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PRESENTED
The
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TO
NIVERSITY OF
Toronto
TheU
NIVERSITY OF STRASSBURG,
GKRMANY.
JANUARY lOTri. 1891
Digitized by the Internet Archive
in 2010 with funding from
University of Toronto
http://www.archive.org/details/lehrbuchdergriecOOherm
Lehrbuch
der
griechischen
Antiquitäten
von
Dr. MLarl Friedrich Merntann^
Professor in Göttinge n.
Erster Theil,
die Staatsalterthümer enthaltend.
Heidelberg^
in der akadeuilsclicn Bucliliandlung von J. C. B. Mohr.
18 5 5.
Lehrbuch
der
griechischen
Staatsalterthümer
aus dem
Standpuncte djer Geschichte
e n t F.o rfl^'C n
»r. Marl JFriedrich MermanUf
Professor in GöUingeo.
Vierte voll
Auflage.
Heidelberg; 5
in d.r akademlsclien Hnclibandluug von J. C B Molir.
18 5 5.
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VnttWMV
C^
Y-W
I a.
Meinen
verehrten Marburg^er
Freunden und CoUegen,
den Herren
Geheimen Hofrath Dr. Platner.
Professor Dr. Rubino
und
Professor Dr. Caesar
in
unwandelbarer Anhänjjlichkeit und Erinnerung"
gewidmet '
Vorrede.
I.
iidem ich vier und zwanzig Jahre nach dem er-
sten, fünfzehn nach dem jüngsten Erscheinen dieses
Lehrbuchs die vierte Auflage desselben der Oeffentlich-
fceit übergebe, kann ich den Plan und die Gesichtspuncte
des Werkes als hinlänglich bekannt und durch den Er-
folg gerechtfertigt voraussetzen, um dieses Vorwort le-
diglich auf den Dank für das nachhaltige Wohlwollen
seines bisherigen Publicums zu beschränken, ohne vel-
ches ich keineswegs verkenne dass selbst seine a.'lfäl-
ligen Verdienste nicht ausgereicht haben würden einen
solchen Erfolg zu erringen. Denn welche Män^l mei-
ner redlichsten Sorgfalt fortwährend entganger waren,
wie manchen Irrthum auch die späteren Auflsgen nicht
vermieden hatten , ist mir in einer solche» Reihe von
Jahren nicht verborgen geblieben^ und jede^i falls hat die
W^issenschaft inzwischen durch Entdeckungen und For-
schungen derartige Fortschritte gemacht, dass ich mich
nur lebhaft der Gelegenheit freuen kann , das Buch , in
welchem ich einst die ersten Eindrücke meiner jugend-
lichen Vorarbeiten niedergelegt hatte, mit den Maass-
stäben meines reiferen Alters auf gleicher Höhe zu er-
halten. Dieses habe ich dann auch nach Möglichkeit
zu bewerkstelligen gesucht, und namentlich selbst die
Haltung meiner eigenen Fortsetzungen desselben , der
gottcsdienstlicheu und PrivataltcrtLümcr , auf diese Um-
VI Vorrede.
arbeitung In sofern zurückwirken lassen, als in dieser
die Zusammenstellung der neueren Literatur und ihrer
Ergebnisse, auf die es ursprünglich vorzugsweise ab-
gesehn war , jezt noch entschiedener und consequenter
als in den vorhergeheaden Wiederholungen hinter der
Verweisung auf die Quellen und dem wörtlichen Ab-
drucke der wichtigsten unter diesen zurückgetreten ist 5
obgleich ich nicht fürchte, dass man es mir darum zum
Vorwurfe machen werde, wenn Ich auch jene Seite,
der das Buch yielleicht einen wesentlichen Theil seiner
Verbreitung dankt, nicht aus dem Auge gelassen und
noch in dieser Auflage mit möglichst vollständiger An-
gabe neuer oder mir früher entgangener Erscheinungen
ergänzt habe. Auch die Anlage und Einthellung des
€ianzen , die ich nicht mehr als mein Eigenthum , son-
dern als Gemeingut meines Leserkreises ansehen zu müs-
sen wlaubte, ist aus demselben Grunde bis auf wenige
Abweichungen, welche das nachstehende Inhaltsverzeich-
niss erj^ibt , unverändert beibehalten^ im Einzelnen da-
gegen k^nn ich es geradezu ein neues Buch nennen,
von dessej Umgestaltung nur diejenigen Partieen weni-
ger bcrührl worden sind , die schon in den früheren
Auflagen meVr auf eigener als fremder Forschung beru-
heten 5 und wt)fern ich anders bei meinen heutigen Le-
sern noch das ahnliche Bedürfniss wie bei den damali-
gen voraussetzen darf, so hoflfe ich diesen für den ge-
genwärtigen Standpunct der Wissenschaft mindestens
die gleiche Befriedigung wie jenen für den früheren zu
bieten. Nur eins bitte ich bei der Benutzung nicht zu
übersehen , dass der Druck schon vor vollen zwei Jah-
ren begonnen und die erste Hälfte (bis §. 90) auch be-
reits zu Michaelis 1853 ausgegeben worden ist, wodurch
sich eine reiche Nachlese von Zusätzen oder Berichti-
Vorrede. VII
gungen ergeben hat 5 ausserdem habe ich noch unter
der Arbeit manches umgestellt , und so sehr ich auch
im Vereine mit zwei befreundeten und sachkundigen
Correctoren für die Reinheit des Druckes besorgt gewe-
sen bin, so muss ich daneben doch ausdrücklich die lez-
ten Seiten dieses Bandes der ergänzenden Aufmerksam-
keit des Lesers empfehlen. Dass freilich auch abgesehn
You solchen Zufälligkeiten das Ziel, welches ich schon
in den Vorreden der vorhergehenden Ausgaben ange-
deutet habe , selbst in dieser Bearbeitung noch nicht in
seinem ganzen Umfange erreicht ist, will ich hier ebenso
wenig verhehlen 3 dazu aber bedarf es zugleich einer
ähnlichen Neugestaltung der beiden andern Bände , wo-
für wenigstens der neueste noch nicht die buchhändle-
rische Reife erlangt hat 5 und so möge denn dem ge-
genwärtigen in seiner Vereinzelung vorläußg noch ein-
mal der Spruch des Polybius zu Gute kommen, der be-
reits seinen ersten Ausflug als schützender Taliiman
begleitete ; Sei 6s i6v ccya&ov XQii'^v ovh in xiäv naqok-
Xeinoiiievmv domf^iäC,eiv lovs yQurpov^as , «AA £« lOiV
Xeyoi^iivoiV* kuv /iihv tv totiots XafißaV)] ti ipeüdog , el~
divai diözi itaxelva nagaXeiTieTai (^i ayvoicV iav dh
näv To Xsyofievov aXfjd^lQ fj , ovyyjiüQelv d.öii xocKeivcc
naQuoioinäxai «ara aQioiv, ovx ayvotav. Sollte es mir
vergönnt seyu noch eine neue Auflage der Privatalter-
thümer zu erleben , so lässt sich an deren lezten Ab-
schnitt, die Rechtsalterlhümer, bequeni die Entwickelung
der Grundsätze des äusseren und inneren griechischen
Staatsrechts anknüpfen , die dann von seihet noch zu
einer viel allgemeineren und umfassenderen Betrachtung
des alten Staatslcbens und seiner Organisation führen
kann, als sie der gegenwärtige Plan mit sich bringt, und
der täglich wachsende Schatz alter Urkunden wird es
VIII Forrede.
dazu aach nicht an Stoff fehlen lassen; bis dahin aber
die ganze Umarbeitung zu verschieben, konnte ich nm
so weniger über mich gewinnen, als ich es mir selbst
und meinen Lesern schuldig war, ein Werk, das Hun-
derten ein Hand- und Hülfsbuch geworden ist, vor der
Veraltung zu bewahren , m«* welcher kein wissenschaft-
liches Vertrauen bestehen mag , und dafür wird hoffent-
lich auch die jetzige Gestalt noch genügen.
Göttingen im März 1835.
K. Fr. Hermann.
Inhaltsverzeichiiiss.
Einleitung.
Seite
§. 1. Begriff und Verhältniss der Alterthümer zur Aller-
thumskunde und Archäologie *
§• 2. Geschiebte und Literatur der griechischen Antiquitä-
ten überhaupt *
§. 3. Quellen und Hülfsmittel der Staatsaltertbümer ins-
besondere °
Erster Haupttheil. Anfänge der Staatenbildung und
des Völkerrechts in Griechenland.
§. 4. Allgemeine Betrachtung der vorgeschichtlichen Zeit 12
§. 5 (früher 5 und 6). Patriarchalische Formen .... 17
§. 6 (früher 7). Trennung in Stumme 21
§. 7 (früher 8). Pelasger und Hellenen 27
§. 8 (früher 55). Das heroische Königthum und sein Staat 33
§. 9. Rechtlosigkeit nach Aussen 37
§. 10. Gottesdienstlicbe Begründung des Völkerrechts . 41
§. 11. Politische Annäherungen und Verbände .... 44
§.12 (früher 11). Ampbiktyonien 48
§. 13 (früher 12 und 13). Die delphische Amphiktyonie . 51
§. 14. Organisation der delphischen Amphiktyonie ... 56
Zweiter Haupttheil. Geschichte des doriselen Stam-
mes, insbesondere der Laccdaemoaier.
Cap. I. Vorbereitungen und Folgen der dorischen Eroberung.
§. 15. Vorgänge im Norden Griechenlands 6^^
§. 16. Aelteste Geschichte der Dorier . 64
§. 17. Der Peloponnes zur Zeit der Eroberung .... 67
§. 18. Die dorische Theiiung des Peloponnes 7 t
§. 19. Schicksale der Besiegten 73
Cap. n. Staatliche Entwickelung der Dorier; Verfassungen in
Kreta und Lacedaemon.
§. 20. Die peloponnesischen Dorier nach der Eroberung . 76
§. 21. Das dorische Kreta und seine Verfassung .... 79
S. 22. Dorisches Volksleben in Kreta S3
Inhaltsverzeichniss.
Seite
23. Lykurg und die spartanische Verfassung
»6
90
94
98
102
106
109
111
§. 24. Rath und Beamte in Sparta ....
6. 25. Volksgemeinde und Bürgerreebt in Sparta
§. 26. Erziehung der spartanischen Jugend
§. 27. Organisation des Priratlebens in Sparta
§. 28. Gemeinspeisung und Gütergleichheit . .
§, 29. Organisation des Heeres in Sparta . .
§. 30. Bewaffnung und Kriegskunst der Spartaner
Cap. in. Lacedaemon's Wachsthum und Hegemonie in
Griechenland.
§. 31. Die messenischen Kriege 114
§. 32. Kämpfe mit Arkadien und den Tyrannen . . . . 118
§. 33. Kämpfe mit den Argivern 119
§. 34. Die peloponnesische Bundesgenossenschaft . . . 122
§. 35. Die Perserkriege 124
§. 36. Gegengewicht Athen's gegen Sparta 125
§. 37. Kämpfe und Frieden mit Athen 128
§. 38. Der peloponnesische Krieg . 131
\ §. 39. Ende und Folgen des peloponnesischen Kriegs . . 133
^^§. 40. Der korinthische Krieg 136
§. 41. Folgen des Autalcidischeu Friedens 137
§.42. Kampf und Niederlage gegen Theben 140
Gap. (V. Lacedaemon's innerer Verfall und lezte Schicksale.
§. 43. Ursprung des Ephorats 1^3
§. 44. Gewalt des Ephorats 145
§. 45. \Aeu8sere Stellung des Ephorats ....... 147
§. 46. Entsittlichung der Bürger 150
§. 47 (früher 48). Feindliche Elemente im Innern . . , 152
§. 48 (früher 47). Ausartung der Verfassung 154
§. 49. Schicksale nach dem Verluste der Hegemonie . . 157
§. 50. Schicksale nach dem Ende des Königthums . . . 160
Dritter Haupttheii. Allgemeine Entwickelung der
griechischen Staaten nach ihren Bcstandthcllen
und Formen.
§. 51. Die griechische Staatsidee 164
§. 52. Vom Staatsbürgerrechtc 167
§. 53. Von den Staatsgewalten 170
§. 54 (früher in 52). Von den Regierungsfornien .... 172
§. 55 (früher 54). Von den Staatsverfassungen . . . . t75
§. 56. Das Königthum und sein Untergang 177
§. 57. Die Aristokratie nis Erbinn des Königthums . . 180
§. 58. Charakter der Aristokratie 181
Inhaltsverzeichniss. XI
Seite
§. 59. Uebergang zur Oligarchie 1S4
§. 60. Oligarchie aus Eroberung 185
§. 61. Elemente der Demokratie 187
§. 62. Demokratisehe Bewegungen 189
§. 63. Entstehung der Tyrannis 190
§. 64. Charakter der Tyrannis 192
§. 65. Untergang der Tyrannis 194
§. 66. Idee der griechischen Demokratie 195
§. 67. Unterschiede der Demokratien 198
§. 68. Die absolute Demokratie 200
§. 09. Die Demagogie und Sykophantle 202
§. 70. Ollgarchische Factionen 204
§. 71. Innere Parteikämpfe 206
§. 72. Allgemeine Demoralisation 207
Vierter Hauptthell. üebersiclit der griechischen Co-
looien und ihrer Staatsvcrhältuisse.
§. 73. Unabhängigkeit der Colonlen ........ 211
§. 74. Verhältniss zur Mutterstadt 213
§. 75. Veranlassungen der Colonlsatlon 214
§. 76. Aeolische Niederlassungen . , 2^6
§. 77. Die lonler in Kleinasien und auf den Inseln . . "19
§. 78- Pflanzstädte der kleinasiatischen lonier .... 223
§. 79. Dorische Niederlassungen j^i Osten 227
§. 80. Lacedaemonisch - achaeische Colonien in Italien . . 230
§. 81. Chalcidenser in Thracien 234
§. 82. Chalcidische Niederlassungen In Italien .... 236
§. 83. Chalcidische Niederlassungen in Sicillen .... 239
§. 84. Dorier in Sicillen; Syrakus und seine Püanzstä.lte . 242
§. 85. Megara , Gela, Agrigent 244
§. 86. Pflanzstädte von Korinth, Megara, Athen • . . 247
§. 87. Verfassungen der Colonien im Allgemeintn . . . 250
§. 88. Positive Gesetze ; Tlmokratie 252
§. 89. Gesetzgebung des Zaieukus und Charondas . . . 253
§. 90. Der pythagoreische Bund und seine Folgen . . . 256
Fünfter Haupttheil. Der athenische Staat und seine
Geschichte.
Cap. I. Innere Geschichte Athen'» bis zur Befestigung seiner
Demokratie.
Erster Abschnitt. Vurgeschlchtllche Zeit bis Theseus.
§. 91. Aelteste geschichtliche Erinnerungen 260
§. 92. Die mythischen Könige von Attika 264
§. 93. Die l'hylcu der mythischen Königszeit 266
XII Inhaltsverzeichniss.
Seite
§. 94. Die ionischen Phylen 268
§. 95. Charakter der ionischen StaatsTcränderung . . . 271
§. 96. Abstammung der lonier 273
Zweiter Abschnitt. Von Tbeseus bis Solen.
§. 97 (früher 97 and 98). Der athenische Gesammtstaat
and seine Gliederung 276
§. 98 (früher 99). Die Phrat.ieii and Geschlechter ... 281
§. 99 (früher 100). Die Phratrien als Wächter des Bürger-
rechts 284
§. 100 (früher 101). Rechte und Stellung der Eupatridcn. 287
§. 101 (früher 102). Ende des Königlhums 291
§. 102 (früher in 103). Verfassung der Aristokratie . . . 293
§. 103. Drakon's Gesetze und der cylonische Aufstand . . 296
§. 104. Das alte Blutrecht und die Ephcten 298
§. 105. Das Gericht auf dem Areopage ..*.... 302
Dritter Abschnitt. Von Solon bis Aristides.
§. 106. Die Parteien und Solon als Vermittler .... 306
§. 107. Solon's Gesetzgebung ; die Volksrechte .... 308
§. 108. Der Ilath der Vierhundert und die Schatzungs-
classea 311
\. 109. Der areopagitische Rath . , 314
§. 110. Neue Kämpfe: Tyrannis der Pisistratiden . . . 317
§• 111. Klisthenes und seine Staatsverändcrungen . . . 319
§. 112. Vollendung der reinen Demokratie 324
Cap. IL Der Staatsorganismus der athenischen Demokratie.
Erster Al«chaitt. Vom Personenrecbte im Allgemeinen and
dem Büigerrechte insbesondere.
§. 113. Gesetzlicher Charakler der athenischen Demokratie. 327
§. 114. Sklaven und Freigelassene 329
§. 115. Schutzverwandte oder Beisassen 333
§. 116. Mittiieilung einzelner Reclite an Fremde .... 335
§. 117. Mittheilung des Bürgerrechts 338
§. 118. Bürgerliche Berechtigung durch die Geburt . . 341
§. 119 (früher 119». 120). Politische Bedeutung der Familie 345
§. 120 (früher 121 u. 122). Rechtliche Stellung des weib-
lichen Geschlechts 347
§. 121 (früher 123). Mündigkeit und Gemeindeangehcrigkeit. 350
§. 122. Ortsgemeinden und sonstige Körperschaften . . . 354
§■ 123. Rechte und Pilichteii des atheniscben Bürgers . . 357
§. 124. Verlust der bürgerlichen Rechte 359
Zweiter Abschnitt. Vom Rathe und der Volksversammlung.
§. 125. Der Rath der Fünfhundert als Volksausschuss . 364
$. 126. Der Rath als Verwaltungsbehörde 366
XIII
Inhaltsverzeichmss. ^
Seite
^ , ., ... 369
§. 127. Prylanea uud Schreiber
§. P8. Die Volksversammlungen '
€ 129. Verhandlungen in der Volbsgemeiude
§. 130. Abstimmung über Sachen uud Personen . . . • ^°^
§. 131. Gesetzgebung ^gg
§. 132. Anklage gesetzwidriger Vorschläge ^^^
§. 133. Betheiligung des Volkes bei Anlagen . . • •
Dritter Abschnitt. Von den Gerichten und ihren Vorsitzern. ^^^
ß 134. Die Heiiaea und ihre Dlkasterien
8. 135. Hecht zu Klagen und Elntheilung derselben . . ^yö
§.136. Eigeulhümliche Arten öffentlicher Klagen: Phas«. Jyy
§. 137. Summarisches Verfahren
§. 138. Vorstandschaft der Gerichte; Archonten • ' ' * *[Jg
8. 139. Die Eilfmänner ! * ,\ ' * ' " Ain
§.140. Einleitungen des Processes; Gerichtsgelder ' ' ' ^"
§. 141. Instruction des Processes; Be^Teismittel ' ' ' ' ^^^
§. 142. Verhandlung vor Gericht ; Zeugen
6. 143. Der Richterspruch und seine Folgen * * * ' "
§. 144. Vollziehung des Rechtspruchs; Contumazurtheile . 42J
§. 145. Berufungen. Schiedsrichter ^
§. 146. Gerichte für besondere Fälle
Vierter Abschnitt. Von den Beamten.
432
§. 147. Classen der Beamten ' ^
§. 148 (früher 149). Besetzung der Aemter durch Wall ^^^
oder Loos
§. 149 (früher 148). Prüfung der Beamten ' ' ' ' ' ' .^q
8. 150. Gottesdienstliche und Polizeibeamte ••••'„
, . . 442
§. 151. Finanzheamte
§. 152. Militärbehörden nnd Heeresorganisalion ' * ' ^,q
§. 153. Bürgerliche Thätigkeit der Militärbehörde ' ' '
§. 154. Rechenschaft der Beamten
Cap. HI. Innere Geschichte der athenischen Demokratie.
Erster Abschnitt. Politische und finanzielle Eotwickelung.
ß. 155. Keime des Wachsthums und der Tirteiung - ' • ^^^
457
§. 156. Bundesgenossen und Staatschatz
§. 157. Verhältniss der Bundesgenossen zu Athen ... »
§. i58. Spaltung und Stellung der Parteien ^
§. 159. Perikles ; '
8. 160 (früher 1 00 u. lf>^). Die Massenherrschaft und ihre
r , 467
Fo'C^n .• ,rjQ
§. 161. Belastung der Reichen. Liturgien
§. 162. Trierarcbie und Vermögensteuer
XIV Inhaltsverzeichniss.
Seite
Zweiter Abschnitt. Parteikätnpfe und Umwälzungen.
§. 163 (früher 164). Parteibäupter neben und nach Perikles. 476
§. 164 (früher 165). Das athenische Volk im peloponnesi-
schen Kriege 480
§. 165 (früher 166). Auflösung der Demokratie .... 483
§. 166 (früher 167). Die Vierhundert und Fünftausend . 486
§. 167 (früher 168). /Die Drcl.sig 490
§. 168 (früher 169). Wiederherstellung der Demokratie . 493
Dritter Abschnitt. Entartung und Untergang.
§. 169 (früher 170). Neue Hebung nach Aussen .... 496
§. 170 (früher 171). Neue Entartung im Innern .... 499
§. 171 (früher in 162). Finanzreform; Symmorien . . . 503
§. 172. Schwankungen der äusseren Machtstellung , . . 507
§. 173. Kampf und Niederlage gegen Philipp von Macedonien 512
§. 174. Folgen der Niederlage 516
§. 175. Wechselnde Schicksale unter Macedonien . . . 520
§. 176. Schicksale unter den Römern 524
Sechster Hauptthcil. Darstellung^ elnig-er Bundes-
staaten, die in Griechenlands Geschichte eine all-
gemeinere Bedeutung erlangt haben.
§y 177. Geschichtlicher Standpunct der Bundesform . . 529
§. 178. Thessalien 531
§. V79. Der boeotische Bund; Mitglieder 535
§. 1^. Geschichte Boeotiens bis Pelopidas 537
§. 181, Boeotien unter Theben's Plejp^onie 540
§. 182.^ Theben's Verfall und lezle Schicksale .... 542
§. 183. Entwickelung des aetolischen Bundes ..... 546
§. 184. fclüthe und Fall des aetolischen Bundes .... 548
§. 185. Ui«prung des achaeischen Bundes 550
§. 186. VerYassung des achaeischen Bundes 553
§. 187. Uebertritt der Achaeer zu Macedonien 556
§. 188 (früher 188 u, 189. Deracbaeische Bund seit Philopoemen 558
§. 189. Sieg der Römer und dessen Folgen 561
§. 190. Achaja als römische Provinz 565
Anhang.
I. Die Könige Ton Lacedaemon 568
II. Die athenischen Eponymen von 496—292 a. Chr. . . 569
III. Alphabetisches Verzeichniss der bekannten athenischen
Eponymen bis auf Sulla's Zeit 572
IV. Die Demen von Attika nach den zehn Phylen geordnet 577
Register 581
Berichtigungen und Zusätze 598
Einleitung.
JLfcr Name Alterthümer, antiauitates , agytuoXoyla, äncti
wo er in BeziehuDg^ auf ein einzelnes Volk wie das grie-
chische gebraucht wird, umfasst im Grunde alle Erschei-
nungen und Aeusserungen seines Lebens und seiner
Thätigfceit vor einem bestimmten Zeitpuncte, der entwe-
der sein geschichtliches Daseyn selbst beschlossen oder
doch innerhalb desselben eine entscheidende Epoche ge-
macht hat 1) j und wenn auch der Sprachgebrauch eine
solche Betrachtung in ihrer Ganzheit ^) mehr mit dem
Ausdruche Alterthumskunde oder Alterthumswissenschaft
bezeichnet ^) , wovon die eigentlichen Alterthümer nur
einen Theil ausmachen , so haftet doch gerade diesen
vorzugsweise der Gesichtspunct einer Beschäftigung mit
vergangenen Zuständen an '^) , während anaere deren
noch andere und näher liegende zulassen. Am deut-
lichsten zeigt sich dieses bei den erhaltenen Denkmälern
des Altcrthums, die sey es mittelbar als schriftstellerische
Ueberlieferungen , sey es als autoptische Zeugen und
Reste der Vergangenheit in Inschriften 5), Münzen ö),
Geräthen ^), und bildlichen Erzeugnissen ^), allerdings
auch den Altcrthümern als Quellen und Mittel für ihre
Zwecke dienen, ohne jedoch darin ihren ganzen Werth
und ihre Bedeutung zu erschöpfen 5 im Gegcntheil bietet
die Mehrzahl dieser gleichzeitig noch höhere und selb-
ständigere Seilen dar, nach welchen sie theils um ihrer
selbst willen beschrieben und erklärt, theils in den Or-
ganismus einer allgemeineren Entwickclung verwoben
A
2 §. 1. Begrifft und Ferhältniss der AUerthümer
werden '^) 5 — und auch wo diese monumentale Alter-
thumskunde noch den hergebrachten Namen Archäologie
mit den Antiquitäten theilt, hat sie thatsächlich durch
ihren Anschluss an die allgemeine Kunstgeschichte eine
andere Richtung gewonnen. Aehnliches aber gilt mehr
oder minder auch von dea übrigen Zweigen der wissen-
schaftlichen Alterthumskunde , die einerseits zwar nach
ihrer historischen Beziehung zu dem alten Volksleben
dem weiteren Kreise der Alterthümer beigezählt werden
können, dabei jedoch anderseits die sachlichen Princi-
pien ihres besondern Fachs stets werden vorwalten las-
sen 5 — ja selbst die politische Geschichte Griechenlands
wie Roms stellt sich nicht bloss als Lebensäusserung
eines ehemaligen Volksthums, sondern als Glied einer
grösseren menschheitlichen Entwickelungsreihe dar, wozu
sich die nationalen Functionen nur als Ursachen oder
Wirkungen verhalten 5 — ; und zieht n^an folglich alle
diese Fächer von dem grossen Ganzen der classischen
Allcrlhumskunde ab, so bleibt für die Antiquitäten im
engern Sinne nur die Vergegenwärtiguug der ehemaligen
Zustande und Institutionen übrig , in welchen sich die
Individualität des betreffenden Volkes gleichsam in ihrer
Häuslichkeit ausgeprägt hat, um von hier aus erst durch
jene Aeusserungen und Thätigkeiten mit d^m grösseren
Leben det Menschheit in Beziehung zu treten ^'^).
1) So neoAt der Griccbe selbst seine Urgeschicbte , einscLIiess-
lich der Mythenleit, u()x(uoloyiu^ Plat. Hipp. maj. p. 285 D, Dio-
dor. I. 4, IV. 1, Plut./V. Thes. c. 1 , de Hciod. mal. c. 3; vgl.
Ast Grundriss der Pbiiol. Landsli. 1808. 8, S. 34, E. v. Lasaulx
über das Studium der griech. u. röm. Alterthümer; München 1846,
4, S. II. . -i: •
2) Wie sie z. B. Ed. IMatner über -wissenscbaftlichc BegrÜH^
düng und Behandlung der Antiquitäten, Marb. 1812. 8 und neuer-
dings R. H. Klausen nach Böckb als Begriff der Alterthümer auf-
gestellt hat ; vgl. F. S. W. Hoß'mann Lebensbilder berühmter Hu-
manisten , Lpz. 1837. 8, S. 58 Igg,
3) Vgl. F. A. Wolf Museum der Alterthumswissenscbaft , Ber-
lin 1807. 8, I, S. 1 — 145 und dessen Vorlesungen B. I herausg.
von Gürtler Lpz. 1831 und B. VI von S F. W. Hoflmann, 1.S33.
Sj auch des leztcren Lehr- und Handbuch: die Alterthumswissen-
schaft, Lpz. 1835. 8, und für gelehrten Stoff die Realencyklopädie
der classischen Alterthnmswisseuschaft in alphabetischer Ordnung
zur Alterthumshunde utid Archäologie. 3f
von Pauly, dann Walz und Teuffei, Stuttg. 1839—52, 6 Bde. 8;
während A. v. Steinbüchers Abriss d. Allerthumskunde, Wien 1829.
8 und C. G. Haupt's allgemeine wissenschaftliche Alterthumskunde
oder der concrete Geist des AUerthums in seiner Entwickelung und
in seinem System, Altona 1S39. 8 einzelne, namentlich mythologi-
sche und artistische Gesichtspuncte einseilig vorwalten lassen.
4) Baco de augm. scient. II. 6: Antiquitates sunt reliquiae hl-
storiae, quae tanquam tabulae e naufragio temporum ereptae sunt.
5) Vgl. Fr. Oiidendorpii oratio de veterum inscriptionum et
monumentorum usu, L. B. 1745. 4 und für Griechenland Jo. Franz
Elementa epigraphices graecae , Berl. 1840. 4 und Zell in Walz
Realencykl. IV, S. 173 — 184. Was das Material betriÖ't, so hat
ältere Sammlungen , die Beck Gruudriss der Archäologie S. 108 —
119 >erzeichnet, Böckh's Corpus inscriptionum graecarum , Berlin
1825 fgg. überflüssig gemacht; neben und nach diesem sind die be-
merkenswerthesten H. J, Rose Inscr. gr. vetustissimae , Cantabr.
1825. 8, C. Vidua Inscr. antiquae in Turcico itinere coUectae, Pa-
ris 1827. 8, O. F. V. Richter griech. u. latein. Inschriften, herausg.
V. J. V. Francke, Berlin 1830. 4, F. Osann Sylloge, üarmst. 1834
fol. , L. Ross Inscr. graecae ineditae , Naupl. 1834, Athen 1842,
Berl. 1845. 4, Ph. Lebas Inscr. grecques et romaines recueillies
en Grece , Paris 1835. 36. 8, J. L. Ussing Inscriptiones gr. inedi-
tae, Havniae 1847. 4, L. Stephan! Titulorum graecorum Part. I-V.
vor den Dorpater Lect. Catalogen 1848 — 50, und für Athen insbe-
sondere die dortigen Publicationen der'Egtr/fifijti; ug/aioXoyiy.r/ 1837 — 41,
Rangabe Antiquites helleniques, 1842 und 'E7ii.yQrt(fnl uvfxdoToi cva-
yiaXv<f&iXoui- y.itl ixdo&üoui, i'tio tov uQxaioXoyiy.ov avX?.öyov 1851; für
andere Gegenden auch manche der später §. '6 zu nennenden, Reise-
werke.
6) Vgl. Ezech. Spanheim Uissertationes. de praestantia et' usu
numism;)tum antiquorum, Amstel. 1691. 4; ed. III Lond. ft Amst.
1700. 1717. 2 Bde. fol. und F. Creuzer über einige praktische
Seiten des antiken Münzwesens in s. deutschen Sclirift'en «. Archäol.
I, S. 320 — 387; zur Uebersichl des griechischen Münzschatres aber
ausser altern bei Beck a. a. O. S. 119 — 131 die Hauptwerke von
Eckhel (Doctr. numorum veterum , W'icn 1792. 4. B. I - IV ) und
Mionnet (Description des medaillea antiques, Parrs 1806 fg^; 8
VI Bde mit Suppi.) mit zahlreichen Nachträgen von Millingen, Pin-
der, Cadalvene und Andern, die theils in Koner's Artikel Nummi in
Walz Realencykl. V, S. 753 und A. C. E. von Werlhofs Handbuch
der griechischen Numismatik, Haunov. 1850. S, S. 24 fgg, ver-
zeichnet, theils in Zeitschriften wie Cartier's Revue numismatique,
Blois 1836 fgg., Akcrman's Numismatic chrönicle , London 18.19
fgg., Gerhardts archäologischer Zeitung u. s. w. niedergelegt sind,;
und dem Ilülfsbuche von Fr. de Dominicis, Repertorio nnmism.-ilico,)
Napoli 1820. 4. lieber die Münzen als Verkehrsmittel im Aller "
thuine selbst ist Friv. Alterth. §. 46 gehandelt.
7) Vgl. z. B. Vermiglioli Lezioni elcmcnlari di archcologi^ti
Perugia 1822, 8. II, p. 231 fgg. und O. Müller Handbuch d. Ar-
chäologie der Kunst, 3tc Aufl. 1848. 8, S. 408—418 mit dtrt
Kupferwerken >'0n Montfaucon Antiquite expliquce et reprcsentee
en ligures, Paris 1719, 5 Thle in 10 Bdn und 5 Suppl. 1724 fol.,
deutsch im Ausz. von .1. .1. Schatz Nürnberg 1757 , 2tc Aufl. 1807
fol., de Caylus Recucil d' antiquites cgypliennes , ctrusques , grcc-
A2
f' §. 2. Geschichte und Literatur
ques et romaines, Paris 1752 — 67, 7 Bde 4, G. B. Piranesi Vagi,
candelabri . . . luceriie ed ornamenti anticlii , Rom 1778, 2 Bde
fol. , Moses Collection of ancient rases etc. Lond. 1814, und ein-
zelne Proben bei H. Kärcher Handzeichnungen, Carlsruhe 1825. 8
und W. Smith Dictionary of greek and roman antiqnities, London
1849. 8.
8) Vgl. Th. Panofka Bilder antiken Lebens, Berl. 1843. und
Griechinnen und Griechen nacL Antiken 1844. 4; E. Gerbard Va-
senbilder griechischen Alltagslebens, Berlin 1852 u. s. w.
9) Vgl. Miliin Introduction ä 1' etude des monumens antiques,
Paris 1796. 8, p. 2; J. C. Gruber Encykl. d. Alterlhümer Grie-
chenlands, Lpz. 1801. 8, S. 1—40; F.' C. Petersen Einleitung in
das Studium d. Archäologie , übers, v. P. Friedrichsen , Lpz.
1829. 8; L. Preller in Zeitschr. f. d. Alterthumswissenschaft 1845
Suppl. 1. 2; insbes. aber auch E. Gerhard Hyperboreisch-römische
Studien, Berl. 18.^3. 8, S. 1—84 und dessen Vortrag zur monu-
mentalen Philologie in Verb. d. Berliner Philol. Versammlung
1850, oder Archäol. Anzeiger 1850, S. 201 fgg.
10) Vgl. Wolf Vorles. I, S. 377-385, G. Bernhardy Grund-
linien d. Encykl. d. Philologie, Hall. 1832. 8, S. 306—320, F.
Haase in Hall. Encykl. Sect. III, B. XHI, S. 400 — 403, auch, wenn
gleich theilvreise abweichend, H. Reichardt die Gliederung d. Phi-
lologie , Tübingen 1846. 8, S. 44 fgg.
8. 2.
"'* Bevor man daher dem griechischen Alterthume als
solchem die Ahnung eines eigenen Volksgeistes als Trä-
ger seiner nationalen Individualität abgewann , be-
schränkte sich, was man griechische Antiquitäten nannte,
auf gelehtte aber unkritische Sammlungen von Einzel-
heiten , wie die Schriften eines Johann Meursius ^) und
Anderer, die dann seit dem Ende des siebenzehnten
Jahrhunderts \heils zusammengedruckt '^) theils zu Syste-
men verarbeitet wurden ^) , ohne jedoch auch in dieser
Gestalt über einen äusserlichcn Schematismus hinauszu-
kommen, dem die hergebrachten Rubriken der gottes-i
dienstlichen, häuslichen, Staats- und Kriegsalterthümer *)
keinen Ersatz für die Willkür und Leblosigkeit der in-
neren Behandlung gewährten. Auch die Bearbeitung
besonderer Zweige, der Antiquitates sacrae^), des Kriegs-
wesens ^) , und einzelner Puncte des öffentlichen oder
Privatlebens in Monographien und Dissertationen '') der-
selben Perlode genügt nur selten und thellweise den An-.^
fodcrungen, zu welchen Ihr Gegenstand wenigstens hin-
der griechischen Antifjuitäten überhaupt. 5
sichtlich eines kritischen Quellenstudiums berechtigte;
und als dieses sich um die Mitte des achtzehnten Jahr-
hunderts wieder geltend zu machen anfing, war ihm die
wissenschaftliche Form selbst dergestalt entfremdet, dass
der erste umfassende Versuch einer Wiedervergegenwär-
tigung des altgriechischen Volkslebens bei Barthclemy «)
den Rahmen eines romanhaften Zeitgemäldes zu bedür-
fen glaubte 9), der auch neuerdings noch wenigstens für
das Einzelgebiet der Privatalterthümer anwendbar ge-
schienen hat 10). Wie sich jedoch die strengste Wissen-
schaftlichkeit mit lebendiger Durchdringung und Totalan-
schauung antiker Zustände wohl verträgt, hat die deut-
sche Philologie bereits seit Heyne's und Lessing's Zeit
bewiesen; und was hier namenUich Friedrich August
W^olf, wenn gleich minder als Schriftsteller denn als
akademischer Lehrer gesäet hat i^), ist unter den Ein-
Aussen einer erfahrungsreichen Zeit zu einer Blüthe er-
wachsen, die durch das Bestreben, alle Einzelheiten des
hellenischen Lebens i« geschichtlicher Aufi'assung unter
dem Brennpuncte des Nationalcharakters zusammenzu-
fassen 12), auch den Antiquitäten im engern Slnnd ihre
rechte Stellung und grundsätzliche Richtung verliehen
hat. Bringen es auch die besonderen Zwecke ihrer Be-
arbeiter fortwährend mit sich , dass sie bald auf eine
äussere Statistik von Sitten und Gebräuchen beschränkt i'),
bald über die ganze Vergangenheit des griechischen Le-
bens ausgedehnt i+) oder selbst wieder nur einzelne Sel-
ten dieser zu verfolgen ^^) bestimmt werden , so liegt
ihnen doch jedenfalls das gemeinschaftliche Princip einer
historischen Reproductlon antiker Zustände unter; und
ein solches urkundliches Bild der 311ttel und Formen,
wodurch Griechenland in seinen einzelnen Thellen und
Zelten die Lebensbedingungen eines Volkes als mensch-
licher und sittlicher Gemeinschaft nach Maassgabe seiner
äusseren und inneren Elgenthünilichkelt verwirklicht hat,
wird demnach auch unsere Aufgabe seyn müssen i^).
1) Vgl. Schramm de vlta et scriptis Jo. Meursii , Lips. 1715.
4, Ü. G. Moller de Jo. Meursio, Norimb. 1732. 4, and die <ie-
6 §. 2. Geschichte und Literatur
sammtausgabe seiner Opera von .To. Laiuius , Flor. 1741 — 63,
XII Bde fol.
2) Namentlich im Thesaurus antiquitatum graecarum, contextus
et designatus ab Jacobo Gronovio, Lugd. B. 1094 — 1702, XIII Bde
fol. und J. Polen! Supplementum thesauri utriusque , Venet.
1735 fol.
3) Die Hauptwerke sind hier Jo. Ph. PfeifFeri libri IV antiqui-
tatum graecaruni gentilium, sacrarura , politicarum , militarium , et
oecouomiearura, Regiom. et Lips. 1089; 2te Ausg. 1707. 4. — John
Potter Archaeologia graeca or the anliquities of Greece , Oxford
1699 und London 1706. 2 Bde 8; neuerdings umgearbeitet von
John Robinson, London 1807. 2d. edit. 1827. 8. Latein, im Thes.
Gron. Vol. XIII (oder Vol. XII. P. II.); deutsch mit Zusätzen von
J. J. Rambach, Halle 1775, 3 Bde. 8. — P. Fr. Ach. Nitsch Be-
schreibung des häuslichen, gottesdtenstlichen, sittlichen, politischen,
kriegerischen und wissenschaftlichen Zustandes der Griechen nach
den verschiedenen Zeitaltern und Völkerschaften, Erfurt 1791 ; mit
Zusätzen von J. G. Ch. Höpfner und G. G. S. Köpke , 4 Bunde
1806. 8. — Als Lehrbuch galt am längsten (Laoib. Bosii) Antiqui-
tatum graecarum, praecipiie atticarum, descriptio brevis, Fraueque-
rae 1714, und öfters wiederholt; zulezt von J. C Zeune , Leipzig
1787. 3, jedenfalls besser als J. G. Grcgorii gen. Melissantes neu
eröffnete Schatzkammer griechischer Antiquitäten, Arnstadt 1717. 8,
oder Ph. Ludw. Haus griechische Altertümer, Mainz 1787. 8,
neuerdings aber auch für seinen Standpuuct ersezt durch J. M.
Hoogvliet Antiquitatum graecarum brevis descriptio e virprum docto-
rum scriptis concinnata, Delft 1834. 8.
4) Schon bei Flavius Blondus de Roma triumphante, Brix. 1503,
vgl. Haase a. a. O. S. 400 ; vielleicht den Cardinaltugenden ent-
sprechind ?
5) i. A. Steinhofer , Graecia sacra. Tubing. 1734. 8, J. G.
LakemacVer, antiquitates Graecorum sacrae. Heimst. 1734. 8. Chr.
Brunings, compendium antiquitatum graecarum e profanis sacrarum.
Franc. 1734. 8. Vgl. m. Selbstanzeige des Lehrbuchs der gottes-
dienstlichen Alterthümer in G. g. A. 1846, St. 112.
6) J. J. H. Nast Einleitung in die griechischen Kriegs -Alter-
thümer, Stutt^. 1780. 8, auch G. G. S. KSpke über das Kriegs-
wesen der Griechen im heroischen Zeitalter , nebst Anhang von
tactischen Erfindungen nach Homer, Berlin 1807. 8, und Löhrs
über die Taktik und das Kriegswesen der Griechen und Römer,
Kempt. 1825, Würib. 1830. 8; von welchen jezt freilich nach W.
Rüstow und H. Köchly Geschichte des griechischen Kriegswesens,
Aarau 1852. 8, kaum mehr die Rede seyn kann.
7) Vgl. J. A. Fabticii Blbliothcca antiquaria , ed. III. op. P.
SchalTshausen , Hamb. 1760. 4, J. G. Meusel Bibl. historica, Lips.
1788. 8, T. III, P. 2, p. 251 — 317, J. Ph. Krebs Handbuch der
philol. Bücherkunde, Bremen 1823. 8, II, S. 209 fgg.
8) J. J. Barthelemy , Voyage du jeune Anacharsis en Grece
vers le milieu du 4ieme siecle avant l'cre vulgaire, Paris 1788, und
öfters wiederholt , 7 Bde. in 8. oder 12. und 1 Heft Karten und
Kupfer in 4.; deutsch von J. E. Biester, Berlin 1792. 7 Bde. 8;
vgl. A. W. Schlegels Werke B. V, S. 46.
9) Aehnliches gilt von den Athenian letters or the epistolury
r/er ijriechischen ^ntitjuitäteii überhaupt. 7
correspondance of an ageiit of the King ofPersia residing al Athens
during the Peloponnesian war, London 1798, 2 Voll. 4; deutsch
von Fr. Jacobs , Leipzig 1799, 2 Bde. 8.
10) W. A. Becker Charikles , Bilder altgriecbischer Sitte zur
genaueren Kenntniss des griechischen Privatlebens, Lpz. 1840. 8;
vgL Hall. Jahrbb. 1841, N. 91 fgg.
11) Vgl. die epistola ad Reizium vor der Ausg. von Demosth.
Leptin. p. V. und Hauhart Erinnerungen an Friedrich August Wolf
(Basel 1825. 8) S. 53 — 55. — Seine Antiquitäten von Griechenland,
Halle 1787, 8. sind nur für seine CoUegien bestimmt und nicht
vollendet, jezt aber die Vorlesung selbst herausg. von J. D. Gürt-
ler , Leipz. 1835. 8.
12) Ausser den später zu nennenden Einzelvrerken von A. Böckh,
O. Müller, G. F. Schömann u. A. gehört hierher iusbes. W. Wachs-
muth Hellenische Alterthumskunde aus dem Gesichtspuncte des
Staats, Halle 1826—30, 2te Aufl. 1846 2 Bde. 8 nebst dessen Allg.
Culturgeschichte , Leipz. 1850, 8, B. I, S. 151—267; theilweise
auch — trotz P»iebuhr's ungünstiger Beurtheilung kl. histor. philol.
Schriften H, S. 107 fgg. — A. H. L. Heeren Ideen über die Po-
litik u. s. w. der vornehmsten Völker der alten Welt Thl. III
Abth. 1 Gott. 1812; dann F. Chr. Schlosser universalhistorische
üebersicht d. Gesch. d. alten Welt und ihrer Cultur , Frankf. 1826
Thl. I Abth. 2. 3, und neuerdings W. E. Weber klassische Alter-
thumskunde oder übersichtliche Darstellung der geographischen An-
schauungen und der wichtigsten Momente an dem Innenleben der
Griechen und Römer , Stuttgart 1852. 8.
13) Wie H. Hase griechische Alterthumskunde, Dresden 1828. 8,
J. M. Rappenegger Sitten und Gebräuche der Griechen im Alter-
tbnm, Heidelberg 1828. 8, uud die Lehrbücher von E. Horimann,
als Bearbeiter von L. SchaafTs Antiquitäten der Griechen, Uagdeb.
1837. 8, und Boyesen , übersezt v. Hoffa , Giessen 1846. S.
14) So H. W. Bensen Lehrbuch d. griech. Alterthumskande oder
Staat, Volk und Geist der Hellenen, Erlangen 1842. 8, F.Jacobs
Hellas, Vorträge über Heimath, Geschichte, Literatur und Kunst
der Hellenen , Berlin 1852. 8.
15) Ausser zahlreichen Monographien stehen hier als A ertretcr
entgegengesezter Gesammtanschauungen des idealen Fr. Jacobs ver-
mischte Schriften B. Hl fgg. Lpz. 1829 fgg. 8, namentlich die
Rede über die Erziehung d. Hellenen zur Sittlichkeit, München
1808, und des pessimistischen P. von Limburg- Brouwer Histoire
de la civilisation relij;ieuse et morale des Grccs, Groningen 1833 —
1842, VIII Bde 8; dazwischen wenn gleich mit überwiegend moderner
Anschauung J. A. St. John the Hellenes; the history of the manners
of the ancient Greeks , London 1844. 8; vgl. G. g. A. 1817,
S. 377 fgg.
16) Vgl. Wolf Museum I, S. 55: .Zustände und Verfassun-
gen sind hier durchaus der leitende BegrifT, wogegen die Geschichte
nur Begebenheiten und Ereignisse in ibrer Aufeinanderfolge erzählt,
indem sie das Werdende, die Altcrthümer hingegen das Gewordene
darstellen; demungeachtet wollen auch die lezteren , wie mehrere
mit Recht gefordert haben, möglichst nach Perioden der Geschichte
behandelt seyn , weil viele Vorstellungen höchstens halb wahr er-
scheinen , sobald sie nicht an bestimmte Zeitpuncte geknüpft wer-t
den . ; vgl. Reichardt Gliederung S. 54 fgg.
8 §. 3. Quellen und HüJfsmittel
§•3-
Von diesen Aeusserungeu des griechischen Volks-
geistes aber tritt unter dem Gesichtspuncte der nationa-
len Charakteristik selbst keine wesentlicher als Kern und
Breunpunct aller übrigen hervor als das Staats - und öffent-
liche Rechtsleben , das wir desshalb auch an die Spitze
der ganzen Schilderung gestellt haben, obgleich ihnen der
Entstehungszeit nach die gottesdienstlichen Gebräuche
vielfach vorausgehn und von diesen wieder die Elemente
des häuslichen und geselligen Lebens vorausgesezt wer-
den. Wohl lassen sich auch die Staatsalterthümer wie-
der aus zweierlei Gesichtspuncten darstellen , je nach-
dem man sie mehr im flüssigen Zustande ihres Werdens
oder im festen als gewordene auffasst ^), und in lezterer
Hinsicht würden sie unbedenklich als die jüngste und
reifste Frucht des griechischen Volkslebens gelten müs-
sen j da inzwischen auch ihre Erscheinungen nichts we-
niger als gleichzeitig gereift sind und vielmehr von der
ersten Entstehungszeit des Volkes an mit allen seinen
sonstigen Lebensgestaltungen in enger Wechselwirkung
stehn^ so eignen sie sich mindestens ebenso wohl zu
unabhängiger geschichtlicher Entwickelung in der Art,
dass dei^ Zeltpunct der höchsten Blüthe einer jeden als
maassgebcnd betrachtet wird, um von ihm aus die nöthi-
gen Blicke vor - und rückwärts zu werfen 3 und damit
schliessen wir uns auch der Beschaffenheit unserer Quel-
len ungleich mehr an. Denn die Uebersichten , welche
das Alterlhum selbst bereits von Gesetzen und Einrich-
tungen seiner Staaten entworfen hatte ^) , sind bis auf
dürftige Excerpte oder Citate später Grammatiker und
Gompilatoren untergegangen ^) 5 ihre eigentliche Lebcns-
quelle besitzen die Staatsalterthümer vielmehr in den Ge-
schichtschrclbern und Rednern "*), ja den Dichtern ^) und
Philosophen ^) der classlschcn Zeit selbst oder ihren
Jüngern Nachahmern , die uns zwar über manche Ein-
zelheiten ohne Aufschluss lassen , dafür aber zu umfas-
senden Lebensbildern der verschiedenen Perloden reichen
Stoff darbieten. Auch die ersten Schritte , die nach der
der Staalsallerthümer insbesondere. 9
Erneuerung classlscher Erudition auf diesem Gebiete jjc-
than wurden , trugen überwiegend das historische Ge-
präge'') , und während die aus dem Samnielgeiste der
nächstfolgenden Periode hervorgegangenen Monographien
vielfach nur die Dürftigkeit und Zerrissenheit des Stoffs
zur Schau stellten^), knüpfte sich die Wiederbelebung
desselben wesentlich an den erwachten Eifer für die
politische Geschichte Griechenlands , in welchem na-
mentlich England ^) noch bis auf die neueste Zeit herab
den Betrachtungen oder Systemen vieler französischen ^O)
und deutschen Schriftsteller i^) den Rang abgelaufen hat.
Erst die grossen Zuflüsse aus Inschriften haben auch für
statistische Einzelheiten eine solche Ausbeute geliefert,
dass eine genauere Einsicht in die Gliederung politischer
Organismen des Alterthums möglich geworden istj und
daraus sind dann insbesondere von der deutschen Alter-
thumsforschung in ihrer vorher geschilderten Richtung
die grossartigen Ergebnisse gewonnen worden ^'^), deren
Verknüpfung mit dem Faden der historischen Entwicke-
lung das hauptsächlichste Augenmerk der folgenden Dar-
stellung ist.
1) Vgl. die Beurtbeilungen dieses meines Bucbs von 0. Müller
in G. g. A. 1831, St. 184 und Schömann in Jahrbb. f. wissensch.
Kritik 1836, S. 729.
2) Vgl. .lo. Wower de polymatbia c. IX, p. 61 ; Heyne Opuscc.
acad. II, p. 383; Boeckh in Plat. Minoem p. 81; Wachsinutb H.
A. I, S. 79G ; Gräfenban Gescb. d. Pbilologie II, S. 153; Brandes
in Klotz Archiv XVII, S. 257 fgg.
3) Vgl. Stahr in Jahn's Arebiv IV, S. 237 fgg. und Schneide-
vriu Proleg. ad Hcraclidis Politiarum quae exstant , Gott. 1847. 8,
namentlich über die Reste der TloXiriltu des Aristoteles, die zuerst,
im Ganzen freilich höchst mangelhaft — vgl. C. GrashofF in Jahn's
Jahrbb. 1829 B. X, S. 131 fgg. 259 fgg. - von C. F. Neumann,
Heidelberg 1827. 8, neuerdings vollständiger von C Müller Kragm.
historiogr. graec. Paris 1848. 8 T. 11 p. 102 — 177 gesammelt sind,
obgleich auch dazu noch Nachlese übrig bleibt; vgl. A. Bournot
im Philologus IV, S. 266 fgg. und J. Bernays im llhein. Mus. VII,
S. 286 — 29t. Bruchstücke anderer imyMQiat. y(i«()(>«t oder *.'/<tjM« gibt
dieselbe Sammlung von Philochorus und sonstigen Atthiden (vgl.
Siebeiis de 'Ax&iäoiv scriptoribus , Budiss. 1812. 4) B. I, von liri-
tias , üioskoridcs , Dic.iarchus und andern Peripatetikern (vgl. Lu-
zac Lectt. att. p. 132) B. il , von Nikolaus Uamascenus B. III,
p. 456 — 464, welche leztere aus Stobäus schon früher durch J.
%0 §.3. Quellen und Hülfsmüiel
Conr. Orelli Lpz. 1804 und A. Westermann TluQudol. p. 166 fgg.
herausgegeben sind.
4) Vgl. K. K. Funkbänel über die Redner als gescblcbtliche
Quelle, in Zeitschr. f. d. Alterth. 1836, N. 130.
5) Vgl. J. J. Wagner Homer und Hesiod, ein Versuch über
das griechisebe AltertLum , Ulm 1847. 8; W.Lilie Homerische An-
schauungsweise in Mützell Zeitschr. f. Gymnas. 1849, S. 193 fgg.
Hesiodeiscbe Anschauungsweise in Klotz Archiv XVI, S. 347 fgg.;
W. Wachsmuth de Pindaro reipublicae constituendae et gerendae
praeceptore , Kiel 1823. 24. 4; O. Zeyss , quid Homerus et Pinda-
rus de virtute , civitate , diis statuerint , Jena 1832. 4; dann über
die Tragiker im Allg. A. L. G. Jacob Quaest. Sophocleae, Varsav.
1821. 8, p. 159 fgg., J. W. Süvern über einige historische und
politische Anspielungen in der alten Tragödie, und über den histor.
Charakter des Dramas , in Abhh. d. Berl. Akad. 1824. 25, H. Weil
de tragoediarum graecarum cum republica necessitudine , Paris
1844. 8; über die Komiker W. Vischer die Benutzung der Komiker
als geschichtliche Quelle, Basel 1840. 4, auch H. Th. Rötscher
Aristophanes und sein Zeitalter, Berl. 1827. 8, Th. Bergk Com.
att. reliquiae , Lips. 1838. 8, W. Röscher Klio S. 295 u. s. w.
6) Heber Plato's Verhältniss zur geschichtlichen Wirklichkeit
vgl. m. gesamm. Abhh. S. 132 fgg. und m. disputatio de vestigiis
institutorum veterum in Plat. Legibus, Marb. 1836. 4; über Ari-
stoteles W. van Swinderen de Aristot. Politicorum libris, Groningen
1824. 8, und A. Kapp Aristot. Staatspädagogik, Hamm 1837. 8;
Im Allg. aber A. Veder historia philosophiae juris apbd veteres,
Lug4. B. 1832. 8.
1) S. Gron. Thcs. T. IV-VI; auch hier brach der grosse C.
Sigonbs die Bahn. S. Opera omnia ed. Ph. Argelatus , Mediol.
1732, 6 Bde fol. , s. Vita von J. Ph. Krebs, Wiesb. 1837. 4,
deutsch Frankf. 1840. 8.
8) Giaecorum res publicae ab Ubbone Emmio descriptae, Lugd.
Bat. 1632. 16. — Barthol. Keckermanni diss. de rebus publicls
sexaginta, graecis praesertim ; in seinen Diss. politt. (Hanov. 1622.
8) p. 69 — 114. — Fr. Vindingii Hellen; in Gron. Thes. T. XI,
p. 1 — 564. — Casp. Abel griechische Alterthümer , worin die Ge-
schichte dieses weltberühmten Volkes . . . zusammengetragen wor-
den , Gardelegen 1738. 39, 2 Bde 8.
9) Ol. Goldsttith the grecian history to the death of Alexander,
London 1776. 2 Vell. 8; berichtigt und mit Anmerk. und Zusätzen
von C. D. Beck, 2te Ausg. Leipz. 1806. 2 Bde 8; John Gillies hi-
story of ancient Greece , its colonies and conquest, from the earliest
accounts tili the division of the Macedoniau empire iu the Fast;
2d. edit. 1787. 8; Will. Mitford's history of Greece, 1784 — 94,
3 Bde 4; deutsch von H. C. A. Eichstädt , Leipz. 1802 fgg. 6 Bde
8; insbes. aber jezt C.Thirlwall, 1838, übersezt von Haymann und
Schmitz, Bonn 1839. 40, und G. Grote 1846—52, B. I-X, vor
dessen Ueberschätzung jedoch die Beurtheilungen von Campe in N.
Jabrbb. LXV, S. 257 — 300 und seinem eigenen Landsmanne S.Phil-
lips Essays, London 1852. 8, p. 270 — 310 warnen mögen.
10) Mably, observations sur l'histoirc de la Grece, ou des cau-
scs de la prospcrite et des malheurs des Grccs , Gencve 1766 u.
1798.8, Turpin , histoire du gouvernement des anc. republiques,
der Staatsalterthümer insbesondere.
11
Paris 1769. 8, de Pauw , rechercbes phllosopbiques sur les Grecs,
Berlin 1787. 2 Bde 8, P. Ch. Levesque, etudes de 1 histo.re »..-
cienne et de celle de la Grece. de la Constitution de la repubhque
d'Athenes et de celle de Lacedemone, Paris 1811. 5 Bde 8. Besser
ist Marq. de Pasloret , Listoire de la leg.slat.on T. V-l\ , t-ans
1824—1827; doch vgl. auch darüber Plalner s Rec. in der lu-
bingcr Jurist. Zeitschrift V. 1, S. 1-27; und Lern.inier histo.re
des legislateurs et des constitutions de la Grece antique , Paris
1852. 8, fällt wieder ganz in die ältere Manier. , • , » j
11) Ausser Herder's Ideen zur Philosophie d. Geschichte d.
Menschheit Tbl. III gehören hierher K. D. H""™^"? ,^'^;*:;";^^^^
des Alterthums, Cöln 1820. 8, F. Kortüm zur beschichte hellen -
scher Staatsverfassungen, Heid. 1821. 8, K. Vollgraff ant.he Poh-
tih, Giessen 1828. 8, S. 1-202, H. G. Reichard trinnerunRcn,
Ueberbliche und Maximen aus der Staatskunst des Alterthums. Lpz.
1829. 8, S. 19-154; auch F. Müller Organismus "»J, „™^*=^^:
lungsgang d. politischen Idee im Alterthume, Berlin 18Ö9. », und
KA Menzel historische Lehrstücke, Breslau 1851 8 , insofern
dieselben, sonstigen Vorzügen unbeschadet, doch der subjectiven
Reflexion zu vielen Einfluss gestatten.
12) Als bahnbrechend kann hier trotz aller ünvollkommenheit
im Einzelnen F. W. Tittmann Darstellung der griechischen Staats-
verfassungen, Lpz. 1822. 8, als abschliessend G F. Schomann An-
tiqu. juris publici Graecorum, Grypbisw. 1838. 8 ge«»"»» J"^^" ♦
für äussere Geschichte gibt J.W. Zinkeisen Lpz. 1832. 8 den wis-
senschaftlichsten Ueberblick, B. G. Niebuhr Vorträge über alte Ue-
schichte, Bonn 1847. 8, die anregendsten Gesichtspuncte.
f. '
Staats alter thümer.
ERSTER HAÜPTTHEIL.
Anfänge der Staatenbildung und des Völkerrechts in
Griechenland.
§.4.
Von welchem Zeitpuncte freilich Griechenlands Ge-
schichte wahrhaft anhebe , Ist trotz des scheinbaren Zu-
sammenhanges , den ältere ^) und neuere Chronogra-
phen 2) und Genealogen ^) In die Ueberlieferungen seiner
Urzeit gebracht haben , um so schwieriger zu entschei-
den , als die besonneneren Schriftsteller des Alterthums
selbst die ununterbrochene Gewissheit chronologischer
Restlmmungen höchstens mit dem trojanischen Kriege'*'),
manche erst mit der Olympladenrechnung 5) beginnen ^
und wenn kein Volk eher eine Geschichte haben kann,
als bis es s\ch Im Gegensatze zu andern seiner nationa-
len Individualität bewusst geworden ist ^), so wird Grie-
chenland vor der Zeit, welche die homerischen Gedichte
schildern ^) , auch dem glücklichsten Mythendeuter nur
vereinzelte Thatsachen darbieten^). Dass jedoch gleich-
wohl die Grundlagen seiner geschichtlichen Zustände
noch tiefer In die sogenannte mythische Zeit hineinrei-
chen, geht aus unverkennbaren Spuren um so sicherer
hervor, als diese sich aus den später entwickelten Le-
bensformen oft gar nicht mehr herleiten lassen j und
wenn dieselben auch meistens auf keine andere Vor-
aussetzungen führen, als die jeder menschlichen Gesell-
schaft überhaupt und den gleichzeitigen orientalischen
§. 4. öligem. Betrachtung d. vorgesehichtl. Zeit. 13
Zuständen auch zu Grunde liegen, so ist gerade darin
noch ein Weg mehr zum Verständniss und zur Ergän-
zung jener Spuren gegeben. Nur äusserlich bleibt es
eben desshalb schwer zu entscheiden, ob und mit wel-
chem sonstigen Volkstamme des Alterthums die griechi-
sche Urbevölherung näher verwandt gewesen sei^)j und
am wenigsten bedarf die Erklärung ihrer frühesten Cul-
turstufen einer weiteren Annahme auswärtiger Einflüsse,
als solche sich im Einzelnen mit Sicherheit oder Wahr-
scheinlichkeit vor der historischen Kritik rechtfertigen
lassen i°), die zwar keinen thatsächllchen Nachwels die-
ser Art einer postulirteu Ursprünglichkeit des griechi-
schen Volkes opfern, aber auch keinen voreiligen Schluss
aus einer Spur auf die andere gestatten oder für alle da-
hin zielenden Ueberlieferungen den gleichen Maassstab
anzunehmen geneigt seyn wird. Ja selbst wo solche Ein-
flüsse für die ältesten Zeiten eingeräumt werden müs-
sen , erscheinen sie viel mehr den Zwecken des griechi-
schen Lebens selbst dienstbar, als dass dieses erst ihnen
seine geistige oder politische Cultur verdankt hätte *^) ^
und jedenfalls steht dieselbe in ihrer geschichtlichen Blü-
the viel zu normal und organisch entwickelt vor uns,
als 'dass auch ihre wlrklicheu Uebereinstlmmungen mit
andern Völkern einen andern Ursprung als die gemein-
schaftlichen Bildungsgesetze der Menschheit selbst ^2)
nöthlg oder auch nur zulässig machten.
1) Vgl. C. Müller ad Chronographorum ♦ Castorls , Erntosthe*
nis etc. fragmenta hinter s. Ctesias , Paris bei Uidot 1844. 8, p.
HI fgg. und dessen Fragm. historicorum I, p. 435 fgg. , wo na-
mentlicli Apollodors Xijovixu und die pariscbe Chronik von 264 a.
Chr. nach böcKh C. Inscr. M, p. 293 — 343; dann Eusehii Pamphili
Chronicorum libri duo , interprete Hieronyino , in J. J. Scaligeri
Thesaurus teniporum , Ainst. 1658 fol. und neuerdings aus dem
Aimenischen vermehrt (Niebuhr kl. Schriften I, S. 179 — 304) und
berichtigt von .1. Bapt. Aucher , Venet. 1818. fol. und J. Zohrab
und A. Mai, Mediol. 1818 (jezt auch in des lezteren Scriptt. vett.
nova collectio T. VIII, Ilom 1833. 4) nebst deren Fortsetzungen
oder Nachahmungen in den Universalchronihcn des Georgias Syn-
cellus und ,Io. Malalas und dem Chronikon Paschale , iu Script,
bist. Dyzant. Bonn 1829 — 32. 8.
2) Zunächst mit der allgemeinen Chronologie verbunden I).
Petavius Doctrina temporum, Par. 1627 fol. und Hationarium tcm-
44 Th\ T. Anfänge de*" Staatenhildunq. .j^
porum, Fw., 1630, L. B. 1724. 8, Edw. Simson Chron. higt. ca-
thol. Oxon. 167,2 und c. anim. P. Wesselingi L. B. 1729 fol. , Jo.
Marsham Canon chronicus Lond. 1672, und kririsch gegen diese
Newton the chronolagy of the ancient kingdoms amended , in s.
Works HI, p. 33—268, lateinisch Lausanne 1744 T. III, p. 1— ^
280 ; vgl. Airege de la Chronologie de M. Newton avec les observ.
de M. Freret , Paris 1725. 12, Freret defense de la chi-onologie, »
Paris 1758. 8, Musgrave two dissertations , Lond. 1782. 8, Bou-
gainville in M. de 1' A. d. Inscr. XXIX, p. 27 fgg. ; dann selbstän-
diger , wenn auch nicht mit der nöthigcn Kritik , Larcj^er Ganon
chronologique, in s. Herodote T. VIJ, Paris 1802. 8, Potocki Prinri
cipes de Chronologie pour les tems anterieurs aux Olympiades, Pe-
tersburg 1810. 4, St. Allais 1' art de Terifier les dates avant Jesus-
Christ, Paris 1819, 5 Bde 8, Petit -Radel Examen analyti(|ue et
critique et tableau comparatif des synchronismes de V histoire des
tems heroiques de la Grece , Paris 1827. 8; — am Urkundlichsten
H. F. Clinton Fasti hellenici from the earliest accounts to the LVth
Olynipiad , Oxford 1834. 4, deren deutsche Bearbeitung durch Fi-
scher und Soetbeer , Zeittafeln, Altena 1840. 4, leider nicht zum
Abschlüsse gediehen ist.
3) Vgl. die Tafeln von Reiner Reineccius de familiis Bas. 1574
—80, Chr. Saxe, Traj. ad Bhen. 1783, Fr. Th. Platz, Lips. 1822,
C. F. S. Liscovius , das. 1822; ferner Clavier's Apollodore , Paris
1805. 8 und dessen Histoire des premiers tems de la Grece depuis
Inachus jusqu'ä la chute des Pisistratides , avec des tableaux ge-
nealogiques (nach Frerets Grundsätzen M. de 1' A. d. Inscr. XLVII, '
p. 1 fgg.) 2de edlt. Paris 1822. 8; auch Chr. Dan. Beck allg;-'.
Welt- und Völkergeschichte Thl. I: Urgeschichte bis auf die Ein-.
Wanderungen fremder Stämme in Griechenland , 2te Aufl. Lpz.
1813. 8 und J. H. C. Schubart Quaestiones genealogicae et histo-
ricae in antiquitatem heroicam graecam, Marb. 1832. 8; wobei je-
doch schon Pausanias Wort zu beherzigen ist I. 38. 7 : ol yuQ o^-
XuVoi löiv Xcyo)v nn ov ■ rtQoaovrojv o^ioi yfvfMv uXkxt ie nXuaaa&ai
äidwuaat xaX fiäXtöfa i? tu yivt] rtiiv ijfiiöojv', vgl. IV. 2.2. Und VIII.
53. 5 : ol /Av 6if 'E^Xyvmv' kcyoi Siügiogoi tu nkiovu xul ot'x yxtOTa
4) Diodor L 5: Toi>g-'fth- uqo rwv Tgto'ixolv ov äioQ'ii^öfit&Ußi-^^
ßaiox; ät.u to fitjdiv nugünf^yfia naqn.kr](phui, 7if{tl roiivüiv morivojuivov :
vgl. Marx ad Epk. fgm. p. 55; doch schwankt auch diese äusserste
Gränze zwischen 1344 (Duris) und 1154 a. Chr. — vgl. Larcher
Herodote VII, p. 352-404, Clinton I, p. 123 — 129, Böckh C. In-
scr. II, p. 327—330, Soetbeer Zeittafeln I, S. 3— IS.MuUacU ad
Demoer. p. 31 , Müller Chronogr. p. 122 fgg. — und auch der
herrschende Ansatz auf 1184 a. Chr. = 432 vor Roms Gründung
nach Cato bei Dionys. Hai. 1.74 oder 408 vor Olymp. I nach Era-
tnsthcnes (vgl. Scaliger Emend. temp. p. 376 fgg. und ad Euseb.
Chron. p. 55 b und 71a, Petav. Ration, temp. II, 1. 10, Prichard
ägypt. Mythol. übers, v. Haymann S. 487) unterliegt gewichtigen
Bedenken; s. li. H. Lachmaun über die Epochen des Eralosthenes
und Apollodorus von der Zerstörung Troja's bis zur ersten Olym-
piade , hinter 8. spnrtun. Staalsv. S. 309 Igg. und Müller iu G. g.
A. 1837, S. 893.
5) Julius Africanus bei l<^useb. Praep. ev.Tng. X. 10 : /nfXQ'' f^^v
'OXvfiixiüöuv ovdiv i'x{jtßii; lojöfjrjTui, toT<; "Ekkt/oi, nüvxotv ovyxixvftivtüv
§. 4. ^//^e»^ Betrachtung d. vorgeschichtl. Zeit. 15
xttf ifÄT« fiTjöfv uvroZq Twv Tipo Toü avfitpo)vovnfv6)v : vgl. Varro bei
Cen?or. die nat. c. 21, Phlegpn v. Tralles bei PLot. Bibl. c. XCVil
mit Boivin in M. de 1' A. d. Inscr. II, p.4i2, und K. E. Schubarlh
Ideen über Homer und sein Zeitalter, Bresl. 1821. 8, S. 34; über
die Olympiadenrecbnung selbst (Timäus) Meier in Hall. Encykl.
Seet. in, B. 3, S. 166 fgg. Dort beginnt auch J. J. Scaliger
seine Tabellen: 'Oh'ftrctuÖMv uvayQrxipjj , ed. E. Scbeibel , Berl.
1852. 4 ; noch später Clinton im 2ten Bande s. Fasti Hellenici, the
civil and literary cbronology of Greece from the LV th Olympiad,
Oxford 1827, lateinisch v. K. W.Krüger, Lpz. 1830. 4; von J. M.
Schultz Apparatus ad Annalcs criticos rerum graecarum inde ab
initio Olympiadum Iphiti sind nur drei Proben, Kiel 1826. 36 und
Philol. Studien 1841 S. 157 — 210 erschienen, die Olymp. 50 bis
72 umfassen.
6) Ulrici Gesch. d. hellen, üichtkunst I, S. 96: > mythisch I^ann
im historischen Sinne jedes Zeitalter beissen , dessen Charakter die
chaotische Gährung aller Elemente und Kräfte des menschlichen
Wesens , deren Uebergang und allmählige Entwickelung zur festen
erkennbaren Gestaltung des Lebens und der Geschichte einer Na-
tion ist, das also jenseit der Geschichte jedes Volkes liegt; denn
der Mythus ist seiner Matur nach nichts anders , als der Auszug,
die Summe des gesammten Seyns und Denkens , des gesanimten
äussern und Innern Zustands eines solchen Zeitalters, >velche im
Moment des Uebertritts einer Nation aus lezterem in die Geschichte
zur Erinnerung geworden, von da ab als Tradition den historischen
Zeiten überliefert wird«; vgl. Heffter der Mythus d. Griechen und
sein Verhältniss zur Geschichte, in Zeitschr. f. d. Alt. 1851 , S.
502 fgg. und Campe das Factum und die Sage, in Mützell's Zeitschr.
f. Gymn. 1852, S. 113 fgg.
7) Vgl. Helmholtz über die geschichtliche Entwickelung der
Hellenen, Potsdam 183t. 4, und K. G. Heibig die sittliciien Zu-
stände des griechischen Heldenalters , Lpz. 1839. 8, vro auch S.
Will die alte Streitfrage, ob die homerischen Gedichte mehr die
heroische oder ihre eigene Zeit schildern (Jehnichen de fide Ho-
meri historica, Witt. 1786. 4, Müller Proleg. z. wiss. Mvthol. S. 348,
Niebuhr kl. Schriften II, S. 127, Thirlwall I, S. 167, Cammann
Vorschule z. Iliade und Odyssee S. 87—106, Wachsmuth H. A. I,
S. 772 fgg.) richtig vermittelt ist.
8) Rocbcfort observ. gen. sur l'elat de la Grece avant le regne
de Thcsee, pris pour repoque de la naissance des siecles faeroiqnes,
in M. de 1' A. d. Inscr. T. XXXVI, p. 481 fgg. Rabaut de St.
Etienne lettres sur l'hist. primitive de la Grece, Paris 1787. 8.
Chr. G. Heyne , teraporum mythlcorum memoria a corruptelis non-
nullis vindicata, in Conim. soc. Gott. T. VMI, p. 1 sqq. Idem de
fide historica aetatis mythicne , ibid. T. XfV, p. 107-120. Idem
sermonis mythici s. symbolici interprclatio ad causas et rationes
ductasque inde regulas revocata , ibidem T. XVI, p. 285 sqq. G.
Hermann de mythologia Graecorani antiquissima , Lips. 1817. 4,
und de historiac graccae priniordiis, 1818; beides in seinen Opusce.
T. H, p. 167 — 216. C. l). Beck, Ohss. historicae et criticae, Lips.
t82l. 4. K. O. Müller, Proiegoraena zu einer wissenschafllichen
Mythologie, Gölt. 1825. 8, S. 80. .1. üschold Vorhalle zur griech.
Geschichte und Mjlhologie, Stutig. 1838. 8, B. I, S. 30 fgg.
9) Ob Griechenland auf dem Land- oder Seewege bevölkert wor-
16 '■''■-Th. 1. Anfinge der Staatenhildimg . -P,
den, ist eine alte Streitfrage (Salmas. de Helleoistica p. 285, Heyne
de Graee. origine a sept. plaga repetenda in Comm. soc. Gott. VIII,
p. 20 fgg. , Levesque sur V origine septentrionale des Grecs im
Exe. II zu Thucyd. II, p. 315, Jahn Archiv XI, S. 339 fgg., Herrn.
Müller das nordische Griechenthum , Mainz 1844. 8), die auch da-
durch ihrer Entscheidung nicht näher gekommen ist , dass sie sich
neuerdings an bestimmte IN'amen wie Kelten (Leo die malberg.
Glosse, HeftI, Halle 1842.8, S. 3 fgg.; Mayer in Münchner gel. Anz.
1843, N. 87) oder Philistäer (Hitzig zur ältesten Völker- und My-
thengeschichte , Lpz. 1845. 8, S. 38 fgg. , Roth Gesch. unserer
abendländ. Philosophie, Mannheim 1846. 8, S. 90 fgg.) angeknüpft
hat ; jedenfalls aber ist diese von der andern über auswärtige Ein-
flüsse auf das schon bevölkerte Griechenland schärfer zu trennen,
als es in vielen dahin einschlagenden Untersuchungen geschehen
ist; vgl. im Allg. Bryant Anal, of ancient mythol. V, p. 1 — 38;
Gibert in M. de TA. d. Inscr. XXV, p. 1 — 10; W. F. Hezel über
Griechenlands älteste Geschichte und Sprache, Weissenfeis 1795. 8;
Petit -Radel in M. de 1' Instit. II, p. 1—43; K. D. Hüllmann An-
fänge d. griech. Geschichte , Königsb. 1814. 8, P. F. Kanngiesser
Grundriss d. Alterthumswissenschaft , Halle 1815. 8, Creuzer Sym-
bolik II, S. 281 fgg., Buttmann Mythologus II, S. 168 fgg., J. L.
F. Flathe de antiquissimis Graeciae et Italiae incolis , Lpz. 1825.
8, H. G. Plass Vor- und Urgeschichte der Hellenen, Lpz. 1831.8,
C. G. Haupt allg. wissensch. Alterthumskunde II, S. 12 fgg., L. Ross
Hellenika, Halle 1846. 4 und in Allg. Monatsschrift 1850, S. 85
fgg. oder Zeitschr. f. d. Alterth. 1850. S. 1 fgg., L.Mercklin über
den Einfluss des Orients auf d. griech. Alterthum, Dorpat 1851. 8.
10) Vgl. Zeitschr. f. d. Alt. 1849, S. 138 fgg., namentlich
über die Scheidung der vorgeblichen ägyptischen (Raoul- Rochette
Hist. de Tctabl. des colonies grecques 1, p. 60 fgg., Thiersch Epo-
chen d. bild. Kunst S. 26 fgg.) von den nachweislichen phönici-
schen ocicr vorderasiatischen Einflüssen, die ich fortwährend aufs
Strengste aufrechthalten muss. Jene ermangeln entweder wie Ce-
krops (Voss Antisymb. II, S. 404 fgg, Baseler Philol. Versamml.
1847, S. 31 fgg.) aller urkundlichen Auctorität oder beruhen auf
leicht zu enthüllendem Missverständuiss , was namentlich für Da-
naus (Her. II. 71, Strabo VII. 7) Müller (Orchom. S. 109 fgg..
Proleg. S. 182 fgg.) dargethan und nach früherer Leugnung auch
Heff'ter (Götterdienste auf Rhodus III S. VI) anerkannt hat; und
selbst die Hyksos (Joseph, c. Apion. I. 14; vgl. Hoeck Kreta I,
S. 47 — 52. L. v. lilenze in Böttiger's Amalthea III, S. 91, und
mehr im Allg. bei A. Koch de regibus pastoribus , Marb. 1844. 8
und Saalschutz Forschungen auf d. Gebiete der hebr. ägypt. Ar-
chäologie , Königsb. 1851 H. 2 und 3) reichen kaum aus um
Kadmus ägyptische Herkunft (Paus. IX. 12. 2, Phot. üibl. 244,
p. 380) geschweige Cultureinflüsse auf das älteste Griechenland
>rahrscheinlich zu machen; vgl. auch Vater in Klotz Archiv XVII,
S. Silü* %{•• ' ^^^ asiatischen Oriente dagegen räume ich gern mit
E. Curtius und Olshausen in Rilschrs Rhein. Mus. \ II, S. 455 fgg.
und VIII, 321 fgg. zahlreiche Spuren industrieller und mercanti-
lischer >"iederlassungen in Hellas ein, ohne jedoch selbst daraus
organische ^achwirkungcn auf die Folgezeit abzuleiten ; vgl. Mo-
vers Phönicicr 1, S. 47 fgg. II. 2, S. 262 fgg.
11) Wie wenn sich die Könige von Mycene und Tiiyns der
§. 4. Allgem. Betrachtung d. vorgeschtchtl. Zeit. 17
lycischen ynarfgö/tiQn zum Bau ihrer Burgen und Thesnuren bedie-
nen {KvHko'mwv tgyftf Apoilod. II. 2, Strabo VIII, p. 567 und 572,
Paus. II, 16. 4, 20. 5, 25. 7, VII. 25. 3; vgl. Schelling über das
Alter d. kyklop. Bauwerke, im dritten Jahresberichte d. Bayr. Akad.
1833, S. 45, Welcker Rh. Mus. 11, S. 467 fgg. , Müller Archäol.
S. 27 fgg-) , ferner die kadmeische Buchstabenschrift (Diodor. III.
66; iäiu rf^ Twv Ilikaaybiv nQo'ntov }(QT}a«fifvb}v roiq fiiraTi&tZat, ;^«-
QftxTTJfjoi IJfi.ctoyiitu nQoauyoqni&Tjvai,') , Maasse und Gewichte aus Ba-
bylon (Böckh metrol. Forsch. S. 32 fgg.), Wasserbauten (Böttiger's
Amalthea II, S. 317) und Bergwerke (Hüllmann Handelsgesch. S.
31, Hock Kreta I, S. 267) von Phöniciern angelegt; von welchem
allem aber gilt, ox; o ti tkq uv EXXrjviq ßuqßÜQotv nuQuXaßuiai^ x«A-
ktov Tofro flg t*Ao5 unf^yäl^ofTai , Plat. Epin. p. 987 E.
12) Aristot. Politic. VII. 9. 4: axtSov fiiy ovv ttat t« akXa 6fV
vo/iii,{iv n'QTJo&ai nokkdxiq iv t(Ö noXkut xgövw , /laXXov di untiQdxig :
vgl. schon Eschenbach's Vorrede zum Epigenes, Nürnb. 1702. 4;
dann H. Ritter Gesch. d. Philos. I, S. 60, J. Schelling zu Wag-
ner's Bericht über die äginet. Bildwerke S. 7, A. v. Humboldt An-
sichten d. Natur I, S. 239, A. W. Schlegel Werke VIII, S. 264,
Thiriwall I, S. 65, Campana Opere di plast. p. 2, Scholl Mittbeil,
aus Griechenland I, S. 35 u. s. w.
§• 5-
Dahin gehört vor Allem die Begründung der bürger-
lichen Gesellschaft auf den naturwüchsigen Grund der
Familie, die wir in zahlreichen Zügen des griechischen
Staatslebens noch ebenso verfolgen können, wie sie von
den Denkern des Alterthums selbst anerkannt und an-
gewandt worden ist ^). Ob auch Plato den Ursprung
der Staatsgemein Schaft von der mangelnden Selbstgenüg-
samkeit 2) oder Aristoteles denselben von dem Gesellig-
kcitstriebe des Menschen ableite^), immer sind es nicht
blosse Individuen, sondern bereits Familien, die das na-
türliche oder sittliche Bedürfniss zusammenführt 5 und
ihr Vorbild schwebt desshalb auch fortwährend den
grösseren Gliederungen vor, zu welchen sich die Gesell-
schaft allmählig erweitert *). Die durch Bande des Bluts
verknüpfte Hausgemeinde ist der natürlichste Staatsver-
ein , die patriarchalische Monarchie des Familienhaupts
die ursprünglichste Regierungsform ^) ^ und wenn auch
dieser roheste Anfang des gesellschaftlichen Lebens als
solcher schon frühe nur im Gegensatze mit bürgerlicher
Gesittung erwähnt wird ^), so legen doch noch die Völ-
ker der geschichtlichen Zeit grossen Wcrth darauf, sich
B
18 Th. 1, Anfänge der Staatenhildung .
als Nachkommen eines Vaters zu betrachten, und selbst
wo verschiedenartig^e Stämme durch äussere Umstände
zusammengeführt werden , dieses Verhältniss durch An-
knüpfung an einen gemeinschaftlichen mythischen Ahn-
herrn mit dem Scheine eines ursprünglichen zu umge-
ben ^). Dass die vorausgesezte Verwandtschaft nicht immer
eine natürliche war, konnte allerdings dem Alterthurae
selbst schon hinsichtlich der untersten Stufe jener Glie-
derung, der Geschlechter, nicht entgehen ^) ^ gleichwie
jedoch diese ihrem Begriffe nach nur die natürliche Ent-
wickelung des Hauses darstellen 9) , so setzen sich die
yerwandtschaftlichen Analogien noch bis in die höheren
Stufen der Bürgereintheilung fort: eine Anzahl von Ge-
schlechtern bildet eine Phratrie ^^), aus mehren Phratrien
entsteht ein Stamm ^^j, und der Staatsverein selbst kennt
keinen heiligeren Mittelpunct als das Prytaneum mit sei-
nem Heerde, der gleichsam den Hausaltar der grossen
Staatsfamilie vorstellt ^^J. Auch die gottesdienstlichen
Verrichtungen der Könige, die später oft noch das lezte
Attribut dieses Titels ausmachen ^^) , sind Nachklänge
einer Zeit, wo hausväterliche und obrigkeitliche Gewalt
zusammenfiel^ und bei aller Maunichfaltigkeit der histo-
rischen Staats - und Cultusformen bedarf doch jedes Ge-
meinwesen einer Stammgottheit als Vertreterinn seiner
sittlichen Idee , deren Mitbesitz das charakteristische
Merkmal der Staatsangehörigkeit ist i''^). Welche Gewähr
aus diesen Voraussetzungen für die Heiligkeit der
ererbten Sitte .als ungeschriebenen Gesetzes ^^) inner-
halb der bürgerlichen Rechtszustände hervorging , kann
hier nur angedeutet werden ^ eine ihrer wesentlichsten
Folgen aber zeigt sich auch in der Erblichkeit so vieler
Kenntnisse und Berufszweige des geselligen Lebens, die
trotz ihrer Anknüpfung an mythische Ursprünge oft noch
tief in die geschichtliche Zeit fortdauert ^^) 5 und auch
wo diese sich nicht wie in Attika ^^) zur statistischen
Volkseinlheilung ausgeprägt hatte, glaubte das Altcrthum
selbst schon in dem Gegensatze eines erblichen Kriegerr
Standes zu den minder geachteten technischen Gewerben
§. 5. Patriarchalische Formen, 19
Anklänge ägyptischen oder sonstigen Kastenwesens zu
erkennen ^^),
1) Aristot. Politic. I. 1. 7: fiäXtara di xar« qfivatv l'oixiv rj ntuixTj
anontla olxiaq ilvui ^ ov<; xnXoiial rivfi; oftoyakuxru; naZdag rt xal nal-
öw* nat^ag' dio xai ro ti^wtov fßaoiktnovTo ul nöXfiq, xat vvv tri t«
t&vi]' ix ßuaiXniofihoyv yu^ avvijX&ov' näau yrt(j oixia ßaautitzai, vno
rov TiQiaßvxÜTov , wäre xal al ditoixiut diu tt^v anYyfvnav: vgl. Cic.
Off. I. 17 und mehr bei K. D. HüUmann Urgeschichte des Staats,
Königsb. 1817. 8, S. 89 fgg. und Staatsrecht des Alterthums , Cöln
1820. 8, S. 1 — 14; auch Wachsmulh Jus gentium quale obtinuerit
apud Graecos ante bellorura cum Persis gestorum jnitiuni , Kiel
1822. 8, p. 15 fgg. und H. A. 1 , S. 332, wogegen C. H. Weisse
diversa naturae et rationis in civitatibus constituendis ludoles e
Graecorum historia illustrata , Lips. 1823. 8, p. 58 fgg. vergebens
anliämpft ; denn wenn auch Aristoteles zunächst die xmfut] aus der
olxia ableitet , so ist ihm doch auch die nökK; nur rj Ix nkdovmv
x(x)n(t)v xoivojyiu , s. auch III. 5. 14 und unten §. 52.
2) Republ. II, p. 369 B: yiyvtrai roivvv noXiq, inil rry^nvit,
Tjtifäv (xaaxoq ovx ttvTÜ()x7jq, dXkd noXXwv hdfijg : wozu übrigens rich-
tig Aristot. IV. 3. 12: <uc twv uvayxaitov y( xttgtv näauv noXiv anvt-
axTjxvXuv^ uXX' ov Tov xuXov ftaXXov: vgl. Teuffei im Rhein. Mus. VII,
S. 470.
i)*Av&Q(i)no(; (pi'iaii noXirixov fwov, Politic. I. 1. 9; vgl. Cic.
Rep. I. 25 mit d. Ausl. und Lactant. Inst, divin. VI, 10.
4) Dicaearchus bei Steph. Byz. p- 511 : Tiärga tv tüv rgimv
Twv naQ'"EXXt]ac xoivwviuq ildwv, eJ? /itx«i«p;ifo?, ä äjj xaXoVfiiv nd-
XQfiv , (fQaTQiuv, givXijv. 'ExXj'j&jj 6i nurgu fiiv ilq ttJv ätvriguv fiixü-
ßuatv iX&övx(ov. iq xuxa fiovdc; ixdoxo) nqöxiqov ovaa avyyhua, ano xov
ngiaßvxnxov xt xal fiüXioxrt laxvoavxoi; fv x(ö yhti xijv fnuvvniitv
l'^ovau , ov UV xgönov AlaxiSaq rj IlfXonidai; tCnoi t«? «». Oaxgiav dt
avvfßrj Xfyta&ai. xal (fQaxgiav , inftötj xifig tlg fttgav nnxQuy iSlSoaav
ß-vyaxiqaq fanxüv , ov ydq tTi xmv naTQKüxixüv Uqwv hx* '«»■v'ijvIuv rj
do&ilna , dXX' fl; xtjv xov Xaßövxog avxtjv avvixiXti naxgav, (uqxi ngo~
xtgov nö&O) xf^q avvödnv yiyvoiiivTjg dSiXipaVg avv udfX(fü, txfga xtq ii-
göüv ixO-rj xotvo)vtxTJ otivodo? , ijv d»/ (fgargiuv (ovöfial^ov, xnl nuXiv,
maxt ndxga /uiv ovnfg tUno/xiv ix xijq avyyiffiaq xgönov lyhixo ftuXiaxa
x^q yovfoiv ovv Xfxvon; xal xixvwv ovp yovivoi , ipguxgla df ix xfjq x(öv
udtX<püiv. fl'vXrj df xal givXixai nnoxfgov ülvofiüa&rjaav ix xr/q «I? xuq
nöXtiq xal xd xaXov/iiva t&vi] ovvodov yivo/.i(vtf<; , (xuaxov yug xüp
avvfX&övxtJv (pvXov iXfytxo (tvai. Vergl. Salmasii misc. defensiones
de variis obss. ad jus atticum et romanum (Lugd. B. 1645. 8) p.
117 — 142; Ph. Buttmann in Abhandl. d. Berl. Akad. 1818, S. 12
f{;g. oder Mythol. II, S. 300 fgg.; A. Buttmann de Dicaearcho,
Naumburg 1832. 4, p. 7 ; Wachsmuth H. A. I, S. 799 fgg.
5) Tlaxgovoftov ßtvoi xal ßaatXilav naaüv Sixuioxuxrjv ßaacXivo/ut-
voi, Plat. Legg. in, p. 680 E; vgl. Tim. Lex. p. 209 und Gataker
ad M. Aurel. I. 9.
C) Die Cyklopen bei Homer Odyss. IX. 112:
xolatv oj'd* dyogal ßovXrjqsögot. ovä\ &kniaxiqy
uXX oly vxpTjXdJv oQfiov xugjjva vniovat,
iv antaat yXatpvgoloi., Oiftioiivd d\ t'xaaxoi
nalddiv Tjd itXoyrov , ovo itXXrjXmv nXfyoi'at.
Vgl. Plato und Aristot. U. cc. und Strabo XIII. 1. 25, p. 885.
Ii2
!|0 Th. 1. Anfänge der Staatenbildung.
* /'
7) Müller Proleg. S. 178 fgg. TLirlwall I, S. 83 fgg.
8) Ovdiv d<p ui/iarog dXkrjkoi<; ngoaijxoviK; , uXV uno xov noliri-
Kov yfvovq oI'tw? xuT(ovo/iaa/4ffoi, Moeris Att. p. 108; vgl. PolL
Ouom. VIII. 108 und mehr bei Tittmann griecb. Staatsv. S. 572,
auch Hüllmann Anf. d. griech. Gesch. S. 130 und Niebuhr röm.
Gesch. I, S. 345 nach Cic. Top. c. 6 , wo übrigens auch Meier's
Widerspruch de bonis damn. p. 149 nicht zu übersehen ist.
9) Demosth. adv. Macart. J. 19; vgl. Priv. Alt. §. 9, not. 3—7.
10) Ant. van Dale de fratriis etc. in diss. IX antiqu. et marmor.
illustr. inserv. Amstel. 1702. 4, p. 728 fgg. Nie. Ignarra de phra-
triis primis Graecorum politicis societatibus, Neap. 1797. 4. E. Plat-
ner Beiträge zur Kenntniss d. att. Rechts, Marb. 1820.8. S. 101 fgg.
11) Kutorga Essai sur 1' Organisation de la tribu dans I' anti-
quite , traduit du Russe par M. Chopin, Paris 1839. 8, der jedoch
p. 46 fgg. den Ursprung aus der Familie zu geringschätzig und
übereilt verwirft; vgl. auch Bull, de TAcad. de St. Petersbourg
1850, N. 173, p. 65.
1'^) ^S^- Ez. Spanheim de Vesta et prytanibus Graecorum (in
Graev. Thes. antiqu. Rom. T. V) und ad Callim. H. in Cer. v. 129;
Casaub. ad Athen. XV, p. 700 D; Boeckh ad Piud. Nem. XI. 1,
p. 477; Hüllmann Anfänge S. 221 — 247; Creuzer Symbolik II,
S. 622—628; 3teAufl. Hl, S. 296 fgg.; Ciavier Hist. des premiers
tems II, p. 47; Wachsmuth H. A. I, S. 421. Stiftung durch Ce-
leos? Plut. Qu. sjmp. IV, 4. 1.
13) Servius ad Aeneid. III. 80: majorutn haec erat consuc'
tudo , ut rex esset etiam sacerdos et pontifex; vgl. Plat. Politic.
p. 290 E mit Kreuser der Hellenen Priesterstaat, Mainz 1822. 8,
S. 10 fgg. und Tittmann Staatsverf. S. 81 — 84, der übrigens mit
Recht diesen patriarchalischen Gottesdienst von den eigentlichen
Priesterthümern bestimmter Gottheiten scheidet , geschweige denn
dass man mit F. Kozlowski de via et ratione qua Graeci ad cum
pervenerint statum, quo apud Homerum deprehenduntur, Lips. 1835.
8, p. 54. 67 eine Theokratie daraus herleiten dürfte; der König
bringt vielmehr nur tcüv &vai(öv oaai firj ligaTixul, tiXkd u:io tjjq xoi.-
vTJq larlat; l'xavai rijv Ti/ijjv , Aristot. Politic. III. 9. 7, VI. 5. II;
vgl. Humpert de civit. Homer, p. 13 und mehr unten §. 56, not. 15
und Gott. Alt. §.11, not. 1.
14) Qfol nm^üoi oder (/QxrjYfTai, auch noXtovxot, är/nov/oi; fyx"'-
Qiot, yfvt&Xtoi, vgl. die Erkl. zu Plat. Euthyd. p. 302, Haupt de
necessitudine , quae apud Graecos inter res sacras et civiles inter-
cessit, in Quaest. Aeschyl. II, p. 100, Lübeck Aglaoph. p. 272.
771. 1238, Wachsmuth H. A. II, S. 797, und mehr Gott. Alt. §.7,
DOt. 5 nnd §. 15, not. 4.
15) Plat. Legg. VII, p. 793 A: t« xaXovfxfvu vno rür naXXäv
uyQutfit vönifia xai ovq TtaTQioiK; vöfioiiq dvoftüi^oiiai: vgl. Thucyd. II.
37, Aristot. Rhetor. I. 13. 2, Artemid. Oneirocr. IV. 2, Dio Chry-
sost. LXXVI. 1, und mehr bei Lobeck Agl. p. 193 und Dissen kl.
Sehr. S. 161 fgg.
16) IVach dem Grundsätze: vovimv XQf/Ki^ fin&t^rijg i^yai, otv flftl
xul fl^q, Plut. Apophth. Lncc. p. 208, vgl. die Homeriden in Chios
(Schol. Pind. Nem, II. I) und andere Sängerschulen (Lauer Gesch.
d. homer. Poesie, Berl. 1851. 8, S. 216 fgg.), die Asklcpiaden in
Kos und Kuidus (K, Sprengel Gesch. d. Arzneik. I, S. 213 fgg.)
§. 5. Patriarchalische Formen. 21
und sonstige ärztliche Familien (Plat. Legg. IV, p. 720 B) , die
Daedaliden (Plat. Euthypbr. p. 11 C, Alcib. p. 121 A) und Euni-
den (Poll. VIII. 103, Harpocr. s. t.) in Athen, die lamiden und
Klytiaden (Creuzer ad Cic. div. I. i]) in Elis , die Taltbybiaden
(Her. VII. 134) nebst Küchen und Flötenspielern (Her. VI. 60) in
Lacedämon ; um der zahlreichen Priestert'amilien (Gott. Alt. §. 34,
not. 18) zu geschweigen, die man keineswegs mit Lobeck Aglaoph.
p. 266 zu leugnen braucht , um das entgegengesezte Extrem eines
herrschenden Friesterstandes (A. W. Schlegel Werke XII , S. 457,
K. Ritter Vorhalle S. 429 — 431, G. Zoega Abhandl. S. 303) zu
vermeiden; vgl. Müller Proleg. S. 249 — 253 und Kreuser a. a. O.
S. 108 fgg. , der ganz treffend auch die sonstigen Periphrasen fw-
yQuqxüv , TiXaavöJv, noiTjxwv iiuläK; vergleicht; s. m. Studien d. griech.
Künstler S. 46 nebst der Note zu Luc. conscr. hist. p. 52 und Pe-
tersen in Zeitschr. f. d. Alt. 1853, S. 47 fgg.
17) Plat. Tim. p. 24 A : nokXa yuQ rtuga^dy/^ara räv tot; nag VfiZv
övTbiv i'vd-aSf vvv uviVQTjOiti; , nQÜrov fiiv ro xwv li^fiov ytvog uno rüv
üXXojv xwQig uqiiuQiafihov , ftfru ät rovro ro rmv dr]fA.iox'Qywv , on nuQ-
oj'Ta ixuarov, ükku dl ovx iTtif^iyvv/xivov Sr]Hi,ovQYiZ, ro n twv vofiimv
x«t TftJv &T]giVTmv To T« rmv yfUQywv ' xul &>j x«t ro /itt}(i/iov yhoq
jja&Tjoai nov xrjdf «reo narTW»« twv yiviäv xf]((oQiafihov : vgl. Strabo
Vlll. 7. 1, p. 588, Plut. V. Solon. c. 23, und die Kritik dieser An-
gäbe unten §. 94.
18) Herod. II. 167; il /uiv vvv xal rovro nug' Alyvnrimv /utfta-
&^>taat ol' ElXTfvig, ovK i)((o drQixioiq xQtvai, , oQtiov xal . . . a/iöav
nüvrui; toi'? ßuqßuQovt; unorifioTiQovi; ruv ukXwv Tjyrjixivovc; noXirjTfwv
TOI/? T«? rrxvai /xav&üvovraq xal rovq fxyövovi; rovrwv, rovq (f* (tnal—
Xayt*fvov<; rüv ^H'gmva^i.imv yfvvaiovq vo/it^o/tifvovq Hvai, xat /A.aXtOTce rovq
f? Tov niXfuoy uvu/xivovq' fiffiu&^Maai d' a3v Toiiro nüvrig ol EXXtjvk;
xal /4,üXtartt Auxfdaifiovioi : vgl. Aristot. Politic. VII, 9. 1, Isoer.
Busir. §. 17, DIodor. I. 28, Plut. V. Lycurg. c. 4, und die merk-
würdige Hervorhebung eines orgariWTixov yfvog früherer Zeit bei
dem Schol. Pindar. Nem. Argum. p. 426. Ein förmliches Kasten-
system folgt d.iraus allerdings auch für das vorgeschicttliche Grie-
chenland im Ganzen nicht , und gegen solche Folgerungen haben
Feodor Eggo (F. W. Stuhr) der Untergang der Naturstaaten, Berlin
1812. 8, S. 103—168, Schubarth Ideen über Homer S. 52 fgg.,
Tiltmann Staatsverf. S. 81 fgg. 567 fgg. , Beck Obss. hist. crit.
p. 12 fgg.. Weisse div. nat. et rat. ind. p. 108 fgg., Wachsmuth
H. A. I, S. 336, Vollgraff antike Politik S. 53 fgg., Limburg-
Brouwer I, p. 263 u. A. mit Recht Einsprache gcthan ; die that-
sächlichen Voraussetzungen dürfen jedoch darunter nicht leiden,
und selbst das Wort Kaste ist noch neuerdings von Haase in Hall.
Encykl. Sect. III, B. XXIIl, S. 399 und F. Laurent Hist. du droit
des gens, Gand 1850, 8, T. II, p. 8 fgg. unbedenklich dafür ge-
braucht worden.
§•6-
Wenn nun aber gleichwohl das griechische Volk so-
gleich bei seinem Eintritte in die Geschichte einen von
dem Staatslcbcn seiner Nachbarn und Zeltgenossen we-
sentlich verschiedenen Eindruck hervorbringt und in sei-
22 Th. J. Anfänge der Staatenhildung .
ner weiteren Entwicltelung sich selbst so hoch über diese
stellt , dass es mit dem Begriffe des Nichtgriechen zu-
gleich den des Unfreien und Ungebildeten verbindet ^),
so liegt wenigstens ein Hauptgrund dieser Verschieden-
heit in denselben Umständen, die keine Staatsgemein-
schaft innerhalb seiner Gränzen jemals zu dem Um-
fange haben gelangen lassen, in welchem sein Volksbe-
wusstseyn sich den Barbaren entgegensezte ^). Die Mit-
wirkungen des Himmelstrichs und die sonstigen Begün-
stigungen seiner Lage vor andern Völkern (Privatalterth.
§. 3) sollen dabei nicht verkannt werden 3 zu seiner po-
litischen Entwickelung aber trug am Wesentlichsten die
geographische Configuration des Landes selbst bei ^),
die es von vorn herein in zahlreiche unabhängige Zweige
zerklüftete und dadurch einerseits gerade so lange
auf der Stufe des blossen Stammlebens zurückhielt , bis
es zu höherer Staatenbildung reif war, während sie an-
derseits dieser Staatenbildung selbst durch die bei sol-
cher Nähe unabhängiger Stämme nothwendigen Conflicte
vorarbeitete*). Ein einziges Reich, wie es die Sage
wohl an das Gedächtniss der ältesten Pelasgerkönige an-
knüpft 5) , würde leicht nur die ähnliche Erstarrung in
patriarchalischen Formen zur Folge gehabt haben, wie
ihr der Oiient durchgehends mehr oder minder verfallen
ist^ aber jene Sage kann ohnehin höchstens dazu dienen,
die Ausdehnung der ältesten Bevölkerung des griechi-
schen Bodens zu beurkundend)^ thatsächlich wird sie
durch keine Spur beglaubigt, und der pelasgische Stamm
selbst, der als der älteste und ursprünglichste in Grie-
chenland genannt wird '') , begegnet uns theils in so
mannichfachen und fast unvereinbaren Wohnsitzen ^)
und Auffassungen ^) gespalten , theils mit einer solchen
Menge fremdartiger Namen und Bestandtheileuntei'mischt,
dass wir jede etwaige Einheit der griechischen Bevölke-
rungjenseits aller geschichtlichen Erinnerung setzen müs-
sen ^O). Leleger^i), Kureten ^^^ , Kaukonen ^3) , Thra-
ker i*) , Dryopcr ^^) und zahlreiche andere Völkerschaf-
ten ^^) thcilcu sich jedenfalls mit den Pelasgern schon
8. 6. Trenntmg in Stämme. 23
in den Besitz des vorgescbiehtlichen Griechenlands^ ohne
doch später so spurlos zu verschwinden , dass ihr ein-
stiges Daseyn bloss der Sage anheimfiele 5 und so be-
nierkenswerth es ist, dass der Eintritt des griechischen
Volks in die Geschichte alsbald Gesammtbezeichnungen
mit sich führt, die zuerst unter dem Namen der Achäer ^^),
dann unter dem der Hellenen ^^) die Mehrzahl seiner
Stämme begreifen , so entspringen doch diese selbst
nur aus dem zeitweiligen Uebergewichte einzelner, das
wohl ein ethisches Band um alle schlingen, keineswegs
aber die politische Vereinzelung aufheben konnte, ohne
zugleich die in eben dieser örtlichen Selbständigkeit
wurzelnde Entwickelung zu hemmen.
1) Baqßüqwv 'EXlrjvaq ug/nv ilxög , Eur. Iph. Aul. 1379, w?
rnvTo q>van ßüqßaQov aal dovXov ov , sezt Aristot. Politic. I. 1. 5
hinzu; vgl. Eur. Hec. 477 und Demosth. Olynth. III. §. 24. Ho-
mer freilich kennt diesen Sinn von ßägßuQoq noch nicht , dta ro
fttjdi ElXrjväq 71(1) ufTinakov flq iv ovo/xa UTioxtxgia&ut , Thuc. I. 3 ;
doch sind bereits lliad. II. 867 ßagßuQÖ^wvot , welsche, dXXo&göot,
Nilzsch z. Odyss. I, S. 35, oder ay).o>aaoi, Soph. Trach. 1049, vgl.
Poll. I. 109, Strabo XIV. 2. 28, p. 977; und darnach schied man
später die ganze Menschheit in Hellenen und Barbaren, Plat. Poli-
tic. p. 262 D, Strabo I, p. 116, Fabric. ad Sext. Enipir. VIII. 187,
p.493, die als Erbfeinde, qivan noXtfiioi, Plut. V. Cimon. c. 18, ge-
dacht wurden; vgl. Eur. Hec. 1176, Demosth. Mid. §. 49, Plat.
Republ. V, p. 470 C, Isoer. Panath. §. 66, und mehr bei K. Rit-
ter Erdkunde I , S. 554 fgg. , F. Laurent Hist. du droit des gens
II, S. 287 fgg., C. v. Roth Sammlung etlicher Vortrage, Erlangen
1851. 8, S. 27 — 51, und Aufrecht und Kuhn Zeitschr. f. vergleich.
Sprachforschung 1851, S. 381.
2) St. John Hellenes I , p. 37 : in fact the inost retnarhnble
particularily m the Greek character was a certain centrif'ugal f'orce
or abhorrenee of centralisation , which -presented insurmontahle
obstacles to the union of the whole nation under one head ; vgl. E.
V. Lasaulx Entwickelungsgang d. griech. Lebens, München 1847.
4, S. 4 ; auch F. .Tacobs verm. Sehr. III, S. 383 fgg. , Bernhardy
gr. Liter. I, S. 87 fgg., Laurent II, p. 10 fgj;. , und über besondere
Antipathien einzelner Stämme Drumann Gesch. d. Verfalls d. griech.
Staaten, Berl. 1820. 8, S. 185—198.
3) Hierüber kann im Ganzen ausser den umfassenderen Hand-
büchern von Mannert und Forbiger nur erst noch auf die Ileissigen
Sammlungen von F. C. H. Kruse Hellas oder geographisch-antiqua-
rische Darstellung des alten Griechenlands und seiner Colonien,
Lpz. 182.Ö B. I-III (unvollendet) und S. F. W. Hoflmann Griechen-
land und die Griechen im Alterthum, Lpz. 1841. 2 Bde 8, für den
heutigen Zustand auch C Wordsworth Greece, pictorial, descriptive
and historical, London 1839, französisch von Regnault, Paris 1841.
8, verwiesen werden; ungleich wichtiger sind jedoch die Reisewerke
91 TA. /. Anfänge der Staatenhildung .
und Forscbungen über einzelne Tbeile des Landes, deren ältere von
Kruse in Allg. L. Zeit. 1836, N, 39. 40 und in Prokescb von Osten
Denkwürdigkeiten il S. 693 fgg. cbaraklerisirt , die Ergebnisse der
neueren von Westermann in Jahn's N. Jahrb. XLI, S. 196 fgg. 325
fgg. zusammengestellt sind; und dazu kommen dann jezt nocb P.
O. Bröndsted Reise i Griikenland, Kopenb. 1844. 8, W. M. Leake
Peloponnesiaca, Lond. 1846. 8, H. N. Ulrichs in Ann, dell' Inst,
areb. 1846 u. 1848, p. 5 fgg. . L. Ross griechische Königsreisen,
Halle 1848. 8, H. Hettner griech. Reiseskizzen, Braunschw. 1853. 8,
und namentlicb die erste umfassende wissenschaftlich periegetiscben
Bearbeitung in E. Curtius Peloponnesos , Gotha 1851, 2 Bde 8,
der S. 128 fgg. gleichfalls literarische Nachweisungen gibt.
4) Tbucyd. I. 3 : :i^o yuQ xö)v TQio'ixäiv ovdiv (paivfrat ngoxfQov
xoiv}jf(jyaoafifvtj rj Ekküq, doxtV di fioi oiiö\ Tovvoftu tovto li'/iTiaoü
njo fixtv y aXXa xa fiiv izqo "EXkr^roq xov JuxaXitovoq xut ndfv ovdi
livai. Tj inUXrjOK; avxTj , xuxu i'&vij rff iiXXa xi xal xo HiXuayixov ial
nXfVaxov u(p iainoiv xtjv iiKDvv ft iav nugnaxf'-*'- '*'gl« C. F. Dorfmüller
de Graeciae primordils, Stuttg. 1844. 8, und die tbeilweise freilich
sehr abweichenden Hypothesen über jene Stämme und ihre Conflicte
bei Heflfter das vordorische Zeitalter der griechischen Geschichte in
Scbmidt's Zeitschr. f. Gesch. Vi, S. 537 fgg. und T. Katterfeld
Inqu. iu antiquisslmas res geslas Graecorum in Klotz Archiv XVII,
S. 488 fgg.
5) Vgl. Aeschyl Suppl. 237 fgg. mit dem Excurs von C. G.
Haupt p. 91 fgg. und Accius bei Seneca Ep. LXX.\. 7: en impero
^ryis; regna mihi liquit Pelops , qua ponto ab Helles atque ab
lonio mari urgetur Isthmos.
6) Vgl. Strabo V. 2. 4, p. 337 fgg. mit Plass ürgesch. I, S.
44 und Priv. Alterth. §. 1, not. 2.
7) Strabo VK. 7. 10, p. 504: ol di IltXaayol xtüv nigl xijv 'EX~
Xuda äiivaoxfvauyxoiv uQxciöraxoi, Xfyovxun vgl. Herod. VIII. 44:
ThXuaywv l^lvxmv xfjv nvv 'EXXäSa xuXov/tfVT^v , und mehr im Allg.
bei Geinoz sur T origine des Pelasges avec l'bistoire de leurs mi-
grations, in M. de l'A. d. Inscr. XIV p. 154 fgg. XVI, p. 106 fgg.,
Dupuis In M. de 1' Inst. L. et B. A. II, p. 58 fgg,, III, p. 48 fgg.,
Clinton F. H. I, p, 4—30, C. Höfler zur Geschichte der Anfänge
der Griechen, München 1831. 4, Krause in Hall. Encykl. Sect. III.
B. XV, S. HO fgg., Dorfmüller p. 4 u. s. w.
8) Vgl. Müller Orchom. S. 125 fgg. und Hoeck Kreta I, S. 150
%g- > namentlich auch was die allerwärts wiederkehrenden Ortsna-
men "A(}yoq (Ebene, Strabo VIII, p. 5G8 fgg. 572) und AftQiaau
(Burg, Strabo IX, p. 672, XIII, p. 921, Dionys. Hai. I. 21) betrifft, von
deren erstercm Müller das Volk selbst ableitet {TltXu^yol von nfXt-.v
und u(tyoq, vgl. Göttling gesamm. Abhh. S. 93), die sieb aber tbeil-
weise weit über die Gränze des griechischen Festlandes hinaus fin-
den , vgl. Ross Inselreisen II, S. 79, IV, S. 10; und auch hier
wiederholt sich zwischen den beiden gleich beglaubigtan Ursitzeu im
Peloponnes und Thessalien die obige Streitfrage über den Weg der
griechischen Urbevölkerung überhaupt; s. §. 4, not. 9 und K. Rit-
ter Vorhalle europäischer Völkergeschichten vor Herodotus um den
Kaukasus und an dem Gestade des Pontus , Berlin 1820. 8. Plass
Urgesch. I, S. 59 entscheidet geradezu für Thessalien , ja lässt sie
erst als Achäcr in den Peloponnes kommen , und ähnlich Uschoid
Gesch. d. trojan. Kriegs S. 46 und Dorfmüller p. 10; die gewöhn-
§. 6. Trennung in Stämme. 25
liehe Ansiebt aber schlägt mit Dionys. Hai. I. 17 und Staphylus
bei Schol. Apoll. Argon, l. 580 den entgegengesezten Weg ein; s.
Beck Weltgesch. S. 320 — 369, Raoul -Rocbette Bist. d. colonies 1,
p. 168 — 180, Voemel de ine. Thessaliae antiquissimis, Frankf. 1829.
4, p. 9 — 15, Schubart Quaest. histor. geneal. p. 127, Mich. Lunini
Proleg. ad res Achaeorum , Dorpat 1832. 8, p. 13, Merleker in
Jahn's Archiv III, S. 357 fgg.
9) Berg- oder Binnen- und Küstensage, Wacbsmuth I , S. 49
fgg. ; Wandervolk {nÄuvrjTtxöv, Strabo VIII. 3. 17, p. 538) oder sess-
haft? lezteres nach Herodot I. 56 : rö utv ovduft^ xw flr/üifji^ai , er-
steres dagegen überwiegende Ansicht des späteren Alterthums , s.
Dionys. Hai. I. 17 : h/QTjaaxo 6i Tj'/a«? dvOTiÖTfioii; ng noÄXu /xiv xal
ukXuf ftuXiara d ?ic ttjv nokvnkavov ri xul ovd'fvo(; ronov ßfßuiov ot-
KTjaiv , und die beliebte Analogie der Störche, nika^yol, das. I. 28
mit Strabo V, p. 339, IX, p. 608, Servius ad Aeneid. \\U. 600,
Eustath. ad Dionys. Perieg. 347 und Odyss. XIX. 176, die freilich
ebenso wenig wie die Ableitungen von nkü^nv oder n(X(i.^ti.v (Sturz
dial. Maced. p. 9) und ntkayoq ausreichend ist; vgl. Lobeck ad Phry>
nich. p. 109 und Pott etymol. Forsch. I, S. 131 fgg. Am schwie-
rigsten ist das Verhültniss zu den Tyrrheuern , die zwar nur selten
wie in dem sophokleischen Fragment bei Dionys. Hai. I. 25 gera-
dezu TvQQTjvol Uif.aayol heissen , wohl aber vielfach mit Pelasgern
verwechselt oder gleichgesezt werden ; vgl. Thue. IV. 109 mit Wacbs-
muth I, S. 779 und mehr bei Müller Orchom. S. 307 fgg. 437 fgg.,
auch dessen Etrusker I , S. 75 fgg. und F. V. Fritzsche Quaest.
Aristoph. Lips. 1835. 8 , p. 3 fgg.
10) Vermutbungen über einen Urstamm, der noch vor der phy-
sischen Trennung beider Welttheile (Diodor. Sic. V. 47 , Orph.
Argon. 1279, vgl. Wacbsmuth I, S. 8 und A. y. Humboldt Kosmos
II, S. 153. 406) die Einwohner von Illyrien , Tbracien , Griechen-
land und Kleinasien umfasst habe, s. bei Plass Urgesch. I, S. 13 —
41, auch G. G. H. Cludius de antiquis Italiae incotis, Gryph. 1829.
8, p. 18 — '30 und 40 — 66; die Geschichte aber M'ird selbst grössere
Gruppirungen wie bei R(ühle) v. L(iHen8tern) zur Gesch. d. Pelas-
ger und Etrusker, sowie der altgriecb. und altital. Völkerstämme
überhaupt, Berlin 1831. 8, geschweige denn Versehmelzungsver-
sucbe wie bei Tbirlwall I, S. 44 fgg. nur mit Misstrauen aufneh-
men können.
11) Strabo VII. 7. 2, p. 495: toi)? öf AfXfyriq rtif? fiiy rovq
avTovg Kaqolv flxal^ovaiv , ol di avvoixovq fiövov xal avaT(juTio)Taq '
diontQ fv Tjj MiXtjain Aiktywv xaromiaq xaXito&ai nvaq , nolkaxov 6i
T^q Kugiaq vucfovq Afkfywv xat iqvftaxa l'fiTjfia . . . ori (itv ovv ßnQ-
ßitQoi Tjoav ovroi, xul avro ro xotvaif^aat roVq Kagal vo/jiil^oix' uv atj-
fitlov ' ort d\ nXüvTjxiq xai ftix' ixdvotv xul ;^w()i? v.ul ix naXuiov , xal
ul AqiaxoxiXovq noXixiVat drjXovatv' h n'i* y«^ xi} 'Axagvävo» <pi]al
To ^Jk *jff*v ai<rfjq KoVQ^xuq, xo di ngoaianigtov AiXtyaq , iJxa
TrjXtßoaq, iv d* xfj AlioiXwv rovq vvv Aongoiiq AiXiyaq xuXiV, xaToo^fTv
d^ X«» X1JV BoKoxiuv avxovq <fT]aiv ' ojuoiuq di xal .iv Onoxivxiwv xai
Mfyagiojv ' iv Ji xf/ Anixaditov xal avx6j(&cvn xiva AfXtya ovofitti^fi,
TOiTOK df &tiyaxQtJoi'v TTjXfßodv , xov 6i nnXduq öi'o xul Hxootr , wv
xivuq olxf/(jni xr/v Afvxitäu. Also fast über ganz Mittelgriecbenland
bis auf die kephalleniscben Inseln , wo neuerdings Lauer homer.
Studien S. 257 fgg. ihre Spur verfolgt hat; ausserdem aber auch in
Lakonika (Paus. 111. 1, Schol. Lurip. Orest. 615) und andern Kü-
sten des Peloponnes , namentlich mis , insofern die dortigen Epeer
26 Th. I. Anfänge der Staatenhildung .
mit den Loltrern stammverwandt waren (vgl. IVIiiller Proleg. S.223;
Curlius Pelop. II, S. 11), und Megara (Paus. I. 39. 4, 44. 5), wo
dann auch die Feste Kagiu (40. 5) gleich ähnlichen Spuren in
Kpidaurus und Hermione ( Strabo VIII. 6. 15, p. 574) an ihre
karischen Doppelgänger erinnert; vgl. im Alig. Clinton F. H. I, p.
31 und Völcker Mythol. d. iapet. Geschlechts S. 345. Das Ver-
hältniss zu den Karern war allerdings schon den Alten unklar, Str.
XIV, 2. 27, p. 976, xmd ni£"che Neuere, wie Thirlwall über An-
cäus im Gambr. Philol. Museum I, p. 109 fgg. und G. Th. Soldan
in Welcker's Rh. Mus. III. S. 89 — 127, wollen beide ganz getrennt
wissen ; aber auf den Inseln des ägäiscben Meeres verbindet sie Her.
I. 171 ausdrücklich, und selbst auf dem Continente ist mehr Kari-
sches beigemischt als namentlich Soldan S. 96 einräumt; vgl. Raoul-
Röchelte Bist, des col. I, p. 378—390, Hoeck Kreta II, S. 6—12,
Uschold Gesch. d. trojan. Kriegs S. 156, W. Engel Quaest. IVaxiae,
Gott. 1835. 8, p. 14; Dorfmüller p. 88 fgg.
12) In Aetolien (Hom. Iliad. IX. 529) und Euböa; Hauptstclle
Strabo X, p. 713 fgg. — Dionys. Hai. I, 17 verbindet sie mit den
Lelegern (vgl. Tittmann Amphikt. S. 56; Voemel ant. Thess. ine.
p. 16), ohne dass man sie jedoch darum zu demselben Stamme
rechnen dürfte, vgl. Soldan S. 115 fgg. lieber ihren Unterschied
von den kretischen Korybanten (KovQiJTiq und Koigr^rf^) s. Hoeck I,
S. 198 fgg., Welcker äschyl. Tril. S. 190 fgg.. Lobeck Aglaoph.
II, p. 1111 fgg.; ganz anders freilich Plass I, S. 156, der die
ganze hellenische Cultur durch sie aus Kreta herleitet, und Haupt
wissensch. Alterthumsk. II , S. 36 fgg. oder gar Chr. Heinecke
Orchomenos und der Herrenstand der Kureten , Wernig. 1849. 8.
13) In Messenien und dem südlichen Elis oder Triphylien, dann
Dyme in Achaja, Strabo VIII, 3. 11 und 17, p. 525 und 531;
vgl. Curtius Pelop. I, S. 411 fgg. II, S. 9 fgg. Auch in Klein-
asien? Strabo XII. 3. 5, p. 817 und 858.
14) In Boeotien (Stiabo IX. 2. 25 , und X. 3. 17, p. 629 und
722), Euböa (Abanten, Strabo X. 1. 3, p. 682, vgl. A. J. E. Pflugk
Eubolc. spec. Berl. 1829. 4, p. 15), Phocis (Daulis, Thuc. II. 29),
selbst auf deo Inseln (Naxos , Diodor. V. 50): jedenfalls wohl von
den barbarischen Thraciern des Nordens zu scheiden ; vgl. Müller
Orchom. S. 379—390, griech. Lit. I, S. 43 fgg., Bode de Orpheo
p. 113—118 und G. g. A. 1836, St. 16—20, Wachsmuth I, S. 58
fgg., Bernhardy griech. Lit. I, S. 197 fgg.; auch Uschold trojan.
Kr. S. 171 und über das Verhältniss der Thraker und Pelasger,
Straubing 1837. 4, der sie nur freilich wieder mit den Karern und
Lelegern zusammenwirft.
1,5) Am Oeta, bis sie von den Doriern verdrängt und theilweise
im Peloponnes (Asine, Hermione) angesiedelt wurden, Diod. IV. 37,
Paus. IV. 34. 6, vgl. Eckcrmann in Zeitschr. f. d. Alt. 1841, S.
1151; aber auch in Styra und Karystus auf Euböa, ja in Attika
wenigstens als Flüchtlinge, Aristid. Panath. p. 177; vgl. Clinton
1, p. 35 und nu;!ir §. 16, not. 10 und §. 77, not. 20, insbes. aber
Soldan in Welcker's llh. Museum VI, S. 421 fgg. , wo wenigstens
ihre Verschiedenheit von den Pelasgern gegen Müller I)or. I, S. 41
dargethan ist, während die Combination mit Triopas bei G. L. Claus-
sen Quaest. Ilerodeae, Bona 1847. 8, p. 12 fgg. schweren Zweifeln
unterliegt.
16) Lapithen , Phlegyer , Minyer , Myrmidonen , oder wenn
§. 7. Pelasger und Hellenen. 27
diese ja durch einen der Lelieiiischen Stämme mit den Pelasgern
selbst zusanimenbängen, jedenfalls Aethiker am Pindus (Hesycb.) und
Hektenen , Hyanten , Aonier , Temmiker in Boeotien , die Strabo
VII. 7. 1, p. 494, ausdrücklieb gleich den übrigen vorbergenann-
tea Stämmen mit den Pelasgern coordinirt ; vgl. dens. IX. 2. 'i,
p. 015, Paus. IX. 5. 1 , und mehr bei Clinton I, p. 37 und Wacbs-
muth I, S. 56; auch .1. K. on the names of tbe antehellenic inha-
bitants of Greece, im Cambr. Philol. Mus. I, p. 609 — 627, und H.
Harles de primis Boeotiae incolis quibusdam vere Graecls ? Lemgo
1833. 4.
17) Thucyd. I. 3: rfxfitjgioZ d* ßü).iora"üiir]qo(;- noUä^ yuq v-
OTlQov tTi TW» Tgoiixäv yivüntroq ovdunov Torc IvunavTuq {EXXtjvug)
wvo^aaiv . . . Javaotq JJ h rot? l'rKai y.nl 'Aqydovq xai A'/niovi; uva-
»aXfZ' vgl. Geppert Urspr. d. bomer. Gedichte I, S. 250 und 402,
der freilich auch zwischen Argivern und Achäern wieder scheidet.
18) navUkTjviq zuerst bei Hesiod. ?. x. jy. 530 ; vgl. 655 und
Strabo VIII. p. 568 mit Salraas. de Hellen, p. 394, Thiersch in
Abhh. d. Bayr. Akad. 1813, S. 12, Müller Aegin. p. 155 u. s.w.
§.7.
Eben desshalb aber darf man sich auch was die
vorgeschichtlichen Zustände betrifft nicht von dem spä-
teren Gegensatze zvrischen Pelasgern und Hellenen ^) zu
der schon frühe entstandenen Ansicht verleiten lassen,
beide in der Art für stammverschieden zu halten , dass
entweder die Pelasger zu Barbaren 2) oder die Hellenen
zu Einwanderern ^) würden, und dadurch die Entwicfce-
lungsreihe gewaltsam zu zerreissen, die sich in der grie-
chischen Sage selbst von den ältesten Zeiten bis in die
geschichtliche herunterzieht '*'). Unter den übrigen Na-
men , die neben den Pelasgern vorkommen , können im-
merhin manche ausländischer Ansiedelung oder Invasion
angehören, der einzelne Theilc des vorhcllenischen Grie-
chenlands unterlagen 5) ^ von denjenigen Stämmen aber,
welche die Ueberlieferung unter dem gemeinschaftlichen
Stammvater Hellen zusammenfasst^), werden sowohl die
lonier '') als die Aeoler , von welchen die Achäer nur
ein Zweig gewesen zu seyn scheinen ^) , von den nam-
haftesten Zeugen geradezu als Pelasger ^) , gleichwie
diese selbst anderwärts als Hellenen bezeichnet ^^) ; und
wenn wir daher einzelne Stämme wie die thessalischen
Perrhäber ^^) und die Arkadier im Peloponnes ^^) auch
in der geschichtlichen Zeit noch als Pelasger den Helle-
SB TA. /. Anfänge der Staatenbildung.
nen entgegengestellt finden, so kann das wohl nur den
Sinn haben , dass sie von der Culturbewegung , deren
Begrifi" sich vorzugsweise an den lezteren Namen an-
knüpft ^5), minder berührt worden sind ^^j. Sprachliche
Gegensätze lassen sich zwischen beiden nicht erhärten ^5) 5
und verfolgen wir das Wort Hellenen als Volksnamen bis
zu seinem Ursprünge , so führt es uns gleich dem Na-
men Graeei , den die Römer dafür gebrauchten ^^) , in
die Gegend von Dodona ''') , wo gerade einer der älte-
sten Sitze pelasgischer Gottesverehrung war ^^). Von
hier ging er in das südliche Thessalien oder Phthio-
tis über, wo Hellas selbst als Ortsname vorkam ^^), von
welchem daher auch die Myrmidonen des Achill in der
Ilias Hellenen heissen ^^) 3 noch früher und fester aber
scheint derselbe an dem dorischen Stamme gehaftet zu
haben, der jedenfalls bereits vor den Myrmidonen jene
Gegend bewohnte ^i)- und als dieser dann durch den
Heraklidenzug das Uebergewicht des äolisch-achäischen
Stamms, dem die Mehrzahl der homerischen Helden an-
gehört'^^), brach, verdrängte auch jener sein Volksname
den achäischen aus der weiteren Bedeutung, welche die-
sen bei Homer auch über sonstige äolische und ionische
Stämme ausdehnt. Doch würde dieses selbst kaum ha-
ben geschehen können, wenn nicht schon jene Stämme
mit dem dorischen eine Eigenschaft getheilt hätten , die
sie mit dem sonstigen Pelasgerleben in gemeinschaftli-
chen Gegensatz brachte j und als solche können wir in
unmittelbarer Anknüpfung an den obigen Nachweis eines
erblichen Kriegerstandes im ältesten Griechenland den
ritterlichen Charakter bezeichnen, der schon vor der do-
rischen Wanderung den Grundzug des homerischen Zeit-
alters bildet und in dessen Heroen ^3) eben die durch
den Gährungsprocess so mannichfacher Elemente über
die patriarchalischen Zustände des Pelasgerlhums hinaus-
gehobenen kriegerischen Thcile der Nation erkennen
iässt2+).
1) \qI. Salmas. de Hellenist, p. 267 fgg. , de la Nauze sur la
difTerence des Pelasges et de» Hellenes in M. de 1' Aead. d.
Inscr. XXIIl, p. 115 %g., und dieselbeo T. XXV, p. 11-28; auch
§. 7. Pelasger und Hellenen. V OB
G. B. Mönnich de Pelasgis et Hellenibus sec. Herodotum , Stuttg.
1826. 4, und die gründliche Erörterung bei Middendorf über das
Verhältniss der Hellenen zu den Pelasgern , Coesfeld 1840. 4, wo-
gegen Niebubr's Vorträge über alte Gesch. I, S. 246 die Schwierig-
keit mehr fühlbar machen als heben.
2) Wie sich z, B. Hekatäus bei Strabo VII, p. 494 (vgl. IX,
p. 629) und Herodot I. 58 ausdrücken ; vgl. Schol. Apoll. Argou.
I. 580 : «710 IJiXnayoJv li&roj'? ßugßa^ixov , olxTjoavToq ttjv QfoauXiuv
%al ro "Aqyoc: xai uk/.aq o^x o'Aiyac /(M^n?, und mehr bei Bryant My-
thol. V, p. 21; auch G. Chr. Haberland de liberatione Graeciae
antiquissimae a gravissimo dominatu barbarorum, Wernigerode 1814.
4, und was J. F. A. C. Cuntze de Pelasgis, Wolfeub. 1837. 4 aus
Reisig's Collegienheften beibringt; während Luninus 1. c. p. 53 sie
geradezu als die Barbaren betrachtet, welchen Griechenland seine
Cultur verdanke!
3) So noch Müller Aegin. p. 172: irrumpente e septentrione
feriore populo ; obgleich immer noch zulässiger als wenn sie Heyne
Nov. Comm. Soc. Gott. I, p. 89 fgg. oder Plass I, S. 201 fgg. als
eine Mischung, jener von tbracisch-phrygischen Elementen mit pe-
lasgischen, diesei von kuretischen Kriegern (§. 6, not. 12) mit einer
pelasgisch - lelegischen Volksmasse betrachtet.
4) Vgl. die hesiodischen Weltalter mit m. gesamm. Abhh. S. 306
fgg. und Köchly in Zeitschr. f. d. Alt. 1843, S. 6 und 108; auch
Dorfmüller S. 99 fgg. und J. M. Löbell Weltgeschichte in ümris-
seu , Lpz. 1846. 8, S. 439 fgg.
5) Ausser den Karern (§. 6, not. 11) namentlich Phönicier , de-
ren Antheil an den Bestandtheilen der griechischen Sage ebenso
mannichfach als ihre geschichtliche Bedeutung für das classische
Griechenland gering ist; nicht bloss was die kadmeischen Tbeba-
ner (§. 15, not. 14), sondern auch peloponnesische Mythen und
Heroen betrifft, s. Curtius Peloponnes 11, S. 392 (Palamedes) ,
518 (Sisyphus) u. s. w. Schwieriger ist Pelops zu deuten , den
die Ueberlieferung als Lydier (Pindar. Ol. I. 36, Paus. V. 1), Phry-
gier (Her. VII. 11, Str. V. 7), oder Paphlagonier (Apoll. Rhod.
Argon. II. 358, Diodor. IV. 77) geradezu den Einwanderern und
ifvatc fi\v ßaQßr'tQOK;, vöfuo d("EXXtiai (Plat. Menex. p. 245 D) bei-
zählt, während sein Name mit dem des Peloponnes, sein zahlreiches
Geschlecht (Plut. V. Thes. c. 3) mit den Achäern auf's Engste ver-
knüpft ist; vgl. unten §. 17, not. 10 und mehr im Allg. bei .1. K.
im Cambr. philol. Museum il , p, 354, Krahner in Hall. Encykl.
Sect. III, B. XV, S. 284 fgg., Uschold in Zeitschr. f. d. Alt. 1836.
5. 44 fgg. , Scholl zu Soph. Ajas S. 43 fgg. , Curtius Pel. I , S.
63, 11, S. 559.
6) Vgl. Beck Weltgesch. S. 724, Clnvier I, p. 58, Clinton I,
p. 40, insbes. nach Hesiodus h rjj ^Qmx^ yiviai-oyln bei Tzetzes ad
Lycophr. 284 und Plut. Qu. symp. I.X. 15:
EHj]voq fl lyfvovro &fninT07toXoi ßttniXjJK;,
^üjQÖq Tf Zov&öq Tf xat ji'CoXof; l:iiiio}(n()fit/<;,
mit der Ergänzung durch Xuthus Söhne Ion und Achäus bei Apol-
lod. I. 7. 3, Strabo Vlll. 7. 1, p. 587, Conon Narr. 27, und der
Kritik von Müller Proleg. z. Mythol. S. 179 fgg.
7) Her. I. 50: toi'? ftiv rov /iwQtxov yhov^, Tovq «TJ Tor Imvi-
«oiT . . . To' ft\v TIiXuaytAov, ro öi EXX^viKoy i&vo^ ; vgl. VII, 94s
90 Th. I. Anfänge der Staaienhildung .
"luvti 6e oaov /niv ^QÖvov iv UtkoTiowt/ao) o'Caiov ttjv vvv »akio/ifyijv
Aj^atiijv . , fxakiovTo llfkaayoi Alyiukii<; , inl S\ 'Iwvog tov aov&ov
"lojvfgt mit Curlius Pel. I, S. 61 und Aristot. Metaph. IV. 28, p.
1024: oi'to) yufi kiyovxai. ol fi'iv Ekkrjviq to yhoq , ol äf 'lojytq, TW ol
fiiv ano Ekktjvoq , ol d( uni "Iwvoq livai, ngÜTov ytvvtfaavroq.
8) Strabo VIII. 1. 2, p. 514: ol "/wwc f^iniaov vno '^j^atwv,
Alokiy.ov i'&vovt; : vgl. XutLus bei Eur. Ion 63, ovx fyytvijq wv, ^lo-
kov''df TOV /jlioq yfyojc; "A^utöc und die Bezeichnung achäiscber Co-
lonisten als Aeoler bei Pindar Nem. XI. 35 und unten §. 76,
not. 5. Wie Achaus in die Genealogie des Ion und seines Vaters
Xuthus hereingekommen ist (Paus. VII. 1), erklärt sich, ohne der
Etymologien von Pott in Hall. Encykl Sect. 11, B. XVIII, S. 65 zu
bedürfen , einfach aus ihrer Aufeinanderfolge im Besitze von Aegia-
lea ; und jedenfalls steht daneben noch eine ganz andere bei Dio-
nys. Hai. I. 17 und Eustath. ad Iliad. li. 684, wo Haemon oder
Poseidon mit der Argiverinn Larisa den Acbäus, Phthius und Pelasgus
erzeugt , um die beiden Hauptsitze des Volkes , Phthiotis und den
Peloponnes , zu verbinden ; oder soll man einen doppelten Achäus,
einen pelasgischen und einen hellenischen annehmen? vgl. Beck
S. 830, Voemel Thess. incol. p. 13, Schubart Quaest. geneal.
p. 32, Thirlwall I, S. 114 fgg.
9) Herod. VII. 95 : ^ioA«? öf . . , ro nükai yiaktönfvoi Tlikaa-
yol , WS 'Ekk^vwv käyoi;: vgl. Strabo V. 2. 4, p. 337 1 toi'? <^i Ilf-
kuayovg, ot«. fi^v dq-^ulöv ri qivkov xaru t^v Ekku6a näoav infnokaaif
x«t /iakiara Ttuqd ToVq Aloktvoi, Tot? xaru QfTTukiav , o/iokoyovatv
änavTiq axfdüv t» , und Paus. IV. 36. 1 : vtio JVrjkfoq xul rö)v i%
^Imkxov Tlfkaayojv {xßktj&iig. Dass Strabo XIV, p. 997 Dorier und
Aeoler zu verbinden scheint (^kfyiu&wouv xal ol JioQittq xal ol Alo-
kfVg ol «i'rot), ist nur bedingt zu verstehen; schärfer kann man den
Unterschied nicht setzen als er selbst VIII, p. 514 es thut, vgl.
auch Hällmann Anf. d. griech. Gesch. S. 44 und Krause in Hall.
Encykl. Sect. III, B. XV, S. 122.
10} Dionys. Hai. F. 17; jyv ydiJ ä>} xul tÖ tc3v Tlikaaymv yfvot;
Ekktjvixov fx lIikoTtovvTJaov TO «^j^nio*: vgl. die Arkadier als Hellenen
in Plat. Minos p. 315 C, und mehr bei Tittmann Amphikt. S. 113
fgg., Clinton F. H. I, p. 92 — 98, Schömann Antiqu. jur. publ.
p. 42 ; auch Clavier's digression sur les Pelasges hinter s. Apollo-
dore II, p. 489 fgg., Flathe de antiqu. Graeciae incolis p. 11 fgg.
und Thiiiwall I, S. 55 fgg. 86 fgg. Nur soll man darum ebenso
vrenig die Pelasger wieder mit Uschold Iroj . Krieg S. 201 fgg. zu
einem einzelnen Zweige des hellenischen Stamms machen , als mit
Zoega Abhh. herausg. v. Welcker, Gott. I8i7. 8, S. 280 fgg. beide
zusammen als rohe Naturmenschen auffassen , die erst von Aussen
hätten civilisirt werden müssen.
11) Strabo IX. 5. 19 und 20, p. 671 und 673; vgl. Schol.
Pind. Pyth. IX. 27 und mehr bei Wesseling ad Herodot. VII. 128,
Beck Weltgesch. S. 845, Müller Dor. I, S. 25, Dorfmüller S. 27.
12) 'u4i,x,'t^f<; Ilikaayol, Her. I. 146; vgl. H. 171, Strabo VIII.
3. 17, p. 531, und Schol. Dionys. Perieg. 318: 'A()x(i6fi; dt dvixa-
6tv Ufkuayoi, o'iq <pt/(Jiv "Ecfioooq, mit Marx ad Ephor. fragni. p. 158,
wogegen Kruse Hellas I, S^ 423 fgg. kein Bedenken hätte erheben
sollen; auch ihre Bezeichnung als avröx&ovtq (Her. VIII. 71^, Xe-
noph. Hell. VH. 1. 23, Demoslh. F. L. §.261, Paus. V. 1. 1) uu4
§. 7. Pelasger tmd Hellenen. V 9t
TiQoaiX^voi (Apoll. Argon. IV. 26 4, Lucian. Astrol. c. 26, Schol.
Aristoph. Nubb. 397) , worunter trotz alter und neuer Deutungen
(Heyne Opusc. 11, p. .333—353, C. G. Bredow Unters, über Ge-
genst. d. a. Gesch. Altona 1800. 8, S. 78 fgg., G.Hermann Opusc.
VII, p. 275) das lebendige Alterthum gevdss nichts anders als A-
stris lunacfue priores verstand; vgl. Stat. Theb. IV. 27 5 mit Bötti-
ger kl. Schriften 1, S. 149 und Schneidewin Philol. I, S. 428. Die
aristotelische Pragmatisirung bei dem Schol. des Apollonius (ör*
ßÜQßuQoi r?}v 'A^Kudiav wuTjöav, oUivfq ilfßhj{^rjaav l'Tio läiv ' Aijuudoiv
f:ii-9fßfv(ov ui'Tolq ngo toi" inirnkai. ttjv Ofkrjvr^v) ist zwar neuerdings
selbst von Curtius Pelop. I, S. 160 benuzt worden, um auch die
arkadische Autochthonie durch fremde Einwanderung zu unterbre-
chen; aber dann wären ja die n^oofki^roi gerade die späteren lir-
oberer, von welchen ohnehin die ächte Landessage bei Paus. VIII.
4 nichts weiss.
13) Isoer. Paneg. §. 50: tÖ twv 'EkXrjvwv ovofiu ninoi^xi //t^x^t»
raiii yivol'q uXkä rjjq diuvoiuq doxfZv {ivut , y.al ftülkov EkkTjvuq xukil-
o&ai Toil? T^? nutdivoiwq ttji; TjtiiTfQaq t] xovq T7J<; xotv/^e qvofO)(; /«-
tiyovTaq: was dort allerdings zunächst von athenischer Geistesbil-
dung gesagt ist , aber auch bereits auf frühere Culturstufen An-
wendung findet.
14) In sofern ist es nicht ganz zu verwerfen , wenn bereits
Schubarth Ideen über Homer S. 69 fgg. und neuerdings Pott ety-
mol. Forsch. I, S. XL fgg. und Hall. Kncykl. Sect. H, B. XVIII,
S. 18 fgg. die Pelasger nur als Vertreter des urgeschichtlichen Zu-
stands im Gegensatze späterer Cultur auffassen und Haase das. Sect.
111, B. XXIII, S. 396 ihren Namen geradezu als nihtoi = nakaiot,
prisci , deutet; nur darf derselbe darum nicht sofort mit Hüllmann
Auf. S. 112 fgg. als blosser CoUectivname ohne ein bestimmtes
nationales Gepräge aufgefasst werden.
15) Vgl. Adelung Mithrid. I, S. 382 fgg. , Herbert Marsh Ho-
rae Pelasgicae , Cambr. 1815. 8, A. Giese über den äoliscLen Dia-
lekt, Berlin 1837. 8, S. 73 fgg., Reisig Vorles. über lat. Sprach-
wissenschaft, Lpz. 1839, p. 840—852 mit d. Bemerk, v. ßernhardy
griech. Lit. I, S. 193, und Chr. Th. Schwab Arkadien, Stuttg.
1852. 8, S. 25, die uns die Grundansicht von Niebuhr röm. Gesch.
I, S. 31 fgg. oder Vortr. über röm. Gesch. I, S. 90 und Müller
Dor. II, S.ü noch immer festzuhalten gestalten, wenn gleich manche
ihrer Stützen durch veränderte Betrachtung des Verhältnisses der
Sicuier zu den Pelasgern und der lateinischen Sprache zur griechi-
schen schwankend geworden sind. Auch die homerische Götter-
sprache (Göttling in Jahrbb. f. wiss. Kritik 1830, II S. 304 und
ad Hesiod. Theog. 831 , Nägelsbach homer. Theol. S. 179 und z.
ilias I. 403) wird nur vermuthungsweise als pelasgisch aufgefasst;
wenn aber Strabo VIII. 1. 2 die Arkadier selbst äolisch reden
lässt, so wird wenigstens dieser älteste Dialekt des Hellenischen
dem Pelasgischcn nicht fremd scyn ; vgl. auch Bode de Orpheo p.
123; und Herodots ohnehin aus blosser Combination geschöpfte
(Göttling gesamm. Abhh. S. 90) Leugnung (1. 57 : ijvTiva d* ykwaoav
'ifouv ol llikuayoly oi'x tx'>' ur(iex(oj<; tcnut' il di /qiujv tan rixannio-
HivQv ktynv Tor? vvv tri. iorai Ilfkaayijv . . . ijouv ol Ilfkaayol ßmtßa-
Qov yköwauv livin;, vgl. Sturz dial. Maccd. p. II, Q- on tlic lan-
guage of the Pclasgi in Museum crit. or Cambridge class. rcscarches
II, p. 23 i — 230, Grotc II, p. 3i7,rgg.) kann eben so wohl nur
32 Th. 1. Anfänge der Staatenbildung.
eine dialektische Verschiedenbeit bezeichnen , als Plal. Protag. p.
341 E: an Afoßioq wv xul h (fonjj ßaQßügoj T(d-Qnfi/A,ho^ , wie denn
auch die perrhäbische Sprache sich durch die Glosse q>on'iiai. für
aluri^ui bei Aristot. mir. auscult. c. 132, nicht als ungriechisch
erweist.
16) rguLKoq fitvf/ttQfiijq nach Hesiodus h KnTuXöyoiq bei Jo.
liaur. Lydus de mens. I. 13 von Deukalions Tochter Pandora dem
Zeus geboren, vgl. Ritschl's Rh. Museum IV, S. 151 und Chron.
Par. Epoch. 6 : E}.krjv((; 'jivo^ii.n&r]aav ro ngoxfQov rgamol xrt).oi'ffif*oi,
mit Böckh C. Inscr. II, p. 312 und Ciavier Hist. d. pr. tems 111,
p, 18 — 22, der ihn übrigens als Volksnamen erst seit Aristoteles
nachweislich findet, obgleich Steph. Byz. p. 212 schon aus Alkman
die FQuTxfq röjv 'EkXjjvoiv /ir/Tfi){q dahinzieht , womit auch das Wort
nach Pott Forschungen I, S. XLl jedenfalls verwandt wäre.
17) Aristot. Meteor. I. 14, p. 352: xal yrlg ovroq (o xaXoi'fuvog
ini /tfvxaXimvo? xaTöxAi'ff/Ko?) ntgl rov 'EXkrjvtxov iyivfTO fiükiaxu xö-
nov xa* rovTov nigi rrjv EkXuda rr/V ug-faiav' avTTj d iarlv rj nigl
rr^v /4oi6(ovTjv xai xöv 'AxtXwov , outo? yäp TioXka^ov ro Qtvfia fjiixnßi-
ßXjjxiv (oxovv yuq oi SfXXol fvravd-a xal ol xuXoi'/4tvoi rort fttv TQUixalf
vvv 6i"EXXrjv(q: vgl. Constantin. Porphyrog. de themat. p. 43 uud
51 ed. Bekk. und Wachsmuth 1, S. 781 , der ebenso wenig wie
Uorfmüller p. 21 Bedenken trägt, die Hellenen selbst von den
SfXXoüq abzuleiten , die schon Homer Iliad. XVI. 234 und Soph.
Trachin. 1169 als Hüter des dodonäischen Heiligthums kennen;
auch Prideaux ad Marm. Oxon. p. 128 fgg. und Bode de Orpheo
p. 67.
18) Vgl. Gott. Alterth. §. 39 not. 17 und A. Zinzow de histo-
riae graecae primordiis , Berl. 1846- 8. Andere verlegten freilich
das älteste Dodona nach Thessalien, von wo aus das epirotische erst
gegründet sei; vgl. Strabo VII, 7. 12, p. 506 und Steph. Byz.
Fragm. de Dodone mit Ciavier ApoUod. II, p. 78 und Hist. d. pr.
tems II, p. 39, Müller Acgin. p. 159, Ritter Vorhalle S. 384,
Hermann Upusc. VII, p. 273; für unsere Fragen ist das jedoch
gleichgültig.
19) Zwischen Pharsalus und Melitäa nach Dicäarchns p. 147
ed. Fuhr; ob verschieden von Phthia? Strabo IX. 5. 6, p. 659 ;
vgl. im Allg. Salmas. de Hellen, p. 438 fgg., Doig on the ancient
Hellens in Transactlons of Edinburgh III, p. 131 , Sturz dial. Ma-
ced. p. 10, Müller Aegin. p. 15, Schubarth über Homer S. 295,
Plass I, S. 197, Clinton I, p. 45.
20) Iliad. II. 683: ol d' il/ov <t>&Lt]v xal 'EXXaJa xuXXiyx'iyruxu,
Mvg/Jiidovfq ö' fxaXtvvTo xnl EXXjjvtq xal 'Axn^oi'. vgl, XVI. 595 und
Thuc I. 3 mit Nitzsch z. OJyss. I, S. 55.
21) Herod. I. 56; vgl. Dicuchidas beim Schol. Aristoph. Vesp.
873: xal ovroq xarunrjn'iit 'öxt Juigiiuiv iarl xa xüv EXXijvuv , und
mehr unten §. 16.
22) Vgl. Dlodor. IV. 67, Apollod. I. 9, Strabo VIII, p. 513 fgg.
und mehr bei Prideaux p, 134—146, Beck S. 815 fgg. 831 fgg.,
Raoul- RocLette II, p. 11 — 62, Cluvier I, p. 62 fgg., Clinton I, p.
^5 fffg-. TLirlwall I, S. 95, Müller griech. Lit. I, S. 15 u. s.w.
23) 'Avdgwv riQo'xav &iXov yhoq , Hesiod. t. x. rf. 159; vgl. Ari-
stot. Problem. XIX. 48 und mehr Gott. Alterth. §. 16, not. 8.
24) Thiriwall 1, S. 90: as a bränch of the Pelasgian family.
§. 8. Das heroische Königthum und sein Staat. 33
which contained its best and purest blood aiid was deslined to un-
fold the nablest faculties iuiplanted in its Constitution and to raise
the life of the nation to the highest stage which it was capable of
reaching ; Tgl. Müller Orchom. S. 186 und im Allg. Gott. Alterth.
§. 4, not. 1 fgg-
Dieser ritterlich kräftige Geist ist es also , der die
griechische Staatenbildung zuerst in die Geschichte ein-
führt und, weit entfernt die Grundlagen der alten Sitte
zu zerstören , auf dieselhen gerade nur den dem gestei-
gerten Selbstbewusstseyu entsprechenden Rechtszustand
begründet ^). Die Verwilderung und Zuchtlosigheit, die
jene Uebergangszeit allerdings erzeugen mochte , wird
durch die edelsten Vertreter des Heroenthums selbst ge-
bändigt 2)« das Leben, welches die homerischen Gedichte
schildern , zeigt den Strom trotz aller Bewegung in ein
festes Bett zurückgedrängt 5 und wenn auch ihr Königs-
name zunächst den Heerführer bezeichnet ^) , so legen
sie doch unter den Attributen der Königsgewalt das Haupt-
gewicht auf die Rechtspflege *), die auch durch das äussere
Symbol derselben , den Scepter , vorzugsweise angedeu-
tet ist 5). Eben so wenig aber ist der homerische König
ein Patriarch im Sinne morgenländischer Despotie ^} 5 die
Heiligkeit seiner Würde, die von göttlicher Abstammung
oder Vollmacht abgeleitet wird ^) , unterwirft ihn selbst
nur der ewigen Rechtsidee, die bei den Göttern wohnt ^),
und dasselbe Recht , das er als deren sichtbarer Vertre-
ter dem Volke spendet, bindet auch ihn dem Volke ge-
genüber, dessen Leistungen an ihn eben so scharf wie
seine Fürstenpflichten abgegränzt sind ^). Was die lez-
teren betrilft, so bestehen sie in dem dreifachen Amte als
Richter, als Heerführer, und als Vermittler der gottes-
dienstlichen Gebräuche der Gemeinde, so weit dieselben
nicht an bestimmte Tempel und Priesterschaften geknüpft
waren ^°) ^ was er aber dagegen geniesst, beschränkt sich
theils auf die Einkünfte bestimmter Ländercien^^), wor-
aus ihm übrigens auch die Gemeindeausgaben zu bestrei-
ten oblag *2)j theils auf einen Vorzugsanlhcil an Kriegs-
beuten 13) und Opfern nebst dem Ehrensitzc bei Zusam-
C
34 Th. I. Anfänge der Staatenbildung.
menkünfteu und Mahlzeiten, dem jene Zeit ein besonderes
(«ewicht beilegt ^''^) ^ und nur die Sitte oder der eigene
Vortheil umgibt ihn ausserdem mit einem Gefolge frei-
williger Dienerschaft ^5), worunter höchstens den Herol-
den ein öffentlicher Charakter zukommt ^^), gleichwie sie
ihm anderseits einen Rath von Aeltesten ^^) oder Führern
ujttd Fürsten beiordnet , die wir häufig sogar als seine
Tischgesellschaft finden ^^). Die grössere Volksmasse ^^)
ist freilich noch ohne alle staatsbürgerliche Bedeutung:
Versammlungen derselben sind ganz ausserordentlich, ja
auch wo sie berufen werden , mehr zu hören als selbst
zu entscheiden bestimmt ^^) , und kecke Einzelstimmen,
die sieh aus ihrer Mitte erheben , werden mit Strenge
zurückgewiesen '^^) ^ desto mächtiger aber ist die sittliche
Scheu vor dem Zorne der Götter ^^) und der öffentlichen
Meinung ^3) 5 und auch abgesehu von den Thätlichkeiten, in
welchen sich diese bisweilen als Rächerinn des Unrechts
kund gibt 2*), kann das lebendige Gemeingefühl als die
stärkste Bürgschaft des öffentlichen Rechtszustandes be-
trachtet werden.
1) Vgl. im Allg. Eberh. Feith. Antiqu. Lomer. 1. IV, zuerst
Lngd. B. 1677. 12, dann Argent. 1743. 8 und neuerdings umgear-
beitet Ton J. Terpstra Antiquitas bomerica L. B. 1831. 8; ferner
Montesquieu de l'esprit des loix XI. 11 , (A. Y. Goguet) de Tori-
giae des loix , des arts et des sciences cbez les anciens peuples
(Paris 1778, 6 Bde 8) T. III, p. 101 fgg-, Levesque sur les moeurs
et les usages des Grecs du tems d'Homere, in M. de l'Inst. Sc. mor.
et pol. T. II, p. 38 — 67 , Heeren Ideen 111, 1, S. 127 fgg.. Ed.
Platner, notiones juris et justitiae ex Homeri et Hesiodi carmini-
bus expHeitae , Marb. 1819. 8, insbes. p. 84 fgg., F. C. Petersen
de statu culturae, qualis aetatibus bomericis apud Graecos fuerit,
Havn. 1826. 8, Cammann Vorschule zu d. liiade und Odyssee
(Leipz. 1829. 8) S. 276 fgg., Tittmann S. 56-80, Weisse p. 85—
103, Wacbsmutb de jure gent. p. 17 fgg. und H. A. I. S. 337—
3i8, K. G. Heibig die sittlichen Zustände des griechischen Helden-
alters , Lpz. 1839. 8, S. 57 fgg. , Ph. Humpert de civitate bome-
rica , Bonn 1839. 8, Thirlwall I, S. 173 fgg., Lilie de hominum
vita et moribus apud Homernm , Breslau 1841. 4, Schünwälder
Darstellung des religiösen und politischen Bildungszustandes der
Hellenen im heroischen Zeitalter, Brieg 1843. 4, Grote II, p. 84
— 107, A. Pfafl' Antiquitatum homericarum particula, Marb. 1848.
8, J. C. Friedreich die Realien in der Iliade und Odyssee, Erl.
1851. 8, S. 394 — 429, und was sonst oben §. 3, not. 5 und Priv,
Alt. §. 55, not. 1 fgg. citirt ist.
2) Herakles und Theseus bekümpfen die i'ß^toxal und ultvot,
§. 8. Das heroische Königthum und sein Staat. 35
ApoUod. II. 7, Plut. V. Thes. c. 9— 11, Paus. II. 1, Socrat. Epist.
30; vgl. Meursii Theseus , Ultraj. 1684.4, Buttmaiin Mytliol. I,
S. 246 — 272, A. Vogel Hercules sec. Graec. poetas et List, antiqu.
descriptus , Halle 1830. 4; auch Plass I, S. 353 fgg. 387 fgg. und
mehr Gott. Alterth. §. 4, not. 3—7.
3) Baoilfvg yon y /?« und IfMq, Herzog; vgl. Th. Benfey griecb.
Wurzellex. II, S. 29 und Curtius in Ritschi Rh. Museum IV, S. 259.
4) Jinaonöloi oi ri Otßtaiaq UQoq /tioq flQvaTat , Iliad. I. 238;
vgl. Odyss. XI. 186, XIX. 111, auch &fiu,i,OT07töXoi, H. in Cererera
103, Hesiodus bei Tzetzes ad Lycophr. 284, und im Allg. Cic. de
Republ. V. 2. Richteten aber ausser dem Könige auch Andere?
Hiad. XVIII. 503, Odyss. XII. 439.
5) ^Kf^nrgov 7]äe &ffiinrfq , Iliad. IL 206, IX. 99; vgl. Apoll.
Rhod. Argon. IV. 1198 und m. Abb. de sceptri regii antiquitate et
origine , Gott. 1851. 4, wo auch gegen die neuerdings von Bern,
ten Brink de basta slgno justi dorainii, Lugd. B. 1839. 8 , p. 8
fgg. vertheidigte Vergleicbung von Scepter und Lanze bei Justin.
\LII1. 3 das Nöthige gesagt ist.
6) Dionys. Hai. Arch. Rom. V. 74; xni' ili)ydq fiiv yug unaaa
noAt? 'EXXTjfixij fßaoiXivfTO , nlijv oi'x oioniq xd ßagßaQixd t&vT] dt-
anoTiKÜg, «AA« xurd v'ofiovg rt nul f&ia/iovi; naTQiovq , xrtt ttganaro?
Tjv ßaai,liv<; o Sixatözaroq xal voftixoJruTog xal /A,^div ixdtULTmftfvog tmv
narglojv; ÖTjkoV dt xul''0/irjQoq, rftxaaraoAoj/? it xaAwj' roiig ßuaihlq xnl
&ifunTo7tö}iovq: vgl. Aristot. Politic. III. 10. 1 und Nitzsch z. Odyss.
II. 47 über das berühmte nrtTtjg ö' wc ^rrto? ?;?v, das eben so wenig
zur Charakteristik des homerischen Königthums an sich gehört als
die diHT^ &HIOV ßaadj^o)v IV. 691 fgg. über die thatsächlichen Folgen
ssiner Stellung hinausreicht.
7) 'Ek 6i /iioq ßaaÜTJiq, Gallim. H. in Jovem 79; vgl. Dio
Chrysost. Orat. I und Max. Tyr. Diss. VI. I ; insbes. aber die ho-
merischen öioytvhq oder äiorgfqiffq bei Nitzsch z. Odyss. I, S. 189
und mehr bei Ign. Lessinann de dignitate regia , qualis sec. Home-
rum viguit aetate heroica , Paderb. 1828. 4,
8) /iUrj ^hviägoq Ztjvoq dg^nioig rö/ioiq , Soph. Oed. Col, 1381;
d.h. nicht, wie es Anaxarch für Alexander auslegte (Plut. V, Alex.
C. 52), 'iva n7tv lo ngax&fv vno tov xgarovvroq &f/ii,zov tj K(tl dlxatov,
sondern wie Plutarch ad princ. inerud. c. 4 : «J? uviv dUrjq ug^ftv
liTjdi TOV Jiog xnXtöq dvvafihov : vgl. Aristoph. Nubb. 904, Plat. Legg.
I, p. 645, IV. p. 716 A, lambl. V. Pythag. c. 46, und im Allg. St.
Pighii Themis dea s. de lege divina , Antw. 1568. 8 oder in Gron.
Thes. T. IX; Je. Fr. Hombergk zu Vach Themis s. de ortu legis
aeternae sec. sententiam Graecorum , Marb. 1725. 4 ; Bouterwek
de justitia fabulosa ad ratlonem tragoedlarum graecarum philoso-
phicam et politicam pertinente , in comm. Soc. Reg. Golt. recent.
a. 1811 — 13, Vol. II; Platner 1. c. p. 66-83; Blümner über die
Idee des Schicksals (Lpz. 1814. 8) S, 128 fgg.; Crcuzer Symbol.
u. Mythol. II, S. 498 fgg.; Lobeck Aglaopham. I , p. 396; Ed.
Mälzncr de Jove Homeri (Berl. 1834. 8) p. 43— 50 ; Böttiger Opusc.
p. 194 und Kunstmythol. II, S. 105; Nägelsbach homer. Theol. S.
237—246; Limburg - Brouwer II, p. 245 fgg. 444 fgg.; F. H. Th.
Allihn de idca justi , qualis fuerit apud Homerum et Hcsioduni
et quomodo a Doriensibus vetcribus et a l'ythagora cxcnHa sit,
Halle 1847. 8; Nitzsch z. Odyss. I , S. 77 und die Sagenpoesie der
Griechen , Braunschw. 1852. 8, II, S. 530 fgg.
C2
36 TU. I. Anfange der Staaienhildung .
9) 'Eni ^TjToZq yiQaai. naxQiHul ßaaiXitai , Thucjd. I. 13; auch
w'vjyT«*, Plat. Republ. VIII, p. 544? vgl. Odyss. XI. 184, Diog.
L. I. 53, Schol. Aristoph. Acharn. 61, und mebr bei Müller Dor.
II, S. 105, Nitzsch z. Odjss. I, S. 28, und Schömann Ant. jur.
publ. p. 65, die nur nicht auch die äioTivu<; und &{niaTu<; Iliad. IX.
155 fgg. dahin ziehen sollten, insofern dort wie Odyss. IV. 174
offenbar von Periökenstädten die Rede ist, die der König gleichsam
als Beutestück besizt ; s. m. Antiqu. Lacc. p. 27. Ausserordentliche
Steuern heissen äwga , Iliad. XVII. 225, und werden wohl auch
durch Umlagen aufgebracht, Odyss. XIII. 14.
10) Aristot. Politic. III. 9. 7: ThuQxov di ft'd'os luotaQx^uq ßaai'
Xtxiji al xuTU roll? tjgo)i'xovq ^gövoiiq fKovaiui xi huI tiuxqioi yiyvo/ifvai
xaru voftov , . . xVQioi. ö' ■qoav xtjq ri *uxü nokffxov ijyifiovlug xnl twv
&vatäiv, oaat fiij liQuxixul (s. oben §. 5, not. 13), xal ;i^&c xovxoi? xuq
di'x«; txQivov' xoVTO ö InoLoVf ol luiv ovx o/ivx'ovxf? , oi di ofivvovxiQ,
oQxoq d' jy» Tov axj^TiTQov fnuvüxaati;: vgl. Stob. Serm. XLVIII. 61,
p. 313 und Gleiches aus altscandinavischem Königsrechte bei Dahl-
mann Gesch. t. Dänemark S. 169.
11) Te^civT^, Iliad. VI. 194, XII. 313, Odyss. VI. 293, XVII. 297,
vgl, Eustath. p. 1564: lan 6s xf,u(voq Idiaixaxog xönoq niQiojQiOjuhoq
nal ovx(oq unoxiVfiTjftfvoq xöjv tyyvq ' xifiiyoq yug i:il vaov ol (xi& OftTj-
gov oXäaaiv' o di noirjxrjq oid\ Uqov unXCiq xonov Xfyii, xo xffiivog, uXXa
TOV xoT anoTOftTjV ovxa xivcq.
12) Wie der Königszehnte des Pisistratus bei Diog. L. I. 53 :
drtay fi, df fKaaxoq 'A&T]vuiu)v xov anxov »Xtjqov dixüxtjv , ov» ffioi, uXX
onö&tv l'arai dyuXovv itq xs &vaiuq d7jnoxiX(tq xul iV xi nXXo xmv xoi—
vüv aal rfV nöXiftoq Jjftüq xuxaXüßj/ i vgl. Dionys. Hai. III. 1.
13) MotQuv xal yfQfxq ia&Xov l'%o)v , Odyss. XI. 534 ; selbst ab-
wesend, Iliad. IX. 3.H2; vgl. Friedreich Reallen S. 408 und die
spartanischen Könige bei Müller Dor, II, S. 97 fgg.
14) Iliad. XII. 310: xii] drj vwi xfTinTJfita&u fiüXiaxa edg^ xt
xQianiv Xi Idt nXiioiq dciätaai ; Odyss. XI. 185: xifihia viftfxai »ul
dntxuq iiauq daivvvai, üq iniotKe dixuanoXov nvdg uXtyvynv' navxfq
yaQ xaXioi'ai, — ob zugleich als Lohn richterlicher Thätigkeit?
Nitzsch erkl. Anmerk. III, S. 218 und Nägelsbach homer. Theol.
S. 239, Dass auch aus dieser Einnahmen hervorgingen, macht aller-
dings das athenische Institut der Kolakreten wahrscheinlich, dessen
ganzer Charakter auf die Königszeit zurückweist; nach Beseitigung
der Offiiartq aber (Terpstra p. 71) lässt sich Sicheres darüber nicht
nachweisen.
15) QfQÜnovxiq , Nitzsch z. Odyss. I, S. 233, Geppert Ürspr. [,
S. 383 fgg. , Pfaff Antiqu. hom. p. 32 fgg. ; nicht mit dgTjaxijgat zu
verwechseln , Pind. Pyth. IV, 287.
16) Iliad. I, 321 : x(ö ol l'aav xtjqvxi xul oxQtjgm &fga7iovrf: ob-
gleich dieselben anderwärts Odyss, XIX, 135 auch d^^tofpyoi heissen;
vgl. Scherer de praeconibus eorumque apud Graecos maxime officiis,
Argent. 1745. 4, Th. Chr. Harles de praeconum apud Graecos of-
ficiis, Jena 1760. 4, W. Mosehach de praeconibus veterum, Frankf.
1767. 8, Kostka de praeconibus apud Homerum, Lyck 1844. 4, Chr.
Ostermann de praeconibus Graecorum , Marb. 1845. 8, und unten
§. 10, not. 3. "
17) Iliad. II. 53: ßovXrj di ngS)Xov /xfya&ü/iuv t^t yfQÖi'XO)v: vgl.
T. 79 r'jyrjxogiq ijdi ßfdovxiq , wie Odyss. VIII. 11, und mehr bei
§. 9. Rechtlosigkeit nach aussen. 37
Tittmann S. 79, Nitzsch I, S. 68, Schömann p. 68, Pfaff p. 9—20;
insbes. auch Dionys. Hai. II. 12: roV^ yovv ßaailivatv , oooi zf nu~
rgiov? uQxdq nuQuläßouv xul oaovq J] nXj]&vt; aiirrj xaraaxrjoano yyf/nö-
♦«?, ßovXfVTTjQiov rjv i>t Tü)v nQmioxtav . . . xai ox<x wa7if(j f* rotg x(t&'
Tjfiüg xqÖvoi^ avS-udtig xal ftovoyvtofiovfg tjaav al röJv ug^aia)* ßaaikimv
dwaarfiat.
18) Iliad. XVII. 249 : o" t* nap' 'ATQfidrji; . . dTjfn,a nivoi'Otv
Mul ofjfiaivovaiv (xttOToq Xuoiq: vgl. IV. 259 yfgot'aiov oivov mit Schol.
Odyss. XIII. 8 : xaTfXilTKro y«p Tt Twr Xa<fVQ(üv flq tm'c xoivdg n'o}-
%ing , und mehr bei INitzsch z. Odyss. I, S. 41, III, S. 219.
19) ytiLDf (Iv&Qiiinmv ol nokXoi, Paus. VIII. 29. 2; Tgl. Geppert
II, S. 163 und Döderlein Gloss. homer. Erlang. 1840, p. 7.
20) Aristot. Eth. Nie. III. 3. 18: ol yel^ ßaoilitq o ngoiXotvro
(tvrjyyfkov rtü äijuo): vgl, Schol. Iliad. IX. 17: o (ifv 6fjfio^ fiovov toi'
itxovani, xvQioq, ol öf tjyifiortq y.al xov nQaiui. , und mehr (gegen Plat-
ner S. 108 und Tittmann S. 61 fgg.) bei Weisse p. 87 fgg. und
Muller Dor. II, S. 9.
21) Vgl. Thersites in Iliad. II. 211 — 277 und im Allg. XII.
212: i7i(l ov6( fifv oi'Si J'otxtv dijfAov iovra ;iopJJ uyogtVffnv , mit
Jacobs verm. Sehr. VI, S. 81 — 106 und Wachsmuth I, S. 345.
Milder freilich Nitzsch I, S. 69; was aber Eustath. ad Iliad. I, p. 25
sagt: jyv ydg rov ör/fiov /niv jiavTo? fl:iilv, ßuaiXibx; df Ttjv i'oxärTjv xax'
EvQinLörjv vKftlvai onu xal xvQoiaru xo doxovv, kann erst von späterer
Zeit gelten ; die homerische fxxXtjaia äussert sich nur durch Geschrei,
Iliad. II. 333, IX. 50, gleichwie der Umstand bei Gericht XVIII.
502, obgleich jene allerdings sizt , Meier de Andoc. V. 1, p. 8.
22) S. insbes. Iliad. XVI. 387 und Hesiod. I. x. ^. 248 fgg.
23) ^>jfioi< värii;, Iliad. IX. 460; vgl. Odyss. XIV. 239 und mehr
bei Nitzsch I, S. 95 und II, S. 125.
24) Z.B. Odyss. XVI. 425. Insbes. Steinigung, II. III. 57; vgl.
Ovid. Nux 3 : obruere ista solet manifestos poena nocentes, ■publica
quum lentam non capit ira moram , und mehr bei Weisse p. 137,
SVachsmuth II, S. 793, und was ich sonst Priv. Alterth. §. 72, not. 5
citirt habe; auch Rubino Unters, über röm. Verf. S. 479, Mercklin
die Talossage S. 64, W^elcker alte Denkmäler III, S. 435 fgg.
§.9.
Eben dcsshalb aber miisste freilich , wo dieses Ge-
mcing^eflihl fehlte, jede Rechtsgcwäbr wegfallen; und
wenn auch im Einzelnen vielfach gemildert, beruht doch
im Ganzen das Verhältniss der griechischen Stämme und
Staatsgemeinden zu einander fortwährend auf der Idee
gänzlicher Rechtlosigkeit, deren natürliche Folgen, Ge-
walt und Eigenmacht, auch in den internationalen Be-
ziehungen der geschichtlichen Zeit mit voller Strenge
und Gonsequcnz fortwirken '). Ausländer und Feind
werden selbst in der Sprache ursprünglich gleich gc-
38 Th. I. Anfänge der Staatenbilduntf .
sezl^)5 alle Völker befinden sich gegen einander recht-
lich in ewigem Kriegszustände^), dessen thätliche Aus-
brüche alles , was dem Menschen heilig und theuer ist,
bedrohen *), kein Mittel scheuen ^), auch des Wehrlosen
nicht schonen^), und nur durch positive Verabredungen
zeitweilig in Schranken gehalten ^) oder durch Waffen-
stillstände auf bestimmte Zeit ^) unterbrochen werden.
Ja nicht bloss das Kriegsrecht räumt dem Sieger unum-
schränkte Gewalt über Leib und Habe des Ueberwunde-
nen ein ^) ^ auch Räuberei gilt im Grossen und Einzel-
nen als erlaubt und ehrenwerth ^^), ja so solidarisch, dass
der Beraubte seine Repressalien gegen jeden Mitbürger
des Räubers ausdehnt i^)^ und selbst die Verhinderung
solcher Excesse oder Begünstigung Fremder von Sei-
ten einzelner Staaten ^^) geht lediglich von dem eigenen
Interesse aus , ohne desshalb nach Aussen andere als
selbstverliehene Rechte anzuerkennen. Denn an sich
schützen Recht und Gesetze nach den Begriffen des
Alterthums nur dieselben , welche sie binden , die Bür-
ger des nämlichen Staats unter einander^ ausser der
Gränze seiner Heimath steht der Mensch sofort auch
ausser dem Gesetze und als völlig rechtloser da ^^), der
nicht allein um liegendes Gut und Eigenthum in einer
andern Gemeinde zu erwerben oder eine Bürgerinn der-
selben zu heurathen , sondern selbst zu seiner persönli-
chen Sicherheit der ausdrücklichen Zusage derselben be-
darf ^*) ^ und gleichwie die Sclaverei, die selbst von den
Weisesten der Nation gebilligt und rechtlich begründet
gefunden ward ^^) , nur eine natürliche Folge dieses
Grundsatzes war, der die Rechtspersönlichkeit des Men-
schen wesentlich an sein Bürgerthum band , so erklärt
sich aus demselben die allgemeine Ansicht, die ein ewi-
ges Exil, als bürgerlichen Tod, der wirklichen Todes-
strafe gleichstellte ^'^).
1) Vgl. im Allg. Wachsmutli Jus gentium, qualc obtinuerit
apiid (irnecos ante bellorum cum Persis gestorum initium , Kiel
18>'2. 8. und dessen 11. A. I, S. 183 fgg. ; II, S. 290; Limburg-
Urouwcr 1, p. 104 fgg. Il[, p. 51 fUg.; M. Miiller- .foclinius Ge-
scliiclite des Völkerrechts im Altertliume, Lp/.. 1848. 8, S. 103 fgg.;
§. 0. liechtlosujkeit nach Aussen. 39
und ganz besonders F. Laurent Histoire du droit des gens et des
relations internationales, (iand 1850. 8, T. II, p. 23 fgg. 117 fgg.
2) Zhot, Herod. IX. 11 ; Plut. V. Aristid. c. 10; vgl. C. Beier's
Excurs zu Cic. Off. 1. 12, p. 346 und K. Seil die Recuperatio der
Kömer, Braunschw. 1837. 8, S. 2, obgleich die neuere Sprachfor-
schung den ähnlichen Doppelsinn des lateinischen hostis zweifelhaft
gemacht hat; s. Benfey in G, g. A. 1851, S. 752.
3) Plat. Legg. I, p. 625 E : nü}.f/4o^ uii näoi d"/« ßlov luff/t'^q
fffTt ncpo? a:iuoa<; t«? noXfig, was ich eben so wenig zu veraUgeniei-
nern Bedenken trage als Phaed. p. 66 E : dul ytiQ rrjv rmv xQVt**^'
Twv nTTjOiv nuwit; Ol- nokffioi ijfitv yiyvoyxat. , xa di )(()r//A«Tu dvayMa-
Luf*t&u HTÜa&fti diu To owfia , doi'kn''ovTi<; rrj toi'toj' &fQnnfiu: die
Humanitätsgrundsätze, die Schömann Antiqu. jur. publ. p. 366 dn.
gegen geltend macht, werden später ihre richtige Stelle finden.
4) Iliad. IX. 592: xijSt ua' rtv&gomotai nfX(t., röiv uarv uXutf:
vgl. Aristot. Politic. I. 2. 16, Poljb. II. 58. 9, Liv. XXXI. 30, Pa'u-
san. IV. 7. 10: ov yrig nfQi y^q /lövov oi'df xrT^^cirwv toV uyöiva dnt-
tfiavvi yivTjoofifvov, ildfvai 6i tq)T] aa(pw<; u vixo)/xfvoiiq iniXrjipiTUk' yvvuX-
xu<; fiiv yuQ ii^&T^aio&ai xul Tfxva fv avdgunoöojv /.ifQiu, toT; 6f iv
ijlttiin xo iXuq)Qoxaxov taind-nt &nvaxov , ijv fxtx alxia<; ixt^ yivTjxai., ov-
XTjata&ai 6a aqiiai r.at xn Iiqu »al t«? naxqiduq iixTiQTjoiö&an auch die
Zerstörung der Gräber bei dems. I. 9. 8 mit Mätzner ad Lycurg.
Leoer. §. 8 und den Gebrauch bei Kriegserklärungen Diogen. Prov.
II. 96: ol y(t<) nökifiiov ui(]fiii ßonXi/xiroi. xijQi'xa tntfinov u(jva i7ii.<pf{)0—
fitvov, ov rj(pinivdov fvSfixvvfifvog , fitjkößoxov avxöiv xijy ovainv i'aia&ut
xul xi^v nöXiv: im Allg. aber Heyne Opusc. IV, p. 462 fgg., Dm*'
mann S. 749 fgg., Limburg- Brouwer III, p. 84 fgg.
5) Hinterhalt, l'v&n /xüXiOx' rl(jfx^ dtnfidfxui uvdgoiv, Iliad. XIH.^
277, Tgl. Schneidewin ad Pindar. Ol. XI. 30; vergiftete Waffen^
Odyss. I. 262; Freibeuterei, Xenoph. Hell. V, 1. l: fgilrjOi Irji^^iaOai
TOV ßovXöfiivov IX xtjq 'AxxiKijq: Kaperbriefe, avXa dovvai,, Demosth.
adv. Lacrit. §.26; Krieg ohne Ansage Plut. V. Pyrrh. c. 26, Polyaen.
VI. 6. 2; selbst Wortbruch, Plut. Apopbth. Lacc. p. 223 A mit der
lüntschuldiguug: o xt uv xamov xtq ■xoi.fj Tor? noXiniovq, xofxo y.at tiuqu
Ofoi<; xfü 7i(tQii av&Qfonoiq dixj]<; vni^xf^ov vo/uiS^fo&ui ; wo kann da
von einem Völkerrechte die Rede seyn , das , wie Montesquieu I. 3
sagt, est naturellement fände siir le principe, aue les peiiples doivent
se faire dans la paix le plus de bien, et dans la guerre le vxoins de
mal i/u'il est possible !
6) Iliad. VI. 46, XX. 378, XXI. 73; nur die Aussicht auf Lö-
segeld bestimmt zur Schonung {t^toyQfiv) -. vgl. Terpstra p. 348. Spä-
ter freilich beisst es : oxi txovxng tf ikdßixt xnl ;^*r()a? riQo'io/o^thoiq '
o di vöfxoq xotq * EXXtjni, fttj xxiivftv xovxovg (Thucyd. III. 58; vgl.'
Kur. Heracl. 961. 1005); doch findet sich Mord der Gefangenen
noch im pcloponnesischen Kriege (Thucyd. I. 30, II. 67, 111. 32)
und später, der (jebergaben auf Uiscretion (x(>>jo&(u u xi uv ßovXoiviui,
Thucyd. IV. 69, VII. 85, vgl. Fritzsch. Qu. Luciau. p. 128) und
politischer Scheingerichte (Plut. V. Lysand. c. 13, Paus. IX. 15. 3,
üiodor. XVI. 31) zu geschweigeu ; vgl. Wachsmuth I, S. 246 fgg.
7) Isoer. adv. Callim. §. 27 : wo« %d nXtloxu xov ßlov xul xolq
EXXrjai, xnl xolq ßunßdQoiq d«« avv&Tjxbtv tivcn ; Tgl. Plataic. §. 23 und
Seil a. a. O. S. 18.
8) Ammon. difl*. vocab. p. 130: anovöal xul ovvOT^xui. diuqii()it'
40 Th. I. Anfänge der Staatenhildung.
anovSul (i\v yaQ «? Ix no}.iftov aiivri&ivrai, ngo^ dXXjjiovq , «? uvaygü-
^ovTUi iq>' ot? 6iaxgivovrtu, otov avvri&f/xtvoi f*Tj noXf/*7jafiv fiTjä' dSixijanv
uXi,)jXovg' ovvTi&ivTat. di ilgijvrjv xal (ptXiav TiQoq uXX^Xovq, xat to nuQu
Ttti'iac TiQux&iv uiiXTj yivfrni. noXf/uov, was jedenfalls richtiger ausge-
drückt ist, als wenn Andoc. de pace §.11 die Friedenschlüsse selbst
so unterscheidet : ilgr^vriv /xiv yug f| Haov noiovyxai. nQoq dXXijXovg o/ao-
Xoyi'jauvTtq tiiqI <hv ötu^ttJovrai , anordd(; df örav xQarijamoi xaxd xov
noXiftov ol xQfiTXov; roTg tjttoOiv i^ iTttrayfidTtJv notovvxui; obgleich
so viel auch darin Wahres liegt , dass hqJjvti mehr den auf dem
wechselseitigen Interesse beruhenden Friedenszustand , anov^jj da-
gegen die vertragsmässige Verpflichtung ausdrückt, die nicht länger
als nöthig ertragen wird, und daher auch eine kürzere Waffenrast,
fXfxeiQ^u, bezeichneu kann, Thuc. IV. 118.
9) Xenoph. Cyr. VII. 5. 73; vofioq ydg iv nüaiv dv>jTioig di-
dtog laxiVy oxav noXf/iovvxtav noXiq aXoJ , xüv iXövxmv tivai xal xd am-
l*axa Twv iv x^ nöXn xal xd xQ^ßUxa: vgl. Diodor. Exe. Vat. XXI. 3:
dixutov fi.vai xovq xjj naQaxu^n xgaxr/aavxetg xvgiov(} vnäQ^ftv xSiv do-
Qixxrjxo)v , und Cic. de Republ. III. 9: Lacedaetnonii suos omncs
atfros dictitarunt esse , quos spiculo possent contingere.
10) Vgl. Thucyd. I. 5 mit Mtzsch z. Odyss. I, S. 148 und
Welcker ep. Cyklus 11, S. 28 ; auch Grote II, p. 121. 150, und selbst
für spätere Zeiten noch Polykrates Her. III. 39 , die Doloper Plut.
V. Cimon. c. 8, die Phocäer Justin. XLIII. 3: plerumque etiam la-
trocinio maris , quod tum gloriae habebatur , vitam tolerabant.
11) Odyss. XXI. 17 I yX9( /4txd xQt^oi;, xo gd ol nüq 6^f*oq oqitXXt,
woraus allerdings hervorgeht , dass man bisweilen auch die Güte
versuchte, vgl, Wachsmuth de jure gent. p. 85; daneben bestand
aber das (waia fXat'yta&at (Eustath. ad Iliad. XI. 073) oder gvatd-
l:nv (Wessel. ad Diodor. T. IV, p. 295) fortwährend zu Recht; vgl.
Heibig Heldenalter S. 112 fgg. und Böckh Staatsh. N. A. I, S. 194
und 762.
12) OtXav&Qfonia, Welcker ad Theogn. p. L, wie namentlich In
Athen , vgl. Thucyd. II. 39 : xi^v ydg nöXtv xoiviijv naQixou.iv xal ovx
taxiv oxi ^iVTjXaoiuig dntlQyoßh xiva , mit Creuzer de civit. Athen,
omnis humanitatis parente, Frankf. 1826. 8, p. 53, und mehr unten
§. 115; auch in Kreta Heracl. Pol. c. 3: xa&öXov dJ noXXtj (piXav-
&QU7iia Tot? Sfvot? lari : aber das gilt auch gerade als Ausnahme !
13) Aristot. Politic. VII. 2. 8: ai'xol /^iv ydq nag' avxol<; xo 6i-
xuiov dfixu-v C^Tot/Tt, 71^0? 6\ Tov? uXXovq ovdiv fifXft xuiv dixwt'wv: vgl.
Iliad. IX. 648: dxiiiTjTog ßfxavaaxrjq, und mehr Privatalt. §. 51,
not. 6 und 55, not. 9 fgg., namentlich auch über Xenoph. M. Socr.
II. 1.14, aus dem mau früher wohl das Gegentheil geschlossen hat,
der aber dem ganzen Zusammenhange zufolge theils fragweise theils
ironisch verstanden werden muss.
14) itmya/xlav , daipixXnav xul dovXiuv xal xaxd yijv xal xaxd &d'
Xarxav xul noXffioi> xal tlgijvjjq oxoTjg in unzähligen Inschriften ; vgl.
Aleier de proxenia s. publ. Graec. hospitio, Halle 1843. 4, p. 17 fgg.
und Wachsmuth I, S. 170.
15) Vgl. Laurent II , p. 149 fgg. , Bippart die Sclaverei bei
den Griechen, in Prutz deutschem Museum 1851 B. I, S. 876 fgg.,
und mehr Privatalt. §. 12.
16) Eurip. Iiüectr. 1315: xal xixq liXXai axovn/ul ftiil^ovg 7/ y^s
nargüuq ögov hX/lnnv; vgl. dens. v. 334 und Phoeniss. 388, auch
1
8. 10. Gottesdienstliche Begründung des ^Völkerrechts. 41
Plat. Grit. p. 52 C, und mehr bei Herald, rer. judic. auct. I. 13. 3,
Heyne Opusc. IV, p. 489 (gg. , Druraann S. 607 — 632, insbes. aber
O. Müller Dor. H, S. 224 und dessen Programm : Brevis disputatio
in qua Graecorum et Romanorum de exilii poena sententia explica-
tur, Gott. 1838. 4.
§. *o.
Schon frühe trat inzwischen dem strengen Staatsrechte
mildernd ein menschlicheres Rechtsgefühl zur Seite ^),
und die Religion, die Pflegerinn jeder höhern Ahnung
im Menschen , lieh ihm dazu die Heiligkeit Ihrer For-
men. Gerade wo der irdische Schutz aufhörte , nahm
Zeus selbst den Reisenden oder Heimathlosen in seine
Obhut ^) ^ in Hermes Namen gingen selbst in Kriegszel-
ten die Herolde vermittehid hin und her ^) , und nicht
genug dass alle Verträge unter die Obhut einer Gottheit
gestellt wurden '^) , fing sich in demselben Maasse , wie
die Localculte der einzelnen Stämme in ein grosses Göt-
tersystem verschmolzen, eine Art von hellenischem Völ-
kerrechte zu entwickeln an ^), wie es anfänglich vielleicht
nur zwischen stammverwandten Orten bestanden hatte ^).
Die Bestattung der Todten zu verweigern schien für den
siegenden Theil ein gleicher Frevel wie für den besieg-
ten sie zu versäumen, obschon die Bitte darum ein Be-
kenntniss der Niederlage war ^) ^ Kriegsgefangene wurden
geschont und um bestimmten Preis losgegeben ^) 5 Tem-
pel und Heiligthümer bewahrten Ihre Unverletzliehkelt selbst
bei gänzlicher Zerstörung der zugehörigen Städte ^), und
in Beziehung auf Gesandte erhielt die Heiligkeit des
Gastrechts zugleich eine politische Bedeutung ^^). Ins-
besondere aber boten die gottesdienstlichen Hauptfestc
einzelner Städte '^) frühen Anlass zu friedlicher und
freundschaftlicher Berührung benachbarter Völker ^2^, die
sich hier gleichsam unter dem wirthlichen Dache des
Staats zusammenfanden '^) und das sichere Geleite des
Gottesfriedens ^*) , der selbst wirkliche Feindseligkei-
ten unterbrach ^^) , neben der festlichen Lust gleich-
zeitig auch zu Handelsgeschäften und Tauschverkehr be-
nuztcn '6)5 und weit entfernt die einzigen Gelegenheiten
dieser Art zu seyn , müssen die vier bekannten grossen
42 Th. I. Anjänge der Staatenbildung.
Nationalspiele selbst ursprünglich auf die nähere Umge-
gend beschränkt oder doch zu einzelnen Stämmen in be-
sondere Beziehung gesezt werden i"), bis, wie es scheint,
das dorische Lebergewicht gerade ihnen die erweiterte
Bedeutung verschaffte, in der sie allerdings vorzugsweise
die Träger und Bürgen einer völkerrechtlichen Gemein»
Schaft unter den griechischen Staaten wurden ^^j.
1) Hesiod. *. x, r^. 225: oX äf dixug ^tlvoini xai ivdrjftoiat öidov-
aiv l&dug xul ftTjTi nuQiy.ßaivovni dmuiov, ToZoi t(&j]).( tioIk; , Xaol 6'
uw&ivatv fv uvtfj', vgl. Aristot. Rhetor. I. 13. 2 : tan yu(} (öq fiavrivovxui
Ti navTig qtvan moivov dixuiov auI adiy.ov, xnv fir^öiftia xoivwrt« nüo(;
(D.Xt'jXoiiq fi fif/^'f Ivf&r/xT^y und Beispiele bei Demosth. Aristocr. §. 85,
Diodor. XIX. 63 , Plut. V. Pericl. c 29 . obgleich gerade diese
zeigen , dass die Politik sich nicht immer daran kehrte.
2) Plat. Legg. V, p. 729 D: riQoq d' uv toi'c ^ivovq dtavo^Ttov
oj? uyiojTura ivußöXuia ovra ' a/idov yuQ ndvx iaxl tu twv IfVwv xaJ
ilq Toi'C ihoiK; afiaQjijfiara nuQU rd twv noXiröiv flg &iov uvTjQXTjuiva
Ti/*(i}^ov nüiiXov . . . ^fyiy.öjv J' av xul fTH/ojQifüv u/iaQrjj/irtTmv To TitQt
TOI/? ixfruq fiiytarov yiyviTUi, u/nuQTr^^u fxüaroK; ' ftid' ov yuQ Ixmvoaq
/.tuQTVQoq 0 IxixTjq &eov l'xv/jv ofio).oyi.tj)v , ^n'AuJ öiaq>fQü)v ovToq rov
7ia&-6vToq yiyyfTat: vgl. Apoll. Rbod. Argon. 11. 1134, 111.965: hmi
jdioq ü'c IfM'Oi? IxfTr^rfi t( x^'^q' vniQia}(fi , auch Pausan. VII. 25 mil
Leisner Ztvq IxfVTJaioq, Lips. 1738. 4, und im Allg. Böttiger Kunst-
myth. II, S. 114 fgg. , Seil Recuperatio , S. 6 fgg. 119 fgg., Wel-
cker ad Theogn. p. 49, Nitzsch z. Odyss. I, S. 235, II, S. 120,
und was sonst Priv. Alt. §. 14, not. 2 und §. 51 citirt ist.
3) KiJQvxfg 'EQfiov Eurip. Suppl. 121; vgl. Poll. Onom. VIII.
139: fiavXoi <J' jyöar nnl f^ip> «('Tot? Tiavraxöat ddiwq Uvmi, und raekr
oben §. 8, not. 16 , insbes. Ostermann p. 93 und über ihr nicht
mit dem ax^mgov zu verwechselndes x7}Qvy.fiov Thucyd. I. 146 mit
Gerhard Vasenbilder I, S. 72 und Preller im Philologus I, S. 516
fgg. Auch Kriegserlilärangen werden durch Herolde überbracLt,
Paus. IV. 5. 8, Polyaen. Strateg. IV. 7. 1 1 , gleichwie Friedensunter-
handlungeÄ eingeleitet, Xenoph. Hell. IV. 7. 2, Aeschin. Ctesiph.
§. 62; daher neif/ioq «onoj^o? *al «xj^pi'XToc s. v. a. adiäXlantoq , s.
Abresch Diluc. Thucyd. p. 555, Ast ad Plat. Legg. jp. 14, .Wachsj
muth de jure gent. p. 147,
4) Isoer. Panath. §. 107: nlq roiuvraq avv&j'jxaq avToL x iv roTq
liQolq loZq a^tTi^oi,q aihiv uvfyQuypav xul Tovq avfif^dxoiq rjvüyxaaav :
vgl. Uiodor. XI. 26, Polyb. V. 93, und mehr bei Drumann S. 210.
Hreuser Vorfragen über Homeros S. 306, Krüger Studien I, S. 82,
Ullrich Beitr. a. Erkl. d. Thukydides, Hamb. 1846. 4, S. 50.
5) Nofn^iniva " üiXiiai , Paus. IV. 16. 10, oder xoivoi xijq 'EXkö-
Soq v'onot, Euripides bei Stob. Serm. I. 8; vgl. Thucyd. III. 59,
IV. 97, und im Allg. Dio Chr. LXXVI. 3 mit Schöroann Antiqu. jur.
publ. p. 365 fgg. uad Laurent II, p. 126 fgg.
6) Denn von diesen gilt allerdings überhaupt , was Plut. Qu.
gr, c. 17 von den Korinthicrn und Megnrensern sagt: tjuigojq fno-
Xf/iovy »ul ai'yyifixwq, vgl. die Laeedämonier in erste» mMseirMclMB
§.10. GoUesdiensllicheBeiß-ündungdes Fölkerrechts. 43
Kriege nach Paus. IV. 7. I : rijv ntv ;^üi^av ov» Hvf*uivoyro, art öi/
vofti^ovTiQ olxiiuv , ovde dfväqa l'Koaro* o)?df oly.Tjuaru »arißakov , oir di
?.iiav, il niQiTi/oifv, rjXuvvov xal aTrov xul tov u).Xov xuqtiov rKpTjQoüvro,
und das gerade Gegentheil bei den Einfällen des Archidamus in
Attika Aristoph. Pac. 62S — 631 oder des Agesilaus in Boeotieu
Poljaen. Strateg. II. 1. 21. Aehnliches aber übt bereits Alyattes
bei Her. I. 17 und für alle Griechen fodern es Plato Republ. V,
p. 470 A, und Polyblus Exe. Vat. XXV. 1 : orrffTiox* df iyoJ avvxl&t-
(tcu. tt]v yyüfiTjv Tot? int rooovxov äiund-ffifvoK; Tjjv ogyijv il(; rovq Ofio-
(pvXovgf üoTf /4i] fiövov Toi'g fmriloiK; xuQ^ioi't; nuQuiQfio&ai zäv noXi-
l*Lü)v, dlXu xul Tft dhd(J(ii xal t« xariaxfvaOfiiva dtaip&ii^ftv x. t. a.
7) Vgl. Plut. V. Niciae c. 6 : l'jii/^yjf xtjqvxu 7tQi\ rovq noXifiiovq
nrnl dvutgfOfoic, xairoi xaxd vöftov rivu xul avvTj&ftav fSoxoi'v oi vixqöiv
i'noanöydiov ).aßcvTi<; tUaigfaiv (InoXfyfo&ui. t^v vixrjv , und anderseits
Antisth. Or. Ulyx. T. VIII, p. 61 Rsk. : rovq y«() vixqovq ov roZq ovx
dfaiQoi'nfvoiq ulo/Qov , ukXd ToZq firj dnodid'ovoi: auch Isocr. Panath.
§. 169, Plat. Republ. V, p. iC9 E, und insbes. Eurip. Suppl. 19
mit Ad. Soetbeer myth. argum. Eurip. Suppl. Gott. 1837. 8, p. 20
fgg. und Limburg- Brouwer Vlli, p. 147 fgg. , wobei namentlich
zu bemerken ist , ^\ie auch hier entweder Theseus ( Plut. V.
Thes. c. 29) oder Herakles (Aelian. V. Hist. XII. 27) als Begründer
der menschlicheren Sitte genannt werden.
8) Mväq XiTQovo&fti, Aristot. Eth. Nie. V. 7. 1, diftviox; Her.
VI. 79; überhaupt utjto7' dgyvgiov , Thuc. IV. 69: vgl. Priv. Alt.
§. 12, not. 23 und niehr bei Böckh Staatsh. N. A. I, S. 100 und
Schömann p. 369.
9) Vgl. Gott. Alt. §. 10, not. 15 mit C. Neu de asylis, Gott.
1837. 8 und P. Förster de asylis Graecorum , Berl. 1847. 8; hier
aber insbes. Thuc. 1\ . 97: ^("01 yng itvai, xu&iaxTjxöq , lovraq inl
TT/V uXXrjXtav liQüJv xwv hövxfüv «nf;^f0^a», auch Demokrit bei Stob.
Serm. XLIV. 18, Polybius V. 9 — 11, Cic. Verrin. II. 66, und Bei-
spiele bei Paus. II. 36. 5, IX. 1. 8, X. 28. 6.
10) PoU. Vill. 138: To dl xr/Qi'xiiov q>3gr/ftu ^v tw» noiaßimv
Hftl tlq tÖ ngvxavftov i:ii ifvict fxuXovvxoi vgl. IX. 40 und über die
doppelte Form inl ^tvift oder ^tvia xuXflv Voemel ad Hegesipp. de
Ilalon. p. 136, Funkhaenel Qu. Demosth. p. 25, Keil Inscr. Boeol.
p. 26 i im Allg. aber Hüllmann Anfänge S. 151 fgg. und über das Gast-
recht , woraus dieser geradezu das älteste Völkerrecht herleitet, F.
W. Ullrich de Proxenia , Berl. 1822. 8, Meier de publico Graeco-
rum hospitio, Halle 1843. 4. Laurent II, p. 103—117.
11) Isoer. Paneg. §. 43: rwv roivvv rdq ziavrjyvQnq xaxaortjauy-
Tuv dixniojq inaivoi^fthiov , ort xoiovtov t'&oq tj/ilv nagidoaav , man
aiiiiaufiivovq nooq dXXrjXovq xal rdq l'^O'Quq xdq fvfaxTjxi'iag öiaXvaaftt-
vojiq avvtX&füv tlq xdX'Xov, xal fxfxd xavx iX'y(iq xal Ovaiaq xoivitq noiij-
autiivovq uvufiyr/a&rjvai fiiv x^q avyyivüaq rijq TiQuq uXXr/Xoi>q xnaijxot-
ajjq, ti'HtvfOXfQwq d' tlq xov i'-nitra )(()övov dmrid-^yai ngoq rjftäq axtoi q
xal xuq XI nuXaiaq ^fviaq fi*a*Kija<to&fti xal »aivuq fXfgaq notTfoaa&ni :
Tgl. Böckh ad Pind. Ol. VII, p. 175 fgg. und mehr Gott. Alt. §.31
und 43, insbes. Limbuig - Brouwer VIII, p. 307 fgg.
12) 77f (xxTt'ovf ? , Pindar. Nem. XL 19, Isthm. VIL 64; Tgl.
Nem. VI. 40: *► dfufixxiovmv xavQOifovot xQuxi/Qidi , und im Allg.
Bernhardy griech. Lit. I, S. 219 fgg.
13) Strabo IX. 3. 5, p. 642: (ptXtxiv ydg näv tC lotot'rov ano
44 Th. I. Anfänge der Slaalenhildnng .
TWv ofioTQUTifC^Mv uQ^fx/ifvov x«t ofioonörSiov xnl ofto)(>oq>twv: vgl. Lysias
bei Dionys. Hai. T. V, p. 420 und mehr bei PL. G. van Heusde
diatr. in civitates antiquas in Comm. Instit. Belg. Gl. III 1817,
p. 3 fgg. und C. G. Haupt ad Aescky]. Suppl. p. 100.
14) IiQoßTjvia (Doiv. ad Char. p, 514) oder ixixugüa (Casaub.
ad Strab. VIII, p. 529 ed. Almel.) , auch anov6ul, z. B. 'Ohiftma-
xal bei Aeschines F. L. §. 12 mit dem Scholiasten ; daher anovöo-
qögot, 'Hkfcoi; vgl. Dissen ad Pind. Istlim. II, p. 494, Müller Dorier
I, S. 138, Meier in Hall. EncyM. Sect. III, B. III, S. 299; aber
auch für andere Spiele, wie der a(f,ov6oq>ÖQoq twv Kogtlojv Strab. II.
3. 4, p. 155 und die eleusinischen Td<; /^varrjgiojTldag anoväuq rlnny-
yfXkovTfg (oder iuuyy. Thuc. V. 49, VHI. 10) bei Aescbin. §. 133;
vgl. Isoer. Paneg. §. 31 , Poll. I. 36, Aristid. Eleusin. p. 420, mit
Böckh C. Inscr. I, p. 108, Nitzsch de Eleus. ratione publica, Kiel
1842. 4, p. 13, Göttling im Jenaer Lect. Verz. 1853, p. 6.
15) 'Entfitlla, Polyaen. VIII. 25, Phot. Bibl. c. 239, p. 321,
und mehr Gott. Alt. §. 43, not. 11 und 49, not. 10,
16) Arrian. Diss. Epictet. II. 14. 23: «J? iv nuvtjyvqfi, t« fi'kv
xitjvi] nQot&Tjaotiiva ayfrni. xal ol ßofq, ol Jf nokkol xwv uv&QO)Ti(av , ol
ftfv oir^aöfiivoi,, ol df TimkijaovTtQ: vgl. Tittmann Amphikt. S. 89 fgg.,
Wachsmuth I, S. 149 fgg., und mehr Gott. Alt. §. 43, not. 2, Priv, Alt.
§. 45, not. 3; im AUg. aber die dem Pythagoras beigelegte Einthei-
lung der Anwesenden nach den drei Haupttriebfedern (Plat. Republ.
IX, p. 581, Isoer. 71. uvrid. §. 217) bei Diog. L. VIII. 8: dq navTj-
yiiQtv Ol, fiiv uyojviovßfvoi , ol di xar fftnoglav, ol di ßfXriorot tQ/ovrat
&iarai: vgl. Menander bei Stob. Serm. CXXI. 7, Cic, Tuscul. V. 3,
Dio Chr. XXVII. 5.
17) Vgl. Gott. Alt. §. 49 und über die Isthmien insbes. die athe-
nisch-ionische nQoidqia, ooov uv xonov (7ila/tf xurnnfxaa&fv to riye
&fO)girhg viug laxiov, Flut. Thes. c. 25 mit Müller Orchom. S. 176;
über eine nemeische Amphiktyonie Vermuthungen bei Curtius Pe-
lop. II, S. 511.
18) Vgl. Wachsmuth I, S. 149 fgg., Grote IV, p. 72 fgg., und
insbes. H. Wiener les quatre jeux nationaux des Grecs , consideres
au point de vue de leur importance pour la vie publique , Darmst.
1848. 8.
§ it.
Ausser diesen freien Berührungspuneten lassen sich
cndlieli bereits seit den ältesten Zeiten der griechischen
Geschichte geschlossene Formen verfolgen, in welchen
der Trennung der griechischen Stämme und Orte durch
grössere Verbände zeitweilig oder bleibend ein Gegen-
gewicht gesezt ward , wenn gleich auch diese je nach
dem Vorherrschen der Stammverwandtschaft oder Stamm-
verschiedenhclt und des politischen oder religiösen Ele-
mentes in ihnen sehr verschieden aufgefasst werden müs-
sen ^). Die einfachsten darunter sind einerseits die Bun-
§. 11. Politische Annäherungen und Ferhände. 45
desgenossenschaften zu Schutz oder Trutz für bestimmte
verabredete Zwecke 2), anderseits die Stammbünde, ov-
attjfmxa oder iioivu , in welchen sich stammverwandte
Orte, ihrer gemeindlichen Unabhängigkeit unbeschadet,
doch bei den Festen einer gemeinschaftlichen Gottheit auch
über allgemeinere politische Interessen zu berathen oder
diese sogar durch gemeinsame Vorsteher verfolgen und
wahren zu lassen pflegten 5) 5 gleichwie sich aber selbst
aus jenen freieren Berührungen hin und wieder dauernde
Amphiktyonien entwickeln, so regt sich auch in den
beiden lezteren Richtungen schon frühe ein Bestreben,
Bundesgenossenschaften in Hegemonien, Stammbünde in
Syntelien zu centralisiren und dadurch zu wirklichen
Mächten im griechischen Slaatsleben zu erheben. Was
die Hegemonie betrifft 4) , so ward die Stellung des ar-
givischen Königshauses an der Spitze des trojanischen
Kriegszugs 5) von jeher als das erste Beispiel einer sol-
chen betrachtet, das auch auf spätere Staatenvereine
und Unternehmungen ähnlicher Art mitunter bis in Ein-
zelheiten maassgebenden Einfluss übte ^) \ Ton der Syn-
telie aber , oder dem politischen Aufgehen ursprünglich
unabhängiger Gemeinden in dem Bürgerverbande einer
einzigen 7), steht schon au der Schwelle des heroischen
Zeitalters ein eben so sicherer als charakteristischer Fall
in der Entstehung der attischen Staatsgemeinschaft aus
zwölf getrennten Orten 8) , dergleichen, wenn auch an-
derswo erst später und nicht immer mit Erfolg ver-
sucht 9), doch in kleinerem Maassstabe gewiss vielfach in
den Anfängen der griechischen Staatenbildung voraus-
gesezt werden darf Ob freilich auch die einzelnen Ort-
schaften , die sich als 8ri(.ioi oder v.bif.nxi ^°) um das ge-
meinschaftliche Prytaneum eines Staats gruppircn, alle
von vorn herein als selbständig oder vielmehr nur als
örtlich getrennte Thelle eines ursprünglichen Ganzen zu
denken sind, Ist in den meisten Fällen schwer oder nur
mit Hülfe der äusseren Geschichte zu entscheiden , und
das bestimmte Zeugniss , dass die ältesten griechischen
Stadtgemelndcn überall in xw'/m^ff zerstreut gewohnt
46 Th. 1. Anfänge der Staatenbildung.
haben ^^), lässt auch die künstltche Entstehupg solchel*
Syntciien nur als analoge Nachbildungen di^er anfäng-
lichen Komenverfassung erscheinen ^ aber jedenfalls hat
es auch daran zu keiner Zeit gefehlt ^'^), wenn gleich
die namhaftere Mehrzahl ihrer Beispiele wie die der He-
gemonien , ja die politische Bedeutung der grösseren
Stammbüude selbst erst den jüngeren Perioden der grie-
chischen Geschichte anheimfallen.
1) Sainte-Croix des anciens gouvernemens federatifs . . conside
res sous les rapports et resultats de fontes associations politiques,
Paris 1804. 8, Schömaun p.398fgg. Wachsmuth I, S. 158 fgg., W.
Vischer über die Bildung 'von Staaten und Bünden oder Centralisa-
tion und Föderation im alten Griechenland, Basel 1849. 4.
2) Svfi/iaxin und tnifiuxia , Ammon. diif. vocab. p. 131; vgl.
Tbucyd. I. 44, V. 48 u.s. w.
3) Dionys. Hai. IV. 25 : l'v&a owtömi; ywat^lv ofiov xal TfKvotq
xaru Toi'c ttnodiiy&fvxac; ;^^dvoi'? avvi&vov rt yul avvfnuvTjyv Qi^ov xal
ayöivaq inirtkow tjrritxoi;? xoi yvßvitiovq xal rüv jifgl /iovatxijv ukoii-
Ofiärotv, xal Tovq &fotiq xoivoZg (xva&!]fiuaiv idwQoZvro ' &(0)Q^aavTf<; 6i
»ttl navrjyvQiaaviK; xal ra? «AAa; (pi,Xo(pQoavvnq nag uXkrjXwv XaßovxK;
tX T* nQ(><;xQovaff.a ngoq Tiokiv yfyöiin,, Sixagrul xud-fi^öfiHfov dijjtUiv
xal nigl tov ngog ßagßÜQovq noXfftov xal ntgl Tjy? ngoq uXX^koix; ofio-
(pqooinj]^ xoivaq inoiovvro ßovXüq ; vgl. Tittmann Staatsv. S. 668, Dru-
mann S. 524 fgg., Sainte-Croix p. 115 fgg., Vischer S. 16 fgg.;
Einzelnes auch bei van Dale Diss. IX antiqa. illustr. p. 288 fg|;.
und mehr unten §. 76 fgg. und 177 fgg.
4) Vgl. Manso über Begriff und Umfang d. griech. Hegemonie,
Breslau 1804. 4 und in s. Sparta 111. 2, S. 107—122, J. G. Scholl-
meyer de veteris Graeciae principatu , Mühlhausen 1818. 4, und
Einzelnes mehr bei Drumann S. 213 fgg. , Schömann p. 425 fgg.,
Vischer S. 32 fgg., Laurent II, p. 155 fgg., insbes. aber Thnc. I.
120 : x^f} y"P Tovq yyiftofaq Tfx Uta fS taoi' v(ftovra(; t« xotvu ngo-
axoJtfZv , (üOTifQ xal iv uXXoi.q ix nävxwv ngoriftbjyTai.
5) Herod. 1.1: ro äi ^Agyo^ xovrov tov XQ"'""'" ^QotTxf anaai,
xb>v iv xff vvv 'EXXdSi xaXfofth?/ X^'Qfl' ^S^- Thuc. I. 9 und Clftvier
Hist. d. prem. tems I, p. 42 fgg.
6) Wie wenn Agesilaus vor dem Feldzuge gegen Asien ißov-
Xrj&Tj iX&o]v &voai iv Ai'Xidi, tvOantg J 'Aya/xiftvoiv , ot' ig Tgoiaf
i'nXfi , i&itxo , Xenoph. Hellen. 111. 4. 4; oder die Achäer noch im
Perserkriege dt« ro i'gyov xo 7n>o(; TgoLuv Auxidai/noyiovg /l(ß)giii<i any-
^iovv atfiaiv Tjytla&ai, Paus. VII. 6. 4.
7) SiivriXua , allerdings bisweilen auch mit Bund (Paus. VII.
15) oder Bundesgenossenschaft (Diodor. XI. 78) gleichbedeutend,
eigentlich aber doch nur da anwendbar, wo jemand wie Ducelius
bei Diodor. XI. 88 xuq nö/ft? ünuoaq rag ö/uofOvnq ilq fiiav xnl xoi-
vrjv ^yayt avfxiXnav. So sagt Paus. IX. 23. 7 : aiii/nfXndi rlq'Onovvrn
i) Afigvfxvu ro ugx'tVov , welcher opuntische Staat nach Tiltmann s
richtiger Bemerkung S. 710 immer als Einheit vorkommt; so halten
ol To "Agyog l'xovxfq xal xilq Mvxr/vag avvxfXovaai; flq fv, Strabo VIII.
§. H. Politische Annäherungen und Ferhände. 47
6. 10, p. 571; so ist Chäronea bei TUuc. IV. 76 avvxfh^g von Or-
cbomenus, ja die Thebaner bei üiodor. XV. 38 beanspruchen tJv
BoMTlav änaauy uTii 17« to>v erjßaiwv awrihiuv riirrHv, welches ein
Ton dem uralten böotischen Stammbunde ganz verschiedenes Ver-
hältniss ausmacht , vgl. m. Antiqu. Lacc p. 24 ; und dass auf ähn-
liche Art auch die awriknu HaTgiy./} oder IIuxQdq xai ro fitru rov-
TO,y ovvTfX^xov bei Polyb. V. 94 und XL. 3 zu nehmen ist, hat Vi
scher im Philol. U, S. 469 fgg. überzeugend dargetban. Ein ver-
wandtes Verhältniss begründet auch die Mittheilung des Burgerrechts
einer Stadt an die andere, wie des achäischen an Kalydon Xenoph.
Hell. IV. 6 oder des melitäischen an Perea bei Ussing Inscr. ined.
p 3; doch wird hier gleichzeitig wieder die Möglichkeit des dno-
noXtrtvf^v vorausgesezt . die dort wenigstens der Idee nach wegfällt.
8) Thucyd. II. 15: inl ydg Kfxgonoq xul t(öv .t^wtwv ßaaiUoiv^
ri 'AxTix^ ilq Qrjota dil xot« ^iÖA«? WAtZxo nqvTaviXä xt l'xovaa xul
ägxovTaq xal onöxf fiij tv äilanav, ov Ivv^foav ßovf.fva6^fvoc w? tov
ßaadta , dU' avrol ixaaroi. iJioliTfvovro xal ißovXivovTo • xai rivtg xat
inoXfiiTjodv TioTi avxmv . . fundij 6f Otjaivi; fßaaiXivOf , yivofiit'o? /iira
Tov ^vviTov xal ävvariq, t« ri dXXa äitx6aiA.rjai t^v jj/w^ia»' xal xaraXv-
Ott<; rö)v uXXmv itiX(0)v rd xf ßovX(vxr,qia xal toc «V/«« i<;xrjvvvv no-
Xtv ovoav, IV ßovXfVT^Qiov dnoäii^aq xal uQVXuvfZov Ivvüxiof nuvxat;
xal vfftofA,fvovg xd uvxwv fxdaxovq dntg xnl uqo xov ^vayxaai fiyt no-
Xu raikn XQ7Ja&nt, ^ d7tttvxo)v ViStj h'yrtXovvxojv ilq uvxtjv f*fyu^j7 r«"
»oA^fr» naQiö6&ti vno OrjOfioq Tor? Innxa: vgl. unten §.91 und 97 und
zur Analogie mit andern Syntelien Dio Chr. XLV. \Z : woTifQ kna-
lxHvd)v6a<; noxf xr)v BoiMxlav fl? ra? Qtißn^ avvüxioi, Kai Qi^an^q xt/v
'Axxixijv dq T«? 'AS^ijvaq, xal MvxiXrjvaVoi noxt Xiyovrai, . . . ti]v Ae-
aßov annottv fU /*lat> t^v avxüv avvuyayfZv noXiv.
9) Vgl. Thaies Vorschlag au die Meinasiatischen lonier Her. I.
170: l's ixUivf fv ßovXfvx//oiov "/wvo? xixx^a&at . ._. xd? xt dXXaq
niXtaq olxfonhuq nr]6tv ^aaov vo/A.i!:ta&ai. xuxdnfQ fl ä?,nou ihv '-^^^^
den Versuch, Korinth mit Argos einzuverleiben, Xenoph. Hell. IV.
4. 6: xal'^Aqyoq dvxl Kogiv&ov xijv naxglda avxüv ivo/iuL,ia&ai xat
noXiTilaq Tiyc h "Agyu nixixu-v rjq ov6iv idfoyro x. t. X.
10) Aristot. Poet. HI. 6: ol h TliXonovv^ao} xwfiaq rag ntgioi-
xLdaq xaXftv g>aaiv , 'A&7]vuZoi. S\ dij/xav? : vgl. dess. Politic. I. i. J
und Plut. V. Philop. c. 13: dniaxj^ai noXXdq xöjv ntqiotxidwv xw^wf
Xfyuv di.ddlaq, wq ov avvfxiXovv ovä' r^aav f£ «();|f^? ?xji*wr : auch PoU.
IX. 27: xal al /*h noXXal n6Xiiq'ilq tv avvxiXovaai, l'&voq, ul äi noXXnl
xöjßai, flq tv avfi^fQovaui ovo/ia nöXiq, und mehr bei E. Kuhn die
griechische Komenverfassung als Moment der Entwicltelung des
Städtewesens im Alterthume, in Schmidt's Zeitschr. f. Geschichte
IV, S. 69 fgg.
11) Thucyd. I. 10: ovri ^vvotxio&tloyq n6Xmq . . . xctr« xwfxnq
6i xoj nuXuM T7? 'EXXd6oq xg'orto) oUtn&tioTjq : vgl. Plut. Qu. gr. c.37.
Paus. IX. 5J und für den statistischen Charakter der Theilung ins-
bes. Plat. Legg. V, p. 746 D und Isoer. Areop. §. 46: öifXCnfvoi.
XTjv t*tv niXiv xaxd xo)fiitq, xrjv ö\ /o'iQnv x(txd J;}/«oi'c: wenn aber bi-
scher S. 5 auch die Dorfgemeinde von Anfang an als organisirten
Körper betrachtet, so ist dabei jedenfalls die wichtige Bemerkung
des Schol. Aristid. Panath. p. 46 nicht zu übersehn : öxi to nQvru-
vtXov ai'/ißoXov laxi xF/q nöXKoq- otöi ydg «I xw/iai. rovxo l'/ovoi.
12) Vgl. die Beispiele bei Böckh Slaatsh. N. A. II, S. 663 und
48 Th. 1. Anfange der Staatenbildung .
Ross Hellenika I, S. 68, deren manche gewiss schon in frühe Zeit
fallen; während die eigentlichen ovvoixi.aiu,ol mehr jungem Cultur-
stufen entsprechen; Tgl. unten §. 61, not. 7 und m. Abh. de Hippo-
damo Milesio, Marb. 1841. 4, p. 54 fgg.
§. 12.
Nur die Amphiktyonien, deren Unterschied von die-
sen beiden Gattungen bereits angedeutet ist, gehören so-
wohl ihrer Entstehung als auch ihrem ganzen Charakter
nach vorzugsweise der älteren Periode an, und sind da-
her hier um so näher zu betrachten , je grössere Miss-
verständnisse häufig ihre Verwechselung mit den politi-
schen Verbänden des geschichtlichen Zeitalters hervorge-
bracht hat ^). Amphiktyonien sind nichts als geschlossene
Vereine von Nachbarvölkern eines Heiligthumes^), ohne
Rücksicht auf Stammverwandtschaft, einzig zum Zwecke
wechselseitiger Befriedung und gemeinsamer Festfeier,
nicht aber in einer bestimmten Richtung nach Aussen
oder in einem gemeinschaftlichen Interesse gegen Dritte
gestiftet 5 und wenn sich die spätere Politik auch hin und
wieder ihres Ansehens, namentlich der ausgedehntesten
darunter, der delphischen, zu selbstsüchtigen Absichten
bedient hat, so beurkundet das vielmehr ihre Entartung,
als dass es einen Schluss auf ihr Wesen und ihre ur-
sprüngliche Bestimmung gestattete. Höchstens kann man
es gelten lassen, wenn auch Stammbünde auf diese Form
zurückgeführt 3) oder stammverwandtschaftliche Vereine
mit diesem Namen bezeichnet werden, wohin ausser der
unsichern argivischen Amphiktyonie *) jedenfalls der
Bund gehört, den die Athener aus den uralten ionischen
Zusammenkünften bei dem delischen Tempel entwickelt
hatten 5j- im Ganzen aber verstand sich für diese schon
von selbst, was für die Amphiktyonien erst verabredet
werden musste ^ und wenn auch unter Stammverwandten
noch bisweilen ausdrückliche völkerrechtliche Verträge
vorkommen , dergleichen z. B. Chalcis und Eretria über
den Nichtgebrauch ^crntreffcnder Waffen geschlossen und
unter den Schutz der amarynthischcn Artemis gestellt
hatten ^), so bedurfte es deren gerade um so mehr da, wo
§. 12. Amphihtyonien. 49
kein ursprüngliches Band solchen Staaten, die durch ihre
Nähe steten Gonflicten ausgesezt waren , wechselseitige
Schonung verbürgte. Hinsichtlich derjenigen Amphifctyo-
nie, die sich an den Tempel des Poseidon zu Onche-
stus auf dem haliartischen Gebiete in Boeotien anknüpfte,
sind zwar die einzelnen Theilhaber nicht näher bekannt ^)^
dagegen wissen wir , dass ein ähnliches Heiligthum auf
der Insel Kalauria die Städte Hermione, Epidaurus, Ae-
gina, Athen, Prasia, Nauplia, und das bocotische Orcho-
menus zu einer Amphiktyonie vereinigte ^) , für die eine
Gemeinschaft der Abstammung ^) oder der politischen In-
teressen ^^) schwer nachweislich ist 5 und noch deutlicher
tritt dieses in der delphischen Amphiktyonie hervor ^ *),
deren Mitglieder in den zwölf Namen der Thessalier,
Boeotier , Dorier , lonier , Perrhaeber , Magneten , Pho-
censer, Lokrer, Oetaeer oder Aenianen , Phthiotischen
Achaeer, Malier, Doloper ^2) die bunteste Mischung der
Stämme und Völkerschaften darbieten, die sich nach und
nach in den Besitz von Griechenland getheilt hatten.
1) Vgl. Sainte-Croix p. 1—29 uad 152, Dramann S. 165, Hee-
ren Ideen III, 1, S. 199, (Mitscherlich) de aniphictyoniis Graeiciae,
Gott. 1816 fol. , ClaTicr Hist. d. prem, tems II, p. 21, Pastoret
Hist. de la legisl. V, p. 22 fgg. , Schlosser unir. histor. Uebers.
I. 1, S. 312, Plass 11, S. 61, Vollgraflf antike Politik S. 191—202,
Grote II, p. 321 fgg.
2) Daher auch der Name, eigentlich u/i(pixTioy{q s. y. a. nfgixTio-
tiq , welche Etymologie schon Im Alterthume neben der sagenhaften
Ableitung Ton einem Sohne des Deukalion (Tittmaun Amphikt. S. 12)
vorkommt und neuerdings durch delphische Urkunden selbst ortho-
graphisch bestätigt worden ist; vgl. Böckh C. Inscr, I, p. 808 und
II, p. 312 mit Valcken. und Wessel. ad Her. VIII. 104, Hüllmann
de Apolline civit. auctore , Regimont. 1811. 4, p. 20 und Anf. d.
griech. Gesch. S. 101, Plass I, S. 220, insbes. aber Paus. X. 8. 1:
' AvdgoxLiüv 6\ iv rij 'Ar&Ldt. t(fT] ovYYQUffj , w? fo *5 "t'Af'/S ufftnovio
ii /lfk(pov<; nuQu xwv nQoaomoimtüv avmd^JtvaovTig , xal ovoßua&^vut
ft'ff 'AfKfiixxiovuq Tor? avviX&övruq, ixvtx^oai äi dvd xQÖfov to vfv a^l-
o(v öyona, und ausser andern Lexikographen insbes. den ueuedirten im
Bonner Lect. Verz. 1846 — 47 p. V : un(ft*rvovi<; ol niQiotxovfTfq • xo
yuQ xiioui, inl tov olxjjOUi iXiyov ol «p;jf«ro» . . . aiACfixTVovui; ^t tktyov
Toi'5 Twv JiXcpwv TifQioixiav vffto/ihovq 'EXXr/vuq , TQonij xov t tlg v.
3) Ausser der freilich ganz verfehlten Vergleichung der dori-
schen und ionischen Stammbünde in Kleiuasien mit der delphischen
Amphiktyonie bei Dionys. Hai. IV. 25 kann man dahin das wieder-
holte Vorkommen des m)lljisclien Namens Amphiktyon als wahr-
scheinlicher Pcrsouilicalion solcher Verbände in mehren Vorgeschich-
D
So Th. I. Anfänge der Staatenhildung .
ten mutterländiscber Stämme nebmen, z. B. in Lolsris bei Scymnus
Cliius 586, in Böotien bei Paus. IX. 1, vgl. Müller Orcbom. S. 391,
iu Attika bei dems. I. 2. 5 und Apollod. HI. 14, 5, obgleich er
hier auch wieder mit dem Deukalioniden verwechselt wird ; vgl. im
Allg. Freret bei Sainte-Croix p. 308 — 319.
4) Die Sainte-Croix p. 127 — 129, Tittmann Amphikt. S. 131,
Müller Dor. I, S. 153 bei Paus. IV. 5. 1 finden: i&fJinv fihroi,
naq» ^Qyiioi.<; aiiyyivioiv ovOi' ft/x^oxfQO)v iv yifiCfuxTvovifi iidovui, di-
x«e , und worauf Lebas Inscr. gr. p. 215 auch Herod. VI. 92,
Meier Schiedsrichter S. 37 sogar Pseudo - Plutarch. Parall. c. 3 be-
ziehen , obgleich lezteres Beispiel wenigstens durch Vergleichung
mit Stob. Serm. VII. 67 sehr entkräftet wird.
5) Thucyd. 111. 104: ijv de nori xal xo nüXui, ixiyuXrj Ji'vorfoc H<;
rrjv /l^kov Twv Jwvoav ti xul n(Qi,iiirivvb)v vrjoiojröjv , der Sage nach
allerdings schon von Theseus gestiftet, Plut. V. Thes. c. 21, Paus.
VIII. 48. 2, als geschlossene Ampbiktyonie jedoch wohl erst nach
der Lustration von Delos im J. 426 a. Chr. organisirt, vgl. Bergk
Com. att. reliqu. p. 36 und mehr im Allg. bei Hoeck Kreta II,
S. 132, Bröndsted Reisen und Unters. I, S. 59, Stephani Theseus
u. Minotaur S. 11 fgg-, Rlvola de Andro p. 18, und was ich sonst
im Gott. Lect. Verz. 1846 — 47 über die delische Theorie citirthabe;
hier aber insbes. die als Marmor Sandvicense bekannte Urkunde, welche
die amphiktyonischen Rechnungen v. .1. 377 — 374 a. Chr. enthält
und zuerst von .To. Taylor Cantabr. 1743. 4 , dann von Böckh C.
Inscr. I, p. 252 — 259 und Staatsh. N. A. II, S. 78 fgg. edirt ist.
Sie nennt der Theilhaber zwölf, Mykonos, Syros, Tenos, Ceos, Se-
riphos, Siphnos , los, Paros , Ikaros, Naxos , Andros, und Karystos
auf Euboeu ; unsere sonstige Kunde über diese Amphiklyonie aber
beschränkt sich auf einige andere Bruchstücke von Inschriften, die
ihr Böckh das. S. 319 und 326 zntheilt, und auf die Erwähnung
bei Ath. IV. 73 und Tac Ann. IV. 14, dessen Amphictyones, (juis
praecipuutn fuit rerum oniniuin Judicium ea tempestale, qua Graeci
conditis per Asiam urbibus ora maris potiebantur , doch wohl nur
die delischen seyn können; während dagegen diejenigen, vor wel-
chen um 346 a. Chr. der bei Demosth. Cor. §. 135 berührte Rechts-
handel geführt wird , nach Böckh in Abhh. d. Berl. Akad. 1834,
S. 11 fgg. und Staatsh. I, S. 341, Böhnecke Forschungen S. 677,
Kiessling und Sauppe zu den Fragmenten von Hyperides /lijXiuncq
u. a. vielmehr die delphischen seyn müssen.
6) Strabo X. 1. 12, p. 688: to h\v ovv nXiov (uftoXöyovv uklr^-
A.«i? al noX(i,<; avrai, tkqI öi AtjXuvtov äuvfx&ftoai ovd ovxo) TfXfioq
inu.vaa\xo , man tw noXffiqj >««t' ui'dääituv d()nv fxuarUf uaXh ovri—
&IVXO i<f' otc, avartjaovrai xov uyö)va ' drjXoX di x«i xovxo iv roj yiftu-
Qvv&iü) oxTjXt] rt?, (p^uL,oxiaa (irj }(()?ja&ui. xrjXfßoXoiq: vgl. m, gesamm.
Abhh. S. 189 und über den amphiktyonischen Charakter des genann-
ten Tempels Liv. XXXV. 38: sacrum anniversarium eo forte tem-
pore Erelriae Amarijnthidis Dianae erat, tjuod non popularium
modo sed etiam Carystiorum coetu celebratur, mit Schol. Find. Olymp.
XIII. 159 und Sainte-Croix p. 136 — 139.
7) Strabo IX. 2. 33: 'Oy/rjaxoc; d' laxiv , ^nov xö 'y^jLtfpmxvovixov
ai'vtjytxo iv xij AXiuQiia n(}oq xij Koi^fuJt Xifivi/ xul tw Tr]vf(iixo) 7ii-
di'w , tv J'v'ft xiififvoq xptXii; , I'/mv lloanööjvoq hijöv : vgl. Müller Or-
chom. S. 84 und 238. Wagenrennen kennt dort der homer. II. in
Apoll. 230 ; itoxovxuq h ^Oy/j/nim die Inschriften bei Lebas in Revue
§. 12. ^mphiktyonien. 51
archeol. 1844, p. 170 ; diese aber haben mit der Amphiktyonie uicLts
zu Ibun.
8) Strabo VIII. 6. 14: yv 6f xul u/^guxrvovia xk; ittgl to Uqov
10VT0 fjiru tioXküv, «V fifTiZxov rjjq &vaia<; .. . vniQ n\v ovv JVn}'7iktfO)v
^A^yfloi avviTfkovv , vn^ij Utjaaifajy di Auxfdut-ßövioi: vgl. Müller Ae-
gin. p. 25—38 und Curtins Pelop. II, S. 577.
9) Ein ionisches Büiidniss nennt sie Lacbmann spartan. Staatsv.
S. 38; muss aber eben dessbalb Minyer und Myrmidonen zum ioni-
schen Stamme rechnen.
10) Wie die » Behauptung der Unabhängigkeit der Küstenstädte
gegen die Völker des Binnenlandes« bei Müller Orchom. S. 247,
der Schutz gemeinsamer SchiiFfahrtsinteressen « bei Curtius Pelop.
II, S. 449, oder gar »ein ursprünglicher Bund karischer pbönici-
scher und libyscher Ansiedler zu Gunsten ihres von Herodot als
libysch bezeichneten Schiffergotts gegen stärkere Gewalt einheimi-
scher Culte • bei Gerhard über Ursprung , Wesen und Geltung des
Poseidon in Abhh. d. Berl. Akad. 1850, S. 168.
11) Vgl. im Allg. Valois In M. de 1' A. d. Inscr. III, p. 191
fgg. , V, p. 405 fgg. ; Humphr. Prideaux ad Marra. Oxon. p. 122
— 127, A. V. Dale Diss. IX antiqu. ill. p. 430 — 505, J. H. Boeder
Diss. acad. II, p. 776 — 799; Macher Opuscc. ed. Töpfer p. 89
103; Sainte-Croix p. 19—114; F. W. Tittmann über den Bund d.
Amphiktyonen , Berl. 1812. 8; On the Council of the Amphictyons
im Class. Journal XI, p. 149 fgg.; G. L. Backhoven de concilio
Amphictyonum delphico, Amst. 1823.8; Niebuhr kl. Sehr. II, S. 158
%C- ; Petersen det amphiktyoniske Forbund, Kopenh. 1828. 8, Schö-
mann Antiqu. jur. publ. p. 386 fgg., F. D. Gerlach bist. Studien,
Hamb. 1841. 8, S. 1 fgg.
12) Paus. X. 8. 2 nennt freilich nur zehn: "Icovaq, Jökona<;,
0faaai.oi'i, AUiüvag , MexyrTjxui; , Muhiaq , ip&tojTaq, Jwgiflg, 'Iio)xfu<;,
AoKooig rjj fpwxiäi. ö^öpoi'C vno rw oQft TJj Kvrjuldi, Aeschines F. L.
§. 116 eilf : QtTTuXovq, Boiotrovq , Jütgifug ,"I<ovuq , TlfQQatßovq, Mü-
yvTjxnq, Aoxgovq, Olraiovq , <lJ&i,0)Taq , MaXifig , 'Pojxftq: da aber die
Zwölfzahl durch lezteren selbst feststeht, und die Delphier, welche
Ilarpol.r. p. 20 und Arsenius p. 54 mit Berufung auf Theoponip
hinzufügen, erst später eine eigene Stimme erhielten, wird wohl
obiges von Tittmann S. 33 aus beiden Zeugen combinirte Verzeich-
niss als das richtige gelten dürfen. Ueber die Malier in Trachis s.
G. L. Kriegk de Malienslbus , Frankf. 1833. 8; über die Aenianen
(Plut. Qu. gr. 13. 26) und Doloper Müller Aegin. p. 16 fgg. und
Dorier 1, S. 44 , der sie als ächte Hellenen mit den Myrmidonen
gleich sezt und daraus auch das Fehlen dieses Namens in der Am-
phiktyonenliste erklärt?
§. 13.
Freilich ist gerade diese Mischung Ursache geworden,
dass die delphische Amphiktyonie sich hercits selbst im
Alterthuuic als das gemeinschaftliche ovvid'Qiov imv 'EX-
Xrjrwv bezeichnete ^) und demzufolge bald geradezu als
eine Art von griechischem Bundestage betrachtet 2), bald
D2
52 77t. 1. Anfänge der Staatenhildung .
wenigstens als die Quelle des hellenischen Gesammtna-
mens angesehen worden ist ^) ^ bei näherer Betrachtung
aber ergibt es sich, dass sie auch in ihrer grössten Aus-
dehnung weder alle Theile des hellenischen Namens um-
fasst ''■) noch einen weiteren politischen Einfluss auf diese
geübt als selbst von der Uebermacht einzelner ihrer Mit-
glieder empfangen hat^). Was ihren Umfang betrifft,
so begriff dieser allerdings auch alle Colonien der Theil-
haber und erstrechte sich in sofern weit über die Gränze
des Mutterlandes hinaus ^ innerhalb dieser aber fehlen
dazu fortwährend die Arfcadier, Eleer, Akarnanier, auch
bis auf ihre vorübergehende Usurpation die Aetolier ^),
und wenn jeder der zwölf genannten Stämme, die doch
in späterer Zeit so ungleich an Macht und Gebiet daste-
hen, die gleiche Stimmenzahl und sonstige gleiche Berech-
tigung mit allen übrigen besass^), so bestätigt sich da-
durch thatsächlich die alte Ueberlieferung ^) , dass die
Stiftung des Bundes selbst in eine Periode hinaufreicht,
wo der hellenische Name seine historische Bedeutung
noch gar nicht besass, noch Dorier und lonier ihre alten
Sitze in der Nähe des delphischen Heiligthums mit den
Colonisationen und Eroberungen der späteren Geschichte
vertauscht hatten. Der Zweck dieses Bundes aber ergibt
sich aus dem urkundlichen erhaltenen Eide ^) : »keine
der amphiktyonischen Städte je von Grund aus zu ver-
tilgen, keiner jemals das Wasser abzuschneiden, und den
delphischen Tempel aus allen Kräften zu beschützen« —
verbunden mit der Klage der Lacedaemonier wegen Er-
richtung eherner, also dauernder Tropäen ^^) — ganz als
der oben bezeichnete, unter der Obhut eines Gottes, des-
sen Verehrung ein sittliches Band um alle schlang, auch
ihren unvermeidlichen Zwistigkeiten einen menschliche-
ren und vorübergehenden Charakter mitzutheilen j und
hierüber zu wachen , macht dann nebst der Aufsicht
über die Bundeshciligthümer und deren Gülte ^^), wor-
unter das delphische Orakel und die pythischcn Spiele
den ersten Platz einnehmen ^^j, die Thätigkeit des Bun-
desrathes aus , auf die sich auch alle Beispiele seines
S, 13. Die delphische Amphiktyonie. 53
Eingreifens in die Politik zurückführen lassen. Weder zum
Schutze der griechischen Unahhängigkeit nach Aussen ^^)
noch zur Vermittelung einheimischer Rechtstreitc ist er
jemals weiter als in gottes dienstlich er Beziehung thätig
gewesen ^*)^ die heiligen Kriege ^^), zu welchen er die Waf-
fen der Bundesgenossen aufbietet, gelten nur der Ab-
wehr oder Bestrafung von Angriffen auf den delphischen
Tempel und dessen Schätze oder Landgebiet ^ und weit
entfernt, dadurch irgend einen Nutzen für die Gesammt-
interessen des Volkes zu erzielen , bahnt er zulezt ge-
rade dem Untergange der Freiheit durch die Aufnahme
Philipp's von Macedonien ^^) an die Stelle der ausge-
stossenen Phocenser den Weg.
1) Aeschin. adr. Ctesiph. §.161; vgl. Paus. X. 3.2 und Plut. V.
Solon. c. 11 : fv rolq" EkXTjaiv. womit jedoch auf keinen Fall das
(nlv{(f^^ov auf dem Isthmus, oder später zu Sparta, zur Zeit der Per-
serkriege Tcrwechselt werden darf, dessen Beziehung auf die Am-
phiktyonen namentlich die falsche Beurtheilung der lezteren ver-
schuldet hat; vgl. Müller Proleg. S. 406 — 412, wo alles, was Titt-
mann S. 121 fgg. zusammengetragen hat, richtiger gedeutet wird.
Dieses hängt vielmehr mit der spartanischen Hegemonie zusammen
und wiederholt sich in dieser Hinsicht auch später noch einmal in
der Versammlung zu Korinth , von der sich Alexander zum Heer-
führer gegen Persien wählen Hess und die DiodorXVII.i ausdrück-
lich von den Amphiktyonen unterscheidet.
2) So bereits Dionys. Hai. IV. 25 : nuvrmv ßüXiaia tmv roiov-
Twv «pywv TTjv y4f*g)i.xTVovog tov EXX/jvog inivoiav Tjyua&t] , o? uaO-ivfz
oQÖjy xai ^adiov vjio imv niQioiHovvxotv ßaqßäqwv i^avaXut&Tivat xo Ek-
Xr)vi*ov yivoc; , i^ ttjv un Ixilvov xXrj&dauv ytfiquxrvoyixtjv avvoSov y.al
navTjYVqtv aiiTo avvTJyayfy vö/xovc; xaraOT^aüftivog J'|w töJ» ieft'wv , oi/?
fttüoTTi noXiq fi/t j rovq xoivoiiq unaatv , oi'q xaXovaiv ^u4ft^ixTVovt>tovi,
ȣ (ov qiiXoi fifv oVrf? aXXrjXoig SiixfXovv xul ro oryyfvf? ^vXuttovxi^
l'oyoig ftüXXov i] Xoyoiq, Xvnrjqol d\ roTg ßuQßuQot.<; xat (poßtqoi.
3) Vgl. K. D. Hüllmann Würdigung d. delph. Orakels, Bonn
1837. 8, S. 42 fgg. und J. Kretschmann rer. Magnesiarum speci-
roen, Berl. 1847. 8, p. 50 fgg.
4) Demosth. Philipp. III, §. 32: tj(0)v d'k xai tt]v TiQOßavriluv
xov &ioVf nuQ(ß)(J<t<; rjftüq xul OiixuXüiiq xai dwqüaq xul xovq tcXXovq
'u4fig>ixxvovu(;^ fjq oi;rff Tor? EXXr^niv urtuot fiixioxi; vgl. Isoer. Philipp.
§. 74 und dhe Inschriften bei Curtius Aneed. delph. p. 76 und
Ross Inscr. ined. I, p. 2G, wo nach -loZq IfQo/ivrj/nont, xai xoCq ^Afji<pi-
xxi'oat noch weiter xul rotq uXXoiq " EXXijai folgt ; mit Tittmann S,
59 — G5 und Niebuhr kl. Sehr. II, S. 109. Demosth. adv. Aristocr.
§. 40 wird nur in dem not. 1 erwähnten Sinne zu verstehen seyn.
5) Wie Laccdünion's nach der Schlacht bei Plataa , Plut. V.
Them. c. 20; Athens im Streite mit den Dolopern auf Scyros,
Plut. Y. Cimon. c.8; Thebens ßegeu Laccdnmon und Phocis, Diod.
54 Th. I. Anfan(je der Staatenhildumj .
XVI. 23, endlich Pliilipp's und Alexander's von JMacedonien, Diodor.
XVII. 4, Paus. Vll. 10. 2.
6) Vgl. Tittmann S. 50 fgg. und über die Aetolier §. 14, not. 17.
Für die Theilnahme der Arkadier hat man einzig den Kottyphus
aus Dem. Cor. §. 155 angeführt, den aber Aeschines Ctesiph. §. 128
vielmehr einen Pharsalier, also Thessalier nennt, und aus jener ganz
apokryphen Urkunde gewiss nicht berichtigt werden darf; vgl. Fr.
Winiewski Comm. bist, et cLron. ad Demosth. de Corona, Monast.
1829. 8, p. 212, G. Droysen in Zeitschr, f. d. Alt. 1839, S. 589,
Fr. Franke de decretis Amphictyouum , quae apud Uemosthenem
reperiuntur , Lips. 1844. 8, p. 14.
7) Aeschin. F. L. §. 116; tovtwv Idit^a i'xuarov l&voq laörpr/qiov
yivofiivov, 10 /ifyiarov TW iXaTTOvi, tov tjxovca Ix /iuQiov xal Kvrtviov
iaov dvvüfiivov ylaxiäaifiotiotq ' di'o yuQ tpTJqiovq i'xaarov tpigit l'&voQ'
nuXiv fx rwv Iojvuv tov 'EgfTgifa xal IlQirjviu roVi; ' Ad"r]vaLoi(; xul
Toi»5 üD.ovq xard rai/Ta.
8) Amphiktyon nach d. par. Chronik 1522 a. Chr. , auch Akri-
sius (§. 14, not. 2) bereits 1361, wogegen eben so wenig Grund
vorhanden ist, mit Freret bei Sainte - Croix p. 216 und Schubarth
über Homer S. 62 den Bund sammt dem delphischen Orakel erst
nach dem trojanischen Kriege entstehen, als mit Ciavier II, p. 34
die lonier und ßöotier erst später beitreten zu lassen. Den einzi-
gen Anstoss verursacht der Name der Thessalier, wofern diese wirk-
lich erst 20 Jahre nach dem trojanischen Kriege (s. §. 15, not. 8)
in ihre geschichtlichen Sitze einwanderten ; vgl. Raoul-Rochette Col.
n, p. 347 und Clinton I, p. 66; doch bleibt auch dafür noch der
Ausweg übrig, entweder mit Niebuhr kl. Sehr. II, S. 167 die von
jenen verdrängten Aeoler , oder vielleicht noch besser die Dryoper
als das ursprünglich zwölfte Volk zu betrachten , die ganz um die
nämliche Zeit und gerade wegen eines Vergebens gegen den delphi-
schen Gott von den Doriern und Maliern aus ihren Sitzen am Oeta
vertrieben worden seyn sollen ; vgl. §. 16 , not. 10 und Thirlwall
I, S. 396.
9) Aeschin. F. L. §. 115 : xal rovq oQxovq ai'Twv uvtyvmv, Iv ot?
i'voQxov Tjv TOI? fiQ)(aiot,q firjdifjtiuv nöXiv xutv Ancfuxrvovidwv uvuorarov
noiTJaiiv i.iTjd^ i'daTwv va/nariulojv il'g^fiv iatjx Iv nokffAOj ini^x Iv (Iqtjvtj '
(UV öf Tii; Tavra naqaßij , ar^artvonv fnl tovtov xal t«? noXtiq uva-
axTjOnv • xal füv rt? ij ovXn tu tov &iov tJ avvftdij ri t] ßovkivajj' xt
xaru TbJv IV tw Uqw-, xcfiiOQT/fJfiv xal ;^f«(it xul noSl xal (pmvfj xal nanrj
dvvfinn,. Nur gegen Bundbrüchige fiel diese Verpflichtung weg.
Paus. X. 37. 5, Frontin. Strateg. IH. 7. 6.
10) Cic. de Inv. II. 23; vgl. Diodor. XIII. 24, Plut. Qu. rom.
37, Paus. IX. 40. 4, und mehr im Allg. bei St. Knolle de tropaeis,
Lips. 1809. 8 und Panofka Griechinnen und Griechen nach Antiken
S. 27 ; über stehende Siegeszeichen auch Ulrichs in Ann. dell' Inst,
arch. 1848, p. 45.
11) Strabo IX. 3. 7, p. 643: ToiavTtjt; 6\ r^c fvxuLQiaq ova^<; xf/q
ntgl Toi'c JiX<poiiq, avvijtaüv xt ^udLox; ixiXai , ftdXiara d ol ryyv&tv,
xal drj xul xo 'AfKptxxvovixov ai'oxTjfiu ix xovxwv avvixüx&i], ntqi Tt xüiv
xotvwv ßovXn'Oofifvov xul TOV Upov xtjv iniftfXftav f'^ov xotvoxfQav, axi
xal /()i7i<Hi(ij» nnoxfi/ifvwv noXXüiv xal nvu&Tjftüxmv (pvXaxijq xul uyi-
oxtiu<i 6ioftho)v ftfyüXt/q; Vgl. Plut. Qu. gr. c. 69 und V. Süll. c. 12;
auch seine Betheiligung bei dem delphischen Tempelbau nach dem
§. 13. Die delphische Amphiklyonie. 55
Brande Ol. LVIII. 1 nach Her. V. 62, Paus. X. 5. 5, und mehr
bei Böclili expl. Find. p. 30t und G. Inscr. I, p. 805 fgg.
12) Vgl. Paus. X. 7. 3 und mehr Gott. Alt. §. 49 und 50; hier
aber ausser Tittmann S. 109 insbes. F. Mengotti 1' oracolo di DelFo,
Mail. 1820. 8, F. Anibrosoli dell' oracolo e degli Amfizioni di Dello,
Mail. 1821. 8, Heinsberg de concilio Amphiclyonum ad oraculum
delphicum reiato , Leobschütz 1828. 4 und W. Götte das delph.
Orakel in seinem Einflüsse auf die alte Welt, Lpz. 1839. 8,
S. 180 %g.
13) üass es kein Bund der Hellenen gegen die Pelasger gewe-
sen , bemerkt schon Tittmann S. 113 — 118, obgleich so noch Ger-
lach S. 14 fgg. Seine Stellung im Perserkriege (Her. VII. 213,
228) rechtfertigt sich durch die Gefährdung seines Heiligthums in
der unmittelbaren Nähe der Thermopylen ; dass er aber noch im
pcloponnesischen Kriege Friedensversuche gemacht habe , kann ich
nicht mit Fritzsche ad Aristopb. Thesmoph. p. 630 aus Schol. INubb.
619 entnehmen; ^1. auch Grote II, p. 330 fgg.
14) Darauf allein gehn die iyxXijfiaru (C. Inscr. n. 2350) oder
<f/x«i 'Äfi^ty.rvovixal bei Demosth. Cor. §. 322, Strabo 1. c. und
Plut. V. Cimon c. 8 ; vgl, Sainte-Croix p. 83 fgg, , Kiene in Zeit-
schr. f. d. Alt. 1842, S. 1133, und die gründliche Kritik der ein-
schlagenden Fälle bei Meier Schiedsrichter S. 35 fgg.
15) Vgl, Ath, XMI. 10. Der s. g. zweite heilige Krieg im J.
4i8 (Thuc. I. 112, Plut. V, Pericl. c. 4) ging nicht von den Am-
phiktyonen aus , vgl. Sainte-Croix p. 286 — 293 ; die übrigen sind
1 ) gegen Cirrha (nicht mit Krisa zu verwechseln, wie gegen Müller
Orchom. S. 495, J. F, G, Teschkc de Crissa sive Cirrha, Sund, 1834,
4 u. A, überzeugend von Ulrichs Reisen und Forschungen S, 23 fgg,
und in Abhh, d. Bayr, Akad. 1841 Philol. Cl. Hl, S. 75 — 98 dar-
gethan ist) zw, 600 und 590 a. Chr., vgl. Aescbin. Ctesiph. §. 108,
Plut. V. Selon, c. II, und mehr bei Sainte-Croix p. 282 fgg-, Cia-
vier II, p. 381 fgg., Clinton II, p, 195 fgg.; über die räthselhaft
in diese Geschichte hineinspielenden Kragaliden auch H. Sauppe
Epist. crit. Lips. 1840. 8, p, 54; 2) gegen Phocis 355—346; vgl.
Diodor, XVI. 24 — 64, Paus, X. 2. 3, und im Ailg. K.Wolf d. heil.
Krieg d. Phoker, Fuld 1833, 8, J. C G. Boot de hello sacro Pho-
censi, Lugd. B, 1836, 8, A. Tschepke de hello sacro PLocensi,
Vratisl, 1841. 8, K. H. Lachmann in Klotz Archiv XV, S. 296;
3) gegen Amphisa 340 und 339, vgl. Aeschin. Ctesiph. §. 117 fgg.,
Demosth. Cor. §. 140 fgg., Strabo IX. 3. 4, mit Clinton II, p. 389
fgg., Winiewski 1. c. p, 206, und im Allg. Valois im M, de l'A. d.
I. VII, p. 202, IX, p. 97, XII, p. 177; 4) gegen die Aetolier, unter
Arcus I von Lacedaemon , um's J. 280, vgl, Justin, XXIV. 1,
16) Diodor. XV I. 60 : tdo^fv ovv rotq ovvfdijoiq fifTfiäovyru tw
(iHf-innm xui rote dnoyöroK; aihov i//? ^AfKfixrvoviag xat ävo v/yi/oi'?
tX^^" t "5 nQÖrtfiov ol xarnnoXifirjOhTiq 'Pcanftg ft/ov , , . Ti&fvai öi xul
Tov uywva rwv llv&loiv flHXiTiTiov /xirn Boionüiv xul Qixrnlöiv Sin xo
KoQtv&iovc; (?) /itTiaxtjxivin roli; (JJojxtvai Ti/q tli to ö^ftov na()avofiiaq :
vgl. Paus, X, 8 mit Böhnccke Forschungen S, 423 und Zeitschr. f,
d. Alt, 1848, S. 413,
56 Th. I. Anfämie der Staatenbildung.
1
§. 14.
Folgen wir übrigens der Sage, so war die delphische
Amphiktyonie seihst bereits in vorgeschichtlicher Zeit
mit einer ähnlichen verschmolzen , die an den Tempel
der Demeter zu Anthela in der Nähe der Thermopylen ^)
angeknüpft von dem argi^ischen Könige Akrisius derge-
stalt mit jener vereinigt worden seyn sollte, dass diesem
noch die ganze spätere Verfassung des Bundes beigelegt
ward 2) 5 und so viel ist jedenfalls gewiss, dass fortwäh-
rend die Thermopylen nicht nur ein eben so regelmässi-
ger Versammlungsort der amphiktyonischen Gemeinde
wie Delphi waren ^) , sondern der Name IJvXaia zur
Bezeichnung einer amphiktyonischen YcHammlung nach
Delphi selbst überging ''^). An diesen Versammlungen
nahmen von Rechtswegen alle anwesenden Bürger der
Bundesstädte Theil ^) 5 für die gewöhnlichen Geschäfte
aber bestand ein Bundesrath von Abgeordneten doppelter
Art, Hieromnemonen und Pylagoren 6)^ die wahrschein-
lich so geschieden werden müssen, dass erstere, obschon
gleichfalls von den einzelnen Mitgliedern gesandt und
deren Interessen zu wahren beauftragt ^) , als ständige
Beamte des Bundes ^) an Ort und Stelle verweilten, die
gottesdienstlichen und Verwaltungsgeschäfte besorgten ^)
und die grösseren Versammlungen vorbereiteten und lei-
teten ^^) , während die Pylagoren sich nur zu lezteren
einfanden, um hier in amtlicher Eigenschaft ihre Heima-
then zu vertreten ^^). Wie viele solcher Vertreter jeder
einzelne Ort schicken und auf welche Art er sie wählen
wollte, scheint örtlicher Bestimmung überlassen worden
zu seyn ^'^) ^ bei den Amphiktyonen hatte jeder der zwölf
Stämme zwei Stimmen ^^) , deren Führung in solchen
Fällen, wo derselbe mehre selbständige Staaten umfasste,
in der Reihe herumging, wofern nicht ein einzelner eine
derselben beständig zu führen Vollmacht hatte. Grössere
Versammlungen wurden wenigstens in der bekannten
Zeit jährlich zwei gehalten ^'^), die eine im Herbste, die
andere im Frühling, von welchen die erstere schon um
ihres Zusammenhangs mit den pythischen Spielen willen
§. 14. Organisation der delphischen Amphihtyonie. 57
nothwendig nach Delphi gefallen seyn muss ^^) ^ für die
Thermopylen bleibt also nur der Frühling übrig, obgleich
in den Verwirrungen der macedonischen Periode auch in
dieser Jahreszeit Pylaeen in Delphi vorkommen i^). "Ver-
schuldet sind diese Verwirrungen namentlich durch die
bereits erwähnte Usurpation der Aetolier, die auf dem
Höhepuncte ihrer Macht den Amphifctyonenrath fast ganz
aus ihrer Mitte besezt und den übrigen Bundesgliedern
nur vereinzelte Stimmen übrig gelassen zu haben schei-
nen *''); doch waren allerdings manche der lezteren im
Laufe der Zeit wirklich erloschen, so dass auch die neue
Organisation des Bundes seit August ^8) eine ganz ver-
änderte Vertheilung darbietet, in welcher nur die Ein-
zelstädte Athen, Delphi und Nikopolis Viril-, die an-
dern alle Curiatstimmen führen.
1) Her. VII. 200; rgl. Hüllmann Anf. d. griech. Gesct. S. 164
und Dorfmüller Hist. gr. prim. p. 104.
2) Schol. Eurip. Orest. 1087: il ov Jtkqiol noXtuovyit^ nqo^ rovz
önögovg Kra(i;f tar t'iXovro, xal rov ^^xglatov ^trinf/irpavTo i^ jiqyovq,
Sc avTol<i ToV nöXfiJiov *aXü<; öii&tro, xoi xßTtt ^TJkov rov Afttpixrvovi-
xov avvtdqiov, o xaziar^aaro 'Afi<fiixrv(üv o J(iixaXio>vo<; iy QiQfionvXaig
T^C &taaaXiag , fztgov tv ^iXipoZi; xartar^oaTo , x«» to h &ti}fio7ivXatq
dvnXaßwv xuq avvo6ov<; dvrl iitüc; dvo ■ninoirjxt xal vofiovg t'&iro , x«^
ovq l'/4tXXoy i'xaoxa dioixdv , (IxfXnüy ri nqotXntv 19 ixarfgaiq raTg
avyöion; xal ttjv ngövotav tov Uqov xal twv /ffXtpw* töJ oxivtÖQlm int-
rgirf>t : vgl. Strabo IX. 3. 7, und über die Einmischung des Akrisins,
den Hellanikus nach Schol. Apoll. Argon. 1. 40 selbst zum Gründer
Ton Larissa gemacht hatte, die Vermuthungen Ton Wachsmuth I,
S. 164, Müller I)or. 1, S. 261 und 397, Gerlach 1, S. 12, obgleich
es Tielleicht am Einfachsten ist, ihn mit G. Hermann Opusc. II,
p. 206 als Personification der IJnauflöslichlteit , Inseparantius , zu
nehmen.
3) Soph. Trachin. 638, Aeschin. Ctesiph. §. 181, Lir. XXXIII.
35, Harpocr. p. 261 : TlvXuiu öt ixuXiZio 7) il<; t«? fli'iXai; oiVoJoc
rii)v 'A/4<pi*TVÖvo>v ■ oT* Ji Ti? iyiyvixo avvodog xöiv Aftcf'ixxvovo» ni;
UiiXag, 'YTiiQidr/q xi fv 'Emxuqlm xal Otöno/xnoi iv xfj xqtaxooxfj
tlQTjxaaiv.
4) Vgl. Tittmann S. 78 und Ulrichs Reisen S. 110 fgg., insbes.
auch über die Vorstadt von Delphi, die selbst diesen Namen führte,
Plut. Pyth. orac. c. 21), über die mit der Versammlung verknüpften
Jahrmärkte, auf die er gleichfalls überging, Zenob. V. 36.
5) Aeschin. Ctesiph. §. 124: ixxXrjoLat- yuq oyo/xai^ovniv , oiav or
fxövov xovQ nt'Xuyögaq xnl toi"? t(Qo/xi>T^f*ovaq ai'yxaXfomniv, itXXn xal xovz
oj'vöi'ovTH? xul xQO)f*fvovq TÖ) Ofol: vgl. Hcsych. II, p. 1081 : nvXaxi-
d»C ttyoQal , oTioi' ivvinoir ol 'ytfKf^ixxvoy«; ilq Tt/y XfyofihTjv llvXaiav
h xfj naviyyi'oft , und mehr bei Tittmann S. 89.
58 Th. l. Anfänge dtr Staatenhildung .
6) Schol. AristopL. Nub. 623: xuiü tiÖIiv ö' Inffinov rov<; &i'-
aovTug xal avviÖQivaovxuq xitl ijauv o'i nf/x,nönivoi 7tvlfiyc>()rti, xnl Ugo/xvij-
fiovf?: vgl. Aeschin. Ctesiph. §. 184 und mehr bei Letronne Eclalr-
cisseinens sur les fonctions des niagistrats appeles Mneinons ^ Hie-
roinnemons, Pronmetnons, et sur la composition de l'assemblee Am-
phietyonique , in M. d. l'A. d. Inscr. 1822 T. VI, 221—261 und
Franke de decr. Amphict. p. 16; obgleich ancb bei diesen manches
noch schief aufgefasst ist.
7) C. Inscr. I, p. 807 1. 40: « niXig f| üq x' tj o laoo/trüficov:
vgl. Aeschin. Ctesiph. §.46 und Demosth. Cor. §.148: *l /^iv tov-
rov TÜv na() tuvrov nfunoftivwv IfQo^tTjfiövtjv iloTjyilto Ttc : auch Schol.
Demosth. Timocr. p. 747 : IfQo/uvi^fiOJv D.fyiro o nffinöfifvoq ai'vfdpo;
i'TiJ^ T^C nöhtaq , wobei es sich von selbst versteht, dass avvfdQo<;
nicht etwa den Beisitzer eines Andern , sondern einfach das iVlit-
glied eines ax<vid()i.ov bezeichnet, Valois III, p. 224 fgg. , Letronne
p. 249 fgg.
8) Mvafio)v Dorisch s. v. a. uq^üiv oder iniOTad-fioq , Plut. Qu.
symp. p. 612; vgl. C. Inscr. Ili , p. 584 und Göttling ad Aristot.
Politic. p. 421. Eben desshalb auch y^a^/taT*??, Tim. gloss. Plat.
p. 148.
9) Vgl. Tittmann S. 84 fgg. und die Urkunden bei Böckh C.
Inscr. I, p. 807 fgg. und E. Curtius Anecd. delphica, Berlin 1843.
4, p. 75 fgg. Auf die bei Demosth. pro Corona kann allerdings
nach Droysen und Franke a.a. O. kein Gewicht mehr gelegt werden.
10) KvQioi. xwv Tpr/(f0jv, Schol. Demosth. Cor. p. 277; vgl. Kot-
typhus bei Aeschin. Ctesiph. §. 184 und Tittmann S. 87. Die De-
crete aber bezeichnet als Eponymus der Archon von Delphi , C.
Inscr. I, p. 823, Tittmann griech. Staatsv. S. 384 ; falsch Letronne
p. 246.
11) Her. VII. 213: xui ol (pvyövxi, vna xöiv Tiiii.uyiQ(ov , rüv ^/i-
<fi.mvüvo)v f? XT/V nvXuirjv av).hyoiufvo)v , rnQyj'^iov tntxijQVX&^J ' vgl.
Harpocr. p. 261: fTiffiTiovxo öt tx xöiv noXtojv tsüv fiiTi;(ot'a(öv xF/q
'^ftffitxxvoviai; Ttvf'c, oi'n*^ (xu).ovvxo niiXuyoQat, und über die doppelte
Namensform in ot und ui Bremi ad Aeschin. Ctesiph. p. 93 und
Sehaefer ad Demosth. II, p. 216; ausserdem aber auch noch die
amtliche Bezeichnung i'yogurQol C. Inscr. 1, p. 816, Curtius 1. c.
p. 41 u. 8. w. , worin sie neben den Hiecomnemonen als die Wort-
führer der Gemeinde erscheinen , so dass man das Idoii xoVg Ugo-
/Av^ftoai. xiil Tot? ityogaxgotq ganz mit dem sonstigen rrj ßovXfj xul rip
dr^/ito vergleichen kann.
12) Athen bestellte einen (jährlichen?) Hieromnemon durch's
Loos, Aristoph. Nub. 619, und wählte zu jeder Pylaea (so Franke
p. 12, richtiger als Böhnecke Forschungen S. 314 und 498, der sie
auch für jährlich hält) drei Pylagoren , Demosth. Cor. §. 149, Ae-
schin. Ctesiph. §. 115; anderwärts finden sich aber auch für dieselbe
Stadt mehre Hicromnemonen , vgl. Curtius Anecd. p. 50.
13) Aeschin. F. L. §. 116; vgl. Diodor. XVI. 60 und Strabo
IX. 3. 7 : 'AxQiotoq df TÜtv ft.vJj/40vnio/i(vü)v ngöJxoq dtaiäjat doxtT xil
nigl rovq u4ft(fixTvovu<; xul noXiiq dqioQiaui. ftfv i«c nixfxovaaq xov
awiSgiov xal yj/jgiov /xÜottj dovvaif rfj f^iv xad- uvxtjv, xfi d\ (uQ-
ixfQaq 7j /uixu TtXnöttov,
14) Strabo : ul fitv ovv nqüxat dtLdixu Xfyovmi avvfk&ilv nökuf
ixuoxT] d i7ii/*ipt THiXuyöi^uv f äif tiux' Ixoq oilojy? xijq ai'vodoi», t'u^ot %i
§. 14. Organisation der ddphiscUen ^mphiktyonie. 59
x«J «,ro:i.;ooi,: vgl. Böbnecke S. 46 ; oder wäre nact P^Uer Denie-
tl" u«d Perseph S. :557 die Hcrbstversammlung ursprunghcL die
einzige gewesen?
1rl^ AVI G. A. «. 49, not. 12. Früher freilich trennte man
beide dergestalt, dass Clinton F. H. III, p 620 der die pytlnschen
Spiele richtig in den Herbst sezte , gleichwohl die fu^m/ ;ii^W
nach Delphi, Böckh C. Inscr. 1. p. 808 zwar die o.o;?.,./ nrda.u
nach De phi aber die pythischen Spiele in das Frühjahr verlegte ;
^Ls aberfü; beides na^h den neuesten K"tdeckungen ^le Gr«.ide
wegfallen, glaube ich in d. Zeitschr. f. d. Alt. 1844, S. 4i7 aus
reichend dargethan zu haben.
16) 'E. Ja^ol, nvXaiu, rk^.Tj,, C. Inscr n. 1694, eben so wob
aber bei Curtius n. 40. 43. 45 öno>Q..-^,, so dass man höchstens m
Heeren 111. 1, S. 201 und Schömann p. 391 annehmen konnte dass
?ie VersaLlung in beiden Jahreszeiten an beiden Orten gehalten
worden sey ; ehe jedoch für eine H"»'«.»7---»""«^,^';,lt; ^^Z
mopylen bessere Beweise vorliegen, wird für das Zeitalter, dem
jene Urkunden angehören, auch obige Annahme ausreichen.
17^ PoWb IV 25: avvavay.of^tftn&a,. 6i xal ror? ^^y.xTi^oa.v
om-rl yvv ßovkinevo. r!bv y.ara to Uqov im^garfW avro.: ^gl^ß^^K''
C hiscr I P. 824, Boss luscr. ined. I, p. 27, Curtius in Ritschl s
Rii MusillJ: 115, Meier in Allg. Lit. Zeit. 1843 Dec. S.b29fgg.
18^ Paus X. 8. 3 : ßaadivQ di Avyovoroq fiirfVvai, xat Tot<; JVt-
Mnyvnral ^Jv ol .nl Aly.ä.a, .al ^^.<«r«?^ 0.aa«Aor, avvr.Anv , z«.
naod rovZv dl'o LlorcoV eh de e. Jo^Qiöo, rr,, ayxa.n,- nef^nova. de
ITao.,oI Ol re >c«Ao.;^.vo. 'OCÖAc. x«i ol n^ar hvßoia, e.a e.arego.
KooiJov av. Meyageva.. iar.. ek, .al ek 'Af^rjvalo,- a. ^e. drj noXe.,
fo.ZerA^c<fZvoviav L'aav «.o de e&u7,v rö,. ...e.Xey>.e... e.uorr,
v^l Böckh C. Inscr. 1, p. 578 und dens. p. 580 über den bXXadaQ;^,
xl; 'A^^..rnör.v, der früher nicht vorkommt. Auch ein en.^eX,r>^
S. ni; dass aber das nq^o/rina t;;? .4/..^.xz vovm«? lebenslunglicü
^ar, sagt Plut. sen. republ. ger. c. 20.
.i
ZWEITER HAÜPTTHEIL.
Geschichte des dorischen Stammes ^ insbesondere der
Lacedämonier.
Vgl. J. C. F. Manso Sparta, ein Versuch zur Aufklärung
der Geschichte und Verfassung dieses Staats, Lpz. 1800 — 1805
3 Thle 8.
O. Müller, die Dorier , vier Bücher, Breslau 1824; 2te Anfl.
Ton F. W. Schneidewin, 1844. 2 Bde 8.
K. H. Lachmann die spartanische Staatsverfassung in ihrer
Entvrickelung und ihrem Verfalle, Breslau 1836. 8; vgl. Jahrbb. f.
wissensch. Kritik 1837, B. II, S. 208—264.
C. F. Hermanni Antiquitatum Laconicarum libelli quatuor,
Marb. 1841. 4.
CAP. I.
Vorbereitungen und Folgen der dorischen Eroberung.
§. 15.
So weit hatten also bereits die Aeoler und das ins-
besondere durch sie vertretene Heroenthum die griechi-
sche Staatenbildung gebracht, als die Bewegungen aus-
brachen, durch welche bald nach der Zeit des trojanischen
Kriegs die Völkerverhältnisse Griechenlands eine ganz
veränderte Gestalt erhielten *), und deren lezte der soge-
nannte Heraklidenzug oder die Eroberung des Pelopon-
nes durch die Dorier ist ^). Waren die früheren Erschüt-
terungen vielleicht mehr von der See her aus Osten oder
Süden gekommen, so ist es gewiss, dass diese vielmehr
von Norden ausgingen, wo der griechische Stamm mehr-
fach barbarischen Völkerschaften welchen oder sich mit
solchen vermischen musstc ^) ^ und aus dieser yölkerwan-
derung entwickelt sich dann eben die Kette von Bege-
8. 15. Forgänge im Norden Griechenlands.
61
benheiten, Wehen die hellenische Zeit ihre staatlichen
Grundlagen rerdankt. Selbst in Macedonien ist trotz der
Ansprüche seines Königsgeschlechts anf heraklidischen
Ursprung das Uebergewicht entschieden auf Seiten des
barbarischen Elementes '^j ^ in Epirus aber 5) , ja bis in
den Norden von Aetolien hinein % werden die Einwoh-
ner von den Griechen der geschichtlichen Zeit nicht mehr
als Stammverwandte betrachtet^ und gleichwie vor diesen
wahrscheinlich die Auswanderungen gewichen sind, die
schon früher von dort aus nach der Küste des gegenüber
liegenden Italiens stattgefunden haben sollen 7) , so liegt
wohl ein ähnlicher Grund auch dem Zuge der Thessalier
unter, die aus der Gegend von Ephyra in Thesprotien «)
unter Fürsten, welche die Sage gleichfaUs zu Herahliden
macht 9), in die später von ihnen benannten Ebenen ein-
fielen und die äolischen Stämme , welche dieselben da-
mals inne hatten i«), theils unterjochten theils vertrieben.
Ein Hauptstamm von diesen, die Boeotier aus Arne i^),
wandten sich südwärts nach der Gegend, die wir als
seinen Wohnsitz kennen i2), und machte hier seinerseits
den Völkern ein Ende, die sich bis dahin in dieselbe
getheilt oder um ihren Besitz gestritten hatten, ohne je-
doch mehr als sagenhafte Erinnerungen zu hinterlassen^
die Minyer in Orchomenos i3), die Kadmeer oder Kadmeo-
nen in Theben i^), die Thraker ^5) u. A. zerstreuten sich m
Nachbarstaaten oder Colonienie)^ und wenn die tyrrheni-
schen Pelasger, vor welchen erst kurz vorher die Kadmeer
hatten weichen müssen i^), noch eine nationale Selbstän-
digkeit in die Fremde mitnahmen, so verdankten sie dieses
dem Schutze der Athener, deren Widerstand überhaupt
den Fortschritten der Boeotier ein Ziel gesezt zu haben
scheint '^).
t) Vell Paterc. I. 3: tum Graecia maximis concitssa est nioti-
bus. Nur in. Peloponnes herrscht zwischen dem »'»J»"'^^»"^"*""^«'
L den. HeraMi Jenzuge tiefe Ruhe. v,l. B Th.ersch über da
Zeitalter und Vaterland des Homer, Kalberst. 1832. 8, b. IbD igff.
2) Vgl. B. ten Haar resp. ad quaestioneni : enarrcntur Hera-
clidarum incursiones in Peioponnesum earumque causae «W"« ^•-
fcctus exponantur, Groningen 1830. 4; auch F. scher und Sottbeer
Zeittafeln I, S. Vi fgg- und (Irote II, p. 1 fgg-
62 Th. IL Darier. C. I. Die dorische Eroberung.
3) Strabo VII. 7. 1, p. 494: onov yt xai t^? Pv tü /la^ovTi' EX-
Xnäo<; uvufTiltxTl ovaT](; ti^v noiktjv ol ßügßriQoi l'xovai' Mamdoviav niv
Qgnx'q xai riv« ßfQff trjq OirraXiaq , yixaQvavlnq S\ y.ul AlTO)XLaq tu
avo) QiOTiQtoroi xul Kaoamnatoi xai '^/AtplXo/oi, xal MoXottoI xal yld-a-
fiüviq , 'Hn.(iQmxtxu i'&vTj : vgl. Plut. V. Pyrrh. c. 1 und mehr Priv.
Alt. §. I, not. 2.
4) Insbes. des illyrischen, vgl. Müller Dor. I, S. 2 fgg. und
dens. über die Makedoner, Berl. 1825. 8, S. 34—49; auch L. Fla-
the Gesch. Macedoniens Lpz. i832. 8, B. I, S. 10 fgg. und Grote
Hist. of Greece IV, p. 10 fgg. Pelasgische Grundlagen (Justin.
VII. t; ob aber Aeoler? Constant. Porphyr. Them. II. 2) sollen
damit eben so wenig geleugnet werden als die olympischen Hella-
nodiken das Königshaus für ein heraklidisches anzuerkennen verwei-
gerten , vgl. Valck. ad Herod. V. 22; darin liegt aber noch kein
Recht, auch in historischer Zeit, wie Ciavier Hist. d. pr. tems II,
p. 216 — 220, Sturz dial. Maced. p. 10, Weiske de hyperbole erro-
rum in hist. Phil, genitrice (Lips. 1819. 4) I, p, 18, und nament-
lich Droysen Gesch. Alex. d. Gr. S. 34, Gesch. d. Hellenismus II,
S. 554, Hall Encykl. Sect. III, ß. IX. S. 205 thun , die Gräcität
des ganzen Volkes zu behaupten ; und selbst die hellenischen Ele-
mente, welche diese und O. Abel, Macedonien vor Philipp, Lpz.
1847. 8. S. 98 fgg. aus der Zusammenstellung des Amqixov xal Ma-
xfdvov l'&voq bei Her. I. 56 und VIII. 43 scharfsinnig ermitteln, ha-
ben nicht verhindert , dass das ganze Alterthnm die Macedonier als
Barbaren betrachtete. Demostbenes (Olynth. III, §. 24, Philipp.
Ili. §. 3t, F. L. §. 307. 327) mag parteiisch erscheinen; aber auch
Thrasymachus sagt bei dem. Alex. Strom. VI, p. 624: 'Aq/iXätü
äovXiiiaofiiv , " EXXtjv((; ovtk;, ßa^ßägot; ähnlich Plut. V. Arat. c. 38,
um Herodes Rede bei Reiske VIII, p. 50 und Aphthon. Progymn.
c. 9 gar nicht zu erwähnen; und wenn Aristot. Politic. VH. 2. 6
die Macedonier mitten unter Scythen , Persern , Thrakern , Kelten
erwähnt, so kann es nicht auflFallen , bei PoU. I. 138 die macedo-
nische Sarisse zu den ßuQßuoixoti; gerechnet zu sehn ; vgl. auch
Voemel in Zeitschr. f. d. Alt. 1848, S. 372.
5) Vgl. Thucyd. II. 80, Strabo VII. 7. 8 , p. 502, und mehr
bei de la Nauze sur les peuples , qui s' establirent en Epire avant
la derniere guerre de Troye , in M. de 1' A. d. Inscr. VlI, p. 151
fgg., Raoul-Rochette Col. I, p. 212 fgg., Mannert Geogr. Vit,
p. 630 fgg. , Merleker histor. geogr. Darstellung des Landes und
der Bewohner von Epeiros , Königsberg 1841. 4. Nur der Königs-
stamm der Molosser galt seiner Herkunft von Achilles Sohn Neoplo-
lemus zufolge für hellenisch ; vgl. Strabo p. 505 , Justin. XVII. 3,
Plut. V. Pyrrh. c. 1.
6) Amphilocher Thucyd. II. 68, Eurytaner III. 94; vgl. Polyb.
XVII. 5: T(Dv yuQ Alxü}X5)v ovx naiv "HXXt/vtq ol nXfiovc , und mehr
bei Kreuser Vorfragen über Homeros S. 215 fgg., der freilich diese
Barbaren gerade als die Urbevölkerung betrachtet.
7) Spina am Padus , s. Dionys. Hai. I. 18 mit Raoul-Rochettc
I, p. 296 fgg. und Müller Etr. I, S. 142; über Grossgriechenland
aber, wo selbst Namensähnlichkeilen (Chones z= Xäoveq , Victor,
var. lectt. XXII. 21, Pandosia und Acheron Liv. VIII. 22) an Epi-
rus erinnern, Strabo VI, p. 392 fgg. und mehr bei Niebuhr röm.
Gesch. I, S. 54 — 05, Mommsen unlerital. Dialekte, Lpz. 1850. 8,
S. 92, Gcrlach in Verh. d. Götlingcr Phil. Vers. 1852, S. 32.
8. 15. Forgängeim Norden Griechenlands.
63
8) Vgl. Her. VII. 176, Vell. Paterc. 1.3, und im Jllg Raoul-
Rochette II, p. 436 fgg. «nd B""™-^ ^"^«y*''«»- " liwoti ^^e;
der sie freilich auch früher scho» m «*" ^- S; J^^^X \ .58 1
westlichsten unter den ^ier Provinzen Thessaliens (Strabo iX, p. ODöt
Pelasgiotis , Hestiäotis , Phthiotis und Th.) wohnen lässt.
9) Thessalus Sohn des Herakles und Vater des Antiphus und
Phidippus, die Uiad. II. 678 an der Spitze der Koer stehen vg .
Böekh expl. Find. p. 332; des lezlern Sohn Aeatus aber le»let nach
Polyaen. Strateg. Yill. 44 den Zug gegen d.e Booter; «Strabo 1\
p. 677 und über die Bedeutung der Sage Buttmann S. 2bU und
Müller Dor. I, S. 421.
10) Diodor. IV. 67: t,V tot. ^Jv AloXida, vvv (J| Q^vraXia. xa-
lovf.hr,v: vgl. Conon bei Phot. Bibl. c. 186, narr 41 Strabo >. 2.
4 p. 337, und Apoll, lex. Homer, p. 162. 19 Bekk. Noch genauer
nennt Vell. Paterc. die Myrmidonen , die später als phthiot.sche
Achäer fortdauern, Iliad. II. 681 aber gerade als Herren des /J.;^-
ay.xcV"^oyo? erscheinen, wo die Hauptstadt Lar.ssa lag, vgl. htrabo
VIII P 568, IX, p. 659 mit Geppert homer. Ged. 1, i>. ^3" «nd
401 ;' nur ist dieses allerdings erst ein Theil des Landes, wo Homer
zehn unabhängige Fürstenthüraer kennt , «nd die Thessalier selbst
herrschen später auch über andere eingeborene Stamme, lüuc. ii.
101, IV. 78. VIII. 3. .,,..,
in Paus X. 8. 3: BfaaaUav yuQ xul ovtol tu doxaiortga uxrj-
„av JaIoUi, rriv..avra .x«AorvTo : vgl. Thucyd. VII. 57 , D.odor.
IV 67 , Plut. Qu. symp. VI. 8. 1 , und über den Aeohsmus ihres
Dialekts Böckh C. Inscr. I, p. 717-726 und Ahrens de graecae
linguae dialectls (Gott. 1839. 8) I , p. 164 fgg. l)ass d.e hrkl d
Sprichworts ,. J,n.., (Paroem. Gott. I, p. 79) die Boeot.er selbst
durch Aeoler aus Arne vertreiben lassen, ist Verwechselung mit den
Pelasgern bei Diodor. XIX. 53. ^
12) Thucyd. I. 12: BotwToi xf yng ol viv fit]xoaT(ö I'th ftiru
'IXiov ukcooiv il'AQvrj'; fitaarävT«: ino 0foaai.wv x^v yvv BoMriav,
npixfQov 6e Kudfir^ida yijv xakoVfih?jv äxiauV ^v fi avxmy xa, ano
dao^o, ngix.Qov l. xf, yjj xavx„, «V «v >.«i ^^J^'°'''Z^''''"%'Z'-
vgl. Plut V.Cimon. c. 1, Strabo IX, p. 630, Pt»»- »'Vagi i
p 321 Bekk., und über Arne insbes. d. Erkl. z. Iliad. IJ. 494 und
Paus. IX. 40. 2, im Allg. aber Müller Orchom. S. 391—396.
13) Vgl. Strabo IX, p. 635 fgg., Pausan. IX. 34 fgg., und im
Allg. Buttmann Mythol. II, S. 194-245 und O.Müller Gesch. hei-
len Stämme und Städte, B. I Orchomenos und die Minyer, Breslau
1820. 8; auch L-ichmann spartan. Staatsv. S. 39 fgg.. dessen allzn-
kühne Combinationen jedoch von Böckh in Abhh. d. Berl. Akad.
1836, S. 45 und 82 wesentlich ermässigt werden.
14) Vgl Her. V. 57, Diodor. IV. 66, und mebr bei Müller Or-
chom. S.118; auch Welcker über eine kretische ^'«1»"»^/" ^'Jfi*''"'
Bonn 1824. 8, und R. Unger Thebana paradoxa , Halle 19ÖJ. ö,
15) Vgl Strabo IX. 2. 25, p. 629 und mehr oben §. b, not. 14,
auch Hüllmann Anfänge S. 46, der sie aber, wie es scheint, mit
den Kadmcern idcntificirt?
16) Acßidcn in Sparta. Her. IV. 140, vgl. Müller Orchom. S.
329, Tycho Mommscn in Zeltschr. f. d. Alt. 1845, S. 1 1 ; Gcpl.yraer
in Athen. Her. V. 57, vgl. Ruhnk. ad Vell. Paterc. p. 8, PrcUcr
64 Th. IL Dotier. C. 1. Die dorische Eroberung.
Dem. u. Perseph. S. 392; ferner Kadmeer, Minyer, Abanten bei
den ionischen und dorischen Niederlassungen in Kieinasien und den
Inseln des ägäischen Meeres, Her. I. 146, Paus. VII. 2 — i. iNur
ein geringer Rest der Minyer (aber aus Leunos oder Tyrrhener?
Plut. mul. virt. p. 247) bildete noch später einen eigenen Staat im
südlichen Elis oder Parorea (Triphylien — Lepreaten) ; vgl. Her. 1,V.
145—148, VIII. 73, Strabo VIII, p. 519. 534, und mehr bei Müller
Orchom. S. 3G0— 376 und Curtius Pelop. II, S. 77 und 115.
17) S. Diodor XIX, 53, Strabo IX, p. 616 mit 629, und mehr
oben §. 6, not. 9; auch G. Hupfeld Exerc. Herod. Sp. III, Marb.
1851.4, p. 22fgg. und hier insbes. Müller Orchom. S. 307 und 437,
der sie freilich selbst gerade zu Kadmeern oder diese zu Tyrrhenern
macht und dazu auch \Vachsmuth I, S. 76 bestimmt zu habeu scheint,
-vrährend Lachmann S. 75 fgg. sie vielmehr mit den Minyern zu-
sammen-wirft?
18) Vgl. Her. VI. 137 fgg. mit Raoul- Rochette Col. I, p. 418
— 429 und Güttling gesaram. Abhh. S. 68 fgg.; über ihre endliche
Niederlassung aufLemnos und Imbros aber C. Rhode Res lemnicae,
Bresl. 1829. 8, p. 43-49.
§. 16.
Während nun aber auf solche Welse die fruchtba-
ren Ebenen des nordöstlichen Griechenlands ihre histo-
rische Einwohnerschaft erhielten, hatten sich in den ge-
birgigen Strecken derselben Gegend die Dorier durch
eine Reihe von Kämpfen und Wanderungen i) zu der
Rolle vorbereitet, die sie in der griechischen Geschichte
zu übernehmen bestimmt waren j und so dunkel auch
die Nachrichten über ihre Vorgeschichte sind, so stellen
sie sich doch jedenfalls als ein kriegerisches Volk dar,
dem die Eigenschaften , welchen es seine spätere Macht
und Grösse verdankte, längst zur andern Natur gewor-
den seyn mussten^). Namentlich werden wir diese auch
in den sogenannten Satzungen des Aegimius erkennen
dürfen, an welchen, wie Pindar sagt 5) , die Spartiaten
noch zu seiner Zeit festhielten, die uns aber bis in die
frühesten Zeiten des Volkes zurückweisen, wo jener König,
der Sohn des Dorus, an Herakles als Preis seiner Hülfe
gegen die Lapilhen das Drittheil seines Landes abgetre-
ten+) und des lezteren Sohn Hyllus als Nachfolger des
Aegimius 5) mit dessen beiden Söhnen den drei Stämmen
[(pvlais) der Hylleer, Dymanen und Pamphylcn die Na-
men gegeben haben soll, die uns jedenfalls noch in zahl-
reichen Wohnsitzen der geschichtlichen Dorier begeg-
§. 16. Aelteste Geschichte der Dorier. 65
nen ^). Was aber ihre sonstige Vorgeschichte betrifft,
so ist Phthiotis oder das älteste Hellas schon oben als
ihr Ursitz genannt worden 5 von hier, wie es scheint,
durch die achäischen Myrmidonen verdrängt, hatten sie
sich nach Histiäotis auf die Lapithen geworfen, welchen
dort die Perrhäber das alte Pelasgerland am Fl. Peneus
hatten überlassen müssen ^) ^ und als ihnen auch dieses
wieder durch die flüchtigen Kadmeer ^) entrissen ward,
sollen sie eine Zeitlang unter dem Namen Makedner am
Pindus gewohnt haben ^), bis die Besiegung derDryoper
sie in den Besitz des Landstrichs zwischen Oeta und
Parnass sezte^^), der auch in der geschichtlichen Zeit
noch als ihr Mutterland galt ^^). Nur scheint es ihnen
auch dort bald wieder zu eng geworden zu seyn ^^j-
und wenn auch ihre Angriffe auf den Peloponnes, die
der Sage nach bereits unter Hyllns begannen ^^), an dem
korinthischen Isthmus einen unüberwindlichen Damm
fanden ^'^) , so gelang es ihnen doch endlich im achtzig-
sten Jahre nach dem trojanischen Kriege ^5), mit Aetolern
unter Oxylus verbündet, über die Meerenge von Rhion
in die Halbinsel einzudringen ^^) und den grössten und
schönsten Theil derselben ihrer Herrschaft zu unter-
werfen.
\)^E&vo<; novkvnXüvTjTov xagra, Her. 1.56; vgl. Clarier II, p. 9,
Beck S. 826, Müller Dor. I, S. 17, Lachmann S. 89 fgg.
2) Vgl. Priv. Alt. §. 7, not. 27 und mehr bei Müller 11, S. 19
u. 401 %g. , Göttling im Hermes XXV, S. 124, Platner in d. Tüb.
Jurist. Zeitscbr. V. 1, S. 18, Bernhardy gr. Liter. I, S. 97 fgg.
3) Pind. Pyth. I, 62: i&flovri, 6( nufig>i'Xov xal ftav 'Hguulfiäüv
ixyovoi <!}(d-ai(; vno TuvyfTov vaiovriq ulfl nivuy rid-fioVaiv i* Aiytftiov
Jwgioiq: Tgl. Böckh Expl. p. 234 und Müller Dor. II, S. 15.
4) Vgl. Apollod. II. 7. 7, Diodor. IV. 37, und über das frei-
lich sehr apokryphe Kpos seines Namens G. E. (iroddeck in Bibl.
f. a. LH. u. Kunst II, S. 84 fgg., Welcfcer ep. Cyklus I, S. 263
%jj"» Markscheffel Hesiod. fgm. p. 160 fgg., Bernhardy II, S- 171.
5) Strabo IX. 4. 10, p. 654: rovrwv o ßuaiXfvq Alyittio<; ixnt-
auv xij^ "Ql(f/<: xuTTjx&j] näkiy, eJ; laTottovaif, x''(p' 'HgaxXioix;' (tnifivrj-
fiövn'Ofy ovv ai'Tw rtjv ;^«()jv riXiVT^auvTt nfQi xijv OIxtjv' Yklov yag
tiifnoi^auzo tuv nQioßvxuxov xwv ixdvov naiöoiv xal 6'iidt^axo fxflvoq
xr}v «'(J/T^'v xul ol itnöyovot: wobei freilich noch die Frage bleibt, ob
die Herakliden wirklich nach der gemeinen Annahme (Her. V. 72)
Achäer und nicht vielmehr selbst Dorier sind; vgl. Hüllmann Anf.
S. 122, Müller I, S. 40 fgg. 411 fgg., TLirlwall I, S. 270 fgg.
r na. 4. Ann. E
66 Th. II. Darier. C. I. Die dorische\Eroherung .
6) Stepfa. Byz. s. v. /ivfiüvig: vgl. Her. V. 68 und mehr bei
Hemsterh. ad Aristoph. Plut. p. 114, Marx ad Kph. fgm. p. 97,
BöckU in Heid. Jahrbb. 1818, S. 307 und C. Inscr. I, p. 579 und
609, Müller Orchom. S. 314 und Dorier II, S. 75 ; auch Lachmann
S. 94 fgg. , dessen Vermuthung aber , dass die Famphylen erst im
Peloponnes dazu gekommen seyen, eben so willkürlich ist, wie wenn
Plass II, S. 94 ein Rangverhältniss unter ihnen aufstellt, oder Kor-
tüm in Schlosser's und Bercht's Archiv IV, S. 142 statt der üyma-
nen aus Schol. Aristoph. Plut. 382 Dorier substituirt , um sie den
Pamphylen als Mischlingstamme entgegenzusetzen.
7) Strabo IX. 5. 19, p. 571 ; tuvtt^v r^v ^(oquv ngörtgov ftfv ojxovv
ntQaißoi, To ngoq &aXttTTij /*fQoq vffiö/itvoi, xal xü Iljjvnü fifXQt r{j<;
ixßoXijq avTov xul rvQTÜivog , jioAfOJ? nfQui,ßiöoq ' (Cxa Tunnvüaavrn
ixiivovq tlq ri^v iv rtj /utaoyuiu nora/iluv Aani&ai xaTtO/ov avrn t«
Xwgia: vgl. Voemel Thess. ine. antiqu. p. 20 und Plass I, S. 592;
soll man aber darum mit Dorfmülier S. 28 die Dorier selbst von
den Perrhäbern abstammen lassen?
8) Diodor. IV. 67; vgl. §. 15, not. 17.
9) Herod. I. 56 : inl öi Joigov tov Ekkr^vog xijv vno itjv 'Oaauv
Tf mal Tov Ovkvunov ;^<ii5(i«v, KuXfotnivrjv 6i lartaiüiviv' ix öt t^? lan-
«KOTidoc (oq f^avioT^ vno KaöfttLüiv , ciinn. iv Ilivdo), Maxiövov xuXiofti-
vov: vgl. Abel Macedonien vor Philipp S. 97 fgg.
10) Herodot daselbst: h&iiiTiv di av&ig tg ttjv JgvonlSa /iiTißij:
vgl. VIII. 31 und 43: jdoigntöv rt xal Maxidvov t'&voq , j| 'Egiviov ti
xul lliydov xal r^q /igvonidog varara og/xTj&fvxfg' ol dt Egftioviig ilal
/Igvonig vno MgnxXhg rt xul MtjXtiwv (x rrjg vvv /tmgiäog xaXiofthijg
xc''gi]i; iiuvuoTdvxfg , mit Müller Dor. I, S. 41 und 257, und über
die späteren Sitze der Dryoper oben §. 6, not. 15, und Curtius
Peloponn. II, S. 167 fgg. 484 fgg.
11) Strabo X. 4. 6, p. 729 : ovg ix QixraXlag qnjalv iX&ttv^'Av-
Sgojv x^g Augiiog ftiv ngoxtgov , vvv df Eaxtatuiridog XtyoixivTjg' *J ^5
(agnTj&TjOuv , wg (ft^otv , ol nigl xov Ilugvuaaov olxrjauvxig /iotgutg xut
ixxiaav XTjv xt 'Egtviov xal BoZov xal Kvriviov, ixtp ov xal xgixuixfg
vno xov notTjxov Xfyofxui: vgl. Her. VIII. 31 und Thucyd. I. 107
und III. 92: Jwgiijg, tj fijjxgönoXig xüiv Aaxidai/xoviiov. Scylax Peripl.
c. 63 und Didymus bei Hesych. II, p. 481 nennen sie auch At/iodoi—
Qiflg diu xo Xifibixxfiv xal iiox&rjgdv i'xfiv xyjv yijv: doch wird später
die Zahl ihrer Orte auf vier, ja sechs angegeben, indem Strabo
IX. 4. 10, p, 654 und Scymnus v. 594 noch Flivdog oder 'Axvipag,
die Schol. Aristoph. Plut. 385 und Pind. Pyth. I. 14 AlXaiov, Käg-
(paia, /Igvoni] hinzufügen; vgl. Meurs. Mise. Lacon. III. 9, Raoul-
Roch. Col. II, p. 249—256 mit IV, p. 392, Müller Dor. I, S. 35—
41, Eckermann in Zelschr. f. d. Alt. 1841, S. 1146 fgg.
12) Isoer. Panath. §. 253 : ort ^wgiflg oviig, Intidtj xaxtlSov xug
noXug rag iavxwv udo^ovg xal /iixgug xal noXXüv hädig oi'ioag , vnigi-
äovxtg xuvxag ioxgäxivoav fnl t«? h [JfXoTiovvTjaw ngwxtvovaug x, x. X,
13) Ihn erschlägt Echemus von Tegea im Zweikampfe, Her. IX.
26, Diodor. IV. 58, Paus. VIII. 5.2; vgl. Larcher Chronol. p. 492
fgg. und Clavier II, p. 4.
14) Aristid. de quatuorv. T. II, p. 284 Dind. : (tog fiiv yug dt'
'IoO-/Jiov xijg naßoXl^g fnitgiovxo, t^tx'xovv; vgl. Euseb. Praep. evang. V,
p. 210 und mehr bei Manso Sparta I. 2, S. 60—62 und Clinton I,
p. 107, namentlich auch über die Genealogie : Herakles — Hyllus —
§. 17. Der Peloponnes zur Zeit der Eroberung. 67
Klf odaens — Aristomacbus — Temenas u. s. Brüder, wäbrend in Argos
auf Eurjstbeus (Thuc. I. 9) Atreus — Agamemnon — Orestes — Ti-
samenas folgen.
15) Thuc. I. 12; V};1. Clinton 1. c. und Müller ad Chronogr,
fragm. p. 122 fgg. Unnütze Schwierigkeiten erhebt Grote II, p.
412 fgg.
16) Vgl. Apollod. W. 8 und über Oxylus insbes. Strabo X. 3.
2, p. 711, Paus. V. 3. 6, Schol. Find. Olymp. III. 22. Uschold in
Zeitscbr. f. d. Alt. 1842, S. 358 fgg. beschäftigt sich nur mit dem
symbolischen Elemente der Sage.
§ i7
Was nämlich den Peloponnes selbst betriflft, so zer-
fällt dieser sowohl den natürlichen als auch den politi-
schen Gränzen nach in sechs hauptsächliche Theile ^),
von welchen drei ursprünglich pelasgische, die andern
lelegische oder kaukonische Einwohner gehabt haben
sollen 2) • von beiden war jedoch zur Zeit des Herakliden-
zugs bereits die Mehrzahl unter die Herrschaft äolischer
oder achäischer Stämme gerathen , und diesen galt dann
auch zunächst der dorische Angriff, den die andern
durch freundliches Entgegenkommen von sich ablenkten.
In Elis fanden die Aetolier des Oxylus ohnehin einen
verwandten Stamm, die Epeer, mit dem sie leicht und
auf friedliche Art verschmolzen ^) j Arkadien aber war
durch seine Landesbeschaffenheit selbst kein lockendes
Ziel und erhielt daher auch in diesem Sturme seine pe-
lasgische Autochthonie unversehrt *) , während die übri-
gen Theile des mythischen Pelasgerreichs jezt nur das
Ende einer langen Reihe von Veränderungen erreichten.
Von den beiden Hauptstämmen , welche die Söhne des
Inachus Aegialeus und Phoroneus personificlren ^) , war
der äglaleusische in Sicyon ^) zerfallen , seit in Korinth
das äollschc Königshaus der Sisyphiden ''), in den zwölf
Städten der Nordküste die lonier zur Herrschaft gelangt
waren ") ^ in Argolls aber hatten die Danaer , die selbst
schon als eine Modification des altpelasgischen Elemen-
tes gelten müssen ^) , der achäischen ^°) Dynastie der
Atriden in Mycenae Platz gemacht ^') , die gleichzeitig
auch an die Stelle des lelegischeu Königshauses in La-
E2
68 T/t. //. Dorier. C. I. Die dorische Eroberung.
konlka getreten war i^). Ja selbst ein beträchtlicher Theil
von Messenien gehorchte dieser ^^) ^ erst die nordwest-
liche Spitze bildete mit dem anstossenden Triphylien nnd
den südlichen Theilen von Elis das Reich der Neliden in
Pylus ^*) , die aber gleichfalls aus Aeolus Geschlechte ^^)
über die kaukonische Bevölkerung dieser Gegenden
herrschten 5 und so hatte wenigstens an der Küste des
Peloponnes das äolische Stammgebiet damals so ziemlich
denselben Umfang, wie es fortan hinsichtlich des dori-
schen der Fall war ^^). Sechzig Jahre, nachdem Melan-
thus aus Pylus vor den Doriern gewichen ist, sehn wir
dieselben an der Gränze von Attika ankommen, wo sein
Sohn Kodrus gegen sie fällt ^^), und in dieser Zwischen-
zeit muss mithin die Eroberung im Wesentlichen voll-
bracht worden seyn , nur die Nordküste oder das später
sogenannte Achaja entreissen die von ihnen verdrängten
Achäer ihrerseits den loniern und nöthigen diese zur
Auswanderung nach Kleinasien ^^), wohin ihnen übrigens
nicht bloss achäisch-äolische sondern selbst dorische Colo-
nisten theils bereits vorausgegangen waren , theils in
kürzester Zeit nachfolgten.
1) üie nur fünf rechneten, mussten Arkadien und Elis verbinden,
Paus. V. 1; vgl. Curüus Pelop. II, S. 93.
2) Strabo VIII. 3. 17, p. 531 : ol nlv yctQ xul oXtjv riyv vvv 'i/-
ktiuv uno xrj<; Miaarjviuq ßfXQ'- ^'V'7? KaVKWviav kfx&r/vai qsaaiv • Av-
rina)(oq yovv xal 'Entiovq xal Kai'KO)vai; anavrnq rtQooayoQivfi, Die
Epeer aber sind Leleger, Böckh ad Pind. Ol. IX. 61; und demsel-
ben Stamme wird bei Paus. III. 1 und IV. 1 aueb die älteste Be-
völkerung von Lakonika und IMessenien beigelegt , während Arka-
dien , Argolis , Aegialea altpelasgisch sind; vgl. Beck S. 349 fgg.,
Ciavier I, p. 43 fgg>, auch Spanheim ad Call. H. Pall. 4, und über
Argos als Stammsitz {[JtXnoyov "^Qyoq, Bergk Com. att. reliqn. p. 94)
insbes. J. H. C. Schubart Quaest. bist, geneal. F. 1 Argolica,
Marb. 1832. 8 und Mich. Lunini Proleg. ad res Achaeorum, quibus
mythicae Argolidis historiae primordia breviter adumbrantur, Dorp.
