVI  und  Voeniel  ad   Philipp.    I,  p.    182. 

§.  154. 

Eineu  Eid ,  den  die  öffentlichen  Beamten  znm  An- 
tritte ihrer  Stelle  hätten  ablegen  müssen  ,  kennen  v?ir 
mit  Sicherheit  nur  bei  den  Archonten  und  Strategen,  und 
können  jedenfalls  für  die  übrigen  seine  Gränze  nicht 
bestimmen  ^)  ^  dagegen  unterlagen  alle  ohne  Unterschied 
nicht  bloss  der  Rechenschaftspflicht  bei  Niederlegung 
derselben  ,  sondern  auch  der  Epicheirotonie  2) ,  durch 
welche  sie  zu  Anfang  einer  jeden  Prytauie  gleichsam 
immer  auPs  Neue  vom  Volke  bestätigt  wurden  und  wo- 
bei jedem  Bürger  auf  Absetzung  dessen  anzutragen  frei- 
stand ,  gegen  welchen  er  seine  Beschwerden  nicht  bis 
zur  evdvvTj  oder  Rechenschaft  am  Ende  des  Jahres  ver- 
schieben wollte.  Zu  dieser  lezteren  war  übrigens  über- 
haupt wer  irgend  eine  Art  von  Gerichtsbarkeit  geübt 
oder  Staatseigenthum  in  Händen  gehabt  hatte ,  also  na- 
mentlich auch  Schiedsrichter  5),  ferner  Priester,  Trierar- 
chen U.S.W.,  insofern  ihnen  öffentliche  Gelder  oder  Gc- 
räthschaften  anvertraut  gewesen  waren  '^)  ,  dessgleichen 
Gesandte  und  sonstige  ausserordentliche  Beamte  ^) ,  sich 
vor  den  Logisten  und  Euthynen  zu  stellen  verbunden^), 
um  seine  Rechnungen  prüfen  zu  lassen '')  und  jedem 
Rede  zu  stehen,  der  sich  oder  den  Staat  von  ihm  beein- 
trächtigt glaubte  8).  Die  Logisten  und  Euthynen  wurden 
einer  aus  jeder  Phyle  durch's  Loos  bestimmt  ^)  ,  wozu 
dann  Tür  die  lezteren   noch  je    zwei  Beisitzer  kamen  '^), 

Ff2 


452     Th.  f^.  Der  athenische  Staat.  C.Il.D.  Die  Beamten. 

ohne  dass  man  jedoch  diese  mit  den  dreisslg^  Logisten 
verwechseln  dürfte  ,  die  in  der  Höhezeit  des  Staats  als 
Oberrechnungsbehörde  vorkommen  ^^j^  die  Euthynen  und 
ihre  Beisitzer  scheinen  vielmehr  den  einzelnen  Aemtern 
u.  s.w.  die  materielle  Rechnung  abgenommen  zu  haben  ^^), 
während  die  Logisten  als  CoUegium  der  ganzen  Rechen- 
schaft vorstanden.  Trat  kein  Kläger  auf,  so  ertheilten 
sie  die  Decharge  aus  eigener  Macht  ^^):  Anstände  fielen 
.der  Entscheidung  der  Gerichte  auheim,  wobei  ihnen  nur 
die  Hegemonie  blieb  ^*^)  5  das  Interesse  des  Staats  ver- 
traten in  solchen  Fällen  erlooste  Anwälte  *^).  Bis  zur 
Erledigung  ward  jeder  Rechenschaftspflichtige  als  Staat- 
schuldner betrachtet  und  konnte  als  solcher  weder  frei  über 
sich  oder  sein  Vermögen  verfügen ,  das  gleichsam  als 
dem  Staate  verpfändet  galt  '^) ,  noch  auf  ein  Amt  oder 
eine  öffentliche  Auszeichnung  Anspruch  machen  ^-^j  5  erst 
nach  erhalteuer  Decharge  sehen  wir  auch  verdiente 
Beamte  durch  Belobung  oder  Bekränzung  geehrt  ^^). 

1)  Insofern  diese  grösstentbeils  unter  dem  Ratbe  standen  and 
t'oiglieh  die  Garantien  des  Ratkseides  (§.  126,  n.  6)  mittelbar  auch 
sie  banden.  Ganz  allgemein  sagt  freilich  Lycurg.  Leoer.  §.  79: 
Tpi«  j'UQ  tortv  f|  wv  rj  noXiXtla  ovvfOTtjUfv^  ix()/o)v ,  öixaoTr/c ,  tdiWTjjc, 
Toi'TOJv  fHuoToq  tui'TTjv  tTjv  TiioTiv  didojoiv  i  doch  kauu  ich  es  kaum 
als  zufällig  betrachten,  dass  ausser  jenen  beiden  Acmtcrn  (Arclion- 
ten  Plat.  Phaedr.  p.  235  D,  Poll.  VIII.  80;  Strategen  Lysias  pro 
milite  §.  15,  Plut.  V.  Pericl.  c.  30)  nur  noch  von  den  Kampfrich- 
tern  (Demoslh.  Mid.  §.  17)  eine  Beeidigung  erwähnt  wird;  vgl.  E. 
V.    Lasaulx   Studien   d.   class.    Alterth.   S.    199. 

2)  In  jeder  fxxXijain  xc^t«,  8.  oben  §.  128,  n.  3  und  mehr  bei 
Meier  Bon.  damnat.  p.  89  und  Platner  l'rocess  I,  S.  330  fgg.  Da- 
her ftnoorQurriyov  nouZv ,  Demostli.  Aristocr.  §.  149,  toi\  arfcfiüvovq 
(§.  124,  n.  13)  ntQiaiQftv,  Aristog.  II,  §.  5;  vgl.  Theocrin.  .§.27  und 
Poll.  VIII,  87:  xuO-  ftiuaxrjv  n^HTavfiuv  ii,fijonüv ,  tl  Soxfi  xnXwg  ao- 
Xti.v  fxuoToq'  Tov  d  uno/fiQorovrj&inTU  xgivovoi,  mit  Schöm.  Comit. 
p.  229   fgg.  und   Process  S.    574. 

3)  Vorausgesezt  nämlich,  dass  der  nnnravfi'iof  bei  Demosth.  Mid. 
§.  87  der  VWsitzende  der  l>ogisten  ist,  was  freilich  Meier's  uud 
Bergk's  Untersuchungen  zweifelhaft  gemacht  ,  aber  doch  nicht  so 
entscliieden  beseitigt  h^ben,  <iass  es  hier  unberührt  bleiben  konnte; 
Tgl.   oben   §.   133,  n.    15. 

4)  S.  §.  147,n.  12und  über  die  Trierarchen  insbes.  Schaefer  ad 
Demosth.  I,  p.  771  und  Böckb  Staatsh.  l,  S.  705  fgg.  Demosth. 
l'olycl.    §.   50   bezeichnet  wohl   bloss   militärische  Verantwortlichkeit. 

5)  Demosth.   F.    L.  §.   82:    toTto    yii()  flai  n()fCT/t» *<•'«?    fi'di'viw    tI 


§.   154.     Rechenschaft  der  Beamten.  453 

di<;       Doch   s.    de  jure   inagistr.   p.    49,     nnd   nber    die   Tag(;elder    der 
iiesandten    Aristoph.    Achani.  öO,   Demo^th.    F.  L.    §.    158   n.  s.  w. 

6)  Aöyov  x«4  iv&vvuq  {yy^äifftv  nooi;  rov  you^tfiuTfu  xul  Tol'?  Xo- 
ytaiüt;:  vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  I.  und  mehr  bei  Böckh  Staatsli.  I, 
S.  263  —272  und  Vermooten  -  Weijers  ad  Lys.  adv.  iMcom.  p.  36 
—  43;  namentlich  auch  das  Aoytar^yojov  Lys.  pro  Polystr.  §.  10 
und  Beld;.  Anecd.  p.  310:  ol  '/.oyiorul  nlg  n'&i'i'ui;  (<,T«r«?  da?}- 
yoy.  oder  solleu  nach  Pollux  \U[.  88  für  die  Strategen  die 
The.<niotheten  coni:>etent  gewesen  seyn?  Gemeindebeaoite  legen 
freilich  ihren  Coiumittenteii  Rechnuiiff  ab,  veie  die  (fiÄüv  tni/xih^xul 
üemosth.  Theocvin.  §.  15,  vgl.  de  jure  niagistr.  p.  52;  auch  die 
Oemen  haben  eigene  Eulhynea  ,  wie  C.  Inscr.  n.  70,  wo  zu  lesen 
na(ja  rov  di^vvot,  vgl.  n.  S8 ;  Logisten  wird  mau  jedoch  dort  eben 
so  wenig  wie  eigene  Gerichlsbarlieit  annehmen  dürfen,  8.  §.  122  extr. 

7)  Schol.  Aristoph.  Equit.  822  :  ol  yuQ  ;^n()toavTf?  ii  twv  notvmv 
xul  diotnTJaaiTiq  töpv  uvr/ko)ufywy  yorjunrwv  (v&vvaq  xal  /.oyio.uovq  fdo- 
nav:  vgl.  Demosth.  Timoor.  §.  112  und  die  Beispiele  bei  Böckh  in 
Berl.  Abhh.  1846,  S.  371  und  Staatsh.  11,  S.  56.  Selbst  o's  ovrt 
H}.V(f(v  ovdiv  Töiv  Srjuooiwv  ovr  u\r^k(i)y.f ,  n{jooT^i.&f  6f  n^o?  Tt  reüv 
xoivwv,  xai  rovTov  ün.oq,f^itv  y.i/.fvfi.  {o  vöfioi;)  Xöyov  ngoq  roi"?  koyioraq 
Kai  aiho  TovTo  fyyQucfiHv ,  Aeschin.  Ctesiph.  §.  22.  Gegen  den  Säu- 
migen stand  yiju^rj  dloyiov  frei,  s.d.  Lexikogr.  und  Meier  u.  Ischöm. 
S.  "363;  doch  mochte  das  Gesetz  mitunter  umgangen  werden,  wie 
bei   Lysias  pro  milite  §.    II. 

8)  Tov  xiLv  kayiOTÖJv  «rluvxa  xi/Ql'iai,  ro  nÜTQtov  y.ul  iwofiov  XT]- 
Qvyf*u  TOVTO-  TIS  ßorhini  xaxTjyoonv,  Aeschin.  §.  23,  vgl.  Demosth. 
Cor.  §.117  und  Aristog.  I,  §.  37;  auch  Plat.  Politic.  p.  299  A  und 
im  ^llg.  Heffter  S.373  — 37S,  Tittmann  S.  323  — 333,  Meier  n.  Sohöm. 
S.  214—224,  Platner  I,  S.  338—351;  über  die  Schreibung  (v&vva 
oder  iv&ivT]  Schaefer  ad   Demosth.    I,  p.   229. 

9)  S.  Poll.  VIII.  45  und  einerseits  Bekk.  Anecd.  p.  2~Q -.  J.oyi- 
aral  lifjxoyrfq  iloi.  xhjqotTol  öfxu  tov  dgi&fiov ,  np  mv  Tiuvriq  ol  u(jiuy 
Tiq  uQX'}''  rjvrnovv  '/.öyov  u:if(ffQov  xüjv  di.ojxr//Ltfyoiv ,  anderseits  Phot. 
Lex.  p.  32.  26:  iv&woi  Ivo/xa  ag^r^q  nag'  'A&rjvaioiq-  öixu  df  Toy 
ügi&fioy  avdgii;  rjauv ,  nag'  otq  Idtdooav  ol  n.gfoßivaciirig  r)  hgiavrtq  rj 
dioixrjnavTfq  ti  tcüv  Srjiionio)*  t«?  fv&v*uq ,  wonach  man  freilich  ge 
radezu  beide  mil  G,  Hermann  (über  Böckh's  Behandlung  d.  gr.  In- 
schriften ,  Leipz.  1826.  8,  S.  220  fgg.)  für  einerlei  halten  könnte; 
doch  lehrt  Harpocr.  s.  Xoyiarni  ausdrücklich  ,  dass  Aristoteles  iv  itj 
\40rjyuiu)v  nohifiu  gezeigt  habe,  oxt  dia(ff(jovoi.  iwv  iii/vycoy ,  vgl. 
C.  iMüller  Histori'ogr.  fgui  II,  p.  123;  und  so  wird  wohl  Böckh's 
oben  befolgte  Auffassung  im  Wesentlichen  die  richtigere  seyn  ;  vgl. 
dens.  in  Niebuhr's  Hb.  Mus.  I,  S.  58—97,  Göltling  im  Hermes  XXIII, 
S.  135,  .Meier  im  Ind.  lect.  Hai.  1844,  p.  22,  Westcrmann  iu  Pauly's 
Realencykl.    IV,   S.   1135. 

10)  Phot.  Lex.  p.  31.  20:  fv&woq  dgxrj  /}v  Tt«  •  fj  ixüoTtjq  6\ 
,f,vkf/i;  (*a  xhjgovat,  lovrw  di  diio  nu,ifögov<; :  vgl.  Andoc.  Myster.  §. 
78  und   oben   §.    148,   n.   11. 

fl)  Böckh  Staatsh.   11,   S.   öl9.  58Q.   596. 

12)  So  fasst  Böckh  die  Worte  des  PoU.  VIII.  100 :  o.' di  «"^i- 
»01  oinntg  ol  ringiögoi.  loZq  fyyin  ligyovai  ngooiugovvTat-  ol' tot  d  flq- 
ngünnovoi  auI  xois  l/oyinq ,  womit  aus  der  ninnlichen  Quelle  auch 
Sehol.    Piat.   L«g.  XII,  p.   94ÖB:    {vOwoi    liot^    a^ix^'^tq   uw«   ol  t«? 


Th.  V.  Derathen.  Staat.  C.III.A.  Politik u. Finanzen. 

iv&vvaq  XafußdvovTtq  naqu  twv  u(j)(ovrmv ,  o)oneq  aal  ol  Xoyiaral ,  huI 
ndofägoi,  fqi'  fnüaxTj  ('i^xfi  '  ""'  y"?  '''V  «p;ifovr<.  ivd-vvoq  tjv  xai  ti('h)(- 
6qo<;  nal  TOI  ßaOikfX  öfioiaq  xai  tw  noXfiiuQxV  "'*'  ''■'''?  &(oij,oOfxuiq ' 
ixTiodaatt  d'  o  tv&vvoq,  oaa  itiI  rrjq  <'QXr/<;,  jj  nQoaxiTanTat,  ü)ipköv  nvtq 
ilq  To  är]nöniov\  nur  bleibt  dabei  immer  noch  die  Schwierigkeit  im 
Yorhergehenden  §.  99:  koyiarai'  xul  toi'Toik;  tj  ßovkr]  hXtjqoI  xot'  uq- 
ynv  o)<;  nuQunoXov&flv  roi?  ö'toixoiiaiVy  was  jener  selbst  jezt  nicht  mehr 
(Staatsb.  l,  S.  267)  mit  G.  Hermann  auf  die  uvityQuqxti;  zu  über- 
tragen wagt;  vgl.  schon  Hauptmann  de  Andocide  T.  VlII,p.  570  Rsk. 

13)  'EmaTjfialvia&ai,  Demosth.  Cor.  §.  250;  vgl.  Böckh  I,  S.  272. 

14)  Vgl.  Meier  u.  Schöm.  S.  99 — 103,  insbes.  Bekk.  Anecd.  p. 
245  :  tv&vvag  nvgicog  «?  tlauyovatv  oi  koyiarul  7i(joq  toi's  öo^uvrag  fijj 
öpd-öii;  uQ^ai.  TTjq  nöXimq  rj  nQfoßivaui,  xaxMq  '  x«i  t«  dixaar'^Qta  (liv  ol 
XoyKJTui  xXrjüovai  ,  xuTTjyoqil  6  o  ßovXöftfvog'  xul  rolq  ötxaoruTg  iqiiZ- 
xui,  Tifiüa&ai  xoVg  äXovar.  auch  Schol.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  14  und 
Psellus  ed.  Boisson.  p.  97.  Was  Poll.  VIII.  45  sagt:  tv&vva  6h 
xuxu  rüv  uQ^ävx(i)v  7]  ngeaßmarxvxojv  ifv  fiiv  ntgl  x(jTjfinx(i)v  jiQoq  xovi; 
fi^d-vvoiK;  xul  Xoytaxfiq  .  .  ijv  di  Tif^l  uSixT^fturojv  nQoq  dixuaxug  ,  war 
thatsächlich  wohl  das  häufigste;  doch  kamen  natürlich  auch  pecu- 
niäre  Streitfragen  vor  die  Gerichte  ,  und  die  Atimie  bei  Lysias  de 
aifect.  tyr,  §.  11  gehl  gewiss  vorzugsweise  auf  ungerechtfertigte 
Rechnungen  ,  deren   Deficit  ein  Verurtheilter  nicht  ersetzen  konnte. 

15)  S.  Schol.  Aristoph.  Vesp.  689  oder  Bekk.  Anecd.  p.  301: 
OVvnyoQOi,  tigxovxfg  rjauv  xXrjQwroi,  ol  xoTq  XoyiaxuVg  ißorj&ovv  nqoq  xug 
tv&vvug  xüiv  ug%ävxo)v  TLvu  fxQx^v  '•  auch  Lex.  rhetor.  Dobr.  p.  672, 
wo  jedoch  der  Ausdruck  ulgovvxui  gewiss  nur  abusiv  gebraucht  ist. 

16)  Aeschin,  Ctesiph.  §.  21  :  ugxi]^  vmv&vvöv  qiTjOi.  ju}j  dnoärj/xiiv 
(o  vofio&ixnq)  .  .  nüXtv  vuiv&nvov  ovx  ■  fä  ztjv  ovaluv  xu&uqovv  ovdi 
flvüd-Tjua  uva&ilvui.  oväf  fxTtoirjxov  yivfa&ui.  ovdi  dcuö-ead-cti  tu  fuvxov 
.   .  tvl  di  Xöyo}    (Vf^yQÜ^ii,    rüg    ovniuq    tüv    xmnj&vvmv  ,     «w?    «v  Xoyov 

UTIOÖÜOI    TTJ    UoXn. 

17)  Das.  §.  11  :  Tovq  vnn'&vvovq  /*?}  axfqinvovv.  vgl.  Demosth. 
Timocr.  §.   150   und  im  Allg.    Lelyveld  de  infamia  p.  202   fgg. 

18)  Vgl.  die  oben  §.  116,  n.  6  cit.  Abhh.  v.  Köhler  und  We- 
stermann und  über  axiipüvovq  &aXXov  und  ygvaov  insbes.  Meier 
(^omm.  epigr.    II,  p.   62. 


CAP.     III. 
Innere   Geschichte  der  athenischen.  Demokratie. 

ERSTER    ABSCUINITT. 
Politische  und  finanzielle  Eutwickelung. 

p.  155. 
Wie  genehm    dem  athenischen  Volke    dieser  Staats- 
organismus war,    zeigt   zur  Genüge  die  Anhänglichkeit, 
die  CS  demselben  während    eines  Zeitraums  von  mehren 
Jahrhunderten  bewies,  und  die  Sorgfalt,  mit  welcher  es 


§.155.   Keime  des  f^'achsthums  und  der  Parleiiing.     455 

ilin  nach  jeder  vorübergehenden  Erschütterung  in  mög- 
lichster Reinheit  wieder  herzustellen  bemüht  war  ^)  ^ 
gleichwie  er  jedoch  unstreitig  die  Keime  und  Grundla- 
gen der  politischen  und  geistigen  Blüthe  enthielt,  zu  der 
sich  Athen  in  so  verhältnissmässig  kurzer  Zeit  nach  sei- 
ner Entstehung  emporschwang,  so  ist  es  ebenso  gewiss, 
dass  er  gegen  keine  der  nachtheiligeu  Rückwirkungen, 
womit  jene  nämliche  Blüthe  die  innere  Sittlichkeit  des 
Volkes  bedrohete,  hinreichenden  Schutz  darbot  ^).  Nur 
Eintracht  und  Gleichheit  der  Gesinnung  konnte  die  De- 
mokratie vor  der  Entartung  schützen  ,  die  bei  der  noth- 
wendigen  Herrschaft  der  Mehrheit  jede  Theilung  der 
Interessen  unausbleiblich  hervorrief^  selbst  die  allgemeine 
Redefreiheit  konnte  ihren  wahreu  Nutzen  nur  da  entfal- 
ten, wo  Alle  von  denselben  Principien  ausgingen,  auf 
dieselben  Zwecke  hinarbeiteten  ,  und  höchstens  in  der 
Wahl  der  Mittel  uneinig  waren  5  und  je  weniger  die  ge- 
setzlichen Bestimmungen  eine  systematische  Opposition 
vorhergesehen  hatten  ,  desto  gefährdeter  musstcn  sie  er- 
scheinen ,  sobald  die  äusseren  Umstände  und  der  Gang 
der  Verhältnisse  eine  solche  hervorriefen.  Dazu  lag  aber 
der  Saamen  in  der  Entfesselung  der  individuellen  Be- 
strebungen ,  wie  sie  die  demokratische  Freiheit  mit  sich 
brachte,  von  selbst  gegeben:  um  jeden  hervorragenden 
Charakter  sammelte  sich  bald  eine  Hetärie  Gleichgesinn- 
ter, die  den  Staat  und  seine  Interessen  nur  mit  den  Au- 
gen der  Partei  und  ihres  Führers  ansah  ^) :  und  bei  der 
Unmöglichkeit,  dass  die  nämlichen  Staatsformen  Allen 
auf  gleiche  Art  dienen  konnten  ,  verwandelten  sich  die 
unterliegenden  politischen  Ansichten  unvermerkt  in  eine 
Abneigung  gegen  diese  Formen  selbst,  die  in  demselben 
Maasse  steigen  musste,  als  die  herrschende  Mehrheit  sich 
durch  dieselben  berechtigt  glaubte,  ihre  Bedürfnisse  mit 
den  Interessen  des  Ganzen  auf  gleiche  Linie  zu  setzen  ^). 
Wie  schwer  es  ausserdem  die  grossartigen  Beziehungen, 
in  welche  Athen  durch  seine  Siege  getreten  war,  selbst 
der  uneigennützigen  Vaterlandsliebe  machten ,  über  die 
Fodcrungen    des    Rechts    und    der   Klugheit   ein  Eiuvcr- 


456  Th.F.  Derathen.  Staat.  C  IIJ. A.Politik u. Finanzen. 

ständniss  zu  bewahren  ,  zeigen  die'  Beispiele  eines  Ari- 
stides  und  Themistokles  ^),  in  welchen  man  zwar  nichts 
weniger  als  die  Vorläufer  der  späteren  Parteispaltuugen 
in  Oligarchie  und  Demokratie  ^) ,  um  so  mehr  aber  die 
Vertreter  zweier  Principien  erblicken  darf,  die  in  der 
Förderung  der  demokratischen  Interessen  selbst  wettei- 
ferten ^)  ^  und  wenn  auch  dadurch  der  ölFentiiche  und 
Privatwohlstand  in  reissender  Schnelligkeit  wuchs ,  so 
wurde  doch  das  Volk  als  der  Angelpunct  aller  dieser 
Bestrebungen  zu  sehr  verwöhnt  und  von  persönlichen 
Eindrücken  abhängig,  um  nicht  die  gemeinnützige  Ver- 
wendung dieses  Wohlstands  bald  in  eine  eigennützige 
übergehn  zu  lassen  ^). 

1)  Vgl.  WachsmutL  I,  S.  549  fgg.  und  die  Geschichtschreiber 
dieser  Zeit,  namentlich  Kortüni  Geseb.  Griechenlands,  Heid.  1854. 
8,  I,  S.  395  fgg.  und  was  A.  Filon  Hist.  de  la  democralie  Atbe- 
nienne ,  Paris  1854.  8  grossentheils  nach  Grote's  Vorgänge  zusam- 
mengestellt bat;  auch    M.  Fleischer  bistor.  Apologien,   Cleve  iHöl).  4. 

2)  Vgl.  L.  C.  Valckenaer  de  publicis  Athenieasium  moribus  pro 
tsmporum  diversitate  crescentis  labentisque  reipublicae  causis,  L.  B. 
1706.  i  und  H.  Sanppe  de  causis  magnitudinis  iisdem  et  labis  Athe- 
niensium,    Zürich   18.30.  4. 

3)  Vgl.  H.  Büttner  Gesch.  d.  politischen  Uetaerien  in  Athen, 
Leipzig  1840.  8  mit  m.  Rec.  in  Berl.  Jahrb.  f.  wiss.  Kritik  1842, 
S.  121  igg.  ;  auch  W.  Viseher  die  oligarch.  Partei  und  die  Hetae- 
rien  in  Athen  von  Kleisthenes  bis  an  d.  linde  d.  pelop.  Kriegs, 
Basel  1836.  4  und  Droysen  in  Weicker's  Rh.  Museum  IV,  S.  36 
fgg.  ,  obgleich  Büttner's  Auffassung  auch  nach  dem  LJrlheile  von 
Wattenbach  de  quadringentorum  Athenis  factione ,  Berl.  1842.  8, 
p,   4   vor  leztereo   den    Vorzug  verdient. 

4)  S.  oben  §.  68  u.  69  und  insbes.  Aristot.  Politic.  iV.  3.  9: 
*OTt  dTj/AonQuriu  /j'fv  oruv  ul  ikfu&iooi  xal  uno(jot  nküov^  uvxk;  xvoi.oi 
Tt/q  uQ/fjq  (üoiv,  okiyuQyia  df  orav  ul  nXuvoioi.  xul  ivyfvhixfQOL  okiyoi 
ovTfq:  im  Allg.  aber  Böckh  Stnatsh.  I,  S.  -Ol  fgg.  und  W.  L.  Freese 
der  Parteikampf  der  Reichen  und  der  Armen  in  Athen  zur  Zeit  der 
Demokratie  ,   Strals.    IS4S.  8. 

5)  Ucber  Aristides  s.  oben  §.  1 12,  n.7,  wozu  noch  zu  fügen,  dass  er 
nach  Plutarch  c.  2  keiner  Hetaerie  angehört  haben  soll  ;  über  The- 
mistokles Thucyd.  I.  13S  und  Diodor  XI  59  mit  J.H.  Böcler  Üiss. 
acad.  Argent.  1710.4,  p.  1145 — 1158,  auch  Dahlmanu  Forschungen 
I,  S.7!,  Grote  IV,  p.  453  fgg  ,  Lerminier  Hist.  d.  legisl.  I,  p.  212 
fgg.  ,  und  mehr  im  Allg.  in  der  freilich  einseitig  lobenden  Abb.  t. 
Th.  Finck  de  Themistoclis  Neoclis  f.  ae.tate  Tita  ingenio  rebuscpie 
gestis,  Gott.    1849.  8. 

6)  Wie  dieses  z.  B.  von  Passow  Opusc.  p.  15  nach  Woltmann 
U.A.  geschehen  ist;  richtiger  Kortüm  hell.  Staatsv.  S.  73,  Welcker 
Rh.   Mus.   V,  S.  209  fgg.  217,   Dropsen  iu   Kieler  pbilol.  Stud.  S.  64 


§.  156.  Bundesgenossen  und  SUiatscIiatz.  457 

Igy.  und  .wimeutlicL  auch  Wachsmuth  Gesch.  d.  pollt.  Farteiungen 
I,  8.99:  .in  ihnen  stellt  sich  der  Gegensatz  der  conseivativeu  und 
der  progressiven  Principien  in  Bezug  auf  Athen's  Stellung  im  griech. 
Staatensysteme  dar,  frei  von  persönlicher  Antipathie,  und  obschon 
Themistohles  von  mütterlicher  Seite  nicht  vollbüitig  war,  dem  stan- 
dischen   Particular  -  Interesse   völlig  fremd-. 

7)  Isoer.  Paneg.  §.  79:  oi'tw  dt  nohxiYMi;  tt/ov  ^  moti  Kfd  tm? 
OTWOft?  Itio.ovvio  THioi;  i'dkijlovi;,  oi"x  onlriqoi  toi"?  higoyq  rlnoUouvrfQ 
■luv  Xomwv  a^lovair ,  uV.u  onoTfi^oi.  o(p&i}aovTui  ri]v  nökiv  uyadov  rt 
noiTJauvTiq ,  xal  ^««  *T-at^ct«s  avrrjyov  oi';^  vn'ifi  toIv  ISia  or^^fpovi  wv 
an'  inl  TT]  Tof  n^&ovq  oxpiXna:  vgl.  Demosth.  Aristocr.  §.  196  und 
mehr  bei  Heeren  Ideen  III.    I,   S.  388. 

8)  Campe  in  N.  Jahrb.  LXV,  S.  275:  .es  ist  natürlich  .  dass 
eiu  Volk  wie  das  atheuipche  in  grossen  Momenten  wie  von  einem 
Geiste  beseelt  ist  .  .  .  sind  aber  diese  Momente  vorbei  ,  so  bricht 
der  Parteigeist,  der  einmal  da  ist,  mit  Macht  wiedei-  hervor,  und 
man  sollte  nicht  mehr  von  dem  Volise  ,  sondern  von  der  momentan 
darin  herrschenden  Partei  reden  ,  um  das  arme  Volk  nicht  «n  na- 
menlose Widersprüche  kommen  zu  lassen«;  vgl.  Polyb.  VI.  44  und 
BöckL  Staatsh.  1,  S.  '^73:  -edle  Erscheinungen  sind  untergegangen 
und  werden  niemals  wieder  so  schön  hervorkommen  ;  aber  die  Grund- 
sätze der  Menge  haben  sich  veredelt,  wenn  auch  erhabene  Geister 
des  Alterthums  eben  so  rein  waren  als  die  erhabensten  der  neueren 
Zeit;  und  darin  liegt  der  Fortschritt  der  Menschheit«;  auch  F.  A. 
Wolf  Vorles.  über  Encykl.  S.  35,  Wieland  Werke  XXIV,  S.  15:, 
Limburg  -  Brou%ver  IV,  p.  I't   fgg. 

§.  156. 

Was  zuerst  den  öffentHeheu  Reichthum  betriflft,  so 
werden  Athen's  Einkünfte  In  der  Zeit  seiner  höchsten 
Blüthe  von  Xenophon  auf  tausend  *),  von  Aristophanes 
sogar  auf  nahe  an  zweitausend  Talente  jährlich  geschäzt  ^)^ 
wie  hoch  man  aber  auch  den  Ertrag  der  laurischen  Sil- 
bergruben ,  der  seit  Theniistokles  zum  Bau  der  Flotte 
diente  3),  und  der  Zölle  und  sonstigen  inneren  Hülfsquel- 
len,  die  allerdings  durch  die  Hebung  der  Schifffahit  und 
Industrie  auch  nur  gewinnen  konnten  *),  anschlagen  möge, 
so  Tällt  doch  die  grössere  Hälfte  jener  S'^mme  erst  auf 
die  Mittel,  welche  ihm  seine  Stellung  als  Bundeshaupt 
der  griechischen  Küsten-  und  Inselstaaten  zuführte  5), 
und  namentlich  kann  von  einem  Staatschatze  erst  seit 
dieser  Zeit  in  grösserem  Maassstabc  die  Rede  seyn  ß). 
Wozu  Theniistokles  politischer  Fernblick  den  Grund  ge- 
legt '') ,  das  hatte  Aristides  schlichte  tineigennützigkcit 
in  höherem   Maasse  vollendet,    als  jener    es,  geahnt  und 


458  Th.  V.  Derathen.  Staat.  C.HI.A.  Politik u. Finanzen. 

auch  wohl  üher  sich  vermocht  haben  würde  ^)  5  hatte  je- 
ner den  Athenern  die  Macht  erworben  und  den  Wegf 
gezeigt,  um  durch  eine  eigene  Hegemonie  zur  See  der 
spartanischen  Landmacht  das  Gleichgewicht  zu  halten, 
so  war  es  Aristides,  dessen  Rechtlichkeit  und  Gleichheit- 
sinn im  Gegensatze  persischer  Willkür  und  spartanischer 
Herrschsucht  den  Bundesgenossen  gleich  von  vorn  her- 
ein so  viel  Vertrauen  eiuflösste,  dass  die  Verwaltung  des 
aus  deu  jährlichen  Beiträgen  der  einzelnen  Orte  gebil- 
deten Bundesschatzes  ausschliesslich  athenischen  Beam- 
ton ,  den  Hellenotamien  ,  übertragen  ward  9)  5  und  wenn 
dieser  auch  anfänglich  seinen  Platz  in  dem  gemeinschaft- 
lichen Heiligthume  zu  Delos  erhielt,  wo  sich  überhaupt 
die  Mitglieder  des  Bundes  zu  ihren  Berathschlagungen 
versammelten  ^O),  so  fcam  es  doch  noch  zu  Aristides  Leb- 
zeiten dahin ,  dass  derselbe  auf  Antrag  der  Samier  nach 
der  politischen  Bundeshauptstadt  gebracht  wurde  ^^),  und 
von  diesem  Zcitpuncte  fing  Athen  an,  ihn  als  sein  Staats- 
eigenthum  und  die  dazu  beitragenden  Bundesgenossen  als 
seine  zinspflichtigen  ünterthanen  zu  betrachten  ^^). 

1)  Anab.   VII.   1.  27. 

2)  Vesp.  657  ;  vgl.   Böclih   Staatsh.   I,  S.   SOfi  fgg. 

3)  Piut.  V.  Them.  c.  4;  vgl,  Böckh  Abb.  d.  Berl.  Akad.  1815, 
S.   117  fgg.  und  Staatsh.   I,  S.  350. 

4)  S.  §.  126,  n.   11   fgg.    und  Wachsmuth  II,  S.  100  fgg. 

5)  Vgl.  oben  §.  36,  n.  7  und  mehr  im  Allg.  bei  Manso  Sparta 
III.  2,  S.  86— 106,  Drumann  Verfall  d,  griech.  Staaten  S.  374 -405, 
G.  Groen  v.  Prinsterer  ratio  necessitudinis,  quae  inde  a  pugna  Pla- 
taeensi  usque  ad  initium  belli  Peloponnesiaci  Atbeniensibus  cum 
civitatibus  soeiis  intercessit,  L.  B.  1840.  4,  Poppo  Tbueyd,  I.  2, 
p.  40  — 77,  insbes.  aueb  Kortüm  de  societ-  Att.  origine  et  institutis, 
Heid.  1844. 4  mit  dessen  Hell.  Staatsv.  S.  46 — 67  und  griech.  Gesch. 
1,  S.  404  fgg.  Die  Dauer  von  477  —  404,  also  73  Jahre,  wie  De- 
laosth.  Philipp.  III,  §23;  vgl.  Wachsmuth  I,  S.210  und  Grote  V, 
p.  391  ;  die  Mitglieder  bei  Rangabe  Antiqu.  Hellen.  I,  p.  236  fgg.  oder 
Böckh  Staatsh.   li,  8.   655  fgg. 

6)  Böckh  Staatsh.   I,  S.  409.  520.  583  fgg. 

7)  Thucyd.  I.  93:  zFjq  yu()  d-aXäaoTjq  noönoq  irökfirjaiv  dniZv  we 
uvOfiiria  imiv:  vgl.  Diodor.  XI.  39  —  43  mit  f').  Kapp  de  re  «avali 
Atheniensium,   Hamm  1830.  4,  p.  15  und  Krüger  Stud.    I,  S.  25  fgg. 

8)  Sotfot;  yuQ  ilvjjo  ,  xf/t;  ö'f  x^'Q^'!  o''  >n'ai  w»",  Plut.  Aristid.  C.  4, 
vgl.  Themist.  C.21  u/25,  Aelian."  V.  Ilist.  X.  17,  auch  Herod.  VIII.3 
und  dagegen  für  Aristides  Diodor.   XI.   46. 


§.  157.  VerhäUniss  der  Bundesgenossen  zu  Athen.     459 

9)  E).}.ijvoxafilai  ol  tovi;  ipogovq  ixkfyovrig  xul  inl  vj/aotv  r«  nuQc. 
Tfov  vt]rli(j)r(iiv  fla7iQ(movTfq  xal  raq  zioXiXiiu<;  avTwv  i(poQbJi'Tf<;  ,  Poll. 
Vlll.  114;  Tgl.  Thuc.  1.96  und  mehr  bei  Barthelemy  in  M.  de  l'A. 
d.  Inecr.  XLVIII,  p.  337—407  und  Böckh  Staatsh.  I,  S.  241-246, 
[I,  S.  581  fgg.  oder  C.  Inscr.  n.  147;  aucli  Rangabe  Ant.  Hellen. 
I,  p.  89.  109.  176.  213.  253.  344. 

10)  Tbucyd.  I.  96:  runitToy  de  /fTJ?.o(;  tjv  uvioXq  y.ul  ^vvoSoi  (<;  ro 
Uqov  fyiyvovTo  (§.  12,  n.  5  ?)  ..  r/yoVfievoi  öf  uiirovo/uouv  ro  n(j(ürov  xal 
(Ino  y.otrwv  ^vvodrov  ßovXiv'ovxmv  x.r.A.:  vgl.  Grote  V,  p.  400  fgg.  und 
über  Bundesversammlungen  Böckb   fl,  S.  593. 

11)  So  wenigstens  Theopbrast  b.  Plutarch.  V.  Aristid.  c.  25, 
womit  freilich  die  sonst  gewöhnliche  Zeitbestimmung  Ol.  LXXIX.  4 
=  460  a.  Chr.  nicht  zutriflt,  s,  Justin.  111.6  und  Diodor.  XII.  38: 
oder  hätte  Aristides  nur  noch  die  Verhandlung  darüber  erlebt?  vgl. 
Böckh  Staatsh.  I,  S.  524,  11,  S.  587. 

12)  Thuc.  I.  19:  'A&J]vaXoi  dt  vav?  twv  .töAfwv  tw  XÜ°^V  ^'"-Q"^' 
XaßovTft;  ^Qxov  nXrjv  Xiwv  xul  AioßliDV  xul  ^gr^fiaru  rotq  rtänt  xü^ui'rfq 
qifQfiv.  vgl.  I.  36  {(fönoii  )':iotiXh(;)  und  VII.  57  (r.T?/xoo»)  mit  Krü- 
ger ad  Dionys.  Hai.  Historiogr.  p.  326  und  Böckh  I,  S.  520  fgg. 
In   Isokrates  Schilderung  Paneg.  §.   103  fgg.  ist  keine  Wahrheit. 

§.  157. 

Hier  ist  jedoch  nicht  zu  übersehn,  dass  jene  Abg-abe 
eigentlich  als  Ersatz  für  die  Kosten  galt,  mit  welchen 
Athen  für  die  meisten  dieser  Städte  Schiffe  und  Mann- 
schaft zu  stellen  übernommen  hatte  ^) ,  und  dass  es  in- 
sofern ihre  eigene  Schuld  war,  wenn  sie  sich  aus  weich- 
licher Trägheit  nicht  nur  von  Athen  abhängig  gemacht, 
sondern  auch  der  Mittel  beraubt  hatten ,  dieser  Abhän- 
gigheit je  wieder  zu  entrinnen  -).  Ungerecht  war  erst 
die  Art,  wie  Athen  sich  dieser  Gelder  statt  ihrer  Be- 
stimmung gemäss  gegen  den  gemeinschaftlichen  Feind, 
die  Perser,  zu  seinem  eigenen  Nutzen,  ja  gegen  die  Bun- 
desgenossen selbst  bediente  und  einem  nach  den  andern 
von  diesen  unter  nichtigen  Vorwänden  auch  dasjenige 
Maass  von  Selbständigkeit  entriss ,  welches  den  Einzel- 
nen anfänglich  noch  geblieben  war  3).  Selbst  einige  der 
mächtigeren,  die  ihre  eigene  Kriegsmacht  behalten  hat- 
ten, wie  Naxos,  Samos  und  Mytilene,  traf  dieses  Schick- 
sal ,  als  sie  sich  deren  bedienten ,  um  den  Anmaassun- 
gen  Athen's  offene  Gewalt  entgegenzusetzen  *) ;  und  so 
standen  zulczt  nur  noch  Mcthymna  (auf  Lesbos)  und 
Chioä  als  uuabhüiigige  Verbündete  da  ^) ,  wenn  auch   die 


460  Th.V.  Deraihen.  Staat.  CHI. ^.Politik u. Finanzen. 

Athener  ^viederum  einzelnen  allerdings  manche  Freihei- 
ten zurückjjaben  ^).  Die  überwiegende  Mehrzahl  aber 
besass  nicht  einmal  mehr  eigene  Gerichtsbarkeit,  sondern 
musste  ihre  Rechtshändel  vor  den  athenischen  Heliastcn 
entscheiden  lassen  ''jj  und  sogar  für  ihre  inneren  Ange- 
legenheiten sandte  ihnen  Athen  Aufseher  ^)  und  Späher  ^), 
obgleich  sie  wenigstens  überall,  wo  nicht  zugleich  der 
beste  Theil  ihres  Landes  an  athenische  Kleruchen  ver- 
theilt  war,  für  die  örtliche  Verwaltung  eigene  Beamte 
gehabt  haben  mögen  '^j.  Pür  die  Erhebung  des  Tributs 
bedurfte  es  keiner  besonderen  Behörde  ,  da  die  Bundes- 
genossen denselben  selbst  an  den  grosser:  Dionysien  je- 
des Jahres  zur  Stelle  lieferten  ^^),  und  nur  ausserordent- 
licherweise scheinen  Exequenten  dafür  abgesendet  wor- 
den zu  seyn  ^^)'^  dagegen  konnte  nach  jeder  panathenäi- 
schen  Finanzperiode  eine  neue  Umlage  desselben  erfol- 
gen '3^  5  und  hierdurch  scheint  sein  Betrag,  der  sich  nach 
Aristides  Ansatz  nur  auf  460  Talente  belaufen  hatte  ^''■), 
namentlich  unter  Alcibiades  Einfluss  ^^)  nach  dem  Frie- 
den  des  Nieias  bis  nahe  an  1300  gestiegen  zu  seyn  ^^). 

1)  Thttcyd.  1,  96  ti-ennl  ausdrücklich:  l'ruiuv  «';  ntdu.  naQf)((tv 
iwv  noXfOJv  %(j}jfiUTU  n()oq  rov  ß(tfj[jtt(jov  xiil  uq  ruiiQ ,  'womit  Piut.  V. 
Cimon.  eil  wenigstens  nicht  in  Widerspruch  gesezt  werden  darf; 
vgl.  Sintenis  ad  V.  Pericl.  c.  12,  p.  128  und  Andoc.  de  pace  §.38: 
ntionvxtq  fiiv  ovv  Adrjvrjoi  noi?joua&ai.  tüiv  xohÜv  ;^^^|<oTft;i'  fXi.t/vozu- 
ßiaq  xul  Tuv  ovkXoyov  tw»»  tiüv  naq  7]f.i(öv  yfvfO&ui ,  oaai  df  KÖv  nö- 
Xfwv   XQiTjQiiq  fur/   xfXTTivTai, ,  T«i»T«t?  rjnüc;  7iriQf;(nv. 

2)  Thucyd.  I.  99;  vgl.  van  Oordt  over  de  nitwendige  Politiek 
van  Griekeuland  5  ,  S.  39  fgg.  und  W.  Vischer  üher  die  Bildung 
von  Staaten  und  Bünden,  Basel  1849.  4,  S.  37  fgg.  ,  welcher  lez- 
tere  übrigens  richtig  bemerkt ,  rfass  Landtruppen  fortwährend  auch 
aus  den   Bundesgenossen  ausgehoben  wurden:     Thuc.    II.   9,   iV.   53. 

3J  Tbuc.  VI.  70:  tjyf/u.övtq  y«^  yfi'ö/4,ivoi  fx-ütnoiv  .  .  w?  f.Tt  Toii 
Mrjdov  TifioiQLa,  tovq  ^fv  kimoorQUTiuv,  xoi'c;  c5  In  ukkijkox'ii  axQurm- 
fiv,  TOi<;  d'  cJ?  rxuaroig  ti^ov  nlria*  ivtiqiti^  t}tivfyitövte(;  HurtnrQfipuvro: 
vgl.  Kortümi  »  Re^ievungsgrundsätze  Athen«  in  auswärtigen  Angele- 
genheiten >  in  s.  Gesch.  hellen.  Staatsv.  S.  65  fgg-,  namentlich  die 
Veihandlung  mit  den  Meliern  bei  Thuc.  T'  exir.  z.  B.  c.  89  :  ort  öi- 
xfuit  filtf  h  iü  ttv&(jW7tiTM  kuyot  cno  tfj<;  l(iJ]<;  av(iyAi)<i  xoiviTUt,  övvaTcS 
df  ol  rniov}(oi'ifq  nqäaaovai,  xul   ol  uciOtviTq  oiiy/(i>(>oiiai. 

4)  Arislot.  Politic.  III.  8.  4  :  olov  ^AOtjvhXoi  fifv  nf(il  2"«^toi'? 
x(il  Xioi'(;  xul  Afoßioix;'  intl  yuQ  0-üxiuv  iyx{titti7it;  tnxov  rtjv  ufJ/t/r, 
tTwaiivmoav  uvxov<;  nu{}a  xüi  aw&ijTuti;.    lNaxo6  47l    (Thuc.  I»  98,  vgl. 


§.157.    f'''erhällniss  der  Bundesgenossen  zu  .4then.     461 

138),   Bvzanz  und  Samos  441  (I.  115-117),  Mytilene  auf  Lesbos  427 
(III.  27—60). 

,5)  Thucyd.  VI.  85:  f^r/yovß(&a  Xiovq  fifv  y.al  Mti&Vftvaiovq  vii'jv 
naooxfj  avrovo/jiovq,  toc?  df  Tioi.kovq  ;^r)7^^aT0J»'  ßiutoxiQov  (fo^ä  :  vgl.  I, 
19,   II.  9,  VIF.  57. 

6)  So  Samos  wieder  seit  412,  TLucyd.  VIII.  21  :  ^A&rjvuMv  atpl- 
ciiv  (tVTovo/tiftv  ftfjii  invTa  0)Q  ßfßaioiq  Tjdyj  xiir/^iaoßivojv:  die  Metbo- 
näer  seit  423  rtrf?.fVq  ,  Tgl.  Sauppe  Inscr.  Maced.  p.  7  und  Bückh 
Staatsh.   ir,  S.  749. 

7;  Xenoph.  Rcp.  Atli.  I.  14—18;  vgl.  Die  Chrysost.  XXXVIII. 
25,  und  mehr  bei  Meier  u.  Scliöm.  S.  778  fgg. ,  Platner  Process  I. 
S.  110  fgg-,  Böekh  I,  S.  528 — 533;  insbes.  Antipliou's  Rede  de 
caede  Ilerodis  ,  ^voraus  zugieicb  eriiellt ,  dass  das  \  erfahren  ganz 
nach  atLeuiscLeni  Rechte  ging  (s.  auch  Tbuc.  I.  TT)  ,  so  dass  der 
Name  dixin  üno  av/ußiJXu/y  (§.  116,  n.  12)  dafür  nur  Kuphemisnius 
seyn   bonnte. 

8)  'E:iiny.oi.oq  toi  xia/uM  Xf/o)v ,  Aristoph.  Av.  1023,  auch  qci'/hJ 
oder  uQyoiv,  was  freilich  auch  der  <ti>ovQtn>/oc  oder  Befehlshaber  der 
athenischen  Besatzung  seyn  kann  ,  vrelcbe  die  Bundesgenossen  aus 
ihren  [Mitteln  zu  erhalten  hatten,  Zenob.  VI.  32;  vgl.  Thuc.  I.  115 
und  C.  Inscr.  n.  73  ;  im  Allg.  aber  Harpocr.  p.  120  ,  der  die  lac. 
Harmosten  vergleicht  ,  mit  Osann  Syll.  Inscr.  p.  7  und  Böckh 
Staatsh.    I,   S.    534. 

9)  Kfjvnioi,  Bekk.  Anecd.  p.  272;  vgl.  Scbol.  Aristoph.  Thesm. 
600:   *ul  fv  Qilo'i)  ('(j/ij  Tt?  xQÜnTfd. 

10)  Ueber  die  Kleruchen  s.  oben  §.  117,  n.  5;  für  eigene  Be- 
amte führt  Böckh  das  Beispiel  von  Delos  (C.  Inscr.  I,  p,  258,  Berl. 
Abhh.  1834,  S.  '21)  an,  wozu  noch  der  korinthische  imdtjuiovDYos; 
in  Potidaea ,  Thuc.  I.  56.  Von  einheimischen  Leistungen  der  yq- 
atwxai.  s.   Antiph.    1.    c.    §.    77- 

11)  Aristoph.    Acharn.    51U   u.   650  mit  d.   Schol. 

12)  'ifxAoyfrc,  Hemsterh.  ad  Luc.  Charon.  c.  11,  Böckh  Staatsh. 
I,  S.  211,  II,  S.  582;  nicht  zu  verwechseln  mit  den  ri^yvooX'oyoi<; 
unten  §.   165. 

13)  Xenoph.  Rep.  Ath.  III.  5:  roTro  di  yi-yviTut  wc;  i«  nok'An 
äirl  l'rovq   nffimov:   vgl.    Böckh   il,   S.    585   fgg. 

14)  Attinrfi6rji;  o  y.i'(jioq  tÖ)v  <fiö(iMv  yfvöuft^oq  rüiiti,  Demostb. 
Aristocr.  §.  209,  vgl.  Thuc.  V.  18  und  über  den  Betrag  selbst  1.  96 
mit  Böckh  f,  S.  522.  Bei  Diodor.  XI.  47  falsch  560;  vgl.  den». 
XII.  40. 

15)  Andoc.  c.  AIcib.  §.11  :  tiqüitov  f*fv  oi'v  niinaq  i'juüc;  röv  (foQov 
rulq  noXfoiv  ti  ''{'/l^  Tahiti  rov  rirt  AgiOTfidoh  navxoiv  dinmoTaxa  n- 
Tttyntvov ,  alot&tlq  fnl  xovxüi  öfxuxog  ui'xoi;  fti'iXioxn  dinh'iaiov  «i'to» 
fxnnxo)  xü>v  aii/A/u('(/o)v  f7ioit;a(v,  wobei  zu  berücksichtigen  ist,  dass  er 
schon"  431  ungefiihr  600  Talente  betrug,  Thuc.  II.  13.  Das  Zeug- 
niss  des  Redners  ist  zwar  von  IVIeier  de  Andoc.  V  (Halle  1838.  4) 
p.  14 — 31  in  nielirfaclicr  Hinsicht  angefociitcn  und  von  (irole  VI, 
p.  8  durchaus  verworfen  worden  ;  im  Wesentlichen  hält  es  jc<loch 
noch  Ilerlzberg  Alkibiadcs  S.  119  mit  Böckh  I,  S.  525  aufrecht  und 
eine  Stütze  dafür  ist  jedenfalls  auch  Aristid.  de  quatuorv.  p.  199: 
ovxf  yuQ  Tovq  (f.o(iol'q  I lntixki'jq  fiq  Hnfk(jöv  iattv  i  tiuyityojv ,  dXXa  y.al 
TBi'T^?   t^S   UftfT(fiaq,   0)  ifiiXf  J^wxQririq,  tl  fiyrot»/?  tov   uJtiov,   tov   hat- 


462  Th.y.  Der  athen.  Staat.  C.III.A.  PoUtihu. Finanzen. 

Qov  fVQTjatiq  rov  afavrov  '  fxftvoq  yuQ  ioxiv  o  TiQoq  tooovtov  ngonyaycov 
Toj'?  (poQovc;,  ooov  ov6e  ßovXo/iivoic;  (pffifiv  firjv.  Zur  Zeitbestimmung 
Ciarisse  ad  Thuejd.   epoch.  p.   50. 

Ifi)  Andoc.  de  pace  §.  9,  Aescbin.  F.  L.  §.  175;  vgl.  Franz  im 
Intell.  Bl.  z.  AUg.  L.  Zeit.  1837  ,  N.  39—41  und  die  erhaltenen 
Tributlisten  bei  Rangabe  1.  c.  mit  den  Berichtigungen  von  Böckh 
Staatsh.  II,  S.  421  fgg.  ;  über  die  Steuerprovinzen  [KaQiKÜt; ,  'Imvi- 
xos,   vrjaiWTtiKÖq  ,    EXkTjaJlovxioq,   Oganioq   <pö{)o^)    S.    .o99   fgg. 

§.  158. 

lu  diesen  mit  steigender  Härte  geübten  Maassregeln 
spiegelt  sich  übrigens  nur  der  gleichzeitige  Wechsel 
der  inneren  Politik  ab,  durch  den  die  athenische  Demo- 
kratie allmählig  dahin  gelangte,  den  öffentlichen  und 
gemeinschaftlichen  Interessen  des  Staats  die  der  herr- 
schenden Mehrzahl  zu  substituiren,  welche  dann  selbst 
wieder  nur  von  den  Einwirkungen  und  dem  Ueberge- 
wichte  einzelner  Führer  abhing.  Ehe  freilich  der  ge- 
sammelte Schatz  die  leztereu  in  den  Stand  sezte ,  auf 
Staatskosten  die  Bauten  und  Spendungen  zu  überbieten, 
wodurch  reiche  Privaten,  wie  Cimon,  einen  entgegenge- 
sezten  Einfluss  auf  die  Menge  zu  üben  gesucht  hatten  ^), 
konnte  auch  jene  Richtung  höchstens  die  Bedeutung  ei- 
ner Partei  ansprechen  ^  aber  schon  in  dieser  Stellung 
der  Parteien  gegen  einander  prägt  sich  eine  Spaltung  der 
Interessen  aus,  die  um  so  durchgreifender  wirken  musste, 
als  sie  zugleich  mit  wesentlichen  Verschiedenheiten  der 
äusseren  Politik  verschwistert  war  2).  Ein  grosser  Theil 
der  angesehenen  und  wohlhabenden  Bürger  schloss  sich 
fortwährend  an  Lacedacmon  an  und  gestaltete  sich  unter 
dessen  Schutze  zu  einer  aristokratischen  Partei ,  deren 
Haupt  Cimon  war  5),  und  die  zwar  damals  noch  auf  kei- 
nen Sturz  der  Verfassung  '•^j,  wohl  aber  darauf  hinarbei- 
tete, das  erwachende  Selbstgefühl  des  Volkes  im  fortge- 
sezten  Kampfe  mit  Persien  abzuleiten  und  dadurch  die 
Eintracht  und  den  Status  quo  in  Griechenland  zu  erhal- 
ten 5)  •  während  die  Anhänger  der  Verfassung  und  Macht- 
vergrösserung  Athen's  selbst  wieder  in  sofern  aus  ein- 
ander gingen  ^),  als  die  gemässigten  Demokraten  den 
Staat  zu  einer  Landmacht  zu  erheben  strebten,  wodurch 


§.  158.    Spnlttmg  u.  Stellung  der  Parteien  in  Otiten.     463 

der  begüterte  Mittelstand,  aus  welchem  das  Landheer 
gebildet  ward,  die  Oberhand  über  die  von  Handel  und 
Schifffahrt  lebende  Volksmasse  erhalten  musste  '') :  die 
grossen  Feldherren  Myronides  und  Tolmides  können  als 
Vertreter  dieser  eben  so  staatsklugen  als  patriotischen 
Richtung  gelten^).  Als  aber  Lacedaemon's  Schnödigkeit 
vor  Ilhome  Cimon's  Ansehen  gestürzt^),  die  Nieder- 
lage bei  Koronea  den  Kern  der  athenischen  Hopliten  zer- 
nichtet blatte  ^^),  und  Athen  sich  nach  dem  Verluste  aller 
seiner  continentalen  Eroberungen  einzig  auf  seine  See- 
macht beschränkt  sah,  fiel  der  Schwerpunct  des  ganzen 
Staatslebens  von  selbst  in  den  grossen  Haufen  ^^)  und 
dessen  Führer,  deren  Scharfsinn  jenem  bald  die  Vor- 
theile  entdeckte,  die  ihm  die  Umstände  auf  Kosten  der 
Gegner  aus  seiner  Stellung  zu  ziehen  erlaubten  ^^). 

1)  Plut.  V.  Pericl.  c.  9:  iXurroiififvog  6i  nkovroj  xal  /Qijuuniv, 
uqi  mv  fxfTi'oq  (Cimon)  avfXitiu,ßavi  roiiq  ntvrzug ,  diinvov  xt  xu&-  rjfii- 
qav  Tüj  öfofihoj  7iit^f-/o)v  ' AO rjvuUov  xul  tovq  TiQfoßvzfQovq  (xnif)i.frvi''0)v, 
TÖiv  Tt  /oiQiojv  roi'q  (f(j(iyiiovi;  uqittQhJv ,  ontitq  u7io)(jiL,ü)aiv  oi  ßoi<Xo^i(voi' 
Tol'TOt?  0  IlifytxXijq  XHjadijfiityOJyoi'ßivoq  %{)fTtfTuc  TlQog  itjv  zöjv  drjfio- 
al(i)v  xuTitvo/m^v  x.  r.  A. :  vgl.  auch  V.  Cim.  c.  10  mit  d.  Erkl.  z. 
Cic.   Off.   II.  18  und  I$ergk  Com.  Att.   icliqu.   p.   199—202. 

2)  Vgl.  Robpatt  d.  polit.  Parteien  firiecheiilands  S.  19  fgg. , 
Wachsniuth  Gesch.  d.  polit.  Parteiungen  S.  98  Igg-,  Scholl  Sopho- 
kles S.  91  fgg-  ,  und  mehr  in  den  oben  §.  1.55,  n.  3  eil.  Abhh.  v. 
Vischer  und   Büttner;   auch    Grote  V,  p,  390  l'gg.    oder  Filon  p.  61  fgg. 

3)  S-  Plutarch  V.  Ciraonis  mit  dem  Conini.  v.  Ekker,  Utrecht 
1843.  8  und  Sauppe  de  cnusis  magnit.  et  lahis  Athen,  p.  14 — 17  ; 
auch  die  Lobrede  bei  Aristid.  de  quatuorv.  p.  202  —  214  und  im 
Allg.  Th.  Lucas  Versuch  einer  Charakteristik  Kimons ,  Hirschberg 
1835.  8,  Vischer  Kimon ,  eine  Rede,  Basel  1847.  8,  L.  P.  Ouwer- 
sloot  de  vita  Cimonis ,   Miltiadis  filii,   L.    B.    1849.   8. 

4)  Wie  man  es  wohl  aus  Demosth.  Aristocr.  §.  205  nach  der 
gewöhnlichen  Lesart:  Ki/nwiic  ,  "n  ti]v  näniiov  /»fimiiTjoi  noXirdav 
f(f>'  tuvxoxj ,  abgeleitet  hat;  vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  5  und  im 
Ind.  lect.  Hai.  1849 — 50;  auch  Funkhaenel  Quaest.  Demosth.  p.  60 
oder  Zeitschr.  f.  d.  AltcrtL.  1830,  S.  1047,  Drojsen  das.  1841,  S. 
217  und  Voemel  in  N.  Jahrb.  LXVI,  S.  109;  dort  aber  muss  mit 
Bekker  vielmehr  /7a()iV»v  gelesen  werden,  worin  schon  Sauppe  p.2l 
die  Verwechselung  mit  IVliltiades  (Her.  VI.  130)  erkannt  hat  und 
Vischer  gegen  seine  eigene  irüher  gehegte  Ansicht  jezt  S.  54  die 
seni  beistimmt. 

5)  Plut.  V.  Cimon.  c.  15—18;  vgl.  V.  Pericl.  c.  10  und  mehr 
bei  Heeren  III.  1,  S.  392  fgg.,  Wachsmuth  Alterth.  I,  S.  577  fgg., 
Vischer  oligarch.    Partei   S.    9   fgg.  ,   Büttner   Hctitrien   S.   28   fgg. 

6)  Eurip.  Suppl.   250:    r^tl<;    yu(j    nokuüiv  fttQidi<;'    ol  yu^  oXßiot 


Th.f^.  Der  athen.  Staat.  C.IIl.A.  Politik  U.Finanzen. 

«Jwyif/.fK   Tf   nX(i.ovo)v    T     fQwa    uii'     ol    S    oi<x    tyovxfq    xul     rjnavi^ovrfq 
ßiov  6fivoiy  vffiovTfq  TW   tpd-ofü)   Tif.iVov  fif()oq^  yi.rüaaatq  novrjQ'iiv  ngoaxa.- 

Tb)V    CflTjXol'ßfVQI,'      TQlöiv      6\     HOlQÜtV     1]     'v      /AfOO)     OOii^H    Tlckfig  ,      xÖOflOV     (fill- 

käaaova'  ovriv    uv  ru£?f  nökii; :     vgl.   Orest.    920 ,     auch    Plat.   Republ. 
VIII,  p.   564  fg.  und'  Aristot.   Politic.   IV.  9.   3. 

7)  Vgl.  oben  §.67,  not.  2  mit  §.61,  not.  6  und  Passow  Opusc. 
p.  17;  im  Einzelnen  Thueyd.  I.  105  fgg.  und  Diodor.  XI.  81  fgg. 
mit  Krüger  phil.  Lisfor.  Stud.    !,  S.   156   fgg.    172  fgg. 

8)  Vgl.    Chr.  Roth   de  Myronida   et  Tolmida  Ath.  ducibus,  Marb. 
1841.    8   und  über  Tolmides   insbes.    Aescbin.    F.   L.  §.    75    und    Pau 
san.    I.   27.   6:     über    Myronides    Aristoph.     Eccles.    32U :     «>IA'   ovyl, 
MvQu)vLöj}<;   or    rjQyiv   o  yivyr'tduq,   oi'c)><?   av   iröXuic   ru   rijq   noAfw?  diot- 
xftv   •/Qijuaxa   Xaßo'iv. 

9)  S.  oben  §.  36,  n.  10  fgg,  und  Pausaa.  IV.  26.2.  Die  Zeit 
seiner  Ostracisirung  sehwankt  freilich  zwischen  462  (Krüger  S.  255), 
460  (Sintenis  ad  Plul.  Pericl.  p.  107),  458  (Müller  z.  Aeschyl.  Eum. 
S.  118),  Tgl.  Meier  in  Hall.  Encykl.  III.  7,  S.  186  und  de  Andoc. 
V,p.86;   doch   ging    sie  jedenfalLs   der  Schlacht  von  Tanagra   vorher. 

10)  S.  oben  §,37,  n.  10  mi-t  Plul,  Leg.  IV.  p.  707  und  Aristot. 
Politic.  V.  2,  8:  x«t  tv  j4.&Tjv(XLq  uriiyoivrojv  mtfi  ol  yvü){iLnoi,  ikuT- 
Tovq  iyivotro  dm  ro  fx  xurukoyoii  arqaTfVfa&ni,  ii:io  i6v  Auxmvcxov 
noktftov, 

11)  Vgl,  Röscher  Klio   I,  S,  383  fgg, 

12)  Vgl.  Xenoph.  Rep,  Ath.  c  1  u,  2 ;  auch  Pastoret  Hist.  de 
la  legisl.   VII,  p,   450  fgg. 

§.  159. 
Wohl  war  es  dem  Schöpfer  dieses  Systems  ,  Peri- 
kles  ^) ,  nicht  um  den  grossen  Haufen  als  solchen  zu 
thun  ^  aber  wenn  er  mit  der  Allgewalt,  zu  welcher  sein 
Talent  ihn  berechtigte,  regieren  und  sein  Haupt  mit 
dem  Glänze  des  Staats  umgeben  wollte,  so  boten  ihm 
die  bestehenden  Formen  kei^ien  andern  Weg  dazu  dar, 
als  sich  der  Mehrheit  durch  solche  Mittel  zu  versichern, 
die  ihre  materiellen  Interessen  und  ihren  Herrscherstolz 
zugleich  befriedigten  ^)  ^  und  dazu  gab  ihm  das  Verhält- 
niss  der  Bundesgenossen  den  reichsten  Stoff  an  die  Hand. 
Die  Prachtgebäude,  welche  er  mit  ihrem  Gclde  aufführte, 
machten  Athen  zur  Bewunderung  Griechenlands  und 
verschafften  Tausenden  von  Menschen  Brod  ^)  5  aus  der- 
selben Quelle  schöpfte  er  die  Mittel,  um  den  Demos 
nicht  nur  für  die  Erfüllung  seiner  richterlichen  und  krie- 
gerischen Pflichten  zu  besolden  '^),  sondern  ihm  auch  an 
Festtagen  ausserordentliche  Genüsse  zu  spenden  5)  j  und 
wenn  die  Inseln    ihr  Recht  in   Athen  zu  holen  gezwun- 


§.  159.     Perikles.  465 

gen  wurden,  so  geschah  dieses  zugleich  um  ihre  Abhän- 
gigkeit zu  beurhunden  und  um  den  Verkehr  in  der  Haupt- 
stadt und  die  Zahl  der  Processe  zu  vermehren ,  durch 
die  der  athcnisclie  Bürger  beschäftigt  und  erhalten  wurde ^). 
So  lange  er  lebte,  liess  freilich  die  hohe  Reinheit  seines 
Charakters  '')  die  Nachtheile  nicht  klar  hervortreten,  welche 
mit  diesem  Systeme  in  materieller  sowohl  als  moralischer 
Hinsicht  verbunden  waren  ^  durch  die  persönliche  Aucto- 
rität ,  die  er  über  die  Gemüther  der  Menge  bewahrte, 
ohne  sich  je  zum  Schmeichler  derselben  zu  erniedrigen  ^), 
hielt  er  die  Launen  und  Lüste  derselbe«  in  weiser 
Schranke  ;  und  seine  zwiefache  Meisterschaft  als  Redner 
und  Feldherr  ^)  bewahrte  den  Staat  eben  so  sehr  vor 
Rathlosigkeit  als  vor  Schwindelei  5  aber  je  ungeheurer 
dennoch  die  Anstrengungen  waren ,  deren  es  bedurfte, 
um  den  drohenden  Sturz  im  Innern  und  nach  Aussen 
iju  verzögern  ^o),  desto  jäher  erfolgte  dieser,  als  der  Tod 
das  Staatsgebäude  seines  Atlanten  beraubte  ^*)  und  nichts 
als  ein  verwöhntes  Volk  zurückliess  *^),  welches  bei  der 
schnellen  Erschöpfung  seiner  Hülfsquellen  dieselben 
Grundsätze ,  die  bisher  das  Verfahren  des  Staats  gegen 
seine  Unterthanen  geleitet  hatten  ,  auch  gegen  seine  be- 
güterten Mitbürger  anzuwenden  kein  Bedenken  trug. 

1)  Vgl.  s.  Lebensbesclueibung  bei  PlutarcL  (ed.  Sintenis,  Lips, 
1835.  8)  und  von  Neuern  im  Alljj.  Bayle  Diet.  bist.  T.  III,  p.  2365 
fgg.  ,  Barthel.  voy.  d'Anacb.  intiod  P.  II,  sect.  3,  Heeren  III  1 
S.  3^6  fgg.,  Oruniann  Verfall  S.  234— 240  ,  Waclismiith  I,  S.  579 
—  588;  Bötkb  Orat.  de  Pericle  ,  Berl.  182t  oder  in  PViedemann's 
Bibl.  Script.  L-itin.  1.2,  p.  176— 191,  Sürern  über  Aristoph.  Wolken 
S.  59—61,  Kötscher  Aristopbanes  u.  s.  Zeit  S.  93  —  99,  K.  F.  We- 
ber über  Perikles  Standrede  bei  Tbucydides  (Darmst.  1827.  4)  S.  20 
fgg-.  •'•  A.  Kutzen  de  Pericle  Tbucydideo  spec.  I  et  II  ,  Vratisl. 
1829 — 31.  8  und  dessen  Perikles  als  Staatsmann  wäbrend  der  pe- 
fabrvollsten  Zeit  seines  Wirkens,  (Jrinimo  1834.  8 ;  ferner  Boot  und 
Ciarisse  de  l'ericlis  vila  in  Ann.  Acad.Traj.  1833  —  34,  S.  W.  Tromp 
de  Pericle  ejusque  reip.  Athen,  administiatione ,  L.  B.  1837.  8, 
Plass  Gescb.  Grieeb.  III,  S.  128  fgg,,  Büttner  Hetärien  S.  33  fgg. [ 
Eckermaiin  in  Hall.  Encykl.  III.  17,  S.  1  fgg.,  Niebubr  grieeb! 
Gescbicbte  11,  S.  17  fgg.,  Grote  V,  S.  573  fgg..  Freese  Parteikaurpf 
S.  8   fgg.,   Filon   p.  61    fgg. 

2)  Böckb  Staatsb.  I,  S.  304:  «Perikles  war  ein  zu  geistvoller 
Mann,  als  dass  er  die  Folgen  seiner  IVIaassregcIn  verkennen  konnte; 
aber  er  erblickte  keine    andere   Möglichkeit,    seine    and  des  Volkes 

I.   Da.    4.    Aufl.  Q^ 


466  Th.f^.  Deraihen.  Staat.  CHI.  ^.Politik  U.Finanzen. 

Herrschaft  in  Hellas  zu  behaupten;  er  erkannte,  dass  mit  ihm  Athen's 
Macht  untergehn  -würde,  und  suchte  sich  möglichst  lange  zu  halten  ; 
übrigens  verachtete  er  den  Hauten  ebenso  sehr  als  er  ihn  fütterte  « ; 
vgl.  ihn  selbst  bei  Thuc.  U.  64  und  lu.  Gesch.  d.  piaton.  Philos. 
I.  S.    12  fgg. 

3)  Tüv  dvu&ijfiaT(ov  imv  fit  fxflvoi<;  axa&hxMv  ro  xdkkoq,  TiQonv- 
kata  ravza ,  o  TiitQ&eväiv ,  aroui ,  viwaoixoi ,  üemosth.  Androt.  §.  76, 
Tgl.  Aristocr.  §.207  und  Plut.  Pericl.  c.  12  u  13  mit  Böttiger  An- 
deut.  S.  70  —  80,  Jacobs  veioi.  Schriften  Hl,  S.  485,  Wachsmuth 
H,  8.  634,  und  veas  sonst  Kunstgeschichtliches  in  Müller's  Hand- 
buch  S.   91    fgg.   citirt  ist. 

4)  Vgl.  oben  §.  125,  n.  3  und  über  den  Richtersold  §.  134,  n.  19, 
über  den  des  Kriegers  §.  152,  n.  19;  den  fii.o&o^  fKuXr/oiaoTiKo^  (§.  128, 
n.  13)  und  ßovlnniKoc;  (Hesych.  I,  p.  750)  fügte  alierding§  erst  die 
Folgezeit  hinzu. 

5)  Plut.  V.  Pericl.  c.  9 :  xal  t«'/«  &fO)Qt,«ot(;  xal  SixaorixoZq  krjfi- 
fiaatv  ukhiiq  n  ßL(i&o(poQui<;  xai  xoQtjyUj(i.(;  ovv^fxuaag  ro  7ik?j&o?  fXQJjfo  : 
vgl.  Böckh  Staatsh.  1,  S.  304  fgg.  und  über  das  &twQix6v  insbes. 
Schol.  u.  Argum.  Demostb.  Olynth,  p.  9  :  o»'x  oVroe  ro  nukniov  &earqov 
Xi&iroii  7i(t(j'  ui'roZg ,  ukXd  ^vkivuiv  anfiTiTjyvVfifvwv  ixgimv  xal  nuvrojv 
xnruXufißävfiv  xönov  onivdovrojv  nkrjyui  zi  fyivovro  xui  nov  xal  rpat'- 
fnara'  rovzo  xwkvoui  ßovkrj&ivrtq  ol  nijoiarbJxft;  iMv^A&rjvftimv  mvijxovq 
fnoiTjoavzo  zovc;  rönovi;  xal  txaozov  i'Sii,  äuöovai  dvo  oßokoiiq  xal  xaza- 
ßaXövxu  d-fuv  i)(ii.v'  tV«  äf  piTj  doxtüoiv  ol  nfvrjzii;  rü  uvukojfiuri  kvnil- 
ad-at,  (K  zov  dr/fiaoLov  Xa/ußävfi-v  fxaarov  izax&rj  toi  ?  dvo  oßokovg,  mit 
Böckh  Trag,  princ.  p.  38,  Hermann  Opusc.  11,  p.  151,  Petersen 
vita  Aeschyli  §.  30,  welchen  Fritzsche  Merc.  judicum  p.  20  fgg. 
nicht  widersprechen  sollte,  so  richtig  dieser  auch  nachgewiesen  ha!, 
vpie  dasselbe  von  der  ursprünglichen  ÖKoßfXla  (Aristot.  Polilic.  11. 
4.  11)  zum  ordentlichen  Betrage  einer  Drachme  (Philoch.  b.  Har- 
pocr.  p.  146;  Zeuob.  111.  27)  gestiegen  war,  insofern  nämlich  die 
theatralischen  Aufführungen  drei  Tage  in  Anspruch  nahmen,  s.  Got- 
tesd.  Alterth.  §.  59,  n.  24,  auch  Sauppe  im  Philol.  111,  S.  631  und 
Böckh  selbst  S.  314;  als  amtliche  Bezeichnung,  namentlich  wo  es 
von  den  Hellenotamien  ausbezahlt  wird  (Staatsh.  11,  S.  10),  kann  da- 
neben  der  alte   Ausdruck  immer  noch   fortbestehen. 

6)  S.  §.  157,  n.  7  und  insbes.  Xenoph.  Rep.  Ath.  I.  16  u.  17; 
über  die  allgemeine  Bedeutung  des  Richtergeschäfts  für  den  gemei- 
nen Athener  aber  Aristoph.  Vesp.  314:  dno  ynQ  zov6f  fit  roii  fita&U' 
qIov  z(jixov  avzov  l'^fiv  uX^izu  6ii  xul  IvXa  >twt//ov;  auch  v.  625  und 
Eccles.  587. 

7)  S.  Thuc.  11.65,  Isoer.  de  pace  §.  126,  Plut.  V.  Pericl.  c.  15, 
und   im   Allg.   s.   Vertheldigung   bei  Aristid.    T.  II,   p.  159 — 202- 

8)  Thucyd.  ibid.  :  xazit^f  ro  nXrjOoq  fkm&fgwq  x«2  oi'x  ^yfzo /läX- 
Xov  vn  avzov  i]  avzoq  Tjye  diu  ro  fii]  xra)/iivo(;  *|  ov  nQoarjxovztov  rrjv 
dvvaftiv  Tipoq  ijdovr/v  ri  Xfynv ,  aXX  l)(ü)v  in  u^KuOlt  xal  ngoq  ogytjv  n 
uvremtlv.  Vgl.  Plut.  V.  Pericl.  c.  5  u.  15,  und  über  die  Macht 
seiner  Rede  Cic.  de  Orat.  11.  22,  Diodor.  XII.  40,  und  die  Erkl. 
KU  Aristoph.  Acharn.  v.  536  und  Davis,  ad  Max.  Tyr.  IX.  8,  p. 
165   Reisk. 

9)  lieber  seine  Feldzüge  vgl.  Plut.  c.  19  fgg.  mit  C.  C.  R.  Lo- 
rentzen  de  rebus  Atheniensium  Pericle  potissimum  duce  gvstis,  Gott. 
1ÖJ4.  8,  und  über  diesen  Verein  im  Alig.  Isocrat.   Pauath.  §.  143  u. 


{ 


§.  160.     Die  Massenherrschajt  und  ihre  Folyen.     467 

Aristot.    Fol.  V.  4.   4.      Sein   Gehülfe  ng6q  ruq  oxQaTtjyiaq  Meiiippus? 
Flut     praec.   polit.   c.    15. 

10)  Nach  TLucyd.  II.  13  hatten  die  Bauten  und  die  Belagerung 
von  Potidaea  bis  zum  Anfange  des  peloponn.  Kriegs  ."^700  Talente 
gekostet;  mehv  s.  bei  Meier  über  die  Kosten  der  Werke  des  Peri- 
kles  hinter  Leake's  Topogr.  von  Rienäcker  S.  426  —  438  und  deren 
zweite  Aufl.  v.  Sauppe  S.  331 — 343.  Die  Kosten  der  Belagerung 
von  Samos  ,  bei  der  die  ersten  Maschinen  (Flut.  c.  27,  ScLol.  Ari- 
stoph.  Vesp.  283),  12ÜÜ  Talente  nach  Isoer.  n.  «itkJ.  §.111  und 
Cornel.  Nep.  Tiinoth.  c.  1,  deckte  die  Steuer  der  Samier  (Thuc.  I. 
117)  von  200  (üiodor.  XII.  28)  nur  schwach.  Vgl.  Böckh  I,  S.  400, 
auch   Manso's   Sparta   II,   S.   398—404. 

11)  Wachsmuth  I,S.  587  :  »leider  hat  die  Geschichte  dargelhan, 
dass  nach  Perikles  Tode  die  Gewähr  seiner  Staatseinrichtungen  man- 
gelte; und  unleugbarist,  das8er,wie  so  oft  grosse  Herrscher,  den  St.iat 
für  seine  eigcnthümliche  Kraft  zurichtete  .  .  dazu  endlich  war  das 
kunstvolle  Staatsgebäude  auf  äussere  Macht  und  Gewaltthatigkeit  ge- 
baut,  und  diese  hat  rasche  Abwandlungen  •;  vgl.  auch  Kortüni  in 
Bremi's  philol.  Beitr.  I,  S.  36:  .  Athen's  Unstern  erschien  mit  der 
Geburts-  oder  Todesstunde  des  Perikles;  denn  des  Stifters  Hingang 
zerstörte  das  mühsam  erhaute  Werk;  die  Fehler,  nicht  die  Tugen- 
den  desselben   dauerten   fort,,  und  im   Allgera.   Andoc.  c.  AIcib.  §.  12 : 

Ivü)     Öi     VOnii^lJ)     7  0V    TOIOVTOV     noVt^(JOV    (iVUl     TtQOOraTtjV ,      OOTlQ    TOI'     TIUQOV- 

To?  ;^(1ovot;   imufXflrui.  ,    ilXld  /trj   xul   rov   //.(Xkovroq     ngovoiZrui,,    xal   tu 
jidiara  tw   nXt^&fi ,  nuQaXmMv   tu  ßfÄrioia  ,   ovußovXfUfi. 

12)  Plat.  Gorg.  p.  515  K:  lavil  yug  i'yiayf  üxovai,  IhfjiKkfu  nt- 
notr^xivui  'A&rjvuiova  ugyovq  xnl  SuXtvq  xat  htXovq  xnl  (piXuQyi'QoiK;, 
tlq  niO&offOQiiiv  7iQÖ)Tov  xaTaaTT/ouvrtt:  vgl.  Flut.  V.  Pericl.  9  u.  1 1 
und  mehr  im  Allg.  bei  J.  Chr.  Goltleber  de  moribus  Fericlis  a  Pl,i- 
tone  in  Gorgia  expressis,  Mis.  1775.  4,  F.  S.  Meißner  Plato's  Ur- 
theile  über  Perikles,  München  1836.  4  ,  .1.  Ogienski  Pericies  et 
Plato ,  Vrat.  1837.  8,  A.  Kayssler  de  judicio  quod  Plato  de  Pericle 
fecit,   Glog.   1837.   4;   auch   O.    Müller   Gesch.   d.  griech.    Lit.    II,   S. 

15   fgg.  uud  Böckh  Staatsh.    I,   S.  272   fgg. 

§.    160. 

Ob  und  welche  Aenderuiigen  Perikles  ausserdem  iu 
der  Verfassungsform  uud  dem  Organismus  des  atheni- 
schen Staats  selbst  veranlasst  habe  ,  um  diese  von  ihm 
hervorgerufene  und  begünstigte  Richtung  auch  äusserlich 
zu  stützen  ^) ,  ist  schwer  nachweisbar,  und  jedenfalls 
bedurfte,  es  deren  auch  nicht,  da  die  Keime  zu  lezterer 
längst  vorhanden  waren  und  nur  die  Hindernisse  weg- 
geräumt zu  werden  brauchten  ,  die  ihrer  Entwichelung 
bisher  im  Wege  gestanden  hatten.  Dazu  aber  genügte 
einerseits  der  bereits  erwähnte  Sold ,  der  der  niederen 
Volksraasse  nicht  nur  die  Müsse  gewährte ,  sondern  die 
directe   Auflfoderung    an    sie    enthielt,    ihre    verfassungs- 

Gs2 


Th.y.  Der  athen.  Staat.  C.JIl.A.  PoUtihu.  Finanzen. 

massige  ThellnaLme  an  den  Gerichten  zu  einer  Wirl?- 
llchkeit  zu  machen  und  sich  dadurch  thatsächlich  in  den 
Besitz  der  Staatshoheit  zu  setzen  ^)^  anderseits  die  Be- 
schränkung des  areopagitischen  Rathes  auf  seine  blut- 
rlchterlichen  Functionen,  durch  welche  Ephtaltes,  aller- 
dings, wie  es  heisst ,  auf  Perikles  Betrieb  3),  das  Volk 
eines  unbequemen  Warners  entledigt  und  die  augenblick- 
liche Stimmuog  der  Mehrheit  zum  höchsten  Maassstabe 
seiner  Beschlüsse  erhoben  hatte;  und  jedenfalls  erklären 
diese  beiden  Umstände  schon  hinreichend  den  Druck, 
welchen  die  herrschende  Masse  alsbald  nach  Perikles 
Tode  auf  die  reichere  Minderzahl  theils  allgemein  durch 
fioanzielle  üeberlastung  derselben,  theils  durch  Missbrauch 
ihrer  Richtergewalt  zur  Deniüthigung  und  Erschöpfung 
der  Einzelnen  auszuüben  anfing  '^).  Denn  was  dem 
Athener  jene  berüchtigte  Leidenschaft  einflösste,  mit 
der  er  sich  zur  Ausübung  dieser  Gewalt  drängte  ^)_,  war 
mindestens  eben  sosehr,  als  der  damit  verknüpfte  Vortheil, 
die  Freude  ,  den  Reichen  ,  vor  dem  er  sich  im  geselli- 
gen Leben  beugen  musste,  hier  zu  seinen  Füssen  zittern 
zu  sehn^);  und  lediglich  auf  ihr  inneres  Rechtsgefühl 
angewiesen,  waren  diese  souveränen  Geschwornen  selten 
im  Stande ,  den  Reizungen  selbstsüchtiger  Despotenlau- 
nen Widerstand  zu  leisten  '') :  sie  verurtheilten  wie  es 
dem  Demos  Nutzen  brachte,  und  zwar  nicht  bloss  um 
ihn  seiner  Gegner  zu  entledigen  ,  sondern  eingestande- 
nermaassen  um  durch  Bussen  und  Confiscationen  die  Staats- 
casse  zu  füllen:  ein  Motiv,  das  selbst  Ankläger  geltend 
zu  machen  nicht  errötheten  ^).  Dass  unter  solchen  Um- 
ständen auch  directe  Bestechung  nicht  ausblieb ,  zeigt 
Anytus  Beispiel,  der  im  J.  403  zuerst  durch  dieses  Mit- 
tel der  Verurtheilung  entronnen  seyn  soll  ^)  5  weit  frü- 
her aber  hatte  die  Willkür  and  Schwäche  dar  Volksge- 
richte das  schändliche  Gewerbe  der  Sykophantie  hervor- 
gerufen ,  des  auch  den  Häuptern  des  Staats  bald  zur 
Schule  bald  zum  Werkzeuge  diente  ^°);  sey  es  nun  dass 
der  muth willige  Ankläger  durch  Furcht  Geld  von  den 
Reichen    zu    erpressen  ^^)     oder    durch    vermehrte    Gele- 


§.  160.      Die  Massenherrschajt  und  ihre  Folgen.     469 

genhelt  zu  richten  die  Gunst  des  Volks  zu  erwerben 
suebte,  dessen  Erregbarkeit  es  ohnehin  jeder  Verdäch- 
tigung und  Vorspiegelung  drohender  Verschwörungen 
U.S.W,  zugänglich  machte  ^^). 

1)  Wie  dergleichen  theils  Bergk  in  Jen.  Phiiol.  Vers.  1846, 
S.  40,  theils  Grote  V,  p.  47.^  fgg.  und  Freese  a.  a.  O.  S.  19  an- 
deuten;  s.   dagegen  theilweise  Schöinanu  Veil'.gesch.  Athens  S.  29  fgg. 

2)  Welche  nach  der  obigen  Bemerkung  §.  53,  n.  7  gerade  an 
dieses  Recht  vorzugsweise  geknüpft  war;  s.  auch  §.  131,  n.  2  und 
über  den  Kinfluss  des  Soldes  auf  das  ayo).('.^n.v  §.  08,  n.  7  ;  über 
Vortheile  und  INachtheile  der  ganzen  Einrichtung  aber  Grote  V,  p. 
517  fgg.  und  C.  A.  H.  Wendt  Perikles  u.  Kleon  ,  ein  Beitrag  z. 
polit.  Entwickelungsgeschichte   Athens,   Posen   1830.   4,   S.   12   fgg. 

3)  Plut.  Praec.  polit.  c.  15;  vgl.  Paus.  I.  29.  15:  'Eg:i((krrjg, 
c?  T«  vöfit/xa  TU  IV  'A{i(i(ii  ni'iyw  ftriXiaza  ikvfurjvuTo ,  und  njehr  oben 
§.  109,  n.  7;  über  Ephialtes  im  Allg.  aber  Periz.  ad  Aelian.  V. 
Hist.  II.  43.  WacLsmuth  1,  S.  580  fgg  ,  Bahr  in  Halle  Eneykl.  I. 
35,  S.  324;  auch  Müller  z.  Aesch.  Eumen.  S.  116  und  Schömann 
z.  dens.  S.  48  ,  wo  er  wie  Antiqu.  jur.  publ.  p.  301  die  Maassregel 
selbst  Ol.  LXXIX.  4  sezt;  jedenfalls  hängt  sie  wesentlich  mit  der 
Frage   über  Cimon's   \'erbannung  (§.    1 5<S,  n.    9)  zusammen. 

4)  So  klagt  der  oAty«o;^txöe  bei  Theophr.  Charact.  29  :  Si<i  roi"? 
avxoqmvxai;  ovx  olxTjTtov  lajtv  ty  ttj  noXit'  xal  wq  fv  toT;  dixuary^ioig 
Jiivci  7i('taxo/n(v  naqa  twv  dtxafovTWv  .  .  .  xat  noTi  nairaoftf&u  vno 
XfiTovgyiöiv  xal  xQiT]QaQ/i,{iiv  linoXli'fAfvoi ;  vgl.  Xenoph.  Sympos.  IV.  30, 
Isoer.  de  pace  §.  128,  Ath.  lll.  62,  und  mehr  bei  Freese  a.  a.  O. 
S.  23  fgg.  mit  der  Warnung  bei  Aristot.  Politic.  V.  7.  11:  dd  d' 
iv  raVg  örjfioxQuriuiq  twv  tv:iOQwv  (piLdta&at  xal  (itj  fiovov  ras  xTTjani 
ItTj  nouZv  uvuäuOTOvg ,  «A^«  ftijSi  roi'q  xuQTiovg  ,  o  ev  iviai<;  Xav&avn 
yivofifvuv, 

5)  Aristopb.  Acfaarn.  383 :  töJv  d'  uv  yf^jövro)»  oirf«  t«?  \pvyu<; 
oTi,  oxid\v  ßlinovaiv  akko  nkrjv  rfjr/tfu  day.{Zv:  vgl.  Pac.  505,  Nub.  209, 
Vesp.  88  fgg.  mit  Rötscher  Aristopb.  u.  s.  Zeit  S.  137 — 150,  auch 
Xenoph.  Rep.  Ath.  c.  3,  Lucian.  Icarom.  c.  10  ,  und  mehr  bei 
Wacbsmuth    l,   S.    596   fgg.   und   Limburg  -  Brouwer  III,   p.    199   fgg. 

6)  Aristopb.  Vesp.  570  fgg.  insbes.  595:  toi*  TikotWov  ^arny^vr]: 
Tgl.  Xenoph.  Rep.  Ath.  I.  18:  uvrißakrjoai.  dvuyxäl^frat.  iv  iol<;  6ixu- 
OTjjQioK;  xal  (Iniovioq  toh  inikatißuvia&ai  TJjq  j^ft^ö;  ,  Plat.  Theaet.  p. 
172  E:  ol  di  köyoi  utl  Tifgl  oftodovXov  Tipo?  JfaTiörtjv  xu9-rj,ufvoy ,  Lu- 
cian. Gall.   c.  22  u.  s.  w. 

7)  Xenoph.  Rep.  Ath.  I.  13:  *v  di  toTj  6txaarT}Qioig  ov  toi"  dt- 
ttaiov  ai'Tot?  fxfkn  fiäkkov  rj  tov  «rToT;  avfttpfQovroq:  vgl.  Isoer.  Cal- 
lim.  §.  10;  T«'///  fiukkov  T]  dixttiii)  xqLvfxui  xä  Txap'  vnXv.  auch  §.  36 
und  n,  avxid.  §.   20  fgg. 

8)  Vgl.  Lysias  Epicrat.  §.  1  :  nokkäxii;  tjxovciaxe  xovtmv  ktyö%xwv, 
onöxt  ßovkoivxö  ti*«  itöixojq  anok'ioai ,  oxi  il  nr]  xaxuxprj(pttla&f  tuv  ni'- 
Tol  »tktvovaiv,  xmoktlxpd  vfiü^  ^  ni,o&oq>oQä  ,  und  Nicomach.  §.  22:  tj 
ßovkrj  ,  .  oxctv  fli;  anoQlnv  xifinnrfj,  dvayxW^txui.  tlnuyytkiut;  6fyfOi}ut 
xal  öniAfviiv  x(t  xCiv  nokixwv  xnl  twv  nr/xü(io)v  loi?  novrjoui axn  kfyovot 
nti&io&un  auch   AristopL.   E(^u,   I3f0    und    über  die  Höhe  der  Geld- 


470   Th.V.  Der athen. Staat.  C.IIl.A.PoUtiku.Finamen. 

busseü  Böckh  Staatsb.  1,  S.  501 — 507,  über  die  mit  den  meisten 
jieinlicLen  Strafen  verknüpfte  Einziehung  des  Vermögens  S.  516  — 
520  und  Meier  Bon.  damnat.  p.  I7i — 178;  ja  direete  \'ertheiiuug 
dieses  unter  das  Volk  Vit.  X  Orat.  p.  843  :  &avdTov  o'vtoc  fTuti/xiov, 
ukwvui  tnoirjöf  xai  ufvrtjxovTix  dQu-/fiuq  in  r^q  ovaiag  nvzov  ixuorw  tiäv 
noi.ixü>v  t'öüixf, 

9)  Nach  dem  Verluste  von  Pylos,  s.  Diodor.  XIIl.  64,  Flut.  V. 
Coriol.  c.  14.  Schol.  Aeschin.  Timarch.  §.  87  mit  Meier  Bon.  damnat. 
p.  113,  Bernhardy  Eratosth.  -.  215,  und  m.  Prooem,  lect.  Gott. 
1854 — 55,  p.  10.  Forchhammer's  (die  Athener  u.  Sokrates  S.  80) 
Vertheidijung  umgeht  gerade  die  Hauptsache:  war  Anytus  unscbul^ 
dig ,  desto  schlimmer,  wenn  nicht  dieses  sondern  Bestechung  ihn 
rettete  ! 

10)  Adv.  Neaer.  §.  43:  ov  yÜQ  no)  rjv  ^/jtcdq  -dlX'  IV»  ai'xogDa'yTjy?: 
vgl.  Andoc.  de  reditu  §.  4:  arrol  ftiv  orrot  ol  nv^Qfg  ov  roXftiüat  a(pä<; 
«J'TOJ'C  flg  ro  fifoov  tturaarrjnavxfq  dun-/iiQil^Ki&ai,  nf^l  toi'twv  .  .  ixk- 
Qovq  6i  floTiffinovai  rotolhoiiq  uv&Qü>novq,  olq  tl&iaufvoiq  TjÖt]  avaia^vv- 
Tflv  oxä\v  öiuqifQfi,:  auch  Myster.  §.  121,  Demosth.  Mid.  §.  103,  Ae- 
schin. F.  L.  §.  14  (fTity^aqif/vui.  fiil  ttJv  ygnqirjv)  und  mehr  oben  §.  69, 
not.    11  —  14. 