1832. 8, p. 73 fgg.
3) Epeus und Actolus Söhne des Endymion, Paus. V. 1, deren
zweiter die Kureten nach Akarnanicn treibt, Strabo X. 3. 2, p.78t,
Schol. Iliud. Xill. 218, so dass Oxylus Zug nur eine Ilückkelir ist,
vgl. Paus. V. 18. 6: xal rotq f*h Jortv doTjiifvov Alraikovi; tok? /xiru
O^vkov xai 'HktioD(; «tvat toi/? a()^«toi'? , unavxäv äi oqiüq yhovc; ri
f'yrjurj xov *{ «o;f^C xal ti'ivoiuv tvdfixvvfihovq f? itXlijioi'g : obgleich
Andere wie Her. VIII, 73 Elis einfach als aetolische Eroberung be-
trachten und desshalb auch Oxylus nicht ohne Kampf in Besitz
8. 17. Der Peloponnes zur Zeit der Eroberung. 69
tommen lassen , vgl. fiphorus bei Strabo VIII. 3. 33, p. 548 mit
Marx p. 128 und Clinton I, p. 108; auch Müller Dorier I, S. 02,
und über die Acbäer, die Oxylus gleichfalls mitgebracht haben soll,
E. Curtius in Zeitschr. f. d. Alt. 1852, S. 3 fgg.
4) Her. II. 171 : ol vnoXfi.(f)&hTi(; fltXoTiovvTjaioiv xal otm iluva-
arnvTfq 'Agxf'xfi?: vgl. §. 7, not. 12 und Strabo VIII. 1. 2, p. 514
mit der mythischen Motivirung bei Paus. V. 4. 1, VIII. 5. 6, und
l'olyaen. Strateg. I. 7.
5) So viel Geschichtliches mag in der alten Genealogie bei
ApoUod. II. 1 liegen, nenn auch Andere Aegialeus zum Autochthon
machen und sein Königshaus 235 Jahre vor Inachus setzen. Mit
PLoroneus beginnt der Argiverstaat, Paus. II. 15. 5; sein Sohn Apis,
der übrigens aucb in der sicyonischen Genealogie vorkommt , per-
sonificirt den alten Landesnamen 'Ania, vgl. Atb. XIV. 63 und
Constant. Porphyr, de themat. p. 52 ed. Bekk. mit Buttm. Lexil.
I, S. 67 ; Phoroneus Enkel Argus und Pelasgus aber drücken dann
die Trennung zwischen Argolis und Arkadien aus, gleichvi^ie in der
zahlreichen und verwickelten Nachkommenschaft des Pelasgus (Paus.
VIII. 1) die Zersplitterung Arkadiens vorgebildet ist; Rabaut de St.
Etienne Hist. prim. p. 161 — 178, Ciavier I, S. 122—130, Kortüm
hell. Staatsv. S. 156 — 164, Clinton I. p. 88—92.
6) S. Paus. II. 5 und 6, Euseb. Chron. p. 121 fgg., und im
AUg. Erb. Hagen Sicyonia im Progr. d. Friedrichsgymn. zu Königs-
berg 1831. 4, Rob. Gompf Sicyoniacorum spec. II, Berl. 1832. 8,
Toig. 1834. 8, auch H. Bobrik de Sicyoniae topographia, Königsb.
1839. 8, und über Bedeutung und Umfang des Namens Aegialea C.
F. Merleker Achaicorum libri tres, Darmst. 1837. 8, p. 12 fgg. und
Meineke Anal. Alexandrina, Berl. 1843. 8, p. 116.
7) Sechs Generationen nach Paus. II. 4. 3, vgl. Beck S. 865
fgg. und im Allg. Scbeibel Beitr. zur genaueren Kenntniss d. allen
Welt, Breslau 1808. 8, S. 55—210 und C. Wagner rerum Corinth.
spec. Darmst. 1824.8. Die älteren Könige, Marathon, Polybus u. s. w.
hat Korinth mit Sicyon gemein ; dieses selbst aber kommt nach Po-
lybus Tode unter Argos (Adrastus, Her. V. 67) oder Mycenae (Paus.
JI. 6. 4.).
8) Her. \ II. ^4 l ^'loiviq ö\ 'öaoy n\v yQcvov fv IliXoiiovvrjau olxiov
riij'v vfjv xaku'fifvTjv ''AyuuTjv , xal 71(jIv tj Jayaov re xal Sovd-ov um-
xfO&ai (l(; rifXonövrriOov , fxuXfovro Tl(Xuayol Alyiuliic; , Inl d\ Iwroq
rov Zov&ov"Jo)vfc;: vgl. I. 145 und Strabo VIII. 7, der sie aus Attika
kommen lässt, worüber unten §. 95; die Leugnung ägialeischer (o-
nier bei G. Uebelen zur Urgeschichte d.i Ionischen Stamms, Stuttg.
1,837. 8, ist jedenfalls ganz willkürlich. ;.
9) Ciavier I, p. 185 fgg., Raoul - Röchelte Colon. I, p. 202,
Clinton I, p. 73 fgg. , Curtius Pelop. II, S. 344.
' 10) Paus. Vn. 1. 7: Sx'vt]9hTWv Sf h "^Aftyii xal Aaxtdal/xovi,
xbtv ^Axaiov nuLdoiv Toi'C (tv&fiijjrtov^ ivravd-n l^fvixTjOfv Ayatoiiq xXt]-
Oijvm' TOVTo ^liv atfitotv uvofia ijv Iv xotfü , /laraol dl Afiylioi^ löirt,
woraus aber keineswegs mit Müller Orchom. S. 109 — 113 (vgl. Pro-
leg z, Mylhol. S. 185) zu schliessen ist, d.nss bereit'« die Danaer
zu den Achäcrn gehörten ; diese hängen vielmehr wesentlich mit Pe-
iops zusammen, Strnbo VIII. 5. 5, p.SCrl, Schol. Pind. Olymp. I.
37, 80 unklar auch dessen Herkunft (§. 7, not. 5) und Verhältniss
zu den Söhnen des Achüus , Archander und Architcics , ist , vgl.
70 Th. II. Darier. C. I. Die dorische Eroberung.
Manso Sparta I. 2, S. 52, Ciavier Hist. I, p. 292 und Apollod. II,
p. 87, Schubart Quacst. p. 140; und -wenn sich gleich bei Her. V.
72 der Heraklidc Kleomenes einen Achäer nennt, so knüpft sich
doch dieser Name im Peloponnes eng an das Königshaus der Atri-
den; Merleker p. 6 fgg>, Zeitschr. f. d. Alt. 1852, S. 4.
11) Strabo VIII. 6. 10, p. 571 : xmt' ug^uq /aiv ovv xo^'Aqyoq Ithxqu-
xn fiukXov^ iid- ul Mvxfjvai, fifii,ova iTiiäoaiv Xußovaai. dtu ttjv tüv JIi-
Xoitiöwv ilq ai;T«? nid-iÖQvaiV niqiaxuvxüiv yug *l? xuq Argfio? nuiö'u<;
itnrivxmvf ^Ayufiffivmv wv nQiaßvTfgoq nuQuXnßiov xtjv i^ovaiav a/iu xvyrj
xi xat dqtxTj tiqo<; toT; ovai nokXi]v ngoaixxjjauxo xF/q /oigui; x. t. A.
Daneben freilich noch andere Häuser, deren Ahnen namentlich bei
dem Zuge der Sieben gegen Theben betheiligt erscheinen , Trie die
Prötiden aus Danaus Stamme in Tiryns (Kapaneus -Sthenelus) und
die äolischen Amythaoniden ;(Bias-Adrastus ; Meiampus-Ampfaiaraus),
in deren argivisches Erbe Diomedes eintritt , vgl. Diodor. IV. (i5.
68, Paus. II. 18. 4, 30. 6, und mehr bei Böckh expl. Find. p. 455
und Schubart p. 157 ; doch herrscht Agamemnon über alle (lliad.II.
108: ^'AQyfV nuvxl uvüoaojv), und es ist eben so unzulässig, mit Lach-
mann spartan. Staatsv. S. 53 Persiden in Mycenae und Atriden in
Lacedämon gleichzeitig zu setzen, als mit Uschold, dem Lauer ho-
mer. Poesie S. 141 fgg. mit Recht entgegentritt, Agamemnon selbst
zu einem Gotte zu machen , so schwer auch sonst in dieser ganzen
Sage die Scheidung des mythischen und geschichtlichen Elementes
vrird ; vgl. Uschold trojan. Kr. S. 166 fgg., Zeitschr. f. d. AU.
1836, S. 44 fgg., Vorballe I, S. 488 fgg., auch K. Eckermann
Melampus und sein Geschlecht, Gott. 1840. 8, und über Diomedes
O. Müller kl. deutsche Sehr. II. S. 168 fgg. und Schwenck in
Welcker's Rh. Museum VI, S. 289 fgg.
12) Paus. III. I. 5: ißuaiXivaav d\ xal ol Tvvdä(jf(o naZS«; xal
Mfvfkaoq 0 ^Axqtox; TvväuQfco ya^ißgo? aiv, OQtaxTjt; xt EqftiovTj rij Mt-
veXuov avvoixb)v ; vgl. il. 18. 4 und Eurip. Orest. 1049.
13) Diodor. XV, 66 : xo /J,iv ovv naXaiov ol uno NrjXiox; xnl Nf-
axoQoq xaxia)(ov avxr'v nfXQ^ '^^v TqonxöJv xqö>mv' litxu dt xuvx Aya-
/if/ivovo(; 'OqtaxT]<; xui ol an avxov /*fXQi- T/j? xa&odov xwv HquxXh.ööh' :
vgl. Strabo VIII. 3. 29, p. 541 und mehr bei Ross Königsreisen I,
S. 203 und Curtius Pelop. II, S. 124, vpo übrigens auch das vrei-
tere Zeugniss desselben p. 550 nicht übersehen ist: ntxu 61 Ttjv
MiviXäov xfXivxTj* i^uo&tvi]aävxmv xwv 6 taä i^n/iivfüv xrjv »QXV^ "'' -^V
XitSui Tiy? Mioarjviaq fiirJQXov.
14) Vgl. Strabo VIII. 3. 7 und mehr bei Schönemann Geogr.
homer. p. 35 fgg. und Müller Orchom. S. 363, obgleich die Haupt-
stadt — vrenn man nicht für Ilias und Odyssee verschiedene Vor-
stellungen annehmen will — nach lezterer vielmehr das messenische
als das triphylische Pylus seyn muss; s. Nitzsch z. Odyss. I, S. 133,
Völcker in Seebode's Archiv 1828, S. 44, Leake Morea I, p. 415,
Curtius II, S. 174.
15) Apollod. I. 9. 9, Diodor. IV. 68, Paus. IV. 2. 2 u.s.w.-
16) Strabo VIII. 1.2: ovxüt öf xov AloXixov nXrjd-ovq IntxQaxovv
Toc iv TOI? ixxu<; laO-fiov xal ol hxoq AloXiVq tiqoxiqov i/oav , ih ifii-
xO^aav . . . ol /4tv f*üXXov , ol di jjxxov uloXit^ovxn; axf^ov 6 l'xi xal
virv xuxu nöXnq aXXoi uXXtoq SiaXfyovxat, doxovai di 6uiqii,iiv utiuvxk;
6id XTJv av/jißüaav imxQaxuav. ^,^, „j , i •,•, ^^^
§. 18. Die dorische Theilung des Peloponnes. 71
17) S. Strabo VIII, p. 550, IX, p. 602, Paus. II. 18. 9, und
mehr unten bei Athen.
18) Her. I. 145, Polyb. II. 41, Str. VIII, p. 561, Paus. VU.
1. 8; vgl. Raoul-Roch. III, p. 9 fgg.
§. 18.
Die drei Länder der Atriden wurden darauf unter
die Söhne des Königs Aristomachus getlieilt ^), die diese
Besitznahme übrigens zugleich durch angebliche Ansprüche
ihres Ahnen Herakles heiligten ^) : Temenus als der Ael-
teste erhielt Argos als alten Herrschersitz ^) ^ Kresphon-
tos soll sich durch List in den Besitz des besten Theils,
Messeniens gesezt haben '^)^ die unmündigen Söhne des
Aristodemus, Eurysthenes und Prohles^), wurden mit
dem schlechtesten Loose, Lakonika, abgefunden ^). Von
Argos aus wurden dann durch De'iphontes in Epidau-
rus^), Agäus in Trözen ^), Phalces in Sicyon^), Aletas
in Korinth ^o) eigene Reiche gestiftet 5 Attika verlor we-
nigstens Megara, das zuerst in Abhängigkeit von Ko-
rinth wie Aegina von Epidaurus ' ^) , später selbständig
in die Reihe der dorischen Staaten eintritt ^^). Inzwi-
schen dürfen alle diese Eroberungen nicht als so plötz-
lich vollendet betrachtet werden ^ nicht geringe Reste der
früheren Landeseinwohner scheinen theils friedlich und
freundschaftlich neben den Eroberern fortgelebt ^'), theils
in den festen Burgen des Landes ihnen längeren Wider-
stand entgegengesezt zu haben ^'^) 5 und wie es jedenfalls
sicher ist , dass mehre der namhaftesten alten Achäer-
städte erst nach Jahrhunderten den dorischen Waffen
unterlagen ^^), so sehen wir auch noch bis in's achte und
siebente Jahrhundert a. Chr. von Lacedaemon selbst
achäische Golonicn ausgehen, die sich gerade durch ihre
Auswanderung die fortdauernde Unabhängigkeit erkauf-
ten 16).
1) Vgl. Plat. Legg, III, p. 683 D und mehr bei Clinton I,
p. 110 fgg. und Wachsmuth über den Stammbund der Dorier im
Peloponnes H. A. I, S. 808.
2) Isoer. Arebid. |. 18: h'Qkjkov 'A()yo<: n\v xar' ((y^iarilav uv-
■twv yivö/ifvov {Ev(ti'nOio)i yuf} uno&nvovroz norot IJfQonöiJiv rjCiav xf/ra-
kfln-IAfiihoi) , AuKidaiftovu öi Murn döoiv {}*ßX^&il(; yuq Tv»6ü(Jiuq i»
72 Th.II. Darier . C.J. Die dorische Eroherung.
r^? dgX^^t tniidTj Kuaraq xa* rioXiiSfiinrjc; i\ dv&grijnojv T^qtavia&rjauv^ i
x«T«yayöi'iroc uvrov ÜQUvikiovq 6L6ü)aiv avru) xrjv ^mquv 6iü xt Tiyi» !
tviQYiaiav ravT^v xal diu ii^v avyyhitav tjjv ngcq rovq natdag) , Mta-
aT]vT]v dt öoQiäXojTov i,jj(fi&iVauv {avXrj&tl<; yd(} 'HijaxX^q t«? ßovq rdt\
ix rrjq Egvd-fiaq vxo I\lTj}.io>q xaJ rüv naiöoiv nkrjv i'no IVfatoQoq /l«-j
ßcoD «i/T^v alxfiüloirov roiiq fiiv udniijauvraq uniKTtiviv, NiaroQt, 6i na-
gaxarari&fTai. tt^v nöXiv) x, r, X., Tgl. Aristipp. in Epist. Socrat. 30]
und Einzelnes mehr bei Apollod. II. 7. 3, Diodor. IV. 32. 33, Paus.'
II. 18. 7, V. 1. 1, Aelian. V. Hist. IV. 5 mit der Kritik von Müller^
Dorier I, S. 46 fgg.
3) Tai nqioßvrÜTm ySgaq ilrjQi&T] , Jnlian. Epist. 35 ; vgl. Platl-j
Legg. IIl, p. 692 E und mehr bei Grote II , p. 409 fgg. 426 fggJ
4) Eurip. bei Strab. VIII, p. 563; vgl. Plut. V. Lycurg. c. £|
und über die List selbst die verschiedenen Erzählungen bei Apollod.f
II. 8. 4, Pausan. IV. 3. 5, Polyaen. II. 6, Schol. Soph. Ajac. 12851
Der Fuchs Symbol der Messenier? G. Inscr. I, p. 87.
5) And. Lesart Patrohles; doch s. Marx ad Eph. p. 109 fgg.
— ' lieber die Entscheidung der Erstgeburt unter den Zv^'illingen füti
Earysthenes s. Her. VI. 52.
6) Vgl. Curtius II, S. 209 fgg-, aber auch Menander bei Stob^
Serm. LVI. 7 : t« xaxüq rqf<povxa %ü)Qi,' avdgdovq noitV,
7) Paus. II. 26. 2; vgl. Müller Aegin. p. 40.
■ 8) Vgl. Weissenborn Hellen S. 31 und Curtius Pelop. II, S. 433,^
d^',||iies;es wenigstens mit grosser Wahrscheinlichkeit aus der Zi
sammenst^llung mit Deiphontes bei Strabo VIII. 8. 5 und Scymnusl
532 scfaliessen. Die Namensform schwankt, namentlich da er dei
jüngste Solin des Temeuus gewesen zu seyn scheint, den Andere
Agräus oder Agelaus nennen; doch ist gerade für diesen die obigej
Form neuerdings durch Nicol. Damasc. in MüUer's Historiogr. II I^
p. 376 bestätigt.
9) Paus. II. 6. 4.
10) Diodor. Igm. 1. VII T. IV, p. 13 Bipont. , vgl. Paus. 11^
4. 3, Schol. Pindar. Olymp. XIII. 17, und mehr bei Ruhnken. n^
Veli. Pater«. I. 3, Marx ad Eph. p. 112, Wagner Corinth. p. 80,if
Weissenborn S. 41.
11) Her. V. 83; vgl. Müller Aegin. p. 43 fgg.
12) SvftTiayrfq, aiirr/v InoXiaav yiiq /lo)QuV(;^ nXftOToi. KoQiv&ioi rtj
xaV"Miaoiiv,oi, Scymhus 503; vgl. Her. V. 76, Str. IX, p. 602, XIV,^
p. 965, Paus. I. 39. 4, und über das Verhältniss zu Korinth insbc8)f
die Sprichwörter MtyuQfMv dux()i'n Zenob. V. 8 und ^i,oq Köfiir&o-^J
bei den Scholiasten zu Pind. INem. Vli. 105, Aristoph. Ran. 442,^
Plat. Eathyd. p. 292 E; auch Plut. Qu. gr. 17 und im Allg. Reir
ganum d. alte Megari«, Berlin 1825. 8 und Welcker Proleg. Theognj
p. XVIII.
13) Philonomus in Amyklae , Strabo VIII. 5. 4, p. 560, vgl'.!
Müller Historiogr. III, p. 375 und Curtius Pelop. II, S. 246; Do-
ridas und Ilyantidds in Korinth selbst. Paus. II. 4. 3; Neüden in'
Pylus noch im zweiten messeuischen Kriege nach Strabo p. 545f
vgl. mit Paus. IV. 18. 1; 23. l und Plut. Apophth. Lac. p. 221 F;
8. Müller Dor. I, S. 98.
14) S. Müller I, S. 77 fgg. 91 fgg., Piass II, S. 82 fgg., und
was Thuc. IV. 42 von Solygios bei Korinth , Paus. II. 38 von Tu-
§.19. Schichsale der Besiegten. 73
raenion bei Argos berichten: log>cq foriv, ftp' ov JmQiTJ^ ro nuXtti
Idov&fVTff ToVg iv rjj noi^ii Kogtv&ioi^ inoXi^iovv ovaiv ^lolivoi, und :
xarnXaßüJv yug y.ul fxvQ(i)aäfitvo<; ro xcogiov inoXffiii avv roTg /fojQUiaiv
at'nö&t rlv iiQoq Tiaaftivov xul 'AxttQV<; nüXf/*ov ; Tgl. Ross Reiserou-
ten I, S, 149.
15) Paus. III. 2. 6: fTil rovTov (TriXfiiXoii) nöXng Auxfäat/iövtot
TÜv niQioixiSmv TioXfno) xQUTi'/aavreg l^elXov Aßvxkut; xai ^ÜQiv nai TIi-
QÜf&gag f^övrojv tri 'Ax<nö>v ' rovxmv 0aQZxat xai rfgavQ-qäxai rtjv
t^oäov Twv Jiogüoiv xaTanXayfVTfq uTiiX&ftv ix TlfXonovvTjaov niiyx"*-
govvrai r'jiöoTiot'dov • toi;? df 'AfivxXanVq oi'x f J iniSQOft^q fxßaXXovaiv,
dXXd uvxidyovrnc; rt fnl noXv zw noXf/ioj nat i'gytt oik uSo^a »Titdftfa-
lt4vov<; ^ also nicht bloss Ennpörung , wie es Ciavier II, p. 168 fgg.
mit Andern auffasst ; vgl. Manso I. 2, S. 238—240, Thirlwall I,
S. 281, Clinton II, p. 405. Eher gilt dieses von Mycenae und Ti-
A ryns , deren Unabhängigkeit zur Zeit der Perserkriege (Her. IX. 28,
vgl. Müller I, S. 83, II, S. 56, Curtius II, S. 348) doch wohl nur
mit der Her. VI. 83 erzählten Begebenheit zusammenhing ; s. auch
VIII. 73.
16) Vgl. Raoul-Rochette III, p. 113. 188. 195, und mehr unten
C. IV.
§. 19.
Auch rücksichtlich der besieg^ten Landeseinwohner
ist übrigens ein doppeltes Verhältnlss wohl zu unter-
scheiden, obgleich die Ursachen dieses Unterschieds nicht
überall dieselben gewesen seyn mögen ^). Ein Theil der-
selben behielt die persönliche Freiheit und das Eigen-
thumsrecht an Grund und Boden, musste jedoch den Sie-
gern Tribut entrichten und Heeresfolge leisten, ohne die
staatsbürgerlichen Rechte mit ihnen zu theilen^ das wa-
ren die Tiegi'oiy.oi oder Landbewohner im Gegensatze der
Hauptstadt^), von welcher in Lakonilta die Dorier vor- '
zugsweise Spartiaten heissen, während jenen nur der all-
gemeine Landesname Lacedaemouier blieb ^) ^ in Argos
scheinen sie den besonderen Namen Orneaten geführt zu
haben '^). Andere dagegen, die auch ihre Feldmark an.
die Sieger verloren hatten, traten zu diesen in eine Leib-
eigenschaft, die sich von sonstiger Sclaverei nur dadurch
unterschied, dass es dem einzelnen Herrn nicht frei stand
sie zu entlassen oder ausser Landes zu verkaufen ^) 5 sie
bestellten die Ländcrelcn ihrer Herren gegen eine be-
stimmte Abgabe vom Ertrage derselben ^) und begleiteten
jene im Kriege als Waffenknccbte ^), in Nothfällen wohl
selbst als Leichtbcwafl'nete ^), woher sie in Sicyon ttoQV-
74 Th. II. Dorier. C. 1. Die dorische Eroberung.
vt](poQOt, in Argos auch yv/tivr^tes oder yv/iivt;oioi hlessen^)^
in Lacedaemon Tvar ihr Name Heloten ^o). Ein ähnliches
Verhältniss hatte Eroberung oder Golonisation auch in
andern Gegenden herbeigeführt , wo z. B. die Penesten
der Thessalier ^1) , die Bithyner in Byzanz ^^), die Kal-
licyrier in Syrakns ^^) , die Mariandynen im pontischen
Heraklea ^*) mit den spartanischen Heloten verglichen
werden^ gleichwie auch das Periökenverhältniss aus ähn-
lichen Ursachen vielfach wiederkehrt ^^) 5 so scharf wie
in Sparta werden jedoch beide selten auseinander gehal-
ten ^^) 5 und selbst in den übrigen Staaten des Pelopon-
nes lassen die politischen Wirren der Folgezeit die Stel-
lung des niederen Landvolkes nicht immer klar genug
erkennen , um vereinzelte Ausdrücke wie iivv6(f}u).oi in
Korinth ^^), oder ^atwvaTiorpÖQoi in Sicyon ^^), geschweige
denn KovinoÖFg in Epidaurus ^^) , den Heloten auch nur
analog zu setzen , mit welchen sie trotz aller Gering-
schätzigkeit der Bezeichnung doch zunächst nur die äus-
sere Aehnlichkeit der Kleidung u. s. w. darbieten 2°).
1) 0er gewöhnlichen Ansicht zufolge, jenachdem sie sich gut-
willig ergeben hatten oder mit gewaffneter Hand bezwungen worden
waren, vgl. Göttling im Hermes XXV, S. 131 — 142, Titlmann griech.
Staatsv. S. 586 fgg., Schömann Antiqu. jur. publ. p. 107 fgg., Lau-
rent droit des gens II, p. 59 — 66; dagegen macht G. C. Lewis im
Gambr. philol. Mus. II, p. 45 fgg. wenigstens auf die Möglichkeit
eines bereits früher (zwischen Achäern und Lelegern?) bestandenen
Unterwürfigkeitsverhältnisses aufmerksam.
2) Isoer. Panatb. §. 179: fitru 6\ laina ditXövrai; to nXtj&oq av-
TWv WS 01,0V r T]* ile Ikaxiaroi«; «l? tÖtioji? yiaToi.xlaai, ftiXQovq xat nok-,
Xovg (Stiab. VIII, p. 557: AnntdaLfKav fituri/i7iolt<;)' anrivrcov 6 ano-
ortQTjaavruc; avxovq wv TtQoarjtiii, fitzf^ttv rovg iXm&fQovg , rov<; nXü-
(Tioti? ini&tVvui TW» xtvSvvmv uvrotq x. t. A. , vgl. Her. IX. 11 mit
Valcken. p. 696 und Larcher p. 378, auch Paus. IV. 8. 3, uud mehr'
bei Hüllmann Staatsv. d. Alterth. S. 87 fgg. und Müller Dor. II,'
S. 21—30. ■>
;! 3) Vgl. Valck. ad Herod. VII. 134 und Clinton IF, p. 401 fgg.,
ohne jedoch die Spartiaten von dem INamen Lacedämonier auszu-
schliessen , dar im Gegcntheil der amtliche der spartanischen Re-
gierung selbst ist und überall angewendet wird , wo sie als Macht
gegen Aussen auftritt. Lachmann spartan. Staatsv. S. 117.
4) Her. VIII. 73; vgl. Müller Aegin. p. 48 und Curtius Pelop.
II, S. 479. Anders freilich Arnold und Göller zu Thuc. V. 68, wo
Kltmyaloi. x«t 'ÜQvtÜTai als Ivfiftaxoi. der Argiver vorkommen? j
•^ 5) Strabo VIII. 5. 4, p. 561 : äovXovq inl ruxToVq riaiv , woff tov
§. 19. Schicksale der Besiegten.
75
Paus III. 20. 6: Auxfdai^ovioiv äoidoi toi- xo.ror, und Pol. Unon .
111. 83: M^rai'' nn^&^iov .al rfo^o^v , >v.is St. Jobn HeHenes 111.
p. 39 nicht bestreiten durfte; richtiger Wachsmuth 1, S. ^Ui.
6) Plat Legg. VII, p. 806E: yKogylui. hSfdofihai äoidoiq utiuq-
yr)vrL h't-tjc; y^C "^»"Aor.'T.v !««*>?► «WpwJio.? C^ia. ^ vgl.
Adstot. Politic. II. 3. 13 und mehr bei Müller II, S. 33 fgg. und
Lachmann S, liS.
7) 0f(.«;tovT*? s. V. a. ^:iko^ÖQo. 6ovXo., Eustath. »d »ionys.
Periee. 533; vielleicht auch rnaaniorui Xenoph. Hell. IV. D 11,
wofern diese nicht Tielmehr den ^^rxir^K Ath. VI. 1Ü2 entsprechen;
vgl. Wachsmuth II, S. 29G.
8) Her. IX. 10. 28; vgl. Thuc. V. 57 und mehr bei Rüstow
u. Köchly Gesch. d. griecb. Kriegswesens S. 49 fgg.
9) S. Pollux und Eustath. 1. c. oder Steph. Byz. s. v. X.'o? :
mit Ruhnken. ad Tim. Gloss. Fiat. p. 213 und Hesych. I, p. 16d:
10) Capperonnier sur l' histoire et 1' esciavage des Hilotes in
M. de l'A. d. Inscr. XXIII, p.271 fgg. J. C. Schlaeger de Helo-
tibus Lacedaemoniorum servis, Heimst. 1730. 4. C G. Nykopp de
Helotibus Spart, servis, Abo 1820. 21.4. &Wk oder k.X«ra. von
der Stadt Helos , vgl. Steph. Byz. p. 269 Mein und mehr bei Pe-
riz. ad Aellan. V. Hist. 111. 20, Sturz ad Hellen, p. o6 Gott ing
ad Aristot. Politic. p. 465, obgleich davon gewöhnlicher tküo.
(Strabo VIII, p. 561) oder 'Ek.cna. (Ath. \\. 102) geb« Met wird,
so dass Andere mit Lennep Etymol. I, p. 2o7 und Muller Proleg.
S. 429 die Ableitung von U<» = algio> vorzogen; doch kennt diese
kein Alter, vgl. Schmidt Zeitschr. f. Gesch. Berlin 1844. 8, 1, \-*'^^
und so viel ist gewiss . dass die Spartiaten gerade die fruchtbare
Niederung (fAo?) am Eurotas sich ^^e^C^eten ; vgl Kortum S. AS,
Lachmann S. 114, und insbes. Curtius II, S. 21b fgg. i»a.
11) Ath. VI. 85: iftqikoxMQT/OnvTii; nuQfäoixuv iavrovq TOf? ©«T-
vdgaq o.It* dnoxrivor.OiV , avrol dJ rijv x^^gay aihcK; fgya^oMiyo. t«c
<n'VT«£«5 unoSokova^y ofzo.. oiTv ol xuxä t«? önoXoyia<; xarafxHvuyrn
xal nugctdiv-c«; .'«.Tor? }xh}&7inay tot. fifv fifvfor^u viv SfnivfOTa,
xal noUol Twv xx'gUov htvTwy flolv fvnogonfgoi : vgl. Uionys. Hai. II. »
und Sturz Lex. Xenoph. Hl, p. 501.
12) Ath. VI. 101: 'I'rlagxoq 6( x«i ^i'C«vTioi'C 9"?"'»' ovt(ü Bi&v-
yÜtv dianöaut o'x; Auxi^uiftovioi«; töü» n.i.o)TWv.
13) Suidas II, p. 231 : KaUcxi'giOL ol wrl twv ylto^t!>go^v h ^v-
e„xoro«,<: y.rö^tvo» noUoi T.r.? to nkij&o<; . . . 0^0.0. Tof? Anxfäu.-
uoviwy »Awa. xui nagn fMaoakoK; nfv.'arra? x«i nagu Kgr,a. x}.,]gwza^ -.
vrI Phot. Lex. p. 165, wo sie KiXX^xvgio, he.ssen , und mehr bei
Valck. ad Herod. VII. 155 und Welcker «d Theogn. p. XIX.
14) A7«(..«v<r.;vo)v rfo.po»ö(.o., Poll. III. 83; vgL Plat. Legg. VI.
p. 776 D und mehr bei Schneider ad Aristot. »^»''»'«^-.Jj»»-^^;.]^
und Polsbcrw de Heraclea p. 41. ...
15) Wachsmuth I, S. 393 fgg.
16) In Arges nennt Her. VI. 82 äolloi, was Aristot. Polilic. V.
5B 27t. //. Darier. C. II. Verfassungen.
3. 8 nf^ioiKoi, vgl. Plut. mul. virt. p. 245 F; und Aehnliches wie-
derholt sich in Kreta, Aristot. II. 6. 3 und 7. 3, in Thessalien«
Xenoph. Hell. VI. 1. 7 und Ath. VI. 88, namentlich wo den Leib-
eigenen später Kaufsclayen gegenüberstehn ; s. Priv. Alt. §. 12,
not. 16. Ob auch Lacedaemon deren hatte? Manso I. 2, S. 140.
17) Hesych. II, p. 382.
18) Ath. VI. 101 : nuQfi 2i)tvo)vloig xarmvuxoifÖQovq xnXfZa&ai, dov-
Xovq Tiväq , nuQunkTjaiovq 'ovrac roiq infvväxraiq ; vgl. Poll. VlI. 68
und Pierson ad Moer. p. 225.
19) Plut. Qu. gr. c. 1 : Tov di Stjuov xo nlfZarov iv dygü 6ii-
rqtßiv ixakoiivro df »ovLnodfti, wq avußakitv tan, dno xöJv nodäv yvot-
Qii^oßfvoi, y.ixovi/xfvwv, onoxf mixiX&ouv H<; xrjv niktv: vgl. Hesych. H,
p. 312.
20) Schafpelz und Mütze von Hundsfell, Ath. XIV. 74; vgl.
Müller Dor. 11, S. 40 fgg. und Welclier ad Theogn. p. XXXV.
CAP. II.
Staatliche Eniwiehelung der Darier; Verfassungen in Kreta und
Lacedaemon.
§.20.
Ueberhaupt scheint die nächste Folge der Eroberung
für die Sieger selbst keineswegs eine günstige gewesen
zu seyn, und das Verhältniss der unterworfenen zwi-
schen den Königen und ihrem Volke selbst zu Streitig-
keiten geführt zu haben , die zunächst zum Nachtheile
der erstem ausschlugen und dadurch- auch die Lage der
Besiegten mitunter wesentlich änderten ^). Temenus in
Argos^) und Kresphontes in Messenien ^) sollen bereits
die Opfer solcher Wirren geworden seyn, und gleichwie
des lezteren Dynastie ihren Namen nicht von ihm son-
dern von seinem Sohne Aepytus führt '^j, so ist es That-
sache, dass die beiden von den Söhnen des Aristodemus
entsprungenen spartanischen Königshäuser nicht Eurysthe-
niden und Prokliden , sondern vielmehr Agiaden und
Eurypontldcn genannt wurden^) j als Ursache davon aber
wird angegeben, dass die ersten Könige sith durch über-
mässige Begünstigung der früheren Landeseinwohner den
Mass ihrer Dorier zugezogen hätten ^). Dass jene zu dci^
Könige in einem nähern und gleichsam persönlichen Ab-
hängtgkeitsvcrhältniäs standen, lässtsich daraus schliesscn,
§. 20. Die peloponnesischen Darier nach d. Eroberung . 77
dass selbst noch der Tribut der lacedämonischen Periö-
feen ausdrücklich den Königen gezahlt ward '') und die-
selben bei dem Tode eines Königs zu Trauer und Lei-
chenbegleitung verpflichtet waren ^) 5 dieses Verhältniss
aber scheint ursprünglich im Sinne einer förmlichen Haus-
macht aufgefasst und die alte Einwohnerschaft dem sieg-
reichen Volke in einer Weise gleichgestellt worden zu
seyn , die diesem Besorgnisse für seine eigenen Rechte
einflösste. In Lakonlka ^) und Messenien ^^) hören wir
von einer Landeseintheilung in selbständige Bezirke, die
durch ünterkönige regiert werden ^ anderwärts finden wir
noch später die drei dorischen Phylen mit einer oder
mehren ähnlichen verbunden , deren Namen sie als In-
begriff der früheren Bevölkerung erkennen lassen ^^), und
daraus musste nolhwendig ein Kampf um die beidersei-
tigen Ansprüche hervorgehn , der um so zerrüttender
wirkte, als er zugleich ein Kampf der Könige mit ihrem
eigenen Volke war ^^). In den meisten Staaten zog das
Königthum den Kurzem ^^) und wich früher oder später
einer Aristokratie der dorischen Geschlechter, deren wei-
tere Schicksale mit der allgemeinen Entwickelung der
griechischen Staatsformen zusammenfallen ^'^) 3 nur in
Lakonika, wo gleichfalls schon volle Zerrüttung herrschte ^^),
gelang es Lykurg's Staatsweisheit die streitenden Facto-
ren zu dauernder Eintracht zu versöhnen und zugleich
wenigstens diesen Theil des dorischen Stammes zu der
kriegerischen Zucht und Sittenstrenge ^^) zurückzuführen,
die derselbe ausserdem nur noch in seinen kretischen
Colonien unter dem Schutze ihrer insularischen Lage be-
wahrt hatte.
1) Vgl. m, Antiqu. Lacc. p. 3 fgg.
2) Müller Historiogr. II, p. viii und III, p. 376: ort Trjuivoq
V7I0 TW» favTov naidwv ttrtf&avf 6ui ulriav roinvdi' ijnav avxb) xiaau-
Qt<; vUii , . . &vyit.xTjQ öl Tol'vonu 'Yfjfijdü, tjvrtva täwni ywulxa jdtj'i-
qiovrtf xü Avxißüxov roii Oi^aavüvoQoq tov KitjoiTinov xov HfiuxXioiK; '
axf(tyo}v ovv xaixTjv xul lov yafißQov noXv fiäXXoy rj toi»? i'^r? xa» #»;
(inavxa /^oj^fyo? äuxiXn' inl xovxw ol viaviaxoi, ßaQfox; (f<i(>ovTf(; f^fv-
()ov xuxoin)yovq dv0{i(07iov<; , ovq Ini niaOü i'nttaav xov Trjf.tfvov Kvtkftv;
Vgl. Apollod. II. 8. 5, Paus. II. 19. l' und 28.3, aus welcher lez-
tern Stelle wir zugleich mit ziemlicher Sicherheit schlicsscn köuncn,
78 27t. //. Darier. C. II. Ferjassungen.
dass hier nicbt etwa eine blosse Pallastintrigue , sondern ein histO"
rischer Mythus vorliegt, in welchem Hjrnetbo eben die alte Lan-
desbevölkerung vertritt; s. nnten not. 11.
3) Isoer. Archid. §. 22: MtaoTjvioi, d' ilg roiir' uatßtiag ^X&ov,
<oar' trtißoidivaavTfi; unixrnvnv Kqtaip'ovTTjv; vgl. unten not. 6 und 10.
4) Paus. IV. 3. 8: 0 öi AlnVToq niQtyivirui /lövoq rov oixov, xat
Ol? avjjQ fyivtio , ot y4gxddi<; xuräyouaiv avrov »t? Mioarjvrjv , avyxax^-
yayov di xul ol Xomoi ßuai.XfV(; töjv /iwfiifwv ol xt AQLarodrjuov naVän;
xai Ktlaoi; o Trjixivov .. . 7iQooayo/iivo<; 6i toi/? fiiv iv riXti Miaanviojv
&tQanHaiq , oaoi, <Jf 7]aav tov ör/ftov d'uQtaZq , iq tooovto nqoißrj Tt/4.fj<;,
(uq xal Tov(; dnoyovovi; Alnvziäai; uvxi 'HgaxXiidwv xXji&^vai.
5) Paus. III. 7. 1 ; vgl. Plut. V. Lycurg. c. 2 und Apophth. Lac.
p. 231 mit Buttmann Mythol. II , S. 1C6 , der jedoch daraus nicht
folgern durfte, dass die frühern Regierungen überall mythisch seyen.
6) Paus. IV. 3. 7 : Miaarjvlmv 6\ twv nQ/alojv orx iyiviro vno
rüiv ^(üQifwv 0 örj/Aoq avaaraTog , uXXu ßaaiXivia&ui n avyxojQovoiv
vno KgiatfopToii xai avadüoua&ai nQoq Tovq /ImQuXq rrjv yjjv ' diotxov-
fitvov di uVTov TU noXXa iq X^Q'''" "^"^ 6ijfiov fiüXXov ot tu ;^p)J^aTa
i'XovTfq avzov Tt KQioqiovxTjv inavaaxüvrtq xul xoii<; vlovq anoxxfivovai
xovq Xomovq: Strabo Vlll. 5. 5, p. 562: ixiivotq di xaiTifQ olxioxaZq
yfvofiivoiq f^Tjdl rovro dtdoo&ai Siaxi xovq an atiTÜv xoiq fifv Ergv-
a&tviäuq , Tovq df llgoxXiiäaq xaXita&ai , uXXd xovq fiiv ^Ayiöuq dno
'u4.yi.doq xov Evgva&hovq , xovq 6^ Evgvniavxidaq ano EvQVTtwfxoq xoij
TlgoxXiovq' xotiq fifv yuQ dvvaoxfvaai dixaiwq, xovq di öi^ufiivovq inTf-
Xväaq dvO-qmnovq dt' ixiivmv ävvuaxivaai. x, x. X.
7) Plat. Alcib. p. 123 A : \xi, 6i xal o ßaaiXixoq qiögoq ovx oXi-
yoq ylyvixac., ov xiXovOiv ol Auxiäaifiovioi, xolq ßaoiXivai.
8) Her. VI. 58; Aelian. V. Hist. VI. 1; Paus. IV. 14. 4.
9) Strabo VIII. 5. 4, p. 560: yjyai 6^ "Eipogoq xovq xuxua^ävTaq
rtjv AaxüiyixTjv 'HquxXilSuq diiXiXv ilq *J fifQT] xal rtoXiaai {noXnq ?) xtjv
Xojgav. . . xTjv 6\ Sndgxr^v ßaoiXaov anofpiqvai. agiiaiv avxoiq , ilq dl
xdq uXXaq nf/tifjut, ßuoiXiaq, imxgixpavxuq dfXfO&ai avvoixovq xovq ßov-
Xo/iivovi; TW» Ifvwv dt« xt}v Xdnuvdglav (Aristot. Politic. II. 6. 12) . . .
VTittxovovxaq d' anavxaq xotiq Tifgioixovq ^nagxiaxtöv oftüjq ioovofiovq
tlvai (iixixovxaq xal noXixtiaq xal ugxil-oiv * Ayi,v äi xov Evgva&honq
dqiiXfo&ai xjjv iaoxi/xiav xal ovvxtXtVv ngoaxü^ai. xjj Snugxji. Die Na-
men der sechs Orte sind theilweise verdorben; nach Curtius Pelop.
IJ, S. 309 wahrscheinlich (ausser Sparta) Amyklae, Las, Aegys, Pha-
räa , Böae ; ganz verkehrt aber ist es, wenn G. Weber de Gytheo,
Heidelb. 1832. 8 , p. 20 und Lachmann spartan. Staatsv. S. 183
diese Eintheilung in eine spätere Zelt verlegen , wo Lacedaemon
vielmehr fxuxö^inoXiq heisst, Strabo Vlll, p. 557.
10) Strabo VIII. 4. 7, p. 555 nach Curtius II, S. 188: "Eg)o-
Qoq xov Kgtaqiövzyjv , tniid?) liXt Mtootjvtjv , öuXilv (pijolv tlq nhxt ni-
Xfiq aiiXT/v , (oaxt SxfviixXugov fifv h xü ftfoat xrjq /(ugaq xuihtiq xti.-
filvrjv unodri^ut ßaOiXtiov ai'röj, ilq öi xdq uXXuq ßaai.Xiuq nffnpai, TIv-
Xov XI xul 'PLov xal MiaöXuv xal 'Yufifüxiv , nonjaavxa laovofiovq nuv-
xuq xotq /iojgiivai xovq MiooTjviovi;, dyavaxTovvxujv öl xwv /iwgifiov fti-
xayvövxa fiövov xov SxtvvxXagov voftiaai, nöX.ir , nq xovxov dt xul xovq
/do)güuq avvuyuynv nüvraq.
11) So in Sicyon Aegialeer, Herod. V. 68, in Argos Hyrne-
thier, C. Inscr. I, p. 579, in Phlius vielleicht X&ovo(fii'Uti , Müller
Dor. II, S. 60; in Korinth acht Phylen, Apostol. Proverb. Xlll. 93 :
§. 21. Das dorische Kreta und seine Verfassung. 79
ol d\ ort ^AXijTtjq xarci xQ^'^f*°'' toi)? Kogiy&iovq avvotxli^iiv oxtw <fvkai;
inoirjOi tovq noXLraq xul oxtw /«ff 7 tTjv nö).i.v , wozu wohl auch die
xvvölfakok §. 19, not. 17.
12) Plat. Legg. III, p. 690 E: xL naqd ruvra u/iUQxövriq ol nigi
Tt "^Qyog xai M.iaarjV7]v ßuoiÄTJq avTovg ufia xal ttjv tüv EkXrjvmv dv-
vaftiv ovaav &avfiuaTi^v iv tü tot? yqovui 6if(fd-fiQuv; ug ovx ayvoj^-
o«vTt? Tov 'Haiodov og&öruTU Xiyovra, ajq ro rj/xiav rov nuvzoq nokku-
xiq iari nkfov; daher auch Erbkönige rvgayvoi, Aristot. Politic. V.
8. 4 und 10. 3, vgl. Plat. Epist. VUI, p. 354 B und Heracl. Pol.2:
Avxovgyoq xuxakaßmv nokkrjv uvofiiav iv x^ naxgiät xal Xagikaov xv-
Quyvixüf ug^ovxa.
13) Plut. V. Lycurg. c.7: maxt ftij na&tiv, a Miaa^vtoi, xal 'Ag-
yiXoi xovq nag' avxolq ßaoikfXq l'Sgaaav , ßTj6iv Ivöovvai, fitjdi ;ifaA«aat
x^q liovaiaq inl xo d^/xoxix6v i&ikijaai'xaq ' 0 xal fiukioxu XTjv Avxovg-
yov aoifiiav xal ngövotav inoir/Oi giavigdv ilq xuq MiaOTjviiav xal Agytiw*,
avyyfyöiv xal yiixövwv , ötj/jküv xal ßaatkfiav axuouq xal xnxonoki,xiiaq
u^ogwaiv ' ol" xüv la(üv uti' dgx^? xixi'/Tjxöxfq , i* df xüj xkr/gat xal
nkiov f/fty ixeivuv öö^auxiq, ovx inl nokvv ygovov ivSainovrjaav , akk
vßgii fif* xwv ßuai,ki(i)v , ovx — tvnd&Ui 61 xwv oykav t« xa&iOTT^xoxa
avvxagaluvxfq Iddluv x. x. k. Vgl. Paus. II. 19 und mehr unten
§. 56, not. 13.
14) Vgl. Isoer. Panath. §. 177: ol filv^Agyoq kayovxtq xal Mta-
OTjvTjv nagazikrjalioq diüxovv xu acpixig' avxwv xolq rlkkoiq EkkrjOi, xo
di xgixov MfQO? ainöiv, oi'q xakov/nfv vvv Auy.idaiftoviovq , axuainaui
f*iv (paaiv avxovq ol xdxflxov dxgißovvxfq (oq ovähuq ukkovq xüy Ekkr/-
vü)v X. X. k. , obgleich dessen Darstellung dadurch allerdings höchst
verkehrt wird, dass er die Periöken als ursprünglichen d^/xoq be-
trachtet , was sie gerade in Lacedaemon nie , und auch in den
übrigen Staaten erst in Folge der erwähnten Entwickelung gewor-
den sind.
15) Her. I. 65 : xo di I'ti, ngoxtgov xovxwv xal xuxovo/nwxaxot
rjoav a/tdov nävxcov xwv 'Ekkr^vwv i vgl. Thuc. I. 18 und Plut. V.
Lycurg. c. 2: xov niv ötji*ov &gaovvotihov , xwv df vaxfgov ßuoikiwv
T« (iiv dnfx&uvofifvuv xw ßiäi^fa&ut xoi'q nokkovq, xd di ngoq ydgiv t^
dl da&ivtiav vno<f(gofji.ivwv , dvo/iiu xal axa^ia xaxiaxi xijv 2nugx7]v
inl nokiiv ygovov,
16) Isoer. Areop. §. 7 : Aaxtdai/iövioi xo ftiv nakatov ix ^avkwv
xal xajiHvwv nokiwv ognijQivxtq did xo ow(fg6vwq L,jjv xal axguxiWTtx(üq
«OTfo/of Ilikonövvrjaov x. x. k,
§.21.
Dorler kennt in Kreta schon die Odyssee ^), und die
Sage lässt sie von Thessalien aus unter Dorus Sohne
Tektamus ^) auf diese Insel kommen, so dass bereits MI-
nos als Dorler zu betrachten wäre ^) und die jedenfalls
höchst bemerkenswerthe Thätigkelt, die sich bereits mehre
Menschcnalter vor dem trojanischen Kriege '^) thells In
Reinigung des ägälschen Meeres von Freibeutern ^) IhcIIs
in gesetzgeberischer Sittigung des eignen Landes an sei-
80 Th. IL Darier. C. IL Verfassungen, .j .r,
nen Namen knüpft ^) , g^ieichsaiu als Vorläuferlnn der
geschichtlichen Bedeutung jenes Stammes gelten könnte^
doch genügen auch die Golonien , welche sechzig bis
achtzig Jahre nach dem Heraklidenzuge unter Pollis und
Althämenes aus dem Pelopounes nach Lyktus, Gortyna
u. s. w. gegangen waren''), um zu erklären, wie Ly-
kurg sich gerade durch einen längern Aufenthalt in Kreta
zum Wiederhersteller des dorischen Geistes in seiner
Vaterstadt gebildet haben soU^). Denn so muss es auf-
gefasst werden, wenn die lykurgische Gesetzgebung selbst
wohl als eine Nachahmung der kretisehen dargestellt
wird 9) ^ nicht dass Lykurg positive Einrichtungen eines
fremden Staates auf den heimischen übertragen, sondern
dass er für die genannte sittliche Grundlage des dori-
schen Charakters ^^j ^ auf die er sein Volk zurückführen
wollte, entsprechende Beispiele und Formen gesucht habe ;
wie denn auch die Aehnlichkeit beider Verfassungen weit
mehr in den Sitten des täglichen Lebens als in dem Staats-
organismns der einzelnen Städte beruht. Hinsichtlich
des leztern 1^) beschränkt sie sich auf das, was wir über
die Macht der Beamten und ihr Verhältniss zur Volks-
gemeinde hören , die lediglich mit Ja oder Nein über die
Anträge des Rathes zu entscheiden hatte ^^j^ Könige be-
sass Kreta wohl nur in sehr früher Zeit^ und die an
deren Stelle getretenen zehn Kosmen ^5)^ die aus gewis-
sen Familien und ohne besondere Rücksicht auf Würdig-
keit erwählt wurden '*), werden eben so uneigentlich
mit den spartanischen Ephoren verglichen ^^) , wie die
kretischen Ritter mit den dortigen auch nicht viel mehr
als den Namen getheilt zu haben scheinen ^^). Am ähn-
lichsten war noch der Rath der Dreissig, der sich aus
abgehenden Kosmen , die ihr Amt untadelhaft verwaltet
hatten, ergänzte und die eigentliche Regierungs- und
Oberrichtergewalt ausübte, ohne an schriftliche Gesetze
gebunden oder jemanden verantwortlich zu seyn ^'^) j die
Kosmen dagegen wurden nicht selten theils von ihren
eigenen Amtsgenossen, theils von den mächtigen Ge-
schlechtern abgcsezt, ja bisweilen die ganze Behörde
§. 2i. Das dorische Kreta und seine f^erfass^inij. 8t
aufgelöst ^^), und daraus scheint zuiezt der demokratische
Charakter der Slaatsforra hervorgegangen zu seyn, der in
späterer Zeit, auch wenn er die Namen der Aemter hei-
behieit ^^) , doch ihre Stellung zum Ganzen wesentlich
änderte 2°).
1) Odyss. XIX. 177: Jojgtifii X{>i,yui»iq: vgl. Ktymol. M. p. 768
lind Strabo X. 4. 0, p. 729 mit HÖeck Kreta II, S. 17 , Müller
Dor. 1, S. 29 und Proleg. S. 399, Marx ad Eph. fgm. p. 163.
2) Oder Teutamus ; vgl. Müller Etr. 1, S. 94 und im Allg. Diod.
IV. 6Ü, V. 80 mit Raoul-Rocbette Col. II, p. 132 fgg. und tlavier
I, p. 338.
3) Als Adoptivsohn des Asterius , Sohnes des Tektamus , vgl.
Müller I, S. 31 und Hoeck II, S. 15 — 39, der übrigens die ganze
Sage entschieden bestreitet und vor dem Heraklidenzuge keinen do-
rischen Einfluss auf Kreta anerkennen will. Eben so Schlosser univ.
histor. Uebersicht I. 1, S. 308, Thirlwall I, S.146; Grote II,p. 40 ;
anders Buttmanu Mythol. II, S. 211.
4) Her. VII. 171; vgl. Iliad. XIII. 450, Odyss. XIX. 178 und
im AUg. Clinton I, p. 71.
5) Thucyd. I. 4u.8; vgl. Her. I. 171, Aristot. Politic. H. 7. 2,
Str. XIV, p. 976, und mehr bei Meursius Greta Cyprus Rhodus,
Amst. 1675. 4, p. 127, Böcler Diss. acad. II, p. 1073, Heeren
Ideen III. 1, S. 111, Hoeck H, S. 181 fgg.
6) Diodor. V. 78; vgl. Strabo X, p. 729 fgg. und mehr bei
Davis, ad Cic. Tuscul. II. 13 und Ast ad Plat. Legg. p. 7. Frei-
lich schieden schon die Alten zwei Könige dieses Stammes , von
•welchen dann der Gesetzgeber der ältere wäre; vgl. die parische
Chronik Ep. 11 und Plut. V. Thes. c. 20 mit Banier in Hist. de
r A. d. Inscr. III, p. 49, Larcher Herodote II, p. 338, Manso Sparta
I, 2, S. 99, Beck Weltgesch. I, S. 885; doch ist dieser Nothbehelf
längst von Sainte-Croix Gouv. fedcr. p. 335 — 338, Clavier I, p. 276,
Neumann Crctic. spec. p. 52 u. A. beseitigt.
7) Plat. Legg. IV, p. 708 E: xairoi Ttvuq i'fiVv t* rr ^'AQyov^
oQol x(ti Alyivijt; xal uXXo&fv twv 'Ei.X7Jvo)v tlq xtjv xojquv xnrojxiaftf-
vot/?. Althämenes kam von Argos (Str. X, p. 735, vgl. unten §. 79,
n. 2; freilich anders Apollod. 111. 2. 1); PoUis von Lakonika (Plut.
Mul. virt. p.247 und Qu. gr. 21); ob er Gortyna (Conon. 36) oder
Lyktus angelegt, ist ungewiss; jedenfalls galt lezteres namentlich
als Tochter von Lacedämon (Aristot. Politic. II. 7. 1 ; Strabo X,
4. 17, p. 737) und treueslc Bewahrerinn alter Sitte (Polyb. IV. 54),
hinter der das minoischc Knosus weit zurückstand. Beide führen
übrigens neben ßoriern auch Minyer und Achäer; daher die Namen
peloponnesischcr Städte in Kreta, Amykläon, Mycenae, Therapnae ;
vgl. Müller Orchom. S. 317 und im Allg. Hoeck II, S. 417- 447.
8) Vgl. Ephorus bei Strabo X. 4. 18 und Plut. V. Lycurg. c. 4
mit der Kritik von Hoeck III, S. 11 — 19 und 432 fgg.
9) 'Adiktfol vö/Aoi Plat. Legg. III, p. 083 A; vgl. 693 E und
IV, p. 712 E, auch den pseudoplatonischen Minos p. 318 fgg. und
Aristot. Politic. II. 7: xul yuQ t'oixi xal liyirai öi xu nXitoia f'tf*t-
I. Uli. 4. Aufl. P
82 Th. IL Dorier. C. Iiri^erfassungen.
H^a&ui, Tijv KqtjthitJv TioXmiuv rj rajy Aaxwvoiv . . . (pual yug rov
AvKovgyov, on xqv (7iiT(Joniiav ttJv Xagt.Xäov lov ßaatXfo)q xarukinojv
iniÖTjurjai , roxi rov tiXiZotov diaxqlxpai xQ°vov nfgl t^v Kqtjxtjv öiit
XTjv avyyfVHuV unoDtoi. yag ol Avxxtoi, xüv Aux(övo)v Tjanv, naxiXaßov
6 Ol nQo(; Ttjv unoixiuv fX&6vxi<; xijv T«£tv twv vöfiuv VTiüg/ovaav tv
Tot? TOTf xaxoiAovGt ' 6io Kai vnv ol nigloixoi, xov avxov xgonov ygiLvxai
avxotq f (oq xuxuoxn'üoavToq Mivw ngiaxov xtjv zü^iv xmv föf^ojv.
10) 'AvSgiitt xal oo)ipgoavvri, Polyb. VI. 48 ; vgl. Thucyd. I, 84,
C. Iiiscr. I, n. 1350 und im AUg. Plat. Politic. p. 306 fgg. und
Republ. III, p. 410 fgg.
11) Ausser den Hauptzeugen Ephorus bei Strabo 1. c. und Ari-
.stoteles mit dem E^ccurs von Göttling p. 472 fgg. vgl. hierüber
Meurs. Creta III. 8—14, p. 162—192; Buhle in Wiedeburg's hu-
manist. Magazin 1787, S. 114—142, P. J. Bitaube in M. de 1' Inst.
Lit. et B. A. III, p. 332 fgg., Sainte-Croix Gouv. feder. p. 329 fgg.,
Manso Sparta I. 2, S. 98 — 121 , C. F. Neumann rerum Cretiearum
spec. Gott. 1820. 8, p. 68 fgg., Tittmann S. 412 — 420, Hoeck III,
S. 1-39, Pastoret V, p. 63—196, Schömann Antiqu. p. 149-IGO,
Tbirlwall I, S. 299 fgg., Lerminier Hist. des legisl. 1, p. 67—87.
Die Unabhängigkeit der einzelnen Städte verhindert nicht, dass ihre
inneren Einrichtungen im Wesentlichen gleich waren , s. Müller
Dor. II, S. 134, Tittmann S. 734, Hoeck III, S. 21; mag auch
Einzelnes fälschlich von Lyktus auf alle übergetragen seyn , vgl.
Wachsmuth de veterum Script, levitate , Lips. 1825. 4, p. 8 und
Hoeck HI, S. 431; über ihre Vereinigung in Zeiten der Gefahr
(ovyxgrjxiafioi;) Plut. frat. amor. c. 19, Etymol. M. p. 732. 55,
und mehr bei Neumann p. 92 fgg.
12) Aristot, II. 7.4: ixxXTjoLaq dt /xixfxovoi nävxiq' xvgUt rf' or-
öivoi; iaxiv ulk rj ovvcti-ipTjtpiaaii rrx doxovvxa xolq yfgoi'Ot xai roiq x6-
Ofiatq '. was jedoch ein Verwerfungsrecht nicht ausschliesst ; s. Mül-
ler Proleg. S. 430 und Schömann p. 154 gegen Göttling im Hermes
XXV, S. 148 und Lachmann spartan. Staatsv. S. 199.
13) Köa/ioi , auch xöa/*jot? vgl. Welcker kret. Kolonie in The-
ben S. 26 und Böckh C. Inscr. H, p. 405.
14) rivovxai yug ol rvxovriq, Aristot. §. 5. Auf jährlichen Wech-
sel , den Polyb. VI. 46 bezeugt , deutet auch die Formel ol ihl
noaftöviiqj vgl. Hoeck III, S. 48 und Valcken. ad Theoer. p. 272.
15) Vgl. Cic. de Rep. II. 33 und mehr bei v. Dale Diss. IX. 2,
p. 747— 760; dagegen Müller II, S. 130 und Hoeck III, S. 49. Nur
eine äussere Aehnlichkeit ist, dass der erste (npwToxoa^o?) dem Jahre
den Namen gibt.
16) Vgl. Ephor. bei Strab. X, p. 738 und darüber Hoeck S. 58.
17) Ephor. das. p. 741 ; nigl öt xwv /xfyiaxojv ov/ißoi Xoiq xgö)vxui,
ToiC yigoxioi xakov/ifvoiq ' xu&Ioxuvxhi d tlq xovxo to ^vtfJgiov ol x/jq
xmv xonfiuy tlgxfj'i t/^toj/ifvoi xui xaXXu döxtfioi xf-iifo/nfvoi : vgl. Aristot.
H. 7. 6: To yi'ig uvvnivOvvov xul %o dta ßiov fttiL^ov inxi ytguq xT/q
n^iaq utixoZi; xal xo fii^ xuxu ygüfi/naxu ug^fi-v nXX amoyfojfiovuq fni-
arpaXfq, Der oberste hcisst ngiiyiOTog , Valcken. ad Theoer. p. 319;
was jedoch überhaupt Ehrenname ist , vgl. Böckh C. Inscr. II,
p 407.
18) 'Axoafila, vgl. Hoeck S. 64.
19) S. die Inscliriflcn von Saec. III a. Chr. abwärts bei Chis-
hull Antiqu. asialt. London 1728 und daraus C. Inscr. n. 2554 fgg. ;
§. 22. Dorisches Folkslehen in Kreta. 83
Einzelnes meLr auch bei Rob. PasLley Travels , Lond. 1837, 8, I,
p. 155, II, p. 109, Lebas in Revue de PLiloI. 1845 I, p. 266 fgg.
und Naber in Mnemosyne 1852 p. 75 fgg. 106 fgg.
20) Vgl. Poiyb. VI. 46 fgg. mit Hoeck MX. S. 70 — 95, 472 —
482 und Böckh C. Inscr. II, p. 397 fgg. 634 fgg.
§. 22.
Desto näher steht den lacedämonisehen Einrichtunjjen
die ganze Gestalt des geselligen Lebens der Einzelnen
auf Kreta und kann insofern mehrfach als Vorbild jener
betrachtet werden. Die ganze Erziehung trug fortwäh-
rend den kriegerischen Charakter, dem der dorische
Stamm von Altersher seine Existenz und neuerdings
seine Macht und Blüthe verdankte ^) 5 an die daraus her-
vorgehenden gymnastischen üebungen 2) schloss sich die
Knabenliebe, die hier wie in Sparta gesetzlich anerkannt
und als ein Mittel das jüngere Geschlecht dem altern
nachzubilden begünstigt ward ^) ^ und in ähnlicher Art
gewöhnte die tägliche Gemeinschaft in Syssitien und
sonstigem Verkehre , wozu sich die Jünglinge in uyä-
).(xg *) , die Erwachsenen mit ihren Kindern in avdgsla
vereinigten 5), das herrschende Volk der Freien in ritter-
lichem Geiste zusammenzuhalten oder zu wetteifern, wäh-
rend der Ackerbau mit seinen Einzelinteressen den Un-
freien überlassen blieb ^). Nur die Gleichheit und Un-
veräusserlichkeit des Grundcigenthums war hier nicht
wie in Lacedämon gesetzlich 5 die Syssitien oder Gemein-
Speisungen wui'dcn daher aus einer öffentlichen Gasse
bestritten , in welcher die verhältnissmässigen Beiträge
der Einzelnen mit den Einkünften zusammenflössen, die
der Staat theils aus dem Ertrage des Gemeindelandes,
theils aus den Abgaben seiner Untcrthanen zog '') 5 und
dem entsprechend werden auch rücksichtlich der abhän-
gigen Landescinwohner dreierlei Classen unterschieden j
vnfjy.ont, die als zinspflichlige Untcrthanen den Pcriökeh
der Laccdämonier entsprechen^), fnvioHai oder jurütai,
Leibeigene auf den Besitzungen des Staats ^), und xA«-
gütcii oder (Icpa/ttdJTat, dergleichen auf den Grundstücken
der einzelnen Bürger , welchen sie gleich den Heloten
12
äl Th. tl. Dorier. C. II. F'erjassungen.
bestimmte Theilc des Erträgnisses zahlen mussten ^^).
Abgesehn davon genossen übrigens auch alle diese
jede Art persönlicher Freiheit, die mit ihrer staatsbür-
gerlichen Rechtlosigkeit vereinbar war i^) 5 zu den häus-
lichen Verrichtungen in den Städten hatte man gekaufte
Sclaven ^^) 5 und mit der Zeit scheint überhaupt auf Kreta
die mercantilische und industrielle Richtung dergestalt
die Oberhand gewonnen zu haben, dass es schwer hielt,
die ursprüngliche Verwandtschaft mit Lacedämon wieder-
zuerkennen 13). bis in's vierte Jahrhundert a. Chr. thei-
len jedoch beide noch den überlieferten Ruhm der Wohl-
gesetzlichkeit 1+) und Unterwerfung unter die Sitte des
Mutterlandes 1^), die um so treuer aufrechtgehalten ward,
als sie auf keinem todten Buchstaben sondern auf der
lebendigen Uebung und Fortpflanzung beruhete ^^).
1) Plat. Legg. I, p. 625 D: ruvr' oi'v npo? rov nöXf/iov rjulv
nnvra i\riqxvxat, xai Jirivö- o vo//oö*T»7? -rpo? toi'to ßkinuv ovy(TttTTiro:
vgl. p. G30 D, II, p. 66G D, IV, p. 705 D, und Aristot. Politlc.
YII. 2. 5 mit Ch. Engel de republiea militari s. comparatio Laee-
daemonioruni Cretensium et Cosaccorum , Gott. 1790. 4.
2) Plat. Republ. V, p. 452 D : tJo^tovto tÖjv yii/uvuaiwv n^HiTov
/ifv KgrJTfq, tnfnu Auy.f6aifiovt.oi.: Tgl. d. Erkl. zu TLuc. 1. 6 und
Krause Gymnastik d. Hell. S. 689 fgg. Auch Kriegstänze, nvg(il-
xat., 8. Lobeck Agl. p. 1126 und mehr Gott. Alt. §. 29, not. 21.
3) Heracl. Pol. c. 3 : raZg d* ngoi; lo?'? ri(jQivaq igonixatt; oni~
XUuq \oUaai. nQWTQi »f/Qija&ai, kuI oi'x ulaxQov naq uvzoZq toviox vgl.
Epbor. bei Strab. X. 4. 21 , p. 740 mit Plat. Legg. I, p. 636 ß,
VIII, p. 836 B, und mehr bei Periz. ad Aelian. V. H. III. 9 und
Hoeck lil, S. 106 — 119, auch B. List de aniore Lacedaemoniorum
erga pueros honesto, Lips. 1743. 4; im Allg. aber F. Cramer Gesch.
d. Erziehung und des Unterrichts im Alterthum , Elberf. 1832. 8,
I, S. 194—200, Meier in Hall. Encycl. Sect. III, B. iX, S. 160
fgg. und was sonst Priv. Alt. §. 29, not. 19—24 citirt ist.
4) Eph. das. p. 739: t«? d' dy^Xnq awäyoiiai* ol lni,(f,avfararot
rmv Tiaido}v xul dvvnroivaroi, , inaazog offoi'S nXtinzovc; oiot; t iazlv
u&Qoii,fiv' {KdaiTjc; df T?y? uyiXrjq uq^ojv fnrlv o)^ to noXv o nar^i) tov
(li'vnyuyövToq, xv()i.o<; iTiv f^rtyfiv inl &j'j(iftv xul ö()oftol>c;, xov d urtft&oi'vrit
xoX('x!^ftv' Tftfcfovrai, di drjfioaitC ruxTuVq ö( xirnv 7/ftfQttiq (tyfXtj «(><.?
uyiXrjv ovfißüXXfi fuxu uiXov xul XvQuq ilq ftü/T/v h (iv&ftoj, loanfQ xnl
IV xolq noXfnixoiq flo')&nat x. x. X. Vom achtzehnten .lahre an , s.
Hesych. s. v. dniiyfXoq und mehr bei Jloeck III, S. 100 und Mül-
ler II, S. 303.
.5) Ausser Aristot. und Ephorus vgl. Alb. IV. 22 und Heracl.
Pol. c. 3, woraus wir zugleich sehn, dass Kreta noch die alle Siltc
des Sitzciis zu Tische beibehielt. Mehr gibt Neumann p. 104 — 110,
§. 22. Dorisches VoJkslehen in Kreta. 85
Hoeck 111, S. 120-139. Müller II, S. 201-278; über die Syssilie»
im Allg. auch Hüilmann Anf. d. griech. Gesch. S. 138 fgg.
6) Vgl. das Skolion des Hybrias bei Ath. XV. 50 : toxi fioi
nXovio? ftfyuq (fo^ii» xal ^iqiog xal ro xukov /.uioi/'i'oVf znioßXrjfiu •/{tuioi;'
10VXOJ yuo uQ(üf TOVTOJ &fQii,(o , TovTU) nuTfüj rov Tjdvv oivov an (tfi.ni-
X(i)v f Toi/TW dfO.ToTa? /ivoiuq xfxXrjfiui,' xol di nrj xoXfiwvxK; ^/ftv do(jv
, . . nuvxig yovv TunrTjöixit; itfiov nooaxvvivvxi nf Sianoxitv xul ftfyuv
ßnatXia gxaviovxfg , mit Gräfenhan ici Mühlh. Progr. 183.3 und Cia-
vier II, p. 181 fgg.
7) Vgl. Aristot, II. 7. 4: unc nüvxwv yu^ twv yironfvwv xuqtiüv
Tf xat ßoaxTjiAUTWv xul Ix Twv dijfiooiwv xul (po()(ß)v f ot'C qfQovaiv ol 711-
(itotxot , rfxuxTui ftfQog ro ftiv nQog xoik; &fovq xal xuq xoivuQ XiirovQ-
yiag, ro di roTg onaoirioiq , ojaxf fx zov xoivov xQfcpfa&at, navraq xat
nuZda<; xal yvvaVxaq xal uvdQaq : und genauer, aber theilweise abwei-
chend Dosiades bei Ath. IV. 22; ol di Ai'xxioi, oi'vuyovai ftiv läxoivH
avoaixiu ovxax;' fxaaxog raJv yfvofiivuv xaQnwv uvuqifQii xtjv dixurtjv
tl<; xrjv fxuiqiuv xal xu<; xr/g noXiox; 7iQoaoäov<;^ «? diavffxovaiv ol tiqoi-
oxrjxöxiq xrjq ziuXfftx; flq toi? fxuaxwv oVxonq' xwv di dovXutv (xctaxog
jilyivutov qifQit oxuxfjfja xaxa xicpuXijv : wofern nicht nach dixuxrjv
etwas herausgefallen ist, s. de vestig. inst. vett. in Plat. Legg. p. 29.
8) Sosikrates bei Ath. VI. 84: tt/v fniv xoivrjv dovXüav ol Kqrjxiq
xaXovai fivoZuv , rijv öi Idiav atfUfiioixaq , toJ'C di nf(jioixoi><; ^ititjxooik;:
vgl. Neumann p. 125 — 129, Müller 11, S. 52 — 55, Hoeck III,
S. 22 — 42.
9) Strabo XII. 3. 4, p. 817: xa&üntQ KqtjoI f^iv i&rjxiviv rj Mvüa
xuXovnivT] ai'vorfoq: vgl. PoU. III. 83 und Ath. VI. 93: "Egfttov di
iv KQjjxixaVg yXojoaatg fivröxnq xoik; fvyivfZq {fyyiviii; Eustath. ad Iliad.
XV. 431) olxfxui; — ob von Mtfojia , wie Göttling und Schömann
Antiqu. p. 151 gegen Hoeck u. A. annehmen? eher von fiivoi , vgl.
Schmidt Zeitschr. f. Gesch. 1844, I, S. 561.
10) 'Afaftiwxui olxirai uyQoVxoi, , nägoixoi, , Hesych. I, p. 635,
vgl. p. 1549: f(fTff*iav dygöv, und mehr bei VVachsmuth I, S. 404;
über die von Platner in der Tübing. Jurist. Zeitschr. V. 1, S. 17
angezweifelte Identität mit den xX.aQÜxaiq aber Ath. VI. 84, bei dem
nur die Schreibart itficpafitüxat zu berichtigen ist.
11) Aristot. Politic. II. 2. 12: Kqijriq tu i'iXXu xuvxd toVq dov-
Ao«? fq}ifvxtg fiovov untniTjxuat xu yii/tvaatu xal r^v xwv oTiXtov xx^atv,
12) XQvowvt]To, , Ath. VI. 84; Eustath. ad Iliad. XV. 431.
13) Polyb. VI. 46: xu&oXov d' o tiiqI %tjv ulaxQoxtQdiiuv xal nXtO'
vi^iav xQüno<; oitw? fni^otQiu^fi, Tca()' «i'ror?, gL'ot* nuQu fiovoit; Kgtjxui-
fvoi. xüv anavxwv dv&i)omwv firjdiv uIo/qCv vofti^fo&ai, xf()doc: vgl.
Strabo X. 4. 17, p. 737 und mehr bei Wctstein ad Pauli Epist.
ad Titum I. 12, p. 370, Sainte-Croix p. 426, Mai ad Diodor. Fgm.
Vat. p. 119, Hoeck IH, S. 448 fgg.
14) Plat. Grit. p. 52 E : oi'xt Aaxidaifiova uqoj^qov ovri KQi'/xrjv^
«C «fr; fxäaToxi (frjq ivvofiHod-ui: vgl. Republ. VIII, p. 5i4 E und
Hoeck HI, S. 428 fgg.
15) MijxQiq , wie der Kreter zartsinnig für TiaxQlq sagte; vgl.
Plat. Republ. IX, p. 575 D mit Plut. rcp. seni ger. p. 792 E und
über jene Achtung vor Recht und Sitte überhaupt Lcgg. I, p. 634 E,
II, p. 666 D, III, p. 680 E und Aristot. Eth. Nie. 1. 13. 3.
16) Joseph, c. Apion. II. 16: Aaxi^ai/növiot ftiv xal K^tpiq tOt-
a»v Inuldivov, oC X'iyoK;.
86 Th. II. Darier. C. II. Ferjassunqen.
§. 23.
Auch Lykurg's eigene Gesetzgebung, wodurch er nacli
seiner Rückkehr um's J. 840 a. Chr. die Angelegenhei-
ten seiner Vaterstadt ordnete ^), trug zum überwiegenden
Theile diesen ethischen Charakter, der auf den lebendi-
gen Gehorsam der Bürger gegen Sitte und Herkommen
gestüzt keiner weiteren Satzungen bedurfte, als die jenen
Gehorsam und diese Sitte möglichst aufrechtzuhalteu dien-
ten 2jj und kann schon um desswillen nicht als eine neue
Schöpfung , sondern wesentlich nur als Wiederherstel-
lung der alten Zucht betrachtet werden , welcher sein
Volk durch das Glück des Siegs entfremdet worden
war 5). Nur für solche Puucte, die er nicht mehr als
selbstverstanden voraussetzen durfte, erliess er kurze
schriftliche Bestimmungen *) j darunter aber soll eine ge-
radezu den Gebrauch schriftlicher Rechtsnormen verbo-
ten haben ^) ^ und jene Bestimmungen sind desshalb wohl
mehr als Verträge anzusehn , die er zwischen den strei-
tenden Elementen vermittelte und von Zeit zu Zeit durch
wechselseitige Eidschwüre bekräftigen liess ^). Auch ihr
Name QTjiQat führt auf diese Bedeutung ^)^ Orakelsprüche,
wie man sie in alter ^) und neuer Zeit mehrfach aufge-
fasst hat ^), können sie schon um ihrer prosaischen Ein-
kleidung willen nicht seyn ^°) ^ und so entsprechend auch
seinem ganzen Zwecke die Art war, wie sich Lykurg von
dem delphischen Orakel, das zu allen Zeiten einen ent-
scheidenden Einfluss auf die spartanische Politik geübt
hat^^), zu seinem Berufe weihen liess ^2^, so darf dieser
doch am wenigsten auf jene geringe Anzahl positiver
Maassregeln beschränkt werden. Die früheren Zustände
naturwüchsiger Unmittelbarkeit konnte er freilich nicht
zurückführen , und insofern blieb sein Bau immer ein
künstlicher, der seine mehr als natürliche Festigkeit ^5)
nur der harmonischen Mischung und dem Gleichgewichte
verdankte, worein er die gegebenen Elemente zu bringen
gcwusst hatte '''^)j aber diese Nothwendigkelt entsprang
im Gruude schon aus der Thatsache der Eroberung ^^),
und indem Lykurg deren Gewinn vor den Gefahren,
§. 23. Lykurg und die spartanische f Verfassung . 87
'womit ihn die Innere Entartung: bedrohetc, zu retten
suchte, musste er von selbst wieder auf die kriegerisch-
nationalen Grundlagen zurückkommen , deren Erhaltung
den Augelpunct seines ganzen Werkes ausmacht ^^). Auch
das Verhältniss der Periöken ward so hergestellt , dass
diese Im ausschliesslichen Besitze des Handels und der
Gewerbe ^^) sich des Schutzes des mächtigen Krieger-
stammes zu erfreuen hatten, ohne dessen auf dem Rechte
der Eroberung ruhende Herrschaft durch politische An-
sprüche zu gefährden ^^), und beurkundet hierin dieselbe
zugleich berechnende und versöhnende Politik , mit der
sich Lykurg wie es scheint schon früher '^) bei der Er-
neuerung der olympischen Spiele durch Iphltus von Elis
beiheiligt und dadurch eine Annäherung seiner Lands-
leute zu der altern Bevölkerung des Peloponnes ange-
bahnt hatte, die dem Einflüsse ersterer nur fördernd seyn
konnte ^Oj.
1) Hierüber sind die zahlreicben Schriften von Aristokrates,
Aristokles , Diuskorides , Kritias , Molpis , Persans , Prosenus,
Sphaerus u. A. , die namentlich Athenäus vielfach benuzt hat, leider
verloren ; wir schöpfen hauptsächlich aus Aristot. Politic. II. 6,
Xenophon de republ. Lacedaemoniorum (ed. Fr. Haase, Berl. 1833. 8),
Polyb. VI. 45 — 50, Plularch's V. Lycurgi und Instituta Laconica,
Justin. III. 3, Mcolaus Damascenus bei Stob. Sern». XLIV. 41, p.
293; die Fourmontischen Inschriften (M. de 1' A. d. Inscr. XV,
p. 395—419) können nach Böckh's Kritik C. Inscr. I, p. 61 — 104
nicht mehr als Quellen gelten. Von Neuern vgl. Nie. Cragii de
rcp. Lac. 1. IV, Genev. 1593. Lugd. B. 1670. 4; J. Meursil miscel-
lanea Lacc. s. variarum nntiquitatum Lacc. 1. IV, Amst. I6G1. 4,
und de regno Laconico 1. II, CJltraj. 1687. 4 (alle drei auch in
Gron. Thes. T. V. zu Ende); Nie. Sienicii über de rep. s. politia
Spartae , Dantisci 1600. 4; de la Barre eclaircissemens sur 1' bist,
de Lycurgue, in M. de 1' Acad. d, Inscr. VII, p. 202 fgg. ; Montes-
quieu de r esprit des loix VI. 6; J. F. Vauvilliers examen histor.
et pol. du gouvernement de Sparte, Paris 17C9. 12; Chr. G. Heyne
de Spartanorum re publ. et institutis Judicium, in Comm. soc. Gott.
T. IX, p. 3 — 42; Morgenstern Lacedaem. res publ. c. Platonica
comparata, hinter s. Comm. de Fiat, rc publ. p. 305 — 314; Bitaubc
in Mem. de 1' Instit. Lit. et B. A. T. III. p. 310—332 und Leves-
que in dens. Mor. et Pol. T. III, p. 347 — 381 ; Güttling Exe. ad
Aristot. Politic. p. 463 — 471; .1. C. G. Winckelmann de dignitatc
rei publ. Sparlanae , Berol. 1826. 8; Arnold on the history and
nature of the Spartnn Constitution, hinter s. Thucydides T. i, Oxf.
1831. 8, vgl. the philol. IVIuseum II, p. 38 — 71; ferner JManso l.t,
S. 78—189; Ciavier 11, p. 134—163; Tittmann S. 89— 140; Müller
II, S. 5 fgg.; Pastoret V, p. 197 — 546, Limburg -Brouwer 111,
88 Th. II. Darier. C. II. Verfassuntjen.
p. 107 — 137, Schömann Antiqu. p. 104—148, Tbirlwall I, S. 309
— 358, Wachsmutl» 1, S. 459 — 469, Lerminier 1, p. 121 — 142,
Grote II, p.451— 548; endlich A. Kopstarlt Lycurgea Greifsw. 1848. 8
und de rerum Laconicarum constitutlonis Lycurgeae origine et in-
dole , das. 1849. 8, dessen Uebereilungen und Fehlgriffen ich frei-
lich in ähnlicher Art wie früher der Schrift von Lachmann (s. oben
S. 60) habe in G. g. A. 1849, S. 1209-1239 wesentlich «ntgegen-
treten müssen.
2) Xenoph. M. Socr. IV. 4. 15: AvuovQyov ö\ xov Aatnäaifiö-
Viov ov xuTUfiffiit&Tjxnq , ort oi'div uv dtdgio^ov röiv uXkojv nökfiav ti]v
Stiuqttjv inoiyjriiv , il firj to nii&fo&ui, rotq vo/ioiq /^rihoru fVfiQyäauro
arrjj ; vgl. Rep. Lac. VIII. 1 und Plut. Praec. polit. c. 20: 6(6-
Tiofinoq öe o ßaaikivq tc3v Auxidai/uovitov 7i()oq rov ilnovra awi^fo&ut
XTjv 27iu(JXT]v diu xo\iq ßaathlq f(\);^«xoi'? oVt«? • fiülXav , *??/» «f^*« loi'c
noXlovq 7ifiö-ap;^t)toj'c ovraq.
3) So schon Heyne 1. c. p. 13, Heeren Ideen IIl. 1, S. 197,
Hüllmann Anfänge S. 150, C. Th. Welcker die lezten Gründe von
Recht, Staat und Strafe S. 388; dann insbes. Müller Dor. II. S. 14,
auch Schlosser univ. histor. Uebers. I. 1, S. 370 und Nit^sch bist.
Homeri I, p. 56; dass jedoch dadurch Lykurg keineswegs, wie
Zoega (Abhh. berausg. v. F. G. Welcker Gott. 1817. 8, S. 316)
und neuerdings Lschold (über die Entstehung der Verfassung der
Spartaner , Amherg 1843. 4) wollen, seine historische Bestimmtheit
und Bedeutung als Einzelperson und Staatsmann einbüsst, hat Kop-
stadt p. 2 fgg. richtig dargethan.
4) Müller I, S. 135, Kreuser Vorfragen S. 144, Nitzscb bist.
Homeri I, p. 27 — 30. Dass Sparta überhaupt nukHiorüruq uvayQu-
qiuq besass, bezeugt Plut. adv. Col. c. 17 ; und gleichzeitig ist auch
der Discus des Iphitus Paus. V. 20. Was ist aber von der Drei-
zahl dieser qtjxqui bei Plut. esu carn. II. 2 und V. Ages. c. 26 zu
halten? s. Antiqu. Lac. p. 42 fgg.
5) Plut. V. Lycurg. c. 13: vöiiovq 6t yfyQUfn/iivovg o Avxovgyoq
ovH l'&Tixtv, uXht fiia xötv xaXovfihmv ^r/xQMv iaxlv avxt^ : vgl. Apophth.
Lac. p. 221 B und Plat. Republ. IV, p. 425 mit Müller II, S.221.
Schömann's (Antiqu. p. 132) und Kopstadt's (Lycurg. p. 25) Zwei-
fel gegen diese Rhetra kann ich auf keine Weise theilen.
6) Xenoph. Rep. Lac. XV. 1 : ßoi'Xo/uat, öi xal üq ßaoiXiZ Tigoq
xrjv noXiv avv&ijxaq ö Avxovgyoq fnolijoi dtTjyrjaaa&ai, , und §. 7: xa.1
offüovq dl uXXtjXoiq xuxa firjva notovvxai , tqiOQoi, puv vai() x^q noXiioq,
ßuatXfvq öi xintQ fuvxov' o 6f oQxoq ioxl xü ftiv ßaaiXd, xuxu xoxiq
x7]q noXiotq xiifihovq vö/xovq ßaatXii'iaftv , rij 6i TioXn , ifinidoQxoi'VToq
ixfivov uaxv^iXtxTov xjjv ßuoiXfiuv nuQf^ftv: vgl. Plat. Legg. III, p.
684 A und Isoer. Arcbid. §. 21 : i'ftiZq ft'^v ox'v nfyqi xnvxijal xijq
TJftiQuq ffifthtxf Tutq avvO-tjxaiq x«» roTq ofjxoiq , oi;? inoirjoaxi nqoq
xovq nQoyövovq xoi\ TjfiiXfQovq x. t. X.
7) 'PrJTQru avv&Tjxui diu Aöywv , Hesych. II, p. 142; vgl. Apoll.
Lex. Homer, p. 138. 30: (itJxqtj ö ftiv ^Animv o/ÄiXUt, ()ijatq , . . ßfX-
riov 6f xTjv inl ()tjxotq %i.al avv&j'jxrjv , auch Aelian. V. Hist. II. 7
und mehr bei Ruhnk. ad Tim. Gloss. p. 228, Sturz Lex. Xenoph.
IV, p. 7, Böckh G. inecr. I, p. 28, Nitzscb Hist. Homeri I. p. 52
— 61. Andere freilich allgemeiner, wie Etym. M. p. 703: ()tjxQa
ydg xard AüiQiilq o vöfioq, vgl. d. Anon. hinter Spengers Art. Script,
p. 224 und Mazochi ad Tab. Heracl. p. 235; aber vifioq selbst wird
§. 23. Lykurg und die spartanische Ferfassung. 89
oft genug durch ow&riy.rj erklärt, Aristot. Politic. III. 5. 1 1 , Poll.
Onom. lil. G u. s. w.
8) Plut. V. Ljcurg. c. 13: t« fifv ovv Toiavra youo&fTrjftaxu
(iTJTQuq oWolXUaiV , W? 71UQU TOV &10V VO/Jl^O/HlVU Aul /p7/0^0I ? OVTU l
vgl. Pylh. orac. c. 19 und viel Verkehrtes aus diesem Gesichtspuncte
bei Ant. van Dale de orig. et progr. idololatriae , Amst. 1690. 4,
p. 309 fgg.
9) Vgl. Göttllng im Hermes XXV. 1 S. 130 und in Verh. d.
Leipz. Ges. d. Wissensch. I, S. 136 oder gesamm. Abhh. S. 317 —
351 , der sie sogar in heroisches Orakelmaass zu z-wängen gesucht
hat; dagegen aber Urlichs in Ritschl's Rh. Museum VI, S. 194 und
Kopstadt p. 17 fgg.
10) Müller kl. deutsche Schriften I, S. 408. Orakel- und Ge-
setzessprache stellt schon Plut. republ. seni gerenda c. 10 einander
entgegen : dio rr,v h Aa»i<iaifio*i. nuQui^fVx&flaav uQtaxoxiJaxiav toi?
ßaoihvatr o Tlv&ioq nQiaßvyfviaq , o 6i Avxov^yoq uvrm^vq yiQovTuq
wyöfiaaiv.
11) S. Müller Dor. I, S. 340 und was G. Alt. §. 40, not. 7 fgg.
über das Orakel im Allg. bemerkt ist, insbes. aber Piotrowski de
grav. orac. Delphicl , Lips. 1829. 8, p. 61 fgg. und Götte a. a. O.
S. 201 fgg. Daher auch die Ilv&toi im Gefolge der Könige, &tö-
nponoi ilq JiX<tovq, Her. VI. 57; vgl. Cic. Divin. I. 43.
12) Her. I. 66, Xenoph. Rep. Lac.VHI. 5, Diodor. Exe. Vat.
VII. 1, Strab. XVI. 2. 38, p. 1105: tivxvu yag , w? toixfy , dnoörj-
ftwv invr&üiixo naQu ttj(; llv&iaq, u ■:iQoa^*ii, naQuyyikkitv rot? Aaxf-
(fa«A«ovioK; '»gl. Ast ad Plat. Legg. p. G und WInckelmann I.e. p. 50,
der jedoch die Idee der Theokratie zu weit treibt, wenn er Lykurg
selbst zur allegorischen Person macht.
13) Thuc. I. 18, Plat. Hipp. maj. p. 284 B, Lysias bei Dionys.
Hai. V, p. 523, Cic. pro Flacco c. 26, Liv. XXXVIII. 3i, Plut.
V. Lycurg. c. 29 u. ß. w.
14) Aristot. Politic. II. 3. 10: ?vtot /*iv oi?v Xtyovatv o'yq öil t^V
dfyiOTTjv nohxfLav ü unuaüv avo» twv noXiTtiwv fiffiiy/tiyTjv , d<o xui
T7* Twv Aaxi6uinovio)v inaivova^v : vgl. dens. IV. 5. 1 1 und 7.11,
auch Plat. Legg. III, p. 691 E, Isoer. Panalb. §. 152. Polyb. VI.
3. 8 und 20. 6, Cic. Republ. III. 9 u. s. w.
15) Insofern diese der Legitimität ursprünglicher Autochthonie
entbehrte; vgl. Plat. Menex. p. 238 und m. gesamm. Abhh. S. 148.
16) Isoer. Archid. §. 81 : twv '£AArJvw» rftfv^vö/n^f» ov xw /ityi-
&ii xijq nöXtui; oj'df tw nh'j&n xäiv üv&^wnwv, uXk' ort xi^v nokixft.uy
o/xoUtv xaxiaxjjadm&a ax(juxonfdoj xuXüg öioixovfihoj xul nii&<tQxnv
i&fXoyxi Tor? afjxovot: vgl. Plat. Legg. I, p. 631 E und II, p. 666 E
mit Aristot. Politic. II. 6. 22 und VII. 13. 10: tnatvoyyxiq yag xjjv
AuxiduinovLmv noXixnuv uyavxai xov yofio&frov rov Oxon-.v , ort ncxvxn
nQoq To MQfiTfiv xnl rr^iö? nöXfnov iyoßo&fxi]ai: auch Diodor. tgni.
Vat. VII. 2 und Theodor. Metoch. Miscell. c. 100.
17) Vgl. Müller Dorier II. S. 2G fgg. und Hüllmann Handels-
gesch. d. Griechen S. 45, obgleich lezterer minder günstig darüber
nrtheilt.
18) Isoer. Panath. §. 178: xov 6\ df,uov nfQioixoix; noi^aaa&at,
xaxaöovXwaainiyovq m'xwv xdq vi7«S ovöiv ^xxoy i) ruq xiLyolxixujy . . .
ovöftaoi /ift n^oaayoQivot*ivov(: ug nöXtit; olxovvxaq, xjjv öt dvyafnv txov-
90 Th. II. Dotier. C. IL Verfassungen.
zag iXüxTO} rwv 6i'jia,u)v twv tiuq i^/xlv. Ob sie an den grossen Volks-
versammlungen in Sparta Antheil besessen, ist eine alte, aber ziem-
lich müssige Streitfrage , da selbst ein wirkliches Recht , wie es
Manso I. 1, S. 92, Tittmann gr. Staatsv. S. 89, Ciavier II, p. 167,
Reichard Staatsv. d. Alterth. S. 104 behaupten, noch weit von der
thatsüchlichen Ausübung entfernt gewesen wäre; vgl. G. g. A. 1849,
S. 1223. Nach Aussen finden wir freilich bei Thucyd. VIII. 2'i
einen Feriöken selbst an der Spitze der Flotte ; hier begegnen uns
aber auch Heloten als Hariposten , Xenoph. Hell. III. 5. 12; vgl.
Isoer. Paneg. §. 111.
19) Insofern zwischen Iphitus und der ersten Olympias , deren
Sieger (Koroebus 776 a. Chr.) aufgezeichnet wurden , nach Aristo-
dem von Elis 27 Olympiaden verstrichen , vgl. Syncell. Chronogr.
p. 196 C ; also Lykurg's Zusammenwirken mit jenem und die Geburt
seines Mündels Charilaus gleichzeitig um 884 a. Chr. fiele, wäh-
rend seine Gesetzgebung erst der männlichen Regierungsperiode des
lezteren angehört. Diese meint auch wohl Thuc. 1. 18, wenn er
ihn nicht viel über 400 .lahre vor dem peloponnesischen Kriege sezt;
wenn aber Eratosthenes und Apollodor (Clem. Alex. Stromat. I,
p. 336 B) 219 Jahre nach dem Heraklidenzuge annahmen, so haben
sie offenbar nach Iphitus gerechnet , gleichwie auch der seltsame
Irrthum von Herodot I. 65, der ihn noch hundert .lahre früher
unter Labotas verlegt, wahrscheinlich aus seiner vorausgesezten
Gleichzeitigkeit mit Homer entsprungen ist, s. Antiqu. Lac. p. 78.
Andere drücken ihn freilich sammt Iphitus wieder bis zur Olympias
des Koröbus selbst herunter, Ath. XIV. 37, und haben dadurch
Andere schon im Alterthume wie Timäus zur Annahme eines dop-
pelten Lykurg veranlasst, Cic. Republ. II. 10; aber durch Chari-
laus , den schon Aristoteles II. 7 als seinen Mündel kennt, und die
Genealogie bei Strabo X. 4. 18, p. 738, werden alle Schwierigkei-
ten gehoben; vgl. Meurs. Mise. Lacon. II. 5, p. 122, Dodwell de
cyclis III, 10, p. 132, Bouhier Recherches sur Herodote p. 169,
Müller I, p. 132 fgg. II, S. 503, Clinton I, p. 140—144, II, p. 408
—410; Plass II, S. 88 fgg., Fischer Zeittafeln S. 33-42, Hüllmann
delph. Orakel S. 154 u. s. w.
20) Phlegon Olymp, c. 1 : AvxovQyoi; d\ o Aaxf6ui/*övioq «ul
"IqiiTog ßoi'lö/ifvoi, il? oixovoiav xul uqjjvtjv ro nk^&oq ai'ö-tc uTioxura-
ornaai:, xrjv ri navrjyi'Qiv xrjv Olv/inixijv Vyvfooav uvttynv il<; t« aQ^uZu
vö/iifia: vgl. Heracl. Pol. c. 2: xocvov uyu&ov t«? fxfxiH'^ui xarf-
OTTjnf, und mehr bei Flut. V. Lycurg. c. 1 und 23, Paus. V. 4. 4,
Kuseb. Chron. p. 152 ed. Venet. u.s.w.
§.24.
In politischer Hinsicht war Lykurg's wichtigste Ein-
richtung unstreitig die ytQovoia oder der Rath der Al-
ten ^), welchen er als unabhängige Oberbchörde zwischen
die Könige und die Gemeinde in die Mitte stellte ^] und
ihm die höchste Staatsgewalt in der Art übertrug , das»
jene beiden Theile ganz hinter ihm zurücktraten 5). Er
bestand aus acht und zwanzig auf Lebenszeit gewählten
§. 24. Roth und Beamte in Sparta. 91
Greisen, die das secLzigste Lebensjahr zurückgelegt ha-
ben mussten '^) ; die beiden Könige aus den Familien des
Agis und Eurypon ^) führten den Vorsitz^ dass aber je-
der von diesen auch zwei Stimmen geführt habe, be-
kämpft schon Thucydides als irrige Meinung ^) , wie es
denn die Idee ihrer ganzen Stellung war, dass sie gegen
Anerkennung und Gewähr ihrer ererbten Ehren und äus-
seren Auszeichnungen auf allen politischen Eiufluss Ver-
zicht leisten sollten ''). Nur ihr Heeresbefehl im Kriege
erinnert noch an die heroische Königsgewalt ^), und selbst
das Verbot wiederholter Feldzüge gegen den nämlichen
Feind ^) scheint im Laufe der Zeit ausser Uebung ge-
kommen zu seyn ^°) ^ daheim aber blieb ihnen ausser den
hergebrachten gottesdienstlichen Verrichtungen ^i) nur ein
unbedeutender Rest von Gerichtsbarkeit in Familienange-
legenheiten übrig ^^), während die peinliche Rechtspflege
von dem Rathe ^^), die bürgerliche und polizeiliche auch
wie es scheint noch vor der Ausdehnung, die sie später
den Königen selbst furchtbar machte (vgl. §. 43 — 45),
von den Ephoren geübt ward '*) , und für jeden sonsti-
gen Zweig öffentlicher Zucht eigene Beamte mit richter-
licher Gewalt bestanden ^^). Die namhaftesten unter die-
sen sind der naidovößOQ ^^) und die ßiöeoi ^^) zur Auf-
sicht über die Jugend, die aQfioavvoi ^^) über das weib-
licbe Geschlecht , und die ejundXoygoi über das Marktwe-
sen ^^) ^ die Fünfzahl, die in mehren von ihnen herrscht,
lässt auf eine gleiche Eintheilung des Volkes schliessen ^O)^
der auch die dreissig Oben als Unterabtheilungen ent-
sprechen würden ^^), obgleich uns von örtlichen Phylen,
die man dahin ziehen könnte, nur vier bekannt sind ^^).
1) Spartanisch yn^ovrin^ Xenoph. Rep. Lac. X. 3, oder yiquxlit,
Aristoph. Lysistr. 98Ü ; ob richtiger yntm'lut Giese äol. Dial. S. 31S
und dagegen Abrcns dial. Dor. p. 63.
2) Plat. Kpist. VIII , p. 354 B: ao(po<; AnxoxQyoq, o? Idwv lo
rü)v olmiotv yivog fv Aqyit, xul MfaaTjvj] ix ßaoiXfU)v tl<; tvquvviov Ji-
»u/itv itqu.AOfihoiK; Mftl öiaif&tiQavraq favzoi'q Tt xal trjv noXtv fKuri-
()ov(; fxuTf()av , ä(iaa<; tkqI t^? avxov Tio'Aföj? ufin xitl yhonq, qidQiunnov
inr'jvfyxt xijv twv yfQovrtav u{)yj]v : vgl. Legg. III, p. 691 E und Plut.
V. Lycurg. c. 5: uIo)()ov/aIv7j yu() tj nokmiu xiil ilnoxXlvovou, rvv fiiv
out Toi'( ßaaiXiVq inl xintuvvidu^ vvv d\ (oq xo nXfj&og inl drjftox^axiav,
92 Th. II. Darier. C. IL Verfassungen.
olav i\tna xtjv Twv yntovzmv ug^tjv iv ftiOM &ffiiytj »ul Iooqqoth/ouou iijv
uaipuXiOTUTrjv raltv to^t *«' Tnuxuaraoiv.
3) Dionys. Hai. II. 14: ovöt yag ol Aaxidui/uoviuv ßuaiXiti; av-
TOXQUTOQtq TjaUV O Tt ßovXoiVXO nQUTTflV , uXk' Tj yfQOVOiu TlÜv ll^f TWV
xoivwv tJ xQaToq: Tgl. Isoer. Panath. §. 154 und Demosth. adv.
Leptin. §. 107: inndav nq flg rijv xaXov^ivrjv yfQovaiav fyxQi,&^, na-
gao^div fuvTov olov XQ^ i äiOTtöxrji; iaxl tw» noXXiöv , mit HüUmanu
Staatsr. d. Alterth. S. 309 und Müller II, S. 91 — 96.
4) Cic. Senect. c. 6 : apud Lacedaemonios ü, qui atnplissimutn
magistratum gerunt, ut sunt, sie etiam nominantur senes ; vgl. Plut.
V. Lycurg. c. 5 extr. und 2G mit dem Lobe bei Isoer. Panath.
§. 154. Ungünstiger urtheilt Aristot. Politic. II. 6. 17 u. 18; l'xtt
di xul xd TifQi XTJV xö)v yiQovxiüv OQXV^ <"' "«^^s ... to yj diu ßiov
xvQiovg iivai- xgiofwv fiiyuXtov u/i^ioßTjxTjoi/iov , l'oxi. yuq waniQ xul 0(o-
ftaxog xul diavoiag y?JQag . , . Ixi di xul xtjv u^gioiv r/v noiovfxui xäv
ytqovxwv 'xaxu Xf xtjv xgiaiv laxt nutduQiwöiji xal to uvxov alxfto&ui
rov d^i(ü&Tja'ofiivov xijq dgx^? ovx og&oig i)(it : kann aber darum ders.
V. 5.8 ihre Wahl dvvaaxtvxixijv nennen? Sauppe Epist. crit. p. 148.
5) Tyrtäus bei Plutarch V. Lycurg. c. 6 : clg/nv fuv ßovXijg
&foTifi]jTovQ ßuaiXTJuq; vgl. oben §. 20, not. 5 und Schömann An-
tiqu. p. 124 fgg. Lachmann's Vermuthung S. 134 fgg. , dass sie
zwei ganz verschiedenen Stämmen angehört hätten , entbehrt aller
Begründung.
6) Thuc.I.20; in Herodot's Worten VI. 57 liegt es inzwischen
keineswegs. Lucian Harmon. 3 beweist nichts.
7) Xenoph. Ages. I. 4: tj xi ydg nöXtg ovSincönoxf qi&ovrjriuau
xov nqoxixi/Aija&ai uvxovg fnixilgfjot xuxuXvoui'xtjv ug^Tjv uvxöiv, o" ii
ßuaiXit<; ovötnünoxf fiiil^ovMv wgf^&Tjauv tj iqi oTanig i^ «('^^? '^'7'' /5"-
aiXiiav nuQfXaßov , vgl. Aristot. Politic. V. 9. 1 und die einzelnen
yfgfft bei Her. VI. 56 — 59 und Xenoph. Rep. Lac. c. 15 mit Mül-
ler Dor. II, S. 97 fgg. Auch ai/ivoxfga tj xux uv&gunov xucfij, Xe-
noph. Hell. III. 3. 1 ; vgl. Heracl. Pol. c. 2 : oxav de TfXmrTJaTj ßa-
aiXfvq , xgiVi; yfifguiq oväiv nuXdxai, xul u^vgoiq -q dyogu xaxanüaotxui,
und mehr oben §. 20, not. 8.
8) Aristot. Politic. III. 9. 2; ly ydg iv xfj Aaxo>vtxfj TioXixila
doxiX fiiv fivui ßaaiXfiu /iäXiaxa xöiv xaxd vößovi;, ovx toxi di xvgia
nüvxo)v , uXX oxav fliX&Tj xr^v ^ügav, Tjyffiojv faxt xtäv ngog xov noXi-
ftov: vgl. Isoer. INicocl. §.24 und die liinzelheiten bei Xenoph. Rep.
Lac. c. 13, namentlich auch ihr Gefolge, dufionla , Morus ad Hel-
len. IV. 5. 8; dann über die Opfer Paus. IX. 32. 3, über ihren
Antheil an der Kriegsbeute Her. VIII. 81, Polyb. II. 62 u. s. w.
9) Plut. V. Ages. C. 26 : öio xul Avxovgyo<; o nuXaioq iv xalq xa-
Xovfiivaii; rgial gijxgatg untlnt (itj tcoXXÜxk; inl xovg uiWovq axguxfvnv,
0710) f fiTj noXtfiiZv fiuv&üvwotv ; Tgl. V. Lycurg. c. 13 und Apophth.
Lac. p. 213 F.
10) Her. VI. 56 : xul 7icXf/4Öv yi ixqifgnv in ijv itv ßovXmvrut x""-
gtjv xovxov S\ /i,7jdiva tivut SnugxtTjxfojv di.axmXvxfjv' tl d\ fiTj , avxov
iv Tto i/yiü iyfxfo&ui. Auch Xenophon macht sie nur vom Beschlüsse
des Staats abhängig: xkI nxguTidv Znoi. itv rj jio'At? ixnlfinTj rjyfta&ui:
nur niussten die Opfer günstig scyn , dnißaxTjgia , Hellen, lil. 4. 3,
IV. 7. 2, wie denn überall ihre militärischen Operationen von man-
cherlei religiösen Rücksichten bedingt waren, Her. VI, 106, IX. 61,
§. 24. Rath und Beamte in Sparta. 93
und niebr bei Drumann Gescb. d. Verfalls d. griecb. Staaten S. 092
fgg. und Poppo Proleg. Tbucyd. 1. 2, p. lOft.
11) Aristot. Politic. III. 9. 2: In di xul ra 7H)0(; toi"? d-foi'q
unodidoxui toi? ßuaiXfvat: vgl. Xenopb. Rep. Lac. XV. 2 und Her.
VI. 56 n<it Böckh C. Inscr. I, p. 638.
12) Her. VI. 57: dtx«C?n' df /uovvoix; toi"? ßuaiXrjftq xoaddf fiovvu'
nriTQovi^ov XI TiuQ&hov n(Qi, f? xov Ixviixui l'^fi-v , rjv firj ntq o noxtjQ
uvxijv iyyvriOTj, x«i oi(üv dr^ftoaücov nfQi, xnl ijv n.? &ixuv nulöu noü-
fo&ui id-fXrj^ ßrtaiXi^ojv ivavxiov noifia&rii: Tgl. Schömann Antiqu.
p. 125 und über die Erbtüchter, naxQoi'ixovq oder fni.7t(i/iiovaq , mcbr
bei Rubnk. ad Tim. Gloss. p. 209 und Müller II, S. 197. Die öf-
fentlicben Wege bezieben sieb aucb vrohl auf Trennung von Staats-
nnd Familieneigentbum ; vgl. de terminis p. 25 fyg.
13) Aristot. Politic. III. 1. 7: xni; xüJv avftßoXnioiv diKfti^ft xöiv
iqioQmv uXXoq « AAa? , ol 6i yfQovxfq xug cpovixäc;, fXfqa d lawc; aqx^
Tt? fxfQctq: vgl. Xenopb. Rep. Lac. X. 2 und Plut. V. Lycurg. c.
26, Insbes. aber aucb dess. Apopbth. Lacc. p. 217 B: xuq nfgl xov
&avüxoii dtx«? TiXfioaiv TjUfqaii; ol yiQovxa; xQivovoif nuv u:io(fvy7] xiq,
ovdfv Tjoaov ioxtv v7i!>di.Koq^ mit m. Abb. de vestig. inst. vett. p. 48.
14) Ausser Aristot. 1. c. bezeugt dieses Plutarcb Apopbtb. p.
221 A: T« Twv ai'ußoXaimv äixaiu (nüaxTjq yfifoaq nqLvovaiv ol tq>oqoi,
und damit bangt von selbst aucb die polizeiliebe Tbätigkeit zusam-
men, worüber F. W. Scbubert de Aedilibus , Königsb. 1828. 8,
p. 75 fgg. und J. Cbr. Spakler de Epboris apud Lacedaemonios
Amst. 1842. 8, p. 55 fgg., obgleicb man dessbalb niebt mit Müller
II, S. 116 und Lacbmann S. 163 die dyaqu iqioqLa aus Deniosth.
Aristocr. §. 37 bereinzieben darf.
15) Müller II, S. 127 fgg. und 219: »die übrige Jurisdiction
war unter die Magistrate nach den Zweigen ihrer Verwaltung ver-
tbellt«; vgl. Tittmann S. 127—130, Böcbh C. Inscr. I, p. 611 fgg.,
Schubert p. 71. 101. 105, und im AUg. H. Gabriel de magistrati-
bus Lacedaemoniorum , Berlin 1845. 8.
16) Xenopb. Rep. Lac. II. 10, Plut. V. Lycurg. c. 17.
17) Bidioi oder ßl6vot. auf Inschriften, Böckh I, p. 609, K. Keil
zwei griecb. Inschr. aus Sparta u. Gytheion , Lpz. 1849. 8, S. 19;
ßiduüoi, bei Paus. 111. 11. 2, der aucb ihre Zahl auf fünf angibt;
der TiQtaßvc; ßidiwv , der C. Inscr. n. 1364 als sechster erscheint,
vertrat vielleicht später den naiJovö/^oq.
18) Hesycb. I, p. 541 : uqx') ^*S ** -^axiiaiftovi inl x^q ivxoa/iLuq
xütv yvvaixüJv,
19) Hesycb. I, p. 1199: fftniXwQoi; ayogavö/ioq , Aüxwviq: sp.iter
ward übrigens lezteres aucb ihre amtliche Bezeichnung , s. Sauppe
in Ritschl's Rh. Museum IV, S. 159.
20) Müller II, S. 116, jedenfalls richtiger als Craglus und nach
ihm Mango 1. 2, S. 122 fgg., Plass II. S. 96, Tittmann S. 135 fgg.,
Haase ad Xenopb. Rep. Lac. p. 202, die sechs, oder gar Hüllmann
llrgescb. d. Sta.ils S. 7 und Göttling ad Aristot. p. 468 oder im
Hermes XXV, S. 14.5, die zehn Phylen rechnen; v(;l. Thirlwall 1,
S. 461 fgg. und Haase in Hall. Encykl. Sect. Hl, B. XXI, S. 414;
doch dürfte nur so viel sicher scyn, dass Lykurg überhaupt die al-
tin Geschlechtspbylcn ( §. 16, not. 6) durch neue Kiiilbeütiugcn
ersezt hat; vgl. Platner in Tübing. jur. Zcitschr, V, 1, S. 24 und
94 Th.IL Dorier. CIL Verfassungen.
was ich G. g. A. 1849, S. 1224 fgg. gegen Kopstadt's Anwendung
der erstem bemerlit bnbe.
21) Plut. V. Lycurg. c. 6: mßd<; wßn^avra TfjuHxoi'za , welches
Zahlwort gewiss nicht mit Sintenis und F. R. C. Krebs Lect. Dio-
dor. p. 145 auf das folgende yfqovaiav zu bezieben ist; vgl. Müller
Dor. II, S. 78 und Göttling Abhh. S. 328; nur darf man dessbalb
auch keinen sonstigen Zusammenbang der Obenzabl mit der Geru-
sia annehmen , weil dann 7wei ganze Oben durch die Könige von
dieser Behörde und der mit ihr verknüpften Belohnung des Verdien-
stes (§. 27, not. 20) ausgeschlossen worden wären; zumal da wir
bei Diodor XI. 50 noch von andern Herahliden in derselben hören ;
vgl. Jahrbb. f. wiss. Krit. 1837, S. 232 und Gymnas. Zeit. 1840
S, 306.
22) Paus. III. 16. 9: ol Ai-nvärai 2nm)xt.arö)V xat KvvoaovQili;
«al fx Mfaonc; ri xnl flnüvijq: vgl. Hesych. und Phot. p. 188: Kv-
voaoi'Qu (ft'ki/ Aaxwvtx?/: höchst wahrscheinlich eben die xö)nui bei
Thuc. I. 10: Ol' avyoixi.ci9flaTj(; nöXfojq , xani. xoifiaq 6f tw nuhtiö)
rf/q E).ht6oc T()o,Tw olxovfifvijq : vgl. Strabo VIII, p. .559 und mehr
bei Müller 11, S. 49 — 51 und Curtius 11, S. 227; jedenfalls aber
örllich , so dass schon um desswillen weder die Herakliden , wie
schon Barthelemy Voy. d' Anach. chap. XLI note richtig bemerkt
hat, noch selbst die von diesem nach Her. IV. 149 als fünfte Pbyle
vorgeschlagenen Aegiden (§. 15, not. 16) dazu gezählt werden dürfen,
obgleich auch diese Müller Orchora. S. 316 in Amyklae verörtlicht
und St. John Hellenes I, p. 95 sogar geographisch abgegränzt hat;
vgl. Wachsmnth 1, S. 793. Besser erinnert insofern Böckh C. Inscr.
I, p. 609 an Hesychius : /tvnt} iv 2nÜQrT) qvXij xul Tortog : oder soll
man mit Müller in der engl. Uebers. der Dorier (N. Aufl. S. 46)
und Lachmann S. 126 eine nöXiq im Gegensatze der xüfjfxi als fünfte
Pbyle aanehmen? Edolos , was Köchly Gesch. des griech. Kriegs-
wesens S. 37 vorschlugt , ist örtlich nicht nachgewiesen.
§• 25.
Auch was die Volksgemelnde betrifft, so waren die-
ser zwar regelmässige Versammluugcn im Weichbilde
der Hauptstadt verbürgt, wo sie die Vorträge des Rathes
und der Könige zu empfangen und nach Gutdünken zu
genehmigen oder zu verwerfen berechtigt war^)^ welter
erstreckten sich jedoch ihre Befugnisse nicht 2), und na-
mentlich sollte sie keine Modificatiouen oder eigenmäch-
tige Beschlüsse beifügen, widrigenfalls ein späterer Zu-
satz zu der ursprünglichen Rhctra die Vorsitzenden aus-
drücklich zur Auflösung der Versammlung ermächtigte 5).
Von eigentlichen Deliberationen konnte dcsshalb auch
kaum die Rede seyn''^); das Wort scheint überhaupt nur
den öffentlichen Beamten oder wem sie es übertrugen
zugestanden zu haben 5)- und selbst die Abstimmung
§. 25. f^olTisgemeinde und Bürgerrecht in Sparta. 95
geschah nicht sowohl nach Köpfen , als dnrch das Ge-
schrei, in dem sich das Uebergewicht der Mehrheit aus-
prägte ^). Zur Theilnahme an diesen Versammlungen
berechtigte übrigens ein Alter von dreissig Jahren jeden
Spartiaten ^) ^ ob und wie weit dagegen auch Periöfcen
oder Freigelassene Zugang dazu gehabt haben S) , ist
schwer zu ermitteln ^ und am wenigsten darf darauf die
Unterscheidung einer kleinern Versammlung bezogen wer-
den , die uns später begegnet ^) und wahrscheiulich erst
der Zeit angehört, wo unter den Spartiaten selbst die
ursprüngliche Gleichheit Aller in einen Gegensatz zwi-
schen Gleich - und Minderberechtigten übergegangen
war 1^). Denn allerdings reichte nach Lyfcurg's eigener
Bestimmung die spartiatische Geburt nicht aus, die Be-
rechtigung des Vollbürgers (ö/ioiog) zu begründen 1^)5
die Hauptbedingungen dieser waren vielmehr Erziehung
in den vorgezeichneten Formen des bürgerlichen Mecha-
nismus ^^) und die fortgesezte Theilnahme an den Sys-
sitien als unterster Stufe der bürgerlichen Gliederung
selbst ^5) 5 und daraus ergab sich die eigenthümliche
Folge , dass im Laufe der Zeit viele dorische Familien
ihre angeborene Stellung im Staate einbüssen konnten,
während jeder Fremde, der den gedachten Bedingungen
genügte, in das volle Bürgerrecht eintrat ^'*). Erwach-
senen scheint dieses zwar äusserst selten ertheilt worden
zu seyn ^5)- und so manche Heloten auch unter allerlei
Titeln ^^) von Staatswegeo ^^) freigelassen wurden , so
bildeten diese doch immer nur eine Mittelclasse , die
nicht einmal jenen Minderberechtigten gleich geachtet
werden darf ^8)5 wohl aber wurden häufig Helotenkinder
zur gemeinschaftlichen Erziehung mit den Freigeborenen
zugelassen ^9), und diese jfto&wveg oder fio&ay.es, die frei-
lich auch oft von spartanischen Vätern mit Sclavinnen
erzeugt gewesen seyn mögen ^o), erlangten dadurch alle
staatsbürgerlichen Rechte, so dass wir deren selbst in
den wichtigsten öffentlichen Posten finden.
1) Vgl. die urliundlicLe Rlietra bei Plut. V. F>ycur{;. c. 6 : /iioq
h.kXnyiov xul 'A&uvüq 'likhtviui (so die Ildsclir. bei Sinfcnis IV,
96 Th. 11. Darier . C. II. Ferfassungen.
p. IX ; andere 2vXXaviov und Svkkavlai: , woraus Göttling StivXkuiov,
Urlichs BovXaiov , Meineke ad Steph. Byz. p. 579 SxvXkuviov ge-
macht haben, während Bergk in Zeitschr. f. d. Alt. 1852, S. 14
'EXXuviov in der Bedeutung ilyotJuLov festhält) Uqov läqvaätiivov, <f,vXu<;
ifvXü^avTa x«t oißa<; oißu'iavia t^üoxovt«, yfQovaiav ovv ä();(uytraK; xu~
raaxTjaavrH WQaq ü (0{iuq uniXXü^fiv ntxuiv Baßvxaq rt xal Kvaxiüvoq *
oi'xoji; (Sauppe £pist. crit. p. 68 uvroig , wozu aber Franke in Zeit-
schr. f. d. Alt. 1843, S. 270 mit Recht eine Verbindungspartikel
verlangt; am Besten vielleicht xal Tw't,-) ila(f>fi>(iv tj xal dipiarao&ut,
däfAü) d' u*ayo(iiav i,n(v (so oder li/xtv nach den Spuren der Hdschr.
ya/4(oSüv youiuvtixTjv , woraus man früher öüfiu d' uvo)ydv , Sintenis
dufiM öi T«v xvQiav fvfiiv gemacht hat) xal xQUToq. lieber die Orts-
bestimmung s. St. John HellenesI, p. 105 und Curlius II, S. 237.
315; über sonstige Einzelheiten Müller II, S. 85 und Urlichs a. a. O.
S. 211 und 231, wo jedoch noch manches dunkel bleibt; sollte auf
n(pioraa&ai. der knidische u^tartjQ Plut. Qu. gr. c. 4 ein Licht
werfen ?
2) Plutarch : zov öi nXfjOovq u&Qoio&ivroq flnftv f*fv ovSfvl yvw-
ixrjv TÖiv uXXitiv ((fflxo, XTjv 6 V710 xö)v y{QovTO)v xal xöiv ßaatXfOjv tiqo-
ri&fZaav fntxQivat, xvQtoq i]v o dr/fioq'. vgl. die ähnliche Bestimmung
in Kreta §. 21, not. 12 und was Aristot. Politic. II. 8. 3 im Ge-
gensatze damit von Karthago sagt: « 6' «v ilo(ffgo}ai.v ovxoi, ov dm-
xovaai. fiovov H7io6i,d6uai. xäj ärjfAOi xu dojavia xoli; üqyovatv , uXXa xv-
Qioi xfjiviiv tlal ■ xul TW ßovXofiivm uvxunilv xoVq fla<pi(jOfiivoK; t'^taxiv,
orifq IV TuZq fXfQuiq noXixdaiq ovx i'axtv: auch IV. 11. 9 und Tyr-
täus : n'&iiaii; q^rgaic; uvxantxfiiißo/xhovq, mit Müller II, S. 541 und
Krebs Lect. Diodor. p. 144 fgg.
3) Plutarch: variqov fiivxoi, xüv noXXdJv atfatQiOii xal nqoad-ian.
Ttt? yvü iiaq äiaoTQKfiovxwv xul nugaßia^ofifviov , TloXvdatQoq xul 0to-
nofinoq ol ßuai>XtXq xi'toi rij qr^xgn naqiviyQuxpuv ul di oxoXiuv o däfioq
luQoXxo , xovq ngioßvyiviui; xal ugxuyixaq unoarax^Quq lupitv : vgl. An-
ti^u. Lac. p. 63.
4) Tac. Dial. de Orat. c. 40: quem enim oratorem Lacedae-
motiium, quem Cretensem accepimus? quarum civitatum severissima
disciplina et severissimae leyes traduntur i vgl. Cic. Brut. C. 13,
und Vell. Paterc. I. 18. 2 mit Müller II, S. 89, der auch Thuc. I.
80 nur amtliche Redner voraussezt.
5) Vgl. die Anekdote bei Aeschin. c. Timarch. §. 180 und Plut.
Praec. polit. c. 4 , deren scheinbare Ausnahme wie der homerische
Thersites die Regel nur bestätigt.
6) Bofj xul Ol' rprj(f(ü, Thuc. I. 87; auch bei Wahlen, Plut. V.
Lycurg. c. 26.
7) Plut. V. Lycurg. c. 25; vgl. Liban. Declam. XXIV und im
Allg. Meier in Hall. Kncykl. Sect. I, B. XXXIII, S. 62 und Schö-
ninnn de eccieslis Lacedaemoniorum, Greifsw. 1836. 4, namentlich
auch gegen Lachmann , der in der fxxXrjoia nur einen Ausschuss
von Beamten im Gegensatze mit der Versammlung des ganzen Vol-
kes {uXLu) erblickt, spartan. Staatsv. S. 202—207, Gesch. Griechen-
lands S. 468.
8) Wie u. a. Cragius I. 7, Bartuclemy Voy. d' Anach. eh. XLV,
Pastoret V, p. 270 wollen; s. dagegen Müller II, S. 24, Göttling
im Hermes XXIII, S. 104, Schömann 1. c. p. 5, und mehr oben
§. 23, not. 18.
§. 25. f^olksgemeinde und Bürgerrecht in Sparta. 97
9) MiytQix ixxX?^oiu, Xenoph. Hell. III. 3. 8, in welcbem Ver-
hältniss zu den TtkfOt (Ducker ad Thucyd. I. 58, Wachsniuth I,
S. 815) oder zof? iv xiXfi, die bei demselben öfters als hohe Staats-
behörde Torkommen ? Tittmann S. 100 und Bernhardy in AUg. L.
Zeit. 1837 Juni S. 244.
10) Vgl, Schömann de eccles. p. 5 mit Wachsmuth I , S. 464
und mehr unten §. 47. Die Ansicht von Freese, dass die fiinfju Ixxkt]-
aiu nur aus den Ephoren und Geronten bestanden habe , würdigt
ders. in Schneidewin's Philol. I, S. 71C mit Recht keiner Widerle-
gung; dagegen möchten die ixx/jyzot bei Xenophon doch wohl eher
auf diese als auf di^ grössere Versammlung zu beziehen seyn; s.
Antiqu. Lacc. p. 144 und Gabriel de magistr. p. Gl fgg.
11) Xenoph. Rep. Lac. X. 7 : d di nq unodiiXtuoiu rov ra
vifti/ia äutnovfio&ai , rovrov ixfZ uritJu^f fifjöi vo/iiii,fa&ui. rmv ofioLo)v
tlvut.: vgl. III. 4 und mehr Antiqu. Lacc. p. 131 fgg.; auch Anthol.
Pal. IX. 447 : x«t yd^ yryritov at/ia diux^ivii AuKidul/uwv uX^jj ftUQ-
va^iivMv , ov yivffj ßQf<f>(0)v.
12) Plut. Inst. Lacc. p. 238 E: rHiv nohrtbv o? uv (irj imopitivr]
rTjv%-ö)v niudo>v dyo^yrjv, ov ßtrit/t tw» t^c nöXirnq dixniiav : vgl. Apophth.
Lacc. p. 235 B und die fx riji; uytDyrjq nuldiq bei Ath. XV. 15.
13) Aristot. Politic. II. ü. 21 : oqo<; 6t noXirilaq ovzög laxiv av-
TOr? O TlaVotO?, tÖv fJlT] dvVUtllVOV TOVTO TO TfAo? (ffQltV (11] l^iTf^f^'*'
avTTjt;.
14) Teles bei Stob. Serm. XL. 8: Auxi6ui/u6viot rov fiiv fiitn-
a/övra rrjc; riywyijq xul tft/^fivavTa , xuv ifvoq , xcxv jj *i'A(UTO? , o^oi'w?
Toiq o^toTot? rifiöian vgl. Plut. Inst. Lacc. p. 238 E: i'vtoi d( (puaiv
ort xal riüv ^(vu)v og üv vno/^fiiJj runrrjv xrjv uoxrjniv riji; noXtriiag,
xnTcc TO ßovXtffitt rov AvxovQyov fiirftxi rr^g uQx'^&fv dutmayfiivt^q
fnoiqag: auch Aelian. V. Hist. XII. 43: Avxovqyot; xolg ffxfnivuoi, xf/
xöiv naidwv (lyoiyjj noXt-rduq Aaxiovi-x^c; iMxaXuyxavit, und den wenn
gleich apokryphen Brief bei Boiss. ad Eunap. p. 425 : Auxfdnifiövioo
6f /iix' aXXojv xai xovx' nya&oi , ov yQäftftaaiv dnodilxvvvx«; SnuQXiü-
1«? uXX^ dymyfj' xuv iX&wv rt? 2xi&rj<; Jj TqlßaXXog tj UacpXuywv y
Hrjdiv l')((ov ovofia %iÖQai vnoaxfj xyv Avxovgyiiav axXygaytoyiuv , Aü-
■x(av faxt,
15) Dionys. Hai. II. 17: (fvXürxovxiq xo ivyiviq xal fty&ivl fii-
TaSitfövxig il fi?) anuvioic; xtjq nft(j tczvxoZq noXixilaq: vgl. Demosth.
Aristocr. §. 212. Zwei Beispiele erwähnt als die einzigen Her. IX.
35; später ist Dien bei Plut. c. 17.
16) Ath. VI. 102: noXXnxtq ijXtv&fQOiauv Aaxiäuinövioi. SovXovi;
xal oiiq fiiv d<f fxaq ixäXiaav, ov<; äi ddionöxovg , oi/? d^ iQvxryQaq^ di-
nnooiovavxng 6 dXXovq ovg ilg xovg oxoXoiig xuxixannov' uXXoriq 6f vro-
SufifödtK;, fx(i)ov<; ovxaq xMv flXwxfüV vgl. Meurs. Mise. Lacon. II. 7,
Müller II, S. 45, St. John Hell. III, p. 55.
17) Ein einzelner Bürjjer konnte keinen Heloten freilassen ; vgl.
Strabo VIII, p. 5GI und mehr oben §. 10, not. 5.
18) Dio Chr. XXXVI. 38, p. 448: ovdf V7tn{ixn xolq uXwoi ytvf-
a&ai 2^71 u Qx tax utg: vgl. Manso 1, 2, S. 55 und über die ^icodanioden
insbesondere unten §. 47, not. 6.
19) Phylarch bei Ath. VI. 102: tlol d' ol fiöOuxiq ovvxfioffoi xwv
Aaxtdaiftovio)v' i'xuaxog ydg xöJv noXi.xi.xwv nuidmv, tuq uv y.ul x<t l'dtu
ixTtotwoiv , ol fiiv t'>«, o( di di'ü, rtj-i; öi nAiioin; Tioiovirni. ovvx(/oqov<;
I. u.i. i. Ai.n. G
98 Th. II. Darier . C. II. Verfassungen.
aVTWV ' flalv Oliv ol flO&UXf^ fXfH&fQOl ftfV , 0X1 flTjV AaXf^aifiOVtOi , (Xi-
Tf^ovai 6\ rijq natödui; näoTjq: vgl. Aelian. V. Hist. XII. 43 (Gylip-
pus , Kallikratidas, Lysander) und Hesych. II, p. 61?: fiöOaxiq ol
(Iva (ufia"!) TQiqiOftivot Tot? vloZ(; doiikot nuZdtq . . . fto&uvuq rorg na-
QUTqupofifvovq , dem Lacfamann S. 295 keine Scheidung von /nöSotv
verna und fiö&a^ libertinus enlgegensetzen durfte, obgleich /xö&oyv
allerdings überhaupt olxoyfvi]!; dovloq ist, Etymol. M. p. 590.
20) Xenopb. Hell. V. 3.^: ^hoi xotv TQo(pi/xo)v xuXovfifviov xnl
vo&oi Twv SnuQTiuxttiVf ftuXa fihidfiq rf y.al rwv iv rrj nölfi, xaköiv oex
rinngoi, wo schon Schneider mit Recht an die Mothaken erinnert;
vgl. Müller II. S. 285, Wachsmuth I, S. 689* und über die Bedeu-
tung der xukii Rep. Lac. III. 4: n tj? toT't« gu'yot, /nr^öfvoq tn idJv
xkAw»» riiy^druv inoLrjaf , wo schon Sturz Lex. II, p. 643 die jtira
civium erkannt hat. Denn wenn Andere wie Haase und neuerdings
Max. Rieger de Homoeorum et Hypomeionum , qiii apud Lacedae-
monios fuerunt, origine, Giessen 1853. 8, es auf die diseiplina Ly-
eurgea beziehen, so ist das zwar ganz richtig; aber eben diese gab
ja nach not. 12 und 14 das volle Bürgerrecht, und nichts lauft
dem Grundgedanken der lykurgischen Verfassung mehr entgegen,
als Leute , die die ganze dymyTJ genossen hatten, desshalb, weil sie
der Geburt nach keine Auxidui/^onoi waren, zu vnofiiloai, zu machen.
§• 26.
Auch ist es War, dass für einen Staat wie der spar-
tanische, den seine oben angedeuteten Grundlagen gleich-
sam zu einem einzigen Körper mit vielen Gliedern be-
stimmten, nichts wesentlicher seyn konnte als eine plan-
mässige Erziehung ^) , um die jugendlichen Gemüther
sofort unter die Macht der Sitte zu beugen und ihre
werdenden Kräfte ausschliesslich auf die Harmonie und
Erhaltung des Ganzen zu richten ^^^ wozu jeder mit der
vollen Stärke seiner Persönlichkeit mitwirken sollte, ohne
diese gleichwohl jemals ausserhalb der von dem Staats-
wohl gesteckten Gränze geltend zu machen. Zu diesem
Ende übernahm der Staat den Knaben , der eigentlich
schon nach der Geburt nur ihm sein Leben verdankte '),
vom siebenten Jahre an , um ihn in den Agelen oder
ßovaiQ *) und Ilen ^) vom Vaterhausc fern in den Fer-
tigkeiten und Entbehrungen des künftigen Kriegers zu
üben ^) und ihm den Gemeinsinn und die Hingebung
cinzuflösscn , wodurch diesem seinem bürgerlichen Be-
rufe die sittliche Weihe aufgeprägt ward ^). Bei dem
einseitigen Vorwalten dieses Bildungszweckes ^) musstc
allerdings der sonstige Unterricht verhältnlssmässlg
§. 26. Erziehung der spartanischen Jugend. 99
schwach bedacht werden ^) : Lesen «nd Schreiben be-
schränkte sich auf das Aothdürftigste ^*^), und wie selbst
die Musik, deren Bedeutung für jene Harmonie die Spar-
taner keineswegs verkannten ^^J , doch eben desshalb in
enge Schranken nationaler üeberlieferung gebannt ward ^^j^
so verschmäht auch ihre Gymnastik einen grossen Theil
der Zweige, in welchen dieselbe im übrigen Griechenland
kunstgerecht entwickelt war ^^) 5 doch ward schon die
Oeffentlichheit der Erziehung eine reiche Bildungschule
für den Geist des Spartaners, dessen Schärfe und Klar-
heit sich in der schlagenden Kürze seines Ausdrucks be-
währte i''^), und je weniger sich das Ganze als solches in
der Zeit seiner Blüthe gegen die geistigen Fortschritte
anderer Theile des hellenischen Volkes, so weit sie sei-
nen Tendenzen entsprachen, abschloss ^5), desto reicher
entwickelte es seine nationalen Keime selbst, worunter
sich namentlich die chorische Lyrik ^^) mit der Gymna-
stik zu den mannichfaltigsten Leistungen kriegerischer
Orchestik vereinigte^''). Wie sehr freilich zulezt immer
der Gesichtspunct körperlicher Kräftigung alle sonstigen
Erziehungsrücksichten beherrschte, zeigt die Theilnahme
der weiblichen Jugend an den meisten Uebungen der
männlichen ^8) 5 woraus zwar bei der Strenge der Zucht
eben so wenig wie aus der gesetzlich begünstigten Kna-
benliebe gemeine Unsittlichkeiten entsprungen seyn mö-
gen ^^), für die höhere Sittsamkeit und Weiblichkeit der
Frauen von Sparta aber nach dem übereinstimmenden
Urtheile des Alterthums keine günstige Wirkung hervor-
ging 20).
I) Aristol. Politic. VIII. 1. 3: iitaivhut rf* av rn; xul tovto
AuKiäuifiovionq' xal yrxQ nXiiaxTjv Ttoiovvrai. anovSi^v nigl toi/'? nnTSt«;
xul xon/j ravTtjv: vgl. Xenoph. Rep. Lac. c. 2 Jgg., Plut. V. Ly-
curgr. c. 13 f};(j. , und ineLr — ausser den Piiv. AU. §. 33 not. 1
erwälinten allgemeinen Schriften — Lei G. T. Schmidt, praes. Ja-
cobs , de cura Laconuni circa institutionem cxercitia et sludia suo-
rum , .Jena 1704. 4, A. Krijel de Lycurgi legibus, quas Lacedae-
mone de puerorum cducatione tulit, Lips. 1726. 4, Messerschniidt
de Spartaiiorum veterura nuiJaycoyin, in Act. soc. lat. Jen. V, p. 72
Igg. , M. IVorberg de eduealioiie puerili apud Sparlanos , Lund.
1790. 4; dann Manso I. 2, S. 15(i fgg., IVIülier 11, S. 184 und 299
G2
100 Th. IL Dorier. C. 11. Ferfassungen.
fgg., Plass II, S. 125 fgg>> and J. H. Krause Gesch. d. Erziehung,
des Unterrichts und der Bildung, Halle 1851. 8, S. 118-134.
2) Plut. V. Ages. c. 1 : TjX^V ''■'?* i-iyo/uhnv dymyr^v iv Aaxidai-
novi , axXtjQuv fiiv oiouv rij diuizj] md nokvnovov , nuidivovauv di toi'c
vfovg uQ/ia&ai ' äio x«t (puaiv vno xov 2tßü>vi6ov ttjv SxaQxrjv nqooTj-
yo^fva&ui öuftuaifißgoTov , ojg /lukiOTa ötu twv i&ojv toi'S noAtr«? toi;
vofioig jifiS-?]vioV(; xnl xfiQ07J&fi(; noiovauv , üjotiiq i7i:iovg ni&uq t^ uq^T^q
äu/ift^o/xfvovq: Tgl. Comp. Lyc. et Num. c. 5 mit Wachsmuth II,
S. 363 fgg. und' Limburg - Brouiver III, p. 121 fgg. V, p. 15 fgg ,
und im Allg. Plat. Legg. II, p. 659 D und Aristot. Politic. V. 7.
20 : /ifyiarov df tiuvtmv tiqo^ to äiu/^ivfiv t«? 7to?.iTfiuq . . ro naiän/-
fO&ai TiQoq T«? TioXiTtiug x. t. Ä,
3) S. Plut. V. Lycurg. c. 16 mit Wichmanu de more Graeco-
rum infantes expouendi, Witt. 1753. 4, und Wachsmuth II S. 1*28.
4) Valcken. ad Theoer. Adoniaz. p. 274; vgl. Hesych. I, p. 745
ßovnyoQ ityii.ufyyrjqj o iijc; rtyikjjg (iq/wv nulc, und mehr bei Böckh C.
Inscr. I, p. 612; mit dtußfTri<; erster Grad der amtlichen Laufbahn,
Revue archeol. 1845, p. 717.
5) Xenoph. Rep. Lac. II. 12; vgl. Plut. V. Ages. c. 2 und
Instit. Lacc. §. 6 : ixa&mäov di ol viot o/xov nur i/.r/v xal xarrl uyi-
).Tjv inl arißuöojv , o? avrol avvf(po(jovv x. t. X. mit Müller II, S. 382.
6) Aristot. Politic. VII. 2. 5 : ojantg h Aaxidui/uo-n apö? ro?'?
nokffiot'q avyrfiuxrai ayjdov r] r( naiäiia xal to twv vonmy nX^&oq ;
vgl. Plat. Legg. I, p! 033 A, Paus. IV. 8. C, Plut. V. Lycurg.
c. 17, auch die Kriegspiele bei Cic. Tuscul. V. 27, Lucian. Anach.
c. 38, Paus. III. 14. 8, und die Uebungen im Stehlen, rapere et
clepere , Cicero bei Nonius p. 20, vgl. Priv. Alt. §. 62, not. 3;
um der dinfiuaTiyüjnig (G. A. §. 53, not. 26) nicht zu gedenken, die
aus einem gottesdienstlichen Gebrauche allerdings auch zu einer
Abhärtung geworden war; s. Davis, ad Cic. Tuscul. V'. 27, Manso
I. 2, S. 183, Müller II, S. 312, Haase ad Xenoph. Rep. Lac.
p. 80 fgg.
7) Plut. Instit. Lacc. §.2: 7^61 nat6nu yjy avxoXg nqo<; ro uq-
yia&ai xa/.ü; xui xagrfQftv novovvru xal fiuyöftivov vixny ij uno&vrjnxHv •■
vgl. Aristot. Politic. Vit, 13. 11: ort ötu to yiyiif*vuo&ai ngog toi)?
xivövvovq nolküv Tjqyov, und mehr oben §. 23, not. 2; auch den
Tempel der Furcht Plut. V. Cleom. c. 9 mit Plat. Legg. 1.647 und
Act. Societ. gr. Lips. I, p. 7 fgg.
8) Nicol. Damasc. bei Stob. Serm. XLIV. 41 : Auxtdaifiorloig
Tfyviig fiav&a'tnv u'AAa? ?/ th? ilt; noXiftov ulo/gov fori : vgl. oben
§. 23, not. 16 und das allgemeine Nützlichkeitsprincip Plut. Apophth.
Lacc. p. 213 D und 224 D: fQcorij&ilg öi, xL dil ßükiaxa ftuv&üyfiv
Tor? flivdfgovg Ttaidat;, xavx\ t'qiT] , va' uv uvxovi; ojtfiX^aiifv (iydgaq
yfvo/ihoiig.
9) 'Afia&ilq, Plut. Apophth. p. 217 E; vgl. Pcriz. ad Aeiian.
V. Hist. XII. 50, de la Nauze sur 1' etat des sciences chez les La-
cedemoniens in M. de 1' A. d. Inscr. XIX, p. 616 fgg. und mehr
Priv. Alterth. §. 35 , not. 1 ; auch Grote Hist. of Greecc 3. Aufl.
Anh. II.
10) Plut. Instit. Lacc. §. 2 1 yQttftßUTu f'vixu xtjq ;^p*to? l'fxuOoy
xSiv d ÜDmv natdfi'ftrixmv ^lyrjXuaLav f:ioiovyxo.
11) Das. §. 14: ianovdui^oy di xul nigl xa fifXtj xnl r«? wd«?
ox)d\v ^rxov xhxQov d' ii^f ravxa iyiQxixov dv/xov xal fgovij/iuxog xut
§. 26. Erziehung der spartanischen Jugend. 101
nriQuaraTinov o^j^jJc iv(}ovoiO)So\i(; kuI TiQ'tKTixr/Q ; vgl. Müller II , S,
31<i %&• » Cramer Gesch. d. Erziehung I, S. 202 fgg. , Krause
Gjuinastik 1 , S. C5 fgg. , C. A. Schirlitz de pretio , quod Graeci
studio poesis injuventutis institutione posuerunt, Nordhausen 1850.4.
Freilieh mehr Urtheil als Technik, Aristot. Politic. VIII. 4. 6 : ol
Auy.oivi^ ov t^av&uvovTiq ofiio^ dvvavrut, XQiviiv ofjdCjq, oj^ qiaai , rct
12) Ath. XIV. 33: diiT^{)j]auv öi /aüharct tmv 'ElXyvüiv AaxtSui-
ju,ovioi, TTJv novamr/v , nXiiaTTj avrfj XQWfiivoi,: vgl. Müller II , S. 310
und die Sage von Phrynis (Apophth. Lacc p. 220 E) oder Tinio-
theus dem Milesier bei Cicero Legg. II. 15, Plut. V, Agid. c. 10,
Paus. III. 12. 8, obgleich das angebliche Decret bei Boethius de
Musica eine anerkannte Fälschung ist ; s. Bippart Dithyrarabogr.
p. 68 und Matter Hist. de Tecole d'Alex. II, p. 66; im Allg. aber
Plat. Republ. IV, p. 424 E : oväafiov yuQ xivovvTcti fiovoixijq rgonoi,
Svcv nolirixöjv vöfiwv iwr /^fyiazav , mit Rötscher Aristoph. S. 184
fgg. und Jacobs verm. Sehr. 111, S. 274 fgg.
13) Plut. Apophth. p. 233 E: roT? nuXaiovoi nai&orglßug oi'}(
fifilaravov, IV« fiij rfxvT/i; dXX' dfjfr'^q rj qnXoTi/^ia yfvTjrat : vgl. Aristot.
Politic. Vlll. 3. 3 und Plut. V. Lycurg. c. 19: ravxa /iövu f^ij
xiokvaavTog uyiovii^io&ui, rovq noXlxaq, tv olt; x^Iq oi'x uvariLvctut (Boiss.
ad Eunap. p. 570) mit Seneca Ben. V. 3 und Philostr. de Gymnast.
p. 20; auch Plat. Lach. p. 183 A und Demetr. de Elocut. §. 122)
t<poQo<; IV Aatttduifiovi rov Ufgiigyiai; »al ovx imxwgioiq aqtaigiauvju
ffiaaiiyojaiv , und mehr Priv. Alt. §. 35, not. 3.
14) Vgl. Plat. Protag. p. 342 nnd mehr bei Meursius Mise.
Lacon. III. 3, J. G. Hauptmann de Lac. eloquentia, Gera 1779. 4,
Ast ad Plat. Legg. p. 67 ; G. W. af Gadolin de eloquentia Laco-
nica, Abo 1823. 4, Müller II, S. 385 fgg. , H. Wiskemann de Lac.
philosophia , Hersfeld 1840. 4, p. 4 fgg.
15) Die homerischen Gedichte soll Lykurg selbst aus Samos
mitgebracht haben, s. Wolf Proleg. p. 139 und Lauer homer. Poe-
sie I, S. 227; worauf man zwar keine solche Schlüsse wie Chr.
Heinecke Homer und Lykurg oder das Alter der lliade und die
politische Tendenz ihrer Poesie, Lpz. 1833. 8, begründen, eben so
wenig aber Max. Tyr. XXIIl. 5: oxpl yug tj 2nügxi] ga\i.mdiX , da-
gegen geltend machen darf; vgl. Nitzsch indag. Intcrp. Odyss. p. 37
und Welcker ep. Cyklus I, S. 246. Dann Musiker und Lyriker,
Aelian. V. Hist. XII. 50 , namentlich die beiden xuxuaxänfig xrjq
fiovaixr^q durch Terpander (Plehn Lesbiaca p. 140) und Thalc(n.<i
(Hoeck Kreta III, S. 339 fgg.) bei Plut. de Musica c. 9 ; im AlJg.
aber m. Anliqu. Lacc. p. 54 fgg. 69 fgg. mit C. Crome de pere-
grinorum apud Lac. loco ac dignitate, Düsseldorf 1843. 4, p. 9 fgg.
und Curtius Pel. II, S. 225: »als die Stadt nach den messenischen
Kriegen die erste von Hellas war an Macht und sittlichem Ansehn,
da war sie auch der Mittelpunct eines vielbcwegten geistigen Le-
bens, ein Sitz der Künste und Wissenschaft, welcher von Musikern,
Dichtern und Weisen vorzugsweise aufgesucht wurde« u. s. w.
16) »In Sparta gab es fast nur chorischc Musik und Lyrik«,
Ulrici Gesch. d. hellen. Dichtk. II, S. 67; vgl. Plat. Legg. 11,
p. 666 D und mehr bei Bode Gesch. d. lyr. Dichtk. II, S. 35 fgg.
und Müller Gesch. d. griech. Lit. I, S. 295; auch Thiersch in Abhh.
d. Bajr. Akad. VI. 1, S. 219 fgg. und Grote IV, p. 111 fgg.
102 Th. IL Dorier. C. IL Ferfasstmgen.
17) Atb. XIV. 25: oV de /ogoiq xä/.XtOzu &fov(; riftüoiv, liQioroi
fv noUfiij): Röttiger Opusc. p. 332 fgg. , IMüller Dor. II, S. 331
fgg., Bernhaidy griech. Lit. II, S. iO'J fgg., und Avas Gott. Altertb.
§. 53, not, 37 fgg. über die Gymnopadien gesagt ist.
18) Cicero Tusc. II. 15 : itatfue Uli, (jui Graeciae formam re-
rum ynhlicarum dederunt , corpora juvemun firmari labore volue-
runt, (fuod Spartiatae etiani in feminas trattstnlerunt ; vgl. Xenopb.
Rep. Lac. I. 4; Plut. V. lyeurg. c. 14, und niebr bei St. Jobn
Helleiies I, S. 386 und Becker tbar. I, S. 320 fgg. Dass Nie.
Damasc. mit den Worten : yiißrüaiu rf' o'yanfq dvögöiv inriv, ovrw y.nl
nuQ&fvo)v nicbt, wie Müller II, S. 314 wollte , eine Trennung der
Gescblecbter bezeugt , lebren scbon die xotvai nuXuioxgui, Eurip.
Androm. 591.
19) Vgl. Xenopb. Rep. II. 13—15 mit Haase's Note p. 88;
aucb Limburg- Brouwer IV, S. 260, und mebr oben §. 22, not. 3
und Priv. Altertb. §. 29, not. 18 fgg.
20) Aristot. Politic. II. 6. 5: swai ydq dxoXäartjq TiQoq anaoav
nxoXdoiav xal T(^i'cf>wai.: vgl. dessen Rbetor. I. 5. 6 , insbes. aber
Plat. Legg. I, p. 637 C, VI, p. 781 A, VII, p.S06A, VIII, p. 83'.i U
mit Limbu"g - Brouwer IV, S. 161 fgg. und St. Jobn I, p. 3'Jl,
wenn aucb aus derselben Quelle in einzelnen Fällen der Heroismus
entsprang, von dem Plut. V. Pyrrb. c. 27, Stob. Serm. CVin.33 u. A.
|3eispiele geben.
§. 27.
Ueberhaupt stand die Berücksichtigung des häuslichen
Lebens in der spartanischen Gesetzgebung mit ihrer Sorg-
falt fiir das öffentliche im umgekehrten Yerhältnisse : ab-
gesehn von der äusseren Einfachheit und Schmucklosig-
keit der Häuser, die allerdings Gegenstand einer eigenen
Rhetra war ^), kümmerte sie sich um das Innere dersel-
ben nicht ^) und gab desshalb dem weiblichen Geschlechte
eben so Crosse Freiheit ^), als sie das männliche lebens-
länglich öffentlicher Aufsicht und Bevormundung unter-
warf''"). Denn so sehr sie auch die Ehen unter dem Gc-
sichtspuncte der Selbsterhaltung des Staats bcgünstigle 5),
so wies sie doch auch den Erwachsenen fortwährend auf
gemeinschaftliche Beschäftigungen und Erholungen an,
die ihn auf der Jagd ^) oder in Gymnasien 7) und Les-
chen 8) stets mit seines Gleichen zusauinieuführten und
auch den Vcrhcurathcten oft noch lange in den Sclilaf-
stätten der Agelcn oder Ilen übernachten Hessen. Han-
del und Gewerbe schien ohnehin dem freien Bürger eben
so schimpflich wie der Ackerbau, der ihn von dem Mit-
§. 27. Ortjauisalion des Privatlebens in Sparta. 103
telpunctc der Gemeinschaft eutfcrnt haben würde ^) 5 aber
auch ausserdem sollte das Verbot der edlen Metalle ^°),
das nur symbolische Tauschmittel übrig liess ^^j, alle
selbstsüchtig^en Bestrebungen des Einzelnen abschneiden 3
und wie ihm die Gesetze seines Vaterlands frei zu prü-
fen untersagt war ^^j, so suchte ihn auch das Verbot zu
reisen ^^) und die Erschwerung des Fremdenbesuchs in
Sparta selbst vor jeder Berührung und Vergleichung aus-
ländischer Sitten zu behüten ^*). Selbst in dem Ehrtriebe,
der als wesentliche Eigenschaft des Spartaners galt ^^),
eröffnete sich der Staat nur eine neue Quelle uneigen-
nütziger Hingebung, indem er den Gehorsam als die
Schule zuhünftigen Gebietens darstellte ^^) und für die
Mühsal der öffentlichen Zucht und die mannichfachen
Beschränkungen der persönlichen Freiheit durch die Aus-
sicht auf die Auctorität entschädigte, welche jede höhere
Alterstufe über die vorhergehenden ausübte ^'^). So ward
schon der Jüngling vom zwanzigsten Jahre an der unmit-
telbare Vorgesezte der Kleineren in ihren einzelnen Ab-
theilungen ^^) 5 war aber dafür auch seinerseits jedem
älteren Manne verantwortlich , und dem Greise im All-
gemeinen Alle zu Kindesgehorsam und Ehrfurcht ver-
pflichtet '^), auch wenn er des Alters Preis, den Sitz
in der Gerusia ^^) nicht davon trug 5 nur den Hagestol-
zen 21) und Feigling 22^ traf Verachtung und Schmach
bis an's Ende.
1) Pluf. V. Lycurg. c. 13: ftfQu di nühv xuru t^s nohirikilaq,
oTiojQ olxia näaa rijv /nfv ogocfrjv v.nu nfkfxio)g HQyua/iivtjv X^tj , ra? 6\
Oi'iQuq u:io n^iovoq ftövoti xal nTjdivoc; rwv akkotv foyuXiiuv : vgl. de
esu carn. II. 2 und Müller II, S- 254 fgg.
2) Dionys. Hai. Arch. Rom. XX. 2: twv 61 x«t' olxiav yfi'o/nf-
VO)V OVXf 7lf)0V0l(tV OVZf (fllkux7/V fTlOlOVVTO , tip fwXftOV &VQrtV fHdOrOV
o(iov iivai Tjjq fXfvOfQiii^ tov ßiov votili^ovxiq. Verschluss der Häuser,
Libanius in Scbneidewin's Philol. III, S. 537 : nfutjxnvtprat dJ xiu
xAfrJ«;, (Iq oXovriii rTjq nciQ fxfivo)v (tojv t'tX(oro)v) fnißonXtjg la^i'^oxf-
(>u<i hvul; vgl. die clavts Laconica Plaut. Mostell. 404 mit Aristopli.
Tbesm. 413; daneben freilich auch strenge Ordnung, Aristot. Oeco-
nom. I. 5: n/joq fV](i)t]OTiuv axuiüv ro Aanwvittov' xqtJ yaq iv tAaaxov
i» xij iavxov '/'''Q'^ xitaQ-ni,
3) Aristot. Polilic. II. 6. 8: t«? d\ yvvaZyiüq tfuai. n\v nynv tov
Ax'xoiiQyov ini toiI? vöfioix:, ojq d uvxfHQovov, unoarijvai nuXiv y vgl.
Dionys. Hai. II. 24 : dqiijxav wantg Aaxtäaifiovtoi, t«? yvvaixüv givXu-
104 Th. II. Dotier. C. IL Verfassungen.
x«5. Dem widerspriclit zwar Plut. V. Lycurg. c. 14; doch sagt er
selbst V. Agid. C. 7 : roi''q AuaiSuiuovLovi; Imoxüfitvoq xarjyxöoii? ov~
ras uil xüv yvvatxöiv nal TiXiVov ixiivaig rwv S7jfioat(üv ^ twv löiojv uv-
ToVg noXvTiQUY.'toviZv dtdövrnq.
4) S. Plat. Legg, VI, p. 780 und Plut. V. Lycurg. c. 24 u. 25,
insbcs. die Stelle : u&vi^f roi\ noklraq firj ßovXia&ui /itjd' iniczuodui
HUT ISinv (,jjv , (xkX. üjontQ ritq fifkiiTaq rü xoivü avfKfiifVq o'vt«? ufl
xal fiir ukX7]X<i)v tlkovfifvovg niot tov uq^ovra /nixQov JfVv {^(aröJtaq
uvTcjv vTi fv&oiioiuoftov xftl ^tXoTifilag oAoi'c i^vai rrjg nurpi^oq : auch
Nicol. Damasc. 1. c. und Montesquieu Esprit des loix V. 2.
5) S. Xenoph. Rep. Lac. c. 1, Plut. V. Ljcurg. c. 15, und
mehr bei Müller II, S. 280 fgg. und Wachsmuth II, S. 386, auch
J. H. Wacker de Lycurgi ad mutrimoiiium pertinentibus institutis,
Lips. 1743. 4 und Zumpt in Abhh. d. Berl. Akad, 1840, S. 15. —
Freiheiten für Väter von drei und mehr Söhnen , Aristot. Politic.
II. 6. 13, Aelian. V. Hist. VI. 6. — Zrjixiai, uyufiioVf oi/ziyw/Mtoj»,
nuxoyuniov , Stob. Serm. LXVII. 16, vgl. Plut. V. Lysand. 30 und
mehr bei Meurs. Mise. Lacon. II. 3, p. 108.
6) Xenoph, Rep. Lac. IV. 7 : o df AnovQyoq toi? TT^Atxoi'jo«?
vo/iifiov inolTjOt xuXXiOTov iivut to &7]Qnv ^ il firj Tt ÖT/ficoiov xojXvot :
vgl. Plut. V. Lycurg. c. 24 und im Allg. Xenoph. Cyrop. I. 2. 10
und Plat. Legg. VII, p. 823.
7) Plat. Protag. p. 342 B; vgl. E. G, Weber de Laconistis
apud Atuenienses, Weimar 1835. 4, und m- Gesch. d. piaton. Phil.
I, S. 92.
8) Plut. V. Lycurg. c. 16 u. 25, Paus. III. 14 u. 15; vgl.
Meurs. ad Lycophr. p, 226 und Mise. Lacon. IV. 16, Müller II, S. 398,
und mehr Priv. /»Iterth. §. 17, not. 23.
9) Aelian. V. Hist. VI. 6 : ßävuvaov d' tldhai tS^vt/v aväga Aa-
»läai/iöviov orx flijv: vgl. Xenoph. Rep. Lac. c. 7, Plut. V. Ages.
c. 26, Instit. Lacc. §. 42, und über den Ackerbau insbes. Apophth.
Lacc. p.217 A: jivv&avoßfvot> di nvoc;, cft« ri totg fiXojai. rovg clyQot>q
iy/iigii^ovat xal ovx avrol inifttXovvxai, trt, *9"7 , ov tov'twv iTiifiiXöfjii-
voi , dXX' avriöv , ai'Toi's ixxijaaiAi&u.
10) Nicol. Damasc. 1. c. p. 228: vo/iia/nuxi 6f XQ<!ivxai oxvxlvw'
luv 6i nugü Ttv» tVQi&fj xgunoq ?/ ügyi'goq , &avüx(p trjlitovxai: vgl.
Xenoph. Rep. Lac. Vit. 6 und Plut. V. Lycurg. c. 9.
11) Corium forma publica percussum , quäle apud Lacedaemo-
nios fuit, (juod usum numeratae pecuniae praestat , kennt auch Se-
neca de Benef. V. 14; die meisten Zeugen sprechen jedoch für lo-
(iianu atäijgoiv, Polyb. VI. 47, und zwar diKf-daguhov nvgl aiöi'jgov,
Plut. Comp. Arist. et Caton. c.3; vgl. V. Lysand. c. 17 und mclir
bei Fischer ad Aeschin. Socr. II. 24, p. 79 und Eckhel doctr. numni.
II, p. 278, wogegen das Gerede bei de Pauw Rech. II, p. 272 fgg.
und St. John III, p. 260 fgg. nichts verschlägt.
12) Demosth. Leptin. §. 106: «'AA' « xf, nag' fxiivoiq noXmla
ai'ftVfgftf ravx' inniviVv uvngytj xal nouZv: vgl. Aristot. Rhetor. I. 15.
12; TU Twv vo/iiMv aoqtojxigov t^T/xttv ilvat xovx t'axtv o iv xotq inaivov-
nhoi.(i vöftoiq uTiayognexai , und mehr im Allg. unten §. 51, not. 12.
13) Harpocr. p. 159: o 6i 'AgiaroxiXtjq ovx i^tivai iptiatv nnoStj-
fiiöv xoZq Aaxiäui/xovioig , onax; /nfjäi i&ll^oivrut. uXXiov vo/4<ov iiyai (piXoi'
tov liivTQi, 'laoxguTovi (Busir. §. 18) xovq ftaxifiovi /iörovg Xfyoyxüi
§. 27. Organisation des Privatlehens in Sparta. 105
)eoii.iiio9(u (lno6r]tiHv , ol ntgt AQiaxoriXjjv toc; nrivrag Au¥.tdai!.toviov<;
qiuai: vgl. Plut. Apopbtb. p. 220 F, V. Lycurg. c. 27, und über
Ausbürgerang V. Agid. c. 11: tov unf^&otza Ttjt; JSnuQTijq fnl fUTOi-
xiö^w ngoi; fTfQov<; dno&vTjaviiiv : im Allg. aber Aristot. Politic. \\\.
5. 3 : To yuQ Iniitvova&ui Ttva? iv ukXoK; Ti&gu/ufi(yov(; töfioig aoi'/x-
(popov Hvai (fuai, tiqoq ivvofiiav.
14) Zfvoiq d' lußkorv ovr. itiaxiv iv Stiuqttj, Nie. Damasc. p. 228;
vgl. Meursius II. 9, p. 142, Jo. Chr. Hetzer de Lac. ityr^kuain s.
rigore adv. peregrinos , Lips. 1672. i, L. de la Nauze in M. de
l'A. d. Inscr. XII, p. 159, und d. Erkl. zu Thuc. I. 144, Aristopb.
Ar. 1013, Plat. Protag. p. 342 C, Aelian. V. Hist. XMI. 16, auch
Tittmann gr. Staatsv. S.27, Limburg- Brouwer IV, p. 353, und die
oben §.26, not. 15 citirte Abb. Ton Creme, die aber die eben dort
berührten Ausnahmen mit Recht geltend macht. Ueberhaupt be-
merkt Göttling gesamm. Abhb. S. 323 , dass bessere Schriftsteller
nur livTjXuaiuq im Plural sagen , woraus deutlich hervorgeht , dass
die Erschwerung mehr in der wiederholten Anwendung polizeilicher
Maassregeln gegen Fremde als in einem grundsätzlichen Verbote be-
stand , womit sich auch z. B. die Gasttreundschaft an den Gymno-
pädieu (Xenoph. M. Socr. I. 2. 61) nicht vertrüge; ebendesshalb
aber darf man sie nicht mit dems. im Hermes XXV, S. 128 und
Lachmann S. 166 auf Verhinderung einer festen Metökie be-
schränken.
15) To (fiXÖTifiov xul (fiXoyftxov , Plut, V. Lysand. c. 2, Agesil.
c. 5; vgl. Plat. Republ. VIII, p. 547 fgg. und Legg. VI, p.762E.
16) Plut. V. Lycurg. c. 30 : ^ nzi&aQxiu fiä&Tjuä foriv uQ'/ovroq:
vgl. Agesil. c. 20 und Apophth. p. 215 D: iQairtj&iig , ri fiä&tffAu
fiüXiorn tv SnuQTT] uamZzai , xo yivüaxfiv, ftnfv, ÜQ^ttv xe xal uQX^~
a&ui , mit d. Erkl. zu Cic. Leg. III. 2.
17) Aristot. Politic. VII. 13. 3: dyavaxxfZ d> ovditg xa&-' ^Xntiav
UQXofiivog . . . uXXojg xi xut /4fXXiov uvxiXa/ißaviiv xovxov Tcy }'gu*ov,
oxav xvxjj x^q iKvov/^iv/jq TjXixiuq.
18) Daher tlgijv (d.i. uQXfiv nach Her. IX. 85) und vom 18ten
bis 20stan niXXiiQrjv: vgl. Meursius II. 3 und Müller II, S. 301.
19) Vgl. Xenoph. Rep. Lac. c. 6 und Dionys. Hai. XX. 2:
AuxfJai/xovtoi ort xoig n^Qioßx'Tuxoig intXQfTiov xovq uxoofiovvxuq xwv
noXirtäv iv oxi/jöt/xivi xwv 67jfioaio)v xonwv ruTq ßaxxtjQintg nuiiiv^ wozu
über den Gebrauch des Stockes Meursius II. 17, p. 180, Casaub.
ad Theophr. Char. V. 4, Sintenis ad Plut. Them. c. 11, p. 78; im
Allg. aber Plut. praec. polit. c. 24, Instit. Lacc. c. 10, und mehr
bei d. Erkl. zu Plat. Republ. IV. 4 und Cic. Senect. c. 18.
20) NiKijx^qtov xijq uQfXTJq, Plut. V. Lycurg. c. 26 ; vgl. Xenoph.
Rep. Lac. X. I, Aeschin. adv. Timarch. §. 180, Aristot. Politic. II.
6. 15, Nie. Damasc. 1. c. p. 228.
21) Plut. V. Lycurg. c 15; vgl. J. C. Schläger de jure cae-
libatus apud Lac. vor s. Diss. rar. fasc. novus , Heimst. 1743. 4,
und F. Osann de coelibum apud vet. pop. conditione comm. I,
Giessen 1827. 4, p. 5 fgg.
22) Tginaq, vgl. Xenoph. Rep. Lac. IX. 5, Plut. V. Lycurg.
c. 30, und mehr bei Müller II, S. 223 und Wachsmuth II, S. 154;
über das Vcrbum selbst Lehrs Aristarch. stud. p. 91.
166 T/t.//. Dorier. CIL Verfassungen.
§. 28.
Ganz besonders aber offenbarte sieh die Gemeinscbaft-
licbkeit des spartanischen Männerlebens in den Syssi-
tien, in Sparta gewöhnlicher rpiditia genannt '), die zwar
an sich betrachtet auch zu Parteiung und Bürgerzwist
führen konnten ^), hier aber Hand in Hand mit der übri-
gen Abgemessenheit und Selbstbeschränkung des lykur-
gischen Bürgerthumes mit Recht als der Schlusssteiu
des ganzen kunstreichen Gebäudes angesehn wurden ^).
Ganz dem Grundsatze zufolge, das Verhältniss seiner
Mitbürger möglichst auf die unmittelbar aus der Erobe-
rung hervorgegangenen Zustände zurückzuführen ''^), hatte
Lykurg eine gleiche und bleibende Vertheilung des ge-
sammten Grundeigenthunis in eine Anzahl untheilbarer
und unveräusserlicher ^) Loose angeordnet, welche we-
nigstens nach der Eroberung Messeniens für die Spar-
tiaten neuntausend betrug ^) 5 die Periöken hatten dreissig-
tausend kleinere ^ auf den spartiatischen aber sassen
durchschnittlich, wie es scheint, sieben Helotenfamilien ^),
von deren gleichen Abgaben ^) dann namentlich die Bei-
träge der Einzelnen zu den Syssitien bestritten wurden.
Eine ähnliche Gleichheit der fahrenden Habe herzustel
len war freilich eine Unmöglichkeit ^) ^ doch fand auch
rücksichtlich dieser wenigstens eine Art von Gemein-
schaftlichkeit statt , indem jedem erlaubt war , sich in
Nothfällen der Geräthe, Hausthiere, Früchte des Andern
wie seiner eignen zu bedienen ^^) 5 und selbst wo Jeman-
den ein Ueberschuss blieb , boten gerade die Syssitien
ein Mittel dar, denselben zum gemeinen Besten zu verwen-
den ^^). Sonst waren die Beiträge der Theilhaber gleich
und nach den Princlpien derselben Einfachheit, wie sie
auch in den sonstigen Lebensbedürfnissen herrschte ^^),
gesetzlich bestimmtest, natürlich immer nur für die Män-
ner, auf welche sich diese Tischgesellschaften ausschliess-
lich beschränkten ^'^) j die Frauen assen daheim, Knaben
und Jünglinge in ihren besonderen Abtheilungen, deren
Kosten nach dem Beispiele der Kreter vom Staate selbst
bestritten worden seyn mögen j wie aber auch für die
§. 28. Gemeinspeisuncf und Gütergleichheit. 107
Erwachsenen dieser ganzen Einrichtung wesentlich der
Gedanke zu Grunde lag, den Bürger alier häuslichen
Sorgen und Beschäftigungen überhoben fortwährend wie
den Soldaten im Lager leben zu lassen ^^) , zeigt der
Ausdruck ovoxi^voi oder Zeltgenossen, mit welchem die
Mitglieder einer solchen Gesellschaft — in der Regel
fünfzehn — bezeichnet wurden i^) ; und indem diese kei-
nen neuen Theilhaber ohne Kugelung und Zustimmung
aller übrigen Mitglieder aufnahmen , erlangten sie zu-
gleich die politische Wichtigkeit geschlossener Körper-
schaften i^), die als das erste Glied in der Organisation
des Staats sowohl als des Heeres da standen i^).
1) Nicht cfdlria, wie noch Hoeck Kreta HI, S. 123 und Gött-
llng ad Allst. Oecon. p. 190 wollen, obgleich schon Plut. V. Ly-
curg. c. 12 nur über die Bedeutung von gudiTia schwankt: «xf ox;
(pMaq xul (fikoqiQoavvrjt; vnngxövroiv, rifrl rov X to d luMßuvoviii;, fiTi
WS riQoq iihUfiuv x«t ^fiäoj ovvi&iL.övio)V ovd\v 6i xwAj'ft xai mv rii)ü)-
rov l'ioj&iv fTtty.fto&at (f&oyyov , wanfo i'vioi q,aaiv , idniiDv nuqa rijv
diuixuv unl rjjv idw6^v Xfyoufycov : dass aber die leztgenaniite Ab-
leitung allein richtig ist, dürfte jezt fest stehn ; vgl, Haase ad Xe-
noph. Rep. Lac. p. 119 und Ahrens dial. II, p. 85.
2) Plat. Legg. I, p. 630 B : ituI xal zri yvfivüota ruvra xal tu
avaaivia noXXd fiiv uiXu, vvv oicfiXiZ t«? nöXni;, tiqcx; äe t«? oraof*?
](aXfna.
3) Vgl. oben §. 25, not. 13 und Im AUg. Meurslus I. 9 u. 10,
Manso I. 2, S. 188 fgg. , Müller II, S. 273-279, Wachsmuth II,
S. 153 und 395.
4) Vgl. Plat. Legg. IIF, p. 684 D und V. p, 736 C; xu^üntQ
iinofify Tt^v Twv 'HtJaxXHÖöiv utioikIuv firii/iVv , w'e y^q xal xQf'"^ utio-
xoTiTjq xal vo/ifjQ niQt. dnvjjv xul fmxivdi'vov Vqiv f^icfvyov : auch Ari-
stot. Politic. II. 4. 1 und den Beschluss der Phliasier bei Paus. II.
13. 1: ßuOiXfu 'Prjyviduv xal rovq ovv ixfiv(i> JfOQitK; inl tlvaSaofijJ yi^q
d'fXfaOni,, woraus deutlich heryorgeht, dass auch Lykurg's Thellung
nur eine Wiederherstellung der mit der Eroberung selbst verknüpf-
ten Gleichheit war, ohne auch nur Im Lntf'enitesten die ScLwieri;;-
keiten darzubleJen, welche zuerst Kortüm (Wesen und Schicksal der
dorisch -lakonischen Ackergesetzgebung) in Schlosser's und BercLt's
Archiv f. Gesch. u. Liter. IV, S. 133—180, dann HüUmnnn Würd.
<i. delph. Orakels S. 157 und Lachmann spartan. Staatsv. S. 16S
darin gefunden haben , vgl. m. disp. de vestig. Instit. vett. p. 27
und Antiqu. Lacc. p. 172, auch Schömann Antlqu. p. 116 und ec-
clcs. Lac. p. 15; geschweige denn dass mit Grote Hlst. of Greece
T. II, p. 521—548' und seinen Nachtrctern Kopstadt Lacon. const.
p. 137 fgg. und Löbell in F. v. Raumers anllqu. Briefen S. 251
f,rg. I'olyblus VL 45 als der erste Zeuge zu befrachten wäre, der
sich selbst nur durch eine Fictlon aus den Zeiten der lezten Könige
hätte täuschen lassen ! »
5) Ilcracl. Pol. c. 2: nwXitv di y^v Aaxt^atftovion ulax^ov vivo-
108 Th. 11. Dorier. C. 11. Verfassungen.
ftiarui , xfjc; ö' (((j/uiaq /uoiQuq ovde l^iOriv: vgl. Piut. Instit. Lacc.
c. 22 mit Autiqu. Lacc. p. 178 fgg.
0) Piut. V. Lycurg. c. 8 ; Tgl. Antiqu. Lacc. p. 59 fgg. und
uuten §. 31, not. 5. Vorher schwankt die Zahl zwischen 45ü0 und
60Ü0 Loosen; ja Isoer. Panath. §.255 nimmt von Anfang nur 2000
Spartiaten an; s. Manso I. l, S. 110.
7) So viele begleiten wenigstens jeden Spartiaten in's Feld bei
Her. IX. 28; vgl. Clinton II, p. 413.
8) Siebenzig Medimnen Gerste für den Mann , und zwölf für
die Frau, mit entsprechenden Mengen von Oel und Wein, Piut. V.
Lycurg. c. 8 ; vgl. Instit. Lacc. c. 41« ol dt iil(OT(g uvToVq niJj'üi^ovro
TT^v yijv, qifQovrig anoifoQuv ttjv uvw&iv loTUfiifjjv ' iJiüguTov d rjvnkfi-
ovog Tif« fiia&äJaui , iva ly.iXvot /xkv xf^datVovTf? rj6(iü(; vnrjQfTwaiv , ov-
Tot 6f (.ijj nUov fntt^TjröJai: und mehr bei Müller II, S. 35 fgg.
9) Piut. V. Lycurg. c. 9 : iTii%iiQ?}aaq äf xul rd tJiinXa 6taiQitv,
ontog nuvTunuaiv i^iXoi, to uviaov y.ul uvojftakov , fntl xaXiJiox; fOji)a
TtQoaSfxofiivovi; ttjv uvtixqik; uifaigfOiv , tr/Qn ziqooTJkd-iv odtü x. t. X,
10) Xenoph. Rep. Lac. VL 3; Aristot. Politic. II. 2. 5.
11) 'iincii'xAo, 01.0V fTtixoQTiyTJfiara rov avvTiTayftivov rolq q>itdLrui%
uUXov d. h. dünyov , Ath. IV. 17 fgg., vgl. Xenoph. Rep. Lac. V.
3 fgg. und Müller Dor. II, S. 202.
12) S. Porphyr, de abstin, IV. 3 und mehr bei J. D. Winkler
de Lac. vet. continentia in victu , in Act. soc. lat. Jen. V, p. 60
fgg. und Müller Dor. II , S. 275. MtXuq Cw^uö?, Aelian. V. Hist.
III. 31 u. s.w.
13) Monatlich einen Medimnus Gerstengraupe, acht Choen Wein,
fünf Minen Käse, fünf halbe Minen Feigen , und etwas Geld zum
Ankaufe von Zukost; vgl. Piut. V. Lycurg. c. 12, Ath. IV. 15 —
21, und mehr bei Müller II, S. 202.
14) Das heisst vom Eintritte des kriegspflichtigcn Alters; denn
dass Zwanzigjährige schon den Phiditien beiwohnten , schliesst
Schömann Antiqu. p. 139 aus Xenoph. III. 3 und Piut. \'. Lycurg.
c. 15 mit Recht; nur waren diese immer den altern Leuten beige-
mischt, Xenoph. V. 6 : o df Aimov^yoc; uvi/xiif nutdii'iad-ui tu noXku
rovq vio)Te(Jovg vno Tiy; töjv ytQutTiQOiv l/xTieiglttg.
15) 2TQuro7ifdov yd() noXiXfLav *^fTf , Plat. Legg. II, p. 666 E ;
vgl. Piut. V. Lycurg. c. 24: uqi&oviu axoX)j<; , und über die uQyla
udiXtprj fXiv&f^iuq Tittmann S. 660 und Wachsmuth II, S. 19 fgg.
Schol. Thucyd. I. 84 ist anders zu nehmen.
16) S. Xenoph. Rep. Lac. V. 2, VII. 4, IX. 4, und das Verfah-
ren bei der Aufnahme nach Plutarch c. 12 oder Schol. Plat. Legg.
1, p. 633 A: fiuyduXiuv yuQ , ?j iorl fiü^u ariaiog, fxuOTog IqiiQf , jtui
T»? nuQfiart/y.fi ai'Tor? (pigwv (nl x((paXf/g uyyoq . flq o ol xgivovTfi raq
iu,u!liug h'ißaXXo* y ol /xiv ''Jtov xQivovriq tov ngoaiövra utvtkotov nuvri-
XöJq, oaoi Si /AT/, TW äaxTi'iXüj noiXüvuyTfq oitux; ivißaXXov xr/v fiät^av'
ftfd- ö tl xnl /xinv xotXörTjxa ivgov t^ovauv , f^fßaXXov r.v xgivo/iiyov
rov avaaiTiov x. r. X.
17) Piut. Qu. symp. VII. 9: x« yug nagd Kgt/alv uvdgiTa xaAoJ-
/ifv« , nugu 6i ^^nagriüraK; (fiSlxiu ßovXivxTjgMv uTtoggT^xoiy xat avvi-
dgiüiv agtaToxnnxixöJv rn^iv ft/jv x. t. X.
18) Her. I. 65 : xd iq noXi/iov t'xOPia, hw/ioxiuq xai xgiT/xndaq xal
oüöömo; vgl. Polyaen. Strateg. 11. 3. 11 und Müller II, S.237; oder
§. 29. Organisation des Heeres in Sparta. 109
soll man diese Syssitien nach Dionys. Hai, II. 23 und Plut. V. Agid.
c. 9 als grössere Abtbeilungen von den obigen Tischgesellschaften
unterscheiden? Köchly Gesch. d. Kriegswesens S. 38.
§29.
Denn auch das Heer, in dessen Organismus der Gipfel
und das Ziel aller spartanischen Staatseinrichtungen lag ^),
beruhete wesentlich auf dem Systeme einer Gliederung,
durch welche das Ganze fast nur aus Befehligern ande-
rer Befehlenden bestand, deren geordnete Abstufung je-
den Wink des Königs alsbald durch alle Reihen zu ver-
breiten diente 2). Die ganze bewaffnete Macht zerfiel in
sechs Moren , die von eben so vielen Polemarchen be-
fehligt wurden 5) • unter jedem von diesen standen , so
weit es das Bürgerheer betraft), vier Lochagen , acht
Pentefcosteren und sechzehn Enoniotarchen oder Führer
von Eidverbrüderungen ^) , deren Stärke Thucydides auf
je zwei und dreissig Köpfe anzuschlagen scheint ^) j wenn
derselbe aber dem Lochos vier Pentekostyes und einer
Pentekostys wieder vier Enomotieu gibt, so rechnet er
wahrscheinlich die Periöken mit , deren Zahl , auch den
obigen Looseu nach zu urtheilen, ungefähr das Dreifache
der Spartiaten betragen haben mag. Dass ohnehin die
Stärke des Heeres nach den Umständen verschieden seyn
musste , und nicht immer die ganze waffenfähige Mann-
schaft vom zwanzigsten bis zum sechzigsten Lebensjahre
aufgeboten ward''), versteht sich von selbst 5 ausserdem
aber ward dieselbe so planmässig verheimlicht, dass die
Zeitgenossen selbst keinen klaren Begriff davon hatten ^) ^
und Aehnliches gilt von dem Verhältnisse der genannten
Heeresabtheilungen zu den bürgerlichen Phyleu und Di-
stricten ^) , in welcher Hinsicht schon Thucydides die
Existenz eines pitanatischcn Lochos leugnete, den An-
dere annahmen ^o). Alle diese Abiheilungen enthielten
übrigens eben sowohl Reuterei '^) als Fussvolk j nur
kam jene theils überhaupt in geringe Anwendung '^'^),
theils bestand sie gerade aus den untauglichsten Leuten,
für die von den Begüterten nur die Pferde gestellt wur-
den *3) 5 und am wenigsten darf damit die Schaar der
HO Th. II. Darier. C. II. F'erjassungen.
dreihundert Ritter verwechselt werden ^'^) , die von drei
Hippagreten aus der Blüthe der spartanischen Jugend
auserlesen ^^) als königliche Leibwache ^^) eben sowohl
zu Fusse als zu Pferde dienten, theilweise auch nach
ihrem Austritte noch zu öffentlichen Sendungen gebraucht
wurden ^^)^ und durch di«» politische Bedeutung, die mit
ihrer kriegerischen mindestens Hand in Hand ging, dem
Alterthume selbst bisweilen als eine Behörde erschienen ^^).
1) Vgl. Xenoph. Rep. Lac. c. 11 — 13 und meLr bei Crag. IV. 4,
IVIeurs. Mise. Lacon. U. 1 u. 2, Manso I. 2, S. 224 fgg., Müller II,
S. 231 — 252, in militärischer Hinsiclit aber insbes. Rüstow und
Köchly Gesch. d. Kriegswesens S. 36 — 52, 9Ü — 134.
2) Tliuc. V. 66 ! a/i^ov yug toi. nüv nXr/v oXiyov to ar^KzonjJov
röiv A.aKi6nLiiovLo)v uQ'/roviiq uq/ovtwv flal xal to fnißtXiq Toii d(jO)/ifyov
no/iXoiq ngonrjxft : vgl. Xenoph. Cyr. VIII. 1. 14 u. Plut. V. Pelop.
c. 23 mit Wachsmuth II, S. 324 fgg.
3) Ja nicht fioQuyöq , a. Böckh ad C. Inscr. I, p. 89 und 578;
im AUg. aber Barlhelemy Voy. d' Anach. chap. L. note ; Vales. ad
Harpocr. p. 309, G H. Martini de Spartiatarum mora , Regensb.
1771. 4, und mehr bei Sturz Lex. Xen. III, p. 172 — 174, auch
Meurs. Lectt. Att. I. 16, der aber fiöga und Äöjj-os durcheinander
wirft, was Arnold zu Thucyd. V. 68 nicht hätte vertheidigen sollen.
4) Xenoph. Rep. Lac. XI. 4: o'vru) yt /xijv narfaxivaa/nfva)* //ogaq
fiiv 6i(Vlifv *S xiil Inniwv xul onXixüv' (xuarr^ ^f r(Zv tioAiTjxwi' ftoQüiv
iXii noXfftftQxov fvrt , Xoxüyovq riaougag, nivrrjxoaTrJQuq (Anab. III. 4.
13 und Thuc. V. 66 nivTrjxovTri^fq) o'xiw, fvwfioTUQX^"! fxxaidfxrt.
Andere lesen onXirt-xwv : inzwischen ist noktTixwv ganz richtig, so-
bald man es nur nicht mit Köchly S. 90, der darauf ganz unerweis-
bare Vermulhungen gebaut hat , auf eine politische Eintheilung
im Gegensatze der militärischen , sondern auf das Bürgerheer im
Gegensatze der Periöken bezieht (vgl. noXnixi) X"'^** ^*^' Poljb. VI.
45 mit Antiqu. Lacc p. 172 fgg. und Thirlwall I, S. 466), denen
Grote II, p. 605 nicht hätte die Bundesgenossen substituiren sollen.
5) Tn|*t? t)t« a<fuyio)v fvo'ifioTot , Hesych. 1, p. 1267; vgl. Her.
1.65 mit Wernsdorf Poet, lat. reliqu. IV. 1, p. 364 — 368 und Aehn-
lictes bei Liv. XXII. 38: conjurabant sese fvgae atque formidinis
erqo non abituros , neque ex ordine recessuros , nisi teli sumendi
aut petendi et aut hostis feriendi aut eivis servatidi causa.
6) Insofern er V. 68 vier Mann in der Fronte und itiI nüv eine
Tiefe von acht Mann rechnet, vgl. Köchly S. 119; doch ergibt eine
ähnliche Rechnung bei Xenoph. Hell. VI. 4. 12 sechs und dreissig,
während Andere wie Suidas I, p. 751 nur fünf und zwanzig an-
nehmen.
7) Xenoph. Hell. VI. 4. 17; /nf/gi tmv TfTxuQÜxovra u(p rjßj]<; . . . .
10 yu(j tiqÜo&iv flq rov<; 'Dojxfut; f*fX(."- ^W" T(ii('txuvra xul nivxf uip rjßi/q
tajQUTn'ovro: vgl. Thuc. V. 64. Daher bestimmten schon die Alten
die Stärke der Moia vorschieden auf 500, 700,900, Plut. V. Pelop.
c. 17; und ebenso ist bald von 4 oder 6, bald von 10 oder 12 Lo-
§. 29. Organisation des Heeres in Sparta. 111
eben die Rede; vgl. Xenoph. Hell, V'II. 5. 10 und die Schol. zu
Aristoph. Acbarn. 1058 und Ljsistr. 453.
8) Thuc. V. 68 : 10 TiXFj&oc öiu t^? nokiTflug ro y.Qvmov jjyvoftro.
9) Vgl. Tittmann S. 136, Haase ad Xenoph. 1. c. p. 204, LacL-
mann S. 186, und neuerdings Köcbly S. 37 und 90, der auch Xe-
noph. Hieron IX. 5 daliin zieht und die Moren mit den sechs Di-
stricten des Periökenlandes , die TQiuxädiq bei Her. I. 65 mit den
Oben vergleicht; aber Xeuophon sagt ganz allgemein : ötrj(jijyTui f^iv
yuQ ünaaui ul TiöXfiq ul fuv xaru (pu/.üq , al di xaza ftoifjug, al di
xuT« XÖkoi'i;, und wie die spätere Fortdauer jener Districte (§. 20,
not. 9) ganz unverbürgt, so ist jene Deutung von rgiundq sprach-
lich unzulässig, s. Scbömann Antiqu. p. 115.
10) S. Thuc. I. 20 und dagej;en Her, IX. 53. . Thucydides
b'annte ihn nicht mehr,« sayt Müller II, S. 50; vgl. kl. Sehr. II,
S. 501. Noch schwieriger ist freilich die Auslegung des Schol. Ari-
stoph. Lysistr. 453 ; Xo/oi. yuQ ovk ilol TfTTu^fq iv ylaxiduifioyi, nXXu
f, ^'E6o)koi; , 2ivLq, 'A(}i/.iu(; , IlXoaq, Meoooäyt^i; , wo der lezte Name
allerdings an die eine der spartanischen Komen (§. 23, not. 22) er-
innert , ohne dass jedoch die übrigen daraus zu ermitteln seyn
dürften.
11) Xenoph. Rep. Lac. Xi. 4; die ovXufiol zu fünfzig IMann bei
Plut. V. Lycurg. c. 23 gehören vielleicht erst der Zeit nach 424
a. Chr. an; vgl. Thuc. IV. 55, Xenoph. Hell. IV. 2. 16.
12) Paus. IV. 8. 12: ol 6i itiI tüv 'inrtojv oHyoi ti r/aav xal or-
dfv otaxt xul ftvTjfj.oyn'&r/vat öiciga^avTo ' ov yag to* uyaß-ol tot? In-
ntvnv ^Ottv ot IJikonoyvTjOioi.
13) Xenoph. Hell. VI. 4. 10.
14) Denn diese waren wenigstens nicht nothwendig beritten,
vgl. Strabo X. 4. 18, p. 738 und Dionys, Hai. II. 13: ol yivvmo-
T«Tot rwv v(0)v (pvlaxic; yjariv xCiv ßaaiXfwVf oi? fyoöivto x«T« rov rtoXf-
fioy nuQuaniaraZq, iTinifai ri ovai, xai nfL^oZq : mit Freret in M. de l'A.
d. Inscr. VII, p. 328, Larcher das. XLVIII, p. 96— 103, MüUerll,
S. 241.
15) TQiyxi'01,01, SnuQTLjjTfoiv Xoyi'täf: , ovioi o'i^nfQ I.t.t«? xdXfoiTai,
Her. VIII. 124; vgl. Plut. V. Lycurg. c. 25 und über die Hippa-
greten Xenoph. Rep. Lac. IV. 3 ; vielleicht dieselben mit den drei
öftoioK; , die zur steten Umgebung des Königs gehörten, XIII, 1,
Tgl. Müller II, S. 107 und mehr Antiqu. Lacc. p. 120 fgg.
16) Thuc. V. 72; vgl. Isoer. Epist. II, §. 6 und Her. VI. 56,
der dort freilich nur hundert nennt?
17) '^ya&ofQyoi , Her. I. 67: i^iövriq i* t(Öv Innioiv uil ol 7i()f-
oßiiTarot , Tiivrt tvioq fxüoTov , rov^ diX roinov rov iviuvxoy tov uv
t^iwai (X iwv iTiniuv Snaqxiijrimv xü xoivQ diu:xffi7iofifvoii<; ftr/ iXtvviiv
uXXojiQ (iXXrj.
18) Ephor. bei Strab. p. 738: xijv t<Lv yiQovxüiv ÜQ/ijv xul x//v
XMv Irtnfwv: vgl. Köchly S. 39. Was meint aber der Pythagoicer
bei Stob. Serm. XLIII. I3i, der die Innayijfraq xiti x^oonq das de-
mokratische Element der spartanischen Verfassung nennt?
§• 30.
Wenn also die Lacedäniouier in ihren eigenen Augen
>vie bei ihren Zeitgenossen als die einzig schnigereeh-
H2 Th. II. Dorier. C. IL Verfassungen.
ten Krieger In Griechenland galten ^), so bezog sich die-
ses zunächst nur auf ihre Trefflichkeit als Hopliten zum
Kampfe in geschlossenen Reihen ^) , deren Festighelt,
unterstiizt durch die tactmässige Abgemessenheit aller
Bewegungen nach Flötenschall ^), auch durch verwickei-
tere Evolutionen und Contremärsche nichts verlor*)^ wäh-
rend anderseits zugleich die Sitte dafür sorgte , dass
keine Plünderung ^) oder Verfolgung des geschlagenen
Feindes ^) den Zusammenhang auflösen und die Kräfte
des Ganzen zersplittern sollte. Die Bewaffnung selbst '')
bestand hauptsächlich in ehernem Panzer und gewaltigem
Schilde ^) , langem Speere und kurzem Schwerte ^) 5 da-
neben aber war die ganze Erscheinung eine festliche,
eben sowohl darauf berechnet, dem Feinde Schrecken
einzuflössen als die eigene Stimmung zu erhöhen ^^) 5 und
namentlich gab sich auch hier die herrschende Gleich-
förmigkeit in dem gemeinschaftlichen Gebrauche rother
Gewänder ^^) kund. Von leichtem Fussvolke dagegen
findet sich kaum eine Spur ^^), wenn man nicht die Ski-
riten dahin ziehen will, die stets den linken Flügel bil-
deten ^3)5 im Gegentheil war es gerade die kunstmässige
Organisation dieser Waffe durch Iphlkrates ^'^) , die , mit
dem überhandnehmenden Gebrauche der Miethtruppen zu-
sammenhängend ^5), Sparta's kriegerischer Ueberlegenheit
den ersten Abbruch that ^^) , bis endlich Epaminondas
das Geheimniss fand, durch den concentrirten Stoss der
Golonnen auch seine Linientaktik selbst zu Nichte zu ma-
chen ^'^). Eben so wenig diente ihm diese endlich zum
Festungskriege, an dessen Fortschritten sich die Lace-
dämonier erst spät zu bethelligcn anfingen ^^) ^ und
zur See mochte aus demselben Grunde ihr Augen-
merk vorzugsweise darauf gerichtet seyn , den Kampf
gleichsam in eine Laudschlacht auf den Verdecken zu
verwandeln 15). sonst unterlagen sie meistens der Fertig-
keit ihrer Gegner Im Manoeuvriren der Schiffe '^°).
1) XenopL. Rep. Lac. XIII. 6: öiori o^wc rrttir« T/y/jaiuo av xovq
n\ti uXkoiiq ai'Too;(iöiunrd<; iiyai rwv arQari'iiriKMv , Anxfdniixot Loik; 6i
növovq Tf/viTu^: vgl. Plat. Lach. p. 183 A, Isoer. tle bigis §. 11 u. s.w.
§. 30. Beivaffnimg u. Kriegskunst d. Spartaner. 113
2) Paus. IV. 8. 6 : an 6a ti^&v? Ix naiSiov tu no).ff*ixu imaxä-
fifvoi ßtt&vTfQa T( rrj (pükayyi fxQÖJvro: vgl. Haase in Hall. Encykl.
Sect. HI, B. 'XXI, S. 416 fgg.und Rüstow S. 142 fgg.
3) Thuc. V. 70: Aaxfdui/iövioi. ßoaöfojc; xul I'.to ai'/.rjTwv -loXh'jv
vöfiü) iyy.u&iaT 0)TU)v, oi' toi" &fiov ;|^«pjv, uXlu iva tfinXux; ftfTu ^i'&fjtov
ßaivoyxfq nQOiX&oifv xfu fiTJ diaonaa&fir] avToVq i] xü^iq: vgl. Luciaa.
Saltat. c. 10, Plut. V. Lycurg. c. 22 und de musica c. 26, Gell. I.
11, und namentlich auch Paus. III. 17. 5: t«c t%ö6ovq tnl t«c /*«-
Xaq Ol' ßiTu aalni,yyo)v inotov-uro , dkXu tiqÖ<; xf uvXihv fiflrj y.ui vno
Xvqik; xal xt&cigaq x^ova^iuoiv , woraus zugleich das Unpassende des
Ausdrucks Hornisten bei Rüstow S. 47 hervorgeht; s. vielmehr oben
§. 26, not. 17.
4) IlaQaymyal und ilfXiynoL, Xenoph. Rep. Lac. XI. 7 fgg. ;
vgl. Aelian. Tactic. c. 20 und mehr bei Rüstovr S. 105 fgg.
5) Plut. Apophth. Lac. p. 229 A: onox; firj Kvmul^ovriq niql xu
axvXa TTJq fiäx^q n/uiX.waiv , dXf.u xal xrjv rtfviuv ufta xrj ru^fi diaaoj-
Kwai'. vgl. p. 224 B und Aelian. V. Hist. VI. 6.
6) Thuc. V. 73 : ol yuQ Aaxiäatfiövioi ftf/Qt ftfv xov Tfifrpai. '/Qo-
viovq Tuq fin/uq xui ßißuiot«; xü fifvttv noioiixai , XQixiiuvx«; di ßQa-
XiM<i xal ovx fTtl noXi"! xag äiojiftq : vgl. Plut. V. Lyourg. c.23, Paus.
IV. 8. 11, und mehr bei Müller U, S. 247 und Rüstow S. 145.
7) IMüller II, S. 244. Ihr insbesondere verdankten sie nach
dem eigenen Geständnisse Herodot's IX. 62 den Sieg von Platäa ;
vgl. Diodor. XI. 7.
8) Tyrt. II. 23: /t;/por? rt xytjuaq xi xäxm xul axiQvu xul w/xovq
daniäoq n'fifiTjq yuoT(jl xuXvif.iuiufpog. Mit -[fXuMÖJoi. (Her. I. 171) und
n6(j;ia^i, Liban. II, p. 85, nicht d^üvuic;, Plut. V. Cleom. c. II.
9) Her. Vil. 211, Plitt. V. Lycurg. c 19, Apophth. p. 191 E,
217 E, 241 F.
10) Plut. V. Lycurg. C. 22: tÖt; öt xal xotq viotq xu oxX.f/^öxaxa
xf/<; dyoyyfjq iTiuvthxfq ovx jxojAt'ov xuXXo)Tiii,fa&at nfgl xofiTjv xul xo-
Oftov önXwv xul Ifxaxlotv , /aigoyxK; mann) Inaoi-q yuvQiüni xnl qiQi'uxxo-
jufvoiq TiQoq Tor? uyöivnq: vgl. Xenoph. Rep. Lac. XI. 3, XIII. 8
und Aristot. Rhetor, I. 9. 26 mit Becker Char. H, S. 381 — 391.
Aber keinen Schnauzbart: ni) xQtifuv /«j'ot«x«, Plut. V. Cleom. c. 9,
vgl. Wytt. ad S. N. V. p. 25 und Müller II, S. 125.
11) 'l>oivixi6u d( itfiTifXfoOui xuirx xilq fif'i/aq uvüyxrj Tjv , Aelian.
V. Hist. VI. 0; vgl. Boisson. ad Philostr. Epist. p. 94 und Haase
ad Xenoph. p. 193.
12) Die Heloten als Landsturm (vgl. §. 19, not. 8] gehören
dabin nicht; von Peltasten ist die erste Spur bei Thuc. IV. 111.
13) S. Thuc. V. 67 und über ihre Ileiinath an der .arkadischen
Gränze (>linton li, p. 403, Ross Reisen I, S, 178, Cuitius Pelop.
II, S. 203; über ihre militärische \'erNvendiing Xenoph. Rep. Lac.
XIII. 0 und Cyrop. IV. 2. 1, wo es von den hyrkanischen Reutern
heisst : d'io xal t]({jmvxo ui'xoZq ol ' ylnointtoi, wnnfQ xul ol Auxfdutuoviot
TOI? Sxioixniq , oi'cJJv (fudofitvoi ufxüJv oi'i fv notoiq oit fv xj»c}|'vote,
während Diodor. XV'. 32 sie offenbar mit den ohigcn /irifr? (§. 29,
not. 14) verwechselt; sollen sie aber dcsshalb überall mit Manso
I. 2, S. 228, Tiltmann S. 595, Müller II, S. 2'i2, Rüstow S. 93
und 133 nur als Loiclitliewnffiietc aufgcfasst werden?
14) Vgl. Xenoph. Hell. IV. i. 10, Diodor. XV. 44, Corncl. N.
I. DJ. 4. Aufl. II
114 Th. TL Dorier. C. HI. Spartaks Hegemonie.
XF. 1, und mebr bei Klinkhamer de vita ingenio et rebus gestis
Ipbicratis nobilissimi Ath. ducis , Lov. 1829. 4, Rebdantz Vitae
IpLicratis , Chabriae , Timotbei , Berl. 1845. 4, p. 6 fgg. , Rüstow
S. 163.
15) Hierüber s. im Allg. Heeren Ideen III. 1 , S. 302 fgg.,
Böttiger Opusc. p. 268, Drumann Verfall, S. 644 — 666, Waebs-
mutb I, S. 269—274, Roseber KHo I, S. 488, Weber ad Demosth.
Aristocr. p. xxix — lix, und uoer ro Iv KoQiv&u ^ivixov insbes. Har-
pocr. p. 209 und Schol. Aristopb. Plut. 173.
16) Sieg des Ipbikrates über die spartaniscbe Mora, Ol. XCVI.
4, vgl. Xenopb. Hell. IV. 5. 11, Diodor. XIV. 91, Plut. V. Ages.
c. 22, glor. Atb. c. 8 u. s. w.
17) Vgl. Xenopb. Hell. VI. 4. 12 fgg. VII. 5. 23 fgg., Diodor.
XV. 55 u. 86, und mebr über die ?.oirj (fükay^ bei Lachmann Gescb.
Griechenlands I, S. 452—457 und Rüstow S. 179 fgg.
18) floTf ovH iniatunhojv rd^ofiaxiitv, Her. IX. 70; vgl. Thucyd.
I. 102 und Plut. Comp. Lysand. et Süll. c. 4.
19) Thucyd. II. 89, vgl. I. 49 und VII. 62; auch was Plut. V.
Cimon. c. 12 von diesem Freunde der Spartaner erzählt: xul öinßa-
Oiv Tolq Kaxaar{)ü)fiuaiv l'dojxfv , üq uv i'no nolXüiv oTthroJv /i.a)[iti(äri-
Qtti n()oaq>fQoivTo ToZq nokfftioiq. Freilich waren ihre Schiffe später
wenigstens meist mit Söldnern und Heloten bemannt; vgl. Xenopb.
Hell. VII. 1. 12 und mehr im Allg. bei G. Weber de Gytheo et
Lac. rebus navalibus , Heidelb. 1833. 8, p. 37 fgg.
20) S, die Seetreffen bei Thuc. II. 83-92, IV. 14, und Dio-
dor XII. 48, XIII. 40. 46; im Allg. aber über die Taktik zur See
(nfqinXov, dUxnkoi, flvriTiQOJQov avyxgovoai, , Thuc. VII. 36) Poppo
Proleg. ad Thucyd. I. 2. p. 62 fgg. und Wachsmuth U, S. 336.
CAP. III.
Sparta s fVaehsthum und Hegemonie in Griechenland,
§■ 31.
Der neuerweckte und systematisch begründete krie-
gerische Geist der Lacedaemonier äusserte sich nun
zunächst unter den Königen Ghariiaus , Talcfclus und
Alkamencs durch gänzliche Bezwingung aller Reste der
acliäischcn Einwohner, so viele deren sich den lykurgi-
schen Einrichtungen nicht gutwillig fügten ^) 5 dann wur-
den auch die reichen Gefilde des Bruderstaats Messenicn
nach zwei mühevollen Kriegen mit dem spartanischen
Gebiete verbunden ^). Ursprünglich, wie es scheint, aus
dem Streite um den Besitz des dentheliatischcn Gränz-
landes entstanden 3), bot schon der erste von diesen (743
§. 31. Die messenischen Kriege. 115
— 723 a. Chr.) den siegreichen Spartanern eine zu lo-
chende Gelegenheit, ihre mit reissender Schnelligheit an-
gewachsene Bevölkerung mit neuen Acherloosen *) aus-
zustatten, deren Alkamenes Sohn Polydor dreitausend zu
den bisherigen hinzugefügt haben soll ^) ^ für den Rest
des Landes traten die Messenier in das Verhältniss der
Periöfcen ^), und als die Enkel der Besiegten dieses ab-
zuschütteln versucht hatten ^) , gingen sie am Ende des
zweiten Krieges völlig in den Helotenstand über ^). Dass
übrigens auch im Innern des spartanischen Staats diese
Zeit noch keine ruhige gewesen war , geht nicht nur
aus dem gewaltsamen Tode des genannten Königs Poly-
dor selbst ^) , sondern auch aus den wenn gleich dun-
keln Nachrichten über die Musiker und Dichter Terpan-
der aus Lesbos ^°) und Tyrtäus aus Aphidna^^) hervor,
deren ersterer , wie es scheint , schon bald nach dem
ersten ^^) , der andere im Laufe des zweiten Krieges ^^)
durch die Gewalt seiner Musenkunst Aufstände gedämpft
haben soll 5 und die Geschichte der Parthenier, die um's
J. 707 a. Chr. unter Phalanthus als Colonisten nach
Tarent entfernt wurden ^*), erlaubt uns auch hierin wie-
der die Eifersucht des dorischen Stammes gegen die Be-
günstigung fremdartiger Elemente ^^) zu erkennen , die
erst mit seinem entschiedenen Uebergewichte in Folge
der schliesslichen Vertheilung des ganzen Messeniens
ihr Ende fand. Zugleich erhielt derselbe durch Tyrtäus
den dichterischen Ausdruck seines politischen und krie-
gerischen Selbstbewusstseyns ^^), und nicht lange nachher
durch Alkman ^^j und Thaletas ^^) die Lieder und Wei-
sen für das Gemeingefühl seiner Jugend^ und so trat
er dann etwa mit der vierzigsten Olympiade an Macht
und Sitte gleich gerüstet auf den grösseren Schauplatz,
der ihn bald au der Spitze des ganzen griechischen
Staatensystems erblicken sollte.
1) Denn so wird es aufgcfasst werden müssen, wenn von man-
clien derselben eine doppelte Kroberung bcricbtet wird, Ilclos z. U.
bereits von A{;is oder Sous (Flut. V. Lycurjj. c. 2; vgl. Valcken.
ad Thcocr. p. 2ü0) und dann wieder von Alkamenes bezwungen
H2
416 Th. II. Dorier. C. Hl. Spartaks Hegemonie.
seyn sollte, Paus. III. 2. 7; und darauf geht auch die angebliche
Empörung, s. oben §. 18, not. 15.
2) Vgl. Paus. IV. 4—23 mit Meineke über Rhianus in AbbL.
d. Berl. Akad. 1832, S. 113 fgg. oder Anal. Alex. p. 190 fgg.,
auch Justin. III. 4 u. 5 , und die Kritik beider bei Mause 1. 2,
S. 266-274, Müller Dor. I, S. 140—152, Grote II, p. 555 fgg.
3) Strabo VIII. 4. 9, p. 556; vgl. Ross Reisen und Reiserou-
ten S. 11 fgg. und Curtius Feiop. 11, S. 157.
4) Daher das Wort des Polydor bei Plut. Apophth. p. 231 D:
i^uyovToq d' uvtov to otqutiv/^u inl MioatjVTjv, ij^tTo nq, tl Toüg «d«A-
gjot? fxff/fo&ui, i^fklii' 01} X , tqjT] , ukX inl xtjv ftxXtjQO)Tov zijq ^(''(.'"^
ßaSl^fiv: vgl. Schömann in Zeitschr. f. d. Alt. 1842, S. 638, von
dem ich nur darin abweiche , dass ich das Bedürfniss einer neuen
Landvertheilung nicht sowohl von entstandener Ungleichheit als von
dem gleichinüssigen Anwüchse der yanzen Bevölkerung ableite ; was
derselbe sonst dort als meine Ansicht bekämpft, hat er selbst erst
in meine Antiqu. Lac. p. 198 hineingedeutet.
5) Plut. V. Lycurg. c. 8; vgl. oben §. 28, not. 6 und Näheres
bei Lachmann S. 192 und Curtius II , S. 163.
6) Tyrtäus bei Paus. IV. 14. 3 : 6'iaTioai''voiai. (ptQovTtq dvuy-
xuiTjq VTio kvYQTjc; rjßiov nüv oaaov naiJTiov uqovqu (pigti : vgl. Strabo
VI. 3. 3, p.428: Tt/v /^iv ovv Mioarjviitv xuTfviinuvro, und Aelian. V.
Ilist. VI. 1.
7) Ders. bei Strabo VIII. 4. 10, p. 557 und Paus. IV. 15. 1:
Uftcp avTTjv t) fi-iayovz^ hvfaxaldix ixt] , . naxfQbtv 7jfitx(Q(ov naxfQfg,
woraus jedoch kein Zwischenraum von drei vollen Menschenaltern
folgt, wie Justin diesen auf achtzig Jahre anschlägt und auch Eusc-
bius den zweiten Krieg erst Ol. 37 beginnen iässt ; vgl. Sainte-
Croix in M. de l'A. d. Inscr, XLV, p. 321 fgg., Clinton I, p. 250
—256, Krebs Lect. Diodor. p. 255 — 260, C. Müller ad Chronogr.
fragm. p. 137. Pausanias selbst rechnet lezteren von 685 bis 668
a. Chr., und wenn man auch mit O. Müller I, S. 150, II, S. 490,
G, g. A. 1837, S. 903 bis Ol. 30 heruntersteigt, so bleibt dieses
doch, wie ich Antiqu. Lac. p. 76 gezeigt zu haben glaube, der
äusserste Termin für Tyrtäus Blüthezeit, obgleich jene falsche Rech-
nung auch diesen auf Ol. 35 herabgedrückt hat, was F. F. C.
Schwepfinger de aetate Tyrtaei , Eisenb. 1835* 4 nicht hätte ver-
theidigen sollen.
8) Vgl. Paus. IV. 23. 1 und über das Vcrhältniss der Namen
Messenier und Heloten die Ausl. zu Thuc. I. 101.
9) Paus. in. 3. 2; vgl. Clinton I, p. 338.
10) Plut. de Musica c. 42: T((i7iai>^(jov d' «v xiq 7inQnXüßot xijv
y{vofihr/v nori tkiou .ta/.ff)iii/xorioi.q OTtiaiv xuruXiinuvTu: \g\. Philodem,
in Vol. Hercul. I, col. 19, Diodor bei Tzetzes Chiliad. I. 385, und
mehr bei den Auslegern des Sprichworts /*txu Aiaßiov (uöüv Paroe-
Hiiogr. Gott, f, p. 118.
11) Dem attischen oder dem messenisch -lakonischen , dessen
Existenz, nur durch Steph. Byz. p. 149 verbürgt ist? Gleichwohl ent-
scheidet für leztcres Schwepiinger de patria Tyrtaei, Eisenb. 1842. 4,
und noch Bernhardy griecli. Lit. 11, S. 343 schliesst sich der Kri-
tik von Strabo 1. c. an, der ihn im Widerspruche mit Philocliorus,
Kallisthencs nal liXkoig nhlooi xoVg tlTiovaiv »J 'A&tjvwv utptxioOai,
§. 31. Die messenischen Kriege. H7
äfT/&hro)v AaxiSatfiovliüv xuru xQ^Ofiöv , aus dorischem Geblüte ent-
springen lässt; aber die A'erse , die das beweisen sollen, legt der
Dichter nur den Spartiaten in den Mund, und die vernuzle Aus-
kunft , die ^ ulgarsage von attischer Ruhmredigkeit abzuleiten
(Thiersch in Act. Pbilol. Mon. III, p. 591 %g.), wiegt nichts ge-
gen die allgemeine Thatsache , dass Sparta alle solche Dichter von
Aussen erhielt, vgl. §. 26, not. 15. Höchstens kann man den dt-
d'üaxuXog mit Nitzsch Hist. Homeri I, p. 1 I uneigentlich verstehen,
obgleich Welcher ep. Cyfclus 1, S. ?52 auch das bestreitet, und
eben so steht nichts im Wege , zvrischen Sparta und dem attiüchea
Aphidna alte Cultverbindungen anzunehmen, s. Müller I, S. 151
und 440.
12) Dass es nicht nöthig, ja kaum möglich ist, Terpander mit
Plebn Lesb. p. 143, ülrici hell. Dichtk. 11, S. 342, Müller griech.
Lit. I, S. 268 erst um und nach Ol. 26 zu setzen, habe ieh Antiqu.
Lac. p. 69 fgg. nachgewiesen; s. auch Bernhardy II, S. 430; wenn
ihn aber Hecker in Schneidewin's Philol. V, S. 456 gar jünger als
Tyrtäus macht , so bringt dieses zugleich die Nothwendigkeit eines
dritten ßürgerzwists nach Beendigung der messenischen Kriege mit
sich , wozu aller Stoff fehlt.
13) Paus. IV. 18. 2: xal dno xoxrrov aiToSiiu fyiiiro iv SnupTii
xa2 o/iov T^ oiTodtin axüatq . . y.ul roiToi.q ftfv xn diü<f)oga Ikvae Tvg-
raTog: vgl. Aristot. Politic. V. 6. 2 : &Lß6/LUvoi yÜQ tivo; Siu xov itit-
Xi/Aov Tjliow uväöaoxov xtjv yo'jQuv noifVv , mit Antiqu. Lac. p. 75
u. 199.
14) Aristot. Politic. V. 6. 1 ; vgl. Manso l. 2, S. 275 fgg., R.
Lorentz de orig. Tarentinorum , Berlin 1827. 8, und mehr unten
§. 80, n. 3-5.
15) Aristot. Politic. II. 6. 12: Xfyoi'Ov dl oJ? ftiI fiiv tüv ngoxt-
Q(üv ßuoiXfOJv niXididoauv xijq TioXixiiaq , war' ov ytvia&ui roxi oXtyuv-
&Qi))niav TiokfttovvTMV noXi'v yQovov , xni (faoiv ilvul noTf toi'? Jlnao-
xiüxaq xui ^i'ptoi'c: vgl, Antiqu. Lac pi 62.
16) LycuTg. adv. Leoer. §. 106; fii&' ov xal rwv noXiftlojv fxQri-
XTjaav' xal xtjv nigl roig vfovq fnifiii.(iuv avvixä^avxoy ov /.lovov ft; to*
Tia^ovTtt xifdi'vüv (D.k fl; unuyia xov uuovu ßovlfvaüftft'oi. xaXoji;' xaxk-
Xtm yuQ ai'XoTq iXtyiXa nottortq, wv uxovovTit; naiötvovxa.t, ■ngo<; (ivägfidv
X. T. X.: vgl. Paus. IV. 15. 3: iXfyilu xul int) uvniiuiaxu d. h. ifi-
ßax^Qia, Ath. XIV. 29, und mehr bei Müller Dor. II, S. 330—336
und griech. Lit. I, S. 193-197.
17) Namentlich durch seine rcuo&ivtu , Lieder für Jungfrauen-
chöre, Ath. XIV. 30, Phot. Bibl. c. 239, p. 321; aber auch son-
stige xoQf^f^, Clem. Alex. Stromat. I, p, 308 E; vgl. Bode lyr.
Dichtk. II, S. 14 fgg. und Müller griech. Lit. I, S. 349—354.
18) Päane und Ilyporchcme, A'ermischung apoHinischer uml
dionysischer Elemente, Gymnöpadieit ; vgl. AH. XV. 23 mit Anlrqn.
Lac. p. 79 — 88 und mehr bui Müller jriech. Lit. I, S. 265—290;
auch H..I. Litzingir de Thaleta pocta, Essen 1851. 4 und die wenn
gleich anachronistische Charakteristik Piut. V. Lyf urg. c. 4 r Höyot
ytiQ rjaav ul oid'al n()Cq Hinii&itar xitl ofio^oKiv tlvuxXijrixol öici ftiXüv
nfiu xul ov&nwv, Tio?.v tÖ xon/xtov f;(öyio)v xal xuxuaruxixöv • mv ilxgo-
wfttvoi xaxfTiQuvvovro XtXrj&oibH; xd ijOtj xal avvioxitovrxo tw ^Xu) xöiv
xuXütv ix T/^? inixb)t>iai,ovay]<; xiti ngoq uXXtjXovt xuxoOv/xiug x. x. X,
118 Th. II. Darier. C. III. Spartaks Hegemonie.
§• 32.
Als entscheidend für diese Stellung muss namentlich
die Besiegung der Arkadier betrachtet werden , die ge-
raume Zeit hindurch seinen Angriffen einen hartnäckigen
und glücklichen Widerstand entgegengesezt ^) und auch
die Messenier in ihrem Verzweiflungskampfe nicht ohne
Nachdruck unterstüzt hatten ^). Insbesondere war ihm
Tegea ein eben so gefährlicher als überlegener Nachbar
gewesen, in dessen Gefangenschaft sogar mehr als einer
seiner Könige gerathen war ^) 5 als es ihm aber bald
nach 600 a. Chr. gelungen war, auch diesen zur Aner-
kennung seines Principats und der überwiegenden Waf-
fengewalt zu zwingen *), der damals schon fast alle ande-
ren Staaten des Peloponnes huldigten ^) , konnte Lace-
daemon selbst in den Augen der auswärtigen Völker un-
bedenklich als der erste Staat Griechenlands gelten ^).
Die einzelnen Gelegenheiten und Umstände, durch wel-
che es zu diesem Uebergewichte gelangte, sind allerdings
nur spärlich bekannt^ im Allgemeinen aber kann man
annehmen, dass es der Sturz der Tyrannen war, die sich
um jene nämliche Zeit fast in allen Städten Griechenlands
aufwarfen ^) und welche zu vertilgen stets ein Hauptge-
geustand der spartanischen Politik blieb ^) , wodurch sie
ihren Einfluss bis über die Gränze des Peloponnes hin-
ausdehnte und auch zur Einmischung in die inneren An-
gelegenheiten der meisten Staaten willkommene Gelegen-
heit gewann ^). So halfen die Spartaner die Cypseliden aus
Korinth, die Pisistratiden aus Athen vertreiben, befreiten
nicht bloss mutterländische Gegenden wie Sicyon und
Phocis, sondern auch Inseln des ägäischen Meeres wie
Thasus und Naxus von ihren Zwingherrn 1°), boten selbst
dem mächtigen Polykrates von Samos Trotz i^) , und
schufen sich in jeder Stadt eine Partei dankbarer und
ergebener Anhänger , die sich um so mehr ganz auf
Sparta stützen mussten, als sie unter den Ihrigen ge-
wöhnlich eine Minderheit bildeten ^'^).
1) S. Aristot. Politic. 11. f». 8, Isoer. Archid. §. 99, und einzelne
Beispiele bei Müller I, S. 152 und Wcissenborn Heilen S. 62, na-
§. 32. Kämpfe mit Arkadien und den Tyrannen. 119
mcntlich Plut. V. Lycurg. c. 2 (Sous in Clitor) und Polyaen. 11.
13, wo für Aiyivuv aypjyxÖTac unstreitig "Aytv uvtjqtjuotu^ zu schrei-
ben ist.
2) Strabo VIII. 4. 10; Paus. VIII. 7. 5; vgl. Müller Aegin.
p. 65.
3) Charilaus Paus. VIII, 48. 3, TLeopompus Polyaen. VIII. 34;
Tgl. im Allg. Her. I. 66 und Paus. X. 9. 6.
4) Plut. Qu. gr. c. 5 : Aantdainövioi, TtyiuTuiq diuXXayivTti; itvoitj-
aavTo avvd-Tjy.aq y.al aTTjkjjv in ^Akcfiifo xotvyjv uviarrjouv , h f/ nixu
TÖiv ukXo)v yiyQuzixat , MiaoTjviovQ fxßakitv fx T^c ;^fti^as x. i'. k.
5) Her. I. 68 : rjdrj öi a^i xul ri nokktj r^q Tlikoziovvijaov rjv x«-
ttOT^anfiivTj : Tgl. Isoer. Panath. |. 46: ovdtv Inarovro xar« ninv
fytuOTTjv rwv nökfojv löiv iv Ilfkonofvrjaut nokiognovvTfg xul xaxwQ noi-
oT'VTfq xul xaTaorgi\(iavTiq nkrjv iTjq 'Agynaiv. auch §.256 und Strabo
Vni. 3. 30, p. 545.
6) Lysias Olymp. §. 7 : i^ytftövtq o*t*? rüv 'Ekkijvoiv ovx ddixojq
xal <f»a Tr/v ift^VToy uqittjv xal äirl rrjV ngoq xov noktfiov imarrjiijjv
X. T. A. Daher Gesandte von Krösus (Her, I. 69 : vfifaq y«p nvv&u-
rofiai. flf^o«aTä»at TTJg 'Ekkädoq) , Ton lonien (I. 152, V. 49), ja aus
Scythien (VI. 84).
7) Vgl. Clavier Hist. d. prem. tems II, p. 309 fgg., Wacbsmuth
I, S. 493 fgg., und mehr unten §. 63 fgg.
8) Her. V. 92, Thuc. I. 18, Aristot. PoHtic. V. 8. 18; vgl.
Manso I. 2, S. 300 fgg., Müller I, S. 160 fgg. , Winckelmann de
reip. Spart, dign. p. 1 — 11.
9) Thuc. I. 76: VfiiZq fiiv , CO Aaxtdaiftövtoi , tu? fv rij Tltkotioy-
v^ao) ncknq inl to vfiX* wgiikifiov xoTaaTjyad^fvot i^tjytZa&n Tgl. 1.144,
V. "81 u. s. w.
10) Plut. malign. Her. c. 21.
11) Vgl. Her. III. 44 fgg. mit Th. Panofka res Samiorum,
Berl. 1822. 8, p. 37 und D. J. Veegens de Polycrate, Amst. 1839. 8,
p. 34 fgg.
12) Thuc. I. 19 : x'cl ol fiiv Auxidaißöviot ov-/ inoTtkfZq l'xovTfq
giogov Tovq oi'H/ia}(ovq rjyovvTO , xar okiyagxlav df Ofiaiv aVToZq fiovov
fniTtj^iicoq onwq nokirtvotaat &iqmifvovTtq: vgl, Wachsmuth I, S, 180
und J. J. Rospatt die politischen Parteien Griechenlands, Trier
1844. 8, S. 9 fgg.
§. 33.
Nur zwei Staaten des Peloponnes finden wir in die-
ser Zeit von lacedämonischen Einflüssen frei, die Acbäcr
und die Argiver ^) , die beide die Anerkennung eines
fremden Supremats mit den Erinnerungen ihrer eigenen
Vorzeit unvereinbar erachtet zu haben scheinen '^)^ ohne
jedoch diesen ererbten Ansprüchen irgend einen weite-
ren Nachdruck verleihen zu können. Die Achäer sind
in Griechenlands classischer Ilöhczeit eine reine IVulle ^) ;
was Argos betrifft, so verdankte es seine Unabhängigkeit
120 Th. IL Darier, C. III. Spartaks Hegemonie.
vielleicht selbst nur der Scheu , die Lacedaemon iu sei-
nem Glücke vor dem König:sitze des ältesten Zweigs der
Herahliden empfand '^) und sich begnügte , es gedemü-
thigt und ihm die Hegemonie entrissen zu haben, deren
es sich durch sein fortwährendes politisches Ungeschick
unfähig gemacht hatte 5). Thatsächlich finden wir es je-
denfalls nur ein einziges Mal an der Spitze des Pelopon-
nes, um die achte ^) oder wohl richtiger '') acht und
zwanzigste Olympiade unter seinem Könige Phidon,
dessen Herrschaft die wohlthätige Folge gleiches Maasses
und Gewichtes für die ganze Halbinsel ^) und des ersten
geprägten Geldes hinterliess ^) 5 da dieselbe inzwischen
lediglich auf seiner Persönlichkeit beruhete und nicht ein-
mal in seiner Heimath als eine gesetzliche anerkannt ward '°),
so bildete sie eine ganz vorübergehende Erscheinung, de-
ren Vortheile seiner Dynastie so wenig zu Gute kamen,
dass dieselbe vielmehr immer tiefer in Ihrer Macht her-
untersank und zulezt von ihrem eigenen Volke geradezu
der Regierung enthoben ward ^^). Um so weniger aber
konnten die Argiver bei diesem inneren Hader mit den
Spartanern an Thatkraft wetteifern ^ um's J. 550 verlo-
ren sie den vieljährigen Streltpunct, die Landschaft Cy-
nurea mit der Hauptstadt Thyrea ^'^), bleibend an diese '^^),
und etwa dreissig Jahre später ^'^) erlitten sie durch den
spartanischen König Kleomenes bei TIryns eine so ent-
scheidende Niederlage ^^) , dass Ihnen nichts übrig blieb
als sich von allen Unternehmungen, wo Sparta den Ober-
befehl führte, auszuschllesseu 5 schwache Versuche in der
folgenden Zeit, denselben mit Ihm zu thellen oder Ihm
zu eutreissen , hatten keinen Erfolg '^).
1) Thuc. 11. 9, Tgl. III. 92 und V. 82.
2) Vgl. oben §. 11, not. 5, §. 18, not. 3, und die Achäer hei
Paus. VII. 6. 3 : x«i ufia dta ro fQyov ro n(joq Tqoiav Aa)ifSai/ioviov<;
^o)QifVq uTDj^iox'v atpiaiv ^yilo&ai, : wie später Lacedaemon gegen Ale-
xander bei Arr. I. 1. 3.
3) Poljb. II. 39, Flut. V. Arat. c. 9.
4} Anders freilich Kleomenes bei Plutarch Apophth, p. 224 B :
*t;Tt»To? Si rtyoq , dta xL noXf/novvrug VfxVv y4Qyiio}'<; noXXuxiq >i{)(tTij-
aavTif ovK uvrjQTjKUTi , ovd' llv uvikotfiiv , »y?} '"C "* yfftyuoiuq roi^
§. 33, Kämpfe mit den Argivern. 121
vfoiatv l'xoifuv: dass es jedoch ia seiner Hand lag, geht auch dar-
aus hervor, und am wenigsten dürfte jener, wie Müller I, S. 173
will, nur » aus unbegreiflichem Aberglauben « seinen Sieg zu benutzen
verabsäumt haben; vgl. auch IMut. Apophth. p. 231 D und Manso
I, 2 S. 292—299.
5) Isoer. Philipp. §. 51 : nokffiovat niv yn() fS ovniQ ttjv noktv
olxova* ngoq rovq ö/^'oQovq , aaniQ AuKiduifiövioi , tooovtov di 6iaq>fgov-
atv, öoov ixiVioi fifv TiQoq ^TTor? uvTüjv , ovToi 6i TiQoq xgeirTovg . . .
o rff nüvT(ov dfivöxaTov , oxnv ydg ol nokifuoi ö'iftXino)ai xuKOJg uvToiq
noi.ovvr(q f aihot Tovq iv6oioT(XTov<; xai 7i},oi>aio)TÜTov<; twv noktxwv
un,o}.kvovai xul toi'to noiovvxfq ;^«t^oi'atv wc ovdivtq a?.Xoi Tovg noXi/ii-
o?/c uTioKTflvovTtq; vgl. Paus. II. 20 und das neue Excerpt aus Dio-
dor bei Müller Historiogr. fragm. II, p. viii : ort 'A^yttoi noXkd xa-
xona&TjOuyxfq Iv xü nokifiü) xü nqoq Aaxidainoviovq fiixu xov fuvxwv
ßaoUcwq xul xoVq 'Agxuoi. xuq nargiSaq unoxaxaaxi'jaavTiq f/iffi(fovxo^
Tov ßaaiXia dul xo xt}v ;^fj^av uvxüjv dnoäiSiaxhai roVq <f>vyuaiv , aXXu
HT] oifiaiv xuxuxXtjQovyJjaai' avorüvtoq d' iri avxov toi Ötj/^ov xal xuq
XftQctq UTiovivoTj/nivaiq 7iQoa<pfQovxoq , i'qtvyi* iq Tfyiav xuxfZ oiixfXiai xi-
fiW/xfvoq i'no xüv fr naQovxiav,
6) Nach Paus. VI. 22. 2; vgl. Plut. Narr. amat. c. 2 und im
Allg. Strabo VIII. 3. 33, p. 549: <Piidona dt tov 'AgyiTov , öixHTov
fiiv ovxa uno Trjfihov , Svvüftit d' i'nuißfßhjuhoy xovq xar avrov, aq)
T]q XTjv XI Xij^iv 'oXtjv uviXußt xr/v Trjiihov 6ii(JTi(taf((vi]v flq nXiio) HfQJj,
xal ftfxga l^fvgt xu ^iiSöjviia xaXovfiiva xal oxa&ftovq xal vof/i,af*a
xfXCQuy/nfvov xö xi ciXXo xal xo ugyi'()ovv , ngoq xovxoiq int&fo&ai. xai
xuVq i'V 'HgaxXfovq al(ji&fioui.q nöXtoi (s. oben §. 18, not. 2) xal
xovq uy£vaq u^ioTv xtd-fvai, (n'xov oi'q fxtZvqq l&7jxf x.x. X. Die pansche
Chronik (C. Inscr. II, p. 335) macht ihn sogar zum eilften nach He-
rakies (Ciavier H, p. 211 — 216), und die chronologischen Schwie-
rigkeiten haben manche selbst zur Annahme mehrer Könige dessel-
ben Namens veranlasst , vgl. Neumann ad Arist. Rerumpubl. fragm,
p. 104, Plass II, S. 178, und mehr bei Larcher in M. de l' A. d.
Inscr. XLVI, p. 27 fgg. und Clinton I, p. 247—250 ; doch könnte
höchstens von ihm der korinthische Gesetzgeber bei Aristot. Politic.
II, 3, 7 zu unterscheiden seyn , s. Heyne Opusc. II, p. 255 und
Hall. Encykl. ^ect. III, ,B. XXII, S. 206: auch Grote II, p. 396
und 419. ;v-'^ -n-': , ■>. '.f .• .[.^yf-,:
7) Vgl. Weissenborn Hellen , Beiträge zur genaueren ' Erfor-
schung der allgriechischen Geschichte, Jena I8i4. 8, S. 19 fgg.
und Curtius Pelop. II, S. 347; zugleich mit Rücksicht auf den
grossen Sieg der Argiver bei Hysiae Ol. XXVII. 4 nach Paus. II.
24. 8.
8) Vgl. Her. VI. 127 und Pliii. N. Bist. VII. 56 mit Müller
Aegin. p. 51—03 oder Der. I, S. 155 — 157 und Böckh metrol. Un-
ters. S. 76 und 282.
9) In Aegina, Strabo VIII. 6. 16, p. 577; vgl. Aelian. V. Hist.
XII, 10 und Borrcl in Akerman's Numism. Chronicle 1844 n.20.
10) Aristot. Politic. V. 8, 4: 'I'fiSojv ntgl "Agyoq xal i'xtgoi xv-
gavvoi, xaxiaxtjoav ßuoiXilaq i'nagxovorjq : vgl. Her. VI. 127 und Paus.
VI. 22. 3.
11) Paus. II. 19. 3: uxt lotjyagluv xal xo nvxövo/tov ayanbjvvfq
fx naXaioxitxoii xu xljq i^ovoiai xüiv ßaa^iwv Iq jA(<;f«OTOf nif'Oi/yayoy,
WC ftr/üv MrjSiüVi' TftI Kiiaov xul totq ilnoyovoiq Xftgi&f/vnt jj xo ovofiu
122 Th. II. Darier. C. III. Sparta's Hegemonie.
rTj<i ßaotkilag ftövov , MfXrav öi tov AuitTJäioj (Scbubart Praef. T. I,
p. XLix) tÖ naQfmuv tTiuvatv uQX^j? narayvoiig ö Jijfio^: Tgl. Wytt. ad
Plut. p. 625; Ciavier II, p. 118, Clinton I, p. 249; aus Her. VII.
149 zu schliessen freilich erst nach dam Perserkriege, s. Müller II,
S. 108.
12) Müller Aeg. p. 46 — 50, Poppo Proleg. Thucyd. I. 2, p. 206,
Ross Reisen l, S. 158, Curtius Pelop. II, S. 375 — 383. Tanaos
Gränzfluss; Eur. Electr. 408?
1.3) Durch Othryades, vgi. Her. I. 82. 83, Strabo VIII. 6. 17,
p. 578, und mehr bei Hemsterfa. ad Luc. Charon. c. 24 und Muller
Dor. I, S. 158. Ihre Ansprüche geben sie allerdings nicht auf,
Thuc. V. 14.
14) Im J. 510 nach Clinton II, p. 425; richtiger Schultz in
Kieler philol. Stud. S. 163 bald nach 520 a. Chr.
15) 'Ev rfj fßSöfitf, Aristot. Politic. V. 2. 8; vgl. Her. VI. 76
— 83 und VII. 148, wonach ihr Verlust sechstausend Mann betrug;
nach Plut. Virt. muH. c. 4 sogar 7777. Telesilla? Paus. II. 20,
Polyaen. VIII. 33, Max. Tyr. XXXVII. 5; vgl. Nene im Dorpat.
Lect. Verz. 1843 und Grote W, p. 433.
16) S. Her. VII. 148. 149, Thuc. V. 14.27.41, Diodor. XI. 3,
XII. 75, Plut. malign. Her. c. 28, und mehr im Allg. bei W.Herbst
zur Gesch. d. ausw. Politik Sparta's Dresden 1853. 8, S. 39 fgg.
§. 34.
Worin nun aber jenes Prinelpat Sparta's über die
übrigen Staaten des Peloponnes oder die Hegemonie be-
stand, die es von ihrem alten Sitze zu Argos thatsäch-
lich auf sich übertragen halte, lässt sich nach den Be-
griffen des griechischen Alterthums im Wesentlichen da-
hin bestimmen, dass es den Oberbefehl im Kriege führte
und für die Zusammenkünfte und Berathungen der Bun-
desgenossen den Mitteipunct, gleichsam das gemeinschaft-
liche Rathhaus derselben abgab ^). Die Leistungen der
einzelnen Mitglieder an Geld 2) und Streitkräften waren
vertragsmässig festgesezt ^ der wievielte Theil der lezte-
ren jedesmal in's Feld rücken sollte, bestimmte Sparta ')
und sandte ihnen Befehliger, ^evuyovs '*')' über Krieg
und Frieden selbst aber entschied ein Bundesrath, wo alle
Theilhaber gleiche Stimmen führten 5), gleichwie auch zu
Kriegsgerichten Mitglieder der übrigen Staaten beigezo-
gen wurden ^). üeberhaupt that dieses Verhältniss der
Unabhängigkeit der einzelnen keinen Abtrag ^)5 ja manche
unter ihnen standen selbst wieder an der Spitze eigener
§. 34. Die peloponnesische Bundesgenossenschaft. 123
Buudesg^enossen oder ünterthanen ^), oder führten Kriege
unter sich 9)- doch sollten diese in der Regel vielmehr
durch Austräge vermieden werden , und thatsächlich
machte es gerade die gleiche Berechtigung den Sparta-
nern möglich, durch ihren Einfluss auf die kleineren
ein Uebergewicht über alle zu behaupten. Als Bundes-
glieder werden um die Zeit der Perserkriege genannt Ko-
rinth, Sicyon, Aegina, Megara, Epidaurus, Tegea, Man-
tinea, Orchomenus und die übrigen kleinen arkadischen
Städte, dann Phlius , Trözen , Hermione, Elis mit Pisa
und Triphylien iO)j die Tegeaten hatten einen Ehrenplatz
in der Schlacht auf dem äussersten linken Flügel ^^) ^
im Rathe scheint nächst Lacedaemon Korinth am meisten
gegolten und kein unbedeutendes Gegengewicht für die
Anmassungen des Bundeshaupts gebildet zu haben ^^).
1) Vgl. oben §. 11, not. 4 und hier insLes. Müller Der. I, S.
178—184, Kortüm S. 28 — 46, Wachsmuth I, S. 180, Laurent droit
des gens IF, p. 168 — 181, und J. W. G. van Oordt over de uitwen-
dige Politik van Griekenland gedureude het Tijdvak van Xenophons
Ilellenica, Leiden 1852. 8, S. 6 fgg.
2) Thuc. 11. 7: u^yvQtov ^tjröv , vgl. Diodor. XIV. 17: t«? cfa-
nntaq tov noXi/ioi' xaru ro imßaXXov avroTg /^fQot; mirjrovv. — Ei-
gentlichen Zins oder Tribut {ipÖQovq) stellt zwar Thuc. I. 19 in Ab-
rede: ol f4.\v jdaxiduifiovtoi ov/ vnoTt).iX<; ixovTfq (poqov loiiq ^vix/auxoxk;
nyovvto , xar oXiyagxiav di a<piotv «i'Tot? finvov intXTjStioyq oniaq noXi-
•ctvamai, &fQanivovr(q , vgl. Müller I, S. 180; doch s. Plnt. V. Ari-
stid. c. 24, Apophtb. Lac. p. 201 fgg. und Strab. VIII, p. 545.
3) Meistens t« Ji'o /ji^qtj , vgl. Clinton F. Hell. II, p. 418
und Achnliches bei Westcrmann in Zeitschr. f.d. Alt. 1839, S. 888.
Nur in wessen Lande der Krieg ist, kämpft Tiavargunä, Thuc. V. 57.
4) Thuc. II. 75; Xenoph. Hellen. III. 5. 7 ; V. 2. 7 ; Agesil.
II. 10.
5) Thuc. I. 119. 125. 141; V. 30. Xen. Hell. V. 2. 20. Da-
durch unterscheiden sie sich von solchen , die später , durch Waf-
fengewalt gezwungen , wie Athen (Xenoph. Hellen. iL 2. 20) und
Olynth (Id. V. 3. 2fij, unbedingte Heeresfolge versprechen und jene
Entscheidung Sparta überlassen mussten (tov uihof //iv f:(&(jov xal
(fiXov yluxid(Ufiovioi<: vo^ii^iiv, lixoXoj'üilv df önoi. ctv tjywizui, xal ^v/x-
f*U)(Ol fitcu),
6) Xenoph. Hell. V. 2. 35: tx 6f rovrov nfftnovai Stxaaräq, Aa-
xf(fatfiovirav /<)v TQftq , tlno 6( x(äv nvfifitt)riäo}v fvu (t<p fxnarrjq xccl fxi-.
xQÜQ xal //lyäXtjq nöXiox;: vgl. die oi<v{dQovg Plut. V. Lysand. c. 13
und die 'EkXayoJlxnq Xenoph. Rep. Lac. XIII. II; oder gehörten
diese den Spartanern allein an?
7) Thucyd. V. 79 ; vgl. Vischer Staaten und Bünde S. 33 fgg.
124 Th. II. Dorier. C. HL Sparta's Hegemonie.
8) Wie z. B. Elis: Xenoph. Hell. MI. 2. 23, Diodor. XIV.
17, Paus. Ili. 8. 3; vgl. Müller in Welcker's Rh. Museum II, S, 170.
9) Die Klitorier und Orchomenier in Arkadien , Xeoopb. Hell.
V. 4. 37.
10) S. Her. VIII. 72. IX. 28 und Pansan. V. 23. 1, X. 20. 2.
nach Abzüge der Nicht - l'eloponnesicr (auch der Mycenäer und Ti-
rynthier wegen §. 18, n.l6); vgl. Bröndsted's Reisen u. Untersuch,
in Griechenland I, S. 101 — 10«. Geographisch gehört freilich auch
IMegaris nicht mehr zum Peloponnes, Thuc. II. 9; doch liegt darin
kein Grund , dieses dorische Land mit Wachsmuth S. 97 erst im
peloponn. Kriege beitreten zu lassen; vgl. Thuc. I. 103: Auxidat-
/xoviwv anoarävTig.
11) Her. IX. 26; Flut. V. Aristid. 12; vgl. Drumann S. 389.
12) Vgl. z. B. Her. V. 91 93, Thuc. I, 40. 41. V. 27, und
im Allgem. Plut. V. Aristid. 20.
§. 35.
lieber den Peloponnes hinaus seine Hegemonie zu er-
strecken, war ursprünglich wohl Lacedaemon's Absieht
nicht, wie denn noch Im J. 519 der König Kleomenes
die Platäer, die vom boeotlschen Bunde zum spartani-
schen übertreten wollten, statt dessen an Athen wies 1)5
obgleich sich hierin auch die Absicht nicht verkennen
lässt, die beiden Städte, die Im übrigen Griechenland
der spartanischen Macht noch einigermassen die Wage
zu halten fähig und sowohl der Lage als der Abstam-
mung nach natürliche Feinde der Peloponnesier waren,
Athen und Theben, unter einander zu entzweien '2). Er
bedachte freilich nicht, dass dieser Zuwachs den ersten
Grund zu Athen's späterer Vergrösserung legte 5 gleich-
wie die Lacedaemonler auch, als sie Im J. 510 der PI-
slstratldenherrscbaft In Attika ein Ende machten , nicht
erwarteten, dass die neue Freiheit Athen's Ihnen bald selbst
Illppias Rückkehr wünschenswerth macheu würde ^).
Bald darauf veränderten jedoch die Perserkriege die
ganze Lage der Dinge : die gemeinsame Gefahr führte
Athen von freien Stücken unter ihre Fahnen '*') , Grie-
chenlands Freiheit ward ihre Losung, auch die nördli-
chen Völkerschaften , trotz Ihrer Gleichgültigkeit gegen
das gefiirchtctc Perserjoch , mussten sich anschliessen,
als das pcloponnesische Befrelungshecr In ihr Gebiet
einrückte ^) 5 und als der Krieg siegreich beendigt war,
§.35. Die Perserkriege. 125
stand Sparta an der Spitze eines Bundes 0), dessen Ver-
treter sich den Ratk der Gesammtheit des griechischen
Volkes nennen durften ^) , und der ausser den meisten
Staaten des Mutterlandes seit der Schlacht bei Mykale
auch die Colonien der kleinasiatischen Küste und des
ägäischen Meeres unifasste ^).
1) Herod. VI. 108; vgl. Thuc. III. 55. 68 mit Poppo Prolcg.
I. 2, p. 282 fgg. und mehr unten §. 117, not. 4.
2) Krieg zw. Athen und Theben seit 508, Herod. V. 74 fgg.,
wesshalb Grote IV, p. 222 auch den Beitritt von Plataea erst nach
Vertreibung der Pisistratiden sezt?
3) Herod. V. 63—65; 90 u. 91.
4) Herod. VIII. 3; vgl. Thuc. I. 18: ot Aax. rüv Ivunohfit]-
aüvTwv 'EXkijvo)v Tjyrjoavro , ävva/ifi TiQovxovrtg.
5) Herod. VII. 203 fgg.; insbes. die Thebaner , welche dtxov-
T*? tfjifvov xat Ol* ßovXöfifvoi.' xaTfV%f yug ayf'a? AküvIStj^ fv ö/iTjQwv
Xöyo) Ttoiiv/ifvoq (c. 222); die Lokrer (DiödorXI. 4) u. s. w. S. Plat.
Legg. III, p. 692, und mehr bei G. A. Klütz de foed. Boeotico
Berl. 1821. 8, p. 29-39.
6) Die Bundesformel bei Lycurg. adv. Leoer. §.81 und Diodor.
XI. 29; Tgl. Theon. Progymn. II. 8 und Wichers ad Theopomp.
p. 217. — Wie verhalten sich aber dazu die nu?.atftl TJnvaariov
fifTfl Tov M^Sov nrtovdal Thuc. III. 08? vgl. MüHer Dor. I, S. 185
und dagegen Gölier ad Thuc. I. 115 nud Krüger bist. phii. Slud.
I, S. 196 fgg. — Eleutherien in Platäa, Plut. V. Aristid. c. 19 u.
21 ; vgl. Böckh expl. Find. p. 208 und C. Inscr. I, p. 904.
7) To y.otvov twr 'EkXr/vojv aiirf^Qiov, vgl. Müller Proleg. z. My
thol. S. 406 — 412 und F. W. Ullrich das megarische Psephisma,
Hamb. 1838. 4, S. 15 fgg., auch Grote V^, p. 349. Zuerst auf dem
Isthmus, dann in Sparta, wohin es z. B. Themistokles vorlud,
Diodor. XI. 55; doch nicht mit dem Kriegsgerichte §. 34, not. 6 zu
verwechseln.
8) Her. IX. 106.
§.36.
So glänzend inzwischen diese Stellung zu seyn schien,
so war sie doch zu ausgedehnt und hielt zu verschieden-
artige Bestandtheile in sich, als dass Lacedaemon sie
in seiner gewohnten Weise und ohne Nachtheil für seine
grundsätzliche Einfachheit lange hätte behaupten können ;
nm so mehr als einige Versuche sie zu vereinfachen ^)
einen unerwarteten Widerstand an den Athenern fanden,
deren Politik durch die Vereinigung gegen den äusseren
Feind nichts an ihrer Selbständigkeit im Innern eingc-
büsst hatte und von Männern wie Aristides und Tlic-
126 Th. IL Darier. C. III Sparta's Hegemonie.
mistokles mit einem Scharfblicke und einer Umsicht ohne
Gleichen geleitet ward 2). Dazu kam, dass , während
Theben durch seinen Anschluss an die Perser seine Stel-
lung als Bundeshaupt der Boeoter einbüsste ^) , Athen
nur reicher an Ehre und Macht aus dem Kriege hervor-
gegangen war : durch seine Flotte wog es Lacedaemon's
Landmacht völlig auf. und hatte an seinen befreiten
Stammverwandten in Kleinasien natürliche Verbündete
gewonnen, an deren Spitze es in Abwesenheit der La-
cedaemonier bereits eine förmliche Hegemonie zur See
ausübte'^). Noch einmal entschlossen sich diese im J.
477 durch Pausanias ihre Oberhohelt auch auf diesem
Elemente geltend zu machen ^) j aber durch die Folgen
dieses Versuchs von der Unvereinbarkeit überseeischer
Feldzüge mit dem Geiste ihres Staatswesens überzeugt ^)
gewährten sie den Athenern freiwillig und stillschwel-
gend''), was Themistokles früher um jeden Preis zu er-
zwingen beabsichtigt hatte ^). Doch war damit der Bund
für das Mutterland noch keineswegs gelöst ^) 5 Themisto-
kles Sturz im J. 474, der Cimon an die Spitze der athe-
nischen Angelegenheiten brachte ^°) , gewährte Lacedae-
mon's Einfluss eine neue Stütze , und nur die Beschim-
pfung der Hülfsschaar, welche dieser ihm noch 463 zu-
geführt hatte *^), führte den Bruch herbei, in dessen
Folge Athen geradezu als seine Nebenbuhlerinn auftrat ^^).
Es verbündete sich mit den Argivern, die sich inzwi-
schen durch lange Buhe erholt und durch Einverleibung
benachbarter Orte neu verstärkt hatten ^5), so wie mit
den Aleuaden in Thessalien, deren Sturz den Spartanern
im J. 470 durch die Bestechlichkeit ihres Königs Leo-
tychidas misslungen war^''^^^ und eroberte nach und nach
nicht allein eine bedeutende Anzahl sonstiger Seeplätze ^^),
sondern auch — verstärkt durch den Uebertritt von Me-
gara ^^) — das dorische Aegina ^^) und andere Puncte
des Peloponnes selbst, die es auch als Landmacht Lace-
dacmon gefährlich werden zu lassen droheten ^^).
1) Z. B. die Versetzung der lonier in die Küstenorte der fitj-
d 10 üvTwv des Mutterlandes (Herod. IX. 106; Diodor. XI. 37), die
§. 36. Gegengewicht Atheri's gegen Sparta. 127
Ausschliessung dieser tou der Ampbilityonie (Plut. Them. c. 20),
die Schleifung aller festen Plätze ausserhalb des Peloponnes (Thu-
cyd. I. 90) u. s. w.
2) Vgl. Drumann Verfall S. 223 fgg. , Niebuhr Vorträge I, S.
417 fgg., Grote V, p. 324 fgg., und mehr unten §. 153.
3) Diodor. XI. 81, Justin. III. 6.
4) Gleich nach dem Siege bei Myliale, Thuc. I. 89, Diodor. XI,
37, ygl. 41 und Beckel der Operationsplan der Griechen nach den
Schlachten bei Platäa und Mykale , im Mus. d. Rhein. Westph.
Schulmänner I, S. 116 — 134.
5) S. Thuc. I. 94 fgg., Diodor. XI. 44 fgg., Plut. V. Aristid.
c. 23, Cimon. c. 6 , und über Pausanias Absichten Aristot Politic.
V. 1. 5 und VII. 13. 13.
6) Hetoemaridas , Diod. XI. 50 ; \gl. Thuc. I. 77 und 95 : «7-
Aoi'? ovttfTi f^inffixpai/ ifoßoi'fifvoi ft}j aqiiat-v ol f^iovrig x^iqovt; yiyrotVTo,
auch Plut. Instit. Lacc. c. 42 und mehr unten §. 46, not. 11.
7) Im J. 476; vgl. Clinton II. p. 248 fgg. und Krüger Stud. I,
S. 33 fgg. gegen Dodwell (Ann. Thucyd. p. 61 — 63) und Corsini
(Fast. Att. III, p. 181—183); mit welchen auch Plass III, S. 105
die athenische Hegemonie erst 470 beginnt ; Kleinert in den Dörpti-
schen Beiträgen zu d. theol. Wissensch. Hamb. 1833. 8, II, S. 137
fgg. Tcrtheidigt 475?
8) Diodor. XI. 59 ; vgl. Th. FInck de Themistoclis NeocHs fi-
lii Atheniensls aetate vita ingenio rebusque gestls , Gott. 1849. 8,
p. 66 fgg. und insbes. seinen Plan , die peloponn. Flotte im Hafen
zu verbrennen, bei Cic. Ofl". III. 11 und Plut. V. Them. c. 20, Ari-
stid. c. 22.
9) Thuc. I. 18 : onuixßia.
10) Thuc. 1. 135, Diod. XI. 54. Die Zeitbestimmung schwankt
zwischen 473, was Krüger 47 fgg., und 475, was Finck p. 88 und
Vater in Jahn's Archiv IX , S. 245 annehmen ; doch glaube Ich,
dass diese sich auch mit F. G. Wagner de Themlstocle exule in
Zeitschr. f. d. Alt. 1847, S. 118 fgg. für die zweite Hälfte von Ol.
LXXVI. 4 würden entscheiden können , während es ganz unzulässig
ist mit Clinton auf 471 oder mit C. G. Müller de Aesch. Sept. c.
Theb. Gott. 1836. 8, p. 19 fgg. noch tiefer herunterzusteigen.
11) Thuc. I. 102. Auch von Platäa, III. 54. Aünü)v 'A&Tjvaluv
IxhTjq , Aristoph. Lysistr. 1139?
12) Diod. XI. 64, Paus. I. 29. 7.
13) Paus. VIII. 27. 1 : Inndt) 6i dv&^xönwv nktj&ti to "A^yoQ
tntji'iTjaav xuzakvaavrK; TLqvv&a xul 'lalaq rt xal ^O^yiaq xal Mvxrj-
vuq xal Miötiav xal il dij Tt ukXo TiöXiOfta ovx u^ioXoyov iv xij 'Agyo-
Xidif T/V, Ttt Tt J'no Aaxfdaiftovicov udfiartQU toZz 'Agyitoiq VTioQ^avTa
xal ufttt tlq TOI/? nniioixovq la^fy yfvofthrjv avToZq. Mycenae 468,
Diodor. XI. 65 — oder erst 464? Droysen in Zeitschr. f. d. Alt.
1841, S. 226; vgl. Thuc. I. 10, Strabo VIII. 6. 10 u. 19, p. 571
und 579, Paus. II. 16. 4 und VII. 25. 3, Luc. Charon c. 23; Or.
neä freilich vielleicht erst 415 gänzlich vertilgt, Thuc. VI. 7; vgl.
Curtius Pel. II, S. 478 und im Allg. Müller Dor. I, S. 174 fgg.
14) Her. VI. 72, Paus. III. 7. 8. Anders freilich Plut. malign.
Her. c. 21 ?
15) Eion and Scyrus 476, Thuc. I. 98, Diod. XI. CO, Plut. V.
128 Th. n. Dorier. C. UI. Sparta's Hegemonie.
Thes. c. 36; Karystus 475, Naxos 471, Thasos 466—464, Thuc. I.
100, Diod, XI. 70, >aupaktus, Thuc. I. 103; vgl. im AUg. Clinton
II, p. 253 fgg. , Krüger I, S. 144 fgg-, und theilweise abweichend
von diesem Weissenborn Hellen S. 141 fgg. und J. J. Rospatt
chronol. Beitr. zur griech. Gesch. zwischen den Jahren 479 — 431,
Münstereifel 1841. 4.
16) Thuc. I. 103; vgl. Reinganum das alte Megaris, Berl. 1825.
8, S. 159 fgg. Die Zeit nach Diod. XI. 79 Ol. LXXX. 3 = 4.58;
nach Krüger S. 157 vielleicht richtiger 461.
17) Thuc. I. 105; vgl. Müller Aegin. p. 175-180.
18) Diodor XI. 85 (zu Ol. LXXXI. 2): x«t« rovxov rov iviuv-
vov Tiltiarwv nöXiwv ol 'Ä&t^vuZoi ijg^av. Tolmidas , Paus. I. 27. 6;
vgl. Chr. Roeth de Myronida et Tolmida Athen, ducibus , Marb.
1841. 8, p. 28. Trözen und Achaja? Thuc. I. 115, IV. 21; vgl.
Poppo Proleg. I. 2, S. 175 und Müller I, S. 193, der lezteres für
einen Ort in Megaris nimmt? Besser Grote V, p, 471.
§. 37.
Die Unthätigkeit, mit welcher die Lacedaemonler an-
ranglich diesem Wachsthume Athen's zusahen , rührte
theils von ihrer natürlichen Bedächtigkeit, theils von
den einheimischen Kriegen her ^) , die sie in dieser Zeit
nicht nur mit benachbarten peloponnesischen Staaten '^),
sondern auch und namentlich mit ihren empörten Uuter-
thanen zu führen hatten, deren Erhebung, der sogenannte
dritte messenische Krieg ^), mehre Jahre hindurch '*) La-
cedaemon's ganze Macht an die Belagerung von Ithome
fesselte 5 während dasselbe Erdbeben des J. 466, das
zu jener Erhebung gleichsam das Zeichen gegeben hatte ^),
die Reihen seiner eigenen Bevölkerung furchtbar gelich-
tet zu haben scheint^). Endlich bot sich ihm eine Ge-
legenheit dar , durch Wiederherstellung des Principats
der Thebaner in Boeotien ein Gegengewicht für Athen
zu schaffen ^), und durch oligarchische Umtriebe in jenem
Lande, ja in Athen selbst unterstüzt ^), sandte es im
J. 457 unter dem Scheine einer Hülfleistung an seine
dorischen Stammverwandten ein beträchtliches Heer in
das mittlere Griechenland 5 aber alle Vortheile, die Athen's
Gegner durch den Sieg bei Tanagra erfochten zu haben
glaubten , vereitelte Myronidas 62 Tage nachher durch
die Schlacht bei Ocnophytoe , die die Athener thatsäch-
lich zu Herren von Phocis, Lokrls und Boeotien machte ^),
§. 37. Kämpfe utid Frieden mit Athen. 129
und erst zehn Jahre später entriss diesen die schwere
ISiederlage , die sie durch ein Heer verbannter Oligar-
chen aus den boeotischen Städteu bei Koronea erlitten ^o)
nicht nur die Früchte dieses Tags , sondern ermuthigte
auch die Peloponnesier wieder zu einem angreifenden
Schritte. Ein Waffenstillstand, den Cimon noch ein-
mal 451 vermittelt hatte, um im gemeinschaftlichen
Kampfe mit dem persischen Erbfeinde die innere Eifer-
sucht abzuleiten"), ging im J. 44G zu Ende; und wäh-
rend die Athener mit der Wiedereroberung des empörten
Euboea beschäftigt waren ^'^), riss sich auch Megara von
ihnen los und öffnete den Spartanern den Weg nach
Attika selbst , das unter diesen Umständen im Frieden
des Perikles 445, um nur die Inseln und Colonien sei-
nes Bundes zu retten, alle Puncte abtrat, die es bisher
an der peloponnesischen Küste inne gehabt hatte ^^).
Doch war damit der Stoff zu erneuerter Eifersucht kei-
neswegs beseitigt; im Gegentheil hatten sich beide He-
gemonien einander ihre Integrität und Selbständigkeit
verbürgt ^^), gegen deren vergrösscrungsüchtige Anwen-
dungen von Seiten Alhen's ^5) auch Sparta's Verbün-
dete um so weniger gleichgültig bleiben konnten, als
die athenische Auslegung des Vertrags mit mutterstädti-
schen Rechten über ihre Lolouieü in Widerspruch ge-
rieth; und noch che die Hälfte der Zeit, für welche
derselbe geschlossen war, verstrich, entspannen sich
daraus bei Korcyra und Potidaea die Vorspiele des Ent-
schcldungskampfes , den Sparta selbst vielleicht in rich-
tiger Würdigung seiner Lage lieber vermieden hätte ^6).
1) Tuucyd. I. 118; ovii<; f/fv xal n()OTov f4^ inj^fT? Ihui tl(; toj"?
noXffioi'<; , fl fi,j «v«yx«Con'To (vgl. auch V. 75, VIII. 96, und Isoer.
de pace g. 97) , ro öi rt xul 7io).fnoi.<; olxtioig ^^n()yö/^^vol.
2) Arylver» und Arhadiern nach Her. IX. 35, Paus, III. 11.6}
vgl. Müller I, S. 188 und mehr im Allg. bei Grote V, p. 422 tgg.
3) Richtiger vielleicht der vierte nach Strabo VIII, i. 10, p.
5j7 i n()iiov dl xul ihufixov ovarf/vui ifuaiv, iv lii xuTiXiOi/ouy ol Ulta-
o/'/vioi, wo es auf keinen Fall zulassig ist, mit Iloffmanu Griechen-
land u. d. Griechen I, S. 1011 an irgend eine spatere IJcgebenhcit
unter ^abis oder dcrgl. zu denken ; vielmehr wird Strabo's dritter
in einer früheren Zeit zu suchen seyn , wo Clinton I, p. 257 au
I. U.l. 4. AuO. J
130 T/t. //. Darier. C. III. Sparla's Hegemonie.
eine Spur aus der Zeit der marathonischen Schlacht bei Fiat. Legg.
IM, p. 092 und p. 698 E, Hecl;er in Schneidewin's Philol. V, S.
-458 an das uyoq Taiväqiov bei Thuc. I. 128 und Paus. IV. 24. 2
erinnert.
4) Zehn nach der überlieferten Lesart bei Thuc. I. 103: ol 6iv
^I&o')HTj öfKÜtm tTfi ^vvißrjoav , wofür freilich Krüger I, S. 159 fgg.
nicht ohne Grund xtrügTu zu lesen vorschlägt und ähnlich auch
Diodor. XI. 64 ändert; ygl. Hauchenstein im Philol. II, S. 201;
doch dagegen wieder F. Ritter in Jen. Lit, Z. 1842, S. 358 und
Weissenbora Hellen S. 29.
5) S. Diod. XI. 63, Plut. V. Cimon. c 16, Paus. IV. 24. 2,
Aelian. V. Hist. VI. 7, und mehr bei Meier Bon. damnat. p. 199.
Das Jahr nach Krüger S. 149 fgg. und Kleinert in Dörpt. Beitr. 11,
S. 193; nach Rospatt S. 6 vielleicht besser 465.
6) Vgl. Antiqu. Lacc. p. 200 fgg. und Tycho Mommsen Pin-
daros, Kiel 1845. 8, S. 70 fgg.
7) Diodor. XI. 81 fgg. Justin. III. 6.
8) Thuc. I. 107; vgl. Meier 1. c. p. 4 und mehr unten §. 158.
9) Vgl. Thuc. I. 108 mit Roth de Myronida et Tolmida p. 21
fgg. Oiodor's llngenanigkeiten sind schon von Mitford griech. Gesch.
übers, v. Eichstädt II, S. 493 fgg. und Plass III, S. 144 gerügt.
10) Thuc. I. 113: TOI'? fiiv dif<f;&fig(tv rwv yidTjvrilojv , rovi; df
i^ötvTUQ tknßov' xttl TTjV ßoioiririi' fifXinov 'yiStjyutot. nüaav x.T. X. Vgl.
III. 62, Plat. Akib. p. 112 B, Plut. V. Ages. c. 19, Paus. 1.27.6,
und über die verschiedenen Namen der Schlacht Sintenis ad Plut.
V. Pericl. p. 158.
11) Thuc. I. 112, Plut. V. Cimon. c. 18; nicht mit dem spä-
teren dreissigjähi'igen zu verwechseln , was bei Andocides de pacc
§. 3 und 6 und mehr noch bei Aeschiiics Fals. legal. §. 174 grosse
Verwirrungen verursacht hat; vgl. Manso II. 2, S. 423 — 431, Clin-
ton II, p. 257, und Krüger in A. G. Becker's Andohides, Quedliiib.
1832. 8, S. 255 fgg. oder Hist. phil. Stud. II, S. 244 fgg. Eher
wird man mit Rospatt polit. Parteien S.55 die TQiny.ov-infrn(; otiov-
Sdt; zwischen Arges und Sparta hierher ziehen können, die 421 ab-
laufen , Thuc. V. 14.
12) Thuc. I. 114; Aristoph. Nub. 214.
13) ^t TQirfyorrovTfiq /uird Evßoiaq ukoxJiv onovdai, ThuC, I. 115,
vgl. I. 23. 81, IV. 21, und mehr bei Ullrich Beitr. z. Erkl. di Thü-
kydides , Hamb. 1846. 4, S. 49. , ..,1
14) Thuc. I. 140 ; d()7jfihov yuq dix-uq fiiv rüv 6iu(püQ(üv uXX>j).oi<;
äiöovui' xai 6fXio&ai , fxnv df fxuTfQotiq « t/ofiiv.
15) Colonien nach Thurii (443; vgl. Diodor. XII, 10 und mehr
unten §.80, not. 20), und Amphipolis (437, Thuc. IV, 102, Diodor.
XII. 32); Unternehmungen gegen Samos (441, Thuc. I. 115 — 117)
und Potidäa (432, Thuc. I. 56); Bund mit Korcyra (433, Thuc. I.
24 fgg); Absichten auf Italien und Sicilien (Thuc. 1.44); dazu die
Chicanen gegen die Nachbarstadt Megara, Thuc. I. 67. 139, Aristoph.
Acharn. 520, Diodor. XII. 39, Plut. V. Pericl. c. 30; vgl. Ullrich
das megarische Pscphisma , Hamb. 1838. 4, und im Allg. Plass ill,
S. 155 fgg.
16) Vgl. Thucyd. I. 66 fgg. und n.amcnllich die Rede des Ar-
chidamus c.80 fgg. mit G. Röscher Klio, Gott. 1842. 8, S. 387 fgg.
§. 38. Der peloponnesische Krieg. 131
und W. Herbst zur Geschichte der auswärtigen Politik Sparta's im
Zeitalter d. peloponn. Kriegs, Dresden 1853. 8, S. 23 fgg.
§. 38.
Zunächst freilich vereinigte der peloponnesische Krieg
im J. 431 nicht nur sämmtliche alte Bundesgenossen
Lacedaemon's mit grosser Bereitwilligheit unter seine
Fahnen ') , sondern gewährte ihm auch die Aussicht auf
neue, insofern es denselben als einen Kampf Tür die
Freiheit Griechenlands ankündigte ^) ^ als aber die ge-
hoft'ten Wirkungen atisblieben und Sparta , durch mehr-
fache Unglücksfälle entkräftet 5) im J. 421, ohne die Ein-
sprache der Koriuthcr , Boeotier, Megarer und Eleer zu
beachten, mit Athen Frieden schloss"^), stand es schon
damals auf dem Puncte, seinen ganzen Einflass zu ver-
lieren 5). Boeotien glaubte sich nach den Siegen von
Koronea und Delium ^) den Athenern allein gewachsen ^) 5
die Peloponnesier hegten Misstrauen gegen die Absichten
des Bundeshaupts, das in einer Clausel des Tractats sich
das Recht zu Abänderungen ausschliesslich vorbehielt ^) 5
und während sich dieses daher durch ein förmliches
Bündniss mit Athen zu decken suchte ^) , foderte Ko-
rinth die Argiver auf, den Staaten , die sich dem spar-
tanischen üebergewichte entziehen wollten , die Zuflucht
einer neuen Bundesgenossenschaft zu eröffnen ^^) , wel-
cher auch alsbald Mantinea, Elis, und sogar die erst
kürzlich durch Brasidas für Sparta erworbenen ^^) Städte
von Chalcidice und der thracischen Küste beitraten ^'^).
Aber Tcgea blieb dem alten Bunde treu^ und da Megara
und Boeotien aus Furcht für ihre oligarchischen Verfas-
sungen sich dem demokratischen Argos anzuschliesscn
zögerten , gelang es Laccdaemon zu Anfang des folgen-
den Jahres 420 das Bündniss mit Boeotien zu erneuern,
obgleich dieses dadurch aus einem abhängigen Bundcs-
glicde ein freier AUiirlcr ward ^5) und seine Freundschaft
natürlich den sofortigen Bruch mit Athen herbeiführte^
die Annäherung, die daraus wieder zwischen dem Icz-
tcren und Argos hervorging '+), führte anderseits auch Ko*
12
132 Th. II. Darier. C. III. Spartaks Hegemonie.
rinth wieder zu Sparta zurück ; und so konnte dessen
Köui^ Agis noch einmal im J. 418 die grössere An-
zahl seiner alten Bundesgenossen ^^) zum Kriege gegen
Argos vereinigen , dem nach mancherlei Wechselfsillen
endlich die Niederlage bei Mautinea den Frieden ab-
zwang ^^).
1) Ihr Verzeichniss gibt Tliuc. 11. 9} vgl. Poppo Proleg. p. 89
fgg- und Wachsmuth I,S.23ü; doch scheint nach denis. V. 31 noch
ein besonderer Allianztractat errichtet wordeo zu seyn, iv fj n^r^ro,
a t')(ovTig ft? Tov yiiTixov TioXt/iov xu&ioravTo rn'ig, tuvxu i)(0VTag xal
2) Thuc. 11. o : tf dt fvvoiu naQuyoXii in-ijn töjv dv&QOjnwv /AÜXkov
»»? Toi'C Auxidtti.ftoviovg , ixXXtoq re xal TiQoitTiovTiav, ort ttjv Ekkuäa
iXtV&fQovotv . . . ovzoig oQyfi ii}(ov ol nkfiovq %ovq '^&Tjvuiov<;, ol ftfv
T^q «f/lf^? unokv&F/vai. ßoido/^tvoi, ol 6i firj d^x&öJoi (foßoi'fifvon vgl.
IV. 85 und 108, insbes. aber auch Theopomp bei Theodor. Metoch.
C. 116: tv TW xard tmv ^Adrjvaltüv noXf/4(ü trjv ((QX'^'" tidlaxio nö/uixTi,
^r^<; an A&rjvaimv iXiv&fgiug xul ngoyQäfXftart y.ai xt^gvy/xuxt. Toiig EX-
Xjjvaq diXfuauvTug vangov ntxgöxaru oqiLaiv *y/^*«t xal urjdiaruxu y.qk-
(lUTU X, T. X.
3) Rhion 429 (Thuc. II. 83 - 92) , Pylus uud Sphakteria 425
(Thuc. IV. -i-38), Cythera 424 (Thuc. IV. 53).
4) Thuc. V. 17 fgg.
5) Kaxa yuQ tov ygovov zovtov jj Auxtdui/u*^" M^Xinra Ji/ xrtxwg
i^xovf d«a Tug ^v/ucfioQÜg : vgl. im Allg. Plass III, S. 292 fgg., Röscher
Klio I, S. 461. Lllrich Beiträge S. 19 fgg.
6) Im J. 424; s. Thuc. IV. 89 fgg., Plat. Lach. p. 181 B,
Plut. Daem. Socr. c. 11 u. s. vr.
7) Xenoph. M. Socr. III. 5. 2; vgl. Klütz foed. Boeot. p. 54.
8) Thuc. V. 29 : TovTO yuQ ro ygü/xfiu fiuXiovu rijv UiXonövvi/aov
dtt&oQi'ßfi xal ig vnotpluv xu&iaxTj, /Arj /niTu 'A&rjvuLwv a(fäg ßovXojVTui
Aaxiäuif*övioi 6ovX(oaua&ui, ». t. X.
9) Thuc. V. 22 fgg.
10) Thuc. V. 27 fgg.; vgl. Poppo 1. c. p. 209, Wachsmuth I,
S. 240, Ullrich Beiträge S. 36 fgg.
11) Thuc. IV. 84 fgg. 102 fgg., vgl. Böhaecke F'orscLungen
S. 123 fgg.
12) Thuc. V. 31.
13) Thuc. V. 39: ol 6\ BokotoI ovx i'ipaattv, ^v nrj oq>lat av/t/ia-
X^Oi* löluv noitjacovrai, manig ' AO-tjvaiotg,
14) Thuc. V. 45 fgg.; vgl. Plut. praec. polit. c 10: 'AXxtßiä-
dtjg %u Ma^Tivixu avaxi^aag tat Auxtdai/noviovg , und mehr bei Grote
VII, p. 41 fgg. und G. F. Hertzberg Alkibiades als Staatsmann
und Feldherr , Halle 1853. 8, S. 95 fgg.
15) Thuc. V. 60: aTgarönK^ov yilg 6tj rovxo xäXXiarov EXXtjvinov
xMv HfXQi' Tovd'i ^vvF/X&iv , . iv lu Aaxiduinavioi xi navoxQuriu tjoav
xal Af>xudig xal lioKaxol xttl KoQiv&iot xul Sixviävioi xal IJiklTjvijg nul
§.39. Ende u. Folgen des peloponnesischen Kriegs. 133
fl'Xiüaioi Kut MfyuQrjt; x. t. A. Später, da dieses Heer schon ^vieder
entlassen ist, werden c. 64 auch noch Phoker und Lokrer beschickt.
16) Thuc. V. 65—80; vgl. Plut. Rep. seni ger. c. 27, Paus.
VIII. 8. 4, und Schol. Arisloph. Av. 13, nach welchem die beiden
athenischen Feldherren Laches und Nikostratus auf dem Platze blie-
ben ; über die Einzelheiten der Schlacht selbst aber Rüstow und
Köchly Kriegsw. S. 145 fgg. und Hertzberg Alkibiades S. 135.
§. 39.
Dieser Sieg^ über die vereinigten Streitkräfte der Athe-
ner und Argiver stellte übrigens Sparta's fast erlosche-
nen kriegerischen Ruf dergestalt wieder her, dass selbst
Achaja seinem Einflüsse nicht mehr ausweichen konnte ^)j
und Athen's Verlust in* Sicilien gab ihm bald darauf Ge-
legenheit , durch den Plan einer Seeherrschaft der Thä-
tigkeit seines Bundes einen erneuerten Schwung zu ver
leihen ^). Athen's Verbündete, durch Factionen unter-
wühlt 3) , durch die Vorspiegelungen der spartanischen
Feldherrn und das Beispiel der chalcidischen Colonien
verführt '*^) , warfen sich meist freiwillig in seine Arme 5
und als endlich nach heldeumüthigem Widerstände die
gefürchtete Nebenbulilerinn darniederlag , durfte sich
Sparta eines Protectorats über ganz Hellas rühmen ^),
dem nur noch der Wiedererwerb der kleinasiatischen
Colonien fehlte, um deren Preis es sich im J. 410 die
Unterstützung des Perserkönigs gegen Athen erkauft hat-
te ^). Aber dieselbe rücksichtslose und egoistische Po-
litik, die es in diesem Schritte die Früchte von Cimon's
Siegen hatte verscherzen lassen '^) , zeigte sich auch jezt
in seiner Behandlung der unterworfenen Orte, die es
theils durch Begünstigung der gehässigsten Oligarchie ^),
thcils durch den Druck seiner Besatzungen und deren
Befehlshaber oder Harmosten auFs Acusserste brachte '-')5
sein Hochmuth und seine oft bewiesene Zweideutigkeit ^^)
und Selbstsucht machte selbst das Misstraucn seiner alten
Bundesgenossen rege ^ und als es eben auf dem Puncto
stand, den durch das Scheitern des jüngcrn Cyrus verlo-
renen Eiiifluss im Osten durch eigenes WalTcnglück wie-
der zu gewinnen ^'), war es Korinth's und Theben's
134 Th. II. Dorier. C. III. Spartaks Hegemonie.
iicuerweckte Eifersucht, die den grossen Agesilaus ^^)
im schönsten Siegeslaufe unterbrach.
1) Thuc. V. 82: ylaxidaifiövtoi tu iv 'A}(uia ot'x inirniiiag noo-
TiQoy l'xovTU xa&ioTuvTo: vgl. Xenoph. Hell. III. 5. 12.
2) Thuc. VIII. 2 fgg., vgl. Poppo Proleg. p. 99 fgg. und Krü-
ger ad Dionys. Hai. Historiojr. p. 286 — 308 mit G. "Weber de Gy-
theo et Lac. reb. nav. Heidelberg 1833. 8, p. 56 fgg.
3) S. Plul. V. Lysand. c. 5 : ngorgiriuv xal tiuqo^vvwv ^rat^tx»
avviazua&tti xul ngoofxf^* tov voiiv ToVg TiQuy/ActOiv, wc; ußa xü xaru-
Xvd-f/vui, Toi'5 yt&Tjvuiox>q TOJv rt örj/utov dnaXXaiofifvovq xal SvvaoTiii-
aonraq iv xaTq nargiai: vgl. Diodor. XIII. 70 mit W. Vischer Alki-
biades und Lysandros , Basel 1845. 8, S. 39 fgg. und mehr unten
§. 70 und 71.
4) Welchen Brasidas die Zusage gegeben hatte , sy //.i^p ovq « v
t'ywyi jiQoaayüytü/iai, i'aia&at avrovöfioii^ , J'huc. IV. 86; vgl. das l)r-
theil über diesen spartanischen Aristides ^ 8! : Tigürog yttg (^iXdwv
xal do|«5 fivaif xard nävTfi ilya&oq tkni6a lyxuTfkmi ßfßaiov , wi; xal
ot uXkoL Toiovxoi iloi , und c. 108: o yug ßguaidaq l'v rt toi? cDJ.otg
HiXQt,ov luinov TtnQfT^f xul fv roXq Xoyotg navTayoi' idrjXov, ox; fXtv&fQo'j-
aatv TTjv 'EXXttda ixTiffiqi&iijj : im Allg. aber Krüger 1, c. p. 326 — 349
und Poppo p. 119.
5) Tluorjq rrj(; 'EXXüSog ngoarürui, Xenoph. Hell. III. 1.3; vgl.
§. 5: nüaui yrtQ tot? al nöXfiq tnfi&ovzo , o ri Auxidutficvtoq uvtJq
imTÜTToi; auch Anab. VI. 4. 9 u. 13 und die charakteristische Le-
bersicht seiner Mitkämpfer bei Aegospotamos Paus. X. 9. 9 mit
Clinton II, p. 252, Drumann S. 405, Plass IM, S. 474 u. s. w.
6) Vgl. die drei Tractate Thuc. VIII. 18. 37. 58: ;^wp«r rtjv
ßaaü.iojq , oot] rijc, 'Aaluq iarl, ßuoiXioyq t^vui: auch Isoer. Panath.
§. 105 fgg. und im Allg. Krüger 1. c. p. 350 — 361, über ältere Un-
terhandlungen zwischen Persien und Sparta W, Herbst a. a. O.
S. 16 fgg.
7) Denn dass diese den kleinasiatischcn Städten jedenfalls tbat-
sächliche Erleichterung verschafft hatten, zeigt Thuc. VIII. 5: x'no
ßuaiXiiog yuQ irvyxuvi niTfQayfthoq (o Ti(iou(fifQv7jq) rovq ix r?jq fai'xov
UQx^jq qiogoiig , ovq Ji A&Tjviuovq anö iC)v KXXrjvidMv noXionv ov di'vä-
Hivoq ngäaaia&ai nQoabjfftiXrjcii: vgl. 11. 9 und III. 71, und über die
beschränkte Seeherrschaft der Perser VIII. 56: vuvq )]liov iäv ßuot-
Xiu noifZo&ui. xal naguTiXtlv np fumov yrjv ontj uv xul oaniq itv ßov-
Xrjxai. : in dieser liegt aber zugleich die Andeutung eines Tractats,
der für die Perser ein mare clausum begründete , und ein solcher
ist uns denn auch als Ergebniss von Cimon's Siegen überliefert: ui'-
rovofiovq flvut, T«e xurd rrjv ytaiuv EXXtjvidai;, nöXnq uTiuo'tq , roi'q dt
rüv Jlt(jO(~)v ouTQunuq ftij xuraßaLvtiv tnl &uXuttuv xurcoTfQO) zqiojv
HuiQMv oäöv (oder Imiov ögo/iov uil ujit^nv xijq HXXTjvixr/q &uXüaa7]q)
/itjäf vuvv ti.uy.Quv nXfXv ivxoq 'I'uorjXidoq xul Ktiavtojv , Diod. XII. 4,
Plut. V. Cinion. c. 13, vgl. Demosth. F. Leg. §. 273, Lycurg. adv.
Leoer. §.73, und d. Erkl. zu Isoer. Areop. §. 80 undtPaneg. §. 118,
welchen Zeugnissen tvir, obgleich die Aechtheit der Urkunde schon
im Alterthumc bezweifelt {iaxuKDQJjadni xnq TiQoq xov ßaQßagov oi'r-
&tjxuq , Harpocr. p. 55; vgl. Wichers ad Theopomp. p. 218) und
die Zeitbestimmung zwischen 469 ( Plutarch ) und 450 (üiodor)
§. 39. Ende u. Folgen des peloponnesischen Kriegs. 135
schwankend ist , doch «loht so allen Glauben versagen dürfe», wie
es nach Mitford's Vorgange (II. S. 431 fgg.) von C. J. G Mosche
(de eo quod in Com. Nepote faciendum restat, Franc, ad M. IbUi. 4
und in Seebodes u. Friedemann's Mise. crit. 1, p. 20a— 2 b), M. n.
F Meier (de bonis daranatorum , Berl. 1819. 8, p. ^'^' ~}'r^'
V' C Dahlniann (Forschungen auf dem Gebiete der Geschichte,
Ait 1822. 8, 1, S. 1-148), K. W. Krüger (über den Frieden des
Kallias in Seebode's Archiv 1824 I, S. 205-237 und umgearbeitet
in Hist. phil. Stud. 1, S. 76-143), kürzer selbst von Mül er »or.
I S 186 — 188 und Wachsmuth I, S. 212 geschehen ist; vgl. C "•
Lachmann de pace Cimonica, Bresl. 1833. 8 und Grote Hist. of Greece
V, p. 457, VIII, p. 30; auch Böhnecke Forschungen 1, S. 09 una
Kleinert in Dörpt. Beitr. 11, S. 208.
8) Diodor. XIV. 10 : T«r? ydQ dtji^oxQaria^q nQoOHinrovT«: ol An-
x.Jfu^xovm ö: oX.yuQxia^ ißovXovTo t«5 nUn<; S co.y^jio&m : ^g»- *^»«
Dekarchien (oder 6,^ada^y,ia.1 Isoer. Philipp. §.95, f,^''^'] J:
vpl. Schneider ad Aristot. Politic. p. 147 und Vömel s Osterprogr.
Frankf. a. M. 1830, p. 7) Plut. V. Lysand. c. 5, Paus. IX. 31. b,
und mehr bei Wachsmuth I, S. 516 und G. R. S.evers Ges^h- Grie-
chenlands vom Ende d. peloponn. Kriegs bis zur Schlacht bei Man-
tinea, Kiel 1840. 8, S. IT fgg.
9) Allerdings schon 424, vgl. Thuc. IV. 132: x«i rwr jßwvxwv
avrJ nanavi^ax; uv6X>a<; n,]yov i^ 2nai;Tr],, wa« toIv rroA.cüv «p^<n-T«S
x«^.OT«vcu: und ein a^^orr], 412 bei dems. Mil. 5 ,^ jezt aber r«
nvnlo> rf,, '^.T.x,;? ^arr.xov ,'.^^ooTal<; x«^ n'O';^«^?/ Demosth. Lor.
6 96 , vßl. Isoer. Plataic. §. 13, auch für hleinasien Xenoph. Hel-
len III 2. 19 und Wessel. ad Diodor. XIII. 66 mit dem Beispiele
von Harmostendespotie bei Plut. Narr. amat. c. 3; im Allg. aber
Isoer. de pace §. 95 fgg. und Polyb. VI. 49. 10: o&,v rivay^ao&r,-
H.TÜTTHr/üQyvQokoyHr di n«vT«? To,ls"i?a;7v«?, ^auch Theopomp 1. c.
und Plut. V. Lycurg. c. 30= ws «(»;ff0^a» /ifv 7)dtoav , uQxf^v 0 oin
jjxiaravTo Aaxiduifiovioi..
10) 'Yßp^oz.u, schon im Perserkriege, Plut. V. Aristid. c. 23,
und «A« ^JoviovT.s xcJ «U« A.>vT.?, Her. IX. 54; dann rpjv6ajy
:o,-,x.c. Eu^ip. Androm. 447, vgl Suppl. 191 und mehr bei Meurs.
misc. Lacon. III. 2, p. 199 fgg., Limburg- Brouvver '>•' f • „«"l-^ö,
Weber ad Demosth. Aristocr. p. 368 ; am richtigsten wohl Ihuc. V.
105: Auy.fö,ufiöv.o^ yaQ Ti^o's ay«? H^v «Jtoi)? xai t« iTnymo^a .-o/i.^«
^hlora n^nrj] ;^^.oJVTfa, ;.('"« ^^ ^<"'« "^-^""^ . . . t« /..v ,d.« x«Aa
vofiiCovai, rtt d( cinfKtfQoyra dUaiu.
11) Thimbron 399, Dercyllidas 398. Agcsilaus 396-394; dass
aber bereits Cyrus von Sparla unterstuzt war, bestiit.gt Diodor \l> .
21 ßleichwie auch dieses selbst nicht die Freiheit sondern die
Herrschaft über jene Colonien erstrebte; vgl. Laurent droit des gens
II, p. 215 fgg. . . , ,
12) So nennen wir ihn trotz seiner Fehler, die bereits Isokra-
tcs Philipp. ^. 86 fgg. richtig erkannt, die Neueren aber Wachs-
muth I, S. C'.)8 fgg.. Sievers S. 146 fgg.. Lachmann b. 215 fgg.,
Niebuhr 11, S. 23f. fgg., jedenfalls zu schwarz gemalt haben, wenn
auch Xenopbon s Lob parteiisch und dessen Denkschrift auf .hn
verdächtig ist; vgl. E. Caucr de fontibus , ad Agesilai histonam
136 Th. IL Dorier. C. III. Sparta's Hegemonie.
perlinentibus, Biesl. 1847. 8. Eine Monographie seines vielhewej;-
ten Lebens , wozu Böcler de Agesilao rege Lacedaemoniorum,
Aigcnt. 1644. 4 und Diss. acad. II, p. 425 — 443, nicbt mehr die-
nen kann , wäre freilieb sehr zu wünscben ; in der Kürze urlbeilt
vielleicht am billigsten Laurent: Agesüas est le representant le
plus eleve du genie lacedemonien ; mais eomhien ce type est au des-
sous de ce que V hiimanite extgeroit aujourd'htn d'un heros I
§. 40.
Schon die Abstinimiing dieser beiden Städte für die
gänzliche Zerstörung des eroberten Athen's ^) war vielleicht
nicht sowohl das lezte Auflodern des alten Nachbarhas-
ses, als der Ausdruck der Besorgniss, dass Lacedaemon,
wie es auch unter der Herrschaft der Dreissig wirklich
der Fall war, diesen wichtigen Platz ganz in seine Ge-
walt bekommen möge 2)^ wenigstens sehen wir beide
gleich nachher durch die Unterstützung athenischer Ver-
bannter 5) förmlich Lacedaemon's Gebot übertreten,
gleichwie sie sich auch im J. 401 der Theilnahme des
Feldzugs gegen Elis entziehen ''^), zu welchem selbst das
befreite Athen noch wie später zu dem gegen Asien ^)
sein Bundescontingent stellte. Das Schicksal von Elis ^)
musste zugleich jene Staaten lehren , wessen sie sich,
und namentlich Theben hinsichtlich seines Principats in
Boeotien '^), zu Lacedaemon's Herrschsucht zu versehen
hatten : und nachdem ihre Spannung schon mehrfach bei
einzelnen Gelegenheiten sichtbar geworden war ^), ward
es 394 dem persischen Golde leicht , den 421 vergebens
versuchten Bund zwischen Korinth , Boeotien , Argos
und Athen zu Stande zu bringen, woraus der unter dem
Namen des korinthischen bekannte Krieg entsprang ^).
In diesem hielt nun zwar Agesilaus zu Lande das Kriegs-
glück schwebend ^ der Verlust ihrer Flotte bei Knidus
aber raubte den Spartanern alle Früchte ihrer vorherge-
henden Anstrengungen ^^j^ Athen's Waffen erschienen
wieder siegreich in Thracien und am Hellespont ^^), und
in Sparta selbst gewann eine Agesilaus feindliche Partei
die Oberhand , die durch Antalcidas vertreten ^^) kein
Bedenken trug, im J. 387 dem Perserkönige Kleinasicn
nebst Cypern und Klazomcnae preis zu geben ^^) und
§. 40. Der korinthische Krieg. 137
Hin als Schiedsrichter in Griechenlands inneren Angele-
genheiten anzuerkennen ^'^).
1) Xenopb. Hell. II. 2. 19; Tgl. 111. 5. 8 und Isoer. Plataic.
§. 31.
2) Wesshalb sie sich auch von Pausanias Zuge gegen Athen
ausschlössen, on iylyfwonov yiuxfSuifiovioiK; ßovkofiivong rrjv twv A&tj-
vuiwv ytuQuv olxiiav xai thottjv noiTjaaa&ut, Xenopb. II. 4. 30.
3) Die Korintber nach Aeschin. Fals. legat. §. 148; über Theben
s. Diodor. XIV. 6, Dlnarch. adv. Demosth. §. 25, Plut. V. Lysand.
c. 27, und im Allg. W achsmuth 1, S. 253 und 707.
4) Xenopb. Hell. III. 2. 25; Diodor. XIV. 17; vgl. Preller in
Ritscbl's Rh. Museum IV, S. 394.
5) Vgl. Xenopb. III. 1. 4 und ähnliche Beispiele seiner damali-
gen Abhängigkeit von Lacedaenion bei Lysias adv. Nicom. §. 22
und de republ. patr. §. 6.
6) Xenopb. III. 2. 30; vgl. Diodor. XIV. 34 mit Plass III, S.
486 fgg. und van Oordt p. x fgg.
7) Diodor. XV. 50 : a(f'ödQa yuQ v(fi(0)qö)vro rrjv av^tjOiv ui'tmv,
IJii] noit TTJg oki^g Boiojn'aq j/yor'fiirot itjv Tjyffiorlav rfjg 2nitQTrj(; x.utu~
Xi'ao)Oiv iniXttßo/xfvoi xaiQov.
8) Wie namentlich bei dem Opfer des Agesilaus in Aulis , Xe-
nopb. III. 4. 4; vgl. auch Andoc. de pace §. 13.
9) Xenopb. III. 5. 1, vgl. Plut. V. Ages. c. 15, Paus. IV. 17.3,
und die übrigen ^'^erbündeten bei Diodor. XIV. 82; zur Geschichte
des Kriegs selbst Plass III, S. 521 fgg., Sievers S. 59 fgg., C. H.
Lachroann Gesch. Griechenlands vom Ende des peloponn. Kriegs
Lpz. 1839. 8; S. 141—202; Spiller kritische Behandlung des korin-
thischen Kriegs , Gleiwitz 1852. 4.
10) Vgl. Diodor. XIV. 79, 84 und über die Schlacht ausführlich
Vater in Hall. Encykl. Sect. III, B. XV, 36 fgg.
11) Xenopb. IV. 8. .34, Diodor. XIV. 94; vgl. C. Rehdantz Vi-
tae Ipbicratis , Chabriae , Timothei Atheniensium , Berl. 1845. 4,
P- ^-27. , . , . .
12) Plut. V. Ages. C. 23 : o y«^ ^AvTftXuläaq f^O^gog yv uvroj xul
rtjv HQTjVTjv i% ftnnvToq tnQtiTTlv , w? toi' TioXffioii tov AyjjoO.aov ai"
JovTo? xdi noiovvToq fvdo^örrtTov xul fifyinrov : vgl. Lachmann S. 2i4.
13) Vgl. Clinton F. Hell. II, p. 276 und mehr bei R. Pauli de
pace Antalcidea , Berl. 1846. S und Wacbsmuth 1, S. 259 fgg.
14) Welche Rolle Artaxerxes seitdem bis zu seinem Tode (365)
spielte. Isoer. Panatb. §. 160: xo)(ilg rf' fxüriQoi jiQfaßng nffiTiofitv w;
txtlvov , fXnii^ovTK: , oTioTfQoig nv oixnorn)ov dinn&fir] , xVQiofg rot'Tovg
ytvTjOKy&ai riji; *v "ilAA/yo* TiXtovtliug : vgl. Paneg. §. 120, Plataic. §. 41,
auch Polyb. IX. 34. 3, und die Beispiele aus den Jahren 374. 371.
367. 366 bei Xenopb. Hell. VII. 1.27. 33. 39 und Diodor. XV. 38.
50. 70. 76.
§. 41.
Freilich mochte auch diesem Schritte die Absicht zu
Grunde liegen, Lacedaenion's Macht in Europa zu con-
138 Th. II. Darier. C. III. Sparta''s Hegemonie.
ccntriren, und dafür schien es biureichend, wenn der
Spruch des Königs, den man den Antalcidischen Frie-
den zu nennen pflegt ^) , alle Städte des europäischen
Festlands und der Inseln , mit alleiniger Ausnahme von
Lemnos, Imbros und Scyros, die den Athenern verblie-
ben 2), für gleich berechtigt und politisch unabhängig er-
lilärte, wornach sowohl Tlieben die boeotischen Orte aus
dem aufgedrungenen Verbände mit ihm entlassen als auch
die Argiver auf den Versuch Korinth ihrem Staate ein-
zuverleiben verzichten mussteu ^) , während Sparta, auf
die ihm ergebene Oligarchie gestüzt, seinen thatsächli-
chen Einfluss im Peloponnes beibehielt 5 das genügte je-
doch weder den Patrioten , die fortwährend den Krieg
gegen die Barbaren als Grundgedanken seiner Hegemo-
nie festhielten*), noch den Ehrgeizigen, die den Verlust
der früheren Herrschaft nicht verschmerzen konnten ^) und
trotz der wesentlich veränderten Sachlage nahm es bald wie-
der seine alte Politik auf. Nicht genug, dass es seine Harmo-
sten aus den abhängigen Städten nicht entfernte ^), scheute
es, wenn irgendwo in den Wirren, die jener Emancipation
auf dem Fusse folgten '') , die Demokratie die Oberhand
behielt, selbst unmittelbare und gewaltsame Einmischung
nicht , wie schon 386 die Beispiele von Mantinea ^) und
Phlius 9) zeigten j und bald darauf 382 enthüllte die
Expedition gegen Olynth ^^) und mehr noch bei dersel-
ben Gelegenheit die friedensbrccherische Ueberrumpelung
der Burg von Theben ^^) den ganzen Umfang seiner
schrankenlosen Selbstsucht, für deren Zwecke selbst Age-
silaus kein Mittel für zu schlecht hielt ^^). Eben so
schnell, wie die neue Höhe erreicht war *') , stürzte es
jedoch auch wieder von derselben herunter 5 Theben ent-
ledigte sich bereits 379 seiner Besatzung und erlangte in
kurzer Zeit die Herrschaft Boeotiens aufs Neue ^*j j den
Athenern alier gelang es 377 eine neue Bundesgenossen-
schaft zu bilden ^^) und die Lacedaemonier wiederholt
zur See zu überwinden , worauf diese ihnen schon 374
zum ersten Male förmlich die Hegemonie des ganzen
Griechenlands zur See abtraten ^^) und diese Abtretung
§. 41. Folgen des Anlalcidischen Friedens. 139
auf dem 371 unter persischer Vermittelung zu Spavla
gehaltenen allgemeinen Friedenscongresse ^'') bestätig-
ten J8).
1) Xenoph. Hell. V. 1.31: ^AqxaifQlTjt; ßaoihi'g vof*Ll^n, dUuiov,
T«? Ii\v iv T^ 'Aala nöhit; luinov livui xai zöjv vrjacov liXal^ofiivai; xul
Kvn(JoV TK? äl ui.kaq 'EXlrjviduq nöXnq xai iu.ix(juq xal /^iy('xXa<; avru-
vofiovq ilqxVvui , nkijv Aijuvov xul^'Ifiß^ov xut ^Üxvqoxi, rHvruq di ojann>
To UQXulov ilvai ^ AOrjvaiüiv ' önoTiQoi <J* vavrtjv rrjv iIotjvtjv firj dfxov-
T«t, Toi'Totc fyw noXfiÄTjaü) /^mi rüv ravrtt ßovXo/*fvo)v xul ni^fj xal
xard d-üXaTrav xnl vavol xul /()?^^«at vgl. Diodor. XIV. 110 mit
Lachmann S. 203 fgg. und über den Begriff der uihovo/j.ia im Allg.
Guasco sopra 1' autonomia de' popoli delie cittä greche e latine,
in Diss. dell' Acad. di Coitona V, p. 113 fgg. oder dess. Dissert.
historiques, Tournay 175ß. 8, II, p. 169 fgg. und Wachsmuth F,
S. 261.
2) Vgl. auch Andoc. de pace §. 12, Aescbin. Fals. legat. §. 72.
76, und über Athen's früheres Verhältniss zu diesen Inseln Raoul-
Roch. Colon. III, p. 435 (Her. VI. 140) und IV, p. 15 (Plut. V.
Cim. 0. 8); dann Thuc. 111. 5, IV. 28, VII. 57 u. s. w.
3) Xenoph. Hell. V. 1. 36 vgl. IV. 4. 6 und 8. 15; auch Diod.
XIV. 86 u. 92, Plut. V. Ages. c. 23 u. s. w.
4) Isoer. Epist. IX §. 11 : fiovoq yug 'AyriaiXuoQ (ov l'o/Aiv ini&v-
/*Sjv anavra rov /quvov dtiTfXini to? ? ßfv KXXtjva^ TjXiv&iQÜiaat ^ nQog
di Toi's ßn^ßÜQov; nöXi/iov f^fvfyxiiv x. r. X.
5) Diodor. XV. 5 : Aaxtdfuficvioi, qii'ati (fiXaQxovvxK; xul noXifti-
xol ruVg ul(jiofOiv cvriq , t?^v ilgy^vijv ojaniQ ßrt(Ji> <fOQTlov ov/ iinffiivo*,
Ti)v 6\ nQoyiYivijixivijv rijq EXXudoq dvvuatfluv inino&ovvxfi; , f.iiTfO)(}oi
ratq oQftuVg vnfjQx^^ nQo^ xuivoioftiav — xaxtdovXovvTo to fA'fv ngönov
T«c uod-fVforfQug TtoXfi<; , /Atru df ravru xul tu<; c^ioXoyoJXfQuq xaru-
noXffiovvxfQ vnrjxoovg inoiovv, ov6\ dvo l'xrj (fuXu^uvxK; xuq xoivuq anov-
J«?: vgl. Xenoph. Hellen. VI. 3. 7—9; Isoer. Paneg. §. 18 und 122
— 128, auch Dem. adv. Leptin. §. 54 und im Allg. Plass IM,
S. 574 fgg.
6) Polyb. IV. 27 : naXiv fXTjQi'XTov uifiivui T«g noXitq fXiv&fouq
xul uiWovö/iovg xttxa xi^v ini AvxuXxiöov yivofihrjv iIqtjvtjv y xovq <}'«()-
fAoaxuq ovx i^Tjyov ix xmv nöXiotv.
7) Diodor. XV. 40 und 45; vgl. Isoer. Paneg. §. 116: uvxl 6i
xov jiQog fXfQovq niQt x^g ;^w^a? noXffioJv ivxog xii^ovq ol noXtxai n()oq
aXXrjXotig fiuxovxui . . . diu 6\ xtjv nvxvoxTjxu xwv /xixußoXmv u&viio-
xfQoiq diuyovoiv ot t«? noXng olxovvxig xwv xuXg q>vyaVg ll^Tjfii,<i}t*.ivo)v x.x, X.
8) S. Xenoph. Hell. V. 2. 7 ((ffoix.a/«6c) mit d. Erkl. zu Plat.
Symp. p. 193 A.
9) Xenoph. V. 3. 15 and Diodor. XV. 19.
10) Xenoph. V. 2. II ; Diodor. XV. 19—23; vgl. Böhnecke For-
schungen S. 134 fgg.
11) Vgl. Xenoph. V. 2. 25— 3ö , Diodor, XV. 20, und mehr
bei Vater in .lahn's Archiv VIII, S. 332 fgg.
12) Xenoph. V. 2. 32 : tl ftiv ßXußtqu xfj Auxiäui/iovi innQay(i)<;
iX/j (Phoebidas) , öUuiov n,vai. ^Tj/^tora&ui' tl d' ilya&u^ uijxaXov ilvat.
140 Th. II. Doriei\ C. III. Sparta's Hegemonie.
yöfiiftov , fiftrai to rotuvra faTonyfdi.äifi.v: vgl. Plut. Praec. polit.
c. 13 oder V. Ages. c. 23 und V. Lysand. c. 7.
13)_Demosth. F. legat. §. 264: XoTt yaq S-^nov, ort. yljq xut &a-
kärr^q ^QXOv ol Aaxfd(ti//övioi x«t' fxfivov rov )(govov : Tgl. Xenoph.
Hell. V. 3. 27, Isoer. Plataic. §.13, Diodor. XV. 23, und über
Lacedaemon's Bundesgenossen in dieser Zeit dens. c. 31, über seine
Streitkräfte zur See Xenoph. VI. 2. 3.
14) Aaxtäai/növioi re yag c' ofioaavTfq avrovöftovg iaaiiv rag noXitq
ijjv fv Qrjßaiq uxgoTioXiv y.araaxövxfq vn avrüv /jlovov räiv uiixrjO-ivxtuv
txoXüa&tjauv X. r. A. , Xenoph. Hell. V. 4 ; vgl. Plut. V. Pelop.
c. 6 — 12 oder Daem. Socr. c. 25 — 33 und mehr bei Sievers Theben's
Befreiung von spartanischer Herrschaft, Hamb. 1837. 4 und Reh-
dantz de Iphicr. p. 42. Mit Athen's Hülfe? Dinarch. adv. Demosth.