11)  Xenoph.  M.  Socr.  II.  9:  ilq  äiKUc;  (iyovaiv,  ox'x  ort.  näixovv- 
Tai  vn  fftov  ,  f/AA  ort  vo/xikovaiv  r^diov  «V  fif  ugyvqiov  rfXfaui  rj  nqü- 
y/jLuxa  l'xnv:  vgl.  Lysias  de  olea  §.  39  ,  Aeschin.  Ctesiph.  §.  255, 
Demosth.  Aristog.  I,  §.  41  ,  und  die  allg.  Charakteristik  adv.  Theo- 
crin.  §.  6i)  '  Toiif  ö'e  xoiovxoval  avxoffnvxni;^  noX  ^qtj  noQfH&fvxag  udiLaq 
naQu  xovxmv  xv)((Xv ;  ul  yuq  xwv  «AAwv  ctdtxtjftäxMv  xaxa<fi7iyal  Tovxoii; 
fioiv  tQyaaiai ,  vo/ioi ,  dixaai^giH  ,  /.ihqxvqii;  ,  uyoqaL'  iv  ot?  t«?  nvxiüv 
(jwfiaq  fTnöiUvvvxut  ^  iplXovg  fiiv  toi'c  öidovxuq  vofiltovxK;  ^  i-/&Qoi<q  dt 
Tovq  uTiQixynovaq  xtii  nXoi'aiovt;  (A'ristoph.  Equ.  260).  Freilicb  auch 
wieder  ivxfXfli;,  Plat.   Grit.  p.   45. 

12)  Plut.  V.  Aristid.  c.  26:  /nfxd  yug  xtjv  &T]fii,<3xoKXfov<;  (pvyrjv 
q)7]aiv  wojiiQ  l^vßqLaavxa  xov  dtjtiov  uvuqivaat  nXrjd-oq  axtxotfavxdiv ,  oi 
xovq  (iQiaxoiiQ  xal  dvvuxwTuxnvc;  avdguq  dicöxovxfq  vnfßaXXov  rw  <f,&öva) : 
vgl.  Aristot.  Politic.  V.  7.  5  und  Arislopb.  Equ.  236.  479  ,  Vesp. 
484.  508,  Lysistr.  630,  Plut.  949,  auch  Demosth.  n.  ovvxui.  §.  14 
und  mehr  bei  Wachsmuth  I,  S.   592  fgg. 

§.  161. 

Auch  abgeselin  von  solchen  Bedrückungen  war  In- 
zwischen die  Stellung  der  begüterten  Minderzahl  schon 
gesetzlich  eine  sehr  belastete  ^  und  wenn  auch  Ihre  Ver- 
pflichtung zu  verhältnlssmässlg  höheren  oder  selbst  aus- 
schliesslichen Leistungen  für  öffentliche  Zwecke  so  alt 
wie  der  Staat  selbst  war  ^) ,  so  Ist  dabei  doch  nicht  zu 
übersehn,  dass,  was  damals  nur  die  natürliche  Folge  ih- 
rer grösseren  politischen  Berechtigung  gewesen  war  *), 
nach  dem  Verluste  dieser  um  so  unbilliger  werden  musste, 
als  in  demselben  Maasse,    wie  alle  VorthcUe  der  Staats- 


|| 


§.  161.    Belastung  der  Reichen.    Liturgien.        471 

hoheit  auf  die  Massen  übergingen,  zugleich  mit  den  Be- 
dürfnissen des  Staats  und  der  Begelirlichlseit  des  Volks  ^) 
die  Kostspieligkeit  jener  Leistungen  dergestalt  wuchs, 
dass  die  blossen  Einkünfte  auch  der  Reichsten  dazu 
nicht  immer  auslangten ''^).  Nur  insofern  sie  doch  immer- 
hin geregelt  und  geordnet  waren,  gaben  sie  den  Einzel- 
nen keinen  Grund  zu  gerechter  Beschwerde,  und  manche 
derselben  wurden  sogar  gern  als  eine  Gelegenheit  er- 
griffen, seinen  Reichthum  zu  zeigen  oder  den  Dank  des 
Volkes  zu  verdienen  ^) ,  zu  welchem  Ende  selbst  über 
das  Maass  der  regelmässigen  Verpflichtung  hinaus  frei- 
willige Geldopfer  nichts  seltenes  waren  ^).  Namentlich 
gilt  dieses  von  den  sogenannten  Liturgien  oder  mit  pe- 
cuniärem  Aufwände  verknüpften  persönlichen  Leistun- 
gen ^) ,  und  unter  diesen  wieder  vorzugsweise  von  den 
ordentlichen  oder  sogenannten  encyklischen,  die  ohne- 
dies zu  eng  mit  den  Bedürfnissen  und  der  Verherrli- 
chung des  gemeinschaftlichen  Götterdienstes  zusammen- 
hingen, um  nicht  ein  altbegründetes  Herkommen  voraus- 
zusetzen ^) :  der  Choregie^),  Gymnasiarchie  oder  Lampa- 
darchie  ^°),  Architheorie  ^*)  und  Hestiasis  oder  Speisung 
der  Phyleten  ^2)  ,  deren  Kosten  aus  eigenen  Mitteln  zu 
bestreiten  ein  Vermögen  von  mindestens  drei  Talenten  ^^) 
jeden  dazu  qualificirten  Bürger  in  der  Reihefolge  ver- 
pflichtete, die,  wofern  sich  Niemand  freiwillig  dazu  her- 
gab, unter  der  Aufsicht  der  Leiter  der  öfl'entlichen  Spiele 
und  des  sonstigen  Cultus  von  den  einzelnen  Phylen  be- 
stimmt worden  zu  seyn  scheint  ^'^). 

1)  Vgl.  die  Naukraren  oben  §.  98,  ii.  3  und  den  soIoniscLen 
Census  §.  108,  n.  10;  auch  die  livrldooiq  §.  162,  n,  18  und  insbes. 
Aristot.  Oeconom.  II.  5  vin  Hippias :  oaoi  di  TQijjQUQXf^v  ij  q>vkuo- 
^ilv  tj  XOQijyiVv  ij  nva  tXo,  fXfQuv  xomvxTjv  XnxoVQyLav  ^ufÄlov  Jeinn- 
yäv.  Dass,  wie  Göttling  hierzu  bemerkt,  nach  d.  Par.  Chrouik  erst 
Ol.  LXVIII.  1  Männerchöre  ein|>erichtet  worden  seyn  sollen  ,  thut 
dem  Ganzen  keinen  Abtrag;  vgl.  Müller  in  Weicker's  Rb.  Museum 
I,  S.   336. 

2)  S.  oben  §.  66,  n.  8,  §.  67,  n.  1   und  Wachsmuth  I,  S.  410  fgg. 

3)  Vgl.  Xenopb.  Rep.  Ath.  I.  13  mit  Limburg- Brouwer  IV,  p. 
54  fgg.  und  im  Allg.  die  Preisscbrii'ten  von  Chr.  Meiners,  Tb.  Chr. 
Tycbsen  ,  und  .1.  F.  Reitemeier  über  den  Luxus  der  Atbeaienser, 
Gott.  1782.  8,  auch  Stoc  über  den  Tcrderblichen  lüiuüuss  dcf  Luxus 


472  Th.r.  Der  athen.  Staat.  C. l U.A. Politik  u. Finanzen. 

auf  das  endliche  Schicksal  Athens  ,  Posen  1825.  i,  wogegen  A.  G. 
B.  Zander  de  luxu  Atheniensium  ,  Greifsw.  1828.  4  sehr  unbedeu- 
tend ist. 

4)  Demosth.  Mid.  §.  61  :  twv  «vjyAwxoTwv  noXKäxtq  nävra  tu 
övTU  (i<:  rnq  kfi,ToiiQyia<;:  vgl.  Xenoph.  Oec.  II.  6  und  Antiphanes 
bei  Ath.  III.  62:  rj  yuQ  floipoQtt  Tt?  tjqtiuxi  ruväo&iv  navx  rj  ditiij 
Tt?  TifQiTifaoJr  dnajXfTo,  fj  OTQttTTjy^aug  nQoamrpkiv  7]  X°i'^y^^  (ÜQf&flq 
IfiÜTia  j(QVOÜ   naqaaxiDV  tw  X°QV  ^^""o?  (poQit  x.  z.  X. 

5)  Aristot.  Politic.  V.  7.  11:  ßiknov  di  xai  ßoiiXo/jiivovq  kü)Xvh.v 
T«9  äanuvrjQa^  /xiv  fttj  XQV^^^°^'^  '^*  XfiTov(jyiuq ,  ouov  xo^Tjyiuq  xal 
Xn/x.nadrtgxla(;  xat  offat  uXXai  Toiavrai;  Vgl.  z.  B.  Nicias  Verschwen- 
dung (Flut.  Nie.  c.  3),  Alcibiades  (Isoer.  de  bigis  §.  33)  u.  insbes. 
A.  Redner  bei  Lysias  de  muner.  acceptis.  Daher  KuxaXii,xoVQy(tv  t« 
ö'vT«,  Poll.  III.  67,  während  bloss  seine  Schuldigkeit  zu  thun  {d<fo- 
aiovo&at,  Isaeus  de  ApoUod.  §.  38)  für  schimpflich  galt;  vgl.  dens. 
de  Uicaeog.  §.   36. 

6)  Demosth.  Mid.  §.  13:  naqiXQ-Mv  vrifa/ö/AT^v  lyoj  xogr/yr^anv 
f&fXövTj^g:  §.  160,  165:  intdovvut  rgirJQTj ,  vgl.  pro  Cor.  §.  99,  auch 
rüXavTov  uijyi'QLoii,  Demosth.  Phormion.  §.  38,  und  im  Allg.  Lycurg. 
Leoer.  §.110  und  Ath.  IV.  67  mit  Herald.  Anim.  p.  408,  Wolf  ad 
Lept,  p.  cxx,  Schöm.  Comit.  p.  292,  Meier  Comra.  epigr.  p.21.59, 
insbes.  aber   Böckh  I,  S.  731    fgg.  764  fgg. 

7)  Von  Xiioq ,  XilTov  (oder  X^hov  =  nginnvitov,  Her.  VII.  197), 
8.  Valck.  ad  Ammon.  II.  16,  p.  144,  und  mehr  im  Allg.  bei  Sigon. 
rep.  Athen.  IV.  4,  Petit  Leg.  III.  4,  p.  349,  Wolf  ad  Lept.  p.  lxxxvi- 
cxxv,  Böckh  Staatsh.   I,  S.   594—617,  Wachsmuth  II,  S.   95  fgg. 

8)  Demosth.  Lept,  §.  21  :  noooi  örjnox  ilolv  ol  kkt  iviuvxov  r«{ 
lyxvuXiovq  X(trov(jyiuq  Xnrovqyovvxfc;  T]ntvi  yoqrjyol  nul  yv/ivaalaQX'"' 
x«t  faxiäxoQfq:  vgl.  §.  125:  xavO'  Uqmv  laxiv  unuvxu  xa  avaXojfiuxa^ 
und  Bekk.  Anccd,  p,  250. 

9)  Xenoph.  Rep.  Ath.  III.  4  :  xoQ'iyf'^v  tl^  jdiovvaia  (Gott.  Alterth. 
§,  58.  59,  insbes.  n.  10  fgg.)  xni-  &aQyTjXi.a  (das.  §,  60,  n,  5  fgg,) 
nal  nava&Tjvnia  (das,  §.  54,  n,  20  fgg,)  Kai  TlfiOfiTj&n.a  xal  ' H<pui- 
axna  (s.  d.  folg.  Note,  doch  verbindet  sie  auch  G.  Inscr.  n.  213 
mit  den  andern);  vgl,  Demosth.  Mid.  §.  10,  Lysias  mun.  acc.  §.  1 
—  5,  für  die  Einzelheiten  auch  Antipho  Choreut.  §,11;  tnft^r/  x^liV 
yog  xuxioxfid-r/v  ilq  OugyijXtu  xui  tXuxov  UavxaxXfit  didüaAaXov  .  .  ngöi- 
rov  i*iv  didaaxuXiXov  fj  tJv  ijiixtjSftöxuxov  x^q  '/*7?  olxiug  Kaxeaxfvaaa 
.  .  l'nfixa  xov  xoQov  wf  UQinxu  iSvvufirjv  avvfXf^u,  ovxt  L,r]ni(uaa<;  ovdivu 
oi'xf  ivfxvua  ßia  <pfqo)v  oi'ixf  uTifx&nvvfifvog  ovdtvL,  und  mehr  bei  Meur- 
sius  orchestra  (in  Gron.  Thes.  VIII),  Petit  p,  351  fgg.  ,  van  Dale 
Diss.  VIII.  5,  p.  671  —691  ,  Böttiger  Opusc.  latin.  p.  287  u.  336, 
Wolf  ad  Lept.  p,  lxxxix,  Böckh  Staatsh.  I,  S.  601.  Aescbines  An- 
gabe (Timarcb.  §.  12) ,  dass  der  Chorege  habe  über  40  Jahre  alt 
seyn  müssen,  beschränkt  Clinton  Fast.  Hell.  II,  p.  ltiii  richtig  auf 
das  x°(J^yf''*  naiaiv ,  vgl.   Isaeus   Philoctem.   §.   60. 

10)  Isaeus  Apollod.  §.  36:  yfyvfivuai.d()x^>ta  ilq  IlQof4,7J&fia,  näm- 
lich XufiTiädt,  wie  Philoctem.  §.  60;  vgl.  Xenoph.  Vectig,  IV.  52 
und  über  die  Fackeliäufe  {Xu/unuJixfQo/uiui)  zu  Ehren  der  &fol  hvq- 
ipÖQoi  (vgl.  J.  V.  Meyer  de  diis  ac  deabus  daäovxoig,  Frankf.  1790.8) 
Athene  (Müller  Fanath.  p.  57),  Hephästos  (Her.  VIII,  98),  Prome- 
theus (Soph.  Oed,  Col.  53,  vgl.  Paus.  I.  30.  2  mit  Meinekc  ad 
Menandr.  p.    193),  auch   Pan  (Her.   VI.    105)  und  Bendis  (Plat.  Rc 


§    162.      Trierarchie  und  f^ermöyensteuer.         473 

publ.   1.    I)  die   Erkl.  z.  Aristoph.   Ran.   1115,  Schubert  Aedil.  p.  36 

—  38,  Welcher  aeschyl.  TrilogLe  S-  120,  Böckh  Staatsh.  I,  S.  612, 
Weiske  Prometbeus  u.  s.  Mythenkreis ,  Lpz.  1842-  8,  S.  538  fgg  , 
Haase  iu  Hall.  Encykl.  III.  9,  S.  388,  und  insbes.  Krause  Theage- 
nes  S.  210—219  oder  Gymnastik  und  Agouistik  S.  201—205,  der 
nur  diese  unattiscb  aucb  Xa/xnaddyxiu  (Aristot.  Politic.  V.  7.  11) 
genannte  Leistung  nicht  mit  dem  Amte  der  Gyninasiarcheu  als  Auf- 
seher der  Palästren  (Aescbin.  Timarch.  §.12;  vgl.  Petit  III.  7,  Pe- 
riz.  ad  Aelian.  V.  Hist.  11.6)  zusammenwerfen  sollte;  denn  lezteres, 
welches  später  zu  grossem  Ansehen  gelangte  (v.  üale  p.  584 — 601, 
C.  loser.  I,  p.  363  fgg-))  scheint  vielmehr  eine  gewählte  Magistra- 
tur, und  die  Oelvertheilung  (Schol.  Demosth.  Lept.  p.  465. 28)  eine 
freiwillige  Spende  gewesen  zu  seyn  ;  vgl.  C.  Inscr.  n.  108  und  Ad. 
Cramer  de  educ.  puer.  ap.  Athenienses  p.  14,  im  Allg.  auch  Kay- 
ser  in  Wiener  Jahrb.  XCV,  S.  161.  Worauf  gebt  aber  Isaeus  Me- 
necl.   §.   42:   iyvnvaaiutjxow  iv  tÖi  dTj/n(o? 

11)  Demosth.  Mid.  §.  115:  uQ)(i.&nt)QovvTtt  dyayitv  tu  Jd  toj 
JVf/A.(i(p  Trjv  y.oivTjv  V7i\(i  rr/q  nukiox;  &Kt)QLav  ;  vgl.  Böckh  I,  S.300  und 
Msier  in  d.  Hall.  Gratulationsprogr.  z.  Gott.  Jubiläum  1837,  p.  ix 
fg.  Doch  bekam  der  Architheore  auch  vom  Staate  Geräthe,  nofiriita, 
Andoc.  c  Alcib.  §.   29. 

12)  (PvXfTixd  d(t:iva,  Alh.  V.  2;  vgl.  Demosth.  Mid.  §.  156  und 
Böckh  Staatsh.  I,  S.  616.  651.  695,  auch  über  ähnliche  Speisungen 
der  Metoeken,  Schol.  Demosth.   Lept.   p.   462.    13;   dessgleichen  der 

Frauen   an  den   Thesmophorien  ,  s.  Gott.  AKerth.   §.   56,  n.  26. 

13)  Vgl.  Demosth.  Aphob.  I  ,  §.  64  und  Isaeus  Pyrrh.  §.  80: 
xfxrjjftfyoq  rov  tqitÜXuvtov  Oiy.ov,  il  i'v  ytya/xtjxcog,  tjvuyriui^fro  uv  vniQ 
Tjys  yafiixrjq  xal  &iaiiQipoQi.a  laxiäv  ruq  yvvuXuaq  xnl  tuXXh  oaa  tiqo^- 
ijxi  XfiroVQyfiv  fv  töJ   dTjiuoj. 

14)  S.  Tittmann  Staatsv.  S.  295 — 297;  daher  qfQftv  xoQ^iyö*,  auch 
nqoßüXXio&at,  Xinovqydv  (Andoc.  Myster.  §.  132)  von  de«  Phylen, 
wie  xadiOTt'tvui.  von  Jen  Archonten  (für  die  grossen  Dionysien  der 
uQxcv ,  Demosth.  Mid.  §.  13;  für  Lenäen  und  Gymnasiarchie  der 
ßaoiXfVQ,  Poll.  VIII.  90,  vgl.  Demosth.  Lacrit.  §.48)  und  Athlo- 
theten  (für  die  Panathenäen  ,  s.  §.  150,  n.  3)  ,  Demosth.  Boeot.  de 
nom.  §.  90.  Für  die  Thargelien  wechselten  je  zwei  Phylen  ,  für 
die  Dionysien  stellte  jede  ihren  Choregen,  Schol.  Leptin.  p.  465.  27« 

§.  162. 
Ungleich  ^vichtlger  für  den  Staat  waren  freilich  die 
beiden  andern  Kategorien  ,  Trierarchie  und  Vermögen- 
steuer, die  zwar  ihrer  Natur  nach  ausserordentlich  und 
nur  für  den  Kriegsbedarf  bestimmt  ')  durch  die  Gewalt  der 
Umstände  allmählich  zur  stärksten  Belastung  der  Begüter- 
ten anwuchsen.  Das  früheste  sichere  Beispiel  der  Ver- 
mögensteuer, eiotfoüd,  in  der  athenischen  Geschichte-), 
begegnet  uns  Ol.  LXXXVIII.  1  =  428  a.  Chr.,  ob- 
gleich ihre  Möglichkeit  schon  in  der  solonischen  Ver- 
fassung enthalten  ist   und    deren  Scliatzuugsclassen    ihr 


474  Th.  y.  Derathen.  Staat.  C.III.A.  Politik u  Finanzen. 

auch  bis  zu  der  grossen  Veränderung  unter  dem  Arcbon 
Nausinikus  Ol.  C.  3  =  377  a.  Chr.  zu  Grunde  gelegen 
haben  müssen  ^)  ^    was    dagegen    die  Trierarchie  betrifft, 
so   trat    diese    wohl    schon    seit    Themistokles  '^j    an    die 
Stelle   der   alten    48    oder   50  Naukrarien  ,    die    eben  so 
viele  Schiffe  zu  unterhalten  hatten  5),  in  der  Art,  dass  die 
Feldherren  alljährlich  aus  den  Höchstbegüterten    die  er- 
foderliche   Anzahl    von    Trierarchen    aushoben^),    deren 
jedem  ein  Schi£f  überwiesen  ward,  um  es  auf  seine  Ko- 
sten auszurüsten  und  in  baulichem  Stande  zu  erhalten^) 5 
der  Staat  gab  nur  den  Rumpf  und  unterhielt  die  Mann- 
schaft ^).      Die   Trierarchie    gehörte  übrigens  wesentlich 
auch  zu  den  Liturgien   und    theilte  mit  diesen  insbeson- 
dere den  persönlichen  Charakter  ^),  wohingegen  die  Ver- 
mögensteuer so  ausschliesslich    an  dem  Eigenthume  haf- 
tete, dass  selbst  Säumigkeit  in  derselben  wohl  Confisca- 
tion,  aber  nicht  die  gewöhnliche  Atimie  der  Staatschuld- 
ner zur  Folge  hatte  ^^):    während    also  leztere  auch  von 
Unmündigen,    Eibtöchtern,    Körperschaften,     in    soweit 
sie  Grundvermögen  besassen  ^'),  entrichtet  ward,  waren 
von  Liturgien  nicht  nur  alle  diese ,  einschliesslich  eines 
vollen    Jahres    nach     dem    Eintritte    der    Mündigkeit  '^^^ 
sondern,    wie  es    scheint,    auch   sonstige   dienstunfähige 
Personen  ^^) ,    dessgleichen    die  neun  Archonten  frei  ^*), 
und  konnte  auch  sonst  Niemand   mehr    als  eine  in  dem- 
selben Jahre  ^^)  oder  zwei  Jahre  hintereinander  zu  über- 
nehmen  gezwungen   werden  ^^).      Ausserordentliche   Be- 
freiungen   sollen    nur    für   encyklische   Liturgien    üblich 
gewesen  seyn  '^j^  wohl  aber  hatte  Solon  ^^)  einem  jeden, 
der    einen    andern    eher    als    sich  zu  irgend  welcher  der 
genannten  Leistungen  verpflichtet  glaubte,  gestattet,  die- 
sem   einen    Vermögenstausch    anzutragen ,    den    derselbe 
entweder  eingehen  oder  die  fragliche  Leistung  überneh- 
men musste  '^),  und  von  dem  nur  Kleruchien  und  Berg- 
werksbesitz ausgenommen  war,  weil  diese  Stücke  über- 
haupt nicht  zum  steuerbaren  Vermögen  gehörten  2°). 

1)  Xenopb.   Oec.   II.   6  j    tjv    dt    6t]    nokinoi;  yhf^rui ,    oid'  ot»  xal 
xqiri^u{)xi'<'i  [iMioöoi's?]    y.ui   tlaifo^ui   tcoui/tos  00»  nqooxü^ovoiv ,    ea«c 


§.  162.    Trierarchie  und  Vermögensieuer.         475 

Ol)   Ol'  ^ndiojg  vTioionq:    vgl.    Schol.    ßemosth.    Lept,   p.   465.   28  und 
Böckh  l',  S.  397  %g.  618  fgg. 

2)  Tliuc.  in.  19:  röze  nftCirov  fla<poQfiv  Si,axöoi,a  ruXuvru  i^f- 
Tifftrpav:  doch  spricht  schon  Antipho  Tetral.  I.  b,  §.  12  von  :ioAAai? 
xul  lAiyäkaiq  ila<poQai<;,  womit  auch  Isaeus  Dicaeog.  §.  37,  Lysias  de 
olea§.  31,  und  wa^  Tittmann  Staatsv.  S.  41  sonst  gegen  Böckh  gel- 
tend macht,  zu  vergleichen  ist,  obschon  es  dabei  immer  voreilig 
bleibt,  wenn  Nissen  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1838,  S.  736  den  Zu- 
satz uinol  fOfviyxörTfq  bei  Thucyd.  für  einen  Beweis  hält,  dass  die 
tlolfioQd  vor  dem  Gelangen  der  Athener  zur  Hegemonie  schon  lange 
und  oft  in  Anwendung  gekommen  sey ! 

3)  S.  oLen§.i08,  n.Sfgg.  und  gegen  Böckh's  Bedenken  S.  656, 
ob  auch  später  noch,  wie  nach  Solon's  Classeneintheilung,  nur  das 
I.andeigenthum  {<purfQ(i  oi'aLa  lyynoi;,  Bekk.  Anecd.  p.  468.  23,  vgl. 
Privatalt.  §.  14,  n.  10  fgg-)  besteuert  worden  sey,  Schömann  Verf.- 
gesch.  S.  25  ,  so  wenig  auch  dieser  sich  im  Grunde  selbst  gleich 
bleibt. 

4)  Böckh  I  ,  S.  359  fgg.  594  fgg.  ;  vgl.  dess.  Urkunden  des 
Seewesens  S.  73  fgg.,  wodurch  E.  Kapp  de  re  navali  Atheniensiuin, 
Hamm    1830.   4,   allerdings  überflüssig  geworden   ist. 

5)  S.  oben  §.  98,  n.  3  und  noch  bei  Schol.  Aristoph.  Pac.  1200 
vavxXr/Qoq  für  Tgii^ga^/oq.  —  Von  der  Schwäche  der  Seemacht  noch 
kurz  vor  Themistokles  (§.    156,   n.    3)  zeugt  Thucyd.    I.   41. 

6)  TtnrjQftQxov  xnraXfynv ,  Isaeus  Apollod.  §.  5;  vgl.  Demosth. 
Lacrit.  §.  48  und  mehr  bei  Böckh  Urkunden  S.  210  fgg.,  Staatsh. 
1,  S.  701   fgg. 

7)  Demosth.  Mid.  §.  154:  t«  uvakot/iaTa  nüvra  ix  twv  ISImv  i6a- 
7iavä)/ufv  x(tl  Tnq  yai'q  inkt/oov^f&a  avrol,  wo  lezteres  nach  Böckh's 
sicherer  Auslegung  (Staatsh.  I,  S.  714^  nur  auf  die  Anschaffung, 
nicht  auf  Sold  und  Verpflegung  der  Mannschaft  zu  beziehen  ift  ; 
dafür  sorgte  der  Trierarch  höchstens  freiwillig,  vgl.  Thucyd.  Vf.  31, 
Isoer.  Callim.  §.  60.  Eher  fragt  es  sich  umgekebrt,  ob  nicht  damals 
bereits  wie  später  der  Staat  auch  das  Geräthe  gestellt  habe;  man 
müsste  denn  bei  Aristoph.  Kquit.  918  statt  laziov  mit  f{ock  rriv  Iotuv 
lesen;  s.  Rh.  Museum  IX,  S.  534  und  dagegen  Enger  in  Mützell's 
Zeitschr.   1854,  S.   403. 

8)  Ueber  die  Verpflichtung  des  Raths  zum  fortwährenden  Bau 
von  Schifl'en  s.  oben  §.  126,  n.  17  ;  ausserdem  kommen  eigene  Tgtjy- 
Qonoiol  vor  ,  vgl.   Aescbin.  Ctesiph.  §.   30  mit  Böckh    Urk.  S.    59. 

9)  Vgl.  Böckh  Urkunden  S.  172  fgg. 

10)  Vgl.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  507,  insbes.  nach  Demosth.  An- 
drot.  §.  54  :  tt  TIC  igoiTO  utnöv  tuq  floqioQui;  noTfgov  rü  oo}/.iuTn  n  rii 
XiirjfKiza  oipiikii,,  tu  xitr/iiaTa  (prjOHfv  üv :  auch  Herald.  Anim.  VI, 
p.   408  fgg. 

11)  C.    Inscr.    I,  p.   141;  vgl.   oben   §.    122,  n.   14. 

12)  Lysias  adv.  IMogit.   §.   4  bei   Dionys.    Hai.   T.  V,  p.    515. 

13)  Vgl.  wenigstens  die  Zusammenstellung  bei  Demosth.  Sym- 
mor.  §.  16:  Tüiv  i-JiixXtjgiüv  xul  rwv  oQ<favixöiv  xni  rwv  xX>j{tov)fi.xü)v  xnl 
T(~v  xoivfovixüv  (Harpocr.  p.  175  mit  Lysias  Diogit.  §.4  und  Privat- 
alt. §.  63,  n.  5)  xui  n  Ti?  ndi'varoq,  uipatQi&fvrwf,  wo  ich  nicht  mit 
der  Sicherheit  wie  Böckh  I,  S.  703  an  der  Beziehung  auf  die  «di;- 
vuiov'^  TU  aü/iuri,  (§.    152,  n.   14)  zweifeln  möchte. 


476     r/t.  V.  Der  athenische  Staat.  C.III.B.  Parteikämpfe. 

14}  Demostb.  Leptin.  §.    18. 

I5j  Ders.  §.  19:  ol  fifv  Toivw  nXovaMxaroi,  tqitjquqxovvtk  ail 
Twv  x°QW^'^^  (hiXiZg  vnÜQxovai. :  vgl.  Mid,  §.  155,  Polycl.  §.  9  und 
Vit.   X  Orat.  p.  848. 

16)  Demostb.  Lept.  §.  8:  ht«VTov  S'i-uXi-nüJv  iKaarog  XtixovQyiV. 
Nacb  Isaeus  Apollod.  §.  38  lässt  sich  für  die  Trierarcbie  sogar  eine 
zweijährige   Pause  annehmen;   doch  vgl.   Böckh   ürk.   S.    175. 

17)  Demostb.  Lept.  §,  18:  tüv  yuQ  ilg  toj'  nöXtuov  xui  ttjv  au- 
XTjQiav  XTjq  TioXiojg  nuoüv  ilaq>ogSiv  xal  rgiTjQUQXtö'v  ovdiig  lariv  ht(Xt]<; 
ix  rmv  nuXaiöjv  vöfiojv :  vgl.  Petit  III.  5,  p.  371  und  Wolf  Proleg. 
Lept.  p.  Lxxi.  Dass  C.  Inscr.  n.  87  nichts  dagegen  beweist,  be- 
merkt schon   Westermann  publ.   honor.   p.  7. 

18)  'ArtiSooig ,  s.  Demostb.  g.  Phaenippus  mit  Petit  III.  4.  15, 
p.  368  und  Wolf  ad  Lept.  p.  cxxiii ;  auch  Mid.  §.  78  un-i  Aphob. 
II,  §.  17.  Den  solonischen  Ursprung  zu  bezweifeln  geben  Hüll- 
mann's  griech.    Denkwürd.    S.    49  keinen   Grund. 

19)  Vgl.  Heffter  Gerichtsv.  S.  378  — 382  und  Platner  Process  II, 
S.  106—110,  insbes.  aber  Böckh  Staatsh.  I,  S.  749—761,  wo  zu- 
gleich jezt  die  von  F.  Vollbrecht  de  antidosi ,  Clausthal  1846.  4 
und  im  Philol.  II,  S.  168  fgg.  aufgestellte  Ansicht,  dass  nicht  der 
Provocirende  sondern  der  Provocirte  das  Tauscherbieten  habe  ma- 
chen  können  ,   beseitigt  ist;   s.  auch   Schömänn   im   Philol.  I,  S.  725. 

20)  S.  oben  n.  13  und  adv.  Phaenipp.  o.  18  mit  Böckh  I,  S. 
705.  752. 


ZWEITER    ABSCHNITT. 

Parteikämpfe  und   Umwälzungen, 

§.  163. 
Die  ersten  Versuche  aus  den  Reihen  der  Minderheit, 
dem  Drucke  der  Volksherrschaft  entgegenzuwirken ,  be- 
gegnen uns  bereits  um  die  Zeit  der  Schlacht  bei  Taua- 
gra  457  ') ,  und  welche  Mittel  der  Parteihass  schon  da- 
mals für  erlaubt  hielt,  zeigt  die  Ermordung  des  Ephial- 
tes,  der  durch  die  oben  §.  160  erwähnte  politische  Zer- 
nichtung des  Areopags  der  unbedingten  Demokratie  den 
iezteu  Stein  aus  dem  Wege  geräumt  hatte,  aber  auch  in 
allen  sonstigen  Stücken  als  ein  zweiter  Aristides  geschil- 
dert wird  ^).  Als  staatsgefährliche  Umtriebe  betrachtet 
stehn  jedoch  diese  Erscheinungen  in  jener  Zeit  nur  erst 
vereinzelt  da 3)-  die  Häupter  der  Partei,  Cimon,  und 
nach  ihm  Thucydides  des  Melesias  Sohn  '^) ,  hielten  sich 
fortwährend  in  den  Schranken  einer  gesetzlichen  Oppo- 
sition, und  so  lange  Pcriklcs  lebte,  ward  auch  von  der 


§.  163.    Parteihäupter  neben  und  nach  Perikles.     477 

überlegenen  Mehrheit  keine  andere  Waffe  als  die  des 
Ostracisuius  wider  sie  in  Anwendung  gebracht  ^). 
Kaum  hatte  aber  dieser  die  Augen  geschlossen,  so  be- 
gann die  rasche  Entwickelung  der  gemeinen  Demago- 
gie ^)  ,  der  des  reichen  Nicias  ängstliche  Mässigung  am 
wenigsten  die  Wage  zu  halten  im  Stande  war'')  5  selbst 
das  entschiedene  üebergewicht ,  das  lezterem  Kleon's 
Fall  in  der  Schlacht  bei  Amphipolis  422  für  einen  Au- 
genblick verschaffte ,  vermochte  den  Staat  nicht  vor  dem 
Schwanken  zu  bewahren,  welchem  ihn  jezt  das  Gewoge 
der  Selbstsucht  unter  seineu  eigenen  Häuptern  preisgab, 
und  die  hiervon  unzertrennliche  Sykophantie  drängte  die 
Minderheit  bald  in  ein  entschieden  feindseliges  Verhäll- 
niss  gegen  das  Bestehende  ^).  Kleon  steht  einzig  in  der 
Geschichte  da  durch  die  Kühnheit,  einen  Platz  einzuneh- 
men, den  Perikles  leer  gelassen  hatte  ^)  5  kaum  aber  zeigte 
sein  Beispiel,  wie  wenig  dazu  gehörte  ^^)  ,  als  ein  wett- 
eiferndes Buhlen  der  Gemeinheit  um  denselben  ent- 
stand^'), worin  jedoch  nur  wenige  wie  gleich  Anfangs 
Hyperbolus  ^^)  ein  zufälliges  Ansehen  erlangten  ^  und 
diesem  gegenüber  operirten  in  ähnlicher  Weise  die  Clubbs 
der  Opposition,  die  zwar  Im  Ganzen  alle  mit  der  grossen 
Adelskette  zusammenhingen,  welche  damals  die  Freunde 
der  spartanischen  Politik  im  athenischen  Gebiete  ver- 
knüpfte ^^) ,  übrigens  aber  auch  jeder  zunächst  nur  sein 
und  seines  Häuptlings  Interesse  verfolgte  **).  Selbst  die 
hervorragendste  unter  allen  diesen  Persönlichkeiten  ,  Al- 
elblades,  den  Geburt  und  Talent  mehr  als  irgendwen  zu 
Perikles  Nachfolger  beriefen  ^^),  war  nur  das  ausgepräg- 
teste Beispiel  dieser  Selbstsucht,  die  dann  auch  das 
Misstrauen  aller  Theile  wechselsweise  gegen  Ihn  rege 
machte  ^^).  Durch  eine  Coalltion  mit  der  Hetaerie  des 
Phaeax  gelang  es  Ihm  zwar  noch  um's  J.  417  den  dro- 
henden Ostracismus  auf  den  Demagogen  Hyperbolus  ab- 
zuwenden und  damit  dem  Demos  diese  Waffe  auf  immer 
zu  entwinden  ''^)  ^  desto  jäher  aber  stürzte  ihn  415  der 
berüchtigte  Hermokopidcnproccss  aus  seinen  weitausse- 
henden Plänen ,   zu  welchen  er  gerade  damals  durch  die 


478     Th.  F.  Der  athenische  Staat.  C.  HIB.  Parteikämpfe. 

Expedition  nach  Sicilien    den    ersten    Schritt    gethan    zu 
haben  glaubte  ^^). 

1)  Thucyd.  I.  107:  r&  dt  rt  y.al  uvöqk;  'A&t]vuIo)v  tu^yov  avtovq 
xQvipa  ().niauvTfq  dfjfjiov  ri  maranai'afiv  xal  rd  fiaKou  Tfiyn  olxoäofiov- 
ftfva :  vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  4.  Nach  Plut.  V.  Aristid.  c.  13 
sogar  schon  bei  Plataea?  Freilich  die  Alkmaeoniden  bei  Marathon, 
Her.   VI.    115,  vgl.    121   fgg. 

2)  Diodor  XI.  77.  Als  Thäter  nannte  Aristoteles  nach  Plnt.  V. 
PericI.  c.  10  einen  Tanagräer  Aristodikus;  zu  Antipho's  Zeit  (He- 
rod.  §.  68)  war  er  noch  nicht  entdeckt;  vgl.  Grole  V,  p.  496  uud 
über  Epbialtes  selbst  oben  t).  160,  n.  3 ;  zu  seiner  Charakteristik 
übrigens  auch  Harpocr.  p.  214 :  to»'?  a^ovag  xul  roi'q  xv()ßnq  (§.  107, 
n.  1)  avoi&fv  taJ?  äxgoTtöXloiq  «i?  ro  ßovXivr^Qcov  xul  xrjv  uyoijdv  iif- 
riaxTjat. 

3)  Vg'-  Büttner  Hetaerien  S.  28  fgg.  und  Wattenbach  de  qua- 
dringent.  factione  p.  4;  auch  Ullrich  Beitr.  z.  Kritik  d.  Thukydi- 
des,   Abth.   II,    Hamb.   1851.   4,   S.    37. 

4)  S.  Plat.  Meno  p.  04  C,  Aristoph.  Acharn.  659,  Plut.  V.  Fe- 
ricl.  c.  8  u.  11  mit  Sintenis  p.  117  — 120,  und  Einzelnes  mehr  bei 
Wachsoiuth   I,   S.    583,   Büttner  Hetärien   S.   41  ,   Grote   VI,  p.  20. 

5)  Vgl.  oben  §.  111,  n.  20  und  Perikles  Selbstruhm  bei  Plut. 
C.  38  ■•  ovdflq  dt  ffif  rojv  Jrxwv  A&i]vni(i)v  ftfXuv  Ifiiiziov  nfQtfßuXfTO. 
Die  (tfi(pvyiu  des  Thucydides  bei  Schol.  Aristoph.  Vesp.  947  hat 
schon  Clinton  F.  Hell.  III,  p.  488  als  eine  Verwechselung  mit 
Themistokles  erkannt. 

6)  S.  oben  §.  69,  n.  2  und  hier  insbes.  F.  D.  Michaelis  de  de- 
magogis  Atheniensium  post  mortem  Periclls  usque  ad  XXX  tyran- 
norum  imperium  ,  Königsberg  1840.  8  und  Bormaiin  quibus  potis- 
sinium  rebus  factum  sit  ,  ut  Pericie  mortuo  Athenis  omnia  nutu  et 
arbitrio  demagogorum  gererentur,  Halberstadt  1S41 .  4;  über  Kleon's 
Vorgänger  Eukrates  und  Lysikles  Aristoph.  Equ.  129  fgg.  mit 
FritzscLe  de  Aristoph.  Babyloniis  p.  39  fgg.  und  RoscLer  Klio  S. 
411,  der  nur  bei  dem  ersteren  nicht  hätte  an  Nicias  Bruder  denken 
sollen  j   vgl.    Scheibe   oligarch.    Umwälzung  S.    52. 

7)  S.  Plutarch's  Biographie  mit  Wachsmuth  I,  S.  617  fgg.  und 
Schmidt  de  vita  INiciae  P.  I,  Berl.  1847.  4;  auch  Süvern  über  Ari- 
stoph. Drama  gen.  d.  Alter,  Berl.  1827.  4,  S.  28  fj/g.,  Büttner  S. 
32,  Koscher  S.  415,  Grote  VU,  p.  480  fgg.  und  m.  Abb.  de  per- 
sona Niciae  npud  Aristophanem  ,  Marb.  1835-  4;  über  seine  Reicb- 
thümer   Böckh   Staatsh.    I.   S.   628- 

8)  Plat.  Republ.  VIII,  p.  565  B  :  «Vayxn'CofT««  dij ,  oifiui,  ufiX'Vf- 
a&ai  kfyovTfg  it  fv  tw  öjjfto)  xal  7ifj".rTovrK;  onrj  dvvuvxat y  ovioi  (uv 
n^niQofvTat  ,  .  .  aiiiav  dt]  to^ov  imo  rwv  fXfQwv ,  xuv  fiTj  fni&vfuooi 
vfoni^itnv ,  w?  ImßovXivoriai.  tw  drjfim  xal  floiv  oXiyuQX^*°^  •  •  •  ""' 
Tf AfiTtövT*?  nri  ßoi  kovxni  ft'jf  fti]  ox;  uXtj&äiq  okiy(tQ}(i.xol  yiypovxni: 
vgl.  Lysias  aft'ect.  tyrann.  §.27  uud  isoer.  n.  urxid,  §.318:  oliyu(j- 
Xlftv  <jvfi6i^ovxf(;  xal  kaxo)vinfiov  ov  nQorntov  inrciioavxo,  uqIv  Tjtayxtinay 
otioioiii;  yiyvfO&at.  xftiq  ulxiaiq  xaVq  Xfyoftfvatc;  nfQi  at'TÜv :  über  xaru- 
XfOtq  xov  dijftov  überhaupt  aber  Salmas.  Mise,  defens.  p.  296  fgg«, 
Herald.  Anim.  p.  227  u.  267,  Schneider  ad  Aristot.  Politic.  p.  279, 
Meier  Bon.  damnat.  p.  1  fgg.,  Platner  Process  II,  S.  83  fgg-,  Le- 
lyveld  de  infamia  p.  44  fgg> 


§.  163.     Parteihäupter  neben  und  nach  Pcrikles.      479 

9)  Vgl.  Hortüni  in  Bremi's  und  Döderlein's  philol.  Beitr.  a.  d. 
Schweiz  S.  35—60,  Rötscher  Aristoph.  S.  166—176,  Wachsmuth  I, 
S.  617  —  621,  Ranke  Aristopli,  vila  p.  383  —  394,  C.  H.  A.  Wendt 
Perikles  u.  Kleon  ,  Posen  1830.  4,  S.  "23  fgg.  ,  und  den  Versuch 
seiner  Rechtfertigung  in  Droysen's  AristopLanes,  Berlin  1837.  8,  II, 
S.  288 — 308,  wogegen  dann  wieder  H.  Hasselbach  über  Kleon, 
Marb.  1844.  4  und  F.  Voswinkel  de  Cleone  demagogo,  Bonn  1847.  8; 
auch  y.  Leutsch  im  Philol.  I,  S.  468,  Röscher  Klio  S.  157.  230. 
411,  und  auf's  Neue  vertheidigend  Grote  VI,  p.  332  fgg.  656,  des- 
sen Auflassung  inzwischen  gleichfalls  von  Campe  in  N.  .Jahrb.  LX>  , 
S.   289    fgg.   wesentliche   Berichtigungen  erhalten   hat. 

10)  Aristoph.  Equ.  193  :  jj  dj/.uayoiyia  yctQ  ov  ngoq  /xovaixov  »t 
ioTtv  ftvd^c?  oldf  /QijOTov  TOl'?  TQonovq  .  .  .  (pavXörazov  iQyov'  Tuvd- 
ürifQ  noifi<;  noLti'  Tagarif  x<tl  xögöii''  o/nov  tu  TiQuynaza  urrnwa  xui 
Tov  o^iuov  rUl  TiQoanoioi".  vgl.  Plat.  Republ.  VIII,  p.  558  B  und 
Theodor.   Metochit.  Miscell.   93,  p.  632. 

li)  Thuc.  II.  65:  Ol  df  varf(tov,  Xaoi  avrol  /xäkkov  tiqoi;  dklrjXovq 
ovTf ; ,  iTfianorTO  xu&'  [i^Jovdg  TW  6i'jfi'j}  nal  tu  nti(tynai:a  iv6idovui: 
vgl.  Filon  Hist.  de  la  demoer.  p.  98  fgg.  und  Wachsmuth  I,  S.  622, 
über  Einzelne  auch  Kortüm  hellen.  Staalsv.  S.  176  fgg.  und  über 
das  Vordrängen  der  Jugend  insbes.  Eupolis  b.  Schol.  Aristid.  p.  072 
Dind.  oder  Herodian.   -x.  a%f]/x.  p.   47. 

12)  S.  Aristoph.  Pac.  687  :  dnoQwv  o  d^^o?  nooaTÜrov  xal  yvfifoq 
<ü V  TovTov  xiüjq  Tu»  üy6ou  Tif^K^üwuTo:  Vgl.  Jchb.  ad  Aristid.  II,  p. 
579,  Meineke  Hist.  crit.  com.  graec.  p.  188—195,  Bergk  Com.  att. 
reliqu.  p.  106.  308  fgg.  354,  Cobet  Piaton.  com.  reliqu.  p.  136  — 
146,  Fritzsche  in  Act.  Societ.  gr.  1,  p.  127  —  142,  Vater  in  Jahn's 
Archiv   1843,   IX,   S.   345   fgg.    und  unten   not.    17. 

13)  A'gl.  oben  §.  70,  n.2  und  ausser  den  not.  3  citirten  Schrif- 
ten insbes.  W.  Vischer  die  oligarchische  Partei  und  die  Helarien 
in  Athen,  Basel  1836.  4  und  Chr.  G.  >'olcKe  de  facliouibus  in 
Athen,  republ.  belli  Peloponn.  aetate  posteriore,  Roterd.  1841.  S; 
auch  Droys3n  in  Welcker's  Rh.  Museum  IV,  S.  39  oder  z.  Aristoph. 
II,  S.  19  und  Sauppe  de  causis  m.ignit.  Ath.  p.  21  fgg-,  während 
E.  G.  Weber  de  Laconistis  apud  Athenienses,  Weimar  1835.4,  mehr 
die  Lächerlichkeit  einzelner  Nachäff'er  spartanischer  Sitte  behan- 
delt; s.   Heindorf  ad   Plat.   Protag.    p.  579  und  Wachsmuth  I,  S.  591. 

14)  Lysias  afi'ect.  tyrann,  §.  9  u.  10;  oi'xovv  }^aXfn.ov  yvwvai,  'ön 
ov  TifQl  TiokiTtiitg  floly  at  7lQo<;  «i-A/^Ao»'?  dtutfOQui  ,  akka  nfQi  rwv  I6i(t. 
ovfKfifQÖfTWP  fxuoxb).  Daher  sie  denn  auch  im  vorkommenden  Falle 
ebensowohl  den  Demagogen  spielten;  s.  Thucyd.  VIII.  48:  toi'C 
xakoi'g  xuyu&oi'g  o>oiun^oiufyoi'<;  .  .  7ioQior(t(;  ovr«c  xul  fojjyrfzui;  twv 
xaxüv  TW   dt/ixo) ,  auch   Lycurg.    Leoer.    §.    113   u.  s.  w. 

1.5)  Ihn  charaktcrisiren  ausser  Plutarch's  (ed.  Bahr,  Heid.  1822.  8) 
und  Cornel's  Biographien  (J.  Wiggers  de  Cornelii  Nepotis  Alcibiade 
quaestiones  historieae  et  criticae  ,  Lips.  1833.  8)  die  Rede  des 
(vorgeblichen)  Andocides  gegen  ihn  (Hauptmann  Alcibiades  Andoci- 
deus  bei  Reiske  Orat,  gr.  VIII,  p.  575  —  584)  und  Isokrates  de  bi- 
gis  ,  der  für,  wie  Lysias  gegen  seinen  SoLn  geschrieben  hat;  vgl. 
ausserdem  Ath.  XII.  47—49,  Theodor.  Meioch.  IMiscell.  c.  115,  jind 
mehr  bei  P.  C.  Chambeau  de  Alcibiade,  Berl.  1835.  8,  G.  He- 
cker de  Alcibiadis  moribus  rebusque  gestis,  (ironingen  1839.  S,  W. 
ViicLer  Alkibiades  u.  Lysandros ,    Basel    1846.  8,    G.  F.  Hertzberg 


480     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  CHI.  B.  Parteihämpfe. 

Allslbiades  der  Staatsmann  u.  Feldherr,  Halle  1853.  8;  auch  Hee- 
ren Ideen  111,  S.  401  fgg. ,  Plass  11,  S.  301  fgg.  ,  Waebsmuth  I, 
S.  (132  fgg.  ,  Droysen  im  Rh.  Museum  Ifl,  S.  !83  fgg.  ,  Lachmann 
Gesch.  Griechenlands  S.  17  —  24,  Rosclier  Klio  &.  4"22  fgj. ,  Filon 
p.    121    fgg.,    Ullrich    Beiträge    ISöl,   S.   27    fgg. 

16)  S.  Thucyd.  VI.  15:  qioßtj&ivTfg  yoQ  ni'Tov  ol  nokkol  tc  it,i- 
yf&og  .  .  0)q  TiiQuvviäoq  tTiipliftovvTi  noXf/xioi  xriOfaraauv ,  und  VIII. 
48  :  y4lxi,ßi(iöjj<;  [onfQ  xal  rp')  Ol  6fv  ixi~).).ov  okiyitQ/itic;  rj  öijuoy.ourinq 
äila&ui  f6öxfi  avToü  :  vgl.  Plat.  Alcib.  p.  105  und  Büttner  Helarien 
S.   56  u.  71    fgg.  ' 

17)  Plut.  V.  Alcib.  c.  13  mit  Bahr  p.  127;  vgl.  Thucyd.  VIII. 
73  und  die  Streitschriften  über  die  pseudandocideische  Rede,  deren 
Aechtbeit  zwar  auch  Droysfn  nicht  mehr  zu  vertheidigen  in  Zeit- 
scLr.  f.  d.  Alterth.  1843,  S.  .55  fg.  erklärt  hat,  die  aber  bereits 
Taylor  lect.  Lysiac.  p.  262  fgg.  (obgleich  unter  Widerspruch  von 
Ruhnhen.  Hist.  crit.  orat.  graec.  p.  48  und  Sluiter  lect.  Andocid. 
p.  14)  und  neuerdings  Vater  in  Jahn's  Archiv  XI,  S.  426  fgg.  von 
Phaeas  bei  dieser  Gelegenheit  geschrieben  glaubt,  während  sie  frei- 
lich A.  G.  Becker  in  s.  Uebers.  S.  16,  H.  Sauppe  in  Zeilschr.  f.  d. 
Alterth.  1835,  S  328,  Hertzberg  Alkibiades  S.  12,  und  namentlich 
Mtyer  iu  einer  Reihe  hallischer  Programme  de  Andocidis  quae  fer- 
tur  orat.  adv.  Alcibiadem  1836 — 1843  für  eine  blosse  Fälschung 
halten.  .4nch  die  Zeit  lässl  sich  nur  annähernd  mit  Grote  VII,  p. 
144  zwischen  420  und  416  bestimmen  ;  gegen  Ol.  XCI.  1,  was  Mei- 
nelse  1.  c.  p.  193  uud  Fritzsche  ad  Aristoph.  Thesmoph.  p.  306  an- 
nehmen ,  bat  Cobet  Plat.  rcliqu.  p.  143  fgg.  gute  Gründe  beige- 
bracht; vgl.   dens.   p.    177. 

18)  Italien,  Karthago,  s.  Thucyd.  VI.  15,  Isoer.  de  pace  §.  85, 
Plut.  V.  Nie.  c.  12.  Freilich  auch  früher  schon  Aehnliches ,  vgl. 
Plut.  V.  PericI.  c.  20  und  .Aristoph.  Equ.  1314  mit  v.  Leutsch  in 
Welcker's  Rh.  .Museum  II,  S.  125  und  Krüger  hinter  Dionys.  Hai. 
Historiogr.  p.  272,  von  welchem  lezteren  jezt  auch  Böckh  Staatsh. 
I,   S.   402  nicht   mehr  wesentlich  abweicht. 

§.  164. 

Ueberhaupt  war  es  nur  Im  Kriege,  wo  diese  Partei- 
führer ihre  selbstischen  Absichten  erreichen  und  ihr  An- 
sehen behaupten  zu  können  glaubten  ^  und  wenn  es  auch 
Einseitigheit  seyn  mag,  Perifcles  selbst  ähnliche  Absichten 
bei  Erregung  des  peloponnesischen  Kriegs  unterzulegen  ^), 
so  tritt  doch  nach  seinem  Tode  von  allen  Seiten  das 
deutliche  Bestreben  hervor,  die  Beendigung  desselben  zu 
verzögern  und  den  Staat  in  neue  zu  verwickeln,  um,  wie 
Aristophanes  sagt  2),  im  Trüben  fischen  zu  können. 
Selbst  von  den  Besseren  mochten  wenige  wie  Nicias 
Sicherung  des  Erworbenen  den  Lockungen  der  Gelegen- 
heit vorziehen  ^)  j  für  persönliche  Auszeichnung,    durch 


8.  164.     Das  athen.   Folk  im  peloponn.  Kriege.      481 

Würden  und  Aemter  sowohl  als  duicU  besondere  Ehren- 
bezeugungen '^) ,  fing  schon  damals  der  Bürger  an  eben 
so  wenig  unempfindlich,  als  der  Staat  sparsam  oder 
vorsichtig  damit  zu  seyn  5)  •  vor  Allem  aber  war  es  die 
Aussicht  auf  Bereicherung,  welche  theils  die  vermehrte 
Verantwortlichkeit  der  Beamten  ^)  der  Syhophantie,  theils 
die  Abhängigkeit  und  Furcht  der  unterworfenen  Städte 
dem  Redner  und  Feldherrn  darbot  ^) ,  der  jene  Führer 
das  Wohl  des  ihnen  blindlings  vertrauenden  Volks  zum 
Opfer  brachten  ^).  Das  perikleische  Vertheidigungsy- 
stem  hatte  die  Zahl  des  unbeschäftigten  Haufens  über- 
mässig vermehrt^) 5  um  so  leichter  wurde  es  den  Dema- 
gogen, ihn  durch  den  Unterhalt,  welchen  sie  ihm  auf 
Staatskosten  boten  ,  zu  gewinnen  ^^)  ^  und  indem  sie  die 
Nationaleifersucht  gegen  Sparta  ^')  und  seine  übrigen 
Schwächen  benuzten,  durch  Schmeichelei  seinen  Stolz  ^^], 
durch  Versprechungen  seine  Leiclitgläubigkeit  ^3),  durch 
erdichtete  Orakel  seine  Superstition  ^*)  in  Anspruch  nah- 
men ,  vermehrten  sie  die  natürliche  Rathlosigkeit  dessel- 
ben dergestalt,  dass  die  Fortdauer  des  Staats  selbst  den 
Zeitgenossen  einem  Wundergleich  scbien  *^).  Insofern  ge- 
winnt namentlich  auch  der  erwähnte  Hermokopidenpro- 
cess  ein  allgemeineres  Interesse,  als  Beleg  für  die  über- 
reizte Stimmung  und  unbeholfene  Leidenschaftlichkeit  des 
herrschenden  Theils  der  Nation,  so  grosses  Dunkel  auch 
gerade  dadurch  über  seineu  eigentlichen  Gegenstand,  die 
Umtriebe  der  Antidemokratcn  ,  verbreitet  worden  ist  '^). 

i  )m;>>     j  iit    .  1  I      .1 1-  f 

1)  S.  Aristoph.  Acharn.  535  fgg.  ,  Pac.  6Ö5  fgg.' ,  Cphbrus'ti. 
Dioilor.  XII.  38 — 40,  Plutavcb.  Praec.  politic.  15  uud  V.  Pericl. 
c.  30 — 3'i  mit  Sinle;iis  p  21'.';  auch  IMeiiiers  Gesch.  d.  Wissensch. 
II,  S.  235,  Böcth  Staalsh.  I,  S.  275,  Süvern  in  Abhh.  d.  Berl. 
Akad.  1824,  S.  7,  Plass  III,  S.  181  fgg.,  Kulzen  Perikles  S.  98  fgg., 
und  insbes.  F.  W.  Ullrich  d.  megarische  Psephisma  ,  HaniL.  183ft. 
4,  S.  39. 

2)  Aristoph.  Equ,  875;  vgl.  Pac.  271  und  Lysistr.  490:  ufinva 
xoQxo(iV)'jjv  ixtAMv:  auch  Uiodor.  XIII.  59  und  Plut.  V.  Ciinon.  c.  19  : 
öfjfiuyutyol   Hul   noltfionoiol   elc. 

3)  Vgl.  Tbucyd.  V.  lü:  J\/ixluq  n'iv  ßovklftiyoi; ,  iv  w  unu&ijq  tjv 
xul  i^^toiJTo,  dKtOMoaaOui  irjv  tvTi'xiuv  .  ,  vofxii^wv  ix  xov  uxiv6vvov 
Tovxo  avfißidvtiv  XU4  ooTi?  iXuxiOXu  xx'Xtj  aJröv  nnQuJidwoi  ,  rö  äi 
dxifdvvov  x^v   ^l^)Tlvtj|y  nui^fj(itv  i    dagegen    Laches    ^=:    Außtjii  bei  Ari- 


Dil.  4.   /iull.  Uli 


482     Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.III.B.  Parteikämpfe. 

stoph.  Vesp.  930  fgg.,  Faches  Plut.  V.  Nie.  c.  6,  und  bei  sonstiger 
Unbescholtenheit  wenigstens  kriegslustig  Laniaehus  Acharn.  002 
fgg.,   Pac.    1290;   vgl.    Süvern   über  Aristoph.   Vögel  S.   36   fgg, 

4)  Vgl.  die  anovöuQ^al  oben  §.  153,  n.  9  und  Aristoph.  Equit. 
575:  viiv  d  luv  nij  nQotÖQiav  qifQWOi  xal  tu  oirin,  oiJ  fia^ttad-uL  fpuai, 
mit  den  §.  116,  n,  6  cit.  Abb.  v.  Köhler,  Groddeck,  Westermann; 
über  die  oirrjoic;  iv  n^vruvdoj  auch  §.    127,   n.    17. 

5)  Eupolis    b.     Stob.    Serni.    XLIII.   9:     dkl'    yaav  rjulv  ttj   nöXn 

TIQWTOV    ftiv     ol    OTfJUTTlyol    fX     Tb,».    fi^yiOTOJV     olxtölV^     7l).0VXü)    yfvfi.    Tf     nnw- 

roi  .  ,  .  vvvl  6'  oTioi  TV/oi^tv ,  axquTfvofiia&  uiQovftfvot  xu&-u(jfiuru 
OTQavTjyovq :  vgl.  Aristoph.  Acharn.  605  und  d.  Sprichwort  b.  Ze- 
nob.  III.  77  ;  iv  df  ^1,-^oaTaaij]  xav  AvätiOxXiijq  jioXfftug/ot ,  fTil  rmv 
tvrfiöJv   TÜv    diu    7ifQi.7ifTfi.riv    Tiva   Tlft^Q    n^lOVflfVülV. 

6)  Aristoph.    Equit.   65   fgg.,  vgl.   Antiph.   Choreut.  §.43u.  s.w. 

7)  Aristoph.  Vesp.  670  fgg.,  Pac.  640  fgg.;  vgl.  Thuc.  Ml.  1! 
und  im  Allg.  Lysias  affect.  tyrann.  §.  19:  TiüvTfi;  yuQ  tnioTua&f 
CT*  fv  xn  TipoTfon  ÖTjfioxQuxiu  TÖ)v  TH  Trj(;  Tiukfioq  ;rpaTTo»'TWV  Tiokkol 
/xfv  TU  drfnöoirt  ixXiTiTov ,  ivioi  ä  f7tl  toJ?  t'ßirigoK;  idwQoäoxovv  ,  ol  di 
avxoq>uvTovvT(q  Tovg  avfifiuxoix;  uipiaxuauv, 

8)  Aeschin.  Ctesiph.  §.  234:  7i()ÖTfQov  fiiv  yng  rot.avTU(;  givatig 
ijvfyxf  tÖ  6rjft.oai.ov ,  aX  ^arft'w?  oi'tw  x«Tf  Ai'aav  tov  djj/40v  •  l'}(ai.Q(  yuq 
xokuxniöfiivoq'  tTiftr'  uvtov  oi'x  ovq  iqioßflxo  ulk  oi.q  fuvxov  tvfXfiQii^t 
xazikvoav:  vgl.    Isocr.   n.  dvTiä.  §.    318  und   Aristot.    Politic.   V.  4.  1. 

9)  Thuc.    II,  14—17;  vgl.  Aristoph,   Equ.   803  fgg. 

10)  Aristoph,  Pac,  633  :  xutu  ö  w?  fx  twv  uyQÖJv  Ivv^k&fv  ovq- 
ynT}]<;  kiwq  .  .  tßkiTifv  Tiqöq  toj»?  Xfyovxaq'  ol  äf  yiyvwaxovriq  fv  T0115 
nhrjxaq  ua&evovvxaq  xuno(joiivxaq  uk(piTWv  x.  x,  k.  Vgl,  Vesp,  242; 
Equ.  51  n,  817,  Die  Zeit,  wo  Athen  ohne  Bettler  war  (Isoer. 
Areop,   extr.) ,   war  wohl  damals  auch  vorüber. 

11)  Aristoph,    Pac.    219;   Lysistr.  629   etc. 

12)  Aristoph.  Acharn.  380  :  toi'/?  xf  yu()  TQ07iovq  roiiq  twv  uygoixiav 
oläa  '/atQovxnq  aqtoöga ,  iäv  t»?  «i'toi'?  fvkoyfj  xal  xr]v  Tiökiv  .  .  xnv- 
xav&n  kav&cxvovo'  u7iffniokwpiivoi  :    vgl.   642  fgg.  ,  Equ.    1352  etc. 

13)  Id.  Vesp.  735  fgg. 

14)  Id.  Equit.  61  :  (i&ti,  df  XQtjatiovq  ,  0  äi  ytQtov  aißtikktu:  vgl. 
ibid.  1022  undAves988:  ulfxig  h  vtcpfkrjai  yivt/atni.  mit  Zenob.  Pro- 
verb. II.  50;  ferner  Thuc.  II.  8  u.  Vl'll.  1  ,  Plut.  V,  Nie.  c.  13, 
und  mehr  bei  Wesseling  ad  Herod.  VIII.  20,  Hüllmann  Würdigung 
d.  delph,  Orakels  S.  126,  Böttiger  Kunstmytbol,  I,  S.  103;  Lobeck 
Aglaopham.  p.  966;  auch  Haupt  quaest.  Aeschyl.  spec,  II,  p.  102, 
Scholl  Sophokles  S,  105,  Ullrich  Beitr.  z.  Erkl.  d.  Thakydides, 
Hamb.  1846.  4,  S.  76,  und  Hiazpcter  de  vi  et  natura  graec.  orac. 
praec.  belli  Peloponn.  tempore,  Berl.  1850,  8,  obgleich  diese  Abb. 
noch  nicht  bis  zu  den   Zeiten,  wovon  hier,  gediehen  ist. 

15)  Aristoph.  Nub.  583  :  ipaal  yuq  ävqßovkiuv  rfjät  xtj  niku, 
nQoofZvai.'  Tuvxa  ixhToi  xovq  &fovq ,  uxx'  uv  i'ftitq  flanÜQ-rrjx ,  tnl  xo 
ßfkxtov  xQfnuv.  Vgl.  Eccles.  474  und  mehr  bei  den  Erkl.  ad  Equit. 
1052,  F.  A.  Wolf  ad  Demosth.  Lept.  p.  219,  Grauert  ad  Aristid. 
p.    147,  Voemel  ad   Demosth.   Philipp.    I,  p.  43,    lö, 

16)  Hierüber  s.  Thucyd,  VI.  27—29  und  60,  Andoc.  de  myste- 
riis  ,  insbes.  §.  36  fgg.  und  de  reditu  §.  8,  mit  Sluiter  lect.  Ando- 
cid.     L.    ß.    1804.    8    (iterum    ed.    C.    Schiller    Lips.   1834.    8)   und 

Uli 


8.  163.     Auflösung  der  Demokratie. 


483 


Wachsmuth  I,  S.  626  fgg.  S33  fgg. ,  insbes.  aber  Droysen  d.  Ari- 
stopli.  Vögel  und  die  Hermokopiden  (aus  Welcker's  Rh.  Museum 
Hl  2  u  IV,  1)  Bonn  1835.  8,  aebst  den  verschiedenen  Auflfassun- 
gen  von'vischer  S.  20  fgg.  ,  Biiltner  S.  65  fgg.  ,  Wattenbacb  p.  5. 
Rospatt  polit.  Parteien  S.  0 5,  Chambeau  de  Alcibiade  p  39,  Scheibe 
oligarch.  Umwälzung  S.  5,  die  übrigens  alle  mehr  oder  minder  dar- 
auf hinauslaufen  ,  ihn  mit  Isoer.  de  bigis  §.  7  fgg.  als  eine  Intri^ 
gue  der  Hetaerien  gegen  Alcibiades  zu  betrachten,  wozu  Grote  VI  I , 
p.  228  fgg.  nur  noch  die  weitere  Absicht  ,  der  sicilischen  Expedi- 
tion entgegenzuwirken,  fügt.  Roscher's  Widerspruche  (Klio  S.  427 
fgg.)  sind  Rospatt  und  Hertzberg  Alkib.  S.  200  nicht  ohne  C.ruod 
entgegengetreten  ;  die  Hauptsache  lässt  sich  jedoch  am  Besten  viel- 
leicht mit  SchöH's  Worten  ausdrücken  (Beitr.  z.  Gesch.  d.  griech. 
Foesie  S.  \02):  .durch  Gaukelspiele,  die  die  üetaeriCn  anlegten, 
verwirrt,  führte  der  Demos  den  Schlag,  der  die  Oiigarchen  treffen 
sollte,  von  diesen  selber  geleitet,  auf  das  Haupt  ihres  mächtigsten 
Gegners  Alkibiades  ,  und  dessen  Sturz,  nebst  den  zahlreichen  .Vech- 
tungen,  wodurch  die  bisher  noch  wider  einander  spielenden  Cote- 
rien  vereinfacht  wurden  ,  brachen  gerade  Bahn  für  die  Oligarchie, 
die   bei   dem  nächsten  Stosse  äusserer   Drangs»lM».'s  Leben  trat.  • 

§.  165. 
Der  unglückliche  Aiisg^ang-  der  sicilischen  Expedition 
im  J.  413,  so  zernichtend  er  auch  die  edelsten  Theile 
des  Staats  traf  ^),  gab  ihm  einen  gewissen  Grad  von  Ruhp 
und  Besonnenheit  zuriich^  und  in  dem  Vertheidigungs- 
kriege  der  Jahre  412  und  411  entwickelte  er  eine  Umsicht 
und  Energie  ,  die  nach  solchen  Vorgängen  nur  von  der 
tiefgewurzelten  Solidität  seines  Organismus  im  Ganzen 
zeugen  kann  2),  so  wenig  sie  auch  den  drohenden  Sturz 
länger  zu  verzögern  vermochte.  Schoit  im  J-  413  hatte 
die  gänzliche  Erschöpfung  der  Verhühdeten ,  welche  es 
ausser  dem  ständigen  Tribute  noch  von  Zeit  zu  Zeit  mit 
willkürlichen  Kriegscontrlbutlonen  heimgesucht  hatte^), 
Athen  genöthigt,  die  directe  Abgabe  derselben  in  einen 
Hafenzoll  von  dem  zwanzigstcu  Theile  des  Werlbs  aller 
ein-  und  ausgehenden  Waaren  zu  verwandelnd)^  jezt 
führte  sie  den  Abfall  derselben  herbei  ^) ,  der  plötzlich 
den  Staat  aller  der  Zuflüsse  beraubte,  welche  bisher  Ge- 
richte und  Volksversammlungen  gefüllt  und  dem  Demos 
die  Majorität  gesichert  hatten  j  während  die  Besetzung 
des  nahen  Decclea  durch  die  Lacedaemonier  die  Stadt 
selbst  in  den  Zustand  einer  belagerten  versezte  ^).  Klein- 
muth  und  Verzweiflung  bemächtigte  sich  der  Menge  und 

Hh2 


Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  III.  B.  Parteih'dmpfe. 

vermehrte  die  Kiilinliclt  der  Ollgarchen  ,  deren  geheime 
Ümlricbe  dieses  alles  längst  vorbereitet  baten  ^  der  Kern 
der  Bürgerschaft  war  mit  der  Flotte  abwesend  5  die  thä- 
tigsten  Leiter  des  Volkes,  worunter  Alcibiades  haupt- 
säehlichster  Gegner  Ändrokles ,  fielen  durch  Meuchel- 
mord ^),  die  Furcht  vor  der  unsichtbaren  Macht  und  den 
Verzweigungen  der  Clubbs  löste  alle  Bande  des  wech- 
selseitigen Vertr-iuens  und  lieferte  den  Verschworenen 
die  höchste  Gewalt  bei  weitem  früher  in  die  Hände,  als 
sie  sich  dieselbe  wirklich  übertragen  Hessen  **)  5  zulezt  (im 
J.  411)  verzichtete  das  Volk,  durch  eitele  Hoffnungen  ge- 
blendet, willig  selbst  auf  eine  Herrschaft,  von  der  es  doch 
nicht  mehr  leben  konnte^).  Schon  die  4i3  bestellte  Vor- 
berathungs-Commission  ^o)  war  ein  oligarchlsches  Institut 
zum  Nachtheile  des  demokratischen  Rathes  gewesen  j  jezt 
verdrängte  sie  diesen  völlig  durch  vierhundert  Partel- 
männer,  welche  sich  unter  einander  gewählt  hatten^*)  5 
an  die  Stelle  der  Volksgemeinde  sollten  fünftausend  be- 
güterte und  waffenfähige  Bürger  treten,  deren  Wahl  und 
Versammlung  aber  ganz  von  den  Vierhundert  abhing  und 
dadurch  die  Regierung  des  Staats  thatsächlich  der  Will- 
kür dieser  lezteren  preisgab  ^^). 

1)  S.  Th.  Kelch  de  hello  altero  ab  Atbeniensibus  in  Sieilia 
gesto,  Elbing.  1834.  8  und  Grote  VIF,  p.  309  —  474;  über  die 
Stärke  der  Expedition   Böckh    Staatsh.  I,  S.  370 — 372. 

2)  Thuc.  II.  65  und.  VIII.  1:  nrivra  6f  JiQoq  ro  nnQuxqtjua  «i- 
Qidif<;  l^Tifq  (pi,XiZ  Sfjfioq  uoiiöv)  fToi/.i,oi.  Tjaav  fi'raxTfTv:  vgl.  Krüger 
Iiirttev  Dionys.  Hai.  Historiogr.  p.  272  fgg.  und  (de  classe  Atheni- 
enisium)  p.   309 — 325. 

3)  'A^YV{)okoy(Zv,  Thucyd.  III.  19,  Aristoph.  Equ.  1080;  vgl. 
Böckh  I,  S.  763. 

4)  Thuc.  VIF.  28,  daher  fUoavolöyot  ,  Aristoph.  Ran.  3G6 ;  vgl. 
PÖckh   I,  S.   441  ;  II,  S.  589. 

5)  S.  Krüprer  p.  326—349  und  oben  §.   39,  n.   3  fgg. 

6)  Vgl,  Aristoph.  Ljsistr.  355  fgg.  und  Alcibiades  Rede  bei 
Thucyd.  VI.  91:  otq  n  yuq  1^  yo)Qa  y.uTfOxd'iuaTui ,  T«  Tioilu  :ipoc 
rßüi  Ttt  fiiv  Xrj<p3 fvxa  xu  d'  avro/nKTa  ^^ft '  xal  t«?  rov  Aav{iiiov  rwv 
fX(}yvgfioiv  i*iT<tkk(t)v  TiQonLdoiK;  xal  oaa  uno  ytjq  xrtl  öi>iuaT7j(tiii>v  [Böckh 
1,  S.  461)  vvv  oxpfkovvTdi ,  ii'&vq  ixnooTfft^crovTdi-  Dass  nicht  nur 
Scinven  (Thuc.  VII.  27),  sondern  selbst  Bürger  nach  Decelea  flüch- 
teten ,  zeigen   Lysias   Polystr.   §.   28,   Lycurg.    Lcocr.   §.    120. 

7)  Thucyd.  VIII.  65;  vgl.  Bergk  b.  Schiller  z.  Andocid.  p.  116 
—  124  und  Büttner  Hetaerien  S.   6«,    im    Allg.    aber   Plnt.   Repul>l. 

üiiH 


§.  165.    Außösung  der  Demokratie.  485 

Vlli     p    566  B  :    *«v    di    nävvaroi    inßüUnv    uvxov    waiv    ^  anoxr*«*«* 

3]  Thucvd.Vlll.  66;  vgl.  Krüger  p.  362  fgg.,  Vischer  oligarcl.. 
Partei  S  19,  Röscher  Klio  S-  437,  Filon  p.  155  fgg.  Dass  bereits 
vor  den  400  die  Gewalt  an  5000  übergegangen  (HinricLs  de  Ihe- 
ram.  p.  8,  Krüger  p.  371  .  Scheibe  oligarch.  Umw.  S.  8)  ist  Miss- 
verständniss  ;     Thucjdides    sagt    nur:     Aöyo?    TigoHQyuaro^   avrolq ,    ox; 

Tolq  T*  yomaat-  y^ai  roX<;  n^nao^v  w<pfkity  oloi  re  owiv ,  und  sezt  aus- 
drücklich hinzu  :  J^A*oC  H^vro,  of*'»^  *^'  "«'  ß°':^V  "^^  T""  'J""^»" 
mnfUy^ro-  iporln'ov  ä\  ovöh'  'Öt.  ^,^  ror?  ai/no77;xoo.  cToxo^v  :  soll  ...an 
aber  mit  Wattenbach  de  quadring.  faetione  p.  2a  und  Ullrich  Betr. 
z.  Kritik  d.  Tbucyd.  I!,  S.  27  fgg.  diese  Umtriebe  erst  von  der 
Verschwörung  im   Heere  auf  Samos  an   datiren  ? 

9)  Aristot.  Politic.  V.  3.  8:  otov  inl  %ü,v  T(TQU>tooio>v  tov  ö?^f>or 
il,^:i,nvo,n.  ^«0xo,m  t^v  ßaoMa  ;.^,}^«t«  ^r^q/l^v:  vgl.  Thiicyd^  >  1 1 1. 
48.  53  und  im  AlJg.  G.  R.  Sievers  Comm.  bist,  de  Xenopb.  Hellen. 
Berlin  1833.  8,  p.    13  fgg.  ...  ,       . 

10)  Thucyd.  Vlll.  i:  fdöy.n  .  .  twv  n  xwt«  Tf^v  nihv  rt  fU  *»'- 
Ta««v  amvQovioa,  ynl  d^x'P'  t*v«  nQ.aßvTfQOJv  av6,yö,v  iXh&tu,  o'k^vf<i 
ninl  rwv  rtnQivTO^v ,  ok  iiv  y.cuQo,  ^  ,  ngoßovhi'ocvon  yg^-  Aristopb. 
Lv«istr  387  fgg.  und  mehr  bei  Krüger  p.  273  ,  Schomanu  Anl.qu. 
p  IsT  und  insbes.  Watlenbach  p.  14-21  ,  wogegen  man  schwer 
begreift,  wie  Ullrich  a.  a.  O.  S.  34-36  den  ganzen  Gebrauch  des 
Namens  noißovko.  für  Athen  leugnet !  Schon  die  Zehnercomm.ssion 
im  J  421  (üiodor.  X11.75:  'A&r]vuloi.  n\v  6iu  xpjjtpiar.uxoti  fdwxar  ör/.a 
dvSo'üo.v  ilovaiav  lyn.  ßovhv^c&a.  n,ql  rwy  rj]  n6;Hjvf*<pfQorr,ov) 
träpt  einen  so  ähnlichen  Charakter,  dass  Clansse  ad  Thucyd.  epo- 
Cham  p  64  sie  für  blosse  Verwechselung  mit  jener  hält;  wenn  aber 
Sieverf'p.  69  sie  mil  der  bei  Andoc.  adv.  Alcib.  §.  11  verwechselt, 
so  hat  er  übersehn,  dass  Uiodor  nicht  von  Athen's  sondern  von  La- 
cedaemon's  Verbündeten  spricht  .  welchen  sie  Besorgn.ss  eingeUosst 
habe. 

11)  Dass  die  l'robulen  bis  zur  Einsetzung  der  Vierhundert  (Herbst 
413  bis  Frühling  411)  bestanden,  nimmt  selbst  Grote  VII,  f.  500  an  ; 
im  so  weniger  aber  sollte  er  sich  VIII,  p.  46  dagegen  strauben,  d.e 
ovyyon,f:n,  <un c^mroga,  bei  Thucyd.  VIII.  67  so  zu  nehmen  wie 
es  schon  Suidas  s.  ngißovXot  auffasst ;  7i()of  toT<;  ovol  di^a  I/qi&tjouv 
r,kXoi.  iUooi  liotjr'iol't^iyo,  T«  doxovvra  rfj  noXiriia  :  vgl.  Harpocr.  p.^ 
278:  «oav  6):  ol  ndvi«;  avyyonqfZq  (Isoer.  Areop.  §.  v6)  r(..«xovT«  c 
-t'oTf  alin&hrf<;,  r^a^U  ,fr,o,y  'Arägoriotv  n  x«i_  *<AoV»t.oe  .  .  °  d.  0o,-, 
xvdidvi  ^^^  ''''<«  h'yi/^öyivoi  ftovov  Twv  TiQoßovia),,  mit  l^ruger  p  J/ i), 
Ciarisse  p.  124,  un  1  insbes  m.  Rec.  in  Jahrb.  f.  w.sscnsch.  hr.l.k 
1842  I  S  141  wo  ich  zugleich  nach  ArisJot.  Rhetor.  III.  18.  0 
(und  Lysias  adv.  Kratosth.  §.  05)  den  Anlhcil  der  Probnlcn  an  je- 
ner Einsetzung  gegen  Büllncr  S.  7  5  verthcid.gt  und  bc.  Thucyi. 
ro^uy.ovrn  statt  dV.a  (Afürr))  zu  schreiben  vorgeschlagen  l-a'-e.  1  |e 
Wahl  durch  die  Phylen  (Lysias  Polystr.  §.  2)  geht  wohl  auf  d.e 
o„yvc«»>nf,  die  nach  Phoi.  p.  540  Pors.  u.  A.  w.e.lerum  d..-  400  gc- 
.viil.lt  haben  sollen  ,  während  die  xumXoyn,  (Lysias  §  l.^)  v'-Irnehr 
die  Liste  der  Fünftausend  aufstelllen;  vgl.  Wallenbach  p.  J8  Igg 
12)  S.  Thr.cyd.  VIII.  70-72   mil  Wachsmutb   I,  S.  631   fgg.. 


486     77t.  F.  Der  athenische  Staat.  C.IIl.B.  Parteihämpfe. 

Slevers  p.  16  fgg.,  70  fgg.  ,  Niebulir  Vortr.  über  alle  Gesch.  11,  S#B^ 
16?  fgg.  ,  und  ausser  deu  oben  not.  8  erwäbnten  Schriften  noch 
K.  F.  Scheibe  die  oligarchische  Umwälzung  zu  Athen  am  Ende  d. 
peloponn.  Kriegs,  Lpz.  1841.  8,  S.  5  fgg.;  über  die  Dauer  ihrer 
Herrschaft  (Elapheb.  Ol.  XCll.  1  bis  Hekatomb.  XCII.  2)  Fritzsche 
ad  Aristoph.  Thesmoph.  p.  308  und  Herbst  Rückkehr  d.  Alcibiades 
S.    12. 


§:  166. 

Kaum  war  inzwischen  der  Sieg  in  den  Händen  der 
Oligarehen,  als  ihm  innere  Zwietracht,  durch  Eifersucht 
und  Verschiedenheit  der  selbstsüchtigen  Absichten  ver- 
anlasst ,  auf  dem  Fusse  folgte.  Auf  der  einen  Seite  stan- 
den namentlich  Antipho  der  Rhamnusier  ^)  und  seine 
Freunde,  Pisander^),  Phrynichus  ^j,  Aristarciius  u.  s.  w., 
auf  der  andern  Theramenes  und  sein  Anhang,  worunter 
Aristokrates ,  Sfcellias  Sohn''^),  genannt  wird:  jene  offen 
zum  Verrathe  an  Lacedaemon  bereit  5),  von  welchem  sie 
allein  dauernde  Sicherheit  ihrer  Herrschaft  erwarteten  5 
Theramenes  schon  von  den  Zeitgenossen  um  seines  zwei- 
deutigen und  achselträgerischen  Charakters  willen  ge- 
brandmarkt ^).  Auch  jezt  war  er  so  klug,  die  Stimmung 
des  Heeres  abzuwarten,  das  mit  der  Flotte  bei  Samos  lag, 
und  hier,  durch  Thrasybul  und  Thrasyllus  bestimmt,  die 
Demokratie  aufs  Neue,  und  sich  als  den  wahren  Staat 
procUmirte  ^) ,  in  dieser  Stellung  aber  um  so  drohender 
dastand,  als  auch  Alcibiades,  dessen  gefeierter  Name  so 
eben  erst  den  Oligarehen  zur  Bestimmung  der  Meng^ 
hatte  dienen  müssen ,  aus  seinem  Exile  an  seine  Spitze 
trat  8).  Nur  mit  Mühe  gelang  es  diesem,  einen  Zug  des 
Heeres  gegen  Athen  zu  verhindern^  doch  bedurfte  es 
dessen  auch  nicht  5  schon  nach  vier  Monaten  führte  der 
Unwille  des  athenischen  Volkes  selbst,  durch  den  Ver- 
lust Euboea's  aufs  Höchste  gesteigert,  den  Sturz  der 
Vierhundert  herbei  5  Phrynichus  ward  ermordet  ^) ,  die 
übrigen  konnten  sich  nur  theilweise  der  Rache  der  Volks- 
gerichte entziehen  ,  bei  welchen  jezt  Theramenes  selbst 
als  Kläger  gegen  sie  auftrat  '°).  Der  alte  Rath  kehrte 
zurück  ^  da  aber  die  Mittel ,  das  Volk  zu  besolden  ,  ge- 
brachen ,   so    blieb    die  höchste  Gewalt    in    den  Händen 


§.  166.     Die  rier hundert  und  Fünftausend.       487 

der  Fünftausend  ^  ^)  ^  wie  lange  ,  ist  ungewiss  ^  Thrasy- 
bul's  und  Alcibiades  Siege  eröffneten  den  Athenern  wie- 
der zu  viele  neue  Hülfsquellen  ^^) ,  als  dass  man  nicht 
die  Wiederherstellung  der  allgemeinen  Volfcsherrschaft 
spätestens  mit  Alcibiades  triumphirender  Rückkehr  im 
J.  408  verbinden  dürfte  ^^).  Auch  liess  sich  wohl  nur 
von  dieser  sowohl  der  Undank  gegen  Alcibiades  ^'^)  selbst, 
als  namentlich  der  Justizmord  ^^)  an  den  Siegern  der 
Schlacht  bei  den  Arginusseii  406  erwarten,  so  grossen 
Autheil  auch  anderseits  Theramenes  gleichfalls  an  die- 
sem hatte  *^).  Ueberhaupt  ruhten  die  Umtriebe  der  Oli- 
garchen  keineswegs^  der  entscheidende  Schlag,  welcher 
im  J.  405  Athen's  lezte  Stütze,  seine  Flotte,  bei  Aegos- 
potamos  zernichtete  ^^) ,  war  unstreitig  das  Werk  ihrer 
Verrätherei  ^^)^  und  so  unbesonnen  sich  auch  der  Dema- 
goge Kleophon  allenthalben  dem  Frieden  in  den  Weg 
stellte  ^9) ,  so  waren  doch  seine  Anschuldigungen  und 
Klagen  über  Verschwörung,  die  ihm  das  Leben  koste- 
ten, sicher  gegründet  ^O). 

1)  S.  Thucyd.  VIII.  68  und  s.  Biographie  in  Vit,  X  Orat.  p. 
832  Jgg.  mit  Taylor  lect.  Lysiac.  II,  p.  208  fgg.  Rsk.  ,  im  Allg. 
aber  P.  van  Spaan  de  Antipbonte  orat.  Attico  L.  B.  1765.  8  oder 
in  Ruhnk.  Opusc.  I,  p.  140—175,  Kayser  ad  Fhilostr.  V.  Sojilist. 
p.  215  —  218,  A.  Dryander  de  Antiph.  vila  et  scriptis,  Hai.  I8?8.8, 
und  über  s.  Lebenszeit  Meier  de  Andoc.  III,  p.  12,  über  s.  rfaetor. 
Verdienste  Spengel  Art.  scriptor.  p.  105  —  120,  Westermann  Gesch. 
d.  Beredts.  I,  S.  59,  Müller  griech.  i.it.gesch.  II,  S.  335,  Ottsen 
de  rerum  inventione  et  dispositione  in  Lysiae  et  Antiphonfis  oratio- 
nibus  ,  Flensburg    1847.    4. 

2)  Vgl.  d.  Erkl.  z.  Xenoph.  Symp,  II.  14  und  Vater  in  Hall. 
Uncykl.  Sect.  III,  B.  XV,  S.  25  fgg.,  auch  Hanov.  Exerc.  ad  Com. 
yr.  p.  77,  Cobet  ad  Plat.  com.  reliqu.  p.  127,  Scholl  Sophokles 
S.   321,  Wattenbach  p.    10   u.s.w. 

3)  Thucyd.  VIII.  27:  xal  *JoS*v  ..  ovx  ik  roiir»  uovov  ,  rUXd  xnl 
f?  öott  «A/«  <lnwvixoq  xmforr/,  ovx  divvfxoq  t^vui:  vgl.  Lysias  pro  Po- 
lystr.  §.  12,  Plut.  V.  Alcib.  c.  25,  und  über  sein  Verhältniss  zu 
seiner  Partei  selbst  Aristot.  Politic.  V.  5.  4  :  iyyivfTai  yuQ  Arj/iayot- 
yoc,   XU*   nätv  oklyoi  waiv  ,   olov  ..   iv  xolq    TfTQaxoaioK;  ol  nigl 'Jj()vvixov. 

4)  Thucyd.  VIII.  89.  92;  vgl.  Lysias  Eratosth.  §.  66,  Demosth. 
Theocrin.  §.  67,  Plat.  Gorg.  p.  472  A,  und  mehr  bei  Droysen  in 
Welcker's   Rh.   Museum  IV.  S.  58;  auch 'ii>.  «V;^.  1852,  n.  1 123. 

5)  S.  Thucyd.  VIII.  90  fgg.  mit  70;  Xenoph.  Hell.  I.  7.  29 
(Oenoe,  Thuc.  VUI.  98),  H.  3.46  (Eetionea);  Isoer.  de  bigis  §.  17: 
o(  d^  toi)?  »X   Jff((kfla<;  fiiTtnifinovro  r^yovfAivot  kqiIitov  i^rui  roii;  nokf- 


488  Th.r.  Der  athenische  Staat,  ein.  B.  Parteikämpfe. 

fiioig    xrjy    Tiurgida  naQaäovvai.    näkXov    r]    xoXq    viiiQ    T?jq  nökimg   tsroor- 

6)  Kö&oQvoq,  Xenoph.  Hell.  II.  3.  30,  Lucian.  Pseudolog.  c.  16, 
Poll.  Onom.  VII.  91,  Scbol.  Aristoph.  Ran.  541;  vgl.  v.  Leutscli 
Paroemiogr.  I,  p.  81  und  die  entgegengesezten  Urtheile  bei  Taylor 
V.  Lysiae  p.  126  Rsk.  und  Ed.  Ph.  Hinricbs  de  Tberamenis  Critiae 
et  Tbrasybuli  rebus  et  ingenio,  Hamb.  1820.  4  ;  jedenfalls  einerseits 
Tbucyd.  VIII.  68:  uvt^q  oi'ni  iItiüv  ovre  yvwfai,  uävvaxoq ,  anderseits 
Lysias  adv.  Eratostb,  §.  62  fgg.  insbes.  §.  65  :  o?  ngüirov  /^iv  xfiq 
TlQoxfQaq  cXiyu(.txittq  atTtwzaTof  iyimo  .  .  f7in6?j  6f  Ufiauvif^ov  /^iv 
xal  KaXXaioxQov  xal  fT((joi'(;  fU()a  ngoifQovg  uI'Tov  ytvo/*fvov<; ,  ro  di 
VfieriQov  nXrj&oq  oi'Xfrt  ßovXüfiivov  toi'Twv  (txi^oäo&Ui^  tot  rjän  öid  xöv 
ngog  ixtivoiig  (p&ovov  xal  tu  jing  vfiwv  öfog  fUfrioyt  rütv  ^giaToxgurovq 
tqyoiv.  Einen  warmen  Vertbeidi^er  bat  er  neuerdings  an  G.  A. 
Schueitber  de  Tberamene  Agnonis  filio  Atbeniense  ,  L.  B.  1821.  8 
gefunden  ,  dem  im  Ganzen  auch  Wattenbach  p.  56  mit  Beziehung 
auf  Plut.  V.  Nie.  c.  2  beistiiimt ;  anders  Franke  in  Jen.  Lit.zeit. 
1844,  S.  316. 

7)  Tbucyd.  VIII.  76:  w?  ov  6iZ  u&VfiiVv,  on  ij  nokm  aihwv  uq>i- 
OTTjxi  '  xoiq  yuo  iXitaooliq  uno  ocfi(Zv  röiv  7iXfovo)v  y.al  iq  Tiuvra  Tiopifico- 
Tf{ib)v  nf&fnxdvat..  Hierzu  aucb  Manso  »  die  Revolutionsversucbe  zu 
Samos   und  Athen   gleichzeitig  geordnet«   Sparta  II,   S.   474 — 481. 

8)  Tbuc.  VIII.  86;   Plut.   V.  Alcib.   c.  26. 

9)  S.  Thuc.  VIII.  92 ,  und  das  Nähere  ,  aber  abweichend  bei 
Lysias  Agorat.  i^.  70  fgg.  und  Lycurg.  Leoer.  §.  112,  dessen  Er- 
zählung Vater  a.  a.  O.  S.  33  vergebens  mit  Thuc.  zu  vereinbaren 
sucht;  vgl.  Wattenbach  p.   60  und   Grote   VIII,   p.  115. 

10)  S.  Ly.sias  adv.  lüratostb.  §.  67  und  pro  Polystrato  mit  Höl- 
scher  de  vita  Lvslae  p.  95  fgg.  und  mehr  im  Allg.  bei  Meier  de 
Bon.  damnat.  p.  181  fgg-  und  ^'ater  in  .Tahn's  Arcl»iv  IX,  S.  219; 
ersteren  aucb  p.  3 — 10  über  das  Psepbisma  des  Demophantus  bei 
Andoc.  Myster.  §.96  (vgl.  Demosth,  Lept.  §.159  und  Lycurg.  Leoer. 
§.  127:  XTfivfiv  TOP  xi/v  naxgida  7i()o<it.äöfxa  xal  Xoyoj  xal  tQyu  xul 
XH(}1  x'tl  yjr/(f>fx)) ,  das  gewiss  in  diese  Zeit  fällt  ,  wenn  es  auch  An- 
dere erst  nach  den  Ureissig  setzen  ,  s.  Lelyveld  de  infamia  p.  53 
fgg.  und  richtiger  Scheibe  oligarcb.  Umw.  S.  139;  über  die  Re- 
action  im  Allg.  aber  Lysias  affect.  tyrann.  §.  25 — 27:  aftov  dJ  ftvtj' 
a&)p'ai  xü)v  fiixä  xoiiq  xirqaxooiovq  nQuyfii'txojv  .  ,  iJaxt  y«^  Emyfvr/v 
xal  Jrjuocfävrjv  xul  KXita&ivtjv  Idin  ftiv  y.uQTioxiufihovq  rdq  T?/f  nöXiwq 
^ii/KfOQuq ,  ärfnooia  6t  ovxaq  xwv  /xiyloxwv  xaxwv  alxiovq '  ivLoiv  yrig 
l'nuouv  vfiäq  (IxQixojv  &üvaxov  xnTa\fir](fiauod-ui, ,  noXXwv  d  udixo)q  6t}- 
fiet'oui.  raq  oiioiaq  xovq  6'  f^fXüaui  xul  axi.ft(üaui  xwv  noXtxwv  —  oder 
soll  man   aucb  hier  mit  Scheibe   S.    140  ßixt    xovq  xgtüxovra  lesen? 

11)  Thucyd.VlII.  97:  xovq  rixQuxoaiovq  xuxunavauvTiq  roTq  niv- 
THxinxiXioiq  ixi'7}Cfiiaavxo  xa  nqayfiaxa  nuqu6ovvai'  itvat,  61  avxwv  onö- 
ooi  oTiXa  nafih/ovxui  (§.  67,  n.  2)  •  xal  /aioSov  f/7]6fvu  (fiigia&ui  idt]6i- 
fiiä  <iQyfj  .  .  xal  onx  T/xioxa  6t]  ,  sezt  er  hinzu ,  xov  nQwxov  ^i'öt'Or 
ini  yt  ifiov  AO'tjvaZoi  giulvovxui  fv  noXixu'anvxfq  :  vj;1.  Plnt.  Leg.  VI, 
p.  753  B  mit  Krüger  hinter  Dionys.  p.  254  und  VV.  Viseber  Unter- 
suchungen über  die  Verfassung  v.  Athen  in  d.  lezten  Jahren  des 
peluponn  Kriegs,  Basel  1844.  4.  Für  den  Rath  zeugt  PhiJoch.  b. 
Sciiol.  Aristoph.  Plat.  973:  Inl  rXavxinnov  xal  //  ßovXtj  xaxr/  ygri/u/uu 
xoxf  nqöixov  fxu&t^fxo  xal  tri   viv    ofivvoiv    an    fxtivov    naQi6tlo&ai.  h 


^.  106.     Die  Fierhundert  und  Fünßausend.       489 

rüi  roä^^ar.  ^  av  Xüxo>o^:  dass  aber  die  vDn  Thueyd.  crwäbnleu 
■yöuo&ira.  nicht  die  Bedeutung  Latten,  die  ihnen  Peter  und  Sehe.be 
beilegen,  bat  Vischer  S.  7  fgg.  richtig  bemerkt,  oböleicb  es  wie- 
der zu  weit  gebt,  wenn  Grote  Vlll.  p.  102  fgg.  auch  die  Fünftau- 
send ganz  imaginär  nimmt  und  p.  121  das  ihnen  ertheilte  Lob  der 
Demokratie  schlechthin  zurechnet  ! 

12)  S  Plut  Alcib.  c.  27—31  mit  L.  F.  Herbst  die  Rückkehr 
d  Alkibiades,  Hamb.  1843.  4  und  Hertzberg  Alkib.  S  304-323: 
insbes.  Sieg  bei  Sestus  (KvroooFj,.)  Thuc.  VHI.  104-106  Diod 
Xm    38-42:  bei  Abydus ,    Xenoph.    Hell.   i.   c  5—7,    üiod.  c.  4D 

-47*,  bei  Cjzikus,  Xenoph.  §.  14-23.  Diod.  c  49-52;  Erobe- 
runp  von  Thasus  ,  Abdera  (Diod.  c.  72),  Hyzanz  (Xenoph.  I.  3.  14 
—  22  Diodor,  c.  67).  wo  dann  die  Zehntstätte,  äfxrxrnnijQiov  ,  Po- 
lyb.  iv.  44;  vgl.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  441  und  über  den  Zustand 
des  Schatzes  um  410  dens.   H,  S.  4— 2i. 

13)  S.  Xenoph.   Hell.   I.   4.   12-20,    Diodor.  XIII.   68,  Plut.  V. 
Alcib     c     32  —  34     Ath.   XII.  49   and  über  die  Vorbereitungen  dieser 
Rückkehr  Vater  in  Jahn's  Archiv   IX,   S.  215   fgg.;     über    die  Wie- 
derherstellung der  Demokratie  aber  bereits    Freret    in   M.  d.  lA.   d. 
Inscr     XLVn'i,   p.  243:   Ü  parait ,    (jue  Vancienue  forme  du  gouver. 
tvcnient  ne  füt  entieremcnt  retablie  tjn'ati  retour  d'Mcibiade  "^^^t 
nes,  womit  im   Ganzen   auch    Preller  in   Alig.   L    Zeit.    1^38     N.   88, 
Bendixen    über    d.  revolnt.  Sokrates ,    Husum    1839.    8,  *>•    ^3  —  &a 
Volcke   de   factionibus  p.   48,  Cobet  Plat.   com.  reliqn.   p.  48.   Bergk 
in   Schmidt's  Zeitschr.   f.   Geschichte    1844,  Sept.   S.   217.  Campe  in 
^    Jahrb.    LXV,   S.   302    übereirstimmen.       Kiner  Fortdauer  der  ge- 
mässi-rten   Form  bis  auf  die  Dreissig,  wie   sie  Forchhamraer  d.  Athe- 
ner u"  Sokrates   S.  29,    Peter  de   Xenoph.  Hellen.  Hai.  1837.8,  p. 54, 
Scheibe  oligarch.   Umw.    S.  7  ,   Röscher  Klio  S.   443,   Hertzberg  AI- 
kib     S     302  unterstellen ,    steht     -    auch  abgesehn    von   den  T^-ta^i'- 
nio.q  fH^ikrouiCovo.  des  pseudoplat.  Axiochus  p.  369  —  schon   die  un- 
verkennbare   Herstellung    des     Rlehtersoldes    und    anderer    Spenden 
entpepen,   deren  Wegfall  gerade  das  Charakteristische  fürjenctorm 
gewesen  war;    vgl.   m.   Rec.   in  Jahrb.  f.   wissensch     Kritik  1842.   I 
S     142  und  Vischer  in   Zeitschr.    f.   d.   Alterth.   1844,   S.    10<5;    und 
weit  eher  könnte    man    mit    leztcrera ,     namentlich    in    s.   «mahnten 
Unters,   über  d.  Verf.  Athfu's  S.  15  fgg.,   und   Grote  Vlll,  p.  120  fgg., 
wie  schon   früher  Sievers  p.    18  u.  75  unter   Beistimmung  von   Scho- 
mann  im  Philol.   I,   S.  772,  die   alte  Verfassung  bereits  410   zurück- 
kehren  lassen  ,    wenn  nicht    nach   Campe's    richtiger   Bemerkung  die 
Zwischenzeit    für    Thucydides    Lob    der    Fünftausend    doch    gar  zu 
kurz   wäre. 

14)  Xenoph.  I.  5.  16;  Diodor.  Xlll.  73.  Anstifter  war  nacl. 
Plutarch  c  36  Thrasybulus  Thraso's  Sohn,  nicht  mit  dem  berühm- 
ten zu  verwechseln;  vgl.  Hinrichs  p.  13,  Sievers  p.  83,  Chamhcau 
p.  63  —   oder  Kleophon?  s.   Phot.  Bibl.  c.  243  extr. 

15;  Denn  so  muss  doch  fortwährend  eine  Procedur  genannt 
werden  .  deren  lezter  Rechtsgrund  darauf  beruhete  ,  änviv  '^''.'" »  " 
un  Tt?  hian  xiv  öFifiov  n(,atrHv  S  av  ßovhj'tu,.  (Xenoph.  Hell.  I.  7.  K). 
wenn  gleich  oben  ^.  130.  n.  11  ein  formaler  Gcsichlspunct  anifcge- 
bcn  ist,  worunter  sie  zulässig  scheinen  konnte,  und  Grole  Mll,  p. 
•>44  fpr  den  ganzen  Scharfsinn  eines  AnAvalts  der  Drmokrntir  aiil- 
geboteii    hal,   um   auch   auf  die   Verurtheilten   einige  Schuld   zu  brin- 


490    Th.  V.  Der  athenische  Staat.  C.  III.  B.  Parteikämpfe. 

gen,  Tgl.    Filon  p.   175    und    im    Allg.   Naber    in    IVInemosyne   1852, 
p.  238—253,  auch  Sievers  p,    28  fgg,   und  Wachsmuth  I,  S.  Ö38  fgg. 

16)  S.  Xenoph.  Hell.  II.  3.  32  mit  Sievers  p.  31  und  ftinrichs 
p.  14 — 17,  der  auch  Thrasybul  gegen  Luzac  de  Socr.  cive  p.  115 
gut  vertheidigt ,  obgleich  nicht  zu  leugnen  ist,  dass  hier  wie  bei 
dem  Hermoltopidenprocesse  \'olkshäupter  selbst  als  uubewusste 
Werkzeuge  der  Oligarchie  zum  Verderben  ihrer  besten  Stützen  mit- 
wirkten ;  vgl.  Archedemus  (Naber  p.  2.39) ,  Kleophon  (Cobet  Plat. 
reliqu.  p.  158)  und  mehr  im  Allg.  bei  Rospatt  polit.  Parteien  S.  88 
fgg.  und  Lachmann   Gesch.   Griech.   S.   25  fgg. 

17)  S.  Xenoph.  Hell.  11.  1,  Plut.  V.  Lysand,  c.  11,  und  mehr 
bei  VVeissenborn  Hellen  S.  200;  zur  Zeitbestimmung  aoer  (Mitte 
Novembers)  insbes.   Voemel  im   Frankf.   Osterprogr.   1848. 

18)  isoer.  Philipp.  §.  62 :  Kövojv  .  .  urv^rjou^  iv  rij  vuvfiaxlu 
xij  Tif;ji  Ekh[oTiovTov  oi'  Öl  rnnov  ukku  diu  rovq  ovvuQ'/ovTa^;;  vgl. 
Plass  III,  S.  453  und  Sievers  p.  33  fgg.  Hauptsächlich  triift  der 
Verdacht  die  beiden:  Tydeus  und  Adimantus  ,  des  Leukolophides 
Sohn,  der  auch  von  Konon  angeklagt  (Uemosth.  F.  L.  §.  191)  und 
sein  Vermögen  conftscirt  ward;  vgl.  Paus.  IV.  17.  2,  X.  9.  5  mit 
Fritzsche  de  Adimanto  patriae  suae  proditore ,  Rost.  1843.  4  und 
Rangabe  Antiqu.  hellen,  p.  395  oder  'E^tj/u.  u(j%.  1852,  n.  1125; 
im  Allg.  aber  Lysias  adv.  Alcibiad.  {,§.38  und  adv.  Eratosth.  §.  36 : 
Ol.'  Idiwrat  fiiv  o'vTf?  ttuO-  oaov  idvvavro  hioirjauv  f]TTr]&Tjvui  vcei/^a- 
XovfTnq. 

19)  Nach  der  Schlacht  bei  Cyzikus ,  D.iodor.  XIII.  53;  nach 
der  bei  den  Arginussen  ,  Schol.  Aristoph.  Ran.  1580;  noch  nach 
der  bei  Aegospotamos  ,  Lysias  Agorat.  §-8;  vgl.  Scheibe  S.  39  und 
Schneider  Epim.  ad  Xenoph.  Hell.  1.7.2.  Bei  Aeschin.  F.  L.  §.  76 
scheint  allerdings  zweierlei  verwechselt  zu  seyn ;  wenn  dagegen 
Grote  VIII,  p.  185  auch  den  Schol.  Aristoph.  der  Verwechselung 
mit  einer  früheren  Begebenheit  zeiht,  so  entspringt  das  nur  dersel- 
ben Parteianschauung,  wie  p.  166  die  allgemeine  Vertheidigung  des 
Demagogen,  der  vielmehr  nach  Aeschin.  Ctesiph.  §.  150  inl  tov 
ntjoq  Aitxidai/iovioiK;  TioXffioi',  wg  Xfyirat,  rr/v  nökiv  dinöXiatv:  vgl.  Pe- 
riz.  ad  Aelian.  V.  Hist.  XII.  43  ,  Ruhnken.  Hist.  orat.  gr.  p.  xliv, 
IVIeier  Boa.  damnat.  p.  218,  Bergk  Com.  Att.  reliqu.  p.385,  Fritzsche 
ad  Aristoph.  Thesmoph.  p.  298 — 306  ,  Neve  Moll  peregr.  cond.  p. 
69—71  ,  Gebet  Plat.  comic.  p.    146 — 154,  Sievers  p.  23  fgg. 

20)  Lysias  Nicomach.  §.  10:  Kkio(fi<i)v  xtjv  ßovkrjy  iXoidogn  ipä' 
axMv  avviardvui  x«t  ov  zu  ßfknrixn  ßovktvfiv  r^  nökn  .  .  tovxo  öi 
Tiagu  nr'tvTuv  o^okoyilTUi, ,  ort  SürvQoq  (Xenoph.  II.  8.  54)  muI  ol  rüv 
TQiuxovTU  yfvofttvoi  ovx  vnfQ  iffiwv  ogyil^ofitvoi  xarrjyoqovv  ,  ukk  iva 
fKiVvov  unoKTiivavTiq  uvrol  vfiüq  xaxüc;  noiöjoi:  vgl.  Agorat.  §.  7 — 12 
und  20  :  tJ  df  ßovXrj  rj  nqo  twv  XQcuxovxa  ßovkivovaa  diigiO-ugvo  xal 
okiyugx''^^  tTif&vfitt ,  w;-  laxf  ,  ftdkinxa,  nxfirjQiov  di  •  ol  yug  Ttokkol  (^ 
IxfivTjq  rrjq  ßovkjjq  xtfv  vaxiguv  ßovki/v  xtjv  fnl  iöjv  xqiuxovxu  fßovktvov: 
auch  Isoer.  Areop.  §.  64  und  mehr  bei  Weissenborn  Hellen  S.  201 
und  Grote   VIII,  p.  309. 

§.  167. 
So  gelaiijj  es  den   Verschworenen   dann  auch  gleich 
nach  der  Schlacht,  durch  fünf  aus  ihrer  Mitte  aufg^estellte 


§.  167.     Die  Dreissig.  491 

Ephoren  die  Lelfung:  aller  Anstalten  und  Maassregelu 
des  Staats  In  ihre  Gewalt  zu  bekommsn  ^)  ^  auch  die  Re- 
habilitation der  Rechtlosen  ^)  diente  wohl  nur  ihre  Rei- 
hen zu  vermehren  j  und  selbst  die  scheinbare  Hartnäckig- 
keit der  Vertheidigung-  hatte  vielleicht  denselben  Zweck, 
wie  Theramenes  vcrrätherische  Gesandtschaft  nach  Lace- 
daemon  3),  das  Volk  durch  alle  Schrecknisse  einer  langen 
Belagerung  zulezt  zur  Annahme  jedes  Vorschlags  willig 
und  bereit  zu  machen  ''■).  Sobald  daher  die  Uebergabe 
erfolgt  war,  ward  fast  ohne  Widerstand  die  Demokratie 
aufs  Neue  abgeschafft,  und  auf  Drakontides  5)  Vorschlag 
dreissig  Männer^),  alle  aus  der  Zahl  der  ehemaligen 
Vierhundert  ''),  erwählt,  welche  zwar  eigentlich  erst  eine 
neue  Constitution  entwerfen  sollten ,  statt  dessen  aber 
sofort  die  höchste  Gewalt  an  sich  rissen  ,  einen  Senat 
mit  Gerichtsbarkeit  und  Beamte  nach  ihrer  Wahl  ernann- 
ten ^),  und  das  Bürgerrecht  und  den  Besitz  derW^affen, 
zulezt  sogar  den  Aufenthalt  in  der  Stadt,  auf  eiue  Zahl 
von  dreitausend  Köpfen  beschränkten  ^).  Ueber  die  an- 
dern behielten  sie  sich  die  unumschränkte  Gewalt  vor  i"^], 
urd  fingen  diese  bald ,  unter  dem  Schutze  einer  Besa- 
tzung von  lacedaemouischen  Söldnern ,  gegen  Einheimi- 
sche sowohl  als  Fremde  mit  solcher  Grausamkeit  rind 
Habsucht  zu  üben  an^^),  dass  darüber  unter  ihnen  selbst 
Zwietracht  entstand  '^),  bis  Theramenes,  der  zur  Mässi- 
gung  rieth ,  dem  Haupte  der  Exaltirten ,  Kritias  ^^),  un- 
terlag ^'>-). 

1)  Lysias  Eratosth.  §.  43  —  46  :  Tihrf  uv^qk;  I'^oqoi  xaTiarrjoav 
vno  TÖiv  xdkoiif^fvtov  fT(iii>btv,  ai'vuyioyfZq  fiiv  tÜv  noXiTÖtv ,  U(j%ovTeq  cJi 
TÖJv  ovvotfioTÖjv  .  .  oiiroi  di  <piiht()%ovq  rt  inl  rag  cfi'laxHq  xaTinxTjauv 
(also  nicbt  erst  nach  der  Uebergabe  ,  wie  Grote  VIII,  p.  318)  yiai 
0  T*  dfoi,  yfn)oiovilnd-ui,  xul  oii(;Tivut;  Xfjlirj  (<(t/nv  rcuQrjyyfkXov  xal  lun 
ukko  7H)<'(Tin.v  (lüv'/.oivio  xi'i^tot  i/auv:  vgl.  Böckk  StaatsL.  II,  S.  128 
und  Scheibe  oligarcb.  Uniw.  S.  35  oder  \iiid.  Lysiac.  p.  47,  der 
sie  übrigens  nicht  als  eine  öffentliche  Uehörde,  sondern  wie  Sievcrs 
p.  92,  Büttner  Hetacrien  S.  8(),  Peter  de  Xenoph.  Hell.  p.  45  und 
Allg.  L.  Zeit.  1841,  Nov.  S.  31)8,  Vischcr  in  Zeitscbr.  f.  Altertb. 
lS4i,  S.  1019  als  factischc  Häuptlinge  der  Clnbbs  auffassen  sollte; 
sonst  hätte   doch   Lysias  §.  4()   keines   Zeugenbeweises  dafür  bedurft ! 

2)  S.  oben  §.  \2A,  n.  20  und  das  Psephisnia  des  Patroklidcs 
bei  Andoc  iMyster.  §.  73  —  79  mit  Meier  in  Niebuhr's  Rh.  Museum 
II  §.  272- 27Ü    und"  Böclih    im   Ind.   lect.    Ber.   1828-29,  p.  6—9; 


492  Th.  r.  Der  athenische  Staat.  C.Ill.B.  Parteikämpfe. 

auch  Lysias  afi".  tyrann.  §.  27  und  mehr  bei  Scheibe  Umw.  S.  'M 
nnd  in  Zeitschr.  f.  AlteitL.  1842,  S.  201  fgg.  Dass  die  politische 
Bedeutung  der  Rehabilirten  nicht  gross  gewesen,  behauptet  willkür- 
lich Grote   VIII,  p.  305. 

3)  Xenoph.  Hell.  II.  2.  16fgg. ;  vgl,  Lysias  Eratostb.  §.  68  fgg, 
und  Agorat.   §.  9   fgg. 

4)  Plut.  V.  Lysaßd.  c.  14:  rüdi  x«  TfXr/  to'j'  Aaxf&etifioviwv  l'yvo)' 
xußßuXovTfg  Tov  TlfiQaiä  xal  t«  fxay.qn  oxfXrj ,  kuI  fiißuvx{<;  in  naaüv 
TÖJv  noXtoiv  ruv  avTtüv  yüy  iyovr'.^,  T'u'ra  xa  ÖQWvrn;  ruv  iIquvuv  t/oizi, 
"  XQV  dovriq^  xnl  rovg  (pvyuöaq  uvhxK;'  Titgl  xöJv  vuoiv  iw  Ttkt^&foi; 
oxotuv  Tt  na  Tijvft.  doxfTj  ,  ravrn  noüfxf  ravrrjv  d'f  ngoaidi^uvro  rr/v 
oxVTaXtjv  ol   A&j]vttvoi,,  Qr}(iufth'ovg  tov  'jtyvmvoq  ovfißovXivaavrog. 

5)  S.  Lysias  Eratosth.  §.  73,  Schol.  Aristoph.  Vesp.  157,  und 
über  den  Zeitpunct  der  Uebergabe  (16  IVIunychioii  404)  Flut.  c.  15, 
womit  freilich  die  Einsetzung  der  Dreissig  noch  nicht  unmittelbar 
verbunden  ist;  doch  wird  auch  diese  nicht  mit  Peter  de  Hellen,  p. 
43 — 48  und  Scheibe  Umw.  S.  161  fgg.  erst  in  den  Herbst,  sondern 
noch  in  den  Vorsommer  zu  setzen  seyn ,  da  sonst  Pythodorus  Ar- 
chontat  nicht  würde  als  illegal  [dvagylu)  haben  bezeichnet  werden 
können;  vgl,  Weissenborn  S.  203 — 209  und  Peter  selbst  in  Ailg.  L. 
Zeit.  1841  Nov.  S.  39!  — 395,  der  nur  darum  nicht  wieder  die 
achtmonatliche  Dauer  ihrer  Herrschaft  (Xenoph.  Hell.  II.  4.  21) 
ausdehnen  sollte;  die  on(i')Qu  daselbst  §.  25  spricht  nicht  gegen  den 
Winter. 

6)  S.  Xenoph,  Hell.  H.  3  und  mehr  im  Allg.  bei  Taylor  V.  Ly- 
siae  p.  129,  B.  ten  Brink  de  Athenis  sub  trigintaviris,  Gent  1826,4, 
U.  Tieboel  Siegenboek  de  Athenarum  conditione  sub  imperio  triginta 
tyrannorum,  L.  B.  1828.  8,  Meier  Bon.  damnat.  p.  184  —  190, 
Wachsrauth  I,  S.  640 — 645  ,  und  über  die  (ntetaphorischej  Bezeich- 
nung als  rvQavvoi  (Ckc.  Att.  VIII.  2,  Paus.  I.  29.  3;  vgl.  Diodor. 
XIV,  3:  (iQfioi^ovTiq  fiiv  rüi  Xoyoj ,  n'/fjafvoi,  6i  toT?  nguyfiuaiv)  £bert 
Diss.  Sicul.  p.  62,  wo  jedoch  gerade  die  Stelle  übersehn  ist ,  die 
direct  auf  den  Ursprung  derselben  leitet,  Aristol.  Rhetor.  II.  24.3: 
nuXiv  ro  rioXpx(jäToriq  ilq  6^uovßov?.ov ,  ori  TQiroio.'Ta  TiiQcivvovq  xavi- 
Xvae:  vgl,   Quintil.    III.   6.    26;    VII.  4.   44. 

7)  W&s  Scheibe  S.  59  und  Grote  VIII,  p,  321  ohne  genügenden 
Grund  bestreiten;  vgl.  Lysias  Agorat.  §.  74,  Eratoslh.  §.  42  ;  doch  auch 
alTect.  tyrann.  §.  9  :  noXXol  di  rö^v  riTQaxoaiojv  liiTil  rwv  ix  RftQUiUx; 
avyxurtjkd-ov ,  l'vioi  6f  röiv  ixiivonq  ixßakovxMv  (Theramenes)  avxol  av- 
Twv  röiv  xQiüxov7:a  iyivovxo. —  ücber  die  Wahl  selbst  Eratosth.  §.  76  : 
dixu  /ifv  oj'?  GtfQUfiivf^q  daiäfi^f ,  dixa  di  o?i?  ol  xa&iaxTjxoxfq  tqiogoi 
xfXd'iotiv ,  öfxa  j'  fx  xö)v  nuQot'Twv :  vgl.  Sieverß  p.  46  u.  94  fgg.. 
Lachmann   Gesch.  Griech.    I   S.   49   fgg. 

8)  S.  Xenoph.  11.  3.  11,  und  über  den  Rath  insbes.  Lysias  Era- 
tosth.  §.  48,  Agorat.  5-  35 — 38;  vgl.  Sicvers  p.  47  und  ü!»er  die 
Zehn  im  Piräeus  Scheibe  S.  68,  von  dem  ich  jedoch  hinsichtlich 
der  Eilfmänner  oben  §,   139,  n.  5  habe  abweicaeu   müssen. 

9)  Xeioph.  II.  3.  19;  II.  4.  l;  vgl.  Lysias.  ISicomach.  §.  8. 
Dazu  noch  die  Inntiq  (Xenoph.  III.  1.  4;  Lysias  Mautith.  §.  6; 
Evandr.  §.   10),  vgl.   H.  4.  2. 

10)  Id.  II.  3.  51  :  l'öxi  dl  iv  ToT?  KfiLVoTq  vofiotq  ,  xöiv  fi)v  iv  rolt; 
T()tnytXioi(;  ovxüiv  fajöiva  aTtoO-vt/nxnv  ürti'  t?}?  rfifxifjaq  ipi'/<foii'  riöv  f)' 
l'{w  TOV  xurai.öyov  xVQiox'q  flvut.  xovq  Ä  &avaxovv:   vgl.    Isoer.    Callim. 


§,  l&\.    FP'iedeffterstellung  der  Demokratie.     493 

§.  16  odei  Euthyn.  §.  2  :  infid'i^  ol  TQutKovru  xuTfoirjaav  nul  nvxov  ol 
i'/&Qol  ix  (xiv  T(ijv  i.uTi)rövT(ß)v  rijq  nokiTfiag  i^ijkiKfov  ,  flq  6i  rov  ftfTu 
ylvarxv^Qov   xaiciXoyov  'fvfygacpov   x.   r,    A. 

11)  Hierher  Lysias  adv.  Eratostli.  ganz,  insbes.  §.  7:  unoxnv- 
vi'ffti  fiiv  yu(j  uvOi)())nov<;  Tif{il  ovdivuq  Tjyovvxo ,  Xufißuveiv  d(  /Q^/j.aTa 
Tifol  noXXov  fTioioiJVTo :  §.  17:  to  jti  fxiCvwv  (l&iO/nfvov  nrt^üyyiXßUy 
nivfiv  x(»vfiov,  tiqIv  TTjv  cdrittv  ilnnv,  rft  ?/v  i'/iiXkiv  (tno&uviZo&ai,  % 
§.  90 :  oi  Tovq  fiiiv  ix  T7j?  uyoQÜ<; ,  xov<;  d  ix  rav  Uqmv  avvu()U(i^ovi:tq 
ßiaiox;  uTifXTitvnv  .  .  xul  ovdi  r(i(pt]q  trjq  vo/nii^o/ithr^g  fl'uaav  Tvxt^v: 
ferner  Xenoph.  Hellen.  11.  3.  21  :  tioXIok;  /niv  l'x&gaq  (vixa  unixTii.- 
vuv  ,  TicXkoiig  da  ;(Q7j/iäTmv  •  J'dojf  d  avrotq,  otw?  i)(oi(v  xul  roiq  qjQov- 
Qolc;  XQtifiUTU  diäorac,  xrxl  tö)v  fiixoixMv  (vu  fxaorov  kaßiVv  xul  avroiit; 
n'fv  unoxTitvui,  rd  öf  xQ?'/fiara  djioo>ifit}vrxaO-ui:  II.  4.  21  ;  l'Iat.  Apol. 
p.  32  C,  Epist.  VII,  p.  324E;  Demosth.  Androt.  §.  52;  Isoer.  Areop. 
§.  Ob,  Paneg.  §.  110  114;  Aesehin.  Ctesipb.  §.  235,  und  über  die 
Wahl  der  Todesarten  das  Sprichwort  tiI  tijira  tiLv  nq  O-üvurov  b. 
Suid.  III,  p.  434  oder  Paroemiogr.  I,  p.  454:  i-xl  rmv  TQcuxovra  rta 
xUTUyivojnxofifyCü  üayaroj  nQooiiff(jtTO  XQia,  ti,(poq ,  ßfjoyoq,  xwffiov,  was 
freilieh  Scbol.  Aristoph.  Ran.  546  für  Theramenea  so  luodificirt  : 
doxfiT  xul  ovroq  ruvra  tu  rqla  fTii,\prj<piauridni-  inl  l^rj/uiu,  tj  öfaßdin&ui 
iv  |)/ilw  ^  TiifZv  y.oivfiov  ?)  ixtpuyilv.  .Jedenfalls  schwankt  die  Zahl 
der  Hingerichtete»  zwischen  1300  und  1500,  s.  Isoer.  Areop.  §.67, 
Lochit.  §.  11;  Aesehin.  F.  L.  §.77,  Seneca  Tranqu.  e.  3,  mit  Clin- 
ton F.   Hell.   II,  p.   425. 

12)  Lysias  aflf.  tyrann.  §.  22  :  rot?  ^fv  x{iiaxikiovq  araoiül^ovxuq, 
TOf'?  6\  uXXovq  noXixuq  ixxfxiiQuynhovq  ix  rov  üarioq  y  toi)?  öl  TQtü- 
xovra  fJf^  TTJv  avrrjv  yvuifATjv  l)(ovTuq   x.  r.  X. 

13)  Ueber  ihn  s.  Philoslr.  V.  Sophist.  I.  16  mit  Kayser  p.  222 
und  W.  E.  Weber  de  Critia  tyranno  ,  Frankf.  1S24.  4;  auch  N. 
Bach  Grit,  carra.  quae  supersunt,  Lips.  1827.  8,  und  mehr  bei  Hin- 
richs  p.  33—38,  Vater  in  .lahn's  Archiv  IX,  S.  214—219,  Scheibe 
S.   88  fgg.  mit  seiner  Grabschrift  oben  §.   70,  n.   9. 

14)  S.  Xenoph.   Hell.   II.   3.   15-56;   Diodor  XIV.  4  u.  5. 

§.  1G8. 

Nicht  lange  übrigeii.s,  so  glückte  es  einer  Anzahl 
vertriebener  Demokraten,  Thrasybul  nebst  Anytiis  ^)  und 
Archinus  ^)  an  der  Spitze ,  heimlich  von  Theben  unter- 
stüzt,  in  dem  Castelle  Phyle  5)  einen  Sammelplatz  für  ihre 
Partei  zu  gewinnen,  von  wo  aus  sie  sich  bald  der  Mu- 
nycbia  und  des  Piräeus  bemächtigten  und  den  Dreissig 
selbst  eine  Niederlage  beibrachten ,  welche  Kritias  das 
Leben  kostete  und  damit  den  Sturz  der  Uebrlgen  nach 
sich  führte  '^).  Diese  begaben  sich  nach  Eleusis,  dessen 
sie  sich  schon  vorher  durch  Gewalt  versichert  hatten  5)  5 
an  ihre  Stelle  traten  freilich  zunächst  nur  wieder  zehn 
andere  Oligarchcn  ^)  ,    welche    von    Lysander    unterstüzt 


494   Th.f^.    Der  atheHische  Staat.  CHI.  B.  Parteikämpfe. 

denselben  Weg  einschlagen  zu  wollen  schienen  5  doch 
die  Eifersucht  des  spartanischen  Königs  Pausanias  auf 
diesen  vermittelte  einen  Vergleich  ,  in  dessen  Folge  die 
Demokraten  als  Sieger  zurückkehrten,  die  Anhänger  der 
Gegenpartei  aber  sich  gleichfalls  nach  Eleusis  zurückzo- 
gen'')  und  von  hier  aus  ihre  Anstalten  zum  Widerstände 
fortsezten ,  bis  es  Thrasvbul  gelang,  nach  dem  Falle  ih- 
rer Häupter^)  die  Eintracht  auf  den  Gruud  einer  allge- 
meinen Amnestie  wiederherzustellen  ^).  Diese  Amnestie 
dehnte  sich  übrigens  über  alle  Gesetzwidrigkeiten  aus, 
welche  in  den  Zerrüttungen  der  vorhergehenden  Kriegs- 
zeiten vorgefallen  seyn  mochten  ^°),  und  verbot  deren  Ver- 
folgung 5  mit  Euklides  Archontate  (Ol.  XCIV.  2  =  403 
a.  Chr.)  sollte  eine  ganz  neue  Aera  beginnen  ^^),  und  statt 
der  entarteten  Demokratie  Solons  Gesetze  in  ihrer  Rein- 
heit, nur  mit  den  zeitgemässen  Modificationen  zurückkeh- 
ren, welche  eine  eigens  gewählte  Gesetzgebungscommis- 
sion beschliessen  würde  5  dann  aber  das  Ganze  unter  die 
erneuerte  Obhut  des  Areopags  gestellt  werden  ^^). 

1)  Sokratcs  Dacbmaligea  Ankläger,  s.  Lyslas  Agorat.  §.78,  Pla- 
lon.  Meno  p.  90  A,  Xenoph.  Hell.  II.  3.  44,  Isoer.  Callim.  §.  23, 
und  mehr  bei  Ducker  ad  Petiü  legg.  p.  427  ,  Luzac  de  Socr.  cive 
p.  i32,  Freret  in  M.  de  l'A.  d.  I.  XLVII,  p.212,  Forchhammer  die 
Atheaer  u.  Sokrates  S.  35.  G7.  80  ,  und  was  ich  sonst  in  m.  Abb. 
de  Socralis  acc-usatoribus  vor  dem  Ind.  lect.  Gott.  18.54 — 55  ange- 
führt habe. 

2)  Vgl.  Aeschin.  F.  L.  §.•  176.  Ctesiph.  §.187;  Plutarch.  glor. 
Athen,  e.  1  u.  8 ;  Aristid.  Leuctr.  If,  p.  661,  und  mehr  bei  Ruhnk. 
Hist.  oral.  gr.  p.  xlii,  Wachsmuth  I,  S.  657;  Sievcrs  (icsch.  Griech. 
S.  107;  Bake  Schol.  hyporan.  III,  p.  51  fgg.  Bei  Demosth.  Timoer. 
§.  135  heisst  sein  Sohn  Myronides  ;  möglich  dass  er  selbst  Sohn  je- 
nes alten   Feldherrn   (§.    1.58,  n.   6)  war? 

3)  Vgl.  Xenoph.  Hell.  II,  4.  2  und  zur  Topographie  Leake  in 
Transact.  of  the  Soc.  of  lit.  I,  2,  p.  205  fgg.  und  Westermann  l)e- 
men  v.   Attika  S.  129  ;  auch   Ross  griech.   Königsreisen   II,  S84fgg. 

4)  Xenoph.  Hell.  II.  4.  19;  Cornel.  Nep.  V.  Thrasyb.  c.  1—3, 
üiodor.  XIV.  .32,  Justin.  V.  9,  Pausan.  I.  29.  3,  IX.  11.  4;  Tgl. 
Sievers  p.   54   fgg.    100   fgg. 

5)  Xenoph.  II.  4.  8;  vgl.  Lysias  Agorat.  §.  44  und  lüratosth. 
§.  52,  •woraus  wir  sehen  ,  dass  sie  ähnliches  auch  mit  Salamis  be- 
absichtigen mochten  (Leon,  s.  Plat.  Apol.  p.  32  C ;  Xenoph.  Hell. 
II.   3.   39;   Andoc.    Myster.    §.   94). 

6)  Xenoph.  II.  4.  24;  vgl.  Lysias  affect.  tyr.  §.  14  und  Kra- 
toath.  §.   64 :    ol    i\   »i?  to'    uaxv    ik&ivxKi    toi)?    ii\i>  A    ilißukov  nkijv 


§.  168.      FTtederherstellung  der  Demohraiie.       495 

*«rf«vo<r  xal  'HouToa&hoi.<;,  ixQXovTU^  dt  xoxk  fx»'ro.?  ix&iarovq  iUovro, 
«yovV.rot  dc^aio>^  a>  vno  tÖjv  avxCv  roik  T*  A  ^.Otto&a,  ^''\V'\'\  ? 
nnua.fi  cp.kfZn&cL,  .  .  oX  doy.ovyrf<;  ilviu  IvavTMXUtoi  XaQt.xi.tL  (Aristoi. 
Pol.  V.  5.  4)  X«;  KgiTUf  xal  T/7  f«tivo)v  haiQtUt,  initdy]  uvxovq  «? 
rvv  ai'Av  xariai?ia<.iv,'noXv  ^'t^Ko  oxAaiy  xul  niXtfio*  j7ilrov<;  f^ 
ritcnruti  ror?  ^1  »oTfo?  tnoi^nay.  insbes.  .iber  Isoer.  Call.m.  ^.5 
fgg.  18  fgg.  Auch  ötKudov/oL  nacb  Harpocr.  p.  /5;  was  aber  die 
T«T«erixo.T«  ^trü  rork  t(u«xo»t«  rmooruyrt^  'AOyryoc  bei  Poll.  lA. 
100  und  Eustath.  ad  Uiad.  XXIII.  88  betrifft,  so  beruben  sie  .vobl 
nur  auf  Verwecbselung  mit  den  §.  146.  n.  10  erwähnten  ^  lerz.g  und 
verdächtigen  sich  noch  mehr  durch  den  Anachronismus  v/oi«it  nicht 
etwa,  wie  Voemel  de  Euripide  casu  talorum,  Irankf.  1H47,  4,  p.  O 
Plauht,  der  aus  Aristoph.  Ecc).  82.5  behannte  ,  sondern  nach  Ath. 
VI  51  der  Dichter  Euripides  dazu  gerechnet  wird;  s.  Schneidewiu 
ad  Heraclid.  Pol.  p.  77  u.  112.  Ersterero  gebührt  nur  der  Finana- 
vorschlag  der  rtTTUQa>iooTr, ,  über  dessen  Inhalt  wir  aber  freilich  auch 
mit'Grote   IX,  p.   518  unsere   Unwissenheit  bekennen  müssen. 

7)  Xenoph,  II.  4.  38:  ol  dt  d^^nu^av  ,  fy'  Srt  tlQyvtjv  ^iv  h^i-v 
nnk  dU^kovc;,  dnüya.  ä\  ini  rn  taxnwv  i^üorovc;,  nkijy  twv  t^u.xovt« 
xo:  Twv  i'vStv^a  rtal  xö.v  tv  tw  ntcQnut  «'(;|«vtwv  dfx«  •  »  d*  rm?  9>o- 
Äorrro  xwv  f£  liaxto^,  l'öo^tv  nvxoXq  xyv  'Ehvolva  ^«^"'f*'";  ^S'"  ^^Y" 
sias  Agorat.   §.  80  und  im  Allg.   Wachsmuth   I,  b.   647  igg. 

8)  Xenoph.  II.  4.  43:  vax(Qü)  dt  XQ^voi  flxovou^xtq  Ihovg  fiio&ov- 
a&at.  Toi)?  iv  'EXtvatvL,  oxQuxfvad^tvoi.  naySr],xil  in  arxovg  tov<;  ^tv 
oxgax7}}ov<:  avxwv  i?  kiyovq  tk&ivxa^  clntxrt^vnv ,  toE?  dt  «AAo.S/5- 
7.it/.«vTK  xovg  9Ü.ovg  xal  drayxalovg  intcour  ix^yuXXayyvar  xa.  o//o- 
cayxtg  oQ>^ov<;  ^  n>^v  fi?}  ^vr/o.>cay7Jon.  ,  ?z.  xr»  vv.  ofiov  noXntvovxrn. 
Dass  manche  der  Dreissig  auch  entkommen  sejcn,  schhesst  S.evers 
de  Xenoph.  Hellen,  p.  58  aus  Lysias  Eratoslh.  §.  3o;  »l'^/  K'"^" 
aber  begriflF  die  Amnestie  mit  ein,   Demosth.  adv.  Boeot.  de  dote^.3^. 

9)  S.  den  Schwur  bei  Andoc.  Myster.  §.  90:  x«i  ov  ^.»yaixax^'ffa» 
TÄv  noÄ.T(5v  o,)d,W  fs.  Markland  ad  Lysiam  p.  864  Rsk.  und  die 
Erkl.  zu  Aristoph.  Plut.  1147)  nkrjv  xwv  xqmmvxu  nnl  twv  fväf>,a(xuc 
xüly  d.'x«,  vgl.  Sluiteri  lect.  p.  136),  ovdl  xomo,v  S?  av  ^5%  tv&v- 
.«,  d.dc.a.  x^,  dr/.v^  ^\  r;o|.v.  Boecler's  Tbrasybulus  pacihcator  s 
de  amnestia  (Argent.  1642,  auch  Diss.  I,  p.  437-4/4)  ist  werthlos , 
dagegen  vgl.  Hinrichs  p.  46  fgg.  ,  wo  auch  auf  den  von  vielen  über- 
sehenen Unterschied  dieser  Amnestie  von  dem  obigen  frieden  des 
Pausanias  aufmerksam  gemacht  i.<!t ;  und  mehr  bei  »cheibe  S.  IJl 
fgg.,  Weissenborn  S.  213  fgg.,  Sievcrs  ficsch.  Griechenlands  S.  »0 
fgg.  ,   Kortüm   II,   S.  4  fgg. 

10)  Andoc.  1.  1.  §.  89:  x,k  n\v  6iAu.;,  o>  «We^Cj  y.alxu<;  ö Mi- 
me; tnoinaaxf  x.-oi«?  tlvai,  öniaai  iv  drjftoxQaxovnhjj  xjj  ncXn  tYivovzo 
(aber  Inoaa  int  xö,v  A  inqüxOv  <  V  ^^*V  id,>idol>T)  ,  t/  ^duf  r,  drjßoaUt, 
il^v(,a  t'iviu,  Demosth.  Timocr.  §.  56),  'önu,<;  /.//«  XQ^^'^  «^'»'"^'«t  ''^ 
(8.  63,  n.  1),  t^rixt  dl»fu  dvidiKOi  yiyvocvxo  (§•  14o,  n.  I),  nJ.Ku  twv 
l6Lmv  nv^ftoXaloiv  ,u  nQÜ^nc;  t'hv  xo,v  cJJ  d,j^onio>y  oTtoao.^  rj  y^n^'u 
tlaiv  i}  <pdan<;   fj  ivdnin<i  fj  dnaymyal ,    xoiWmv    ivtr^n  "^"^'L  ^""""^  "^^*;" 


bes.  aber  gehört 


dn'  Hi'xhlöov  uQXovxoq:    vgl.   oben   §.    \\b,   n.  y.      ins- 
rt  hierher  die   naQuyQnf?}  (§•    141,  n.    5)  '"V'^,-        1" 


C^T«.  najxov,  %(,.ov,,   Isocr.   adv.   Callim.   §.2,   d"«"  V^^f*;"!"*: 
heit  freilich   nach     Plalner's    Erinnerung    fProc.   u.   hl-    I  .   :>•    1'*-' 
1.58)    der    Chicane    wieder    neues    Feld     eröffnete.      A  gl.    "'"•    ''7'7 
Aßorat.  §,89    und  iusbes.    affect.  tyrann.  §.  28  mit  Scheibe  S.   141. 


496  Th.r.  Derathen.Staat.C.  III.  C.  Entartung  U.Ende. 

11)  Schol.  Aeschin.  Timarch.  §.  39;  vgl.  Wolf  ad  ßeinosth. 
)Lept.  p.  cxxviii  und  über  das  neue  Alpliahet,  das  auch  zur  epoche- 
machenden Bedeutung  dieses  Archontats  gehört  {r^  fifz'  ExAhidijv 
yiJutifjimiKtj),  die  Erkl.  z.  Plut.  V.  Aristid.  c.  1  und  Fischer  ad  Wel- 
ler, gr.  gr.  I,  p.  1,3,  Thiersch  in  Act.  philol.  Monac.  11,  p.  409, 
Rose   Inscr.    gr.   antiqu.  p.  xvi,   Franz  £lera.    epigr.    gr.    p.    148. 

12)  Andoc.  Myster.  §.  81 — 84:  yiul  iSo^t  firj  nvr]Oiy.uniZv  uXXtjXok; 
Tü)v  Y(y(VTjfAiv(i)v'  öo^avTu  di  i'/nVv  tuvtu  ilkfa&i  uvSfjuq  itKofJi.  {uQtariv- 
dayr ,  Poll.  Vlll.  112)  e7it/i(Xftf-'>-at,  ryq  nöXfcoq ,  ('o>q  äv  ol  vöftoi  ti- 
&(liv'  TfOtq  df  ;jfp^0^rtt  roVq  2ökwvoq  vöfioiq  xul  roZq  ^QriitovToq  &KJfiotq 
.  .  xal  nf/^<fiioua&f  d'oKifiuauvTtq  navTaq  lovq  vofiovq  th^  dvuyqu^ui,  iv 
TTj  OToü  TovTovq  Tojv  vcfi(i)v  ot  «V  doxijurtad-Mrii.  .  .  iniiduv  di  ri&watv 
ol  voftoi ,  (TtififXfia&oj  7j  ßoiikjj  Tj  *5  ' Aqtlov  Ttayov  zöiv  vöfio)v,  oTiwq  av 
itl  (tq'/ul  ToZq  Kfi.fxhoiq  yqwvrai:  vgl.  Scheibe  S.  148  fgg-,  Sievers  Gesch. 
Griecb.  S.96,  und  über  die  Psephismen  des  Tisamenus  (Andoc. §.  83) 
und  Diokles  (Demosth.  Tiroocr.  §.  42)  Petit  Leg.  Attic.  p.  194,  Meier 
Bon.  daninat.  p.  71  ,  Naber  de  fide  Andoc.  p.  5!,  Bake  Schol.  hy- 
pomn.  IV,  p.  12  fgg.  mit  Kayser  in  Held.  Jahrb.  1853,  S.  385  und 
Scbömann  Verf.gesch.  S.  89  —  94  ,  wo  zugleich  der  Versuch  des 
Phorniisius  zur  weitern  Beschränkung  der  Volksherrschaft  (üionys. 
Hai.  de  Lysia  c.  321  richtiger  als  von  Grote  Vlll,  p.  404  gewürdigt 
ist;  über  die  Redactionsarbeit  [ilvnyqaifTj)  des  Nikoniachus  aber,  die 
weder  für  diese  noch  für  die  frühere  ähnliche  Gelegenheit  nach  dem 
Sturze  der  Vierhundert  mit  eigentlicher  Gesetzgebung  verwechselt 
werden  darf,  die  Rede  des  Lysias  gegen  ihn  mit  Fr.  Vermooten 
Weijers  diatribe,  L.  B.  1839.  8,  und  Bergk  hinter  Schiller's  Ando- 
cides  ,  Lips.  1835.  8,  p.  140  — 155,  dessen  Irefl'llche  Ausführungen 
von  Hamaker  Quaest.  de  Lysiae  orat.  p.  76,  Scheibe  Vind.  Lysiac. 
p.  99,  Bake  1.  c.  p.  6  fgg.  nur  unwesentlich  berichtigt  sind;  8.  Vi- 
scher  Unters.  S.  23  und  in.  Abh.  über  Gesetz  Gesetzgebung  u.  s,  w. 
ia   Gott.  Gesellscb.  d.  Wissenscb.   IV,  S.  46   u.    66. 


«RITTER    ABSCHNITT. 

Entartung  und   Untergang 

§.  169. 

Desto  trauriger  aber  war  die  Lage  gegen  Aussen,  in 
welcher  Athen  jezt  aus  dem  peloponnesischen  Kriege 
hervorging  ^) :  ohne  Verbündete  .  ohne  hinreichende  Be- 
festigungen, ohne  Flotte,  ohne  Schatz  ^j,  konnte  es  sich 
der  vertragsmässigen  Abhängigkeit  von  Lacedaemon  ') 
nicht  eher  entziehen ,  als  bis  ihm  im  J.  394  der  offene 
Bruch  zwischen  diesem  Staate  und  Theben  (§.  40)  einen 
Auhaltspunct  darbot.  Mit  persischem  Gelde  stellte  der 
Sieger  von  Knidus ,  sein  edler  Bürger  Konon ,  seine 
Mauern  wieder  her'^)^  Iphikrates  schuf  ihm  für  die  Sold- 


§.  169.     Neue  Hebung  nach  Aussen.  497 

uer,    deren  es  sich  jezt  zu  hedienen    anfiug  ,    eine    neue 
Taktik  5)  3    und  wenn   es    auch    seine   und  Thrasybul's  ^) 
Eroberungen  im  antalcidischen  Frieden  wieder  herausge- 
ben musste,  da  ihm  seine  Unterstützung  des   cyprischen 
Aufstandes    den    grossen    König    entfremdet    hatte  ^),    so 
behielt  es  doch  durch    denselben ,    allein    von  allen  grie- 
chischen Staaten,  Lemnus  Imbrus  und  Scyrus  (§.  41j  als 
auswärtige  Besitzungen.    Dazu  kam  im  J.  377  eine  neue 
Bundesgenossenschaft  mit  Byzanz,  Chios,  Rhodus,  Myti- 
lene  und  andern  Inseln  ^),  durch  deren  Hülfe  es  in  Folge 
von  Chabrias  und  Timotheus  Siegen  ^)   endlich  im  Frieden 
des    Fiallias  ^°)    im    Jahre   371    die    Anerkennung   seiner 
Seeherrschaft  von  Lacedaemon  selbst  erlangte.     Ohnehin 
neigte  sich  von    nun  an  seine  Politik  mehr  zur  Freund- 
schaft mit  Sparta  3  die  boeotische  Partei,  obschon  aus  den 
Wiederherstellern    seiner   Demokratie    oder   deren  Nach- 
kommen *'),  und  Rednern  wie  Cephalus  ^2)  und  Aristo- 
phon  ^5j  bestehend,  vermochte  jezt,  wo  keine  Oligarchie 
mehr  zu  befürchten  stand  ^+),  den  alten  JNachbarhass  um 
so  weniger  zu  überwinden,  als  Thebens  wachsende  Macht 
überhaupt  und  die  neue  Zerstörung  von  Plataeainsbesondere 
die  Eifersucht  der  Athener  reizte  ^^),  während  Lacedae- 
mons   Hülfgesuch    ihrer    Eitelkeit    schmeichelte  *^).      Lag 
es  daher  auch  nicht  in  ihrem  Plane,  die  Herrschaft  die- 
ses Staats  vertheidigen  zu  helfen,  so  suchten  sie  doch  mit 
kluger  Schonung  ihrer  Kräfte  das  Gleichgewicht  zwischen 
ihm  und  Theben   zu   erhalten,  und  standen  auf  diese  Art, 
als  der  Erfolg  der  Schlacht  bei  Mantinea  im  J.  362  diese 
Bemühung  gekrönt  hatte,  unbestritten  wieder  als  der  erste 
Staat  Griechenlands  da'''),  eifrig  bemüht  jeder  Erhebung 
eines  andern  zu  wehren  ^^) ,  so  wenig  sie  allerdings  der 
innere  Zustand    ihres    Staats  zu    einer  kräftigen  Ausfuh- 
rung dieses  Systems  beruhigte. 


!)  Lysias  Agorat.  §.  46  :  *rt  6\  rd  Ttix'7  w?  xoT^oxa'flo?  "«*  o» 
vr^K;  Totq  noXf/aioig  na()fd'o&rjnnv  xul  xu  i/iwqiu  'xu&tn)f&t]  .  .  xal  ij  6v~ 
vttniq  "tnanu  x^?  noAfoj?  :itn>fXv&r^,  warf  nr]d\v  di.ittpf{)fiv  rf/q  fXd/iarTf^ 
Ttokfioq  Tt/v  no'/.tv.  Vgl.  Xenopli.  Hell.  II.  2.  20,  Üemosth.  Cor.  §.  96, 
Diodor.  XIII.    107,   IMul.   V.    Lviand.   c.    14. 

I.  na.  4.  Aufl.  Ij 


498   Th.  V,  Der  aihen. Staat.  C.  III.  C  Entartung  u.  Ende. 

2)  Lyslas  Nicomach.  §.  22,  Ueber  die  Schuld  von  100  Talen- 
ten an   Lacedaemon  s.   Demosth.  Lept.  §.  12  und  dazu  Wolf  S.  227. 

3)  Tov  uvrov  f](&Qov  xal  qilkov  vofiL^ovruq  AatiiSatfiovIoiq  enia&at 
xnl  xuTft  yrjv  xal  xaxu  ß-akaxTuv  onoi,  nv  T^ySjvTai^  Xenoph.  1.  c,  vgl. 
oben  §.  40,  n.   5. 

4)  S.  oben  §.  40.  n,  10,  und  mehr  bei  Wolf  ad  Lept.  p.  286 
und  Wachsmuth  I,  S.  617,  insbes.  Xenoph.  Hell.  IV,  8.  10-16, 
und  s.  Biographie  von  Cornel.  Nepos ,  dessen  Annahme,  dass  er 
nicht  in  persischer  Gefangenschaft  gestorben,  durch  Lysias  de  Ari- 
stoph.  bonis  §.  39 — 41  bestätigt  wird,  vgl.  Schol.  Aristid.  Panalh. 
p.  269  Dind.  Noch  Pausanirs  (I.  29.  13)  sah  sein  Grab  auf  d«m 
Ceramikus. 

5)  S.  Sicvers  Gesch.  Griech,  S.  118  fgg.  und  mehr  oben  §.  30, 
n.  14—10;  insbes.  C.  Rehdantz  Vitae  Iphicratis ,  Chabriae ,  Timo> 
thei  Atheniensium ,   Berl.    1845.  4. 

ö)  Vgl.  Xenoph.  IV.  8.  25—30,  und  mehr  bei  Sievers  S.  104 
%ff')  namentlich  auch  zur  Unterscheidung  des  Steiriers  Thrasybulus 
von  dem  gleichnamigen  Kollytier  (Sauppe  Epist.  cril.  p.  20;  Böh- 
necke  Forsch.  S.  651).  Wiederherstellung  der  dfxi'tTT^  (§.160,  n.  12) 
bei    Byzanz ;  vgl.    Demosth.   Lept.  §.  60   und  Böckh  Staatsh.  I,  S.  546. 

7)  S.  Xenoph.  IV.  8.  24  mit  Lys.  de  Aristoph.  bon.  §.  20  u.  43, 
vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  194  ;  auch  V.  1 .  10,  und  im  Allg.  über  Zeit- 
verhältniss  und  Begebenheiten  des  cyprischen  Kriegs  (390  —  380? 
Diodor.  XIV.  98,  XV.  8)  Spohn  ad  Isoer.  Paneg.  p.  xxxii — xxxviii, 
Clinton  F.  H.  II,  p.  278—281,  Sievers  S.  357  —  300,  P.  J.  Leloup 
vor  Isocrates  Evagoras  ,  Mogunt.  1828.  8,  Engel  Kypros  I,  S.  309, 
C.  Theiss  de  hello  Cyprio,  iroprimis  de  tempore,  quo  gestum  vide- 
tur  ,  N'ordhausen  1844.  4;  wohl  zu  unterscheiden  von  dem  im  J.  350 
bei  Diod.  XVI.  42  u.  46  ;  vgl.  Winiewshi  ad  Demosth.  de  Corona 
p.    64. 

8)  Diodor.  XV.  28:  Iräx&Tj  d'  uno  rjjq  xotv^q  yvwfirjq ,  ro  niv 
OVvkSqiov  iv  T«r?  Ad-^vaiq  avnä(j(i'nv ,  nöXiv  di  (n'  laijq  xal  fxfyäXrjv 
xal  fitxqdv  fiiüq  \pr](pov  xvQiav  (tvai,  (z.  B.  Xenoph.  Hell.  VI.  3.  19)* 
nnauq  d  vnuQxfi-v  ai'rovö/xovq  jjyifiöat  xQ(>'Mf'>'f'<S  'A&7/vai.otg:  vgl.  Isoer. 
Plataic.  §.  28  uud  Aeschin.  F.  L.  §.  70,  der  die  Zahl  der  Städte 
genauer  als  Diodor  c.  30  auf  75  bestimmt;  auch  Sievers  214  fgg. 
und  Rehdantz  p.  54  ;  insbes.  aber  jezt  die  neuentdeckte  Bundesur- 
kunde selbst  in  'EniyQ.  dvtxd.  Athen  1851  oder  Meier  Comm.  epigr. 
^  P-  4  fgg.  II,  p.  53,  und  Einzelnes  mehr  unt.  §.   172  n.  2. 

9)  Chabrias  über  Pollis  bei  Naxos  376,  Xenoph.  V.  4.  61,  Dio- 
dor. XV.  34,  Plut.  V.  Camill.  c.  19,  V.  Phoc.  c.6,  glor.  Ath.  c.  7; 
Timotheus  über  Nikolochus  bei  Korcyra ,  Xenoph.  V.  4.  G5 ;  vgl. 
auch  Dinarch.  Demosth.  §.  75  mit  Rehdantz  p.  59  fgg.  und  mehr 
(ausser  Cornel)  über  Chabrias  bei  Demosth.  Lept.  §.  75  —  78  mit 
Wolf  p.  293,  über  Timotheus  Isoer.  n.  uvriS.  §.  HO  fgg.  mit  J.  G. 
Pfund  de  Isoer.  vlta  et  scrlptis,  Berl.  1833.  4,  p.  15—17  und  was 
unten  §.   172,  n.   8  fgg.    weiter  citirt  ist. 

10)  S.  oben  §.  41,  n.  16  und  über  Kalllas  den  Daduchen  (Xe- 
noph. VI.  3.  3.)  Ciavier  in  M.  de  l'Inst.  Hist.  III,  p.  129  —  165, 
Herbst  ad  Xenoph.  Symp.  p.  xvii — xx ,  Meineke  Hist.  com.  graec. 
p.   131-135,  Böckh  Staatsh.   I,  S.  631   fgg. 

11)  Ol  ßotajTtf'/i^ovTfg,  8.  Xenoph.  Hell.  V.  4.  34,  Aeschin.  Ctesiph. 
§.  138,  Demosth.    Lept.  §.  146,    Plut.   V.  Pelop.    c.  14    und   insbes. 


§,  170.     Neue  Entartung  im  Innern. 

auch  daem.  Socr.  c.  1  i  odl  ßiv  lanv  u6iXipiöovc  &QaovßovXov  Avai- 
&fiä7]<;  f  >dl  dl  Tifto&fot;  Koy(ovo<;  i>loq ,  ovroi.  6  ^q^^'^o^  natdt?,  ol  6 
Slloi  TT^c  iTatQfiag  TTjg  7]fifTfQa<;  nüvTfq;  vgl.  Sievers  S.  297  fgg.  und 
Lachmann  S.  260. 

12)  Mt]6ifilav  xud-'  favroii  nünoTi  dtd(i)xwq  rot(;  noXirruc;  Xaßijv,  So- 
pater  in  Walz  Rlietor.  gr.  VIII,  p.3;  vgl.  Aeschin.  Ctesipli.  §.  194 
mit  Bremi  II,  p.  163;  auch  Dinarch.  Demosth.  §.  38.  76,  und  im 
Allg.  Ruhuk.  Hist.  orat.  gi-aec.  p.  xli,  Sievers  S.  301  ,  Wachsmuth 
I,  S,  657. 

13)  O?  layi'QoTaxoq  iv  ttj  TioXtrfiic  yfyfvr^rai,  Hyper.  pro  Euxen. 
p.  13;  vgl.  Aeschin.  Ctesiph.  §.  139:  nXfZarov  xqo*ov  r?}v  rov  ßoivtrin- 
iinv  vnoftfivaq  alriuv,  und  mehr  bei  Periz.  ad  Aelian.  V.Hist.  XI\'.  3, 
Rubnk.  1.  c.  p.  xlv,  Wolf  ad  Lept.  p.  367,  Sievers  S.  299,  Droysen 
in  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  J839,  S.  806,  Böhnecke  Forsch.  S.  482. 
659,  Wachsmuth  I,  S.  658  und  835,  Rehdantz  p.  218—223,  insbes. 
aber  A.  Schäfer  im  Fhilol.  I,  S.  188  t'gg.  ,  auch  S.  215  fgg.  über 
seinen  Demos  Azenia,  der  allenthalben  vorauszusetzen  ist,  wo  nicht 
die  bestimmte  Beziehung  auf  einen  andern  Namensverwandten  nach- 
gewiesen  werden  kann. 

14)  Wachsmuth  I,  S.  656:  ■  rein  politische  Hetaerien  einer  oli- 
garchischen  Partei  kommen  nicht  mehr  vor  «.  Schwache  Nachklänge 
8.  bei  Sauppe  de  causis  magnit.  extr.  und  Sievers  S.  309;  Anspie- 
lungen wie  Demosth.  Rhod.  libert.  §.  33  bezwecken  wohl  nur  Ver- 
unglimpfxng. 

15)  S.  Demosth.  Symmor.  §.  33,  Lept.  §.  105  und  mehr  bei 
Voemel  ad  Olynth.  I,  p.  62  und  Grote  X,  p.  215;  über  Plataea 
namentlich  Diodor.  XV.  46  mit  Isoer.  ad  Philipp.  §.  53  uud  Reh- 
dantz p.  75  fgg.  ;  auch  Aristides  hierher  gehörige  Prunkreden  T.  l, 
p.  610  fgg.   Dind. 

16)  Xenoph.  Hell.  VI.  5.  33  fgg.,  Diodor.  XV.  63;  vgl.  De- 
mosth. Cor.  §.  98,  und  Isoer.  Areop.  §.  65  :  ngtoßiig  IXd-öviaq  na^' 
uvTwv  xal  diö'oyruq  rfj  nokfi  ttjv  uQyrjv  r^c  &uXütxtj<;  :  im  Allg.  aber 
Grote  X,  p.  222  fgg.  und  über  das  Haupt  dieser  Partei,  den  grosseu 
Redner  Kallistratus  (Wachsmuth  I,  S.  659,  Sievers  S.  304,  Böckh 
I,  S.  321),  mehr  bei  Moll  in  Symb.  lit.  Amstel.  V,  p.  37  fgg.  und 
A.  Schäfer  im  Philol.  II,  S.  580  fgg. 

17)  Koivol  TiQoarüxui.  rfjq  (tnävzojv  fXiv&fQiuq ,  Demosth.  Rhod* 
libert.  §.  30;  vgl.  Syntax.  §.  8:  wvl  dt  nQcorfvnv  fiiv  diiovrt  xal  tu 
dixatu  o^t'Cftv  uXXoiq,  Olynth.  III,  §.  27:  Aaxidai/uoficüv  ftiv  unoXmXö- 
Toiv ,  Qrjßuliüv  d  uax°Xo)v  o'vrwv  ,  xüiv  d'  uXXwv  oi'dfvog  ovxog  aliöxgioi 
nigl  xü)v  7H)(oxtiwv  vfiZv  uvxirü^aa&at ,  und  mehr  oben  §.  42,  n,  19 
mit  Grote   XI,  p.  280  fgg. 

18)  Vgl.  Demosth.  Rede  pro  Megalopolitanis  (Ol.  CVII.  1  = 
352  a.  Chr.  Diod.  XVI.  37)  und  die  gleichzeitige  Stelle  adv.  Ari- 
Stocr.  §.  102:  avfi(f!f()ft.  xjj  nöXn  ftrjxt  (ürjßaiovq  /Jirjxt  Anxfdaifiot'loiiq 
tu XV UV ,  uXXit  xoVq  ftfy  fl'ojxfitq  uvxinr'tXol't; ,  ToT?  df  liXXovq  xtvuq  fi'v««.* 
tx    yuQ    rov    xaiO'    ovxax;    txn-v    vfilv    i'tiÜqxii    fiiyiaxoK;  ovatv  doqiuXüf 

§•  170. 
Welt    entfernt  nämlich    ihre  ursprüng-liche  Reinheit 
wieder    zu    erlangen  ,    hatte   die  Demokratie  durch  ihren 

112 


500   Th.V.  Der  athen.  Staat.  C.  III.  C.  Entartung  u.  Ende. 

Sieg-,  wie  es  sich  bald  zu  zeigen  anfing,  nur  einen  Schritt 
weiter  zu  ihrem  Verderben  gethan  ').  Der  persönliche 
Einfluss  der  Redner  auf  der  einen  '^),  der  Feldherren  und 
sonstigen  erwählten  Beamten  auf  der  andern  Seite  ^j  stieg 
immer  höher  und  machte  die  Beschlüsse  des  Volkes  selbst 
zu  Werkzeugen  ihrer  eigennützigen  Absichten'*)^  die 
Auszeichnungen ,  die  dasselbe  an  sie  verschwendete  ^j, 
erschienen  selbst  dem  Besseren  als  die  sicherste  Gewähr 
der  öffentlichen  Wohlfahrt  ^)^  und  so  wenig  sie  dadurch 
auch  vor  den  Verfolgungen  der  nie  ruhenden  Sykophan- 
tie  geschüzt  waren  '^) ,  so  bot  ihnen  doch  der  Leichtsinn 
und  die  Begehrlichkeit  der  Menge  stets  leicht  zu  be- 
nutzende Blossen  dar  ^).  So  kehrte  jezt  die  Bedrückung 
der  Reichen  ^)  und  die  Vergeudung  des  Staatsvermögens 
zum  Privatnutzen  des  Demos  in  gesteigertem  Maasse 
wieder  *o) :  derselbe  Agyrrhius ,  der  durch  Schmälerung 
der  komischen  Dichter  den  Staat  einer  wirksamen  Con- 
trole  seiner  Schwächen  und  Fehler  beraubt  hatte  *^), 
stellte  schon  um's  J.  396  die  Besoldung  der  Bürger  für 
ihre  Theilnahme  an  den  Staatsgeschäften  her  ^'^)  ^  und 
insbesondere  war  es  Eubulus  von  Anaphlystus,  der  wäh- 
rend seiner  langen  und  einflussreichen  Verwaltung  der 
öffentlichen  Angelegenheiten  im  Interesse  einer  kleinen 
aber  vielvermögenden  Partei  ^5)  die  ganze  Spannkraft  des 
Staats  sowohl  durch  sonstige  Verwöhnung  des  Volkes  ^'^) 
als  namentlich  durch  die  Maassregel  lähmte,  welche 
alle  Ueberschüsse  der  Staatseinnahme  der  Theoriken- 
casse^s^  zur  Vertheilung  an  die  Einzelnen  oder,  was  auf 
dasselbe  hinauslief,  zur  Bestreitung  der  öffentlichen  Spei- 
sungen zuwies,  die  durch  die  Vermehrung  der  Festtage 
zu  einer  ganz  unverbältnissmässigen  Höhe  gestiegen  wa- 
ren ^^).  Solche  Missbräuche  mussten  dann  aber  auch  auf 
Athens  äussere  Stellung  um  so  nachtheiliger  zurückwir- 
ken, als  die  Bürger  den  Kriegsdienst  jezt  fast  ausschliess- 
licL  gedungenen  Söldnern  überliessen  '^) ,  deren  Führer, 
auch  abgesehn  von  der  Unfähigkeit  oder  Zweideutigkeit, 
der  auf  solche  Art  nicht  selten  die  Kriegführung  anheim- 
fiel'8),    schon   aus   Mangel    au  Sold   Athens  Verbündete 


)\*  §.  170.     Neue  Entartung  im  Innern.  501 

selbst  brandschatzen  oder  auf  eigene  Hand  Abenteuer 
suchen  mussten  ^^j,  ^vährend  jene  sich  daheim,  dem  Ver- 
gnügen und  müssiger  Neugierde  nachhängend  ,  in  Be- 
schlüssen erschöpften  ,  die  nie  zur  Ausführung  ge- 
langten 20^. 

1)  ^  sensible  change  in  ^thenian  patriotistn,  Grote  IV,  p.  240; 
vgl.  Lysias  affect.  tyrann.  §.  29  %g. ,  Aescbin.  F.  L.  §.  177,  und 
mehr  bei   Sievers   S.   89   fgg.  und   Waehsmutb   I,   S.   650 — 677. 

2)  Demosth.  Olynth.  III,  §.  31  ;  xj'otot  julv  rüv  uya&öjv  ol  noh- 
Tfvoftivoi  y.ul  difi  rovTOjv  unuvxa  noaTTtrai  •  i'fifTg  d  o  d^uo?  iv  nntj- 
gfToi'  xal  ngoa&rjXTji;  fJtfQU.  ytyfv^a&i,  ((yanwvTiQ  fuv  i^iTuStöwni  &foi<ji- 
xöiv  V4*iv  jj  ßoi^ia  n^'^.Twotv  ovroi,;  Tgl.  de  cor.  trierarcb.  §.  13 — 21 
und  Androt.  §.37:  ol  i&-udig  xul  ovifOT^xÖTiq  ^r^TOQfq:  auch  Aescbin. 
Ctesipb.  §.  251  :  o  öf  drjftog  aiantQ  :iuQayiytjQaxojq  tj  naQuvoiaq  iakw- 
xojq  avTo  ftovov  rovvofia  t;;?  drjfioy.Quriaq  nfgmoifZrai  ,  TW»  ö  tQyojv 
fTfQoiq  TiaQa>i(yü)Qj]Xi ,  und  die  öivaania  uvxl  drjßoxguriag  Andoc.  de 
reditu  §.  27. 

3)  Tlgtcßilai  T(  xal  (STQaTTjyLai  Ath.  VIII.  15;  vgl.  oben  §.  15.3, 
n.  11  und  die  öftere  Zusammenstellung  von  ciTQnrr/yoq  und  qi^tojq, 
Isoer.  Pbilipp.  §.  81,  Demostb.  Aristocr.  §.  184,  Hyperid.  Demosth. 
col.  8  im  Pbilol.  III,  S.  628,  auch  Plut.  V.  Pboc.  c.  7:  oQ(ßy  öi 
rovq  rd  xotvu  riQanoovrnq  xuri  SiT^QTjfiffovq  warifQ  r'tno  xi.r^Qov  xö  örpa- 
tiqyiov  xal  To  ß^ua ,  mit  Demostb.  Olynth.  II,  §.  29,  und  noch  all- 
gemeiner Lysias  .Ale.  I,  §.  21  ;  *f<v  df  riviq  twv  «p;^ovrajv  ßorj&waiv 
«i't6u   *7rtdft$tv  TTJq  fuinöJv  dvväftiojq  noioi'ntvoi.  x.r.k. 

4)  Demosth.  Lept.  §.91:  intiör]  äi  tÜv  TioXirtvofifvwv  riviq  diiyT^- 
&(triq  -.  .  xuxiaxiX'uauv  uvxoXq  i^iVrai  vo/no&eTfVv  urav  Tiq  ßovkrjxai  xal 
ov  UV  Tvxjj  TQOTiov:  vgl.  Tiniocr.  §.  142:  ol  nag'  Vf*Zv  grjxogiq  .  . 
oaot  fttjvfq  ftixQov  dfojifft  vo/.to&fTfZv  xu  uvxoVq  aii/xtpigovra:  auch  Isoer. 
Areop.  §.  25,  Plat.  Gorg.  p.  502  E,  Lysias  pro  Polystr.  §.  17  und  de 
Niciae  fratre  §.  16:  oi'^  o  rt  ov  xf/  nöXfi  ßfXxiaxov  ^  xovxo  ol  grjxoqiq 
Xfyovaiv  «AA    uq>'  0)v  uv    ax>xol  xigdcuvitv  fifklatai,   xavxa  vfiftq  \pijq!iXiod-i. 

5)  Aescbin.  Ctesipb,  §.  177  — 189:  il  f4?j  xnxaXvatxi  xuq  uf9-ofovq 
xavxuq  äujgfaq  x(tl  lorq  ilurj  Sidonivovq  axffKVovq ,  oii&'  ol  xtumufvoi 
/ilgiy  i'ftZv  fXnovxni,  oit*  t«  x^q  noXfwq  TiQÜyfinxu  i:iavoo&u&^Ofxai.x.T.}..: 
vgl.    Isoer.   Callim.   §.  65  und   Demosth.   Aristocr.   §.    196  fgg. 

6)  Demostb.  Lept.  §.  108:  xyjy  öf  xöJv  dr/uotv  tXfV&fginv  tj  xmv 
aya&öiv  uvÖqmv  «/tiAA«,  tjv  fnl  xuZq  nugit  xov  6tjuov  dwQinZq  ngoq  (av- 
rovq  ;iotoi*vTat,   <ffv).üxxfi:    vgl.    Lycurg.    Leoer.  S.    10. 

7)  Demostb.  Theocrin.  §.  63:  vnoftivfxf  Xiyövxuv  at'i&lv  <aq  ^ 
%ov  drjfioxi  awTTjgift  6iu  xöiv  ygaipo/ifvuv  xul  ovxoginvxovvxüJv  iaxiv  •  U)v 
yhoq  f^wkioxiQov   ovdiv   iaxtv  x.x.k. 

8)  Demosth.  Aristocr.  §.  100:  ijdrj  öf  xivn  tiöov  yQatprjv  nyo)vi- 
i,ofifvov  nnQnvo fi,ii)Vf  xolq  vo/toiq  ^ufv  (tXiaxo/ifvov ,  (uq  dJ  ai'nqifQovS-  fftZv 
yfygaifif  kfyftv  inf/nQovvxa:  vgl.  Olynth.  III,  §.22:  i^  ov  d'  ol  SifQio- 
TÜvxfq  l'/*üq  ovxoi.  TiKfTjvnoi  (ttjxogfq '  xi  ßovkfn&t'  xi  ypügxo'  xL  vftTv 
^(igiatDuai'  rnjonfnojnt  x^q  nnQHi'iixrc  tjdoyfjq  xul  yrtQtxoq  xit  xijq  llvXfwq 
nQi'tyfiuxa:  auch  Pbilipp.  I,  §.  i7  :  *»*v  6  tlq  roiid-  rjxn  xd  ngayfiaia 
aiaxi'yrjq ,  oioxf  xöjv  GxgarT^yoiv  l'xunxoq  dlq  xal  xqlq  xQiytxai  nag  Vftiv 
nigl  &uyüxov ,  und  Aescbin.   Ctesipb.  §.    192. 


502  Th.  F.  Derathen.  Staat.  CHI.  C.  Entartung u.  Ende. 

9)  Demosth.  Olynth.  II,  §.  30:  ti  dl  roZ<;  /A,iv  üjotiiq  ix  rvQU>vi- 
«Toc  vfttv  intruTTiiv  anodwafTi ,  Tor?  cJ  uvayxuL,ia&ftt,  rgir^Qu^xilv  tlaqif- 
giiv  arguTivta&at,  rotg  6f  ■tp7](pl^(a9-ai  xara  tovtojv  ftovov,  ükko  di  /xTjä^ 
oTiovv  aX'fiTiovtXv,  ov)(l  yivTjOfxai  rüv  SfövTWv  xfiiy  ovöiv  iv  xatgü  :  vgl. 
Everg.   §.   54  und  mehr  bei  Orell.   ad   Isoer.  n.  uvrid.  p,  265. 

10)  Isoer.  Panath.  §.  140:  Ix  rwv  xoivwv  rat?  lälaig  dnogiai^ 
ßotj&ilv  i^j]xovvT((;',  Aristoph.  Eccles.  206:  t«  drjiJiöai.u  ydg  ßia&otpo— 
üovvTfi  }(Q7JfiaTa  l^La  axomlad-  uTiuvrtg  o  xi  xk;  xigdard;  Aeschin. 
Ctesipb.  §.  251:  unfgxia&f  ik  lüv  ix^Xr/rsiäv  uv  ßovXfvaunivoi. ,  uXk' 
otantQ  ix  twv  igdvojv  t«  nigiovxu  vfifiünfvoi:  Tgl.  die  Anekdote  von 
Demades  bei  Flut.  Praec  polit.  c.  25  and  dess.  quaest.  Piaton.  X.  4 : 
xal  TO?  öiavoficitq  xov  nokirtvftuxoq ,  we  ikfyt  Aq/iuÖTj^ ,  xokXav  ofo/4u- 
fwv  XU   &eü)gixa   xrjq  dijuoxgaxiaq. 

11)  Scbol.  Aristoph.  Eccles.  102:  J  '^yi'ggioQ  axgaxtjyoi;  &tj).v~ 
&giü')ör]^  .  .  roy  ixia&ov  xwv  noiTjxitiv  ovvfTfffi:  vgl.  Kan.  370  mit  Fritz- 
sche  de  carm.  Aristoph.  myst.  p.  64,  Cobet  Plat.  com.  reliqu.  p.  49, 
Meier  de  Aristoph.  Ranis  II,  p.  ix  ,  Böcl>h  Staatsh.  I,  S.  339;  und 
über  den  Verfall  der  Komödie  in  dieser  Zeit  überhaupt  Wachsmuth 
I,  S.  832  und  Bergk  in  Schmidt's  Zeitschr.  f.  Geschichte  1844  ,  S. 
218,  auch  Clinton  F.  Hell.  II,  p.  i. — lv  und  F.  Ritter  de  Aristoph. 
Pluto,  Bonn   1828.  8,  p.  34—46. 

12)  S.  §.  128,  n.  13  und  mehr  im  Allg.  bei  den  Ertl.  z.  Ari- 
stoph. Plnt.  176,  Meurs.  lect.  Attic.  VI.  4,  Slniter  lect.  Andocid. 
p.  96,  Sievers  Gesch.   Griech,  S.  111,  Böckh  Staatsh.  I,   S.  314. 

13)  Plut.  Praec.  polit.  c.  15:  enuivoiai  öi  xui  xov  ^Ava(fXvaxiov 
EvßovXovy  oxt  niaxiv  i'/ojv  iv  roti;  ftaXiaxa  xal  dvvufiiv  oi'div  xwv'EXXtj» 
vtxüiv  Ingu^fv  ovd  inl  öxgaxrjyLuv  rjk&iv,  nXX  inl  xd  ;f^)y^aTa  t«J«5 
favxov  tjV^Tjaf  t«?  xoi.vd<;  ngoaoäovq  xal  /iiyäXa  xijv  nöXi,v  uno  xovxwv 
(itfiXTjaiv:  vgl.  Dinarch.  Demosth,  §.  96,  Aristot.  Politic.  H.  4.  10, 
und  mehr  bei  Ruhnk.  Hist.  orat.  graec.  p.  lxv  —  lxviii  ,  Schneider 
ad  Xenoph.  de  vectig.  3.  7,  Böhnecke  Forsch.  S,  167.  173,  Wachs- 
muth I,  S.  675,  Böckh  Staatsh.  I,  S.  250.  316,  ürk.  d.  Seewesens 
S.  52.  61  ;  insbes.  aber  Schäfer  im  Philol.  V,  S.  1 1  fgg.  und  Freese 
Parteikampf  d.  Reichen  u.  Armen  in  Athen  S.  80  fgg.  Die  ver- 
kehrte Auffassung  bei  Grote  XI,  p.  461  hat  schon  Lachmanu  11, 
S.  29  nach  Verdienst  gerügt. 

14)  Theopomp,  b.  Ath.  IV,  p.  166  oder  Harpocr.  p.  130:  ärjua- 
yo)yo<;  ^v  imqiuviaxaxoq ,  iTUfifXjjq  xal  qitXoTiovoq ,  ugyvgiov  xt  av/vcv 
nogii^üjv  Tolg  'A&7]vaioi(;  diiviifii '  dio  xal  xrjv  nöXiv  inl  xrjq  xovxov  no- 
Xtxtiati   avavdgoxäxTjv   xnl  ga&Vfioräxi^v  avvfßij  ytvead-ai. 

15)  Vgl.  oben  §.  151,  n.  20  und  §.159,  n.  5  ,  hier  aber  insbes. 
d.  Erkl.  z.  Demosth.  Olynth.  I  §.  19  fgg.,  III  §.  10  fgg.  und  über 
das  Schicksal  eines  entgegengesezteu  Vorschlags  von  Apollodorus 
(Ol.  CVII)  adv.  Neaer.  §.  4  fgg.  mit  Böhnecke  S.  43.  176.  183  und 
W.  Hornbostel  über  die  von  Demosth.  in  Sachen  des  Apollodor  ver- 
fassten  Gerichtsreden,  Ratzeburg  1851.  4,  S.  35—42;  auch  O. 
Haupt  Demosth.  Stadien,  Colberg  1852.  8,  S.  29.  50  und  A.Schä- 
fer im  Philol.  V,  S.  19.  Nach  Ulpian  ad  Olynth.  I ,  p.  14  hätte 
jener  Vorschlag  sogar  Eubulus  zu  einem  Gesetze  veranlasst  ,  öavü~ 
rov  t^rjuiovad-ni, ,  n  xiq  im.yjigoirj  fffrunonlv  xd  &Kj>gtxd  oxguxivjxixd : 
oder  wäre  diese  Angabe  mit  Sauppe  (Demosth.  Orat.  select.  Goth. 
1845.  8)  und  Doberenz  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1848,  S.  849  nur 
ans   Missverständniss  von   Demosth.  F.   L.   §.   291   abzuleiten? 


,s\^  §.  i70.    Neue  Entartung  Im  Innern.  503 

•..,  16)  S.  Isoer.  Areop.  §.  29:  to?  fiiv  Im&iiavq  ioQxäq  ,  uU  foriw 
ftiq  Tiq  TCQoOfiT],  ixfyulornjfnwq  fjyov ,  mit  Gottesd.  Alterth.  §.  10,  n.  12 
und  mehr  bei  Böckh  Staatsh.  I,  S.  296  —  298,  namentlich  Lysias 
Nicomach.  §.  17  %g.  und  Den:osth.  Cor.  §.  118,  woraus  hervorgeht, 
dass  die  Theorikencasse  auch  diese  Speisungen  bestritt.  Nach  Isaeas 
Astvpbil.  §.  21  scheint  es  dass  sie  nach  Demen  statt  fanden  ,  wie 
die  Vertheilung  des  Theorikon  selbst  nach  Demosth.  Leochar.  §.  37; 
vgl.  Meier  Bon.  damnat.  p.  79  (gegen  Herald.  Anim.  p.  415^  und 
Böckh  I,  S.  309;  auch  Ind.   lect.   Ber.  1819—20  p.  6. 

17)  Vgl.  Meiners  Gesch.  d.  Wissensch.  II,  S.  611 — 614  und 
yftiS  ich  oben  §.  30,  n.  15  citirt  habe,  namentlich  E.  G.  Weber 
ad  Demosth.  Aristocr.  (Jena  1845.  8/  p.  xxix  fgg.  ,  wo  zugleich  F. 
C.  Rumpf  de  Charidemo  Orita,  ^Giessen  1815  4)  wieder  abgedruckt 
ist;  auch  Grote  XI,  p.  392  fgg.  und  Böckh  Staatsh.  I,  S.  403,  zu- 
gleich über  die  liiruaxvq  tütv  iivcov,  Aeschin.  Timarch.  §.  113,  C. 
Inscr.    I,  p.    145  u.  s.  w. 

18)  S.  Demosth.  Olynth.  II,  §.  28,  Aristocr.  §.  139,  Cherson.  §.  24, 
Pro'^em.  40  ubd  mehr  im  Alig.  oben  §.  153,  n.  15;  mit  Lachmann 
II,  S.  38 — 40,  hier  aber  iusbes.  Isoer.  de  pace  §.  55:  oU  d'  ovdili; 
UV  oi'/Tf  TifQi  iwv  Idiüjv  oiirt  nfQi  twv  y.otviZv  avußovXtvauiro  ,  tovtoxk; 
uvToyiQuioQa<;  txnfßnouiv  ,  und   de  permut.   §.    116:  vftitq  fi\v  yuQ  xf- 

QQTOVfljl     OTQUTTjyOVg     TOI'?    <i'^WOTOT«TOl»?      TOT?      00  flUOl.      Xul    Tiokkäxiq    IV 

ToTe  ^(vntoZq  OTQUTii'fiaoi  yiyiir/fifyoi>g ,  wo  zunächst  namentlich  an 
Chares  zu  denken  ist,  über  den  Plut.  republ.  sjui  ger.  c.  8:  roi- 
oVTOv  ihfti  Tov  fifXf.ovra  Tcü  axqnTTjyw  tu  aTQWnara  xofxi^fiv  :  vgl. 
Theopomp  b.  Ath.  XII.  43  oder  Diodor.  XV.  95  mit  Voemel  Pro- 
leg. Demosth.  Philipp,  p.  60,  Hulleman  ad  Ptolem.  reliqu.  p.  142, 
Rchdantz  Ipbicr.  p.  208  fgg.  ,  und  mehr  bei  H.  Cassian  ,  der  ihn 
freilich  in  ein  möglichst  günstiges  Licht  zu  stellen  sucht ,  Chares 
vor     dem    Richterstuhle    des    Aeschines     und    Demosthenes  ,     Hanau 

1848.  8  und  de   Charetis  Atheniensis  rebus  gestis  ac  moribus,    Marb. 

1849.  8. 

19)  Demosth.  Philipp.  I,  §.  24:  f|  ov  (J'  ai'r«  xaö-'  aiTU  rd 
5*V(xa  VfiZv  axQartvnai  ,  toi"?  <fLkov(;  vixä  xal  xovq  ov/u/uä/ovc; ,  ol  d' 
Ix&Qol  ^fitoi'S  xov  df'ovTo?  ytyövuai:  vgl.  Syntax.  §.  6  und  Plut.  V. 
Phoc.  C.  11:  xal  (iTJv  oi  yi  oi-fifta^oi  xal  ol  yr/atühai  Tor?  'A&^rtj&ev 
unoax6Xov(;  .  .  nokiftiovg  vof*i.,orxig  iqi(jnyvvvxo  xii)(rj  xal  /.iftivai  unt- 
^(ovvvoav  X.  T.  X. 

20)  Demosth.  ad  Phil,  epist.  §.  17:  T]fiit(;  öf  oi^'Jiv  noiovvT«;  h- 
&üdl  xu&rjixf&u ,  fifXXot'rt<;  uil  xitl  \j.Tj(fi^oixivot  xul  nvy&avcftfvoi,  xaxd 
TTjv  (lyoQuv  H  xi  Xiyfxai,  vfcoxfgov :  vgl.  Philipp.  I.  10,  Syntax.  §.  15 
u.  33,  Rhod.  libert.  §.  1,  und  mehr  bei  \\  achsmuth  I,  S.  664  und 
Voemel  1.  c.  p.  56  mit  Plut  glor.  Ath.  c  6  und  Justin.  VI.  9: 
iH  segniliam  torporetnfjtie  resoltiti  non  ut  olim  in  classcm  et  exerci- 
tus,  sed  in  dies  festos  aj)paratxi.<i(jue  ludorum  reditus  publicos  effim- 
dunt  .   .   freijuentius  scenam   (jiiain  caslra  visenies  etc. 

§    171. 

Der  wichtijjste  Schritt,  den  Athen  in  dieser  Zeit 
zur  Verbesserung^  seiner  innern  Zustände  that ,  war  un- 
streitig die  neue  Regulirun{j  der  dirccten  Verniögensteuer 


504  r/t.  V.  Der  athen.  Staat.  C.UI.C.  Entartung u.  Ende. 

oder  eio(poQa,  die  gleichzeitig  mit  der  Wiederherstellung 
seiner  überseeischen  Bundesgenossenschaft  unter  dem 
Archonten  Nausinikus  Ol.  C  3  rz  377  a.  Chr.  an  die 
Stelle  der  solonischen  Schatzungsciassen  gesezt  ward  ^j^ 
doch  brachte  auch  diese  Maassregel  sowohl  im  Principe 
als  in  der  Häußgkeit  ihrer  Anwendung  manche  Härten 
mit  sich.  Die  pflichtigc  Biii-gerschaft  ward  unter  der 
Oberleitung  der  Feldherren  ^)  in  Symmorien  getheilt,  de- 
ren jede,  wie  es  scheint,  aus  den  verschiedenen  Ver- 
mö'gensclassen  in  der  Art  zusammengesezt  war ,  dass 
ihre  Ttfirj/iiaTa ,  das  heisst  die  nach  den  einzelnen  Clas- 
seu  abnehmenden  Vermögenstheile  ^)  ,  auf  welche  die 
jedesmaligen  Steuerquoten  durch  die  eTiiygcccpsig  oder  diu- 
yga^eig  umgelegt  wurden  *) ,  zusammen  gleichviel  aus- 
machten 5  obgleich  aber  dieses  Steuercapital  selbst  bei 
der  höchstbesteuerten  Classe,  über  die  wir  allein  näher 
unterrichtet  sind ,  nur  ein  Fünftheil  des  wirklichen  Ver- 
mögens betrug  5) ,  so  lag  dieser  dagegen  als  eigene  Li- 
turgie zugleich  die  Last  ob,  als  Vorsteher  der  einzelnen 
Symmorien  für  die  übrigen  Mitglieder  den  Vorschuss  zu 
leisten  ^) ,  den  ihnen  dann  von  jenen  auf  dem  gewöhn- 
lichen Rechtswege  einzutreiben  überlassen  blieb.  Auch 
für  die  Trierarchie  begegnen  uns  in  Folge  der  Erschö- 
pfung ,  die  schon  früher  für  diese  Leistung  gleichwie 
für  die  Choregie^)  eine  Gemeinschaft  zweier  zuzulassen 
genöthigt  hatte  »),  seit  Ol.  CV.  3  =  357  a.  Chr.  ^)  ähn- 
liche Symmorien  ^o),  zwanzig  an  der  Zahl,  in  welche 
die  zwölfhundert  Höchstbegüterten  dergestalt  vertheilt 
waren,  dass  jedes  Schiff  von  einer  Syntelie  bis  zu  sech- 
zehn Personen  bestritten  ward**),  auch  hier  aber  wie- 
der die  dreihundert  Reichsten  *^)  für  die  Ausführung  ein- 
standen und  die  Kosten  dann  auf  die  übrigen  umlegten ; 
nur  machte  es  in  diesem  Falle  der  bereits  seit  längerer 
Zeit  eingerissene  Missbrauch  ,  die  ganze  Ausrüstung  an 
den  Wenigstnehmendeu  zu  versteigern  *'),  zumal  da  der 
Staat  jezt  auch  das  Geräthe  hergab  ^*) ,  gerade  den 
Häuptern  der  Symmorien  möglich ,  durch  wohlfeile  Ver- 
pachtung sich  selbst  von  allen  Zuschüssen  zu  befreien  '^], 


§.  171.    Finanzreform.     Symmorien.  505 

ohne  darum  den  selbstsüchtigen  Anspruch  auf  höhere 
Geltung  ihrer  Leistungen  aufzugeben  ^^).  Erst  Demo- 
sthenes  stellte  hier  um  die  nämliche  Zeit  ^'^)  ,  wo  ihm 
auch  die  Ueberschüsse  der  Staatseinkünfte  ihrer  militäri- 
schen Bestimmung  zurückzugeben  gelang  ^S),  das  richtige 
Verhältniss  wieder  her,  indem  er  mit  dem  Besitze  eines 
gewissen  Steuercapitals  die  Verpflichtung  zum  Unterhalte 
einer  Triere  verknüpfte,  so  dass  die,  welche  weniger 
besässen ,  bis  zu  diesem  Betrage  in  Syntellen  zusam- 
men treten ,  Reichere  dagegen  nach  Verhältniss  selbst 
mehr  als  ein  Schiff  ausrüsten  sollten  *9)^  und  er  konnte 
sich  rühmen,  dass  dieses  sein  Gesetz  eben  so  wohl  den 
Pflichtigen  als  dem  Staate  zu  Gute  gekommen  sei  ^*^). 

1)  Harpocr.  p.  277  :  dtTjfjtQijOav  öi  A&ijvutoi,  huto,  ai'fifiogiug  fnl 
JVuvai-vixoii  uQxovTOQ  ,  we  q>r/Oi  <Pi.Xö)(oQoq  iv  t^  Tiffinrt^  Ax&idoq  :  vgl. 
Uemosth.  Androt.  §.  44  und  mehr  im  Allg.  bei  Böckh  Staatsh.  1, 
S  667  fgg.  mit  H.  Amersfoordt  de  syramoriarura  apud  AtLenienscs 
instituto  ,  L.  B.  1821.  8  (vgl.  auch  Scbaefer  App.  Demosth.  I,  p. 
718  fgg.)  und  F.  G.  Parveidt  de  instituto  eo  Atheniensiuin  cujus 
ordinationera  et  correctioneni  in  orat.  ni^l  ai'ftftoQiöiv  suadet  Uemo- 
sthenes,  !\Iagdeb.  1837.  8;  über  den  Zusammenhang  mit  dem  neuen 
Bunde  aber  Meier  C.    epigr.   I,  p.  4   und  Grote  X,  p.    155  fgg. 

2)  Demosth.  Boeot.  de  nom.  §,  8  ;  vgl.  Wolf  ad  Lept.  p.  xciv 
und   Parreidt  p.  25. 

3j  S.  oben  §.  108.  n.  10  mit  Harpocr.  p.  283  oder  Suidas  III, 
p.  473  :  Xfytxui  d*  xiti  To  fx  Tiy?  oi'at«?  ila^fQOfifrov  na^  ixüoTov  %L- 
firjua'  xal(;  ovaiuK;  df  fxuarov  Tifir/fiara  n^oq  Xöyov  rf/g  <Svvuft((og  (m- 
&ili;  dixnioxuxov  naUxiv/xa  iiorjyrjaaxo;  vronach  Böckh  auch  Polybius 
(II.  62.  7)  auf  sein  richtiges  V'erständniss  zurückgeführt  hat:  ot» 
TOT*  xQivuvxii;  uno  xijg  u^iai;  noiiia&ui,  xitq  il?  xov  nöki/tov  liogioQuq, 
ixi./*T^anvxo  xrjv  xt  ;^(o^av  xr/v  Axxixt/v  anaauv  xal  t«?  olxiaq,  o/iioioiq  dt 
xai  T^v  Xotnr/V  ovaiui/'  «AA  o/iojg  xo  nv/A,Ji(xv  rifirj/xu  xtjq  n^iuq  h'fknt 
xwv  f^uxio/ikitov  dtaxoaiokq  xal  Tiffxtjxorxa  xaXüyzoK; :  vgl.  Parreidt 
P-  ^^  fg[g-  und  Schömann  Antiqu.  jur.  publ.  p.  322.  Lindnu's  >  theo- 
retisches Diagramm»  in  Zeitschr.  f.  d.  Aiterth.  1835,  S,  546  (vgl. 
1836,8.159)  kann  dagegen  überall  nicht  in  Betracht  kommen;  aber 
aach  Hüllmann's  (griech.  Denkwürd.  S.  54—60)  und  Bake's  (Sehol. 
bypomn.  IV,  p.  137  fgg.)  abweichende  Ansichten  halten  mit  Böckh's 
überzeugender   Einfachheit  keinen   Vergleich   aus. 