§. 39.
15) S. Diodor. XV. 28— 30 und M. H. E. Meier Comm. epigraph.
Hai. 1852. 4, p. 4 fgg.
16) Diodor. XV. 38: nagt^ägow rlXXrjXotq oi /luv xard yrjv ol dt
x«T« i9-fJAaTTav ugxfjq u%toi, xgtvöftfyoi: vgl. Rehdantz p. 72 und F.
Vater de Isocratis epistolis, Kasan 1846. 8, p. 81, auch gegen Sie-
vers S. 227 fgg. unnöthige Einschränkungen ; dass der Vertrag da-
mals nicht in's Leben trat , beweist noch nichts gegen seinen Ab-
scbluss.
17) Xenoph. VI. 3. 2 fgg.; vgl. Voemel ad (Demosth.) de Ha-
loneso p, 140, Sievers Gesch. S. 235, Rehdantz 1, c. p. 98.
18) Diodor. XV. 50 : xaru di Tox'irovq ror? '^gövoiK; ^Agxalfgltjq
o ßaaiXivq ogöiv nüXiv TaguTTofiivijv ttjv EXXudu ngiaßttq uniamXf,
nugaxn?.öJv avXXi'iauo&ai roi'q ffiipiiXiovq noXff/ovq, xul ovr&fod-ai xoivr/v
tlgrjvtjv xnrd t«c o/AoXoyiag a? ngörigov rjoav Tiniot7]/4fvoi : vgl. Dionys.
Hai. de Lysia c. 12. Dass Xeuophon der Perser nicht gedenkt,
durfte Sievers nicht irre machen ; richtiger Lachmann S. 300.
§.42.
Doch war Sparta noch einmal als leitendes Haupt
der griechischen Landmacht anerkannt worden und schien
sich in dieser Stellung stark genug, um gegen Theben's
fortdauernden Widerstand die Unabhängigkeit der boeo-
tischen Städte zu erzwingen ^) ^ aber zwanzig Tage nach
dem Ende des Congresses sezte Epaminondas Feldherrn-
kunst bei Leuktra ^) seinen hochfliegenden Planen für
immer ein Ziel. Ganz Mittclgriechcnland ausser Athen
fiel sofort dem siegreichen Theben zu ^) ; Athen selbst
rief den Peloponnes auf eigene Gewähr zum Anschlüsse
an seinen Bund auf''^)^ und obgleich ein Theil des lezte-
ren fortwährend für Lacedaemon stritt ^), so fanden doch
die Boeotier, als sie 369 bis nach Lakonika vordrangen,
nicht nur an Elis und Argos, sondern auch an Arkadien
§. 42. Kampf und Niederlage gegen Theben. 141
eine Stütze ^) , dessen kleinere Völkerschaften sicli bei
dieser Gelegenheit nach dem Vorgänge von Mantinea '')
zu einer grossen Gesamnitstadt vereinigten ^) und dadurch
eben so sehr an politischer Bedeutung gewannen •^) , als
Sparta gleichzeitig durch die Wiederherstellung des mes-
senischen Staats einen tödtlichen Stoss erlitt ^°). Zwar
sicherte es sich noch einmal Athen's Unterstützung 368
durch gänzliche Theilung der Hegemonie^') ; auch schei-
terte der Versuch der Thcbaner, sich 367 durch das
Ansehen des Perserköuigs förmlich als Nachfolger Spar-
ta's im griechischen Staatensysteme anerkennen zu lassen,
an der Festigkeit der Peloponnesier ^^) ; dass aber jene
Harmosten nach Achaja schickten ^5^, konnte es nicht
wehren ^ die Zahl seiner Verbündeten ward immer klei-
ner'"^), und indem es dem Reste derselben im J. 366
selbst den Abschluss eines Sonderfriedens mit Theben
erlaubte *^) , verzichtete es auf seine Hegemonie für im-
mer ^^). Nur Messeniens Unabhängigkeit wollte es durch-
aus nicht anerkennen, obschou auch Persien seine An-
sprüche auf dieses Land nicht mehr unterstüzte ^^), und
entzog sich desshalb auch dem allgemeinen Frieden ^^),
den sämmtliche übrige Staaten im J. 362 abschlössen,
nachdem durch den Ausgang der Schlacht bei Mantinea
die Frage über das Principat in Griechenland noch un-
entschiedener als zuvor geworden war ^^) ^ doch gelang
es auch seinen fortgesezten Versuchen nicht mehr, den
verlorenen Besitz oder Einfluss im Peloponnes wieder zu
erwerben ^^).
1) Xenoph. Hell. VI. 3. 20: ovrco di tlqqvijv twv uiXcov ntnoiij-
fifvü)v , n()o<; di &fjßutovg fttvovg uvTiXoyiue; ovar]<; , ol fiiv yl(}t]vuloi
ovTüi ti/ov rljq yvujfitjg, <us vvv Qtjßaiovg , ro kiyonivov , diKUTiv&tjvat
i'Xni<; HT], avTol 6\ ol Qtjßuloi, nuvxfküq d&VfKog t)(ovTig unijX&ov : Tgl.
Diodor XV. 51.
2) Am 5tea Hekatombäon Ol. CK. i , Plut. V. Ages. c. 28,
Paus. VIII. 27. 6; vgl. Sievers Gesch. S. 239 fgg. und Topogra-
phisches in Ann. dell' Instit. arrh. 1848, p. 39 fgg.
3) Xenoph. VI. 5. 23; Diodor. XV. 57.
4) Xenoph. VI, 5, 1 : Iv&vhtj&ivxk; ol '^i}r/faiot, ort ol llikonov-
vrjatoi. txi olovrut }((}tpai axokov&tiv , xul ovno) diUAioivxo ol Aanidui-
fiüvtoi, mant(t xovt; 'AOrjvuiov^ öii&tauv, /^nn7ifn.novxui. raq noXtiq, oofu
ßovkonxo xt/q tl{}Tjvt]<; ftixtxtiv , rjv ö ßuaikfvq xuxfnfurf'fV inei <Ji nvv-
142 Th. IL Darier. C. III. Spartaks Hegemonie.
f/X&ov y öoyfttt inotTjaavTo /utru tüv xoivuvfTv ßovkofihojv ofiöaai rovSt
TOI/ oQxov • ffifiifüi ralq anovSatg xat — roVq rpt/cfiiafiaai tmv 'A&ti*aio)v
xttl TÜv avti.fiüx(i)v' luv St riq aiQaTfvjjrai. ini Tiva nöXiv tÜtv ofioan-
aZv rovTov tov oqxov, ßojj&i^aw navxl aO-fvft. — Ibid. §. 3 oQxiorai.
5) Xenoph. VI. 4. 18. 5. 29. VII. 2. 2.
6) Xenoph. VII. I. 18, Diodor. XV. 62 : vgl. Isoer. PLil. 5. 48
und Cic. Off. II. 7.
7) Xenoph. VI. 5. 4: oji, qdrj avrovofioi, Tiavrünuotv ovtk; x.t.X.
8) Vgl. Diodor. XV. 59 (gg. mit Manso Sparta 111. 2, S. 82
und Sievers S. 254 fgg. ; über Megalopolis selbst Strabo VIII. 8. 1,
p. 595, Paus. VIII. 27—32 mit Curtius I, S. 176 fgg. 281 fgg.,.und
mehr unten §. 177.
9) Vgl. Polyb. IV. 33. 9: inl roaovrov düantvauv MiyakonoXltai,
v.al navTK; ot hoivmvovvt«; 'Agm/dtov XTJq ai'xwv avfifiaj(iuq , MOrt Mia-
OTjviovq fiiv V710 rö)v ovfi/x,('x/o)v ngonSf^&f/vat. ttal fiivaa/tVv rojv oqkmv
xal 6iaXvaf(üVf Aaxfäai/ioviovg 6i /iüvovg fxaTtöväovg yfvia&ni rwv 'EX-
Xrjvmv H. X. X.
10) Diodor. XV. 66, Pausan. IV. 27.5; vgl. Sievers S. 272 fgg.
und die Lage der neuen Hauptstadt bei Curtius II, S. 139 fgg.
11) Xenoph. VII. 1. 14: h ntqn (itv fxartQovq r/ytVo&ai rov vnv-
Tivoii , tv fif()it öi xov Tiftfoü . . xuTu Ttiv&rjfitQov (xaxfüoj'q: vgl. Dio-
dor. XV. 67.
12) Xenoph. VII. 1. 33 — 39: ^wt/Zq 6f ßovXfvöfUfot ol QrjßaTot,
oTKoq av XTjv ijyinoviav Xußoifv rijq EXXuäoq, hofiioav, tl neftt^ifiui/ ngöq
TOV IJiQOOJv ßaaiXfa, nX(ov(xx7jaftv ixv ri x. t. X.
13) Ibid. §. 43, auch nach Sicyon, VII. 3. 4.
14) Ibid. VII. 2. 11.
15) Ibid. VII. 4. 9; roZg rt Koqtv&ioiq ovvfßovXivov t;/v iIqjJvtjv
TioiTjauo&ui, xul Tbjv aXXo)v avftfiux<ov fjifXQfii'uv xoVg firj ßoirXofitvoiq
avv kavxoZq nokffiiTv uvuuuvoaa&ai ^ uvxoi 6 i'gsaanv noXifiovvxK; ngd-
ifiv , o XL UV TW &fü q.L).ov 1] • iKfTJofO&ai öi ovdfTlOTi , ijv naga TÜv
TiaxfQüiv nrtQfXußov Mfonrjvt^v , xuvxijq arfgtj&tjvai. — Diodor XV. 76
spricht sogar schon damals von einem allgemeinen Frieden , dem
nur Sparta nicht beigetreten sey ; vgl. Plut. V. Ages. c. 34.
16) Später führen Iv ttj tuvxöiv ixuaxoi., Xenoph. VII. 5. 3, wie
Thuc. V. 47.
17) Seit 366; vgl. Xenoph. VII. 1. 36; Diodor. XV. 90; noch
367 auf dem Congresse in Delphi das Gegentheil ; Xenoph. §. 27.
18) Diodor. XV. 89. Plut. V. Ages. c. 35. Vgl. Polyb. IV. 33. 9.
19) lieber die Schlacht selbst s. A. Schäfer in Ritschl's Rh.
Museum V, S. 41—69; über ihre Folgen Xenoph. VII. 5. 26, Isoer.
Philipp. §. 40, Demosth. Phil. IV §. 52, Cor. §. 18 und 64; auch
Polyb. II. 30: Tjv iixQioia nigl nuvraq /xiv xoi'q EkXtjvuq , ftnXiaxa 6i
7if()i toi)? ngofiQTjfihovq , o)q uv xüiv /*iv firj avy%iogovvTmv ijxxrjaO-ai,
xütv i\ /tT/ marniovxwv on vfvixrjxaaiv,
20) Isoer. Philipp. §.49: vixrjauviiq tJ> oi'ifv /lüXXov uTirjXXay/tt-
vot xö)v xnxwv ilaiv , ilXXu noXfftovvrrti ftiv ino xSiv xijv -/inQuv nvxwv
nH)iOLXowrii)v y umoxovvriti öt X'<p utiuvtmv IltXonowrjaituv y ftiaoiivrrti
d' VTio rov nXrj&ovq xüiv 'EXXrjvo)v , uyovrai. ()\ xal qifQoyrni, lijq vtixxoq
xut xijq TjßfQuq vno xüiv olxixüiv xöjv ocpfxtgwv nx'xüiv , oi^d h'U di yQovov
ätaXiiTtovoiv 7/ OTQnrii'orxiq ini xivuq ij ffuxoftirot ngoq xtvaq y ßofj-
§. 42. Kampf und Niederlage gegen Theben. 143
&ovvTfg Totc unoXkv/ziroK; ui't&v: vgl. Diodor. XVI. 34. 39 mit De-
mosth. pro Megalopolitanis (353) und Paus. IV. 28. 1 und VIII.
27. 7; auch aus späterer Zelt noch Plut. Apophth. p. 219 E: ovx.
ißovXovxo"EUT]viq nü&tn&nt avxü . . . o>g xuhTi())T(QO)v iaoiAtvwv Au-
Xf6ui./ilOVl<ÜV TJ MuKidovü)v ! »
CÄP. IV.
Lacedaemons innerer Verfall und lezle Schichsale.
§. 43.
Welche Zerrüttungen diese Unglücksfälle und nament-
lich der Verlust Messeniens in dem spartanischen Staats-
gebäude herbeiführen mussteu , ist klar, und die Zähig-
keit, mit der es gleichwohl wie an allen seinen Ueber-
lieferungen und Ansprüchen , so auch an den Formen
der lykurgischen Verfassung festhielt, Hess es nur noch
deutlicher werden , dass deren Zeit vorüber sey ^) :, weit
entfernt jedoch , erst eine Folge jenes Sturzes zu seyn,
begegnen uns die Spuren dieser Unzulänglichkeit schon
so frühe , dass wir sie bereits als die geheime Beglellc-
riun seiner wachsenden und als die hauptsächlichste Ur-
sache seiner sinkenden Grösse betrachten dürfen ^). Ly-
kurg's Einrichtungen selbst, obschon alleiniger Grund
dieser Grösse, mussten bald das Missverhältniss empfin-
den , welches dieselbe, gerade je höher sie stieg, zwi-
schen der äusseren Stellung des Staats und dem be-
schränkten Charakter seiner inneren Einrichtungen her-
beiführte 5) • und daneben blieben auch als Resultat des
fortwährenden organischen Lebens , das er doch nicht
ganz hatte ersticken können , neue Gährungselementc
nicht aus, die zwar der wohlberechncten Festigkeit sei-
nes Mechanismus äusscrlich keinen Abtrag thaten , bei
diesem täuschenden Scheine aber die sittlichen Grundla-
gen desselben um so tiefer angrilTen. Das erste Beispiel
solcher Gährung haben wir bereits §.31 in der Geschichte
der messenischen Kriege wahrgenommen j und mit dieser
hing dann unstreitig auch das folgenschwere Zugeständ-
niss zusammen , welches Thcopompus dem Volke hin-
sichtlich des Ephorats machte und dadurch der Eifersucht
144 27t. //. Dotier. C. IV. Sparta's Verfall.
desselben auf die Gewalt seiner Fürsten ein gesetzliches
Organ gewährte *). Wenigstens schreiben diesem Kö-
nige die meisten Nachrichten 5) jene Maassregel zu, die
zu viele Keime neuer und dauernder Zwietracht in sich
trug , als dass sie von Lykurg selbst herrühren ^) und
ein Theil seines grossartigen Versöhnungswerhes hätte
seyu können ^ mochte sie auch Vielen im Alterthume erst
die Harmonie des Ganzen zu vollenden und den sparta-
nischen Staat zu einer weisen Mischung aller Regierungs-
formen zu machen scheinen^), so lag doch gerade in
ihrem demokratischen Charakter der Saame einer Will-
kürherrschaft verborgen ^) , welche den Absichten jenes
Gesetzgebers schnurstracks zuwiderlief.
1) Aristot. Politic VII. 13, l'i: xatrot dijkov ws, innSj] vvv yt
oi'UfTi VTiufj^ii' lolq Auxwai. to uQyiiv , oi'x fväalftov«; ov6 o vof^o&iTj^q
äya&og' iVt de tovto yi).ulov , il /j,ivovTig iv zoii; vo/xoiq uvToü y.ul fit]-
6tvo(; lunodi^ovioq niJoq to }(Qrja&ui toi? vofioii; , unoßiß).TjAUOi. ro i^fj»
xaAü?.
2) Vgl. XenopL. Rep. Lac. c. 14 und Isoer. de pace §. 93 —
103; auch Plat. Republ. VIII, p. 548, und ausser Levesque's und
Bitaube's oben §. 23, not. 1 citirten Abbh. die Preisscbriften von
Gourcy und Mathon de la Cour : par quelles causes et par quels
degres les loix de Lycurgue se sont - alles alterees, jusqu'ä ce qu'el-
les ayent ele aneanties? Paris 1758. 8; dann Mauso 11, S. 3ö5 —
388, III, S. 214—230, Wacbsmutb I, S. 093 fgg.
3) Aristot. Politic. II. 6, insbes. !j. 22: xoiynqovv iawKovto fuv
Tiokfftovvriq , U7io')lkvvro di uQ^uvrit; , dm to nr/ iniaraa&ai. oxo^ui,nv
HTjdf T]oxi]xfvut. ixrjöiuiuv noKrjatv ixfQUV xv^iwrioav rt^q n-oXf^txijqi V{jl.
Polyb. VI. 49 u. 50, Plut. V. Agid. c. 3, und im AUg. Thuc. I,
71 : rjOV^u^ova^ ^iv noXii tu dxivTjra vöni/xu agiOTU, npog nokku öi
(Ivayxut^ofiivoiq Unat, nokkijq xul xr^q ini.zixvijOiüiq dtl.
4) Plut. V. Lycurg. c. 7 : oi'tw to nokhuifiu xov Anxovgyov ni-
E«vTOC , o/xiaq üxgaxov i'ri xtjv oXtyuQxiuv xul laxvgitv ot ntx «VTtv
ogüvxiq OJiuQyoJOuv xul &Vft,ov/x{vtjv , o)q (fTjOi,v o llkuxtov , oiov \pukiov
ffißäkXovaiv uvx^ xrjv lüv Itpöqwv Jvvufiiv, l'tial nov ftüiiora xgiaxovra
xal fxaxov /^iru AvxovQyov, uqwtcov xwv ziiqI Ekarov ((fioQO)v xuxaara-
divx<ß)v int Oionof^noii ßuatkivovxoq • ov xui (puoiy vno xf^q (uvxov yv-
vuixoq ovfnSi!^öf4ivov (uq fkuxxbj nuQudwoovia xotq natol xtjv ßuoikiLav jj
nitQikttßi , fttil^m fiiv ovv , tlmtv , hau xQotrimxfQav : vgl. Euseb. Caron.
Olymp. V. 4 (757 a. Chr.) und mehir im Allg. bei Tittmann S. 104
— 117, HüUmann Staatsv. S. 197 — 200, Müller II, S. 111 — 127,
Lachmann S. 211—220, Plass II, S. 113—120, Gabriel magistr.
Lac. p. 38 fgg.
5) S. Aristot. Politic. V. 9. 1 , Cic. Rcp. II. 3, Leg. III. 7,
Dio Chr. LVI. C, p. 565, und mehr bei Harllielemy Anacl». eh. 45,
note, Cluvier prem. tems II, p. 160, Clinton I, p. 338, Liniburg-
Urouwer III, p. 109, Thirlwall I, S. 373.
§. 43. Ursprung des Ephorats. 145
Winckelmann's (r«ip. Spart, dign. p. 12 — 38) und Hecker's (Schneidew.
Pbilol. V, p. 455} Hypothesen können auf sicit beruhen; wenn aber
Müller II, S. 1 1 4 die Begründung der Ephorenmacht durch Theopomp
für unvereinbar mit der o^en §. 25, not. 3 erwähnten Novelle hält,
so verbinden Platner in Tübing. Jurist. Zeitschr. V. 1, S. 23 und
Arnold ad Thucyd. I,p. 646 beides besser so, dass das Volk zum Er-
sätze für jene Beschränkung die Ephoren als Vertreter erhalten habe.
C) Wie Her. I. 65 kurz andeutet und Stob. Serm. XLIV. 37
auch aus Xenoph. Rep. Lac. VIII. 3 herausgelesen hat, am bestimm-
testen aber der achte Piaton. Brief p. 354 B ausspricht: qiüqnuxov
rnnvfyxt ttjv twv yiQovxtüv u(i)(r/v xal rov tÜv ftpogav öiO/uov XTJi; ßuai-
Xixyq (iQX^^ aojr^Qiov: vgl. auch Satyrus bei Diog. L. I. 68 und
Hüllmann Staatsr. S. 152.
7) Aristot. Politlc. II. 3. 10 u. 6. 15: awi^it /*iv ovv xrjv nokt-
Tfiav To uQ;({iov xovro • Tjov/üi^ii ydg c drjno(; äiu ro ftiTfxf-'" t^? fifyi-
oijyc dgxijg, wart hti öiti tov tofto&irtjv hti Siu xvxTjv rovxo avftni-
Tixmxi , avft(ffQÖvxo)<; l'/ii. xoVq ngäyfiuai : vgl. Plat. Legg. III, p. 692,
Archytas bei Stob. Serm. XLIII. 134, und G. C. Lewis im Cambr.
philol. Mus. II, p. 57 fgg.
8) Plat. Legg. IV.. p. 712 D ; to yag xwv f^pöywv &avf^aoi6* (oq
xvgafvixov iv uvxfj ySyovi : vgl. Aristot. II. 3. 10 mit Feodor Eggo
Untergang d. Naturstaaten S. 122 fgg. ; wogegen sie Spakler de
Ephoris apud Lacedaemonios , Amst. 1842. 8, p. 124 fgg. nur
schwach vertheidigt.
§.44.
Ursprünglich Avar es freilich, wie oben §. 24 bereits
erwähnt ist, nur ein Theil der Rechtspflege, welchen
die Ephoren, und zwar, wie es scheint, im Namen und
Auftrage der Könige selbst ^) ausübten , und in dieser
Eigenschaft können sie allerdings schon zu Lykurg's
Zeiten bestanden haben ^) ^ indem diese ihre Richterge-
walt aber jezt über alle anderen Behörden und nament-
lieh auch über die Könige selbst ausgedehnt ward 3),
erhielten sie zugleich eine politische Bedeutung, in deren
folgerechter Entwickelung der ganze Staat von ihnen ab-
hängig und bei dem Mangel aller gesetzlichen Beschrän-
kung derselben ganz ihrer \\ illkür preisgegeben ward '^).
Sie hatten, sagt Xenophon 5^, das Recht zu strafen wen
sie wollten und die Strafe sofort in Vollzug zu bringen 5
sie durften jeden Beamten auf der Stelle ausser Thätig-
keit setzen , in's Gefänguiss werfen und peinlich ankla-
gen ; die Könige erhoben sich vor ihnen von ihren Sitzen
und erschienen auf ilire Ladung vor Gericht ^)^ ja bis
in-s Innere des königlichen Hauses erstreckte sich ihre
I ca. 4. AuQ. K
146 Th. II. Dorier. C. IV. Sparta's Verfall.
Aufsicht "^jj und wenu sie auch das Euduvtheil über ei-
nen König noch mit dem Rathe theilen mussten ^) , so
erlaubte ihnen doch von Zeit zu Zeit eine feierliche Him-
melsbeobachtung die ganze politische Existenz desselben
in Frage zu stellen ^). Davon war es daun^ aber auch
eine nothwendige Folge , dass die Könige ihnen allmäh-
lich den grössten Theil der ausübenden Gewalt selbst
iiberliesseu, und wirklich sehen wir gerade in der Zeit von
Lacedaemon's Grösse die Ephoren im Besitze der wesent-
lichsten Befugnisse, welche die lykurgische Verfassung
den Königen vorbehalten hatte ^°) : sie beriefen und lei-
teten die Volksversammlungen i-), sie ertheilten fremden
Gesandten Gehör und schickten selbst deren aus^ sie
ordneten Heeresziige au ^'^) , bestimmten die Anzahl der
Mannschaft und ernannten den AnTührer , der dann
gleichfalls ganz von ihren Befehlen abhing, ihrer Sky-
tale ^5) gehorchen und an sie Bericht erstatten musste^
und selbst wenn ein König noch in alter Weise persön-
lich in's Feld zog, konnten sie ihn wie Agis im J. 418
durch zehn beigeordnete Rathgeber beschränken ^*)
oder wie später durch zwei aus ihrer eigenen Mitte be-
gleiten lassen ^^), so dass zulezt kein Zweig der Staats-
hoheit mehr ausser ihrem Einflüsse blieb.
1) Plut. Apophtb. p. 217 E: 'Avu^iXag ngoq tuv i^ai'/iuCoyT«,
iid xi Ol l'(ffOQot rotq ßaoif.fvaiv ov^ i'.Tflavt'arai'Ttu, xai ravru i<7io rolv
ßuaikftüv Ku&iaxüfttvoi: vgl. V. Agid. c. 8 und Cleom. c. 10 mit
Schömanii (Greifsw. 1839. 8) p. 117.
2) Nach Piutarcb's Kleonienes freilich iiicLl , der sie aucli .nls
Stellvertreter der Könige erst vom niesseniscben Kriege ableitet; da
sie inzvriscben als altdoriscbcr Magistrat auch anderwärts vorkom-
men, so lassen sie Andere selbst scbon von Lykurg vorfiu<fcn ; vgl.
Lachmann S. 161 , Gabriel p. 39, und insbes. Spakier p. 20 — 43,
dessen weiteren Hypothesen icb aber nicbt folgen kann.
3) Aristot. Politic. II. 6. 13: döldf d' tlv t/ xmv iq>c^o)v (t^x^
nüaui; n'&v-yftv inq d(i-/i'q x. t. A. Uebrigcns doch wohl nur als Col-
Icgiuni ; wie auch Thuc. I. 131: i%fori öt lolq i(pÖQoi.q xov ßuoiUft
dgäaai toTto; verlicbrt Cornel. V. Pausan, c. 3: licet hoc cuivis
ephoro facere refji ?
4) ^VToyi'bifioyfc, nicht xitiii y{>änfia\u xul roftoV(;, Aristot. §. 10,
vgl. Plut. de nion.-ircbia c. ö : ZntninÜKxi 6' «'(uaioxpaTtxjyv uXiyuQ-
yiny xnl ni'Ofy.aorov : auch die Disciplin , die allerdings aus Aristot.
Rhetor. III. 18. 6 hervorgeht, übte wohl nur das CoUegium selbst.
§. 44. Gewalt des Ephorats. 147
die Mehrheit gegen die Minderheit, Xenopb. Hell. II. 3. 34, oder
die Nachfolger gegen die Vorgänger, Plut. V. Agid. c, 12.
5} Rep. Lac. VIII. 4: i'q,oQoi, ovv Ikuvol /Afv ilol (^rj/xioiiv ov uf
ßovkwvrut. , KVQtoi, d fytTiQuTTliv 7iu(ja)((Jtjfiu, xvQiot. ^f xnl rig^ovraQ fif-
%uiv KUTUTiavaai y.ui fi(jiui. xul -kqI i/t;^^? ilq uyöiva xa&t.aT<evut : vgl,
Plut. Apophth. p 221 F und Libanius de servit. p. 86: f^6v tgiö—
qok; uQxovra dijaui ri xul xruvitv , womit freilich ausserordentliche
Maassregeln wie Plut. V. Ages. c. 32 nicht zu verwechseln sind.
6) Plut. V. Cleom. c. 10, praec polit. c. 21, rep. seni ger.
c. 27 u, s. w. Dem Könige aber f'J()«c ndvrtq vni^uvimavrni. tiXi/v
ovy. l'gjoQoi dno twv f(f>oQi.xä)v äi(f(io)v, Xenoph. Rep. Lac. XV^. 6, Plut.
Apophth. p. 217 C.
7) Nicht nur um die Reinheit (Plat. Alcib. p. 121 B, Plut. V.
Agid. c. 11), sondern auch um die kräftige Forlpüanzung des He-
ralilidengeschlechts zu überwachen, vgl. Ath. XIII. 20 und Wytt.
ad Plut. p. 71.
8) Paus. III. 5. 3: ßaaikfV dt loj Auxid'ui/xoyLwv dt-xuarrwiov ixü-
&ii,ov Ol Tt cvofiac^oftfvoi ytfjoftfg oxro) xul uxoaiv övifq (i()t&/4.6v xul i]
TWV iq.oQO)v dqyr] , ovv di uiixcZq xul o rr/q olxiuq ßnailit^i; rijq hfpuq,
9) Plut. V. Agid. C. 11: dt' »röiv fvvia hißovifq ol l'(fonoi vvxra
xa&uQuv xul uaf).Tjvov OiMufj xu&ikovTui, n{)0<; xov ovquvov uuoßXfnov-
rrq' (UV ovv ix fifgoiiq xtvoq ilq txfQov fifQoq narrjQ dtn^//, kqivoi'Oi. Tovq
ßnaiktlq (uq TifQl xo &ilov f^ufiUQxüvovruq xul xuxanuvovai. rrjq uqx^<;,
fxixQiq UV ix /iikqwv t^ OXv/nniaq j^'c^/CT/toV iXO-r/ xotq ^Xaixüai, xöjv ßn-
niXfüjv ßoi/düiv: v(;l. Uschold troj . Krieg S. 163; vielleicht auch
Cic. div. I. 43 extr.
10) Vgl. Müller II, S. 121 fgg., Schümann Anliqu p. 129 fgg.,
und was litlmann S. 9'J und Lachmann S. 201 über die xiXrj {§. 25,
not. 9) gesammelt haben , welcher Name wenigstens sehr häufig
schlechthin die Ephorcn bezeichnet, s. Xenoph. Agesil. I. 36 mit
Spakler p. 77 fgg. und Gabriel p. 61 fgg.
11) Thuc. 1,87: imxiiTjifil^n, uvx(>q l'(po(ioq wv : vgl. Xenoph. Hell,
III, 3, 8, Plut. V. Agid. c. 9. Seit Asteropus? Müller Dor. H,
S. 121.
12) <I>Qoi'()(ti' iifuivov , Sturz lex. Xenoph. IV, p. 420.
13) Hierüber vgl. Plut. V, Ljsand. c. 19, Ath. X. 74, Gell, N.
A. XVIL 9, Schol. Pind. Olymp. VI. !56, und mehr bei Meurs.
Mise. Lacon. III. 4, p- 212 fgg. und Nitzsch Hist. Homeri I, p, 75.
14) ZvußovXoL , vgl. Thuc. V. 63 mit Haase's Emendation Lu-
cubr. Thucyd. p. 89 und Diodor. XII. 78; allerdings .nuch bei an-
dern Feldherren, und noch früher, Thuc II. 85, III. 69; dann
VIII. 39 und Plut. Apophth. p. 222, Avährcnd Agis bei Thuc. ^'III. 5
wieder frei handelt.
15) Xenoph. Hell. H. 4. !?6 : moniQ yit(j vo,(u'C*T«i ^vr ßuniXiZ (ho
rwv iifoijo)v iiiox()uxfvnyOui: vgl. Rep. Lac. XIII. 5 und mehr im
Allg. bei Sievers (üesch. Grieclicnl.nnds S. 34 ; auch Aristot. Polilic.
II. 6. 20: i^ircifiTiov ovfiiijioßtviKq toi"? fy&Qovq'f
§. 45.
Auf welchem Wege inzwischen die Entwickclnng;
dieser ausserordentlichen Macht erfolgte, können wir
K2
148 Th. IL Dorier. C. IF. Sparta's Verfall.
eben so wenig näher nachweisen , als die Formen , in
welchen die Ephoren sie ausübten , und die innere Or-
ganisation dieser Behörde selbst, hinsichtlich deren uns
nur so viel bekannt ist, dass ihrer fünf waren ') , die
alljährlich mit der Herbstnachtgleiche als dem Anfange
des lacedaemonischeu Jahres ihr Amt antraten ^) , und
von welchen der Erste dem Jahre selbst seinen Namen
gab 3). Was dagegen ihre Wahl betrifft, so beschräuhen
sich unsere Nachrichten darauf, dass sie zwar aus allen
Bürgern *), aber nicht von dem Volke selbst geschah 5),
und dass das Verfahren , wie Aristoteles geradezu sagt,
ein kindisches und nichts weniger als immer die wür-
digste Besetzung verbürgendes war ^) , so dass es nicht
viel besser schien als wenn sie durch das Loos bestellt
worden wären ^) 5 wie sie dabei gleichwohl persönlichen
Einflüssen oder Parteischwankungen zugänglich seyn
konnte ^) , ist eben so unklar als der fortwährende An-
theil der Könige an derselben , der , wofern er wirklieh
auch später noch nominell bestand^), au Bedingungen
geknüpft gewesen seyn muss , die ihn völlig wirkungs-
los und gleichgültig machten. Nur für die Abnahme
der königlichen Macht selbst, ohne welche die des Epho-
rats doch nicht so hätte wachsen können , bietet sich
schon frühe ein genügender Grund in der Theilung der-
selben unter zwei Häuser dar, deren erbliche Eifersucht
zwar auch von manchen Schriftstellern als ein günstiger
Umstand und eine Gewähr für die spartanische Freiheit
geschildert wird ^o), Jedenfalls aber die Abhängigkeit, in
der sie sich deu Ephoren gegenüber befanden 'i), noch
vermehrte, und dazu gesellt sich dann ausserdem in dem-
selben Maasse , wie sich mit der Vergrösserung des po-
litischen Horizontes ihrer Stadt der Kreis ihrer Thätig-
keit erweiterte, bei der Mehrzahl der Könige ein Miss-
verhältniss ihrer Kräfte sey es zu den Anfoderungcn
scy es zu den Versuchungen ihrer Stellung, welchen sie
um so weniger Widerstand zu leisten im Stande waren,
als die Erziehung der einstigen Thronerben von der
Strenge der sonstigen Sitte eine Ausnahme machte ^'^),
§. 45. Aenssere Stelhaig des Ephorats. 149
Das fünfte Jahrhundert a. Chr. zählt ihrer wenige, die
sich nicht mehr oder minder verdiente Strafe zuzogen ^^j-
und darunter namentlich wiederholte Beispiele einer Be-
stechlichkeit'''^), die sich am allerwenigsten mit dem
Geiste der lykurgischen Verfassung vertrug.
1) S. Aristot. Polltic. 11. 7. 3 und mehr bei Tittmann S. 108.
Göttling's ZeLnzabl (ad Aristot. Politic. p. 4G6) fällt mit seiner An-
nahme von zehn Phylen (s. §. 24, not. 20); wenn aber Tim. Gloss.
Plat. p. 128 TifvTi ftiii^oi'g xai nhri tXitrTovQ zählt, so gab es viel-
leicht wie die römischen Ponttfices minores (Liv. XXII. 57) fünf
Verweser für die unbedeutenderen Geschäfte ihrer ursprünglichen
Amtsphäre, vgl. Müller Proleg. S. 430, Lachmann S. 164, Schö-
mann p. 129, Spahler p. 53.
2) Thuc. V. 36; vgl. Dodwell de cyclis VIII. 5 und über d,
laced. Jahr im Allg. Corsini Fast. att. 11, p. 450 — 457 und ro. iMo~
natsk. S. 112.
3) Paus. III. 11.2: nngfxovTaq rov fndnvfiov: vgl, Xenoph. Hell,
II. 3. 10. Ob erst seit Chilon? Spahler p. 42.
4) Aristot. Politic. II. 6. 15.
5) Das. IV. 7. 5: ovo rag ftrylaraq ÜQ^oq Tijv fAfv uIqiZo&uI tov
ör;fxov, T^? 6\ ßfifxfiv' rovq f/fv yrig yfQovraq atQovrrui, ryq 6^ ftfo^inq
ftiTf^ovoi., Wie Rieger da Homoeorum et Hypomeionuni originc,
(liessen 1853.8, Angesichts dieser Stelle gleichwohl die Wahl durch
das Volh behaupten hanu, ist schwer zu begreifen; vgl. Schömann
ad Plut. Agid. c. 8 und ürlichs in Ritschl's Rh. Mus. VI, S. 223 fgg.
6) Das. II. 6. 16: dXl^ uiQfrrjv tön rrjv fiQ'/^l'*' f^^m rainr]v »|
anuvxojv fifv , nrj tov TQonov 61 tovtov , tv vvv' Tmidaquödrjq yäg fort
Xiav' tri öi xnl xgioiojv ilal fifyüXmv y.iigiot, o'vTf? ol ri'xovzfq x, r. A.
7) Plat. Legg. III, p. 692 B; t/;V twv i^oQtDV divu/nv fyyvq irjq
xXTjQOiTTJq dyaybiv: obgleich die Wahl durch Isoer. Panath. §. 153
und Aristot. Politic. IV. 7. 5 sicher ist ; vgl. Urlichs S. 226.
8) Thuc. V. 36 : l'rvyov ydg l'q>o()ot. frf(joi xal oi'x f^' mv al anov^
6al iyhovxo «'(i;|fovTf? tjÖtj xui rivfq avTiZv xnl Ivavrioi onor^utq: vgl.
Polyb. IV. 35 und Plut. V. Agid. c. 8 u. 16.
9) Der allerdings aus der §. 44, not. 1 citirten Stelle folgen
würde , wenn man nicht nach Anaxilas eine Amdcrung eintreten
lässt , sey es durch Asteropus, tov n^rörov lritn(fo<i\ivyoyTa tiJv dpyijv
xal ilvurnvüfitvov, Plut. V. Cleom. c. 10, oder durch Chilon, dessen
von Diog. L.I.08 berichtete Einsetzung des Kphorals Urlichs S. 230
als Emancipation von der Königsgcwalt auffasst ; an Wahl durch
ein Orakel aber möchte ich am wenigsten mit diesem denken.
10) Aristot. II. 6. 20: no)TTjQinv tvcful^ov rjj nökn, tlvui ro nia-
ai.ni.H'V rovq ßnaiXiXq: vgl. Plat. Legg. III, p. 692 und im Allg. Her.
VI. 52, Xenoph. Hell. V. 3. 20, Paus. III. 1. 7; auch das Verbot
gemeinschaftlicher Feldzüge Her. V. 75, und die feine Bemerliunc^
von Kopstadt (lonstit- Lycurg. p. 96, dass die beiden Häuser sich
nie unter einander verschwägert zu haben scheinen.
11) Aristot. II. 6. 14: di,d lo lijv n(>xrj* flrui Xiuv fitynXrjv xr:i
150 r/t. //. Darier. C. IV. SparUCs Ferfall.
looTv(>fi*vov dij/ilc.yojyiiy «i'toi's 7J1 «yx«';' vro ol ßuotXfti; : vgl. Plut. V.
Agid. c. VI.
12) Plut. V. Ages. c. 1 : Tui'TTji; i\<pLi]aiv 0 vo/4og rf/q dvüyxtjq
totiq iTii ßuoihiift XQf(poii.hovq TiaZdaq.
13) Tittmann Staatsv. S. 130; Wacbsmuth I, S. 691.
14) Leotjchidas 470, s. Her. VI. 72, Paus. III. 7. 8; Plistonax
und Kleandridas 446, s. Thnc 11. 21. V. 16, Plut. V. PericI. c. 22
u. 23, Scbol. ArislopL. Nub. 858.
Weit entfernt jedoch, eine vereinzelte Erscheinung im
spartanischen Staatsleben jener Zeit zu seyn, bilden auch
diese Beispiele höchstens die Vorboten der allgemeinen
Entsittlichung, für welche auch die lyhurgische Zucht
bei der wachsenden Maclit und Ausdehnung des Staats
kein Gegengewicht mehr darbot ^), und die um so unaus-
bleiblicher eintreten musste , als der Staat selbst mit
seiner Habsucht und sonstigem Missbrauche seiner Ge-
walt dem Einzelnen vorausging und sie selbst zu Werk-
zeugen seiner Zwecke in dieser Hinsicht machte ^).
Geldgier wahrlich allein, sonst nichts, %vird Sparta
verderben, hatte das Orakel geweissagt 2) ^ und Jahrhun-
derte hindurch hatte jenes dessLalb auch zur Bestreitung
seiner öflfentlichen Bedürfnisse keinen weiteren Schatz
besessen '*) , als der von ibni als Weihegeld zu Delphi
oder Olympia niedergelegt war^)^ mit Lysanders Sie-
gen aber zog eine solche Menge edle Metalle In Sparta
selbst ein ^), dass es bald für die reichste Stadt In Grie-
chenland galt '') ', und wenn solche sogar schon früher
den Weg zu Einzelnen gefunden hatten «), so konnte
jezt selbst die Todesstrafe, die auf den Privalbesitz der-
selben gesezt war 5), nickt verhindern, dass Ephoreu
und Geronten von späteren Schriftstellern geradezu als
käuflich dargestellt werden 'O). Dazu kamen die Feldzüge
in entfernte Länder, namentlich zur See ^*), die theils
den Bürger gegen des Gesetzgebers Absicht mit den Sit-
ten und Reizen des Auslandes bekannt machten ^^), theils
auch den Staat zu Maassregeln veranlassten , in welchen
sich dem Einzelnen eine früher nicht gekannte Quelle des
§. 46, Entsittlichung der Bürger. 151
Ehrgeizes oder Genusses öffuete : nicht genug dass man
ganz dem Geiste der lyhuvgischen Verfassung zu>\ider
ausser den Königen noch besondere Heerführer nach den
verschiedenen Gegenden auszusenden genöthigt war,
wurden auch ganz neue W ürden geschaifen, Harmosten für
die eroberten Städte, Navarchen und Epistolets für die
Flotte ^^) , deren Beschränkungen man sofort wieder zu
umgehen Mittel fand ^*) ^ und wenn auch ein Charakter
wie Ly Sander ^^) den Versuchungen einer solchen Stel-
lung nicht In so gemeiner Welse unterlag '0), wie es
z. B. von Klearchus berichtet wird^''), so zeigt doch
gerade seine Geschichte um so mehr, an wie schwachen
Fäden der Herrschsucht und Eigenmacht eines Einzigen
gegenüber das ganze bestehende Staatsgebäude hing ^^),
1) Diodor. Fgm. \ II, p. 17 : ^ivu &i tavta Ix toi; xar'oAtyov x«r«-
Ai/orrfC, iTi öf dtaf&aghif^ vo/nio/^an •/q^o&ui xul nAoi'ror? u&ooiL^nv,
ilnfßaXov TTjv rjYtuoviuv: vgl. Polyb. VI. 49 and Plat. Legg. I, p.
635 E: xul (IftfXfTTjToi yfvofifvoi, fv toTc ^öovntq xaQTfQiVv . . . t'vtxa
TTjg yXvxvQviALaq r^q ngci; Tuq Tjäovuq tuvtov niioorrai roZq vrTWfihoK;
rüv giößmv.
2) Aristot. Politlc. 11. 8. 7 ; o rt J' av vnoXüßjj iLfiiov ilvai jo
xvQiov , HvUyxTj xid TÜiv uXXwv noXiTÜiv äü%Kv uy.oXov&iZv XOVTOiq.
3) A (ftXoxQTjuuTia SnÜQTuv oXiZ, riXXo 6f oväh , Zcnob. II. 24-
vgl. ScLol. Eurip. Cobet. p. 288 und mehr bei Creuzer ad Olym-
piod. in Plat. Alcib. p. 164, Mai ad Diodor. Fgm. Val. p. 3, Wi-
cbers ad Theoporop. p. 138.
4) Thuc. I. 80 und 141: ovif Idin oi'xi h xonw /^;;/Kar« lonv
«rroic: vgl. Böckb Staalsb. I, S. 772 lind Müller DÖr. II, S. 206 j
auch Sievers S. 24, die sich jedoch alle das Verhältniss nicht ganz
deutlich gemacht haben.
5) Ath. VI. 24: toj niv ovv Iv JfXtpolq \4nöXX(üvi tov JiQÖrfQov
tv xf, Anxiä(ii/xoii XQ^'""" >««' a()y}>t)ov loTOQovoiv ilvaxf&Tjvai: vgl.
Thuc. I. 121 und G. Alt. §. 9, not. 13, Auch die Geldbussen, de-
ren Beispiele Meier bon. damnat. p. 198 gesammelt hat, flössen
vielleicht zunächst einem Tempel zu.
6) Paus. IX. 32. 10: Auxf^uiftovio)v di ;^()iy^«7f£ ov vo/tt^ötxo)v
xr^a&ui xanl di] xt fiavxtv/xa , , o di xul ^-^iy.Mta wv nö&av aif.Loiv ivt-
noirjaiv Io/vqöv : vgl. Plut. V. Lycurg. c. 30, Aelian. V. Ilist. XIV.
29, und näher Diodor. XIV. 10: xul röv nfiorov xQovov ov xQoiftfyoi
voftiafxuTi, röit oi(v;/.9()0£sov h. toi" (fögov nur iviai'icv nXtim töjv x'-
Xiojv TaAuVTWV.
7) Plat. Alcib. p. 122 E: /(ivoiov di xul uQyvfjtoy ovx l'oTiy h
nüoiv t.XXijOiv ooov (v ytuxidui/to*i Idiri: vgl. dess. Hipp, nini. p. 283 D
und Bitaubc sur la ricliesse de Sparte, in Mem. de Berlin 1781
p. 35 A; auch Wachsmuth 11, S. 77 und Weber de Gvlheo'
p. 91—96. '
152 Th. TL Darier. C. IF. Sparta' s Ferfall
8) Plut. V. Lysand. c. 17: irj/xonln fxiv "tSolfv ilaüyfa&ui. vüfito/nu
ToiovTov, rxv äi xiq uköj xfuTTjf^hoQ lötK, liijuiav a.gtaav &uvaTov: \gl.
oben §. 27, not. 10.
9) Eurybiades Her. VIII. 5, Gylippus Diodor. XIII. 106, Plut.
V. Lysand. c. 16; vgl. im Allg, Aristopk. Pac. 622 und mehr bei
Levesque in M. de 1' Inst. Ilf, p. 365 und Limburg • Brouvrer IV,
p. 16; auch Ath. VI. 24 mit C. Inscr. n. 1511?
10) Aristot. Politic. 11. G 14 und 18: quivorrat. äi xul xcxrtt-
diOQoäoxovfitvoi xul xnruxetQii^ö/uivoi nokkd räiv xotvöjv ol tiixoivojvnxÖTfg
X7jq «^/7C ruvxTji;; vgl. Rhetor. III. 18. 6 und Paus. IV. 5.4: jyWx«
ol fptaxitav dvvuaxui, ro Uqov to h /li}.<fiot<; xaTiiX^quoiv , ldi(t rt xaiu
üvSqa Tovq ßuaiXivovTai; iv Snu^xri xal twv akkoiv toi"? in «|tW;ttaToc
xul xoivfj T(/)v Ti i<foQO)v Tijv uQ/V'*' ''"* ''^^*' YiQovolav fÄfxnaxöiiTaq röjv
ToiÜ &10V.
11) Isoer. Philipp. §. 61 : ojöt' n itc <puir] tÖti uvtoV? rijv uq-
XTjv yivio&ui iwv naQovTOiv xaxiiv , oxf rrjv ftQj^rjv rijg &uknxxr]q fXä/u-
ßavov, ovK UV i^fkfyx&iiT/ xpiiiöö/ntvoq : vgl. de pace §. 101 und Plut.
lustit. Lac. c. 42, im Allg. aber Plat. Legg. IV, p. 706 mit Mül-
ler Dor. I, S. 186 und Weber de Gytheo p. 36 fgg.
12) (I)ikunö6T]fioL , Xenoph. Hell. IV. 3. 2.
13) Aristot. Politic. II. 6. 22: Inl yuQ xotc; ßuaiktvot,v ovai oxqu-
xT]yoX<; uiäLoiq tj vuvuQyiu axiö'ov hf^n ßuoikiia xu&iaxtjxi', vgl. Weber
de Gytheo p. 73 fgg. und Sievers S. 37; über die intoxoXtt(; auch
Sturz Lex. Xenoph. II, p. 31, über Harmosten oben §. 39, not. 9.
14) Xenoph. Hell. II. 1. 7, Diodor. XIII. 100.
15) W. Vischer Alkibiades und Lysandros , eine Rede, Basel
1846. 8; O. H. J. Nitzsch de Lysandro Laced. imperatore , Bonn
1847. 8; vgl. Wachsmuth I, 8.516 und die Parallele mit Kallikra-
tidas bei Röscher Klio I, S. 448.
16) 'Aväk<i)xo<; vno ;f ^ij^/wrirwr , Plut. V. Lycurg. c. 30; stirbt
arm, V. Lysand. c. 31.
17) Diodor. XIV. 12; vgl. Sievers S. 19.
18) Aristot. Politic. V. 1. 5: ojonig h Auxtdulfiovi ^paot Ai'auv-
d'Qov xivtg fni%(iQ7Jaai, xaxakvaui xj'/V ßaotkiiav : vgl. Diodor. XIV. 13
und Plut. V. Lysand. c. 24 mit Plass III, S. 433 fgg. und Sievers
S. 28.
§. 47.
Noch gefährlicher übrigens hätte ohne die Vorsicht
der Ephoren um die nämliche Zeit die Verschwörung
des Cinadon werden können ^), die uns jedenfalls einen
tiefen Blick in ein ähnliches Missverhältniss der verschie-
denen Elemente des inneren Lebens in Sparta selbst thun
lässt^ wie CS dort für seine einzelnen Bürger aus den
äusseren Zuständen hervorgegangen war. Was freilich
die Heloten betrifft, so waren diese stets als besiegte
Feinde angeschn worden 2) , die dem Staatsorganismus
fremd nur durch Zwangsmittel und Demüthlgungcn aller
§. 47. Feindliche Elemente im Innern. 153
Art uiedergehalten werden konnten ^) ^ aber so lange die
Periöken treu und die Kräfte der spartiatischen Bürger-'
Schaft ungeschwächt blieben, hatte die lyfcurgische Ueber-
lieferung auch dafür ausgereicht, während jezt eine
Reihe verheerender Kriege und Unglücksfälle, die eben
so nachtheilig auf die Stimmung der Unterthanen *) als
auf die Volkszahl der Spartiateu selbst einwirkte , die
leztern in die peinliche Nothwendigkeit versezte , ihre
Heloten zugleich fürchten und doch wieder zur Bewaff-
nung und Betheiligung an ihren Feldzügen herbeiziehen
zu müssen. Jene Furcht führte mitunter selbst zu
Vertilgungen in Masse ^) oder wenigstens zu fortwähren-
den Verfolgungen , in welchen namentlich die iCQvnisia
der spartanischen Jugend von ihrem ursprünglichen
Zwecke einer Kriegsübung zu einem meuchelmörderischen
Institute heruntersank^) ^ diese Noth schuf eine eigene Classe
von Neubürgern, veodufnoiSeig , die zwar ihre Freiheit^)
aber keine politische Rechte erlangt hatten j und wenn
nun Sparta gleichwohl, ohne sein System der Ausschlies-
sung und Bedrückung irgend aufzugeben , alle Lasten
des Kriegs auf diese nichtdorischen Elemente wälzte,
ganze Heere aus Heloten oder IScodamoden und Periö-
ken zusammensezte ^) und seine Bürger für kürzere
Feldzüge in der Nähe oder höhere Chargen im königli-
chen Stabe ^) aufsparte, so erklärt sich zur Genüge der
tödtliche.Hass , in welchem eben Ginadon's Geschichte
alle Schichten der unterthänigen Bevölkerung gegen den
herrschenden Stamm verbunden zeigt '°).
1) Xenoph. Hell. III. 3. 4-11; vgl. Aristot. Politic. V. 6. 2
und I'olyaen. Strateg. II. 14.
2) Thuc. IV. 80: Uli Tfi nokku Aaxiduißovioit; ngoq toik; filwraq
xjjt; qiv?.axf^q TifQi ftäXio^u >tu&n0Ti}xn; vgl. Plat. Legg. VF, p. 777
und Libanius de servit. p. 86 : unavTfi; 2nuQVMT<u ikiv&fQiu^ una^-
anktüi; ixdiduvrni , ßio/aavTfg Iv ftioit anfx&fiu ri xul j^l^^)« /aitu imv
3) S. im AUg. Ath. XIV. 74, p. 657 D und über die Sitte sie
betrunken zu machen insbes. Mcurs. !\Iisc. II. 6, p. 128 fgg. und
Leopold ad Plut. V. Lycurg. p. 251 mit dem Widerspruche von
Müller l)or. II, S. 40 fgg., auch Barlhelemy Anach. IV, p. 320 fgg.
4) Hin Beispiel bei Plut. V. Ages. c. 32.
151 Th. II. Dorier. C. ir. Sparta's Verfall.
5) Vgl. Tliuc. I. 128 und IV. 80 mit Kopsl.-nU p. 32 fgg. Spä
ter freute man sich , als die Aeiolier 50000 (?) Landbewuiiucr iu
die Sclaveiei fülirten ; vgl. Plut. V. Cleom. c. 18 und über de»
Voit'all selbst Polyb. IV. 34, 9 mit Manso III. 2. S. 128—132 und
Droysen Hellenismus II, S. 388; aber noch Pbilopoemen verkaufte
dreitausend Heloten, Paus. VIII. 51.
6) S. Plut. V. Lycurg. c. 28 und mehr bei Manso I. 2, S. 141
— 153 und Bartbeleniy IV, S. 326 fgg. Der ursprüngliche Zweck,
den Lachmann S. 149 nicht hätte verkennen sollen, erbellt aus
Plat. Legg. I, p. 633 B mit VI, p. 763 B und Plut. V. Cleom.
c. 28 ; vgl. de vestig. inst. vet. p. 31 und A. Köchly de Lacedae-
moniorum cryptia , Lips. 1835. 8.
7) TLuc. VII. 58: övvuTui df ro viodufibiÖK; iXtvOtgov T/Ötj iiytti,
vgl. Sturz Lex. Xenoph. III, p. 192 mit Manso I. I , S. 234 und
Tittmann S. 598 , wogegen Lachmann's von Schömann de eccles.
Lac. p. 10 nach Gebühr gewürdigte A'crmulhungen mit Stillschwei-
gen übergangen werden können. Dass die Bonoiöfioi. auch nach
erhaltener Freiheit bsi Thuc. V, 34 u. 67 von ihnen geschieden
werden, beruht wohl nur darauf, dass sie ein geschlossenes Corps
für sich bildeten.
8) Mit Brasidas Thuc. IV. 80, Gylippus Vll. 58, Thimbron,
Xenoph. Hell. III. 1. 4, Eudamidas V. 2. 24 u. 8. w. Freilich
auch Periöken an der Spitze der Flotte, Thuc. VIII. 22, ja Helo-
ten als Harmosten , Xenoph. III. 5. 12; vgl. Isoer. Paneg. §. 111.
9) T^uk'xovt« ^yitiovn; xut avfjßovkoi, , Plut. V. Ages. c. 6 u. 36;
vgl. V. Lysand. c. 23, Xenoph. Hellen. 111. 4. 2, V. 3. 8, Diodor.
XIV. 79 , mit Heiland ad Xenoph. Agesil. p. 5.
10) Xenoph. Hellen. III. 3. 6: «»'rot nfvToi nüoiv l'<f,uouv avvn-
dhut y.nl h\ü)Oü xal vfoda/xdiSiai mtl loTc inofitiooi xal Tolg nfQtoixoii; '
onov yag fv tovtoi? zlq Äöyoq yfvotfo iifgl 2!nft()Tiaiwr, o^'ät*(ii dvi/uadut
xgvnrnv ro ft-q ov^ y<5f<»q nv o)//ojv ia&inv.
§.48.
Selbst im ScLoosse der Spartiateii endlich entwickelte
sich unter dem Einflüsse derselben Umstände seit dem
peloponnesischen Kriege eine drückende Ungleichheit,
von der ihre frühere Geschichte keine Spur zeigt ^), und
die dem Geiste ihrer Verfassung um so mehr zuwider-
lief, als dieselbe wesentlich auf die gleiche Vertheilung
des Grundeigenthums gestüzt war. Denn so schwierig
auch auf den ersten Blick das Problem scheint, wie eine
solche überhaupt in den Wechselfallen der verschiede-
nen Generationen habe aufrechterhalten werden können^),
so gilt es doch auch hier , dass , so lange die \ olkszahl
im Ganzen unver'andcrl blieb, sowohl der Zersplitterung
durch die eheliche Gemeinschaft mehrer Brüder au einem
§.48. Ausartung der Verfassung. 155
Wclbe 5) als auch dem Erlöschen einzelner Häuser durch
Adoptionen und andere familienrechlliche Maassregcln
vorgebeug-t werden konnte '^) 5 — jezt aber vereinigte sich
die Entvölherung, zu welcher das Erdbeben vom J. 4G6
den ersten Grund gelegt zu haben scheint ^) , mit den
fortwährenden Yeranlassungcn , die der Krieg den Helo-
ten zur Flucht darbot^), um nicht bloss, wie die oben
erwähnten Feldzüge , im beweglichen , sondern auch im
liegenden Vermögen Unterschiede herbeizuführen, die zu-
lezt in eine förmliche Oligarchie ausschlugen''). Die
lyfcurgische Einrichtung selbst, die die bürgerliche Gleich-
berechtigung durch die Tlieilnalime an der gemeinschaft-
lichen Erziehung und Speisung bedingte , lieferte alle
Staatsgewalt in die Hände der Begüterten, auf die eben
desshalb ^) der Name der Gleichen (Ö/ioiol) im Gegen-
satze der Geringeren (tmojiisiorfg) als der minder berech-
tigten Menge ^) ausschliesslich überging ^ stand dieser
auch das Ephorat noch offen ^ö), so bildeten jene doch
allein den Rath und die Gemeinde ^^) ^ und wenn man
gleich mit Plularch den entscheidenden Schritt zur Un-
gleichheit erst in dem Gesetze des Epitadeus erblichen
mag, welches, indem es die Unverkäuflichkeit des Grund-
eigenthums fest hielt, durch Schenkungen bei Lebzeiten
oder auf den Todesfall frei darüber zu verfügen er-
laubte ^2) , so sezt doch schon dieses Gesetz ein Ueber-
gewicht der Reichen voraus, die durch dasselbe nur die
erwünschte Möglichkeit erlangten, durch Verschwäge-
rung oder Vcrmächtniss noch grössere Vermögensmassen
zu häufen, während dem Dürftigen jede Aushülfe ver-
schlossen blieb.
1) Dass i's in Sji.ivta kcintMi iirs|)rüti,j;liclieii Adel jjab, habe ich
Antiqu. Lac. p. 117 t(;{f. und 151 bewiesen, und wenn Löbell in
Kaumer's anliqu. Briden S. 248 fgg. wieder die Honiöen für einen
solchen erklärt , so weiss ich in der Thal nlchl, wie man sich zu
einem (Jegner stellen soll, der eine Schritt für Schritt mit Zeugnis-
sen belegte Ansicht als Hypothese tractiit und dagegen seinerseits
ganz unbezeugte Hypothesen aufstellt; znni Hebertluss will ich je-
doch an Xenoph. Anab. IV. 0. 14 erinnern, dessen Wendung r^fic
yii(} itxoriit rovq Auxtduiuoviui'q 'üaoi ioit rrüv öftoi'ov x. r. X. n»an sicli
nur wörtlich zu iibersetzen braucht, um zu fühlen, dass hier von einem
.Adel hcine Rede ist.
156 Th. II. Dorier. C. IF. Sparta' s F er fall.
2) S. scLon Aristot. Politie. II. 3. 6; unter den Neueren Ubbo
Enimius Respubl. Graec. I, p. 2ö8, de Pauw Recliercbes I, p. '259
H. 288, Barthelemv Anacb. cbap. 46, Manso Sparta I. J , S. 121
und 2, S. 129—134, Heyne Comm. Gott. IX, p. 14; Müller Dor.
II, S. 192, Hortüm in Scblosser's und Bercbt's Arcbiv IV, S. 162
f'gg. , Lacbinann Staatsv. S. 172, Scbömann Antiqu. p. 117, W. L.
Frcese , wie lange erbielt sieb die Gleicbbeit der lacedaemoniscben
Bürger in ihrer politischen Berechtigung und in ihrem Grundbe-
sitze ? Strals. 1844. 4, C.Crome de turbata vetere, quae a Lycurgo
instituta erat, Laced. aequalitate , Düsseldorf 1849. 4, C. J. Deliu
praes. W. F. Palmblad de acquabilitate conditionis civilis apud
Spartialas mutata , Upsal. 1851. 8. Am bequemsten machen es sieb
die , welche wie Grote und Kopstadt (s. oben §. 28, not. 4) die
ursprüngliche Gleichheit leugnen; sonst denken die meisten an Ma-
jorate , namentlich wegen Plutarch bei Proclus ad Hesiod. t, x. y.
374 : y.ttl nXnTütv intrai x«2 Zivoxquttj^ xui AvxovQyoq nqo toi Twv,
oi nävxiq bjorro diiv i'va xXrjQovofiov xuruXiniVv, worauf sie dann forio-
näfiwv ; — olxoäfOTtöirjg (Poll. X. 20) und naonai =: clxiiot (Hesych.
II, p. 896) beziehen ; aber auch diesen fehlt es ebenso sehr an ur-
kundlicher Begründung als an Analogien im übrigen Griechenland,
vgl. Pastoret Y, p. 494 und Priv. Alt. §. 63, not, 4 — 6, auch Bern-
hardy in Allg. Lit. Zeit. 1837, Juni S. 243.
3) Polyb. XII. 6: TiuQu /Aiv yuQ ToVg Aaxf6utf^orloig xal nfiTQtov
Tjv x«t axvTjdi(; TQflq nv&Qaq f/ftv yi'viüKa xal rioanguq , nori 6f xal
7i),fioi'<; udikffox'^ o'*r«c, xal rfxvu tovtwv fhui xoiya : vgl. G. C. Lewis
im Cambr. philo!. Mus. I, p. 70.
4) Vgl. Antiqu. Lacc. p. 186 fgg. , insbes. Flut. V. Lycurg. c.
16: xötv (f\').irö)v ol ngfaßinaroi. xmafAa&ovTK; to tiuiSuqiov , . . rgi-
qiftv fxiXitiQv , yJ.tjQov uvtüj tüv IwaxiOxikLuiv ■nQoaviifuuvTfq , veas Pasto-
ret V, p. 409 und 504 missverstanden hat; auch die ehelichen Frei-
heiten bei Xenoph. Rep. Lac. I. 7 und die Mothahen oben §. 25,
not. 19.
5) Antiqu. Lac. p. 200 fgg. , Zumpt in Abhh. d. Berl. Akad.
1840, S. 7.
6) AvxonoXovv-ioiv iö)v f'tXo'no)v, Thuc. IV. 41, V.14. was Lach-
mann Gesch. Griech. S. 460 nicht hätte übersebn sollen.
7) Aristot. Politie. V. 6. 7 : olov xal iv Aaxtäaifiovi. flq oXiyovi;
ul ovaiat ig-^oitui. x<d f'S^OTt noiilv o ti av &fXtjni rote; yiwgifiotq ft7<XXov :
vgl. II. 6. 10 und im Allg. Plat. Republ. VIII, p. 547 — 551; Ein-
zelnes auch bei Sievers S. 26 fgg. und Antiqu. Lac. p. 160 fgg.
8) Denn dass oftoioi allerdings nach Umständen einen bevorrech-
teten .Stand bezeichnen können, ist .\ntiqu. Lac. p. 122 aus Ari-
stot. V. 7. 3 und 4 nachgewiesen, dessen Uebersehen bei Freese
Scbömann in Schneidewin's Philol. I, S. 715 mit Recht gerügt bat;
vgl. auch Isoer. INicocl. §. 15: ul f*fv rotri'v oXiyaqyiai. . . . ruq loo-
Tijtuq ToTs ftiif^ovoi Xüjy noXixttwv ^r/xoiai , und Tbucyd. A'III. 89
mit Grote Hist. of Grecce VIII, p. 80.
9) Diese in Antiqu. Lac. p. 131 fgg. aufgestellte Erklärung
des nur bei Xenoph. Hell. III. 3. 5 vorkommenden Ausdrucks, wo-
mit auch Schöni.ann Antiqu. p. 116 und Kopstadt p. 83 fgg. im
Wesentlichen übereinstimmen, halte ich fortwährend fest, schon well
ich keinen anderen zur Bezeichnung des aus den angeführten Tbat>
Sachen mit ^otbwcndigkeit vorauszusetzenden Unterschiedes finde;
§. 48. Ausartung der Ferfassung. 157
während ihn Plass II, S. 94 auf den ursprünglichen Stamm der
Pamphylen , Wachsmutli I, S. 688 auf eingebürgerte l'eriöken be-
zieht, die doch wahrlich keinen Grund zu so tödtlichem Hasse ge-
gen die Spartiatcn gehabt hätten ! Gegen Rieger, der die Mothaken
dafür hält, ist schon §.25, not. 20 das Nöthige bemerkt; noch we-
niger aber wird man mit Szymanski de natura fam. graecae , Berl.
1840. 8, p. 32 alle nacfageborenen Söhne von den öfioioiq aiisschlies-
sen können , weil sich dann auch die uyioyrj auf die heredes xX^^)0)v
hätte beschränken müssen.
10) Aristot. II. 6. 14: yivovTUi d' ix toi" dyj/iov nurTfq , ojari noA-
Xi'txiq ifinlnTOvaiv uv&Qomoi, aqiööqa TifVTjXK; ilq ro ng/fTov: vgl. IV. 7. 5:
toi'; fiiv yü^ yifjovraq uiQovvrui , rij? di tipoQfiag /inf/oiiou; oder soll
man dieses mit Gabriel S. 62 erst nach Cinadon's Zelt entstehen
lassen? Dass sie jedenfalls darum nicht als Vertreter der Geringeren
gegen die Homöen zu betrachten sind, hat Winckelmann de reipubl.
Spart, dignit. p. 16 — 23 gut entwickelt,
11) Demosth. Lept. §. 107: fnndüv tk; {Iq itJv y.ulovuhtjv yfgov-
aiav iyxQi,&ij . . . SiaTiorrjc; iaxl rüiv nokXüv' txit yug toxi t^; agtr^g
u&kov , Tjj<; nolnfiaq xI'Qioj yivia&at. /nfTcl rüv oftoiwv : vgl. Arist. IV.
7. 5 und über die Gemeinde oben §. 25, not. 9 und 10.
12) S. Plut. V. Agid. c. 5, fälschlich der ursprünglichen Ge-
setzgebung beigelegt bei Aristot. Politic. II. 6. 10: ojviia&at ^fv yrig
n TKüXtVv ir/v imugxovaav inoirjatv ov xaAov . . . 6'tdovai, di xul xarn-
kfinnv f^ovaiuv täcoxt roVq ßovkontvotq; vgl. Müller II , S. 194 und
Schömann Antiqu. p. 118, den Rieger p. 25 nicht ausser Acht lassen
durfte. Uebrigens erschöpft auch Plutarch die Tragweite des Ge-
setzes nicht, wenn er sagt: ixröjvxo ydg dtpfidwg tjötj nngoi&ovvxK; ol
ävvaxol xovq ngoarjxovxuq ik xwv diu6o%wv : eine Hauptsache mochten
die Mitgiften seyn, die Lykurg ganz verboten hatte, vgl. Ath. XIII. 2,
Justin. III. 3, Aelian. V. Hist. VI. 6; vielleicht kann auch Plat.
Legg. XI, p. 923 E als Parallele dienen. Leider ist die Zeitbesllm-
mung ungewiss; jedenfalls nach Lysander, ja wohl gar Agesilaus,
vgl. Manso III. 1, S. 263 und Antiqu. Lac. p. 213; wo früher
reiche Heurathen oder Erbschaften vorkommen, sind entweder Erb-
töchter (§. 24, not. 12) oder bewegliche Habe, XQW'^'^"^^ ^^ verste-
hen ; vgl. Plut. Narr. amat. c. 5 und V. Ages. c. 4, Lysand. c. 3ü,
auch Aelian. V. Hist. VI. 4, Ath. XIII. 20, Stob. Serm. LXXII.
15 u. s. w.
§. 49.
Nach allen diesen Umständen leuchtet es ein, warum
sich Lacedaemon von dem Schlage , den seine Macht
durch Epaminondas erhalten hatte , nie wieder erholen
konnte ^) und selbst der Verlust Messenicns nur das
lezte Glied in einer Kette von nagenden Schäden war,
welchen er weiter nichts als die Unmöglichkeit hinzu-
nigte , fortan auch nur durch den äusseren Schein sich
und Andere noch zu blenden ^ wirft es auch hin und
wieder noch einen Stein in die Wage der griechischen
158 Th. U. Dorier. C. IF. Spartaks Ferfall.
' ••
Aiigelegenlieitcu ^) , so ist doch das Höchste, was es er-
reicht, seine eigene Unahhäcgigfceit zu fristen 5) ; und
wie sehr auch der kriegerische Geist von ihm gewichen
war, beurkundet namentlich die Befestigung der Stadt ^)
gegen die Angriffe der Könige Demetrius und Pyrrhus
in den Jahren 296 und 272. Im Innern hatte bereits
Agesiiaus den ungleichen Kampf der Königsrechte gegen
das Ephorat aufgegeben ^) , und dieses galt fortan ohne
Widerspruch als oberste Regierungsbehörde , während
die Könige und sonstigen Mitglieder der erblichen Dyna-
stie an der Spitze von Söldnern auf Abentheuer auszu-
gehen und sich fremden Interessen zu vermiethen ^) oder
an auswärtigen Höfen zu schwelgen^) vorzogen. Die
Ijkurgischen Einrichtungen sanken zu leeren Formen
herab und wurden von der herrschenden Classe nur
zum Rechtstitel ihrer Selbstsucht gebraucht, ohne der
Ueppigkeit zu wehren ^) ^ und daneben stieg die Verar-
mung der Mehrzahl und die innere Ungleichheit zu einer
solchen Höhe, dass zulezt von siebenhundert Spartiaten,
die allein noch übrig waren , hundert das ganze Grund-
eigenthum und demgemäss alle staatsbürgerlichen Rechte
in ihrer Hand vereinigten^). Agis III Versuch im J. 242
nach Zernichtung der Schuldbücher den Grund und Bo-
den aufs Neue zu vertheilen und die Bürgerzahl zu er-
gänzen , schlug zum Verderben seines Urhebers aus ^^) ^
erst auf den Trümmern des Ephorats konnte Kleome-
nes III im J. 22G die Wiedergeburt begründen ^^), die
durch Herstellung der alten Zucht und Rechtsgleichheit,
verbunden mit der neuen macedonischen Kriegskunst ^'^),
Lacedacmon einen Augenblick selbst die Rückkehr seiner
Herrschaft über den Peloponnes hoffen Hess ^^) , hätte
sich nicht das Schicksal derselben vielmehr zur Beschleu-
nigung seines Untergangs bedient. Das Bündniss der
Achäer mit Antigonus Doson von Macedonieu ^''■) nöthigtc
den jungen Helden alle seine Eroberungen aufzugeben ^
und bald nachher machte seine Niederlage bei Scllasla ^5)
im J. 221 dem Reiche der Heraklidcu in Lacedacmon ein
Ende 1^).
8.49. Schicksale nach dem f^erlusle der Hegemonie. 159
1) Strabo IX. 2. 39, p. 634 : ovxfri, yug ii Ixtivov ttjv xötv 'ffA-
kri%iß)v T^yffiovinv uvuhtßilv Xnyvaav, rjv fi/ov TiQOTfQov, xal ixükiax fTlfidy
y.itl T^ dniTfQU ax'ußokjj xfj nnu, MnvTivn,av y.axöiq tnQu^tiv; Tgl, Polyb,
IV. 81 und Aristot. Politic. II. 6. 12: i/.iav yuQ nXrjyjjv oir^f v-^rjvfy-
nfv tj nöXiq , ixXX' dnojkiTo diu rt/v oXiyuf&QO}7iluv, was Heyne Couini.
Soc. Gott. IX, p. 31 gewiss mit Unrecht erst auf die Schlacht bei
Megalopolis bezieht.
2) Im phoeischen Kriege (352, Diodor. XVI. 37); Agis II bei
IVIegalopoHs (330, Diodor. XVII. 62); Arcus I in Aetolien (280, .lu-
stin. XXIV. 1) und vor Athen (264, Paus. III. 6, 3); vgl. Droysen
Gesch. d. Hellenismus II, S. 170. 181.212 und Ciarisse Inscr. grae-
cae tres, Lugd. B. 1845. 8, p. 11. Was ist aber von dem Bündniss
mit den Makkabäern zu halten? vgl, Manso III. 1, S. 260 und H..I.
E. Palmer de epistolarum , quas Spartani atque Judaei invicem sibi
misisse dicuntur , veritale , Darmst. 1828. 4; auch Steph. Morini
Diss. octo , Genf 1683. 8, p. 1—53 und P. A. Jablonslti Opusc.
III, p. 261—286.
3) Plut. Instit. Lac. C. 42: /lötot. ylaxf^ai,/.iövioi , khLtiiq rtrfl}(i-
mov noXiv i'/ovriq xul okiyot natv oj-t»? Ökx zoiiq oin'txilq noXifioxic xul
noXii ua&ivfOTfQoi xai n^xtifjrDTot yfvoßivoi, navv ßga/fa Tivu t^wnvQU
diaaw^ovTfQ %7jq Avxovijyov voMo&toiag , oiiri avviazQÜTft'aav ovxi rov-
Toi? ovTi Tolq ftfTu^v MttxiJortxotq ßtioikivoiv , oi'T fli; avvfägiov xotvöv
flatjk&ov ot'Tf (fioQov ^vfyxav.
4) Paus. 1. 13. 5, VII. 8. 3; vgl. Liv. XXXIV. 38, Justin.
XIV. 5, und über die Nichtbefestigung in früherer Zeit Meurs. Mise,
p. 280 fgg. und Manso III. 1, S. 252 mit Plat. Legg. VI, p. 778 D :
)ruÄxü xul aiörjQÜ 6fXv livui tu tfL/r] /lüXXov t] yrfiva.
.5) Plut. V. Ages. C. 4 : to noXi/xilv xul nQonx^ovtw avioZq fäoaq
i&f()ÜTifVf X. T. X.: vgl. Manso III. 1 , S. 214. Worauf geht aber
Ath. XIII. 89?
6) Agesilaus selbst 361 in Aegypten, Plut. V. Ages. c. 36; spä-
ter Archidamus III in Tarent , Diod. XVI. 63, Strabo VI. p. 429;
Agis II. 382 in Kreta, Diod. XVII. 48; Kleonymus 303 bei Thurii,
Diodor. XX. 105, Liv. X. 2.
7) Wie Akrotatus , Diod. XIX. 71; Leonidas II, Plut. V.
Agid. c. 3.
8) Niebuhr röm. Gesch. III, S. 316: ,. zu Sparta war kein Zug
an den Gesetzen verändert, die als Offenbarung galten ; die Syssi-
tien und die Erziehung bestanden äusserlich wie vor Jahrhunderten ;
aber die Lücken der Gesetzgebung benutzend war Reichthum und
Wucher eingedrungen und nirgends war die Theilung der Nation in
wenige überreiche Häuser und äusscrste Armuth ohne einen Mittel-
stand ärger.; vgl. Ath. IV. 20, XV. 28, Lucian Dial. mort. I. 4,
und daneben das klägliche Blendwerk bei Suidas s. v. /fixalaQ^ot;-,
ovToq tyQatpf ttjv noXniluv 27ia(iTi.ttiwv xul vöfioq iriO-T] iv Auxiäui/xait,,
xaO- (xuarov troq uvuyivojoxio&ui. rov Xuyov ilq t6 rüiv {(p'oomv uu-
Xitov X. T. X.
9) Plut. V. Agid. c. 5. Ausserdem zwei Fünflheile des Ganzen
in weiblichen Händen! vgl. Aristot. Politic. II. 6. II und einzelne
Schwierigkeiten bei Droysen II, S. 385 und 5 40.
10) Vgl. Plut. V. Agid. c. 6 fgg. mit dem Commentar von Schü-
mann ; der übrigens auch Proleg. p. xxx, fgg. kein crsehüpfendcs Mit-
tel gefunden hat, um die abweichende Angabc bei Paus. VIII. 10,4
160 r/t. //. Dorier. C. IV. Sparta's Ferfall.
und 27. 9 zu beseitigen , wonach Agis vielmehr im Treflen vor
Mantinea gefallen sevn soll; vgl. Manso III. 2, S. 135 und Clinton
11, p. 217.
11) Vgl. Plut.V. Cleom. c. 7 fgg. mitSchömann, undmehr bei Drojsen
II, S. 476 fgg. und Fr. van Cappelle de Cleomene III Lac. rege,
Haag 1844. 8; über beide Könige aber Brückner in Zeitsehr. f. d.
Alt. 1837, N. 150-152, und Gerlach histor. Studienil, S. 157 fgg.
12) Vgl. Plut. c. 11 mit Manso III. 1, S. 311 fgg. und Kortüm
in Schlosser's und Bercht's Archiv IV, S. 179; zu seiner Charakte-
ristik aber insbes. Poljb. IV. 23. 2: tri. d\ Kkio/xivTjq o ^nagnÜTr/q
ov xQjjaroraxoq n\v ßuaü.u'-q ^ nixQoTuroQ öf Ti quvvo(; , (VTqanfXünmo^
6f TiäXiv läiiint]^ xat fiXuv&Qianöraroq, woraus freilich Andere wie
van Cappelle p. 32 fgg. 102 fgg. mehr die Schattenseite herausge-
griffen haben.
13) S. Polyb. II. 46 fgg., Plut. c. 14 fgg., und über das Ver-
hältniss beider Schilderungen auch Manso III. 2, S. 133, Chr. Lucas
über Polybius Darstellung de aetol. Bundes, Königsb. 1827.4, S. 53
85, C. F. Merleker de hello Cleomenico, Königsb. 1832. 4, W.
Schorn Gesch. Griechenlands von Entstehung d. aetol. Bundes, Bonn
1833. 8, S. 103 fgg., nebst den Abhh. über Phylarchus von .1. F.
Lucht, Lips. 1836. 8, p. 20 fgg. und Brückner, Bresl. 1838. 8.
14) Plut. V. Arat. c. 38 fgg. Nach drei Niederlagen, Polyb.
II. 51.
15) Plut. V. Cleom. c 28 fgg.; vgl. Polyb. II. 64. 65, Paus.
VIII. 49. 4 , und über die Topographie der Schlacht Leake
Morea II, p. 530 und Peloponnesiaca , London 1846. 8, p. 341,
theilweise berichtigt von Ross in Ann. dell' Instit. arch. VIII. p. 15
fgg. und Reisen u. Reiserouten S. 181; auch Droysen II, S. 545
fgg. und Curtius II, S. 260 fgg. 321. Die Zeitbestimmung nach
Schömann im Greifsw. Lect.katal. 1832 — 33 oder Proleg. ad Plut.
p. XXXVIII fgg. gegen Manso III. 2, S. 279.
16) Paus. III. 6. 5. Kleomenes fand seinen Tod 219 in Alexan-
dria, s. Plut. c. 35 und Polyb. V. 35 — 39; das Geschlecht der He-
rakliden war inzwischen noch nicht erloschen, s. Clinton II, p. 218
und angebliche Nachkommen des Herakles bei Böckh C. Inscr. I,
p. 655, Welcker Syll. Epigr. p. 204, Lebas in Revue archeol. 1845,
p. 212.
§. 50.
Der Sieger liess edelmüthig deu Spartanern ihre Un-
abhängigkeit und stellte das Epborat wieder her '), legte
aber damit den Grund zu neuen Zerrüttungen 2), die bald
nachher Laccdacmon auf die Seite der Aetolier, der Feinde
Macedoniens und der Achäer, führten. Ein gewisser Ly-
kurgus bestieg den Thron mit Hintansetzung der näher be-
rechtigten Hcrakliden 3) , deren einer, Chilo, vergeblich
eine Reaction durch den Sturz des Ephorats zu bewirken
suchte '^) j vielmehr herrschte Lykurg in Abhängigkeit von
den Ephoren 5) bis um's Jahr 211, wo die Köuigsgewalt
§. 50. Schicksale nach dem Ende des Königthums . 161
von Machanidas ^), und nacli dessen Tode ^) bei Manllnea
206 von dem berüchtigten Nabls^) usiirpii't ward. Früher
mit Rom verbündet^), verwickelte diesen die Opposition
geg^en die Achäer, die damals zu Rom übertraten ^^)^ mit
in den Fall des Königs Philippus von Macedonicn^ Quin-
etius Flamininus zwang ihn im Jahr 105 die Küstenortc von
Lakoniha an jene abzutreten ^^), und 192 gab seine Er-
mordung durch die Aetolier ^^) dem achäischen Feldherrn
Philopoemen Gelegenheit, Sparta selbst für den Bund der
Achäer zu gewinnen. Drei Jahre später bcnuzte derselbe
eine Empörung, um die lykurgischen Einrichtungen auf-
zuheben und durch achäische zu ersetzen ^^j • doch die
Unterdrückten fanden Schutz bei den Römern ^*) , deren
Eifersucht gern diesen Anlass zur Einmischung in die
innern Angelegenheiten des Bundes benuzte ^ und obschon
sie im J. 182 auPs Neue förmlich den Achäern beitraten ^5),
so führten doch ihre wiederholten Beschwerden zulezt den
Krieg herbei ^^), der im J. 146 oie Römer zu Herren des
Peloponnes machte, den Spartanern aber so viel Freiheit
wiedergab, als ein griechischer Staat unter Rom's Ober-
hoheit geniessen konnte^''). Der drückende Einfluss, den
später Eurykles unter August's Begünstigung über sie
übte, war Yorübergehend ^^) ^ auch die lykurgischen Ein-
richtungen erhielten sich bis in's fünfte Jahrhundert p.
Chr. ^^jj nur in der Staatsverwaltung finden sich manche
Veränderungen ^ namentlich dauerten die von Kleomcnes
eingerichteten ^o) Patronomi auch neben den wiederher-
gestellten Ephoren fort ^i). Die Küste scheint jedoch
fortwährend unabhängig von Sparta geblieben zu seyn ^
die Anzahl der freien Orte oder Eleutherolakonen ^2) be-
stimmte August auf vier und zwanzig ^3) ^ deren oberste
Beamte gleichfalls Ephoren hiesscn 2+).
1) Polyb. 11. 70. V. 9. 8. XX. 5. 12; vgl. Pausan. 11. 9. 2
und Droyscil Gesch. tl. Hellenismus II, S. 551.
2) l'olyb. IV. 22.
3) l'olyh. IV'. 34 fjjg. Nur «lein Nauien iiacL iiohcii ilmi anf:iii]j
licli der uiiinündi^c Agesipolis III, der bald vertrieben ward, und
spiiler vergebens die UecLte seiner (iieburl geltend zu machen suchte,
I. HA. 4. Ann. L
162 T/t. TL Dorier. C IV. Sparta' s Verfall
vgl. Polyb. XX1V^ 11 und Liv. XXXIV. 26; wer ist aber bei die-
sem c. 32 Pelops rex Lacedaemoniorum justiis ac leyitimus?
4) Polyb. IV. 81.
5) Polyb. V. 29, Tgl. 91.
6) Manso in. l.S. 369; vgl. Bull, dell' Ibst. arch. 1840, p. 107?
7) Polyb. XI. 11 fgg., Plut. V, Pbilopoem. c. 10, Pausan. VIII.
50. 2.
8) Polyb. XIII. 6. XVI. 13; Pausan. IV. 29. 10.
9) Liv. XXIX. 12.
10) Polyb. XVII. 5. 7, Liv. XXXIl. 20 fgg., Pausan. VII. 8.
11) Liv. XXXIV. 36, vgl. XXXV. 13; Achaeis omnium mari-
timorum Laconum iuendorum a T, Quinctio detnandata cura erat,
und Strabo VIII. 5. 5, p. 562 : avvißrj 6f xal rovq 'Ekiv&fQoXäxuva^
kaßilv Viva täiiv noXixtluq , innirj Pw/xaiotq ngooi&ivro tiqütoi ot ni'
gioixoi zvQapvoVfifVT/q r^q SnugTr/q ^ ol n üXkoi. xui ol iiXunq.
12) Liv. XXXV. 35 fgg., Plut. V. Philop. c. 15, Pausan. VIII.
50 fgg.
13) Liv. XXXVIIl. 30 — 34; Pausan. VII. 8. 5; vgL Schorn
Gesch. Griechenlands S. 302 fgg.
14) Polyb. XXIIL l u. 11, XXIV. 4u. 10; vgl. Manso S. 424.
15) Polyb, XXV. 2 : ol ^A^uioi ixqivav nqoakaßia&ai, ryv nöXiv,
xal fiiru ravTU axTjlrjq nQoyQOfptia^q avyiTtoXtriviTo utrd rütt 'Axatöiy.
16) Polyb. XXX. 1 fgg. Pausan. VII. 9 fgg.
17) Vgl. Strab. ^ III, p. 562: irtfirj&Tjaav diuqifQovTCüq xal t/ifivai>
IXu'&fPoi. , tiXtjv tüv (fiXixüv XfiTorgyiüv uXXo avfriXovvTtq ovdiv : frei-
lich auch Plut. Instit. Lac. extr. : xut naganX^aiot rotq uXXoiq ytvö-
uivoi rnv nQoa&tv ivxXftav xui nuggTjaiav unfO-furo xal flq dovXiiav m-
TfOTr/Ouv, xrtl vvv iTio 'Pojffftioiq xa&anfQ ol uXXoi, EXXrjvig iyivovTo,
Einzelnes bei Mause S. 444 fgg. , wo jedoch sowohl ihr Anschluss
an Mithridat (Appian. bell. Mithr. c. 29 und Memnon. Exe. histor.
c. 32) als auch ihre Theilnahme an der Schlacht bei Actium für
Octavian (^Paus. VIII. 8. 6) übersehn ist, die ihnen dieser durch
Gebietsvergrösserungen lohnte. Paus. IV. 31. 2, Dio Cass. LIV. 7.
18) Strabo daselbst, vgl. p. 558: o xkö-' Tjßüq röiv Anxtiai/xo-
vio)v TjYinüv, auch Plut. V.Anton, c. 67, und mehr bei Eckhel doctr.
numm. II, p. 281 und Böckh C. inscr. I. p. 670.
19) Str. IX. 2. 39, p. 635: Tino'>nfvoi SiuxtXovai änx tijv x^q no-
X,-tfluq (IgfTijv: vgl. Dio Chrysost. XXV. 3. p. 281, Ath. XIV. 29,
und mehr bei Meurs. misc. Lacon. II. 5, p. 121. Heber ihr Ende
Theodoret. T. IV, p. 931 ed. Schulz.
20) Paus. II. 9. 1, dem Manso S. 137 und Schömann ad Plut.
V. Agid. p. LI doch wohl zu vorschnell den Glauben verweigern ;
vgl. Droysen II, S. 491.
21) S. Böckh C. inscr. 1, p. 004 fgg. und K. Keil zwei In-
schriften aus Sparta und Gytheion , Lpz. 1849. 8; auch Uitschl's
Rh. Mus. VIII, S. 129. Sechs, vgl. Revue archeol. 1844, p. 640.
706; der erste als fno'iyi'fioq , wie Böckh Qegen Paus. III. 11. 2 er-
wiesen hat. Ausserdem vonocpvXuxrq , Ross Inscr. I, p. 10; Volks-
versammlungen iu d. ^xtriq, Paus. III. 12. 10; was versteht aber Ap-
pian. B. Civ. II. 70 unter loTq Idioiq ßaoiXtvail
§. 50. Schicksale nach dem Ende des Königthums. 163
22) To xotvov TW* 'EXfv&iQokax(üvü)v, C. Inscr. n. 1389; vgl. We-
ber de Gytheo p. 31 und G. F. Hertzberg de rebus Graecorum ab
AcLaici foederis interitu, Halle 1851. 8, p. 69.
23) S. Paus. III. 21. 6, zu dessen Zeit übrigens einige scbon
wieder mit Sparta (oder Messenien) vereinigt waren , vgl. Müller
Dor. II. S. 22 und Curtius Pelop. II, S. 332.
24) Boeckh ad C. Inscr. I, p. 608; vgl. Lebas in Revue arcbeol.
1845, p. 207—213 oder Keil a. a. O. S. 24 fgg.
L2
DRITTER HAUPTTHEIL.
Allgemeine Entwickelung der griechischen Staaten nach
ihren Bestandlheilen und Formen.
§.51.
Trotz aller dieser Entartung bleibt es übrigens gewiss,
dass die spartanische Verfassung in ihren Grundzügen
die allgemeine griechische Staatsidee, wie sie sich von
den ersten Keimen des hellenischen Lebens bei Homer bis
zu seinem wissenschaftlichsten Ausdrucke bei Plato und
Aristoteles stets gleich bleibt, am schärfsten und bewusste-
sten ausgeprägt hat^)^ und wenn dieses bei anderen Staa-
ten nicht in demselben Maasse der Fall ist, so liegt der
Grund eben nur darin , dass jene die Entwickelung des
individuellen Elementes nicht mit derselben Consequenz
haben hemmen können oder wollen. Denn diesem steht
der Staat mit seinem Rechte nicht etwa nur als ein In-
begrllT der vielen Einzelnen , sondern geradezu als ein
Ganzes gegenüber , das , wie es Aristoteles mit klaren
Worten ausspricht^), dem Begriife nach früher als die
Theile Ist , und wie es dadurch einen jeden von diesen
seiner ganzen Existenz nach wesentlich bedingt, so auch
von ihm die Hingebung seiner ganzen Existenz verlangt 5) 5
— das ist aber dasselbe , was bereits oben (§. 9) als
leitender Gedanke des ganzen griechischen Staatsrechts
erkannt worden ist , dass der Einzelne erst im Staate
wahrhaft Mensch und Person, erst als Bürger rechtsfä-
hig ist 3 und daraus folgt dann von selbst , dass seine
ganze Thätigkeit in höchster Instanz der Staatsgemein-
schaft angehört und deren Wille die unbedingte Richt-
schnur seiues Handelns seyn muss '^). Nur weil der Staat
thatsächllch doch bloss in seinen einzelnen Gliedern vor-
§. 5i. Die griechische Staatsidee. 165
liandcn ist, nehmen diese auch wieder an seiner Selbst-
bestimmung^ Theil, und insofern dieses gemeinschaftliche
Wissen und Wollen der Einzelnen eben die Rechtsidee
ausmacht , der die Gewalten der Erde nur als Vertreter
dienen sollen ^) , so können alle rechtmässigen Staatsfor-
men Griechenlands als republicanisch frei betrachtet wer-
den, sobald man Freiheit nur als die Gewissheit auffasst,
von keinem fremden Willen abhängiger zu seyn, als die-
ser es gleich jedem andern von dem Willen und Rechte
des Ganzen ist^). Um so unumschränkter aber herrscht
dann über Alle auch das Gesetz '') , in welchem dieses
Recht und dieser Wille sich ausspricht, ohne desshalb
den vorübergehenden Interessen ujid Stimmungen der
Einzelnen oder zufälligen Mehrheiten zu folgen *) , und
zwar sind gerade diejenigen Satzungen die ältesten und
heiligsten, die ausschliesslich auf dem lebendigen Rechts-
bewusstseyn und der Sitte ruhen ^) ^ schriftliche Gesetz-
gebungen sind überall erst die Folge von Conflicten oder
Missbräuchen, die jene natürliche Gemeinschaft durch
künstliche Mittel und positive Normen zu ersetzen nö-
thigeu 10^ j und am spätesten fragt man nach abstracten
Maassstäben ihrer Güte ^^) , während es dem früheren
Staatsleben nur darauf ankommt, dass sie Gehorsam fin»
den und der Sympathien des Volkes gewiss sind ^2^
1) Vgl. K. Th. Welcker die lezten Gründe von RecLt, Staat und
Strafe, Giessen 1813. 8, S. 388, F. J. Stahl die Philosopbie des
Rechts nach geschichtlicher Ansicht, Heidelb. 1831. 8, I,S. 43fgg.,
A. Kapp , Aristoteles Staatspädagogil; , Hamm 1837. 8 , Henkel lir
neamenta artis Graecorum politicae inde a hello Pelop. ad Aristo-
telem usque excultae , Berl. 1847. 8; und mehr in m. gesamm.
Abhh. S. 141.
2) Politic. I. 1. 11: y.al n^örfgov 6^ rfj g>x'an nöXiq tj olxla yul
f'xaoTO? T/ftMV ian' xo yuQ okov tiqotiqov uvayxalov ilvui rov fifooiii;.,,
il yufj fiij avTftQy.Tjq fxaoTo? xo)Qia&fiq , (jfioiw<; lot? ciXXot^ fttQfOtv flu,
TiQoq To vXov o öl f*t] Siivufifvot; xoivojviVv 7/ /^rj&iv öiöfiivoc; 6i aihüg-
xitav ovöiv /*fQo(; nöXiioq , warf 7/ &7]Qiov ij &f6q,
3) Das. VIII. 1. 2: ft/iu di oj'J^ X9V '"Ofiitav avrov avxov nvrl
iivui TWv noXiröiv , uXXit nuvruq rtjq nöXfO)^' hoqiov ydp ixaoToq twj
noAtM? , Tj d inifiiXtta niq,VKfv fttooTov /hoqioh ßXfntiv n^ioc; rtjv rov
oXov ininiXuav : vgl. Plat. Legg. XI, p. 923 A, Hieroliles bei Stob.
Senn. XXXIX. 35, und mehr bei de Gcer Diatr. in polit, Plat. priuc.
p. 137 fgg. und Bernhardy griech. Lit. I, S. 35 fgg.
16G I/t. ///. Entwickelung der Staatsformen.
4) Deniostb. Cor. §. 205: r^ytTro yag uvtwv i'xaaxoq ov rü naxQl
mal rfi iur^T()l novov yfyovivai, dXXu xui TJj 7inT(ndi: vgl. Plat. Grit. p. 51
und mehr bei Mai ad Cic. Rep. I. 4 extr. und Beneke ad Cic. Cat.
I. 7, p. 69; auch Demokrit bei Stob. Serm. XLIII. 43: t« xutu
rijv noXiv xQi(üv twv Xomäv fifyiOTu Tjyfia&ai , oitwg ol^irai fv, /^ijri g>i-
Xovuxiovra nuQu to tnuntfi f^V'^^f Irixvv fuvTtü nf^t.Ti,S-f/iivov naga to
XQTjarov 10 roll Ivvov , mit Tittmann griecfa. Staatsv. S. 15: «in den
neueren Zeiten hat der Staat mehr die Sicherheit des Einzelnen zum
Zwecke , als der Fall war Lv.1 den (kriechen , deren Streben mehr
auf die Sicherung des Ganzen, der Verfassung, der Gleichheit ging«;
obgleich eben desshalb die griechische A'aterlandsliebe wesentliche
Abweichungen von der unserigen darbietet; s. Th. Kelch de antiqu.
Graec. et Roman, amore in patriam , Elhingen 1837. 4 und Meicr's
Or. babita in Nat. reg. Hai. 1838. 4.
5) Aristot. Politic. III. 11. 3: %uv lo rt*ac agxnv ßfXriov , to»'-
Tor? xuTuaTUTiov vo/x,o^i'XaAaq xul imjjQHaq roZq vöfioi<;: vgl. Plat. Legg.
IV, p. 715D: uQxovxig öovXoi rov vo/ioi', und Plut. Apophth. p. 211 B.
6) So muss gefasst werden was Tittmann S. 526 und VollgraflF
5. 112 fg;g. behaupten, alle Regierungsformen in Griechenland seyen
durchgehends detnokralisch gewesen , was mindestens höchst modern
ausgedrückt ist; besser J. J. Stutzmann de rerump. vet. Graeciae
ingenio atque indole , Erlang. 1806. 4, und Limburg - Brouwer III,
p. 152 fgg.
7j Her. VII. 104: fXn'i&tgoi, yrlg jovTf? oj' nävTU fXii'i&tQoi tlai'
tntari, yag ocpv dfonöxrjq vöfioq, ov xinodtifiaivovai, noXXü tri (xäXXov rj ol
aol oi: vgl. Plat. Republ. IX, p. 580 E, Legg. III ) p. 700 A, IV,
p. 714 A, VI, p.762E; Epist. VHI, p. 354 E ; Aristot. Politic. 111.
6. 13; 11. 3; IV. 4. 6; Demostb. Arislog. I, §. 16 — 27; Plut.
Apophth. p. 218 E, Menand. Fgm. ine. CL , p. 268, Stob. Serm.
XLIII. 132, LXII, 8, und ol riöv niiXimv ßaaiXiZq vöfiot bei Böckh ad
Pindar. Fgm. 48, p. 641, Spengel Art. Scr, p. 177, Krisch« Forsch,
d. a. Philos. I, S. 475.
8) Plat. Legg. I, p. 644 D: Xoyia/iÖQ . . o? yfvö/utvoq döy/AU nö-
XfO)? xoivov vifioq ovo/idl^frun vgl. Xenoph. M. Socr. IV. 4. 13 and
Rhetor. ad Alex. I. 3i vö/xoi; iarl nöXfuq o/^oXöyijfjiu xoivov diu ygufi-
(A.(xTwv TiQoarnrrov nöig xQ^ ngürrnv i'maaxa , was aber ja nicht als
contrat social aufgefasst werden darf, obgleich die schriftliche Ge-
setzgebung später das Bild eines Vertrags sehr geläufig gemacht hat ;
s. Lykophron bei Aristot. Politic. IM. 5. 1 1 : o vö^uo? avv&i]«r], iyyvTj-
ri^q dXXi'jXoK; twv äutalojv, auch diesen selbst Rhetor. I. 15. 21, Plat.
Republ. II, p. 359 A, Plut. V. Solon. c. 5, Diog. L. X. 150.
9) Aristot. Politic. III. 11. 6: tri, xiigibireQoi xui tiiqI xiioio)Xf-
go)v röjv Kuxd ygafi/iuru vofjtMv ol xuxa tu t&tj ilalv : vgl. Joseph, c.
Apion. II. 15 und mehr oben §. 5, not. 15.
10) Isoer. Areop. §. 40: tnil lü yi nXi'j&rj xnl xuq uxgißfiug rwv
vofiuv atjfiflov f^vui xov xaxüq olxtZo&ni xrjv nöXiv xuvxrjv ' ijiKpQÜyfiaift
yug «i'Toi'S noiovfihovq xöjv ufiufjrt^ßarwv , noXXovq xl&ia&ui, xovq rö-
ixovq dvuyxdufa&ai: Vgl. oben §. 2i<, not. 5 fgg., und was ich in
Abhh. d. Gölt. Gesellsch. d. NVisscnsch. IV, S. 37 fgg. über die
drei Perioden der giicch. (Jesetzgebung gesagt habe ; freilich aber
auch wieder Eurip. Suppl. 4".{5 : yfyguft/A,fvii)v df xmv vofttov o x' dn&t-
*;/? o nXoi'ioioq XI %t]v dixjjv XoTjv fj^f t , mit Uemosth. Timorr. §. 5 und
Aeschin. Ctesiph. §. 6; auch Weisse div. civil, ind- p. 5$ u. 144:
§. 52. F'om Staatsbürgerrechte. 167
Graeci lenes scfiptas semper habuerunt pro palladio dcmocraliae,
udJ das athenische Gesetz: ayguqoj vöfiu ruq «o/«? /^rj /^^o&ai, ntjöt
nf^i ivög , Andoc. de Myster. §. 85.
11) Her. III. 78: fl yoQ t«? nQo&iii] nüoi ut&QojTioiat iuXtluadai,
xfXiiKov vöfioiK; xukXioToix; fx tüv niivrwv vo/ztur, 6iuoxiy.'ußftoi fkoiuro
i'xuaxoi Toj'c fCüi'Twv: vgl. Thue. III. 37, VI. 17, und Stob. Serm.
LXXIX. 45 : tÖ f/Linfvnv roVg nurgioig t&eoi ri xai vö/iotg idoxLßul^oVf
tl Xui fllXQm ;^ftOW tWV fTf^üiV UT],
12) Äristot. PoHtic. IV. 6. 3 : ovx lart öi ivvofiiu xo m xfZa&ut
Toi'c vö/4ove; , /xr] nii&fa&at öi' öto fiiav ftiv ivvo/xiav vno}.ymeov flvui.
rl nii&ia&ai toTs xit/uivotq vö/xoi(; ., IxfQuv di xo xuläiq xflo&ai xoi'q vc~
fiovq , olq ffifihovoiy' loxt yuQ ml&ia&ui. xal xuxwq xfifiivoig: vgl. Xe-
noph. M. Soor. IV. 4. 15, Strabo VI. 1. 8, p. 399, Diog. L. I. 103,
Stob. Serm. XLIII. 33, nnd die kretisch • spartanische Satzung bei
Plat. Legg. I, p. 634 E: fn^ i^r^nlv xwv viutv ftrjdiva iäv, jior« xu?.üjq
«i'twv y firj xui.üjq *X^''f /"'? ''^ qxitvfj xui f| fvoq aröfiazoq nufxuq offt-
<p(üv(Tv <uq xaXüq xiTxai , mit §. 27, not. 12.
§• 52.
Je mannichfaltiger nun aber freilich die Staats- und
Rechtsgemeinschaften waren, in welche sich das griechi-
sche Volk von den ersten Zeiten seiner Geschichte an
spaltete , in desto verschiedenartigeren Formen musste
dieses Volfcsrecht zur Erscheinung gelangen 5 und wenn
auch die Satzungen und Bräuche des bürgerlichen Lebens
in den meisten Stücken gleiche Grundsätze wahrnehmen
lassen, so ist doch gerade die staatsrechtliche Spitze der-
selben nach den einzelnen Orten, Zeiten und Gegenden
so verschieden , dass eine allgemeine Betrachtung sich
begnügen muss formelle Gesichtspuucte zu gewinnen,
die den Reichthum des Inhalts zu gliedern und zu ordnen
dienen können. Allerdings ist jeder Staat die Gemein-
schaft der Freien zum Zwecke eines vollständigen selbst-
genugsamen Lebens ^j, und mag man ihn nun nach §. 5
aus der Entwickelung der Familie oder nach §. 11 durch
den Zusammentritt u>ehrer Gemeinden entstehen lassen,
so bringt er jedenfalls eine verhältnissmässige Betheili-
gung aller seiner Mitglieder an den Zwecken und Vor-
theilen des Ganzen mit sich ^) ^ aber weder wer diese Mit-
glieder seyn , noch in welchem Vcrhältniss ihre Bethei-
llgung eintreten solle , wird so sehr als selbstverstanden
betrachtet, dass diese Fragen nicht auf die allcrverschie-
dcuslc Art gelöst würden^). Selbst über den Anthcil,
168 Tli. TU. Entivickelung der Staatsformen.
welche die Geburt als solche gewährte, sind die Bestini-
immgcn sehr verschieden , und auch abgesehn von der
lyfcurgischeu Gesetzgebung, die, wie gesagt, die Anrechte
der Geburt ganz auf die Erziehung übertrug , machte es
einen wesentlichen Unterschied, ob eine Verfassung das
Bürgerthum beider Aeltern *) oder nur des einen von
beiden und welches als Bedingung vollbürgerlicher Be-
rechtigung verlangte ^) ^ dazu kamen die abweichenden
Grundsätze über Einbürgerungen Fremder ^j^ und auch
an den eigenen Bürger stellte das Gesetz bald mehr bald
minder strenge Anfoderungen , um seinen bürgerlichen
VoUwerth, der hier auch zugleich die persönliche Ehre
mitbegriff '^), anzuerkennen. Das hängt dann aber selbst
schon wieder mit der zweiten Frage nach dem Maasse
der Betheiligung zusammen, die der Einzelne bei den
Angelegenheiten der Gemeinschaft besass ^ und obgleich
schon die Staatsangehörigkeit als solche sowohl Freiheit
des Wortes ^) als auch irgend welche Theilnahme an
Handhabung der öffentlichen Interessen und des Recht-
schutzes zu fodern schien ^) , so zeigte doch auch diese
Bethätigung dieselbe Verschiedenheit, wie sie die Sitten
und Lebensweisen der Stämme und Orte in ihren Re-
gierungsformen hervorbrachten ^°). Denn für den prakti-
schen Sinn blieb es immer eine Hauptfrage, wer seine
Bürgerberechtigung auch thatsächlich zum Besten und
im Geiste des Ganzen auszuüben Zeit haben werde ^^) ^
und je seltener dieses von denjenigen zu erwarten war,
die ihr Beruf an die Scholle oder das Haus fesselte oder
die Sorge für ihren Lebensunterhalt von Andern abhän-
gig machte ^2), desto abweichender erscheinen die Grund-
sätze über deren Bürgerthum ^^) oder wenigstens ihr
Verhältniss zu der entscheidenden Macht im Staate, die
mit der blossen Staatsangehörigkeit nicht zu verwechseln
ist , und deren grössere oder geringere Ausdehnung mit
den Regierungsformen ebenso wie diese ihrerseits mit
der Vertheilung der Staatsgewalten zusammenhingen ^'^).
1) Aristot. Politic. I. I. 8: r) d' ix nh^ovoiv üMfiwv xoivwvia zi-
A^to; TiöAi? jjdtj nüat^g ^x^vaa niqa<; t;^? «i'T«^)xjia?, ux^ tnoq ilnitvj yt-
§. 52. F'om Staatshürgerrechte. 169
Do/xhi] uiv TOXI trjv ivfxfv , oi'na 6i toi" fi' <^f : vgl. 111. 4. 7 und 5.
14: nöXi^ 6f i] yfvoiv %al xiofttZv xonwvla Cw^C riXfiuq kuI avzaQxovQ :
auch VII. 4. 7 und Waclismuth 1, S. 803.
2) Aristöt. VII. 7. 2: jj Si noXig xoivuvlu rli; ian tcüv ofioio>v,
fvfxiv df i^(07Jg T^? hdr/onfVTjq (IgloTTj?: vgl. Plut. de Monarch, c. 2 :
Jifytrai fiiv örj noXiTÜa xrtl fifTÜkTjxpi<; röJv fv nö).«, öixuiiov , und mehr
bei de Geer de libertate civili apud veteras, Utrecht 1837.8.
3) Plat. Legg. XII, p. 962 D : ort .Tpo? a/.Xo aA).Tj ßkinii. Xbiv
ronoÜ-fOiüiv iv TJj nüksi fxäoTij: vgl. Aristot. Politic. III. 1. 0 — 14
und 7. 13: noXiTTjq öf xoivjj /ifv o (liTf/wv Tof ('.f)/iiv xal uQyiO&ui
iart, xa&' exäazTjv öf 7to).i.Tiiav tTigoi.
4) Aristot. Politic. III. 1.9: ogli^ovrat 6f ngoq ttJv v^j/joiy noli-
tnv TOV i% flfKfOTfgOJV 7lo}.l,JWV XUI ft7j &UTfQOt' fiOVOV Oiov TiaTQOC 7] ptTj-
TQÖq : vgl. unten §. 118 und Priv. Alt. §. 56, not. 2 mit Königs-
■Wärter Essai sur la legislation des peuples anciens et modernes re-
lative aux enfans nes hors de mariage , Paris 1843. 8.
5) Aristot. Oeconom. II. 4 : ovrog 6f vö/tov mhoTq {Bt^^uvrioiq)
nrj ilvui ■:ioXLTrjv, o<; iiv ftt) il «otwv ttfKfOTiQtov j] , /OTjfirtTwv öfij&fyTfi;
i\(;T]<piaa%To riv ii, fvoq oi'Ta aOTOv xaxußaXovTu /xvüc; rgiaxorzu (lvui
noXizTiv : vgl. Politic. III. 3. 5 : iv noXXatq 6i noXirdutg ngoofiffXxf-
Tttt x«t T(y» ^iv(üv 0 vöfioq' o yug ix noXiTiöo(; l'v rtot ötffioxgujiatq
noXLrrjq iorl' rov «i'tov d\ tqÜtiov l'/ii xut tu ntgl toj'C v6&ov(; nagu
noXXot(; : doch sogleich mit dem Znsatze : oi' fiijv uXX' Hil Jt' ivöiiuv
1WV yvTjoLwv noXixöiv TioiovvTai TioXijaq toi? tojoi'Tot'? . . iX'TioQoi'VTfg
o^Xon xuTu fxixQov nuQaiQovvTai Toi'C ix dox'Xov nqönoy y doiXrjq , (txa
Toi'c (Inc yin-atzwv, rfXo(; di ftovov Tox>g f$ uu^föiv oaroTv noXiruq not-
ovai: und jedenfalls haftete daran ein Makel: vgl. Demosth. Aristocr.
§. 213 , Aeschin. Ctesiph. §. 169, und Eur. Ion 671 und 721 mit
Badham in Schneidewins Philol. VW, S. 163.
6) IJo/.tToyQa^ia , Diodor. XI. 86; vgl. W'achsmuth I, S. 399,
7) Plat. Legg. I, p. 643E: nollrTjv yiviod-m riXtov, (iQ^f^* t* xal
agxfo&at f7i(,OTÜfii*ov fuxrt dlxrjq: vgl. Aristot. Politic. III. 3. 6: ot*
fiiv ovv liÖTj TiXiioi TTo/tTor, ifuyiQov ix rox'rwv, xal ort fiuXiorn noXirrjq
o niTt'/mv rwv rifiüv . . möniq yuq ftfTotxöq ianv o löjv Tiftüv njj fif-
rf^iiv . und über den griechischen BegriflF der tin^ Demosth. Ari-
sto«. §. 24 mit Wachsmuth I, S. 401.
8) IlaQQTjaiu geradezu Bürgerrecht, Demosth. Stephan. I, §.79,
Enrip. Phoen. 405, Diodor. I, 78, Bekk. Anecd. p. 98.
9) Aristot. Politic. III. 1. 4: noXixTjq 6f ärtXiöq ox'dtvl uXXoj ogl-
t«Tat rj Tto fifTfxnv xgiaiojq xal uqx^<! ' vgl. VI. 1.6 und Plat. Legg.
VI, p. 768 B: o ydg äxotvoJvrjToq ihv fioxiaiitq xov OTyJixu^fty 7/yftxui.
xo nuguTiav xtjq nöXiMq oi< nixo'/oq iiyui: auch Cic. Republ. IV. 8 und
Stob. Serm. XLIII. 94: dit yug xov rtoXirav , ftSgo^ vrtägxovxa xüq
ax'unüonq noXtxiiuq, (figio&ai t» «.i ax'x'tq yigaq.
10) S. die Charakteristiken des nXij&oq ßuaiXiX'xov , ugiaxoxgaxi-
xöv, noXtxtxov bei Aristot. III. 11. 11, und die diutföooxq djjftoxg das.
VI. 1. 4.
11) J(T y('ig oyoX^q ngoQ xtjv yhiatv x^q ngirF/q xal ngöq xitq ngd-
Ifiq ruq noXixixüq , Aristot. VII. 8. 2; vgl. IV. 5 und über die Be-
deutung dieses Begriffs für den nia&oq in der Demokratie l^ . 12.9,
für die nutdiia in der Aristokratie VII. 13. 16 mit Priv Alt. §. 36,
not. 12.
170 Th.III. Entwickelumj der Staatsformen.
12) Eurip. Suppl. 422: yjjnövoq d' uvtJq 7ifvTj<; , il nul yivotxo firj
u/iu&t}<; , l'Qyoiv "mo oi'x av dvvuno :r(t6i; tu koLv anoßlfnuv; vgl. Ari-
stot. Politic. III. 2 und mehr Priv. Alt. §. 41, not. 11.
13) Aristot. III. 3, insbes. §. 3: war' *v /niv rtvt noXnUa dvay-
xatov Tov ßüvuvaov iivui, xul rov &rixa nokirug , tv noi 6 udrvaxov,
oiov II, Tt? lOTiv nv xfi/,oi'ftfv a^iOToxouTixrjv, xui iv 7] xax (n)frt/v ui n-
fiul diöovTui, xul xax d^iuv : vgl. VII. 8. ö und mehr bei HüUmana
Staatsrecht S. 127 und WacLsmuth I, S. 392 fgg.
14) Aristot. Rbetor. I. 8. 2: xd öi xvQta dijjQtjxai. xaru xüq no-
Xiiiiaq ' ooat. ydg ul noXiXitfu, xoaavxa xal xd xv(ji<'< iaxi : vgl. Politic.
III. 4. I : loTt. df noXneia noXiug xä^iq xäiv x uXXwv nqxö>v xul /luXi-
oxa xng xvQiag n(tvxmv • xvQi.ov /niv yuQ Tiutxuxov xo noXixfVnu xjjq no-
Xioiq , noXixfv/uu «f' taxiv rj noXixfiu: auch IV. 1. 5, 3. 3, V. 7, 3,
und über noXixivuu insbes. Schömann ad Plut. V. Cleom. p. 208.
§.53.
Betrachten wir nämlich den Umfang der auf die Staats-
zwecke gerichteten Thätigkeit näher, so begegnen uns na-
mentlich dreierlei Aeusserungen derselben , die berath-
schlagende, die verwaltende, und die richterliche Ge-
walt ^), wozu man vielleicht als vierte noch die wählende
fügen kann, obgleich diese meistens der oberrichterlichen
gemein ist und mit dieser nachmals an die berathschla-
gende übergeht ^). Auch die gesetzgebende nimmt später
denselben Gang ^j ^ ursprünglich aber bedurfte es einer
solchen gar nicht, da das Gesetz seiner angegebenen Na-
tur nach als vorhanden und unabänderlich vorausgesezt ''^)
oder, wo wirklich das Bedürfniss einer positiven Gesetz-
gebung entstand, diese mit ausserordentlicher Vollmacht
einem oder wenigen Einzelnen übertragen ward 5), wäh-
rend im Uebrigen Beamte und Richter als die lebendigen
Träger des Rechtes galten und demgemäss auch wo das
Gesetz schwieg , nach eigenem Ermessen urtheilten ^).
Dagegen ist die verwaltende von Anfang her eng mit
der richterlichen verknüpft, die überhaupt der oben ent-
wickelten Staatsidec gemäss den Sitz der eigentlichen
Souverainetät ausmacht '') 5 und wenn auch leztere ebendess-
halb der Hauptgegenstand des Wettstreits wird, welchen
die natürliche Entwickelung der Dinge zwischen den bei-
den andern Gewalten hervorruft, so bleibt sie doch fort,
während auch ein Bindeglied zwischen beiden ^ eine völ^
lige Trennung der Administration und Justiz hat in Gric-
§. 53. Von den Staatsgewalten. 171
chcnland nie stattgefunden , und wie ursprünglich , als
crstere noch so gut wie gar nicht existirte , die richter-
liche Thätigkeit bei jedem Amte die hauptsächliche war,
so gilt auch später noch wenigstens ein Rest derselben
als wesentlich zum Begriffe eines Magistrats ^). Nur wo
die Berathungsgewalt sich die Beamten selbst verantwort-
lich machte , ging damit auch die oberste Richtergewalt
an jene über 9) ^ doch trat dieser Fall auch meistens in
demselben Maasse ein, wie die individuelle Entwlchelung,
deren die wenigsten Staaten sich so folgerecht wie Sparta
erwehren konnten , Schwankungen des Rechtszustandes
oder Missbrauch der Befugnisse hervorrief^ und sonach
konnte es freilich nicht ausbleiben , dass eine Gewalt,
die zunächst nur die grossen Interessen der Gesammthelt
in Fällen , wo kein Gesetz , allein der freie Wille ent-
scheiden konnte, wahrzunehmen berufen war, bald selbst
die entscheidende Macht im Staate wurde, deren Besitz
den Charakter der Reglerungsform bestimmt ^^).
1) Ai'istot. Politic. IV. 11. 1: l'ort. ärj iqia /uöftiu xüv noXiriiüv
nuaiitv , , wv fxöviwr xaXöx; dväyxTj tt/* noki.Tflav t-'xfiv xaAbJ? xul t«C
noKiXfiaq dtatffQftv dkXi'jkwv fv rüj diuqifQfiv f'xaorov tovtojv' tari, dl
Tü)v rpiöiv rovTOiv iv fih ri, ro ßovXfi'Ofiivov nfql tw»' xoivötv ' öni-
TfQov öl ro niQl raq uq %(!(;' Toiiro d' i'ariv a? diV y.al iLvwv iivat xv-
glaq xat jioiav iivu Sit yiviaO-at trjv a'igiaiv uvxoiv' xqLtov d'i riroät-
xa'Cov: vgl. Tittmann S. 533 fgg.
2) Aristot. III. ö. 11: al d' n'&vvui »al al rwv uq^mv ul^iofic;
flol jnfyiOTov f uq fv Iviuiq noknilnii; roTq ötj/uoiq nnoöidöuaiv : vgl. VI.
1. 1 und 2. 2, wo freilich auch Ausnahmen, wie die Wahlmänner,
xiv'iq ix'iQixoi x«r« fif(io(i ix nüvtfov , mani^ iv MnvTiviin.
3) ArisloU daselbst : xi'iqiov öi ian to ßoidivönivov tiiqI nokifiov
xul ii{)T]vr]q xal avfi/ua/inq xul öiuXi'OKog xul 7if(jl vo/aoii xul niql &u-
värov xul q)vy^q xul drj/jiivoKoq xul rwv n'&vviöv : vgl. Xenoph. M. Socr,
I. 2. 43: nüyru oou y' üv ro x^uro^v ryq nokiioq ßoxikivauftivov u xgij
noiiiv yqüxpTj vöfioq xuktVrui, und Gott. Gesellsch. IV, S. 83.
4) Vgl. Plat. Republ. IV, p. 426 und üemosth. Lept. §.91.
In seiner ganzen Strenge heisst der Satz bei Plut. Apophth, p. 230 F :
'ort Toiiq vö/iovq rwv uvöqö)v, ov toj'S üföquq roiv voftwv xi'qloHQ livui
dili doch 8. Aristot. Politic. II. 5. 1U und den mildernden Ausweg
des Zaleukus : vn rlv&qo'mwv ftiv t/ttüoO-ui rovq xiifAivoiiq vofiovq ov
xakov ot'd* ovt*<pfqov y t'':io d^ vofnon ßiXriovoq Tjxrüa&ut, xuruxQivoftivov
nuXiv, Stob. Scrm. XLIV. 21; vgl. Diod. XII. 16.
5) Plat. Lcgg. III, p. 081 C: xo yovv fiixu ruiira dvayxnlov cu-
QtZo&ui xovq ouvikO-ivxuq rovroiiq xoivovg iivuq uvtwv , oV d// . . vo/uo-
dhtti xX^Oi,aoyTtti: vgl. dess. Epist. VII, p. 337 t und Theon.
172 Th. III. Entwickelung der Staatsformen.
Progynin. XIII. 1 : v'ofioq iaxl diyfiu nXtjdovQ r^ uvSgog h'äö^ov no/lt-
Ttxüj, mit Wachsm. I, S. 438 fgg, und Gott. Gesellscli. IV, S. 41 fgg.
6) Müller Dor, II, S. 221: »das Recht, wonacli gericbtet
wurde , glaubte man in der Person der Magistrate selbst vorban-
den ••; vgl. Tittmann S. 10 und Weisse p. 54 fgg. Daher vö/xo<; I'/a-
yiv^og o ßaotXd'q , s. Stob. Serm. XLIII. 132 und mehr bei Krabin-
ger ad Synes. de regno p, 176; ebensowohl aber auch noch die
attischen Richter twv vöfiojv "rnöriov nvu y.VQuvovTig , Plut. V. Solon.
c. 18; vgl. Lysias bei Stob. Serm. XLVI. 17: rr/v uiirr^v yvoj/ij^v
t^ft'" d~t>{«sovT«? «Jtov TjvTifQ vo/io&iToiifTuq , und den athenischen
Richtereid unten §. 134, not. 10; auch Lycurg. adv. Leoer. §. 9
mit Herald, rer. jud. auctor. II. 1. 4, und im AUg. Plat. Legg. XI,
p. 934 B und Aristot. Politic. III. 6. 13 und 11. 4: t« Aotn« rjy
dmuioTÜtTj yvü)jnj] y.Qlvav xul dioiKfXv toj'5 ü()/ovTaq x. t. ).,
7) Demosth. Timocr. §.118: ol /uiv ya^ ovzig tjixÜv xi'Qtot vö/iot
xoinovai xvgiovg ticvtmv nocovai: vgl. §. 2: doxfV oi'vf/fiv t^V tioXiv
TU diy.aan'jQiu , und über die Rechtspflege als obersten Staatszweck
Polyb. VI. 5 und Diodor. I. 8 mit Priv. Alt. §.71.
8) Plat. Legg. VI, p. 767 A: nüvru uQ^ovra clvayxaiov xul Sixa-
orr/v itvai rivwv: vgl. Aristot. Politic. VII. 4. 7: uQ)(ovxoq d' inixu-
£te xal xQiatq ^Qy^ y "i*<I Grote V, p. 473 fgg.
9) Nach dem Grundsatze Aristot. IV. 4. 7 : dfü yug xov ftiv *o-
/iov uQytiv navTüJV , xü>v Jf xa& exaaxa xaq UQ)(ag , xijv öi noXixiiav
xQivikv '. vgl. Isoer. Areop. §. 27 und über die politische Bedeutung
dieser n>&vvai, Plat. Legg. XII, p. 945 und Aristot. III, 6. 11.
10) To ßovXivxixov xx'^QLov XTjq Tioi.t.xiiuq , Aristot. IV. 12. 1; vgl.
III. 6. 6, VI. 1. 1, und Cicero pro Flacco c. 7: Graecornm autem
totae res publicae sedentis concionis iemeritate administrantur.
§. 54.
Dass inzwischen jede Regierung^sform nach griechi-
schem Begriffe rechtmässig seyn konnte, folgt aus dem
Grundsätze, dass die oberste Regierungsgewalt nur die
Vertreterinn der herrschenden Rechtsidee seyn sollte^
ob dieses ein Einzelner oder ein bevorrechteter Thell
der freien Landeseinwohner war oder diese insgesammt
jene Vertretung übernahmen, hing von geschichtlichen
Entwicfcelungen oder sonstigen äusseren Umständen ab ^)5
und die Gegensätze, die uns in dieser Hinsicht begegnen,
drehen sich vielmehr um die Frage, ob die bestehende
Gewalt jenes ihres Berufs eingedenk ein gemeinschaftli-
ches Gesetz oder Herkommen über sich anerkenne und
demgemäss die Interessen des Ganzen wahrnehme ^)
oder von ihrer Macht nur in ihrem eigenen Interesse zur
Befriedigung ihrer Selbstsucht Gebrauch mache ^). Lez-
teres stempelt sie zur unrechtmässigen, wie denn selbst
§. 54. Foti äeti Regierung s formen. 173
erbliche Herrseher in diesem Sinne Tyrannen heissen '*') :,
Gleiches aber kann in jeder der drei Regierungsformen
vorkommen ^), und darnach zerfallen dieselben wieder in
zwei entgegengesezte Richtungen, in welchen jeder recht-
mässigen eine Ausartung oder Zwingherrschaft ent-
spricht : der Monarchie die Tyranuis, der Aristokratie
die Oligarchie , der gesetzlichen und gemässigten Demo-
kratie ^) die absolute oder Ochlokratie'^), wo die ärmere
Mehrzahl ihr numerisches üebergewicht ebenso rücksichts-
los über die Minderzahl wie in der Oligarchie Geburt oder
Reichthum ihre Superiorität über die Volksmasse geltend
macht ^). Charakteristisch Tür eine solche Ausartung ist
dann namentlich auch die Folge, dass der herrschende
Theil in sich gleichsam den Staat concentrirt '^) und die
übrigen Bürger höchstens noch des passiven Rechtschut-
zes , ja oft nicht einmal dieses mehr theilhaftJg werden
lässt , wodurch sie in das Verhältniss von Unterthanen
treten , deren Wesen nach griechischem Staatsrechte
eben darin besteht, dass sie ihr Recht nicht in sich
selbst tragen, sondern von der Gnade eines Andern em-
pfangen ^°) 3 die rechtmässige Verfassung dagegen gönnt
auch dem minder begünstigten Theile Rücksichten , die
ihm sey es der Verwaltungsgewalt gegenüber in der be-
rathenden ^^) , sey es neben dieser in der verwaltenden
Sphäre eine entschädigende Mitwirkung gewähren ^^), und
selbst eine entschiedene Demokratie, wie die athenische,
beurkundet noch ihre Gesetzlichkeit wenigstens durch die
ideelle Thellung der Gewalten , welche das richtende
Volk durch den Eid von dem berathschlagcnden trenn-
te ^5), obgleich sie freilich die Verwaltungsgewalt ebenso
sehr zur gänzlichen Abhängigkeit von sich herunterwür-
digte ^''•), als diese anderseits in der Oligarchie oder Ty-
rannis auch die berathende ausschliesslich für sich in
Anspruch nahm.
1) Vgl. Her. lll. 80-82; Xenoph. M. Socr. IV. 0. 12; Plat.
Polit. p. Vn fgp. „„,1 HcpiiM. Vrri, p. 543 1:, IX, p. 583 B; Isoer.
PaiialL. §. 132; Aristot. Ulat. I. 8, rolJtic. III. 5 fg|;. , Eth. Wie.
VIII. 10, IUI,. Eu<l. VII. ü; Poljb. VI. 3-9; Cic. Iltpubl. I. 20 —
20, Slraho I. 1. 18, p. 20; Dio Chrysost. III, j». Vi; IMufarcl». «Ic
174 Th. III. Entwickelung der Staats formen.
monarch. p. S20, Menand. RLet. Ul. .1, p. 194, Sallust. de mundo
c. II mit Orelli p. 140 fgg., auch Theodor. Metoch. Miscell. c. 96
— 98, und mehr bei Heeren Ideen III. 1, S. 232 fgg., Hüilmann
Staatsr. S. 117—123, Tittmann Staatsv. S. 520 fgg. , Schümann
Antiqu. p. 53—103, Wachsmuth I, S. 326 fgg.; im Allg. aber Fr.
Schleiermacher über die Begriffe der verschiedenen Staatsformen in
Abhh. d. Berl. Akad. 1814 — 15, Philos. Cl. S. 17 — 59; Ph. Gull,
van Heusde üiatr. in civitates antiquas , in Comm. Inst. Belg. CI.
III, 1817; L, J. Delwarde de formis rerum publice gerendarum in
Annal. Acad. Lovan. 1821—22; W. Röscher Umrisse zur Naturlehre
der Staatsformen in Schmidt's Zeitschr. f. Geschichte 1847, S. 79
fgg., C. F. Wurm im Hamb. Lect.kataloge 1841—42, p. 42 fgg.
2) Aristot. Pol. III. 4. 7; qiaviQov rolwv , wc "a«t fiiv nohrftat
To xoivov avfj,g,fQov axonovaiv , ai'Tai ftiv oq&uI rvyxuvovaiv ovaut, xuTa
To dnkwg &ixawv' oaat öi a(fftiQov n'ovov %wv a^jjfo'i'Twr, ijftuQTTjfifvui
näaui xal naqmßuotit; tüiv ög&wv noXiTtiSiv ' dianorixul yag ' t] dt no-
i.ig xoivoiviu zöjv ilfv&iQwv iariv.
3) Aristot. III. 1, 10: ug hiaq xwv noXiriiwv tw xgariVv oi)oo?,
all' 00 diu tÖ xoivf/ ^vfifpfQov: vgl. Xenoph. M. Socr. I. 2. 43 fgg.,
Plat. Legg. III, p. 697 D, und des Thrasymachus Definition des 6i-
xatov als Tov xQiixTovoq ovfigii^ov bei dems. Rep. I, p. 338 fgg.; auch
Strabo I, p. 21 und mehr unten §. 72, not. 2.
4) Vgl. oben §. 33 , not, 10, auch Aristot. Politlc. V. 8, 3 u.
10. 3 und Polyb. II. 47. 2; im Allg. aber Julian. Epist. 80: 7^ ftiv
ydg rvQuvvlq ngo(; ro olxiiov , ?/ dt ßuaiXila ngoq to tÜy ugx'^ß^viav
ovfKffQov ßXfnn, und Synes. de regno c. 6 : ßaoiXfmg rgÖTiog o vofiog,
rvgüvvov öi vöftog o rgönog, mit Periz. ad Aelian. V. Hist. II. 20.
5) Cicero Republ. I. 28 : Hullum est etiim getius illartim rerum
publicarum , ifuod non habeat iler ad finilimiim (/uoddam malum
praeceps et lubricum ; vgl. Fiat. Polit. p. 303 fgg. und Legg. IV,
p. 714 fgg., auch VIII, p. 832 C, vro sie araoiMTtlui genannt wer-
den; bei Aristoteles nugixßüaeig, bei Plutarch nagaTQo:iui xal vnig-
Xi'oitg.
6) Für diese hat Plato (Polit. p. 292 A) noch keinen besonde-
ren Namen , um sie von ihrer Entartung zu unterscheiden , wenn
man nicht Legg. IV, p. 712 E bereits to xoivov üvo/j,a naaüv täv
noXiTuwv noXitfia (Arist. Polit. III. 5. 2, IV. 5. 9) auf sie angewen-
det finden will; vgl. Aristot. IV. 10. 11: aq vvv xaXov^itv noXiTfiuq,
ol ngoxigov ixäXovv ät//ioxgnTia<;: auch V. 6. 4 und mehr bei Spohn
ad Isoer. Paneg. p. 97 , Meier Bon. damnat. p. 2, Förtsch Comm.
crit. de Lys. et Demosth. p.21, Vömel ad Deniosth. Olynth. I, p. 40.
7) Dieser Name scheint jünger als Aristoteles zuseyn; vielleicht
erst seit Polyb. VI. 4. 6, 57. 9, der daneben jedoch auch VI. 9. 7
•/nQox{iariu,, wie Menander I. c. Xaoi'.gmiu sagt; dann vgl. Philo de
Agric. c. 11, Plut. Monarch, c. 3, Max. Tyr. XXil. 4, XXXIII. 6,
Synes. de regno c. 10, Theophylact. Instit. reg. IL 6 u. s. w.
8) Aristot. III. 5. 4: »/ ^iv yug rvguvvlg lari fxovugxju ngog^ ro
Oi'iiipfgov TOV ftovugxovvrog , 1) d' dXiyiiQ/ia ngöq ro r(üv mnoQWv , ?/ 01
dniioxfjfirla Ji()/C to a\'n<ffgov imv unögwv' ngog df ro rw xoivui Xiiairt-
Xoiv oxdi/jiia ui'rdjr: vgl. de jure magistr. p. 11 und mehr unten
§. 68, not. 4.
9) Aristot. III. 1. 6: Mnrf xal xov noXixjjv f'rigov dvayxuTov tCvai
TOV XU&' fxüoiTjv noXiriiuv. vgl. §. 10: dnogovot yi'tg rtrig , noO tj
§. 55. F'on den Staatsverfassungen. 175
noXtg iitga^f xal nört ovx tj noAt;, oiov oxuv 1% oAtyappfia? jy rvQayvi-
doq yfVTiTui, dfjfioKQuria . . . w? ii/Laq Ttüv noXnaüiv tw «(jarity ovauq
«AA' Ol' 6tu TU xotvij ovfKffQov: und 111. 7. 13 mit Limburg-Brouwer
III, p. 159 fgg. Richtiger freilich Theognis 53: nöAt? (xtv 1&' ijdt
nöki^ , kuol di 6rj üXXoi.
10) Isoer. Paneg. §. 105 : tri. 6i xoiv^g r^? nar^iijo? oi'a^q toi'c
^f V Tl»p«VV«rV , TOJl? (ff filTOlXtVV , Xttt 9i;''af t JIoAtT«? vÖftb) filj flfTf^HV
nohrfiaq: Tgl. Aristot. Politic. IV. 9. 6: yivirai ovv öovkojv xnl dt-
anoTwv Tio'Ai? aAA ovx ikiv&fgcov , xal twv /a-Iv ip&ovovvxü)v, rwv df xa-
t(x<f()ovovvxo)v , « nAftOTov aTtf^H (pikiag x«t xotvuv^a; noAtTtx^? , und
mehr §. 59 und 70.
11) SvyxlTjToiy Aristot. III. 1. 7; vgl. Schömann Antiqu. p. 82.
12) Isoer. Areop. §. 27 : xalroi, nwg liv nq tvgoi TuvTT^q ßißaiori-
QUV fj ÖlXUlOTfQUV ÖTJIXOKQUxiuV , xfjq TOl'? JHfV 6vvarO)TUTOVq fTll T«?
np«|ft? xa&iarüaijq , airiöv öi T0VTb)v xov öf/fiov xvqiov noiovaT^c ; Tgl.
Aristot. Politic. 111. 6. 11, IV. 11. 4, und im AUg. C. Zell de
mixto rerunipublicarum genere graecorum et romanorum scriptorum
sententiis illustrato , Heid. 1851. 4.
13) Vgl. Abhh. d. Gott. Gesellseh. d. Wiss. IV, S. 74 fgg. und
Droysen in Schmlilt's Zeitschr. f. Gesch. VIII, S. 387.
14) Xenoph. M. Soer. II. 1. 9: xal yag u^iovaiv nl nöXftq xoZg
uQxovoiv 0)anfQ iyw toi; oljrfTctt? jj^ßiyatfat, vgl. Aristot. IV. 5. 11, VI.
1. 8, und mehr unten §. 67.
§. 55.
Hiernach aber leuchtet es ein , dass jede dieser Re-
gicrungsformen für die verschiedenen Thätigfceiten, welche
der Staatszwecfc verlangte, ganz anders gebildeter Organe
bedurfte ^ und es ist Tür die Geschichte des griechischen
Staatslebens im Gegensatze des römischen bezeichnend,
dass dort eben die Theilnahme an den bestehenden Be-
hörden und Gewalten den Gegenstand der Parteihämpfe
bildet, während in Griechenland jeder Sieg einer Partei
über die andere sofort auch eine neue Constitution und
Gesetzgebung zur Folge hat ^). Wohl bietet bereits die
homerische Königsverfassung drei Factoreu dar, auf de-
ren organischem Zusammenwirken die Existenz des Gan-
zen beruht, und die uns desshalb auch in der Mehrzahl
der späteren Staatsformen als Beamte, Rath und Gemeinde
irgendwie ausgeprägt begegnen ^ aber selbst abgeschn von
der Entartung, die alle Gewalten in einer einzigen Be-
hörde vereinigt, ist jene Dreizahl soweit entfernt, der
Dreizahl der Gewalten einfach zu entsprechen , dass der
Wechsel der Rcglcrungsformcn und ihr Yerhältniss zu
176 Th. ITI. Entwlckelung äer Staats formen.
einander hauptsächlich gerade auf der verschiedenen Ver-
theilung der Gewalten unter jene Factoren und der dar-
aus hervorgehenden verschiedenartigen Zusammensetzung
der lezteren beruht ^ und je mannichfaltigcr daneben die
Abstufungen sind, die jene Regierungsformeu selbst dar-
bieten, desto weniger ge»vähren sie ein gemeinschaftliches
Bild für ihre Organismen, deren Mischungen und üeber-
gänge sich kaum durch Gombination erschöpfen ^^ , ge-
schichtlich aber nur vereinzelt und mangelhaft nachwei-
sen lassen 3). Ob die Behörden durch Wahl oder Loos,
auf längere oder kürzere Zeit, in geringerer oder grösse-
rer Anzahl bestellt werden , ob dem Alter oder dem
Vermögen ein Einfluss auf bürgei'liche Rechte eingeräumt
wird oder nicht '^) , ob die Gemeinde selbst nur aus Voll-
bürgern oder aus der ganzen Volksmenge besteht ^) , ist
eben so verschieden, wie die Bestimmung, ob die Beam-
ten selbständig richten ^) oder ihre Urtheile der Berufung
an eine höhere Gerichtsbarkeit unterliegen, ob der Rath
oder die Volksgemeinde die höchste Staatsgewalt ausübt,
ob jener die eigentliche Regierungsbehörde oder nur
ein vorberathcnder Ausschuss dieser ist^ und wenn auch
von diesen Alternativen die erstere immer mehr den
aristokratischen , die leztere den demokratischen Charak-
ter trägt, der sich dann auch wohl in den abweichenden
Amtstiteln ausspricht '') , so weist uns doch dieses Ver-
hältniss selbst vorzugsweise auf die Betrachtung des or-
ganischen Kreislaufs der genannten Hauptregierungsfor-
men an ^) , in welchen wenigstens der Maassstab und
Schlüssel zu der Fülle aller einzelnen Erscheinungen
enthalten ist.
1) Arlstot. I'olitic IV. 1. 5; nQuq yu(> tu<; noXiTÜaq Tor? ro^oi/?
Jii xi&foOni Kul ri&ivxat TiävTiq , ukX' ov r«? nokiziiag 7i(iöc rovc; vö-
/iovg: vgl. III. 6. 13; auch Fiat. Lcgy. V, p. 735 A : Iotov yu(j dr)
dvo noiitTiiuq firfiy, to fiiv uq/üv xaiuoruofK; fxuaroK; , ro dt voftot
zatq uQxnii; uTiodo&ivztq , und mehr bei WacLsmutL I, S. 328 fgg.
2) Aristot. IV. 11 fgg., \I. 1 fgg.
3) Ausser der gelehrte» Sanuiiluiig des Stofls bei Tittniaiin S.
.335 — 518 und l'asloret bist, de la legis!. T. VII fgg. vgl. hierüber
die Tabelle bei Kortüin hellen. Staatsv. und l'oppo l'roleg. Tbu-
ryd. I. 2, p. 48—50, 93 — 07; ferner Heeren III. I, S. 256 fgg.,
liüllniuiin Staalsr. S. 285— 289, und insbcs. Wachsraulh I, S. 417 fgg.
§. 56. Das Königthum und sein Vnlergang. 177
4) Aristot. IV. 7. 2 fgg. 10. 6 fgg. .ui)i.).l".HJ<Ki
5) Vgl. Meier über ixy.krjoLa in Hall. Encykl. Sect. I, B. XXXIII,
S. 71 fgg.
6) Avxoyvmnovfc, Alistot. II. 6.16, oder aiTOTflilq, Belik. Anecd.
p. 449. 23, d. h. a<f' aiv oi'x rjv }q>ifrai , Hesycb. I, p. 630.
7) Aristot. VI. 5, 13: igtojv d' ovooJv uq'/wv , uq uiQovvxai Ttvtq
aQXtt? 1«? Ki(jiov<; , i/ofxo(fv).Liy.o)v , 7i yoßov Xojv , ßoi'kyjg, ol filv *ofio(fiXu-
v.iq (iQta^oxQuriKov y oAij'«();^txor d' ol riQoßoikoi ^ ßovlij dJ dr]norix'ov:
vgl. IV. 12. 8, VI. 1. 10, und mehr bei Heeren S. 252—255 und
Hülimann S. 327 — 329; über die uQoßovXoi, insbes. IV. 11. 9 mit
G. C. A. Müller de Coreyr. republ. p. 47 und Scbömann p. 82;
aucb avftßojX'bi , V. C. 8, auf Lebenszeit, Plut. Qu. gr. c. 4; über
die ßovkrj Kortüin S. 8 fgg.
8) Polyb. W. 9, 10: uvtTj nolnitötv «»•axi'xAwOi? , uvrr/ ipvaiwq
olxovofilu , xa& t]v ftfrußaXXn xal /iidiormai xul 7iu?.i,v ilq (aha y.a-
THi'TM TU xuTu To? Tioi.iTfiaq X, T. A. Dlc Aufeinanderfolge bestinifnt
inzwischen Aristoteles Hl. 10. 7 u. 8 besser so; Monarchie, Aristo-
bratie , Politeia , Oligarchie, Tyrannis , Demokratie; über die Ur-
sachen der Abweichung s. K. W. INitzsch Polyblus , Kiel 1542. 8,
S. 21 und Gravenborst de saeculi Polybiani ingenio, Gott. 1844. 4,
p. 12.
§. 56.
Dass die erbliclie Monarchie , wie sie §. 8 nach den
homerischen Gedichten geschildert ist^ überall die älteste
Regierungsforn. in Griechenland gewesen sey, ist über-
einstimmende Angabe aller Schriftsteller ^) 5 eben so ge-
wiss aber ist es auch , dass dieselbe namentlich in der
Odvssee bereits Spuren eines Verfalls zeigt 2), in dessen
Folge in den meisten Gegenden schon bald nach dem
Heraklideuzuge die Aeltcstcn und Häuptlinge, die dort
zunächst den Rath des Königs bilden 3) , die wirklichen
Erben seiner Macht und Hoheit wurden*). Wenn ein
Land mehre Könige zählt , von welchen der regierende
nur als Erster unter seines Gleichen dasteht ^) , wenn
das Recht der Erbfolge nicht mehr als selbstverstandcn
gesichert Ist^), wenn der König selbst den Einfluss der
adligen Geschlechter fürchten muss''), so bedarf es nicht
erst des Erlöschens der Dynastie, um den Untergang des
Königthums herbeizuführen , der jedenfalls als vollendet
zu betrachten ist, sobald die rechtliche Lnabhüugigkcit
desselben ^) in eine Verantwortlichkeit gegen Volk oder
Adel übergeht. Dass über Thronstreit leztere entschie-
den, versteht sich von selbst^}, und selten mag diese
i. na. 4. Auii. M
178 Th. III. Entwickelung der Staats formen.
Entscheidung anders als gegen das Opfer wesentlicher
Rechte gewährt worden seyn 5 aber auch ausserdem scheint
das Königthum den Zauber seiner Würde frühzeitig durch
Missbrauch seiner Befugnisse verscherzt zu haben ^^) 5
und die Klagen, die bereits Hesiodus oiTen über seine
Habsucht und Bestechlichkeit führt ^^), sind nur die Vor-
boten der allgemeinen Ungunst, die entweder durch Ge-
walt '2) oder durch die Macht der öffentlichen Meinung
selbst seinen Sturz herbeiführte ^^). Dass ein kurzer
Sieg wie bei Phidou von Argos (§. 33) in diesem Kampfe
die Monarchie zu unumschränkter Tyrannis steigerte,
war eine Ausnahme ^ auch wo die Dynastie mit erblicher
Berechtigung fortbestand , mussten sich ihre Mitglieder
mit der Stellung als oberste Beamte der Aristokratie be-
gnügen i"*^)^ ja diesen blieb oft nur der gottesdienstliche
Kreis ihrer Geschäfte übrig ^^), und selbst der Königs-
name ward vielfach mit dem eines Archon oder Prytanis
vertauscht ^^).
1) Paus. IX. 1 : ßaaif-ilai yil(t nmru/ov i^c H)./.(iöog xul 01' öt]~
fioxQaxiui näkai xudfor^xiouv : vgl. Dionys. Hai. V. 74 und Müller
griech. Lit. I, S. 51.
2) Vgl. Tittmann S. 75 fgg. , Wacbsmatb I, S. 347 fgg., auch
Weisse div. civit. ind. p. 83, und mehr bei Pfaff Aitliqu. homcr.
Warb. 1848. 8, p. 20 fgg.
3) Bovkn'Ti]qiov ix tüJv xQmlorwv , Dionys. II. 12; vgl. oben
§. 8, not. 17.
4) Polyb. VI. 4: 10 ftiv t/js ßuotXtiui; xul /AovaQ^lag f^öoq a^är^v
iIv7]QiXto f xo dJ TT/q a{)inToxf}UTLnq uv⁢ (tQ'/V^ tXaßt xal yivfaiv: vgl,
Cic. Republ. I. 42 mit Plass 11, S. 18 und Ulrici Hell. Dichtk. I,
S. 309 fgg.
.5) BuoiXu'imoQ , Iliad. IX. 63; vgl. A\t ßaaüP/fc; !n Itbaka Odyss.
1. 394, bei den Pbäaken VIII. 390, in Elcusis H. Demet. 474 i^:
mit Tittmann S. 66 und Schömann p. 64.
6) Odyss. I, 386—402, XXIV. 483. 545; vgl. NiUsch erhi. An-
merk. I, S- 62, Terpstra Antiqu. hont. p. 66.
7) Odyss. XXIII. 121.
8) Dio Chr. III. 43: ßnatkiiu 6( uv\ii.n'9vvo<; i<{>xi^ , o 6i röfic<;
ßnmXfux; ööyfta: vgl. I'lat. Legg. VI, p. 761. E, IX, p. 875 B, auch
Stob. Serra. XLVIII. 61 extr. und Phabor. s. v. ßitnukiiu.
9) Paus. IV. 10. 5: L''i'(f,rtfi: d> ovx ovtwv naidaiv rov al{if&iiTct
i'aö TüT drjuoxi xurriiirtno t/nv tt/v «fj^Jy»' x. i« ^•
10) Plat. Leg,;. lil, p. 083 E: ßaadiiit di xmnki'fTrti , jj yrti r/-?
fi(>xi} TiojTioTi xaiikvOr} ft(öv i'nö rivwv i'tkkwv ij 0(f,(jit> uvioJv; vgl, p.
C91 A, IX, p. 875 B ArJslot. Politic. V. 8. 22; Polyb. VI. 4. 8,
§. 56. Das Konigtkum und sein Untergang. i79
7. 3 — 8. 2, und insbes. auch Dioiiys. Hai. V. 74, der in wenigen
Zeilen mehr sagt als Grole III, p. 10 fgg. auf vielen Seiten: ngin-
Hiviov df xivwv iv Tute fiorotai? tiXtjuaiXiZv xttl vC/xott; /uiv oXlyu XÜ'"'
ftfvcov y T«t5 d uvrwv yyo)iu(ct,^ T<( noXXa diomoivTwv^ d'ca^fonvat'TfC oAov
Tu TiQÜyfia ol nokXoi r.axiXiioav iä\v ra? ßuoiliiac; xul ro noXirn'nu, ko-;
^01'? öi KaTUOTTjaitixivoi, y.nl «^i;^«? ano^iiiui'Tiq tuituk; iypSixxo rüiv
nöktfav (pvXüKatq,
11) /doiqofpäyot. ßuat,XtjK; , Hesiod. *'. x. ?/. 39; vgl. 2r>l und die
Cyrenäer bei Diodor. Fgni. 1. Vlll: loj"? d* variQoy ntl zvQuvrixejTt-
Qov ävvuOTfliovTag fiiäioTioi.T^ouo&-tti fifv T(/? dijfiooLoxiq TiQooödoi'q, öXiyo)-
QTJfftti di Vjy< nQog to &iTov vofßiiuq.
12) In IMegara Paus. I. 43. 3 : toi'toi' lov äv^^oi; uno&dvövToq
i'jiu S'tvdiuvoq ditt 7iXtovt^i.nv xal i'[j(jiv ßuotknno&ai, fifv onxfTi j//io fvog
fdoüf«. a^lnir, (iviit. df r<'p;^o>'T«t,' nlfifTovc; xai uva fJ.f^o<; u/.oi'fiv dXXt'jXuv :
in Arkadien VIII. 5. 13: yiurfXL&oxJuv yrlq xal xovrov ol '^ignädf^,
tf())(>((aayTi<; dmga ix Auxidaißovoq ilXi](pöxa . . . avTTj dV ^ ddtxia xai
TW yfvn TW U710 Ki'tfjfXov nufil nugioxf* ultiuv nniio&iivui, tjj(; up-(nq:
in Cirrba Plut. Qu. gr. c. 13: xuraX.fvouvztq OuvoxXov rov ßuoiXfu:
in Samos c. 57 : twv ytoj/Äo^wv h/övxotv rrjv ßuoiXiiav fxfra ttJv /tTjßo--
ifXoix; 0(fuyijv xul rijv K(XTÜXvaiv tfjq ixfivov /uovn^jift«?. ,,•.!'■'! ;''
13) Die Acbaer Polyb. II. 41 : «uxu ro ovvtxit; xal iardho ytr^t^
f'&i? flyvyov ßaaiXfv&fvrai; fiixu tuvtu övnnfjiaTij&iyrn; roiq rov nQoii-
QTjßfvov nuialv inl rtZ nrj vo/iifiwq uXXn dfonorixüc uvtäv ug^ftv , ^t-
xiarrjoav tlq d'r//xoK()UTixr/v noXmiuv: die Tbebaner Paus. IX. 5. 16:
TO öf ivxniQfv dt« nXfioto)v noXnH'fO&ai |<//d nji KvÖQoq fvo(; rjQTJja&ai
rii Tiävra ufxtivov iqiiuvixo Tot? Qyßalüiq: die Argivcr das. II. 19. 2:
Ai>ytioi di Uli ioi^yoQiav xal to avr ovofxov uyujiäivTfq ix nuXuioturovi
%u Ttjq t^ovaiaq TÖJv ßaaiXiwv ng iXu/iaxov nfjoi^yayov , ojq ftTj&fv . , n
TO ovofia Xfi,(f,&7jvai. rijq ßaoiXfiuq /lövov' MiXxav d\ rov Äuxtjdov to
naQunuif inuiiatv «();^Jy? xuxayvoiiq o iftjfioq,
14) Paus. IV. 5. 10: TOI'? yuQ uti'> MiXäv&or xar' ÜQ^nq /xiv
ucfiiiXovTo 0 örjftoq xFji; flovoiag xo noXv xhI itvxl ßuoiXiiug (i.ixtaxi]Ouvi
flq iioytjv i'n.fv&vfov: \g\. die verantwortlichen ßaoiXfiq in Cynie Plut.,
Qfti,. gr. 3 und den ähnlichen Vorschlag Plat. Epist. Vlll, p. 335 E.
i 15) Aristot. Politic. III. 9. S: i'OifQov di xd /xtv uvrwv naQiiv-
xo)v rüv ßuotXtmv , xu öf xwv u%Xitiv 7ia(jai(}ovjufvwv tv /ifv ruüg üXXaiq
näXfOi. dvoini. xuxtXtiif&ijnnv xoZq ßuoiXivoi fii.fov: SO in Cyrene Her.
IV. 101, in Prienc, Slrabo VIII, p. 590, in Scepsis XIII, p. 904,
in Ephesus XIV, p. 938, vgl. ü. A. §. 06, not. 4 u. s. w.
16) Aristut. ^ I. '). II; vgl. die koriuiliischen Bakchiadcn ber
PfuR. II. 4. 4 oder Diodor. I'"gn». I. VII: oi ö' «.to 'MoaxXfovq nXti-
ovq oixii; diUxofiLuv xaHa/ov rtjy «t>;r»/v, xal xoivij fiiv n{}oftaxijxfoiiv
inq noXtwq ünumq , i^ «ciol»' i)f ivu x«r triuiirov ij^ovvio 7i(U)x«vi*,,
ö? xTjv ToT ß(irit,Xfwq fl/f xi'i^iv, und mehr bei Müller in Böckh's
Expl. Pind. p. 476, der selbst für SparU an tharon's riQvrrtvftq 7'
Un>x'»^>i^'i 1Ö1V AuKfdui/noruDv bei Suidas 111, p. ()58 erinnert; iij^J
Allg. aber van Dalc Diss. I.\, p. 389 fgg., Blanchard in Ilist. de
l'A. d. Inscr. VII, p. 57 fgg. , Periz. ad Aelian. IX. 39 , Morisani
Inscr. Hegin. p. 274 fgg. , llüllniann Stnnlsr. S. 289 , I'ranche zu
Iliclilcr's Inschriflc» S. 277 , Schomanu p. 84. l):iss übrigens auch
diesen noch (icwall genug biiuli , um sie zu missbiauohen , lehrt
Aiiblot. V. 4. ü.
M2
180 Th. TU. Eniwichelung der Staatsformen.
§57.
Hiermit war übrlg^ens zunächst nichts weniger als ein
üebergang der Staatsgewalt an die Gesammtheit des Vol-
kes als solche gegeben 5 selbst wo ein Sijfiog als Rechts-
nachfolger des Königthums genannt wird, bezeichnet er
nur die herrschende Nailon , die wie bei den Dorlern
doch den unterthänigen Landesbewohnern gegenüber eine
erbliche Aristokratie bildet ^) 5 und andere Angaben be-
schränken diese Herrschaft geradezu auf den kriegerischen
Theil des Volkes und namentlich die Ritter 2), in welchen
wir eben nur die Nachkommen jener homerischen Häupt-
linge und Heroen erkennen dürfen. Denn in diesem Be-
griffe sind bereits die Hauptgrundlagen der geschichtli-
chen Aristokratie enthalten , zu welcher jene jedenfalls
den Keim bilden: die Begüterung, die auch später we-
sentliche Bedingung des Reuter - und schweren Fuss-
dlenstes war 5), und die persönliche Tüchtigkeit, o^Qext),
hinsichtlich welcher damals bürgerliche und kriegerische
Tugend noch nicht getrennt werden '^) 3 und dass dieses
Beides dann wieder zugleich als unzertrennlich von dem
Adel der Geburt galt 5), lag eben so lief In den Zustän-
den jener älteren Zeit begründet, wo alles Vermögon
noch einzig auf dem dauernden Grunde vererblichen
Landbesitzes ruhete, Tüchtigkeit aber bei den beschränk-
ten Formen des geselligen Lebens gleichfalls mehr ange-
erbt als angeeignet werden zu können schien ^). Ja selbst
was jene Zeit höhere Bildung, Tiaifhia, nannte, Fertig-
keit im Gebrauche der Waffen und die praktische Erb-i
Weisheit, der die natürliche Redegabe ihren Stoff ent-
lehnte, konnte sich nur bei den edlen Geschlechtern fij|-
dcn, welchen der Ertrag ihrer (verpachteten) Güter eine
ritterliche Müsse gewährte, während das Landvolk von
seiner Arbelt eben so wenige Zeit zu kriegerischen Ue-
bungcn als zu Staatsgeschäften übrig behielt^) 5 und so
wird auch jene nicht bloss als Begleiterinn, sondern ge-
radezu als charakteristisches Merkmal der Aristokratie
aufgerührt ^).
1) Antiqu. Lac. p. 35 f^^Q.
§. 57. Die Aristokratie als Erhinn des Königthums. 181
2) Arlstot. Poiitic. IV. 10. 10 : y.ul tj n^ontj 6t] noXtxiia iv roZq
Eklr^Otv tyti'fvo fifvü t«? ßaatkiinq ix xwv 7io?.fftoi'vjo)y, ;^ filv fS «f/^^^
fx Tcüv iTiTiiwv : vgl. Poll. VI. 197 und mehr bei Weisse p. 100 fgg.
und Llrici DicLtk. II, S. 194 %g.
3) Aristot. VI. 4. 3 u. 4; vgl. IV. 3. 2: xut fnl xwv aQyaLmv
yQovtüv oautq noktoiv iv ToZg innoi<; t/ Swu/xk; tjv^ oki.ytt()}(iui Tiaod rov-
Tot? r^auv, mit Wachsmuth l, S. 388, und über InaoruatfLa im Allg.
(o Twv ivSaifiorfOKtTotv l'fiyov iori , yarAo? d orcffj? uv -noitjCdi, Isocr.
de bigis §. 33) L. Bos Observ. misc. p. Ö2 und Spaiilieim ad Aristopb.
Nubb. 13, insbes. in Cyme Ueracl. Pol. c. 11 und die Hippoboten
in Cbalcis bei Her. V.77 mit Iguarra de pbratriis p. 219 und Ptlugk
£aboic. p. 27 fgg,
4) 'AqiotoxqutIui; o()o? uqittj, Aristot. IV. 6. 4; vgl. III. 11. 11
und IV. 5. 11 : o.Toii Tj noXiTfia ßklnn ilq nXovTov x«2 uQiirjV xaldtj-
fiov , atiTTj dgiaroxQur ixTj lOTi: aber auch schon Hesiod. l'. x, t], 313;
nkovxb) d uQiXTj xal xvdog ontjätl.
5) Aristot. IV. 6. 5 : ;y yuQ n-yhaü ioxiv ß();^aroc ■rLkorxo(i xal
uQfXT): vgl. V. 1 . 3 und die griechische Ansicht vom Adel im Allg.
bei dems. Rhet. II. 15 und Stob. Scrm. LXXXVI-XC mit Florel :
la noblesse chez les Grecs formait-elle dans 1' etat un corps distinct
et separe? in M. de Toulouse IV, p. 125 fgg. und Welcher ad
Theogn. p. lix fgg. — Ahnenstolz {fjixu nün.n.ot) noch in Athen;
Plat. Theaet. p. 174 E; vgl. Becker Char. I, S. 73.
6) Elxoq ycto fj uya&öiv uya&ov xut rov ovxco TQU(pft'TU oi'TW fivai,
Aristot. Rhet. I.' 9. 33; vgl. Poiitic. 1. 2. 19^ III. 7. 7, Rhetor. ad
Alex. XXXV. 4, Plat. Alcib. I, p. »20 D, Republ. III, p. 415 A,
Menex. p. 237 A: tlyu&ol 6( lyivovxo 6tu xo qivvut 1% uyu&üv xtjv
fx'yiviiav ovv tiqöixov ui'xüv ?yxw^taCw/Mfv, und insbes. Cratyl. p. 394 A :
l'axiti yuQ 7101' ix ßdOikfoii; ßaaikniq xttl jj uyu&ov uya&oq xul ix xukov
xaAo?, xal TuAA« nüvra oi'tw? , j? fy.änrot' yevovq (TfQov voiovxov Ixyo-
vov , (dv fiTj xfQaq yiyvrjxni., woraus zugleich hervorgeht, v»'ie diese
Vererbung, was Tittmann S. 632 nicht hätte leugnen sollen, ebenso
analog mit dem körperlichen Aeusserrn betrachtet ward , als dieses
anderseits als Ausdruck der inneren Tüchtigkeit galt: aoi^niwv mqu
fjikXoi'oTjq u(jiT7j<; iiv&o^- xul olovfl iiQooifiiov, Max. Tyr. XXV. 2, vgl.
Lucr. V. 1111 und mehr bei Ruhnk. ad Vell. Paterc. II. 69; im
Allg. aber Luzac Lect. attic. p. 88, Ast ad Plat. Phacdr. p. 24G B,
Lobeck ad Sopb. Ajac. p. 471, Boisson. ad Pachymer. p. 161.
7) Aristot. Poiitic. III. 3. 3 : ov yiiQ otov r' i:itx?]6fvaut xd t^c
d()trij<; köjtru ßlov ßavuvaov tj &T]XtKov : vgl. oben §. 52, not. 11 und
Priv. Alt. §. 41, not. 5.
8) Aristot. IV. 6. 2: uQiaxox(iaxlaq rftr« xo n'tXXov (txokovO-lTv nni-
dtiav xal n'iyivduv xolq n'inoQoyxfQOiq: vgl. IV, 4. 1, 10. l, 12. 7;
Rhetor. I. 8. 4.
§. 58.
Nur aus diesen beschränkten Ansichten und Yerhält-
ntsscn erklärt es sich dann auch, wie der Name einer
Herrschaft der Besten, dessen sich später die Philosophie
zur Bezeichnung ihrer idealen Staatsverfassungen bedien«
182 Th. III. Enhvickelung der Staatsformen.
te^), gcscliichtlicli auf eine Oligarchie gewisser durch
die Geburt bevorrechteter Geschlechter angewendet wer-
den konnte 2). Denn wenn auch in der Aristokratie den
obigen Grundsätzen zufolge die Angelegenheiten der Gc-
sammtheit ohne selbstsüchtige Nebenrücksichten verwal-
tet 5) lind die Aeniter durch Wahl der Tüchtigsten ■'^), bis-
weilen vielleicht sogar unter Mitwirkung des ganzen Vol-
kes besezt wurden ^) , so beschränkte sich doch die Be-
theiligung an der höchsten Staatsgewalt und die Wahl-
fähigkeit selbst auf einen engen Kreis von Familien, die
ein echteres Bürgerrecht als die übrigen in Anspruch
nahmen ^) und dieses schon in der Bezeichnung ihrer
Mitglieder als der Edlen und Guten oder Braven im
Gegensatze des gemeinen Volkes als der Schlechten und
Feigen ausdrückten ^J. In ihrer eigenen Mitte fand übri-
gens um so vollkommenere Gleichheit statt, und ihr en-
ger Kreis bot für sich betrachtet bereits ganz das Anse-
hen einer Demokratie dar^), wo Stimmenmehrheit ent-
schied ^) und mit derselben Sorgfalt und Strenge wie in
grossen Demokratien darüber gewacht ward, kein lleber-
gewicht eines oder mehrer Finzelner aufkommen zu las-
sen ^0), woraus eine Tyrannis ^^) oder doch eine äwa-
oteia einiger Weniger ^'^) zum Nachtheile des Ganzen
hervorgehen konnte. Ueberhaupt war Eintracht unter
sieh eine nothwendige Bedingung ihrer Existenz j auch
ohne die Absicht einer Aenderung der Regierungsform
musstc gekränkter Ehrgeiz oder selbstsüchtige Anmassung
ihr um so verderblicher werden, als sich damit der volle
Besitz der Mittel verband, welchen die Aristokratie ihre
eigene Gewalt verdankte ^^) ^ und selbst Privatzwiste im
Innern der herrschenden Geschlechter nahmen einen po-
litischen Charakter an , der mitunter die Verfassung
selbst gefährden konnte ^'^).
1) Vgl. Xenoph. M. Socr. IV. G. 12, Plat. Menex. p. 238 C,
Republ. IV, p. 445 E, VIII, p. 545 D, Legg. III, p. 681 D, Plut.
V. Solon. c. 15, Diog. L. VIII. 3, und mehr im Allg. bei Göltling
de aristocrati.i veterum in Act. aoad. .len. 1821, p. 465 fgg. und
A. P. Stanley on the use of tbe word d^iaronqaiUt, im Class. Mus.
1846, XIII, p. 286 fgg., auch Ilüllmann Slaatsr. S. 111 fgg., der
§. 58. Charakter der Aristokratie. 183
die geschicbtlicLe Aristokratie mit einem ungriechisclien Worte Gc^
Hokratie nennt.
7) So Thue. VIII. 64, Aristoph Av. 125, Plat. RepuLl. I, p,
3!i8 D, ja selbst euphemistiscL für Oligarchie Thue. III. 82, Xenoph.
Hell. V. 2, 7, woraus der Irrtbum Luzac's de Socrate cive , L. ß.
1796. 4, p. 65 — 74 erbellt , der diese Bedeutung erst von Aristote-
les herleitet ; doch spielt sie selbst bei diesem noch öfters in die
ideale hinüber; vgl. Politic. IV. 5. 10 fgg. und F. Eggo Untergang
d. Naturst. S. 104.
3) Polyb. VI. 8. 3; vgl. Cic. Republ. I. 42: est enim quasi
regium id est patrium eoneiliutn populo bene consulentium principum.
4) Mt/ fiövov nXoiirivdr/v, dXXd xrtl ufjinTlvdrjv, Aristot. IV. 5. 10 j
vgl. II. 8. 5, Polyb. VI. 4. 3, und mehr über ilgiorifd^r , was frei-
lich selbst wieder oft nur den Maassstab des Gebnrtsadels bezeich-
net, bei Ruhnli. ad Tim. p. 49, W'ylt. ad Plut. p.957, und d. Erkl.
zu Longin p. 298 Wsk.
5) Aristot. IV. 11. 7 und 12. 13: to ^x nt-wv alQia^^ Tirirra? «(h-
arox^UTiy.ov.
6) IJoltrai fiüXXov ol yiwuiörigoi , das. 111. 7. 7.
7) rvojQi/noi , xfxXol x(tya&ot , yfvvaioi, ia&Xoi , ßfXriGTOi , fnifixfT^t
im Gegensatze der dfi/ot , xuxoi , novTjQoi , schon H. in Vener. 131,
vgl. Aristot. Politic. IV. 6- 2, und mehr bei Herald Observ. ad J. A.
et R. p. 252 fgg., Kortüm S. 14 fgg., Wachsmuth I, S. 822 fgg.,
insbes. aber W elclcer ad Theogn. p. xx fgg. und griech. Trag.
S. 413. 470.
8) Aristot. V. 7. 4 : J'ort yuQ wannt drjfioi; tj^t] ol ofioiot,' äio xul h
lovrotq iyyiyvovrai, ärjfiuyiityol noXXaxic : vgl. V. 5. 4, VI, 4. 6, und
Demostb. Leptin. §. 108; auch Plut. Qu. gr. 57 : tlf; to ßovXivTtjftiov
ofiov Ti nuvTwv TÜv yioi/ioQfüv ovyxu&K,o/jifvo)v,
9) .Aristot. IV. 6. 4 : o n uv doli] tu nXilovi, fiiqn r/öv nixt/ov-
xmv Tijq noXiTtiaq, tovto iari xvqiov. vgl. IV. 3. 6 und l80cr. NicocI.
§. 15.
10) Aristot. V. 7. 3: ö yuq inl tov nXtj&ovQ ^fjxovaiv ol dij/nori-
xoL , TO Xoov , Tovr inl twv ofioio)v oi' fdovov dixaiov aXXrt xal ov/AqifQov
fOTtv: vgl. 5. 2 und 8: xaruXiiovrai, Jf xul orav iv oXiyaQX^',^ äXXrjv
oXiyuQX'-f^v f/uTioiwaiv ^ auch Rbet. ad Alex. II. 'i und Schleiermacher
a. a. O. S. 22.
11) Aristot. V. 10. 4: xal ili; rv{t(xvvi6a ftimßüXXii, i^ oXiyuQ-
Xitt? X. T. X.
12) So heisst eine Tyrannis von Mehren, die z. B. Thuc III. 62
geradezu der öXiyu{txi'f- loövoixoq entgegensczt. Vgl. I\'. 78, Andoc.
de reditu §. 27 (von den XXX in Athen; s. Wachsmuth I, S. ^40),
Plat. republ. VIII, p. 544 D, Xenoph. Hellen. V. 4. 41», Isoer.
Paneg. §. 105, Aristot. Pol. IV. 5. 1 , V. 2. 4; 3. 9, 6. 8 , und
dazu Kortüm S. 19, Tittmann S. 305, Wachsmuth I, S. 824.
13) Aristot. Pol. V. 1. 4: ovi d' ov n()o<; ri^v xa&roiTjxvlav noXi-
Tflav {OTuai<t(,oiiai.) ... dt «iitwv d tivai ßovXovxni tkitj^v, oh)v oXi-
yUQ/iav 7^ /.lova^xif'-V'- vgl. ThuC. VIII. 89: B«i'Tf(; ya{t av&Tjfimov
(t^tovaiv , ovy ono)q Xaoi ^ nXXu xul noXv uqwtoq ftiiTo<; fxuarof fifui:
Plat. Legg. IV, p. 710 E: nXilaroi ytig iv uthr, dvvuojul yiyvovrui,
14) Aristot. Pol. V. 3. 2; 7. 5.
184 Th. Hl. Enhvickehing der Staats formen.
Doch alles dieses sind Schicksale, nelcbe die Aristo-
kratie mit der Oligarchie gemein hatte, ja die sie meistens
erst nach ihrem Uebergange in diese trafen ^ die allge-
meinste und wichtigste Ursache unter allen, die Aristote-
les als verderblich für die Aristokratie nennt , ist eben
dieser Uebergang in die Oligarchie selbst : wenn die Ge-
schlechter aufhörten, Gesetz und Herkommen und das
gemeine Wohl in's Auge zu fassen ^), und indem sie nur
für ihr Interesse zu sorgen anfingen , auch das Volk nö-
thigten seinerseits auf seinen eigenen Vortheil bedacht zu
seyn ^). Eine solche Trennung des Staats in zwei feind-
lich gesinnte Theile, oder vielmehr in ein abgeschlossenes
Gemeinwesen von Unterdrückern und einen rechtlosen
Haufen von Unterdrückten 3), musste übrigens selbst in
denjenigen Ländern, die nie ein fremdes Joch getragen,
nie ausländische Eroberer zu Bewohnern erhalten hatten,
die Natur der Verhältnisse selbst allmählig herbeiführen j
namentlich wenn die Gcscblecbler , um die Reinheit der
Abstammung als den alleinigen Grund ihrer Berechtigung
zu erhalten ''^), sich nur unter sich, ja lieber mit fremden
Adligen, als mit ihren plebejischen Mitbürgern verschwä-
gerten ^ wo dann bereits eine der wichtigsten Rechtsge-
meinschaften , die nach griechischer Ansicht das Mitbür-
gerthum bezeichneten, das connuhium^ intya/niu ^j, weg-
fiel. Inzwischen war doch hier der Plebejer immer
noch freier Besitzer seiner Hufe , und die Geschlechter
ihm von Altersher stammverwandt, ja als Nachkommen
seiner Könige und Heroen der mythischen Zeit ^) für ihn
fortwährend mit einem gewissen Glänze von Helligkeit
umgeben ^ oder wenn später dieses ideelle Princip der
Berechtigung hinter dem materiellen des Reichthums zu-
rücktrat '') , so ging auch die erbliche Oligarchie nicht
selten in Timokratie über, und näherte sich damit der
Demokratie in sofern, als sie den Zugang zur Theiluahme
au der höchsten Staatsgewalt jedem eröflnete, den das
Maass seiner Schätzung {xlf.cijfiü, census) den Höchstbe-
güterten gleichstellte ^).
§. 59. tJehenjang zur Oligarchie. 185
1) Aristot. Pol. V. 6, 3 : äiu rtjv h aj?T^ t?J noXiriin rov ätxuiov
nuQfißaaiv, vgl. 111. 10.8: inft de ;(fi(>oiig yiyvcfiivot, } / q rj fi nr ii^ov r o
U710 roiv xoiytZv , fvTfv&fv no&fv ti'koyov yivioSui, a«? oAty«^;^i.'«S : auch
Theogn. 43 und Polyb. VI. 8. 4.
2) Cic. rep. T. 32: facillimam autem in ea re publica esse con-
cordiam, ubi idem conducat onmibus ; ex utilitatis varietatibus, ijxium
aliis aliud expediat , nasci discordias.
3) Plat. Rep, VIN, p. 551 D: /it] fiiav «AA« Svo ttvKyxr/ (trui
iTjv T01UVT7JV nöXiv, tjyv ftiv TifvijTOiv, rr^v äi nXovaiiav k. t. X. vgl. IV,
p. 423 A, Legg. IV, p. 712 E, und mehr oben §. 54, not. 10.
4) Wie z. B. die Bakcbiaden in Korintb , Ilerod. V. 92 ; vgl.
Tittmann S 301, und im AUg. Tbeogn. v. 183 fgg.
5) Aristot. Pol. III, 5. 12 u, 14.
6) S. Feodor Egge a. a. O. S. 108 u. 115, Daher die patro-
nymischen BezeicbnuDgen vieler dieser herrschenden Geschlechter ;
vgl. Wacbsmutb I, S. 382 fgg. und 407 fgg.
7) Später nämlich ist allerdings Reichthum allein hervorstechen-
der Zug und cbarabteristiscbes Merkmal der Oligarchie, Tilovrivärjv
alleiniger Maassstab der Theilnahme an Rechten und Würden, ^y.i-
diJv yü() , sagt Aristot. Pol. IV. 6. 4 , -naqu toTc nkeioToit; ol filnogoi.
liZv xaXwv xf'iya&öiv doxovav xarixti* ^oj^av: vgl. auch Lucret. V.
1112 fgg. und Cic. de Republ. I. 34: verMm hunc optivium statum
pravis hominum opinionibus eversum esse dicunt , (fui iijnoratione
vivtutis — opulentos homines et copiosos , tum genere nobili naios,
esse optimos ptitant; im Allgem. 'aber Plat. Politic p. 301 A , Re-
publ. VIII, p. 550 C, Aristot. Pol. II. 8. 5, IV. 6. 4, VI. 1. 11,
und dazu Wachsmuth I, S. 389 fgg. Daher bann hier auch zwar
nicht der &rjq , wohl aber der ßütuiaoq Bürger seyn , Aristot. Pol.
III. 3. 4; vgl. Her. II, 167: Tjxtnra di Ko^jLvdioi ovovrui. toi'? ;^ft-
8) S. die verschiedenen Abstufungen der Oligarchie bei Aristot.
Pol. IV. 5, 1 mit Campe in Scbneidewin's Phiiologus VII, S. 268
und über die Timokratie (r'jiö TifiT^ßtlron' noXiTfiu , Plut. V, Thes.
c. 27) Wessel. ad Diodor. XVlll. 16, Hüllmann Staatsr. S. 101 —
107; Dehvarde I, c. p. 225—228. Bei Plato heisst sie geradezu
Oligarchie; was er Timobratie nennt (VIII, p. 545 C), ist Herrschaft
des Ehrgeizes (tot (piloiifioti) ; Aristoteles nennt sie o).iyaQp;ia noXi-
itxT/, Pol. IV. II. 6, vgl. VI. 4. 1; in F.th. Mc. VIII. lO'. 1 aber
liisst er sie geradezu die Stelle der nokufiu einnehmen. S. Titt-
mann S. 663 und de jure magg. p. 10. Synonym ist bei Xenoph,
M. S. IV. 6. 12 nXovToxQuvia.
§. 60.
Ganz anders und noch bei weitem drückender aber
miissten sich die Verhältnisse in den Staaten gestalten,
wo fremde Eroberer und ihre Nachkommen an die Stelle
der angestammten Herren des Landes traten ^). Mochten
diese auch bisweilen den alten Landesadel in ihre Ge-
schlechter aufnehmen '^), so trat doch das Volk zu ihnen
in eine unbedingte Abhängigkeit, die um so tiefer cm-
186 Th.JII. Entwichelwuj der Staatsjormen.
pfundeu werdeu niusste , als die Besiegten trotz aller re-
ellen Schmälerung ihrer Rechte und ihres Besitzthumes
gewöhnlich doch noch den Namen der Freiheit und da-
mit die nie ruhende Erinnerung und die dauernden An-
sprüche an das alte Recht und Herkommen behielten.
An ein gemeinschaftliches Interesse Aller konnte hier
kaum ein Gedanke seyn , da die SchrofiFheit des Abstan-
des die beiden Theile fortwährend als zwei verschiedene
Völker auseinander hielt, die nicht selten sogar verschie-
dene Gesetze und Einrichtungen hatten. Was den herr-
schenden Theil betrifft, so besass er in seinem Innern
hier und da selbst wieder noch die alten Formen einer
Königs- oder Geschlechterherrschaft 5 bisweilen aber hatte
er sich schon frühe zu einer eben so reinen Demokratie
entwickelt, als er gegen die Unterjochten eine vollendete
Oligarchie darstellte 5). Durch das Recht der Eroberung
waren die Sieger Herren des gesammten Grundeigenthums
geworden '^)-. die ürbewohner sanken von freien Besitzern
zu zinspflichtigen Erbpächtern herab, oder bauten wohl
gar die Länder der Herren um Tagelohn ^) ^ die Stelle
von Gesetz und Herkommen nahm das Recht des Stärkern
ein , und sein Interesse ward die alleinige Norm aller
öffentlichen und privatrechtlicheu Verhältnisse zwischen
den Herrschern und Beherrschten.
1) Plat. Mencx. p. 238 C : «I niv ydg liXXai nöXnq ix navTodunüv
xartaxniaa/xfvat tqotiwv ilol xul uva)jj,aX(i)v , ojart iwrCiv uvojfiuXot xul
al noX.iTitai , rvQuvtidf? xul oXiyaQxlai • olxovoiv orv l'vioi. f4fv rfoiiAoJ'?,
ol «ff dfonoraq dXXijXovg vo/^iL^ourtq : vgl. Müller OrcLomenos S. 186
und Plass II. S. 24 fgg.
2) S. oben §. 15, n. 16; 18. n. 13.
3) Vgl. Aristot. Pol. IV. 3. 8 ober ApoUonia und Thera.
4) Daher yiojfiö^oi. (i. e. xXrjfiovxoi, vgl. Ruhnk. ad Tim. p. 67);
s. Ast ad Plat. Legg. p. 25G; Platner Beitr. zur Kenntnis« des att.
Rechts S. 19; Schnmann p. 77; Wachsmuth I, S. 357. — Kortüm
S. 101 nimmt sie (in Samos, Plut. Qu. gr. 57) für kaufmännischeu
Adel — ? Besser {yu/noQoi in Syrakus) Meyer in Zeitscbr. f. Alt.
1846, S. 507 fgg.
5) IlfXüxat oder ^t/xi^, iXiv&iQtov ovö/xuxu, diu nivLav ö\ i'n. uq-
yvoibi , öovXfvöfxojv vgl. Dionvs. Hai. II. 9 und mehr bei Casaub.
ad Athen. XII, p. 738, Ruhnk. ad Tim. p. 211 , Stallb. ad Plalon.
fiutbypkr. c. 4 , Welckcr ad Thiogu. p. xix.
§. 61. Elemente der Demokratie. 187
§• 61.
Dass ein solcher Zustand nothwendig ein Ende nehmen
musste, sobald der Demos der Stäi'kcre ward , oder viel-
mehr sobald er zum Bewusstseyn der Stärhe gelangte,
Avelche in ihm als der überwiegenden Anzahl lag, geht aus
den entwickelten Verhältnissen leicht hervor^ eben so sehr
aber auch, dass ein solcher Zeitpunct in manchen Staaten
nicht anders als sehr spät, ja nie eintreten konnte. Was
die Oligarchen zu den Stärkeren machte^), war ausser der
natürlichen Achtung vor angeerbten Rechten und Thaten-
ruhm , und dem Uebergewichte der Intelligenz und der
Begüterung, insbesondere der ausschliessliche Besitz der
Waffen 2j, Burgen und festen Plätze 5), so wie aller der
Kenntnisse, die sich auf die Geschichte , das Recht und
die religiösen Institutionen des Landes bezogen ^ der Ueber-
fluss an Hülfsmitteln aller Art, ihre Verbindungen mit
andern Staaten, und endlich namentlich auch ihre feste
Gemeinschaft unter sich, während das Volk vereinzelt zu
keinem Gemeingeiste gelangen und seine Stärke nicht
kennen lernen konnte. Daher waren der Oligarchie vor-
zugsweise solche Gegenden günstig , wo die Beschaffen-
heit des Landes den Ackerbau zur Hauptbeschäftigung
erhob '^) , der den gemeinen Mann an seine Hufe fesselte
und in einzelnen Gehöften und Weilern ^) über das Land
zerstreute; wo dagegen die Unfruchtbarkeit des Bodens
oder die Bequemlichkeit der Lage zu Industrie , Handel
und Schifffahrt reizte ^) , und ein Markt und um diesen
eine Stadt sich bildete''), zu welcher als dem Mittelpuncte
des Verkehres der brodlose Haufen zusammenströmte **),
da begann auch bald der Kampf zwischen dem demokra-
tischen und dem oligarchischen Elemente^), der, begründet
auf die beiden enlgcgengesezten Richtungen der mensch-
lichen Selbstsucht, das Bestreben zu erwerben und das
zu erhalten , durch die einseitige und selbstsüchtige Auf-
fassung des Rechtsbegriffs nur zu steigender grundsätz-
licher Scheidung führen konnte ^^).
1) Aristot. Pol. IV. 10. 3: onov rö %wv n'inö^vjv xai yvwQcnoiv
/
188 Th. HI. Entwichelung der Staatsformen.
2) Aristot. §. 7: Tot? /^iv yuQ iincQotg l'ifon /tti^ xfxrija&ui , roZq
3) Wie die Eupatriden in Athen, ol uiho to uotv olxovyxK;, Ety-
mol. M. p. 395. 50; vgl. Waclismuth I, S. 804. Noch später in
Korcyra zunächst um den Markt herum ; Thuc. III. 72.
4) Vgl. Drumann S. 531; Wachsmuth I, S. 392 fgg. — Aristot.
Pol. VI. 2. 2 : x«4 yuQ T«c «p;f«tac TVQavvLdai; VTtf/uivov y.ui t«c oXi-
yrtü^iw; vnofihonaiv , iäv nq ainovq fQyül^fO&ai fitj viokvjj x. t. A. So
z. B. in Elis , Polyh. IV. 73. 6; vgl. Kortüm S. 96.'
5) Karu xo'j^iHQ (oder y.ufir/ö'öv, auch i&vr/döv, Schol. Find. Olymp.
XI. l8) TW naXuiü tF/Q EXküöoq r^önoj , Thuc. 1. 10; vgl. Aristot.
I'ol. V. 8. 7 und die späteren dioixianovq liq yMftaq Xenoph. Hell.
V. 2. 7, Demosth. F. L. §. 81, üiodor. XVI. 60, mit RIeier Bon.
daninat. p. 185.
6) 'H %pi.X^ dwafiK; xul vavrixr) ötjuoxqutikt] näfinav, Aristot. Pol.
VI. 4. 3; vgl. Eur. Hec. 603, Isoer. P^nath. §.116, Plat. Legg. IV,
p. 705, VIlI, p. 842, und die Specificirung bei Aristot. IV. 4 : olov
örjfiov fiiv ilärj iv /xiv ol yfO)Qyoi, {ri(Jov di to mql ruq Ti/vug , uX'lo
dt rö dyoQulov to nfQl (jyvr/v y.al ngTioiv öi,aTQi:ßov ; üX).o öi to tkqI
Ti]v &ü}.axTav . . olov uki.iZq /niv iv TuQnvTi, xul BvL,avri(o, tqitjqixov d
'yi&^rjvT^aiv, ffiTioQiKov d fv AlyLvTj xal Xiu, noQ&fiiVTixov d fv Tivfdu :
von Athen aber namentlich V. 2. 12: iA,ükkov dtjfioTixol ol tov Tlu^aiü
ol/.ovvTiq rojv to äarv , auch V. 3. 5 und Bhet. III. 10. 7: 77 Uu—
QaXoq (lönakov tov örjfiov , mit Thuc. VIII. 73 und Plut. V. Them.
C. 19: TTjV nökiv i^fjtpf Toi^ nii()uiü)q xal Ttjv yf^v xTj? &ukurTrjq ' o xnl
TOV dijfiov Tjv^Tioi xaru töiv ugioTotv xul &^aaoiJC hink^Of , flq vni'xnq
xul xrißfQvijTug Ttjq dwäfiKiiq utfuxvovtxfVTjq. Daher verbanden die
Athener gern auch andere Städte durch lange Mauern mit der See:
Thuc. I. 103 ; V. 53 u. 82 ; vgl. Wachsmuth II, S. 320 und Sauppe
de caus. magnit. Ath. p. 13.
7) Hvvoixiatiot; oder av/nnokiafiög , vgl. Strab. VIII, p. 519 mit
Hüllmann Anfänge S. 189 fgg., Poppo ad Tbucyd. I. 2 , p. 13,
Weisse 1. c. p. 131, Welssenborn Hellen S.33, and insbes. Wachs-
muth I, S. 175 u. 393.
8) Aristot. Pol. VI. 2. 7: hi df d»« to nfgl Tjyv uyoqdv xal xo
uOTV xvkiio&ui nüv xo Toiovcov yfvog (ti/ Tt tÜ)v ßuvavawv xul to twv
(lyoQulo)v uv&gomwv xal to &tj'iixov) ()nölo)<; ixxkTjain^n,: vgl. Cic. Re-
publ. II. 4 und Louis Blanc Hist. de la revol. fran«;. I, p. 236:
V Industrie d' ailleurs a eela de dan g er etix , quen agglomerant une
population inquiete dans les villes , eile y introduit V esprit de
faetion , arme le pauvre contre Ic riche par V envie , et prepare des
iroubles, tfui deviennenl terribles, si, manquant d'issues, les passions
populaires ne trouvent pas a se dissiper et a *' etendre.
9) Feodor Eggo a. a. O. S. 159 fgg. Als Repräsentanten des
Gegensatzes stehen in der Geschichte Lacedaeraon und Athen da;
vgl. Thuc. I. 70: ol iiiv yi viüniQonoiol xul Ituvo^oui o|*r? xal Iniri-
kiaui i'Qyo) , 0 Tt av yvwaiv , i'ftfti; öi tu vtiuqxovzÜ t? ao)i,ftv xal int-
yvöivui njjd'iv , xul tQy';) ox'df flixfO&Hi: lässt er sich aber allgemeiner
auf üorier und lonier im Ganzen ausdehnen?, s. Kortüm S. 72, Hc-
gewlsch Colonien der Gr. S. 200 fgg. , Göttling im Hermes XXIII,
S. 84 fgg.. Plass n, S. 45 fgg.; und dagegen Tittmann S. 550 —
553, Mebuhr kl. Schriften II, S. 121, Wachsmuth I, S. 1.30.
10] Aristot. Politic. III. 5. 8: ktjnxiov öi nfjüxov , xivag o^ovf
*' §. 62. Demokratische Bewegungen. 189
XtYovOi TTJq Q/.tyttgx'^^ ""' ä7jt40XQu-iiag , xal ti ro 6lrtatov rö rt oXi—
yag)(ixov y.al St^noxgaTixov' tiuvtk; yuQ aaTovrui dixaiov iivug, «/./.«
ßf'/Qi riyoq nQofgyovxat xul kfyovaiv oi' näv to xI'qiüj^ dixuiov ' otov «J'o-
xfi rö laov dixaiov thui , xal tariv, ulk oi' nüaiv nXkn rotq taoiq' xul
TO uviaov ^oxfZ Sixuiov fivat, xal ioriy , ulXu ov nüatv uXXu roZq avi^
aoit;' ol (5i tovt n<paiQovoi. to oi? , xal xQivovat. xnxöx;: vgl. V. 1. 2
und J. J. Rospatt die polit; Parteien Griechenlands bis zu s. Unter-
gange durch die Macedonier, Trier 1844. 8.
§.62.
So gewöhnlich sich übrigens auch in diesem Kampfe
der Sieg für den Demos entscheidet, so sind doch die
äusseren Veranlassungen dieser Entscheidung in der Ge-
schichte sehr verschieden. Bisweilen war es ein gefährli-
cher Krieg, der die Oligarchen auf geraume Zeit von
daheim entfernte , oder ihre Zahl unverhältuissmässig
schwächte ^), oder sie nöthigte, das Volk selbst zu bewafl'-
nen und seine Hülfe durch allerhand Zugeständnisse zu
erkaufen^); und dergleichen konnte selbst in ackerbauen-
den Gegenden vorkommen ^ obgleich hier den Umständen
nach doch höchstens nur eine Timokratie oder andere
Art gemässigter Demokratie an die Stelle der Oligarchie
trat. Selbst Avenn der Demos die Souvcraiuetät erlangte,
so verhinderten ihn die Beschäftigungen seines Berufs,
Alles in allgemeinen Versammlungen zu entscheiden, und
Vieles musste noch immer Beamten aus der begüterten
Classe überlassen bleiben 3) • erst im Laufe der Zeit konnte
Demagogie auch hier absolute Demokratie herbeiführen +j.
Bei weitem verderblicher aber ward der Oligarchie der
sittliche Verfall , der dem Ueberflusse von 3Iacht und
Reichthum folgte 5 sey es nun, dass das Uebermaass des
Druckes endlich die Geduld des Volkes erschöpfte, oder
dass einzelne Adlige selbst , durch Ausschweifungen
verarmt oder von unbefriedigtem Ehrgeize getrieben, an
dem Demos ein bereitwilliges Werkzeug ihrer Verzweif-
hing oder ihrer Rache fanden ; und je ungleicher dieser
doppelte Kampf war, desto weniger konnte sie ihn auf
die Dauer durchsetzen ^). Dass freilich aus der Mitte
des Volkes diesem ein Haupt aufgcstaüdcn wäre, das
Einfluss und Talent genug besessen hätte , um die zer-
190 77t. III. Enttvickelung der Staatsformen.
streute Kraft desselben zu coneentriren uud folgerecht
zu leiten , ist höchst selten ^ desto häufiger dagegen sind
es Mitglieder der Oligarchie selbst, die den Demos gegen
ihre Standesgenossen bewaffnen und in diesem Vereine
der Auctorität und Intelligenz mit der physischen Ueber-
macht nicht leicht ihren Zweck verfehlen 6).
1) Ai'istot. Pol. V. 2. 8: 7]TTTj&(VT(i)v xal rinoko/Aitcov 7ioX).wv yvm-
()i/uwv . . öij/ioKQmiu fyhtro fx nolt-xiiuc j vgl. unten §. 158.
2) Ibid. V. 5. 9; vgl. Plat. Republ. VIU, p. 551 E.
3) Ibid. IV. 5. 3 1^ cT«v (ji\v oi'v To yfWQytxuv xal To xfKxrjiufvop
ftiTQiuv oiioiuv KjiQiov p rijq Tio}.ttflng , nokireiiovrai. xcitk vöfioiig, t/ovai
yuQ f(jyai,oßfyoi Ufjv , ov dvvuvTai, ä\ axoXai^iiv' MOrf tov voftov fnt-
nxTjaavTfq iiixli^aiüi^oi'Oi ruq uvv.yy.aiu<; fAüXT^aiaq: vgl. IV. 10. 2; VI.
2. 1 u. 7, und Eurip. Suppl. 435 fgg.
4) Ibid. V. 5. 5 : orav TOV ö/Xov Sl^uaytayöiaiv o'l Iv okiyuQxi'ff
uvxfq — diu TO algtZo&tti anTovg x. t. /.
5) Aristot. Pol. V. 1.9: h niv yu(j ratg oXiyuüxittiq iyyiyvovrat
6t 0, Tj ri nqoq (cXXijXovg arüoi<; xal l'ri tj TiQoq tov dtj/AOV'. vgl. III.
10. 8, V. 5. 6, und 10. 6; aucb Plat. Republ. VIII, p. 555 C, Po-
lyb. VI. 8. 5 fgg. u. 8. w.
6) Aristot. V. 5. 1 : ul df oXiyaQxim f*iTußäXXovai> TiQÜToy fth,
oTUv ddixüoi TO nXrj&o<; ' näq yao Ixavoq yitiTai ngoOTÜTi^g ' ftüXtara öf
oTUV f| «DT^C OVfißfj xtjq oXiyuQyiuq yirio&ui Toy Tjyifiova,
§. C3.
Das nächste übrigens, was sich in solchen Fällen der
Demos von den Oligarchen zu erzwingen pflegte , war
Ackervertheilung, Schuldenerlass i), Ehegenieinschaft und
Rechtsgleichheit im Allgemeinen 3 der Regierungs - und
Richtergewalt bemächtigte er sich nur, um nicht mehr ge-
drückt zu werden und seinen Zwingherrn selbst drücken
zu können 2). Sobald sich daher jene Besorgniss und diese
Begierde mit der Zeit verringerte, sehnte er sich wieder
nach seinen Privatgeschäften, von welchen seine Existenz
abhing, und Hess es gern geschehen, dass ein Einzelner
ihm die Mühe des Regierens abnahm : gewöhnlich derselbe,
der sich früher an seine Spitze gestellt und ihn zum Siegfe
über die Oligarchen geführt hatte 3). Die ganze Geschichte
lehrt, dass vom Volksführcr zum Tyrannen'^) nur ein
Schritt ist^ mit denselben Vollmachten und Hülfsmit-
telnS), mit welchen der Demos ihn zu Schutz und Trutz
gegen die Oligarchen ausgerüstet hatte, begründete und
63. Entstehung der Tyrannis. 191
befestigte er seine unumschränkte Herrscbaft; bemächtigte
sich der Burg und des öfl'entlichen Schatzes oder sog
die Bürger selbst aus ^), und ^nterbielt daraus seine er-
gebene Leibwache ''), unter dORn Schutze er alle Staats-
gewalt in seiner einzigen Person vereinigte ^). Viel sel-
tener wählte man den Ausweg , freiwillig einen Einzel-
nen unter dem Namen eines Aesymneten ^) auf unbe-
stimmte Zeit mit gleich unumschränkter Gewalt zu be-
kleiden ^0), um die Parteien im Zaume zu halten oder zu
versöhnen ^^). Denn dem Volke war auch die Tyrannis
anfänglich nur willkommen und um so unanstössiger, als
ihr Druck sich wie ihre Entstehung zunächst allein gegen
die Reichen und Adligen richtete , die sich demselben
meistens durch ein freiwilliges Exil entzogen ^ die ärmere
Mehrzahl begnügte sich der Tyrann zu vereinzeln und
unschädlich zu machen, ohne desshalb auf ihre Gunst und
Unterstützung zu verzichten ^^).
1) Xq(Ü)v ünoKonul und ;^? (Ivuäaanoi, s, Isocr. Paiiatli. §. 259,
Plat. Republ. VIII, p. 506 A, und mehr bei Ast ad Legg. p. 100;
auch die na'/.ivToxiu. in Megara , I'lut. Qu. gr. 18. 59. Grote's Be-
mühungen VII, p. 192, uvadnofioq als blosse > ertheilung von aijer
publicus aufzulegen , lässt der Wortslun nicht zu.
2) To yni) nh'i&oi, heisst es sehr wahr Rhetor. ad Alex. II. 9,
Ol'/ oiiw? liQ/öiv uyuvuKTii: aTfQo/iirov, ox; l/fi ßu{tf(üq vß^t^o/mtov: vgl.
Aristot. Pol. IV. 11. 9, VI. 2. 2.
3) TovTO ftfv uQa ä^kov ort, ct«v 7tt(i (fiT^rrti xcornvo?, fx 7j()o-
ffTarir.F/i; (,'<', 7? k«' oJ'x lO.XoStv fxfD.aoTfhft , Plat. Republ. VIII, p.
564 — .566; vgl. Her. III. 82, Aristot. Polilic. IV. 9. 8, V. 8. 2,
Cic. Republ. i. 44 n. s. w.
4) Aristot. V. 4. 4: o/idov yuQ ol nXftriTOL löiv mj/iiiwv D'^imiöii
^x öriixuyiiiyüiv yiyovunn : vgl. Heeren Ideen III. 1, S.267, Druniann
de tyrannis Graccorum , Halle 1812, 4 und (leschiehte d. Verfalls
S. 5''44 — C02, Korlüm S. 23 -2(), Tltlmann 8.529-533, AVacLsmuth
I, S. 493-510, Grote III, p. 28 — 64, Lcrminier Hist. d. logisl. I,
p. 143 — 156, und über Geschichte und Ftymologie des iVamens
(xot()«j'oc?) insbes. .1. F. Ebert Dissert. Siculae , Köiiigsb. 1825. 8,
p. 1 — 64; im Alig. aber jezt die Preisschrift von H. G. Plass : die
Tvrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen , Bremen
1852. 8, B. I.
5) Diodor. XI. 86 : t<j (itv TH)ü)iov nolXox'q rSiv nfvijxtav uvtXüft-
[invt Knl nuftaronoiwr toito»'? fui'Toi n(io(; zi'(tftvvi6u fioifiov<; tnoiti
6o(>}'(f'!(jovq : vgl. die xo^ii'vrf<:f!)iioi des Pisistratus Her. I, 59 und im
Allg. Plat. 1. C. p. 56Ü B : tJ J;^ HQUirixiv uirtjfXU TO 710 Iv&lJvXij 10»
. , . nhttr Tov öjjnov qvkunw; rtva? toi" oa!/<«ro?, IV« aüiq avToii; tj u
Tov djjfioii ßoTj&oq.
192 77t. ///. Eniwickelung der Staatsformen.
6) Wachsmuth II, S. 72 — 74.
7) /loQvqiÖQovq = (pvluxuc; twv Tupavvwv , Hesycb. I, p. 1025;
vgl. Xenoph. HieroD. V, 3 und Aristot. Pol. III. 9. 4 : ol yvfj noXz-
T(u <fvXäzToi'aiv ortloiq rovq ßa^.tlg, Tot-e 6i r^'^dwong Sttmöv' ol fiiv
yitQ xmu vöfiov xul (xovrwv , "^^ß uy.övroiv uQ^oi'atv' woö-' ol /tiv na(ju
luv noktTWv , ol ö (Til xoxq noXlraq tyovoi xtjv qvkay.i^v.
8) Kurip. Suppl. 445: oiö\v %xi(iüyvov övanfviari^ov nc/.ii, önoii
To ft(t> nfjcoxiOTov oi'x flaly vc^ot xoivot , y.Quzil d *t? , tov vouov xinTtj-
nivog nvToq TiuQ ui'iw, xai röd' ovxiT' ioz' loov. ^'gl. Thuc. I. 17,
XenopL. M Socr. iv! 6. 12, Aristot. Pol. 111. 5. 4; IV. 8. 3; V.
8. 6, Stob. Serni. XLIII. 132, ApLthon. progymn. c. 14, p. 118.
9) ^lovftvr,T(u ol 70V ulaioii ßQußivral fttuaru , Bekk. Anecd. p.
360; vgl. d. Erl;l. z. Odyss. VIII. 258 und mehr bei Ebert 1. c.
p. 17-24, Welcker Nachtrag z. Trilogie S. 252, Tittmann S. 77,
Wachsmuth I, S. 441. In Cyuie sollen nach Aristot. bei Scbol. Eur.
Med. 19 geradezu die Beamten diesen Namen geführt haben; dass
er jedoch darum nicht mit Pflugl; I']uboic. p. 30 vorzugsweise als
äolisch gelten darf, zeigt sein ähnliches Vorkommen in Teos und
Chaicedon C. Inscr. II, p. 028. 973.
10) Aristot. Pol. IV. 8. 2: xul to na?.aiov h lotg dqyuioiq Ekkrj-
01V lyivovrö Tvviq /icvuQyot rov tqohov tovtov (^uvro/.Qriro()fq nlQiToi) ovq
fxrtkovv alai'/ivr/Taq , . . i^aav ö'f öin to xura vofiov ßuaif.ixul xat dt«
Tu (iQyiiv (y.ovi(ov, riiQuvvixul öi diu xo dfonoxiy.wg u(jyii.v xal xuxu xr/v
ui'xotv yvo'jfiT/v. Daher TiiQuvrlq ttlfjfxrj bei Aristot. III. 9. 5 und
Theopbr. ap. Dionys. Hai. V. 73, der sie mit der röm. Dictatur zu-
sammenstellt. ' Hoyov 6(, sezt Aristot. hinzu , ol ftiv diu ßiov xtjv
11) Theodor. Metoch. Miscell. c. 101: dvOniQovnfvoi. Sfanöxiic;
fnt ^ijxoXg uvimiv&vvovq y.ai ti'Qurviy.r/V ini,oxunluv ßfkrioxojy uiÖqüv
KUX u^ixtjv DJ.oyifxoiv xnl yukrjVijv dx'vu/iirojv ifinoKÜv iv nokiTixoTq xkii-
öoioiy, o» c nlavfivrjrnq xo nakatov fxf/Aoi')', oioq Iltxruxoq tjv iv MvTiXr^vT]
xul rjff)iny(i(joq iv KoQivdoj xal (l'oißiuq iv Süfxo) xul xf/ xuzu Icviov
A-nokioniu XuiQr/ftiDv xul dkXoi nu(> ukkoiq; vgl. auch Tynnoudas in
Jßuboea bei Plut. V. Solon. c. 14 und Epimcnes in Milet bei Nie.
Uamasc. Exe. 54, welcher ularftytlxr/q imo toi' dijuov yft,()oxoviirui, /.nßwv
iiovniuv xTfivfiv ovq ßovkirai: über Piltakus aber insbes. Strabo Xlil.
2. 3, p. 917 und Diog. L. I. 7 5 mit Korlüm S. 100, Welcker kl.
.Schriften z. Liter. gesch. I, S. 127, Müller in Niebuhr's Rh. Museum
I, S. 290, Plehn Lesbiac. p. 40 fgg. 88 fgg. , Tittmann S. 442 u.
533, Grote 111, p. 265, die übrigens aus Slrabos Worten: tlq xijv
xbiv övvuaxtiüv xuiühioiv f nicht mit Unrecht schliessen , dass er der
Demokratie näher stand, wie denn auch sein Gegner Alcäus ihn aus-
drücklich als xvQuvvoq brandmarkte, Aristot. Politic. III. 9. 0.
12) Aristot. V. 8. 2: o if xvQuvvoq ix tov äijftov xal xov nXtjOovq
irti rovq yvoj^t'^oü? , 'öno)q o d^/ioq iläixiJTai fiijötv vn aixüv'. vgl. §. 7
und Plat. Bepubl. VIH, p. 569 C.
§. G4.
Aus diesem engen und nolh^vendigcu Zusammenhange
der Tyrannis mit dem ganzen Enlwiekcluugsgange des
griecLiscIicn Slaatslcbcns erklärt sich dann auch die All-
§. 64. Charakter der Tyrannis. 193
gemeinlieit und Gleichzeitigkeit dieser Erscheinung in
de" griechischen Geschichte, in welcher das siebente und
sechste Jahrh. a. Chr. füglich die Perlode der Tyrannen
genannt werden kann i). Gleiches Bedürfniss , durch
äussere Mittel den Mangel der innern Festigkeit ihrer
usurpirten Herrschaft zu ersetzen, kettete sie eng an ein-
ander durch Verschwägerung, Bündnisse und Gastfreund-
schaft 2)- auch mit barbarischen Königen finden wir sie
befreundet, und selbst der Einführung orientalischer Hof-
sitten nicht abgeneigt ^). An Glanz und Prunk wetteifer-
ten sie alle mit den Barbaren^ insbesondere in ungeheu-
ren Bauten , Weihgeschenken und andern Kunstwerken 5
wobei sie den doppelten Zweck erreichten, die Besitzen-
den durch Steuern und Erpressungen zu schwächen, und
den müssigen Haufen durch Arbeit zu beschäftigen und
zu nähren *) 5 und wenn daher auch die äussere Macht
und der Flor des Staats im Ganzen selten durch sie ge-
wann 5), so brachten sie ihm doch durch manches dau-
ernde Werk Vortheil und Ehre. Vorzüglich aber ward
ihre Prachtliebe, verbunden mit der gezwungenen Ruhe
unter ihrem Scepter, eine treffliche Pflegerinn der Wis-
senschaft und Kunst , und nicht bloSs durch Zufall ist
die Periode der Tyrannen auch die Zeit des Erwachens
der Philosophie und plastischen Kunst in Griechenland^
Dichter und Weise wurden die Zierden ihres Hofstaates,
und den bildenden Künstlern Hessen es ihre Schätze nie
an Aufmunterung und Stoff zur Thätigkeit fehlen ^).
1) S. oben §. 32, not. 7 und über die Golonien unten §. 87,
not. 10.
2) Her. F. 20 , III. 50 u. s. w. DessLalb wird auch häufig
AeLnliches von yerschiedenen Tyrannen berichtet; 8. Wachsmuth de
leyit. Script, gr. p. 15 u. 20 %g.
3) Polykrates und Aniasis , Her. III. 39 %g. ; namentlich aber
Periander, vgl. Müller Der. I, S. 107 und über seinen Nachfolger
Psammetich , den Sohn des Gordias oder Gorgus, Saint - Martin in
M. de rinst. A. d. Inscr. XM, P. 2, p. 166 fgg.
4) Aristot. Pol. V. 9. 4 : nävrn ynQ ravru dvvnrai, raviov, uaxo-
Xiav xal nivLuv tüv df)/"/*^*'^^ '• ^'ß'- Periander bei Nie. Daniasc. Exe.
59: iy.wlvi Jf Tors nokirnq lioi'doi'q xritnO-iu xul a/oXt/v ttynv ^ ufi rivd
uviott; l\)yn i^n<()i.a>io)v, und Poljliiatcs bei Veegens de Polycr. Samio,
Ainst. 1839. 8, p. 64, obgleich auch dieser wie Panol'ka p. 35 He-
I. Il.I. -1. Aiid. IV
194 Th. 111. Entwickelung der Staatsformen.
rod. III. 60 Dicht dabiu zieht; im AUg. aber Wachsmuth II, S. 22
und (über ihre Bauten) 670.
5) Ob die Tyrannen in der Regel kriegerisch Ovaren? -was
Thue. I. 17 zu verneinen scheint, Plat. Repubi. \U\, p. 566 E und
Aristot. F'ol. V. 9. 5 aber ausdrücklich behaupten , l'v' iv /pn'« ijyi-
fivvoq 0 drjuoq jj : vgl. aucli Nie. Damasc. 1. c. und Phot. Lex. p. 194:
iifooi of (iq arögwöfOTHJu x(n(iö unuvöivx iq, oLov OT(j(iTfiaq l^ayovTK; xttl
nokffiovq fnui'ui^ovfiftoi, : wobei jedoch nicht zu übersehn ist, dass
selbst ihre Eroberungen selten dem Staate zu Gute kamen.
6) Vgl. Wachsmuth II, S. 688 fgg. und Plass Tyrannis I, S.
362— .^72; über Periander auch Wytt. ad Plut. p. 909 und C.Wag-
ner de Periandro Septem sapientibus annumerato , Darmst. 1828. 4;
über Polykrates und Pisistratus Büchersammlungen Ath. I, p. 3 und
Gell. VI. 17 mit Wolf Proleg. Kom. p. 14.5, Nitzsch Hist. Homeri
'' P- 'Ol fgg. Ihl fgg., Welcker ep. tyklus I, S. 380, Ritschi
alex. Bibl. S. 53 fgg.
§. 65.
Bei allem dem war jedoch iLre Macht mir von kur-
zer Dauer, und die Geschichte kennt nicht mehr als zwei
Dynastien i), welchen die Tyrannis üher die zweite Ge-
neration hinaus zu vererben gelang : die Cypseliden in
Korinth 657— 584 , worunter sich namentlich Perlander
auszeichnet 2), und die Orthagorlden In SIcyon 3) , deren
Herrschaft volle hundert Jahre '*') , wahrscheinlich 673 —
573 umfasst, obgleich es ungewiss Ist, ob und wer sie
nach dem hervorragendsten von allen, Kllstheues ^) , be-
schlossen hat ^). Inzwischen ist es selten der Demos,
der sich gegen die Zwingherrschaft erhebt ^ höchstens
gegen den Sohn des Usurpators, der die ererbte Gewalt
missbraucht ^) , lieh er seinen Arm den Oligarchen , in
welchen freilich jeder Tyrann seine unversöhnlichen Feinde
zu fiirchten hatte ^) 5 und damit pflegte dann auch meistens
der Sturz der Tyrannis entschieden zu seyn, um so mehr,
als die Oligarchen stets auf die Unterstützung der INach-
barstaaten und Insbesondere anderer Aristokratien rechnen
konnten. Ob aber darauf wieder Oligarchie oder Demo-
kratie ^) und was für eine folgte, ob gegenseitige Mässl-
gung eine weise Vertheilung der Staatsgewalt herbeiführte,
oder erneuerter Kampf der Factioneu dieselbe zulezt wie-
der ganz In die Hände des Demos gab , war nach den
inneren und äusseren Verhältnissen der Staaten verschie-
den ^^) ^ doch gibt es nicht viele , die nicht auch einmal
§. 65. Untergang des Tyrannis. 195
kürzer oder länger den Zustand einer demokratlsclien
Verfassung durchgeniacbt hätten ^^), so wenig aucli diese
sich mit Ausnahme Athen's einen dauernden Wohlstand
zu begründen geeignet erwies ^^).
1) Aristot. Politic. V. 9^21 u. 22; vgl. Isoer. Panath. §. 125
und Nie. Damasc. bei Feder Exe. Constant. Porphyr. Davmst. 1849.
8, p. 126 fgg. oder C. Müller Histor. Fgm. III, p. 391 — 395, des-
sen Auctorität übrigens Plass I, S. 137 fgg. nickt boch anschlägt.
2) S. Her. V. 92, Strabo VIII. 6. 20, p. 580, und über Perian-
der insbes. Heracl. Pol. c. 5 und Diog. L. I. 94 — 101 mit Meurs.
Lectt. att. 11. 21 und Müller Dor. I, S. 164—168; auch Aegin. p. 66,
namentlich das Orakel: acrc? nal nulStq, naid'ojv yi fifv oi'xfTt nuT-
öK; , woran Coraes bei Larcher IV, p. 349 ohne Grund Anstoss ge-
nommen hat. Den Anfang des Cypselus sezt Diodor. Fgm. 1. V II
447 xiahre nach dem Heraklidenzuge , worauf 30 Jahre später Pe-
riander folgt; ob aber dieser 40 oder 44 Jahre regiert habe , ist
schon zwischen Aristoteles und Diogenes Laertius schwankend; vgl.
de la Nauze in M. de TA. d. Inscr. XIV, p. 363 fgg. und Clinton
I, p. 40.
3) Her. VI. 126 — 131 ; vgl. Wytt. ad Plut. S. N. V. p. 44,
Kortüm S. 92, Müller Dorier I, S. 161—164, und insbes. R. Gompf
Sicyoniacorum spec. 11, Torgau 1834. 4, wo namentlich die Identi-
tät von Orthagoras und Andreas dargethan ist; übrigens auch Strabo
VIII. 6. 25, p. 587: hvQttvvi'j&Tj nXitarov XQ^'''°'*' i "^^' f**' roi'g rv-
^uyvor'<; inutxftq nvdgaq t^'/iv.
4) Diodor. Fgm. Vat. p. 11: oTi Stxvut ioiq Vygrjaiv rj Ilv&La,
(KUTt-v Ittj fjinnTiyovotiTjOrjnia&ai. avTovi;. Ihr Ende sezt Müller bald
nach Ol. L.Krebs Lect. Diodor. p. 259 auf Ol. LII oder LIII ; mein
Ansatz bringt dasselbe mit der Wiederherstellung der nemeiscben
Spiele, die der armenische Eusebius Ol. LI. 4 sezt (vgl. Schömann
im Greifsw, Lect.katal. 1832 — 33) in ähnlichen Zusammenhang , wie
ihn Solin Polyb. VII. 14 für die der isthmischen mit dem Sturze
der Cypseliden bezeugt.
5) Her. V. 67. 6S, Paus. II. 8. 1, aucL X. 37: Heerführer ge-
gen Cirrha (§. 13, n. l.ö), vgl. Böckb ad Schol. Pindar. p. 491 und
Weissenborn Hellen S. 26 fgg.
6) Dass Klisthencs nicht verdrängt worden ist, sagt deutlich
Nie. Damasc. Fgm. 61 : KUTdoyoiv d\ ii)v n{)xr]v 'iv xnl TQir'txovru Irr]
htXn'nTjoi : dagegen nennt Plutarch malign. Her. c. 21 einen Ae-
schines , den die Spartaner aus Sicyon vertrieben , und mit diesem
Rcblicsst daher van Oordt uitwcnd. Politiek p. 17 die Reihe der Or-
thngoriden , während Plass I, S. 146 und Grote III, p. 51 seine
Zeit unbestimmt lassen.
7) Aristot. Politic. V. 8. 20 : iwi' yt/() y.rr]riunfi'i))v ol nlüoroi xul
äififi'kn^uv Tuq <((>xnq ' ol (Ff TKtgnXnßovTK; fvOvg 0)q flntlt' aTtoXXvnoi.
no'vT?? ■ n7ioXniinriy.i7i<; ynQ i^öjvTK; H'y.urtKfQovrroi, yiyovTui xnl noXkoi'q
x«t((oi'C TiftQftötduaat. ToZq inmOffilvoiq : vgl. Plat. Lt-gg. HF, p. 695 E
und Einzelnes bei Diodor. XI. 53, auch Plutarch Apophth. p. 175 F.
8) Wie in Milct , Plut. Qu. gr. 32; in Korinth , Nie. Damasc.
p. 39 i Müller.
IN2
196 TA. ///. Entwickelutig der Staatsfömten.
9) Wie in Chaicis und Ambracia, Aristot. Politic. V. 3. 6 ; in
Megara , Plut. Qu. gr. 18 u. 59.
10) Vgl. im Allg. Aristot. V. 10. 3 und Scbömann p. 93 fgg.
11) S. Manso über die Begründung der Demokratie in den
griecb. Staaten , Breslau 1800. 4 und in s. Sparta 11, S. 506 — 540.
12) Paus. IV. 35. 3: o?» yag nw drjuoxquriav loftiv ukXov^ tj 'A8rj-
vaiovf ai^jjonaav (nach BeLker; sonst ui'^r^aavruq : Scbubart drjuoKQu-
ritt . . . av^ij&fvrac ?).
§. 66.
Die Idee der griechischen Demoltratie , die von den
Lobrednern dieser Regierungsform im Alterthume na-
mentlich hervorgehoben wird ^), war die gleiche Berech-
tigung aller Mitglieder des Staats zur entscheidenden
Theilnahme an allen wesentlichen Attributionen der Staats-
gewalt 2), welche desshalb nur von der Gesammtheit jener
oder in deren JNamen ausgeübt werden honnte , sowohl
was die Handhabung des Rechts und der Gesetze, als was
die Entscheidung der allgemeinen Angelegenheiten des Lan-
des betraf. Denn wenn man auch dem einzelnen Bürger
als solchem geringere Fähigkeiten zutrauete, so schien doch
niemand geeigneter , das Interesse der Gesammtheit zn
wahren , als diese selbst ^) 5 und wo der Regierende mit
dem Regierten die nämliche Person war, glaubte man am
wenigsten Ungerechtigkeit und Willkür von jenem befürch-
ten zu dürfen '''). Freiheit der Rede und Gleichheit Aller
vor dem Gesetze waren die nächsten und nothwendigsten
Folgen jener Idee ^) , und je unzertrennlicher sich daher
der Grieche die persönliche Existenz an die politische ge-
knüpft dachte, desto mehr musste Ihm gerade diese Staats-
form allein auf der einen Seite auch die Individuelle Frei-
heit ^) zu verbürgen, auf der andern den Foderungen der
Gerechtigkeit zu entsprechen scheinen , deren Wesen ja
eben In dem Begriffe der Gleichheit begründet Hege'').
Dieser nämliche Begriff der Gerechtigkeit aber war es,
der durch seinen von Aristoteles u. A. richtig entwickelten
Doppelsinn ^) die Demokratie factisch wieder in die oben
berührten entgegengesezten Richtungen trennte. Als strenge
Verhältnlssmässlgkelt aller Rechte und Leistungen gegen
einander genommen Tührtc er jene Mischung des ollgar-
§. 66. Idee der griechischen Demokratie. 197
chlschen und demokratischen Princips ^) herbei, auf wel-
chem die s. g^. noXneia oder gemässigte Demokratie be-
ruhete ^°) ^ als bloss numerische Gleichheit dagegen begrün-
dete er die reine Demokratie^'), die jede Auszeichnung
durch Begüterung, Talent oder Verdienste, weit entfernt
ihr irgend einen Vorzug oder eine rechtliche Begünsti-
gung einzuräumen , vielmehr fürchtete und stets durch
das Uebergewicht der Kopfzahl darnieder zu halten, ja
selbst durch Zwangsmaassregeln zu beseitigen bedacht
war 12).
1) S. 2. B. Her. III. 80, Tbuc. VI. 39, Eurip. Suppl. 449, Ae-
fichin. Ctesiph. §. 6, auch Dio Cass. LII. 4, und mehr bei Kortüm
S. 4 — 10, Hüllmann Staatsr. S. 107—111, Schömann p. 95—100,
Wachsmnth I, S. 526—531.
2) Aristot. Politic. V. 7. 22: rfi'o yüg hnv o?c örjuax^axia 6oxfi
WQia&oti'' T(ü To nXitov ivvtti )(t>gtov nal r^ ikiv&fgia' ro niv yuQ dixatov
Xaov doxfZ ftvai , lOo* df o n uv ät^tj tw nXtj&n , Toi'r tlvui, nvotov.
vgl. IV. 4. 2 : inii yiiQ iXiv&fQla fiaXiar' fartv h iijuoxqarLa xal lao-
Tiyf, oj'TW? UV iXij ftuktara Koivmvot'vTuiv unavrütv fiükioxu xtj^ noXirtia^
ofioio)^: und Tittmann S. 4: «von den Alten wurde die Freiheit
factisch in der Theilnahme an der höchsten Gewalt, von den Neue-
ren mehr in der Bestimmung der Rechte der höchsten Gewalt ge-
sucht ; die Alten suchten mehr die Gleichheit der Bürger, die Neuern
mehr die Vernunftmässigkeit der Rechte. «
3) Aristot. III. 0. 4 : toi'C ydg 7ioi.Xovq, o)* eitaaroq iartv oi? anov-
daZoq avijQi ofiajq ivdr/irai avvfX&ovTuq itvai ßikriovg fxfivo)v, oi'/ cJ?
(xaarov , ull «/? avfmavTaq '. vgl. III. 7. 8 und 10. 5 mit Plin. Epist.
Vli. 17. 10; auch Thucyd. 1. c. : (fvXaxac; fx\v «piOToi/; ;^p);/^«Twy it-
♦at xov<i nXovaioitq , ßovXtvaat ö av ßiXxiaxa rov<; Ji/vfroi'?, xoXvai d'
UV dxovauvxai; "gtaxu xov(; noXXovi, und Plat. Protag. p. 319 D.
4) Demosth. Androt. §. 51: il yug i&iXoix' i^fxuaui, xivoq «Vfxa
fiflXXov (tv Tts fXoixo fv 6rjnoxQuxia i,TJv 7/ iv oXiyagyia, xovx' «v fvootTt
nQOxfiQoxHXov, oxi nitvxa TiQaöxfQÜ foxiv iv drjfioinQaxia : vgl. Tittmann
Staatsv. S. lö und Schleiermacher a. a. O. S. 31.
5) Daher Inrjyofjia und laovofila synonym mit S^fioxQaxia: vgl.
Her. V. 37. 78, Polyb. II. 38, VI. 9, Paus. II. 19, und mehr bei
Gataker ad M. Anton. I. 14, Markland ad Lysiaro p. 77 Rsk , Pier-
son ad Moerin p. 203. Auch nuQQrjoluy wie Eur. Ion. 686 : Ix xwv
A&Tj'iiüiv n Tj xtxoj'O nr] yvvt), w? fnoi, yfvTjxni, nrjxgi&tv naQQTjaia: vgl.
Plat. Republ. Vlll, p. 557 B, Demosth. Epitaph. §. 26, Polyb. IV.
31, und oben §. 52, n. 8.
6) Plat. Republ. VIII, p. 562 B, Aristot. Pol. VI. 1. 6, Cic
Rep. I. 31.
7) Aristot. III. 7. 1: toxi i\ noXixixov aya&ov x6 Sixatov ^ xovro
d l'axi xo xoivfi avfiq>f{)ov' Soxil rfJ nnaiv Xaov xi xo dixaiov ilvan vgl.
Eth. Nie. V. 3. 3 fgg. und mehr oben §. 61 extr.
8) Aristot. V. 1. 7: toxi 6i 6itxov xo Xaov, xo /nlv yuQ doi&/iüi,
xo di xai' ii£i«v ioxi- Xfyo) Ji UQt&/x(Z /A\y xo nXijdn, tj ftiyi&ii xai'xbv
198 Th.IIl. Entwickelung der Staatsjormen.
» ibo», x«T cc^iav öl ro tw Xoyu ' . . ofioXoyovvTfg dl «ntAwc To laoy
tivai äixuiov, iv TW xar u^iuv diugtf{iovTai, ' ol //iv ort, fuv x«t« t* t'oot
wotv , oAwc i'oo* vofilL,ovaiv ilvat,, ol di on , ?av xuxu xi, itviooi , navruv
uvioojv (x^ioi'ioiv luviovq: vgl. V. 2. 11 mit Zell ad Eth. p. 173; auch
Plut. V. Solon. c. 14 und Stob. Serm. XLIIl. 133.
9) Isoer. Panath. §. 153: Stj/ioxguriuv aQi.aToxQUTla /iiftiyftfv^v :
vgl. Aristot. Politic. IV. 6. 2, V. 6. 3 u. 4, und oben §. 54, n. 6.
10) Aristot. III. 11. 11: noktTi,y.ov öi 7iXr/&oq , iv w niqu'xiv
iyyivio&at, nkrj&oq nokifiittöv , Svvufiivov uq)(iiv ti kuI uQ'/iodai. xuru
voßov lov y.uT ftiluv diuvi/iovzu toTc ivtioqok; rag uq/uq: vgl. Tbuc, II.
36 und Dio Cass. Exe. Vat. c.25: ort, 6j]iioy.Qttxiu iaxlv oi' x6 dnXöJq
nuvTuq xÖjv avxdjv xvy/uviiv , uXXa xo xut a^iav i'xaaxov ^igioQai.
11) Aristot. VI. 1. 6: xul yag ro 6ixaiov xo örjfiori,y.ov ro taov
i'xitv iarl xttT agi&ftov, «AA« /oy xar u^iuv ... xal o xi uv öo^tj
Tote nXfiooi, xovr ilvui ro dixuiov quäl yoQ dilv loov ix*^'" *'xaoTov
Twv noXi.xö)v', vgl. Plut. Qu. symp. VIII. 2. 2 : o yuQ Avxovgyoi; ot-
a&tt örjTiov 0X1, xr]v aQi&fir]XixTjv uvuXoyiuv w? drjfnoxQaxixrjv xul oxXixtjv
ovoav flfßuXfv, initPlat. Legg. VI,p. 757 und Republ. VIII, p. 558 E;
laoxTjTu xivci cftoiwg lootg xul uriooiQ öiavifiovou.
12) Isoer. n. dvrtä. §. 164: ovxm yoQ tj noXiq iv tw nuQovxi, ;^«t-
Qit, xovq fA.iv fTiiitxiii; nifiyovaa xal iuTifivoi'<; noiovoa: vgl, die Epbesier
bei Cie. Tuscul.. V. 36; nemo de nobis unus excellat; sin quis ex-
stiteril , alio in loco sit , und den Ostracismus bei Aristot. Politic.
III. 8. 2, nieht nur in Athen (s. unten §. 111, n. 16), sondern auch
in Arges (Aristot. V. 2. 5) , Megara , Milet (Schol. Aristopb. Equ.
855), Syrakus {nixuXto/xöq , Diodor. XI. 87, vgl. Andr. Rivinus in
Schläger's Diss. rar. fasc. nov. Heimst. 1743. 4, p. 107 — 160 und
Th.L. Munter Parerg. bist. phil. Gott. 1749. 8, p. 85—92) mit CLr.
Thomasius de ostracismo aliisque cognatis reraediis , Lips. 1659* 4
(auch in Obs. Halens. IX, p. 61 — 101), Montesquieu Espr. d. loix
XXVI. 17 u. XXIX. 7, Geinoz in M. de 1' A. d. Inscr. XII, p, 145
— 158, Baudin in M. de 1' Inst. mor. et pol. lil, p. 61 — 71 , und
Legrand de Laleu Diss. bist, et pol. sur l'ostracisme et le petalisnie.
Die von Eabricius (Bibl. antiqu. p. 754) und Mensel (Bibl. bist. IJI. 1,
p. 287) citirten Abhb. , worunter noch -die von Scballer (Argent.
1663. 4) fehlt, sind für uns ohne Werth ; von Neueren vgl. J. A.
Paradys (praes. Luzae) L.C.1793.8 und im Class. Journ. XXXVIII,
p. 357 fgg. XXXIX, p. 15! fgg. , Jacobs verm. Sehr. VI, S. 168,
Röscher Klio I, S. 381, Grote Hist. IV, p. 200, und insbes. Meier
in Hall. Encykl. Sect. IH, B. VH, S. 177 fgg.
§. 67.
Während daher in der gemässigten Demokratie die
Theilnahme an den verschiedenen Aeusserungen der Staats-
gewalt durch das Maass der Begütermig ^) , namentlich
häuGg durch den Besitz der Waffen 2) bedingt war, eröff-
nete die absolute Allen den unmittelbaren Zugang zu Allem,
und suchte selbst da, wo gleichzeitiges Mitwirken Aller
unmöglich war, bei Besetzung einzelner Acmter u. dergl.
§. 67. Unterschiede der Demokratien. 199
doch die Zahl der Mitglieder und den Wechsel derselben
so viel als thunlich zu vermehren ^) und durch Anwen-
dung des Looses ''') wenigstens die gleiche Möglichheit
für Alle aufrecht zu erhalten. Während jene die ordentliche
Thätigfceit der souverainen Volhsgenieinde auf die Wahl
und Controle ihrer Beamten beschränkte 5), die laufenden
Geschäfte selbst aber ganz den Einsichten und der Loyalität
dieser Einzelnen anvertraute , machte diese die meisten
Angelegenheiten unmittelbar von der Entscheidung der
Gesammtheit abhängig^), und liess den Beamten nur das
Geschäft sie zur definitiven Beschlussnahme einzuleiten
und.vorzubereilen '^). Indem aber auf diese Weise dort
alle Interessen vertreten und gewährt, hier nur ein ein-
ziges vorausgesezt wurde, dort das Volk nur die oberste,
hier die alleinige Instanz war , konnte es nicht fehlen,
dass , während dort Recht und Gesetz fortdauernd als
höchste Auctorität gesichert blieb , hier nach und nach
das Volk seine Willkür dem Staatswilleu unterschob,
und seine momentanen Beschlüsse ^) den Gesetzen gleich
oder noch über dieselben stellte.
1) Mitbin Timolsratie, s. oben §. 59, n. 8; der Unterscbied von
der OligarcLie beruht hier nur auf der geringeren Höbe der riftt^ftuTa.
Aristot. Pol. IV. 4.3: «AAo 6f (fidoq dtjuoxQuriuq) to tu? agjrdq uno
Tifir//4.(tTwv tiyai, ß^<i}(io)v öf TorTo^i' ovtojv' öit öf tw xrojfifvw i^ovaiaii
flviii, /jfTf/fiv xul Tüv anoßitXiirrit /(?; niTfynv, Vgl. V. 2. 9 ; 5. 1 1 ;
7. 6; VI. t. 8, und Isoer. Fanatb. §. 131; xuiforyonvro ytiQ dr/f^o-
xQiniav ov X7jv ilxrj 7io).iTfvoft{i?jv xul vofjtil^ovnuv rrjv ftiv (txokuaiixv
iXivdunHV finut , rm/f d lioriacuv ' rt ßoökixai tj? noulv iiduifioviav '
|kAA» rrjv Totg rotovrotq //Je ImriftöJanv , vqt,oxoAomin 6f )(^oiiAhrjv , 7jV
"ot ftfv rto).).ol /(jr/Oifto)TitTrjv oroitv oiqnfft ttjv uno TiftTj^iuioiv h Tut?
7lo}.iTtiat.q uQiO^noi'Oiv x. T. k.
2) Ibid. !1I. 5. 3 : xnrit ravrrjv rifv Ttokiriiuv xvQioS^arov ro ngo-
nokffiovv xul fiixfyovniv nxnfjq ol xixTrjftfvot iu onkn: vgl. II. 3. 9;
IV. 10. 9 — II; auch Thuc. A'III. 97. lis sind dieses die Ix xuru-
köyov ar{>uTn'<ovriq (Schneider ad Aristot. Pol. p. 29.1, Krüger ad
Dionys. Hai. p. 109, fieel Anecdota Henisterh. p. 190) im (iegen-
satze des drj/noq \pikcq (Aristot. VT. -4. 4) oder der «9»^Tf? (Tbucyd. VI.
43); vgl. auch Aristot. IN. 2. 8.
3) Vgl. im Allg. Aristot. Rbetor. I. 8 und Polltic. VI. 1. 8:
7a TOiuvra dtjixoxixti' to ut(JfiO&ui luq ufj^uq jiiivTuq fx ni'fTMv' to
uQxnv nuvTaq ftiv txuoToii ^ fxaoTov 6 iv ftififi nävrwv ' to xk^(jü)Ta(;
tivai Tuq u(>xuq 7] nüouq , jj' ooa» /o/ tfinn(}iuq diovcui, xul Tf^vf^q • to
fi^ uno Tiftijßftxoq fiTj&troq fivui ruq m'^^rtq jy ort fjixQOTUTov ' To ft/] ölq
Tuv «UTov (t{>xnv HTjitiiiav i] akiynxiq 7/ okiyuq, fjoj twv xutu nokfixoy'
TO oAi;'o;i(^oi'ioi;( livui, tu; a^;^«; ij naaui 7/ oouq itdixtfai' tu dtxixi^tn'
200 77t. 111. Entwickelung der Staatsformen.
nüvrag xhI ik ndvrcov xal nigt nüvrcov rj tkqI rwv nXiiaxmv x, t. A.
An manchen Orten liess man die Aemter in der Reihe herum gehen,
fiws UV äiiX&ij dt« ^la'j'Tft)»', IV. 11. 3; Tgl. Cic. Republ. III. 36.
4) Ueber die Grundidee des Looses s. Plat. Legg. III, p. 690 C:
VI, p. 757 E; seine Geschichte Isoer. Areop. §. 23 fgg. Freilich
meint Anaxim. Rhetor. II. 7, die Itleinern Aemter, als die Mehrzahl,
nur seyen durch's Loos, die wichtigern durch Wahl {y(i,QoroMiu) aus
dem Volke zu besetzen; worunter uamentlich , wie in Athen, die
Strategfn verstanden sind; doch vgl. de jure magg. p. 15 — 24, und
im Allg. Her. 111. 80, Plat. Republ. Vlil, p. 557 A, Aristot. Pol.
IV. 7. 3. Wahl ohne TtfirjiA,uT:u schien gefährlich; Aristot. V. 4. 6.
5) S. Aristot. Pol. III. 6. 11, IV. 6. 4. II. 4, VI. 2. 2; Isoer.
Panath. §. 147, Areop. §. 26, u. oben §. 62, n. 3: dvayxaXai, ix-
xXrjaiaL.
6) Aristot. VI. 1.8: ro Ttjv fxxXr^aluv xvqluv iivai ndvrwv ly twv
/^tyiOTOJv, UQxr/v J« /xjjdifiiav fiTj&tvoq r/ Twv oXtyioTMv: vgl. IV. 4. 6:
l'ri df ol TaTg af;!far? iyxui.oi)VTn; rov ä^ftov qiaai dfiv xQivity, o d' doftf-
r(u5 dixccai ttjv ngoxkrjaiv, wan xaraXvovrai ndaat al dq^^^t und oben
§. 54, n. 14.
7) IlgoavaxQiviiv , Aristot. IV. 11. 5.
8) Ibid. IV. 4. 3: f'riQov d' ftdo? ^ijfdoxgariag , Tukka it\v tivat
TttVTu , xi'Qiov ö livai, To nX^&oi; xal /utj rov vijuov • toi'to df ylvirai,
ovav ra %i.iTj(fia(iara xvQia _//, dkXd fi^ o vöftoq , ovftßaivit öi tovto d»o
Toiig örjfiayojyovq. Vgl. IV. 11. 8; V. 4. 5; 7. 19. Ueber den Un-
terschied von vofAoq und xpTjiptana (Ordonnanz; inirayiAu, IV. 4. 5) s.
schon Sigonius rep. Ath. I. 5 , p. 484 fgg. Früher galt, z. B. in
Athen, das Gesetz : ii.'Tj<pia(*a firjdfv i^ijxt ßovirJQ (htj'ti diiiiov vö/iov xii-
QibJxfQov iivai , Andoc. de Myster. §. 87; Demosth. Aristocr. §. 87;
später aber trat ein , was Plato Republ. VIII, p. 563 D schildert:
TtXivxüivTiq yuQ not; oiad- oxi oi'd* xStv voftuv <fQovxii,ovai. yfyga/i/4i*wv
Tj uygagxov, ivu drj nrjdii<i /jTj^nfiij oiroT? 7^ öfanoxTj<;, oder wenigstens,
wie bei Demosth. Lept. §. 92 : y.'7jg>iafiaxu}v d' oi'd' ortovv äittq>igovaiv
ol vofioiy akXu viwxtQot ol vofiotf xa& ovg to xprj^ioftura öil ygi'i<fiia&at,
TWV xprj(piafidx(i)v ax'xwv. Daher Aeschin. Ctesiph. §. 103: dqnoxgu-
TovfifvMv röiv SIquxmv xal nnvru tiquxxovxwv t*fxu ii'7j(fiofiuxo<; , und
Cic. rep. I. 27 : Athenienses quihusdatn tempoAbus sublato Areo-
pago nihil nisi pop uli sciiis agcbant; vgl. auch (Demosth.) adv. ^
Neaer. §. 88: o y(tQ ^■^/jo^ rüv A&rjvuLwv , xvQi(iiXHXo<; av tojv iv xtj
nöld, omavxwv ttal ?|ov uvxm noiitv o xt äv ßovX^rat, und Acta societ.
gr. Lips. I, p. 16.
§. G8.
Allem diesem zufolge musste aber hier , wenigstens
sobald ein getheiltes Interesse eintrat, jene ganze Gleich-
heit nur eine scheinbare werden, und in Wahrheil nicht
das gesammte Volk mit gleichen Rechten , sondern die
Mehrzahl mit unumschränhter Gewalt über die Minderzahl
regieren ^)5 und Insofern dann in den meisten Staaten die
ärmere Classe die Mehrzahl, die Begüterten die Minderzahl
§. 68. Die absolute Demokratie. 201
ausmachten ^) , war die absolute Demokratie das andere
Extrem der Oligarchie 5), und die grössere Ungerechtigkeit
der leztern nur anscheinend, indem diese, um nicht über-
stimmt zu werden , den grossen Haufen von aller Theil-
nahme an der Staatsgewalt ausschliessen musste, während
die Demokratie auch den Reichen ihre einzelnen Stimmen
lassen konnte, ohne dass sie darum aufliörte, nach der
allgemeinen Definition aller griechischen Publicisten Herr-
schaft der Armen über die Reichen zu seyn''^). Bedrük-
kungen der Begüterten sind daher von dieser Staatsform
unzertrennlich ^ indem die entscheidende Stimmenmehrheit
nicht nur alle Staatslasten auf diese wälzte, sondern auch
ausserdem die Staatscasse, welche der herrschende Demos
als sein Privateigenthum betrachtete, auf alle Weise zu
vermehren suchte ^). Es folgte dieses aus dem allgemeinen
Grundsatze , dass alles Recht sey , was dem Stärkern
zusage ^ und der Demos erreichte dabei den doppelten
Zweck ^), seine Gegner gerade in dem Puncte zu schwä-
chen, auf welchen sie namentlich ihre höhern Ansprüche
begründeten, seinen eigenen Mitgliedern aber die Mittel
zu verschaffen ^) , um ohne Schaden für ihre persönliche
Subsistenz alle ihre Zeit unmittelbar den Verrichtungen
der Souverainetät zu widmen, während es den Begüterten
dazu bisweilen selbst an der nöthigen Müsse fehlte^).
1) Cic. Rep. I. 27 : ifiium otnnia per popultim geruntur, ijuain-
vis justum alijue moderatum , tarnen ipsa aequahilitas est iniaua,
ijuutn habet tiullos gradus dignitatis ; vgl. Xenoph. C'jrr. II. 2. 17
und Plin. Epist. H. 12: tmmerantur enim sententiae, 7ion ponderan-
tur ; nee aliud in publica consilio potest fieri, in quo nihil est tarn
inaetfuale , quam aequalitas ipsa ; nam quum sit impar prudentia,
par omnium jus est.
2] Ausnahmen s. bei Aristot. Pol. IV. 3. 8.
3) Aristot. Vi. 1. 9: intiöi] oXiyngjfia nul yhit nal nkoi'iTO) xul
naidiin opii,fTat , t« dr/ftorixu doxft xuruyTia toj'twv tivut' uyfvitu,
nftlu,' ßavavalu. Vgl. XenopL. M. Socr. IV. 2. 37; Plat. Rep. VIII,
p. 565 A.
4) Arislot. Pol, III. 5. 4; oXiyuQxia, or«v uot xi'Qtot rfjq noXiriiat
0» irt; oi'oiuq f/oyrn; , Jr^^oxQmiu df toi'vuvriov ornv ot ^n xfxrrififvoi
TikrjSoQ ovainq (i)./.' nno(jon vgl. IN. 4. 2 und Stob. Scrm. XLll. 43;
über die Bedeutung von 6ij^io(;,plebs, Wachsniuth I,S. 803 — 805.
5) Isoer. Areop. §. 24: (x tüv dr^ftooiuv lu oifirn)' uvrijv dioi-
xtTy. vgl. ISicocl. §. 21, Arislot. Pol. III. 6. 1 und VI. 1. 12: d d'
202 2/j. ///. JEntwickelung der Staats formen.
0 Ti UV Ol- nkfiovq xttT uQi&jAov ( d ixatov ) , udtxrjaovai dnfiivovTtq tu
tüv nXovaio)v xul fXuTTcvtov , xa&unfp Huriiai, noÖTigov. und unten
§. 160 u. 163.
6) Xenoph. Rep. AtL. I. 13: "vu aihoq n \xi] "«' °' nXovaioi
niyiozfQoi, yiyv<j)vtai.,
7) Aristot. Pol. IV. 12. 9i rovro öf avtißuivuv flw&tv , örav iv-
noqiu Ttc; ij rj fiio&og toi? ixxXjjaim^ovoiv ' o^oXui^ovTfg y«y avXXi-
yovrui 6ij noXXuxiQ xal unnvTu i:irol xQivqiioi: vgl. IV. 5. 5, \ l. 1. 9,
und insbes. 3. 3 : infi c5f ai rtXivrulai drjiioxQwtiai noXvdv&fjwnoi t'
ilol xal •/ukinov ixxXtjOi.öi^ii.v ufiio&ovg , rovro öf, onov ntjöoodoi fir)
rriyyuvovoiv ovaai., noX.ifiiov roVq yvoigi/ioiq' ano rt yuQ liqcpoQuq xnl
dr]fiH'ai<i)^ uvuyxttlov yivfo&ai xnl 6i-/.uarT>ql(av qmiiXmv ^ u noXXug rjdij
drjuoxQariaq dvtrfjfyjfv, mit den Beispielen Ton Athen (§. 125 u. 159)
und Rbodus (Aristot. V. 4. 2j.
8) Aristot. IV. 5. 5; VI. 3. 3; denn den Wegbleibenden, sagt
er IV. 10. 8, trifft keine Strafe; vgl. IV. 7. 2; 11. 8.
§• 69.
Je mehr sich nun aber dieser regierende Demos, ohne
ein höheres Interesse als seine angenblickliehen Launen
und Bedürfnisse, auch allen Eindrücken des Augenblicks
hingab^), desto leichter wurde es dem Redner, der mit
psychologischer Kunst, ohne dem Stolze des Herrschers
zn nahe zu treten, seine Passivität und Beschränktheit zu
nützen wusste, ihn nach Gefallen zu lenken 2), und um
so unumschränkter und sicherer im Staate zu walten, je
mehr er ohne Amt oder besondere Berechtigung nur auf
der allgemeinen Redefreiheit zu fussen schien 3). Schenkte
freilich das Glück dem Volke wenigstens in dem Leiter
oder Vorsteher ''•) , dessen Stimme es vorzugsweise zu
folgen pflegte ^) , einen Mann von wahren Einsichten in
das Interesse des Landes und von niedrigen Leidenschaf-
ten frei, so genoss der Staat alle Vortheile der Tyrannis
ohne ihre Mängel ^) ^ nur zu häufig indessen fand sich
p-erade die Rednergabe , die dem Standpuncte jenes Pö-
bels angemessen war''), mit der Gemeinheit und Nieder-
trächtigheit verbunden, welche die Gunst des Volkes nur
als ein Mittel zur Befriedigung ihrer Selbstsucht und ih-
res Eigennutzes betrachtete ^) , zu diesem Ende aber al-
len Despotenlaunen desselben schmeichelte^) und damit
seine nalüriiche Ralhlosigkcit nur noch vermehrte ^O).
Der Iheil des Staats jedoch, der zunächst darunter litt,
§. 69. Die Demagogie und Sykophantie. 203
waren die Vornehmen und Beg^üterten j der Demagoge in
den Versammlungen, der Syljophant in den Gerichten ^^)
des Volkes, wofern sich nicht beides in derselben Person
vereinigt fand, wetteiferten in Maassregeln der Erpressung
und Demüthigung gegen dieselben ^2) • und nur die Be-
stechlichkeit dieser Menschen ^3) gewährte den Reichen
noch einige Sicherheit, da auch die Richter nicht mehr
das Gesetz, sondern selbst nur wieder das Interesse der
Demokratie im Auge hatten ^'^).
1) Vgl. die Schilderung des athenischen Demos bei Demosth.
F. L. §. 136 und Plut. Praec. polit. c. 3. mit dem Gemälde des
Parrhasius , Plin, N. Hist. XXXV. 36. 5; auch Enrip. Orest. 700
fgg. und mehr bei Luzac. 1. c. p. 78 — 82 und Limburg- Brou wer
III, p. 163 fgg. 219 fgg.
2) Jijftayoyyög , vgl. im AUg. Valcken. Eurip. fragm. p. 253 —
257; Wytlenb. ad Plutarch. p. 251—253; Manso über die att.
Demagogen, Bresl. 1794, 4; Passow zur Gesch. der Demagogie ia
Griechenland, in Waebler's Philomathie B. III (FranLi, a. M. 1822.8)
S. 267 — 308 oder Verm. Schriften S. 111 — 132; Wachsmuth I, S.
531 — 533 und 616-640; Rötscher Aristoph. S. 154—179; Limburg-
Brouwer III, p. 190 fgg.
3) Demosth. Aristog. I, §. 29: il yäq tk; aihixu /tiäXa i'Cnot , w?
Ix TW* VIO)tÜtO>V i] töjV nXoVaKOTUTÜlV T] xOlV XlkflTOVgyTjXOTOJV r/ TWV
roiovxmv Tivog fif^wv rovc; Xfyovrag iivai dfi , unoxzfivuirt uv unxoy iv
otd ort w? xuTuXvovTa rov örjixov.
4) nqooxÜTT]!; Toj" ÖTjuov, patronus plebis ; s. Isoer. ti. «vTtd.
§. 313, Aristot. Politic. V. 4. 5, 5. 1 u. 3, Aeneas Tact. c. 11, und
mehr bei Wachsmuth I, S. 819 — 821 und Grote VII, p. 252, VIII,
p. 85. Bisweilen freilich auch eigener Magistrat; s. Müller Dorier
II, S. 144 und G. C. Müller de Corcyr. republ. p. 49, meistens
jedoch nur das einflussreichste Mitglied, auch ßovXfjq , Arg. Dem.
Androt. p. 591; ja ausdrücklich geschieden Paus. IV. 29. 11 : ätjftov
T* n()OfOT)]X0)g xul üqyfiv Iv rü tot« TjQTjUfvoq.
5) Plat. Republ. VIII, p. 565 C : oiixorv i'va nvu uil o dijuog
tl'o)&t 6i>u<ffQÖvTfi)q nQoiataa&ai. iaviov aal tovtov xQtcfiiv ti xal ui^iiv
fifyav,
6) Wie Thucyd. II. 65 von Perikles sagt: iyiyvtro di koyu ii\v
drjuoxQuxlu , iQyoi öt vno xov uqwxov uv6(>og (t^XV'
7) Hermog. n. ftid: dnv. 1 : örjutjyoqiXv yuQ xo iv 6i]fiu dyoqm-
nv , ISiox; di xo xf/UQiOfiha Xlynv y.ul dnuiSivra : vgl. Aristoph. £qu.
191 und Isoer. Nicocl. §. 21 : xal ai'ußoi'iXoiq xqöjvxui. xutv uaxtov xoig
ToXftri(>oinxoi(;: auch Cic. Rcp. 1. 34 und Tac. de Orator. c. 36.
8) Aristot. Pol. IV. 4. 6: oi'ixßulvn. yuQ a^TO^; yivfo&at fifyuXoK;,
dt« xo xov iu)v öfiftov ftvui. xi'(iiov, xijq dl xov irjfiov doj^? xovxov(;'
ntidixtti yu(> xo TiXf/&oq xoi'xotq: vgl. Plat. Republ. VIII, p. 565 A,
Lysias de publ. bon. Euer. §. 16, Demosth. (Mynih. II I, §. 23, Sext.
Emp. adv. nialh. II. 41, und das Sprlcliwoit X^vooiv Oi^oq xo ßij/^u,
plutarch. Proec. polit. c. 2.
204 Th. III. Entwickelung der Staatsformen.
9) Aristot. IV. 4. 5 : o rf' ovv roiovroq äf^fioq üxi fiövuQxoq wv
fjyTft fioyuQXitv , öua xo fxrj ugxfO&ai. VTio vöftoxt , xal yivtrat äfonon-
xoc • wqri ol koXhxk; Ivti/aoi' xat ioTiv o roiovzoq ärjftoq avüXoyov twv
fiovagx^''^''' '^fi tVQftvvLäi — xat o drjfiuyoyyoq r.al o xö).a^ ol aj'iot xut
riväXoyov xat fiakioru d fxc'tTiqoi, naQ' fxarfQoii; In/vovai: vgl. IV. 11.5,
V. 8. 18, 9. 6, auch Plat. Republ. IV, p. 426 C und Lucian. Cha-
rid. c. 27 mit Limburg - Brouwer III, p. 18i fgg.
10) Eurip. Suppl. 427 von der MonarcLie : oj'x o%koj xqhtvvhui,
ovd' i'ariv ai'rr/v oSTt? i«xfii.vvö)v köyoig ngog xf^tfoc l'cftoy «AAo? likkoof
oTQfcpii: Agatharch. ap. Phot. Bibl. c. 250 , p. 445 Bekk. : orav ö
drjUftyüiyoc; toVi; nokkoli; dtuXiytjTUii^ fit] rr^v toT" qiikoii ruliv imoarnoä—
fiivoq dkkd rijv rov xöAaxo?, ij röJv ö](kwv oQfijj ßfßaionrjv kaßovaa rnq
ilfiagrinq tov ai'fißovkov aviTQfxpt xrjv nokiv: auch Thuc. 11. 65 und
unten §. 165, n. 17.
11) S. Wachsmuth I, S. 596, Limburg -Brouwer III, p. 198 fgg.,
und über die Entstehung des Namens Atb. III. 6 mit Ast ad Plfit.
Remp. p. 362 und Westermann ad Plut. V. Solon. c. 24.
12) Aristot. Pol. VI. 3. 2 : ol 6f vvv drjuayuyol ^rtQi^ofifvoi zolq
dtjuoiq nokkn Sijfini'ovai Siu T«ür di,y.aar7]Qi())v : vgl. Theophr. Charact.
XXIX. 3 und mehr bei Meier de bonis damn. p. 175—178.
13) Isoer. HfxuQT, §. 5: ot/uai, ovv unafraq ddhai ort fiükiara av-
yio((!UVT(lv fnt}(iigovatv ol kfytiv fifv rfftvot, l'/ovTfq öf fiTjdfv, Tovq uivva-
TOI'? HIV fiitflv , iKitvovq d\ )(QTjnaTa Ttktlv : vgl. n. uvxtö. §. 24. 288.
316, Xenoph. M. Socr. II. 9, Sympos. IV. 30 u. s. w.
14) Xenoph. Rep. Ath. I. 13 und Lj'sias aflf. tyr. §. 26; vgl.
Rötscher S. 138 fgg. und Isoer. n. dv-riö- §. 160: ddvixfQov xa&i-
axTjKi xo doüfXv (i'noQftv tj xo g)avfQMq adiKit*, mit Orelli's Note S. 265.
§. 70.
Unter solchen Umständen war es kein Wunder , wenn
oligarchische Faetionen entstanden, in welchen sich Furcht
und Hass gegen die Unterdrüclier mit der geld- oder adel-
stolzen Verachtung gegen den gemeinen Mann zu einem
unerhörten Grade ^on Erbitterung verband ^) :, die Glubbs,
iTaiQiai oder avvwfiooiat, zunächst und ursprünglich al-
lerdings wohl nur sich bei Wahlen oder Anklagen wech-
selseitig zu unterstützen bestimmt 2), wurden die Sammel-
plätze der Miss vergnügten 3), und was ihnen selbst an Macht
zum Umstürze der Demokratie gebrach , ersezien sie
durch die Verbindungen , welche sie theils in den ver-
schiedenen Städten mit einander , theils mit den Regie-
rungen antidemokratischer Staaten eingingen. Ihr Sieg
hatte daher meistens auch den Verlust der äusseren Un-
abhängigkeit des Staats zur Folge *)^ doch galt das die-
ser Partei gleich , w elchcr ihre lange Opposition gegen
den Demos ohnehin schon alles Vatcrlandsgefühl geraubt
§. 70. OUgarchische Factionen. 205
hatte , und die desshalb auch im Innern jezt gleichfalls
ohne Bürgersinn oder Achtung für Recht und Gesetz nur
ihr Interesse und die Foderungen des Parteihasses in's
Auge fasste^). Der Häupter des Demos entledigte man
sich durch Meuchelmord oder offene Gewalt ^)^ der grosse
Haufen ward durch Verbannungen in Masse ^), Entwaff-
nung, Entfernung aus der Stadt ^) u. s. w. unschädlich
gemacht 5 wie weit der blinde Hass bisweilen ging, kann
der Eid zeigen, welchen uns Aristoteles aufbewahrt hat:
dem Volke übel zu xvollen und zu schaden, so viel man
könne ^). Dieser stete Kriegszustand Hess daher auch den
Staat nie zu innerer Ruhe und Sicherheit gelangen^ zum
Scheine ward zwar meistens eine timohratische Regie-
rungsform organisirt^ da aber der Einfluss der Clubbs
und Factionen vorherrschend blieb ^°) , so konnte selbst
nicht einmal Ton einer Tcrbältnissmässigen Gleichstellung
aller Bürger die Rede seyn , und so fand jede demokra-
tische Reaction wieder Anhaltspuncte und Fortgang.
1) Aristot. Pol. V. 4. I : al fifv ovv SrjixoitQa'rla.t fiäXiOiU fitta--
ßuXkoi'Oi dul rrjv iwti drjuuyojyüv tiofJiynaV t« ftiv yag Idia ovy.o(fuv-
TovvTtq Tof? T«? oiioiug i'xovraq avorqi(fovniv anxoiiq . . . t« 6i xoivjj
tÖ TiXrj&o(; InÜYovTK; v.r.X: vgl. Lysias afi". tyr. §.27, Plat. Republ.
VIII, p. 565 B , und den Oligarchen bei Theophr. Charact. \XIX
mit WachsiDuth I, S. 535 fgg. ; auch Aristot. V. 2. 5: rfi« öi <fößov
aTuaiui,ovaiv ot t* r;rf«K>^xoT*?, diöiorig /jitj ädjai 6i>itjv, xal ol /4fX—
lovriq uöixfla&ai. , ßovkoftn/oi q>Quaui nglv dSiKTjQfjVui' (oanfQ Iv Po6(a
ovviax^auv oi y*o)(ti/ioi, inl Tof dvi^ov d»« xdq ini<f>(QOfihaq dixuq,
2) Svvo)fioaiai fjil d(XR(( xnl «p;^«!? oi'aai, Thuc. VIII. 54; Tgl.
Aristopb. Lysistr. 577, Plat. Theaetet. p. 173 D mit der Note von
Heindorf S. 396, und Hüllraann de Atbeniensium oi^vo^juoaiat;, Königsb.
1814; auch Schömann Antiqu. p. 101 und mehr unten §. 158 und
104 fgg.
3) S. Plat. Republ. II , p. 365 D , und mehr bei Lobeck ad
Soph. Ajac. 682, Ast ad Plat. Legg. p. 437, Wachsmulh I, S.
822, und insbes. Krüger ad Dionys. Hai. Historiograph. p. 363 — 365.
4) Demosth. Philipp. IV. §. 4: reTv d' di; xö ilg^nv ftfv rav no-
Xtrüiv ini&viitZv , ixigui 6 vnnmovtiv , dt' oroi' :iot' «v oXutvTfti, rofro
ävvijoiaOut. noitZv: vgl. Isoer. adv. Loehit. §. 10: 6lq rFjv iXfv&tQiaq
untartQi'jOr/ftfv . . . dui toi'? xuTaqQovovvraq xul ßovXofthoi<q rot? juiv
nohfiLotq äonXfj'ftv, toi'? cJf rtoXiraq r/Jpifftv, und über Lacedacnion's
Politik in dieser Hinsicht Thuc. I. 19 und oben §. 39, n. 7.
5) Vgl. Demosth. Tiraocr. §. 76 ; twv ftif h tk»? oXiynQx^"^'! *'x«-
OTO? xa» TU n(7i()ayfthu Xvaui xul n*()2 TÖiv fttXXt,VT(i)v ic uv al'ToJ doxy
n(io?Tu£ai xi'^nöq iari, ». t. X. und die Beispiele bei Athen. X. 63.
206 Th. III. Eniwickelung der Staatsformen.
6) Vgl. Thuc. in. 70. IV. 77, VIII. 65 u. 70; Xenoph. Hell.
V. 2. 30—36 ; Dlodor. XIII. 104 u. s. w.
7) So in Leontini, Thuc. V. 4 ; in Samos, Plut. V. Lysand. 14;
ja in Milet (Xen. Rep. Ath. III. 11) ol ßfXTiaroi ünoOTMTfq tov dJj-
fiov xuTfuoipav.
8) Arislot. Pol. V. 8. 7: xal xo rü 7ii.rj&ft fiTj6\v marfviiv , &io
xut xrjv nuQuLQfOiv noiovvTai. rüv otiXwv , xal to xaxovv rov o/Xov y.ul
xo fx TOV fioTfoq uTifXuvvfiv xal öioixii^fiv (§. 61, n. 5) rtfiifioTfQOtv xoi~
vüv xal rij<; oXtyagxiag xal r/;? TV(juyvLÖo? : vgl. Xenoph. Hellen. II.
3. 20 und 4. 1.
9) S. Aristot. V..7. 19 mit Niebuhi's Betnerkungen Rom. Gesch.
II, S. 337 und Wachsmnth I, S.516; auch Lysias in Ergocl. §. 13:
ol ftfv yuQ {rpinxofTfx'j iTil tovt f}(fnioTovrjO)jnuv f 'iva xay.äx;, iX ntj äv-
vuivro , i'ßrli; Tioii'^onnv , und die Grabscbrift des Kritias bei Schol.
Aeschin. Bekk. p. 230: nvijfia xod i'ar uvÖqmv dyu&öjv, ot tov xard-
(juTOv ärj/iov A&T]vaL(i)v okiyov yjiovov vßqioq ta/ov.
10) Vgl. z. B. Thuc. VIII. 89; auch Plut. V. Lysand. 13: ovri
yuQ aiuarivÖTjv ovre tiXovtLvStjv u-nfäfixvvt xovq a'f^ovT«? , akka fzui^i-
utg xul ^iviai^ x^QiXofifvoq zu TtQuyfiara.
§. 71.
Dieses ist im Ganzen das Bild , das von der Mitte
des fünften Jahrh. a. Chr. an das Innere der meisten
griechiscLen Staaten mehr oder minder darbietet ^) : zwei
feindlichen Heeren gleich arbeiteten sich die streitenden
Extreme unausgesezt entgegen ^) und Hessen keine Gele-
genheit vorbei, dem Gegner Abbruch zu thun oder einen
entscheidenden Schlag gegen ihn zu führen^ alle andern
Rücksichten traten gegen diesen alle Leidenschaften in
Bewegung setzenden Kampf in den Hintergrund, und die
Wechselwirkung, in welcher er mit den äusseren Ver-
hältnissen und Begebenheiten stand, machte in jener Zeit
der politischen Entzweiung auch im Innern eine dauernde
WaflFenruhe unmöglich ^). Jeder Vortheil, den eine Par-
tei errang, hatte eine Menge von Exulanten''^) zur Folge,
die durch die Hülfe , welche sie bei einem der kriegfüh-
renden Theile fanden , auch ihre Vaterstadt gewöhnlich
mit in den allgemeinen Krieg verwickelten ^ und in einem
Siege vereinigte sich dann nicht selten die Strenge des
Kriegsrechts und die Wulh des Parteihasses zu den ent-
setzlichsten Ausbrüchen der Grausamkeit und Mordlust ^).
Zur Ehre des griechischen Demos muss man bekennen,
dass seine Reactionen bisweilen den Charakter der hoch-
§. 71. Innere Parteikämpfe. 207
sten Mässiguug; trugen ^)^ bisweilen aber aclitete er auch
den Schein der Rechtsgleichheit nicht mehr bei seinen
Gegnern''), und ergänzte sich lieber durch Ertheilnng
des Bürgerrechts an Fremde und Sclaven ^).
1) Vgl. die erschütternde Scbilderung bei Tbuc. III. 82 mit G.
Scblosser in ScLmid's und Snell's philos. Journal (Giessen 1793. 8)
II. 1, S. 60 — 79 und J. E. Siebert der sittliclie Zustand Griechen-
lands zur Zeit des peloponnesischen Kriegs, Reval 1840. 4; auch
Wachsmuth I, S. 511 fgg.
2) Plat. Republ. IV, p. 422 K: Si'o ftiv , y.uv örtovv fj , noXifiia
ui.Xrilaiq , tj fiif nerrjrcuv, rj di nkovaifov x. t. k,
3; Fiat. ^lII,p. 556 E: uno fiiy.^äq nQO(fäa(ü)q, l%(üS-iv inayofihoyv
77 Twy fTfüWv f5 oAiyaQ/oVfxiyTjq no/.fbx; oi'fj/xa^iav r] twv fZfQWv fx Ö7j-
fioxoarovfth^g , voatZ tf xul avcrj avrij lAW/frai, ivLort di xul uviv tojv
*Jftj OTuoiä^ii: Tgl. Aristot. Politic. V. 6. 9: ol fiiv yug 'A&7]vatoi
navrn/ov Titq oi.tyuQ)(iuq , ot öl ylny.fSatixovioi, Toi'? dtjftovq xuTtXvovi
Tgl. Tbuc. I. 18: y.uL TcJv aÄ).wv JiXi.^ycüv fi Ttvf? jioi' diaaritifv, TtQoq
rovjovq tjdrj fj^wyoiv: auch Xenopb. Hell. VI. 3. 14, Isoer. Paneg.
§. 16, Diodor. XIII. 48, und mehr bei Poppe Prol. I. 2, p. 29 fgg.
4) 0i'/('xÖk; oder auch in abstr. ^vyrj (Oudend. ad Thom, M. p.
902); vgl. Isoer. Philipp. §. 96, Epist. IX, §. 9, und im Allg.
Drumann ^ er fall d. gr. St. S. 627 fgg. j auch Heyne de exulum
reditu in patriam, Opusc. IV, p. 485 fgg., und Wachsmuth I, S. 209.
5) üionys. Hai. \1I. 66: ola AfQXJ'Qnloi xi x«ra xr/V aruatv iiq~
yüoavxo xal 'yi^ytloi, y.ul Mi/.rjOt.oi 'Atb. XII. 26) xoi ^ly.i/.La nclnu xnl
ov/val nkkai. nökfiq : vgl. Tbuc. 111.81, VIII.2I, Isoer. Aegin. §. 19,
Philipp. §. 52; auch die fifyükrj a<fuy^ in Cynaetbus Polyb. 1\'. 21
und den axvrukioßög in Argos (Ol. 102. 3) bei Diodor. XV. 58 mit
Sievers Gesch. Griech. S. 261.
6) Ausser der beliannten Amnestie Athen's vgl. Tbuc. \1II. 73,
Xenopb. Hell. V. 4. 64 u. s. vv.
7) So in Samos Tbuc. VIII. 21 : xnl toTc yfOJftoQoig fiiTföidoaav
OVT «M/Ol' oiiöfiioq oiTf (xöovvfti oitJf uyuyro&itt Tia{) fxfiiwv oiö f?
fxtivoi'q oi'dtvl in rov Srjfiov i^Tjv: vgl. die Megarenser Plut. Qu. gr.
C. 18 und im Allg. Plat. Legg. IV, p. 715 A: «p^wv nnjinayrjTMv
ytvofiifwv ol vixtjöuvzfq t« t* notiyftaTa xaxn rt/v nohv oj'tw? foqiTf^c-
aitv oifiöÖQa, w(;x( uQxij<; fifj&' oxiovv fiixudovvai. toT? TjxxTj&iloi, fujxf
uiiroi<; ftTjXf ixyovoK; x. t. k,
8) Diodor. XIII. 48 (in Korcyra, Ol. 92. 3): iTioiTjouvxo 6( rov<;
n\v äoikovq fkfi'&f(jo}'q, xoiq öi Ihovq nokixnq, ({"'kußoi fif*oi. xö x( nk^-
&oq xul xi/v di'vn/ijv xü)v (fi'yäöüjv: vgl. Thuc. 111. 73 und Aristot.
Pol. VI. 2. 9; auch in Sicilien (Öl. 81. 3) Diodor. XI. 86: nokkolv
ilx^ x«t (oq tTii^f nfnokixoyQitqrjufvoav hooovv ul nukfiq xul nukiy liq
nokiTixnq oxaofiq xctt xaQc.yjtq fy/Ttinrov.
§. 72.
Durch alles dieses stieg dann aber die öffentliche
Entsittlichung auf eine solcbe Höhe, dass die Freiheit
208 27t. ///. Entwickelung der Staats formen .
des Bürgers jezt, statt in der gleichen Beschränkung Al-
ler durch das Gesetz , in der gleich unbeschränkten Be-
rechtigung zu Allem gesucht ward ') 5 an die Stelle der
Vaterlandsliebe und der Achtung für Recht und Sitte
trat die schnödeste Selbstsucht^ und nicht mehr allein der
herrschende Theil eines Volks als Ganzes, sondern jeder
Einzelne hielt seine Privatinteressen , seine Neigungen
und Lüste für sein angeborenes Recht, welches er sich
mit allem ihm zu Gebote stehenden Mitteln zu verschaf-
fen befugt sey'^). Dass das lezte Ziel und die äusserste
Consequenz dieser Grundsätze nothwendig Tyrannis sey,
verhehlte man sich keineswegs 3)- und in diesem Geiste^)
wurden daher auch die meisten der Alleinherrschaften
geführt, die vom Ende des fünften Jahrhunderts a. Chr.
au wieder aus den inneren Zerrüttungen vieler Städte
Griechenlands hervorgingen ^) , bis entweder eine allge-
meine Empörung oder ein kühner Mord ^) den Schänd-
lichkeiteu ein Ende machte , die eigentlich den Namen
der Tyrannis in der Geschichte gebrandmarkt haben 7).
Aber auch wo die allgemeine Erschlaffung ^) «lem Namen
nach noch ein Gemeinwesen fortbestehen Hess , legte
dieselbe die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten
meistens in die Hände einiger Weniger ''j, die dann selbst
in der Regel wieder das Wohl und die Unabhängigkeit
ihres Vaterlands dem niedrigsten Eigennutze zu opfern
bereit waren 5 und lange ehe das Glück der Waffen Phi-
lipp von Macedonien zum Herrn von Griechenland machte,
gab sein Gold in den EntSchliessungen der meisten grie-
chischen Staaten den Ausschlag ^^).
1) Aristot. Politic. V. 7. 12: tXiv&fQov 6i xai i'ffor ro o tt uv
ßovXTjxai Tit; noiitv wori ufj h rai? rotavruiq örjftoKQnriai? fnaarof;
ok ßovXixu,: vgl. VI. I. 7,' auch Plat. Republ. VIII, p. 557 B und
563, Epist. VIII, p. 354 D, Isoer. Areop. §. 20, Panath. §. 13t ;
Diodor. Fgm. Vat. p. 10, und das Sprichwort bei Tafel Fragni.
Slrab. 1. VII, p. 9 oder Kramer B. II, p. 75: ihvdiQa KtQxviJU,
Xtt," onov Oiknc;, mit Rölscher Aristopb. S. 100 fgg.
2) Gegensatz des ?,?'on und föno) JUmov , vgl. Plat. Gorg. p.
482 I-: fgg. , Kcpubl. 11, p. 358 E fgg. , Le(;r \, p. 889 K fgg.,
Demosth. Aristog. I, §. 15 fgg., und iil.er .las Verliältniss der So-
phistik zu diesen Ansichten (Plat. Republ. VI, p. 493) im Allg. Mei-
§. 72. Allgemeine Demoralisation. 209
ners Gescb. d. Wissenscb. II, S. 189 fgg. und m. Gesch. d. platon.
Phil. I, S. 197 fgg. , auch Röscher Klio 1, S. 259 fgg. und J. C.
M. von Baumhauer , quam vim Sophislae hahucrint Athenis ad ae-
tatis suae disciplinam mores et studia immutanda , Utrecht 1844. 8.
3) Tr^v &tü)v fifylnt7jV o)<; ix^^v itiQayiiöa , Eurip, Phoen. 506;
vgl. Thucyd. VI. 85, Plat. Gorg. p. 409, Republ. I, p. 344, VIII,
p. 568, IX, p. 575, Legg. H, p. 061, Theag. p. Viö E, Alcib. U,
p, 141 A, Isoer. ad NicocI. §. 4, Evagor. §. 40, de bigis §. 38, Pa-
nath. §. 243: oi'öfva di rijv q>voiv tivui , dotk; ovx uv fj'lairo rot? &(-
ot? , fiäXiOTU fxfv «i'To? %1'yxuvnv rrjc f^oi'oiuq TavTr/<; , fl df fit], %ov(;
olxftoTctToj;? : auch Plut. V. Arat. c. 30 und das Sprichwort: nuXov
tvinfpiov Tj TVQ<ivvi<; , bei dems. de republ. sen. ger. c. 1.
4) Charakteristisch ist das Selbstgespräch des Usurpators bei
Aphthon. progymn. 7 : :iu(ja toi? TioXkonq o(f&ilg Xaov y.u&una% rot?
aXloig l'xMv uyiioftai', y.ul fiurtjv iü tt/v tx'Xtjv ipiXoTififta&ui tov 7i).ov~
Tov , li ruvTu TOI? noAAoi; vnoaTtjaoftai ; xal ai'viovTt? xQifovai tiiv^tk;;
»al To doxovy rot? nolXolg vofio(; nQof/X&iii ifnoL- ii? o^-v tarai tovtojv
dnuXkayij • xttxaXTftpofiai. rrjv uxqÖtioXiv xui Toi'S xrixiOTU uTtoXov/iihoiiq
vöfxovc; ixnoäojv xitxaaxijoof^iui. , xul oiro) vojuog taofiai toIq nokXoTqf ov/
ol TiXtiovq ifioi: vgl. oben §. 03, n. 7 und Stob. Serm. XLVII. 5 fgg.
5) Vgl. Wachsrouth I, S. 537—541 und Plass Tyrannis II, S.
46 — 313, wobei freilich auch nicht zu übersebn ist. was Droysen
Gesch. d. Hellen. II, S. 587 bei Gelegenheit des ältesten Beispiels
dieser Richtung, des Syrakusiers üionys , sagt: -mit ihm beginnen
die monarchischen Ideen , die gleichzeitig in den politischen Theo-
rien der Philosophen in den Vordergrund treten, sich zu verwirhli
chen «. Mehr über diesen s. bi:i W. Schweckendieck de Dionysio
priori, Gott. 1832. 8, und Göttling gesamm. Abhh, S. 352 — 381,
über die syrakusische Tyrannis überhaupt aber Brunet de Presle
ctabl. des Grecs en Sicile p. 225 — 359 und Lerminier Hist. des
legisl. II , p. 16 fgg. mit den Monographien von Geurt Hamming
de Agathocle Siculo , Utr. 1835, 8 und J. C. H. de Gaay Fortman
de Hierone Hieroclis tilio , Zwoll 1835. 8 ; dann über Klearchus
und Satyrus in Heraklea Böcler Diss, acad. 1, p. 107J — 1086, über
ApoUodorus von Kassandrea Ciavier in M. de 1' Inst. A. d. Inscr.
IV, p. 7 fgg. u. s. w.
6) TvQavvoxrovlu oder tc^jkjvwv uvuiQtoK; ix n/toj^ta?, unter wel-
chem Titel Phanias von Ercsus ein eigenes Buch geschrieben hatte,
Ath. III. 40; vgl. im Allg. van Heusde Diatr. in civ. ant. 83 fgg,
und die gesetzlichen Begünstigungen desselben bei Meursius Then«.
attica II. 15 und Petitus Leg. att. p. 313 — 316, entsprechend den
Grausamkeiten gegen gestürzte Tyrannen bei Ebert 2i.xtX, p. 101,
7) Dramann Verfall S. 561 fgg., Limburg- Brouwer III, p.
235 fgg.
8) Aristot. Politic. V, 4, 4: vvy d\ Tf/(: (itjioQixijq r^vit/fiiiT^q ot
ivvufxivoi. Xiyny ötjfxnywyovni. ftfv, 6i nnnQlav dt töiv noXf/4txwv oi'x tnt-
Tti^fi-T«!., nXr/v ti.' noii ßQuxv t» yfyort xoiovrov'. vgl. Droysen Hellen.
I, S, 420 fgg.
9) Jinäa-ini, ^ Demosth. Aristocr. §. 124; vgl. Isoer. Philipp. §.
81 : ntf-xt arQuxT]yo<; ft^ri ()ijjo)i) ß^rt tiXXuq dvvnnTr^Q , und das Na-
mensverzeichniss (insbes, nach Demosth. Cor, §. 295) bei Bölmecke
Forschungen S. 7Üi — 707, wenn gleich manchem durunter auch die
Vertheidigung bei Polyb. XVII. 14 zu Gute kommen dürfte.
I. Ittl. 4. AuQ. 0
210 Th. III. Entwichelung der Staats formen.
10) Demoslh. Cor. §. 61 : naQu yap rot? EXXrjaiv , ov naiv, dXXu
nniat* ofiolwq (poQtlv nqodoxiöv mal dtüQoSomoiv xal &ioZ<; f/&Qwv ut&Qot-
noiv avvfßr] ytvia&at . . ov? av*ayo)viaTu<; xul oii*f(jyoi'C kaßojv o €>Lkin-
noq xal TiQiTfQov xnxwq rovQ EXXt/vnq t^ovraq rcQoq favroi'q *al oraam-
artxöjq l'rt yd^ov öii&Tjxii vgl, §. 47 fgg. , Phil. III, §. 59 — 68, Dlo-
dor. XVI. 54 , und mehr bei Valcken. de Phii. indole virtutibus
rebusque gestis , causis externis fractae Graecorum libertatis (in
Hemsterh. et Valclsen. Oi-t. L. B. 1784. 8) p. 241, n. 20 und
Drumann S. 35 fgg. ; auch Weiske de hyperb. in bist. Pbilippi I,
P- 31 fgg. und Wachsmutli I, S. 674 fgg.
VIERTER HAUPiTTHElL.
Uebersicht der griechischen Colonien und ihrer Staats-
Verhältnisse.
Raoul-Rochette Hlstoire critique de l'etablisseinent des colonies
grecques , Paris 1815. 4 Bde 8.
§. 73.
Ausser diesen allgemeinen Entwickelungsgesetzen und
Erscheinungen , welchen der Natur der Sache nach alle
griechischen Staaten mehr oder minder unterlagen, hedarf
es Inzwischen noch einer näheren Betrachtung für die-
jenigen , welche ausserhalb des Mutterlandes durch Co-
lonlsatlon begründet Ihren positiven Ursprung auch In
mancher Elgenthümllchkelt Ihres Staats • und Rechtslc-
bens beurkunden ^ und selbst wo dieses keine wesentliche
Verschiedenheiten von dem übrigen politischen Bildungs-
gange darbietet , verdient das Verhällniss der Colonien
zu Ihren Mutterstädten als ein von allen bisher geschil-
derten Völker - oder Bundesverhältnissen abweichendes
besonders In's Auge gefasst zu werden. Uebertragungen
römischer Ansichten oder einzelner Fälle und Aeusserun-
gen aus Zelten, wo auch dieses Verhältnlss der Herrsch-
und Vergrösserungsucht mancher Staaten zum Vorwandc
dienen musstc , sind allerdings mitunter Ursache gewor-
den, die feine Gränzliulc zu verkennen^), welche die
fortwährenden sittlichen Beziehungen zwischen Mutter-
und Tochterstädten von der rechtlichen Unabhängigkeit
der lezteren schied 2) • vvo jedoch keine besonderen Um-
stände das Gegenlheil begründen ') , muss es als Regel
gelten , dass die Verpflichtungen derselben gegen Ihre
Metropolen keine anderen waren, als die die natürliche
02
212 Th. IF. Die Colonien.
Pietät der Tochter gegen die Mutter auflegte *). Daraus
folgte also zwar, dass sie sich ohne die höchste Noth
nicht einander behriegen sollten ^) ^ auch Hess wohl in
gemeinschaftlichen Angelegenheiten jene dieser die Ehre
des Vorranges 5 keines von beiden jedoch deutet auf eine
Souverainetät, oder eine" ständige Hegemonie, oder sonst
irgend ein Recht der Mutterstadt, das der politischen
Miindigheit der Tochter^) Abtrag gethan und ein enge-
res Verhältniss als jenes der Blutsverwandtschaft zwi-
schen beiden vorausgesezt hätte.
1) Vgl. J. P. de ßougainville, quels etaient les droits des me*
tropoles grecques sur les colonies , les devoirs des colonies envers
les metropoles et les engagemens reclproques des unes et des autres?
Paris 1745. 12, Chr. G. Heyne de veterum coloniarum jure ejusque
causis , Gott. 1766 u. 67 oder Opusc. 1, p. 280 — 329, und die übri-
gen insbes. durch die amerikanischen Befreiungskämpfe veranlassten
Wechselscbriften : History of the colonisation of the free states of
antiquity, applied to the contest between Great Britains aud her
American colonies, 1777. 4, franzüs. v. Cerisier, 1778. 8, und da-
gegen John Symmond Remarks upon an essay etc. 1777. 4 ; dann
Fragmens sur les colonies (aus Ad. Smith's Inquiry into the nature
and causes of the wealth of nations, T. III, 1. IV, c. 7), Lausanne
177S. 8; Sainte-Croix de l'etat et du sort des colonies des anciens
peuples , Philadelphie 1779. 8 und hinter Barthelemy's voy. du j.
Anach. T. VII, Table IV; K. G. Hartroann de statu coloniarum apud
veteres, Lips. 1779.8; übor die Colouien der Griechen, in Biester's
Berlin. Monatschr. Bd. XIX. 1792 Febr. S. 170 u. s. w.
2) Vgl. Vales. ad Polyb. T. VII, p. 90 Schweigh. , Spanheim
de usu et praest. nuniism. I, p. 559 fgg. , D. H. Hegewisch geogr.
u. histor. Nachrichten, die Colonien d. Griechen betreffend, Altona
1818. 8, S. 155 fgg., Drumann Verfall S. 505—525, R. H. E. Wi-
chers de coloniis veterum, Groningen 1825. 8, p. 57 — 123, Fröhlich
über die Colonien d, Griechen, INeisse 1834. 4, Pfefferkorn die Co-
lonien der Altgriechen, Königsberg i, d. Neum. 1838. 4, Wachsmulh
I, S. 95 fgg. 147 fgg., Schömann Antiqu. p. 414 fgg., Laurent
droit des gens II, p. 313 fgg.
3) Wie sie Theben gegen Platäa (Thuc. III. 61), die Athener
gegen die Kleinasiaten (Isoer. Paneg. §. 37) , die Sinopenser gegen
ihre Pflanzstädte (Xenoph. Anab. V. 5. 10) geltend machten; vgl.
Kaoul - Röchelte I, p. 45 fgg. und Wachsmuth I, S. 182, die aber
doch wohl den Korinthern zu viel aufbürden. Auch Aegina (Her.
V. 85) gehört nicht hierher.
4) Dionys. Hai. III, 7 : 'oot]<; yuQ n^iotiat rif*ij<; Tt/y;^«»'ftv cl nari-
QfQ niiQft tößv iyyövütv, roaavTTjq ol uriauvxK; t«? nokn(; nagn tiöv anoi-
Kiuv: vgl. Polyb. Xli. 10. 3 s ft»5 yovivai npo? riAva, und Poppo Thu-
cyd. I, 2, p. 21.
.5) Her. VIII. 22: avSQ«; "Tmv«; , ov noihri Sixrtta, inl rovq nu-
rfQUi axQavfv'ofiivoi : vgl. Thuc. I. 38 : oj'd' uv intar^xxvtvoniv funfJt-
nüx; f fit) dtaqxQÜvraig n ((dixovfiivoi : V. 100 u. s. w.
§. 74. Ferhällniss zur Mullerstadl. 213
6) Thuc. I. 34: ov yuQ inl tu dovkoi, ctXk' inl xtü oftoioi, roiq
IftnoftfvoK; iLvui (xnffinovTui. Vgl. auch Plat. Legg. VI , p. 754 A
und mebr bei R. - Roch. I, p. IJ fgg.
§. 74.
Diese fortdauernde Blutsverwaudtscliaft ward Insbe-
sondere durch das Mituebmcn des Feuers aus dem Pryta-
neum derMutterstadt ^) symbolisch angedeutet, und äusserte
sich demzufolge auch vorzüglich religiös in Verpflanzung
derselben Gottheiten und ihrer Culte auf den neuen Bo-
den^), wozu sich dann noch die Verehrung des Gründers
als Heroen ^) gesellte 5 Theilnahme an den hauptsächlich-
sten Festen der Mutterstadt durch Gesandtschaften und Ga-
ben*) ^Annahme derselben Embleme auf Münzen 5) u.s. w.
Einer Nachricht zufolge wäre auch das Oberpriesterthum
in den Colonien fortwährend von der Mutterstadt besezt
worden ^), gleichwie jene auch zur Anlage eigener Pflanz-
städte den Führer von dieser zu erbitten pflegten ^) 5 und
Gesandte oder sonstige Bürger der Mutterstadt wurden
bei Opfern oder Schauspielen durch Ehrenplätze und
andere Auszeichnungen geehrt ^). Wechselbürgerrecht
dagegen erscheint nur bedingt und vertragsweise ^) , und
eben so vereinzelt steht der Fall da, dass Potidaea all-
jährlich seinen obersten Magistrat von Korinth aus er^
hielt ^^), während sonst die Mutterstadt in die politischen
Angelegenheiten der Tochter nur ausserordentlicherweise
eingriff", wenn diese durch äussere oder innere Unglücks-
fälle ihrer Hülfe ^^) oder schiedsrichterlichen Auclorität '^}
bedürftig ward.
1) Schol. Aristid. p. 48: io öi nQVTuvtlov rcnov tivai Xfyovot rijq
TIuXXüdo(; ifQov, h w 'Kfvkt'mtxo xo tivq, il ov xul ol unoixoi. ^A&rjvaibiv
fiiTfXttfAßuyoy; vgl. Her. I. 144 und Etymol. M, p. 694. 28.
2) Spaubeim de U. et P. numism. p. 572, Müller Dor. I, S.
103 und Proleg. S. 132, Wachsmuth II, S. 472. 'y4(fid(>i'nK;, s. Gotl.
Alterth. §. 7, not. 3 und Bötticher Tektonik li, S. 102.
3) S. Her. VI. 38, Thuc. V. II, Uiodor. XI. 06, XX. 102 und
mehr bei Spanheini p. 565, l\.-Roch. 1, p. 57, (löller sit. Syrac.
p. 24. Begräbniss auf dem Markte ,*Scbol. Plnd. Olymp. I. 149.
4) 7'u xurit&tn/uha nQitu 1 i/ ft/jT(jonöXfi , Uiodor. XII. 30; vgl,
die a:i(n<xid Aristid. Elcusin. p. 416 Dind. und mebr bei Meier le-
jjat. sacr. p. xxi fgg. und Sauppc in Verb. d. Leipz. Gesellsch. d.
Wisscnscb. 1853, t>. 40.
214 Th. IV. Die Cohnien.
5) Eckhel Doctr. numm. IV, p. 276 : ceternm copiosos habetnus
numos , in quihus urbes eoloniae ascitis suarum metropoleon tyjfis
carum se atit filias aut neptes palam iestantur ; vgl. Spanheim p.
568 fgg., auch Creuzer D. Schriften z. Archäol. I, S. 373 und über
die korinthischen Colonienmünzen insbes. Köhne in Mem. de la Soc.
d'archeol. de St. Petcrsbourg 1847, p. 128 — 142; freilich auch das
umgekehrte Verhältniss zwischen Abdera and Teos in m. gesanun.
Abhh. S. 98.
6) 'E&og yuQ ^v uQX^f(^^"-^ *" ''■^^ fitiTQonokio)^ kaßiXv, Schol. Thu-
cyd. I. 25; vgl. Spanheim p. 575 und Eckhel I , p. 69, deren Aus-
legung von Tac. Ann. II. 54 und C. Inscr. n. 3415 freilich noch
grossen Bedenken unterliegt.
7) Thuc. r. 24; vgl. Strabo Vi, p. 406 und mehr bei Müller
Aeg. p. 53.
8) Thuc. 1.25: ovTf y«p iv navrjyvQiai ruVq xoivaZ<; didövriq yfQu
TU vo/iil^ö/Äfva (t«? Tt/Mfic; ««t Tigoiägiaq Schol.) oi'xf Koqiv&Loj uvdgl
nQo>taTU()xöfiivoi tüv lioöjv ojonfQ al ukkui ujioixiatf vgl. Heyne Opusc.
1, p. 326.
9) Polyb. XII. 10. 4.
10) Thuc. I. 56. Der Kv&7]godLArj(i (IV. 53) gehört nicht hierher.
11) Diodor. Exe. Vat. VII. 49, p. 39: naldi<; (ji\v oiv udixovfiivoi
TiQoc nuTiQui; xaTa(f)fi'yoi>ai' , nöXfig di Tigog rovq dnomioavruq di'j/^ovQ.
12) Wie die grossgriechischen Städte der Achäer Polyb. II. 39,
die Syrakusier der Korinthier Plut. V. Timol. c. 24 u. s. w.
§. 75.
Alles dieses gilt freilich zunächst nur ron solchen
Ansiedelungen , die nicht durch gewaltsame Trennung
vom Mutterstaate entstanden ^) , sondern von diesem ge-
nehmigt, ausgerüstet ^) und unter den üblichen Formen ^)^
wozu namentlich auch der Spruch eines Orakels gehörte'''),
ausgesandt worden waren j doch empfanden selbst Aus-
wanderungen in Masse das Bedürfniss eines fortwähren-
den Verbandes mit dem Mutterlande in solcher Stärke,
dass sie sich noch später, auch ohne gerade von dort
aus gegründet zu seyn, an stammverwandte Städte als
Metropolen hielten. Was sonst die Anlage eigentlicher
Golonien veranlasste^), war entweder die Absicht, den
Staat sey es durch freiwillige Entfernung Einzelner^),
sey es durch Verringerung einer unverhältnissmässigen
Volksmasse zu erlcichtem und innerer Zwietracht und
Parteiung vorzubeugen ^) j oder man verfolgte die mcrcan-
tilischen Zwecke und Rücksichten ^), den KaulTahrcrn des
Mutterlandes in entlegenen Gegenden und unwirllilichcn
§. 75. f^eranlassuiigen der Colonisation. 215
Meeren Zuflucht zu sichern und theils die Bekanntschaft
mit den Gefahren und Vortheilen der Fremde zu vermit-
teln, theils dem Verkehre mit den Eingeborenen einen
Markt zu eröflnen oder, was man sonst zu kaufen genö-
thigt war, durch eigene Zucht oder als Tribut und Kriegs-
beute zu gewinnen. Fast alle Golonien finden sich dess-
haib an der Küste ^}, und hatten nicht selten an den
Einwohnern des Binnenlandes hartnäckige Feinde^ über-
wanden sie dieselben, so trat gewöhnlich ein Periöken-
verhältniss ein ^^) 5 und wenn gleich manche auch vieles
unter diesen Kämpfen zu leiden hatten oder geradezu ein
Opfer derselben wurden ^^) , so wurzelten doch die mei-
sten durch die Begünstigung der Lage schnell und tief
und wuchsen zu einem Wohlstande, welcher der Entwi«
ckelung und Gulturblüthe des Mutterlandes in mannich-
facher Hinsicht vorausgegangen ist ^^).
1) Serv. ad Aeneid. I. 12: est pars civiiim aut sociorum missa,
tibi rempubltcam habeant, ex consensu suae civitatis aut publica
ejus populi j unde profecta est , consilio ; hae autem coloniae sunt,
ffuae ex consilio publico , non ex secessione sunt conditae.
2) Liban. Arg. Dem. Cbers. p. 81 : y.ul ikä/jißayov nifinofifvoi, onXu
fx Tov öfjuoaiov xal ifpodiu : Tgl. Böclib in Monatsber. d. Berl. Akad.
1853, S. 152 oder Sauppe in Verb. d. Leipz. Ges. d. AVissensch.
1853, S. 37 fgg. OUtaxai, Thuc. 111. 47.
3) Tai vofiil^öfitva , Her. V. 42; vgl. Harpocr. p. 36: nnontlit
lölwq T« YQKfi[A.uruy xa&^ u ünoixovoi xitfg, mit Böckb in Berl. Abhb.
1834, S. 19.
4) Cic. Div. I. 1 : quam Graecia eoloniam misit . . . sine Py-
thio aut Dodonaeo aut Jlammonis oraculo? Vgl. Spnnheira ad CaN
lim. H. Apoll, p. 112, Hüllmann de Apolline civitatuni auctore, Kö-
nigsberg 1811. 4, und mebr Gott. Altertb. §. 5, n. 7 ; aueb Limburg-
Brouwer VI, p. 147 und die Citate über 'AuöXXwv uQxayixaq bei
Tafel Diluc. Pindar. p. 786.
5) Seneca ad Helviam c. 6 : alias excidia urbium suarum expu-
lerunt , alias domestica seditio subinovit ; alias nimia siiperfluentis
populi frequentia ad exonerandas vires emisit , alias peslilentia aut
f'requentes terrarum hiatus , aut aliqua intoleranda infelicis sali
vilia ejecerunt ; quosdam fertilis orae et in majus laudatae fama
eorrupit; vgl. Barthclemy Voy. d'Anach. II, p. 30 und Laurent droit
d. gens II, p. 298 fgg.
6) Wie z. B. Arcbias (Plut. Narr. amat. c. 2), Timesias (Aelian.
V. Hist. XII. 9, Plut. Praec.polit. c. 15), Doricus (Her. V. 42) u.s. w]
7) Plat. Legg. IV, p. 708 B: anvoxwQln nvl noXioQxrj&U y^q ^ rt-
aiv nkkoK; ToiovTotq nu&tjuuaiv avuyxcta&fv' t'ori <f' ort xctl axüaiai
ßiut^v/itivov dvuyxül^oi,%^ mV ixi^wot unuiiyovo&ut nöXiiuq t» ftöoiov: vgl.
216 Th. IV. Die Colonien.
Niebiilir röm. Gescb. I, S. 175: »die Sage lässt erratlien , dass zu
jener Zeit an mehren Orten die aus Ehen ohne Connubium gebore-
nen Sühne den Frieden der aristokratischen Republiken erschütter-
ten und diese sie in die Ferne zu senden suchten « ; auch IVicol.
üamasc. Fgm. 53 und Grote III, p. 502.
8) S. im Allg. Wachsmuth II , S, 37 und Hiillmann Handels,
gesch. S. 114 fgg. , obgleich es eine ganz richtige Bemerkung von
C. Barth Corinth. comm. et merc. p. 48 ist, dass die alten Schrift-
steller diese Seite der Colon:?n sehr selten ausdrücklich erwähnen.
9) Cic. Rep. II. 4: coloniarum vero (fuae est deducta a Grajis
m j4siam , Thraciam , Italiatn , Siciliam , ^fricam , -praeter tinam
Magncsiam , quam unda non, alluat?
10) S. St^abo VI, p. 396 und mehr oben §. 19, not. 15—17,
11) Wie z. B. die Kleinasiaten den Lydern (Her. i. 16 — 28),
die Italioten den Lucanern (Str. VI, p. 390) unterlagen; die Taren
tiner von den Japygern (Her. VII. 170, Aristot. Politic. V. 2. 8,
Diodor. XI. 52), die Chalcedonier von den Bitfaynern (Plut. Qu. gr.
49), die Abderiten von den Triballern (Diodor. XV. 36) litten; die
Byzantier fortwährend von den Thraciern (Polyb. IV. 45), die Bory-
stheniten von den Seythen ( Dio Chr. XXXVI. 15) bedrängt wa-
ren u. s. w.
12) Vgl. Hegewisch S. 167 fgg. und die Kehrseite bei E. Hö-
nicfce de coloniis graecis , Dessau 1833. 8, der pertractandum sibi
proposuit , qualis et quanta fuerit coloniarum vis ad convertendas
et eorrnmpendas res publieas graccas. .
§• 7G.
Die Geschichte der griechischen Golonlsationen iaogt,
wie die des Mutterlandes, erst mit dem Zuge der Hera-
kliden und dessen Folgen an ^). Die älteren, welche die
Sage meldet 2), sind theils in jene Zeit hineingedichtet ^),
theils, wenn auch geschichtlich annehmbar, doch als der
Entstehung des eigentlich hellenischen Volhscharahters
vorhergehend dem Kreise dieser [Darstellung fremd j und
wir beginnen daher mit den Niederlassungen , die Pen-
thilus und andere Nachkommen Orest's *) nach dem Ver-
luste der Herrschaft des Pcloponnes von Boeotien aus ^)
theils auf Lesbos^), Tenedos'') und andern kleinen Inseln
in der Nähe ^), theils an der Küste von Mysien angelegt
haben sollen. Lesbos zählte fiinf Städte, Mytilene, An-
tissa, Pyrrha , Eresos und Melhymna, welche Mytilene
später bis auf die leztc vereinigt zuhaben scheint 9)^ das
eigentlich so genannte Acolis zwölf ^°), worunter Cyme mit
dem Beinamen Phrikonis '^) als hauptsächlichste galt '^^ ^
ausserdem wurden später von Lesbos und Cyme ^^) aus
§. 76. Aeolische Niederlassungen. 217
viele andere , sowohl auf dem Gebiete von Troas i*) bis
nach Abydus hin ^^), als an der thraclschen Küste ^^) gc-
g^ründet. Auch Magnesia am Fl. Mäander galt als äoliscbe
Pflanzstadt 1^)5 dagegen ging eine der zwölf, Smyrna,
schon frühe an die lonier verloren ^^).
1) Thuc. I. 12: ni'.vra 6f ruinu vaifQov raiv Tqüilnütv ixria&t] :
vgl, Strabo XH. 8. 4, p. 857: fA.i'di,ora niv crv xuru tu T()0)'ixu xal
fiiTU ruTra rnq {yöJoj'C ytvia&ai, xul ras /Afravaaraaiic; avffßi] x. t. A.
2) Vgl. Raoul-Rochette T. 1 u. II mit dem Synchronismus der
griech. Colonisationen von Inachus bis auf Alexander den Grossen,
graphisch dargestellt von R(Qhle) von L(ilienstern) Berlin 1830 fol. ;
auch L.archer Herodote VII , p. 405 fgg. und über die weltlichen
als die frühesten derselben (Paus. VIU. 3. 5) G. F. Grotefend zur
Geographie und Geschichte von Alt -Italien, Heft II, Hann, 1840. 4
und F. D. Gerlach die älteste Bevölherung Italiens in Verh. d. Gott.
Philol.vers. 1852, S. 27 fgg. oder Basel 1853. 8.
3) ISilzsch in Kieler philol. Studien S. 464: »jedenfalls haben
nicht Uiomedes und Philoktet , sondern die, welche sie als Heroen
verehrten, die bewussten Colonien in Italien gegründet«; vgl. Mül-
ler Proleg. S. 132fgg. und die bezeichnende Allernative Vitruv. I. 4 :
m ^pulia oppiilnm Salpia vetus , (fxiod Diomedes ab Troja rediens
constittiit , sive , (jitemadmodum iionnxtlli scripserunt , Elphias Rho-
dius ; im AUg. aber über Diomedes in Arpi u. s. w. Strabo V, p.
328 fgg. , VI, p. 434 fgg. , Justin. XII. 2, XX. 1 mit Mazocchi ad
Tab. Heracl. p. 34, Müller kl. Schriften II, S. 169, Stiehle in
Schneidewin's Philol. IV, S. 102; dann Idomeneus in Salent, Probus
ad Virgil. Buc. M. 43; Philoktet in Petilia und Krimisa, Ljcophr.