4)  S.  Bekk.  Anecd.  p.  236  und  Poll.  VIII.  103:  ovxot,  xu  otpH- 
XofifVtt  t(f>  fxiinxov  fxünxo)  trtfyQaqiov  xal  xovg  o\x  iloipfQovxnq  ilaT^yor 
<»?  xo  dixnoxTjQiov  ,  f7tfyQ(t<fov  äf  xul  xfi  riftr^ftaxu  'fx(xaioi,q  xaia  r^v 
d^iuv:  auch  txkoytlq ,  Suid.  I,  p.  692,  Pscllus  ed.  Boissou.  p.  103; 
oder  itnoy(irt<fHq,  Schol.  Plat.  Leg.  p.  850?  vgl.  Isoer.  Trapez.  §.  41 
und  mehr  bei  Böckh  I,  S,  212;  über  die  Quoten  {6o)dixüxr] ,  nivxTj- 
uooxi'i,  Demosth.  Symnior.   §.  27)  dens.   S.  675. 

5)  Demosth.   Aphob.   I,  §.   7:    ti;    yuQ   xijv   avft/togiav   vnig  i/tov 


506  Th.  V,  Der  athen.  Staat.  CHI.  C.  Entartung u.  Ende. 

avvFTU^avTo  xaru  xrxg  nivri  xul  nyioat.  fivüq  TifvruAoaiug  Squ^aidq  iXaipi* 
Qitv ,   caovniQ   ol  TH   fifyiaxu   y.otTi^fifvoi  Ti/^^ptura. 

6)  Demosth.  Mid.  §.  157:  r/yificöv  av/nf/oijiaq  v/ttv  fytvo/4tjv  iyoi 
iTT]  dfxu  Cnov  ToZq  nkoiiaKurÜToi^ :  vgl.  Aphob.  11,  §.  4  und  über  die 
nQoitotfoqre  selbst  Pantaen.  §.  37,  Pbaenipp.  §.  25,  Polycl.  §.  8,  wor- 
aus ich  aber  nicht  luit  Böckh  I,  S.  69ü  den  Scbluss  ziehen  kann, 
dass  es  dazu  immer  eines  besonderen  Volksbeschlusses  bedurft  habe; 
B.  auch   Parreidt  p.    19   und    Hüllmann   S.   56. 

7)  Seit  Ol.  XCni.3;  vgl.  3chol.  Aristoph.  Ran.  404  mit  Böckh's 
Nachtr.  z.   Staatsh.   S.   vi. 

8)  "Ot«  ai'v^i'o  ^fifv  ol  TQiijQUQ%oi ,  Demosth.  Mid.  §.  154;  vgl. 
Polycl.  §.  38  und  Arg.  Timocr.  p.  694  ;  auch  Lysias  Diogit.  §.  24 
. — 26  und  zur  Zeitbestimmung  ''Oi.XCll?)  Böckh  IJrk.  d.  Seewesens 
S.   177  oder  Staatsh.   I,  S.   709^ 

9)  Durch  das  Gesetz  des  Periander  ,  Demosth.  Everg.  et  Mne- 
sib.  §.21;  vgl.  Wolf  ad  Lept.  p.  cviii  und  Böckh  Seew.  S.  I78fgg. 

10)  Ob  ganz  dieselben,  ist  um  so  schwieriger  zu  entscheiden, 
als  die  Verpflichtung  zur  ilü(fooü  nach  Demosth.  Lept.  §.  28  jeden- 
falls einen  weiteren  Umfang  als  zur  Trierarchie  hatte  :  ol  fiiv  ikux- 
Tov  xfy.r?j/.civot  xov  Zfji.T^QaQX'-f^^  f'st«  ^X^'''"  *''  t«'?  flrKfOQuZq  avv%iXovaiv 
il<;  xov  Tioli/xov ,  ol  <f'  fqiixvovfiivoi.  toi'  TQttjquQyfXv  ilq  u/4q.orf(ja  X'nZv 
vnä^lovai  xg^oifiot.:  insoweit  jedoch  beide  zusammenfallen,  mag  man 
immerhin,  was  von  jener  berichtet  wird,  auch  auf  diese  übertra- 
gen; vgl.  die  diuxooiov;  xul  ;^tAtoj'C,-  Toi'e  ilaqiiQovxut;  xul  kitToinjyovv- 
zaq  bei  Isoer.  n.  rlvTid.  §.  145,  auch  Demosth.  Sjmmor.  §.  18  fgg. 
und  mehr  bei  Harpocr.  p.  277  und  Scbol.  Demosth.  Olynth.  II,  p.  26 
mit  Wolf  ad  Lept.  p.  xcv,  Sauppe  Ivpist.  critic.  p.  130,  Bake  SchoL 
hypomn.  IV,  p.    156,  Voemel  in   Zeitschr.  f.   Alterth.    1852,  S.    38. 

11)  Schol.  Demosth.  Mid.  p.  564:  ^iXiot.  yng  xul  ömxöoioi  ^aav 
ol  ToT?  TqirjQuQxiui.<;  ii(f:0)Qiaf4fvoi ,  Tot'zwv  df  Xoinov  rj  avvix/.itidtxu  tt/v 
TQirjQt]  inX^Qoi'v  rj  oi'vt^jh?  ^  oaoi  dTjnoTt;  vgl.  Harpocr.  p.  297:  ol 
TiXovamTnxot,  ^Ad-r]vuio)v  •/iXt.ot.  xal  diuxomoi,  rjaav  ,  ol'  xn*  i).tt.TovQyovv^ 
und  mehr  bei  Böckh   Seew.   S.    185   fgg.   und  Staatsh.   I,   S.  722  fgg. 

12)  Ol  x!}tuxooi.ot,  Demosth.  Pbaenipp.  §.  3;  vgl.  pro  Cor.  §-171 
und  dieeelben  für  die  fln<f:ogri  bei  Isaeus  Philoctem.  §.  60;  auch 
ov/^fioQKiQxui,  (Poll.  III.  53)  oder  TJytftövfq  xötv  avfi/xogiwv ,  Demosth. 
Cor.  §.  103;  ob  eins  mit  den  hiinfXrjTuiq  Everg.  et  Mnesib.  §.  24? 
Parreidt  p.  36  ;   Böckh  Staatsh.   S.   725. 

t3)  Demofth.   Mid.    §.   80;  vgl.   cor.  trierarch.  §.   7—16. 

14)  Demosth.  Mid.  §.  155  :  t«  nXrfgwfiaxa  rj  :iöAt?  nuQfXft  kkJ 
axivrj  diHwai:  vgl.  Androt.  §.  63  und  als  Ausnahme  Everg.  §.  23: 
ovätnwTioTt  tXußoy  oxivrj  fx  xov  vewqiov  ,  «MA  aixoQ  löUt  nuQfaxfvUi^ov, 
onoTf  äfoi,  "vK  w?  fkiixtaxu  ngüyttuxu  f/oi/<t  nQ6(;  ii^v  aöhv:  auch 
Bekk.  Anecd.  p.  236.  10  und  mehr  bei  Böckh  Seew.  S.  196  fgg. 
und   Staatsh.    I,  S.   718. 

15)  Demosth.  Mid.  §.  155:  ort  nqönov  ix\v  SiuxoaLovq  xal  X'Xi6v<; 
ninotr^xaxi  avvxikflc: ,  nug^  wv  flonQuxTonevoi  tuXuvtov  xakurTov  f*i,- 
a&ovai,  T«s  TQtTjQugxlaq  oItoi  .  .  üar'  uvxwv  ivioiq  t^  ukr]&ii(t.  xo  fAi]- 
dtv  rlvuXwnai  xal  doxftv  kiXuToi'gyijxirui.  nfgliaxi,:  vgl.  proCor.  §.  104 
fgg.   und   Böckh  Staatsh.    1,  S.  731. 

IG)  Vgl.  Demosth.  Mid.  §.  153:  rjfiHi  ol  Xnxoi'gyovvrfq,  jjnftq  ol 
nQonOifigovxiq  vfiiv,  TjiAitq  ol  nXovoioi  ioftiv,  und  über  den  politischen 


§.  171.     Finanzreform.     Symmorien.  507 

Einflass  derselben  Olynth.  II,  §.29:  nqöriqov  fCtv  ydQ  tioKffQiTtHara 
OVf*/xo(}iaq ,  vvvl  äi  noXirivia&f  xuru  avnno{)Laq-  §^zo)Q  yyffiuvixarf- 
Qwv  xal  aiQUTr/yoq  i'no  roxxw  xa2  ol  ßotjooffvoi.  ol  TQiaxoaiot,-  ol  6  «A- 
io»  nqoovtvf/itjO&f  ol  f*(v  oJc  toj'toi/?  ,   ol   6    w?  imlvovq. 

17)  Das  heisst  Ol.  CX  vor  der  Scblacht  von  Chaeronea,  Böckh 
Staatsh.  I,  S.  251  und  743;  wenn  gleich  das  trierarchische  Gesetz 
noch  ein  Jahr  früher  als  das  andere  fallen  dürfte ,  vgl,  Böhnecke 
Forsch.  S.  477  u.  524,  Grote  XI,  p.  639  u.  679;  oder  soll  man 
lezteres  mit  Lachn-.ann  11  S.  28  bereits  Ol.  CVII.  4  setzen??  S. 
vielmehr  oben  §.    170,   n.    15. 

18)  Philoch.  b.  Dionys.  Hai.  ad  Ammaeum  eil:  rn  di  XQtJ/iar 
itpT/(fioaiTO  ;i('vr'  fhai  OTjjartWTtxrt,  Jrj/noadhovg  ygüxpafroq :  vgl.  So- 
pater  ad  Hermog.  ed.  Wal»  V,  p.  181  und  Schäfer  im  Philol.  V, 
S.  25.  Daher  jezt  wieder  ein  ritfiiuq  twv  aTQazioirixä>v  [fTil  Xuqojv- 
äov  %ovToe,  Vit.  X  Orat.  p.  842  extr.),  vgl.  Meier  Comm.  epigr. 
II,  p.  '61. 

19)  S.  Demosth.  Cor.  §.  102:  l'^rjxa  vöftov,  xct&'  ov  roiq  fiiv  rii 
6Uma  noiiTv  rjvüyxaaa  ,  roiq  nXovaiovq  .  .  .  ro  yiyvöfifvov  xuru  ri)v 
ovaiav  fxaoToy  ri&hui,  xul  6voVv  ftfuvrj  r^i?j()UQXoq  o  Ti'/g  niüq  fHToq 
xal  dfxHToq  :i()Öt*()ov  ovvrilr^q,  und  das  Gesetz  selbst  §.  106  mit  den 
Erläuterungen  bei  Petit  Leg.  Attlc.  p.  361  und  Böckh  Staatsh.  I, 
S.  736—741  ,  obgleich  seine  Richtigkeit  und  Aechtheit  nach  Droy- 
sen  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1839,  S.  957  erheblichen  Bedenken  un- 
terliegt ;  auch  Poll.  VIII.  100  und  Harpocr,  p.  277,  im  Allg.  aber 
Böckh  Seew.  S.  179.  182.  189,  zugleich  über  noch  spätere  Einrich- 
tungeu  ,    wie  die   hundert  Symmorien  bei   Phot.  Lex.  p.   288. 

20)  Cor.  §.  107:  nüvxa  ydg  tov  nöhnov  twv  dnoarökojv  yivofti- 
vwv  xar«  tov  vöfiov  tov  ffiov  ovx  '^xirriQluv  'i&7]Xt  twv  rQiTiQui}xo>v 
oi'rffi?  orrf'  i'no  rö)v  nnoaroXioiv  iSi&fj:  über  welche  leztere  Behörde 
Poll.  VIII.  99  mit  Meier  u.  Schöm.  S.  112  und  Platner  Process  II, 
S.  92.  Die  ungünstigen  Urtbeile  über  Demoslhenes  selbst  bei  Ae- 
schin.  Ctesiph.  §.  222  und  Dinarch.  Demosth.  §.  42  verdienen  kaum 
Beachtung,  vgl.  Lachmann  Gesch.  Griech.   II,  S.   144. 

§.  172. 

Ehe  jedoch  Athen  zu  dieser  endlichen  Reinignng 
seiner  finanziellen  Zustände  gelangte,  war  es  dnrch  sei- 
nen Leichtsinn  und  die  Kurzsichtigkeit  seiner  Leiter 
neuen  und  schwereren  Verwickelungen  anheimgefallen, 
deren  verderhliche  Wirkungen  *)  auch  die  aufopferndste 
Vaterlandsliebe  nicht  mehr  rückgängig  macheu  konnte. 
Bei  Wiederherstellung  des  Bündnisses  im  J.  377  hatten 
sich  zwar  die  Bundesgenossen  ausdrücklich  vor  Wieder- 
holung der  früheren  Uebergriffe,  sowohl  was  Tribut  als 
was  Rückkehr  athenischer  Kleruchien  betraf,  sicher  zu 
stellen  gesucht^)  und  nur  massige  Geldbeiträge,  owrä- 
ge/ff,  übernommen  5j-  sobald  aber  Athen    der  Furcht  vor 


508  Th.  V.  Derathen.  Staat.  CHI.  C.  Entartung  u.  Ende. 

Sparta  entledigt  war ,  that  es  sich  auch  in  jener  Rück- 
sicht keinen  Zwang  mehr  an  '^)  ,  und  schon  im  J.  364 
hatte  daher  Epaminondas  nicht  ohne  momentanen  Erfolg 
Theben  statt  seiner  an  die  Spitze  der  Seestaaten  zu  brin- 
gen den  Versuch  gemacht  ^).  Noch  einmal  gelang  es 
zwar  den  athenischen  Feldherrn ,  worunter  namentlich 
Timotheus  durch  sein  Giück  hervorragt  ^)  ,  an  der  ma- 
cedonischen  und  thracischen  Küste  sowohl  in  Chalcidice  ^) 
als  im  Chersones  ^)  festen  Fuss  zu  fassen  und  zulezt 
noch  im  J.358  Euboea  vor  einem  Angriffe  der  Thebaner 
zu  retten  9)  und  für  Athen  zu  gewinnen  ^  aber  in  die- 
sem nämlichen  Jahre  brach  durch  den  Abfall  der  Inseln 
Ghios,  Rhodus,  Kos  und  der  Stadt  Byzanz  der  Bundes- 
genossenfcrieg  aus  ^^) ,  in  dessen  Folge  Athen  binnen 
drei  Jahren  einen  schönen  Theil  seiner  Herrschaft  ein- 
büsste  ^^)  und,  was  noch  mehr  war,  seinem  neuen  Geg- 
ner Philipp  von  Macedonien  ^~)  alle  seine  Blossen  ent- 
hüllte. Schon  die  Kämpfe  mit  Alexander  von  Pherae  ^^) 
und  dem  thracischen  Könige  Kotys  ^'^)  hatten  die  traurige 
Lage  seines  Heerwesens  an's  Licht  treten  lassen^  noch 
deutlicher  ward  diese  jezt,  nachdem  Chabrias  vor  Chios 
gefallen,  Iphikrates  und  Timotheus  durch  Chares  Kabale 
zurückgedrängt  waren  ^5),  und  selbst  die  Verdienste  des 
lezteren  um  die  Behauptung  des  Chersones  nach  Kotys 
Tode  *^)  wogen  die  Verluste  nicht  auf,  die  ihm  Philipp's 
anfänglich  verachtete  Macht  beibrachte.  Die  Politik  des 
schlauen  Macedoniers  bestand  darin,  die  einzelnen  Staa- 
ten durch  Verheissungen  unthätig  zu  erhalten  oder  gar 
auf  seine  Seite  zu  ziehen ,  bis  er  seine  nie  rastenden 
Waffen  ohne  Gefahr  auch  gegen  sie  kehren  konnte.  So 
bestach  er  die  Athener  selbst  anfänglich  durch  das  Ver- 
sprechen von  Amphipolis  *'') ,  bis  er  seinen  Thron  im 
Innern  befestigt  hatte  ^  bediente  sich  dann  wieder  der 
Olynthler,  um  jenen  Pydna,  Torone  u.  s.  w.  zu  ent. 
rcissen  ^^)  ,  und  zernichtete  endlich  im  Jahr  348  auch 
diese ,  während  Athen  zu  spät  seinen  Hass  gegen  sie 
vergass  '^j.  Zugleich  bcdrohete  er  den  Rest  von  Athens 
Herrschaft    zur  See  ^O),    und    zwang   es    zulezt  im  Jahr 


§.  172.  Schivankungen  der  äusseren  Machtstellung.     509 

347  zum  Frieden  ^^),  ohne  dass  es  weder  seinen  thraei- 
schen  Verbündeten  Cersobleptes  noch  die  Phoeenser 
retten  konnte  ,  welche  Philipp ,  mit  den  TheLanern  und 
Thessalern  verbündet,  schon  seit  etlichen  Jahren  be- 
kämpfte ,  doch  nun  erst ,  nachdem  ihm  der  Pass  der 
Thermopylen  offen  stand  ^2),  zu  bezwingen  ^S)  und  damit 
auch  im  griechischen  Staatensysteme  selbst  Fuss  zu  fas- 
sen im  Stande  war  2*). 

1)  Wl.   die   UebersicLt   derselben   bei  Isoer.  Areop.   §.   10:  olVt- 

Xiha  TÜJiuvTU  tiÜTTjv  M  Tore  Ihovq  «v^AwxoTf?  ,  nQO<;  6b  xovq  hklr]va<; 
diaßfßkntiho,  xul  TW  ßu()ßä^0J  nokf fiioi  yfyoyor«; ,  In  äe  TovQ  /xiv  k)T]- 
ßaio,v  <pLkovq  ac^C^/aWx^CoVf^o. ,  to.:?  d'  ^tiiritiovq  avrwv  avfifiuxovq 
vl7toX<okfxiTf<;  fnl  roaavTaiq  nQnlioiv  fruyyfkui.  fi\*  d2c  fTi  raSixa^fv, 
^a&vfi6TfQov  öi   niQl    avxüv    iK^XtjOiuKo^iv  twv  nävta.  t«   öhyra  nqar- 


TOVTIOV, 


2)  Diodor.  XV.  29  :  fifjrjtfiaayTo  6i  xal  i«?  yfvo^iva?  xXrjgovxiaq 
dnoHaraar^oui  rof?  TiQ^rft^wv  xvgiocq  yfyoviai  xal  vöfxoy  l&iyro  f^rjdha 
Twv  'A&r,yaiwv  yiwgyny  (Plat.  Euthypbr.  p.  4  C)  fXTo?  t^?  Avt.x7^<;: 
vgl.  Isoer.  Plataie.  §.  28.  45  und  Meier  Comm.  epigr.  I,  p.  4  11, 
p     73;    auch  Weissenborn   Hellen  S.    177   und  Grote   X,   p.   140   fgg. 

3)  Harpccr.  p.  279  :  Ikiyi  df  toi!«;  ^oQov^  oi'vruja?,  (Tifcdij  ;r«Af- 
nw?  Vg>f(Joy  ol  "EXkrjyiq  ro  xwv  »ö^jcv  ovo^«  ,  KalUQxqäxov ^  o.'tws  ovo- 
i««aa*ro?.  Sk  q,r;nvQiö:ioßno!i:  vgl.  Isoer.  Areop.  §.2,  n.  uyxid /^.Wi. 
123,  DemostL.  Theocrin.  §.  37.  38,  Platareh.  V.  Solon.  c  lo  ,  V. 
Phocion.  c.  7,  und  mehr  bei  Rehdantz  Ipbicr.  p.  5a  und  Bockh 
Staatsh.   I,   S.   547   fgg. 

4)  Vgl  Plut  V  Phoc.  c.  11.  14  und  über  die  Rückkehr  der 
KleruchienBöckh  I,  S.  559  und  Lachmann  11,  S.  32  auch  Clinton 
Fast.    Hell.    II,   p.   632   und    Brückner    König   Philipp    S.    iO    Pamos 

Ol.CVII.l  nach  Dionys.  de  Dinarcho  p.  664,  vgl.  Rehdantz  p.  1-/ ; 
oder  schon  CHI  oder  CIV?  Diodor.  XVlII.Su.  18.  Schol.  Aesch.n. 
Timarch.  §.  53).  Nr,o.at^xol  Ath.  Vill.  29;  vgl.  Aeschin.  Timarch. 
§.  1U7:  rf{ylf  di  fv"Ay6(J0J  .  .  n'noqiay  xfi  ßöilv^ia  xfj  favxov  toi-? 
av/4/xäxovc;  rovq  vfiirftjovq  noiovfifvoi;. 

5)  Diodor  XV.  78:  vgl.  Sievers  Gesch.  Griech.  S.  319  fgg., 
Rehdantz   Ipbicr.   p.    137;   Grote  X,   p.  414  fgg. 

6)  Isoer.  71.  «vTtd.  §.  107:  St»  roamnaq  r,<JTi*f  TröA»?  x«r«  x^äroc 
00«?  oi'dns  nw.ioT»  Twv  iaximrrjyii^öxmy  :  vgl.  Periz.  ad  Aelian.  V. 
Hist.  III.  10,  Bückb  Staalsh.  I,  S.  40.,  Voemel  Prol.  Demosth.  p. 
68,  Sievers  S.  314,  Böhnecke  Forschungen  S.  144,  Lachmann  H, 
S.  36  u.  8.  w. 

7)  Schon  373  nkn'oaq  inl  Qt^uiy.,)c;  xal  noXküq  nökn<:  fnlay^fia- 
Xiuy  TnjoKuXtoüftfyoi;  7i(jonf&r/x(  xij.uxovxa  xQ^t'nuK; ,  Diodor.  XV  .  4/; 
dann  3t)4  Torone,  Potidaea ,  und  die  macedonischen  Städte  Pydna 
u.  Melhone  oder  soll  man  (gegen  Haupt  Soc.  Chalc.  p.  47)  mit 
Böhnecke  S.  207,  Liichmanu  II,  S.  85,  Grote  XI,  p.  365  noch  ein 
thracisches  Melhone  annehmen?  XV.  81,  vgl.  im  Allg.  Weissenborn 
Hellen  S.   178-183,  Rehdantz  Ipbicr.  p.  133— 135,  GroteX,  p.4U» 


510   r/t.  F.  Derathen.  Staat,  C.III.C.  Entartung  u.  Ende. 

fgg.    und    über    den    Krieg    gegen    Olyntbus    näher  Voemel  ad   De- 
mosth.  Olynth.    II,  §.    U. 

8)  Vgl.  Demosth.  adv.  Aristocr.  passim,  insbes.  §.  158  fgg.  mit 
E.  G.  Weber  (Jena  1845.  8)  und  F.  C.  Rumpf  de  Cbaridemo  Orila, 
Giessen  1815.  4,  auch  Brückner  König  Philipp  S.  37,  Winiewski 
Comm.  bist,  ad  Demosth.  de  Corona,  Münster  1829.  8,  p.  193  fgg. 
und  mehr  im  Ällg.  bei  F.  Schultz  de  Chersoneso  Thracica ,  Berl. 
1853.  8,  p.  87  fgg.  und  Fankhaenel  in  Zeitschr.  f.  d.  Alterth.  1834, 
S.  1206  fgg.  1840,  S.  1157  oder  Philol.  IV,  S.  89  fgg.  Elaeus  und 
Krithote  attische  Colonien  ?     Scymn.    Ch.   705,   Hai-pocr.   p.    178. 

9)  Demosth.  Cor.  §.  99 :  arfxrfQic^o/jfvuv  0r/ßaiojv  ri^v  Evßotuv  ov 
TiiQtfiiffTf  ovd  (üv  uno  Qffiiao)voc;  xal  Q(o6(i)Qov  ntQl  'fl(joj:i6v  i^dixrjo&f 
(not.  5)  uvffiv?]a&)jTt ,  ß'AA'  ißoTj&T^ouri  xul  roi/'rotc :  vgl.  Mid.  §.  161. 
174,  Cherson.  §.74,  und  über  die  Zeit  Diodor.  XVI.  7  ;  insbes.  aber 
Aeschin.  F.  L.  §.  164  fgg.  und  Ctesiph.  §.  85  mit  Winiewski  p.  26 
—31,  Böhnecke  S.  10,  Rehdantz  p.  199,  Bake  Schol.  hypomn.  III, 
p.  153  ,  wo  zugleich  über  die  beiden  späteren  Expeditioneo  unter 
Phocion  im  J.  350  (Schlacht  bei  Tamynae,  Ind.  lect.  Gott,  1845— 
46,  p.  9  und  1851—52,  p.  9),  und  341  (s.  unt.  §.  173,  n.  6).  Dass 
358  Timotheus  befehligte,  schliesst  Grote  XI,  p.  308  aus  Plut.  glor. 
Ath.  c.  8. 

10)  Diodor  XVI.  7—22;  vgl.  Demosth.  Rhod.  libert.  §.  3,  Ae- 
schin. F.  L.  §,  70,  und  mehr  bei  C.L.  Blum  Proleg.  ad  Demosth. 
Timocr.  (Berl.  1823.  8)  p.  iv  fgg.  und  P.  J.  Lelou,p  vor  Isocrates 
de  pace  s.  avftfiaxixöq  (Mainz  1826.  8)  p.  53  fgg. ;  auch  Brückner 
König  Philipp  S.  26  fgg.  ,  Rehdantz  p.  203  fgg..  Lachmann  II,  S. 
44  fgg. ,  Grote  XI,  p.  310  fgg. 

11)  Schol.  Demosth.  Olynth.  III,  §.  28:  xurrl  tov  avfufiayixov 
noktnov  unioTTjOav  uihäJv  Xioi  xul  'PöSioi,  xal  Bvt,ävTtoi  xul  i'rigoi  rt- 
vi(;'  noXinovvTiq  ovv  Tigoq  avToi)q  toi/?  /xfv  üvfxTtjouvro ^  toi's  di  ovx 
7j6vvrjÖ-7jaav ,  tlru  iIqtjvtjv  fnoujaavro  ,  worf  nüvrag  avToyöfiovq  läaau 
Tovq  avtiuaxovq  .  .  roii  ä(  xoiuvrtjv  yfvia&ut  itjv  flqTjvtjv  auTiog  Evßoii- 
Ao?  oi'Tw  äioixwv  TU  ngüyfiara :  vgl.  Rhod.  libert.  §.  26 ,  auch  de 
pace  §.  25  und  me-hr  bei  Isoer.  1.  c.  mit  Schäfer  im  Philol.  V,  S.  4 
fgg-  Nur  einige  kleinere  Inseln,  die  nicht  über  45  Talente  eintru- 
gen, blieben  bei  Athen,  Demosth.  Cor.  §.  235;  vgl.  Stephan.  I  §.28 
(Peparethus)  und  Theocrin.  §.  35.  56;  auch  Aeschin.  F.  L.  §.  20: 
AylaoxgiovTu  rov  Tevtöiov,  ov  ix  tüiv  avfifiuxcov  f'iXia&t :  Guboea  zahlte 
nichts  ,  Aeschin.   Ctesiph.  §.   91  —  94. 

12)  S.  insbes.  Demosth.  Olynth.  II,  §.  5  fgg.,  Cherson.  §.  62, 
adv.  Phil,  epist.  §.  3,  mit  Theopomp  bei  Polyb.  VIII.  11  und  Ju- 
stin.  IX.  8;  auch  Pausan.  VIII.  7.  4:  oq  yi  xal  ogxom;  &fö'v  xatt- 
TtaxTjaiv  ufi  xal  OTiovtJ'«?  tnl  navrl  ixpfi'aaTO,  nioriv  tf  ^rl/^aof  fiäXiara 
(Iv&gojTitov.  und  im  Allg.  ausser  den  älteren  Biographien  von  Cl.  M. 
OHvier  (Paris  1740,  2  Voll.  8),  Th.  Leland  (London  1761.  4)  und 
P.  J.  Vogel  (Biographien  grosser  berühmter  Männer  des  Alterthums, 
Bd.  II,  Nürnb.  1790.  8)  und  den  Herausgebern  oder  llebersetzern 
der  Demosthenische»  Philippiken,  Tourreil  (Paris  1701.  4),  Lucche- 
sini  (Rom  1712.  4),  Jacobs  (Dem.  Staatsreden,  2te  Aufl.  Lpz. 
1833.  8),  Voemel  (Francf.  1829.  8),  insbes.  L.  C.  Valckenarii  ora- 
tio de  Philippi  Amyntiadae  indole  virtutibus  rebusque  gestis,  causis 
externis  fraclae  Graecorum  libertatis,  Franek.  1760  und  in  T.  Hem- 
Hterhusii  et  L.  C.  V.  orationes,  L.  B.  1784.  8,  p.  225—282;  Dru- 
mann  Gesch.   des  Verfalls  der  gr.  St.  S.  21—58;   B.  G.   Weiske  de 


8.  172.    Schwankungen  der  äusseren  3Iachtstellung.    511 

byperbole  errorura  In  historia  Philippi  commissorum  genitrice  P.  I 
—III,  Lips.  1818  u.  1819.  4}  Wachsmuth  I,  S.  287—303;  L.  Fla- 
the  Gesch.  Macedoniens ,  Lpz.  1832.  8,  1  S.  47  —  237;  C.  A.  F. 
Brückner  König  Philipp  und  die  hellenischen  Staaten  ,  Göttingen 
1837.8;  auch  Lachmaun  B.  11  namentlich  S.  179  fgg.  und  GroteXI, 
p.   300  fgg.   mit  der  Charakteristik  p.   717   fgg. 

13)  S.  Demosth.  Aristocr.  §.  120,  Polycl.  §.  4,  Cor.  trierarcfa. 
§.  8  mit  Schäfer  im   Philol.    III,   S.  605   und  mehr  unten  §.    178. 

14)  S.  Demosth.  Polycl.  §.  5  fgg.,  Aristocr.  §.  149  fgg.  und 
•was  sonst  nocli  oben  not.  8  citirt  ist,  mit  Rehdantz  p.  138 — 150 
und  Grote  X,  p.  507 — 518,  im  Allg.  auch  A.  Beheim-Schwarzbacb 
de  rebus  Odrysarnra  ,  Berl.  1842.  8,  p.  30  fgg.  und  Sievers  de 
Odrysarura  imperio ,  Bonn  1842.  8.  Er  regiert  nach  Harpocr.  24 
Jahre,  383  —  359,  vgl.  Böhnecke  S.  725;  oder  soll  man  mit  Grote 
seinen  Tod  schon  360  setzen?  Seine  Mörder  Python  und  Heraklides 
•werden  von   den   Athenern   geehrt ,   Plut.    Praec.   polil.   c.  28. 

15)  Wessel.  ad  Diodor.  XVI.  21  :  o  ^Jv  Xjgj^q  (§.  170,  n.  18) 
.  .  Sifßaki  Tov<;  avvügxovTuc  w?  TiQodöjfK;  .  .  ol  d'  'A&TjvuZot.  tiuqoIw- 
&ivT«;  .  .  (L,i]ftio)onv  avToiq  aokXotq  rai-üvroiq  xul  rtjq  OT(.iuT)jyiuq  unt- 
axTjaav:  vgl.  Isoer.  n.  uvrid.  §.129  und  mehr  bei  Meier  Bon.  damnat. 
p.    196,   Bake   Schol.   hypomn.    III,  p.   91  —  100,   Schäfer  im    Philol. 

I,  S.  206;  insbes.   aber  Rehdantz  p.  224  fgg.  und   Grote  XI,  p.  322, 
welcher  leztere  die  Zeit  wohl  richtiger  356  als  354  ansezt. 

16)  Demosth.  Aristocr.  §.  173  :  war' fßoTj&ovfifv  flg  Evßoiav  (not.  3) 
xul  Xi'i^T/q  7jxfv  tyo)v  xoiiq  ^hoi'q ,  xul  OTQaTtjyoq  rg>'  vfiwv  uvtokqutoiq 
flq  X((>()cvT]C!ov  ilfnXii'  oi'toj  y()«g!ft  nüXtv  (Cersobleptus)  avv&r/xaq 
TiQoq  Tov  Xf'tQTjTU  nuQnyivofifywv  'A&t]vo6wqov  xat  töjv  ßaoiUojv,  rai<Tuq 
ainiQ  ilalv  agiarui  xal  öixniözarui  :  vgl.  Böhnecke  p.  147.  727,  Cas- 
sian  de  Charetis  reb.  gestis  p.  4,  Schultz  Je  Cherson.  p.  100,  und 
insbes.  Grote  X,  p.  523,  der  selbst  die  Eroberung  von  Sestus  liud 
die  Sendung  athenischer  Kleruchen  schon  um  358sezt;  anders  Dio- 
dor. XVI.  34  und  Funkhaenel  11.  cc.  oder  Voemel  in  Heid.  Jahrb. 
1839,  S.  1112. 

17)  lieber  Amphipolis  vgl.  oben  §.  86,  n.  24  und  hier  insbes. 
Diodor.  XV^I.  3:  &Ki)iJÖ)v  y(((}  roi'q  'A&T]vuiovq  vtuq  xof  rr/v  A/^(fino~ 
Xiv  (IvaxTTjoao&ui  xrjv  näauv  (pilori/xiav  fla(ff(JOiU(voi'q  xul  dm  tovto 
xarrtyofrctq  tov  'AQyuiov  fiii  t7/v  ßaaiXduv,  fxovoioiq  f^fxÜQi^Of  rr^q  no~ 
Xtb)q  u((iilq  «i'ttJ*  uihovofdov :  auch  Demosth.  Aristocr.  §.  14,  Hnlonn, 
§.  27,  adv.  Phil,  epist.  §.  20,  und  mehr  bei  Voemel  Proleg.  p.  50 — 
57,  Winiovski  p.  37,  Wcissenborn  Hellen  S.  188  mit  der  Üebersicht 
des  Vorausgegangenen    bei    Rehdantz  p.    128  fgg. 

18)  Vgl.  oben  §.  81,  n.  6  fg.  mit  Demosth.  Philipp.  11,  §.  20 
und  Diodor.   XVI.  8;  im  Allg.    Grote  XI,  p.  331  fgg.   und   Lachmann 

II.  S.  76   fgg. 

19)  S.  Diodor.  XVf.  53  und  mehr  bei  Voemel  p.  101  —  108, 
Winicwski  p.  ()(5  — ü8,  und  den  zahlreichen  Abhh.  über  Demosthenes 
olynthische  Reden  von  Westermana  (Quaest.  Demosth.  I  ,  Lips. 
1830.  8),  Stüve  (Osnabr.  1831),  Ziemann  (Qucdlinb.  1832),  Petrenz 
(Gumbinnen  1833.  3i),  Brückner  (König  Philipp  S.  341),  Fischer 
(Meiningen    1851),  Schöning   (Götlingen    1853)  u.  s.  w. 

20)  Demosth.  Philipp.  I,  §.  34:  ovx  wOTifQ  tov  nrtQik&ovra  X9°- 
yov  flq  A^ixfov  xul  "Ifiß()Ov  tfißuXojv  uixftuXojTonq  noXijuq  xifitrf()Oiq 
uxir    üyitiv  xai  nQo<i  x(^  riQuiaxm  xu  nXoIa  avXXnßuv  rifiv&Jjrn x(>ijftaxa 


512    Th.  V.  Derathen.  Staat.  CHI.  C.  Entartung  u.  Ende. 

f^fkt^i,  ri>  rtkivraVft  ö'  ig  Mct(ja&ö)va  unißrj  xal  rijv  Uguv  uno  •crj(; 
)((LQ(ti;  oyyjT  t^ojv  TQiTjqrj :  vgl.  Philipp.  II  §.  36  und  die  ganze  Rede 
de  Halonneso  ,  insbes.  §.16:  öd*  zyi/^^fi?  xuraoy.ivü^ccui,  xui  veojg- 
ot'xoi'?  olxodofiflTfxi  xal  «noaroAoi'S  «nooT^AAfn»  ßov/.irui, ,  mit  BöLnecke 
S.  135  fgg.  257  igg.  und  den  Untersuchungen  über  die  erste  Phi- 
lippika von  Held  (Breslau  1831.  4),  Lindenblatt  (Cöslin  1835.  4), 
Seebeck  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1838,  S.  737-787,  auch  Droysen 
und  Voemel  das.  1839  S.  930,  1846  S.  134,  Grote  XI,  p.  426  fgg. 
und  insbes.  O.  Haupt  de  soci:t,  Chalcid.  p.  25  fgg.  oder  Deniosth. 
Studien  S.  16  fgg.,  die  freilich  die  ersten  Versuche  dieser  Art 
schon   vor  35t    setzen. 

21)  S.  im  Allg.  Demosthenes  und  Aeschines  Reden  iif()l  nu^a- 
nqiaßiLaq  mit  den  Preisschriften  von  ü.  Tieboel  Siegenbeck  und  F. 
de  Greve  ,  Lugd.  B.  1824.  4  und  F.  Franke  Proleg.  ad  Demosth. 
de  falsa  legat.  Meissen  1846.  4;  auch  A.  Westermann  de  litibus, 
quas  Demosthenes  oravit  ipse,  Lips.  1832.  8,  p.  331  fgg-,  M.  Schmidt 
quaest.  de  Demosth.  et  Aeschin.  orat.  de  falsa  leg.'^t,  Bonn  1852.  8, 
und  zur  Sache  mehr  bei  Voemel  de  pace  inter  Athen,  et  Phil,  per 
legatos  celeberrimos  composita  ,  Frankf.  1827,  4,  oder  Philipp.  V, 
p,  240—283,  Brückner  König  Philipp  S.  143  fgg.,  Ch.  St.  Th.  Els- 
perger  de  pace  Philocratea  ,  Ansb.  1838.  4,  Droysen  in  Zeitschr.  f. 
Alterth.  1839,  S.  910  fgg.,  E.  Stechow  de  Aeschin.  vita  p.  33  — 51, 
Böhnecke  Forsch.  S.  371,  Lachmann  II  S.  90—102;  über  Philo- 
krates  selbst  aber  insbes.  auch  Hyper.  pro  Euxen.  p.  13:  o?  &Qua'ü- 
Taxa  xal  uotkyfaTaxu  t^   rtokcreia   xf/gr^rat.. 

22)  Welchen  die  Athener  früher  (352)  besezt  gehalten  hatten, 
8.   Winiewski  p.    48 — 52  und  Grote  XI,   p.  413. 

23)  S.  Demosth.  Cor.  §.  18—4!  mit  Winiewski  p,  69  fgg.  und 
mehr  im  Allg.  bei  Grote  XI,  p.  524  —  599  und  O.  Weiss  über  die 
Begebenheiten  von  dem  Philokrateischen  Frieden  bis  zur  Herbstpy- 
laea  des  folgenden  Jahres  Ol.  CVIII.S  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1848, 
S.   385—405. 

24)  Demosth.  Philipp.  IV  §.  47  :  ngäyna  yuq  Ivriftov  xal  fiiya 
xnl  XafiTiQov  xal  ntgl  ov  Tiuvxa  tov  ygövov  al  fttyinrai  rwv  nokitov  nqo^ 
ßj'T«?  ötiq^fQovTO  .  .  .  ■nfiihv  ntifkovvTWv  fQT//itov  (tvtiXiro  :  vgl.  Philipp, 
II  §.  35  und  mehr  bei  Voemel  zu  dieser  Rede  (^Frankf.  1832.  8) 
P-    5   %&• 

§.  173. 
Bei  PhllJpp's  steter  Vergrösserungsucht  *)  konnte 
inzwischen  auch  dieser  Friede,  so  sehr  jener  auch  Athen 
von  Zeit  zu  Zeit  durch  anscheinende  Zugeständnisse  zu 
beschwichtigen  suchte  '^)  ,  nicht  von  langer  Dauer  seyn, 
da  dieses  weder  den  Fortschritten  seiner  Waffen  an  der 
thracischen  Küste,  noch  dem  Einflüsse,  den  er  im  Pelopou- 
nes  5)  und  auf  Euboea  *)  gewann,  ruhig  zusehen  durfte. 
Noch  einmal  vereitelte  zwar  Demosthenes  und  seiner 
Freunde  Beredtsamheit  ^)  und  Phocion's  Waffenglück  in 
Euboea^)  und  Megara^)  seine  Pläne  und  sammelte  selbst 


§.  173.     Kampfund  Niederlage  gegen  Philipp.      513 

wieder  eiue  Itleine  Bundesgenossenscliaft  zu  Athen's  Fah- 
nen ^)^  auch  in  Thraeien  besass  es  noch  eine  feste  Stel- 
lung im  Chersones,  von  wo  aus  Diopithes  schon  seit  343 
dem  Könige  manches  Hinderniss  in  den  Weg  legte  ^), 
und  der  wirkliche  Ausbruch  des  Kriegs  im  Jahr  340 
erwarb  ihm  nur  neue  Freunde  an  Perinth  und  Byzanz, 
die  Phocion  glücklich  gegen  Philipp's  Augriffe  verthei- 
digte  ^^)  ^  aber  im  Innern  lähmte  schon  zu  sehr  auch  seine 
Kraft  die  Verrätherei  ^^)  ,  oder,  wenn  man  lieber  will, 
die  falsche  Politik  einer  Anzahl  einflussreicher  Redner, 
namentlich  wie  Aeschines  '-)  aus  Eubulus  Schule  ^^),  die, 
obgleich  sie  noch  wenige  Jahre  früher  mit  Demosthenes 
gemeinschaftlich  Philipp's  Diplomatie  bekämpft  hatten  ^*), 
jezt  offen  als  seine  Vertheidiger  auftraten  und  unter  dem 
Scheine  des  Friedens  das  schon  an  sich  der  Sorglosigkeit 
und  Sicherheit  ergebene  Volk  wenigstens  so  lange  gegen 
Demosthenes  warnende  Stimme  ^^)  taub  machten,  bis  es 
zu  spät  war,  andere  Maassregeln,  als  zum  Schutze  gegeu 
die  augenblickliche  Gefahr ,  zu  ergreifen  ^^).  Derselbe 
Einfluss  war  es  dann  auch,  der  im  J.  339  dem  Könige 
aufs  Neue  bei  Gelegenheit  des  Kriegs  der  Amphiktyonen 
gegen  Amphissa  ^^]  den  Weg  in  das  Herz  von  Griechen- 
land bahnte^  die  Besetzung  von  Elatea  ^^)  öffnete  hier 
nun  zwar  bald  selbst  seinen  alten  Verbündeten  die  Au- 
gen über  seiue  Pläne  5  aber  weun  jezt  auch  Athen  und 
Theben ,  ihren  langen  Hass  vergessend ,  ihre  Kräfte  ge- 
gen ihn  vereinigten  ^^) ,  so  war  es  nur,  um  das  griechi- 
sche Supremat,  um  welches  sie  bisher  sich  einander  be- 
fehdet hatten ,  beide  am  nämlichen  Tage  bei  Ghaerouea 
338  an   Macedonien  zu  verlieren  '^^j. 

1)  S.  üemosth.  PLil.  II,  §.  7  fgg  ,  IM,  §.  17,  und  im  Allg.  Fr. 
GöUer  in  Demosth.  de  re  publica  kabitas  orationes  prolegomena  s. 
cbronoiogia  pacis  Pbilocratenc  rcsquc  post  banc  gestae  usque  ad 
bellam  Ampbissense ,  Ctilii  1823.  4  mit  Voeniel  Proleg.  ad  Philipp. 
11,  p.  15  fgg.  oder  in  UitscbTs  Rhein.  Mun,  I,  S.  538  fgg.  und 
Reuter   Introd.  histor.    in    Demosth.   erat,   de  Corona,   Würzb.  18i5.  4. 

2)  llegesipp.  de  Halonn.  §.  22  t  fl  di  ti  htj  xuXüc  y/ypn.ira»  f* 
T^  tiQijvtj  y  zovt'  inavoit&oJoiO&ut. ,  (uq  anavru  tl'ikinnov  tioitjoovtu  ,  öo' 
«1-   vnfTq  rptjqiiaifa&i  x.  r.  X. 

3)  Ueniostb.    F.   L.   §.  201;    vgl.    Isoer     ad    Philipp.  §.  74,    und 
I.   Uli.  4.   AuU.  ^Jj 


514    Th.  V.  Der  athen.  Staat.  CHI. C.  Entartung  u.  Ende. 

mehr  bei  Winiewski  p.  150—159  und  Brückner  S.  239;  auch  Weiske 
de  hyperb.  I,  p.  38  fgg.  Wie  übrigens  der  Peloponnes  selbst  dabei 
interessirt  war,  s.    Polyb.    XVII.    14. 

4)  Demosth.  Cor.  §.  71  :  o  ttjv  Ei'ßoiKv  fy.fVvoq  nq/fXfQii^ö/ifvog  nul 
ttaraaxfvui^iüv  f7itrfi;(iafiu  inl  ttjv  AxTinriv  y.ul  MiyuQoii;  '(nt;(fiQÜv  xuL 
xuTukuußuvojv  Slfjtuv  Kul  xaruOKUTltüJv  lloußfiuv  y.ul  iin&iaxuq  iv  fifv 
Sl(ituj  (piXiOTidrjv  T^'Q<tvvov  .,  fv  6'  EQfXQia  KlfiTtiQ^ov  x.T.  i.;  ▼gl. 
Cherson.  §.  30,  Philipp.  Ili,  S.  57,  und  mehr  bei  Winiewski  p.  159 
%S«  i  auch   Wachsmulb   I,  S.   296   und   Böhuecke  S.   447   fgg, 

5)  Demosth.  Philipp,  lil  §.  72:  «I  nf{jvai  TUJiaßfüai  ul  Tifgl  rr^r 
TIfXonovvtjOov  fyiXvui  xul  xaTjfyoQcui,  aiq  iyO)  xul  floXvtHKTog  o  ßfXriaroq 
ixfivoal  xai  HyTjaniTioq  xul  KXfi,TOfirty(og  xul  yii'xov^yog  xul  ol  likkot 
nqiaßiiq  nfQirjk&ofifv  xul  Inoiijaufiiv  iuioxiiv   fxfZvov  x.  t.  X. 

6)  Gegen  Klitarchus ,  Diodor.  XVI.  74,  nicht  mit  dem  §.  172 
n.  9  erwähnten  gegen  Plutarchus  zu  verwechseln;  vgl.  Böckh  in 
Berl.  Acad.  1818,  S.  82  fgg.  und  Staatsh.  I,  S.  735,  auch  Kraner 
ad   Plut.  V.    Phoc.  c.    12  und   Lachmaiin    II   S.    130    fgg. 

7)  Plut.   V.    Phoc.  c.    15;   vgl.    Winiewski  p.    145—148. 

8)  Plut.  V.  Demosth.  c.  17,  nach  pro  Cor.  §.  237:  Euböer, 
Achäer,  Korinther,  Megarenser ,  Leukadier  ,  Korcyriier;  vgl.  auch 
Aescliin.  Ctesiph.  §.  92  mit  Böckh  I,  S.  554  u.  5ö7  ;  doch  zugleich 
Demosth.  Philipp.  IV,  §.  6:  ovroj  diußfßXtj/if&u  xul  xurucpQoioi'ftf&u.. 
(OOTf  rwv  iv  avxü  TW  Xbv6vvfi<(vv  oitojv  ol  fifv  ^'JifQ  Ttjq  yyifioviaq  rj/itv 
avxtXfYovouv  ,   ol  d    v7i\q   xov    tiov    avyidgevaovoi.    x.  x.  X, 

9)  S.  Deraosthenes  Rede  ntgl  xwv  h  XfQgovi}oqj  (Ol.  CIX.  3)  mit 
Brückners.  254,  und  was  §.  172n.8  über  Athen's  dortige  Besitzun- 
gen im  Allg.  citirt  ist;  auch  de  Halonn.  §.  43,  insbes.  aber  Voemel 
Demosth.  Philipp.  III  habitam  esse  ante  Chersonesiticam  ,  Frankf. 
1837.  4  und  im  Rh.  Mnseum  I,  S.  551  fgg.  Philippus  vertheidigt 
Lachmann    II,  S.    137   fgg. 

10)  S.  Demosth.  Cor.  §.  87  fgg.  mit  Spengel  in  Münchner  gel. 
Anz.  1840,  S.  709  fgg.,  dann  Diodor.  XVI.  74  —  77,  Plut.  V.  Phoc. 
c.  14,  auch  Paus.  I.  29.  7,  und  über  den  Ausbruch  des  Kriegs  im 
Allg.  Dionys.  Hai.  Rhetor.  p.  740  :  fiixu  r/;V  'OXw&iwv  «Awotv  «jj- 
XovToq  Qf/iioxoxXfoVi;  avv&rjxui,  (l>iXLmiw  nqoq  ' A&Tjvuiol'i  iyivovxo  ntql 
giiXiuq  xul  avfifiu;(luq '  uvrai  düfinvav  fnxu^ij  ygovov  u/gi  Nixonityov 
(347—341),  ini  s\  QfovQÜaxov  (Ol.  CX.  1  ='340)  Uv&t^aav,  'AOrj- 
tuiü)v  ftiv  (I>LXi,7fxov  ulxiojffvcav  ('ni)f(iv  xoJi  TioXf/xov  ,  fpiXimiov  d  A&rj- 
v'iioi.q  fyxuXovvxoq.  Philipp's  Kriegsmanifest  hinter  Demosth.  adv. 
Philipp.  Epistolara  —  ob  unächt?  s.  Droysen  a.  a.  O.  S.  715  «nd 
dagegen  Böhnecke  S.  273  fgg.  461  fgg.  Dass  aber  darnach  noch 
einmal  Friede  geschlossen  worden  wäre  ,  wie  Winiewski  p.  227  — 
239  und  Reuter  1.  c.  p.  26  mit  Diodor.  XVI.  77  annehmen,  lässt 
sich  nach  Demosth.  Cor.  §.  145  und  AescLin.  Ctesiph.  §.  55  be- 
stimmt verneinen;  vgl.  Brückner  S.  379 ,  Thirlwall  VI,  p.  59,  Droy- 
sen  S.    575,   Böhnecke  S.    329,  Voemel  S.  559,   Lachmann  II,  S.  1 40. 

'  11)  Demosth.  Philipp.  I  §.  18:  dal  yriQ  ,  flolv  ol  m'tvx'  i^nyyfX- 
AovTf?  (xflvoj  Tiu()'  tJjuöiv  uvxüv  TiXdoiiq  xoii  öfofxoq:  vgl.  Cherson.  §.  Ol , 
Philipp.   HI  §.  37,  IV  §.   5. 

12)  Vgl.  Passow  in  Hall.  Encykl.  II  S.  73  fgg.  oder  Verm. 
Sehr,  S.  64  —  74,  auch  Brückner  S.  120  fgg.  und  Schäfer  im  Philol. 
II,  S.  402,  insbes.  aber  E.  Slechow  de  Aeschinis  orat.  vita  ,  Berl. 
1841.    4,    obgleich     dessen     einseitig    rechtfertigende    Tendenz    von 


§.  173.     Kampf  und  Niederlage  gegen  Philipp.     515 

Franke  in  N.  Jahrb.  1842  XXXV,  S.  289  fgg.  und  Scheibe  in  Zeit- 
schr.  f.  Alterth.  1843  S.  1115  fgg.  mit  Recht  zurückgewiesen  wor- 
den  ist. 

13)  S.  Westermann  Gesch.  d.  Beredts.  F,  S.  96,  Wachsmuth  I, 
S.  675,  und  was  sonst  oben  §.  170,  n.  13  über  diesen  Staatsmann 
citirt  ist;  hier  aber  besonders  auch  Brückner  S.  118  und  Zimmer- 
mann de  Demosth.  p.  18,  der  nur  seinen  Tod  mit  Ol.  CIX.  2  zu 
früh  angesezt  hat;  vgl.  Böhnecke  S.  604  und  Schäfer  im  Philol.  V, 
S.  25  fg.  Die  Verwechselung  mit  dem  gleichnamigen  Probalisier 
(adv.  Neaer.:  §.  48)  in  Vit.  X  Orat.  p.  840  hat  schon  Droysen  a.  a.  O. 
S.  801  beseitigt;  aulFallender  ist  es,  dass  ihn  Plutarch  frat.  amor. 
c.    15  als  Feldherrn   Aeschines  gegenüber  stellt  ? 

14)  Demosth.  F.  L.  §.  12  fgg.  und  26;  vgl.  Winiewski  p.  72, 
Zimmermann  p.  57  ,  und  namentlich  Schäfer  im  Philol.  I,  S.  218 
und  V,  S.  21,  nach  welchem  auch  nicht  mit  Böhnecke  S.  435.659. 
662  an  einen  Koprier  dieses  Namens  als  Gegner  Philipps  zu  den- 
ken seyn  wird. 

15)  Vgl.  s.  Leben  bei  Plutarch  und  dazu  Heeren  FII.  1,  S.  411 
%g-  5  A.  G.  Becker,  Demostbenes  als  Staatsmann  und  Redner,  Halle 
u.  Leipz.  1815;  Niebuhr  kl.  histor.  Sehr.  S.480;  Pistor  de  Demo- 
stbenis  ingenio  et  eloquentia  ,  Darmst.  1835;  Ph.  A.  Zimmermann 
de  Demosthene  reip.  Atheniens.  administratore,  Berl.  1828.  8;  E.  Münch 
Züge  zu  einer  F^ebensbeschr.  d.  Demosth.  in  Pölitz  Jahrb.  d.  Gesch. 
u.   Staatskunst,   Febr.    1829;   M.  A.   Boulle   vie  de   Demosthene,    Paris 

1834.  8;  J.    H.    Schölten   de   Demosth.   eloquentiae   charactere ,   Traj. 

1835.  8;  Ranke  in  Hall.  EncykS.  I.  24,  S.  52—118;  A.  Westermann 
quaestiones  Demosthenicae ,  L'xpa.  1837.  8;  Brückner  S-  125  fgg.; 
Theremin  Demosthenes  u.  Massillon  ,  Berl.  1845.  8;  Söltl  Demo- 
stbenes als  Staatsmann  u.  Redner,  Wien  1852.  8;  G.  G.  Papado- 
pulus  i.oyo(;  JtfQi  Toii  Jrjfioa&hovq  xul  rrjq  ilxovoy()rx(f>iat;  avrov ,  Ath. 
1853.  8;  A.  Schäfer  Demosthenes  u.  d.  athen.  Staatsmänner  s.  Zeit, 
Dresden  1854.  8;  Lachmann  H,  S.  192—199;  Grote  XF,  p.  369  fgg., 
Filon  bist,  de  la  demoer.  Ath.  p.  310  fgg. ;  über  sein  Bild  auch  H. 
Schröder  die  Abbildungen  d.  Demosthenes,  Braunschw.  1844.  4 
und   Scharfl"  in   Transact.  of  the   Soc.   of  literat.    IV.   1853. 

16)  Demosth.  Philipp.  IV.  §.  55  :  fv&v^  druardq  nq  Xfya,  (oq  ov 
diZ  kr]{}(lv  ,  ovä\  yiJnq>fiv  Tiökf/uov  ,  TKtija&tlq  fvd-fwq  f^^q  ,  To  Tr/v  fl^jj- 
vTjv  nynv  mq  uyu&ov  ttrtl  to  %Qf<pn,v  dvvu/Aiv  fttyäktjv  ojq  ;/ttAf;»u»'  x.t.X,  ; 
vgl.  Hl,  §.  9:  roi'To  d'  l'anv ,  o  twv  uvuliaxoßfvwv  •/QTjuätfßiv  nuvtojv 
fl'iXiTinoq  ü/vfiT(tt,  mnoq  /liv  nok(f*ilv  Vfilv  ^  vqi'  vfiihv  dt  /n>}  noXf/uit- 
o&ui:  de   Halonn.   §.  5   etc. 

17)  S.  oben  §.  13,  n.  15  und  über  die  Zeitverhältnisse  Corsini 
I,  p.  140—144;  Clinton  FF,  p.  289—295,  Winiewski  p.  206  —  257; 
Brückner  S.  283;  Droysen  S.  571  fgg.,  Böhnecke  S.  494  fgg.,  Grote 
XI,  p.  650  fgg. 

18)  Vgl,  Demosth.  Cor.  §.  152,  Diodor.  XVF.  84,  und  über  die 
militärische  Wichtigkeit  dieses  Orts  Strab.  IX,  p.  639  C :  "r»  tiuoöiv 
lAfyiOTl]  TW*  tvTUvd-a  nölfiuv  xul  inixuinoiiirt/  diu  to  (TlixfZa&cti.  loiq 
aifvolq,  xnl  Tov  t}(ovra  im'iTijv  l'/fiv  t«;  ilqßokftq  rrtq  flq  t;v  'bMnidu 
xttt  xrjv  boimrinv  x.T.k.  mit   Böckh   Staatsh.    (Aull.    I)    11,   S.   373. 

19)  Vgl.  Demosth.  Cor.  §.  169  fgg.  und  über  die  folgenden 
hriegKFtegcbenhciten  {rtjv  i' inl  toi"  nornftov  y.nl  ttjv  )(H^f()tvt/v  t'.nyi'/V, 
DemoHlh.   ().    216)    neuerdings    Westi.'iniann     in     Leipz.    Gesellscli.   d. 

Kk2 


516   Th.  V.  Derathen.  Staat.  CHI.  C  Entartung u.  Ende. 

Wiss.  1850,  S.  167  und  Lachmann  II  S.  160,  die  von  verschiede- 
nen Gesichtspuncten  ausgehend  doch  im  Ganzen  dasselbe  Resultat 
erzielen. 

20)  Am  siebenten  Metageitnion  (Plut.  Camill.  19)  Ol.  CX.  3 ;  vgl. 
Üiodor.  XVI.  86—89.  Justin.  IX.  3  :  hie  dies  universae  Graeciae  et 
gloriarn  domin ationis  et  vetustissimam  libertatem  finivit. 

§•  174. 
Der  Verlust  seiner  Seeberrschaft  und  seiner  meisten 
auswärtigen  Besitzungen  war  die  nächste  Folge  der  Nie- 
derlage Athens  ^),  für  welche  ihm  der  Wiedererwerb  von 
Oropus  nur  schwachen  Ersatz  gewährte  2)  5  doch,  glück- 
licher als  sein  Bundesgenosse,  gelang  es  ihm  auch  un- 
ter Alexander,  dessen  Zorn  für  den  beabsichtigten  Ab- 
fall Demades  Fürbitte  von  ihm  abwandte  ^) ,  eine  selb- 
ständige Existenz  im  Innern  zu  behaupten'^),  obschon 
auch  es  sich  den  Beschlüssen  nicht  entziehen  konnte, 
durcli  welche  das  gesammte  Griechenland  erst  Philipp, 
dann  seinem  Sohne  die  unumschränkte  Hegemonie  gegen 
die  Perser  übertrug  ^) ;  und  selbst  sein  öffentlicher  Wohl- 
stand erreichte  unter  Lykurgus  weiser  Finanzverwaltung 
wieder  eine  ansehnliche  Höhe^).  Charakteristisch  für 
die  Moral  des  Staats  und  seiner  Leiter  in  dieser  Zeit  ist 
der  Pracess  gegen  die  der  Bestechung  durch  Alexander'« 
flüchtigen  Schatzmeister  Harpalus  verdächtigen  Redner^), 
der  jedoch  auch  an  geheimnissvollem  Dunkel  manche 
Aehnlichkeit  mit  dem  gegen  die  Hermokopidea  hat,  und 
namentlich  durch  Demostheues  Verurtheilung  ^)  im  Zwei- 
fel lässt,  ob  die  grössere  Schuld  sich  auf  Seiten  der  Be- 
klagten, oder  vielmehr  der  Kläger  und  Richter  befand, 
worunter  man  ungern  auch  den  Namen  des  Areopags  als 
Untersuchungsbehörde  erblickt.  Dass  inzwischen  Athen 
die  Gelegenheit,  die  ihm  jener  Mann  mit  seinen  Schätzen 
zu  einer  Erhebung  gegen  Alexander  darbot,  eben  so  wie 
einige  Jahre  früher  den  Aufstand  des  Peloponnes  unter 
Agis  II.  von  Lacedaemon  ^)  unbenuzt  vorbei  liess,  zeigt 
den  Einfluss  der  macedonischen  Partei,  die  durch  Furcht 
seine  Kraft  lähmte  ^^)  und  namentlich  .  wie  es  scheint, 
den  begüterten  Theil  des  Volks  auf  ihrer  Seite  hatte'*)^ 


I 


§.  174.     Folgen  der  Niederlage.  517 

vvoraus  sich  auch  die  antidemokratische  Richtung^  erklärt, 
die  sie  später  annahm,  als  es  dennoch  nach  Alexander's 
Tode  Hyperides  ^^]    und  Leosthenes    gelungen  war ,    den 
Demos    zur  Thellnahme  an    dem  sogenannten  lamischen 
Kriege  zu  begeistern  ^^),  in  welchem  der  Unwille  über  des 
Königs  Einmischung  in  ihre  inneren  Angelegenheiten  die 
Streitkräfte  fast  aller  Griechen  noch  einmal  unter  Athcn's 
Befehlen    vereinigte  i*).      Mochte    auch  das  unglückliche 
Ende  dieses  Kriegs  Phocion's  Besorgnisse  rechtfertigen, 
so  schmerzt  es  doch,  einen  solchen  Mann,  dessen  Glei- 
chen an  Reinheit  und  Seelenadel  die  Geschichte  wenige 
kennt  ^^) ,  an  der  Seite  eines  feilen  Egoisten  wie  Dema- 
des  16)  zu  sehen,  der  mit  seinem  grossen  Talente  nur  in 
Antipater's  Solde  wuchern  zu  können  glaubte;  und  seinen 
Namen  unter  den  Unterhändlern  eines  Friedens  zu  lesen, 
der  zwölftausend  Athener,    die  das  Minimum  von  zwei- 
tausend Drachmen  Grundvermögen  nicht  besassen  i^),  ih- 
rer Rechte  beraubte  ,    die  Macedonier   in  den  Besitz  der 
Hafenfeste    Munychia    sezte ,    und    die    edelsten   Bürger 
der  Stadt,   auch  Demosthenes,  dessen  Rückkehr  sie  eben 
erst  im  Triumphe  gefeiert  hatte,  der  Rache  des  unbarm- 
herzigsten Feindes  preisgab  ^^). 

1)  Pausan.  ].   25.   3:    'A&7}vaioig    6i   Aöyw  ovv&f/iivo?  IgyM  atpäq 

d(,X^q:  vgl.    Brückner  S.  295  und   Grote  XI,   p.  698  fgg. 

2)  Id.  1.  34.  1;  vgl.  Demades  n.  dw^fxuiTiuq  T.  III,  p.  488 
Bekk.  und  was  im   Allg.  oben  §.    117,  n.   2  citirt  ist. 

3)  Diodor.  XVII.  15.  Unter  den  Reilnern  ,  deren  Auslieferung 
er  gelodert  lialte  ,  waren  Deniostbenes,  Polyeuklus  ,  Lykurgus,  H>- 
peride«  Charidemus  die  namhaftesten;  über  die  andern  und  ihre 
Anzahl  stritt  das  Alterthum  .  vgl.  Plut.  V.  Uemosth.  C.  23  und  Ar- 
rian.    I.    10  mit  Ellendt  p.   51    und  Böbnecke  Forschungen  S.  b41. 

4)  Pausan.  Ml.  10.  1=  'Jerjvutot  yuQ  ^fra  ri  drvxrjttu  to  iv 
IfotWTor?  orx  lyhovro  'Pdinnov  x«t//xoo.,  f'ü.övriov  (ih  oy<oi  dtn-/Uto,v, 
wv  fxQnxTjm  na^u   to  Iqyov  ,  x'^^"'^  «^^  tfovfv^frTiüv :   vgl.  Justin.  1\.  4. 

5)  Ueber  Philippus    s.   Diodor.   XVI.  89;   vgl.    Plut.    Phoc.    16 j 

nvyiäniov  roVcs'HUrjOiv  .  .  xui  nn/;vu<;  ^df.  7in(>fxny  roj  'li^Xinno,  xm 
InnHq  U.S.W.  Ueber  Alexander  Diodor.  XVII.  4  und  Demosthenes 
Rede  :i.  7wv  ngic  \4X^l.  nvyOrjxö.v,  woraus  sich  die  Hauptpuncte  des 
aligemeinen   Friedens  theilweise  zusammenstellen   lassen. 

6)  Als  T«//i«?  rf/<:  xotv^q  TiQoaödov ,  s.  oben  §.  151  und  sein  Lob 
bei  Paus.   I.  29.    16:    w   i:io(.no&rj    ftif  n'dutTu    iq    lo    drjfioaiov  aoT«- 


518  Th.F.  Der  athen.  Staat.  C. III.  C.  Entartung  u.  Ende. 

xoaioi.(;  nXdovu  xal  f^uxiaxt^ioig  ij  oaa  nigixXf/g  o  Auv&Lniiov  avv^yayi' 
xuTeaxfi'iaof  äf  nofiTifla  Trj  &iü  y.al  vi'x«?  y_qva!i(;  xat  uafj&fvoiq  nöofiov 
fKaröv,  f?  6i  nokfßov  onka  ttal  ßfkrj  xul  TfT^axoalu(;  vu^ißctyofiaiv  ilvat 
TQtrjQnq  (100  Schiffe  wirklich  bei  Uemosth.  foed,  Alex.  §.20):  aucb 
Hyperides  in  Walz  Rhetor.  gr.  IX,  p.  545  ,  im  Allg.  aber  Vit.  X 
Orat.  p.  841  — 844  und  das  Fsephisma  des  Slratokles  das.  p.  853 
mit  d.  vollständigen  Couimentar  r.  M.  H.  E.  Meier  hinter  Kiessling's 
Sammlung  d.  Bruchstüelie  Halle  1847.  8;  auch  Taylor  Proleg.  in 
Lycurgi  reliquias  (Cantabr.  1748.  8,  dann  bei  ßeiske  T.  IV  und  A, 
G.  Becker,  Magdeb.  1821.  8),  Anger  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XL  VI, 
p.  364  fgg.»  ü.  A.  F.  INissen  de  Ljcurgi  oratoris  vlta  et  rebus  ge- 
stis ,  Kiel  1833.  8,  G.A.Blume  narr,  de  Lycurgo  oratore,  Potsdam 
1834.  4,  und  insbes.  Böckh  StaatsL.  1  S.  569—574,  11  S.  112—142 
oder  C.  Inscr.  n.  157,  wo  derselbe  Bruchstücke  aus  Lykurg's  Rech- 
nungsablage von  seiner  zwölfjährigen  Amtsführung  erkennt.  Ob 
diese  freilich,  wie  Nissen,  Droysen  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1839, 
S.  550,  Meier  1.  c.  uad  Ussing  in  ders.  Zeitschr.  1848,  S.  493  wol- 
len,  von  Ol.  CIX.  3  bis  CXII.  3  oder  mit  O.  Müller  Munim.  Athen, 
p.  28  u.  kl.  Schriften  I,  S.  439  ,  Sauppe  in  Zeitschr.  f.  Alterth. 
1836,  S.  419,  Leake  in  Transact.  of  the  Soc.  oT  literat.  1837  III.  1, 
p.  229,  Schäfer  im  Philol.  V  ,  S.  25  von  Ol.  CX.  3  bis  CXIII.  3 
zu  setzen  sey,  lässt  Böckh  selbst  11  S.  118  unentschieden:  schwer- 
lich aber  wird  man  mit  Böhnecke  Forsch.  S.  ix  fgg.  bis  Ol.  CVII.  3 
zurückgehn  dürfen  ,  wo  vielmehr  Aeschines  Bruder  Aphnbetus  un- 
ter Eubulus  Auspicien  dieses  Amt  versehen  zu  haben  scheint  (Ae- 
schin.  F.  L.  §.  149],  obgleich  anderseits  nicht  zu  übersehn  ist,  dass 
Flut.  Praec.  polit.  c.  25  um  Ol.  CXII.  2  von  Demades  sagt:  Ixt 
Ta?  UQoooäovi;  tiyjv  vq>'  fuinöj  xTjq  nokiotq ,  was,  wenn  man  es  nicht 
mit  Böckh  I  S.  229  und  II  S.  117  auf  einen  andern  Zweig  der 
Finanzverwaltung  deuten  könnte ,  für  Lykurg  allerdings  mit  Ol. 
CXI.  3  abzuschliessen  nöthigen  würde. 

7)  S.  Diodor.  XVll.  108;  Athen.  VI.  47,  VlIL  27,  XIII.  67; 
Plut.  Phoc.  21,  Demosth.  25  u.  20;  Vit.  X  Orat.  p.  845,  und  ins- 
bes. die  Redea  des  Dinarchus  gegen  Demosthenes ,  Philokles  und 
Aristogiton    (von   diesem    lezten  mehr    bei  Taylor  in   Schäfer's  Dem. 

IV,  p.  299,  und  B.  Thorlacius  Opusc.  II,  p."  201—240,  auch  F.  G. 
Kiessling  Quaest.   Att.    Zeitz   1832.   4,  p.    5  fgg.)  mit  d.   Commentar 

V.  Mätzner,  Berl.  1842.  8  und  Sauppe  über  die  neuen  Bruchstücke 
der  Rede  des  Hyperides  gegen  ihn  (ed.  Churchill  Babington,  Lond. 
1850.   4)  im  Philol.   III,  S.  649—655. 

8)  Seine  Unschuld  versichert  namentlich  Paus.  11.  33.  4;  vgl. 
Becker  Demosth.  als  Staatsmann  S.  115—121,  Niebuhr  kl.  Sehr.  I, 
S.  481,  Westermann  Quaest.  Demosth.  III,  p.  75  —  94,  Plass  III, 
S.  749,  Droysen  Gesch.  Alexanders  S.  529—537,  Filon  p.3li9,  ins- 
bes. aber  G.  Fr.  Eysell  Demosthenes  suspicione  acceptae  ab  Har- 
palo  pecuniae  liberatus  ,  Marb.  1836.  8  mit  Funkhaenel  in  N.  Jbb. 
1837  XIX,  S.  175—192,  und  gegen  ältere  Beschuldigungen  seiner 
Bestechlichkeit  (Plut.  c.  14  u.  20  ,  Diodor.  XVll.  4)  Rückert  pro 
Demosthene  proditae  pecunia  patriae  reo  in  Seebode's  N.  Archiv 
1829,  n.   16  u.   17. 

9)  Diodor.  XVII.  62.  63 ;  vgl.  Plut.  V.  Demosth.  c.  24  und 
mehr  bei  Mätzner  ad  Dinarch.  p.  109  und  Böhnecke  p.  652;  auch 
Arrian.    II.    17.   4:    Auxiöuinoviwv  /mIv  ijutv  in  tov  ivOiog  7ioXf/*oi'VTUv 


§.  174.     Folgen  der  Niederlage.  519 

rijq  rff   'AaTpuio)v  no'Afwe  ^ißu  /xäUov  ^   ivvola  rff  ngic;  i,ßüq  nquq  xo 
nuQov  xurf/onivTii;, 

10)  Deinostbenes  Worte:  dfintXovQYovoL  nviq  rrjv  nlXiv  ,  uvarf- 
Tf*v»'^oi  T«»e  T,;  y.^f*nru  tov  d/.fxov,  inorh titjTav  t«  vivQa  rö,v  ngn- 
yuuTWv,  waren  docli  woLl  nicht  so  sehr  Unsinn,  wie  Aescbin.  Cte- 
siph.  §.  166  es  darstellt;  vgl.  auch  foed.  Ales.  §.  11  und  Hyper. 
pro  Euxen.  p.  11  :  ov  (tivov  uinol  dUci  xul  ol  nUoi  A&ijvuloi  i,ouai, 
xul  T«  ncLcd^u  T«  ;x  Twv  Ö^ÖuoxuXhuiv  xul  Twv  griT6gü}v  xorq  nug  fxfi- 
vüiv  ^.o&agvovvruQ  xui  i&v  (iUwv  tov<;  ifvl^ovraq  xo.^-  htZ&fv  y^ovrag 
aal   vnodf/ofihovg  xul   fk  T«e  oöorq  «navrwvT«?   x.t.X. 

11)  Diodor.  XVII I.  lö:  twv  /^iv  xzfjfiurtxüv  avfißovkfi'ovroiv  rr^v 
vavyluv  uyuv,  Twv  di  drj/^oxinwv  dyaanovro,v  t«  nX,)&T]  :  "?>}•  ^''^^■\- 
Phoc.  C.28:  ol  .nuc^H,,  und  bereits  Demosth.  Philipp.  IV  §.  4  ob- 
gleich dabei  auch  die  Unterscheidungen  von  Weishe  de  hyperb.  I, 
p.  32  und  Scheibe  in  Zeitscbr.  f.  Alterth.  1843,  S.  1121  nicht  zu 
übersehn   sind. 

12)  Ueber  diesen  im  Allg.  s.  ausser  Vit.  X  Orat.  p.  848  fgg. 
Ruhnk.  Bist.  oral,  graec.  p.  lxix  fgg.,  Blume  Tor  s.  Ausg.  des  Ly- 
turgus  c.  Leocrat.  (Stials.  182.S.  S)  p.  xv-xv.ii,  und  F.  G.  kiess- 
linp  de  Hvperide  oratore ,  Hildburgh.  1837  und  Posen  i846;  auch 
Westermann  Gesch.  d.  Beredts.  I,  S.  119  fgg.  und  Wachsmuth  I, 
S.  673. 

13)  Vgl.  Diodor.  XVIII.  8  und  im  Allg.  J.  Gast  Gesch.  v.  Grie- 
chenland seit  Alex.  d.  Gr.  A.  d.  Engl.  Lpz.  1796.8;  Mannert  Gesch. 
d.  unmitt.  Nachfolger  Alexanders,  Lpz.  1787.  8,  S.  3-  tgg. ,  ^  J- 
Demortier  de  statu  graec.  civil.  Alex.  M.  moriente  in  Ann.  Acad. 
Leod  1824,  p.  103-170;  Flathe  Gesch.  Maced.  l,  S.  427— 51Ö; 
insbes.  aber  W.  A.  Grauert  Gesch.  Athen'»  seit  d.  Tode  Alexanders 
bis  zur  Erneuerung  d.  achäischen  Bundes,  in  s.  histor.  u.  philol.  Ana- 
lekten,  Münster  1833.  8,  S.  208  fgg-  und  Droysen  Gesch.  a.  Hel- 
lenismus, Hamb.   1836.   8,  I  S.  59  fgg. 

14)  Diodor.  XVIII.  9-17;  Plut.  V.  Phoc.  c.  23  u.  Praec.  po. 
lit.  c.  6,   Paus.   I.  1.  3  u.  25.  4,  Justin.   Xlll.  5. 

15)  Plut.  V.  Demosth.  c.  14:  ö  (po)y.lwv  oi'x  inuivüiffihyq  ngoV- 
arä^ivoq  noXcTHac;  ,  dXXd  Soxwv  naxidoviCnv ,  c^w?  dt'  dvögdav  xal 
d^xruoavvTi*  ovöiy  ovda.uov  %^igwv  Idoi^v  'EipudTov  x«i  AgcOTHdov  x«* 
/ü>o;vog  d.r}g  r^y}o&,u:  vgl.  dess.  Vita  Phocion.s  m.t  d.  Comm  v. 
F.  Kraner,  Lips.  1840.  8,  und  Heyne  Opusc,  III,  p.  -^"^o— 3bd; 
auch  Zimmermann  de  Demosth.  p.  12,  Droysen  I,  S.  231,  I  lass  111, 
S.  747,   Wachsmuth   I,  S.  680  u.  s.  w. 

16)  Vrl.  Paus.  VII.  10.  1  und  im  Allg.  C.  S.  G.  Hauptmann 
(Gera  1768.  4)  bei  Reiske  Orat.  gr.  IV,  p.  423  fgg.,  Ruhnk.  H.st. 
orat.  graec.  p.  ix.x.  fgg.,  Grauert  S.  279  u.  296,  Droysen  IS.  181 
fn'.  ,  Wachsmuth  1,  S.  081.  Böckh  Staatsh.  I,  S.  817  und  d.e  Mo- 
nographie« von  H.Lhardy,  Berl.  1834.  8  und  G.  ^i.Hluygers  Hag. 
Com.  1836.  8  mit  Sauppe  u.  Westermann  in  Zcxlschr.  t.  Alterth. 
1835,  n.  77  und   1837,  n.  26. 

17)  Diodor.  XVIII.  18:  tt/v  ftiy  noXiriiav  fiirfor^aiv  ix  t^?  d^- 
<4oxt'«Ti«?  X«;  ngonhuhv  dno  T./<J?afft)?  tlva,  ro  noXirivn»  xal  rovq  fiiv 
xtxTT]t*fyov<;  ^Xhov  dgaxuüty  äioydimy  xvgiovq  ihai  tov  noX^rfifiatoc 
xal  lijq  Xf'(.'oroving,  lo.Jt  di  xnrmTfguj  t^;  TtA*/,o*a,?  «.T«vrn?  «^^  J/'«.'"" 
ywd«?  ovT«?  x«2  noX,,iiy.orq  dn,'/Xaof  lijq  noX.Tiioc :  ^gl.  Plut.  V .  I  lioc. 
c.  27  mit   Grauert  S.  283  und  Bergk   in  N.  Jahrb.LXV,  b.  39/  fgg. 


520  Th.  V.  Der  athen.  Staat.  CJII.C.  Entartung  n.  Ende. 

18)  Plut.  V.  Phoc.  c.  29,  Demosth.  c.  28;  vgl.  Paus.  I.  8-  4 
und  Lucian.  Enc  Demosth.  mit  Baumstark  in  Zeitschr.  f.  Alterth. 
1842,  S.   1019  fgg. 

§.  175. 

In  den  Streitigkeiten,  die  nach  Antipater's  Tode  zwi- 
schen seinem  Sohne  Kassander  nnd  Poiysperchon  ausbra- 
chen,  stellte  (Im  J.  318}  lezterer  auf  einen  Aiigeublick 
die  Demokratie  wieder  her,  welcher  Veränderung  Pho- 
eion  als  Opfer  fieP)^  Im  fortwährenden  Besitze  der  Mu- 
nychla  ^)  aber  machte  sich  Kassauder  schon  Im  folgen- 
den Jahre  wieder  zum  Herrn  der  Stadt  ^) ,  welche  nur 
die  zehnjährige  Verwaltung  des  Demetrius  von  Phalerum 
cinigermaassen  für  den  Verlust  Ihrer  Unabhängigkeit  ent- 
schädigen konnte'^).  Dennoch  ward  im  Jahr  307  Deme- 
trius Pollorcetes  als  Retter  empfangen  5)  5  von  den  Schmei- 
cheleien, mit  welchen  das  Volk  Ihm,  durch  eigennützige 
Redner  wie  Stratokies  und  Dromoklldes  ^)  geleitet ,  die 
Zurückgabe  des  Namens  der  Freiheit  lohnte,  waren  es 
noch  keine  der  ärgsten ,  dass  es  Ihm  und  seinem  Vater 
Antigonus  als  rettenden  Göttern  Priester  ernannte ,  de- 
ren Namen  statt  des  Archonten  zur  Jahresbezeichnung 
dienen  sollten ''),  und  die  zehn  klisthenlschen  Phylen  um 
zwei  nene,  Autigonis  und  Demetrias,  vermehrte^) 5  wo- 
durch zugleich  die  Kopfzahl  des  Raths  auf  sechshundert 
wuchs  und  auch  nach  Demetrius  Sturze  blieb  9),  nur  dass 
die  Phylen  später  die  Namen  Ptolemals  und  Attalis  erhiel- 
ten ^'^).  Demochares  allein,  Demosthenes  würdiger  Schwe- 
stersohn, hielt  in  dieser  Zeit  die  Würde  seiner  Vaterstadt 
aufrecht  1^)^  als  aber  Demetrius  zweite  Ankunft  im  J.  303 
das  Signal  zu  neuer  unerhörter  Kriecherei  gab  ^2),  musste 
er  der  Kabale  weichen,  und  auch  der  Schlag,  welchen  jener 
Im  J.  301  bei  Ipsus  erlitt,  kam  den  Athenern  nicht  zu 
Gute^  Kassander's  Einfluss  gab  ihnen  an  Lachares  einen 
neuen  Zwingherrn  ^^),  und  sie  mussten  froh  seyn,  zum  drit- 
tenmalc  in  Demetrius  Hände  zu  fallen  ^'^\.  So  unerwar- 
tet schonend  dieser  sich  übrigens  auch  damals  gegen  Athen 
bewies  ^^)^  so  versicherte  er  sich  doch  jezt  besser  nicht 
allein  des  Hafens  und  seiner  Feste  ^^)  sondern  auch  der 


§.  175.    TVecJiselnde  Schicksale  unter  Macedonien.    521 

Stadt  selbst  durch  Befestigung^  des  sie  beherrschenden 
Musenhügels  ^^],  dessen  Besatzung  die  Athener  erst  nach- 
dem er  im  J.  287  den  macedonischen  Thron  verloren 
hatte  ,  unter  Olyrapiodorus  Anführung  vertrieben  ^^). 
Trotz  ihrer  gänzlichen  Erschöpfung  kämpften  sie  darauf 
im  J.  280  noch  einmal  an  der  Spitze  der  übrigen  Grie- 
chen ^9)  gegen  die  Schwärme  der  Gallier  an  den  Ther- 
mopyien  ^o^  und  leisteten  später  auch  den  Augriifen  des 
Autigonus  Gonaatas  von  266  bis  263  hcldcnmüthigen 
Widerstand  2') ,  bis  sie  endlich  trotz  der  Hülfe  Ptole- 
maeus  II  von  Aegypten  und  Arcus  I  von  Sparta  ^^)  im 
J.  262  auFs  Neue  durch  Hunger  unterlagen  ^3).  Einige 
Jahre  lang  scheint  hierauf  der  macedonische  König  völ- 
lig den  Herrn  der  Stadt  gespielt  zu  haben  ^'^]  ^  dann  gab 
er  ihr  zwar  im  J.  255  ihre  innere  Unabhängigkeit  wie- 
der ^5],  unterhielt  jedoch  fortwährend  eine  Besatzung  im 
Piraeeus,  welche  erst  nach  seinem  Tode  im  J.  243  Ara- 
tus  in  der  Hoffnung,  Athen  für  den  achäischen  Bund  zu 
gewinnen,  durch  Bestechung  zum  Abzüge  vermochte  ^^). 
Obschon  er  aber  dadurch  den  Athenern  nicht  nur  ihre 
Freiheit,  sondern  auch  den  Besitz  von  Salamis  wieder 
verschaffte'^'^),  so  blieben  diese  doch  fortwährend  den 
griechischen  Angelegenheiten  fremd,  und  schlössen  sich 
lieber  an  die  überseeischen  Staaten,  namentlich  die  Pto- 
lemäer  und  Pcrgamener  an ,  gegen  die  ihre  feilen  Red- 
ner sich  in  den  nichtswürdigsten  Schmeicheleien  er- 
schöpften 28j. 

t)  Diodor.  XVIII.  56  u.  66;  Plut.  V.  Pboc.  c.  32  fgg. ;  Tgl. 
Droysen  S.  221  fgg.  und  Filon  p.  401.  Zugleich  Rückkehr  der 
Vertriebenen ;  daher  unter  Demetrius  dem  Phalerenser  wieder  21000 
Bürger,  Athen.  VI.   103,  p.  272  C. 

2)  Durch  Nikanor:  Diodor.  XVIII.  64— 68;  Plut.  V.  t»hoc.  c.  31. 
Auch   Salamis   und  Suniuni,    Paus.    I.   35,   II.   8. 

3)  Diodor.  c.  74:  owf&ivro  r^v  ilftijvrjv ,  man  tot?  ^&r]vaiov<; 
t'xfi'*  nokiv  11  xul  ;^ftJ(jMi'  xal  n^ioaodoiK;  xul  vavQ  ^al  xuXXa  tiuvtu,  (pi- 
Xovt;  ovTuq  x«J  avufiu}(OVi  Kaaävö(iO) ,  trjv  dt  MovvV](iuv  kutu  ro  na- 
Qov  xQUTfZv  Kriauvö()ov  .  .  xul  ro  nolirivftu  ätotxflaO^ai  uno  Tift?/nfwv 
ü/Qi  fivöiv  dixu,  xuTitoxrjaai  6  lni.fifÄtjTTjv  r^q  noktojq  i'vu  liväQu  j4.&ij- 
valov,  ov   UV  do^jj    Kunav6(j(t) ,    xul   ij{tiO-ij   /irißr]T(tio(;   o   <Du).rj(j(vii. 

4)  S.  Straho  IX.  1.  20,  p.  609  und  Diog.  L.  V.  75  fgg.  mit 
Bonamy    in    M.    de  l'A.  d.    Inscr.  VIII,    p.  157  fgg.,    Ruhuk.    Hist. 


522   Th.  V.  Der  athen.Staat.  C.  III.  C.Entartung  u.  Ende. 

orat.  graec.  p.  xci  fgg.  ,  Dohrn  de  vita  et  rebus  Demetrii ,  Kiel 
1828.  8,  WacbsmutL  I,  S.  682,  Schöniann  Antiqu.  jur.  publ.  p.  358 
und  den  minder  günstigen  Urtheilen  von  Grauert  S.  310  fgg.  und 
Droysen  S.  425 — 431  ;  insbes.  aber  jezt  die  Preisscbr.  von  Oster- 
niann  de  Demetrii  Phal,  vita,  Hersf'eld  1847.  4  und  Legrand  u. 
Tychon  sur  Demetrius  de  Phalere  consldere  comme  orateur,  bomnie 
d'etat,  erudit  et  pbilosopbe  in  Meni.  pres.  ä  l'Acad.  de  Bruxelles 
XXIV  2852;  »ueh  Viseber  im  Rb.  Museum  IX,  p.  386,  und  über 
seine  gesetzgeberiscbe  Tbätigkeit  [tqLtoc;  vono&ixrjq  'A&tjvuCojv  ,  Syn- 
cell.  p.  273)  Pastoret  Hist.  de  la  legisl.  VI,  p.  233  »gg.,  Lu^ac  de 
Socr.  cive  p.  110  ,  Böckb  in  Berl.  Akad.  1831,  S.  24—27,  Meier 
Comm.   epigr.  p.    17   fgg. 

5)  Diodor.  XX.45;  vgl.  Dionys.  Hai.  DInarcb.  c.  2  u.  3,  Plut. 
V.  Denietr.  c.  8  u.  10,  und  mebr  im  Allg.  bei  Flatbe  I,  S.  502  fgg., 
Droysen  J,  S.  432  fgg.  und  J.  C.  de  Wit  de  Deroetrio  Poliorcete, 
Utreebt   1840.    8. 

6)  Plut.  V.  Demetr.  c.  11—13;  vgl.  Praec.  polit.  c.  2:  oväi 
yuQ  in  f^yuaia  xul  ;|f{j77/U«Tto/<6Ü  ngoOiriov  rolq  KOivoTq,  ojq  ol  Titgl 
2JT(}uroxXfa  xal  /l(jofio*Xiid7]v  int  ro  ^^iiaovv  &(goq  ,  to  ß?jfiu  ntni 
nuiäiÜQ  ovTOjq  ovo/xuL,oviiq^  rxXXrj}.ovg  na(jfx('tXovv :  und  mebr  bei  ßubnk. 
ad  Rutil,  p.  32— 34,  Grauert  S.  327  — 330,  Sauppe  ad  Lycurg.  p.  97, 
Wacbsmutb   I,  S.  679. 

7)  Nacb  Plutarch.  das.  c.  10  u.  46  von  307—288,  vgl.  Corsini 
F.  Att.  II,  p.  93 — 95;  ob  jedocb  in  ununterbrocbener  Aufeinander- 
folge ,  stellt  Droysen  in  Ritscbl's  Rb.  Museum  11,  S.  388  fgg.  mit 
Recbt  in  Frage,  und  jedenfalls  bat  Clinton  li,  p.  380  bereits  richtig 
bemerkt,  dass  dieselben  als  Eponymen  fortwährend  lifj/ovTfq  beissen  ;  s. 
Ciarisse  Inser.  graec.  par  L.  B.  1840,  p.  12  und  tres  1845,  p.  9, 
Böckb  Staatsh.  II,  S.  315,  Meier  Comm.  epigr.  p.  85.  87  und  dess. 
Iudex  arch.  epon.  qui  post  Ol.  CXXI.  2  eum  magistratum  apud 
Athen,   obtinuerunt,   Halle    1854.   4. 

8)  S.  Plut.  ibid.  und  Paus.  X.  10.  1,  wo  die  Statuen  beider 
in  Delphi  neben  den  übrigen  inojvrfioic;  (§.  111)  stehen;  die  bereits 
von  DodvFell  de  cyclis  111.  .39  erkannte  Stellung  ihrer  Pbylen  zu 
Anfang  der  Reihefolge  findet  sich  jezt  im  C.  Inscr.  I,  p.  152  und 
.Meier's  Comm.  epigr.  p.  19  u.  62  so  urkundlich  bestätigt,  dass 
Corsini's  (F.  Att.  1,  p.  177)  und  Ross  (Demen  S.  2)  Widerspruch 
dagegen  nicht  in    Betracht  kommen  kann, 

9)  Vgl.  Corsini  I,  p.  262,  Schömann  Com.  p.  44,  Ideler  Chro- 
nol.  I,  S.  343;  oder  wäre,  wie  Droysen  im  Rh.  Museum  II,  S.  414 
will,  nach  301  noch  einmal  die  alte  Zebnzahl  hergestellt  worden? 
—  Dass  jedoch  auch  später  die  Monatstage  nicht,  wie  Poll.  VIII. 
115  glaubt,  ohne  Weiteres  mit  den  Prytauientagen  (§.  127,  n.  5) 
übereinstimmten  ,  bemerkt  Ciarisse   Inscr.   tres  p.  9. 

10)  Vgl.  Paus.  I.  5.  5,  Poll.  VIII.  HO,  und  Steph.  Byz.  s.  Bf. 
(jfvixidai, ,  welcher  Demos  gleichfalls  für  die  Ptolemais  wie  später 
'A:ioXXo)vuZ<;  für  die  Attalis  neu  geschaffen  wurde.  Dass  erstere  um 
265  (Droysen  Hellen  II,  S.  212)  von  Ptolemäus  l'biladelphus  (Paus. 
I.  6.  8),  leztere  200  a.  Chr.  von  Attalus  1  (Polyb.  VI.  25.  9,  Liv. 
XXXI.  15)  ihren  Namen  erhielt,  ist  eben  so  sicher  als  ihre  Stellung, 
Ptolemais  als  fünfte,  Attalis  als  zwölfte,  s.  Corsini  I,  p.  165;  ob 
aber  dazwischen  einmal  auch  nur  eilf  Phylen  gewesen  oder,  wie 
Grotefend  de  demis  p.  13  fgg.  gegen  Böckb  C.  Inscr.   I,  p.  901  ao- 


§.  175.    TVechselnde  Schicksale  unter  Macedonien.     523 

nimmt,  die  Demetrias  bis  200  beibebaltea  worden  sey,  bleibt  fort- 
wäbrend  dunkel  ,  ob^leicb  ich  ersteres  in  Zeitschr.  f.  d.  Altertb. 
1845  S.  595  wenigstens  für  den  kurzen  Zeitraum  des  cbremonidei- 
schen   Kriegs   (not.   21)  wahrscbeiulicb  gemacht  habe. 

11)  Ruhnk.  ad  Rutil,  p.  7—9,  Clinton  H,  p.  379,  Grauert  S. 
331  ,  Westermann  Gesch.  d.  Reredts.  I,  S.  155,  Droysen  Hellen.  I, 
S.   497,   Schmidt  in   Zeitschr.    f.   Alterth.    1837,   S.  767  fgg. 

12)  S.  Plut.  V.  Demetr.  c.  23—26  und  Ath.  VI.  62—64  mit 
Elchstädt's  Programm:  Ithyphallicum  Carmen  Demetrio  Poliorcetae 
cantatum,  quum  ad  Sacra  Cereris  Athenas  rcTerteretur,  Jena  1807.  4 
und   Schmidt  a.   a.  O.    S.   779. 

13)  Ath.  IX.  70;  Paus.  I.  25.  5,  29.  16;  Polyaen.  Strateg.  MI. 
7;  Tgl.  Wytt.  ad  Plut.  S.  N.  V.  p.  71,  Grauert  S.  342,  Droysen 
Hellen.  I,   S.    566  fgg. 

14)  Im  J.  299  nach  Clinton  p.  188  fgg.  und  Grauert  S.  344; 
richtiger  295  nach  Droysen  »der  vierjährige  Krieg«  in  Zeitschr.  f. 
Alterth.    1836  S.   167  und  Hellen.  I,  S.  563  fgg. 

15)  Plut.  V.  Demetr.  c  30—34;  vgl.  Droysen  1  S.  587  fgg. 
und  Filou   Hist.    de  la  demoer.   p.   410- 

16)  Vgl.  Leake's  Topogr.  v.  Sauppe  S.  289  und  über  einen 
missglückten  Befreiungsversuch  Paus.  I.  29.  7  mit  Polyaen.  Strateg. 
V.    17. 

17)  Paus.  I.  25.  8;  vgl.  Leake  S.  309  und  Forchhammer  in 
Kieler  pbilol.  Stud.    S.   285  fgg. 

18)  S.  Plut.  V.  Demetr.  c.  46,  Paus.  I.  25.  2,  26.  1—3,  and 
über  desselben  Mannes  frühere  Thaten  gegen  Kassander  X.  18.  7 
u.  34.  3;  hier  aber  im  Allg.  Schorn  Gesch.  Griecheul.  v.  d.  Entste- 
hung d.  ätol.  Bundes  S.  20,  Grauert  S.  346  und  Droysen  I,  S.  614; 
Wie  steht  es  jedoch  mit  dem  Piraeeus ,  für  welchen  um  diese  Zeit 
eigene  xvQawovvnq  vorkommen?  \'gl.  Ath.  II.  21  und  Diog.  L.  IN  . 
39  mit  Droysen  in  Rh.  Mus.  II  S.  410  fgg.  und  Ciarisse  Inscr.  tres 
p.  20,  der  nach  Stob.  Serm.  XL.  8  und  Paus.  VI.  16.  9  in  dem 
lezten  derselben,  Glaukon,  mit  Wahrscheinlichkeit  einen  Bruder  des 
Chremonides  (not.  21)   erkannt  bat. 

19)  Paus.  X.  20,  5:  'A&^vaiwv  6i  argaTT/yoq  fiiv  KukXnmot;  r^v 
0   iV/oipoxAfoi'?   .    .   xa<     Tiyfnoyiixv   ovxoi,  xur    u^iw/uu  ti-/^ov   xo   ug^atov, 

20)  Paus.  I.  4.  2,  X.  21.  3;  vgl.  Droysen  I  S.  G56  und  Ein- 
zelnes mebr  bei  G.  A.  Schmidt  de  fontibus  veterum  auctorum  in 
enarrandis  expeditionibus  a  Gallis  in  Graeciam  susceptis ,  Berl. 
1834.  8. 

21)  In  dem  nach  Ath.  VI.  .^7  von  Niebuhr  kl.  Sehr.  I,  S.  451 
— 463  sogenannten  chremonideischen  Kriege;  vgl. 'Ey.  «(>/.  n.  1  oder 
Ciarisse  1.  c.  p.  14  fgg.  und  Droysen  II,  S.  205 — 223  ;  auch  Schorn 
S.  56-60  und  V.A.Nick  de  rebus  Antigoni,  Gott.  1834.   8,  p.  22. 

22)  Paus.  I.    1.  1    (Patroklus);  7.   3;  III.  6.   3. 

23)  Paus.  III.  6.  3:  ToIc  d*  ^&rjvttloi(;  uvria-foiioiv  Inl  /unxQoxa- 
Tov  inoiTjOuro  ^vriyovoq  (l{trjVT)v ,  iip  <o  xi  ogiiaiv  inuyuYTj  (fQoi'Quv  iq 
ro  Movnfiov:  vgl.    Polyaen.    iV.   6.  2U   oder  Frontin.  Strateg.  111.  4.  2. 

24)  Antigonus  ernennt  Arcbontcn  ,  Ath.  IV.  64;  Lycinus  sein 
Phrurarch,  Stob.  Serra.  XL.  8;  doch  nicht  wie  bei  Plass  Tyranuis 
11  S.    154  mit  den  obigen  Tyrannen  (not.    18)   zu  verwechseln. 


524   Th.  V.  Deralhen.  Staat.  CHI.  C.  Entartung  u.  Ende. 

25)  Droysen  II  S.  223.  297.  Die  Zeitbestimninng  nacb  Euseb. 
Olymp.  CXXXI.  1;  vgl.  Corsini  IV,  p.  93,  den  Emper.  Opusc.  p.  17 
ii:it  Unrecht  tadelt  und  der  nur  darin  irrt,  das»  er  später  eine  neue 
Oecupation   annimmt. 

26)  Paus.   II.   8.   5;  Plut.  V.  Arat.  c.  34;  vgl.   Filon  p.  427. 

27)  Paus.  (.  35.  2;  vgl.  Böckb  C.  Inscr.  I,  p.  149  und  Droysen 
Hellen.  II,  S.  460. 

28)  Polyb.  V.  106  (au  Ol.  CXL.  3  =  218  a.  Chr.)  "A&rjvaZoi 
d\  Twv  ?x  MaKiäoviuQ  (pößojv  iitatkfkvvTo  xal  x>]v  iXiv&f(iiav  i'xnv  fäo^ovv 
Tjdtj  ßfßuiojq'  ;fpw^fi'oi  dl  ngoaTfiTni^  Ev^nnkiiöcc  {Evnkfidt^  Plut.  V. 
Arat.  c.  41)  xnl  Mixiwvi  [Mixoni.  Paus.  II.  9.  4;  doch  vgl.  Meier 
Comni.  epigr.  p.  60)  tmv  fiiv  uXXojv  EXXjjvihüv  ngä^iojv  ovo  onoiuq 
fiftil/ov,  (xxoXov&ovvtk;  dt  TTJ  Twv  nQOiOTUiTCüv  uiQfan  Kul  ratq  rovxuv 
ög/xalq  ft?  nüvTu^  toi'?  ßaaiXiTq  f^fxf/vvro  xal  fidkiOTa  rovrmv  *le  Tlxo- 
XffiaZov ,  xitl  nüv  yevoQ  imffiivov  %firj(pia/nav(av  xal  xijQvy/iÜTUv  ,  ßgu^vv 
Tiva  Xoyov  rioioi'/ufvci.  töiv  y.u&rjxovrdiv  diu  xr/v  löiv  nooforMTMv  nxQiaiav: 
vgl.  Droysen  II,  S.  559  fgg.  und  über  Attalus  Anwesenheit  in  Athen 
Polyb.  XVI.  25.  7  mit  A.  G.  van  Cappelle  reg.  et  untiqu.  Pergam. 
Amstel.    1842.   8,  p.    27. 

§.  176. 
Eben  diese  Verhältnisse  verwiclselten  übrigens  Athen 
um's  J.  200  in  Krieg  mit  Philipp,  Denietrius  Sohn,  von 
Macedonlen ,  in  welchem  dieser  unter  unerhörten  Ver- 
wüstungen bis  vor  die  Thore  der  Stadt  vordrang  1)5  ver- 
schafften ihm  aber  auch  bei  derselben  Gelegenheit  die 
Freundschaft  der  Römer,  der  es  alsdann  nicht  nur  den 
Wiedererwerb  der  Inseln  Lcmnus,  Imbrus ,  Scyrus  und 
Delus,  sondern  auch  nach  der  Auflösung  des  boeotischen 
Bundes  das  Gebiet  von  Haliartus  verdankte  ^).  Seine 
Schwäche  und  Abhängigkeit  von  Rom  in  der  nun  fol- 
genden Zeit  beurkundet  allerdings  deutlich  der  Vorfall 
mit  Oropus  im  J.  155,  der  die  entfernte  Ursache  des 
Untergangs  des  achäischen  Bundes  ward  ^)  5  doch  hatte 
dieses  Ereigniss  selbst  auf  Athen  insoweit  keinen  Ein- 
fluss ,  als  dasselbe  fortwährend  befreundete  und  verbün- 
dete Freistadt  blieb  *)  5  obschon  in  so  untergeordneter 
Stellung  zu  den  benachbarten  römischen  Statthaltern  ^)^ 
dass  es  sich  im  J.  88  leicht  durch  Aristion  (oder  Athe- 
nion 6)  zu  dem  Bündnisse  mit  Mithridat  verführen  Hess  7), 
welches  ihm  freilich  statt  der  gehoflften  Unabhängigkeit 
nur  die  Schrecknisse  der  Belagerung  und  Eroberung  durch 
Sulla  ö)  brachte.  Den  Namen  der  Freiheit  verlor  es  in- 
zwischen auch  jezt  nicht,  und  erhielt  selbst  die  Formen 


§.  176.      Schicksale  unter  den   Römern.  525 

seiner    alten  Verfassung   im  Wesentlieheu  ungeändert  9)- 
nur  dass    dieselbe    durch    die  höhere  Stellung  des  Areo- 
pags  ^0)  und  das  steigende  Ansehn  der  erwählten  Strate- 
gen ^^)  einen  mehr  aristokratischen  Charakter  annahm  *'^). 
Selbst  die  kurzsichtige  Politik,   womit  es  in  Roms  bür- 
gerlichen    Kriegen     stets    die    unglücklichere    Partei    er- 
griff ^5)^  schadete  ihm  nicht  mehr,  als  dass  August  ihm 
Eretria  und  Aegina  wieder  nahm,  welche   es  mit  mehren 
kleineren  Inseln  von  Antonius  erhalten  hatte  ^^)  5  von  der 
inneren  Gehaltlosigkeit  des  öffentlichen  Lebens  zeugt  da- 
gegen eben  so  sehr  die  unverhältnissmässige  Wichtigkeit, 
die  den  gymnastischen  Vereinen  der  Epheben  mit  ihren 
Vorstehern  auf  öffentlichen  Denkmälern  beigelegt  wird  ^^), 
als    die    fortwährende    Schmeichelei    gegen    die    Grossen 
Rom»,    insbesondere  gegen    das   Kaiserhaus,    zu    dessen 
Ebre  wir  z.  B.   mit  dem  Archontate  ein  Priesterthum  des 
Drusus    verbunden    finden  ^^).      Den    höchsten   Grad    er- 
reichte  die  leztere  unter  Hadrlan,    dessen  jNamen    sogar 
eine  dreizehnte  Phyle  erhielt,  mit  welcher  die  Kopfzahl 
des  Raths    auf    fünfhundert   Mitglieder    zurückkehrte  i^)j 
doch    sind    die    wahren    Verdienste,    die   jener   sich    um 
Athen  sowohl  durch  neue  Gesetze,  als  durch  Vergrösse- 
rung  und  Verschönerung  der  Stadt  ^^),  sogar  durch  das 
Geschenk    der    Insel    Cephallenia  ^^)     erwarb,    nicht   zu 
verkennen.     Nicht    ohne  Nutzen   war  auch  bald  nachher 
der  Einfluss    des  Redners    Herodes  ^O),    obschon   er   den 
Athenern  endlich  so  drückend  ward,    dass    sie  den  Kai- 
ser M.  Aurelius  um  Enthebung  desselben  baten.    Worin 
die  Verringerung    ihrer  Privilegien    durch  Sept.  Severus 
bestanden  ■^^),  wissen  wir  nicht;  Archonten  und  Areopa- 
giten  begegnen  uns  bis  an  das  Ende  der  römischen  Kai- 
serzeit 22) ,    und    erst  unter  den  Byzantinern  scheint  so- 
wohl der  Name  ihrer  Freiheit  erloschen  23)  als  auch  eine 
Reihe  sonstiger  Unglücksfälle    über    sie  hereingebrochen 
zu    seyn,    deren    Würdigung    und    Kritik  jedoch    ausser 
dem  Kreise  unserer  Darstellung  liegt  2+). 

1)   Liv.   XXXI.   5,  24  —  26    u.   41;     vgl.    Pausan.  1,  36.   4    (Ce- 
phisodorus)    und   VII.    7.    4:     nöXiaTo.   öf   '^lOr^vulovc   xni  to   AItwIixov 


526   r/t.  F.  Derathen.  Staat.  C.III.C.  Entartung  u.  Ende. 

2)  Vgl.  Polyb.  XXX.  18  und  Liv.  XXXIll.  30,  der  freilich 
nach  Valerius  v.  Antium  den  Erwerb  der  Inseln  schon  196  sezt; 
doch  s.  Schorn  S.  367.  Lemuus  erwähnt  auch  Vitruv  VII,  7  :  cujus 
insulae  vectigalia  Atheniensibui  S.  P.  Q.  it.  coucessit  fruenda  i 
der  wichtigste  Besitz  jedoch  war  Delos,  vgl.  Strabo  X.  5-  4,  Folyb. 
XXXU.  17,  Paus.  VIII.  33.  2,  Appian  B.  Mithrid.  c.  28  mit  Dor- 
▼ill.  in  iMiscell.  obs.  VII,  p.  44  fgg.  und  über  die  Verfassung  der 
dortigen  Kleruchen  Böckh  C.  Inscr.  II  p.  225  fgg.  oder  in  Beri. 
Akad.    1834   S.    21    und  iMeier  Comin.   epigr.   I   p.   35,   II  p.    52. 

3)  S.  Paus.  VII.  11  nebst  den  oben  §.  117  n.  2  cit.  Schriften 
und  über  die  damalige  Gesandtschaft  der  drei  Philosophen  Karnea- 
des  Kritoiaus  und  Diogenes  nach  Rom  (Plut.  Cat.  maj.  c.  22,  Gell. 
VII.  15,  Macrob.  Saturn.  I.  5)  Jons.  Scr.  bist,  philos.  p.  189,  Küh- 
ner Cic.  in  philos.  mer.  p.  9,  A.  F.  Verbürg  de  Garneade  Homam 
legato,   Amstel.   1827.   8. 

4)  Strabo  IX.  1.  20,  p.  610:  'Poj/^uVoi  rf'  ow  TinQukaßövTiq  uv- 
Tovq  6rjiioA{jaroviJ,ivovq  i(pvXu^uv  rr/v  ai'rovoftlav  ai'ToTg  xal  tt/v  iXiv&f- 
giav  .  .  xul  fif/Qt  yvv  iv  iktii&fQut  re  fori  xal  xi,/i,fj  Tiufia  xolq  Pot/iai- 
oiq:  vgl.  Tac.  Ann.  II.  53  und  Jittica  fides  bei  Vell.  Paterc.  II.  23; 
im  Allg.  aber  F.  H.  L.  Ahrens  de  statu  Athenarum  politico  et  lite- 
rario  inde  ab  Achaici  foederis  interitu  usque  ad  Antoninorum  tcm- 
pora,  Gott.  1829-  4,  C.  F.  Chr.  Beutler  de  Ath.  fatis  .  .  sub  Ro- 
manis, Gott.  1829.  8,  A.  F.  A.  Theobald  bist.  Athenarum  inde  ab 
interitu  foederis  Achaici,  Marb.  1829.  8;  A.  Iillissen  zur  Gesch. 
Athens  nach  dem  Verluste  seiner  Selbständigkeit  in  Gott.  Stud. 
1847,  S.  771—902. 

5)  Vgl.  z.  B.  Cic.  Verr.  II.  1.  17  und  in  Pis.  c.  40.  Darauf 
deutet  auch  to  ßfji/u  xo  ngo  rf/q  ^^xräkov  oxoüq  wxodoftijfxhov  rot? 
Poifiuiwv  axQaxTjyoZt;  ^  Ath.  V.  50;  ja  nach  Appian  B.  Mithr.  c.  39 
voftoiK;  i&Tjxiv  (Sulla]  uy^ov  xöiv  TiQoa&fv  avxoZc;  vno  Poi,uuiwr  o(}ia&ff- 
xiov.  Was  ist  aber  von  den  Hülfsendungen  zu  halten,  welche  Athen 
den  Römern  gegen  Karthago  u.  c.  w.  geleistet  haben  wollte,  Paus. 
1.  29.   12? 

6)  So  Posidonius  b.  Ath.  p.48 — 53  und  .lul.  Capitol.  Maximin. 
c.  9  ;  bei  den  übrigen  Zeugen  heisst  er  Aristion  ,  vgl.  \'ictor.  V. 
Lect.  XXV,  24,  Wytt.  ad  Plut.  S.  N.  V.  c.  13,  EUissen  S.  780, 
Meier  Comm.  epigr.    p.    76. 

7)  S.  im  Allg.  Appian.  1.  c.  28,  Paus.  I.  20.  3,  Plut.  V.  Süll 
«.  12  —  14,  und  mehr  bei  Fabiic.  ad  Diou.  Cass.  XXXV,  p.  50,  M. 
de  l'A.  d.  Inscr.  XXVII,  p.  395,  Hertzherg  de  rebus  Graec.  ab 
Achaici   foederis  interitu,   Halle    1851.  8,  p.   36   fgg. 

8)  Im  J.  86  a.  Chr.  am  ersten  März;  s.  gegen  Freret  «ur  la 
date  de  la  prise  d' Atbenes  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  XXI,  p.  40  und 
.1.  E.  Woltersdorf  de  vita  Mithridatis  (Gott.  1818.  4)  Ahrens  1.  c.  p.  8 
und  Emperius  de  temporum  belli  Mithr.  prinii  ratione,  Gott.  1829. 
8  oder  dess.   Opusc.   p.    1  — 17. 

9)  Vgl,  Strabo  1.  c.  und  Plut.  Comp.  Lysand.  et  Süll.  c.  5: 
iXfi:Of()av  u<fi'^y.f:  Kul  iivTovoßQv ,  nur  mit  der  Modificalion  bei  Appian 
C.  38:  rr/v  iXm&ntinv  l'cftj  didovai,  \p7f(for  dl  xul  yftQoxoriav  iwvdf  n\v 
w?  ol  nfxo).ffti/xiJxo)v  (t(pui{i(ioOni ,  toC?  6  ^xyotoiq  xul  iuvra  «fiöovitt,: 
sonst  sagt  noch  Plin.  i'^pist.  VIII.  24.  4:  quibus  reliquum  umbrain 
et  residuum  libertatis  nomen  eripere  durum  ,  ferum  barbaruinque 
est,   und  der   enigeeeuge.sezte   Irrlhum    von   Job.  Chry«ost.   Homil.  in 


^.  176.     Schicksale  unter  den  Römern.  527 

Act.  Apost.  XXXVIII,  p.  288  ist  längst  durch  Wesseling  ad  Petit, 
leg.  Attic.  p.  V  bericbtigt.  Selbst  dass  es  vorübergehend  unter  V'e- 
spasian  die  Freiheit  verloren  ,  bestreitet  Abrens  p.  14  u.  19  gegen 
Meurs.  fortuna  Athen,  c.  10  und  Corsini  IV,  p.  158  mit  Recht;  nur 
hatte  der  röm.  Statthalter  offenbar  eine  gewisse  Jurisdiction ;  s.  Pbi- 
lostr.  V.  Sophist.   II.    10.   3  und  C.  Inscr,  n.  355  mit  Corsini  I,  p.  46. 

10)  Vgl.  schon  Cic.  pro  Balbo  c.  12,  dann  Flut.  rep.  seni  ger. 
c.  20,  Lucian.  \  it.  auct.  c.  7,  und  mehr  bei  Abrens  p.  34—39  mit 
m.  Bemerk,  in  Allg.  Schulzeit.  1832,  S.  195;  auch  Weier  zu  Koss 
Demen  S.  87  über  die  amtliche  Reihefolge  7/  ßoid?}  7  ^S  'Ai)tiox<  nü- 
yov  y.ul  7]  ßovKrj  tw*  fgaKooMv  xni  ö  dPjnoQ,  und  über  die  hohe  Stel- 
lung «eines   xi5(ji'|  dess.    Comm.  epigr.   p.  38  mit  C.   luscr.   d.   3831. 

11)  Plut.  Praec.  polit.  c.  17;  vgl.  C,  Inscr.  n.  477— 480,  Meier 
Comm.  epigr.  p.  49.  50  and  mehr  im  Allg.  bei  v.  Dale  Diss.  V.  3, 
p.  409—416,  Corsini  I,  p.  40— 47,  Krebs  decr.  Athen,  p.  325  — 340, 
Geel   Anecd.    Hemst.   p.    173.      Freilich   nach    Philostr.    V,  Sophist.  I. 

23  1^  f^i'XV  «''^7  nri/.ui  lufv  y.azikfyi  xul  t^fjyiv  ig  Tov  nokf/^ov ,  vvvl  df 
T^oipöiv  fTit/AikfZTUi  xal   oirwv   ayofjui;. 

12)  Vgl.  Abrens  p.  25  fgg.  Dass  auch  die  übrigen  Aemter 
nicht  mehr  durch's  Loos  besezt  worden  ,  schliesst  ders.  p.  39  aus 
Plut.  V.  Pericl.  c.  9  :  im  Gegentheil  scheinen  sie  als  Liturgien  be- 
trachtet VForden  zu  sejn ,  vgl.  Philostr.  II.  1.  5  u.  20.  1  :  iv  t* 
ktiTovQyiuiq,  rVc;  /xfyiatuq  ^yi&7/vai:oi.  vo/tii^oimi,  xrjv  Tf  f.T.ojflvtoj'  xai  Trjv 
inl  Töjv  onkojv  iniiQÜ-riT] ,  auch   Liban.  T.  I,  p.   427   Rsk. 

13)  Pompejus  ,  Brutus  und  Cassius  ,  Antonius,  s.  Seneca  Sua- 
sor.  1,  Lucau.  Phars.  V.  52,  Plut.  V.  Anton,  c.  23,  und  mehr  bei 
Ahrens  p.  10,  Rentier  p.  4,  Theobald  p.  37.  Ganz  apokryphisch 
ist  jedoch  die  Empörung,  die  spätere  Chronisten  Ol.  CXC\  II  ver- 
zeichnen ,  vgl.    Hertzberg  p.  86. 

14)  Die  Cass.  LIV.  7  ;  vgl.  Appian.  B.  Civ.  V.  7:  'A&rjvuioit; 
61  f?  ai'Tov  i).&ovni  fifTti  Tr^vov  (Antonius)  Alynav  IJwxf  xul  ' Ixoy  xal 
Kio)  xnl  üxiu&ov  xul  TlinuQTj&ov,  aus  welcher  Stelle  übrigens  nicht 
mit  Ellissen  S.  794  und  Kuhn  Beitr.  z,  röm.  Verf.  S.  100  auch  auf 
einen  früheren  Besitz  von  Tenos  zu  schliessea  ist.  Ceos  dagegen 
blieb  den   Athenern,   C.    Inscr.  n.  2371. 

15)  S.  C.  Inscr.  n.  251  fgg.  mit  Ahrens  p.  53  fgg.  und  über 
den  Unterschied  dieser  Gymnasiarchie  von  der  früheren  oben  §.161, 
n.    10. 

16)  Vgl.  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  313  und  ältere  Beispiele  aus 
Antonius  Zeit  bei  Plut.  I.  c.  und  Dio  Cass.  XLMII.39;  auch  Phi- 
lostr. V.  Apollon.  VIII.  16  und  im  Allg.  Dio  Chrysost.  XXXI.  105 
and   116-119. 

17)  Paus.  I.  55;  vgl.  Böckh  C.  Inscr.  I  p.  902  und  'E<pr]f: 
rj\)/.  521  ;  obgleich  noch  später  750  und  300  vorkommen;  s.  C.  Inscr. 
n.  372  und  380  mit  Osann   Syll.    Inscr.   p.  322. 

18)  Paus.  I.  3.  1  :  ßaadfvq  ^AS(iia>ot;  tq  iUXol>q  rt  wv  i^Q^fV  (V- 
fQyiniaq  xal  flq  T^v  nöhv  /läXiOTit  nnoän^äftfvoq  T7]v  /Idtjvaiwv.  vgl. 
C.  18.  6  —  9  und  c.  20.  7;  'AO^T/vm  fiiv  ovrwq  vno  tov  Jiokf/uov  xaxM- 
Oitant  TOV  'l'oifiaiojv  nv&tq  'AdQtavov  ßttaiin'ovroq  ijv&7/aitv,  mit  .1.  W. 
FIcmmer  de  itineribus  et  rebus  gestis  Hadriani  ,  Kopenb.  1836.  8 
p.  31  fgg.  58  fgg.  und  .1.  G.  H.  Greppo  sur  les  voynges  de  l'em- 
prreur   Hadrien,    Paris   1842.  8,  p.  127  fgg.;   "'»er  die   neue    Hadrian- 


528   Th.  F.  Der  athen.  Staat.  C.  III.  C.  Entartung u.  Ende. 

Stadt  und  ihre  Bauten  (viai,  'A&fjvui.,  Steph.  Byz.  s.  'Oi-Vfimdov.  vgl. 
Labus  in  Mem.  dell'  Istlt.  Lomb.  1854  IV,  p.  312)  Leake's  Topogr. 
V.  Sauppe  S.    147,  377   und   Müller  Arch.   §.   191. 

19)  S.  Dio  Cass.  LXIX.  16  ,  womit  jedoch  G.  Inscr.  n.  340  zu 
vergleichen  ist. 

20)  S.  Paus.  I.  19.  7  und  im  Allg.  Philostr.  V.  Sophist.  II.  1 
mit  Kayser  p.  288  fgg.  und  Heyse  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1839,  S. 
977—994;  auch  Burigny  in  ^\.  de  l'A.  d.  Inscr.  XXX,  p.  1  —  28, 
Fiorillo  in  d.  Sammlung  s.  Bruchstücke,  Lips.  1801.  8,  Ellissen 
S.  843  fgg.  und  die  Erkl.  d.  sog.  triopischen  Inschriften,  Salmasius 
(Paris  1619.  4),  Visconti  (Rom.  1794  oder  Opere  varie,  Mail.  1827. 
8   I,  p.  239   fgg.),  und  Franz  C.   Inscr.  lil,  p.   925   fgg. 

21)  Sparlian.  V.  Sever.  c.  3. 

22)  Vgl.  Trebell,  PoU.  Gallien,  c.  11  und  einen  Archon  noch 
bei  Marin.  V.  Procl.  36,  wogegen  ich  Meier's  Zweifel  Comm.  epigr. 
p.  75  nicht  theilen  kann;  wenn  Afric.  b,  Euseb.  p.  47  mit  Ol.  CCL 
die  Reihe  der  Archonten  zu  schliessen  scheint  ,  so  bezieht  sich  das 
nur  auf  das   erste  Jahrtausend   der  Olympiadenrechnung. 

23)  Meurs.  fort.  Athen,  in   Gronov.   thes.  T.  V,  p.    1750   fgg. 

24)  Vgl.  insbes.  Fallmerayer:  welchen  Einfluss  hatte  die  Be- 
setzung Griechenlands  durch  die  Slaven  auf  das  Schicksal  d.  Stadt 
Athen?  Stuttg.  1835.  S  und  dagegen  Zinkeisen:  dj^.s  vierhundeit- 
jährige  Exil  der  Athenienser  auf  Salamis  und  im  Peloponnes  im 
sechsten  bis  zehnten  Jahrhundert,  Lpz,  1836.  8;  auch  I^ovQfitlij  xa- 
TuoTuaiq  axivoTiri.x7J  zrjq  niXiox;  'A&Tjvmv  uno  t^s  mojaiojg  avrtjc;  vno 
TÜiv  ' Poi/xnLmv  fif/Qi  rfkovg  rijq  Tovqxoxijurtiaq  ovriuj(&fTöu  ,  Athen. 
1842.  8;  Eilisscn  Michael  Akominatos  ,  Gott.  1846.  8,  und  in  Verh. 
d.  Gott.  Philol.vers.  1852.  4,  S.  123;  Boss  in  Allg.  Monatschr.  1853, 
S.  594  fgg.  und  Prutz  D.  Museum   1854,  S.  381    u.  s.  w. 


I 


o<':o 


SECHSTER  HAUPTTHEIL. 

Darstellung  einiger  Bundesstaaten^  die  in  Griechenlands 

Geschichte    eine   allgemeinere    Bedeutung 

erlangt  haben. 


§.    177. 

Mit  dem  Untergänge  der  spartanischen  Macht  und 
Grösse  hatte  Griechenland  den  festesten  Anker  nationa- 
ler Einheit ,  mit  dem  der  athenischen  das  grossartigste 
Organ  seiner  weltgeschichtlichen  Bestimmung  eingebüsst  ^ 
fortan  trat  der  ursprüngliche  Particularismus  der  einzel- 
nen Stämme  und  Städte  wieder  entschieden  in  den  Vor- 
dergrund') 5  und  wenn  auch  einige  unter  diesen  noch 
einmal  zu  einer  umfassenderen  Concentrirung  politischer 
Kräfte  gediehen ,  so  gelang  ihnen  dieses  doch  auf  die 
Dauer  nur  unter  solchen  Formen,  die  die  Selbständigkeit 
und  Gleichberechtigung  der  einzelnen  Theile  mehr  schon- 
ten ,  als  es  jenen  beiden  Hegemonien  möglich  gewesen 
war.  Was  ein  aus  Eroberung  hervorgegangener ,  auf 
eine  zahlreiche  Unterthanenschaft  gestüzter  Kriegerstaat 
vermochte,  hatte  Sparta,  was  ein  organisch  entwickeltes, 
durch  Freiheit  und  Selbstregierung  gekräftigtes  Bürger- 
thum ,  hatte  Athen  geleistet  ^  in  diesen  beiden  Richtun- 
gen musste  jeder  sonstige  Versuch  hinter  seinem  Vorbilde 
zurückbleiben,  und  während  die  Staaten  der  ersteren  Ka- 
tegorie sich  In  den  oben  geschilderten  endlosen  Kämpfen 
zwischen  Herrschenden  und  Beherrschten  aufrieben  ^), 
konnten  auch  die  zahlreichen  Synoekismen,  die  seit  den 
Perserkriegen  Athen's  früheres  Beispiel  nachahmten  '), 
wie  Eüs ''^j,  Rhodus^),  Megalopolis  ^j,  nur  Städte,  keine 
Staaten  hervorbringen,  die  auf  die  Geschichte  des  Ge- 
sammtvaterlands  irgend  welchen  Einfluss  geübt  hätten. 
Nur  eine  dritte,    die  Buudcsform  war  noch  übrig,    die, 

I.   Bd.   4.   Aufl.  l^{ 


530  Th.  VI.     Einige  Bundesstaaten. 

wie  sie  schon  von  Altersher  neben  den  beiden  andern 
bestanden  hatte,  so  jezt,  nachdem  diese  abgenuzt  waren, 
mit  nngeschwächter  Kraft  an  deren  Stelle  trat'') 5  und 
wenn  gleich  auch  sie  bei  vielen  Stämmen,  wie  Phohern  ^), 
Lokrern  9) ,  Akarnanen  ^^),  fortwährend  sehr  lose  oder 
nur  auf  innere  Landesvertheidigung  berechnet  blieb,  so 
war  es  doch  wieder  nur  sie ,  der  Thessalien ,  Boeotien, 
Aetolien,  die  hervorragende  Stellung  verdankten,  die  sie 
juf  kürzere  oder  längere  Zeit  gegen  das  übrige  Griechen- 
land einnahmen  ,  ja  mittelst  welcher  dieses  selbst  noch 
zulezt  im  achäischen  Bunde  einen  Vereinigungspunct  ge- 
gen auswärtige  Angriffe  fand. 

1)  Demosth.  Cor.  §.  18:  InfiO^'  rj  IlfkoTiövvijaoq  u:iu<ja  difiart'/xft 
xai  0V&  Ol,  ftiOovvTfg  ytaxtdaifioviovq  ovTODq  t!o)(vov  ojot  ixveitVv  uiiroiq, 
0V&-  Ol  TiQOTiQov  dt  ixfiv(ov  ü(j;(ovTfq  xi'Qioi  xöjv  nok(0)v  TJaav,  aXXd  ti? 
TJv  axQtroq  xul  nanu  rovxoiq  xul  Tiaga  rolq  äXloiq  anaaiv  i'^iq  xal  ra- 
Qa^r/ :  vgl.  §.  64  und  Philipp.  IV  §.  52:  iniixa  nQoazuaiai,  nolkai  xul 
jiuvraxo&iv  yiyvovxui  xul  roii  TiQMTeiifit'  uvTiTtoiovvrai  nfv  uTiuvnq,  dipf- 
axäai,  ö  tvioi,  xal  ipd-ovorot.  xul  aninrovaiv  fuiizotq  ov^  ojq  tdn  xul  yt~ 
yovaai,  xa&  avxovg  fxaazot,  'A^yiloi,  &r/ßutoi. ,  Auxidaißöviot ,  KoqIv- 
&toi ,  Aqxüäiq,  Tj/xilq ,  auch  Paus.  VIII.  27.  /  und  über  die  ganze 
Lage  Wachsrauth   I,  S.  291. 

2)  S.  oben  §.  60fgg.  und  als  ein  Beispiel  für  alle  Slcyon  nach 
Plut.  V.  Arat.  c.  2  :  7^  2i,xv(oviu)v  nöXiq,  inil  x6  ngwxov  ix  xijq  ux(ju- 
xov  xal  jdmQtxrjq  agiaxoxQuxiuq  wantQ  uguoviuq  ovyxv&darjq  flq  axuanq 
fvfniai  xul  q}ikoxifilaq  drjjxaybyyüv  ■,  ov'x  fnai'aazo  voaovaa  xul  xuquzxo- 

ftfVTl    X.    T.    A. 

3)  S.  oben  §.  ll,n.  12,  und  einzelne  Beispiele  bei  Weissenborn 
Hellen  S.  33  und  im  Ind.  Lect.  Gott.  1853  —  54,  p.   13. 

4)  Ol.  LXXVII.  3,  vgl.  Diod.  XI.  54  u.  Strabo  VIII.  3.  2,  p. 
519  mit  Curtius  Pelop.  II,  S.  25,  theilweise  nach  Müller  in  Wel- 
cker's  Rh.  Museum  II,  S.  165  fgg.;  über  seine  Verfassung  Zerstreu- 
tes beiThuc.  V.47,  Aristot.  Politic.V.  5.  8,  Xenoph.  Hell.  VII,  4.  15, 
Paus.  III.  8.  2,  insbes.  aber  Polyb.  IV.  73:  roi'xo  dt  yiyvixai.  öui  xo 
fityuktjv  noiiZa&ac  anovdijv  xul  ngövoiuv  xovq  nokixu'oiihovq  rwv  inl 
TTjq  x^qaq  xaxoixovvxoiv,  iV«  rö  xc  dixuiov  ui'xotg  inl  rönoii  öif^uyjjxai, 
xal  xüiv  ngoq  ßiojx txuq  /gfiaq  nijö\v  ikkdnTj. 

5)  Ol.  XCIII.   1,  Diodor.  XIII.   75;  vgl.  oben  §.  79  n.  7. 

6)  Ol.  CIL  3  ,  Diodor.  XV.  59  :  ntgl  Si  xovq  avxovq  XQ^vovq 
AvKOfiTjdrjq  o  Ttyiuxr^q  tniLOt  xovq  'Agxüäuq  ilq  füav  ovvxikitav  avv- 
rax&fjvai.  x.x.k.i  vgl.  oben  §.  42  n.  8  und  mehr  bei  G.  A.  v.  Brei- 
tenbauch Gesch.  V.  Arkadien,  Frankf.  1791.  8,  S.  133  fgg.,  Keller- 
mann de  re  militari  Arcadum  p.  13  fgt;.  ,  Grote  X,  p.  366  fgg.. 
Lachmann  I,  S.  334  fgg-,  und  über  Lykoraedes  näher  Xenoph.  Hell. 
VII.  I.  23,  über  die  Bestandtheile  Lcbas  Inscr.  gr.  I  ,  p.  68  fgg., 
zugleich  aber  über  den  Widerstand  unter  den  Arkadiern  selbst 
Diodor.    XV.   94  und  Paus.  VIII.   27   mit  Demortier  in   Annal.  Acad. 


8.177.    Geschichtlicher  Standpunct der  Bundesfortn.    531 

Leod  1824  p  150  und  Curtius  Pelop.  I,  S.  176,  Mroraus  herTor- 
J^eht  wie  scbief  Tittmann  griech.  Staatsv.  S.  688-693  es  als  S.tz 
eines  arkadischen   Bundestags  aufgefasst  hat. 

7)  S.  Tittmann  S.  667  fgg. ,  Pastoret  Hist.  de  la  leg.sl.  VII  . 
p.  341-400,  Wachsmuth  de  jure  gent.  P-  68  fgg-  .  Schomann  An- 
Mqu    iur.   puhl.   p.   398,    und  was  sonst  oben   §.    11    n.    1   citiit  ist. 

VII.  16.  6.  X.  5.  l  mit  Vischer  über  Staaten  «^^""de  ^  '6  und 
die  Sehst,  über  den  phobischen  Krieg  §.  13  n.  lo  und  §.  l»i  n.^, 
für  spätere  Zeiten    auch  Keil  Inscr.    Boeot.  p.   109. 

9)  Ueber  deren  Verfassung  wir  freilich  überall  sehr  mangelhaft 
unterrichtet  sind.  Nach  Polyb.  XII.  10  halten  ihre  beiden  The.le 
Opuntier  und  Ozoler,  mehre  Städte,  und  die  l^/^^V^tr/e?  b 
Thuc  III.  101  ziemlich  selbständig;  doch  sezt  ihr  Staatsiegel  bei 
Strabo  IX.  3.  1,  p.  638  auch  dort  eine  gewisse  LinheitToraus,  und 
?ür  Opus  lässt  Tich  diese  nach  Paus.  IX.  23.  7  vielleicht  noci. 
jur    vrpu  A,;c»«t    PnlitJr     III     11.   1.      Beamte   einzel- 

nrncGpr   nniifninen.   vfl.    AriStOl.    ■  oiiiic.    in.    ii.    •• 
TerOrte  vertrcLet^Ross  alte  lokrische  Inschrift  von  Chaleion  oder 

OeantLeia,  Lpz.   1854.  8,  S,  5. 

Hell.  IV.  6.  4,  später  Thyrium   oder  Leukas,   Liv.  XXXUl.  1/,  Ai^v. 
31;  vgl.  Meier  Comm.  epigr.  1  p.   15,   U  p.  101   fgg. 

§.  178. 
Was  Thessalien  betriflFt,   so   scheinen  allerdings  auch 
hier  die  einzelnen  Stadtbezirke,  in  welche  sich  die  thes- 
protischen  Eroberer    getheilt    hatten  ') ,    in    den    meisten 
Beziehungen  ziemlich  unabhängig  gegen  einander  gestan- 
den    und  wenigstens   nichts   gemeinschaftlich    gehabt    zu 
haben,  was  man  eine  Gesammtverfassiing  nennen  könnte  2)5 
gleichwohl    aber    werden    sie    meistens    als    ein    Ganzes 
charakterisirt  3),  und  wie  die  zinspflichtigen  Völkerschaf- 
ten der  Umgegend,  Magneten,  Perrhäber,  Phthioten  u.s.w. 
schlechthin  ünterthanen  der  Thessalier  heissen*),  so  fin- 
den wir  die  lezteren   selbst  noch  später  hin  und  wieder 
zu   Feldzügen    vereinigt  5) ,    an    deren   Spitze   dann    auch 
wohl  ein  erwählter  Heerfürst  aus   einem  ihrer  edlen  Ge- 
schlechter steht  6).    Abgesehn  davon  bildeten  jedoch  diese 
Geschlechter,  wie  es  scheint,    in  den  einzelnen  Städten 
ebenso  viele  Aristokratien  ^  ,    worunter  die  Aleuaden  in 
Larisaö)  und  die  Skopaden    in  Kranon  9)  in  einer  an  Ty- 
rannis    gränzenden  Machtfülle  'O)   dastehen  ;    einer  jeden 
derselben  gehorchten  die    besiegten  Urbewohner    als  Pe- 
nesten ")^  Joch  mögen  sich  auch  ausser  den  wicderhol- 

L12 


532  Th.   VI.     Einige  Bundesstaaten. 

ten  Empörnngen    dieser  ^^)    ailiniälineh    aus    den  inneren 
Zwistigkeiten    der    herrschenden    Stämme    selbst  ^^)    die 
Keime  einer  demokratischen  Partei  entwickelt  haben,  die 
jedenfalls  gegen    das  Ende   des  peloponnesischen  Kriegs 
eine   Bedeutung    gewinnt  ^'^].      Namentlich   ging   aus    ihr 
wohl  die  Tyrannis  in  Pherae  hervor,  die  schon  im  J.  394 
nnter  Lykophron    der  Aleuadenherrschaft   feindselig  ent- 
gegentritt'  5)    und    unter   lason    dergestalt    die    Oberhand 
erhält ,    dass    dieser  sich   um    376   zum  Heerfürsten   des 
ganzen  Landes  erwählen  lassen  konnte  ^^),    um    mittelst 
der  ungemeinen  Streitkräfte,  die   dasselbe   namentlich  an 
Reuterei   darbot  ^^) ,   die  Zerrissenheit  des  übrigen  Grie- 
chenlands zu  seinem  Vortheile  auszubeuten;  erst  als  er 
370  mitten  unter  seinen  Rüstungen    durch  Meuchelmord 
gefallen  war,  ging  sein  Haus,  durch  Entartung  zerrüttet, 
und  mit  ihm  ganz  Thessalien  einem  raschen  Untergange 
entgegen  i^).      Alexander ,    gleichzeitig    mit   Athen    und 
Theben  und  mit  seinen  eigenen  Landsleuten  verfeindet  ^^), 
konnte  sich  kaum   noch    in  Pherae  selbst  behaupten  ^^)  5 
sein  Mörder  Lykophron  H.  verlor  auch  dieses  im  J.  353 
durch  Philippns  von  Macedonien,  den  die  Aleuaden  ge- 
gen  ihn   zu    Hülfe   gerufen   hatten  '^^)-^   —    aber   freilich 
wechselte  dadurch  das  Land  nur  den  Herrn :  Philippns, 
der  die  grossen  Familien    selbst   nur   als   seine  Vasallen 
ansah,  gab  ihm  wenige  Jahre  später  eine  ganz  neue  Or- 
ganisation ^'^) ,    und  so  blieb    es  fortan  ein  iutegrirender 
Theil  des  macedonischen  Reichs  ^^),  bis  ihm  die  Schlacht 
bei  Cynoscephalae  im  J.  197  wieder  einen  Schatten  von 
Freiheit  unter  römischem  Schutze  verschaiFte^*). 

1)  Vgl.  oben  §.  15  n.  8  und  mehr  bei  Mannert  Geogr.  d.  Grie- 
chen VU,  S.  520  fgg.,  Hoffmann  Griechenland  u.  d.  Griechen  I,  S. 
246  fgg,,  Tittmann  Staatsv.  S.  38S  fgg.,  und  was  Wachsmulh  I, 
S.  85  weiter  citirt ,  auch  Thirlwall  I,  S.  457  fgg.,  Grote  JI,  p.  364 
fgg.  und  zur  Chorographie  den  Beitrag  Ton  E.  Hercher,   Zeitz  1838.  4. 

2)  Vgl.  Barlbel.  Voy.  d'Anach.  Ch.35  T.  III,  p.  21 1  fgg.,  TiU- 
mann  S.  713—721,  Kortüm  S.  76—83,  Pastoret  VIII,  p.  406—433, 
Sehömann  Antiqu.  p.  401  —  403,  Meier  de  Andoc.  V,  p.  99  fgg. 
Auch  die  nach  Sdiol.  Kurip.  Thes.  307  von  Preller  im  Philol.  III, 
S.  138  besprochene  Organisation  des  Aleuas  ist  rein  militärischer 
Art  und  noch  dazu  chronologisch  sehr  unsicher  j  vgl.  Vischer  Staa- 
ten  u.    Bünde   S.  21. 


§.  178.      Thessalien.  533 

3)  Vgl.  Privatalt.  §.  7  n.  14—16  mit  Meier  im  Ind.  lect.  Hai. 
1830 — 31,  p.  7  und  was  ihr  öffentliches  Zusarnmeustehen  betrifft, 
Thuc.  IV.   78}  auch  Plut.  Praec.  polit.  c.   31   u.  s.w. 

4)  Thuc.  II.  101,  IV.  78,  Vlli.  3,  V{;1.  Müller  Dorier  li,  S.  65 
—  08;  auch  Doloper  Polyb.  XVIII.  30.  Die  Perrhaeber  inzwischen 
nennt  Strabo   IX.  5.    19,  p.  671    Ziuspflichtige  der  Larisäer  allein. 

5)  Auf  eiuen  solchen  bezieht  sich  Plutarch  malign.  Herod.  c.  33 
oder  V.    Camill.   c.l9j   ein  anderes  Beispiel  ist  Thucyd.  II.  22:    xal 

agiixovTo  ytaoioaXoi ,  0apauXiot ,  HaQuüioi ,  KQavcjytoi,  TlvQuaiot  ^  rvg- 
rwvtoi,  fpfQaZoi  •  i^yovvro  6f  uvtöjv  ix  /uiv  Au^iarjq  .  .  .  ix  6\  fJJafjanXov 
Mfyoiv ,  woraus  jedoch  Poppe  Proleg.  I.  2,  p.  307  wohl  zu  übereilt 
Pharsaliis  et  Larisaeis  summiun  Imperium  fuisse  schliesst,  da  Thuc. 
sofort  hinzufügt:  tjouv  di  xal  zwv  dkXttiv  xutu  noXfig  (iqxovtk; ,  wenn 
auch  nach  Xenoph.  Hellen.  M.  1.  4  von  einzelnen  Städten  wieder 
andere  abbiugen. 

6)  Taycq  ,  s.  Im  AUg.  Dawes  Mise.  crit.  p.  245  und  für  Thes- 
salieu  insbes.  Buttmann  Mjthol.  II,  S.  273  fgg.  und  Vischer  S.  19, 
namentlich  auch  über  das  Heerescontingent  ,  das  nach  Xeuophon, 
özi  Tuyivotzo  @tTja).ia,  6000  Reuter  und  über  10000  Hopliten  be- 
trug, vgl.  Preller  a.  a.  O.  Später  nennen  auch  einzelne  Städte, 
vielleicht  aus  Affeetation,  ihre  Magistrate  ruyoi'q,  C.  Inscr.  n.  1770  ; 
der  Gesammtführer  aber  heisst  auch  wohl  ßaoi.Xiv<;,  wie  Cineas  bei 
Her.  V.  63  und  Antiochus  bei  Fhilostr.  Epist.  73,  oder  dg^oq  nach 
Dionys.  Hai.  Arch.   Rom.   V.  74. 

7)  Thuc.  IV.  78:  dvvaüTfin  finD.ov  rj  laovofiin  (§.  58  n.  12) 
IXQdiv^o  To  fyxü'jQiov  ol  QiaaaXoi:  vgl.  Max.  Tyr.  XXII.  4,  der  sie  so- 
gar mit  Lacedaemon  und  Kreta  zusammenstellt,  und  schätzbaren  Stoff 
bei  Sehneider  ad  Aristot.  Politic.  p.  494 — 499.  Ortsbeamte  6t]i*iovq- 
yoi ,  Etymol.   M.  p.  265. 

8)  BaaiXri«;  OiaauXirjg,  Her.  VII.  6;  vgl.  Vales.  ad  Harpocr. 
p.  185,  Böckh  ad  Find.  Pyth.  X,  p.  331  —  333  ,  Buttmann  a.  a.  O. 
S.  246  —  293  ,  Meineke  Comm.  misc.  I,  p.  50  fgg.  und  Berl.  Monats- 
berichte 1852,  S.  585;  ob  von  Aleuas  dem  Rothkopf  (n(t'^(>o;,  Plut. 
frat.  amor.  c.  21)? 

9)  Vgl.  Periz.  ad  Aelian.  V.  Hist.  XII.  1,  Spalding  ad  Quintil. 
XI.  2.  15,  Heindorf  ad  Plit.  Protag.  p.  567,  Böckh  1.  c.  p.  333, 
Buttmann  S.  268—271,  Wachsrauth  I,  S.  710—712;  auch  Kortüm 
S.  81  ,  der  sie  jedoch  irrig  mit  Schneider  nach  Pharsalus  verlegt, 
wo  wir  vielmehr  einen  Zweig  der  Aleuaden  finden  ,  vgl.  Thuc.  I. 
111    mit  Buttmann  S.  283—285. 

10)  Daher  Leotychides  Zug  gegen  sie,  Plut.  malign.  Her.  c.  21, 
vgl.  §.32  n.  7,  §.  45  n.  14;  aber  auch  gleiche  Prachtliebe  und  Gast- 
freundschaft (§.  64  n.  6),  wie  gegen  Simonides,  vgl.  P.  G.  Ducker 
(praes.  R.  M.  van  Goens)  de  Simonide  Ceo,  Utrecht  1768.  4,  p.  59 
und  97  — 104  oder  Schneidewin  ad  Simonid.  p.  xi  fgg.,  und  gegen 
Gorgias,  vgl.  Plat.  Menou.  p.  70  B,  Isoer.  ti,  uvtiö.  §.155,  Philostr. 
V.   Sophist.   I.   16.   2. 

11)  Vgl.  Theocrit.  XVI.  34  —  39  und  mehr  oben  §.  19n.  11;  über 
ihr  Verhältniss  zu  einzelnen  Grossen  selbst  Dcmosth.  Aristocr.  §.  199 
oder  n.  oi'vruf.  §.  23  mit  Weissenborn  Hellen  S.  141  und  Meier 
1.   c.   p.   100. 

12)  Aristot.  Politic.   II.   6.  2  i     ij    xi  yu^)  QirTuXäiy  nivtartia  nok- 


5^4  Th.  VI.     Einige  Bundesstaaten. 

Aaxt?  inf&ero  rot?  QirraXoZq :  vgl.  Schol.  Aristoph.  Nub.  691,  Vesp. 
1263  und  Xenoph.  Hell.   H.  3.  36. 

13]  Dieses  geht  schon  aus  dem  Gegensatze  bei  Aristot.  PolitLc. 
V.  5.  7  hervor  und  liegt  wohl  auch  in  Thucyd.  11.  22  :  rjyovvro  öi 
ai.twv  fx  uiv  AaQiarjq  Tlohiurjöijq  K(d  ^QiOTovovg  ano  TTJq  aruaicac;  txu- 
TfQoq,  wie  denn  die  Pai-teikänipfe  selbst  einen  auffallend  friedlichen 
Charakter  tragen;  vgl.  den  a^x"'^  fttoidiog  in  Larisa  bei  Aristot-  §.9 
mit  Eth.  Nie.  V.  4.  7  und  Polydamas  (wohl  der  Pankratiast  aus 
Skotusa ,  ad  Lucian.  Hist.  conscr.  p.  223)  im  Pharsalus,  u  otuoiÜ- 
t^ovTiq  ol  'Puiiaukioi,  Tiaguxari&iVTo  rriv  uxQonoXiv  nal  T(tq  TiQooodovg 
infTQtxpav  XufißävovTu  uvaXlay.fiv ,   Xenoph.    Hellen.   VI.    1.   2. 

14)  So  Aristot.  Politic,  V.  5.  5  :  rj  orav  xov  ö^Xav  ^Tjfiuywyiöaiv 
Ol  iv  xfj  oXi,yuQ}(la  ovrtq,  olov  iv  AugLat}  ol  noXiToipvXaTtiq  diu  ro  uIqil- 
a&ai  uvTovq  röv  ö%Xov  idT]n.ayo)yovv:  und  eben  dahin  dürften  auch 
wohl  die  AugiaoTioiol  das.  III.  1.9  und  die  Umtriebe  des  Kritias  bei 
Xenoph.  M.  Socr.  I.  2.  24  gehören,  vgl.  Hellen.  II.  3.  36:  aXX'  h 
QtTTttX^iu  /41TU  Tlqo/jijj&ioiq  dtjiJioxQuiiav  xuxaaxivaaiiwv  xul  toc?  mvi— 
OTuq  (unXil^fv  tili  Tovg  dfanözuq ,  mit  Scheibe  oHg.  Umwälzung  S.  9t 
und  über  den  genannten  Prometheus  Wytt.  ad  Plut.  p.  89  E,  der  ihn 
nach  Cic.  N.    Deor.    III.  28  mit  lason  von  Pherae  identilicirt? 

15)  Xenoph.  Hell.  II.  3.  4;  vgl.  Diodor.  XIV.  82  und  mehr  im 
AUg.  bei  Rospatt  im  Mus.  d.  rhein.  westph.  Schulm.  1848,  V, 
S.  77  —  90. 

16)  S.  Xenoph.  Hellen.  VI.  1.  4-7  ;  4.  32,  Isoer.  Philipp.  §.119, 
Diodor.  XV.  40,  Plut.  Praec.  polit.  c.  24;  auch  Poll.  1.  134  und 
mehr  bei  L.  Hamming  de  lasone  Pherarum  tyranno ,  ütr.  1828.  8 
mit  Sievers  Gesch.   Grlech.  S.  323  fgg.  und  Rehdantz  Iphicr.  p.  91. 

17)  Herod.  VII.  196:  nnonnQoi/ifvoq  xul  Tijq  QfOnaXijjq  "nnov, 
nv&o/ifvoq  oiq  dqLart]  iXr]  tS}v  Iv  "EXXtjoi.:  vgl.  Plat.  Menon.  p.  70  A, 
Hipp.  Maj.  284  A,  Leg.  I,  p.  625  D;  Polyb.  IV.  8.  10,  Justin.  VII.  6, 
Pausan.  X.  1.  2,  und  mehr  bei  Jacobs  ad  Anthol.  gr.  II.  2,  p.  500 
und  Voeniel  ad  Demosth.   Philipp.    II,    p.   21. 

18)  Xenoph.  Hellen.  VI.  4.  20—37;  vgl.  die  Zeitbestimmung 
bei  Peter  in  Hall.  Lit.  Zeit.  1841  Febr.  S.  243  und  im  Allg.  Valcke- 
naer  de  Philippo  p. 259,  Wachsmuth  I,  S.714,  Sievers  Gesch.  Griech. 
S.  327  fgg.,  Brückner  König  Philipp  S,  101  fgg.,  Lachmann  griech. 
Gesch.  II  S.  405  fgg.,  Grote  X,  p.  269  u,  s.w. 

19)  Xenoph.  §.  35  :  infl  d'  uvroq  TiagiXußi  xrjv  dg^ij^  >  /«Af>^o? 
ftfv  QfTTaXoLq  rayoq  fyhiro  ,  ;f«Af7io?  di  &r/ßaioiq  xal  'A&Tjvaloiq  no- 
Xffiioq ,  üdixoq  iii  XrjarTJq  xnl  xurd  yrjv  xal  xard  &otXaTTnv:  vgl.  oben 
§.  172  n.  13  und  Plut.  V.  Pelop.  26—35  mit  Grote  X,  p.  397;  über 
seine  Regierungszeit  (Ol.  CII.4  —  CV.  3)  Heiland  ad  Xenoph.  Age- 
sil,  p.  VIII. 

20)  Friede  mit  Theben  bei  Plut.  V.  Pelop.  c.  35 :  QfOoaXolq  /uly 
unodoiivui,  Tuq    noXiiq  «?    f^/iv    «i'töjv    MdyvTjxaq    dt   xal   'Dd-itnxaq    xal 

u4xaiovq  uqtfVvftt  xul  rdq  q>govQdq  f^ayayilv  ö/töaai,  J  nVTov ,  ftp'  ovq 
«V  Tjymvxai  QrjßaVoi,  xul  xfXtv(üni.v,  uxoXov&ijanv :  vgl.  Diodor.  XV.  80 
mit  Grote  X,  p.  420. 

21)  S.  Buttmann  IVfythol.  II,  S.  287—291,  Wachsmuth  I  S.  295, 
Voemel  Proleg.  Demosth.  Philipp.  I,  p.  85—90,  Winiewski  Comm. 
Demosth.  Cor.  p.  48 — 50,  Böhnecke  Forschungen  S.  169,  Lachmann 
II,  S.  68  fgg. 


§.  179.     Der  boeotische  Bund ^    3JitgUeder.  535 

ü)  Isoer.  Philipp.  §.  20  :  ov  &iTTttXovq  fiiv  roi'g  ngörfgov  Inäg- 
Xovxaq ßfIunt6ovLaq  ot'rojg  olyitiwq  ngo^  ui'rov  6iuxfla&at  ninoirjAfv^  wod-' 
ftiaoToiK;  uiiTwv  /lüXXov  ixilvoj  jiiaTii'iiv  tj  toT?  avn7ioliTivofi(voi,q\  vgl. 
Winiewski  p.  155  fgg.  (ad' Ol.  CIX.  1  =  344a.  Chr.)  oder  Voemel 
ad  Philipp.  i[,  p.  9 — 15,  und  über  die  von  ihm  eingerichtete  rffx«- 
dagxia  (Demosth.  Philipp.  11  §.22)  und  rtxQagx^'n-  (Philipp.  HI  §.  16) 
Harpocr.  p.  282  mit  Voemel  im  Frankf.  Osterpr.  1830  und  Fr.  Hörn 
de  Thessalia  Macedonum  imperio  subjecta  ,  Greifsw.  1829.  8,  der 
aber  nicht  wie  Voemel  die  oben  §.  15  n.  8  erwähuten  vier  Landes- 
theile  ,  sondern  Thessalia  ,  Phtbiotis  ,  Perrhaebia,  und  Magnesia  als 
Tetrarchien  rechnet;  auch  Jacobs  Uebers.  d.  Demosth.  Staatsreden 
S.  184. 

23)  Polyb.  IV.  76.  2:  dfxraXol  fi\v  yaq  liöxovv  ttaxu  vofiovQ  no- 
XiTfvtiv  xal  TioXv  diaqiigfiv  Mayiidovwv'  dttqxgov  tJ"'  ovdiv  xal  nüv  o/ioim^ 
fTioiovv  To  TigoaraTTo/ifvov  roVg  ßuaiXixotq,  Eusebius  (Armeu.  fol.  I, 
p.  160 — 162)  führt  daher  geradezu  auch  die  macedonischen  Könige 
bis  197  a.  Chr.  zugleich  als  Thessalorum  reges  auf;  vgl.  Droysen 
Gesch.  d.  Hellenismus  II,  S.  82. 

24)  Liv.  XXXIII  34,  XXXIV.  51.  XXXVI.  8,  XLII.  38;  vgl. 
Polyb.  XVIII.  30  und  die  Strategen  bei  Eusebius  1.  c.  mit  Niebuhr 
kl.  histor.  Sehr.  I,  S.  241  —  249  und  Lenormant  in  Revue  numism. 
1852,  p.  204  fgg. ;  auch  Cic.  in  Pis.  c.  16  und  Plut.  Praec.  polit. 
c.  19.  Kaiserliche  Rescripte  an  das  xoivov  tuiv  QfoaaXüv  kennen  die 
Pandekten  1.  37  de  judiciis  V.  1  und  1.5  ad  leg.  Jul.  XL  VIII.  6;  aber 
unter  Severus  Alexander  war  Thessalien  eine  eigene  procuratorische 
Provinz,  so  wie  es  auch  nach  Constantin  eine  präsidialische  Provinz 
ist,  vgl.  Marquardt  röm.  Alterth.  III.  1,  S.  117  und  Böcking  INotit, 
dign.   Orient,   p.    151. 

§.  179. 
Bei  weitem  höher  lässt  sich  die  BuDdeseinheit  Boeo- 
tlens  ^)  verfolgen ,  dessen  gesammte  Volkszahl  der  von 
Attlha  nicht  nachstand  ^)  ^  obgleich  die  innere  Eintracht 
und  mit  derselben  die  politische  Wichtigheit  des  Bundes 
sich  nicht  zu  allen  Zeiten  gleich  blieb.  Auch  wie  viele 
und  was  für  Orte  denselben  ursprünglich  gebildet,  ist 
nicht  mit  Gewissheit  zu  bestimmen^  sicher  ist  es  ausser 
Theben  nur  von  Orchomenus,  Lebadea,  Koronea,  Kopac, 
Haliartus,  Thespiae,  Tanagra,  Anthedon  5  wozu  man  viel- 
leicht,  um  die  Zahl  vierzehn  zu  erhalten^),  noch  Cha- 
lia ''')  und  Chacronca,  dann  Plataea,  Oropus,  und  Eleu- 
therae  rechnen  muss.  Von  diesen  war  aber  schon  frü- 
her Eleutherae,  später  Plataea  freiwillig  zu  Athen  über- 
getreten ,  wie  umgekehrt  nachmals  Larymna  von  Lokris 
zu  Boeotien  ^)  ^  Oropus  von  den  Athenern  erobert  und 
nach  mancherlei  Wechsel  fällen  erst  um's  Jahr  342  wie- 
der für  den  Bund  gewonnen   worden,    um   welche  Zeit 


536  Th.  VI.     Einige  Bundesstaaten, 

auch  Plataea,  nachdem  es  durch  zweimalige  Zerstörung 
für  seinen  Abfall  büssea  müssen,  zu  demselben  zurück- 
trat^). Chaeronea  dagegen  war  wenigstens  zur  Zeit  des 
peloponnesischen  Kriegs  mit  Orchomenus  vereinigt  '^), 
wie  denn  überhaupt  die  meisten  jener  Städte  wieder 
kleine  Gebiete  von  abhängigen  Ortschaften  hatten  ^). 
Theben's  doppelte  Stimme  in  dem  Kriegsrathe  vor  der 
Schlacht  bei  Delium  (im  J.  424)  könnte  vielleicht  auch 
von  einem  einverleibten  Bundesgliede  herrühren  ^) ,  und 
jedenfalls  ergibt  die  Erwähnung  von  eilf  ßoeotarchen 
bei  dieser  Gelegenheit  höchstens  zehn  unabhängige  Städte 
des  Bundes  in  dieser  Zeit  ^^)  5  ob  aber  die  vier  Senate, 
welchen  eben  damals  die  oberste  Entscheidung  über  Krieg 
und  Frieden  u.  s.w.  oblag  ^*),  gleichfalls  mit  irgend  einer 
Landeseiatheilung  zusammenhingen  '^^),  wissen  wir  nicht. 

1)  Vgl.  O.  Müller  Orchomenos  S.  402  —  413  und  denselben  in 
Ersch  und  Gruber's  EneyM.  XI,  S.  268—271  ;  G.  A.  Klütz  de  foe- 
dere  Boeotico,  Berl.  1821.  8;  Tittmann  S.  693—707;  Kortüm  S.83 
—89;  Kruse  Hellas  II.  1,  S.  542  fgg. ;  Poppo  Thucyd.  1.  2.  p.  292 
—  296;  Raoul- Röchelte  sur  la  forme  et  Tadministration  de  l'etat  fe- 
deratif  des  Beotiens ,  in  M.  de  l'A.  d.  Inscr.  VIII  (1827),  p.  214 
— 249;  Boeckh  de  laagistratibus  Boeotorum  im  C.  Inscr.  I,  p.  726 
—732;  Wachsmut'a  1,  S.  705—710;  J.  W.  ten  Breujel  de  foedere 
Boeotico,  Groningae  1834.  8;  P.  A.  Koppius  bist.  reip.  Boeotorum, 
Gron.  1836.  8;  Scfaömann  antiqu.  p.  403  fgg.,  H.  Francke  d.  boeo- 
tische  Bund,  Wismar  1843.  8  ;  C.  W.  Müller  in  Pauly's  Realencykl. 

1,  S.  1126—1136. 

2)  Xenoph,  Socr.  III.  5.2;  vgl.  Clinton'«  F.  H.  II,  p.  399  und 
Leake  Travels  in  northern  Greece  II,  p.   118  fgg. 

3)  Vgl.  insbes.  Clinton  p.  396  fgg.  und  Kruse  S.  546;  und  über 
die  Heiligkeit  und  das  öftere  Vorkommen  der  Zahlen  vierzehn  und 
sieben  in  Boeotien  Müller  Orch.  S.222  und  Böckh  I.e.  p.  729.  Für 
einzelne  Städte  beweisen  namentlich  Thucyd.  IV.  91  u.  93,  Pausan. 
IX.  3.  4,  und  C.  Inscr.  n.  1593.  Okaleae  und  Onchestus  (s.  Mül- 
ler) waren  nicht  selbständig ,  eben  so  Clinton's  Parasopia ,  vgl. 
Strabo  IX.  2.  24,  p.  627  Bj    von  Larymna    und  Akräphnium  unten. 

4)  S.  Steph.  Byz.  p.  681,  namentlich  das  Citat  aus  Theopomp: 
vaxfqov  6i  ol  XaXni6iX<i  nokffiTjactvxfq  AloXivcit,  toVq  xijv  /^nftpov  *)^oi/at, 
XaAtotc  xai  BoKoroit;  xal  '0()xof4iviotg  xal  Qrißaioi.<; ,  wo  Preller  in 
Ber.  d.  Leipz.  Gesellsch.  1852,  S.  174  'YtjrrioK;  statt  BoMxolq  ver- 
muthet.  Dass  einige  Inschriften,  die  nach  dem  lokrischen  Chalaeum 
gehören,  irrig  nach  Chalia  verlegt  worden  sind  (Grieeh.  Monatsk. 
S.  89),  berechtigt  noch  nicht  mit  Ross  lokr.  Inschr.  S.  6  fgg.  lez- 
teres  ganz  aus  der  Zahl    böotischer  Städte  zu  streichen. 

5)  Paus.  IX.   23.  4  ;    vgl.  Plut.   V.  Süll.  c.  26    und  Strabo  IX. 

2.  18  mit  Ulrichs  Reisen  S.  329  und  Curtius  Anecd.  Delph.  p.  82. 


§.  179.     Der  boeotische  Bund;  Mitglieder.         537 

6)  Vgl.  über  beide  Städte  oben  §.  117  und  für  Oropus  insbes» 
Diodor.  XIX.  77,  für  Plataea's  endliche  Aussöhnung  Paus.  IX.  3.4  > 
diuXXayTjvat,  yug  xai  ovtoi  llkaTaifvatv  Tj^itjoav  xal  ovXXöyoxi  fiiruaxfi'V 
Koivov  .  .    .   oTt  Küaav6Q0<;  o  ^AvTtnäxQov  t«c  Qrjßa^  avu/xiof. 

7)  TLucyd.  IV.  76:  XaiQmviiav  6f ,  ij  »l?  'Ogxo/nivov  rov  Mivvii.ov 
Tcgörtgov  xaXoi'f/,(vov,  vvv  de  Bokütiov,  ovvixiXii:  vgl.  m,  Prooem.  lect. 
Gott.  1853—54,  p.  5. 

8)  Vgl.  die  riTgaytoi/xLa  ntgl  Tüvuygnv,  'Ekiojv,  Agßu,  MvxakTja- 
aoq,  (pugui ,  Strabo  IX.  2.  14,  und  mehr  bei  Müller  S.  403  oder 
Clinton  p.  399;  ja  sollte  auch  Horonea  einmal  zu  Haliartus  gehört 
haben,  weil  Paus.  I.  27.  6  die  Niederlage  des  Tolmides  (§.  158, 
n.  10)  fS  TTJv  'Akirinrluv  rerlegt? 

9)  ßöckh  rermuthet  Akräphia  (Akräphnium ,  Paus.  IX.  23.  5); 
Tgl.  Ulrichs  Reisen   S.  243  fgg. 

10)  Thuc.  IV.  91:  röjv  uXXcov  ßoi'uragxiHv ,  ot  tlo  iv  f'vöixa ,  ov 
^vvinuivovvTütv  ftu%(o&ai .  ,  UayiövSaq  ßoicoragxcüv  ix  Qr/ßwv  fiir  Agmv- 
■d-läov  xal  Tjyfftovlaq  ovarjZ  avTuJ  .  .  tnti&t  x.t.X.  Die  Zwölt'zahl,  die 
hier  Müller  Orchom.  S.  404  und  nach  ihm  Klütz  p.  79  zu  finden 
glaubten  (vgl.  auch  Wessel.  ad  üiodor.  XV.  53)  ,  hat  auf  Böckh*s 
Erinnerung  (p.  729)  wenigstens  ersterer  zurückgenommen;  vgl.  kl. 
Schriften  I,  S.  82. 

11)  Thucyd.  V.  38 :  u'lnig  ünav  xo  xvgoq  l'xovai:  vgl.  Klütz  p.  73 
fgg.  und  Raoul-Rocfaette  p.  235  fgg.  Sind  aber  darauf  mit  C.  W. 
Müller  S.  1135  auch  die  ufffögiarn'iovxiq  der  Inschriften  zu  beziehen? 
Keil  Inscr.   Boeot.   p.   71.    102. 

12)  Wie  Kortüm  S.  86  wollte ;  dessen  ganze  Darstellung  des 
Bundes  jedoch  verfehlt  ist. 

§.  180. 

Religiöser  Vereinigungspunct  des  Ganzen  war  das 
Fest  der  Pamboeotien  zu  Koronea  ')  ^  als  politische  Bun- 
deshauptstadt aber ,  so  weit  von  einer  solchen  in  den 
verschiedenen  Zeiten  die  Rede  seyn  kann,  muss  Theben 
gelten  2),  obgleich  die  Schwierigkeiten,  welche  seine  da- 
hin zielenden  Anmaassungen  fanden 5),  schon  in  Plataea's 
Abfall  deutlich  zu  Tage  treten.  Für  eine  Zeitlang  ward 
darauf  seine  Ueberniacht  wirklich  durch  den  Ausgang 
des  Perserkriegs  gebrochen  ,  in  dem  seine  herrschende 
Oligarchie  auf  Seiten  der  Barbaren  gestanden  hatte  '^)  ^ 
als  jedoch  Sparta  es  im  J.  457  seinem  Interesse  gemäss 
fand  dieselbe  wiederherzustellen  ^) ,  boten  die  Gleichge- 
sinnten der  übrigen  Städte  dazu  gern  die  Hand  und 
gingen  selbst  den  Athenern  gegenüber,  deren  Sieg  bei 
Ocnophytoe  im  J.  45G  die  thcbanische  Demokratie  bald 
niissbrauchte  ^),    in   dem   Entschcidungskampfe    bei    Ko- 


538  TA.  yi.     Einige  Bundesstaaten. 

ronea  447  als  Sieger  hervor.  Jene  nämliche  Regieruogs- 
form  war  es  dann  auch,  die  Im  peloponnesischen  Kriege 
trotz  des  fortdauernden  Widerstandes  der  demokratischen 
Partei  '^)  den  Bruch  zwischen  Sparta  und  Boeotien  ver- 
hinderte^)^ doch  stand  Theben's  gemässigte  Oligarchie^), 
von  dem  Korinthier  Philolaus  auf  Güterbesitz  und  Un- 
abhängigkeit der  persönlichen  Existenz  begründet  ^O), 
der  Demokratie  bei  weitem  näher  als  die  geschlossene 
Aristokratie  der  Ritter  in  Orchomenus  und  der  Demu- 
chen  in  Thespiae  ^^)^  und  wenn  man  damit  das  stete 
Streben  der  Hauptstadt  nach  unumschränkter  Macht  und 
Vergrösserung  verbindet,  so  bedarf  es  wohl  kaum  der 
Annahme  einer  Staatsveränderung  in  Theben  *2^,  um  das 
Zerwürfniss  zu  erklären,  das  dieses  bald  nachher  sowohl 
in  Feindseligkeiten  mit  jenen  ^^)  als  auch  in  den  korin- 
thischen Krieg  gegen  Sparta  selbst  verwickelte,  bei  des- 
sen Beendigung  durch  den  antalcidischen  Frieden  beide 
in  der  stipulirten  Unabhängigkeit  der  boeotischen  Städte 
deutlich  genug  den  Grund  ihrer  Besorgniss  aussprachen 
(§.  41).  Wenigstens  sehen  wir  sogar  die  Freunde  Sparta's, 
Leontiadas,  Archias  u.  s.w.,  welche  Im  J.  382  Phoebidas 
zur  Besetzung  der  Kadmea  veranlassten,  um  unter  dessen 
Schutze  eiue  ähnliche  Dynastengewalt  zu  usurpiren,  wie 
sie  gleichzeitig  auch  in  andern  Städten  des  Landes  be- 
stand ^^),  diese  ganz  unter  den  Formen  der  altern  Wür- 
den, namentlich  als  Polemarchen  und  Hipparchen  üben  i^), 
die  sich  überhaupt  allerwärts  in  Boeotien  als  bedeutendste 
Aemter  wiederfinden ,  wenn  auch  der  Archon  vielleicht 
den  Rang  über  ihnen  hatte  ^^).  Selbst  Ismenias  wäre 
demnach  nicht  sowohl  als  Demokrat ,  als  vielmehr  nur 
als  Gegner  Sparta's  durch  Justizmord  gefallen  ^^)^  erst  im 
J.  379,  als  die  exilirten  Mitglieder  seiner  Partei ,  Pelo- 
pidas  und  Mellon  an  der  Spitze ,  als  Befreier  ihrer  Va- 
terstadt aus  Attika  zurückgekehrt  waren ,  scheint  eine 
Demokratie  nach  dem  Muster  der  athcNischen  eingeführt 
worden  zu  seyn  ^^). 

Ij  Pausan.  JX.  34.  1  :   n{jlv  S\  ii;  KoQoifunv  fj   'AkaXitonfvüv  u(fi- 


§.  180.     Geschichte  Boeottens  bis  Pelopidas.       539 

^Aßfpinxvovoq  y  xal  f?  tov  xoivov  avviaocv  ivxav&a  oi  BokotoI  ovXXoyov. 
Vgl.  Strabo  IX,  p.  631A,  Plut.  amat.  uarr.  4,  und  mehr  bei  Span- 
heini ad  Callim.  L.  Pallad.  61  und  K.  Rückert  Dienst  d.  Atbena 
S.  73  oder  O.Müller  kl.  Schriften  II  S.  191;  auch  Keil  Fnscr.  Boeot. 
Lips.  1847.  4,  p.  125.  —  Sainte  -  Croix  gouvern.  federat.  p.  211, 
der  den  ganzen  Zweck  des  Vereins  auf  dieses  religiöse  Gesamintfest 
beschränkt,  ist  von  Raoul- Rochette  1.  c.  p.  217 — 226  hinlänglich 
widerlegt ;  nur  sollte  auch  dieser  nicht  wieder  die  Aniphiktyonie 
Ton  Onchestus  hierher  ziehen  ,  s.  oben  §.  12  n.  7  und  Gottesd. 
Alterth.  §.   63. 

2)  S.  Manso  >  Theben  im  Verhältniss  zu  den  übrigen  boeot. 
Städten  •  in  s.  Sparta  III.  2,  S.  58—64,  auch  Böckh  Staatsb.  I  Aufl. 
II,  S.  370  und  Klütz  p.  9—18. 

3)  S.  Xenoph.  M.  Socr.  III.  5.  2  :  Boiutöjv  ftiv  y"Q  noXXoi  nXio- 
vfxTovfifvoi  vnö  Qr]ßaiü)v  ävnnivwq  uvToXq  l)(ovoi,  und  über  Plataea  ins- 
bes.  Tbucyd.  III.  61  :  Tjfiwv  itxioüvTwv  TJXdxuiuv  vaxi^ov  x^g  uXXjjq 
Boiuxiaq  xttl  liXka  ;^w^ta  fiix'  aiix^g ,  u  ^VfAftixxovg  uv&(}0)7iovq  f^iXü- 
oavXfq  taxo/uiv,  ovn  rj^iovv  ovxoi,  wa:i(Q  ixüx&ij  xo  tiqüxov ,  r/yi/^ovivi- 
a&ai  iiq>'  Tjfiüv  x.  t.  X. 

4)  Paus.  IX.  6 :  T^?  6i  alxlaq  Tavxrjq  drjtioaia  acpiaiv  oi'  /nfxfoxty, 
oxi  tv  rar?  QtjßaiQ  oAtyap;^!.'«  xul  ovxl  t]  Tiuxgioq  noXixfiu  XTjvixuvxa 
Xaxvfvi  vgl.  Herod.  IX.  67.  86,  Tbucyd.  III.  02,  Plutarch.  V.  Ari- 
stid.  c.  18  und  malign.  Herod.  c.  31:  'AxxuyZvoi;  o  nqotaxwq  x^<; 
oXiyaqx''^'i- 

5)  Diodor.  XI.  81  ,  Justin.  III.  6;  vgl.  Tbucyd.  I.  107  fgg. 
und  mehr  oben   §.   37. 

6)  Aristot.  Politic.  V.  2.  6  :  otov  xal  iv  QTJßaig  fiixd  X3]v  iv  01- 
roflD^rot?  nüxTjv  xuxijjg  noXixii'ojiivwv  /;  drjuoxQaxia  (Sifcpd-ÜQj],  Worauf 
geht  aber  Xenoph.  Rep.  Ath.  III.  11:  onoouxiq  S'  fnixfigr/aav  uIqiV- 
O&at  TOI/?  ßfXxiaxovg  ,  ov  avvrjvfyxfv  uvxoZq ,  uXX  ivxoq  oXiyoii  xqÖvov 
o  <S^f*o(;  fdoi'iXfvaiv f  o  fifv  ßoiwxolg,  xovxo  df  oxe  Mi,XtjoI<ov  hXqv 
tod"?  ßiXxiaxovql 

7)  Tbucyd.  IV.  76;  VI.   95;  Diodor.  XII.  69. 

8)  Tbucyd.  V.  31 ;  vgl.  §.  38  n.  6  fgg. 

9)  'OXiyuQxlu  loövo/Aoq,  Thucyd.  III.  62,  wogegen  die  dvyuaxfia 
zur  Zeit  der  Ferserkriege  nur  als  vorübergehende  Ausnahme  be- 
zeichnet wird.  'Allerdings  hat  Theben  auch  autochtboniscbe  Ge- 
schlechter an  den  2n.ttQxoV(;,  jedoch  ohne  nachweislichen  politischen 
Einfluss,  obgleich  sie  bis  in  die  geschichtliche  Zeit  fortdauern,  vgl. 
Paus.  VIII.  11.  5  und  mehr  bei  J.  Jönsen  in  Graevii  Syntagma  dis- 
sert.  rariorum  (Utrecht  1702.  4)  p.  205  — 225,  auch  Lobeck  Aglaoph. 
p.  1147  und  Welcker  kret.  Colonie  in  Theben  S.  78  —  80;  was  be- 
deutet aber  der  Gegensatz  zwischen  Or/ßuloi.  und  Qrjßuyiyftq  bei  Am- 
mon.    diff.   vocab.  p.   70? 

10)  Onoiq  ö  d{)iO-noq  ami^ijxui  xü)v  xXtjqoiv y  Aristot.  Politic.  II.  9. 
6—8,  vgl.  Müller  Orchom.  S.  i07  und  Dorier  II,  S.  200,  wo  frei- 
lich die  nui6o-n,üil:(i  olTenbar  missverständlich  auf  Kinderzeugung  statt 
auf  Adoption  bezogen  ist;  auch  III.  3.  4  oder  VI.  4.  5:  tov  äixn 
ixütv  fuTj  un(axr]i*hov  xt/q  i<yo{)äq  fiij  niitxnv  "('y^v?  ,  und  über  yvfivu- 
ata  xul  ovaoixia   Plat.    Leg.    I,  p.  63(j  B,    Plut.   V.    Peloj».   c.  19. 

11)  Diodor.    IV.  29  und  XV.  79;    vgl.   Wachsmuth   I,  S.  706. 

12)  Wie   Müller  Orchom.   S.  ilH  und   Sievers   Gesch.  S.  60  thun. 


510  Th.  VI.     Einige  Bundesstaaten. 

13)  Xenoph.  Hellen.  VI.  4.  10;  vgl.  Andoc.  de  pace  §.  20  und 
mehr  bei  Grote  X,  p.  38  fgg. 

14;  Xenoph.   Hellen.  V.  4.  46. 

15)  Vgl.  Plut.  daem.  Soor.  c.  4  und  5  mit  Xenoph.  Hellen.  V. 
2.  25  und  mehr  bei  Sievers  S.   162  und  Grote  X,  p.   111   fgg. 

16)  S.  Boeckh  1.  c.  p.  730  und  Ritschi  Rh.  Museum  II.  S.  109 
oder  Keil  1.  c.  p.  7.  Einen  ag^aiv  xul  axQurrjyoc;  nennt  Plut.  narr, 
amat.  c.  4;  sonst  ist  lezterew  Titel  nach  Keil  p.  114  in  Boeotien 
selten. 

17)  S.  Xenoph.  Hellen.  V.  2.  36  und  mehr  über  diesen  Mann, 
dessen  Reicbthum  sprichwörtlich  geworden  war,  bei  d.  Erkl,  zu  Plat. 
Meno  p.  90  A  und  Republ.  I,  p.  336  A;  auch  Grote  IX,  p.  420  und 
X,  p.  81   fgg. 

18)  S.  §.  41  n.  14  und  über  die  Demokratie  in  Theben  selbst 
Tittmann  S.  377  und  Wachsmuth  I  S.  275  u.  708.  Erlooste  Rich- 
ter Paus.  IX,   14  extr. 

§.  181. 
Der  Eintritt  der  Demokratie  gab  das  Signal  zu  The- 
ben'» politischer  Grösse  gegen  Aussen  5  und  wenn  man 
auch  diese  nach  Polyblus  oft  wiederholtem  Urtheile  nicht 
sowohl  dem  Geiste  und  Charakter  der  Staatsverfassung 
selbst ,  als  vielmehr  nur  den  beiden  grossen  Individuen 
Epaminondas  und  Pelopidas  zuzuschreiben  geneigt  seyn 
sollte,  welche  das  Glück  damals' an  seine  Spitze  stellte*), 
so  war  es  doch  sicher  nicht  minder  der  grosse  Gedanke, 
die  neuerlangte  Freiheit  auf  Tod  und  Leben  gegen  einen 
Feind  vertheidigen  zu  müssen ,  der  eben  auf  der  höch- 
sten Stufe  seiner  Macht  stand,  was  dem  Staate  g;erade 
für  diesen  Augenblick  die  Kraft  verlieh,  eine  nie  gese- 
hene Energie  zu  entwickeln  und  alle  Hebel  der  mensch- 
lichen Thätigke  t  in  Bewegung  zu  setzen  ,  worunter  die 
Liebe  In  der  heiligen  Schaar  des  Gorgidas  ^)  nicht  zu 
den  unbedeutendsten  gehörte.  Der  Erfolg  entsprach  der 
Kühnheit  des  Beginnens ,  und  noch  ehe  die  leuktrische 
Schlacht  seine  militärische  Ueberlegenhelt  über  Sparta 
beurkundete ,  hatte  es  Boeotiens  Herrschaft  wieder  in 
seinen  Händen  ^  und  zwar  nicht  mehr  als  Bundesvorort, 
sondern  als  alleinige  Hauptstadt  des  Landes  und  Verel- 
nigungspuDct  des  boeotlscheu  Bürgcrthums  ^),  daher  auch 
die  sieben  Boeotarchen  jezt  öfters  nur  als  thcbanische 
Magistratur  erscheinen  '^).     Uebcrhaupt   traf  es  nicht  mit 


§.181.     Boeotien  unter  Theben' s  Hegemonie.       54i 

Unrecht  der  Vorwurf,  seineo  Sieg^  missbraucht  zu  haben ; 
die  grausame  Zerstörung  von  Thespiae,  Orchomenus,  Pla- 
taea  musste  ihm  die  Gemüther  der  übrigen  Griechen  ent- 
fremden 5)  •  mehr  •noch  die  Eitelkeit,  mit  welcher  es, 
nicht  zufrieden  Lacedaemon  gedemüthigt  und  sich  für 
immer  vor  der  Wiederkehr  seiner  Uebermacht  sicher  ge- 
stellt zu  haben,  nicht  bloss  dessen,  sondern  auch  Athen's 
Rolle  nachzuahmen  und  auf  sich  überzutragen  bemüht 
war^).  Wohl  mochte  es  den  Tyrannen  von  Pherae  zur 
Heeresfolge  zwingen^)  und  sowohl  den  grösseren  Theil 
von  Mittelgriechenland  ö)  als  auch  Achaja  und  andere 
kleinere  Staaten  seinem  Einflüsse  unterwerfen  ^)  ^  aber 
selbst  die  Anerkennung  seiner  Hegemonie  durch  den  Kö- 
nig von  Persien,  welche  Pelopidas  Beredtsamkeit  erlangt 
hatte  10),  vermochte  nichts  über  die  Mehrzahl  der  so  eben 
erst  von  ihm  selbst  zur  Freiheit  gerufenen  Peloponne- 
sier^^),  und  Athen  war  noch  stark  genug  um  seinen 
Plänen  dergestalt  das  Gegengewicht  zu  halten ,  dass  es 
wenigstens  nach  Epaminondas  Tode  bei  Mantinea  im  J. 
362  sich  auf  Boeotien  beschränken  lassen  musste  *^). 

1)  Polybius  VI.  43;  Tgl.  Demad.  n.  äwSfx.  §.13:  tw  ydg  Ena- 
/i(tvo)väov  aö)f,axv  a^ivt&utpf  xrjv  6i'tafitv  xwv  Qrjßuiiov  o  xaiQoi;:  auch 
Jastin  VI.  8,  und  ausser  den  Biographien  von  Cornel  und  Plutarch 
insbes.  Diodor.  XV.  39  u.  81,  Paus.  VIII.  II.  5  u.  IX.  13—15  mit 
Seran  de  la  Tour  bist,  d'  Epaminondas  ,  Paris  1739.  12,  H.  J.  Mat- 
thes  de  Epaminouda ,  Lugd.  B.  1830.  8,  E.  Baucli  Epaminondas 
und  Tbeben's  Kampf  um  die  Hegemonie,  Breslau  1834.  8,  W.  A. 
Klütz  Epaminondas  und  Pelopidas,  eiue  Parallele,  Cösliu  1834.  4; 
dann  Francke  in  Hall.  Eiicykl.  I,  35,  S.  224—262,  Eckstein  das. 
III.  15,  S.  246  —  252,  Vater  Leben  d.  Pelopidas  in  Jahn's  Archiv 
VIII,  S.  325  —  352,  und  Einzelnes  mehr  bei  Peter  Xenoph.  Hell, 
p.  108,  Koppius  p.  124,  Sievers  S.  185,  Grote  X,  p.  163  fgg.  483  fgg. 

2)  S.  Plut.  V.  Pelop.  c.  18,  Ath.  XIII.  12  u.  78,  und  mehr 
bei  Sievers  S.  197  und  J.  J.  Kreenen  Hist.  cohortis  sacrae  apud 
Thebanos  ,  Arnb.  1837.  8,  über  die  Idee  selbst  (die  übrigens  nicht 
neu  war,  Xenoph.  Anab.  VII.  4.  8)  die  Symposien  Plato's  p.  179  A 
und  Xenopbon's  VIII.  32  mit  Periz.  ad  Aelian.  V.  Hist.  111.  9  und 
Davis,  ad  Max.  Tyr.  XXIV.  2 ;  zugleich  aber  von  der  Päderastie  der 
Boeotier  {Auiov  rcfioq,  Ast  ad  Plat.  Leg.  p.  407,  Meineke  Hist.  com. 
graec.  p.  173)  Plat.  Symp.  p.  182  B  mit  Wylt.  ad  Plut.  p,  134  und 
Fabric.  ad  S.  Empir.    Hypot.  III.    199. 

3)  Diodor.  XV.  38  .-  anvftxov  ttJv  Botoniuv  Iv  tjj  itn&  ai'xot'c; 
fiiff  avvTfXfin:  vgl.  c.  50  und  Isocrat.  Plataic.  §.  9,  mit  Vischer  Staa- 
ten   u.    Bünde    S.  24    und    m.   Prooem.    lect.   Gott.    18*)3  —  54,    p.  6, 


542  Th.  Fl.     Einige  Bundesstaaten, 

namentlich  auch  über  den  Ausdruck  BokotoI  ol  Iv  Qijßuig  (Aeschin. 
Ctesiph.  §.  142)  nach  Xenoph.  Heilen.  VI.  3.  19  und  Dio  Chrysost. 
XI-<V.  13:  woTifQ  Enunfi,vü)v6aq  noxf  ttjv  Bocü)Tiur  flq  t«?  Qrjßaq 
avyajxiat    xut  Qijatvg  zijv    ^ttiktjv  tlq  ruq    ^Q-qvat;   x.t.A. 

4)  Wie  bereits  Ubbo  Emmius  Republ.  Tfceh.  p.  100  u.  A.  rich- 
tig annahmen  und  Böckh  p.  729  um  so  weniger  bestreiten  durfte, 
je  richtiger  er  ihre  Siebenzahl  gegen  Raoul -Rochette  p.  230  ver- 
theidigt  hat,  der  trotz  Pausan.  IX.  13.  3  auch  hier  noch  an  eilf 
Boeotarchen  dachte;  vgl.  insbes.  Plut.  V.  Pelop.  c.  13  und  Sievers 
S.  187. 

5)  Demosth.  Cor.  §.  18:  olq  yuq  n'rvxijxiaav  fv  ÄfvtirQoi^ ,  ov 
IAixQl(i)q  ixixQJjVTo:  vgl.  pro  Megalop.  §.  4,  Isoer.  de  pace  §.  17  und 
Plataic.  §.  35,  Xenoph.  Hellen.  VI.  3.  1,  Pausan.  IV.  27.  10,  IX. 
14.  1  u.  15.  2,  und  über  Orchomenus  (Ol.  CHI.  2)  insbes.  Wessel. 
ad  Diodor.  XV.  79,  Wolf  ad  Lept.  p.  328,  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.742; 
im  Allg.  auch  Winiewski  p.  24  ,  Amersfoordt  in  Schäfer's  App.  De- 
mosth.  1,  p.  795,  Grote  X,  p.  256  fgg. 

6)  S.  Epaminondas  Wort  bei  Aeschin.  F.  L.  §.  105:  otq  StT  t« 
TTjq  yt&T]vrüo)v  uKQoTiöktojz  ngoTCvXaia  fifriveyxilv  ilq  ttJv  TigoaTaaiav 
%ij<;  Kud fiiiug ,  und  über  dessen  Versuche  zur  Seeherrschaft  Rehdantz 
Iphicr.  p.  135  fgg.  Theben's  üebergewicht  nach  der  leuktrischen 
Schlacht  erkennt  jedoch  selbst  Demosth.   Philipp.   HI,  §.  23  an. 

7)  S.  oben  §.  178  n.  20. 

8)  Xenoph.  Hellen.  VI.  5,  23:  yxokoii&ovv  6'  avroVi;  xal  Ocoxitg, 
vnrjxooi,  yfvö/nfvoi.,  xal  Aoxgol  u/xqiÖTiQot,  xul  AxuQvüvtc;  xul  HgaxXeiörai 
xal  Mahtlq  :  vgl.  Diodor.  XV.  57  und  für  Lokris  vielleicht  das 
Epigramm  bei   Ulrichs   Reisen  S.   43. 

9)  Vgl.  §.  42  n.  13  und  mehr  im  Allg.  bei  Isoer.  Philipp.  §.53: 
xaXkiaTTjv  yuQ  fia^t]*  vixijaai'TK;  xul  äo^av  f|  ai'T^?  fifyiar^v  kaßovxK; 
diu  Tu  nij  xaAcü;  }(qrjad^ai,  Tai;  ivxvxlaii;  ovdiv  ßi^Tiov  ngarrovai.  twv 
7]TT7]&fvxüiv  xal  SvaxvxTjoävxwv '  ov  yuq  l'^&aanv  twv  f)(&QiLy  xquxtj- 
oavxiq  xal  nävTOiv  dixtk^aavxiq  T^vo'r/kovv  fiiv  xaV^  nökiai  Tat?  Iv  Flf- 
Xottovvr^aoj,  QiTxakiav  d'  ixöXfiMv  xaraSovkova&ai,  Miyagfvoi,  di  ofioQoii; 
ovotv  r/TiiLkow  ,  XTjv  d  Tj/aiXfQuv  nökiv  fttQOQ  xi  xrjq  ;^ft)^a?  unfaxtgow, 
Evßoiav  d'  f.To'pö^ovv,  ilq  ßvi^uvTiov  öi  TQiTjQdq  i^inffinov  w?  xal  yijq 
xal  &aXux%7]<;   uq^ovxk;   x.  x.  X. 