Alex. 909 fgg. und Strabo VI, p. 390; Epeus in Metapont, Aristot.
Mir. auscult. c. 108 u, Justin. XX. 2; und mehr bei Micali Italia 1,
p. 267 fgg., Niebuhr röm. Gesch. I, S. 169 fgg., Raoul-Roch. II,
p. 303 fgg. , Grotefend II, S. 28 fgg. Auch in Kleinasien, Kalcbas
und Amphilochus in Pamphylien , Her. VII. 91, Strabo XIV. 5. 16,
Pausen. VII. 3. 4; Podalirius in Karlen, Paus. III. 26. 7, Stcph.
Byz. s. V. SvQvu u. s. w.
4) Vgl. Pausan. III. 2. 1, Vell. Paterc. I. 2. 6 , und mehr bei
Müller Orchom. S. 4ZjJ. Andere la«8en Orestes selbst den Zug füh-
ren , s. Schol. Pindar. Nem. XI. 43, Tzetzes ad Lycophr. 13C9;
bei Strabo XIII, 1. 2 stirbt Orestes in Arkadien (Her. 1. 67), Pen-
thilas aber (sein illegitimer Sohn, Paus. II. 18. 5) geht schon zwan-
zig Jahre vor dem Heraklidenzuge nach Boeotien; vgl. IX. 2. 3, p.
fi. C und im Allg. Sturz ad Hellan. p. 48, Raoul-Roch. II, p. 446
fgg., Ciavier II, p. 62, Bode de Orpheo p. 131, insbes. aber Pleha
Lesbiaca , Berl. 1826. 8, p. 38 f^ig. und Clinton I, p. 103—106.
Uscbold's Hypothesen in Zeitschr. f. Alt. 1836, S. 363 und Gesch.
d. trojan. Kriegs S. 70 u. 103 fgg. sind hier nicht näher zu erör-
tern; jedenfalls finden sich noch später Penthiliden auf Lesbos , s.
Schneider ad Aristot. Pol. V. 8. 13.
5) Strabo IX. 2. 5, p.617; wor; xnl Botbmxi'/v n()oauY0Q(v07^v(n:
vgl. Thucyd. VII. 57, VIII. lOü. Daher der Name Acolcr nach
Etymol. M. p. 37. 20, vgl. Müller Orchom. S. 390; nach Andern,
"fi. imo al'ko)v, 0 lOTtv in noixiloiv t«vw» xul (ityadwv uv&\)ii>no)v . .
5818 r/t. IF. Die Colonien.
ovvhi^oti^Ot] , s. EustatL. ad Dionys. 820 und mehr bei Haoul-Roch.
li, p. 448, was Plelin p. 40 annimmt. Aber als Achäer waren sie
ja obnebin Aeoler , s. oben §. 7, n. 8 und Scböll zu Sopb. Ajbs,
Berl. 1842. 8, S. 41; obgleich es wohl anderseits zu weil gegangen
ist, wenn Plass in Seebode's Archiv 1828, H. IV, S. 48 — 62 und
Völcker in Allg. Schulz. 1831, N. 39 — 42 die Geschichte des tro-
jan, Kriegs selbst mit der äolischen Wanderung zusammenwerfen;
vgl. Welcker ep. Cyklus II, S. 21 und Lauer homer. Stud. S. 171 fgg.
6) S. (Herodoti) Vita Hoi"eri c. 38: uno yuQ t^? ilq'lkiov otqu-
Tfiag . . iTiaiv vartQov fxarov xul Tgiaxotra Aiaßcq wtüa&rj mutu nö-
knq, fovaa unoXiq. Durch Gras, Penthilus Enkel; vgl. Strabo XIII.
1. 3, p. 873, Paus. III. 2. 1, und mehr bei Meziriac ad Ovid. Hc-
roid. II. p. 370 fgg., Raoul-Roch. III, p. 37 fgg., Plehn p. 41.
Penthilus Zug sezt Vell. Paterc. 35 Jahre früher; doch nimmt er
selbst 1/ 4 noch eine zweite Wanderung an.
7) S. Her. I. 151, Strab. XIII. 1. 4ö, Eustath. ad Dionys. 536,
und im Allg. L. de Hemmer respublica Tenediorum e tenebris an-
tiquitatum eruta numisque illuslrata , Kopenh. 1735. 8.
8) 'ExaröyvTjaot. , s. Her. daselbst und über Zahl und Namen
derselben Strabo XIII. 2. 5, p, 919.
9) Thuc. III. 2; vgl. im Allg. Poppo Proleg. I. 2, p. 442 fgg.
und C L. E. Zander Beiträge zur Kunde d. Insel Lesbos , Hamb.
1827. 4; über die Schreibung Mvnlrjvi] oder MirvXr^vy aber Plehn
Lesb. p. 11, Bahr ad Herod. I. 27, Seiler ad Long. Pastor. I. 1.
10) Her. I. 149: Kvfttf tj (ItQixmvlq xaXtofiivt] , Ai^gtoaat , Niov
Tit^oq , Trjfivoq ^ KiXJ.Uf JVönov, AlyiQoiaau ■, TJitüvTj, Alyulai, Mvgivu,
r^wnu' uvTUi fVdfxa Alokiwv noXiig al uq/uTui' (lin yuq aq.{(ov nuqt-
Xv&T] vTio 'Ibjvojv, Sßi'QVT]. Vgl. Strabo XIII, p. 923 fg. mit Raoul-
Rochette III, p. 41 fg. und J. A. Gramer geogr, und bist, descr.
of Asia minor, Oxf. 1842. 8, p. 143.
11) Gegründet durch Kleuas und Malaus (Str. XIII, p. 873)
20 .1. nach Lesbos (V. Homeri c. 38) ; der Beiname von dam Berge
Phriklon in Lokris ; s. Str. XIII, p. 922, wo auch über Larissa und
Neonteichos; vgl. V. Hom. 9 und mehr über Cynie bei Markschef-
fel ad Hesiod. fgm. p. 51 und Schneidewin ad Heracl. Pol. p. 79,
über Larissa bei Dumersan in Cartier's Revue nuniism. 1844, p. 27 fg.
12) Dass inzwischen jene zwölf Städte einen ähnlichen Bund,
wie die lonier , gebildet , dem der Tempel des gryneischen Apollo
(Gott. Alterlh. §. 40, n. 22) als Mittelpunct Jfedient habe , ist eine
blosse Vermuthung von Sainte-Croix anc. gouv. fed. p. 15fi, welche
Ciavier (II, p. 68), Raoul- Röchelte (III, p. 44), Müller (I, S. 262),
Schlosser (I. 1, S. 312) nicht hätten wiederholen sollen; s. Tittmann
S. 672.
13) S. Raoul-Roch. III, p. 128—138; Plehn p. 44 fg. Nahe
an dreissig nach Strabo XIII, p. 923 fgg.
14) Strabo XIII. 1. 38, p. 895 B: Aiaßiotv Iniäixat^ofthwv a^t-
äöv Tt t;;? niior/q Towadoq , wv dr) xoi mianaxü noiv ul TiXilazai tüv
xnroixiwv. Es sind dieses die Städte am Ida (x*/w^u'd«T«t yng avrai,,
Her. I. 151), ,tl "AxTuTai xuXovnivai (Thuc. IV. 52), Antandrus,
Gargara, Assus (Pausan. VI. 4. 5); vgl. Xenoph. Hell. IH. 1. 16,
und über Iliam selbst Pausan. I. 35. 3 und VIII, 12. 5; wie denn
die ganzen Ansprüche auf jene Gegend von Agamemnon abgeleitet
worden zu styu scheinen, Her. V. 94, Schol. Vaüc. Eurip. Rhes. 248.
§. 77. Die lonier in Kleinasien und den Inseln. 219
13) Strab. XIII. 1. 39, p. 896: wari "E^iogog ovk oxvit nüauv
Ttjv u7to ^Aßvdov /iixQi' Kx'ifXTjq nu),ilv Aloki6u\ vgl. Marx Eph. p. 201
und Gramer 1. c. p. 71 sqq.
16) Sestus (Her. IX. 115), Aenus (Thuc. VII. 57), Alopekoiie-
sus (Scymn. Ch. 705). Geht darauf vielleicht die Sage von Peutbi-
l,us Zuge nach Tbracien ? Strabo XIII. 1. 3, p. 872; doch vgl.
Müller Orchom. S. 386 und v. Leutsch Theb. cycl. p. 21.
17) S. Strab. XIV, p. 957 C und mehr bei Raoul-Roch. IH,
p. 46 — 48 und Böckh ad C. inscr. II, p. 580. Verwechselung mit
Magnesia am Sipylus bei Ruhnk. ad Vell. Paterc. I. 4 und Grote
HI, p. 255?
18) An Kolophon; s. Her. I. 150, Pausan. VII. 5. 4, auch Plut.
Qu. symp. VI. 8. 1 , und mehr bei Welcker ep. Cyclus S. 152 Igg.
155 fgg. 187 und C. A. Perlz Colophon. p. 30, wo auch nach Paus.
V. 8. 3, Ol. XXIII als der äusserste Zeitpunct bemerkt ist, vor wel-
chem dieses Ereignis» eingetreten seyn müsse. INach Strabo XIV,
1. 4, p. 939 wäre freilich Smyrna ursprünglich bereits von Ephesus
aus , das selbst ehedem Smyrna geheissen , gegründet und demzu-
folge später nur wieder vereinigt worden ; vgl. Clinton F. H. I, p.
105 und Müller Gr. Liter. I, p. 72; dagegen aber G. M. Lane
Smyrnaeorum res gestae et antiquitates , Gott. 1851. 8, p. 13 fgg.,
welche fleissige Arbeit überhaupt alle sonstigen Nachweisungen über
diese Stadt unnöthig macht ; nur für Topographie s. noch Prokescli
v. Osten in Wiener .Jahrb. Anz. Bl. LXVII , S. 7! fgg., LXVIII.
S. 55 fgg.
§. 77.
Diese lonicr waren dieselben , welche , durch die
Achäer von der Nordfcüste des Peloponnes vertrieben , zu
ihren Stammverwandten in Attika geflohen waren ^), von
wo sie dann sechzig Jahre nach dem Zuge der Herahliden
unter Kodrus Söhnen^) neue Sitze zu suchen ausgingen.
Ob die Niederlassungen des Kothus und Aeklus in Chalcis
und Eretria auf Euböa mit diesem Zuge zusammenhingen,
ist nicht entschieden^ ja diese Städte sind, da sie schon
vor dem trojanischen Kriege von den Athenern angelegt
seyn sollen, vielleicht eher unter die Stammsitze der lonier
zu zählen 3). Dagegen erhielten Andros ''■), Ceos ^), Na-
xos''), Faros 7), Delos 8) und die übrigen umliegenden
Inseln des ägäischen Meeres ^) damals ihre ionische Be-
völkerung ^Oj ^ der Hauptsitz derselben wurden inzwischen
die zwölf klcinasiatischen Städte ^') Miletus, Myus, Prieuc
in Karien j Ephesus '2]^ Kolophon ^^), Lebcdus, Teos, Ery-
Ihrä, Klazomenä, Phocäa ^''^) in Lydicn, und Sanios ^5)
und Chios '^) auf den gleichnamigen Inseln^ und auf
220 Th. IV. Die Colonien.
dieseu haftet später auch der Name des Stammes fast
ausschliesslich^^), obschoii sie mit Abanten^^), Miny-
ern ^9) , Kadmeern^O)^ Dryopern^i^^ Phocensern ^2)^ Mo-
lossern , Arkadiern 23) ^ Epidauriern 2+) ^ Pyliern 25) und
andern zersprengten Trümmern griechischer Völkerschaf-
ten 26) auPs Stärkste untermischt Ovaren. Als Vereini-
gungspunct diente ihnen insbesondere das Fest der Pan-
ionien 27) an dem Tempel des Poseidon Hclikonios 28)
auf Mykale, wo auch über gemeinsame Angelegenheiten
berathschlagt worden seyn soll 29) • im Ganzen aber waren
die verschiedenen Städte nicht nur unabhängig , sondern
auch nicht selten feindselig gegen einander ^O).
1) Vgl, oben §. 17, n. 18 und mehr bei Clarier 11, p. 69 fgg.
und Clinton I, p. 113 — 123. Die abweichende Ansicht von üebeleu
zur Urgeschichte des ionischen Stamms, Statlg. 1837. 8, hat Schö-
mann in Zeitschr. f. Alterth. 1837, S. 825 fgg. genügend beseitigt.
2) Ihre Namen nach Strabo XIV. 1. 3 und Pausan. VII. 2 — i :
Neleus (Milet) , Androlilus (Ephesus), Cydrelus (Myus) , Andrämon
(Kolophon~) , Knopus (Erythrä) , Nauklus (Tees) , Aepytus (Priene)
u. s. w. Die meisten derselben heissen vö&oi, als ersten Führer
nennt Strabo Androklas , die Mehrzahl der andern Sehst. Neleus
(nicht Ä'nkfi'g, vgl. Sturz de dial. Mac. p. 13 fgg., Schröder de reb.
Milesior. p. 10; anders Wessel. ad Herod. IX. 97); s. Aelian. V. H.
VIII. 5 mit d. Note von Periz. und mehr bei Spauheim ad Callim.
H. in Dian. v. 228 u. Raoul - Rochette III, p. 75 fgg-; einige auch
Ion selbst?? vgl. Ruhnk. ad Vell. Paterc. 1.4 und Ciavier II, p. 83.
3) Strabo X, p. 685B: ufi^üzfftai da ngo räiv ToM'ixwv vn 'Ad-ij-
vaiwv fXTiod-ai kfyovrui, xut ftixu xa Tqw'ixn AlxXoc xui Kc&og f J u4d-7j-
vöjv cQfiTi&fvTf? o niv TTjv EQfTQiav (tixTjOt , o (5f rtjv XuXxida' xal xmv
yiioXfwv df Tivit; uno rijc; rffp&ikov orpaTiriq xdZffxdvav iv r^ *t^aoj.
Vgl. Vell. Paterc. I. 4 und mehr bei Raoul -Roch. II, p. 432 fgg,
und A. J. E. Pflugk rerum Euboicarum specimen, Danzig 1829. 4,
P- 25 fgg. Aber vorher (p. 683) nennt Strabo beide Brüder des
Eilops , Sohnes des Ion, von welchem die Insel den Namen Ellopia
erhalten habe, auch ihre Namen barbarisch (p. 495 A, pelasgisch?);
vgl. auch Plut. Qu. gr. 22 : Ko&oq xal "^gxXog ol Zoi &ov nardtq tlg
Evßoiav Tjxov olxTjaoyTfq , AloXiwv xoxt xd nkitaxa xT/q vrjaov xaxf/ot>-
xtijy. ja Raoul - Roch. II, p. 102 macht selbst die Abanten (§. 6,
n. 14) zu Athenern, während Ulrici Gesch. d. hellen. Dichtkunst 11,
S. 625 fgg. wenigstens den Chalcidensern fortwährend äolischen
Charakter vindiciren will ?
4) J. E. Rivola de situ et antiquitatibus Andri, Freiburg 1844. 8.
5) Vgl. im Allg. P. O. Bröndsted Reisen und Untersuchungen
in Griechenland, B. I, Stuttg. 1836. fol.
6) Vgl. Fr. Grüter de Nayo insula, Halle 1833. 8 und W. En-
gel quaestiones Naxiae, Gott. 183.5. 8; auch E. Curtius Naxos, Berl.
1846. 8.
§. 77. Die lonier in Ixleinasien und den Inseln. 221
7) Vgl. Fr. Thiersch über Paros und parisclie InscLriften , in
Abbh. der Bayr. Akad. 1834, S. 585 — 644, und Vater in Hall.
Encjkl. Sect. III, B. XII, S. 290 fgg.
8j Sallier Hist. de l'isle de Delos in M. de l'A. d. Inscr. III,
p. 376 %g. und d'Orville exercilatio , qua inscriptionibus Deliacis
ceila aetas assignatur et alia ad Delum spectantia obiter tanguntur
et iliustrantur. in Mise, observ. T. Vli, p. 333, die jedoch mehr auf
die späteren Zeiten gebt, gleichwie Böckh in Abbb. d. Berl. Abad.
1834 namentlich die attische Periode behandelt und C. Schwcnck
Deliacorum partic. I, Franbf. a. M. 1825. 4, sich auf die altern
Namen der Insel beschränkt ; eine umfassende Monographie bleibt
auch nach C. L. Schläger pauca quaedam de rebus Deli Cycladis
insulae , Mitau 1840. 4, sehr zu wünschen; vgl. Weissenborn in
ZeitscLr. f. d. Alt. 1842, S. 374 fgg.
9) Cykladen {al vrjaoi,, aV tt/v /dtjXov ixi'x}.o)ouvro , Eustath. ad
Dionys. Perieg. \. 525), insbes. Cythnos , Seriphos , Siphnos, Rhe-
näa , Syros, Mykonos u. s. w. S. Strabo X, p. 743 und ihre xn-
arilq bei Schol. ad Dionys. 1. c. p. 355 und Zenob. V. 17; im Allg.
aber Spanh. ad Callim. p. 376 und Poppo p. 271 fgg., auch Raoul-
Rocb. 111 , p. 79 fgg. und über ihre Panegyris auf Delos oben
Jj. 11, n. 10. Doch auch einige Sporaden, vgl. Boss u(}}(uioXoyi(c
r^? vraov I^ixivov , Athen 1837. 4, p. 5 und Reinganum in Zeitschr.
f. d. Alterth. 1838, S. 703, obgleich von diesen die Mehrzahl do-
risch -war: ja Ciavier II, p. 106 fgg. lässt sogar nach Delos erst
dorische Einwanderer kommen?
10) Ueber die ältere (karisch - lelegische) s. Her. 1. 171, Thuc.
1. 4, und was Thirlwall im Cambr. philol. Mus. I, p. 107 fgg. und
Lauer homer. Slud. p. 233 fgg. über Ancäus von Samos gesammelt
haben; auch Heracl. Pol. passim und Diodor. V. 70 mit Osann in
Welcker's Rh. Mus. 111, S. 244.
11) Herod. I. 142, Vitruv. IV. 1, Aelian. V. H. VIll. 5, und
mehr bei L. Lehnert de foedere lonico, Berol. 1830. 8 ; auch Poppo
p. 449—468, Gramer Asia minor I, p. 323—413, Weissenborn Hei.
len S. 128, Wachsmuth 1, S. 158 und für ihre Münzgeschicbte D.
Sestini descr. degli stateri antichi , Firenze 1817. 4.
12) Walter Copland Perry de rebus Ephesiorum, Gott. 1837. 8
ist ungenügend; besser E. Guhl Ephesiaca , Berl. 1842. 8. ^woixi.-
Oftoq mit Lebedus und Kolophon durch Lysimachus Paus. I. 9* 8.
13) Vgl. C. A. Pertz Colophoniaca , Gott. 1848. 8.
14) Vgl. F. G. Thisquen Phocaica, Bonn. 1842. 8.
15) Th. Panofka res Samiorum , Berol. 1822. 8.
16) r. XqvoijLdov A(t}(<uo).oyUt Tlj<; Xiov , Xoyoq fX(f><ottjO-(iq — iv
XLm 1820. 4, ist werthlos; besser Poppo Beitrüge zur Kunde der
Insel Chios und ihrer Geschichte , Frankf. a. d. O. 1822. 4 ; A.
Korais Xiant/q u(}xuiokoyutq vkrj in seinen ^AxäxToiq (Paris 1830. 8)
B. III, .To. Kofod Whitle de rebus Chiorum publicis ante doniinn-
tionem Romanorura, Kopenh. 1838. 8, und insbes. A, Bknaxov Xiuxii
r/Toi taxo^iu xFjq vtjoov Xiov tlno twv il{>xuioxuxwv Xi,""''^*' ><• i. X- *>'
EfjiiovnoXii, 1840. 8.
17) Herod. I. 143: ol /.ih vvv ni-kot, "Imviq xul ol 'A&tjvatoi t(/'i<-
yov TO ofi'ofiUf ov ßov).Ofiiroi J(ovk; Xfx/.ya&ai • i-Xku xal vrv (fuiforiitC
fioi ot noXXoi uvxiiOi' iuaiayiiviaOui xm ovvöfinxt' al di Jvolöixu tiÜXih;
TA. ly. Die Colonien.
afirai tw rt owoftaTi. TJyäXXofxo x. t. >l. Folgt aber daraus mit Ue-
belen S. 86 fgg., Jass der Name erst in Kleinasien entstanden sey?
18) In Chios? S. den verworrenen Bericht bei Pausan. VII. 4. 6
und Whitte 1. c. p. 17 — 20.
19) In Teos, Paus. VII. 3. 3; vgl. X. 37. 8 und Müller Or-
chom. S. 400 mit Schol. Plat. Hipparch. p. 229.
20) Unter Philotas in Pri<>ne, Paus. Vll. 2. 7; Strab. XIV, p.
939 A; daher auch der iVame Radme , s, dens. p. 943 C und Hel-
lan. p. 144 ed. Sturz mit Raoul - Roch. III, p. 87.
21) In Cythnos , s. Her. VIII. 46 und oben §, 6, n. 15, womit
sich inzwischen die Colonisation von Athen aus sehr wohl verei-
nigen lässt; werden ja doch in Attika selbst Dryoper erwähnt (Ari-
stid. Panath. p. 177 Dind.) und in Karystos auf Euböa lonier und
Dryoper verbunden, Strabo X. 1.6, p. 685: i'no tüv *x TtzganüXKoi;
TTi<; ntgl Magu&üva xul 2xvQiaLo)v: vgl. Raoul- Roch. II, p. 435 und
Pflugk p. 27.
22) In Phocäa, Pausan. VII. 3. 6; später als die andern? Vgl.
Ciavier II, p. 101.
23) Wahrscheinlich die Kleonäer und Phliasler, die nach Pauv.
VII. 3. 5 die Mehrzahl der Einwohner von Klazomenä ausmachten.
Später lag ein Haupttheil der Stadt auf einer Insel; s. Schneiderad
Xenoph. Hell. V. 1. 31 und Aristot. Pol. V. 2. 12: araoMtovai. d'
Ivtort ui. Tiokfic; nul diic roig Tonovc; , oruv fiij tiKfiiiüx; t'/^ V X^'Q" ngoc:
To niuv ilvui nüXiv oiov (V KkuLiofiivulq ol inl Xi)T()<o (Strabo XIV.
p. 955) 7H)o(; Toiiq IV vj^au) x. t. A.
24) üorler nach Her. I. 146; aber Ciavier II, p. 85 und Raoul-
Roch. III, p. 76 ziehen es besser auf den lonier Proklus von Epi-
daurus , der nach Pausan. VII. 4. 2 die Insel Samos den Lelegern
(s. oben n. 10) abgenommen habe.
25) In Kolophon, vgl. N. Bach ad Mimuermi fgm. (Lips. 1826. 8)
p. 5 fgg- und Pertz 1. c. p. 25.
26) Isoer, Paneg. §. 34 : tkqI 61 rovg «i'xo»'? ;^(>o»'oi'e oQÜaa toi'c
fttv ßugßägovq rryv nXiLoxrjv ttji; ;^(u'()«? Katlxovruq , xorg d' " EXXijvug
fli; fikKQov xöziov xaTuitfxXfi/iivovq . . , xul toi"? fifv dt l'vSnav twv xud-
jjfifoav Tor? di diu rov noXfftov ajioXXvfiivovg . . i^yt/zovag tlg töc noXttg
ii.tnin^ifv , o'i naquXaßövTtg rovq fiüXiaza ßiov öfofiffovq . . noXX(x<; /uiv
tqi' fxuTf^itq T^c rjTi(l(}ov nöXfic; l'xnanv , anuaac; di t«? vtjooik; nuxuxi-
anv X. T. X.: vgl. Hoecl; Kreta II, S. 124 fgg, und Glese äol. Dial.
S. 151, auch Grote III, p. 232, der aber ohne Noth mehre getrennte
Wanderungen unterscheidet.
27) Her. I. 148, Str. XIV, p. 947 A. Auf dem Gebiete von
Priene; später in Ephesus , Thuc. III. 104, Dionys. Hai. IV. 25;
vgl. C. Inscr. n. 2909 und Guhl Ephes. p. 117.
28) Von Heiice in Achaja; vgl. Str. VIII, p. 589 ; Diodor. XV. 49.
29) Her. I. 141; vgl. Sainte-Croix sur les anc. colonies p. 221
fgg. und des );ouv. fed. p. 148 fgg., Tittmann S. 668 fgg. , Wachs-
muth I, S. 159, der jedoch erst zur Perserzeit dort Beschlüsse fas-
sen lässt — wegen Herod. I. 170?
30) Samos mit Ephesus, Pausan. VII. 4. 3, vgl. Athen. VI, p.
267 A ? mit Wili;l im Kriege zw. Chalcis und Erclria (§. 12, n. 6),
Her. \. 99; mit I'riene , Plut. Qu. gr. 20 und C. inscr. n. 2254.
§. 78. Pflanzstädte der kleinasiatischen lonier. 223
2905; Priene mit Milet . Zenob. VI. 12 und Schol. Avistoph. Pac.
3(>3, Chios und Milet gegen Erythrae , Her. I. 18, Polyaen. Vlil.
66, Milet und Erythrae gegen Naxos , Plut. virt. muH. p. 254, Po-
lyaen. VIII. 36; Myus mit Milet, id. Vlll. 35, Aristaenet. 1. 15 u. s.w.
§. 78.
Leider fehlt es uns übrigens an nähereu Nachrichten
über die ältere Geschichte dieser Colouien und die eigent-
liche Zeit ihrer Blüthe, welche durch die Trefflichkeit der
Lage und des Himmelstrichs begünstigt i) nur zu frühe
ihre Kraft durch weichliche üeppigfceit gebrochen zu ha-
ben scheint ^j. Am meisten wissen wir noch von Milet 5),
namentlich auch rücksichtlich seiner Pflauzstädte, die in-
zwischen schon Strabo als die grösste Merkwürdigkeit
seiner Geschichte hervorhebt ''^) . Auch den andern ioni-
schen Golonien fehlte es nicht an solchen^), worunter
wir hier nur Thasos von Faros ^), Samothrace^) und Pe-
rinth^) von Samos, Eläus von Teos^), Lampsakus von
Phocäa ^^) gegründet nennen^ keine derselben aber konnte
sich rühmen , wie Milet , Mutter von achtzig Tochter-
städten 1^) geworden zu seyn. Naukratis in Aegypten i^)
abgerechnet, liegen fast alle an den Küsten des Pontus
Euxinus und der Propontis '^^) ^ als die ältesten dürfen
wohl Cyzifcus *''■) und Sinope ^^) betrachtet werden, von
welchem lezteren dann wieder Trapezunt und viele andere
ausgingen ^^) 5 doch scheint es, dass sie später noch ein-
mal Verstärkungen erhielten ^^) , als die Cimmerier , von
den Scythen vertrieben , um's J. 700 ganz Vorderasien
überschwemmten und auch die griechischen Gebiete, ob-
schon ohne dauernden Schaden , verheerten ^^). Kurz
vorher hatte Milet Abydus und Prokonnesus angelegt ^9) 5
und dreyssig Jahre später gründete es an der Küste von
Scythicn selbst verschiedene Pflanzstädte ^O) ^ worunter
sich an den Mündungen der gleichnamigen Flüsse Istros,
Tyras, und Insbesondere ßorysthencs oder Olbia , auch
Miletopolis genannt 2^), auszeichucu. Die Colonien Tomi,
Odessus, Apollonia an der thraclschcn Küste ^2^ auf der
einen, Thcodosla und Pantikapäum im taurischcn Clicr-
sones 25) auf Jd. andern Seite, vollendeten dann den
224 Ih. IV. Die Colomen.
Kreis der Städte , welche den Namen des unwirtliliclien
Pontus zum wirthllchen umschufen 2*) und bis in die
spätesten Zeiten herab der Sitz g^rieehischer Guitur und
Sittig^ung' unter den Barbaren blieben. Die Zeit der An-
lage lässt sich nicht bei allen mit Gewissheit bestimmen ^
einige derselben , scheint es , reichen bis nahe an die
Zeiten herunter , wo die Eroberungen der Perser der
Freiheit und dem Wohlstande der kleinasiatischen Grie-
chen ein Ende machten ^Sj^ go viele ihrer nicht, wie die
Teier in Abdera ^6) , die Phocäer in Elea ^7) und Massi-
lia^^), an andern Küsten ein Asyl fanden.
1) Her. I. 142; ol 61 liovig ovroi , toiv Y.al to fJaviojinov loxif
Tov /ifv or'Quvov Kftl TÖJj' (üQfOiv tv TW KwA/iffTW Irjiy/avov lägvoufitfoi
noXiuq nävTOJV dv&QÜnrov rihv i/fiiX<; I'tfi/tv ; vgl. Pausan. VII. 5. 2,
Aristifl. Panatb. p. 160 , und niebr bei ßernbardy griecb. Lit. I,
S. 230 fgg.
2) nükat nor i^oav uXxifioi MtlrjOtoi , Aristoph. Plut. 1003; vgl.
Athen. XII. 26 — 31 , XIV. 19 u. 20, und mehr bei Bartbel. voy.
d' An. ich. eh. 72, T. VI, p. 136, und Wacbsmuth I , S. 72 ; auch
Geel Anecd. Hemsterb. S. 114 und Limburg- Brouwer IV, p. 48 fgg.
3) Vgl. im AUg. Wasse ad Thucyd. VIII. 25 bei Poppo 1. c.
p. 486 — 492; Fr. Eb. Rambach de Mileto ejusque coloniis , Hai.
1790. 4; A. Schroeder de rebus Miiesiorum spec. I, Strals. 1827. 4;
G. Tb. Soldan rer. Milesiar. comm. I, Darmst. 1829. 8.
4) Strabo XIV. 1. 6, p. 941 : noXXd dt ta}? n'ohmq t^ya xavt^q,
fifytOTOv dt TO nkijO-oq röiv unolxMv ' o Tt yug Ei'idvoq Ilovxog vno iov~
xü)v avvdjKioxai, nü<; xal tj flgonovxlq xul uXkoi, nXiiovq xörtoi: vgl,
auch Ephor. bei Athen. 1. c. p. 523 E.
' 5) S. im Allg. Raoul-Rocb. III, p. 139—154.
6) Thuc. 1. 104, Strabo X. 5. 7, p. 745. Um's J. 720a. Chr.;
vgl. Raoul-Roeh. III, p. 226 — 232 und Liebel ad Arcbil. fgm. (Lips.
1812. 8) p. 7 ; im Allg. aber H. Hasselbach de insula Thaso, Marb.
1838. 8 und Prokescb d' Osten dell' isola di Taso e degli antichi
nionumenti che in essa si veggono, in Atti dell' Accad. Rom. d'Ar-
cheol. 1835, T. VI, p. 188—201. Andere Colonien der Parier in
lllyrien (Pharos) nennt Strabo VIII. 5. 5; der Thasier an der tbra-
cischen Küste (Galepsus , Oesyme) Thuc. IV. 107, Diod. XII. 68,
Ilarpocr. s. v. Sxqv/xtj.
7) S. Thuc. III. 3, Strabo X. 2. 17, Pausan. VII. 4. 3, und
mehr bei Panofka I. c. p. 21. — Zeit der Anlage c. 1000 a. Chr.
8) S. Plut. Qu. gr. 56 u. Scymn. Ch. 712. Nach Syncell. p.
2:58 I), dem Raoul-Roch. III, p. 360 folgt, erst um 599 a. Chr.;
nach Panoflia p. 22 vielmehr schon mit Samothrace gleichzeitig. —
Merkwürdig ist später (saec. IV. p. Chr.) die Aenderung des Namens
in Hcraklea, vgl. Zosimus I, 62 und mehr bei Mannerl Geogr. VII,
S. HG und G. F. C. Menn Mclet. histor. Bonn 1839, 8, p. 175 fgg.
9) Scymnus Ch. 706. — Nach (Plut.) Parallel. 41 von Ephesus?
§. 78. Pflanzstädte der kleinasiatischen lonier. 225
10) Charon bei Plut. Virt. mulier. p. 255 oder Polyaen. Stra-
teg. VIII. 37; vgl. Creuzer Histor. fragm. p. 110 fgg. Nach Strabo
XIII. 1. 19 von iMilet, wie anderseits Amisus nach Seymnus 919
von Pfaocäa? Raoul • Rocb. III, p. 145 sucht beides zu vereinigen.
Die Zeit nach Eusebius um 650 a. Chr.
11) Nach andern Hdsch. bei Plin. N. Hist. V. 29 sogar neunzig;
Seneca ad Helv. c. 6 gibt 75 au; vgl. Rambach de Mileto p. 29
und Hüllmann Handelsgesch. S. 141 fgg. Auch auf andern Cykla-
den , Ross Inscr. ined. II, p. 69.
12) Die Zeitangabe schwankt, s. Wytt. ad Plut. p. 907. Nach
Eusebius bereits zu Anfang der Thalassokratie Milet's 753 a. Chr.,
vgl. Heyne in N. Comm. Gott. II, p. 51; nach Strabo XVII. 1. 18
unter Psammetich (c. 660, vgl. Her. II. 154), und zwar erst Milrj-
oi(i)v Tft/oq , vgl. Forster bei Rambach p. 65; dann Nauliratis selbst
(unter Amasis? 550 a.Chr., vgl. Her. II. 178—180); s. Raoul-Rocb.
III, p. 165—168 und Soldan in Welcker's Rh. Museum IV, S. 126
— 141, auch Buckingham visit to the ruins of Naukratis , Edinburg
1845. 8.
13) \gl' die Peripli Ponti Euxini von Arrian uud Andern (ed.
S. F. G. Hoifmann , Lips. 1842. 8) mit Ammian. JMarc. XXII. 8,
und Einzelnes mehr bei Schlosser I. 1, S. 380, Wachsmuth I, S< 113,
Weissenborn Hellen S. 115, Grote III, p. 314; über ihr Verhältniss
zur Argonautensage Müller Orchom. S. 285 fgg. und Vater der Ar-
gonautenzug nach den Quellen dargestellt, Kasan 1845. 8, S. 134 fgg.
14) Strabo XII. 8. 11, p. 861 ; vgl. XIV. 1.6, p. 941 und Plin.
N. Hist. V. 32; auch die Lobschrift des Aristides p. 381—400 und
mehr bei Wasse ad Thncyd. VIIl. 107 (Poppo 1. c. p. 476 — 486)
und J. Marquardt Cyzikus u. s. Gebiet, Berl. 1836. 8.
15) S. Xenoph. Anab. V. 9. 15, Strabo XU. 3. 11, p. 821,
Diodor. XIV. 31, und über seine Lage Polyb. IV. 56; im Allg.
aber Raoul-Roch. III , p. 171 fgg. und Markscheffel ad Hesiod.
Fgm. p. 221.
16) S. Xenoph. Anab. IV. 8. 23, V. 3. 2, V. 5. 10, und mehr
bei Raoul-Rochette III, p. 331 und M. Sengebusch Quaest. Sinopi-
caruni spec. Berl. 1846. 8, p. 9 fgg.
17) Cyzikus a. Chr. 683, Sinope 632 nach Eusebius, die erste
Gründung aber 751; vgl. Raoul-Roch. III, S. 169 fgg. und was
dieser p. 329 fgg. aus Seymnus 941 fgg. über die doppelte Coloni*
sation von Sinope ausmittelt. Gleichzeitig sezt er auch Amisus,
das jedoch nicht rein milesisch blieb, Strabo XII. 3. 14, p. 823;
,A9-ijvuimv u7iotxo<; , Arrian. Peripl. p. 72.
18) Her. IV. 11. 12; Strabo I. 3. 21, p. 106; XIH. 4. 8, p.
930. Nach Her. I. 15. 16 nahmen sie unter Ardys (689 — 640) Sar-
des ein und wurden unter Alyattcs (628 — 571) aus Asien vertrieben;
die Scythen wandten sich nach Medien , Her. I. 103 fgg. Muss
man aber mit Strabo III. 2. 12, p. 222 schon vor Homgr einen
ahnlichen Zug annehmen? vgl. Franke Callinus p. 109 — 11? mit der
Entgegnung von Ciisar Carm. cleg. orig. p. 61 — 72 und im Allg.
Freret in M. de l'A. d. Inscr. XIX, p. 577 fgg. und Bayer in Comm.
Pctrop. II, p. 419 fgg.
19) Unter Gygcs (727—689); vgl. Strabo XIII. 1. 22, p. 883
mit p. 879: IlfiutTiöq »ort nöXiq fnl Oukürrt] y.nl Xifii'/y' xriofiu cJ ot-
fiiv Mtkriaiujv <faaiv, o'iniQ xul ^'Aßvöov xfu H(>oxü-yvt/Oov ovrcfKiOav xarrt
I. u.i. 4. Ann. 1>
226 TA. IF. Die Colonien.
rov at/roV y.aigöv , and mehr bei Wasse ad Thucyd. VIII. 61 und
Raoul-Roch. III, p. 253.
20) Ath. XII. 26 : MiXtjOioi, t'öJC MV oix. hgi'^wv, Iviaojv Sxv&aq :
Tgl. Scymnus 766 und mehr bei Raoul-Roch. III, p. 314 fgg. und
E. y. Muralt u. P. Becker in M. de la See. arcL. de St Petersbourg
III, p. 182—196, V, p. 361—387, VI, p. 103— 140, 177—193; auch
besonders in Muralt Melanges d' antiquites , Zürich 1852. 8 und
Becker die Gestade des Pouius Euxinus vom Ister bis zum Bory-
sthenes in Bezug auf die im Alterthume dort gelegenen Colonien,
Petersb. 1852. 8.
21) Mfyu ißniQLov, Strabo VII. 3. 17, p. 470; Tgl. Her. IV,
18, Plin. N. Hist. IV. 26, insbes. aber die liebliche Schilderung
Lei Dio Chr. XXXVI, und mehr bei Böckh C. Inscr. II, p. 86 fgg.
22) Vgl. Scjmn. 730, Strab. VII. 6. 1, p. 491 , und mehr bei
Raoul-Roch. III, p. 386 fgg.; über Apollonia auch Per. ad Ael. III.
17, über die thrakische Pentapolis überhaupt (C. Inscr. n. 2056)
Burmeister in Zeitschr. f. d. Alt. 1837, S. 425 fgg.
23) Strabo VII. 4. 2—6, p. 475 fgg.; vgl. Heyne Opusc. III,
p. 384 — 397 und über das bosporenische Reich der Archäanaktiden
(480—432, Diodor XII. 31) und die Dynastien des Sparlokus (wor-
unter namentlich Leukon 393—354; s. Per. ad Ael. VI. 13, Wolf
ad Lept. p. 249, und mehr bei Clinton II, p. 281 und Wachsmulh
I,S. 761) und Sauromates Boze in M. de l'A. d. Inscr. VI, p. 549,
Souciet Hist. cbron. des rois du Bospore Cimmerien, Paris 1736. 4,
Cary Hist. de rois de Thrace et du Bospore Cimmerien, Paris 1752. 4,
und daraus Osann Syll. Inscr. p. 120 — 122: auch St. Allais 1' art
de verifier les dates III, p. 28 , Sabalier Souvenirs de Kertsch et
Chronologie du royaume du Bospore , Petersburg 1849. 4 und ins-
bes. B. V. Köhne und Sibirsky in M. arch. de St. Petersb. V, p. 277
—296, VI, p. 200—232; im Allg. aber Raoul - Rochette Antiquites
grecques du Bospore Cimmerien, Paris 1822. 8, mit den Entgeg-
nungen von P. V. Koppen Alterth. am Nordgestade des Pontus, Wien
1823, 8 und H. K.E.Köhler Serapis, Petersb. 1850. 8; dann Böckh
C. Inscr. I, p. 145 fgg., II, p. 90 fgg., G. Spasski der kimmerische
Bosporus mit s. Alterthümern (russisch) Moskau 1846. 4, und über
Pantikapäum D. de Luynes in Ann. delP Inst. arch. 1841 , p. 142,
über Theodosia E. v. Muralt in M. arch. de St. Petersb. VI, p. 194
fgg. oder Melanges n. 3.
24) Ov nqlv n%ivov diu rdq fni.&fanq Xiyönivov xöiv ßuQßiiQmv ngoq—
tjyogiag InoLtjoav n'ifivov rii/ftv , Scymn. 735; vgl. Strab. S'II, p. 458
— oder wäre der Name nach Eustath. ad Dionys. 146 u. A. nur
euphemistisch zu verstehen? s. Lindenbrog ad Ammian. Marc. p. 341
mit Peyssonel sur les peuples barbares, qui ont habite les bords du
Danube et du Pont Euxin, Paris 1765- 4 und Th. S. Bayer Opusc.
ed. C. A. Klotz, Halle 1769. 8; insbes. aber V. A. Formalconi
Storia filosofica e politica della navigazioue , del commercio e dclle
colonie degli antichi nel mare nero, Vcn. 1788. 8 und L. Prcller
über die Bedeutung des schwarzen Meeres für den Handel und \'er-
licLr der alten Welt, Oorpat 1842. 8.
25) Her. I. 141 fgg., VI. 18 fgg., vgl. c. 42.
26) Her. I. 168, a.Chr. 543; die erste Colonisalion durch den
Klazomenier Timesias (656) hatte kein Bestehen gehabt; vgl. Osann
§. 79. DoiHsche ^Niederlassungen im Osten. 227
in Gerhard's Arch. Zeit. 1852 , S. 457 und im AUg. m. Gesamm.
Abhh. S. 90—111.
27) Bei Her. I. 167 und auf Münzen 'Yfhj, später 'EXlu, Strabo
VI. 1. 1, p. 387, lat. Felia, Gell. N. A. X. 16; vgl. Dionjs. Hai.
I. 20 und Mazocchi Tab. Heracl. p. 516, im AUg. aber F. Munter
Velia in Lucanien, eine Beilage zu Hegewiscb, Altona 1818. 8 und
D. de Luynes in Ann. dell' Inst. Areb. I, p. 381 fgg. , aucb Klau-
sen Aeneas und die Penaten S. 1220.
28) Thuc. I. 13, Isoer. Archid. §. 84, Horat. Epod. XVI. 17,
Pausan. X. 8. 4. Die Gründung der Stadt durcb Protis (Justin.
XLIII, 3, Plut. V. Solon. c. 2) fällt jedocb früher, s. Arlstot. bei
Harpoer. s. t. und Ath. Xlll. 36, um's .1. 600 nach Timäus bei
Scymnus 210, lüusebius und Solinus II. 52, als Folge des ausgebrei-
teten Verkehres der Phocäer mit dem Westen (Arganthonius, Her.
1. 163), vgl. Hüllmann Handelsgesch. S. 115 fgg. und G. M. Reds-
lob Tartessus, Hamb. 1849. 4, auch Dederich in Welcker's Rh.
Museum IV, S. 99 — 123 und Schultz App. Ann. II, p. 40; im Allg.
aber Hendreich in Gron. Thes. VI, p. 2943 — 3006 , Guys Marseille
ancienne et moderne , Paris 1786. 8, J. C. Johannsen vet. Massiliae
res et instituta, Kiel 1818. 8, A. Brückner und H. Ternaux Hist.
reip. Massil. a primordiis usque ad INeronis tempora , Gott. 1826. 4,
die Griechen im alten Marseille, Morgenbl. 1827, N. 265—267, J.
F. Lancelot Precis historique de 1' ancienne Marseille, Mars. 1839. 8;
und über ihren Verkehr mit Rom Klausen Aeneas u. d. Penaten
S. 611 — 629|, mit Karthago Movers Opferveesen d. Karthager, Bresl.
1847. 8, S. 27 fgg. und Barth im Rh, Mus. VII, S. 69 fgg.
§. 79.
Den Aeolern und loniern folgten auf demselben
Wege , nur in südöstlicherer Richtung die Colouien der
Dorier ^), deren schon bei Kreta gedacht worden ist, die
aber gleichzeitig auch Rhodus ^) und die benachbarten
Inseln ^) und Küsten von Karlen einnahmen und hier na-
mentlich einen Bund von sechs Städten bildeten , dem
der Tempel des trioplscheu Apoll zum Mittelpuncte
diente *). Die Niederlassungen , welche schon früher
Herakliden in diesen Gegenden gestiftet haben sollten,
gehören der Sage an ^) 5 die Geschichte beginnt sie mit
dem Argivcr Althänienes ^) , der zunächst die drei rho-
dischen Städte '') Lindus , lalysus , Kamirus bevölkerte,
während Knidus von Laccdacmon 0), Kos nebst den um-
liegenden Inseln von Epidaiirus ^), Haliharnasus — das
freilich später vom Bunde ausgeschlossen ward — von
Trözcn aus gegründet scyn wollle ^O). Unter den übri-
gen dorischen Orten jener Küste waren die meisten
P2
228 T/t. If^. Die Colonien.
wohl wieder Tochterstädte von Rhodiis, dessen Colonien
sich übrigens frühzeitig auch noch welter bis in den
fernen Westen erstrechten ^^) 5 andere wie Selge und
Salagassus in Pisidien leiteten sich von Lacedämon her ^^) 5
insoweit jedoch überhaupt noch in späterer Zeit von
Colonien des leztern die Rede seyn kann , sind ungleich
wichtiger die Inseln Melos ^3) und Thera ^'^) im ägäischen
Meere, obschon diese Colonien grösstentheils aus Achä-
ern und Minyern bestanden, welche leztere früher in
Lemnos gewohnt und durch die aus Attiha - verjagten
Tyrrhener vertrieben in Lakonika eine Zuflucht gefun-
den hatten ^^). Selbst der Führer derselben war eigent-
lich kein Dorier, sondern der thebanische Aegide The-
ras ^^), von welchem Thera diesen Namen statt Kalliste em-
pfangen haben soll ; von hier aus gründete dann später
Battus an der libyschen Küste Cyrene ^^), wo seine Nach-
kommen noch bis um's J. 432 regierten ^^).
1) Vgl. im Allg. Raoul-Rocb.IlI, p. 59 — 74 und 154 fgg., Cla-
vler II, p. 109 fgg., Müller Dor. I, S. 102 fgg., Cramer Asia minor
II, p. 170 fgg. 217 fgg.
2) Strabo XIV. 2. 6, p. 965 C; Tgl. Conon Narr. 47 und oben
§. 21, n. 7 mit Müller Aeg. p. 41.
3) Kalymna, Nisyros, Telos, Syme , und andere Sporaden, Her.
VII. 99; vgl. Strabo X. 5. 14fgg. und Ross Inselreisen B. II u. III,
auch dess. Reisen nach Kos, Halikarnassos , Rhodos, Halle 1852.8.
4) Her, I. 144; Tgl. Dionjs. Hai. IV. 25 mit Sainte-Croix Gouv.
feder. p. 153, Tittmann S. 671, und über die Mythen des Orts Börkh
ad Schol. Find. p. 315 und L. A. Claussen Quaest. Herodeae, Bonn
1847. 8.
5) Tlepoleroas in Rhodus , Iliad. II. 653, vgl. Diodor. IV. 58,
und mehr bei Th. Menge Vorgeschichte von Rhodus bis zur hera-
klidisch-dorischen Siedelung, Cöln 1827. 4 mit Müller Dor. I, S. 108
und Böckh ad Pind. Ol. VII. 32. — Antiphus und Phidippus, Söhne des
Thessalus {§. 15, n. 9) in Kos, Iliad. II. 678; vgl. Spanheim ad
Callim. H. in Del. 160 fgg. und R. Ungar Analecta Propertiana, Hai.
1850. 4, p. 9 fgg.
6) Conon Narr. 47 : ol ^oigitti; noXf^u) ro Kagmov intoTQfrfjünf-
voi, t{)iX(; noXnq l'xnaav, ALvdov, 'I^Xvaov xal Küfift^ioV ol /i'^v ovv Jw-
QtiVq , ujio Akd-ai.nhov<; uQ^uf^fvoi. , fif/gt xui (^tvQo xmußrß^xuai.: vgl.
Diodor. V. 59 und mehr im .411g. bei J. Meursius Rhodus (hinter 8.
Greta, Amst. 1675. 4) und H. Rost Rhodus, ein bist. arch. Frag-
ment, Altona 1823. 8; auch M. W. Heflter über die allg. Gcogr.
d. Insel Rhodus, Brandenb. 1828. 4 und dess. Götterdienste auf
Rhodus, H. IUI, Zerbst 1827-33. 8.
7) Erst seit 408 a. Chr. zu einer Gesammtstadt vereinigt , 8.
§. 79. Dorische Niederlassungen im Osten. 229
Diod. XIII. 75 und über die späteren Zustände P. D. Paulsen descr.
Rfaodi Maced. aetate , Gott. 1818. 4 und Rottiers Descr. d. inonu-
mens de ßhodes , Brux. 1828. 4.
8) Her. I. 174; vgl. Strabo XIV. 2. 6 u. 15, Herodian. mov.
X(^. p. 34, und lonian antlqu. T. III, London 1840; auch Duchalais
sur quelques poiiits de l'hist. nuraism. de la ville de Cnide , Paris
1850. 8. Colonien Ton Knidus sind Lipara (Thuc. III. 88, Diod.
V. 9, Paus. X. 1!) und Schwarz - Korcyra in Illyrien , Strabo VII.
5. 5; vgl. Neigebaur in Klotz Archiv 1852, XVIII, S. 154 fgg.
9) Her. VII. 99; vgl. Tac. Ann. XII. 61 und mehr im Allg,
bei C. L. £. Zander Beitr. z. Kunde d. Insel Kos, Hamb. 1831, 4.
A. Küster de Co insula, Hai. 1833. 8, H. Lauvergne Descr. de l'ile
de Cos in Bull. d. sciences geograph. XI, p. 133 tgg., W. M. Leake
in Transactions of the R. Soc. of lit. 1843, p. 1 — 19; über einzelne
Familien (Asklepiaden , Aeaciden) auch Müller im Gott. Lect.verz.
1838—39.
10) Her. I. 144. VII. 99; vgl. Strabo XIV. 2. 16 und Paus.
II. 30. 8 mit Böckh C. Inscr. II , p. 448 fgg. ; über die karischen
Könige aber , die es später bewohnten und mit Lelegern bevölker-
ten (Mausolus bei Strabo XIII- 1. 59, p. 909) Spanheim Us. et pr.
numism. I, p. 517 fgg., Sainte - Croix in M. de l'Inst. II, p. 5U6
fgg., Clinton II, p. 285 fgg.
11) Strabo XIV. 2. 10: «i.Xu xai tcqo rtjq 'OXvftTiiyjjq &fai(aq
ov/voTg Irfotv t'nkiov nÖQQO} Trjg olxfluq Inl aoiTTjQia lüiv av&Qwnwv i
vgl. Sync. p. 341 Dind. und mehr bei Lüders in Zeitschr. f. d. Alt.
1852, S. 289 fgg.; über den Westen auch J. C. Wernsdorf Antiqu.
Balear. Brunsv. 17G0. 4, p. 62 fgg.
12) Strabo XII. 7. 3. p. 855; vgl. Polyb. V. 76. 11 und mehr
bei Raoul-Roch. III, p.407 fgg. und Müller Dor. I, S. 125; über alle
wirklichen oder vermeinten Colonien von Sparta aber Meurs. Mise,
Lacon. I. 7.
13) Her. VIII. 48; Thuc. V. 84 etc. Die Zeit der Gründung
(nach Thuc. V. 112) 700 J. vor der Zerstörung durch die Athener
im J. 416 — ?
14) S. Strabo X, 5. 1, p. 74! und mehr bei Raoul Roch. III,
p. 52 fgg.
15) S. Her. IV. 145 fgg., Strabo VIII, p. 534, Pansan. VII.
2. 2, Conon Narr. 36, und die erschöpfende Behandlung bei Müller
Orchom. S. 313 fgg.
Ifi) Pausan. Hl. 1. 7. Genealogie: Oedipus — Polynices —
Thcrsander — Tisamenns — Autesion — Theras und Aegia, die Mut-
ter der ersten Könige von Sparta, deren Vormund daher Theras. S.
Valcken. ad Her. IV. 147 und Böckh ad Pind. Olymp. II, p. 115;
im Allg. aber dens. über die von H. v. Prokesch in Thera entdeck-
ten Inschriften, in Abhh. d. Bcrl. Akad. 1836, S. 41 fgg. und Ross
Inscr. ined. 11, p. 80 und in Ann. delf Inst. arch. 1841, p. 13 — 24.
17) Her. IV. 150 fgg., vgl. Pind. Pyth. IV und Callim. H. in
Apoll. 65; auch .lustin. XIII. 7, Strabo XVH. 3. 21, p. 1194, und
Diouys. Perieg. 213: ' Afivi^XnUov yhoq uyj()wf. Die Zeit schwankt
zw. Ol. XXXVII (Kuseb.) und XLV (580 .1. nach Trojn'i Fall, So-
lin. XXVII. 44); hat aber nach Schol. Pind. 1. c. Battus Dynastie
200 Jahre legiert, so beginnt sie um 632 a. Chr.
230 Th. IV. Die Colonien.
18) lieber die Genealogie der Euphemiden s. Böckh expl. ad
Pind. p. 265 fgg. Die Dynastie zählt vier Battus und vier Arcesi-
laus, umwechselnd; Her. IV. 1 58 fgg. ; vgl. Heracl. Pol. c. 4, Theo-
dor. Metoch. Miscell. c. 103, und mehr im AUg. bei J. Hardion
hist. de la ville de Cyrene, in M. de l'A. d. I. 111, p. 391 fgg. und
J. P. Thrige historia Cyrenes , P. I, Hafn. 1819; iterum ed. S. N.
Bloch, 1828. 8; auch Grote IV, p. 40 fgg. und Topographisches bei
H. Barth Wanderungen durch die Küstenländer des Mittelmeeres,
Berl. 1849. 8, S. 418 fgg.
§. 80.
Aehuliches gilt vou de« Städten Grossgnechenlands ^),
deren Mutlerstadt gleichfalls Lacedämon hin und wieder
heisst, die aber mit demselben Rechte anderwärts als
achäische bezeichnet werden, so dass Lacedämon's Antheil
sich auf die Auctorität seines Namens und den mächti-
gen Schutz beschränken dürfte, den es der besiegten
älteren Bevölkerung des Peloponnes bei deren Auswande-
rung nach den unteritalischen Küsten angedeihen liess^).
Selbst Tarent ^) . das auf Grund der Sage von den Par-
theniern noch am meisten als spartanisch gelten konnte,
lässt doch in eben diesen seinen Gründern vielmehr ein
halbachäisches Mischgeschlecht erkennen, dessen sich die
Mutterstadt auf jenem Wege zu entledigen suchte "*■) 5 und
noch uneigentlicher werden Kroton und das epizephyri-
sche Lokri von lacedämonischen Colonisten abgeleitet,
wenn gleich ihre Gründung nicht bloss der Zeit nach
mit dem ersten messenischen Kriege zusammenhängen
mag 5). Kroton ^) wenigstens mit seinen Tochterstädten
Kaulonia '') , Pandosia ^) und Terina ^) galt in der über-
wiegenden Ansicht des ganzen Alterthums als achäisch 'O).
Lokri ^^) aber weist durch seinen Namen sogar auf ganz
andere Metropolen ausserhalb des Peloponnes zurück,
und wenn auch zu seiner Gründung sehr mannichfaltige
Elemente mitgewirkt zu haben scheinen, die nur weibli-
cherseits mit den mutterländischen Lokrcrn zusammen-
hingen 12^ , so ist doch die Anknüpfung an Lacedämon
vielleicht nicht älter als der Krieg mit Kroton, der durch
den Sieg bei Sagra und die ihn begleitenden Wunderum-
stnndc berühmt geworden ist ^'). Unzweifelhaft achäisch
waren endlich auch Sybaris i*) und Metapont ^'^), deren
§. 80. Lacedämonisch-achäische Colonien in Italien. 231
Iczteres spätestens vor 600 a. Chr i^) , ersteres, das be-
reits zur Gründung von Metapont mitgewirkt Latte, un-
gefäbr gleichzeitig mit Kroton angesezt werden mussi^)-
diese Blutsverwandtschaft hinderte inzwischen nicht, dass
die Krotoniaten in einem verheerenden Kriege im J. 510
der zweihundertjährigen Macht und Blüthe der Sybariten
ein Ende machten i8) , die in ihre Colonien Laus und
Scidrus zurückgezogen 19) lange Zeit durch die Eifersucht
der siegreichen Nachbarinn der Rückkehr beraubt wurden,
bis Athen an der Stelle des zerstörten Sybaris seine Co-
lonie Thurii anlegte 20). Thurii und Tarent gründeten
darauf gemeinschaftlich statt des alten Siris eine neue
Stadt Heraklea 21)^ ersteres veränderte jedoch selbst noch
einmal in der Römerzeit seinen Namen in Copia^Z), gleich,
wie die Pflanzstadt von Sybaris Posidonia unter den Lu-
canern Pästum 25) , die lokrische Colonie Hippomum
später Vibo Valentia2+) hiess.
1) M^yälv '£^^«^' P«'y^' "• ^^' -e^- C»s»«l»- ad Strab. VF,
p 389 B, und n.ehr über Alter, Umfang Dauer dieses Namens be.
k. Cluv^r Italia antiqua , L. B 1624 fol. H p. 32 %&• . A_S.
Ma^nrrlii in aeneas tabb. Heracleenses, Neap. 1754 fol., p. 9 fgg.,
SLerVl sXmen, Dresden 1838. 8, II, S. 367, und AvelHno
suUa estenzione della M. Grecia e sulle cittä m essa comprese, im Allg.
aber Sainte-Croix sur la legislation de la Gr. Gr .n M de 1 A. d.
Inscr XLII, p. 286-333, Heyne prolusiones XV de c.vitntum grae-
carum per M. Graec. et Sic. institutis et legibus, Opuse. »L P- 3-
298, Micali l'ltaUa ayanti il dom.nio dei Romani , Hör. 8 1. 8.
1 p 261 fpF. und Storia degli ant. pop. itahani , Hör. 18i.. b,
l' D 349 &., Niebubr röm. Geseb. I, S. 1/3 fgg., Grotefend z.
dtl'Jl G?sc.. T. AU- Italien H. IV, Kann. 1841. 4, S. 22 fgg.,
C e'u Storia delle due Sicilie, Neap. 1843^8. L. Grimaldi studi ar-
cbeolopici suUa Calabria ultra seconda , Neap. 1845, \\acbsmutb
I S 118 und für Numismatik ausser Millingen Considcrations sur
U numlsm'atiqne de 1' ancienne Italie Flor. 1841 u. 4*- y-^.s.
Fr. Carelli Num. vet. Ital. ed. Cael. Cavedonius , L.ps. 18dO. fol.
2) Slrabo Vi. 1. H, p- 402:<W«'"f' Y'k *''^''? "1 .''''\r^'i^T^
nixjfiouv, «V rvy ov. nol n^v .r'j, Ta(>avTho,r : -g • L«v. ^^W^V. 15
und Müller Dor. I. S. 125 fgg. Ganz apokryph isfre.hcb der la-
cedämonischc Ursprung der Sabiner ( l.onys Ha . J. 49, vgl. Nie-
bubr I S 115), worauf die Claudier ibr Patronat über Sparta (buc-
ton Tib. c. 6) stüzten; beraerkcnswerlb aber jedenfalls der Name
Amyklae an der campan. Küste, Serv. ad Aeneid X. 504 ; vgl. Raoul-
Roch. IM, p. »12 und d. Frkl. z. Tac. Ann. IV. 59.
■\\ \p\ .1 Juvenis de antlquitatc et varia Tarent. fortuna I. VIII
i,. Italia iliust'rata, Frankf. 1600 fol. p. 1219-1 410 und in Graev.
et Burm. TLes. auli«iu. Ital. IX, p. 5 ; iiubes. aber die Abbl». v. R.
232 Th. IF. Die Colonien.
Lorentz de origine vet. Tarentinorum , Berl. 1827. 8, de civitate
Tarent, Naumb. 1833. 4, de rebus sacris et artibus, Elberf. 1836. 4,
res gestae Tarentinorum, Lucknu 1838. 4; Spec. II, 1841. 4; und
Grote III, p. 512 fgg.
4) 'Ev TÜquvti nuQu ToVg rjfttxfQoiq unolxciQ, sagt der Lacedämo-
nier bei Plat. Legg. I, p. 637 B: vgl. Antiochus und Ephorus bei
Strabo VI. 3 mit Dionys. Hai. XVII. 1. 2, Justin. III. 4, Paus. X.
10. 6, und uiebr über PbulantLus und die Partheiüer bei Mazocchi
p. 89-99, Heyne p. 214-23'', Raoul-Roch. MI, p. 235—238, E-
ckerniann in Hall. Encykl. Seet. III. B. XXI, S. 401—411. Die
Zeit der Gründung nach Eusebius Ol. XV III. 2 = 707 a. Cbr.
5) 'Enivvuxzui, Diodor. Exe. Vat. VII. 12; vgl. Ath. VI. 101
und Scbol. Horat. Od. II. 6. 12 mit Weber de Gytheo p. 16—19
und oben §. 31, not. 14.
6) Paus. III. 3. 1 : Tfktvr^aavroq öi 'AlKaftfvovq Tlokiäm^o^ tyv
ßaai/.fiav nuQfXaßf , xai unoixlav xi t'q JruXiav Aaxfiat.fi6vioi Tjy* f?
Kgöroiva t'arfi-Xav , xal unoixlav }<; AoxQori; Torc npo? uy.QU ZupvQio).
Gleichzeitig mit Syrakus, Strabo VI. 1. 1 u. 12; 2. 4; anders frei-
lich (Ol. XVII. 3 = 710 a. Cbr.) Dionys. Hai. II. 59 und Euse-
bius , welchen Grotefend IV, S. 26 den Vorzug gibt.
7) Scymn. Ch. 317; vgl. Strabo VI. 1. 10, Paus. VI. 3. 5 und
mehr bei Raoul-Roch. III, p. 189 l'gg. und Poppo Proleg. Thucyd.
I. 2, p. 551 , in numism. Hinsicht auch Streber in Münchner gel.
Anz. 1837, 1. S. 1052 fgg. und Rathgeber in Ann. dell' Inst. arch.
1848, p. 169.
8) Scymn. 325; vgl. Mazocchi p. 101 — 105 und D. de Luynes
in Ann. dell' Inst. arch. 1833, p. 1 — 18.
9) Scymn. 304; vgl. Heyne p.204, Raoul-Roch. HI.p. 192, und
Numismatisches in Revue archeol. 1848, p. 159 fgg.
10) Her. VIII. 47, Polyb. 11. 39, Scymn. 322; vgl. Heyne p.
176— 195, Raoul-Roch. III, p. 185 fgg., Grote IV, p. 545 fgg., und iiber
die Lage insbes. Liv. XXIV. 3 mit dem Sprichworte K(tÖTü)voq vytf-
OTfQoq bei Schol. Aristoph. Equ. 1091 und Paroemiogr. Gott. I, p. 427.
Müller Dor, II, S. 178 und Krische soc. Pythag. p. 13 , die nach
Ovid. Metam. XV'. 20 den Gründer Myscellus zu einem Herakliden
machen , bat schon Welcher ad Theogn. p. xlvii widerlegt; nach
Strabo VIII. 7. 5 und Zenob. III. 42 war er aus Rhypae in Achaja,
Avas auch bei Diodor. Exe. Vat. p. 8 (MioxfXlcx; tj? 'Axuiot; uv ro
yfvoq fx KQTjZT^q) hergestellt werden muss und woher Millingen Anc.
coins, Lond. 1830, n. 11 selbst die apul. Stadt Rubi ableitet.
11) Ob freilich das opuntische oder das ozolische Lokri, schwankte
schon das Alterthum nach Strabo VI. 1. 7: Aoxqöjv unoixoi, rwv h
xoj K(jtaaioj xöXno), /.uxoov i'aif^iov^i^C [«no] KqÖtuivoc; xul 2iiQaxovoö)v
xzlaiox; unoixici&hrfq vno Eväv&ovq (Ulrichs Reisen S. 5)" ^'E(i)OQoq d'
oi'x IV, TiTiv ^ÜTiovvTiwv AoxQwv ((Tioiy.oiK; <ptjauq : doch vgl. Marx ad
Ej4x. p. 150, Raoul-Roch. II, p. 319, Böckh ad Pindar. p. 188. Oder
soll man zweierlei Colonien annehmen? und welche von beiden dann
nach Eus. Ol. XXIV. 2 = 681a. Chr. setzen? S. *im AUg. Heyne
p. 40—61, Raoul-Roch. III, p. 193 fgg. und D. de Luynes in Ann.
deir Inst. arch. 1830, p. 1 — 12.
12) 'AnC Tüv fxarov olxtüv, Polyb. XII. 5 fgg-, vgl. Dionys. Pe-
rieg. 366: aquxiQr^i; ni^^hrn 'i'vdaofii , mit Eustathius, und mehr
bei Niebuhr I, S." 175 und Grotefend IV, S. 24; auch Wyltinb. ad
§. 80. Lacedämonisch-achäische Colonien in Italien. 233
Plutarch S. N. V. p, 66 und Müller Orch. S. 167, der aber nicht
hätte sollen Dor. II, S. 228 die Auctorität des Aristoteles anfechten,
um die Lokrer gleichfalls zu Doriern zu machen !
13) Diodor. Exe. Vat. p. 12 , Justin. XX. 2 u. 3 ; vgl. Strabo
VI, p. 400 und mehr bei Meineke ad Menandr. p. 17 und Leutsch
ad Paroem. I, p. 36.
14) Aristot. Politic. V. 2. 10: T^ott^/itot? ^Axatol oiivruHioav Sv-
ßa^iv ihu nXiiovi; ol ^A)((uol ytvoftivoi. i^fßukov rovg TQOiL,rjviov<;'. vgl.
T. Ullrich rer. Sybarit. capita selecta , Berl. 1836. 8, p. 12, wo
auch die Angabe lokrischer Gründung bei Anton. Liber. c. 8 und
Solin. Polyh. II. 12 gewürdigt ist; dann Grotefend IV, S. 33, Pi-
stoja delle cose di Sibari ricercbe storiche , Neap. 1845 , und über
die sonstige von Sybaris ausgegangene Verbreitung der achäischen
Bevölkerung an der unteritalischen Küste Gerhard apul. Vasenb.
Berlin 1846 fol. S. 1.
15) Scymn. 326, Liv. XXV, 15, Strab. VI. 1. 15; vgl. D. de
Lnynes et F. J. Debacq Metaponte, Par. 1833 fol. mit Müller in G.
g. A. 1836, S. 38 und G. Hollander de rebus Metapontinorum, Gott.
1851. 8.
16) So Hollander p. 26 nach Strabo p. 406 und Millingen Con-
sid. p. 21, der selbst bis Ol. XXV hinaufsteigt, jedenfalls richtiger
als Heyne p. 309 und l\aoul-Roch. IV, p. 39, die es erst von Thu-
rii aus gründen lassen, vgl. auch Schiller de rebus Thur. p. 27;
wenn aber Eusebius und Syncellus Ol. I annehmen , so geht das
wohl auf die ältere von den Samniten zerstörte Colonie , die (Eph.
bei Str.) /tai'dioq o KqIot^^ ri'i^Hvvoq geführt hatte, und mit der viel-
leicht auch der gleichzeitige Ansatz von Pandosia zusammenhängt,
Müller Orchom. S. 401.
17) INach Eusebius; vgl. Scymn. 325 fgg., Strabo VI. 1. 7 fgg.,
Zenob. III. 42, und mehr bei Heyne p. 12ß fgg. und Raoul-Roch.
III, p. 241 fgg. Ullrich p. 20 nimmt 720 a. Chr. an.
18) Strabo : roaovxov d ruTVxin diijvfyxfv jj nökiq avTtj ro nXiov,
man TiaoftQwv fiiv i&vüv rüv nXrjoiov utiF/qIi, ntvTf dJ xal flxooi nokfK;
vnrjxöox'c; l'ayj , rQiuKovia 6f fiygidoiv flvdQtZv (so auch lambl. V. Py-
thag. §. 260; Scymn. 340 nur 100000) inl KQorwvtüraq iarqÜTivauv,
ntPTTjxovTU öf oradliov xnxkov avvfnXrqovv oIüovvtk; inl xüj Kgä&tdi :
vgl. Diodor. VIII. 9, XII. 9, Ath. XIl. 15—21, Aelian. V. Hist. I.
10, III. 43, und mehr bei Blanchard in M. de l'A. d. Inscr. XIII,
p. 253, Krische p. 18, Ullrich p. 35, Grote ill, p. 524; über das
fVyoe des Telys auch Wyttenb. ad Plutarch. S. N. V. p. 65 und Plass
Tyrannis I, S. 262 fgg.
19) Her. VI. 21 , Diodor. IX, 90, Str. VI. 1 ; vgl. Mazocchi p. 502.
20) Diod, XII. 10 fgg.; vgl. Andoc. c. Alcib. §. 12 mit Meier's
Comm. V, p. 33 und die Preisschriften von Th. Müller de Thurio-
rum republ, und L, Schiller de rebas Thuriorum, Gott, 1838. 4, wo
übrigens gegen J,Th.Vöniel (quo anno Thurii conditisint? Frnnkf.
1833. 4) ein doppelter Zug Ol. LXXXHI. 3 und LXXXIV. 1 ange-
nommen wird ; auch Bergh Com. att. rel. p. 52 fgg. , Holscher vila
Lysiae p. 17 fgg., Osann Beitr. z. Liter. gesch, I, S, 80 fgg, Ull-
rich Sybarit. p, 53 fgg,
21) Obgleich nicht ganz an demselben Orte; Strabo VI. 1. 14,
p. 405: 7iorn/M,ol cTiio nAonot ^/xt^u? K(tl .iV'^u? , i(p ov ncXtq tjv öfiri'iii'-
lAoq TQotixij (Tgl. Athen. XII, p. 523 C, und die Erkl. zu Her. VIII,
234 Th. W. Die Colonien.
62; GöUer sit, Syrac. p. 290; Raoul-Roch. 11, p. 325 fgg, , Müller
Aegin. p. 69; kl. Schriften H, S. 216; später um Ol. 25 Kolopho-
nier , vgl. Niebuhr I, S. 66 und Klausen Aeneas S. 448 fss-) XQ"*"'
6f TTJq HQUK^tirxg fVTiv&fv olxio&iiotjg vno TuQuvrivMv , fnivuov ai'rn
imv 'Hi>a)fXio>T(üv vn^gli y., t. X. Vgl. Diod. XH. 36 und mehr bei
Mazocchi 1. c. p. 64 fgg., Heyne p. 235 fjjg., Schiller Thur. p. 29,
Lorentz Tarent. gest. p. 12 fgg. Zeit Ol. LXXXVl. 4 = 433 a. Chr.
22) Seit 194 a.Chr.; vgl. Strabo VI. 1. 13, Steph. Byz. p. 315
und mehr bei Mazocchi p. L17 und Ignarra Pal. Neapol. p. 247;
auch Eckhel doctr. numor. I, p. 164 und Carelli p. 93 fg.
23) Strabo V. 4. 13, p. 384; vgl. Ath. XIV. 31 und mehr bei
Pasqu. Magnan de Paesti originibus und Mazocchi p. 498 — 515,
auch J. Crosse Comm. brevis, qua in Paesti antiquissimae Lueaniae
civitatis origines et vicissitudines iuquiritur , Halle 1768.4; Bamonte
antichita Pestane , Neap. 1819, und über seine Reste (Major) Ihe
ruins of Paestum or Posidonia , London 1768 fol. , Paoli rovine
deir antica cittä di Pesto , Rom 1784 fol., Deiagardette les ruiues
de Paestum, Paris 1795 fol., W. >Vilkins the antiquities of Magna
Graecia , Cambr. 1807 fol.
24) Strabo VI. 1 . 5, p. 394; vgl. Capialbi in Mem. dell' Inst,
arch. 1829, II, p. 159—193.
§. 81.
Diesen Colonien, die sieh fast alle als unmittelbare
oder mittelbare Folgen der Eroberung des Peloponnes
durch die Dorier betrachten lassen, folgen wohl an Alter
und Ruhm zunächst die der ionischen Städte auf Euboea,
obschon wir von den näheren Umständen ihrer Anlage we-
nig mehr wissen, als dass sie in die Zeit fiel, wo dort
noch die alte Aristokratie herrschte ^). Bei weitem die
meisten derselben gingen übrigens Yon Chalcis aus, des-
sen Name dadurch , auch ohne an einer bestimmten Co-
lonie als solcher zu haften ^) , sowohl in den westlichen
Meeren als an der Küste von Thracien fast berühmter
als in seinem Heimathlande selbst geworden ist. Zwar
hatte auch Eretria theils in der Gegend des Athos theils
in der Landschaft Pallene Niederlassungen errichtet ^) 5
aber jene gewannen dergestalt die Oberhand, dass , ob-
schon auch von anderen Mutterslädten , wie namentlich
Stagira und Ahanthus von Andros aus '^), dort Colonien
gegründet waren, die ganze Halbinsel zwischen dem ther-
mäischen und strymonischcn Busen allmählig den Namen
Chalcidicc ^) erhielt , deren zwei und dreissig Orte ^)
später einen Vereinigiingspuncl an Olynthus fanden '').
§. 81. Chalcidenser in Thvacien. 235
Auch die Inseln Ikos , Peparethos , Seiathos , ja Sey-
ros sollen von Chalcidensern bevölkert worden seyn ^) ^
doch begegnet uns Seyros anderwärts vielmehr noch als
Sitz der alten Doloper ^), nach deren Vertreibung es
gleich Lemnos und Imbros athenische Kleruchen er-
hielt ^o).
1] Strabo X. 1. 8, p. 685: fornAjyaav 6( al unoixlai avTui,
naO-äniQ fVoTfxiv ^AQiaToTikrjq, tjvixn tj reüv IrnioßoröJv (§. 57, n. 2) Inr-
xgÜTit nokiziiu: Tgl. Raoul-Roch. III, p. 198 fgg. und Grote IV, p. 29,
2) Dass Cousinery Toy. Macedonien II, p. 134, Cadalvene Re-
cueil de medaiiles grecques, Par. 1828. 8, S. 61, Niemann de bello
Olynthico, Quedlinb. 1832. 4 , p. 6 fgg. mit tnrecht eine Stadt
dieses Namens auch an der thraciscben Küste annehmen , beweist
Böckh Staatsh. II, S. 169; vgl. Müller kl. Sehr. II, S. 418 mit G.
g. A. 1835, S. 1264 und Böhneclie Forschungen S. 111.
3) Strabo X, p. 685 C; z. B. Mende (Thuc. IV. 123 mit d.
Note V. Düker, u. Raoul-Roch. III, p. 204; auch Scione? Thuc.
IV. 120); nach Plut. Qu. gr. 11 auch Methone im thermäischeu Busen;
ob verschieden von dem thraciscben? s. Böhuecke S. 207 und dage-
gen Haupt soc. Chalc. p. 47 fgg.
4) Thuc. IV. 84 u. 88, vgl. Plut. Qu. gr. 30 und mehr bei Böh-
necke S. 112 fgg. und Weissenborn Hellen S. 160. Zeit der Grün-
dung Ol. XXXI nach Eusebius.
5) XaXxidix^, Thuc. IV. 103; vgl. Poppo Proleg. I. 2, p. 344
— 375, gleichbedeutend mil t(< tnl ©^ «xt^? , worüber mehr bei Gail
le philologue III. p. 315 — 335, Böhnecke S. 96 fgg., Th. L. Fr.
Tafel de via milit. Roman. Egnatia P. orient. Tub, 1841. 4, p. 40
fgg. Numismatik bei Creuzer D. Schriften z. Archäol. I, S. 377.
6) Demosth. Philipp. 111, §.26; vgl. Kallistbencs bei Stob. Serm.
VII. 65 und mehr bei Böhnecke S. 154; auch O. Haupt de socie-
tate Chalcidica , Berl. 1847. 8. Freilich theilten sie dann auch O-
lynth's Zerstörung durch Philipp (Ol. CVIII. 2 = 347 a. Chr.,
Diodor. XVI. 53) und lebten erst in der Anlage von Kassandrea
(Ol. CXVI. 2 = 315 a. Chr. , Diodor. XIX. 52, Paus. V. 23. 3)
wieder auf.
7) Thnc. I. 58, Xenoph. Kellen. V. 2. 12, Polyb. IX. 28; vgl.
Tittmann S. 733 und im Allg. J. Th. Voemel de Olynthi silu civi-
tate potentia et eversione , Frankf. 1827. 4 und vor s. Demosth.
p. 13 fgg. ; auch C. A. F. Brückner König Philipp, Gott. 1832. 8,
S. 82 fgg., Weissenborn Hellen S. .33. 158. 176. 192, Vischer Staa-
ten und Bünde S. 26.
. 8) Scymn. Ch. 585; vgl. Strabo IX. 5. 16 und Ross Königs-
reisen II, S. 35 fgg.
9) Plut. V. Cimon c. 8.
10) Vgl. oben §. 41, not. 2 und §. 117, not. 8; insbes. Böckh
Staatsh. I, S. 558 und über die Zeit Krüger bist. phil. Stud. I, S.
40 fgg. und Sauppe caus. magnit. Athen, p. 14.
236 Ih. IF. Die Colonien.
§.82.
Die älteste unter den chaleidensisehen Niederlassun-
gen aber , und zugleich von allen griechischen in den
westlichen Gegenden, war Kuma im Lande der Opiher ^),
oder yielmehr ursprünglich auf den pithekusischen Inseln,
von welchen sie später est auf das Festland übertrat ^).
Von Kuma aus gingen dann die übrigen chaleidensisehen
Pflanzstädte dieser Gegend 5) , worunter inzwischen nur
noch von Dicaearchia +) und Neapel ^) der griechische
Charakter historisch erweislich ist. Die übrige Geschichte
Kuma's, wenn man die Episode von dem Tyrannen Ari-
stodemus ß) abrechnet, liegt ziemlich im Dunkel -^j : im
J. 421 machte das Waffenglück der Samniter auch seiner
Unabhängigkeit ein Ende ^). Als eine zweite Ansiede-
lung der Chalcidenser in Italien wird Rhegium genannt ^) j
doch war sie nicht nur stark mit Messeniern untermischt,
die nach den Unfällen ihres Vaterlands hier zu wieder-
holten Malen Zuflucht gefunden haben sollen ^o), sondern
auch die ganze Staatsgewalt in den Händen dieser Ge-
schlechter ^^), deren Oligarchie erst in der Tyrannis des
Anaxilas ihr Ende erreichte ^^). Trotz der mehrfachen
Unfälle übrigens, von welchen diese Golonie zu verschie-
denen Zeiten heimgesucht ward ^^) , war sie , nebst Ta-
rent und Neapel ^'^), nach Strabo's Zeugniss ^^) zulezt
noch allein der Sitz griechischer Eigenthümlichkeit in
Italien, während ihre Schwestern theils der grausamen
Politik der syrakusischen Tyrannen, theils der Tapferkeit
der Lucaner und Bruttier allmählig unterlegen waren ^^).
1) StraboV. 4. 4, p. 372: Kvfxi] Xukxidfwv «nl Kvnuiwv naXuiora-
Toc rtrin/na, naaüv yix(j lazi nqtaßnrärrj twv ri ^txfAtxwr y.al rwv Iru-
kitaridtov. Ol df rov oruXov uyovTf^ InnoxXijq o Ki'ftaioq xul Miyaa&i-
vTji; o XaXtudfi t; dioifiokoyrjauvTo :i(>o(; ag>ug at'xovq , rö)v fifv unoixiav
ftvai, Twv 6f TijV fno)i'i'fiiuv ' o^f» vvv jufv 7iQoqayo()H'fTai Kt'firj, xrioiti
6' oiJtj^v XuXxiöflq doxovot: vgl. Liv. VIII. 23 und Dionys. Hai. VII. 3,
der Eretrienstr beifügt; auch Serv. ad Aeneid. IM. 4il und Vell.
Palerc. 1.4: ncc vitilto post Chalcidenses, orti ut jyraediximus u-ltti-
cis , Ilippocle et Meaasthcne dticibus Ciitnas in Jialia {tv OthkUi,
TLuc. VI. 4) condiderunt. Die Zeil sezt Euscbius 131 .1. nach
Troja's Fall, wobei nur die Frage bleibt, ob damals das äolisehe
Cynie (§. 7ü, n. 11) selbst scLon gegründet war? und will man also
nickt mit ISiebuLr I, 8. 174, Groteicnd I, S. 7, II, S. 8, IV, S. 17,
§.82. Chalcidische Niederlassungen in Italien. 237
Grote III, S. 470 die Chronologie S-^ „-"e^^'^J.^^^TsVdie" Aeoler
nur der doppelte Ausweg, entweder mit Scymn. Ch. 23a die Aeoler
erst später dazu stossen zulassen «^er ™it Steph Byz p. 392 in
Euböa selbst ein Cyme anzunehmen, vgl. Allg Schulz. 832,S. 1024
und Ross Königsreisen li, S. 59. , Ersterem tolgen Sahnas ad Sc
lin. p. 72, Cluver Italia ant. T. II, p. 1 104 ,Raoul. Roch. III p.
110; zur andern Ansicht neigen sich Cam. Pellegrino appara o alle
antichitä di Capua ovvero discorsi della Canipama felice (^eap.
1651.4; Ilda ed. in II. Voll. 177 1 . 4 ; lat. v. Alex. Ducker ^n Graev.
u Burm. Thes. ant. Ital. T. IX. P. 2) disc. II, c. 1 o niit Berufung
auf StraboX. l. 8: x«i tc^v Jlokiwy öi ^'^^r"/'^ n- ^n ""' r7'
r.ü, x«r^.».«v Iv rrj .r,.oy. insbes. aber J. Martorelh delle an .che
colonie venute in Napoli (unter dem Namen des Duca Mich. > argas
Macciuca , 2 Voll. Neap. 1764. 4) T. II p. o fgg, , der übrigens
so weit geht, Neapel selbst von dem euböischen Cyme herznleiten.
und neuerdings Ciavier II, p. 247 (vgl. p. 67) und Uschold trojan.
Kr. S. 257. 312.
2) Liv Vlil 22: dasse (jua advecti ab domo fuerant, mullum
in ora maris ejus, quod accolunt , poiuere {Cumani); primo in
insvlas Aenariam et Pithecusas egressi deinde in conUnentem aust
sedes transferre; Tgl. Strabo V.4. 9, p. 379 : rov ,.\v ovv M.orivov ngo-
xnra. v^aoi y Hgo^vr^, U.&rj^ovowy 6 iorlv anoanna^cf n.&,jy.ovon<;
,£aov x«xa oräaiv: nnd mehr bei Klausen Aeneas S 550 ; über die
Pilhekusen und die an sie sich knüpfenden »»y»^«" 0^"""„„"*'=) '™
Allg. aber Heyne's exe. ad Virgil. IX. 716, T. »". P- ^98 fgg..
Wernsdorfs exe. Hl ad Lucil. Aetn. in Poet, minor. T. IV p. 3o.
fgg., Creuzer ad Hist. fragm. p. 166-170, Bockh ad Find. Pyth.
I, p. 229 u. s. w.
3) Strabo V. 4. 3 : oltiovvrojv "Onixwv tiqÖtiqov xal Avalv(üv . . .
ö' vJ Tv^>gri.ä>v i..ea.t.: .gl. Raoul- Roch. III, p- 17 - 123 und
Müller Etr. 1, S. 167, der hiergegen Rosin, Isag. Voll. Hercul. p. 31
und Niebuhr I, S. 83 richtig Tusker erkennt. Justin. XX. »nennt
8opar No!a und Abella chalcidensisch , was freilich Krämer Styl u.
Herkunft d. bemalten Thongefä.se S. 1 50 bestreitet ,AbekenM.ttel-
italien S. 106 jedoch unbedenklich annimmt; räthselhafter bleibt es,
wenn Paus. VII. 22. 8 auch Tritäa in Achaja ix Kv^Tjg rr/? *v ün^-
xoZq ableitet.
4) 'if^imov A,7^«/a,v (Ol. LXIV. 4. Samier? s. Euseb. u. Steph.
Bvz. p. 533); später (a. u. c. 558, Liv. XXXIV. 45) Puteoli oder
oskisch Phistelia, vgl. Millingen anc. coins p. 6, Abeken Mitte .ta-
lieu S. 335, Lenormant in Cartier's Revue numism. 1844, p. ^4/ ;
im Allg. aber Strabo V. p. 376, Lucllius apud Festum s. v. mino-
rem Delum, und mehr bei Pellegrino 1. c. 11. 18 und Ignarra Pa .
Neapol p 186 fgg. ; der zahlreichen altern und neuern Antichita di
Pozzuoio und resp. Guide de* viaggialori von Mazzella , Mormile,
Cnpaccio, Loflredo , Paoli , Jorio u. A. nicht zu gedenken.
.5) Früher Parthenope (von Rhodus gegründet? vgl. Strabo XIV,
2. 10, p. 967 ; Raoul-Roch. II, p. 329) s. Plin. N. II. III. 5 u So-
lin. Polyh. II. 9. Seit wann J\/fU7ioh<:1 Strabo V. 4, 7, p. 377:
^»T« di J.x«.«t./iav hrl Nfünoh<: KvfAaLmv vorfQov 6\ xul Xakxi^ft<;
inoJHr/aav xul IhOnr^ovauiwv tm-J? x«i 'A&tpniotV o.axf xni N(unof.iq
lAijQrj d.« TofTo: vgl. Liv. VIll. 22: Pnlaepolis fuit haud proeul
238 27». IF. Die Colonien.
inde, uhi nunc I\eapolis sita est; duabus urbtbus populus idetn ha-
bitabat ; Cutnis erant oriundi ; und mehr bei Pellegrino W- 21; ,T.
C. Capacii List. Neap. (Neap. 1605 u. 1771, 2 Bde. 4) I, p. 35 fgg.,
und and. In Burm. Thes. ant. Ital. T. IX, P. 1 — 3; auch D. Dio-
dati sulla Topografia dell' antica Pv'apoli , im Bull. arch. Napolet.
1843, und Gervasio Inscr. Sipont. Neap. 1851. 4, p. 64, der die Pa-
laepolis nicht ohne Grund ganz bezweifelt.
6) 'Aqi.OT'odT]noq o fiaXuKoq, um's J. 5Ö0 a. Chr., Dionys. Hai. V^II.
4—12; vgl. Liv. 11.38, Diodor. T. IV, p. 16 Bip., Plut. Virt. muHer.
p. 261 C, und mehr bei Plass Tyrannis I, p. 275.
7) Dazu kommt nicht selten die Ungewissheit, von welchem Kvftrj
die Rede ist; Tgl. Ebert diss. Sicul. p. 14. — Hiero's Sieg über die
Etrusker Ol. LXXVI.3; Diodor. XI. 51; vgl. Böckh ad C. Inscr. I,
p. 34.
8) Diod. XII. 76, Dionys. Hai. exe. XV. 6, p. 2318 Rsk. ; nach
Liv. IV^. 44 vier Jahre später. S. auch Strabo \. 4, 4, p. 373, der
inzwischen hinzusezt : ofiio)(; ä ovv iri. aw^ixai tioXXu t/vrj rov 'Ei.ii.tj-
vixoii xöofiov: Tgl. Liv. XL. 42 extr. und mehr im Allg. bei G. Ric-
cio cenni storici suila distrntta cittä di Cuma, Neap. 1846. 4.
9) Diod. XIV. 40; vgl. Strabo VI. 1. 6, p. 395 : xTia/na cT' fml
To Pijyiov XnXxidimv , oi'c xaru xQ''l^f'-°'*' ät^ftriv&fvraq tw ^Artöi.}.oivi
dl u((ioqiuv variQov Ix /ifkcpüiv aTtoixfjoai äiVQo quai, 7ntQak(xßovTtt(; xul
a).lovq TÖiv olxö&fv ; auch Heracl. Pol. c. 25; Antig. Hist. mirab.
c. 1, Dionys. Hai. fgm. XVII. 3, und mehr bei Heyne p. 271 fgg.,
Raoul-Roch. III, p. 277 fgg., Poppo p. 555, und F. G. Schneide-
win Diana Phacelitis et Orestes apud Rheginos (Gott. 1832. 8) p. 2
fgg. ; auch IMorisaui inscriptiones Reginae, Neap. 1770. 4 , dessen
Schreibung Regiuin (s. p. 309 fgg.) bereits von Mazoccbi p. 558
vertheidigt wird.
10) Nach Strabo 1. c. verbunden mit Pausan. IV. 23. 6 drei
Tcrscbiedene Züge der Messenier nach Rhegium : a) bei der Grün-
dung Ol. IX. 2 = 743? b) nach dem ersten messen. Kriege (Alci-
damidas) Ol. XIV. 1 ; c) nach dem zweiten (Gorgus u. Mantikles)
Ol. XXVIII. 1 = 668 a. Chr. oder noch später, vgl. §. 31, n. 2.
Unklar Brunet de Presle Etabl. d. Grecs en Sicile p. 84 fgg.
11) Strabo VI. 1. 6, p. 395: diöntg ol rwv 'Pr/yiviDv tiyffioviq ftfXQ^
/Ifulika toi" MiaOTjviu» yhoii(; ufl xa&iaravro : nach Schneidewin p. 7,
weil diese allein freie Colonisten , während die Chalcidenser , ob-
gleich grösser an Zahl , doch Knechte des Gottes.
12) Vgl. Aristot. Pol. V. 10. 4 und mehr bei Spanheim de Us.
et pr. numism. I, p. 554 ; Bentley Opusc. p. 233 — 240; Freret in M.
de TA. d. Inscr. VII, p. 300; Larcher Herodote V, p. 382; Böckh
ad Pind. Pyth. II, p. 241 ; metrol. Unters. S. 324. Er herrscht um
494—470 a. Chr., vgl. Brunet de Presle p. 86 und unten §.83,n. 10,
nicht Ol. XXVIII, wie Paus. IV. 23 angibt; oder soll man mit Cor-
sini Fast. Att. III, p. 156, Micali Italia MI, p. 198, Ciavier prem.
tems II, p.259, zwei Tyrannen dieses Namens statuiren?? S. auch
Düker ad Thuc. VI. 4 und Plass I, S. 268 fgg.
1.3) Durch die lapygier Ol. LXXVI. 4, Her. VII. 170, Diodor.
XI. 52; durch den älteren Dionysius Ol. XCVIII. 2, Strabo VI. 1. 6,
Diodor. XIV. 111; durch die campanischc Besatzung unter Decius
Jubellius 271 a. Chr., Strabo 1. c. , Polyb. I. 7, Dionys. Hai. esc.
XX. 7; Diodor. fgm. 1. XXII, T. IX, p. 289 Bip.
§. 83. Chalcidische Niederlassungen in Sicilieii' 239
14) Heber Neapels fortdauernde Gräcität s. Strabo V. 4.7, Varro
L. L. VI. 15, Sil. Ital. XII. 28, und mehr bei J. Martorelli de re-
gia theca calamaria (Neap. 17.56. 4) II, p. 407 fgg. und Wernsdorf
Poet. min. T. IV, p. 395 ; Einzelnes auch bei Ignarra de palaestra
Neapolitana (1770. 4) und de pbratriis (1797. 4) und Mazoccbi de
cathedra Nenpol. p.283, insbes. über seine Erbebung zur römischen
Colonie , wozu jedoch wesentlich berichtigend Studer in Ritschl's
Rh. Museum H, S. 204 fgg.
15) Strabo VI. 1. 2, p. 389: vvvl "df ni.r/v TÜQUvxoq xal PTjyiov
xal NfanöXiüx; iy.ßfßaqßaqMO&ai avfxßfßrjyiiv anavxai Tgl. Zeitschr. f. d.
Alt. 1851, S. IG fgg.
16) S. Micali III, p. 235 fgg. und von Agathokles IV, p. 8 fgg.i
auchNiebuhr I, S. 106 fgg. Schlacht bei Laos (Strabo VI, I. 1, Diodor.
XIV. 101) Ol. XCVII. 3=390; Bruttier (Strabo VI. 2, 4, Diodor.
XVI. 15, Justin. XXIII. 1) Ol. CVI. 1 = 350; vgl. jedoch Ma-
zoccbi p. 558 fgg. und Dindorf ad Aristoph. fragm. p. 244.
§.83.
Auch Siciliens ^) erste griechische Ansiedler waren
Ghaicidenser , unter deren Niederlassungen Naxos 2) mit
seinen Tochterstädten Leontini und Katana 3) als älteste
genannt wird. Auch Zankle hätten nach Ephorus "••)
Naxier gegründet ^ nach Thucydides ^) aher waren es viel-
mehr kumäische Freibeuter, die nachher von Chalcis seihst
und dem ührigen Euboea Verstärkungen erhielten, und
sich dann weiter üher die Nordküste ausbreiteten , wo
namentlich Himera ihre Pflanzstadt hiess ^). Später lu-
den sie ihre von den Persern bedrängten Stammverwand-
ten in Kleinasien ^) an ihr schönes Gestade ^) ein 5 Sa-
mier und Milesier folgten dem Rufe, begingen aber die
Treulosigkeit , die Zankläer selbst zu vertreiben 9) und
sich der Stadt allein zu bemeistern, die ihnen inzwischen
,bald wieder Anaxilas von Rhegium entriss und mit Mes-
seniern bevölkerte , wodurch sie unter dem Namen Mes-
sana in die Reihe der dorischen Städte eintrat ^o). Noch
mehr als einmal, wie es scheint, veränderte sie seitdem
ihre Einwohner ^i) , erhielt aber glücklich bis auf die
Zeiten der Römerherrschaft nicht nur ihren Namen, son-
dern auch ihren Wohlstand, rücksichtlich dessen sie zwar
hinter Katana zurückstand ^^j, Tauromenium aber, das an
die Stelle des von Dionysius zerstörten Naxos getreten
war ^5), und namentlich Leontini, das seine wicdcrliollc
240 Th. IV. Die Colonien.
Vereinigung mit Syrakus zu keiner selbständigen Blütbe
gelangen Hess ^'^) , weit übertraf. Von den übrigen cbal-
cidensischen Städten ^^) begegnet uns später nur noch
Mylae ^^)j an der Stelle von Himera legten die Karthager,
die es geschleift hatten ^^), nachmals eine neue Colonie
Thermae an ^^).
1) Ueber Siclliens ältere Einwohner (Cyclopen und Lästrygonen
— Sikaner — Sikuler — Elymer — Punier) und griechische Colo-
nien ist eine Haupisteile Thuc. VI, 2 — 5, wozu Poppo 1. 2, p. 497
— 541 und Grotefend Alt -Italien I, S. 25, IV, S. 25. Im Allg. s.
Phil. Cluveri Sicilia antiqua, Lugd. B. 1619 fol. und was sonst hier-
her gehöriges in J. G. Graevii et P. Burmanni Thes. antiqu. et hist.
Siciliae, Sardiniae, Corsicae et adj. ins. (Lugd. B. 1723 — 25, XV
Voll, fol.) enthalten ist; dann Burigny histoire generale de la Sicile,
Haag 1745, 2 Voll. 4; J. Ph. Dorvillii Sicula ed. P. Burmannus,
Amst. 1764 fol.; Sainte-Croix sur les ane. gouvernemens et les lois
de la Sicile, in M. de l'A. d. I. XLVIII , p. 104—146, N. Palmeri
somma della storia della Sicilia, Palermo 1834; Vinc. ?^atale discorsi
della storia antica della Sicilia, Neap. 1S43. 8, Wlad. Brauet de
Presle recherches sur les etablissemens des Grecs in Sicile , Paris
1845. 8; ferner die Reisen von Riedesel (anonym, Zürich 1771. 8),
Bartels (Briefe, Gott. 1789, 3 Thle 8), Brydone (Lond. 1774; deutsch
Leipz. 1783, 2 Thle 8), Swinburne (Lond. 1783, deutsch von J. R.
Forster, Hamb. 1785, 2Bde 8), J. Houel (voyage pittoresque, Paris
1782—87, 4 Von. fol., deutsch von J. H. Kecrl, Gotha 1797—1806,
6 Bde 8) , Kephalides (Leipz. 1818, 2 Bde 8) , Osterwald (voyage
pittoresque, Paris 1822, 2 Bde 4), Smyth (memoir descriptive, Lon-
don 1824), Parthey (anonym, Berlin 1834. 8) und insbes. die Pracht-
vrerke von J. Hittorff und L. Zanth, Architecture antiquc de la Si-
cile, Paris 1825 fgg. und D. Pictrasanta duca di Serradifalco anti
chitä della Sicilia esposte cd illustrate, 5 Bde , Palermo 1832 fol. ;
auch des Fürsten G. L. Castcllo di Torremuzza Siciliae urbium po-
pulorum regum et tyrannorum numi , Panorm. 1781. fol. , und Sic.
et adj. inss. vett. inscriptionum nova collectio, ed. llda, ibid. 1784.
fol. , vgl. J. H. Keerl Siciliens vorzüglichste Münzen und Stein-
schriften aus dem Alterthume, 2 Thle, Gotha 1802. 8.
2) S. Thuc. VL 3, Strabo VI. 2. 2, p. 410, Diodor. XIV. 14, Paus.
VI. 13. 8, und über den Gründer Theokles Schneidewin Philol. I,
S. 363. Die Zeit der Gründung sezt Eusebius Ol. XI. 1 =^ 736
a. Chr. , wohl nach Ephorus bei Strabo 1. c. u. Scymn. Ch. 276,
wenn man in beiden 15 yfvtaq seit Trojans Falle emendirt; doch
schwankt dieser Ansatz um so mehr, da er auch von der Chronolo-
gie von Syrakus und Megara abhängig ist. Vgl. einstw. Scalig. ad
Euseb. p. 75 b, Heyne Opusc. II, p. 267, Marx ad Eph. p. 154,
Raoul-Boch. III, p. 175 — 178, und mehr unten §. 84, n. 2.
3) Sechs Jahre nach Naxos , Thuc. VI. 3 : 0oj'xA/J{ d\ x«» o»
XalxidtZq ix Ä^ii^ov o^yftrj&ivTK; . . . Afovrlvoii(; Ti , nolffto) Toi<q Stitt-
Xoik; l^ikHoavTn;, oliü^oiini, xul /itr' «i'toi'? Kari'tvt/v: vgl. Polyaen. V.5
und mehr bei Haoul - Hoch. 111, p. 220 fgg. und Brunet de Presle
p. 77 fgg.; über Katnna insbes. I'. Carrcra in Burm. Thes. T. X und
Viti Catana illustrata, 3 Bde. Cat. 1741.
§.83. Chalcidische Niederlassungen in Sicilien. 241
4) Bei Scymn. Cb. 276 ui.a Strabo VI. 2. 3, p. 411; vgl. H.
(i. Ebel de Zancleusium Messaniorumque rebus gestis, Berl. 1842. S
und über die Bedeutung des Namens Jacobs verm. Sehr. V, S. 448.
5) Thuc. VI, 4 : ZayxX?j JJ Tayv filv uqxtjv ano Kvftijg ttj? iv O-
Ttixia Xak«tSixij<; noXiioq kj^orwv wptxofifvojv üikLo&j] , varfQov d\ uno
XuXxido? y.ai rr/v ükkTjq Ei'ßolaq n)J]&o<; iX&ov ^vyxaTfVfifiavro xtjv yjjV
Mul oIkiotuI UfQirjQTjq xal KQaTutfiivijg fyhovro unTTJq , o fiiv uno Kv~
fiTjq (Pausan. IV, 23,7 KQUTmufvTjg ^äfnoql) o öi uno XaXxiSog, ovo-
fiu öi xo ijuv TiQÜTov ZuyxXTj tjv vno twv 2ixiXü)v xkrj&daa , oxv dq(-
navoii6\<; (Strabo diu xip oxoXiottjtu) to ^ojqiov xrjv Idiuv iarl x. t. X.
6) Gegründet im J, 469 a. Chr. S, Thuc. VI. 5. Nach Strabo
VI. 2, 6 , p. 418 ol iv MvXuTq iXTioav ZayxXuZoi; doch ist Mylä
selbst nur ein Castell von Zaukle, Thuc. III. 96; Diodor, XIV. 87.
S. Cluver p. 386 fg.
7) Nach der Schlacht hei Lada und Eroberung Milet's, Herod.
VI, 22, vgl. Müller in G, g. A. 18:{7 , S, 260 fgg, und Schultz in
Kieler philol, Stud. S. 194.
8) KttXrj uxTTj, Her. VI. 23; vgl. Diod. XII. 8. Später Calacta,
Cluver p. 291.
9) Scythes nach Persien — ob Vater des Kadmus, der aus Kos
nach Zankle zurückkehrt. Her. VII. 164? vgl, Welcker kl. Schriften
z. Liter.gesch, I, S, 282 und dagegen Plass Tyr. I, S, 254.
10) Aristot. Pol. V, 2. 12 ; vgl. Her, Thuc, Str, Paus. II. cc,
und mehr bei Millingen in Transactions of the Soc. of lit, 1829, I.
2, p. 93 mit Müller kl. Schriften I, S. 79; Pausanias Anachronismus
(§. 82, n. 12) hat auch hier Manso (Sparta I. 2, S. 288) u. A. irre
gemacht. Anaxilas blieb Herr beider Städte (Diodor. XI. 48), eben
so sein Sohn Kleophron oder Leophron (Dionys. Hai. XIX. 4; Ju.
stin, XXI, 3, Schol. Pind. Pyth. II. 34; unterstüzt (bevormundet?
Diodor. XI, 48 ; wogegen Schneidewin ad Simonid. p, 26 ; anders
Mommsen Pindaros S, 89) von dem Sclaven (Her. Vll. 170; Diod.
XI, 66, Justin. IV. 2, Paus. V. 24. 1, 26, 2 fgg., Macrob. Saturn,
1, 11, Schol. Aristoph. Equ. 964 etc.) Micythus (Strabo VI, p. 388).
bis sie sich 466 frei machten; vgl, Ebel p, 18 fgg, und Plass 1,
S. 273.
11) SvftfiixTol uv&Qwnoi schon unter Anaxilas, Thuc. VI. 5, vgl.
Diodor. XI. 76. Dann Lokrer , Thuc. V. 5; nach der Zeritörung
durch die Karthager (396) wieder Lokrer , Medmäer, Messijnier des
Mutterlandes durch Dionys, Diodor. XIV. 78; endlich Namerliner
(282), Polyb. I. 7; Diodor. fragra, I, XXI, T. IX, p, ?83 Bip,
12) Strabo VI. 2, 3, p. 411: olxtVTut. <J' Ixavwq jy ncXiq, fiHXXovd^
T] KarüvTj , xui yuQ oIxi]jo(ju<; didiAtui, ' Paj^aiovq (vgl. p. 417), fjx-
rov d unqiolv xo Tui>QOftfviov.
13) Diodor. XIV. 15, 59. 88; von Sikulern (Strabo VI, p. 411 :
TÜv iv''YßXr] ZayxXaiwvl) 396 auf dem Hügel Taurus oberhalb des
alten Nai(OS angelegt; 358 dann durch den Best der alten Einwoh-
ner vergrössert. S. Diodor. XVI. 7 und mehr bei GöWer de silu
Syrac. p. 180, Cluver p. 90 fgg,, Raoul - Bock, IV, p, 91 , Nalale
p. 212; auch Franz fscriz. Taormitane in Ann. dell' Inst. arch. X,
p, 65 fgg. und die Beste bei Scrradifalco T, V,
14) Strabo VI, 2,7, p, 420: xixüxmxui J^ xul i) Afovxlyt] nüaa —
Twv n\v yuQ uxvx7ji*äx(i)v Ixoivüvrjaav tili xoZq SvquxovaioK: , xmv d iv-
I. Bd. 4. AuO. Q
242 Th. IV. Die Colonien.
TV/TjiJin'tmv oi'x (hl. S. Her. VII. 154, Diod. XI, 49, Tbuc. V. 5,
VI. 50, Xenoph. Hell. 11. 3. 5 , Pausan. VI. 17. 3. und mehr bei
Meier de Andoc. V, p. 112. S. Lage Polyb. VII. 6.
15) Kallipolis, Euboea u. s. w. Scymn. 285 fgij., Strabo VI. 2. 6,
p. 418 C.
16) Applan. B. civ. V. 117.
17) Zur Rache der 480 hier durch Gelo und Thero erlittenen
Niederlage (Her. VH. 165, Diod. XI. 20 fgg.); 240 Jahrenach der
Gründung, 409 a. Chr.; Diodor. XHI. 59 — 62.
18) Diodor. XIII. 79, Cic. Verrin. II. 35.
§. 84.
Weit ansehnlicher waren jedoch im Ganzen die do-
rischen Colonien in Sicillen ^), von welchen Syrahus nur
ein Jahr später als Naxos ^) , das hybläische Megara ^)
nach einigen sogar gleichzeitig mit diesem gegründet seyn
sollte ''^). Syrahus^) ward Ton dem Korinther Archias ^)
ursprünglich auf der Insel Ortygla angelegt 7), die später
durch einen Damm mit dem Festlande verbunden ward;
durch den Zuwachs aber, welchen es in Folge seiner stei-
genden Macht und Blüthe, und insbesondere durch die
wiederholten Einbürgerungen in Masse erhielt, wuchs auch
sein Umfang dergestalt, dass es zulezt als aus vier oder
fünf Städten bestehend betrachtet ward ^). Namentlich
\war die Politik seiner Tyrannen auf Vergrösserung der
Stadt ^) und ihres Gebiets gerichtet ; mit dem Ende der-
selben hehrte auch die Freiheit der Besiegten zurück ^°) 5 so
nachdem TodeHIero's ^^j, der die Bevölkerung der meisten
Nachb^rstädte mit syrakusischeu Colonisten vertauscht und
Katana sogar einen neuen Namen, Aetna, beigelegt hatte ^^j,
welcher nachmals auf das alte Inessa ^^) überging j und nach
dem Sturze des Jüngern Dionysius durch Timoleon, den Si-
cillen noch lange als seinen Befreier verehrte ^'*'). Aeltere
Colonien hatte Syrakus drei : Akra, Kasmenä und Kama-
rina ^^), von welchen aber die beiden ersten nie zu grosser
Bedeutung gelangten, die lezte von der Mutterstadt selbst
zu wiederholten Malen wieder zerstört ward^^).
1) Vgl. Heyne Opusc. II, p. 255— 262, Müller Dor. I, S. HO fgg.
2) So Thuc. VI. 3; also nach obiger Angabe (§. 83, n. 2) 735
a. Chr. ; doch sezt es Eusebius selbst vieLmchr Ol. XI. 4 =: 733,
§. 84. Dorier in Sicilien-^ Syrakus u. seine Pflanzstädte. 243
und Erfardt de Agrigento , Hai. 1831. 4, p. 7 will dessbalb lieber
^axos herunter als Syrakus binaufrücken ; die abweichende Rechnung
der par. Chronik aber (Ol. V. 3 = 758 a. Chr.) , welche Muller
Uor. I, S. 122; H, S. 487 und Boeckh ad C. Inscr. II, p. 335 ver-
theidigen , erklärt derselbe einfach aus der gleichen Difi'erenz rück-
sichtlich der Einnahme Troja's; vgl. auch Raoul-Roch. III, p. 178
fgg. , Clinton F. H. I , p. 419 und 11, p. 264 fgg. , Krebs lectl.
Diodd. p. 203—209.
3) Zum Unterschiede von seiner Mutterstadt , dem nisäischen
M. im Peloponnes , aber nicht mit Hybla Geleatis oder Galcotis zu
verwechseln, wie nach Steph. Byzant. p. 644 Cluver p. 131 fgg.,
Göller p. 159 fg. u. A. gethan haben, obgleich die Verschiedenheit
aus Thuc. W. 62 vgl. mit c. 49 und 75 genügend hervorgeht; s.
Poppe p. 524, Natala I, p. 222, 370, 435, Kuhn Beitr. z. Verf. d,
röni. Reichs S. 122. Eher könnte das heräische Hybla mit dem /nl-
fwv eins seyn ; vgl. Pausan. V. 23. 5.
4) So Strabo VI. 2. 2 und 4; doch ergibt Thuc. VI. 4 einen
längeren Zwischenraum : y.ma d\ tcv avxlv /Qoyov xal Aufnq ix Mf-
yuQuiv dnoiminv üywv ig SixfXiav u(fiiy.iTO y.al v:if(j IJavTuxiov Tf nora-
ftov T^coTtköv Tt ovofta yiüQiov ol-Aiaaq y.ul rarf^ov uvro&fv . . xal &a-
yor olxiaag uvroq /^fv a:To&*T^oxii , ol d uXXoi ix Trj<; Quipov uvaarüv-
Tf? . . Mf/agiaq bjxttjav roi'q 'YßXaiovg Y.krj&hiaq •. vgl. §. 85, n. I.
5) S. im Allg. G. Bonanni delle antiche Siraciise, Palermo 1717,
2 Voll. fol. , auch lat. in Burm. Thes. Sic. T. XI, und was ausser-
dem noch in diesem Bande steht; ferner Letronne Essai critique sur
la topographie de Syracuse, Paris 1312. 8, und namentlich Fr. Gö\-
1er de situ et origine Syracusarum , Lips. 1818. 8, mit welchem A.
Arnold's Gesch. v. Syrakus, Gotha 1816. 8, keine Vergleichung aus-
halten iHinn ; auch C. Meyer die ältesten Zeiten von Syrakus bis auf
Gelon , in Zeitschr. f.d. Alt. 1846, S. 507 fgg. und Schulze Gesch.
d. St. Syrakus bis auf die Rümerherrschaft , Quedlinb. 1849. 4;
über 8. Denkmäler aber Capodieci antichi monumenti di Siracnsa
1813. 4 und Serradifalco T. IV.
6) S. oben §. 75, n. 6 und Diod. fgm. I. VHI, p. 24, T. TV
Bip. — Nach dem Namen seiner Tochter: Choeroboscus ad THeo-
dos. Canones p. 751 ed. Gaisford.
7) Auch bloss Nasos , Ntjaog , vgl. Thuc. VI. 3, Strabo VI, p.
413—417, und mehr bei Göller S. 43—48; über den Name» Ortygia
Dissen ad Pind. Nem. I, p. 350 Boeckb. — Später Citadelle ; über
deren Verbältniss zur Stadt Cavallari in Götf. Stud. 1845,8.251 fgg.
8) Strabo VI. 2. 4, p. 415 : nivränokK; yuQ ^v to T.ui.uiöv, fxnTov
«oi oydof'/xovTu axudioyv l'/ovaa to Tfi^o? : vgl. Cic. Verr. I > . o3 und
Seneca Cons. ad Marc. 17: ingens civitas et laxius turrita , quam
muUarum urbiiim fities sunt. Die fünf Städte sind; Nasos oder Or-
tygia, Achradina , Tycha , Neapolis (Temenites) , und Epipolä; der
lezte Theil scheint jedoch nie ganz angebaut worden zu seyn, vgl.
Dorr. Sicc. p. J80 fgg. und Göller p. 40 fgg.
9) Vgl. namentlich die Einbürgerungen Gclo's , Her. VII. 15G,
Diod. XI. 72 mit W. H. van Hardenberg de Gelone Syracus. tyranno,
Utr. 184t. 8; dann die Befestigung der Epipolä durch Dionysius bei
Diod. XIV. 18, und im Allg. dens. XV. 13: T*r^o? :iiQiißai.t tf/ no-
ht T^Amofro rd (*tyt&og, üari yiyia&ui röv ntqißoXov niyiaxov rüv Ei.-
krjvldoiv nöXtuy. ,
Q2
TÄ. ly. Die Colonien.
10) Strabo VI. 2. 4, p. 414 : r^vii&ri 6i xoi ätu ttJv x^<; /ojQaq tj^tfa»-
fiovlav Tj nöki.<; xul dt« ttjv tüv f.if4iy(t)v tvipfiav ol uvdQfi; ijyf/xovLxoi
xuTfarr^aav ' xal avvißrj ^vQuxovaiotq ri'Quyvovfihoi^ rt öianöi^nv tüv
tiJ.Xojv , xal fXivd-fQw&ilatv i^.ivdiQoiiv toi)? vtii töiv ßuQßuQOjv xaruiv-
vuaztvofiivov?.
11) Diodor, XI. 76.
12) S. Strabo VI. 2. 3, p. 412, Diodor. XI. 49, und mebr bei
GöUer p. 20 fg. und d. Erkl. tu Find. Pjth. I.
13) Oder Ennesia. S. Cluver p. 122 fg.
14) S. Diodor. XVI. 82 und im Allg. Plutarcb's vita Timoleontis
mit d. Comm. von J. C. Held (Sulzbach 1832. 8) und dessen Pro»
legomenon Cap. sec. pars prior, Baireuth 1834. 4; dann J.F. J. Ar-
noldt Timoleon , eine biographische Darstellung, Gumbinnen 1850. 8,
und über die spätere Geschichte insbes. J. F. Bötticher de rebus
Syrac. apud Livium et Plutarchum , Dresd. 1838. 8.
15) Alirä 70, Kasmenä 90, Kamarina 135 J. nach Syrakus ; s.
Thuc. VI. 5, Diod. XI. 76, und mehr bei Raoul Roch. 111, p. 354
und Meyer in Zeitschr. f. d. Alt. 1846, S. 573 fgg. — üeber Kas-
menä existirt eine Monographie von M. Perellus in Burra. Thes. Sic.
T. Xil; über Akra Tgl. G. .ludica le antichitä di Acre, Messina
1819. fol. und C. Göttling inscriptiones Acrenses III ad legem Hie-
ronicam pertinentes , Jenae 1834. 4; auch Serradifalco T. I\' und
das Mus. of class. antiqu. 1852, II, p. 240 fgg. — Enna als xrt-
o/jti 2^v^axoaiüjv ßfzu 6 lit] 2vqaY.ovoütv bei Stepb. Byz. p. 271 ist
wohl nur Verwechselung.
16) Thuc. VI. 5: uvaaxuTwv di Ku/iagcruluv ytvofihav noXf/tco
VTio 2vQuxovai(j}v dt' dnoaraatv (a. 554, vgl. Scymn. Ch. v. 295)
)rQovo) I'XTioxQuTtjZ vaxiQov nXuq TVQavvoq . . . xariuxiai Ka/nagiray
(c. 495; 8. Her. VII. 154) xal av&iq X'TIo nXtüvoq «vkotutoc yivonivt]
10 TQirov xuToixia&Tj vno nXoDvog (riXüxav, vgl. GöUer p. 157 ; Boeckh
ad Schol. Pind. Ol. V. 19, p. 121).
Das nämliche Schicksal , von Syrahus verschlung^en
zu werden, traf das hybläische Megara zweihundert ftinf
und vierzig Jahre nach seiner Gründung ^) durch den Ty-
rannen Gclo ; und es scheint nicht, dass es später gleich
den andern Städten nach Hiero's Tode wiederhergestellt
worden wäre^). Auch die dritte dorische Colonie in Si-
cilien , welche Tiinf und vierzig Jahre nach Syrakus ^)
durch Antiphemns von Khodus und Entimus von Kreta
gegründet worden war"^), Gela , ihre eigene Vaterstadt,
brachten Gelo und Hicro , kurz nachdem sie durch ihre
Tyrannen Kleander und Hippokrates ^) Siegerinn aller
Nachbarstädte geworden war, ihrem neuen Herrschersitze
zum Opfer ^), und die Rückkehr ihrer Unabhängigkeit im
§. 85. Darier in Sicilien j 3Iegara, Gela, yigrigent. 245
J. 467 war nur vorübergehend 5 nach einer heldenmüthi-
gen Verlheidlgung gegen die Karthager verpflanzte Dio-
nys im J. 404 die Einwohner auTs INeue nach Syrakusn,
und auch Tiinoleon's Wiederherstellung 8) war nicht von
Dauer, indem sie kaum sechzig Jahre später der Tyrann
Phintias von Agrigent der neu gegründeten Stadt seines
Namens einverleibte 9). Glücklicher waren die Tochter-
städte beider, von deren Glänze noch ihre Ruinen zeu-
gen : Selinns 626 von Megara ^^), Agrigent 580 von Gela
aus gegründet ^^), vornehmlich das leztere, dessen nament-
lich durch die Theilnahme seines Herrschers, des Emme-
niden ^2^ Thero, an dem Siege über die Karthager bei
Himera begründeter Wohlstand ^^) sich unter der von
Empedokles hergestellten Demokratie ^'^) zu einem Grade
hob ^5), hinter welchem selbst Syrakus, wie es scheint,
zurückstand. Erst die Rückkehr der Karthager im J. 410
machte der alten Herrlichkeit beider Nachbarstädte durch
grausame Zerstörungen ein Ende ^^) 5 während aber Seli-
nus sich nie wieder ganz erholte und seine Einwohner
zulezt noch von den Karthagern in ihre Colonie Lilybäum
verpflanzt wurden ^'') , gelangte Agrigent, von Timoleon
wiederhergestellt, bald wieder zu einer solchen Blüthe,
dass es gegen Agathokles , obwohl vergeblich , einen
Versuch zur Hegemonie SIciliens zu gelangen machen
durfte ^ö) 5 und Polybius ^^) Schilderung zeigt, dass aucA
seine Schicksale in beiden punischen Kriegen ihm kei«en
dauernden Schaden zugefügt hatten 20].
1) Thuc. VI. 4, vgl. Her. VII. 156 und Polyaen. F. 27. 3;
wonach LarcLer ( Herodote VII, p. 458), dem Mütlet- und Boeckh
ad Find. Ol. I, p. 100 folgen, die Gründung auf 728, Clinton (F.
H. II, p. 264) auf 729, Brunei de Presle auf 727 , am folgerecLtc-
sten vielleicht Erfurdt de Agrigento p. 7 auf 720 a. Chr. bestimmt.
2) Thuc. VI. 49 : vavoca&fiov MfyuQH t^jj ;ff^»'«t noirjoai « ijv
l\>tlfia, vgl. VI. 75 u. 95; Liv. XXIV. 30 u. 35.
3) Thuc. VI. 4; mithin Ol. XXIII. 1 = 688 a. Chr., womit
auch der arm. Eusebius übereinstimmt; früher fälschlich Ol. XXV. 4
= 677, 8. Raoul-Roch. III, p. 247 fgg.
4) Ausser Thucyd. 1. c, u. Vll. 57 vgl. Her. VII. 153, Athen.
VII. 51 , p. 297 F, Paus. VIII. 46. 2, und mehr bei Boechh expl.
Pind. p. 115, GöUer p. 265, Mai ad Diodor. Exe. Vat. p. II.
5) Chronologie: 505 Kleander (Aristot. Pol. V. 10, 4); 498 Uip-
246 Th. IV. Die Colonien.
pokrafes (Her. \l. 23); 491 Gelo (Dionys. Hai. VII. 1); 485 oder
484 derselbe in Syralius (vgl. Larcher p. 452fgg.); 478 Hiero (Uio-
dor. XI. 38); Tbrasybul 467. Vgl. Göller p. 8 fgg. u. 168, Clin-
ton F. H. 11, p. 265 fgg.. Meyer in ZeitscLr. f. d. Alt. 1846, S. 515.
6) Her. VIJ. 153—156.
7) Diodor. XIII. 108—111.
8) Flut. V. Timol. c. 35.
9) Diodor. fgm. 1. XXII, T. IX, p. 292 Bip. Vgl. Cluverp.213
fg., Bentley Opusc. p. 203 — 209^, Mannert Geogr. IX. 2, S. 348 fpp
Plass Tyrannis II, S. 299.
10) Thuc. VI. 4, VII. 57: bundert Jahre nach Gründung der
Mutterstadt; wenn Diodor. XIII. 59 bis zur Zerstörung im J. 409
zweihundert zwei und vierzig Jahre rechnet, wonach Selinus 651,
Megara 751 erbaut wäre, so ist diess wieder nur jene oben (§. 84,
n. 2) berührte Differenz von 25 Jahren, die bis zur Einnahme Tro-
ja's hinaufgeht, s. Erfurdt p. 8 und C. Müller ad Chronogr. fragm.
p. 148. — Im Allg. vgl. H. Reinganum , Selinus und sein Gebiet,
Leipz. 1827. 8, und Serradifalco antlchitä della Sicilia T. il.
11) Thuc. VI. 4: 108 J. nach Gela ; vgl. Raoul-Roch. III, p.
363 fgg. und Erfurdt p. 10; im Allg. aber E. G. Fischer antiquae
Agrigentinorum historiae prooemium , Berl. 1837. 8, W. Weland de
urbe agro atque moribus Agrigentinorum, Wolfenbüttel 1838. 4, O.
Siefert Akragas u. s. Gebiet, Hamb. 1845. 4.
12) lieber dieses Geschlecht, welchem Agrigent den Sturz des
Tyrannen Phalaris (565—549? ygl. Bentley Opusc. p. 162—173,
Schultz App. ann. I, p. 32 fgg., Clinton II, p. 4, auch J. Fr. Ebert's
Hist. crit. tauri Phalaridei in s. ^ixiXicöv , Königsb. 1830. 8, p. 40
%g-) verdankte, vgl. Boeckh expl. Pind. p. 116, Müller Orchom.
S. 338 u. Dorier II, S. 508, Göller p. 22 fgg.
13) Diodor. XI. 25, s. oben §. 83, n. 17.
14) S. Diodor. XI. 53, Diog. L. VIII. 66, und mehr bei Mül-
ler II, S. 164, Wachsmuth I, S. 97 , Karsten ad Emp. reliqu.
P' 16 fgg.
15) S. die Schilderung bei Diodor. XIII. 81— 84, und vgl. Plin.
N. H,vni. 64, Val. Max. IV. 8 ext. 2, Diog. L. VIII. 63 (800000
Einwohner?), und über die architektonischen Reste Quatremere de
Quincy in M. de l'Inst. II, p. 270—306, L. Klenze, der Tempel
des olymjiischen Jupiter zu Agrigent, Stuttg. 1821. 4, G. Hauss
Raccolta cH opuscoli spettanti alle belli arli, Palermo 1823. 8; Ser-
radifalco T. III.
16) Selinus a. 409, s. Diod. XIII. 57—59, Agrigent a. 405, s.
dens. c. 90 fgg. und Siefert S. 74 fgg. — Die Selinuntier fanden
eine Zuflucht in Ephesus , Xenoph. Hellen. I. 2. 10.
17) Im J. 249 a. Chr. , s. Diodor. fgm. 1. XXIV init. — Lily-
bäum selbst gegründet 397 ? vgl. Cluver p. 233.
18) Diodor. XX. 32. 51. 62 , vgl. schon XIV. 88.
19) Polyb. IX. 27.
20) Polyb. I. 17—19, Diodor. fgm. I. XXIII, T. IX, p. 330,
Liv. XXIV. 35, XXVI. 40. — Zulezt röm. Colonie , s. Cic. Ver-
rin. II. 50, IV. 43, und mehr bei Müller Dorier 11, S. 164.
§. 86. Pflanzstädte von Korinthe Megara, Athen. 247
§.86.
Syrakus und Megara waren übrigens nicht nur die
ersten, sondern auch in diesen Meeren die einzigen Co.
lonien ihrer Mutterstädte ; Korinth's übrige Niederlassun-
gen ^) finden sich ausser der jüngsten, Potidaea in Ghal-
cidice, alle an der Küste des ionischen Meeres, wo Leu-
kas ^), Alyzia ^), Anaktorium '^), Ambracia ^), Apollonia^),
Epidamnus ^) u. A. bis nach Illyrlen hinein eine Kette
dorischer Pflanzstädte bilden ^ die wichtigste von allen
aber und bei den meisten genannten gleich betheiligt war
Kqrcyra ^) , welches seine schnelle Blüthe schon frühe
der Mutterstadt zur See die Spitze bieten Hess ^) und
sein Streben nach Unabhängigkeit zum beständigen Ge-
genstande ihrer Eifersucht machte ^°). Megara's Goloni-
sationen dagegen nahmen alle den Weg nach Osten, und
bevölkerten die Küste von Thracien und Bithynien mit
griechischen Städten ^^j, worunter sich Astakus ^2^, Ghal-
cedon ^3) , Mesembria ^''^) , Selymbria ^^), und vor allen
durch die Trefflichkeit seiner Lage Byzanz ^^) auszeich-
nete. Auch das pontische Heraklea ^^) wird von der
Mehrzahl der Schriftsteller als Tochter von Megara be-
zeichnet ^^) 5 Justin ^^) leitet es freilich von Boeotlen her 5
von diesem Lande aber sind, so viel wir wissen, seit
den oben berührten Folgen des Heraklidenzugs keine
selbständige Pflanzstädte mehr ausgegangen 5 obgleich eine
Betheiligung an andern damit nicht in Abrede gestellt
seyn soll ^^), üeberhaupt darf aus etwaigen Zuzügern
einer Golonle ^i) nicht sofort auf die Nationalität dersel-
ben geschlossen werden, die sich zunächst nur nach der
Vaterstadt des Stifters bestimmte, ohne darum gleichzei-
tige oder spätere Beimischung fremder Elemente auszu-
schliessen 5 und wie diese in früherer Zeit aus den Trüm-
mern besiegter Völker oder Parteien hervorging, so scheint
sie später geradezu wie ein Actienunternehmen auf Spe-
culation geschehen zu seyn 2^), in welche Glassc dann
auch die wenigen Golonien der athenischen Demokratie
zu setzen seyn dürften. Denn ihre Bürger sandte diese
vielmehr in Klcruchicn aus ^^) 5 abgeschn von diesen aber
248 Th. IF. Die Colonien.
können wir ausser Thurii (§. 80, n. 22) nur noch Am-
phipolis 24^) und Brea^s) als elgentlicLe Colonien Athens
nennen, die jedoch eben so wenig aus lauter wirklichen
Athenern bestanden, als die lezte der Colonien des freien
Griechenlands, Heraklea in Trachinien 26)^ aus Sparta-
nern, obschon diese als Gründer derselben geachtet wurden.
1) S. Raoul-Roch. III, p. 290—295, 343—354, Poppo Thucyd,
I. 2, p. 125 fgg. , Müllei- Dorier I, S. 117 fgg. , Grote III, p. 534
fgg., Barth comm. et merc. Corinth., Berl. 1844. 8, p. 43; und zur
Zeitbestimmung (Cypselus) jezt namentlicli Nie. Damasc. Exe. Lei
C, Müller Historiogr. III, p. 392 fgg. , woraus allerdings auch für
Potidaea bereits Periander's Sohn Evagoras als Gründer hervorgeht.
2) S. Her. VIII. 45, Thuc. I. 30, Strabo X, p. 693, Plut. The-
mist. 24 mit der Note v. Sintenis p. 152, und mehr bei Boeckh ad
C. Inscr. I, p. 56 fgg. und p. 235, wo zugleich des Dem. Petriz-
zopulo Saggio islorico stilla prima eta dell' isola di Leucadia (Flor.
1814. 8) entlarvt ist.
3) Millingen ane. coins p. 54. '
4) Thuc. I. 55, Strabo X. 2. 7, p. 693. Paus. V. 23. 2.
5) Thuc. II. 80, VII. 57, Aristot. Pol. V. 3. 6, Strabo n. Paus.
II. cc. Münzen von Ambracia s. bei Raoul-Bochette in Ann. delT
Inst. arch. I, p. 311 fgg.» wo er auch zugleich die urkundliche
Schreibung des Namens des Gründers Gorgus yindicirt.
6) Am Fl. Aous, s. Thuc. I. 26, Strabo VII, p. 486 B, Paus.
V. 22. .3, Tgl. auch Aristot. Pol. V. 3. 8, Aelian. V. H. XIII. 16,
Plut. SuU. C.27, S. N. V. c. 7, und mehr bei Mannert VII, S. 399.
7) Späl|r Dyrrhachium, s. Strabo VII. 5. 8, p. 486, Paus. VI.
10.2, und insbes. Dio Cass. XLI. 49. Mehr im AUg. bei den Erkl.
zu Thuc. I. 24 und Mannert S. 394 fgg., über die Lage Lucan.
thars. VI. init.
8) Nach Timäus bei Schol. Apoll. Rhod. IV. 1216 600 Jahre (?)
nacK dem trojan. Kriege durch einen Bakchiaden Chersilirates ge-
gründet; vgl. Strabo VI. 2. 4, p. 414, Plut. Qu. gr. 11 und die Erkl.
zu Her, III. 48 fgg.; im Allg. aber A. M. Quirini primordia Cor-
cyrae, Brix. 1738. 4, Cl. Biagi de vetere Gorcyrensium re publica,
in s. Monumentis gr. e mus. Naniano (Rom. 1785. 4) diss. III, p.
91 fgg., A. Mustoxidi lUustrazioni Corciresi, Milano 1811 — 14; II
Voll. 8, G. C. A.Müller de Corcyraeorum republica, Gotting. 1835. i;
W. Janslie de kebus Corcyraeorum, Bresl. 1849.8. lieber die älteren
Namen der Insel (Drepane, Scheria u. s. w.), s. A. S. Mazocchi de
aatiquis Corcyrae nominibus schediasma , Neap. 1742. 4 mit Starz
ad Uellan. p. 81 u. GöUer sit. Syr. p. 255.
9) Die erste Seeschlacht in der gricch. Geschiebte; nach Thuc.
I. 13 etwa 260 Jahre vor dem Ende des pelopcnn. Kriegs, also 664,
womit freilich Timäus obiger Ansatz eben so wenig stimmt, als mit
Strabo's Annahme der gleichzeitigen Gründung von Korcyra und Sy-
rakus. S. Larchcr Ilcrodote VII, p. 443, Raoul-Roch. III, p. 185,
Welssenborn Hellen S. 47.
10) Her. III. 49: vvv 6i uii, (nii tt txrtoav ttJv vijoov, dal dui-
§. 86. Pflanzstädte von KorintU, Jlegara, Athen. 249
(poQoi f'ovTfc fojvToZai. Vgl. Thuc. I. 25 fgg. und Aristot. bei Zenob.
Prov. IV. 49 : i'rifp^yavoi/f fi/Tigayovvrag toi'? Kf^ttVQuiovq ^r/aiv 'A^i-
axoTfi.j]q ytvfod-ai.
11) Müller Orcbom. S. 289 fgg., Dor. I, S. 120 fgg., Boeckh
C. Inscr. I, p. 555,
12) Im J. 710 nacb Eusebius ; nachmals von Lysimachus zer-
stört und von Nikomedes in die neue Stadt seines Namens aufge-
nommen. Vgl. Strabo XII. 4. 2, p. 844, Memnon in Phot. bibl. 224,
p. 228 Bkr., und mehr bei Raoul-Roch. III, p. 231—234; über Ni-
comedien Ouseley in Transactions of the Soc. of lit. 1829 , I. 2,
p. 24 fgg.
13) S. Thuc. IV. 75, Strabo XII, p. 843, und insbes. Polyb.
IV. 44.— Gegründet 675; vgl. Raoul-Roch. III, p. 273. — Heber
die Schreibung XuXktjöuv und Ku).-/7]dojv s. Göttling ad Aristot. Pol.
p. 323 u. Oec. p. 109, Osann. Syll. inscr. p. 238, Bachmann ad
Lycophr. p. 13, v. Leutsch in SVelcker's Rh. Mus. II, S. 129,
Boeckh ad C. Inscr. II, p. 662.
14) Strabo VII. 6,1, p. 491, wo auch über das thracische ßQia^
Stadt. — Nach Her, Vi. 33 u. A. von flüchtigen Chalcedoniern und
Byzantiern im J. 497 angelegt; vgl. Raoul-Roch. III, p. 275.
15) Scymn. Ch. v. 714; noch vor Byzanz.
16) Siebenzehn Jahre jünger als Chalcedon; s. Her. IV^. 144;
vgl. Polyb, IV. 43 fgg., Strabo VII. 6. 2, p. 493, Tac. Ann. XII, 63,
auch Athen. XII. 32, p. 526 E und Periz. ad Ael. V. H. III. 13; nach
Andern neunzehn (656 Eusebius), s. JHesychius Milesius de origini-
bus Constantinopoleos §. 20 und mehr bei Heyne, antiquitates By-
zantinac , in Comm. Gott. 1809 und Alex. Falk de origine Byzantii,
\ ratislav. 1829. 8; im Allg. aber P. Gyllius de Bosporo Thracio
und de topogr. Constantinopoleos et de illius antiquitatibus in Gron.
Thes. VI, p. 3087 — 3342, und was Raoul-Roch. III, p. 300 weiter
citirt, insbes. Gibbon Hist. of the decline etc. chap. XVII, n. 2;
dazu ferner J. Dallaway Constantinople ancient and modern, Lond.
1794. 4, und J. v. Hammer, Constantinopolis und der Bosporus,
örtlich und geschichtlich beschrieben, Pesth 1820, 2 Bde 8; kürzer
Barthel. chap. II.
17) Im Lande der Mariandynen (s. oben §. 19, n, 14). Vgl,
Memnonis bist. Heracleae Ponti excerpta serv. a Photio (cod 224)
ed. J. Conr. Orellius (Lips. 1816. 8), p. 109-128 (jezt auch bei
C. Müller Historiogr. III, p. 525—558) und H. L. Polsberw de re-
bus Heracleae Ponti, Brandenb. 1833. 8. Ueber seine Colonien
{unxTjQ unoiHiüiv , Spanheim Us. et pr. numism. I, p. 576) s. Strabo
XII. 3. 6, p. 817 mit Steph. Byz. s. v. /JhkAj? und mehr bei Boeckh
ad C. Inscr. II, p. 89 und Polsberw de rebus Chersonesitarum et
Callatianorum , Berlin 1838. 4; namentlich aber B. v. Höhne Beitr.
z. Gesch. u. Archäologie v. Cherrhonesos in Taurien , St. Pelersb.
1848. 8 mit der Beurtheilung v. L. Stephani in Bull, de TAcad. d.
St. Petersbourg 1849, p. 22 — 77 und der Rechtfertigung des Vfs im
Suppl. d. M. de la Soc. archeol. 1850.
18) Xenoph. Anab. V. 10. 1 und mehr bei Raoul-Roch. III, p,
300 — 307. — Strabo XII. 3. 5, p. 817: Ti^iöiToi' ijyv 'H(i<'t>iXituv xriaav-
Tf? MikrjOioi, — ? — Vgl. Welcker ad Theogn. p. xviii.
19) .lustin. XVI. 3 — 5, welche Stelle für die Geschichte des
Tyrannen Klcarch (364—353; Diodor. XV. 81 ; XVI. 36; vgl. §.72,
250 Th. TV. Die Colonien.
n. 5) sonst nicht ohne Werth ist. Die Wihrheit trifft wohl Pans.
V. 26. 6: ftTKüxiad-Tj de ix Mfyäguv ' xal TuvuyQuloi 6\ fi tf iax ov
Boiurwv roTi olxia/Aov : vgl. Ephorus bei Schol. Apoll. II. 351. 845
und Scymn. Ch. 972: Botcjrwv xriatq xul Miyaqiwv , demzufolge die
Gründung in Cyrus Zeit fällt?
20) Müller Orchom. S. 399—401.
21) Svvoixot. und f/rotxot, Aristot. Politic. V. 2. 10; vgl. Voemel
de discr. vocab. iVrotxoc, unoixog, xkr^gov/oq , Franhf. 1839. 4.
22) Thucyd. 1.27: xal ufic: unoiy.iav tg rrjv EnLdafivov IxrjQvaaov,
int fij Xarj xal oftoia tov ßovXo/ifvov Ifvai' il öi Tt? ro nuQavzixu /xiv
fiirj id-i).ft ^xifini-itv nirr/iiv d« ßovXiXui, tjJc unoty.iug, mvrrjy.ovxu 6()a-
Xfiii? y.uTu&fvra KoQiv&iuQ fiiifiv : vgl. m. Abb. de reipubl. Plat.
temp. Marb. 1839. 4, p. 11 fg.
23) Vgl. Boeckh Staatsh. I, S. 555 fgg. und mehr unten §. 117}
ähnliches auch andervrärts bei Ross Inscr. ined. II, p. 69.
24) Gegründet Ol. LXXXV. 4 = 437 a. Chr. Vgl. Thuc. IV.
102, Isoer. Philipp. §. 5, Diod. XII. 32, und mehr bei Raoul- Rö-
chelte IV, p. 40 — 44 mit p. 7 — 14 und J. A. Kutzen de Athen, im-
perio Cimonis atque Periclis tempore ad Strymonem fl. constituto,
Vratisl. 1837. 8; namentlich auch über die missglückten früheren
Niederlassungen, deren Thuc. I. 100, Paus. I. 29. 4, und Schol.
Aesch. F. L. §. 31 gedenken, mit den chronol. Bemerkungen Krüger's
I, S. 40 u. 146 und den Verbesserungen von Meier de Andoc. V,
p. 103; im Allg. aber Voemel Prolegg. ad Demosth. Philipp, p. 32
fgg., Osann Syll. inscr. p. 22, Boeckh C. inscr. II, p. 64, Brück-
ner König Philipp S. 45, Böhnecke Forschungen S. 120, Weissenborn
Hellen S. 137.
25) Hesych. I, p. 762; vgl. Berl. Monatsber. 1853, S. 160 fgg.
und Sauppe in Verb. d. Leipz. Gesellsch. d. Wiss. 1853, S. 33 fgg.
26) Thuc. III. 92, Diodor. XII. 59. Gegründet Ol. LXXXVIII.
3 = 426 a. Chr., verloren 394, Diod. XIV. 88. Vgl. Raoul-Roch.
IV, p. 56-59.
§. 87.
Was nun aber weiter die Verfassungen dieser Pflanz-
städl^ im Allgemeinen betrifft, so liegt am Tage, dass
die wenigsten derselben sieb gleich Anfangs zu Demokra-
tien ges\alten konnten. Das Wenige, was wir von den
Auswanderungen in Masse zu Anfang der gescbichtlieben
Zeit wissen, zeigt dennoch mit Sicherheit, dass jene ihre
Königs- oder Geschlechterherrschaft auch in die neuen Sitze
mitnahmen ^)'^ auch die eigentlichen Colonien fallen theils
meistens noch in die Periode, wo die Staaten des Mutter-
landes oligarchisch regiert waren 2), theils lag es nicht im
Interesse der Demokratie, durch Aussendungen von Colo-
nien die Masse des Volks zu schwächen 5 und wenn es da-
her im Ganzen als Grundsatz galt, dass die Tochterstädte
§. 87. Verfassungen der Colonien im Allgemeinen. 251
aDfängllch die Rechte, Sitten und EinricfatuDgen ihrer Me-
tropolen annahmen ^), so müssen dort gleichfalls in der
ersten Zeit Aristokratien oder Oligarchien vorausgesezt
werden 5 des oben berührten Periöfcenverhältnisses nicht zu
gedenken '^j. Insofern dagegen auf der andern Seite in allen
diesen Pflauzstädten mehr als irgendwo sonst die oben ent-
wickelten Bedingungen des demokratischen Princips vor-
handen waren ^j, darf es nicht befremden, hier riel früher
und rascher als im eigentlichen Griechenlande bald von
den heftigsten Streitigkeiten ^) zwischen Adel und Volk,
bald von den Aeusserungen ungezügelter Demokratie^) zu
hören ^ insbesondere aber als nothwendige Folge davon
eine Reihe von Tyrannen ^) aufstehen zu sehen , deren
Regierungen übrigens nicht selten die bedeutendste Stelle
in der Geschichte dieser Städte einnehmen.
1) Die lonier, Her. I. 147 : ßaaifJui; 6i iar?jaavTOf ol fifv avrüv
Avnioix; ano r/.uv»ov rov Innot.oxov ytyovorag , oi öf Kavxuiruq Ilv-
Xiovq uTio KodQov toi" M(}.üvd-ov , ol 6i xul ov*u/i^oTfQov<; : vgl. Nie.
Damase. fgm. 53. 54, Partben. Narr. erot. 14, und ähnlich die Do-
rier bei Müller II, S. 109, die Aeoler in Cyme Plut. Qu. gr. c. 2,
auf Lesbos §. 70, n. 4 u. s.w.
2) Hierher gehört namentlich, was Aristot. bei Strabo (§. 81,
D. 1) von den Colonien der Chalcidenser sagt; Tgl. auch die uno
Twv fxarov olxiüv in Lokri (§. 80, n. 12] u. s. w.
3) Thucyd. VI. 4 von Gela : yö/nfia öi /ioagixd ixi&T] aihoVg, von
Zankle : *!ifnftu de tu XaXxidixu ixgccrj/afv , u. s. w. Vgl. Heynr
Opusc. 1, p. 315; Müller II, S. 146 — 18S, Meyer in Zeitschr. f.
d. Alt. 1846, S. 510.
4) S. §. 75, n. 10 und über die Gestaltung desselben in den
dorischcD Colonien insbes. Müller II, S. 61 fgg.
5) S. §. 61, n. 0 fgg.; vgl. Heeren Ideen HI. 1, S. US.
6) Z. B. in Milet, orüaig jiQ^g roicJVi/lfOJ'; nutJaq, Po'yän. VIFI,
35; Gergithen , Athen. XII, 20; (liivuirai oder ni^oi'Tl; und x^'Q°-
nüya^ Plut. Qu. gr. 32, überhaupt ar«ofn?, Fiat. Legg. I, p. 636 B;
in Korcjra , Strabo fgni. 1. VlI. 8, vgl. Kortüm S. 109 u. Wachs-
muth I, S. 391 u. 395; in Chios , s. Aelian. V. H. XIV. 25 mit
Perizonius u. s. w.
7) lu Kuma, Dionys. Hai. VII. 7 u. 8; in Sybaris, Diod. XII. 9;
vgl. Theognis v. 721 (1103): j'/7^u; xul Muyvtjxaq ilnwliae xul Koko-
(pijnu xul ^fllQVTjV X. T. k.
8) Thrasybulus in Milet (um 600, vgl. Her. I. 20—23); Lyg-
damis in Naxos (um 540, Her. I. Ol fgg., Aristot. Pol. V. 5. 1);
Polykrates in Samos (um 530; Ol. LIM. 3 — LXIV. 1 nach Bent-
ley Opusc. p. 184 fg. — oder soll man mit Clinton im Cambr.
philol, Mus. I , p. 89 zwei annehmen? — vgl. Panoßia res Sam.
252 Th. IV. Die Colonien. " '"
p. 29 fgg. und D. J. Veegens de Polycrate Samiö, L. B. 1834. 8);
Telys in Sybaris (um 510; Her. V. 44); und mehr bei Plass Tyran-
nis I, S. 226 fgg. Einige freilich auch tx iwv Tifiöiv, Aristot. Pol.
V. 8. 4 ; Tgl. 4. 5 : iyiyvovxo 6i xvQayviSi^ . . xal diu ro fifyüXuq uq-
•/uq iy)(iiQiL,fad-ui natv , ojoniQ tv Mikrjtü) in T^q 7iQi<ra*fiaq : was je-
doch Bernhardy griech. Lit. I, S. 93 zu allgemein genommen hat,
um jene > ionischen Häuptlinge < nur als > Präsidenten des Senats
und der Gemeinde • den Zwingherrn des Mutterlandes entgegenzu-
setzen.
§. 88.
Nur eine einzige Reglerungsform, scheint es, konnte
solche Staaten vor diesen Extremen schützen : eine Timo-
kratle, die eine streng positive Begränzung aller Rechte
und Leistungen auf den Maassstab der Begüterung gründete,
als welcher allein unter jenen Verhältnissen allgemeine
Anerkennung erwarten durfte 5 und so selten oder spät
sich diese daher auch in den Städten des Mutterlandes
findet, so häufig begegnet sie uns in den Colonien, na-
mentlich da mit dem besten Erfolge angewendet, wo eine
gemischte Bevölkerung des gemeinschaftlichen Bandes
hergebrachter Sitte entbehrte ^). Meistens war es ein
Ausschuss von tausend Mitgliedern 2) ^ der die oberste
Staatsgewalt in sich vereinigte und indem er sich stets
ans den Höchstbegüterten ergänzte , keinen Bürger als
^solchen von der Möglichkeit der Theilnahme ausschloss,
«hne dieselbe gleichwohl thatsächlich zu verallgemeinern ^
er&t wo jene, wie in Lokri ') durch das Verbot der Veräus-
serutjg, das Vorrecht des Reichthums in ihren Familien erb-
lich machten, konnte oligarchische Anmassung neue Partei-
kämpfe In's Leben rufen ''^) . Ausserdem aber erkennen wir
dasselbe Bedürfniss, durch positive Bestimmungen dem
Mangel oder den Lücken eines angeerbten Gewohnheits-
rechtes abzuhelfen, in den schriftlichen Gesetzgebungen,
in welchen die Colonien gleichfalls dem Mutterlande vor-
ausgingen und auch ohne damit gerade immer Verfassungs-
organismen zu verbinden 5), die erwachenden Regungen
und Confllcte individueller Interessen auf das feste Maass
gemeinschaftlicher Normen zurückzuführen strebten 5 in
welcher Hinsicht ausser Pittakus in Lcsbos ^) nament-
lich Zalcukus für das epizephyrische Lokri und Charon-
§. 88. Positive Gesetze^ Timokratie. 253
das für Katana und übrigen chalcidensiscben Städte Sici-
liens und Grossgriecbenlands '') die erste Stelle ein-
nelimen ^).
1) S. oben §. 59, n. 8 und Tittmann S. 661 fg.; insbes. aber
Plat. Legg. IV, p. 708 D : ro e)' av nuvTodaniv iq raiho avvf(j(ji'tjxöq
y*ios t'nuxovaai fiiv rivtbv vo/nü)v xuawv tu^u uv {diljjOdi (xükkov x.t.A_
2) Xiktot in Rhegium (Heracl. Pol. 25, vor Auaxilas, s. Walch's
pLiloI. Bibl. I. 7, S. 400 gegen Morisani , der bis dabin Könige
annimmt) , in Kroton (lambl. V. Pytbag. §. 45), in Lokri (F^olyb.
XII. 16), in Agrigent Tor Lnipedokles (liiog. L. VIII. 66; vgl. Mül-
ler norier II, S. 179); aucb in Kolopbon (Atb. XII. 31, vgl. Mül-
ler griecb. Lit. I, S. 220) und Cjme (Scbneidew. ad Heracl. Pol.
p. 80). ScbwanLcnd Scböniann Antiqu. p. 82.
3) Aristot. Pol. II. 4. 4.
4) Id. V. 6. 7, vgl. Micali Italia III, p. 233.
5) Nöfiuv dTjixiovf^yol uXX' ov nokiTfiuq, Aristot. Pol. II. 9, vgl. IV.
I. 5 mit Wacbsmuth I, S. 328, Scblosser I. 1 , S. 391 fgg. , und
mebr im Allg. in Fabric. Bibl. gr. ed. Harles II, p. 1 fgg. und
Abbh. d. Gott. Gesellscb. d. Wiss. IV, S. 30 fgg.
6) Kiiru fi{v ynp iTjv vo/ÄoQtaiav fcpulvtro noXmxoq xal ^Qui'tfjoq^
Diodor. Kxc. 1. IX, p. 43; vgl. Aristot. Eth. Nie. III. 5. 8, Poli-
tic. II. 9. 9, Strabo XIII, p. 617, Dionys. Hai. II. 26, Cicero Legg.
II. 26, Clem. Alex. Stromat, 1, p. 300, Theon. Progymn. XII. 18,
Stob. Serm. XLIV. 20 u. 40.
7) Aristot. Pol. II. 9. 5 : vofio&frai, d iyhovro Zälu'xoq ,rt Ao-
xQoTi; tote Enii^itfivaloK; x« Xft^iwvd«? o KutuvuToq toT? «I'Toi" noXiraii;
xßi Tni? (iXXai<; rulq Xakxidixulq nckfoi Tulq ntgl IraXiuv xul Stxfkiav:
vgl. Plat. Rep. X, p. 599 E und die Rbeginer bei Heracl. Pol. 25;
im Allg. aber .1. W. Engelbrecht leges Locrensium Zaieuco auctore
promulgatae , Lips. 1699. 4, W. G. Vangerow de Graeciae legisla
toribus , Halle 1765. 4, Heyne Opusc. II, p. 12 — U9, Sainte-Croii
in M. de l'A. d. Inscr. XLIl, p. 256 fgg. , Lerminier Hist. d. le-
gisl. 11, p. 327 fgg. , Portogbese i frammcnti della legislazionc di
Zaieuco , posti in rapporto colle leggi degli antichi popoli c con
quelle in vigore nelle due Sicilie , Catanea 1842. 8.
8) Strabo VI, 1. 8, p. 397 von Lokrl: nQwroi di vö/xo^q fyyga-
nroTq x(jtjaan&ai nfTunmiiihoi dal' xal nkiXnxov }(QOiov fvyo/xt^&frraq
(vgl. Demostb. adv. Tiniocr. §. 139; Plat. de Legg. I, j>. 6.38 A u.
Tim. p. 20 A, ScLol. Pind. Olymp. XI. 17, Aelian. V. Hist. II. 22
11. 8. W.) ^lori'Oioq (xnfOüiv tx Twv SvQnxox'OÜv rivofiouTara nuvrwv Jif-
jfQ'ijoaToi doch mit dem Zusätze: yv ZüXn'xoq (ro/Moypa^pi'«»') axiviru-
^fv tx Tf tSiV Kqt^tixüjv t'Oftifiwv xal Auxotvixöiv xul ix ttäv Agfonayt-
nxbJv, v\'ie aucb Diodor. XII. II von CLarondas : intaxfxi<üntvoq ruq
ftnufTMv voftoQioiui; l^iXi^aro r« xp«Tt(jTß : vgl. Plat. Legg. III, p. 681 D
und theilweise abweichend Müller Der. II, S. 227 fgg. und Wachs-
Küuth I, S. 445.
§. 89.
Die Tbätiglioit dieser beiden Männer lässt sieb mit
ziemlicber Sicberbcit um die Mitte des siebenten Jabrb.
^4 Th. IV. Die Colonien.
a. Chr. setzen ^)^ nnd so nngewlss auch sonst Zaleukus
nähere Lebensumstände sind ^) , so ist doch kein Grnnd
vorhanden , mit Timäus seine geschichtliche Existenz
auch nur im Entferntesten zu bezweifeln'). Auch Gha-
rondas wäre nach Diodor's Angabe vielmehr Bürger von
Thurii gewesen ^) ^ doch 3pricht auch abgesehen von Ari-
stoteles Zeugniss seine grosse Aelmllchkeit mit Zaleukus,
welche selbst Verwechselungen unter ihnen veranlasst
hat 3) , eher für ihre Gleichzeitigkeit ^) ^ und wenn auch
bei dem Syrakusier Diokles (411 a. Chr.) der ähnliche
Fall stattfindet^), so ist doch die grössere Wahrschein-
lichkeit dafür, dass, wie später Mazaka in Kappadocien ^),
Thurii Charondas Gesetze adoptirt habe ^), womit sich
auch die anderwärts berichtete Theiluahme des Sophisten
Protagoras an der Gesetzgebung dieser Colouie am besten
verträgt ^°). Fragen wir aber näher nach dem Charakter
dieser Gesetzgebungen, so sind zwar die angeblichen Ein-
leitungen und sonstigen Bruchstücke derselben bei Sto-
bäus ^ ^) wahrscheinlich als Machwerke des ptolemäischen
Zeitalters zu verwerfen ^2) • inzwischen ergibt sich schon
aus den vereinzelten Nachrichten anderer Schriftsteller
die ethische sowohl als juristische Schärfe beider, die zwar
in dem Bestreben, die Sitte selbst in festen Rechtsboden
lu verwandeln ^5), oft tief in das Gebiet der Einzelfrei-
heit eivischnltt^*), nichtsdestominder aber als ein wesent-
licher Fortschritt zur Begründung eines geordneten Rechts-
zustandes angesehn werden muss. Namentlich wissen
wir von Zaleukus , dass er zuerst in peinlichen Sachen
durch bestimmte Strafansätze der richterlichen Willkür
ein Ziel sezte'^), und was Charondas betrifft, so wird
bei aller Einfachheit, die seine privatrechtlichen Bestim-
mungen mit denen des Zaleukus getheilt haben mögen ^^j,
doch eins der wichtigsten Rechtsmittel des griechischen
Processes als seine Erfindung genannt ^''). Etwaijjen Un-
klarheiten der Gesetze auf authentische W eise abzuhelfen,
scheint in Lokri ein eigener Magis4rat, der nooficnoXte^^)^
wie bei den Mazacenern der vo/tiodög, bestimmt gewesen
zu seyn ; wirkliche Veränderungen dagegen hatten beide
§. 89. Gesetzgebung des Zaleukus und Charondas. 255
Gesetzgeber zwar nicht unmöglich gemacht ^^), aber durch
die erschwerendsten Bedingungen ^^) aller Leichtfertigheit
und muthwilligen Neuerungsucht vorgebeugt.
1) Zaleukus nach Euseb. Ol. XXIX = 660 a. Chr. Andere ma-
chen ihn zu Pylhagoras Schüler, s. Diodor. XII. 20 und mehr bei
Per. ad Ael. V. H. III. 17 und Heyne 1. c. p. 170; dagegen aber
Bentley Opusc. p. 340 und Sainte - Croix 1. c. p. 290, der gut an
Dicäarchus bei Porphyr. V. Pythag. §. 56 erinnert.
2) Nach Aristoteles (beim Schol. Pind. Olymp. XI. 17) war er
Sclave und Hirt; nach Diodor. 1. c. dfiJQ n'yivrjq x«t ttaxu 7iai.öiluv
Ti&uVfiaafihog,
3) Cic. ad Atl. VI. 1. 14: (jtiis Zaleucum leges Locris scripsissc
non dixit? niim igitur jacet Theophrastus , si id a Timaeo repre-
hetisum est? vgl. Legg. II. 6 und Bentley p. 337 fg. mit den Recht-
fertigungen von Heyne 1. c. p. 62 — 70, Sainte-Croix p. 292, Göller
de situ Syrac. p. 259 fg.
4) Diodor. XII. 11 — 19, vgl. Val. Max. VI. 5 ext. 4 u. A.
Andere machen auch ihn zu einem Pythagoreer , Steph. Byz. s. v.
Kaxävri gar zu einem Athener; alles aber mengt der Schol. Plat.
Republ. p. 599: A'a^wvd«? in Kurüvr^^ noliwq ümikiaq , di('toi//.io<; »o-
Ho9-iTTj(i Twv 'Ad-TjvTj&iv fk&ovTiov (li 0ov(jiovi; tnoixmv, 0ii'yövTfi)v 6h
töJ nurgl avvrixo^oi'dijaf KUToixTjonq iv XuXxidt,' rrjv 6\ oxpiv fkm&fQi'Og
^v, rtv'ofKvoq dt TttJv Uv&uyoQfiwv ft? di7/vfym tw TtfjoTfjfnrixw,
5) So macht Theodoret. cur. Graec. aflf. IX, p. 608 C Charon-
das zum ältesten Gesetzgeber; Alben. XI. 117 lässt Zaleukus den
Thuriern Gesetze geben, auch Ephorus bei Strabo 1. c. Thurii (Scymn.
Ch. V. 346 gar Sybaris) spater Zaleukus Gesetze annehmen; das
Gesetz der Lokrer bei Demosth. Tiniocr. §. 139 legt Diodor. XII. 17
Charondas bei; Charondas Tod (Diodor. Xll. 19, Val. Max. 1.1. etc.)
berichtet Eustath. ad lliad. A. 197 von Zaleukus u. s.w.
6) Vgl. Bentley p. 354—364 und Heyne p. 155—171 , auf des-
sen Bemerkungen auch Sainte-Croix seine Annahme eines dopprilen
Charondas (p. 307) zurückgezogen hat; dessgl. Schiller de reb.
Thuriorum p. 42 fgg. und Müller de Thur. republ. p. 41 fgg-
7) Diodor. XIII. 35; vgl. Wachsmuth 1, S. 837, Biunet de Presle
etabl. d. Grecs en Sicile p. 403 fgg. und J. G. Hubmann Diokles
der Gesetzgeber der Syrakusier, Amberg 1842. 4.
8) Strabo XII. 2.9, p. 813: ;^p<ü»'rat äf ol Mul^uxt/vol toZg XngojyJa
vöfiOtff a'iQovftffoi. xftl rofiojdiv, o? loTiv avxoig »f^^^T'^S tw»- vefKuv,
na&ÜHtQ ol nuQu Püifiaioig vopttxoi.
9) Wachsmuth I, S. 450 fgg. und Brunei de Presle p. -109 fgg.
Was Ephor. 1. c. von den Thuriern sagt : voii{tov ux{ußovv ^f'Aon«?
nf(^>l TWV i'ixQO)y i*öo^oTf(iovq fiiv ynio&ui, x'^V°""^ ^^ i passt völlig zu
Charondas nach Arlst. Pol. II. 9. 8: t^ uxQifhin rüv vöfttav hil yla-
g>l<Q0)TffJOg TWV Vl'V VQfXQOiriüV.
10) Vgl. Heracl. Pont, bei Diog. L. IX. 50 mit Meier de An-
doc. adv. AIcib. V. 6, p. 37; auch L. F. Herbst in Pclcrsen's phi-
lol. histor. Studien, Hamb. 1832. 8, S. 107, .1. Frei Quaest. Pro-
tag. Bonn 1844. 8, p. 66, A. J. Vitringa de Prolag. vila et philos,
Groningen 1852. 8, p. 43 fgg.
256 Th. IV. Die Colonien.
11) Seim. XLIV. 20. 21. 40; vgl. Diodor. XII. 20 und über
Prooemien im Allg. Cicero Legg. 1. c.
*»'*■'• 12) S. Bentley 1. e. und Heyne p. 69—72 und 164; auch Mei-
ners Hist. doctr. de vero deo p. 221 und Wytt. ad Plut. p. 154,
■wogegen WarLurton legat. of Moses, Lond. 1718. 8, I, p. 111 — 133
und Sainte - Croix p. 293 fgg. um so weniger hätten auftreten sol-
len , als Plat. Legg. IV, p. 722 C entschieden nichts von solchen
Vorreden weiss: twv dt outox; yoftojv övroav, ovg ör/ noXmxovi; tivuL q>a-
fifv, ovdili nwnoxi ovx ilnk n ngooi/iiov cvra ^vv&i'ir/q yivöfttvo^ f^jjvty-
XIV llg ro <fiiJüq , 0)q oi'X ovToq (fvoii..
13) Ueber die Mischung des ethischen und juristischen Elemen-
tes in der griechischen Gesetzgebung vgl. Tittmann S. 15 fgg. und
W'achsmuth II, S. 125 fgg.
14) Diogen. Prov. V. 94: ZaliVKov vöfioq tnl twv UTiorö/xoiv' Zü-
Xfvxoq yuQ AoxqoVq ivofio&izrjoiv miiöiigu'. Vgl. Heracl. Pol. 30 und
Äth. X. 33 oder Aelian. V. Hist. II. 37 : ilü nq Aoxgüv twv 'Enit^t-
g>VQi(ov voawv l'niiv olvov uxqaxov, firj nqoaTu^avioq rov &fQan(VOvxoq, tl
v.al Tifgiiaoi&Tj, &ävaToq tj Krifiia r/v uvrw, auch Diod. XII. 21 und die
Charondischen Gesetze bei dems. c. 12 fgg.
15) Strabo VI, p. 398 : ^E(poQÖq q^ijaiv iv xoZq TiQOJTOiq xovro xatvt-
am rov Zctkfvxov, oTt twv TiQoxfQOJV xuq L,rjfiiuq xoTq äixuaxaVq tnixQlipuy-
TO)v o(jiL,fiv Iq) fxaoxotq xoTq udi-x/j/uctoiv, Ixilvoq iv xoXqvcixoiq SiMQiatx.x.X,
16) Wie wenn Zaleukus nach Zenob. V. 4 Schuldverschreibun-
gen , Charondas nach Stob. Serm. XLIV. 22 Credit zu geben ver-
boten hatte: iav 6i xiq ntaxfvarf^ fiij ilvui, öixrjV avxuv yuq uCxiov (tvut
iTjq adixLaq !
17) Aristot. Politic II. 9. 8: XuQuvdov d' Xäiov uiv ovötv laxi,
nAjJv al dixai twv iptväo/iaQxvgiwv' nQÖ)xoq ydg inoiTjOi xtjv iniaxijrfuvt
vgl. unten §. 141, n. 10.
18) Polyb. XIL 16.
19) S. oben §. 53, n. 6. Doch hatte Zaleulius seine Gesetze
als eingegeben von Pallas Athene dargestellt; s. Plut. de sui laude
eil und mehr bei Heyne p. 65.
20) 'Ev ßgöxo) tov xqüyTjXov f'/wv, Demosth. Timocr. §. 139, vgl.
Polyb. XII. 16, Diodor XII. 17 u. 18, Stob. Serm. XXXIX. 36.
Drei Fädle in Thurä, einer in Lobri in mehr als 200 Jahren.
§. 90.
Ganz verschieden und rein anomal waren dagegen
die Veränderungen , die später Pytbagoras durch seine
Lehre in einem Theile der grossgriechischen Colonien be-
wirkte, und die, mag man sie nun aus abstracten Theo-
rien herleiten , oder auf eine Verwandtschaft mit dori-
schem INationalgeiste zurückführen, jedenfalls nur der
Goincidenz mit oligarchischen Bestrebungen die politische
Wichtigkeit verdankten, durch welche sie in der Geschichte
dieser Colonien eine zwar vorübergehende, aber in ihren
§. 90. Der pythagoreische Bund und seine Folgen. 257
Folgten höchst traurig^e Erscheinung bilden ^). Pythag^o-
ras 2) fand in Kroton , wie es scheint 5), Timokratie^ g;e-
wann aber bald einen solchen Anhang für seine Philoso-
phie, namentlich unter der vornehmen und reichen Ju-
gend 5 dass ihm sowohl dort als in andern Städten der
Umgegend den Grund zu einer Aristokratie in ähnlichem
Sinne zu legen gelang'''), wie sie später in Plato's idealer
Republik auf den Gedanken gebaut wird, dass die Inha-
ber der Weisheit allein und unumschränkt regieren und
vott Seiten der übrigen Staatsbürger eine unbedingte Hin-
gebung gewärtigen sollen ^). Die Gemeinschaft der Gü-
ter ^) und die Strenge der Lebensart, welche die Mit-
glieder des Bundes unter sich einführten ^) , konnte das
Volk anfänglich für sie bestechen 5 mögen aber auch seine
Ansprüche auf die Ländereien des eroberten Sybaris den
äusseren Anlass zum offenen Ansbrnche seines Unwillens
gegeben haben ^), so war es doch allgemeiner das Gefühl
des eigenen Werths und die Besorgniss Tür seine Frei-
heit ^) , was jene fiirchterliche Verfolgung veranlasste,
die von Cylon geleitet ^^) im J. 504 über die Pythagoreer
hereinbrach , und eben so weit , als dieselben früher ih-
ren Grundsätzen Eingang verschajBTt hatten, die Schreck-
nisse des Bürgerkriegs über Unteritalien verbreitete ^^)5
bis es den Achäern des Mutterlandes gelang, die Ruhe
herzustellen und die bewegten Staaten zu einer allgemei-
nen Panegyris am Tempel des Zeus Homarios zu ver-
bünden ^^).
1) Vgl. im Allg. Meiners GescL. des Ursprungs u. 8. w. der
W'issensclial'ten I, S. 304 — 510; Sainte-Croix in M. de l'A. d. I.
XLV, p. 295 — 315; Terpstra de sodalitii Pythagoraei origine condi-
tione et consilio , Traj . 18'2-4. 8; A. B. Kriscbe de societatis a Py-
tliagora in urbe Crotoniatarum coiiditae scopo politico, Gott. 1830.4;
aueb Heyne 1. c. p. 187 — 199, Heeren Ideen III. 1, S. 428 fg;;.,
Müller Doricr 11, S. 178 181, Schlosser I. I , S. 398 — 400, Welcher
ad Tlieogn. p. xlv-xi.ix; Limburg • Brouwer V, p. 115 — 130; Lebag
Inscr. gr. V, p. 117 fgg. liauptcjuelle ist lambliclius de vita Py-
tltagorica (ed. L. Küster, Amst. 1707. 4, ed. Weslermann , Paris.
1850. 8), insbes. was er aus Apoilonius, IN'ikomaciius und Aristoxe-
nus aufbewahrt bat, wogegen ich keinen Grund linde die Zweifel
von Killer Gesch. d. Philos. I, S. 355 Igg. und Grotc IV, p. 525
zu theilen.
2) Die Bestimmung seiner Lebenszeit hängt tkeilweise von der
I. UJ. 4. AuO. K
258 Th. IV. Die Colonien.
des Polykrates ab, dessen Tyrannis ihn seine Vaterstadt Samos (An-
dere machen ihn zum Etru^ker?? S. Fil. Laparelli diss. sopra la
nazione e la patria di Pittagora in Diss. dell' Accad. di CortonaVI,
p. 82 fgg. und mehr bei Müller Etruskerll, 8.345] zu verlassen be-
wogen haben soll; vgl. Theolog, Arithm. c. 6, p. 41. Seinen Tod
sezt Eusebius Ol. LXX = 500 a. Chr. , seine Ankunft in Italien
Cicero de Republ. II. 15 (vgl. auch lambl. §. 35; Gell. XVTI. 21)
um 530, die Angabe seines Alters aber schwankt zwischen 80 und
100 oder mehj: Jahren, und üemzufolge auch das Jahr seiner Ge-
burt. S. DodwcU de cyclis p. 137 fgg. und diss. II de aetate Pha-
laridis et Pythagorae , Lond. 1704. 8, Bentley Opusc. p. 173 — 203,
de la Nauze und Freret in M. de l'A. d. I. XIV, p. 375 fgg., Lar-
cher Herodote VII, p. 549 — 554, Mahne de Aristoseno p. 33, Schultz
App- ad Ann. I, p. 32 fgg., Clinton II, p. xxviii, und Kriscbe p. 2,
der seine Geburt Ol. XLIX sezt.
3) Xihoi, lambl. §. 45. 126. 260; vgl. Kriscbe p. 83 fgg.
4) lambl, §. 254 : Infira y.ul twv vfuvioxuv ovrwv fx rüv fv toTc
aliWftaat xnl raiq ovaiaiq nQovX"'"'^'"'*' t ovvfßuivt nQonyoi'OTj<; rr^<; ^Xixiaq
fir; n6*ov «i'toj*? fv rot? idioiq oixoi? nQOJTn'iiv , dkXu xoivf/ ttjv noXtv
olxovofiflv , fityuXijv fiiv fzaiQfirtv ovfuyrjovoai-v , Tjouv yuQ vnfQ rgtnxo-
aiovq, ftixQov öi fifQoq Tw; nökfoiq ovot. roV? ovx iv ToXq avToVg Tj&tatv
oj'd' intTjjdfVfiaaiv fxfiroiq noktnvoiifvoiq. Vgl. Justin, XX. 4, Diog.
L. VIII. 3, Dürfen aber diese 300 mit Niebuhr röm. Gesch. I, S.
179 als eine förmliche Regierungsbehörde betrachtet werden?
5) Aristox. ap. Stob. Serm. XLIII. 49: nfQl 6\ uQxoßhmv xal
«pj^oviw» ovxw<; i<p{iovovv' loj"? fi'iv ydq uQxovraq tg>aaxov ov fiovov ini-
OTijuovuq , ullci xal tfiXav&QÜnov:; dilv tivat , xnl Tovg uQyonhov<; ov
ftovov nfid-rjfiovi;, ulXn xitl »nAo'p;^ oj'T«? : vgl. die Excerpte aus Dio-
togenes u. A. bei dems. XLVIII. 61 fgg. ucd die gute Zusammen-
stellung bei Sainte-Croix 1. c. p. 309 fgg. , über die Aehnlichkeit
mit spartanischen Institutionen aber Wiskemann de Lacedaem. phi-
los. p. 19 fgg. und Allihn de idea justi, Halle 1847. 8.
6) Zenob. IV, 79 ; Tifiuiöq (prjmv Zxt. tov? nqoatövTaq Tlti&ayoQif
Ha&ljTitq nf^l ttjv 'iruXirtv inn&fv ö (fiXöooq/oq xoivitqru^ oi<oiuq 7ioifla>9un
vgl. GöUer de situ Syrac. p. 218 und mehr über das Sprichwort
xou-ü T« twv (f>ikü)v bei Beier ad Cic. OfF. I. 16, p. 124, Meineke ad
Menandr. p. 8, Ast ad Piaton. I, p. 620 etc., ohne dass mau je-
doch mit Kriscbe p, 27 fgg. und Preller Hist. phil. graecorum p. 58
die thatsächliche Anwendung desselben leugnen dürfte.
7) S. ausser lamblichus und den übr. ang. Sehst, insbes. auch
Diod. fgm. 1. X mit Jo. Schilter de disciplina Pythagorica hinter s.
Manuductio moralis ad iurisprudentiam , Jena 1676. 8, p. 513 fgg.
und Friedr. Cramer de Pythagora , quomodo educaverit atque insti-
tuerit, Strals. 1833. 4, auch dessen Gesch. d. Erziehung u. des Unter-
richts II, S. 99—150 und Krämer pacdagogische Stimmen aus dem
Bildungskreise des Pythagoras , Henneberg 1841. 4.
8) lambl. §. 155: Ind dt Hvßn^tv r^naoüauvro (s. oben §. 80, n. 20)
Küludvoq un^Xdf (dag. Porphyr. V. Pythag. §• 86: JiKttim)/oq di xal
ol ux()tßfOTH>oi xal jov rivOiiyoijfiv (puol nuQfivai., vgl, Hildebrand ad
Arnob. I. 40) xal n]v do{)ixrT]rov ötwxT/oavxo ntj xaTaxX7/(_ioii)(r/&^iat
xuTu TTjv intdvftiav tojv noXXwv , tlt(>(>"'y'J i" Oio)no)nnov fiiooq x.r.X.
9) S. Diog. L. VlII. 39 und Justin. I, c; insbes. aber Ip.mbl.
§. 260: Mu&ünu^ di rijv gitXoooqiiav ai'TÜv avvw/iooiuv dniifttivf uafv
§. 90. Der pythagoreische Bund und seine Folgen. 259
TÖJv nokküv . . aloyj}ov tlvai toj'? rgiäyiovra nvQiü6(i>v nn)l tov TiX{i(tfVTu
noxufiov nfQiyfvofthovq i'no rov xtXioarov ftfQovf ixdvtüv h uinjj xf/
nöi,ft (fuvTjvui, ttuTtOTuaiaa/ifvoug.
10) S. Diodor. fgra. I. X, p. 57, lainbl. §. 248 fgg. , Porphyr.
§. 54 fgg., Plut. daem. Socr. c. 13, und mehr bei Krische p. 94 fgg.
Dodwell (aet. Pythag. p. 211) und Salnte - Croix (p. 305) setzen
Cylon später als die erste Empörung j doch lassen sich die Anachro-
nismen, die jene Sehst, rficksichtlich Archytas, Lysis und Philolaus
enthalten , wohl durch die Annahme eines anhaltenden Kampfs der
Cyloneer gegen die Pythagoreer lösen. S. BöcKh Philolaos (Berlin
1819. 8) S. 7 fgg. und Grauert de Aesopo (Bona 1825. 8) p. 27;
auch Müller giiech. Lit. I, S. 4 fgg.
11) Kroton, Metapont, Kaulonia u.s. w. Genau abgränzen lässt
sich ihre Ausbreitung niclit mehr, da sie später bis in's Fabf^lhalte
vergrössert worden (lambl. §. 33 u. 129 fgg., Krische p. 87) und
auch an sich schon eben so ungewiss ist, als die des Namens Gross-
griechenland selbst; vgl. Cic. de Orat. III. 34 und mehr bei Mazoc-
chi ad tabb. Heracl. p. 47 fgg., über Tarenl Strabo VI, p. 429 A.
12) S. Polyb. II. 39, Strabo Vm. 7. 1, p. 589, und über eine
ähnliche Panegyris bei Heraklea dens, VI. 3. 4, p. 429.
R2
'^^ *"'** '-JJjftit? '
FÜNFTER HAÜPTTHEIL.
Der athenische Staat und seine Geschichte.
CAP. I.
Innere Geschichte Athens bis zur Befestigung seiner Demokratie.
ERSTER ARSCHINITT.
Vorgeschichtliche Zeit bis Theseus.
§. 91.
ünabhäugig-, wie es war, durch seine Lage und die
Beschaflenheit seines Bodens ^) von den Bewegungen,
welche wir oben als Anfang der geschichtlichen Zeit für
das übrige Hellas bezeichneten, Hesse Attika bei weitem
früher eine eigene Geschichte verniutlien, wenn uns nicht
gerade diese Beschränkung auf sich die Scheidung des
wahrhaft Geschichtlichen von den Localsagen und der
religiösen Symbolik, womit es durchwebt und nicht sel-
ten verdunkelt ist, im höchsten Grade erschwerte ^). Auch
abgesehen von der Angabe Plato's, der Athen an Alter
und ßlüthe noch über Aegypten stellt ^) , deuten die
Nachrichten von andern Städten desselben Namens ''") auf
eine ursprünglich grössere Ausbreitung dieses pelasgi-
schen Stammes ^), dessen Gottheit Athene und dessen
Stammheros Cekrops hiess^)^ und in Attika selbst sezt
die Vielheit der Namen des Volkes'') und des Landes 8)
Veränderungen voraus, worauf die traditionelle Königs-
sage eben so wenige Rücksicht nimmt , als auf die an-
fängliche Trennung desselben in zwölf selbständige Ge-
meinden^), die zwar ganz der vorgeschichtlichen Zeit
angehört ^0), deren Andenken aber auch später noch un-
bezwcifelt und thatsächlich fortbestand ^^). An fremde
Eroberungen jedoch zu denken verbietet der Ruhm der
§. 9i. Aelteste geschichtliche Erinnerungen. 2G1
Autochtlionie , den Attifca mir mit Arkadien theilte ^'^),
und den auch das Zeu^ynlss der Geschiebte insofern be-
stätigt, als damit nichts weiter als der legitime Besitz-
stand der Einwohner ausgedrückt war , dessen Anfang
über die Gränze aller Erinnerung hinaus fiel ^^). Die
ägyptische Golonisation, welche der allgemeinen Annahme
späterer Zelt ^*) zufolge Attika von Sals aus empfangen ha-
ben sollte ^^), war dem Bewusstsein des athenischen
Volkes fremd ^^)'^ die Bepräsentanten seiner Urzeit, Ce-
krops und Erechtheus, deren Namen man später damit
verknüpfte ^''), finden sich früher gleichfalls als Autochtho-
nen und Kinder der Erde bezeichnet ^^).
1] Thuc. I. 2: TTjV yovv '^rrixtjv Ix rov Inl nliZOTOv öid xo }.f-
nr oy (ü) V uamaiunzov ovaav tlv&^wnot Ojxoi'v ol aiTol ufi; vgl. Strabo
IX. 1. 8, p. 602 C: loTi 6f 7j XMQu tojv MfyuQfwv nrtQukvnQoc; , xu—
&äniQ xui ij '^TTtx/^', und mehr bei Jo. Fr. Gronov. ad Sen. HIppol.
13 und Reisig Oed. Col. 663; im Allg. aber K. O. Müller Attika
in Ersch u. Gruber's Encykl. VI, S. 215 fgg. und Kruse's Hellas
II. 1, S. 1 fgg.; auch Chr. Wordsvrorth Alhens and Attika , London
1837. 8, p. 243 fgg. und Sonstiges bei Wachsmuth Hell. Alterth. I,
S. 783. Fläcbenraum etwa 40 Q. Äleilen, Böckh Staatsh. I, S. 47.
2) Hierher insbes. die Bruchstücke der Atthiden des Heilanikus
(ed. Sturz, Lips. 1826. 8, p. 53 fgg.), Androtion, Philochorus (coli.
Lenz, ed. Siebeiis, Lips. 1811. 8j, Fhanodeinus , Denion , Klitode-
mus. Ister (von demselben Lips. 1812. 8) — alle zusammen jezt in
C. Müller's Historiogr. fragm. T. I; vgl. Heyne ad ApoUod. III. 14.
Zerstreutes bei J. Meursius de fortuna Athenarum, L. B. 1622, und
lectiones Atticae 1617. 8; beides auch wie s. übr. Sehr, ia Grou.
Thes. T. IV u. V.
3) Timaeus p. 23 C fgg., vgl. Critias p. 100 fgg. — Krieg
mit der Atlantis? Per. ad Ael. V. H. III. 18; vgl. Baudelot in
Hist. de l'A. d. Inscr. V, p. 49 fgg. und mehr in m. Gesch. d.
plat. Phil. I, S. 703,
4) Acht bei Steph. Byz. p. 34, w^orunter namentlich die am See
Kopais in Boeotien , die , nebst einem alten Eleusis , vom Wasser
verschlungen worden seyn soll (Strabo IX. 2. 18, p. 624 A, Pausan.
IX. 24. 2), und Athenä Diades auf Euboea (Strabo X. I. 5; vgl.
Westerm. Vit. script. p. 53 und mehr bei Valckenaer Diatr. Eurip.
p. 143 und Marx ad Ephor. p. 135); nach Paus. I. 5 von Cekrops II
gegründet, die Bürger meistens '^Oi^vlrui, Böckh Staatsh. II, S. 666.
Das unsrige dagegen Athenae Atticae, s. Meurs. Ath. Attic. c. 1.
5) Dass die Athener ein solcher gewesen, bezeugt Herod. I. 56,
vgl. Platner Beitr. z. Kenntniss d. att. Rechts, Warb. 1820.8, S. 12;
wozu noch die charakteristische Angabe Paus. 11.37. 3: 71(-hv H^a-
xkfiönq xuTfkOdv nq Tlflonövvtjoov , rtjv nvrrjv Tj<fifOav yl&Tjvaloi, xal
j4{iyiioi yhlianuv. Larcher's Widerspruch (Herodote VII, p, 2ü2 — ■
277) beruht nur auf seinem Vorurlhcile gegen die Pelasger, worin
ihm G. Hermann Opusc. VII, p. 261 fgg. nicht beistimmen sollte.
262 Th. r. Der athenische Staat. C. I. A. ForTlieseus.
6) Vgl. Müller Orchom. S. 123 fgg. und für Cckvops Uscbold
Vorhalle 1, S. 246. Hatte übrigens die Götliiin von der Stadt oder
diese Ton jener ihren Namen? S. Km. Rückert d. Dienst d. Athena
nach 8. örtl. Verhältnissen, Hildb. 1829. 8, S. ä fgg. and O. Mül-
1er LI. Schriften II, S. 136.
7) Her. \III, 44: 'Aö-jjvuXoi, ö'k inl /liy niXaayüv i^ovroi^ xtjv
vvv EXXuö'a xnXfoftfvr^v Jon» UfXuayol oivofiai^öfifvoi KQuvuoi' tnl di
KfxQOTioi ßuotXTjoq fTifxXtj&Tjauv Km^onidat • fxdi^u/ufvov di ^E^f/Oroq
rt^r U(jxi]v A&t]yulot fifTwvofiua&t^nu* ' 'luvog di rov Zoi'&oii aipuTÜit-
XKO yivofifvov j4&T]valot.ai ixXrj&rjanv uno xovxov "Iuvk;.
8) Strabo IX. 1. 18, p. 608: noXi) 6' uv nXtiojy flr] X.6yo(;, tl toj5c
tigxijyfxuq xov xxianaxo<; j|tT«Cot xk;, äffläfifi'oq dno Kix^onoq' orcfi
yuQ ofioiox; Xfyol'Oiv (tnavxn; ' xoi xo d( xul (tno xü)v ovofinrojv äijXov.
yfxxixijv fii* yuQ uno '^xraiüjvog ipaoiv , ^udx&Lda 6\ xal '^xxixtjv dno
u4x&idoq XTJg K(jnvnov , ctqi' ov xal Kqu^uoI ol tvoixoi' Moyjoniav di
dno Moxf'önov (Larcber 1. c. p. 268; Meinelie Anal. Alexandr. p. 12),
IitivLuv 6i uno "/w*o? xcv aovOov Tlonttdoviav 6i xul 'A&r/vuq uno
xütv ino)vvfiwv &(ö)v: vgl. Menand. RLet. p. 184 V/nlz. — Abvpci-
chende Sagen einzelner Demen, die theilweise auch auf fremdeAn-
siedler zu deuten scheinen, berührt Paus. I. 1 4. 7 : öTjftoq dt (0X1.* '^&n-
vaioiq yid-fiovimv , o* FIoQcpVQionu txi, n()oxf()ov Axxuiov ßuotXn'ouvru
xrji Ol Qaviu<; <puat xo n(jwxov nu(ju ocfiaiv U()ov Idgiinaod-ai " Xfyonai, di
uvü toi'? dijfiovq xul uXXa ovdfy ofioLoiQ xal ol zr^v ncXiv l'/ovriq : vgl.
31. 5 und E. Curtius de portubus /.tbenarum , Halle 1842. 8,
p. 19 fgg., auch Olshausen im Rh. Museum VIII, S. 330.
9) Strabo IX. 1.20, p. 609 : yjyoi OiXö/oQoq, noQQovfihtj'; t^s ;fft>-
p«? »X &uXurx7j(; /ufy vno Kuqü* , ix ylfjq di xal iino tSottaxwv, ovi;
inäXovv Aovut; y KixQona nQwxov tig dviuxuidixu noXtig avroixioai xo
nXrj&oq , mv ovoftaxa' KtxQoniu , Ti^{>anoXi(;, E:iux()ia, /IfxiXiia, EXiv-
öt'?, "^^ytdva, &ö(Jixoq , Bquvqwv^ Kv&tjtjoi;, S(fiTjXTÖt; , Kr/ffioiü, ['PuXjj-
pöc) • nüXtv d vaxiQov (l<; fiiuv nöXi* awuyuytlv Xfytxai xr/V vvv xuq
diüdfxa OrjOfiiq. lieber ihre Unabhängigkeit {nQVxuvtiü xt l'xovaui xfxl
u^^ovTci^) 8. Thucyd. II. 15, und über Erecbtheus Krieg mit Eleu-
818 (Eumolpus), vrorauf er sich beruft, die Erkl. zu Eurip. Phoen,
869, Isoer. Paneg. §. 68. Piaton. Menex. p. 239 B, Apollod. III.
15. 4, nebst den verschiedenen Ansiebten bei Platner a.a.O. S. 27
—37 , Creuzer Symbol. IV, p. 340 fgg., Lobeck Agiaoph. I, p. 207
— 214; über die geographische Lage der zwölf Slädte aber Finlay
in Transact. of the R. Soc. of liter. III, p. 399, übers, v. Hoff-
mann alte Geogr. II, S. 65 fgg. und Weslermann in Zeitschr. f.d.
Alterth. 1840, S. 1092.
10) Thucyd. 1. C: inl KfxQonoq xul xöiy ngtöxm* ßuotXfojv. Ce-
krops II nach Meursius (Reg. Ath. II. 14), Torsini (Fast. Att. I, p.
188), Ciavier (Bist, d pr. T. \. p. 126)??
11) S. Böckh C. Inscr. I, p. 121 , wonach noch spät gewisse
Demi zu den u()oi:q von Epakria steuerten, auch Boss Demen v. At-
tika p. 8 und die Inschrift von Kvßr^(}oq bei (Jurtius in A. L. Z.
1842 .lul. S. 388. Auch der Name Tetrapolis haftet noch lange auf
Oenoe IVIaratbon Trikorytbus Probalintbu« , Strabo VIII. 7. 1, mit
Wes.tel. ad Diodor. IV. 57, gleichwie /Ifi(>utfZq <l>uXtj()flq cvnfTuioviq
Qvftoixudui als xtxQuxoifioi, (PoH. IV'. 105) und Erninjidui K(jo>nidui
llrjhjxtq als xqUo>uoi, (Steph. Byz. p 286) eine engere Gemeinschaft
bildeten; vgl. 'E(fr]n. Üqx. p. 210 und im Allg. auch H. C. illgen
de tribub. Att. p. 50 fgg. und Kruse Hellas II. 1, S. 68.
§. 91. Gelteste geschichtliche Erinnerungen. 263
12) Demosth. F. L. §. 261 : fiovoi. yuQ nnvioiv avxox^ovt^ VfitTf
laxf xdxfivoi: vgl. oben §. 7, n. 12 und Mai ad Cic. de republ. III.
15; über Attika insbes. Plat. Menex. p. 237, Isocr. Paiieg. §. 24,
und mehr bei Meurs. fort. Athen. C. 1. 'A&ijvaioi, fit&^ ^Kiov yivi-
a&al (faai, Menander 1. c. p. 181.
13) Mavvoi. (cvtk; oi/ fitraväarat EkXrjvmv ^ Her. VlI. 161; vgl.
I. 56, TLuc. I. 2, Xenoph. M. Socr. 111. 5. 12 mit Wacbsmutb I,
S. 810, Bergk Com. Att. reliqu. p. 244, Preller im Pbllol. VII, S.
^^ %Sf- Dass einzelne fremde Einwanderungen damit nicht ausge-
schlossen sind, versteht sich; s. Zeitschr. f. d. Alterth. 1843, S.
^^^ %g- i <^'*^ ^^Ü^ selbst aber sollte man doch endlich einmal auf-
hören bloss von attischer Ruhmredigkeit abzuleiten, die gewiss nicht
ohne Einsprache geblieben seyn würde, wenn sie nicht eine tiefere
politische Begründung gehabt hätte; vgl. m. Gesamm. Abhh. S. 148.
14) Zuerst in dem apokryphen Trikaranos, welchen Anaximenes
auf Theopomp's Namen gefälscht haben sollte, Euseb. Praep. evang.
X. 10, p. 491, während man ursprünglich vielmehr Sais als attische
Colonie betrachtet zu baben scheint; vgl. Proclus ad Plat. Tim. p.
30: Toj'C df A&ijvulovq KuXXia&fv^(; /ulv xal Ouvodrjfio^ nuri[iaq twv
Suix&v loTOQorai yivindui, Qionofinoq dl uvunukiv ünoi*oV(; uvrwv ilvai
iptjaiv y AxTixoe; 6f o Tlkujon'ixoq öid ßaoxnvluv gijjol ntxnnoirjaui ti^v
larogiav tov Oionofinov: auch Diodor V, 57 und Apoll. Tyan. Epist.
70. — Athene Saitis in Argolis ? Paus. II. 36. 8; vgl. Heffter Göt-
terd. auf Rhodus II, S. 91, Müller kl. Sehr. II, S. 236; in Athen
selbst mit INeith verglichen , Plat. Tim. p. 21 E mit Creuzer Symb.
III, S. 336 fgg. und Bahr de Apolline Patricio tt Minerva Primi-
genia Atheniensiura , lieid. 1820. 4, p. 16 fgg.
15) S. Ciavier I, p. 133, R. Rochette I, p. 113—120, Platner
a. a. O. S. 11 fgg. , Hüllinann Anfänge S. 88 fgg-, und was sonst
oben §. 4 , n. 9 fgg. über solche Einwanderungsfragen überhaupt
angeführt ist; dagegen namentlich Müller Orchom. S. 106 — 109 und
Voss in Secbode's Archiv I!, 137—141 (mythol. Briefe III, S. ISO
— 190 ; vgl. Antisymb, II, S. 423 fgg.).
16) Plat. Menex. p. 245 D: d*« to HXtxgivioq ilvai'EXl^vn xal
Ufjuyftq ßuQßiigwv' oj' ynfj IliXonK; ov6\ Küdfiot oi'di Al'yvnrol rt xal
ddavaoi oi'öl uXXoi noXXoi ^i'Oft ftfv ßänßn(joi o'yTff, vcfiw d» EXXtjyiq,
at'voixofaiv yjßlv , uXX at'tol EXXrjvtq , oxi fti^oß('i(jßaQoi olxoffify x. t. X.
Ein Argument ex silentio lässt sich noch aus Tac. Ann. XI. Mund
dem Biographen des Isokrates bei Westerm. p. 258 entnehmen, wo-
gegen Bergk's Vermuthnng 1, c. p. 40, dass schon attische Komiker
auf ägyptische Abstammung einzelner Familien angespielt hätten,
zu schwach begründet ist.
17) Erechtheus schon bei Diodor. I. 29 und Charax b. Schol.
Arislid. Panatb. p. 17, vgl. Creuz. Melet. I. p. 03 ; wie dieser auch
sonst als Repräsentant des Volkes älter als Cekrops ist, s. Iliad. II.
547 und mehr bei Corsini 1. c. p. 178. Doch hält es noch Lucian.
Pseudolog. c. 11 für undenkbar, dass jemand ihn oder Cekrops
für l^voi'f xal inTjXi'änq röiv 'ylOrjvöiif erkläre , und Cekrops erscheint
jedenfalls selbst bei Tatian adv. gentes c. 39 oder Clem. Alex,
Stromat. I, p. 321 nicht als I<]ingewanderter; so dass erst Eusebius,
der sich obenein widerspricht (Chronic, p. 52 und 101 ) als die
Quelle betrachtet werden kann , woraus diese unglückselige Vor-
stellung auf Tzetzes (ad Lycophr. 111, Chiliad. V. 656), Suidas und
264 Th. f^. Der athenische Staat. C. 1. A. Vor Theseus.
die Chronisten des Mittelalters übergegangen ist; vgl. d. Baseler
Fbilol. Veisamml. 1847, S. 31 fgg. — oder sollte sein Name da
gestanden Laben, wo Diodor jezt von Petes, Menestbeus Vater,
spricht? W.F. Rinck d. Relig. d. Hellenen, Zürich 1853.8,8.162.
18) Schol. Cic. Sest. 21 : ftiit autem rex antirftiissimus ^thc'
niensinm JErechtheus non lange a principalibus , tjui in eadem eivi-
tate regnaverant ; nam primus omniiim fuit Cecrops , dein CrU'
naiis , tertio Amphictyon , post hiinc Erichtlionius , t/ui feruntur ex
terra editi ; item Pandion et nie de quo Cicero nientionem facit
Erechtheus etc.; vgl. Cecrops bei Apollodor III. 14. 1: aihox&tav
0Vfi(fiiif(; t)(ü)v aüfia rhdftoq xul d()u»ovToq , und Erechtbens o yijyfvTjf;
Xfyöfifvoc;, Herod. VIII. 55, Dionys. HaL Arcb. XIV. 4, vv^as dann
freilich auch allerlei sonstige Auslegung fand, Creuzer bomer. Briefe
S. 113, Meier bon. damnat. p. 65 u. s.w.
§.92.
Ueberhaupt bildet die ganze Reihe der Könige, an
welche sich die Vorgeschichte des Landes knüpft^), nur ein
Gewebe von mythischen Wesen und Personificationen ört-
licher Verhältnisse '^), dessen Ungeschichtlichheit sich schon
durch die plumpe und unzusammenhängeude Anlage offen-
bart 5). Die meisten beginnen sie mit Cekropsj Ogyges''*)
gehört nach Boeotien ^) 5 andere lassen aber noch einen
Aktaeus vorhergehen ^), mit dessen Tochter dann Cckrops
den Thron erhält. Ihm folgen, da sein Sohn Erysichthon
vor ihm stirbt, Kranaus, Aniphiktyon, Erichthonius ohne
innere Verknüpfung^); mit lezterc^ beginnt dann zwar
eine erbliche Dynastie, wo aber zwischen die Namen
Erichthonius und Erechtheus, deren Identität schon im
Alterlhume gewiss war ^), Pandion hineingeschoben, und
darauf mit einem Gekrops II. und Pandion II. offenbar
nur die Lücke ausgefüllt ist, die sich vor Theseus und
seinem Vater Aegeus in der geschichtlichen Erinnerung
fand. Erst der Theilung unter Pandion's Söhne ^) scheint
eine geschichtliche Thatsache zu Grunde zu liegen : Ni-
sus erhält Megara, welches Pandion erheurathet haben
sollte und erst die Dorier wieder von Attika losrissen '■^)-^
Aegeus den Küstenstrich (axi^) mit der Hauptstadt
und dem anstossenden Blachfclde (iie^iäs)'^ die beiden
andern Brüder, Pallas und Lykus , den östlichen Theil
des Landes [dittttglu) und die Südspitze (7i«^ßA/f<), eine Ein-
theilung, die nicht allein den Beschaffenheiten der Ocrtlich-
§. 92. Die mythischen Könige von Attika. 265
kelt vollkommen entspricht ^i), sondern auch später, und
noch in den Innern Zwistigkeiten Athens zu Solons und
Pisistratus Zeit, zu entschieden wiederkehrt, als dass
wir nicht in ihr die wahre Gestalt des Landes vor der
Vereinigung durch Theseus erblicken sollten ^'^).
1) Hauptstellen Apollod. HI. 14 fgg. , Justin. 11. 6, und die
Chroniken d. Alarm. Oxon. und Eusebius, deren Differenzen auszu-
gleichen sich Corsini Fast. Att. III, p. L fgg. und Larcher T. \'1I,
p. 277 fgg. die undankbare Mühe gegeben haben. Im Allgem. s.
J. Meursii regnum Atticum 8. de regibus Atbeniensium (Amstel.
lf)33. 4) lib. I u. Ili auch Ciavier I, p. 133 — 165 und .1. K. on
the kings of Attica before Theseus, im Cambr. philol. Mus. II, p.
345—372.
2) Von mythischen Beziehungen nur die bekanntesten : Erichtho-
nius, Sohn des Hephästns und der Erde, nach Andern der Athene,
von Cekrops Töchtern Herse , Agraulos ( oder Aglauros ) und Pan-
drosos auferzogeu, s. Creuzer Symbol. III, S. 389 fgg., Panofka in
Ann. deir Inst. arch. 1S29, p. 292 fgg-, Forchhaniraer Hellenika
S. 51 fgg., .lahn arch. Aufs. S. 60; Erechtheus als Poseidon im
Heiligthume der Athene Polias son dem Geschlcchte der Eteobuta-
den verehrt , das der Mythus von seinem Bruder Butas ableitete,
Pausan. I. 26. 6; vgl. Müller de sacris Min. Pol. p. 8, Keil Anal,
epigraph. p. 113 u. s. w. Oertliche Beziehungen enthalten Kranaus
{K(iapitd, die Burg, Aristoph. Lysistr. 480, vgl. Acharn. 75 u. mehr
bei Wachsmuth I, S. 24, n. 58) und Aktäus ['ytxTt), die Küste, ins-
bes. die ■westliche, s. Steph, Byz. s. v. und unten n. 9).
3) Wachsmuth I, S. 353 : • Kümmerlich haben die Bearbeiter
der attischen Sagen eine Keihe von Königen zusammengestellt; der
genealogische Faden geht einige Male aus , und wird durch einen
Autochthon , als Kranaos , oder einen Göttersohn, als Erechtheus,
•wieder angesponnen. « Vgl. Gerhard etrusk. Vasenb. 1843, S. 39
nnd Welcher in Arch. Zeit. 1852, S. 495.
4) Euseb. Chron. 1, p. 226 Armen., Praep. evang. X. 10,p. 480,
vgl. Sturz ad Hellan. p. 50, ad Acusil. p. 218, Siebel. ad Philoch.
p. 15.
5) An den See Kopais (§. 91, n. 4), vgl. Müller Orchom. S.
129 fg. und die Citate bei Meursius Reg. Ath. I. I, Beck I, S. 358,
Reisig Oed. Col. 1761, Buttmann Mylhol. 1, S. 205 fgg.
6) Böckh C. Inscr. 11, p. 309.
7) Paus. I. 2. 8: 'ytxTulov Uyovniv Iv z^ vvv 'Arrtxrf ßwnXfvoat
7i(i(ÖT0v • i'cio&avövroq d( 'Axraiov KfxQoip fxdfXfTttt rtjv d(>xTiv , Oryn-
T()l ovvoixwv 'AtiTiuov • xni ol yiyvovTui, i}}iy(trf(jf<; ftfv Eooij xal AyXav-
Qoq xat rjnvS^oooq , vlo<; df ^E()Voix&<i>v ' ovroq ovx ißaniXuwfv A&rj—
vuioiv , flXhi Ol Toii 7inT()öi; tTwjTO? ■ttkfvrijnat at'vfßrj (I. 31. 2), xnl
t^v d()yr]v roff Kfy.ijonoq K(>(ivn'iq idflnro, A&>jvnio)v öl'vrxfifi nQorxmv
. . . K(}avu(ü d> 'Aftifiy.TVOJv fnavanräq , &vynrf()n ofio)q i-'}(0)v ntrov,
nni'n r^Q tiQXijq • unl utroq variQov x>no JtiQiyO-oviov xni xöiv ai'vfnuvrt'
CTiivroiv fxTtimn. x. t. X.
8) Etymol. M. p. 371. 29: 'EQfxf>fi'<; ö 'E()ix^ovioq yaXoi'ftfvoq t
vgl. Schol. Iliad. II. 547 und mehr bei Creuzer IV, S. 346, Schwenck
266 Th.F. Der athenische Staat. C. I. A. ForTheseus.
in Weicker's Rh. Museum VI, S. 532 und Zeitschr. f. d. Alterth.
1841, S. 666, Matthiae das, S. 1187. Auch Justin hat nur Amphi-
ktyon — Erechtheus — Aegeus; wo Apollod. 111. 15. 1 HonfK^wr
'E^iX&övtoq , setzen andre IIoo. 'Eqfy&fvc;, vgl. Heyne's Note und
Creuzer ad Cic. N. D. IIF. 19, p. 575. Zuerst unterseheidet sie
übrigens schon Eur. Ion 280, nicht erst Plat. Grit. p. 110, wie Mül-
ler Orchom. S. 123 sagt.
9) Sophocl. b. Strabo IX. 1. 6; vgl. Schol. Aristoph. Vesp.
1223 oder Lyslstr. 58 : fluydioyv yaq 6i,udf%(tfxfvo(; rtjv Kf*^ono<; ßaOf
Xfiav, n(ioo>tT7ja((fifvo<; ä\ xul xt]v Mfya(}idu, l'vftfti tt^v ;^w^av to»? ;iat-
aiv lii; riaanQuq //.olgug , Aiyii: ixfv xt^v tkiqu to uorv i^f/o» Uv&iov,
TlukkavTi df TV/V nu{)nliuv , Avküj ö\ ri^v /tiUxqiav , Ninoj d\ rrjv Ml-
yu^jidd: mit Platner Beitr. S. 5 fgg. und Grote I, p. 281 fgg.
10) Strabo IX. 1. 5—7; Paus. I. 19. 4 und 39, 4; vgl. Reinganura
d. alte Megaris S, 62 fgg. Doch zählte auch später Mcgara nicht zum
Peloponnes , Thue. II. 9, und noch lange währt die Erinnerung der
berühmten Gränzpf'eiler gegen Korinth : xild' oj';^i nfiionovr^ooi lUi.'
'lojviu, Plut. V. Thes. c. 24.
'') ^'S^' Schömann com. Ath. p. 342 fgg. und Leake Demen v.
Attika , übers, v. Westermann, Braunschw. 1840. 8, S. 6; über nü-
gaXoq oder naiiallu yF^ insbes. Thuc. II. 55. 56, über dtaxp/a Finlay
in Zeitschr. f.'d. Alterth. 1840, S. 1090 fgg.
12) Pedieer, Paralier , Diakrier, Herod. I. 59, Plut. V. Solon.
c. 13. — Platner de gentibus Atticis earunique cum tribubus nexu,
Marb. 1811. 4 (im Ausz, b. Beck Act. Sem. Lips. II, p. 473) sieht
darin sogar drei verschiedene Volkstämme; und jedenfalls erschei-
nen ihre Gegensätze noch lange in lebendiger Erinnerung, wie wenn
Eurip. Sufi>\. ()Ö0 Kfxooniuq olxr/Tofjuq und /7«ßfJ.ov trennt ; vgl. auch
oben §. 61, not. 6; soll man aber desshalb mit Lasaulx vom Gebete
S. G bei M. Aurel. V, 7 twv ^A&rjvuiwv xul raiv lltöiimv statt möiuv
lesen?
§. 93.
Spuren derselben Gegensätze finden eich ohnehin be-
reits in den vier Phylen, in welche die Sage schon un-
ter Cekrops und Kranaus das attische Volk zerfallen lässt,
obschon sie bei beiden je zwei örtlichen Namen zwei
mythische zugesellt, dort : Cchropis, Autochthon — Aktaea
und Paralia, hier Kranais, Atthis — Mesogaea und Dia-
kris ^). Ob der Name des folgenden Königs eine Am-
phiktyonische Bundesform bezeichne, die die unabhän-
gigen Gemeinden von Attika zu einem Vorbilde künfti-
ger Einheit an einander geschlossen hätte ^j, steht dahin;
so dunkel dagegen auch an sich das Verhältniss der Be-
nennungen seyn mag, welche jene Phylen unter Erichtho-
nius angenommen haben sollen, Dias, Alhenais, Posido-
uias, Hephaestias, so scheint doch auch io diesen viel-
§. 93. Die Phylen der mythischen Königszeit. 267
mehr eine uralte Trennung des Volkes ausgedriiclit zu
werden ^). Denn wenn auch später Athene und Zeus '^)
als Götter des ganzen Landes galten , Hephaestus mehr-
fach in die Mythen und den Cultus desselben verflochten
war^), endlich Athen selbst einst Posidoaia geheissen
haben soll ^), so ist es doch hier eben so unwahrschein-
lich, wie bei den obigen, dass dichterische Bezeichnun-
gen des ganzen Landes später zu einzelnen Phylen um-
gedlchtet "^j , und nicht vielmehr, was früher einzelnen
Stämmen angehört, bei der Vereinigung Eigenthum des
ganzen Volhes geworden seyn sollte. So könnte sogar
der Streit zwischen Athene und Poseidon in der Sage ^)
leicht neben der religiös - physikalischen auch eine poli-
tisch-geschichtliche Bedeutung haben ^ wie sich denn in
Daedalus und den Metioniden 3), die Pandion IL vertrie-
ben haben sollen, schwerlich der Stamm des Hephaestus
verkennen lässt, auf welchen noch später ein Geschlecht
der Daedaliden seinen Ursprung zurückführte ^°) ; während
Pandion's IName offenbar an das Fest Pandia ^^) erinnert,
das zu der Phyle Dias etymologisch in demselben Ver-
hältnisse, wie das der Panathenaeen zu der Phyle Athe-
nais steht '2).
1) Poll. VIII. 109; vgl. Platner Beitr. S- 4, Scl.ön.aun com.
Ath. p. 345, Tittmann S. 270, GöUling im Hermes XXIII, S. 106,
und was die Mesogaea insbesondere betrifft, ihr gescLicblliiljes Fort-
besteLen als xotvJv Mtaoyiiwv , dem u. A. der Demos Bäte angehört,
auf einer Urkunde bei E. Cnrtius luscr. duodecim p. 3 oder Bull,
arch. 1840, p. ti8. lieber die mytUjschen Phylen stellt B. Mattliiii
in Zeitscbr. f. d. AltertL. 1841, S. 1184 sehr gewagte \ ermulhun-
gen auf; das Resultat , dass sie nur dem Districte Aktaea mit dem
späteren ntdLov angehörten, ist ganz willkürlich.
2) So n. A. Böckh in Berl. Akad. 1816, S. 117 und Mül),r
sacr. Min. Poliad. p. I und Prooem. Gott. aest. 1840, p. 6; vgl. auch
Ste - Croix Gouv. feder. p. 116.
3) Vgl. Platner de gentibus Att. extr. und Mich. Kutorga Je
antiquissiniis tribubus Atticis earumque cum rcgni partibus nexn,
Dorpat 183'2. 8, nebst dess. Essai snr la tribu (s. oben §. 5, n, 11),
p. 71 fgg und Bull, de lAcad. de St. Petersb. 18.50, p. 87 — 96,
obgleich auch sein \'ersuch, diese Phylen nicht bloss mit f"en vor-
hergehenden sondern auch mit den folgenden ionischen in örtliche
Beziehung zu setzen , manchen Bedenklichkeiten unterliegt.
4) Vgl. liüllmann griech. Denkwürdigkeiten, Bonn 1840. 8,
S. 100 fgg und mehr über Athene §. 91, n, 6; über Zeus c'äs Wc-
268 T/t. F. Der athenische Staat. C. I. A. For Theseus.
sentlichste bei WcJcker in Berl. Akad. 1852 S. 271 fgg.; ob auch
7iaT(juog1 Piat. £uth>d. p. 302 D mit Winckelmann p. 159 fgg.
5) Fiat. Crit. p. 109 C: " Hqiuiaroq d\ xoivtjv xul '/4&7]vü (fvoiy
tXovTK; . . . ovT(o fiiav ä/icpo) ^^|(,v rrjvdf ttJv /WQav flXtj/nTov : vgl,
Creuzer ad Cic. N. D. IM. 22, p. 599 und Symbol. IV, S. 343. —
Hepbaesteen, Andoc. Myster. §. 132, Xenopb. Rep. Alb. III. 4. —
XnixfZa fofj-trj nuQ A&rjvnioi.<; ro fA\v flijyulov ör//zoTfkr^i; , l'OTfQov di
vno /lovwv rjyfro rüv rf/i'iTwv, l'nunfQ H(fUt,oroq fv rrj 'yitriKTJ ;^nAxoy
flQYrauTo , Eustath. ad Iliad. II. 552; vgl. Poll. VH. 105 und mehr
Gottesd. Alterth. §. 56, n. 31 fg.
C) Strabo IX. 1. 18; Scbol. Dionys. Perieg. 620; vgl. Meineke
Anal. Alexandr. p. 62.
7) So Scbömann com. Ath. p. 349 und nach ibm Illgen trib.
Atben. p. 7; aiicb AiVelcker äscbyl. Trilog. S. 302, der insbes. die
obigen erst in der Absicht erfunden glaubt, um den §. 92, n. 12
genannten Factionen einen Schein des Alterthuras zu geben.
8) S. die Citate bei Creuzer Symbol. III, S. 524 und Welcker
alte Denkm. I, S. 101.
9) Apollod. III. 15. 5; Paus. I. 5. 3. Genealogie (Diodor. IV.
76): Erechtbeus — Eupalamus; — Metion — Daedalus. Vgl. Wel-
cker Trilogie S. 291 fl'. und ßoulez sur le mythe de Dedale in IVlem.
de r Acad. de Bruxelles X.
10) Plal. Alcib. p. 121 A; vgl. Euthyphr. p. 11 C und die xf-
XivQ-on,otol naidiq 'Hq-uiOTov Aeschyl. Eumenid. 13.
11) Demosth. Mid. §. 9; vgl. C. Inscr. n. 82 mit Böckh in
Berl. Akad. 1818, S. 65, und Gottesd. Alterth. §. 59, n. 5.
12) Denn dieser Name soll erst seit Theseus den früheren 'A&7]~
vuia ersczt haben, Paus. VIII. 2. 1, Apollod. 14. 6, vgl. Böckh C.
Inscr. II. p. 312 und Gottesd. Alterth. §. 54, n. 10; ganz eben so
werden also auch den Pandien einfache JUu vorausgegangen sein,
bis aus dem iirsprünglichen Stammfeste das allgemeine Landesfest
v^^ard ; und dahin hat jezt auch Welcker in Berl. Akad. 1852, S. 272
seine frühere Ansicht so modilicirt , dass zwischen ihr und der
meinigen kein wesentlicher Unterschied mehr obwaltet. Auch Athenä
Diades (§. 91, n. 4) nicht zu übersehn.
§.94.
Ung^lcich bedeutender aber und durch ihre Fortdauer
bis auf Klisthenes (510 a. Chr.) gcschiehtiich bestätigt
sind die vier ionischen Phylcn oder Geschlechterstämme ^):
Geleonteu, Hopicten, Aegikorenser, und Argadenser. Zur
Zeit des Ereclilheus , lautet die Sage 2], habe Xuthus,
Hellen's Sohn, sich in der attischen Tetrapolis nieder-
gelassen, und von jenem als Lohn für geleistete Dienste
die Hand seiner Tochter Kreusa erhalten^ sein oder viel-
mehr Apollo's Sohn Ion habe sieh dann das Vertrauen
des Laudes in dem Maasse erworben , dass er mit der
§. 94. Die ionischen Phylen. 269
Einrichtung des Staats beauftragt worden sey, worauf er
die Einwohner nach den Lebensweisen in vier Abthei-
lungen getheilt habe 3). Es liegt am Tage, dass die ge-
nannten Phyien, deren Namen zunächst als Söhne lon's
personificirt werden , nichts anders sind als Bezeichnun-
gen dieser Kasten, wie wir sie nach dem oben Erinner-
ten wohl nennen dürfen *) ^ über deren nähere Bestim-
mung jedoch die Zeugen selbst von einander abweichen,
indem wo Plutarch Ackerleute, Krieger, Handarbeiter,
Hirten nennt, Strabo Priester an die Stelle der lezten
sezt. Inzwiscben lassen sich in den ^i'yiytoQeie eben so
wenig die Ziegenhirten, als der Wehrstand in den" OnX^]'
T6g verkennen, und da nach beiden Zeugnissen weder
Ackerleute noch Handarbeiter fehlen dürfen, so werden
wir diese jedenfalls in den beiden übrigen Namen wie-
derfinden müssen , während ein eigener Priesterstand in
Attika wie im übrigen Griechenland nirgends nachweis-
lich ist 5). Wohl hat man bald die FsÄeovreg selbst als
einen Priesteradel gedeutet^), bald zu der Variante 76-
XeovT£s seine Zuflucht genommen , um diese zu Weihe-
priestern zu stempeln '') j aber selbst die Richtigkeit der
leztereu Namensform vorausgesezt würde die Auslegung
als Zinsbauern die einfachere seyn ^) ; und wenn sich
gar, wie es scheint, die andere allein urkundlich bestä-
tigt findet^), so braucht man noch nicht einmal zu der
plutarchischen Lesart ye^eovreg seine Zuflucht zu neh-
men ^^), um in den Geleonten eben so wohl das Land-
volk ^') wie in den 'Jgyädeig oder 'Egyä^etg^^) den Stand
der Handarbeiter zu erblicken.
vui,ovq
Ion 1596 fjfg. U..U . «... . ..>. iv^. .>-.« <^t »w- ^ , -
'E()fx&t<oq TiÄfoyjfq (oliin Tf xui Afotioc), "OnXrjTK;, ^lyixo(jftq , A{t-
yädn(;, mit der Literatur bei Wacbsinuth F, S. 352. Niebulir's (röm.
Gesch. II, S. 34r.) von B. iVIaltliiae in ZeitscLr. f. d. Alterth. 1840,
S. 761 fg(j. weiter ausgeführte Ansieht, da.s diese Phyien nur dein
herrsehenden Kriegerstainnie der lonier angehört hätten, ist eben so
geebichtswidrig, als wenn E. H. O. Müller in der übrigens sehr
beachtensweithen Abb. de priscarum quatuor pop. Ath. tribuuni, quae
vulgo ioHicac dicuntur, origine, Marb. 1849. 8, p. 38 ihre linlste-
870 Th.F. Der athenische Staat. C. I. A. ForTheseus.
hung erst von dem Synoekismos des Theseus herleitet; vgl. Thirlwall
übers, von Schmitz II, S. 4 fgg. i97 fgg. und Schömanu com. Ath.
p. 351 fgg.
2) Ausser Eur. Ion s. Pansan. VII. 1. 2 uud mehr bei Meurs.
Reg. Ath. 11. 8 u. 10 und Clinton Fast. Hell. I, p. 58 fgg.
3) Strabo VIII. 7. 1, p. 588: "/w» d\ tovi; fitr Ev/iöXnov vixijauq
Q^iÜKag ovioj fvdoxi/xTjoiv, Öjot' infTQfxixtv uvrü ttjv noXiriluv ol ' A&tj-
*nioi- o Jf TlQÖJTOv fifv flq qsi/A«? ^inXi Ttf nkrj&oq , fha fit; TfOO«j«?
ßiovg' zovq fifv yuQ yftogyoii? urifdftii , tovi; dl ä t] ^i i,ov Qy ov (;,
rovq Si l { q o n o i o i' g , TfTw^Tocc df toi/? qivXaxug' roKtvru di nXfim
<Jt«ra|a? trjv xo)^av fTicövi'/uov fuiitov y.aTfkinf. vgl. Plut. Solon. 23 i
x«i Ttt? qivkiK; finlv ol kfyovTtg ovk un.6 tbiv "Imvog xniäv , ulX' tno rüv
yfvüv ilg u öifjQfO-jjauv ol ßiot. tc nfiöJxov olfOfKta&ai, ' ro fj,fv fiäxif*ov
on Xix uq, to d i^yuxiyiov iqyüdfiq, diKüv di zwv XotnöJv yidiov-
ruq fifv toi;? yf(o(jyovq, alyiAOQiVg di toi/? inl vo(*utg xal ngoßartl-
an; diUTgißovzaq.
4) S. §. 5, u 18, was ich durch Kutorga Essai sur la tribu
P- ^^ %&• noch nicht für widerlegt halte; vgl. auch Plat. Grit. p.
110 C : (uxfi dl TOT h TTJdf Tij X^'il'!- ''■'* i"^»" uXXa t&vTj tÜiv noXiTÜy
TifQl Tug drjfniovqyiag ovra xul xr^v ix TTJg y!jg TQotfirjv ^ xo dt fiüyifiov
1171 UvdQMV &fio)V KUX (XQ/Ug UtpOQia&lv WX*^ i^W^t? K. T. X. G. H Cr-
mann's Einwendungen in d. Vorr. z. Ion, Lips. 1827. 8, p. xxi fgg.
fgg. haben zwar selbst Niebuhr (röm. Gesch. 3te Aufl. I, S. 327)
irre gemacht; wie aber, wenn der Charakter der ionischen Staaten-
Veränderung gerade darin bestanden liätte , das , was früher Kaste
{ßiog) gewesen , lediglich zur statistischen Volksabtheilung (ipvXtj)
nach geschlechtlichen Analogien umzugestalten ? — Vermutbungen
über das Verhältniss ihrer Aufeinanderfolge zur Urgeschichte des
Landes s. bei Welcker Tril. S. 294 fgg. ; Versuche, auch sie an die
örtliche Eintheilung des Landes zu knüpfen , schon vor Kutorga
(§. 93, n. 3) bei Platner Beitr. S. 43—57 und Buttmann .\Iythol. II,
S. 321 ; vgl. auch Tittmann gr. Staatsv. S. 269, Lachmann spart.
Staatsv. S. 250, und dagegen lügen trib. Att. p. 44 — 50 und Hüli-
mann Urspr. d. röm. Verfassung, Bonn 1835. 8, S. 9.
5) Isoer. ad Nicocl. §. 5 : IfQuai'vr/V navTog uvdgog tlvat vofiii^ovai.:
vgl. Meier gentil. Att. p. 5 und mehr Gottesd. Alterth. §. 34, n. 7.
Auch in Plato's Critias 1. c. fehlen die Priester ; die Stelle Tim.
p. 24 A kann nur für Aegypten zeugen , dessen Priesterthum aber
selbst Uiodor. I. 73 dem griechischen entgegensezt.
6) Von yiXflv z::z ytXäv , spien der e , Xüfiniiv , bei Hesycb. I, p.
811, also splendidi , illustres, s. Wessel. u. Bahr ad Herod. V. C6,
Lennep ad Phalar. Epist. p. 308, Hüllmann Anfänge S. 239, Gött-
ling im Hermes XXIll, S. 107, Kutorga Essai p. 96, Bergk in N.
Jbb. LXV, S. 401, auch Welckcr Triiogie S. 297, und ad TLeogn.
p. XX, der es wenigstens als Nebenform von Teleouten gleichfalls
gelten lässt. Scharfsinnig ist lllgen's Versuch, es in dieser Beziehung
selbst etymologisch zu rechtfertigen, wie yfyyn, = Ttyyn. und Aehn-
liclies bei Ilesychius; wenn dieser nur nicht oft wirkliche Schreib-
fehler als Glossen erklärte, vgl. Taylor lect. Lysiac. p. 279 fgg. 284,
Ruhnk. Epist. crit. (, p. 141 — 144, Nauck im Philol. I, p. 353.
7) S. Platner S. 52, Tittmann S. 570, Wachsmuth I, S. 356, wenn
gleich S. ÖI6 wieder schwankend. Auch W'clcker a a. ü. denkt
§.95. Charakter der ionischen Staatsveränderung. 271
vielmeLr an rfktj , Aemter , worin er jedoch auch die gottesdjenst-
lichen mitbegreift?
8) So Böckh Tor dem Index lect. Berol. aest. 1812 (auch bei
Beck Act. Sem. Lips. II. p. 452 fgg. und in Seebode's Archiv 1818
H. 3, S. 50 fgg.), vgl. Staatsh. 1, S. 643, Müller Orchom. S. 307,
sacr, M. Poliad. p. 12 (Butas , Sohn des Teleon , unter den Argo-
nauten, Apollod. 1. 9. 16); also vras später die Theten , ftna twv
yfvofihojv TfXovviiq, Plut. Solon. c. 13; s. auch Feodor Eggo Unter-
gang d. Naturst. S. 143, Ulgen p. 38 fgg., Meier gentil. Att. p. 6.
9) Tf/.f(ov scheint mit Sicherheit nur noch auf d. Hdschr. d.
Eurip. zu beruhen ; bei Steph. Byz. p. 41 Mein, bieten dieselben
■vielmehr wie bei Herodot rtXfovTfq , und die inschriftliche Beglau-
bigung der lezleren Form aus Cyzikus und Teos , welche als ioni-
sche Städte dieselben Phylen hatten (Böchh C. Inscr. !1, p. 670 und
919 fgg-) findet sich jezt durch die Erwähnung des Znt; Filftav bei
Ross Demen p. vn oder 'ify^/ . iIq/. n. 727 für Attika selbst «der-
gestalt bestätigt, dass nicht einmal mehr mit Meier gentil. Att. p. 4
der Ausweg einer Modification des ursprünglichen Namens in deu
Colonien übrig bleibt. Unbegreiflich ist Preller's Irrthum im Phi-
lo!. VII, S. 26.
10) Von YV ""*^ ShLhv = ytwßcQoitt vgl. Buttmann Mythol. II,
S. 327 und Welcher ad Theogn. p. xx.
11) An Y^ u"d /fw? erinnerte schon Böckh, der immerhin auch
yiXfovTiq als ,, amtlich gewordene Form' anerkennen muss; an die
Wurzel von Xtjiov oder kfia neuerdings F. H. O. Müller 1. c p. 82.
Allgemeiner Schömann Antiqu. jur. publ. p. 165 indifi enariim no-
biles, wobei er jedoch gleichfalls wie Preller a. a. O. an yTJ gedacht
zu haben scheint.
12) Hierül»er vgl. Dödcrlein homer. Glossarium II, S. 105. Nur
als Demos werden wir bis zu besserem Beweise 'Egyrtöng eben so
wenig wie Alyt^o^fK; (vgl. Steph. Byz. 1. c.) annehmen und die
Inschrift, die man dabin gedeutet hat, wohl richtiger auf 'Eooiddag
beziehen dürfen; vgl. Gerhard's archäol. Zeitung 1848, S. 90 und
1850, S. 223.
§. 95.
Diese Kritik gewinnt noch durch innere Gründe an
Wahrscheinlichkeit. Kann und soll nämlich auch das
Daseyn erhllcher Priestergeschlechter in Attika , deren
Rechte in der geschichtlichen Zeit noch forthestehen,
keineswegs geleugnet werden *), so scheinen diese doch
nicht sowohl einen eigenen Stamm gebildet zu haben, als
vielmehr durch alle Stämme zerstreut gewesen zu seyn,
deren keiner nach griechischen Begriffen der gottesdienst-
lichen Vertreter seiner sittlichen Idee entbehren konnte ^) ^
und wie patriarchalisch man sich auch die Urzustände
von Attika denken mag, um diesen Geschlechtern zugleich
eine politische Bedeutung beizulegen, so war es doch
272 Th. F. Der athenische Staat. C.I.A.VorTheseus.
jedeufaüs das Ende dieses Zustande», die Erhebung ei-
nes Kriegerstammes an die Spitze des attischen Volkes,
was die Sage mit dem Gelangen des Ion zum Throne
ausdrückt 3). Denn nicht bloss als Feldherr und Ordner
des Staats, sondern als wirklicher Fürst erscheint Ion in
andern Nachrichten '•^j , und Erechtheus als der lezte sei-
nes Stammes, welchem schon im Alterthume manche
Stimmen , der mühsam gesuchten Anknüpfung ungeach-
tet, Aegeus und seinen Sohn Theseus für fremd erklär-
ten 5). Es ist daher auch weder nöthig, schon Cekrops
zu einem lonier zu machen ^), um die Wechselbeziehung
dieses Namens mit dem der Athener zu begründen^ noch
darf diese Staatsveränderung mit dem Zuge der lonier
um Kodrus Zeit verwechselt^) oder gar der ionische
Name als aus den kleinasiatischen Colonien nach Attika
zurückdatirt betrachtet werden ^). Ion selbst ist freilich
nur allgemeine Personification j Theseus aber und sein
Vater Aegeus tragen zu sehr das Gepräge ionischen Ur-
sprungs 9) , als dass man nicht ihre Namen in engste
Verbindung mit der Zeit setzen dürfte, in welcher Athen
diesen seinen eigentlich geschichtlichen Charakter annahm
und in freier Ritterlichkeit ^O) die Entwickelung des acht
hellenischen Volks - und Staatslebens zu theilen begann.
1) Schol. Aeschin. Timarch, §. 19: ov navxl rw ßovXofthw i^Tjv
liQova&ui , ilXkii. TW fx yhovq xurnyo/^fvo) IfQUTixoi' : vgl. Spanueim
ad Callim. lavaci. Fall. 34 und mehr Gottesd. Alterth. §.34, n. 18,
insbes. C. L. Bossler de gentibus et familiis Atticae sacerdotalibus,
Darmst. 1833. 4.
2) Vgl. Gottesd. Alterth. §. 8, n. 6 fgg. und hier insbes. Har-
pocr. oder Suidas s. v. yfwiJTui: nüXiv Ji twv qigurQi-ojv fxuarri flq
ylv^ dkirjiirjxo TQiaxovra, fj wv ul Itguavvai al (xuaroig nQoOT^xovaai iit/.}/-
QOVVTO,
3) Vgl. Droysen die attische Communalverfassung in Schmidt's
Zeitschr. f. Geschichte VIII, S. 303 f{.g.
4) 2TQHT<'n)XT]<i bei Her. Vlll. 44 ist zweideutig; bestimmter
Conon b. Phot. Bibl. 186 §. 27: dm rrjv (tQfiijv xal rijv uXXtjv fi^iw-
otv (tl()fO^(iq ßuotXfvft 'AO^Tjvaimv : vgl. liur, Ion 1592 mit Müller Or-
ctom. S. 124 u. 229,
5) Plut. Thes. c. 13: AlyfX'C Q-froq yfvo/ifvoq Tlavdlovi, xal fitjdiv
'E(>fxOfiduiq ngnor/xMv. Vgl. Müller de sacris Min. Pol. p. 2, und
mehr bei Meurs. Reg. Ath. 11. \5 u. Heyne ad Apollod. III. 15. 5
extr. Soll man denselben aber darum mit Welcker Nachtrag z. Tri-
logie S. 2Ü4 den AiymoiJtii: beizählen 7
§. 96. Abstammung der lonier. 273
6) Wie Buttmann IMytfaol. II, S. üi und nach ihm tilgen p. 56.
7) Wie Platner a. a. O. S. 43 — 49 ; vgl. Ciavier M, p. 71—77.
8) Wie Uebelen z. Urgeschichte d. ioii. Stamms, Stutig. 1837.
8, S. 36 fgg. 86 fgg. , dessen Argumentation aus der Abneigung der
Athener gegen jenen Namen bei Her. I. 1 i3 , auch abgesehn von
Thucydides Zeugniss , welches er S. 59 fgg. keineswegs beseitigt
hat, schon dadurch widerlegt wird, dass jene an der delphischen
Ampbiktyonie tortwahrend nur als Mitglieder des ionischen Stammes
Antheil nahmen, vgl. Aesciiin. F. Li. §. Wu. Dass lon's Person
keine geschichtliche sey , hat er S. 2 1 1 fgg. überflüssig erwiesen,
daraus folgt aber eben so wenig gegen die Abstammung , die sein
Name personificirt , als die Spartaner aufhörten Dorier zu seyn,
weil sie Dorus nicht als Heros verehrten.
9) S. Müller Dor. I, S. 237 fgg. , Wachsmuth I. S. 354, und
Einzelnes mehr bei L. Stephaui d. Kampf zw. Tlieseus u. Mino-
taurus, Leipz. 1842 fol. S. 2 fgg., der nur freilich die ganze The-
seussage als eine Rückdichtung aus der späteren ionischen Einwan-
derung au£fasst.
10) Dass die lonier Hopleten , ritterlicher Adel, gewesen, em-
pfiehlt ausser dem allgemeinen Charakter von lon's Auftreten (vgl.
Schömann com. Atb. p. 358, n. 32) noch besonders ihr Wohnen in
der Tetrapolis (Her. VI. 102: Mu^u&ojv fnirT^dnornroi' xoiQiov Trj<;
'Axrmtjq imnnivaui: vgl. oben §. 57, n. 3), das Fest der Bor/dgäfiia
von Ion eingeführt, Etymol. M. p. 202; vgl. Spanheim ad Callim.
H. in Apoll. 69 und Müller Dor. I, S. 2i5; Aegeus Eidam des
Hoples, Ath. XIII. 4, vgl. Müller Orchom. S. 184, Tittmann
S. 570 u. 8. w.
§. 96.
Hier entsteht übrigens noch die Frage, ob jenes Ge-
langen der lonier zur Herrschaft von Attika als eine Er-
oberung von Aussen oder als Folge einer inneren Bewe-
gung angesehen werden müssen und diese hängt wieder
eng mit der anderen zusamuien , ob die lonier nach der
gemeinen Annahme Hellenen und Stammverwandte der
Dorier und Aeoler oder vielmehr nach Hcrodot gleich
der ältesten Bevölkerung Attika's selbst Pela.sger waren.
Im ersteren Falle hätten sie sich des Landes , wie die
Dorier des Peloponnes, durch Waffengewalt bemächtigt ^)^
inzwischen ist die Unhaltbarkeit dieser Stammtafel von
Hellen und seinen drei Söhnen schon oben §. 7, not. 6
fgg. angedeutet, und die Art, wie die Sage Xulhus
plötzliche Erscheinung in Attika damit zu versöhnen
sucht 2), nicht geeignet sie glaubwürdiger zu machen 3).
Mit ungleich mehr Wahrscheinlichkeit lassen andere
I. Dd. 4. Aufl. S
274 Th. F. Der athenische Staat. C. I. A. Vor Iheseus.
Tliatsachen gerade in diesen Geg^enden die ältesten Sitze
der louier vermuthen '^) j und sollte auch Aegialea wie
Euboea erst von Attika aus ionische Einwohner empfan-
gen haben 5), so zeugen doch die Cynurier, welche gleich
den Arhadiern als ürbewohner des Peloponues galten ^),
überhaupt für die AutociAihonie ihrer Stammverwandten
an beiden Küsten des saronischen Meerbusens. Die Ety-
mologie des Namens gestattet nach keiner Seite hin einen
sicheren Schluss^)^ was aber den ionischen Stammgott
Apollo betrifft ^), von welchem selbst lon's Vater Xuthus
wahrscheinlich nur einen Beinamen ausdrückt ^), so wird
er zwar später mit dem dorisch -delphischen Gotte die-
ses Namens völlig gleichgestellt ^^), ohne jedoch darum
nach Cultus und Sage seine eigenthümliche Richtung
aufzugeben 1'). Ja je mehr es auffallen mnss, Poseidon,
der nicht minder in die sagenhafte Geschichte der älte-
ren ionischen Fürsten verflochten ist ^^), späterhin ganz
verschwinden zu sehn, desto näher liegt die Vermuthung,
dass zwischen beiden auch hier ein ähnlicher Uebergang
Statt gefunden habe, wie ihn die Sage an mehren ande-
ren Orten kennt ^3)- und selbst die unverkennbaren do-
rischen Elemente , welche dem attischen Apollodienste
beigemischt sind^'*'), fallen in den ionischen Colonien
dergestalt weg ^^), dass sie in Attika nur aus den näm-
lichen Einflüssen abgeleitet werden können, die ebenda-
selbst die Verehrung des Landesheroen Theseus hinter
dem argivischen Herakles haben zurücktreten lassen ^^).
1) So Böckh a.a.O. und O. Müller Orchom. S. 307 fgg, Dor,
I, S. 237— 247, deren Hauptstütze übrigens die Lesart TiXio i>ti(; ist;
vgl. auch Welcljcr Tril. S. 296 und oeuerdiags Stepbani a. a. O.
und Hs. in Zeitschr. f. d. Altertli. 1843, S. 595; um der bereits
§. 9i, n. 1 erwähnten Niebuhr- Matthiä'schen Hypothese zu ge-
scbweJgen , der allerdings auch Lachmann spart. Staatsv. S. 246
fgg. und Kutorga folgen, gegen die aber schon Thirlwall II, S. 498
und Droysen a. a. O. gewichtige Gründe geltend gemacht haben.
2) Strabo VIII. 7.1; Pausan. VIL 1. 2. Doch lässt auch
Schömann com. Ath. p. 351 — 358 die lonier als Flüchtlinge nach
Attika kommen und für kriegerische Dienste (Eur. Ion, 59) als
"Üjikr/ttq ihre Sitze in der TnQÜnohq erhalten; vgl. Antiqu. j. publ.
p. 265.
3) Richtig urthcilt hierüber bereits Thirlwall I, S. 121; beson-
§. 96. Abstammung der lonier. 275
ders gut und entschieden aber hat E. H. O. Müller de Trib. Ion.
orig. p. 34 fgg. die Einwanderungshjpotbese bekämpft, ■während
Wacbsmutb II, S. 458 — 4C0 nur die »historische Evidenz« dersel-
ben und die Umgestaltung des attischen Staats durch Fremdlinge
leugnet , ohne desshalb auf die auswärtige Abstammung der lonier
zu verzichten, deren Poseidon er vielmehr S. 481 im Gegensatze
des autochthoniscben Landescultus » einen von ionischen Einwande-
rern zugebrachten • nennt.
4) Epidaurus , Trözen u. s. w. S. Müller Dorier I, S. 81 fg.
und im Allg. Wachsmuth I , S. 74 und J. K. im Cambr. Philo!.
Mus. II, p. 305 fgg-; auch Curtius Pelop. I, S. 61: »unter den
Stammen , welche aus der Urbevölkerung des Landes nur durch
leise und allmählige Absonderung hervortreten, ist der bedeutendste
der ionische — er hat die reichsten Blüthen hellenischen Lebens
hervorgebracht und ist doch tou den Pelasgern nicht wesentlich zu
unterscheiden. •
5) Ueber Euboea s. §. 77, n. 3; nach Scymnus 573 wäre
Chalcis sogar schon von einem Sohne des Erechtheus gegründet,
wie Athenae Diades von Cekrops II , Paus. I. 5. , Ueber Aegialea
§. 17, n. 8 mit Strabo und Pausan. 11. cc. Bei lezterem geht Xu-
thus hin, nachdem ihn Erechtheus Söhne aus Attika vertrieben; da
aber lon's Grab im Demos der Potamier gezeigt ward , so muss
dieser zurückkehren, um den Athenern im Krii.ge gegen Eleusis zu
helfen, der doch sonst unter Erechtheus selbst gesezt wird, vgl.
§. 91, n. 9 ; den andern Sohn Achaeus lässt.der eine nach Lace-
daemon , der andere zurück nach Thessalien gehn — so trägt die
ganze Sage das Gepräge der Unwahrscheinlichkeit in sich. Vgl.
Ciavier Apollod. II, p. 87 , Beck S. 828, Merleker Achaica, Darmst.
1837. 8, p. 3 fgg.
6) Her. VIII. 73 : ol 6\ Kvvovqioi, uvxox&ovi^ iovriq doKfovai /lov-
»ot fivui "/wv*?, fxäfäwfjüinrai, d* x. t. X. Vgl. Curtius Pelop, II,
S, 375 und mehr oben §. 33, n. 12.
7) S. Beck S. 348. Buttmann Mythol. I!, S. 179 %g. sezt ihn
mit"/w, "Iaao(; u.s.w. In Verbindung, und macht so die pelasgi-
schen Argiver selbst zu loniern ; während C. A. J. Hofmann in
Zeitschr. f. d. Alterth. 1837, S. 1123 "^ov*? und 'luot'f(; vergleicht,
um diese aus Bocotien kommen zu lassen; — lügen 1. c. p. 58
deutet ihn (von Uvui) auf ein Wandervolk; mit demselben Rechte
könnte man ihn mit UrTjq (Heind. ad Plaf. Protag. p. 608) synonym
denken — oder soll man mit Pott etymol. Forsch. I, S. xli und
Benfey in Welcker's Kh. AJuseum V, S. 109 auf javan = jnvenis
zurückgehen , > ein IName , der um so mehr zu passen scheint , da
die lonier höchst wahrscheinlich kein Volkstamm, sondern der
Kriegerstamm eines A'olkcs waren«?
8) 'Ani).).o)v naT(ioloq, Plut. Euthyd. p. 302 C mit d. Erkl. und
Böckh C. Inscr. I, p. 463; vgl. auch die delische Amphiktyonie
oben §. 12, n. 5 und Strabo IV. 1. 4, p. 270 : Jf).(fi,viov 'Anölkwvo^
llftOV . . . HOIVUV IOJVO)V KTlIiyTWV.
9) Zov&lq = ^(tvOöq, Müller Prolcg. z. wiss. Mythol. S. 274.
10) Plat. Republ. IV, p. 427 B; vgl. Demosth. Cor. §. 141
und .Aristid. Panath. p. 181 Dind. mit Platner Beitr. S. 90 und
Hüllmann Denkwürd. S. 99; jn Ephor. b. Strab. IX. 3. 12, p. 646
Hess Apoll von Athen selbst nach Delphi kommen!
S2
276 Th. r. Der athenische Staat. C.I.B. Vor Sohn.
11) Cic. N. D. 111.22; Vulcanus, ex quo et Minerva Apollinem
eum , cujus in tutela Athenas antiqui hislorici esse voluerunt ; vgl.
Aristot. bei Clem. Alex. Protrept. p. 8 , den man eben so wenig
wird mit Müller Sacr. Min. Poiind. p. 2 der Verwecbselung zeihen
als jene Genealogie mit Bahr de Apoll. Patricio etc. auf den ägypti-
schen Horus deuten dürfen; s. Jahn arcbaol. Aufs. S. 07.
12) Aegeus selbst gleich Poseidon, vgl. Müller üorier [, S. 238,
Proleg. S. 272, Stephani a. ... O. S. 2, Jahn in Zeitschr. f. d. Al-
terth. 1842, S. 885, auch Nake Opuscc. 11, p 80 und Welcker
Trilogie S. 296 mit 149, obgleich dieser im Nachtrag S. 204 ande-
rer Meinung zu werden scheint. Theseus Bedeutung für den Po-
seidouscult beurkunden namentlich die Isthmien, s. oben §. 10, n. 17,
und nicht bloss in Aegialea sondern auch in Kleinasien bleibt der-
selbe Vereinigungspunct für alle lonier, s. §. 77, n. 27, während
er den Doriern ganz fremd ist, Müller Dor. I, S. 403.
13) Strabo VIII. 6. 14; vgl. Müller Aegin. p. 20 und mehr
bei Gerhard Orakel d. Themis , Berl. 1840. 4, S. 8 und Ursprung,
Wesen und Geltung des Poseidon 1850, S. 175 fgg. Der "Hhoq
Tloofidütv im C. Inscr. n. 2700 hat zwar einer richtigeren Lesart
weichen müssen, s. Gerhardts Arch. Anzeiger 1849, S. 39; an en-
ger Verbindung beider fehlt es aber darum nicht , vgl. daselbst n.
2055 und Nonnus Dionys. XLIII. 184 mit Wagner Corinth. spec. p.
20; und für Athen selbst ist es bcmerkenswerth , dass in demselben
Kide, wo bei Demosth. Timocr. §. 151 Tloanöüv , bei Pollux VIII.
122 ^AnökXtav nuxQÖjoq und in Bekk. Anecdd. p. 443 "Hkio<; mit Zeus
und Demeter verbunden ist, vgl. A. L. Z. 1848 Oct. S. 647.
14) Vgl. m. griech. Monatskunde S. 23 und A. Schuster de
meusibus Atticis, qui ab Apollinis diebus festis nominati sunt, Celle
1848. 4; Allgemeineres auch in Gottesd. Alterth. §. 5, n. 3 fgg.
15) Vgl. Bergk Beitr. z. Monatsk. S. 29 fgg. und über die Ge-
gensätze des ionischen und dorischen Apollocultus überhaupt Prel-
ler Demeter u. Perseph. S. 249 fgg., was nur nicht wieder bei
Schönborn u. A. zur gänzlichen Verflüchtigung des lezteren gestei-
gert werden durfte.
16) Plut. V. Thes. c. 35: y.al 00« vniJQXf Ti/Jthr] ngortgo* avräj
t7J(: noktax; fJfAoi'a»/;, unavxa rtu&i^Qwatv HQuy.Xtl xal n(ioo7]yö()niatv
(tvxl Q/^atltJv HQav.Xtia nkrjv ttaaÜQiov , w? 0i,Xoxoqo(; larÖQj^xfv : vgl.
Eur. Herc. Für. 1300 und Aristid. T. I , p. 58 Dind. mit Müller
Dorier F, S. 438, K. v. Paucker att. Palladium, Mitau 1849. 8,
S. 34, Boss Theseion, Halle 1852. 8, S. 20, und über den Herakles-
cult in Atlika überhaupt Pflugk ad Eur. Heracl. p. 5 und m. Got-
tesd. Alterth. §. 62, n. 13 fgg., wobei besonders außallt, dass der-
selbe gerade in Marathon zuerst gegründet seyn sollte. Paus. I. 15.
4; 32. 4.
ZWEITER ABSCHNITT.
F'on Theseus bis Solan.
§.97.
Dass TLcseus , Aegeus Sohn , seiner persönlichen
Erscheinung^ nach, wie ihn die Sag;e darstellt^), noch
§. 97. Der attischeGesammtstaat undseine Gliedtruny. 277
ganz in das Gebiet der Vorgeschichte fällt, soll um so
weniger geleugnet werden , als die Thaten und Schick-
sale , die sich an seine Person knüpfen , mindestens
eben so sehr mit den gottesdienstlichen als mit den po-
litischen Zuständen des Landes zusammenhängen ^j»
gleichwohl prägt sich in jenen auch für diese der Ab-
schluss der mit dem Auftreten der lonier begonnenen
Umgestaltung aus , die nicht ohne Kampf das Feld be-
hauptet zu haben scheint 5)^ und mag also auch sein
Name Vielen nur als symbolischer Ausdruck einer ord-
nenden Zeit gelten '^) , so wird er doch immerhin den
Anfang einer athenischen Verfassungsgeschichte zu be-
zeichnen geeignet seyn. Wenn freilich Theseus später
als Urheber der Demokratie gefeiert ward ^), so war die-
ses eine Verwechselung der Grundlagen mit dem Gebäude
selbst, das sicli erst im Laufe der Zeit auf jenen erhob ^
wohl aber beginnt mit ihm der attische Gesammtstaat,
zu welchem er die getrennten zwölf Gemeinden um ein
einziges Prytaneum ^) in einer Hauptstadt am Fusse der
alten Cekropischen Burg ^) vereinigt haben sollte 5 und
welche Wichtigkeit dieser einzige Schritt, im Gegensatze
zu der Vereinzelung der übrigen griechischen Stämme, für
die Macht des athenischen Volkes hatte ^) , fühlte dieses
zu gut, um nicht sein Gedächtniss alljährlich gleichsam
als sein eigenes Geburtsfest zu begehen '^). Auch die
Gliederung der drei Stände , welche Theseus beigelegt
wird ^0), Eupatriden , Geomoren und Demiurgen , sezt
eine Bürgerschaft voraus und scheidet sich dadurch we-
sentlich von den vorher erwähnten Phylea und ihren
Uuterabtheilungen , in welchen vielmehr das Andenken
der früheren Trennung nachwirkte ^^) , wenn sie gleich
von nun an lediglich als statistische Einthcihiug betrach-
tet werden müssen, während in jenen Ständen die Keime
aller späteren Entwickelung des athenischen Staatslebens
liegen. Denn auch diese nur für Wiederholungen oder
ModiGcatlonen der ionischen Phylcn zu halten ^'^) , ge-
stattet schon die streng aristokratische Rangabstufung
nicht, die unter ihnen obwaltet "), und von der jene
278 Th.V, Der athenische Staat. C.I.B. VorSolon.
Phylen keine Spur darbieten ^ im Gejfcnlheil müssen sich
in allen Pliylen Eupatriden befunden haben, wenn deren
Vorsteher, (fv).oßaGi).eig ^ aus lezteren g^enomraeu wur-
den ^'^)-^ und wenn selbst in den Phratrien und Ge-
schlechtern adelige und gemeine Bürger vermischt gewe-
sen zu seyn scheinen ^^), so fällt jeder Grund weg, diese
Ständeverschiedenheit aucli nur mit den Unterabtheilun-
gen der Phylen in irgend welche Beziehung zu setzen ^^).
1) S. im Allg. Isoer. Enc. Helen. §. 18—37, Diodor. IV. 59—
63, Plut. V. Thesei und mehr in Meursii Theseus, Ultraj. 1684.4,
auch in Gron. Thes. T. X; dessgl. Phil. Bernard de arehout. rei-
■publ. Ath. in Annal. Aead. Lovan, 1823 — 24, p. 12—20 und für
das Mythische theils die Bruchslüclie aus Callimachi Hecale bei
Näke Opuscc T. li, Bonn 1845. 8, theils Gerhard's Vasenbilder III,
S. 31 — 54. S. Lebenszeit nach Eusebius 5 4 J. vor Troja's Zerstö-
rung; vgl. Clinton F. H. I, p. 64.
2) Dahin dürfte ausser dem Antheile an den (sthmieo (Gottesd.
Alterth. §. 49, n. 3) und der Fahrt nach Kreta (Hoeck II, S. 108
f{jg.) und Stiftung der delischen Theorie (Prooem. lect. Gott, hi-
bern. 1845 — 46) namentlich der Amazonenkrieg zu rechnen seyn,
in welchem man laugst den Kampf mit fremdartigen CultuseiuflüS'
sen erkannt hat; vgl. Stackeiberg Apollotempel zu Bussae S. 54,
Bröndsted Keisen u. Unters. II, S. 265, Guhl Ephcsiaca p. 132,
auch Nagel Gesch. d. Amazonen, Stuttg. 1838. 8, S. 60 fgg. 108
fgg. , wenn dieser gleich die Sache etwas zu rein historisch auf-
fasst. Auch die Sage von Hippolyt und Phaedra ist religionsge-
schichtlich, gehört aber zunächst mehr nach Trözen , vgl. Most de
Hippolyto , Marb. 1840. 8 und L. Schmidt im Rh. Museum VII,
S. 52 fgg.
3) Davon zeugt Lykus Flucht vor Aegeus , Her. I. 143, Paus.
I. 19. 3, und Theseus eigener Kampf mit den Söhnen seines Oheims
Pallas, Plut. V. Thes. c. 13; vgl. Schol. Eur. Hippol. 35 und mehr
bei Müller in Gerhard's Hyperb. röm. Studien , Berl. 1833. 8,
S. 280 fgg.
4) Von &ia&uLl Creuzer Symbol. IV, S. 269; jedenfalls an-
nehmlicher als Hüllmann Anf, S. 215 von &i^<;\
5) Pausan. I. 3. 2: inl dt tw roi^V "^'V J*'?"*" ©^C*''? fOn yt-
ygafififvoz xal /irjixoitQUTiu vial /f^fioi;' dTjXoX d\ rj yQugu) Qrjaia ilvai
tÖv nuxuOTTjanvra A&T]vaLoi<; (% laov nohriviad-ui ' nfywqrjui di q>i]HTj
xal (iXkwq iq roi'q nokXovq, w? Qrjafvc; naqaöoLt] xa nquyij.uTa tu iSfjuM
xai w? f| fxdvov 6tjttoxüUToi'ft(vot öif^tuvuv: vgl. Isoer. Panath. §.129,
die Rede adv. Neaer. §. 75 , und mehr bei Meursius 1. 1. c. 18,
auch K. Th. Welcker Recht, Staat und Strafe, Giessen 1813. 8,
S. 3G9 und C. A. Fickler de Theseo popularis Athen, iroperii quem
dicunt auctoreni , Donaueschingen 1839. 8. Aehnlich Servius Tul-
lius , {fui libertatcm civibus slabiliveral, Cic. pro Sestio c. 58, vgl.
Niebuhr 1, S. 476. — Selbst dem Ostracismus sollte sich Theseus
zuerst unterzogen haben, vgl. Theophr. b. Apostol. Proverb. III.
80 oder Arsen. Violct p. 77 und unten §. 102, not. 3.
§.97. Der attische Gesammtstaat nndseine GUedertmg. 279
6) Thucyd. II. 15 : fniidjj dt &ija(V(; ißuniXfvat , yfvi/utvoi; /nfrd
rov iiiv(Tov xal diivaroq, rä rt ukku. Sii^oaiitjOi rtjv ;|fw^av nnl x«t«-
Xl'auq rwv (iXkotv ■nöki(ß)v rü ri ßovXiVXT]Qi.u xul ru^ a{i'/d<; flq tijv viiv
nöhv otioav, tv ßovXfvrrgiov unoädiitq xat nQVTUvftov, ^vvwxiOf navxuq
xai vf/40/uet'ovq rd ainSiv fnäaroiK; üniQ yat UQO rov fjvriyxnai fiiü nokfi,
TUVTTi x(,'^jo&ai, y ÜtiÜvto)v rjÖT] IvvxiXovvTUiv ilq aih/}v /utyuXt/ yfvofifvij
nuQidi&r] VTio Qrjofox; roZg Infira: vgl. Plut. c. 25 mit Heinsterb. ad
Aristoph. Plut. p. 209 und J, D. H. Meyer de TLesco Athenaruin
conditore, Osnabr. 1845. 4. — Er tbat was später Tbales vergeb-
licb den Itleinasiatischen loniern vorscblug , Her. I. 170: ö? lyJXni'
fv ßovXivxrjQiov ^Iwvuq fxTTJa&ai. . . , rdq di liXXaq nöXiaq olxfUftfvuq
fir/div yaoov vonlL,ia&ui, xuräniQ ti d^ßoi, iiiv: vgl. Hüllmaun Urspr.
d. röm. Verf. S. 75 und Droysen in Schmidt's Zeitscbr. f. Gescb.
VIII, S, 310 fgg.
7) Plut. 1. C. : To üaxv TTjv 11 nöXiv '^dfjvuq nqoarjyÖQivoi , wie
Liv. XXXIV. 1: in urhe opjndove ; vgl. Lycurg. Leoer. §. 18: %o
üarv rrjq nöXfoc;. "Aaxv vorzugsweise Atben, vgl. Cic.de Leg. 11.2:
priusqiiam Theseus . . in astu qxiod appellatur omnes sc conferre
jussit, mit Ast ad Plat. Remp. p. 317 und Geei Anecdd. Hemsterb.
p. 147; dagegen tioXk; noch später für clxgönoXiq , Osann Syll. Inscr.
p. 9, Wacbsmutb H. A. I, S. 805; vgl. im Allg. (ausser Meursü
Cecropia und Atbenae Atticae) J. A. W. Boerkamp de arce Atbena-
rum, L. B. 1841. 8 und E. Curtlus die Alaopolis v. Athen, Berl,
184 4. 8, über die Stadt selbst aber die Topographien von Forch-
bammer in Kieler pbilol. Studien S. 245 fgg. und J. M. Leak-:,
2te Aufl. Lond. 1841. 8, deutsch v. Sauppe, Zürich 1844. 8; auch
Ross Theseion, Halle 1852, 8 und Raoul- Rochette sur la topogra-
phie d'Athenes, Paris 1852. 4.
8) Anders freilich der Standpanct des Ollgarcben bei Theophr,
Cbaract. 29: ruf Qijoia q/ijoag tüv xaxwv rfj noXft yiyovhui, (xi^riov'
roÜTOv yuQ ix d'o'}dixa nöXfcov xaruyayovTU Xvaui> rrjv ßuatXiinv : doch
vgl. oben §. 61, n. 7 und Tb. Fr. Bratranek die ursprüngliche Be-
deutung Athen's , Brunn 1850. 4, S. 16 fgg.
9) SvvoLxM (Thucyd. 1. 1.) oder ovvoixfai.a , am löten Heltatom-
baeon , Schol. Aristoph. Pac. 1019. Plutarch nennt es MfroUia,
doch vgl. Meier bon. damn. p. 120 und Larcher in M. d. l'A. d.
Inscr. XLVIII, p. 285-288.
10) Plut. Thes. c. 24: ngöjToq unoy.Qivuq xo)qi(; EvnuTQiSotq xal
rtoD/4,ö(joiit; xcxl j7jfiox'(iyovg . . dö^rj /ufv Evnur{ji6ö)v, xi>(in df /fw/<o-
QO>v, nXTj&fi, df xöjv jdjjHiox'QyÖiv vnfQh/fiv 6oxovt'XO)v: vgl. Illgen p. 62
—75 und Grote III, p. 95 fgg. Niebubr röm. Gesch. i, S. 327
scheint nur an Poll. VIII. 111 gedacht zu haben.
11) Was die Unterabtheilungen der Phylen betrifft, so ist die-
ses freilich noch ein sehr dunl;elcr Punct; doch scheint schon Cic.
de leg. II. 2 die Pbratrien mit den allen zwölf Gemeinden von At-
tika zu Identificlrcn, und diese zunäcLst wieder von IN'iC. Ignarra de
pbralriis p. 19 geäusserte, dann von Buttmann Mythol. II, S. 314
— 323 angenommene Vermulbung bat auch bei Hüllmann röm. Veif.
S. 12, Meier gentil. Alt. p. 9, Schümann im Prooem. lect. Gry-
phisv. 1835—36 und Antiqu. jur. publ. p. 106 Anklang gefunden,
obgleich sie anderseits noch manchem Bedenken unterliegt, vgl.
Böckh in Heidelb. Jahrb. 1818, S. 315 und C. Inscr. I. n. 463,
■wo deutlich eine 'I>quj()iu \4x*iud<iJv vorkommt. Nur als nnirv4
280 Th. F. Der athenische Staat. C.I.B. For Solan.
lernen wir neuerdings die Epakrier bei Ross Deinen S. 8 kennen ;
wie sieh aber t^ittvi; und y^ar^t« zu einander verhalten , ist eben
80 unklar wie die Stellung , in welcher die Ttraylöai xal &v()yovv-
öniy cfUjnTQiai nvit; »nl yfvTj «rfoj«, Etymol. M. p. 760 und Fhot. p.
591 Pors. oder Bekk. Anecdd. p. 308. 16 zu dem attischen Staats-
organismus gedacht werden sollen.
12) Wie dieses theils schon von Stuhr (Feodor Eggo Natnrst.
S. 139 fgg.) theils von Welcker (Trilogie S. 300) und Andern ge-
schehen ist , welche Geleonten und Hopleten zu Eupatriden ver-
schmelzen , die 'yitjyüöfii; zu Dcmiurgen , die Alyiy.oQflq zu Geomo-
ren werden lassen; vgl. Haase in Hall. Encykl. Sect. 111, B. XXIII,
S. 399 und Plass Tyrannis I, S. 380. Eher kann man sie noch mit
Platiier de gentib. p. 8 und Beitr. S. 41 fgg. den obigen Parteien
der rifäiftq , rinQÜlioi,, Jväx^iot analog setzen, obgleich auch darin
mehr ein zufälliges Zusammentrefi'en liegen dürfte.
13) Vgl. Diodor. I. 28 und Etymol. M. p. 395. 50: EvnaxQi-
rfat fxakovvTo ol uifxo t6 ümv olxoiivxfg xul /ifTfxovTiq ßaoikixov yfvovi;
TTjv Tülv Uqojv frufifXfiuv noiovßivoi' yfOjQyol öi ol r^q ukXTjq ;fai()a5 ol-
xijxo^iq, fjiiyfOJnogoi df ro rf;(viy.ov l&roq. Ob und wie weit freilich
auch Geomoren und Demiurgen in Rechten verschieden gewesen
seyen, lässt sich kaum ermitteln ; Dionys. Hai. II. 8 nimmt wirklich
nur zwei Stände an, *i';ioT^idat und uy(joTxoi, wie Patricier und Ple-
bejer, und Iilgen, dem zufolge p. 67 unum Eupatridarum notnen titulns
solemnis aut ab inilio fttit aut tempore factum est, reliqua vero
nomina Geomororum et Deiniurgorum nil tiisi vulgares atque usila-
tae sunt rusticorutn et opificum appellationes , findet dasselbe bei
Hesychius : Ky^oimmi =: ayQotxot xul yhoq 'uidjjvrjotv^ oi uvxt,di.toxiX-
Xovxo mtoq xovq f\<nnx{)idaq' tjv di xo xwv yfUQyoJv xul XQixov xo xäiv
drjmoi'Qywv : doch kann daraus eben so wohl mit Schömann com.
Ath. p. V und Wachsmuth I, S. 360 auf eine noch untergeordnetere
Stellung der Demiurgen geschlossen werden, wenn ich diese gleich
lieber mit ersterem den späteren Theten als mit Iczterem den IVlc-
toeken vergleichen möchte.
14) Poll. VHI. 111; vgl. Lachmauu sparten. Staatsv. S. 232.
15) Für die Phratrien schliesst dieses Lachmann S. 248 aus
Demosth. Macart. §. 57: alSfaüa&mv ol gigdxoQiq , luv O-ikwoi. Sfxa.'
Tovxovq d ol nfvxTjxovxa xnl nq uQi,axiv6rjv algiiad-cuv: für die Ge-
schlechter dürfte es Aeschines F. L. §. 147 ergeben: tivat d' fx tpa-
xgiuq xo yivoq, ^ xoiv avxüv ßwftöJv ^Exfoßonxüd'iitq ftixt/ft: vgl- §• 100,
n. 6 und im Alig. Droysen in Schmidt's Zeitschr. S. 317, der über-
haupt mit vollem Rechte S. 301 fgg. die Phratrienverfassung dorn
Synopkismos und seinen Folgen entgegenstellt, wenn ich auch damit,
dass er die Phylen mehr zu Vorläufern des leztern als zu Anhalts»
puncten der ersteren macht, nicht einverstanden seyn kann.
16) Allerdings scheint eine solche schon das Alterthum bei Ari-
stoteles zu finden geglaubt zu haben , vgl. Harpocr. s. v. xgtxxvf
und namentlich Pollux VIII. 111, der, nachdem er zuerst gesagt;
oxf fitvToi, ifooagtq jjauv ttl qivXai , dq xgia t*f{ttj ixäoxij dij'jgrjxo, xul
xo ftfgoq xovTo Ixuknxo xgixxitq xul l'&voq xal (pgnxqia , am Ende des
§. hinzufügt: xgiu d\ tjv t« tdvrj nükai,, ivnaxgiöui. , yioj/^ogoi, ÖTjui-
ovgyoi: und je nachdem man nun die Begrifl'e qiQHxgia , i'O-voq und
XQtxxi'q identiiicirte oder schied , hat man entweder wie Schömann
p. 300 fgg. und Tittninnn S. 579 die Stünde selbst als Grundlagen
§. 98. Die Phratrien und Geschlechter. 281
der Phratriertheilung aufgefasst oder doch jene analog mit diesen
den Phylen untergeordnet, vgl. Salmasius Mise, defens. de variis
obs. ad jus Att. et Rom. L. B. 1645. 8, p. 112 — 115 und "Wachs-
mutli de trlbuum quatuor Atticarum triplici partitione, Kiel 1825. 4;
wenn aber ersteres selbst mit Pollux Worten sehwer vereinbar ist
— s. Böckh C. Inscr. I, p. 465 und Meier gentil. Att. p. 6 u. 9 —
go möchte Aristoteles eigenes Zengniss vielleicht noch treuer bei dem
Schol. Plat. Axioch. p. 37 I D erhalten seyn : 'A{}imoTfk7]q (f'Tjol, rov
oXov n).rj&ov(; öiptJTjfthov 'Adt'jVTjOtv nq ri Tovq yfon)yo{i<; y.at toi c d»?-
fttoV()yoi\, (fi'Xui; avröiv nvrti Tfnanguq , tüv d'f (fvkö)v {»änxr,<; /ioiguq
flvni TQflq, aq TQiXTVuq if y.a).o7ni, xru (f()arQinq- und hiernach '»Verden
wir auch bei Pollux nichts weiter finden dürfen , als dass in allen
Phylen, Phratrien u. s. w. Mit{;lieder aller drei Stande vertheilt wa-
ren ; vgl. auch E. H. O. Müller Trib. Ion. orig. p. 90 fgg. Dass
in dem erwähnten Scholion und der ähnlichen Stelle bei Moeris Att.
p. 107 die l-^upatriden fehlen, rührt wahrscheinlich daher, dass
Aristoteles vorher von dlrsen besonders gesprochen hatte; dass die
Phyleneintheilung sie nicht bcgrifl'en hätte, folgt daraus eben so
wenig als eine Stanimverschiedenheit aus dem Worte t&vr] , das im
Gegentheil jede Art von Menschenclassen zu bezeichnen pflegt; s.
Stallb. ad Plat. Remp. l, p. 351 C und Wachsmuth H.A. I, S. 359.
§.98.
Nur behielten daneben auch jene älteren Abtheilun-
gen fortwährend eine grosse politische Bedeutung, die
um so nachhaltiger seyn niusste, je weniger sie bei den
Kämpfen um das Maass der staatsbürgerlichen Berechti-
gung betheiligt einzig die Gemeindeangehörigfceit in's
Auge fassten und deren Rechte und Pflichten mit den
Anfoderungen des Gemeinwesens vermittelten ^). Wie
alt freilich die Eintheilung der vier Phylen in zwölf
Trittyen und acht und vierzig Naufcrarien 2) seyn möge,
lässt sich mit Sicherheit nicht nachweisen und im Ge-
gentheil nur vermuthen, dass wenigstens die Nauhrarien
als Bürgerabtheilungen zum Behufe der Kriegsteuern und
ähnlicher Leistungen erst einem fortgeschrittenern Staat-
systeme angehören 5)- dagegen entspricht es vollkommen
den oben §. 5 entwickelten Anfängen der Staatsgemein-
schaft, wenn die Phylec oder Stämme wieder In Phra-
trien und diese In Geschlechter getheilt erscheinen, mag
man solche nun wirklich als aus einem erweiterten Fa-
milienvcrbande hervorgegangen, oder, wie es schon im
AltcrUiumc die herrschende Ansicht war '^], nur als nach
dessen Muster organisirt betrachten. Für Icztere Ansicht
282 Th.F. Der athenische Staat. C.I.B. Vor Salon.
sprechen allerdings die scharf begränzten Ziffern ^)^ nach
welchen nicht nur jede der vier Phylen drei Phratrien,
sondern jede von diesen dreissig Geschlechter und diese
wieder je dreissig Familienhäupter gezählt haben sollen ^)^
jedenfalls aber trugen alle Formen und Einrichtungen
der Phratrien und Geschlechter, wie ihre Namen -^j, ganz
das Gepräge verwandtschaftlicher Verhältnisse^)^ selbst
an der Blutrache erkannte das Gesetz den Phratoren zu-
gleich mit den nächsten Verwandten die Theilnahme zu ^):^
und so verschiedeo auch die einzelnen Geschlechtsgenos-
sen der Geburt und bürgerlichen Stellung nach seyn
mochten, so hatten sie doch einen Vereinigungspunct in
einem gemeinschaftlichen Cultus , um dessen willen sie
auch bisweilen mit den allgemeineren Namen 0Qyeö)VSQ
bezeichnet werden ^°).
1) S. ausser den ang;eführten AbLandlnngen von Ignarra nnd
Buttmann Hüllmaun Anf. S. 125—137, Platner Beitr. S. 101 — 156,
Tittniann Staatsv. S. 268 fgg, insbes. 282 , Waehsmuth H. A. I,
S. 363 — 367, Kutorga Essai p. 110 fgg., namentlich aber M. H. £.
Meier de gentilitate Attica , Halle 1834. 4 mit m. Rec. in Zeitschr.
f. d. Alterth. 1835, S. 1133 fgg. und G. E. V. Zelle Beiträge zur
altern Verfassungsgeschichte Athens, Dresden 1850. 8.
2) PLot. Lex. p. 288 Pors. : q>vXul 6\ ijoav rhaa^tg xud-äniQ
TiQOTiQov x«i q,vXoßaaiXftq Tfooaqiq , ix 6i ttJi; (pvXijg ixuoTfjg rjauv vi-
v(f*7jn(vai TQirrvig /uiv rgdg , vuvxgagiai. öi dwöixu y.u& (AuaTTjv: vgl,
p. 605 oder Ilarpocr. p. 287 : TQirxög iaii, ro rgirov /tiigoq r^g yi/-
A^C* aiiTT] ycig diTjgrjrai, tlg toi« fifgrj , rgiTTHv y.al l'&vrj xal qn'urgiag,
und mehr bei Wacnsmuth de tripl. partit. p. 11 fgg. und H. A. I,
S. 817, der wohl mit Recht gegen Schömann und Hüllmann S. 13
den Unterschied von qiQurgiu und rgirrig festhält , ohne welchen
die Na*' Virarien, die gewiss mit den Phratrien nichts zu thun hatten
(Zelle S. 24), auch mit den Phylen in l;eine Beziehung würden tre-
ten können. Welcker freilich (Nachtr. z. Trilog. S. 246) will t(>«t-
Tv"? ganz eigentlich nur von den alten zwölf Phratrien, erst bei den
Grammatikern auch von den späteren des Klisthenes gebraucht wis-
sen; dagegen zweifeln Böckh C. Inscr. I , p. 140 und Meier de
gentil. p. 8 sogar, ob der Name rgirrvig älter als die klistkenischen
Phylen sey , und wenn auch dieses von A. Dietrich de Clisthene
(Halle 1840. 8) p. 21 fgg. mit guten Gründen bestritten ist, so
erkennt doch derselbe an , dass sie wie die Naukrarien mehr eine
administrative und finanzielle, also profanere Bedeutung als die
Phratrien hatten j vgl. §. 111, n. 6.
3) Phot. 1. c. : vavxgugia fiiy Inotöv xi 7 ovfifiogia xui o d^nog,
vuvxgdoog dt oTiotöv tl. ö ÖTjuagxog , Sökwvog ovrio uvofiüauvrog, w? huI
'Agioroxihjg tpijoi: vgl. Poll. VIII. 108: v(wxgugl<i «)' >)v xiiog (pvXijg
öutdtKUZov /^igog xul vuvxguQoi rjouy Jwöixu, xixxagtg xaxu riimvv
§. 98. Die Phratrien und Geschlechter. 283
(»uaxTjv ' x«s d' HOqioqoiCi ruc; xura di)fioiiQ äif/dQitov ovxot xul tu *S
aVTüiv uyaiwfiura' vavxougia de (xÜott) äi'o Imiaq nagiT/f x«t vuvv
ftiav, uqi' ?)<; i'awc (ovöfiaaro, und mehr bei Böclih Staatsli. I, S. 353,
Platner Beitr. S. 1 57 fgg. und Hulleman in JMiscell. philol. Amstei.
1851 IJI, p. 19 — 24, namentlich auch über die Zeitfrage, die freilich
schon der Schol. Aristoph. Nub. 37 ungewiss lässt : tirf i'no ^öXia-
rog xaTuarad-fvTfq *tTf xftl tiqÖtioov, Dass der Name schon vor So-
Ion in politischer Beziehung existirte , zeigen die n^i'ravtf? iwv vav~
x{)i'iQon> bei Her. V. 71, Tgl. Bergk in IV. Jahrbb. LXV. S. 386 fgg. ;
doch mag immerhin von diesem erst die Organisation herrühren,
■wodurch »ßi'xfo^ioc selbst zu der persönlichen Bedeutung eines Bür-
gervorstehers, insbesondere für Kriegszwecke gelangte, vgl. Bekk.
Anecdd. p. 283 : r«i'x(ja^ot ol iu<; vaig Tiuguoxn'u^ovrfq y.al tüij^quq-
XOVvtk; xitl ToTs no).fft('({)yoi<; inorfTuy/nfioi. Denn an sich ist es s.v. a.
vin'xkj^Qoq , wie anderseits die vuvxhjiiixu bei Schol. Aristoph. Av.
1541 nach Böckh's richtiger Erklärung S.241 nur die von den IN'au-
krarien aufgebrachten Steuergelder sind ; vgl. Ammon. difl". vocab.
p. 97 : ■tuiy.QUQoi, df ol ilongacTÖinitot Til drjuoaia :(())jfi(iru xai ravxgu-
giu ol xiinoi iv olg iiriy.fiiTo : ob freilich mit Böckh S. 708 von vaT?
oder, wie neuerdings noch Grote 11!, p. 72, von vuinv abzuleiten,
ist gleichfalls unsicher, vgl. Wachsmuth I, S. 367; nur was Titt-
mann bereits S. 269 vermuthete , dass sie gleich den späteren De-
men eine geographische Eintheilung gewesen , bestätigt die KaXidg
bei Bekk. Anecdd. p. 275 und Phot. p. 196 Pors.
4) rivii ft\v ov jtQoarjxovTfQ f Ix df t^? ovyodov ovtcü rtQoauyoQiVo-
ftevoi, Poll. VIII. 111, vgl. oben §. 5, n. 8 und hier insbes. Suidas
I, p. 473 oder Schol. Plat. Phileb. p. 30 D: ytyvJJTUi öi ovx "» f*
yfvoiiq xal uip uifturog nQoorjxovxfg , tlkX ol ix rüv yivaiv Tw> ovvviyf-
fxjjfitviüv (Iq Tß? (fQaTQlac; ' ovxot di fiat xu&unfg ol öi]f*oxui, xul g>g(t-
TOQig , rcflO) T<l't */OVTf s xoivo)viuv X. T. X.
5) Poll. III. 52: tfQUTQiai d' tjouv ävoxuiSixa xal iv fxäaxj] yfvT]
TQiuxovxa, '{'xaaxov ix XQiüxovTa avdqwv, ixaXovtxo d ovxoi xal ojuoyu-
XaxTii; xal ogyiwviq ^ vgl. d. Lexikogr. s. v. yfrvF/Tai mit Taylor b.
Schaef. App. Demosth. V, p. 563 , Buttmann Mythol. 11 , S. 309,
Platner Beitr. S. 67, auch Dietrich de CHsthene p. 18 fgg., wo
namentlich Rleier's Zweifel gegen die Phratrien als Unterabtheilun-
gen der Phylen (gentil. p. 8 — 10) widerlegt sind. Ein anderer
Name für yhoq ist roittxüq, Poll. VIII. 111 ; fxrtnxoi' d« i&yoi'q yivtj
xQiüxovra *J uvÖQwv xoaovxcov , it ixaXtXxo Tfitaxadf?, die man nicht
mit Böckh C. Inscr. I, p. 140 u. Meier p. 21 wieder als Unterab-
theilungen der Geschlechter betrachten darf; vgl. Böckh selbst p.
900 und Schömann Antiqu. p. 115 u. 209, auch Hesych. s. v. utqk'i'
xaoTot und 1^0) rgtuxüJoq mit Privatalt. §. 63, n. 4.
6) Also die Bürgerschaft auf 10800 Familien angeschlagen, wie
auch noch bei Xenoph. M. Socr. III. u. 14: tJ ftiv nöXtq ix nXftovmv
y ixiigiuiv olxi(i)v ox'viorfjxf , während die Kopfzahl der Bürger, -wenn
auch nicht mit Philoch. b. Schol. Piud. Olymp. I.V. 68 unter Ce
krops , doch in der classischen Zeit Athen's durchschnittlich auf
20000 geschäzt werden kann; s. Demosth. Aristog. l §. 51 mit
Meurs. lectt. Att. I. 1 und mehr im Allg. bei Ste-Croix in M. d.
TA. d. inscr. XLVIII, p. 147 — 175, Museum crit. or Cambr. class.
resuarches I, p. 541 fgg. II p. 215 fgg.; Böckh Slaatsh. I, S. 49,
Lctronne in M. de linst. 1822, p. 165 — 220, Clinton Fast. Hell.
H, p. 387 fgg. , Znmpt in Berl. Akad. 1840, S. 4, auch H. M. de
Th. y. Der athenische Staat. C. 1. B. For Solon.
Bruyn de IVere Moll de peregr. ap. Ath. condit. p. 21 und Wester-
maon in \ erh. d. Leipz. Gesellsch. d. Wiss. 1840, S. 204 fgg.
7) Namen Ton Phratrien s. §. 97, n. 11, wobei jedoch nicht zu
übersehn ist, dass (f(jnT(jiu leicht mit qia2()iu verwechselt werden
konnte, was nach Etymol. IVl. p. 789. 20 und Eustath. ad Iliad. II.
362 vielmehr dem ionischen nitTfjir^ :=:z uut^u oder yho^ entsprechen
soll, vgl. liöckh comm. crit. ad Pindar. ISem. IV. 77 und Zeilschr.
f. d. Altertb. 1835, S. 1147 ; von (Geschlechtern hat Meier Je gen-
til. p. 38 — 54 ein lebrrelrhes '.'erzeichniss gegeben, wozu jezt noch
als Beispiel ihrer Organisation und Fortdauer bis auf die Römerzeit
die Standliste der Aro>nandriden verglichen werden kann, mit einem
(Hj/oiv rov yfvoi't; , einem Uuii(; Kf>njonu^ und einem raftiuq , Allg.
Lit. Zeit. 1838 Nov. S. 353 fgg. oder Ross Demen S. 24 fgg.
8) ^imTo^K = qnuTfQfi;, Plat. Tim. p. 21 B, Poll. III. 52,
Eustath. p. 239, vgl. Schäfer ad Demosth. V, p. 561, Bergk com.
Att. rcliqu. p. 107, und für das \ erhaltniss selbst Demosth. adv.
Eubulid. §. 67 und Isaeus p. Eupbil. bei Dionys. Hai. T. \ , p. 622 :
xal ffioi xul Toj mdiXqiüi x(ti toZ^ <P(juto(joi kuI nuai] rij r//iifTf(ju avy-
yfviin. Eben so ö/ioyäkaxTK; oder der altern Form nach d)>uXuxrf<;
=: yiyvfjziti, Pbot. p. 332, vgl. Suidas I, p. 20 und Scbol. Plat.
Crit. p. 51 E: yfvvf/Tni ol rov ai^'TOV yhovq ßHf/ovxiq xal an' it()X^i
iX°vTi<i xoivn ligü ' ol öi ojuoyf'tXuxraq, tf^üro^uq, avyyftiVg toi/? yivvTJTui;.
9) Demosth. Macart. §.57: oi'vd'iojxtiv öf xal dvtx^iötv naZdaq xal
yuftß()oi'q xal nfv&f()ovg xal nv(\(itu6ov<; xal ipQurofjaq ' f«v dt uldfoua&ai
dfTj (§. 104, n. 11) , . . aiötana&ii)v ol (fQuxoQtq^ idv &fX(oai dfxa:
Tgl. Heflfter Gerichtsv, S. 146, Meier gentil. p. 18, de Boor Inte-
staterbrecht S. 117 fgg.
10) Poll. III. 52: fxui.ovvTo d' oi'Tot xui oftoynhtxrtq xal o^yfw-
vig : vgl. Pbiloch. b. Pbot. p. 344 Pors. oder Suidas II, p. 708:
T0l»c dl qi^aro^aq fTiüvayxf? dfyja&nt xal lovq oQynltvit(; xal rovq o/io-
yuXuxjnq, oi"? y(vvTjra<; xakovfxfv, und mehr bei Salmas. Mise, defens.
p. 89—107 und Herald. Obss. ad I. A. et R. p. 81—96, auch v. Dalc
Diss. antiqu. et marm. illustr. IX, p. 728 — 804 und Osann ad Pompon.
de orig. juris, Giessen 1848.8, p. 162 — 166, hier aber insbcs. Schö-
raann im Prooem. lect. Grjphisw. 1829 oder ad Isaeum p. 208 fgg.
und Meier de gentil. p. 24, obgleich ich weder die Unterscheidung,
die jener zwischen Orgeonen und Genneten , noch die dieser unter
den Geschlechtern selbst zwischen o/u.oy(xXaxTfc; und o^jyfö/vf? macht,
annehmen kann. Nur das ist richtig, dass oQyfö)vf<; ein weiterer
Ausdruck ist, der ebenso wenig immer > f»> j/'toc, als anderseits y^a-
TOQtq, wie Martorelli de theca calam. II, p. 591 — 606 wollte, bloss
uQyiöjvaq oder &ianwTaq bedeutet; vgl. Pbot. p. 345; oQyfötvt-q Ol'*—
ruy/id T* avd(iöJv w? röiv yivytjTMv xui (fQUTooojv , ovoftund-lv iinu toji
xoivfj oijyir'ti^fiv oto* &v(iv xtci tvyio&ai, mit Petersen geh. Gottesdienst,
Hamb. 1848. 4, S. 23 u. 38; dass aber ö()yioJyfq ein verwandtschaft-
liches Verhältniss und eine Verehrung gleicher Ofol Tiax{)(üoi, ausser-
halb der yhi) bezeichne, ist eben so unerweislich wie die entgegeii-
gespzle Annahme , dass innerhalb dieser einige natürlichen, andere
positiven Lirsprungs gewesen seien ; vgl. Bckk. Anecdd. p. 227 mit Höl-
scher vit. Lysiae p. 104 und Zeilschr. f. Alterth. 1835, S. 1 1 44 fgg.
8. 99.
Ihre hauptääcLlichstc Bedeutung hatten übrigens die
§. 99. Die Phratrien als PT^dckler des Bürgerrechts. 285
Phratrien und Geschlechter in der Aufsicht über die
Reinheit der Abstammung^ und Rechtmässig'heit des an-
geborenen Bürgerthums, wodurch die Thellnahme an
ihnen Kennzeichen und Bedingung der Staats- und fami-
lienrechtlichen Vollbürtigkeit des Einzelnen wurde , in-
sofern diese wesentlich auf der bürgerlichen Eigenschaft
seiner Aeltern beruhete. Jede neuverehllchte Bürge-
rinn musste zu diesem Ende in die Phratrie des Älannes
eingeführt^), jedes neugeborene Kind ^) in die Register
eingetragen werden, welche der Phratriarch zu gleichem
Zwecke führte ^) ^ dass aber Ausländer, welche das Bürger-
recht von Staatswegen erhielten, auch in eine beliebige Phra-
trie hätten eintreten dürfen, lässt sich erst in macedonischer
Zeit nachweisen '^) , während es für die frühere um so
unwahrscheinlicher ist, als wir gewiss wissen, dass sie
keinen Zutritt zu Archonten - und Priesterste!lcn hatten ^),
welchen erst ihre Kinder aus ebenbürtiger Ehe , wie es
scheint, durch Aufnahme in die Phratrie des mütterli»
chen Grossvaters erhielten ^). Vor den versammelten
Phratoren musste der Einführende die rechtmässige Ge-
burt des Kindes beschwören ^) 5 etwaige Einsprüche da-
gegen wurden durch die Abstimmung der Anwesenden
erledigt 8) j nur ausnahmsweise und unter Bedingungen,
welche den rechtmässigen Verwandten ihre Erbrechte
sicherten ^) , wurden später auch wohl mit einer ]Nicht-
bürgerinn erzeugte Kinder zugelassen. Der gesetzliche
Zeitpunct war alljährlich der dritte und lezte Tag des
Festes der Apaturien ^o) , das dem ganzen ionischen
Stamme gemeinsam ^^) das Gedächtniss der wirklichen
oder vorausgesezten Blutsverwandtschaft seiner Mitglie-
der zu verewigen bestimmt waa* ^^j . gji, Opfer, dem Zeus
Phratrios dargebracht ^'j^ und Geschenke an die Phrato-
ren bestätigten die feierliche Handlung ^'^). Aehnliche
Förmlichkeiten wurden bei Adoptionen beobachtet, weil
durch diese der Adoptirte in die Phratrie des Adopti-
renden überging ^5^. auch der Eintritt des Jünglingsal-
ters soll durch eine Wiederholung derselben bezeichnet
worden seyn ^^).
286 Th.V. Der athenische Staat. C.l.B. For Solon.
1) rnjufjXlav VTi^Q yi'vnixoq f\a(pfQn.v , Poll. III. 42; vgl. Taylor
b. Schäfer App. Demosth. T. V, p. 431, Platner Beitr. S. 153,
Schömann ad Isaeuui p. 203, Meier de geiitib. p. 17.
2) Auch Töchter, Isaeus de Pyrrbi Her. §. 73—70. Ueber das
Lebensalter s. Meier p. 14: vel ipso quo nati eranl anno vel certe
intra terlinm quartumve aetatis annum ; illud Etymol. 31. v. unu-
roiiQia, hoc Proclus ad Piatonis Timaeutn narrunt : -welche lezteren
Stellen G. C. H. Raspe de Kupolidis J/^f^oiq, Lips. 1832. 8, p. 73
nicht in Acht genommen hat.
3) EIq (pQUTOQag (eben so yiwi^ra? , ogyfMvaq u. s.w.) flartyfiv.
vgl. Platner S. 72 u. 143—152, Tittmann S. 279, Hüllmann Urspr.
d. röm. Verf. S. 125 fgg., und über den qQnrgiHpyoi; Demosth. Eu-
bulid. §. 23.
4) Vgl. Bull, deir Inst. Arch. 1833, p. 153, Arch. Intell. 81.
d. Allg. Lit. Zeit. 1834, S. 151, Transact. of the R. Soc. of liter.
1834 II. 2, p. 449, Ciarisse Inscr. graec. par L. B. 1840. 8. Ael-
ter wäre nur ein Beispiel bei Ussing Inscr. inedit. p. 52 , wenn
dieses Bruchstück wirklich eine Bürgerrechtserlheilung beträfe; das
scheint mir aber »och sehr zweifelhaft,
5) Vgl. adv. Neaer. §. 92 : ooovq ydq av o öf/itog TioiijaTjrai o
AQ-qvuLüiv noUTuq, o vö/jioq dnnyoQtvtt ÖLHQQTjdrjV ixrj f^ftvuL uvToZq
rißiv fvvfu uq)(orr(t)v yfvfn&ai, fiTjöf Uqbtovvjjq ixrjdiixiüc /.tiraoxfVv ' toi?
(J *x Toi'Twv fiiTfäojxfv liSrj 0 6?]ßoq unuvTWv xui ngooiO-Tjy.ev , luv
oiaiv fx yvvruKoq c.artjq »ul fyyvr/TTjq xnru tov vöftov: auch §. 104 und
die «vMXftffi? uQxövTwv bei Demosth. Eubulid. 8. 06 mit Taylor l, 1.
p. 407.
6) S. Platner S. 128—131 und Böckh ad C. Inscr. I, p. 140,
auch was ich gegen Meier de gentil. p. 15 (vgl. Bon. damnat. p. 60)
in Zeitschr. f. d. Alterth. 1835, S. 1159 gesagt habe, und Adoption
durch den Grossvater bei Demosth. Macart. §. 37.
7) Isaeus de Ciron. §.19: o xf nuTTjg ij/iöiv , infidtj lytvöfit&u,
flq TOV? qiQtiroQaq Tjfiäq flqi^yaytv , oftoaaq xara toj'C vö/iovq rovq xfi-
/ifvovq T] nTjv f J uarjjq xal iyyvrjrijq yvvalKoq florlyiiv ' twv rfj ipgaToQon
ovdflq uvTtZniv oi>d TjiKfiaßTjTrjai ixrj oi/x uXrjd-fj ravT uvui, , noi,lmv
ovTOJv xal dxQißmq xu Toiavxa axononfifvwv. Demosth. Eubulid. §. 54:
ftXka /X7fv 0 naxt]Q uvxoq L,(jjv , ofiüaaq xov vofiifiov xoVq qiQi'troQaiv uqxov,
datjyaytv ffxi uorov Ü uar^q lyyvijr^q avrä yiyfVTj/tfvov fl6d}q x, t. X.
8) Demosth. Macart. §. 14: xal avxoq ovroq xal ol g>güroQiq . .
ol agiara fläoxiq ntgl xoii yivovq , oQwvziq «i'roV fiiv xovxov ovx f&f-
Xovra xiViivvivfiv ovä unuyovxa xo liQfZuv uno xoii ßojfiov, il /.itj nQoq-
tjy.övxwq fXorjytxo o nuZq oiixoal , uvxovq d t^iovvxu inioQxi'i:)', Xußovrfq
T^v rpTjqiov, xaiofiivojv xö)v Ugdmv , uno xoii ßojfiov qifQovxtq zov /ftoq
Toi" 'ligargiov . . Ixi'ijqiLaavxo t« dixaia^ og&iöq xal ngootjxovxüjq xov
nulda rovrovi nqayfa&ai Ex'ßovXldjj vlov ilq tov oixov tov AyvLov: dass
jedoch auch ohne besonderen Einspruch ballotirt wurde, zeigt §. 82:
xal oxi flqrjyfxo , ol fifv uXXoi, (pguroQiq XQvßdijv Icfigov xtjv ipfj(fov x.x.X.
9) 'Eni gijxoZq, vgl. Isaeus de Philoctem. §. 21 — 25. Der Fall
bei Demosth. c. Boeot. de nomine §. 4 fgg> bat eine andere Be-
wandtniss. S. auch Platner S. 142«
10) Im Monate Pyanepsion ; die drei Tage Jogniia, 'Avü^lmaiq,
KovQiömq. Vgl. Schol. Aristoph. Pae, 890 , Procl. od Plat. Tim.
p. 27, und mehr bei Meier Bon. damnat. p. 62 undunten §. 101 , n. 7.
§. 100. Rechte und Stellung der Eupatriden. 287
11) Her. I. 147: dol dt tiÜvtk;' loivpq, öaoi d:t 'A&rjvStv yfyovaot.
y.ul 'AnrtToi'(>i(t uyovac ögrijv: vgl. m. Monatsk. S. 45 und über Athene
Apaturia zu Trözen Müller kl. Sehr. II, S. 167.
12) 'AriaToiQia z:=z o/xonaroi'Qiu, V/elcljer Trilogie S. 289, Mül-
ler Dorier I, S. 82 und Proleg. S.4ÖI, Meier de gentil. p. 11 — 14.
13) Milov , daher /uHuywyftv, S. Poll. III. 53, Schol. Aristoph.
Ran. 797, und mehr bei Meurs. lectt. Att. III. 1, Ra.spe p. 43 fgg.,
Meier de gentil. p. 16; die Etymologie bei Harpocr. p. 194: 'Equ-
roa&ivrjq d' iv rot? tiiqI nojjuojSlaq (fitjolv oiJTtoq ' vöptov ovtoq nrj ixilov
tlaäyfiv o)Qiafiivoii nvoq , fmoxoinrovTfQ ftiru Tiatdt«? nuvra rov fl(;-
ayovTu fiiZov l'<paaav ilaüyfiv , o&iv tu fiiv IfQftu nflov nQoa-qyoofvdr],
fifiaycoyo^ d^ o flaüyo)vl oder von ,"f 'c : — A<V*') Zeitschr. f. d. Alterth.
1835, S. 1142? Ueber Zivq (fgriroioq und 'A&tjvü ^gur^la Plat.
Euthyd. p. 302 mit Hüllmann griech. Denkwürdigkeiten , Bonn
1840. 8» S. 101 fgg.
14) OlvioTt^Qia , Pollux VI. 22. MfQl? Tüiv xQiöiv, Demosth. Ma-
cart. §. 82; vgl. Isaeus de Astyphil. §. 33 und Analoges aus Kos
bei Ross Inscr. ined. III, p. 51.
15) Isaeus de Apollod. §. 15: x«i inndrj Oagy^ha ^v (s. Plat-
ner S. 150) , ijynyi fif Inl toi'c ßwfiovq tlq rovq yiwr^rug ri xul qiQÖ-
roQuq' lOTt d' HvvoZq vöftot; ö rn'zoq, hiv t( xivct (f,vafi yiyovoxa ilaay?}
T»c iav Ti noiTjTov^ i7n,xi.&fvui niaxiv xaru röiv ItQmv , tj fttjv fS uarijq
flanynv xai yiyovora oQ&üq — noiijaavroq d\ rov ilauyovrog ravra nrj-
d\v tjTTov 6iu\).'T](pt\fa&ui. xal toi'? oAAoI)?' xuv öö^j] , tot *? to xoivov
y()(tHHUT{Xov iyyqäcfHv , tiqÖtiqov 6\ iirj. Auch bei Adoptionen durch
Testament; s. de Aristarch. §. 8; wesshalb auch bei Testamenten
Phratoren als Zeugen zugezogen wurden , de Astyphil. §. 8 ; vgl.
Platner S. 133—141.
16) Poll. VIII. 107; vgl. Ignarra de phratr. p. 49, Platner S.
147, Meier Bon. damnat. p. 235, und insbes. Böckh im Index lect.
Berol. 1819, p. 4: (lua professione pritnum esse pubertatetn decla-
ratam tonsasque puerorttm comas probabile est, nach Hesych. II,
p. 730 : A&rjvtjoiv ol fifkXovTK; f(p7jjiiviiv, Tiglv u7ioxfi(jaa&(U %ov fiai.-
kcv , flaiifiQov 'HquxXd fiirQov oUvov xai oniiaavxiq toT? ovviX&oiaiv
Intöidovv nivtiv' ?/ di OTtovÖTJ ixuktlxo olviax-^gia. Daher auch das
Opfer xoi'pftov, Luzac lectt. Att. p. 58, ob aber die tyy(>«(p^ xüv
i<firjßo}v selbst yafti^yjiQtq , wie Etymol. M. p. 221 will? Nur die
Sache steht fest und hätte von Meier de gentil. p. 17 nicht bezwei-
felt werden sollen; s. m, Rec. S. 1141.
§. 100.
Auf ähnliche Art geschahen wohl die Aufnahmen in
die Geschlechter ^), von denen jedoch mehr einzelne he-
stimmte Rechte als das ßürgerthum als solches abhin-
gen 2jj und deren desshalb seltener g^edacht wird, ohne
dass jedoch daraus der Schhiss gezogen werden dürfte,
dass nicht alle geborene Athener Milglleder eines Ge-
schlechts gewesen seyen ^). Ja gerade die Verehrung des
^yJiiöllm' 7i«Tpcöoff und Ztvs i'fixetog, welche der Athener
288 Th. V. Der athenische Staat. C. I. B. For Sohn.
als Kennxeiclien des Eingeborenen betrachtete ''') , er-
scheint näher durch die Theilnahrae an den Geschlech-
tern als selbst an den Phratrien bedingt ^), und nur für
die ältere Zeit, wo noch nicht das ganze Volk zu glei-
cher staatsbürgerlicher Berechtigung gelangt war, kann
man einräumen, dass a"ch die Gentilrechle im Namen
Aller nur von den eupatridischen Familien des Geschlechts
ausgeübt wurden ^). Denn diese gestalten sich allerdings
seit Theseus zu einer förmlichen und geschlossenen Ari-
stokratie '') : die Auslegung des göttlichen und mensch-
lichen Rechts war in ihren Händen ; alle Priesterthümer
und Staatsärater wurden aus ihnen besezt ^), in den vier
Phylobaslleis ordneten sie, wie noch aus den Spuren der
folgenden Zeit hervorgeht^), selbst dem Könige Beisitzer,
namentlich in seiner richterlichen Thäligkeit zu ^°) 5 und
indem sie vorzugsweise die Hauptstadt bewohnten i'),
gab die Centralisation der Regierung schon thatsäcblich
alle Gewalt in ihre Hand. Dennoch aber dürfen die
beiden andern Stände darum nicht von deci allgemeinen
Landesbürgerrechte ausgeschlossen und als eine bloss
dienende , rechtlose Classe betrachtet werden ^^) 5 selbst
die Aermsten derselben, neXcctai ^^) oder &rJT€Q '''■), wa-
ren persönlich Freie, die nur um Lohn ^^j den Begüter-
ten dienten oder gegen ein Sechstheil des Ertrags die Län-
dereien derselben bestellten ^^) ; und wenn auch Will-
kürherrschaft und dadurch herbeigeführte Verarmung all-
mählig den grösseren Theil des Volkes in dieses Verhält-
niss gebracht haben mag, so konnte daneben doch immer
noch eine unabhängige IVlittelclasse bestehn, von der wir
in Attika wie in Rom die spätere politische Entwickelung
ableiten müssen.
1) Adv. Neaeram §. 59 ; ft5; yi\ ilarjyiv o tpftäarMg tl<; rovq tp^n-
i/^i«? Tt'j' natdin . . x«t fit; tovq iJyi^rief«;, (ov xnl uriroq ioTiv o 'l^ga—
OTOJiJ yn'vjjiijq , flrfoTf? oi^fiui ol yfvvtjTut rrjv ywnlttn tjtk; tjv . . (ino-
rpiji^ii^ijvxai Tot'i 7iai6ii(; x«i oi'x lvlyQa(pov nijxov fit; a<pii(i uvrotq • ku-
Xuvroq ()> Tov 'bftüdTo^oq uvxolq dlxijv , ort ov* ivfyi)n(pov avxov vtov,
n()OHnkovvz(ti «mov ol yivvi/xai, . . o/itöaai x(t& Uqöiv xiXduiv Tj firfv vo-
fiii^uv fivai avxov vlov *{ uaTn<; yvvuixöt; xul iyyvjjxrjt; xuxa tov vofiov:
vgl. Andoc.de Master. §. 127 und die Beispiele .\doptirter bei Isaeus
§. iOO. Rechte und Stellung der Eupatriden. 289
de Menecl. §. 14 und de Apollod. §. 15 mit Platner S. 72 und
Meier p. 36.
2) Namentlich Priestertbümer , Suidas s. v. yfyfjjut: Tgl. oben
§. 95 n. 1 und die (x/^cft-oßr/rrjOftq if^worv;;? Poll. \Ill. 90, Bel;K.
Anecdd. p. 219. 17, z. B. Kt)oxo>»idwi' ötuöixuoia, Ath. X, p. 425 B,
Harpocr. s. T.fJoi'A^: im Allg. aber, auch über das Archontat, Plat-
ner S. 80 fgg.