10)  Grote  X,  p.  381   fgg. 

11)  Xenoph.  Hellen.  VII.  1.33— 39:  vgl.  Plut.  V.  Pelop.  c.  24: 
'yi^yiToi  xul  'Hkdot  xul  ^AqxÜSk;  Iv  xolq  awidgiotq  iqii^ovTiq  xul  dtu- 
(ffqöfifvoi   ngoq  To»'e  QrjßuLovq  x>n\g   rjyffioviaq. 

12)  Vgl.  oben  §.  42  n.  19  und  169  n.  18  mit  Lachmann  Gesch. 
Griech.  H  S.  373  fgg. 

§.   182. 

Wie  wenig  freilich  Theben  noch  immer  auf  die  Ver- 
mehrung seiner  Macht  verzichtete,  zeigte  schon  im  J .  358 
der  Angriff  auf  Euboea,  dessen  Vereitelung  den  Athenern 
nur  durch  ausserordentliche  Anstrengungen  gelang  ')  j 
und    drei  Jahre    später    schien    ihm    Phocis    eine   leichte 


J 


§.  182.     Thehen's  Ferfall  und  lezte  Schicksale.     543 

Beute,  nachdem  dasselbe  wegen  vorgeblicher  Verletzung 
des  delphischen  Tenipelgebietes  von  den  Aniphiktyonen 
geächtet  worden  war  '^)  j  aber  gerade  dieses  vermehrte  die 
Stärke  der  Phocenser  ,  die  nun  auch  die  Tempelschätze 
nicht  mehr  schonten  ^) ,  sondern  damit  Söldner  warben, 
durch  die  sie,  obgleich  von  Athen  und  Laccdaemou  nur 
schwach  und  indirect  unterstüzt,  der  vereinigten  Macht 
der  Thebaner  und  Thessalier  so  glücklichen  Widerstand 
entgegensezten  '^) ,  dass  jene  zuerst  in  persischen  Sold 
zu  treten  ^)^  dann  beide  den  macedonischen  König  Phi- 
lipp zu  Hülfe  zu  rufen  genöthigt  wurden  ^j.  Dieser  machte 
nun  zwar  dem  phocensischen  Staate  ein  Ende  und  gab 
Theben  die  Orte  wieder,  welche  die  Phocenser  ihm  be- 
reits entrissen  hatten  5  behielt  jedoch  alle  übrigen  Vor- 
theile  für  sich  und  gab  jenem  so  gerechten  Anlass  zur 
Beschwerde  ^) ,  dass  es  sich  bestimmen  Hess ,  Athen's 
lezten  Versuch  gegen  ihn  bei  Chaeronea  zu  theilen,  des- 
sen unglücklicher  Erfolg  dann  allerdings  bei  weitem  mehr 
zu  seinem  Nachtheile  ausschlug  ^).  Der  Sieger  stellte 
nicht  nur  Thesplae,  Orchomenus,  Plataea  als  unabhängige 
Städte  her  und  trat  Oropus  den  Athenern  ab  9),  sondern 
legte  auch  eine  Besatzung  in  die  Kadmea  selbst ,  deren 
kurze  Vertreibung  nach  seinem  Tode  nur  Theben's  gänz- 
liche Zerstörung  durch  Alexander  herbeiführte  ^°)  5  sein 
Gebiet  theilten  die  übrigen  Boeotier  unter  sich  und  stan- 
den daher  auch  im  lamischen  Kriege  auf  Macedoniens 
Seite**).  Erst  Kassander  gestattete  unter  wetteifernder 
Thellnahme  Griechenlands  den  Wiederaufbau  der  Stadt  ^'^], 
womit  dann  auch  der  Bund  in  seinen  ursprünglichen 
Formen  zurückkehrte  *3).  aber  schon  wenige  Jahre  nach- 
her erlag  er  wiederholt  den  Angriffen  des  Dcmetrius 
Pollorcetes  ^'^)  ^  und  die  schwere  Niederlage,  die  Ihm  um 
Ol.  CXXXIl  die  Aetoller  beibrachten  ^^),  verbunden  mit 
dem  Walten  einer  wüsten  Demokratie  in  seinem  Innern  *^), 
zerrütteten  Ihn  so  sehr,  dass  er  nicht  einmal  zulczt  Me- 
gara  mehr  von  dem  Rücktritte  zu  den  Achäeru  abhalten 
konnte  '^).  Auch  der  römische  EInfluss  gab  seinen  Par- 
teikämpfen nur  einen  höheren  politischen  Charakter,  der 


544  Th.   Fl.     Einige  Bundesstaaten, 

um  so  gefährlicher  ward,  als  sowohl  in  Philippus  ^^)  als 
in  Antiochus  Kriege  ^^)  Rom's  Gegner  mehrentheils  die 
Oberhand  gewannen ;  und  als  endlich  Perseus  gegenüber 
Theben  entschieden  für  Rom  Partei  nahm  ,  führte  die 
Hartnäckigkeit  der  übrigen  Orte  die  Auflösung  des  Bun- 
des selbst  herbei  ^^^ ,  der  wenigstens  dauernd  erst  einige 
Zeit  nach  Metellus  und  Mummius  Siegen  unter  römi- 
scher Hoheit  wiederhergestellt  ward  2*).  In  der  Kaiser- 
zeit begegnen  uns  nur  noch  Thespiae  und  Tanagra  als 
freie  Städte  ^2)  5  Theben  selbst  scheint  sich  nie  wieder 
von  der  gleichzeitig  mit  Korinth  erlittenen  Zerstörung  ^3) 
erholt  zu  haben  ^^-j. 

1)  Vgl.  oben  §.    173  n.  9. 

2)  Vgl.  Diodor.  XVI.  23  fgg.  und  Paus.  X.  2  mit  Th.  FlatLe 
Gesch.  d.  phokischen  Kriegs,  Plauen  1854.  4,  und  mehr  oben  §.13 
n,    15;   auch  Lachmann   II,   S.  61    fgg.   und  Grote   XI,  p.   339. 

3)  Justin.  Vlil.  1  :  igitur  Phocenses ,  quum  agris ,  liberis  con- 
juqibusqite  privarentur ,  desperatis  rebus,  Philomelo  quodam  duce 
velut  deo  irascentes  templnm  ipstim  ^pollinis  Delphis  occupavere, 
unde  auro  et  pecunia  divites  conducto  mercenario  milite  bellum 
Thebanis  intulerunt ;  vgl.  Ath.  VI.  22  und  mehr  bei  Lachmann 
S.  72  fgg. 

4)  Demosth.  F.  L.  §.  148:  xaxwv  'IXiäq  nfQifi,aT^xn  Otjßaiovgi 
▼gl.   Isoer.   Philipp.  §.  55  und  Aeschiu.   F.  L.  §.    131. 

5)  Diodor.  XVI.  34.  40.  44. 

6)  Diodor.  XVI.  58  fgg. ;  vgl.  Weisse  de  Hyperb.  III,  p.  19 
fgg.  und  Brückner's  König  Philipp  S.  59  fgg.;  auch  Koppius  p.  160 
und  oben  §.    172  u.  23. 

7)  Demosth.  de  pace  §.  21  :  yvvl  ydg  Qtjßalott;  nQo<;  p.\v  ro  ttjv 
X<OQav  xixo/ulad-ui,  xw^Aktt«  TifngaxTui ,  nQoq  äi  rifiTjv  xal  do^av  aiaxt- 
ara'  tl  ydq  f^Tj  nagjjk&f  0lkt.Ti7ioq,  oi'Siv  uv  avrotq  iöoKti  hvui.  ,  ruvxa 
d'  ovn  ißovkovxo,  rlkla  tw  t&v  'Oqxo/iivov  xul  ttjv  Ko(jo)vh,uv  kaßiXv 
tniO-VftiVv  ,  fjti}  6'i'vaoS-ai,  öt ,  ruvxa  nuvxa  vnfufivav  :  vgl.  Philipp.  II 
§.  9,  F.  L.  §.  142,  und  mehr  über  Theben's  Beschwerden  bei  Wi- 
niewski  p.  223   und  Lachmann   II,  S.    102. 

8)  S.   oben   §.    173   n.   19  und  Lachmann   II   S.   156. 

9)  Diodor.  XVI.  87;  vgl.  Paus.  I.  23.  3  und  34.  1,  IV.  27.  10, 
IX.  1.  8  und  37.  8;  über  Oropus  auch  Preller  in  Der.  d.  Leipz. 
Gesellsch.  1852,  S.  150  fgg.  Versprochen  hatte  er  es  den  Athenern 
schon  im  Frieden  des  Jahres  347;  vgl.  Demosth.  de  pace  §.  10  und 
F.   L.  §.   112. 

10)  Diodor.  XVII.  13;  Justin.  XI.  4;  Aelian.  V.  Hist.  XIl.  57, 
XIII.  7;   Arrian.  Exp.   Alex.  I.  7—9;    Plut.  V.   Camill.   c.  19. 

11)  Diodor.  XVIII.  11:  'Alflavä^oj;  Qf^ßaq  xarnnxdxpac;  xijv  xd- 
Qnv  rotq  nfQioiKovni  Boiwxotq  idwxfv  '  ovxoi  di  xuraxXriQovxijoavxK;  t«? 
Tötv  fjivxr/Hvxui*  HX^OfK;    »x    rjfe  j^o)^»«;'    fifynhtt;    iküt*ßavov    nfjoaoäovi  • 


§.  182.     Thehen's  Ferfall  und  lezte  Schicksale.     545 

dtonfQ  fldoTfg  ort  xQur^aavTfq  'yl&rjvnloi,  t&"  noXrftoj  toT?  &ijßaioi<; 
UTioxuruaxrjaovoi  rr^v  Tf  nat^fida  xal  rrjv  j^w^av,  unixkivuv  nQog  Tot'C 
Maxfdivaq:  vgl.   Paus.    I.   23.   3  und  25.   4. 

12)  Ol.  CXVl.  2  =  315  a.  Chr.,  vgl.  Diodor.  XIX.  54  und 
Paus.  IX.  7.  1  mit  Grauert  List.  phil.  Anal.  S.  317  und  Droysen 
Gesch.   d.  Hellen.    I,   S.  347. 

13)  Ans  dieser  Zeit  ist  dann  auch  wohl  das  meiste  ,  v«ras  wir 
im  Einzelnen  von  dem  xotvuv  idiv  BotroTföv ,  nnraentlieb  aus  den  In- 
.schriften  bei  Osann  Syll.  p.  179  fgg.  oder  Boeckh  C.  Inscr.  P.  V. 
cl.  I  und  Leake  Travels  in  norlhern  Greece  II,  p.633  wissen,  wie 
z.  B.  der  (1(j/mv  tov  xonov ,  aui  fortasse  antiqtiioribiis  tenivoribus 
nondtim  exstabat  (Böckh  p.  729),  der  dann  aber  freilich  auch  nicht 
mehr  ausschliesslich  Tliebaner  war;  vgl,  Keil  Inscr.  p.  7  und  über 
die  Boeotarchie  der  spateren  Zeit  Plut.  Praec.  polit.  c.  17  u.  Rep. 
seni  ger.  c.  4;  auch  rl^fdoiaxfvovTfq'i  Ulrichs  im  Bull,  arch.  1838, 
p.    110. 

14)  Pausan.    VII.   6.    5:    QrjßaioK;    df  Iq  roaovrov  ^Qijucjatv  'AXf- 

S«vd^O?    TTjV     710  XlV,     Uiq    iTfOLV     l'OTf^OV     Ol'     TloXkolQ     XUTUy&fVTa:;     I'TIO     Ku- 

aäväqov  firjdf  noji,nv  tu  olxiia  u^io/ofwq  fivui:  vgl.  üiodor.  XXI.  24, 
Polyaen.  Strateg.  IV.  7.  II  ,  und  mehr  zur  Zeitbestimmung  (Ol. 
CXXII  =  292  und  290   a.   Chr.)   bei   Droysen   I,  S.  585  fgg.  394  fgg, 

15)  S.  Plut.  V.  Arat,  c.  Iß  und  mehr  bei  Lucas  über  Polyb. 
Darst.  d.  aetol.  Bundes  S,  82  und  Droysen  Gesch.  d.  Hellen.  li,  S. 
83  und  S.   370. 

16)  S.  Polyb.  VI,  44  extr,  und  X\,  4—6  mit  Drumann  Verfall 
S.  439  und  Raoul  •  Rochette  p.  237;  zur  allg.  Charakteristik  auch 
Jjjmburg-Brouwer  Hist.  de  la  civil.  IV,  p.  330  und  mehr  Privatalt, 
§.   7    n,    19-22. 

17)  Polyb.   XX.  ß;  Paus.  VIII,   50,   4. 

18)  Polyb.  XVIII.  26;  Liv,  XXXIII.   1.  2,  27—29. 

19)  Polyb.  XXIII.  2;  Liv.  XXXVI.  6. 

20)  Polyb.  XXVII.  2,  10:  ro  d;^  rüv  ßoiwrüv  l'&voq ,  fnl  7iolit)v 
^(jovov  avvtiTTjQTjxcc;  xf  rrjv  xoivtjv  avfinoXirfiav  ,  ,  Toxf  nQonfxÖx;  xal 
ukoyinxox;  tXofiivov  t«  nugit  IJfQOfOjq  flx^  xal  7iatJrt(ji,(j)6äiQ  7iTor]&\v 
xaxiXv&T]  xal  öifJxof^nco&T/  xnxn  noXnq:  vgl.  Liv.  XLII.  43.  44,  63 
mit  K.  W.  Nitzsch  Polybius  ,  Kiel  1842.  8,  S.  25.  Dass  der  Bund 
wiederhergestellt  und  im  ,1,  146  auf's  Neue  aufgelöst  worden,  wie 
Böckh  p.  727  nach  Pausan.  VII.  16.  9  annimmt,  hält  Raoul  -  Ro- 
chette p,  239  für  Missverstiindniss ;  doch  heisst  Pytiieas,  der  die 
Ihebaner  gegen  .\Ietcllus  aufwiegelte  (Polyb.  XL.  1),  bei  dems, 
14,  6  ßoib)Ta()/öjv  xijvixavxa  Iv  ö/'jßaiq  ,  obschon  das  auch  nur  eine 
thebanische   Anmaassung  seyn  konnte. 

21)  Vgl,  Paus.  VII.  16.  10  und  über  die  Römerfaerrschaft  Cic. 
N.   Deor.    III.    19   und   Plut.  V,    Cimon,   c,   2, 

22)  Plin.   N,   Hist.  IV.    12;  vgl.  Strabo  IX.   2,   5  und  25. 

23)  Liv,  Epit,  LH. 

24)  Paus.  VIII,  33,2:  to  uvoftn  xHiv  QrjßÖtv  }q  nxQÖnoXiv  ftövt^v  xal 
olxijTo()aq  xmaßtßtjxfv  ov  noXko{q,  vgl,  Strubo  IX.  2,  5  und  Dio 
Chrysoflt.   VII,    121   mit   Keil   Inscr.   p.   83. 

I.  Dil.  4.  AiiO.  ]<^m 


546  77t.  VI.     Einige  Bundesstaaten. 

§.  183. 
Dageg:en  begann  der  aetollsche  Bund  ')  erst  seine 
Stärke  zu  entwickein ,  vielleicht  gar  sich  erst  zu  einem 
politischen  Gemeinwesen  zu  gestalten,  als  die  übrigen  Staa- 
ten Griechenlands  bereits  der  macedonischen  Macht  unter- 
legen >Yaren,  und  stand  dieser  lange  als  gefährlicher  Feind 
entgegen.  Die  Abgeschiedenheit  ihrer  Lage,  die  die  Ae- 
tolier  einerseits  freilich  stets  der  acht -hellenischen  Sitti- 
gung  fremd  erhielt  -).  hatte  sie  auf  der  andern  Seite  vor 
jeder  nicht  bloss  vorübergehenden  Abhängigkeit  gesichert  j 
auch  nach  Alexander's  Tode  standen  sie  fast  aliein  noch 
frei  da  3) ,  und  dass  sie  die  Wichtigkeit  dieser  Stellung 
erkannten,  zeigt  der  thätige  Antheil  ,  den  sie  an  dem 
lamischen  Kriege  gegen  Antlpater  nahmen  '^).  Selbst 
nach  der  JNlederlage  Ihrer  Verbündeten  sezten  sie  dem 
Sieger  In  Ihren  eigenen  Bergen  verzweifelten  Wider- 
stand 5)  entgegen;  benuzten  dann  seinen  Abgang  nach 
Asien,  um  Lokris  und  für  einen  Augenblick  selbst  Thes- 
salien zu  überwältigen  ^) ;  und  leisteten  bald  darauf  ih- 
rem Landsmanne  Polysperchon  kräftigen  Beistand  gegen 
Kassander,  indem  sie  die  Thermopylen  besezten '^),  die 
dieser  nur  mit  Mühe  durchdrang.  Die  alte  Nachbar- 
feindschaft der  Akarnanier  ^)  ,  die  ihre  Gegner  trefflich 
zu  benutzen  wussten,  legte  ihnen  zwar  manches  Hlnder- 
nlss  In  den  Weg ,  doch  erscheinen  sie  seit  dieser  Zelt 
als  Meister  von  Phocls  und  Lokris  9) ;  sie  zwangen  Hera- 
klea  am  Oeta  zu  ihrem  Bunde  ^°),  und  gegen  ihren  Be- 
sitz des  delphischen  Heiiigthnms  ^i),  der  Demetrliis  Poiior- 
cetes  im  J.  290  die  pythischen  Spiele  zu  Athen  zu  feiern 
zwang  ^2j  ^  richtete  sich  einige  Jahre  später  der  lezte 
amphiktyonische  Krieg  unter  dem  spartanischen  Könige 
Areus  ^^j,  um  so  mehr,  da  die  Aetolier  damals  mit  dem 
Zwingherrn  der  peloponnesischen  Städte,  Antigonus  Gon- 
natas,  befreundet  waren.  Gleichwohl  finden  sie  sich  fast 
unmittelbar  nachher  In  den  Reihen  der  übrigen  Griechen 
Im  Kampfe  gegen  die  Gallier  an  den  Thermopylen  '''^)5 
Antigonus  Thronbesteigung  in  Macedonien  scheint  das 
Band  zwischen    beiden    völlig  gelöst  zu  haben  'S),    und 


§.  183.     Entwickelung  des  aetolischen  Bundes.      547 

gegen  seinen  Sohn  Demetrlus  sehen  wir  sie  sogar  mit 
den  Achäern  ,  ihren  Nebenbuhlern,  verbündet  ^^).  Mö- 
gen sie  sich  auch  darauf  mit  Aatigonus  Doson  zur  Thei- 
lung  des  achaeischeu  Bundes  verschworen  haben  ^^),  so 
änderte  doch  der  Ucbertritt  dieses  lezteren  zu  Macedo- 
niens  Freundschaft  im  J.  224  schnell  das  ganze  Verhäit- 
niss ,  und  Aelolien  ward  seit  dieser  Zeit  vielmehr  Spar- 
ta's  natürlicher  Verbündeter  gegen  beide  *^). 

I)  Vgl.  im  AHg.  Ubbo  Einmius  II.  p.  257—288;  Sainte-Croix 
p.  203  —  210;  Druniaiin  S.  494—  504;  Tittmann  S.  721  —728;  Pa- 
störet  VIII,  p.  274 — 383;  W'achsmutb  I,  S.  311,  Schömann  Äntiqu. 
p.  436  —  440,  Vischer  Staaten  und  Bünde  S.  40  fgg.,  und  namentlich 
Chr.  Lucas  über  Polybius  Darstellung  des  aetolischen  Bundes,  Kö- 
nigsb.  1827.  4,  dessen  Auffassung  im  Ganzen  auch  Droysen  Gesch. 
d.  Hellen.  I,  S.  422  beipflichtet  ;  dann  W.  Schorn  Geschichte  Grie- 
chenlands von  der  Entstehung  des  aetolischen  und  achaischen  Bun- 
des bis  auf  die  Zerstörung  Korinths  (Bonn  1833.  8)  S.  23  fgg.  und 
F.  A.  Brandstäter  die  Geschichten  des  aetolischen  Landes,  Volkes 
und  Bundes,  Berlin  1844.  8;  zur  Topographie  auch  Weslermann  in 
N.  Jahrb.  XLI,  S.  217  und  W.  Becker  de  Aetoliae  finibus  et  re- 
gionibus ,    Bedburg   1845  und   1853.   4. 

2)  Vgl.  Thucyd.  I.  5  und  insbes.  III.  94:  rö  yuQ  l'&voi;  /liya  fi\v 
ttvui,  luv  Alroilüjv  yiul  /xr'txt/4.ov ,  olxovv  ä(  xaru  xwfiaq  «Tft;j;i(JTO(ii?  xal 
rai'iTaq   dt«   noXXov  ,    y.nl    axmij  ^iii-fj    ;^()aI|Ufvo»    .   .   tTii^fi^f^v  d     fxfXft'ov 

TIQÜTOV    fliV      Al,odwXOl<;  ,      i7lH.TU     d(     'OflOViVOl  ,      Aul    lÄlTU     Tul'TOlx;    EV(JV- 

räaiv,  oTifQ  fifyiOTov  /uffjoi;  iarl  rwv  AItojÄmv  ,  ayfotOTcraTot  di  yhuaauv 
xul  unoqx'tyoi  iloiv ,  mit  Poppo  Proleg.  I.  2,  p.  158  fgg.;  ferner 
Polyb.  IV.  3.  1  u.  16.  4,  Athen.  XII.  33,  Max.  Tyr.  XXIII.  2,  und 
mehr  bei  Wachsmuth  1,  S.  127  und  Hoffmann  Griechenland  I,  S. 
461;  doch   auch    Lucas   S.   112  und   Brandstäter   S.    267   fgg. 

3)  S.  Lucas  S.  63  und  mehr  im  AHg.  bei  Droysen  II,  S.  87  und 
403  fgg.      Ob   aber  auch   schon   verbündet?    Nitzsch  Polybius  S.  118. 

4)  Dlodor.    XVIII.  8   fgg.;  Justin.   XIII.    5. 

5)  Diodor.   XVIII.   24;  vgl.    Polyb.  IX.   30.  3. 

6)  Diodor.   XVIIl.  38. 

7)  Diodor.    XIX.   35  u.    53;  vgl.    Polyb.   X.   41.    5. 

8)  Diodor.  XIX.  68;  vgl.  XVIIl.  38  und  im  Allg.  Pausan,  IV. 
25.  2  und  X.  16.  3.  Wohin  gehört  aber  der  Krieg  bei  Phleg.  Trall. 
Mirab.  c.   2  ? 

9)  Polyb.  XVIIl.  30.  9  :  toi'?  d\  (po)xfuq  xal  rovq  jIoxqoj'k;  avvi- 
yo'n)rjnnv  «i'toi?  ^Xftv ,  xa&ünfi;  (l^ov  xal  nooTffjov  fv  x^  oii^tnoXtrtia  : 
vgl.  Boeckh  ad  C.  Inscr.  I  ,  p.  773.  Doch  finden  wir  sie  später 
im  Kriege  gegen  Aelolien  verbündet,  Polyb.  V.  96.  4,  XI.  6.  4; 
wahrscheinlich  als  dxovnuoq  offtnokiTmofiivovq,  s,  IV.  25.  7.  Strabo  s 
ixixTijToq  yij    (X,   p.   691  B)    gehört   nicht  hierher. 

10)  Pausan.   X.    21.    l;   vgl.    Polyb.    X.    42.  4. 

II)  Polyb.   IX.  25.   8;   vgl.   oben  §.    14,   n.    17. 
12)  S.    Plut.    Demetr.   40  extr.   mit  Athen.  VI.   63. 

Mm  2 


548  Th.  VI.     Einige  Bundesstaaten. 

131   Oder  ArcRS,  Justin.  XXIV.  1  ;  vgl.  Lucas  S.  68  und  Brand- 
stäter  S.   184. 

14)  Pausan.  X.  20 — 22;    vgl.   I.   4.    4:    ro  yuq  AlrojXtxcv  n()oft/fv 
«Kfin   vforrjTO^  10V  ^Qovov  ToVTov ,   uud   X.    15.  1. 

15)  Vgl.    Lucas    S,  72;    nach    Brandstäter    S.  322  fgg.    freilich 
erst  sein   Tod. 

16)  Polyb.   II.   44—46;    Plut.  Ärat.  31—34;    vgl.   Droysen  II, 
S.    434. 

17)  Polyb.  IX.  34.  6;  vgl.  Droysen   11,  S.   471. 

18)  Polyb.  IX.  31.  4. 

§.  184. 

Id  diese  Zeit    fällt    des  Bundes  höchste  Blüthe^    er 
hatte  Boeotien  gedemüthigt  ^),  besass  die  cephallenischen 
Inseln  ^) ,    Theile    von     Akai^nanien     und    dem    südliehen 
Thessalien  3) ,    und    im  Peloponnes  ,    ausser   der  Freund- 
schaft von  Elis'*^),  einen  grossen  Theil  von  Arkadien  5), 
um  der  überseeischen   Orte   nicht  zu    gedenken ,    welche 
sich  seinem  mächtigen  Schutze  anvertraut  hatten  ^).    Die 
Verfassung  war  im  Wesentlichen  demokratisch  ^  die  all- 
gemeinen Versammlungen  wurden  am  Tempel  des  Apoll 
zu    Thermus    gehalten  7)  ^    namentlich    zu    Anfang  jedes 
Herbstes,    wo    die    Wahl    der    Bundesbeamten  ^) ,    eines 
Strategen,  eines  Hipparchen,  und  eines  Staatschreibers  9), 
stattfand^    als  ständiger  Bundesrath  findet  sich  ein  Aus- 
schuss  unter  dem  Namen  Apokleten  ^O) ,    in    den  einzel- 
nen Städten  Polemarchen  als  bürgerliche  Magistratur  ^^). 
Was  aber  die   neue  Gesetzgebung   des  Dorimachus    und 
Skopas  um's  J.  207  betrifft  ^^j  ^  so  darf  diese  wohl  nur 
als  ein  Zeichen  der  Zerrüttung  betrachtet  werden,  in  die 
eben  jene  beiden  Männer  durch  ihren  allzukühnen  Kriegs- 
muth  den  Staat  gestürzt  hatten,  indem  sie  denselben  zu- 
erst   durch  den  Angriff  gegen  Messenien    und  den  Sieg 
bei  Kaphyae  über  Aratus  in  den  s.  g.   Bundesgenossen- 
krieg verwickelten  ^^) ,  der  den  jungen  Philipp  von  Ma- 
cedonien  zweimal  ia  das  Herz  ihres  Landes  führte^  dann, 
um  den  erlittenen  Verlust  wieder  gut  zu  machen  ^'^),  im 
J.  211  zum  Bunde  mit  Rom  bestimmten,  das  sie  zulezt 
ihrem  Schicksale  überliess  '5).    Dennoch  fochten  sie  noch 
einmal  im  J.  197  bei  Cynoscephalae  mit  den  Römern  gegen 


§.  184.     Blüthe  und  Fall  des  aetoUschen  Bundes.     549 

Philipp,  der  sie  durch  Angriffe  auf  ihre  Verbündeten  im 
Hellespont  und  Kleinasien  im  J.  201  auf's  Neue  gereizt 
hatte  ^^);  erst  die  unverhältnissmässige  Begünstigung  der 
Achäer  i''),  die  mittlerweile  gleichfalls  mit  Rom  in  Bünd- 
niss  getreten  waren,  führte  Kälte  ^^)  und  demnächst  of- 
fenen Bruch  herbei ,  indem  sie  Antiochns  den  Grossen 
von  Syrien  zur  Befreiung  Griechenlands  einluden  ^9). 
Seiner  Niederlage  folgte  Aeloliens  Fall  auf  dem  Fasse  ^o)^ 
zur  unbedingten  Unterwerfung  gezwungen  gab  es  bald 
nachher  durch  innere  Zwietracht  den  Römern  neue  Ge- 
legenheit, ihre  Oberhoheit  geltend  zu  machen  ^i]-  später 
ward  der  Krieg  mit  Perseus  Anlass ,  die  Angesehensten 
des  Volkes  als  Geissein  nach  Rom  abzuführen  22)  •  und 
als  endlich  Augustus  auf  dem  Vorgebirge  Aktium  seine 
neue  Stadt  Nikopolis  anlegte  ^3),  verwandte  er  den  Rest 
der  Nation  mit  zu  deren  Bevölkerung  5  doch  bestand  im- 
mer noch  ein  aetolischer  Bund  fort,  zu  welchem  sich  in 
Pausanias  Zeit  auch  das   lokrische  Amphissa  zählte  ^^'^j. 

1)  S.  §.  182,  n.  15.  Freilich  ttjv  tüv  nufißotwrlojv  nav^yv^iv 
t^-QtjvTjq  oi'ior/q  nuQfaTiövdTjaav,  Polyb.    IX.   34.   11  i  vgl.  IV.  3.  5;  25.2. 

2)  Florus  11.   9;  vgl  Polyb.   IV.  6.  2  etc. 

3)  Pausan.  I.  25.  4:  'AkuqvÜvh;  tiq  ro  Alx(j)}.i,nov  avvrfXovvnq. 
Namentlich,  wie  es  scheint,  Oeniadae  (Polyb.  IX.  32.  2)  und  die 
alte  Hauptstadt  des  Landes,  Stratus ,  Polyb.  V.  14.  1;  Tgl.  im 
AUg.  Strabo  X.  2.  23,  p.  707  :  n.hlmQv  ftivzot.  xQovov  avvffi6i*av  Al- 
xii)kol  ßfTu  -luv  'AkuqvÜvwv  Tigög    ri    toi/?  Maxidovug    xul    toi?    uki.ovg 

" Ekk7]vaq  ,  voTaxu  d\  xiu  ngoq  'Pwnuiovg  Tif(jl  r^q  uinovofiLaq  dyiavi- 
l;öftfvoi.  In  Thessalien  insbes.  Lamia,  s.  Stephani  nördl.  Griecheiil. 
S.  40  fgg. ;  dann  Hypata,  das  phthiotische  Theben  (Polyb.  V.  99- 2) 
u.  s.  w. ;  ?gl.  Tittmann  S.   722. 

4)  Polyb.  IV.  9.  10:  dd  yixQ  noTi  t^C  röiv  ' Hknwv  dvTfi/ovro 
giikiuq  AIxidXoI  ;^«("v  toi*  di«'  tovtwv  f;Il,^Aox«?  Xuitßdviiv  Jigog  res 
upnayuQ  t»/?  fx  hilonovvrjaov  xal  Xrjmfiuq:  vgl.  Paus.  VIII.  49:  xuru 
ovyyhiiotv  (§.    17  n.   3). 

5)  Orchomenus  ,  Tegea  ,  Mantinea  ,  t«c  AlTmlot<;  ov  ftövov  avft- 
finXiäuq  dXXd  xul  nvfinoXirfvo/xhag  xixf  ncXnq,  Polyb.  II.  46.  2;  auch 
später  noch  Phigalea  u.  s.  w.  ;  vgl.  Polyb.  IV.  3.  6  und  im  A!lg. 
Lucas   S.   91  fgg.    und   Brandstater  S.    314   fgg. 

6)  Lysimachia,  Chalcedon,  Cios  ;  vgl.  Polyb.  XV.  23.  8.  Schorii 
S.  217  erblickt  darin  ein  blosses  Schutzverbaltniss ;  doch  heisst  es 
ausdrücklich  bei  Polyb.  XVII.  3.  12:  7v»Kvor<;  ftfr'  AixutXüv  nvftio- 
Xixivofihovi;.  Auch  Ceos  ,  vgl.  Boeckh  ad  C.  Inscr.  II,  p.  281;  und 
CbioR,   Curlius  Anecd.    Delph.  p.  76  ;    vgl,   Boss   lokr.   Inschrift  S.  27. 

7)  Strabo  X.  3.  2,  p.711  ;  vgl.  Polyb.  V.  6-11.     PanactoUca, 


550  Th.   VI.     Einige  Bundesstaaten. 

8.  Boeckh  C.  Inscr.  li,  p.  632  fg.  und  Ussing  Inscr.  inedit.  p.  4. 
Wenn  Livlus  einige  IVIale  die  Thermopylen  nennt,  so  hält  dieses 
Sainte-Croix  p.  206  nach  Foerster  in  locos  quosd.  Polyb.  p.  5  für 
eine   Verwechselung. 

8)  Polyb.   IV.  37.  2;  vgl.  II.  2.  8  etc. 

9)  Liv.  XXXVIII.   11.    ■  AlTO)XdQxr]<; ,    Phleg.  Mirab.  c.  2? 

10)  Liv.  XXXV.  34:  ita  vocant  sanctius  conciliutn;  ex  de~ 
lectis  constat  viris.  Vgl.  Polyb.  IV.  5.9;  XX.  1.  1  etc.  —  Häupt- 
linge nach  Schorn  S.27?  —  Wie  Terhalten  sich  aber  diese  zu  den 
atirtdgotq  twv  AlTwkoiv  im  C.  Inscr.  II  ,  n.  2352  u.  3046  ?  vgl.  Us- 
sing  p.   5. 

11)  Vgl.  Tittmann  S.  386  fgg.  und  Schol.  Aristoph.  Vesp.  1042, 
der  jedoch   nur  aus   Polyb.    IV.    18.   2  zu  schöpfen  scheint. 

12)  Polyb.  XIII.  1  ;  vgl.  Exe.  Vat.  p.  405  und  Mtzsch  Poly- 
bius  S.  25. 

13)  Polyb.  IV.  12  fgg.  Plut.  Arat.  47  fgg.;  vgl.  Lucas  S.  93 
— 114  und  K.  F.  Merleker  Geschichte  des  aetolisch-achaeischen  Bun- 
desgenossen-Kriegs, Königsberg  1831-  8,  mit  Jahn's  Archiv  1832  I, 
S.  485 — 513.  Die  Bundesgenossen  waren  Achaeer ,  Epiroten,  Pho- 
censer  ,  Macedonier,  Boeotier ,  Akarnanier ,  Thessalier,  und  später 
Messenier,   Polyb.  IV.   9.   4. 

14)  Liv.  XXVI  24:  ui  non  his  modo  urbibus ,  quas  per  vim 
ademissent  Aetolis ,  exeedant ,  sed  ipsam  Macedoniam  infestam  ha- 
beaHt;  et  Aearnanas  ,  tfuos  aegre  ferrent  Aetoli  a  corpore  suo  di- 
remtos ,  restituturutn  se  in  antiquam  formulam  juris  atque  ditionis 
eorum  ;  vgl.  Polyb.  XI.  6.  5 :  l(p'  w  xd  fiiv  aoiftuTu  xai  t«  tninla 
Pü)/iai(üv  vTtuQXfiv  ,  T«?  df  TiöXftq  xai  ttJv  )^(üquv  AItwXüv.  s.  Lucas 
S.    116  und  Brandstäter   S.   385  fgg. 

15)  Liv.  XXIX.  12:  ne<jlectae  eo  biennio  res  in  Graecia  erant ; 
itaque  Philippus  Aetolos  desertos  ab  Romanis ,  cui  uni  fidebant 
auxilio ,  qiiibus  voluit  conditionibus  ad  petendam  et  paciscendam 
subegit  pacein, 

16)  Strabo  IX,  p.  574  A  ;  vgl.  Polyb.  XVII.  3  und  über  die 
gleichzeitige  Freundschaft  mit  Eumenes  von  Pergamum  Preller  in 
Ber.  d.  Leipz.   Gesellsch.   1854  S.    138. 

17)  S.  Schorn  S.  260  und  Brandstater  S.  425  fgg. 

18)  Polyb.  XVIII.   19  fgg. 

19)  Polyb.  XX.  1  fgg.  Liv.  XXXV.  33  fgg.  Diodor.  Sic.  XXIX. 
3  fgg.      Plut.   V.  Flamin,   c.   15.     Justin.    XXX.  4. 

20)  Polyb.  XXII.  9—15,  Liv.  XXXVIII.  8-11. 

21)  Liv.   XLI.  25;    XLII.   5. 

22)  Justin.   XXXIII.  2;  vgl.  Brandstäter  S.  482  fgg. 

23)  Strabo   VII,  p.  501  A;   Pausau.    VII.    18.  8;   VIll.  24.  5. 

24)  Pausan.  X.  38.  2. 

§.   185. 
Noch  jünger  ist  die  Entstehung  des  achaeischen  Bun- 
des als  geschlossener  Staatsgemeinschaft  •),  wenn  auch  der 
stanimverwandtschaftliche  Festverein  der  zwölf  Hauptorte 


§.  185.     Ursprung  des  achaeischeti  Bundes.       551 

jener  Nordküste  des  Peloponnes  seinen  Grundlagen  nach 
bis  in  die  Zeiten  der  lonler  hinaufreicht,  die  in  Folgo 
des  Heraklidenzugs  durch  die  Achäer  aus  derselben  ver- 
trieben wurden  ^).  Aber  von  welcher  Art  auch  dieses 
Band  gewesen  seyn  möge ,  von  dessen  näheren  Umstän- 
den wir  nicht  unterrichtet  sind,  wie  denn  überhaupt 
der  Name  des  Landes  nur  selten  und  beiläufig  in  der 
älteren  Geschichte  vorkommt  3),  so  scheint  es  durch  den 
Untergang  der  alten  Hauptstadt  Heiice  mit  dem  Stamm- 
hciligthume  des  Poseidon,  die  sammt  Bura  im  J.  373  in 
Folge  eines  Erdbebens  vom  Meere  verschlungen  wurde  '^), 
gelöst  worden  zu  seyn  ^  gleichzeitig  begann  die  Kette  der 
Ereignisse,  die  die  kleineren  Staaten  des  Peloponnes 
zuerst  dem  thebauischen,  dann  dem  macedonischen  Ein- 
flüsse preisgaben  ^)  5  und  in  den  Kämpfen  von  Alexander's 
Nachfolgern  mussten  die  einzelnen  Orte  theils  geradezu 
Besatzungen ,  theils  Tyrannen  annehmen  ,  die  von  den 
macedonischen  Machthabern  abhängig  waren  ^).  Erst  im 
J.  280  benuzten,  wie  es  scheint,  vier  Städte,  Patrae, 
Dyme,  Tritaea  ,  Pharae,  die  missliche  Lage,  in  der  sich 
gerade  Antigonus  Gonnatas  befand,  um  sein  Joch  abzu- 
schütteln und  den  Grund  eines  neuen  Bundes  zu  legen, 
dem  nach  und  nach  auch  die  übrigen  beitraten  '^) :,  doch 
verstrichen  auch  darauf  noch  zwanzig  Jahre,  bis  sie  sich, 
vielleicht  nach  dem  Beispiele  der  Aetolier,  entschlossen, 
die  Verfassung  desselben  durch  die  Wahl  eines  Strate- 
gen statt  zweier  zu  vereinfachen^)^  und  seine  äussere 
Bedeutung  verdankte  er  vielmehr  dem  Sicyonier  Aratus, 
der  ihm  nicht  nur  im  J.  251  seine  eigene  Vaterstadt 
zuführte  ^) ,  sondern  auch  im  J.  243  Korinth  nach  Ver- 
treibung der  macedonischen  Besatzung  für  ihn  erwarb  ^^), 
welchem  dann  Epidaurus ,  Troezen ,  Megara  ^ ')  und  an- 
dere Orte  nachfolgten  ^^). 

1)  Vgl.  im  AUg.  Marl.  Schoockii  Achaja  velus,  Utr.  1664.  16, 
und  in  Gron.  Thes.  V,  p.  2142—2208;  Ubl>o  limmius  II,  p.  200  — 
256;  ,)ac.  (iotbofredi  Achaica  s.  de  causis  interitus  reip.  Achaeorum 
oratio,  in  8.  Opusc.  List,  polit.  (Gcnev.  \C>il.  4)  p.  84 — llö;  .lo. 
L.  PrascL  asseitio  reip.  Acbaeoruni  ,  Ratisb.  1686.  4;  Tb.  S.  Ba\er 
Fasti  acbaici,  in   Conini.   Acad.    l'etropol.   V,  p.   374 — 448,  und  des- 


552  Th.  f^I.     Einige  Bundesstaaten. 

Ben  nnmus  Aegiensis  illustratns  ibid.  p.  361  fgg. ,  vgl.  s.  Opuscula 
ed.  Klotz  p.  269  —  339;  Heyne  Opusc.  lll,  p.  168—178,  H.  v.  B(rei- 
tenbaiicb)  Gescbicbte  der  Acbäer  and  ibres  Bundes,  Frankf.  1782. 
8;  Bitaube  in  M.  de  1' Inst.  Lit.  et  ß.  Arts  T.  III,  p.  349  fgg.; 
Sainte-Croix  p.  179 — 198;  Drumann  Verfall  S.  447  —  494;  Tittmann 
StaatsT.  S.  673  — 688;  Wacbsmutb  I,  S.  312—315;  Pastoret  VIII,  p. 
222—242;  Scbömann  Antiqu.  p.  441  —  447;  A.  Matthiae  in  Hall.  En- 
cykl.  I,  S.  284  fgg.  und  verm.  Schriften  (Altenb.  1833.  8)  S.  239 
— 258;  E.  D.  D.  Tassia  de  bi't.  et  republ.  Achaeoruin,  Leod.  1826. 
4  ;  E.  Helwing  Geschichte  des  achaeischen  Bundes,  Lemgo  1829.  8, 
mit  IVIerleker  in  Jahn's  Archiv  I,  S.  513  —  531  ,  und  des  leztereu 
Achaicorum  1.  III,  Darcist.  1837.  8;  Gerlacb  histor.  Studien,  Basel 
1847.  8,  H  S.  195—200;  Kortüm  gricch.  Gesch.  III,  S.  157-170; 
£.  Wahner  de  Achaeorum  foederis  origine  atque  institutis,  Glogau 
1854.  8;  auch  D.  Sestini  medaglie  antiche  relative  alla  confedera- 
zione  degli  Achei,  Milane  1817.  4  und  Cousinery  sur  les  monnoies 
de  la  ligue  Acheeune,  Paris  1825.  4.  Hauptquelle  ist  Polybius,  nach 
ihm  Strabo  VIII,  p.  589  —  594  und  Pausan.  VII.  6 — 16,  womit  übri- 
gens zu  vergleichen  Merleker  über  Polybius  Darstellung  des  aclaei- 
schen  Bundes,  in  Jahn's  Archiv  I  S.  253  —  283,  und  dessen  Wort 
über  Pausanias,  ebend.  S.  283  —  290,  Brandstäter  Gesch.  d.  aetol. 
Volks  S.  2Ü0  fgg.  und  C.  F.  Wurm  polit.  Standpunct  d.  Polybius 
im  Hamb.   Lect.Verz.   1841—42,  S.  34  fgg. 

2)  S.  oben  §.  17  n.  18  und  Strabo  VIII.  7,  4  :  ol  ftiv  ovv"Iu)~ 
ytq  y.wfxTjSov  ojxovv ,  ol  d  A/uiol  Tiokng  l'xTiaav ,  av  tV^  Ti»a?  iJaTf(Jov 
avfwxioav  .  .  (y.uaxTi  6t  züv  öwdfxu  (i(qL6ü)v  fx  ötj/küv  ovviottjkh.  inru 
xul  oxTw,  ToiovTov  fiufÖQtlv  ttJv  ywQav  ovvfßaivfv.  Die  zwölf  Namen 
gibt  ders.  nach  Herod.  I.  145  so:  [Itk^*7],  AXyiiqa,  Alyui ,  Bovga, 
E).i*r] ,  AiyLOV ,  PtTiiq,  IluTQfli; ,  0uQitg  ,  'flÄfvo? ,  Ji'ftT^,  TpiTatft?: 
Polybius  II.  41.  8  nennt,  statt  ßhypes  und  Aegae ,  Keryueia  und 
Leontion  ,  Paus.  VII.  6.  1  hat  für  Patrae  und  Aegium  zwei  corrupte 
Namen  Euaiov  und  Kmvgii'a,  wofür  übrigens  die  neuesten  Edd.  -4i- 
yiov  und  KfQi'vfiu  hergestellt  haben.  Vgl.  Clinton  Fast.  II,  p,  42t 
und  Niebuhr  röm.   Gesch.  II,   S,  23. 

3)  Vgl.  oben  §.  33  n.  1 — 3  mit  Wachsmuth  de  scr.  gr.  levitate 
p.  6  und  Curtius  Peloponn.  I  S.  414  —  417;  auch  Merleker  de 
Achaicis  rebus  antiquissimis  ,  Regiom.  1831.  8  mit  dessen  Bemerk, 
zu  Lunini  Prolcg.  ad  res  Achaeorum  (Dorpat  1832.  8)  in  Jahn's 
Archiv  1835   lll,  S.  344  fgg. 

4)  Diodor.  XV.  48;  Pausan.  VII.  24.  5;  Ovid.  Metam.  XV.  293. 
Dass  auch  Olenus  untergegangen  sey ,  ist  ein  starker  Irrthum  von 
Merleker,  da  Polyb.  II.  41.  7  nur  von  Heiice  spricht;  Olenus  wei- 
gerte sich  nur  später  dem  Bunde  beizutreten,  s.  Strabo  VIII.  7.  1 
mit  Leake  Pelop.  p.  208  ,  wogegen  Curtius  Vermuthungen  S.  451 
sehr  unsicher  sind. 

5)  Xenoph.  Hellen.  VII.  1.  43;  Diodor.  XV.  75;  Pausan.  VII. 
6.    5;    Demosth.  foed.    Alex.   §.    10. 

6)  Polyb.  II.  4!.  10:  awfßjj  nüoaq  rdq  nöXiK;  xo'QiO&fiaiK;  un 
avxütv  fvuv-ii(j)q  To  ovftqifQo*  liynv  ilkkr^Xatq^  l^  oii  nvvfniof  ruq  ftiv  fft- 
^Qor(}ov(;  wi/'twi'  yivfod-ai  diu  xt  JtjixrjXfilov  (Diodor.  XX.  103)  xat 
KuaüvÖQov  ,  xal  ßixd  ravza  rft'  'yivnyövov  rov  Fowarü,  r«?  d\  xal 
TVQUvvita&ai'    nktiöTotiq    yuq   drj   /lovÜQyovq   OJ  To?    doxit  fft(pvTn''Oui.   rn 

EXküäi.     Chaeroa    in   Pellene ,    rfcü^ov    to    (jtufi&ovoixaTov  na^d  'AXe-^ 


§.  185.     Ursprung  des  achaeischen  Bundes         553 

^ÜvSqov  toi*  0tXianoii  Xußuv  n'^ßwo?  narqL6o(;  t;/?  «i'toj"  xaraor^vaty 
Paus.    VII.  27.  7;   vgl.  Plass  Tyrannis   II,  S.    107. 

7)  S.   Polyb.  II.  41.  12  mit  Merleker  Achaic.   p.  66— 70,   Schorn 

5.  53,   Droysen   Hellen.    II,  S.    182. 

8)  Strabo  VIII.  7.  3,p.  590C:  nxooi.  ftiv  6i^  Ir/^  SifriXianv  yQUfi- 
HUtia  xoivov  t/oyTf<;  y.ul  aTqaTijyovg  dvo  xax  (viavxov  ol  .-^/aiol  xal 
ytoivoßoi'Xiov  il<;  fVa  ronov  ovvijytxo  uvroX^,  inuXiXxo  di  u4{]vä{)i,ov  (Mein. 
^ftciQiov ,  vgl.  §.  186  n.  1),  fv  u  T«  xotv«  f/QrjftCTi^oy  y.al  ol  lojviq 
TiQoxiQov  ,  ttxa  ido^(v  i'va  ^ftooxcvfio&ai  axQaxj^yov.  Der  erste  Allein- 
feldherr war  IViarkus  von  Cerynea  ;  wenn  aber  Polybius  -5  Jahre 
bis  auf  diesen  zählt,  so  rechnet  er  von  dem  ersten  Zusammentritte 
der  vier  Städte  ,   während   Strabo   den   ganzen    Bund   im   Auge   hat. 

9)  Paus.  II.  8.  3  ;  vgl.  Flut.  V.  Arat.  c.  2  fgg.  und  zu  seiner 
Charakteristik  im  AUg.  Polyb.  IV.  8  mit  A.  C.  Ilemy  de  Arato  Si- 
cyonio,  Utr.  183C.  8,  und  Merleker  Aratus  als  Staatsmann  und  Feld- 
herr ,  Gumbinnen  1830.  4;  auch  dess.  Gesch.  d.  Bundesgenossen- 
kriegs S.  13  fgg.  oder  Achaic.  p.  110  fgg.  und  Einzelnes  mehr  bei 
J.  F.  Lucht  de  Arati  Sicyouii  eommentariis ,  Kiel  1838.  4,  C.  Keil 
Anal,  epigraph.  p.  9  und  Scholiou  Arateum  im  Jubelprogramm  d. 
Scbulpforte  1843,  Droysen  Hellen.  II,  S.  310  fgg.  376  r'gg. ;  insbes. 
aber  die  Chronologie  seiner  Strategien  bei  Plass  Tyrannis  II  ,  S. 
157  fgg. 

10)  Polyb.   II.   43;   Plut.   V.   Arat.  c.   16  —  24;  Ath.   IV.   54. 

11)  S.  Paus.    II.   8.    4  und  über    Megara   namentlich   Polyb.   XX. 

6.  7  und  Strabo  VIII.  7.  3. 

12)  Paus.  VII.  7.  2:  'EXXt/v<ov  öi  xwv  XoiTtwv  Sixvuivioi  avvidqiov 
TiQÖJxov  xov  ^^yuiwv  ftfTft'/oV  nixu  öi  2itivü)viov(;  loTjtauv  Tjörj  xalxöiv 
uXXbJv  rifXonovvTjoiü)v  ol  uiv  ui'xixa,  ot  rf«  /qovov  xivu  i7itaxovxf(; '  xoix; 
öi  xal  IxTo's  oixovvxug  xov  'la&fiov  avyxfXtiv  ilg  Axotiovc;  tnei&iv  ,  ort 
<S  TtXiov    la^i'og  nqo'iov  fWQojv  tu  ^;^ai.'xo»'. 

§.   186. 

Hauptort  des  Bundes  war  jezt  Aeglum  ^) ,  wo  so- 
wohl die  Bundesräthe  zusammeDkamen  ~)  als  auch  die  all- 
gemeinen Versammlungen  abgehalten  wurden,  zu  welchen 
jeder  Bürger  einer  Bundesstadt ,  der  über  dreissig  Jahre 
alt  war,  Zutritt  hatte  5).  Lezteres  geschah  ordentlicher- 
weise zweimal  in  jedem  Jahre ''^),  jedesmal  drei  Tage 
lang  ^)  ^  ausserordentliche  Zusammenkünfte  konnten  jedoch 
auch  nach  jeder  andern  Stadt  angesagt  werden^),  und 
seit  Philopoemen  liess  man,  wie  es  scbeiut,  selbst  die 
ordentlichen  in  der  Reihe  herumgehen'').  Auf  der  im 
Frühling  wurden  die  Beamten  erwählt  ^),  worunter  ausser 
dem  Strategen  und  Staatschreiber  (§.  185  n.  8)  insbeson- 
dere noch  der  Hipparch  als  nächste  Stufe  zur  Strate- 
gie zu  bemerken  ist  ^);    für    einzelne  Landestheile  kom- 


554  Th.   VI.     Einige  Bundesstaaten. 

men  auch  Unterstrategeu  vor  ^°).  Wiederwählbarkeit 
verstand  sich  von  selbst  ^  und  selbst  von  der  Bestimmung, 
dass  die  nämliche  Würde  nicht  mehre  Jahre  hinterein- 
ander bekleidet  werden  sollte,  finden  sich  Ausnahmen  i^). 
Berufung  und  Vorsitz  der  Volksgemeinde  hatten  der 
Regel  nach  zehn  Damiurgen,  die  nebst  dem  Strategen 
die  oberste  Bundesbehörde  bildeten  ^'^j,  der  Stratege  al- 
lein wohl  nur  ausserordentlich ,  namentlich  wenn  das 
Volk  in  Waffen  zusammenberufen  ward  ^5)  5  die  Abstim- 
mung geschah  nach  Städten,  nicht  nach  Köpfen  ^'^).  üe- 
berhaupt  verkürzte  der  Bund  die  körperschaftliche  Selb- 
ständigkeit seiner  Mitglieder  nur  insoweit  die  äussere 
Einheit  es  erheischte  ^^):  nach  Innen  begnügte  er  sich 
im  Ganzen  die  demokratische  Regierungsform  aufrecht 
zu  halten,  die  seit  dem  Erlöschen  der  alten  Königshäu- 
ser die  herrschende  gewesen  seyn  solP^),  und  die  er 
daher  auch  in  allen  andern  Städten ,  die  ihm  nach  und 
nach  beitraten,  herzustellen  bedacht  war  ^'').  In  vielen 
derselben  hatten  allerdings  bisher  unter  macedonischem 
Schutze  Tyrannen  geherrscht,  von  welchen  Lydiades  in 
Megalopolis,  Xenon  in  Hermione,  Kleonymus  in  Phlius, 
Aristomachus  in  Argos  genannt  werden  1^);  was  aber 
Waffengewalt  nicht  vermochte,  gelang  Aratus  durch  Ue- 
berredungskunst,  deren  er  Meister  war  ^^)  :  Lydiades  legte 
freiwillig  seine  Gewalt  nieder  und  trat  mit  seiner  Stadt 
dem  Bunde  bei 5  seinem  Beispiele  folgten,  als  in  dem 
Könige  Deraetrius  ihre  Hauptstütze  gestorben  war,  die 
übrigen,  und  so  näherte  sich  derselbe  immer  mehr  dem 
grossen  Ziele,  das  Aratus  Geiste  vorschwebte,  den  gan- 
zen Peloponnes  von  fremdem  Einflüsse  frei  unter  glei- 
chen Gesetzen  und  Einrichtungen  zu  einem  gemeinschaft- 
lichen Interesse  zu  vereinigen  '^^). 

1)  Mit  den  Tempeln  des  Zfvi;'Ofitty{<Qio<;  und  der  JriftijrrjQ  flav. 
axuLa  ,  Paus.  VII.  24;  vgl.  7.  1:  u&fjoiLiia&fti.  dt  fl<;  Alytöv  Oipiaiv 
l'doifV  uvrrj  yuQ  ftfrd  ' EXixrjv  fnixhia&itoav  nöXimv  fv  ^/(tin  xöiv  uX- 
X(i)v  dö^Tj  n(yo(lyjv  fx  naXni.ov  xul  iloxviv  fv  zw  tot*  :  und  mehr  bei 
Weicker  ep.  Cyklus  I,  S.  128  und  Curtius  Pelop.  I,  S.  488,  die 
auch  das  '^^»«^lov  bei  Strabo  ( §.  185  n.  8)  nach  Analogie  des 
Zeus  'Of*üiJi,oi.  bei  Polyb.   II.  39  und  V.  93  hierher  ziehen. 


§.  186.    Ferjassung  des  achaeischen  Bundes.     555 

2)  BovXtJ,  Polyb.  IV.  26.  8,  und  rfgovala  XXXVIII.  5;  nicbt 
mit  Droysen  Hellen.  11,  S.  446  zu  verwechseln,  sondern  leztcre. 
■wie  es  scheint  ,  zum  stehenden  Beirathe  des  Strategen  bestimmt  (o 
Sf  OTQaTTfyoq  TÖiv  'Axaiäiv  nafjuhtßiav  Toi'?  (i?'v«p>fovT«C ,  XXIV.  12, 
vgl.  Merleker  Achaic.  p.  86),  erstere  aus  Abgeordneten  der  einzel- 
nen Orte  bestehend  (XXVIII.  9.  6)  und  durch  Taggelder  entscbä- 
digt  (XXIII.  7.  3),  aber  eben  desshalb  unständig;  vgl.  Gerlach 
S.    198  und  Wahner  p.  S2. 

3)  Vgl.  Polyb.  XXIX.  9.  6  und  mehr  bei  Tittmann  S.  680, 
Mattbiae  S.  242,  Merleker  p.  74;  insbes.  auch  IV.  14.  1:  tÖ  twv 
'Axniojv  nk^&oq  .  .  .  aina&QotO&iv  *ic  t»?i'  xh&Ijxovouv  avrodov ,  und 
V.  1.  7:  avvrjyi  Tor?  'y/;fator?  6iä  twv  uq/ovtwv  ilq  (xxXtjaiuv  awa- 
&Qoia&fVTo<;  6i  Tov  n^&ovq  flg  yil'yiov  xard  toi"?  vlnovq  ,  woraus  zu- 
gleich hervorgeht,  dass  dieses  nicht  bloss,  wie  Drumann  S.  463  und 
Uelwing  S.  229  wollen,  Deputirte  waren;  richtiger  Schorn  S.  371, 
Niebuhr  röm.  Gesch.  II,  S.  34,  Gravenhorst  saec.  Polyb.  ingen. 
Gott.  1844.  4,  p.  14.  Natürlich  kamen  nicbt  immer  alle;  dass 
aber  darum  das  Recht  nicht  mit  Wabner  p.  27  auf  xT^/iarixo»'?  zu 
beschränken  ist,  zeigt  Polyb.  XXXVIII.  4.  5  :  xul  ydo  ovv?]&ijoia&tf 
nXrj&oq  fQyunTT^(jiaxMv  xai  ßuvavoiDv  di&oojnwv  caov  ovörnoxf  :  und 
ebenso  irrt  Schweighäuser  Lexic.  Polyb.  p.  5,  wenn  er  wegen  XXIX. 
9.  5  die  uyoQä  (vgl.  auch  XXVIll.  7.  3)  vielmehr  mit  der  ßovXiij  als 
mit  der  txxXr^aLa  vergleicht. 

4)  Im  Frühling  (not.  8)  und  Herbste;  vgl.  Cappelle  de  Cleo- 
mene  p.  110;  leztcre  bezeugt  Polyb.  II.  54.  3,  Liv.  XXXVIII. 
32  u.  s.w. 

5)  Vgl.  Polyb.  XXIX.  9.  10  und  Liv.  XXXII.  22:  supererat 
unus  jtisti  concilii  dies;   iertio  enim  lex  jubebat  decretum  fieri. 

6)  ^vyxXr/ioq  aviu%d(Zau  ili;  tfjv  ^ixv<i)vi(ov  noXiv,  Polyb.  XXIX. 
9.  6;  vgl.   Merleker  p.  85. 

7)  Vgl.  Liv.  XXXVIII.  30  mit  Helwing  S.  227  und  Wahner 
p.  25  gegen  Tittmann  und  Merleker  ,  die  es  bei  dem  blossen  Vor- 
schlage bleiben  lassen;   auch   iNitzsch  Polybius   S.    17. 

8)  Mit  dem  Frühaufgange  der  Plejaden  ,  Polyb.  IV.  37,  V.  t  ; 
vgl.  Müller  Dorier  I,  S.  330.  Gegen  Schorn  S.  210— 215  und  Clin- 
ton III  p.  102,  die  seit  Ol.  CXL.  4  eine  Herbstwahl  annehmen, 
s.  Plass  Tyrannis  II,  S.  351.  Starb  einer  im  Amte,  so  trat  sein 
Vorgänger   für  ihn   ein  ,   Polyb.   XL.   2. 

9)  Polyb.  V.   95.  7;  XXVIll.  6.  9  etc. 

10)  S.  Polyb.  IV.  59.  2  mit  Vischer  Im  Philol.  II,  S.  469— 
472,  der  jedenfalls  auch  V.  94  den  jW)Jt)Hi7?yoe  rijq  oi'yrfXtiac; 
T^q  rinxQixfjq  lichtig  mit  dem  oiniihxov  der  Stadt  Patrae  XL.  3 
corabinirt  hat,  von  der  wir  aus  Strabo  VIII.  3.  2  und  Pausan,  VII. 
18.  6  wissen  ,  dass  sie  aus  sechs  oder  sieben  xüftiuq  bestand;  vgl. 
Prooem.  lect.  Gott.   1853—54,  p.  13  fg. 

11)  Plut.  V.  Arat.  c.  24:  o»"tw  d'  laxvai*  iv  roTq  '^ji^atorc,  uar 
fl  ftr/  xuT  hiuvtov  fir/r,  nuQ  htavröv  utQiio&ai  axQUTtjyov  uvrov  :  vgl. 
c.  30  und  anderseits  Liv.  XXXVIII.  33:  Philopoemeni  continuatur 
magistratus. 

12)  Summus  magütratus  Liv.  XXXI1.22,  XXXVIII.  30;  doch 
auch  «\.;^<,viK  schkcLthin  Poljb.  V.  1.  9,  XXIll.  10.  11  ;  vgl.  Gcr- 
lach  S.  197    und    Droysen   II   S.  467  ,    nach   dessen    Bemerkung    sie 


556  Jh.   Fl.     Eini(je  Bundesstaaten. 

auch  die  Vorscbläge  zur  Strategie  machten ,  Polyb.  XXVIIl.  6.  9. 
An  Livius  Ausdruck  damiurgi  civitatum  hätten  Tittmann  und  Hei- 
wing  S.  236  keinen  Anstoss  nehmen  sollen  ;  gesezt  auch  sie  wären 
—  was  aber  bei  der  Rechtsgleichheit  der  zugewandten  Orte  un- 
wahrscheinlich ist  —  von  den  alten  Achäerstädten  allein  ernannt 
worden  ,  so  waren  ja  deren  nach  Abzug  von  Heiice  und  Olenus 
(§■    185  n.  4)  selbst  nur  noch  zehn,  vgl,   Schorn  S.  63. 

13)  Polyb.  IV.  7.  5  :  Olivüynv  rov  OTfiaTT^yov  Toiiq  '^^uiovg  Iv 
Tolq     onkotq ,    0    6     uv    Tofe    avrtXdoi  ai,    ßovkivof^ävoig  do^rj ,  tovt    ilvat 

14)  Liv.    XXXII.  22  u.  23;  vgl.  Niebuhr  u.  Schorn  U.   cc. 

15)  S.  Merleker  p.  91.  Daher  nennt  auch  Polybius  den  Bund 
stets  nxifA.noki.T.il.a  ,  erst  Spätere  wie  Flutarch  und  Pausauias  ungenau 
avvrfkiiu:  vgl.  m.  Prooem.  cit.  p.  II.  Nui'  Gesandte  sollte  kein 
Ort  selbständig  schicken  ,  Paus.  VH.  9.  \  ;  dagegen  bemerkt  Wah- 
ner p.23  gegen  Gerlach,  dass  nicht  einmal  ein  BundesscLatz  nach- 
weislich ist. 

16)  üemostb.  foed.  Alex.  §.  10,  Polyb.  H.  41.  5,  Pausan.  VII. 
7.  1;  doch  finden  sich  bei  Xenoph.  Hellen.  VII.  1.43  auch  Oligar- 
chen,  vgl.  Tittmann  S.  364,  Wachsmuth  I,  S.  731,  Nitzsch  Polybius 
S.  124.  Besonders  gerühmt  wird  die  Verfassung  von  Pellene,  Max. 
Tyr,  XXn.   4;   vgl.   Osann   Beitr.  z.   Liter. gesch.   II,  S.   14. 

17)  Arat  nach  Polyb.  II.  43.  7  :  Xoi.tiov  yixQ  i'^Stj  SiixiXtt,  ngo- 
OTUTÜv  /A.fv  Tov  Twv  yixaibjv  t&voiK;,  unöw;  di  %aq  inißoXuq  aal  nga- 
^fiq  Tifjut;  tv  TfAo?  (ivu(ff()(ov'  rovro  rf  T/V  ro  Maviidovuq  /liv  ixßuXitv 
fx   Utkonowi^aoii  ,    rdq    öi   /novag/iat;    xaraXvaui ,    ßfßaiwaai  ä    txaazoig 

TTjV     XOIVTJV    Xnt     TlUTQiOV    ikiV&lQluV. 

18)  Wachsmuth   I  S.   540,  Plass  Tyrannis  II  S.   164  fgg. 

19)  Polyb.  II.  44,  Strabo  VIII.  7.  3,  Plut.  V.  Arat.  c.  34. 
Gleichzeitig  mit  Hermione  trat  auch  Aegina  bei,  s.  Polyb.  XXIII.  8 
mit  Müller  Aeg.  p.    191   und   Keil  Scbol.  Arat.  p.   3. 

20)  Vgl.  Polyb.  II.  37.  9  fgg.  und  IV.  1.  7  :  ngoaayöfttvoi,  rrJ? 
jiöAft?  inißükovTo  Ufkouovtijnlovg  Tiuvrn^  utio  rrjv  uvttjv  uyfiv  o/kvoiuv 
xrtt  nokiTtLav:  im  AUg.  auch  Droysen  Hellen.  II,  S.  402  und  H.  Gun- 
dolf  d.  Charakter  d.  Griechen  in  der  Zeit  von  der  macedonischen 
zur  röm.   Ivroberung ,  Paderb,    1841.   4. 

§.  187. 
Dennoch  fehlte  ihm  dazu  noch  Messenien  *) ,  Ells, 
Lakonlka ,  nebst  einem  grossen  Theile  von  Arkadien, 
welcher  sich  in  den  Händen  der  Aetolier,  Lacedaemonicr 
oder  Eleer  befand  ^)  5  und  um  die  Hindernisse  zu  über- 
winden ,  die  ihm  von  Seiten  dieser  in  den  Weg  treten 
mussten ,  war  Aratus  nicht  Feldherr ,  überhaupt  nicht 
thatkräftig  genügt),  und  die  Streitkräfte  des  Bundes  in 
zu  schlechter  Verfassung +).  Die  Eroberung  von  Mega- 
lopolis  und  drei  glückliche  Schlachten  führten  den  Spar- 
taner Kleomenes  HI.  im  J.  224    bis   vor   die  Thore   von 


§.  187.      Vebertriti  der  Ach'der  zu  Macedonien.     557 

Sicyon  und  Korinth  ^)  ,  und  Hessen  den  Aebäern  nichts 
übrig,  als  ihre  Existenz  um  den  Preis  ihrer  Unabhän- 
gigkeit zu  erbaufen ,  indem  sie  sich  dem  Könige  von 
Macedonien  Antigonus  Doson  in  die  Arme  warfen  ^). 
Dieser  rechtfertigte  zwar  ihr  Vertrauen  durch  den  Sieg 
beiSellasia,  welcher  ihnen  Tegea  und  Mantinea  sicherte^), 
binterliess  aber  in  dem  Besitze  der  Burgen  von  Korinth 
und  Orchomenus  in  Arkadien  ^),  und  der  Hegemonie  eines 
Bundes  ,  zu  welchem  ausser  den  Aebäern  noch  der 
grössere  Tbeil  des  übrigen  Griechenlands  gehörte  ^),  sei- 
nem Nachfolger  Phllippus,  Demetrins  Sohne,  eine  Macht, 
gegen  die  der  achaeische  Bund  fast  nur  als  Vasall  er- 
schien ^Oj.  namentlich  seit  Aratus  nach  der  Niederlage, 
welche  er  bei  dem  Versuche ,  Messenien  fiir  den  Bund 
zu  gewinnen ,  von  den  Aetoliern  bei  Kaphyae  erlitten 
hatte  ^*),  auPs  Neue  ihre  Hülfe  anzusprechen  genöthigt 
war.  Auch  der  persönliche  Einfluss,  den  Aratus  anfäng- 
lich noch  als  Ratbgeber  auf  den  jungen  Fürsten  übte, 
musste  allmählich  Höflingen  weichen  '2);  und  Philippus 
Benehmen  in  Messenien  ^^j  zeigte  nur  zu  deutlich,  welche 
Gefahr  der  Freiheit  des  Peloponnes  von  ihm  drohte,  hätte 
nicht  Dcmetrius  von  Pharus  ^'^)  seine  Thatenlust  auf  die 
Römer  abgewendet  ^^),  ^Q^cn  die  er  der  Hülfe  des  achaei- 
6chen  Bundes  um  so  mehr  bedurfte,  als  jene  an  den  Aeto- 
liern und  Spartanern  bereite  Bundesgenossen  fanden  ^^). 

1)  Pausan.  IV.  29.  6  :  Iq  6i  ro  avvidqiov  ol  Minarjvioi,  ro  A^'^^iiöv 
inl  Tojöf  Ol'/  fioi  doxovoiv  iaik&f'Cv  xnx  uQ'/uci'  Anntöttifuovioic;  avTHiuy- 
ytXTOi  ßor^&T/aovxfq  (t(f.ixovro  xino  TI\<{)Qov  toI'  yllaxidov  noXfnox>fifvoi<;, 
xui  (KfiOiv  (Itio  t;}?  ivfQytaiat;  Tai'<rr]q  i'/Si]  tu  ix  rfjq  2:i(iQT7jq  hqtjvi- 
x(üTfpu  vnrJQXfV  oi'xovv  avuxivf^oai  to  f'x&og  Ißovkovco  *i?  ro  oiivf6\nov 
Ovy}(0)Qi^aavrtg  ,  o'i  Äuxiduifiovlotv  //uliam  jiokffiioi  ix  toT  q>uvfQov  xa- 
O-fOTT^xtanv  ,  .  .  ovdf  MkjotjvLoxk;  iXfXrj&fi  äijnov  xal  /ut)  owrilovaiv 
uvrolq   fi?   TO   ai>vf(}nioy   ojq   iul  Anxfäaifioviovq  tu    /i^aiöjv   i'nr'tQ/ot. 

2)  Elis  besass  Psophis,  Polyb.  IV.  70.  2;  Aetolien  PLigalea,  s. 
§.  184  n.  5;  Tcgca  ,  Maiittnca  ,  Orchomenus  Hess  dieses  nach  Po- 
iybius   gutwillig  an    Kleomenes  übergeLn. 

3)  Plut.  V.  Pbilop.  c.  8  :  "j4()aro(;  ftfv  yrig,  uQyÖTfQoq  ihtu  rfoxwv 
TlQoq  toi"?  nokt/iiixui'q  ixyojvaq,  o/mkia  xul  nqt^irrjrt  xul  qikiitiq  ßaoiki- 
xalq  rd  nlftoxa  xarmtynnnxo  i<7)v  7i()(tyn(tT(i)ii  x.v.X.  Vgl.  Merleker  in 
Jabn's  Archiv  I,  S.  525  fgg.  und  mehr,  auch  über  innere  Partei- 
zwiste,  bei    Nitzscb  Polybins   S.    10   Igg. 

4j  Vgl.   ürumaun  S.   477  fgg.     Ilauptstelle  ist  Polyb.  V.  Ol.   6  t 


558  Th.   VI.     Einige  Bundesstaaten. 

Tifi^ovi  fiiv  TQfcpnv  IX  lO  &  o  (f  0  ^)  ov  q  oKTUxLO/tlioiK;  f  iTiTiftg  6f  nfvraxo- 
ot'ovc*  Twv  d'  '^/a/wv  inüfxrovq  (Wachsm.  I,  S.  273)  jifCoi"?  ftiv 
Tpio;f tAiow? ,  InTiiLi;  di  rgiaxoolovq  •  ttvut  6i  rovriov  Mfyttko:iokiTCt<;  fiiv 
;^a>lxc(o;iic)ae  (Polyb.  IV.  69.  4)  nfl^ovq  fifv  nfvxaxooiovq ,  lni,(Z(;  di  niv- 
TTjMOVTU,  xul  ■loi'q  Vaovq  'ytgyfio)v'  tdo^f  di  xal  vavq  :iAf  tv ,  TQftq  ftfv 
nfQi  TTjv  '^xrrjv  xul  tov  ^Qyokixov  xoknov ,  tqiI(;  d\  xutu  TIhtquc;  xul 
ttjv  xai'iTi]  üiihjioaav.  Ueber  den  schlechten  Zustand  des  Seewesens 
noch   später  s.   Liv.  XXXV.  2G,    Plut.   V.   Fhilop.   c.    14. 

.5)  S.  oben  §.  49,  u.  13  und  Brandstäter  Gesch.  d.  aetol.  Vol- 
kes S.   334    fgg, 

6)  Polyb.    IV.   76.   7:   Tt&iafiivoq  tov<;   'Axuiovg,  ort  :ravz('c  äfivov 

kußlZv     TlfifJUV     HTlfflftPUV,    f^      (U     IXT]    TlOlftV     K).fOf*hn.    Tu     JlQOOTUTTOfllVOV. 

7)  S.  Polyb.  II.  54  und  im  Allg.  oben  §.  49  n.  15.  Das  zer- 
störte Mantinea  nahm  übrigens  nach  seiner  Wiederherstellung  den 
Namen  Antigonia  an  (Plut.  V.  Arat.  c.  45j ,  und  führte  ihn  bis  auf 
Hadrian ,  s.    Pausan.   VIII.  8.   6. 

8)  Polyb.   IV.   6.    5. 

9)  Polyb.   II.    54.   4;   vgl.    oben  §.    184,  n.   13. 

tu)  Plut.  V.  Arat.  c.  45  :  ixprjfpinuixo  ä\  «AAw  /itj  yqvKpttv  ßuaiktt 
finöi  TiQfOßtVfiv  TiQoq  ükkov  uxovroq  ^vTtyovoV  T(j((pnv  di  xul  fiia&o- 
dorilv  ^vayxÜL^ovTo  toi;'?  Mrtxfd övaq :  vgl.  Polyb.  IV.  67.  8;  yQu/t/xaza 
nQc(;  TOV  azQaxrjyov  rwv  jl)(ai,(ß)v  xul  71(jo<;  rdq  nckfiq  i^anfarikXiv  .  .  . 
noTt  xal  710V   StJjrsfi,  oiivuvtÜv   navTU(;  iv  xolt;   onKotc;. 

11)  Polyb.  IV.  10-13;  Plut.  V.  Arat.  c.  47;  vgl.  §.  184,  n.  13 
und  Merleker  Achaic.  p.    189   fgg. 

12)  Polyb.  V.  12.  5,  VII.  13  fgg.  Vergiftet,  VIII.  14;  vgl.  Plut. 
c,  48—52. 

13)  Polyb.  VII.  10  fgg.  Plut.  c.  50;  vgl.  Strabo  VIll.  4.  8, 
p.  555. 

14)  Polyb.   III.   16—19. 

15)  Justin.  XXIX.  2;  vgl.  Polyb.  V.  101.  8,  und  den  AUianz- 
tractat  mit  Hannibal  Vll.   9. 

16)  Polyb.  IX.  28  fgg.;  vgl.  §.   184,  n.   14. 

§.  188. 
In  diesem  Kriege  brachte  endlicli  eine  glücMiche  Wahl 
im  J.  207  an  die  Spitze  des  Bundes  den  Megalopolitaner 
Philopoemen,  dem  es  gelang,  der  achaeischen  Nation  einen 
nie  gekannten  kriegerischen  Enthusiasmus  einzuflössen  *) 
und  durch  eine  gänzliche  Reform  des  Militärwesens  das 
Heer  in  einen  solchen  Stand  zu  setzen,  dass  er  dem 
spartanischen  Tyrannen  Machanidas  bei  Mantinea  die 
Spitze  bieten  und  durch  einen  entscheidenden  Sieg  Ar- 
kadien dem  Bunde  retten  konnte^).  Der  Beifall  des  ge- 
sammten  Griechenlands  bei  den  nemeischen  Spielen  be- 
lohnte den  Sieger  ^  der  Schrecken  seines  Namens  war  so 


§.  188.     Der  achaeische  Bund  seit  Phxlopoemen.     559 

gross,  dass  vier  Jahre  später  die  blosse  Kunde  von  sei- 
ner Annäherung  hinreichte,  Messenien  von  Machanidas 
rSachfolger  Nabis  zu  befreien^  doch  machte  er  diesen 
Zug  nur  als  Freiwilliger  5  Kabale  ,  scheint  es ,  hielt  ihn 
den  öffentlichen  Geschäften  fern,  und  während  daheim 
der  zweite  macedonische  Krieg  mit  den  Römern  aus- 
brach 3),  sehen  wir  ihn  in  Kreta  als  Feldherrn  im  Solde 
der  Stadt  Gortyna  dienen'^).  Als  er  von  da  im  J.  194 
zurückkehrte,  fand  er  alle  Verhältnisse  verändert :  Achaja 
durch  Aristaenus  ^)  in  das  Interesse  der  Römer  gezogen, 
Philipp  und  Nabis  gedemüthigt,  die  lakonischen  Küsten- 
städte dem  Runde  zugewiesen,  selbst  Akrokorinth  ,  das 
Flamininus  anfänglich  noch  trotz  der  pomphaften  Ver- 
kündigung von  Griechenlands  Freiheit  besezt  gehalten 
hatte  ö),  gleichwie  Demetrias  und  Chalcis  ^)  frei  ^  den 
lezten  Stein  sezte  er  selbst  durch  Sparta's  Eroberung 
dem  grossen  Gebäude  auf,  das  Aratus  entworfen  hatte  ^). 
Aber  schon  fing  auch  Roms  Eifersucht  an  ,  dasselbe  in 
seinen  Grundfesten  zu  untergraben  9) ;  der  Abfall  Mes- 
seniens  unter  Dinokrates  ,  welchem  Flamininus  nicht 
fremd  war,  kostete  Philopoemen  Freiheit  und  Leben  ^^), 
und  wenn  er  auch  in  Polybius  Vater  Lykortas  einen 
Rächer  und  würdigen  Nachfolger  fand  i')  ,  so  überwog 
doch  bereits  auch  im  Innern  des  Rundes  die  römische 
Partei,  deren  Führer  Kallikrates  sich  trotz  des  allgemei- 
nen Absehens  bis  an's  Ende  seines  Lebens  am  Staats- 
ruder erhielt  ^2).  Derselbe  war  es  auch,  der  den  Achäern 
das  Bündniss  mit  Perseus  widerrieth  und  später  dessen 
unglücklichen  Ausgang  bennzte,  um  die  edelsten  seiner 
Landsleute,  deren  Gemüther  jener  Krieg  vielleicht  zur 
Hoffnung  wahrer  Freiheit  entzündet  haben  mochte,  bei 
Rom  zu  verdächtigen  ^^)-^  worauf  über  tausend  derselben 
nach  Italien  gelockt  und  dort  siebenzehn  Jahre  lang  bis 
150  gefangen  gehalten  wurden  ^''^),  während  Roms  schieds- 
richterliche Aninaassungcn  immer  entscheidender  in  die 
absichtlich  genährten  Zwisligkeiten  der  peloponnesischen 
Städte  eingriffen.  Endlich  machte  im  J.  147  die  Fode- 
rung  des    römischen  Gesandten,    Korinlh,    Orchomenus, 


560  Th.  VI.     Einige  Bundesstaaten. 

Argos  und  Heraklea  am  Oeta  des  Bundes  zu  entlassen  ^^)^ 
dem  Grimme  des  Volkes  Luft^  der  Augenblick  schien 
günstig,  da  Roms  Waffen  in  Maeedonien  und  Afrika 
beschäftigt  waren  ^  aber  die  Blindheit  seiner  Führer  Kri- 
tolaus  und  Diaeus  riss  es  im  Schwindel  mit  sich  hinab 
in  den  Abgrund,  welchen  es  zu  spät  vor  seineu  Füssea 
offen  gesehen  hatte  ^^). 

1)  S.  s.  r^iographie  bei  Plutarch  ,  insbes.  c.  9  {gg.  mit  J.  G. 
Dölling  cbronolog.  Uebersicht  des  Lebens  des  Fliilopoemen  nach 
Plutarch,  Plauen  IS35.  8;  ausserdem  Polyb.  X.  24  u.  25,  XI.  9  fgg, 
und  Pausan.  VIII.  49  —  52  mit  Keil  in  Hall.  Encycl.  III.  23,  S.  458 
—  465;  auch  desselben  Anal,  epigraph.  p.  10  fgg.  und  Plass  Tyrc.nnis 
11   S.   351—355. 

2)  S.  oben  §.  50  ,  n.  7  mit  Merleker  p.  235  fgg.  und  Plass 
S.    173   fgg. 

3)  Liv.  XXXI.  33  —  XXXIII.  30  ;  Tgl.  Mommsea  röm.  Gesch. 
S.  520  fgg.  und  M.  A.  de  Jongh  de  T.  Quinctio  Flaminino  ,  ütr. 
1843.  8. 

4)  Plut.  c.    12  u.    13. 

5)  S.  Pausan,  VII.  8,  Vlll.  51.  Liv.  XXXII.  19  fgg.  und  seine 
Vertheidigung  bei  Polyb.  XVII.  13;  vgl.  XXIM.  9.  10  und  die 
Vergleichung  mit  Philopoemen  XXV.  9;  auch  Exe.  Val.  p.  419  — 
421  Mai,  und  die  Darstellung  def  polilischen  Motive  bei  Sehern 
h\  240  fgg. 

6)  Polyb.   XVlll.  29;  Liv.    XXXIII.  31  u.  32;    Plut.  Flamin.  10. 

7)  S.Liv.  XXXIV.  49  fgg.  /7*rf«t  ■£AA7/v.x«2,  Polyb.  XVII.  11.4. 

8)  S.  oben  §.  50  n.  12  fgg.  und  im  Allg.  Polyb.  11.  f)2.  4:  fv 
ToZq  Kuf>'  TjurZq  xaiQoiq  ,  fv  o2q  .-i«»rf?  (fifionovvijatoi.)  fv  xal  raiho' 
Xfyovzfq  ti(yLox7]v  xugnovo&ai,  aoxovatv  ivöaifioviav ,  vgl.  II.  37.  10. 
Wenn  Pausan.  \\\\.  30.  2  Diophanes  nennt  als  den  auvTi'fiavra  tiqü- 
Tov  TJfXojiöfv^aov  rijv  näaav  fit;  rov  ovoßaa&hxa  'A/aixov  ni'dkoyov,  SO 
ist  das,  weil  dieser  im  J.  191  Stratege  war;  doch  vgl.  Plut.  V. 
Philop.   c.    IG   und   Comp.   Philop.    et  Flamin,  c.   3. 

9)  Ueber  die  römische  Politik  gegen  Griechenland  im  Allg.  s. 
Drumann  S.  88  fgg.  und  gegen  Achaja  insbes.  S.  472,  auch  Wachs- 
muth  [,  S.  318  und  Merleker  p.  335  fgg.  mit  Philipps  Urtheil  bei 
Plut.  malign.  Herod.  c.  1  nQoq  tot?  ugiiazufihovi;  "Eklrjvui;  «i/'ror 
Kitl  TW  Ti-tm  TiQooTi&fftfvovq,  oti,  IfiurfQov  filv  fiaxQoiSQov  dl  xi.uiov  fif- 
fukufißüvovai. 

10)  S.  Liv.  XXXIX.  49,  Plut.  V.  Philop.  c.  18—21  ,  Pausan. 
IV.29.  5;  über  Dinokrates  und  sein  Finverständniss  mit  Flamininus 
Polyb.   XXIV.    5   und  mehr  Merleker  p.   362   fgg. 

11)  Polyb.  XXIV.  12,  XXV.  1;  Pausan.  VII.  9.3;  vgl.  Nitzsch 
Polybius  S.  22  fgg, 

12)  Polyb,   XXVI.    1-3;  vgl.   XXX.  20   und   Pausan.    VII.    10. 
13}  Liv.  XLI.  23;  Polyb.   XXX.   6  u.    10. 

14)  Pausan.  VII.  10  extr. ;  Plut.  V.  Cat.  Maj.  c.  9 ;  vgl.  Polyb. 
XXXI.  8. 


§.  188.      Der  achaeische  Bund  seit  Philopoemen.     561 

1ä)  So  Pausan.  VII.  14.  1  ;  noch  weiter  geht  Justin.  XXXIW  1  : 
expedire  omtiibus  dicunt  ,  ut  sintfiilae  civilates  sua  jum  ft  suas  le- 
ges  habeant.      Vgl.    Scborn    S.   389   und   Merleker  p.    430    fgg. 

16)  S.  im  Allg.  Polyb.  XXXVIII  und  XL,  Pausan.  Vll.  11  — 
16  und  zu  dem  ganzen  Paragr.  aueli  J.  Pli.  Fallmeraycr  Gesch.  d. 
Halbinsel  IVIorea  ,  Stuttg.  t83U.  8,  S.  31  —  76  und  GeilacJi  histor. 
Studien,   Hamli.    1841.  8,  S.    154  fgg. 

§.  189. 
Die  Siegle  des  Metellus  bei  Skarpliea  und  des  Miim- 
mius  bei  Leukopetra ,  nebst  der  Eroberung  und  Zerstö- 
rung- Korintbs  ^)  niaclcten  Griecbenlands  Unabhängigkeit 
ein  Ende^  und  wenn  aueb  ein  Tbeil  der  strengen  Maass- 
regein,  welche  die  Beauftragten  des  römischen  Senats 
unmittelbar  nach  dem  Siege  zur  Sicherung  desselben  ergriffen 
hatten  2j,  bald  wieder  zurückgenommen  und  namentlich 
die  Anfangs  aufgelösten  Völkerbünde  wiederhergestellt 
wurden  ') ,  so  blieben  doch  fortwährend  die  von  Poly- 
bius  eingerichteten  timokratischen  Verfassungen''^),  die 
schon  allein  hinreichten,  um  der  römischen  Politik  den 
überwiegenden  Einfluss  in  den  einzelnen  Städten  zu  si- 
chern. Dass  jedoch  Achaja,  sey  es  im  engeren,  sey  es 
in  dem  weiteren  Sinne,  in  welchem  die  Römer  diesen 
Namen  über  ganz  Griechenland  ausdehnten  ^j ,  schon  da- 
mals römische  Provinz  geworden  sey,  ist  ein  verjährter 
Irrthnm  ^),  der  den  bestimmtesten  Zeugnissen  des  Alter- 
thums  widerstreitet  ^)  und  nicht  einmal  mit  der  neuer- 
dings versuchten  Modification  fortgepflanzt  werden  darf, 
dass  es  zunächst  ein  Thell  der  damals  gebildeten  Pro- 
vinz Macedonicn  geworden  wäre  ^)  5  wenigstens  kann 
auch  dieses  noch  eher  von  Boeotien  und  Euboea^)  als 
vom  Peloponnes  gelten  ,  wo  höchstens  die  Weichbilder 
einiger  zerstörten  Orte  direct  unter  römische  Verwaltung, 
vicUeiclit  durch  einen  eigenen  Quaestor  gestellt  wurden  ^^). 
Aber  sogar  von  dem  korinthischen  Gebiete  kam  ein  rve- 
sentliches  Slück  an  Sicyon  ,  das  namentlich  als  freie 
Stadt  erwähnt  wird  **),  und  dass  überall  für  die  Städte 
Achaja's  wie  Thessaliens  keine  rechtmässige  Gerichtsbar- 
keit eines  römischen  Statthalters  bestand ,  geht  selbst 
ans  der  Ausnahme  hervor,  die  in  dieser  Hinsicht  einmal 
I.  Bd.  4.  AuO.  ]\n 


562  Th.   yi.     Einige  Bundesstaaten. 

zu  Gunsten  des  L.  Piso  gemacht  ward  ^'^)  5  erst  die  Bür- 
gerkriege führten  wiederholt  militärische  Occupationen 
Griechenlands  herbei  ^^)  und  da  es  zugleich  das  Schick- 
sal traf  in  der  Regel  auf  Seiten  der  Besiegten  zu  fech- 
ten ^'^),  so  scheinen  daraus  die  Sieger  allmählich  die  ste- 
hende Provincialverwaltung  abgeleitet  zu  haben  ,  unter 
der  wir  es  allerdings  seit  August  erblicken.  Frei  blie- 
ben nur  die  Städte  Athen,  Delphi,  Thespiae ,  Tanagra, 
und  die  Landschaft  Lahouika  nebst  der  von  August  selbst 
am  Vorgebirge  Actiuni  erbauten  Stadt  jNikopolis  ^^j^ 
Amphissa  und  die  ozolischen  Lokrer  hatten  Immunität  ^ 
in  Koriuth  1^),  Patrae  ^^)  und  Dyme  ^^)  bestanden  römi- 
sche Golonien. 

1)  Im  Herbst  146  nacb  der  gewöbnlichen  Annahme;  im  Früh- 
jahr 145  nach  K.  Paparrhigopulos  ro  ^f/.fllT(iLot/  l'roq  t/J?  'E'Ü.rjViy.ijq 
iJ.tv&HiLuQ.  Athen  1844.  S,  welche  Ansicht  derselbe  gegen  meine  Be- 
denken (Gesanira.  Abhb.  Gölt.  1849.  8,  S.  349  fgg)  neuerdings  in 
der  Zeitschrift  via  IluydoJgu  18ö'2  p.  377  fgg.  vertheidlgt  und  aller- 
dings so  viel  wahrscheinlich  gemacht  bat  ^  dass  Muraniius  erst  144 
triumphirt  habe;  das  Olympiadenjahr  CLVIII.  3  steht  aber  jeden- 
falls fest. 

2;  Vgl.  Merieker  p.  452  und  d.  Erkl.  z.  Cic.  ad  Att.  XIII.  4 
u.  6;  insbes.  aber  Pausan.  11.  1.2  und  VII.  lö.  0:  o')q  di  dipUovro 
ol  avv  uvroj  (^Moßftiw)  ßovkfvoofifvoi,  ivxuv&a  dt^/noxQaciuq  /xfv  xurf- 
Tiui'f ,  xa&ioTUTo  dl  dno  rifitjftuTojv  t«?  aQ/üt;  (§.  59  n.  8)  x«i  (f,oQo^ 
ImX&Tj  TTJ  EkXaät'  xui  ol  t«  x^Tjuarn  l'/ovrie;  ixtoki'ovTo  iv  TJj  xiniQo- 
gift  KTÜa&ui ,  avviÖQia  di  y.at  l'dvoq  tu  ly.uoTwv  ^  A^fuiÖiv  xiil  t«  iv 
0u>x{vaiv  T]  Boiurotq  7]  iziQCO&i.  uoii  Trjq  Elhidoq  KUiikikvro  oßoimq 
ncivra, 

3)  Das.  §.  7  ;  l'ifoi  di  Oll  no\}.oZq  votiqov  irqanovro  iq  ikiov  Pto- 
fivZoi  Ti/q  Ekkitäoq,  xal  owidgia  xi  x«r«  i'&voq  dnoöiöouaiv  fxaOTOi^ 
TU  u()yuia  (vgl.  Keil  Inscr.  Boeot.  n.  31)  xal  y^v  iv  TJj  vriiQoQia 
xTÜnOui ,  u(prjxav  di  xal  oooiq  iTitßißXtjxii  Möfiftioq  i,fjfiiav:  wenn  dar- 
auf aber  folgt :  r/yifibjv  öi  irt  xal  iq  ifii  ilniOTi'/^liTo  ,  so  ist  das  nur 
einer  der  nicht  seltenen  Fälle  ,  wo  Pausanias  Zwischenräume  Ton 
ganzen   Jahrhunderten  überspringt. 

4)  Paus.  \I11.  30.  9:  'EXi.tjvo)v  6i  önöoni  nöXiiq  ilq  ro  'Ax'i-ixov 
ovvirikovv  ,  7tu()<i  Po)fiuiwv  iVQUfTo  uvjui  nolx'ßiöv  aqiioi  nohriiuq  t« 
xaruoiTjoua&ui.  xal  vö/^ovq  Oilvat:  vgl.  Polyb.  XL.  8  fgg.  und  Böckh 
C.  Inscr.  n.  1543.  Darauf  beziehen  sich  auch  die  von  lezterem  I, 
p.  Ifiü,  II  p.  173  nachgewiesenen  Zeitrechnungen  einzelner  Städte, 
die  mit  ti08  u.  c.  eine  neue  Aera  anfangen  ,  ohne  dass  jedoch  dar- 
aus mit  IMarquardt  zur  Statistik  d.  röm.  Provinzen,  Lpz.  1854.  4, 
'^^  "'  ^Kü-  '^'1  Schluss  auf  gleichzeitige  Provinzialeinrichtung  er- 
laubt wäre;  denn  so  häufig  auch  beides  zusammenfällt,  so  reicht 
doch  der  eine  Grund  vollkommen  aus  ,  um  keines  weiteren  zn 
bedürfen. 