3) Wie dieses nach Platner S. 68 fgg. namentlich Schömann
ad Isaeuai p. 209. 363 oder Anliqu. p. 207 fgg. und neuerdings
Rieger in Zeitsrhr. f. d. Alterlh. 1853, S. 412 fgg. annehmen, ohne
jedoch — von der persönlichen Ausnahme der dr/fioioir^rci abgesehn
— einen anderen Beweis als das Stillschweigen der Schriftsteller
anführen zu können, worüber ganz richtig schon Meier de gentil.
p. 20- neijue enim quod non coinntemoraiitur tfcutiliuvt tabulne, id
evicerit (jenlilibtis adscriptos non esse ; immo t/tium utra{itie insctipiio
arcte videnlur conjuncta esse, (jens non erat f'ere commemoranda,
nist esset illustris.
4) Poll. ^ 111. 85 : fxK/ftTo 6f ng &('jfio&fTÖiv «VrJxpia«?, fl A&tj-
vitXoi flaiv fxuTf(j(i:&fv (A T(jiyovirt<; . . xnl tl yino).).(ov fOTiv «rioi? nu-
TQWoq xcrl Zfvq ((jxfioq: Tgl. Plat. Euthyd. p. 302, Plut. V. Alcib.
c. 2, Phot. p. 14 Pors. mit Platner S. 88 fgg.
5) Vgl. Demosth. Eubulid. §. 54: nmSLov ovm nf n&vq T^yov flq
Toriq gpp«To(ja?, flq 'AnoXÄoivoc; nurgwoi' rjyov , tlq rrt itkXa l'(ju, und
namentlich §. 67 : ihn (fiidroiJfq , ilrn ^ jlnökXoivoq nnrqwov xnl /lioq
f^xfiov yfvvfjTui, woraus ganz deutlich hervorgeht, dass auch in der
ersteren Stelle der nuTiiojoq vielmehr auf das yivoq oder die nurija
zu beziehen ist ; s. auch Meier 1. 1. p. 28 fg.
6) Darauf geht wohl Philochorus b. Suidas v. yfvvTjTat und o^to-
yi'thtxTfq: ol fx rov uviov xnl nodioii twv T(jKtxoviu yfvwv , worauf
ich in Zeitschr. f. d. Alterlh. 183p, S. 1145 die \ ermuthung gestüzt
hübe, dass der Unterschied der tfioyä/.uxTfq und oityfdtvfq (^ 98,n.t0)
Tielleieht den Gegensatz der eupafridischen und demotischen Ge-
schlechtsgenossen bezeichne; vgl. auch Platner S. 68, Wachsmutb
I, S. 366, Lachmann S. 249, Zel!-t S. 14. Dass dieser Aorzug der
tvyfvnn später höchstens noch bei Priesterthümern Berüchsichtigung
fand (Demosth. Eubulid. §. 40, Xenopb. Symp. Alll. 40), kann
man HelFter (alhen. Gerichtsverf. S. 20 fgg.) unbedenklich einräu-
men; aber gerade wenn selbst dem Geringsten das Archontat zu-
gänglich ward, musste doch schon darum ein .Jeder Anü/.kiOfoq na-
Tfjüjoxi yfvyr^Tnq seyn !
7) Vgl. oben §. 97, n. 13 und über ihren autochthonischen
Charakter Zeitschr. f. d. Alterlh. 1848, S. 318, wodurch Döder-
lein's Phantasien in Philol. Beitr. aus d. Schweiz 1819, S. 7 fgg.
▼on selbst wegfallen.
8) Plut. V. Thes. c. 24 : tvnfiTQiäaiq fifv yivdnxnv rtl &fta xfil
7tUQfj(ftv «(jj^ovme änoöoi'q xnl vönoiv ötdnoxnXoi'q tivui xnl ooiiDv xnl
«pw» tlqyijxüq: Tgl. Böckh C. Inscr. I, p. 513 und m. Gottesd. Al-
tertti. §. 1, n. 12.
9) Vgl. Poll. VIH. 11t : ol d\ qvXoßnnikfiq »5 fvnuTQidMv vvrfq,
ftnXiOTa TÜiy Ufiwv fnrntXovyTo , nvvfdiJfiotTfq fv riü ßumXtiu) rui na(}a
tÖ ßovxoXflov: und 120: to tnl nijfintn(u dixiil^n n/jit röiy nnoxTft*nv
TOM', xuv luoiv ü(f,uvtiq , , ni/otiotrjxiauv dl tovtov loC 6txuoxrjijiov
I. n.l. 4. Ai.n. T
290 Th.F. Der athenische Staat. C.LB. Vor Solon.
(pvloßuaikilq : mit Meier att. Process S. 116, Schubert de Aedil. p.
38—40, Petersen in Danske Widensk. Selsk. Skrifter 1847, S. 81 fgg.
10) Am nQVTdvftov , in dessen Nähe sicJ» auch das von Pollux
genannte ßovxokflov befand, Bekk. Anecdd. p. 449; vgl. Hüllmann
Anfänge S. 252 — 250 und Platner Process i, S. 14 fgg. Soll man
aber mit Meier att. Proc. S. 20, Scheibe in Zeitschr. f. d. Altertb.
1842, S. 207, Zelle S. 21 u. A. den (ephetischen) Gerichtshof bei
dem Prytaneum , den Pollux meint , von einem andern im Prjta-
neum unterscheiden, in welchem vielmehr Prytanen gerichtet hätten?
und sind die ßaniXitc; bei Aiidoc. de Myster. §. 78 und Plut. V, So-
lon. c. 19, wozu man jezt auch wohl ßangabe's Ant. Hellen, n. 259
fügen kann, mit Matthiä Miscell. I. 2, p. 155 als die an die Stelle
der Könige getretenen Archonten oder mit O. Müller Dor. H , S. 114
und z. Aeschvl. Kum. S. 157 als die (fvkoßnaihZq zu betrachten?
Ich kann ein doppeltes Gericht nicht annehmen und die qivkoßuai-
Xfiq nur den späteren nufjfdtjoiq der Archonten entsprechend be-
trachten , die freilich auch deren Functionen selbständig vorstehen
konnten; als Richter aber lasse ich mir vor Einrichtung der Epheten
gern mit Scheibe und Westermann in Verb. d. Leipz. Gesellsch.
d. Wissensch. 1849, S. 153 die 7iQVznvfi.(; xiJtv vavx(j(i^wv gefallen,
die wenigstens grössere Ansprüche darauf haben , als die von F. A.
Baucke de Thesmothetis Atheniensium , Breslau 1844. 8, p. 10 — 18
hereingemengten Thesmotheten, obgleich ich sie eben desshalb nicht
wie MuMer mit den ßaaihlq identificiren kann; s. auch Schömann
im Prooem. lectt. Gryphisw. 1833.
11) Etymol. M. p. 395. 50: EvnurQiSai, ly.akovvxo ol avxo ro
uazv oixoivTfi; xal iifTfyovTtc; ßaaikixov ytvoiii;, rr/v rwv IfQwv fntfifXftuv
notovftfvoi : vgl. oben §. 61, n. 3 und im AUg. Zelle S. 16: »alles
dieses führt dahin , die Eupatriden als die Ersten im Volke , als
Stammhäupter zu denken, die keine organisiite Masse gegen sich
hatten , sondern durch ihre Organisation dieselbe beherrschten und
auf diese Art lange Zeit hindurch jedes selbständige Auftreten des
Volkes binderten.«
12) Wie dieses namentlich aus der oben §. 94, n. 8 und §. 96,
n. 1 berührten Auslegung des Namens Teleonten gefolgert worden
ist; s. insbes. Illgen S. 38 — 44, Lachmann S. 245, und Kutorga in
den Melanges Greco- Romains de l'Acad. de St. Petersbourg 1853,
p. 369 fgg. , der den ganz richtigen Satz , dass später alle Bürger
dieselben Rechte wi' früher die Eupatriden genossen, dahin erklärt,
dass früher nur die Eupatriden IJürger gewesen seien; anders auch
Wachsmuth I, S. 360 fgg., obgleich unklar und wenigstens gegen
die Demiurgen zugleich ungerecht; vgl. Plat. Menex. p. 239 A:
tj/nili; dl xul ol TjfXfTfooi, fiiüq nT}T(joq TifivTfc; ddfXcf.oi q>iivTf<;, ovf. f/Jtoi/-
ftiv doikoi ovdf dfanoTui iiXk/jkiov livui , uk)J 7] iaoyovLa Tjftüc; ?) x«t«
gitiatv laoi'o/iiav (ivuyxaL.n^ L,r]rilv x. T. A.
13) Thkuxui, ol /na&ü) äoi'kfvovtfq • intl ro nfkuq fyyvQ, otov t'yyi-
nrtt 6tu rtfviuv TiQooiövrfq , ^Ai_ii.aTo%fk7]q, Phot. p. 407 Pors. , vgl.
Wachsmuth I, S. 811 und mehr oben §. 60, n. 5, auch Ammon.
diff. vocab. p. 111: nfkuaxijq o n^ooqa'ly worin das Wahre zu liegen
scheint, dass diese Leute zwar nicht als Landes- aber als (ie-
meindefremde oder Hintersassen galten , ohne dass man jedoch
darum mit Kutorga a. a. O. S. 3'J() fgg. für ihr Verhältniss den
Ausdruck fthoi.>ioi anzuwenden brauchte.
§.101. Ende des Königtimms. 291
14) Vgl. Privatalt. §. 12, n. 14 und Etymol. M. p. 452: ^i'^Ttg
ot n(v7]Tf(; ol fnt oi'vrdlfoi- nni yal inl fita&ol dov/.H'oyTtq. Wenn sie
Wacbsmuth . sesshafte Landbauer«, oder Grote III, p. 125 eul-
tivating tenants , metayers und stnall proprietors of the country
nennt, so gilt das jedenfalls nur zufällig und theilweise; ungleich
richtiger Hüllmann üenkwürd. S. 4 fgg.
15) Oder auch nur um Kost, fmoiTiot, Plat. Republ. IV, p.
420 A, wie es sich vor Erfindung gemünzten Geldes ohnehin von
selbst verstand; vgl. Nitzsch z. Odyss. III. 425, dessen Bemerkung
über die Handwerker eben sowohl auf die &-r/rf(; passt ; denn dass
auch diese nicht einem Herren leibeigen waren , sagt er selbst z.
IV. 644 und bestätigt Aristöt. Folitic. HI. 3. 3: ol 6f xo^rij (Aa-
Tof^yoi'VTf^) ßävaiiooi xal &7jXf(;,
16) Phot. p. 407: niXÜTtti, ol nnQu rotq nlrjolov fQyn^öfifvoi: xul
&T}rt(; ol aikol xal fxT7jno(}iot ; vgl. Poll. IV. 165: h.irjfioQioi 6^ ol
ntkÜTui nuQu Tor? 'ATTixot(;, woraus Lachmann's Irrtbum hervorgeht,
der fxrrjfiÖQioi als Geomoren und &^Tfi; oder nikuTui als Demiurgen
trennt; besser Tittmann S. 581 und Hülimann Urspr. S. 39. Ob
sie den sechsten Theil des Ertrags behielten oder abgaben , scheint
schon im Aiterthume zweifelhaft gewesen zu seyn, und noch Böckh
Staatsb. I, S. 643 entscheidet sich mit Schömann Com. Ath. p. 302
oder Antiqu. p, 199 für ersteres , insbes. nach Eustath. ad Odyss.
XIX. 28: »7 fJtoQTjj 10 i'xrov (fuol nf(ioc; Tä5v xuqtiöjv , f/ ididoTO Tof?
fxrrifio{)ioiq , wq (v üvwvvfuoj xfVrai, kf^ixtü ^r/Tooixoj : ich kann aber
fortwährend fvgl. Privatalt. §. 66, n. 7) nach Isoer. Areop. §. 32
nur das Gegentheil annehmen, das auch die meisten und unzwei-
deutigsten Zeugen für sich hat, vgl. Plut. V. Solon. c. 13: fyfO)Q-
yol'v fxfivoiq fxra röiv yivofiho)* rikovmq , fxTT]ncQioi nüonnyo{>i\<nnfvoi
xal &IJTfq , Hesych. 8. t. fni/xoQToi und mehr bei Ruhnk. ad Schol.
PUt. Euthyphr. p. 256 und Herald. Rer. judic. auct. II. 24. 9.
§. 101.
Was inzwischen zunächst den Uebergang des atheni-
schen Könlgthums in Aristokratie betrifft, so berichtet
die Sage schon unter Theseus glückliche Angriffe auf die
königliche Macht. Menestheus, Peteos Sohn i), den Homer
den Athenern vor Troja zum Führer gibt, soll mit Hülfe
der TyndaridcM 2) Theseus entthront haben, der dann in
Scyru5 beim Könige Lykomedes seinen Tod findet ').
Erst sein Sohn Demophon gelangt wieder zur Regie-
rung'^); ihm folgt Oxyntas, diesem Aphidas , dessen
Bruder Thymaetas ^) dann der lezte in der Reihe der
Thesiden ist ^), Um diese Zeit fallen die grossen Völ-
kerzüge, durch welche Bbeolien sowohl als der Pelopon-
nes ihre Beherrscher wechselten , und so traf es sich,
dass Melauthus, ein Nachkomme Nestor's , aus Pylus
T2
292 TA. r. Der athenische Staat. C. I. B. For Solon.
fliehend , gerade zu derselben Zeit in Attika anlangte,
wo dieses sich mit den neu angekommenen Boeoticru in
Gränzstreitigkeiten befand ''). Zum Lohne des glückli-
ehen Zweikampfs mit dem boeotischen Könige Xanthus,
den Thyoaetas verweigert hatte, soll ]Me!anthus darauf
die Königswürde empfangen haben ^) , die er auch auf
seinen Sohn Kodrus vererbte; ein Bericht, dessen That-
sächlicbkeit wir um so weniger bezweifeln dürfen , als
wir auch sonst die Aufnahme flüchtiger Adelsgeschlech-
ter in's attische Bürgerrecht bestätigt finden ^) , wenn
gleich die mangelnde Autochthonie zwischen diesen und
den Eupatrideu stets eine Kluft ofi'en hielt ^^). Endlich
gewährte nach Kodrus Tode ^^) der Thronstreit seiner
Söhne den lezteren die Gelegenheit zum gänzlichen Sturze
der Königsgewalt ^2) ; Neleus und seine Brüder gingen,
über Modon's Vorzug erbittert, an der Spitze der lonier
nach Asien ^ Medon ^^) und seine Nachkommen aber be-
hielten die Regierung nur als verantwortliche oberste
Beamte der Aristokratie ^*).
1) Plut. TLes. C. 31 : fv äe TW ygovu roi'rco Mfvia&ivq o UfTtüt,
Toii 0<jv*fu? , Tov H(}fx&f'»^, Tnjonoq 0)q giaoiv u*&{)(o:iwv fmdffifioq Ttü
Sfjf^nyojyflv ('Vgl. Spengel Artt. scriptt. p. 8) xul Tnjog x'H"^ "X^-<;>
öiu^fyfo&itt , roi'C rt dwuToi'n; owiorrj x, t. k. Mehr bei Meursius
Thes. c 29 und Bergk in Zeitscbr. f. d. Alterlh. 18U, S. 934.
Sind aber auch hier uoch Cuitusgegensätze sicblLar? Jahn archäol.
Aufl. S. 19i.
2^ Plut. c. 32, Aelian. V. Hist. IV. 51, Paus, I. 17. 6; vgl.
Müller Dorier I, S. 339.
3) Diodor. IV. 62 : Qrjaivq d* fifTu Tavru xaraOTaonta&flq xnl
<fivyu)ii fx TJj<; naxfjiäoq fTil rfjq ^fvtjq fzdtvxtjaiv : vgl. Plut. \ . Ciuion.
c. 8 und Scbol. Aristopb. Plut. 627 : und y«\) to ;j'«^ta«o<9at ri]v
ä>]nox(juTiav xoT; ^Or/valoiq tov QrjOfa yti'xoi; it? oi'xo(f.afi ^aiiq taoir/-
a(v fJoOT(j«xtfl(<9^yat TOV jy^w» ■ o df na^/nyfv'ftffog (Iq 2xV(tor 6it/yfv
na{iu Avxof^TjSn toü dwumr] r^q tr/ooi', o? L^r/Xorvnt^ouq ufutgit ui'xov
öoi.<i)'. auch Heracl. Pol. 1 und Suidas s. r<()^7 Sxt'qia.
4) Mnursius reg. Ath. IM. 5 fgg. Nach Straho VI. 1. 10 häite
Mene8theus Scyllelium in Grossgriechenland gegründet.
5) Oder Thymoetas , obgleich Scbol. Arisloph. Vesp. 1138 nur
die erstere Form billigt; 8. Ross Deuten S. 72 fg.
6) Vgl. H. L. Schurzflrisch F.xpl. gravissimae quaestionis, utrum
ebronologia regum et archonlum Ath. Kusebiana an Arundeliana sit
praeferenda, Wiltenb. 1705. 4, mit Böckh C. Inscr. Il.p. 331— 334
und C. Müller Chronol. fragm. p. 141.
7) Um Oenoe (Müller Dorier 1, S. 239) und Pauakton; vgl.
§. 102. Verfassung der Aristokratie. 293
ScLol. Plat. Tim. p. 21 A, Conon b. Pbot. BIbl. 186 §.39 und die
Lexikot>rnplien s.v. \^-iinor(jui , we4cbes Fest durch eine tauscbende
Etymologie auf diesen Kampf bezogen worden ist, vgl. Corsin. Fast.
Alt. II, p. 30Ü, Wtlelser Naebtr. z, Trilog. S. 200 fgg. und m.
Gottesd. Altertb. §. 5ö, n. 28.
8) Nach Paus. IX. 5. 16 sein Vater Andropompus, nach Aristot.
Politic. V. 8. 5 erst Kodrus ; doch s. Stiab. IX. 1.7. Paus. 11. 18. 7,
und im Allg. Her. V. 65 mit Larcher T. VII, p. 294 fgg.
9) Xenopb. M. Socr. IM. 5. 12: noXXol d* i'ntö minrrövojv vfigt-
^onfvoi nartcpx'yov 7i(jöc,- «i'to»'?: Vgl. Tbucyd. I. 2 und Aristid. Panaih.
p. 173 Dind. — Gepbyräer, s. oben §. 15, n. 16 und andere Bei-
spiele bei Piatner Beitr. S. 22 und Westermann publ. Atb. bonor.
p, 3 1 ; auch Scbömann Antiqu. p. Ifi2 und Zeitsf"br. f. d. Altertb.
1843, S. 593, insbes. über die Aeantiden Pbilaens und Eurysaces,
vgl. Plut. Solon. c. 10 und Meier de gentil. p. 52.
10) Selbst für das dem königlichen engverwandte Geschlecht
der Alkmäoniden ; s. im Allg. Bückh ad Pindar. p. 300 und Vischer
über die Stellung der Alkmäoniden in Atiien , Basel 1847. 4; hier
aber insbes. Isoer. de bigis §. 25 mit ZeilsiBr. f. d. Altertb. 1848,
S. 318, und den Gegensatz der ßaailnn xGtv üil t':tfgf)(övT(i)v 6iu ro
uvro)(d-ovai; tlvitt vor Tbeseus mit der Wahl fx nQox^jiroiv xur' uv-
SQuyu&iav adv. Neacram §. 74. 75.
11) S. Lycurg. c. Leoer. §. 84 fgg. mit IVleursius 1. 1. c. II —
15 und Ruhnken. ad Vell. Paterc l. 2.
12) .luslin. II. 7: post Codrum nemo regnavit j^thenis , ijuod
memoriae ejus tributum est. Zfvq ßaoikfvql Schol. Aristoph. Nub. 2 ;
vgl. vielmehr oben §. 56, n. 9 fgg. mit Dahlmann Politik I, S. 175:
• mit der Macht über Regierungsrechte zu entscheiden wird die
Macht selbst übertiajjen «; über das Thatsächliche aber Paus. VII.
2 — 4 und mehr bei Clinton Fast. Hell. I, p. 112 fgg.
13) Nicht Mentor, wie Zenob. Prov. IV. 3, p, 84.
14) Paus. IV. 5. 10: TOI»? yaQ nno MfXfxv&ov, HuXovtihovq d<
MtSovridat; , x«t ugyuc; fifv aqiiLXovro o ör^/ioq t^? fJoi'Oi«? ro noXv
xni uvil ßaaikfiaq fAftinrrjaav tlq ilgyfjv i'nfv&iivov , iimigo* dJ xal
nQo&fOfiiav frö)v ijfxft tnoitjouv uihoti. Seit wann durch Wajil? B3ckl|
Staatsh. I, S. 659.
§. 102.
Der König;snamc selbst ging in den eines Archonten
über ^) ^ übrigens blieb diesem, wie es scheint, der alte
Gcscbäftskreis ungesclimälert , und seine Würde lebens-
länglich 2)- erst im J. 752 ward ihre Dauer auf zehn
Jahre eingeschränkt'); dann 713 das ausschliessliche Vor-
recht der IVledontiden aufgehoben ''^) und der Zugang zum
Archontate allen Eupatriden eröffnet 5) ^ endlich 683 die
Geschäfte desselben unter neun jährlich wechselnde Ar-
chonten ^) gespalten. Hiermit war die Aristokratie ausser-
294 Th.F. Der athenische Staat. C.I.B. For Solan.
lieh vollendet^ die Satzungen''), welche iiin's J.620^) durch
Drakon als Richtschnur für die Rechtspflege der Archon-
ten aufgestellt wurden ^) , änderten nichts au der beste*
henden Staatsform ^°) 5 nur scheint seine Gesetzgebung,
insofern sie durch schriftliche Bestimmungen der rich-
terlicheu Willkür ^^) ein Ziel sezte, die Errichtung eines
Appellationsgerichtes zur Folge gehabt zu haben, als wel-
ches wir die nach dsu sichersten Nachrichten von ihm
herrührenden Epheten ^2) durch die Etymologie und die
Zeugnisse des Alterthums selbst zu betrachten berech-
tigt sind ^5), wenn gleich die späteren Staatsveränderun-
gen den Geschäftskreis dieser Behörde auf einen ungleich
geringeren Umfang beschränkten. Auf welche sonstige
Art aber die regierenden Familien in dieser Zeit ihre
Hoheitsrechte ausübten , lässt sich aus den dürftigen
und widersprechenden Nachrichten , welche wir bei Ge-
legenheit des cylonischen Aufstandes erhalten , nur sehr
unvollkommen entnehmen '^'^). Wir hören von Vorstehern
der Naukrarien , in deren Händen die Administrativge-
walt gelegen zu haben scheint ^^j^ und die auf keinen Fall
mit den neun Archonten verwechselt werden dürfen, so
hoch auch diese als Erben der königlichen Macht fort-
während gestanden haben mögen ^^)5 als oberste Staats-
behörde aber werden die Dreihundert betrachtet werden
können , die über die gefangenen Empörer richteten *^)
und sich zu solcher Ausübung der aristokratischen Sou-
verainetät auch auf dem Areshügel versammelt haben
können '^), ohne desshalb mit dem späteren areopagiti-
schen Rathe in näherer Beziehung zu stehen.
1) S. oben §. 56, n, 16 und im Allg. Meursius de Archontibus
Athenlensium , Lugd. B. 1622. 4 und Bernard de Archontibus
p. 22 %g.
2) Daher sie auch noch zuweilen j9aatAfrs heissen. Paus. 1.3.2:
fl 6i ßoi ytvKtXoyilv iJQioxf , xui roi<<; (ino Mih'tvOov ßnaiXno(ivrn(; i^
KXHihxov Tov Alnt/niiiuv «v (lnrji3t,0 nrjOttixrjv; vgl. Plat. Meuex. p. 238 C
und mehr bei Periz. ad Aelian. V. 13 und Böckh C. Inscr. II, p. 316.
3) Ol. VII. 1; vgl. Dionys. Hai. i. 71 mit Larcher Herodote
Vll, p. 300 fgg. und Clinton Fast. Hell. 1, y. 156; über abwei
chende Rechnungen Müller Chronol. fragm. p. 142. — Dass Justin
U. 7 die Mittelstufen überspringt, berechtigt nicht mit HüUraann
§. 102. f^erfassung der Aristokratie. 295
Anf. S. 267 (gg. und delpb. Orakel S. 115 unhaltbare Hypotbeseu
an die Stelle der urkundlicLen iNachricbten zu setzen.
4) Vgl. Heracl. Pol. 1 : uno di JCoJ^iJwv ovxfTi ßumXfXq t^qovvto
diu 10 6oy.tZv r(Ji'q>(~v xai fiaXuxovq yfyovhrti; mit Schneidewin p. 35
und Leulscb ad Paroemiogr. I, p. 214 und 11, p. 606 s. dofßfOTf-
^oq'Inno/Afvovq und nü&og HoQT^q: zur Zeitbestimmung Scbeibel 'OX}>fiTi,
uvayg. p. 7.
5) Syncell. p. 169: jjQf&Tjnav f| tvnuTQidöjv, wogegen Lacbmann
S. 255 ganz baltlose Unterscheidungen vorbringt.
6) S. Bernard p. 30 fgg. und mehr unten §. 138. Die Zeit
nach Clinton I, p. 182 und Böckh C. Inscr. !1 , p. 307. Larcber
sur l'arcbontat de Creon in M. de TA. d. Inscr. XLVI, p. 51 fgg.
sezl sie Ol. XXIV. 1 = 684; noch einige Jahre früher Paus. IV. 15.
coli. c. 5 u. 16; vgl. Corsini I, p. 6 — 11 und Scbeibel p. 12.
7) Qfonol, Aelian. V. Hist. VIII. 10; vgl. Andoc. de Myster.
§. 83 mit Ktyraol. M. p. 448 : &toßov yit^ ttvui lov .^gunovroq, voftov
df rov 2^ö/.o)roq , und mehr bei Men.igc ad Diogen. L. I. 53, der
übrigens jenen älteren Ausdruck selbst bei Solon nachweist.
8) Ol. XL. ! nach dem armen. Eusebius, wodurch die frühere
Annahme Ol. XXXIX. 1 =: 624 modificirt wird; doch gehen die
Alten selbst noch weiter auseinander; vgl. Bentieji Opuscc. p. 339
mit C. Müller p. 143 und Scheibel p. 23. Jabresarebon ist Drakon
selbst, Pausan. IX. 36. 8.
9) Vgl. Pand. Prateji jurisprudentia vetus Draconis et Solonis,
Lugd. 1559.8; D.F.Jani de Dracone, Lips. 1707. 4; Gundlingi.nna
(Halle 1727. 8) XXXIX, p. 326 — 367; und ra. Abb. de Dracone
le^umlatore Attico im Ind. lect. Gott. hib. 1849 — 50.
10) Aristot. Politic. 11. 9. 9; /^/^«xoj'Toc öf voßoi /utv ilai, noii-
Tila ö( i'nuQ/oi'o?^ Toj'? yoftovq V&r/y.fv: s, Plat. Legg. IV, p. 714 C,
11) S. Bekk. Anecdd. p. 449. 23: uQ/ovxfq ol Iwia &iano&irai.
«1 , (iQXb)v , ßuailfvq, TioXf/^UQ^oq : xal tiqo ftfv twv 2ök())voq röfiwv ovx
f^tjv uurolq ufia dixül^fiv . . . xvQici rt ijouv woTf ruq dUuq uvToxfXilq
noifio&ai: vgl. Hesych. I, p. 630; ui'rorfhjq öLxjj, ucp' fjq /</} ioTiv
{(fihun auch Zonaras I, p. 345 und Tittmann S. 236. 257. 351.
12) Poll. VIII, 125: f(fhut. rov /aiv uQi&fiov tlq xal ntvT^xovra,
J^uxwv d uvToiq y.aTiarrjOtv uQiarivdrjy aiQi&fvTuq: vgl. Phot. p. 41
Pors. und Suidas : icfirai, üvö^fq vjtfg nivTi^xovra \xt] yfyovi'riq xal
<'n)iortt ßfßto)x*vat rnölrj^uv Ixovxfq, und mehr im Allg. bei .1. T. Krebs
Opuscc. Lips. 1778. 8, p. 1 — 42, H. F. Hayemann de origine ephe-
tarum et eorum juJiciis, Lovan. 1823. 8, F. C.Petersen om Ephe-
terne og deres Dikasterier i Athen in Danske Vidensk. Selskabs
Skrifter 1847. 4. Die achtzig Epheten bei Suidas, welche Wachs-
muth und Lachmann auf die Zeiten vor Hlisthcncs bezogen haben,
stellen sich nach Pholius als Schreibfehler heraus (rr' oVr?? für nfQi-
lövifq /dixui^ov), vgl. O.Müller z. Aescbyl. Eum. S. 151; eher könnte
man i.iit dems. S. 160 statt der spateren 31 (Deniostb. Macart. §. 57)
wie bei den [Naukrarien fjüiier 48 annehmen , auch wenn sie nicht
nach Droysen in Schmidt's Zeitschr. >III, S. 332 selbst mit den
IVaukraren eins gewesen seyn sollten.
13) Pollux: (Soxovai, 6' üro/näo&iii, ort 7H»ot»()ov tov ßnailfoiq xovq
»71 lixoi'niü) i/<iro/ x(>irnii,^vnitq f^fxdl^ovroc, » /fjifotwv n'iiifdoixf loTq i(fi-
xaiq tTjt K{)Lat,v tipiaifiov ino rov ßaotXimt noiov^ivoi: Tgl. de jure
296 Th.V. Der athenische Staut. C. I. B. For Solan.
magistr. p. 62 fg. und de Dracone p. 13 — 18, auch Petersen p. 7
— 12, vro zugleich gegen E. G. Weber ad Demostb. Arislocr. p. 269
das Nötbige bemerkt ist. Die sprachliche Zulässigkeit der — doch
•wabrscbeiiilica aus Aristoteles geschöpften — Erklärung des Onoma-
slikers glaube ich a. a. O. genügend bewiesen zu haben , und ihr
Sinn wiederholt sich, wenn gleich ungeschickt ausgedrückt, bei
Harpocr. p. 119 und Photius : ort i'qiiniq nag' nvTÖiv ov dvvurui il^
uk'/.o dtx(i.nrr]{)t.ov ytvfo&ut , ToJ'ZfOTiv fxxAT^Toe; die activische Ausle-
gung von Buttniann (ausC. griech. Sprachl. II, S. 326) und Müller
(Eum. S. 154) würde dagegen höchstens dann passen, wenn man
das hphetengericht mit lezterem (Proleg. z. Mytbol. S. 424) und
Platner (Process und Klagen S. 27) schon vor Urakon sezte , wozu
aber die Fabel von Demophon bei Harpocr. p. 119 noch nicht be-
rechtigt; und Lachmann S. 273 kann dieselbe gar nur aus den FäU
len ableiten, wo er selbst die Epheten nicht für competenl hält!
14) A'ermuthungen mnnnicbfacher Art s. darüber bei Tittmann
S. 351, Müller Dor. II, S. 137—140, Meier att. Process S. 12—22,
Klausen in Zeitschr. f. d. Alterth. 18.34 , S. 335 und Scheibe das.
1842, S. 207, Lachmann S. 253-274, Schömann Antiqu. p. 170—
173, Hüllmann griech. Denkwürd. S. 75, Wachsuiuth I, S. 433 —
437, Drojsen a. a, O. S. 326 — 336, Westermann Leipz. GeseliscL.
Verhandl. 1849, S. 153, Zelle Verf.gesch. S. 27 u.s.w.
15) Her. V, 71: ol ngiiTuvieq tojv vuvxqoiqojv , o'tTifQ l'vffiov toti
To? 'u4&)]va<;: vgl. Bergk in N. Jahrb. LXV, S. 3^7, womit das was
oben §. 100, not. 10 über ihre richterliche Eigenschaft vermuthet
ist, wenigstens nicht im Widerspruche steht; vgl. §. 53, n. 8.
16) Thucyd. I. 126: tot* 6i tu noXla twv nohTixüv ol ivvfa
uQxovxfg }'n.()aooov: quae res, sagt Bernard p. 36, in causa fuif , «I
Harpocratio (p. 204) et Siiidas (II, p. 599) novem Archontes illo
tempore Prytanes Naucraroriim appellalos fitis.se putarent , ohne
dass man jedoch mit Lachmann S. 266, Baucke de Thesmoth. p. 13,
Hulleman in Mise, philol. Amst. III, p. 19 sich diese Verwechselung
aneignen dürfte.
17) T(ji(cxoaio>v oQiorivÖTjv 6txui^öiT0Jv , Plut. V. Sol. c. 12, also
wie später Isagoras (Her. V. 72) der demokratischen ßovXij einen
aristokratischen Bath von Dreihundert entgegensezte ; vgl. Müller
Dorier II, S. 80.
18) So scheint es wenigstens nach Schol. Aristoph. Equit. 445 i
ol öi'y)!OTnxA*tOiL^*vTf? TW Kl Xojvt. iv ttj fixponokn ilg tj^v xyioiv xari-
ßtjoav fv 'A^floi auYO): doch erscheint hier der Areshügel lediglich
als GerirhIstätle , und in geringeren Fällen mögen auch hier wie
an den übrigen nur Ausschüsse des Eupatridenrathes , gleich den
consiliis der Kömer , die Blutgerichtsbarkeit verwallet haben , vgl.
Rubino Unters, über röm. (lesch. S. 474. Geht aber darauf Schol.
Aesch. Eumen. 743: o d(ji&fiv<; röiv ^AQuonuyixöiv X. xul »??? Droy-
sen a. a. O. S. 325 fgg. und unten §. 109, n. 2.
§. 103.
Was den cylonisclien Aufstand selbst betrifft *) , so
unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass er als eine Wir-
kung der blutigen Strenge 2) belracbtct werden kann, mit
§.103. Drahon^ s Gesetzen, der eylonische Aufstand. 297
welchen die drakonische Gesetzgebung das Bestehende
zu schützen und das Verlangen des Volkes nach ge-
schriebenen Rechten zur Zügelung des erwachenden Frei-
heitstrebens selbst zu benutzen gesucht hatte 5) 5 doch
scheint das Bedürfniss eines gesicherten Bechtszustandes
im Allgemeinen das üebergewicht über die Hoffnungen
behalten zu haben, welche Cylon's Ehrgeiz auf die durch
jene Strenge erregte Unzufriedenheit gebaut haben moch-
te *). Auch findet es sich im Einzelnen nicht bestätigt,
dass Drakou alle Vergehen mit derselben und schwersten
Strafe belegt habe^ jedenfalls kannte sein Gesetzbuch
auch Geldbussen ^) und Atimien ^), und selbst seine un-
verhältnissmässigen Härten waren mehr in den herrschen-
den Principien seiner Zeit als in persönlicher Maasslo-
sigkeit begründet^) 5 so dass sie bei steigender Humanität
von selbst verschwinden mussteu, während Cylon's Nie-
derlage dem Staate die Prüfungen einer gesetzlosen Ty-
rannenherrschaft ersparte ^). Nur der Aristokratie sollte
auch ihr Sieg nicht mehr auf die Dauer zu Statten kom-
men : die Treulosigkeit, die denselben begleitete, konnte
ihren Sturz nur beschleunigen, und was menschliche
Gewalt nicht vermocht hatte, gelang den religiösen Bück-
sichten , die ihr Frevel gegen die Ueberwundenen ver-
lezte'^): fluchbelastet mussteu ihre Häupter die Alkmäoniden
auf Solon's Antrag Athen verlassen , und Epimenides aus
Kreta, welchen man die Stadt zu sühnen einlud, bahnte
zugleich durch manche beilsame Maassregel der soloni-
schen Gesetzgebung den Weg ^^).
1) Vgl. Meier Bon. damnat. p. 4, Welclter ad Theogn. p. x,
Zelle Verf.geseh. S. 33. — Die Zeit bestimmt man gewöhnlieh
mit Corsini III, p. 04 auf Ol. XLII. 1 = 012; Clinton I, p. 212
geht noch weiter zurück , während Böckh 518 annimmt; dagegen
aber spricht doch wohl itt noXkov Plut. V. Solon. c. 12.
2) Aristot. Politic. II. 9. 9: l'rfto» 6' iv roZq vöftoic oidfv Iftriv
o Tt xnl ftvtiuq altov , TikTjv tj xnkfloTT^q äiit to t^? t^/UtV«? fifyt&oq:
vgl. Rbetor. II. 23. 9, Flut. V. Solon. c. 17, Gell. N. Att. XI. 18.
3) Vgl. de jure magistr. p.61, und mehr bei Pastoret Hist de
la Icgisl. VI, p. 155 — 2l)3 und Büttner Gesch. d. poiit. Helarien
in Athen, Lpz. 1840. 8, S. 0.
4) ürLer ist auch sein Käme keinesivegs verLasst, vgl. Demosth.
Th.r. Der athenische Staat. C.I.B. For Solon.
Tiniocr. §. 211, Aeschio. Timarch. §. 6, und noch später Lucian.
Calumii. C. 8 : ol UQiaxot xüv rofio&fxwv, olov o ^oXtov xiii o ^(juxwv,
Max. Tyr, IX. i : ol jd()<'xovroq of/^vol vöfioi u.a. w. Ueber s. Tod
belichten sonderbar Hesyeh. Illustr. p. 18 Oreli und Suidas f, p.
626: tJil vo/j-o&focuic; fvipr/fiovfttfog ?';io rZv AlyivijXÖJv (III, p. t02
AQrjvuiiavl) iv tw &taT(j<u funiQitpävTWV uvtÜ ITli TJJv xtcfuXiijv nfzu-
ooiiq niiiovrtq xal ;^iT(iüva? uTifnviyn !
5) PoU. IX. 61: xal fxrjv xdv rolq /t^üxovroq vö/ioig iaxiv unoxlr'
vnv ilxoaußoiov,
6) Wenigstens nacb dems. VIII. 42: xyq 6t uQyiuq Inl fifv J(jd-
xovTot; axiftLu tj» xo xiiJirjfiu, Anders freilich Lex. rhetor. Dobr. p.
665; doch gibt ein zweites Beispiel die Sanction bei Demosth. Ari-
stoer. §. 62.
7) Lycurg. Leocrat. §. 65: ol yuQ uQ^f^^oi' vofio&ixui ov rü ftlv
fxuxov xaXavxu xXf\puvri &(tvuxov J't«|«v, xiö d\ dfxa dQa)(/inq tXaxxov
iTiixifitov . . . aXX o/uoiwg fiil nüot- xal roiq tXrt}(lnxot(; na^iavoiunfiuai
&uvaxov ojQiOav uvai xrjv i^rfftiftv , was Wacbsmuth II, S. 143 keines-
wegs auf Drakon allein beschränken durfte; vgl. oben §. 89, n. 14
und Privatalt. §. 72, n. 10, selbst Selon bei Charis. p. 246, t/ui
lege cavil ut vitia transcenderent auctoris yoenae ; vgl. Privatalt.
§. 62, n. 9 und im Allg. Plat. Legg. XII, p. 94! D, über Drakon
insbes. aber Wacbsmuth II, S. 293 und Grote III, p. 102: himself
of curse an Eupatrid , he set f'orth in writintf such ordinauces as
the Eupatrid archons had before been accustomed to enforce without
wrilintf . . . «»irf the general spirit of penal legislatioii had becotne
so niuch milder during the two centuries who f'oUowed, that ihese
old ordinances appeared to j4ristotle intolerably rigorous etc.
8) Thucyd. I. 126: (Ki'iXwv) xuxfXaße xrjv u»{iÜ7ioXi.v w? inl xv-
gavvldi,: vgl. Plass Tyrannis I, S. 181.
9)"^yoc, vgl. d. Erkl. z. Thuc. 1. 1. und Paus. 1. 28. 1 mit
Ross Pnyx S. 20, auch VII. 25. 1 und mehr im Allg. bei E.v. Bock
die kyloniscLe Blutschuld und ihre Folgen , Augsburg 1852. 8.
10) S. Plut. V. Selon, c. 12, Cic. de Leg. 11. 11, Diog. L. I.
110, und dazu Chr. God. Grabener de Kpimenide Athenarum lu-
stratore , Misn. 1742. 4, Heinrich Epimenides, Lpz. 1801. 8, S. 77
— 118, Koeck Kreta III, S 257, freilich auch Schläger de Athenien-
sibus civitalem suam sanguine bumano lustrantibus, Heluist. 1739. 4,
vgl. Ath. XIII. 78, wogegen Grote IM, p. 112 fgg. vergebens an-
kämpft.
§. 104.
Unter diesen Umständen traten dann frelHcIi auch
Drakon's meiste Gesetze bald ausser Kraft *) 5 nur die
üijcr Tödtungen^), nebst den Ephetcn, insofern sie da-
mit zusammenhingen ^), behielten um so mehr ihre Gül-
tigkeit, als Drahon selbst hier nur uralte durch Religion
lind Gewohnheit geheiligte Rechte aufgezeichnet hatte ''^),
welchen dcsshalb auch später unter allen ^ eränderungcn
das eigenthUmliche Gepräge ihrer Eutstehuugszeit unan-
§. 104. Das alte Blutrecht und die Ephelen. 2'-j9
getastet verblieb. So beschränkte sich das Recht und
die Pflicht, einen Todtschläger gerichtlich zu vorfolgen,
fortwährend auf des Getödteteu nähere Angehörige 5),
u&d fiel weg, wenn der Kläger auf seine Rache verzich-
tet oder der Getödtete selbst vor seinem Ende dem Mör-
der verziehen hatte ^) ^ während denselben auch gegen
Fremde, die ihre Verfolgungen nicht erreichen konnten,
die Aushebung von Geissein an ihrer Stelle gesetzlich
gestattet war 7). Den Mörder traf Todesstrafe ») , deren
Vollziehung der Kläger beiwohnen durfte 9) ^ entschieden
dap-egen die Epheten am Palladium 1°) , dass der Mord
ohne Vorbedacht geschehen sey, so musste der Thäter
auf einem bestimmten Wege das Land verlassen und so
lange meiden, bis er von den Verwandten des Getödte-
ten die Erlaubniss zur Rückkehr erlangte 'i)j beging er
in dieser Zeit einen zweiten Mord, so war eine eigene
Gerichtstätte an der Küste bestimmt ^2), wo er, in einem
Kahne stehend, ohne das Land zu betreten, von den
Epheten vernommen werden konnte. Ehebrecher und
dgl. 13) hatte Drakon auf handhafter That ungestraft zu
tödten gestattet, auch für sonstige Nothwehr i'^) die ge-
eigneten Vorkehrungen getioffen, um deu Betheillgten
nicht bloss der Strafe, sondern auch der Reinigungsge-
bräuchc zu enthebec ^% welchen der unvorsätzliche Todt-
schläger unterlag ^^) ; über alle Fälle dieser Art sassen
die Epheten am Delphinium zu Gericht i^)^ eine vierte
Gerichtstätte derselben, das Prytaneum, war für solche
Fälle vorbehalten, wo leblose Gegenstände den gewalt-
samen Tod eines Menschen veranlasst hatten, welche
dacn einem eigenen Gesetze zufolge förmlich über die
Gränze geschafft werden mussten >8).
1) Gell. N. A. XI. 18: ejus iijititr leges , quia videbanlur im-
pendio acerbiores, non deereto jussoque , sed tacito Ulileratoquc
Atheniensium cnnsensu obliteralae sunt. Das Bruchstuck bei Ran-
gabe Ant. Hellen, n. 259 betraf wohl <foy,Ad.
2) Ta »o..).«, Plut.V. Solon. c. 17; vgl. Aelian. V. Hist. VIII.
10 und mehr bei Meurs. Tl.em. Attic. 1.15-20, Petit. Legg. Attic.
VII. 1, p. 605 — 630, Hefller ath. deriebtsv. S. 133— 14(), W acbs-
mnlb II, S. 215 und de poena capitis, Lips. 1839. 4, p. 8 fgg.
300 Th. F. Der athenische Staat. C. I. B. Vor Solon.
Hauptqueile für das geltende Recht der classUckcn Zeit ist Dcmosth.
Aristocr. §. 22 — 61 , wozu d. i^lrläuteiungscbrift von J. 1). de Rie-
mer, Roterd. 1833. 8; ob auch mit solonischem untermischt, unter-
sucht schon Salnins. de modo usur. p. 766 und Herald. Animadv.
IV. 5. 8, dann neuerdings Schelling de Solonis legibus p. 62 fgg.
und Funkhiinel in N. Jahrbb. XXXV, S. 408 fgg , zur Vergleichuug
aber dient auch Plat. Ltgg. IX, p. 864 — 879; vgl. m. Abb. de ve-
stigiis inst. vett. Marb. 1836. 4, p- 44 fgg. und IMatner in ZeitscLr.
f. d. Alterlh. 1844, N. 85.
3) Leber die Epheten im späteren attischen Processe s. Matthiä
Miseell. phiiol. I, S. 149 — 158, Hüllmann Staatsr. d. Allerth. S.
388 — 391, Müller z. Aesch. Eumen. S. 151 — 157, Petersen a. a. O.
S. 17 — 5.i und fiO — 85; über ihre Gerichtstätten (Jixaor^'f)/«) das
Nähere bei Demosth. Arislocr. §. 71 fgg. mit Aristot. Politic. IV.
13. 2, Paus. I. 28. 9 — 12, Aelian. V. Hist. V, 15, PoU. VIII.
118-120.
4) AntipLo de choreut. §. 2 t i'Tirtgyn fttv yog nvroiq ftQ/ntornToiq
llvni, fv r^ yi] Tuvjr/ , tnuxu toI'C hi toj'c ufl nnjl rwv ui ro)t: vgl. de
▼enef. §. 3, de caede Herod. §. 14, auch Isoer. Paueg, §. 40-. oi
yd(j fv ''^xfj nffjl Twv qioviKMv iyxnkfnnvTn; . . fv roTq vofioiq Tut? rftt-
TfQoK; Tuq xQiofiQ fnoiTjnici'To , mit Wachsmulh II, S. 118 fgg. und
Müller z. Aesch. Kumen. S. 126 fgg. Daher eigene Rechtsdeuter,
f^Tjy/jTiii, s. Plat. Fulhypbr. p. 4 mit Meier Bon. damnat. p. vii,
HeflFter S. 109, und was ich «>onst Gottesd. Alterlh. §. I, n. 12 ci-
tirt habe , hier insbes. auch Petersen a. a. O. S. 55 — 60.
5) Poll. VIII. 118: (pi'voti 6' fif/v ini^ifritt, /ifyj>i<; rlvfi^'iöiv xal iv
TW OQxoj fnfQoixäv riq ngoOT/xiov fori tw Tfdvföiri, y.av olyfrnq /J , fnc-
öx);7iTftv ovyxf/o)()rjTui. : s. Demosth. Everg. et Mnesib. §. 70 und
Mucart. §. 57 mit den Bemerkungen und Berichtigungen von C. de
Boov d. alt. Intestaterbrecht S. 117 fgg. und Schömann Antiqu. p.
288, über die Blutrache im Allg. auch diesen zu Aesch. Eumeu.
S. 64 fgg ; ob füToQ oder hxuq (trfxi.iioTTjToq1 Schelling de Sol. leg,
p. 72 und dagegen Prantl in Zeitschr. f. d. Alterlh. 1842, S. 1099,
Funkhänel in"N. Jahrbb. 1835, S. 410, Franke in Jen, L. Zeit. 1844,
S. 739.
6) Kadrigoq ö (((pfSfiq, Plat Republ. V, p. 451 B; vgl. Demosth.
Pantaen. §. 59 und Nausim. §. 22: xal xoi'd' ovrw iixmov iv nuoiv
laxi'it^, (i)Oity UV fX(ß)v TIC nxovaiov <povov xal anquZq fnidfi^nq fir x«—
&a(jov fifTu raTx nldiarjxai, xul <i(ffj , ovxH fxßaXflv xt'gtoq xöv avxov
ioxtV o\'d\ ycQ , rv o iiu9wv uixoq ii^r/ xov ^pövon , nglv Tflfvxroni,
Tor 6()((0itixa , oi'dfvi Tft5v Annw» ot'yyn(7>v l'lfaxtv fntlifvai.. Reiske
liest fxovnioi'; eben so Hudtwaicker Di.iteten S. 116 fgg. und Meier
Bon. damnnt. p. 22; vgl. dagegen Müller Eumen. S 127, de Boor
S. 122, und m. Bemerk, in Zeitschr. f. Alterlh. 1835, S. 1142 und de
vest. inst. vett. p. 53; obgleich an sich Meier de gentil. p. 18 rich-
tig bemerkt, dass auch vors.-itziicher Tudtechlag fortwährend abge'
kauft werden konnte: Harpoer. p. 29Ö : i'noyövt« t« (tiI ip'vot äidö-
ftfvu ;^()>7/if{T« xoZq olxfioiq xov (poff}i&fvioq vno xov xijv nlxiav t)(ovroq
oxi torjijr/xfv , Int xü, nrj inf^fg/tn&m nrjd\ ytvfn&ui itjv xov (pövov Jt-
xTjv. vgl. Demosth. Theoer. §. 28 und über die alte noivr] im Allg.
Nägelsbach honier. Theol. S. 250.
7) Demosth. Aristocr. §.82: iüv nq ßini'o ^«»■■'tw oTioOnrjj^ vn^p
Tovxov xolq :nio<li/xovriiv tlviti. xnq itvdgoXr/H'inq , t'oiq «v rj öLxdq xov
ipövov vni'axooiv rj xovq unouxiivavxuq fxdwai' Tt}v dt di'd{ioXtj\(.'iuv tivoti
§. 104. Das alte Blutrecht und die Epheten. 301
ftfx^i tgidiv, nXfov 6e ftrj. Vgl. Poll. VIII. 50 und Etymol. M. p.
101. 55: tnv iim Tp/q \-/Triy.ijg rlvrjQ 'Af^rjvaloq TfkfVTr^OT^ xitl f^r/ ttidt-
dwotv OL fv IxdvT) tfj TloXfi cvTft; rov öoxoüvta fv i fj uliin tivni, Kftlro
fK To»" VO/J.OV Tfjflq Twv fxfivov TioXiiMV flyfiv HQ yl&ijvitq öiKr/v f(f>iovi(iq
zov (fiörov, mit ileffler Geiicblsv. S. 427, Hüllmaiir. Staatsr. S. 78,
Meier att. Proc. S. 278, V, acbsmulh II, S. 227.
8) Demosib. Mid. §. 43: ol ^tovtxot tovq /ufv ix nqovoinq unoxTtv-
vx'yxuq &avu2w xtii uncpi'yia xnl drjf*n>afi x(äv ov^(^)v l^T^fAtoroi : yg'-
Lysias Agorat. §. 56: lußövxfq iv dixaorj]{)i<u aiq ufä(jo(povov öyru &ä-
vrtrov dixulmq xuTitH'r!(pinuufvoi. TW drjuiw mtfjfdoTf xiil urtfri'iunuririOrj,
Doch nur wenn der Getödtete ein Bürger war, Bekk. Aneedd. p.
194: fdv ftfTotxov Ttc finoxTfivr/ , (fi'yr^q H'ivov xurfdixnL,fjo , tuv fthioi
doTov, Onvuroq rj ttjftin, vrelcbe Uiiterscbeidung Meier Bon. daninat.
p. 23 und l'rooeni. lect. Hnlens. 1849 — 50 niebt bestreiten sollte;
vgl. Heffler S. 135. Galt docli die Todesstrafe selbst nacb Kurip.
Orest. 502 als eine Neuerung, und ward über Todtsclilag eines
NicLtbürgers nur tnl nukkndim gerlrht-et , wo überall keine Todes-
strafe verbängt werden konnte; vgl. Isoer. Calliin. §. 54 und unten
not 10.
9) Demosth. Aristocr. §. 69: tw 6\ iTudeZv ötdövra äLxTjv *|*0Tt)',
TjV iru^fv o vi/xoq , tov «Aovt«.
10) Vgl. Eustath. ad Odyss. I. 321 und mehr bei Weber ad
Demostb. Aristoer p. 268 und Petersen p. 30 fgg- , insbes. aber
Schol. Aescbin. F. L §. 87 ; föixui^ov 6) uxovnioi' (fiuvoii xni ßovXff-
Ofiiiq xnl olxirrjv Tj f4ftoixov ij ^tvof unoxxflfnvri, welcbe leztere Worte
bei Harpocr. p. 119 berausgefallen sind. Ueber den Namen s.
Creuaer Symb. III, S. 554, Rückert Dienst d At!iei.a S. 269, .Mül-
ler kl. Scbr. II, S. 147, Gerbard die Minervenidole Atbens, in Ab-
bandl. d. Berl. Akad. 1844, S. 10; über die Oertlicbkeit insbes.
K. V. Paucker d. attiscbe Palladion, Mitau 1849. 8, S. 6 fgg.
ll)"ilw? UV aläfarjxai xivit {riql Scbäfer ad Dem. T. IV. p. 65)
ruiv iv yfvft Tot; nfiovd-nroq ; vgl. Demoslb. Macart. §. 5/ mit de
Boor S. 1*20 fgg. und mebr bei Matibiae 1. c. p. 169 — 171; aucb
lV!üller Dorier I, .S. 333 — 335 und liumen. S. 128. Die Frist eines
Jabres, welcbe man Läufig annimmt (ilnfviftvxinfiöq , Petersen S. 43
— 48) ist für Atben wenigstens nicbt urkundlich sieber; s. de ve-
8tig. p. 51.
12) 'Ev 'I)QfnxxoT oder rl>i>fitxxvi.; von <f(}faQ, puteus ; vgl. Weber
1. c. p. 285 fgg. und Petersen S. 84 fgg Dieselbe ist wobl Zfu
Bekk. Aneedd. p. 311. 17i hTuv&n xQivfiai o tu' uxoi'oioj ftiv gpctw
(pfiy(i)v , nlxiftv d' l/tnv f(fi' fxovaiw (foviu , Vgl. Müller S. 152 und
Curtius port. Atbcn. p. 38-
13) Paus. IX. 36. 8: xal XQovtf) "atfQov J(iüxovToq 'AOrjvnioiq
Q-frißoOtxi^ouvroq ix tw» ixfifov »rtxiaxrj vofiiuv . . nXXwv xf O7iono)v
uäfKiv fi,vfii y()Tj xnl in xnl xiftiüfjinq ftoi,)(ov : Vgl- Lysias de caede
Eralostbenis mit Tajlor Icctt ' ysiac. c. 1 I , p. 300 — 308, aucb He-
rald. Aniniadv. p. 357 fgg. und über die Slr-ife des uoi/'k im Allg.
Privatalt. Ij. 29, n. 3; über Nacbldiebe Demostb. Timorr. §. 113.
14) Vgl. Anlipb. letral. III. und die Gesetze bei Demostb. Ari-
stoer. §. 53: iiiv xiq uTtnxxfii'T) iv uO/.oiq i'Ixmv , i] iv odw (Harpocr.
p. 211 I iv k'xu) xnl ivf<)\)ff, vgl. Nagelsbacb z. II. I. 151) xn&tkoiv
ij iv noXipiüt ilyfot/nnq , n inl düftn{iTi. ^' ml ftjKjl r] 'i ndtXiftj rj inl
Ovyax(^l rj inl nuXXuxjj , rjv uv in iXivdi(^oiq nmolv l'xil t i-ovimv tnxn
302 Th.V. Der athenische Staat. C.I.B. For Solan.
fitj giivyiiv »XHvavra , und §. 60: xal idv qifQovru ^ liyovra ßiu udi-
xwf n'&vq ü/ivvöfitvo? xxfLvjj, vr^Tioivl xid-vdvai.: auch Apollod. H. 4.9:
Pix6u/A.uv&vo(i vo/toq' oc uv anvvr^xui. rov xfi(.)OJv (tdiy(i)v uq^uvth, il&ajov
fivai, und Democrit. b. Slob. Seraa. XLIV. 18.
15) Sopli. Oed. Col.548: vo^w öi xu&aQoc aid^iq f? röJ' ijX&ov:
vgl. Demosth. Aristocr. §. 55, Leptin. §. 158; aucU Lycurg. Leo-
crat. §. 125 und Plat. Legg. IX, p. 874.
16, Porphyr, de abstin. 1. 9: ot^ai 6' l'yojyt xul rovq avyxtxcoQT}-
fifvovq vn^ rov vofiov qiövovq läq (tqioatowfiq hinßavHv ruq il&iOftfvuq
ötn xü)v xudu(}ftwv: vgl. Demosth. Aristocr. §.72 und mehr Gottesd.
Altertb, §. 23, n. 21.
17) Vgl. J.H.Born de Deipbinio Atheniensium tribunali, Lips.
1735, 4 und Taylor 1. 1. p. 22.i fgg. , rüoksichtlicb des Mythischen
aber Müller Dorier I , S. 243 fgg. 328 fgg. , Eumen. S. 140 fgg.
und im Allg. Petersen S. 60 fgg.
18) Demosth. Aristocr. §. 70: hiv Xi&oq tj U'^ov r} aiSrjQoq ij xi
Toioi'Xov tfiniaov TiHXu^rj xal xov /iiv ßuXtvxa dyvoTJ it?, avxo 6\ fli.fj
""• ''Xn ■'"'' ■'■'"' ifovov fli yaa/ihov, worauf auch wohl beschränkt wer-
den muss.vvas PoU. VIM. 120 sagt; rftx«C" nf(}l xwv «7iokt«v«vto;v,
x«v üaiv uqiuvttq, xul 7ii()l xöjv uxpi'joDv xul tfinfaovxov : vgl. Äeschin.
Ctesiph. §. 244 und Pausan. VI. 11. 2; über das novxavtiov selbst
oben §. 100, not. 10.
§. 105.
Von diesen vier Gerlehtstätten allein ist e& gewiss,
dass sie den Epheten gedient haben, welche sich je nach
der Beschaffenheit des Falles an derjenigen versammel-
ten ^), wohin sie der Vorsitzende Archon König berief '^)5
wo von riinfen die Rede ist 3), muss wahrscheinlich der
Areshiigel, "Agsios näyog, mitverstanden werden *), des-
sen Bestimmung als Sitz der Gerichte über vorsätzlichen
Mord und Verwundungen, Brandstiftung und Giftmi-
scherei 5) im Wesentlichen sicher uralt war ^) 5 obscho«
man bereits im Alterthume stritt , ob vor Solon auch
hier die Epheten zu Recht gesessen, oder schon damals
eine eigene Behörde , wie dieser sie später einrichtete,
dafür bestanden habe^). Jedenfalls scheint das Verfah-
ren vor beiden ^) allezeit grosse Aehnlichkeit gehabt zu
haben, wenn wir auch das Nähere nur von dem Areo-
page wissen : sobald die Klage vor dem Könige anhängig
gemacht war 9), blieb dem Beklagten der Besuch aller
öffentlichen Orte untersagt ^^j • darauf folgte ein drei-
maliges Untersuchungsverfahren in drei auf einander
folgenden Monaten ^')5 das Gericht selbst fand je in den
§. 105. Das Gericht auf dem Areopage. 303
drei lezteii Tagen des Monats ^^j unter freiem Himmel
statt ^3^. Kläger und Zeugen mussten die Wahrheit ih-
rer Aussagen unter Opfern und andern Gerimonien mit
den rürchterllehsten Eiden erhärten ^'^). Jedem der bei-
den Theile waren zwei Reden gestattet ^5), die sich aber
ohne rednerische Umschweife lediglich an die Sache
halten mussten*^) 5 nach der ersten durfte der Beklagte
sich noch der Strafe durch ein freiwilliges Exil entzie-
hen *7) 5 den Spruch bestimmte nicht sowohl juristische
Gewissheit , als die moralische Ueberzeugung der Rich-
ter ^^). Appellationen werden übrigens weder vom Areo-
page, noch von den Epheten erwähnt ^^); dagegen schei-
nen die lezteren später aus dem wichtigsten Theile ihrer
Thätigheit durch Volksgerichte verdrängt worden und
endlich zur leeren Form herab gesunken zu seyn ^^).
1) Daher ntquovitt; idUui^ov, Pbot. p. 41 Pors.
2) • Ob eine Sache vor den Areopag oder vor das Deipbinion
gehörte," sagt Petersen S. 63, »hing von der vorgängigen Unter-
suchung ab , die hier die nämliche -wie bei den übrigen Crimiiial-
sachen war«; diese avüx()iOi<; aber übte der uq/wv ßuatlfVQ, bei wel-
chem alle (ftövov 6ix(it angebracht wurden (Bekk. Anecdd. p. 219.
17), und war dann, wie es scheint, verpflichtet, etwaige mildernde
Ausreden von den Epheten entscheiden zu lassen, die insofern ganz
eigentlich eine Appellationsinstnnz heissen konnten , während er in
Ermangelung solcher dem Areopage nur die Stattnehmigkeit der
Todesstrafe anheimgab.
3) Demosth. Arislocr. §. 63, vgl. Poll. VIII. 125: ^'J/xatTov 6i
TOI? f^p' a'lfinxi. diojxofthoiq fv toi? nfvri äi.K(iav7](jioi<; ' Sohnv d uvxoli;
TigoaxuTfnr^at r^v fj '^fjfiov nüyov ßovkrjv. Umgekehrt Helladius ap.
Pbot. bibl. p. 535 Bekk. : ort iv xuK; 'A&r]vui.q xnl oinoq rioauga
JixaaT7j()ia (fovLxu tivui Xfyn , nqwrov xo iv ^(jfioj nuyo) x. T. X.
4) Vgl. Krebs Opuscc. p. 12, Müller Dorier I, S. 333, Meier
•tt. Process S. 17, Platner Process f, S. 19, Schömann Antiqu, p.
287, Petersen p. 19. Ucber Zfu, woran Wachsmuth darbte, s. ^. 104,
n. 12, über das doppelte nQvrnvtVov ^ woran Zelle, §. 100, n. 10.
.5) Solon's Gesetz b. Demostb. Aristocr. §. 24: 6i.xüuny d^ rrjv
ßovkrjv rjjv h 'u4()fioj nüyoj <pövot> xnl r(jnt''/inxo<; fx TiQoroiat; xm. ti}<q-
xftii'q xai quQixäxMv ^ iäv Tt? ilnoxxfivjj liovq: vgl. Stcph. Schol. in
Hippocr. p. 60 Dietz und mehr bei Herald 1. C. p. 341 fgg. und
Taylor lect. Lysiac. p. 312. Auch über ßovXtvniq nach Boeckh im
Index lect. Berol. 1820— '<i7 gegen Harpocr. fni /7«AA«Jtw und Schol.
Aescbin. F. L. §. 87, welchen I'orchhammer de Areopago § 29 fgg.
beistimmt, ohne jedoch Demosth. Couon. §. 25 zu berücksichtigen;
aber gewiss nicht über uafßnrt , was zwar bis auf Meier Process
S. 305 und Wiskemann de impiet. actione, Hersfeld 1846. 4, p. 4
herunter von Vielen geglaubt, aber bereits von Dougainville in M.
304 Th. r. Der athenische Staat. C. I. B, For Solon.
He TA. d. Inscr. XVIII, p. 79 fgg. und Böttiger Opuscc. lat. p. 69
genügend widerlegt ist; vgl. de tLeoria Deliaca p. 12.
6) Vgl. im Allg. Meursii Areopagus , L. B. 162i. 4 und die
Dis8. von A. Dinner (^o^iInb. I622), H. Staphoist (praes. J. M. Dil-
herr, Jen. I64Ü. 4, auch in dessen Diss. aead. Norinib. 1652, T. II,
p. 284), Schedius (WiUenb. 1677. 4, auch in Theod. Hasaei und
Conr. Ikenii Thes. nov. tbeol. pbiiol. T. 11), v. Hoven (Hafn 1708),
und J. C. Stellwag (de Areopago ex ultima antiquitate eruto , Jena
1827. 4); ferner Prideaux ad marm. Oxon. p. 108—115, de Canaye
in M. de l'A. d. Inscr. VII, p. 174 fgg. , Ch G. Wernsdorf ad
Plut. quaestt. gr. (Heimst. 1795- 4) p. 28—37, Hüllmanu griecb.
Denkwürd. 128 u. s.w. Dass erst Aescbylus den ürest hereinge-
miscLt habe , behauptet gegen Rubino Schömann z. Aesch. Eumen.
S. 99; aber Dcmosth. Aristucr. § 66 deutet auf ältere Sagen.
7) S. Plut. Solon. 19: Ol fitv ovv n'/.fVnxoi. xtjv il 'A^fiov nuyov
ßolikijVf o>ff:z»^ fi()Tftui. , Soloivu avaiTjanO&ni tfitai, xal fia^Tv^ftv «('-
To»? nuktora 6oxfi tÖ n7]6itfi.oi' xo* /t{>üxovxu Xfytiv ftfjä' ofofiäl^fiy
yi()fcOTittyiTnq , ruka rolt; fq,fxaiq lifl di(ckfyfa&ui TifQc xüiv (fovtKoiv,
mit Petit leg. Att. III. 2, p 327, Matthiae 1 c. p. 142—148. Meier in
Niebubr's Rhein. Mus. II, S. 267. Für die Kpheten spricht unbe-
dingt Müller zu Aesch. Eumen. S. 153; dass auch ihre Rechtsnor-
men fortwährend auf dem Äreshügel aufgestellt waren, zeigt Lysias
caed. Eratosth. §. 30.
8) Hierüber s. im Allg. Luzac de vindicla divina L. B. 1792,
p. 172 fgg., Matthiae p. 159-168, Wachsmuth II, S. 271 , Schö-
mann Antiqu. p. 289 fgg. Hauptquelle sind Antipho's Reden de
caede Herodis und de choreuta, welche leztere übrigens von \ ielen
vor die Epheten verlegt wird; vgl. Petersen S. 39.
9) AnoyQU(pfa8-ui xul xaq ulrjonq xnXda&ni oanq äft , Antiph.
Chor. §.38; auch ygütpfa&ai ti<; ^A^nov näyov, Aeschin. Ctesiph, §. 51.
10) Bekk. Anecdd. p. 310: o ßnniXtvq ila('iyn, xuc (fonxftq unrl-
on? , fnfl Kiti rt(jo(iyo(jft<n tov «j-doo^oiov fi!(tyta&ut xtöy vonifitDv: vgl.
Poll. VlII. 66: iXfjyovxo d\ llüMv x(ii uyoo(«; ol tv xurj^youitt (povoli
o'/ifi, x(jioto)q, und mehr bei Ast ad Plat. Legg. p. 455 und Schel-
ling de Solonis legibus p. 70; auch txxoq lojfjov , Paroem. Gott. I,
p. 443.
11) Anliph. Chor. §. 42: iöft ftfv yug xov ßaaikia, iiifidrj nnf-
y()ti\fiuxo , r^ff? n()oöixaaiaq noiijodi iv T^toi ftfjoi , xr^v dixTjv d tlaä-
ynv Xfxagxüj nr^vi.
12) Poll. VIII. 117: xad-^ fxnarov df ftTjva iöixntov f<tttr/<i x(Xf't{tXTj
(f&ivo\xot; , Tfjixrj, öfvxf^ta, weil nämlich diese Tage den Unterirdi-
schen beilig waren , deren Oultus der ganzen Procedur zu Grunde
lag; vgl Lobeck AgI. p. 432, Schümnnn Process S. 153 und An-
tiqu. p. 292. Darum richtete auch der Konig ohne Kranz, Poll.
vm. 90.
13) Antiph. de caede Herod. §.11: unnvza xa 6i.xHarTj{)ia Iv
tntti&^bi dixü^n, xuQ dixuq xov (po^ov ovSfy'q liXkoli *Vfxa , /; tvn zolTO
ftiv 01 dixiioxul nij ttoaiv fi? luixö xolq htj xu&ufjolQ ruq ;(^fr(j«?, xovxo
6i o 6i(o-xci}f rr/ti dixtjv xov (fovon, i*u ftij o^to^)0(frlo<; yt*T]xin xu> av&tvxtj.
Zur Nachtzeit? Lucinn Hermot. c. 64; de domo c. 18.
14) Demosth. Aristocr. §. 67 i n(iiörov nt* diot-itlrtu xax i^mXtinq
uvxoii xul yhovq Hui olxiuq o xiyu uliiiüfityoq il{^yna&ut Tt To<ot*Toi' . •
8. 105. Das Gericht auf dem Areopage.
305
ord^ inl xö)v TofiLwv xrt'rrfor x«i xqiov x«i xuvqov xul rovrojv (acpay/uf-
v(ov l'<p' MV dit xul *v (UV T^f<{Qatq xu&r/xfi. . . iw dl (ffvyovxi, ru Ttjq
dm)fioaiu<;, vgl. adv. Everg. et Mnesib. §. 70 un«l adv. Neaeram
|. 10; auch Antiph. Heiod. §. 12 und (Jhoreut. §. 6, Aescbin. F. L.
§. 87 U.S. w.
15) Vgl. Antiplio's Tetralogien und im Allg. Lysias adv. Andoc.
6. 14: xuiroi xul iv ^(yiiu nüyco . . opio^uywv ftfv aSixfXv anod-v^axfi,
idv dt (ißiftaßijTTJ , fXfy/nai , xul noXkol ovo töo^av uöixilv. Die Par-
teien standen auf rohen Steinen («\)yor?, nicht dQyvQolq , Barnes, ad
Eurip. Iph. Taur. 902) , vßQfojq und dvaidiiaq, woraus man schon
frühzeitig, wie es scheint, Altare und Heiligthümer , fana Contu-
meliae et luipudentiae , gemacht hat; vgl. Theophr. b. Zenob. IV.
36 und mehr bei d. Erkl. z. Xenoph. Sympos. 8. 35 und Cic. de
Leg. I(. 11; die richtige Beziehung der avutdfia auf den Kläger als
/ir] uidov/^fvov (§. 104, n. 11) gibt Forchhammer im Index Kct. Ki-
lon. 1843—44.
16) Antiph. Chor. §. 9: xal tov vöfiov ovto> \'%ovtoc; ft? uxno ro
nQÜyna xuzijyottftv : d. h. /^^ti 7H>ooi.niü^ia&fti, ixt/t( olxrii^fO&ui , Poll.
VIII. 117; vgl. Lucian. Anachars. c. 19 und mehr bei Schaefer ad
Demosth. V, p. 448, Mätzner ad Lycurg. p. 94, Schömann Process
S. 718.
17) Demosth. Aristoer. §. 69; vgl. Taylor lect, Lysiac. p. 318
{dguaxdi^Hv) und Poll. VIII. 99 u. 117, woraus wir jedoch sehn,
dass Vatermördern diese Vergünstigung versagt blieb, und dass je-
denfalls das Vermögen des Entwichenen dem Staate verfallen war,
Meier IJon. damnat. p. 20.
18) Aescbin. Timarch. §. 92: ov yu(J fx toi" loyov ßövov ovd\ ix
Twv fi(iQT:voi.öJv , f(^A' f| (öv uvTol f|?^r«x«öt xul avviouoi rrjv wlj((>ov cf>e~
Qovai. Daher nahm man sie auch wohl selbst zu Zeugen, Demosth.
Conoii. §. 28 : Tcüj' f| 'A{)nov näyov Ttvuq nu(}ixHkii • d yu() uni&a-
vov , nu(j txiivoic; uv r/v >/ öLxrj,
19) Wachsmuthll, S. 279 vermuthet NuUit.ilsklagen, aber anoh
diese lassen sich nicht nachweisen, da die dlxai y.'(iid'oft"{ii^<(>i-<'>>' bei
Poll. VIII. 88, worauf sich Tittmann Staatsr. S. 219 beruft, keine
rescissoiische Kraft hatten; vgl Meier Process S. 382 fgg. .IcJen-
falls verweist Antipho de Choreuta §. 4 die Richter lediglich a«
ihr Gewissen , und Demosth. Aristoer. §. C6 sagt ausdrüchlich vom
Areopa{;ü : hxuvOov no^ov ovddq niönojf ovn ifinyoiv nlovi; orxt öko-
KOJ* ijxxrj&flq i^i'jXiy^fv, o'iq nd'U'nQ fdixüo&tj ru x(jtüfvi<i : vgl. Xenoph.
M. Socr. III. 5. 20, Lycurg. Leoer. §. 12, Aristid. Panath. p. 17t.
20) Poll. VIII. 125: xarii fjtix{tcv ö\ y.(trfyfkünO r/ r' T'IV fqfiwv
S tx HOT r/()iov, was weder mit Forchhammer de Ephetis non ludibrio
babitis im Index lect. Kilon. Iöi4 — 45 in xai ?jyf/.u().')r/, noch mit Pe-
tersen S. 22 in xiiifxk'Ja.'Jij zu ändern ist; vgl. Schümann im Phi
lol. 1, S. 726. Forchhammer de Areopngo p. 35 und im Index 1845 —
46 leugnet allerdings auch, was Schömann Antiqu. p. 295, Ileflter
S. 48, Platner Process I, S. liH aus Isoer. Callini. §. 52—54 und
d. Rede adv. Neaer. §. 10 mit Recht geschlossen haben, dass spä-
ter wenigstens inl /ht/./.ttöloj Heüaslen richteten ; vgl. jedoch Pe-
tersen S. M , obgleich sich dieser mit gleichem Rechte S. 2.5 fgg.
gegen Fritzsche sortit. jud. p. 22 crhiiirt , der die Eplielen seit
Solon nur das Palladium behalten und dasselbe später mit den lie-
liastca thcilen lässt !
J. U.l, 4. Ana. U
306 Th.F. Der athenische Staat. C. L C Nach Sohn.
DRITTER ABSCIIMTT.
f^oti Solon bis Aristides.
§. 106.
Der hauptsächlichste Grund, wesshaib Solon's staats-
männische Thätigkeit ^) "»"folgreicher als die seiner Vor-
gänger war, lag unstreitig darin, dass er besser als diese
das Verhältniss der streitenden Elemente in's Auge fasste,
deren wechselseitige Ansprüche um so gleicher berechtigt
waren, als sie wesentlich auf der Natur und Geschichte
von Attika selbst beruheten. Nicht wie anderwärts nur
der Kampf einer rechtlosen Masse gegen den Druck ei-
nes privilegirten Herrenstands, sondern der Conflict dreier
Pai'teien lag ihm vor, die sich der historischen und geo-
graphischen Theilung des Landes zufolge als Pedieer,
Paralier und Diakrier oder Hyperafcrier bezeichneten ^)
und namentlich in den Paraliern , an deren Spitze der
Alkmäonide Megakles stand, offenbar eine Mittelclasse
erkennen lassen 5) , welche durch Handel und Industrie
ebensowohl dem autochthonischen Grundbesitze der Pe-
dieer die Wage hielt als der Verarmung und Abhängig-
keit der Diakrier enthoben war^ und daraus ein Binde-
glied zur Verstärkung der öffentlichen Ordnung auf der
einen , zur Ausgleichung der bürgerlichen Rechte auf
der andern Seite zu gewinnen , kann als eine Grund-
absicht seiner Gesetzgebung gelten ^). Beliebt und ge-
achtet wie er war, wäre es vielleicht nur auf seinen
Willen angekommen , sich an der Spitze des niederen
Volkes zum Tyrannen zu machen ^) ^ er zog es aber vor,
sich als Eupatride aus Kodrus Geschlechte im J- 594
zum Archon wählen zu lassen, um in dieser Eigenschaft
die Interessen aller Theile zu vermitteln ^ und wenn auch
sein nächster Schritt die Erleichterung der ärniern Classe
seyn musste, so darf doch diese berühmte Lastenabschüt-
tclung, Gsiaaydeia^), nicht als ein gewaltthätiger Ein-
griff in wohlerworbene Rechte betrachtet werden ^).
Selbst die Befreiung des vcrprändeten Landes, deren er
sich rühmt «), war wohl mehr eine mittelbare Folge der
§. 106. Die Parteien und Solon als f^ermittler. 307
beiden allgemeinen Älaassregeln, deren eine durch Herun-
tersetzung des Münzfusses den Werth des Geldes erhö-
hete, ohne die Summen der Schuldbriefe zu kürzen 3),
die andere den Landbesitz der Einzelnen auf ein bestimm-
tes Maass beschränkte '°) ; nur die persönliche Schuld-
knechtschaft hob er auf und sezte auch die bisheripen
Opfer derselben wieder in den vorigen Stand ' 'j 5 so wie
er überhaupt die bürgerlichen Rechte aller derer her-
stellte, welche, ohne Verbrecher zu seyn , unter der
Härte des bisherigen Verfahrens gelitten hatten ^^}.
1) Hierüber s. im Allg. die Lebensbeschreibungen Solon's von
Platarch (ed. Westerniann, Brauiischw. 1840. 8' und Diogen. L. I.
45 — 67; dazu Meursii Solon, Hat'n. 1632. 4, G. Schniid Solan le-
gislator, Lips. 1688. 4, Jo. Fr. Menz de Solonis legibus ad Gell.
I(. 12, Lips. 1701. 4, Gaudin in M. de l'fnst. Sc mor. et pol. V,
p. 43 — .52, und neuerdings Limburg - Brouwer bist, de la civil. HI,
p. 138 fgg. , Hüllmann griech. Denkwürd. S. 3 — 86, Hausdörffer
in Zeitscbr. f. Aitertb. 1840, S. 97 fgg., Drojsen in Schmidt's
Zeitscbr. f. Gesch. VIII, S. 387 fgg.; zur Zeitbestimmung Clinton
F. H. II, p. 298, Voemel de aetate Solonis et Croesi , Franl;f.
1832. 4, Westerm. ad Plutarch. p. 80—90. Grote IIF, p. 198 fgg.
2) Plut. V. Solon. c. 13; vgl. Herodot. I. 59 und Schol. Ari-
stoph. Vesp. 1223 mit Lennius d. Kampf d. Geschlechter u. d.
Volkspartei zu Athen , Sorau 1829. 4.
3) Vgl. oben §.61, not. 0 und Bergk in N. Jahrb. LXV, S. 390.
Dass die Alkmäoniden keine autochtbonischen Eupatriden waren, ist
schon §. 101, n. 10 bemerkt; ihre Theilnahme am Archontat , wo-
ran dagegen Schöraann de jud. heliast. 1847. 4, p. 9 erinnert, be-
weist nur für ihre Fpigamie mit diesen.
4) Vgl. Thirlwall's griech. Gesch. übers, v. Schmitz 1;, S. 24
— 59 und Wachsmuth I, S. 470 — 492, auch dessen Gesch. d. polit.
Parteiungen, Braunschw. 1853. 8, S. 82; oberflächlicher Grote III,
p. 118 fgg., dessen Darstellung überhaupt durch die kritische Prü-
fung von Schömann, die Verfassungsgesebichte Athen's, Lpz. 1854. 8,
S* '^ %g' wesentlich modiiicirt wird.
5) S. Flut. c. 14 und Aristid. de qualuorv. T. 11, p. 360 Dind.:
ftttlvo^ f^fvjoi TiuQcv iti'Tüi aiaaial^ot atjC TTJq rto/.iotq önoTf^nov ßorkoiro
n^oaruvTt TVQufvttv , rcni/üäffad-ai /.irDJ.ov nft(forf()ot<; hIho vnfn xov
OiHuiov xul twv n\v Ttkox'oLoiv c'aov xiiküx; fr/iv difiZkf, rüj ärinui d' oi'x
t6o>»tv voov ißovXfXQ , iOTT] d' iv fiiOo^ioj nüytojv dv^QuoTura kkI di-
HaiCrnru x. t. A.
6) S. Plut. c. 15 und mehr bei Menage ad Diogen. L. I. 45,
Salmas. de modo usur. p. 750, C. L. Wilpert (praes. Schlager) de
debilore obaerato. Heimst. 1741. 4, P. Chr. (i. Andreae de Solonis
leguni erga dcbitores Icnitate, Wittenb. 1812. 4 oder in Beck's Act.
Sem. Lips. II, p. 470 fgg.
7) Wie dieselbe allerdings schon im Altcrthnme als Schulden-
erlass betrachtet worden ist, vgl. Herncl. Pol. I, Diunys. Hai. Arch.
U2
308 Th. V. Der athenische Staat. C. I. C. Nach Solon.
Rom. V. 65, Dio Ghrysost. XXXI. 69 , und so vielfach bis auf un-
sere Zeit, z. B. nocL bei Lerminier Hisl. d. legislateurs I, p. 187;
doch S. schon Plutarch : xaizoi thi*; tyonxpuv , o')v ioT^v ^vd'Qorlatv,
ovx uTioxonjJ ^Qiöjv dkkd roxojf /iizytoTT^ri xov(piad-fVTa<; uyaTirjaui. toc?
TifVTfvaq xal citan^&iiav uvo/xuodi Tu ^uXuv&i)<j)7inifta tovto xul tt/v a/ia
ToiiT(t) yfvo^ivTjv Tüiv z{ fifT(}ü)v fjiuv^r^Oiv xnl toi" vo/dofinrog Tift?jv,
auch Fiat. I-egg. HI, p, 684 D und, woran Wachsmutl» S. 472 mit
Hecht erinnert , den von Solon selbst herrührenden Richtereid bei
Demostb. Timocr. §."149; vgl. Lachmann S. 277 und Grote III, p.
136 fßg. , dessen eigener Mittelweg freilich auch von Schömann S.
'il mit Recht verworfen wird.
8) Plutarch daselbst : aißvvvixat ydg 2ökmv iv Toi/Tot? ori xiji; rt
nQoV'Tiorxniihrjq ytjq "u(joi'(; rlvftkt (Böckh Staatsh. I, S. 180) ituvTa'/Tj
nfui/ycrrtg , nQoa&(v 6)- d'ovkfiovaa vvv fXivO-ffiit: vgl. Bergk Poet. gr.
lyri. i p. 350 und Westermann Comra. crit. IV, Lips. 1853. 4 extr.
9) So dass aus 100 alten Drachmen 138 neue wurden , mithin
was früher 73 Dr. gegolten hatte, jezt 100 galt; s. Böckh metrol.
Unters. S. 108 fgg. und Staatsh. I, S. 25 u. 176.
10) Aristot. Politic. II. 4. 4: olov xul 2öXo)r ho/xo&txr/oi xul tiuq'
ukkotq foxl vofjLoq^ ug xoykiit. xxäa&ui, yr/v onoOTjv hv ßoikijxui Tiq : vgl.
Wachsmuth I, S. 454 fgg. Schwieriger ist die Frage , ob Solon
auch den Zinsfuss erleichtert habe; sein Gesetz erlaubte wenigstens
60 hohe Zinsen zu nehmen als jemand wollte; s. Lysias Theomnest.
1, §. 18 mit Böckh Staatsh. I, S. 181.
11) Plutarch: xui xöjv uyojyiiuojv yi^J? uQyvQtov yfyovörojv nokixmv
TOiNj ;^^r avriyityfv cnö %(vrjq . . . xovq d' h'/aö^ uihoTi d'ovkitjv un.x(U
l'xovxaq fkni&f^ovq q^yal nonjani. : und daselbst vorher : riQoq 6f xd
koiTiov inl ToXq awfiuai, nrjäiva davd^nv ; vgl. Cic. de Rcpubi. II. 34
und das römische nexiim bei Niebuhr I, S 639 fgg. und Huschke
röm. Schuldrecht, Lpz. 1846. 8, S. 49 fgi;. , das freilich sonderbar
Salmas. Mise, defens. p. 312, Barlaeus ad Luc. Tim. p. 150, Wil-
pert 1. c. p. 53 — 59 (der Plutarch's Worte so erklärt: non licuisse
eu conditionc argentum concredere, ut debitor pro fenore mereennriam
jiraestaret operam) erst aus Solon's Gesetzgebung nach Athen kom-
men lassen; dagegen s. Herald. 1. c. p. 286, Andrcae 1. c. p. 6,
Meier Bon. damnat. p. 27.
12) Flut. C. 19 : axlfiwy oooi uxt/ioi TJaav nQiv tj Söktova iln^ai,
uiirifiovq »trat , nkrjv oaoi i-^ AQfiov TKtyov 7] fj Kfiixmv n ix nQvra-
vtiov xuxudixtta&fvxtq vno xö)v ß(tOikfU)v fjil '(f,oi/Ot rj »(fayalniv ri xv-
(^lavviöi l'qivyov: vgl. Platner Frocess I, S. 15, und was oben §. 100,
U. 10 auch in Beziehung auf diese Stelle gesagt ist.
§. 107.
Nach diesen mehr für den Aug^enblick bestimmten
Maassrcgeln wandte sich Solon zu einer zellg^cniässeren
Lösung der Aufgabe Drakon's, durch schrlftilcbe Be-
stimmungen ^) der Rechtspflege gemeingültige und von
persönlicher Willkür unabhängige Grundlagen zu gewäh-
ren ^ statt sich aber wie dieser auf Erhaltung des Beste-
henden zu beschränken, schuf er eine umfassende Ge-
§. 107. Sohns Gesetzfjehung : die F'oihsrechte. 309
setzgebung, die sich über alle Zweige des bürgerlichen
und Privatlebens erstreckte 2) und, ohne die Ueberliefe-
rungen der öffentlichen Zucht und Sitte zu vernachlässi-
gen'), die Fesseln sprengte, welche die Mehrzahl des
athenischen Volkes bis dahin in politischer und rechtli-
cher Unmündigkeit gehalten hatten. Selbst das Familien-
recht blieb von diesem Fortschritte nicht unberührt , in-
sofern Solon dem Söhnelosen die volle Freiheit leztwil-
liger Verfügung über sein Vermögen verlieh *)j in Staats»
bürgerlicher Hinsicht aber konnte ein Rechtszustand, der
im alleinigen Interesse der Gesammtheit hergestellt war,
auch keinem einzelnen Theile derselben mehr zu aus-
schliesslichem Schutze überlassen werden 5 und so that
Solon den entscheidenden Schritt zur Demokratie, indem
er die Theilnahme an Gerichten und Volksversammlun-
gen auf alle Bürger ausdehnte 5), wenn gleich im regel-
mässigen Geschäftsgange nur um ihre Beamten zu wäh-
len und in oberster Instanz zu controliren ^). Denn ab-
gesehu davon wird man auch hier nur erst noch an
solche Volksversammlungen denken dürfen, wie sie von
jeher für Gcmeindeaugelegenheilcn hatten berufen werden
können'') 5 was aber die Gerichtsbarkeit des Volkes be-
trifft, so geht aus Plutarch's eigenen Worten mit Gewiss-
heit hervor , dass sie sich ursprünglich auf Berufungen
oder Beschwerden einschränkte ^), während die gewöhn-
lichen Richter nach den solonischen Gesetzen fortwährend
Archonten oder sonstige Beamte sind ^) ; und erst als
leztere nicht mehr aus Wahl hervorzugehn anfingen,
konnte die Unzulänglichkeit des einfachen Rechtsbuch-
staben für die verwickeiteren Verhältnisse späterer Zei-
ten *°) Ursache werden, dass dieselben die Entscheidun-
gen, deren Verantwortlichkeil sie füichten mussten, so-
fort den unverantwortlichen Volksgerichten überliessen.
1) Vgl. oben §. 51 , n. 10 und über die "Walzen , u^oik; und
xvgßtK; , worauf die soloniscben (iesct;r;e geschrieben waren, ausser
d. Erkl. z. Aristo |>]i. Av. 13(iO und IMut. V. Solon. c. 25 insLes.
Preller ad Polemon. Lips. 1838. 8, p. 87 — 91 und F. Vcrmooten-
W'eijers ad Lysiac Orot. tSiconiacb. L. B. 18o9- 8, p. 47 — 59;
über den Untersck ied beider W'orlt- nucb di«: Cifate bei Diltrick im
310 JA. V. Deratheriische Staat. C.J. C. Nach Solon.
Pkilol. I, S. 227, namentlich Poll. Vlll. 128: xvi>ßH<; rfilyotvoi anvi-
t)f? ni'Q(ii4.oiidtZ(; , ot? ?)o«v fyytygufififvoi ol vo/uoi, f('Jow? 6i Xfronyoivot
^uXxoZ ijouv, und Schol. Plat. Polit. p. 298 D: rgiytovot. nivHxtq ol
y.i'^ßn<; , (V oiq ol Tif(jl jwv Uqwv vöfioi fyyiyQanfiivoo rjnav xnt noliri-
xol , ti^ovtq öf TlTQ(iyo)VOi , iv oiq ol niQl Twv l6iriiTixö)r : doch fügt
lezterer sogleich hinzu: iiriq öi udtricfogu xavrä if,nai, und so fas-
sen es HuUeman in Mise, philol. Amst. 1850, p. 57 fgg. und Bähe
Schol. Hypomn. IV, p. 4, obgleich dieser anderseits nach Demosth.
Aristocr. §. 31 anerkennen mus«- dass der Ausdruck iiluiv wenigstens
eben so urkundlich wie xv(jßig war; vgl. auch Rangabe Ant. Hel-
len, n. 259. Jedenfalls standen xi'^ßng und <''|ovfc ursprünglich auf
der Burgj rxv&iq di , sagt Pollux , tva nüoiv üf/ hTvy/uvuv , üq xo
THivrnvflov xal ttjv uyoQav ftiTfxo/uio&jjaav' diu tovto Ikfyov tov xifl<a-
Oiv vo/ioy avxixi,9fvTfq nQoq t»^v dxfjöjtokiv: vgl. Demosth, 1. c. §. 28
mit Anaxinienes bei Harpoer. p. 214: tovq ri^oyaq xnl zovq xv()ßn,q
nvü>&fv Ttjq nxQonoXfwq ilq Tu ßovXfVXTjiJiov xul xrjv nyoQ(tv fifXfOXt^OfV
EquokxT/q; auch Aristot. bei dems. p. 182: dva.y()ü\fjuvxiq ät xoiiq vo-
fiovq tiq xoiq xr-^ißtiq tnxTjOuv Iv xrj oxoü xrj ßantXiia — cder soll
man dieses mit Hamnker Quaest. de Lysiae orat, L. B. 1843. 8, p.
83 auf die Revision des Nikomachus beziehen? Wie lange diesel-
ben sich dort erhielten , untersucht Franke in Jen. Lit. Zeit. 1844,
, S. 734.
2) Vgl. im Allg. Pand. Prateji Jurisprudentia vetus Draconis et
Solonis cum Romano jure coUata, Lugdun. 1559. 8, auch in Olto's
Thes. jur. civ. T. IV, p. 381 — 480; J Meursii Themis Attica, Traj.
1685. 4; Sam. Petiti leges Atticae , Paris, 1635; zweite Ausg. c.
auimadverss. Jac. Palmerii a Grentemesnil , A. M. Salvinii, C. A.
Duclieri et P. Wesselingii, in (Heineccii) Jurisprudentia Romana et
Attica, T. III, L. B. 1741. foJ. und daraus Potter I, c. 26 und Pa
störet Hist. de ia legisl. T. VII. Ein Pandectes legum Atticarum
von J. J. Scaliger existirt nach Luzac Lectt. Att. p. 59 noch hand-
schriftlich auf der Bibliothek zu Leyden ; vgl. Mehler im Rh. Mu.
seum VII, S. 299; über andere verlorene oder unvollendete Samm-
lungen aber Taylor lectt. Lysiae. p. 291 fg. , der selbst mit eintr
solchen umging; auch C. G. Richter de scriptoribus juris Attici ad
Fabricii bibl. gr. , Lips. 1791. 4, oder bei Harles II, p. 40 — 56,
und Hudtwaicker Diäteten S. VII fgg.; was sie beabsichtigten, ist
wenigstens theilweise ausgeführt von H. Schelling de Solonis legi-
bus apud orat. Atticos, Berl. 1842. 8 und Prautl de Sol. leg. spe-
cimen , Monach. 1S42. 8, obgleich dabei anderseits nicht zu über-
selin ist , dass die Urkundlichkeit der bei den Rednern vorkommen-
den Gesetze manchen Zweifeln unterliegt; vgl. Proocm. lect. Gott,
bihern. 1843 — 44 und Westermann de litis instr. in Demosth. Mi-
diana, Lips. 1844. 4. Ausserdem gehüren hierher auch die Schrif-
ten der beiden Gegner Cl. Salmasius und Des. Heraldus ; des erstc-
ren Diss. de usuris , L. B. 1038; de modo usurarum , 1639; und
insbes. die Miscellae defensiones pro Cl. Salmasio, 1645. 8, gegen
des andern Observationes et emendationes , Paris 1640. 8 (auch in
Otto's Thes. juils civil. T. 11, p. 1313—1386), worauf aber dieser
durch sein Hauptwerk: Aniniadversiones ad jus Att. cl Rom. Paris
1650. fol. siegreich antwortete. Unbedeutend ist Ant. Thysii colla-
tio legum Atticarum et Romanarum in Gron. Thes. V, p, 1373 —
1396 , ohscbon für die Frage nach dem geschichtlichen Zusammen-
hange dir XIITabb. mit griechischen Rechten nicht ohne Interesse,
worüber insbes, C. E, Lelievrc de legum XII tabularum patria,
§. 107. Soloii's Gesetzgebung: die F'olksrechte. 311
LoTan. 1827, und neuerdings wieder vertheidigend J. Cocltinos de
lege XII tabb. Heid. 1836. 8 und Wilh. Fischer (praes. v. Scbra-
der) Erläuterung des Zwölftafelgesetzes, Tüb. 1838. 8, S. 16 fgg.,
doch nicht ohne wesentliche Modificationen von Osenbrüggen in
Jahn's N. Jahrb. XXV'llI, S. 270; vgl. auch J. de Wal de juris
docendi ratione ap. Rom. Groningen 1839. 8, p. 17.
3) Wachsmuth II, S. 163—191; vgl. 351 und Plass griech.
Gesch. n, S. 255 fgg.
4) Plut. V. Salon, c. 21; vgl. Demosth. Stephan. II, §. 14
und Privatalt. §. 64.
5) 2'i'vfxxA?7ortf(i*tv xoi dixäi^nv , Plut. c. 18; vgl. Isoer. Areop.
§.16 und Aristot. Pol. II. 9.2: l'otxf dt 26kijiv i>ffUu /xiv fniifj/onTu
n^öifQov ov xuTaXvaai , ttjv xf {Iv j4{>ti<ii nuyoj) ßovXijv nul ttjv twv
«ßj^wv aiQtaiv, Toy di d^fiov xuraarrjoai tu diKuarijtJta noitjoaq fx nrtvTO)v.
6) Aristot. Pol. II. 9. i: inil 2öko)v yt Ioiki Tjyv avuyxaiotiirtjv
anodidövai xü dij/ioj ärnnfiiv , ro xug «p;^«? ul^itcd-ui, xui tv&vvfiv •
fiTjii yuQ roxno)v xvqi.o<i wv o ifFjftoq doiXoq uv lurj xrtl no),ffiioq. »gl.
III. 6. 7 und Schömann Verfassungsgesch. S. 33 fgg.
7) Vgl. Meier in Hall. Encykl. Sect. I, B. XXXIII, S. 71 fgg.
und hier insbes. die xj'^)t«t ixxlrjaiui nach Lex. Rhelor. Dobr. p. 072
und PoU.VIlI. 95 mit Schömann com. Ath. p. 30 fgg. und Wachs-
muth I, S. 482.
8) Plut. 1. C. : 0 x«t' uQ/uq yuiv oväiv , vaxf()ov d\ nufiftiyf&K}
iqiuvri' Tii yuQ nliiaru xöHv rftttqc&^wv fvfTiiniiv tlq toi«; dixanrixq ' xa*
yuQ ooa TuTq uQ'/u.lq fVaJ« xqLvhv , ufioiatq xal Tifyl h.fivuv flq xo 6ixa-
OT^Qiov ((ffOfi-q ldux( TOI? ßorkofifvoiq: vgl. Bergk in Jen. Philol. Vers.
1846, S. 40 und Droysen in Schmidt's Zeitschr. VIII, S. 387. An-
ders Grote in, p. 172 und Schömann Antiqu. p. 175 oder de jud.
heliast. p. 7; aber selbst für die römischen Comitlalgerichte hat
Aehnliches IVIommsen in Jen. L. Zeit. 1844, S. 247 nachgewiesen.
9) Demosth. Macart. §. 71 : t«? di dtxn? hvul zif^l xovxwv nijcq
TO»?? uQyoyxaq , ojv i'xnaroi dutdomi, tlotv: vgl. Aristocr. ^. 28 und
mehr bei de Boor Intestaterbrecht S. 115 und Funkhänel in N.
Jahrb. XXXV, S. 409, also nicht mit Heflfter S. 228, Fiatner Beitr.
S. 59, Proc. I, S. 23, Bernard p. 42 die Archonten schon damals
auf die blosse uvÜxqiok; zu beschränken , wozu auch i'oxiijov 2!oXo}-
voq bei Suidas und Bekk. Anecdd. p. 449 nicht berechtigt; erst in
Perikles Zeit, sagt Plut. V. Cimon. c. 15, xfliox; uvi&ivxiq ol noi.-
Xol xui avy^favTiq tJv xa&iax(I>xu tijc; nokirtiui; xoOfiov . . . Twy dt-
xaarT^Qitov xV(jlovq fui'xovq noiTjonvxiq fi? «x^ioto»' äTjiiOVQUTiuv fvfpu~
kov xTjv nökiv, was nicht bloss im Gegensatze des Areopags gilt, s.
§. 109, n. 7.
10) Plut. 1. c. : XiyfTai 6\ xal rovq vöftoi<q ilouipfOTiijov ygat^uq
xal noXXriq ctvri,hjipnq l'xovxai; av^rjoai xrjv xüv 6i.xnnT7j(}ioJv layvv ' tiTj
dvfafifrol'g yuQ x'no xöiy röfiojv diukv&fjvai, thqI (iiv öii^fQovTO avvtßiti-
viv (hl äiia&ai Sixaaxwv xal nüv uyfiv i'figiiaßT/rtj/.ia nijtjq fxflvovq, rüv
vöfAwv T(iÖ7iov Tiv« xi^ufj'ooirn?. Dasselbe wiederholt sich später
selbst bei Diäteten; vgl. Demosth. c. Phorni. §• 21 mit Arg. p. 90Ö.
§. 108.
Aohnliclics gHt von dei. laufenden Geschäften der
Adiuinistralion, wclcbe ein Rath ') von vierhundert Mit-
312 Th. F. Der athenische Staat. C. I. C. NachSolon.
gliedern, hundert aus jeder der vier ionischen Phylen,
die wenigstens das dreissigste Jahr zurückgelegt haben
mussten ^) , besorgte ^ eigentlich zwar nur ein jährlich
wechselnder Ausschuss des Volkes selbst 5), gleichwohl
aber durch den Ausschluss der untersten Volksclasse ge-
mässigt und mit genügender Selbständigkeit und Befug-
niss ausgerüstet , um nicLl nur die Beschlüsse des Vol-
kes zu leiten, sondern dasselbe überhaupt einer unmittel-
baren Betheiligung an der Staatsverwaltung wenigstens
so lawge zu überheben , als es nicht dabei zugleich sei-
nen persönlichen Vortheil fand '^). Doch brach auch hier
Solon die Schranken der alten Aristokratie^), indem er
den Maassstab der Geburt durch den der Begüterung und
des darauf gegründeten Beitrages zu den öffentlichen La-
sten ersezte ^). Er thellte zu diesem Ende die gesammte
Bürgerschaft in vier Schatzungsclassen, reXt] oder Ti/urj-
.fiaxtty ein: Pentakosiomedimnen , Ritter , Zeugiten , und
Theten''), je nachdem ein Bürger über fünfhundert, über
dreihundert, über hundert fünfzig^), oder weniger Me-
dimnen von trockenen, Metreten ^) von nassen Producteu
auf eigenem Gute ärndtete. Hiernach war das Minimum
des Steuercapitals im Verhältnisse zu dem Werthe der
Producte zu Solon's Zeit bei der ersten Glasse auf ein
Talent, bei der zweiten auf dreitausend , bei der dritten
auf tausend Drachmen angesezt ^o) j die vierte war steuer-
frei '^), dafür aber auch von allen Aemtern und Würden
ausgeschlossen ^2) 5 gleichwie sie auch im Kriege nicht
zu regelmässigem Dienste ^^) verbunden war , sondern
nur im Nothfalle als Leichtbewaffnete oder später zur
See diente ^'^].
1) Plut. V. Solon. c. 19: ötvriQav TtgoqxaTfvfi/jii ßovkrjv, uno (fv-
Xrj(; tKiioTijg , TiTTUfJOiv oi'oäiy , fxuTov «vcJy«; fntXlidfiivaq , of's 7l(Joßcv-
Xfvnv tTu^i ToP iir](iov xal /4rfö(r iäv unQoßovhvrov *t? IxkXijoIuv *J?-
ff(()fo&ut. Hüllmann's (Urspr. d. röm. Verf. S. 92 fg.) Phantasien
über Ziisainmcnsetzun^j; desselben nach den Geschlechtern sind un-
erweislich.
2) Xen. M. Socr. I. 2. 35; Tgl. C. van Osenbruggen de Senata
Atheniensium, Hag. Com. 1834. 4, p. 7.
3; Ob schon damals durch's Loos («nö xitüfion) besezt , wage
ich nicht Djit der Zuversicht wie Wachsmuth I , S. 481 zu be-
§. 108. Rechte und Stellung der Eupatriden. 313
haapten : dass Solon ryv röir uq^öiv nliiton- niclit abgeschaflrt habe,
bezeugt Aristol. Politic. 11.9.9; und begreifen wir den Kath nicht
unter den u(j/ctl(; (Tgl. de jure magistr. p. 34 — 36 , Osenbruggen
p. 17j, so lässt sich auch der Ausschluss der Theten nicht bewei-
sen, den wirklich auch Tiltmann S. 240 und 053 bezweifelt.
4) Aristot. Politic. IV. 12. 8: ßorkrj d^ ütjfionxöv äiV yuQ ilvui
T* xoiovTov , (o inif/fkiq l'orui roi' Stjuoii TiQoßovkiVfiv , onojq aa-foküiv
iarai . . . xuTui.i frat. öf XTjq ßovXJjq 7j övyu/uic; h TuZq toiuvtuk; ötj-
ftoxQuriai(;, fv ai,q uvToq avvioiv o drjfioq XfjTjfiari^fi. niql nnvxoiv' rovrn
di avfißnlvftv nti)&lr, oxuv ivnoQia riq 7/ rj fiio&oq toi? fxxkijOciti,o7'(Hv '
aj(oXni,ovTf<; yitg o\').),fyovxaL ri nokXv.xiq xul unavTu uvrol x{jivoi<ot;
▼gl. VI. 1. 9 und unten §. 12.i fgg.
,5) Das lieisst der Eupatridenherrschaft, nicht etwa der vier Plij-
len , die als solche überall l;eine Aristokratie bilden; vgl. Bergl; in
N. Jahrb. LXV, S. 4(10 und LXVII, S. 300. Wie jedoch auch die
solonischc Classentheilung sich der ständischen Abstufung anscbloss,
habe ich de equit Attic. Marb. 1S33. 4, p. 10 fg. angedeutet.
6) Mithin Tiniokratie oder no).LTfia, s. oben §. 59, n. 8; §. 07,
n. 1 , «ind Luzac de Socrate cive p. 63 fgg. ; Fiatner Beitr. S. 58
fgg.; Hüllmann Staatsr. S. 104; Tittniann S. 649 — 658. Niebuhr's
Ansicht (röm. Gesch. II, S. 346), dass die solonische Ixlassenord-
nung die iinheqiiterten Eiipalriden vom liegimente entfernt habe,
ohne die reichen Demoten zurAilassen, ist ganz unhalthar ; vgl. Meier
de gcntil. p. C ; obgleich jenem auch Kutorga sur la tribu p. 139
beistimmt.
7) S- Plut. V. Solon. c. 18 und Comp. Aristid. et Cat. c. 1,
Poll. VlII. 130, und mehr hei Böckh Staatsh. 1, S. 645.
8) So böckh S. 647. Die Sehst, geben 200 an, was Grote III,
p. 157 festhält.
9) Ueber diese Maasse s. Privatalt. §. 46, n. 10 und über ihr
Verhältniss zum Gelde Böckh I, S. 127 — 139. Hier erinnern wir
nur , dass sie selbst Solon ihre Entstehung oder Regulirung ver-
danken ; vgl. das Psephisma des Tisamenus bei Andoc. myst. §. 83:
roftoiq öf ;|;^ryOi9«t toT? 2oX(t)yoq xul fi{T(}ot<: xui oru&ixoiq, und Näheres
bei Böckh metrol. Unters. S. 276 fgg.
10) So bestimmt Böckh S. 047 — 636 das nvi'jXtaxov Iq to Stj/hv-
oiov des Pollux. Abweichend und falsch Hüllmann Ursprünge der
Besteuerung, Cöln 1818. 8, S. 33; vgl. Güttling im Hermes Will,
S. 121.
11) Pollux I.e.! Ol 6\ To O-Tjzixov (TiXoiivTfq) ovdf^iav u^xv V^'
yov ovd' flvTjkiaxoy ovdfv. Ueber Otjtixov xtktXv s. Böckh S. 651 und
(gegen Hüllmann) Göttling a. a. O. S. 92 fg.; vgl. im Allg. Ast ad
Plat. de legg. p. 523; Krabinger z. Synes. de regno p. 246; Grau-
crt ad Aristid. Lept. p. 105; Wachtmutb I, S. 816.
12) Aristot. Pol. II. 9. 4i xv.q uQyuq ix xwv j'vo>(iifi<oy xai ri'iv
H'TioQuv xdXfoXTjrif naOuq , ix xöiv nfvzaxooioftfäiftviov xai l^fl'yixöJv xiü
xqLxov xikovq XTjq xakot'ftiyt/q IriTliiäoq, xo dl xtTugxov &rjxtxov, otq ov-
Öfftiüq iiQ);f/q fifXt^v. Vgl. Plut. Solon. C. 18 U. 8. W.
1.3) 'Ex xmukvyoVf wie die andern; s. oben §. 67, n. 2 und über
den Dienst zu,Pferde auch §. 57, n. 2, wobei jedoch vor der Ver-
wechselung Larcher's (de l'ordre equestre chez les Atbeniens in M.
de l'A. d. 1. XLVIll, p. 83-- 96 ) zu warnen ist, die solonische
314 Th. F. Der athenische Staat. C i. C. Nach Solon.
Ritterclosse als eins mit der atheiiisclien Cavallerie zu betrachten ;
s. Tittmann S. 057 und m. Abb. de equit. Altic. p. 8 u. 15; auch
Böckh S. G58.
14) S. Aristophanes bei Harpocr. s. v. &^rfq und mehr bei Titt-
mann S. 655. Die höhern Classen dienten nur ausserordentiicher-
■weise als Seesoldaten (iTußätai.), vgl. Thuc. VIII. 24 mit III. 16
und den vuvTtKo<; o^^kog oben §. 61, n. 7.
§. 109.
Zwei der wichtljjsten Posten eodllch waren nach So-
Ion nocl» Im alleinigen Besitze der Pentakoslomedimnen :
das Archontat ^] und der Rath auf dem Areopage , inso-
fern dieser mit den abgehenden Archontcn, die ihr Amt
uotadelhaft verwaltet hatten, besezt wurde ^]. Was diese
leztere Behörde näher betrifft, so war von dem Dunkel,
welches über ihrem Ursprünge liegt, schon oben die
Rede^ die Stellung und Form jedoch, in welcher sie ge-
schichtlich erscheint 3) , ist sicher nicht älter als Solon,
obschou dieser allerdings die uralte Heiligkeit des Na-
mens und Orts benuzt zu haben scheint ''^), um ihr die
Auctorität und Unverletzlichkeit zu sichern, ohne welche
sie ihre hauptsächliche Bestimmung, Hüterinn seiner Ge-
setze zu seyn 5), nicht erfüllen konnte. Die Blutgerichts-
barkeit, die an jener Stätte haftete, blieb daher auch fer-
ner in ihren Händen 5 dass sie aber verhältnissmässig der
minder wichtige Theil ihrer Geschäfte war, geht daraus
Iiervor, dass man den Areopag als politisch zernichtet
betrachtete, nachdem er gerade Alles ausser dem Blut-
bann ^) durch Ephialtes oder Perikles verloren hatte''). Erst
nach dem Sturze der dreissig Tyrannen ward er wieder
zum Wächter der Gesetze bestimmt ^)^ eine Stellung,
die freilich der absoluten Demokratie im Principe zuwi-
derlief, und ihr um so drohender erscheinen musstc, je
unbestimmter und willkürlicher sie auf einer bloss mo-
ralischen Macht beruhete''), so dass auch wir ihren Um-
fang nicht mit voller Gewissheit ermessen können. Na-
mentlich aber erscheint er auch später noch als Sitten-
gerichl thätig , und lässt sich in manchen Rücksichten
förmlich als eine Oberpolizeibehördc betrachten *''), wie
§. 109. Der areopagitische Rath. 315
er es sich denn auch zum Geschäfte {jemacht zu haben
scheint, auf gefährliche 3Ienschen die Aufmerksamkeit
des Staats zu lenken ^^) ^ eigene Strafgewalt soll er je-
doch in diesen Fällen nur in bedingtem Maasse besessen
haben ^2).
1) Plut. V. Aristid. c. 1.
2) Plut. V. Pericl. C. 9: 6l oi'twv (twv «p;fwv) ol doxifiaa&iyrfq
avfß"t*ov il<;"A{)fiov nnyov. vgl. Demosth. TJmocr. §. 22, Äristog. II,
§. 5, und mebr bei Meurs. Areop. c. 5 und Bernard Archont. p. 5G
fgg. ; zur Unterscheidung von der vorbererwähnten ßoi'XTJ aber das
Argument zu dess. Androt. p. 588 : flal öi tovtcuv 6La<po{)a'no(l^' xni
TiQüJTrj toxi To xr/v xü)v 0 rd dtjfioaiu riQuyftuxcx dioixflv, ttjv 6i iv
j4(jfiü) Tiuyüj XU (^ovixit /lovov • tl df Tt? nnoi, oT» xul uinrj Si^fnoota
dtO/xft , Xfyofifv üTi rivlxa /dfyiaxij avayxTj fyiyyfxo , roxi nnjl Srj/^oniwv
aiiyr/yiro. /iivif(ja 6ia(fO(ju , cTi 7/ /ifv rwv 0 (i(ji&ftü) vnonLnxn woi—
anivu) , rj di u o q La X 0)' wq yaq Ttw? xöiv ^rjxüfioiv kiyoxiai , x«t' troq
ol ivvia ap^ovrf? uvxrj TiQoofxi&fVTo , ojq df xivig, ort ol f^ fiovov &i-
a/*o&ixai (nur weil dieser Name bisweilen für Arcbonten überhaupt
steht; vgl. §. 138, n. 11), y.ul il dixuiojg üj(f&tjauv «plorrfc, n^oairi'
&IVXO xij ßovXij x(Lv ^A(j(io7iuyixiLv ' xul dm xofxo cj'^ }-7if7iiTixov uqi-
&/iü' fl 6f fiTj, f^fßakXovxo, Tqixj] öiugioQit , ort 7] ftiv xüv 0 xöt' ffi-
avxov diiSf](fro , tj d\ xüv u4Qfi.onuyi.xuJv rjv u d lu 6 o •/_ o (;' il nrj yä^
7(? 'ijfiUQXf fifyäliiic , oi'x l^fßulXtxo. — Rücksicbtlich der Zahl ist
zu erinnern, dass Plat. Apol. Socr. p. 36 A und Diogen. L. 11.41,
worauf de Canaye in M. de l'A. d. Inscr. \\\ , p. 198 fgg. baut,
nicht hierher geboren; vgl. Freret in dens. T. XLVII, p. 263 fg.
und oben §. 105, n. 6 extr. Tittmann S. 252 sezt sie approxima-
tiv auf neunzig , und es liegt in der Natur der Sache , dass ihre
Anzahl nicht stets gleich seyn konnte; die Angabe von 51 bei S.
Maxim, ad Dionys. Areop. Antw. 1634 T. 11, p. xxxiv ist oflFenbare
Verwechselung mit den Kpheten, und ebendarauf beziehen nach Pe-
tit auch Platner Process I , S. 21 und Alberti de Aeschyii choro
Supplicum , Berl. 1841. 4, p. 4 die Angabe des Schol. Aeech. Eu-
men. 743, worüber oben §. 1Ö2, n. 18 extr.
3) Mattbiae Miscell. 1, p. 148: in quaestione de ^reopago di-
ligeuler distinguendum , ^uid ad cum tantfuam Judicium , ijuid ad
eundetn tanquam senatum jtertineat : vgl. D. .1. van Lennep de varia
variis temporibus Arenpagi potestate in Gomm. inst. Belg. cl. III,
T. VI, p. 11 fgg.
4) Vgl. Meursius c. 2 und was sonst oben §.105, n. 7 citirtist;
Topographisches bei Lenke S. 124. 255 und Wordsworth Athens p.
7o fgg. Daher rj ilvo) oder jj iv 'j4{)fi<u ntiyoj oder *J ^^(ttioii Ttäyov
ßovXij , auch TO iv 'yt. n. mivid{ti.ov, vgl. Matzncr ad Lycurg. Leocrat.
p. 96. Spater finden wir jedoch die Areopaglteu auch *v ßaai,Xfi(o
nxoä, Demosth. Aristog. I, §. 23, wo nach Harpocr. p. 182 die so-
lonischen Gesetze aufgestellt waren, s. §. 107, n. 1.
5) Flut. V. Solon. c. 19: xr^v öi üvo) ßovXrjv inioxonov nüvriov
xnl ipvXuxji xwv vöftuv ixüQiOfv, olofiivoc; inl dvol ßol'Xutq ojqrifQ riyxi-
^>a^q oQfxovnnv tjxtov iv ciixXoi rijv w Xiv tOfoOuL xul früXXov iix()ffiovvxa
xüv ÖTj/iov nu()ilHv. Vgl. Isociatis Areop«giticus mit dem Couuicn-
316 Th. V. Der athenische Staat. C. L C. Nach Solon.
tar von .1, T. Bergnian (L. B. 1819. 8) und Wichers van Swinde»
ren comm. de senatus Areopagitici auctoritate in Ann. Acad. Gro-
ning. 1818—19; auch HülJmann Staatsr. d. Alt. S. 177—185, Wachs-
niuth I, S. 488, Schömann Antiqu. p. 298 fgg.
6) Vgl. Platner Process I, S, xxi und P. G. Foi-chbammer de
Areopago non privato per Ephialteni homieidii judiciis contra
Boecl:hium , Kiel 1828. 8 nebst dessen Beplik gegen Vömel's Reo.
Allg. Schulz. 1829, N. 143 in ders. 1830, S. 665 auf Grund des
Lex. rhetor. Dobr. p. 674 v. -OAtoTn'Aaxf?: y.uziaxrjauv^ wc fI>i.köxoQoq,
oTf Etpiu^Tj^q /^övj/ (1. fiötft) nuxf).i:if TJi il 'Agiiuv nüyov ßovkij t«
V7i\q Toii ahjfiuroq: wodurch Demosthenes Angabe Aristoer. §. 60:
TOVTO fiovov Tu dr/.umrjQiov ot-^l rvQavvoc , ovx oi.iyuQxUt, ov öt^/ioxQa-
riu T(tq (f'ovixaq diy.aq ittfiilfn&fu xtxöl/Atjxtv , eine nähere Bestätigung
erhalten hat. Dass Lysias caed. Eratosth. §.30: tw SixanxTjuio) xtü
fj Aqtiov näyotiy w xal TKirgicv loTt xul i(p' i'/tolv u-3,odidoxnt, xov (po-
vov xnq 6ixu<; örta^fLV, kein Zeugniss für eine Unterbrechurg der
Jir-^opayitiscben Blutgciiclitsbarl;eit enthält, hat G. Hern\ann Opusc.
IV, p. 299 fgg. gegen Schömann att. Process S. 143 und Böckh
im Index lect. Berol. 1826—27 (auch in Seebode's N. Archiv 1827,
S. 115 fgg.) richtig bemerkt; und wenn lezterer schon im Index
1828 — 29 gegen Meier in Niebuhr's Rh. Mus. II, S. 265— 279 nach
Andoc. de Myster. §. 78 (vgl. auch Xenoph. M. Socr. III. 5. 20)
die vermeinte Vertretung derselben tlurch hcliastische Richter we-
nigstens für den Zeitraum von Ol. LXXXVIII bis XCIV abgelehnt
hat, so i.st Forchhammer's Vertheidigung ihrer ununterbrochenen
Fortdauer von Schömann .lelbst in Jahrb. f. wiss. Kritik 1829, II,
S. 278 anerkannt; vgl. auch m. Rec. in Heid. Jahrb. 1830, N. 44
mit Bahr in Hall. Kncykl. Sect. I, B. XXXV, S. 325 und GroteV,
p. 495. Auch das Missverständniss , welches Müller z. Aesch. Eu-
meii. S. 118 mit Böckh in der Anführung des Philochorus erblickte,
ist durch Schömann Antiqu. p. 299 beseitigt, und für die Bezie-
hung von oöjfiu auf capitalia zeugt ßekk. Anecdd. p. 428. 9.
7) Aristot. Pol. II. 9. 3: t^^'v fv '^giioj nüyw ßovXiqv 'Etf.iäXrrji
i/.okovoi xnl TJutixlr/q: vgl. Diodoi. XI. 77: 'upia dl xovxoiq nguxxofti-
vott; (Ol. LXXX. 1 = 460 a. Chr. oder auch wohl eins bis zwei
Jahre früher, Sintenis ad Plut. PcricI. p. 107, Lorentzen de rebus
Athen. Pericle duce gestis p. 12, Franz z. Aesch. Oresteia p. xxix)
iv fA,\v ToTc A&Tjvuiq 'E(fi.<i.XxTji; o 2ifiu)vi6ov (richtiger .S'oyei^vt'd'oi^, Ae-
lian. V. Hist. II. 43) , ÖT/uayojyoq wv xal xo nXrj&oq nuQoXvvuq y.uxd
xii)v AgitonuyiTÜiv f tTltiOf xov d^/uov \pT]<piafA,noi, finwaui xrjv f^ 'yi^iiov
nityov ßovXrjv x'tl xri nargtu xnl nigißoTjxa vöfiina xrtxnXvoni : auch
Plut. Cimon. 15: EcpiäXxov riQOfaxwtoq u<ffiXovro rijq *S 'ylqiiov nü~
yov ßovXTjq xuq xgiatiq nX^v uXiyotv unöaaqi und Pericl. 9: d«o xal
/iüXXov loxvouq 0 IlfQixXrjq fv räi drjiiü) xuxfoxaniutt i"/;» ßovXrjv , wnri
xi]v n'fv dqiutQf&TJvui. xuq nXiiaxnq xQiaii,Q dt' 'E<pii'xXxr)v: wo xglanq
keineswegs, wie von Wachsmuth I, S. 581, in richterlicher Bedeu-
tung allein genommen zu werden braucht, s. Aristot. Pol. IV. 11.2
und mehr im Allg. b. Grote V, p. 481 fgg. und unten §. 164.
8) Andoc. de Myster. §. 84 aus dem Psephisiun des Tisomenus i
»Tinditv dt xiO-oioiv ol vofioi, intutXiiado) tj ßovXrj fj fj 'Agtiov nityov
Twv fofioiv, v7io)q UV al reg^nl xotq xn/itroiq vöfdoiq XQ'^''"'"'"'' ^6f^- Böckh
C. Inscr. I, p. 144 und Dinarch. Demosth. §.9: w r^v xüv aw/nö-
Twv (fivXetxr^y o drjfioq nagaxaxa&r^XTjv töioxiv , tu x//V noXi.xtiav xul 6q-
fiox^inxiuv noXXuxiq fyxfXfiQixfv . . , o (pvXärrft xaq imoggr/xovq öi(t-
§.110. IS eut Kämpfe : Tyrannis der Pisistratideti. 317
^jyx«?, h uk T« f^c TiöXiojq ao)T~,{)t.a xiZrai (über diese Tgl. Chardon
de la Rochette Melanges de litterature T. II, p. 445 — 460 und Lo-
beck AglaopL. II, p. 965 fgg.)-
9) Vgl. hierzu insbes. G. Schwab: num quod Areopagu-s In ple-
biscita aut confivmanda aut rejicieiida jus exercuerit legitimum ?
Stuttg. 1818. 4i auch Pastoret Hist. de la legisl. T. VI, p. 355 —
383, und die Beispiele bei Aescbiu. Timarch. §. 81, Demosth. Cor.
§. 134, Plut. V. Phoc. c. 16 U.S.W.
10) Isoer. Areop. §. 37: warf rijv i^ ^AinLov nüyov ßoi''/.7}v inf-
OTr/Ouv iniuthln&iu tj/s tvAoatxlac;: vgl. Plut. V, Solon. c. 22, Athen.
IV. 64, VI. 46; Diogen. L. VII. 168, Hygin. Fabul. 274, und
mehr bei Tittmann S. 255, Schubert de aedil p. 65-75, Limburg-
Brouwer V, p. 8 fgg. , worauf auch Androtioiis und PLilochorus
Zcugniss bei Maxim. 1. c, geht: föixu^ov ovv ol 'AononuylTui antl
nurrojv o](iööv xüjr aq>uk^idro)v xai nuQuvo/xiwv. Nur die Baupolizei
wird man nicht mehr dahin rechnen dürfen, s. Schneidewin ad He-
raclid. p. 43.
11) 'Anoffidant; , vgl. insbes. Dinarch g. Demosthenes mit Titt-
mann S. 209 und Platner Process I, S. 27—37; doch anderseits
auch Aeschin. Timarch. §. 83: rjniK; toi ol 'Aononuytzut. oim xar^-
yo^ovftiv Ttfiü(i%ov ovTf ilnoXoyovn(&a, ov yiiQ 7]fitv Ttdroiot fort.
12) Vgl. adv. Neaeram §. 80; fi^r^nlov tov Qtoyhtjv 'ona xvgiu
inrlv, IV itno{){)Tjrui d'i kuI /^frn xoo.utoTjyTo; • oi? yug athoy.QUTo(jf(; flniv
o')<; UV ßovXmvxui 'A&rjvuiwv nvd xoXriaui,. Fälle wie Aeschin. Ctesiph.
^. 252 und Lycurg. Leocrnt. §. 52 sind Ausnahmsmaassregeln bei
dringender Gefahr; sonst bedurfte es dazu wenigstens eines Volks
beschlusses , wie bei Dinarch §. 62.
§. 110.
So bleibend und gross nun aber auch in gesetzgebe-
rischer Hinsicht Solon's Verdienste um seine Vaterstadt
waren , so hatten doch seine politischen Einrichtungen,
vielleicht gerade um der Mässigung willen , die sie be-
seelte ^), für den Augenblick nicht die Folge. Ruhe und
Eintracht auch in seiner Abwesenheit zu erhalten ^ und
es bedurfte erst noch der Alleinherrschaft, deren sich im
J. 560 Pisistratus mit Hülfe der Diakricr bemächtigte ^),
um die neue Ordnung der Dinge zu befestigen , die
sonst leicht im erneuerten Kampfe der Parteien einer
Rückkehr zum alten Adelsregimen te hätte als Opfer fal-
len künueu. Wohl mag Pisistratus zulezt, nachdem er
seinen zweimal erschütterten Thron durch Waifengewalt
befestigt hatte , und mögen seine Söhne Tyrannen im
vollen griechischen Sinne des Worts geworden scyn ') •
doch wurden von ihnen mehr als irgendwo die rechtli-
chen Formen geachtet*^), und die Geschichte ist voll von
318 Th. y. Der athenische Staat. C. I. C. Nach Solon.
Zügen ihrer Müde und Sorgfalt für's gemeine Beste ^).
Erst als Hipparehus Lüsternheit die That des Harmodius
und Aristogiton veranlasst hatte ^] , zog Hippias sich
durch Strenge den Hass zu, der zu seinem Sturze mit-
gewirkt haben mag; obschon es eigentlich die verbann-
ten Alkmaeoniden waren, welche mit delphischem Gelde
und spartanischen Waffen unterstüzt ihn im J. 510 auf
seine Herrschaft zu verzichten nöthigten ^). Der Sieg
und die Rückkehr der Oligarchen konnte diesen jedoch
nicht mehr bleibend die Oberhand verschaffen 5 das Volk
war wach , und die Entzweiung seiner Gegner gab ihm
an Klisthenes^) einen neuen Führer, dessen entschiedene
Maassregeln der solonischen Staatsveränderung eigentlich
erst den Schlussstein aufsezten ^). Vergebens wandte
sich die von Isagoras geleitete Aristokratie noch einmal
an Lacedaemon 5 zwar gelang es dem Könige Kleomenes
anfänglich , Klisthenes zu vertreiben 5 als er aber den
solonischen Rath antastete, erhob sich das Volk ^°), und
zwang ihn die Burg zu räumen und Isagoras Partei sei-
ner Rache preiszugeben.
1) Tac. Ann. IV. 33; nam cunctas naliones et urbes populus aiit
yrimores aut singuli regunt ; delecta ex his aut consoeiaia rei publi-
cae forma laudari facilius quam evenire , aut si evenit , haud diu-
iurna esse polest. Vgl, WacLsinuth I, S. 492 und C. Zell de mi>:to
rerum publ. genere , Heidelb. 1851. 4.
2) S. Herod. I, 59 %g. mit Welcker Nachtr. z. Trllog. S. 2i9
und im Allg. Mcursii IMsistratus , Fi. B. IÖ23. 4, P. G. V. Junius
de l'isistratidarum tyrannide, L. B. 1829. 8, Vater in Hall. Eiicycl.
Sect. III, B. XV, S. 43fgg., Grote IV, p. 137 fgg.; über die Zeit-
bestimmung Bouhier in M. de Trevoux 1709 , p. 1786, Clinton F.
Hell. II, p. 201—203, Fiseber Zeittaleln S. 134, ScLultz App. au-
i.al. spec. II, Kiel 1836. 4, p. 4 fgg. und in Kieler pbilol. Stud.
S. 159; aucb Grauert de Aesopo, Bonn 1825. 8, p. 37 und Voemel
de aetate Sol. p. 14.
3) Vgl. die Finanz - und sonstigen Zwangsmaassregeln bei Ari-
stot. Politic. V. 9. 4 und Oeconom. 11. 4, Dio CLrysost VII. 107
und X\V. 3, Paroemiogr. Gott. I, p. 105 und 406, Max. Tyr.
XXIX. 3 mit Wachsmutb II, S. 74 und Plass Tyrannis I, S. 187 fgg.
4) Tliucyd. VI. 54, Plut. V. Solon. c. 31 , Diog. L. I. 53.
5) S. [Vfeursius c. 6 und Diodor. Exe. IX. 56; über ihre Sorge
für Geistesbildung insbes. d. pliiton. Hippaicb. p. 228 mit Per. ad
Aelian. V. Hist. VIII. 2 und JNilzseb Hist Homeri I, p. 158; auch
Ritsrbl alex. Bibl. S. 49 fgg. und Vater a. a. O. S. 63.
§. 111. Klisthenes tind seine Staatsveiändernnijen. 319
6) S. Thucy«!. VI. 55 — 59 und für diese ganze Gescbielitc die
Hauplstelie Ner'. V. 62—96. Uas Jahr ist Ol. LXVI. 3 =: 514
a. Chr.; vgl. Böckh C. Inscr. II, p. 318; anders der unbekannte
Chronograph im Rh. Museum IX , S. 174 ?
7) Vgl. Vater rer. Andocid. spec I, Berl. 1840. 8. p. 13 fgg.
und über die Dauer der ganzen Herrschaft Aristot. Politic. \'. 9.
23 mit Schneiden, ad Heraclid. p.37 und Nauck Aristoph. Byzant.
fragm. p. 66 ; über die Betheiligung der Alkmaeonideti au ihrem
Sturze insbes. T. Mommsen Pindaros, Kiel 1845. 8, S. 41 fgg. und
W. Vischer über die Stellung des Geschlechts d, Alkm.ieonidcn in
Athen, Basel 1847. 4, .S. 13 fg.
8) Megakles Sohn, selbst Alkmaeonide; vgl. Isoer. de bigis
§. 26 mit Davis, ad Max. Tyr. XW. 1; im Allg. aber A. Dietrich
de Clisthene , Halle 1840. 8 und Bültuer Gesch. d. polit. Helarien
in Athen, Lpz. 1840. 8, S. 15 fgg.
9) Isoer. n. tlvxiö. §. 232: rov rt d^/nov Kurrjyuyt xul 7or? U'-
(j<ivvov<; f^fßukf xal TTjv dii/toxQrtTi.(ev IxfiyrjT xuxiarTjof Tt/V ulriav t oti;
' Eklrjoi. TÜv fifyiojwv uyu&wv yivofihtjv : vgl. Areop. § 26 mit Dio-
nys. Hai. Jud. de Isoer. §. 8 und mehr bei Wachsrauth I, S. 541
fgg.; kurz auch Voemel über des Atheniensers Klisthenes Staats-
veranderung , Frankf. 1838. 4.
10) Mit thessalischer Hülfe? Schol. Aristoph. Lysistr. 1153;
vgl. Paus. I. 29. 6 mit Meier de Andoe. adv. Alcib. V, p. 99; über
die Zeit (508 a. Chr.) Schultz in Kieler Stud. S. 174.
§. 111.
Klisthenes erster Schritt war die Aufliebung der vier
ionischen Phylen ^) und der Ersatz derselben durch zehn
neue, ziemlich willkürlich, wie es scheint, nach alten
Landesheroen benannte: Erechtheis^ Aegeis , Pandlonis,
Leontis , Ahamantis , Oeneis , Cehropis, Hippothontis,
Aeantis, Antiochis '^)5 eine wesentliche Veränderung, in-
sofern sie den Ansprüchen der hänipfenden Parteien die
Nahrung, die sie möglicherweise noch aus der alten
Spaltung ziehen konnten, nahm und den ganzen Staats-
organismus mit ihrem umgestaltenden Einflüsse durch-
drang. Dass er auch neue Phratricu gemacht habe , ist
weder nachweislich noch wahrscheinlich, da es nicht in
seiner Absicht liegen konnte, auch die familienrechtllchen
Grundlagen der bisherigen Bürgergemeinschaft zu er-
schüttern'j^ wohl aber warf er den Schwcrpunct der
ßetheiligung an lezterer auf die Ortsgemeinden oder di-
ftoi'^)^ welche er in seine neuen zehn Phylen dergestalt
einordnete, dass jede derselben in allen drei Laudesthcilcn
320 Th. r. Der athenische Staat.' C. I. C. Nach Sohn.
vertreten gewesen zu seyn scheint ^j 5 und darauf beru-
hete dann auch wohl die ünterabthellung derselben in je
drei Trittyen, die wenigstens in dieser Zeit nicht mit
den Phratrien verwechselt werden dürfen ^). Sonst ward
in Folge dieser Veränderung in einem grossen Theile
der öffentlichen Behörden die Zehnzahl herrschend, in-
sofern dieselben durch Wahl der einzelnen Phylen oder
wenigstens aus denselben besezt wurden'') 5 auch der
Rath wuchs auf füufliundert Mitglieder ^) und die Zahl
der Naukrarien von acht und vierzig auf fünfzig 9), ob-
gleich diese, wie es scheint, bald ganz eingezogen und
die Geschäfte ihrer Vorsteher namentlich an die Demarchen
übertragen wurden ^^) 5 nur die Zahl der Demen selbst
betrug wenigstens später hundert vier und siebenzig "),
und Herodot's Angabe von zehn in jeder Phyle ^^) wird
durch sonstige Zeugnisse eben so wenig bestätigt wie
der Name (pvXuoyoi , welchen er statt enif.uXfjtai tüv
q)vX(ßv den Vorstehern der Phylen beilegt ^^). üeberhaupt
beruht diese Eintheilung ausschliesslich auf dem gege-
benen Gemeindeverbande '"•■) , ohne irgend welche son-
stige Beziehungen in's Auge zu fassen^ auch die Namens-
ähnlichkeit einzelner Demen mit alten Geschlechtern ist
für einen fortdauernden Zusammenhang zwischen beiden
eben so wenig maassgebend ^^), als Mitglieder des näm-
lichen Geschlechts auch denselben Demos zu haben
brauchten 1^)5 und jeder Bürger wai*d ohne Rücksicht auf
seinen Wohnort lediglich der Gemeinde beigezählt, wel-
cher seine Familie zu Klisthenes Zeit angehört hatte ^'^).
Ausserdem verstärkte Klisthenes die demokratischen Ele-
mente der Bürgerschaft durch Beisassen und Fremde ^^):,
auch soll von ihm die Einrichtung des Ostracismus her-
rühren 1^) , welche das Volk in den Stand sezte , sich
eines jeden , dessen Anwesenheit im Staate mit den
Principicn seiner Regierung, namentlich der allgemeinen
Rechtsgleichheit, unverträglich schien, wenigstens für
eine Reihe von Jahren auch ohne äusseren Anlass durch
eine ehrenvolle Entfernung zu entledigen ^°).
1) V^l, Her. V. 66 — 69 und Arislol. Poliüc. VI. 2. 11 mit
§. in. Klisthenes und seine Staatsveränderungen. 321
H. Sauppe de causis magnitudinis iisdem et labis Atheiüensiuia,
Zürich 1835. 4, p. 3 — 6, auch Droysen in ScLmidt's Zeitschr. Vlil,
S. 396 fgg. und Grote IV, p. 175 fgg. Die ionischen t'hylen mit
NiebuLr (»öni. GescL. II, S. 347) als Adelstänime noch eine Zeit-
lang fortbestehen zu lassen , ist selbst in gottesdienstlicher Hinsicht
(Meier gentil. Ätt. p. 7) ganz unerweislich; über die vermeinten
'EgyäSiig s. oben §. 94, n. 12.
2) 'Ex TtokXöjv ovofiHTOiv iXoßhov TU TluXaiU Tov TIv&iov, Poll.
VIII. 110; woher die Namen, s, Demosth. Epitaph, §. 27— 31, Pau
san. I. 5, X. 10, und mehr bei Meurs. lect. Attic. V. 5. 'Emövi'noi.,
Demosth. Tiniocr. §. 8, Theocrin. §. 14, auch a\)XTjyfTui, Bekk,
Anecd. p. 449. 14; ihre Bilder auf dem Markte, Isoer. Callim.
§. 61, Aristoph. Pac. 1183; vgl. Boss Theseion S. 65 und unten
§. 131, n. 6. lieber die officielle Reihefolge der Phylen s. schon
Corsini F. Att. I, p. 114 — 185; über die Anwendung ihrer Namens-
formen auf die Mitglieder selbst Demosth. Theocrin. §. 18.
3^ In Aristoteles Worten liegt es nicht, da hier Klisthenes nur
als einzelnes Beispiel einer allgemeinen Bemerkung genannt ist: tri.
df y.al TU ToiuiiTu xurnoxii'üoftaTU /(i^aifiu n(jog ti]v ö/],uoxo<ntav ri]v
Tottti'Tiyv, ote KhiadfVTjq Tf 'A&f'/VTjaiv f/fJi'/auTo ßovk'iAtvot; ufif^ntti ttjv
ÖTJI^OKQUTiaV, XUl Tlf^l KVQTJVTJV ol TOV Ö/j/^OV Xa&lOTÜvTf^ ' <fv?.ui Tf yuQ
iTfjui. noiTjXfui. nkfioiK; xal cp{)aTQlui xal tu iwv Idiwv tfQwv avKtxrfov
flq üXiyu xul xoivü, wovon wenigstens das lezte auf Athen keine An-
wendung findet; das einzige Zeugniss aber, das I'hratrien mit den
zehn Phylen verbindet, Schol. Plat. Republ. V, p. 475 A , ist bei
seiner sonstigen llebereinstinimung mit den Stellen über die vier
Phylen (Müller Historiogr. II, p. 106, Wachsmuth I, S. 817) der
bekannten Verwechselung von d und J^'xm dringend verdächtig ; und
die vermeinte \ ereinzelung der yfrrj in späterer Zeit, worauf sich
namentlich Plalner Beitr. S. 66—77 und Rieger in Zeitschr. f. Al-
terth. 1853, N. 52 stützen, um die Phratrien durch Klisthenes, wie
sich auch Lachmnnn S. 282 ausdrückt, ausser Zusammenhang mit
den alten Geschlechtern treten zu lassen , ist bereits oben §. 100,
n. 3 und 6 beseitigt, so dass ich noch jezt nicht anstehe, mit Tilt
mann S. 271, Welcher Nachtr. z. Trilog. S. 200, Wachsmuth I, S.
544 und II, S. 172 , auch Meier gentil. p. 8 und Hüllmann Urspr.
d. röm. V erf. S. II die unveränderte Forldauer der alten I'hratrien fest-
zuhalten ; ein Radicalismus, wie ihn Rieger bei Klisthenes voraussezt,
würde die Demokratie gerade ihres besten Rechtslltels, der autochtho-
nischen Gemeinschaft beraubt haben; vgl. dagegen Plut. V. Cimon.
c. 15 und PericI. c. 3.
4) Jij/^oq z= xüni] , Arislot. Poet. IV. 3; der Unterschied bei
Isoer. Areop. §. 46: difAo/u*vot lii» nfv nokiv xutd xojfiuc , rr/v df x'"-
()ttv xaru ör}^tovq , findet später keine Anwendung, so wichtig auch
jene Stelle für das Aller der Demen selbst ist, vgl. PUil. V. Thes.
C. 24: xaT(i äi'jfioi'i; xal yhi/. Also yaiji oder oppida (Cic. ad Att.
VII. 3), auch wohl vici mit Sigon. Rcp. Athen, p 283; vgl. Lami
nd Meurs. Opera I, p. 233; während dagegen popitlus , was selbst
römische Schriftsteller bisweilen dafür gebrauclien ((Jronov. ad (Jell.
III. 13), den BcgrlD" der polnischen Unselbständigkeit verwischt,
die nur durch Svntelic mit andern ein Ganzes bildet; s. Ind. lect.
Gott. hib. 1853—54.
5) Dass die klisthcnischen Phylen nicht, wie man früher an-
nahm (s. noch Thirlwall II, S. 501), örllicb zusammenhingen, hat
I. Bd. 4. AiiQ. X
32ft Th. y. Der athenische Staut. C. 1. C. Nach Solon.
die neuere Topographie zur unumstösslicbsten Gewissheit erhöhen,
vgl. Grote IV, p. 177; das Eiutheilungsprincip, welches ich hier
aufstelle , beruht auf Psellus n. dDtwv hinter dems. de oper. daemo-
num cd. Boissonade , Norimb. 1838. 8, p. 103: Kkii,a&ivi](; ynQ tiq
flg T()i(xxovTU fioi(ja<; tjjv Axxt,yirjv uTiaauv dtarfinaq , inicdij to fiiv ao-
rt^q fTiiS-uXurTidiov tjv , ro di fjil roij fifoov xuO-r/aco rljt; /o)(jaq , xo
6i Jia^u To üarv oviiOXQWTo , äitia /a,(v /uoigug xf/ Tiagakim avvxixfvxf,
äfAU 6{ xaxiaxTjaiv Inl xrjv uiaöyitov, d"fx« di uOTi'föfiovg inobjaf , x«i
xo x{)i,xtjhÖqiov XQtxxvq ojvö/uaaro , welches Zeugnis«, wenn auch die
Bezeichnung der Landestheile schief ist , Schümann Verf.gesch. S. 64
nicht als blosse Faselei verwerfen durfte. Für die Demen , welche
die Hauptstadt bildeten , hat Aebnliches bereits Sauppe de demis
urbanis, Weimar 1845. 4 nachzuweisen versucht; doch widerspricht
dem Meier in Allg. L.Zeit. 1846, S. 1081 — 1090, und eine Gewiss-
heit ist dafür auch nicht vorhanden.
6) Dass alle Steilen , wo Trittys und Phratrie identificirt wer-
den , auf die Zeit der vier Phylen gehen , zeigt die Eintheilung in
dreissig Geschlechter, die Niemand den klisthenischeu Trittyen bei-
legen wird; vgl. Poll. VIIl. 109, Moeris Alt. p. 108, Suid. 1, p. 474 ;
wenn aber selbst für jene Zeit eine mehr finanzielle Bedeutung der
x(jixTVf(; wahrscheinlich war (§. 98, n. 2), so ist diese nach Kli-
slhenes selbst in den wenigen Stellen, wo solche vorkommen, sicher;
s. unten §. 122, n. 4, Auch Lachmann's Vermuthung S. 250, dass
die Trittyen im Gegensatze der geschlechtlichen Phratrien eine ört-
liche Eintheilung gewesen, bestätigt sich durch die §. 97, n. 11
erwähnte xq. 'Enamyiiwv und wird durch die gleichfalls von Ross
Pnyx S. 29 bekannt gemachte Auxkxöüv nicht erschüttert, da die-
ser Name unter den Demen auch verörtlicht vorkommt , ohne dass
man desshalb mit Zelle S. 7 alle Geschlechter zugleich örtlich auf-
fassen dürfte.
7) Vgl. Tittmann S, 302 und mehr unten §. 147 fgg.
8) Daher ij xwv nfvxunoaiuv ßovktj oder y ßovki] ol nfvxaxöaioi;
Aeschin. Ctesiph. §. 2, vgl. C. v. Osenbrüggen de senatu Atb.
9) Phot. p. 288 Pors. ; o Kkei^Tjfioq fv ttj xqIxtj (pTjoLv, 'ort KXfi-
a&frov(; dfxu ipvXat; noitjauvxoq uvvl rüiv xfoaäfiojv oiivfßij xal ilq niv-
xtjxovxu nf^r] ÖMruyijvui,' avToiiq d\ ixäXovv yuvKQrn>l(tq ; vgl, Böckh
Staatsh. I, S. 359 und Droysen in Schmidt's Zeitschr. VIIl, S, 405.
10) Schol. Aristoph. Nub. 37: 'AQioxozflyq äi nfgl Kkna&hovq
(prjoi' xuxfoxjjnf d( xal dTjuä{)yov(; ti/v ai'xr]v txovTu<; iTii/^fXuav xoVq
ziQÖxHiov va}ix()U{)oiq' xul yi(Q xoiiQ (i^/.toiii; itvxl xijiv vavxQdQiüjv inoiTjaiv.
vgl, Harpocr. v. 6t)fiuQx°<i ""d KUot^a^ux« , l'oll. VIII. 108, und
mehr bei Plalner Beitr. S. 15(5 fgg. und Meier Bon. damnat, p. '204.
11) Strabo IX. 1. 16; vgl. Kustath. ad iliad. II. 547 und mehr
im Allg. bei Meursius de populis Atticae , L. A. 1616. 4 mit dess.
Beliqua Att. Traject IÖ84. 4; Spon Voyagc II, p. 303 fgg., Cor-
sini F. Alt. I, p. 192 fgg., iiisbes. p. 223 — 2i7 ; O. Müller in Hall.
Fncycl. VI, S. 220—227, C. L. Grotefend de demis s. pagis Atti-
cae, Gott. 1829. 8 und in Pauly's Healencykl. I, S. 944, Stuart u.
Rewett Alterlh. v. Athen übers, v. Wagner II, S. 205 fgg. mit
Osann's Anm. S. 30.5 fgg., Leake in Transaction» of the K. Soe.
of Liter. I. 2, p, 114 fgg. oder Topogr. of Athens T. 1! und da-
nach Westermarn die Demen v. Attika , Braunschw. ISiO. 8; C.
8.111. Klislhenes und seine Slaalsveränderungen. 323
Müller Historiogr. fragm. II, p. 354 fgg. , endlich L. Ross die üe-
men v. Attika und ihre Veitbeiiung unter die PLylen, Halle 1846. 4.
12) Her. V. 69 -. öixa ti 6i^ qivkÜQXovi; avrt riaoaQoiv inoirjof,
6fy.ii ö( xul Toi'S dTjfiovt; >iurfv(/i( f? t«? ^pj'>.«\-, welche Schwierigkeit
mit Corsini III, p. 198 und Wachsuiuth durch Interpretation zu be-
seitigen mir nicht so leicht wie Dietrich de Clistheue p. 29 und
Grote IV, p. 177 scheinen will. Dass zu irgend einer Zeit wirk-
lich nur hundert gewesen , schliesst Sauppe dem. urb. p. 5 sehr
scharfsinnig aus dem '^Qacfrjv ilq röiv fKUTuv j^^jojw* bei Herodian n.
fiov. Ul. p. 17; ob dieses aber, wie derselbe v/ill , durch Klisthe-
nes selbst geändert, oder, wie Schömanu Antiqu. p. 202, erst nach
diesem durch allmähligeu Zuwachs der Bevölkerung modificirt wor-
den sey , wage ich nicht zu entscheiden.
13) Ueber diese vgl. Schömanu Com. p. 369. Worauf Müller's
(z. Aesch. Eumen. S. 160) zehn qiv).oßuoüfX<: beruhen, weiss ich
nicht; Phjlarchen kommen später nur als Reiterofficiere vor; oder
ging es hier wie in Rom , wo die späteren curatores tribuum auch
früher tribuni hiesscn? vgl. Mommsen die röm. Tribus in admiuistr.
Beziehung, Altona 1844. 8, S. 21-
14) Daher grosse und kleine örjuoi,, Demosth. Eubulid. §. 57.
Ueber die Namen Etymol. M. p. 327 : ol yuQ d^/noi, twv 'A&i]vaLo)v
in U710 Twr röno)v Tj «no xüv nuQuxfififvuv avrotg // (tnu roJv fv nvToTg
qiVTüJV T] dno rüv olxrjOili>Twv uvögojv i] yvvaixöJv {o)vonaoiihoi ilai).
15) Vgl. Epikur bei Diog. L. X. 1 : twv dijuiov ragyrJTnoq,
yhovq öi tov twv (piXuVdwv, und mehr bei Buttmann Mytliol. II, S.
316 und z. Plat. Alcib. I, §. 35, Böckh in Heidelb. Jahrb. 1818,
S. 312 und C, Inscr. I, p. 100 u. II, p. 650, Meier de gentil. p. 3.'^,
Grote III, p. 85; eine Uebereinstinimung wie bei dem Redner Ly-
kurg, der rö)v öi]ixo}v Boviu6?/q , yhüix; öe twv 'ETioßoi/radöJv war,
ist selten; s. Bossler de gent. sacerd. p. 4. Wohl lassen die pa-
tronymischen Erdungen auf ursprüugliche Angesessenheit der be-
treflenden Geschlechter in den gleichnamigen Demeu schliessen, vgl.
Suidas s. Tlnii&oXdui : ob diese Demen aber desshalb eine eigene
Classe adeligen Herrenlandes im Gegensatze der Bauernorte bilden,
wie dieses Niebuhr a. a. O. und Graucrt in dessen Rhein. Museum
I, S. 180 andeuten, mag dahin stehn , so benierkenswerth es auch
ist, dass fast keiner derselben an der Küste liegt, wo wir nach
Strabo IX, p. 610— 612 gerade eine grössere Anzahl von Namen to-
pographisch verfolgen können.
16) Vgl. die Brytiaden adv. Neaeram §. 61, die Amynandriden
bei Ross Demen S. 24; auch Thueydides und Miltiades bei Plut.
V. Cimon. c. 4.
17) Schümann Com. p. 306. Anders aber falsch Luzac de So-
crate cive p. 99, der Wohnort und Geburtsdemos scheidet, obgleich
sich auch so der Gegensatz von dijuöiui:; und lyy.fy.rrjuhoK; heraus-
stellt, vgl. Demosth. Polycl. §.8; dass jedoch viele Demoten auch
in ihrem Demos wohnten, bezeugt Demosth. Eubulid. (). 10.
18) Aristot. Politic. III. 1. 10: KpvUxu'Ot ^hovq xul öovXovq ftt-
To.'xoj/v, was freilich im Einzelnen schwierig zu deuten ist, vgl.
Dietrich de Clislhene p. 26. Wolf ad Demosth. Lept. p. lxix und
Schömann Com. p. xv wollen dovkovq xul fitToUovq, Niebuhr 11, S.
346 /uftoUoi«; xul doi'Ao??, Götfling ad Aristot. p. 34? tilgt öoi'Xovq
ganz; eben so gut ober könnte man ^no/xoi? als Glosscm von Im'oi'S
X2
324 Th. y. Dtr athenische Staat. C. 1. C. Nach Solon.
herauswerfen, s. unten §. 115. Andere sucben durch Interpretation
zu helfen : Berger in Eichstädt's Quaest. pLilol. spec. IV, Jena 1838. 4
fasst niToLxoii^ als Prädicat, indem er inoLtjoi aus dem vorhergehen-
den hinzudenkt; Westermann publ. Athen, honor. p. 31 und Meier
};cntil. p. 6 nehmen d'ovkovi; ntxoiy.ovi; selbst als Freigelassene, Grote
IV, p. 171 als x'inilq ulKovvxut; , dagegen Hüllmann Urspr. d. röm.
Verf. S. 40 als unfreie Hintersassen , und ähnlich Kutorga in IVIe-
langes greco rom. de l'Acad. de St. Petersb. 1853, p. 359 fgg., nur
dass dieser zweierlei MetoehoU, ^ivovq und dovkov<; annimmt und
beide als eine eigene Classe von Geomoren durch Kiistbenes das
Bürgerrecht erlangen lässt , was doch wohl den Artikel und n —
xMt verlangt hätte ; ich kann jedenfalls nur an Landesfremde denken,
da die inneren Unterschiede , wie ich glaube , bereits durch Solon
ausgeglichen waren.
19) Aelian. V. Hist. XIII. 24, womit Diodor. XI. 55 verbanden
werden kann : u? ho/io&nij&jj fi'fv fv ruig u4&)fKti<; fifxu rjjv xnruÄii-
niv TÖjv Ti>(iitvyij)v Tbjf nf(il UnoiarguTov. Andere Angaben s. bei Sca-
liger ad Euseb. Cbrou. p. 50 und Roulez ad Ptol. Hephaest. p. 130;
im Allg. aber Meier in Hall. Encykl. Sect. III, B. VII, S. 180 fgg.
und H. Heuniauu de ostracisrao Atheniensium, Recklinghausen 1839. 4,
p. 5 — 9; auch Klotz Archiv IX, S. 352 fgg. und A. Filon Hist. de
la democralie Athenienne , Paris 1854. 8, p. 31 fgg.
20) Vgl. oben §. 66, not. 12 und über die Procedur unten
§. 130, n. 9. Unter den Opfern desselben nennt Plut. V. Nie. c. 11
zuerst Hipparch , Charmus Sohn, einen Verwandten des Tyrannen,
vgl. Harpocr, p. 153 mit Wt;stermann ad V. Solon. c. 1 und d.
Erkl. z. Lycurg. Leoer. §. 117; die bekanntesten sind nächst Kli-
sthenes selbst, woran jedoch Meier zweifelt, Themistokles , Aristi-
des , Cimon ; ausserdem soll er Perikles Vater Xanthippus (Heracl.
Pol. c. 1) , Alcibiades beide Grossväter Megakles und Alpibiades
(Andoc. c. Alcib. §. 3i) zweimal (Lysia.s c. Alcib. I, §. 39), Tbu-
cydides Melesias Sohn (Plut. V. Pericl. c. 14), Oaraon den Musiker
(dis. c. 4), Kallias Didymus Sohn (Andoc. c. Alcib. §. 32) und ei-
nen gewissen Meno (Hesych. II. p. 574, vgl. Bergk im Ind. leot.
Marb. I8'»4 — 45 p. viii) getroffen haben; zulezt Hyperbolus , s.
S. 104. Für MikTiädr/v jov Kinonoq bei Andoc. de pace §. 3 und
Aeschin. F. L. §. 172 vermuthen Krüger Stud. ü, S. 245, Sauppe
de caus. magnit. Ath. p. 21 , F'unkhnenel in Zeitschr. f. Alterth.
1836, S. 1047 wohl mit Recht Ki/xojva rSv Mdnüdov.
§• *12.
Um dieselbe Zeit inuss ciidlicii auch die wichtige
Veränderung fallen, derzufolge für die Besetzung aller,
oder doch wenigstens der meisten , ordentlichen Staats-
ämter stalt der Wahl das Loos eingeführt ward ^) ^ ob
durch Klisthenes oder wen sonst, ist insofern gleichgül-
tig, als in dieser Zeit des politischen Aufschwunges die
Wirksamkeit des Einzelnen völlig hinter der selbstbc-
wussten und consequenteiiTbätigkeit verschwindet, welche
das Volk aU Ganzes nach Inucu und Aussen im Inier-
§. Ii2. ß^ollenduny der reinen Demokratie. 325
esse seiner jungen Freiheil ent^viekelte ^). Weg war die
Furchtsamkeit, mit der es vor Kurzem noch Persieus
Schutz gegeu Sparta suchen zu mi\ssen geglaubt hatte ^
mit Begierde nahm es jede Gelegenheit wahr, in der
Nähe und Ferne seine frische Kraft zu üben; und im
gliickiicheu Kampfe mit Boeotien und Chalcis ^), im küh-
neu Wetteifer mit Aegina *), gelangte es zu dem Gefühle
seiner Stärke, wodurch es bald nachher auf dem Schlacht*
felde von Marathon seine Feuerprobe bestand ^) : ein Sieg,
der nicht minder für die Befestigung der Demokratie im
Innern als für die äussere Unabhängigkeit Athens von
entscheidender Wichtigkeit war ^). Unter solchen Um-
ständen kann es daher auch nicht auffallen , einen der
reinsten Menschen, welche die Geschichte kennt, Aristi-
des, durch Eröffnung des Zutritts zum Archontate und
den übrigen Staatsämtern für alle Bürger, ohne Rücksicht
auf Geburt oder Schätzung, die bedeutendste Schranke weg-
räumen zu sehn , welche Solon noch dem demokrati-
schen Elemente gesezt hatte '') 5 wenn man erwägt, dass
er es für ein Geschlecht that, wo sich Alle durch gleiche
Theilnahme an dem Interesse des Ganzen , durch glei-
chen Gehorsam gegen die Gesetze , durch gleiche Auf-
opferung für das gemeine Wohl in gleichem Maasse des
Herrschens würdig gemacht hatten **).
t) S. oben §. 67, n. 4 uud de jure magistr. p. 15 f(jg. Sigo-
nius irrtbuni , der es schon von Solou ableitet, bat bereits Ubbo
Enimius p. '24 — 27 genügend beseitigt ; für Klistbenes selbst stim-
men Bernard de Archont. p. 42 und Wacbsmutb I, S. 547, Ungewis-
ser Tittuiann S. 308 und Luzac de Socr. cive p. 62 : certe vel ae-
täte ^ristidis vel antequain Pericles auctoritate valeret j aber mit
Grote IV, p. 196 bis nacb der Scblacbt von i'lataea berab/.usteigen
verbieten Her. VI. 109 und Plut. V. Aristid. c. 1 , obgleich man
scbon im Altertbume stritt, wann Ariatides und ob xvuftivToq oder
fkoutvüiv '.■4{^T/faiojv t/ij^ir, und von demselben Polemareben , der bei
lierodot xvü/noj A«/wv beisst , Pausanias I. 15 }/(>t/io sagt; vgl.
Böckh Staatsb. I, S. 659 und Schümann A'erf.gesch. S. 69 fgg.
2) Herod. V, 78; öf/Xol öi ov xur' iv /^ovyov , ukhi nuvTn^fij tj
latjyo(iin w<; fori /q^nu anoväiüov • li xui A&ijvatoi riniuvyitioftfyoi nlv
ovdanöiv TÜ)v Oß'faq nniioixfoi'TOiv toitv tu noXlftiu ftfifivojii;, itnakkit/Biv-
Tf? öf zv{titvv(i)v /utix()<i} nQÖnoL fyfvovro. ^tjXoZ ü)v iftCT«, ort nitrtyö-
fitvoi /^fv tO-tXoxitxiov (üi; ätanoxr/ fQyui^üftivot, fXivd-f(ia)Oi*r<>iv di nviof
i'xuni oi; foßt'io'j nno>9-)i/(fno xmntyil^inOat.
3) Vgl. Ilcrod. 1. c. und i'>inzelncs mehr bei Paus. I. 28. 2,
326 Th. V. Der athenische Staat. C. L C. Nach Solon.
IX. 0, 1, Aelian. V. Hlst. VI. I, Hiinerius b. Phot. Bibl. p. 364 Bekk,
mit Boeckb I, S. 557 und Wachsmutb I, S. 549 fgg.
4) Vgl. Herod. VI. 85 — 95 und mehr bei O. Müller Aeg. p.
112 — 119. — ACyiva irjfHT] roü UiiQuiiwi; , vgl. Sinten. ad Plut.
Pericl. p. 96.
5) Am 6ten Boedromion Ol. 72. 3 = 490 a. Chr., Plut. V.
Camill. c. 19 — oder noch im Met.ngeilnion, wie Freret und Boeckh
im Index lect. Berol. 1816 ('»bgedr. in Seebode's N. Archiv 1828,
H. 3, S. 63 %g.) wollen? s. dagegen Westermann in N. Jahrb.
XXXVI, S. 148 und m. Monatsk. S. 27. Ueber Miltiades vgl. Se-
guier de St. Brlsson in M, de 1' A. d. Inser. 1842, T. XV, p. 199
fgg. ; zur Topographie der Schlacht Leake in Transact. 1829, I. 2,
p. 174 fgg. (oder Westermann Demen S. 87 fgg.) und Finlay das.
1839, III. 2, p. 363 fgg. (oder Zeitschr. f. Alterth. 1840, N. 132—
134) nebst ähnlichen Abhh. wiederholt in Hoffmann's alt. Geograph.
H. II, Lpz. 1842. 8; auch Ross grieeh. Königsreisen II, S. 155,
6) Daher der Ruhm der oKf^tc MuQux^wvoßäyai bei Aristoph. u.
Andern; vgl. Spanheim ad Nub. 982 und Rötscher Aristoph. u. s.
Zeitalter S. 85 — 93 mit m. Rcc. in Heidelb. Jahrb. 1829, S. 604
fgg., auch Funkhaenel in Zeitschr. f. Alterth. 1836, S. 1044, der
freilich mit Recht auch darauf aufmerksam macht, wie die gewöhn-
lichen Auffassungen nur die Lichtseite herauskehren ; anders schon
Theopomp bei Theo Progymn. II. 8.- In, dt xul xi)v iv MaQudojvi
Ijiuyip ovy ufiu TiüvTig i'/nvoiioi yfytvTjftfyi^v xul onu uklu, (prjolv y rj
A&T]vuiü)v 7io}u<; (/.XuQoviiiiTui, XU.I 7iuQuy.QoviTai, rovq Ekki^fui; !
7) Plut. V. Aristid. c. 22 : ä/iu /uiv a^iov t/yov/ifvo? äid rrjv uv—
ögayu&iuv fTii/ie).(ia<; tov dij/nov , Ußu 6 onxfri ^adtov la}(Vovju roIi;
o7ikoi<; xul ftiyu (fQovovvru ruiq vixuig ix(iiaa&7Jvut, ygutpfi, tfjt^(fi.aiuu xot—
vTjv iivui rr/v noÄiTiiav xul vov<; uQyovTuq fj yi&Tjvaiüiv nävTütv uIqiZ—
a&(u. S. dazu Aristot. Pol. V. 3. 5, im Allg. auch III. 0. 3 und
Isoer. adv. Lochit. §. 20 ; über wirkliche und scheinbare Ausnahmen
Boeckh Staatsh. I, S. 658 fgg. Aristides staatsmännischer Charak-
ter bedürfte noch einer besseren Schilderung als er bei Woltmann
in Fouque's Musenalmanach 1813 oder Fpkema de Aristide ejusque
in rempubl. Ath. meritis, L. B. 1829. 8, gefunden hat; Einzelnes
mehr s. unten §. 155; hier genügt es auf seinen Beinamen öiy.uioi
aufmerksam zu machen , der ihn vorzugsweise als Gleichheitsfreund
charakterisirt , s. oben §..66, n. 7.
8) Isoer. Paneg. §. 79; ov yuQ oj^.iyojgovv tüv xotvwv ovd uif-
Xuvov fiiv ü)g Idiojv, Tfufkovv 6\ w? ukXoT(jio)v' aXX fxrjö'onTO /nfv w?
olxfiuv , (IviÜyOVrO Ö'f WOTltQ XQTj xwv flTjdtV rcQoriijxovTitiv: vgl. Plut. V.
Ciraon, c. 8 und üemosth. Aristocr. §. 197 : ovTf? yuq nokXov nüvztg
«Jtot niJovxQttov fxf ivovi; uvtCiv rjyilö&ui, x.x.X,
§.113. Gesetzlicher Charakter d. athen. Demokratie. 327
CAP. II.
Der Staatsorg anismiis der athenischen Demokratie.
ERSTER ABSCHMTT.
f^oni Personenrechte im Alltjcmeinen und dem Büryerrechlc
insbesondere.
§. 113.
Wenn wir übrigens eine so entschiedene Demokra-
tie, wie die athenische, ihren Institutionen ^) im We-
sentlichen eine Dauer von nahe an zweihundert Jahren
sichern und sie mit solcher Consequenz im Einzelnen
ausbilden sehen , dass wir sie nicht bloss geschichtlich
als eine vorübergehende Erscheinung, sondern als ein
organisches Ganzes in systematischem Zusammenhange
betrachten dürfen ^) , so muss man vor Allem in Erwä-
gung ziehen , Avas sie vor den meisten andern griechi-
schen Staatsverfassungen voraus hatte, dass sie nicht ein
bloss thatsächlicher , sondern ein rechtlich begründeter
Zustand war 3). Weit entfernt, durch die mannichfachen
Abweichungen von Solon's weiser Mässigung den iVamen
dieses ihres gesetzlichen Urhebers in Schatten treten zu
lassen , trug sie denselben vielmehr nicht selten als all-
gemeine Bezeichnung ^) auch auf die Neuerungen über,
die theilwelse sogar seine eigene Schöpfung über den
Haufen warfen, denen jedoch seine gesetzgeberische Vor-
sicht selbst durch Berücksichtigung der Nothwendigheit
zeitweiliger Revisionen ^) gleichsam im Voraus den Stem-
pel der Gesetzlichkeit aufgedrückt hatte. Dieses Be-
wusstseyn des athenischen Volkes aber, dass seine Herr-
schaft die der Gesetze sey und wesentlich auf der Un-
verletzlichkeit dieser beruhe ^) , stellte wenigstens den
Buchstaben lange vor seiner Willkür sicher^ dazu kam
seine angstliche Religiosität''), die nichts anzutasten
wagte, was Alter und Sage heiligten; und selbst als
später bisweilen die Zügcllosigkeit der Gesammtheit jene
Fesseln abschüttelte, ward doch nie der Name der Frei-
heit gcmissbraucht , um das Ansehen der Gesetze und
328 Th.F. Der athenische Staat. C.II.A. Personenrecht.
ihrer Vertreter der Willkür des Einzelnen preiszuge-
ben 8). Wohl war auch die persönliche Freiheit gross,
weil die Staatsverfassung vieler Beschränkungen dersel-
ben nicht bedurfte 9)- Rechte jedoch verlieh auch sie dem
Einzelnen nur als Mitgliede des Ganzen und umgab die
Ausübung derselben mit den schärfsten Schranken, um
die Wohlfahrt des Gemeinwesens vor Eigenmacht und
Anmassung seiner Theilhaber sicher zu stellen ^^j.
1) Quellea für diese sind ausser den gleichzeitigen Schriftstel-
lern und deren Erklarern insbesondere die späteren griechischen
Lexikographen , bei welchen, wie schon oben §. 3 bemerkt wurde,
die Trümmer der verlorenen systematischen Werke des Alterthuras
erhalten sind; und unter diesen namentlich das achte Buch des Ono-
mastikers Pollux , das zum überwiegenden Theile aus den Politien
des Aristoteles geschöpft ist, und die rhetorischen Lexika, über de-
ren Ursprung und Auetoritat Meier de Andoc. adv. Alcib. comm. ^'I,
Halle 1842, gelehrt handelt, von Harpokration und mehren Anony-
mis in Bekker's u. Bachmann's Anecdd. T. 1 und hinter Dobree's
Ausgabe des Porson'schen Photius , welches lezte auch eigens von
Meier Halle 1844 herausgegeben Ist. Die aristotelischen Bruchstücke
sind ausser den §. 3, not. 3 erwähnten grösseren Sammlungen allein
behandelt von H, A. van Dijk Utrecht 1843. 8; über die Atthis des
Phiiochoros s. Böckh in Berl. Abhh. 1832, über die Sammlung der
attischen Volksbeschlüsse von Kraterus Meineke z. Stephan, ßvz.
p. 714. . ^ '
2) Als System der athenischen Verfassung behält Sigonins de
republ. AthenicBsium (Bonon. 1564.4 oder Gron. Thes. T. V) noch
immer den Werth einer quellenmässigen Forschung und Grundlage
der meisten folgenden; wohin ausser Ubbo Emmius, Potter, und den
Einzelwerken von Meursius u. A. aus älterer Zeit noch Ant. Thysii
de rep. Ath. discursus und Gull. Posteil de republ. s. magistr. Ath.
ed. J. Fr. Hekelius , J.ips. 1091. 8, beides auch bei Gronov. T. V;
dann Guil. Possardus de magistr. Ath. (mit Zamoscius de senatu
Romano Argent. 16Ö8. 8 und in Clausing's Jus publ. Rom. T. III,
p. 313 fgg.) und Fr. Rons seven books of the Attick antiquities,
Oxford 1637, gehören. Einzelnes werthvolle geben E. Corsini Fast!
Attici, Flor. 1744—56, 4 Bde 4 und Cl. Biagius de decretis Athe-
nicnsium, Rom. 1780. 4; vod Neueren sind, ausser Barthelcmy Voy.
d'Anach. chap. XIV- XIX und Tittniann Buch IV, Levesque sur la
Constitution d' Athcnes in M. de 1' Inst. sc. mor. et pol. IV, p. 113
— 278, Pastoret Hist. de la legislation T. VI fgg., unxl Wachsmuth
I, S. 546 fgg. , zur Vergleichung mit Rom auch E. C. Olawski de
discrimine inter populäre Ath. imperium et publica Rom. instituta,
Lissa 1834. 4, zu erwähnen.
3) Pausan. IV. 35. 5 : oj' yü() not dtjftoKQaxLnv iofiev nXkov^ y
AO-7]vu,iov(; av^TjauvTuq' y4&tjvaVoi 6i nQorjxO-tjoav inl fiiyu un ain^i;'
aiivtan. yu(j olxiin ru H,kki]vi,nov viKQfßäkkovxo xal voftoiq to?? xa&iatij-
mÖoi'V iXüxinxa ijnd&oi'v; vgl. Niebuhr kl. histor. Sehr. S. 476 fgg.
und M. Fleischer histor. Apologien, Cleve 185Ü. 4.
4) Meier Bon. damnat. p. 'i : oratores Solonis nomine saepe
§. 113. Gesetzlicher Charakter d. athen. Demokratie. 329
utuntur , ubi omnino leyislalorem queinquam siynificare volunt,
etiatnsi a Solone ipso lala lex non est; vgl. Wachsmuth I, S. 512
und Grote IM, p. 163.
5) Waclisinutb 1, S. 453: » entscbieden spricht dagegen das so-
lonische Inslitut der Nomotheten den Grundsatz aus, dass ein Fort-
schreiten der Entwickelmig statt finden solle«; vgl. Demosth. Lept.
§. 89, Aeschin. Cles. §. 38, und Näheres unten Abschn. 2, §. 131
und 132 mit m. Abb. in Gott. Gesellsch. d. Wissensch. IV, S. 73
fgg. Grote V, p. 511 und Bake Schol. Hypomn. IV, p. 26 fgg.
leugnen freilich den solonischen Ursprung dieser Einrichtung , na-
mentlich wegen mancher Anachronismen bei Demosth. Timocr. §. 2U j
nachdem aber die überlieferte Fassung jener Urkunde von Wester-
mann in Abb. d. Leipz. Gesellsch. d. Wissensch. !, S. 3 fgg. und
Kaj'scr in Hcidelb. Jahrb. 1851, S. (i64 als spateres Machwerk erkannt
ist, fällt dieser Grund von selbst vveg ; und dass Sulon überhaupt
toi"? vöftovg iffT] /ufTUKiv/'jTovi; livni. , bestätigt auch Plut. Sept. sap.
conviv. c. 7 ; vgl. .Schömann Verf.gesch. S. 53 fgg. 84.
6) Demosth. Mid. §. 150: natgiäoq Tfrm/oiq, tj tö/uoK; twv unu-
oüv nükfov fj.ali.aTu olxüa&av dovid: vgl. Timocr. §. 5 u. 156, Ari-
stog. I §. 21 u. 11 §. 10, Aeschin. Ctesiph. §.6; dessgl. Soph. Oed.
Col. 913: 6ixui iloKorOav n'oXiv xnvfii vu/ubJv xuulvoX'Oav ovöfv^ und
Flut. C. 7: nal o ^öXvjv , dXka /irjv , tifij f xul vvv .A&Tjvuloi ivoq x^ —
QVKoq uxooüJVTdc y.nl f<'();^oi'Toe toi" vöfxov , dt^/ioxQUTlav l)(ovTfi;. Auch
in d. Rlietor. ad Alex, prooem. 1, 18 hat Spengel jezt nach meiner
Vcrmuthung hergestellt: rolq fiiv fr dij/noxomia nokirixiofihoii; ij uva-
gour! nfijl nc.vTMv ft? Tov vofiov loi i : vgl. oben §. 51, n. 10.
7) Ei'afßforaroi ruiv EkXrJvojv xal dixaiörarai , Antipho de Cho-
reuta §. 5t; vgl. Lycurg. adv. Leoer. §. 15, Isoer. Paneg. §, 33,
Paus. I. 17. 1, Nonnus Dionys. XXXVIII. 53, Julian. Misopog. p.
348 c, Himer. b. Phot. Bibl. p. 356. 17 Bekk. und mehr bei Brü-
nings Antiqu. Gr. sacrae p. 141, Keisig ad Oed. Col. p. lxi, Schu-
bert de Aedil. p. 44 , Meier in Niebuhr's Rh. Museum 11, S. 277 ;
über ihre dfiaiöai/novla Valck. Schol. in Acta Apost. XVII. 22, p. 551.
8) 7"« ^r/norJiu di(i d(o<; firtkiava oc TinQavofioi'ftiv , tÜ)v Tf uil Iv
dqyij övrwv nxfjodnti. xul töjv vofiwv, Thuc. II. 37; vgl. Isoer. n. uv-
rtd.' §. 293 und Demosth. Arlstog. I. §. 23, II. §. 5 u.25, Timocr.
§. 135, und mehr de jure raagistr. p. 30 fg.
9) Vgl. Böckh Staatsh. 1, S. 290 und Tittmann S. 29 über die
Entbehrlichkeit der Polizei in jener; auch Vollgraft' ant. Politik
S. 205 und Plass griech. Gesch. II, S. 474.
10) Tu. fTil röj nXi'jOfi. vivofxo&fTjjftfva dft*« , Demosth. Timocr.
§. 123; vgl. Androt. ^. 30: u^iov roivi'v xal zov &fv%u tüv v'iixuv f|-
ixaoui, ^iiXojva y.ul O-iüaua&ai oarjv ngövoiav inoiiXio iv unaaiv oi? fxi-
&it vo/iov^ T?y5 noliTflug xal oow nfgl roi'iroi' nükkov tanovöa^tv ij
nf()i TOV TiQÜy/ituioq uihov ov xiOiLij rov vöfioy , und mehr Privatalt.
§. 59, n. 9 fgg. und §. 02, n. I fgg.
§. 114.
Ehe wir daher dazu übcrgchn, den athenischen ßür-
{jer In seiner Theilnalinie an den Hoheitsrcchten der Ge-
meinde nach den drei oben eutnickeltcu Aeusscrungen
330 Th.y, Der athenische Staat. C.II.A. Personenrecht.
jener ^) näher in's Auge zu fassen , bedarf es vorher
tfaeils eines Blickes auf die einzelnen Bedingungen die-
ser Theilnahme selbst, theils einer ausscheidenden Be-
trachtung derjenigen Menschenclasscn , welchen die Hu-
manität des athenischen Volkes auch ohne Bürger zu seyn
mehr als irgendwo sonst einen grösseren oder geringe-
ren Theil des rechtlichen Schutzes und der Vortheile
gewährte, welche die Strenge des Rechtes sonst auf den
wirklichen Bürger allein beschränkte ^). Selbst den Skla-
ven kam für ihre Person die allgemeine Freiheit in
nicht unbedeutendem Maasse zu Gute 3)^ nicht nur In-
dem sich ihr Auftreten im täglichen Leben wenig von
dem des gemeinen Bürgers unterschied +) , sondern auch
in Folge gesetzlicher Bestimmungen, die freilich mitun-
ter zugleich aus der Furcht vor der grossen Anzahl die-
ses Bestandtheiles der Bevölkerung entspringen moch-
ten 5) , im Grundsätze jedoch vielmehr auf der Ansicht
beruheten , dass eine ungerechte Handlung schon als
solche gemeinschädlich sei ^). Desshalb ward Mord oder
Misshandlung eines Sklaven eben wohl Gegenstand ge-
richtlicher Ahndung'')^ sogar vor der Grausamkeit des
eigenen Herrn konnte er in den Tempel des Theseus
llüchtcn und verlangen, dass jener ihn verkaufe ^j^ und
wenn gleich der Herr, der seinen Sklaven getödtet hatte,
nur der religiösen Sühne bedurfte ^) , so sollte der Tod
als Strafe doch auch über sie nur durch richterlichen
Spruch verhängt werden ^^], Dass öffentliche Sklaven,
welche der Staat im Dienste seiner Behörden zu unter-
geordneten Verrichtungen verwandte ' ^) , dadurch noch
günstiger gestellt waren, versteht sich von selbst ^^) 5
ab';r auch das Privatverhältniss gestaltete sich oft so,
dass sie gegen eine dem Herrn zu entrichtende Abgabe
für ihre Rechnung arbeiteten ^^j- und wer die Mittel
dazu besass, scheint sich selbst die nominelle Freiheit
haben erkaufen zu können ^'^•). Denn volle Unabhängig-
keit gewährte allerdings auch die wirkliche Freilassung
nicht '5): (1er Freigelassene trat in die Stellung eines
Schulzverwandtcn "^) und musste seinen ehemaligen Herrn
§. U4. Sklaven und Freigelassene. 331
fortwährend als Patrou verehren ^^) 5 Vernachlässigungen
dieser Pietät hatten auf die Klage (.InooTugiov Rückkehr
in die Sklaverei zur Folge ^^).
1) S. §. 53, n. 1, auch Aristot. Politic. VI. 1.9, und für Athen
insbes. Lycurg. Leoer, §, 79 : tqLu yag loriv i^ ojv t/ nokirfin ovvfOTTj-
y.fv , 0 n(j}(OJv, ö 6iy.uriTr/q , o IdiMTtjq. Daher Sigonius Definition I. 5,
]>. 484 : civem Atheniensem esse defendimus , qui ■public orutn, co-tsi-
liorum, judiciorum , tita(fistratuiim parliceps fiiit, worauf auclt seine
und unsere Eintheilung beruht.
2) fI)iXo\fvlu aal (f)iXnv&Q0)7iiu , Plut. V. Cinion. c. 10, im di-
recten Gegensatze mit der lac. ^ivTjkuaia: vgl. oben ^. 9, not. 12
und Grote VI, p. 337 : tlie Athenians , oh the wholc the vwst hu-
man, people in Grceee ; though humanity , accordiny to our ideas,
cannot he predicated of any Grechs; auch H. M. de ßruyn de Neve
Moll de peregrinorum apud Athenienses conditione, Dordr. 1839. 8,
und Creuzer's Opusc. selecta , Lips. 1854. 8, p. 109.
3) Demosth. Philipp. III. §. 3 : vfiilq tvv nno()r/aiav ini /nfv röiv
liXXoiv oi'xw X0I.V7/V odfO&f dilv fivui näai, rolq iv rij noXii, , wor* xal
ToVg ifvoiq xui ToVq dovkoig avTTJg fiirndtdojKaxi, xul ,'ioAAoj'? uv Tiq ol-
xiraq idoi tiuq t/xlv fiiTix nkilovoq i%ovnLuq o ri ßoi'kovrni, i.iyovxui; r/
TioXlruc iv fviutQ Twv akko)v nökfwv: vgl. im .Allgem. Meursii Themis
Att. II. 11, Petiti leg Att. VI. 6, p. 2.54 — 265, Wilpert de debitore
obaerato p. 90 — 103, Pastoret ^l, p. 332 — 342; auch Liniburg-
Biouwer III. p. 207 fgg. und m. Comp. jur. dornest, in Plat. legi-
bus, Marb. 1836. 4, p. 19 fgg.
4) S. Xenoph. rep. Ath. I. 10 und über die uragxict dovkwv in
Demokratien überhaupt Plat. llepubl. VIII, p. 5G2 E und Aristot.
Politic. VI. 2. 12 mit Rötscher Aristoph. S. 1 1 1 und Becker Cha-
rikl. in, S. 28 fgg.
5) Gegen 400000 Ath. VI. 103, vgl. Böckh Staatsh. I, S. 52,
Clinton F. Hell. II, p. 391, Hüllmann Handelsgc^ch. S. 59; mit
Unrecht bezweifelt von Niebuhr röm. Gesch. II, S. 80. — Nament-
lich im Kriege bedenklich, s. Aristoph. Nub. 5 (vgl. Thucyd. VIII.
40), woraus jedoch Meursius 1. c. zu viel schliesst; vgl. Meier Bon.
daninat. p. 50. — Darf man aber mit Böckh in Berl. Abb. 1815,
S. 123 schon Ol. XCI. 4 eine Sklavenempörung setzen?
6) Demosth. Mid. §. 46: ov yug öarig o nun^wv , üjito 6ilv axo-
niTv (o vofio&iTTjq) , u).k(t TO ngüyfiu oaoVov ti to yiyvofiivov ' imiäi] ä
tvgtv oix i-nnyöfiov y fiJ]Tf ngog dovXov ftT/& oküjq j^frytit ngazniv fnt-
Tujtj' : vgl. Aeschin. Tiwarcfa. §.17 und Plut. V. Cat- maj. c. b :
dXX ti dt« /ATjöiv tiXXo , fJtfXiTTjq f'ytxa toT tfiXav&gojnov nQOf&iozfov
fuVTov IV rovroiq ngnov livui, xul ftfiXt/ov,
7) Ath. VI. 92: 'A&7]vuloi, ü\ xul rijq rüiy äotXüiv nQovoovvrig rv-
XTjq ivono&fxtjaav xal vtiiq äovXoiv ygaifuc iißgiox; ilvuii vgl. Demosth.
Mid. §. 48 mit m. Symb. ad doctr. jur. Att. de injur. act. 1847,
P- 1^ fgg- un«l Becker a. a. ü. S. 31 , wo Meier's Beschränkung
auf vßQi<; dt* nlaxgovgyinq richtig bekämpft ist; über Mo/d aber Ly-
cnrg. Leoer. §. 65; oi'rfi röv ft\v olxfTtjv nnoxxtivnvra agyiigiro It^rjfii-
ui'v , Tov 6f fXn'Otgov iigyov tCjv vofiojv , itXX u/xoiuxi inl näai xal lolc;
iXnx^atoK; nugavo^r'j^aoi, Oüvujoy (ugiouv: obgleich Todesstrafe für
332 Th. F. Der athenische Staat. C. II. A. Personenrecht.
diesen Fall eine Hyperbel zu seyn scheint, s. oben §. 104, n. 8
und 10.
8) n(^,rxaiv alTfla&ut Plut. Thes, c. 30; vgl. üiod. iV, 62, Poll.
VII. 13, und mehr bei Hemsterfa. ad Lucian. Ü. D. XXIV. 2 und
Meier att. Proecss S. 403—405.
9) Anliph. Chor. §. 4; vgl. Plat. Leg. IX, p. 865 D.
10) Antiph. Herod. §. 48: oi'd« ol toi/? äeauoTuq unox%fivn.vxiq^
iuv (71 utiTo<fOiQOj ktjip&iäaiv, ovo ^I'Toi. &vrjaxovaiv i'n ni'rün' töiv nooi;-
ijxcvxo)^ y ukXii Ti(t(jfiöidoaaiv oi'ioi'? r^ f-dX]] • • x"' 7 ^tjfOQ laov dv~
varui. Toj ö'oiiXov ttnoy.TfivavTi. xui rm IXivO^iQov : vgl. Kurip. Heeub.
288, Isoer. Panath. §. 181 , Demosth. foed. Alex. §. 3, mit Herald.
Anim. p. 287.
11) /trjiuöaioi, vgl. Harpocr. p. 79 mit Maussac's Note, Schnei-
der ad Aristot. Politic- p. 109 und mehr unten §. 147, n. 4.
12) Aescbin. Timarch. §. 54: uvOQtonoq 6y/*öaioq olxirrjt: ttj<; nö-
Xfwg . . iimoQ<t)v uQyvqiov x.r.k., vgl. Meier S. 401 u. 500.
13) XwQiq olxovvrig , Böckh Staatsh. I, S. 365: »worunter man
entvreder mit den Grammatikern Freigelassene oder noch in Sklave-
rei befindliehe aber abgesondert von ihren Herren auf eigene Hand
lebende liCute verstehen muss«; vgl. Bekk. Anecd. p. 316 und
Privatalt. §. 13, n. 9.
14) /doi'q ttJv {nfQ fnvTov rißr/r , Ross InüCr. ined. I. 9; vgl.
Privatalt. §. 58, n. 1 5 und über die dort citirte Inschrift näher Wal-
len in M. de l'A. d. Inscr. 1853, p. 260 fgg. 290 fgg. Ob freilich
auch wider des Herren Willen , wie Petit, p. 259 aus Plaut. Ca-
sina H. 5. 7 schliefst, steht dahin; römische Beispiele setzen sonst
einen Vertrag voraus, vgl. Lips. ad Tac. Ann. XIV. 42 und Göller
ad Plaut. Aulul. V. 1. 9, p. 125.
1.5) Ath. VI. 93: diutpiQitv de iprjni Xqvoititioi; 6'ovXov olxtTov . .
ffio xo TOJ'C u:iiXni&eQovg fiiv doi Xoiiq l'rt ilvui, olxixuq ät xov<; firj rTj(;
xxrjoftog (((f/fififvovq: vgl. Isaeus Philoct. §. 20 und xov löiov f^fkn'i-
>9f(jov bei Ulrichs in Ritsohl's Rh. Museum II , S. 553 , wo auch
der Unterschied nicht gewahrt scheint, den die Grammatiker sonst
zwischen u7iikn'd-f()o(; und fif).iv&f^>og machen. Herald. Anim. IV. 10,
p. 328 und Valck. ad Ammon. I. 7, p. 29.
16) Dio Chr. XV. 17: ovx oio&u rov 'A&tjvtjol vcftov, nufjri noX-
XoVg Öi xnl (ÄXXoiq , oxi Tov (fvaii äovXov yivo/xivov ovx iü fifxfxitv xjj<;
noXixfiai;; vgl. de iNeve Moll p. 18 und über ihr Schutzgeld Böckh
Staatsh. I, S. 447. Die Hauptsache war das xu&' (uvxov iIvul oder
ünaXXayJ/vui na^jit rwv xvqIwv , Uemosth. pro Phorra. §. 4 und 28;
daher auch diese x'"(>^^ ojxonv, Everg. et Mnesib. §. 72.
i7) Vgl. Plat. Leg. XI, p. 915 A und mehr Privatalt. §. 58,
n. 7 fgg. und Becker Charikl. III, S. 41.
18) Harpocr. p. 40; ünooxaaiov SLxt] iIq iaxi. xaxci xüv aniXiv-
&fq<a&hro)v dfdofihi] rot? uniXui&niuiaaoiv , jm»» utpioxwvxui Tt an ai -
TWv Tj i'xfQov tniyQu^üJvxui n(>oaxiixi)v , xui « yfXfvoiiOtv ot yo/ioi fiTj
noiöiaiv' xai toi"? /uiv uXövxnq ö(Z rfoiUo»'? tt»at , jroi ? df vix7]aavra(;
TfXfo)Q tjÖTf tX(vOfQoii<; : vgl. Petit p. 201 — 205, .lan. Pan de grati
animi oi'liciis atque ingratorum pocna jure Attico et Romano (Lugd.
ü. 1809. 8) p. 07 — 73 und Meier Bon. damnat. ,.-31—37, Htm ii\t
übrigens ji-zt nicht mehr gegen Platiier l'roctss li , S. 80 bei]iUicLte;
bei Demosth. Ar.istog. 1 , §. 65 ist vielleicht geradezu ÜTUJooxuoiov
§. 115. Sehut-verwundte oder Beisassen. 333
zu lesen. Wie verhält sich aber dazu die andere dinrj unoaxuaLov
bei Suidas, 'ixav dotkoq i'nio fXfv&f(>iuq hlnrrjxat , ^prioxwv fÄVj nqoa^-
xiiv Tolt; doiiXov uvTov {xvcinoioiifiivoiii'i Platner II, S. 239.
§. 115.
Abgesehu davon genoss inzwischen auch die Classe
der Schlitzverwandten oder Beisassen, /itToiaoi , im AU-
g^emeinen zu Athen grosse Voitheile , die viele Fremde
bestimmten ihren dauernden Autenthalt dort zu nehmen ')
und ein Verhältniss , das anderwärts nur als Ausnahme
geduldet werden mochte , zu einem integrirenden Be-
standtheile der Grösse und Blüthe dieser Stadt erhoben -).
Bürgern standen solche Ausländer allerdings fortwährend
in Rechten nach 5) ^ durften z. B. kein Grundeigenthum
erwerben '^j und niussten sich einen Einheimischen als
Patron oder Beschützer, jigooTaTrs, wählen 5), der gleich-
sam als Bürge zwischen ihnen nnd dem Staate dastand
und ihnen , wenigstens der Form nach , in allen öffent-
lichen und Privatangelegenheiten als Vermittler diente,
dagegen aber gestattete ihnen der Staat gegen die mas-
sige Abgabe von zwölf Drachmen jährlich für die Fami-
lie ^) die Betreibung aller bürgerlichen Hanthierungen
und IVahrungszweige in solchem Umfange , dass ein
grosser Theil des athenischen Handels nnd Gewerb-
fleisses in ihren Händen vorausgesezt werden darf-').
Niir wenn sie heinen Patron annahmen ^) und sich wiiK-
liche Bürgerrechte anmassten oder ihre Abgabe nicht be-
zahlten, gingen sie des Schutzes der Gesetze verlustig
und wurden als Sklaven verkauft^); ausserdem dienten
die erniedrigenden Gebräuche der Skiadophorie, Skaphe-
phorie, Hydriaphorie, Diphrophorie bei den grossen
Staatsfesten ^^] sie stets an ihre untergeordnete Stellung
zu den wirklichen Bürgern zu erinnern^ dagegen trugen
sie ausserordentliche Steuern und Personalleistungen wie
die Bürger^') und wurden auch im Kriege gleich diesen
nicht etwa bloss zur Vertheidigiing der Stadt, sondern
zum wirklichen Felddienste ausgehoben '2).
1) Denn das ist der fthoixoi , wie ihn auch Ilarpocr. p. 107
deftnirt, ö »J hfüui; nökiox; fiiroixüv h fXfQif xui fiij "hjJs ukiyov w?
33-4 Th. f^. Der athenische Staat. CIL A. Personenrecht.
4^foc inid'tjuüiv, dkku xijv olxtjoiv uvtÖ&i xuruoTTjnufXfi og : 'vgl. C. Inscr.
D. 87 und Aristopli. Byz. bei Boissonade ad Herodian. I'arlit. p.
287: fifToixo(; df lOTiv , onoxuv Tt? uno ^ivTjq ik&(i)v ivoixj/ TJj noXit,
r(Xo(; Tfköiv *l; unonraYt^fvuq rivag yj)fiu(; rijg no/.iojg • i(oq fiev ouv
noowv jj/A-fQÜiv naQtnidrj/iot; xuXilzai xui unXrjt; foxiv, luv öi ini^ßf/ tov
w^iOfiivov /^övov , fiiroixoq i'jdrj yLvnui, xul iinoxfkrjq: im Allg. aber
Petit II. 5, p. 246 — 254; Valck. ad Ammon. II. 7, p. 109 — 113;
Wolf ad Demosth. Lept. p. lxvi fgg. ; Sainte-Croix in M. de l'A.
d. Inscr. XLVIl, p. 171)— 207; Hüllmann Urspt. d. Best. S. Güfgg.;
Schötnann Antiqu. p. 189.
2) Ibre Ziffer betrug im J. 309 a. Cbr. 10000 erwachsene Män-
ner , Atb. VI. 103, p. 272 C, woraus auf die übrige Zahl zu
scbliessen ist; vgl. Clinton F. Hell« II, p. 389 und die sonstigen
Citate zu §. 98, n. 6.
3) Daher oft auch livoi, vgl. Platner Beitr. S. 107 und ein be-
sonderes Beispiel des Unterschieds oben §. 104, n. 8, ohne dass man
jedoch mit Sainte-Croix sagen dürfte: citoyens par la tiature et
cessant de l'etre pur la loi ; denn dass der Metoeke sein heimisches
Recht zugleich behielt, zeigt Isoer. Aegin. §. 13 und Lycurg. Leoer.
4) S. Böckh StaatsL. I, S. 196 nach Demosth. pro Phorm. §. 6.
Eine mögliche Ausnahme habe ich de Hippod. Mil. 1841, p. 16 an-
gedeutet ; im Ganzen aber werden die Metoeheti immer gerade als
blosse Inquilinen {olxovvxfq 'A&r/vijai) den eingeborenen Athenern
entgegengesezt; vgl. Lycurg. Leoer. §. 16, Vit. X. Orat. p. 842,
Meier Comm. epigr. II , p. 59, und die Arbeiter aus den Demen
{olxwv fv) bei Stephani in Ann. dell' Inst. arch. 1843, p. 318 fgg.
und Curtius Inscr. XII, p. 20 mit Ross im Allg. Lit. Zeit. 1849,
S. 751.
5) 'HiQfVxo yuQ f'xaoTos avxoiv ov i'j&iXi T«üv nokixiöv Xivu jiQoaxu-
T77V, TOV inififXTjao/iivov xul xwv läLwv xat xüv 6TjfioaLo)v vniQ unxov
wa7if(j fyynr^TTJv ovxa, Etymol. M. p. 124. 50; auch viftfcv (Aristot.
Politic. III. 1. 3), i'yflv (Lycurg. Leoer. §. 21), in.iyi)(tqia&ai tiqo-
oxüxi]v (Orell. ad Isoer. n. uvxid. p. 238) oder yQÜqxo&ut, tiqooxuxov
(Soph. Oed. Tyr. 410; vgl. Ast ad Plat. Leg. p. 428) oder inl n^o-
axaxov olxdv (Lysias c. Philon. §.9); s. Wachsmuth I, S. 474.
6) Einzelne Frauen sogar nur sechs, vgl. Meurs. lect. Attic.
I. 9 und mehr im Allg. bei Böckh Staatsh. I, S. 446 — 448 , auch
über das x(ii.o)ßoXov xü y^annuTu bei Poll. III. 55 oder tw xfkwvt^
bei Hesych. H, p. 587, das er auf die Freigelassenen beschränkt.
Die Abgabe selbst hiess /uixuixiov , auch ifvixu xiktlv, Demosth. Eu-
bulid. §. 34; ihre Ziffer schwankt zwischen zehn und zwölf Drach-
men , was Schol. Plat. Leg. VIII, p. 850 sogar verbindet; doch
scheint erstercs nur Schreibfehler.
7) Diodor. XI. 43: Inox; o;^Xo5 tioXvi; nnvxux'o&fv ik rfjv riöXiv
narikd-)] xul nkiioiiq Tf}(vuq xaxaaxivnaojaiv fi'XfQOj? : vgl. Xenopo.
Vcctig'. c. 2 und Rep. Ath. I. 12 mit Böckh I, S. 64 fgg.
8) Daher unQooxuoiov y(iai/.ij , Harpocr. p. 43 u. 84; vgl. Suid.
I, p. 295 und Poll. III. 56: xai« d( iwv ov xtkovvxotv xo finoixiov
y nQoaxuxrjv fir/ vffiövxwv ängoaraalov dixt], mit Heffter S. i6j — lüo
und Meier u. Schöne S. 315 — 318.
9) 'AnrjyovTo ngo<; toi)? ntukrjxvq (Demosth. Aristog. I , §• 57 :
rnjüi To n(ükTjX7jQiov TOV fftxoixicv, oder noch kürzer Plut. V. Flamin.
§. 116. 3Iittheilung einzelner Rechte an Fremde. 335
c. 12 Tiüoq 10 (xfToUiov), s. Meier Bon. damnat. p. 37 — 41 und Plat-
ner Proecss II, S. 73tgg., aucli die Zusamuienstellung des iitxotvioq
TiQoordTTjv ovA Ixwv ymI a7i(jooTaaiov (so wild statt ö ÜTioozaaioi, zu
lesen seyn) y^uync mit den ^fviag f'dova, bei Phot. und Suidas s.
nialTfrui, -woraus deutlich hervorgebt , dass der Zusatz: rovTwy ru;
To? Ol' CT«:«? no)kovvriq naouxuTfßaUov {Iq rc drjftiaLov, Missverständ-
niss der Grammatiker selbst ist; vgl. unten §. lil, n. 15.
10) Vgl. Poll. in. 55 mit m. Note z. Lucian. Hist. conscr. p.
249 und Goltesd. Alterth. ^. 55, n. 27; auch P. M. Paciaudi de
umbellae gestatione (Rom 1782. 8) p. 85 und d. Erkl. des Sprich
Worts oi'öTo/tWTfüo? oxfV^e iTil Twv d7ia(j<^)7jai(iavo)y , Zenob. V. Jo,
Diogen. VIII. 12, Apost. XV. 75.
11) AnrofQri"', Deraosth. Lept. §. 18, iloipoqaL, Isoer. Trapez.
§. 41, durch eigene mty^o.qttq aus ihrer Mitte umgelegt; to iktov
ftfijog, Deraosth. Audrot. §. Ol? vgl. auch die da^ooäg «? fxi.',j<pcarat
ö d?jfAO<; ila(fii>nv ror<; niroixovq bei Ussing Infcr. inedit. p. 53 und
mehr unten §. 162 extr. Von ordentliehcn Liturgien theillen sie
die Choregie f. tw A,^vaioj , Schol. Aristoph. Plut. 953; ob Trierar-
chie? s Böclih ürk. d. Seewesens S. 170; jedenfalls aber freiwil-
lige Leistungen, fn^öönnq, vgl. Demosth. Stephan. I, §. 85 mit Ls-
sing 1. c. und Meier Comm. epigr. II. p. 59.
12) Thucyd. M. 13, IV. 90; Xenoph. Vectig. II. 3; Lycurg.
Lcocrat. §.16; vgl Böckh C. Inscr. I, p. 305 fgg.
§. 116.
Um besonderer Verdienste willen wurden fernerauch
einzelne Metoeken selbst den lästigen Unterscheidungen
ihres Standes enthoben und als iootsXeie nicht nur in
allen privatrechtlichen Verhältnissen sondern auch dem
Staate gegenüber den wirkliehen Bürgern so weit gleich-
gestellt, als es ohne Mittheilung der eigentlich politi-
schen Rechte geschehen konnte '). Ausserdem bewilligte
Athen, gleich andern Staaten, sowohl ganzen Städten
und Ländern, als auch einzelnen Einwohnern derselben
durch ausdrückliche Verordnungen 2) Ehegenossenschaft 3),
Berechtigung zum Erwerbe von Grund und Boden in
Attika+), Sicherheit für Person und Eigenthum in Krieg
und Frieden zu Wasser und zu Lande, und andere
Rechte und Freiheiten 5), deren manche selbst Eingebo-
renen nur als besondere Auszeichnung gewährt zu wer-
den pflegten ^). Insbesondere gehören hierher die üifeitt-
lichen Gastfreunde, ?io6^epoi, welche der Staat an Orten
des Auslandes ernannte, um das Interesse seiner Bürger
daselbst zu wahren^), und ihnen dafür gewöhnlich alle
336 TIlF". Der athenische Staat. C.Il.A. Personenrecht.
Begünstig^ungeu einräumte, die das griechische Staats-
recht einem Ausländer möglich oder wünschenswerth
machte ^). Wie das attische Recht schon an sich fremde
Kaufleute begünstigte, wird bei dem Gerichtsverfahren
noch besonders zu erwähnen seyn^)^ es konnten aber
auch im Allgemeinen Verträge mit anderen Staaten ge-
schlossen werden , durch welche den beiderseitigen Bür-
gern rechtlicher Schutz in Handel und Wandel zugesi-
chert und die IVormen zur Schlichtung vorkommender
Rechtstreite festgestellt wurden lo). Das JNähere kam
dabei freilich meisteutheils auf positive Verabredungen
an 5 bisweilen nahm man auch zu dritten Unbetheiligten
als Austrägalinstanzen seine Zuflucht")^ die abhängigen
Städte dagegen mussten sich den athenischen Gerichten
unterwerfen ^2).
1) Poll. VIII. 156: laoTfi.TJ^ o fifToixoQ 0 Tifirj&flq nr^ tkJt« toT?
IxiToiy.oii: TfXitv: vgl. üemostli. adv. Phorm. §. 18, Lacrit. §.14, niul
die Beispiele bei Harpocr. p. 150 mit Sainte- L'roix p. 189—194,
Pastoret VI, p. 327, Böckh Staatsh. I, S. 197. 421. 698; auch Ross
Demen S. 53 und Ussing 1. c. mit Meier Comm. epigr. II, p. 105,
wo selbst binsichtlicb der doifooul der Unterschied von den übrigen
Metoeken nachgewiesen ist. Aus Ammonius Worten: nixvra I'xoivtu
(WTit lotg nokiritic :ii.?jv rov u(j/fcv haben Wolf ad Lept. p. i.\% und
Tittmaiin S. 640 selbst eine Theilnabine an A'olksversammlungcn u.
dgl. gefolgert; inzwischen kann uQyjiv auch die politischen Rechte
überiiaupt bedeuten (Aristot. Politic. III. !. 4, Scfaol. Aristoph. Plut.
917); und dass si« fortwährend als Fremde galten, zeigt ihre Stel-
lung unter den Poleniarchen Poll. VIII. 91.
2) Wr/ifiofiura xnl n(}o^fyiui , Hyperid. c Demosth. col. XIV. G;
vgl. C. Inscr. P. II, Cl. 1 passim und Einzelnes mehr bei Tittmann
S. 165 und Wachsmuth I, S. 170; auch de Neve iMoll perej;r. con-
dit. p. 74 — 91. 2x^kui, ilvxiYQuqoi. Demosth. Lept. §. 30.
3) Lysias XXXIV. 3: dkXd xal EvßoKVOiv intyufxiuv izioiov/jii&a;
Tgl. Isoer. Plataic. §. 51 und mehr bei Platner Process II, S. 73.
4) Poll. VII. 15: iv d\ rot? '.^ttixoiC if.'tjifia/4,antv, « rotq ^ivoiq
ini 11 fifyn (y()rtifjfro , l'ariv fti{ifVv • ilvui uvtcü xnl olniftq (ovTjaiv , oder
gewöhnlicher tyKtr^oiv, vgl. Meier zu Ross üemen S. 42; dorisch
i'/jnuntv oder in^naotv, Böckh C. Inscr. I, p. 725. Auch Weiderecht,
imvonia , Böckh I, p. 745, Stephani Reisen S. 40.
.5) Insbes. Zollfrciheit, nrfkiia, vgl. \V'olf ad Lept. p. i.xxi fgg.
und Böckh Staatsh. I, S. 120, wo auch die weitere Bedeutung die-
ses Privilegs erörtert ist.
6) Vgl. Westermann de publ. Athen, honor. et praemiis , Lips.
1830. 8 und die Abhh. von H. K. E. Köhler: Gab es bei den Al-
ten Belohnungen des Verdienstes um den Staat, welche den Ritter-
orden neuer Zeit ähnlich waren? (aus Morgenstern's dörpt. Beilr.
§. 116. Miltheilumj einzelner Rechte an Fremde. 337
1814) und Gesch. d. Ehre der Bildsäule bei den Griechen (aus d.
Denkschr. d. Bayr. Akad. 1816) in s. ges. Schriften v. Stephani \'f,
S. 125 fgg. Ausser der Bekränzung (Aeschin. CtesTph. §. 42) und
Zuerkennung des Titels iCf()y(rt/i; (Lysias pro Polystr. §. 19, Ue-
mosth. Aristoer. §. 185, Xenoph. Rep. Ath. Mi. II) gehört dazu na-
mentlich TiQotÖQiu, (Wolf ad Lept. p. lxxiii, Groddeck in l'riedeniann's
Mise. crit. I, p. 293, Meier Comm, epigr. p. 02) und n^jorfo;/« (Cur-
tius Anecd. Delph. p. 75 — 77) oder ölxui n()6di-y.oi, wenn gleich lez-
tere bis jezt nur aus nichtattischen Urkunden bekannt sind; Tgl.
C Inscr. 11, p. 78 und Ross Inscr. ined. II, p. 41.
7) PoU. III. t9 : orav nöX^uq dTjuooici nQo^fvfj nq iv fiXkrj nc Xtt,
0? i'noöoxTJq TS Twv fHfl>9(v (pQovxisiiv xal TiQoaödov rfjq nooq löv dijfiov
xal fifpa? fv tw &für()Oj' noilV 6i xnvTa y.al f&iXoriQÖifvoq (Thuc. 11 1.
107) xal (vulg. o) dväyQuriTov rijv rutolfvluv l'yiov : vgl. Valck. ad Am-
men. III. 10 mit den Beispielen Aeschin. Ctesiph. §. 42, Demosth.
Callipp. §. 5, Antig. Caryst. Rlirab. §. 15, und mehr im Allg. bei J.
Schilter de jure hospitii hinter s. Manud. philos. mor. Jena 11)70.8,
p. 488, Sainte-Croix Col. anc. p. 89, Hüllmann Handelsgesch. S. 131,
Seil Recuperatio S. 127, und was sonst von Platner Processi, S. 88
oder Wachsmuth I, S. 168 citirt ist; insbes. aber die Abhh. von F.
W. Ullrich, Berl. 1822. 8 und M. E. H. Meier de proxenia s.
publlco Graecorum hospilio , Halle 1843. 4 mit Allg. Lit. Zeit.
1844, N. 333 und N. Jahrbb. LXIX, S. 541.
8) Demosth. Lept. §. CO: fi'f^yfoiuv , ngo^fviuv , uTf/.nrtv änäv-
Töjv: vgl. C. Inscr. n. 90 — 92 mit Böckh I, p. 73! fgg. und Westcr-
mann 1. c. p. 42 — 52, auch Henzen in Ann. dell' Inst. arch. 1842,
p. 159 fgg. Doch sagt allerdings Demosth. § 132: (tiijov riQÖifvöv
ianv ihui xul arfknav fVQija&ni , und dass Athen nicht, wie andere
Städte, mit der Proxenie auch sein Bürgerrecht ertheilte , bemerkt
ausdrücklich Böckh C. Inscr. II, p. 79; vglr .Meier 1. c. p. 22.
9) S. unten Abschn. 3 , §. 146 und Einzelnes mehr Privatalt.
§. 44, n. 9.
10) 2vftßoka (nicht ovttßoXul, wie noch jezt bei Aristot. Rhetor.
I. 4) vgl. Andoc. c. Alcib. §. 18, Aristot. Politic. III. 1. 3 und
mehr bei Valesius ad Harpocr. p. 276; ruq (jvfi9>jxuq, ug nv tuXij/.iuq
al ncXnq &f/xfrui T«TTWOt toi? noUxaiq ö)mf Sidövai. xul htftßiivfiv Tri
6ixain: über ihre Bestätigung (xi'^iMoiq, Hnion. §. 9) Westermann
in Abb. d. Lcipz. Gesellsch. d. Wissensch. I, S. 58; über die öi-
xuq uno avftßoXwv aber im Allg. Heffter S. 89-93, Schöuiann Pro-
cess S. 773—780, Platner I, S. 105 — 114, auch Seil Recup. S. 107
und Hüllmann Handelsgesch. S. 193.
il) ^ExxXrixoi xQioftg xal ^H'ixiöv dixurJTT^oÜDv ftyo)yui, Plut. amor.
prol. c. 1 ; vgl. Schol. Aeschin. Tiniarch. §. 89; nüXtq txxXt^Toq, oruv
*t? Xb)v Stxn^ofifvojv vnovofj rov tfixuriTt^v n(to(t(fixfiL,ny dt lyOüuv uvtov
Tj qiiXiav xov iivxtäixov xul f'yfxa tovvüV ixxuXi'jX(xi fTf(ioy JixaOTjjoiow
xoivQv HucpoTfQoiq, und Ussing I. c. p. .51 mit Heffter S. 340 und Seil
S. 307, im Allg. aber Lebas Inscr. V, p. 73 fgg. und Meier Schieds-
richter, Halle 1846. 4, S. 29 fgg.
12) ^AO-rjvaXot, U7T0 avftßöXojv ((flxiti^ov roTq xinrjxöoiq, Bckk. Anecd.
p. 436; vgl. Hcsych. I, p. 489 oder Poll. VIII. 63 und näher unten
§• 157. Die verkehrten Ansichten von Grote VI, p. 49 — Cl haben
bereits bei Schömann Verf.gcsch. S. 88 ihre Zurcclitwcisung gefun-
den; vgl. auch Seil S. 402.
I. ud. 4. Ana. Y
338 Th.V. Der athenische Staat. C.Il.A. Personenrecht.
§ *17.
Dass übrigens auch die Bundesgenossen Athens und
Mitglieder seiner Hegemonie in staatsrechtlicher Hinsicht
ganz als Fremde betrachtet wurden , bedarf kaum der
Bemerkung ^ nur die angränzenden Orte Eleutherae *) und
Oropus 2), welche schon früher von Boeotien abgerissen
und mit Attika vereinigt wordeu waren , gehörten wirk-
lich dem athenischen Staatsverbande an , ohne jedoch,
wie es scheint , volles Bürgerrecht zu geniessen ^) , und
Aehnliches lässt sich vielleicht von Salamis vermuthen,
das erst durch Solon dauernd für Athen erworben, noch
später einmal eine Zeit lang in Unabhängigkeit ver-
harrte*). Wo freilich Athen, wie seit 506 üblich ward,
eroberte Gegenden statt der Colonien mit sogenannten
Kleruchen besezte ^) , verstand es sich von selbst , dass
diese dort eigene Gemeinden mit örtlicher Verwaltung
bildeten ^) , ohne desshalb für ihre Person aus dem atti-
schen Bürgerrechte herauszutreten '') 5 in weiterem Kreise
aber bietet höchstens Plataea, dessen Uebertritt zu Athen
schon §. 35 berührt worden ist ^), das Beispiel einer Isopo-
litie dar, in deren Folge seiue Einwohner nach der Zerstö-
rung in Athen eingebürgert wurden ^j 5 obgleich auch die-
ses Verhältniss an manchen Dunkelheiten leidet *°). Da-
gegen war die Aufnahme einzelner Ausländer in die
athenische Bürgergemeinschaft zu allen Zeiten sehr häu-
fig und wuchs zulezt bis zur Ungebühr^*), so streng sie
auch theils durch die ursprünglichen Gesetze beschränkt *2),
theils fortwährend mit erschwerenden Förmlichkeiten
verbunden war ^^). Nur wichtige Verdienste um das
athenische Volk sollten zu dieser Ehre berechtigen j der
Vorschlag dazu musste in zwei auf einander folgenden
Volksversammlungen wiederholt werden und in der zwei-
ten wenigstens sechstausend Bürger in geheimer Abstim-
mung ihn annehmen; ja auch dann unterlag er noch wie
jeder andere Volksbeschluss ein ganzes Jahr lang der
Anfechtung durch die ygacpi] nagavo/itojv ^*). Dass ein
solcher Neubürger, 8rjionoi%ioQ '^), wenigstens nach
früherem Brauche , für seine Person in keine Pbratrie
§. 117. Mittheilung des Bürgerrechts. 339
eintrat, und die Folge davon, ist schon oben §. 99 er-
innert worden^ wohl aber ward er einer Phyle und ei-
nem Demos zugetheilt ^^) und stand an sonstigen politi-
schen Rechten hinter keinem andern zurück.
1) Paus, I. 38, 8: 7i()OTf(}oy ftiv yrxQ EXn)&fijfvaiv ofjot nQuq rijv
'Axxix-qv rjauv . . n(ioai-}(o')QTjauv d'i Ekni&fQ(Z<; ov nokffiw ßiun&ivitq
iikXd noXnduq t( iTti&vnTjnavxfi; nitQri yi&r]vai(ov xul xar' l'x&oq tüiv
Qtfßaioiv: vgl. Hemsterh. ad Liiclan. D. Mort. XXVII. 2, Clinton F.
Hell. II, p. :i9rt, Böckh in Berl. Abb. 1816, S. 120.
2) Vgl. Müller Orchom. S. 411, Meier in Hall. Encykl. III. .'),
S. 505, Fuhr Dicaearcli. p. 229, und die Monographien von L. Stacke
de Oropo Boeotiae urbe , Marb. 1842. 8, Bolmstedt de rebus Oro-
piorum, Berl. 1845. 8, J. C. Drabbe de Oropo, Lugd. B. 1846.8,
insbes. aber auch Preller in Verb. d. Leipz. Ges d. Wiss. 1851,
S. 170 — 183, vro zugleich die topographischen Bemerkungen von
Leake (Westermann üemen S. 120 u. 242) und Finlay (Hoifmann
alte Geograph. II, S. 71 — 87) berücksichtigt sind.
3) JNiebuhr röm. Gesch. II, S. 59 u. 69 nennt beider Verhält-
niss Sympolitie , d. h. civitas sine sujfratfio ; ähnlich Boss Demen
S. 8, der noch Hysiae (Baebr ad Herod. V. 74) und Salamis, mög-
licherweise selbst Melaenae und Panakton hinzufügt ; mit Geveisslieit
beissen jedoch nur die Oropier bei Thuc. II. 23 'A&r/vaLmv vnriitooi.
(vgl. Böckh Staatsh. II, S. 657^ •worin freilich auch wieder Unter-
brechungen zu Gunsten der Thehaner eintraten (411 — 387 und
366—338), vgl. Strabo IX. 1. 22, p. 612 *ind Pausan. I. 34.
4) Gewöhnlich gilt allerdings Salamis als attischer Demos nach
Piiilostr. Heroic. p. 720; dass es inzwischen nach Ol. 134 kein sol-
cher war, hat Böckh C. Inscr. I, p. 149 richtig bemerkt, und
gleichwie auch in iilterer Zeit noch keine Phyle dafür nachgewicsi;n
ist, so sezt selbst der Abfall von Ol. 115 (Paus. I. 35. 2, Polyaen,
Strateg. IV. 1 1 . 2) vielmehr ein eigenes nur von Athen abhängiges
noXiT(ii/ia voraus, wie es auch Pliit. V. Solon. c. 9 geradezu nennt.
5) Kkrjqovxoi {ayripetae , Cic. N. D. I. 26) fxnXovvro ovq ^Adrj-
vuXoi tTitfinov tnl ruq noXftq «? fXti/ußtiyov , xA^^por? fy.aoToiq -iifufftov-
T»?, Harpocr. p. 173; vj;l. Bekk. Anecd. p. 267 mit dem Beispiele
von Lesbos bei Thuc. III. 50: xXr^tJovq öi noir/OnvTfq i;}i; y^q zfia:-
XtXiovt;, T()taxoaioM; fiiv rotq &tOL<; lf()otiq i^ftXov , fjil df toi'C ic/.Xoiii;
atfiMv ai'Tüiv x).r/oovYoiii; rovc Xu^ovxnq nnfnfftxi'rtv, und mehr bei Soan-
beim ad Aristoph. Nub. 203, Böckh Staatsh. I, S. .=/55 fgg., W.Vchs-
mutb r, S. 588 fgg. und Vocmel de discr. vocab. xXj]()ovxoi;, unoixoc,
l'noixnf im Frankf. Ifcrbslprogr. 1839; während der Aufsatz von
Freese in Jahn's Archiv XII, S. 145 — 150 ganz unhaltbare Unter-
scheidungen aufstellt; s. auch Schömann im Philol. I, S. 723.
6) S. insbes. d. Decret der Salaminier C. Inscr. I, p. 150 und
der Delier II, p. 225 mit Böckh's Frläuterungen ; über Delos auch
Spanheini ad Callim. p, 586, über Aegina Müller p. 182 und Böckh
Staatsii. II, S. 631 , wo zugleich im Allgemeinen die Trihutpflich-
tigkeit auch für solche Inseln , die noch Freese S, 147 ausscheidet,
nachgewiesen ist.
7) Daher ol Xni()ö*/jaov olnovtxii; xöjv noXixSiv Demosth. Aristocr.
§. 103, yiw^iyft» tv xfj iV«Jw Plat. lüuthypbr. p. 4 C, vgl. Paus. 1.27.6,
Y2
340 Th.y. Der athenische Staat. C. It. A. Personenrecht.
auch die Sprichwörter uqxt) Suvqia (Zenob. I, 32) und 2/.xiQi.a dixij
(PoU. VIII. 81) mit Hesych. II, p. 50: ol t«? dtairat; nnoffitvyovrfc;
iaK^uxofTo h Aij/ivoj tj iv 'If4ß(jO) ilvai,: über Leninos aber insbes. C
Inscr. I, p. 297 oder Rangabe Antiqu. Hellen, l, p. 374 — 376 mit
m. Bemerk, in Heid. Jahrb. 1830, S. 1007 und deren Bestätigung
bei Hyperid. pro Lycophr. p. 29 , wodurch auch auf Demosth. Phi-
lipp. I. §. 27 und Plaut. Trucul, I. 1. 74 Licht fällt.
8) Geschichte: Uebertrilt zu Athen 519; erste Zerstörung 427;
Verpflanzung nach Scione (Thuc. V. 32, Isoer. Paneg. §. 109, Oiod.
XII. 76) 421 ; Rückkehr 387? zweite Zerstörung 373 CRel»«lanlz
Iphicr. p. 76); Wiederherstellung durch Philippus 337 (Paus.
IV. 27. 5, IX. 1. 4); vgl. G. O. Friedrich rer. Plataic. spec.
Bcrl. 1841.8 und F. Münscher de rebus Plataeensium, Hanau 1841. 4.
Dass inzwischen auch später noch Platäer zu Athen wohnten , zeigt
Aeschin. Ctesiph. §. 162,
9) So scheint es wenigstens nach Thucyd. III. 55 und 63 , wo
die Platäer ausdrücklich 'A&tjvuimv avu/iayoi x(xi noXtrai heissen ; ist
dieses aber nur eine Folge des uvtXfZv ru ngoi; rtjv 'Attix?}v o^un
T^? Tlkmaddoc, (Ol. 75. 2) bei Plut. V. Aristid. c. U? und wie
verträgt es sich mit Diodor. XV. 46 : ol St UkurauK; fl? \4&ijvtti; ntzil
TfxvMv xai yvvatiibiv (fVyoviK; ryq laoTloXmiaq Xxv/ov 6id rijv •/j}i]Oxü~
TTjra rov d^^ov ? vgl. Meier Bon. damnat. p. 52, Krüger ad Dionys.
Historiogr. p. 100, Klütz foed. Boeot. p. 46, Grauer de re munic.
Roman. Kiel 1840. 4, p. 10 fgg.
10) Im Allg. vgl. Lysias g. Panklcon u. d. Plataicus des Iso-
krates; insbes. aber den Volksbeschluss adv. Neaer. §. 104: 'Jnno-
xgaxTjq ttuf nkuraifug flvui, 'A&T]%'aLov<; uno rr/qöt iTJi; ^fiiqus, hriftoiK;
xa&aniQ ol ukkoi A&7]vuloi, , xul /iirfVvui uvrotq wvtih> 'Ad?jvaioi.q ftf-
Tfart nrtvToiv xul if(jü)v xul oolwv nkijv iV tk; tiQuavu] rj riknr/ iarir
ix yfvoiiq , HTjdi tSv fvviu nQ^övrcov, roVg d' fx Tol'iroiV xitrarttfiat df
TOI/? nXuruifuq flq Toi'q di]noX'<; xul ruq q>vXu(;, inHd'uv öl vtfiljOwrii,
(iV f^foro) in A&r]vai(i) ftrjöfvl yiyviad-ut Tlhxrttifotv, fttj f\i{)0nhü) nuQU
TOXI dt'jfiov rov A8r]vniwv : woraus jedoch nach Schömann's richtiger
Bemerkung (att. Process S. 686) nothwendig hervorgeht, dass nicht
alle Platäer schon als solche Bürger waren. Auf eine besondere Art
des Bürgerrechts deutet auch Aristoph. Ran. 706: xul 77A«T«tf"? iv-
&v<; ftvui xuvrl dot'iXo)v dfonüzuq: vgl. Sturz, ad Hellan. p. 125 mit
Wachsmuth I, S. 650 und de Neve Moll percgr. condit. p. 38 — 47.
11) Andoc. de reditu §. 23: r'j^iw di v/uüq noXXr'ixK; xul änvXoiq
avd-(>0)noiq xul ^ivoiq nuvToäanoXq noXnfiuq ö'iöövruq . . oV Uv i'fiilq ifuti-
vo)vriti noioivTtq n <(yuO'ov x. v. X, ^ gl. Demosth. Arlstocr. §. 199
fgg. und mehr bei Meursius fort. Ath. c. 5, Meier Bon. damn. p. 48
— 63, Wcstermann publ. Ath. honor. p. 3! — 3il , de IVeve Moll p.
23 — 34 , auch Leloup ad Isoer. de pace (§. üO) p. 65, wo über die
endliche Ausartung dieser Sitte insbes. Jacolis ad Anthol. gr. W ,
p. 132 citirt wird, und Ellissen in Gott. Sind. 1847, S. 796.
12) Was Suidas s. I/f()tOol6at. nach Ephorus sogt; vö/noq ö' i]v
'AOt/vtjOi Ih'üvq ilnöfXfO&ui xoxq ßox'Xofthoxiq xöiv 't.XXljvwv , geht dem
Zusaninicnhange nach auf mythische Zeiten , wie auch Schol Thu-
cyd. !. 2 : ol AQTjyulot 10 TiuXuidv ix'&x''q f4tTföi<Soouv noXminq, x'otiqov
öi ox'xht : von Solon bezeugt dagegen Plut. c. 24 : ort yaiaOui, no-
Xiruiq 0X1 öiö'oiot nXijv xoZq (ffx'iyoiiaiv in' unifixiylff xijv inxnöiv ij nuvt-
oriotq A&tp'u^t utroixt^onhoiq inl rix^fj' Dass ausserdem kein qix'mii
öoxXoq Bürger werden sollte, i.st bereits §. 114, n. 16 erwähnt. ■>:
§. 118. Bürgerliche Berechtigung durch die Gehurt. 341
13) Vgl. adv. Neaeram §. 13: rt? y«\) «v l'zt na^ci tov ^rjfiov
l^r/xrjOiif XußtXv dwQluv /j.i%u nolkCtv dvuko)n(lxo)v x«i riQuynindaq TioXi-
T17? fifX/.ojv l'aia&ut] und das Gesetz selbst §. 89: n^cüiov niv yuQ
vofto^ loTi Toj dTJfiüj xfiftfvo^ nTj fiiTi'Ui noiTjOuoO^at A&rjraZov, ov uv fiTj
di uyd^uyu&iuf ilg rov drjftov tov yt&qfuiMv tt^iov tj yiffod-ai TioXixrjv'
inur' infiiu* nii.a&^ 0 dfjuoq xul du xrjv 6o)f)iäv, oX'x lü xvqIuv yfvt-
O&ac Tijv Tioirjaiv , fdv iat) ?4f xfjv iniovouv fy.xXt/Oiav vnfQf^axiax'Xioi.
ylSr/vttVoi \pT]q.iao}vTui XQvßÖTjv \pi](fi^Qnivoi. . . i'niixu titxn ravxa nuqa-
yof*wv y(ju(f.TiV inoi7]Of xax aiixov xw ßovXonfvti) yi&Tfvaiuiv , xal taxtv
flaiX&ofxa il<; xo dixaaxTjQiov titXiy^at. , (oq oi'x u'^iix; iaxi xfj(; doiQiüq.
14) Daraus scheint später eine regelmässige äoxt/taala x^c 6coQiüq
h Sixunxrjijioj geworden zu seyn, wie sie uns in dem Psephisma für
Audoleon (Bull, dell' Inst. arch. 1833, p. 153) und ähnlichen Ur-
Isunden in 'E(fTfft. uq/. n. 41. 86. 370 begegnet; vgl. Ciarisse Inscr.
graec. par 1840, p. 23 und Meier im lutell. Bl. z. Allg. Lif. Zeit.
1834, S. 254 oder zu Ross Demen S. 42, der sie to» üemetrius
Phai. herleitet : toi'? dt &fafio&fxaq oxav ngäixov oi.ov x rj jt? toc?
mvTaxoaiovq di,xuaxüq dauyuyiiy uvx(ü ir^v domuuniav u. dgl.
15) Lucian. Scytha c 8, vgl. Aristid. Panath. p. 164 Dind. mit
Hemsterh. Anecd. ed. Geel p. 58 und Meineke Aual. Alex. p. 4,
wo die entsprechende Redensart Otroq (Arg. Demoslh. Aristoer. p.
556) oder &fafi noXixrjq erklärt ist; wörtlich Adoptivsohn des Vol-
kes, vloq noXioiq, wie bei Keil Inschr. aus Spart.i S. 18; daher Ly-
sias Argorat, §. 91 : to"» d/'/^ov, ov arToe (prjOi. TutxfQU uvxov ftvia, y«t-
yi]xui, xaxojouq. Sonst freilich auch xaxii \i'rj<fio/^a 7ioXi.xrj<; (üemosth.
INicostr. §. 18) u. dgl.
16) ^'gl. Hemsterh. ad Aristopb. Plnt. p. 368, und was Trittys
und rs'aukrarie betrifft, Dietrich de Clisthene p. 23; über den spä-
teren Eintritt in eine Phratrie aber neuerdings Meier Coram. epigr.
II, p. 104, wonach diese Neuerung freilich schon vor die Zwölfphy-
lenzeit zu fallen scheint, obgleich anderseits die Bestimmung: xv-
(jiav fivuv XJjv TioXtTfiav, jjv löwxiv 0 örjfioq xü 7tuin.no), xal y(j«i/'«Oi?at
«i'Toi's (fvXfjq xal dijfiov xul qjQuxQLuq wv av e<nxf(ioq ßovXrjrui,, gerade
darauf führen könnte, dass sie in der Zwischenzeit eingeführt sey.
Entbehrte aber der Neubürger des Rechts zu testiren und der ge-
setzlichen Tutel über seine Frau? Demosth. Stephau. II. §. 15 mi^
Wachsmuth I, S. 474 und II, S. 877.
§. 118.
Diesen Fall abgerechnet, beruhete das attische Bür-
gerrecht wesentlich auf der gesetzniässigeu Abstammung
aus einer rechtsgültigen Ehe ; doch scheint in diesem
Puncte das Staatsrecht nicht immer die Consequenz des
Familienrechts beobachtet zu haben. Was namentlich
die Kinder eines Bürgers mit einer Nichtbürgerinn be-
traf, so galten diese ') juristisch als illegitime, rödoi '),
und standen als solche ausserhalb der Familie, die ihnen
höchstens eine Gabe von tausend Drachmen nach des
Vaters Tode gewährte 5) 3 dass aber das solonische Gc-
342 Th.F. Der athenische Staat. C.II.A. Personenrecht.
setz , welches diesen Ausschluss gewährleistete "'"), ihnen
aucii die staatsbürgerlichen Rechte' abgesprochen hätte,
ist schlechthin unerweislich, und wenn ihnen auch für
ihre Uebungen und Zusammenkünfte ein besonderes
Gymnasium im Cynosarges angewiesen war ^) , so lässt
sie doch schon dieser Umstand selbst als einen Theil der
bürgerlichen Jugend Athens erkennen ^). Erst Perikles,
so viel wir wissen, hatte auch das Indigenat der Mutter
zur Bedingung des attischen Bürgerrechts erhoben '') 5
doch muss sein Gesetz, auch wenn es nicht ausdrücklich
aufgehoben worden ist, im Laufe des peloponnesischen
Kriegs ausser üebung gekommen seyn 0) 5 denn als es
unter dem Archontate des Euklides Aristophon ^) wieder-
herstellte, wurden alle, welche vor diesem Zeitpuncte von
einer Nichtbürgerinn geboren waren, von seinen Wir-
kungen ausdrücklich ausgenommen ^^) , und selbst nach-
her sind einzelne Beispiele gegenthelliger Ehen keines-
wegs unerhört 1^). Noch weniger endlich scheint die
andere Foderung des Familienrechts, das ordnungsmässige
Verlöbniss '-) der Frau von Seiten ihres Vaters oder
sonstigen nächsten männlichen Agnaten oder Vormun-
des ^3^, zugleich die staatsrechtliche Bedeutung gehabt
zu haben, dass ihr Mangel die Kinder, wie von der Phra-
trie des Vaters ^''^) und den Erbrechten ^5), so auch vom
Staatsbürgerthume ausgeschlossen hätte ^^) 5 im Gegentheil
genoss selbst erklärte Kebsweiberei gesetzlichen Schu-
tzes i''), und sowohl ihre Früchte als auch die vorhin er-
wähnten vo&oc scheinen , zumal wenn ihr Vater weiter
keine rechtmässigen Kinder hatte , bisweilen durch eine
Art von Adoption gleichsam legitimirt und in voUfe Kin-
desrechte eingesezt worden zu seyn ^^).
1) Wenigstens insofern mit der Familie oder Heimath der Mut«
ter keine ijiiyufiia bestand; vjl. §. 116, n. 2. Bemerkenswerth ist
aber in Attika selbst der Mangel der intyaftia zwischen zwei Demen,
Plut. V. Thes. c. 13.
2) Poll. III. 21: v6&o(; äi ö fx ^htjq i) naXkuxidoq , i>n hiwv di
xaiitrat nrjxQoifvoq: vgl. Meurs. Themis Att. II. 12, Tittmann S. 635
— 639, und mehr oben §. 52, n. 5, insbcs. aber Meier Bon. damnat.
p. C3— 77 und F'latner Beitr. S. 106 fgg. Dio Chr. XV. 3 scheint
auch die Kinder einer Uürgcrinn mit einem Fremden oder Sklaven
§. 118. Bürgerliche Berechtigung durch die Geburt. 343
unter den vöO-otq zu begreifen; solche aber nennt Platner S. 235
besser mit Aristot. Politic. 111. 3. 5 lfvoi<g, wie er auch I'rocess II,
S. 70 richtig bemerkt, dass das Gesetz adv. Neaer. §. 16: iilv £*-
vog flarfi owoixjj n.x.k, (Fetit. VI. I, p. 536) gleich dem andern §. 52:
inv di T»? fxdiöüi ^fvrjv yvvaZxu ftvö(jl ^&t]vui(ü ü)q tavitü nQoOTjxovüay
x.T.X. nur auf Unterschleife geht, vgl. Becker Cbarikl. III, S. 287;
nicht ganz genau Herald, rer. jud. auctor. 11. 17. 4 u. 5.
3) Harpocr. p. 207 : vo&tlu tu toT? vö&otg iv %wv nnxiituoiv dtdö-
lifva' ifv di fif/ü^ xikio)* d(jnx/ii(öv: vgl. Poll. 1. c. mit Meurs. lect.
Attic. I. 21 und Petit. VI. 6, p. 588.
4) Aristoph. Av, 1661 : vö&m dt fii^ firtti uy^iartlav , nctidujv ovrtDv
Y*Tjaimv' lav di naldii; firj moi yrTjOioi, toT? l^yinuto) ytvovq i^iTilviti
XMv xg^fiKTMv; später unter Kuklid erneuert; vgl. Isaeus Pbiloct.
§.47 oder Demosth. Macart. §. 51 : vo&oj di ftt/di vö&p pn) ivvui dyx^-
OTtiuv fiT/d-' LfQwv nrjü^ ooimv dn Ex'xkfidov uQ/ovroc; , und die schöne
Conjectur dv dorwv für dwaoräiv von Cobet Orat. p. 61 zu Ath.
VI. 36, p. 239 D.
5) Plut. V. Them. c. 1; vgl. Demosth. Aristocr. §. 213, wo er
freilich schon Antiquität zu seyn scheint, und mehr bei J. C Kühn
praes. Hebenstreit de Cynosarge gymnasio, Lips. 1762. 4 und F. V.
Fritzsche de Aristoph. Daetal. p. 27; in örtlicher Hinsicht auch O.
Müller zu Leake's Topogr. v. Rienäcker S. 240 und insbes. Gölt-
ling in Verb. d. Leipz. Ges. d. Wiss. 1854, S.14fgg. Gehört aber
hierher auch der Fluch ilq Kvvoau(tyi<; Paroem. Gott. I, p. 246?
6) Anders Petit. II. 4. 1 und neuerdings Westermann in Verb.
d. Leipz. Ges. 1849, S. 200, dem auch Sintenis in Philol. V. S. 26
fgg. und Schömann Verf.gesch. S. 92 darin beipflichten , dass Pe-
rikles nur ein solonisches Gesetz erneuert habe; aber die Beispiele
bürgerlicher Rechte, die von vö&oii; geübt wurden, stehen lest, und
wenn man diese von Jugend auf so scharf schied, dass man ihnen
ein besonderes Gymnasium anwies, so würde man gewiss auch ihre
sonstige INichtberechtigung nicht so ausser Acht gelassen haben, wie
jene es annehmen müssen; während die rückwirkende Kraft des
perikleischen Gesetzes , auf die sich Westermann beruft , wahrlieh
eben so hart war, wenn sie eine mehr als hundertjährige Verjäh-
rung anlastete. Die Gymnasien freilich bloss auf Bürger zu be-
schränken, ist mein Sinn nicht; nur Sklaven verbot sie das Gesetz
bei Aeschin. Timarch. §. 138, vgl. Artemid. Onirocr. I. 54 und Pe-
tit III. 7, p. 387; aber schon als Freie mussten die vööot entweder
Bürger oder Fremde seyn, und für Fremde errichtete das solonische
Athen doch wohl kein besonderes Gymnasium?
7) Mivovg 'AQr]vuiov<i f^vui toi'? ix dvotv 'A&r/vuiwv yiyovöxuq,
Plut. V. Pericl. c. 37; vgl. Aelian V. Hist. VI. 10 und XIII. 2i;
über den muthmasslichen Zeitpunct Bergk in N. Jahrb. LXV, S. 384.
Worauf geht aber das Bruchstück aus Kraterus bei den Lcxikogr. s.
vuiiTodlxai.: iuv di rt? f| uiKfoXv ^ivotv yiyovmg qiQUT{)ii,rj , diuxiif oil
TW ßovkonivoj A&Tjvaiwv'i
8) üeber die Ungewissheit des Bürgerrechts in jerer Zeit über-
haupt 8. Elmsl. ad Aristoph. Acharn. 523 und Döderlein philol.
Bcitr. a. d. Schweiz S. 39.
9) Ath. XIII. 38: 'A{n(iroq>ö)v di ö (>ijru)Q o tov vöfiov (iaiyiyxiDv
in' ti'xkiidoji «(i/üi'Tov, 0? liv fiij jj (<oi//i, yivi^rui vöi}ov liviu: vgl. de
Nevc Moll p. 15 fgg. und A. Schaler im Philol. I, S. 189, welcher
344 Th. F. DeruthenischeSlaal. C.JI.A. Personenrecht.
leztere zugleich mit Wahrscheinlichkeit verinuthet, dass die scheinbar
abweichende Angabe des Schol. Aeschin. Timarch. §. 39 , der statt
Aiistophou den sonst nur aus Lysias Agorat. §. 58 bekannten JNi-
koinenes nennt, sich auf die sogleich zu erwähnende Modiiicatiou
beziehe, durch die sich auch der Zweifel erledigt, welchen Fiatner
S. XXVII gegen Meier p. 72 über den Zusammenhang dieser Maass-
regel mit der Amnestie erhoben hat : Ei'ifitjloq o ni(ji,7iar?jTixoq iv xü
x{tUüj Tiffil rrjq (((j/uiaq xufiojdiuq (f^jjol NiKo/Atvij riru \^r/^io/xa &ia&fu,
fiijdivu Twv fifT EvY.kfidrjv (Jn)yovxa /AiTixU'V rf/q TioAfoj?, ar /xij cifi^w
roiq yovfuq uorox'q iTtcStiiT^TUi , rovg 6t 71^6 Ei'xkddov «v«$<T«oroi'C
t/(fita&iti.
10) Demosth. lüubulid. §.30: rotq yqövoiq oiJtw qiaLvtTui, yfyovojqf
(ooii il xal xaru &uti()u «oxü? /^v, jtvat nokirrjv jiQoor/Xfiv avzov ' yi~
j'jjf yän T^iö Ei'xXfiöov; vgl. Isaeus Ciron. hered. §.43 und im Allg.
Schöinann Auticju. jur. publ. p. 197 und Scheibe oligarch. Umwäl-
zung S. 153.
11) Vgl. "EcfiT^n. dtjxuiok. n. 977 und Ross Demen n. 48. 71.78
mit Meier's Bemerkung S. 60.
12) 'Eyyi'rjoiq , s. Privatalt. §. 30, n. 6 und mehr bei Petit VI. 1,
p. 534, Platner Beilr. S. 109, Meier Process S. 409, Wachsmuth
II, S. 165.
1.3) Mit einem Worte des xvoioq, s. Privatalt. §. 56, n. 5 und
was ich Conipar. jur. dornest, p. 10 nach Anleitung von Plat. Leg.
p. 774 E über die Hauptstelle bei Demosth. Stephan. II, §. 18 ge-
sagt habe: rjv «>' iyyvtjorj tnl öiAuioiq düßu^Tu iivai tj naTtj(j ij ddil-
<poi ofioniiTiaQ rj nunnoq o nijoq uaxQoq, ix xuinrjq ilvui, nuldaq yvrj—
oiovq' luv di ixTjdilq ^ rovxmv , idv /uiv tjiixljfQÖq xiq jj röv xiipto»
*';;f*tv, luv dt /^rj ?}, oru uv dtXQixpr^, tovtov xvqiov ttvai, also der von
dem zu'ezt verstorbenen xvQioq hinterlassene (TiixQonoq oder Vor-
mund, der nach Aeschin. Timarch. §. 13 u. 17 unbedenklich auch
■/.v^ioq helsseu kann, vgl. Schömann ad Isaeum p. 182 u. 339, auch
Diogen. L. X. 19, und mehr bei de Boor Intestaterbrecht S. 78
und van Stegeren Cond. civ. femin. Ath. p. 97. Bisweilen selbst
der Stiefvater, isaeus Astyph. §. 29.
14) Vgl. oben §. 99, not. 7: jJ «ar//? >««' iyyvrjxfjq^ auch yu/it'
Tfjq , Isaeus pro Euphileto §. 9, und mehr bei E. v. Lasaulx zur
Geschichte und Philosophie der Ehe bei den Griechen, München
1852. 4, S. 64 fgg.
15) Demosth. pro Phormion. §. 32: il yrtQ ui'tt}v t^x^v kaßtjv
aäixroq oö'e /nrj6fvoq ö'ovxoq , ovx tjOUv ol nuXdtq xX^Qovofiot , roTq öi fii^
x?.ij(iov6f4,oiq ovx rjv ftirovala rb>v övrtov.
16) Platner Beitr. S. 115; Meier Bon. damnat. p. 67, Gans
Erbrecht I, S. 313.
1^) ^'ßl- Privatalt. §. 29, n. 6 fgg. und Einzelnes mehr zu
Becker's Chariklcs IM, S. 278, namentlich auch über den Recht-
schutz einer naD.axTJ , ijv uv tiq in' iXtv&f^oiq nuiolv l'x!l > ^*^'^ ^^-
mosth. Aristocr. §. 55, welche Stelle Westermann ganz missverstan-
den hat.
18) Vgl. Petit p. 217, Platner Beltr. S. 131 u. 142, Schömann
Antiqu. p. 198, und den bekannten Fall des Sophokles mit m. Be-
merk. Qunest. Oedipod. p. 52 fgg. Weiter freilich können wir
nicht, wie Gnns S. 319, die Legitimation ausdehnen; s. oben
§. 99, n. 9.
§. 119. Politische Bedeutung der Familie. 345
§ 119
Trotz aller dieser Ausnahmen bleibt es jedoch Im
Ganzen sichet, dass der athenische Staat und seine Ge-
setzgebung; die Familie fortwährend als seine festeste
Grundlage betrachtete und Ihrer Erhaltung selbst von
Amtswegen eine grosse Sorgfalt zuwandte ^). Die Fa-
milie war der erste der Kreise, In welchen das Indivi-
duum aus seiner physischen Vereinzelung zu einer hö-
heren sittlichen Gemeinschaft emporgehoben werden sollte^
um so mehr aber musste dem Staate daran gelegen seyu,
sie in ununterbrochener Continultät fortdauern zu sehn ^)'^
und selbst die Nähe der Verwandtschaftsgrade , in
welchen die Ehen nicht nur zugelassen 3)^ sondern durch
die Sitte begünstigt *) und für Erbtöchter ^) gesetzlich
verlangt wurden, rechtfertigt sich unter diesem Gesichts-
puncte durch das Bestreben, das Blut eines Hauses wie
sein Vermögen möglichst rein und unvermlscht zu be-
wahren und alle Mitglieder desselben fortwährend als
Nachkommen des gleichen Ahnherrn Im Gefühle wesent-
licher Zusammengehörigkeit zu erhalten ^). Auch die
Adoptionen, die im Falle der Kinderlosigkeit das Erbe
zu regeln und ein Geschlecht fortzusetzen bestimmt wa-
ren^), wurden im gleichen Sinne vom Staate überwacht ^),
und ^enn auch in diesem Stücke , wie oben bereits be-
merkt Ist, Solon dem Einzelnen die volle Freiheit testa-
mentarischer Verfügung angebahnt hatte 9), so prägt sich
dagegen in dem Intestaterbrechte ^^) fortwährend die Idee
derselben Familiengemeinschaft und Solidarität aus *^),
die überhaupt In dem Begriffe der dy/ioifiu Ihren juri-
stischen Ausdruck besizt und unter diesem Titel sowohl
In dem bürgerlichen als in dem gottesdienstlichen Rechte
eine organische Stelle einnimmt ^^).
1) Dieser vrichtige Gegenstand ist leider noch nirgends erschö-
pfend behandelt , obgleich Platncr's Beiträge , Gans Erbrecht in
vreltgeschichtlichcr Kntwii kelung (Uerlin 18Ü4. 8) und von Lasaulx
über die Ehe schätzbares Material dazu bieten , in der Kürze auch
Müllinann griech. DcnUwürd. S. '20 fgg. i aber gerade die unilas-
seudste iicarbeitung von J. Cauvct de i' Organisation de la l'amillc
346 Th. V, Der athenische Staat. C. II. A. Persönenrceht.
k Athenes in Revue de legislation et de jurisprudence 1845, T. III,
p. 129 — 181 und 433 — 477 ist voll grober Irrthümer.
2) Vgl. das Gesetz bei Demostb. Macart. §. 75: o u{)X(uv inifti-
XiLa&ü} TMv oQifavwv xul xuiv (mnkrjQtüv x«t rwv otxaiv rüiv t^i{)Tjtiox'fii-
»wv xai 'tü)v yiivuixitiv , oaai, fifvovai.v fv toT? Oixoig xS)v avd^ütv iCüv
rf&v7jX(iT(i)v (fiuaxovaui xitlv' rovrmv iTtifiikfio&iD xal fiTf furo) iß(iiL,itv
litjdeva mql toi'toi/? : mit Petit VI. 7. 3 und Meier Process S.28Ö fjjg.
3) Dass das attische Recht selbst zwischen Halbgescbwistern,
wofern sie nur nicht dieselbe Mutter hatten (d/jiqiii^ToQK;, Poll. III.
24) die Ehe zuliess , ist bekannt; vgl. Cornel. N. Cini. 1: nam,
Atheniensibus licet eodem patre natas uxores ducere ; auch Plnt. V.
Thera. c.32, Miuuc. Fei. Octav. c. 31, Phil, special, leg. III. 4. Audoc.
c, Alcib. §. 33 : i^oioxQÜxiauv Kiftwva Jt« naQuvo,ulav , on rrj luvrij
ilöfliff] ovvwxrjoe, welchen Muret. var. lect. VII. 1 and F.. G. Weber
ad Herodian. I. 3. 3, p. 25ü — 259 dagegen anziehen, könnte höch-
stens eine Missbilligung der öffentlichen Meinung beweisen, wenn
ihr überhaupt Glaubwürdigkeit zukäme; s, Meier de Andoc. V, p. 88
und mehr im Allg. bei Rutgers. \&t. lect. 1. 9, Meurs. Them. Att.
1. 14 und Petit p. 537, auch Montesquieu Espr. d. lois V. 5 und
Gans I, S. 309.
4) ^Ay/jorivd-qv ya/iiitv , PoU. VI. 175; vgl. Demosth. Macart.
§. 74: tri, df n,(j6q toi'Tok; xal rt/v Q-iiyaTiQU i'öojx ovö'ufiooi i^(o, aXku
T(ö adfktfiidü} TW i/xuvToTi , onsw?, tnv vyiuivwoi , xal oi fx tovtmv f»
Tov avTov yh'ovq (ßjoiv 'Ayvia: auch Andoc. Myst. §. 59, Isaeus Apol-
lod. §. 12, Plaut. Rud. IV'. 6. 8, Plut. Narr, auiat. 1; Oheim und
Nichte adv. Neaer. §. 22 und Lysias Diogit. §. 4.
5) Terent. Phorm. 1. 2. 75: lex est ut orbae , qui sunt genere
proximi , iis nubant et illos ducere eadeni lex jubet ; vgl. Meurs.
Them. Att. I. 13, Petit. VI. 1, p. 534 — 543, Sluiter lect. Andocid.
p. 80 — 83, Bunsen jur. her. p. 44 — 49, de Boor Intestaterbrecht S.
76 — 84, van Stegeren Cond. civ. femin. p. 71 — 79; auch Hüllmann
Urgesch. d. Staats S. 69—71 oder Denkwürd. S. 30 — 37 und mehr
§. 120, 1.. 7 fgg.
6) S. Plut. V. Solon. c. 20 : "omaq olxtlov rj xoX titTr/,i)v tov yi-
vovq To Tixröfifrov : und die weitere Rücksicht gegen den Ahnherrn
selbst bei Isaeus Menecl. §. 36 : IV« fit} uv(övvf*o<; o oixog aihov yivrj-
rai, wie man denn auch üusserlich gern die gleichen Namen in ei-
ner Familie beibehielt; vgl. Demosth. Macart. §. 74, adv. Boeot. de
nom. §. 27, und mehr bei Spanheim ad Aristopb. Nub. 63 und Bergk
Com. Att. reliqu. p. 213, auch Privatalt. §. 32, not. 18.
7) Vgl. Petit VI. 6, p. 578 fgg. , Bunsen p. 55 fgg. , Gans I,
S. 383 fgg. , de Boor S. 84 fgg. , und mehr Privatalt. §. 64, n. 5
fgg. und Compar. jur. domest. Plat. p. 23 fgg.
8) Isaeus Apollod. §. 30 : nr'/vxn; yug ol TiXfVTtjaitv /lUkoviiq
nfyovoiav noiovvTa^ nifxjjv avxüJv , otiöj? /^.tj ii((iTjf*(oaovoi toi? a(ffTf(Jovq
«j/'cwv oi'xoi'f, uXSi i'oTui Tiq xal o tvuyiäiv xal nuvra t« vofti,i,oiiiva
«i'Tor? noirjamv äio xav unaidiq reXivTijaojaiv , akk ovv Ttoitjau/Atvot
xaTaXiinovai,' xal ov f*övov iäiu ravTa yivcoaxovaiv , nXXu xa* ö \ n o-
oia TO HO IV ov T^c 71 öXiw^ OVT w ravv' t yv 0)xf vofi<ü yuQ za>
aQxovxt: Twv ol'xwr, oTiox; «v fii} i^iQtjuwviui, nQoaxuxiii, ryv IniiAiXuav.
vgl. Demosth. Leoch.ir. §. 43 und Aristo». Politie. II. 9. 7 ; vö/tot
&ixixol, onüii; o u()ii/fiöq awl^Tjxui twv xXi/()oip. Später ireilicb auch
wohl um kcineo o^«os Xinov()ywv zu verlieren , Isaeus §. 42.
§. 119. Politische Bedeutung der FamHie. 347
9) S. oben §. 107, n. 4, obgleich auch hier ^;,«=dfr die Wahl
meistens auf nähere Verwandte fiel, vgl. Isaeus Apollod^§. 3d. Mc-
necl. §.21, und insb,s. Demosth. Lept. §. 102: ,.yag Soko^v .&r,»
yiuov, ilr.ya. do.-v«. .« .'«vrof- d, ay r.e ßovXrjxcu , jav f^r, na.di<; a,a»
Xovi; tv. ^
10) Vgl. Priratall. §. 63, n. 3 fgg. mit den Abhh. von Seifert
(Greifsw. 1842) und Schneider de jure bered. Athen.ens.um . Mün-
chen 1851. 8; auch Giraud sur le droit de succession chez les A he-
niens in Revue de legidatiou XVI , p. 97 fgg. "«^JN aber (Colons
Wetgeving aangaande het erfregt) in Mueraosyne 18a2, p. J7o-öJi.
11) Plat. Legg. XI, p. 923 A -. h<"Y »'" ^°f*o&(T^<; wv cn'&' .V'<«
,Vöiv avTÖ,v ü^cu ri&ri^u o.'r. t^v ovaiay zarryv, |r^rx«»TO? c>. Tovy,-
T«? n6Xfw<: r^a, tÖ re yho<; n«v x«i ttj* ovaiav. vgl. l\, p. ö// ".
wo jedenfalls der Grundgedanke des wirklichen Rechts auch durch
die idealisirten Besonderheiten hindurchsch.nimert.
12) "JyYinriia ii fitTovaia rrjq oxaiaq , Suidas I, p. 43; ygl. De-
mostb. Leochar. 8. 2: to.* roVo.- rä? dyx,axnaq xolq fyyvzf.Tw ysvu
n-to6.diyro<;, ,nit Schömann ad Isaeum p. 394 : «y/.orn« propinqui-
tatem coqnationis significat non simpliciter , sed <,uatenus cum jure
sueeedendi m alterius bona conjuncla est; auch Hesycb. s. .40, rp.«-
r.ädoq: ol ^y? ^fT«;.«/.,5«vo.Tf? rz«rc)f? ? uyx^oriZq ^'.rjgov Tthixrjoayxoq
T.voc, wo ich nicht mit Meier de gentil. p. 21 t,,? uyj.OTna, lesen
möchte, und Bekk. Anecd. p. 333 oder Phot. p. b: r^ar^r? 0. «:xo
• ' ' A^ It,, -rn.Wtnv avvvivilc uövov. DcT M issverstaiid,
dessen Wachsmuth II, S. 172 dieses Zeugniss zeiht durfte eher
auf seiner Seite seyn, und am wenigsten sollte er sich auf Ammo...
p. 3 berufen , der denselben Gegensatz nur von einer andern Seite
auffasst: dyx^oxfK; ^iy yag ok, Jrz»d«v t.c ^x xov y.yovq n:io&uyij,ovy-
ya,Q,l ö i-i^o« dyx.nouXo&a. xmv xo.ovxmy cT.xuu^v ovyy^yilq dio. oyxf,
^i.a.a: denn was den weiteren Umfang der Bl°*"'=^«, ^^*"^ ' .f"
hat er neben den sonstigen Schwierigkeiten der Gesetzes« eile bei
Demosth. Macart. §. 57 (s. oben §. 104, «. 5) ganz ubersehn, dass
derselbe nur auf die secundäre Beiheiligung (omd.c.x.<v) geht wah-
rcnd die primäre Verpflichtung ..tJ? «v^V'.oT^ro? begr.tten ist , also
sich ganz auf den Grad beschränkt, den ich auch Compar. p. ib
und Privatalt. §. 63, n. 13 mit Schömann als Gränze des primären
Erbrechts angenommen habe , ohne freilich darum mit Bunse» da«
.ubsidiüre jenseits der dyy.mna s^m »^"""^'V""" ' J' ,^" R.^hU
und mehr im Allg. bei Klenze in Zeitschr. f. geschichtl Rechts-
wiss. VI, S. 144—158, obgleich auch hier manches unklar oder
schief dargestellt ist.
§.120.
Nur anf das weihllclie Geschlecht wirkte ebendess-
halb die politische Unmiindigkeit desselben >) auch in fa-
niilienrcchtlicher Hinsicht dergestalt zurück, dass ein
348 Th. V. Der athenische Staat. C. II. A. Personenrecht.
Weib eigentlich nie als selbständige Rechtsperson be-
trachtet ward und lebenslänglich der Geschlechtstutel un-
terlag ^) , die mit dem Yerlöbniss yon dem natürlichen
Gewalthaber auf den Ehegatten übertragen ward ^) und
nach dessen Tode selbst auf den Sohn übergehn konnte'^).
Eigenes Vermögen zn besitzen war ihm principiell un-
möglich, und bei gleicher Nähe der Verwandtschaft schloss
das Erbrecht der männlichen jederzeit das der weiblichen
Angehörigen, ja selbst die männlicherseits Verwandten
die Descendenten von Frauen aus ^) , welchen lezteren
zunächst nur die Mitgift als Ersatz diente ^) : fiel aber
gleichwohl einem weiblichen Famlliengliede der Reihe
nach eine Erbschaft zu , so hatte der nächste männliche
Seitenverwandte das Recht, eine solche Erbtochter'') je-
dem andern und selbst dem Manne streitig zu machen,
welcher sie etwa, ehe ihr jene Erbrechte anstarben, ge-
heurathet hatte ^). Auch war es einem Vater, der« nur
weibliche Erben hinterliess , gestattet testamentarisch
über diese sammt seinem V^ermögen zu Gunsten Dritter
in der Art zu verfügen, dass er dieselben jene zu heu-
rathen verpflichtete ^) ^ war aber kein Vermögen vorhan-
den, das einer solchen Tochter zur Mitgabe dienen konnte,
so war der nächste Verwandte selbst gehalten sie ent-
weder zur Ehe zu nehmen oder auf eine seinen Vermö-
gensumständen angemessene Weise auszustatten *°). Al-
len diesen Bestimmungen liegt übrigens auch nur der
Zweck zu Grunde , das Geschlecht des Vaters wo mög-
lich in Enkeln wieder selbständig fortzusetzen, bis dahin
aber das Vermögen wenigstens in der Familie zu sichern 5
eine solche Frau blieb daher auch in der Ehe noch im-
mer Gegenstand amtlicher Sorgfalt * ^) , und sobald ihre
Kinder mündig wurden , ging das Erbe mit allen Rech-
ten auf diese über '-).
1) Das Weib Lat keine 7i(((>(tjjoiu (§. 54, n. 8); Tgl. Soph. Ajax
293 und mehr bei Boissonarl. ad Paehym. p. 169 oder Aneed. gr. I,
p. 154 unH Limburg - Brouwer IV, p. 115 fgg. mit m. Bemerk, zu
Becker'« Chariklcs III, S. 256 fgg.
2) Vgl. Privatalt. §. 11, n. 1 mit Hcfltcr Grricbtsv. S. 72 fgg.
und I'latner Process II, S, 273.
§. 120. Rechtliche Stellung d. weihlichen Geschlechts. 349
3) S. oben §.113, n. 13 und über den Mann als xi''(>«o« Privat-
alt. §. 56, n. 6.
4) Demosth. Pbaenipp. §-27; Tgl. Meier u. Scböni. S. 456 und
Platner Process I, S. 93 , wo übrigens aucb der andern Alternative
gedacht ist, dass die Wittwe in das Haus ihres früheren Gewaltha-
bers zurückkehrte , wie adv. Boeotum de bote §. 7.
5) Kgazitv df TOJi? ÜQ()fv(i^ xul loi'i; fx rüv u(jQfvojv, iuv ix röiy
avrüiv woi, xul luv ytrn dno)rfgoj , üeniosth. Alacart. §. 51; wozu
Petit und Wesseling p. 584 fgg. und Schelling de Solonis legibus
p. 119, auch Gaus I, S. 343 fgg. und Schömanu ad Isacuui p. 365
u. 377.
6) Bekk. Anecd. p. 256: inixki^^ot; nfv fortv ij inl .tkvti Tai
xXljgoj x(nakf).iiiii.iivT] ug^itvrj, /nfj ürroq itvrfj (xdfXgioV ininu'iixoQ d(
t] inl ixign, nvl tov x).r/Qov , wart fiovov nqoZy.a l'/fiv : vgl. Harpocr.
p. 114 mit Gans 1, S. 302 — 308, Meier u. Schömanu S. 415 — 4c7,
Platner II, S. 260 — 269, van Stegeren Condit. civ. p. !3ifgg., und
mehr über die Mitgift selbst Privatalt. §. 3Ü B und Charikl. 111,
S. 293 fgg.
7) 'E:iixXr^(joq, aucb i'yxXijtJGt; (Eurip. Iphig. Taur. 664) oder lai-
Sixog, vgl. ausser obiger Note Poll. 111.33: ?,' /.uv inl nuvxl xw x/);'^)&>
T(>(g)0fifV7j fiujTj &l<yaxrj(J , nfQiorxoq xi xov nitr(^ q xul uno&uyovrog . . .
fniöixog di rnf^ f^q itfitpioßt^xavai xivfq ukkr/koiq (oq ftüXÄoy flq uirtorq
xF/q (iiyx^'J'''tiuq xuOtjxovai/q , mit Budaei Comm. 1. gr. p. 114 fgg. und
was sonst §. 119, n. 5 und Privatalt. §. 63, n. lU citirt ist.
8) Isaeus Pyrrbi her. §.64: x(iq f^iv i'no xojv 7iuxf(jwv txöoßfinu^-
xal oiivoiy.oi'Ouq urdQUOi yiivaTxuq . . uv o nuxr/fj uin ojv rfXfVX7/o?^ fxij
xarulmuiv avxuVq yvTjoiovq udtXg)oiqy roZq iyyi'xaxu yhovq iniöixoiiq o
vöfioq livut KfZ-fiifi , xul ixokXol nvvoixovvtfq i'^drj ii.(fijQ)]vrui xuq ful'xwv
yvvuTxaq : vgl. Demosth. Stephan. I, §. 74 und mehr im Alig. bei
Platner Process IJ, S. 254 fgg. 309 fgg. Ob der Competeiit hcu-
rathsfähig war , scheint durch die bei Aristoph. A csp. 598 erwiihnte
Dokimasie ermittelt worden zu seyn , die ich fortwahrend auch ge-
gen Voemel in Zeitschr. f. d. Alt. 1846, S. 77 mit Plnt. Leg. XI,
p. 925 zusammenstelle ; anderseits pflegte der \ erheur.ithete iiy/i-
ornjq seinerseits bisweilen zu diesem Zwecke seine Frau zu entlas-
sen, 8. Demosth. Onelor. I, §. 7 und Kubulid. §.41.
9) Isaeus ibid. §. 68: ö yu() rvnoq diu(>Qijdr/y Xfyn iifttai, diuOi-
n&ai, unwq itv i&fkr/ xtq t« arToi" , idv /xtj nulönq yvrjCiiovq xaialiTijj
uo(iivuq , itiv df O/^Xiiuq xiiiuXinj] , ovv xui'ruiq. IViir widerrechtlich
annuUirten dieses bisweilen die Gerichte, Aristoph. Vcsp. 605.
10) Poll. III. 33: 7/ fihxot xXf/(iov ovx l'^ovau naT(JWOp {Xfjaoa
xaXnxui , Tjv 0 uy^ftain'q ixdido)aiv , dv fXf^a arnoixjj , ij ndrxwq yn,ufi;
vgl. Meurs. lect. Attic. V. I und das Gesetz selbst bei Demosth.
adv. Macart. §.54: xä/v i7itxXi}()0)v i.aai Orjxtxdv xfXoi'OiVf tdv fiij flov-
Xrjrui t'/*''* " fyyt'Tuxu ytvovq , fxöidoxo) tTttdoi'q o /j.\v nivxnxoaioftt—
6i,n*oq nivxuxoniuq 6{iu^ßäq, o 6 Innu'q xijtuxooiuq, o t)J i,niyii)jq txuxuv
«»»'Tf'xovTO , TlQoq olq uvx^q ' tdv öi [mj}] 'iXilot'C (iüiv h xw yfvtt, rfj
tnixXt/(j(jj n(joq uff^iuq fniöidi't'tti txuoxof • *(<>■ di ul yiirutxtq nXfioi'q idoi,
nrj indvuyxrq ftx/t nXlov jj /.'iuv ixdovvut xw yhn [1. xü y' ^V(] , uXXil
xot tyymutn dtT txdtduvai ?'/ ut'iov t/nv' idv df ftr/ l'yrj o iyymuto)
yhotq ij i^ij Ixdüi , o u())(<uv inuyuyxul^ixii) i] uixor l/itv 7/ tr.dovtui ' idy
d( ftt] fnuyityxäari o it(j}(wv, o<f>nXixm ;|ftA(a( Joaxfiug xij Hon; mit Die-
dor. XII. 18. '
350 Th.y. Der athenische Staat. C. H.A. Personenrecht.
11) Plut. V. Solon C. 20: axonoq 6'( x«i yfAoTo? doxti o rij tjn—
xi.TjQU didovq^ UV o y.QUTÜv xat xt'^Jto; j'fyovivq xutu Tü'v fo.aov ai'roq ftv
övyuTot 7] nXijOiuL,nv , vno xwv l'yyiora toi" uvdooq ortvta&at . , . xal
t6 t()»s fxuazi^v /JT^voc; h'Tny^utfiv nuvrwq rf] tniKltj^toj rov Äußöura :
Tgl. Amator. c. 23 und über die Begüustigung der Klagen fnixXr^—
(}ü)v xuxdtofit)^ Überhaupt unten §. 13ä extr.
12) Deinosth. Stephan. II, §. 20 : xul luv fi ItiixXtjqoii tk; yhij-
lai, xul iipu. TjßrjOj] inl öifTn; , x(juTitv xwv •/qr/ixuimv , rov öi alxov
/xixfjilv xjj fiTjXfji'. vgl. Hyperides bei Harpocrat. p. 114 und Isaeus
Ciron. §.31, auch rücksichtlicL der Kinder eines ^l^x' imxlTjoov
adoptirten Pyrrh. §. 50. Kinder zweier Ehen mussten sich natür-
lich darein theilen , Demusth. pro Pborm. §. 32.
§. 121.
Was dagegen die Söhne einer rechtmässigen bürger-
lichen Ehe betraf, so war die Gesetzgebung in Athen
wie in den meisten übrigen griechischen Staaten vielmehr
darauf bedacht, sie möglichst frühzeitig zu bürgerlicher
und politischer Mündigkeit gelangen zu lassen ^), obgleich
es allerdings dunkel bleibt , welche familienrechtliche
Wirkungen diese schon bei Lebzeiten des Vaters gehabt
habe, da die sichersten Beispiele, die wir dafür besitzen,
sich nur auf die Enthebung von bestellter Vormundschaft
beziehen^). Jedenfalls aber genügte der Ablauf von zwei
Jahren nach dem Eintritte der Mannbarkeit ^) , um den
Jüngling zur Aufnahme unter die Epheben zu befähi-
gen ^) , welche darin bestand , dass er in das Gemeinde-
buch seines Demos ^) eingetragen und nach geleistetem
Bürgereide ^) vor dem versammelten Volke wehrhaft ge-
macht wurde ^)j und so verschieden auch dieser Zeitpunct
in den einzelnen Fällen berechnet worden seyn mag, so
wird er doch durchschnittlich in den Anfang des acht-
zehnten Lebensjahres zu setzen seyn^). Von dieser Zeit
an war der junge Manii juristisch selbständig, konnte
heurathen, vor Gericht auftreten u. s. w. 5 musste aber
vorerst noch dem Staate zwei Jahre lang als iieQinoXog
oder Streifwächter dienen 9), bis er im zwanzigsten dann
auch durch Theilnahme an den Volksversammlungen zur
vollen Ausübung seiner staatsbürgerlichen Bechte ge-
langte'^) 5 und daraus erklärt sich, wie manche die Ein-
zeichnung in das Gemeindebuch selbst erst in dieses
§. l'il. 31ündi(fkeit u. Gemeindeangehörigkeit. 351
JaLr verlegten ^'). Insofern diese übrig^ens mit einer
ähnlichen Prüfung: der Ansprüche des jungen Bürgers
wie die früher erwähnte Einführung in die Phratrien ver-
bunden war^^), wurden auch die Demeu als Wächter
des unverfälschten Bürgerthunis betrachtet, und als solche
mitunter vom Staate selbst in Anspruch genommen, um
durch eine allgemeine Durchstimmung ^^) die Bürgerschaft
von Eindringlingen ^'^) zu säubern. Nach der Strenge
der Gesetze fiel eigentlich jeder falsche Bürger dem Staate
als Sklave anheim ^^)^ da jedoch die meiste Schuld nicht
selten au der Unachtsamkeit oder Bestechlichkeit der De-
moten oder ihrer Vorsteher lag ^^), so wurde diese Strenge
bei solchen Gelegenheiten , wo die gewöhulicheu yga^ui
^evias ^^) nicht ausreichten, auf den Fall beschränkt, wenn
ein Ausgestosscner sich dabei nicht beruhigt und vor
einem Volksgerichte auch in zweiter lustanz verloren
hatte'«).
1) Dionys. Hai. ArcL. Rom. II. 2C : ol /ttp yufj ^«s ElXtpittut;
xuTaonjoafiffOt noXiifiuq ßQu^Vv Tii'U xof4i.df/ /^ovo* I'tu^uv i'tiiyiodui
lovq THiZdaq vtio xuiv 7iu%f(}(t)v x. t. A.
2) S. Meiirs. TLem. Att. II. 10, E. Chr. Walch de tutcla im-
puberuin Altica , Gott. t7()7. A, und mehr Lei Meier u. Schöia. S
442 fgg. und Platner 11, S. 278 — 29ü ; iiisbes. aber J. N. ScLineisser
(und A. Baumstarl:] de re tutelari Atheniensiuin , Freiburg 1829. 8.
3) l'ovq nitlduq (Til ötniq (oder iTitdifTn;) 7/ß/'/0(ivifcq x^juifCf nov
■/Qtjuü-iojv , Isaeus Aristarcb. §. 12, vgl. Ciron §. 31 und Uentosth.
Stephan. 11. §. 2U u. 24 mit Poll. 1. 57 und andern Lexikogr. bei
Clinton F. Hell. II, p. 350.
4) Vgl. Böckli im Index lect. Berol. aest 1819 (oder in See-
bode's N. Arcbiv 1828, S. 78 %g.) , aucJi Scbömann Com. Atb. p.
76 — 79, l'iatner Leitr. S. 172 — 188, und neuerdings J. C. Heinricbs
de epbebia Attica, Berl. 1851. 8.
5) Y/iZv yiiQ inriv o^xo; , cv oiu.ivovGi nävTiq ol no).liui, ln.ii.ä(i.v
»i? To XTj^ia{)xniov yQaft/iuTfVov fyyi)u(fü)ai xal '(ftjßoi, Yhiuvrai. , Lycurg.
Leoer. §.76; vgl. Aeschin. Tiniarcb. §. 18 mit dem ScLolioii : fuXijOij
dl XT^^tU(})(txvi' «710 T/*? Xijiiojg, o tOTi 1/^v oi'Oi'«?, Tor xA/^^ion, yuöo'ji;-
ntQ i^ovaiuv iXunßuvt rüjv nuTQcuiuv niTuq o tyyQuqifig , fl tjv und int-
T()onoiC; • fyfjuifovxo d\ tfzaii&u ot ziXuot ytvontvot xul dvvit/uivot tu
xoivtx dioixflv . . . Hiti t/V rti yifttfiftuitiit Tfxi'iti tkiqh rott; ()///«üI«>?:
und mehr bei Scliömann p. 379 und (Clinton p. 352, auch über die
Etymologie des Wortes, das manche (§. 12 3, n. 10) liilschlich von
ku^tZt Ti(« il())(i(q ableiteten, während es vielmehr mit den hj%i,(i{)yoti;
(§. 128, n. 11] als Controleurs des bürgerlichcu Besitzstandes zu-
sammenhängen dürfte, 8. Poll. VIII. 104 1 ktjliu[>xoi *{ xa&iaxuvxo
1Ü* noh%üv iyyfy^ia/^fiivutv iv Xii'MuiftuTi . , . o dl ilq to Xr/iia(i)fixov
352 Th. V. Der athenische Staat. C.ll.A. Personenrecht.
YQuniAdTiZov fyyguqiflq rjdtj xd nurgoju nuQiXü/xßavfV tj äi nar^bja ov-
aiu xul A^fi? ixuXiZTO.
6) Im Haine der Agraulos; s. PoHux VIII. 105 und Philostr.
V. Apollon. IV. 21; der Text nach Stob. Serni. XLIII. 48: oil xa-
Tfua/DVüj oTiXu TU lf(j(t ovd iyy.uTuXfixpw xov nufiuoxürtjv, oxot uv oxot-
X^'^'», uftiivw <ff xul I nf(j U(jö)v xui j/a*p öalo)v xul fiövoi; xul fitxu noX-
Xüv' xijv nuToiö'u df ovx iXüaoo) nuguöomo) , nXiim 6( xul uqdm, oaiyv
av nuQuöi^oi^iui,' xul fxiTjxorjom xCiv uil xQivövxoiv ffi(fiQc>wq , xal xolq
&fOftolq xoTq IdQj'fifvoiq mlaofiut, . xul oi«; xituq av uX?.ov<; xo nXij&ot;
l&(jvotjxai ofio(p()övo)q' xul uv xtg üvuigij xovq &tnfioi'q rj fiTJ nii&r^xui,
ovx ijiizQfxpa), ufivvöj df xul fiovoi; xal /nixd nävxotv' xul Uqü xil nuxQta
Tifujau}' 'tOToofq &tol xoi'ixojv : vgl. Baehr ad Plut. Alcib. 15, p. 142
— '144, und Forebliamnier d. Athener u. Sokrates S. 76; insbes.
aber Voemel uud Petersen in Zeitscbr. f. d. Alterth. 1846, S. 122
und 585, auch über die Frage, ob der Eid oder die Wehrhaftma-
chung vorausgegangen sey, wegen Schol. Dcmosth. F. Leg. p. 438:
*v 6e x(f xfftfvfi. {xrjq AyQuvXov) ol jltöi-r*? ilq rolle igir/j-joi-i; Ix nuidiav
/texu nuvoTiXiojv ojftvvov jiTifofiu/ftv ir/Qi Quvüxov xtjq &(jftpuntvii<;?
7) S. Aristot. bei Harpocr. p. 241 : tÖv dfi'xf()ov Ivtuvxuv', IxxXtj-
oiuq fv xü &taT()0) yivo/xivTjq , uncd'i^o.ftivoi. xo) Ötjuo) TifQl xüq tu^hq
xul Xußovxtq uaxLäa xul äoQii nuuit xov drjiMov , nf^moXuvoi xijv /o)ouv
. xul ätnxgißovaiv h xoVc (fvXaxxrjgioiq, und mehr bei Böttiger Opuscc.
p. 219 und Boeckh de militaribus epheborum tirociniis im Ind. lect.
hib. 1819—20 (auch bei Seeb. 1. c. p. 85 fgg.) , der übrigens das
Iv TW (ffdxoo) nach Aeschin. Ctesipb. §. 153 auf die Söhne der im
Felde gebliebenen beschränkt, über welche Plat. Menex. p, 249 A
mit den Erkl. u. Meurs. Them. Att. I. 10, während Voemel a. a. O.
S. 125 an einen neuen Act im zweiten Jahre der Ephelia denkt,
vgl. auch Heinrichs p. 10 fgg. und unten not. 9.
8) Bekk. Anecd. p. 255. 15: inl (Siixiq ■^ß^aui- xo yivia&ui, ixöjv
oxxwxuidhxw ivu rjßjj Tj xo ixxuldtxu (xüv yfvia&ui: vgl. Poll. VIII.
105: flq fiiv TOI»? f(p?jßovq llajjtauv oxTOJxuiäfxa i'xTj ytvo/iivot, auch
Schol. Aeschin. Timarch. §. 18 und Teles bei Stob. Serm. XCVIII.
72, p. 297 : i^ iq)T'iß(i)v iari. xul ijdrj unoaiv ixöif , wonach es jeden-
falls unzulässig ist mit Didymus bei Harpocr. p. 114 und Buiiaeus
Comm. 1. gr. p. 165, welchen Bühnecke Forsch, a. d. Gebiete d.
att. Redner S. 56 fgg. und Uroysen in Ritschl's Rh. Museum IV,
S. 412 folgen, die i^ßr^ vom vierzehnten Jahre an zu zählen und das
äiixfq mit dem sechzehnten zu schliessen ; — ob aber mit Böckh
und Platncr das angetretene, oder nach Corsini F. Att. II. p. 135
fgg. mit Voemel (Heidelb. Jahrb. 1830, S. 27 5; Zeitschr. f. d. AU.
1846, S. 74 fgg. 121 fgg.) und Westermann in Pauly's Realencykl.
III, S. 163 wegen Demosth. Onetor. I, §. 15 das vollendete acht-
zehnte Jahr zu verstehen sey, ist um so schwieriger zu entscheiden,
als nach der treffenden Bemerkung von Ranke in Hall. Encykl. X\IV,
S. 62 und Westerniann selbst ad Vit. X Orat. p. 21 die Aufnahmen
jährlich in einem Termine geschehen zu seyn scheinen , obgleich
Seebeck in Zeitschr. f. d. Alterth. 1838, S. 326 andere denkt und
jedenfalls auch dieser Termin {Iv u()xuin«jiai.q, Isaeus ApoUod. §. 28,
Demosth. Leochar. §. 39) zwischen den Wahlen der einzelnen De-
men (Schömann ad Isaeum p. 368; vgl. d. Greifswalder Preispro-
gramm 1846 uud Voemel Zeitschr. S. 70) und der Staatsbeamten
(so Petersen Zeitschr. 1846, S. 589; vgl. unten §. 149) schwankt.
9) Poll. VIII. 105s nnUnoXot t(pi^ßot ni^t^iauv xtjv x.'^quv (f>vXu%'
§. i21. Münditjheit u. Gemeindeanyehöriijheil. 353
rovTiq: waniQ i'jdij fttkiTtjvTfq t« OT^axtWTtx« : vgl. Scbol. Aeschin.
Timarch. §. 18: ivfy^dtpovro dt ano iröiv irj , xal ovo txrj il<; toi'?
Kf.r:ßoiit; fxiXovv xui iqixikuxTov ta ^()0V()i,a 7in)l rr/v noXiv , un fixoai
dt tzojv inoXffiovv , und näher F. Legat, §. 167 : ol y«^ l'g>ijßoi rov
6fVTH>ov hiuvTov , Inr.kTjaiaq tv zw &io.T(J(u yivo/Afvjj<; , XußovTK; uonida
xal öo^v nuQu lov ör^fiov 7ii^)ifnöXovv, TovrioTi. nf^iT^fj^orro rrjv %(o(jay
xal liifTfJißov (V rotg (fvXaxrr/fjioiq Tj iv xolt; <pQov{jioi.t; ivi(,T( trog tv
növov, fvioTf öt'o : über die ^(joi'yia oder Castelle des attischen Lau -
des aber Xenoph. Vectig. 4. 44, Demostb. Cor. §.38, Scylax Peripl.
c. 58 mit Böckb Staatsh. I, S. 283 ; ob auch imai&^oit Rh. Museum
VIII, S. 122. Einzelnes mehr s. bei Petit Vlli. 1, p. 655, und
Geel Anecd. Hemsterh. p. 257 ; auch die analogen Bestimmungen
Plato's Leg. VI, p. 760; dass sie aber nicht, wie Wachsmuth II, S,
297 vielleicht aus der levis epheborutn militia bei Cic. Rep, IV. 4
geschlossen hat , als Leichtbewafi'nele , sondern in Hoplitenrüstung
dienten, bemerkt Arnold z. Thucyd. IV. 97, vgl. Gerhard Vasenb.
griech. Alltagslebens S. 33 und Arch. Anz. 1853, S. 347; nhuaoq
xal y'/.ufivq (Poll. X. 164) bilden dabei nur ihre Bekleidung.
10) Xenoph. M. Socr. III. 6. 1 ; vgl. Meier de aetate Alcib. im
Iudex lect. Gryph. 1821. — Ob sie als Epheben ixfluivuq ykafivdac;
ivij/Ä/ifvoi To? ixxX/iaiaq nifjtixa&TfvTo (Philostr. V. Sophist. II. 1 . 5) ?
Ein KpTjßiKov fif^oq Tov &nxT(jov kcnut Poll. IV. 122,
11) Pollux , Etym. M. , Harpocrat. p. 114, und daraus Petit
p. 229, und Schubert de Aedil. p. 118 — 120, nur dass dieser rich-
tig den Termin der civil- und der staatsrechtlichen Reife trennt;
vgl. auch Tittmann S. 188 und Westermann a. a. O. S. 164, der
die Verwechselung wohl am Richtigsten daher leitet , dass nach
Demostb. Leochar. §. 35 die üemen ausser dem Xi/itu^yixov no-}h
einen nivui fXAXrjOiuorixoq führten, wogegen Böhnecke's Scheidung
der doxifiuaiu ili; uvd(ja<; von der fyy(ju(f>j nq Xqii,a{jyixov (Beilr. S. 60
u. 670) ungerechtfertigt ist; s. Bake Schol. Hypomn. III, p. 355
igg. und Prantl in Münchner Gel. Anz. 1844, II, S. 714.
12) Demostb. Eubnlid. §. 61. Dalier öoxinüutnd-ai, = tlq av—
rf^«? lyyQ<'(f,ia&at, s. Tittmann S. 320, Clinton p. 350, Platner Beitr.
S. 186, schwerlich bloss bei Pupillen, wie Schöniann Com. p. 379,
vgl. Plat. Grit. p. 51 mit Stallbaum's Note; ebenso wenig aber, wie
noch Voeniel und Heinrichs p. 27 thun , mit der §. 120, n. S er-
wähnten Dokiniasie zu verwechseln.
13) Jiaxp^(fiai<;, wie sie auch dann angewendet ward, weuu das
Aj^^jap/ixo» abhanden gekommen war; durch qivkXo(po(jia, Poll. VIII.
18. Hauptquelle ist Deroosthenes Rede g. Eubulides, wozu Taylor
in Schaefer's App. V, p. 426 fgg. und die Abb. von F. C. Petersen
om de Foraustaltninger vid hvilke Athenerne sögte at forebyggc og
strolTe uloviig Besiddelse af deres Borgerret, Kopenh. 1823. 4 und
J. H. Schuurmans Stekhoven de civium Atticorum rccognitione,
Leyden 1846.8; auch Petit II. 3, p. 209, Schöniann Com. p. 380
— 384, Meier Bon. damnai. p. 77 — 94, Platner Beitr. S. 188 — 201,
Tittmann Staatsv. S. 278, de Neve Moll peregr. condit. p. 48 fgg.
und über das erste Beispiel dieser Art aus Ol. LXXXIII. 4 (PInt.
V. Pericl. c. 37 , Schol. Aristoph. Vesp. 718) Westermann in Ber.
d. Leipz. Gesellsch. d. Wissensch. 1849, S. 208 fgg., Sintenis im
Pbilol. V, S. 33 fgg., Bückh Staatsh. I, S. 50, Bergk in IN. Jahrb.
LXV, S. 383; das zweite in' '/1(ixiov «^»^ovto? (liarpocr, p. 85) fallt
I. Bd. 4. AuQ. 2,
354 Th.y. Der athenische Staat. C.IT.^. Personenrecht.
dann uicht Ol. XC. 2, sondern CVIII. 3, vgl. Clinlon F. Hell, il,
p. 141 Ulli BöckL über d. Plan <'. Philocb. S. 22.
14) rinQfyyQunxoi , s. Aescliin. F. Legat. §. 177 und Isaeus de
Euphilato (bei Dionys. Hai. de Isaeo c. 17) §. 2: Tiüvraq yag n'-
QtjOfTf TOI'? T« Totai'T« 7HJHTTovxn<; Tj oox ovTwv avroVc; yvrjoioiv nuid'Mv
1] dui Tifviav avnyxui^onfvovq ^horq rlv&Qwnovq flonoifXa&ui , o.tioj? olipt-
kmvTni n uti avTÖ)v dt' ai'iroi'c; ^AdTjiaio)v ytvo/jifvon',
15) Schol. Demosth. Timocr, §. 131, p. 741: t'C nq rjko) miqd
Tolq Ad-Tjvaioiq vnoxQivöfitvoq (uvui noliTyq , fifj o)v 'A&ijvaVoq xar« to
(tkjf&fq, xal TU ai'Ta noiöiv zotq nokirrtiq , 7i(}0 fxfv y.{)infO)q ojxn to d(-
aiA.<i)T7]{iioi\ uXovq 6f fv rfj KQinit. vnrfoov fnmXftro : vgl. Demosth. Epist.
in, p. 1481 mit Sinten'is ad Plut. Pericl p. 255 und d. Krlsl. z.
Hesych. 1, p. 1377.
16) Vgl. z. B. Demosth. Leoehar. §. 37 und Harpocr. s. floxa-
fiöq mit Hemsterh. ad Aristoph. Plut. p. 471.
17) Poll. III. 5ü; vgl. Petit n. 5, p. 253, Meier u. Seböm.
S. 347 fgg., Platner Process II, S. 06 fgg. , de Neve Moll p. 5ö —
73, und vFas unten §. 145, n. 5 über die Appellation, §. 146, n. 4
über die Nautodiken zu sajjen seyn wird.
18) S. das Gesetz bei Dionys. Hai. de Isaeo c. 16, p. 617: fjf-
Tttoiv yfvfa&ai rihv Tiokixötv xixxu djjfnovq: xuv de H7iotpr]((ii.n&f%"in vno
rinv drjfxoxöiv xf/q noktxtiuq /urj nixf'/fiv • xoiq di döUfoq ft-n[oxf.'rjg>io9-fZaiv
Kfiaiv flq xo äixaaxijQiov (tvai , 7ioonxakfaufi.ivoiq xovq dT]/A,öxuQ, xrtl iitv
xo dfVXf^ov fifkf-yx&öjrjt , nfn(}Ü0i9ni ni'xor'iq xiil. T« Xi^W"''-" f'-'"" ^^~
ftöotn: vgl. Hudtvraicker Diaeteten S. 122, Platner Process I, S. 424
— 426, Sehömaun ad Isaeum p. 479.
§. 122.
Ueberliaupt nahmen die Demcn in bürgerlicher und
administrativer Hinsicht «nter allen Unterabtheilungen
des athenischen Volkes unstreitig die bedeutendste Stelle
ein *). Die Wichtigkeit der Phylen besteht ungleich
mehr in dem Maassstabc, den ihre Anzahl für die Ver-
theilung öffentlicher Aemter und Geschäfte abgibt, als
dass ihre körperschaftliche Thätigkeit oder der Einfluss
ihrer Vorsteher über die Sorge für die jährlichen Chore-
gien ^) und ähnliche Leistungen oder Wahlen hinausge-
gangen zu seyn schiene 5)^ und auch die Naukrarien und
Trittyen haben höchstens für das Steuerwesen einige Be-
deutung'^)^ ja erstere verschwinden bald gänzlich hinter
den Demen 5) , während diese nicht nur als Örtliche Ge-
meinden fortwährend ihre besonderen Interessen verfol-
gen , sondern auch durch ihre Vorsteher oder Demar-
chen ^>) dein Staate selbst zu manchen seiner Zwecke be-
hülflich werden. In jener Beziehung sehen wir sie
§.122. Ortsgetneindenu. sonstige Körperschaften. 355
namentlich im Besitze Ton Gemeindeland , das sie ver-
pachten oder sonst zur Bestreitung ihrer Communalbe-
dürfnisse verwenden , worunter die Erhaltung und Ver-
sehung ihrer Localculte die erste Stelle einnimmt'')^ was
aber die Demarchen insbesondere betrifft , so leiteten
diese nicht nur die gemeinschaftlichen Zusammenkünfte
und Berathschlagungen der Demoten ^), sondern hand-
habten zugleich die Ortspolizei ^), führten die Standlisten
und Lagerbücher ihrer Gemeinden ^'^j, und erwiesen sich
bei Hülfsvollstreckungen und Pfändungen sowohl für
Privaten ^^) als füi* den Staat ^^) in mannichfacher Weise
thätig. Dass ausserdem die Gemeinden auch eigene Rech-
nungsbeamte für ihre Einkünfte hatten ^^), und dass sie
sowohl ihre eigenen Mitglieder nöthigenfalls besteuern ^*)
als auch von eingesessenen Ortsfremden ein Niederlas-
sungsgeld erheben konnten ^^)^ folgte von selbst aus der
Autonomie, welche das attische Gesetz einem jeden Ver-
eine innerhalb der Gränzen einräumte, die nicht in die
Hoheitsrechte des Staats eingriffen ^^) ^ ob sie aber auch
eigenes Münzrecht besassen , ist eben so zweifelhaft ''^),
als ihnen mit Sicherheit keine Richtergewalt beigelegt
werden kann ^^).
1) Vgl. Platner Beilr. S. 156 fgg. , Tittmann Staatsv. S. 284
%g. , Scböniann Com. p. 376 fgg.
2) Demosth. Mid. §. 13: ov xudfOTTjxozog /ogjjyov t^ Tlnvöiovidt,
ipvkfj . . . Kul xuTTjyoQoi'VToq Tov fiiv üf)/ovTo<; Twv ininfXtjTÖiv T^q gj/-
Ifjq, roiv d' fruuiktjiöiv tov tifi/ofToi; x.r.i.., vgl. Antipho de Cboreuta
§. 13 mit Scbömann Com. p. 309 ft;g.> der aber aucb nur die grosse
Dürftigkeit des Stofi's bezeugen kann.
3) S. die qiv/.fTiKtl öfinva und Aehnlicbes §. 161 mit Demostb.
adv. Boeot. de nomine §. 7: idv ol (fvXfrui xo^iTjyov tj yvixvaolaqyov
1] fnTii'troQa rj rt nov likXoyv (ffQbjOi : über Wablen Aescbin. Ctcsiph.
§• 27 fgg. mit Böckb Staatsh. I , S. 284 und mebr unten §. 148,
n. 7. Dass sie übrigens aucb eigenes Vermögen batten, zeigt die
Urkunde C Inscr. n. IU4; vielleicht aus den Funfzigsteln, welcbe
nacb dem Scbol. IJemoslb. Timocr. p. 702. 12 den InoivvftoK; zu-
flössen , vgl. Theocrin. §. 14 und die tffihjj derselben Macart.
§. 58, die Itake Scbol. Hypomn. \\ , p. 255 nicbt batte zu deuten
verzweifeln sollen.
4) S. Demosth. Symmor. §.23 und Aescbin. Ctesipb. §.30: ovq
Ol (fiXilul ttitl (il x^inTi'f? xo* ol df/fioi f^ iuvxüv at(>ovf2ut iit drjfiöoia
X{)rjnmu diuxn{)i^nv , mit den T^trt iu/^);^o»? bei Ciarisse Inscr. graec.
par p. 11; vgl. Plat. Kepubl. V, p. 475 A und Böckb Staatsh. I,
S. 230.
Z2
356 Th. f . Der athenische Staat. C. II. A. Personenrecht.
5) Vgl. Böckh Staatsh. I , S. 212. 358. 708 und mehr oben
§. 111, n. 10.
6) Suidas I, p. 538; Jxaorov drjfiov tibv iv 'AS-i^van; o xuTii(iX<>>*
(Sifftu(JXoq f/.fyiTO' oVToi df rag unoyQOKpuq inotoivro zu» 7i(}oa6vxwv
fxuOTbj dfjfibj )(oa(jiojv, in öf xul tu ).rjiinQ/ixä yQUfi/iUTfla nuQ avzoli;
rjv' d^kä xui awr^yor rovq dr^fiovq, onori dir/nm , xul xpf^(fio> arToi?
iäiSoauv' xul tif/ i'(j ul,ov df . . . oinoi dt ditxooixovv xr/v fo(jTr/v r<üv
Hava&tjvuiwv : vgl. Harpocr. p. "({^ und mehr bei Meier Bon. dauinat.
p. 204 und Westermann in Fauly's Realencykl. 11, S. 953.
7) C. Inscr. n. 82. 93. 102. 103; vgl. Böekh Staalsh. I, S. 418,
und über die Localculte im Allg. Paus. I. 26. 7 mit Demosth. Eu-
bulid. §. 46. 63 und den nuguoiroK; bei Ath. VI. 26.
8) 'yiyofjui , Bekk. Anecd. p. 327, wie bei den Pbylen , Böckb
C Inscr. I, p. 125; nur dass leztere sich in Ermangelung eines
örtlichen Verbundes in der Stadt, die Demen nalürlioh an Ort und
Stelle Tersammelt zu haben scheinen , vgl. Schöniann in Seebode's
Krit. Bibl. 1826, S. 782. Zahlten sie aber dafür auch Sold , wie
Meier in Allg. Lit. Zeit. 1844 Intell. Bl. S. 274 das uyo^uazixöv in
Curt. Inscr. XII, p. 3 deutet? Auders Böckh Staatsh. I, S. 439.
9) Demosth. Macart. §. 57 : to*'? d' unoyiyvoftfvovq iv toT? dr^/xotc^
Ol? UV /Är^öilg uvaifj^tat f inuyytXXfXot o drjfiugj(o(; toXi; ngooTjxovoiv
uiuiQüv xal &unxitv xul xu&ui()fiv rov dij/xav . . , {«j- öi xov dijfiuQxov
(TiuyyfikavTog fti] (tyuigäjyint. oi n^oo/^xovj*?, o ftiv öjjftUfy^oq UTiofiio&oj-
OUTU) uvfXtlv xul xuxu&atfiui xul xu&ügui, xöv dfjuov uv&t^f^fQov ^ ontjg
«r dvvü/vTut. oXiyiaxov' fuv d« fiTj uTiofitadwoi^, ö^nkfxio X'^^og d^ja^fiug
TW dtjftoaiiü x.x.X.
10) Böckh Staatsh. I, S. 664.
11) Bekk. Anecd. p. 242: d^ftug^ot uqxV '^*? ^A&^vtjoi. xmv ru
iyf}(VQu kufiß UV 0 IT ojv nugu twv i'no^giwv, il fitj xuxu xuiqov nnodiöoifv
70 ;(gfoq: Vgl. Schol. Aristoph. IN'ub. 37 und Hesycb. I, p. 927; ja
Zonnras p. 494 sagt geradezu : d/jf^ug^oi; o ivf;(llg^uaxl^(;,
12) Bekk, Anecd. p. 237 : i'xuaxo^ dt xiüv xuxd ttjv ;(wguv dtjfttov
aQXovTU tl^t Tov nQoioiä/ifvov uvxov ' ovxog di xul untyQUifiixo xug ov-
aiuq ixuoxoii ngog ru dtjficoia oifktjftuxu : vgl. p. 199: xal o dr/fiiugyot;
avv Tut; ßovXmxuZq xovxov ilaiQurxfi, xul cxTioyguqiiTat. avxov xi^v
ovaiuv xul ivfxv(}üi^ii , mit Vit. X Orat. p. 834 und Meier Bon.
damnat. p. 202.
13) Tufiiai und uvTi.ygu(fifl<;, C. Inscr. n. 100 u. s.w.
14) PoU. VIII. 108: TOS d' (la<fio(ju<; xuq xuxu toi'? dijiuovg dn-
^itlJOTüvovv {ditxf'(J^i^ov Hulleman in Misceli. philol. Amstel. 1851,
p. 21) oi'xoi, xul XU fl uvxwv uvuXoj/iuxu — oder ginge das auf die
Staalssteuern , vgl. Hesych. II, p. 657? Jedenfalls trugen die dtj-
ftoxai die daqioQu von den Gemeindegütern , unö xüv j^w^twv tov t»-
ft,jjf*uxo<;, C. Inscr. n. 93. 103.
15) 'EyxTtjrixöv C. Inscr. n. 101; vgl. oben §. 111, n. 17.
16) Vgl. das solonische Gesetz bei Gajus I. 3 Digest. XLVII.
22 und mehr Privatalt. §. 68, n. 8 fgg.
17) Vgl. Droysen in Schmidt's Zeitschr. f. Geschichte VIII, S.
401. Der vermeinten Münze von Anaphlystus hat Pinder Numism.
gr. ined. Berl. 1834. 4, p. 7 bereits ihre richtige Heimath angewie-
sen; was aber von Salamis (Dumersan Med. ined. 1833, p 12) und
üropuB (Cadalv^ne Recueil 1828, p. 168) nachweislich ist, findet
§.123. Bechte u. Pflichtendes athenischen Bürgers. 357
in den §. 117, n. 2 — 4 berübrten Umständen seine Rechtfertigung,
während Eieusis (Haym Tbes. Brit. \XI. 7) wenigstens nicht als
Demos gemünzt bat.
18) Diese Benierbung ist namentlich gegen Tittmann gerichtet,
der die rfjxnor«? xaru dtjfioiiq 7ifQuovxn<; (§. 146 extr.) als Orlsricbter
aufgefasst bat; aber selbst die Euthynen, die C. Inscr. n. 7Ü und 82
in Beziehung uuf Demen vorkommen , brauchen ebenso wenig wie
Deraostb. Thcocr. §. 14 von der Staatscontrole (§. 154) getrennt zu
werden , obgleich man eine materielle Rechnungsabnahme ohne Gct
richtsbarkeit immerhin auch den Gemeinden einräumen kann.
§. 123.
Werfen wir endlich noch einen Blick auf die Rechte
und Pflichten des athenischen VoUbürgers als solchen,
so fallen ersterc, seit Aristides die solonischeu Glassen-
uuterschiede weggeräumt hatte , mit dem ganzen Um-
fange der öffentlichen Hoheitsrechte selbst zusammen oder
erleiden doch nur sehr geringe Modificationen durch die
näheren Bedingungen, an welche die Theiluahme ein^
zelner von diesen geknüpft war. So wurden einige
Finanzbeamte fortwährend aus der ersten Steuerclasse
erloost 1) und an Feldherren und Reduer wenigstens die
Anfoderung gestellt, gesetzmässig verheurathet und mit
Grund und Boden im Lande angesessen zu seyn '^) ^
ausserdem verlangte das Gesetz fiir den Rath 3) und das
Richteramt "^j wenigstens ein Alter von dreissig, für an-
dere Thätigkeiten sogar von fünfzig Jahren 5) • doch
legte der Athener überall bei weitem nicht so viel Werth
auf die thätige Betheiliguug an den StaatsangelegenheiteHj
die ihm im Gegenthcil leicht der Vielgeschäftigkeit ver-
dächtig ward^), als auf die Freiheit des Wortes 7) und
den Rechtschutz, den er in der gleichen Geltung und Hand-
habung der Gesetze für Alle fand ^) ^ und in diesem Be-
wusstseyn unterzog er sich dann auch willig den Lasten,
die mit gleicher INothwendigkeit aus seiner bürgerlichen
Stellung hervorgingen. Wohl hielt der athenische Staat
seine Bürger nicht, wie anderwärts hin und wieder p-c-
schah, durch Zwang zur Ausübung ihrer politischen
Rechte an 9), und selbst die Verloosung der öffentlichen
Acmtcr scheint sich nur auf die erstreckt zu haben,
welche sich zu diesem Ende freiwillig einfanden i^) ^
358 Th.y. Der athenische Staat. C. II. A. Personenrecht.
zum Kriegsdienste dagegen war jeder nach dem Maasse
seines Vermögens bis zum sechzigsten Jahre ^^), zu an-
dern oft mit schweren Geldopfern verknüpften Leistun-
gen (XeiTovgyiatg) lebenslänglich verpflichtet, und theilte
ausser diesen persönlichen Lasten auch wenigstens spä-
ter die sachliche der Vermögensteuer, die zwar im Prin-
cipe nur ausserordentlicherweise erhoben werden soll-
te ^^), allmählig aber in demselben Maasse zu einer
stehenden Auflage ward, als andersi;its die grosse Masse
die Verthellung der üeberscliüsse des öffentlichen Schatzes
gleichfalls unter ihre Rechte zu zählen anfing.
1) PoII. VIII. 97: Tu/Aiui Tijq dfov xkTjQO)Tol fx TiffTaxoatofiidi-
ßvmv TjOüLV'. vgl. Böckh Staatsh. I, S. 661 , der aucL die Stelle bei
Isaeus Apollod. §. 39 : w? Innäda J> TtkCtv iiq^^ilv r^iov ritq dg^üq,
auf solcbe Ausnahmen bezieht, obgleich ich de eqait. Att. p. 39
fgg. daneben noch andere mögüche Auft'assungen nachgewiesen habe.
2) Dinarch. c. ßemosth. §. 71 : zor? fiiv v6/jioi>q nQoXfyftv tÖj
^TjTOQt, xnl TW ar qar TjY ö) , ttjv tiuqu tov drjfiov niartv «Jtoi"vTt Xuftßa-
vfiv, nuidonouZa&ut Kuxd rovi; voftovq, yijv ivioq nQoav xixT^a&ai x.r.X.;
vgl. unten §. 129, n. 9.
3) Xenoph. M. Socr. I. 2. 33.
4) Demosth. Timocr. §. 151 ; Poll. VIII. 122.
5) Epheten (§. 102, n. 12) und üiäleten (§. 145, n. 16) nach
Bekk. Anecd. p. 186; auch Gesandte i'TifQ nfvTT^xofra izrj yfyovcrfq
Böckh Staatsh. II, S. 749, womit Meier Schiedsrichter S. 11 auch
die alte Bestimmung vergleicht, dass in Volksversammlungen zuerst
die Fünfzigjährigen aufgerufen wurden, 9. unten §. 129, n. 5 und
die Chaicidenser bei Heracl. Pol. 31. Dass dagegen keine Höhe
des Alteis ausschloss , s. Schöm. Comit. p. 79; ol i'^wgoi rij rjXixia
bei Stob. Serm. XL. 8 sind wohl nur thatsächlich zu verstehn.
6) tpikoTiQUYfioovvTj (Heinrich Sched. Lycurg. ed. I^'reudenberg,
Bonn 1850. 4, p. 7) und nokvnQay/^oavvT] ^ Isoer. c. Sophist. §. 20:
ixftvoi. 6' inl rovq nokinxovq löyovc; TfrtQaxakovvrfq . . . 7ioXii7t(}uy/jo-
at'tTfg Mul nXfovf^iuq vntaxTjOav ttvui didtiaxukon vgl. n. ilvztd. §. 98
mit Anaxini. Rbetor. (ad Alex.) 29- 5, wozu Spengel Aeschin. Cte-
ßiph. §. 22Ü citirt, und mehr im Allg. bei Valck. ad Eur. Hippol.
785 und Ast ad Fiat. Leg. p. 388 j auch Demosth. Androt. 9. 30:
TOI? nokkoXq vfiöjv fiöv kfynv ov kiyfxf, mit dem Lobe der dnoayfxoavvt]
bei Aristoph. IVub. 1007, Vesp. 1076, Demosth. Mid. §. 83, Theo-
crin. §. 24, und dem Selbsliuhm bei Lysias Aristoph. bon. §. 55:
iy(a yuQ ixTj ytyovun; ijÖTj t^k/kovt« . . . tyyvq xf oixwv x^<; uyo^äq
oi'ixf 7i(>o? ötxuaxij(jioj ovxf n()dq ßovkfiixt/gioj wifOtjv ovötnainoxt !
7) Plat. Gorg. p. 461 E: diivd fifvrav nü&oig , (o ßikxioxr, fi
'A&tivatit ilipixüiitvoq f ov xT,q 'Ekkudoq nktLnxr] loxiv tlovaiu xov kfytif,
t'nttxu ov ffxuv&u xovxov ftivoq uxvx>jaiit<:: vgl. Demosth. Androt.
§. 31 mit Wachsmuth I, S. 528 und mehr oben §. 66, n. 5.
8) Lycurg. Leocr. §. 4; xQia yuQ laxv xu fifyiaxn , « 6ict<pi'kiix-
Tt* xal diaooitiH xj/v drjftoxQuxiuv xul xijv x^q nukiui tvdatfioviav, thjü^
§. 124. Ferlusi der bürgerlichen Rechte. 359
rov /u'fv Tj TÖiv vo/uo)v T«ft? , d*i'Tf()ov 6{ Tj i€)v öixnoiwv xft^cfioq, Toirov
d' jj Toi'iToiq T« ddixtjuaru nui)(i6i.dovau x^itot;: vgl. Demostb. Mid.
§. 225, Timocr. §. 2 u. 216, Aristog. F, §.20, und über die Gleich-
heit vor dem Gesetze insbes. Aristocr. §.86 oder Stephan. K, §. 12t
ukk(t Hl/V Ol yt voftoi unuyo^fiiovoi ftTjöi yofiov fittyai, tn ay6(jl &fiyui,
«V ftij tov uirov iq) unuaiv A&rjvaioii;, sonderbar missvcrstanden von
Welcker kl. Sehr. I, S. 80.
9) S. Aristot. Polilic. IV. 10. 6 und dagegen für Athen De-
mostb. F. L. §. 99: oidivu yct() t« xotvu Tigurrftv Vfift^ xikfVfXf Tj
i'ivuyxul^ftf, «AA iriitöo.v Tt? favT'jV TCfioaq äivuaö^ut. rnioofX&rj, Tifjuynu
TtoiovvTfq ;^^;^ffräi»' nul ^iXitv&fjtoJiwv umo'i'xojq 6fj(fn&t xnl oi' (fd-ovfQÜx;,
uXXu xal }(ei(ioTov(iTf , xal tu xif^fXfQa uvtÜ iyj(ftoii,fTf.
10) ^ gl. im Allg. Tittraann S. 309 fgg- und m. Abb. de jure
magistr. p. 25, auch Böckh ürk. d. Seewesens S. 48: » ohne Zwei-
fel wurden diese Beamten durch's Loos ernannt aus denen, welche
sich dazu gemeldet hatten ; wahrscheinlich meldeten sich aber dazu
vorzüglich Personen, welche durch ihre Privatgeschäfte . . mit den
dazu gehörigen (iewerben genauer bekannt und so durch ihre eigene
Thätigkeit auf solche Aemter hingewiesen waren, • wenn gleich da-
bei , wie Deniosth. Timocr. §. 112 zeigt, auch mitunter Leichtsinn
vorkommen konnte. Anders wäre es freilich, wenn die Angabe bei
Schol. Aeschin. Timarcb. §. 18 und Suidas s. A/;|ta^;^u«öv richtig
■wäre : xal f| ixiiruv rwv yQUfifiuTfioiv xXr/Qofai tk? ü^/üq : aber diese
falsche Etymologie ist bereits von Böckh Ind. lect. Ber. 1819 — 20
und Andern (vgl. §. 121, n. 5) zurückgewiesen, und die Freiwillig-
keit erhellt deutlich aus Stellen wie Isoer. n. uvitd. §. 150: ttr^div
dt öiofiut xXtjqovo&ui twv d()}(wv fVfxa , Lysias in Andoc §. 4: f"v
iX&T] xXrjQOiOofifvoti tö)f ivvfu uQ)(ovr(ov , adv, Philon, §, 35: want(j vvv
ngo&-i'ift(o<; xXijQwoofitvog ijX&t x. t. X.
11) Poll. II. 12: l'7l*(J Tov xaxt'tXoyov , vrCfQ t« f^yjxovTtt yfyovoiq
tri) : vgl. Harpocr. p. 124 und mehr bei Taylor ad Lysiam p. 245
—248 Rsk. und Voemel ad üemosth. Olynth. 111, p. 115; das fünf-
undvierzigste Jahr bei Petit VIII. I, p. 653 fgg. beruht auf dem
Irrthume des Schol. Bavar. zu lezterer Stelle, obgleich Modifica-
tionen allerdings vorkommen; s. unten §. 152.
12) Vgl. Hüllmann Urspr. d. Besteuerung, Cöln 1818. 8, S. 30,
Böckh Staatsh. I, S. 618, und mehr über diesen ganzen Gegen,
stand unten §. 162 und 171.
§. 124.
Gleichwie jedoch der Inbegriff dieser Rechte und
Leistungen die Ehre, ti^'i] , des athenischen Bürgers
ausmachte'), so war ihre Ausübung wesentlich daran
geknüpft, dass er persönlich ehrenhaft, iniiiftos, mit
keinerlei Art von Atiniie behaftet war^j, obgleich auch
hier wieder zwischen gänzlichem und theilweisem oder
bedingtem Rechtsverlustc zu unterscheiden ist 5). Der
höchste Crad desselben war die lebenslängliche Verban-
nung, die selbst die physische Gemeinschaft mit der
360 Th.V. Der athenische Staat. C.Il.A. Personenrecht.
Vaterstadt aufhob und desshalb gleich der Todesstrafe
stets mit Vermögenseinziehung: begleitet war *) ^ aber
auch bei fortwährender Ansässigkeit konnten viele Fälle
eintreten, die den Bürger entw^eder aller seiner Rechte ^)
oder doch einzelner bestimmter^) beraubten, und zwar
keineswegs immer erst durch richterlichen Spruch, son-
dern noch ungleich häufiger thatsächlich , wie denn je-
der Schuldner des Staats oder gottesdienstlicher Institute
bis zur Erledigung seiner Verbindlichkeiten in politischen
Rechten stillgestellt war ^), und auch sonstige Atimie
nur bei eintretender Gelegenheit als verwirkt nachge-
wiesen zu werden brauchte, um sofort in volle Kraft
zu treten^). Die volle Atimie stand zwar grossentheils
auf solchen Vergehen, die, wie Bestechung, Unterschla-
gung, Feigheit, falsches Zeugniss^), Vernachlässigung
der Kindespflicht ^°), Verschwendung, Prostitution ^i),
auch nach heutigen Begriffen einen entehreuden Charak-
ter tragen ^ nach griechischem Rechte handelte es sich
jedoch auch hier zunächst nur darum , dem Pflichtver-
gessenen die Vortheile der bürgerl'chen Gemeinschaft
und den Schutz der Gesetze zu entziehen 1^)5 und dess-
halb wird sie ebensowohl auch zur Sicherung der Un-
verletzlichkeit öffentlicher Beamten ^^) wie als Poenal-
sanction gegen Missbrauch des Vertrauens ^'^) oder an-
derweite Gefährdung des Gemeinwohles angewendet '5),
ja in diesen Fällen vorzugsweise oft auch auf die Kin-
der und das Vermögen des Verurtheilten erstreckt ^^),
während es sonst als rein acccssorisch zu betrachten ist,
wenn die Atimie der Staatschuldner bei fortwährender
Säumigkeit theils Confiscation der Güter nach sich zog *^),
theils auch nach ihrem Tode auf die Erben überging *8).
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand war übrigens
nicht nur auf dem Rechts- sondern auch auf dem Gna-
denwege schwer zu erlangen ^^j, und wenn man auch
bisweilen in Zeiten grosser Gefahr zu Rehabilitationen
in Masse seine Zuflucht nahm , so wurden doch solche
Maassregeln stets als rechtswidrige gefürchtet '^^).
i »I« 1) Vgl. oben §. 52, n. 7 und Aristot Politic /if. 6. 3: oi'xoiv
§. 124. f^erlust der bürgerlichen Rechte. 361
dvüyxy toi'? ukXovg dtifiovq ftvat , nrj Tt-^wnivovq xuZq TioXtXiAat<; «()-
;fa*?. Frauen spricht dessfaalb Lelyveld auch die dn/xia ganz ab;
in gottesdienstlicher und familienrechtlicher Hinsicht ist sie jedoch
auch hier statthaft; vgl. Privatalt. §. 57, n. 11 und Charikles lll,
S. 323.
2) Darauf geht die Formel ö ßovXö/nfvoq ^A&Tjvuiwv ol<; l'lfort, s.
Meier u. Schöm. S. 564. Für andere bedurfte es der adfta, Böckh
Staatsh. 11, S. 40 fgg.
3) S. die Hauptstelle bei Andoc. de Myster. §. 73—76 mit S.
A. Naber de fide Andocidis , Lugd. B. 1850. 8, p. 33 fgg. und
Meier Bon. damnat. p. 101 — 144, obgleich dessen Bezeichnungen
als infmnia maxima , media, minima nicht ganz glücldlch gewählt
sind; ferner Schömann Com. p. 73 — 75, Wachsmuth II. S. 195 fgg.
und den reichsten Stoff bei P. van Lelyveld de infamia jure Attico,
Amstel. 1835. 8.
4) 'Afi<pfyln , nicht mit den f^iXtjXv&öai. zu verwechseln , wv zu
XQT^ftarri iniTi/4(t , Demosth. Äristocr. §. 45; vgl. Privatalt. §. 70,
not. 16 fgg. und oben §. 9, not. 16, obgleich Isoer. de bigis §. 47
die heimische Ati^lie noch härter schildert: rjv fyw fvyrj<; nii^u) nx<fi-
(fOQuv vc/j.il^o) ' noXi^< yuQ u&XimTiQov nuQu rot? uvtov ■jioXLxuk; T/xiixwfii-
vov olxfiv tj nuQ cXf(ioi.c fifxoimZv.
5) 'Andvxoiv dnfOXfQTjxui, xüv iv xfj nöXit xal xu&üuu^ uxi/lioq ye-
yovi, sagt Demosth Mid. §. 87, vgl. Aristog. I , i?. 30 und mehr
bei Sthelling de Solon. leg. p. 57 fgg. nach Aeschin. Timarch.
§.21 und Demosth. Timocr. §. 105, wo namentlich die Bestimmun-
gen: f4?j i^fOTd) nvToi xo)v ivvia fii>/ofxo)v yiviO&nt HTjd ii(iu)0>'vrjv if-
(läarta&ai firföf aurdixijaut xü ÖTjiim /lyiif dnyjjv dg/f^oi HTjSffiLuv /iTjXi
tvdrjftOV tlTjXi VTtfQOQlOV , fiyXf xXTjQiDXTjV ßtjXf Xll^OXOVTjXTjV ^ flTjÖ (Tll
xrjfiVKflav dnoaxtXXfO&o) , firjdi yvwtirjv XtyiXiü , nrj8 fi? t« drjuoxfXTj
Iffid ilalro), f47jd' 'fv rrtlq xotv«?? nxiqiuvtjcpoiiiaiq oxf(favovn&o) , fitjd iv-
xöq Twv XT]q dyoQÜq nfQt.{)Qavxr]ql(i)v noQiViad-ia' \uv 6( xiq uriayd-fj tlQ-
itov önot, (itiq XQVr ^Jjoüvxojv ni'xov ol fvöitfa xal tlaayövxoji' uvxov tlc itjv
7/Xiaiav, KuxrjyoQÜXM 6' o ßovXoftfvoq »«. t. A.
6) Andoc. 1. c. §. 76: nXXoi av xuxd ngoarä^iifQ, o'üiviq ov
nnvxanuaiv uxi/4oi ijauv, uXXu fitgoq rc avxwv , otov ol axgnxiwxai, oK|
ort infftftvav inl xwv xvqhvvojv iv xfj JioAtj, xu i^ikv uXXu 7]v aniQ toT?
uXXoiq noXixniq, ilntlv 6' h xü drjfiü) ovx i^^v ov6i ßovXtiani' ioiitwv
ijouv ovxoi axifioi, uvxri yuQ i]v Toi'Tot? TiQcaxa^iq ' fxiqotc; ovx ifv yp«-
x/juad-at, rote; 6i hdft^ai , x oVq 6f /*t) dvanXivaut ilq EXXtjOTiovxov, dX-
Xoig «f' flg 'Jo)viav, toic 6 flq xt/v uyoguv ftTj floUvai, ngoaxa^tq tjv.
Vgl. Demosth. Aristog. I, §. 42: nhxt txüv . . , ixinrj&t] ixtj Xiynv
luhü), und über den Verlust des Klagrechtes dens. II. 9 mit Böckh
Staatsh. I, S. 500, über den des Rechts zu Vorschlägen Demosth.
Cor. Trierarcli. §. 12 (lo xgixov ftfgoq ijxtuwa&ai to? ow/4«ioc, vgl.
Lelyveld p. 21) und mehr unten §. 132 und 144. Wachsmuth de
Script, gr. levitale p. 12 will übrigens jene ngoaxu^nq nur von der
Zeit, von welcher Andocidcs spricht, gellen lassen, und macht
zwischen ihnen und der partiellen Atimie wieder einen Unterschied;
vgl. Hell. Alterth. 11, S. 199 und dagegen Lelyveld p. 247.
7) Tov ötpdXovxu x(Z drjuonibi fir) noXirtvfo&ai , Arg. Demosth.
Androt. §. 20; vgl. Petit l\ . 9." 12, p. 4()i mit Böckh Staatsh. I,
S. 506 — 5IG und Lelyveld p. 194 fgg. Daher dygnqiov öi>it/ xard
TWV o<pnX( i'xo)v ftly x(7i di/fiooioi x(il öKt xovxo iyyQuqtvxoiV , urit rn>iv
ixTioat tiaXn(jp(^hio)v, ilarpocr. p. i; vgl. das Gebetz adv. Theocriu.
362 Th. f^. Der athenische Staat. C.II.A. Personenrecht.
§. 52 und über die dortige ControTers Petit p. 468, Heiusterh. ad
Poll. VIII. 54, Meier u. Schömann S. 353, Platner II, S. 111 fgg.
8) Was Herald. Aiiim. VII. 23 , p. 590 in einer bestimmten
Hinsiebt sagt: liberorum autem , <fui in officio cessassent, ^thtnis
poena erat infamia, {juae contrahebatur ipso facto, ita ut, si
qiiis magistratttm gerere volens probabatur non satis pius et bene-
ficus eiga parentes , rejiceretur , dehnt Lelyveld p. 271 mit Recht
zu dem Salze aus: semper legem ^ nnm(fuam judices irrogasse dn-
ftiur; vgl. Demosth. Tiieocrin. §. 49: röv *ö^ov, o'c oqfilnv ün' fxii-
vTjt; jtfkn'ti rr/q r^ixiqui;, nqi' yq «v otfXjj ^ nagaßij rov vöfiov jj xo
\prjqii.aiAa , und mehr unten §. 129, n. 9 und 149, n. 4, insbes. aber
auch die Unterscheidung des ^'olksbeschlu$se8 bei Meier Comm.
epigr. I, p. 5 : vnaQ/irai fiiv uixtL uxifiüj ilvui . . . xal xQivio&on iv
A&TJvuLoiq y.ul rolq av^fiöxaiq.
9) Andoc. §. 74: ortöaoi y.Xo:x^Q rj 6<i)qü)v oqikouv ^ xovxovq idii
xal uvxovq xul xoi'c; ix, xoixoav axißovq livui,' xal oTiöooi Xinotti' xf/V
xu^iv T] (iax(jaxfLuq ^ ötiXiag rj ctvuiifiU](iov ^ifXoKv ^ xijv uonid uno-
ßaXoitv Jj XQiq iitii'äofiaQxvQKÖv i) T^i? xpnidoxki]xiiu(; ofpXoifv rj 101)5
yovfuq xuxwq noioUv, ovxoi ndtviiq cixifioi rjoav xd aoiuaxu, xu df XQV~
narrt ir/ov : vgl. Aeschin. Timarch. §. 28 fgg. und hinsichtlich der
Feigheit insbes. Ctesiph. §. 175 mit Platner Process II, S. 89 fgg.,
hinsichtlich falschen Zeugnisses dens. 1, S. 398 — 421.
10) Kä*o)ai.q xö)v yovfojv , Xenoph. M. Socr, 11.2. 13; Tgl. Diog.
L. I. 55 und mehr bei Herald. Anim. VII. 24, p. 587 — 591, Petit
II. 4, p. 241—245, Jan. Pan grat. an. offic. p. 10—32.
11) HxaiQr/Oiq , Aeschin. Timarch. §. 21 fgg.. Tgl. Demosth.
Androt. §. 21 mit Funkhänel p. 30 und Menage ad Diog. L. I. 55,
•wo zugleich über den xaxiörjöoxojq xd nuxfjoju und die youqai a'gyiaq
(Poll. VIII. 42 mit Platner II. S. 1 50 fgg ) ; auch LelyVeld p.251,
der jedoch diese Atimie nicht bloss auf den Ausschluss von Staats-
geschäften beziehen durfte, s. Demosth. Timocr. §. 165: ov oi'd'
tiTifQ «i'Tor dixTjv itt XußfXv xd jtiTiQay/iii'a xul ßfßiußiva.
12) Demosth. Mid. §. 92: uxi/iia xal vöfiwv xnl Sixüv xal ndv-
Tw* axfQrjOiq : vgl, Lysias pro Polystr. §. 35: fiTj r/ftuq dyxi fify rrtt-
Ti/xo)v nri^toiiq noirjarjxf, (irrl df 7toXtxö)v fiTicXidnq : auch Bekk. Anecd.
p. 198: uxcfAoq c fnxfütjftfvoq x?jq TiuijQtjaiuq ■, Und über nfjyto&ai xöiv
vo/4(ov Funkhänel in N. Jahrb. X-XXV, S. 407. Selbst in Privatsa-
chen; s. Deiuosth. Androt. §.53, INicostr. §. 15, Isaeus de Aristarch.
§. 20, und im Allg. Lysias adv. Andoc. §. 24: Hijyfa&di -tfjq dyoQÜq
xal xwv Ugöjy , 0)0X1 /xjj udixovftfvov nno xwv lyd-Quiv dvvna&nt öixTjv
Xrtßftv, mit Aeschin. Ctesiph. §. 176 und Plat. Gorg. p.486C: ftjjxt
at'xov fat'xoj äi'vufiivov ßoTjdtVv fjTjä ixnöiaat, fx xwv fifyiaxMv xivdvvmv
l*rjxt favxov fttjXf fiXXov ft/jöhn, i/no 6f xöiv f/&gwv rttgioiiXuod-ui, nä-
auv xtjv ofoiav , axf/räiq di nxi-fjov kfjv iv rij noXn' tov dt xotovroy , .
l^tariv inl xoQQtjq rvnxovxn fiTj äiäüvai dixTjv: vgl. p. 508 C: ol «t»-
fioi Tot" iS-fXovToq. \ erklagen durfte man übrigens sie auch nicht,
wie aus Demosth. Mid. §. 60 hervorgeht.
13) Demosth. Mid. §. 32. 33: idv fifv ioxfcfuvo'fifvov xnxwq fttfj
rj nnri't^ij , i'ittftoc l'oxiti na&dnui: vgl. Aristot. Problem. XXIX. 14
und über den IMyrtenkranz der Archonten (und Strategen, Scbol.
Arislopli. I^quit. 59) als Symbol der Uuvorletzliclikeif (lOttrsd. Al-
terlh. §. 24, n. 7) Meurs. lect. Attic. VI. 6 oder Corsiiii Fast. 1,
p. ?5. Daher axi(favq(p'oiio<; d^x^ t Aeschin. Timarch. §. 19, axiipa-
8. 124. Verlust der bürgerlichen Rechte. 363
vovv magistratum facere , Lysias Evaiitlr. §. 8 , unoSovvai. roi<; ari-
qtüvovq , Demostli. Theocrin. §. 27 u. s. w.
14) Vgl. den Schiedsrichter bei Demoslh. Mid. §. 83 fgg. und
Aehnliches mehr bei Lelyveld p. 100 fgg.
15) Uemostb. Aristoer. §. 62: o'c «► «yr-'* '/ ISionrjq uhtoq ,v
ToV »fOfiov ai'yxv&TJvui. To'vd* 7/ ftiTannii^or/ nvTov , uxifiov nvut )tul
nulönc; „'T.>or? xru tu nvrov, vgl. Mid. §.113, Leptin. §.156, Neaer.
§. 52, und die Volksbeschlüsse bei Sauppe in Ber. d. Leipz Ges.
d. Wiss. 1853, S. 42: fuv di rt? ini.ii.>i]<fLL.rj TiuQa tuix<x , uxiixov n-
vat avTov xal nalSaq x.r.X.
16) Ausser vorstehenden Beispielen vgl. Demosth. Philipp. 111*
§. 43, Lysias pro Polystr. §. 34, und was Böchh in Berl. .^lonats-
ber. 1853, S. 160 weiter anführt, namentlich auch das Decret Vit. X
Orat. p. 834: y.al arinov llvui "Ai^X^riTÖkiiAOV x«i 'AvxifpöivTo. xiti yi-
vog To fx TovToiv xal vö&ovg xal yvijalovc; , xal luv TioijjOtjTtti Tiva xwv
H 'AnxfTiToXfnov xal 'AiTiifüvtoq, uTif*oq ioro) o noirjonntvoq: soll man
diese Schärfung aber mit Naber de Andoc. p. 41 auf Psephismen
beschr-inhen , für Gesetze verwerfen? Dass die Kinder von Hinge-
richteten {b)v dnixTUvfv o drjixoq toiq nnTfQug) unter einer Art von
Atimie standen, zeigt Demosth. Arlstog. 1, §. 30; dagegen sehn wir
aus dems. in Aphob. I, §. 65, dass die attische Humanität auch
bei Confiscationen der Frau oder den Kindern etwas übrig lässt.
17) Andoc. 1. 1. §. 73: ol ftiv dgyvQiov ocpiiXovTiQ rw Jrjixoaiu),
onoaoi iv&vvuq wtpuXov ugluvriq UQxüc, rj (^ovkaq 7} yguqidq 7} iTiißoXdq
mq>Xov, 7 OJvnq nqiufinoi fx tov dijfioaiov /ht} xuTfßukov tu ;f^J7_//«Ta,
^ lyyvaq rjyyvTjOuvro ngoq ro djjfiöaiov , rovrotq ij ftfv txTiOiq ijv dl
T^q huTTjq ngvTUviiuq, fl df fii) , öinXäatov oqxiXnv xal iu xxTjßma
avrü)v ningüa&at: doch nur bis zum Betrage der Schuld, Demosth.
adv. Boeot. de dote §. 20; vgl. Westermann in Abb. d. Leipz.
Gesellsch. d. Wiss I, S. 57 und mehr im Allg. Privatalt. §. 57, n. 5.
18) KkrjQovößoi fijq driuinq, vgl. Demosth. Androt. §. 34, Ti-
mocr. §. 201, Theocrin. §. 2, Macart. §. 58, und mehr bei W. Vi-
scher Kimon , Bas. 1846. 8, S. 41.
19) S. Demosth. Mid. §.90 u. 95 und das Gesetz adv. Timocr.
45: iJiT]d\ ntql xöiv dxiftoov , onwq XQV f^^rl^tovq^ ui'xovq tlvui. , fitjSt
mit' Petit IV. 9. 22 und Platner Process I, S. 443 — 446, H,
S. 134—138.
20) S. Andoc. Mvster. ^. 107, Xenoph. Hell. II. 2. 11 mit
Spanheim ad Aristoph. Ran. 703 und Scheibe in Zeit.schr. f. d. Alt.
1842, S. 209; insbes. aber auch Lycurg. Leoer. §. 41 : nokXöiv ö^
xal äiivüiv xuxd Ti/v nöXtv yivonivwv xal ndvxmv xwv TioXiXCÖv xu (it-
ytaxa TjXVxri^öxMv , ftdhax' dv xiq t]kyriaf xal idäxgvoiv ml xaiq xijq
nöXfoiq ai'ftq>ogatq, ^vi/ ögäv ^v t 'v dfjfiov xi'rjqiodßivov xovq fuv äcv-
Xovq fXfv&foovq, rovq öf £fvo»'« 'A&r^raiovq , xoi'q d' «t.>o|'<; hxiftovq,
und im AUg. Cic. Verrin. V. 6; perditae civitates , desperatü jam
Omnibus rebtis , hos solent cxitiis exitiales habere, ut damnati in
integrum restituantur , vincli solvantitr , v.vules reducautur , res ju-
dicatae rescindantur.
364 Th. V. Der athenische Staat. C. II. B. Rath m. Folk.
ZWEITER ABSCHISITT.
yom Rathe und der F'olksversaintnlung.
G. F. Schömann de comltiis Atlienicusium libri tres,
Gryphisvaldiae 1819. 8.
§. 125.
Hatte nun aber auch jeder grossjährige und ehren-
hafte Bürger an sich , dem Principe der reinen Demo-
kratie gemäss , an allen Aeusserungen der obersten Staats-
gewalt rechtlich Theil , so versteht es sich doch von
selbst, dass diese Betheiligung thatsächlich sehr verschie-
den seyu konnte , je nachdem sie sich auf die allgemei-
nen Versammlungen der Bürgerschaft beschränkte oder
ihn durch Loos oder Wahl zu einer besonderen Thätig-
keit berief. Es ist zwar schon oben erinnert worden,
dass die absolute Demokratie, nicht zufrieden allen ih-
ren Mitgliedern den Zugang zu allen Aemtern und Wür-
den zu eröffnen, die meisten und wichtigsten Geschäfte
des Richteramts sowohl als der Administration unmittel-
bar in die Hände des ganzen Volkes legte; da dieselben
jedoch nicht alle in derselben Weise wie Wahlen, Ent-
scheidungen über höhere Staatsangelegenheiten u. s. w.
der Volksgemeinde als solcher überlassen werden konn-
ten, so wurden sie einzelnen jährlich wechselnden Aus-
schüssen aus derselben übertragen, die sich inzwischen
theils durch die stärkere Anzahl ihrer Mitglieder und die
Wiederwählbarkeit derselben ^), theils durch — absolute
oder relative — Unverantwortlichkeit ^) , später nament-
lich auch durch den Sold, den sie aus der Staatscasse
erhielten ^) , wesentlich von den Beamten unterschieden
und als Ausflüsse der Staatshoheit beurkundeten*). Auf
die Volksgerichtc kommen wir Im nächsten ALbschnitte
zurück ; von dem Verwaltungsausschusse aber , dem
Rathe der Fünfhundert ^) , muss hier um so mehr die
Rede seyn, da derselbe zugleich mit der Initiative für die
bcratlisclilagcnde Gewalt bekleidet war, die die Gesammt-
hcit der Bürgerschaft in ihren Versaminliiiigen ausübte^).
In dieser Eigenscbaft erscheint er z. B. Insofern er die
§.125. Der Ruth der Fünfhundert als Folksausschnss. 3G5
Berichte der Feldherren '') und Gesandten empfing , frem-
den Gesandten Audienz erthellte ^) und sie in die Volks-
versammlung^ einführte^) u.s.w., namentlich aber inso-
fern von dem Volke über keinen Gegenstand , den er
nicht vorher begutachtet hatte '°), ein Beschluss gefasst,
und was er verworfen hatte, dem Volke nicht mehr vor-
gelegt werden durfte. Seine eigenen Beschlüsse dagegen
galten nur für das Jahr seiner Amtszeit i^) ^ bloss ausser-
ordentlicherweise finden wir ihm bisweilen selbständige
Gewalt übertragen ^'^).
1) Von den Beamten galt (üemosth. Timocr. §. 150) oi't« äl<;
XT]v tti'XTjv (i^^T/v xov uiTov utö{ja ocTf di'o v.{)j(u<; «^$at tov uvrov iv
xm uvxät fviunzöj , ja nach Lysias NiconiacL. §. 29 oi'rf vTioy^ufinu-
Xivnui i^rjv dli; xov ax'zuv xj/ uQxfj "^fj «»'t'J : dass aber derselbe niebr-
ntals Ltuleute werden konnte, zeigen Timarch (Franke Proleg. Ae-
scbin. Timarch. p. xxxvii fgg.) und üemoslhenes , der Ol. CV'll. 4
(adv. Mid. §. 114) und CVIll. 2 (Aescbin. F. L. §.17) diese Würde
bekleidete. Hier galt nur njj Si/o&iv fiio&o(f>oQilv, Demostb. Timocr.
§. Vl'i ; aber selbst Bdckh's Zweifel, ob jemand zwei Jahre hinter-
einander habe Buleute seyn können (Staatsh. II, S. 763), ist blosse
Vermuthung.
2) Was hiermit gemeint ist, drückt der Gegensatz des Raths
und der \'olksversamnilung bei Andoc. de reditu §. 10 aus: ol fiiv
yi oxoXrj Tiffjl xwv flauyyfXXofifvtov axonovi/zui, vnuQXf' ^* ftCToie iuv
XI f^a/LtuQT.ttv(üaiv, ulxiuv tyjiv xal Xoyov alaxQov fx xwn itXkuv noXiXÜV
liftiv öt ovx llalv ijfQoi ii<f wv alxiixv av l'xoiri ' tu yit^ xififrf(}u uvrwv
iff vfiZv diKuLioq toxi XH» fZ xal xnxws luv ßovXija&f SiaO-fo&ui.: eben
daraus aber geht hervor, dass auch der Rath nur moralisch ver-
antwortlich seyn sollte; und die juristische iv&vv^ , die Schämann
Antiqu. jur. publ. p. 212 aus Demosth. Androt. §. .HS ableitet,
würde höchstens auf bestimmte Klagen gegen einzelne Mitglieder
gehn , wenn es nicht noch wahrscheinlicher wäre , dass dort nur
Beamte des Raths gemeint Find und vielleicht geradezu zwischen
ytvxiyhrjq und o uiv%i.y(>a(fti\q die A'erbindungspartikel wegfallen muss.
3) Ueber den Sold s. oben §. 68, n. 7 und mehr bei Böckh
Slaatsh, I, S. 318 fgg. und Wachsmuth II, S. 86 fgg. J. F. Facius
über die Besoldungen der Staatsdiener bei Griechen und Römeru,
in 8. C'ollectaneen z. Gr. u. R. Alterthumskunde, Coburg 1811, 8,
S. 100 fgg. ist höchst ungenügend.
4) Uneigentlich heissen wohl auch diese ('(jjj-at , z. B. Thucyd.
VIII. 97 und Xenoph. Rep. Ath. I. 3: ÖTt'arti d' nolv riff^itl ßta&o~
(fioQiuq f'vfxit xul oxffXfircq tig xov olxov , tmj'TöC C^t^T o dfjuoq «(»;f*tv ;
von Buleuten auch Andoc. .Myster. §. 95, von Richtern Aristoph.
Plut. 916; doch drückt sich selbst Plat. Leg. VI, p. 768C schwan-
kend aus: 7i*()t dixnoxt']()ui, u dlj tpafitv ov&' wq 'iQX'tq ovd-' ojq titj (id-
dto» *i;iövT« ttvftfxifiaßrjrrjxojq tlfi^xfvat, und Lycurg. Leoer. §. 79 un-
terscheidet geradezu den u()xoiv und äixrtnxrjq: vgl. Aristot. Politic
III. 1. 4 mit 6. 12 und m. Quaest. de jure magistr. Heid. 1S29.8.
366 Th. r. Der athenische Staat. C 11. B. Rath u. Folh.
p. 32 — 35, auch Heeren Ideen IM. I, S. 252 — 256 nnd Böckk
Staatsh. II, S. 583.
5) Vgl. C. van Osenbruggen de Senatu Atbcniensinm , Haag
1834. 4; auch Schömann Anliqu. p. 2!0 fgg. und Wacbsmuth I,
S. 546.
6) Vgl. im Allg. Slgonius Rep. Atb. II. 3: Petit III. I, p. 266
—300: Tittmann S. 240—251, Platner Process I, S. 38 — 05.
7) Z. B. Xenoph. Hell. i. 7. 3 u. s. w.
8) Platner a. a. O. S. 58.
9) AeschJn. F. L. §. 58: ruXq df Uvn(ur<; nQfaßiiaiq ^ ßovkij tdq
ilc; Tov di]fiov TiQoaodovq nQoßovXfX'n.
10) Plu*. V. Solon. c. 19; riQoßovXfvnv toi" ötj/jov xul fttjötv
iäv un^oßuvkn'Tov flc fy.yJ.jjniav tlo<pfQfoGai: vgl Petit II. 2, p. 198;
HüUmnnn Sta&tsr. S. 3Ö7 , Schöm. Comit. p. 95 — 100, Titlinann
S. 176 fg. Später erst l&og fxQrirtjoff rlnQoßoi'J.fTTov rptj(fiafzu fla/cyt-
a&at fv rü örjfteo, Arg. Demostb. Androt. p. 592, vgl. Aristot. Po
litic. IV. 12. 9'u. VI. 1. 9 mit Luzac de Soor, civc p. 107; der
ordnungsmässige Geschäftsgang blieb jedoch stets der , wie er sich
noch in den Eingängen zahlreicher Beschlüsse ausspricht : diöoy&at
xfj ßoi'kij , Tai'? f.(tyovTaq nuofÖQovQ flq rr^v fiiovonv fxx).r/oiny yjjijfnu-
Tii^nv Tifgl TovTWv, yruiftrjv dt avftßnXi.(a&ai. XTJq ßovXf^q tiq top öijfiov:
▼gl. Meier Comm. epigr. II, p. 106.
11) S. Demostb. Aristocr. §.92: o vcfiog fTihnn xtkivn t« t^?
ßovXi^q flv(u x^'TjqilafiuTu , und zur Vergleicbung C Inscr. No. 82, 1.
18 mit Heidelb. Jahrbb. 1827, S. 1009.
12) Bovkrj aihoxQUTiüQ (Andoc. Myster. §. 15) oder xvqiu (De-
mostb. F. L. §. 154); vgl. Platner I, S. 357.
§. 126.
Zu dieser Bedeutung, welche der Rath als Wächter
der Gesetze und öflFentlichen Interessen hatte '), gesellte
sich übrigens noch die nicht minder grosse zweite, nach
welcher er sowohl überhaupt die verschiedenen Zweige
der Verwaltung ^^ und die damit beschäftigten Beamten 3),
als auch insbesondere die Finanzen des Staats über-
wachte''^), und wenigstens die ordentlichen Einkünfte
ganz unter seine Obhut nahm, hinsichtlich deren sich
noch die Bestimmung aus dem Rathseide erhalten hat,
dass von der Verpflichtung , keinen Bürger gefänglich
einzuziehen , für den drei andere gleicher Schatzungs-
classe gutsagten 5), neben den Hochvcrrätliern nur noch
die Pächter und Erheber der Staatsgcrälle eine Ausnahme
machten ^). Von den ausserordentlichen Einkünften des
athenischen Staats, wohin ausser den etwaigen Gerichts-
geldern und Geldbussen oder ConCscationen ^) uament-
§. 126. Der Rath als f^erwaltungshehörde. 367
lieh die Tribute seiner Bundesgenossen auf der einen,
die Vermögen steuern seiner Bürger auf der andern Seite
gehörten, wird unten näher die Bede seyn^); abgeschn
von diesen Zuflüssen aber , die ihm theils die Aus-
breitung seiner Macht theils die Entwiekeluug seiner
Verfassung zuführte , beschränkten sich seine ordentli-
chen Einnahmen auf die drei Hauptquellen des Ertrags
der Staatsgüter 9), wohin auch die Abgabe von den
Bergwerken gehört ^^)^ der Zölle und sonstigen Procente
von Handelsgegenständen ^^), und der Personen- oder
Gewerbsteuer der Nichtbürger ^■■^) ^ und diese wurden
dann alljährlich unter der Aufsicht und Auctorität des
Baths dergestalt verpachtet, dass die Erhebung im Ein-
zelnen ^^j Pachtern ^''^) überlassen blieb, diese aber für
die Pachtsumme nicht allein mit ihrer Person sondern
auch mit weiteren Bürgen nach der ganzen Strenge der
Gesetze gegen Staatschuldner hafteten ^5), Dass der Bath
von diesem Theile seiner Ausfiihrung zur materiellen
Bechnungsablage verpflichtet war, begründete allerdings
auch für ihn eine Art von Verantwortlichkeit^^), deren
Wirkungen jedoch selbst in den Fällen, wo er sich ge-
gen bestimmte Vorschriften verfehlt hatte, nicht über
den Verlust der herkömmlichen Bekränzung hinausge-
gangen zu seyn scheinen ^'') 5 unwürdige Mitglieder stiess
er selbst aus seiner Mitte ^^].
1) Darauf geLn auch die rrbaltencn Worte des Rnthseides tturu
To»/'? vöfiovq ßovktvonv, Xenopb. M. Socr. I. 1. 18, oier toT? 2öX<ß>-
vo(i vöfiovi; iftnidmanv , F'lut. V. Soloii. c. 25, und in ßflnnia nvfi-
ßovXn'ofiv rfj nöXfi, Lysias adv. PLilon. §. 1 ; vgl. Schcliing de So-
loii. legib. p. 21.
2) 7'rt 6'ijnöniu TiQuynuTu tftoixfTv, Arg. Dcmostb. Androt. p. 588;
vgl. Xenopli. R(p. Ajh. MI. 2: t^v d^ ßovhp ßoidn'faOai noXXd //tv
nfQi noXffiov , noXkrt t)J nn)i no{toii %(}r//if'trojv ^ nokXa df tkqI vüfiwv
&iafO)q , nolkd 6\ nutl tÖ)v xrtrci nöXiv ad yi.yvo/^fvo)^ , noXXrl di xui
TOtq avfi^i'ixoiq, xal ipcQov öf^aoGui xul vi(0(jiMV intßtXT]&7/vai kuI UqS)v.
3) Vgl. Antiph. Choreut. §. 49 ; o'l rtvfq xal vvv t(H«xo»Ta /uvuq
tu iftol XitßovTiq niiQd T(i)v no()tOTMv xul löiv noiXijTÖiv xnl lüv nouxTo-
{)tov Hul T'Jjv iinoy(i((fiurn Hi>y . . . ofjxonq -loiovrotK; öioifiaouvro , ort
nQXiTuvnimv nii&önivoi; nt'Tovq dnv« xal axtrXia f(ty('(i^f<r&ai flnT/yov riq
TTjv ßovXr/v xal fJidn^a o')q x{)ii kt/roivraq ini^fX&ilv tw Ti()i'tyftnri.,
Daraus erklaren sich auch die Beispiele vom Einschreiten des Se-
nats in Fällen, wofür sonst ganz andere Behörden competent sind,
368 Th.F. Der athenische Staat. C.II.B. Rathu. Folk.
weil jener slillscLweigcnd als über allen siebend angenommen wird j
bei der (fitoit; , Isocrat. Trapezit. §. 42, Callim. §. 6, bei der dno-
y^juipr'/ , Isaeus Nicostr. §. 28; vgl. auch Bergk ad Andoc. ed. Scbil-
ter p. 115.
4) Vgl. Böckh Staatsb. 1, S. 207 fgg. und Wacbsmutb II,
S. 106.
5) Ein Beispiel solcber Bürgsebaft gibt Plat. PLaed. p. 115 0,
wo natürlicb nur an die Abwendung der Untersucbuugsbaft zu den-
ken ist; vgl. Heffter Geriebtsv. S. 424 fgg.
6) Deraostb. Timocr. §. 144: ovdt drjoai 'A&rjvaiotv ov'dha, o?
UV fyyiir^ruq TOfit; ii.a&i,o%f/ to uvxo xi^oq rikoiivxug • nktjv luv Tt? tni
noodoaia znc; nöXiax; tj inl xurukron- rov öi'jfioii avviojv uk(ü 7] xfkoq t*
Tlitu'ttityoq Tj lyyvTiaufifvoq Tj fnXfyojv n^ xaxußäXXfj : vgl. Androt. §. 56,
aucb Andoc. Myster. §. 93, und mebr bei Herald, rer. jud. auctor.
I. 12, §. 6—9 und Tittmann Staatsv. S. 206.
7) IlQVTuvtiu, TißTjftuxa , dr/niÖ7i()axa , vgl. Böckb I, S. 461 —
520 und über Confiscationen insbesondere auch Privatalt. §. 70,
n- 7 fgg.
8) Vgl. §. 156 fg. 161 fg. und die Hauptstelle Aristopb. Vesp.
655 fgg. mit Sigonius Rep. Ath. IV. 3, nach welcbem bereits Ubbo
F-mmius u. A. die Einnahmen Athen's in xiXrj, xtfir/naxa, tpufioi,, ilq-
<pooui eintheilen; auch Tittmann S. 38 — 53 und Wacbsmutb II,
S.'91 fgg.
9) Tffihri , IfQu , olxiat, Xenoph. Vectig. IV. 19; vgl. Bake
Scbol. hypomn. IV, p. 249 — 269. Dass hierunter aucb Güter klei-
nerer und örtlicher Körperschaften begrifien seyn mochten , kann
man diesem wohl einräumen ; inzwischen gilt die Analogie des
Staatsguts jedenfalls für diese mit, vgl. Demostb. Theocrin. §. 14
und Macart. §. 58.
10) Hierüber s. Böckb über die laurischen Silberbergwerke in
Attika (Abb. d. Berl. Akad, 1814. 15) S. 111 — 120 und kurz auch
Staatsh. I, S. 91 fgg. 420 fgg. Sie wurden gegen V24 des jährli-
chen Ertrags in Erbpacht gegeben , desshalb aber aucb von andern
Abgaben befreit.
11) Insbes. die nivTfjxoorT/, IVIeurs. lect. Attic. V. 28, Böckb I,
S. 425 — 440, Bake 1. c. p. 269 fgg. Die inoJviH (Bekk. Anecd. p.
255) zieht lezterer vielleicht richtiger auf die Verpachtungen selbst;
dagegen erwähnt Aristopbanes noch nokXdq fxuxoaxdq, wovon ein
Beispiel bei Stob. Serm. XLIV. 22, p. 280.
12) S. oben §. 115, n. 6 und das rlyoQTtq riXoq Aristopb. Acharn.
896 mit d. Erkl. ; aucb ;io(jvjxöv, Salmas. Mise, defens. p. 530,
Böckb I, S. 450, Becker Cbarikles II, S. .^6.
13) 'HxXiyiiv, s. Aeschin. Timarch. §. 119 und mehr bei Hem-
sterh. ad Lucian. Charon. c. 11 und Schäfer ad Demostb. iI,p.3M.
14) TiXäJvui, vgl. Salmas. foen. trapez. p. 243 und Heraldi
Animadv. p. 186 fgg.; auch ganze Gesellschaften unter einem «<)-
XO)vtj<:, Sluiter lect. Andocid. (Myster. §. 133) p. 158. Das Nibere
8. bei Böckb I, S. 452—461 und C. L. Blum Proleg. ad Demostb.
Timocr. Berl. 1823. 8, p. 32 fgg. ; aucb Göttling im Hermes XXIII,
S. 118 und Lelyveld de infamia p. 195 fgg.
15) Nönoi TfXojvixoi, analog aucb auf andere l'/ovraq rü ri lt(ju
ual TU ooia xQ^/*uTu ausgedehnt, Demostb. Timocr. §.96; vgl. Pan-
§. 127. Prytanen und Schreiber. 369
taen. §. 22 mit Petit Leg. Atlic. IV. 10, p. 471 fgg. und oben
§. 124, n. 15.
16) Deren jedoch allein Aescbiu. Ctesiph. §. 20 gedenkt; vgl.
Petit III. 1, p. 298 und oben f. 125, n. 2.
17) Mr/ noir/aufiivr/v xr/v ßovXtjv r(x<; Tintjofie (Plut. V. Them. c. 4]
/xij alriiv TTjv 6ü)()iöv, Arg. Demosth. Androt. p. 589, vgl. das. Funkbä-
nel p. 16 und über die öojQfa selbst Aescbin. Timarch. §. 111 mit
Wachsmutb 11, S. 88, übrigens nicht mit den KranzcD zu verwech-
seln , die der Rath schon als Beliörde trug, Lyeurg. Leoer. §. 122.
18) Durch die fx(f>iiXXo(pö()rjai(;, vgl. Aeschin. 1. c. und Bekk.
Anecd. p. 248 mit Meurs. lect. Attic. III. 19, Meier Bon. damnat.
p. 84, OseuLruggen p. 12 fgg.
§• 127.
Der Rath versammelte sieh täglich, Festtag'e ausge-
nommen ^), in seinem Sitzungshause ^) zu Berathungen,
die je nach Umständen öffentlich oder geheim gehalten
wurden ^) 5 um aber den . Staat in keinem Augenblicke
ohne oberste Behörde zu lassen , übernahmen die zehn
Phylen, woraus er bestand, in einer jährlich durch dasLoos
bestimmten Reihefolge nach einander das Geschäft der
Prytanie ''^) , das mithin jede derselben wenigstens fünf-
unddreissig oder in Schaltjahren achtunddreisslg Tage
lang traf ^). Aus diesen fünfzig ward dann wieder alle
Tage ein anderer durch's Loos zum eTi/OTöT?;?^) bestellt,
welcher die Schlüssel des Schatzes und Archivs und
das Staatsiegel verwahrte ^) , und früher auch den Vor-
sitz im Rathe und der Volksgemeinde führte , ehe lez-
teres Geschäft^) auf die neun ngoeögot überging, die
jener hierzu jedesmal ausdrücklich aus den neun übri-
gen Phylen erlooste , so dass den übrigen Prytanen in
dieser Hinsicht nichts als die Berufung der Versamm-
lung übrig blieb 5). Ihre eigentliche Bestimmung inzwi-
schen war, bei alle>n Vorkommenheiten des Tags sofort
mit amtlicher Auctorität zur Hand zu seyn ^O), woraus
sich auch ihr polizeiliches Einschreiten in manchen Fäl-
len erklärt *')^ zu diesem Ende hielten sie sich, wie es
scheint, den grössten Theil des Tags über ^^) in ihrem
Amtslocale, der sogenannten Tholos, auf ^^) und speisten
hier auch gemeinschaftlich auf öffentliche Kosten mit
ihren Schreibern **) , die jedoch ebenso wenig wie die
I. ü.i. 4. Aiid. Aa
370 Th. V. Der athenische Staat. C. II. B. Raih u. Volk.
Tholos mit dem alten Prytaneum ^^), mit den sogenann-
ten aeioiToig zu verwechseln sind '^) , die in Folge öf-
fentlicher oder gottesdienstlicher Aemter in lezterem als
dem eigentlichen Staatsheerde zugleich mit den fremden
Gesandten und anderen Gästen des Staats oder verdien-
ten Bürgern assen , welcl'en diese Auszeichnung biswei-
len selbst lebenslänglich oder erblich bewilligt ward *^).
Mit jeder Prytanie wechselte übrigens auch der Schrei-
ber , der ohne Rücksicht auf die regierende Phyle durch
das Loos bestimmt wurde und namentlich die Ausferti-
gung und Aufbewahrung der Beschlüsse wahrnahm ^^),
während die Buchführung über die Verwaltungsgeschäfte
des Raths einem Gegenschreiber, aviiyQacfevg, oblag ^^) 5
erst später lässt sich neben jenem noch ein besonderer
Rathschreiber zur Aufsicht über die Gesetze nachweisen,
den der Ralh auf ähnliche Art wie das Volk den Staat-
schreiber durch Vi^ahl aus seiner Mitte ernannte ^°).
1) Poll. VIII. 95: ol TiQvruvfi^ xrjv ßovXrjv oi'vriyoi'Otv oQtju'fqm
fLycurg. Leoer. §. 126) nkrjv "orav riq, fj difiröq (.Aristopli. Thesmoph.
79, Demostb. Timocr. §. 26, Athen. IV. 71), deren Zabl übrigens
nicht gering war (Xenopb. Rep. Atb. III. 2 u. 8; vgl. Böckh
Staalsh. I, S. 327), um der dies atri {dno(f{)<i.dfq rifif^ai d. h. nQug
nyf'lft? dvfniTtjdfioi) zu geschweigen (Gotfesd. Altertb. §. 43, n. 3),
obgleich man diese nicht mit Scbömann auf die lezten Tage eines
jeden IVionats bezieben darf; vgl. Ciarisse luscr. tres p. 26 und
Westermonu in Abb. d. Leipz- Ges. d. Wissensch. I, S. 11 fgg.
2) Bovhti7f]Qi,ov , vgl. Meurs Ceram. c. 6, Hauptmann de An-
docide bei Reiske Orat. \l\], p. 594, und über dessen (neuent-
deckte) Lage Ross Theseion S. 43. 59 und Göttl'ing im .Ten. Lect.
Kat. \8^'2 — 53; über seine Götter (üfol ßovXuloi. , Antiph. Choreut.
§. 45) und ihre Verehrung {nonZ/itin, Dem. Mid. §. 114) Böckh C.
Inscr, I, p. 671 uad Sintenis ad Plut. V. Them. p. 142; über die
fmia ßovkalii. 'Acschin. F. L. (^. 45) auch Westermann in Art. Soc.
gr, I, p. 176. Uebrigcns sass der Rath ausserordentlich auch wohl
im Piräeus (fv ".iAoi?, Lycurg. Leoer. §. 37) oder in Kleusis ilt{)o.
(iOi'Xt) Ross Demen S. vii).
3) Demostb. F. L. §. 18= ro fdu ßovXfi'xt'jQiov ftinrov rj* iJtw-
iwv: vgl. Aristoph. Fqu. 629, IMat. Menex. p. 234A, Lysias de Ari-
stoph. bon. §. 55; anderseits aber Aeschin. Ctesiph. §. 125: tlofk-
Omv flq To ßov).n<ri]{>iov y.al /nfrno2Tjoiif.ifvog zot'q idio'nuq, und Demostb.
Aivistog. 1, .S 23 mit Fritzsche de Aristoph. Daetal. p. 125 fgg.
und Franke de Amphict. decret. p. 6.
4) Harpoer. p. 259: ro rffxfxrov /tfQog t^? ßovXfj<; rUiv ntvraxo-
aio)v, TlfVTr/itoi'zu (iv(i(jK; dno fitiiq (fmkrjq, ol dioixovyrK; unnrru in rno
rf-ßovk^ TUTTo/ifvu , nfjvrüvn^ rxaXoviro ' in()Viüviiiov dJ tx diado)(TJ<;
§. 127. Prytanen und Schreiber. 371
ukXrjhuq ul öina (fidal hXt/qo) i-axavout,'. vgl. Ammon. p. 120 und
Arg. Demosth. Androt. p. 588 mit Corsini T. Att. I, p. 176 — 185,
Böckh C. Inscr. 1, p. 234, Clinton F. Hell. II, p. 344.
5) Vgl. Phot. Lex. p. 468 oder Suidas Hl, p. 220, wo nur das
zu bcricUtigen ist , dass die überschüssigen Tage , welche bei der
Division der 354 oder 355 resp. 384 des attischen Jahres durch die
Zehnzahl der Phyüen im Reste bleiben, nicht den vier ersten Pry-
tnnien zugefallen, sondern gleichfalls durch das Loos vertheilt wor-
den zu seyn scheinen ; vgl. Zeitschr. f. d. .41terth. 1845 , S. 590
und Böckh über zwei att. Rechnungsurhunden in Abh. d. Berl.
Akad. 1816, S. 382 fgg. , auch C. Redlich d. Astronom Meton,
Hamb. 1854. 8, S. 67 , wo zugleich Idelers Schaltcyklus (Handb.
d. Chronologie, Berl. 1825. 8, S. 313 fgg-) nach den Urkunden
modificirt wird; im Allg. aber S. Petit de anno Attico (in s. Miscell.
1. VIII; vgl. Ecl. Chronol. Par. 1632. 4) und Leg. Att. III. 1, p.
271 fgg. und was sich sonst in Gron. Thes. T. IX findet , dann
Dodwell de Cyclis diss. I-III und Corsini F. Att. I, p. 51 — 111
mit den Berichtigungen von Schömann p. 33 fgg. und Clinton II,
p. 324 — 348, und was ich sonst Gottesd. Alterth. §. 45 citirt habe.
Die Reihefolge der Monate ist: Hekatombäon, Metagitnion, Boedro-
mion, Pyanepsion , Maemakterion , Posideon, Gamelion , Antheste-
rion , Elaphebolion , ftlunychion , Thargelion , Scirophorion ; wenn
Gaza und Petavius (Doctr. temp. I. ! 0] Maemakterion vor Pyanepsion
gestellt hatten, so ist dieses von Scaligcr Emend. temp. p. 31,
Salmas Exerc. Plin. I, p. 314 u. 752, Barthelemy in M. de l'A.
d. Inscr. XLVIII, p. 395—400, Buttmann hinter Ideler über d.
aslron. Beob. d. Alten S. 383 längst widerlegt; und dass der IJe-
katoinbüon jedenfalls nicht erst seit Ol. LXXXVII. 1 den Jahres-
anfang bildet, haben nach Freret in M. d. l'A. d. Inscr. XXVI,
p. 163 insbes. Böckh Ind. lect. aest. 1816 und daraus Ideler I,
S, 286 — 292 und Clinton II, p. xvi-xxiii zur Gewissheit erhoben.
6) Xenoph. M. Socr. I. 1. 18, IV. 4. 2; vgl. Plat. Apol. p. 32 A,
Gorg. p. 474. Auch schlechthin uqvtuvk; , wie Thucyd. VI. 14
und üemosth. Timocr. ^. 157: fVjTtv oanq uv ij n^ötÖQoq nox" inixl'i}-
qiiqfv Tj Tnjvxuvti; toi'rojy rt ;
7) Poll. VUL 96 : iniari'iT7ß d' iarlv fl<; twv ;i^^T(ö'f(uv o xX^qoj
Xu/ojv' d'lq d' Ol'« l'^fari yiviaS-ai rov ni<Tov inioruTr/V f'}(fi 6( oiroq
TW» lf()ö)v xoQ xAft?, fv otq TU ;^p^|aaT« mrtl ni yQuiifiuta: vgl. Schol.
Demosth. Androt. §. 5 mit Luzac de epistatis et proedris Ath. in
8. Oratio de Socr. cive p. 92 — 123 und Schöm. Comit. p. 83 fgg.
Das Archiv war im Tempel der Göttermutter, tn^tfjwov , Lycurg.
Leoer. §. 66, Demosth. Aristog. I, §. 98; vgl. P.-vns. I. 3. 4 mit
Bekk. Anecd. p. 273 und mehr bei Meurs. lect. Altlc. I. 11 , Böh-
nccke Forschungen S. 322, Vermooten-Weijers ad Lys. Nicomach.
Lugd. B. 1839. 8, p. 52, Gerhard in Abh. d. Berl. Akad. 1849.
8) Auch im Rathe nach C. Inscr. n. 124, vgl. BJagi decr.
Athen. Rom 1750. 4, p. 402 gegen Corsini, der die Proedros non-
conlribules auf die Volksversammlungen beschränkt; doch beweist
(>. Inscr. n. 81 höchstens für die nächste Zeit nach Euklid.
9) Poll. VIII. 90; xnl orav ol tt()VtÜvh<; t ov dijuov }] rtjv ßovlrjv
nvvüyo>niv, üj'To? fj fxäaiiji; (fuXijc; nQofd'Qov tva Kkrj()ol, ftövr/v ri/v 7i(iii-
ravfvovauv ilfptiq: vgl. Aristot. bei Harpocr. p. 121, Telephus bei
l'luslnth. z. Odyss. XVII. 455, und sonstige Citate bei Neumann ad
Aristot. fgm. p. 75 , welchen zufolge auch aus diesen n^iofd^ots
Aa2
372 I7i. f. Der athenische Staat. C.ll/B. Rathu. Folk.
wieder ein zweiter fTiiOTttTf^q erloost ward, s. Demv/slh, Androt. §.5
und Aescbin. Ctesiph. §. 39: tJv d' fTiiaruTr/v löiv 7i(jofd()wv diu/ii-
(joToviav dovvni tü d/jfAOj: doch ist die gewöhnliche Formel bloss
TÖiv nQofÖQoiv iTnf.iri(fLniv o 6(Zva, zum ersten Male Ol. CIL 4 im C.
Inscr. I, p. 899, wozu seit CXIV. 3 noch xul av^noofd\)oi., vgl.
Meier Comm. epigr. II, p. 100. Dieses sind folglich Proedri non-
contribiiles, wie wir sie mit Schömann u. A. nennen kennen; wenn
diesen aber seit Petäv. Doctr. »enip. II. 1 nach Arg. Demosth. .An-
drot. zehn andere contribules aus der cfi'Är/ nQvrnvfvovou selbst ent-
gegengestellt werden , die je sieben Tage regiert und aus ihrer
Mitte den Kpistates der Prytanen gestellt hätten (vgl. auch J. T.
Krebs decr. Ath. in Hyrcani honorem factum, Lips. 17äl. 4 oder
in s. Decr, Roman, pro Judaeis, Lips. 1768. 8, p. 376 — 383), so
glaube ich jene ganze Annahme im Ind. lect. Gott. hib. 1843 — 44
hinlänglich widerlegt zu haben , um auch der von ßöckh C. Inscr.
I, p. 130 und Droysen in Zeitschr. f. d. Alterth. 18:^9, S. 806 er-
örterten Frage nach dem Uebergange lezterer Gattung in erstere
nur nocli die Bedeutung beizulegen , seit wann überall n^öfd^/o»
neben den Prytanen nachweislich sind? Göttling's Hypothese im
Hermes XXIII, S. 1!3, dass dieselben unmittelbar aus dem ganzen
Volke genommen ■ rordeu , widerlegt sich unter meiner Voraus-
setzung schon durch Demosth. Androt. §. 9 , jedenfalls aber durch
Aescbin. Ctesiph. §. 73 u. 74; vgl. Schöm. Comit. p. 93 F.
10) S. z. B. Dem. Cor. §. 169 und zur Vergleichung Plat.
Leg. VI, p. 798 C, auch Athen. V. 1 und im Allg. .Morisani Inscr.
Regln, p. 266—274 und Hüllmann Staatsr. S, 185—194.
11) Anuyojyij tiqoq; roi'q uQi'rdrfK; im Arg. Demosth. Aristog'.
I, p. 767; vgl. Aristoph. Equ. 301, Thesmoph. 770. 935 fgg. und
d. Eid bei Andoc. Myster. §.91 u. Demosth. Tiniocr. §. 147; auch
unoyQucf^yui xuxoi'fiyovvTtt flq rijv ßoif?.rjv , Isaeus Nicostr. 5- 28?
Unklar Meier u. Schöm. S. 120 fgg, 237 fgg.
12) In Nothfällen auch die Nacht; s. Andoc. Myster. §. 45.
13) Auch oyiäq (Speisesaal, Ath. IV. 19), PLot. Lex. p. 520
und Harpocr. p. 148: o dt rortog onov foxiCifrat ol 7i(iVTÜvfi.<.: xakfliut
&okoq, i'n ivio>y di om«? din to ovtox; wxodofir/O&ui avrov OTQoyyvi.ov
Tiu^ö/jioiov &oki(y. vgl. Paus. I. 5 und Poll. VIII. I &5 : -^ &6Xoc: h i]
afvidfinvotiv fxanTr^(; j/fA.f(jrtq nurrjKorrd t?J^' twv nf^Tumoniiov ßofkr^q^
7j ngvTuvfvoiian <pi'i.^ , mit Meurs. Ceram. c. 7 und van Dale Diss.
IX, p.211, auch Hüllmann Anf. d. griech. Gesch. S. 235.
14) S. Demosth. F. L. §. 190 und über die Schreiber §. 249:
xa* TO TiXnnnlov txp v/AÖtv yfiufifimftq y((t(joTovti&i*rt<; di Ittj difT()<c-
9^aav iv xfi d-öktji.
15) S. oben §. 100, n. 10 und über seine Lage am nordöstli-
chen Fusse der Burg Paus. I. 18. 3 mit Leake's Topogr. v. Sauppe
S. 190 oder Wachsmuth II, S. 680 und Gerhard im Philol. IV, S.
382 , der mir nur aus Missverstündniss widerspricht, übrigens aber
mit Recht auch der Tholos ihren Platz in der Nähe jenes alten
Prylaneuni anweist, wie dieses zugleich den not. 2 erwähnten Ent-
deckungen entspricht; der Versuch von Hanriot in d. Revue ar-
chcol. 1854, p. 212 fgg. 257 fgg. sie sammt Buleuterion und Me-
troon wieder südwestlich von der Burg nach dem Musenhügel zu
verlegen, ist ganz verunglückt.
16) Atioitoq 0 itfi fKuOT/j iifif(^,a iv tm n(jliTUV(i(u dftnvöiv^ Hesycb.
§. 127. Prytanen und Schreiber. 373
I, p. 108; vgl. Coisiui Fast II, p. 145— 15t, Böckh C. Inscr. I,
n. 184—201, insbes. p. 322—327, Ross Demen S. 39, obgleich in
diesen späten Inschriften , wo die l'rytanen sich mit den ufiairoiq
vereinigen und zu lezteren neben den Mysterienpriestern (Gottesd.
Alterth. §. 55, n. 21 — 24) nicht allein den xTJfJvi und j'Qttfifiurn'q
tjjq ßovXijc; xitl rov dijfioi', sondern auch den ftvTi.yQri<pn'q und i ;io-
ypaftfiuzn'<;, ja den ygnfi/Amivq mutu nijvxuvtinv und den inl cixiudoQ
selbst zählen , ofl'enbar die Speisungen in Tholos und Prytaneum
verschmolzen sind , die wir für die früheren ^(.eiten scharf trennen
müssen, s. Wachsmuth I, S. 421, II, S. 85 und Fritzsche ad Aristoph.
Thesmoph. p. 592, der nur noch einen Schritt weiter gehu und
Hesych. U, p. 1066 mit Preller Demeter u. Perseph. S. 341 nach
Suidas III, p. 220 oder Schol. Plat. Protag. p. 165 so corrigiren
sollte: T^i« 'A&TjvTjOi avaalrtu , ngvruvftov, &fano&(aiov , OoXoq.
17) Poll. IX. 40 : ngvTuviZov xul foriu rijq nökfOK; , nap' w fOt—
xo7<vTO o'l T( xari'. 6i]noolav Ti(jfnßfiav jyxovTf? (Privatalt. §. 51, n. 2
fgg.) xai ol <ft« ngf'ilv rivu an.Tjnni)q uluo&fvTtq xnl tu nq tx rifif/q
ilfiniToq ^v: vgl. Demosth. F. L. §-31, Lept. §. 107, Polycl. §. 13,
Theocrin. §. 30, und mehr bei Fschenbach Diss. acad. p,292, We-
sterroann publ. Alh. honor. p. 45 — 48, und insbes. Meier de Lycurgi
vita p. xci - CXI , von dem ich nur noch darin abweiche , dass er
die Aeisiten der Tholos zutheilt und dass er fortwährend das solo-
nische Gesetz bei Plut. Sol. c.2i nigl rijq Iv dr^/Aooi-oj aiTt/nfoiq, g.-i*()
ui'roq nagaonilv xiy.XrjKf, hierher zu ziehen ansteht: *v yovv ToZq nu-
Xaiotq vofioiq, sagt Klearch b. Ath. VI. 26, «I nXitaini, twv nöXnov
tri. xul xi/fifgoy ru'q ivTi/norlnniq ng/aiq oiyxuruXfyoiini, naQaoiTnvq^
und was die allerdings weiter nicht nachweisbare Beschränkung rov
«i'tov /AI] onfZa&ui no/.Xüxiq betrifft, so wird diese auf ähnliche Art
ausser Uebung gel.ommen seyn, wie es sich auch für die nach Ath.
IV. 14 verordnete schmale Kost voraussetzen lässt. Von erblicher
Steisung (oi.'ro" ti xal txyovoiq utdiov oIttjoiv , Lycurg. Leoer. §.87)
erkenne ich aach eine Spur in Plat. Lach. p. 179 B.
18) rgatiftUTH q o xurn nQl'Titffiuv xXrjQm&Hq vna rrjq ßot'Xrjq fni
TW ypfiyWiUftT« qi'Xfhrnv x(ü r« xi' 7j(f in firirrt , Poll. VIII. 98, derselbe,
nach welchem in früheren Inschriften der Rath selbst bezeichnet \vird,
ßovXrj fj Tigönoq iygaufiiärfVf ö d(lv<t, C. Inscr. I, p. 120, 219, Ran-
gabc Antiqii. Hell. I, p. 166. 176, daher auch vs'ohl ygannnrnq rrjq
ßoi'Xr/q , nicht mit dem n. 20 erwähnten yg. twv ßovXfVTtäv zu ver-
wechseln; vgl. Böckh C. Inscr. I, p. 148 und Staatsh. I, S. 253 —
258, auch Schöniann Comit. p. 318 — 321 und Antiqu. p. 218, wo
auch Böckh's frühere Ansicht , dass er stets aus einer andern als
der n(ii'Tuvfi'ot'orc qvXi) habe ecyn müssen , berichtigt ist.
19) Bekk. Anccd. p. 185: o d't xaray^aifönfioq r« iv r^ ßo^'Xjj
ytvö/itvu driiyQuqifi'q iXiytxo; vgl. Demosth. An'drot. §.38 und Poll.
VIII. 98: 7i(ioTfpov fi^v nlgiroq , ui'O-iq 6'f xXrjQwro^ i/v xal navra
(tvTfy()('t(ffro n.ugaxn&ij^ifvoq t^ ßot'^f/ ! auch Schol. Aristoph. Equit.
1256: iTil drjftov 6\ tnoyQU<fH'q IXryixo, o df t or ßovXfvri^giov nvri,-
yQU(f>niq, was ebenso Psellus ed. Boisson. p. 102 zu meinen scheint:
o dt iivxt,y()u<ffvq ruvtn fttv idgu toj xi:ioy()u/4/narii , nXtjv ooov ovroq
xXtjQO)rtq (ifixoiv irvyxavtv o)v , xal onu t) ßovXr} dnoxn. y()r(f4fi(ni. tvarj-
fxutvofifvoq ävTiygiKfU'q ii)t/ofjiti,fTo, Ucber einen zweiten nmyfjKq'tvq
8. unten §. 151, n. 1 (i ; auf keinen Fall aber sind diese mit den be-
zahlten Unterschreibern (§. 147, n. 6) zu verwechseln.
20) Poll. VIII. 98: xal iTtgoq Inl rovq vö/iovq iiTio iT/q ßovX^q
374 Th. V. Der athenische Staat. C. Jl.ß. Rath u. Folk.
^nfjoTovoiiftivo^' o äi VTio Tov öi^fiov alQ(d-ii(; yQUfiftuTivq uvaytvüoxn,
tü ri äri/Aü) xul rrj ßovkij: ersterer uach Böckli Staatsh. I, S. 259
erst seit Ol. CXIV, In der Kaiserzeit immer aus der regierenden
Prjtanie ; iezterer auch yq. %fj(; nöX{<og , Thucyd. VII. 10, oder rov
dijUov schlechthin; vgl. Behk. Anecd. p. 185. 226 und mehr im
Allg. bei Sigon. IV. 3, Meurs. lect. Attic. VI. 2;\ Petit III. 2, p.
342, Spanheim Us. et praest. aum. p. 705, van Dale diss. IX, p. 425.
Wachsmuth i, S. 829.
§. i28.
VoHssversammlungen ^) fanden ordentlicherweise vier
in jeder der zehn Prytanien statt '^)y worunter die erste,
KVQia ^) , ausser etwaigen Besehwerden und Klagen ge-
gen Beamte u. s. w. insbesondere zu Vorträgen über die
Verproviantirung und Sicherheit des Landes und zu Be-
richten über Confiscationen und Erbschaften , die zweite
für Gnaden- und Bittgesuche, die dritte zu Audienzen für
fremde Gesandte u. dgl. bestimmt war. Ausserordent-
liche Versammlungen '^) waren, wie es scheint, nament-
lich auch die Feldherren von den Prytanen zu verlan-
gen berechtigt ^) ^ in wichtigen Fällen ward das Land-
volk ausdrücklich dazu eingeladen ^). Die Berufung ge-
schah durch Herolde^ wo die Zeit es gestattete, auch
durch Anschläge, worauf zugleich die Gegenstände der
Verhandlungen bemerkt wurden ''). Der gewöhnliche
Ort derselben war die Pnyx am Abhänge eines Hügels
dem Areopagus gegenüber ^) , spätet erst , wie in den
meisten andern griechischen Demokratien, das Theater 9),
das früher nur in einzelnen gesetzlich bestimmten oder
ausserordentlichen Fällen dazu gedient hatte *o). Eigene
Beamte, die sechs Lexiarchen , hatten darauf zu sehen,
dass kein Unberechtigter sich eindrängte und kein Bür-
ger die Versammlung verliess ^^) , zu welchem Ende
während der Zeit der Baum abgesperrt ward ''^) 5 wer
zu spät kam, verlor den Sold, der anfänglich einen,
später drei Obolen betrug, und von den Thesmothctcn
ausbezahlt ward ^^). Den Anfang gab ein sichtbares
Signal kund i'*), das Ende der Herold im Auftrage der
Vorsitzenden ^^) 5 bei ungünstiger Witterung scheint die
Aufhebung gesetzlich gewesen zu seyn '^^).
§. 128. Die f^olksversammbiugen. 375
1) ExxXt/oIui: der alte JName liyoonl blieb nur bei den Phylen
und üemeu : s. oben §. 122, n. 8 und über die Ekklesia selbst nä-
ber Tittmann Staatsv. S. 106 fgg. und Meier in Hall, lincykl.
Sect. 1, B. XXXIII, S. 63 fgg.
2) Poll. VIII. 95: rov 61 dijfiov {anväyovai.v ol Ttgnnivite;) rtr^a-
xi<; fxn'oT//; TiQvravilaq , xal n(Joy(ifiq>ovai. . . vni^ wv dfV y()rjfiUTii,fiv'
Tüiv d' ixKXrjoiiüv' ij /ifv xv()iu , fv jj t«? U()%(xg f7it)((i.Qorovov(iiv , linfQ
xuXöjq lig/oi'Oiv, T] uuo^iiQotovovoiv (§. 154, n. 1], fv ^ xal xuq *t?-
«j'yjAt«? 0 ßovköfiivoQ flauyyfkXfi. , xul ruq dnoyguqiug xwv dTjfiooifVOfit-
vo)v uvaytvwaxovaiv ol nQo<; Talq dixuig xul ntq Xrj^fiq zöjv xXt^qmv ■ ij
äi JiVTfQu ixxXrjaUt itvilrut toT? ßovXo^ivoK; Ixitt^fjiav &ffifvoi? (vgl.
Scböm. Comit. p. 332 fgg.) Xtydv «rffw? rifQi ti twv Utcüv xal xö)v
ö'nfioalwv ' 7] di TQirr] xtJQV^i xal ji(}foß(iui(; aiiot /i)7juuTik(tv , ovq öiI
71()Ötiqov Tut? :iQVrüvfai,v aTiodovvui, ra y(jäiUfAaT(f rj t)f Tnri(jitj nf{>l
IfQMv xul öaioDv. Dass dazu jedoch nicbt immer die nämlichen Tage
nöthig waren , bemerkt richtig Westermann in Abb. d. Leipz. Ge-
sellscb. d. Wiss. I, S. 12; der Kalender, den Petit p. 270 fgg. auf
die Angabe des Scbol. Demosth. Timocr. p. 706 von dem llten,
20sten und 30sten jedes Monats als Volksversammlungstagen gebaut
hatte , ist schon von Schömann Comit. p. 43 fgg. beseitigt,
3) Vgl. Harpocr. p. 182 mit Neumann ad Aristot. fgm. p. 85
und Lex. rhetor. Dobr. p. 672 nach den Verbesserungen von Meier
im Ind. lect. Hai. 1835 — 36: t«? yuQ (uj/aq h xalq xv^Ihk; ixxXrj—
aiatq (fitjolv {i7ii)/iiQorov(toi}uii xal rnq ilauyyfXLaq {rov ßovXofitvov noi-
fio&(u) xul TU liXXu rojv dvayxaLo)v •/QTjfiaritftv xal thqI oiron [xul
nf()l rTjq) (fivXaxijq rrjq xo)()aq (Böckh Urk. d. Seewesens S. 407) x.t.X.
Mit Wahrscheinlichkeit vermuthen Schümann p. 29 fgg. und Wachs-
muth I, S. 48'2, dass diese ursprünglich die einzige ordentliche ge-
wesen; während später andere wie Schol. Aeschin. Timarch. §. 00
xvfjtag und vo/uifionq verwechseln ; vgl. Dorv. ad Char. p. 212 und
Scböm. Antiqu. p. 219.
4) Schol. Aeschin. 1. c: indv 6s ulq)vläi.öv t» ngoaniar/ , IxxXtj-
aK«Co"(J» /«*'i' , xuXflrai df ovyxXtjxoq: vgl. Demosth. F. L. §. 122 und
Aeschin. F. L. §. 72 mit Petit p. 280.
5) S. Thucyd. II. 59 und mehr bei Tittmann S. 168, der frei-
lich die formelle Mitwirkung der Prytanen nicht ausschliessen
durfte ; vgl. Droysen in Zeitschr. f. Alterth. 1839, S. 800 und
Sauppe inscr. Maced. 1847, p. 15.
6) Poil. VIII. 116; ovyxXr/toq ixxXrjdLa rjv i^aitfivtjq inoiovv f*ii<,o-
voq ^Qfiuq f;T.iXußovnr/q' fxuXftro di xal xaxaxXTjaia ^ ort xal rovq ix
Tb)v uy(>ö>v narixäXovv: vgl. Valck. ad Amnion, p. 71.
7) H(toy()üiput. oder 7i()o&(i:vai. fxxXt^aluv , Aeschin. F. L. §. 60;
vgl. Henisterb. ad Lucian. Necyom. 19 und über das n^öyiiufiftu
insbcs. Demosth. Aristog. I, §. 9; ob fünf Tage vorher {n()6nffinTa,
Bekk. Anecd. p. 290)? S. im Allg. Scböm. Comit. p. 58 fgg. und
Plalner Process I, S. 353.
8) Schol. Plat. Crit. p. 112 A: nvv^ Tonoq 'yl&ijvtjOiv h w ixxXij-
aiui, iyiyrovTo näXai ftiv nüoui , ?ot^()ov äi una^ , vxuv rov or{>aT7jyov
/HQozovdiniv ' ixXr'i&ij d\ oxnißiq TjTot a:io toi" nvxvovo&ai to» oyXov fxtZ
fj unu toi" ni>xvn iivai tu nf^ü uvrt/v olxt/fiara , welche leztere lllty-
mologic jedoch, obgleich auch bei Stejih. Byz. p. 529 und Bekk.
Anecd. p. 292, schwerlich mit Forchhamnier in Zeitschr. f. d. Al-
terth. 1843, 8. 550 vorzuziihn seyn dürfte; vgl. Butgcrs Var. icct.
376 Th. y. Der athenische Staut. C. IL B. Ruth u. Volk.
V. 1, Poppe Proleg. Thuc. I. 2, p. 248, und im Allg. Scböm. Co-
mit. p 52 — 57, über «lie Lage aber Stuart u. Revett Alterth. Atben's
V. Wagner II, S. 472, Leake's Topogr. t. Sauppe S. 378 — 380, und
Ross die Pnyx und das Pelasgikon , Braunscbw. 1853. 8 , welcben
ich fortwährend nicht nur gegen Weicker (Abb. d. Berl. Akad.
1852, S. 325 fgg.; Rhein. Mus. 1834, S. 1 — 48) sondern auch ge-
gen Göttling (gesamni. Abb. S. Ö3 fgg. ; Pelasgikon und Pnyx in
Athen, Jena 1853. 8) beizupflichten nicht umbin kann, obgleich
lezterer , was die Pnjx betrifft, S. 19 fgg. selbst neue Gründe ge-
gen ersteren aufgestellt hat, s. auch Raoul -Rochette im Journal d.
Savants 1853, p. 736 fgg.
9) PoU. VIII. 132: i^fy.Xrjainl^ov 6f Ticikut ftfv iv xfj fJvxvi . .
av&t^ di TU fiiv u).).a iv tü tdiowoiuxw d-fargo) , juova^ dt t«? rtQ^fai-
gfoiag fv rfj Uvitvi: vgl. Hesych. II, p. 985 mit Krebs decr. pro Ju-
daeis p. 419 fgg. und Beispiele bei Meier Comm. epigr. I, p. 27,
10) ^'gl• Demosth. Mid. §. 8 und namentlich die Fälle, wo die
Versammluug im Piräeus gehalten {'E(fT/ft. au/. 386 , Curl. Inscr.
XII, p. 22) und dazu das h Movvi'/ut jdiovvntay.cv O-rarnov (Thu-
cyd. V'HI. 93, vgl. Lysias Agorat. §. 32) benuzt wird, das Cnrtius
port. Athen, p. 50 nicht hätte von dem piräischen unterscheiden
sollen; vgl. schon Schneider ad Xenoph. Hell. II. 4. 32, Böckh in
Berl. Abb. 1817, S. 74?- Müller .Munim. Athen. I, p. 7 , dann
Westermann in N. Jahrb. XLI, S. 248, Weissenborn Hellen S. 204,
Fritzsche ad Aristoph. Thesmoph. p. 144. Ein \'erbum fJfxxAi^otf/-
tftv , wie es Schöraann p. 56 für solche Versammlungen ausserhalb
der Stadt annahm, existirt übrigens nicht; s. Buttmann ad Demosth.
Mid. c. 52 und Krüger ad Dionys. Hai. Historiogr. p. 387, auch
Schäfer ad üemosth. II, p. 345.
11) S. Poll. VIII. 104 und über ihre dreissig Gehülfen Hesych.
H, p. 1412 und Phot. Lex. p. 599, wo zu lesen: t^jkxojt« n^tÜTov
fifv ol xuTil ötj/^oi'(; öixaorrti (§. 146), öfiTf(jov öl ol xuTtt nöktv rQiri-
xovTU , T^C ixx).T]ala^ i:it./4tXoi'n.froi /iirit rüv Xrf^iuqywv.
12) Syaiviov /uffiikzMfifvov: s. Schol. Aristoph. Ach. 22 mit
Schöm. Comit. p. 63 und Schubert Aedil. p. 117.
13) S. Aristoph. Eccl. 284. 303. 315. 404 mit Schol. Plut 171
und im Allg. Böckh Staatsh. I, S. 320—327 , Schöm. Comit. p. 65
— 69, Fritzsche Merc. judicum p. 2, nach welchem er zuerst von
einem sonst unbekannten Kallistratus (Paroem. Gott. I, p. 437; vgl.
Moll in Symb. liter. Amst. V, p. 51) eingeführt und Ol. XCVI von
Agyrrhlus erhöht war; doch legt Schol. Aristoph. Plut. 33Ü die
Erhöhung schon Kleon bei, und da derselbe jedenfalls Ol. XCII
einmal ganz aufgehört hatte (Thuc. Vlll. 97), so wäre vielleicht
Agyrrhius mit Sievers Gesch. Griech. S 99 auch in dieser Hinsicht
nur als Wiederbersteller zu betr.iciiten , wie ihn anderseits Schol.
Eccl. 1Ö2 schlechthin als Erfinder nennt.
14) Schol. Aristoph. Thesmoph. 278: oti i'/xfXXf yivta&ui ixxXtj-
aia , nrjuiXov tri&iTo: vgl. Schömann p. 149 — 155 und die römische
Sitte bei Dio Cass. XXXVII. 23.
15) Ai'fiy ji^v ixxltjaiav , Aristoph. Ach. 171 , Eccles. 377, dta-
Xvtiy, Aeschin. F. L. §. 85 ; auch Vertagung tlq voxtQuiav, Ctesiph.
§. 71.
16) JtooTjuia Aristoph. Acbarn. 168; auch Erdbeben, Thucyd.
V. 45, Plut. V. Nie. c. 10.
§. 129. Verhandlungen in der Volks gemeinde. 377
§. 129.
Die Versammlung selbst ward mit einem Reinigungs-
opfer und Gebeten eröffnet *) , worauf die Vorsitzenden
die zu verhandelnden Gegenstände zur Sprache brach-
ten 2)5 waren dieselben, wie gewöhnlich, mit einem
Gutachten des Rathes begleitet, so erfolgte zuerst eine
Abstimmung, ob sich das Volk bei diesem beruhigen
oder die Sache in nähere Betrachtung ziehen wollte 5).
Bei den Verhandlungen hatte jeder volljährige (§. 121)
und ehrenhafte (§. 124) Bürger das Recht zu reden*) 5
an ein weiteres gesetzliches Alter ist ebenso wenig zu
denken 5), als an eigens bestimmte Redner^ die mit ei-
ner Art von öffentlicher Auctorität bekleidet gewesen
wären ^j, obgleich es nie an solchen fehlte, die sich ei-
nerseits ein Geschäft daraus machten, die Berathungen
des Volkes zu leiten, anderseits von demselben vorzup-s-
weise gern und mit Vertrauen gehört wurden und inso-
fern auch später wohl geradezu als Redner und Staats-
männer von Profession erscheinen ''). Das Recht aber
war für Alle gleich 5 nur Atimie zog den Verlust des-
selben nach sich , und darauf allein beziehen sich auch
die Fälle, in welchen das Gesetz die Berechtigung eines
Redners einer näheren Prüfung zu unterwerfen gestat-
tete ^) 5 die Vorschrift , dass derselbe in einer rechtmäs-
sigen Ehe leben und mit Grund und Boden im Laude
angesessen seyn müsse ^) , beschränkte sich wohl auf
diejenigen, die bestimmte Vorschläge zu Volksbeschlüs-
sen {lUr^rplofiaai) entwerfen und diesen, wenn das Volk
sie genehmigte, ihren Namen vorgesezt sehn wollten ^^].
Uebrigens war der Redner unverantwortlich, und, so lange
er sprach, mit einem Kranze zum Zeichen der Unverletz-
lichkeit geschmückt ^ *) 5 etwaiger Ungebühr zu wehren ward
später jedesmal eine der zehn Phylcn durch's Loos be-
stimmt, welche ihren Platz in der Nähe der Redncrbükne
nahm ^^)^ ausserdem stand es den Vorsitzenden zu, nöthi-
genfalls selbst mit Hülfe der scythischen Polizeisoldatcn '5)
die Ordnung zu handhaben und den Redner in eine Geld-
strafe bis zum Belaufe von fünfzig Drachmen zu verfäl-
378 Th.V. Der athenische Staat. C.Il.B. Rath u. ^olh.
len *''■). Dieselben hatten auch, sanimt den Gesetzeswäch-
tern , vo/ttoq)vXa^i^^], die Vorschläge vor der Abstim-
mung zu prüfen und diese selbst zu veranstalten ^^)^ eine
Verv^^eigerung derselben war wenigstens stets mit gros-
ser Verantwortlichkeit und Gefahr für sie verbunden ^^) 5
zweimalige Abstimmung über den nämlichen Gegenstand
aber gesetzlich verboten ^^).
1) Poll. VIII. 104 : nfQuazluQ/oi (oder Tif^iarluQyoo, Aristoph.
EccI. 128) fxH&uiQov yoiQtdloic; /tix^oT? irjn fxxXrjaiav xal ro d-fdx^ov :
vgl. V. Leutsch aJ Apostol. XIV. 21, Preller Demeter S. 358, und
über die sonstigen Gebräuche im Allg. Petit p. 288 — 294, Schömann
p. 91—95, Titfmann S. 182—188, Schelling de Sol. leg. p. 24— 28,
namentlich auch die Gebete und Verfluchungen des Herolds bei
Demosth. Aristocr. §. 97 oder Cor. §. 282, tC ng iianuTÜ Xtymv i)
ßovXrjv Tj dijfiov tj rj/.iaiuv , und Dinarch. Aristog. §.14 und 16: tV
Tiq dtÖQU kuftßuvwv fiixil Trtvra ktyii xul yitwaxn nfQl xmv ngayfiartov.
2) X(>tjfcuTii^(iv , vgl. Dem. Mid. §. 8, Timocr. §. 21. 55, und
mehr bei Morus u. Spohn z. Isoer. Paneg. §. 157.
3) Aeschin. Timarch. §.23: imtädv ro xu&Üqolov nfQnvf/&7] xal
6 xfjQV^ rdq nciTQioi'c; (i'/dg li'^tjjai,, Tigo/figoTonZv tov? nQofdgotig
jtfQi lfQ(7)v Tmv nargiMv xal xTjqvxwv xul riQfaßiwv xul oaiomx vgl. De-
mosth. Timocr. §. 11 und im Allg. Harpocr. p. 257: onoTuv ttj?
ßoiO^ijq ziQoßovXivoüarji; ilacffQTjTui tlg T-v dijftov rj yvoi/JiT}, ziQoxtQov yi~
■nfTui ynqoToviu iv t^ ixxkrjaia , TioTfqov doxiX tkqI tG)v Tiooßovktv&fv-
%(i)v oxfxpuo&ai. TOI- drjiiov ^ ugxiZ ro TiQoßot'kfv/nct , von welcher ganz
sachgemässen Annahme ich auch durch Bake Schol. hypomn. IV,
p. 279 fgg. abzugehn nicht veranlasst bin , wenn gleich Aeschines
Worte noch eine allgemeinere Auslegung [xnQoroviav rigor i&fvcn)
zulassen.
4) Afynv 'A&^vuio)v tov ßoiikö/nfvov ot<; t^fOTi, Aeschines ebendas.,
vgl. Demosth. Cor. §. 236 und mehr oben §. 66, n. 6 und §. 123,
n. 9; mit der einzigen Ausnahme, wo ein Volksbeschluss überall die
Debatte abschnitt, wie bei Aeschin. F. L. §. 65: rfj uiv ngoxigu
rö)v ixxkrjriiöiv anußovXtvftv tov ßovkö/xfvov y rij d vaxigain rovq nqoi-
dgovg iTiixpTjqii^uv tuq yvwftuq , Xoyov öi firj ngori&fvai.
5) Was .luncus bei Stob. Serm. CXV. 26 von Solon sagt: »o-
fio&irTjaaq /ur/zi (Ig/nv tov ncpöSga vfov nrjTi ovnßov).iVfi.v , geht wohl
nur auf die freilich auch , wie es scheint, baH ausser Lebung ge-
kommene Bestimmunij, da.ss der Herold zuerst rovg x<n\g nfvxijxovTu
irr/ yfyoiuTuq aufrufen sollte ; vgl. Thrasyni. b. Dionys. Hai. de De-
mosth. p. 960, Aeschin. Timarch. §. 23, Ctesipb. §. 2, Plut. rep.
seniger. c. 2; das angebliche Gesetz bei dem Schol. Aristoph. Nub.
510, fttjnoj TtvM höiv rgiäxovra ytyovöxa ftyrt 6gü^a nvityivwaxiiv *v
&i(tTgo) firixt drjui^yogiiv y ist von Clinton F. Hill. II , p. lvii und
Ranke Aristoph. vita p. cxcii langst beseitigt.
6) Wie Sigonius IV. 6 und insbes. Petit Hl. 3, p. 344—349
wollten; auch IVIeineke ad Menandr. p. 89. Aber vgl. schon He-
rald. Animadv. p. 473 und ausführlich Schöm. Comit. p. 107 — 112.
7) 'Pijogtf; noktzivö/itiyoi , den idiwruK; oder lingriy/uoai entge-
§. 12J). Verhandlungen in der Folkstjemeinde. 379
gengesezt, Aeschin. Timarch. §.7, Demosth. Androt. §.37, Philipp.
IV, §. 70, Lycurg. Leoer. §. 31; vgl. Rubnk. ad Longin. 34. l
und Rochefort sur l'utilite des orateurs dans la republique d' Ätha-
nes in M. d. l'A. d. Inscr. XLIII, p. 1 fgg.
8) Aeschin. Timarch. §. 28: iüv t»? ^fyj] *'' '^V ^^I^V ^°*' ^"t^fQ'*
Ti'mojv fj Tr/y ^TjTfga ^ ftTj T()((p<ov i, /atj Tiagf/Uf ot'x^atv ?) rnq OTfiff
T*i«c 1«»^ ioT{jaTfiiiufyo<; Caut uv uvtÖi 7i{tooTuy&C>ai,v , tj xtiv uonidu ((.■no-
ßfßXijX(oq , 7j Tiinog%nififvo<; rj tjraifjrjxd)? i] xu navQÖJa xmfdijSoxdi? i)
wv äv xktjQovofio^ yivTiTUt, Soxtuuaiuv fnuyyiikuTb) A&Tjvaiuyv o ßoi'Xo-
fiivoq, otq l^ioTiv: vgl. Poll. VIll. 45 mit Meier u. Schöm. 209 — 214,
Wachsmuth I, S. 477, Lelyveld de infamia p. 250; über die triny-
yfUa aber Schöm. Comit. p. 250, Heffter S. 233, Platner Process
I, S. ?35 fgg.
9) Dinaich. c. Demosth. §.7t : rovg fiiv vo/xoi'q riQoXfyiiv tü ^ij-
Togi xal lü ar^artjyöj rijv nagu tov ör^nov ticotiv a^ioi'vrt Xuftßuviiv,
nutdonoKia&ai xant roit; rcfiovq, y^v fvro? o^tov y.fxr^a&nt, rrna«? t«?
dtxiiiuq nloTiiq nanttxuTit&ffifvoi' ovrwg uiiovv nQoforarni rov örjfton:
vgl. Aeschin. F. ».. §. t49.
10) 'Eäoxt'/ini^ovTO öf ot'X u:invTfq A&TjvaXot, «AA ol ur]xooiq ol
noXiTivontvoi xul T<1 riiTjffinfjiinu yqüffovxK;, Bekk. Anecd. p. 3 lü ; auch
nvyy(j(t<fcfift'oi, Aristoph Thesiuoph. 438; vgl. Heindorf ad Plat.
Gorg. p. 17 und Schömann p. ! 18, oder avyyQuq:(Zq, Aristoph. Ach.
1164, woher ax'yy()u^ ixwg vom Actenstile Plat. Phaed. p. 102 D,
nicht, wie Funkhaenel im Philol. III, p. 321 — 324 will, von nvy-
yqatf^; vgl. auch Phaedr. p. 257 E und Flut. Pericl. c. 8; über
die Form der \prjifianaxn im Allg. aber Schömann Comit, p. 131 fgg.
Antiqu. p. 225 und Franz Elem. epigr. p. 319 fgg.
11) Aristoph. Eccl. 131, Thesmoph. 380 ; vgl. Schömann p. 113
und oben §. 124, n. 13; über die Unverantwortlichkeit Demosth.
F. L. §. 182: (lyrtvaxxTjaH . . tl //nroQ xwv iv xü dtj/joj /.fyovxoiv ko-
ywv iiid-vrag i'ipflft,
12) Aeschin. Timarch. §. 33: i'ftfVg J' l'xi ngoai&ia&f xaivcv vö-
l^ov . . xa&' fxäaxTjv ixxXijaiav dnoxlt/Qovv <pvk7jv tnl xo ßr/fiu ijxii;
ngoidgiX'afi . . ßor/Qovvxaq xolq vlfAOiq y.al xij ÖTjfioxguxitt,: vgl. Cte-
siph. §. 4 und Demosth. Arislog. I, §. 90.
13) Poll. VIII. 132; V7lt]QfXui otq fTtixaxxov (tvtiQyiiy TOl'C (txo-
a/xovvxuq xal Toi'c « /^r) äiZ Xfyotixaq f^uigiiv , xal Sxr&ai txaXovvxo
xal xo^ozai xal Snnialvioi nno xov nQOixov avvxu%avxo<; xrjv ntgl avxov(;
vnrjQinLnv. vgl. d. Erkl. z. Aristoph. Ach. 54, Heindorf ad Plat.
Prot. p. 498 , Bergk Com. Att. reliqu. p. 98, und insbes. Böchb
Staatsh. 1,8.292, wo jezt zugleich die von Scheibe im Philol. III,
S. 542 fgg. gegen ihre Erhöhung von 300 auf 1200 nach Aeschin.
F. L. §. l73 fg. angeregten Bedenken beseitigt sind; s. auch \'oe-
mcl in Zeitschr. f. Alterth. 1852. S. 37.
14) Aeschin. adv. Timarch. 6. 15: twv qtjxoqwv iav Tt? Xfyjj tv
xfj ßovkjj ij fv TW öi^fto) Tiigl xov tloffQOfihov /ur) x<t>Ql<; Tifgl fxdoroti
ij d»5 Tiigl toi" uvxov o avxo<i xol<i aiaor^, rj XoiSogfjxai, rj xaxüq uyo-
gn/7] Ti»«, Tj vnoxQovtj , rj xQr/ftaxi^övxtoy fifxa^v nvioxijxoiq Xiyjj nigi
TOXI fiT] int xov ßr'/nuxoq., rj TtttQuxfkfvrjxni, tj fXxrj xov fTiiaxuxTjv acfit-
t*ixiT]<i x^q fxxktjoLu(;, xX'gifXffTwouf ol ngotdgot ftfXI^^ nfyxrjxovxu 6g"Xf*'''x'
flq f'xnoxov ft(iixrjft(t fyyQÜqfiv xoZq Ttgi'.xxognt, x.x.X.i vgl, Schömann
Comit. p. 115, Lelyveld p. 133, Meier de Andoc. V. 2, p. 6, Franke
in Jen. Lit. Zeit. 1844, S. 7.Ȋ.
380 Th. F. Der athenische Staat. C II. B. Roth u. Falk.
15) So Schönianii Com. p. 119 u. Antiqu. p. 299 nach Suidas
und Poll. VIII. 94; vgl. auch H. Mücke de nomophylacibus Atlie-
uiensium , Witt. 1754. 4, Schneider, ad Aristot. l'ol. p. 391, Tilt-
mann S. 338, Meier att. Proc. S. 73, Schubert de aedil. p. 98.
Am genauesten Lex. rhetor. Dobr. p. 674: xuq df (tfjX'''? ijvüyxni^op
Tolq vcfzoi<; ;jfp^ai9^«(, xul Iv rrj fxxXroift xal iv r/j ßox'kjj fifru xGtv
7iQoiS(JO)v fxu&r^vTo xfükvovrfq TU (tov/uifoQu xfj noXit TiQUTXnv inid St
7j(}uv xul xaTfOT^oav j w<; 'l>ik6;(o()oq , ort Eqiukrrjq fiovu xaiiXint Ttj
f| 'y4(jflov Tiuyov ßovlfj TU nun tov nojjuurnq : vgl, Vocmel in Allg.
Schulz. 1830, S. 666 und Böckh über Philochoros in Berl. Abhli.
1832, S. 26, die freilich, wie Ullrich über die liilfmänner S. 268
und Bake Schol. Hyponin. IV, p. 277 von der ganzen Beböide liir
die Zeit der Demokratie nichts wissen wollen , namentlich weil sie
bei .Aeschin. Ctesiph. §. 4 fehlen ; doch können sie mit Muklid
verschwunden und erst unter Dcmelr. Phal. (§. 139, n. 6) in ver-
änderter Zahl und Bedeutung wieder aufgetaucht seyn ; vgl. Vestig,
inst. vet. p. 38 u. Meier im Ind. lect. Hai. 1844, p. 26.
16) 'Erm^njtfii^fiv, s. Herastcrh. ad Lucian. Tim c. 44, Düker, ad
Thucyd. VI. 14, Valck. ad Herod. VIII. Ol, Corsin. F. A. I, p. 273
— 275; das Volk aber i7it\prj(piL,iTui. , jnbet , s. d. Erkl. z. Xenoph.
Anabas. VII. 3. 14 und im Allg. Schöm. p. 120.
17) V^I. Xenoph. M. Socr. I. 1. 14, Aeschin. F. L. §. 84 mit
Ctesiph. §. 3, und Plat. Apol. Soor. p. 32 B : hoifiwv orzcov hdnxvv-
§. 130.
Die Abstimmung^ geschah in der Regel durch Auf-
hebung der Hände ^) ; ihr Ergebniss ward von den Vor-
sitzenden ausgesprochen ^). Auch Wahlen, so weit die-
selben nach Einführung des Looses noch nöthig wurden,
fanden in dieser Weise statt , indem das V olfc über je-
den der Candidaten , die entweder selbst als Bewerber
aufgetreten, oder von irgend einem Redner in Vorschlag
gebracht ^) worden waren , öflFentlich mit Ja oder Nein
abstimmte. Nur wo sonst die Persönlichheit eines Ein-
zelnen Gegenstand eines förmlichen Volksbeschlusses
werden sollte , war geheime Abstimmung von den Ge-
setzen vorgeschrieben , zu deren Gültigkeit es dann zu-
gleich einer Zahl von wenigstens sechstausend Stimmen
bedurfte '^). In diese Kategorie gehört namentlich auch
der Ostraeismus, der keineswegs aus dem Gosichtspuncte
eines gerichtlichen Verfahrens, sondern lediglich als eine
politische Maassregel der obersten Staatsgewalt betrach-
tet werden darf 5), dercq Anwendung daher auch von
§. 130. Abstimmung über Sachen und Personen. 381
keiner besonderu Anklag'c abhing-, sondern jährlich ein-
mal zu Anfang- der sechsten Prytanie ^) bei der Yolks-
gemeinde zur Erwägung gebracht werden musste^). Ent-
schied diese , dass Grund dazu vorbanden sey , so ward
eine eigene Versammlung auf der ayogu angeordnet ^),
wo jeder den Namen dessen, gegen den er sie wünschte,
auf einer Scherbe angab ^ wen sechstausend Stimmen be-
zeicbneten, musste auf zehn (später nur fünf) Jahre das
Land verlassen 9) j da inzwischen ein solcher Spruch für
nichts weniger als eine Strafe galt, so blieb seine Ehre
sowohl als sein Haus und Vermögen unangetastet, auch
konnte er jederzeit wieder durch einen Volksbeschluss
zurückgerufen werden, was bei sonstigen Verbannten in
der Regel nicht der Fall war '°). Eigentliche Richter-
gewalt masste die Volksgemeinde sich nur selten und in
ausserordentlichen Fällen an , die gleichsam unter den
Gesichtspunct der Sclbstvertheidigung oder Nothwehr ge-
bracht werden zu können schienen ^^j^ sonst tritt sie,
wo sie gesetzlich mit jener zusammenwirkt (§. 133),
vielmehr selbst als Partei auf^ und auch wenn eine
Klage zuerst ihrer Beurtheilung unterzogen ward, be-
gründete ihre Entscheidung- wie bei der Probole ^-) höch-
stens ein Präjudiz der Schuld, ohne dem richterlichen
Ermessen hinsichtlich der Strafe vorzugreifen.
1) XnQoTovla : auch fTti/finoiovfTv , abstimmen lassen, bei Poll.
VIFI. 94; obgleich Läufiger fTnUftjqiuuv und xfr/(f>c!^iaOui. gesagt wird;
daher rt)7J(fiOfin , plehiscitum , Schöni. Comit. p. 122 fgg. Eine lä-
cherliche Unterscheidung beider Ausdrücke beseitigt G. C. L(ewis)
im Gambi-. Philol. Mus. I, p. 420 fgg.
2) '^vuyoQu'-fiv T«? xnQoToviui; , Aeschin. Ctesiph. §. 3.
3) rif^oßiikköiiivoi, (unnttisch bei Dionys. Hai. Plut. u. A. na-
^uyyfkkovTfi;), 8. Demosth. Mid. §. 15 u. 200, Aeschin. F. L. §. 18,
üinarch. Demosth. §81, und zur Vergl. Plat- Leg. VI, p. 75.T B,
•woraus ich es heineswegs so gewagt wie Schömann Antiqu. p. 229
finden I>ann , auch für Athen auf vorgängige (tvri.n(ioßoi.r} und tiqo-
Xttt)oToviu zu schliessen ; s. Vestig. inslit. vet. p. 40. lieber anov-
duQxi'i unten §. 153 u. 171.
4) Andoc. Myster. §. 87: fiTj^i in' diäiil vöftov jjf^va« ütlvui,
tiiv firj rov uvTt'v ini nuOiy 'AOtjvuiotq (§. 123, n. 8) f'<v fit) flitxinjfi-
kiotq äölj/ x(ivßdr/v \i.'r/<pil^onfyoit; i vgl. Demosth. Timocr. §. 59 nnd
oben §. il7, n. 13 (Einbürgerung) §. 124. n. 19 (Begnadigung) mit
Petit II. 1, p. 188, Schöm. Comit. p. 273, Schelling Sol. leg. p. 54,
382 Th. V. Der athenische Staat. C. II. A. Roth u. Falk.
und Böckh Staatsk. I, S- 325, der sich jezt auch wie Schömann
Vert'.gesch. S. 80 mit Piatner Process II, S. 136 und Grote Ilist.
of Greece IV, p. 208 dahin entscheidet, dass nicht bloss, wie
Wachsinuth I, S. 545 und de Neve MolJ peregr. condit. p. 35 wol-
len , 6000 in Allem , sondern wie bei dem Ostracismus 6000 dafür
gestimmt haben niussten. Zur Vergleichung diene oi'v yjä<fioiq ralq
ivvöfiotq bei Hess Inscr. ined. I , p. 23. 25 ; wie wenige Stimmen
dagegen sonst bisweilen hinreichten , zeigt Demosth. Cor. §. 149 :
TiQoßXrjdflc; nvXuyoQag oi'io? xnl tqiüv rj rtrxixQOJv xiiQotoyrjOuvrmv
uvTov dvtQQifj&jj : Tgl. Aristoph. Ach. 598.
5) Plut. V. Them. 22: KÖkaCiq yuQ ovx rjv o oaTQaxiafiöq , nXXu
nuQu/i.v&ia <p&ovov xal >iovq)iafA,o^ {dtjßovl) ijdoßfvov zcö Tunii,vovv toik;
vmqfxorrac; xal rtjv äi'OfifVfutv ilq ravrrjv %r/v nrifiluv unonvfovTog i
vgl. V. Aristid. c. 7 und mehr oben §. 66, n. 12.
6) Allgemeiner Plut. V. Nie. c. 11 Ju). xqcvov nvög: bestimmt
dagegen Lex. rhetor. Dobr. s. xv^ia p. 672 : fnl dt xiy? f'xr»^? ngv-
Tnvtluq TtQog xoZq flQtj/nfvoiq xal nfgl tij? oorguxoipoQiaq fnt}(ngoroviuv
äidovai , (l SoxiZ tj yiTj.
7) Dass hierbei wie bei jeder Debatte Redner für und wider
auftreten und auch die öffentliche Aufmerksamkeit im Voraus auf
bestimmte Personen richten konnten, versteht sich; s. Plut. Alcib.
13 uifd Andocides (oder Phaeax? vgl. Taylor lectt. Lysiac. c. V!,
p. 261 fgg. Rsk. und trotz des Widerspruches von Ruhnfcen. Hist.
erii. or. gr. p. 47 — 57 und Valckenaer in Sluiteri lect. Andoc. p.
17 — 26 neuerdings Vater in Jahu's Archiv XI, S. 426 fgg.) Rede
gegen Alcibiades, so weit diese nach den neuesten Untersuchungen
von Meier (.Halle 1836 — 39. 4) überhaupt noch als Zeugniss gelten
kann ; eine Präsentation oder Candidatenliste von dreien können
wir dagegen Meier'n (de Andoc. III, p. 8) nicht einräumen.
8) S, Schömann Comit. p. 243—248 mit d. Rec. in Jen. L. Z.
1819, N. 186, littmann S. 341 — 346, Piatner Process I, S. 386—
392, insbes. aber die oben §. 111, n. 19 citirteu Abhh. von Meier
und Heumann und über die Procedur auf dem Markte Westermana
in Ber. d. Leipz. Ges. d. Wiss. 1850, S. 173.
9) Vgl. Philochorus im Lex. rhetor, Dobr. p. 675 oder Schol.
Aristoph. liqu. 852 nach den Verbesserungen von Meier im Ind.
lectt. Hai. 1835 — 36: UQoi'xftfioTovn n\v o df/fioi; n(jo rr^q tj n^vm-
ytiaq, d doxfZ ro onrgaxoy flaqifgftv ort d tdöxii., itfquaofTO anviotv i]
dyogd xul tiarfXflTtovro naoäot dexa, dt' d>v flaiovzK; xaxu (fvluii iri&i-
aav TU oOTQixxa axqi<f.ovxKi ti]v fniyguqiriv' fntamrovv di ot ivvfa ag-
XovTfC xal tJ ßovkrj' diagiOf/ rj&f vtojv dJ , Ztü) nhXaxa fyfvovro xal /xt]
Ikdrxo) f^uxia%i.?u(i)v, xoixov tön. xd dixuia dörr« xal Xaßövxu I7i(g xwv
IJiojv awnkXay/urtzoJV iv dixu T^filgait; ftixuorfjvai xr/q nokioiq i'rtj ofxa
(^vaxfgov öi tytvovxo nhxi) x.agnovfifvov xd faxnov: auch Plut. Ari-
stid. 7, der freilich ungenau nur von einer Mehrheit der Stimmen
spricht, und Poll. VIII. 28: Tifgioxoivloavzfq Si xt, rljq dyogüq f^fgoq
läft qifguv tlq xdv nfgiogco&hra rönov ^A&tjvalcüv xov ßovloftfvov oaxgn-
xov fyytygafi/tfvov xovvofiu toi" /ifXi.ovxoq t^oaxgaxiL^fO&ni,' oxoj df f^a-
xioxLkia yhoixo jd oaxguxu , xoi'xov ipvydv fygi/v, ov^ w? xaxiyvwaftf-
vov , dkX' oiq rij nokixfia ßagvxfgov, dt' dgtxr/q cp&ovov ftäkXov 7/ dia
xnxUiq uioyov. Wie verträgt sich aber mit der Angabc von späteren
fünf .lahren das sechsjährige Kxil des lezten Ostracisirten Ilypcrbo-
lu8 bei Schol. Aristoph. Vesp. 1007?
§. 131. Gesetzifehuntf. 383
10) S. Meier Bon. damnat. p. 97 fgg.
11) Xenoph. Hell. I. 7. 20 : Vort de tiÜvtic , ort to Kuvwfov
tpij<piOft(t fOTiv la/i'Q(jrarov, o xikivfi., luv Tt? tov twv A&rjvaiwv öijftov
adtx^ , did(/4fvov anoäcxiTv fv röj drjfioj' xnl fuv xaTayvü)n&7] (tdty.tXv,
uTio&uvüvxu flq TO ,-i(i()ud-i>ov ffißkij&ijvui,: vgl. Platner l'rocess I, S. 375
und Tliirlwall Hist. of Greece IV, p. 501, dem (irote Vlli, p. 267
nur ein lächerlielies Missverständniss entgegeusezt ; aucb die Bei-
spiele bei Tittmann StaatsT. S. 194, obgleich dieser irrig zur Eu-
tbyne zieht, was richtiger als Eisangelie gefasst wird; s. unten
§. 133, n. II.
12) Xenoph. ibid. §. 35: y.ul ftprjrpiouvxo , o"ri.v(q riv d'^/iov i^rj-
nurrjaav , n^oßoka<; avxwv tlvai y.ul iyyvTjTui; yaruarijauiy i'wq «v xq!.-
&ÜJOI,'. vgl. Harpocr. p. 165: il dt rt? xaru/fLiJOTovTjd-iirj , ovioq iloTj-
yfTo flq TO diKaartj^iov, und mehv über die Anlässe bei Poll. Onom.
VIII. 46 und Bekk. Anecd. p. 288 : n(ioßoh) to nuQÜynv »i; t//i'
inxkljainv TOV ßovXo/Aivov kuI anotpairfiv ojq Tjdixr^Ofv, fX xiq doxoirj udi-
Kflv ' xal Toi'q aiixoyrivTuq (vgl. Isocr. a. «»'Tic). §.314, Aeschin. F. L.
§. 145) y.ul TOI'? 7if(jt TU fii'Oir^iJiu y Aiovvaiu udixorvTaq (Demosth.
Mid. §. 8 und 175), mit dem Zusätze des Lex. rhetor. Dobr. p. 676 :
Krjy.i/.ioq 6f qiTjOn iirni ijv xarit tüiv dqfioOt,a j^fjnXka i'Tio^VTXorTWv
(vgl. Böckh in Beil. Abhh. 1815, S. 129] u7io<fif(iouoi,, xal xu&ökov
röiv T« xotva xkfnroiTwt'' xukiZa&ai de oi'tw? xal Tuq ifi,7ioQixiAq (xrf-
i'i'ofic, der nicht mit IMeier im Ind. lect. Hai. 1844, p. 32 auf die
Phasis bezogen zu werden braucht ; über die Procedur aber Phot.
Lex. p. 148 {^xaxuxiL^oTovia) und mehr bei Matthiae p. 238, Schö-
mann Com. p. 227—239, Tittraann S. 197, Heffter S. 229, Meier
u. Schöm. S. 271—277, Plaftier Process !, S. 379 — 386, und ins-
bes. m. Abb. inj Gott. Lect.Kat. 1847 — 48, die zwischen Bake
Schol. hjpomn. III, p. xxxi fgg. und Schömann (vgl auch Philol.
II, S. 593) den Mittelweg einschlägt.
§. 131.
Ueberliaupt war es eine notlnvendige Folge des oben
(§. 113) bcrülirica rechtlichen Charakters der athenischen
Demokratie, dass sie die Sorge für die Gesetze und ihre
Handhabung nicht der durch die Interessen des Augen-
blicks behcrrscliten Volksgemeinde anvertraut, sondern
in die Hände einer jährlich erneuerten Anzahl Geschwo-
rener gelegt halte, welche, obzwar ganz aus denselben
Elementen wie jene bestehend, dennoch durch den ge-
leisteten Eid ^) gleichsam eine höhere Weihe empfangen
zu haben schien und wenigstens ihren Functionen nach
die Trennung der Gewalten herstellte, welche allein die
Demokratie vor der oben geschilderten Entartung bewah-
ren konnte^). Dahin gehörte aber, ausser dem eigent-
lichen Richteramte , namentlich auch die Gesetzgebung,
die Solon 3) um so weniger der Volksgemeinde aus-
384 Th.F. Der athenische Staat. C. II. B. Rathu. Folk.
schliesslich überlassen konnte , als er diese selbst mit
ihren Beschlüssen streng an die bestehenden Gesetze
band und diesen unterordnete''^). Nur Wünsche auszu-
sprechen und die mangelhaften Theile der Gesetzgebung
zu bezeichnen , war daher der Zweck der Revision der-
selben ^) , die regelmäs?'g in der ersten Versammlung
jedes Jahres abgehalten ward^ das Weitere blieb der
Entscheidung der Nomotheten ^) überlassen, die in einer,
wie es scheint, durch das jedesmalige Bedürfniss bestimm-
ten Zahl ^) aus der Mitte der Geschworenen des Jahres ^)
genommen wurden. Vorschläge zu neuen Gesetzen stand
dabei jedem Bürger öffentlich auszustelleu frei ^) j wenn
dieselben aber auch in der vorgäugigen Berathung des
Bathes und Volkes zugelassen worden waren ^^) , so
stellte sich lezteres doch den Nomotheten gegenüber auf
den Standpunct des Bestehenden und Hess dieses durch
erwählte Anwälte vertheidigen ^'), während jene wie ein
Gerichtshof durch die Thesmolheten präsidirt worden zu
seyn scheinen ^'^). Diesem Charakter einer richterlichen
Verhandlung, vor der nur das schlechtere Recht dem
besseren weichen sollte ^^) , entsprach zugleich die Be-
stimmung, die kein neues Gesetz ohne ausdrückliche
Aufhebung des alten eingeführt, kein altes ohne Ersatz
durch ein neues abgeschafft sehn wollte ^''^j 5 und selbst
als später die Menge der Gesetze Verwirrungen herbei-
führte^^), finden wir die Thesmolheten von Amtswegen
mit der Sorge für die Uebereiustimmung derselben be-
auftragt ^^).
1) Demosth. Leplln. §. 98: axnitif, xa&^ "v Tfjonov ö SöImv rovq
vöfiovg <Js xuhJx; xiXivit ri&hui' n(JWTOv filv nag' Vftlv xotg o /x (ü fto-
HÖai, 7tu()' okni(i xul ruXka >iv()otizai, x.z.L S. den Eid der Helia-
sten adv. Timocr. §. 149 und den Redner selbst §. 78: «y' ovvi^
Joxit avfi(f>f(JHv T^ noXii, rotovTog vifioq, uq 6ixuOTrj,jiov y>wa(o><; ai'ic?
xvQionnJoq ioTiti. xui zriq rwv o fiw ft ox 6t ur yvioanq roiq aiwfiöroK;
n(.ooT«Jf. ivuv; über die Bedeutung des Richtereids iiberLaupt auch
pro Cor. §. 6: üjamg ol vöfioi. xihvonaiv ., ovqo %i&fi<; f^ «C^V? — ö-
Xuv . . Ol- fiövov TW yQiiyjrti. xV(}iovq ojno äfiv f^viu , likXu xul rü ror?
äixü^oyiuq x'ßüq ifioj/xoxhut, und die zahlreichen Berufungen auf
denselben Mid. §. 4, Theoer. §. 25, Steph. I , §. 50 u. s. w. mit
Droysen ih Schmidt'ti Zeitschr. f. Gesch. VIII. S. 387.
2) Demosth. Eubulid. §. 56: o'tiw y«e ov n'ovov xüv unorp^<i)iatt-
§. 131. Gesetzgebung. 335
ftfvuv iftov '^kifiovaiojv xvQtojrtQa ovra zu. öixuaxrjQiu, nkXd xul t^«
ßovXTJq xul Toi7 drjfiov: vgl. Lysias de caede Eralosih. §. 30 mit
Wachsinuth I, S. 485 und u». Abh. über Gesetz, Gesetzgebung und
gesetzgeb. Gewalt in Gott. Gesellsch. d. Wissensch. IV, S. 70 fgg.
3) Denn dass dieser auch die Nomotheten eingeführt habe, leug-
nen Bake Schol. hypomn. IV, p. 31 fgg. und Grole III, p. 163 mit
Unrecht; vgl. Schöinann Verf.gesch. S. 53 fgg. und mehr ober.
§. 113, n. 5.
4) Demosth. Timocr. §. 30; vgl. oben §. 67, n. 8 und Vischer
Unters, über d. Verf. v. Athen, Basel 1844. 4, S. 22.
5) 'E7ir/fi(}orovia vö/xwv nach dem Gesetze bei Demosth. Timocr.
§. 20 : fTil 6t Tfjq nqü)Tr](; n(jVTnvfiaq xf] fvdixÜTTj iv Tai dijfioj, infiduv
ti'i^cui o x^qi'l, ini.xii'^OTOviuv nouZv töiv f6fi(ov, nqüiTov fiiv niql xü>v
ßovXtvrixöjv , divTiQov öi tüv xotKÜv, t^ra ci.' xttvTai. rolg ivvtu uqx°^'
öiv, ilxa Twv ukkiov ufj^wv . . fdv di ziviq rmv vofimv T(öv xnfiivtov
unoxn.()orovT)&(üai,^ zoi»"? nqvrävnq , W <uv uv -q imxtigoToyia Yfvtjxat,
noutv ntql tojv uno/iiqoxovTj&ivxmv xtjv xtXivxaluv xüv xqiwv ixxkijoimv,
Toi'S 6i nqofdqov<;, ol av Ti';^wai ngofdqu'ovxtg fv ravTTj xfj ixxXrjom,
XQTifiaxii^fiv iTiävujfXfq nQWXov /utxu xa Uqu niql twv vofio&ixwv , xu&
% T* xoc&i6ovvxui, xai ntgl roii dqyvqiov , 'o&tv xoXq vofto&ixaiq t'axui,
Toi'c äf vofio&fxaq fivai, ix xüv ofibifioxoxwv xov TjXtaaxixov oqxov . .
nqo öi TTJq IxxktjOiaq o ßovköfiivoq 'A&7]vtti(ov ixxi&ixo) nqoo&i rüv
'E7io)vvfiO)v yqäxput; Toi'? föfionq oi's f<y xi&fj, otkük uv nqoq xo nX^&o<;
TWV Tf^^vTWv vofiwv xpqtpLaTjrai, o äijfioq ntql xov XQo'^ov xoXq rofio&i-
xui<; x.x.X. Vgl. Petit Leg. II. 1, p. 175 fgg. und ScLelling Sol.
leg. p. 43 fgg. mit Frauke in Jen. Liter. Zeit. 1844, S. 736 — 738
und Funkhänel in N. Jahrb. XXXV, S. 405; auch XXXVIII, S. xii
und die Fhitik des Gesetzes bei Westermann in Abh. d. Leipz. Ges.
d. Wissensch. I, S. 3— 46 und Kayser in Heid. Jahrb 1851, S. 664,
1853, S. 386, die übrigens nur die Authentie seines Wortlautes er
scbnttert, die Richtigkeit des wesentlichen Inhalts nicht in Zweifel
gestellt hat.
6) S. im Allg. Wolf ad Leptin. p. cxxvi fgg., Schömann Com.
p. 248 fgg., Anliqu. p. 227, Platner Process II, S. 27 — 39; auch
Hüllmann Staatsr. S. 324 und Jo. God. Hauptmann de latione et
conservfttione leguni apud veteres Graecos , Gerae 1760. 4, insbes.
aber Bake und Westermann 11. cc, wo die früheren Ansichten be-
deutende Berichtigungen erhalten haben. Vergebens bemüht sich
Tittniann S. 146 fgg. die Volksgemeinde als höchste Behörde dabei
darzustellen.
7) Bei Demosth. Timocr. §. 27 sind es 1001; bei Andoc. My-
ster. 5. 84 ntMxux'ooioi., oi'v ol ÖTjfiuxui tt.XofxOf inndi/ ofioj/uoxuaiv, ge-
wiss ein ausserordentlicher Fall; doch sind auch die ;^(A(0( bei Poll.
Vlll. 101 wohl nur coucreten Beispielen entnommen.
8) Böckh Staatsh. I, S. 337; Westermann S. 21 fgg.
9) Vor den Bildsäulen der 'Hjiajwfioi, Demosth. Lept. <$. 94, vgl.
§. 111, n. 2 und Wolf 1. c. p. cxxxiv, unweit der Tholos der Pry-
tanen (Boss Theseion S. 65), wo alle öflentlichen Bekanntmachun-
gen angeheftet wurden; s. Isaeus Dicaeog. §. 38, Demosth. IMid.
§. 103 u. 8. w.
10) Vgl. Poll. VIII. 101: xoii? y"() vtovg [vofioi<(;) idoxiftal^tv tj
ßovXi) xul o drj/xoq xai x(i dixuoxTjqiu , und was den Rath insbeson-
di'r<- betiiffl, XenopL. Rep. Atb. III. 2, so dass auch ovvvofio&tittp
I. Bd. 4. Aiid. B|]
386 Th. V. Der athenische Staat. C. II. B. Rath u. Folk.
Tjjv ßovkijv bei Demosth. Timocr. §. 27 nicht so anstössig ist, wie
es Westermann S. 29 auffasst , obgleich es allerdings nicht mit
Schömann Com. p. 258 auf die Verhandlung vor den Nomotheten
selbst, sondern darauf zu beziehen seyn vrird , dass auch die \ or-
schläge neuer Gesetze zuvörderst vom Rathe begutachtet werden
mussten , um das \ o\h zur Entscheidung über die Einsetzung der
Nomotheten zu befähigen.
11) Svvrjyofioi, oder avvdixoi., Demosth. Timocr. §. 23 : al^fto^at
di xul Tovq avvunoXoyTjOOftiyoiiq tov dfjuov xoXq voftoiq , oV uv tv rot?
voßo&fTutc; J.vüivrui. , :if*T« «Vdp«? i^ ' Ad-Tjvuiwv «navTWv: vgl. §. 36
mit d. Schol. und Westermann S. 44 , der aber zugleich erinnert,
dass ihrer Lept. §. 146 nur vier seyen, so dass es auch hier gerathe-
ner scheint , die Zahl unbestimmt zu lassen.
12) Westermann S. 31 fgg. 48 fgg. 54; vgl. F. A. Baucke de
Thesmoihetis Athenieusiuin , Bresl. 1844. 8, p- 19 fgg. w^enn auch
die extravaganten Hypothesen, die dieser hieran geknüpft hat, zum
geringsten Theile Stich halten dürften. Die nQotÖQoi, bei Demosth.
Timocr. §. 33 sind entweder >'orsitzende schlechthin oder aus Ver-
wechselung mit der Volksversammlung (s. not. 1 C) interpolirt ; denn
wer kann bei den Nomotheten an die stets nur ad hoc erloosten
non-contribules der lezteren denken?
13) Demosth. Lept. §. 89 : o naXaiog vöfioq oi'Tto xiXfVd vo/*od-t~
TilV yQäqita&ai fifv, uv riq xtva tw* vn.aQxovTOiy vcftwv fiTj xaXüx; »xit*
rjYrjTai, , ■nrtQU.aiffQuv 6\ uvtov uXXov, ov uv xi&rj Xvojv ixtXvov, vfiü^ dt
dxovaavTctq iXia&at rov x^iirrw. vgl. Aristot. Rhetor. II. 23.22: otov
^KdpoxA^? iXfytv o IJt&fvg xuTT/yoQwy toi" vcfiov . . . diovtaif ot tofiot
voftov xov ätoQ&waovToi; , und mehr oben §. 53, n. 4.
14) Demosth. Timocr. §-33: täv 6i vöfimv räiv xufthwv f*tj lf«P-
vai Xvaut ftrjdha, iuv fitj fv vo/io&iruiq' tot* d f^ftvai, tw ßovXofiivoi
Twv 'AQrjvaifüv Xvitv, f'riQov Tk&hn (lv&' 'zov uv Xvr] . . . ivoiVTiov dt
v'ofiov ftr^ fifZvai xüv vönmv riiiv xiitihwv /ir^äfvi' mv 6f Tt? Xvaa<; rtvu
TWV vöfiüiv TWV xftfifvo>v fTfQov uvTin&ij nTj tniT7i<i(iov Ttü A&ljvaifüv
6tjh(i) rj fvavriov twv xftfxtfCüv TW , rag yQtigiai; tivai, xux uvxov xaxu
xov vofiov , o? xtVxai ^ ittv Tt? nTJ tnixTjdnov &ij voftov,
15) Demosth. Leptin. §. 92; vgl. Voemel ad Olynth. 111. 10,
p. 122.
16) Aeschin. Ctesiph. §. 38: dtuQ^riärjv nQoaxixaxxat xoig &iaßo-
&tzaiq xud-' (xaoxov ivutiixöv dioo&oiv fv xü d/j/iW toc? vo/xovg , uxqit-
ßüi<; iifXfJaavxaq xni axixfiaftivovq , tl Tt? dvuyfy(junxui vo^ioq ivavxLoq
fXfQii) yöftbj T] uxV(joq IV xoiq xii(jioiq , T] fV nov tlai vo/tot nvuytyQafint-
voi TiXtiovq fvoq nfQi ixuoxTjq nqü^füiq' xdv n xoiovxov fi'()iaxo)Oiv, uva-
yfy(}ug>ÜTaq tv auviatv txxi&tvni xtXtvtt nqöa&tv twv tnwvifiwv, roi/q di
npi'xüvfiq noKiv ixxXijoiav fntyqürpavxrtq vofto&ixnq , xüv d tmaxaxfjv
TWV 7i()0tdQ(iiv diaxfiQoxoviuv didovai xü dtjuti) , xat xovq fttv uvaigdv
TWV vofiojv , xovq di xuxnXtinnv : worin Westermann ganz richtig
Bchon in Zeitschr. f. Alterth. 1844, S. 773 ein neueres Gesetz er-
kannt hat.
§. 132.
Noch deutlicher tritt übrigens diese Bedeutung des
Richteramts im Gegensatze der Volksversammlung in
§. 132. Anklage gesetzwidriger f^orschläge. 387
der sogenannten Klage (yoacpi;) nuQavoinwv hervor, die
allerdings ursprünglich nur den Zweck haben mochte,
gesetzwidrige oder dem öffentlichen Besten nachtheilige
Vorschläge zu Volhsbeschlüssen zu hintertreiben ^), nach-
mals aber zu einer förmlichen Goutrole der lezteren selbst
durch die Gerichte ausgedehnt ward '^). Einerseits konnte
sie freilich gerade desshalb als ein Palladium der beste-
henden Verfassung betrachtet werden , die darin nicht
nur gegen Anfechtungen Einzelner, sondern auch gegen
Uebereilungen des herrschenden Volkes selbst eine si-
chere Gewähr fand 5) • anderseits aber ward sie eben so
oft auch ein Werkzeug der ärgsten Chikane in den
Händen der Parteiführer und Sykophanten, die sich der
Suspensivkraft jener Klage nicht selten nur dazu bedien-
ten, was sie nicht hintertreiben konnten, wenigstens zu
hemmen j wie denn auch der Eid, mit dem sie begleitet
werden musste , denselben Namen wie die gerichtlichen
Fristgesuche, vnwfioala, führte '^). Dieser konnte in je-
dem Stadium einer Verhandlung des Rathes ^) oder Vol-
kes eingelegt werden^), worauf dann die Klage selbst
den gewöhnlichen Rechtsweg durch die Thesmotheten
und Heliasten ging '') 5 gewann der Kläger, so war der
Vorschlag, auch wenn er bereits zum Beschlüsse erho-
ben worden war, null und nichtig^), und der Urheber
desselben verfiel in eine willkürliche Strafe^) 5 ja wer
dreimal aus diesem Grunde verurtheilt worden war. ver-
lor das Recht zu Vorschlägen für immer ^o). Nur wo
ein volles Jahr zwischen der Annahme des Vorschlags
und der Anklage verstrichen war , fiel die Gefahr für
die Person des Urhebers weg ^'j^ der Beschluss galt als-
dann als bestehendes Recht und ward wie im vorherge-
henden Falle im Namen des Volks durch erwählte An-
wälte vertheidigt ''*).
1) El fo')(Jit yi>fi<f-oyr(t nitfjurufiu, 7t(i{jftv6fiO)v }'()U<pofilvo<;, Dem. Cor.
§. 13 ; vgl. Lycurg. Leoer. §. 7 : oxdv fdv yu(i t«? röiv naQavnßMv
y()U<f>uq äiKitUTitf , TOVTo /xovov fnnvoQ&otßTf xfti jurrt^v ir/v n()ü{iv xio-
IvtTf , tinf)^ onov itv t6 xiiij<ptaftn ^i/xi/ (Ikümnv xtjv :i6kiv: und mehr
im Allg. bei Scbömaiin Com. p. 159-170, 272—281; Hellter S.
Bb2
388 Th.V. Der athenische Staat. C.IJ.B. Rath u. Folk.
157 — 162; Meier u. Schöni. S. 282—286; Platner Process U, S. 40
— 65; Bake Schol. hypomn. IV, p. 52 fgg.
2)_ Demosth. Lept, §. 93: tiuq VßVv roZq oftojfioxoai , nag' oloniq
Kul TuXXu xv(jovzui: vgl. die Ratification der Bür^jerrechtsertheilun-
gen oben §. 117, n. 14 und ein ähnliches bestätigungsrecht für Ver-
träge de Halon. §. 9 : ai'ußoXu xf'^t« lafo&ui, tnitöüv iv zeJ dixariT?^-
Qiü) TW 71«^ Vfiüv y.rn)0)d-jj , wq ö röfioq xf/*i''ft , was wohl auch kaum
anders als in der Form eines Aufrufs zur Klage rnnjavonotv gedacht
werden kann. Meldete sich Kein Kläger, so fiel freilich das Wei-
tere von selbst weg; und dann konnten auch wohl, wie Poil. V[II.
88 sagt, die Thesniotheten für sich aileia die Ratification ertheilen.
3) Demosth. Timocr. §. 154: «xoi'tu rf' l'ymye xul t6 nqörfQov oviot
xaralv&^vai rr/v drjuoxfiurlav, 7ta()av6fio)v nfjöjzov yQU(p(!)v xhtuXv&howv
xal TÖ)v dinnacTfgio)v uxv(}wv yfyovörojv; vgl. Thucyd. V!II. 67, und
mehr bei Aeschin. Ctesiph. §. 6 u. §. 19 i — 200, Demosth. Theoer.
§. 34, Dinarch. Demosth. §. 100 etc.; auch Tittmaan S. 6 fg. und
Grote V, p. 503 tgg.
4) Vgl. im Allg. Hudtwalcker Diaeteten S. 94 und hierher na-
mentlich Pollux VIII. 44: l'nofloaü^t^voq yüg Ttg to ^(jaipfv . . rfny-
kiyyfv oT» laxl nuQuvo/xov rj üdixov tj ttai'fA^Ofjov , . xui oj'x r/y (ibid.
§. 56) fifTci trjv v7io)fAoainv xo yQu(piv, n()lv mQi&fjvat, kvqiov: über den
SuspensiveflFect auch Demosth. Aristog. II, §. 8. Auch u.niDfionia'i
s. Lex. rhetor. Dobr. p. 665 ; oder bezieht sich diese vielmehr auf
den Fall , wenn der Urheber seinerseits den Vorschlag fallen Hess
(Demosth. Cor. §. 103), obgleich Bekk. Auecd. p. 313 auch diesen
unter vnM/xoalu begreift; oaoTuy ti? vöfioy im üi-kov daijyrj&fvTa yfju-
ifiTjTui naqavonoiv ij ui'xoq o iloTjyTjaäfifvoq narayvovq uvrov f^oftoatjTui
nuQaXfkoyiad-ai ?
5) Demosth. Everg. §, 34 : yivo/xtvov roiwv toinov toi* rprj(fiaf*u-
To? iv TTJ ßovkrj xal ovöiiioq yqucpo/zfvov nu^uvo/iuiv , aXXu xvqiov
OVTOq X. T. X.
6) Auch in der Volksversammlung selbst, wie Xenoph. Hell. I.
7. 34, ohne dass man dieses jedoch mit Schümann p. 16t zur Re-
gel machen dürfte.
7) Daher tö cpfvyov ii'i)(fio/4u, Demosth. Aristocr. §. 58. Die
Competenz der Thesmotheten fZeitschr. f. Alterth. 1839, S. 563)
bestätigt neuerdings Hyperides pro Euxenippo p. 5; für die Rich-
ter kann die Ziffer 6000 bei Audoc. Myster. §. 7 natürlich nur als
Maximum gelten.
8) 'E(iXo) tÖ ^pri<fiiafiu, Vit. X Orat. p. 836, oder a'xi'^ov tyivixo,
iXv&T], Diog. L. V, 38, und das Gegentheil (i:if(piiyi , Dem. Cor.
§. 222.
9) '/iywv TiftTjxöq, Böckb Staatsb. I, S. 503: »sehr hohe Geld-
busse • ; doch auch wieder nur 25 Drachmen , Hyper. 1. c. p. 9.
10) Ath. X. 73; vgl. Meier Bon. daionat. p. 130. Rücksicht-
lich des Klägers , wenn er verlor, traten die allgemeinen Bestim-
mungen für öffentüche Klagen ein , vgl. Dem. Gor. §. 266 und
unt. §. 143.
11) Petit Leg. II. 1, p. 183 fg.
12) So in dem Falle des Leptines , Demosth. §. 146, wofür es
auch keinen Llnterscliied macht , wenn dieser nach Westermann
(Leipz. Abhandl. I, S. 46) vor den Nomotheten verhandelt seyn
sollte; B. Hefftcr S. 162.
§. 133. Betheiligung des f^olkes bei Anklagen. 389
§. 133.
In ähnlicher Weise ward aber auch das Volk als
Kläger durch erwählte Anwälte vertreten ^), wenn es sich,
wie oben §. 130 erwähnt ist, als Partei constituirte und
namentlich solche Vergehen, durch welche die Sicherheit
des Staats und das gemeine Wohl gefährdet schien , in
seinem Namen vor den ordentlichen Gerichten verfolgen
liess 2). Solche Vergehen konnten selbst Fremde oder
Sclaven nach erhaltener Vergünstigung ^) zur öffentlichen
Anzeige bringen '*') , worauf die Volksversammlung ge-
wöhnlich einen der beiden Senate, bisweilen aber auch
eigene Commissarien ^) mit der weiteren Untersuchung
behufs der eigentlichen Anklage beauftragte ^ dem Bür-
ger aber stand für dergleichen Fälle der Weg der sioa)"
yeXia ^) offen , welche den Vortheil mit sich brachte,
dass, wenn sie vom Volke gebilligt worden war, die
Kosten und Gefahren für den Kläger ganz oder doch
theilweise wegfielen ^)j und obgleich sie daher ursprüng-
lich wohl nur die Bestimmung gehabt hatte, die öffent-
liche Aufmerksamkeit auf Beeinträchtigungen zu richten,
zu deren Abwehr oder Bestrafung die gewöhnlichen Ge-
setze nicht ausreichten ^) , so wurde sie doch gern und
bald auf alle Fälle ausgedehnt , wo ausserordentliche
oder besonders gravirende Umstände eine directe Bethei-
ligung des Staates zu rechtfertigen schienen^). Die etg-
uyyeXla konnte wie jede sonstige Denunciation entwe-
der gleich bei der Volksgemeinde oder auch bei dem
Rathe der Fünfhundert angestellt werden , welcher lez-
tere dann auch ein Strafrecht bis zu fünfhundert Drach-
men besass , grössere Sachen aber an die Gerichte ver-
weisen musste *°). Auch Straferkenntnisse von Seiten
der Volksgemeinde kommen vor ^^)'^ in der Regel scheint
sich jedoch auch diese begnügt zu haben, über die Ver-
setzung in Anklagestand zu entscheiden uLid dem Kläger
sodann die erwählten ovvtjyoQov^: oder y.aTjjyÖQOvi; beizu-
ordnen *'^). Einige Klagen freilich , die auch mit dem
Namen eiouyyeXia belegt werden, wie wegen xüy.wats
oder Verletzung der Pflichten gegen Aelteru, Erbtöchter,
390 Th. V. Der athenische Staat. C. II. B. Rathu. Folk.
Mündel *5)^ oder wegen Parteilichkeit eines Schiedsrich-
ters ^'^), wurden sofort bei der gesetzlichen Behörde an-
gebracht ^5), theilten aber auch sonst mit jener nur die
grössere Sicherheit, nicht das Verfahren ^^).
\) Ueber diese s. im Allg. Herald. Animadv. III. 10, p. 233
fgg. , Seybertb de diverso synuicoruin in Graecia et Latio munere,
(iott. 1708. 4, und insbes. Meier Bon. dainnat. p. 1 1 I fg., der nur
keine ständige jährlich erwählte avt/jjyiQoi'q annehmen sollte , wie
diese denn jezt auch aus Böclih's Staatsh. I, S. 336 verschwunden
sind; vgl. Wolf ad Lept. p. cxxxvn, Schöm. Comit. p. 210, Heflf-
ter S. 106 fgg. , und mehr unten not. 12.
2) S. Tittmann S. 204 fgg-, der sich aber auch hier vergebens
abmüht , der Volksgemeinde eine entscheidende Thätigkeit beizu-
legen.
3)"^d«a, vgl. Lysias Agorat. §. 55, Andoc. Myster. §. 12. 15,
Plut. V'. Periel. c. 31 u. s. w.
4) Mr^vvau?, s. Schöm. Comit. p. 219-227, HeflFter S. 234—
237 , Platner Process I, S. 353 — 365 , Ciarisse ad Thucyd. epocb.
p. 89.
5) ZijTTjTui, PoU. VIII. 115; vgl. Sluiter lect. Andocid. p. 55
und Schömann Process S. 566; übrigens nicht mit den L,rjXT}TaZ<:
oder /uftarjjfjoi. in Finanzsachen zu verwechseln , s. ßöckh Stfiatshi
I, S. 213.
6) S. im AUg. Herald. Anim. III. 7, p. 220 (gegen Salmas.
Mise, defens. p, 291 , der den römischen stellionatus verglich), Pe-
tit Vn. 13, Mattbiae jud. Ath. p. 229— 238, Schöm. Comit. p. 170
—217, Tittmann S. 198— 204, Heffter S. 213— 229, Meier u. Schöm.
S. 260 271, Platner Process I, S. 36.0—379, Wachsmnth II, S. 238.
1) Hinsichtlich der Kosten s. unten §. 140, n. 10; hinsichtlich
der Gefahr Polt. VIII. 53: ön dt ö ilanyyfiknc; nul.ovx '^<"»' (t^W^°^
vv , 'YiifQidfjq h T'Z vTifQ Avuöcpoovöq <pt]oi,' kuLtoi, y( o @fo(fiQuaroq
Toi"'!; luh' ukkuq yiJacpuq ygutpufifvotiq -jit^iaq t o<p).iaiiii.vn,v, il tov ni/i-
nrov Twr rp7](po>v /il] fitraXdßoi.fv , xfu TtQoq uTijuova&at , rovq 6( flaay-
yfkkovTuq nTj ((Ti/xova&ai ftfv , oq>ktlv dl xaq /lUnq • i'oixf 6i rovro äia
%oi<q ^ftdiwq lianyyfXiovTuq varf^ov :igooyfyQ(it<f&ai,. Freilich wollen
Meier Bon. dainnat. p. 134 und Lelyveld de infamia p. 237 die
geringere Gefahr nur auf die daayytkia nQoq xov ixQxovru (unten n.
15 fg.) beschränken, doch glaube ich nicht, dass dieses aus Isaeus
de Pyrrh. §. 47 nothwendig folgt; vgl. auch Demosth. Pantaen.
§. 46 und das Richtigste vielleicbt im Lex. rhetor. üobr. p. 677:
ntQl t)J r^q liaayyfXirtq, fdv fiij iiiTuXüßj] ro nfftnrov f^fQoq zwv yjt}q,<i)v,
ol SixaoTul Ti/A.(itai:
8) Hyper. pro Euxen. p. 5 : vn^g rivwv ovv oho&i diZv raq tlq-
uyyiXinq yiyvrnd-ut ; tovt' ijdr/ xaö-' fxuorov tv rü vöntu fyQt'ttpuTf, iV«
Hl) uyvojf fii]Stl,q ' iüv t»C tov dijuov rov 'A&r/vaiwv xaruXvTf . . rj avv-
itj not (711 xaTakvan tov 6ijfiov rj *T«<ptxov ovvuyüyrj ?} fdv nq nöXiv
rivn 7i(jodäi r} vuvq ^ nil^ijv ^ vnvxDtTjv aTQUXMv rj gjxoiQ wv ftjj XfyTj
TU uQiaxu TW d'^fiM xi'dv 'AOtjvhUüv XL'Vf*'^^" Xa/.ißävojv. vgl. PoU.
VIII. 51 und Lex. rhetor. Dobr. p. 667, wo Thcophrast offenbar
auf dieses Gesetz fusst ; inzwischen fügt der Grammatiker hinzut
§. 133. BetheiiiyuJig des Volkes hei anklagen. 391
?V(0» «Jf Ttüv or/ToQüiv flo)&fanv xuXflv xal tu htj fiiyaXa adi*r,fiaTa flc;-
uyyfXinv , lort 6 ot# iftßuXXovTfq loi'? atixo<fu*Toii/4.fyov<; tio^yynkuv,
WC fifv (piX^^oqoq )(iki(i)v xaS-i^ofiivw* , w? df ^ijfirjT(jioq 6 0aXrjQn''g,
j(tXio)v Tifvzaxooiwv KaixiXioq df oirioq (uginaro ' flouyffXla (0x11/ ö TifQi
xatvüv uäixTjuuTOjv «f*dwxa(T»v nnfvtyxiTv ol voftoi, l'ari di to fifXfrwftf-
vov iv Tat? Twv ao^cuaroJv dtaTQißalq: und diese leztere Beziehung
tnl TWV «yptt^wv drjftoaiiüv aStxijfinrwv, oder ■wie bei Harpocr. p. 94,
Inl 6r]ßoaioi(; udixTjfiaai ßtyiaToiq xal nyaßoXtjv fn] ini6()(oftfvoi(; xal fcp
0*? ftr^rt uQXr/ xa&iarrjxf fiTjXi To/401. xfVvrai. roVq ao/ovai , xu& ovQ
ilnu^ovritv, aXXrl nqoi; Tr^v ßoiiXrjv rj tov djjftoy q ngdizT^ xaruaraolg Inn,
•wird als die generelle neben jener speciellen nie ausser Acht zu
lassen seyn ; vgl. auch Luzac de Socr. cive p. 109.
9) Hyper. pro LycopLr. p. 27 : «i'to? d' vTugnijd^aaq növrai
TOI'? vofiov(; uanyyfXiiiv dfdwxuq i'ntg wv yqaifal UQoq roi'? &fafio&fTai
fx TÖJv voftmv liaiv , lya rtgwrov /uiv uxivSvvog floirjq flq rov nywvn x.t.X.'.
▼gl. Oemosth. adv. Phorm. §.50 und Schol. Aeschin. Timarch. §. 1 :
irioTf fifvTot x(tt flauyyiXiav xaru TÖiv ff&j<voftfy(üv untri&iyTo,
10) Demostb. Everg. §. 43 : IrtfiJr^ h tw Sta^figoroviTv r/V 1] ßovXrj,
TiOTfQu StxaOTrjQioi nuQadoit] tj i,rjfiio)(7fii xaT? TifvTaxoat'a«?, oooi' tjv xj'-
gia xnra tov vofiov: vgl. Isocr. n. uvrid. §.314 und mehr bei Ösen-
bruggen Sen. Atb. p. 22 fg.
11 ) S. oben §. 130, n. 11 und Platner Process I, S. 375. Na-
nientlieb , ■wie es scheint , fX riq tÖv Stjuov [vrtoa/önfvoQ) iianutTjOnf,
Demosth. Lept. §. 135, Timotb. §. 67, wie in djm Falle des Mil-
tiades , vgl. Her. VI. 136 mit Wacbsmuth II, S. 209 und Grauert
im Ind. lect. IVIonast. 1844 — 4.5, p. 15; doch gehört auch das Pse-
phisma des Kanonus hierher nach Schol. Aristoph. Eccles. 1089 :
xuTfxofifvov fxai fO(i)&(v ctnoXoyfla&ui tov x«t flauyyiXiav xQivoftiyov.
12) Demosth. Aristog. I, §. 13: fyu yug ir raXq fxxXrjoiuiq oqwv
i'fiä(; xuTUTÜTToyinq ftf xal npoyn(jii,o/ifyovq tnl ti]v toi'toii xarr/yoginv.
vgl. Aeschin. Ctesiph. §. 52, Dinarch. Aristog. §. 6, Plut. V. Pericl.
c. 10, und über ihre Bezahlung Schol. Aristeph. Vesp. 691. Worauf
geht aber Demosth. Lept. §. 152: ftrj i^fVvai }(figororq&fyra vno toi"
di'iHov nXfov ^ unu^ avydixijaui ?
13) Harpocr. p. 160 : dixjjq orofxn (an rar? t* tntxXijgotq xuxu
TWV ytyaftifXOTCoy xal xaxu twv naidwv TOlq yovtfai xnl xutu tüJv im-
tqÖjkov toi? jTiJp twv 0Q<f>avöJv: vgl. Poll. VIII. 35: fljyv ydg tw ßov-
Xofifyoj ygu(ffn&nt tov fnCrgonov rnJp twv uStxoX'fxiybiv xjgtfarüv , Dlit
Isaeus de Hagn. §. 31 u. Demosth. Theocrin. §. .32, und was Har-
pocr. weiter beifügt : oti d\ t^jjv navxl tw ßovXofihio ygr'c<ffO&ai xa-
xiöofotq yoyfO)v xal xniq fnixXijgoiq ßoTj&dv (Poll. VIII. 53) . . r/V d(
xal avfv vSaToq: im Allj;. aber Herald. 1. c. III. 14, p. 247 — 251,
Meier u. Schöm. S. 269 — 271 n. 287—293, Platner Process II, S.
224—235, Leiyveld de infamia p. 139 fgg.
14) Harpocr. p. 94: uXXrj d\ doayytXia IotI xara twv dtatTiyTwv '
il yäg Tt5 vno diaiTT/Twv nStxTjd-fj , t^rjv tovto ilaayyfXXnv :igoq toj'c
d»xaOTf<? xal «>loj'? r^Tifiovro: vgl. Schol. Plat. Leg. XI, p. 920 D
mit Hudtwalcker S: 25 fgg. und Meier Schiedsrichter S. 14 fgg.
15) Isaeus de Pyrrh. §. 46: xal oix «v tlor^yyfXXfq ngoq rtv og-
j'ovT« xaxova&ai ttjv inixXrjgov : vgl. §. 62 und mehr bei Böckfa
Staatsh.I,S. 474, Heffter S. 192— 194, Sluiter lect. Andocid. p. 91,
Hudtwalcker Diaetelen S. 138. Auch was die Schiedsrichter be-
trifft , wird 7i^i>Tav«('wv bei Dem. Mid. §. 87 auf keinen Fall mehr
392 Th. F. Der athenische Staat. C.Jl. C. Gerichte.
mit Hudtwalcker auf ein Mitglied des Senats, sondero viel eher
mit Böckh und Meier Bon. dumnat. p. 129 u. 236 auf den Vorsitzen-
den der Logisten zu bezieben seyn ; obgleich lezterer jezt mit (irund
zweifelt , ob die n'O^vvij in dieser Stelle überhaupt mit der Eisan-
gelie der Diaeteten eins sey , und anderseits Bergk in Zeitschr. f.
Alt. 1849, S. 276 die leztere selbst von den Diaeteteu unter einem
TTQVxavfvotv entscheiden lässt.
16) Harpocr. p. 94: uvxai, äi tlai, ngog rov äqxovra nui rü 6m-
DRITTER ABSCHNITT.
Von den Gerichten und ihren Vorsitzern.
Vgl. A. W. Heffter, die athenäische Gerichtsverfassung, ein Bei-
trag zur Geschichte des Rechts, insbesondere zur Entwickelung der
Idee der Geschwornengeriohte in alter Zeit, Cöln 1822. 8.
M. H. E. Meier und G. F. Schömann , der attische Process ;
vier Bücher. Eine gekrönte Preisschriit, Berlin 1824. 8.
E. Platner, der Process und die Klagen bei den Attikern, Darm-
stadt 1824, 2 Bde. 8.
§.134.
Was nun näher den Aussehuss Geschworener betrifft,
durch welchen das herrschende Volk die ordentlichen Ge-
richte versah ^), so betrugt seine Zahl im Ganzen sechs-
tausend Bürger, welche das drelssigste Jahr zurückgelegt
haben mussten ^) und jährlich durch die neun Archonten
und deren Schreiber, wahrscheinlich sechshundert aus
jeder der zehn Phylen, durch's Loos bestimmt wurden ^).
Ihr Name war Heliasten, von der Gerichtstätte, wo sie
sich versammelten, '^Xtaia ''') 5 sehr selten traten sie übri-
gens alle zusammen, sondern zerfielen in der Regel wie-
der in zehn Abtheilungen, deren jede ordentlicherweise
aus fünfhundert Richtern bestand^), obschon auch diese
Zahl sich nach Maassgabe der Gegenstände ^) bald auf
zweihundert oder vierhundert vermindert '^) , bald durch
Vereinigung zweier oder dreier auf tausend oder fünf-
zehnhundert erhöht zu haben scheint ^). Jeder, welchen
das Loos zum Richter traf, bekam nach geleistetem
Eide ^) ein Täfelchen mit seinem Namen und der Num-
mer seiner Abthcilnng ^^) , welcher er mithin für den
§. 134. Die Heliäa und ihre Dikasterien. 393
ganzen Zeitraum dieses Jahres angehörte ^')5 die zweite
Veiloosiing, die am Morgen jedes Gerichtstags stattfand ^^j,
bezog sich nur darauf, an welcher Gei^ichtstätte jede
einzelne Abtheilung diesesmal Sitzung halten sollte ^),
womit zugleich die Vertheilung der Rechtshändel selbst
yerbunden war , deren viele sogar an einer bestimmten
Stätte entschieden werden mussten ^'*'}. Die Anzahl der
yerschiedenen Gerichtstätten ist ebenso ungewiss als ihre
Grösse verschieden angegeben wird ^5) 5 die meisten der-
selben lagen am Markte, und unterschieden sich wieder
durch Nummern und Farben , worauf dann die Stäbe
hinwiesen '^), die als Zeichen der Richtergewalt den ein-
zelnen Richtern vordem Eintritte in den Gerichtshof nebst
der Marke übergeben wurden ^^) , gegen die sie — seit
Perikles — von den Kolakreten ^^) den Richtersold '^)
erhielten. Dass weder an Fest- noch an Volks versamra-
lungstagen Gericht gehalten ward , versteht sich von
selbst^ sonst aber hören wir nur in Kriegszeiten von
Gerichtstillständen für Privatklagen ^^).
1) Vgl. im Allg. Joach. Stephanus de jurisdictione rett. Grae-
cornm c. 5 fg. im Thes. Gron, Vi, p. 2697 fgg. , Sigonius rep. Atli.
lib. III, Petiti legg. Alt. I. IV, p. 392 fgg., Blanchard sur les
tribunaux etablis ä Athenes pour le roaintien des loix et ponr regier
les diflFerends qui s'elevoient entre les particuliers , in Hist. del'A.
d. Inscr. VII, p. 51 fgg., und sur les Heliastes p. 88 fgg., Pettin-
gale on the use and practise of juries among the aneients , Lond.
1769. 8, Heyne Epim. comm. de judiciorum publicorum ratione et
ordine apud Graecos et Romanos, Opusc. IV, p. 76 — 90; A. Mat-
thiae de judiciis Atbeniensium P. II, in s. Miscellanels philologicis
(Altenb. 1808. 8) I. 3, p. 242 — 278, G. F. A. Blai.kensee de ju-
dicio juratorum apud Graecos et Romanos, Gott. 1812. 4, Tittmann
S. 213 fgg. und Wacbsmuth II, S. 251 fgg. F. Kozlowski (diss. de
Heiiaea maximo Atbeniensium judicio, Varsov. 1835. 8) scbeint die
neueren Forscbungen seit Sigonius und Meursius gar nicht gekannt
zu baben und ist voll grober Irvtbümer; besser, obgleich zunächst
für keine philologischen Leser bestimmt, Steinbart popul. üarst.
d. attischen Processes in Eberty's Ztitschr, f. yolksthüml. Recht
1844, H. 8 — !0 und Cauvet sur l'organisation judiciaire d'Athcnes
in Revue de legislation XX, p. 129 fgg. 289 fgg.
2) Demosth. Timocr. §. 151; Poll. Onom. VIII. 122.
3) Aristoph. Vesp. 661; vgl. Schol. v. 775: tntnJij &(aMo&hfu
[itQXOvrtq Poll. VIII. 87) xai dixaroq o y()afifinrnf<; xXrjQovat toi-? di~
xur.Taq Toji? t ^q avrf/q Qpi'A/y? fxanToq : und mehr bei Scbömann de
sortitionejudicum, Greifsw. 1820. Sund de judiciis beliasticis, 1847.4;
auch J. Th. Voemel de Heiiaea, Francof. ad M. 1822. 4 und F. V.
394 Th. F. Der athenische Staat. CIL C. Gerichte.
FritzscEie de sort. jud. apud Athenienses, Lips. 1835.8. Seit wann?
s. Bergk in Verh. d. Jen. Philol. Vers. 1846, S. 38— 46 und Grote
V, p. 477 fgg. , der aber doeb wieder zu weit geht , wenn er die
ganzen Heliastengerichte erst von Perikles ableitet; vgl. oben §. 107,
n. 6 fgg.
4) To fifyimov SiKuaxTjQiov tIi)v ^A&TjvTjaiv, Harpocr. B. 138; vgl.
Sehol. Aristoph. Vesp. 772 und mehr bei Tittmann S. 215 — 217,
insbes. aber auch ßekk. Anecd. p. 310. 32: Uakttro df xal niyäkrj
fxxXr^aia, mit Schömann Vcrf.gescb. S. 37 und d. doppelten Etymo-
logie : Tjkiuin d\ ixkrj&rj tJtoi- naqu to iv aiirij ululi^faÖai. xovz' Innv
d&qoii^ta&ui. {aUa = fxxAjyot«, Dorv. ad Cbar. p. 242, Wachsmuth
I, S. 414, Franz C. Inscr. III, p. 593) ^ dt« to vnat&Qov ilvui, -tov
TÖnov xa'l ]fXiova&rtt. Aucb in Argos? Scbol- Eurip. Orest. 859.
5) Isaeus Dicaeog. §. 20 etc. Die übrigen 1000 also wohl Er-
satzmänner, Wacbsmutb II, S. 252; Heffter's Ansicht (S. 52) von
üecurien zu 600 Mitgliedern, die aber nicht immer alle disponibel
gewesen , lauft im Grunde eben darauf hinaus , widerspricht aber
den Zeugnissen und wird nach Berichtigung der Lesart bei Plat.
Apol. p. 36 aucb durch Diog. li. 11. 41 nicht mehr so unterstüzt
wie es früher schien; vgl. Freret in M. de l'A. d. Inscr. XLVII,
p. 265 und Böckh hinter Süvern über Aristoph. Wolken S, 88.
6) Kurä Xöyov TOXI fyxXijfiaroc , Lucian. Bis acc. 12; vgl. auch
Steph. Byz. s. rjXiaia mit Schömann jud. hei. p. 6 und Demosth.
iVlid. §. 223: ol uil dix(i.L,ovxK; lo/vfjol xal xi'fjtoi twv fv rij nöXit nuv-
Tittv , äv xf dtuxoaiovq uv xi /iXioiiq (iv & onooovq uv rj reöAt? xad-iorj.
Einzelnes mehr bei Tittmann S. 114 und Meiern. Schöm. S. 138 fgg.
7) Wie bei der Phasis , Poll. VIII. 48; genauer eigentlich 201
und 401, ob mit Einschluss des Vorsitzenden? vgl. Scbol. Demosth.
Timocr. p. 702 : tJ'i« toj'to d\ o itq nQoaixi&txo dtl toT? dtxdOxaiQ, 'ivu
lAtj i'owv yfvofifvmv xwv tprjqibiv (^ ioT](; uniX&otaiv ol äix(ti,oftfvoi. , «AA
ixiZvoq do^T] vixäv <u UV o n,(; ngoozf&ij.
8) Wie bei der Eisangelie , Poll. VIll. 53; vgl. dens. §. 123:
TjXiaia d\: mvxaxoaiwv (schief ausgedrückt; doch bat er Luzac de
Socr. cive p. 110 irre gemacht)* fl St /iXiuv 6foi dixaoxMVy nvviaxuvxo
cTi'/o äuxaoTTjQt.u (ft? i'va xai }(tXiovQ fxifTjipiOfifi'a, Demosth. Timocr. §. 9),
fi di nivxuxoaiuv xui ^iXLmv , x(jia , und Bekk. Anecd. p. 2-62; ijv äf
XiXioiv nfvraxoaiojv xai ivoi' avvjjtanv dJ ol )(iXioi> rifvxaxöoioi ix xqiwv
<f)vi.Ü)V,
9) 'Ev '^Qätjxxü, Harpocr. §.46: v^l. Poll. VIII. 122 mit Plat-
ner 1, S. 80 fgg. und Sauppe dem. urb, p. 21. Die Formel steht
bei Demosth. Timocr. §. 149 — 151, jedoch ohne die Worte: ntQl
(öv fii^ fioi vöfiot., yv(i)iiTj x^ öixaioxi'ni] xgivuv, die Schelling Sol. leg.
p. 35 als einen nachsolonischen Zusatz betrachtet; oder soll man
mit Petit p. 414, Wolf ad Lept. p. 339, Weber ad Aristocr. p. 324,
Fritzsche sortit. jud. p. 7 fgg. einen zweiten Schwur vor jeder ein-
zelnen Gerichtsitzung annehmen?? vgl. Meier u. Schöm. S. 135
und Funkhaenel in N. Jahrb. XXXV, S. 401 , insbes. aber aueh
Isoer. Callim. §. 34, der in diesem Falle wohl von einem dreifachen
Eide gesprochen haben würde.
10) Dergleichen auch noch einige auf uns gekommen sind; vgl.
C. Inscr. I, p. 341; Intell. Bl. z. Allg. L. Zeit. 1837 n. 86, 1846
n. 35; Janssen Inscr. Lugd. Batav. p. 48; Ross Demeu S. 54. 57.
98. Widerrechtlich ist es, wenn die Kicbter (Aristoph. Plat. 1167)
8. 134. Die Heliäa und ihre Dikasterien.
395
anfvSova.y h nokXoK; y,y^«y^«» ye«/.A*«a.V : vgl. Demosth. Boeot. de
nomine §.5: rö cTi-oiv n.vaxio.v xov i'ya y.lr/Qoxo&ai , «p w (^uvaxov
Krj^ia. o yö^o, Uy^^: folgt aber daraus dass die zehn d.^aoxr,Q.u
oder <fvhu (not. 8) der Richter den zehn Phylen des Volkes nicht
entsprechen?
11) Vgl hier und zum Folgenden im Allg. Schol. Aristoph.
Plut. 277 mit Coel. Rhodig. Leet antiqu. XXII. 18, der aber He-
liasten und Fpheten verwechselt; dann Matthiae p. 2d1 -2oa, Heü-
ter S 50 feg., Platner I, S. 69— 78, und insbes. die not. 3 erwähn-
ten Abhh. von Schömann und Fritzsche, deren leztere freilich die
Ergebnisse der ersteren nicht beseitigt.
12) Demosth. Aristog. I, §.27: v/iH^ mhoi, nivroiv aQx, *Xr,{iov-
uha» 'A&rivaiwv, y.ni nävrtüv iZ old' St. ßovloßho,v ik rovrlkaxilv
ro d.mOT^f^o., ^övo* d.««s**' V^V-' ä^" ^^i OT. ikux^T,, ilT am^krj-
,rö&rj..: vgl. Fsocr. Areop. §. 4 und Demosth. F- L- §• U auch
Mid. §. 4 : ngi twv rf.xaaT)7f.iwv. Wessen Nummer nicht herauskam,
musste sich entfernen , Aristoph. Eccl. 688.
13) 'EniKfxX^Qw/^hiov xwv diy.uoTri^lotv, Demosth. Pantaen. §. 39,
Everg. §.17; vgl. Aristoph. Eccl. 714. Biswellen sassen aber die-
selben Richter auch mehrere Tage, Antipho Cboreut. §. 23.
14) Z. B. die dUai aixov am Odeum (adv. Neaer. §. 52, vgl.
Poll. Vni. 33 mit Forchhammer in Kieler philol. Stud. S. 315]:
das V.xaaT^pto* twv ^.a^o^fTcTv Andoc. Myster. §.28, ßaoiknov 6.-
xaoTnQioy Poll. IX. 44, und die Ephetenstätten oben §. 104, aicht
wie bei Heffler S. 60 mit den Instructionslocalen (§. 138) zu ver-
wechseln; s. auch Aristoph. Vesp. 1147: of nev i'ifiwv ovniQ Sgx(^y,
Ol tff Tia^« Tor? fvdtxu, ol rf' tv wöno) öixü^ovai x.t.X.
15) Die Vierzahl bei Poll. VlII. 122 und Schol. Aristoph. Vesp.
120 reicht um so weniger aus , als beide nicht einmal gleiche Na-
men nennen und aus Paus. 1. 28 u. s. w. noch andere dazu kom-
men so dass wir ausser dem Odeum noch wenigstens acht oder
neun' weitere kennen: ro Mrjrixov (Paroem. Gott. I, p. 434), to ini
Avrtüj (vgl. V. Lcutsch das. p. 115), Tqiyoivov, nagußvarov /xfoov,
M*rtov, xa.vöv, |9«re«/.o.-v, »omx.orv, doch ist auch die Zehn bei
Fritzsche p. 74 fgg. , dem Raonl - Rochette im Journal d. bavants
1837, p. 20 u. 406 fgg. und Leake Topogr. übers, v. Sauppe S.
258 folgen, nur scheinbar, da sie den Areopag und die Epheten-
stätten mitbegreift und dagegen von obigen selbst nur die vier er-
sten nebst der r/Xuua bestehen lässt, die übrigen entweder mit die-
sen identificirt oder wie Odeum, Theseum u. dgl. aus.'^erordentlichen
Ausschüssen zuweist.
16) Schol. Aristoph. Vesp. 1110: IdidovTo d« xal ßaxTT/gini zoVq
d.x«OT«E? ö^^ixQoo. Tor? d^y.aaT7}Qioi<:, önov ««oroi/? flofk&ovruq rf.x«-
tiaaa^ fdn, l'v« tÖv ÖKtnuQTÜyoyru iXfy^r/ to xv^'f*''- ^g'- '>chomann
de sortit. p. 35 fgg. und Process S. 141-151; über die Farben
insbes. Raoul- Rochette im Journal d. Savants 1665, p. 4oy.
17) Demosth. Cor. §. 210: xai nvniuXuftßüvHv yi «V« t,^ ßaxTr/-
gia xal rtZ avßßiXm to tf^ovrjua xij<; niXfox; yo^ituv fxaOTov vfiüv 6n,
oTav T« 'StihÖom \lnir,xf »(^ivovvrfq : vgl. oben §. 8, n. 5. — Das
nv^tßoXov (Phot. Lex. p. 549) darf nicht mit dem obigen jkvox.ov (n.
10) verwechselt werden; dieses war von Erz, jenes scheint von
Holz (nvhyov) gewesen zu seyn ; 8. Fritzsche p. 27 und Raoul-Ro-
rhette lettre! archeol. p. 105.
396 Th. V. Der athenische Staat. C. IL C. Gerichte.
18) Ko)ka«ghai (oder xwAaypfTa»? Fritzscfae p. 31) ol ruftiai
toi' ifixaoTixoii fiiö&ov xal rüv il<; toi"? &iovq ('vaXinxo/thwv , Lex.
rhetor. Dobr. p. 672 ^ vgl. Phot. J.ex. p. 19G uud Schoi. Aristoph.
Vcsp. 695 mit RaLnk. ad Tim. Gloss. p. 171 und Böckh Staatsh. I,
S. 237 fgg. 476.
19) Tgioißo/ov ijkiaarixüv , vgl. Aristot. Politic. II. 9. 3 und
mehr bei Böckh Staatsii. I, S. 328 fgg. und Fritzsche de mercede
judicum, Rostock 1839. 4, welcher leztere jedoch nach Schol. Ari-
stoph. Vesp. 88. 300, Av. 1540, Ran. 140 den ordentlichen Betrag
auf zwei Obolen sezt, der nur vorübergehend durch Kleon auf drei
erhöht worden sey, wahrend Böckh's Annahme eines ursprüngli-
chen einzigen , wenigstens soweit sie sich auf Aristoph. INub. 862
stüzt , von G. Hermann Praef. p. l fgg. nicht ohne Grund bestrit-
ten wird; vgl. auch Vischer Untersuch. S. 20. Worauf geht aber
Kallikrates bei Zenob. Frov. Vi. 29?
20) Demosth. Stephan. I, §. 4: öixr/v lufv oi'x olöq r' tjv I6iav
Xuyilv' ov yiiQ r/O'iy fy rcü röri xut{}Oj öixui, uXa uvfftüXXia&f v/JUli;
dm rov nüXffxov : vgl. Meier Bon. damnat. p. 190 und im Allg. att.
Process S. 152—154 und Platner 1, S. 98.
§. 135.
Ehe wir übrigens zur Betrachtung der gerichtlichen
Procedur im Einzelnen übcrgehn , sind die Fragen zu
beantworten, wer klagen und wen man verklagen durfte,
und in welcher Form oder bei wem man es in den ein-
zelnen Fällen zu thun befugt war^ Fragen, die um so
wichtiger sind, als das attische Recht einerseits eine
grosse Mannichfaltigkeit solcher Formen darbot *) , und
anderseits doch wieder ohne Kläger überall keine rich-
terliche Thätigkeit kannte ^). Rücksichtlich des ersten
Punets geht es freilich schon aus §. 120 — 124 hervor,
dass nur der männliche grossjährige, wirkliche athenische
Bürger persönlich und selbständig vor Gericht auftreten
konnte 5), jeder andere sich, wo nicht besondere Aus-
nahmen eintraten ''^), durch einen Bürger vertreten lassen
musste^)^ je nachdem nun aber eine Klage entweder
von einem jeden Berechtigten, der da wollte^), oder nur
von einem Selbstbetheiligten angestellt werden durfte,
zerfielen sie in öffentliche und Privatklagen''), und die-
sem Gegensatze entsprach dann im Wesentlichen auch
d'c processualische Eintheilung in ygucpccg oder Schrift-
klagen und öl aus ^]., deren erstere alle Fälle begriffen,
wo das Gemeinwohl in der Person des Staats oder auch
§. 135. Recht zu Klagen und Eintheilung derselben. 397
nur eines Einzelnen orefährdet erscheinen konnte ^), wäh-
rend leztere sich auf rein privatrechtiiche Verhältnisse,
Ersatz erlittenen Schadens oder Streitigkeiten über Mein
und Dein bezogen *°). Dass auch in der ersteren Kate-
gorie das Klagiecht auf Näherbetheiligte beschränkt ge-
wesen wäre , lässt sich allein für Mordklagen nachwei-
sen ^^)5 immer aber unterschied sich die ygaqir^ von der
^ixTj darin , dass bei jener der Kläger keinen Vortheil
für sich bezweckte , sondern lediglich im Interesse des
Staates handelte, dem daher auch etwaige Bussen u. s.w.
zufielen ^^).
1) Demosth. Androt. §. 26: äftv d mixo ßrjSfva nnoariQfTa&-ai
Tov dixjjg Ti';^*r»', ft>? fKUOToq dwarui ' nwq ovv t'arui. tovto; fuv nok-
Xdq odovq 6w diu twv vö/xuv inl rovq TjäiKtjuoruq: vgl. Conon. §. I,
Timocr. §. 113, auch Isoer. ti. uvnS. §. 314, Hyper. pro Fuxen.
p. 5, und im Allg. Poll. VIII. 31 tgg, und Psellus -if^ü twv o'io-
fiüzüiv Twv dixüv hinter de oper. daem. ed. Boissoiiade , Noriuib.
1838. 8, p. 95 fgg. mit Heflter S. 127 und Wachsmuth 11, S. 229
%S* 235 fgg. , die zugleich die besonderen Formen der daxt^moia^
tv&vvu , TiQoßokt^ , (fuoiq , JicJ'ftit?, (tnaywyrj, ic^Tjyita&(tt, , ((vd(joX7j4u(iv,
tlauyyfkia bei Poll. §. 41 als unbenannte Klagen den gewöhnlichen
dlxaK; und y(ju(faiq als benannten entgegenstellen. Einige von die-
sen haben nun sobon im Vorhergebenden §. 104. 130. 133 ihreii
Platz gefunden oder erhalten ihn besser unten Abschn. 4; doch
dürfte Pollux Tadel bei Schömann Com. p. 179 aicht ganz gerecht
seyn , da alle jene Rubriken jedenfalls auch processualisch werden
konnten.
2) Lycurg. Leocrat. §. 4 : o /j,i,' yötQ vofioq nicfvxf 7H)oX(yfi.v o /a.?/
6iX nguTTtiv , ü dJ xur^yoQo^ ftrjvi'nv rovg ivö/oiig roTg fx toiv vo/küv
iniTiftioiq xuO-fOTtüiugy o dt dixaarrjq xokui^fiv rovq vn u(i(fioxii)oiv tqv-
twv uTiodft%9-ivzu<; uvraj' o'iox' ov&' o vöjuoq ov&' t) twv dutaarüv \p7j-
flso? nviv roll naQudwoofrog uvtoTq tovi; udtKovvruq la](Vfi,.
3) S. im Allg. Heflter S. 71 — 102; Meier u. Schöm. S. 555—
574; Platner I, S. 87 — 94.
4) Wie namentlich in Folge von Verträgen (§. 116, n. 10) für
fremde Kaufleute; vgl. Baumstark Proleg. Demosth. Phorm. , Hei-
delb. 1826. 8, p. 33 fgg. und mehr Privatalterth. §. 44, n. 13 fgg.
5) Also für Sciaven der Herr , Antiph. Herod. §. 48, vgl. De-
mosth. Nicostr. §. 21, Pantaen. §. 51, Callicl. §. 31; für Metoe-
ken der Prostates, s. §. 115, n. 5; für Fremde ihr Gastfreund
oder der Proxenos ihrer Heimatb, s. §. 116, n. 7 ; für Frauen und
Minderjährige ihr xv()ioq oder inirQonoq , Isaeus Pyrrh. §. 2, De-
mo8th. Macart. §. 15; vgl. ScI.ol. Aristoph. liqu. 969. lieber die
äxifioi. s. oben §. 124, n. 12,
6) 'O ßovi.oßivo<; ^A&rvaLiav olq t'^tari, 8. Aeschin. Ctesiph. §. 220
nnd mehr oben §. 124, n. 2. INur um dem Scheine der noXvnftu-
YHoavvT] (Lys. caed. Fratostb. §. 16) oder cpti.on.()uyiuoovyr/ (Lycurg.
Lcocr. §. 3) und avHoifiavxia (Demosth. 4ristocr. §. 190) zu entgehen,
398 Th. y. Dtr athenische Staat. C. IL C. Gerichte.
pflegte der Kläger gern eine sonstige ['rivatfeindsehat't nachzuweisen ;
uvtnLip&Qvov yfii(J , sagt Heriuog. de invent. p. 09, xtfionjiuv xax« %mv
TjdtKTjxortuv ).ufxßfivfir , vgl. Lysias in Ivratosth. und Alcib. I, De
mosth. in Androt. und Tlieocrin. zu Aut'aug mit Weisse div. civit.
iud. p. 116, und über den allgemeinen Grundsatz, der gerade im
rovq f)(&()ovg xiexiJig noiilv eine Pflicht der Gerechtigkeit erklickte,
Plat. Meno p. 71 E, Repubi. I, p. 332 D, Xenoph. M. Socr. II. 6.
35, Eurip. Hercul. Für. 585, Medea 805, Anaxim. Rhelor. I. 15
mit d. Abhh. v. J. C. Chr. Fischer, quid de officiis et amore erga
inimicos Graeci et Romani senseriut, Hai. 1789. 8 und L. Ph. Hü-
peden comp, doctr. de amore inimicorum Christ, c. libris philos.
Graecorum, Gott. 1817. 4; auch Stallb. ad Plat. Phileb. p. l .4,
Welcker ad TLeogn. p. lxxxv, Ritter Gesch. d. Philos. II, S. 35,
und jezt insbes. Funkhänei in JVlützeU's Zeitschr. 1848, S. 737 fgg.
und Schaubach in Ullroann's theol. Studien 1851, S. 64 fgg.
7) Jixut. (im weiteren Sinne, oder auch fy^krj/^nru) dt)f*öat(ti. xaL
i<fm,, s. Uemostb. Cor. §. 2 i 0, Plat. Leg. VI, p. 767 B, und mehr
bei Hefi"ter S. 112— 110, Meier u. Schömann S. 160—171, Plat-
ner II, S. I — 9; auch Heeren's Ideen 111. 1 , S. 329. Die ältere
Bezeichnung xurijyofjiut und öixai, die tou Sigonius rep. Ath. III 1
herrührt und ausser Ubbo Emmius u. A. noch von C. E. Otto de
Atheniensium actionibus forensibus (spec. I. u. II, Lips. 1820. 4)
angenommen ist , beruht nur auf Missverständniss des Isoer. de
bigis §. 2 : TKC /uiv yu^ öixug vni^ räiv iö'imv iyx^.JjfiuTuv kny^avovm,
Tuq Sf maTTjYOQtuq vnfQ räiv riji; noXiox; ngityfiuTOJv noiowrai., ver-
bunden vielleicht mit dem röm. Unterschiede von accusatio und
actio. Aber s. die Kritik dieser Diss. bei Meier u. Schömann S.
194-196.
8) Vgl. Plat. Euthyphr. 1 mit d. Erkl. und über den engern
und weiteren Sprachgebrauch von dixr/ Poll. VIII. 41: fxaXoivro
y(t(j al ygaiful xul ö'ixui., ov uhrot, xul ul dLxui y(ju^ui: über yfiutfij
insbes. Meier S. 198: »erinnert man sich nur daran, dass alle
übrigen Formen öff'entlicher Klagen gleichfalls schriftlich einge-
reicht wurden, so kann man immerhin die Böckhische Verdeutschung
Schriftklage für yQaqrj im engern Sinne annehmen«; eine Dreithei-
lung aber wie bei Otto 1. c. I, p. 40 in dUm, y^ntfal , fyxi.ijfiuta,
kann wohl mit der des Hippodamus bei Aristot. Politic. II. 5. 2
(ßküßrj , vß(ii<;, dävaxoq) verglichen, für attisches Recht jedoch nir-
gends zugelassen werden.
9) Poll. VIII. 40 : y(i(i(fal df (pöfov xnl TQUVfiUToq ix TiQovoLai;
xnl TfHiJxaiiti; , q/UQ/iüxwv , ^oi^ft«?, f'/9^f(<j?, Ufioaii^iaq , aatßfiai; , riQo-
äoaiat; , dotgiav, dfxuo/xov, ki,Tioox{)ariov , hnoTuliov , «öT^arftc?, Uno-
vanriov ^ dvuiifiaxiov , roii olxput xrjv dnnidu, ityuftiov , aoyiuq , haniT]-
(fibXiy yjni6(yy(iaip^q , xpfvdoxkriTfiac;, liviuq, dwQoliviuq, nuQuvoiiotv, na-
Oun(jtaßfiuq : vgl. Meier u. Sehöm. S. 283—370, Wachsmuth II, S.
239 fgg., und neuerdings Otto de Ath. actionibus forensibus publi-
eis, Dorpat 1852- 4.
10) PoII. VIII. 31 : xal läiMTixd fiVv äixiöv ovofiara. uixiuq, xaxTj-
yo(jiuq, ßknßrjq , nu{>axuxa&T]xt]q , t/nonifiipKuq , xftxojofwq , xXon^c; , XQi-
01/?, avfißokaiuv rj aii*dr]»ö)v 7iu()ußäafoit;, fjua&woitoq ol'xon , (niTQonijq,
itxuQioriuq, oiioii, xu()nov , inotxiov, ddixioii, <f.M(tnq ttipavovq xal fi(&-t}-
ftfQivfjq: wozu er dann nach Erwähnung der processualischen For-
men der <ift(fioßi)T>^otq, nniJnxuTußoX^ , (hfifttt()rv()la , inLaxTjrpiq bis
6. 57 noch die {iq fn(pu*ö)v xaräoTuotv , ßtßuiuioKoq, unoaxaaiov, tpiv~
§. 136. Etgenthüml. Arten öffentl. Klagen: Phasis. 399
öo/xaQTVQiöiv , XtnonuQXVQiov , xanorr/viov und die iQuvtxiU hinzufügt.
Mehr s. bei Sitjonius 1. 1., Otto spec. II, Heffter S. 244 — 277,
Meier u. Schömann S. 373—519, Piatner II, S. 236 fgg. , Wachs-
muth II, S. 230; über die Eintheilung in dlxui, :i(>6g Ttvu und xarü
Ttvce (Isaeus de Hagn. §. 34) aber Wolf ad Lept. p. cli und Bunsen
de jure hered. p. 89 mit den Bericiitigungen von Heffter S. 125
n. Meier S. 167.
11) S. oben s- 104, n. 5; während bei anderen öffentlichen
Klagen , auch wo sie zunächst ;mr die Verletzung eines Einzelnen
betrafen , die Tendenz der Solonischen Gesetzgebung selbst die
Berechtigung jedes Dritten gegen Platner's Zweifel (Process II, S. 4)
aufrecht hält; vgl. Plut. V. Selon, c. 18: I'ti. ixivTot t^Tiklov olofiivoq
öHv }nu(JKfi* T// TW» nokXMv da&fvtia nuvzl kußdv dUrjv l'/lf^i toi' xa-
xw? Tifnov&oToq id(oxf • xul y«y TiÄr^yfvTo? fXfQov xul ßXußfvroq xal
ßLua&ffToq d^v TW dvvu/ufvuj xul ßonkofifvoj yQOKfio&tti Tov uoixovyru
xal 6io)xnv , 0{idwi; fOi!^uvToq tov vofio&hov Toi's n^olirug oiOTifQ fvo<;
/*f(Jt7 avTtttn&üvta&ni xul niiva/.yfZv oXX^koiq. "läiut y{ju(f:nl in dem Sinne,
dass sie nur der Verlezte habe anstellen können, gab es auf keinen
Fall , und das einzige Beispiel dieses Ausdrucks bei Demosth. Mid.
§. 47 niuss anders erklärt werden; vgl. Döckh Staatsh. I, S. 492
und m. Symb. de injur. action. Gott. 1847. 4, p. 12 — 17.
12) Böckh Staatsh. I, S. 489; vgl. Demosth. Mid. §. 28 und
Timocr. § 113 mit Herald Anim. II. 9 — 12, insbes, p. 129 fgg.
über die Wahl zwischen zwei Klagformen , wie yiiacft} ii,r?^fft>s und
öixr/ ulxiuq, obgleich anderseits wieder Isaeus de Hagn. §. 32: ovd
i&ii^nv (ifiti Y(ju(fia<; nf^l wv 6ixu<; ol vs/aoi ntnoiqxaot.
§. 136.
Nur eine ganz elgenthümliche Art öffentiiclier Kla-
gen , die sogenannte Phasis *) , liess auch dem Kläger
einen Theil der Strafe als Belohnung zufallen ~) , tritt
aber eben dadurch mit den eigentlichen ygatpatg in ent-
schiedenen Gegensatz ^) und mnss , wenn sie auch spä-
ter alle sonstigen Eigenschaften einer Schriftfclage annahm,
gleichwohl ursprünglich vielmehr als eine blosse Denun-
ciation betrachtet werden '^). Darauf führt auch die Be-
schaffenheit der Vergehen , gegen welche sie vorzugs-
weise in Anwendung kam und die sich meistens auf fi-
nanzielle Interessen des Staats ^] oder solcher Individuen
beziehen, die wie Unmündige ihren Vormündern gegen-
über ^) des öffentlichen Schutzes bedürftig zu seyn schie-
nen. Selbst die Sykophantie wird wohl nur in solcher
Beziehung ein Gegenstand derselben gewesen seyn ''jj
hauptsächlich aber sind es Uebertretungen der Han-
dels 8)- und Bergwerksordnungen 'J), der Ein- und Aus-
400 Th. V. Der athtnische Staat. C U. C. Gerichte.
fuhrverbote, Defraudationen u.dgl., v/as sie verfolgt ^°) 5
überhaupt widerrechtlicher Besitz von Staatseigenthum ^'),
wohin selbst rückständige Abgaben ^'^) und andere Schul-
den an dcki Staat gerechnet werden konnten; und wenn
auch dafür noch häufiger die Form der dnoygatpTJ oder
Vermögensaufnahme des Beklagten vorkommt, wie sie der
gesetzlichen Zwangsenteignung vorauszugehn pflegte *5),
so stellte doch diese gleichfalls dem Kläger einen An-
theil an dem Erträgnisse In Aussicht *''^). Sonst ging der
Zweck der Phasis in der Regel auf eine Geldbusse, die
das Ermessen der Richter bestimmte '^) ; die Behörde
hing, wie in andern Klagfällen auch, von dem Gegen-
stande ab ^^).
1) Vgl. Otto I, p.24— 27, HeffterS. 186 — 191, Meier u. Schöm.
S. 247—252, Platner U, S. 9-17.
2) Demosth. Theocrin. §. 13: jJoV . . tu i/julaiu rwv (pav&hrwv
kaßetv: vgl. Macart. §. 71 mit Böckh C. Inscr. 1, p. 895 und Staatsb.
I, S. 468 fgg. Was Poll. VIH. 48 angibt: to rintj&iv fyiyvfro tüv
djixov/ievojv , tl xiil dkXoQ inig urriäv (fTJvmv , bescliränkt Scbömann
Antiqu. jur. publ. p. 271 wohl mit Recht auf die Klage gegen Vor-
münder; et in his (juoque , sagt er, nihil obstat i/nominus partem
mulctae actori eessisse credamus.
3) Vgl. Demosth. Theocrin. 8. 6: n YQÜ.<piad-ai yqu^uq ^' (fuiviiv
r tiXlo rt nouXv rüv h tw vöfio) x. t, A. und eben so von der uno-
yQug»} Lysias Agorat. §. 65.
4) PolluxVIIl. 47: xotvoJ; di g>üafi(; ixaXovvro nüaai al fiir]vvaft<;
xmv Xav&avö*T(i)v uäixij/*ui(ov : vgl. Sluiteri leett. Andoc. p. 185.
5) Ibid. i flpt/fft? <J« 7JV TO <p<üvitv TO»'? tiiqI rd (ifTaXhi udixovvxat;
Tj niql TO ffiTtögiov xaxovQyovvTuq jy :ifQl tu tiXtj tj xüiv drjßoaimv Tt
vtyoatfio/ifvovq T] avxo(pavTovvTuq ■q niqi xovt; o{i(farovi; i^aftagxuyovxuq.
6) Phot. Lex. p. 641 : oxf yug /ii} fx/ita&ojaatfv ol inlxqonot xov
oJxov xüv inixQoifvo/ufvojv, Vcpuivfv ui'xdv o ßovXofKvoq (also nicht bloss
fyxXtjfxa ISioiTixov , wie Bekk. Anecd- p. 213) Tigoq xov dg/ovxa, ivu
fiia&o'd-^ , l(puivf d< xal fi (Xdxxo.'oq ii xuxa tt/v d^Utv uffito&oro : vgl.
Meier ü. Schöm. S. 294 fgg. und Heffter S. 252, der dieses Ver-
fahren übrigens auf die Zeit der Minderjährigkeit beschränkt; spä-
ter nur die öixrj fniruonijq, die Böckh Staatsh. I, S. 471 mit Recht
als Privatklage aufTasst.
7) Scböm. Comit. p. 178.
8) Vgl. Demosth. I.,acrit. §. 51 un:! Theocrin. §. 8 mit Baum-
stark Curat, empor, p. 52 fgg., der uur Meier's alt. Proc S. 87
nicht widersprecheu sollte. Auch Isoor. Trapez. §. 42?
9) Böckh in Berl. Abhandl. 1815, S. 130.
10) Vgl. Petit V. 5, p. 513 fgg. und Böckh Staatsh. I, S. 79 fgg.
Aach iftnogo» uXXuxö&t ((/ytti^öfnuov *ai ov^i ti? ^o A&tjvaiuv iftJta-
§. 137. Summarisches Jf^erfahren. 401
(><ov , 8. üemosth. Phormiou. §. 37 und d. Erkl. z. Lycurg. Leoer.
§• 27.
11) Belsl:. Anecd. p. 313: urav nq (InoqiijvT] 1)(ovtu nvu iwv Stj-
fiooicov Ti fir^ n(jiü/Ltfvov: vgl. Pselius 1. 1. p, 98: fl äf rt? xov vno-
(jvTTovra dtjauOLOv ßixukXov rj drjixomov otxov fltSiovfifvov . . . tlaijyfv
*t; diKaaxrjQiov f o roiovroq <puiv(t.v iXfyfTo xov ukofxu, und ein Bei-
spiel bei Isoer. Gallim. §. 6.
12) Wie selbst Aristoph. Equ. 301 : xai, at (pavdj xoZq ngvrdvfoiv
aämuxivxovq xäjv &iwv U^nq t)(ovxu xoikiuq.
13) Bekk. Anecd. p. 198: uTioyqaq>rj ylnxai. r^q ovaLuq, oxuv xiq
ärjfioai.ov xt icvui nctQu xivi, tpdoitTj iA,r/ Tigm/Afvoj avxo nupu xijq noXfojq
r oxav drjfifVTjTUi ru xivog JiQoq xit oqiXij/naTU , « oq)fikft, tlq xo dtj/xö-
aiov '. vgl. p. 426 mit Demosth. Androt. §, 54, auch Hyper. pro
Euxen. p. 15 und mehr bei Böckh Staatsh. I, S. 6G5 u. Meier Bon.
damnat. p. 201 — 215; nicht mit der weiteren Bedeutung zu ver-
wechseln , in welcher unuyi)U(f7) jede Denunciation bezeiebnet, Ly-
sias Agorat. §. 55, Isaeus Nicostr. §. 28 u.s.w.
14) Demosth. Nicostr. §. 2 t t« t^t« f^fQt] , « Ix xüv vö/noiv xtü
ldi(t)xT] xü rxrtoyQuxpuvxi, yiyvfrai : vgl. im Allg. Lysias de Aristoph.
bonis mit Bake schol. hypomn. III, p. 211 — 236 und mehr bei
Meier u. Schöni. S. 253—260, Platner Beitr. S. 215, Process II,
S. 119—131, C. de Boor att. Intestaterbrecht S. 114 fgg.
15) Meier Bon. damnat. p. 156.
16) Heffter S. 189; Meier u. Schöm. S. 251. Der «p/wv bei
Poll. VIII. 47 (Matlhiae jud. Ath. p. 243) geht wie die ganze Stelle
(vgl. n. 2) nur auf Klagen gegen Vormünder, und darauf dürfte
sich auch die Epobelie beschränken ,|Bdie sonst Böckh Staatsh. I,
S. 486 fgg. nur durch künstliche Vermuthungen zu deuten weiss.
§. 137.
Während es nämlich ganz auf den Zufall des Loo-
ses ankam , welche Richter über irgend eine Rechtsache
entscheiden sollten , so war dagegen die Behörde nach
Maassgabe des Objectes bestimmt und sehr verschieden,
von welcher die Klage angenommen , der Process in-
struirt, die Procedur vor dem Gerichte selbst p-eleitct /
und praesidirt , mit einem Worte alles das versehen
wurde, was die attische Gerichtsprache mit dem Namen
7]yef.iovia tov d'ixaat7]Q!ov bezeichnet ^). Es unterliept
wohl keinem Zweifel, dass darin noch ein Rest der ur-
sprünglich mit der Administrativgewalt eng verknüpften
richterlichen lag ^), wie es denn auch nebst dem Rechte
Geldbusseu zu verhängen fortwährend als wesentliches *
Merkmal einer jeden Magistratur galt 3)^ abgcsehn davon
aber beschränkte sich, was dieser von selbständiger Straf-
gewalt {geblieben war, auf die besonderen Fälle, wo das
I. Ud. 4. 4.1(1. Qf.
402 Th. V. Der athenische Staat. C. IL C. Gerichte.
Gesetz überhaupt ein mehr summarisches Verfahren zu-
liess, und ebendesshalb zugleich die Gompetenz der ein-
zelnen Behörden nicht so scharf getrennt zu haben
scheint'''). Dieses abgekürzte Verfahren bestand darin,
dass, wo ein Vergehen einerseits thatsächlich sicher und
anderseits die Gesetzwidrigkeit der Handlung unbestrit-
ten war, die einfache Klage bei der Obrigkeit genügte,
um den Schuldigen ohne vorgängige Ladung sofort ver-
haften ^) und zur gesetzlichen Strafe ziehen zu lassen;
als solche aber werden uns bald die Prytanen^), bald
einer oder mehre Archonten ^) genannt, und nur insofern
die Eilfmänner überhaupt mit den Verhaftungen und
Strafvollstreckungen beauftragt waren, scheint man sich
noch häufiger geradezu an diese gewendet zu haben ^).
Auch ob man den Verbrecher selbst auf handhafter That
ergrifft) und der Behörde zuführte {dnaywyi]], oder diese
ihrerseits an Ort und Stelle kommen liess (irpi^yt^oig),
hing natürlich von den Umständen ab ^^) 5 ein dritter
Fall war ohnehin der, wenn sich Jemand politische
Rechte oder Handlungey anmasste, die ihm nicht zu-
standen, und dieses auf dem Wege der evdsi^is zur obrig-
keitlichen Kenntniss geliracht ward ^^jj und das Gemein-
schaftliche blieb dabei nur dieses , dass , da die Strafe
hier überall gesetzlich feststand, der geständige oder
überführte Verbrecher von der Behörde selbst damit be-
legt ward ^2j^ während streitige Fälle auch in dieser wie
jeder andern Beziehung auf dem ordentlichen Rechtswege
vor die Volksgerichte gebracht werden mussten.
1) Deraosth. Pantaeii. §. 33: to?'twv d' ilalv ttiäarov ;^(U()t? al
dixui xal otizf Trpo? (tQXTjv rr/v avrijv ov&' i'nig rinijfiürwv riov avrüv :
vgl. Lacrit. §. 47, Isoer. n. mvtiö. §. 237, Hyper. pro Euxen. p. 5
und im Allg. Bekk. Anecd. p. 310 und Harpocr. p. 130: liXXai n^og
uXi,ov<; u(j)(ovTuq iXay)(ürovTO dixai, Tut; öi anivfx&{iaaq al «C^«t xmd
%ov ftvTov ntftaxrj voßov (larjyov flq dixaar^Qiov, ijyoi'fifvt; xal ngofarwoa,
mit Sigon. rep. Ath. IV, 3, Matthiae jud. p. 243 — 250, Tittmann
S. 228 — 235, Heffter S. 16-31, Meier u. ScLöm. S. 33 — 122,
Waehsmuth II, S. 240 fgg.
2) Vgl. oben §. 53, not. 8 und §. 107, n. 9, insbes. Dcmosth.
Aristocr. g. 28: fln(fii{ift.v 6\ tov<; uQ^^ovraq , div fxuaroi (fixnarai tlai,
TW fJovXoftffO) , Ttjv rff T^Xiuiav (ftHycyvojoxitv , ja noch die Apodeklen
bei roll. VIII. 97: tu nt()l tovto)v ufKpioßijxoiintva fö'ixu^ov, tl di t»
§. 137. Summarisches Verfahren. 403
ßtltov UTj ^ flar/yov flq dcunnxr/Qiov , wnd mehr im Allg. bei Tittmann
S. 237 und de jure raagistr. p. 66 fgg.
3) Vgl. Aeschin. Ctesiph. §. 27: xal fziißohU tnlßaUt Ku&infQ
ol aXkoi, (iQ/onft; y.al dixuorrjqiwv Tjyffxoviuc fläußnvf, und hinsichtlich
der Geldbussen insbes. Demostb. Macart. §. 75: xi'pto? toToi tTiißüX-
Xnv XUTU To cfXoq y filii di niiL,ovot; i^Tjfxi.aq n^ioq Soy.jj flvai , TlQooxüXt-
aunivot; nQonfßnra xul ri/Ar/fiU tniy(jtt\pfr/ufvoq ö n uv 6o-xTj nihoj, flaa-
yayfTOJ fiq t?}v ijXiuLuv •, auch Bekk. Anecd. p. 254 u. Taylor ad
Lysiam pro niilite §. 6 mit Böckh Staatsh. I, S. 210 und mehr
bei Meier Bon. daniiiah p. 230 und Process S. 34 u. 565, HeflPter
S. 415 — 420, Platner I, S. 309 — 314, Lelyveld de infamia p.
222 fgg.
4) Hierüber s. im Allg. Pol!. VlII. 49 n. 50 und mehr bei
Herald Anim. IV. 7 — 9, p. 310 — 321, Heffter S. 195—213, Meier
u. Scböm. S. 224—247, Platner I, S. 257—288.
5) Demosth. Timocr. §. 146: tov rf' fyän.y&hra ^ dnay&ivTa
ÖTjouvrojv ol ftöixrt iv toj ivXoj; vgl. Antiph. Herod. §. 17, Isaeus
Nicoslr. §. 28, Aeschin. Timarch. §. 43 u. s. w. mit Meier u. Schöm.
S. 583 fgg. Kam es freilich zum Processe , so konnte nach §. 126,
n. 6. der Verhaftete gegen Bürgschaft entlassen -werden.
6) Wenigstens bei der uTittywyr/, s. oben §. 127, n. 11 ; ob auch
bei der *W«St? , zweifelt Matthiae jud. Ath. p. 235; jedenfalls aber
ergibt ein summarisches Strafrecht des Rathes selbst Lysias Oar-
dan. §. 2.
7) Auch bei der unayojyrj , sowohl der erste Archon , Aeschin.
Timarch. §. 158, als die Thesmotheten , Demosth. Aristocr. §. 31.
Lycurg. Leoer. §. 121; mehr noch allerdings bei der fvd*t£ti?, Titt-
mann Staatsv. S. 229, Bernard Archont. p. 63, vgl. Poll.Vin.86:
luv Tt? xmiTj önot, fiij t^iaxi.: was heisst aber hier xoiyrjl
8) Bekk. Anecd. p. 250 u. 414: unjjyovxo 6f fiq to 6kjhü)ttjqiov
rt^oq xovq f'yöfxu: vgl. Demosth. Timocr. §• 113, Hyper. pro Euxen.
p. 5 und mehr unten §. 139, n. 7.
9) Ott- in nVTO(fo')QOj rrj unayoiyTJ fniyfyQunrai , Lysias Agorat.
§. 85; vgl. Sauppe Epist. critic, j.. 141, Raucbenstein im Philol. V,
S. 573, und im Allg. Meier Bon. daronat. p. 42 und C. Gahbler
de flagranti delicto, maxime in juris Graeci Komanique praeceptis,
Bonn 1852. 8. Hauptsächlich gegen Verbrecher am Leben oder
Eigenthume , uv^Qo^övonq Demosth. Aristocr. §. 80, Xojnodvraq Co-
non. §. 1, <iv6()rmodiOTÜq , xXaixüq Isocr. n. ttyxid. §-90; doch auch
bei sonstigen offenkundigen oder eingestandenen Veigehen , vgl.
Plat. Meno p. 80 B , Demosth. Theocrin. §. 10, und dens. F. L.
§. 279: (TiftÖTj 6' ofioXoyovniv f anayfiv ör/Tiov TiQootjxt.
10) Demosth. Aifcdrot. §. 26: olov xf/q xXonfjq' tQQOtaai xal aai'KÜ
niOTlt'fiq ; linuyi, iv /iXittiq 6 o xiiidvvoq' aafitvfaif^joq ti; xolq i'i()yoxi-
aiv ItfiTjyov , xovxo non^aondtv fxfivoi.. Auch fnuyaytlv xovq iii(jyuvxfxq,
Lysias de olea §. 22, und iKfujytjOiq, Bekk. Anecd. p. 312, was Meier
Bon. damnat. p. 215 u. Process S. 260 um so weniger für ein
verschiedenes Verfahren ht-ilten sollte , als die nämliche Variante
zwischen Demosth. Arisfog. H, §. 9 und Lex. rhetor. Dobr. p. 677
obwaltet und Andere wie Phot. p. 42 und Psellus 1. c. ganz das-
selbe von der ((pTJyTjniq sagen: läCöoro xnxu twv iinoöf^aftfywv xuv
(fl'yüäa x^q nöXfoiq tj twv xixXo(puxwy Xa&fjaiuq a(}üyfiu dtfuuaioy : es
sind das alles eben nur Falle, in welchen die Natur der Sache ein
Cc2
404 Th. V. Der athenische Staat. C U. C. Gerichte.
persönliches Einschreiten und Erscheinen der Dehörde ani Platze
verlangte; vgl. auch Göttling im Hermes XXIl!, S. 140 und Plat-
ner Process 11, S. 131.
11) Pollax VIFI. 49: l'vöfi^i.^ öi ijv rt^oq zov dg/ovra oiioXoyov-
ftivov udt.xrjfiu.Toc , ov xoioKog uXXu Ti./^0)(jiag öfofiivov o d fvdfixfVfil-
vog fv yfjufifiuTfiut ngoq xov uQ)(ovru tt/v ivönii'n uno<pf(jn, tVa njtH'&v-
voq 7] T^q ^n'dovg ivdiilfox; (oder rpniiifyyQu^T/q VIII. 43) . . . /lü-
AtOT« öf Toiiq o(pfL).ovTU<; T6Ü C'.j^onioi fifäfinyi^attv y xovq xaTtovTfeq vTioi
ftrj lifOTiv 7] xovq Hv6{jo(fiövoxi(; ; vgl. Bekk. Anecd. p. 250 oder Har-
pocr, p. 120 : v(f> 7]v TOI'? fx Twv vofioiv HQyofifvoxiq rivmv t] totiwv tj
nguifuv , (l fiyj unh/oivro avxrn', vjijjyov , und mehr bei Sluiter lect.
Andocid. p. 102 und Piatncr Beitr. S. 211-214, auch Böckh
Staatsh. I, S. 508 fgg. und über die nahe Verwandtschaft und Ver-
VFechselung mit der ilnayiDyij , Ullrich Eilfinanner S. 249.
12) Vgl. Privatalth. §. 61, n. 16, iusbes. Aeschin. Timarch.
§.91: ol ftiv in.^ avTO(fiOJ(>M üXotxfq , idv fifv o/ioloyöioi. , 7l(i()a/(jfjixa
&avaz(ü i,l]ßiovvxuL , ol df ku&uvxiq xul f^a^voc yi.vü/xfvot xQivovxui iv
xoig Jixuaxy(jiotq: auch PkiU. VIII. 102, Schol. Aristoph. Vesp. 1108,
und über die feststehende Strafe (^dxiftTjxoq dyo'iv) Meier u. Schöm.
S. 192 oder Piatner I, S. 287.
§. 138.
Fassen wir also nnumehr diese mit Ihren Vorstän-
den im Allgemeinen näher in's Auge, so erseheinen
hier allerdings vor audern die neun Archonten als die
gewöhnlichen eiaaywysig und Erben jenes lezten Restes
der alten Königsmacht *) , obgleich auch sie wieder die
einzelnen Stücke desselben nach den verschiedenen Be-
ziehungen des Personen - und Sachenrechtes unter sich
vertheilt haben. Eine gemeinschaftliche Thätigkeit aller
neun als Collegium lässt sich nur für wenige Obliegen-
heiten und am seltensten in gerichtlicher Hinsicht nach-
weisen ^) 5 und wenn es auch in einzelnen Fällen zwei-
felhaft seyn mag, ob der Ausdruck &€Ojiio^£iut im en-
geren oder weiteren Sinne zu nehmen sey , in welchem
lezteren er jedenfalls mitunter auch sämnitliche Archon-
ten bezeichnet ^), so steht doch im Ganzen so viel fest,
dass sowohl jeder der drei ersten Archonten Tür sich,
als die sechs übrigen unter dem besonderen Namen Thes-
mofhetcn ihre scharf begränzten Competenzsphärcn hat-
ten '^). Vor den ersten derselben , ccgyon' schlechthin
genannt, dessen Name zur Bezeichnung des jedesmaligen
bürgerlichen Jahres diente ^), gehörten insbesondere Erb-
8.138. F'orstandschaft der Gerichte '^ Archonten. 405
Streitigkeiten und was sonst irgendwie in das Fannlicn-
reelit einschlugt) 5 vor den zweiten, ßuoilevg , auf den
zugleich die gottesdienstlichen Verrichtungen der ehe-
maligen Könige übergegangen waren''), alles was mit
dem Cultus und der Staatsreligion zusammenhing, ein-
schliesslich dessen was der Entscheidung des Areopags
und der Epheten unterlag ^) ^ die Jurisdiction des dritten,
7io).ejiiuQyog^), bezog sich auf die persönlichen und Fa-
milienverhältnisse der Beisassen und Fremden i^) ^ alle
andern öffentlichen und Privatklagen. welche nicht unter
die Kategorie einer eigenthümlichen Behörde fielen,
wurden von den sechs Thesmotheten *'), und zwar, wie
es scheint''^), stets in Gemeinschaft instruirt, wesshalb
sie auch in ihrem ■&6afio&eaiov zusammenspeisten ^5),
während die drei vorhergehenden ihre getrennten Amts-
locale hatten ^'^). Jeder der drei ersten Archonten durfte
sich ausserdem zu seiner Unterstützung zwei Beisitzer
nach eigener Wahl beigesellen , die nur vom Staate be-
stätigt werden mussten und deren Acte mit den seinigen
gleiche Rechtskraft hatten ^^)-^ hinsichtlich der Thesmo-
theten dagegen kann die einzige Stelle, wo der av/ußov
Xog eines solchen erwähnt wird , auch ein blosses Pri-
vatverhältniss andeuten '^).
I) Vgl. oben §. 102, n. 1 und Hüllmann Stantsr. d. Allcrlhums
S. 271 — 280; auch Meier Comin. epigr. p. 38 und über ihre ausser-
gerichtlichen Geschäfte noch besonders Tittmann Staatsr. S. 257 — 265.
2j Poll. VIll. 86: xal xoiyp ftiv l)(o\iai.v i^ofaiav &uväroii , iüv
TtC nariT] onot /xt] t^iori (§. 137, n.7) x«t xkrjQovv äixaorilq xrtl ttd-Xo~
&(Taq *V« xuru (fvXrjv fKuafrjv , xal arguTt^yoi'q ;^fn)oTovfirv l^ unüviatv,
xai l7inü(j/^oiiq dt'o xal ifvkrt(})(o}'q . . xu& fxaaxtjv n(jiT(tvfiuf fan)(i)iäv
tl doxfi xu).ü)<; uqytiv (§. 128,n.2), luv d' flnoxftQorovr]&iri<(. xijivoi'ai:
auch beim üstracismus, s. oben §. 130, n. 9 und im Allg. Bernard
p. 00; dass aber die ygutftj Tnnjavifunv nicht naeLr mit Meier u.
Schäm. S. 282 hierher gezogen werden darf, ist schon §. 132, n.7
bemerkt.
3) Was Schol. Aristoph. Ilan. 330 von dem Myrtenkranze der
OtntioOhui sagt, bezeugt Poll. 1. c. für alle neun Arclionten ; eben
80 l'lat. Phaedr. p. 235 D den Eid, von dem l'lnt. Solon. c. 25:
'Cdiov d' txdoxoq XMv dfOjuoi^nwv h üyoQÜ Tifiüi; rü Xi&w (d>/.ioatv) tt ti
nuQixßait] TÜf &fnftoiv , i(yJ(jtuvtu /(H'ffor* loopitTuTjToti avdOr^nnv iv
/1fX(foiq: vgl. das. Wcstermnnn p. 03 mit Sthneidewin ad IJerncl.
Toi. p. 4."» und mehr liei Meier philol. Kliitter , Bresl. 1817 8,
S. 101—103, Uon. damn. p. 43, Uöckh (J. Inscr. I, p. iiO, Bcr-
406 Th. F. Der athenische Staat. CIL C. Gerichte.
nard Archont. p. 89 , Wachsmuth I, S. 488 , wogegen der Wider-
spruch von Baucke de Tbesmoth. p.21 — 24 nicht in Betracht kom-
men kann. Auch die zehn Thesmotheten , die Beruard und Titt-
mann S. 262 fgg. nach Schol. Aristoph. Plut. 277 neben den be-
kannten sechs annehmen, werden sich auf die neun Archonten und
ihren y^unfiartvi; zurückführen lassen, vgl. oben §. 134, n. 3 mit
Matthiae jud. Äth. p. 255 und Schämann sort. jud. p. 12.
4) Vgl. PoH. VIII. 88—91 und Bekk. Anecd. p. 310 mit Meier
u. Schöm. S. 41 — 68 und Bernard p. 67 fgg.
5) Daher hiojyi'ßog, vgl. insbes. Corsini Fast. Att. diss. IX fgg.
und über die Art der Bezeichnung Meier Comm. epigr. p. 72; nur
darf man jenes Attribut nicht als Amtstitel auffassen , s. Meier u.
Schöm. S. 41 fg. Hin und wieder trägt freilich ein Actenstück
auch einen andern Namen, den Dodwell de cyclis p. 194 als den
fTiiOTäzrj(; des Tages, Palmer Fixere, p. 135 und Corsini diss. Vil
u. VIII als einen zweiten Archon, Schömann Comit. p. 137 — 145,
Struve de Eapol. Maricante, Kiel 1341. 8, p. 35 als suffectus, Böckh
de archontibus pseudeponymis ia Berl. Abhb. 1827 als y(jftfi/4aTfvq
xarrt n^vraviinv auffassen; vgl. auch Winiewski Comm. bist, chro-
nol. ad Demosth. Cor. Münster 1829. 8, p. 340 und Westermaun
in Zeitscbr. f. Alterth. 1837, S 302; wie aber Corsini bereits von
Biagius decr. Athen, p. 38, Schömann von Böckh C.Inscr. I,p. 153,
so ist lezterer selbst wieder von Böhnecke Forschungen S. 325 —
350 mit guten Gründen bestritten worden ; und selbst der Ausweg,
den dieser S. xix einschlägt, wird zu entbehren seyn, wenn es der
Kritik ferner gelingt, die betreffenden Urkunden und sonstigen Zeug-
nisse des Irrtbums oder der Fälschung zu überführen ; s. Spengel
In Nicbuhr's Rh. Mus. II, S. 367 fgg. , Brückner König Philipp,
Gott. 1837. 8, S. 377 fgg., Droysen in Zeitscbr. f. Alterth. 1839,
S. 542 fgg.
6) Pollux: o d' uQX'^v äiari&Jjai fiiv /iioviaia xal QaqYJjkia /iird
Ttüv imutltjTWv, äixai 6i ngog rtirov Aay;fß»ovT«t xumodoko^, nuQuyoiaq,
flq dartjTÜv ultgioiv, fniTQonyq oQ(puvä)v, fTitTtJOTKUv xaraaraotK;, xAt^'^ojv
Kai imxXi'iQWv fntäixaaiat' imixtXtlrai 6t xul twv ywuixiHv at av ipäiaiv
In' uvd^oq rikivz^ xviiv , xul toik; o£xov<; ixuta&oV riov oQqiuviüv: vgl.
Demosth. Steph. II, §. 22, Isaeus Philoctem. §. 35, Hyper. pro
Euxen. p. 5, und mehr bei Heffter S. 96 und Meier u. Schöm. S.
286 — 300. Wie er hier auch von Amtswegeu einschreiten konnte,
zeigt Demosth. Onetor. ly §. 6 und Macart. §. 75.
7) Vgl. oben §. 56, n. 15 und üb^r die Anfoderungen, die dar-
aus nicht nur für ihn sondern selbst für seine Frau entsprangen,
adv. Neaer. §. 75; Im Allg. aber Ath. VI. 27 und (nach Pollux)
Schol. Plat. Euthyphr. p. 2 A : jjv xul 'A&-i]vTjai ßaalitiq , dXX' oi'x
waniQ iv T«r? oAAatc töJv öAwv uqxojv, aXXrt fiovtav /xvoxTjQimv nqoiaTT}-
xois /i**T« Twv fni(iii.rjtix}v xal Arjvaioiv xal (iyojvwv xöiv tnl Xafinuät,
xul TU niQl Tuq nuxqiovq &vaia<; Siuxii. Seine Schuhe Poll. VII. 83.
8) Pollux: xul dLxni, nQo<; uvtov fAay;^ävovro dofßfiuq xal IfQcoavvt^q
(tfig!iaßj]V)jOfO)(;, xal Tot? yhfoi xal toi? IcQivot ndatv o avroq idixat^tv,
xal T«? TOI* ifövov äixaq elq "Aquov nüyov fla^yiv xal tcv ar((f)avov
ünoTi&ffifvoq (vgl. Lycurg. Leocr. §. 122) avv lanoii; idlxui^fv . . föl-
x«C» d< xal TM? rö)v i'tri'vxmv dtxnc : vgl. Hüllmann Anf. d. griech.
Gesch. S. 256—258, Matthiae jud. Ath. p. 159 fg., Schubert Aedil.
p. 32—38, Meier u. Schöm. S. 300 fgg., und mehr oben §. 104. 105.
S. 138. V or Standschaf l der Gerichte-^ Ar chonten. 407
9) Ursprünglich also Heerfübrer , wovon noch die lezte Spur
bei Herod. VI. 109; vgl. de jure magistr. p. 19; doch deuten dar-
auf auch später noch Verrichtungen vvie das Opfer der 'A(iTtfiii
riyijorf^ft (Aclian. V. Hist. II. 25) und des 'EvvnXtoq oder der int-
T«'9)»o? (lyoiv tüjv iv noXffxuj uTio&uvövrwv , Philostr. V. Sophist. II.
3Ü extr. mi; Meurs. lect. Attic. II. 14.
10) Harpocr. p. 246 : ovroq 6i floüyfi JtKuq t«s r* roi" dnoaxa-
aiov xal rtnQOOTUßioi' xui xXi^QO)v xal i7iixXij(joiv Totq nfTolxoiq ' xttl
TaXXa oaa rot? noXhaiq o ()'q}(mv , Tavru rot? fxfToixoi<; o nokf/uag^oi; :
vgl. Schol. Aristoph. Vesp. 1042 und mehr bei Neumann ad Aristot.
fragm. p. 93; auch Demosth. Stephan. 11, §. 23 und das xuTiyyvnv
(Dem. Zenoth. §. 29) oder äuyyväv (Isoer. Trapez. §. 14) n^oq rov
noXfftu(j/oy bei Petit Leg. Attic. II. 6, p. 257 und Meier u. Schöm.
S. 580.
11) Demosth. Pbormion. ^. 45 : ol ftfv vöfioi rwv 'A&tjvtfOi av/i-
ßokuiojv xfXf vovai rat; öixac; ftvni ngöq toi).- &(a/j,od-fru(;: doch auch
/ahlreiche öfFeutliche Klagen; vgl. PoU. VIII. 88 und im AUg.
Meier u. Schöm. S. 319 — 354 und Baucke 1. c. p. 34 fgg. , wenn
gleich dieser auch hier aus seinen hypothetischen Praeniissen manche
falsche Consequenz zieht.
12) Als avved(jtov, Hyper. pro Euxen. p. 5 j vgl. Demosth. Theo-
crin. §. 27 und mehr bei Heflfter S. 26 gegen Hüllmann Staatsr. d.
Alterth. S. 279. — lüinzeln üben sie höchstens polizeiliche Befug-
nisse; Tgl. Demosth. Mid. §. 36 mit Schubert Aedil. p. 78.
13) Im OfOfio&iaiov, das Preller Dem. u. Perseph. S, 341 mit
Recht auch bei Hesych. 11, p. 1066 hergestellt hat; Tgl. auch
Meier de Lycurg. vit. p. xcviii ; — oder sollen wir dort alle neun
Archonteu Tcreinigen , wie denn jedenfalls bei Diog. L. I. 58 ngäi-
Tog TJ7V avvayo>yriv twv fvvf'a a^/ovrwj' inoLnoiv tlg to avvduTtvttj statt
avvuntZv gelesen werden zu müssen scheint? S. auch PoU. IV. 122.
14) Was Suidas und Bekk. Anecd. p. 449 sagen: o ultv ßaaiXtvg
xa&jjaro nnqn TW xuXovfihü) ßovxoXfiu ' rö öl ■qv nXrjoiov top nQVra—
viiov (vgl. oben. §. 100, n. 10 mit Petersen in Gerhardts arcb. Zei-
tung 1852, S. 410 fgg.) * 0 noXffiaQxoi; iv Avxfiio, o uq/iov nnQU rot'it
l:i<üvvfioiiq, ol &(o/no&iTai, nagil to &iaiuod-foiov, wollen sie zwar selbst
auf die Zeit TOr Solon bezogen wissen , und wirklich finden wir
den ßaotXfvq später Tielmehr in der oto« ßaaiXnoq am Eingange des
Marktes, vgl. Plat. Euthyphr. p. 2 mit Pausan. I. 3 und mehr bei
Zestermann antike u. christl. Basiliken, Lpz. 1847. 4, S. 5 — 29
und Ross Theseion S. 43; aber die fnojvi'ftoi (§. 111, n. 2) führen
entschieden auf nachsolonische Zustände, und der Versuch von
Hanriot in ReTue arcbeol. 1854, p. 233, das Tribunal des Archen
nach dem Odeum (§. 134, n.l4) zu verlegen, beruht auf derselben
Verwechselung des Instructionslocals und der Gerichtslätte, wie sie
allerdings auch die Königshalle bei Zestermann u. .4. zum äixuarij-
(itov hat werden lassen, Tgl. Meier u. Schöm. S. 145 und Gott. gel.
Anz. 1849, S. 1604 fgg. Deraosth. Aristog. I , §. 23 geht nur auf
den areopagitischen Ralh.
15) PoU. VIII. 92: ji«^)fd'()ot (f uvofictl^ovTai or? niQovvrai ÜQ)((t)v
xnl ßuoiknK; xal noXfftuQjfoq , di'o fxuoroq , ovq ßovXfxai.' doxifino&ffvni
6 'XQ'/v «tToi'? fr Tolq nivraxoaioiq, (ir^ iv dixitaxTjQiiü. Bei llarpocr,
p. 232 fehlt der ßuoiXivq , aber gerade für diesen bezeugt sie die
Rede adv. Neaer. §. 72 u. 84. Vgl. auch Demosth. Theocrin. §■ 32
Th.F. Der athenische Staat. C. II. C. Gerichte.
und Aeschin. Timarch. §. 158 mit Tb. Seil Je assessoribus arcbon-
tum apud Atbenienses, Lugd B. 1719. 8, und Kinzelnes mehr bei
Herall. rer. jud. auctor. I. 8. 14 fgg- , Bernard Arcbont. p. 98,
Schubert Aedil. p. 42-
16) Demostb. Theocrin. §. 27; Tgl. Meier n. Scböm. S. 58.
§. 139.
Dass übrigens auch jede sonstige Staatsbehörde in
ihrer Amtsphäre die 7'yefioviu d'maoTrjQiov besass , das
heisst Rechtsfragen und Streitigkeiten, die sie aus eige-
ner Macht nicht erledigen konnte, vor ein Volksgericht
bringen durfte und musste, versteht sich nach dem Obi-
gen von selbst und darf durch keine Scheidung beson-
derer eiaayojyeis oder anayuiyetg eingeschränkt werden ^),
wenn wir gleich der wirklichen Ausübung dieses Rech-
tes in unseren Quellen nicht oft begegnen^). Nur die
bereits erwähnten Eilfmänner ^) sind daran wesentlicher
als die meisten übrigen betheiligt und finden daher hier
um so mehr ihren Platz, als sie nächst den Archonten
die bedeutendste gerichtliche Behörde sind, die, je einer
aus jeder der zehn Phylen, sammt einem Schreiber, all-
jährlich durch's Loos bestellt *) , die Vollziehung der
Straferkenntnissc zu verwalten hatte und weder mit den
Eilfen, die zur Zeit der Dreissig als Regierungsbehörde
vorkommen ^), noch mit den Gesetzeswächtern des Deme-
trius Phalereus verwechselt werden darf^). Vor Allem
war freilich das GePängniss ihrer amtlichen Sorgfalt un-
tergeben ''), aber nicht bloss als Verwahrungsort ^), son-
dern namentlich auch insofern dort die meisten Leibes-
und Lebenstrafen vollstreckt wurden ^) , und je weiter
sich einerseits ihre executorische Thätigkeit ausdehnte '*^),
desto häufiger konnten sie anderseits selbst in den Fall
kommen, die Dazwischenkunft der Gerichte anzurufen.
Schon die Zwangsenteignungen und Vermögenseinzie-
hungen, die wenigstens unter ihrer Oberleitung vor sich
gingen ''), zogen leicht wieder neue Rechtstreite nach
sich ^ mehr noch werden inzwischen alle gemeinen Ver-
brechen und Störungen der öfientlichen Sicherheit zu
ihrer Competenz gerechnet ^^)j und wenn auch für die
§. 133. Die Eilfmänner. 409
Mehrzahl von diesen schon das oben §. 137 geschilderte
summarische Verfahren ausreichte , so ist doch dort
gleichfalls bemerkt, wie in allen jenen Fällen auch Ein-
reden möglich waren, die gerade, weil sie nur als Hin-
derniss der Strafvollstreckung betrachtet wurden , von
der mit dieser beauftragten Behörde ^^) der Richtergewalt
zur Entscheidung vorgelegt werden mussten ^'^).
1) Wie dieses z. B. von A. Baumstark de curat, empor. Frei-
burg 1828. 8, p. 47 fgg. geschehen ist, der den meisten Verwal-
tungsbeamten die selbständige Hegemonie abspricht und sie nur als
fTiftymyfV^ gelten lässt ; dieser Ausdruck selbst aber scheint nur auf
falscher Lesart bei Poll. VIII. 101 zu beruhen, und selbst flauyoi-
y«i? , wie sie dieser §. 93 aufführt, lassen sich wohl vielleicht in
Argos (Bull, deir Inst. arch. 1840, p. 106), aber nicht in Athen als
besonderer IMagistrat nachweisen ; vgl. Hudtwalcker Diacteten S. 70
und im Allg. Meier u. Schöm. S. 67 fgg. und 114.
2) Von einzelnen Beispielen vgl. die {,TtoT«rat tw* drj/jioaiwv f'y-
y(i)v Aeschin. Ctesiph. §.14, die fnififkr/ral tov innoQiov Demosth.
Theocrin. §. 8 , die ytwQlwv HQ/t) Böckh Urk. d. Seewesens S. 5(i,
die liTioarokfiq Demosth. Everg. §. 26, die dyofjuvöfioi Aristopb. Vesp.
1407, die unodfKTiii Poll. VIII. 97, die Strategen Demosth. Lacrit.
§. 48 , die Logisten Bekk. Anecd. p. 245, die rfTTa^üxovra das, p.
310 und mehr unten §. 146 tgg.
3) lieber diese vgl. Im Allg. Sigunias Rep- Ath. IV. 3, p. 548,
Sluiter lect. Andocid. p. 256—261, F. W. Ullrich hinter s. Ueber-
setzung vier piaton. Gespräche (Berlin 1821. 8) S. 223 — 273 mit
der Kritik von Meier att. Process S. 68 — 77, Schubert Aedil. p. 93
— 96, Crome de undecimviris AtLeniensium , Düsseldorf 1828. 4.
4) Poll. Vin. 102: ol fvöiiia nq ätfi' txnorrjq (fvkrjq fyiyfro nal
yga/it/uaxfvq nvrolq axivrnii&nfiTo. Also jedenfalls erst nach Klistbe-
ncs ; dagegen fallt die Beziehung auf Aristidcs bei Ullrich S. 254
durch die berichtigte Lesart bei Heracl. Pol. c. 1 cxtr. von
selbst weg.
5) Plat. Epist. VII, p.324C; vgl. Xenoph. Hell. II. 4. 38 und
Andoc. Myster. §. 90 mit Meier Bon. damnnt. p. 18? fg- Ullrich
S. 258 fgg. und Scheibe oligarch. Umwälzung S. 69 halten sie frei-
lich für identisch; nber s. m. Kec. in .lahrb. f. wissen-sch. Kritik
1842 I, S. 146.
6) Diese identiiicirt freilich schon Pollux : vo^o^i'/axf; 6\ xui ii
10V 'IiukriQfu fiiT(OfOjU(iO&tfauv . . %ov 6i vonoifvkdxlov &VQa fxin /uqw-
vnov fxalflro , Si r/q ttjv inl &avdTO) uni/yovto , vgl. Zenob. VI. 41 ;
doch liegt hier eine Verwechselung zwischen diofioipiikitxiq (not. 7)
und &tofio:fvXuxiq sehr nahe ; vgl. Ullrich S. 260 fgg. und Meier
Proc. S. 72.
7) ri{io'iaxüfiivot toi" diafionijoiov , Bekk. Anecd. p. 250, auch
geradezu diono<fi>knnfq ^ Schol. Aristopb. A'esp. 1108 und Demosth.
Androt. §. 26; vgl. den Hedner selbst c. Aristog. I §. 56 und d.
Erkl. z. Plat. Apol. c, 27 a. Phaed. c. 3, auch über das Gefung-
niss , das in der Nähe der ötAuortj^ia am Markte zu suchen ist , s.
410 Th. V. Der athenische Staat. C. II. C, Gerichte.
auch Plat. Leg. X, p. 908 A; ob eins oder mehre? Ullrich S.
231 fgg.
8) S. oben §. 126, n. 5 uud Privaltalt. §. 71, n. 18 fgg. Ein
Beispiel von Eigenmacht der i'vdixa bei Isaeas de Nicostr. §. 28.
9) Namentlich die durch Schierling, )io')vn,ov , vgl. A. I). Steger
und S. F. Dresig de cicuta Athen, poena publica , Lips. 1733. 4,
J. .1. Bosii diss. duae de potionibus mortiferis , Lips. 1736. 37. 4,
und mehr Privatalt. §. 72, n. 14 l'gg- Dass das Gefängniss selbst
als Strafe dienen konnte , zeigen Lysias Agorat. §. 67 und Plat.
Apol. p. 37 C; häufiger jedoch als Strafschärfung, wie Demosth.
Timocr. §. 105: ö'tdfo&ui ö iv tfj nodoKanxTj tov nöda nivO-' 7f/u(^uq
»ui vvxT«? iff«? , fnv 7iQooTi.fA.?'jarj t] rjkiulu.: tj di Ticdonaxxjj uin/j, sezt
Lysias Theomnest. I §. 16 hinzu , tonv o viiv xukfVrai, iv xoj ^vXat
diäia&ui.: vgl. Petit p. 461 , Meier de Andoc. V, p. 14 und mehr
im Allg. bei Wachsmuth II, S. 141 fgg.
10) Platuer Process I, S. 429 fgg-, Meier u. Schöm. S. 738
fgg., Böckh Urk. d. Seewesens S. 535 ; vgl. Oiuarch. Aristog. §. 13:
fvdfix&fl(; xnl TtdQftdo&dq rolq fvötxa xard toi)? voßovg : ob jedoch
Schömann Cecht hat zu sagen : > wenn den Arcbonten die Gewalt bei-
gelegt wird, gewisse Verbrecher mit dem Tode zu bestrafen (§. 137,
n. 7) so heisst das nur , sie den Eilfen zur Bestrafung zu über-
geben «, ist nach Lycurg. Leoer. §. 121 zweifelhaft.
li) Etymol. M. p. 338. 36: flaijyov d* xal zu anoygatpoftci'a,
^ODQLU, olxiuq, Kul- TU dijfiooiu ilvui do^uvxu nuQföwxuv TOI? nwktivulgt
vgl. Meier Bon. damnat. p. 209 und Privatalt. §. 70, n. 8 fgg. —
Freilich sagt Aristot. Politic. VI. 5. 7 : noXXaxov öi Sifjur/Tai. xal ij
fpvXüzTovaa {<'QX^i) '^C'? f/'' TH)uxToixfvijv , oi,qv ^&tpr]ai xüv i'vdfxa
xakavfihojv : das sezt sie aber nur den TiQuxroQoi'V als Einnehmern
der Geldbussen entgegen; vgl. unten §. 151.
12) Daher fm/ifXt^ral ribv xaxovi)yo)v , Antiph. Herod. §. 17; vgl.
Isoer. 71. uvTiä. §. 237 und über den Begriff des xaxovfjyoq im Allg.
Herald. Anim. IH. 16, p. 261—264, Meier u. Schöm. S.229, Plat-
ner Process II, S. 167 — 170, Lelyveld de infamia p. 64 fgg. mit
m. Privatalt. §. 61.
13) Demosth. Lacrit. §. 47 : toixuqvxovi; xal xXf7iru<; xul toj'?
aXXovq xuxovQyovQ toi'? Ini d-avüroj ovToi fiouyovoi: vgl. Poll. VIII,
102 and Einzelnes mehr bei Meier u. Schöm. S. 356 — 361.
14) Arifitoph. Vcsp. 1108; iv naQußvarM^ Meurs. lect. Attic.
II. 9, Schäfer ad Demoslh. IV, p. 204, Meier Bon. damnat. p. 43,
Schömann sortit. jud. p. 38, Ullrich S. 252.
§. 140.
Solche immerhin aussergewöhnllche Fälle abjjerech-
iiet begaun der ordentliche Rechtsgang in öiFcntlichen
soAVohl als Privatprocessen mit der Vorladung des Be-
klagten ') , welche der Kläger persönlich und in Gegen-
wart von Zeugen bewerkstelligen musste '^) 5 eigene La-
dungsboten scheinen nur fiir Abwesende gebraucht wor-
den zu seyn ^). Darauf ward die Klage bei der betref-
§.140. Einleitungen des Processes. Gerichtsgelder. 411
fcnden Behörde schriftlich und mit ausdrücklicher An-
gabe der Ladezeugen eingereicht^)^ ohne diese Förm-
lichkeit durfte die Klage nicht angenommen werden 5) ^
gegen falsche Angaben stand dem Beklagten die yQ^W,
ipevSoxXv'^elaQ zu ^). In Privatsachen legten dann beide
Theile die Gerichtsgelder, novtaveia, nieder^), welche
bei Summen zwischen hundert und tausend Drachmen
drei, zwischen tausend und zehntausend dreissig u.s.f.
betrugen und, da sie jedenfalls dem Staate anheimfielen,
später von dem verlierenden Theile dem Sieger erstattet
werden mussten s). Bei öffentlichen Klagen ist nur hier
und da von einer nagaoTaois die Rede, die der Kläger
zu Anfang gleichsam als Symbol zu entrichten hatte ^),
und von der selbst wieder manche derselben ausdrück-
lich befreit waren lo)- dagegen sind wie überhaupt im
attischen Rechte so auch hinsichtlich der Gerichtsgelder
von den contradictorischen Processen die Prioritätstrei-
tipkeiten ^^) zu unterscheiden, in welchen die Prätenden-
ten eine naija%ataßo).Yj niederlegten i-), die bei Ansprü-
chen an den Staat aus eingezogenen Gütern i3) den fünf-
ten unter Privaten i+) den zehnten Theil der streitigen
Summe betrug und nur dem Unterliegenden verloren
King ^5). Bei Berufungen endlich ward ein nagdßoXov
eingezahlt ^^).
i) KA,}a.s, ngio^XriO.,: s. Meier u. Schöra. S. 575-593 und
Platner I, S. 114 fgg.
2) Demosth. Phormion. §. 13: xai xuzaXuf^ßüro/zfv ngot; ror? m';-
t.o«a,An'<.K uvt6v, y-dym kA^th««? ?><"" ;i,.oofx«A*o«^;?r atrov : Tgl. Ari-
stoph. Nub. 1218 und die Lexlkogr. 8. xlr^nvHy = x^z/to^« y»f-
a&L ÖUri,, Bekk. Aneed. p. 272. Dass dabei selten des Gegners
Haus betrete« ^vard , bemerkt Scböniann thatsächhch richtig ; es
folKt das iedoch nur aus dem Leben des griechischen Mannes den
man leichter auswärts antraf, >Tährend das Haus meist verschlossen
blieb; vgl. Becker Charikl. H, S. 109.
3) Darauf gehn vielleicht ol zwv rftxaoiwv vnrjqira, , die nach
Lex. rhetor. üobr. p. 677 uni r^<; n(>oo*).ijot<o^ ^^x^l^i^ ^^y°"«;^
während an sonstige Gcrichtsdiener mit Salmas. Mise, defens. p. 8ob
und Ast ad Fiat. Leg. p. 422 nicht zu denke« ist ; s Herald Anim.
VI 12 p 473, Hudtwaicker Diaeleten S. 28, Hcffter S. 282; da-
gegen 'kennt allerdings Arisloph. Av. 1422 xA^t^m,«? v.7a.a,T..or,:
tgl. v. 147: .krirrig' uyovo' ioa>Oe. ^ 2«A«/,.vja auch Lqu. 2b2 und
mehr bei Plalner I, S. 116, über die Staatscbifle ^a>l«/4.v.« und 7/«^«-
4i2 Th. V. Der athenische Staat. C. II. C. Gerichte.
i.og in Allg. aber Meuis. lect. Attic. II. 7 , Schömann ad Isaeum
p. 296 und Ind. lect. Gryph. 1838, Böckh Vth. d. Seewesens S.
7C-79.
4) Arj^i? dUrjt;, },uyxüvit,v n()oq uq}(ovtu , nvl rivoq , vgl. De-
mosth. Theocrin. §. 32 und mehr bei Taylor ad Lysiam p. 596,
Ruhnk. ad Tim. p. 173, Meier u. Schöm. S. 595—598.
5) Poll. VIII. 62: tl ö( /xi) ngoaxakiaaivro, rhfXrj(; rj 6Lxt]' uvra'i.
-ff fkfyovTo nnQiaxXrjToi,: vgl. Demosth. Mid. §. 92 mit Scbömann
Process S. 600 fgg. und Platner I, S. 123.
6) S. Demosth. Nicostr. §. 15 und mehr bei Böckh im Ind.
lect. Berol. 1817—18 (Seebod. N. Archiv 1828 H. 3, S. 70 fgg.),
Platner I, S. 417 fgg. , Lelyveld de infamia p. 131 fgg.
7) TlQX'xavfla &iivui. ^ verklagen, Aristoph. Nub. 1145; vgl. die
Erkl. z. Harpoer. p. 258 mit Heffter S. 239 und J. F. Schreiter
sacramentorum in vet. Rom. judiciis solemnium antiquitates , Lips.
1740. 4, p. 9—16.
8) Poll. VIII. 38: Tf/ n\v nqvTuvdn WQiOßfva , o xt l'äfi xaraßa-
Xitv TiQo TTJi; 6ixrj(; xov dioJxovxa xal xov dioyxö/xivov ' il di ixrj, diiyqa-
q>ov xfjv dixTjv ol flauywyiVq ' o ä r/xxtj&iiq unididov xo tiuq' UfKpoxi-
go)v So&fv , (Xdfißavov d"' avvo ol dixuaxuL: vgl. Isoer. Callira. §. 12
und im Allg. Böckh Staatsh. I , S. 462 — 405 , Meier u. Schöm. S.
612—621, Platner I, S. 174 fgg.
9) Harpoer. p. 235 : 'AQi.axorf).Tj<; d' Ip 'A&r^vuioiv noXnfln ntgl
&tafioO-fX(iJv fpTjolv ovxojQ ' flol ygatpal ngoq anxovg, ojv naguoxuoig xi~
&IXUI, ^(viuq xul ö(üQo^iviug xul x(ifvä{yygu<fT/q xul xptväoxXrjniai; xul
fioiiXivaioxi xul dyqaqiLov xal fioi/fiaq: nach Böckh I, S. 46C eine
Drachme, wie bei den Diaeteten , s. unt. §. 145, u. 11 und Heff-
ter S. 129.
10) Isaeus de Pyrrh. §. 46: ovxt ngvxuvfla ovxt nugäaxaaK; ov-
öfitLa xi&fTUi Twv flaayyfXiüv: vgl. Isoer. adv. Lochit. §.2: nigl fio-
roii (?) xovxov xöjv udixTjuuxoiv («ixt«? und rßgiuq) xul 6ixuq xul yga-
qug ävm nuguMuxußoktji; inoLtjnuv , und Hesych. I, p. 371 ävtv ngv-
Tuvelwv, was ich jezt eher hierher als mit Valesius ad Harpoer. p.
165 auf Bagatellsachen beziehe.
11) JiadixuaLuv im Gegensatze der dt'xfu, Heffter S. 272, Meier
u. Schöm. S. 367, Platner ü, S. 17 fgg.
12) Harpoer. p. 232: ol u/A.(fiaß7]iovyxfq xgTjuHXUv nväiv öidtj/AfV-
fiivojv ngoq xrjv noXiv xul ol nigl x-Xrjgojv tj fni.xXrjgoiv ngoq Idiwxuq
avxi6txovvxf<; rigyiigiov xi xuxfxi&iocv , xul xovxoii ixg^v «i'toj's axtgt-
a&ut, il XTjv dlxTjv Tjxxr]&tXiv: vgl. Poll. VIII. 39 und Böckh S. 478,
der jedoch S. 465 auch auf den weiteren Sprachgebrauch aufmerk-
sam macht, worin naguxmußoXr) selbst die beiden vorhergenannten
Zahlungen umfasst, s. oben n. 10 und Demosth. Pantaen. §. 41.
13) 'Evfmaxijnria&ai,, Poll. VIII. 61 ; vgl. Demosth. Timoth.
S. 45 mit Harpoer. p. 103 : onoxf ÖTjfini&tir] xi^voq onalu, l^r^v ngoaiX-
&(iv TW (fiüoxovTi davHOXTJ yiyovhui xovxov xov avdgoi; xul Xfynv oxi
fvoipiiXixut uvxü ygioq iv xtj oi'aiu, und mehr bei ftleier Bon. damnat.
p. 220—225, Blum Proleg. ad Dem. Timocr. p. 25, Heffter S. 276,
Platner Process II, S. 125 fgg. mit Beitr. S. 215.
14) Namentlich bei Erbfragen , Poll. VIII. 32 : naganaxaßoXrj-
6i oaxii; nvxiXfyoi. ojq uihöc; dixuiörtgoq o)v tx*^* '^°'' *X^gov i£ «y^*"
oxiLaq 7] d la&Tjxüiv : vgl. Demosth. Macurt. §. 5 : u/^^ioßr^reiv (für
§.141. Instruction des Processes. Beweismittel 413
Descendenten) ^ -ca^a^arapäUnv (für Seltenverw.-.«öte) mit Harpocr.
p 20 und m.hv bei G. H. C. L. St.igertahl de vi et usu nugn.u-
lußoXi}, in causis Ath. hereditariis , Celle 1832. 4 und C. de Boor
Intestaterbrecht S. 96 fgg.
15) Also eigentliches Succumbenzgcld , obgleich •" ^^«'t""
Bedeutung auch die ni,vTnvnu so heissen konnten ; Tgl. UocKü ».
479, Meier u. Schöm. S. 617 fgg.
16) Poll VlII. 63: TO df TiuQUxaraßun'ofifvov inl rö>v f<piaio)v,
"on,q ol\vv TiüQaßöhov r^akovo., naqäßokov 'Ai>iOXOTi}.r]<; A^y«.
§. 141.
Nach diesem eröflFnete sich die Instruction des Pro-
cesses 1) vor der Behörde mit der Feststellung der Streit-
frage 2), zu welchem Ende helde Thelle ihre schriftlich
einander entgegengestellten Behauptungen eidlich aner-
kennen musstenS)- „ur machte es dabei einen wesent-
liehen Unterschied , ob der Beklagte sich geradezu mit
Ja oder Nein auf den Gegenstand der Klage elnliess +)
oder gleichsam als Wlderkläger processhlndernde Em-
reden, nagargacfäs, vorbrachte 5) , worüber alsdann zu-
vörderst verhandelt und gerichtlich entschieden werden
musste 6). Wegen Formfehler oder sonstiger Verstösse
gegen gesetzliche Vorschriften konnten, ja mussten al-
lerdings Klagen auch angebrachte rmaassen zurückgewie-
sen werden 7)^ Controversen aber unterlagen jederzeit
der richterlichen Entscheidung ; und wenn es auch einem
Thelle bereits In der Instructlonslnstanz möglich war,
einen solchen Zeugenbeweis zu führen, dass die Behörde
den Streltpunct als abgethan betrachten durfte ^) — ein
Verfahren , das namentlich bei Erbschafts - und älinll-
chen Prlorltätsfragcn häufig in Anwendung kam 9) — , so
stand doch dagegen sofort dem andern die Einsprache,
inioKr.nJtS '°) , «"d flarauf folgende Klage gegen die
Zeugen zu"), nach deren Erledigung der Rechtstrelt
selbst wieder aufgenommen werden konnte ^^j. In den
meisten Fällen beschränkte sich daher die Instruction
darauf, die Beweismittel beider Tbelle zu sammeln, welche
dann In versiegelten Kapseln '') bis zum Gerichtstage
aufbewahrt wurden : ausser Urkunden und Zeugnissen '+)
insbesondere auch die schriftlich aufgezeichneten Aus-
414 Th. y. Der athenische Staat. C. II. C. Gerichte.
sag:en von SMaven auf der Tortur ^^), die nach griechi-
scher Ansicht fast für glaubwürdiger 'als das beschwo-
rene Zeugniss eines Freien galten ^^). Uebrigens brauch-
ten diese Beweise ebenso wenig wie der Eid ^^) in der
Instruction alle wirklich beigebracht zu seyn^ gleichwie
man zu verfahren pflegte , um den Gegner zur Aushän-
digung eines Beweisstücks anzuhalten ^^), so genügte es
seine eigenen Sklaven zur Tortur anzubieten oder die
des Gegners zu verlangen ^9; j und auch wo solche Auf-
foderungen ohne Erfolg blieben, konnten sie um des
darin liegenden Präjudizes willen selbst statt sonstiger
Beweise geltend gemacht werden ^^j.
1) '^växQiaic; , causae cognitto , Demoslh. Theocrin. §. 8; vgl.
Isaeus PLiloct. §. 12 fgg. und im AUg. Petit IV. 3, p. 405 fgg.,
Heffter S. 285 fgg., Meier u. Sehöm. S. 622 fgg., Platner 1, S.
1^1 %g> > Bernard Arcbont. p. 61 fgg.
2) ^vTiy^aqirj , vgl. Demosth. Stephan. I, §.46 und insbes. Plat.
Apol. p. 27, welche Stelle bei Scbömann S. 629 übersehn ist;
übrigens nicht mit der fViderklage zu verwechseln , otuv t»? xqi-
vönfvoi; avTtxuTTiyoQ^ , Poll. VIIF. 58; vgl. Schöm. S. 651 — 657.
3) /iicofioaia , Poll. VIII. 55, auch ('vT(Ofi.oaia, tmiSi^ , sagt Har-
pocr. p, 31 , (tvTtuf4vliov ol SiüJxovTfg xal ot gxi'yovr*? , ol fi\v dXnd-n
xaTTfyoQfjatti, ol rf^ ilXr]&^ rtTtokoyrjoaa&ai: vgl. Plat. Leg. XII, p, 948
(Rhadamanthys) und mehr bei Hudtwalcker Üiaeteten S. 75 fgg,
und HeflFter S. 299.
4) Ev&väixia, Demesth. Phorm. §.4; vgl. Argum. p. 906 : thvtu
ynQ (OTi TTjv (v&v6ixiuv aywviUofifvov xal rolq i7ii(ff()oßfvoiq fyxk^fA,uaiv
aTiuvTüivToi; , «AA ovx avaiQovvTOi; tov ntgl avrov nywva xal tjjV ilaa-
ymyijv ttJi; äixrjq.
5) Poll. VIII. 57 : nuQayQtt(frj, oxuv rt? ixtj ilauywyi/Jiov fivai ityi^
TTjv 6LxT]v, tj w? xtxQifi(vo(; Tj o)<: o<feiftfvo<; q oj? ■tuiy yqovwv i^rfxovxuiv,
tv oX(i *(fft xQivta&ai, . . . olov ovx flaayyeXiuq, aXXd TluQavofiojv, ov 6t]-
fioaiu uXX' IdLa, ^ w? ov nagu rovroig x(}i*ta&ai, dfov: vgl. Argara.
Demosth. Pan'taen. p. 965 und mehr bei Petit IV. 4. p. 429 — 432,
Hefifter S. 289— 298, Meier u. Schöm. S. 631—638, 644—650, Plat-
ner I, S. 138 — 160, auch Bake Schol. hypomn. III, p. 260, und
über Jen Verjährungstermin (nQo&io/uia) Privatalt. §. 70, n.5. Mei-
stens fünf Jahre, auch bei Mordklagen, s. d. Erkl. z. Demosth.
Aristocr. §. 80; bei Bürgschaften eins. Dem. Apatur. §. 27.
6) Poll. VIII. 58: xul Tj nriQnyQng!?/ dJ flvri.yQn(pfj toixf , rfto xal
nQofiOfgyfTui -. vgl. Isoer. Callim. §. 2 und Apsines Rhetor. T. IX,
p. 484 Walz. — Der Excipient hatte das erste Wort, vgl. De-
mosth. Stephan. I §. 6 : nttoXnßoiv df /j-ov 0)arf n(iÖTfQoq Uynv , Sid
10 nuQuyQuipr/v flvui xul fiij tv&vdixi(t flaiivai, mit Hudtwalcker S.
153 fg.
7) /iiayQ(i(fnv , wie diayQÜififa&at von der Klage abstehen , De-
mosth. Lept. §. 145; vgl. Ruhnk. ad Tim. p. 83 und oben §. 140
§. 141. Instruction des Processes. Beweismittel. 415
n. 5 u. 8 ; gesetzliches Verbot aber {nrjöt i'(JX', floayiro) ni^t tovtcjv
Htjdffiiu) bei ÜemostL. Lacrit. ^. 51 und Timocr. §. 54, namentlich
wegen bereits abgeurtlieilter Sache , s. Privatalt. §. 71, n. 22.
8) JiafxaQTiniia, sagt Harpocr. p. 84, t^otioc nq i]v naquyqa-
ifTjq . . diuqifQH, 6f rü t^v öiafiuQTVfjiav yi-na&ai ov fiovov X'Tio töjv
ifin'yovTiüv, dXXu Y.(tl vno tut ötoixövTwv : Tgl. Demosth. Leochar. §. 59:
tTt. xoivvv ro TÜiv diuftftQTVQox'VTWV fifQoq ol'Tf 6i,xaair/Qtu 7]v av oj't?
uyüiyiq iyiyvovTo' xojXi'ifi yu() nüvru ravTu ro twv öiajuuorvQiwv yfvoq
xal dnoxXfift (loayuyrjq rr^i; flq to dtxnarr/Qiov , und mehr bei Salmas.
Mise, defcns. p. 830, Heffter S. 348 — 356, Meier u. ScLöm. S. 639
— 644, Platner 1, S. 163—174. Wenn nichts desto minder der
Process häufig fortdauert , so rührt dieses daher , dass die Diamar-
tyrie , wie es scheint , hauptsächlich nur gegen Incidenzpuncte und
Paragraphen angewendet ward : s. z. B. Lysias Pancleon. §. 14 ;
daher bisweilen gleichfalls der fv&v^ixlu entgegengesezt, vgl. Isaeus
de Philoct. §. 3 u. 43, de ApoUod. §. 3, und die scharfe, wenn
gleich nicht erschöpfende Erklärung in Behk. Anecd. p. 236 : dta-
tffpit dt riüv ixkkwv fKtQTXiQtbJv tj öiu/^aiJTVQia, ort y^fivai. fiiv (v avroiq
Totq dyüai yivovTni, tkqI rivoq Ttäv ilq ttjv xQioiv ai^vTHvovTWv , Tj df
ötaftuQTV^ia TiQo dixtjq jj diaöixuoiuq lyiviro nigl toi" tloayfoyiixov uv-
Tqv f^vui ^ fj.rj flouyüjyt./xov' wan xaru tqotiov nvu rp> nuquyQu(frj.
9) Poll. VIII. 32: 6iafiaQTVQia öi oaxiq 6iaftuQTi'QoiTo /i?) iniäi-
Kov o'vTo Tov xlrjgov wq övroq vlov : 8. oben §. 140, n. 11 fgg. und
Privatalt. §. 65, n. 3.
10; Poll. VIII. 33: iniaxTjrpiq S't fX nq Tjjv Jia/uagTVQCnv aiq
rpfvd^ alriüJTo : also nicht , wie Benlley Opusc. p. 358 und Meier
u. Schüm. S. 385 , synonym mit dixrj -ipfi'doftuQrvgiöjv , sondern vor-
gängige Rechtsverwahrung und Streitverkündigung; vgl. Vestig. in-
8tit. vet. p. 69 fgg. mit Schol. Plat. Leg. p. 871 E: nou'jaaa&ni.
diukvaiv TOV tyxktjuuToq , t?jv nagrvgluv ov fmaxTjTirovrai' TiaQadiö'ouOt
df Tavra arjfxtjvdfiivoi MfXQ'' '^°^' XQ^'^"^ ^"7? äixrjq x.t.X.
11) Isaeus Dlcaeog. §. 16: fitXkövTO}v d' r/nihv avxoßwa&ai. 6ii-
fiaQTvgjjof Afojxagtjq ovvool /iTj iTildixov ftvai xov xXtjqov tjfilv' tniaxn-
xlin/ifvojv ö rjfiäjv rj (liv A^Jt? roi7 xkriqov diiyqnqirj , r^ di TÜv ipniö'o-
fxuQxvQiiüv dixTj fla?jfi,: vgl. Demosth. Everg. §. 1 mit Harpocr. s.
avTo/iuxftv p. 57 und im Allg. Meier u. Schöm. S. 385 und Platner
I, S. 398 fgg.
12) Isaeus Hagn. §. 46: xtlftUi, 6i o vc/uoq, tuv älü xiq xüv rpiv
6of*ttgxvQiä)v , nitXiv ilagxf/q fivai nigl avxdjv xdq Xr/leiq.
13) Exlvoq, uyyoq xi, X"-kxovv rj xal ix xfQÜfiov, Schol. Aristoph.
Vesp. 1436; vgl. Demosth. Conon. §. 27, Stephan. I, §. 17 u. 57,
und insbes. adv. Boeot. de nom. §. 17; tuvtu d ftt) afarjftuafifvojv
TjÖTj avvfßr] xüjv fxivwv , xuv fiugxvQuq i'fiVf nttguxöftT^v , mit Neumann
ad Aristot. fgm. p. 74 und Gneist d. form. Verträge d. röm. Rechts,
Berl. 1845. 8, S. 455; auch Schol. Aeschin. F. L. §. 10: f^f/v yog
xiva 7iu(jatXT/aaaO-ui grjixuxa grj&tvxa nagu xolq dtanrjxaiq nXijv xüJv
tyyguipfvxtov xal l/xßXrj&hxuiv ilq xovq fxivovq , was freilich mehr auf
den hei Pull. VIII. 127 berührten Gebrauch geht, s. Kudtwalcker
S. 128.
14) Vgl. die iunf Arten der niaxiq ihtxvoq bei Aristot. Rhetor,
I. 15. 2: vöfxoi , fiügivgfq, nvvOTiXHi , ßdcinvoq , 'gxoq , und mehr im
Allg. bei Ileirter S. 30t fgg., Meier u. Schöm. S. 658 fgg., Plat-
ncr I, S. 213 fgg., Wachsmuth II, S. 264 fgg. ; über Vertrage als
416 Th.F, Der athenische Staat. C. II. C. Gerichte.
Beweismittel insbes. auch Gneist a. a. O. S. 419 fgg. , über Zeug-
nisse Demostb. Stephan. I, §. 44: dt» Tf/Tx« ö vo/aoi; fitiQTVQf'Cv h
y(jUfXfiazfioj xfAfCft, tv(t fiyr cx(f>fXfVv f^^ fiTjTi n^oa&flvai, xolq yfyouft-
/^hoiq njjdiv , mit Pelit IV. 7, p. 44i und C. D. Beeis DIatr. in
Demostb. Orationes in Stephanum , L. B. 1835. 8, p. 29 fgg. Dass
jedocb die Zeugen zur Anakrisis nicht ausdrücklieb geladen wurden,
bat C. de Boor Intestaterbrecht S. 1 1 I fgg. richtig dargethan.
15) Büoavoq, vgl. Isoer. Trapez §. 15, Demostb. Pantaen. §. 40
und im Allg. M. H. Griebner de usu tormentorum apud Athenien-
ses, Witt. 1714. 4 oder in Opusc. select. juris (Hai. !722. 4) V,
p. 157 — 162; J. F. Reitemeier de origiue et ratione quaestionis per
tormenta apud Graecos et Romanos, Gott. 1783. 8, K. C. Westpbal
die Tortur d. Griechen, Römer u. Deutsche«, Halle 1785. 8; über
die einzelnen Arten der Folter insbes. Aristoph. Ran. 61? mit Jo.
Laurentius in Gronov. Thes VI, p. 36S7 — 3710 , und Facius Col-
lect, z. griech. u. röm. Alterthumskunde S. 218, auch Constant. Enc.
martyr. in Mai Spicil. Rom. X, p. 103. Gegen Bürger verbot es
das Psephisma des Skamandrius , Andoc. Myster. §. 43, vgl. Böckfa
Staatsh. I, S. 253, Meier Bon. damnat. p. 53, Schömann Process
S. 685; wenn Cicero Part. Orat. c. 34 das Gegentheil behauptet,
so bat er wohl Beispiele sonstiger Freien im Auge , wie Antiph.
Herod. §. 49 und andere bei Scheibe Emend. Lysiac. 1852, p.
10 fgg.
16) Rhetor. ad Alex. X^'I. 1 : marörfgöv tari ßriaavoq nuQTvgfov'
TolQ fiiv yuQ fiaQTnat axifitpfQii, TioXhixtq %p(vStod-ai ^ ToZq df ßuauvii^o-
fifvoiq kx<anikfV xuktj&TJ Xfyfiv: vgl. Anlipb. Cboreut. §-25 mit Cicero
Top. e. 19: nam et verberibtis, tormentis , iyni fatigati quae dicunt,
ea videtur veritas ipsa dicere , und zahlreiche andere Stellen bei
Hndtwalcker S. 5! und Schömann ad Isaeum p. 385; über die
Leichtigkeit falschen Zeugnisses dagegen Demostb. Onetor. I, §. 37,
Apatur. §. 37, Callicl. §. 7 und was ich sonst Privatalt. §. 6 u. II
anführe , auch Aristoph. Eccles. 563 und die fQyuaxTjQca nox&tjQtäv
dvd-(jo)TiMv bei Demostb. Zenoth. §. 10, Pantaen. §. 39, Boeot. de
dote §. 9.
17) Einen zugeschobenen Eid erwähnt Demostb. Apatur. §.13:
hiaTTjüX'iaq d( rijq Sixtjq 6ldü)0i.v o riuqi/ho)* oQ%nv tovtoj tkqL rtvmv
(yxliTj/^uTWV , xal ovToq idf^nTo , imSut&ffifvoq dtJyVQtov , idv /iT] onöajj
tÖv 'igxov: Vgl. Zenob. III. 80 und die Lexikogr. s. inuxroq ofjxoq
mit Meier u. Schöm. S. 689 und Isoer. ad Demon. §. 23.
18) Elq ffi(pnvoJv xarüaTuatv, Isaeus Pbiloct. §. 31 ; vgl. Demostb.
Timoth. §. 43, und mehr in Bekk. Anecd. p.246 mit Meier u. Schön».
S. 374 fgg. und Platner H, S. 299.
19) S. Antiph. Cboreut. §. 23, 4saeus Pbiloct. §. 16, Lycurg.
Leoer. §. 28 u. s. w.
20) rifjoxkTjonq , vgl. Demostb. Stephan. I, §. 15: olV«» ydg
ntivTitq i'fi(~q ndivui, ort oau nr) ävvmov n^oq vfiäq dyuyilv lari roiv
7itn()ay/4ho)v , roriiDV n{)o*Xrjanq n'<^f&r]nttv: vgl. pro Phano §. II fg.
51 fg., pro Phorm. § 4 fg. 40. adv. Zenotb. §. 18, adv. Phaenipp.
§. 19, und mehr bei Salmas. Mise, defens p. 884, Iltrald. Anim.
VI. 14, p. 479 — 487, Schaefer ad Demostb. V, p 477, insbes. Hudl-
w-ilckir .S. 41-58, :.urh Hcffter S. 316 — 320, Meier u. Schöm. S.
663 fgg. 678 fgg., Wachsmuth 11, S. 264, und die merkwürdige
Stipulatio bei Demostb. Pantaen. §. 40: TifjuxuXuvftui oi ruvrl- dt^o-
§. 142. VerhandUm^ vor Gericht. Zeugen. 417
fiui,' (fiQf Tov daxri'Xiov' ).ußi' iLq 6 fyyv7jr^(; ; ovTooi: wahrend sie
sonst meist schriftlich abgefasst zu seyn scheinen; Frivatalterth. §. (i,
n. 13, Gneist a. a. O. S. 420.
§. 142.
Wie lauge es dauerte, bis ein Rechtslrelt spruchreif
geworden war, lässt sich um so ^venigvr bestimmen, als
es dem attischen Processe nicht au zahlreichen Vcrzö-
gerungsniitteln, Fristgesuchen, Entschuldigungen und
sonstigen Chicanen gefehlt zu haben scheint^) 5 ham es
jedoch einmal so weit, dass die Inslructionsbehörde ihn
vor ein Voifcsgericht bringen konnte '-) , so waren hier
die Verhandlungen sehr einfach ^) : jede Partei sprach in
Privatsachen zweimal, in öffentlichen nur einmal'''), un-
ter mehren Rednern der nämlichen Partei der älteste zu-
erst 5) • die Dauer der Reden bestimmte die Anzahl der
ihneu von der Behörde nach der Wichtigkeit der Sache ^)
zugemesseneu Klepsydreu'^), deren Lauf nur während der
Verlesung der Actenstücke und andern Beweismittel ge-
hemmt ward ^). Die Zeugnisse ^) wurden , wie es
scheint, meistens von der Partei selbst schriftlich auf-
gesezt, und dann den Zeugen vor dem Gerichte zu be-
schwören vorgelegt ^°) 5 jeder Ehrenhafte, der uicht sehr
nahe mit dem Gegner verwandt war, konnte, wofern er
nicht seine ünbekanntschaft mit der Sache eidlich er-
härtete^'), zur Zeugnissablage gerichtlich gezwungen
werden ^-j^ gegen solche, die wider ihr Versprechen
nicht erschienen, stand dem Betheiligteu ausserdem eine
Klage auf Schadenersatz zu ^^). Uebrigens mussteu die
Zeugen sowohl als die Parteien persönlich ^+) vor Ge-
richt erscheinen ^ nur in ausserordentlichen Fällen ward
ein Zeugniss von Abwesenden oder auf Hörensagen ge-
stattet '5). Was die Parteien betrifft, so konnte jede
derselben auch andere Redner zu ihrer Lnterstützung
mitbringen '^) ^ doch durfte der Betheiligte selbst nicht
fehlen, und sogar der Fall ist selten, dass dieser sich
ganz durch den Mund seiner Freunde vertreten lässt ^'')^
wogegen es allerdings frühzeitig üblich ward, sich durch
I. Dd. 4. AiiB. Dil
418 Th.F. Der athenische Staat. C. II. C. Gerichte.
Leute vom Fache geschriebene Reden gegen Bezahlung
anfertigen zu lassen ^^).
1) Demosth. Mid. §. 84: fTifiörj 7io&' fjxtv ij xvgla, nävta 6^ tj^jj
^i(^tk7jk}i&n 7((x iftJv ro^ojv , vnMfioniai y.nl 7ift(iayQft^ai , xnl ot^öev tjv
iri, v7i6Xoi.nov : vgl. Meier u. Schöm. S. 698 und Lex. rheior. Dobr.
p. 673 : fvioiig öl i(a&fr'fq to dixuiov l'/ovraq xfil äföoixözuq rr/v xaTU-
diatrav , }r(}cvovq fftßaXlnv xrtl oxtjiiifK; o'ütg lioxftv fvvni, n'Xöyoix;, xnl
ro fitv TiQüiTov TtaQftyQftcpfoO-ai (§. 141, li. 5), f^O-' V7ii>nyva&iti (§. 144,
n. 13j vüoov tj rniodrjfiiuv , xul TfkfvräivTag tnl ttJv xvqLuv ovx dnav-
TÖjvTfti;, cnoiq övv<t)vTui uvrtXay/uvfiv Ttjv ftr^ ovaav (§. 145, n. 1) tw
fkovTi: auch die axTJxpnq ipniofyixul Aristoph. Eccl. 1027, Plut. 905
mit Poll. Vni. 81 oder Hesych. II, p. 50.
2) Demosth. Pantaen. §. 39 : fTifiÖTJ Ififkkov flaüvut i^v dixrjv,
j]St] twv dixnaxTjQlwv iTii,xixXTjQO)iuhoiv , auch vom Processe selbst flq-
fX&fiv , Pbormion. §. 18; vgl. Casaub. ad Theopbr. Char. p. 157
und Meier u. Schöm. S. 705 , dem fiauyuv der Behörde entspre-
chend, Aristoph. Vesp. 842, Antiph. Choreut. §. 42, Demosth.
Mid. §. 3.
3) S. Heffter S. 320 — 325, Plalner I, S. 181 — 190, Schömann
S. 704 — 728, und über die Oeflfenllichkeit derselbe« ad Isaeum p.
178. Der Beklagte stand rechts, Aristot. Problem. XXIX. 12.
4) Zwar sagt Rhetor. ad Alex. XVIII. 3 ganz allgemein : to»-
/iiv vofxo&trrjv Tiijoatii^ai, di'o Xoyot'Q twv ityi löixiov fxuoTto anoöovvan
vgl. Antiph. Chor. §. 14; doch unterscheidet ausdrücklich Schol.
August. Demosth. Androt. p. 661 Dind. : larfov df oTt ovo rgunoi
fiol 6ftiTf(}oXoyiaq, o Tf tnl twv idiO)Tixü)v uyuyvwv xul o fJii TÜtv Ötj/ao-
aliiiv ' fnl ftif TWV iÖKOTixüiv o nq x(tTJ]yo(jfl ziiiv dtwxovTWv, flta o
ipfvyiov unokoyflrni, (tru ni/Atv o i'xtQoi; xurr^yo^oQ xnxrjyofjfV , hxu o
(fifvyoiv TittXtv anoXoyftTfti ngoq tovtov ' tnl df twv ärjßoniiov oi dvo fipt-
^rjq xnTT}yo(joi<v, fiza o (pfiiymv Tnioq rr^v Twr d»'o xar/jyoQiav untkoytlTO,
und dem entspricht auch Demosth. F. L. §. 213.
5) Arg. Demosth. Androt. p. 592, Aristog. I, p. 709; vgl. He-
rald. Anim. VII. 16, p. 556, Platner I, S. 122 und Aeschin. F. L.
§. 25. Insbesondere in öfl'entlichen Klagen [ovyxuTr/yogilv) , vgl.
HeflFter S. 243.
6j Vgl. z. B. Demosth. Macart. §■ 8 : fS rxrüyxr/(; ydq rjv rü ug-
/ovTt , aft<fio()fa fxKnriD lyyfui twv <ifi<f>i.aßrjToviTOJV xol T^^^i:q }(Oui; toj
varffjoj Xöyoi : Aeschin. F. L.§. 136: ji^ö? (vöfxa yaq uju(po(jtitq fv dia-
fifßtT{)T]nfvrj rfi ^ftf()ff xqiyoftui,. Nur die dlxai xuxcLOfioq sind uviv
vönroq, vgl. Harp. p. 161. Daher übrigens Redensarten wie fy tw fftü
vduii. (Demosth. F'. L. §. 57, h tw iftw Xöyoj, Aeschin. F. L.
§. 59), n(n>udido>tii, to vÖwq (Dinarch. adv. Demosth. extr.), HtQu to
vd(i)Q etc.
7) S. Schol. Aeschin. F. L. §. 126 und Aristoph. Vesp. 93
mit Meier u. Schöm. S. 713 — 716 und Hullcman in Mise, philol.
1851 II S. 7 fgg. , auch Davis, ad Cic Tuscul II. 26, und über
den Namen dvuyxr] (Plat. Theaet. p. 172 E ?) Maussac ad Harpocr.
p. 163 tg. , im Allg aber Dan. Petermann de clepsydra veterum,
Lips. 1671, G. C. Drandius de clepsydris , Lips. 1732, und zur
Vcrgleichung G. C. Burrhardi de ratione temporis ad perorandum
in judiciis publ. apud Romanos, Kil. 1829. 4 und (Jöthe's ital.
Reise, Werke XX^'II, S. 117.
§. 142. Verhandluncj vor Gericht. Zeugen. 419
8) ^EnüXaßf To väo)Q , Isaeas Menecl. §. 34, Lysias Panel. §. 4.
Der Aufseher selbst fcfvöoxj: o n«()«g.i'Af<Trwv rt'^y laoxrjru rn(; nkfipif
ä(>ftq, Poll. Vlll. 113, vgl. V. Leutsch Paroemiogr. I, p. 339: tyi-
vfio 6i oVToq nno xi-rigov.
9) Ueber die Zeugen im Allg. s. Pelit Leg. IV. 7, p. 440 —
451, Salmas. IMisc. defens. c. 30 und darauf Herald. Anini. Vl.c. 9
fgg. ; dann Heffter S. 304 — 310, Sehömann S. 665—678, Plalner
I, S. 215— 237, Wachsniuth 11, 8.265, auch Westermann in Abhh.
d. Leipz. Ges. d. Wiss. I, S. 65 fgg.
10) S. Aeschin. Timarcb. §. 45 mit dem Schol. Bekk. p. 230:
ort l'yQdtfif z*c uvro ro n^ityfiu, Xfyojv oti fiuQxiQtZ fj.oi odf, xai idfi-
XVl'fV «IITO TW flUQTX'Ql, XfyMV OTt fllt^Tl'IJltg Twöt', fhu ll fllv ^iXfyiV
Ott ml, iy{iit(ffv avToc o naQTvq ort val jungrt'fjw , fl tjf /xr] , ofdiv
ly{)a<f:f : Tgl. Isaeus Astyph. §. 19, Demosth. Stephan, l, §. 45, pro
Phano §. 15 5 obgleich manche auch von den Zeugen mitgebracht
■werden mochten, Stephan. 11, §.11: /.fXn'y.oifxtvov y^tuufimtlov und
H('ik&rj (Poll. X, 58; verkehrt Martorelli theca calam. I, p. 71 — 76)
nebst d. Bemerk, v. Herald, p. 459 u. Platner I, S. 232 fg. \4vri-
y^aqia, Demosth. Con. §. 26.
11) Poll. VIII. 55; vgl. Isaeus Astyph. §. 18, Lycurg. Leoer.
§. 20, Demosth. pro Phano §. 20 und insbes. Theocrin. §. 7: tjrot
fiugTi'^iHv T] f^ofivvadat.
12) Adv. Neaer. §.28: tov ö In.7iu{>yov vfiXv y.n/.(ö xal uvayxäao]
fiuQTVgftv 7j i^o/xvvn&ai. xuril tov voijiov , r/ xXrjTfvacj ainov: vgl. Ae-
schin. Timarch. §. 46 mit Poll. VIII. 37: xkjjxfvfa&ai lari. xo
xakiio&ui fi? ftuQXVQiHv , fxxXjjrfi'foG-ai öi xo dixrjv otffiÄftv Ini
X(Z xrtq ;^tAtac xaxaßuktlv , und dazu Salmas. 1. c. p. 886; wogejjen
Herald, p. 487 xkrjxivuv so definirt : ei qxii non aderat, aiiutn ei
denunciatiim erat, aut citatus tion respondebat , poenam leqilimam
irroffari postulare?
13) yifinonugxi'oiov 6ixrj, Poll. Vlll. 3() mit Meier u. Schöm
S. 387 — 392 ; vgl. 673, wo gegen Herald, p. 488, der sie mit x).tj-
xfvnv zusammenstellt , und dieses nur auf öffenMiche Klagen be-
schränkt, auf Demosth. Zenoth. §.30 verwiesen wird; auch Heffter
S. 307 , der die dixi/ kun. aus Demosth. Timotb. §. 20 richtig als
Schadenklage cbaraklerisirt.
14) Platner I, S. 94, ScLömann S. 707 fgg. Kein gesetzliches
Alter (von 30 Jahren? s. §. 129, n. 5), vgl. Herald. 1. c. p. 471.
15) Hauptstelle Demosth. Stephan. 11, §. 7: (V «v ftJ/J rt? xal
otc UV nuguyivTjxni yivoftfyotq , x'tvxa /.lugzX'gfZv xtkmox'aiv iv yga/ifta-
Xfiii) yiyiinffftfva , ivu fir/x rt^tkflv fJ/J /ni/div HTjTf n(>oa&iZvui, iol<; yi-
y()u/4ftfvoig , uxoTjv 6 ovx föjai. i,(i')vToq nugxVQfZv , rtXXu Xf&vfotroc;., xöiv
öi rtdvvicxojv xal iin(()ogi't)v f x f* a gx i' g i av ytygannfvrjv : vgl. Isaeus
de Pyrrb. §. 20 fg. mit Scbol. Aeschin. F. L. §. 19 und im Allg.
Salmas. p. 824 fgg- , Herald, p. 461 — 465, Lelvveld de infamia p.
125 igg.
16) KXrj&hxK;, Lycurg. Leocr. §43, oAev :iuuf'txXt]ioi Demosth.
F. L. §. I; vgl. Aeschin. F. L. §.184: nagitxuXw d* Evßo\<Xov aw-
Tjyogov ^ auch Clesiph. §. 200, Demosth. F. L. §. 290 und Mid. §. 205,
Andoc. de IMyst. §. 150: divgo ^'Avvvf , KfifuX.t , Ixt fT> o' (fvXfxat o'
tjgvfihoi ffiol oi'*dtx(iv , und im Allg. Salmas. p. 8.")i fgg- , Herald.
VL 10 u. 12, p. 4.')2 fgg. 4t)7 fgg.. Heffter S. 105. Freilich ward
auch dieses später Gewerbe, s. Plat. Leg. XI e.xtr. und Lycurg.
Dd2
4£0 Th. f^. Der athenische Staat. C.H.C. Gerichte.
Leoor. §. 138; was bedeutet aber Hyperid. c Demosth. im Philol.
III, p. 639: o j-o/^o? ai'yxuzt/yofjftv fifv TW ßovXoftfuaj x«t« twv koivo-
/jtvüiv fiotioiay didwoi, atii'ttaokoyfloyui. df »otkvnl Anders ders. pro
Euxeii. p. 6 und pro Lyeoplir. p. 27 : l'mi n rüiv fv ttj :iökn Tot'rov
dr^fioTixo)Tf(jov , ToT To»j? dtiri(fifvov(; fljiftf roT; aSvvaroiq rö)v noXiiojv
xivdvvniofifyoiq ßoi^&fZv,
17) Demosth. pro Phormion. §. 1 : ttjv /.„tv unnfjiuv twv /öyfwv
xnl ojq ii^tiKijioq t-ffi flfoijfiliuv, tun oi ntirrtc; ufyüxf : doch scheint auch
hier der Betbeiligte wenigsicus einige Worte vorher gesprochen zu
haben , wie adv. Neaer. init.
18) Rhetor. ad Alex. XXXVI. 22: niv dl ö\tißriXkwaiv rjft''^ "'"i
yfyü(ia/A.fvoi'q XnyoVQ kfyofifv . . ij w; inl /iLO&äi Tivl ni'VTfyofjoiipttv . .
(24) K(tl fi/v Tt? tjniiii ötx('L,fo3<ti Xfyrj öidftaxuv // XoyoiK; ötxavixoi'q
ot'yyniiifuv : vgl. isocr. 71. ihiid . §. 41, Demosth. Theocrin. §. 19, und
mehr bei Pierson, ad iVloer. p. 24i, Ast ad IMaton. Phaedr. I, p. 501,
Stallb. ad Euthyd. p, 46; koyoyQdifoi, oder Xoyonotol =: oogtioitti,
Demosth. F. L. §. 246.
§. 143.
Die Entscheidung- der Richter erfolgte ohne vorgän-
gige Berathschlagiing ^) in geheimer Abstimmung ^) mit-
telst weisser und schwarzer oder ganzer und durchlö-
cherter Stimmsteine ') ^ Gleichheit der Stimmen entschied
für den Beklagten *). Auf die Verhandlung über Schuld
oder Unschuld folgte ausserdem gegen den Schuldigbe-
fundcnen Ja vielen Fällen noch eine »ur Bestimmung
der Strafe oder Schätzung ^) , und zwar nicht bloss bei
öffentlichen, sondern selbst bei Privalklagen, insofern
auch diese auf Busse oder Schadenersatz gerichtet seyn
konnten ^). Alle Rechtshändel zerfallen in dieser Bezie-
hung in unschätzbare und schätzbare ^), je nachdem der
Nachtheil für den Verurtheilten bereits durch Gesetz oder
den Inhalt der Klage selbstverständlich gegeben ^) oder
aber dem Antrage des Klägers 9) und dem Ermessen der
Richter anheimgestellt war '") , welche in diesem Falle
* nach Anhörung beider Theile auch unter sich , wie es
scheint, beriethen *i) und hiernach bestimmten, was der
Verurtheiite zu leiden oder zu zahlen haben solle ^^).
Auch für den Kläger konnte übrigens der Verlust des
Processes erhebliche Nachtheile nach sich ziehen , die
abgesehn von einzelnen noch schärferen Bestimmungen '^j
wenigstens da als Regel galten , wo ihm nicht einmal
den fiinften Theil der Stiuimesz für sich zu erhalten ge-
§. 143. Der Richterspruch und seine Folgen. 421
lun{i^en war '* : selbst in Prlvatprocesscn schuldete er
alsdann dem Geg'Jier eine Busse im Betrag'e des sechsten
Theils der in Anspruch (genommenen Summe, enoißeXivt *^),
und in öffentlichen zahlte er neben dem Verluste des
Rechts in Zukunft wieder eine ähnliche Klagte anzustel-
len ^^) tausend Drachmen an den Staat ^'^), ganz dieselbe
Strafe wie wenn er die anhängige gemachte Sache vor
der richterlichen Entscheidung- fallen Hess '^).
1) Aristot. Politic. II. 5. 8: iv fi)v rij Stnirr^ . . . xoifoloyovvrat
itXktjXoii; 7if()l TTJq xniafox; , }v 6i roVq dixnnrt^Qioiq oi'x l'nriv , ukkti xal
TOt'vavviov XüVXU) röjv vo^to&itwv ol jiokÄol nrtouaxufti^ovoiv oTlox; ol äi-
xunral (irj xotjioAoywi'rnt nouq nXXijXov:; : vgi- auch Plat. Leg. IX, p.
876 A mit m. Abb. de vestigiis p. 47.
2) KQvßÖTjv , Ljcurg. Leoer, §. 146, Tgl. Wernsdorf ad Plut.
Qu. gr. p. 43 und Schömann im Ind. lect. Gryph. 1839 — 40 (oder
Zeitschr. f. d. Alt. 1841 , S. 1243 fgg.) gegen Scott tlie Atlienian
bhllot and secret suffrage, Oxford 1838, 8, der wenigstens für die
früheren Zeiten Oeffentlichkeit der Abstimmung verlheidigt; und
wirklich finden sieh nicht nur in den ausserordentlichen Fallen bei
\enopii. Hell I. 7, 9 und Lysias 4gorat. §. 37, sondern auch bei
iiarpocr. s. xddinxoq Spuren, wozu Ross in Jahn's Archiv 1, S. 351
noch Aeschyl. lüum. 742 und Schol Aristoph. \'esp. 991 fügt, dnss
früher tür einen Stimmstein zwei xadoi , ein dnokkvt; oder &nr(txov
und ein «noii'wv oder IXfov aufgestellt wurden, wobei das (leheim -
niss der Abstimmung schwer zu erlialten war; das später übliche
N'erfahren jedoch, das selbst die Stelle bei Lykurg nicht ausschliesst,
bielet zwei Stimmsteine, die zwischen einer gültigen und einer
Controlurne vertheUt werden , vgl. Poll. VIII. 123 und Schol. Ari-
stoph. Equ. 1150 oder Vesp. 987: ovo yo^j (xn<po(>H(; tlotv , mv o ftiv
xii(}toq kfyofifvoi; /aXxovi;, tlq uv ttjv xl'()i(tv xprjqov xa&iforiv ol dixuoTui
Tj xarMdiKai,ovTi(; i^ (cnoXi'ovTf^ , » df f'riQoq ^vXivoq, ilq ov i«? ilxvQovq
xu&Unav: und es fragt sieh nur, wie alt die Conlrolnrne ist? S.
.Schwarz de suffragiorum in Atheniensium judiciis latorum ratiouc
aliqua contra Rossium dispulatio , (>elle 1847. 4. In Privatsachen
z. B. Ii)rbstreitif,keiten , wurden übrigens fortwährend so viele xadi-
nxoi als Betheiligte aufgestellt, s. Isaeus de Hagn. ^. 10 mit de Boor
Intestaterbrecht S. 103 fgg., auch Xenoph. Symp. c. 5 extr.
3) AmxTJ xal nXriQ7](i ipijcfoq, Lucian. pro merc. cond. 15 und da-
gegen diaxfTQVTiTjfxhT] , Aeschin. Timarch. §. 79 biit d. Schol. Bekk.
p. 23.i : tyviiifitv yH{) TioXXuxiqf cT» notl /itv fipr]<fiL,ovro ol di,xnOTnl dirl
Xn'xtjq xnl fifXtlivrjq xpt/qiov , xrtl rjv fifv Tj ftflrtivii tj xitrn\i.'t^g)t!^ofifvr/, r/
df XfvxTj q (JW(,oii(7«" noT* f)f diu TH(jiiTii/,ufyij<; xui itr {fr/ton x. z. X.: vgl.
Petit Leg. AUic. p, 419 fgg., Meier u. Schöm. S. 720 fg,r., Platner
I, S. 188, und das Verzeichniss aller axtvrj (Üixitmixii bei Poll. VIII.
16 und X. Ol. Ein eigener Fall ist übrigens bei Isaeus Dicaeog.
$. 18: niiy/otqovvTMv rjnütv r-jj liijxovri, futj ovvri(ji,>9fifi:v uXXd nny/ffii
T«? xprfffovq,
4) Kurip. Klectr. 1270, Aristot. Problem. XXiX.13, Rhetor. ad
Alex. XVIIl. 3i vgl. Senec. Kpist. 81: teiis scntentüs paribus ab-
422 77t. y. Der athenische Staat. C. II. C. Gerichte.
solvitur, et semper quidquid dubittm est humanitas inclinat in melius;
und über den mythischen Ursprung Stanley ad Aescbyl. lium. 738
u. 7ö6 nebst den Diss. de calculo Minervae von Boeder (Oiss. aca-
dem. T. r, p. 200—238), G. G. Glöckner (Heidelb. J676. 4), und
A. C. Stockmann (Lips. 1796. 4); die neuerdings desshalh erhobene
Controvers (G. Hermann Opusc. VI. '2, p. 189 — 198; O. Müller
Anhang zu Aescb. Lumen. S. 40 %g- ; vgl. "Wieseler Conject. p,
cxiv fgg. und Haym r«r. div. apud Aeschyl. cond. Berl. 1843. 8,
p. 40) ist für die geschicbtIlcLe Thatsache gleichgültig.
5) Aeschln. Ctesipb. §. 197 : fnnöav rf/ nooWjj ^•Tj(fbj fxrj kv&fi
tÖ nagüvofiov , rjdij ro zgirov i'J'oj^ fy/fixnt ifj riftTjOfi, vgl, Demosth.
F. L. §. 290 : tnl fifv xfjq nQ0)T7]q \p7'i<fiov oi'cJ i'nuxovant y.ukovnivoi;
y&fi.)jau(; , elq di to ri/ur/nu uvußäq A.r.k.: auch Aristog. I, §. 83,
adv. Neaer. init. , und mehr bei Heffter S. 332 fgg. und Meier u.
Schöm. S. 724 fgg.
6) Für die Privatklagen stellt es Herald. Anini. III. 1, p. 191
fgg. (gegen Salmas. Mise, defens. p. 236 fgg.), nur die tJt'x?/ alxinq
nach Harp. p. 1 1 ausgenommen , in Abrede (insbes. nach Demosth.
Mid. §. 25; vgl. auch Lex. rhetor. Dobr. p, 667), s. inzvr. Hefl'ter
S. 239 und Meier u. Schöm. S. 184 fgg. Doch muss man aller-
dings mit Platner I, S. 192 fgg. den Unterschied zwischen Straf-
und Liquidationsverfahren vrohl in Acht nehmen ; vgl. auch Schö>
mann ad Isaeum p, 229 sq.
7) Vgl. im Allg. Herald. III. 1 — 6, und nach ihm Matthiae de
jud. p. 275 — 277, Heflfter S. !77, Meier att. Proc. S. 171 fgg.
8) AtLjutjtoq dlur], riv oiix ioii.v imoniuijaua&di, rtXXu roaonTov ri-
tiiitixui. "oOQV tntyiyQanrui,, PoU. VIII. 63; vgl. Demosth. Mid. §. 90,
Aphob. §. 67, Pantaeo. §. 40, Callicl, §. 18 u. 25, und mehr bei
Schmeisser de re tutel. Athen, p. 33 — 42, namentlich über die Ver-
wechselung der Begriffe n/zrjroi; u. nrifit^rog bei Suidas I, p. 371.
Auch wo das Gesetz wie bei Dinaich. Demosth. §. 60 eine Alter-
native lässt , nach Meier; anders Heraldus und Platner S. 196.
9) 'F.Tiäyftv TißT/tin, TLfi('aB-ai rtvi. Tivoq, vgl. Plat. Apol. p. 36 B
mitd. Rrki., wogegen der Beklagte H'nri/iÜTni oder imon/uürat, Xe-
noph. Apol. c. 23 , vgl. oben n. 5 und mehr bei Petit p. 424 und
Böckh Staatsh. I, S. 490. Auch bei Privalklagen zur Schätzung
des Schadens u. dgl.; s. Heffter S. 335.
10) Ti/^äv , Demosth. Timocr. §. 118, z. B. twv intyfyQafinfvwv,
pro Phano §. 8; t^v fiuA^äv, Aristoph. Vesp. 106; vgl. das. 167
nivnxiov Tt/iT/Ttxc)' d. h. xarn^ixanTixör (Schol.) 'ottou t//v fAnxqdv /u-
(yünaovTK; xurtdixai^ov rj Tjjv ftix^uv äniXiiov, mit l'oll. V 1 1 1. 1 6 (^«A^/^,
fyxfvx()it;).
11) Darauf deuten wenigstens die nf/oorifujftrtTa (oder fnaina,
Poll. VIII. 22), Strafschärfungen, wie bei Demosth. Timocr. §.104:
Jfdfod-ui di . . f(iv nQonTiftrjaT/ 7j rjkiuiu ' 7iQor)ri,ft~ta&at. df to* ßox'ko-
fif*ov , ovitv TifQl rov rif^i'/iuuToq f/ : vgl. Lysias Theomnest. I, §. 16
und mehr bei Böckh Staatsh. I, S. 491, Meier Bon. damnat. p. 108,
Leiyveld de infamia p. 75. Bestrittener ist es, ob sie auch einen
Mittelweg zwischen der Schätzung des Klägers und Beklagten ein-
schlagen durften; vgl. Heffter S. 334. Platner I, S. 20t, Sehömann
in .lahrb. f. wissensch. Kritik 1827, S. 1388; für Clvilansprüche
dürfte f.s jedoch aus dem tTnx(>hnv bei Harpocr. p. 11 hervorgehn ;
s. auch Demosth. Onetor. .1, §. 32. <
§.144. Vollziehunij d. Rechtspruchs. Contuniazurtheile. 423
12) O Tt XO'^ nu&iiv t) dnoTtoat, vgl. Ast aJ Fiat. Remp. p. 356
und Meier u. Schöm. S. 739. Nach DeiDosth. Lept. §. 155 wäre
diese Alternative strict zu verstehen : 'iv ixuorm zifir^ftu vnüi)xit öiu
Tov vo/iov . . oncTf^ov (iv To 6txaoTr/()iov rifiTjotj , nu&tiv tj unoxXaai,
ufKföxfQa df t^Tj f^fOTOJi dagegen s. jedoch Plattier I, S. 205 fgg.,
den Lelyveld p. 268 nicht widerlegt hat.
13) Vgl. z. B. üemosth. Theocrin. §. 21 : to i^ftiav toi' n/uijfta'
TO? o^fikn,v rä) dt^nooiüj, o; «v ^o^Jj l'^fj rf'xatw? fi? n^v i^ni&f()iav u(pi-
Ifo&m: ja nach Poll. Vlll. 41 zog eine falsche Anklage doißfinq
den Tod nach sich. Ob aber C. D. Erhard de ejus, qui delicti
niajestatis falso civem accusaverat, apud Athen, poena, Lips. 1795.4,
hierher gehört , vreiss ich nicht.
14) Lex. rhetor. Dobr. p. 677: jiQÖazi/xov (d.h. tTnoßtUal vgl.
Harp. u. Phot. s. v.) i'xuxo roj firj nixuhtßövxi rö nfunxov nf^oq rwv
\prj(fO)v (auch xovniniiimov , Dindorf ad Aristoph. fgm. p. 48] . • iv
df xolq dr^ßoniakq üywoiv i^Tjfii,ovvxo tiqwxov n(jö(; uxiftiuv (§. 124, n. 6)
(oaxf fiTf i^fivui ftr/xf ygdxpaa&ui, nu^nvofxMv i^^r^xi q>iuvn.v ftr/xi vq.T]Ytl-
( a&ai' iav yQuttJUfiivoi; ixtj int\'h\d-i] , onoi<i}(;' nigl öf t^? fiaayyfi.ia^ . .
ol diy.aaxal xif^wai. Heber lezteren Zusatz s. §. 133, n. 7 ; eine an-
dere Ausnahme vielleicht de injur. action. p.l7 (gegen Bake Schol.
bypomn. III, p. viii fgg).
15) Von der Drachme einen Obolus, vgl. ßemosth. Aphob. I»
§. 67, Everg. §. 64, und mehr bei Höckh Staatsh. I, S. 479 — 488,
dessen Ansicht jedoch, dass sie überhaupt ö ulgi&flq (Poll. VIII. 39)
habe zahlen müssen , richtiger auf Widerklage , Paragrapbe u. dgl.
beschi'änkt wird , für welche dieses allerdings (wenigstens seit
Archinus , Isoer. Callim. §. 3) sicher ist, s. Poll. Vlll. 58 mit
Bake Schol. bypomn. III, p. 261 fgg. und im Allg. HefiFter S.241,
Platner I, S. 17; — ISO und insbes. IMeier u. Schöm. S. 641 fgg.
mit 729 — 734; über die Phasis oben §. 136, n. 16.
16) Demosth. ISicostr. §. 1 : ixi,v6i<vniov d' Sv rtf^l xf ;|fiiltwv
^Qttx/uwv xal xov (iTj6fnoxf tirjdfva uv&(.<; VJifQ (fiavxov yQuxpa&ai: vgl.
Aristog. II, §. 9 und mehr bei Meier Bon. damnat. p. 133 fgg.
und Lelyveld p. 258.
17) XüUic; oifXinxftvHv oder ;^tAto»'ai?«i, Poll. VIII. 23, vgl. Schol.
Demosth. Androt. §. 3, p. 593 und mehr bei Meurs. lect. Attic.
V. 13, Herald. Anim. VII. 16, p. 532 fgg., Böckh Staatsh. I, S.
498—501, Heffter S. 130 — 132, Meier u. Schöm. S. 734-738,
Fritzschc .Aristoph. Daetal. p. 119-
18) Demosth. Theocrin. §. 6: x«v fiTJ inf^iij , xiklao, fxfgaq , iva
filjxi ovKoipuvri/ ftrjSflq (.-qx ildunv l'/oav fQyohiß^ xal xadvcfiij xu xjjq
niXfMq: vgl. Demosth. Mid. §.47 mit Herald. 11. 10, p. 126, Hudt-
walcker S. 159 fgg., Heflter S. 443 fgg. , Platner I, S. 126—130;
über xn&vgxniq (praevaricatio) auch Poll. VIII. 143 und Hemsterh,
ad Lucian. I, p. 300 Bip.
§. 144.
Ging^ der Spruch des Gerichts auf Schadenersatz,
Aushändigung oder Geldbusse, so ward dem Verurtheil-
ten eine Frist gcsezt ^), nach deren Ablauf er in Privat-
sachen von dem siegenden Theilc entweder gepPändet *)
Th.F". Der athenische Staat. C.II. C. Gerichte.
oder mit der dixij i^ov/.T^s belangt werden konnte, deren
Verlust eine gleiche Busse an den Staat nach sich zog ^) 5
in öffentlichen aber ward er sofort als Staatschuldner
uTLftos und konnte sich nur durch Bürgen von persön-
licher Haft befreien^ ja Bach Ablauf der bestimmten
Frist verdoppelte sich die Schuld, und der Staat machte
sich bei fortwährender Säumigkeit an seinem ganzen
Eigenthume bezahlt ''^j. Von der Vollstreckung der Lei-
besstrafen und der mit diesen in der Regel verknüpften
Confiscationen ^) durch die Eilfmänner war schon oben
die Rede ^) 5 nur erfolgten jene keineswegs immer im
GeTängnisse , sondern gemeine Verbrecher wurden dem
Scharfrichter '') übergeben , der ausserhalb der Stadt in
der Nähe der Grube wohnte, in welche die Leichname
der Hingerichteten geworfen wurden ^). Dass endlich
auch Strafen , welche Archonten und andere Behörden
innerhalb der Gränzen ihrer Berechtigung verhängten,
die gleichen Folgen hatten, versteht sich von selbst^);
und dasselbe gilt von den Contumacialurtheilen *°), zu
welchen die instruirenden Behörden ebenso wohl wie
die Gerichte in jedem Falle berechtigt waren, wo eine
Partei *^) die anberaumte Verhandlung ohne rechtsgülti-
gen Entschuldigungsgrund versäumte ^-). Fristgesuche
mnsstcn mit eidlicher Angabe der Verhindernngsgründe
begleitet werden '5)^ über welche, wenn die Gegner sie
anfochten^*), die Gerichte zu entscheiden hatten^ Straf-
erkenntnisse gegen Abwesende wurden auf ähnlichen
Schandsäulen verzeichnet'^), wie sie auch sonst wohl
das Andenken grosser Verbrecher brandmarkten '^),
1) rjQo&fOftin , Arg. Demosth. Aristog. I, p. 768; daher fxnQo-
O-taftoc; = vntiiTjfintoq f säiimi)];. S. im Allg. von Vollstreckung der
L'rUieile Heffter S. 453 %g. , Meier u. ScLöm. S. 739-752, Plat-
ner I, S. 42D— 442.