§.  189.     Sieg  der  Römer  und  seine  Folgen.       563 

5)  Vgl.  die  Synonymie  von  Graecia  und  ^chaja  bei  Cic.  Fam. 
VI.  8  und  Xm.  26  fgg.  mit  Manut.  ad  IV.  12  und  Pausan.  VII. 
16.7:  xfxAoiifTt  de  oi'x  EXluäoq  uXX  ^/aiu<;  r^yf/nora  o'i  J-'ujjuuloi,  cTiOZ« 
i/fipüauvro  "Ek).rjvu<;  di    '^^aiüv  toti  toi}    EXXt/vtxov  ngofaTijxöratv. 

6)  Der  aus  Sigonius  ant.  jur.  pop.  Roro.  p.  70  auf  alle  Neue- 
ren übergegangen  ist ,  den  ich  aber  scbon  in  der  zweiten  Auflage 
dieses  LeLrbucbs  1830  angedeutet,  dann  in  d.  Baseler  Philol.vers. 
1847  (vgl.  gesamm.  Abhb.  S.  356  fgg.)  weiter  nachgewiesen  und 
diesen  Beweis  auch  gegen  .Marquardl  (Handbuch  d.  röm.  Altertb. 
III  S.  121  — 130)  in  d.  Det'ensio  di.sputationis  de  Graeciae  post  captam 
Corinlhum  condilione,  Gott.  1852.  4  aufrechtgchaiten  habe.  Gleich- 
zeitig sind  übrigens  auch  K.  Paparrbigopulos  in  der  Zeitschr.  Qffii<; 
1846  p.  319  fgg.    und   Kuhn    Beitr.    z.    Verf.    d.   röm.   Reichs,     Lpz. 

1849.  8,  S.  128  auf  dasselbe  Resultat  gekommen  ;  und  nicht  bloss 
der    englische    Bearbeiter    meiner    Abb.    im    Class.    iMuseum  ,    Lond. 

1850.  VII,  p.  259 — 276,  sondern  auch  G.  F.  Hertzberg  de  rebus 
Graecorum  inde  ab  Achaici  foederis  interitu  usque  ad  Antoninorum 
aetateni,  Halle  1851.  8,  Heitz  de  statu  politico  Graecorum  inde  ab 
Achaici  foederis  interitu  ad  Vespasianum  usque  ,  Argent.  1851.  8, 
E.  Curtius  Peloponu.  i,  S.  76  haben  es  sich  angeeignet;  wenn  aber 
Kortüm  111  S.  338  dagegen  auf  Liv.  Epit.  52:  omni  Achaja  in 
deditionem  accepta ,  verweist,  so  zeigt  das  nur,  dass  die  Römer 
es  zur  Provinz  machen  konuten  ,  nicht  dass  sie  dieses  wirklich  ge- 
than  haben. 

7)  Ausser  den  gleich  zu  besprechenden  Stellen Cicero's  vgl.  die 
unoSiöo/ifiT]  xarii.  xoivov  toi?  EkXijriiv  ikn'&fQiu  C.  Inscr.  n.  1543  und 
Senec.  benef.  V.  16:  ut  qnae  Achaeis,  Rhodiis  et  pleris(jtte  urbi- 
bus  claris  jus  integrum  libertateinifue  cum  immunitnte  reddiderat ; 
auch  Julian.  Epist.  35  :  faifiaiatq  öf  laTfQov  oi'-/  aXoTaa  fiüXXov  7/ 
xttTM  ovftftu}(iuv  iTijjxovot ,  und  jnsbes.  Zonaras  IX.  31:  nf/xif&hTuv 
di  ol  Tov  nuTQoq  xul  uXXotv  j.T»  y.uTuOTuaiL  rüiv  uXo>t(i)v  TfixTj  Tf  rivüiv 
nfQKiXf  xal  fXd'd-fQovq  m'(VTa<;  xnl  uvTovöfioi'^  nXr^v  tÖjv  Koqiv&Uov  U(f^xf 
.  .  To  ö  üXXo  EXXtjvixov  nuouxQrjfia  fifv  xul  acpuyuXq  xnl  /QTjfiurcov 
iKXoyai<;  ?zaxwÖjy,  l'aiiru  ö  l'v  rf  udfia  xul  iv  fvöuifiovin  ToaavT?^  iyi- 
vfTo  ,    üJOTi   Xfytiv  ort  fl  H7]   d-üxrov   fuXoixfioav  ovzf  uv  foiowvTo, 

8)  Vgl.  Marquardt  Alterth.  III  S.  127  und  namentlich  A.  W. 
Zumpt  Comm.  epigraph.  \  ol.  M,  Berl.  1854.  4,  p.  154  fgg-,  von 
dem  ich  mich  inzwischen  scbon  des  Zugeständnisses  freue,  dass 
vor  der  Zeil  der  (liisaren  keine  besonderen  römischen  Statthalter 
für  Achaja  nachweislich  sind;  die  übrige  Difterenz  liegt  dann  weit 
mehr   in   den  Worten   als  in  der  Sache. 

9)  Für  Euboea  zeugt  C.  Inscr.  n.  5879  1.23:  unxovx«;  yjjufTrgot 
o"  Tivtq  MV  TioTf  'Anluv,  Elißoiuv  ftm&öioiv  tj  nQonodoxtq  yiaiu  ,  Efßoia 
fVTi&woiv:  für  Boeotien  Cic.  N.  Deor.  II!.  19  und  insbes.  Flut.  V. 
Cimon.  c.  2:  ?J  öf  xtjimq  7/v  tnl  tov  arQtiTrjyov  rrji;  Mdxido^iiiq ,  wo 
aber  sogleich  der  Zusatz  :  oi'noj  yuQ  flq  ttjv  EkXndn  Puifintot  aT{}aT7]- 
yovq  dtcif/ATiovro,  die  Ausdehnung   auf  andere  Landestheile  verbietet. 

10)  Vom  a(fcr  Corinthius  sayt  allerdings  Cic.  I.  agr.  1.  2  :  (jtii 
L.  3Ittmmii  iinperio  «c  f'elicilate  ad  vectitjalia  populi  Romani  ad- 
junctus  est;   vgl.   die   lex    Tlioria  in    Zeitschr.    f.   geschichtl.    Rechts- 

wiss.  X,  S.  133  fgg.;  wenn  aber  Zumpt  daraus  schliesst  ,  dass  ein 
Land,  in  welchem  sich  ein  aijcr  publicus  P.  R.  befunden  habe, 
nnthwendig  habe  ganz  Provinz  seyn  müssen  ,  so  widerleg;!  ihn  die- 
selbe  Stelle  ,    woraus    wir    lernen  ,    dass    die    königlichen    Uomainen 

Nu  2 


564  Th.   VI.     Einige  Bundesstaaten. 

in  Maccdonien  bereits  partim  T.  FLaminini  partim  L.  Pauli,  tjfui 
Persen  vieit ,  virtute  römisches  Staatsgut  geworden  waren,  während 
die  \'erwaiidlung  des  Landes  in  eine  Provinz  erst  zwanzig  Jahre 
später  fällt;  und  dass  solche  Enclaven  auch  eigene  Quästoren  er- 
balten konnten ,  lehren  die  Beispiele  von  Cyrene  und  Cypern  in 
ßer.  d.  Leipz.  Geseilsch.  1850  S.  198,  ja  von  Macedonien  selbst  in 
Revue  numism.  1852  p.  317  fgg. ,  obgleich  Aehnlicbes  für  Achaja 
höchstens  zur  Erklärung  von  Cic,  Verriu.  1.  2  angenommen  zu 
werden   brauchte. 

11)  Vgl.  Strabo  VIII,  6.  23,  p.  584:  Tijv  di  ^wp«»-  la^ov  Sikiku- 
vioi  TTjv  nkfiaxTjv  t;/?  KoQiv&ia^^  und  im  Allg.  Cic.  Verrin.  II.  1.  17, 
Alt.   1.  19.  9. 

12)  Cic.  in  Pis.  c.  16  :  nam  lege  Caesaris  justissima  ati/ue 
optima  populi  liheri  plane  et  vere  erant  liberi ,  lege  autem  ea, 
quam  nemo  legem  praeter  te  et  collegam  tuum  putavit ,  omnis  erat 
tibi  Achaja,  Thessalia,  Alhenae ,  omnis  Graecia  addicta :  vgl.  pro 
Sestio  c.  10  und  prov.  cons.  c.  4:  emisti  grandi  pecunia  ,  ut  tibi 
de  pecuniis  er  e  ditis  jus  in  Hb  eres  populos  contra  senatus 
consulta  et  contra  legem  generi  tui  dicere  liceret ,  was  also  nicht 
bloss  im  Gegensatze  mit  einer  Gerichtsbarkeit  der  Griechen  unter 
sich  gesagt  ist,  wie  sie  die  Römer  nach  Cic.  adAtt.  VI.  1.  15  mit- 
unter auch  wohl  Provinzialen  bewilligten,  sondern  zeigt,  dass  ab- 
gesehn  von  jener  lex  Clodia  die  griechischen  Gerichte  auch  zwi- 
schen römischen  Gläubigern  und  Griechen  entschieden  ,  und  zwar 
nicht  etwa  in  einzelnen  bevorzugten  Städten,  wie  sie  auch  iu  Pro- 
vinzen vorkamen  ,  sondern  in  dem  gesammten  Gebiete  der  Achäer 
und  Thessaiier,  die  folglich  als  Volk  selbst  eben  so  frei  wie  ander- 
wärts nur  einzelne  Orte   waren. 

13)  Darauf  geht  auch  vielleicht  Strab.  VIII,  p.  584:  iv  aXXoi<: 
(ikk(i)t  Tiffinofifvaiv  aT()uTijy<t)v ,  wie  denn  für  Pompejus  Ap.  Claudius 
(Oros.  VI.  15)  und  Rutilius  Lupus  (Caesar  B.  C.  III.  55),  für  Cä- 
sar Ser,  Sulpicius  (Cic.  Fam.  IV.  4)  und  IVI.  Acilius  (das.  VII.  30), 
für  Antonius  L.  Censorinus  (Plut.  V.  Anton,  c.  24)  dort  conimaudir- 
ten  ,  und  wenigstens  Sulpicius  nach  Cic.  Fam.  IV.  12  au«h  bereits 
eine  wirkliche  jurisdiclio  ausübte,  ohne  dass  ilim  jedoch  irgendwo, 
wie  die   Neueren   thun ,   der   Titel   Proconsul  beigelegt   würde. 

14)  So  noch  bei  Actium  ganz  Arkadien  ausser  Mantinea  für 
Antonius,   Paus.   Vlll.  8  u.  46. 

15)  Vgl.  Plin.  N.  Ilist.  IV.  1—8  mit  Hopfensack  Staatsr.  d. 
röm.  Uutertb.  S.  285— 3üi  und  Einzelnes  oben  §.  14.  50.  176.  182. 
184  extr. 

16)  ('olonia  Laus  Julia  von  Cäsar  angelegt,  Dio  Cass.  XLIII. 
50;  vgl.  Pomp.  Mein  11.  3.  77,  Plut.  V.  Caes.  c.  57,  Paus.  II.  1.2, 
V.  1.  1,  mit  C.  Inscr.  v.  1716  und  Zumpt  Comm.  epigr.  I,  p.  374; 
auch  CurtiuK  Pcloponn.  II  ,  S  i'iQl  und  mehr  im  Allg.  über  Ko 
i-inths  Zustand  in  dieser  Periode  bei  N.  IVonnen  Spec.  antiqu.  Coriiith. 
ad  iiJuslr.  cpisl.  Pauli,  Bremen  1747.  4  und  J.  E.  J.  Walch  An 
tiquilales    Coiinthi,   Jt.ua    1761.    4. 

17)  Col.  .Augusta  Aroe  Patrensis;  Strabo  VIII,  p.  594  A,  X  p. 
706  B;   vgl.    Paus.    VII.    18.  5   und   Zumpt  1.   c.   I,   p.   375. 

18)  Wenigstens  nnrh  Plin.  N.  Hist.  IV.  6.  13,  der  aber  §.  23 
auch  Megara  als  colonia  nennt,  was  sich  sonst  nicht  bestätigt ;  und 
wenn   gleich   das  bereits  um's  J.  200    zerstörte   Dyme   von   Pompejus 


§.  190.     Achaja  als  römische  Provinz. 


565 


neue  Einwohner  erbalten  hatte,  so  waren  dieses  doch  (iv&quioi  fii.- 
füÖK;,  oi'f  «710  TOi"  TifUJitrixoCi  nkrjOov^  nf^tÄtTi?:?  ta-/f  floßnjjiog  naxa- 
h''aui;  T«  Xr^mtjtiiu,  Strabo  p.  594  B ;  römische  Colonic  wird  es  da- 
her nur  insofern  beipsen  können,  als  nach  Paus.  VII.  17.  3  Ai'yov- 
BTo?  j'öTfjjo»  x«i  Tn)oahn.fJi,(v  uvxjjv  n<tT(jfvnty ,  und  auf  diese  Zuge- 
gehörigkeit  zu  Patrae  lasst  sich  dann  auch  Strabo  XIV.  3,  3,  p.  981 
bezieben:  rjv  vvvi  Pu)ftuLoiv  uTiotxiu  vf/x(Tcu,  was  freilich  Zumpt  p. 
376  ganz  anders  verstanden   bat. 

§.  190. 

Bei  der  Theiliing  der  ProvJp.zeu  uuter  August  i)  fiel 
Achaja  dem  Senate  zu  ,  ging  aber  bereits  in  den  ersten 
Jahren  Tiber's  zugleich  mit  Macedonieu  au  den  Kaiser 
über  2)  und  kehrte  erst  unter  Claudius  in  das  frühere 
Verhäitniss  zurück  5),  das  seitdem  theils  durch  eigene 
Proconsuln,  theils  durch  Quaestoren  mit  propraetorischer 
Gewalt  gehandhabt  ward  '^).  Nero's  phantastischer  Ein- 
fall, noch  einmal  die  Freiheit  der  Hellenen  bei  den  isthmi- 
schen Spielen  zu  verkünden  5),  hatte  so  traurige  Folgen, 
dass  Vespasian  das  uiizeitige  Geschenk  zurücknahm  6)  5 
wesentlicher  waren  Hadrian's  Verdienste  um  die  Heimath 
der  Kunst  und  Wissenschaft  ^)  j  aber  der  Sonnenblick 
seiner  Gnade  beleuchtete  nur  Ruinen,  und  keiu  Fest  der 
Panhelleniea  S)  konnte  ein  Nationalgefühl  herstellen,  das 
nur  noch  Im  Munde  der  Gelehrten  und  Redner  lebte. 
Innere  Zwietracht  und  Elfersüchtelei,  der  Erbfluch  des 
griechischen  Volkes  9),  erschöpfte  die  lezten  Kräfte,  wel- 
che sein  äusseres  Missgeschick  übrig  gelassen  hatte,  und 
mit  seiner  Verarmung  ging  die  steigende  Entvölkerung 
Hand  in  Hand  ^o)  ^  weite  Tagereisen  lagen  wüste  oder 
waren  der  Sitz  räuberischer  Banden  '')^  ganz  Griechen- 
land konnte  höchstens  noch  dreitausend  Schwerbewaff- 
nete aufstellen  ^^j.  Kein  Wunder  daher,  dass  schon  im 
J.  265  nur  Athen  noch  durch  die  Begünstigung  seiner 
Lage  die  Einfälle  der  Gothen  zurückwies  ^5)  ^  hundert 
und  dreissig  Jahre  später  stellte  Verrath  und  die  Feig- 
heit seiner  byzantinischen  Machthaber  es  völlig  Alarich's 
verheerender  Wuth  bloss  ^*)  und  Hess  dem  Proconsul 
Ostroms  '5j  kaum  noch  schwache  Reste  verschwundener 
Grösse  zu  verwalten  übrig Z*^). 


566  Th.  yi.     Einige  Bundesstaaten. 

1)  Strabo  XVII.  3.  25,  p.  1198:  'fßdöfitjv  dt  {oTQttTTjyLay]  'Axatav 
/ifXi'i'  &iTTaXiaq  xal  Alrwkibv  xal  'AxaQvävwv  xui  Tivwv  HnftQOJTiiiwv 
i&y-wv ,  oaa  rfj  Muxtöovia  ngoaa,i>iaro :  vgl.  Dlo  Cass.  LIII.  12,  und 
Einzelnes  mehr  bei  Kuhn  z.  Verf.  d.  röra.  Reichs  S.  125  fgfj;.  und 
Marquardt  Alterth.  III,  S.  21;  im  Allg.  auch  Ziakeisen  Gesch. 
Griechenlands  1,  S.  490  fgg.  und  G.  Finlay  Greece  under  the  Ro- 
mains, Lond.  1843.  8.  Atidius  Geminus  Praetor  Achajae  Tac.  Ann. 
IV.  43;  vgl.  Dio  LV.  27? 

2)  Tac.  Ann.  I.  76:  Achajam  ac  Macedoniam,  onera  deprecntf 
tes ,  levari  in  praesens  proconsiilari  imperio  tradiqne  Caesari  pla- 
cuit ;  zunächst  beide  zusammen  I.  80;  ob  fortwährend?  Zumpt 
Comm.   epigr.   II  p.  257  fgg. 

3)  Sueton.  Claud.  c.  25,  Oio  Cass.  LX.  24;  vgl.  Böckh  C. 
Inser.    I,  p.  839  und  Marini   Frat.   arvnli  li,  p.  763. 

4)  Proconsul  sortito  ,  Mommsen  Inscr.  Neapel,  n.  4550 ;  vgl. 
n.  4033  und  Act.  Apost.  18.  12;  auch  C.  Inscr.  n,  1732  und  4033: 
uv&vjiuroq  'Aj(ui''tg  n()og  nirrf  ^«pMoi's;  aber  ruftiaq  xai  uvTiar()u%7iyo<; 
das.  n.  364.  1133.  1327  mit  Mommsen  n.  1879;  einfache  Quästoren 
Jahrb.  im  RLeinl.  XII,  S.  195  und  Schol.  Juven.  V.  36  :  Helvidius 
Priscus  siib  l\erotie  Achajam  quaestor  administravit. 

5)  Vgl.  Plin.  N.  Hist.  IV.  6,  Plut.  V.  Flamin,  c.  12,  Sueton. 
Nero  c.  24,  Dio  Cass.  LXIII.  11,  und  mehr  bei  Wytt.  ad  Plut.  S. 
N.  V.  p.  127  mit  Ellissen  in  Gott.  Stud.  1847  S.  84  und  Zumpt  1.  c. 
p.  269  fgg. 

6)  Faus.  VIT.  17.  2 :  iktv&fQov  o  NfQiav  ucpitjaiv  utiÜvtmv  ,  ukka- 
yrjv  n(jvq  öij/nov  noirioü/^ivot;  xov  fiofiuiwv  .  .  ov  nijv  EkXtjoL  yt  i^tyi- 
viTO  ovuad-ui.  toi"  dwQov  '  OviOTCuai.uvov  yuQ  fitru  NfQWvu  nqZavToc;  iq 
ilJi<pv).LOv  araoi.v  nQotjy&ijOuv  nal  ogiüq  vnoTikflq  t«  ai'&ig  o  Ov(07iaat.a- 
vo(;  tlvui  ipüQwv  xul  uxoitiv  itiiXuiOfv  rjyifiovoc; ,  uno/xf/xa&tjxhui  <prjaaq 
TT^v  iktv&tqluv  ro  'ElXrjvixcv :  vgl.  Sueton.  Vespas.  c.  8,  Philostr. 
Apollon.  V,  41,  auch  Plut.  Praec.  polit.  c.  32  :  tkiv&tgiuq  di  ooov 
Ol  xQ(tTovvT(g  vffiovai  toZq  örjfioK;  fjifriaxi-,  nul  to  nkiov  iaoji;  ovx  u/ah- 
vov ,  mit  Ar^'inckelm.  ad  Erotic.  p.  245  und  im  Allg.  Hertzberg  I.  c. 
p.  94   fgg.   und  Dirksen  in  Abhh.  d.    Berl.   Akad.   1848.  S.   57. 

7)  Vgl.  Paus.  I.  5.  5,  Dio  Cass.  LXIX.  5,  und  mehr  oben  §.  176 
n.  18  ;  auch  Winckelmann's  Werke  VI  S.  287  u.  308  und  seine 
Ehrentitel  {Ztvq  'OXvfi7ii.o(;  intqiuvTji;  oo)t>]q  xul  xxLaxTjq ,  Ross  Inscr. 
iued.    II,  p.   78)  bei   Biag.  Monum.    gr.   II   §.   14  fgg. 

8)  Philostr.  V.  Sophist.  (I.  I.  5;  vgl.  Müller  Aeg.  p.  157  fgg. 
und  Böckh  C.  Inscr.  I,  p.  789,  II,  p.  580,  Hl,  p.  7;  auch  Leake 
Travels  in  northern  Greece  il  ,  p.  627  fgg.  und  Keil  Inscr.  Boeot. 
p.  122:  hi  vero  riuttkkrjvtq ,  qui  Argis  conventits  agebant ,  probe 
dislingui  ab  iis  debent,  qui  Athenas  theori  mittebantur  ad  Panhel- 
lenia  celebranda  ab   lladriano  instituta. 

9)  Ilerodian.  III.  2:  uQ/alov  xovxo  nd&ot;  EXXijvwv ,  ol'  ngoq  aX- 
AriXovq  oxaaiut,ovx(q  uil  xul  xov<;  iiTif()fX(tv  doxovvxaq  xu&aiQiXv  OiXov- 
riq  ixQiixoxJHv  ttjm  ' EXXü6a  .  .  xo  df  nü&oq  xovxo  xov  i^rjXov  xal  (p&ö- 
vov   fiixijX&ir   ilg  T«?   xad-'   Tjnüq   dxixui^ovouq   nöXnq. 

10)  Strabo  VII.  7.  3:  vvvl  df  fQij/xon  t^c  nXfiaxrjq  ;^(W()a?  yiytrrj- 
f*fvijq  xal  T&Jv  xHXoixiwv  xal  fiuXinxa  xtTiv  TcöXfO)!'  Tj(f)Uvtnufr(t)v  :  vgl.  Cic. 
Fam.  IV.  5.  4,  Senec.  Epist.  91,  Dio  Chrysost.  VII.  38,  Paus.  VIII. 
15.  8,  17.  6,  25.  und  insbes.  die  Schilderung  von  Panopea  X.  4: 
u  yi  ovo/*uaai,  xi.q  noXiv  nal   xovrovq ,    o?s  yt  ovh  UQj^ita  ,  ov  yvfivdatöv 


§.  190.     Achaja  als  römische  Provinz.  567 

iaztv ,  ov  &iUTQov  ovx  ityogay  t/onaiv ,  ov%  vJcdq  xuriQ^ofxtvov  i<;  nQtj- 
vijv,  ukK  iv  OTfyun;  xoIXuk;  xutu  Tue  xuXi'ßat;  fxukiOTU  t«?  iv  Totg  o(j(- 
atv    fvTuii&u   olxovoiv  inl  /«^«J^«. 

11)  Lucian.  Dial.  Älort.  27,  2;  vgl.  tüv  KonToßo'tKO)v  rd  krjaxt- 
xov  rö  x«r'  l/xi  jjjv  'EXküöu  imdfjanöv,  Paus.  X.  34.  5  und  die  tljjrj- 
vä^X"?  *I«sc.   Observ.   V.  1,  p.   26—30  und  Philol.   V,  p.   647. 

12)  Plut.  Del'ect.  orac.  C.  8  :  rijq  xoiv^e  oXt.yav^(}iuq,  Tjf  ul  zifiö- 
ttqui,  axuofii;  xul  ol  TioXf/jtot  niql  näauv  ofiov  rt  zijv  olxoi'i.iivt]v  unno- 
yuaavTo ,  TikfTOTov  fifQOt;  tj  Ekknt;  /.KTfa/r^xf'  xul  /loXig  «v  vfv  oXn  n^- 
(}uaxot  iQioxikLovt;  onkiTug ,  oaoi'i;  ?/  Mfyuofojv  /uiu  7ioXt<;  f^tn-ffiipfv  iq 
UlaTaulq:  vgl.  Polyb.  XXXVII.  4,  Dio  Chrysost.  XXXUI.  25, 
und  mehr  Clinton  II,  p.  432,  Fallmerayer  I,  S.  S2,  Zumpt  in  lierl. 
AbLh.    1840,   S.    11,  Thirlwall   Hist.   of  Greeee   Vlll   estr. 

13)  Trebell.  Poll.  Gallien,  c.  13:  atque  inde  Cyiicum  et  ^siam, 
deinceps  yächajam  omnem  vastaverttnt  et  ab  Athetiiensibus  duce 
Dexippo.  scrijitore  horuin  temportiin,  victi  sunt;  unde  pulsi  per  Epi- 
rum  ,  yicarnaniain,  Boeotiam  pervarjati  sunt ;  vjjl.  Mai  Script,  vet. 
nova  coli.  IJ,  p.  240  mit  Ellissen  a.  a.  O.  S.  894;  über  Dexippus 
auch  Meier  C.  Epigr.  p.  75.  J.  Aschbach  ,  Geschichte  der  West- 
gothen  (Fraiikf.  1827.  8)  S.  11  lässt  sie  nach  Zosim.  I.  39  .auch 
Athen  einnehmen;  doch  s.  jezt  Fallmerayer  über  den  KinQuss  der 
Besetzung  Griechenlands   durch   die   Slaven  S.   21   fgg. 

14)  Claudian.  in  Rufin.   II.   186; 

His  si  tunc  animis  acies  collata  fuisset, 
Prodita  non   tantas  vidisset   Graecia   clades ; 
Oppida  seuioto   Pelope'ia  Marie  viyerent, 
Starent  ^ircadiae ,  starent  Lacedaemonis  arces, 
I\on  tnare  fumasset   (jeminum  flayranle   Corintho, 
Nee  fern    Cecropias   traxissent  vincula  matres. 
Mehr  bei  Zosim.  V.  5  fgg.  und  Eunapius  p.  93  Commel. ;   vgl.   Asch- 
bacL   S.    67 — 69   und   F'ailmerayer   S.    117   fgg. 

1.5)  S.  PanciroU.  ad  not.  dignit.  Orient.  (Lugd.  1608.  fol.)  p.  70 
oder  Böckiiig  1,  p.  167  u.  277.  Noeh  später  Constantin.  de  Ibenia- 
tibus  p.  49  fgg.  ed.  Bekk.  lieber  Morea  im  13ten  Jahrhundert 
Leake   Peloponnesiaca  p.    129 — 160. 

16)  lieber  das  Verbaltniss  zwischen  Alt-  und  Neugriechen  Tgl. 
Privatalterth.  §.  1  n.  18  mit  Caesar  in  Zeitschr.  f.  Alterth.  1851 
S.  371  und  Curtius  Peloponn.  I  S.  88;  auch  Pitlakis  in  'il<f'^ft.  ihr/. 
1852  p.  644—661,  Telfy  Studien  Lpz.  1853.  8,  und  anderseits  Fall- 
merayer Fragmente  aus  dem  Orient  li  S.  364  fgg.  nebst  sonstigen 
oben   §.    176   exlr.   genannten    Strcitschriflen. 


ANHANG. 


I.      Die    Könige 

.^g  laden.  a.Chr. 

i.  Enrysthenes  (nach 

Eusebius  1073 

2.  Agis  1031 

3.  Echestratos  JOoO 

4.  Labotas  995 

5.  Doryssos  958 

6.  Agesilaos  929 

7.  Archelaos  885 

8.  Talekios  827 

9.  Alkamenes  um  779 

10.  Polydoros  um  743 

11.  Eurykrates  I  um  709 

12.  Anaxandros  um  684 

13.  Eurykrates  II  um  648 

14.  Leon  um  600 

15.  Anaxandrides  um  560 

16.  Kleomenes  I  520 

17.  Leonidas  I  491 

18.  Pleistarchos  480 
(Pausanias  (1)  Vormund) 

19.  Pleistonax  458 

20.  Pausanias  (II)  408 

21.  Agesipolls  I  394 

22.  Klcombrotos  I  380 

23.  Agesipolls  II  371 

24.  Kleomenes  II  370 

25.  Arcus  I  309 

26.  Akrotatos  (vgl.  Droy- 
sen  Hellen.  II,  S.  295)  265 

27.  Arcus  II 

28.  Leonidas  II 

(29.  Klcombrotos  II 242) 
30.  Kleomenes  III  236 

(31.  Agesipolis  III  219] 


von  Lacedaemon. 

Eury  po  ntiden.      a.Chr. 

1.  Prokies  1073 


2.  Soos 


1032 


3.  Eurypon  1005 

4.  Prytanis  985 

5.  Eunomos  935 

6.  Polydektes  890 

7.  Charilaos  884 

8.  Nikandros  810 

9.  Theopompos  um  770 
(vgl.  Clinton  I,  p.  338) 

10.  Zeuxldamos  um  718 

11.  Anaxidamos 

12.  Archidamos  I 

13.  Agasikles 

14.  Arislon 

15.  Demaratos 

16.  Leotychides  492 

17.  Archidamos  II  469 

18.  Agis  I  (vgl.  Krüger 
Studien  I,  S.  151)   427 

19.  Agesilaos(vgl. Sievers 
Gesch.  Gr.  S.  383)    397 

20.  Archidamos  III        361 

21.  Agis  II  338 

22.  Eudamidas  I  330 

23.  Archidamos  IV  um  300 

24.  Eudamidas  II 

25.  Agis  III  243 
(26.  Eurydamidas  239) 

(27.  Archidamos  V226) 


Anhang. 


569 


II.    Die  athenischen  Ep  onymen  von  496 — 292  a.  Chr.  ^ 
hauptsächlich  nach  Corsini  und  Clinton. 


Ol.  a 

Chr. 

Ol. 

a.  Chr. 

71 

496  Hipparchos. 

79 

464  Archedemides 

95  Philippos. 

63  Tlcpolemos. 

94  Pythokritos. 

62  Konon. 

93  Themlstokles. 

61  Euthippos. 

72 

492  Dlognetos. 

80 

460  Phraslkleldes. 

91  HybrlUdes. 

59  Philokles. 

90  Phaenippos. 

58  BJon. 

89  Aristeldes. 

57  Muesitheldes. 

73 

488  Auchlses. 

81 

456  Kalllas. 

87 

55  Sosistratos. 

86 

54  Arlston. 

85  Philokrates. 

53  Lysikrates. 

74 

484  Leostratos. 

82 

452  Cbaerephanes. 

83  Nikodemos. 

51  Antidotos. 

82  (Theinistokles? 

50  Euthydemos. 

81  Kebris?) 

49  Pedieus. 

75 

480  Kalliades. 

83 

448  PhlÜskos. 

79  Xanthippos. 

47  Tlinarchldes. 

78  Timosthenes. 

46  Kalliniachos. 

77  Adeimantos. 

45  Lysimachides. 

76 

476  Phaedon. 

84 

444  Praxiteles. 

75  Dromokleides. 

43  Lysanias. 

74  Akestorides. 

42  Diphilos. 

73  Menon. 

41  Tiinokles. 

77 

472  Chares. 

85 

440  Morychides. 

71  Praxiergos. 

fc     39  Glaukinos.^ 

70  Demotion. 

38  Theodoros. 

69  Apsephion. 

37  Euthymeoes. 

78 

468  Thca^enides. 

86 

436  Lysimachos. 

67  Lyslstratos. 

35  Antiochidcs. 

66  Lysanlas. 

34  Krates. 

65  Lysitheos. 

33  Apseudes. 

570 


Anhang. 


Ol.  a. 

Chr. 

Ol  .  a 

.Chr. 

87 

432  Pythodoros, 

86 

396  Phorniloa. 

31  Eutltydeuios. 

95  Diophaiitos. 

30  Apollodoros. 

94  Eubulides. 

29  Epameinon. 

93  Demostratos. 

88 

428  Diotimos. 

97 

392  Phllokles. 

27  Eukles(— ides). 

91  Nikoteles. 

26  Euthynos. 

90  Deinostratos. 

25  Stratokies. 

89  Antipatros. 

89 

424  Isarclios. 

98 

388  PyrrhloQ. 

23  Amynlas. 

87  Theodotos. 

22  Alkaeos. 

86  Mystichides. 

21  Aristion. 

85  Dexitheos. 

90 

420  Aslyphilos. 

99 

384  Diotrephes. 

19  Archias. 

83  Phauostratos. 

18  Autiphon. 

82  Evaudros. 

17  Euphemos. 

81  Demophllos. 

91 

416  Arimnestos. 

100 

380  Pytheas. 

15  Ghabrias. 

79  Nikon. 

14  Peisandros. 

78  Nausiüikos. 

13  Kleokritos. 

77  Kalleas. 

92 

412  KalHas. 

101 

376  Charisandros 

11  Theopompos. 

75  Hippodamas. 

10  Glauklppos. 

74  Sokrat'ides. 

9  Diokies. 

73  Asteios. 

93 

408  Euktemon. 

102 

372  Alklsthenes. 

7  Antig^enes. 

71  Phrasikleides 

6  Kalllas. 

70  Dysulketos. 

5  Alcxias. 

69  Lysistratos. 

/  94 

404  (Pythodoros.) 

103 

368  Nausigenes. 

/           - 

3  Ellkleides. 
2  Mikou. 

67  Polyzeios. 

/ 

66  Kephisodoros 

1  Xenaenctos. 

65  Chlon. 

95 

400  Lackes. 

104 

364  Timokrates. 

99  Aristokrates. 

63  Charlklcides. 

98  Ithykles. 

62  Molon. 

97  Suniades. 

61  Nikophemos. 

Anhang. 


571 


Ol.  a 

.Chr. 

Ol.  i 

».  Chr. 

105 

360  Kalllmedes. 
59  Eucbaristos. 
58  Kepblsodotos. 
57  Agatbokles. 

114 

324  Heg^esias. 
<^23Jiephispdorus.    ^ 
B  22^bilokles. 
21  Arcblppos. 

106 

356  Elpines.               • 
55  Kallistratos. 
54  Diotlmos. 
53  Tbudemos. 

«115 

/?320  Neaechmos. 
19  Apollodoros. 
18  Arcblppos. 
17  Demog^enes. 

107 

352  Arlstodemos. 
51   Tbessalos. 
50  Apollodoros. 
49  Kallimachos. 

116 

316  Demokleides. 

15  Praxlbulos. 
B  14  Nlkodoros. 
jB13  Tbeopbrastos. 

108 

348  Tbeopbllos. 
47  Tbemistokles. 
46  Archias. 
45  Eubulos. 

117 

312  Polemon. 

11  Slmoiüdes. 
tflO  Hleromuemon. 
9  Demetrios. 

109 

344  Lykiskos. 
43  Pytbodotos. 
42  Sosig^enes. 
41  Nikomacbos. 

118 

308  Charlnos. 

7  Auaxikrates. 
C6  Koroebos.    C 

5  Euxenippos. 

110 

340  Tbeopbrastos. 
39  Lysimacbides. 
38  Gbaerondas. 
37,  Pbrynicbos. 

119 

r304  Pberekles.    r 
BZ  Leostratos. 
r2  Nikokles. 
1  Kalliarcbos. 

111 

336  Pytbodelos. 
35  Evaenetos. 
34  Ktesikles. 
•  33  INikokrates. 

120 

300  Hegemachos. 
099  Euktemon. 

98  Mnesidemos. 

97  Autlphates. 

112 

^332  Niketes.  ^^ 
->^  31  Aristophanes. 

121 

296  Niklas. 
95  Nikostratos. 

^  30^Arigto])ltoii . 

94  Diotlmos?  iUtix.  C 

f-- 

29  Kepbisopboii. 

93  Olyniplodoros. 

• 

113 

^'328  Eulhykritos. 
V  27  Hcjjemon. 
S*  26  Cbremes. 

122 

292  Pbilippos. 
91     -     — 
JX)    —    — 

t-^  25  Antikles.  ^ 

89    -      - 

572 


Anhang. 


III.     Alphabetisches  Ferzeichniss  der  bekannten  atheni' 
sehen  Eponymen  bis  auf  Sulla^s  Zeit. 


(Für  die  macedonische  Periode  mit 
Comra.  epigraphica   secuada  , 

'Jya&oxXvQOl  105.  4  5  163. 

3  (Joseph.  Ant.  I.  14) 
'  AyaoiagIC  Inscr.  n.  2035. 
'yiyvöd-eog  C.  Inscr.  n,  121, 
'AyyJoTjs  73.  1. 
^^dtifiavTos  75.  4. 
j4ioyQCiioQ  'JSrp.  agy.  n.  556^ 

Rltschl   Rh.    Museum   II 

S.  318. 
'jinearooldr^Q  69.  1  (Dlonys. 

Hai.  V.  37) ',  76.  3. 
'Melius  93.  4.         '.-1 
'u^/.naioi:  89.  3. 
'Mmßiädtis  PoU.  X.  126. 
'AXKia^evTjg  102.  1. 
*AfivviaQ  89.  2. 
'Jva^iHQaTTjs  118-  2j  125.  2 

(Pausan.  X.  22.  9) 
^AvTiyivt]g  93.  2. 
'AvzidoTog  82.  2. 
'Jvtl&eog   160.    1?'    Paus. 

VII.  16  extr. 
'^vTtxXTJg  113.  4. 
*^v%'i/nuyog  ^ E(p.  u.  219. 
^AvTioyldfjQ  86.  2. 
AvTina%Qog  97.  4. 
j4vTi(fiaTi]S  120.  4. 
*j4v%'t(pilog  Meier  C.  Eplgr. 

n.  66. 
j4pTi(fj(jjv  90.  3. 
*^7ioA;.o(ywpoff87.35l07.  35 

115.  2. 
'Aglfivf^otog  91.  1. 
'j^Qtoiiidrjg  72.  4. 


Benutzung  von  M.   H.  E.  Meier'» 
Halle  1854.  4,  p.  79  fgg.) 

j4oio%i(j)v  89.  4. 
AQtoT66f]itiog  107.  t. 
'^QiazoaXijg   43.  4   (Böekh 
C.  Inscr.  II,  p.  335) 

/^QlOTOXQDCTI^g    95.    2. 
Aotorofisvfjg    52.   3    (Diog. 

L.  I.  79) 

^j4QtoTo^evo<i  C  .Inscr.  n.255. 
' j4QiOTO(pävrig  112.  2. 
'y^Qiotofpwv  112.  3. 

'^QlGtWV  81.    3. 

'^ggevi^t^g  128.  1  (Diog.  L. 
VII.lO^vgl.Ritschl'sRh. 
Museumll  S.409  und  Zelt- 
schr.  f.  Alterth.  1845, 
S.  594) 

'y^gyed^^füSt^g  79.  1. 

^j4gyeXaog  'Ecp.  n.   1393. 

^ AgyeoTgaTldrjg  50.  4  Dlo- 
nys. Hai.  IV.  1) 

'Jgymg  90.  2^  108.  3. 

'' AgyjLunog  114.  '4^  115.  3. 

'Jaxelog  101.  4. 

'AoTixpiXog  90.  1, 

Aviood-ivriQ  28.  1  (Paus. 
IV.  23) 

^Ayuiög  ^E(p.  n.  386. 

'jtxpevdr^g  86.  4. 

'Aiprjcpion'  77.  4  5  vgl,  Böclsh 

C.  Inscr.  II,  p.  340. 
ßi(uv  80.  3. 

rXavxi^7;g  oder  FXttVxlvoQ 
852^  vgl.SchelberOAv/tTi. 
dvayg.  p.  69.  ^ 


Anka 


ng. 


TlavAinTiog  92.  3. 
rogylai  125.  1  (Vit.XOrat. 

p.  847 D) 
/ja/iuoing   35.    2     (DJoiiys. 

Hal.m.36)^49.  3(Böckh 

expl.  Piud.  p.  207). 
Ml&sos  98.  4. 
/Jr^fiirj'tQioQ  117.  4. 
JrjfÄoyivrjg  115.  4. 
/ft;fioi(XsiSfjg  116.  1. 
Jf]/iiox).rs  125.  ,3  (Paus,  X. 

23.  14). 
^tjfioaiQaToc:  96.  4 5  97.  3. 

^TJ/IOTIWV   77.    3. 

Jiöyvr.Tos  72.  1  j  129.  '^1 
(BöckhC.Inscr.IIp.305. 

^<o>r;.^ff92.4  5l23.2?  Vit.X 
Orat.  p.851  E5  vgl.  Zeit- 
sclir.f.Alterth.l836S.168. 

—  Kvda&jjvaieie  Meier  C. 
Eplgr.  n.  66. 

Jfo/iie^wv   Meier  C.   Epigr. 

n.  62. 
/JiovvoioQ  'E(p'  n.  365. 

—  6  /ifTct  Tlaoci/novov  C 
Inser.   n.   124. 

^^7^</o.88.l5l06.3^121. 

3?    Zeitschr.    f.    Altertb. 

1845,  S.  592. 
^ioTcirpr]g:  99.   I. 
/Jiö(favjo<:  96.  2. 
/i;(fiUgM.  3;  123.1?  Flut. 

V.  Demetr.   c.  46. 
/j()av.0)v   40.    1?    vgl.    oben 
'§.  102  n.  8. 

/iQOIitOK\tlÖr,<    76.    2. 

/Joo)nld7;s  34.  1  (Böckh  C. 
Inscr.  II,  p.  335)3  46.  4 


573 

V.      Sophist. 


(Philostr. 

I.  16). 

JvovlKi-Tog  (Böckh  C.  Inscr. 

II,  p.  343)102.3. 
'ElnivriQ  106.   1. 
^Efia/isiviov  87.  4. 
'Eniy.h':?  C.   Inscr.  n.1085 

vgl.  Ciarisse  Inscript.  tres 

p.  25. 
'EgyoyäoTjS  Meier  C.  Epigr. 

n.  66^ 
'Eg^rAXslofjg  58. 1  (Paus.  X. 

5.  13). 
Evalverog  111.   2. 
Evuvd'oGQ  99.  3. 
Evßovlidr^g  96.   3. 
Evßov/.os   108.    4    und   C. 

Inscr.  n.   115. 
Ev&innog  (Scheibel  l.  c.  p. 

62)  79.  4. 
Ev&vdijfioc  56.  1  (DIog.  L. 

1.68)382.3387.  2. 
Ev&vxQizog  113.  1. 
Ev&v/iiiv^?  85.  4. 
Eu&vroc  (Rangabe  Ant.  Hel- 
len.I,p.  180  3  Act.societ.gr. 

Lips.  II,  p.  435)  88.  3. 
EvH).e,St;g  94.  2. 
Eiii)S;g  (Clarlsse  epocb.Thu- 

cyd.  p.  21)  88.  2. 
EvKQÜir;g  47.  1?    Diog.  L. 

I.  101. 
EvKi^ftiop  93.  I3  120.  2. 
Ev^ivmnog  118.  4. 
Ev(f>rjiog  90.   4. 
Ev(fi).t]Tog  Meier  C.  Epigr. 

n.  66. 
EvyjxQiaTog  105.  2. 


574 


Anhang. 


"EyjyiQckTj?  Meier  C.  Epigr. 

p.  51. 
'Hyefictyog  120.  1. 
'HytoiQaroQ  55.  2  (Plut.  Y. 

Sol.  extr.) 

'Hy7]oiag    114.    1    (Arrian. 

VII.  28). 
'HvtoyJSf]g   41.  2    (Dionys. 

HaL  III.  46) 
'HQaaXeld>;e  Ann.  dell'  Inst. 

arch.  1849,  p.  162. 
'^paK^ffTog  Meier  C.  Epigr. 

n.  66. 
^Hqööotos  Meier  p.  38? 
6)£a;^£»'7;g(Prooem.lect.Berol. 
1848—49)  oder-/ J^;tf  78. 1 . 
QBluo^oyi^e  71.  4^  74.3? 
(Krüger  bist.  phil.  Stud.  I, 
S.  22)  j  108.  2. 
OeöSoTOS  98.  2. 
OeidoiQos  85.  3. 
Oeönofinog  92.  2. 
^OeocpiXog  (Böckh  Staatsh.  I, 

S.  680)  108.  1. 
—  f|Otot;MeierC.Eplgr.n.e6. 
OsöcpQaoTog  HO.  1  ^  116.  4. 
eegaiXoyog  'Ef/>.  n.  1056,  vgl. 
Ussinglnscr.  inedit.p.51. 
.  ©cffaaAog  107.  2. 
Oiiüv  C.   Inscr.  n.  254. 
0^5<)tA»7\  61.  4(Diouys.  Hai. 

IV.  41). 
Qoijdf]fiog   (Böckh  Staatsh. 

I  S.  680)  106.  4. 
Ov/.ioyägt]g  'E(p-  n.  322. 
'/uoojt' 163.4?  Phlegon.  mi- 
rabil.  c.  10. 


'läocov  6  fieta  IloXvKXsitov 

'Etp.  n.  Ii57. 
'leQo/iVtjfmv  117.  3. 
'I&vAi]s  95.  3. 
" InnuQyog  71.  1. 
'Innod'äfiug  101.  2. 
'In7ioKXaidt;c  53.  3  (Marcel- 

lin.  V.  Thucyd    1). 
'/aß/öowg  68.1  (Dionys.  Hai. 

I.  74^  V.  1). 
'loaioe  'Ecf.  n.  1364^    vgl. 

Meier  C.  Epigr.  p.  84. 
" laagy^og  89.  1. 
K.aXa!iimv1      Weissenborn 

Hellen  p.  188^  Rehdantz 

Iphicr.  p.  153. 
KalUag  (Böckh  Staatsh.  II, 

p.  80)  100.  4. 

KaniäfUr^g  75.  1. 

KaXXidQyog  119-  ^' 
X«AA/«/81.1^92.1^93.3. 

—  'JyyeXii&ev  'E(f.  n.  24. 
Kallluayog^'^.  3^  107.  4. 
KaXh/icr.övs  105.  i,    140? 

Ussing  n.  59,  vgl.  Meier 

C.  Epigr.  p.  86. 
KaXXIoTQarog  106.  2. 
K.^ßgiel  74.  4?  Krüger  Stud. 

I  S.23^  Act.  Soc.  gr.  I, 

p.  174. 
Kf](pio6d'oTO£  105.  3. 
^»;r/)/(TO(ywßOc:103.3^114.2. 

Kr,(piöO(p(äv  112.  4. 
KXeio&evtjg  67.  3? 
KXeoKgiTog  91.  4. 
KXenfiayog  C.  Inscr.  n.  111. 
KövMv  79.  3. 
KSgoißoQ  118.  3. 


Anhang. 


575. 


KgaT'Tji:  86.  3^  vgl.  Böckh 
Staatsh.  II,  S.  342. 

Kqsu)!  24.  2 5  s.  oben  §.102. 

Kgm'ccg  46.  1?  vgl.  Böckh 
C.  Inscr.  II,  p.  336. 

KtTjOiKh^g  m.  3. 

Xco/u«?  55.  1  (Plut.  V.  So- 
Ion,  extr.) 

AuKOaiidr,?  73.  2?  Schol. 
Aristoph.   Acharn.  220. 

Jäyri^  95.  1. 

Aeo'wTQuxos  27.  2  (Dlonys. 
Hai.  III.  1)5  74.1^119.2. 

Aea}y<xg7]g  Meier  C.  Epigr. 
n.  68. 

jiVKlOKOS   109.    1, 

Avoaviae  78.  3  5  84.  2. 
JvaiS-soc:  78.  4. 
AvoiKQcnrjg  81.  4. 
^t;Gi^ax/()7;?  83.  4  5  110.2. 
jivoi ^layos  86.  1. 
jdvßioTQUTog  78.  2;  102,  4. 
MeyaxXijs  42.  1?   Plut.  V. 

Solon.  c.  12. 
il!/£r6)(paT9;ffC. Inscr.  n.  178. 
—  'Oij&tv  Meier  C.  Epigr. 

n.  66. 
Mivwv  76.  4. 
Mrjd'eioc  Meier  C.  Epigr.  p. 

50.  87. 
Minüiv  94.  3. 
MilTiuÖr;^^^.  1  (Paus.  IV. 

23.5)5  30. 2  (Paus.  VIII. 

39.   2)5  ai.    1    (Dionys. 

Hai.  VH.  3). 
Mv'r]aiSf]iiiog  120.  3. 
Mvf]ai9€i(Jf]g  80.  4. 
MÖXow  104.  3. 
MoQvyJör^Q  85,  1. 


iUr^poc?  70.1  (Dionys.  Hai. 
V.  50). 

Mvoityjdfjs  98.  3. 
Navoiyiv7]g  103.  1. 
NoiVGiHQ(xT7]g'i  KirchhoflFim 

Suppl.z.Miitzell  Zeitschr. 

f.  Gyinu.   1853,  S.  49. 
NavaiviY.og  100.   3. 
JSiuiyjiog  115.   1. 
Neöftayogl  'E(p.  n.  228. 
NinuvÖQoe  'E(p.  n.  855. 
Niyifjxrig    (Rh.   Mus.   VIII. 

S.  122)  112.  1. 
—     Sna/iißMviÖT^s  Meier  C. 

Epigr.  n.  66. 
NiHiag  121.  1. 
Nizö^Viuog  74.  2. 
Nixöd'ißQog  116.   3. 
NiHoyiXijg  H9.  3. 
NiKoy.QÜT'}]g  111.  4. 
Nmojitccyog  109.  4. 
N/^oaT^aTo?  121.  2. 
NtxoTtXfjg  97.  2. 
Nmötfjrjtog  104.  4. 
Mkwj/  100.  2. 
Aäv&tnnoQ  75.  2. 
Aevairetog  94.  4. 
Aeviagl  Vit.X  Oraf.p.  850; 

doch  vgl.  Schäfer  im  Phi- 

lol.  IX  S.  165. 
"OXßiog  'Eff.  n.  369  5   vgl. 

Eöckh  Staatsh.  I,  S.  260. 
'OXvffnif')d'o}()og I2l.il  Zeit- 

schr.f.Alterth.l845S.592. 
fJugäfiovoi;  C.  Inscr.  n.  124. 
nedtevg  82.  4. 
/7«/doj7;^.oc.' 128.2?  vgl. Zeit- 

schr.f.Altcrlh,  I845S.594. 


Anhang. 


IJei'aavSgoc  91.  3. 

/76/o/a7()KToe27. 4(Paus.  II. 
24.  8)5  64.4?  Hall.  En- 
cykl.  III.  i5,  S.  61. 

ni€ioT(xivocC.lnscr.u.37A. 

TloXeiubDV  117.  1. 

noXvC^los  103.  2. 

ITokviiXenoc  ^E(p.  n.  1457. 

TfokvoTQaxog    ^E(f.    n.  355. 

HoXvyaQ  jiiosl  QAc.  Xit.\  .i.i . 

TloaeiSwviog  ^Etp.  n.  590. 

n^a^ißovXog  116.   2. 

IJQa^isgyos  77.   2. 

IJgaitTfhjg  84.   1. 

/7()oxA^<rMeierC.Epigr.n  37. 

nv&ägatog  127.  2  (Dioff.  L. 
X.  15).  ^      ^ 

nvd-iag  100.   1. 

nv&öd7]log  (Böckh  Seew.  S. 

19.  439)  111.  I. 
nv&SdoTog  109.  2. 
nv&6do>Qog  87.  1  5  94.  1. 
Hv&öy.Qnog  71.  3. 
HyggiMv  98.   1. 
^iXfvxoc  ^E(f).   n.  556 5  vpl. 

RltschlRh.Miis.il,  S. 319. 
2iitmv  (C.  loser.  II,  p.  336) 

47.  3. 

2ifio)vi^f]g  117.  2. 

ÄAwj  46.3  5  vgl. oben  §.106. 

2ovvt<xd'r,c  (Böekh  C.  Inscr. 
I,  p.  234)  95.  4. 

2tgaxo)iXrg  88.   4. 

Urgdxojv  'Efp.  n.  241. 

EiuöiyfvTjg  109,   3. 

ÜMniHgÜTrs     Ross     D 
n.  16. 

2ujaioigatog  81.  2, 
TifmQyid7]s  83.  2. 


emen 


TijuoyiX'^g  84.  4. 

2\fi,oy,gaxi]g  104.   1. 

Ti/iioodevfjg  75.  3. 

T'ioavdgog  Mareell.  V.  Thu- 
cyd.  3. 

TXrjii6Xe/iog  79.   2. 

TXi^öiag    (Schubart    praef. 
Pausan.  II,  p.  xxx)  24.  4. 

'r/i?()/A/j7;c  72.  2. 
^aidwv  76.   1. 
'Paivinnog  72.  3. 
^uvagyjdyg'i  C. Inscr. n. 113. 
^uvöotguTog  99.  2. 
^sgsxXi^g  119.   1. 
^iXinniÖ7]g1    Ross    Demen 

n.  21. 
fpiXtnnoc48. 1  (Clem.  Alex. 

Stromat.  Ip.331);71.25 

122.  1?  Meier  C.  Epigr. 

p.  89. 
^iXiüHog  83.  1. 
0/AoxA^,'8O.2  597.l5ll4.3. 
^iXoy,gätr^g  73.  4. 
^iXöfißgoTo^m.  2  (Flut.  V. 

Solon.  c.  14). 

0/;.6i'fw??  'i?97.  n.  1080. 
0o()n,/'a)7' 46.  4  (Schol.  Arl- 
stoph.  Pac.  347);  96.  1. 

4>gaGiMXeiöijgm.i'^   102.2. 
0gvi'iyog  HO.  4. 
Xaßglag  91.   2. 
Xaigsfpävi^g  82.   1. 
Xuigöivdag  110.  3. 
Xagrjg  77.   1. 

X«()/afc?  C.  Inscr.  I,p.  909. 
X«p<xAf/(j7;?  104.   2. 
JY«pn'o?  118.  1. 
Xagicui>(^gog   101.    1. 

Xlwv  103.  4. 
Xge/iitjg  113.  3. 


Anhang. 


577 


IV.     Die  attischen  Phylen  mit  ihren  bekannten  Denien 
nach  Leake  und  Ross. 

(A  bezeichnet  die   Lage   in   der   iVähe  der   Hauptstadt  oder  uarrj  und 
nfrftoy;    P   die   llugui-ia,    M   die   Miooyairi,    ü   die   /diux^iu.) 


I.  Ereehtheis. 
^ygvXrj  {-evg  oder  -'ijdsv) 
od:OyQvX7^{Püns.S.i7.5]1 
doppelt:  y.a&vneg&s  «nd 
v?i(V€oß'e,  späterAttalls?  A 
AvuyvQovs  {-äoios)  auch 
IX.    P 

Evwvv/iila  oder -/iov(-/t£vs). 

Or]/iax6g{-€vs)  später  Antl- 
gonts  und  Ptolemais. 

Kr^d'oi  (tK  KtjSojv). 

Kr^cpiGiä  {-evs).     A 

y^aßmgai  {-sv<:)  na ävn£Qd6 
und  vnev€Q&e.     P 

Tlajiißwtädai. 

Uegyuöfj  {-£vg  oder  -TJ&tr) 
XK-üvneg&e  und  vnt- 
vsg&€.     A 

^vßgldai. 

0r^yovg  {-ovoioq)'     D 

X{«aTfeic  oder  XtTwvtoil  s. 
G  rote  f.  p.  37  und  dage- 
gen Bröndsted  Reisen  II, 
S.  261.) 

II.     Aegeis. 

^AyxvXi^  {-fvg  oder  -rjd-ef) 
KcixfvTJfod-eiindv'ntveg&e: 
auch  X?     A 

'AXy  oder  '^Aa/  (-ca«r'?) 
^Agccfpijvl^eg.     P 

*Aga(f7;v  {-fjviog).      P 

Baxfj    {~i;d6v). 

JÖoi;Tä()"a/,Stepli.  doch  9.  VI. 

I.  R<l.  4.   Aun. 


FagyfjtTog  (-/oc).  M 
^//o/<£/ß(-£t)<^oder-«f£i;f).  A 
'^gi'y.eia  {-f.evg). 

Egyitt   {-i£vg)  auch  IX. 

Eartaia  {-cctevg  oder  -«i- 
6d'£v):,h.  Phot.  '/öTi'a?  A 

Inccgiu   (-nvg).     A? 

KoXXvxög  {-evg).     A 

KoXiovög  {-ijd-ev oder  sn—ov) 
auch  IV,  aber  nicht  mit  X 
zu  verwechseln  5  s.  Böckh 
Slaatsh.  II,  S.  303.     A 

Kviiavtidai    sp.  Ptolemais. 

MvggtvovTTT]  (in  -»;?)• 

'Orpur?;  (-«vg).     P? 

nX(j)&£ia  {-evg)>    D? 

Z«/^(»a?oder  Tid-gctg{noiog) 

0rjnUi{~at£Vg)  auch III  uud 
IX 5  später  Hadrlanis.    D 

0iXaUai     M? 

XoXXei^at,  auch  IV.     M? 

III.     Pandionis. 

^AyyeXr  {-r,&av). 
Ai^wvf'j ,    Schol.     Aristoph. 
Vesp.  G95^  doch  s.  VII. 
rgnia   {-af.t>g).     D 
KaXerefigl  C.  Inscr.  n.353. 
Kov&vXi]  {-avg)  sp.  Ptolem. 
Kvöu&ijvatov  {-evg).     A 
Kvd-r^ggog  (-/oi.).     M? 
Mvggivoi'g  {-ovoiog).     M? 
Oo 


578 


Anhang. 


"Oa{-ad^£v  oder  -asvs)  spä- 
ter "J2a  z.  Hadrlanis.    M 

Haiaviä  {-isvs)  itad'vnegS-e 
und   vnivfQ&e.     M 

TlgaGtai  {-/evg).     P 

IlQoßäXivd-og  (-Xt'öioe).     P 

^TeiQtd  {-tevg).     P 

4*t]yuia  s.  oben  II.     D 

IV.     Le  Otitis. 

j4l&aXiöai  sp.  Demetrias. 
AXifiovg  (-ovaios).     A 

''^(ptdru,  {-aiog)  auch  IX5  spä- 
ter Hadrianis.     D 

JetQudtg  {-di(a%f]g).     M? 

EhuXt]  {-ij/dev  oder  -log'i) 
sp.  Ptolemais.     D 

JEvnvgidut.     A 

Kr]T'iög  {-log). 

KoXwvog  s.  II  oder  X? 

Kgwnitt  (-/%).  (A?  Thu- 
cyd.  II.  19). 

jievKovörj  {-oevg). 

iWapofi9^wa/,Stepb.Byz.  ^doeh 
s.  IX  und  Näke  Opusc.  II 
p.  99. 

Olov  (e'l  Oi'ov)  Kegccfuixov.A 

Tlutovidai.     A 

nrjXrjueg.     A 

UoTafiog  {-log)  xa^vnegdi 
und  vneveQ&E.     P 

^Ha/iißüivldai.     A 

2^ovVio»'(-/£i^g)sp.AttaUs.P. 

J^oAAt/(J'a:£  auch  II.     M? 
—  •&6vu)t'i  C.  Inscr. n.28l. 


V.     Akamaniis. 

'Ayvovg  (-ovatog)  sp.  Deme- 
trias und  Attalis.     M 

Ei(jf.aiSai  oder 'Hgeoi^ai.  A 

EiTea  oder  '/t«'«  (-eaiop)  ^ 
auch  X?  vgl.  C.  Inscr.  I, 
p.  308. 

"Eg/ttog  (-eiog).     A 

Oogtxög  {-(Htos).     P 

Ifptaxiädai  {oder'  HcpatGTiä- 
dail)     A 

Kega/ieig  {ix  K.)  oder  jSTc- 
gaßeiHog.     A 

K€(puX7]  {-t]&ev).     M? 

KUvvva  {-evg  oder  -o^fj/) 
früher  VII. 

Kvgtiudai    oder  Kvgxeldat. 

nögog  {-tog  oder  -«^^). 

ngoonciXztt   {-log).     P 

Z(p')]%TÖg  {-log).     M 
^oAa();/off  (-evg). 

/^/.     Oeneis. 
Ayjagvai  [-evg).     A 
BovxäSai  sp.  Ptolemais. 

Eni^rnpioia  {-log).     A? 
0()m  (-ao/o?).     A 

Keigiädai  nach  Bekk.Anecd. 

p.  2165  doch  s.  VIII. 
Ko&üiKidai. 
Aamäöai.    A 
AoVGiä  {-tevg). 
-M6A/T»?Steph.,doch  s.  VII. 
"Ot;  {-fjd^ev).     A 
üegi'&oläat. 


Anhang. 


579 


ÜTEXia  {-Küioe)' 
TvQliuidat  sp.  Attalls. 
^vh]  {-äoiog).     A. 

VII.     Kekropis. 
"u4d-fiovov   {-£vg)   sp.  Atta- 

üs.     A 
Ail^vt]  {-evg).     P 
'Alai  {-aisvg)  Al^oivideg.  P 
{Jada/iäratl  Bekfc.  Anecd. 

p.  240). 
/fatdaXi'dac. 

^Enamidai  oder  \Enieiv,iSai. 
K'mvvvu  späterV^s.C.Inscr. 

I  11.  172. 
McA/tt;  {-fvp)  auch  VI?     A 
AvneTt]  (-ßfcwr-oder-fw^').  A 
ni&og  {-st'g)' 
HvnuXr^TTog    {oder    -VTTog, 

Meier  Comm.  epig^.  p.27) 

{-log). 
Toiviftein   [-fievg].     D. 
^Xv(x  oder  ^Xvy  [-evg  oder 

-ij&iv)  sp.  Ptolemais.  M 

VIII.     Hippothoniis. 
^AyQiäduil     Bekk.    Anecd. 

p.  34}i^  oder  AvQld'ui'i 
'A^r^viü  {-€vg].     P 
*  A,iia^ccVTeia{-evg  oA.-aievg) 
^ Avanaia  [-uuvg)- 
^Ayegdovg  [-ovotog]. 
/JexiXeia  {-evg)-     D 
'EXuiEvg  (Stepli.) oder  *£•;.«/- 

ovg[-ovatog)  sp.Hadrianis. 
''EXeva'ig  [-iviog].     A 
*jBpotaJß<,aucliX,v{jl.Böckli 

Secvv.  S.  377. 


Ov/iairddcif.     A 
Ktioiadai,  auch  VI?    A 

KoiXt]  [ea  -Tjg).     A 
Köngog  [-eiog]. 
KoovdaXXog  [-evg).     A 
Oivöi]  [-vulos)  sp.  Hadr.  A 
OJov  [ii  Oi'ov)  /jay.eXeiy.öv.  D 
Il6iQuievg[-evgodieviiin.).  A 
Z(pev8uXrj  [-evg).     D 

IX.  Aeantis. 

'AvayvQOvg  {-doioc)  Schol. 

Plat.Theag.p.  127  5  sonst 

auch  I.     P 
"Acfiö'va  (-aJoe)auehlV,  sp. 

Hadrianls.     D 
'Egyiä,  Schol.  Plat.  Alclh. 

p.  123  5  sonst  II. 
QvQYWv'iöai  sp. Ptolemais.  D 
KvyiaXci  [-aiogi]' 
MciQu&o'jv    {-(jjviog)-)     auch 

IV?     D 
Otvörj  [-valog)   verschieden 

vonVIII^sp.  Attalis.     D 
neggidai  später  X.     D 
'Puftvovg  [-ovoiog).     D 
Tixayiiöui  später  X.     D 
Totxögv&og  [-voiog).     D 
fPäXi-QOv  oder  4>uXr^Q(',g  [-evg) 

nachGrotef.  in  Zeitschr.f. 

Alterth.  1836  S.  1040  frü- 
her X?     A 
^^^'a/ß  s.  auch  II  und  III.  D 
Wa(fig  [-id};g).    D 

X.  Antiochis. 
'AyyvX^  {-ij&ev)'i  C.  Inscr. 

n.  172^  doch  S.U. 
AiyiXtü  {-levg)'     P 
Od  2 


580 


Anhang. 


* A^Mfienfj  i-r^d'sv).     A 
AfKfiixQoni]     (-a/cv?     oder 

-ij^tv].     P 
j4vä(fXvojo(:  [-tog).     P 

Ai7]vi]  [-Evg]  sp.  Attalis. 

^^oft(-a<£U(:)sp.Hadrianis.P 

'EQQtädai  s.  VIII. 

Eiziu  8.  V. 

öogai  [-aiEVs]'     P 

Ko)mvüs  [-evg  oder  -iidei'1) 
sp-  Ptolemais ,  aber  yer- 
schieden  von  II  (ci;'o()a?off, 
Ross  Demen  S.  II).     A 

Kqioju  [-mevg). 

■AfKnov  [-log). 

Aivuonvoa  (-a/off?). 

MeXatva'i   [-avg).     A 

nuXXi]vt]  [-£vg).     M 

Tlevrelf]  {-7]&ei').     M 

neogiSat  früher  IX.     D 

2f]/it,ayidai.     D 

Tnaxidat  früher  IX.     D 

^aXi^QOV  sp.  IX.     A 

«?^y()i'...C.Iiiscr.n.275;ob 
4>VQQtvtjotoi1  Bull.  Arch. 
1848  p.  37. 

Dazu  noch  später: 

Evvoaiid'ai  und  "^Tnojgeia 
z.  Antig;onis. 


Beofvi'AiSai  (oder  Bsgvixl- 
ö'ai,  Göttling  Prooem.Jeo. 
1854)  und  Tixgoeig  z.  Pto- 
lemais. 

' AnnXlcoviüg  z.  Attalis. 

' AXelavdgslg  z.  Ahamantis? 
Ross  S.  27. 

{/ii  be  stimmt: 
'  Avuioil  Hyperides  pro  Eu- 

xenippo  p.  3. 
^L'p/()a/  C.Iuscr.n.594.595^ 

vgJ.  Boeekh  att.  Seewesen 

S.  285  5  ob  VIII? 
Boio'nioi  ?  Demosth.  Lacrit. 

§.13  5  vgl.  Ath.  XI.  72. 
rt(f)VQslg    Etym.    M.  5    vgl. 

Böckh  Seew.  S.  576. 
'EUeig  Etym.   M. 
'Enizgoni)  C.  Inscr.  n.  626. 
ExeXtdut  Steph.   Byz. 
MiXr^Togl     Ross  S.  46. 
Ointui  Arcad.  p  99.H  5  vgl. 

Philol.  V,  S    689? 
nanuXrj  Ross  S.  89, 
SnögyiXog  Steph.  Byz. 
XeXiÖMviül  AtcuAy^  995  vgl. 

SauppeEpist.  crit.  p  134 

und  Meinek.  Exerc.  philol. 

in  Athen.  I,  p.  40. 


Register. 

(Die  erste  Ziffer  bezeichnet  den  Paragraphen,  die  zweite 

die   Note.    —      Griechische   Wörter   mit   Spir.   asper    s, 

unter  H:  Namen  mit  K  vor  e,  i,  y  unter  C.) 


Abanten6,14i77,18. 
Abdera   78,   26. 
Abstimmun-g  inSp.25.6. 

—  in    Athen    130, 

—  der  Richter  143,2. 

—  in   Achnja    186,  14. 
Abydus  78,    19. 
Achaeerß,  17;  7,  8;  17, 

10;   33,   3. 

—  Bund    185  fgg. 
AchaeischeColonienl8, 

16;    80,    10. 
Achaeusl7, 10;  96,  5. 
Achaja  36,  18;  42,  13; 

56,13;74,12;t8l,9; 

189,  5. 
Achniaden  97,    1 1. 
"^(f««   124,  2;    133,3. 
Adel   57,  5. 
Adimnntus    166,    18. 
AdniiraUchiflF  152,  5. 
Adoption  99,  15;  119,7. 
'Advvaxoi   152,   14. 
Aeantiden    ICT],   9 
Aegeu8  92,9  5  95;  5,9; 

96.   12. 
A«gialea  17,  5  ;  96,  5. 
Aegident5,16}24,22} 

79.  16. 
Aeginiius    16,  4. 
Aegina  18.   11;  33,   9j 

36,  17}  112,4;  117, 

6;  176,  14;  186,19. 
Aegium    18G,    1. 
Aegoiipotauios  Schlacht 

166,  18, 
Aegypt.  (Kolonien  4.10. 

—  in  Athen   91,    15. 
'AnvuvxHt  87,  G. 
'AiiaiToi   127,   16. 
"Autfvyia  9, 16;  124,  4. 
Acltestc  8,  17;   56,  3. 
Aenianen    12,   12. 
Aeuu8  76,  16. 


Aeoler  7,   9;    15,    10. 

—  in   Kleinasien  76. 
Aepytus  20,  4. 
Aeschines    173,    12. 

—  in   Sicyon   65,   6. 
Aesymneten   63,    9. 
Aethiker  6,    16. 
Aetna  84,    12. 
Aetoiien  3,  12;    15,6. 
Aetolier   13,  6;   14,7; 

50,  12;    182,   15. 

—  Bund  183.  184. 
Agaens    18,   8. 
'Ayu&ofQyoi  29,    17. 
'AyxtOTiia  1 18,  4  ;    1 19, 

12. 
"Ayü^ai  22,  4;  26,  4. 
Agesilaus  39,    12;    41, 

12;  49.  5. 
Agesipolis   IIl   50,  3. 
Agiaden  20,   5. 
Agis  32.   1. 

—  11   174,  9. 

—  III  49,  10. 
'Aywyrj  25.    12;  26,2. 
Ayü)v  Tiftr^TOi  und  uvi- 

iutiTo<:  143,  7  fgg. 
'Ay()a(piov  dUi]    124,  7. 
"AyQiKfoi.   vo/xoi  5,    1.5; 

51,  10. 

Agraulos  (Hain)  121,6. 
Agrigent85,  11;  88,2. 
AgyrrhiuR       128,       13; 

170,   11. 
Ahnenstolz  57,  5. 
Aldfinüai.    104.    11. 
A'i-yi>toQfi:<;  94. 
^Ixiuq     dixTj      135,     9; 

143.  6. 
Aknnthus  81,  4. 
Akarnanier     177,     10; 
!_    183,  8. 

V/xo;/i'^tt(iTi'()*ri'142, 15. 
'Axoo/.ti(t  21 ,  18. 
lAkrae  84,  15. 


Akraephia   179,  9. 
Akrisius   14,  2. 
Akrokorinth    188,  6. 
Aktaeus  92,  2  u.   6. 
Axzaiui,  TiokiK;  76,14. 
AxT^  92,  9. 
AlaricL    190,    14. 
Alcibiade8  38,  14;  111, 

20; 157,  15; 163,15; 

166,  8  fgg. 
Alcidamidas  82,    10. 
Aletes   18,   10. 
Aleuaden36,14;  178,8. 
Alexander     d.     Grosse 

174,  3;   182,   10. 

—  ▼.  Pberae  172,  13; 
178,   19. 

Alkmaeoniden  101,  10; 

103,9;  106,3;  110, 

7;   163,   1. 
Alkman  31,   17. 
'Akoyiov  y^ntfi^   154,  7. 
Alopekonnesus  76,   16. 
Alter,   gesetzliches,   in 

Sparta  25,  7. 

—  in  Athen  121,8;  123, 
3;  für  Beamte  149,8; 
zum  Kriegsdienste 
152,   13. 

—  in  Achaja  186,  3. 
Altersehre  in  Sp.27,19. 
Alterthuuisvrissenschnft 

1,   3. 
Althiimenes21,7;  79,6* 
Alyzia  86,  3. 
Amarynthns   12,  6. 
Amazonenkrieg    97,  2. 
.Ambracia  65,  9;  86,  5. 
Amisus  78,   10  u.  17. 
Amnestie  71,6;  168,  9. 
Amphiktyon  12,3;  93,2. 
Aniphiktyonen    12 — 14. 
Ampliilochns    76,   3- 
Ainphipolis  76,  3  ;  86, 

14;  172,  17. 


582 


Register. 


'Antpiaßi^TiXv    140,   14. 
Amphisa    13,   5;    173. 

17;  184,24;  lS9extr, 
Amtsiocale   138,   14. 
Amtszeit  149,    10. 
AmyMae    18,   13. 
—   in    Italien   80,  2. 
AiDynandriclen    98,   7. 
Amythaoniden    17,    11- 
^KtöctOfioq    63,    1. 
u4v(tdi.xo^  dUi]  145,   6. 
"AvnyxTj    142,    7. 
Avaiödu    105,    15. 
'AvüxQiatq  141,  4. 
Anaktorium   86,   4. 
Anaxilas82,  12;  83, 10. 
Ancaeus   77,    10. 
Andocides?   163,   17. 
'Ayii(}n:f(  22,  5. 
Andreas  65,  3. 
Androkles    165,  7. 
Androklu.s   77,  2. 
Avö^okTjxpLa   104,   7. 
Andropompus    101,   8. 
Aiidios  77,  4  ,•  81,  4; 

172,  4. 
Antalcidas40,ll;  41,1, 
Anlandrus    176,    14. 
Antbedon    179,  3. 
Aatbela   14,   1. 
Av9vn(DfionUt  144,   14. 
'Aviidoüiq   162,   19. 
Antigonia   187,  7. 
Antigonis  175,  8. 
Anligonus  Doson  49,14; 

183,  17;  187,  6. 

—  Gonnatas  175,  21; 
185,  6.  ^ 

AvTiyqacprj    141,   2. 

vTiyQuff/nq    127,    19; 
,151,   16. 
Avnhr/fZv    145,    1. 
Antiochus     v.      Svrien 

184,  19. 
Antipater   174,    17. 
Aiitipbemus  85,   4. 
Antiphon    166,   1. 
Anlipbus    15,  9;   79,  5. 
Antiquitates   1. 
ApTiTtfiürjOui  143,  9. 
Avrwfioniu   141,    3. 
Antonius    176,    14. 
Anwalte    142,   17. 

—  öffentliche  131,  11; 
132,  12;  133,  12; 
154,  15. 


[Anytus  160,  9;    168,  1. 
Aonier  6,    16. 
'A7tuyojy,}i21Aii  137, 

9;   139.   14. 
'^.1«^/«^  74, 4;  151,11. 
Apaturien  99.10;  101,7. 
'AnfXft'&fQog   114,    14. 
Aniviaiu.Ofiöq  104,  1  1 . 
A(f,nfiiünai  22,    10. 
^AquÖQiaTn'iovztq      179, 

11;   182,  13. 

'A(f(llijq  149,  9. 
'AiffToq  127,  1. 
'AqiiÖQVGiq    74,    2. 

Aphobetus   174,  6. 
Apia   17,  5. 

A:io/n.(joToviiv    12S,  2; 

154.  2. 

Apodekten  151,  7. 
AnoyQcqidv  105,  9. 
'A7ioyQn(f7]\21A\;  126, 

3;  136,  13. 
Apokleten    184,   10. 
Apollo   7iaT(jdJoq  96,  8; 

100.  4. 

A^oHodorus    170,   15. 

—  von  Kassandrea  72,5. 
ApoUonia  amAous86,6. 

—  am   Pontus  78,   22. 

Anojfiooirx    132,   4. 
'An6(puatq  109,    11. 
Anoipogä  19,  6;  28,8; 
114,   13. 

'A7lO(pQ(tq     127,     1. 

'A:ioaraoioii  rftxTj^l  14,18. 
'Anoarokiiq    171,   20. 
Appellation     102,    13; 

140,  16;   145.  2  fgg. 
An()rtyftoniivr^    123,   6; 

160,  11. 

j'^.T^öaxAjyro?    140,   5. 
I  AriQoatuniov         ypu(pn 

I      115,  8. 

Aratusl75,26,l85,9; 
\      186,  17;   187,  3. 

Archaeanaktiden78,23. 
I  A(j/aioXoyiu    1,    1. 
'^'A^/ai()fniiti,     121,    8; 
148,  3;  152,  2. 

Arcbanderu.Architeles 
17.  10. 

'A()y^  125,4;  147.  10. 

Archias  75.  6;   84,  6. 

—  V.  Theben    180,  14. 
Archinus    168,   2- 
Architheorie   16 1,    11. 


'Archiv   127,   7. 
A^X''>*V'^  126,  14. 
Archonten  56,    16;    in 

Athen  99,5;  100,4; 

102,  1  ff.;    107,  9; 

109,  1;  124, 13; 137, 

7;  I38,2ff.;149,  6; 

154, 1;  161, 14; 162, 

14;  175,7;  176,22; 

IQ  Boeotien  180,  16- 
Ardettus   134,  9. 
Areopag  105, 8  ff.;  109, 

2  ff.;    160,  3;    168, 

12;   176,  10. 
Areshügei      102,      18; 

105,  4. 
AfjfTT]  57,  4. 
Areus  49,2;  175,  22; 

183,  13. 

'Agyadliq   94- 

Argantbonius   78,   28. 

Arginussen  (Schlacht) 
130,  11;   166,  15. 

Argivische  Amphiktyo- 
nie  12,  4. 

Argosl7,5;20,llfgg., 
33,2fgg.;36,13;38, 
14;  56, 13:66,12:71, 
5;  186,  18;  190,  8. 

"Agyoq   6,    8. 
AQyvijoXoyilv   165,   3. 
Arimer  82,  2- 
Aristaenus    188,   5. 
Aristide-s   112,  7;    155, 
5;  156,,  8;  157,  14. 

AQi.ffxivöl]v    58,    4. 
Aristion    176,   7. 
Aristodemus  v.  Cumae 

82,  6. 

Ariftogiton    174,   7. 
Aristokrates   166,    4. 
Aristokratie   57  fgg. 
Aristomachus     18,    8. 
-    V.    Argos    186,   18. 
Aristophon  118,9;  169, 

13. 
Aristoteles  3,  3. 
Arkadien  7,  12;  13,6; 

17,4;  32,1;  42,6; 

77,23:177.6:184,5; 

187,  2:  189,  14. 

Arne   15.   11. 
Aroe    189,   17. 
Asklepiaden   5.   16. 
'AofßfKi  105.  5. 
^'Aanovdoqnöhfioq  10,3. 


Register. 


583 


Assus  76,  14. 
Astakus  86,   12. 
Asterius   21,   3. 
Asteropus  45,   9. 
"Aaxi:  97,   7. 

'AaTVyi'f40t     150,     10. 

Asyle    10,   9. 
'Anvkia    11 6,    6. 
^Azfliia    116,    5. 

—  Xaxovoyiüv  l62,  15, 

—  aTQaTiiu(;   152,    15. 
Athen  97,   7. 
Athen's    Colonien    86, 

23  %g. 

—  Hegemonie    36,  7; 
42,11;156,5;169,8. 

Athenae  Uiades   91,4; 

96,  5. 
Athenais  93,   12. 
Athene   9l,   6. 

—  Polias  92,  2. 
Atlienion  176,  6. 
'A&koOiT(uibQ,^;  161, 

14. 
'Aji/iTjToi  uyojv  137, 12; 

143,  8. 
'ATiftia   124,  3  flP. 

—  bedingte    l32,    10; 
143,  16. 

Atlantis   91,    3. 
Atriden    17,    11. 
Attalis   175,    10. 
Atthiden   3,   3. 
Attika    11,   8;   91    fgg. 
Augustusl4,l8;5ü,l8; 

176, 14;  184,  23;  189, 

15;   190,  1. 
Aushebung   152,    12. 
Ausstattung    120,    10. 
Austrägalgerichte    116, 

11. 
Auswärtige      Einflüsse 

4.  9. 
Autochthonie7,  12;  91,' 

12. 
AvTonQÜxüiQ    125,    12. 
At'Toyofxiit   41,    1. 
AvroTiXdi;  55,  6;   102, 

11. 

"^lovfc  107,   1  ;  163,2. 

üakcbiaden     56,     16; 

59,  4. 
5«v«.ao.27,  9;  52,  13; 

57,  7. 

BiJutuOqov   144,  8.  ' 


Bi'iQßu(joq   6,    1. 
Bartbelemy  2,   8. 
Büaa*o<;    141,    15. 
BuoD.fioq    oroü   109,  4. 
Baoikfi'q  8,  3  ;  56,  14  ; 
102,  2. 

—  (af?'^>')105,  2il38, 
7;  161,  14. 

BaaiXii  caroq   56,   5. 
Battus  79,  17. 
Beamte   53  —  55. 

—  in   Athen    124,    13; 
I      125,  1;  137,  2;  139, 

2;  147-154. 

—  in  Sparta  24, 15  fgg. 

—  inBoeotien  180,16. 

—  in     Aetolien      184, 
8  %g. 

—  in  Achajal86,8fgg. 
Befestigung       Sparta's 

49,  4. 
Begnadigung    124,    19. 
Beisitzer  138,15;  148, 

11  ;  154,  10. 
Bekränzung    126,    17; 

154,  18. 
Berathende  Gewalt  53. 
Bergwerke      126,     10; 

136,  9;  156,3;  162, 
20. 

—  Klagen    146,  8. 
Bestechung   160,   9- 

—  inSparta45,  14;  46, 
20. 


Bovkrj  55,  7. 

—  in  Athen    125  —  127. 

—  in  Achaja   186,  2. 
BovkulrfTTuoit;  119,  1  1. 
BoiXfini(;     105,    5. 

Boi'XivTrjiJiov  127,  2. 
Bov/.fvitxov  53,   10. 

BovXö^fyoq    (o)     ot?  i'|f- 

nr^  124,  2;  135,  6. 
Bra«idas38,  11;  39,4. 

Boaaiöiioi  47,   7. 
Brea  86,  25. 
Bruttier  82,    16. 
Brytiden    100,    1. 
Bürgen    126,   5. 
Bürgereid    121,  6. 
Bürgerrecht   52,  4- 

—  in   Snarta  25,    15. 

—  in  Athen   117.  121. 
123.     130. 

Bundesform    177,   7. 
Bundesgenoss.  Athen's 

156  u.  157;   165,  5; 

169,  8;^  173,  8. 

—  Sparta's  34. 
Bundesgenossenkrieg, 

athenischer   172,  10. 

—  achaelscher  184, 1 3. 
Bundesgenossenschaf- 
ten   11,   4. 

Bura    185,   4. 
Butas  92,  2;  94,  8. 
Byzanz  19,  12;  86,  16; 
166,  12;  173,  10. 


Bewaffnung  30,  7 

Beweismittel   141,    13.  (Cekrops  4,  10;  91,  6 

B^öio,  24,    17.  r     -^      - 

Bithyner  19,    12. 

Blutgerichtsbarkeit    in 

Sparta  24,    13. 
Blutrache  98,  9;  104, 5. 
Blutrecht  104,  4;  105,8. 
Boedroniien   95,    10. 
Boeotarchen     179,    10; 

Ibl,  4;    182,  20. 
Boeotienö,  14;  15,  11  ; 

101,     7;      112,    3; 
179  fgg. 

Zfo»a)rt(<sO»TK    169,   11. 
Bohnen    148,   3. 
BoCyui   150,  2. 
Borysthenes   78,   21. 
Bosporus   78,   23. 
Bovui  26,  4. 
BovHoktioy  100,10;  138, 
14. 


18;  95,  6. 
Gelten   4,   9. 
Census   59,  8;   67,   1. 

—  in  Athen  108,7;  123. 
1;   171,  3. 

Ceos  77,  5;    176,  14; 

184,  6. 
Cepballenia  6,11;  176, 

19;   184,   2. 
Cephalus    l69,   12. 
Cersobleptes    172,  21^ 
Chabrias  169.9;  172,15. 
Chaeron    185,   6. 
Chaeronea    179,  7. 

-  (Schlacht)  173,  20. 
Chalcedon86. 13;  184,6. 
Cbaicidensiscbe     Colo> 

nien8l-83;  88,  7. 
Chalcidice8l.5;172,  7. 
CLalcifil2,6;65,9;77, 


584 


Register. 


3;   81,    2;    112,  3; 

188,  7. 
Chalia   179,  4. 
XuXxfia  93,    5. 
Chares  170,  18;  172,15. 
Charidemus    170,    17; 

174,  3. 
Charikles  168,   6. 
Charilaus20,12;23,t9. 
Charondas  88  u.  89- 
Xfi^ottQurifi   54,   7. 
XfiQOTOvia    130,    1. 
XfiQOTOvrjral  UQ^ui  148, 

1;    150,  1;    lö2,  1. 
CherrLonesus  86,   17. 
Chersikrates  86,   8- 
Chersonesus     Thracica 

172,8u.l6;  173,  9. 

—  Taurica   78,   23. 
Chicanen  142,  1;    l68, 

10. 
Xikia?  oqiXiaxcxniv  143, 

17. 
XD.ioi  88,  2. 
ChiloD  45,  9;  50,  4. 
Chios  77,  16;  157,  5; 

172,   11;  184,  6. 
Chonen    15,   7. 
CLoregiel6l,9;171,7. 
Chorr.uten   152,   15. 
Xo)qI<;  olKovvTiq  114,  13. 
CborlscheLyrik26,16. 
Xqiwv   unoKOTiT]   63,    1. 
X()r^ßHTii^nv    129,   2. 
CkremonideischerKrieg 

175,  21. 
Chronologie  4,   1. 
Chtbonopbyle  20,    11. 
Cimmerier  78,  18. 
Cimon  36.10;  37,  11  ; 

158,   1. 

—  (Friede)  39,  7. 
Cinadon  47,  1. 
Cio8  184,  6. 

Cirrba  13,15;  56,  12; 

65,  5. 
CIubbs70,2;  163,  13; 

165.  8. 
Colonicn  73-90. 

—  römiscbe  189,  16  — 
18. 

Compromiss    145,    13. 

Coiifi9cationenl22,  12; 
124, 17; 136, 13;  139, 
11;  140,13;  144,5; 
151,2;  160,8. 


Contumaeialurtheile 

144,   10. 
Copia  80,  22. 
Cykladen   77,   9. 
Cyklopen  5,  5. 
Cyklopenmauern  4,11. 
Cyloa   102,  14;  103,1. 

—  in   Kroton  90,   10. 
Cyme  56, 14;  76,2;  88,2. 

—  Opika  82,   1. 
Cynaetbus  71,   5. 
Cynosaiges   118,  5. 
Cynosura   24,   22. 
Cynuria  33,   12;  96,  6. 
CyprischerKriegl69,7. 
Cypseliden  65,  2. 
Cyrene56,  15;  79,18. 
Cytbnus  77,  21. 
Cyziku8  78,  14  j  94,9. 

Daedaliden5,16;93,10. 
Ja/^oaia    24,    8. 
Dämon    Hl,  20. 
üanaus  4,    10. 
Danaer    17,  9. 
Daulis  6,   14. 
Decelea   165,   6. 
Decius  Jubellius  82, 13. 
Deipbontes   18,  7. 
^fiaiö'utfioviu    113,  6. 
üekadarcbie   178,  22. 
Dekarcbien  39,  8. 
Delos77,8;  117,6;  156, 

lOf  176,  2. 
— '    Ampbiktyonie  12,5. 
Delpbi23, 11;  183,  11. 
Delphinium   104,   17. 
DelpbischeAmphiktyo- 

nie   12—14. 
Demades  174,   16. 
Demagogie   69. 

—  in  Atben   l63,   164. 
Demarcben     111,     10; 

122,6;  148,8;  152, 
12. 
Demen  111,4;  121,6; 
122,  6;  154,  6. 

Demetrias    188,   7. 

—  (Pbyle)   175,  8. 
Demetrius     v.    Pbarus 

187,  14. 

—  Pbaler.  133,8;  139, 
6;  145,  12;  150,  5; 
175,  4. 

—  Poliorcetes  175,  5; 
182,  14;   183,  12- 


Demiurgen  97,   10. 

—  in   Larisa    178,  7. 

—  in  Achaja  186,  12. 
Demochares  175,    11. 

/itjfiöxoivoi  144,  7. 
Demokratie  54,  6;  62, 

4;  65—72. 
-in  Alben  97, 5;  107,5. 

—  in   Tbeben  180,  16. 

—  in  Acbaja  186,  16. 
Demopbantas  166,  10. 
Demopbon  101,4;  102, 

13. 
/trjfiojioirjToq^^,  4;  117, 

15. 
^r>o?  11,  10;  69,  1. 
j7]nlaioq  114,  11;  144, 

7;  147,  8. 
Deraostbenes  171,  17; 

173,  15;174,  8u.  18. 
Demucben    180,   11. 
DentbeliatiscbesGebiet 

31,  3. 
Denunciatlonen  133, 4 ; 

136,  4. 

^(afiO(f>vlaxi(;   139,  7. 
JiaßaxTjQiu   29,    10. 
JiaßiTljg   26,   4- 
/itudtxuaia      140,      11; 

141,  9. 
Diaeteten    145,   lOfgg. 
Diaeus  188,   16. 
/iiftyQU^fiv    141,    7. 
JtuyfjutpfZq    171,    4. 
Diakria  92,  9. 
Diakrierl06,2;  110,2. 
/diuxoviat    147,    3. 
jdiafiuQTVQiu  141,8  fgg. 
^iay.aoTiywai.(;   26,   6. 
^taipr^quatq    121,    13. 
Dias  93,   11. 
Dicaearcbia  82,  4. 
Dicbter  3,  5 
//t'xat   135,  8. 

—  uno  avfißöXwvHß,  2; 
157,  7. 

jdUuioq   112,   7. 
/fixuoral    xaru    6rjnovg 

146,   10. 
^ixuaxi'jQia   134,    15 

z/tx«aT.xövl34,19;  170, 

12. 
/1U,j  8,  8;   135,   10. 
Dinokrates   188.   lO. 
JtmßiUu  159,  5. 
Ji.oix7jatq  151,  15. 


Register. 


Diokles  89,  7. 

—  in  Athen    168,    12. 
Dioinedes  17,  11;  76,3. 
/lioifioaLa    141,   3. 
Dioiiys  V.  Svrakus  72,  5; 

82. 13;  83,  13;  84,9. 

Dionysien    161,  14. 
»iophanes    188,  8. 
Diopithes   173,  9- 
/tioOTjuia    128,    16. 
^i(fiQO(fiO(jia    115,    10. 
Uodoua  7,   17. 
^0)t:nuoiu    120,    8. 

—  u{}y'QVT(i}v    149,    1. 

—  dft/^f«?  117,  14. 

—  Inniwv    152,   22. 

UrjTCQMV     129,     lO. 

—  fit;   av(i()ftq    121,    12. 

Doloperl2,  12;  178,4; 

vgl.   Scyros. 
Domänen   s.  rinhrj. 
Ju)Q(ä  126,   17. 
Doridas    u.    Hyantidas 

18,  13. 
Dorier7,21;l6,l;20fgg. 
Colonien  79  und  80 

84  fgg. 
Dorieus  75,  6. 
Doiimacbus   184,   12. 
Doris   16,    11- 
Dorische  Sitte  20,   11. 

^OQV(pÖ{}Ot.    63,    7- 

Drakonl02,9ff.:l03,2flf. 
Drakontides   167,  5. 
J^aonaKttv    105,    17. 
Dreihundert    102,    17; 

171,  12- 
Dreissig    Jahre  25,   7; 

123,3;  (129,5;)  134, 

2;  186,  3. 

—  Männer   146,    10. 

—  Tage   147,  4. 

—  (Tyrannen)  167.168. 
Dromoklides    175.   6. 
Drusus  Priester  176,16. 
Dryoper  6,   15  ;    13,  8  ; 

16,  10;  77,  21. 
Dynianen    16,   6. 
Djme6,l3;24,22;l85, 

6  ;  189,  18. 
/tuvftoifin  58, 12 ;  72,  9 
Dyrrhachium  86,   7. 

Eibeiiliürtigkeit  52,  4; 
118,   1. 


Ecfaemus   16,  3. 
'ExZvoq    141,    13. 
'EyyQa(f7/  m,9',  151,3. 
'EyyvrjOiq    118,    12. 
'EyxCitTTjfiivoi    111,    17. 
"EyxTr/niq    1  |6,    4- 
'EyxTrjXiy.ov    122,    15. 
Ehebrecher    104,    l3. 
I'ben   in    Athen  119.  3 

—  in   Sparta   27,   5. 
iihrenbezeugungenl  16, 

6;   164,  4;   170,  5. 
Ehrgeiz  153,  9. 
Eide  54,  13;  141,  17. 

—  derüiaeleten  145,19. 

—  der  Epheben  121,  6. 

—  ues   Rathes    126,  4. 

—  der  Richter   l3l,    1. 
134,  9. 

ElxoaToXöyoi,    165,   4. 
Eilfmänner  137,8;  139, 

3  fgg. 
Einbürgerung    52,     6 ; 

117,  11;  130,  4. 
Einkünfte  Athens   126, 
7  ff".;  156,  1  ff. 

Einreden    141,  5. 
Ei;»wanderung  4,  9. 