2) 'F.fh/VQn kußfVv , frf%v()rt>^Hv , s. Snlmas. de modo usur, c. 13,
Spnnli. ad Aristopb. Plut. 451, Hudtvraicker S. li^O fgg- , bei lie-
{;<?nden Pfändern tmlnifvnv , Bekk. Anecd. p. 249. Bisweiler, mit
Hülfe der DemarcLen, Aristoph. Nub. 37 ; s. oben §. 122, n. 5) oder
eines Amtsdieners {i'ntjfihTfq , Demostb. Everg. §. 33.
3) Demostb. Mid. §. 81: Xußoiv dt viii(}rjftiQov »ul fX">^ t ov6(vij<;
Tjypüfttji' nmnoTi rön roj'ror dkkd Xa/oiv ilovXi^t; n.r.k. Vgl. dens. §. 44,
§.144. VollzitJiunq d.Rechtspriichs . Conliimazurlheile. 425
Arg. Onelor. I, p. 869, und mehr bei Petit V. 4, p. 509 , Herald.
VII. 2ü, Hudtwalcker S. 137 — 152, Böckh Staatsb. I, S. 490, Jleier
u. Scböm. S. 485—488, Lelyveld p. 208 — 214, auch Platner li, S.
295 fg., namentlicb über die nrsprünglicbe Eigeiiscbaft eines inter-
dictutn linde vi (fifiXf.ii.v ^^ iSfigyfiv, s. Buttmann Lc\il. fl, S. 148,
fiöekb C. Inscr. I, p. 810), woraus später erst die einer actio rei
judicatae bervorgegangen ist, und über die verwandten Reebtsmit-
tel öixij x'tQTiov oder ivoixiov und ovnL'xq Harpocr. p. 224 und Hudt.
walcker S. 131 fgg. mit m. Privatalt. §. 71, n. ]2 fgg.
4) Adv. Neaer. §. 7; vgl. oben §. 124, n. l7 u. §. 126, n. 15
und mehr im Allg. bei Böcbb Staatsh. I, S. 512 fgg. , Meier Bon.
damnat p. 152 fgg., Lelyveld de infamia p. 240 fgg.
5) ^ gl. Meier Bon. damnat. p. 97 fgg. und m. Privatalt. §. 70,
n. 15 fgg.
6) S. oben v). 139 und über ihre Diener {i'riTjiJfTni; Plat. Pbaed.
p. 116 B, Xenopb. Hell. H. 3. 54, Plut. V. Pboc. c. 35; n«p«or(i-
Tfu , Bebk. Anecd. p. 296) d. Erkl. z. Aristopli. Plut. 3-^6 und Lll-
ricb S. 233. Ein besonderer Gebrauch bei Schol. Aristoph. Vesp.
991; uaßSov KUTf/fi nuQfOTOjq o xijfji'^ 7/ diofAo&f-TTj<; y.iu rovrcu fTit-ri-
&T/a^ rotq xura\prj(pin8-iyrit^ ., Iva (itTj f'rffjoq avd- fXfqov unaxdtj.
7) QnvuTov dixairoq y.mn-ipri(fia(iß(voi. Tcy ärj^iioj nagidorf xal rlnt-
TVfinaria&r/ , Ljsias Agorat. §. 56; auch drjftoKoivoi; (Antipho Vene-
fic. §. 20) oder dr^ficaiot;, obgleich diesen die Grammatiker als
Folterknecht auffassen , vgl. Amnion, diff. vocab. p. 40 und mehr
bei Lobeck ad Phrynicb. p. 476; doch schwankt der Sprachgebrauch
■wie die Lesart bei Aeschin. F. L. §. 12ü und Plat. Theag. p. 129 A ;
S. Poll. Vin. 71 : 0 ö'f TinQakaußuvüiv toi'? fiyaiQovnivovt; y.aXfXxut
äljutoq , öj^ßonoivoc y o n(>o<; tw cQvyftaii' xal T« fgyuXftu ttvrov iiifoq,
ßgo^og , Tiifinuvuv , ffuQftaxov,
8) Bekk Anecd. p. 219: ßägaS-gov 'A&TJfT/ni ?jv ogvy/xn ri iv Kn-
Qiaöwv ÖTjub) rf/q OlvTjido(; qx'Xrjq, ili; o toiq frtl i}uvüroj xnruy>ojOi9f%i-
Titq fvfßtü.ov: vgl. Privatalt. §, 72, n. 22 fgg. und Topographisches
bei Osaun zu Stuart u. Revett v. Wagner II, S. 286, den Boss
Theseion S. 44 nicht beachtet hnt.
9) Vgl. Lycurg. Leoer. §. 121 : unaynyhiv ^A&tjvuLoiv tÖv ßovXö-
ftfvoy ngoc toi? Btnuodfruq , nugaXußovTuq dl nngadorvat roi inl tov
ogi'yfturoq: und die iyygn<pTJ der Geldbussen bei Lysias pro miiite
mit Böckh Staatsh. I, S.' 510.
10) Egrjuoq 6ixtj , örrtv fitj nttgovKon n/A(forfgo)v o dixanrn.- rnv
ip^tpor fTifvfyxT] xard tov ilnövToq, Bekk. Anecd. p. 245; vgl. De-
mosth. Mid. §. 81 und Ath. Xlll. 95 mit Hudtvraicker S. 89 fgg.
und Heffter S. .356 fgg.
11) Vom Kläger s. Platner I, S. 1.32; für den Beklagten be-
zweifelt es in der Instructionsinstanz ders. II, S. xii; doch s. Bekk.
Anecd. p. 185: dixr/q ilviixgioiq, i''v fiij >')fX?j J (ffryoiv n'gf/}f/int, xgi-
oiq yiyvfznt, woraus Heffter unbegreiflicherweise das Gegenthcil
schliesst. Nur an eine Geldstrafe, wie sie Petit p. 404 aus Schol.
DeuiOsth. Mid. p. 540 ableitet, ist nicht zu denken, s. Meier Bon.
damnat. p. I 35.
12) "O? fic T»?v xvginv ftf) unnvxüjr^, s. im Allg. Meier u. Scböm.
S. 693 fgg. und oben §. 142. n. 1."
13j Daher rnu/nootu (auch ünmfioaia? Lex. rhetor. Pobr. p.665j
426 Th.F. Der athenische Staat. CIL C. Gerichte.
ro x'nfQri&fO&at Sixrjv, nQo<füoii XQ'>Jf'f*'0'' uTtoÖT//A,M rj' voooj ?} T»»t tw»
nuQunXijaiiov fitd^ 'oqxov, Harpocr. p. 290 ; vgl. z. B. Demosth. Theo-
crin. §. 43 und mehr bei Hudtwalcker und Sehöinann II. cc, auch
Platner I, S. 180 fgg.
14) 'Av&vTKtifionia , vgl. Demosth. Olympiod. §.25 und im Allg.
Schol. Aesehin. F. L. §. 94: rov (f'f}iyoi'Toq oxTjmoiXivov xn/nviiv xat
ofivvovTog o uvtidixoq fxy&vnoßvvrut cfxtaxo» avTov nqoOTioiilo&ut. ^ xat
nipl TovToii öiukaußuvovaiv oi ämaOTuL.
15) Andocid. Myster. §. 78: onoaa Iv ari^kuiq y/yganrai, räiv fir^
fv&üSi jufivuvTO)-^: vgl. Lyjurg. Leoer. §. 118 und Artstot. Rhetor.
II. 23. 25 mit J. T. Krebs de Stelitis Ätheniensium , Lips. 1744. 4
oder Opusc. p. 43 fgg.
16) Vgl. Lelyveld de infamia p. 26 (gg. und über die Steliteu-
sis des Arthmios von Zeleia (gegen Spengel in Abh. d. Bayr. Akad.
1840 philnl. Cl. III, S. 198fgg.) Funkhänel in Zeitschr. f. Allerth,
1841, S. 305 — 313; auch den analogen Fall bei Sauppe Inscr. Ma-
ced. p. 20, und über den metitphorischen Gebrauch von OTijkLvTjq und
OTTjkiTfVftv Wernsdorf ad Himerium I. 12, p. 36.
§. 145.
Gegen Contumaeialurthelle konnte übrigens auf Re-
stitution in integrum geklagt werden *)^ während ei-
gentliche Appellationen von Urtheilsprüchen der Volks-
gerichte mit dem Charakter dieser als Ausschüsse und
Vertreter der obersten Staatsgewalt unvereinbar waren 2).
Selbst gegen Beamte , in soweit sie Richtergewalt geübt
hatten , scheinen vielmehr Klagen und Beschwerden als
Berufungen stattgehabt zu haben 3) • und wenn auch ein
gerichtlich zugesprochenes Erbe von dem besser berech-
tigten Dritten bis zur Verjährungszeit wieder angefoch-
ten werden durfte*), so konnte dagegen ein Verurtheii-
ter nur in wenigen bestimmten Fällen ^] den Spruch da-
durch rückgängig machen ^) , dass er die Falschheit der
gegenthelligen Zeugen nachwies. In andern Fällen stand
ihm aber auch dann nur der Regress an die Zeugen ^)
und seinen Gegner^) auf Schadenersatz zu; und wo
also gleichwohl der attische Rechtsgang noch Appella-
tionen kennt ^), beziehen sie sich in überwiegender Mehr-
zahl auf das Institut der Schiedsrichter oder Diaeteten ^\
das freilich später um der damit verknüpften geringeren
Kosten und Gefahren willen^') eine solche Ausdehnung
erhalten halte , dass dieselben förmlich als eine erste
Instanz in den meisten Privatprocessen betrachtet wer-
§. 145. Berufungen. — Schiedsrichter. 427
den dürfen ^^). Von freigewählten oder sogenannten
conipromlssarischen Schiedsrichtern gilt dieses allerdings
nicht, indem deren ßestlmuiung vielmehr dahin ging,
einen Rechtstreit ohne richterliche Daznischenkunft
endgültig zu entscheiden ^^j ; daneben aber finden wir
wenigstens seit Euklid *''■) alljährlich eine Anzahl ^^) öf-
fentlicher Diaeteten, die über fünfzig Jahre alt seyn
mussten ^^) und die Processe , die sie als Einzelrichter
schlichten sollten, durch das Loos von der Instructions-
behörde in der Art zugewiesen erhielten ^''J, dass der
jedesmalige Diaetete der Phyle des Beklagten angehörte ^^j.
Eine Beeidigung, wie sie bei den Privatschiedsrichtern
vorkam ^^) , lässt sich bei ihnen nicht nachweisen : um
so seltener aber begnügten sich die Parteien bei ihrem
Spruche , während jenen gegenüber nur die Nullitäts-
klagen gegen Gontumacialurtheile und der Regress an
die Person übrig blieben ^o).
1) Tijv tqrjaov nMXilayiZv , DemostL. Zeiioth. §. 27 ; vgl. Poll.
VIII. 61 : nvrii.uy(Zv dl öUtjv i^fjv , onöxf tjc ftrj nagwv iv 6ixa-
arijQioj , xaraxij^n'X&flq xul /j.tJ i'Tiuxovojr iQV/HTjv ocfkoi' tlvrilnyilv 6f
ivroq dvo firjyüv vn/JQ/iV il d'f fir] tovto oxoLtj , ro fy/fygafifihov w(f).i
xai uTifioq jjv. Hei Diaeteten (s. nachher) Liess es insbesondere t?,'»
ftjj ovouv di/.rjy (ivriXa/ftt' , und niusste binnen zeLn Tagen eingelegt
werden; s. FLot. Pors. p. 267. 673 und im Allg. Hudtw. S. 99
114, Heffter S. 358 fg , Meier n. Schom. S. 756 fg., Platner I
S. 396 fg.
2) 'Avv-ifv&Tvoi , Aristopli. Vesp. 607, s. Oemosth. Timocr. §.
117 mit Tittniann -S. 203, nanientiicli aucL das Gesetz bei dems.
§. 54 oder Leptin. §. 147: oaoiv äixj] ngörfqov fytvfro ^ n'&vvn n
ätndixaaia nuji rov h dixrtOTtjQioj rj löia rj ö?j/nooi(c , rj ro drifiöaiov
dniioTo, fii) flaüyity rifQl toxtwv fl? ro dixaarrjQiov , ftr;ö' <:i*V')79«s*tv
Twr uqyavrwv ftr]6fvu , fjr^öf x(iTT^yo()(tv (Ojvtwv , u oi'x Uoaiv ol vö/jiot
und mebr bei Meurs. Tbem. Att. II. 16, Petit IV. 8, p. 451 fgg.,
und Herald, de rerum judic. auctoritate binter s. Observ. et Kmend.
Paris 1640 oder in Otto's Thes. jur. civ. II, p. 1071 — 1290.
3) Heffter S. 2S8 : • eine Berufung liess sieb dagegen scbwcrlich
anbringen , sondern es war dem zurücl;gewie$enen Kläger erlaubt,
den Archontcn dessbalb in den geselzlicben Wegen durch Eisanpe-
lie, Probole u.s.w. zur Recbenscbaft zu ziehen, und insoferit konnte
die S.Tcbe noch immer an einen (lericbtshof gebracht werden.. An-
ders Platner I, S. 313; doch s. z. B. Antipho de cboreuta §. 43.
Plut. Solon. 18 gehört nicht mehr hierher. \'gl. übrigens de jure
mngistr. p. 65.
4) Demosth. Macart. §. IGj vgl. Petit VI. I, p. 451 und C. de
Boor Intestaterbrecht S. 105 — 111.
Th. V. Der athenische Staat. C. 11. C. Gerichte.
5) Scbol. Piat. Leg. XI , p. 937 D : li frikcaauv ijroi Tiüvrtq ol
,u(tQrvQfg ■tpniöonuQTVQiwv 'q luifQTjulcftK; , fxqlvfxo (IvtitQiv rj dinrj' oi'x
Ini Tiä\T(i)v öt . , nXk w? (pTjai, QioipoHaioi; iv i, vo/xmv, fil ^övoiq ^tvirtq
xrti i/i*i'Jc|trt()T»'()iwv x«t xXqowv : vgl. Isaeus de Hagn. §. 46 und im
Allg. Heffter S. 343—346 und Meier u. Scböm. S. 761 , auch de
Neve Moll peregr. condit. p. 67. Platner I, S. 407 scheint es auf
alle öffentlichen Klagen ausdehnen zu wollen; s. jedoch schon He-
rald. I. 3. 10 und m. Vestig. inst. vet. p. 71.
6) ^Avdihxoq 6ixr] , Bekk, Aneed. p. 216, auch ■nuXivdi.xia , Arg-
Uemosth. Olympiod. p. 1166; vgl. nvuuaaiö^tivoi bei Aristoph. Vesp.
783 und mehr bei Herald. I. 4. 7 und Hudtvralcker S. 115 — 118.
7) Durch die dUt/ iptvdoßafjrvQnuv (oder \pnidof.iaQrv()ib)v1 Plat.
Theaetet. p. 148 6); vgl. oben §. 141, n. 10 fgg. und im Allg.
Böckh im Ind. lect. Ber. 1817 — 18 (auch in Secbode's N. Archiv
1828, H. 3, S. 71 fgg.), Meier u. Scböm. S. 380 fgg., Platner l,
S. 398 fgg, — Daher die Zeugen vn-iv&vroi oder vtiÖöikoi, , vgl.
Isaeus pro Euphil. §. 4 u. 8, Aeschin. F. L. §. 170, Demosth. F. L.
§. 176, Stephan. H, §. 4 u.s.w.; wogegen ihnen wider den Kläger
dUq ßX(ißrjq zustand , Demosth. pro Pbano §. 16.
8) Durch öUrj xuxoTf/viüJv, vgl. Demosth. Everg. §. 1 und mehr
bei d, eben gen. Sehst. Wenn übrigens Hudtwalcker S. 116 diese
Klage für rescissorisch hält, so scheint er zu irren, obgleich ihm
auch Platner I. S. 413 — 416 beistimmt. Richtig schon Herald. I. 3. 6:
(jua fraude probnta rem ^uandotjiie ohliiiebat , manente tarnen quae
contra eiitn dicta fnerat sententia.
9) S. Poll. Vlll. 62: icfifOti; öi ioTiv oxav rt? dno ätrxirqTwv tf
fin^övTOJv (§. 107, n. 8) t] dr^ßorötv (§. 121, n. 18) tnl öixuornv '((pj]
rj cliio ßovXrjq Inl dtj/Aov tj (tno d^nov tn,l Jtxanrtjoioy (§. 133?) q unu
dixaoxwv irtl ^ivixov ötxaaxTjQiov (§. 116, n. 12) mit Hudtwalcker S.
119—128, Meier u. Schöm. S. 766—772, Platner l. S. 422-428-
10) Vgl. Harpocr. p, 81 mit Sigonius Ifl. 5, Petit IV. 5, He-
reld. Anim. V. 14, und namentlich M. H. Hudtwalcker über die
öffentlichen und Privatsebiedsrichter — Diaelcten — in Athen, Jena
1812- 8. Manches hierüber ist freilich neuerdings wieder in Frage
gestellt, namentlich seit Entdeckung der Inschrift, die zuerst in d.
'Eifrjtx. dij%(tiol. 1842, n. 725 bekannt gemacht, dann wieder bei
Fioss Demea S. 20 fgg. abgedruckt und von M. H. E. Meier seiner
umfassenden Untersucliung : die Privatschiedsrichter und die öffent-
lichen Diaeteten Athens, Halle 1846. 4, zu Grunde gelegt worden
ist; leider lässt aber auch diese sammt ihren Beurtheilungen und
INacbträgen bei Westermann in Ber. d. Leipz. Gesellsch. d. Wiss.
1847, S. 432 fgg. und Bergk im Rh. Museum VII, S. 130 fgg. und
Zeitschr. f. d. Alt. 1849, S. 265 fgg. noch vieles unsicher.
1 1) Das Geiichtsgeld betrug für jede Partei nur eine nngäaxn-
niq (Andoc. Mysler. §. 120) oder 7ia(juxuräoxitoK; von einer Drachme
(Harpocr. p. 235, PoJl. VIII. 39. 127, Bekk. Anecd. p. 290), die
nach Westermnnn S. 460 den Diaeteten als Entschädigung zufiel;
vgl. auch Böckh Staatsh. i, S. 335.
12) Schol. Demosth. Androt. p. 593: l'&og yv ti«^»' 'AO^valoK;
TM? di'xf«? yii/.ivü^fO&ni. riQÖixov nrtfjd öiui.xt]xuii; xtnl Tlfjo lov n,aik{}ttv
flq ro (Sixnmt'j{jiov: vgl. Poll. Vlll. 126: mtXni, o}<hfiirt (iLxri n{)lv fnl
lüiumjxni; üOfiv ilotjyno, oder wenn dieses Zeugnis» wegen des nä-
Kui. nur auf Privatsebiedsrichter gehn soll (Meier S. 22), jedenfalls
§. 145. Berufungen. -- Schiedsrichter
429
Lex rhetor Dohr. p. 673: lifioio voßoq ni^ flnüytodui dUtjv , il f^/
n,>6rn>ov ■.ifrnoO.hi n,^,' av.oT, il :xt,ürf^a. Als Gesetz lässt es S.O.
frcilicl. auch iüv die demostlieniscbe Zeit nicht nachwe.sen (vj.i.
adv Phor...io... §. 18 und Dionysod. §. 18) und wird desshalh von
Beigh- Zeilschr. S. 967 unter Demet.ius Phal. gelegt; aber für die
Sitte dürfte schon Demosth. Phaenipp. §. 12 zeugen : ,;y^/o«//fvoc t)
fyo^ X«; f^fTQiov X.W a:n;äy^ovoq f'lv,u ^.okixox, ,<i/ n'Oi'q f7i2 xf?aA/,r nc-
T^ d.x«a7,;^«ov (5«d,C».': ^gl. Isoer. ti. ävrcd. §. 27, A.istot. Rhetor. I.
13. 19, Stob Sern.. V. ()9.
13) ^gl. Isoer. Callim. §. H «i.d das Gesetz bei De.nostb. Mid.
S 94 mit m. Abh. im Ind. lect. Marb. 1833— 3i, und mehr bei
Hudtwalcber S. 156 fgg. , insbes. S. 173-180, und Meier S. 1-9.
Kunslausdruck ist f-iin,oTii}, innotnfof^ai diacjuv. Isoer. 1 rapez. §. 1 9,
Isaeus Hicaeog. § 31, ücmostb. Apatur. §. 14, ^vah.•end rTycd-xoc-
dUn (''-I' f^^'">^ "«' d'.mvTö-.' Phot. Lex.p. 451), was Bergk Zeitschr.
S. 266 wenigstens für die ältere Zeit als Beweis gegen die end-
gültige Rechtskraft der comproniissarlscben Kntscbeidung gebrauc!it,
nur einen Sühnversuch bedeuten dürfte; vgl. Fritzscbe Quiest.
Aristoph. p- 263.
14) So Meier und Bergk, insbes. nach Lysias s. Dionys. Hai.
de Isaeo C. 10: t«xj"i' if^ov nfjoxukoiififvov oiStnomor rj&tkf ovvfXOtiv
ovdf liyov nn)l wv hiKuhZio nou'jana&ui, oiMf dn/tT«i' t:icr(>f^pui , f'w?
»V"-'- Tov vö^ov To'r 71^'' ^^'^ dLatiiiTi-ov T&faOf. doch lässt sich diese
Stelle auch anders auslegen, und Schömann Verf.gesch. S. 44 u. 50
geht geradezu wieder bis auf Selon zurück; vgl. auch üemosth.
Androt. §. 27.
15) Nach Schol. Demosth. Mid. p. 542 rfoouiiüy.ovia rfooaijfc
XU&' LäaTt]v (fjidtj,. , wo nach den inschriftlichen Knideckungen auf
keinen Fall mehr mit Heraldus vor ^fnou^>^c; zu interpungiren se> i.
wird; aber auch jene Ziflfer, ja die Gleichzahl der Uiaeteten für
die einzelnen Phylen selbst ist durch diese dergestalt erschüttert,
dass Westerniann überall an einer j.ibrlich vorausbtstimmteLi, Meier
wenigstens au einer feststehenden Anzahl zu zweifeln angefangen
hat. während Bergk's Hypothesen die Schwierigkeit nur vermehren,
nicht Leben; vgl. auch Lssiug gr. og lat. Indskrifter i Kiobenhavn
1854, S. 23.
16) So Suidas, Bekk. Anecd. p. 180 , Psellus ed. Bolsson. p 102 ;
nach Pollux u. Hesych. I, p. 943 gar sechzig; vgl. auch^ Scbol.
Plat. Leg. p. 920: fyiioiro di öntn/pul mnin; 'AO r]i'(Uoi , oi,<; f^r/xo-
OTov ijv fVo?. Leztercs hält Meier für /las richtige; Bergk im Rh.
Mus. S. 135 nach verschiedeneu Zeiten beides.
17) Pollux: Kifxh/oui'vzo «iTott; lü dinmti, vgl. Hudtwaicker
S, 64—82; die Wahl der Parteien, die Meier und Bergk damit we-
nigstens roncurrirend annelinu-n, hat Westermann S. 'li? mit Recht
abgewiese.i.
18) Daher Lysias Panel. §. 2: ot r?] ' InnoOooi'iiSi. dmäiiovTfZ :
vpl. Demosth. I'"verg. §. 12 mit Schömann in. Philol. I, S. 730 und
Harpocr. p. 223: ort, nooq ri}v </xi).i}f t.x' xfHTr/i(fit,i> ul tkjo';- rot\
öovXoik; Xuyxürofruv älxai, aus welcher lezteren Stelle zugleich die
Unrichtigkeit der Angabe mancher Gra.r.inatikor hervorgeht, wonach
die Diaeteten nur Bürgern Recht gesprochen haben sollten, s. Psel-
lus p. 102: Tut di /xr) ari'x^oyi ovy. iiptZio fioifmi 7^(t^ll^ tov diunij-
ir/v ovxi ÖKttHovri, ox'iri g>fvyo}ii, und dagegen den Polcmarchcn bei
430 Th.F. Der athenische Staat. C.Il.C. Gerichte.
Poll. VIII. 91: dLnat df Tpo? avrov A«y;^«vo)'Tat fifroixoiv . . . xal
diuvffin, ro Xayov , fnucix?] fpvkfj rt, /ii,f{}oi; , xo /ufv StuiXTjritZc; nttfjndi-
dovi; x.r.X. Meier S. 7 und 23 bietet zwar alle Mittel seines Scharf-
sinns auf, um diese ganze Verloosung nacb den l'hylen zu beseiti-
gen , weil sie allerdings im Wege steht , den Straten bei Demosth.
Mid. §. 83 fgg. als öffentlichen üiaetelen zu betrachten; eben dess-
halb aber sollte man sich doch endlich wieder entschliessen diesen
als PriVatscbiedsrichter zu nehmen , womit weit geringere Schwie-
rigkeiten verbunden sind; vgl. Ind. lect. Gott. 1851 — 52, p. 8.
19) Vgl. Demosth. adv. Phormioa. §, 21 und pro Phano §. 58:
fntTQetpui, ftt nfioui; . . «xoi/ffa? ftt'xwv, ort il /xiff o(jxoti xuvxa Siiutt]-
oovai, xaxayvwaovTui xtjv imxQonrjv, inl tov xkrj^mrov ik&o)v äiftiTtj-
rr^v . . (i)(fkf XTjv öiutxav ; woraus bereits Sigonius richtiger als Hudt-
walcker S. 10 und Meier S. 12 geschlossen hat, dass die öffent-
lichen ohne Eid; vgl. auch m. Prooem. Marb. 1833 — 34, p. 6.
Wenn sie (nach Pollux) iv ugolq ÖitJtojv, so geschah es, weil sie den
Parteien oder Zeugen Eide abzunehmen hatten , s. Demosth. Conon.
§. 26 ; bei dems. Stephan. I, §. 17 finden wir aber auch eine öiuixu
tv rfj noixiXTj aroü.
20) Ueber die Häufigkeit der Appellationen von den öffentlichen
Diasteten u, Demosth. adv. Boeot. de dote §. 31 : xul xdq nüvv m-
xQaq öixag fl<; ii/näg iquäoiv; über die nij ovnn dixTj oben not. 1, über
die tlactyyfkia §. 133, n. 14; wenn aber Meier auch die beiden lez-
teren Rechtsmittel gegen Privatschiedsiichter in Abrede stellt, so
möchte ich dieselben gerade da, wo keine Appellation möglich war,
vorzugsweise festhalten.
§. 146.
Ausser der Heiiaea uud den Diaeteten finden wir in
einzelnen Fällen auch Gerichte , die man aus Sachver-
ständigen bestehend nennen könnte ^), wie z. B. Verge-
hungen gegen die Kriegsgesetze nur von Waffengefähr-
ten 2), Verletzungen der Mysterien nur von Eingeweihe-
ten gerichtet wurden 5)- und in eine ähnliche Kategorie
scheinen die wenn gleich durch's Loos bestimmten Nau-
todiken als Richter für Handels - und Schiffahrtstreitig-
keiten zu gehören ''■). üeberhaupt waren diese leztge-
nanntcki Klagen verschiedentlich begünstigt und durch
eigenthümliche Bestimmungen ausgezeichnet ^)j insbeson-
dere dass sie nur in den sechs Wintermonaten angenom-
men wurden , wo die Stockung der Schiffahrt den Be-
theiligten persönliche Anwesenheit gestattete^), und dass
sie binnen Monatsfrist entschieden seyn mussten^ ob-
schon dieses zweite auch noch bei mehren andern Kla-
gen 7) , namentlich über Bergwerksachen ^) und Angele-
§. 146. Gerichte für besondere Fälle. 431
genheiten der sgavoi oder wecbselseitig^en Hülfsvereine ^)
vorkam, die vielleicht gleichfalls durch besondere Ge-
richte entschieden wurden. — Eine ganz eigene Art
von Richtern sind endlich auch die dreissig, später (seit
Euhlides Archontat) vierzig Männer, welche auf dein
Lande in ganz geringfügigen Streitigkeiten bis zum Be-
laufe von zehn Drachmen entscheidende Gewalt hatten,
grössere aber nach Athen an die ordentlichen Gerichte
verweisen mussten ^^).
1) S. Heftter S. 397 fgg., Meier u. Scböm. S. 133, und ScbÖ-
mann's Rec. von Platner's Proc. in Jahrb. f. wiss. Kritik 1827, S.
1369 fgg.
2) Lysias atlv. Aleib. §. 5 u. '"> ; vgl. Scbömann de sort. jud.
p. 29 und Fiatner 11, S. 94, der jedocb den Befeblsbabern im Kriege
selbst eigene Strafgewalt gibt, während Göttling im Hermes XXIII,
S. I3l> auch dort Kriegsgerichte annimmt; vgl. Tittmaun S. 227 und
Ast ad Plat. Leg. XII. 2, p. 546.
3) Andoe. Myster. §. 28 u. 31; vgl. PoU. VIII. 123. 124 und
über die Richtergewalt der Eumolpiden (l)eniosth. adv. Androt. §. 27).
BougainviUe in M. de l'A. d. Inscr. WIM, p. 90, HeOter S. 405 —
408, Platner II, S. 147—149, Preller in Pauly's Realencykl. III, S.91.
4) Vgl. d. Lexikogr. und Lucian. Dlal. meretr. II. 2 mit Petit
V. 5 und St. John Hellenes IM, p. 281, insbes. aber (gegen Meier
att. Proc. S. 83 — 80, der sie nur ah ilaaywyfVc betrachtet) A. Baum-
gtark de cur. emp. et nautodicis, Freiburg 1828. 8, p. 65 fgg. und
Schöaiann Verf.gesch. S. 47. Die Instruction hatten auch hier nach
Demostb. Apatur. §. 1 die Thesmotheten, wie in den ygrupulq Ifvi'«?,
die nach Poll. VIII. I2(i und Hesych. II, p. 059 gleichfalls zur
Competenz der Nautodiken gehörten; oder sollen wir mit Meier und
Neve Moll peregr. condit. p Ol fgg. darin einen Wechsel annehmen?
5) Vgl. Lysias de pecun. publ. §. 5 fgg. und mehr hei Böckb
Staatsh. 1, S. 72, Schneider ad Xenoph. \ ectij. III. 3, Fritzsche
de Aristoph. Daetal. p. 113 — 110; insbes. auch Demosth. adv. Phor-
mion. §. 42 mit Baumstark's Proleg. Heid. 1826. 8, p. 33 fgg. und
was ich sonst Privatalt. §. 44, n. 9 fgg. citirt habe,
6) Demosth. Apatur. §. 23 t ul di ^rjlnq rwv Jtxöiv roXq f/i7ii()oi(:
l'fi/4r)voi tlatv änö rov Bo7}d\>ofiiö)voq ftf/Qi' fov Movyr"/i.Civoq, n« n(i(ift-
XfJ'JM'^ '^'''^ diXKtwv rii}(öyTf(; undyotvTni, Dass darin auch Fremde
persönlich vor Gericht auftraten, bat schon Platner mit Wabrscbein-
kcit vermuthet; vgl. Wachsmulb II, S. 243.
7) z/tVat tnnTjvoi. Poll. VIII. 63 u. 101: nqotnüq, (Qrtytxui, fftrto-
(ftxnl. Die Instruenten 'fxdyoyflql Meier Schiedsrichter S. 19. Im
Allg. vgl. Heiner S. 399 — 405 und Platner I, S. 289 — 309; sollte
sie aber Xenoph. Vectig. c. 3 noch nicht gekannt haben? s. Hegc-
sipp. de Haloneso §. 12 und Ullrich Filfmänner S, 226.
8) Mn(Lkkix(u rfixat, di^iaarrj^iov ftnitXkixöv, vgl. Demosth. Pan-
taenet. §. 2 mit d. Arg. p. 965 und mehr bei ßöckh in Berl. Abhh.
1815, S. 128 fßg.
432 Th.y. Der athenische Staat. C. II. D. Die Beamten.
9) Vgl. Petit Leg. Atth. V. 7, p. 526 und die beiden Gegner
Salmas. Mise, det'cns. c 1 — 3 und Herald Anini. V!. 1— ü; auch B.
Thoriacius popui. Aufsätze S. 71 fgg. , Jan. Pan grati anim. offic.
p. 128—145, Wachsmuth H, S. 185, und mehr Privatalt. §. 04, n. 10
u. §. 68, n. 10, insbes. aber J. .1. Holst de eranis firaecorum impr.
ex jure Attico, L. B. 1832. 8, während F. L C. Rasmussen, Hafa.
1833. 8 nur den homerischen f(j«vo? bespricht.
tO) JixuoTdl xmu dijuovq riniuüvxtq, Aristot. Politic. IV, 13. 2;
vgl. Poll. VIII. 100, Bekk. ,':iecd. p 310, Phot. p.58l, und mehr
bei Hudtwaicker Diät S. 36, Schubert Acdil. p. 96, Meier u. Schöm.
S. 77 — 82, Platner Proeess II, S. 182—184, wo sie zugleich als
tloaywyft!; dargestellt sind. Namentlich für uly.ia und tu niol züv
ßiaiojv , Demosth. Pantaen. §. 33, vgl. Schol. Plat. Republ. V, p.
464 B; doch auch allgemeiner, s. Isoer. n. ilvxid. §. 237: iv y«y
T«r? anvioi T«r? i'.tÖ zdjv i'myovrmv fuxi&ffifvuni (tvuyy.utov ioriv tvtlvai
. . . fv öi juiq Toli' TfXTin><txovTa toi"? h' zoTq löioiq nQuy/xuniv adi~
KojivTitq xul Tovq firj dixuibx; fyxitXovviuq. Die veränderte Zahl er-
läutert Schol. Aeschin. Timarch. §. 39.
VIERTER ABSCHJMTT.
Von den Beamten.
§. 147.
Bei der Betrachtung der Einzelnen, die als solche
eine öffentliche Thätigkeit in den Angelegenheiten des
athenischen Staats ausübten *), ist vor Allem der Haupt-
unterschied in's Auge zu fassen 2) , tler die ordentlichen
Staatsbeamten nicht bloss von ihren eigenen Untergebe-
nen , sondern auch von den ausserordentllcheia Gommis-
sionen trennt, die nur für bestimmte Geschäfte 5) mid
auf beschränhte Zeit ernannt '^j weder die Macht noch die
Wichtigheit wirklicher Behörden besassen. Was die Uo-
tergebenen betrifft, so erscheint es besonders charakteri-
stisch, dass sie wenigstens in der Regel bezahlt wurden,
wovon bei den unmittelbaren Staatsämtern keine Rede
ist 5), und wenn selbst die Schatzmeister und Schreiber,
die zu den meisten der lezteren als stillschwelgende Be-
standlhelle vorausgesezt werden dürfen , dieser unterge-
ordneten Stellung anheimfallen ö), so gilt dieses noch un-
gleich mehr von Herolden, Amtshoten u. s. w. ''), die nicht
einmal immer Bürger zu seyn brauchten 8) • die Commis-
sionen aber scheinen neben der amtlichen Unverletzlich-
§, 147. Classen der Beamten. 433
keit ^) namentlich auch des selbständig^en Anspruchs auf
Gehorsam entbehrt zu haben, der freilich anderseits auch
die Verantwortlichkeit der Beamten vorzugsweisa be-
gründete ^O). Wenigstens verpflichtete das Gesetz ^*) zur
Dokimasie und Rechenschaft bei den Logisten ausdrück-
lich nur die aus Wahl der Volksgemeinde hervorgegan-
genen Magistrate, die Vorsteher öfl'entlicher Bauten, die
welche länger als dreissig Tage mit einem öffentlichen
Auftrage betraut würden und die welchen eine Gerichts-
barkeit in der oben §. 137 — 139 bezeichneten Art zu-
stände j und wenn auch niemand, der irgendwie Staats-
angelegenheiten verwaltet hatte, unverantwortlich seyn
sollte ^^), so ist dabei doch immer die materielle Rech-
nungsablage, wie sie auch den beiden Senaten, Priestern,
Trierarchen u. s. w. oblag, nicht mit der allgemeinen
Rechenschaft über die ganze Amtsführung zu verwechseln.
t) Vgl. im Allg. Sigou. Rep. Athen. 1. IV, Petit Leg. Aftic.
III. 2, p. 300 — 344, Tittmann Staatsv. S. 307 — 338, WacbsmutL II,
S. 105 fgg.
2) Hierüber s. im Allg. Schöniann Com. p. 307 — 329, Heffter
S. 17, Piatoer Process I, S. 314 — 317, insbes. ab^r m. Quaest. de
jure et auctor. magistr. apud Athenienses, Heid. 1829. 8, wo p. 40
fgg. aucb über Baumstark Curat, empor, p. 15 fgg. das iVötbige
bemerkt ist.
3) 'EniftfXftai. oder ^laxovCai, , eurationes (Cic. Leg. III. 4) d. b,
7H)uyfiuT(Iai nfjoOTfTayftfvai xaift ^pi/quofiu , Aeschiii. Ctesipb. §. 13;
vgl. Aristot. Politic. IV. 12 und Wachsmutb II, S. 110.
4) Gewöbnlicb dreissig Tage ; Elmsl. ad Aristoph. Acb. 858,
Böckb Staatsb. II, S. 51.
5) S. oben §. 125, n. 3 und Böckb I, S. 338: .alle Diener
der Bebörilen erbielten Lobn . . . ursprünglicb war es sogar ein
grundsätzlicber Unterschied zwischen Dienst {vntj(jfniu) und Regie-
rungstelle (,ü(jx^), dass jene für Lohn , diese ohne Lobn verwaltet
wurde. •
6) Demosth. Cor. §. 261 : yQrtfifturu'fiv xni j'^Tj^ifidv toT; np;^t-
di'ot?: vgl. Wolf ad Lept. p. 384 und über die y^iafjftuTtlc oder vtio-
y^iunfiuiilq einzelner Behörden Aiitipb. Choreut. §• ^^ » Dcmoslh.
Theoer. §. 8 , Lysi.is INicomacli. §. 28 mit d. .Abb. v. Verniooten-
Weijers p. 43, Meier Comm. epigr. p. f)2, Wachsmutb I, S. 829;
über die ruftinq Bückh Staatsb. I, S. 239 ; auch wohl beides in ei-
ner Person wie Isoer. Afgin. §. 38: uiQißflq ydft i'i()/fiv (hUokqÜtwq
f^> xiil ygafAfiittfu 7i{ioofilf'io xiil twv xQrjfiHiinr T'tftiuv iciuvroiv xitif-
mt/of, woraus zugleich die Bestellung durch die Beamten selbst er-
beilt, wie auch die Arciionten bei Poll. VIII. 92 n{ioriui.tjoT'rTut xul
yfiufiftutin , wenn gleich dieser noch einer Dokimasie beilurfie.
I. ii.i. 4. Auil. 'Ec
434 Th.V. Der athenische Staat. C. II. D. Die Beamten.
7) Vgl, Poll. VI. 128 , wo xtj()vi und vnrif)fri]<; unter den pioic;
iqi' otg UV Ttc öfiiöin&iirj aufgezählt sind ; auch Hemosth. Leochar.
§.4, TLeoplir. Charact. 6, und über xjjoixtq im Alig. Scliol. Aesrbin,
Tiiuarch. §. 20 mit Oslermann de praeconibus Graecorum , Marb.
1845. 8.
8) Aristot. Politic. IV. 12. 3 : ul d' v7trj{}{Ti.xnl (l:i,i./xfi.neti,), tiqoi;
«e , av ft'noQüiai , T«TToii(7t doi'Ao?'? : vgl. d. Lexikogr. s. dr^nöoioq,
insbes. Behk. Anecd. p. 234, Scbol. Deiüostb. Olynth. II, p. 23, und
mehr bei Petit p. 342 und böckh I, S. 291 i auch oben §. 1 1 4, n. i 1
und §. 144, n. 7.
9) Vgl. oben §. 124, n. 13 und Lysias pro milite §. 6 mit Petit
III. 2. 18 und m. Symb. ad doctr. de injur. aclion. p. 5.
10) Aristot. 1. c. : /xi'iXiora d' ojq «nAöig ilniiv «t^;^«? Xfy.Teof ruv-
Tce? , ooaiq dnoöidoxai, ßovXfvia&ai Tt tkqI tü'Wv xai z^tvctt aal fstr«-
J«t' xul ftuliora zoVTo- to ydf) fTtiTuirdv il{)-/i/.u>x(oüv iari: vgl.JoacL.
Perionius de Graec. et Roman, magistiatibus 1. I in Gronov. Thes.
VI, p. 2761 fgg. , auch Heeren Ideen lll. !, S. 256, Hudtwaicker
Diaeteten S. 32, Baumstark 1. c. p. 24 — 23, und mehr oben §. 33,
n. 8 und §. 125, n. 2.
11) Aeschin. Ctesiph. §. 14: i«? /fiQOTovTjruq uo/uq xul roi'q
IniarÜTuq twv i^rjixoalo)v tQymv xal naviitg onoi, ÖKi}(fi.(iiL,oiiai ti tüv
Tjjq Tiökiojq nkfov rj TQiäxov& rjfifQttq xal oaoi XafißuvovOLV yyf/iovluq
6t)iaa-irj(ii.ojv , u()%fiv doxifiua&fvrag iv rw dixaortjoioj xui Xöyov xal (v-
0-vvuq fyy^f'tq>fiv nnoq Tov y(juiufiaTia xal %oiiq koyiaruq.
12) Aeschin. ibid. §. 17: oväflq iOtiv uvvntv&vvoq rwv xal ojiwq-
ovv ngöq TU xoivd 7iQoafX&övro)v: vgl. Deniosth. Aristog. II , §. 4
und Böckh Staatsh. I, S. 264; zugleich aber oben §. 126 extr, und
de jure magistr. p. 47.
§. 148.
Die Aeniter selbst zerfallen nach der Art der Be-
setzung durch Loos oder Wahl in dgyai yAr^guoTu) und
yeiQOxovTiTui oder a'iQeTcd : ein Unterschied der beiden
lezteren Namen ist wenigstens hinsichtlich des Verfah
rens nicht nachweisbar *). Die Verloosuug durch Boh-
nen '^) nahmen gegen Ende eines jeden Jahres ^) die
Thesmotheteu im Tempel des Theseus unter allen den-
jenigen vor, die sich dazu eingefunden und ihre Namen
angemeldet hatten ''^j ^ Ablehnungsgründe mussten eidlich
erhärtet werden , obgleich dieses häufiger bei den Ge-
wählten vorkommen mochte ^)^ bei den Erloosten werden
nur Tod oder Absetzung als Erledigungsfälle genannt,
für welche von vorn herein eine gleiche Anzahl von
Ersatzmännern bestimmt wurde ^). Von dem Verfahren
bei Wahlen in der Volhsversammlung war bereits §.130
die Rede^ andere wurden, namentlich in ausserordentli-
§.148. Besetzung der Remter durch PVahl oder Loos. 435
chen Fällen, den einzelnen Phylen übertrag'en '^)5 auch
die Beamten der Phylen selbst wie der sonstigen Ge-
meinden scheinen durch deren eigene Wahl bestimnat
worden zu seyn ^). Im Ganzen war und blieb jedoch
das Loos Regel , wie dieses auch aus dem früher ent-
wickelten Principe der reinen Demokratie folgte ^ und
obgleich später wieder einige der einflussreichsten Slcl-
len durch Wahl besezt wurden, so kann man doch die-
sen Unterschied nicht von der grösseren oder geringeren
Nothwendigkeit persönlicher Tüchtigkeit ableiten , wenn
man erwägt, dass , des Raths und der Gerichte zu ge-
schweigen , die neun Archonten , die Eilfniänner, die
Loglsten und Euthynen und der grösste Theil der Poli-
zei- und Finanzbehörden aus der Loosurne hervorgin-
gen^), während die erwählten Aerater und Würden theils
in keiner unmittelbaren Beziehung zu Staat und Bürger-
schaft standen, theils sey es Immer, sey es wenigstens
ihrem Ursprünge und Begriffe nach bloss eine ausseror-
dentliche und zeitweilige Bestimmung hatten 'O). Wie
übrigens schon bei den Archonten (§. 138) bemerkt wor-
den ist , so finden wir auch andere erlooste Beamte be-
fugt, sich durch eigene Wahl sachverständige Beisitzer
zur Unterstützung zuzugesellen ^*)5 dass aber unter jenem
Loosen nur Kugelung aus einer Anzahl vorher gewählter
Gandidaten zu verstehen sey *^), Ist eine veraltete und
längst widerlegte Vermuthung, deren Princip für Athen
nur bei den Preisrichtern dionysischer Chöre '5) und der
Besetzung einzelner Priesterstellen ^*) zugelassen werden
kann.
1) Arg. Demoath. Aiulrot. p. 588 heisst es zwar: Siücpogoi tiuq^
A&rjvuLoiq (iQyitLf (ov nl /itv xXtjgojiui, nl di xn.(jovjri/Tui , ttl di uIqi-
T«i, und dieser Dreilheiliing foljjen Sigon. IV. 1 , Petit III. 2.
Platner Beilr. S. 87, Scliömaiin Com. p. 310 ftjjj. ; aber schon Titt-
tnann S- 30.i un<l Höckli Ind. lect. Ber. 1830, p. ö Laben den Uu-
tnrschied zvviselicn lüijfrutc; und /fttjoTovr^rrtii; geleugnet , wie denn
auch Aeschin. Tininrch. §. 21 nur .xXi^n. und xn(i. , Poll. VIII. 44
nur xAi7(i. und nl(>. lieiinen ; uiid höchstens iässt sich nach Aescbin.
Ctesiph. tj. 13 u. 27 bei übrigens gleicher Proccdur der Name «!'-
(ttni<; für die Phylen , ymtoTotiu für tlie Volksversammlung als ge-
bräuchlicher anuehnieii.
2) Kvufttinoi, uTio avüfiov iV^^oir*?; vgl, Xenoph. M. Socr. I. 2. 9
£e2
436 Th.F'. Der athenische Staat. C.Il.D. Die Beamten.
und mebr oben §. 112, n. 1 mit Corsini Fast. Att. I, p. 18 i'g^.
und Küster ad lamblich. Y. FytLag. §. 260 j aucb J. H. borii de
sortitioiie rangistr. Ath. contra Pythagoreos , Lips. 1734. 4.
3) '^QxaiQtolai, Voemel in Zeitschr. f. Alterth. 1846, S. 70,
wenn aucb nicbt gerade an «len lezten vier Tagen, wie Arg. De-
mostb. Androt. p. 590 vrill , dessen Zeugniss auch nacb der Modi-
fication Petersen's in ders. Zeitscbr. S. 587 fgg. unauflösliche Scbwie-
rlgkeiten darbietet; vgl. Böckb Staalsb. fl, S. 18 und Scbömann im
Greifsw. Preisprogramme 1846.
4) Aescbin. Ctesipb. §. 13; vgl. Scbömann Anlicju. p. 237 und
über die Meldungen oben §. 123, n. 10.
5) Poll. VIII. 55: f^ojfioaiu <Sf, öruv tk; ij nQiaßlVTi^q aiQf&dq ij
in akkrjv xivu örjfiooiuv VTiTjpioiav , aQQWorfüv ?/ ndxivuTtXv (fxtnxwv fjo-
livvrjxut. ui'xoq ij öi' fTf(jov : vgl. Aescbin. F. L. §. 94 und Apsiii.
Khctor. IX , p. 524 Walz. Dass Wablen aucb Abwesende treffen
konnten , zeigt Plut. V. Pboc. c. 8.
6) Harpocr. p. 117 : ixkjjQoi'VTo ol ßovkfvnv tj fx^%fi.v i^itifitvoi,
tniiTU fxäoioj TÜv Xa^övrojv i'rfQog Intkuyxuviv, iva iuv o nQutxoq k.u^OJi'
unodoxifiua&rj rj rikfinr^nj] , dvT lytirov yhtjTUi ßovkunTjc; ij ag/wv u
fni.Xu%ojv uvrü: vgl. Aescbin. Ctesipb. §. 62, Demostb. Theocrin.
§. 29 und mebr bei Corsini I, p. 307 ; über den Senat insbes. Scbol.
Aristopb. Ihesm. 808 mit Hanov. Exerc. p. 93.
7) Z. B. die (TtiaTurag l'^ytoy öijuoaiüiv^ als Tfixonoiovq, ruq/Qon.oi-
ovq , 7()i?/^o.Totoi'c, vgl. Aescbin. Ctesipb. §. 27 fgg. und mebr bei
Bückh Staatsb. 1, S. 284, Scbömann Com. p. 374 , Schubert Aedil.
p. 61. Nacb Pastoret VI, p. 290 sogar toutes les fois , qiiune ma-
ytstrnture se composait de dix f'onctionaires , pris un dans chaijve
tribu (s. §. 1 1 1, n. 7) , ils elaient choisis dans cette tribu meine;
doch vgl. Poll. VIII. 87: oxguTf^yovq xnQorovftv *J utiuvtüjv,
8) Die IntfifkTjTui rwv <pvXö)v Dem. Mid. §. 13, vgl. Antipbo de
cboreuta §.13: oni; avrol ol (fiikfzui ixfjtj^iouvru avkktynv xul tnifitkfl-
a&ui Tijq givk^q fxüarorf : die Phratriarcben, Demostb. Eubul. §. 23 ;
die Trittjarcben , Plat. Republ. V, p. 475 B; aucb die Demarchen
nacb Scbömann 1. c. p. 378 gegen Herald, p. 94; und mebr bei
dems. Antiqu. jur. publ. p. 204 und oben §. 122, n. 6. Hatten
dies'elben aber aucb eigene Zeiten für ihre «^;fa<^faJa?, wie Voemel
und Scbömann in den not. 3 citirten Abhb. wollen? Vgl.
^ 121, n. 8.
9) S. die Verzeichnisse sämmtlicher Stellen je nacb der Be-
setzung durch Loos oder Wahl bei Hüllmann Staatsr. d Alterth.
S. 134—138 und Tiltmann S. 311 — 318.
10) Gesandte, Staatsauwiilte , Baucommissaricn, Militärbeamte;
vgl. de jure magistr. p. 16 fgg. und im Allg. Aristot. Politic. IV.
12. 2 und VI. 5. 11 ; über Cultusbeamte Gottesd. Altevtb. §11.
11) So namentlich für die Logisten (§.154) und die Hellenota-
mien (§. 156); vgl. Böckb I, S. 246. 268. 271 und de jure magistr.
p. 28.
12) Vgl. gegen Petit Leg. Attic. p. 219 schon Periz. ad Aelian
V. Hist. VHI. 10 uitd über die allgemeine BerecLligung zum Loo-
sen im (iegensalzc der Wahl Isoer. Areop. §. 22; nur 'hatsuclilich
niochlc der Andr.ing zu den unbesoldeten Aemtern nicht eben gro^s
seyn , vgl. Xcnopb. Kep. 1. 3.
\luuu)t'. §. 149. Prüfung der Beamten. 437
13) Nach Isoer. Trapez. §. 34: aroi^avru t«? t'idQint; xul Toiii;
x()flf/? f^fXöt'Ta Tof'e i'Tiv T^q povki^c tloßXri&fvrnq , . u.% OfOtjfiuofAfvui.
ft'fv r]a(tv i'Tio tcSj' nfjvxnviujv , afo^/-'MO/tfvni 6 I'Tio tüv jfOfjTjywv , fq)i>-
Xfizrovzo rf' i'.To TÖjv rufaüv, l'xftvTO d (v (txQonoXn, Vgl. Lysias vuln.
praeni. §. 3 : dnoku/fTv xQtrr/v /iiownioiq d. h. von dem Loose nicht
ßetroffen werden , was nicht nur Reiske sondern auch der Gramm,
in Bachmann's Änecd. I , p. 127 missverstanden hat. lieber die
Richter {nfvrt «(jiTui , nicht JmaoTtu', de jure magistr. p. 33) selbst
s. Valesius ad Harp. p. 204, Spanheim ad Aristoph. Ran. 797, Plat-
ner Process I, S. 392 — 396 , und G. Hermann Progr. cert. liter.
Lips. 1834. 4, p. 7, der nicht ohne Wahrscheinlichkeit einen aus
jeder Phyle, halb für Tragödien, hall» l'ür Komödien annimmt. Dass
sie verantwortlich waren, zeigt Fritzsche de Aristoph. Uaetul. p. 120,
beeidigt, Bergk Com. Att. reliqu. p. 302 j hatten sie aber auch
förmliche Gerichtsbarkeit, wie Böttiger Opusc. p. 74 aus Aristot.
Rhetor. III. 15. 8 schliesst?
14] Vgl. insbes. Aeschin. Timarch. §. 188 und Demosth. Eubu-
lid. §. 46: nQofxQi&r/v iv ToZq ivyiviovatoK; xkr^Qova&at. r^q IfQMOv ■>/>](;:
auch Prooem. 55: vvv d) to* «j'tcjv t^o.tov ovniQ rovg U^fiq xu&fnrarf
xul Toi'q (i())(oin:uq , mit Böckh Ind. lect. Ber. 1830, p. 2 — 7 , Meier
gentil. Attic. p. 30 fgg. , und was ich sonst Gottesd. Alterth. §. 34
citirt habe.
§. 149.
Jeder designirte Beamte, gleichviel ob aus Loos oder
Wahl hervorgegangen, hatte nun aber vor dem wirklichen
Antritte seiner Stelle noch eine Prüfung, doxi/iaaia, zu
bestehen ^), die sich zwar nicht auf seine individuelle
Befähigung zu derselben, wohl aber auf die bürgerliche
Berechtigung und die sonstigen gesetzlichen Voraussetzun-
gen bezog, deren Umgehung mit den schärfsten Strafen
bedroht war 2). Erst später scheint es dass dazu hin
und wieder auch noch die Büchsicht auf die politischen An-
sichten des Gewählten ham 3)- ursprünglich aber handelte
es sich hauptsächlich um die Frage, ob bei demselben
keiner der Umstände vorhanden sey, die oben 8. 124
als praejudicirlich für die bürgerliche Ehre und Vollbe-
rechtigung aufgeführt sind '^) ; wie denn anderseits der,
welcher als unberechtigt verworfen ward , dadurch von
selbst zu lebenslänglicher Atimie verdammt gewesen zu
seyn scheint ^). Bei den Archontcn und Priestern fo-
derte das Gesetz zugleich die bürgerliche Abstammung
im dritten Gliede ^), und erstere mit ihren Beisitzern muss-
ten sich desshalb zuvörderst auch vor dem Rathe der
Fünfliundcrt ausweisen'')^ abgcsehn davon aber genügte
438 Th.f^. Der athenische Staat . C. II. D. Die Beamten.
das einfache Bürgerlhnm nach den oben 8. 123 entwi-
ckelten Bestimmungeu ^) , wozu nur noch die weiteren
Gesichtspuncte kamen , dass der Beamte körperlich ma-
kellos seyn ^j und dass Niemand zwei Aemter zug^leich
oder eins und dasselbe mehrmals und längier als ein Jahr
bekleiden sollte ^°). D-e Behörde, welcher die Prüfung-
aller dieser Erfodernisse zustand , war das Heliastenge-
riclit, das sie unter dem Vorsitze der Thesmothelen
g^anz in processualischer Form vornahm, wobei jeder
Bürger als Kläger auftreten konnte ^^j^ nur der Rath,
der ohnehin gar nicht in dieselbe Kategorie mit den
Staatsbeamten fällt (§. 125) , ward in ähnlicher Art von
seinen abtretenden Vorgängern geprüft ^'^).
1) Poll. Vni. 44; vgl. Prantl in Zeitschr. f. d. Altertb. 1842,
S. 1093 und mehr Lei Böcler ad Lysiae Orat. XV et XXX in 8.
Opusc. II, p. 942—900; ferner Tittoiann S. 320-323, Heffter S.
360 — 373, Meier u. Scliöm. S. 200—209, Platner Proeess I, S. 317
329 ; und insttes. P. Halbertsma de ma^jistratuum probalione apud
Atbenienses , L. B. 1841. 8. Dass sie der Verloosiing aucb habe
vorangehn können, leugnet mit Recht entschieden Bake Schol. hy-
pomn. IV, p. 275. .^^ .|. ,j-.
2) Demosth. Lept. §■ 156: iuv tk; ogxlXcov n^XJ] ''^ STjßoaiw, &ä-
vtttov kfyfi.: vgl. Scbol. Demosth. Mid. §. 182 und Westermann in
Abb. d. Leipz. Geseilsch. I, S. 37.
3) Lysias Agorat. §. 10: arQavijyov xtt-QoTovtj&fVTa u7ii6oKinuaar(,
Oll votxL^ovxtq iinovv itvai rü nXri&fi T(ö iifiiTi()w: vgl. Aristot. Polilic.
V. 7. 8 u. 14.
4) Dinarcb. Aristog. §. 17: nvaxQlvavTf^ rovg rwv ttoiviav ti fiii-
XovTuq dioixliv, Tt'e fOTi Tov udiov TiJÖnov , fl yoviaq ii> noiü , tl i«?
OtQHTfiuq lITlfQ T^? nolfOX; lOTgutfVTUl. , tl UqU 7lUT(JW<i fOtlV ailTfÜ, ti
T« TiXtf Tikfl: vgl. de jure magistr. p. 6 fg. und Lelyveld de infa-
mia p. 273 fg.
5) Vgl. die Zusammenstellung bei Demosth. Aristog. I, §. 30:
ToT; f» rov äfafioiTT/giov 1} roXq uv 0 dtjfiog aniHinvi toii? TiuxfQiiq , jj
Totg nnodtdoxi/A,aanfvoiq nQ)[f*' Xk/ovoiv , i] xot<; öcffikovpi, rdi
ö^fiooko y ij Tofe xa&uTiui uvifioiq,
6) 'F.x xiityoviaq d. h. vom (JrOssvater her; s. §. 99, n. 0 mit
Lobeck Agiaopb. p. 764, und über die Anakrisis der Archonten ins-
bes. Demosth. Eubulid. §. 00 fj;g. mit Petit p. 321 und Corsini I,
p. 15. Falsch Aristid. Asclep. I, p. 72 1 ol ütono&irut 6nt rfvxufjuv
tiaiv ninuTQvdai,.
7) vS. Demosth. Leptin. §. 90 und Lysias z. Evander mit Poll.
VIII. 86 u. 92.
8) Also 'namentlich für Beamte kein besonderes gesetzliches Al-
ter , etwa von dreissig .lahren , wie es Meier (Proeess S. 20^) und
Böckb (Archont. pseudep. p. 132} von den Buleuten und Richtern
**'»^ §.450. Gottesdienstliche und Polizeiheamte. 439
hierber übertragen ; oder soll man mit Wacbsmath T, S. 486 in der
Frage nacb den geleisteten Kriegsdiensten einen WinI; über reife-
res Alter seLn ? S. ancb Krüger Stud. I, S. !5, dagegen aber Slob.
Serm. LXXXIV. 8 und selbst einen Feldherrn von ^20 Jahren bei
Justin. \\. 5 mit RehJantz Iphicr. p. 19. 31, so dass das soloniscbe
Gesetz bei Stob. Serra. CX\'. '2G: /.n'jTf aoyuv rov 0(fö6üu viov uf'/rt
avfißov/.fi'fiv wie im lezteren (§. 129, n. 5) aucb im ersteren Tbeile
•wenigstens später ausser Hebung gekommen seyn mnss.
9) 'AiffhtQ d. b. o).'<xkijooi, (Etyiiol. >I. p. !7fi. ^0) oder ijii^
uvHTirjooi: solche wurden übrigens wohl schon beim Loosen selbst
zurückgewiesen, s. Lysias de Invaüdo §. 13.
10) Vgl. den Eid der Heliasten bei Demosth. Timocr. §. 150:
oj'rf i''JX'j*' iinxnmrjno) ojn t uo/fiv i':ifv&vvov o\ru ftfgaq u{>/ijq x(tl xüv
ivvfa ft^yuvrwv xul tov Uoofii'rj/uovoq xal oaai tiixo tüiv ffvia ugyovxfov
xriafifvoyxnt ravxr/ tj] TjttfQa, xul xt/gvxo<;, xul n^faßfiaq, xul avvfd(jwv,
oväf dlq ^TJv uvxrjv uQxrjv tov uvxov avdfjn ovöi ävo u(ixu(; lig^ai xov
«i'tov iv TW avräj fymvxu) , und mehr oben §. 125, n. 1. Die Aus-
nahmen bei Bergk Com. Alt. reliqu. p. 13 fgg. u. A. beschränken
sirb wobl auf ursprünglich ausserordentliche Functionen ; vgl. de
jure magistr. p. 21 und das neue Beispiel bei Hyperid. pro Lyco-
phr. p. 29 : xal rj()lu ftkv uvxö&i, dv' Ixt] xmv nwnoxf InnuQ/riouvxatv
IXOVOQ,
11) Poli. A'lll. 88 von den Thesmotbeten : flaäyovoi 6\ xul äo-
nißnoinv xnii; u()-/(xic:: vgl. XenopL. Rep. Ath. HI. 4, Demosth. Boeot.
de dote §.34, Aphtbon, Progymn. c. 14: xal oxQuxrjyiX fxi-y iv o x(ji~
v(i)v ilfxuofv, Uofixai dl ov o 6tKrxox7]Q ißfßctioDaf. Insofern gehört die
Dokiaiasie allerdings aucb zu den öffentlichen Klagformen ; s. oben
§. 135, n. 1.
12) Vgl. die Reden des Lysias pro Mantitheo und adv. Philo-
nem , wo freilich erst Bekker aus Conjectur ßoiiXiiixrjgiov für ötxu-
OTi^Qiov hergestellt hat: lyo'} 6( ofiiauq ilafjlli^ov tiq xö ßoikivxr/Qiov tu
ßiÄxiOxu ovußovkii'nv x^ nöXfi,' i'viaxi di iv rü oqxm anocpaiveiv, tV xl<;
xiva oiS( TöJv Xuxovx(j)v uvintxTjdHov ovxa ßovXn'iiv,
§. 150.
Als erwählte Behörden , die iudesscn nur g^ering^e
öder gar keine politische Bedeutung' hatten, kennen Avir
die Besorger verschiedener gottesdienstlichcr Feste ^), die
Aufkäufer der Opferstiere '^) , die zehn Kampfrichter für
die musikalischen und gymnastischen Wettstreite an den
Panathenäen 3) j die zehn Sophronisten oder Aufscher
über die Zucht der Knaben und Epheben ''*), und wahr-
scheinlich auch die Aufseher über die Zucht des weib-
lichen Geschlechts ^; , die zugleich eine Art Luxuspoli-
zei ausgeübt zu haben scheinen ^'). Aber selbst die ei-
gentlichen Staatsbeamten für den Gultus werden vielmehr
als crlooste genannt ^)j und eben dahin gehören sänimt-
Th. y. Der athenische Staat. C. II. D. Die Beamten.
liehe städtische Polizeibeamte ^), insoweit sie nicht bloss
als ausserordentlich bestellte Gommissarien oder als Sub-
alterne zu betrachten sind 9): zehn Astynomi, fünf für
die Stadt und fünf für den Piräeus *o), zur Aufsicht über
die Reinlichkeit der Strassen, Erhaltunj^ der öffentlichen
Gebäude und allgemeine Ordnung ^^):, eben so viele Marfct-
lueister oder Agoranomen zur Beaufsichtigung des Klein-
handels in der Hauptstadt ^^], und für den Grosshandel
die Vorsteher des Eniporiums im Hafen *3^, neben wel-
chen einerseits die Aufseher der Schiffswerfte ebenda-
selbst ^*), anderseits die Getreidewächter, zehn in der
Stadt und fünf im Piräeus *5), zur Prüfung der Güte und
des Preises der zu Markte gebrachten Früchte, und eben
so viele Metronomen zur Controle der Maasse und Ge-
wichte stehn ^^).
1) Namentliph die fTitfitkr^ral twv /iiov^iaiwv, üemofth. Mid. §. 15,
auch wohl QnQyTjXimv Poll. VIII. 89, und iivaTTj^iMv , Dem. §. 171,
vgl. Harpocr. p. IIS und Böckh Staatsh. II, S. 126; die IfQonoiol
rwv offivoJv &fS)v, Dem. §. 115 und mehr bei Böckh 1, S. 302.
2) Bowvuf. Dem. Mid. §. 171; vgl. Harpocr. p. 65 : St« Aannqoq
Tjv 0 ßooJvT^q xfti ftl ^fytoTni UQX^'' *'"** tovtw fxiiQotovoiJvTo: auch C.
Iiigcr. n. 157 und Ussiug Inscr. inedit. p. 46 mit Böckh Staatsh. S. 303
und Schubert Aedil. p. 44.
3) Plut. V. Pericl. c. 13, wonach bei Fell. VIII. 87 nothwen-
dig so zu interpungiren ist ; xal nkrjQovv Jixaarüq • xat uO-Xo&fta^
f'ya xitTit g>iikTjv fxäazrjv xul aT^axTjyovt; ;^*t^oToyfri' *£ nnüvroiv ; vgl.
auch Meier :a Hall. Encykl. Sect. III, B. X, p. 286 und mehr bei
Schubert p. 52—57.
4) Böckh Staatsh. I, S. 33G, C. Inscr. n. 276; auch Ininfkrjxal
TftJv f(f>7Jß(,)v , Dinarch. Philocl. §. 15; vgl. im Allg. Prideaux Marm.
Oxon. p. 87, Corsini II, p. 143, Gesner in Conim. Gott. IV, p. 38,
.Schubert p. 67, insbes. aber Krause Gymn. u. Agon. S. 214, auch
über die Kosmeten , die allerdings erst in spätere Zeit gehören,
aber doch schon bei Teles in Stob. Serm. XCVIII. 72 und Ps. Plat.
.4xioch. p. 366 vorkommen. Die Drachme, welche Bekk. Anecd.
\>. 302 und Phot. Lex. p. 564 die Sophronisten als täglichen Sold
beziehen lassen , scheint sich von den oiifi/yö^oiq zu ihnen verirrt
zu haben.
5) r'vfuixoxüaftoi. (Poll. VIII. 112) oder ytivuixovö/uot, vgl. Meurs.
lect. Attic. II. 5 und Meier att. Process S. 97 , der 8>e zwar den
aXijQMTuiq ii{t)(aX(; beizählt, dabei aber Menand. Rhet. p. 205 Walz
übersehn hat. Nach Böckh über d. Atthis d. Philochoros S. 24 wä-
ren sie übrigens zu Athen erst durch Demetrius Phal. eingeführt.
6) Ath. VI. 46: ön i^v l'd-uq Toi'iq yvvaixoföfiovq iqioQtlv r« (J\if»no-
Oia xul f^n(ti,n.v twv xixXijuhMv tov cmiif/fiov : vgl. Petit VFI. II, p.
647 und im Allg. Hullcman de yvvai,xovliAoi,i; in Mise, philol. Traj.
1849, p. 82 fgg.
§. 150. Gottesdienstliche und Polizeibeamte. 441
7) Vgl. Aristoph. Nub. 619: Xu^olv t^tjc ugofivtjfioviif , oder,
vrenn dieser Posten nur für Delpbi bestimmt war (§. 14, n. ß),
jedenfalls die UQonoiol, xXjjf^ojrol üqyovTiq öfxu, oi tu Tf unvTiv-
ftaru IfQo&movai , xür Tt xfckktf{)ijaai. 61?]^ xnXXifQoini ftfru iwv fniv-
TKüv, xnl &volrt<; rnq voiAi^ofifvaq fitTfXovat xnl xaq ntvTnfrrjgiJrtq rtnn-
naq tftoixovoi nkrjv Tlavu&Tjvaion' , Phot. Lex. p. 103, Bekk. Anecd.
p. 265, Etym. M. p. 469, Phot. VIII. 107, mit Herald. Anim. p. 95
und Böckh !, S. 302, II, S. S. 53. 119. 126; aucL Bergk Com. AU.
reliqu. p. 88 und üssing I. c. p. 46. Das Leos bestätigt Demostb.
Tbeocrin. §.29; Mid. §. 171 wird also nur von den atuvulq (uot. I)
zu verstehen seyn.
81 Vgl. C. E. Wendt de politia Atbeuiensiuni , Erlang. 1798. 8
und einzelnes mehr bei Meurs. lect. Attic. I. 19 , Böckh I. S. 69,
RIeier u. Schöm. S. 88 — •96, Schubert p. 81 fgg.. Baumstark Curat,
empor, p. 41 — 46, Wachsmuth II, S. 146, Bergk 1. c. p. 15, HuU
leman 1. c. 1851, p, 12 fgg.
9) Zur lezteren Gattung dürften hier z. B. die nQoptfTfjTjrrti. oder
Fruchtßiesser gehören, Böckh I, S. 338; zur ersteren die rn/onoiol
und andere fnimcTui. örjfxonioiy Igyojv bei Böckh S. 285 , aucb oitm-
vai, die Poll. VIII. 114 eben so falsch wie die ßor'jvac zu den vnij-
Qfoiuiq rechnet , die aber wenigstens bei Demostb. Cor. §. 248 noch
als ausserordentlicherweise gewählte erscheinen, obgleich auch dar-
aus später eine ständige Behörde geworden seyn kann ; vgl. die Be-
lobung für Xenokles HOTjyi^rqv yfvofifvov rov oircovixov TU/uifiov xal
aiTOJvijoavrn älq xitl axQuxrjyöv inl xovq onXiraq x.r. X, bei Göttling
im Ind. lect. Jen. 1852— 5.S mit Keil im Philol. VIII, S. 178 und
Meier Comm. epigr. II, p. 62.
10) Harpocr. p. 52: 6fxa (fTjalv tCvui xovq äaTWoiuovq 'AgiOTort-
Xtj: iv rfj Ad-Tjvai(i>v noXntia, nhrf fxiv TlfiQaifl, nfVTf d' h uOTft : vgl.
Bekk. Anecd. p. 455. Warum Meier S. 89 zwanzig annimmt, weiss
ich nicht.
11) S. Plat. Leg. VI, p. 763 C und Aristot. Politic. VI. 5. 3;
was Harpocr. sagt: Toi'TOi? dt nfXfiv ntgl rötv itvKrjxgLötüv xal xf>nX-
xQiwv xal xoTiQoXöybJv , ist natürlich nur ein Theil ihrer Geschäfte,
wozu selbst die Aufbewahrung eines Testaments gehören konnte,
vgl. Isaeus Cleonym. i). 15. Auch die ciinTnaift xöiv vdüxwv zieht
Sintenis ad Plut. Them. c. 31, p. 193 dahin; inzwischen konnte
immerhin vieles , was eigentlich zu ihrem Geschäftskreise gehörte,
zeitweilig aucb besonderen Coramissarien übertragen werden , wie
auch Aristoteles fortfährt: i-ytt f)f nögttt nXdM xüv rcgi&ftov , oiv fxf-
Qoiiq f<p fXfQ(t) xu&icixflaiv fv xotq noXvuv&Qinnoxuxdiq noXtaiv, ot,ov xfi-
^(onoiovq xitl xgtjviZv tTTinfXTjxitq xal Xtftfvo>v (fvXaxuq: vgl. Poll. VIII. 113.
12) Plat. Leg. VIM, P.849A; vgl. Aristoph. Vesp. 1407, Poll.
X. 177, Plaut. Mil. II!. 1. 132, auch Metiochos bei Plut. praec.
polit. c. 15 und mehr bei Bornem. ad Xenoph. Symp. 11.20, p. 76,
Thiersch in Bayr. Akad. 1834, S. 606, Pinder Beitr. z. Münzk. 1
S. 63.
13) A. Baumstai-k de curatoribus emporii apud Athen Freib.
1828. 8; vgl. oben §. 136.
14) Böckh Urkunden d. att. Seewesens Berl. 1840. 8, S. 48 fgg.
15) So Böckh Staatsh. I , S. 118 nach der Verbesserung von
Valesius z. Harpocr. p. 172 und Bergk I. c p. 18 bei Phot. Lex.
p. 514: ijouv di Tov (X(Jii>fiov näXai ftlv niyxtxuiötxu , öixu iy kot**,
442 Th. V. Der athenische Staat. C. II. D. Die Beamten,
iifvii dt fv flfiQUtft, rarigov 6f rnuiy.ovxu n\i' fv uoth , ntvxiyiaidixa
d'f fv rifiijaift, nur dass Böckh wegen Lysias Dardan. §. 8 nükui.
fifv TQfit;, vOTfQov ö't Tiivrixaidfxfx x.r.k. schreibt, wäbrend Schubert
j). 115 dort vielmehr an die otToJi«? deiiist; dass inzwischen die
{janze Stelle auch noch anders geheilt werden kann , bat Voemcl
in Zeitschr. .f. Alterth. 1852, S. 32 richtig bemerkt.
16) Vgl. Meurs. lect. Attic. I. 8 und Hüllmann Handelsgescb.
S. 157 fgg. Die Zahl auch hier nach Böckh I, S. 70, obgleich
Voemel in beiden Fällen nur „ühn, fünf für die Stadt und fünf für
den Piräeus annimmt.
§. 151.
Auch was die Finanzbehörden betrifft, sind die durch
das Loos besezteii vorzug^swcise die alleren und ursprüng-
lichen, die unter der Oberaufsicht des Rathes die ordent-
lichen Einkünfte des Staats verwalten *) , wogegen die
erwählten Beamten unabhängig von lezterem zunächst
ausserordentlichen Zuflüssen und Bedürfnissen ihre Ent-
stehung verdankt zu haben scheinen. Unter jenen sind
zuvörderst die zehn Poleten zu nennen, welche theils die
Verpachtung der öffentlichen Ländereien und Gefällej
theils die Verkäufe von Menschen und Sachen zu besor-
gen hatten, die dem Staate durch Richterspruch oder
Gesetz zugefallen waren 2) 5 daneben aber bestanden für
das Eintreiben der Strafen und Bussen die Praktoren 5))
wofern nicht in besonderen Fällen eigene Gommissarien
dafür ernannt wurden '^^ :, und die Gerichtsgelder flössen
in die Gasse der Kolakreten, um daraus die öffentlichen
Speisungen ^) und später auch den Richtersold zu be-
streiten ^), während die übrigen Einnahmen an die Apo-
dekten abgeliefert'') und von diesen wieder den Schatz-
meistern der einzelnen Aemter zugetheilt wurden ^).
Dem Staate selbst diente als Reserve der Schatz der
Athene ^) , epäter auch der der übrigen Götter ^^), deren
ersterem er von allen Confiscationen oder Bussen und
wahrscheinlich noch von mancher anderen Einnahme den
zehnten, lezteren den fünfzigsten Theil zuwies ^^) und
beide durch je zehn aus den Höchstbesteuerten erlooste
Schatzmeister verwalten liess ^^) ^ als aber Themistokles
und Aristidcs den Grund zu einem eigentlichen Staats-
schatze gelegt hatten •5) und mit der gesteigerten Blüthe
8. 151. Finanzbeamte. 443
Atben's auch seiu Staatshaushalt verwickelter wurde,
stellte die Wahl des Volks an die Spitze desselben für
jede Finanzperiode von vier Jahren **) einen eigenen
Schatzmeister der öffentlichen Einkünfte ^^), dem in ähn-
licher Art wie dem Rathe ein Geg^enschreiher zugeordnet
war ^^). Ausserdem finden wir eine besondere Behörde,
die Poristen , mit der Beschaffung neuer Geldmittel be-
auftragt ^'') 5 wichtiger aber ist später noch der gleichfalls
gewählte Schatzmeister der Theorikencasse ^^), welche die
Verblendung des Volkes aus den ursprünglich der Kriegs-
casse gehörenden üeberschüssen ^^) geschaffen hatte und
dergestalt auf Kosten der übrigen zu bereichern bemühl
war, dass ihre Vorsteher eine Zeitlang sogar alle andern
Einnahmen direct statt der Apodekten in Empfang ge-
nommen haben sollen ^o).
1) Vgl. oben §. 126 und näher Böckh Staatsh. I, S- 207—222;
auch Meier u. Schöra. S. 98 und Wachsmuth II, S. lOfi fgg. K/.tj-
Qtoiat öf (tQ'/ul n{)UKXoqK;, f)(Xoyfi<; xrd uvxiytjuifilq , Pseliüs ed, Bois-
800. p. 103?
2) Vgl. oben §. 115, n. 9, §. 124, n. 17, §. 139, n. 10, und
mehr bei Meurs. lect. Attic. I. 7 und Sluiter lect. Andoc. p. 258,
insbes. Poll. VlII. 99: nwkrjrul tu rikrj Tt^THjüay.ovoi und tStv int tü
&f<t)()ii'.ov TjQTjixfvoiv (n. 20) xnl T«c Twv i% A{}fLol) nayov i4txrt xov nQo-
xfiJov Xoyoy (fvyovxwv (§. 105, n.l7) ovairtQ xul xu diörjftni/ufi'a' t^ji-
xavfi'n d f£ uviwv ng, ö? xd nojkQVftfva ßißaioi, welehes leztere Bake
Schol. hypomn. IV, p. 247 missverstanden hat; vgl. Privatalt. §. 65,
n. 17.
3) Daher fyyququv xolq nQfixxoqatv , o xw örjtionio) yiyvnui , De-
mosth. Macart. §.71; vgl. Tbeocrin. §. 19, Aristog. I, §. 28, Ae-
schin. Tiuiarch. §. 35 etc.
4) Wie die l^tjxtjxnl oder /iuoxfjQK;, Hndtwalcker Diaeteten S. 58,
liöcKh Staatsh. I, S. 213, Blum Proleg. Dem. Timocr. p. 19; die
Ofki-oyili; , Ol! xivk; artiyqiitfovxo xuq ovaini; iwv o/.iymj'/txiLv , Bekk.
Anecd p. 3U4, vgl. .Meier Bon. damiiat. p. 207, Böekh C. !nscr. I,
p. 1.38; die nxivdi^.oi, i'(j;(7j xiq xuOinxnnivr] fJixct xr/v fx flfiquiöx;
xü&odov, Harpocr. p. 279 mit Valesius p. 182 , vgl. Schöm. Comit,
p. 316 und Process S. 110—112.
5) Sehol. Aristoph. Av. 1541: xnniui it r^anv xru ngotaxdixn; xf/t;
ötl/ioaiuq otxr/nfO)i; (§. 127, n. 17) — oder bezöge sich dieses auf die
Zeitpn vor Klisthciics , wo sie nach llarpocr. p. 36 iiberhaupt die
(iescbät'te der spateren Apodekten hatten? liöcKh Staatsh. I, S. 238 fgg.
6) .S. Schol. Aristoph. Vcsp. 695 und mehr oben §. 134, n. 19.
7) Poll. VlII. 97: KTioäh.xai, dt rjauv dfxu, o'i xovq xi (ffioiiq xal
T"? fiagioqai; xitl xu xii.Tj ttufdfxovxo xul xu 7in)l roiixtuv uf4q>inßrixr'/Oi/4n
idix(t!^0Vy tl di T» ^((Cov ijv, tlor^yov ilq xo äixuoxijqiof : vgl. Aiistot.
Th. F'. Der athenische Staat. C.II.D. Die Beamten.
Politic. VI. 5. 4 mit IN'eumann ad Kerump. fgm. p. 64 und Böckh
Urk. d. Seewesens S. 57.
8) C Inscr. n. 84 : fifQiam di to agyigiov xo iiqTj/xhov %ovq uno-
JfXTag Ik twv nuTußuÄkofifvoiv /Qrjfiuroiv , in(t.6uv xu im, xüJv v6fj.ü)v fif-
oiocoai: Vgl. Etymol. M. p. 124 oder Bekk. Anecd. p. 427: uqxovti^
xXt^qwxoI öfna To'v uqi&,ucv y.uxn qivXrjv rjouv, ol nn()iküfißuvov xu ygu/i-
fiuxiZa x(öv c(fft).övToiv xüj 6Tj/xoaLo) Kid (IntSh/ovro avxu, tlxu i%i^xat^ov
TU oqiXr/finTa oi'v xfj ßoi').ij y.ui *//f(u,ov fl<; u f/Q^v uvukiaxfiv : und
über die ra/iiat, der einzelnen BeLörden oben §. 147, n. 6.
9) Böckh Staatsh. !, S. 276 fgg. 575 fgg., vgl. dens. in Abb. d.
Berl. Akad. 1846, S. 355 fgg. mit Rangabc Anliqn. Hellen, p. 179
fgg. 203 fgg. und über die Hinterzelle yömn&ööo^toq) des Parthenon
auf der Burg, wo er aufbewahrt lag, C. Inscr. I, p. 177 fgg. und
m. Hypäthraltempel d. Atterthums, 1844. 4, S. 27.
10) Wenigstens seit dem pe'oponnesischen Kriege, Tbuc.H. 13,
wo wir um Ol. XC auch diesen im Parthenon vereinigt und gemein-
scbuftliche Schatzmeister (not. 12) dafür bestellt sehen; vgl. Böckh
C. Inscr. n. 76 oder Staatsb. II, S. 49 fgg- und Monatsber. d. Berl.
Akad. 1853, S. 559 fgg.
11} Demostb. Timonr. §. 120: vgl. Theocrin. §. 14 mit Meurs.
lect. Attic. V. 13, und über das iniöfxarov xijq i9^foi'' insbes. Xenoph.
Hellen. I. 7. 10 und Meier Comm. epigr. p. 54 mit dems. de Bon.
damn. p. 215 und Böckh Staaish. I, S. 445 i über den zehnten Theil
des ersten Monats der Tribute aber (unagx']] ^^^ lezteren scharf-
sinnige V'erinulhungen II, S. 621 fgg.
12) Vgl. Andoc. Mjster. §. 132 und Demostb. Macart. §. 71 mit
Poll, VIII. 97 : xufüui. XTJq &10V xXtjqojxoI ftiv fx Ttivxaxofucfuföinvcov
T/Ciav (§. 123, n. I), xu d* xqtjuuxu TtrtQfküftßayov x^q ßovXjjq nuQov-
OTjq , , ft^oy df i^oinCuv xal ^Tjjniav u<f(i.{Zv , fl uöixojq i'Tio xüv i((jj(oii-
xwv imßkrj&fLT] (Lysias pro milite (§. 7), und über das Verhältniss
der beiden Schalzuieisterämter , die seit Ol, XC neben einander,
zwischen Ol. XCIV und XCVIII vereinigt bestehen, Böckh Staatsh.
I, S. 218 fgg, und II, S. 301 fgg.; im Allg. aber C. Inscr. I, p. 176
und Staatsb. II, S. 1 — 49 und 145 — 318, wo ihre vierjährlichen
Hechnnngsablagen und Ucbergabsurkunden (von einem grossen Pan-
athenäenfeste zum andern , gleichwie auch ihr Amtsjahr durch die
jährlichen Panathenäen begränzt ist) ausführlich commentirt sind.
13) S. Plut. V. Them. c. 4 und mehr unten §. 156.
14) Vgl. den Redner Lykurg, nach Vit. X Orat. p. 841 : Tuninq
yuQ fyfvfxo iTil x(jfl<; 7ilvxuiX7]giduq . . uqüitov fifv u'i.(jfötlq a'iroq,
tnuxu Xüjv q)iX(ov Irtiytiuxpiiftfvoq xiva ainoq tnoiftro xr/v 6ioLxt]aiv Siu
xo <p&ua<tt yofiov flafyfyxtVv fttj nXflro Tifvxf ftwv 6ifi,nv xcv )^iiqlxo*ti-
&fyxa fTii xr! dtjuinta -/{lijixuxn , wo nur die panathenäische Pentete-
ris fälschlich zu fünf vollen Jahren berechnet ist, s. Diodor. X\ I.
88 und Böckh Staatsh. II, S. 123.
15) 'Eniftdrjxiiq xüv xoivüv Tigoaööwv , Plut. V. Aristid. c. 4, tnl
xrjv xoivTjv diolxTiaiv u'iQi&fiq , Aeschin. F. L. §. 149, vgl. Poll. Vlli.
113: o df inL xtjq Sioixijaiwq ulQiioq ijv tnl xö)v ngooiovxojv xui nvn.
Xiaxo/ifKov , und mehr bei Böckh I, S. 222 — 231. Der Pluralis twv
tnl rt] dtoixi^nfi, (Franz Flera. epigr. p. 179) ist vorübergehend zw.
Ol, 123 und 128.
16) Poll. Vm. 98; vgl. Harpocr. p. 29 und Böckh I, S. 261.
§. 152. Miliiärhehörden und Heeresortf anisation. 445
17) Bekk. Anecd. p.294: nogi-orai flaiv «V^V '^'■^ ^A&tjvtjoiv^ tjtk;
noQovq '(tt]in: vgl. Antiph. Choreut. §. 49, Aristoph. Ran. 1503 und
mehr bei Böckh 1, S. 225; auch >'oemel ad Demosth. Philipp. I,
p. 197.
18) S. d. Schel. Demosth. Olynth. I, p. 13 mit Voemel p. 26
und mehr unten §. 170.
19) Adv. Neaer. §. 4 : y.iXfvövrmv rüv yo/nwv, onozav 7iöi.ff*o<; ij,
T« nfQtövTn /QTj/xuTn TT/c; dtocxijoiox; aTQttTiujrixu (Ivat: Tgl. auch C.
Inscr. n. 76 extr, : iufiötlv d'i unodtdofiiva j roXt; &{oIg t« xg^fiara,
tlq To vfoiiHov xal TU Tf^XI ^O'? Tif^iovai ;jfy^O<^«t ;fp7^^«(nv.
20) Aeschin. Ctesiph. §. 25: noörfQov ftiv roivvv rlvriygatpii)? ify
XftQOTovrjroq lij noXei , oq na&' kxüorrjv n{iVTUVfiav u-iiÄ.oyii,tTo %uq
ngooööoi«; Ttü Örjftoj , öitl 6i rijv ngog^ El'i^ovXov ■yfvo/ihrjv nioTi* viaZv
ol fnl TO &f(ugixcy Kf/fujorovrjufvoi. tj^/ov ^iv , ^nglv i] tov Hyi^ixfjyoi;
vö/xov yfvia&ai, ttjv rov ilmy Qutp fO)q f'QXyy , ^QX°* <^* ^7J' '^'^^ icio-
d'lxrwv xal yuagiojv ug^r/y , xul oxH'o&ijxtjv Ujy.oöo/Aovy , tjoiiv df xul
öionotol xul ayiöor tijv oXrjv öiolKT/niv fL-/üv rf^i nc,Xi(uq : vgl. BöLnecke
Forschungen S- x und über das Gesetz des Hegemon S. xni mit
Böckh Lrk. d. Seewesens S. 436.
§. 152.
Den ersten Rang unter den durch Wahl besezten
Stellen nahmen übrigens die Militärbehörden ein ^) , de-
ren das Volk alljährlich ^) zehn Strategen und eben so
viele Taxiarcheu für das Fnssvolk, zwei Hipparchen und
zehn Pbylarchen für die Reiterei erwählte 5)^ die UHte-
ren Chargen wie Lochageu u. s. w. scheinen die Feld-
herren nach eigenem Ermessen besezt zu haben '*'). Auch
die Flotten wurden von Strategen befehligt ^) ^ eigene Na-
varchen sind höchstens in späterer Zeit nachweislich ^) 5
die Trierarchen, obwohl zum Commando ihrer einzelnen
Schiffe berechtigt, können überall nicht als Staatsbeamte
gelten''). Wiederwählbarkeit war wohl allen gemein 8)^
die Wahl selbst geschah, wenigstens bei den Taxiarchen
und Pbylarchen, nach den zehn Stämmen 9), welchen
auch die rä^etg als Unterabtheilungen des Heeres ent-
sprechen ^^) ^ ob und welches Verhältniss dagegen zwi-
schen diesen oder den Xö^otg und den Demen bestanden
habe, ist unklar ''), obgleich die Demarchen neben dem
Rathe bei der Aushebung betheiligt erscheinen ^'^). Von
dem kriegsdienstpflichtigen Alter, dessen Gränzen nur in
]\olhfällen überschritten wurden ^^) , ist bereits §. 123
gehandelt^ Freiheit vom Dienste trat, Gebrechliche ab-
446 Th. V. Der athenische Staat. CIL D. Die Beamten.
gerechnet ^''^) , nur in wenigen Fällen gesetzlich ein'^j.
doch scheinen schon fünfzigjährige in der Regel bloss
zur Verthtldigung der Stadt veiweudet worden zu seyn ^^),
und wie überhaupt die Gewalt der Strategen grossen
Spielraum hatte ^'^) , so hing es natürlich ganz von den
Umständen ab , wer und wie viele nach den einzelnen
Jahresclassen oder Abtheilnngen in das Feld rücken soll-
ten ^^). Welchen Unterschied hier zugleich die Schätzung
hinsichtl.'ch der Art des Dienstes machte , ist bei der
solonischen Verfassung (§. 108 zu Ende) berührt^ seit
inzwischen Perikles den Sold im Kriege eingeführt
hatte ^^), beschränkte sich der Unterschied der Belastung
auf die erste Ausrüstung -O) 5 und nur der Reiterdienst
galt noch als ausschliessliche Zwangspflicht der reichsten
Bürger 2^), zumal da dieser auch in Friedenszeiten unter
besonderer Aufsicht des Rathes fortwährte ^^), wofür ih-
nen freilich der Staat auch sowohl zur Equipirung ^^)
als zum Unterhalte des Pferds einen Zuschuss leistete'^''').
1) Vgl. Sigonius Rep. Ath. IV. 5, Petit p. 333—336 , Garnier
in M. de l'A. d. Inscr. XLV, p. 2il %g. insbes. p. 256 fgg., Bar-
ttielemy Anacbarsis CL. X, PastoretVIf, p. 288 fgg., Wacbsmuth I,
S. 57t und über das Kriegswesen im Allg. IJ, S. 310 fgg.
2) Albern ist Scbol. Aristoph. Equit. 43; h latc; vovftrjviait; ol
dovXot fTiotkovvro xui ol aryuTtjyol f^fifjoiovovvTot ob aber die tt(j/at-
(iKiLuL dieser Magistrate (Demusth. Aristocr. §. 171, Xenopb. M. Soor.
III. 4, Piut. V. Pboc. c. 8) mit den allgemeinen am Jahresende
(§. 148, n. 3] zusammengefallen seyen , haben noch neuerdings
Seidler vor Soph. Antig. ed. Hermann p. lxxvi fgg. und Krüger
Listor. pbilol. Studien I, S. 104 mit uiiveräcbtiicben Gründen be-
zweifelt, die, wenn auch nicht mit Dodwell oder v. Leutscb im
Pbilol. I, S. 4fU auf den Posideon , doch vielleicht mit Wex ad
Antig- I, p. 22 auf den Elaphebolion führen würden, vgl. Oemosth.
Timotb. §. 6 und Aelian V. Hist. III. 8; nur sind dabei freilich
noch immer ausserordentliche Falle von dcn gewöhnlichen zu unter-
schriden, Tür welche lezleren Droysen in Zeitsch. f. d Alterth. 1839,
S. 933 , Ciarisse ad Thucyd. Epoch. p. 33 , Böckh z. Anligone S.
136— 19G, Böhnecke Forsch. S. 281, und insbes. E. H. ü. Müller de
tempore quo bellum Peloponnesiaoum inilium ceperit , Marb. 1852.
8, p. 44 fortwahrend den Anitswechsel im Sommer festhalten.
3) S. Xenoph. Ilipparch. I. 8, Demnsth. Philipp. I, §. 26, Poll.
Vlll. 94; vgl. Schöm. Comit. p. 313 — 315.
4) Poly.nen. Strateg. III. 9. 10.
.5) Daher das AdniiralschilT OTouTTjylc; vav(; , Poll. I. 89; in der
Regel der beste Segler, nach des Feldherrn eigener Wahl ; vgl. Ly-
Sias Mun. acc. §. G, Aeschin. (>tesiph. §. 52, Demostb. Polycl. §. 52.
8. 152. Militürhehörden und Heeresorganisation. 447
6) Denn yavu(_r/oq bei Xenoph. Hell. V. 1. 5 und Paus. I. 23.
42 bezeichnet vrobl nur den floltefübrenden Strategen, ory^T?/; ö? Jrii
To i-acTixöv, wie er nocli bei Meier Conim. epij-r. p. 35 beisst ; und
da die Urliunden bei üeaoslb. Cor. §. 73 und l84 niebr als ver-
däcbti^ sind , so beruat solcber Amtslitel nur noch auf einigen jün-
geren Inscbrillen bei Meier p. 5t.
7) Wessbalb sie sich auch durcL Andere vertreten lassen konn-
ten , üeniostb. Mid. §. 163; vgl. unten §. 161 und Böckb Urk. d.
Seewesens S. 171 fgg. , der auch ibren Antritt S. 462 erst in das
Spätjahr verlegt.
8j Demostb. Prooeni. 55: dfnörttroi ynQ hoxi u(f(/.fa&n.i fifv ooa
i'ntv vni'({)Xii xui vönovq ntgl lovrwv &tXyui, i'iv nq (laivfofir^OTj d(? t/
TU ToiuvTu , 0Ti)UTr/)'iiv 6" t'ul Tovq avrorq f«> ; vgl. Plut. V. Feriel.
C. 16: fvtai'otoi oiouij;yiut, und die fünfundvierzignialige \^ abl A.
Phoc. c. 8 u. 19; auch Aescbin. F. L. §. 149 und den Hipparcben
bei Hyperid. pro Lycopbr. p. 29.
9) Aescbin. F. L. §. 169: tov rrjq Iliiräiovidoc; Titlianiyov: vgl.
Zcnob. in. 81 oder Hesycb. 1. p. 1322 ui»d mehr bei Tittmaun
Staatsv. S. 298; was ist aber t^? 'Ohniaq ^vhnr/wi^ bei Isaeus Di-
caeog. §. 42? — Auch für die Strategen scheint es aus Plut. V.
Cimon. c. 8 zu folgen; vgl. G.Hermann im Progr eert. liier. Lips.
1834, p. 6 und Döckb z. Antig. p. 190; doch sagt Poll. VIII. 87 fi
ilnfhiwv, und Ausnahmen kann selbst Böckb t. Inscr. L p. 294 und
906 schwer beseitigen.
10) S. Herod. VI. 111, Tbucyd. VI!I. 92, Lysias pro Mantith.
§. 15, Plut. V. Arislid. c. 5 mit Böckb im Ind. leot. Ber. 1816;
auch C. Inscr. n. 169- 171. 172. 175. Ebenso zu Schiffe, Sinten.
ad Plut. V. Themist. p. 103.
11) Allerdings heisst es bei Isaeus Menecl. §. 42: for^ÜTivfiru
h TTj (fvltj rfi 1/.HV0V xal rw dr} toj , und Lysias pro Polystr. §. 23
ruft die 'dr,i'0Titq zu Zeugen geleisteter Kriegsdienste auf; doch
vgl. Plat. Synipos. p. 219 E und Droysen in Schmidt's Zeitscbr. f.
Gesch. VIII, S. 404.
12) Demostb. Polycl. §. 6 : toj'? ßoidtvxdq y.ul tovi; dr/iuf'cQxoxiq
»UTaf.öyovq nouXn&ai rHir Si/fiorojv y.ul rtnofffijfiy -ntvrnq. Die u(i/ovrfC
bei Aelian. V. Hist. XIII. 12 werden aber wie bei Lysias pro Man-
tilL. §. 16 oder in Alcib. I, §. 21 nur die Strategen selbst seyu.
13) Tbucyd. I. 105, Lysias Epitaph. §. 53, Diodor. XIII. 72,
Paus. I. 26; vgl. Plut. V. Phoc. c. 24 {^rjxovra höiv «V ^ßr/q.
14) 'AdvfUToi, s. insbes. Lysias Rede de Invalide mit Taylor
p. 739 Rsk. und Ilulleman in Mise. phil. 1851 II, p. 1 %&•; auch
Aescbin. Timarch. §. 104 und im Allg. Meurs. lect. A'tic. VI. 5,
Petit VIII. 3. 5, p. 6C8, Böckh Staatsh. I. S. 342—346, Neumaun
ad Aristol. fgm. p. 63.
15) Die Mitglieder des Rathes (Lycurg. Leoer. §.37), die Zoll-
pachter (adv. INeaer. §. 27), auch Kaufl'ahror (Ilemsterb. ad Aristoph,
Plut. p. 306, vgl. I'^imsl. ad Acharn. 392) hatten äxfluay fx iwv
yö^lmv^. vgl. Petit VIII. 2, p. 664, Lelyveld de infamia p. 101; die
Cboreuteu aber, scheint es, bedurflen besonderer \'ergünsligung,
uifin^iui. Demosth. Mid. ^. 16, vgl. §. 193 und adv. Boeot.de
uom. {). 16.
16) Lycurg. Leoer. §. 39.
Th.r. Der athenische Staat. C il.D. Die Beamten.
17) Aristopb. Pac. 117S: SqÜiOiv oj'x uvaa/fra , ror? fifv (yy^ri-
ifiovTK; Tjfiüv, Tovq d uvo) ti xul auto) f^a}.fiif>ovTf(; 6lq ^ rpt? : vgl.
Equit. 1382 und Lysias pro miiite §. 4 j auch Teles bei Stob. Serm.
xcvm. 72.
18) Vgl. Aescbin. F. L. §. 168: tiqojxtjv d' i^fk&oiv orQariiuv rrjv
iv ToVq nfgiai, xaXovn.(vT]v xul avfiTtu^unf/unwv fiixii. xiDy ^Xiximtwv t^v
liq itXvovyxu nu^ano/ijiTp' , . . xul ruq uk'/.uq Tut; fx äuiöo'/^q f^odovq
ruq iv toi? inwvvfioK; xul rot? fif(jfaiv f^ijX&ov, mit dem Schol. Turic.
p. 38 : oT« xuTii fif(if/ i^^X&ov ' yfß-ijvaloi xul xur' ivuXkuyTjV nükiv uvi-
oxüKpov . . , f| fxaoTTjq df qiV/S^q nvu ftf(jog ilrjQ/ovTo diü6o};ot itvrl
Tüiv Tnjtarmv OT(}UTfva6fifvoi,, otuv nij fj xofiu nuvöijfiil OTQnrfVfiv, uXl
(x()i.d-fA.öv Ttvu fif^)Oiv , wo /nfQ^ wie bei Plat. Leg. XII, p. 943 und
Aeneas Tact. c. 15 nur einzelne Detachements im Gegensatze des
Hauptheers bezeichnet. Die aus IVIissverständiiiss des Redners ent-
sprungene Zusammenstellung der orp«Tft« fv f/f^fOi mit dem Dienste
der nf^lTiokoL (§. 121, n. 9) bei Wachsmuth II, S. 313 und Krause
Gymnastik S. 276 hat schon Westermann in N. .Tahrb. XXXVl.S. 80
beseitigt, aber auch die Erklärung der Lexikogr. v. rfQ&fjfia durch
fv /xfQfOi ToVq uxtvdvvoK; xjjq n('r/rj<; enthalt höchstens ein zufalliges
Merkmal, dem selbst Böckh im Ind. lect. Ber. 1819 — 20, p. 7 zu
viel Gewicht beilegt , so richtig auch sonst dort der Gegensatz zu
den dwvvßoii; oder Archonten der einzelnen Jahresciassen gefasst
ist; vgl. Harpocr. p. 124 oder 273: '/q(Zvtui. eJi toT? Itkow fioiq xal
nqoq t«? OTfjnxiLuc, xul otuv yXixiuv ixrifftnoiai, TiuQuyQuqioiiatv ano tI-
voq (xQxovToq fnwvvfiov ftf^Q'' Tivoq 6(Z OTQuTfvfa&ui, mit Corsini Fast.
Altic. II; p. 135 t'gg. , Lelyveid de infamia p. 90 %g. , Köchly
Kriegswesen S. 96.
19) Schol. Demosth. ti. oi'vraj. p. 222: n^wToc yuq (xiVvoq l'Tuif
fiio&oqio{iuv xul l'dwxf Tijj ÖTjuo} oT()uTivo/xh(t) : vgl. Demosth. Aristocr.
§. 209 und mehr bei Böckh Staatsh. I, s! 168 und 377. Der Ho-
plite erhielt von zwei Obolen bis zu einer Drachme (Thuc. III. 17),
Officiere das Doppelte , Heiter das Dreifache (Xenoph. Anab. VII.
6. 1, vgl. 3- 9), dazu Verpflegung in Natur oder Geld (ofTo?, otri^-
QfOiov, Demosth. Polycl. §. 10) in gleichem Betrage, vgl. Demosth.
Philipp. I, §.28; Seetruppen in der Regel drei Obolen (Thuc. VIII.
45), nur die nufjuklTui. vier, Böckh S. 339.
20) Vgl. Wachsmuth 11, S. 296 und 310, Köchly S. 44, und
Einzelnes mehr bei P. O. Bröndsted Bronzen v. Slris , Kopenh.
1837. 4, S. 17—39; auch das Bild eines athenischen Hopliten bei
Scholl !Vlittheil. aus Griechenland oder Rangabe Antiqu. Hellen, pl. 2.
21) 'JnioTQOfpiu als Liturgie ; s. Xenoph. Oec, 2. 6, Lycurg. Leoer.
§. 139, und mehr de equit. Att. p. 24 fgg.
22) Joxtuualn, Xenoph. Oec. 9. 16; vgl. Hipparch. 3. 9 und
m. ang. Abb. p. 28 fgg.
23) KuTfiaxaaK; , Harpocr, p. 164 und Phot. p. 142: rl^yv^tov,
onfQ ol xuTUOTu&fvTiq Innflq ikü/^ßuvov ix rov ör/ftoaiov iTil rf} xuxa-
OTitOfi . . . «nfdtJoro df to it(tyVQiov j'no xöiv InTiivnävTcov , oTt uvx
uvxmv fXfQot. xnf>Laxuvxo. Lezteres ist freilich nicht, wie es z.B. Pa-
storet VII, p. 292 nimmt, Regel, sondern geht auf besondere Um-
stände wie Lysias pro Mantith. §. 6, vgl. Scheibe oligarch. Umwai-
zun{^ S. 145; dass aber im Ganzen xaTf/or«ofts nicht mit Larcher
in M. de r\. d. Inscr. XLVIII, p. 92 und C. Inscr. I, p. 119 auf
Sold zu deuten ist , habe ich de equit. p. 31 fgg. dargethan und
erfreue mich der Zustimmung Böckh's Staatsh. I, S. 355.
§, 153. Bürjerliche Thätiykeit dtv MUitarbthörden. 449
24) Scbol. Demostb. Timocr. p. 732: y.nl yilq xal ol Innft? ni,-
n&ov fhifißavov iv ttj fi{^,r/vr/ ni'f^) toj' 7{if(fiiv roj/q i:i7ioiiq: ^gl. Xe-
noph Uipparcb. 1. 19 unJ mehr bei Bö''l;h F. S. 351 fgg.
§. J53.
Insofern nun aber auch alles, was daheim in nähe-
rer oder entfernterer Beziehung auf den Krieg und seine
Bedürfnisse stand , zur Competenz der Militärbehörden
gehörte, nahmen diese zugleich einen obrigkeitliehen Cha-
rakter an, dessen Einfluss sich auf alle Zweige des bür-
gerlichen Lebens erstreckte '). Dass die Strategen zu-
gleich über die Sicherheit des Landes, seiner Gränzen
und Häfen wachten ^) , verstand sich eben sowohl von
selbst, als die fortwährende Uebung der Reiterei durch
die Hipparchen, wobei es sich freilich nicht bloss um
die Landesvertheidigung, sondern zugleich um die Ver-
herrlichung der öffentlichen Feste und Aufzüge han-
delte 5); dazu aber kam noch eine Oberaufsicht über die
directe Steuer und die Liturgien oder persönlichen Lei-
stungen der Bürger, soweit diese wie Trierarchle und
Hippotrophie mit kriegerischen Zwecken verwandt wa-
ren +), und die Vorstaudschaft der Gerichte nicht allein
bei eigentlichen Militärvergehen ^) , sondern auch bei al-
len bürgerlichen Rechtstreiteu, welche über die genann-
ten Verpflichtungen entstanden ^) ; und zwar scheint es,
dass in allen diesen Rücksichten Strategen und Hippar-
chen jeder In seiner Sphäre coordinirt handelten '^) und
diese dabei von den Phylarchen wie jene von den Taxi-
archen als Beisitzern unterstüzt wurden ^). Kein Wunder
war es daher , wenn namentlich jene beiden Stelleu ei-
frig gesucht und zum Gegenstände eines Ehrgeizes ge-
macht wurden ^), der fast an römische JNobilitätsverhäll-
nisse erinnert 'O)^ in demselben Maasse aber, wie ihr
politischer Einfluss und ihre einheimische Auctorität
stieg"), wurden sie ihrer ursprünglichen Bestimmunp
immer mehr entfremdet ^'-) ^ und wenn früher bisweilen
alle zehn Strategen '5) oder doch selten weniger als drei
zum Kriege ausgesandt wurden '+j, linden wir später
kaum einen oder zwei im Felde '^), ja mehr als einmal
I. Ud. 4. A.iH. PI"
450 Th. V. Der athenische Staat. CIL D. Die Beamten.
wurden selbst Fremde an die Spitze athenischer Heere
gestellt 16).
1) Vgl. Jo. Gebauer de strategis Graecorum civill munere per-
fungentibus , Dresd. 1751. 4; aucb yan Dale Diss. IX, p. 407 fgg.
und Tittmann S. 265—208.
2) Daber aT(jaTTjyoq itiI rijq /wQuq ^ Plut. V. Pboc. c. 32; nrgu-
TTjyoq fnl TT/v Moiivv^iav nal ra vfo>Qi.(t Kty{t{>oio'fTjixivo(i, Dinarcb. Phi-
locl. §. 2, OT(jm^yoq fnl ztj* yojQuv ttjv nagaXiuv , C. Inscr. n. 178.
179, fTil Tov IldQUM . ^E(f. '(()%• n. 864 oder Ross Hellen. I, S. 68,
Tgl. Ann. deir Instit. arcb. 1849, p. 166; ob aber nur in bestimm-
ten Fällen , oder in regelmässiger Vertheilung der Gescbäfte , wie
Böhnecke Forschungen S.C17 und Meier Comm. epigr. p. 34 ? Auch
für auswärtige Besitzungen, wie Hq ^akuulva , Paus. I. 35, und der
Hipparch für Lemnos , Demosth. Philipp. I , §. 27, Hyperid. pro
lijcophr. p. 29, vgl. Sauppe Epist. crit. p. 40.
3) Vgl. Xenoph. Hipparch. 3 und de re equestri M. 10, De-
mosth. Mid. §. 171 — 174, und mehr de equit. Att. p. 19.
4) Demosth. Lacrit. §.48: ol aiQUTTjyol toi'C %Qir^(j('tQxot'q y.a&i-
aräoiv flaäyovTfq fl? äixanrrjQiov: adv. Boeot. de nom. §. 8: tIvu d
ol (JipuiTjyol TQOTtov fyyQuifjovotv , fov tlq ot'jUfto(jiuv fyy{jnifO)\iLV rj fuv
TQiTJQdQxov xrt&iaiöxJiv; vgl. Aristoph. Equ. 913 und mehr bei Schöm.
Comit. p. 314; auch den nx{,aTtjyoq ini raq nvfjtfiooiuq TjQtjfthoq bei
Böckh Urk. d. Seewesens S. 465.
5) Vgl. oben §. 124, n. 9, §. 146, n. 2 und mehr bei Meier
u. Schöm. S. 303—366 und Platner Process 11, S. 89 — 96.
6) S. Meier u. Schöm. S. 103 — 109, insbes. Demosth. Lacrit.
§. 48 und Phaenipp. §. 5, vgl. §. 14: ilq ro aT(iUTT/yioy tdwxa ri}v
unötpuOLV. Baumstark Curat, empor, p. 56 bezweifelt dieses Recht
ohne allen Grund, s. oben §. 139, n. 2; ganz anomal aber ist De-
mosth. Cor. §. 38 und wahrscheinlich auch als unächt zu betrachten.
7) Vgl. de equit. Att. p. 16 fgg.
8; Demosth. Boeot. de nom. §. 17 : xal iyo) Tu^iu^yiöv rijq cpi'-
Xrjq ■^vayniiL,öfirjv . . dr/ia&ui. Ttjv kfj'^cv. offenbar nur als nuQiöqoq des
Strategen , vgl. adv. Theocrin. §. 32.
9) JSTQuTijyol xul tTinuQxoi, xul anovduqyai, Xenoph. Symp. 1. 4;
Tgl. Aristoph. Pac. 444, Aves 799, Lysistr. 490, auch Ath. X,p.4l5E
und mehr de equit. Att. p. 40.
10) Vgl. insbes. Aeschin. Timarch. §. 27 : fCnq /u>/ TiQoyovmv larlv
faxQaTtjyrjAOTcov vloq, und Demosth. Phorm. §. 50: nai ravTa nokirtjv
i'/MWv ovTtt xat nuTQog iarQuxrjyrjxoxoq,
11) Aeschin. Ctesiph. §. 196: ol y«^) dyu&ol ax(^urrjyol v/xCjv xul
xü)V xaq ai.XTjati.q xiv\q n'i()tj/Ahü)v h xöi tiqi'xuviim tiuixovvxui xuq y(jii-
ifuq xü)v naouvö/xtav: Tgl. §. 7 und Timarch. §. 152: tÖ)v ar^axt/ywv
TIS Jjirmfwv xal xuxaaxonoi'fiivoq favTÖy, auch Dinarch. Demosth.
§.111 mit de jure magistr. p. 23 und mehr unten §. 170.
12) Demosth. Philipp. 1, §. 26 : nX/jv hoq üvS^öq, ov uv ixif/^xptjxi
frei TOV 7iiXf/xov , ol Xotnol xuq noftnnq Tiifinovaiv vfiZv fttxu xwv lf()o-
noiSiv . . . fiq ttjv <iyo()uv yH()OxovtlX( xovq xa^i.a{ixovq xalxovq <fivh'n)-
yovq, oi'x Inl TOV nökifiov : vgl. Xenoph. M. Socr. III. 4 und Eupo-
lis Klagen bei Stob. Serm. XLlll. 9.
13) Jtxdxov uviov axquTtjyovvroq y Thuc. I. 110; vgl. Böckh ia
§. 154. Rechenschaft der Beamten. 451
Ind. lect. Ber. 1816 und z. Sopli. /Vntigone S. 191 ; nur mitunter
wohl wieder unter dejn Oberbefehle eines Einzelnen , wie Paus. I.
29.4: OTQUTTjyol d\ liXkot Tf rottv xul Afuypoi;, w lidkiora fiiiriTQaiiTo
Tj di'va/UK;.
14) Wachsmnth I, S. 326, Meier n. Schöm. S. 106.
15) O frii rwv oTi).u)v oder onkixöiv und o inl twv Innttov , De-
moslh. Cor. §. 38 u. 115, vgl. Böckh Staatsh. I, S. 248; den Ge-
gensatz eines arQUTrjYo<; inl iTjq dtoixrjofcoq scheint freilich Meier de
Ljcurgi vita p. \i mit Recht beseitigt zu haben.
16) Plat. Ion. p. 542: A7toi.X66o>gov ov ytyvüaitfig rov Kvii.x^vcn>,
ov A&r/vuiot TioXXuxtq favrwv OTQnxT^yov TjQTjiirai |«ov ovra, y.al (pnvo-
fi&hjj Tov AvÖQiov xai HQuy.Xiidrjv tov Kkai^öfifviov , ovg 7^6f r) JiöAtc
\ivoxi(; orraq , höti^ot/iivoVQ ort u$ioi ).öyoi> Hai, xai flq i«5 oriiaTJjyiag
xal flc Tuq ciXXaq uQ/uq uyii. : vgl. Weber ad Demosth. Aristocr. p.
XXXVI und Voeniel ad Philipp. I, p. 182.
§. 154.
Eineu Eid , den die öffentlichen Beamten znm An-
tritte ihrer Stelle hätten ablegen müssen , kennen v?ir
mit Sicherheit nur bei den Archonten und Strategen, und
können jedenfalls für die übrigen seine Gränze nicht
bestimmen ^) ^ dagegen unterlagen alle ohne Unterschied
nicht bloss der Rechenschaftspflicht bei Niederlegung
derselben , sondern auch der Epicheirotonie 2) , durch
welche sie zu Anfang einer jeden Prytauie gleichsam
immer auPs Neue vom Volke bestätigt wurden und wo-
bei jedem Bürger auf Absetzung dessen anzutragen frei-
stand , gegen welchen er seine Beschwerden nicht bis
zur evdvvTj oder Rechenschaft am Ende des Jahres ver-
schieben wollte. Zu dieser lezteren war übrigens über-
haupt wer irgend eine Art von Gerichtsbarkeit geübt
oder Staatseigenthum in Händen gehabt hatte , also na-
mentlich auch Schiedsrichter 5), ferner Priester, Trierar-
chen U.S.W., insofern ihnen öffentliche Gelder oder Gc-
räthschaften anvertraut gewesen waren '^) , dessgleichen
Gesandte und sonstige ausserordentliche Beamte ^) , sich
vor den Logisten und Euthynen zu stellen verbunden^),
um seine Rechnungen prüfen zu lassen '') und jedem
Rede zu stehen, der sich oder den Staat von ihm beein-
trächtigt glaubte 8). Die Logisten und Euthynen wurden
einer aus jeder Phyle durch's Loos bestimmt ^) , wozu
dann Tür die lezteren noch je zwei Beisitzer kamen '^),
Ff2
452 Th. f^. Der athenische Staat. C.Il.D. Die Beamten.
ohne dass man jedoch diese mit den dreisslg^ Logisten
verwechseln dürfte , die in der Höhezeit des Staats als
Oberrechnungsbehörde vorkommen ^^j^ die Euthynen und
ihre Beisitzer scheinen vielmehr den einzelnen Aemtern
u. s.w. die materielle Rechnung abgenommen zu haben ^^),
während die Logisten als CoUegium der ganzen Rechen-
schaft vorstanden. Trat kein Kläger auf, so ertheilten
sie die Decharge aus eigener Macht ^^): Anstände fielen
.der Entscheidung der Gerichte auheim, wobei ihnen nur
die Hegemonie blieb ^*^) 5 das Interesse des Staats ver-
traten in solchen Fällen erlooste Anwälte *^). Bis zur
Erledigung ward jeder Rechenschaftspflichtige als Staat-
schuldner betrachtet und konnte als solcher weder frei über
sich oder sein Vermögen verfügen , das gleichsam als
dem Staate verpfändet galt '^) , noch auf ein Amt oder
eine öffentliche Auszeichnung Anspruch machen ^-^j 5 erst
nach erhalteuer Decharge sehen wir auch verdiente
Beamte durch Belobung oder Bekränzung geehrt ^^).
1) Insofern diese grösstentbeils unter dem Ratbe standen and
t'oiglieh die Garantien des Ratkseides (§. 126, n. 6) mittelbar auch
sie banden. Ganz allgemein sagt freilich Lycurg. Leoer. §. 79:
Tpi« j'UQ tortv f| wv rj noXiXtla ovvfOTtjUfv^ ix()/o)v , öixaoTr/c , tdiWTjjc,
Toi'TOJv fHuoToq tui'TTjv tTjv TiioTiv didojoiv i doch kauu ich es kaum
als zufällig betrachten, dass ausser jenen beiden Acmtcrn (Arclion-
ten Plat. Phaedr. p. 235 D, Poll. VIII. 80; Strategen Lysias pro
milite §. 15, Plut. V. Pericl. c. 30) nur noch von den Kampfrich-
tern (Demoslh. Mid. §. 17) eine Beeidigung erwähnt wird; vgl. E.
V. Lasaulx Studien d. class. Alterth. S. 199.
2) In jeder fxxXijain xc^t«, 8. oben §. 128, n. 3 und mehr bei
Meier Bon. damnat. p. 89 und Platner l'rocess I, S. 330 fgg. Da-
her ftnoorQurriyov nouZv , Demostli. Aristocr. §. 149, toi\ arfcfiüvovq
(§. 124, n. 13) ntQiaiQftv, Aristog. II, §. 5; vgl. Theocrin. .§.27 und
Poll. VIII, 87: xuO- ftiuaxrjv n^HTavfiuv ii,fijonüv , tl Soxfi xnXwg ao-
Xti.v fxuoToq' Tov d uno/fiQorovrj&inTU xgivovoi, mit Schöm. Comit.
p. 229 fgg. und Process S. 574.
3) Vorausgesezt nämlich, dass der nnnravfi'iof bei Demosth. Mid.
§. 87 der VWsitzende der l>ogisten ist, was freilich Meier's uud
Bergk's Untersuchungen zweifelhaft gemacht , aber doch nicht so
entscliieden beseitigt h^ben, <iass es hier unberührt bleiben konnte;
Tgl. oben §. 133, n. 15.
4) S. §. 147,n. 12und über die Trierarchen insbes. Schaefer ad
Demosth. I, p. 771 und Böckb Staatsh. l, S. 705 fgg. Demosth.
l'olycl. §. 50 bezeichnet wohl bloss militärische Verantwortlichkeit.
5) Demosth. F. L. §. 82: toTto yii() flai n()fCT/t» *<•'«? fi'di'viw tI
§. 154. Rechenschaft der Beamten. 453
di<; Doch s. de jure inagistr. p. 49, nnd nber die Tag(;elder der
iiesandten Aristoph. Achani. öO, Demo^th. F. L. §. 158 n. s. w.
6) Aöyov x«4 iv&vvuq {yy^äifftv nooi; rov you^tfiuTfu xul Tol'? Xo-
ytaiüt;: vgl. Aeschin. Ctesiph. §. I. und mehr bei Böckh Staatsli. I,
S. 263 —272 und Vermooten - Weijers ad Lys. adv. iMcom. p. 36
— 43; namentlich auch das Aoytar^yojov Lys. pro Polystr. §. 10
und Beld;. Anecd. p. 310: ol '/.oyiorul nlg n'&i'i'ui; (<,T«r«? da?}-
yoy. oder solleu nach Pollux \U[. 88 für die Strategen die
The.<niotheten coni:>etent gewesen seyn? Gemeindebeaoite legen
freilich ihren Coiumittenteii Rechnuiiff ab, veie die (fiÄüv tni/xih^xul
üemosth. Theocvin. §. 15, vgl. de jure niagistr. p. 52; auch die
Oemen haben eigene Eulhynea , wie C. Inscr. n. 70, wo zu lesen
na(ja rov di^vvot, vgl. n. S8 ; Logisten wird mau jedoch dort eben
so wenig wie eigene Gerichlsbarlieit annehmen dürfen, 8. §. 122 extr.
7) Schol. Aristoph. Equit. 822 : ol yuQ ;^n()toavTf? ii twv notvmv
xul diotnTJaaiTiq töpv uvr/ko)ufywy yorjunrwv (v&vvaq xal /.oyio.uovq fdo-
nav: vgl. Demosth. Timoor. §. 112 und die Beispiele bei Böckh in
Berl. Abhh. 1846, S. 371 und Staatsh. 11, S. 56. Selbst o's ovrt
H}.V(f(v ovdiv Töiv Srjuooiwv ovr u\r^k(i)y.f , n{jooT^i.&f 6f n^o? Tt reüv
xoivwv, xai rovTov ün.oq,f^itv y.i/.fvfi. {o vöfioi;) Xöyov ngoq roi"? koyioraq
Kai aiho TovTo fyyQucfiHv , Aeschin. Ctesiph. §. 22. Gegen den Säu-
migen stand yiju^rj dloyiov frei, s.d. Lexikogr. und Meier u. Ischöm.
S. "363; doch mochte das Gesetz mitunter umgangen werden, wie
bei Lysias pro milite §. II.
8) Tov xiLv kayiOTÖJv «rluvxa xi/Ql'iai, ro nÜTQtov y.ul iwofiov XT]-
Qvyf*u TOVTO- TIS ßorhini xaxTjyoonv, Aeschin. §. 23, vgl. Demosth.
Cor. §.117 und Aristog. I, §. 37; auch Plat. Politic. p. 299 A und
im ^llg. Heffter S.373 — 37S, Tittmann S. 323 — 333, Meier n. Sohöm.
S. 214—224, Platner I, S. 338—351; über die Schreibung (v&vva
oder iv&ivT] Schaefer ad Demosth. I, p. 229.
9) S. Poll. VIII. 45 und einerseits Bekk. Anecd. p. 2~Q -. J.oyi-
aral lifjxoyrfq iloi. xhjqotTol öfxu tov dgi&fiov , np mv Tiuvriq ol u(jiuy
Tiq uQX'}'' rjvrnovv '/.öyov u:if(ffQov xüjv di.ojxr//Ltfyoiv , anderseits Phot.
Lex. p. 32. 26: iv&woi Ivo/xa ag^r^q nag' 'A&rjvaioiq- öixu df Toy
ügi&fioy avdgii; rjauv , nag' otq Idtdooav ol n.gfoßivaciirig r) hgiavrtq rj
dioixrjnavTfq ti tcüv Srjiionio)* t«? fv&v*uq , wonach man freilich ge
radezu beide mil G, Hermann (über Böckh's Behandlung d. gr. In-
schriften , Leipz. 1826. 8, S. 220 fgg.) für einerlei halten könnte;
doch lehrt Harpocr. s. Xoyiarni ausdrücklich , dass Aristoteles iv itj
\40rjyuiu)v nohifiu gezeigt habe, oxt dia(ff(jovoi. iwv iii/vycoy , vgl.
C. iMüller Histori'ogr. fgui II, p. 123; und so wird wohl Böckh's
oben befolgte Auffassung im Wesentlichen die richtigere seyn ; vgl.
dens. in Niebuhr's Hb. Mus. I, S. 58—97, Göltling im Hermes XXIII,
S. 135, .Meier im Ind. lect. Hai. 1844, p. 22, Westcrmann iu Pauly's
Realencykl. IV, S. 1135.
10) Phot. Lex. p. 31. 20: fv&woq dgxrj /}v Tt« • fj ixüoTtjq 6\
,f,vkf/i; (*a xhjgovat, lovrw di diio nu,ifögov<; : vgl. Andoc. Myster. §.
78 und oben §. 148, n. 11.
fl) Böckh Staatsh. 11, S. öl9. 58Q. 596.
12) So fasst Böckh die Worte des PoU. VIII. 100 : o.' di «"^i-
»01 oinntg ol ringiögoi. loZq fyyin ligyovai ngooiugovvTat- ol' tot d flq-
ngünnovoi auI xois l/oyinq , womit aus der ninnlichen Quelle auch
Sehol. Piat. L«g. XII, p. 94ÖB: {vOwoi liot^ a^ix^'^tq uw« ol t«?
Th. V. Derathen. Staat. C.III.A. Politik u. Finanzen.
iv&vvaq XafußdvovTtq naqu twv u(j)(ovrmv , o)oneq aal ol Xoyiaral , huI
ndofägoi, fqi' fnüaxTj ('i^xfi ' ""' y"? '''V «p;ifovr<. ivd-vvoq tjv xai ti('h)(-
6qo<; nal TOI ßaOikfX öfioiaq xai tw noXfiiuQxV "'*' ''■'''? &(oij,oOfxuiq '
ixTiodaatt d' o tv&vvoq, oaa itiI rrjq <'QXr/<;, jj nQoaxiTanTat, ü)ipköv nvtq
ilq To är]nöniov\ nur bleibt dabei immer noch die Schwierigkeit im
Yorhergehenden §. 99: koyiarai' xul toi'Toik; tj ßovkr] hXtjqoI xot' uq-
ynv o)<; nuQunoXov&flv roi? ö'toixoiiaiVy was jener selbst jezt nicht mehr
(Staatsb. l, S. 267) mit G. Hermann auf die uvityQuqxti; zu über-
tragen wagt; vgl. schon Hauptmann de Andocide T. VlII,p. 570 Rsk.
13) 'EmaTjfialvia&ai, Demosth. Cor. §. 250; vgl. Böckh I, S. 272.
14) Vgl. Meier u. Schöm. S. 99 — 103, insbes. Bekk. Anecd. p.
245 : tv&vvag nvgicog «? tlauyovatv oi koyiarul 7i(joq toi's öo^uvrag fijj
öpd-öii; uQ^ai. TTjq nöXimq rj nQfoßivaui, xaxMq ' x«i t« dixaar'^Qta (liv ol
XoyKJTui xXrjüovai , xuTTjyoqil 6 o ßovXöftfvog' xul rolq ötxaoruTg iqiiZ-
xui, Tifiüa&ai xoVg äXovar. auch Schol. Aeschin. Ctesiph. §. 14 und
Psellus ed. Boisson. p. 97. Was Poll. VIII. 45 sagt: tv&vva 6h
xuxu rüv uQ^ävx(i)v 7] ngeaßmarxvxojv ifv fiiv ntgl x(jTjfinx(i)v jiQoq xovi;
fi^d-vvoiK; xul Xoytaxfiq . . ijv di Tif^l uSixT^fturojv nQoq dixuaxug , war
thatsächlich wohl das häufigste; doch kamen natürlich auch pecu-
niäre Streitfragen vor die Gerichte , und die Atimie bei Lysias de
aifect. tyr, §. 11 gehl gewiss vorzugsweise auf ungerechtfertigte
Rechnungen , deren Deficit ein Verurtheilter nicht ersetzen konnte.
15) S. Schol. Aristoph. Vesp. 689 oder Bekk. Anecd. p. 301:
OVvnyoQOi, tigxovxfg rjauv xXrjQwroi, ol xoTq XoyiaxuVg ißorj&ovv nqoq xug
tv&vvug xüiv ug%ävxo)v TLvu fxQx^v '• auch Lex. rhetor. Dobr. p. 672,
wo jedoch der Ausdruck ulgovvxui gewiss nur abusiv gebraucht ist.
16) Aeschin, Ctesiph. §. 21 : ugxi]^ vmv&vvöv qiTjOi. ju}j dnoärj/xiiv
(o vofio&ixnq) . . nüXtv vuiv&nvov ovx ■ fä ztjv ovaluv xu&uqovv ovdi
flvüd-Tjua uva&ilvui. oväf fxTtoirjxov yivfa&ui. ovdi dcuö-ead-cti tu fuvxov
. . tvl di Xöyo} (Vf^yQÜ^ii, rüg ovniuq tüv xmnj&vvmv , «w? «v Xoyov
UTIOÖÜOI TTJ UoXn.
17) Das. §. 11 : Tovq vnn'&vvovq /*?} axfqinvovv. vgl. Demosth.
Timocr. §. 150 und im Allg. Lelyveld de infamia p. 202 fgg.
18) Vgl. die oben §. 116, n. 6 cit. Abhh. v. Köhler und We-
stermann und über axiipüvovq &aXXov und ygvaov insbes. Meier
(^omm. epigr. II, p. 62.
CAP. III.
Innere Geschichte der athenischen. Demokratie.
ERSTER ABSCUINITT.
Politische und finanzielle Eutwickelung.
p. 155.
Wie genehm dem athenischen Volke dieser Staats-
organismus war, zeigt zur Genüge die Anhänglichkeit,
die CS demselben während eines Zeitraums von mehren
Jahrhunderten bewies, und die Sorgfalt, mit welcher es
§.155. Keime des f^'achsthums und der Parleiiing. 455
ilin nach jeder vorübergehenden Erschütterung in mög-
lichster Reinheit wieder herzustellen bemüht war ^) ^
gleichwie er jedoch unstreitig die Keime und Grundla-
gen der politischen und geistigen Blüthe enthielt, zu der
sich Athen in so verhältnissmässig kurzer Zeit nach sei-
ner Entstehung emporschwang, so ist es ebenso gewiss,
dass er gegen keine der nachtheiligeu Rückwirkungen,
womit jene nämliche Blüthe die innere Sittlichkeit des
Volkes bedrohete, hinreichenden Schutz darbot ^). Nur
Eintracht und Gleichheit der Gesinnung konnte die De-
mokratie vor der Entartung schützen , die bei der noth-
wendigen Herrschaft der Mehrheit jede Theilung der
Interessen unausbleiblich hervorrief^ selbst die allgemeine
Redefreiheit konnte ihren wahreu Nutzen nur da entfal-
ten, wo Alle von denselben Principien ausgingen, auf
dieselben Zwecke hinarbeiteten , und höchstens in der
Wahl der Mittel uneinig waren 5 und je weniger die ge-
setzlichen Bestimmungen eine systematische Opposition
vorhergesehen hatten , desto gefährdeter musstcn sie er-
scheinen , sobald die äusseren Umstände und der Gang
der Verhältnisse eine solche hervorriefen. Dazu lag aber
der Saamen in der Entfesselung der individuellen Be-
strebungen , wie sie die demokratische Freiheit mit sich
brachte, von selbst gegeben: um jeden hervorragenden
Charakter sammelte sich bald eine Hetärie Gleichgesinn-
ter, die den Staat und seine Interessen nur mit den Au-
gen der Partei und ihres Führers ansah ^) : und bei der
Unmöglichkeit, dass die nämlichen Staatsformen Allen
auf gleiche Art dienen konnten , verwandelten sich die
unterliegenden politischen Ansichten unvermerkt in eine
Abneigung gegen diese Formen selbst, die in demselben
Maasse steigen musste, als die herrschende Mehrheit sich
durch dieselben berechtigt glaubte, ihre Bedürfnisse mit
den Interessen des Ganzen auf gleiche Linie zu setzen ^).
Wie schwer es ausserdem die grossartigen Beziehungen,
in welche Athen durch seine Siege getreten war, selbst
der uneigennützigen Vaterlandsliebe machten , über die
Fodcrungen des Rechts und der Klugheit ein Eiuvcr-
456 Th.F. Derathen. Staat. C IIJ. A.Politik u. Finanzen.
ständniss zu bewahren , zeigen die' Beispiele eines Ari-
stides und Themistokles ^), in welchen man zwar nichts
weniger als die Vorläufer der späteren Parteispaltuugen
in Oligarchie und Demokratie ^) , um so mehr aber die
Vertreter zweier Principien erblicken darf, die in der
Förderung der demokratischen Interessen selbst wettei-
ferten ^) ^ und wenn auch dadurch der ölFentiiche und
Privatwohlstand in reissender Schnelligkeit wuchs , so
wurde doch das Volk als der Angelpunct aller dieser
Bestrebungen zu sehr verwöhnt und von persönlichen
Eindrücken abhängig, um nicht die gemeinnützige Ver-
wendung dieses Wohlstands bald in eine eigennützige
übergehn zu lassen ^).
1) Vgl. WachsmutL I, S. 549 fgg. und die Geschichtschreiber
dieser Zeit, namentlich Kortüni Geseb. Griechenlands, Heid. 1854.
8, I, S. 395 fgg. und was A. Filon Hist. de la democralie Atbe-
nienne , Paris 1854. 8 grossentheils nach Grote's Vorgänge zusam-
mengestellt bat; auch M. Fleischer bistor. Apologien, Cleve iHöl). 4.
2) Vgl. L. C. Valckenaer de publicis Athenieasium moribus pro
tsmporum diversitate crescentis labentisque reipublicae causis, L. B.
1706. i und H. Sanppe de causis magnitudinis iisdem et labis Athe-
niensium, Zürich 18.30. 4.
3) Vgl. H. Büttner Gesch. d. politischen Uetaerien in Athen,
Leipzig 1840. 8 mit m. Rec. in Berl. Jahrb. f. wiss. Kritik 1842,
S. 121 igg. ; auch W. Viseher die oligarch. Partei und die Hetae-
rien in Athen von Kleisthenes bis an d. linde d. pelop. Kriegs,
Basel 1836. 4 und Droysen in Weicker's Rh. Museum IV, S. 36
fgg. , obgleich Büttner's Auffassung auch nach dem LJrlheile von
Wattenbach de quadringentorum Athenis factione , Berl. 1842. 8,
p, 4 vor leztereo den Vorzug verdient.
4) S. oben §. 68 u. 69 und insbes. Aristot. Politic. iV. 3. 9:
*OTt dTj/AonQuriu /j'fv oruv ul ikfu&iooi xal uno(jot nküov^ uvxk; xvoi.oi
Tt/q uQ/fjq (üoiv, okiyuQyia df orav ul nXuvoioi. xul ivyfvhixfQOL okiyoi
ovTfq: im Allg. aber Böckh Stnatsh. I, S. -Ol fgg. und W. L. Freese
der Parteikampf der Reichen und der Armen in Athen zur Zeit der
Demokratie , Strals. IS4S. 8.
5) Ucber Aristides s. oben §. 1 12, n.7, wozu noch zu fügen, dass er
nach Plutarch c. 2 keiner Hetaerie angehört haben soll ; über The-
mistokles Thucyd. I. 13S und Diodor XI 59 mit J.H. Böcler Üiss.
acad. Argent. 1710.4, p. 1145 — 1158, auch Dahlmanu Forschungen
I, S.7!, Grote IV, p. 453 fgg , Lerminier Hist. d. legisl. I, p. 212
fgg. , und mehr im Allg. in der freilich einseitig lobenden Abb. t.
Th. Finck de Themistoclis Neoclis f. ae.tate Tita ingenio rebuscpie
gestis, Gott. 1849. 8.
6) Wie dieses z. B. von Passow Opusc. p. 15 nach Woltmann
U.A. geschehen ist; richtiger Kortüm hell. Staatsv. S. 73, Welcker
Rh. Mus. V, S. 209 fgg. 217, Dropsen iu Kieler pbilol. Stud. S. 64
§. 156. Bundesgenossen und SUiatscIiatz. 457
Igy. und .wimeutlicL auch Wachsmuth Gesch. d. pollt. Farteiungen
I, 8.99: .in ihnen stellt sich der Gegensatz der conseivativeu und
der progressiven Principien in Bezug auf Athen's Stellung im griech.
Staatensysteme dar, frei von persönlicher Antipathie, und obschon
Themistohles von mütterlicher Seite nicht vollbüitig war, dem stan-
dischen Particular - Interesse völlig fremd-.
7) Isoer. Paneg. §. 79: oi'tw dt nohxiYMi; tt/ov ^ moti Kfd tm?
OTWOft? Itio.ovvio THioi; i'dkijlovi;, oi"x onlriqoi toi"? higoyq rlnoUouvrfQ
■luv Xomwv a^lovair , uV.u onoTfi^oi. o(p&i}aovTui ri]v nökiv uyadov rt
noiTJauvTiq , xal ^«« *T-at^ct«s avrrjyov oi';^ vn'ifi toIv ISia or^^fpovi wv
an' inl TT] Tof n^&ovq oxpiXna: vgl. Demosth. Aristocr. §. 196 und
mehr bei Heeren Ideen III. I, S. 388.
8) Campe in N. Jahrb. LXV, S. 275: .es ist natürlich . dass
eiu Volk wie das atheuipche in grossen Momenten wie von einem
Geiste beseelt ist . . . sind aber diese Momente vorbei , so bricht
der Parteigeist, der einmal da ist, mit Macht wiedei- hervor, und
man sollte nicht mehr von dem Volise , sondern von der momentan
darin herrschenden Partei reden , um das arme Volk nicht «n na-
menlose Widersprüche kommen zu lassen«; vgl. Polyb. VI. 44 und
BöckL Staatsh. 1, S. '^73: -edle Erscheinungen sind untergegangen
und werden niemals wieder so schön hervorkommen ; aber die Grund-
sätze der Menge haben sich veredelt, wenn auch erhabene Geister
des Alterthums eben so rein waren als die erhabensten der neueren
Zeit; und darin liegt der Fortschritt der Menschheit«; auch F. A.
Wolf Vorles. über Encykl. S. 35, Wieland Werke XXIV, S. 15:,
Limburg - Brou%ver IV, p. I't fgg.
§. 156.
Was zuerst den öffentHeheu Reichthum betriflft, so
werden Athen's Einkünfte In der Zeit seiner höchsten
Blüthe von Xenophon auf tausend *), von Aristophanes
sogar auf nahe an zweitausend Talente jährlich geschäzt ^)^
wie hoch man aber auch den Ertrag der laurischen Sil-
bergruben , der seit Theniistokles zum Bau der Flotte
diente 3), und der Zölle und sonstigen inneren Hülfsquel-
len, die allerdings durch die Hebung der Schifffahit und
Industrie auch nur gewinnen konnten *), anschlagen möge,
so Tällt doch die grössere Hälfte jener S'^mme erst auf
die Mittel, welche ihm seine Stellung als Bundeshaupt
der griechischen Küsten- und Inselstaaten zuführte 5),
und namentlich kann von einem Staatschatze erst seit
dieser Zeit in grösserem Maassstabc die Rede seyn ß).
Wozu Theniistokles politischer Fernblick den Grund ge-
legt '') , das hatte Aristides schlichte tineigennützigkcit
in höherem Maasse vollendet, als jener es, geahnt und
458 Th. V. Derathen. Staat. C.HI.A. Politik u. Finanzen.
auch wohl üher sich vermocht haben würde ^) 5 hatte je-
ner den Athenern die Macht erworben und den Wegf
gezeigt, um durch eine eigene Hegemonie zur See der
spartanischen Landmacht das Gleichgewicht zu halten,
so war es Aristides, dessen Rechtlichkeit und Gleichheit-
sinn im Gegensatze persischer Willkür und spartanischer
Herrschsucht den Bundesgenossen gleich von vorn her-
ein so viel Vertrauen eiuflösste, dass die Verwaltung des
aus deu jährlichen Beiträgen der einzelnen Orte gebil-
deten Bundesschatzes ausschliesslich athenischen Beam-
ton , den Hellenotamien , übertragen ward 9) 5 und wenn
dieser auch anfänglich seinen Platz in dem gemeinschaft-
lichen Heiligthume zu Delos erhielt, wo sich überhaupt
die Mitglieder des Bundes zu ihren Berathschlagungen
versammelten ^O), so fcam es doch noch zu Aristides Leb-
zeiten dahin , dass derselbe auf Antrag der Samier nach
der politischen Bundeshauptstadt gebracht wurde ^^), und
von diesem Zcitpuncte fing Athen an, ihn als sein Staats-
eigenthum und die dazu beitragenden Bundesgenossen als
seine zinspflichtigen ünterthanen zu betrachten ^^).
1) Anab. VII. 1. 27.
2) Vesp. 657 ; vgl. Böclih Staatsh. I, S. SOfi fgg.
3) Piut. V. Them. c. 4; vgl, Böckh Abb. d. Berl. Akad. 1815,
S. 117 fgg. und Staatsh. I, S. 350.
4) S. §. 126, n. 11 fgg. und Wachsmuth II, S. 100 fgg.
5) Vgl. oben §. 36, n. 7 und mehr im Allg. bei Manso Sparta
III. 2, S. 86— 106, Drumann Verfall d, griech. Staaten S. 374 -405,
G. Groen v. Prinsterer ratio necessitudinis, quae inde a pugna Pla-
taeensi usque ad initium belli Peloponnesiaci Atbeniensibus cum
civitatibus soeiis intercessit, L. B. 1840. 4, Poppo Tbueyd, I. 2,
p. 40 — 77, insbes. aueb Kortüm de societ- Att. origine et institutis,
Heid. 1844. 4 mit dessen Hell. Staatsv. S. 46 — 67 und griech. Gesch.
1, S. 404 fgg. Die Dauer von 477 — 404, also 73 Jahre, wie De-
laosth. Philipp. III, §23; vgl. Wachsmuth I, S.210 und Grote V,
p. 391 ; die Mitglieder bei Rangabe Antiqu. Hellen. I, p. 236 fgg. oder
Böckh Staatsh. li, 8. 655 fgg.
6) Böckh Staatsh. I, S. 409. 520. 583 fgg.
7) Thucyd. I. 93: zFjq yu() d-aXäaoTjq noönoq irökfirjaiv dniZv we
uvOfiiria imiv: vgl. Diodor. XI. 39 — 43 mit f'). Kapp de re «avali
Atheniensium, Hamm 1830. 4, p. 15 und Krüger Stud. I, S. 25 fgg.
8) Sotfot; yuQ ilvjjo , xf/t; ö'f x^'Q^'! o'' >n'ai w»", Plut. Aristid. C. 4,
vgl. Themist. C.21 u/25, Aelian." V. Ilist. X. 17, auch Herod. VIII.3
und dagegen für Aristides Diodor. XI. 46.
§. 157. VerhäUniss der Bundesgenossen zu Athen. 459
9) E).}.ijvoxafilai ol tovi; ipogovq ixkfyovrig xul inl vj/aotv r« nuQc.
Tfov vt]rli(j)r(iiv fla7iQ(movTfq xal raq zioXiXiiu<; avTwv i(poQbJi'Tf<; , Poll.
Vlll. 114; Tgl. Thuc. 1.96 und mehr bei Barthelemy in M. de l'A.
d. Inecr. XLVIII, p. 337—407 und Böckh Staatsh. I, S. 241-246,
[I, S. 581 fgg. oder C. Inscr. n. 147; aucli Rangabe Ant. Hellen.
I, p. 89. 109. 176. 213. 253. 344.
10) Tbucyd. I. 96: runitToy de /fTJ?.o(; tjv uvioXq y.ul ^vvoSoi (<; ro
Uqov fyiyvovTo (§. 12, n. 5 ?) .. r/yoVfievoi öf uiirovo/uouv ro n(j(ürov xal
(Ino y.otrwv ^vvodrov ßovXiv'ovxmv x.r.A.: vgl. Grote V, p. 400 fgg. und
über Bundesversammlungen Böckb fl, S. 593.
11) So wenigstens Theopbrast b. Plutarch. V. Aristid. c. 25,
womit freilich die sonst gewöhnliche Zeitbestimmung Ol. LXXIX. 4
= 460 a. Chr. nicht zutriflt, s, Justin. 111.6 und Diodor. XII. 38:
oder hätte Aristides nur noch die Verhandlung darüber erlebt? vgl.
Böckh Staatsh. I, S. 524, 11, S. 587.
12) Thuc. I. 19: 'A&J]vaXoi dt vav? twv .töAfwv tw XÜ°^V ^'"-Q"^'
XaßovTft; ^Qxov nXrjv Xiwv xul AioßliDV xul ^gr^fiaru rotq rtänt xü^ui'rfq
qifQfiv. vgl. I. 36 {(fönoii )':iotiXh(;) und VII. 57 (r.T?/xoo») mit Krü-
ger ad Dionys. Hai. Historiogr. p. 326 und Böckh I, S. 520 fgg.
In Isokrates Schilderung Paneg. §. 103 fgg. ist keine Wahrheit.
§. 157.
Hier ist jedoch nicht zu übersehn, dass jene Abg-abe
eigentlich als Ersatz für die Kosten galt, mit welchen
Athen für die meisten dieser Städte Schiffe und Mann-
schaft zu stellen übernommen hatte ^) , und dass es in-
sofern ihre eigene Schuld war, wenn sie sich aus weich-
licher Trägheit nicht nur von Athen abhängig gemacht,
sondern auch der Mittel beraubt hatten , dieser Abhän-
gigheit je wieder zu entrinnen -). Ungerecht war erst
die Art, wie Athen sich dieser Gelder statt ihrer Be-
stimmung gemäss gegen den gemeinschaftlichen Feind,
die Perser, zu seinem eigenen Nutzen, ja gegen die Bun-
desgenossen selbst bediente und einem nach den andern
von diesen unter nichtigen Vorwänden auch dasjenige
Maass von Selbständigkeit entriss , welches den Einzel-
nen anfänglich noch geblieben war 3). Selbst einige der
mächtigeren, die ihre eigene Kriegsmacht behalten hat-
ten, wie Naxos, Samos und Mytilene, traf dieses Schick-
sal , als sie sich deren bedienten , um den Anmaassun-
gen Athen's offene Gewalt entgegenzusetzen *) ; und so
standen zulczt nur noch Mcthymna (auf Lesbos) und
Chioä als uuabhüiigige Verbündete da ^) , wenn auch die
460 Th.V. Deraihen. Staat. CHI. ^.Politik u. Finanzen.
Athener ^viederum einzelnen allerdings manche Freihei-
ten zurückjjaben ^). Die überwiegende Mehrzahl aber
besass nicht einmal mehr eigene Gerichtsbarkeit, sondern
musste ihre Rechtshändel vor den athenischen Heliastcn
entscheiden lassen ''jj und sogar für ihre inneren Ange-
legenheiten sandte ihnen Athen Aufseher ^) und Späher ^),
obgleich sie wenigstens überall, wo nicht zugleich der
beste Theil ihres Landes an athenische Kleruchen ver-
theilt war, für die örtliche Verwaltung eigene Beamte
gehabt haben mögen '^j. Pür die Erhebung des Tributs
bedurfte es keiner besonderen Behörde , da die Bundes-
genossen denselben selbst an den grosser: Dionysien je-
des Jahres zur Stelle lieferten ^^), und nur ausserordent-
licherweise scheinen Exequenten dafür abgesendet wor-
den zu seyn ^^)'^ dagegen konnte nach jeder panathenäi-
schen Finanzperiode eine neue Umlage desselben erfol-
gen '3^ 5 und hierdurch scheint sein Betrag, der sich nach
Aristides Ansatz nur auf 460 Talente belaufen hatte ^''■),
namentlich unter Alcibiades Einfluss ^^) nach dem Frie-
den des Nieias bis nahe an 1300 gestiegen zu seyn ^^).
1) Thttcyd. 1, 96 ti-ennl ausdrücklich: l'ruiuv «'; ntdu. naQf)((tv
iwv noXfOJv %(j}jfiUTU n()oq rov ß(tfj[jtt(jov xiil uq ruiiQ , 'womit Piut. V.
Cimon. eil wenigstens nicht in Widerspruch gesezt werden darf;
vgl. Sintenis ad V. Pericl. c. 12, p. 128 und Andoc. de pace §.38:
ntionvxtq fiiv ovv Adrjvrjoi noi?joua&ai. tüiv xohÜv ;^^^|<oTft;i' fXi.t/vozu-
ßiaq xul Tuv ovkXoyov tw»» tiüv naq 7]f.i(öv yfvfO&ui , oaai df KÖv nö-
Xfwv XQiTjQiiq fur/ xfXTTivTai, , T«i»T«t? rjnüc; 7iriQf;(nv.
2) Thucyd. I. 99; vgl. van Oordt over de nitwendige Politiek
van Griekeuland 5 , S. 39 fgg. und W. Vischer üher die Bildung
von Staaten und Bünden, Basel 1849. 4, S. 37 fgg. , welcher lez-
tere übrigens richtig bemerkt , rfass Landtruppen fortwährend auch
aus den Bundesgenossen ausgehoben wurden: Thuc. II. 9, iV. 53.
3J Tbuc. VI. 70: tjyf/u.övtq y«^ yfi'ö/4,ivoi fx-ütnoiv . . w? f.Tt Toii
Mrjdov TifioiQLa, tovq ^fv kimoorQUTiuv, xoi'c; c5 In ukkijkox'ii axQurm-
fiv, TOi<; d' cJ? rxuaroig ti^ov nlria* ivtiqiti^ t}tivfyitövte(; HurtnrQfipuvro:
vgl. Kortümi » Re^ievungsgrundsätze Athen« in auswärtigen Angele-
genheiten > in s. Gesch. hellen. Staatsv. S. 65 fgg-, namentlich die
Veihandlung mit den Meliern bei Thuc. T' exir. z. B. c. 89 : ort öi-
xfuit filtf h iü ttv&(jW7tiTM kuyot cno tfj<; l(iJ]<; av(iyAi)<i xoiviTUt, övvaTcS
df ol rniov}(oi'ifq nqäaaovai, xul ol uciOtviTq oiiy/(i>(>oiiai.
4) Arislot. Politic. III. 8. 4 : olov ^AOtjvhXoi fifv nf(il 2"«^toi'?
x(il Xioi'(; xul Afoßioix;' intl yuQ 0-üxiuv iyx{titti7it; tnxov rtjv ufJ/t/r,
tTwaiivmoav uvxov<; nu{}a xüi aw&ijTuti;. lNaxo6 47l (Thuc. I» 98, vgl.
§.157. f'''erhällniss der Bundesgenossen zu .4then. 461
138), Bvzanz und Samos 441 (I. 115-117), Mytilene auf Lesbos 427
(III. 27—60).
,5) Thucyd. VI. 85: f^r/yovß(&a Xiovq fifv y.al Mti&Vftvaiovq vii'jv
naooxfj avrovo/jiovq, toc? df Tioi.kovq ;^r)7^^aT0J»' ßiutoxiQov (fo^ä : vgl. I,
19, II. 9, VIF. 57.
6) So Samos wieder seit 412, TLucyd. VIII. 21 : ^A&rjvuMv atpl-
ciiv (tVTovo/tiftv ftfjii invTa 0)Q ßfßaioiq Tjdyj xiir/^iaoßivojv: die Metbo-
näer seit 423 rtrf?.fVq , Tgl. Sauppe Inscr. Maced. p. 7 und Bückh
Staatsh. ir, S. 749.
7; Xenoph. Rcp. Atli. I. 14—18; vgl. Die Chrysost. XXXVIII.
25, und mehr bei Meier u. Scliöm. S. 778 fgg. , Platner Process I.
S. 110 fgg-, Böekh I, S. 528 — 533; insbes. Antipliou's Rede de
caede Ilerodis , ^voraus zugieicb eriiellt , dass das \ erfahren ganz
nach atLeuiscLeni Rechte ging (s. auch Tbuc. I. TT) , so dass der
Name dixin üno av/ußiJXu/y (§. 116, n. 12) dafür nur Kuphemisnius
seyn bonnte.
8) 'E:iiny.oi.oq toi xia/uM Xf/o)v , Aristoph. Av. 1023, auch qci'/hJ
oder uQyoiv, was freilich auch der <ti>ovQtn>/oc oder Befehlshaber der
athenischen Besatzung seyn kann , vrelcbe die Bundesgenossen aus
ihren [Mitteln zu erhalten hatten, Zenob. VI. 32; vgl. Thuc. I. 115
und C. Inscr. n. 73 ; im Allg. aber Harpocr. p. 120 , der die lac.
Harmosten vergleicht , mit Osann Syll. Inscr. p. 7 und Böckh
Staatsh. I, S. 534.
9) Kfjvnioi, Bekk. Anecd. p. 272; vgl. Scbol. Aristoph. Thesm.
600: *ul fv Qilo'i) ('(j/ij Tt? xQÜnTfd.
10) Ueber die Kleruchen s. oben §. 117, n. 5; für eigene Be-
amte führt Böckh das Beispiel von Delos (C. Inscr. I, p, 258, Berl.
Abhh. 1834, S. '21) an, wozu noch der korinthische imdtjuiovDYos;
in Potidaea , Thuc. I. 56. Von einheimischen Leistungen der yq-
atwxai. s. Antiph. 1. c. §. 77-
11) Aristoph. Acharn. 51U u. 650 mit d. Schol.
12) 'ifxAoyfrc, Hemsterh. ad Luc. Charon. c. 11, Böckh Staatsh.
I, S. 211, II, S. 582; nicht zu verwechseln mit den ri^yvooX'oyoi<;
unten §. 165.
13) Xenoph. Rep. Ath. III. 5: roTro di yi-yviTut wc; i« nok'An
äirl l'rovq nffimov: vgl. Böckh il, S. 585 fgg.
14) Attinrfi6rji; o y.i'(jioq tÖ)v <fiö(iMv yfvöuft^oq rüiiti, Demostb.
Aristocr. §. 209, vgl. Thuc. V. 18 und über den Betrag selbst 1. 96
mit Böckh f, S. 522. Bei Diodor. XI. 47 falsch 560; vgl. den».
XII. 40.
15) Andoc. c. AIcib. §.11 : tiqüitov f*fv oi'v niinaq i'juüc; röv (foQov
rulq noXfoiv ti ''{'/l^ Tahiti rov rirt AgiOTfidoh navxoiv dinmoTaxa n-
Tttyntvov , alot&tlq fnl xovxüi öfxuxog ui'xoi; fti'iXioxn dinh'iaiov «i'to»
fxnnxo) xü>v aii/A/u('(/o)v f7ioit;a(v, wobei zu berücksichtigen ist, dass er
schon" 431 ungefiihr 600 Talente betrug, Thuc. II. 13. Das Zeug-
niss des Redners ist zwar von IVIeier de Andoc. V (Halle 1838. 4)
p. 14 — 31 in nielirfaclicr Hinsicht angefociitcn und von (irole VI,
p. 8 durchaus verworfen worden ; im Wesentlichen hält es jc<loch
noch Ilerlzberg Alkibiadcs S. 119 mit Böckh I, S. 525 aufrecht und
eine Stütze dafür ist jedenfalls auch Aristid. de quatuorv. p. 199:
ovxf yuQ Tovq (f.o(iol'q I lntixki'jq fiq Hnfk(jöv iattv i tiuyityojv , dXXa y.al
TBi'T^? t^S UftfT(fiaq, 0) ifiiXf J^wxQririq, tl fiyrot»/? tov uJtiov, tov hat-
462 Th.y. Der athen. Staat. C.III.A. PoUtihu. Finanzen.
Qov fVQTjatiq rov afavrov ' fxftvoq yuQ ioxiv o TiQoq tooovtov ngonyaycov
Toj'? (poQovc;, ooov ov6e ßovXo/iivoic; (pffifiv firjv. Zur Zeitbestimmung
Ciarisse ad Thuejd. epoch. p. 50.
Ifi) Andoc. de pace §. 9, Aescbin. F. L. §. 175; vgl. Franz im
Intell. Bl. z. AUg. L. Zeit. 1837 , N. 39—41 und die erhaltenen
Tributlisten bei Rangabe 1. c. mit den Berichtigungen von Böckh
Staatsh. II, S. 421 fgg. ; über die Steuerprovinzen [KaQiKÜt; , 'Imvi-
xos, vrjaiWTtiKÖq , EXkTjaJlovxioq, Oganioq <pö{)o^) S. .o99 fgg.
§. 158.
lu diesen mit steigender Härte geübten Maassregeln
spiegelt sich übrigens nur der gleichzeitige Wechsel
der inneren Politik ab, durch den die athenische Demo-
kratie allmählig dahin gelangte, den öffentlichen und
gemeinschaftlichen Interessen des Staats die der herr-
schenden Mehrzahl zu substituiren, welche dann selbst
wieder nur von den Einwirkungen und dem Ueberge-
wichte einzelner Führer abhing. Ehe freilich der ge-
sammelte Schatz die leztereu in den Stand sezte , auf
Staatskosten die Bauten und Spendungen zu überbieten,
wodurch reiche Privaten, wie Cimon, einen entgegenge-
sezten Einfluss auf die Menge zu üben gesucht hatten ^),
konnte auch jene Richtung höchstens die Bedeutung ei-
ner Partei ansprechen ^ aber schon in dieser Stellung
der Parteien gegen einander prägt sich eine Spaltung der
Interessen aus, die um so durchgreifender wirken musste,
als sie zugleich mit wesentlichen Verschiedenheiten der
äusseren Politik verschwistert war 2). Ein grosser Theil
der angesehenen und wohlhabenden Bürger schloss sich
fortwährend an Lacedacmon an und gestaltete sich unter
dessen Schutze zu einer aristokratischen Partei , deren
Haupt Cimon war 5), und die zwar damals noch auf kei-
nen Sturz der Verfassung '•^j, wohl aber darauf hinarbei-
tete, das erwachende Selbstgefühl des Volkes im fortge-
sezten Kampfe mit Persien abzuleiten und dadurch die
Eintracht und den Status quo in Griechenland zu erhal-
ten 5) • während die Anhänger der Verfassung und Macht-
vergrösserung Athen's selbst wieder in sofern aus ein-
ander gingen ^), als die gemässigten Demokraten den
Staat zu einer Landmacht zu erheben strebten, wodurch
§. 158. Spnlttmg u. Stellung der Parteien in Otiten. 463
der begüterte Mittelstand, aus welchem das Landheer
gebildet ward, die Oberhand über die von Handel und
Schifffahrt lebende Volksmasse erhalten musste '') : die
grossen Feldherren Myronides und Tolmides können als
Vertreter dieser eben so staatsklugen als patriotischen
Richtung gelten^). Als aber Lacedaemon's Schnödigkeit
vor Ilhome Cimon's Ansehen gestürzt^), die Nieder-
lage bei Koronea den Kern der athenischen Hopliten zer-
nichtet blatte ^^), und Athen sich nach dem Verluste aller
seiner continentalen Eroberungen einzig auf seine See-
macht beschränkt sah, fiel der Schwerpunct des ganzen
Staatslebens von selbst in den grossen Haufen ^^) und
dessen Führer, deren Scharfsinn jenem bald die Vor-
theile entdeckte, die ihm die Umstände auf Kosten der
Gegner aus seiner Stellung zu ziehen erlaubten ^^).
1) Plut. V. Pericl. c. 9: iXurroiififvog 6i nkovroj xal /Qijuuniv,
uqi mv fxfTi'oq (Cimon) avfXitiu,ßavi roiiq ntvrzug , diinvov xt xu&- rjfii-
qav Tüj öfofihoj 7iit^f-/o)v ' AO rjvuUov xul tovq TiQfoßvzfQovq (xnif)i.frvi''0)v,
TÖiv Tt /oiQiojv roi'q (f(j(iyiiovi; uqittQhJv , ontitq u7io)(jiL,ü)aiv oi ßoi<Xo^i(voi'
Tol'TOt? 0 IlifytxXijq XHjadijfiityOJyoi'ßivoq %{)fTtfTuc TlQog itjv zöjv drjfio-
al(i)v xuTitvo/m^v x. r. A. : vgl. auch V. Cim. c. 10 mit d. Erkl. z.
Cic. Off. II. 18 und I$ergk Com. Att. icliqu. p. 199—202.
2) Vgl. Robpatt d. polit. Parteien firiecheiilands S. 19 fgg. ,
Wachsniuth Gesch. d. polit. Parteiungen S. 98 Igg-, Scholl Sopho-
kles S. 91 fgg- , und mehr in den oben §. 1.55, n. 3 eil. Abhh. v.
Vischer und Büttner; auch Grote V, p, 390 l'gg. oder Filon p. 61 fgg.
3) S- Plutarch V. Ciraonis mit dem Conini. v. Ekker, Utrecht
1843. 8 und Sauppe de cnusis magnit. et lahis Athen, p. 14 — 17 ;
auch die Lobrede bei Aristid. de quatuorv. p. 202 — 214 und im
Allg. Th. Lucas Versuch einer Charakteristik Kimons , Hirschberg
1835. 8, Vischer Kimon , eine Rede, Basel 1847. 8, L. P. Ouwer-
sloot de vita Cimonis , Miltiadis filii, L. B. 1849. 8.
4) Wie man es wohl aus Demosth. Aristocr. §. 205 nach der
gewöhnlichen Lesart: Ki/nwiic , "n ti]v näniiov /»fimiiTjoi noXirdav
f(f>' tuvxoxj , abgeleitet hat; vgl. Meier Bon. damnat. p. 5 und im
Ind. lect. Hai. 1849 — 50; auch Funkhaenel Quaest. Demosth. p. 60
oder Zeitschr. f. d. AltcrtL. 1830, S. 1047, Drojsen das. 1841, S.
217 und Voemel in N. Jahrb. LXVI, S. 109; dort aber muss mit
Bekker vielmehr /7a()iV»v gelesen werden, worin schon Sauppe p.2l
die Verwechselung mit IVliltiades (Her. VI. 130) erkannt hat und
Vischer gegen seine eigene irüher gehegte Ansicht jezt S. 54 die
seni beistimmt.
5) Plut. V. Cimon. c. 15—18; vgl. V. Pericl. c. 10 und mehr
bei Heeren III. 1, S. 392 fgg., Wachsmuth Alterth. I, S. 577 fgg.,
Vischer oligarch. Partei S. 9 fgg. , Büttner Hctitrien S. 28 fgg.
6) Eurip. Suppl. 250: r^tl<; yu(j nokuüiv fttQidi<;' ol yu^ oXßiot
Th.f^. Der athen. Staat. C.IIl.A. Politik U.Finanzen.
«Jwyif/.fK Tf nX(i.ovo)v T fQwa uii' ol S oi<x tyovxfq xul rjnavi^ovrfq
ßiov 6fivoiy vffiovTfq TW tpd-ofü) Tif.iVov fif()oq^ yi.rüaaatq novrjQ'iiv ngoaxa.-
Tb)V CflTjXol'ßfVQI,' TQlöiv 6\ HOlQÜtV 1] 'v /AfOO) OOii^H Tlckfig , xÖOflOV (fill-
käaaova' ovriv uv ru£?f nökii; : vgl. Orest. 920 , auch Plat. Republ.
VIII, p. 564 fg. und' Aristot. Politic. IV. 9. 3.
7) Vgl. oben §.67, not. 2 mit §.61, not. 6 und Passow Opusc.
p. 17; im Einzelnen Thueyd. I. 105 fgg. und Diodor. XI. 81 fgg.
mit Krüger phil. Lisfor. Stud. !, S. 156 fgg. 172 fgg.
8) Vgl. Chr. Roth de Myronida et Tolmida Ath. ducibus, Marb.
1841. 8 und über Tolmides insbes. Aescbin. F. L. §. 75 und Pau
san. I. 27. 6: über Myronides Aristoph. Eccles. 32U : «>IA' ovyl,
MvQu)vLöj}<; or rjQyiv o yivyr'tduq, oi'c)><? av iröXuic ru rijq noAfw? diot-
xftv •/Qijuaxa Xaßo'iv.
9) S. oben §. 36, n. 10 fgg, und Pausaa. IV. 26.2. Die Zeit
seiner Ostracisirung sehwankt freilich zwischen 462 (Krüger S. 255),
460 (Sintenis ad Plul. Pericl. p. 107), 458 (Müller z. Aeschyl. Eum.
S. 118), Tgl. Meier in Hall. Encykl. III. 7, S. 186 und de Andoc.
V,p.86; doch ging sie jedenfalLs der Schlacht von Tanagra vorher.
10) S. oben §,37, n. 10 mi-t Plul, Leg. IV. p. 707 und Aristot.
Politic. V. 2, 8: x«t tv j4.&Tjv(XLq uriiyoivrojv mtfi ol yvü){iLnoi, ikuT-
Tovq iyivotro dm ro fx xurukoyoii arqaTfVfa&ni, ii:io i6v Auxmvcxov
noktftov,
11) Vgl, Röscher Klio I, S, 383 fgg,
12) Vgl. Xenoph. Rep, Ath. c 1 u, 2 ; auch Pastoret Hist. de
la legisl. VII, p, 450 fgg.
§. 159.
Wohl war es dem Schöpfer dieses Systems , Peri-
kles ^) , nicht um den grossen Haufen als solchen zu
thun ^ aber wenn er mit der Allgewalt, zu welcher sein
Talent ihn berechtigte, regieren und sein Haupt mit
dem Glänze des Staats umgeben wollte, so boten ihm
die bestehenden Formen kei^ien andern Weg dazu dar,
als sich der Mehrheit durch solche Mittel zu versichern,
die ihre materiellen Interessen und ihren Herrscherstolz
zugleich befriedigten ^) ^ und dazu gab ihm das Verhält-
niss der Bundesgenossen den reichsten Stoff an die Hand.
Die Prachtgebäude, welche er mit ihrem Gclde aufführte,
machten Athen zur Bewunderung Griechenlands und
verschafften Tausenden von Menschen Brod ^) 5 aus der-
selben Quelle schöpfte er die Mittel, um den Demos
nicht nur für die Erfüllung seiner richterlichen und krie-
gerischen Pflichten zu besolden '^), sondern ihm auch an
Festtagen ausserordentliche Genüsse zu spenden 5) j und
wenn die Inseln ihr Recht in Athen zu holen gezwun-
§. 159. Perikles. 465
gen wurden, so geschah dieses zugleich um ihre Abhän-
gigkeit zu beurhunden und um den Verkehr in der Haupt-
stadt und die Zahl der Processe zu vermehren , durch
die der athcnisclie Bürger beschäftigt und erhalten wurde ^).
So lange er lebte, liess freilich die hohe Reinheit seines
Charakters '') die Nachtheile nicht klar hervortreten, welche
mit diesem Systeme in materieller sowohl als moralischer
Hinsicht verbunden waren ^ durch die persönliche Aucto-
rität , die er über die Gemüther der Menge bewahrte,
ohne sich je zum Schmeichler derselben zu erniedrigen ^),
hielt er die Launen und Lüste derselbe« in weiser
Schranke ; und seine zwiefache Meisterschaft als Redner
und Feldherr ^) bewahrte den Staat eben so sehr vor
Rathlosigkeit als vor Schwindelei 5 aber je ungeheurer
dennoch die Anstrengungen waren , deren es bedurfte,
um den drohenden Sturz im Innern und nach Aussen
iju verzögern ^o), desto jäher erfolgte dieser, als der Tod
das Staatsgebäude seines Atlanten beraubte ^*) und nichts
als ein verwöhntes Volk zurückliess *^), welches bei der
schnellen Erschöpfung seiner Hülfsquellen dieselben
Grundsätze , die bisher das Verfahren des Staats gegen
seine Unterthanen geleitet hatten , auch gegen seine be-
güterten Mitbürger anzuwenden kein Bedenken trug.
1) Vgl. s. Lebensbesclueibung bei PlutarcL (ed. Sintenis, Lips,
1835. 8) und von Neuern im Alljj. Bayle Diet. bist. T. III, p. 2365
fgg. , Barthel. voy. d'Anacb. intiod P. II, sect. 3, Heeren III 1
S. 3^6 fgg., Oruniann Verfall S. 234— 240 , Waclismiith I, S. 579
— 588; Bötkb Orat. de Pericle , Berl. 182t oder in PViedemann's
Bibl. Script. L-itin. 1.2, p. 176— 191, Sürern über Aristoph. Wolken
S. 59—61, Kötscher Aristopbanes u. s. Zeit S. 93 — 99, K. F. We-
ber über Perikles Standrede bei Tbucydides (Darmst. 1827. 4) S. 20
fgg-. •'• A. Kutzen de Pericle Tbucydideo spec. I et II , Vratisl.
1829 — 31. 8 und dessen Perikles als Staatsmann wäbrend der pe-
fabrvollsten Zeit seines Wirkens, (Jrinimo 1834. 8 ; ferner Boot und
Ciarisse de l'ericlis vila in Ann. Acad.Traj. 1833 — 34, S. W. Tromp
de Pericle ejusque reip. Athen, administiatione , L. B. 1837. 8,
Plass Gescb. Grieeb. III, S. 128 fgg,, Büttner Hetärien S. 33 fgg. [
Eckermaiin in Hall. Encykl. III. 17, S. 1 fgg., Niebubr grieeb!
Gescbicbte 11, S. 17 fgg., Grote V, S. 573 fgg.. Freese Parteikaurpf
S. 8 fgg., Filon p. 61 fgg.
2) Böckb Staatsb. I, S. 304: «Perikles war ein zu geistvoller
Mann, als dass er die Folgen seiner IVIaassregcIn verkennen konnte;
aber er erblickte keine andere Möglichkeit, seine and des Volkes
I. Da. 4. Aufl. Q^
466 Th.f^. Deraihen. Staat. CHI. ^.Politik U.Finanzen.
Herrschaft in Hellas zu behaupten; er erkannte, dass mit ihm Athen's
Macht untergehn -würde, und suchte sich möglichst lange zu halten ;
übrigens verachtete er den Hauten ebenso sehr als er ihn fütterte « ;
vgl. ihn selbst bei Thuc. U. 64 und lu. Gesch. d. piaton. Philos.
I. S. 12 fgg.
3) Tüv dvu&ijfiaT(ov imv fit fxflvoi<; axa&hxMv ro xdkkoq, TiQonv-
kata ravza , o TiitQ&eväiv , aroui , viwaoixoi , üemosth. Androt. §. 76,
Tgl. Aristocr. §.207 und Plut. Pericl. c. 12 u 13 mit Böttiger An-
deut. S. 70 — 80, Jacobs veioi. Schriften Hl, S. 485, Wachsmuth
H, 8. 634, und veas sonst Kunstgeschichtliches in Müller's Hand-
buch S. 91 fgg. citirt ist.
4) Vgl. oben §. 125, n. 3 und über den Richtersold §. 134, n. 19,
über den des Kriegers §. 152, n. 19; den fii.o&o^ fKuXr/oiaoTiKo^ (§. 128,
n. 13) und ßovlnniKoc; (Hesych. I, p. 750) fügte alierding§ erst die
Folgezeit hinzu.
5) Plut. V. Pericl. c. 9 : xal t«'/« &fO)Qt,«ot(; xal SixaorixoZq krjfi-
fiaatv ukhiiq n ßL(i&o(poQui<; xai xoQtjyUj(i.(; ovv^fxuaag ro 7ik?j&o? fXQJjfo :
vgl. Böckh Staatsh. 1, S. 304 fgg. und über das &twQix6v insbes.
Schol. u. Argum. Demostb. Olynth, p. 9 : o»'x oVroe ro nukniov &earqov
Xi&iroii 7i(t(j' ui'roZg , ukXd ^vkivuiv anfiTiTjyvVfifvwv ixgimv xal nuvrojv
xnruXufißävfiv xönov onivdovrojv nkrjyui zi fyivovro xui nov xal rpat'-
fnara' rovzo xwkvoui ßovkrj&ivrtq ol nijoiarbJxft; iMv^A&rjvftimv mvijxovq
fnoiTjoavzo zovc; rönovi; xal txaozov i'Sii, äuöovai dvo oßokoiiq xal xaza-
ßaXövxu d-fuv i)(ii.v' tV« äf piTj doxtüoiv ol nfvrjzii; rü uvukojfiuri kvnil-
ad-at, (K zov dr/fiaoLov Xa/ußävfi-v fxaarov izax&rj toi ? dvo oßokovg, mit
Böckh Trag, princ. p. 38, Hermann Opusc. 11, p. 151, Petersen
vita Aeschyli §. 30, welchen Fritzsche Merc. judicum p. 20 fgg.
nicht widersprechen sollte, so richtig dieser auch nachgewiesen ha!,
vpie dasselbe von der ursprünglichen ÖKoßfXla (Aristot. Polilic. 11.
4. 11) zum ordentlichen Betrage einer Drachme (Philoch. b. Har-
pocr. p. 146; Zeuob. 111. 27) gestiegen war, insofern nämlich die
theatralischen Aufführungen drei Tage in Anspruch nahmen, s. Got-
tesd. Alterth. §. 59, n. 24, auch Sauppe im Philol. 111, S. 631 und
Böckh selbst S. 314; als amtliche Bezeichnung, namentlich wo es
von den Hellenotamien ausbezahlt wird (Staatsh. 11, S. 10), kann da-
neben der alte Ausdruck immer noch fortbestehen.
6) S. §. 157, n. 7 und insbes. Xenoph. Rep. Ath. I. 16 u. 17;
über die allgemeine Bedeutung des Richtergeschäfts für den gemei-
nen Athener aber Aristoph. Vesp. 314: dno ynQ zov6f fit roii fita&U'
qIov z(jixov avzov l'^fiv uX^izu 6ii xul IvXa >twt//ov; auch v. 625 und
Eccles. 587.
7) S. Thuc. 11.65, Isoer. de pace §. 126, Plut. V. Pericl. c. 15,
und im Allg. s. Vertheldigung bei Aristid. T. II, p. 159 — 202-
8) Thucyd. ibid. : xazit^f ro nXrjOoq fkm&fgwq x«2 oi'x ^yfzo /läX-
Xov vn avzov i] avzoq Tjye diu ro fii] xra)/iivo(; *| ov nQoarjxovztov rrjv
dvvaftiv Tipoq ijdovr/v ri Xfynv , aXX l)(ü)v in u^KuOlt xal ngoq ogytjv n
uvremtlv. Vgl. Plut. V. Pericl. c. 5 u. 15, und über die Macht
seiner Rede Cic. de Orat. 11. 22, Diodor. XII. 40, und die Erkl.
KU Aristoph. Acharn. v. 536 und Davis, ad Max. Tyr. IX. 8, p.
165 Reisk.
9) lieber seine Feldzüge vgl. Plut. c. 19 fgg. mit C. C. R. Lo-
rentzen de rebus Atheniensium Pericle potissimum duce gvstis, Gott.
1ÖJ4. 8, und über diesen Verein im Alig. Isocrat. Pauath. §. 143 u.
{
§. 160. Die Massenherrschajt und ihre Folyen. 467
Aristot. Fol. V. 4. 4. Sein Gehülfe ng6q ruq oxQaTtjyiaq Meiiippus?
Flut praec. polit. c. 15.
10) Nach TLucyd. II. 13 hatten die Bauten und die Belagerung
von Potidaea bis zum Anfange des peloponn. Kriegs ."^700 Talente
gekostet; mehv s. bei Meier über die Kosten der Werke des Peri-
kles hinter Leake's Topogr. von Rienäcker S. 426 — 438 und deren
zweite Aufl. v. Sauppe S. 331 — 343. Die Kosten der Belagerung
von Samos , bei der die ersten Maschinen (Flut. c. 27, ScLol. Ari-
stoph. Vesp. 283), 12ÜÜ Talente nach Isoer. n. «itkJ. §.111 und
Cornel. Nep. Tiinoth. c. 1, deckte die Steuer der Samier (Thuc. I.
117) von 200 (üiodor. XII. 28) nur schwach. Vgl. Böckh I, S. 400,
auch Manso's Sparta II, S. 398—404.
11) Wachsmuth I,S. 587 : »leider hat die Geschichte dargelhan,
dass nach Perikles Tode die Gewähr seiner Staatseinrichtungen man-
gelte; und unleugbarist, das8er,wie so oft grosse Herrscher, den St.iat
für seine eigcnthümliche Kraft zurichtete . . dazu endlich war das
kunstvolle Staatsgebäude auf äussere Macht und Gewaltthatigkeit ge-
baut, und diese hat rasche Abwandlungen •; vgl. auch Kortüni in
Bremi's philol. Beitr. I, S. 36: . Athen's Unstern erschien mit der
Geburts- oder Todesstunde des Perikles; denn des Stifters Hingang
zerstörte das mühsam erhaute Werk; die Fehler, nicht die Tugen-
den desselben dauerten fort,, und im Allgera. Andoc. c. AIcib. §. 12 :
Ivü) Öi VOnii^lJ) 7 0V TOIOVTOV noVt^(JOV (iVUl TtQOOraTtjV , OOTlQ TOI' TIUQOV-
To? ;^(1ovot; imufXflrui. , ilXld /trj xul rov //.(Xkovroq ngovoiZrui,, xal tu
jidiara tw nXt^&fi , nuQaXmMv tu ßfÄrioia , ovußovXfUfi.
12) Plat. Gorg. p. 515 K: lavil yug i'yiayf üxovai, IhfjiKkfu nt-
notr^xivui 'A&rjvuiova ugyovq xnl SuXtvq xat htXovq xnl (piXuQyi'QoiK;,
tlq niO&offOQiiiv 7iQÖ)Tov xaTaaTT/ouvrtt: vgl. Flut. V. Pericl. 9 u. 1 1
und mehr im Allg. bei J. Chr. Goltleber de moribus Fericlis a Pl,i-
tone in Gorgia expressis, Mis. 1775. 4, F. S. Meißner Plato's Ur-
theile über Perikles, München 1836. 4 , .1. Ogienski Pericies et
Plato , Vrat. 1837. 8, A. Kayssler de judicio quod Plato de Pericle
fecit, Glog. 1837. 4; auch O. Müller Gesch. d. griech. Lit. II, S.
15 fgg. uud Böckh Staatsh. I, S. 272 fgg.
§. 160.
Ob und welche Aenderuiigen Perikles ausserdem iu
der Verfassungsform uud dem Organismus des atheni-
schen Staats selbst veranlasst habe , um diese von ihm
hervorgerufene und begünstigte Richtung auch äusserlich
zu stützen ^) , ist schwer nachweisbar, und jedenfalls
bedurfte, es deren auch nicht, da die Keime zu lezterer
längst vorhanden waren und nur die Hindernisse weg-
geräumt zu werden brauchten , die ihrer Entwichelung
bisher im Wege gestanden hatten. Dazu aber genügte
einerseits der bereits erwähnte Sold , der der niederen
Volksraasse nicht nur die Müsse gewährte , sondern die
directe Auflfoderung an sie enthielt, ihre verfassungs-
Gs2
Th.y. Der athen. Staat. C.JIl.A. PoUtihu. Finanzen.
massige ThellnaLme an den Gerichten zu einer Wirl?-
llchkeit zu machen und sich dadurch thatsächlich in den
Besitz der Staatshoheit zu setzen ^)^ anderseits die Be-
schränkung des areopagitischen Rathes auf seine blut-
rlchterlichen Functionen, durch welche Ephtaltes, aller-
dings, wie es heisst , auf Perikles Betrieb 3), das Volk
eines unbequemen Warners entledigt und die augenblick-
liche Stimmuog der Mehrheit zum höchsten Maassstabe
seiner Beschlüsse erhoben hatte; und jedenfalls erklären
diese beiden Umstände schon hinreichend den Druck,
welchen die herrschende Masse alsbald nach Perikles
Tode auf die reichere Minderzahl theils allgemein durch
fioanzielle üeberlastung derselben, theils durch Missbrauch
ihrer Richtergewalt zur Deniüthigung und Erschöpfung
der Einzelnen auszuüben anfing '^). Denn was dem
Athener jene berüchtigte Leidenschaft einflösste, mit
der er sich zur Ausübung dieser Gewalt drängte ^)_, war
mindestens eben sosehr, als der damit verknüpfte Vortheil,
die Freude , den Reichen , vor dem er sich im geselli-
gen Leben beugen musste, hier zu seinen Füssen zittern
zu sehn^); und lediglich auf ihr inneres Rechtsgefühl
angewiesen, waren diese souveränen Geschwornen selten
im Stande , den Reizungen selbstsüchtiger Despotenlau-
nen Widerstand zu leisten '') : sie verurtheilten wie es
dem Demos Nutzen brachte, und zwar nicht bloss um
ihn seiner Gegner zu entledigen , sondern eingestande-
nermaassen um durch Bussen und Confiscationen die Staats-
casse zu füllen: ein Motiv, das selbst Ankläger geltend
zu machen nicht errötheten ^). Dass unter solchen Um-
ständen auch directe Bestechung nicht ausblieb , zeigt
Anytus Beispiel, der im J. 403 zuerst durch dieses Mit-
tel der Verurtheilung entronnen seyn soll ^) 5 weit frü-
her aber hatte die Willkür and Schwäche dar Volksge-
richte das schändliche Gewerbe der Sykophantie hervor-
gerufen , des auch den Häuptern des Staats bald zur
Schule bald zum Werkzeuge diente ^°); sey es nun dass
der muth willige Ankläger durch Furcht Geld von den
Reichen zu erpressen ^^) oder durch vermehrte Gele-
§. 160. Die Massenherrschajt und ihre Folgen. 469
genhelt zu richten die Gunst des Volks zu erwerben
suebte, dessen Erregbarkeit es ohnehin jeder Verdäch-
tigung und Vorspiegelung drohender Verschwörungen
U.S.W, zugänglich machte ^^).
1) Wie dergleichen theils Bergk in Jen. Phiiol. Vers. 1846,
S. 40, theils Grote V, p. 47.^ fgg. und Freese a. a. O. S. 19 an-
deuten; s. dagegen theilweise Schöinanu Veil'.gesch. Athens S. 29 fgg.
2) Welche nach der obigen Bemerkung §. 53, n. 7 gerade an
dieses Recht vorzugsweise geknüpft war; s. auch §. 131, n. 2 und
über den Kinfluss des Soldes auf das ayo).('.^n.v §. 08, n. 7 ; über
Vortheile und INachtheile der ganzen Einrichtung aber Grote V, p.
517 fgg. und C. A. H. Wendt Perikles u. Kleon , ein Beitrag z.
polit. Entwickelungsgeschichte Athens, Posen 1830. 4, S. 12 fgg.
3) Plut. Praec. polit. c. 15; vgl. Paus. I. 29. 15: 'Eg:i((krrjg,
c? T« vöfit/xa TU IV 'A{i(i(ii ni'iyw ftriXiaza ikvfurjvuTo , und njehr oben
§. 109, n. 7; über Ephialtes im Allg. aber Periz. ad Aelian. V.
Hist. II. 43. WacLsmuth 1, S. 580 fgg , Bahr in Halle Eneykl. I.
35, S. 324; auch Müller z. Aesch. Eumen. S. 116 und Schömann
z. dens. S. 48 , wo er wie Antiqu. jur. publ. p. 301 die Maassregel
selbst Ol. LXXIX. 4 sezt; jedenfalls hängt sie wesentlich mit der
Frage über Cimon's \'erbannung (§. 1 5<S, n. 9) zusammen.
4) So klagt der oAty«o;^txöe bei Theophr. Charact. 29 : Si<i roi"?
avxoqmvxai; ovx olxTjTtov lajtv ty ttj noXit' xal wq fv toT; dixuary^ioig
Jiivci 7i('taxo/n(v naqa twv dtxafovTWv . . . xat noTi nairaoftf&u vno
XfiTovgyiöiv xal xQiT]QaQ/i,{iiv linoXli'fAfvoi ; vgl. Xenoph. Sympos. IV. 30,
Isoer. de pace §. 128, Ath. lll. 62, und mehr bei Freese a. a. O.
S. 23 fgg. mit der Warnung bei Aristot. Politic. V. 7. 11: dd d'
iv raVg örjfioxQuriuiq twv tv:iOQwv (piLdta&at xal (itj fiovov ras xTTjani
ItTj nouZv uvuäuOTOvg , «A^« ftijSi roi'q xuQTiovg , o ev iviai<; Xav&avn
yivofifvuv,
5) Aristopb. Acfaarn. 383 : töJv d' uv yf^jövro)» oirf« t«? \pvyu<;
oTi, oxid\v ßlinovaiv akko nkrjv rfjr/tfu day.{Zv: vgl. Pac. 505, Nub. 209,
Vesp. 88 fgg. mit Rötscher Aristopb. u. s. Zeit S. 137 — 150, auch
Xenoph. Rep. Ath. c. 3, Lucian. Icarom. c. 10 , und mehr bei
Wacbsmuth l, S. 596 fgg. und Limburg - Brouwer III, p. 199 fgg.
6) Aristopb. Vesp. 570 fgg. insbes. 595: toi* TikotWov ^arny^vr]:
Tgl. Xenoph. Rep. Ath. I. 18: uvrißakrjoai. dvuyxäl^frat. iv iol<; 6ixu-
OTjjQioK; xal (Iniovioq toh inikatißuvia&ai TJjq j^ft^ö; , Plat. Theaet. p.
172 E: ol di köyoi utl Tifgl oftodovXov Tipo? JfaTiörtjv xu9-rj,ufvoy , Lu-
cian. Gall. c. 22 u. s. w.
7) Xenoph. Rep. Ath. I. 13: *v di toTj 6txaarT}Qioig ov toi" dt-
ttaiov ai'Tot? fxfkn fiäkkov rj tov «rToT; avfttpfQovroq: vgl. Isoer. Cal-
lim. §. 10; T«'/// fiukkov T] dixttiii) xqLvfxui xä Txap' vnXv. auch §. 36
und n, avxid. §. 20 fgg.
8) Vgl. Lysias Epicrat. §. 1 : nokkäxii; tjxovciaxe xovtmv ktyö%xwv,
onöxt ßovkoivxö ti*« itöixojq anok'ioai , oxi il nr] xaxuxprj(pttla&f tuv ni'-
Tol »tktvovaiv, xmoktlxpd vfiü^ ^ ni,o&oq>oQä , und Nicomach. §. 22: tj
ßovkrj , . oxctv fli; anoQlnv xifinnrfj, dvayxW^txui. tlnuyytkiut; 6fyfOi}ut
xal öniAfviiv x(t xCiv nokixwv xnl twv nr/xü(io)v loi? novrjoui axn kfyovot
nti&io&un auch AristopL. E(^u, I3f0 und über die Höhe der Geld-
470 Th.V. Der athen. Staat. C.IIl.A.PoUtiku.Finamen.
busseü Böckh Staatsb. 1, S. 501 — 507, über die mit den meisten
jieinlicLen Strafen verknüpfte Einziehung des Vermögens S. 516 —
520 und Meier Bon. damnat. p. I7i — 178; ja direete \'ertheiiuug
dieses unter das Volk Vit. X Orat. p. 843 : &avdTov o'vtoc fTuti/xiov,
ukwvui tnoirjöf xai ufvrtjxovTix dQu-/fiuq in r^q ovaiag nvzov ixuorw tiäv
noi.ixü>v t'öüixf,
9) Nach dem Verluste von Pylos, s. Diodor. XIIl. 64, Flut. V.
Coriol. c. 14. Schol. Aeschin. Timarch. §. 87 mit Meier Bon. damnat.
p. 113, Bernhardy Eratosth. -. 215, und m. Prooem, lect. Gott.
1854 — 55, p. 10. Forchhammer's (die Athener u. Sokrates S. 80)
Vertheidijung umgeht gerade die Hauptsache: war Anytus unscbul^
dig , desto schlimmer, wenn nicht dieses sondern Bestechung ihn
rettete !
10) Adv. Neaer. §. 43: ov yÜQ no) rjv ^/jtcdq -dlX' IV» ai'xogDa'yTjy?:
vgl. Andoc. de reditu §. 4: arrol ftiv orrot ol nv^Qfg ov roXftiüat a(pä<;
«J'TOJ'C flg ro fifoov tturaarrjnavxfq dun-/iiQil^Ki&ai, nf^l toi'twv . . ixk-
Qovq 6i floTiffinovai rotolhoiiq uv&Qü>novq, olq tl&iaufvoiq TjÖt] avaia^vv-
Tflv oxä\v öiuqifQfi,: auch Myster. §. 121, Demosth. Mid. §. 103, Ae-
schin. F. L. §. 14 (fTity^aqif/vui. fiil ttJv ygnqirjv) und mehr oben §. 69,
not. 11 — 14.
11) Xenoph. M. Socr. II. 9: ilq äiKUc; (iyovaiv, ox'x ort. näixovv-
Tai vn fftov , f/AA ort vo/xikovaiv r^diov «V fif ugyvqiov rfXfaui rj nqü-
y/jLuxa l'xnv: vgl. Lysias de olea §. 39 , Aeschin. Ctesiph. §. 255,
Demosth. Aristog. I, §. 41 , und die allg. Charakteristik adv. Theo-
crin. §. 6i) ' Toiif ö'e xoiovxoval avxoffnvxni;^ noX ^qtj noQfH&fvxag udiLaq
naQu xovxmv xv)((Xv ; ul yuq xwv «AAwv ctdtxtjftäxMv xaxa<fi7iyal Tovxoii;
fioiv tQyaaiai , vo/ioi , dixaai^giH , /.ihqxvqii; , uyoqaL' iv ot? t«? nvxiüv
(jwfiaq fTnöiUvvvxut ^ iplXovg fiiv toi'c öidovxuq vofiltovxK; ^ i-/&Qoi<q dt
Tovq uTiQixynovaq xtii nXoi'aiovt; (A'ristoph. Equ. 260). Freilicb auch
wieder ivxfXfli;, Plat. Grit. p. 45.
12) Plut. V. Aristid. c. 26: /nfxd yug xtjv &T]fii,<3xoKXfov<; (pvyrjv
q)7]aiv wojiiQ l^vßqLaavxa xov dtjtiov uvuqivaat nXrjd-oq axtxotfavxdiv , oi
xovq (iQiaxoiiQ xal dvvuxwTuxnvc; avdguq dicöxovxfq vnfßaXXov rw <f,&öva) :
vgl. Aristot. Politic. V. 7. 5 und Arislopb. Equ. 236. 479 , Vesp.
484. 508, Lysistr. 630, Plut. 949, auch Demosth. n. ovvxui. §. 14
und mehr bei Wachsmuth I, S. 592 fgg.
§. 161.
Auch abgeselin von solchen Bedrückungen war In-
zwischen die Stellung der begüterten Minderzahl schon
gesetzlich eine sehr belastete ^ und wenn auch Ihre Ver-
pflichtung zu verhältnlssmässlg höheren oder selbst aus-
schliesslichen Leistungen für öffentliche Zwecke so alt
wie der Staat selbst war ^) , so Ist dabei doch nicht zu
übersehn, dass, was damals nur die natürliche Folge ih-
rer grösseren politischen Berechtigung gewesen war *),
nach dem Verluste dieser um so unbilliger werden musste,
als in demselben Maasse, wie alle VorthcUe der Staats-
||
§. 161. Belastung der Reichen. Liturgien. 471
hoheit auf die Massen übergingen, zugleich mit den Be-
dürfnissen des Staats und der Begelirlichlseit des Volks ^)
die Kostspieligkeit jener Leistungen dergestalt wuchs,
dass die blossen Einkünfte auch der Reichsten dazu
nicht immer auslangten ''^). Nur insofern sie doch immer-
hin geregelt und geordnet waren, gaben sie den Einzel-
nen keinen Grund zu gerechter Beschwerde, und manche
derselben wurden sogar gern als eine Gelegenheit er-
griffen, seinen Reichthum zu zeigen oder den Dank des
Volkes zu verdienen ^) , zu welchem Ende selbst über
das Maass der regelmässigen Verpflichtung hinaus frei-
willige Geldopfer nichts seltenes waren ^). Namentlich
gilt dieses von den sogenannten Liturgien oder mit pe-
cuniärem Aufwände verknüpften persönlichen Leistun-
gen ^) , und unter diesen wieder vorzugsweise von den
ordentlichen oder sogenannten encyklischen, die ohne-
dies zu eng mit den Bedürfnissen und der Verherrli-
chung des gemeinschaftlichen Götterdienstes zusammen-
hingen, um nicht ein altbegründetes Herkommen voraus-
zusetzen ^) : der Choregie^), Gymnasiarchie oder Lampa-
darchie ^°), Architheorie ^*) und Hestiasis oder Speisung
der Phyleten ^2) , deren Kosten aus eigenen Mitteln zu
bestreiten ein Vermögen von mindestens drei Talenten ^^)
jeden dazu qualificirten Bürger in der Reihefolge ver-
pflichtete, die, wofern sich Niemand freiwillig dazu her-
gab, unter der Aufsicht der Leiter der öfl'entlichen Spiele
und des sonstigen Cultus von den einzelnen Phylen be-
stimmt worden zu seyn scheint ^'^).
1) Vgl. die Naukraren oben §. 98, ii. 3 und den soIoniscLen
Census §. 108, n. 10; auch die livrldooiq §. 162, n, 18 und insbes.
Aristot. Oeconom. II. 5 vin Hippias : oaoi di TQijjQUQXf^v ij q>vkuo-
^ilv tj XOQijyiVv ij nva tXo, fXfQuv xomvxTjv XnxoVQyLav ^ufÄlov Jeinn-
yäv. Dass, wie Göttling hierzu bemerkt, nach d. Par. Chrouik erst
Ol. LXVIII. 1 Männerchöre ein|>erichtet worden seyn sollen , thut
dem Ganzen keinen Abtrag; vgl. Müller in Weicker's Rb. Museum
I, S. 336.
2) S. oben §. 66, n. 8, §. 67, n. 1 und Wachsmuth I, S. 410 fgg.
3) Vgl. Xenopb. Rep. Ath. I. 13 mit Limburg- Brouwer IV, p.
54 fgg. und im Allg. die Preisscbrii'ten von Chr. Meiners, Tb. Chr.
Tycbsen , und .1. F. Reitemeier über den Luxus der Atbeaienser,
Gott. 1782. 8, auch Stoc über den Tcrderblichen lüiuüuss dcf Luxus
472 Th.r. Der athen. Staat. C. l U.A. Politik u. Finanzen.
auf das endliche Schicksal Athens , Posen 1825. i, wogegen A. G.
B. Zander de luxu Atheniensium , Greifsw. 1828. 4 sehr unbedeu-
tend ist.
4) Demosth. Mid. §. 61 : twv «vjyAwxoTwv noXKäxtq nävra tu
övTU (i<: rnq kfi,ToiiQyia<;: vgl. Xenoph. Oec. II. 6 und Antiphanes
bei Ath. III. 62: rj yuQ floipoQtt Tt? tjqtiuxi ruväo&iv navx rj ditiij
Tt? TifQiTifaoJr dnajXfTo, fj OTQttTTjy^aug nQoamrpkiv 7] X°i'^y^^ (ÜQf&flq
IfiÜTia j(QVOÜ naqaaxiDV tw X°QV ^^""o? (poQit x. z. X.
5) Aristot. Politic. V. 7. 11: ßiknov di xai ßoiiXo/jiivovq kü)Xvh.v
T«9 äanuvrjQa^ /xiv fttj XQV^^^°^'^ '^* XfiTov(jyiuq , ouov xo^Tjyiuq xal
Xn/x.nadrtgxla(; xat offat uXXai Toiavrai; Vgl. z. B. Nicias Verschwen-
dung (Flut. Nie. c. 3), Alcibiades (Isoer. de bigis §. 33) u. insbes.
A. Redner bei Lysias de muner. acceptis. Daher KuxaXii,xoVQy(tv t«
ö'vT«, Poll. III. 67, während bloss seine Schuldigkeit zu thun {d<fo-
aiovo&at, Isaeus de ApoUod. §. 38) für schimpflich galt; vgl. dens.
de Uicaeog. §. 36.
6) Demosth. Mid. §. 13: naqiXQ-Mv vrifa/ö/AT^v lyoj xogr/yr^anv
f&fXövTj^g: §. 160, 165: intdovvut rgirJQTj , vgl. pro Cor. §. 99, auch
rüXavTov uijyi'QLoii, Demosth. Phormion. §. 38, und im Allg. Lycurg.
Leoer. §.110 und Ath. IV. 67 mit Herald. Anim. p. 408, Wolf ad
Lept, p. cxx, Schöm. Comit. p. 292, Meier Comra. epigr. p.21.59,
insbes. aber Böckh I, S. 731 fgg. 764 fgg.
7) Von Xiioq , XilTov (oder X^hov = nginnvitov, Her. VII. 197),
8. Valck. ad Ammon. II. 16, p. 144, und mehr im Allg. bei Sigon.
rep. Athen. IV. 4, Petit Leg. III. 4, p. 349, Wolf ad Lept. p. lxxxvi-
cxxv, Böckh Staatsh. I, S. 594—617, Wachsmuth II, S. 95 fgg.
8) Demosth. Lept, §. 21 : noooi örjnox ilolv ol kkt iviuvxov r«{
lyxvuXiovq X(trov(jyiuq Xnrovqyovvxfc; T]ntvi yoqrjyol nul yv/ivaalaQX'"'
x«t faxiäxoQfq: vgl. §. 125: xavO' Uqmv laxiv unuvxu xa avaXojfiuxa^
und Bekk. Anccd, p, 250.
9) Xenoph. Rep. Ath. III. 4 : xoQ'iyf'^v tl^ jdiovvaia (Gott. Alterth.
§, 58. 59, insbes. n. 10 fgg.) xni- &aQyTjXi.a (das. §, 60, n, 5 fgg,)
nal nava&Tjvnia (das, §. 54, n, 20 fgg,) Kai TlfiOfiTj&n.a xal ' H<pui-
axna (s. d. folg. Note, doch verbindet sie auch G. Inscr. n. 213
mit den andern); vgl, Demosth. Mid. §. 10, Lysias mun. acc. §. 1
— 5, für die Einzelheiten auch Antipho Choreut. §,11; tnft^r/ x^liV
yog xuxioxfid-r/v ilq OugyijXtu xui tXuxov UavxaxXfit didüaAaXov . . ngöi-
rov i*iv didaaxuXiXov fj tJv ijiixtjSftöxuxov x^q '/*7? olxiug Kaxeaxfvaaa
. . l'nfixa xov xoQov wf UQinxu iSvvufirjv avvfXf^u, ovxt L,r]ni(uaa<; ovdivu
oi'xf ivfxvua ßia <pfqo)v oi'ixf uTifx&nvvfifvog ovdtvL, und mehr bei Meur-
sius orchestra (in Gron. Thes. VIII), Petit p, 351 fgg. , van Dale
Diss. VIII. 5, p. 671 —691 , Böttiger Opusc. latin. p. 287 u. 336,
Wolf ad Lept. p, lxxxix, Böckh Staatsh. I, S. 601. Aescbines An-
gabe (Timarcb. §. 12) , dass der Chorege habe über 40 Jahre alt
seyn müssen, beschränkt Clinton Fast. Hell. II, p. ltiii richtig auf
das x°(J^yf''* naiaiv , vgl. Isaeus Philoctem. §. 60.
10) Isaeus Apollod. §. 36: yfyvfivuai.d()x^>ta ilq IlQof4,7J&fia, näm-
lich XufiTiädt, wie Philoctem. §. 60; vgl. Xenoph. Vectig, IV. 52
und über die Fackeliäufe {Xu/unuJixfQo/uiui) zu Ehren der &fol hvq-
ipÖQoi (vgl. J. V. Meyer de diis ac deabus daäovxoig, Frankf. 1790.8)
Athene (Müller Fanath. p. 57), Hephästos (Her. VIII, 98), Prome-
theus (Soph. Oed, Col. 53, vgl. Paus. I. 30. 2 mit Meinekc ad
Menandr. p. 193), auch Pan (Her. VI. 105) und Bendis (Plat. Rc
§ 162. Trierarchie und f^ermöyensteuer. 473
publ. 1. I) die Erkl. z. Aristoph. Ran. 1115, Schubert Aedil. p. 36
— 38, Welcher aeschyl. TrilogLe S- 120, Böckh Staatsh. I, S. 612,
Weiske Prometbeus u. s. Mythenkreis , Lpz. 1842- 8, S. 538 fgg ,
Haase iu Hall. Encykl. III. 9, S. 388, und insbes. Krause Theage-
nes S. 210—219 oder Gymnastik und Agouistik S. 201—205, der
nur diese unattiscb aucb Xa/xnaddyxiu (Aristot. Politic. V. 7. 11)
genannte Leistung nicht mit dem Amte der Gyninasiarcheu als Auf-
seher der Palästren (Aescbin. Timarch. §.12; vgl. Petit III. 7, Pe-
riz. ad Aelian. V. Hist. 11.6) zusammenwerfen sollte; denn lezteres,
welches später zu grossem Ansehen gelangte (v. üale p. 584 — 601,
C. loser. I, p. 363 fgg-)) scheint vielmehr eine gewählte Magistra-
tur, und die Oelvertheilung (Schol. Demosth. Lept. p. 465. 28) eine
freiwillige Spende gewesen zu seyn ; vgl. C. Inscr. n. 108 und Ad.
Cramer de educ. puer. ap. Athenienses p. 14, im Allg. auch Kay-
ser in Wiener Jahrb. XCV, S. 161. Worauf gebt aber Isaeus Me-
necl. §. 42: iyvnvaaiutjxow iv tÖi dTj/n(o?
11) Demosth. Mid. §. 115: uQ)(i.&nt)QovvTtt dyayitv tu Jd toj
JVf/A.(i(p Trjv y.oivTjv V7i\(i rr/q nukiox; &Kt)QLav ; vgl. Böckh I, S.300 und
Msier in d. Hall. Gratulationsprogr. z. Gott. Jubiläum 1837, p. ix
fg. Doch bekam der Architheore auch vom Staate Geräthe, nofiriita,
Andoc. c Alcib. §. 29.
12) (PvXfTixd d(t:iva, Alh. V. 2; vgl. Demosth. Mid. §. 156 und
Böckh Staatsh. I, S. 616. 651. 695, auch über ähnliche Speisungen
der Metoeken, Schol. Demosth. Lept. p. 462. 13; dessgleichen der
Frauen an den Thesmophorien , s. Gott. AKerth. §. 56, n. 26.
13) Vgl. Demosth. Aphob. I , §. 64 und Isaeus Pyrrh. §. 80:
xfxrjjftfyoq rov tqitÜXuvtov Oiy.ov, il i'v ytya/xtjxcog, tjvuyriui^fro uv vniQ
Tjys yafiixrjq xal &iaiiQipoQi.a laxiäv ruq yvvuXuaq xnl tuXXh oaa tiqo^-
ijxi XfiroVQyfiv fv töJ dTjiuoj.
14) S. Tittmann Staatsv. S. 295 — 297; daher qfQftv xoQ^iyö*, auch
nqoßüXXio&at, Xinovqydv (Andoc. Myster. §. 132) von de« Phylen,
wie xadiOTt'tvui. von Jen Archonten (für die grossen Dionysien der
uQxcv , Demosth. Mid. §. 13; für Lenäen und Gymnasiarchie der
ßaoiXfVQ, Poll. VIII. 90, vgl. Demosth. Lacrit. §.48) und Athlo-
theten (für die Panathenäen , s. §. 150, n. 3) , Demosth. Boeot. de
nom. §. 90. Für die Thargelien wechselten je zwei Phylen , für
die Dionysien stellte jede ihren Choregen, Schol. Leptin. p. 465. 27«
§. 162.
Ungleich ^vichtlger für den Staat waren freilich die
beiden andern Kategorien , Trierarchie und Vermögen-
steuer, die zwar ihrer Natur nach ausserordentlich und
nur für den Kriegsbedarf bestimmt ') durch die Gewalt der
Umstände allmählich zur stärksten Belastung der Begüter-
ten anwuchsen. Das früheste sichere Beispiel der Ver-
mögensteuer, eiotfoüd, in der athenischen Geschichte-),
begegnet uns Ol. LXXXVIII. 1 = 428 a. Chr., ob-
gleich ihre Möglichkeit schon in der solonischen Ver-
fassung enthalten ist und deren Scliatzuugsclassen ihr
474 Th. y. Derathen. Staat. C.III.A. Politik u Finanzen.
auch bis zu der grossen Veränderung unter dem Arcbon
Nausinikus Ol. C. 3 = 377 a. Chr. zu Grunde gelegen
haben müssen ^) ^ was dagegen die Trierarchie betrifft,
so trat diese wohl schon seit Themistokles '^j an die
Stelle der alten 48 oder 50 Naukrarien , die eben so
viele Schiffe zu unterhalten hatten 5), in der Art, dass die
Feldherren alljährlich aus den Höchstbegüterten die er-
foderliche Anzahl von Trierarchen aushoben^), deren
jedem ein Schi£f überwiesen ward, um es auf seine Ko-
sten auszurüsten und in baulichem Stande zu erhalten^) 5
der Staat gab nur den Rumpf und unterhielt die Mann-
schaft ^). Die Trierarchie gehörte übrigens wesentlich
auch zu den Liturgien und theilte mit diesen insbeson-
dere den persönlichen Charakter ^), wohingegen die Ver-
mögensteuer so ausschliesslich an dem Eigenthume haf-
tete, dass selbst Säumigkeit in derselben wohl Confisca-
tion, aber nicht die gewöhnliche Atimie der Staatschuld-
ner zur Folge hatte ^^): während also leztere auch von
Unmündigen, Eibtöchtern, Körperschaften, in soweit
sie Grundvermögen besassen ^'), entrichtet ward, waren
von Liturgien nicht nur alle diese , einschliesslich eines
vollen Jahres nach dem Eintritte der Mündigkeit '^^^
sondern, wie es scheint, auch sonstige dienstunfähige
Personen ^^) , dessgleichen die neun Archonten frei ^*),
und konnte auch sonst Niemand mehr als eine in dem-
selben Jahre ^^) oder zwei Jahre hintereinander zu über-
nehmen gezwungen werden ^^). Ausserordentliche Be-
freiungen sollen nur für encyklische Liturgien üblich
gewesen seyn '^j^ wohl aber hatte Solon ^^) einem jeden,
der einen andern eher als sich zu irgend welcher der
genannten Leistungen verpflichtet glaubte, gestattet, die-
sem einen Vermögenstausch anzutragen , den derselbe
entweder eingehen oder die fragliche Leistung überneh-
men musste '^), und von dem nur Kleruchien und Berg-
werksbesitz ausgenommen war, weil diese Stücke über-
haupt nicht zum steuerbaren Vermögen gehörten 2°).
1) Xenopb. Oec. II. 6 j tjv dt 6t] nokinoi; yhf^rui , oid' ot» xal
xqiri^u{)xi'<'i [iMioöoi's?] y.ui tlaifo^ui tcoui/tos 00» nqooxü^ovoiv , ea«c
§. 162. Trierarchie und Vermögensieuer. 475
Ol) Ol' ^ndiojg vTioionq: vgl. Schol. ßemosth. Lept, p. 465. 28 und
Böckh l', S. 397 %g. 618 fgg.
2) Tliuc. in. 19: röze nftCirov fla<poQfiv Si,axöoi,a ruXuvru i^f-
Tifftrpav: doch spricht schon Antipho Tetral. I. b, §. 12 von :ioAAai?
xul lAiyäkaiq ila<poQai<;, womit auch Isaeus Dicaeog. §. 37, Lysias de
olea§. 31, und wa^ Tittmann Staatsv. S. 41 sonst gegen Böckh gel-
tend macht, zu vergleichen ist, obschon es dabei immer voreilig
bleibt, wenn Nissen in Zeitschr. f. Alterth. 1838, S. 736 den Zu-
satz uinol fOfviyxörTfq bei Thucyd. für einen Beweis hält, dass die
tlolfioQd vor dem Gelangen der Athener zur Hegemonie schon lange
und oft in Anwendung gekommen sey !
3) S. oLen§.i08, n.Sfgg. und gegen Böckh's Bedenken S. 656,
ob auch später noch, wie nach Solon's Classeneintheilung, nur das
I.andeigenthum {<purfQ(i oi'aLa lyynoi;, Bekk. Anecd. p. 468. 23, vgl.
Privatalt. §. 14, n. 10 fgg-) besteuert worden sey, Schömann Verf.-
gesch. S. 25 , so wenig auch dieser sich im Grunde selbst gleich
bleibt.
4) Böckh I , S. 359 fgg. 594 fgg. ; vgl. dess. Urkunden des
Seewesens S. 73 fgg., wodurch E. Kapp de re navali Atheniensiuin,
Hamm 1830. 4, allerdings überflüssig geworden ist.
5) S. oben §. 98, n. 3 und noch bei Schol. Aristoph. Pac. 1200
vavxXr/Qoq für Tgii^ga^/oq. — Von der Schwäche der Seemacht noch
kurz vor Themistokles (§. 156, n. 3) zeugt Thucyd. I. 41.
6) TtnrjQftQxov xnraXfynv , Isaeus Apollod. §. 5; vgl. Demosth.
Lacrit. §. 48 und mehr bei Böckh Urkunden S. 210 fgg., Staatsh.
1, S. 701 fgg.
7) Demosth. Mid. §. 154: t« uvakot/iaTa nüvra ix twv ISImv i6a-
7iavä)/ufv x(tl Tnq yai'q inkt/oov^f&a avrol, wo lezteres nach Böckh's
sicherer Auslegung (Staatsh. I, S. 714^ nur auf die Anschaffung,
nicht auf Sold und Verpflegung der Mannschaft zu beziehen ift ;
dafür sorgte der Trierarch höchstens freiwillig, vgl. Thucyd. Vf. 31,
Isoer. Callim. §. 60. Eher fragt es sich umgekebrt, ob nicht damals
bereits wie später der Staat auch das Geräthe gestellt habe; man
müsste denn bei Aristoph. Kquit. 918 statt laziov mit f{ock rriv Iotuv
lesen; s. Rh. Museum IX, S. 534 und dagegen Enger in Mützell's
Zeitschr. 1854, S. 403.
8) Ueber die Verpflichtung des Raths zum fortwährenden Bau
von Schifl'en s. oben §. 126, n. 17 ; ausserdem kommen eigene Tgtjy-
Qonoiol vor , vgl. Aescbin. Ctesiph. §. 30 mit Böckh Urk. S. 59.
9) Vgl. Böckh Urkunden S. 172 fgg.
10) Vgl. Böckh Staatsh. I, S. 507, insbes. nach Demosth. An-
drot. §. 54 : tt TIC igoiTO utnöv tuq floqioQui; noTfgov rü oo}/.iuTn n rii
XiirjfKiza oipiikii,, tu xitr/iiaTa (prjOHfv üv : auch Herald. Anim. VI,
p. 408 fgg.
11) C. Inscr. I, p. 141; vgl. oben §. 122, n. 14.
12) Lysias adv. IMogit. §. 4 bei Dionys. Hai. T. V, p. 515.
13) Vgl. wenigstens die Zusammenstellung bei Demosth. Sym-
mor. §. 16: Tüiv i-JiixXtjgiüv xul rwv oQ<favixöiv xni rwv xX>j{tov)fi.xü)v xnl
T(~v xoivfovixüv (Harpocr. p. 175 mit Lysias Diogit. §.4 und Privat-
alt. §. 63, n. 5) xui n Ti? ndi'varoq, uipatQi&fvrwf, wo ich nicht mit
der Sicherheit wie Böckh I, S. 703 an der Beziehung auf die «di;-
vuiov'^ TU aü/iuri, (§. 152, n. 14) zweifeln möchte.
476 r/t. V. Der athenische Staat. C.III.B. Parteikämpfe.
14} Demostb. Leptin. §. 18.
I5j Ders. §. 19: ol fifv Toivw nXovaMxaroi, tqitjquqxovvtk ail
Twv x°QW^'^^ (hiXiZg vnÜQxovai. : vgl. Mid, §. 155, Polycl. §. 9 und
Vit. X Orat. p. 848.
16) Demostb. Lept. §. 8: ht«VTov S'i-uXi-nüJv iKaarog XtixovQyiV.
Nacb Isaeus Apollod. §. 38 lässt sich für die Trierarcbie sogar eine
zweijährige Pause annehmen; doch vgl. Böckh ürk. S. 175.
17) Demostb. Lept. §, 18: tüv yuQ ilg toj' nöXtuov xui ttjv au-
XTjQiav XTjq TioXiojg nuoüv ilaq>ogSiv xal rgiTjQUQXtö'v ovdiig lariv ht(Xt]<;
ix rmv nuXaiöjv vöfiojv : vgl. Petit III. 5, p. 371 und Wolf Proleg.
Lept. p. Lxxi. Dass C. Inscr. n. 87 nichts dagegen beweist, be-
merkt schon Westermann publ. honor. p. 7.
18) 'ArtiSooig , s. Demostb. g. Phaenippus mit Petit III. 4. 15,
p. 368 und Wolf ad Lept. p. cxxiii ; auch Mid. §. 78 un-i Aphob.
II, §. 17. Den solonischen Ursprung zu bezweifeln geben Hüll-
mann's griech. Denkwürd. S. 49 keinen Grund.
19) Vgl. Heffter Gerichtsv. S. 378 — 382 und Platner Process II,
S. 106—110, insbes. aber Böckh Staatsh. I, S. 749—761, wo zu-
gleich jezt die von F. Vollbrecht de antidosi , Clausthal 1846. 4
und im Philol. II, S. 168 fgg. aufgestellte Ansicht, dass nicht der
Provocirende sondern der Provocirte das Tauscherbieten habe ma-
chen können , beseitigt ist; s. auch Schömänn im Philol. I, S. 725.
20) S. oben n. 13 und adv. Phaenipp. o. 18 mit Böckh I, S.
705. 752.
ZWEITER ABSCHNITT.
Parteikämpfe und Umwälzungen,
§. 163.
Die ersten Versuche aus den Reihen der Minderheit,
dem Drucke der Volksherrschaft entgegenzuwirken , be-
gegnen uns bereits um die Zeit der Schlacht bei Taua-
gra 457 ') , und welche Mittel der Parteihass schon da-
mals für erlaubt hielt, zeigt die Ermordung des Ephial-
tes, der durch die oben §. 160 erwähnte politische Zer-
nichtung des Areopags der unbedingten Demokratie den
iezteu Stein aus dem Wege geräumt hatte, aber auch in
allen sonstigen Stücken als ein zweiter Aristides geschil-
dert wird ^). Als staatsgefährliche Umtriebe betrachtet
stehn jedoch diese Erscheinungen in jener Zeit nur erst
vereinzelt da 3)- die Häupter der Partei, Cimon, und
nach ihm Thucydides des Melesias Sohn '^) , hielten sich
fortwährend in den Schranken einer gesetzlichen Oppo-
sition, und so lange Pcriklcs lebte, ward auch von der
§. 163. Parteihäupter neben und nach Perikles. 477
überlegenen Mehrheit keine andere Waffe als die des
Ostracisuius wider sie in Anwendung gebracht ^).
Kaum hatte aber dieser die Augen geschlossen, so be-
gann die rasche Entwickelung der gemeinen Demago-
gie ^) , der des reichen Nicias ängstliche Mässigung am
wenigsten die Wage zu halten im Stande war'') 5 selbst
das entschiedene üebergewicht , das lezterem Kleon's
Fall in der Schlacht bei Amphipolis 422 für einen Au-
genblick verschaffte , vermochte den Staat nicht vor dem
Schwanken zu bewahren, welchem ihn jezt das Gewoge
der Selbstsucht unter seineu eigenen Häuptern preisgab,
und die hiervon unzertrennliche Sykophantie drängte die
Minderheit bald in ein entschieden feindseliges Verhäll-
niss gegen das Bestehende ^). Kleon steht einzig in der
Geschichte da durch die Kühnheit, einen Platz einzuneh-
men, den Perikles leer gelassen hatte ^) 5 kaum aber zeigte
sein Beispiel, wie wenig dazu gehörte ^^) , als ein wett-
eiferndes Buhlen der Gemeinheit um denselben ent-
stand^'), worin jedoch nur wenige wie gleich Anfangs
Hyperbolus ^^) ein zufälliges Ansehen erlangten ^ und
diesem gegenüber operirten in ähnlicher Weise die Clubbs
der Opposition, die zwar Im Ganzen alle mit der grossen
Adelskette zusammenhingen, welche damals die Freunde
der spartanischen Politik im athenischen Gebiete ver-
knüpfte ^^) , übrigens aber auch jeder zunächst nur sein
und seines Häuptlings Interesse verfolgte **). Selbst die
hervorragendste unter allen diesen Persönlichkeiten , Al-
elblades, den Geburt und Talent mehr als irgendwen zu
Perikles Nachfolger beriefen ^^), war nur das ausgepräg-
teste Beispiel dieser Selbstsucht, die dann auch das
Misstrauen aller Theile wechselsweise gegen Ihn rege
machte ^^). Durch eine Coalltion mit der Hetaerie des
Phaeax gelang es Ihm zwar noch um's J. 417 den dro-
henden Ostracismus auf den Demagogen Hyperbolus ab-
zuwenden und damit dem Demos diese Waffe auf immer
zu entwinden ''^) ^ desto jäher aber stürzte ihn 415 der
berüchtigte Hermokopidcnproccss aus seinen weitausse-
henden Plänen , zu welchen er gerade damals durch die
478 Th. F. Der athenische Staat. C. HIB. Parteikämpfe.
Expedition nach Sicilien den ersten Schritt gethan zu
haben glaubte ^^).
1) Thucyd. I. 107: r& dt rt y.al uvöqk; 'A&t]vuIo)v tu^yov avtovq
xQvipa ().niauvTfq dfjfjiov ri maranai'afiv xal rd fiaKou Tfiyn olxoäofiov-
ftfva : vgl. Meier Bon. damnat. p. 4. Nach Plut. V. Aristid. c. 13
sogar schon bei Plataea? Freilich die Alkmaeoniden bei Marathon,
Her. VI. 115, vgl. 121 fgg.
2) Diodor XI. 77. Als Thäter nannte Aristoteles nach Plnt. V.
PericI. c. 10 einen Tanagräer Aristodikus; zu Antipho's Zeit (He-
rod. §. 68) war er noch nicht entdeckt; vgl. Grole V, p. 496 uud
über Epbialtes selbst oben t). 160, n. 3 ; zu seiner Charakteristik
übrigens auch Harpocr. p. 214 : to»'? a^ovag xul roi'q xv()ßnq (§. 107,
n. 1) avoi&fv taJ? äxgoTtöXloiq «i? ro ßovXivr^Qcov xul xrjv uyoijdv iif-
riaxTjat.
3) Vg'- Büttner Hetaerien S. 28 fgg. und Wattenbach de qua-
dringent. factione p. 4; auch Ullrich Beitr. z. Kritik d. Thukydi-
des, Abth. II, Hamb. 1851. 4, S. 37.
4) S. Plat. Meno p. 04 C, Aristoph. Acharn. 659, Plut. V. Fe-
ricl. c. 8 u. 11 mit Sintenis p. 117 — 120, und Einzelnes mehr bei
Wachsoiuth I, S. 583, Büttner Hetärien S. 41 , Grote VI, p. 20.
5) Vgl. oben §. 111, n. 20 und Perikles Selbstruhm bei Plut.
C. 38 ■• ovdflq dt ffif rojv Jrxwv A&i]vni(i)v ftfXuv Ifiiiziov nfQtfßuXfTO.
Die (tfi(pvyiu des Thucydides bei Schol. Aristoph. Vesp. 947 hat
schon Clinton F. Hell. III, p. 488 als eine Verwechselung mit
Themistokles erkannt.
6) S. oben §. 69, n. 2 und hier insbes. F. D. Michaelis de de-
magogis Atheniensium post mortem Periclls usque ad XXX tyran-
norum imperium , Königsberg 1840. 8 und Bormaiin quibus potis-
sinium rebus factum sit , ut Pericie mortuo Athenis omnia nutu et
arbitrio demagogorum gererentur, Halberstadt 1S41 . 4; über Kleon's
Vorgänger Eukrates und Lysikles Aristoph. Equ. 129 fgg. mit
FritzscLe de Aristoph. Babyloniis p. 39 fgg. und RoscLer Klio S.
411, der nur bei dem ersteren nicht hätte an Nicias Bruder denken
sollen j vgl. Scheibe oligarch. Umwälzung S. 52.
7) S. Plutarch's Biographie mit Wachsmuth I, S. 617 fgg. und
Schmidt de vita INiciae P. I, Berl. 1847. 4; auch Süvern über Ari-
stoph. Drama gen. d. Alter, Berl. 1827. 4, S. 28 fj/g., Büttner S.
32, Koscher S. 415, Grote VU, p. 480 fgg. und m. Abb. de per-
sona Niciae npud Aristophanem , Marb. 1835- 4; über seine Reicb-
thümer Böckh Staatsh. I. S. 628-
8) Plat. Republ. VIII, p. 565 B : «Vayxn'CofT«« dij , oifiui, ufiX'Vf-
a&ai kfyovTfg it fv tw öjjfto) xal 7ifj".rTovrK; onrj dvvuvxat y ovioi (uv
n^niQofvTat , . . aiiiav dt] to^ov imo rwv fXfQwv , xuv fiTj fni&vfuooi
vfoni^itnv , w? ImßovXivoriai. tw drjfim xal floiv oXiyuQX^*°^ • • • ""'
Tf AfiTtövT*? nri ßoi kovxni ft'jf fti] ox; uXtj&äiq okiy(tQ}(i.xol yiypovxni:
vgl. Lysias aft'ect. tyrann. §.27 uud isoer. n. urxid, §.318: oliyu(j-
Xlftv <jvfi6i^ovxf(; xal kaxo)vinfiov ov nQorntov inrciioavxo, uqIv Tjtayxtinay
otioioiii; yiyvfO&at. xftiq ulxiaiq xaVq Xfyoftfvatc; nfQi at'TÜv : über xaru-
XfOtq xov dijftov überhaupt aber Salmas. Mise, defens. p. 296 fgg«,
Herald. Anim. p. 227 u. 267, Schneider ad Aristot. Politic. p. 279,
Meier Bon. damnat. p. 1 fgg., Platner Process II, S. 83 fgg-, Le-
lyveld de infamia p. 44 fgg>
§. 163. Parteihäupter neben und nach Pcrikles. 479
9) Vgl. Hortüni in Bremi's und Döderlein's philol. Beitr. a. d.
Schweiz S. 35—60, Rötscher Aristoph. S. 166—176, Wachsmuth I,
S. 617 — 621, Ranke Aristopli, vila p. 383 — 394, C. H. A. Wendt
Perikles u. Kleon , Posen 1830. 4, S. "23 fgg. , und den Versuch
seiner Rechtfertigung in Droysen's AristopLanes, Berlin 1837. 8, II,
S. 288 — 308, wogegen dann wieder H. Hasselbach über Kleon,
Marb. 1844. 4 und F. Voswinkel de Cleone demagogo, Bonn 1847. 8;
auch y. Leutsch im Philol. I, S. 468, Röscher Klio S. 157. 230.
411, und auf's Neue vertheidigend Grote VI, p. 332 fgg. 656, des-
sen Auflassung inzwischen gleichfalls von Campe in N. .Jahrb. LX> ,
S. 289 fgg. wesentliche Berichtigungen erhalten hat.
10) Aristoph. Equ. 193 : jj dj/.uayoiyia yctQ ov ngoq /xovaixov »t
ioTtv ftvd^c? oldf /QijOTov TOl'? TQonovq . . . (pavXörazov iQyov' Tuvd-
ürifQ noifi<; noLti' Tagarif x<tl xögöii'' o/nov tu TiQuynaza urrnwa xui
Tov o^iuov rUl TiQoanoioi". vgl. Plat. Republ. VIII, p. 558 B und
Theodor. Metochit. Miscell. 93, p. 632.
li) Thuc. II. 65: Ol df varf(tov, Xaoi avrol /xäkkov tiqoi; dklrjXovq
ovTf ; , iTfianorTO xu&' [i^Jovdg TW 6i'jfi'j} nal tu nti(tynai:a iv6idovui:
vgl. Filon Hist. de la demoer. p. 98 fgg. und Wachsmuth I, S. 622,
über Einzelne auch Kortüm hellen. Staalsv. S. 176 fgg. und über
das Vordrängen der Jugend insbes. Eupolis b. Schol. Aristid. p. 072
Dind. oder Herodian. -x. a%f]/x. p. 47.
12) S. Aristoph. Pac. 687 : dnoQwv o d^^o? nooaTÜrov xal yvfifoq
<ü V TovTov xiüjq Tu» üy6ou Tif^K^üwuTo: Vgl. Jchb. ad Aristid. II, p.
579, Meineke Hist. crit. com. graec. p. 188—195, Bergk Com. att.
reliqu. p. 106. 308 fgg. 354, Cobet Piaton. com. reliqu. p. 136 —
146, Fritzsche in Act. Societ. gr. 1, p. 127 — 142, Vater in Jahn's
Archiv 1843, IX, S. 345 fgg. und unten not. 17.
13) A'gl. oben §. 70, n.2 und ausser den not. 3 citirten Schrif-
ten insbes. W. Vischer die oligarchische Partei und die Helarien
in Athen, Basel 1836. 4 und Chr. G. >'olcKe de facliouibus in
Athen, republ. belli Peloponn. aetate posteriore, Roterd. 1841. S;
auch Droys3n in Welcker's Rh. Museum IV, S. 39 oder z. Aristoph.
II, S. 19 und Sauppe de causis m.ignit. Ath. p. 21 fgg-, während
E. G. Weber de Laconistis apud Athenienses, Weimar 1835.4, mehr
die Lächerlichkeit einzelner Nachäff'er spartanischer Sitte behan-
delt; s. Heindorf ad Plat. Protag. p. 579 und Wachsmuth I, S. 591.
14) Lysias afi'ect. tyrann, §. 9 u. 10; oi'xovv }^aXfn.ov yvwvai, 'ön
ov TifQl TiokiTtiitg floly at 7lQo<; «i-A/^Ao»'? dtutfOQui , akka nfQi rwv I6i(t.
ovfKfifQÖfTWP fxuoxb). Daher sie denn auch im vorkommenden Falle
ebensowohl den Demagogen spielten; s. Thucyd. VIII. 48: toi'C
xakoi'g xuyu&oi'g o>oiun^oiufyoi'<; . . 7ioQior(t(; ovr«c xul fojjyrfzui; twv
xaxüv TW dt/ixo) , auch Lycurg. Leoer. §. 113 u. s. w.
1.5) Ihn charaktcrisiren ausser Plutarch's (ed. Bahr, Heid. 1822. 8)
und Cornel's Biographien (J. Wiggers de Cornelii Nepotis Alcibiade
quaestiones historieae et criticae , Lips. 1833. 8) die Rede des
(vorgeblichen) Andocides gegen ihn (Hauptmann Alcibiades Andoci-
deus bei Reiske Orat, gr. VIII, p. 575 — 584) und Isokrates de bi-
gis , der für, wie Lysias gegen seinen SoLn geschrieben hat; vgl.
ausserdem Ath. XII. 47—49, Theodor. Meioch. IMiscell. c. 115, jind
mehr bei P. C. Chambeau de Alcibiade, Berl. 1835. 8, G. He-
cker de Alcibiadis moribus rebusque gestis, (ironingen 1839. S, W.
ViicLer Alkibiades u. Lysandros , Basel 1846. 8, G. F. Hertzberg
480 Th. V. Der athenische Staat. CHI. B. Parteihämpfe.
Allslbiades der Staatsmann u. Feldherr, Halle 1853. 8; auch Hee-
ren Ideen 111, S. 401 fgg. , Plass 11, S. 301 fgg. , Waebsmuth I,
S. (132 fgg. , Droysen im Rh. Museum Ifl, S. !83 fgg. , Lachmann
Gesch. Griechenlands S. 17 — 24, Rosclier Klio &. 4"22 fgj. , Filon
p. 121 fgg., Ullrich Beiträge ISöl, S. 27 fgg.
16) S. Thucyd. VI. 15: qioßtj&ivTfg yoQ ni'Tov ol nokkol tc it,i-
yf&og . . 0)q TiiQuvviäoq tTiipliftovvTi noXf/xioi xriOfaraauv , und VIII.
48 : y4lxi,ßi(iöjj<; [onfQ xal rp') Ol 6fv ixi~).).ov okiyitQ/itic; rj öijuoy.ourinq
äila&ui f6öxfi avToü : vgl. Plat. Alcib. p. 105 und Büttner Helarien
S. 56 u. 71 fgg. '
17) Plut. V. Alcib. c. 13 mit Bahr p. 127; vgl. Thucyd. VIII.
73 und die Streitschriften über die pseudandocideische Rede, deren
Aechtbeit zwar auch Droysfn nicht mehr zu vertheidigen in Zeit-
scLr. f. d. Alterth. 1843, S. .55 fg. erklärt hat, die aber bereits
Taylor lect. Lysiac. p. 262 fgg. (obgleich unter Widerspruch von
Ruhnhen. Hist. crit. orat. graec. p. 48 und Sluiter lect. Andocid.
p. 14) und neuerdings Vater in Jahn's Archiv XI, S. 426 fgg. von
Phaeas bei dieser Gelegenheit geschrieben glaubt, während sie frei-
lich A. G. Becker in s. Uebers. S. 16, H. Sauppe in Zeilschr. f. d.
Alterth. 1835, S 328, Hertzberg Alkibiades S. 12, und namentlich
Mtyer iu einer Reihe hallischer Programme de Andocidis quae fer-
tur orat. adv. Alcibiadem 1836 — 1843 für eine blosse Fälschung
halten. .4nch die Zeit lässl sich nur annähernd mit Grote VII, p.
144 zwischen 420 und 416 bestimmen ; gegen Ol. XCI. 1, was Mei-
nelse 1. c. p. 193 uud Fritzsche ad Aristoph. Thesmoph. p. 306 an-
nehmen , bat Cobet Plat. rcliqu. p. 143 fgg. gute Gründe beige-
bracht; vgl. dens. p. 177.
18) Italien, Karthago, s. Thucyd. VI. 15, Isoer. de pace §. 85,
Plut. V. Nie. c. 12. Freilich auch früher schon Aehnliches , vgl.
Plut. V. PericI. c. 20 und .Aristoph. Equ. 1314 mit v. Leutsch in
Welcker's Rh. .Museum II, S. 125 und Krüger hinter Dionys. Hai.
Historiogr. p. 272, von welchem lezteren jezt auch Böckh Staatsh.
I, S. 402 nicht mehr wesentlich abweicht.
§. 164.
Ueberhaupt war es nur Im Kriege, wo diese Partei-
führer ihre selbstischen Absichten erreichen und ihr An-
sehen behaupten zu können glaubten ^ und wenn es auch
Einseitigheit seyn mag, Perifcles selbst ähnliche Absichten
bei Erregung des peloponnesischen Kriegs unterzulegen ^),
so tritt doch nach seinem Tode von allen Seiten das
deutliche Bestreben hervor, die Beendigung desselben zu
verzögern und den Staat in neue zu verwickeln, um, wie
Aristophanes sagt 2), im Trüben fischen zu können.
Selbst von den Besseren mochten wenige wie Nicias
Sicherung des Erworbenen den Lockungen der Gelegen-
heit vorziehen ^) j für persönliche Auszeichnung, durch
8. 164. Das athen. Folk im peloponn. Kriege. 481
Würden und Aemter sowohl als duicU besondere Ehren-
bezeugungen '^) , fing schon damals der Bürger an eben
so wenig unempfindlich, als der Staat sparsam oder
vorsichtig damit zu seyn 5) • vor Allem aber war es die
Aussicht auf Bereicherung, welche theils die vermehrte
Verantwortlichkeit der Beamten ^) der Syhophantie, theils
die Abhängigkeit und Furcht der unterworfenen Städte
dem Redner und Feldherrn darbot ^) , der jene Führer
das Wohl des ihnen blindlings vertrauenden Volks zum
Opfer brachten ^). Das perikleische Vertheidigungsy-
stem hatte die Zahl des unbeschäftigten Haufens über-
mässig vermehrt^) 5 um so leichter wurde es den Dema-
gogen, ihn durch den Unterhalt, welchen sie ihm auf
Staatskosten boten , zu gewinnen ^^) ^ und indem sie die
Nationaleifersucht gegen Sparta ^') und seine übrigen
Schwächen benuzten, durch Schmeichelei seinen Stolz ^^],
durch Versprechungen seine Leiclitgläubigkeit ^3), durch
erdichtete Orakel seine Superstition ^*) in Anspruch nah-
men , vermehrten sie die natürliche Rathlosigkeit dessel-
ben dergestalt, dass die Fortdauer des Staats selbst den
Zeitgenossen einem Wundergleich scbien *^). Insofern ge-
winnt namentlich auch der erwähnte Hermokopidenpro-
cess ein allgemeineres Interesse, als Beleg für die über-
reizte Stimmung und unbeholfene Leidenschaftlichkeit des
herrschenden Theils der Nation, so grosses Dunkel auch
gerade dadurch über seineu eigentlichen Gegenstand, die
Umtriebe der Antidemokratcn , verbreitet worden ist '^).
i )m;>> j iit . 1 I .1 1- f
1) S. Aristoph. Acharn. 535 fgg. , Pac. 6Ö5 fgg.' , Cphbrus'ti.
Dioilor. XII. 38 — 40, Plutavcb. Praec. politic. 15 uud V. Pericl.
c. 30 — 3'i mit Sinle;iis p 21'.'; auch IMeiiiers Gesch. d. Wissensch.
II, S. 235, Böcth Staalsh. I, S. 275, Süvern in Abhh. d. Berl.
Akad. 1824, S. 7, Plass III, S. 181 fgg., Kulzen Perikles S. 98 fgg.,
und insbes. F. W. Ullrich d. megarische Psephisma , HaniL. 183ft.
4, S. 39.
2) Aristoph. Equ, 875; vgl. Pac. 271 und Lysistr. 490: ufinva
xoQxo(iV)'jjv ixtAMv: auch Uiodor. XIII. 59 und Plut. V. Ciinon. c. 19 :
öfjfiuyutyol Hul noltfionoiol elc.
3) Vgl. Tbucyd. V. lü: J\/ixluq n'iv ßovklftiyoi; , iv w unu&ijq tjv
xul i^^toiJTo, dKtOMoaaOui irjv tvTi'xiuv . , vofxii^wv ix xov uxiv6vvov
Tovxo avfißidvtiv XU4 ooTi? iXuxiOXu xx'Xtj aJröv nnQuJidwoi , rö äi
dxifdvvov x^v ^l^)Tlvtj|y nui^fj(itv i dagegen Laches ^=: Außtjii bei Ari-
Dil. 4. /iull. Uli
482 Th. V. Der athenische Staat. C.III.B. Parteikämpfe.
stoph. Vesp. 930 fgg., Faches Plut. V. Nie. c. 6, und bei sonstiger
Unbescholtenheit wenigstens kriegslustig Laniaehus Acharn. 002
fgg., Pac. 1290; vgl. Süvern über Aristoph. Vögel S. 36 fgg,
4) Vgl. die anovöuQ^al oben §. 153, n. 9 und Aristoph. Equit.
575: viiv d luv nij nQotÖQiav qifQWOi xal tu oirin, oiJ fia^ttad-uL fpuai,
mit den §. 116, n, 6 cit. Abb. v. Köhler, Groddeck, Westermann;
über die oirrjoic; iv n^vruvdoj auch §. 127, n. 17.
5) Eupolis b. Stob. Serni. XLIII. 9: dkl' yaav rjulv ttj nöXn
TIQWTOV ftiv ol OTfJUTTlyol fX Tb,». fi^yiOTOJV olxtölV^ 7l).0VXü) yfvfi. Tf nnw-
roi . , . vvvl 6' oTioi TV/oi^tv , axquTfvofiia& uiQovftfvot xu&-u(jfiuru
OTQavTjyovq : vgl. Aristoph. Acharn. 605 und d. Sprichwort b. Ze-
nob. III. 77 ; iv df ^1,-^oaTaaij] xav AvätiOxXiijq jioXfftug/ot , fTil rmv
tvrfiöJv TÜv diu 7ifQi.7ifTfi.riv Tiva Tlft^Q n^lOVflfVülV.
6) Aristoph. Equit. 65 fgg., vgl. Antiph. Choreut. §.43u. s.w.
7) Aristoph. Vesp. 670 fgg., Pac. 640 fgg.; vgl. Thuc. Ml. 1!
und im Allg. Lysias affect. tyrann. §. 19: TiüvTfi; yuQ tnioTua&f
CT* fv xn TipoTfon ÖTjfioxQuxiu TÖ)v TH Trj(; Tiukfioq ;rpaTTo»'TWV Tiokkol
/xfv TU drfnöoirt ixXiTiTov , ivioi ä f7tl toJ? t'ßirigoK; idwQoäoxovv , ol di
avxoq>uvTovvT(q Tovg avfifiuxoix; uipiaxuauv,
8) Aeschin. Ctesiph. §. 234: 7i()ÖTfQov fiiv yng rot.avTU(; givatig
ijvfyxf tÖ 6rjft.oai.ov , aX ^arft'w? oi'tw x«Tf Ai'aav tov djj/40v • l'}(ai.Q( yuq
xokuxniöfiivoq' tTiftr' uvtov oi'x ovq iqioßflxo ulk oi.q fuvxov tvfXfiQii^t
xazikvoav: vgl. Isocr. n. dvTiä. §. 318 und Aristot. Politic. V. 4. 1.
9) Thuc. II, 14—17; vgl. Aristoph, Equ. 803 fgg.
10) Aristoph, Pac, 633 : xutu ö w? fx twv uyQÖJv Ivv^k&fv ovq-
ynT}]<; kiwq . . tßkiTifv Tiqöq toj»? Xfyovxaq' ol äf yiyvwaxovriq fv T0115
nhrjxaq ua&evovvxaq xuno(joiivxaq uk(piTWv x. x, k. Vgl, Vesp, 242;
Equ. 51 n, 817, Die Zeit, wo Athen ohne Bettler war (Isoer.
Areop, extr.) , war wohl damals auch vorüber.
11) Aristoph, Pac. 219; Lysistr. 629 etc.
12) Aristoph. Acharn. 380 : toi'/? xf yu() TQ07iovq roiiq twv uygoixiav
oläa '/atQovxnq aqtoöga , iäv t»? «i'toi'? fvkoyfj xal xr]v Tiökiv . . xnv-
xav&n kav&cxvovo' u7iffniokwpiivoi : vgl. 642 fgg. , Equ. 1352 etc.
13) Id. Vesp. 735 fgg.
14) Id. Equit. 61 : (i&ti, df XQtjatiovq , 0 äi ytQtov aißtikktu: vgl.
ibid. 1022 undAves988: ulfxig h vtcpfkrjai yivt/atni. mit Zenob. Pro-
verb. II. 50; ferner Thuc. II. 8 u. Vl'll. 1 , Plut. V, Nie. c. 13,
und mehr bei Wesseling ad Herod. VIII. 20, Hüllmann Würdigung
d. delph, Orakels S. 126, Böttiger Kunstmytbol, I, S. 103; Lobeck
Aglaopham. p. 966; auch Haupt quaest. Aeschyl. spec, II, p. 102,
Scholl Sophokles S, 105, Ullrich Beitr. z. Erkl. d. Thakydides,
Hamb. 1846. 4, S. 76, und Hiazpcter de vi et natura graec. orac.
praec. belli Peloponn. tempore, Berl. 1850, 8, obgleich diese Abb.
noch nicht bis zu den Zeiten, wovon hier, gediehen ist.
15) Aristoph. Nub. 583 : ipaal yuq ävqßovkiuv rfjät xtj niku,
nQoofZvai.' Tuvxa ixhToi xovq &fovq , uxx' uv i'ftitq flanÜQ-rrjx , tnl xo
ßfkxtov xQfnuv. Vgl. Eccles. 474 und mehr bei den Erkl. ad Equit.
1052, F. A. Wolf ad Demosth. Lept. p. 219, Grauert ad Aristid.
p. 147, Voemel ad Demosth. Philipp. I, p. 43, lö,
16) Hierüber s. Thucyd, VI. 27—29 und 60, Andoc. de myste-
riis , insbes. §. 36 fgg. und de reditu §. 8, mit Sluiter lect. Ando-
cid. L. ß. 1804. 8 (iterum ed. C. Schiller Lips. 1834. 8) und
Uli
8. 163. Auflösung der Demokratie.
483
Wachsmuth I, S. 626 fgg. S33 fgg. , insbes. aber Droysen d. Ari-
stopli. Vögel und die Hermokopiden (aus Welcker's Rh. Museum
Hl 2 u IV, 1) Bonn 1835. 8, aebst den verschiedenen Auflfassun-
gen von'vischer S. 20 fgg. , Biiltner S. 65 fgg. , Wattenbacb p. 5.
Rospatt polit. Parteien S. 0 5, Chambeau de Alcibiade p 39, Scheibe
oligarch. Umwälzung S. 5, die übrigens alle mehr oder minder dar-
auf hinauslaufen , ihn mit Isoer. de bigis §. 7 fgg. als eine Intri^
gue der Hetaerien gegen Alcibiades zu betrachten, wozu Grote VI I ,
p. 228 fgg. nur noch die weitere Absicht , der sicilischen Expedi-
tion entgegenzuwirken, fügt. Roscher's Widerspruche (Klio S. 427
fgg.) sind Rospatt und Hertzberg Alkib. S. 200 nicht ohne C.ruod
entgegengetreten ; die Hauptsache lässt sich jedoch am Besten viel-
leicht mit SchöH's Worten ausdrücken (Beitr. z. Gesch. d. griech.
Foesie S. \02): .durch Gaukelspiele, die die üetaeriCn anlegten,
verwirrt, führte der Demos den Schlag, der die Oiigarchen treffen
sollte, von diesen selber geleitet, auf das Haupt ihres mächtigsten
Gegners Alkibiades , und dessen Sturz, nebst den zahlreichen .Vech-
tungen, wodurch die bisher noch wider einander spielenden Cote-
rien vereinfacht wurden , brachen gerade Bahn für die Oligarchie,
die bei dem nächsten Stosse äusserer Drangs»lM».'s Leben trat. •
§. 165.
Der unglückliche Aiisg^ang- der sicilischen Expedition
im J. 413, so zernichtend er auch die edelsten Theile
des Staats traf ^), gab ihm einen gewissen Grad von Ruhp
und Besonnenheit zuriich^ und in dem Vertheidigungs-
kriege der Jahre 412 und 411 entwickelte er eine Umsicht
und Energie , die nach solchen Vorgängen nur von der
tiefgewurzelten Solidität seines Organismus im Ganzen
zeugen kann 2), so wenig sie auch den drohenden Sturz
länger zu verzögern vermochte. Schoit im J- 413 hatte
die gänzliche Erschöpfung der Verhühdeten , welche es
ausser dem ständigen Tribute noch von Zeit zu Zeit mit
willkürlichen Kriegscontrlbutlonen heimgesucht hatte^),
Athen genöthigt, die directe Abgabe derselben in einen
Hafenzoll von dem zwanzigstcu Theile des Werlbs aller
ein- und ausgehenden Waaren zu verwandelnd)^ jezt
führte sie den Abfall derselben herbei ^) , der plötzlich
den Staat aller der Zuflüsse beraubte, welche bisher Ge-
richte und Volksversammlungen gefüllt und dem Demos
die Majorität gesichert hatten j während die Besetzung
des nahen Decclea durch die Lacedaemonier die Stadt
selbst in den Zustand einer belagerten versezte ^). Klein-
muth und Verzweiflung bemächtigte sich der Menge und
Hh2
Th. V. Der athenische Staat. C. III. B. Parteih'dmpfe.
vermehrte die Kiilinliclt der Ollgarchen , deren geheime
Ümlricbe dieses alles längst vorbereitet baten ^ der Kern
der Bürgerschaft war mit der Flotte abwesend 5 die thä-
tigsten Leiter des Volkes, worunter Alcibiades haupt-
säehlichster Gegner Ändrokles , fielen durch Meuchel-
mord ^), die Furcht vor der unsichtbaren Macht und den
Verzweigungen der Clubbs löste alle Bande des wech-
selseitigen Vertr-iuens und lieferte den Verschworenen
die höchste Gewalt bei weitem früher in die Hände, als
sie sich dieselbe wirklich übertragen Hessen **) 5 zulezt (im
J. 411) verzichtete das Volk, durch eitele Hoffnungen ge-
blendet, willig selbst auf eine Herrschaft, von der es doch
nicht mehr leben konnte^). Schon die 4i3 bestellte Vor-
berathungs-Commission ^o) war ein oligarchlsches Institut
zum Nachtheile des demokratischen Rathes gewesen j jezt
verdrängte sie diesen völlig durch vierhundert Partel-
männer, welche sich unter einander gewählt hatten^*) 5
an die Stelle der Volksgemeinde sollten fünftausend be-
güterte und waffenfähige Bürger treten, deren Wahl und
Versammlung aber ganz von den Vierhundert abhing und
dadurch die Regierung des Staats thatsächlich der Will-
kür dieser lezteren preisgab ^^).
1) S. Th. Kelch de hello altero ab Atbeniensibus in Sieilia
gesto, Elbing. 1834. 8 und Grote VIF, p. 309 — 474; über die
Stärke der Expedition Böckh Staatsh. I, S. 370 — 372.
2) Thuc. II. 65 und. VIII. 1: nrivra 6f JiQoq ro nnQuxqtjua «i-
Qidif<; l^Tifq (pi,XiZ Sfjfioq uoiiöv) fToi/.i,oi. Tjaav fi'raxTfTv: vgl. Krüger
Iiirttev Dionys. Hai. Historiogr. p. 272 fgg. und (de classe Atheni-
enisium) p. 309 — 325.
3) 'A^YV{)okoy(Zv, Thucyd. III. 19, Aristoph. Equ. 1080; vgl.
Böckh I, S. 763.
4) Thuc. VIF. 28, daher fUoavolöyot , Aristoph. Ran. 3G6 ; vgl.
PÖckh I, S. 441 ; II, S. 589.
5) S. Krüprer p. 326—349 und oben §. 39, n. 3 fgg.
6) Vgl, Aristoph. Ljsistr. 355 fgg. und Alcibiades Rede bei
Thucyd. VI. 91: otq n yuq 1^ yo)Qa y.uTfOxd'iuaTui , T« Tioilu :ipoc
rßüi Ttt fiiv Xrj<p3 fvxa xu d' avro/nKTa ^^ft ' xal t«? rov Aav{iiiov rwv
fX(}yvgfioiv i*iT<tkk(t)v TiQonLdoiK; xal oaa uno ytjq xrtl öi>iuaT7j(tiii>v [Böckh
1, S. 461) vvv oxpfkovvTdi , ii'&vq ixnooTfft^crovTdi- Dass nicht nur
Scinven (Thuc. VII. 27), sondern selbst Bürger nach Decelea flüch-
teten , zeigen Lysias Polystr. §. 28, Lycurg. Lcocr. §. 120.
7) Thucyd. VIII. 65; vgl. Bergk b. Schiller z. Andocid. p. 116
— 124 und Büttner Hetaerien S. 6«, im Allg. aber Plnt. Repul>l.
üiiH
§. 165. Außösung der Demokratie. 485
Vlli p 566 B : *«v di nävvaroi inßüUnv uvxov waiv ^ anoxr*«*«*
3] Thucvd.Vlll. 66; vgl. Krüger p. 362 fgg., Vischer oligarcl..
Partei S 19, Röscher Klio S- 437, Filon p. 155 fgg. Dass bereits
vor den 400 die Gewalt an 5000 übergegangen (HinricLs de Ihe-
ram. p. 8, Krüger p. 371 . Scheibe oligarch. Umw. S. 8) ist Miss-
verständniss ; Thucjdides sagt nur: Aöyo? TigoHQyuaro^ avrolq , ox;
Tolq T* yomaat- y^ai roX<; n^nao^v w<pfkity oloi re owiv , und sezt aus-
drücklich hinzu : J^A*oC H^vro, of*'»^ *^' "«' ß°':^V "^^ T"" 'J""^»"
mnfUy^ro- iporln'ov ä\ ovöh' 'Öt. ^,^ ror? ai/no77;xoo. cToxo^v : soll ...an
aber mit Wattenbach de quadring. faetione p. 2a und Ullrich Betr.
z. Kritik d. Tbucyd. I!, S. 27 fgg. diese Umtriebe erst von der
Verschwörung im Heere auf Samos an datiren ?
9) Aristot. Politic. V. 3. 8: otov inl %ü,v T(TQU>tooio>v tov ö?^f>or
il,^:i,nvo,n. ^«0xo,m t^v ßaoMa ;.^,}^«t« ^r^q/l^v: vgl. Thiicyd^ > 1 1 1.
48. 53 und im AlJg. G. R. Sievers Comm. bist, de Xenopb. Hellen.
Berlin 1833. 8, p. 13 fgg. ... , .
10) Thucyd. Vlll. i: fdöy.n . . twv n xwt« Tf^v nihv rt fU *»'-
Ta««v amvQovioa, ynl d^x'P' t*v« nQ.aßvTfQOJv av6,yö,v iXh&tu, o'k^vf<i
ninl rwv rtnQivTO^v , ok iiv y.cuQo, ^ , ngoßovhi'ocvon yg^- Aristopb.
Lv«istr 387 fgg. und mehr bei Krüger p. 273 , Schomanu Anl.qu.
p IsT und insbes. Watlenbach p. 14-21 , wogegen man schwer
begreift, wie Ullrich a. a. O. S. 34-36 den ganzen Gebrauch des
Namens noißovko. für Athen leugnet ! Schon die Zehnercomm.ssion
im J 421 (üiodor. X11.75: 'A&r]vuloi. n\v 6iu xpjjtpiar.uxoti fdwxar ör/.a
dvSo'üo.v ilovaiav lyn. ßovhv^c&a. n,ql rwy rj] n6;Hjvf*<pfQorr,ov)
träpt einen so ähnlichen Charakter, dass Clansse ad Thucyd. epo-
Cham p 64 sie für blosse Verwechselung mit jener hält; wenn aber
Sieverf'p. 69 sie mil der bei Andoc. adv. Alcib. §. 11 verwechselt,
so hat er übersehn, dass Uiodor nicht von Athen's sondern von La-
cedaemon's Verbündeten spricht . welchen sie Besorgn.ss eingeUosst
habe.
11) Dass die l'robulen bis zur Einsetzung der Vierhundert (Herbst
413 bis Frühling 411) bestanden, nimmt selbst Grote VII, f. 500 an ;
im so weniger aber sollte er sich VIII, p. 46 dagegen strauben, d.e
ovyyon,f:n, <un c^mroga, bei Thucyd. VIII. 67 so zu nehmen wie
es schon Suidas s. ngißovXot auffasst ; 7i()of toT<; ovol di^a I/qi&tjouv
r,kXoi. iUooi liotjr'iol't^iyo, T« doxovvra rfj noXiriia : vgl. Harpocr. p.^
278: «oav 6): ol ndvi«; avyyonqfZq (Isoer. Areop. §. v6) r(..«xovT« c
-t'oTf alin&hrf<;, r^a^U ,fr,o,y 'Arägoriotv n x«i_ *<AoV»t.oe . . ° d. 0o,-,
xvdidvi ^^^ ''''<« h'yi/^öyivoi ftovov Twv TiQoßovia),, mit l^ruger p J/ i),
Ciarisse p. 124, un 1 insbes m. Rec. in Jahrb. f. w.sscnsch. hr.l.k
1842 I S 141 wo ich zugleich nach ArisJot. Rhetor. III. 18. 0
(und Lysias adv. Kratosth. §. 05) den Anlhcil der Probnlcn an je-
ner Einsetzung gegen Büllncr S. 7 5 verthcid.gt und bc. Thucyi.
ro^uy.ovrn statt dV.a (Afürr)) zu schreiben vorgeschlagen l-a'-e. 1 |e
Wahl durch die Phylen (Lysias Polystr. §. 2) geht wohl auf d.e
o„yvc«»>nf, die nach Phoi. p. 540 Pors. u. A. w.e.lerum d..- 400 gc-
.viil.lt haben sollen , während die xumXoyn, (Lysias § l.^) v'-Irnehr
die Liste der Fünftausend aufstelllen; vgl. Wallenbach p. J8 Igg
12) S. Thr.cyd. VIII. 70-72 mil Wachsmutb I, S. 631 fgg..
486 77t. F. Der athenische Staat. C.IIl.B. Parteihämpfe.
Slevers p. 16 fgg., 70 fgg. , Niebulir Vortr. über alle Gesch. 11, S#B^
16? fgg. , und ausser deu oben not. 8 erwäbnten Schriften noch
K. F. Scheibe die oligarchische Umwälzung zu Athen am Ende d.
peloponn. Kriegs, Lpz. 1841. 8, S. 5 fgg.; über die Dauer ihrer
Herrschaft (Elapheb. Ol. XCll. 1 bis Hekatomb. XCII. 2) Fritzsche
ad Aristoph. Thesmoph. p. 308 und Herbst Rückkehr d. Alcibiades
S. 12.
§: 166.
Kaum war inzwischen der Sieg in den Händen der
Oligarehen, als ihm innere Zwietracht, durch Eifersucht
und Verschiedenheit der selbstsüchtigen Absichten ver-
anlasst , auf dem Fusse folgte. Auf der einen Seite stan-
den namentlich Antipho der Rhamnusier ^) und seine
Freunde, Pisander^), Phrynichus ^j, Aristarciius u. s. w.,
auf der andern Theramenes und sein Anhang, worunter
Aristokrates , Sfcellias Sohn''^), genannt wird: jene offen
zum Verrathe an Lacedaemon bereit 5), von welchem sie
allein dauernde Sicherheit ihrer Herrschaft erwarteten 5
Theramenes schon von den Zeitgenossen um seines zwei-
deutigen und achselträgerischen Charakters willen ge-
brandmarkt ^). Auch jezt war er so klug, die Stimmung
des Heeres abzuwarten, das mit der Flotte bei Samos lag,
und hier, durch Thrasybul und Thrasyllus bestimmt, die
Demokratie aufs Neue, und sich als den wahren Staat
procUmirte ^) , in dieser Stellung aber um so drohender
dastand, als auch Alcibiades, dessen gefeierter Name so
eben erst den Oligarehen zur Bestimmung der Meng^
hatte dienen müssen , aus seinem Exile an seine Spitze
trat 8). Nur mit Mühe gelang es diesem, einen Zug des
Heeres gegen Athen zu verhindern^ doch bedurfte es
dessen auch nicht 5 schon nach vier Monaten führte der
Unwille des athenischen Volkes selbst, durch den Ver-
lust Euboea's aufs Höchste gesteigert, den Sturz der
Vierhundert herbei 5 Phrynichus ward ermordet ^) , die
übrigen konnten sich nur theilweise der Rache der Volks-
gerichte entziehen , bei welchen jezt Theramenes selbst
als Kläger gegen sie auftrat '°). Der alte Rath kehrte
zurück ^ da aber die Mittel , das Volk zu besolden , ge-
brachen , so blieb die höchste Gewalt in den Händen
§. 166. Die rier hundert und Fünftausend. 487
der Fünftausend ^ ^) ^ wie lange , ist ungewiss ^ Thrasy-
bul's und Alcibiades Siege eröffneten den Athenern wie-
der zu viele neue Hülfsquellen ^^) , als dass man nicht
die Wiederherstellung der allgemeinen Volfcsherrschaft
spätestens mit Alcibiades triumphirender Rückkehr im
J. 408 verbinden dürfte ^^). Auch liess sich wohl nur
von dieser sowohl der Undank gegen Alcibiades ^'^) selbst,
als namentlich der Justizmord ^^) an den Siegern der
Schlacht bei den Arginusseii 406 erwarten, so grossen
Autheil auch anderseits Theramenes gleichfalls an die-
sem hatte *^). Ueberhaupt ruhten die Umtriebe der Oli-
garchen keineswegs^ der entscheidende Schlag, welcher
im J. 405 Athen's lezte Stütze, seine Flotte, bei Aegos-
potamos zernichtete ^^) , war unstreitig das Werk ihrer
Verrätherei ^^)^ und so unbesonnen sich auch der Dema-
goge Kleophon allenthalben dem Frieden in den Weg
stellte ^9) , so waren doch seine Anschuldigungen und
Klagen über Verschwörung, die ihm das Leben koste-
ten, sicher gegründet ^O).
1) S. Thucyd. VIII. 68 und s. Biographie in Vit, X Orat. p.
832 Jgg. mit Taylor lect. Lysiac. II, p. 208 fgg. Rsk. , im Allg.
aber P. van Spaan de Antipbonte orat. Attico L. B. 1765. 8 oder
in Ruhnk. Opusc. I, p. 140—175, Kayser ad Fhilostr. V. Sojilist.
p. 215 — 218, A. Dryander de Antiph. vila et scriptis, Hai. I8?8.8,
und über s. Lebenszeit Meier de Andoc. III, p. 12, über s. rfaetor.
Verdienste Spengel Art. scriptor. p. 105 — 120, Westermann Gesch.
d. Beredts. I, S. 59, Müller griech. i.it.gesch. II, S. 335, Ottsen
de rerum inventione et dispositione in Lysiae et Antiphonfis oratio-
nibus , Flensburg 1847. 4.
2) Vgl. d. Erkl. z. Xenoph. Symp, II. 14 und Vater in Hall.
Uncykl. Sect. III, B. XV, S. 25 fgg., auch Hanov. Exerc. ad Com.
yr. p. 77, Cobet ad Plat. com. reliqu. p. 127, Scholl Sophokles
S. 321, Wattenbach p. 10 u.s.w.
3) Thucyd. VIII. 27: xal *JoS*v .. ovx ik roiir» uovov , rUXd xnl
f? öott «A/« <lnwvixoq xmforr/, ovx divvfxoq t^vui: vgl. Lysias pro Po-
lystr. §. 12, Plut. V. Alcib. c. 25, und über sein Verhältniss zu
seiner Partei selbst Aristot. Politic. V. 5. 4 : iyyivfTai yuQ Arj/iayot-
yoc, XU* nätv oklyoi waiv , olov .. iv xolq TfTQaxoaioK; ol nigl 'Jj()vvixov.
4) Thucyd. VIII. 89. 92; vgl. Lysias Eratosth. §. 66, Demosth.
Theocrin. §. 67, Plat. Gorg. p. 472 A, und mehr bei Droysen in
Welcker's Rh. Museum IV. S. 58; auch 'ii>. «V;^. 1852, n. 1 123.
5) S. Thucyd. VIII. 90 fgg. mit 70; Xenoph. Hell. I. 7. 29
(Oenoe, Thuc. VUI. 98), H. 3.46 (Eetionea); Isoer. de bigis §. 17:
o( d^ toi)? »X Jff((kfla<; fiiTtnifinovro r^yovfAivot kqiIitov i^rui roii; nokf-
488 Th.r. Der athenische Staat, ein. B. Parteikämpfe.
fiioig xrjy Tiurgida naQaäovvai. näkXov r] xoXq viiiQ T?jq nökimg tsroor-
6) Kö&oQvoq, Xenoph. Hell. II. 3. 30, Lucian. Pseudolog. c. 16,
Poll. Onom. VII. 91, Scbol. Aristoph. Ran. 541; vgl. v. Leutscli
Paroemiogr. I, p. 81 und die entgegengesezten Urtheile bei Taylor
V. Lysiae p. 126 Rsk. und Ed. Ph. Hinricbs de Tberamenis Critiae
et Tbrasybuli rebus et ingenio, Hamb. 1820. 4 ; jedenfalls einerseits
Tbucyd. VIII. 68: uvt^q oi'ni iItiüv ovre yvwfai, uävvaxoq , anderseits
Lysias adv. Eratostb, §. 62 fgg. insbes. §. 65 : o? ngüirov /^iv xfiq
TlQoxfQaq cXiyu(.txittq atTtwzaTof iyimo . . f7in6?j 6f Ufiauvif^ov /^iv
xal KaXXaioxQov xal fT((joi'(; fU()a ngoifQovg uI'Tov ytvo/*fvov<; , ro di
VfieriQov nXrj&oq oi'Xfrt ßovXüfiivov toi'Twv (txi^oäo&Ui^ tot rjän öid xöv
ngog ixtivoiig (p&ovov xal tu jing vfiwv öfog fUfrioyt rütv ^giaToxgurovq
tqyoiv. Einen warmen Vertbeidi^er bat er neuerdings an G. A.
Schueitber de Tberamene Agnonis filio Atbeniense , L. B. 1821. 8
gefunden , dem im Ganzen auch Wattenbach p. 56 mit Beziehung
auf Plut. V. Nie. c. 2 beistiiimt ; anders Franke in Jen. Lit.zeit.
1844, S. 316.
7) Tbucyd. VIII. 76: w? ov 6iZ u&VfiiVv, on ij nokm aihwv uq>i-
OTTjxi ' xoiq yuo iXitaooliq uno ocfi(Zv röiv 7iXfovo)v y.al iq Tiuvra Tiopifico-
Tf{ib)v nf&fnxdvat.. Hierzu aucb Manso » die Revolutionsversucbe zu
Samos und Athen gleichzeitig geordnet« Sparta II, S. 474 — 481.
8) Tbuc. VIII. 86; Plut. V. Alcib. c. 26.
9) S. Thuc. VIII. 92 , und das Nähere , aber abweichend bei
Lysias Agorat. i^. 70 fgg. und Lycurg. Leoer. §. 112, dessen Er-
zählung Vater a. a. O. S. 33 vergebens mit Thuc. zu vereinbaren
sucht; vgl. Wattenbach p. 60 und Grote VIII, p. 115.
10) S. Ly.sias adv. lüratostb. §. 67 und pro Polystrato mit Höl-
scher de vita Lvslae p. 95 fgg. und mehr im Allg. bei Meier de
Bon. damnat. p. 181 fgg- und ^'ater in .Tahn's Arcl»iv IX, S. 219;
ersteren aucb p. 3 — 10 über das Psepbisma des Demophantus bei
Andoc. Myster. §.96 (vgl. Demosth, Lept. §.159 und Lycurg. Leoer.
§. 127: XTfivfiv TOP xi/v naxgida 7i()o<it.äöfxa xal Xoyoj xal tQyu xul
XH(}1 x'tl yjr/(f>fx)) , das gewiss in diese Zeit fällt , wenn es auch An-
dere erst nach den Ureissig setzen , s. Lelyveld de infamia p. 53
fgg. und richtiger Scheibe oligarcb. Umw. S. 139; über die Re-
action im Allg. aber Lysias affect. tyrann. §. 25 — 27: aftov dJ ftvtj'
a&)p'ai xü)v fiixä xoiiq xirqaxooiovq nQuyfii'txojv . , iJaxt y«^ Emyfvr/v
xal Jrjuocfävrjv xul KXita&ivtjv Idin ftiv y.uQTioxiufihovq rdq T?/f nöXiwq
^ii/KfOQuq , ärfnooia 6t ovxaq xwv /xiyloxwv xaxwv alxiovq ' ivLoiv yrig
l'nuouv vfiäq (IxQixojv &üvaxov xnTa\fir](fiauod-ui, , noXXwv d udixo)q 6t}-
fiet'oui. raq oiioiaq xovq 6' f^fXüaui xul axi.ft(üaui xwv noXtxwv — oder
soll man aucb hier mit Scheibe S. 140 ßixt xovq xgtüxovra lesen?
11) Thucyd.VlII. 97: xovq rixQuxoaiovq xuxunavauvTiq roTq niv-
THxinxiXioiq ixi'7}Cfiiaavxo xa nqayfiaxa nuqu6ovvai' itvat, 61 avxwv onö-
ooi oTiXa nafih/ovxui (§. 67, n. 2) • xal /aioSov f/7]6fvu (fiigia&ui idt]6i-
fiiä <iQyfj . . xal onx T/xioxa 6t] , sezt er hinzu , xov nQwxov ^i'öt'Or
ini yt ifiov AO'tjvaZoi giulvovxui fv noXixu'anvxfq : vj;1. Plnt. Leg. VI,
p. 753 B mit Krüger hinter Dionys. p. 254 und VV. Viseber Unter-
suchungen über die Verfassung v. Athen in d. lezten Jahren des
peluponn Kriegs, Basel 1844. 4. Für den Rath zeugt PhiJoch. b.
Sciiol. Aristoph. Plat. 973: Inl rXavxinnov xal // ßovXtj xaxr/ ygri/u/uu
xoxf nqöixov fxu&t^fxo xal tri viv ofivvoiv an fxtivov naQi6tlo&ai. h
^. 106. Die Fierhundert und Fünßausend. 489
rüi roä^^ar. ^ av Xüxo>o^: dass aber die vDn Thueyd. crwäbnleu
■yöuo&ira. nicht die Bedeutung Latten, die ihnen Peter und Sehe.be
beilegen, bat Vischer S. 7 fgg. richtig bemerkt, oböleicb es wie-
der zu weit gebt, wenn Grote Vlll. p. 102 fgg. auch die Fünftau-
send ganz imaginär nimmt und p. 121 das ihnen ertheilte Lob der
Demokratie schlechthin zurechnet !
12) S Plut Alcib. c. 27—31 mit L. F. Herbst die Rückkehr
d Alkibiades, Hamb. 1843. 4 und Hertzberg Alkib. S 304-323:
insbes. Sieg bei Sestus (KvroooFj,.) Thuc. VHI. 104-106 Diod
Xm 38-42: bei Abydus , Xenoph. Hell. i. c 5—7, üiod. c. 4D
-47*, bei Cjzikus, Xenoph. §. 14-23. Diod. c 49-52; Erobe-
runp von Thasus , Abdera (Diod. c. 72), Hyzanz (Xenoph. I. 3. 14
— 22 Diodor, c. 67). wo dann die Zehntstätte, äfxrxrnnijQiov , Po-
lyb. iv. 44; vgl. Böckh Staatsh. I, S. 441 und über den Zustand
des Schatzes um 410 dens. H, S. 4— 2i.
13) S. Xenoph. Hell. I. 4. 12-20, Diodor. XIII. 68, Plut. V.
Alcib c 32 — 34 Ath. XII. 49 and über die Vorbereitungen dieser
Rückkehr Vater in Jahn's Archiv IX, S. 215 fgg.; über die Wie-
derherstellung der Demokratie aber bereits Freret in M. d. lA. d.
Inscr XLVn'i, p. 243: Ü parait , (jue Vancienue forme du gouver.
tvcnient ne füt entieremcnt retablie tjn'ati retour d'Mcibiade "^^^t
nes, womit im Ganzen auch Preller in Alig. L Zeit. 1^38 N. 88,
Bendixen über d. revolnt. Sokrates , Husum 1839. 8, *>• ^3 — &a
Volcke de factionibus p. 48, Cobet Plat. com. reliqn. p. 48. Bergk
in Schmidt's Zeitschr. f. Geschichte 1844, Sept. S. 217. Campe in
^ Jahrb. LXV, S. 302 übereirstimmen. Kiner Fortdauer der ge-
mässi-rten Form bis auf die Dreissig, wie sie Forchhamraer d. Athe-
ner u" Sokrates S. 29, Peter de Xenoph. Hellen. Hai. 1837.8, p. 54,
Scheibe oligarch. Umw. S. 7 , Röscher Klio S. 443, Hertzberg AI-
kib S 302 unterstellen , steht - auch abgesehn von den T^-ta^i'-
nio.q fH^ikrouiCovo. des pseudoplat. Axiochus p. 369 — schon die un-
verkennbare Herstellung des Rlehtersoldes und anderer Spenden
entpepen, deren Wegfall gerade das Charakteristische fürjenctorm
gewesen war; vgl. m. Rec. in Jahrb. f. wissensch Kritik 1842. I
S 142 und Vischer in Zeitschr. f. d. Alterth. 1844, S. 10<5; und
weit eher könnte man mit leztcrera , namentlich in s. «mahnten
Unters, über d. Verf. Athfu's S. 15 fgg., und Grote Vlll, p. 120 fgg.,
wie schon früher Sievers p. 18 u. 75 unter Beistimmung von Scho-
mann im Philol. I, S. 772, die alte Verfassung bereits 410 zurück-
kehren lassen , wenn nicht nach Campe's richtiger Bemerkung die
Zwischenzeit für Thucydides Lob der Fünftausend doch gar zu
kurz wäre.
14) Xenoph. I. 5. 16; Diodor. Xlll. 73. Anstifter war nacl.
Plutarch c 36 Thrasybulus Thraso's Sohn, nicht mit dem berühm-
ten zu verwechseln; vgl. Hinrichs p. 13, Sievers p. 83, Chamhcau
p. 63 — oder Kleophon? s. Phot. Bibl. c. 243 extr.
15; Denn so muss doch fortwährend eine Procedur genannt
werden . deren lezter Rechtsgrund darauf beruhete , änviv '^''.'" » "
un Tt? hian xiv öFifiov n(,atrHv S av ßovhj'tu,. (Xenoph. Hell. I. 7. K).
wenn gleich oben ^. 130. n. 11 ein formaler Gcsichlspunct anifcge-
bcn ist, worunter sie zulässig scheinen konnte, und Grole Mll, p.
•>44 fpr den ganzen Scharfsinn eines AnAvalts der Drmokrntir aiil-
geboteii hal, um auch auf die Verurtheilten einige Schuld zu brin-
490 Th. V. Der athenische Staat. C. III. B. Parteikämpfe.
gen, Tgl. Filon p. 175 und im Allg. Naber in IVInemosyne 1852,
p. 238—253, auch Sievers p, 28 fgg, und Wachsmuth I, S. Ö38 fgg.
16) S. Xenoph. Hell. II. 3. 32 mit Sievers p. 31 und ftinrichs
p. 14 — 17, der auch Thrasybul gegen Luzac de Socr. cive p. 115
gut vertheidigt , obgleich nicht zu leugnen ist, dass hier wie bei
dem Hermoltopidenprocesse \'olkshäupter selbst als uubewusste
Werkzeuge der Oligarchie zum Verderben ihrer besten Stützen mit-
wirkten ; vgl. Archedemus (Naber p. 2.39) , Kleophon (Cobet Plat.
reliqu. p. 158) und mehr im Allg. bei Rospatt polit. Parteien S. 88
fgg. und Lachmann Gesch. Griech. S. 25 fgg.
17) S. Xenoph. Hell. 11. 1, Plut. V. Lysand, c. 11, und mehr
bei VVeissenborn Hellen S. 200; zur Zeitbestimmung aoer (Mitte
Novembers) insbes. Voemel im Frankf. Osterprogr. 1848.
18) isoer. Philipp. §. 62 : Kövojv . . urv^rjou^ iv rij vuvfiaxlu
xij Tif;ji Ekh[oTiovTov oi' Öl rnnov ukku diu rovq ovvuQ'/ovTa^;; vgl.
Plass III, S. 453 und Sievers p. 33 fgg. Hauptsächlich triift der
Verdacht die beiden: Tydeus und Adimantus , des Leukolophides
Sohn, der auch von Konon angeklagt (Uemosth. F. L. §. 191) und
sein Vermögen conftscirt ward; vgl. Paus. IV. 17. 2, X. 9. 5 mit
Fritzsche de Adimanto patriae suae proditore , Rost. 1843. 4 und
Rangabe Antiqu. hellen, p. 395 oder 'E^tj/u. u(j%. 1852, n. 1125;
im Allg. aber Lysias adv. Alcibiad. {,§.38 und adv. Eratosth. §. 36 :
Ol.' Idiwrat fiiv o'vTf? ttuO- oaov idvvavro hioirjauv f]TTr]&Tjvui vcei/^a-
XovfTnq.
19) Nach der Schlacht bei Cyzikus , D.iodor. XIII. 53; nach
der bei den Arginussen , Schol. Aristoph. Ran. 1580; noch nach
der bei Aegospotamos , Lysias Agorat. §-8; vgl. Scheibe S. 39 und
Schneider Epim. ad Xenoph. Hell. 1.7.2. Bei Aeschin. F. L. §. 76
scheint allerdings zweierlei verwechselt zu seyn ; wenn dagegen
Grote VIII, p. 185 auch den Schol. Aristoph. der Verwechselung
mit einer früheren Begebenheit zeiht, so entspringt das nur dersel-
ben Parteianschauung, wie p. 166 die allgemeine Vertheidigung des
Demagogen, der vielmehr nach Aeschin. Ctesiph. §. 150 inl tov
ntjoq Aitxidai/iovioiK; TioXffioi', wg Xfyirat, rr/v nökiv dinöXiatv: vgl. Pe-
riz. ad Aelian. V. Hist. XII. 43 , Ruhnken. Hist. orat. gr. p. xliv,
IVIeier Boa. damnat. p. 218, Bergk Com. Att. reliqu. p.385, Fritzsche
ad Aristoph. Thesmoph. p. 298 — 306 , Neve Moll peregr. cond. p.
69—71 , Gebet Plat. comic. p. 146 — 154, Sievers p. 23 fgg.
20) Lysias Nicomach. §. 10: Kkio(fi<i)v xtjv ßovkrjy iXoidogn ipä'
axMv avviardvui x«t ov zu ßfknrixn ßovktvfiv r^ nökn . . tovxo öi
Tiagu nr'tvTuv o^okoyilTUi, , ort SürvQoq (Xenoph. II. 8. 54) muI ol rüv
TQiuxovTU yfvofttvoi ovx vnfQ iffiwv ogyil^ofitvoi xarrjyoqovv , ukk iva
fKiVvov unoKTiivavTiq uvrol vfiüq xaxüc; noiöjoi: vgl. Agorat. §. 7 — 12
und 20 : tJ df ßovXrj rj nqo twv XQcuxovxa ßovkivovaa diigiO-ugvo xal
okiyugx''^^ tTif&vfitt , w;- laxf , ftdkinxa, nxfirjQiov di • ol yug Ttokkol (^
IxfivTjq rrjq ßovkjjq xtfv vaxiguv ßovki/v xtjv fnl iöjv xqiuxovxu fßovktvov:
auch Isoer. Areop. §. 64 und mehr bei Weissenborn Hellen S. 201
und Grote VIII, p. 309.
§. 167.
So gelaiijj es den Verschworenen dann auch gleich
nach der Schlacht, durch fünf aus ihrer Mitte aufg^estellte
§. 167. Die Dreissig. 491
Ephoren die Lelfung: aller Anstalten und Maassregelu
des Staats In ihre Gewalt zu bekommsn ^) ^ auch die Re-
habilitation der Rechtlosen ^) diente wohl nur ihre Rei-
hen zu vermehren j und selbst die scheinbare Hartnäckig-
keit der Vertheidigung- hatte vielleicht denselben Zweck,
wie Theramenes vcrrätherische Gesandtschaft nach Lace-
daemon 3), das Volk durch alle Schrecknisse einer langen
Belagerung zulezt zur Annahme jedes Vorschlags willig
und bereit zu machen ''■). Sobald daher die Uebergabe
erfolgt war, ward fast ohne Widerstand die Demokratie
aufs Neue abgeschafft, und auf Drakontides 5) Vorschlag
dreissig Männer^), alle aus der Zahl der ehemaligen
Vierhundert ''), erwählt, welche zwar eigentlich erst eine
neue Constitution entwerfen sollten , statt dessen aber
sofort die höchste Gewalt an sich rissen , einen Senat
mit Gerichtsbarkeit und Beamte nach ihrer Wahl ernann-
ten ^), und das Bürgerrecht und den Besitz derW^affen,
zulezt sogar den Aufenthalt in der Stadt, auf eiue Zahl
von dreitausend Köpfen beschränkten ^). Ueber die an-
dern behielten sie sich die unumschränkte Gewalt vor i"^],
urd fingen diese bald , unter dem Schutze einer Besa-
tzung von lacedaemouischen Söldnern , gegen Einheimi-
sche sowohl als Fremde mit solcher Grausamkeit rind
Habsucht zu üben an^^), dass darüber unter ihnen selbst
Zwietracht entstand '^), bis Theramenes, der zur Mässi-
gung rieth , dem Haupte der Exaltirten , Kritias ^^), un-
terlag ^'>-).
1) Lysias Eratosth. §. 43 — 46 : Tihrf uv^qk; I'^oqoi xaTiarrjoav
vno TÖiv xdkoiif^fvtov fT(iii>btv, ai'vuyioyfZq fiiv tÜv noXiTÖtv , U(j%ovTeq cJi
TÖJv ovvotfioTÖjv . . oiiroi di <piiht()%ovq rt inl rag cfi'laxHq xaTinxTjauv
(also nicbt erst nach der Uebergabe , wie Grote VIII, p. 318) yiai
0 T* dfoi, yfn)oiovilnd-ui, xul oii(;Tivut; Xfjlirj (<(t/nv rcuQrjyyfkXov xal lun
ukko 7H)<'(Tin.v (lüv'/.oivio xi'i^tot i/auv: vgl. Böckk StaatsL. II, S. 128
und Scheibe oligarcb. Uniw. S. 35 oder \iiid. Lysiac. p. 47, der
sie übrigens nicht als eine öffentliche Uehörde, sondern wie Sievcrs
p. 92, Büttner Hetacrien S. 8(), Peter de Xenoph. Hell. p. 45 und
Allg. L. Zeit. 1841, Nov. S. 31)8, Vischcr in Zeitscbr. f. Altertb.
lS4i, S. 1019 als factischc Häuptlinge der Clnbbs auffassen sollte;
sonst hätte doch Lysias §. 4() keines Zeugenbeweises dafür bedurft !
2) S. oben §. \2A, n. 20 und das Psephisnia des Patroklidcs
bei Andoc iMyster. §. 73 — 79 mit Meier in Niebuhr's Rh. Museum
II §. 272- 27Ü und" Böclih im Ind. lect. Ber. 1828-29, p. 6—9;
492 Th. r. Der athenische Staat. C.Ill.B. Parteikämpfe.
auch Lysias afi". tyrann. §. 27 und mehr bei Scheibe Umw. S. 'M
nnd in Zeitschr. f. AlteitL. 1842, S. 201 fgg. Dass die politische
Bedeutung der Rehabilirten nicht gross gewesen, behauptet willkür-
lich Grote VIII, p. 305.
3) Xenoph. Hell. II. 2. 16fgg. ; vgl, Lysias Eratostb. §. 68 fgg,
und Agorat. §. 9 fgg.
4) Plut. V. Lysaßd. c. 14: rüdi x« TfXr/ to'j' Aaxf&etifioviwv l'yvo)'
xußßuXovTfg Tov TlfiQaiä xal t« fxay.qn oxfXrj , kuI fiißuvx{<; in naaüv
TÖJv noXtoiv ruv avTtüv yüy iyovr'.^, T'u'ra xa ÖQWvrn; ruv iIquvuv t/oizi,
" XQV dovriq^ xnl rovg (pvyuöaq uvhxK;' Titgl xöJv vuoiv iw Ttkt^&foi;
oxotuv Tt na Tijvft. doxfTj , ravrn noüfxf ravrrjv d'f ngoaidi^uvro rr/v
oxVTaXtjv ol A&j]vttvoi,, Qr}(iufth'ovg tov 'jtyvmvoq ovfißovXivaavrog.
5) S. Lysias Eratosth. §. 73, Schol. Aristoph. Vesp. 157, und
über den Zeitpunct der Uebergabe (16 IVIunychioii 404) Flut. c. 15,
womit freilich die Einsetzung der Dreissig noch nicht unmittelbar
verbunden ist; doch wird auch diese nicht mit Peter de Hellen, p.
43 — 48 und Scheibe Umw. S. 161 fgg. erst in den Herbst, sondern
noch in den Vorsommer zu setzen seyn , da sonst Pythodorus Ar-
chontat nicht würde als illegal [dvagylu) haben bezeichnet werden
können; vgl, Weissenborn S. 203 — 209 und Peter selbst in Ailg. L.
Zeit. 1841 Nov. S. 39! — 395, der nur darum nicht wieder die
achtmonatliche Dauer ihrer Herrschaft (Xenoph. Hell. II. 4. 21)
ausdehnen sollte; die on(i')Qu daselbst §. 25 spricht nicht gegen den
Winter.
6) S. Xenoph, Hell. H. 3 und mehr im Allg. bei Taylor V. Ly-
siae p. 129, B. ten Brink de Athenis sub trigintaviris, Gent 1826,4,
U. Tieboel Siegenboek de Athenarum conditione sub imperio triginta
tyrannorum, L. B. 1828. 8, Meier Bon. damnat. p. 184 — 190,
Wachsrauth I, S. 640 — 645 , und über die (ntetaphorischej Bezeich-
nung als rvQavvoi (Ckc. Att. VIII. 2, Paus. I. 29. 3; vgl. Diodor.
XIV, 3: (iQfioi^ovTiq fiiv rüi Xoyoj , n'/fjafvoi, 6i toT? nguyfiuaiv) £bert
Diss. Sicul. p. 62, wo jedoch gerade die Stelle übersehn ist , die
direct auf den Ursprung derselben leitet, Aristol. Rhetor. II. 24.3:
nuXiv ro rioXpx(jäToriq ilq 6^uovßov?.ov , ori TQiroio.'Ta TiiQcivvovq xavi-
Xvae: vgl, Quintil. III. 6. 26; VII. 4. 44.
7) W&s Scheibe S. 59 und Grote VIII, p, 321 ohne genügenden
Grund bestreiten; vgl. Lysias Agorat. §. 74, Eratoslh. §. 42 ; doch auch
alTect. tyrann. §. 9 : noXXol di rö^v riTQaxoaiojv liiTil rwv ix RftQUiUx;
avyxurtjkd-ov , l'vioi 6f röiv ixiivonq ixßakovxMv (Theramenes) avxol av-
Twv röiv xQiüxov7:a iyivovxo. — ücber die Wahl selbst Eratosth. §. 76 :
dixu /ifv oj'? GtfQUfiivf^q daiäfi^f , dixa di o?i? ol xa&iaxTjxoxfq tqiogoi
xfXd'iotiv , öfxa j' fx xö)v nuQot'Twv : vgl. Sieverß p. 46 u. 94 fgg..
Lachmann Gesch. Griech. I S. 49 fgg.
8) S. Xenoph. 11. 3. 11, und über den Rath insbes. Lysias Era-
tosth. §. 48, Agorat. 5- 35 — 38; vgl. Sicvers p. 47 und ü!»er die
Zehn im Piräeus Scheibe S. 68, von dem ich jedoch hinsichtlich
der Eilfmänner oben §, 139, n. 5 habe abweicaeu müssen.
9) Xeioph. II. 3. 19; II. 4. l; vgl. Lysias. ISicomach. §. 8.
Dazu noch die Inntiq (Xenoph. III. 1. 4; Lysias Mautith. §. 6;
Evandr. §. 10), vgl. H. 4. 2.
10) Id. II. 3. 51 : l'öxi dl iv ToT? KfiLVoTq vofiotq , xöiv fi)v iv rolt;
T()tnytXioi(; ovxüiv fajöiva aTtoO-vt/nxnv ürti' t?}? rfifxifjaq ipi'/<foii' riöv f)'
l'{w TOV xurai.öyov xVQiox'q flvut. xovq Ä &avaxovv: vgl. Isoer. Callim.
§, l&\. FP'iedeffterstellung der Demokratie. 493
§. 16 odei Euthyn. §. 2 : infid'i^ ol TQutKovru xuTfoirjaav nul nvxov ol
i'/&Qol ix (xiv T(ijv i.uTi)rövT(ß)v rijq nokiTfiag i^ijkiKfov , flq 6i rov ftfTu
ylvarxv^Qov xaiciXoyov 'fvfygacpov x. r, A.
11) Hierher Lysias adv. Eratostli. ganz, insbes. §. 7: unoxnv-
vi'ffti fiiv yu(j uvOi)())nov<; Tif{il ovdivuq Tjyovvxo , Xufißuveiv d( /Q^/j.aTa
Tifol noXXov fTioioiJVTo : §. 17: to jti fxiCvwv (l&iO/nfvov nrt^üyyiXßUy
nivfiv x(»vfiov, tiqIv TTjv cdrittv ilnnv, rft ?/v i'/iiXkiv (tno&uviZo&ai, %
§. 90 : oi Tovq fiiiv ix T7j? uyoQÜ<; , xov<; d ix rav Uqmv avvu()U(i^ovi:tq
ßiaiox; uTifXTitvnv . . xul ovdi r(i(pt]q trjq vo/nii^o/ithr^g fl'uaav Tvxt^v:
ferner Xenoph. Hellen. 11. 3. 21 : tioXIok; /niv l'x&gaq (vixa unixTii.-
vuv , TicXkoiig da ;(Q7j/iäTmv • J'dojf d avrotq, otw? i)(oi(v xul roiq qjQov-
Qolc; XQtifiUTU diäorac, xrxl tö)v fiixoixMv (vu fxaorov kaßiVv xul avroiit;
n'fv unoxTitvui, rd öf xQ?'/fiara djioo>ifit}vrxaO-ui: II. 4. 21 ; l'Iat. Apol.
p. 32 C, Epist. VII, p. 324E; Demosth. Androt. §. 52; Isoer. Areop.
§. Ob, Paneg. §. 110 114; Aesehin. Ctesipb. §. 235, und über die
Wahl der Todesarten das Sprichwort tiI tijira tiLv nq O-üvurov b.
Suid. III, p. 434 oder Paroemiogr. I, p. 454: i-xl rmv TQcuxovra rta
xUTUyivojnxofifyCü üayaroj nQooiiff(jtTO XQia, ti,(poq , ßfjoyoq, xwffiov, was
freilieh Scbol. Aristoph. Ran. 546 für Theramenea so luodificirt :
doxfiT xul ovroq ruvra tu rqla fTii,\prj<piauridni- inl l^rj/uiu, tj öfaßdin&ui
iv |)/ilw ^ TiifZv y.oivfiov ?) ixtpuyilv. .Jedenfalls schwankt die Zahl
der Hingerichtete» zwischen 1300 und 1500, s. Isoer. Areop. §.67,
Lochit. §. 11; Aesehin. F. L. §.77, Seneca Tranqu. e. 3, mit Clin-
ton F. Hell. II, p. 425.
12) Lysias aflf. tyrann. §. 22 : rot? ^fv x{iiaxikiovq araoiül^ovxuq,
TOf'? 6\ uXXovq noXixuq ixxfxiiQuynhovq ix rov üarioq y toi)? öl TQtü-
xovra fJf^ TTJv avrrjv yvuifATjv l)(ovTuq x. r. X.
13) Ueber ihn s. Philoslr. V. Sophist. I. 16 mit Kayser p. 222
und W. E. Weber de Critia tyranno , Frankf. 1S24. 4; auch N.
Bach Grit, carra. quae supersunt, Lips. 1827. 8, und mehr bei Hin-
richs p. 33—38, Vater in .lahn's Archiv IX, S. 214—219, Scheibe
S. 88 fgg. mit seiner Grabschrift oben §. 70, n. 9.
14) S. Xenoph. Hell. II. 3. 15-56; Diodor XIV. 4 u. 5.
§. 1G8.
Nicht lange übrigeii.s, so glückte es einer Anzahl
vertriebener Demokraten, Thrasybul nebst Anytiis ^) und
Archinus ^) an der Spitze , heimlich von Theben unter-
stüzt, in dem Castelle Phyle 5) einen Sammelplatz für ihre
Partei zu gewinnen, von wo aus sie sich bald der Mu-
nycbia und des Piräeus bemächtigten und den Dreissig
selbst eine Niederlage beibrachten , welche Kritias das
Leben kostete und damit den Sturz der Uebrlgen nach
sich führte '^). Diese begaben sich nach Eleusis, dessen
sie sich schon vorher durch Gewalt versichert hatten 5) 5
an ihre Stelle traten freilich zunächst nur wieder zehn
andere Oligarchcn ^) , welche von Lysander unterstüzt
494 Th.f^. Der atheHische Staat. CHI. B. Parteikämpfe.
denselben Weg einschlagen zu wollen schienen 5 doch
die Eifersucht des spartanischen Königs Pausanias auf
diesen vermittelte einen Vergleich , in dessen Folge die
Demokraten als Sieger zurückkehrten, die Anhänger der
Gegenpartei aber sich gleichfalls nach Eleusis zurückzo-
gen'') und von hier aus ihre Anstalten zum Widerstände
fortsezten , bis es Thrasvbul gelang, nach dem Falle ih-
rer Häupter^) die Eintracht auf den Gruud einer allge-
meinen Amnestie wiederherzustellen ^). Diese Amnestie
dehnte sich übrigens über alle Gesetzwidrigkeiten aus,
welche in den Zerrüttungen der vorhergehenden Kriegs-
zeiten vorgefallen seyn mochten ^°), und verbot deren Ver-
folgung 5 mit Euklides Archontate (Ol. XCIV. 2 = 403
a. Chr.) sollte eine ganz neue Aera beginnen ^^), und statt
der entarteten Demokratie Solons Gesetze in ihrer Rein-
heit, nur mit den zeitgemässen Modificationen zurückkeh-
ren, welche eine eigens gewählte Gesetzgebungscommis-
sion beschliessen würde 5 dann aber das Ganze unter die
erneuerte Obhut des Areopags gestellt werden ^^).
1) Sokratcs Dacbmaligea Ankläger, s. Lyslas Agorat. §.78, Pla-
lon. Meno p. 90 A, Xenoph. Hell. II. 3. 44, Isoer. Callim. §. 23,
und mehr bei Ducker ad Petiü legg. p. 427 , Luzac de Socr. cive
p. i32, Freret in M. de l'A. d. I. XLVII, p.212, Forchhammer die
Atheaer u. Sokrates S. 35. G7. 80 , und was ich sonst in m. Abb.
de Socralis acc-usatoribus vor dem Ind. lect. Gott. 18.54 — 55 ange-
führt habe.
2) Vgl. Aeschin. F. L. §.• 176. Ctesiph. §.187; Plutarch. glor.
Athen, e. 1 u. 8 ; Aristid. Leuctr. If, p. 661, und mehr bei Ruhnk.
Hist. oral. gr. p. xlii, Wachsmuth I, S. 657; Sievcrs (icsch. Griech.
S. 107; Bake Schol. hyporan. III, p. 51 fgg. Bei Demosth. Timoer.
§. 135 heisst sein Sohn Myronides ; möglich dass er selbst Sohn je-
nes alten Feldherrn (§. 1.58, n. 6) war?
3) Vgl. Xenoph. Hell. II, 4. 2 und zur Topographie Leake in
Transact. of the Soc. of lit. I, 2, p. 205 fgg. und Westermann l)e-
men v. Attika S. 129 ; auch Ross griech. Königsreisen II, S84fgg.
4) Xenoph. Hell. II. 4. 19; Cornel. Nep. V. Thrasyb. c. 1—3,
üiodor. XIV. .32, Justin. V. 9, Pausan. I. 29. 3, IX. 11. 4; Tgl.
Sievers p. 54 fgg. 100 fgg.
5) Xenoph. II. 4. 8; vgl. Lysias Agorat. §. 44 und lüratosth.
§. 52, •woraus wir sehen , dass sie ähnliches auch mit Salamis be-
absichtigen mochten (Leon, s. Plat. Apol. p. 32 C ; Xenoph. Hell.
II. 3. 39; Andoc. Myster. §. 94).
6) Xenoph. II. 4. 24; vgl. Lysias affect. tyr. §. 14 und Kra-
toath. §. 64 : ol i\ »i? to' uaxv ik&ivxKi toi)? ii\i> A ilißukov nkijv
§. 168. FTtederherstellung der Demohraiie. 495
*«rf«vo<r xal 'HouToa&hoi.<;, ixQXovTU^ dt xoxk fx»'ro.? ix&iarovq iUovro,
«yovV.rot dc^aio>^ a> vno tÖjv avxCv roik T* A ^.Otto&a, ^''\V'\'\ ?
nnua.fi cp.kfZn&cL, . . oX doy.ovyrf<; ilviu IvavTMXUtoi XaQt.xi.tL (Aristoi.
Pol. V. 5. 4) X«; KgiTUf xal T/7 f«tivo)v haiQtUt, initdy] uvxovq «?
rvv ai'Av xariai?ia<.iv,'noXv ^'t^Ko oxAaiy xul niXtfio* j7ilrov<; f^
ritcnruti ror? ^1 »oTfo? tnoi^nay. insbes. .iber Isoer. Call.m. ^.5
fgg. 18 fgg. Auch ötKudov/oL nacb Harpocr. p. /5; was aber die
T«T«erixo.T« ^trü rork t(u«xo»t« rmooruyrt^ 'AOyryoc bei Poll. lA.
100 und Eustath. ad Uiad. XXIII. 88 betrifft, so beruben sie .vobl
nur auf Verwecbselung mit den §. 146. n. 10 erwähnten ^ lerz.g und
verdächtigen sich noch mehr durch den Anachronismus v/oi«it nicht
etwa, wie Voemel de Euripide casu talorum, Irankf. 1H47, 4, p. O
Plauht, der aus Aristoph. Ecc). 82.5 behannte , sondern nach Ath.
VI 51 der Dichter Euripides dazu gerechnet wird; s. Schneidewiu
ad Heraclid. Pol. p. 77 u. 112. Ersterero gebührt nur der Finana-
vorschlag der rtTTUQa>iooTr, , über dessen Inhalt wir aber freilich auch
mit'Grote IX, p. 518 unsere Unwissenheit bekennen müssen.
7) Xenoph, II. 4. 38: ol dt d^^nu^av , fy' Srt tlQyvtjv ^iv h^i-v
nnk dU^kovc;, dnüya. ä\ ini rn taxnwv i^üorovc;, nkijy twv t^u.xovt«
xo: Twv i'vStv^a rtal xö.v tv tw ntcQnut «'(;|«vtwv dfx« • » d* rm? 9>o-
Äorrro xwv f£ liaxto^, l'öo^tv nvxoXq xyv 'Ehvolva ^«^"'f*'"; ^S'" ^^Y"
sias Agorat. §. 80 und im Allg. Wachsmuth I, b. 647 igg.