KCqi^v  27,  18. 
ßatiyav  137,2;  142,2. 

—  —   fle   (fQUTQiav  99. 

—  «yy*/li«l33,6;  134,8. 

—  «ywyfi?    l39,    1- 

—  iTqqia    127,   2. 

—  (ff^fiv  137,  2. 

—  ,fo(jä  122,  14;  162, 
2;  171,  1  fgg. 

Eisernes    Geld   27,   11. 
'Enf/ngia   10,    14. 
'Exy.XrjaLa  67,  5. 
_   in   Kreta  21,    12. 

—  in   Sparta  25,    l. 

—  in  Athen  128—133. 

—  in   Achaja    l86,   4. 
^EnxhjOLuo-iiKÖv  128, 13 ; 

166,  13;  170,  12. 
'ExulrjTivuv    142,    12. 
"HxxkrjToi  25,    10 

—  xi.}^Toqx(jifliq  \16,\1 

—  Xfynv    126,    13. 

—  Äoy^r?  157,12: 171,4. 

—  ^«(iTj'(ii'«  142,  15. 

(f:l).ku(fO(ifiV  126, 18 

Elacus   78,   9. 
Elatea    173,    18. 
Elea  78,  27. 


535 

Eleusis  91,  9;  168,  5. 
Eleutherae  117,1;  179, 

4. 
Eleutherolakonen     50, 

22. 
Elis  17,  3;  34,  8;  40, 

4;  177,  4;  184,  4. 
EUops  77,  3. 
'Ef^ßuTftHv  144,  2. 
Emmeiiiden  85,   12* 
'Eft/ir/voi   dixui    146,   7. 
"E/unaaiq    116,    4. 
Enipedokles  85,   14. 
'E/nniXojQoi.  24,    19. 
'EfiTiogixai  dixai  146,5. 
'Enn'Qiov    150,    13. 
'Eftffdyüv        xaräoraaiq 

141,  18. 
'■Ev6e,b<;  137,  11. 
'ifvf/j'p'iuf     122,     5; 

144,  2. 

'Erf7iiaxTJ:i-tio&ai     140, 

13. 

^Evotxlov  dixT]    144,    3. 
'Evo)uoTia   29,    5. 
Eutimus  85,  4. 
EnayyfXia    129,   8. 

'iinnywyf '"? '     139,     1; 
146,  7. 

'Endixlu  28,    1 1  • 

'En«Ke/«91, 11;  97,11. 

Epaminondas    30,    17; 
42,2j  172,5;  181,  1. 
Epeer   6,    11;    17,  3. 
'EntvvaxTci  80,    5. 
Epeus  76,  3. 

'ETlfllhui.    iftTJ)    143,  18. 

Epheben 99, 16; 121,4; 

176,  15. 
'Eifii'/yrjotq   137,   10. 
"Etffotq   145,  9. 
Ephesus  56. 15:77,12. 
Epheten    102,  12;   104, 

3  ff. 
Ephialtes  109,7;    160, 

3;   163.  2. 
Ephoren  24,    14;  43- 

45;  48,  10;  50,  5. 

—  in   Athen   l67,    1. 
'Etpi'doxj  142,  8. 

'Eni   Q{>((xt/q  81.   5. 
'Hnißnriu   108,    14. 

—  (iokt}    s.  Geldbusse. 

—  }(ftooTovin     1 28,     o ; 

154,  2. 

—  —  vo^wv    131,   5. 


586 


Register. 


Epidamnus   86,  7. 
üpidaurus  18,7;  19,9; 
77,  24;  185,  11. 

'EmöifTf?  r/ßäv   121,   3. 

—  dixoi   120',   7. 

—  Soaiq  161,   6. 

—  yce^Mta  59,  5 ;  116,33 
118,  1. 

—  y^u<pfiv    160,    10. 

—  yQuq:ftq    171,  4. 

—  y(iäipfa&Ui    115,    5; 

135,  5. 

—  xA^ypo?  119,5;  120,7. 

in  Sparta  24,  12; 

48,  12. 

—  XttxfZv  i48,  6. 

—  AixTot  187,  4. 

—  fifkau   147,   3. 

—  ftiX;jTiti  150,    1. 

XrixoVQyO)V  139, i2. 

—  —  ;i^ooödw>'151,l5. 

Tftiv     (pvi.G)V     111, 

13;  122,  2. 
Epiinenes  63,   11. 
Epimenides    103,    10. 
'Entftiiia    10,    15. 

—  fiOQTOl     100,     12. 

—  ^jjffii^Hv  129,  16. 

Epirus   15,    5. 

'Ema^fictivia&ui  154,13. 

—  oiTioi   100,    12. 

—  ox7jx(,cg89,  17;  141, 
10. 

—  OKonog   157,   8. 

—  öTaT^e  127,6;   129, 
14  fßg. 

—  aruTUv    tQymv     139, 
2;  148,  7. 

—  OTokti<;  46,  13. 
Epitadeus  48,  12. 
'ilntrt//o?    124,  2. 

TQOTHJ     145,     13. 

X()OTlTj<;  dixT]     136,6. 

"EnwßfXia   143,   15. 
Etioixoi,  86,  21  . 
'Eno')vnt  26,  11. 
'Etimvji/uoi    der    Pbylen 

111,  2;  122,3;  (7i(>o 

Twv)  131,  9. 

'Eno')v\/f{oc;  {u())((,)i')    138, 

5;    175,  8;  (fv  xor?) 

152,  17. 
"Equvoi.  146,  9. 
Eralosthenes  4,  4. 
Erbfolge   56,  ü. 
Erhllclikeit  5,    16. 


Erbrechte  118, 2;  119,8. 
Erbstrelt   138,  5;    140, 

14;   141,  9;  145,  4. 
Erbtöchter  24,  12;  119, 

5;  120,  7. 
Erdbeben  in  Sparta  37, 

5 ;  48,  5. 

—  in   Ac'^aja    185,  4. 
Erechtheus  91,  17  ;  92, 

2   u.  8. 
'EQTjfio!;   dUt]    144,    10. 
Eretria   12,  6;    77.   3 ; 

81,  3;  176,  14. 
Erichthonius  92,  2.  8. 
Ersatzmänner    148,  6. 
^E()iixTfj()fi;   19,    7. 
Erythrae  77,   13. 
Erziehungin  Sparta26. 

—  in   Kreta  22.   2. 
Eteftbutaden92,2;lll, 

15. 
'E&vrj  97,  16. 

Evagoras  86,  1  j  169,  7. 

Euboea  6,  14;  37.  12; 

77,  3;  81,  1;  96,  5; 

172,9;  173, 4;182,1. 
Eubulus  151,20;  170, 

13—16;  173,  13. 

EviQytTTjq    116,    6. 
Evyivda    57,    4. 

Euklidesll8,10;168,ll. 

Eutnenes   184,   16. 

Eumolpus  91,  9. 

Eumolpiden    146,   3. 

Euniden   5,    16. 

Eiivo/iLa    51,    12. 

Eupatriden97,  10;  100, 
6;  101,  10;  102,  5. 

Euphemiden   79,   18. 

Euripides   168,   6. 

Eurykles  50,    18. 

Euryklides    175,  28. 

Eurypontiden   20.   5. 

Eurysthenes   18,  5. 

Ev&i'Jixla  141,  4. 

Ei'&vvT]  s,  Verantwort- 
lichkeit. 

Euthynen     154,  6  fgg. 

Ev^nvoq    Ttövroq   78,   24. 

'E^yrani    104,    4. 

'Ehh'v&mo^  114,  14. 
Exil  9,  16;  124,  4. 
'E^i/xvva&ai,     1 42,     11; 

148,  5. 
"EloiQo,  123,  5.  12. 

'Elovkrjq  rftxjy   144,  3. 


Fackellauf  161,  10. 
Falsche  Bürger  121, 15. 

—  Zeugen      141,     16; 
145,  7. 

Familien  5,1;  119,1  fgg. 

—  rechte24, 12;  138,6. 
Feigheit  27,  22;  134,9. 
Feldherrn  s.  Strategen. 
Festspiele  10,  16. 
Festtage  127,1;  170, 16. 
Finanzbeamte    123,   1; 

126,  3;    151,  1  fgg. 
Finanzen  Athen's   126, 
4;  156  %g. 

—  Sparta's   46,  4  fgg. 
Finanzreform    171. 
Flamininus  50, 1 1  ;  188, 

6. 
Flöte  30,  3. 
Flotte  30,  20;  152,5; 

162,  5. 
Flurbücher   122,  10. 
Frauen  in   Athen    120. 

—  inSparta26,20;27,3. 
Freibeuterei  9,  5. 
Freigelassene  in  Sparta 

25,  17;  47,  7. 

—  in  Athen    114,   16. 
Freiheit  51,  6;  66,  2; 

72,  1. 
Frem'de  9,  2;    27,   14; 
118,2;  135,5;  138, 
10;  146,  6. 

—  als  Feldherrn    153 
16. 

Frieden  des  Antalcidas 
40,  11;  41,  1. 

—  —   Cimon  39,  7. 
Kaliias  41,   17; 

169,  10. 

Nicias  38,  4. 

Perikles  37,  13. 

Philokrates  172, 

21. 
Friedenschlüsse  9,  8. 
Fristgesuche      142,     1; 

144,  13. 
Fruchtmesser   150,  9. 
Fünfhundert      111,    8 

125-127;  176,  17. 
Fünflausend    165,    12 

166.  4. 

Fünfzigjährige  123,  5 

129,5;  145,16;  152, 
16. 


Register. 


Funfzigstell22,3;126, 

11;  151,  11. 
Furcht,  Tempel  26,  7. 


Gallier  175,20;  183,14. 
rafiijXiuv  Ha(ff{iHv  99, 1 . 
Gastrecht  10,   1    fgg. 
Gebrechliche     149,    9; 

152,  14;  162,  13. 
Gefängtiss  126,45  137, 

5;  139,  7. 
Gegenschreiber  127,19; 

151,   16. 
Geheime    Abstimmung 

130,  4;  143,  2. 
Gehorsam  27,   16. 
Gela  83,  3-9. 
Geld  in  Sparta  27,   U; 

46,  6. 
Geldbussen    in    Athen 
129,12;  133,10;  137, 
3;  144,  9;  160,  8. 
—    in   Sparta    46,  5. 
Geleonten   94. 
Gelo83,    7;84,95  85,5. 
Gemeindebuch    121,  5. 
Genealogie    4,   3- 
rivoq,  Yivv'iTitt.  5,  8 ;  98, 

5  fgg.;  100,  1  fgg.; 
111,  3. 

Geographie  6,   3- 
Geomoren60,  4;97,10. 
rtü){)yilv    1  17,   7. 
Gephyraeerl5,16;101, 

9. 
riQu  8,  9. 
Gergithen  87,  6. 
Gerichte  in   Sparta  24, 

1'^  »es 

_  in  Athen  134—146. 
Gerichtsgelder   140,  7; 

151,  5. 
_  Stätten  104,3;  lOo, 
3;   134,   15. 

—  stillstand   134,  4. 
Gerontcn  8,   17. 
Gerusia  in  Sparta 24,  1 

fgg.  27.  20. 

—  in   Achaja    186,  2. 
Ge.snndtclO,  10;  154,5. 
Geschlechter  s.   yhoc,. 
Ge8chlechtstafeH20,2. 
Geschworene     131,    1  ; 

134,    1    fgg. 
(Jesctz    31,  7 ;    53,   4; 
67,  8. 


GesetzfoderPsephisma) 
des    Agyrrhius    170, 

11. 

—  Apollodorusl70,15. 

—  Aristophon   118,  9. 

—  Demophantus    166, 

10. 

—  Demosthenes     171, 

17  fgg. 
_  Uiokles  168,   12. 

—  Epitadeus  48,    12. 

—  Eubulus  170,  15. 

—  Hegemon  151,  20. 

—  Kannonus  133,  11. 

—  Nikomenes    118,   9. 

—  Patrohlides   167,  2- 

—  Periander    171,  9. 

—  Phormisius  168,  12. 

—  Skamandrius     141, 

15. 

—  Tisamenus   168,  12. 
Gesetzgebung  53,  3  ;  88 

u.  89;  131,  3. 
Geständniss    137,  9. 
Getreidebeamte  150, 15. 
Gewerbsteuer  126,  12. 
rrji;    draötiofioq    63,    1. 
Glaukon   175,   18. 

Gleichheit  66,  8. 

r'i'o'jQifioi  58,  7. 

Gorgias    178,    lO. 

Gorgidas  181,  2. 

Gorgus  82,   10;  86,  5 

Gortyna  21,  7.  ] 

Gothen    190,    13.  I 

Gottesdienst  d.  Könige 
5,  13;  56,  15.  I 

Gottesdiensiliche     Be- 
amte   150,    1    fgg. 

Gottesfriede«    10,    14. 

/^(iöixot  7,  Ib. 

r()a(fini    135,  8. 
rua(fri    n(t(javöfiriiv  132. 

_  Jfvi«?  121,17;  146,4. 
rQ(t/4iu(trn'q    127,     20; 
147,  6. 

—  in   Achaja    185,  8. 
Gras  76,  6. 
Greise  in  Sparta  27,  19- 
Gross-Griechenland  15, 

7;  80,  1. 
Gryneischer  Apoll  76, 

12. 
Gütergleichheit    28,  5. 

—  j'emeinschnft  90,  6. 
(iylippus   46,  9. 


587 

Gymnasiarchie  161, 10; 

176,  15. 
Gymnasien     in    Athen 

118,  6. 
Gymnastik  22,  2  ;    26, 

13;  27,  7. 
rvnv^T«;  19,  9 
Gymnopaedien  26,  17. 
rvvaixovo/ioi    150,   5. 


Hadrian  176,17;  190,7. 
Hagestolze  27,  21- 
AlQital   fnQX"-''   148,   1. 
Halbgeschwister     119, 

13. 
'Akia  134,  4. 
Haliartusl76,2;l79,3. 
Halikarnasus    79,    10. 
'A/iiü^tov  186,  1- 
Handelsgesetze  136,10. 

—  gerichte  146,  5. 
Harmodius  110,  6. 
Harmosten  39,  9;  41,  6; 

47,  8. 

Harmosynen  24,  18. 

Harpalus   174,  7. 

Härten    der    Gesetzge- 
bung  103,  7. 

"Hßrj  121,  8;  152,  13. 

Heer  in  Sparta  29.  30. 

—  in   Athen  152. 

—  in   Achaja   187,  3. 
'Hyi/^oJv  ovmLioQiu<;   171, 

6  u.    12. 
Hegemon    151,  20. 
Hegemonie    11,  4. 
_    Sparta's  34,1;  48,11. 
_  Athen's36,4;41,l6. 

—  Theben's     178,   20; 
181.  7. 

—  Macedoniens  174,5; 

187,  8. 

'Hyi/^ovla   xö)v  äi»naxi]~ 

Qiü>v  137,  1;  139,1; 

d.  Feldherren  153,  5; 

d.    Loßisten  154,  14. 

Heilige    Kriege    13,  15. 

—  Schanr    181,  2. 
Heimathlosc   10,   2. 
Hekatombneon    127,  5. 
Hekatonnesoi  76,  8- 

'ExdXOOXTj    126,    11. 
'HxX^flOQlOl    100,    12. 

Hektenen  6,    16. 

Heliasten    l34,  4;   149. 
U. 


588 


Register. 


Heiice   185,  4. 
HelladarcLes   14,    18. 
Heilanodiken  34,  6. 
Hellas  7,    19. 
Hellen   7,   6. 
Helleiien6,l8;7,  1;13, 

4;   s.  ai<ffd{iiov. 
Hellenotamieu  148, 11  ; 

156,  9. 
Heloten  19,  10;  25,  16; 

28,  7;  47,  2. 
"£.(JfK«  137,8;  I39,_3fg{j. 
Hephaestias  93,   5. 
Hepbaestus   I6l,  lO. 
Heraklea  in    Lucanlen 

80,  21. 

—  amOeta86,26;l83, 
10;  188,  15. 

—  Pontlca   19,  14;  72, 
5;  86,  17. 

—  (Peiinthus)  78,  8. 
Herakles  8, 2;  18, 2;  96, 

16. 
Herakliden    16,  5;  49, 
16;  79,  5. 

—  in  Thessalien  15,  9. 

—  zug  15,  2. 
Hermokopiden  163,  8; 

164,  16. 
HerodesAüicus  176,20. 
Heroen  7,  23. 
Herolde  8,  16;    10,   3; 

129,  1;  147,  7. 
'foTiaa^ie  1,1 3;  170,16. 
'EaxifirojQ    122,   3. 
'Eazionüfiiüv   48,  2. 
'ETui^T^atq   124,    11. 
'ExruQiailOyZ;  155,3; 

163,  14. 
Hetoemaridas  36,   6. 

'/»(JfTS  XÜIV  aiDTTjQlDV  175, 

7. 
Hiero82,7;84,ll;85,6. 
If{>ofiiivi(t  lO,  14. 
Hieromnemonen        14, 

6  fgg. 

'  Jf[)OTlOloi    150,   7. 

—  iö)v  affivüiv    150,    1. 
Himera  83,  6   u.    l5. 

—  (Schlacht)  85,   13. 
Hippagreten   29,    15. 
Utj>parohen    in    Athen 

152,  3;  153,  7. 

—  in  Uoeoticu  180,13. 

—  in   Actolien    184,  9. 

—  in  Achaja   186,  9. 


Hipparchus 110,6; 111, 

20. 

'Inntli;   57,   3. 

—  in   Sparta   29,   14. 

—  in    Athen     108,  7  ; 
123,1;  152.23;  167,9. 

—  in   Orchom.  180,  9. 

—  in    K-eta  21,    16- 
Hippias    HO,  7. 
'innoßÖTfti,  57,   3- 
Hippokles  82,  1. 
Hippokrates     84,     16; 

85    5. 
Hlpp'olyt  97,  2. 
Hippomeues    102,  4. 
Hipponium  80,  24. 
InnoTQocfia  57,  3;    152, 

21. 
Histiaeotis    16,  9. 
Homer  4,  7. 

—  in   Sparta  26,    15. 
HomerischeZeit8,lfgg. 
OfioyalaxTK;       98,      8; 

100,  6. 
"Onoior25,  11  fgg.  48, 8. 
Hopleten  94. 
Hopiiten67,2;  152,20. 
'OtJOi  106,  8. 
Hüifsvollstreckungen 

122,   11. 
Hülfsvereine    146,   9. 
Hyantcn   6,   16. 
Hybla  84,  3. 

'Y,-i(j^q  39,  10;    135,  8 
u.  12. 

—  gegen  Sclaveu  1 14,7. 
'Y6^tu(fiogiu    115,    10. 

"Y^ojQ   142,  6. 
Hyksos  4,   10. 
Hylleer   16,  6. 
Hyllus    16,  5. 
Ynj'ixooi  22,  7;  117,3. 
Hyperakijer    106,  2- 
Hyperbolusl30,9;l63, 

12. 

'r.i;?t)fr7?  144,2;  147,6. 

'Ynf()ijf(ooq  144,  1. 
Hyperides  174,  12. 
'Ynfvüt'voq    53,  9;    56, 

14;  145,7;   154,  16. 
'Y<p>iyrjntq  137,  10;  143, 

14. 

'  YTioyiXtfiftdTit'q  147,6. 
'  Ynofteiovfq  48.   9. 

'YTiujfioniu  132,  4;  142, 
Ij  144,  13. 


'YTioaTftTQjjyoq  186,  10. 
YnoTifiäa&uii   143,  9. 
Hyrnethier  20,   11. 
Hyinetho   20,  2. 

Jagd  27,  6. 
Jahresanfang  iu  Sparta 

45,  2. 

—  in   Athen    127,  5. 

—  in  Achaja  186,  8. 
laniiden  5,  16. 
Iapy8»er75,  11;  82, 13. 
lasonv.  Pherae  178,16. 
Idiui  yoKgxtil  135,11. 
Idomeneus  76,  3. 
Ikus  81,  8. 

llen  26,  5. 
IncFsa  84,    13. 
Inschriften    1,  5. 
Iitstruction  d.Processes 

141,  1  fgg. 
lutestaterbrechtl  19,10. 
Ion   94-96. 
Ionier7,7;l7,8;95,8; 

96,  l   fgg. 
Ionische  Colonien  39, 

6;  77.  78;  87.  1. 

—  Phylen   94. 
IphikratesSO,  14;  169,5. 
Iplütus  23,  20. 
isagoras   110,    10. 
'lar/yo^iia   66,   5. 
Ismenias    180,  17. 
laov  66,  8. 
'loonoXiTfia   117,  9. 
'laoTikilq   116,   1. 
Istros  78,  20. 
Isthmische    Spiele    10, 

17;  65,  4.' 
Italische   Colonien    15, 

7;  76.  3;  80  fgg. 
Itonia    180,    1. 

Kadme  77,   20. 
Kadraea4l,  11;  180,14. 
Kadmeonen  15,  14;  16, 

8;  77,  20. 
Kadmus   4,    10. 
Kitöoi     oder     xadiaxot 

143,  2. 

KuKOTfyviibvdiyi.t]  145,8. 
Ka»ol-,^'yo.  137,9;    139, 

12. 
KÜYüiotq  124,  10;  133, 

13:   142,  6. 
Kalauria   12,  8. 


Register. 


589 


KalcLas  76,  3. 
KaX^ijöaiy  86,    13. 
Kakrj    ftxTTJ   83,   8. 
Kallatia  86,  17. 
Kalliaslll, 20;  169,10 
Kallikrates    188,    12- 
Kallikyrier   19,    13. 
Kallipolis  83,    15. 
Kallippus   175,   19. 
Kallistratusl28,l3;l69, 
16. 

KaÄOi   xuyu&ol      58,    7. 
Kamarilla   84,    16. 
Kampfrlcbter    148,    13. 
Kannonus  l30,  1 1 ;  133, 

11. 
Kapliyae(Scblacht)l84, 

13;  187,  11. 
Karier  6,   1 1 . 

—  Könige   79,    10. 
Kagnov    dixT/    144,   3. 
Karlhager  78,   28;   83. 

17;  85,  16. 

Kartbngo    163,    18. 
Karystus  77,  21. 
Kasmenae  84,   15. 
Kassander  l75,  3;   182, 

12. 
Kassandrea  72,  5;  81, 6 
Kasten  5,   18;  94,  4. 
Ka&ÜTiai  uriftoq  1  24,  5- 
KuTnnlr^ala    128,   6. 

—  koYdq    165,    11. 

—  /löyoi-(fx)67,2;108, 
13. 

—  Arat^Tor  (J///<oi'163,8. 

—  OT«oic   152,   23. 

—  —   fiox'aixfj<;  26,15. 

XHQOXOVflv    130,     12. 

KaOi'iptriiq    143,    18- 
Katana83,3;84,12;88, 

7;  89,  4. 

K.ar())vay.o<po()oi,    19,    18 

Kaufleute   135,  4;  136, 

10;  146,  5. 
Kaukonen  6, 13;    17,  2- 
Kaulonia  80,   7. 
Kebsweiberei    118,    17. 
Ktjqvxuov    10,   3. 

Kfmvl  8,  16;  147,  7. 
Klagen    135,   7. 
Kläger    135,    3;     143, 

13  Ige- 

KknQonai  22,    10. 
Klnzonienae   77,  23. 
Kleander  85,  5. 


Kleandridas   45,    14. 
Klearchas  46,    17. 

—  V.   Heraklea  72,  5  ; 

86,  19. 

Kleinasicn39,  6;40,  1; 

76  -  79. 
Kieonienes    I  33,    14. 

—  111  49,  11;  187,5. 
Kleon  128,  13;  163,  9. 
Kleonymus  49,  6. 

—  in  Phlius    186,  18. 
Kleophon    166, 18     20. 
Kleopbron?   83,    10. 
Klepsydra    142,   7. 
Kh/ijoi'a&iu    123,    10; 

134,  12;  148,  3. 
Klerucheu86,  23;  117, 
5;  161,  20;  172,  4. 

KXriQovofioi  uxi/iin<;  124, 

18. 

K)S]a,q   140,   2. 
la.rjxH'uv   142,    12. 
Kk^riJQfi   140,   2. 
Kleuas  u.  Malaos  76,1 1 . 
Klisthenes     v.     Sicyon 
65,  5. 

—  V.Athen  110,8;  111. 
Klitarcbus   173,  6. 
Klytiaden   5,   16. 
Knabenliebe    in   Kreta 

22,  3. 

—  in  Boeolien    181,  2- 

—  in   Sparta  26,    19. 
Knidus  79,  8. 

—  (Schlacht)  40,    10. 
Knoüus  21,   7. 
Kodrus  17,  17;  101,  11. 

—  Söhne  77,  3. 
Könige  5,  13;  54,  4;  56. 

—  d.    Heroenzeit  8,  3. 

—  dorische  20,  6-12. 

—  in  Sparta  23,  6;  24, 
5;  44,  6;  45,  10;  49, 
6;  56,  16. 

—  in  Athen  92  fgg-  101. 

—  in   Colonien   87,    1. 
/CW  11,  3;  177,  7. 
Koivil  XU  (fikwv   90,  6. 

Koii'oi.oyfToOai  143,  1. 
Kolakreten     134,      18; 

151,  5. 
Kolophon77, 13;  88,2. 
Koftüv  30,   10. 
KwMUi   5,  I;    11,    10; 

61,  0. 

—  in   Sparta  24,  22. 


Komische  Dichter  170, 
11. 

Koviuoöfq    19,    19. 

Konen  40,  10;   169,  4. 

Kopae   179,  3. 

Kopais  (See)  12,7;  91, 

4;  92,  5. 
Korcyra  71,  5;  86,  8; 

87,  6. 

—  fifkdiva  79,  8. 
Korinlh    17,  7;    18,  10; 

19,  17;  20,   11;  34, 
12;     41,  3;    65,   2; 
185.  10. 
--  römische      Colonie 
189,  16. 

Korinthischer        Krieg 

40,  9. 
Koronea  179,  3;  180,  1. 

—  (Schlacht)   37,    11; 
158,  10. 

Korybanten   6,    12. 
KoQlirrj<po()oi    19,    9. 

Kos  79,  9. 
Kosmen   21,    13- 
Kosmeten   150,4;    176, 

15. 
Kosmopolis   89,    18. 
Kostoboken    190,    11. 
Kö&ofjvoq    166,    6. 

Kothus  77,  3. 
Kottyphus    13,  6. 
Kotys    172,   14  u.    16. 
Kovonov  99,  16. 

Kragftiiden    13,    15. 
Kranaus   92,   2. 
K^)uyitoi    91,    8. 
Kranon    178",   9. 
Kranze    d.     Archonten 
124,  13;  154,  18. 

—  d.Buleulenl26,  17. 

—  d.   Redner    129,    11. 
KQfftvofiftv  99,  14. 
Kreon    102,   6- 
Kresphontes  18,4;  20,3. 
Kreta   21.  22. 
Kreusa   94,   2. 
Kricgscasse      151,     19 

170,  15;  178.  18. 

Kriegsdienst    108,    13 

123,   11. 
Kriegserklärungen  9,4 

10,  3. 

Kriegsgefangene   9,   6 

10,  8. 
Kriegsgerichte    146,  2 


590 


Register. 


Kriegsrecht  9,  9. 
Kriegspiele  26,   6. 
Kriegswesen  2,   6. 

—  in   Sparta  29,   30. 

—  in   Athen    152. 
Kriegerstand   5,  l6;   7, 

24;  95,  3. 
Krisa  13,  15. 
K^iral  nivTi    148,    13. 

Kritias  70,9;  167,  13; 

178,  14. 
Kritolaus   188,  16. 
Kroesus  32,    6. 

Kroton80,6;88,2;  90, 
2  fgg. 

KQVTlTfla    47,    6. 

li-Qvmol   157,  8. 
/üztOTT^'s    74,    3. 
Kureten  6,    12. 
Kvnntvxoi  108,3;  148, 
2;  8.  Loos. 

Kvvö(fakoi    19,    17. 
KvQßHq\m,\\    163,2. 
KvQiu  144,  12. 

—  V7»o?  143,  2. 

—  (xxXjjout  128,  3. 
Ke/\uov,  tö,  52,  14;  53, 

10. 
Är^toc  118,  13;  135,  5. 
KvQmoiq  117,4;  132,2. 

JLiBcedaemon   17,   12. 

Lacedaemouier   19,  3. 

Lachares    175,    13. 

Laches  38,  l6;   lB4,  3. 

Aa/ftv  dUtp    140,    4. 

Ladung   140,    1. 

Ladezeuge'ii    140,  2. 

yLatov   vo/jioq    181,    2. 

Lakonika  18,  6;  20,9. 

Lakonisten  163,  13; 
166,  5. 

Lakonismus  des  Aus- 
drucks 26,    14. 

Lamachus   164,  3. 

Lamia    184,   3. 

Lamischer  Krieg  174, 
14;  183,  4. 

Aafin.uäu(jj(i(t    161,  10. 

Lainpsakus  78,   10. 

Lange  Mauern  61,  6; 
169,  4. 

Laos  80,   19. 

—  (Schlacht)  82,   16. 
yfaö?  8,  19. 

AaoxQaria  54,    7. 


Lapithen  6,  16;   16,  7. 
A(i(j^au  6,  8;  7,  8. 

—  iu  Thessalien  178,8. 

—  in  Kleinasien  76, 1 1. 
Larynina   179,  5. 
Laurium  156,3;  S.Berg- 
werke. 

Laus  Julia   189,  16. 
Lebadea   179,   3. 
Ledernes   Geld  27,  11. 
Legitimation    118,    18. 
Leihwachen  63,  7. 
y/{tToi'()y  tt!t  1 6 1 . 1 6  2. 1 7 1 . 
Leichtbewaffnete  19,  8. 
Leichtes    Fussyolk  30, 
14;  169,  5. 

An,nofiuiJXVQiov         6ixr] 

142,  13. 
LelantischesFeld  12,  6. 
Lelegcr6, 11;17,2;77, 

10;  79,  10. 
Lemnos  15,  18;   153,2. 

—  Imbros,  Scyros  41, 
2;  117,  7;  172,  20; 
176,  2. 

Lenaeen    l6l,   14. 
Leou  T.  Salamis  168,  5. 
Leontiades   180,   14. 
Leontini   70,   7;  83,  3. 
Leophron  83,   10. 
Leosthenes    174,   13. 
Leotychides     36,     14; 

45,  14;  178,   10. 
Leshos  76,  6. 
AfO/ai  27,   8. 
Leukas  86,  2. 
Aivxij  xprjifoq    142,   3. 
Leukon  78,    23. 
Leukopetra    (Schlacht) 

189,  1. 
Leuktia  (Schlacht)  42, 

2;  181,  5. 
Lexiarchen  128,    11. 
^/^St«^;ftxov     121,     5; 

123,  10? 
Limnae  24,  22. 
Lilybaeusi  85,   17. 
Ai/ii'6w()iiig   16,  11, 
Lipara  79,  8. 
Liquidation   143,  6. 
Locaiculte  122,  7. 
Aixoi  29,  10. 
Ao}(uyoi  29,  5;  152,  4. 
Lösegeld  9,  6;  10,  8. 
Logisten   154,  6  fgg. 
AoyoyfiüifOt,    142,    18. 


Lohn  147,  5. 

Lokrer   6,   11;   177,  9; 

183,  9. 

—  epizephyrische  80, 
11;  88,  3;  89,  18. 

Loos  67,  4. 

—  in  Athen  108,3;  112, 
1;  123,  10;  148,  3. 

Luxus  in  Athen  161,3. 
Luxuspolizei   150,  6. 
Lycinus   175,  24. 
Lydiadas    186,    18. 
Lygdamis  87,  8. 
Avy.(iov    134,    14. 
Lykomedes  177,  6. 
Lykophron   178,   15. 
Ljkortas    188,   11. 
Lyktus  21,  7. 
Lykurg    v.    Sparta  21, 
8-10;  23  fgg. 

—  König  50,   3. 

—  V.  Athen    174,   6. 

Lykus  92,  2;  97,  3. 

Avxbj  (inl)    134,   15. 
Ly Sander  46,   15. 
Lysikles   163,  6. 
Lysimachia   184,  6. 

iTlacedonlen   15,  4. 
IVIacedonischePartei72, 
10;  173,11  ;  174,10. 

—  Hegemonie    174,  5; 
187,  8. 

Machanidas50,6;  188,2. 
Magnesia  75,  9  ;  76,  17. 
Magneten  12, 12;  178,4. 
Majorate?  48,  2. 
Makkabäer?  49,   2. 
M(XX(J(iV   Tiftäv    143,  10. 
Malaus  76,    1 1. 
Malier  12,   12. 
IMamertiner  83,   1 1. 
Mannbarkeit    121,  3. 
Mantinea   41,8;   42,7; 

184,  5;  187,  7. 

—  Schlacht  (418)  38, 
16. 

(362)  42,  19. 

(206)  50,  7;  188, 

2. 
Mantikles  82,   10. 
Mu(tu&o)vufiu/ai  112,  4. 
Marathon95, 10;96, 16. 
Mariandynen    19,   14. 
Märkte   10,   16. 

—  d.   Städte  61,   7. 


Register. 


591 


Marktmeister    24,    19;    Mr^rgig  22,    15. 


150,   12. 
Markus   185,  8. 
Marschiren   30,  3. 
Massilia  78,   28. 
MaoTTjQiq    151,   4. 
Mausolus   79,   10. 
Mazaka  89,  8. 
Mrj  oi'Oa  dix.T]  145,  1. 
Medon    tOl,    13. 
Megakles  106,3;  11 1,20. 
Mfyülii]  'Ekkäi;  80,    1. 
MegalopoUs42,8;  177,6 

—  (Schlacht)  49,  2. 
Megaral8,  12;  34,10 

36,6;  56,  12;  65,9 
63,  1;  71,9;  92,  10 
182,  17;   185,  11. 

—  Colonien86, 1 1  %g. 

—  in    Sicilien    84,  3  ; 
85,   1. 

Megarisches  Pgephisma 

37,  15. 
Megasthenes  82,    1. 
Mnuywyilv  99,    13. 
Melanthus  101,  8. 
MiXuq   t^Wfiöq    28,    12 


j\lrjT{i(iJov    127,    7. 
Metronomen    150,   16. 
Meursius  2,    1. 
Micion    175,   28. 
lyiicythus  83,    10. 
iMiethtruppen   30,    15. 
MixqÜ    ixxi}/nia    25,    9. 

Milet  65,8;  66,  12;  70, 
7;71,5;77,  11;87,6. 

—  Colonien  78,  3  fgg. 
Müetopolis  78,   21. 
Miltiades  111,20;  112, 

5;   133,   U. 
IMilitärbehörden       152, 
153. 

—  vergehenl24,9;146, 
2;  153,  5. 

Minervae  calculus  143, 

4. 
Minos  21,   3—6. 
Minyer6,16;l5,  13;77, 

19;  79,  15. 
Mio&o(foQÜ  68,  7;  125, 

3;  128,  13;  134,  19; 

159,4;  160,  2;  166, 

13;  170,  12. 


Melden  zu  Aemtern  123,  Mitgiften  48, 1 2;  120, 6. 


10;   130,  3. 
Melos  79,   13. 
Meltas  33,  11;  56,  13. 
Mende  8l,  3. 
Menestheus   101,   1. 
Meno   111,  2Ü. 
Mijvvatq    133,    4. 

MfQTj  {(V  To:c)  152,  17. 
Mesembria  86,    14. 
Miaiöio<;  (x()}(ü)v  178, 13. 
Mesogaea  93,   1. 
Messana  83,   10. 
Messenicn6, 13;  17,13; 

18,4;  20,10;  32,2; 

42, 10;  187,1;  188,10. 
Messenier  in  Rhegium 

82,  10. 
Messeniscbe  Kriege  10, 

6;  31,  2  fgg. 
—   3r  Krieg  37,  3. 
Messoa  24,  22. 
Mtrakktxul  tJtxttt  146,8- 
Metapont  80,    15. 
Methone  81,3;   172,  7. 
Methymna   157,  5. 
Metioniden   93,  9. 
Meloeken    115,    1   fgg 

138,  10. 


irieg 


%g- 


Mithridatischer 

176,  9. 
Mitylene    s.   Mytilene. 

Mvdt^wv  14,  8. 

MvTjatxaAHv{n7])\%Q,{2 
MvOJTtU   22,   9. 
Moiosser   15,  5. 
Monarchie    8,     1 

56,  1  fgg. 
Monate    127,   5. 
Mopsopia  91,  8. 
Mora  29,  3   u.    7. 
Mord  104.    105. 

—  einesSklaven  1 14,9. 
Mothakeii  oder  Motho- 

nen   25,  20. 
Munycbia  128,10;  175, 

2. 
Musenhügel   175,   17. 
Musik  26,  11. 
Mündigkeit  121,2  fgg. 
Münzen    1,   6. 

—  in   Aegina   33,  8. 
Münzfuss   106,  9. 
Münzrecht    122,   17. 
Mycenae  4,  1 1  i  17,  11; 

18,   15;    36.  13. 
Mykalc  77,  28. 


Mylae  83,    16. 
Myrmidonen   6,  16;   7, 
20;  12,  12;    15,  10. 
Myronides       37,       10; 

168,  2. 

Myrtenkranz     124,   13. 
Mysteriengerichte  146, 
3. 

MfOTrjfjibtridfi;  anovöut 

10,   14. 
Myscellus  80,   10. 
Mythenzeit  4,  6. 
Mytilene  76,  9;    157,4. 
Myus  77,   11. 

Nabis  50,  8. 

Näaoq   84,   7. 

A'«r«o;i'o?46, 13;  152,6. 

Naukrarien  98.3;    111, 

9;  122,  4;  162,  5. 

iVa(;xt)«v°?98,3;l02,l5. 

>aukratis   78,    12- 
iNausinikus    171,    1. 
jVai'nxoq    'ö;(koq   61,   6. 
^'autodiken    146,  4. 
Naxos  77,  6;    157,  4. 
—  Sicil.  83,  2. 
Neapel  82,  5. 
iNeleus  77,2;   101,  12. 
Neliden  17,14;   18,  13. 
>'enieische    Spiele    10, 

17;  65,  4. 
Neodamoden   47,   7. 
Neubürger  99,  4;    117, 

15. 
Nicias   163,7;   164,  3. 
Nikanor   175,  2- 
Nikomachus    168,   12. 
Nikoinedia  86,   l2. 
Nikoraenes    118,   9- 

Nikopolis  14,18;  184,23. 
Nisus  92,  10. 
Noia  82,  3. 

I\'on(i)doq   89,    8. 
No/iO(f,vX(ty.fq    120,     17; 

139,  6. 
-   in   Sparta  50.  21. 
Nomotheten     113,     5; 

131,  6. 

jYöaoi  118,  2. 

Nothwehr  104,    14. 
Nullitätsklagen    145,    1 
u.   20. 

Oben  in  Sparta  24,21. 
Ochlokratie  54,  7 


592 


Register. 


Odeum  134,  14. 
Odessus  78,  22. 
Oeffentlichkeitd.Rath- 

sitzungen    127,  3. 
Oeniadcn    184,    3. 
Oenoklus   06,    12. 
Oenoe    lOt,  7. 
Oenopliytae  (Scblacht) 

37,  10;  180,  6. 
OlviavTJtJiu  99,  14. 
Oetaeer    12,    12. 
Ogyges  92,  4. 
Oixiiy  friiTiQooTÜTov  115, 

üibia  78,   21. 
Olenus   185,  4. 
Oligarchie   58  —  60. 
Oligarchen   70.  71. 

—  in    Athen     165,    8; 
174,    11. 

—  in   Boeotien  180,  4 

—  in   Achaja   186,   16. 
Olympiaden   4,  5. 
Olympiodor    175,    18. 
Olympische  Spiele   10, 

17;  23,  20. 
01ynthus41,  10;8l,7; 

172,  18. 
Onchestus   12,  7. 
'ÜTunäädofioQ    151,    9. 
Orakel  (delph.)  13,  12; 

23,  11    fgg. 

—  b.   Colonien  75,   4. 

—  fälsche   164,   14. 
Orchestik  26,    17. 
Orchomenus  12,  8;   15, 

13;  180,  11;  181,  5. 

—  in  Arkadien  184,5; 
187    2 

Orestes   17,  13;  76,  4. 
'Oi>yföni<;m,lO;  100,6. 
Orient  4,    lO. 
Orneatenl9,  4;  36,13. 
Oropus  li7,  2;  172,  9; 

174,2:176,3;  179,6; 

182,  9. 
Orthagoriden   65,  3. 
Ortspolizer   122,  9. 
Ortygia  84,  7- 
"Ouiiyfifi  144,   8. 
Ostracismus  66,  12;  97, 

5;    111,  19;  130,  4. 
Othryades  33,   13. 
Oi'Xa^oi  29,    11. 
Ovoiitq   diitt)    144,    3. 

Oxjlns  16,  16;  17,  3. 


flaches   164,3. 
Paestum  80,  23. 
riutdoyo/xoq   24,    16. 
rialiv^ixia    145,    6. 
riukivToxia   63,    1 . 
IJaUuxrj   118,    17. 
Palladium  104,  10. 
Pallas   92,  9. 
Pallanliden   97,  4. 
Pallene  81,  3. 
Pamboeotien   180,   1. 
ParaphylcD    16,   6. 
Panaetolika    184,   7. 
Panathenaeen  93,    12; 
150,  3;  161,9  u.  14. 
Pandia  93,   11. 
Pandion  92,  9. 
Pandosia  80,  8. 
/7«.f;.A7vf?6,18;190,'8. 
Panionien  77,  27. 
nav?^yVQH(;    10,    11. 
Panopea    190,   10. 
Pantikapaeum  78,  24. 
nuQÜßokov  140,  16. 

—  ßvOTOV   139,    14. 

—  YQUfpt]  141,  5. 

—  xaraßoXij    140,    12. 

—  xA/^Tot  142,  16. 
Paraiia  92,    11. 
Paralier  61,6:   106,3. 
/7«^aAo?   140,   3. 
flugavö/xcov  yQU(fij    132, 

1    fgg- 
/7ap«ör«o«c  140,9;  145, 

11. 

/7«^«0T«T«t    144,    6- 
IJuüfyyQttaroq  121,   14. 

—  fdyot  s.    Beisitzer. 

—  fxßdnfiq    54,    5. 
Parische  Chronik  4,  1. 
Parore?    15,    16. 
Paros  77,  7;  78,  6. 
IIuQQTjnia  52,  8  ;  66,  5 ; 

120,  1;  123,  7. 
Parteihass   70.   71. 
Parthenier  31,  14:80,4. 
Part'.enope  82,   5. 
fid&itv  fj  unoTiaai  143, 

12. 
nÜTQa  5,  3;  98,  7. 

Patrael86,  10;  189,17. 
Patriarehcnthum   5,   4- 
Patroklldes    167,  2. 
Pnlroklus   175,   22. 
Patrouomen   50,   20. 


Pausanias  36,   5. 
Ufdui  'EUädot;  188,  6. 
Pedias  92,   11. 
Pediecr   106,  2. 
Pelasger  6  u.   7. 

—  in  Ättika  91,  5. 
Pelasgus   17,  5. 
/7*A«Tat  60,  5 ;  100,  13. 
Pellene    185,    6;    186, 

16. 
Pelopidasl80, 18;  181,1. 
Peloponnes       17      fgg. 

186  fgg. 

—  Krieg  34,  1;  164,1. 
Pelops  7,   5. 
Peltasten  30,    12. 
Penesten  19, 11;  178,11. 
Pentakosiomedimnen 

108,7;  109,  I  ;123,  1. 
Peotapolis  Tbracica  78, 
22. 

IltVTTJXOGTTJ      126,      11. 

Pentekostys  29,   5. 
Penthilus  76,  4. 
Peparethus  81,  8. 
Periander  64,3;   05,2. 

—  in  Athen    171,  9. 
Periklesll8,7;152,l9', 

159  u.  160. 
riiQDixiovK;    10,    12. 
Perinth78,  8;    173,10. 
Periocken  19,2;  20,7; 

23,17;  25,8;   47,8. 
UfoinoXot   121,  9. 
rifQtnriaQ/oi    129,    l. 
Perrhaeber7,ll;12,12; 

ir.,  7  ;   178,  4. 
Perserköuige   40,   14. 
Perserkriege  35,  4. 
Petalismus  66,   12. 
Petes  91,    17. 
Pfändung      122,     11; 

144,  2. 
Phaeax   163,   17. 
Phalanlhus31,14;80,4. 
Phalaris  85,   12. 
Phalces    18,  9. 
(l>uv(Qa    ovain    162,   3. 
Pharae   185,  7. 
Pharsalus    178,   9. 
fHuocq   126,  3;   134,  7; 

136,  1    fgg. 
0nTt>ia   98,   7. 
Pherae    178.  15  fgg. 
'iJiJUta  28,    1    fgg. 
Phidon  33,  7. 


Register. 


593 


0tlav&gü)nia9,  12;  114, 

2. 

Philippus  Amvntas  S. 
13,  16;  172,"l2;  178, 
21  ;  182,  6. 

—  Dcmetrius  S.  176,  1; 
184,  13;  187,  10. 

Philistäer  4,  9- 
Philokrates   172,  20. 
Philoktet   76,  3. 
Philolaus   180,    10. 
Philonoinas    18,    13. 
Pbilopoemen50,l3;l86, 

7;   188,  1  fgg. 
Philotas  77,  20. 
Phintias  85,  9. 
Phistelia  82,  4. 
Phlegyer  6,    16. 
Phiius  20,   11;  41,  9. 
Phocaea77,  14;  78,10. 
PLocis  177,8;   183,9. 
Phocischer  Krieg  13,15; 

182   3 
Phociön  173,6;  174,15: 

175,   1. 
Phoebidas  41,11;  180, 

14. 
Phoenicier  4,  11;  7,  5. 
0oifiHiq   30,    1  1. 
0oy,x,i    104.     105. 
Phormisius    168,   12. 
PLoroneus   17,   5. 
06(}oq  157,   16. 
Phralrienö,  10;  97,   11 

u.  15;  98.  99;  111,3. 
PhratriarcLen     99,    3 ; 

148,  8. 

Phreatto  104,  12. 
PLricium  76,  11, 
fI>{jov{)uii  quiviiv    44,  12. 

0^ov(juQxoq  157,  8 ; 
175,  24. 

PhrjnJcbus    166,  3. 
Pbtbiotis  7,    19. 
~  Achaeer      12,      12; 
178,  4. 

—  Tbeben    184,  3. 
^lyv  71,  4. 
Pbylarcben      111,     13; 

152,  3;  153,  8. 
Pbyle  (Castell)    168,3. 
*<>li/  5,  11. 
Phylend.  üorier 20,11. 

—  in   Sparta  24,  22- 

—  in  Athen  93  fgg. 
122,2;  148,7;  161,14. 

I.   Dd.   4.   Aufl. 


Pbyien,     klistbenische 

11  U  2  fgg. 

—  neue  175,8:176,17. 

—  im    Heer    152,   9. 
Phylenricbter   145,   18. 

0v/.lTixüöfZ:iru  l6l,12. 

fpv'/.oßuoiXiZq    97,    14; 
100,  9. 

Jliväxiov    134,    11. 
riivui    h.y.Xr/0.    121,   11. 
Piraeeus    128,  10;    150. 

10;   175,   18. 
Pisander   166,  2. 
Pisistratus  64,6;  110,2. 
riioTig  axf/voq    141,  14. 

Pitana  24,  22;  29,  10. 

Pitbekusen  82,  2. 

Pittabus   63,  11;  88,6. 

Plataea  35,  1;   117,  8; 
169,   15;   181,  5. 

Plistonax  45,    14. 
I  IJ^ovroxQUTia   59,    8. 
jPnyx   128.  8. 
'  Podalirius    76,  3. 
I  Polemarcben  in  Sp.  29, 
3. 

—  in  Athen    138,  9. 

j  —  in  Boeotien  180,  15. 
|—  in  Aetolien  184,  11. 
;Poleten  115,9;  151,2. 
77oA.?5,2;51,2;52,  1. 

IJoÄlTCiu  54,    6. 
Tlokixivua  52,    14. 
nohriyM  29,   4. 
IIokiTotfiJ.uxiq    178,  14- 

Polizei  109, 10;  122,  9; 

127,  11  ;  150,  8. 
PoUis  21,  7. 
Poljbus   17,  2. 
Polydamas    178,    13. 
Poivdorus  3l ,    5  u.  9- 
Porykrates32,  II;   64. 

4;  87,  8.  ^ 

riolvnQUYfioaivTj  123,6; 

135,  6. 
Polysperchon    175,    1; 

183,  7. 
Pontiis  Kux.  78,  24. 

rio{)llXClV    Tf'/oe   126, 12. 

Poristen    151,    17. 
Porpbyrion    91,  8. 
l'o8eidon93.8;96,  12. 

—  ivrecbthei.s  92,  8. 

—  Heiikonins   77,  28. 
Posidonia  80,  23. 
Posidonias   93,  6. 


Potidaea  74,  10;  86,1. 
Prakloren    151,   3, 
n^uatv    unila&ui    114, 

18. 

JlQfiyiaToq   21,    17. 
Priapus  78,    19. 
Priene  56,    15;   77,20. 
Priestergeschlecbter  5, 

16;    94,   5;    95,   1; 

100,  2- 

—  Avabl  148,14;  149,6. 

Prioritätstreite  140,11  ; 

141,  9. 
Privatklagen    135,    10  ; 
143,  15. 

ngoayoQii'ifiv    105,    10. 

—  ßcüMoaut    130,   3. 

—  ßoXii  130,  12. 

—  [joi'Xfv^a   125,    10. 

—  ßov/.oi,  55,  7;    165, 
10. 

—  yguf^na    128,    7. 

—  äixuaia   105,    10. 

—  6iy.iu   116,  6. 

—  dtxo?   6inr]    145,    13, 

—  fdgu'ovoa  ifvXij  129. 

12. 

—  fdgin    116,    6. 

—  (6go,  127,  8;    129, 
13  fgg. 

—  fiotfogri    171,    6. 

—  6>*ffi<t«  141,5;  144,1. 

—  xki/Oiq    141,   20. 

—  /xfxgTjTai    150,    9. 

—  Ifrin  10,  10;  116,7. 

—  atXtjvoi,  1,    12. 

—  araTj^d  15,4;  135,5. 

—  —  To?"  cljjMoii  03,  3 ; 
69,  4. 

—  yHgoTovia    129,   3. 
Proeoi.sul    190,  4  n,  15. 
Prokies    18,   5. 

—  V.  Kpidaurus  77,24. 
Proko:inesus   78,  19. 
Proinetbeus     l6l,    10; 

178,    14. 
ngöaxXTjaiq  140,  1. 
//(lonrd^tiq    124,    6. 
riQOOTtftÜv    143,     11. 

Prostitution    124,    11. 
Protagoras  89,    10. 
//()(T«»fi«   140,  7. 
//^i'7av*rov5, 12;  74,  |. 

—  in  Alben  97, 6;  lOO. 
10;  104,18:127,15. 

—  Speisung   127,    17. 


Pp 


594 


Register. 


Il^JVTUVfK;    56,     16. 

—  in  Athen  127,  4  fgg. 
137,  6. 

Wr/9>^^fa&ai    130,    1. 

■'yr^<f,ca,uaGl,8;  129,10. 
Wijfoq  143,  3. 

Pseudeponymi  ?  138,  5. 
'PfvdoxÄ/jTfia    140,    6. 

141,  10;  145,  7. 
Ptolemais   175,   10. 
Puteoli  82,  4. 
rivXuyüQut    14,    6. 
Uvkata    14,    4. 

Pylus   17,  14. 

fll'fJifOQOl.     &fol    16l,     10. 

Pythagoras  90. 
Pytheas    l82,  20. 
nv&io,  23,    11. 
Pythische  Spiele  13, 12; 
14,  15. 

Rath  55,  7;  56,  3. 

—  in   Kreta  21,   17. 

—  in  Sp.  24,   1   fgg. 

—  in  Athen  108,  1  ; 
111,8;  125-127;  131, 
10;  149,  12;  176,  17. 

Räthe  inAchaja  186,2. 

—  in  Boeotien  179, 11. 
Rathseid    126,   5. 
Räuberei   9,   10. 
Rechenschaft    s.    Ver- 
antwortlichkeit. 

Rechtschutz    123,  8. 
Rcchtsbegrifl'8,8;72,8. 
Redefreiheit52,  8;66,5; 

123,  7;  129,   11. 
Rcdner25,5;  69,2;  173, 

2;  129,  6. 

—  >or  Gericht  142,  16. 
Regierungsf'ormen  54. 
Rehabilitation  124,20; 

167,  2. 
Reiseverbot  27,  13  ;  46, 

12. 
Reutcrei  in   Sp.  29,  11. 

—  in   Athen    152,   21. 

—  in  Thessalien  1 78, 1 7. 
Rhadaroanthys    141,    3. 

Rhegium  82",  9;  88,2. 

'Pr/Tii  yfQtt  8,   9. 

'P,;ti,u  23,  7. 
Rhodus  79,  2;  177,5. 
Richtereid  131,1;  134,9. 
Rit-hlerge'walt  53,  6. 


Richtergewalt  inSparta 
24,  12  fgg. 

—  in  Athen  107,  9;  134, 
4;  137,2;  160,4. 

Richtersold     134,    19; 
151,  6. 

Ritter,   s.   iTiTifVq. 
Römer   189.    190. 
Rubi  80,    10. 
Rhypes    185,   2. 
'Pvatoti,nv   9,    11. 

Sabiner  80,   2. 
Sängerschulen   5,   16. 
Sagalassus  79,    12. 
Sagra  (Schlacht]  80,  13. 
Sais   91,    15. 
^aXufiiyia    140,   3. 
Salamis  117,4;  153,2; 

168,  5;  175,  27. 
Samos  56,12;  70,7;  71,7; 

77, 15;  78,8;  157,4; 

159,   10;  172,  4. 
Samothrace    78,   7. 
Sandion   56,    12. 
Satyrus   166,  20. 
Seepsis  56,    15. 
Schaltmonat   127,  5. 
Schandsäulen    144,    15. 
Schartrichter    144,  7. 
Schatz   Athen's  156,  6 

—  d.  Götter  15 1,9  fgg. 

—  in   Sparta   46,  4. 
Schatzmeister  1 5  l,8fgg. 
Schätzung  59,8;  108,7; 

171,  3. 
Schätzung  143,7—10. 
Schiedsrichter  133,  14; 

145,10—20;   154,3. 
Schierling   139,  9. 
Schiflfahrt  61,   6. 

—  Gerichte    146,   4. 
Schiffswerfte    150,    14. 
Schlacht  bei   Aegospo- 

tamos    166,    17. 

—  Arginussen  l66,  15. 

—  Chaeronea    173,20. 

—  Cyzikus   166,   12. 

—  Delium   38,  6. 

—  Himera83,  17;  85, 
13. 

—  Ilysiae  33,   7. 

—  Kaphyae     184,    13; 
187,   11. 

—  Knidn8  40,   10. 

—  Kvvdq  arjfiu    166,  12- 


Schiacht   bei    Koronea 

37,  11;   158,   10. 

—  Lada  83,  7. 

—  Laos  82,   16. 

—  Leukopetra   189,  2. 

—  Leuktra  42,  2. 

—  Mantinea38, 16;42, 

19;  50,  7;    188,  2. 

—  Marathon    112,   5. 

—  Megalopolis    49,  2. 

—  Naxos    169,  9. 

—  Oenophytoe  37,  19; 

180,  6. 

—  Sagra  80,   13. 

—  Sellasia49, 15;187, 
7. 

—  Skarphea  189,    1. 

—  Tamynae    172,  9. 

—  Tanagra  37,    10- 

—  Tiryns     [iv   (ßdlfitj) 

33,  15. 
Schnauzbart  30,  10. 

2j(oivLov       ftffuXrwfXfvov 

128,  12. 
^xo^  52,  11  ;  62,  3. 
Schreiber  127,   14  fgg. 
Schriftliche  Ge8etze23, 

55  51,10;  102,  11. 
Schuldenerlass  63,  1. 
Schuldknechtschaft 

106,  11. 
Scbutzflehende    10,  2. 
Schutzverwandte    115. 
Sciathus  81,  8. 
Scidrus  80,    19. 
Scioue  81 ,  3. 
Sciriten  30,    13. 
Scyros    13,    5;    41,  2; 

81,8;101,3;  117,7; 

176.  2. 
Scylletium    101,  4. 
Scythen32,  6;  78,  20. 

—  in   Athen    129,    l3. 
Scythes   83,  9. 
Sechshundert  175,  9. 
Sechstausend    130,    4; 

134,  2. 
Seetaktik  30,  20. 
2noüx&nu   106,  6. 
Selge   79,   12. 
Selinus  85,    10. 
Sellasia  (Schlacht)  49, 

15;  187,  7. 
Sflkoi  7,  17. 
Selyrabria  86,   15. 
Sept.  Severug  176,  21. 


Register. 


595 


Sestus  76,   16. 

Sicilien  83 — 85- 

Sicinus  77,  9- 

Sicyon  17,6;  18,9;  19, 
9;  20,11;  65,3;  177, 
2;  185,9;  189,11. 

Sigonius  3,  7* 

Simonides    178,  10. 

Sinope  73,  3;   78,  15. 

Siris  80,   21. 

Sisyphiden   17,   7. 

SlTljQiOkOV    152,    19. 

SiTTjOiq      iv      nqvTuvilw 

127,  17. 

SlTWVUt    150,  9. 
2iT0(fv^uxi<;   150,    15. 
Skamandrius   141,    15. 
S*a(prjq>oqia    115,    10. 
2*rJTix(}ov   8,    5. 
2xiad)jq>oQia    115,    10. 
Sxcig  127,    13. 

—  in   Sparta  50,  21. 
Sklaven  9,   15;  19,  5; 

135,  5;    141,  15. 
_  in   Athen    114;    öf- 

fentl.  147,  4. 
Skopaden  178,  9. 
Skopas  184,  12. 
ZxviÜIt}  44,  13. 
SxvraXi.aiu6(;  71,  5. 
Smyrna  76,  18. 
Sold  8.   ßta&oipoqä. 

—  des  Heeres  152,  19. 
SöldnerSO,  I5;170,  17. 
Solon  106-109;  113,4; 

162,  19. 
Solygios  18,  14. 
Sophistik  72,  2. 
Sopbronisten   150,  4. 
Sous  31,   1;   32,  1. 
Sparta  24,   22. 

—  befestigt  49,  4;  er- 
obert 188,  8. 

Spartanisebe   Coloaien 
79,  12. 

2nuqToi   180,  9. 
Spartokus  78,  23. 
Spei8ungenl61,l2;170, 

16. 
Spina  15,  7. 
Snovdrj   9,   8. 
2Ttoy6o<fo{)ot   10,    14. 
Sporaden   77,9;   79,3. 
Snoi<än()}(iU    153,   9. 
Staat   51    fgg. 
Staatsgewalten   53,    1. 


Staatsgüter   126,   9. 
Staatspächter    126,    14. 
Staatsklaven     114,   11 ; 

147,   4. 
Staatschiffe   140,  3. 
Staatschreiber  127,  20; 

185,  8. 
Staatschuldner    124,  7 

u.  17;  144,4;  154,16. 
Staatsiegel   127,  7. 
Stab  d.  Richter  134,16. 
Stämme  5,   IL 
Stagira  81,  4. 
Stammbündel  1,3;  12,3. 
2Tnriio)TfZut   54,   5. 
Stehlen  in  Sparta  26,6. 
Steinigung  8,   24. 

13. 
^rufuvovv  116,  6;  126, 
17;  154,  18, 

y:TriXiitvnv    144,    16. 
Steuercapital   108,   10; 

171,   3. 
Stimmsteine   143,   3. 
^Toil   ßaaiXnoq    109,   4; 

138,  14. 
Stock  in  Sparta  27,  19. 
Strafe    143.   5;    144,7. 
Strategen  128,5;  146,  2; 

152  n,  153;  154,  1; 

170,3;  171, 2;176,11. 

—  in  Aetolien  184,9. 
in    Achaja    185,  8; 

186,  10. 

SxqaTfiii  iy  ftiQtOi,    152, 

17. 

SxQUXKOTlxä       170,      15  j 

171,  18. 

Stratokies   175,   6. 

Stratusl77,12;  184,  3. 

Succumbenzgelderl40, 
15. 

Sulla    176,  8. 

Summarisches  Verfah- 
ren  137  u.  139. 

Sybaris  80,  14  fgg.  ; 
90,8. 

Svyyqü((in.v  129,  10; 
142,  18. 

—  YQn<ftl<;    165,    11. 

XUTTjyOflÜV     142,    5. 

_  x/li/ro.  128,6;  186,6. 

—  %oT]XiOftö<;  21,  2. 
Sykophantie     69,     11  ; 

136,  7. 


Sykophantie    in   Athen 

160,  10;  170,  7. 

SvXXoytKi    151,  4. 
SvfißoXov  116,  10;  134, 
17. 

—  {SU.  «Jio)  116,  12; 
157,  7. 

2'i'A<i9oj;Aot44,14;47,9; 
55,  7;  138,  16- 

SvunoXiamK;  61,  7. 
^vfinoXixfia   186,  15. 
Symmorien  171,  1  u.  tO. 

2^ll/il7lQÖf6qOl,    127.    9. 

Svvdixfiv  142,  16. 

—  rftxo.  131,  11  :  132, 
12;    133,  1 ;  151,  4; 

154,  T5: 

—  trtwx«v98,9;  104,5; 
119,  12. 

—  fdoiov  x(öv  'EXXtjviov 
13,'li  35,7;  174,5. 

—  ry^'o^ot  131 , 1 1  ;  lo2, 
12;  133, 12;  142, 16; 
154,  15. 

—  oLkm  97,  9. 

—  oi.xi<Jfxöq  11,  12;  61, 
7;  97,  9;  177,  3. 

—  oiKoi  86,  21. 

—  xüIik;  172,  3. 

—  Tan«ll,7;171,ll; 
179,  7;  186,  15. 

XQlTJQUQXfTv     171,    8. 

—  ftj^oota(.70,2;  166,20. 
Syrakusl9,  13;  66,  12; 

84,  2  fgg. 

—  Tyrannen  72,  5;  84, 
9. 

2v(J»T]V0l  28,    16. 
Syssitien22,  5;  25,  13; 
28,  1  fgg. 

Taggelder   186,  2. 
Tayh   178,   6. 

Ta^iL,n  122,13;  147,6; 
151,  8  fgg. 

171,  18. 
Tamynae(Schlaobt)172, 

9. 
Tanagral79,3;  182.22. 

—  (Schlacht)  37,    10. 
Tarent75,  11;  80,3;  90, 

11. 
Tnrtessus   78,  28. 
Tanromenium  83,   IS- 
Tausend  88,  2. 


Pp2 


596 


Register^ 


Tauseud  DrachmeDl43, 

17. 
y«!«?  152,  10. 
Taxiarchenl52,3;153,8. 
Tegea  32,    3;    34,   11; 

184,  5;  187,  2. 

Tit%onoioi   150,    9. 
Tektamus  21,  2. 
Tiku/xwvK;  30,  8. 
Teleonlen?  94,  7. 
Telesilla  33,   15. 
Tikrj  in   Sparta  25,  9; 
44,   10. 

—  in  Athen  108,  7; 
126,  6. 

TtXdv    ^^TtXOV^lOS,  11. 

—  iTinüö'a   123,   1. 
Tekwyai   126,   14. 
Telys  80,   18;  87,8. 
Tffihr;  8,    11;   126,  9. 
Temenus   18,  3;  20,  2. 
Teinmiker  6,   16. 
Tempel   10,  9. 
Tenedos 76,7; 172,11. 
Teos77,  19;  78, 9;  94, 9. 
Terina  80,  9. 
Terpander26, 15;  31,10. 
Testament  107,4;  119,9. 
rfT4)«'i<6j^(o.91, 11;  179,8. 
Tetropolis  Dor.   16,  11. 

—  Att.  91,11;  95,10. 
TiTQUQxia  178,  22. 
TfTQTjfihr]  ^^cpoq  142,  3. 
Thaies   11,  9. 
Thaleta826,  15;  31,  18. 
Thargelien99,  15;  161, 

9  u.  14. 
Thasos  78,  6. 
Theater  128,  9. 
Grjßctyfvltq    180,   9. 

Theben  35, 5;  36, 3;  37, 
7;  40,7;  41,  14;  169, 
15;  172,5u.9;  179,8; 
180,  2;  182,  23. 

—  in  Phthiotis  184,  3. 
&ffliOTfq   8,    14. 
Themison   172,  9. 
Themistokles  36,8;  155, 

11;  156,  3. 
Theodosia  78,  23. 
&ioi  }iaT(jwoi  5,    14. 

—  ßovkaioi.   127,   2. 
Thcokles  83,  2. 
Theoporapus  43,  4. 
Qiwqoi  10,  16. 


©fw^ixiv  151, 18;  159,5; 

170,  15. 
Thera  79,    14. 
Theramenes    166,  6  u. 

16;   167,  3  u.    14. 
QfQÜnovTfqS,  15;  19,7. 
Thermae  83,    18. 
Thermopvlen  14,3;  172, 

22;  183,  7  u.  14. 
Thermus    184,  7- 
Theron  83,  17;  85,  12. 
Thersites  8,  21. 
Theseus8,2:  12,  5;95, 

9;96,16;97,3;10I, 

3. 
0i}a  fVov  114,8;  148,4. 
Thesmophorien  161,  12. 
Qeafio&iaiov   138,   13- 
Thesmotheten  128,  13; 

131,12;  138,3;  146, 

4;  148,  4;   149,  11. 
Gfo/uoi  102,  7. 
Thespiae  180,11;    181, 

5  ;   182,  22. 
Thesprotien   15,  8. 
Thessalien   15,  8;    178, 
QFjreq    52,    13;   60,  5; 

67,2;  100,14;  108, 11. 
0JAo?  127,  13. 
Thracien  6,  14;   15,15. 
0^)«>j7^?  {f^i)  81,  2. 
Thrasybulus     166,    12; 

168,  1 ;  169,  6. 

—  in  Milet  87,  8. 

—  Thraso's  S.  166,  14. 
Thronstreit  56,  9. 
Thucydides     111,    20; 

163,  4. 
Thurii80,20;89,4fgs. 
Thymaetas   101,  5. 
Thyrea  33,    12. 
T^ft?}  52,  7;  124,  1. 
Tifi^fia  59,  8;  143,7— 

10;  171,  3. 

TifiT^/iara   108,  7. 
Time8ias75,  6;  78,26. 
Tifirjrog  uyo'iv  143,   8. 
Timokratie59,8;67,  1; 

88,  1 ;  189,  4. 
Timoleon  84,  14. 
TimotheH8l69,9;  172,6. 

—  V.  Milet  26,  12. 
Tiryns   17.  II;    18,  15. 

—  (Schlacht)   33,   15. 
Tisamenus   168,  12» 


Tissaphernes  39,  7. 
Tlepolemas  79,  5. 
Todesstrafe  104,8;  139, 
9;  144,  7. 

—  gegen  Sklaven   114, 
10. 

Todtenhestattung  10,7. 
Tolmidas36,18;  158,8. 
Tomi  78,  22. 
Tortur   141,    15. 
ToÜrai   129,   13. 
Trapezunt  78,    16. 
TQioaq  27,  22. 

T(j,axÜQ  29,  9;  98,  5. 
TQi.u»öai,ot  171,   12. 
Tribut  157,  11;  172,  3. 

—  in  Sparta  20,   7. 
Trierarchie  152,7;  153, 

4;  154,  4;    162,  4; 
171,  10. 

TQlTjQOTlOloi     162,    8. 

TQiyofiuq   (ix)    149,    6. 
TQixmfioi  91,    11. 
Tq.wßokov    134,    19. 
Triopiscber  Apoll  79,  4. 
~    Inschriften  176,20. 
Tripbylien6,  13;  15,16. 
Tritaea   185,  2. 
TqnakuvToq   oixoq   161, 

13. 
TQLxrvqm,  11;  98,  2 ; 

111,  6;  122,  4. 
Tri  Ityarchen  122,4;  148, 

8. 
Troas  76,   14. 
Troerkrieg 4,  4;   11,5; 

84,  2. 
Troezen    18.  8.  ''< 

Tropaeen   13,    10. 

TQoqiifxot,   25,    20. 
Tydeus   166,   18. 
Tyndareas  17,  12. 
Tynnondas  63,  11. 
Tyrannen  20,  12;  32,7; 

54,  4;  63-65;  72,  3; 

185,  6;  186,  18. 

—  in  Colonicn  87  ,  8. 

Tl'QUVVOXTOvia    72,    6. 

Tyrrhener  6,  9  ;   15,17. 
Tyrtaeus  31,  II   u.  16. 

|Jnmündigel21,2;  136, 

6. 
ünverantwortlichkeit 

125,  2;  145,  2. 


UnTCrletzlichkeit    124, 
12;  129,  11. 

Velia  78,  27. 
Verantwortlichkeit  53, 

9;  56,    14;  101,  14; 

145,  7;  147,  12;  154. 
Verbannte   71,  4. 
VerbannungQ,  16;  124,4. 
Verfassungsforinen  54. 
Verjährung   141,  5. 
Verlöbniss   118,   12. 
VcrloosuDgl23,10il48, 

3;  der  Richter  134,12. 
Vermögensteuer  162,1 

hS-l   171,   1  fgg. 
Vermögenseinziehung 

124,4u.  17;  126,15; 

139,  11;  160,  8. 
VermögeDstausch    162, 

19. 
Verräther  72,   10. 
Verschwörung    70,    2; 

163,  1  u.  13;  166,20. 
Verträge    9,  7;   10,  4; 

116,  10. 
Vespasian    190,  6. 
Vibo  Valentia  80,  24- 
Vierhundert  108, 1;  166. 
Vierzigmänner  146,  10; 

16S,  6? 
Völkerrecht  9, 5;  10,5. 


Register. 

Volksversammlung  8, 
20;25,lfgg.  128fgg. 
186,  3  fgg. 

Vormünder  121,  2; 
136,  6. 

Vorsitzer   127,  8. 

»  T  äffen  in  Sparta  30, 

—  in  Athen   152,  20. 
Waffenbesitz  67,  2. 
Wnffenknechte   19,  7. 
Wahlen  53,  2;  57,  4; 

67,  4. 

—  in  Athen  130,  3 ; 
148,  1. 

—  in  Achaja  186,  8- 
Weiber  in  Sparta  27,  3. 

—  in  Athen   120. 

—  schutzverwandte 
115,  6. 

Weibliche  Gymnastik 
26,  18. 

Weltalter  7,  4. 
Widerklage   141,  2. 
Wiederwählbarkeit  125, 
1;    152,  Sj   186,   11. 
Wolf  2,  11. 

Xanthippus  111,  20. 
Jfvayot  34,  4;  170,18. 
SivTjXuoiu  27,  14. 


597 

Sfvlaq  ygagiij    121,    17; 
145,  5;    146,  4. 

£f*lKU    TfAfl»'     115,     6. 

£'fv.xöv30,15;170,  18. 
Jivo?9,2;  115,3;  118,2; 

135,  5. 
Xuthus7, 6u.  8;  94,2; 

96,  2  u.  8. 

Aaleukus  53,  4;  88  u. 
Zankle  83,  4. 
Zm  104,  12;  105.  4. 
Zehnmänner    165,   10; 

168,  6. 

Zehnte  8,  12;   151,  11. 
I  Zehntstätte     166,    12; 

169,  6. 
Zehnzahl    111,   7. 
Z?/T;;Tßt  133, 5  ;  151,4. 
Zeugen  141, 11;  142,10; 

145,  7. 
Zeugiten    108,  7. 
Zeus   10,  2;  93,  4. 

—  ßaaüfvq'}   101,   12. 

—  f'^xfto?  100,  4. 

■ —    ö^ayvQioq    186,    1. 

—  ofiCtQioq    90,    12. 

—  ifQÜr^toq   99,    13. 

—  nuTQüJoq  93,   4. 
Zinswucher  106,   10. 
Zölle   126,   11. 
Zwanzigstel   165,   4. 


Tl»f. 


Berichtigungen  und  Zusätze. 


S.  4,  Z.  9  füge  zu  :  Inghlrami  pitture  di  vasi  fittili ,  4  Bde.  Fie- 
sole   1833.   4. 

—  Z.    tO:    J.   A.    Ernesti  Archaeologia  literaria ;    ed.    II  cnr.  G.   H. 
Martini,  Lips.    1790.   8. 

S.  7,  Z.  0  füge  zu;  io  zwefter  Auflage  berichtigt  und  mit  Zu- 
sätzen versehen  von  K.  Fr.  Hermann,  3  Bde.  I^pz.  1854.  8 
(nach  welcher  Auflage  auch  von  §.91  an  die  Citate  zu  verste- 
hen  sind). 

—  Z.  31   1.   1843  St.   1846  und  füge  zu:   K.  F.  H.  Schwalbe  Lehr- 
buch d.  griech.   Antiquitäten,   IVIagdeb.    1854.   8. 

S.  9,  Z.  28  füge  zu  :  Henkel  Studien  zu  einer  Gesch.  d.  griech. 
Lehre  vom  Staat,  im  Philol.   IX  S.   401  —  411. 

—  Z.    38   1.    fniyuj^iat,. 

S.  11  Z.  27  füge  zu:  Fr.  Kortüm  Gesch.  Griechenlands  von  der 
Urzeit  bis  zum  Untergang  des  achaeischen  Bundes  ,  3  Bde. 
Heidelb.   1854.  8. 

S.  15  Z.29:  K.  Ch.  Planck  über  Begriflf  und  Bedeutung  der  mythi- 
schen und  heroischen    Zeit  in   N.   Jahrb.    1855   LXXI  S.  77  fgg. 

S.  16  Z.  27  :  K.  B.  Stark  Forschungen  z.  Gesch.  u.  Alterthums- 
kunde,  Jena  1852.   8,  S.   98—120. 

S.  17  Z.  II:  E.  Curtius  Gesch.  d.  Wegebaus  bei  den  Griechen, 
Berl.  1855.  4. 

S.  20  Z.  4  1.  111  St.  108  und  füge  Z.  23  zu:  C.  Bötticher  Andeu- 
tungen über  das  Heilige  und  Profane  in  d.  Baukunst  der  Hel- 
lenen, Berl.  1846.  4,  S.  21  fgg.  oder  dess.  Tektonik  (Potsdam 
1852.    4)   II,   S.   349   und   Meier    de  vita   Lycurgi  p.  xcii. 

S.  24  Z.  10  1.  periegetische  und  füge  Z.  38  zu:  Thirlwall  in  Nout. 
Annales  des  voyages   1854  p.   29S — 347. 

S.  25  Z.  26  füge  zu:  G.  Hupfeld  Exerc.  Herod.  spec.  III  sive  re- 
rum  Lydiacarura  part.  I,  Marb.  1851.  4 ,  p.  17  fgg.  und  für 
den  ganzen  Rest  des  Paragraphen  E.  Gerhard  über  Griechen- 
lands  Volkstämme  und  Stammgotlheiten ,    Berl.    1854.   4. 

S.  29  Z.  15  füge  zu:  J.  G.  v.   Hahn  albanes.  Studien,    Jena   1854. 

4  S.  221  fgg.  ,    der   lllyrier  und  Pelasger  als   Barbaren  identifi- 

cirt.       Richtiger    hat    in    meinem    Sinne     Planck    in    IV.    Jahrb. 

LXXI   S.   88   fgg.    die    ganze    ethnographische   Frage   aufgefasst, 

wenn    mir    gleich    seine    natursymbolische   Deutung    des   Pelops 

(zu  §.   7,    n.    5)   noch   zweifelhaft  bleibt. 

S.   30  Z.   32  füge  zu:  Abel  Macedonien  S.   96:    •  Pelasger  und   Aeo- 

lier  sind  nie    scharf    zu    unterscheiden    in    den    alten   .Mythen  •, 

und  mehr  bei  Gerhard  über  den   Volkstamm   der  Achäer  ,   Berl. 

1854.   4,  der  zwar  die   Aeolcr   lediglich   als   i  in   Mischvolk  {nU- 

Xoxtq)  und  nur  in    diesem   Sinne  die   Achäer  als  einen  Theil   von 

ihnen   gelten   lässt,   um  so   mehr  aber   leztere  als   Verwandte  der 

Pelasger  und  Hellenen  zugleich  anerkennt. 

S.  31  Z.  41    lüge  zu:   Franc.   Rossi  Cenni  storici  intoruo  agii  nntichi 

Italiani  in   Mem.  dell'  Instit.   Lomb.  Veneto  1854  IV  p.  181  fg^;. 


Berichtigungen  und  Zusätze.  590 

und  insbes.  W.  Mure  of  Caldwell  bist,  of  tbe  language  and 
literature  of  ancient  Greece  l,  p.  54  fgjj.  ,  der  sieb  aufs  Ent- 
schiedenste für  die  gleiche  Sprache  bei  Pelasgern  und  Helle- 
nen erklärt. 
S  40  Z.  31  vgl.  die  lokriscbe  Inschrift  von  Chaleion  oder  Oean- 
theia  (herausg.  v.  L.  Hoss ,  Lpz.  1854.  8)  mit  der  d.a^wr.a.? 
▼on  J.  N.  Oekonoinides  (Corfu  1850.  4)  p.  51;  wo  übrigens  für 
uvii  To  vrahrscheinlich  «vurwc  ovf.Tjy  zu  lesen  ist. 
S.  47  Z.  8  vgl.  im  Allg.  ni.  Prooem.   lect.   Gott.  1853—54:  de  syn- 

telia  in  jure   Graecorum  publice. 
S.   51    Z.  6    füge  zu:     Iloaudü)*  KaXuvQfürTjq    in    Athen    selbst;    Tgl. 

Berl.   Monatsber.   1853,  S.    573. 
S.   50  Z.    12  füge   zu:     Auch    das    von    Lebas    Revue    archeol.   1854 
p    577     auf    argivische    Aiuphiktvonen    bezogene    owiÖQiov    t(Z»v 
'ii-U«»(üv    dürfte    Schneiderin    Philol.    IX    S.   589    richtiger    von 
delphischen   verstanden    haben. 
S.   55   Z.   38    füge    zu:     Th.    Flathe    Gesch.    d.    phokischen    Kriegs, 
Plauen    1854.    4,    und   übev  Krisa   und   sein  Verhältniss  zu  Kirrha 
und   Uelphi    Preller  in   Ber.    d.   Leipz.    Gesellsch.   d.  Wissensch. 
1854  S.  119—140. 
S.    62  Z.    10;   J.   G.   V.   Hahn   albanes.    Studien   S.   215   fgg. 
S.  69    Z.  28:     Kempen    die    Sagenkönige     von     Sikyon ,     Clansthal 

'l853.  4. 
S.  72   Z.    10:    L.  Stephan!  d.   ausruhende    Herakles,    Petersb.   1854. 
4,  S.  279  fgg. 
—  Z.    15   l.  Polyaen.    I.   6  st.   H.  6. 
S,  83  Z.    3   füge   zu:   insbes.   aber  den  neuentdeckten   Ageleneid  von 

Dreros  im    Philol.  IX   H.    4  oder  Gott.  Nachr.    1855  S.  102  fgg. 
S.   93   Z.    II:   Cobet's  Conjectur  (Comm.   philol.   tres  ,   Amstel.    1853. 
8)    11 1    p.    14    nanoi^oq     für    nctTiwv/oq    kann     ich    mir    nicht    so 
schnell   wie   Scbneidewin    in    G.    G.    A.    1853   S.    1056   aneignen; 
Tgl.    Poll.    III.   33.       Die   Ableitung    von    rtari^Q    ist    freilich   ab- 
surd;  aber  warum   nicht  von    nürqul 
S.   100   Z.   5  V.   u.   füge   zu:    Mure  bist,    of  liter.    III   p.   504  fgg. 
S.    102  Z.    13:    das  hier  gegen   Müller   Bemerkte    habe  ich   schon   zu 
Becker's   Charikles   II   S.    178  stillschweigend    zurückgenommen. 
Die   euripideische   Stelle    spricht    von    Gelegenheiten,    wo    beide 
Geschlechter  wenn    auch    nur    in   leichter    Bekleidung  zusammen 
verkehrten  ;  yi  uvuaiu    zu    nackten  Uebungen    konnten   dabei    im- 
merhin   getrennt  seyn, 
S.    104    Z.  6    V.    u.   1.    dvi'tyy.Tj  statt   (ivnQyr/. 

S.    113    Z.  2  V.   u.     füge  zu:     R.    Lehmann    Xenophon    v.    Staate  d. 

Lac.  u.   d.   panath.  Rede   d.   Isokrates,   Greifsw.  1853.  8,  S.  104. 

S.    114  Z.   9:    vgl.    Grote   IX,    p.  456   fgg.    467   fgg.,    der    übrigens 

den  Sieg  des    ipbikrates  erst  Ol.    XCVil.   3   sezt. 
S.   116  Z.   6:    Campe  histor.    Skizzen:     I    Andeutungen  z.   Gesch.   d. 

ersten  messen.    Kriegs,   Greiffenberg    1853.   4. 
S.   119  Z.  2  1.  Ur^y  St.  \-/yt». 
S.    121    Z.  37:    diese     ganze   Frage    habe    ich    genauer,    obwohl 

Wesentlichen     die     obigen    Resultate    festh.iltend  ,     in   dem   Vor 
trage    »über  die   dorischen    Könige   von   Argos  •    bei   der   Philol. 


im 


600  Berichtigungen  und  Zusätze. 

vers.  zu  Altenburg-  1854  bebandelt  und  zugleich  auch  das  Nö- 
tbige  gegen  Mahly  bemerkt,  der  im  Rb.  Museum  IX  S.  614 
Phidon  gar  bis  Ol.    XXXIV  herunterdrückt. 

S.   122  Z.  7   V.  u.  i.   ^(vuyov^. 

S.  130  Z.  18  füge  zu:  und  §.103;  daun  Z.21  :  wogegen  ihn  Helfe- 
rich in  dem  Heidelb.  Gymn.  Programm  1854  vergebens  ver- 
tLeidigt. 

S.   136  Z.  7:  Grote  IX  p.  33b  fgg.  X  p.   500  fgg. 

S.   142  Z.  9  V.  u.  1.  39  St.  30. 

S.   144   Z.    1    V.   u.   füge  zu:   Scheibel  'OXvfin.  dvuytj.  p.  35. 

S.  135  extr.  ist  jezt  insbes.  noch  Schömann's  Recognitio  quaestionis 
de  Homoeis  (Greifsw.  1855.  4)  hinzuzufügen,  deren  kleine  Ab- 
weichungen von  meinen  Resultaten  das  (icwicbt  ihrer  Zustim- 
mung in  allen  wesentlichen   Stücken   nicht  aufheben. 

S.   159  Z.  33  l.  332  St.  382. 

S.  160  Z.  31  füge  zu:  Die  Ansicht  von  Ross  adoptirt  auch  Grote 
X  p.  297  ;  die  von  Schömann  Heinrichs  in  Mützell's  Zeitschr. 
1855   S.  209  fgg. 

S>  162  Z.  1  V.  u.  füge  zu:  G.  Vischer  Inscr.  Spart,  partim  ineditae 
octo,  Bas.  1853.  4  und  Ussing  Indskrifter  i  Kjöbenbavn  1854 
p.  6. 

S.  169  Z.  15  T.  u.  1.  Anecd.  p.  198.  Daher  Metoeken  ontaQqrjaLa- 
oro*,  vgl.  §.   115   n.   10. 

S.  176  Z.  6  V.  u.  füge  noch  zu:  Eine  eigenthümliche  Combination, 
die  allerdings  auch  Aristot.  IV.  11.  3  bereits  erwähnt,  ist  uns 
erst  jezt  durch  Inschriften  näher  gerückt,  die  ovvuqx^«^!  ••• 
welchen  sämmtlicbe  Beamte  vereinigt  ein  RathscoUegium  bil- 
den; vgl.  Gerbard's  arch.  Anzeiger  1853  S.  382  oder  Vischer 
Inscr.  Spart,  p,  7  und  dess.  Archäologiscbes  und  Epigraphiscbes, 
Basel   1854.   4,  S.    13,-   auch   Gervasio    Medaglie  di  Dalvon   p.  12. 

S.  192  Z.  19  füge  zu:  auch  in  Megara,  Archäol.  Anzeiger  1853 
S.   383  oder  Vischer  Archäol.  u.   Epigraph.   S.    13. 

S.   195  Z.  34  I.  X.  7.  3  und  37.    6. 

S.   198  Z.  24  1.  §.    111  n.   19  st.   16. 

S.  205  Z.  31   1.  §.    155  St.  158. 

S.  207  Z.  19  konnte  das  bereits  §.  32  extr.  citirte  Buch  von  Ros- 
patt nochmals  erwähnt  werden;  ausserdem  Wächsmuth  Gesch. 
d.  polit.  Parteiungen  des  Alterthums,  Braunschw.  1853.  8. 
■  S.  209  Z.  28  füge  zu  i  auch  Grote  X  p.  615  fgg.  und  Lachmann 
Gesch.  Griechenlands  II  S.  247  fgg.;  dann  über  Hiero  II  Campe 
im   Fhilol.  IX  S.   577  fgg. 

S.  222  Z.   27  I.   Prokies  st.  Proklus. 

S.  225  Z.  9:  Ueber  Tius  in  Bithynien  Becker  in  Klotz  Archiv  XfX 
S.  189  fgg. 

—  Z.   32:    auch    Blau    in    Zeitschr.    d.    deutsch  mor^^enl.  Gesellsch. 

1855  S.  79   fgg. 
S.   226   Z.    lOi    Inschrift  von   Tyras  Arch.   Zeit.    1853   S.    160. 

—  Z.    17  :    Ueber  Toml  A.  Papadopulo   Vreto   suUa  scoperta  di  Tomi 

e  sulla  bilingue  iscrizioite  i-itrovata  in  Varna,  Athen  1853.  8, 
mit  Revue  archeol.  1853  p.  379  fgg.  und  Klotz  Archiv  XIX  S. 
315  fgg. 


Berichtigungen  und  Zusätze.  601 

S.    227    Z.  23:    auch   Giraud   sur  Taaroentum   .  .   .  colonie    Phoccenne 
in   Mem.   pres.   ä  l'A.   d.    Inscr.    1854  Serie   11.   3,  p     1  — 103. 

S.   228   Z.    4   1.    Sagalassus   st.   Salagassus,   obgleich   auch   leztere  Me- 
tathese   durch     die   iNebenforin    I^t/.yTjaooq    gerechtfertigt    werden 
könnte. 
S.   233   Z.   4    V.  n.    füge    zu:      Sollte     der    Name    mit    dem  Sjbariten 

Oovyoq   bei   Theon.    Progymn,   c.   3   zusammenhängen? 
S.  235   Z,  31    luge    zu:    und    Grote   X   p.   68   fgg. ;    zur    Chorographie 
aber  im   Allg.  Hofi'mann    Descr.  Chalcidicae    Tbracicae  s.  Mace- 
donicae  ,   Broniberg   1854,  4. 
S.    241    Z.    3:    O.     Siefert    Zankle  -  Messana ,    ein    Beitrag    zur    Ge- 
schichte Siciliens  ,   Altona    1854.   4. 
S.  250  Z.   27:  auch  Grote  X  p.  413. 
S.  261    Z.    16  V.    u.   füge  zu:    A.  S.  v.   Noroff  die  Atlantis,  Petersb 

1854.   8. 
S.   263   Z.  14:    Gut   hat  hierüber  wie  über  die  verwandte   Frage   von 
der  Abstammung   der   lonier  (§.    96)   neuerdings   auch     Planck   in 
dem  oben   zu  S.    15    u.   29   nachgetragenen  Aufsatze  gehandelt. 
S.  271    Z.    10  1.   TfkfO)v  St.   Tfhojv. 
—   Z.  20  :  vgl.  jezt   Preller  selbst  über  Zo'; /"f/ftuv  in  Gerhard's  arch. 

Zeit.   1854  S.  287. 
S.  297   Z.   1   1.  welcher  st.  welchen. 
S.    313  ist    der  Golumnentitel   nach    dem    Inhaltsverzeichnisse  S.   XII 

zu  berichtigen. 
S.    323   Z.  2    füge  zu:    und    neuerdings    D.   Surmelis    'Attixu    ^  nfQi 
ÖTjtxMv    AxTinriq ,    iv    ok;    »ul  niQi  Ttvwv  f^f^ojv  toi*  aOTtw; ,    Athen 
1855.   8. 
S.  324  Z.  36  1.  §.   163  n.   17   st.    164. 
S.   329    Z.  17    füge  zu:   und   desselben   Animadversiones  de  nomotbe- 

tis    Atheniensium  ,    Greifsw.    1854.    4. 
S.   335  Z.    16   füije   zu:    und   die  ftfroixixaq  ai'ftfioginq  bei   Poll,    VIII. 
144   mit   Böckh   Staatsh.   I  S.    696,     Bake   Schol.  hyponin.    IV,  p. 
177  —  183,   Meier  Comm.    epigr.  II  p.  115;   wogegen   die  folgende 
Verweisung  zu  streichen   ist. 
S.    368   Z.    14   V.  u.  füge   zu:    und   mehr  bei    Böckh   Staatsh.  II  S.  348. 
S.    372    Z.  19   vgl.   jezt  noch   naher   .Meier  de    Epistatis   Atheniensium 
commentariolum    vor  dem    Ind.  lect.    Hai.    1855,    der  die    Aende- 
rung   geradezu   zwischen   Ol.   C.    3    und   CII.   4   sezt ;     also   wohl 
gleichzeitig  mit   der   ScLatzungsänderung   §.    172. 
S.   376   Z.    6   1.   RL.    Museum   X    S.   30  —  76   st.   1—48    und   füge   zu: 

Boss  in   N.  Jahrb.   LXXI   S.    181—185. 
S.    378    Z.    5    V.   u.    füge    zu:     G.   Haupt    de    lege,    quam    nd    poetas 

comicos  pertinuisse  ferunt ,  annali,   Giessen    1847.    4. 
S.  380  Z.   24  ist   not.    18)   nachzutragen:   ^Avay)/Tj<fii,ttv  Thuc.   VI.    H 

Tgl.  Schömann   p.    128. 
S.   437    Z.   22     füge    zu:      Heimbrod    de    Atheniensium    tacerdotibua, 

Gleiwitz   1854.   4. 
S.   447  Z.  8  I.  §.   162   st.   161. 
S.  470  Z.   31   1.  Qt^iOioxkiovi;. 


602  Berichtigungen  und  Zusätze. 

S.  489  ist  sowohl  zu  not.  13)  über  die  Dauer  der  Fünftausend  als 
zu  dem  ganzen  Reste  des  Paragraphen  jezt  noch  die  inhalt- 
reiche  Abh.  von  L.  F.  Herbst:  die  Schlacht  bei  den  Arginus- 
gen ,  Hamb.  1855,  4,  nachzutragen,  wo  namentlich  Grote  mit 
Schärfe  und   Erfolg  bekämpft  ist. 

S.  519  Z.  22  füge  zu:  Rabe  de  Tita  Hyperidis  oratoris  attici ,  Oels 
1854.  4. 

S.  531  Z.  6:  vgl.  insbes.  auch  die  von  Spratt  im  Journal  of  class. 
and  sacred  philol.  1855  p.  6  und  Curtius  in  Gerhardts  Arcb. 
Zeitung   1855   S.   35  fgg.  bekannt  gemachte   Ehreninschrift,    wo 

n.     A.      TO      XO*»'OV      T(ÖV     /ItOQlfWV,      TWV     H7lll(JWTÖ}V  ,      TW»     yioX(jÜ)V      TW» 

ijoiwv ,  TW»  Olraiitov  vorkommt;  und  dieselbe  zu  §.  188,  n.  8, 
insofern  ^  nöh^  r/  Kogo)vHifwv  lüv  iv  yi^aiti,  die  Beziehung  auf 
Korone  in  Messenien  vornusgesezt,  auch  dieses  Land  in  der 
Gemeinschaft  des   ISamens  Achaja  begriffen  zeigt. 


C!öttin§^eit , 

Druck   der  Dieterichs«  .en  Univ.    Buchdruckerei.  ^    ^^^     ^ 
(W.   Fr.    Kae»tner.)  ..^     ^ 


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DF     Hermann,  Karl  Friedrich 

81  Lehrbuch 

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1855 


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