8) Xenoph. II. 4. 43: vax(Qü) dt XQ^voi flxovou^xtq Ihovg fiio&ov-
a&at. Toi)? iv 'EXtvatvL, oxQuxfvad^tvoi. naySr],xil in arxovg tov<; ^tv
oxgax7}}ov<: avxwv i? kiyovq tk&ivxa^ clntxrt^vnv , toE? dt «AAo.S/5-
7.it/.«vTK xovg 9Ü.ovg xal drayxalovg intcour ix^yuXXayyvar xa. o//o-
cayxtg oQ>^ov<; ^ n>^v fi?} ^vr/o.>cay7Jon. , ?z. xr» vv. ofiov noXntvovxrn.
Dass manche der Dreissig auch entkommen sejcn, schhesst S.evers
de Xenoph. Hellen, p. 58 aus Lysias Eratoslh. §. 3o; »l'^/ K'"^"
aber begriflF die Amnestie mit ein, Demosth. adv. Boeot. de dote^.3^.
9) S. den Schwur bei Andoc. Myster. §. 90: x«i ov ^.»yaixax^'ffa»
TÄv noÄ.T(5v o,)d,W fs. Markland ad Lysiam p. 864 Rsk. und die
Erkl. zu Aristoph. Plut. 1147) nkrjv xwv xqmmvxu nnl twv fväf>,a(xuc
xüly d.'x«, vgl. Sluiteri lect. p. 136), ovdl xomo,v S? av ^5% tv&v-
.«, d.dc.a. x^, dr/.v^ ^\ r;o|.v. Boecler's Tbrasybulus pacihcator s
de amnestia (Argent. 1642, auch Diss. I, p. 437-4/4) ist werthlos ,
dagegen vgl. Hinrichs p. 46 fgg. , wo auch auf den von vielen über-
sehenen Unterschied dieser Amnestie von dem obigen frieden des
Pausanias aufmerksam gemacht i.<!t ; und mehr bei »cheibe S. IJl
fgg., Weissenborn S. 213 fgg., Sievcrs ficsch. Griechenlands S. »0
fgg. , Kortüm II, S. 4 fgg.
10) Andoc. 1. 1. §. 89: x,k n\v 6iAu.;, o> «We^Cj y.alxu<; ö Mi-
me; tnoinaaxf x.-oi«? tlvai, öniaai iv drjftoxQaxovnhjj xjj ncXn tYivovzo
(aber Inoaa int xö,v A inqüxOv < V ^^*V id,>idol>T) , t/ ^duf r, drjßoaUt,
il^v(,a t'iviu, Demosth. Timocr. §. 56), 'önu,<; /.//« XQ^^'^ «^'»'"^'«t ''^
(8. 63, n. 1), t^rixt dl»fu dvidiKOi yiyvocvxo (§• 14o, n. I), nJ.Ku twv
l6Lmv nv^ftoXaloiv ,u nQÜ^nc; t'hv xo,v cJJ d,j^onio>y oTtoao.^ rj y^n^'u
tlaiv i} <pdan<; fj ivdnin<i fj dnaymyal , xoiWmv ivtr^n "^"^'L ^""""^ "^^*;"
bes. aber gehört
dn' Hi'xhlöov uQXovxoq: vgl. oben §. \\b, n. y. ins-
rt hierher die naQuyQnf?} (§• 141, n. 5) '"V'^,- 1"
C^T«. najxov, %(,.ov,, Isocr. adv. Callim. §.2, d"«" V^^f*;"!"*:
heit freilich nach Plalner's Erinnerung fProc. u. hl- I . :>• 1'*-'
1.58) der Chicane wieder neues Feld eröffnete. A gl. "'"• ''7'7
Aßorat. §,89 und iusbes. affect. tyrann. §. 28 mit Scheibe S. 141.
496 Th.r. Derathen.Staat.C. III. C. Entartung U.Ende.
11) Schol. Aeschin. Timarch. §. 39; vgl. Wolf ad ßeinosth.
)Lept. p. cxxviii und über das neue Alpliahet, das auch zur epoche-
machenden Bedeutung dieses Archontats gehört {r^ fifz' ExAhidijv
yiJutifjimiKtj), die Erkl. z. Plut. V. Aristid. c. 1 und Fischer ad Wel-
ler, gr. gr. I, p. 1,3, Thiersch in Act. philol. Monac. 11, p. 409,
Rose Inscr. gr. antiqu. p. xvi, Franz £lera. epigr. gr. p. 148.
12) Andoc. Myster. §. 81 — 84: yiul iSo^t firj nvr]Oiy.uniZv uXXtjXok;
Tü)v Y(y(VTjfAiv(i)v' öo^avTu di i'/nVv tuvtu ilkfa&i uvSfjuq itKofJi. {uQtariv-
dayr , Poll. Vlll. 112) e7it/i(Xftf-'>-at, ryq nöXfcoq , ('o>q äv ol vöftoi ti-
&(liv' TfOtq df ;jfp^0^rtt roVq 2ökwvoq vöfioiq xul roZq ^QriitovToq &KJfiotq
. . xal nf/^<fiioua&f d'oKifiuauvTtq navTaq lovq vofiovq th^ dvuyqu^ui, iv
TTj OToü TovTovq Tojv vcfi(i)v ot «V doxijurtad-Mrii. . . iniiduv di ri&watv
ol voftoi , (TtififXfia&oj 7j ßoiikjj Tj *5 ' Aqtlov Ttayov zöiv vöfio)v, oTiwq av
itl (tq'/ul ToZq Kfi.fxhoiq yqwvrai: vgl. Scheibe S. 148 fgg-, Sievers Gesch.
Griecb. S.96, und über die Psephismen des Tisamenus (Andoc. §. 83)
und Diokles (Demosth. Tiroocr. §. 42) Petit Leg. Attic. p. 194, Meier
Bon. daninat. p. 71 , Naber de fide Andoc. p. 5!, Bake Schol. hy-
pomn. IV, p. 12 fgg. mit Kayser in Held. Jahrb. 1853, S. 385 und
Scbömann Verf.gesch. S. 89 — 94 , wo zugleich der Versuch des
Phorniisius zur weitern Beschränkung der Volksherrschaft (üionys.
Hai. de Lysia c. 321 richtiger als von Grote Vlll, p. 404 gewürdigt
ist; über die Redactionsarbeit [ilvnyqaifTj) des Nikoniachus aber, die
weder für diese noch für die frühere ähnliche Gelegenheit nach dem
Sturze der Vierhundert mit eigentlicher Gesetzgebung verwechselt
werden darf, die Rede des Lysias gegen ihn mit Fr. Vermooten
Weijers diatribe, L. B. 1839. 8, und Bergk hinter Schiller's Ando-
cides , Lips. 1835. 8, p. 140 — 155, dessen Irefl'llche Ausführungen
von Hamaker Quaest. de Lysiae orat. p. 76, Scheibe Vind. Lysiac.
p. 99, Bake 1. c. p. 6 fgg. nur unwesentlich berichtigt sind; 8. Vi-
scher Unters. S. 23 und in. Abh. über Gesetz Gesetzgebung u. s, w.
ia Gott. Gesellscb. d. Wissenscb. IV, S. 46 u. 66.
«RITTER ABSCHNITT.
Entartung und Untergang
§. 169.
Desto trauriger aber war die Lage gegen Aussen, in
welcher Athen jezt aus dem peloponnesischen Kriege
hervorging ^) : ohne Verbündete . ohne hinreichende Be-
festigungen, ohne Flotte, ohne Schatz ^j, konnte es sich
der vertragsmässigen Abhängigkeit von Lacedaemon ')
nicht eher entziehen , als bis ihm im J. 394 der offene
Bruch zwischen diesem Staate und Theben (§. 40) einen
Auhaltspunct darbot. Mit persischem Gelde stellte der
Sieger von Knidus , sein edler Bürger Konon , seine
Mauern wieder her'^)^ Iphikrates schuf ihm für die Sold-
§. 169. Neue Hebung nach Aussen. 497
uer, deren es sich jezt zu hedienen anfiug , eine neue
Taktik 5) 3 und wenn es auch seine und Thrasybul's ^)
Eroberungen im antalcidischen Frieden wieder herausge-
ben musste, da ihm seine Unterstützung des cyprischen
Aufstandes den grossen König entfremdet hatte ^), so
behielt es doch durch denselben , allein von allen grie-
chischen Staaten, Lemnus Imbrus und Scyrus (§. 41j als
auswärtige Besitzungen. Dazu kam im J. 377 eine neue
Bundesgenossenschaft mit Byzanz, Chios, Rhodus, Myti-
lene und andern Inseln ^), durch deren Hülfe es in Folge
von Chabrias und Timotheus Siegen ^) endlich im Frieden
des Fiallias ^°) im Jahre 371 die Anerkennung seiner
Seeherrschaft von Lacedaemon selbst erlangte. Ohnehin
neigte sich von nun an seine Politik mehr zur Freund-
schaft mit Sparta 3 die boeotische Partei, obschon aus den
Wiederherstellern seiner Demokratie oder deren Nach-
kommen *'), und Rednern wie Cephalus ^2) und Aristo-
phon ^5j bestehend, vermochte jezt, wo keine Oligarchie
mehr zu befürchten stand ^+), den alten JNachbarhass um
so weniger zu überwinden, als Thebens wachsende Macht
überhaupt und die neue Zerstörung von Plataeainsbesondere
die Eifersucht der Athener reizte ^^), während Lacedae-
mons Hülfgesuch ihrer Eitelkeit schmeichelte *^). Lag
es daher auch nicht in ihrem Plane, die Herrschaft die-
ses Staats vertheidigen zu helfen, so suchten sie doch mit
kluger Schonung ihrer Kräfte das Gleichgewicht zwischen
ihm und Theben zu erhalten, und standen auf diese Art,
als der Erfolg der Schlacht bei Mantinea im J. 362 diese
Bemühung gekrönt hatte, unbestritten wieder als der erste
Staat Griechenlands da'''), eifrig bemüht jeder Erhebung
eines andern zu wehren ^^) , so wenig sie allerdings der
innere Zustand ihres Staats zu einer kräftigen Ausfuh-
rung dieses Systems beruhigte.
!) Lysias Agorat. §. 46 : *rt 6\ rd Ttix'7 w? xoT^oxa'flo? "«* o»
vr^K; Totq noXf/aioig na()fd'o&rjnnv xul xu i/iwqiu 'xu&tn)f&t] . . xal ij 6v~
vttniq "tnanu x^? noAfoj? :itn>fXv&r^, warf nr]d\v di.ittpf{)fiv rf/q fXd/iarTf^
Ttokfioq Tt/v no'/.tv. Vgl. Xenopli. Hell. II. 2. 20, Üemosth. Cor. §. 96,
Diodor. XIII. 107, IMul. V. Lviand. c. 14.
I. na. 4. Aufl. Ij
498 Th. V, Der aihen. Staat. C. III. C Entartung u. Ende.
2) Lyslas Nicomach. §. 22, Ueber die Schuld von 100 Talen-
ten an Lacedaemon s. Demosth. Lept. §. 12 und dazu Wolf S. 227.
3) Tov uvrov f](&Qov xal qilkov vofiL^ovruq AatiiSatfiovIoiq enia&at
xnl xuTft yrjv xal xaxu ß-akaxTuv onoi, nv T^ySjvTai^ Xenoph. 1. c, vgl.
oben §. 40, n. 5.
4) S. oben §. 40. n, 10, und mehr bei Wolf ad Lept. p. 286
und Wachsmuth I, S. 617, insbes. Xenoph. Hell. IV, 8. 10-16,
und s. Biographie von Cornel. Nepos , dessen Annahme, dass er
nicht in persischer Gefangenschaft gestorben, durch Lysias de Ari-
stoph. bonis §. 39 — 41 bestätigt wird, vgl. Schol. Aristid. Panalh.
p. 269 Dind. Noch Pausanirs (I. 29. 13) sah sein Grab auf d«m
Ceramikus.
5) S. Sicvers Gesch. Griech, S. 118 fgg. und mehr oben §. 30,
n. 14—10; insbes. C. Rehdantz Vitae Iphicratis , Chabriae , Timo>
thei Atheniensium , Berl. 1845. 4.
ö) Vgl. Xenoph. IV. 8. 25—30, und mehr bei Sievers S. 104
%ff') namentlich auch zur Unterscheidung des Steiriers Thrasybulus
von dem gleichnamigen Kollytier (Sauppe Epist. cril. p. 20; Böh-
necke Forsch. S. 651). Wiederherstellung der dfxi'tTT^ (§.160, n. 12)
bei Byzanz ; vgl. Demosth. Lept. §. 60 und Böckh Staatsh. I, S. 546.
7) S. Xenoph. IV. 8. 24 mit Lys. de Aristoph. bon. §. 20 u. 43,
vgl. Meier Bon. damnat. p. 194 ; auch V. 1 . 10, und im Allg. über Zeit-
verhältniss und Begebenheiten des cyprischen Kriegs (390 — 380?
Diodor. XIV. 98, XV. 8) Spohn ad Isoer. Paneg. p. xxxii — xxxviii,
Clinton F. H. II, p. 278—281, Sievers S. 357 — 300, P. J. Leloup
vor Isocrates Evagoras , Mogunt. 1828. 8, Engel Kypros I, S. 309,
C. Theiss de hello Cyprio, iroprimis de tempore, quo gestum vide-
tur , N'ordhausen 1844. 4; wohl zu unterscheiden von dem im J. 350
bei Diod. XVI. 42 u. 46 ; vgl. Winiewshi ad Demosth. de Corona
p. 64.
8) Diodor. XV. 28: Iräx&Tj d' uno rjjq xotv^q yvwfirjq , ro niv
OVvkSqiov iv T«r? Ad-^vaiq avnä(j(i'nv , nöXiv di (n' laijq xal fxfyäXrjv
xal fitxqdv fiiüq \pr](pov xvQiav (tvai, (z. B. Xenoph. Hell. VI. 3. 19)*
nnauq d vnuQxfi-v ai'rovö/xovq jjyifiöat xQ(>'Mf'>'f'<S 'A&7/vai.otg: vgl. Isoer.
Plataic. §. 28 uud Aeschin. F. L. §. 70, der die Zahl der Städte
genauer als Diodor c. 30 auf 75 bestimmt; auch Sievers 214 fgg.
und Rehdantz p. 54 ; insbes. aber jezt die neuentdeckte Bundesur-
kunde selbst in 'EniyQ. dvtxd. Athen 1851 oder Meier Comm. epigr.
^ P- 4 fgg. II, p. 53, und Einzelnes mehr unt. §. 172 n. 2.
9) Chabrias über Pollis bei Naxos 376, Xenoph. V. 4. 61, Dio-
dor. XV. 34, Plut. V. Camill. c. 19, V. Phoc. c.6, glor. Ath. c. 7;
Timotheus über Nikolochus bei Korcyra , Xenoph. V. 4. G5 ; vgl.
auch Dinarch. Demosth. §. 75 mit Rehdantz p. 59 fgg. und mehr
(ausser Cornel) über Chabrias bei Demosth. Lept. §. 75 — 78 mit
Wolf p. 293, über Timotheus Isoer. n. uvriS. §. HO fgg. mit J. G.
Pfund de Isoer. vlta et scrlptis, Berl. 1833. 4, p. 15—17 und was
unten §. 172, n. 8 fgg. weiter citirt ist.
10) S. oben §. 41, n. 16 und über Kalllas den Daduchen (Xe-
noph. VI. 3. 3.) Ciavier in M. de l'Inst. Hist. III, p. 129 — 165,
Herbst ad Xenoph. Symp. p. xvii — xx , Meineke Hist. com. graec.
p. 131-135, Böckh Staatsh. I, S. 631 fgg.
11) Ol ßotajTtf'/i^ovTfg, 8. Xenoph. Hell. V. 4. 34, Aeschin. Ctesiph.
§. 138, Demosth. Lept. §. 146, Plut. V. Pelop. c. 14 und insbes.
§, 170. Neue Entartung im Innern.
auch daem. Socr. c. 1 i odl ßiv lanv u6iXipiöovc &QaovßovXov Avai-
&fiä7]<; f >dl dl Tifto&fot; Koy(ovo<; i>loq , ovroi. 6 ^q^^'^o^ natdt?, ol 6
Slloi TT^c iTatQfiag TTjg 7]fifTfQa<; nüvTfq; vgl. Sievers S. 297 fgg. und
Lachmann S. 260.
12) Mt]6ifilav xud-' favroii nünoTi dtd(i)xwq rot(; noXirruc; Xaßijv, So-
pater in Walz Rlietor. gr. VIII, p.3; vgl. Aeschin. Ctesipli. §. 194
mit Bremi II, p. 163; auch Dinarch. Demosth. §. 38. 76, und im
Allg. Ruhuk. Hist. orat. gi-aec. p. xli, Sievers S. 301 , Wachsmuth
I, S, 657.
13) O? layi'QoTaxoq iv ttj TioXtrfiic yfyfvr^rai, Hyper. pro Euxen.
p. 13; vgl. Aeschin. Ctesiph. §. 139: nXfZarov xqo*ov r?}v rov ßoivtrin-
iinv vnoftfivaq alriuv, und mehr bei Periz. ad Aelian. V.Hist. XI\'. 3,
Rubnk. 1. c. p. xlv, Wolf ad Lept. p. 367, Sievers S. 299, Droysen
in Zeitschr. f. d. Alterth. J839, S. 806, Böhnecke Forsch. S. 482.
659, Wachsmuth I, S. 658 und 835, Rehdantz p. 218—223, insbes.
aber A. Schäfer im Fhilol. I, S. 188 t'gg. , auch S. 215 fgg. über
seinen Demos Azenia, der allenthalben vorauszusetzen ist, wo nicht
die bestimmte Beziehung auf einen andern Namensverwandten nach-
gewiesen werden kann.
14) Wachsmuth I, S. 656: ■ rein politische Hetaerien einer oli-
garchischen Partei kommen nicht mehr vor «. Schwache Nachklänge
8. bei Sauppe de causis magnit. extr. und Sievers S. 309; Anspie-
lungen wie Demosth. Rhod. libert. §. 33 bezwecken wohl nur Ver-
unglimpfxng.
15) S. Demosth. Symmor. §. 33, Lept. §. 105 und mehr bei
Voemel ad Olynth. I, p. 62 und Grote X, p. 215; über Plataea
namentlich Diodor. XV. 46 mit Isoer. ad Philipp. §. 53 uud Reh-
dantz p. 75 fgg. ; auch Aristides hierher gehörige Prunkreden T. l,
p. 610 fgg. Dind.
16) Xenoph. Hell. VI. 5. 33 fgg., Diodor. XV. 63; vgl. De-
mosth. Cor. §. 98, und Isoer. Areop. §. 65 : ngtoßiig IXd-öviaq na^'
uvTwv xal diö'oyruq rfj nokfi ttjv uQyrjv r^c &uXütxtj<; : im Allg. aber
Grote X, p. 222 fgg. und über das Haupt dieser Partei, den grosseu
Redner Kallistratus (Wachsmuth I, S. 659, Sievers S. 304, Böckh
I, S. 321), mehr bei Moll in Symb. lit. Amstel. V, p. 37 fgg. und
A. Schäfer im Philol. II, S. 580 fgg.
17) Koivol TiQoarüxui. rfjq (tnävzojv fXiv&fQiuq , Demosth. Rhod*
libert. §. 30; vgl. Syntax. §. 8: wvl dt nQcorfvnv fiiv diiovrt xal tu
dixatu o^t'Cftv uXXoiq, Olynth. III, §. 27: Aaxidai/uoficüv ftiv unoXmXö-
Toiv , Qrjßuliüv d uax°Xo)v o'vrwv , xüiv d' uXXwv oi'dfvog ovxog aliöxgioi
nigl xü)v 7H)(oxtiwv vfiZv uvxirü^aa&at , und mehr oben §. 42, n, 19
mit Grote XI, p. 280 fgg.
18) Vgl. Demosth. Rede pro Megalopolitanis (Ol. CVII. 1 =
352 a. Chr. Diod. XVI. 37) und die gleichzeitige Stelle adv. Ari-
Stocr. §. 102: avfi(f!f()ft. xjj nöXn ftrjxt (ürjßaiovq /Jirjxt Anxfdaifiot'loiiq
tu XV UV , uXXit xoVq ftfy fl'ojxfitq uvxinr'tXol't; , ToT? df liXXovq xtvuq fi'v««.*
tx yuQ rov xaiO' ovxax; txn-v vfilv i'tiÜqxii fiiyiaxoK; ovatv doqiuXüf
§• 170.
Welt entfernt nämlich ihre ursprüng-liche Reinheit
wieder zu erlangen , hatte die Demokratie durch ihren
112
500 Th.V. Der athen. Staat. C. III. C. Entartung u. Ende.
Sieg-, wie es sich bald zu zeigen anfing, nur einen Schritt
weiter zu ihrem Verderben gethan '). Der persönliche
Einfluss der Redner auf der einen '^), der Feldherren und
sonstigen erwählten Beamten auf der andern Seite ^j stieg
immer höher und machte die Beschlüsse des Volkes selbst
zu Werkzeugen ihrer eigennützigen Absichten'*)^ die
Auszeichnungen , die dasselbe an sie verschwendete ^j,
erschienen selbst dem Besseren als die sicherste Gewähr
der öffentlichen Wohlfahrt ^)^ und so wenig sie dadurch
auch vor den Verfolgungen der nie ruhenden Sykophan-
tie geschüzt waren '^) , so bot ihnen doch der Leichtsinn
und die Begehrlichkeit der Menge stets leicht zu be-
nutzende Blossen dar ^). So kehrte jezt die Bedrückung
der Reichen ^) und die Vergeudung des Staatsvermögens
zum Privatnutzen des Demos in gesteigertem Maasse
wieder *o) : derselbe Agyrrhius , der durch Schmälerung
der komischen Dichter den Staat einer wirksamen Con-
trole seiner Schwächen und Fehler beraubt hatte *^),
stellte schon um's J. 396 die Besoldung der Bürger für
ihre Theilnahme an den Staatsgeschäften her ^'^) ^ und
insbesondere war es Eubulus von Anaphlystus, der wäh-
rend seiner langen und einflussreichen Verwaltung der
öffentlichen Angelegenheiten im Interesse einer kleinen
aber vielvermögenden Partei ^5) die ganze Spannkraft des
Staats sowohl durch sonstige Verwöhnung des Volkes ^'^)
als namentlich durch die Maassregel lähmte, welche
alle Ueberschüsse der Staatseinnahme der Theoriken-
casse^s^ zur Vertheilung an die Einzelnen oder, was auf
dasselbe hinauslief, zur Bestreitung der öffentlichen Spei-
sungen zuwies, die durch die Vermehrung der Festtage
zu einer ganz unverbältnissmässigen Höhe gestiegen wa-
ren ^^). Solche Missbräuche mussten dann aber auch auf
Athens äussere Stellung um so nachtheiliger zurückwir-
ken, als die Bürger den Kriegsdienst jezt fast ausschliess-
licL gedungenen Söldnern überliessen '^) , deren Führer,
auch abgesehn von der Unfähigkeit oder Zweideutigkeit,
der auf solche Art nicht selten die Kriegführung anheim-
fiel'8), schon aus Mangel au Sold Athens Verbündete
)\* §. 170. Neue Entartung im Innern. 501
selbst brandschatzen oder auf eigene Hand Abenteuer
suchen mussten ^^j, ^vährend jene sich daheim, dem Ver-
gnügen und müssiger Neugierde nachhängend , in Be-
schlüssen erschöpften , die nie zur Ausführung ge-
langten 20^.
1) ^ sensible change in ^thenian patriotistn, Grote IV, p. 240;
vgl. Lysias affect. tyrann. §. 29 %g. , Aescbin. F. L. §. 177, und
mehr bei Sievers S. 89 fgg. und Waehsmutb I, S. 650 — 677.
2) Demosth. Olynth. III, §. 31 ; xj'otot julv rüv uya&öjv ol noh-
Tfvoftivoi y.ul difi rovTOjv unuvxa noaTTtrai • i'fifTg d o d^uo? iv nntj-
gfToi' xal ngoa&rjXTji; fJtfQU. ytyfv^a&i, ((yanwvTiQ fuv i^iTuStöwni &foi<ji-
xöiv V4*iv jj ßoi^ia n^'^.Twotv ovroi,; Tgl. de cor. trierarcb. §. 13 — 21
und Androt. §.37: ol i&-udig xul ovifOT^xÖTiq ^r^TOQfq: auch Aescbin.
Ctesipb. §. 251 : o öf drjftog aiantQ :iuQayiytjQaxojq tj naQuvoiaq iakw-
xojq avTo ftovov rovvofia t;;? drjfioy.Quriaq nfgmoifZrai , TW» ö tQyojv
fTfQoiq TiaQa>i(yü)Qj]Xi , und die öivaania uvxl drjßoxguriag Andoc. de
reditu §. 27.
3) Tlgtcßilai T( xal (STQaTTjyLai Ath. VIII. 15; vgl. oben §. 15.3,
n. 11 und die öftere Zusammenstellung von ciTQnrr/yoq und qi^tojq,
Isoer. Pbilipp. §. 81, Demostb. Aristocr. §. 184, Hyperid. Demosth.
col. 8 im Pbilol. III, S. 628, auch Plut. V. Pboc. c. 7: oQ(ßy öi
rovq rd xotvu riQanoovrnq xuri SiT^QTjfiffovq warifQ r'tno xi.r^Qov xö örpa-
tiqyiov xal To ß^ua , mit Demostb. Olynth. II, §. 29, und noch all-
gemeiner Lysias .Ale. I, §. 21 ; *f<v df riviq twv «p;^ovrajv ßorj&waiv
«i't6u *7rtdft$tv TTJq fuinöJv dvväftiojq noioi'ntvoi. x.r.k.
4) Demosth. Lept. §.91: intiör] äi tÜv TioXirtvofifvwv riviq diiyT^-
&(triq -. . xuxiaxiX'uauv uvxoXq i^iVrai vo/no&eTfVv urav Tiq ßovkrjxai xal
ov UV Tvxjj TQOTiov: vgl. Tiniocr. §. 142: ol nag' Vf*Zv grjxogiq . .
oaot fttjvfq ftixQov dfojifft vo/.to&fTfZv xu uvxoVq aii/xtpigovra: auch Isoer.
Areop. §. 25, Plat. Gorg. p. 502 E, Lysias pro Polystr. §. 17 und de
Niciae fratre §. 16: oi'^ o rt ov xf/ nöXfi ßfXxiaxov ^ xovxo ol grjxoqiq
Xfyovaiv «AA uq>' 0)v uv ax>xol xigdcuvitv fifklatai, xavxa vfiftq \pijq!iXiod-i.
5) Aescbin. Ctesipb, §. 177 — 189: il f4?j xnxaXvatxi xuq uf9-ofovq
xavxuq äujgfaq x(tl lorq ilurj Sidonivovq axffKVovq , oii&' ol xtumufvoi
/ilgiy i'ftZv fXnovxni, oit* t« x^q noXfwq TiQÜyfinxu i:iavoo&u&^Ofxai.x.T.}..:
vgl. Isoer. Callim. §. 65 und Demosth. Aristocr. §. 196 fgg.
6) Demostb. Lept. §. 108: xyjy öf xöJv dr/uotv tXfV&fginv tj xmv
aya&öiv uvÖqmv «/tiAA«, tjv fnl xuZq nugit xov 6tjuov dwQinZq ngoq (av-
rovq ;iotoi*vTat, <ffv).üxxfi: vgl. Lycurg. Leoer. S. 10.
7) Demostb. Theocrin. §. 63: vnoftivfxf Xiyövxuv at'i&lv <aq ^
%ov drjfioxi awTTjgift 6iu xöiv ygaipo/ifvuv xul ovxoginvxovvxüJv iaxiv • U)v
yhoq f^wkioxiQov ovdiv iaxtv x.x.k.
8) Demosth. Aristocr. §. 100: ijdrj öf xivn tiöov yQatprjv nyo)vi-
i,ofifvov nnQnvo fi,ii)Vf xolq vo/toiq ^ufv (tXiaxo/ifvov , (uq dJ ai'nqifQovS- fftZv
yfygaifif kfyftv inf/nQovvxa: vgl. Olynth. III, §.22: i^ ov d' ol SifQio-
TÜvxfq l'/*üq ovxoi. TiKfTjvnoi (ttjxogfq ' xi ßovkfn&t' xi ypügxo' xL vftTv
^(igiatDuai' rnjonfnojnt x^q nnQHi'iixrc tjdoyfjq xul yrtQtxoq xit xijq llvXfwq
nQi'tyfiuxa: auch Pbilipp. I, §. i7 : *»*v 6 tlq roiid- rjxn xd ngayfiaia
aiaxi'yrjq , oioxf xöjv GxgarT^yoiv l'xunxoq dlq xal xqlq xQiytxai nag Vftiv
nigl &uyüxov , und Aescbin. Ctesipb. §. 192.
502 Th. F. Derathen. Staat. CHI. C. Entartung u. Ende.
9) Demosth. Olynth. II, §. 30: ti dl roZ<; /A,iv üjotiiq ix rvQU>vi-
«Toc vfttv intruTTiiv anodwafTi , Tor? cJ uvayxuL,ia&ftt, rgir^Qu^xilv tlaqif-
giiv arguTivta&at, rotg 6f ■tp7](pl^(a9-ai xara tovtojv ftovov, ükko di /xTjä^
oTiovv aX'fiTiovtXv, ov)(l yivTjOfxai rüv SfövTWv xfiiy ovöiv iv xatgü : vgl.
Everg. §. 54 und mehr bei Orell. ad Isoer. n. uvrid. p, 265.
10) Isoer. Panath. §. 140: Ix rwv xoivwv rat? lälaig dnogiai^
ßotj&ilv i^j]xovvT((;', Aristoph. Eccles. 206: t« drjiJiöai.u ydg ßia&otpo—
üovvTfi }(Q7JfiaTa l^La axomlad- uTiuvrtg o xi xk; xigdard; Aeschin.
Ctesipb. §. 251: unfgxia&f ik lüv ix^Xr/rsiäv uv ßovXfvaunivoi. , uXk'
otantQ ix twv igdvojv t« nigiovxu vfifiünfvoi: Tgl. die Anekdote von
Demades bei Flut. Praec polit. c. 25 and dess. quaest. Piaton. X. 4 :
xal TO? öiavoficitq xov nokirtvftuxoq , we ikfyt Aq/iuÖTj^ , xokXav ofo/4u-
fwv XU &eü)gixa xrjq dijuoxgaxiaq.
11) Scbol. Aristoph. Eccles. 102: J '^yi'ggioQ axgaxtjyoi; &tj).v~
&giü')ör]^ . . roy ixia&ov xwv noiTjxitiv ovvfTfffi: vgl. Kan. 370 mit Fritz-
sche de carm. Aristoph. myst. p. 64, Cobet Plat. com. reliqu. p. 49,
Meier de Aristoph. Ranis II, p. ix , Böcl>h Staatsh. I, S. 339; und
über den Verfall der Komödie in dieser Zeit überhaupt Wachsmuth
I, S. 832 und Bergk in Schmidt's Zeitschr. f. Geschichte 1844 , S.
218, auch Clinton F. Hell. II, p. i. — lv und F. Ritter de Aristoph.
Pluto, Bonn 1828. 8, p. 34—46.
12) S. §. 128, n. 13 und mehr im Allg. bei den Ertl. z. Ari-
stoph. Plnt. 176, Meurs. lect. Attic. VI. 4, Slniter lect. Andocid.
p. 96, Sievers Gesch. Griech, S. 111, Böckh Staatsh. I, S. 314.
13) Plut. Praec. polit. c. 15: enuivoiai öi xui xov ^Ava(fXvaxiov
EvßovXovy oxt niaxiv i'/ojv iv roti; ftaXiaxa xal dvvufiiv oi'div xwv'EXXtj»
vtxüiv Ingu^fv ovd inl öxgaxrjyLuv rjk&iv, nXX inl xd ;f^)y^aTa t«J«5
favxov tjV^Tjaf t«? xoi.vd<; ngoaoäovq xal /iiyäXa xijv nöXi,v uno xovxwv
(itfiXTjaiv: vgl. Dinarch. Demosth, §. 96, Aristot. Politic. H. 4. 10,
und mehr bei Ruhnk. Hist. orat. graec. p. lxv — lxviii , Schneider
ad Xenoph. de vectig. 3. 7, Böhnecke Forsch. S, 167. 173, Wachs-
muth I, S. 675, Böckh Staatsh. I, S. 250. 316, ürk. d. Seewesens
S. 52. 61 ; insbes. aber Schäfer im Philol. V, S. 1 1 fgg. und Freese
Parteikampf d. Reichen u. Armen in Athen S. 80 fgg. Die ver-
kehrte Auffassung bei Grote XI, p. 461 hat schon Lachmanu 11,
S. 29 nach Verdienst gerügt.
14) Theopomp, b. Ath. IV, p. 166 oder Harpocr. p. 130: ärjua-
yo)yo<; ^v imqiuviaxaxoq , iTUfifXjjq xal qitXoTiovoq , ugyvgiov xt av/vcv
nogii^üjv Tolg 'A&7]vaioi(; diiviifii ' dio xal xrjv nöXiv inl xrjq xovxov no-
Xtxtiati avavdgoxäxTjv xnl ga&Vfioräxi^v avvfßij ytvead-ai.
15) Vgl. oben §. 151, n. 20 und §.159, n. 5 , hier aber insbes.
d. Erkl. z. Demosth. Olynth. I §. 19 fgg., III §. 10 fgg. und über
das Schicksal eines entgegengesezteu Vorschlags von Apollodorus
(Ol. CVII) adv. Neaer. §. 4 fgg. mit Böhnecke S. 43. 176. 183 und
W. Hornbostel über die von Demosth. in Sachen des Apollodor ver-
fassten Gerichtsreden, Ratzeburg 1851. 4, S. 35—42; auch O.
Haupt Demosth. Stadien, Colberg 1852. 8, S. 29. 50 und A.Schä-
fer im Philol. V, S. 19. Nach Ulpian ad Olynth. I , p. 14 hätte
jener Vorschlag sogar Eubulus zu einem Gesetze veranlasst , öavü~
rov t^rjuiovad-ni, , n xiq im.yjigoirj fffrunonlv xd &Kj>gtxd oxguxivjxixd :
oder wäre diese Angabe mit Sauppe (Demosth. Orat. select. Goth.
1845. 8) und Doberenz in Zeitschr. f. Alterth. 1848, S. 849 nur
ans Missverständniss von Demosth. F. L. §. 291 abzuleiten?
,s\^ §. i70. Neue Entartung Im Innern. 503
•.., 16) S. Isoer. Areop. §. 29: to? fiiv Im&iiavq ioQxäq , uU foriw
ftiq Tiq TCQoOfiT], ixfyulornjfnwq fjyov , mit Gottesd. Alterth. §. 10, n. 12
und mehr bei Böckh Staatsh. I, S. 296 — 298, namentlich Lysias
Nicomach. §. 17 %g. und Den:osth. Cor. §. 118, woraus hervorgeht,
dass die Theorikencasse auch diese Speisungen bestritt. Nach Isaeas
Astvpbil. §. 21 scheint es dass sie nach Demen statt fanden , wie
die Vertheilung des Theorikon selbst nach Demosth. Leochar. §. 37;
vgl. Meier Bon. damnat. p. 79 (gegen Herald. Anim. p. 415^ und
Böckh I, S. 309; auch Ind. lect. Ber. 1819—20 p. 6.
17) Vgl. Meiners Gesch. d. Wissensch. II, S. 611 — 614 und
yftiS ich oben §. 30, n. 15 citirt habe, namentlich E. G. Weber
ad Demosth. Aristocr. (Jena 1845. 8/ p. xxix fgg. , wo zugleich F.
C. Rumpf de Charidemo Orita, ^Giessen 1815 4) wieder abgedruckt
ist; auch Grote XI, p. 392 fgg. und Böckh Staatsh. I, S. 403, zu-
gleich über die liiruaxvq tütv iivcov, Aeschin. Timarch. §. 113, C.
Inscr. I, p. 145 u. s. w.
18) S. Demosth. Olynth. II, §. 28, Aristocr. §. 139, Cherson. §. 24,
Pro'^em. 40 ubd mehr im Alig. oben §. 153, n. 15; mit Lachmann
II, S. 38 — 40, hier aber iusbes. Isoer. de pace §. 55: oU d' ovdili;
UV oi'/Tf TifQi iwv Idiüjv oiirt nfQi twv y.otviZv avußovXtvauiro , tovtoxk;
uvToyiQuioQa<; txnfßnouiv , und de permut. §. 116: vftitq fi\v yuQ xf-
QQTOVfljl OTQUTTjyOVg TOI'? <i'^WOTOT«TOl»? TOT? 00 flUOl. Xul Tiokkäxiq IV
ToTe ^(vntoZq OTQUTii'fiaoi yiyiir/fifyoi>g , wo zunächst namentlich an
Chares zu denken ist, über den Plut. republ. sjui ger. c. 8: roi-
oVTOv ihfti Tov fifXf.ovra Tcü axqnTTjyw tu aTQWnara xofxi^fiv : vgl.
Theopomp b. Ath. XII. 43 oder Diodor. XV. 95 mit Voemel Pro-
leg. Demosth. Philipp, p. 60, Hulleman ad Ptolem. reliqu. p. 142,
Rchdantz Ipbicr. p. 208 fgg. , und mehr bei H. Cassian , der ihn
freilich in ein möglichst günstiges Licht zu stellen sucht , Chares
vor dem Richterstuhle des Aeschines und Demosthenes , Hanau
1848. 8 und de Charetis Atheniensis rebus gestis ac moribus, Marb.
1849. 8.
19) Demosth. Philipp. I, §. 24: f| ov (J' ai'r« xaö-' aiTU rd
5*V(xa VfiZv axQartvnai , toi"? <fLkov(; vixä xal xovq ov/u/uä/ovc; , ol d'
Ix&Qol ^fitoi'S xov df'ovTo? ytyövuai: vgl. Syntax. §. 6 und Plut. V.
Phoc. C. 11: xal (iTJv oi yi oi-fifta^oi xal ol yr/atühai Tor? 'A&^rtj&ev
unoax6Xov(; . . nokiftiovg vof*i.,orxig iqi(jnyvvvxo xii)(rj xal /.iftivai unt-
^(ovvvoav X. T. X.
20) Demosth. ad Phil, epist. §. 17: T]fiit(; öf oi^'Jiv noiovvT«; h-
&üdl xu&rjixf&u , fifXXot'rt<; uil xitl \j.Tj(fi^oixivot xul nvy&avcftfvoi, xaxd
TTjv (lyoQuv H xi Xiyfxai, vfcoxfgov : vgl. Philipp. I. 10, Syntax. §. 15
u. 33, Rhod. libert. §. 1, und mehr bei \\ achsmuth I, S. 664 und
Voemel 1. c. p. 56 mit Plut glor. Ath. c 6 und Justin. VI. 9:
iH segniliam torporetnfjtie resoltiti non ut olim in classcm et exerci-
tus, sed in dies festos aj)paratxi.<i(jue ludorum reditus publicos effim-
dunt . . freijuentius scenam (jiiain caslra visenies etc.
§ 171.
Der wichtijjste Schritt, den Athen in dieser Zeit
zur Verbesserung^ seiner innern Zustände that , war un-
streitig die neue Regulirun{j der dirccten Verniögensteuer
504 r/t. V. Der athen. Staat. C.UI.C. Entartung u. Ende.
oder eio(poQa, die gleichzeitig mit der Wiederherstellung
seiner überseeischen Bundesgenossenschaft unter dem
Archonten Nausinikus Ol. C 3 rz 377 a. Chr. an die
Stelle der solonischen Schatzungsciassen gesezt ward ^j^
doch brachte auch diese Maassregel sowohl im Principe
als in der Häußgkeit ihrer Anwendung manche Härten
mit sich. Die pflichtigc Biii-gerschaft ward unter der
Oberleitung der Feldherren ^) in Symmorien getheilt, de-
ren jede, wie es scheint, aus den verschiedenen Ver-
mö'gensclassen in der Art zusammengesezt war , dass
ihre Ttfirj/iiaTa , das heisst die nach den einzelnen Clas-
seu abnehmenden Vermögenstheile ^) , auf welche die
jedesmaligen Steuerquoten durch die eTiiygcccpsig oder diu-
yga^eig umgelegt wurden *) , zusammen gleichviel aus-
machten 5 obgleich aber dieses Steuercapital selbst bei
der höchstbesteuerten Classe, über die wir allein näher
unterrichtet sind , nur ein Fünftheil des wirklichen Ver-
mögens betrug 5) , so lag dieser dagegen als eigene Li-
turgie zugleich die Last ob, als Vorsteher der einzelnen
Symmorien für die übrigen Mitglieder den Vorschuss zu
leisten ^) , den ihnen dann von jenen auf dem gewöhn-
lichen Rechtswege einzutreiben überlassen blieb. Auch
für die Trierarchie begegnen uns in Folge der Erschö-
pfung , die schon früher für diese Leistung gleichwie
für die Choregie^) eine Gemeinschaft zweier zuzulassen
genöthigt hatte »), seit Ol. CV. 3 = 357 a. Chr. ^) ähn-
liche Symmorien ^o), zwanzig an der Zahl, in welche
die zwölfhundert Höchstbegüterten dergestalt vertheilt
waren, dass jedes Schiff von einer Syntelie bis zu sech-
zehn Personen bestritten ward**), auch hier aber wie-
der die dreihundert Reichsten *^) für die Ausführung ein-
standen und die Kosten dann auf die übrigen umlegten ;
nur machte es in diesem Falle der bereits seit längerer
Zeit eingerissene Missbrauch , die ganze Ausrüstung an
den Wenigstnehmendeu zu versteigern *'), zumal da der
Staat jezt auch das Geräthe hergab ^*) , gerade den
Häuptern der Symmorien möglich , durch wohlfeile Ver-
pachtung sich selbst von allen Zuschüssen zu befreien '^],
§. 171. Finanzreform. Symmorien. 505
ohne darum den selbstsüchtigen Anspruch auf höhere
Geltung ihrer Leistungen aufzugeben ^^). Erst Demo-
sthenes stellte hier um die nämliche Zeit ^'^) , wo ihm
auch die Ueberschüsse der Staatseinkünfte ihrer militäri-
schen Bestimmung zurückzugeben gelang ^S), das richtige
Verhältniss wieder her, indem er mit dem Besitze eines
gewissen Steuercapitals die Verpflichtung zum Unterhalte
einer Triere verknüpfte, so dass die, welche weniger
besässen , bis zu diesem Betrage in Syntellen zusam-
men treten , Reichere dagegen nach Verhältniss selbst
mehr als ein Schiff ausrüsten sollten *9)^ und er konnte
sich rühmen, dass dieses sein Gesetz eben so wohl den
Pflichtigen als dem Staate zu Gute gekommen sei ^*^).
1) Harpocr. p. 277 : dtTjfjtQijOav öi A&ijvutoi, huto, ai'fifiogiug fnl
JVuvai-vixoii uQxovTOQ , we q>r/Oi <Pi.Xö)(oQoq iv t^ Tiffinrt^ Ax&idoq : vgl.
Uemosth. Androt. §. 44 und mehr im Allg. bei Böckh Staatsh. 1,
S 667 fgg. mit H. Amersfoordt de syramoriarura apud AtLenienscs
instituto , L. B. 1821. 8 (vgl. auch Scbaefer App. Demosth. I, p.
718 fgg.) und F. G. Parveidt de instituto eo Atheniensiuin cujus
ordinationera et correctioneni in orat. ni^l ai'ftftoQiöiv suadet Uemo-
sthenes, !\Iagdeb. 1837. 8; über den Zusammenhang mit dem neuen
Bunde aber Meier C. epigr. I, p. 4 und Grote X, p. 155 fgg.
2) Demosth. Boeot. de nom. §, 8 ; vgl. Wolf ad Lept. p. xciv
und Parreidt p. 25.
3j S. oben §. 108. n. 10 mit Harpocr. p. 283 oder Suidas III,
p. 473 : Xfytxui d* xiti To fx Tiy? oi'at«? ila^fQOfifrov na^ ixüoTov %L-
firjua' xal(; ovaiuK; df fxuarov Tifir/fiara n^oq Xöyov rf/g <Svvuft((og (m-
&ili; dixnioxuxov naUxiv/xa iiorjyrjaaxo; vronach Böckh auch Polybius
(II. 62. 7) auf sein richtiges V'erständniss zurückgeführt hat: ot»
TOT* xQivuvxii; uno xijg u^iai; noiiia&ui, xitq il? xov nöki/tov liogioQuq,
ixi./*T^anvxo xrjv xt ;^(o^av xr/v Axxixt/v anaauv xal t«? olxiaq, o/iioioiq dt
xai T^v Xotnr/V ovaiui/' «AA o/iojg xo nv/A,Ji(xv rifirj/xu xtjq n^iuq h'fknt
xwv f^uxio/ikitov dtaxoaiokq xal Tiffxtjxorxa xaXüyzoK; : vgl. Parreidt
P- ^^ fg[g- und Schömann Antiqu. jur. publ. p. 322. Lindnu's > theo-
retisches Diagramm» in Zeitschr. f. d. Aiterth. 1835, S, 546 (vgl.
1836,8.159) kann dagegen überall nicht in Betracht kommen; aber
aach Hüllmann's (griech. Denkwürd. S. 54—60) und Bake's (Sehol.
bypomn. IV, p. 137 fgg.) abweichende Ansichten halten mit Böckh's
überzeugender Einfachheit keinen Vergleich aus.
4) S. Bekk. Anecd. p. 236 und Poll. VIII. 103: ovxot, xu otpH-
XofifVtt t(f> fxiinxov fxünxo) trtfyQaqiov xal xovg o\x iloipfQovxnq ilaT^yor
<»? xo dixnoxTjQiov , f7tfyQ(t<fov äf xul xfi riftr^ftaxu 'fx(xaioi,q xaia r^v
d^iuv: auch txkoytlq , Suid. I, p. 692, Pscllus ed. Boissou. p. 103;
oder itnoy(irt<fHq, Schol. Plat. Leg. p. 850? vgl. Isoer. Trapez. §. 41
und mehr bei Böckh I, S, 212; über die Quoten {6o)dixüxr] , nivxTj-
uooxi'i, Demosth. Symnior. §. 27) dens. S. 675.
5) Demosth. Aphob. I, §. 7: ti; yuQ xijv avft/togiav vnig i/tov
506 Th. V, Der athen. Staat. CHI. C. Entartung u. Ende.
avvFTU^avTo xaru xrxg nivri xul nyioat. fivüq TifvruAoaiug Squ^aidq iXaipi*
Qitv , caovniQ ol TH fifyiaxu y.otTi^fifvoi Ti/^^ptura.
6) Demosth. Mid. §. 157: r/yificöv av/nf/oijiaq v/ttv fytvo/4tjv iyoi
iTT] dfxu Cnov ToZq nkoiiaKurÜToi^ : vgl. Aphob. 11, §. 4 und über die
nQoitotfoqre selbst Pantaen. §. 37, Pbaenipp. §. 25, Polycl. §. 8, wor-
aus ich aber nicht luit Böckh I, S. 69ü den Scbluss ziehen kann,
dass es dazu immer eines besonderen Volksbeschlusses bedurft habe;
B. auch Parreidt p. 19 und Hüllmann S. 56.
7) Seit Ol. XCni.3; vgl. 3chol. Aristoph. Ran. 404 mit Böckh's
Nachtr. z. Staatsh. S. vi.
8) "Ot« ai'v^i'o ^fifv ol TQiijQUQ%oi , Demosth. Mid. §. 154; vgl.
Polycl. §. 38 und Arg. Timocr. p. 694 ; auch Lysias Diogit. §. 24
. — 26 und zur Zeitbestimmung ''Oi.XCll?) Böckh IJrk. d. Seewesens
S. 177 oder Staatsh. I, S. 709^
9) Durch das Gesetz des Periander , Demosth. Everg. et Mne-
sib. §.21; vgl. Wolf ad Lept. p. cviii und Böckh Seew. S. I78fgg.
10) Ob ganz dieselben, ist um so schwieriger zu entscheiden,
als die Verpflichtung zur ilü(fooü nach Demosth. Lept. §. 28 jeden-
falls einen weiteren Umfang als zur Trierarchie hatte : ol fiiv ikux-
Tov xfy.r?j/.civot xov Zfji.T^QaQX'-f^^ f'st« ^X^'''" *'' t«'? flrKfOQuZq avv%iXovaiv
il<; xov Tioli/xov , ol <f' fqiixvovfiivoi. toi' TQttjquQyfXv ilq u/4q.orf(ja X'nZv
vnä^lovai xg^oifiot.: insoweit jedoch beide zusammenfallen, mag man
immerhin, was von jener berichtet wird, auch auf diese übertra-
gen; vgl. die diuxooiov; xul ;^tAtoj'C,- Toi'e ilaqiiQovxut; xul kitToinjyovv-
zaq bei Isoer. n. rlvTid. §. 145, auch Demosth. Sjmmor. §. 18 fgg.
und mehr bei Harpocr. p. 277 und Scbol. Demosth. Olynth. II, p. 26
mit Wolf ad Lept. p. xcv, Sauppe Ivpist. critic. p. 130, Bake SchoL
hypomn. IV, p. 156, Voemel in Zeitschr. f. Alterth. 1852, S. 38.
11) Schol. Demosth. Mid. p. 564: ^iXiot. yng xul ömxöoioi ^aav
ol ToT? TqirjQuQxiui.<; ii(f:0)Qiaf4fvoi , Tot'zwv df Xoinov rj avvix/.itidtxu tt/v
TQirjQt] inX^Qoi'v rj oi'vt^jh? ^ oaoi dTjnoTt; vgl. Harpocr. p. 297: ol
TiXovamTnxot, ^Ad-r]vuio)v •/iXt.ot. xal diuxomoi, rjaav , ol' xn* i).tt.TovQyovv^
und mehr bei Böckh Seew. S. 185 fgg. und Staatsh. I, S. 722 fgg.
12) Ol x!}tuxooi.ot, Demosth. Pbaenipp. §. 3; vgl. pro Cor. §-171
und dieeelben für die fln<f:ogri bei Isaeus Philoctem. §. 60; auch
ov/^fioQKiQxui, (Poll. III. 53) oder TJytftövfq xötv avfi/xogiwv , Demosth.
Cor. §. 103; ob eins mit den hiinfXrjTuiq Everg. et Mnesib. §. 24?
Parreidt p. 36 ; Böckh Staatsh. S. 725.
t3) Demofth. Mid. §. 80; vgl. cor. trierarch. §. 7—16.
14) Demosth. Mid. §. 155 : t« nXrfgwfiaxa rj :iöAt? nuQfXft kkJ
axivrj diHwai: vgl. Androt. §. 63 und als Ausnahme Everg. §. 23:
ovätnwTioTt tXußoy oxivrj fx xov vewqiov , «MA aixoQ löUt nuQfaxfvUi^ov,
onoTf äfoi, "vK w? fkiixtaxu ngüyttuxu f/oi/<t nQ6(; ii^v aöhv: auch
Bekk. Anecd. p. 236. 10 und mehr bei Böckh Seew. S. 196 fgg.
und Staatsh. I, S. 718.
15) Demosth. Mid. §. 155: ort nqönov ix\v SiuxoaLovq xal X'Xi6v<;
ninotr^xaxi avvxikflc: , nug^ wv flonQuxTonevoi tuXuvtov xakurTov f*i,-
a&ovai, T«s TQtTjQugxlaq oItoi . . üar' uvxwv ivioiq t^ ukr]&ii(t. xo fAi]-
dtv rlvuXwnai xal doxftv kiXuToi'gyijxirui. nfgliaxi,: vgl. proCor. §. 104
fgg. und Böckh Staatsh. 1, S. 731.
IG) Vgl. Demosth. Mid. §. 153: rjfiHi ol Xnxoi'gyovvrfq, jjnftq ol
nQonOifigovxiq vfiiv, TjiAitq ol nXovoioi ioftiv, und über den politischen
§. 171. Finanzreform. Symmorien. 507
Einflass derselben Olynth. II, §.29: nqöriqov fCtv ydQ tioKffQiTtHara
OVf*/xo(}iaq , vvvl äi noXirivia&f xuru avnno{)Laq- §^zo)Q yyffiuvixarf-
Qwv xal aiQUTr/yoq i'no roxxw xa2 ol ßotjooffvoi. ol TQiaxoaiot,- ol 6 «A-
io» nqoovtvf/itjO&f ol f*(v oJc toj'toi/? , ol 6 w? imlvovq.
17) Das heisst Ol. CX vor der Scblacht von Chaeronea, Böckh
Staatsh. I, S. 251 und 743; wenn gleich das trierarchische Gesetz
noch ein Jahr früher als das andere fallen dürfte , vgl, Böhnecke
Forsch. S. 477 u. 524, Grote XI, p. 639 u. 679; oder soll man
lezteres mit Lachn-.ann 11 S. 28 bereits Ol. CVII. 4 setzen?? S.
vielmehr oben §. 170, n. 15.
18) Philoch. b. Dionys. Hai. ad Ammaeum eil: rn di XQtJ/iar
itpT/(fioaiTO ;i('vr' fhai OTjjartWTtxrt, Jrj/noadhovg ygüxpafroq : vgl. So-
pater ad Hermog. ed. Wal» V, p. 181 und Schäfer im Philol. V,
S. 25. Daher jezt wieder ein ritfiiuq twv aTQazioirixä>v [fTil Xuqojv-
äov %ovToe, Vit. X Orat. p. 842 extr.), vgl. Meier Comm. epigr.
II, p. '61.
19) S. Demosth. Cor. §. 102: l'^rjxa vöftov, xct&' ov roiq fiiv rii
6Uma noiiTv rjvüyxaaa , roiq nXovaiovq . . . ro yiyvöfifvov xuru ri)v
ovaiav fxaoToy ri&hui, xul 6voVv ftfuvrj r^i?j()UQXoq o Ti'/g niüq fHToq
xal dfxHToq :i()Öt*()ov ovvrilr^q, und das Gesetz selbst §. 106 mit den
Erläuterungen bei Petit Leg. Attlc. p. 361 und Böckh Staatsh. I,
S. 736—741 , obgleich seine Richtigkeit und Aechtheit nach Droy-
sen in Zeitschr. f. Alterth. 1839, S. 957 erheblichen Bedenken un-
terliegt ; auch Poll. VIII. 100 und Harpocr, p. 277, im Allg. aber
Böckh Seew. S. 179. 182. 189, zugleich über noch spätere Einrich-
tungeu , wie die hundert Symmorien bei Phot. Lex. p. 288.
20) Cor. §. 107: nüvxa ydg tov nöhnov twv dnoarökojv yivofti-
vwv xar« tov vöfiov tov ffiov ovx '^xirriQluv 'i&7]Xt twv rQiTiQui}xo>v
oi'rffi? orrf' i'no rö)v nnoaroXioiv iSi&fj: über welche leztere Behörde
Poll. VIII. 99 mit Meier u. Schöm. S. 112 und Platner Process II,
S. 92. Die ungünstigen Urtbeile über Demoslhenes selbst bei Ae-
schin. Ctesiph. §. 222 und Dinarch. Demosth. §. 42 verdienen kaum
Beachtung, vgl. Lachmann Gesch. Griech. II, S. 144.
§. 172.
Ehe jedoch Athen zu dieser endlichen Reinignng
seiner finanziellen Zustände gelangte, war es dnrch sei-
nen Leichtsinn und die Kurzsichtigkeit seiner Leiter
neuen und schwereren Verwickelungen anheimgefallen,
deren verderhliche Wirkungen *) auch die aufopferndste
Vaterlandsliebe nicht mehr rückgängig macheu konnte.
Bei Wiederherstellung des Bündnisses im J. 377 hatten
sich zwar die Bundesgenossen ausdrücklich vor Wieder-
holung der früheren Uebergriffe, sowohl was Tribut als
was Rückkehr athenischer Kleruchien betraf, sicher zu
stellen gesucht^) und nur massige Geldbeiträge, owrä-
ge/ff, übernommen 5j- sobald aber Athen der Furcht vor
508 Th. V. Derathen. Staat. CHI. C. Entartung u. Ende.
Sparta entledigt war , that es sich auch in jener Rück-
sicht keinen Zwang mehr an '^) , und schon im J. 364
hatte daher Epaminondas nicht ohne momentanen Erfolg
Theben statt seiner an die Spitze der Seestaaten zu brin-
gen den Versuch gemacht ^). Noch einmal gelang es
zwar den athenischen Feldherrn , worunter namentlich
Timotheus durch sein Giück hervorragt ^) , an der ma-
cedonischen und thracischen Küste sowohl in Chalcidice ^)
als im Chersones ^) festen Fuss zu fassen und zulezt
noch im J.358 Euboea vor einem Angriffe der Thebaner
zu retten 9) und für Athen zu gewinnen ^ aber in die-
sem nämlichen Jahre brach durch den Abfall der Inseln
Ghios, Rhodus, Kos und der Stadt Byzanz der Bundes-
genossenfcrieg aus ^^) , in dessen Folge Athen binnen
drei Jahren einen schönen Theil seiner Herrschaft ein-
büsste ^^) und, was noch mehr war, seinem neuen Geg-
ner Philipp von Macedonien ^~) alle seine Blossen ent-
hüllte. Schon die Kämpfe mit Alexander von Pherae ^^)
und dem thracischen Könige Kotys ^'^) hatten die traurige
Lage seines Heerwesens an's Licht treten lassen^ noch
deutlicher ward diese jezt, nachdem Chabrias vor Chios
gefallen, Iphikrates und Timotheus durch Chares Kabale
zurückgedrängt waren ^5), und selbst die Verdienste des
lezteren um die Behauptung des Chersones nach Kotys
Tode *^) wogen die Verluste nicht auf, die ihm Philipp's
anfänglich verachtete Macht beibrachte. Die Politik des
schlauen Macedoniers bestand darin, die einzelnen Staa-
ten durch Verheissungen unthätig zu erhalten oder gar
auf seine Seite zu ziehen , bis er seine nie rastenden
Waffen ohne Gefahr auch gegen sie kehren konnte. So
bestach er die Athener selbst anfänglich durch das Ver-
sprechen von Amphipolis *'') , bis er seinen Thron im
Innern befestigt hatte ^ bediente sich dann wieder der
Olynthler, um jenen Pydna, Torone u. s. w. zu ent.
rcissen ^^) , und zernichtete endlich im Jahr 348 auch
diese , während Athen zu spät seinen Hass gegen sie
vergass '^j. Zugleich bcdrohete er den Rest von Athens
Herrschaft zur See ^O), und zwang es zulezt im Jahr
§. 172. Schivankungen der äusseren Machtstellung. 509
347 zum Frieden ^^), ohne dass es weder seinen thraei-
schen Verbündeten Cersobleptes noch die Phoeenser
retten konnte , welche Philipp , mit den TheLanern und
Thessalern verbündet, schon seit etlichen Jahren be-
kämpfte , doch nun erst , nachdem ihm der Pass der
Thermopylen offen stand ^2), zu bezwingen ^S) und damit
auch im griechischen Staatensysteme selbst Fuss zu fas-
sen im Stande war 2*).
1) Wl. die UebersicLt derselben bei Isoer. Areop. §. 10: olVt-
Xiha TÜJiuvTU tiÜTTjv M Tore Ihovq «v^AwxoTf? , nQO<; 6b xovq hklr]va<;
diaßfßkntiho, xul TW ßu()ßä^0J nokf fiioi yfyoyor«; , In äe TovQ /xiv k)T]-
ßaio,v <pLkovq ac^C^/aWx^CoVf^o. , to.:? d' ^tiiritiovq avrwv avfifiuxovq
vl7toX<okfxiTf<; fnl roaavTaiq nQnlioiv fruyyfkui. fi\* d2c fTi raSixa^fv,
^a&vfi6TfQov öi niQl avxüv iK^XtjOiuKo^iv twv nävta. t« öhyra nqar-
TOVTIOV,
2) Diodor. XV. 29 : fifjrjtfiaayTo 6i xal i«? yfvo^iva? xXrjgovxiaq
dnoHaraar^oui rof? TiQ^rft^wv xvgiocq yfyoviai xal vöfxoy l&iyro f^rjdha
Twv 'A&r,yaiwv yiwgyny (Plat. Euthypbr. p. 4 C) fXTo? t^? Avt.x7^<;:
vgl. Isoer. Plataie. §. 28. 45 und Meier Comm. epigr. I, p. 4 11,
p 73; auch Weissenborn Hellen S. 177 und Grote X, p. 140 fgg.
3) Harpccr. p. 279 : Ikiyi df toi!«; ^oQov^ oi'vruja?, (Tifcdij ;r«Af-
nw? Vg>f(Joy ol "EXkrjyiq ro xwv »ö^jcv ovo^« , KalUQxqäxov ^ o.'tws ovo-
i««aa*ro?. Sk q,r;nvQiö:ioßno!i: vgl. Isoer. Areop. §.2, n. uyxid /^.Wi.
123, DemostL. Theocrin. §. 37. 38, Platareh. V. Solon. c lo , V.
Phocion. c. 7, und mehr bei Rehdantz Ipbicr. p. 5a und Bockh
Staatsh. I, S. 547 fgg.
4) Vgl Plut V Phoc. c. 11. 14 und über die Rückkehr der
KleruchienBöckh I, S. 559 und Lachmann 11, S. 32 auch Clinton
Fast. Hell. II, p. 632 und Brückner König Philipp S. iO Pamos
Ol.CVII.l nach Dionys. de Dinarcho p. 664, vgl. Rehdantz p. 1-/ ;
oder schon CHI oder CIV? Diodor. XVlII.Su. 18. Schol. Aesch.n.
Timarch. §. 53). Nr,o.at^xol Ath. Vill. 29; vgl. Aeschin. Timarch.
§. 1U7: rf{ylf di fv"Ay6(J0J . . n'noqiay xfi ßöilv^ia xfj favxov toi-?
av/4/xäxovc; rovq vfiirftjovq noiovfifvoi;.
5) Diodor XV. 78: vgl. Sievers Gesch. Griech. S. 319 fgg.,
Rehdantz Ipbicr. p. 137; Grote X, p. 414 fgg.
6) Isoer. 71. «vTtd. §. 107: St» roamnaq r,<JTi*f TröA»? x«r« x^äroc
00«? oi'dns nw.ioT» Twv iaximrrjyii^öxmy : vgl. Periz. ad Aelian. V.
Hist. III. 10, Bückb Staalsh. I, S. 40., Voemel Prol. Demosth. p.
68, Sievers S. 314, Böhnecke Forschungen S. 144, Lachmann H,
S. 36 u. 8. w.
7) Schon 373 nkn'oaq inl Qt^uiy.,)c; xal noXküq nökn<: fnlay^fia-
Xiuy TnjoKuXtoüftfyoi; 7i(jonf&r/x( xij.uxovxa xQ^t'nuK; , Diodor. XV . 4/;
dann 3t)4 Torone, Potidaea , und die macedonischen Städte Pydna
u. Melhone oder soll man (gegen Haupt Soc. Chalc. p. 47) mit
Böhnecke S. 207, Liichmanu II, S. 85, Grote XI, p. 365 noch ein
thracisches Melhone annehmen? XV. 81, vgl. im Allg. Weissenborn
Hellen S. 178-183, Rehdantz Ipbicr. p. 133— 135, GroteX, p.4U»
510 r/t. F. Derathen. Staat, C.III.C. Entartung u. Ende.
fgg. und über den Krieg gegen Olyntbus näher Voemel ad De-
mosth. Olynth. II, §. U.
8) Vgl. Demosth. adv. Aristocr. passim, insbes. §. 158 fgg. mit
E. G. Weber (Jena 1845. 8) und F. C. Rumpf de Cbaridemo Orila,
Giessen 1815. 4, auch Brückner König Philipp S. 37, Winiewski
Comm. bist, ad Demosth. de Corona, Münster 1829. 8, p. 193 fgg.
und mehr im Ällg. bei F. Schultz de Chersoneso Thracica , Berl.
1853. 8, p. 87 fgg. und Fankhaenel in Zeitschr. f. d. Alterth. 1834,
S. 1206 fgg. 1840, S. 1157 oder Philol. IV, S. 89 fgg. Elaeus und
Krithote attische Colonien ? Scymn. Ch. 705, Hai-pocr. p. 178.
9) Demosth. Cor. §. 99 : arfxrfQic^o/jfvuv 0r/ßaiojv ri^v Evßotuv ov
TiiQtfiiffTf ovd (üv uno Qffiiao)voc; xal Q(o6(i)Qov ntQl 'fl(joj:i6v i^dixrjo&f
(not. 5) uvffiv?]a&)jTt , ß'AA' ißoTj&T^ouri xul roi/'rotc : vgl. Mid. §. 161.
174, Cherson. §.74, und über die Zeit Diodor. XVI. 7 ; insbes. aber
Aeschin. F. L. §. 164 fgg. und Ctesiph. §. 85 mit Winiewski p. 26
—31, Böhnecke S. 10, Rehdantz p. 199, Bake Schol. hypomn. III,
p. 153 , wo zugleich über die beiden späteren Expeditioneo unter
Phocion im J. 350 (Schlacht bei Tamynae, Ind. lect. Gott, 1845—
46, p. 9 und 1851—52, p. 9), und 341 (s. unt. §. 173, n. 6). Dass
358 Timotheus befehligte, schliesst Grote XI, p. 308 aus Plut. glor.
Ath. c. 8.
10) Diodor XVI. 7—22; vgl. Demosth. Rhod. libert. §. 3, Ae-
schin. F. L. §, 70, und mehr bei C.L. Blum Proleg. ad Demosth.
Timocr. (Berl. 1823. 8) p. iv fgg. und P. J. Lelou,p vor Isocrates
de pace s. avftfiaxixöq (Mainz 1826. 8) p. 53 fgg. ; auch Brückner
König Philipp S. 26 fgg. , Rehdantz p. 203 fgg.. Lachmann II, S.
44 fgg. , Grote XI, p. 310 fgg.
11) Schol. Demosth. Olynth. III, §. 28: xurrl tov avfufiayixov
noktnov unioTTjOav uihäJv Xioi xul 'PöSioi, xal Bvt,ävTtoi xul i'rigoi rt-
vi(;' noXinovvTiq ovv Tigoq avToi)q toi/? /xfv üvfxTtjouvro ^ toi's di ovx
7j6vvrjÖ-7jaav , tlru iIqtjvtjv fnoujaavro , worf nüvrag avToyöfiovq läaau
Tovq avtiuaxovq . . roii ä( xoiuvrtjv yfvia&ut itjv flqTjvtjv auTiog Evßoii-
Ao? oi'Tw äioixwv TU ngüyfiara : vgl. Rhod. libert. §. 26 , auch de
pace §. 25 und me-hr bei Isoer. 1. c. mit Schäfer im Philol. V, S. 4
fgg- Nur einige kleinere Inseln, die nicht über 45 Talente eintru-
gen, blieben bei Athen, Demosth. Cor. §. 235; vgl. Stephan. I §.28
(Peparethus) und Theocrin. §. 35. 56; auch Aeschin. F. L. §. 20:
AylaoxgiovTu rov Tevtöiov, ov ix tüiv avfifiuxcov f'iXia&t : Guboea zahlte
nichts , Aeschin. Ctesiph. §. 91 — 94.
12) S. insbes. Demosth. Olynth. II, §. 5 fgg., Cherson. §. 62,
adv. Phil, epist. §. 3, mit Theopomp bei Polyb. VIII. 11 und Ju-
stin. IX. 8; auch Pausan. VIII. 7. 4: oq yi xal ogxom; &fö'v xatt-
TtaxTjaiv ufi xal OTiovtJ'«? tnl navrl ixpfi'aaTO, nioriv tf ^rl/^aof fiäXiara
(Iv&gojTitov. und im Allg. ausser den älteren Biographien von Cl. M.
OHvier (Paris 1740, 2 Voll. 8), Th. Leland (London 1761. 4) und
P. J. Vogel (Biographien grosser berühmter Männer des Alterthums,
Bd. II, Nürnb. 1790. 8) und den Herausgebern oder llebersetzern
der Demosthenische» Philippiken, Tourreil (Paris 1701. 4), Lucche-
sini (Rom 1712. 4), Jacobs (Dem. Staatsreden, 2te Aufl. Lpz.
1833. 8), Voemel (Francf. 1829. 8), insbes. L. C. Valckenarii ora-
tio de Philippi Amyntiadae indole virtutibus rebusque gestis, causis
externis fraclae Graecorum libertatis, Franek. 1760 und in T. Hem-
Hterhusii et L. C. V. orationes, L. B. 1784. 8, p. 225—282; Dru-
mann Gesch. des Verfalls der gr. St. S. 21—58; B. G. Weiske de
8. 172. Schwankungen der äusseren 3Iachtstellung. 511
byperbole errorura In historia Philippi commissorum genitrice P. I
—III, Lips. 1818 u. 1819. 4} Wachsmuth I, S. 287—303; L. Fla-
the Gesch. Macedoniens , Lpz. 1832. 8, 1 S. 47 — 237; C. A. F.
Brückner König Philipp und die hellenischen Staaten , Göttingen
1837.8; auch Lachmaun B. 11 namentlich S. 179 fgg. und GroteXI,
p. 300 fgg. mit der Charakteristik p. 717 fgg.
13) S. Demosth. Aristocr. §. 120, Polycl. §. 4, Cor. trierarcfa.
§. 8 mit Schäfer im Philol. III, S. 605 und mehr unten §. 178.
14) S. Demosth. Polycl. §. 5 fgg., Aristocr. §. 149 fgg. und
•was sonst nocli oben not. 8 citirt ist, mit Rehdantz p. 138 — 150
und Grote X, p. 507 — 518, im Allg. auch A. Beheim-Schwarzbacb
de rebus Odrysarnra , Berl. 1842. 8, p. 30 fgg. und Sievers de
Odrysarura imperio , Bonn 1842. 8. Er regiert nach Harpocr. 24
Jahre, 383 — 359, vgl. Böhnecke S. 725; oder soll man mit Grote
seinen Tod schon 360 setzen? Seine Mörder Python und Heraklides
•werden von den Athenern geehrt , Plut. Praec. polil. c. 28.
15) Wessel. ad Diodor. XVI. 21 : o ^Jv Xjgj^q (§. 170, n. 18)
. . Sifßaki Tov<; avvügxovTuc w? TiQodöjfK; . . ol d' 'A&TjvuZot. tiuqoIw-
&ivT«; . . (L,i]ftio)onv avToiq aokXotq rai-üvroiq xul rtjq OT(.iuT)jyiuq unt-
axTjaav: vgl. Isoer. n. uvrid. §.129 und mehr bei Meier Bon. damnat.
p. 196, Bake Schol. hypomn. III, p. 91 — 100, Schäfer im Philol.
I, S. 206; insbes. aber Rehdantz p. 224 fgg. und Grote XI, p. 322,
welcher leztere die Zeit wohl richtiger 356 als 354 ansezt.
16) Demosth. Aristocr. §. 173 : war' fßoTj&ovfifv flg Evßoiav (not. 3)
xul Xi'i^T/q 7jxfv tyo)v xoiiq ^hoi'q , xul OTQaTtjyoq rg>' vfiwv uvtokqutoiq
flq X((>()cvT]C!ov ilfnXii' oi'toj y()«g!ft nüXtv (Cersobleptus) avv&r/xaq
TiQoq Tov Xf'tQTjTU nuQnyivofifywv 'A&t]vo6wqov xat töjv ßaoiUojv, rai<Tuq
ainiQ ilalv agiarui xal öixniözarui : vgl. Böhnecke p. 147. 727, Cas-
sian de Charetis reb. gestis p. 4, Schultz Je Cherson. p. 100, und
insbes. Grote X, p. 523, der selbst die Eroberung von Sestus liud
die Sendung athenischer Kleruchen schon um 358sezt; anders Dio-
dor. XVI. 34 und Funkhaenel 11. cc. oder Voemel in Heid. Jahrb.
1839, S. 1112.
17) lieber Amphipolis vgl. oben §. 86, n. 24 und hier insbes.
Diodor. XV^I. 3: &Ki)iJÖ)v y(((} roi'q 'A&T]vuiovq vtuq xof rr/v A/^(fino~
Xiv (IvaxTTjoao&ui xrjv näauv (pilori/xiav fla(ff(JOiU(voi'q xul dm tovto
xarrtyofrctq tov 'AQyuiov fiii t7/v ßaaiXduv, fxovoioiq f^fxÜQi^Of rr^q no~
Xtb)q u((iilq «i'ttJ* uihovofdov : auch Demosth. Aristocr. §. 14, Hnlonn,
§. 27, adv. Phil, epist. §. 20, und mehr bei Voemel Proleg. p. 50 —
57, Winiovski p. 37, Wcissenborn Hellen S. 188 mit der Üebersicht
des Vorausgegangenen bei Rehdantz p. 128 fgg.
18) Vgl. oben §. 81, n. 6 fg. mit Demosth. Philipp. 11, §. 20
und Diodor. XVI. 8; im Allg. Grote XI, p. 331 fgg. und Lachmann
II. S. 76 fgg.
19) S. Diodor. XVf. 53 und mehr bei Voemel p. 101 — 108,
Winicwski p. ()(5 — ü8, und den zahlreichen Abhh. über Demosthenes
olynthische Reden von Westermana (Quaest. Demosth. I , Lips.
1830. 8), Stüve (Osnabr. 1831), Ziemann (Qucdlinb. 1832), Petrenz
(Gumbinnen 1833. 3i), Brückner (König Philipp S. 341), Fischer
(Meiningen 1851), Schöning (Götlingen 1853) u. s. w.
20) Demosth. Philipp. I, §. 34: ovx wOTifQ tov nrtQik&ovra X9°-
yov flq A^ixfov xul "Ifiß()Ov tfißuXojv uixftuXojTonq noXijuq xifitrf()Oiq
uxir üyitiv xai nQo<i x(^ riQuiaxm xu nXoIa avXXnßuv rifiv&Jjrn x(>ijftaxa
512 Th. V. Derathen. Staat. CHI. C. Entartung u. Ende.
f^fkt^i, ri> rtkivraVft ö' ig Mct(ja&ö)va unißrj xal rijv Uguv uno •crj(;
)((LQ(ti; oyyjT t^ojv TQiTjqrj : vgl. Philipp. II §. 36 und die ganze Rede
de Halonneso , insbes. §.16: öd* zyi/^^fi? xuraoy.ivü^ccui, xui veojg-
ot'xoi'? olxodofiflTfxi xal «noaroAoi'S «nooT^AAfn» ßov/.irui, , mit BöLnecke
S. 135 fgg. 257 igg. und den Untersuchungen über die erste Phi-
lippika von Held (Breslau 1831. 4), Lindenblatt (Cöslin 1835. 4),
Seebeck in Zeitschr. f. Alterth. 1838, S. 737-787, auch Droysen
und Voemel das. 1839 S. 930, 1846 S. 134, Grote XI, p. 426 fgg.
und insbes. O. Haupt de soci:t, Chalcid. p. 25 fgg. oder Deniosth.
Studien S. 16 fgg., die freilich die ersten Versuche dieser Art
schon vor 35t setzen.
21) S. im Allg. Demosthenes und Aeschines Reden iif()l nu^a-
nqiaßiLaq mit den Preisschriften von ü. Tieboel Siegenbeck und F.
de Greve , Lugd. B. 1824. 4 und F. Franke Proleg. ad Demosth.
de falsa legat. Meissen 1846. 4; auch A. Westermann de litibus,
quas Demosthenes oravit ipse, Lips. 1832. 8, p. 331 fgg-, M. Schmidt
quaest. de Demosth. et Aeschin. orat. de falsa leg.'^t, Bonn 1852. 8,
und zur Sache mehr bei Voemel de pace inter Athen, et Phil, per
legatos celeberrimos composita , Frankf. 1827, 4, oder Philipp. V,
p, 240—283, Brückner König Philipp S. 143 fgg., Ch. St. Th. Els-
perger de pace Philocratea , Ansb. 1838. 4, Droysen in Zeitschr. f.
Alterth. 1839, S. 910 fgg., E. Stechow de Aeschin. vita p. 33 — 51,
Böhnecke Forsch. S. 371, Lachmann II S. 90—102; über Philo-
krates selbst aber insbes. auch Hyper. pro Euxen. p. 13: o? &Qua'ü-
Taxa xal uotkyfaTaxu t^ rtokcreia xf/gr^rat..
22) Welchen die Athener früher (352) besezt gehalten hatten,
8. Winiewski p. 48 — 52 und Grote XI, p. 413.
23) S. Demosth. Cor. §. 18—4! mit Winiewski p, 69 fgg. und
mehr im Allg. bei Grote XI, p. 524 — 599 und O. Weiss über die
Begebenheiten von dem Philokrateischen Frieden bis zur Herbstpy-
laea des folgenden Jahres Ol. CVIII.S in Zeitschr. f. Alterth. 1848,
S. 385—405.
24) Demosth. Philipp. IV §. 47 : ngäyna yuq Ivriftov xal fiiya
xnl XafiTiQov xal ntgl ov Tiuvxa tov ygövov al fttyinrai rwv nokitov nqo^
ßj'T«? ötiq^fQovTO . . . ■nfiihv ntifkovvTWv fQT//itov (tvtiXiro : vgl. Philipp,
II §. 35 und mehr bei Voemel zu dieser Rede (^Frankf. 1832. 8)
P- 5 %&•
§. 173.
Bei PhllJpp's steter Vergrösserungsucht *) konnte
inzwischen auch dieser Friede, so sehr jener auch Athen
von Zeit zu Zeit durch anscheinende Zugeständnisse zu
beschwichtigen suchte '^) , nicht von langer Dauer seyn,
da dieses weder den Fortschritten seiner Waffen an der
thracischen Küste, noch dem Einflüsse, den er im Pelopou-
nes 5) und auf Euboea *) gewann, ruhig zusehen durfte.
Noch einmal vereitelte zwar Demosthenes und seiner
Freunde Beredtsamheit ^) und Phocion's Waffenglück in
Euboea^) und Megara^) seine Pläne und sammelte selbst
§. 173. Kampfund Niederlage gegen Philipp. 513
wieder eiue Itleine Bundesgenossenscliaft zu Athen's Fah-
nen ^)^ auch in Thraeien besass es noch eine feste Stel-
lung im Chersones, von wo aus Diopithes schon seit 343
dem Könige manches Hinderniss in den Weg legte ^),
und der wirkliche Ausbruch des Kriegs im Jahr 340
erwarb ihm nur neue Freunde an Perinth und Byzanz,
die Phocion glücklich gegen Philipp's Augriffe verthei-
digte ^^) ^ aber im Innern lähmte schon zu sehr auch seine
Kraft die Verrätherei ^^) , oder, wenn man lieber will,
die falsche Politik einer Anzahl einflussreicher Redner,
namentlich wie Aeschines '-) aus Eubulus Schule ^^), die,
obgleich sie noch wenige Jahre früher mit Demosthenes
gemeinschaftlich Philipp's Diplomatie bekämpft hatten ^*),
jezt offen als seine Vertheidiger auftraten und unter dem
Scheine des Friedens das schon an sich der Sorglosigkeit
und Sicherheit ergebene Volk wenigstens so lange gegen
Demosthenes warnende Stimme ^^) taub machten, bis es
zu spät war, andere Maassregeln, als zum Schutze gegeu
die augenblickliche Gefahr , zu ergreifen ^^). Derselbe
Einfluss war es dann auch, der im J. 339 dem Könige
aufs Neue bei Gelegenheit des Kriegs der Amphiktyonen
gegen Amphissa ^^] den Weg in das Herz von Griechen-
land bahnte^ die Besetzung von Elatea ^^) öffnete hier
nun zwar bald selbst seinen alten Verbündeten die Au-
gen über seiue Pläne 5 aber weun jezt auch Athen und
Theben , ihren langen Hass vergessend , ihre Kräfte ge-
gen ihn vereinigten ^^) , so war es nur, um das griechi-
sche Supremat, um welches sie bisher sich einander be-
fehdet hatten , beide am nämlichen Tage bei Ghaerouea
338 an Macedonien zu verlieren '^^j.
1) S. üemosth. PLil. II, §. 7 fgg , IM, §. 17, und im Allg. Fr.
GöUer in Demosth. de re publica kabitas orationes prolegomena s.
cbronoiogia pacis Pbilocratenc rcsquc post banc gestae usque ad
bellam Ampbissense , Ctilii 1823. 4 mit Voeniel Proleg. ad Philipp.
11, p. 15 fgg. oder in UitscbTs Rhein. Mun, I, S. 538 fgg. und
Reuter Introd. histor. in Demosth. erat, de Corona, Würzb. 18i5. 4.
2) llegesipp. de Halonn. §. 22 t fl di ti htj xuXüc y/ypn.ira» f*
T^ tiQijvtj y zovt' inavoit&oJoiO&ut. , (uq anavru tl'ikinnov tioitjoovtu , öo'
«1- vnfTq rptjqiiaifa&i x. r. X.
3) Ueniostb. F. L. §. 201; vgl. Isoer ad Philipp. §. 74, und
I. Uli. 4. AuU. ^Jj
514 Th. V. Der athen. Staat. CHI. C. Entartung u. Ende.
mehr bei Winiewski p. 150—159 und Brückner S. 239; auch Weiske
de hyperb. I, p. 38 fgg. Wie übrigens der Peloponnes selbst dabei
interessirt war, s. Polyb. XVII. 14.
4) Demosth. Cor. §. 71 : o ttjv Ei'ßoiKv fy.fVvoq nq/fXfQii^ö/ifvog nul
ttaraaxfvui^iüv f7itrfi;(iafiu inl ttjv AxTinriv y.ul MiyuQoii; '(nt;(fiQÜv xuL
xuTukuußuvojv Slfjtuv Kul xaruOKUTltüJv lloußfiuv y.ul iin&iaxuq iv fifv
Sl(ituj (piXiOTidrjv T^'Q<tvvov ., fv 6' EQfXQia KlfiTtiQ^ov x.T. i.; ▼gl.
Cherson. §. 30, Philipp. Ili, S. 57, und mehr bei Winiewski p. 159
%S« i auch Wachsmulb I, S. 296 und Böhuecke S. 447 fgg,
5) Demosth. Philipp, lil §. 72: «I nf{jvai TUJiaßfüai ul Tifgl rr^r
TIfXonovvtjOov fyiXvui xul xaTjfyoQcui, aiq iyO) xul floXvtHKTog o ßfXriaroq
ixfivoal xai HyTjaniTioq xul KXfi,TOfirty(og xul yii'xov^yog xul ol likkot
nqiaßiiq nfQirjk&ofifv xul Inoiijaufiiv iuioxiiv fxfZvov x. t. X.
6) Gegen Klitarchus , Diodor. XVI. 74, nicht mit dem §. 172
n. 9 erwähnten gegen Plutarchus zu verwechseln; vgl. Böckh in
Berl. Acad. 1818, S. 82 fgg. und Staatsh. I, S. 735, auch Kraner
ad Plut. V. Phoc. c. 12 und Lachmaiin II S. 130 fgg.
7) Plut. V. Phoc. c. 15; vgl. Winiewski p. 145—148.
8) Plut. V. Demosth. c. 17, nach pro Cor. §. 237: Euböer,
Achäer, Korinther, Megarenser , Leukadier , Korcyriier; vgl. auch
Aescliin. Ctesiph. §. 92 mit Böckh I, S. 554 u. 5ö7 ; doch zugleich
Demosth. Philipp. IV, §. 6: ovroj diußfßXtj/if&u xul xurucpQoioi'ftf&u..
(OOTf rwv iv avxü TW Xbv6vvfi<(vv oitojv ol fifv ^'JifQ Ttjq yyifioviaq rj/itv
avxtXfYovouv , ol d v7i\q xov tiov avyidgevaovoi. x. x. X,
9) S. Deraosthenes Rede ntgl xwv h XfQgovi}oqj (Ol. CIX. 3) mit
Brückners. 254, und was §. 172n.8 über Athen's dortige Besitzun-
gen im Allg. citirt ist; auch de Halonn. §. 43, insbes. aber Voemel
Demosth. Philipp. III habitam esse ante Chersonesiticam , Frankf.
1837. 4 und im Rh. Mnseum I, S. 551 fgg. Philippus vertheidigt
Lachmann II, S. 137 fgg.
10) S. Demosth. Cor. §. 87 fgg. mit Spengel in Münchner gel.
Anz. 1840, S. 709 fgg., dann Diodor. XVI. 74 — 77, Plut. V. Phoc.
c. 14, auch Paus. I. 29. 7, und über den Ausbruch des Kriegs im
Allg. Dionys. Hai. Rhetor. p. 740 : fiixu r/;V 'OXw&iwv «Awotv «jj-
XovToq Qf/iioxoxXfoVi; avv&rjxui, (l>iXLmiw nqoq ' A&Tjvuiol'i iyivovxo ntql
giiXiuq xul avfifiu;(luq ' uvrai düfinvav fnxu^ij ygovov u/gi Nixonityov
(347—341), ini s\ QfovQÜaxov (Ol. CX. 1 ='340) Uv&t^aav, 'AOrj-
tuiü)v ftiv (I>LXi,7fxov ulxiojffvcav ('ni)f(iv xoJi TioXf/xov , fpiXimiov d A&rj-
v'iioi.q fyxuXovvxoq. Philipp's Kriegsmanifest hinter Demosth. adv.
Philipp. Epistolara — ob unächt? s. Droysen a. a. O. S. 715 «nd
dagegen Böhnecke S. 273 fgg. 461 fgg. Dass aber darnach noch
einmal Friede geschlossen worden wäre , wie Winiewski p. 227 —
239 und Reuter 1. c. p. 26 mit Diodor. XVI. 77 annehmen, lässt
sich nach Demosth. Cor. §. 145 und AescLin. Ctesiph. §. 55 be-
stimmt verneinen; vgl. Brückner S. 379 , Thirlwall VI, p. 59, Droy-
sen S. 575, Böhnecke S. 329, Voemel S. 559, Lachmann II, S. 1 40.
' 11) Demosth. Philipp. I §. 18: dal yriQ , flolv ol m'tvx' i^nyyfX-
AovTf? (xflvoj Tiu()' tJjuöiv uvxüv TiXdoiiq xoii öfofxoq: vgl. Cherson. §. Ol ,
Philipp. HI §. 37, IV §. 5.
12) Vgl. Passow in Hall. Encykl. II S. 73 fgg. oder Verm.
Sehr, S. 64 — 74, auch Brückner S. 120 fgg. und Schäfer im Philol.
II, S. 402, insbes. aber E. Slechow de Aeschinis orat. vita , Berl.
1841. 4, obgleich dessen einseitig rechtfertigende Tendenz von
§. 173. Kampf und Niederlage gegen Philipp. 515
Franke in N. Jahrb. 1842 XXXV, S. 289 fgg. und Scheibe in Zeit-
schr. f. Alterth. 1843 S. 1115 fgg. mit Recht zurückgewiesen wor-
den ist.
13) S. Westermann Gesch. d. Beredts. F, S. 96, Wachsmuth I,
S. 675, und was sonst oben §. 170, n. 13 über diesen Staatsmann
citirt ist; hier aber besonders auch Brückner S. 118 und Zimmer-
mann de Demosth. p. 18, der nur seinen Tod mit Ol. CIX. 2 zu
früh angesezt hat; vgl. Böhnecke S. 604 und Schäfer im Philol. V,
S. 25 fg. Die Verwechselung mit dem gleichnamigen Probalisier
(adv. Neaer.: §. 48) in Vit. X Orat. p. 840 hat schon Droysen a. a. O.
S. 801 beseitigt; aulFallender ist es, dass ihn Plutarch frat. amor.
c. 15 als Feldherrn Aeschines gegenüber stellt ?
14) Demosth. F. L. §. 12 fgg. und 26; vgl. Winiewski p. 72,
Zimmermann p. 57 , und namentlich Schäfer im Philol. I, S. 218
und V, S. 21, nach welchem auch nicht mit Böhnecke S. 435.659.
662 an einen Koprier dieses Namens als Gegner Philipps zu den-
ken seyn wird.
15) Vgl. s. Leben bei Plutarch und dazu Heeren FII. 1, S. 411
%g- 5 A. G. Becker, Demostbenes als Staatsmann und Redner, Halle
u. Leipz. 1815; Niebuhr kl. histor. Sehr. S.480; Pistor de Demo-
stbenis ingenio et eloquentia , Darmst. 1835; Ph. A. Zimmermann
de Demosthene reip. Atheniens. administratore, Berl. 1828. 8; E. Münch
Züge zu einer F^ebensbeschr. d. Demosth. in Pölitz Jahrb. d. Gesch.
u. Staatskunst, Febr. 1829; M. A. Boulle vie de Demosthene, Paris
1834. 8; J. H. Schölten de Demosth. eloquentiae charactere , Traj.
1835. 8; Ranke in Hall. EncykS. I. 24, S. 52—118; A. Westermann
quaestiones Demosthenicae , L'xpa. 1837. 8; Brückner S- 125 fgg.;
Theremin Demosthenes u. Massillon , Berl. 1845. 8; Söltl Demo-
stbenes als Staatsmann u. Redner, Wien 1852. 8; G. G. Papado-
pulus i.oyo(; JtfQi Toii Jrjfioa&hovq xul rrjq ilxovoy()rx(f>iat; avrov , Ath.
1853. 8; A. Schäfer Demosthenes u. d. athen. Staatsmänner s. Zeit,
Dresden 1854. 8; Lachmann H, S. 192—199; Grote XF, p. 369 fgg.,
Filon bist, de la demoer. Ath. p. 310 fgg. ; über sein Bild auch H.
Schröder die Abbildungen d. Demosthenes, Braunschw. 1844. 4
und Scharfl" in Transact. of the Soc. of literat. IV. 1853.
16) Demosth. Philipp. IV. §. 55 : fv&v^ druardq nq Xfya, (oq ov
diZ kr]{}(lv , ovä\ yiJnq>fiv Tiökf/uov , TKtija&tlq fvd-fwq f^^q , To Tr/v fl^jj-
vTjv nynv mq uyu&ov ttrtl to %Qf<pn,v dvvu/Aiv fttyäktjv ojq ;/ttAf;»u»' x.t.X, ;
vgl. Hl, §. 9: roi'To d' l'anv , o twv uvuliaxoßfvwv •/QTjuätfßiv nuvtojv
fl'iXiTinoq ü/vfiT(tt, mnoq /liv nok(f*ilv Vfilv ^ vqi' vfiihv dt /n>} noXf/uit-
o&ui: de Halonn. §. 5 etc.
17) S. oben §. 13, n. 15 und über die Zeitverhältnisse Corsini
I, p. 140—144; Clinton FF, p. 289—295, Winiewski p. 206 — 257;
Brückner S. 283; Droysen S. 571 fgg., Böhnecke S. 494 fgg., Grote
XI, p. 650 fgg.
18) Vgl, Demosth. Cor. §. 152, Diodor. XVF. 84, und über die
militärische Wichtigkeit dieses Orts Strab. IX, p. 639 C : "r» tiuoöiv
lAfyiOTl] TW* tvTUvd-a nölfiuv xul inixuinoiiirt/ diu to (TlixfZa&cti. loiq
aifvolq, xnl Tov t}(ovra im'iTijv l'/fiv t«; ilqßokftq rrtq flq t;v 'bMnidu
xttt xrjv boimrinv x.T.k. mit Böckh Staatsh. (Aull. I) 11, S. 373.
19) Vgl. Demosth. Cor. §. 169 fgg. und über die folgenden
hriegKFtegcbenhciten {rtjv i' inl toi" nornftov y.nl ttjv )(H^f()tvt/v t'.nyi'/V,
DemoHlh. (). 216) neuerdings Westi.'iniann in Leipz. Gesellscli. d.
Kk2
516 Th. V. Derathen. Staat. CHI. C Entartung u. Ende.
Wiss. 1850, S. 167 und Lachmann II S. 160, die von verschiede-
nen Gesichtspuncten ausgehend doch im Ganzen dasselbe Resultat
erzielen.
20) Am siebenten Metageitnion (Plut. Camill. 19) Ol. CX. 3 ; vgl.
Üiodor. XVI. 86—89. Justin. IX. 3 : hie dies universae Graeciae et
gloriarn domin ationis et vetustissimam libertatem finivit.
§• 174.
Der Verlust seiner Seeberrschaft und seiner meisten
auswärtigen Besitzungen war die nächste Folge der Nie-
derlage Athens ^), für welche ihm der Wiedererwerb von
Oropus nur schwachen Ersatz gewährte 2) 5 doch, glück-
licher als sein Bundesgenosse, gelang es ihm auch un-
ter Alexander, dessen Zorn für den beabsichtigten Ab-
fall Demades Fürbitte von ihm abwandte ^) , eine selb-
ständige Existenz im Innern zu behaupten'^), obschon
auch es sich den Beschlüssen nicht entziehen konnte,
durcli welche das gesammte Griechenland erst Philipp,
dann seinem Sohne die unumschränkte Hegemonie gegen
die Perser übertrug ^) ; und selbst sein öffentlicher Wohl-
stand erreichte unter Lykurgus weiser Finanzverwaltung
wieder eine ansehnliche Höhe^). Charakteristisch für
die Moral des Staats und seiner Leiter in dieser Zeit ist
der Pracess gegen die der Bestechung durch Alexander'«
flüchtigen Schatzmeister Harpalus verdächtigen Redner^),
der jedoch auch an geheimnissvollem Dunkel manche
Aehnlichkeit mit dem gegen die Hermokopidea hat, und
namentlich durch Demostheues Verurtheilung ^) im Zwei-
fel lässt, ob die grössere Schuld sich auf Seiten der Be-
klagten, oder vielmehr der Kläger und Richter befand,
worunter man ungern auch den Namen des Areopags als
Untersuchungsbehörde erblickt. Dass inzwischen Athen
die Gelegenheit, die ihm jener Mann mit seinen Schätzen
zu einer Erhebung gegen Alexander darbot, eben so wie
einige Jahre früher den Aufstand des Peloponnes unter
Agis II. von Lacedaemon ^) unbenuzt vorbei liess, zeigt
den Einfluss der macedonischen Partei, die durch Furcht
seine Kraft lähmte ^^) und namentlich . wie es scheint,
den begüterten Theil des Volks auf ihrer Seite hatte'*)^
I
§. 174. Folgen der Niederlage. 517
vvoraus sich auch die antidemokratische Richtung^ erklärt,
die sie später annahm, als es dennoch nach Alexander's
Tode Hyperides ^^] und Leosthenes gelungen war , den
Demos zur Thellnahme an dem sogenannten lamischen
Kriege zu begeistern ^^), in welchem der Unwille über des
Königs Einmischung in ihre inneren Angelegenheiten die
Streitkräfte fast aller Griechen noch einmal unter Athcn's
Befehlen vereinigte i*). Mochte auch das unglückliche
Ende dieses Kriegs Phocion's Besorgnisse rechtfertigen,
so schmerzt es doch, einen solchen Mann, dessen Glei-
chen an Reinheit und Seelenadel die Geschichte wenige
kennt ^^) , an der Seite eines feilen Egoisten wie Dema-
des 16) zu sehen, der mit seinem grossen Talente nur in
Antipater's Solde wuchern zu können glaubte; und seinen
Namen unter den Unterhändlern eines Friedens zu lesen,
der zwölftausend Athener, die das Minimum von zwei-
tausend Drachmen Grundvermögen nicht besassen i^), ih-
rer Rechte beraubte , die Macedonier in den Besitz der
Hafenfeste Munychia sezte , und die edelsten Bürger
der Stadt, auch Demosthenes, dessen Rückkehr sie eben
erst im Triumphe gefeiert hatte, der Rache des unbarm-
herzigsten Feindes preisgab ^^).
1) Pausan. ]. 25. 3: 'A&7}vaioig 6i Aöyw ovv&f/iivo? IgyM atpäq
d(,X^q: vgl. Brückner S. 295 und Grote XI, p. 698 fgg.
2) Id. 1. 34. 1; vgl. Demades n. dw^fxuiTiuq T. III, p. 488
Bekk. und was im Allg. oben §. 117, n. 2 citirt ist.
3) Diodor. XVII. 15. Unter den Reilnern , deren Auslieferung
er gelodert lialte , waren Deniostbenes, Polyeuklus , Lykurgus, H>-
peride« Charidemus die namhaftesten; über die andern und ihre
Anzahl stritt das Alterthum . vgl. Plut. V. Uemosth. C. 23 und Ar-
rian. I. 10 mit Ellendt p. 51 und Böbnecke Forschungen S. b41.
4) Pausan. Ml. 10. 1= 'Jerjvutot yuQ ^fra ri drvxrjttu to iv
IfotWTor? orx lyhovro 'Pdinnov x«t//xoo., f'ü.övriov (ih oy<oi dtn-/Uto,v,
wv fxQnxTjm na^u to Iqyov , x'^^"'^ «^^ tfovfv^frTiüv : vgl. Justin. 1\. 4.
5) Ueber Philippus s. Diodor. XVI. 89; vgl. Plut. Phoc. 16 j
nvyiäniov roVcs'HUrjOiv . . xui nn/;vu<; ^df. 7in(>fxny roj 'li^Xinno, xm
InnHq U.S.W. Ueber Alexander Diodor. XVII. 4 und Demosthenes
Rede :i. 7wv ngic \4X^l. nvyOrjxö.v, woraus sich die Hauptpuncte des
aligemeinen Friedens theilweise zusammenstellen lassen.
6) Als T«//i«? rf/<: xotv^q TiQoaödov , s. oben §. 151 und sein Lob
bei Paus. I. 29. 16: w i:io(.no&rj ftif n'dutTu iq lo drjfioaiov aoT«-
518 Th.F. Der athen. Staat. C. III. C. Entartung u. Ende.
xoaioi.(; nXdovu xal f^uxiaxt^ioig ij oaa nigixXf/g o Auv&Lniiov avv^yayi'
xuTeaxfi'iaof äf nofiTifla Trj &iü y.al vi'x«? y_qva!i(; xat uafj&fvoiq nöofiov
fKaröv, f? 6i nokfßov onka ttal ßfkrj xul TfT^axoalu(; vu^ißctyofiaiv ilvat
TQtrjQnq (100 Schiffe wirklich bei Uemosth. foed, Alex. §.20): aucb
Hyperides in Walz Rhetor. gr. IX, p. 545 , im Allg. aber Vit. X
Orat. p. 841 — 844 und das Fsephisma des Slratokles das. p. 853
mit d. vollständigen Couimentar r. M. H. E. Meier hinter Kiessling's
Sammlung d. Bruchstüelie Halle 1847. 8; auch Taylor Proleg. in
Lycurgi reliquias (Cantabr. 1748. 8, dann bei ßeiske T. IV und A,
G. Becker, Magdeb. 1821. 8), Anger in M. de l'A. d. Inscr. XL VI,
p. 364 fgg.» ü. A. F. INissen de Ljcurgi oratoris vlta et rebus ge-
stis , Kiel 1833. 8, G.A.Blume narr, de Lycurgo oratore, Potsdam
1834. 4, und insbes. Böckh StaatsL. 1 S. 569—574, 11 S. 112—142
oder C. Inscr. n. 157, wo derselbe Bruchstücke aus Lykurg's Rech-
nungsablage von seiner zwölfjährigen Amtsführung erkennt. Ob
diese freilich, wie Nissen, Droysen in Zeitschr. f. Alterth. 1839,
S. 550, Meier 1. c. uad Ussing in ders. Zeitschr. 1848, S. 493 wol-
len, von Ol. CIX. 3 bis CXII. 3 oder mit O. Müller Munim. Athen,
p. 28 u. kl. Schriften I, S. 439 , Sauppe in Zeitschr. f. Alterth.
1836, S. 419, Leake in Transact. of the Soc. oT literat. 1837 III. 1,
p. 229, Schäfer im Philol. V , S. 25 von Ol. CX. 3 bis CXIII. 3
zu setzen sey, lässt Böckh selbst 11 S. 118 unentschieden: schwer-
lich aber wird man mit Böhnecke Forsch. S. ix fgg. bis Ol. CVII. 3
zurückgehn dürfen , wo vielmehr Aeschines Bruder Aphnbetus un-
ter Eubulus Auspicien dieses Amt versehen zu haben scheint (Ae-
schin. F. L. §. 149], obgleich anderseits nicht zu übersehn ist, dass
Flut. Praec. polit. c. 25 um Ol. CXII. 2 von Demades sagt: Ixt
Ta? UQoooäovi; tiyjv vq>' fuinöj xTjq nokiotq , was, wenn man es nicht
mit Böckh I S. 229 und II S. 117 auf einen andern Zweig der
Finanzverwaltung deuten könnte , für Lykurg allerdings mit Ol.
CXI. 3 abzuschliessen nöthigen würde.
7) S. Diodor. XVll. 108; Athen. VI. 47, VlIL 27, XIII. 67;
Plut. Phoc. 21, Demosth. 25 u. 20; Vit. X Orat. p. 845, und ins-
bes. die Redea des Dinarchus gegen Demosthenes , Philokles und
Aristogiton (von diesem lezten mehr bei Taylor in Schäfer's Dem.
IV, p. 299, und B. Thorlacius Opusc. II, p." 201—240, auch F. G.
Kiessling Quaest. Att. Zeitz 1832. 4, p. 5 fgg.) mit d. Commentar
V. Mätzner, Berl. 1842. 8 und Sauppe über die neuen Bruchstücke
der Rede des Hyperides gegen ihn (ed. Churchill Babington, Lond.
1850. 4) im Philol. III, S. 649—655.
8) Seine Unschuld versichert namentlich Paus. 11. 33. 4; vgl.
Becker Demosth. als Staatsmann S. 115—121, Niebuhr kl. Sehr. I,
S. 481, Westermann Quaest. Demosth. III, p. 75 — 94, Plass III,
S. 749, Droysen Gesch. Alexanders S. 529—537, Filon p.3li9, ins-
bes. aber G. Fr. Eysell Demosthenes suspicione acceptae ab Har-
palo pecuniae liberatus , Marb. 1836. 8 mit Funkhaenel in N. Jbb.
1837 XIX, S. 175—192, und gegen ältere Beschuldigungen seiner
Bestechlichkeit (Plut. c. 14 u. 20 , Diodor. XVll. 4) Rückert pro
Demosthene proditae pecunia patriae reo in Seebode's N. Archiv
1829, n. 16 u. 17.
9) Diodor. XVII. 62. 63 ; vgl. Plut. V. Demosth. c. 24 und
mehr bei Mätzner ad Dinarch. p. 109 und Böhnecke p. 652; auch
Arrian. II. 17. 4: Auxiöuinoviwv /mIv ijutv in tov ivOiog 7ioXf/*oi'VTUv
§. 174. Folgen der Niederlage. 519
rijq rff 'AaTpuio)v no'Afwe ^ißu /xäUov ^ ivvola rff ngic; i,ßüq nquq xo
nuQov xurf/onivTii;,
10) Deinostbenes Worte: dfintXovQYovoL nviq rrjv nlXiv , uvarf-
Tf*v»'^oi T«»e T,; y.^f*nru tov d/.fxov, inorh titjTav t« vivQa rö,v ngn-
yuuTWv, waren docli woLl nicht so sehr Unsinn, wie Aescbin. Cte-
siph. §. 166 es darstellt; vgl. auch foed. Ales. §. 11 und Hyper.
pro Euxen. p. 11 : ov (tivov uinol dUci xul ol nUoi A&ijvuloi i,ouai,
xul T« ncLcd^u T« ;x Twv Ö^ÖuoxuXhuiv xul Twv griT6gü}v xorq nug fxfi-
vüiv ^.o&agvovvruQ xui i&v (iUwv tov<; ifvl^ovraq xo.^- htZ&fv y^ovrag
aal vnodf/ofihovg xul fk T«e oöorq «navrwvT«? x.t.X.
11) Diodor. XVII I. lö: twv /^iv xzfjfiurtxüv avfißovkfi'ovroiv rr^v
vavyluv uyuv, Twv di drj/^oxinwv dyaanovro,v t« nX,)&T] : "?>}• ^''^^■\-
Phoc. C.28: ol .nuc^H,, und bereits Demosth. Philipp. IV §. 4 ob-
gleich dabei auch die Unterscheidungen von Weishe de hyperb. I,
p. 32 und Scheibe in Zeitscbr. f. Alterth. 1843, S. 1121 nicht zu
übersehn sind.
12) Ueber diesen im Allg. s. ausser Vit. X Orat. p. 848 fgg.
Ruhnk. Bist. oral, graec. p. lxix fgg., Blume Tor s. Ausg. des Ly-
turgus c. Leocrat. (Stials. 182.S. S) p. xv-xv.ii, und F. G. kiess-
linp de Hvperide oratore , Hildburgh. 1837 und Posen i846; auch
Westermann Gesch. d. Beredts. I, S. 119 fgg. und Wachsmuth I,
S. 673.
13) Vgl. Diodor. XVIII. 8 und im Allg. J. Gast Gesch. v. Grie-
chenland seit Alex. d. Gr. A. d. Engl. Lpz. 1796.8; Mannert Gesch.
d. unmitt. Nachfolger Alexanders, Lpz. 1787. 8, S. 3- tgg. , ^ J-
Demortier de statu graec. civil. Alex. M. moriente in Ann. Acad.
Leod 1824, p. 103-170; Flathe Gesch. Maced. l, S. 427— 51Ö;
insbes. aber W. A. Grauert Gesch. Athen'» seit d. Tode Alexanders
bis zur Erneuerung d. achäischen Bundes, in s. histor. u. philol. Ana-
lekten, Münster 1833. 8, S. 208 fgg- und Droysen Gesch. a. Hel-
lenismus, Hamb. 1836. 8, I S. 59 fgg.
14) Diodor. XVIII. 9-17; Plut. V. Phoc. c. 23 u. Praec. po.
lit. c. 6, Paus. I. 1. 3 u. 25. 4, Justin. Xlll. 5.
15) Plut. V. Demosth. c. 14: ö (po)y.lwv oi'x inuivüiffihyq ngoV-
arä^ivoq noXcTHac; , dXXd Soxwv naxidoviCnv , c^w? dt' dvögdav xal
d^xruoavvTi* ovöiy ovda.uov %^igwv Idoi^v 'EipudTov x«i AgcOTHdov x«*
/ü>o;vog d.r}g r^y}o&,u: vgl. dess. Vita Phocion.s m.t d. Comm v.
F. Kraner, Lips. 1840. 8, und Heyne Opusc, III, p. -^"^o— 3bd;
auch Zimmermann de Demosth. p. 12, Droysen I, S. 231, I lass 111,
S. 747, Wachsmuth I, S. 680 u. s. w.
16) Vrl. Paus. VII. 10. 1 und im Allg. C. S. G. Hauptmann
(Gera 1768. 4) bei Reiske Orat. gr. IV, p. 423 fgg., Ruhnk. H.st.
orat. graec. p. ix.x. fgg., Grauert S. 279 u. 296, Droysen IS. 181
fn'. , Wachsmuth 1, S. 081. Böckh Staatsh. I, S. 817 und d.e Mo-
nographie« von H.Lhardy, Berl. 1834. 8 und G. ^i.Hluygers Hag.
Com. 1836. 8 mit Sauppe u. Westermann in Zcxlschr. t. Alterth.
1835, n. 77 und 1837, n. 26.
17) Diodor. XVIII. 18: tt/v ftiy noXiriiav fiirfor^aiv ix t^? d^-
<4oxt'«Ti«? X«; ngonhuhv dno T./<J?afft)? tlva, ro noXirivn» xal rovq fiiv
xtxTT]t*fyov<; ^Xhov dgaxuüty äioydimy xvgiovq ihai tov noX^rfifiatoc
xal lijq Xf'(.'oroving, lo.Jt di xnrmTfguj t^; TtA*/,o*a,? «.T«vrn? «^^ J/'«.'""
ywd«? ovT«? x«2 noX,,iiy.orq dn,'/Xaof lijq noX.Tiioc : ^gl. Plut. V . I lioc.
c. 27 mit Grauert S. 283 und Bergk in N. Jahrb.LXV, b. 39/ fgg.
520 Th. V. Der athen. Staat. CJII.C. Entartung n. Ende.
18) Plut. V. Phoc. c. 29, Demosth. c. 28; vgl. Paus. I. 8- 4
und Lucian. Enc Demosth. mit Baumstark in Zeitschr. f. Alterth.
1842, S. 1019 fgg.
§. 175.
In den Streitigkeiten, die nach Antipater's Tode zwi-
schen seinem Sohne Kassander nnd Poiysperchon ausbra-
chen, stellte (Im J. 318} lezterer auf einen Aiigeublick
die Demokratie wieder her, welcher Veränderung Pho-
eion als Opfer fieP)^ Im fortwährenden Besitze der Mu-
nychla ^) aber machte sich Kassauder schon Im folgen-
den Jahre wieder zum Herrn der Stadt ^) , welche nur
die zehnjährige Verwaltung des Demetrius von Phalerum
cinigermaassen für den Verlust Ihrer Unabhängigkeit ent-
schädigen konnte'^). Dennoch ward im Jahr 307 Deme-
trius Pollorcetes als Retter empfangen 5) 5 von den Schmei-
cheleien, mit welchen das Volk Ihm, durch eigennützige
Redner wie Stratokies und Dromoklldes ^) geleitet , die
Zurückgabe des Namens der Freiheit lohnte, waren es
noch keine der ärgsten , dass es Ihm und seinem Vater
Antigonus als rettenden Göttern Priester ernannte , de-
ren Namen statt des Archonten zur Jahresbezeichnung
dienen sollten ''), und die zehn klisthenlschen Phylen um
zwei nene, Autigonis und Demetrias, vermehrte^) 5 wo-
durch zugleich die Kopfzahl des Raths auf sechshundert
wuchs und auch nach Demetrius Sturze blieb 9), nur dass
die Phylen später die Namen Ptolemals und Attalis erhiel-
ten ^'^). Demochares allein, Demosthenes würdiger Schwe-
stersohn, hielt in dieser Zeit die Würde seiner Vaterstadt
aufrecht 1^)^ als aber Demetrius zweite Ankunft im J. 303
das Signal zu neuer unerhörter Kriecherei gab ^2), musste
er der Kabale weichen, und auch der Schlag, welchen jener
Im J. 301 bei Ipsus erlitt, kam den Athenern nicht zu
Gute^ Kassander's Einfluss gab ihnen an Lachares einen
neuen Zwingherrn ^^), und sie mussten froh seyn, zum drit-
tenmalc in Demetrius Hände zu fallen ^'^\. So unerwar-
tet schonend dieser sich übrigens auch damals gegen Athen
bewies ^^)^ so versicherte er sich doch jezt besser nicht
allein des Hafens und seiner Feste ^^) sondern auch der
§. 175. TVecJiselnde Schicksale unter Macedonien. 521
Stadt selbst durch Befestigung^ des sie beherrschenden
Musenhügels ^^], dessen Besatzung die Athener erst nach-
dem er im J. 287 den macedonischen Thron verloren
hatte , unter Olyrapiodorus Anführung vertrieben ^^).
Trotz ihrer gänzlichen Erschöpfung kämpften sie darauf
im J. 280 noch einmal an der Spitze der übrigen Grie-
chen ^9) gegen die Schwärme der Gallier an den Ther-
mopyien ^o^ und leisteten später auch den Augriifen des
Autigonus Gonaatas von 266 bis 263 hcldcnmüthigen
Widerstand 2') , bis sie endlich trotz der Hülfe Ptole-
maeus II von Aegypten und Arcus I von Sparta ^^) im
J. 262 auFs Neue durch Hunger unterlagen ^3). Einige
Jahre lang scheint hierauf der macedonische König völ-
lig den Herrn der Stadt gespielt zu haben ^'^] ^ dann gab
er ihr zwar im J. 255 ihre innere Unabhängigkeit wie-
der ^5], unterhielt jedoch fortwährend eine Besatzung im
Piraeeus, welche erst nach seinem Tode im J. 243 Ara-
tus in der Hoffnung, Athen für den achäischen Bund zu
gewinnen, durch Bestechung zum Abzüge vermochte ^^).
Obschon er aber dadurch den Athenern nicht nur ihre
Freiheit, sondern auch den Besitz von Salamis wieder
verschaffte'^'^), so blieben diese doch fortwährend den
griechischen Angelegenheiten fremd, und schlössen sich
lieber an die überseeischen Staaten, namentlich die Pto-
lemäer und Pcrgamener an , gegen die ihre feilen Red-
ner sich in den nichtswürdigsten Schmeicheleien er-
schöpften 28j.
t) Diodor. XVIII. 56 u. 66; Plut. V. Pboc. c. 32 fgg. ; Tgl.
Droysen S. 221 fgg. und Filon p. 401. Zugleich Rückkehr der
Vertriebenen ; daher unter Demetrius dem Phalerenser wieder 21000
Bürger, Athen. VI. 103, p. 272 C.
2) Durch Nikanor: Diodor. XVIII. 64— 68; Plut. V. t»hoc. c. 31.
Auch Salamis und Suniuni, Paus. I. 35, II. 8.
3) Diodor. c. 74: owf&ivro r^v ilftijvrjv , man tot? ^&r]vaiov<;
t'xfi'* nokiv 11 xul ;^ftJ(jMi' xal n^ioaodoiK; xul vavQ ^al xuXXa tiuvtu, (pi-
Xovt; ovTuq x«J avufiu}(OVi Kaaävö(iO) , trjv dt MovvV](iuv kutu ro na-
Qov xQUTfZv Kriauvö()ov . . xul ro nolirivftu ätotxflaO^ai uno Tift?/nfwv
ü/Qi fivöiv dixu, xuTitoxrjaai 6 lni.fifÄtjTTjv r^q noktojq i'vu liväQu j4.&ij-
valov, ov UV do^jj Kunav6(j(t) , xul ij{tiO-ij /irißr]T(tio(; o <Du).rj(j(vii.
4) S. Straho IX. 1. 20, p. 609 und Diog. L. V. 75 fgg. mit
Bonamy in M. de l'A. d. Inscr. VIII, p. 157 fgg., Ruhuk. Hist.
522 Th. V. Der athen.Staat. C. III. C.Entartung u. Ende.
orat. graec. p. xci fgg. , Dohrn de vita et rebus Demetrii , Kiel
1828. 8, WacbsmutL I, S. 682, Schöniann Antiqu. jur. publ. p. 358
und den minder günstigen Urtheilen von Grauert S. 310 fgg. und
Droysen S. 425 — 431 ; insbes. aber jezt die Preisscbr. von Oster-
niann de Demetrii Phal, vita, Hersf'eld 1847. 4 und Legrand u.
Tychon sur Demetrius de Phalere consldere comme orateur, bomnie
d'etat, erudit et pbilosopbe in Meni. pres. ä l'Acad. de Bruxelles
XXIV 2852; »ueh Viseber im Rb. Museum IX, p. 386, und über
seine gesetzgeberiscbe Tbätigkeit [tqLtoc; vono&ixrjq 'A&tjvuCojv , Syn-
cell. p. 273) Pastoret Hist. de la legisl. VI, p. 233 »gg., Lu^ac de
Socr. cive p. 110 , Böckb in Berl. Akad. 1831, S. 24—27, Meier
Comm. epigr. p. 17 fgg.
5) Diodor. XX.45; vgl. Dionys. Hai. DInarcb. c. 2 u. 3, Plut.
V. Denietr. c. 8 u. 10, und mebr im Allg. bei Flatbe I, S. 502 fgg.,
Droysen J, S. 432 fgg. und J. C. de Wit de Deroetrio Poliorcete,
Utreebt 1840. 8.
6) Plut. V. Demetr. c. 11—13; vgl. Praec. polit. c. 2: oväi
yuQ in f^yuaia xul ;|f{j77/U«Tto/<6Ü ngoOiriov rolq KOivoTq, ojq ol Titgl
2JT(}uroxXfa xal /l(jofio*Xiid7]v int ro ^^iiaovv &(goq , to ß?jfiu ntni
nuiäiÜQ ovTOjq ovo/xuL,oviiq^ rxXXrj}.ovg na(jfx('tXovv : und mebr bei ßubnk.
ad Rutil, p. 32— 34, Grauert S. 327 — 330, Sauppe ad Lycurg. p. 97,
Wacbsmutb I, S. 679.
7) Nacb Plutarch. das. c. 10 u. 46 von 307—288, vgl. Corsini
F. Att. II, p. 93 — 95; ob jedocb in ununterbrocbener Aufeinander-
folge , stellt Droysen in Ritscbl's Rb. Museum 11, S. 388 fgg. mit
Recbt in Frage, und jedenfalls bat Clinton li, p. 380 bereits richtig
bemerkt, dass dieselben als Eponymen fortwährend lifj/ovTfq beissen ; s.
Ciarisse Inser. graec. par L. B. 1840, p. 12 und tres 1845, p. 9,
Böckb Staatsh. II, S. 315, Meier Comm. epigr. p. 85. 87 und dess.
Iudex arch. epon. qui post Ol. CXXI. 2 eum magistratum apud
Athen, obtinuerunt, Halle 1854. 4.
8) S. Plut. ibid. und Paus. X. 10. 1, wo die Statuen beider
in Delphi neben den übrigen inojvrfioic; (§. 111) stehen; die bereits
von DodvFell de cyclis 111. .39 erkannte Stellung ihrer Pbylen zu
Anfang der Reihefolge findet sich jezt im C. Inscr. I, p. 152 und
.Meier's Comm. epigr. p. 19 u. 62 so urkundlich bestätigt, dass
Corsini's (F. Att. 1, p. 177) und Ross (Demen S. 2) Widerspruch
dagegen nicht in Betracht kommen kann,
9) Vgl. Corsini I, p. 262, Schömann Com. p. 44, Ideler Chro-
nol. I, S. 343; oder wäre, wie Droysen im Rh. Museum II, S. 414
will, nach 301 noch einmal die alte Zebnzahl hergestellt worden?
— Dass jedoch auch später die Monatstage nicht, wie Poll. VIII.
115 glaubt, ohne Weiteres mit den Prytauientagen (§. 127, n. 5)
übereinstimmten , bemerkt Ciarisse Inscr. tres p. 9.
10) Vgl. Paus. I. 5. 5, Poll. VIII. HO, und Steph. Byz. s. Bf.
(jfvixidai, , welcher Demos gleichfalls für die Ptolemais wie später
'A:ioXXo)vuZ<; für die Attalis neu geschaffen wurde. Dass erstere um
265 (Droysen Hellen II, S. 212) von Ptolemäus l'biladelphus (Paus.
I. 6. 8), leztere 200 a. Chr. von Attalus 1 (Polyb. VI. 25. 9, Liv.
XXXI. 15) ihren Namen erhielt, ist eben so sicher als ihre Stellung,
Ptolemais als fünfte, Attalis als zwölfte, s. Corsini I, p. 165; ob
aber dazwischen einmal auch nur eilf Phylen gewesen oder, wie
Grotefend de demis p. 13 fgg. gegen Böckb C. Inscr. I, p. 901 ao-
§. 175. TVechselnde Schicksale unter Macedonien. 523
nimmt, die Demetrias bis 200 beibebaltea worden sey, bleibt fort-
wäbrend dunkel , ob^leicb ich ersteres in Zeitschr. f. d. Altertb.
1845 S. 595 wenigstens für den kurzen Zeitraum des cbremonidei-
schen Kriegs (not. 21) wahrscbeiulicb gemacht habe.
11) Ruhnk. ad Rutil, p. 7—9, Clinton H, p. 379, Grauert S.
331 , Westermann Gesch. d. Reredts. I, S. 155, Droysen Hellen. I,
S. 497, Schmidt in Zeitschr. f. Alterth. 1837, S. 767 fgg.
12) S. Plut. V. Demetr. c. 23—26 und Ath. VI. 62—64 mit
Elchstädt's Programm: Ithyphallicum Carmen Demetrio Poliorcetae
cantatum, quum ad Sacra Cereris Athenas rcTerteretur, Jena 1807. 4
und Schmidt a. a. O. S. 779.
13) Ath. IX. 70; Paus. I. 25. 5, 29. 16; Polyaen. Strateg. MI.
7; Tgl. Wytt. ad Plut. S. N. V. p. 71, Grauert S. 342, Droysen
Hellen. I, S. 566 fgg.
14) Im J. 299 nach Clinton p. 188 fgg. und Grauert S. 344;
richtiger 295 nach Droysen »der vierjährige Krieg« in Zeitschr. f.
Alterth. 1836 S. 167 und Hellen. I, S. 563 fgg.
15) Plut. V. Demetr. c 30—34; vgl. Droysen 1 S. 587 fgg.
und Filou Hist. de la demoer. p. 410-
16) Vgl. Leake's Topogr. v. Sauppe S. 289 und über einen
missglückten Befreiungsversuch Paus. I. 29. 7 mit Polyaen. Strateg.
V. 17.
17) Paus. I. 25. 8; vgl. Leake S. 309 und Forchhammer in
Kieler pbilol. Stud. S. 285 fgg.
18) S. Plut. V. Demetr. c. 46, Paus. I. 25. 2, 26. 1—3, and
über desselben Mannes frühere Thaten gegen Kassander X. 18. 7
u. 34. 3; hier aber im Allg. Schorn Gesch. Griecheul. v. d. Entste-
hung d. ätol. Bundes S. 20, Grauert S. 346 und Droysen I, S. 614;
Wie steht es jedoch mit dem Piraeeus , für welchen um diese Zeit
eigene xvQawovvnq vorkommen? \'gl. Ath. II. 21 und Diog. L. IN .
39 mit Droysen in Rh. Mus. II S. 410 fgg. und Ciarisse Inscr. tres
p. 20, der nach Stob. Serm. XL. 8 und Paus. VI. 16. 9 in dem
lezten derselben, Glaukon, mit Wahrscheinlichkeit einen Bruder des
Chremonides (not. 21) erkannt bat.
19) Paus. X. 20, 5: 'A&^vaiwv 6i argaTT/yoq fiiv KukXnmot; r^v
0 iV/oipoxAfoi'? . . xa< Tiyfnoyiixv ovxoi, xur u^iw/uu ti-/^ov xo ug^atov,
20) Paus. I. 4. 2, X. 21. 3; vgl. Droysen I S. G56 und Ein-
zelnes mebr bei G. A. Schmidt de fontibus veterum auctorum in
enarrandis expeditionibus a Gallis in Graeciam susceptis , Berl.
1834. 8.
21) In dem nach Ath. VI. .^7 von Niebuhr kl. Sehr. I, S. 451
— 463 sogenannten chremonideischen Kriege; vgl. 'Ey. «(>/. n. 1 oder
Ciarisse 1. c. p. 14 fgg. und Droysen II, S. 205 — 223 ; auch Schorn
S. 56-60 und V.A.Nick de rebus Antigoni, Gott. 1834. 8, p. 22.
22) Paus. I. 1. 1 (Patroklus); 7. 3; III. 6. 3.
23) Paus. III. 6. 3: ToIc d* ^&rjvttloi(; uvria-foiioiv Inl /unxQoxa-
Tov inoiTjOuro ^vriyovoq (l{trjVT)v , iip <o xi ogiiaiv inuyuYTj (fQoi'Quv iq
ro Movnfiov: vgl. Polyaen. iV. 6. 2U oder Frontin. Strateg. 111. 4. 2.
24) Antigonus ernennt Arcbontcn , Ath. IV. 64; Lycinus sein
Phrurarch, Stob. Serra. XL. 8; doch nicht wie bei Plass Tyranuis
11 S. 154 mit den obigen Tyrannen (not. 18) zu verwechseln.
524 Th. V. Deralhen. Staat. CHI. C. Entartung u. Ende.
25) Droysen II S. 223. 297. Die Zeitbestimninng nacb Euseb.
Olymp. CXXXI. 1; vgl. Corsini IV, p. 93, den Emper. Opusc. p. 17
ii:it Unrecht tadelt und der nur darin irrt, das» er später eine neue
Oecupation annimmt.
26) Paus. II. 8. 5; Plut. V. Arat. c. 34; vgl. Filon p. 427.
27) Paus. (. 35. 2; vgl. Böckb C. Inscr. I, p. 149 und Droysen
Hellen. II, S. 460.
28) Polyb. V. 106 (au Ol. CXL. 3 = 218 a. Chr.) "A&rjvaZoi
d\ Twv ?x MaKiäoviuQ (pößojv iitatkfkvvTo xal x>]v iXiv&f(iiav i'xnv fäo^ovv
Tjdtj ßfßuiojq' ;fpw^fi'oi dl ngoaTfiTni^ Ev^nnkiiöcc {Evnkfidt^ Plut. V.
Arat. c. 41) xnl Mixiwvi [Mixoni. Paus. II. 9. 4; doch vgl. Meier
Comni. epigr. p. 60) tmv fiiv uXXojv EXXjjvihüv ngä^iojv ovo onoiuq
fiftil/ov, (xxoXov&ovvtk; dt TTJ Twv nQOiOTUiTCüv uiQfan Kul ratq rovxuv
ög/xalq ft? nüvTu^ toi'? ßaaiXiTq f^fxf/vvro xal fidkiOTa rovrmv *le Tlxo-
XffiaZov , xitl nüv yevoQ imffiivov %firj(pia/nav(av xal xijQvy/iÜTUv , ßgu^vv
Tiva Xoyov rioioi'/ufvci. töiv y.u&rjxovrdiv diu xr/v löiv nooforMTMv nxQiaiav:
vgl. Droysen II, S. 559 fgg. und über Attalus Anwesenheit in Athen
Polyb. XVI. 25. 7 mit A. G. van Cappelle reg. et untiqu. Pergam.
Amstel. 1842. 8, p. 27.
§. 176.
Eben diese Verhältnisse verwiclselten übrigens Athen
um's J. 200 in Krieg mit Philipp, Denietrius Sohn, von
Macedonlen , in welchem dieser unter unerhörten Ver-
wüstungen bis vor die Thore der Stadt vordrang 1)5 ver-
schafften ihm aber auch bei derselben Gelegenheit die
Freundschaft der Römer, der es alsdann nicht nur den
Wiedererwerb der Inseln Lcmnus, Imbrus , Scyrus und
Delus, sondern auch nach der Auflösung des boeotischen
Bundes das Gebiet von Haliartus verdankte ^). Seine
Schwäche und Abhängigkeit von Rom in der nun fol-
genden Zeit beurkundet allerdings deutlich der Vorfall
mit Oropus im J. 155, der die entfernte Ursache des
Untergangs des achäischen Bundes ward ^) 5 doch hatte
dieses Ereigniss selbst auf Athen insoweit keinen Ein-
fluss , als dasselbe fortwährend befreundete und verbün-
dete Freistadt blieb *) 5 obschon in so untergeordneter
Stellung zu den benachbarten römischen Statthaltern ^)^
dass es sich im J. 88 leicht durch Aristion (oder Athe-
nion 6) zu dem Bündnisse mit Mithridat verführen Hess 7),
welches ihm freilich statt der gehoflften Unabhängigkeit
nur die Schrecknisse der Belagerung und Eroberung durch
Sulla ö) brachte. Den Namen der Freiheit verlor es in-
zwischen auch jezt nicht, und erhielt selbst die Formen
§. 176. Schicksale unter den Römern. 525
seiner alten Verfassung im Wesentlieheu ungeändert 9)-
nur dass dieselbe durch die höhere Stellung des Areo-
pags ^0) und das steigende Ansehn der erwählten Strate-
gen ^^) einen mehr aristokratischen Charakter annahm *'^).
Selbst die kurzsichtige Politik, womit es in Roms bür-
gerlichen Kriegen stets die unglücklichere Partei er-
griff ^5)^ schadete ihm nicht mehr, als dass August ihm
Eretria und Aegina wieder nahm, welche es mit mehren
kleineren Inseln von Antonius erhalten hatte ^^) 5 von der
inneren Gehaltlosigkeit des öffentlichen Lebens zeugt da-
gegen eben so sehr die unverhältnissmässige Wichtigkeit,
die den gymnastischen Vereinen der Epheben mit ihren
Vorstehern auf öffentlichen Denkmälern beigelegt wird ^^),
als die fortwährende Schmeichelei gegen die Grossen
Rom», insbesondere gegen das Kaiserhaus, zu dessen
Ebre wir z. B. mit dem Archontate ein Priesterthum des
Drusus verbunden finden ^^). Den höchsten Grad er-
reichte die leztere unter Hadrlan, dessen jNamen sogar
eine dreizehnte Phyle erhielt, mit welcher die Kopfzahl
des Raths auf fünfhundert Mitglieder zurückkehrte i^)j
doch sind die wahren Verdienste, die jener sich um
Athen sowohl durch neue Gesetze, als durch Vergrösse-
rung und Verschönerung der Stadt ^^), sogar durch das
Geschenk der Insel Cephallenia ^^) erwarb, nicht zu
verkennen. Nicht ohne Nutzen war auch bald nachher
der Einfluss des Redners Herodes ^O), obschon er den
Athenern endlich so drückend ward, dass sie den Kai-
ser M. Aurelius um Enthebung desselben baten. Worin
die Verringerung ihrer Privilegien durch Sept. Severus
bestanden ■^^), wissen wir nicht; Archonten und Areopa-
giten begegnen uns bis an das Ende der römischen Kai-
serzeit 22) , und erst unter den Byzantinern scheint so-
wohl der Name ihrer Freiheit erloschen 23) als auch eine
Reihe sonstiger Unglücksfälle über sie hereingebrochen
zu seyn, deren Würdigung und Kritik jedoch ausser
dem Kreise unserer Darstellung liegt 2+).
1) Liv. XXXI. 5, 24 — 26 u. 41; vgl. Pausan. 1, 36. 4 (Ce-
phisodorus) und VII. 7. 4: nöXiaTo. öf '^lOr^vulovc xni to AItwIixov
526 r/t. F. Derathen. Staat. C.III.C. Entartung u. Ende.
2) Vgl. Polyb. XXX. 18 und Liv. XXXIll. 30, der freilich
nach Valerius v. Antium den Erwerb der Inseln schon 196 sezt;
doch s. Schorn S. 367. Lemuus erwähnt auch Vitruv VII, 7 : cujus
insulae vectigalia Atheniensibui S. P. Q. it. coucessit fruenda i
der wichtigste Besitz jedoch war Delos, vgl. Strabo X. 5- 4, Folyb.
XXXU. 17, Paus. VIII. 33. 2, Appian B. Mithrid. c. 28 mit Dor-
▼ill. in iMiscell. obs. VII, p. 44 fgg. und über die Verfassung der
dortigen Kleruchen Böckh C. Inscr. II p. 225 fgg. oder in Beri.
Akad. 1834 S. 21 und iMeier Comin. epigr. I p. 35, II p. 52.
3) S. Paus. VII. 11 nebst den oben §. 117 n. 2 cit. Schriften
und über die damalige Gesandtschaft der drei Philosophen Karnea-
des Kritoiaus und Diogenes nach Rom (Plut. Cat. maj. c. 22, Gell.
VII. 15, Macrob. Saturn. I. 5) Jons. Scr. bist, philos. p. 189, Küh-
ner Cic. in philos. mer. p. 9, A. F. Verbürg de Garneade Homam
legato, Amstel. 1827. 8.
4) Strabo IX. 1. 20, p. 610: 'Poj/^uVoi rf' ow TinQukaßövTiq uv-
Tovq 6rjiioA{jaroviJ,ivovq i(pvXu^uv rr/v ai'rovoftlav ai'ToTg xal tt/v iXiv&f-
giav . . xul fif/Qt yvv iv iktii&fQut re fori xal xi,/i,fj Tiufia xolq Pot/iai-
oiq: vgl. Tac. Ann. II. 53 und Jittica fides bei Vell. Paterc. II. 23;
im Allg. aber F. H. L. Ahrens de statu Athenarum politico et lite-
rario inde ab Achaici foederis interitu usque ad Antoninorum tcm-
pora, Gott. 1829- 4, C. F. Chr. Beutler de Ath. fatis . . sub Ro-
manis, Gott. 1829. 8, A. F. A. Theobald bist. Athenarum inde ab
interitu foederis Achaici, Marb. 1829. 8; A. Iillissen zur Gesch.
Athens nach dem Verluste seiner Selbständigkeit in Gott. Stud.
1847, S. 771—902.
5) Vgl. z. B. Cic. Verr. II. 1. 17 und in Pis. c. 40. Darauf
deutet auch to ßfji/u xo ngo rf/q ^^xräkov oxoüq wxodoftijfxhov rot?
Poifiuiwv axQaxTjyoZt; ^ Ath. V. 50; ja nach Appian B. Mithr. c. 39
voftoiK; i&Tjxiv (Sulla] uy^ov xöiv TiQoa&fv avxoZc; vno Poi,uuiwr o(}ia&ff-
xiov. Was ist aber von den Hülfsendungen zu halten, welche Athen
den Römern gegen Karthago u. c. w. geleistet haben wollte, Paus.
1. 29. 12?
6) So Posidonius b. Ath. p.48 — 53 und .lul. Capitol. Maximin.
c. 9 ; bei den übrigen Zeugen heisst er Aristion , vgl. \'ictor. V.
Lect. XXV, 24, Wytt. ad Plut. S. N. V. c. 13, EUissen S. 780,
Meier Comm. epigr. p. 76.
7) S. im Allg. Appian. 1. c. 28, Paus. I. 20. 3, Plut. V. Süll
«. 12 — 14, und mehr bei Fabiic. ad Diou. Cass. XXXV, p. 50, M.
de l'A. d. Inscr. XXVII, p. 395, Hertzherg de rebus Graec. ab
Achaici foederis interitu, Halle 1851. 8, p. 36 fgg.
8) Im J. 86 a. Chr. am ersten März; s. gegen Freret «ur la
date de la prise d' Atbenes in M. de l'A. d. Inscr. XXI, p. 40 und
.1. E. Woltersdorf de vita Mithridatis (Gott. 1818. 4) Ahrens 1. c. p. 8
und Emperius de temporum belli Mithr. prinii ratione, Gott. 1829.
8 oder dess. Opusc. p. 1 — 17.
9) Vgl, Strabo 1. c. und Plut. Comp. Lysand. et Süll. c. 5:
iXfi:Of()av u<fi'^y.f: Kul iivTovoßQv , nur mit der Modificalion bei Appian
C. 38: rr/v iXm&ntinv l'cftj didovai, \p7f(for dl xul yftQoxoriav iwvdf n\v
w? ol nfxo).ffti/xiJxo)v (t(pui{i(ioOni , toC? 6 ^xyotoiq xul iuvra «fiöovitt,:
sonst sagt noch Plin. i'^pist. VIII. 24. 4: quibus reliquum umbrain
et residuum libertatis nomen eripere durum , ferum barbaruinque
est, und der enigeeeuge.sezte Irrlhum von Job. Chry«ost. Homil. in
^. 176. Schicksale unter den Römern. 527
Act. Apost. XXXVIII, p. 288 ist längst durch Wesseling ad Petit,
leg. Attic. p. V bericbtigt. Selbst dass es vorübergehend unter V'e-
spasian die Freiheit verloren , bestreitet Abrens p. 14 u. 19 gegen
Meurs. fortuna Athen, c. 10 und Corsini IV, p. 158 mit Recht; nur
hatte der röm. Statthalter offenbar eine gewisse Jurisdiction ; s. Pbi-
lostr. V. Sophist. II. 10. 3 und C. Inscr, n. 355 mit Corsini I, p. 46.
10) Vgl. schon Cic. pro Balbo c. 12, dann Flut. rep. seni ger.
c. 20, Lucian. \ it. auct. c. 7, und mehr bei Abrens p. 34—39 mit
m. Bemerk, in Allg. Schulzeit. 1832, S. 195; auch Weier zu Koss
Demen S. 87 über die amtliche Reihefolge 7/ ßoid?} 7 ^S 'Ai)tiox< nü-
yov y.ul 7] ßovKrj tw* fgaKooMv xni ö dPjnoQ, und über die hohe Stel-
lung «eines xi5(ji'| dess. Comm. epigr. p. 38 mit C. luscr. d. 3831.
11) Plut. Praec. polit. c. 17; vgl. C, Inscr. n. 477— 480, Meier
Comm. epigr. p. 49. 50 and mehr im Allg. bei v. Dale Diss. V. 3,
p. 409—416, Corsini I, p. 40— 47, Krebs decr. Athen, p. 325 — 340,
Geel Anecd. Hemst. p. 173. Freilich nach Philostr. V, Sophist. I.
23 1^ f^i'XV «''^7 nri/.ui lufv y.azikfyi xul t^fjyiv ig Tov nokf/^ov , vvvl df
T^oipöiv fTit/AikfZTUi xal oirwv ayofjui;.
12) Vgl. Abrens p. 25 fgg. Dass auch die übrigen Aemter
nicht mehr durch's Loos besezt worden , schliesst ders. p. 39 aus
Plut. V. Pericl. c. 9 : im Gegentheil scheinen sie als Liturgien be-
trachtet VForden zu sejn , vgl. Philostr. II. 1. 5 u. 20. 1 : iv t*
ktiTovQyiuiq, rVc; /xfyiatuq ^yi&7/vai:oi. vo/tii^oimi, xrjv Tf f.T.ojflvtoj' xai Trjv
inl Töjv onkojv iniiQÜ-riT] , auch Liban. T. I, p. 427 Rsk.
13) Pompejus , Brutus und Cassius , Antonius, s. Seneca Sua-
sor. 1, Lucau. Phars. V. 52, Plut. V. Anton, c. 23, und mehr bei
Ahrens p. 10, Rentier p. 4, Theobald p. 37. Ganz apokryphisch
ist jedoch die Empörung, die spätere Chronisten Ol. CXC\ II ver-
zeichnen , vgl. Hertzberg p. 86.
14) Die Cass. LIV. 7 ; vgl. Appian. B. Civ. V. 7: 'A&rjvuioit;
61 f? ai'Tov i).&ovni fifTti Tr^vov (Antonius) Alynav IJwxf xul ' Ixoy xal
Kio) xnl üxiu&ov xul TlinuQTj&ov, aus welcher Stelle übrigens nicht
mit Ellissen S. 794 und Kuhn Beitr. z, röm. Verf. S. 100 auch auf
einen früheren Besitz von Tenos zu schliessea ist. Ceos dagegen
blieb den Athenern, C. Inscr. n. 2371.
15) S. C. Inscr. n. 251 fgg. mit Ahrens p. 53 fgg. und über
den Unterschied dieser Gymnasiarchie von der früheren oben §.161,
n. 10.
16) Vgl. Böckh C. Inscr. I, p. 313 und ältere Beispiele aus
Antonius Zeit bei Plut. I. c. und Dio Cass. XLMII.39; auch Phi-
lostr. V. Apollon. VIII. 16 und im Allg. Dio Chrysost. XXXI. 105
and 116-119.
17) Paus. I. 55; vgl. Böckh C. Inscr. I p. 902 und 'E<pr]f:
rj\)/. 521 ; obgleich noch später 750 und 300 vorkommen; s. C. Inscr.
n. 372 und 380 mit Osann Syll. Inscr. p. 322.
18) Paus. I. 3. 1 : ßaadfvq ^AS(iia>ot; tq iUXol>q rt wv i^Q^fV (V-
fQyiniaq xal flq T^v nöhv /läXiOTit nnoän^äftfvoq T7]v /Idtjvaiwv. vgl.
C. 18. 6 — 9 und c. 20. 7; 'AO^T/vm fiiv ovrwq vno tov Jiokf/uov xaxM-
Oitant TOV 'l'oifiaiojv nv&tq 'AdQtavov ßttaiin'ovroq ijv&7/aitv, mit .1. W.
FIcmmer de itineribus et rebus gestis Hadriani , Kopenb. 1836. 8
p. 31 fgg. 58 fgg. und .1. G. H. Greppo sur les voynges de l'em-
prreur Hadrien, Paris 1842. 8, p. 127 fgg.; "'»er die neue Hadrian-
528 Th. F. Der athen. Staat. C. III. C. Entartung u. Ende.
Stadt und ihre Bauten (viai, 'A&fjvui., Steph. Byz. s. 'Oi-Vfimdov. vgl.
Labus in Mem. dell' Istlt. Lomb. 1854 IV, p. 312) Leake's Topogr.
V. Sauppe S. 147, 377 und Müller Arch. §. 191.
19) S. Dio Cass. LXIX. 16 , womit jedoch G. Inscr. n. 340 zu
vergleichen ist.
20) S. Paus. I. 19. 7 und im Allg. Philostr. V. Sophist. II. 1
mit Kayser p. 288 fgg. und Heyse in Zeitschr. f. Alterth. 1839, S.
977—994; auch Burigny in ^\. de l'A. d. Inscr. XXX, p. 1 — 28,
Fiorillo in d. Sammlung s. Bruchstücke, Lips. 1801. 8, Ellissen
S. 843 fgg. und die Erkl. d. sog. triopischen Inschriften, Salmasius
(Paris 1619. 4), Visconti (Rom. 1794 oder Opere varie, Mail. 1827.
8 I, p. 239 fgg.), und Franz C. Inscr. lil, p. 925 fgg.
21) Sparlian. V. Sever. c. 3.
22) Vgl. Trebell, PoU. Gallien, c. 11 und einen Archon noch
bei Marin. V. Procl. 36, wogegen ich Meier's Zweifel Comm. epigr.
p. 75 nicht theilen kann; wenn Afric. b, Euseb. p. 47 mit Ol. CCL
die Reihe der Archonten zu schliessen scheint , so bezieht sich das
nur auf das erste Jahrtausend der Olympiadenrechnung.
23) Meurs. fort. Athen, in Gronov. thes. T. V, p. 1750 fgg.
24) Vgl. insbes. Fallmerayer: welchen Einfluss hatte die Be-
setzung Griechenlands durch die Slaven auf das Schicksal d. Stadt
Athen? Stuttg. 1835. S und dagegen Zinkeisen: dj^.s vierhundeit-
jährige Exil der Athenienser auf Salamis und im Peloponnes im
sechsten bis zehnten Jahrhundert, Lpz, 1836. 8; auch I^ovQfitlij xa-
TuoTuaiq axivoTiri.x7J zrjq niXiox; 'A&Tjvmv uno t^s mojaiojg avrtjc; vno
TÜiv ' Poi/xnLmv fif/Qi rfkovg rijq Tovqxoxijurtiaq ovriuj(&fTöu , Athen.
1842. 8; Eilisscn Michael Akominatos , Gott. 1846. 8, und in Verh.
d. Gott. Philol.vers. 1852. 4, S. 123; Boss in Allg. Monatschr. 1853,
S. 594 fgg. und Prutz D. Museum 1854, S. 381 u. s. w.
I
o<':o
SECHSTER HAUPTTHEIL.
Darstellung einiger Bundesstaaten^ die in Griechenlands
Geschichte eine allgemeinere Bedeutung
erlangt haben.
§. 177.
Mit dem Untergänge der spartanischen Macht und
Grösse hatte Griechenland den festesten Anker nationa-
ler Einheit , mit dem der athenischen das grossartigste
Organ seiner weltgeschichtlichen Bestimmung eingebüsst ^
fortan trat der ursprüngliche Particularismus der einzel-
nen Stämme und Städte wieder entschieden in den Vor-
dergrund') 5 und wenn auch einige unter diesen noch
einmal zu einer umfassenderen Concentrirung politischer
Kräfte gediehen , so gelang ihnen dieses doch auf die
Dauer nur unter solchen Formen, die die Selbständigkeit
und Gleichberechtigung der einzelnen Theile mehr schon-
ten , als es jenen beiden Hegemonien möglich gewesen
war. Was ein aus Eroberung hervorgegangener , auf
eine zahlreiche Unterthanenschaft gestüzter Kriegerstaat
vermochte, hatte Sparta, was ein organisch entwickeltes,
durch Freiheit und Selbstregierung gekräftigtes Bürger-
thum , hatte Athen geleistet ^ in diesen beiden Richtun-
gen musste jeder sonstige Versuch hinter seinem Vorbilde
zurückbleiben, und während die Staaten der ersteren Ka-
tegorie sich In den oben geschilderten endlosen Kämpfen
zwischen Herrschenden und Beherrschten aufrieben ^),
konnten auch die zahlreichen Synoekismen, die seit den
Perserkriegen Athen's früheres Beispiel nachahmten '),
wie Eüs ''^j, Rhodus^), Megalopolis ^j, nur Städte, keine
Staaten hervorbringen, die auf die Geschichte des Ge-
sammtvaterlands irgend welchen Einfluss geübt hätten.
Nur eine dritte, die Buudcsform war noch übrig, die,
I. Bd. 4. Aufl. l^{
530 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
wie sie schon von Altersher neben den beiden andern
bestanden hatte, so jezt, nachdem diese abgenuzt waren,
mit nngeschwächter Kraft an deren Stelle trat'') 5 und
wenn gleich auch sie bei vielen Stämmen, wie Phohern ^),
Lokrern 9) , Akarnanen ^^), fortwährend sehr lose oder
nur auf innere Landesvertheidigung berechnet blieb, so
war es doch wieder nur sie , der Thessalien , Boeotien,
Aetolien, die hervorragende Stellung verdankten, die sie
juf kürzere oder längere Zeit gegen das übrige Griechen-
land einnahmen , ja mittelst welcher dieses selbst noch
zulezt im achäischen Bunde einen Vereinigungspunct ge-
gen auswärtige Angriffe fand.
1) Demosth. Cor. §. 18: InfiO^' rj IlfkoTiövvijaoq u:iu<ja difiart'/xft
xai 0V& Ol, ftiOovvTfg ytaxtdaifioviovq ovTODq t!o)(vov ojot ixveitVv uiiroiq,
0V&- Ol TiQOTiQov dt ixfiv(ov ü(j;(ovTfq xi'Qioi xöjv nok(0)v TJaav, aXXd ti?
TJv axQtroq xul nanu rovxoiq xul Tiaga rolq äXloiq anaaiv i'^iq xal ra-
Qa^r/ : vgl. §. 64 und Philipp. IV §. 52: iniixa nQoazuaiai, nolkai xul
jiuvraxo&iv yiyvovxui xul roii TiQMTeiifit' uvTiTtoiovvrai nfv uTiuvnq, dipf-
axäai, ö tvioi, xal ipd-ovorot. xul aninrovaiv fuiizotq ov^ ojq tdn xul yt~
yovaai, xa& avxovg fxaazot, 'A^yiloi, &r/ßutoi. , Auxidaißöviot , KoqIv-
&toi , Aqxüäiq, Tj/xilq , auch Paus. VIII. 27. / und über die ganze
Lage Wachsrauth I, S. 291.
2) S. oben §. 60fgg. und als ein Beispiel für alle Slcyon nach
Plut. V. Arat. c. 2 : 7^ 2i,xv(oviu)v nöXiq, inil x6 ngwxov ix xijq ux(ju-
xov xal jdmQtxrjq agiaxoxQuxiuq wantQ uguoviuq ovyxv&darjq flq axuanq
fvfniai xul q}ikoxifilaq drjjxaybyyüv ■, ov'x fnai'aazo voaovaa xul xuquzxo-
ftfVTl X. T. A.
3) S. oben §. ll,n. 12, und einzelne Beispiele bei Weissenborn
Hellen S. 33 und im Ind. Lect. Gott. 1853 — 54, p. 13.
4) Ol. LXXVII. 3, vgl. Diod. XI. 54 u. Strabo VIII. 3. 2, p.
519 mit Curtius Pelop. II, S. 25, theilweise nach Müller in Wel-
cker's Rh. Museum II, S. 165 fgg.; über seine Verfassung Zerstreu-
tes beiThuc. V.47, Aristot. Politic.V. 5. 8, Xenoph. Hell. VII, 4. 15,
Paus. III. 8. 2, insbes. aber Polyb. IV. 73: roi'xo dt yiyvixai. öui xo
fityuktjv noiiZa&ac anovdijv xul ngövoiuv xovq nokixu'oiihovq rwv inl
TTjq x^qaq xaxoixovvxoiv, iV« rö xc dixuiov ui'xotg inl rönoii öif^uyjjxai,
xal xüiv ngoq ßiojx txuq /gfiaq nijö\v ikkdnTj.
5) Ol. XCIII. 1, Diodor. XIII. 75; vgl. oben §. 79 n. 7.
6) Ol. CIL 3 , Diodor. XV. 59 : ntgl Si xovq avxovq XQ^vovq
AvKOfiTjdrjq o Ttyiuxr^q tniLOt xovq 'Agxüäuq ilq füav ovvxikitav avv-
rax&fjvai. x.x.k.i vgl. oben §. 42 n. 8 und mehr bei G. A. v. Brei-
tenbauch Gesch. V. Arkadien, Frankf. 1791. 8, S. 133 fgg., Keller-
mann de re militari Arcadum p. 13 fgt;. , Grote X, p. 366 fgg..
Lachmann I, S. 334 fgg-, und über Lykoraedes näher Xenoph. Hell.
VII. I. 23, über die Bestandtheile Lcbas Inscr. gr. I , p. 68 fgg.,
zugleich aber über den Widerstand unter den Arkadiern selbst
Diodor. XV. 94 und Paus. VIII. 27 mit Demortier in Annal. Acad.
8.177. Geschichtlicher Standpunct der Bundesfortn. 531
Leod 1824 p 150 und Curtius Pelop. I, S. 176, Mroraus herTor-
J^eht wie scbief Tittmann griech. Staatsv. S. 688-693 es als S.tz
eines arkadischen Bundestags aufgefasst hat.
7) S. Tittmann S. 667 fgg. , Pastoret Hist. de la leg.sl. VII .
p. 341-400, Wachsmuth de jure gent. P- 68 fgg- . Schomann An-
Mqu iur. puhl. p. 398, und was sonst oben §. 11 n. 1 citiit ist.
VII. 16. 6. X. 5. l mit Vischer über Staaten «^^""de ^ '6 und
die Sehst, über den phobischen Krieg §. 13 n. lo und §. l»i n.^,
für spätere Zeiten auch Keil Inscr. Boeot. p. 109.
9) Ueber deren Verfassung wir freilich überall sehr mangelhaft
unterrichtet sind. Nach Polyb. XII. 10 halten ihre beiden The.le
Opuntier und Ozoler, mehre Städte, und die l^/^^V^tr/e? b
Thuc III. 101 ziemlich selbständig; doch sezt ihr Staatsiegel bei
Strabo IX. 3. 1, p. 638 auch dort eine gewisse LinheitToraus, und
?ür Opus lässt Tich diese nach Paus. IX. 23. 7 vielleicht noci.
jur vrpu A,;c»«t PnlitJr III 11. 1. Beamte einzel-
nrncGpr nniifninen. vfl. AriStOl. ■ oiiiic. in. ii. ••
TerOrte vertrcLet^Ross alte lokrische Inschrift von Chaleion oder
OeantLeia, Lpz. 1854. 8, S, 5.
Hell. IV. 6. 4, später Thyrium oder Leukas, Liv. XXXUl. 1/, Ai^v.
31; vgl. Meier Comm. epigr. 1 p. 15, U p. 101 fgg.
§. 178.
Was Thessalien betriflFt, so scheinen allerdings auch
hier die einzelnen Stadtbezirke, in welche sich die thes-
protischen Eroberer getheilt hatten ') , in den meisten
Beziehungen ziemlich unabhängig gegen einander gestan-
den und wenigstens nichts gemeinschaftlich gehabt zu
haben, was man eine Gesammtverfassiing nennen könnte 2)5
gleichwohl aber werden sie meistens als ein Ganzes
charakterisirt 3), und wie die zinspflichtigen Völkerschaf-
ten der Umgegend, Magneten, Perrhäber, Phthioten u.s.w.
schlechthin ünterthanen der Thessalier heissen*), so fin-
den wir die lezteren selbst noch später hin und wieder
zu Feldzügen vereinigt 5) , an deren Spitze dann auch
wohl ein erwählter Heerfürst aus einem ihrer edlen Ge-
schlechter steht 6). Abgesehn davon bildeten jedoch diese
Geschlechter, wie es scheint, in den einzelnen Städten
ebenso viele Aristokratien ^ , worunter die Aleuaden in
Larisaö) und die Skopaden in Kranon 9) in einer an Ty-
rannis gränzenden Machtfülle 'O) dastehen ; einer jeden
derselben gehorchten die besiegten Urbewohner als Pe-
nesten ")^ Joch mögen sich auch ausser den wicderhol-
L12
532 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
ten Empörnngen dieser ^^) ailiniälineh aus den inneren
Zwistigkeiten der herrschenden Stämme selbst ^^) die
Keime einer demokratischen Partei entwickelt haben, die
jedenfalls gegen das Ende des peloponnesischen Kriegs
eine Bedeutung gewinnt ^'^]. Namentlich ging aus ihr
wohl die Tyrannis in Pherae hervor, die schon im J. 394
nnter Lykophron der Aleuadenherrschaft feindselig ent-
gegentritt' 5) und unter lason dergestalt die Oberhand
erhält , dass dieser sich um 376 zum Heerfürsten des
ganzen Landes erwählen lassen konnte ^^), um mittelst
der ungemeinen Streitkräfte, die dasselbe namentlich an
Reuterei darbot ^^) , die Zerrissenheit des übrigen Grie-
chenlands zu seinem Vortheile auszubeuten; erst als er
370 mitten unter seinen Rüstungen durch Meuchelmord
gefallen war, ging sein Haus, durch Entartung zerrüttet,
und mit ihm ganz Thessalien einem raschen Untergange
entgegen i^). Alexander , gleichzeitig mit Athen und
Theben und mit seinen eigenen Landsleuten verfeindet ^^),
konnte sich kaum noch in Pherae selbst behaupten ^^) 5
sein Mörder Lykophron H. verlor auch dieses im J. 353
durch Philippns von Macedonien, den die Aleuaden ge-
gen ihn zu Hülfe gerufen hatten '^^)-^ — aber freilich
wechselte dadurch das Land nur den Herrn : Philippns,
der die grossen Familien selbst nur als seine Vasallen
ansah, gab ihm wenige Jahre später eine ganz neue Or-
ganisation ^'^) , und so blieb es fortan ein iutegrirender
Theil des macedonischen Reichs ^^), bis ihm die Schlacht
bei Cynoscephalae im J. 197 wieder einen Schatten von
Freiheit unter römischem Schutze verschaiFte^*).
1) Vgl. oben §. 15 n. 8 und mehr bei Mannert Geogr. d. Grie-
chen VU, S. 520 fgg., Hoffmann Griechenland u. d. Griechen I, S.
246 fgg,, Tittmann Staatsv. S. 38S fgg., und was Wachsmulh I,
S. 85 weiter citirt , auch Thirlwall I, S. 457 fgg., Grote JI, p. 364
fgg. und zur Chorographie den Beitrag Ton E. Hercher, Zeitz 1838. 4.
2) Vgl. Barlbel. Voy. d'Anach. Ch.35 T. III, p. 21 1 fgg., TiU-
mann S. 713—721, Kortüm S. 76—83, Pastoret VIII, p. 406—433,
Sehömann Antiqu. p. 401 — 403, Meier de Andoc. V, p. 99 fgg.
Auch die nach Sdiol. Kurip. Thes. 307 von Preller im Philol. III,
S. 138 besprochene Organisation des Aleuas ist rein militärischer
Art und noch dazu chronologisch sehr unsicher j vgl. Vischer Staa-
ten u. Bünde S. 21.
§. 178. Thessalien. 533
3) Vgl. Privatalt. §. 7 n. 14—16 mit Meier im Ind. lect. Hai.
1830 — 31, p. 7 und was ihr öffentliches Zusarnmeustehen betrifft,
Thuc. IV. 78} auch Plut. Praec. polit. c. 31 u. s.w.
4) Thuc. II. 101, IV. 78, Vlli. 3, V{;1. Müller Dorier li, S. 65
— 08; auch Doloper Polyb. XVIII. 30. Die Perrhaeber inzwischen
nennt Strabo IX. 5. 19, p. 671 Ziuspflichtige der Larisäer allein.
5) Auf eiuen solchen bezieht sich Plutarch malign. Herod. c. 33
oder V. Camill. c.l9j ein anderes Beispiel ist Thucyd. II. 22: xal
agiixovTo ytaoioaXoi , 0apauXiot , HaQuüioi , KQavcjytoi, TlvQuaiot ^ rvg-
rwvtoi, fpfQaZoi • i^yovvro 6f uvtöjv ix /uiv Au^iarjq . . . ix 6\ fJJafjanXov
Mfyoiv , woraus jedoch Poppe Proleg. I. 2, p. 307 wohl zu übereilt
Pharsaliis et Larisaeis summiun Imperium fuisse schliesst, da Thuc.
sofort hinzufügt: tjouv di xal zwv dkXttiv xutu noXfig (iqxovtk; , wenn
auch nach Xenoph. Hellen. M. 1. 4 von einzelnen Städten wieder
andere abbiugen.
6) Taycq , s. Im AUg. Dawes Mise. crit. p. 245 und für Thes-
salieu insbes. Buttmann Mjthol. II, S. 273 fgg. und Vischer S. 19,
namentlich auch über das Heerescontingent , das nach Xeuophon,
özi Tuyivotzo @tTja).ia, 6000 Reuter und über 10000 Hopliten be-
trug, vgl. Preller a. a. O. Später nennen auch einzelne Städte,
vielleicht aus Affeetation, ihre Magistrate ruyoi'q, C. Inscr. n. 1770 ;
der Gesammtführer aber heisst auch wohl ßaoi.Xiv<;, wie Cineas bei
Her. V. 63 und Antiochus bei Fhilostr. Epist. 73, oder dg^oq nach
Dionys. Hai. Arch. Rom. V. 74.
7) Thuc. IV. 78: dvvaüTfin finD.ov rj laovofiin (§. 58 n. 12)
IXQdiv^o To fyxü'jQiov ol QiaaaXoi: vgl. Max. Tyr. XXII. 4, der sie so-
gar mit Lacedaemon und Kreta zusammenstellt, und schätzbaren Stoff
bei Sehneider ad Aristot. Politic. p. 494 — 499. Ortsbeamte 6t]i*iovq-
yoi , Etymol. M. p. 265.
8) BaaiXri«; OiaauXirjg, Her. VII. 6; vgl. Vales. ad Harpocr.
p. 185, Böckh ad Find. Pyth. X, p. 331 — 333 , Buttmann a. a. O.
S. 246 — 293 , Meineke Comm. misc. I, p. 50 fgg. und Berl. Monats-
berichte 1852, S. 585; ob von Aleuas dem Rothkopf (n(t'^(>o;, Plut.
frat. amor. c. 21)?
9) Vgl. Periz. ad Aelian. V. Hist. XII. 1, Spalding ad Quintil.
XI. 2. 15, Heindorf ad Plit. Protag. p. 567, Böckh 1. c. p. 333,
Buttmann S. 268—271, Wachsrauth I, S. 710—712; auch Kortüm
S. 81 , der sie jedoch irrig mit Schneider nach Pharsalus verlegt,
wo wir vielmehr einen Zweig der Aleuaden finden , vgl. Thuc. I.
111 mit Buttmann S. 283—285.
10) Daher Leotychides Zug gegen sie, Plut. malign. Her. c. 21,
vgl. §.32 n. 7, §. 45 n. 14; aber auch gleiche Prachtliebe und Gast-
freundschaft (§. 64 n. 6), wie gegen Simonides, vgl. P. G. Ducker
(praes. R. M. van Goens) de Simonide Ceo, Utrecht 1768. 4, p. 59
und 97 — 104 oder Schneidewin ad Simonid. p. xi fgg., und gegen
Gorgias, vgl. Plat. Menou. p. 70 B, Isoer. ti, uvtiö. §.155, Philostr.
V. Sophist. I. 16. 2.
11) Vgl. Theocrit. XVI. 34 — 39 und mehr oben §. 19n. 11; über
ihr Verhältniss zu einzelnen Grossen selbst Dcmosth. Aristocr. §. 199
oder n. oi'vruf. §. 23 mit Weissenborn Hellen S. 141 und Meier
1. c. p. 100.
12) Aristot. Politic. II. 6. 2 i ij xi yu^) QirTuXäiy nivtartia nok-
5^4 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
Aaxt? inf&ero rot? QirraXoZq : vgl. Schol. Aristoph. Nub. 691, Vesp.
1263 und Xenoph. Hell. H. 3. 36.
13] Dieses geht schon aus dem Gegensatze bei Aristot. PolitLc.
V. 5. 7 hervor und liegt wohl auch in Thucyd. 11. 22 : rjyovvro öi
ai.twv fx uiv AaQiarjq Tlohiurjöijq K(d ^QiOTovovg ano TTJq aruaicac; txu-
TfQoq, wie denn die Pai-teikänipfe selbst einen auffallend friedlichen
Charakter tragen; vgl. den a^x"'^ fttoidiog in Larisa bei Aristot- §.9
mit Eth. Nie. V. 4. 7 und Polydamas (wohl der Pankratiast aus
Skotusa , ad Lucian. Hist. conscr. p. 223) im Pharsalus, u otuoiÜ-
t^ovTiq ol 'Puiiaukioi, Tiaguxari&iVTo rriv uxQonoXiv nal T(tq TiQooodovg
infTQtxpav XufißävovTu uvaXlay.fiv , Xenoph. Hellen. VI. 1. 2.
14) So Aristot. Politic, V. 5. 5 : rj orav xov ö^Xav ^Tjfiuywyiöaiv
Ol iv xfj oXi,yuQ}(la ovrtq, olov iv AugLat} ol noXiToipvXaTtiq diu ro uIqil-
a&ai uvTovq röv ö%Xov idT]n.ayo)yovv: und eben dahin dürften auch
wohl die AugiaoTioiol das. III. 1.9 und die Umtriebe des Kritias bei
Xenoph. M. Socr. I. 2. 24 gehören, vgl. Hellen. II. 3. 36: aXX' h
QtTTttX^iu /41TU Tlqo/jijj&ioiq dtjiJioxQuiiav xuxaaxivaaiiwv xul toc? mvi—
OTuq (unXil^fv tili Tovg dfanözuq , mit Scheibe oHg. Umwälzung S. 9t
und über den genannten Prometheus Wytt. ad Plut. p. 89 E, der ihn
nach Cic. N. Deor. III. 28 mit lason von Pherae identilicirt?
15) Xenoph. Hell. II. 3. 4; vgl. Diodor. XIV. 82 und mehr im
AUg. bei Rospatt im Mus. d. rhein. westph. Schulm. 1848, V,
S. 77 — 90.
16) S. Xenoph. Hellen. VI. 1. 4-7 ; 4. 32, Isoer. Philipp. §.119,
Diodor. XV. 40, Plut. Praec. polit. c. 24; auch Poll. 1. 134 und
mehr bei L. Hamming de lasone Pherarum tyranno , ütr. 1828. 8
mit Sievers Gesch. Grlech. S. 323 fgg. und Rehdantz Iphicr. p. 91.
17) Herod. VII. 196: nnonnQoi/ifvoq xul Tijq QfOnaXijjq "nnov,
nv&o/ifvoq oiq dqLart] iXr] tS}v Iv "EXXtjoi.: vgl. Plat. Menon. p. 70 A,
Hipp. Maj. 284 A, Leg. I, p. 625 D; Polyb. IV. 8. 10, Justin. VII. 6,
Pausan. X. 1. 2, und mehr bei Jacobs ad Anthol. gr. II. 2, p. 500
und Voeniel ad Demosth. Philipp. II, p. 21.
18) Xenoph. Hellen. VI. 4. 20—37; vgl. die Zeitbestimmung
bei Peter in Hall. Lit. Zeit. 1841 Febr. S. 243 und im Allg. Valcke-
naer de Philippo p. 259, Wachsmuth I, S.714, Sievers Gesch. Griech.
S. 327 fgg., Brückner König Philipp S, 101 fgg., Lachmann griech.
Gesch. II S. 405 fgg., Grote X, p. 269 u, s.w.
19) Xenoph. §. 35 : infl d' uvroq TiagiXußi xrjv dg^ij^ > /«Af>^o?
ftfv QfTTaXoLq rayoq fyhiro , ;f«Af7io? di &r/ßaioiq xal 'A&Tjvaloiq no-
Xffiioq , üdixoq iii XrjarTJq xnl xurd yrjv xal xard &otXaTTnv: vgl. oben
§. 172 n. 13 und Plut. V. Pelop. 26—35 mit Grote X, p. 397; über
seine Regierungszeit (Ol. CII.4 — CV. 3) Heiland ad Xenoph. Age-
sil, p. VIII.
20) Friede mit Theben bei Plut. V. Pelop. c. 35 : QfOoaXolq /uly
unodoiivui, Tuq noXiiq «? f^/iv «i'töjv MdyvTjxaq dt xal 'Dd-itnxaq xal
u4xaiovq uqtfVvftt xul rdq q>govQdq f^ayayilv ö/töaai, J nVTov , ftp' ovq
«V Tjymvxai QrjßaVoi, xul xfXtv(üni.v, uxoXov&ijanv : vgl. Diodor. XV. 80
mit Grote X, p. 420.
21) S. Buttmann IVfythol. II, S. 287—291, Wachsmuth I S. 295,
Voemel Proleg. Demosth. Philipp. I, p. 85—90, Winiewski Comm.
Demosth. Cor. p. 48 — 50, Böhnecke Forschungen S. 169, Lachmann
II, S. 68 fgg.
§. 179. Der boeotische Bund ^ 3JitgUeder. 535
ü) Isoer. Philipp. §. 20 : ov &iTTttXovq fiiv roi'g ngörfgov Inäg-
Xovxaq ßfIunt6ovLaq ot'rojg olyitiwq ngo^ ui'rov 6iuxfla&at ninoirjAfv^ wod-'
ftiaoToiK; uiiTwv /lüXXov ixilvoj jiiaTii'iiv tj toT? avn7ioliTivofi(voi,q\ vgl.
Winiewski p. 155 fgg. (ad' Ol. CIX. 1 = 344a. Chr.) oder Voemel
ad Philipp. i[, p. 9 — 15, und über die von ihm eingerichtete rffx«-
dagxia (Demosth. Philipp. 11 §.22) und rtxQagx^'n- (Philipp. HI §. 16)
Harpocr. p. 282 mit Voemel im Frankf. Osterpr. 1830 und Fr. Hörn
de Thessalia Macedonum imperio subjecta , Greifsw. 1829. 8, der
aber nicht wie Voemel die oben §. 15 n. 8 erwähuten vier Landes-
theile , sondern Thessalia , Phtbiotis , Perrhaebia, und Magnesia als
Tetrarchien rechnet; auch Jacobs Uebers. d. Demosth. Staatsreden
S. 184.
23) Polyb. IV. 76. 2: dfxraXol fi\v yaq liöxovv ttaxu vofiovQ no-
XiTfvtiv xal TioXv diaqiigfiv Mayiidovwv' dttqxgov tJ"' ovdiv xal nüv o/ioim^
fTioiovv To TigoaraTTo/ifvov roVg ßuaiXixotq, Eusebius (Armeu. fol. I,
p. 160 — 162) führt daher geradezu auch die macedonischen Könige
bis 197 a. Chr. zugleich als Thessalorum reges auf; vgl. Droysen
Gesch. d. Hellenismus II, S. 82.
24) Liv. XXXIII 34, XXXIV. 51. XXXVI. 8, XLII. 38; vgl.
Polyb. XVIII. 30 und die Strategen bei Eusebius 1. c. mit Niebuhr
kl. histor. Sehr. I, S. 241 — 249 und Lenormant in Revue numism.
1852, p. 204 fgg. ; auch Cic. in Pis. c. 16 und Plut. Praec. polit.
c. 19. Kaiserliche Rescripte an das xoivov tuiv QfoaaXüv kennen die
Pandekten 1. 37 de judiciis V. 1 und 1.5 ad leg. Jul. XL VIII. 6; aber
unter Severus Alexander war Thessalien eine eigene procuratorische
Provinz, so wie es auch nach Constantin eine präsidialische Provinz
ist, vgl. Marquardt röm. Alterth. III. 1, S. 117 und Böcking INotit,
dign. Orient, p. 151.
§. 179.
Bei weitem höher lässt sich die BuDdeseinheit Boeo-
tlens ^) verfolgen , dessen gesammte Volkszahl der von
Attlha nicht nachstand ^) ^ obgleich die innere Eintracht
und mit derselben die politische Wichtigheit des Bundes
sich nicht zu allen Zeiten gleich blieb. Auch wie viele
und was für Orte denselben ursprünglich gebildet, ist
nicht mit Gewissheit zu bestimmen^ sicher ist es ausser
Theben nur von Orchomenus, Lebadea, Koronea, Kopac,
Haliartus, Thespiae, Tanagra, Anthedon 5 wozu man viel-
leicht, um die Zahl vierzehn zu erhalten^), noch Cha-
lia ''') und Chacronca, dann Plataea, Oropus, und Eleu-
therae rechnen muss. Von diesen war aber schon frü-
her Eleutherae, später Plataea freiwillig zu Athen über-
getreten , wie umgekehrt nachmals Larymna von Lokris
zu Boeotien ^) ^ Oropus von den Athenern erobert und
nach mancherlei Wechsel fällen erst um's Jahr 342 wie-
der für den Bund gewonnen worden, um welche Zeit
536 Th. VI. Einige Bundesstaaten,
auch Plataea, nachdem es durch zweimalige Zerstörung
für seinen Abfall büssea müssen, zu demselben zurück-
trat^). Chaeronea dagegen war wenigstens zur Zeit des
peloponnesischen Kriegs mit Orchomenus vereinigt '^),
wie denn überhaupt die meisten jener Städte wieder
kleine Gebiete von abhängigen Ortschaften hatten ^).
Theben's doppelte Stimme in dem Kriegsrathe vor der
Schlacht bei Delium (im J. 424) könnte vielleicht auch
von einem einverleibten Bundesgliede herrühren ^) , und
jedenfalls ergibt die Erwähnung von eilf ßoeotarchen
bei dieser Gelegenheit höchstens zehn unabhängige Städte
des Bundes in dieser Zeit ^^) 5 ob aber die vier Senate,
welchen eben damals die oberste Entscheidung über Krieg
und Frieden u. s.w. oblag ^*), gleichfalls mit irgend einer
Landeseiatheilung zusammenhingen '^^), wissen wir nicht.
1) Vgl. O. Müller Orchomenos S. 402 — 413 und denselben in
Ersch und Gruber's EneyM. XI, S. 268—271 ; G. A. Klütz de foe-
dere Boeotico, Berl. 1821. 8; Tittmann S. 693—707; Kortüm S.83
—89; Kruse Hellas II. 1, S. 542 fgg. ; Poppo Thucyd. 1. 2. p. 292
— 296; Raoul- Röchelte sur la forme et Tadministration de l'etat fe-
deratif des Beotiens , in M. de l'A. d. Inscr. VIII (1827), p. 214
— 249; Boeckh de laagistratibus Boeotorum im C. Inscr. I, p. 726
—732; Wachsmut'a 1, S. 705—710; J. W. ten Breujel de foedere
Boeotico, Groningae 1834. 8; P. A. Koppius bist. reip. Boeotorum,
Gron. 1836. 8; Scfaömann antiqu. p. 403 fgg., H. Francke d. boeo-
tische Bund, Wismar 1843. 8 ; C. W. Müller in Pauly's Realencykl.
1, S. 1126—1136.
2) Xenoph, Socr. III. 5.2; vgl. Clinton'« F. H. II, p. 399 und
Leake Travels in northern Greece II, p. 118 fgg.
3) Vgl. insbes. Clinton p. 396 fgg. und Kruse S. 546; und über
die Heiligkeit und das öftere Vorkommen der Zahlen vierzehn und
sieben in Boeotien Müller Orch. S.222 und Böckh I.e. p. 729. Für
einzelne Städte beweisen namentlich Thucyd. IV. 91 u. 93, Pausan.
IX. 3. 4, und C. Inscr. n. 1593. Okaleae und Onchestus (s. Mül-
ler) waren nicht selbständig , eben so Clinton's Parasopia , vgl.
Strabo IX. 2. 24, p. 627 Bj von Larymna und Akräphnium unten.
4) S. Steph. Byz. p. 681, namentlich das Citat aus Theopomp:
vaxfqov 6i ol XaXni6iX<i nokffiTjactvxfq AloXivcit, toVq xijv /^nftpov *)^oi/at,
XaAtotc xai BoKoroit; xal '0()xof4iviotg xal Qrißaioi.<; , wo Preller in
Ber. d. Leipz. Gesellsch. 1852, S. 174 'YtjrrioK; statt BoMxolq ver-
muthet. Dass einige Inschriften, die nach dem lokrischen Chalaeum
gehören, irrig nach Chalia verlegt worden sind (Grieeh. Monatsk.
S. 89), berechtigt noch nicht mit Ross lokr. Inschr. S. 6 fgg. lez-
teres ganz aus der Zahl böotischer Städte zu streichen.
5) Paus. IX. 23. 4 ; vgl. Plut. V. Süll. c. 26 und Strabo IX.
2. 18 mit Ulrichs Reisen S. 329 und Curtius Anecd. Delph. p. 82.
§. 179. Der boeotische Bund; Mitglieder. 537
6) Vgl. über beide Städte oben §. 117 und für Oropus insbes»
Diodor. XIX. 77, für Plataea's endliche Aussöhnung Paus. IX. 3.4 >
diuXXayTjvat, yug xai ovtoi llkaTaifvatv Tj^itjoav xal ovXXöyoxi fiiruaxfi'V
Koivov . . . oTt Küaav6Q0<; o ^AvTtnäxQov t«c Qrjßa^ avu/xiof.
7) TLucyd. IV. 76: XaiQmviiav 6f , ij »l? 'Ogxo/nivov rov Mivvii.ov
Tcgörtgov xaXoi'f/,(vov, vvv de Bokütiov, ovvixiXii: vgl. m, Prooem. lect.
Gott. 1853—54, p. 5.
8) Vgl. die riTgaytoi/xLa ntgl Tüvuygnv, 'Ekiojv, Agßu, MvxakTja-
aoq, (pugui , Strabo IX. 2. 14, und mehr bei Müller S. 403 oder
Clinton p. 399; ja sollte auch Horonea einmal zu Haliartus gehört
haben, weil Paus. I. 27. 6 die Niederlage des Tolmides (§. 158,
n. 10) fS TTJv 'Akirinrluv rerlegt?
9) ßöckh rermuthet Akräphia (Akräphnium , Paus. IX. 23. 5);
Tgl. Ulrichs Reisen S. 243 fgg.
10) Thuc. IV. 91: röjv uXXcov ßoi'uragxiHv , ot tlo iv f'vöixa , ov
^vvinuivovvTütv ftu%(o&ai . , UayiövSaq ßoicoragxcüv ix Qr/ßwv fiir Agmv-
■d-läov xal Tjyfftovlaq ovarjZ avTuJ . . tnti&t x.t.X. Die Zwölt'zahl, die
hier Müller Orchom. S. 404 und nach ihm Klütz p. 79 zu finden
glaubten (vgl. auch Wessel. ad üiodor. XV. 53) , hat auf Böckh*s
Erinnerung (p. 729) wenigstens ersterer zurückgenommen; vgl. kl.
Schriften I, S. 82.
11) Thucyd. V. 38 : u'lnig ünav xo xvgoq l'xovai: vgl. Klütz p. 73
fgg. und Raoul-Rocfaette p. 235 fgg. Sind aber darauf mit C. W.
Müller S. 1135 auch die ufffögiarn'iovxiq der Inschriften zu beziehen?
Keil Inscr. Boeot. p. 71. 102.
12) Wie Kortüm S. 86 wollte ; dessen ganze Darstellung des
Bundes jedoch verfehlt ist.
§. 180.
Religiöser Vereinigungspunct des Ganzen war das
Fest der Pamboeotien zu Koronea ') ^ als politische Bun-
deshauptstadt aber , so weit von einer solchen in den
verschiedenen Zeiten die Rede seyn kann, muss Theben
gelten 2), obgleich die Schwierigkeiten, welche seine da-
hin zielenden Anmaassungen fanden 5), schon in Plataea's
Abfall deutlich zu Tage treten. Für eine Zeitlang ward
darauf seine Ueberniacht wirklich durch den Ausgang
des Perserkriegs gebrochen , in dem seine herrschende
Oligarchie auf Seiten der Barbaren gestanden hatte '^) ^
als jedoch Sparta es im J. 457 seinem Interesse gemäss
fand dieselbe wiederherzustellen ^) , boten die Gleichge-
sinnten der übrigen Städte dazu gern die Hand und
gingen selbst den Athenern gegenüber, deren Sieg bei
Ocnophytoe im J. 45G die thcbanische Demokratie bald
niissbrauchte ^), in dem Entschcidungskampfe bei Ko-
538 TA. yi. Einige Bundesstaaten.
ronea 447 als Sieger hervor. Jene nämliche Regieruogs-
form war es dann auch, die Im peloponnesischen Kriege
trotz des fortdauernden Widerstandes der demokratischen
Partei '^) den Bruch zwischen Sparta und Boeotien ver-
hinderte^)^ doch stand Theben's gemässigte Oligarchie^),
von dem Korinthier Philolaus auf Güterbesitz und Un-
abhängigkeit der persönlichen Existenz begründet ^O),
der Demokratie bei weitem näher als die geschlossene
Aristokratie der Ritter in Orchomenus und der Demu-
chen in Thespiae ^^)^ und wenn man damit das stete
Streben der Hauptstadt nach unumschränkter Macht und
Vergrösserung verbindet, so bedarf es wohl kaum der
Annahme einer Staatsveränderung in Theben *2^, um das
Zerwürfniss zu erklären, das dieses bald nachher sowohl
in Feindseligkeiten mit jenen ^^) als auch in den korin-
thischen Krieg gegen Sparta selbst verwickelte, bei des-
sen Beendigung durch den antalcidischen Frieden beide
in der stipulirten Unabhängigkeit der boeotischen Städte
deutlich genug den Grund ihrer Besorgniss aussprachen
(§. 41). Wenigstens sehen wir sogar die Freunde Sparta's,
Leontiadas, Archias u. s.w., welche Im J. 382 Phoebidas
zur Besetzung der Kadmea veranlassten, um unter dessen
Schutze eiue ähnliche Dynastengewalt zu usurpiren, wie
sie gleichzeitig auch in andern Städten des Landes be-
stand ^^), diese ganz unter den Formen der altern Wür-
den, namentlich als Polemarchen und Hipparchen üben i^),
die sich überhaupt allerwärts in Boeotien als bedeutendste
Aemter wiederfinden , wenn auch der Archon vielleicht
den Rang über ihnen hatte ^^). Selbst Ismenias wäre
demnach nicht sowohl als Demokrat , als vielmehr nur
als Gegner Sparta's durch Justizmord gefallen ^^)^ erst im
J. 379, als die exilirten Mitglieder seiner Partei , Pelo-
pidas und Mellon an der Spitze , als Befreier ihrer Va-
terstadt aus Attika zurückgekehrt waren , scheint eine
Demokratie nach dem Muster der athcNischen eingeführt
worden zu seyn ^^).
Ij Pausan. JX. 34. 1 : n{jlv S\ ii; KoQoifunv fj 'AkaXitonfvüv u(fi-
§. 180. Geschichte Boeottens bis Pelopidas. 539
^Aßfpinxvovoq y xal f? tov xoivov avviaocv ivxav&a oi BokotoI ovXXoyov.
Vgl. Strabo IX, p. 631A, Plut. amat. uarr. 4, und mehr bei Span-
heini ad Callim. L. Pallad. 61 und K. Rückert Dienst d. Atbena
S. 73 oder O.Müller kl. Schriften II S. 191; auch Keil Fnscr. Boeot.
Lips. 1847. 4, p. 125. — Sainte - Croix gouvern. federat. p. 211,
der den ganzen Zweck des Vereins auf dieses religiöse Gesamintfest
beschränkt, ist von Raoul- Rochette 1. c. p. 217 — 226 hinlänglich
widerlegt ; nur sollte auch dieser nicht wieder die Aniphiktyonie
Ton Onchestus hierher ziehen , s. oben §. 12 n. 7 und Gottesd.
Alterth. §. 63.
2) S. Manso > Theben im Verhältniss zu den übrigen boeot.
Städten • in s. Sparta III. 2, S. 58—64, auch Böckh Staatsb. I Aufl.
II, S. 370 und Klütz p. 9—18.
3) S. Xenoph. M. Socr. III. 5. 2 : Boiutöjv ftiv y"Q noXXoi nXio-
vfxTovfifvoi vnö Qr]ßaiü)v ävnnivwq uvToXq l)(ovoi, und über Plataea ins-
bes. Tbucyd. III. 61 : Tjfiwv itxioüvTwv TJXdxuiuv vaxi^ov x^g uXXjjq
Boiuxiaq xttl liXka ;^w^ta fiix' aiix^g , u ^VfAftixxovg uv&(}0)7iovq f^iXü-
oavXfq taxo/uiv, ovn rj^iovv ovxoi, wa:i(Q ixüx&ij xo tiqüxov , r/yi/^ovivi-
a&ai iiq>' Tjfiüv x. t. X.
4) Paus. IX. 6 : T^? 6i alxlaq Tavxrjq drjtioaia acpiaiv oi' /nfxfoxty,
oxi tv rar? QtjßaiQ oAtyap;^!.'« xul ovxl t] Tiuxgioq noXixfiu XTjvixuvxa
Xaxvfvi vgl. Herod. IX. 67. 86, Tbucyd. III. 02, Plutarch. V. Ari-
stid. c. 18 und malign. Herod. c. 31: 'AxxuyZvoi; o nqotaxwq x^<;
oXiyaqx''^'i-
5) Diodor. XI. 81 , Justin. III. 6; vgl. Tbucyd. I. 107 fgg.
und mehr oben §. 37.
6) Aristot. Politic. V. 2. 6 : otov xal iv QTJßaig fiixd X3]v iv 01-
roflD^rot? nüxTjv xuxijjg noXixii'ojiivwv /; drjuoxQaxia (Sifcpd-ÜQj], Worauf
geht aber Xenoph. Rep. Ath. III. 11: onoouxiq S' fnixfigr/aav uIqiV-
O&at TOI/? ßfXxiaxovg , ov avvrjvfyxfv uvxoZq , uXX ivxoq oXiyoii xqÖvov
o <S^f*o(; fdoi'iXfvaiv f o fifv ßoiwxolg, xovxo df oxe Mi,XtjoI<ov hXqv
tod"? ßiXxiaxovql
7) Tbucyd. IV. 76; VI. 95; Diodor. XII. 69.
8) Tbucyd. V. 31 ; vgl. §. 38 n. 6 fgg.
9) 'OXiyuQxlu loövo/Aoq, Thucyd. III. 62, wogegen die dvyuaxfia
zur Zeit der Ferserkriege nur als vorübergehende Ausnahme be-
zeichnet wird. 'Allerdings hat Theben auch autochtboniscbe Ge-
schlechter an den 2n.ttQxoV(;, jedoch ohne nachweislichen politischen
Einfluss, obgleich sie bis in die geschichtliche Zeit fortdauern, vgl.
Paus. VIII. 11. 5 und mehr bei J. Jönsen in Graevii Syntagma dis-
sert. rariorum (Utrecht 1702. 4) p. 205 — 225, auch Lobeck Aglaoph.
p. 1147 und Welcker kret. Colonie in Theben S. 78 — 80; was be-
deutet aber der Gegensatz zwischen Or/ßuloi. und Qrjßuyiyftq bei Am-
mon. diff. vocab. p. 70?
10) Onoiq ö d{)iO-noq ami^ijxui xü)v xXtjqoiv y Aristot. Politic. II. 9.
6—8, vgl. Müller Orchom. S. i07 und Dorier II, S. 200, wo frei-
lich die nui6o-n,üil:(i olTenbar missverständlich auf Kinderzeugung statt
auf Adoption bezogen ist; auch III. 3. 4 oder VI. 4. 5: tov äixn
ixütv fuTj un(axr]i*hov xt/q i<yo{)äq fiij niitxnv "('y^v? , und über yvfivu-
ata xul ovaoixia Plat. Leg. I, p. 63(j B, Plut. V. Peloj». c. 19.
11) Diodor. IV. 29 und XV. 79; vgl. Wachsmuth I, S. 706.
12) Wie Müller Orchom. S. ilH und Sievers Gesch. S. 60 thun.
510 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
13) Xenoph. Hellen. VI. 4. 10; vgl. Andoc. de pace §. 20 und
mehr bei Grote X, p. 38 fgg.
14; Xenoph. Hellen. V. 4. 46.
15) Vgl. Plut. daem. Soor. c. 4 und 5 mit Xenoph. Hellen. V.
2. 25 und mehr bei Sievers S. 162 und Grote X, p. 111 fgg.
16) S. Boeckh 1. c. p. 730 und Ritschi Rh. Museum II. S. 109
oder Keil 1. c. p. 7. Einen ag^aiv xul axQurrjyoc; nennt Plut. narr,
amat. c. 4; sonst ist lezterew Titel nach Keil p. 114 in Boeotien
selten.
17) S. Xenoph. Hellen. V. 2. 36 und mehr über diesen Mann,
dessen Reicbthum sprichwörtlich geworden war, bei d. Erkl, zu Plat.
Meno p. 90 A und Republ. I, p. 336 A; auch Grote IX, p. 420 und
X, p. 81 fgg.
18) S. §. 41 n. 14 und über die Demokratie in Theben selbst
Tittmann S. 377 und Wachsmuth I S. 275 u. 708. Erlooste Rich-
ter Paus. IX, 14 extr.
§. 181.
Der Eintritt der Demokratie gab das Signal zu The-
ben'» politischer Grösse gegen Aussen 5 und wenn man
auch diese nach Polyblus oft wiederholtem Urtheile nicht
sowohl dem Geiste und Charakter der Staatsverfassung
selbst , als vielmehr nur den beiden grossen Individuen
Epaminondas und Pelopidas zuzuschreiben geneigt seyn
sollte, welche das Glück damals' an seine Spitze stellte*),
so war es doch sicher nicht minder der grosse Gedanke,
die neuerlangte Freiheit auf Tod und Leben gegen einen
Feind vertheidigen zu müssen , der eben auf der höch-
sten Stufe seiner Macht stand, was dem Staate g;erade
für diesen Augenblick die Kraft verlieh, eine nie gese-
hene Energie zu entwickeln und alle Hebel der mensch-
lichen Thätigke t in Bewegung zu setzen , worunter die
Liebe In der heiligen Schaar des Gorgidas ^) nicht zu
den unbedeutendsten gehörte. Der Erfolg entsprach der
Kühnheit des Beginnens , und noch ehe die leuktrische
Schlacht seine militärische Ueberlegenhelt über Sparta
beurkundete , hatte es Boeotiens Herrschaft wieder in
seinen Händen ^ und zwar nicht mehr als Bundesvorort,
sondern als alleinige Hauptstadt des Landes und Verel-
nigungspuDct des boeotlscheu Bürgcrthums ^), daher auch
die sieben Boeotarchen jezt öfters nur als thcbanische
Magistratur erscheinen '^). Uebcrhaupt traf es nicht mit
§.181. Boeotien unter Theben' s Hegemonie. 54i
Unrecht der Vorwurf, seineo Sieg^ missbraucht zu haben ;
die grausame Zerstörung von Thespiae, Orchomenus, Pla-
taea musste ihm die Gemüther der übrigen Griechen ent-
fremden 5) • mehr •noch die Eitelkeit, mit welcher es,
nicht zufrieden Lacedaemon gedemüthigt und sich für
immer vor der Wiederkehr seiner Uebermacht sicher ge-
stellt zu haben, nicht bloss dessen, sondern auch Athen's
Rolle nachzuahmen und auf sich überzutragen bemüht
war^). Wohl mochte es den Tyrannen von Pherae zur
Heeresfolge zwingen^) und sowohl den grösseren Theil
von Mittelgriechenland ö) als auch Achaja und andere
kleinere Staaten seinem Einflüsse unterwerfen ^) ^ aber
selbst die Anerkennung seiner Hegemonie durch den Kö-
nig von Persien, welche Pelopidas Beredtsamkeit erlangt
hatte 10), vermochte nichts über die Mehrzahl der so eben
erst von ihm selbst zur Freiheit gerufenen Peloponne-
sier^^), und Athen war noch stark genug um seinen
Plänen dergestalt das Gegengewicht zu halten , dass es
wenigstens nach Epaminondas Tode bei Mantinea im J.
362 sich auf Boeotien beschränken lassen musste *^).
1) Polybius VI. 43; Tgl. Demad. n. äwSfx. §.13: tw ydg Ena-
/i(tvo)väov aö)f,axv a^ivt&utpf xrjv 6i'tafitv xwv Qrjßuiiov o xaiQoi;: auch
Jastin VI. 8, und ausser den Biographien von Cornel und Plutarch
insbes. Diodor. XV. 39 u. 81, Paus. VIII. II. 5 u. IX. 13—15 mit
Seran de la Tour bist, d' Epaminondas , Paris 1739. 12, H. J. Mat-
thes de Epaminouda , Lugd. B. 1830. 8, E. Baucli Epaminondas
und Tbeben's Kampf um die Hegemonie, Breslau 1834. 8, W. A.
Klütz Epaminondas und Pelopidas, eiue Parallele, Cösliu 1834. 4;
dann Francke in Hall. Eiicykl. I, 35, S. 224—262, Eckstein das.
III. 15, S. 246 — 252, Vater Leben d. Pelopidas in Jahn's Archiv
VIII, S. 325 — 352, und Einzelnes mehr bei Peter Xenoph. Hell,
p. 108, Koppius p. 124, Sievers S. 185, Grote X, p. 163 fgg. 483 fgg.
2) S. Plut. V. Pelop. c. 18, Ath. XIII. 12 u. 78, und mehr
bei Sievers S. 197 und J. J. Kreenen Hist. cohortis sacrae apud
Thebanos , Arnb. 1837. 8, über die Idee selbst (die übrigens nicht
neu war, Xenoph. Anab. VII. 4. 8) die Symposien Plato's p. 179 A
und Xenopbon's VIII. 32 mit Periz. ad Aelian. V. Hist. 111. 9 und
Davis, ad Max. Tyr. XXIV. 2 ; zugleich aber von der Päderastie der
Boeotier {Auiov rcfioq, Ast ad Plat. Leg. p. 407, Meineke Hist. com.
graec. p. 173) Plat. Symp. p. 182 B mit Wylt. ad Plut. p, 134 und
Fabric. ad S. Empir. Hypot. III. 199.
3) Diodor. XV. 38 .- anvftxov ttJv Botoniuv Iv tjj itn& ai'xot'c;
fiiff avvTfXfin: vgl. c. 50 und Isocrat. Plataic. §. 9, mit Vischer Staa-
ten u. Bünde S. 24 und m. Prooem. lect. Gott. 18*)3 — 54, p. 6,
542 Th. Fl. Einige Bundesstaaten,
namentlich auch über den Ausdruck BokotoI ol Iv Qijßuig (Aeschin.
Ctesiph. §. 142) nach Xenoph. Heilen. VI. 3. 19 und Dio Chrysost.
XI-<V. 13: woTifQ Enunfi,vü)v6aq noxf ttjv Bocü)Tiur flq t«? Qrjßaq
avyajxiat xut Qijatvg zijv ^ttiktjv tlq ruq ^Q-qvat; x.t.A.
4) Wie bereits Ubbo Emmius Republ. Tfceh. p. 100 u. A. rich-
tig annahmen und Böckh p. 729 um so weniger bestreiten durfte,
je richtiger er ihre Siebenzahl gegen Raoul -Rochette p. 230 ver-
theidigt hat, der trotz Pausan. IX. 13. 3 auch hier noch an eilf
Boeotarchen dachte; vgl. insbes. Plut. V. Pelop. c. 13 und Sievers
S. 187.
5) Demosth. Cor. §. 18: olq yuq n'rvxijxiaav fv ÄfvtirQoi^ , ov
IAixQl(i)q ixixQJjVTo: vgl. pro Megalop. §. 4, Isoer. de pace §. 17 und
Plataic. §. 35, Xenoph. Hellen. VI. 3. 1, Pausan. IV. 27. 10, IX.
14. 1 u. 15. 2, und über Orchomenus (Ol. CHI. 2) insbes. Wessel.
ad Diodor. XV. 79, Wolf ad Lept. p. 328, Böckh C. Inscr. I, p.742;
im Allg. auch Winiewski p. 24 , Amersfoordt in Schäfer's App. De-
mosth. 1, p. 795, Grote X, p. 256 fgg.
6) S. Epaminondas Wort bei Aeschin. F. L. §. 105: otq StT t«
TTjq yt&T]vrüo)v uKQoTiöktojz ngoTCvXaia fifriveyxilv ilq ttJv TigoaTaaiav
%ij<; Kud fiiiug , und über dessen Versuche zur Seeherrschaft Rehdantz
Iphicr. p. 135 fgg. Theben's üebergewicht nach der leuktrischen
Schlacht erkennt jedoch selbst Demosth. Philipp. HI, §. 23 an.
7) S. oben §. 178 n. 20.
8) Xenoph. Hellen. VI. 5, 23: yxokoii&ovv 6' avroVi; xal Ocoxitg,
vnrjxooi, yfvö/nfvoi., xal Aoxgol u/xqiÖTiQot, xul AxuQvüvtc; xul HgaxXeiörai
xal Mahtlq : vgl. Diodor. XV. 57 und für Lokris vielleicht das
Epigramm bei Ulrichs Reisen S. 43.
9) Vgl. §. 42 n. 13 und mehr im Allg. bei Isoer. Philipp. §.53:
xaXkiaTTjv yuQ fia^t]* vixijaai'TK; xul äo^av f| ai'T^? fifyiar^v kaßovxK;
diu Tu nij xaAcü; }(qrjad^ai, Tai; ivxvxlaii; ovdiv ßi^Tiov ngarrovai. twv
7]TT7]&fvxüiv xal SvaxvxTjoävxwv ' ov yuq l'^&aanv twv f)(&QiLy xquxtj-
oavxiq xal nävTOiv dixtk^aavxiq T^vo'r/kovv fiiv xaV^ nökiai Tat? Iv Flf-
Xottovvr^aoj, QiTxakiav d' ixöXfiMv xaraSovkova&ai, Miyagfvoi, di ofioQoii;
ovotv r/TiiLkow , XTjv d Tj/aiXfQuv nökiv fttQOQ xi xrjq ;^ft)^a? unfaxtgow,
Evßoiav d' f.To'pö^ovv, ilq ßvi^uvTiov öi TQiTjQdq i^inffinov w? xal yijq
xal &aXux%7]<; uq^ovxk; x. x. X.
10) Grote X, p. 381 fgg.
11) Xenoph. Hellen. VII. 1.33— 39: vgl. Plut. V. Pelop. c. 24:
'yi^yiToi xul 'Hkdot xul ^AqxÜSk; Iv xolq awidgiotq iqii^ovTiq xul dtu-
(ffqöfifvoi ngoq To»'e QrjßuLovq x>n\g rjyffioviaq.
12) Vgl. oben §. 42 n. 19 und 169 n. 18 mit Lachmann Gesch.
Griech. H S. 373 fgg.
§. 182.
Wie wenig freilich Theben noch immer auf die Ver-
mehrung seiner Macht verzichtete, zeigte schon im J . 358
der Angriff auf Euboea, dessen Vereitelung den Athenern
nur durch ausserordentliche Anstrengungen gelang ') j
und drei Jahre später schien ihm Phocis eine leichte
J
§. 182. Thehen's Ferfall und lezte Schicksale. 543
Beute, nachdem dasselbe wegen vorgeblicher Verletzung
des delphischen Tenipelgebietes von den Aniphiktyonen
geächtet worden war '^) j aber gerade dieses vermehrte die
Stärke der Phocenser , die nun auch die Tempelschätze
nicht mehr schonten ^) , sondern damit Söldner warben,
durch die sie, obgleich von Athen und Laccdaemou nur
schwach und indirect unterstüzt, der vereinigten Macht
der Thebaner und Thessalier so glücklichen Widerstand
entgegensezten '^) , dass jene zuerst in persischen Sold
zu treten ^)^ dann beide den macedonischen König Phi-
lipp zu Hülfe zu rufen genöthigt wurden ^j. Dieser machte
nun zwar dem phocensischen Staate ein Ende und gab
Theben die Orte wieder, welche die Phocenser ihm be-
reits entrissen hatten 5 behielt jedoch alle übrigen Vor-
theile für sich und gab jenem so gerechten Anlass zur
Beschwerde ^) , dass es sich bestimmen Hess , Athen's
lezten Versuch gegen ihn bei Chaeronea zu theilen, des-
sen unglücklicher Erfolg dann allerdings bei weitem mehr
zu seinem Nachtheile ausschlug ^). Der Sieger stellte
nicht nur Thesplae, Orchomenus, Plataea als unabhängige
Städte her und trat Oropus den Athenern ab 9), sondern
legte auch eine Besatzung in die Kadmea selbst , deren
kurze Vertreibung nach seinem Tode nur Theben's gänz-
liche Zerstörung durch Alexander herbeiführte ^°) 5 sein
Gebiet theilten die übrigen Boeotier unter sich und stan-
den daher auch im lamischen Kriege auf Macedoniens
Seite**). Erst Kassander gestattete unter wetteifernder
Thellnahme Griechenlands den Wiederaufbau der Stadt ^'^],
womit dann auch der Bund in seinen ursprünglichen
Formen zurückkehrte *3). aber schon wenige Jahre nach-
her erlag er wiederholt den Angriffen des Dcmetrius
Pollorcetes ^'^) ^ und die schwere Niederlage, die Ihm um
Ol. CXXXIl die Aetoller beibrachten ^^), verbunden mit
dem Walten einer wüsten Demokratie in seinem Innern *^),
zerrütteten Ihn so sehr, dass er nicht einmal zulczt Me-
gara mehr von dem Rücktritte zu den Achäeru abhalten
konnte '^). Auch der römische EInfluss gab seinen Par-
teikämpfen nur einen höheren politischen Charakter, der
544 Th. Fl. Einige Bundesstaaten,
um so gefährlicher ward, als sowohl in Philippus ^^) als
in Antiochus Kriege ^^) Rom's Gegner mehrentheils die
Oberhand gewannen ; und als endlich Perseus gegenüber
Theben entschieden für Rom Partei nahm , führte die
Hartnäckigkeit der übrigen Orte die Auflösung des Bun-
des selbst herbei ^^^ , der wenigstens dauernd erst einige
Zeit nach Metellus und Mummius Siegen unter römi-
scher Hoheit wiederhergestellt ward 2*). In der Kaiser-
zeit begegnen uns nur noch Thespiae und Tanagra als
freie Städte ^2) 5 Theben selbst scheint sich nie wieder
von der gleichzeitig mit Korinth erlittenen Zerstörung ^3)
erholt zu haben ^^-j.
1) Vgl. oben §. 173 n. 9.
2) Vgl. Diodor. XVI. 23 fgg. und Paus. X. 2 mit Th. FlatLe
Gesch. d. phokischen Kriegs, Plauen 1854. 4, und mehr oben §.13
n, 15; auch Lachmann II, S. 61 fgg. und Grote XI, p. 339.
3) Justin. Vlil. 1 : igitur Phocenses , quum agris , liberis con-
juqibusqite privarentur , desperatis rebus, Philomelo quodam duce
velut deo irascentes templnm ipstim ^pollinis Delphis occupavere,
unde auro et pecunia divites conducto mercenario milite bellum
Thebanis intulerunt ; vgl. Ath. VI. 22 und mehr bei Lachmann
S. 72 fgg.
4) Demosth. F. L. §. 148: xaxwv 'IXiäq nfQifi,aT^xn Otjßaiovgi
▼gl. Isoer. Philipp. §. 55 und Aeschiu. F. L. §. 131.
5) Diodor. XVI. 34. 40. 44.
6) Diodor. XVI. 58 fgg. ; vgl. Weisse de Hyperb. III, p. 19
fgg. und Brückner's König Philipp S. 59 fgg.; auch Koppius p. 160
und oben §. 172 u. 23.
7) Demosth. de pace §. 21 : yvvl ydg Qtjßalott; nQo<; p.\v ro ttjv
X<OQav xixo/ulad-ui, xw^Aktt« TifngaxTui , nQoq äi rifiTjv xal do^av aiaxt-
ara' tl ydq f^Tj nagjjk&f 0lkt.Ti7ioq, oi'Siv uv avrotq iöoKti hvui. , ruvxa
d' ovn ißovkovxo, rlkla tw t&v 'Oqxo/iivov xul ttjv Ko(jo)vh,uv kaßiXv
tniO-VftiVv , fjti} 6'i'vaoS-ai, öt , ruvxa nuvxa vnfufivav : vgl. Philipp. II
§. 9, F. L. §. 142, und mehr über Theben's Beschwerden bei Wi-
niewski p. 223 und Lachmann II, S. 102.
8) S. oben §. 173 n. 19 und Lachmann II S. 156.
9) Diodor. XVI. 87; vgl. Paus. I. 23. 3 und 34. 1, IV. 27. 10,
IX. 1. 8 und 37. 8; über Oropus auch Preller in Der. d. Leipz.
Gesellsch. 1852, S. 150 fgg. Versprochen hatte er es den Athenern
schon im Frieden des Jahres 347; vgl. Demosth. de pace §. 10 und
F. L. §. 112.
10) Diodor. XVII. 13; Justin. XI. 4; Aelian. V. Hist. XIl. 57,
XIII. 7; Arrian. Exp. Alex. I. 7—9; Plut. V. Camill. c. 19.
11) Diodor. XVIII. 11: 'Alflavä^oj; Qf^ßaq xarnnxdxpac; xijv xd-
Qnv rotq nfQioiKovni Boiwxotq idwxfv ' ovxoi di xuraxXriQovxijoavxK; t«?
Tötv fjivxr/Hvxui* HX^OfK; »x rjfe j^o)^»«;' fifynhtt; iküt*ßavov nfjoaoäovi •
§. 182. Thehen's Ferfall und lezte Schicksale. 545
dtonfQ fldoTfg ort xQur^aavTfq 'yl&rjvnloi, t&" noXrftoj toT? &ijßaioi<;
UTioxuruaxrjaovoi rr^v Tf nat^fida xal rrjv j^w^av, unixkivuv nQog Tot'C
Maxfdivaq: vgl. Paus. I. 23. 3 und 25. 4.
12) Ol. CXVl. 2 = 315 a. Chr., vgl. Diodor. XIX. 54 und
Paus. IX. 7. 1 mit Grauert List. phil. Anal. S. 317 und Droysen
Gesch. d. Hellen. I, S. 347.
13) Ans dieser Zeit ist dann auch wohl das meiste , v«ras wir
im Einzelnen von dem xotvuv idiv BotroTföv , nnraentlieb aus den In-
.schriften bei Osann Syll. p. 179 fgg. oder Boeckh C. Inscr. P. V.
cl. I und Leake Travels in norlhern Greece II, p.633 wissen, wie
z. B. der (1(j/mv tov xonov , aui fortasse antiqtiioribiis tenivoribus
nondtim exstabat (Böckh p. 729), der dann aber freilich auch nicht
mehr ausschliesslich Tliebaner war; vgl, Keil Inscr. p. 7 und über
die Boeotarchie der spateren Zeit Plut. Praec. polit. c. 17 u. Rep.
seni ger. c. 4; auch rl^fdoiaxfvovTfq'i Ulrichs im Bull, arch. 1838,
p. 110.
14) Pausan. VII. 6. 5: QrjßaioK; df Iq roaovrov ^Qijucjatv 'AXf-
S«vd^O? TTjV 710 XlV, Uiq iTfOLV l'OTf^OV Ol' TloXkolQ XUTUy&fVTa:; I'TIO Ku-
aäväqov firjdf noji,nv tu olxiia u^io/ofwq fivui: vgl. üiodor. XXI. 24,
Polyaen. Strateg. IV. 7. II , und mehr zur Zeitbestimmung (Ol.
CXXII = 292 und 290 a. Chr.) bei Droysen I, S. 585 fgg. 394 fgg,
15) S. Plut. V. Arat, c. Iß und mehr bei Lucas über Polyb.
Darst. d. aetol. Bundes S, 82 und Droysen Gesch. d. Hellen. li, S.
83 und S. 370.
16) S. Polyb. VI, 44 extr, und X\, 4—6 mit Drumann Verfall
S. 439 und Raoul • Rochette p. 237; zur allg. Charakteristik auch
Jjjmburg-Brouwer Hist. de la civil. IV, p. 330 und mehr Privatalt,
§. 7 n, 19-22.
17) Polyb. XX. ß; Paus. VIII, 50, 4.
18) Polyb. XVIII. 26; Liv, XXXIII. 1. 2, 27—29.
19) Polyb. XXIII. 2; Liv. XXXVI. 6.
20) Polyb. XXVII. 2, 10: ro d;^ rüv ßoiwrüv l'&voq , fnl 7iolit)v
^(jovov avvtiTTjQTjxcc; xf rrjv xoivtjv avfinoXirfiav , , Toxf nQonfxÖx; xal
ukoyinxox; tXofiivov t« nugit IJfQOfOjq flx^ xal 7iatJrt(ji,(j)6äiQ 7iTor]&\v
xaxiXv&T] xal öifJxof^nco&T/ xnxn noXnq: vgl. Liv. XLII. 43. 44, 63
mit K. W. Nitzsch Polybius , Kiel 1842. 8, S. 25. Dass der Bund
wiederhergestellt und im ,1, 146 auf's Neue aufgelöst worden, wie
Böckh p. 727 nach Pausan. VII. 16. 9 annimmt, hält Raoul - Ro-
chette p, 239 für Missverstiindniss ; doch heisst Pytiieas, der die
Ihebaner gegen .\Ietcllus aufwiegelte (Polyb. XL. 1), bei dems,
14, 6 ßoib)Ta()/öjv xijvixavxa Iv ö/'jßaiq , obschon das auch nur eine
thebanische Anmaassung seyn konnte.
21) Vgl, Paus. VII. 16. 10 und über die Römerfaerrschaft Cic.
N. Deor. III. 19 und Plut. V, Cimon, c, 2,
22) Plin. N, Hist. IV. 12; vgl. Strabo IX. 2, 5 und 25.
23) Liv, Epit, LH.
24) Paus. VIII, 33,2: to uvoftn xHiv QrjßÖtv }q nxQÖnoXiv ftövt^v xal
olxijTo()aq xmaßtßtjxfv ov noXko{q, vgl, Strubo IX. 2, 5 und Dio
Chrysoflt. VII, 121 mit Keil Inscr. p. 83.
I. Dil. 4. AiiO. ]<^m
546 77t. VI. Einige Bundesstaaten.
§. 183.
Dageg:en begann der aetollsche Bund ') erst seine
Stärke zu entwickein , vielleicht gar sich erst zu einem
politischen Gemeinwesen zu gestalten, als die übrigen Staa-
ten Griechenlands bereits der macedonischen Macht unter-
legen >Yaren, und stand dieser lange als gefährlicher Feind
entgegen. Die Abgeschiedenheit ihrer Lage, die die Ae-
tolier einerseits freilich stets der acht -hellenischen Sitti-
gung fremd erhielt -). hatte sie auf der andern Seite vor
jeder nicht bloss vorübergehenden Abhängigkeit gesichert j
auch nach Alexander's Tode standen sie fast aliein noch
frei da 3) , und dass sie die Wichtigkeit dieser Stellung
erkannten, zeigt der thätige Antheil , den sie an dem
lamischen Kriege gegen Antlpater nahmen '^). Selbst
nach der JNlederlage Ihrer Verbündeten sezten sie dem
Sieger In Ihren eigenen Bergen verzweifelten Wider-
stand 5) entgegen; benuzten dann seinen Abgang nach
Asien, um Lokris und für einen Augenblick selbst Thes-
salien zu überwältigen ^) ; und leisteten bald darauf ih-
rem Landsmanne Polysperchon kräftigen Beistand gegen
Kassander, indem sie die Thermopylen besezten '^), die
dieser nur mit Mühe durchdrang. Die alte Nachbar-
feindschaft der Akarnanier ^) , die ihre Gegner trefflich
zu benutzen wussten, legte ihnen zwar manches Hlnder-
nlss In den Weg , doch erscheinen sie seit dieser Zelt
als Meister von Phocls und Lokris 9) ; sie zwangen Hera-
klea am Oeta zu ihrem Bunde ^°), und gegen ihren Be-
sitz des delphischen Heiiigthnms ^i), der Demetrliis Poiior-
cetes im J. 290 die pythischen Spiele zu Athen zu feiern
zwang ^2j ^ richtete sich einige Jahre später der lezte
amphiktyonische Krieg unter dem spartanischen Könige
Areus ^^j, um so mehr, da die Aetolier damals mit dem
Zwingherrn der peloponnesischen Städte, Antigonus Gon-
natas, befreundet waren. Gleichwohl finden sie sich fast
unmittelbar nachher In den Reihen der übrigen Griechen
Im Kampfe gegen die Gallier an den Thermopylen '''^)5
Antigonus Thronbesteigung in Macedonien scheint das
Band zwischen beiden völlig gelöst zu haben 'S), und
§. 183. Entwickelung des aetolischen Bundes. 547
gegen seinen Sohn Demetrlus sehen wir sie sogar mit
den Achäern , ihren Nebenbuhlern, verbündet ^^). Mö-
gen sie sich auch darauf mit Aatigonus Doson zur Thei-
lung des achaeischeu Bundes verschworen haben ^^), so
änderte doch der Ucbertritt dieses lezteren zu Macedo-
niens Freundschaft im J. 224 schnell das ganze Verhäit-
niss , und Aelolien ward seit dieser Zeit vielmehr Spar-
ta's natürlicher Verbündeter gegen beide *^).
I) Vgl. im AHg. Ubbo Einmius II. p. 257—288; Sainte-Croix
p. 203 — 210; Druniaiin S. 494— 504; Tittmann S. 721 —728; Pa-
störet VIII, p. 274 — 383; W'achsmutb I, S. 311, Schömann Äntiqu.
p. 436 — 440, Vischer Staaten und Bünde S. 40 fgg., und namentlich
Chr. Lucas über Polybius Darstellung des aetolischen Bundes, Kö-
nigsb. 1827. 4, dessen Auffassung im Ganzen auch Droysen Gesch.
d. Hellen. I, S. 422 beipflichtet ; dann W. Schorn Geschichte Grie-
chenlands von der Entstehung des aetolischen und achaischen Bun-
des bis auf die Zerstörung Korinths (Bonn 1833. 8) S. 23 fgg. und
F. A. Brandstäter die Geschichten des aetolischen Landes, Volkes
und Bundes, Berlin 1844. 8; zur Topographie auch Weslermann in
N. Jahrb. XLI, S. 217 und W. Becker de Aetoliae finibus et re-
gionibus , Bedburg 1845 und 1853. 4.
2) Vgl. Thucyd. I. 5 und insbes. III. 94: rö yuQ l'&voi; /liya fi\v
ttvui, luv Alroilüjv yiul /xr'txt/4.ov , olxovv ä( xaru xwfiaq «Tft;j;i(JTO(ii? xal
rai'iTaq dt« noXXov , y.nl axmij ^iii-fj ;^()aI|Ufvo» . . tTii^fi^f^v d fxfXft'ov
TIQÜTOV fliV Al,odwXOl<; , i7lH.TU d( 'OflOViVOl , Aul lÄlTU Tul'TOlx; EV(JV-
räaiv, oTifQ fifyiOTov /uffjoi; iarl rwv AItojÄmv , ayfotOTcraTot di yhuaauv
xul unoqx'tyoi iloiv , mit Poppo Proleg. I. 2, p. 158 fgg.; ferner
Polyb. IV. 3. 1 u. 16. 4, Athen. XII. 33, Max. Tyr. XXIII. 2, und
mehr bei Wachsmuth 1, S. 127 und Hoffmann Griechenland I, S.
461; doch auch Lucas S. 112 und Brandstäter S. 267 fgg.
3) S. Lucas S. 63 und mehr im AHg. bei Droysen II, S. 87 und
403 fgg. Ob aber auch schon verbündet? Nitzsch Polybius S. 118.
4) Dlodor. XVIII. 8 fgg.; Justin. XIII. 5.
5) Diodor. XVIII. 24; vgl. Polyb. IX. 30. 3.
6) Diodor. XVIIl. 38.
7) Diodor. XIX. 35 u. 53; vgl. Polyb. X. 41. 5.
8) Diodor. XIX. 68; vgl. XVIIl. 38 und im Allg. Pausan, IV.
25. 2 und X. 16. 3. Wohin gehört aber der Krieg bei Phleg. Trall.
Mirab. c. 2 ?
9) Polyb. XVIIl. 30. 9 : toi'? d\ (po)xfuq xal rovq jIoxqoj'k; avvi-
yo'n)rjnnv «i'toi? ^Xftv , xa&ünfi; (l^ov xal nooTffjov fv x^ oii^tnoXtrtia :
vgl. Boeckh ad C. Inscr. I , p. 773. Doch finden wir sie später
im Kriege gegen Aelolien verbündet, Polyb. V. 96. 4, XI. 6. 4;
wahrscheinlich als dxovnuoq offtnokiTmofiivovq, s, IV. 25. 7. Strabo s
ixixTijToq yij (X, p. 691 B) gehört nicht hierher.
10) Pausan. X. 21. l; vgl. Polyb. X. 42. 4.
II) Polyb. IX. 25. 8; vgl. oben §. 14, n. 17.
12) S. Plut. Demetr. 40 extr. mit Athen. VI. 63.
Mm 2
548 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
131 Oder ArcRS, Justin. XXIV. 1 ; vgl. Lucas S. 68 und Brand-
stäter S. 184.
14) Pausan. X. 20 — 22; vgl. I. 4. 4: ro yuq AlrojXtxcv n()oft/fv
«Kfin vforrjTO^ 10V ^Qovov ToVTov , uud X. 15. 1.
15) Vgl. Lucas S, 72; nach Brandstäter S. 322 fgg. freilich
erst sein Tod.
16) Polyb. II. 44—46; Plut. Ärat. 31—34; vgl. Droysen II,
S. 434.
17) Polyb. IX. 34. 6; vgl. Droysen 11, S. 471.
18) Polyb. IX. 31. 4.
§. 184.
Id diese Zeit fällt des Bundes höchste Blüthe^ er
hatte Boeotien gedemüthigt ^), besass die cephallenischen
Inseln ^) , Theile von Akai^nanien und dem südliehen
Thessalien 3) , und im Peloponnes , ausser der Freund-
schaft von Elis'*^), einen grossen Theil von Arkadien 5),
um der überseeischen Orte nicht zu gedenken , welche
sich seinem mächtigen Schutze anvertraut hatten ^). Die
Verfassung war im Wesentlichen demokratisch ^ die all-
gemeinen Versammlungen wurden am Tempel des Apoll
zu Thermus gehalten 7) ^ namentlich zu Anfang jedes
Herbstes, wo die Wahl der Bundesbeamten ^) , eines
Strategen, eines Hipparchen, und eines Staatschreibers 9),
stattfand^ als ständiger Bundesrath findet sich ein Aus-
schuss unter dem Namen Apokleten ^O) , in den einzel-
nen Städten Polemarchen als bürgerliche Magistratur ^^).
Was aber die neue Gesetzgebung des Dorimachus und
Skopas um's J. 207 betrifft ^^j ^ so darf diese wohl nur
als ein Zeichen der Zerrüttung betrachtet werden, in die
eben jene beiden Männer durch ihren allzukühnen Kriegs-
muth den Staat gestürzt hatten, indem sie denselben zu-
erst durch den Angriff gegen Messenien und den Sieg
bei Kaphyae über Aratus in den s. g. Bundesgenossen-
krieg verwickelten ^^) , der den jungen Philipp von Ma-
cedonien zweimal ia das Herz ihres Landes führte^ dann,
um den erlittenen Verlust wieder gut zu machen ^'^), im
J. 211 zum Bunde mit Rom bestimmten, das sie zulezt
ihrem Schicksale überliess '5). Dennoch fochten sie noch
einmal im J. 197 bei Cynoscephalae mit den Römern gegen
§. 184. Blüthe und Fall des aetoUschen Bundes. 549
Philipp, der sie durch Angriffe auf ihre Verbündeten im
Hellespont und Kleinasien im J. 201 auf's Neue gereizt
hatte ^^); erst die unverhältnissmässige Begünstigung der
Achäer i''), die mittlerweile gleichfalls mit Rom in Bünd-
niss getreten waren, führte Kälte ^^) und demnächst of-
fenen Bruch herbei , indem sie Antiochns den Grossen
von Syrien zur Befreiung Griechenlands einluden ^9).
Seiner Niederlage folgte Aeloliens Fall auf dem Fasse ^o)^
zur unbedingten Unterwerfung gezwungen gab es bald
nachher durch innere Zwietracht den Römern neue Ge-
legenheit, ihre Oberhoheit geltend zu machen ^i]- später
ward der Krieg mit Perseus Anlass , die Angesehensten
des Volkes als Geissein nach Rom abzuführen 22) • und
als endlich Augustus auf dem Vorgebirge Aktium seine
neue Stadt Nikopolis anlegte ^3), verwandte er den Rest
der Nation mit zu deren Bevölkerung 5 doch bestand im-
mer noch ein aetolischer Bund fort, zu welchem sich in
Pausanias Zeit auch das lokrische Amphissa zählte ^^'^j.
1) S. §. 182, n. 15. Freilich ttjv tüv nufißotwrlojv nav^yv^iv
t^-QtjvTjq oi'ior/q nuQfaTiövdTjaav, Polyb. IX. 34. 11 i vgl. IV. 3. 5; 25.2.
2) Florus 11. 9; vgl Polyb. IV. 6. 2 etc.
3) Pausan. I. 25. 4: 'AkuqvÜvh; tiq ro Alx(j)}.i,nov avvrfXovvnq.
Namentlich, wie es scheint, Oeniadae (Polyb. IX. 32. 2) und die
alte Hauptstadt des Landes, Stratus , Polyb. V. 14. 1; Tgl. im
AUg. Strabo X. 2. 23, p. 707 : n.hlmQv ftivzot. xQovov avvffi6i*av Al-
xii)kol ßfTu -luv 'AkuqvÜvwv Tigög ri toi/? Maxidovug xul toi? uki.ovg
" Ekk7]vaq , voTaxu d\ xiu ngoq 'Pwnuiovg Tif(jl r^q uinovofiLaq dyiavi-
l;öftfvoi. In Thessalien insbes. Lamia, s. Stephani nördl. Griecheiil.
S. 40 fgg. ; dann Hypata, das phthiotische Theben (Polyb. V. 99- 2)
u. s. w. ; ?gl. Tittmann S. 722.
4) Polyb. IV. 9. 10: dd yixQ noTi t^C röiv ' Hknwv dvTfi/ovro
giikiuq AIxidXoI ;^«("v toi* di«' tovtwv f;Il,^Aox«? Xuitßdviiv Jigog res
upnayuQ t»/? fx hilonovvrjaov xal Xrjmfiuq: vgl. Paus. VIII. 49: xuru
ovyyhiiotv (§. 17 n. 3).
5) Orchomenus , Tegea , Mantinea , t«c AlTmlot<; ov ftövov avft-
finXiäuq dXXd xul nvfinoXirfvo/xhag xixf ncXnq, Polyb. II. 46. 2; auch
später noch Phigalea u. s. w. ; vgl. Polyb. IV. 3. 6 und im A!lg.
Lucas S. 91 fgg. und Brandstater S. 314 fgg.
6) Lysimachia, Chalcedon, Cios ; vgl. Polyb. XV. 23. 8. Schorii
S. 217 erblickt darin ein blosses Schutzverbaltniss ; doch heisst es
ausdrücklich bei Polyb. XVII. 3. 12: 7v»Kvor<; ftfr' AixutXüv nvftio-
Xixivofihovi;. Auch Ceos , vgl. Boeckh ad C. Inscr. II, p. 281; und
CbioR, Curlius Anecd. Delph. p. 76 ; vgl, Boss lokr. Inschrift S. 27.
7) Strabo X. 3. 2, p.711 ; vgl. Polyb. V. 6-11. PanactoUca,
550 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
8. Boeckh C. Inscr. li, p. 632 fg. und Ussing Inscr. inedit. p. 4.
Wenn Livlus einige IVIale die Thermopylen nennt, so hält dieses
Sainte-Croix p. 206 nach Foerster in locos quosd. Polyb. p. 5 für
eine Verwechselung.
8) Polyb. IV. 37. 2; vgl. II. 2. 8 etc.
9) Liv. XXXVIII. 11. ■ AlTO)XdQxr]<; , Phleg. Mirab. c. 2?
10) Liv. XXXV. 34: ita vocant sanctius conciliutn; ex de~
lectis constat viris. Vgl. Polyb. IV. 5.9; XX. 1. 1 etc. — Häupt-
linge nach Schorn S.27? — Wie Terhalten sich aber diese zu den
atirtdgotq twv AlTwkoiv im C. Inscr. II , n. 2352 u. 3046 ? vgl. Us-
sing p. 5.
11) Vgl. Tittmann S. 386 fgg. und Schol. Aristoph. Vesp. 1042,
der jedoch nur aus Polyb. IV. 18. 2 zu schöpfen scheint.
12) Polyb. XIII. 1 ; vgl. Exe. Vat. p. 405 und Mtzsch Poly-
bius S. 25.
13) Polyb. IV. 12 fgg. Plut. Arat. 47 fgg.; vgl. Lucas S. 93
— 114 und K. F. Merleker Geschichte des aetolisch-achaeischen Bun-
desgenossen-Kriegs, Königsberg 1831- 8, mit Jahn's Archiv 1832 I,
S. 485 — 513. Die Bundesgenossen waren Achaeer , Epiroten, Pho-
censer , Macedonier, Boeotier , Akarnanier , Thessalier, und später
Messenier, Polyb. IV. 9. 4.
14) Liv. XXVI 24: ui non his modo urbibus , quas per vim
ademissent Aetolis , exeedant , sed ipsam Macedoniam infestam ha-
beaHt; et Aearnanas , tfuos aegre ferrent Aetoli a corpore suo di-
remtos , restituturutn se in antiquam formulam juris atque ditionis
eorum ; vgl. Polyb. XI. 6. 5 : l(p' w xd fiiv aoiftuTu xai t« tninla
Pü)/iai(üv vTtuQXfiv , T«? df TiöXftq xai ttJv )^(üquv AItwXüv. s. Lucas
S. 116 und Brandstäter S. 385 fgg.
15) Liv. XXIX. 12: ne<jlectae eo biennio res in Graecia erant ;
itaque Philippus Aetolos desertos ab Romanis , cui uni fidebant
auxilio , qiiibus voluit conditionibus ad petendam et paciscendam
subegit pacein,
16) Strabo IX, p. 574 A ; vgl. Polyb. XVII. 3 und über die
gleichzeitige Freundschaft mit Eumenes von Pergamum Preller in
Ber. d. Leipz. Gesellsch. 1854 S. 138.
17) S. Schorn S. 260 und Brandstater S. 425 fgg.
18) Polyb. XVIII. 19 fgg.
19) Polyb. XX. 1 fgg. Liv. XXXV. 33 fgg. Diodor. Sic. XXIX.
3 fgg. Plut. V. Flamin, c. 15. Justin. XXX. 4.
20) Polyb. XXII. 9—15, Liv. XXXVIII. 8-11.
21) Liv. XLI. 25; XLII. 5.
22) Justin. XXXIII. 2; vgl. Brandstäter S. 482 fgg.
23) Strabo VII, p. 501 A; Pausau. VII. 18. 8; VIll. 24. 5.
24) Pausan. X. 38. 2.
§. 185.
Noch jünger ist die Entstehung des achaeischen Bun-
des als geschlossener Staatsgemeinschaft •), wenn auch der
stanimverwandtschaftliche Festverein der zwölf Hauptorte
§. 185. Ursprung des achaeischeti Bundes. 551
jener Nordküste des Peloponnes seinen Grundlagen nach
bis in die Zeiten der lonler hinaufreicht, die in Folgo
des Heraklidenzugs durch die Achäer aus derselben ver-
trieben wurden ^). Aber von welcher Art auch dieses
Band gewesen seyn möge , von dessen näheren Umstän-
den wir nicht unterrichtet sind, wie denn überhaupt
der Name des Landes nur selten und beiläufig in der
älteren Geschichte vorkommt 3), so scheint es durch den
Untergang der alten Hauptstadt Heiice mit dem Stamm-
hciligthume des Poseidon, die sammt Bura im J. 373 in
Folge eines Erdbebens vom Meere verschlungen wurde '^),
gelöst worden zu seyn ^ gleichzeitig begann die Kette der
Ereignisse, die die kleineren Staaten des Peloponnes
zuerst dem thebauischen, dann dem macedonischen Ein-
flüsse preisgaben ^) 5 und in den Kämpfen von Alexander's
Nachfolgern mussten die einzelnen Orte theils geradezu
Besatzungen , theils Tyrannen annehmen , die von den
macedonischen Machthabern abhängig waren ^). Erst im
J. 280 benuzten, wie es scheint, vier Städte, Patrae,
Dyme, Tritaea , Pharae, die missliche Lage, in der sich
gerade Antigonus Gonnatas befand, um sein Joch abzu-
schütteln und den Grund eines neuen Bundes zu legen,
dem nach und nach auch die übrigen beitraten '^) :, doch
verstrichen auch darauf noch zwanzig Jahre, bis sie sich,
vielleicht nach dem Beispiele der Aetolier, entschlossen,
die Verfassung desselben durch die Wahl eines Strate-
gen statt zweier zu vereinfachen^)^ und seine äussere
Bedeutung verdankte er vielmehr dem Sicyonier Aratus,
der ihm nicht nur im J. 251 seine eigene Vaterstadt
zuführte ^) , sondern auch im J. 243 Korinth nach Ver-
treibung der macedonischen Besatzung für ihn erwarb ^^),
welchem dann Epidaurus , Troezen , Megara ^ ') und an-
dere Orte nachfolgten ^^).
1) Vgl. im AUg. Marl. Schoockii Achaja velus, Utr. 1664. 16,
und in Gron. Thes. V, p. 2142—2208; Ubl>o limmius II, p. 200 —
256; ,)ac. (iotbofredi Achaica s. de causis interitus reip. Achaeorum
oratio, in 8. Opusc. List, polit. (Gcnev. \C>il. 4) p. 84 — llö; .lo.
L. PrascL asseitio reip. Acbaeoruni , Ratisb. 1686. 4; Tb. S. Ba\er
Fasti acbaici, in Conini. Acad. l'etropol. V, p. 374 — 448, und des-
552 Th. f^I. Einige Bundesstaaten.
Ben nnmus Aegiensis illustratns ibid. p. 361 fgg. , vgl. s. Opuscula
ed. Klotz p. 269 — 339; Heyne Opusc. lll, p. 168—178, H. v. B(rei-
tenbaiicb) Gescbicbte der Acbäer and ibres Bundes, Frankf. 1782.
8; Bitaube in M. de 1' Inst. Lit. et ß. Arts T. III, p. 349 fgg.;
Sainte-Croix p. 179 — 198; Drumann Verfall S. 447 — 494; Tittmann
StaatsT. S. 673 — 688; Wacbsmutb I, S. 312—315; Pastoret VIII, p.
222—242; Scbömann Antiqu. p. 441 — 447; A. Matthiae in Hall. En-
cykl. I, S. 284 fgg. und verm. Schriften (Altenb. 1833. 8) S. 239
— 258; E. D. D. Tassia de bi't. et republ. Achaeoruin, Leod. 1826.
4 ; E. Helwing Geschichte des achaeischen Bundes, Lemgo 1829. 8,
mit IVIerleker in Jahn's Archiv I, S. 513 — 531 , und des leztereu
Achaicorum 1. III, Darcist. 1837. 8; Gerlacb histor. Studien, Basel
1847. 8, H S. 195—200; Kortüm gricch. Gesch. III, S. 157-170;
£. Wahner de Achaeorum foederis origine atque institutis, Glogau
1854. 8; auch D. Sestini medaglie antiche relative alla confedera-
zione degli Achei, Milane 1817. 4 und Cousinery sur les monnoies
de la ligue Acheeune, Paris 1825. 4. Hauptquelle ist Polybius, nach
ihm Strabo VIII, p. 589 — 594 und Pausan. VII. 6 — 16, womit übri-
gens zu vergleichen Merleker über Polybius Darstellung des aclaei-
schen Bundes, in Jahn's Archiv I S. 253 — 283, und dessen Wort
über Pausanias, ebend. S. 283 — 290, Brandstäter Gesch. d. aetol.
Volks S. 2Ü0 fgg. und C. F. Wurm polit. Standpunct d. Polybius
im Hamb. Lect.Verz. 1841—42, S. 34 fgg.
2) S. oben §. 17 n. 18 und Strabo VIII. 7, 4 : ol ftiv ovv"Iu)~
ytq y.wfxTjSov ojxovv , ol d A/uiol Tiokng l'xTiaav , av tV^ Ti»a? iJaTf(Jov
avfwxioav . . (y.uaxTi 6t züv öwdfxu (i(qL6ü)v fx ötj/küv ovviottjkh. inru
xul oxTw, ToiovTov fiufÖQtlv ttJv ywQav ovvfßaivfv. Die zwölf Namen
gibt ders. nach Herod. I. 145 so: [Itk^*7], AXyiiqa, Alyui , Bovga,
E).i*r] , AiyLOV , PtTiiq, IluTQfli; , 0uQitg , 'flÄfvo? , Ji'ftT^, TpiTatft?:
Polybius II. 41. 8 nennt, statt ßhypes und Aegae , Keryueia und
Leontion , Paus. VII. 6. 1 hat für Patrae und Aegium zwei corrupte
Namen Euaiov und Kmvgii'a, wofür übrigens die neuesten Edd. -4i-
yiov und KfQi'vfiu hergestellt haben. Vgl. Clinton Fast. II, p, 42t
und Niebuhr röm. Gesch. II, S, 23.
3) Vgl. oben §. 33 n. 1 — 3 mit Wachsmuth de scr. gr. levitate
p. 6 und Curtius Peloponn. I S. 414 — 417; auch Merleker de
Achaicis rebus antiquissimis , Regiom. 1831. 8 mit dessen Bemerk,
zu Lunini Prolcg. ad res Achaeorum (Dorpat 1832. 8) in Jahn's
Archiv 1835 lll, S. 344 fgg.
4) Diodor. XV. 48; Pausan. VII. 24. 5; Ovid. Metam. XV. 293.
Dass auch Olenus untergegangen sey , ist ein starker Irrthum von
Merleker, da Polyb. II. 41. 7 nur von Heiice spricht; Olenus wei-
gerte sich nur später dem Bunde beizutreten, s. Strabo VIII. 7. 1
mit Leake Pelop. p. 208 , wogegen Curtius Vermuthungen S. 451
sehr unsicher sind.
5) Xenoph. Hellen. VII. 1. 43; Diodor. XV. 75; Pausan. VII.
6. 5; Demosth. foed. Alex. §. 10.
6) Polyb. II. 4!. 10: awfßjj nüoaq rdq nöXiK; xo'QiO&fiaiK; un
avxütv fvuv-ii(j)q To ovftqifQo* liynv ilkkr^Xatq^ l^ oii nvvfniof ruq ftiv fft-
^Qor(}ov(; wi/'twi' yivfod-ai diu xt JtjixrjXfilov (Diodor. XX. 103) xat
KuaüvÖQov , xal ßixd ravza rft' 'yivnyövov rov Fowarü, r«? d\ xal
TVQUvvita&ai' nktiöTotiq yuq drj /lovÜQyovq OJ To? doxit fft(pvTn''Oui. rn
EXküäi. Chaeroa in Pellene , rfcü^ov to (jtufi&ovoixaTov na^d 'AXe-^
§. 185. Ursprung des achaeischen Bundes 553
^ÜvSqov toi* 0tXianoii Xußuv n'^ßwo? narqL6o(; t;/? «i'toj" xaraor^vaty
Paus. VII. 27. 7; vgl. Plass Tyrannis II, S. 107.
7) S. Polyb. II. 41. 12 mit Merleker Achaic. p. 66— 70, Schorn
5. 53, Droysen Hellen. II, S. 182.
8) Strabo VIII. 7. 3,p. 590C: nxooi. ftiv 6i^ Ir/^ SifriXianv yQUfi-
HUtia xoivov t/oyTf<; y.ul aTqaTijyovg dvo xax (viavxov ol .-^/aiol xal
ytoivoßoi'Xiov il<; fVa ronov ovvijytxo uvroX^, inuXiXxo di u4{]vä{)i,ov (Mein.
^ftciQiov , vgl. §. 186 n. 1), fv u T« xotv« f/QrjftCTi^oy y.al ol lojviq
TiQoxiQov , ttxa ido^(v i'va ^ftooxcvfio&ai axQaxj^yov. Der erste Allein-
feldherr war IViarkus von Cerynea ; wenn aber Polybius -5 Jahre
bis auf diesen zählt, so rechnet er von dem ersten Zusammentritte
der vier Städte , während Strabo den ganzen Bund im Auge hat.
9) Paus. II. 8. 3 ; vgl. Flut. V. Arat. c. 2 fgg. und zu seiner
Charakteristik im AUg. Polyb. IV. 8 mit A. C. Ilemy de Arato Si-
cyonio, Utr. 183C. 8, und Merleker Aratus als Staatsmann und Feld-
herr , Gumbinnen 1830. 4; auch dess. Gesch. d. Bundesgenossen-
kriegs S. 13 fgg. oder Achaic. p. 110 fgg. und Einzelnes mehr bei
J. F. Lucht de Arati Sicyouii eommentariis , Kiel 1838. 4, C. Keil
Anal, epigraph. p. 9 und Scholiou Arateum im Jubelprogramm d.
Scbulpforte 1843, Droysen Hellen. II, S. 310 fgg. 376 r'gg. ; insbes.
aber die Chronologie seiner Strategien bei Plass Tyrannis II , S.
157 fgg.
10) Polyb. II. 43; Plut. V. Arat. c. 16 — 24; Ath. IV. 54.
11) S. Paus. II. 8. 4 und über Megara namentlich Polyb. XX.
6. 7 und Strabo VIII. 7. 3.
12) Paus. VII. 7. 2: 'EXXt/v<ov öi xwv XoiTtwv Sixvuivioi avvidqiov
TiQÖJxov xov ^^yuiwv ftfTft'/oV nixu öi 2itivü)viov(; loTjtauv Tjörj xalxöiv
uXXbJv rifXonovvTjoiü)v ol uiv ui'xixa, ot rf« /qovov xivu i7itaxovxf(; ' xoix;
öi xal IxTo's oixovvxug xov 'la&fiov avyxfXtiv ilg Axotiovc; tnei&iv , ort
<S TtXiov la^i'og nqo'iov fWQojv tu ^;^ai.'xo»'.
§. 186.
Hauptort des Bundes war jezt Aeglum ^) , wo so-
wohl die Bundesräthe zusammeDkamen ~) als auch die all-
gemeinen Versammlungen abgehalten wurden, zu welchen
jeder Bürger einer Bundesstadt , der über dreissig Jahre
alt war, Zutritt hatte 5). Lezteres geschah ordentlicher-
weise zweimal in jedem Jahre ''^), jedesmal drei Tage
lang ^) ^ ausserordentliche Zusammenkünfte konnten jedoch
auch nach jeder andern Stadt angesagt werden^), und
seit Philopoemen liess man, wie es scbeiut, selbst die
ordentlichen in der Reihe herumgehen''). Auf der im
Frühling wurden die Beamten erwählt ^), worunter ausser
dem Strategen und Staatschreiber (§. 185 n. 8) insbeson-
dere noch der Hipparch als nächste Stufe zur Strate-
gie zu bemerken ist ^); für einzelne Landestheile kom-
554 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
men auch Unterstrategeu vor ^°). Wiederwählbarkeit
verstand sich von selbst ^ und selbst von der Bestimmung,
dass die nämliche Würde nicht mehre Jahre hinterein-
ander bekleidet werden sollte, finden sich Ausnahmen i^).
Berufung und Vorsitz der Volksgemeinde hatten der
Regel nach zehn Damiurgen, die nebst dem Strategen
die oberste Bundesbehörde bildeten ^'^j, der Stratege al-
lein wohl nur ausserordentlich , namentlich wenn das
Volk in Waffen zusammenberufen ward ^5) 5 die Abstim-
mung geschah nach Städten, nicht nach Köpfen ^'^). üe-
berhaupt verkürzte der Bund die körperschaftliche Selb-
ständigkeit seiner Mitglieder nur insoweit die äussere
Einheit es erheischte ^^): nach Innen begnügte er sich
im Ganzen die demokratische Regierungsform aufrecht
zu halten, die seit dem Erlöschen der alten Königshäu-
ser die herrschende gewesen seyn solP^), und die er
daher auch in allen andern Städten , die ihm nach und
nach beitraten, herzustellen bedacht war ^''). In vielen
derselben hatten allerdings bisher unter macedonischem
Schutze Tyrannen geherrscht, von welchen Lydiades in
Megalopolis, Xenon in Hermione, Kleonymus in Phlius,
Aristomachus in Argos genannt werden 1^); was aber
Waffengewalt nicht vermochte, gelang Aratus durch Ue-
berredungskunst, deren er Meister war ^^) : Lydiades legte
freiwillig seine Gewalt nieder und trat mit seiner Stadt
dem Bunde bei 5 seinem Beispiele folgten, als in dem
Könige Deraetrius ihre Hauptstütze gestorben war, die
übrigen, und so näherte sich derselbe immer mehr dem
grossen Ziele, das Aratus Geiste vorschwebte, den gan-
zen Peloponnes von fremdem Einflüsse frei unter glei-
chen Gesetzen und Einrichtungen zu einem gemeinschaft-
lichen Interesse zu vereinigen '^^).
1) Mit den Tempeln des Zfvi;'Ofitty{<Qio<; und der JriftijrrjQ flav.
axuLa , Paus. VII. 24; vgl. 7. 1: u&fjoiLiia&fti. dt fl<; Alytöv Oipiaiv
l'doifV uvrrj yuQ ftfrd ' EXixrjv fnixhia&itoav nöXimv fv ^/(tin xöiv uX-
X(i)v dö^Tj n(yo(lyjv fx naXni.ov xul iloxviv fv zw tot* : und mehr bei
Weicker ep. Cyklus I, S. 128 und Curtius Pelop. I, S. 488, die
auch das '^^»«^lov bei Strabo ( §. 185 n. 8) nach Analogie des
Zeus 'Of*üiJi,oi. bei Polyb. II. 39 und V. 93 hierher ziehen.
§. 186. Ferjassung des achaeischen Bundes. 555
2) BovXtJ, Polyb. IV. 26. 8, und rfgovala XXXVIII. 5; nicbt
mit Droysen Hellen. 11, S. 446 zu verwechseln, sondern leztcre.
■wie es scheint , zum stehenden Beirathe des Strategen bestimmt (o
Sf OTQaTTfyoq TÖiv 'Axaiäiv nafjuhtßiav Toi'? (i?'v«p>fovT«C , XXIV. 12,
vgl. Merleker Achaic. p. 86), erstere aus Abgeordneten der einzel-
nen Orte bestehend (XXVIII. 9. 6) und durch Taggelder entscbä-
digt (XXIII. 7. 3), aber eben desshalb unständig; vgl. Gerlach
S. 198 und Wahner p. S2.
3) Vgl. Polyb. XXIX. 9. 6 und mehr bei Tittmann S. 680,
Mattbiae S. 242, Merleker p. 74; insbes. auch IV. 14. 1: tÖ twv
'Axniojv nk^&oq . . . aina&QotO&iv *ic t»?i' xh&Ijxovouv avrodov , und
V. 1. 7: avvrjyi Tor? 'y/;fator? 6iä twv uq/ovtwv ilq (xxXtjaiuv awa-
&Qoia&fVTo<; 6i Tov n^&ovq flg yil'yiov xard toi"? vlnovq , woraus zu-
gleich hervorgeht, dass dieses nicht bloss, wie Drumann S. 463 und
Uelwing S. 229 wollen, Deputirte waren; richtiger Schorn S. 371,
Niebuhr röm. Gesch. II, S. 34, Gravenhorst saec. Polyb. ingen.
Gott. 1844. 4, p. 14. Natürlich kamen nicbt immer alle; dass
aber darum das Recht nicht mit Wabner p. 27 auf xT^/iarixo»'? zu
beschränken ist, zeigt Polyb. XXXVIII. 4. 5 : xul ydo ovv?]&ijoia&tf
nXrj&oq fQyunTT^(jiaxMv xai ßuvavoiDv di&oojnwv caov ovörnoxf : und
ebenso irrt Schweighäuser Lexic. Polyb. p. 5, wenn er wegen XXIX.
9. 5 die uyoQä (vgl. auch XXVIll. 7. 3) vielmehr mit der ßovXiij als
mit der txxXr^aLa vergleicht.
4) Im Frühling (not. 8) und Herbste; vgl. Cappelle de Cleo-
mene p. 110; leztcre bezeugt Polyb. II. 54. 3, Liv. XXXVIII.
32 u. s.w.
5) Vgl. Polyb. XXIX. 9. 10 und Liv. XXXII. 22: supererat
unus jtisti concilii dies; iertio enim lex jubebat decretum fieri.
6) ^vyxXr/ioq aviu%d(Zau ili; tfjv ^ixv<i)vi(ov noXiv, Polyb. XXIX.
9. 6; vgl. Merleker p. 85.
7) Vgl. Liv. XXXVIII. 30 mit Helwing S. 227 und Wahner
p. 25 gegen Tittmann und Merleker , die es bei dem blossen Vor-
schlage bleiben lassen; auch iNitzsch Polybius S. 17.
8) Mit dem Frühaufgange der Plejaden , Polyb. IV. 37, V. t ;
vgl. Müller Dorier I, S. 330. Gegen Schorn S. 210— 215 und Clin-
ton III p. 102, die seit Ol. CXL. 4 eine Herbstwahl annehmen,
s. Plass Tyrannis II, S. 351. Starb einer im Amte, so trat sein
Vorgänger für ihn ein , Polyb. XL. 2.
9) Polyb. V. 95. 7; XXVIll. 6. 9 etc.
10) S. Polyb. IV. 59. 2 mit Vischer Im Philol. II, S. 469—
472, der jedenfalls auch V. 94 den jW)Jt)Hi7?yoe rijq oi'yrfXtiac;
T^q rinxQixfjq lichtig mit dem oiniihxov der Stadt Patrae XL. 3
corabinirt hat, von der wir aus Strabo VIII. 3. 2 und Pausan, VII.
18. 6 wissen , dass sie aus sechs oder sieben xüftiuq bestand; vgl.
Prooem. lect. Gott. 1853—54, p. 13 fg.
11) Plut. V. Arat. c. 24: o»"tw d' laxvai* iv roTq '^ji^atorc, uar
fl ftr/ xuT hiuvtov fir/r, nuQ htavröv utQiio&ai axQUTtjyov uvrov : vgl.
c. 30 und anderseits Liv. XXXVIII. 33: Philopoemeni continuatur
magistratus.
12) Summus magütratus Liv. XXXI1.22, XXXVIII. 30; doch
auch «\.;^<,viK schkcLthin Poljb. V. 1. 9, XXIll. 10. 11 ; vgl. Gcr-
lach S. 197 und Droysen II S. 467 , nach dessen Bemerkung sie
556 Jh. Fl. Eini(je Bundesstaaten.
auch die Vorscbläge zur Strategie machten , Polyb. XXVIIl. 6. 9.
An Livius Ausdruck damiurgi civitatum hätten Tittmann und Hei-
wing S. 236 keinen Anstoss nehmen sollen ; gesezt auch sie wären
— was aber bei der Rechtsgleichheit der zugewandten Orte un-
wahrscheinlich ist — von den alten Achäerstädten allein ernannt
worden , so waren ja deren nach Abzug von Heiice und Olenus
(§■ 185 n. 4) selbst nur noch zehn, vgl, Schorn S. 63.
13) Polyb. IV. 7. 5 : Olivüynv rov OTfiaTT^yov Toiiq '^^uiovg Iv
Tolq onkotq , 0 6 uv Tofe avrtXdoi ai, ßovkivof^ävoig do^rj , tovt ilvat
14) Liv. XXXII. 22 u. 23; vgl. Niebuhr u. Schorn U. cc.
15) S. Merleker p. 91. Daher nennt auch Polybius den Bund
stets nxifA.noki.T.il.a , erst Spätere wie Flutarch und Pausauias ungenau
avvrfkiiu: vgl. m. Prooem. cit. p. II. Nui' Gesandte sollte kein
Ort selbständig schicken , Paus. VH. 9. \ ; dagegen bemerkt Wah-
ner p.23 gegen Gerlach, dass nicht einmal ein BundesscLatz nach-
weislich ist.
16) üemostb. foed. Alex. §. 10, Polyb. H. 41. 5, Pausan. VII.
7. 1; doch finden sich bei Xenoph. Hellen. VII. 1.43 auch Oligar-
chen, vgl. Tittmann S. 364, Wachsmuth I, S. 731, Nitzsch Polybius
S. 124. Besonders gerühmt wird die Verfassung von Pellene, Max.
Tyr, XXn. 4; vgl. Osann Beitr. z. Liter. gesch. II, S. 14.
17) Arat nach Polyb. II. 43. 7 : Xoi.tiov yixQ i'^Stj SiixiXtt, ngo-
OTUTÜv /A.fv Tov Twv yixaibjv t&voiK;, unöw; di %aq inißoXuq aal nga-
^fiq Tifjut; tv TfAo? (ivu(ff()(ov' rovro rf T/V ro Maviidovuq /liv ixßuXitv
fx Utkonowi^aoii , rdq öi /novag/iat; xaraXvaui , ßfßaiwaai ä txaazoig
TTjV XOIVTJV Xnt TlUTQiOV ikiV&lQluV.
18) Wachsmuth I S. 540, Plass Tyrannis II S. 164 fgg.
19) Polyb. II. 44, Strabo VIII. 7. 3, Plut. V. Arat. c. 34.
Gleichzeitig mit Hermione trat auch Aegina bei, s. Polyb. XXIII. 8
mit Müller Aeg. p. 191 und Keil Scbol. Arat. p. 3.
20) Vgl. Polyb. II. 37. 9 fgg. und IV. 1. 7 : ngoaayöfttvoi, rrJ?
jiöAft? inißükovTo Ufkouovtijnlovg Tiuvrn^ utio rrjv uvttjv uyfiv o/kvoiuv
xrtt nokiTtLav: im AUg. auch Droysen Hellen. II, S. 402 und H. Gun-
dolf d. Charakter d. Griechen in der Zeit von der macedonischen
zur röm. Ivroberung , Paderb, 1841. 4.
§. 187.
Dennoch fehlte ihm dazu noch Messenien *) , Ells,
Lakonlka , nebst einem grossen Theile von Arkadien,
welcher sich in den Händen der Aetolier, Lacedaemonicr
oder Eleer befand ^) 5 und um die Hindernisse zu über-
winden , die ihm von Seiten dieser in den Weg treten
mussten , war Aratus nicht Feldherr , überhaupt nicht
thatkräftig genügt), und die Streitkräfte des Bundes in
zu schlechter Verfassung +). Die Eroberung von Mega-
lopolis und drei glückliche Schlachten führten den Spar-
taner Kleomenes HI. im J. 224 bis vor die Thore von
§. 187. Vebertriti der Ach'der zu Macedonien. 557
Sicyon und Korinth ^) , und Hessen den Aebäern nichts
übrig, als ihre Existenz um den Preis ihrer Unabhän-
gigkeit zu erbaufen , indem sie sich dem Könige von
Macedonien Antigonus Doson in die Arme warfen ^).
Dieser rechtfertigte zwar ihr Vertrauen durch den Sieg
beiSellasia, welcher ihnen Tegea und Mantinea sicherte^),
binterliess aber in dem Besitze der Burgen von Korinth
und Orchomenus in Arkadien ^), und der Hegemonie eines
Bundes , zu welchem ausser den Aebäern noch der
grössere Tbeil des übrigen Griechenlands gehörte ^), sei-
nem Nachfolger Phllippus, Demetrins Sohne, eine Macht,
gegen die der achaeische Bund fast nur als Vasall er-
schien ^Oj. namentlich seit Aratus nach der Niederlage,
welche er bei dem Versuche , Messenien fiir den Bund
zu gewinnen , von den Aetoliern bei Kaphyae erlitten
hatte ^*), auPs Neue ihre Hülfe anzusprechen genöthigt
war. Auch der persönliche Einfluss, den Aratus anfäng-
lich noch als Ratbgeber auf den jungen Fürsten übte,
musste allmählich Höflingen weichen '2); und Philippus
Benehmen in Messenien ^^j zeigte nur zu deutlich, welche
Gefahr der Freiheit des Peloponnes von ihm drohte, hätte
nicht Dcmetrius von Pharus ^'^) seine Thatenlust auf die
Römer abgewendet ^^), ^Q^cn die er der Hülfe des achaei-
6chen Bundes um so mehr bedurfte, als jene an den Aeto-
liern und Spartanern bereite Bundesgenossen fanden ^^).
1) Pausan. IV. 29. 6 : Iq 6i ro avvidqiov ol Minarjvioi, ro A^'^^iiöv
inl Tojöf Ol'/ fioi doxovoiv iaik&f'Cv xnx uQ'/uci' Anntöttifuovioic; avTHiuy-
ytXTOi ßor^&T/aovxfq (t(f.ixovro xino TI\<{)Qov toI' yllaxidov noXfnox>fifvoi<;,
xui (KfiOiv (Itio t;}? ivfQytaiat; Tai'<rr]q i'/Si] tu ix rfjq 2:i(iQT7jq hqtjvi-
x(üTfpu vnrJQXfV oi'xovv avuxivf^oai to f'x&og Ißovkovco *i? ro oiivf6\nov
Ovy}(0)Qi^aavrtg , o'i Äuxiduifiovlotv //uliam jiokffiioi ix toT q>uvfQov xa-
O-fOTT^xtanv , . . ovdf MkjotjvLoxk; iXfXrj&fi äijnov xal /ut) owrilovaiv
uvrolq fi? TO ai>vf(}nioy ojq iul Anxfäaifioviovq tu /i^aiöjv i'nr'tQ/ot.
2) Elis besass Psophis, Polyb. IV. 70. 2; Aetolien PLigalea, s.
§. 184 n. 5; Tcgca , Maiittnca , Orchomenus Hess dieses nach Po-
iybius gutwillig an Kleomenes übergeLn.
3) Plut. V. Pbilop. c. 8 : "j4()aro(; ftfv yrig, uQyÖTfQoq ihtu rfoxwv
TlQoq toi"? nokt/iiixui'q ixyojvaq, o/mkia xul nqt^irrjrt xul qikiitiq ßaoiki-
xalq rd nlftoxa xarmtynnnxo i<7)v 7i()(tyn(tT(i)ii x.v.X. Vgl. Merleker in
Jabn's Archiv I, S. 525 fgg. und mehr, auch über innere Partei-
zwiste, bei Nitzscb Polybins S. 10 Igg.
4j Vgl. ürumaun S. 477 fgg. Ilauptstelle ist Polyb. V. Ol. 6 t
558 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
Tifi^ovi fiiv TQfcpnv IX lO & o (f 0 ^) ov q oKTUxLO/tlioiK; f iTiTiftg 6f nfvraxo-
ot'ovc* Twv d' '^/a/wv inüfxrovq (Wachsm. I, S. 273) jifCoi"? ftiv
Tpio;f tAiow? , InTiiLi; di rgiaxoolovq • ttvut 6i rovriov Mfyttko:iokiTCt<; fiiv
;^a>lxc(o;iic)ae (Polyb. IV. 69. 4) nfl^ovq fifv nfvxaxooiovq , lni,(Z(; di niv-
TTjMOVTU, xul ■loi'q Vaovq 'ytgyfio)v' tdo^f di xal vavq :iAf tv , TQftq ftfv
nfQi TTjv '^xrrjv xul tov ^Qyokixov xoknov , tqiI(; d\ xutu TIhtquc; xul
ttjv xai'iTi] üiihjioaav. Ueber den schlechten Zustand des Seewesens
noch später s. Liv. XXXV. 2G, Plut. V. Fhilop. c. 14.
.5) S. oben §. 49, u. 13 und Brandstäter Gesch. d. aetol. Vol-
kes S. 334 fgg,
6) Polyb. IV. 76. 7: Tt&iafiivoq tov<; 'Axuiovg, ort :ravz('c äfivov
kußlZv TlfifJUV HTlfflftPUV, f^ (U IXT] TlOlftV K).fOf*hn. Tu JlQOOTUTTOfllVOV.
7) S. Polyb. II. 54 und im Allg. oben §. 49 n. 15. Das zer-
störte Mantinea nahm übrigens nach seiner Wiederherstellung den
Namen Antigonia an (Plut. V. Arat. c. 45j , und führte ihn bis auf
Hadrian , s. Pausan. VIII. 8. 6.
8) Polyb. IV. 6. 5.
9) Polyb. II. 54. 4; vgl. oben §. 184, n. 13.
tu) Plut. V. Arat. c. 45 : ixprjfpinuixo ä\ «AAw /itj yqvKpttv ßuaiktt
finöi TiQfOßtVfiv TiQoq ükkov uxovroq ^vTtyovoV T(j((pnv di xul fiia&o-
dorilv ^vayxÜL^ovTo toi;'? Mrtxfd övaq : vgl. Polyb. IV. 67. 8; yQu/t/xaza
nQc(; TOV azQaxrjyov rwv jl)(ai,(ß)v xul 71(jo<; rdq nckfiq i^anfarikXiv . . .
noTt xal 710V StJjrsfi, oiivuvtÜv navTU(; iv xolt; onKotc;.
11) Polyb. IV. 10-13; Plut. V. Arat. c. 47; vgl. §. 184, n. 13
und Merleker Achaic. p. 189 fgg.
12) Polyb. V. 12. 5, VII. 13 fgg. Vergiftet, VIII. 14; vgl. Plut.
c, 48—52.
13) Polyb. VII. 10 fgg. Plut. c. 50; vgl. Strabo VIll. 4. 8,
p. 555.
14) Polyb. III. 16—19.
15) Justin. XXIX. 2; vgl. Polyb. V. 101. 8, und den AUianz-
tractat mit Hannibal Vll. 9.
16) Polyb. IX. 28 fgg.; vgl. §. 184, n. 14.
§. 188.
In diesem Kriege brachte endlicli eine glücMiche Wahl
im J. 207 an die Spitze des Bundes den Megalopolitaner
Philopoemen, dem es gelang, der achaeischen Nation einen
nie gekannten kriegerischen Enthusiasmus einzuflössen *)
und durch eine gänzliche Reform des Militärwesens das
Heer in einen solchen Stand zu setzen, dass er dem
spartanischen Tyrannen Machanidas bei Mantinea die
Spitze bieten und durch einen entscheidenden Sieg Ar-
kadien dem Bunde retten konnte^). Der Beifall des ge-
sammten Griechenlands bei den nemeischen Spielen be-
lohnte den Sieger ^ der Schrecken seines Namens war so
§. 188. Der achaeische Bund seit Phxlopoemen. 559
gross, dass vier Jahre später die blosse Kunde von sei-
ner Annäherung hinreichte, Messenien von Machanidas
rSachfolger Nabis zu befreien^ doch machte er diesen
Zug nur als Freiwilliger 5 Kabale , scheint es , hielt ihn
den öffentlichen Geschäften fern, und während daheim
der zweite macedonische Krieg mit den Römern aus-
brach 3), sehen wir ihn in Kreta als Feldherrn im Solde
der Stadt Gortyna dienen'^). Als er von da im J. 194
zurückkehrte, fand er alle Verhältnisse verändert : Achaja
durch Aristaenus ^) in das Interesse der Römer gezogen,
Philipp und Nabis gedemüthigt, die lakonischen Küsten-
städte dem Runde zugewiesen, selbst Akrokorinth , das
Flamininus anfänglich noch trotz der pomphaften Ver-
kündigung von Griechenlands Freiheit besezt gehalten
hatte ö), gleichwie Demetrias und Chalcis ^) frei ^ den
lezten Stein sezte er selbst durch Sparta's Eroberung
dem grossen Gebäude auf, das Aratus entworfen hatte ^).
Aber schon fing auch Roms Eifersucht an , dasselbe in
seinen Grundfesten zu untergraben 9) ; der Abfall Mes-
seniens unter Dinokrates , welchem Flamininus nicht
fremd war, kostete Philopoemen Freiheit und Leben ^^),
und wenn er auch in Polybius Vater Lykortas einen
Rächer und würdigen Nachfolger fand i') , so überwog
doch bereits auch im Innern des Rundes die römische
Partei, deren Führer Kallikrates sich trotz des allgemei-
nen Absehens bis an's Ende seines Lebens am Staats-
ruder erhielt ^2). Derselbe war es auch, der den Achäern
das Bündniss mit Perseus widerrieth und später dessen
unglücklichen Ausgang bennzte, um die edelsten seiner
Landsleute, deren Gemüther jener Krieg vielleicht zur
Hoffnung wahrer Freiheit entzündet haben mochte, bei
Rom zu verdächtigen ^^)-^ worauf über tausend derselben
nach Italien gelockt und dort siebenzehn Jahre lang bis
150 gefangen gehalten wurden ^''^), während Roms schieds-
richterliche Aninaassungcn immer entscheidender in die
absichtlich genährten Zwisligkeiten der peloponnesischen
Städte eingriffen. Endlich machte im J. 147 die Fode-
rung des römischen Gesandten, Korinlh, Orchomenus,
560 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
Argos und Heraklea am Oeta des Bundes zu entlassen ^^)^
dem Grimme des Volkes Luft^ der Augenblick schien
günstig, da Roms Waffen in Maeedonien und Afrika
beschäftigt waren ^ aber die Blindheit seiner Führer Kri-
tolaus und Diaeus riss es im Schwindel mit sich hinab
in den Abgrund, welchen es zu spät vor seineu Füssea
offen gesehen hatte ^^).
1) S. s. r^iographie bei Plutarch , insbes. c. 9 {gg. mit J. G.
Dölling cbronolog. Uebersicht des Lebens des Fliilopoemen nach
Plutarch, Plauen IS35. 8; ausserdem Polyb. X. 24 u. 25, XI. 9 fgg,
und Pausan. VIII. 49 — 52 mit Keil in Hall. Encycl. III. 23, S. 458
— 465; auch desselben Anal, epigraph. p. 10 fgg. und Plass Tyrc.nnis
11 S. 351—355.
2) S. oben §. 50 , n. 7 mit Merleker p. 235 fgg. und Plass
S. 173 fgg.
3) Liv. XXXI. 33 — XXXIII. 30 ; Tgl. Mommsea röm. Gesch.
S. 520 fgg. und M. A. de Jongh de T. Quinctio Flaminino , ütr.
1843. 8.
4) Plut. c. 12 u. 13.
5) S. Pausan, VII. 8, Vlll. 51. Liv. XXXII. 19 fgg. und seine
Vertheidigung bei Polyb. XVII. 13; vgl. XXIM. 9. 10 und die
Vergleichung mit Philopoemen XXV. 9; auch Exe. Val. p. 419 —
421 Mai, und die Darstellung def polilischen Motive bei Sehern
h\ 240 fgg.
6) Polyb. XVlll. 29; Liv. XXXIII. 31 u. 32; Plut. Flamin. 10.
7) S.Liv. XXXIV. 49 fgg. /7*rf«t ■£AA7/v.x«2, Polyb. XVII. 11.4.
8) S. oben §. 50 n. 12 fgg. und im Allg. Polyb. 11. f)2. 4: fv
ToZq Kuf>' TjurZq xaiQoiq , fv o2q .-i«»rf? (fifionovvijatoi.) fv xal raiho'
Xfyovzfq ti(yLox7]v xugnovo&ai, aoxovatv ivöaifioviav , vgl. II. 37. 10.
Wenn Pausan. \\\\. 30. 2 Diophanes nennt als den auvTi'fiavra tiqü-
Tov TJfXojiöfv^aov rijv näaav fit; rov ovoßaa&hxa 'A/aixov ni'dkoyov, SO
ist das, weil dieser im J. 191 Stratege war; doch vgl. Plut. V.
Philop. c. IG und Comp. Philop. et Flamin, c. 3.
9) Ueber die römische Politik gegen Griechenland im Allg. s.
Drumann S. 88 fgg. und gegen Achaja insbes. S. 472, auch Wachs-
muth [, S. 318 und Merleker p. 335 fgg. mit Philipps Urtheil bei
Plut. malign. Herod. c. 1 nQoq tot? ugiiazufihovi; "Eklrjvui; «i/'ror
Kitl TW Ti-tm TiQooTi&fftfvovq, oti, IfiurfQov filv fiaxQoiSQov dl xi.uiov fif-
fukufißüvovai.
10) S. Liv. XXXIX. 49, Plut. V. Philop. c. 18—21 , Pausan.
IV.29. 5; über Dinokrates und sein Finverständniss mit Flamininus
Polyb. XXIV. 5 und mehr Merleker p. 362 fgg.
11) Polyb. XXIV. 12, XXV. 1; Pausan. VII. 9.3; vgl. Nitzsch
Polybius S. 22 fgg,
12) Polyb, XXVI. 1-3; vgl. XXX. 20 und Pausan. VII. 10.
13} Liv. XLI. 23; Polyb. XXX. 6 u. 10.
14) Pausan. VII. 10 extr. ; Plut. V. Cat. Maj. c. 9 ; vgl. Polyb.
XXXI. 8.
§. 188. Der achaeische Bund seit Philopoemen. 561
1ä) So Pausan. VII. 14. 1 ; noch weiter geht Justin. XXXIW 1 :
expedire omtiibus dicunt , ut sintfiilae civilates sua jum ft suas le-
ges habeant. Vgl. Scborn S. 389 und Merleker p. 430 fgg.
16) S. im Allg. Polyb. XXXVIII und XL, Pausan. Vll. 11 —
16 und zu dem ganzen Paragr. aueli J. Pli. Fallmeraycr Gesch. d.
Halbinsel IVIorea , Stuttg. t83U. 8, S. 31 — 76 und GeilacJi histor.
Studien, Hamli. 1841. 8, S. 154 fgg.
§. 189.
Die Siegle des Metellus bei Skarpliea und des Miim-
mius bei Leukopetra , nebst der Eroberung und Zerstö-
rung- Korintbs ^) niaclcten Griecbenlands Unabhängigkeit
ein Ende^ und wenn aueb ein Tbeil der strengen Maass-
regein, welche die Beauftragten des römischen Senats
unmittelbar nach dem Siege zur Sicherung desselben ergriffen
hatten 2j, bald wieder zurückgenommen und namentlich
die Anfangs aufgelösten Völkerbünde wiederhergestellt
wurden ') , so blieben doch fortwährend die von Poly-
bius eingerichteten timokratischen Verfassungen''^), die
schon allein hinreichten, um der römischen Politik den
überwiegenden Einfluss in den einzelnen Städten zu si-
chern. Dass jedoch Achaja, sey es im engeren, sey es
in dem weiteren Sinne, in welchem die Römer diesen
Namen über ganz Griechenland ausdehnten ^j , schon da-
mals römische Provinz geworden sey, ist ein verjährter
Irrthnm ^), der den bestimmtesten Zeugnissen des Alter-
thums widerstreitet ^) und nicht einmal mit der neuer-
dings versuchten Modification fortgepflanzt werden darf,
dass es zunächst ein Thell der damals gebildeten Pro-
vinz Macedonicn geworden wäre ^) 5 wenigstens kann
auch dieses noch eher von Boeotien und Euboea^) als
vom Peloponnes gelten , wo höchstens die Weichbilder
einiger zerstörten Orte direct unter römische Verwaltung,
vicUeiclit durch einen eigenen Quaestor gestellt wurden ^^).
Aber sogar von dem korinthischen Gebiete kam ein rve-
sentliches Slück an Sicyon , das namentlich als freie
Stadt erwähnt wird **), und dass überall für die Städte
Achaja's wie Thessaliens keine rechtmässige Gerichtsbar-
keit eines römischen Statthalters bestand , geht selbst
ans der Ausnahme hervor, die in dieser Hinsicht einmal
I. Bd. 4. AuO. ]\n
562 Th. yi. Einige Bundesstaaten.
zu Gunsten des L. Piso gemacht ward ^'^) 5 erst die Bür-
gerkriege führten wiederholt militärische Occupationen
Griechenlands herbei ^^) und da es zugleich das Schick-
sal traf in der Regel auf Seiten der Besiegten zu fech-
ten ^'^), so scheinen daraus die Sieger allmählich die ste-
hende Provincialverwaltung abgeleitet zu haben , unter
der wir es allerdings seit August erblicken. Frei blie-
ben nur die Städte Athen, Delphi, Thespiae , Tanagra,
und die Landschaft Lahouika nebst der von August selbst
am Vorgebirge Actiuni erbauten Stadt jNikopolis ^^j^
Amphissa und die ozolischen Lokrer hatten Immunität ^
in Koriuth 1^), Patrae ^^) und Dyme ^^) bestanden römi-
sche Golonien.
1) Im Herbst 146 nacb der gewöbnlichen Annahme; im Früh-
jahr 145 nach K. Paparrhigopulos ro ^f/.fllT(iLot/ l'roq t/J? 'E'Ü.rjViy.ijq
iJ.tv&HiLuQ. Athen 1844. S, welche Ansicht derselbe gegen meine Be-
denken (Gesanira. Abhb. Gölt. 1849. 8, S. 349 fgg) neuerdings in
der Zeitschrift via IluydoJgu 18ö'2 p. 377 fgg. vertheidlgt und aller-
dings so viel wahrscheinlich gemacht bat ^ dass Muraniius erst 144
triumphirt habe; das Olympiadenjahr CLVIII. 3 steht aber jeden-
falls fest.
2; Vgl. Merieker p. 452 und d. Erkl. z. Cic. ad Att. XIII. 4
u. 6; insbes. aber Pausan. 11. 1.2 und VII. lö. 0: o')q di dipUovro
ol avv uvroj (^Moßftiw) ßovkfvoofifvoi, ivxuv&a dt^/noxQaciuq /xfv xurf-
Tiui'f , xa&ioTUTo dl dno rifitjftuTojv t«? aQ/üt; (§. 59 n. 8) x«i (f,oQo^
ImX&Tj TTJ EkXaät' xui ol t« x^Tjuarn l'/ovrie; ixtoki'ovTo iv TJj xiniQo-
gift KTÜa&ui , avviÖQia di y.at l'dvoq tu ly.uoTwv ^ A^fuiÖiv xiil t« iv
0u>x{vaiv T] Boiurotq 7] iziQCO&i. uoii Trjq Elhidoq KUiikikvro oßoimq
ncivra,
3) Das. §. 7 ; l'ifoi di Oll no\}.oZq votiqov irqanovro iq ikiov Pto-
fivZoi Ti/q Ekkitäoq, xal owidgia xi x«r« i'&voq dnoöiöouaiv fxaOTOi^
TU u()yuia (vgl. Keil Inscr. Boeot. n. 31) xal y^v iv TJj vriiQoQia
xTÜnOui , u(prjxav di xal oooiq iTitßißXtjxii Möfiftioq i,fjfiiav: wenn dar-
auf aber folgt : r/yifibjv öi irt xal iq ifii ilniOTi'/^liTo , so ist das nur
einer der nicht seltenen Fälle , wo Pausanias Zwischenräume Ton
ganzen Jahrhunderten überspringt.
4) Paus. \I11. 30. 9: 'EXi.tjvo)v 6i önöoni nöXiiq ilq ro 'Ax'i-ixov
ovvirikovv , 7tu()<i Po)fiuiwv iVQUfTo uvjui nolx'ßiöv aqiioi nohriiuq t«
xaruoiTjoua&ui. xal vö/^ovq Oilvat: vgl. Polyb. XL. 8 fgg. und Böckh
C. Inscr. n. 1543. Darauf beziehen sich auch die von lezterem I,
p. Ifiü, II p. 173 nachgewiesenen Zeitrechnungen einzelner Städte,
die mit ti08 u. c. eine neue Aera anfangen , ohne dass jedoch dar-
aus mit IMarquardt zur Statistik d. röm. Provinzen, Lpz. 1854. 4,
'^^ "' ^Kü- '^'1 Schluss auf gleichzeitige Provinzialeinrichtung er-
laubt wäre; denn so häufig auch beides zusammenfällt, so reicht
doch der eine Grund vollkommen aus , um keines weiteren zn
bedürfen.
§. 189. Sieg der Römer und seine Folgen. 563
5) Vgl. die Synonymie von Graecia und ^chaja bei Cic. Fam.
VI. 8 und Xm. 26 fgg. mit Manut. ad IV. 12 und Pausan. VII.
16.7: xfxAoiifTt de oi'x EXluäoq uXX ^/aiu<; r^yf/nora o'i J-'ujjuuloi, cTiOZ«
i/fipüauvro "Ek).rjvu<; di '^^aiüv toti toi} EXXt/vtxov ngofaTijxöratv.
6) Der aus Sigonius ant. jur. pop. Roro. p. 70 auf alle Neue-
ren übergegangen ist , den ich aber scbon in der zweiten Auflage
dieses LeLrbucbs 1830 angedeutet, dann in d. Baseler Philol.vers.
1847 (vgl. gesamm. Abhb. S. 356 fgg.) weiter nachgewiesen und
diesen Beweis auch gegen .Marquardl (Handbuch d. röm. Altertb.
III S. 121 — 130) in d. Det'ensio di.sputationis de Graeciae post captam
Corinlhum condilione, Gott. 1852. 4 aufrechtgchaiten habe. Gleich-
zeitig sind übrigens auch K. Paparrbigopulos in der Zeitschr. Qffii<;
1846 p. 319 fgg. und Kuhn Beitr. z. Verf. d. röm. Reichs, Lpz.
1849. 8, S. 128 auf dasselbe Resultat gekommen ; und nicht bloss
der englische Bearbeiter meiner Abb. im Class. iMuseum , Lond.
1850. VII, p. 259 — 276, sondern auch G. F. Hertzberg de rebus
Graecorum inde ab Achaici foederis interitu usque ad Antoninorum
aetateni, Halle 1851. 8, Heitz de statu politico Graecorum inde ab
Achaici foederis interitu ad Vespasianum usque , Argent. 1851. 8,
E. Curtius Peloponu. i, S. 76 haben es sich angeeignet; wenn aber
Kortüm 111 S. 338 dagegen auf Liv. Epit. 52: omni Achaja in
deditionem accepta , verweist, so zeigt das nur, dass die Römer
es zur Provinz machen konuten , nicht dass sie dieses wirklich ge-
than haben.
7) Ausser den gleich zu besprechenden Stellen Cicero's vgl. die
unoSiöo/ifiT] xarii. xoivov toi? EkXijriiv ikn'&fQiu C. Inscr. n. 1543 und
Senec. benef. V. 16: ut qnae Achaeis, Rhodiis et pleris(jtte urbi-
bus claris jus integrum libertateinifue cum immunitnte reddiderat ;
auch Julian. Epist. 35 : faifiaiatq öf laTfQov oi'-/ aXoTaa fiüXXov 7/
xttTM ovftftu}(iuv iTijjxovot , und jnsbes. Zonaras IX. 31: nf/xif&hTuv
di ol Tov nuTQoq xul uXXotv j.T» y.uTuOTuaiL rüiv uXo>t(i)v TfixTj Tf rivüiv
nfQKiXf xal fXd'd-fQovq m'(VTa<; xnl uvTovöfioi'^ nXr^v tÖjv Koqiv&Uov U(f^xf
. . To ö üXXo EXXtjvixov nuouxQrjfia fifv xul acpuyuXq xnl /QTjfiurcov
iKXoyai<; ?zaxwÖjy, l'aiiru ö l'v rf udfia xul iv fvöuifiovin ToaavT?^ iyi-
vfTo , üJOTi Xfytiv ort fl H7] d-üxrov fuXoixfioav ovzf uv foiowvTo,
8) Vgl. Marquardt Alterth. III S. 127 und namentlich A. W.
Zumpt Comm. epigraph. \ ol. M, Berl. 1854. 4, p. 154 fgg-, von
dem ich mich inzwischen scbon des Zugeständnisses freue, dass
vor der Zeil der (liisaren keine besonderen römischen Statthalter
für Achaja nachweislich sind; die übrige Difterenz liegt dann weit
mehr in den Worten als in der Sache.
9) Für Euboea zeugt C. Inscr. n. 5879 1.23: unxovx«; yjjufTrgot
o" Tivtq MV TioTf 'Anluv, Elißoiuv ftm&öioiv tj nQonodoxtq yiaiu , Efßoia
fVTi&woiv: für Boeotien Cic. N. Deor. II!. 19 und insbes. Flut. V.
Cimon. c. 2: ?J öf xtjimq 7/v tnl tov arQtiTrjyov rrji; Mdxido^iiiq , wo
aber sogleich der Zusatz : oi'noj yuQ flq ttjv EkXndn Puifintot aT{}aT7]-
yovq dtcif/ATiovro, die Ausdehnung auf andere Landestheile verbietet.
10) Vom a(fcr Corinthius sayt allerdings Cic. I. agr. 1. 2 : (jtii
L. 3Ittmmii iinperio «c f'elicilate ad vectitjalia populi Romani ad-
junctus est; vgl. die lex Tlioria in Zeitschr. f. geschichtl. Rechts-
wiss. X, S. 133 fgg.; wenn aber Zumpt daraus schliesst , dass ein
Land, in welchem sich ein aijcr publicus P. R. befunden habe,
nnthwendig habe ganz Provinz seyn müssen , so widerleg;! ihn die-
selbe Stelle , woraus wir lernen , dass die königlichen Uomainen
Nu 2
564 Th. VI. Einige Bundesstaaten.
in Maccdonien bereits partim T. FLaminini partim L. Pauli, tjfui
Persen vieit , virtute römisches Staatsgut geworden waren, während
die \'erwaiidlung des Landes in eine Provinz erst zwanzig Jahre
später fällt; und dass solche Enclaven auch eigene Quästoren er-
balten konnten , lehren die Beispiele von Cyrene und Cypern in
ßer. d. Leipz. Geseilsch. 1850 S. 198, ja von Macedonien selbst in
Revue numism. 1852 p. 317 fgg. , obgleich Aehnlicbes für Achaja
höchstens zur Erklärung von Cic, Verriu. 1. 2 angenommen zu
werden brauchte.
11) Vgl. Strabo VIII, 6. 23, p. 584: Tijv di ^wp«»- la^ov Sikiku-
vioi TTjv nkfiaxTjv t;/? KoQiv&ia^^ und im Allg. Cic. Verrin. II. 1. 17,
Alt. 1. 19. 9.
12) Cic. in Pis. c. 16 : nam lege Caesaris justissima ati/ue
optima populi liheri plane et vere erant liberi , lege autem ea,
quam nemo legem praeter te et collegam tuum putavit , omnis erat
tibi Achaja, Thessalia, Alhenae , omnis Graecia addicta : vgl. pro
Sestio c. 10 und prov. cons. c. 4: emisti grandi pecunia , ut tibi
de pecuniis er e ditis jus in Hb eres populos contra senatus
consulta et contra legem generi tui dicere liceret , was also nicht
bloss im Gegensatze mit einer Gerichtsbarkeit der Griechen unter
sich gesagt ist, wie sie die Römer nach Cic. adAtt. VI. 1. 15 mit-
unter auch wohl Provinzialen bewilligten, sondern zeigt, dass ab-
gesehn von jener lex Clodia die griechischen Gerichte auch zwi-
schen römischen Gläubigern und Griechen entschieden , und zwar
nicht etwa in einzelnen bevorzugten Städten, wie sie auch iu Pro-
vinzen vorkamen , sondern in dem gesammten Gebiete der Achäer
und Thessaiier, die folglich als Volk selbst eben so frei wie ander-
wärts nur einzelne Orte waren.
13) Darauf geht auch vielleicht Strab. VIII, p. 584: iv aXXoi<:
(ikk(i)t Tiffinofifvaiv aT()uTijy<t)v , wie denn für Pompejus Ap. Claudius
(Oros. VI. 15) und Rutilius Lupus (Caesar B. C. III. 55), für Cä-
sar Ser, Sulpicius (Cic. Fam. IV. 4) und IVI. Acilius (das. VII. 30),
für Antonius L. Censorinus (Plut. V. Anton, c. 24) dort conimaudir-
ten , und wenigstens Sulpicius nach Cic. Fam. IV. 12 au«h bereits
eine wirkliche jurisdiclio ausübte, ohne dass ilim jedoch irgendwo,
wie die Neueren thun , der Titel Proconsul beigelegt würde.
14) So noch bei Actium ganz Arkadien ausser Mantinea für
Antonius, Paus. Vlll. 8 u. 46.
15) Vgl. Plin. N. Ilist. IV. 1—8 mit Hopfensack Staatsr. d.
röm. Uutertb. S. 285— 3üi und Einzelnes oben §. 14. 50. 176. 182.
184 extr.
16) ('olonia Laus Julia von Cäsar angelegt, Dio Cass. XLIII.
50; vgl. Pomp. Mein 11. 3. 77, Plut. V. Caes. c. 57, Paus. II. 1.2,
V. 1. 1, mit C. Inscr. v. 1716 und Zumpt Comm. epigr. I, p. 374;
auch CurtiuK Pcloponn. II , S i'iQl und mehr im Allg. über Ko
i-inths Zustand in dieser Periode bei N. IVonnen Spec. antiqu. Coriiith.
ad iiJuslr. cpisl. Pauli, Bremen 1747. 4 und J. E. J. Walch An
tiquilales Coiinthi, Jt.ua 1761. 4.
17) Col. .Augusta Aroe Patrensis; Strabo VIII, p. 594 A, X p.
706 B; vgl. Paus. VII. 18. 5 und Zumpt 1. c. I, p. 375.
18) Wenigstens nnrh Plin. N. Hist. IV. 6. 13, der aber §. 23
auch Megara als colonia nennt, was sich sonst nicht bestätigt ; und
wenn gleich das bereits um's J. 200 zerstörte Dyme von Pompejus
§. 190. Achaja als römische Provinz.
565
neue Einwohner erbalten hatte, so waren dieses doch (iv&quioi fii.-
füÖK;, oi'f «710 TOi" TifUJitrixoCi nkrjOov^ nf^tÄtTi?:? ta-/f floßnjjiog naxa-
h''aui; T« Xr^mtjtiiu, Strabo p. 594 B ; römische Colonic wird es da-
her nur insofern beipsen können, als nach Paus. VII. 17. 3 Ai'yov-
BTo? j'öTfjjo» x«i Tn)oahn.fJi,(v uvxjjv n<tT(jfvnty , und auf diese Zuge-
gehörigkeit zu Patrae lasst sich dann auch Strabo XIV. 3, 3, p. 981
bezieben: rjv vvvi Pu)ftuLoiv uTiotxiu vf/x(Tcu, was freilich Zumpt p.
376 ganz anders verstanden bat.
§. 190.
Bei der Theiliing der ProvJp.zeu uuter August i) fiel
Achaja dem Senate zu , ging aber bereits in den ersten
Jahren Tiber's zugleich mit Macedonieu au den Kaiser
über 2) und kehrte erst unter Claudius in das frühere
Verhäitniss zurück 5), das seitdem theils durch eigene
Proconsuln, theils durch Quaestoren mit propraetorischer
Gewalt gehandhabt ward '^). Nero's phantastischer Ein-
fall, noch einmal die Freiheit der Hellenen bei den isthmi-
schen Spielen zu verkünden 5), hatte so traurige Folgen,
dass Vespasian das uiizeitige Geschenk zurücknahm 6) 5
wesentlicher waren Hadrian's Verdienste um die Heimath
der Kunst und Wissenschaft ^) j aber der Sonnenblick
seiner Gnade beleuchtete nur Ruinen, und keiu Fest der
Panhelleniea S) konnte ein Nationalgefühl herstellen, das
nur noch Im Munde der Gelehrten und Redner lebte.
Innere Zwietracht und Elfersüchtelei, der Erbfluch des
griechischen Volkes 9), erschöpfte die lezten Kräfte, wel-
che sein äusseres Missgeschick übrig gelassen hatte, und
mit seiner Verarmung ging die steigende Entvölkerung
Hand in Hand ^o) ^ weite Tagereisen lagen wüste oder
waren der Sitz räuberischer Banden '')^ ganz Griechen-
land konnte höchstens noch dreitausend Schwerbewaff-
nete aufstellen ^^j. Kein Wunder daher, dass schon im
J. 265 nur Athen noch durch die Begünstigung seiner
Lage die Einfälle der Gothen zurückwies ^5) ^ hundert
und dreissig Jahre später stellte Verrath und die Feig-
heit seiner byzantinischen Machthaber es völlig Alarich's
verheerender Wuth bloss ^*) und Hess dem Proconsul
Ostroms '5j kaum noch schwache Reste verschwundener
Grösse zu verwalten übrig Z*^).
566 Th. yi. Einige Bundesstaaten.
1) Strabo XVII. 3. 25, p. 1198: 'fßdöfitjv dt {oTQttTTjyLay] 'Axatav
/ifXi'i' &iTTaXiaq xal Alrwkibv xal 'AxaQvävwv xui Tivwv HnftQOJTiiiwv
i&y-wv , oaa rfj Muxtöovia ngoaa,i>iaro : vgl. Dlo Cass. LIII. 12, und
Einzelnes mehr bei Kuhn z. Verf. d. röra. Reichs S. 125 fgfj;. und
Marquardt Alterth. III, S. 21; im Allg. auch Ziakeisen Gesch.
Griechenlands 1, S. 490 fgg. und G. Finlay Greece under the Ro-
mains, Lond. 1843. 8. Atidius Geminus Praetor Achajae Tac. Ann.
IV. 43; vgl. Dio LV. 27?
2) Tac. Ann. I. 76: Achajam ac Macedoniam, onera deprecntf
tes , levari in praesens proconsiilari imperio tradiqne Caesari pla-
cuit ; zunächst beide zusammen I. 80; ob fortwährend? Zumpt
Comm. epigr. II p. 257 fgg.
3) Sueton. Claud. c. 25, Oio Cass. LX. 24; vgl. Böckh C.
Inser. I, p. 839 und Marini Frat. arvnli li, p. 763.
4) Proconsul sortito , Mommsen Inscr. Neapel, n. 4550 ; vgl.
n. 4033 und Act. Apost. 18. 12; auch C. Inscr. n, 1732 und 4033:
uv&vjiuroq 'Aj(ui''tg n()og nirrf ^«pMoi's; aber ruftiaq xai uvTiar()u%7iyo<;
das. n. 364. 1133. 1327 mit Mommsen n. 1879; einfache Quästoren
Jahrb. im RLeinl. XII, S. 195 und Schol. Juven. V. 36 : Helvidius
Priscus siib l\erotie Achajam quaestor administravit.
5) Vgl. Plin. N. Hist. IV. 6, Plut. V. Flamin, c. 12, Sueton.
Nero c. 24, Dio Cass. LXIII. 11, und mehr bei Wytt. ad Plut. S.
N. V. p. 127 mit Ellissen in Gott. Stud. 1847 S. 84 und Zumpt 1. c.
p. 269 fgg.
6) Faus. VIT. 17. 2 : iktv&fQov o NfQiav ucpitjaiv utiÜvtmv , ukka-
yrjv n(jvq öij/nov noirioü/^ivot; xov fiofiuiwv . . ov nijv EkXtjoL yt i^tyi-
viTO ovuad-ui. toi" dwQov ' OviOTCuai.uvov yuQ fitru NfQWvu nqZavToc; iq
ilJi<pv).LOv araoi.v nQotjy&ijOuv nal ogiüq vnoTikflq t« ai'&ig o Ov(07iaat.a-
vo(; tlvui ipüQwv xul uxoitiv itiiXuiOfv rjyifiovoc; , uno/xf/xa&tjxhui <prjaaq
TT^v iktv&tqluv ro 'ElXrjvixcv : vgl. Sueton. Vespas. c. 8, Philostr.
Apollon. V, 41, auch Plut. Praec. polit. c. 32 : tkiv&tgiuq di ooov
Ol xQ(tTovvT(g vffiovai toZq örjfioK; fjifriaxi-, nul to nkiov iaoji; ovx u/ah-
vov , mit Ar^'inckelm. ad Erotic. p. 245 und im Allg. Hertzberg I. c.
p. 94 fgg. und Dirksen in Abhh. d. Berl. Akad. 1848. S. 57.
7) Vgl. Paus. I. 5. 5, Dio Cass. LXIX. 5, und mehr oben §. 176
n. 18 ; auch Winckelmann's Werke VI S. 287 u. 308 und seine
Ehrentitel {Ztvq 'OXvfi7ii.o(; intqiuvTji; oo)t>]q xul xxLaxTjq , Ross Inscr.
iued. II, p. 78) bei Biag. Monum. gr. II §. 14 fgg.
8) Philostr. V. Sophist. (I. I. 5; vgl. Müller Aeg. p. 157 fgg.
und Böckh C. Inscr. I, p. 789, II, p. 580, Hl, p. 7; auch Leake
Travels in northern Greece il , p. 627 fgg. und Keil Inscr. Boeot.
p. 122: hi vero riuttkkrjvtq , qui Argis conventits agebant , probe
dislingui ab iis debent, qui Athenas theori mittebantur ad Panhel-
lenia celebranda ab lladriano instituta.
9) Ilerodian. III. 2: uQ/alov xovxo nd&ot; EXXijvwv , ol' ngoq aX-
AriXovq oxaaiut,ovx(q uil xul xov<; iiTif()fX(tv doxovvxaq xu&aiQiXv OiXov-
riq ixQiixoxJHv ttjm ' EXXü6a . . xo df nü&oq xovxo xov i^rjXov xal (p&ö-
vov fiixijX&ir ilg T«? xad-' Tjnüq dxixui^ovouq nöXnq.
10) Strabo VII. 7. 3: vvvl df fQij/xon t^c nXfiaxrjq ;^(W()a? yiytrrj-
f*fvijq xal T&Jv xHXoixiwv xal fiuXinxa xtTiv TcöXfO)!' Tj(f)Uvtnufr(t)v : vgl. Cic.
Fam. IV. 5. 4, Senec. Epist. 91, Dio Chrysost. VII. 38, Paus. VIII.
15. 8, 17. 6, 25. und insbes. die Schilderung von Panopea X. 4:
u yi ovo/*uaai, xi.q noXiv nal xovrovq , o?s yt ovh UQj^ita , ov yvfivdatöv
§. 190. Achaja als römische Provinz. 567
iaztv , ov &iUTQov ovx ityogay t/onaiv , ov% vJcdq xuriQ^ofxtvov i<; nQtj-
vijv, ukK iv OTfyun; xoIXuk; xutu Tue xuXi'ßat; fxukiOTU t«? iv Totg o(j(-
atv fvTuii&u olxovoiv inl /«^«J^«.
11) Lucian. Dial. Älort. 27, 2; vgl. tüv KonToßo'tKO)v rd krjaxt-
xov rö x«r' l/xi jjjv 'EXküöu imdfjanöv, Paus. X. 34. 5 und die tljjrj-
vä^X"? *I«sc. Observ. V. 1, p. 26—30 und Philol. V, p. 647.
12) Plut. Del'ect. orac. C. 8 : rijq xoiv^e oXt.yav^(}iuq, Tjf ul zifiö-
ttqui, axuofii; xul ol TioXf/jtot niql näauv ofiov rt zijv olxoi'i.iivt]v unno-
yuaavTo , TikfTOTov fifQOt; tj Ekknt; /.KTfa/r^xf' xul /loXig «v vfv oXn n^-
(}uaxot iQioxikLovt; onkiTug , oaoi'i; ?/ Mfyuofojv /uiu 7ioXt<; f^tn-ffiipfv iq
UlaTaulq: vgl. Polyb. XXXVII. 4, Dio Chrysost. XXXUI. 25,
und mehr Clinton II, p. 432, Fallmerayer I, S. S2, Zumpt in lierl.
AbLh. 1840, S. 11, Thirlwall Hist. of Greeee Vlll estr.
13) Trebell. Poll. Gallien, c. 13: atque inde Cyiicum et ^siam,
deinceps yächajam omnem vastaverttnt et ab Athetiiensibus duce
Dexippo. scrijitore horuin temportiin, victi sunt; unde pulsi per Epi-
rum , yicarnaniain, Boeotiam pervarjati sunt ; vjjl. Mai Script, vet.
nova coli. IJ, p. 240 mit Ellissen a. a. O. S. 894; über Dexippus
auch Meier C. Epigr. p. 75. J. Aschbach , Geschichte der West-
gothen (Fraiikf. 1827. 8) S. 11 lässt sie nach Zosim. I. 39 .auch
Athen einnehmen; doch s. jezt Fallmerayer über den KinQuss der
Besetzung Griechenlands durch die Slaven S. 21 fgg.
14) Claudian. in Rufin. II. 186;
His si tunc animis acies collata fuisset,
Prodita non tantas vidisset Graecia clades ;
Oppida seuioto Pelope'ia Marie viyerent,
Starent ^ircadiae , starent Lacedaemonis arces,
I\on tnare fumasset (jeminum flayranle Corintho,
Nee fern Cecropias traxissent vincula matres.
Mehr bei Zosim. V. 5 fgg. und Eunapius p. 93 Commel. ; vgl. Asch-
bacL S. 67 — 69 und F'ailmerayer S. 117 fgg.
1.5) S. PanciroU. ad not. dignit. Orient. (Lugd. 1608. fol.) p. 70
oder Böckiiig 1, p. 167 u. 277. Noeh später Constantin. de Ibenia-
tibus p. 49 fgg. ed. Bekk. lieber Morea im 13ten Jahrhundert
Leake Peloponnesiaca p. 129 — 160.
16) lieber das Verbaltniss zwischen Alt- und Neugriechen Tgl.
Privatalterth. §. 1 n. 18 mit Caesar in Zeitschr. f. Alterth. 1851
S. 371 und Curtius Peloponn. I S. 88; auch Pitlakis in 'il<f'^ft. ihr/.
1852 p. 644—661, Telfy Studien Lpz. 1853. 8, und anderseits Fall-
merayer Fragmente aus dem Orient li S. 364 fgg. nebst sonstigen
oben §. 176 exlr. genannten Strcitschriflen.
ANHANG.
I. Die Könige
.^g laden. a.Chr.
i. Enrysthenes (nach
Eusebius 1073
2. Agis 1031
3. Echestratos JOoO
4. Labotas 995
5. Doryssos 958
6. Agesilaos 929
7. Archelaos 885
8. Talekios 827
9. Alkamenes um 779
10. Polydoros um 743
11. Eurykrates I um 709
12. Anaxandros um 684
13. Eurykrates II um 648
14. Leon um 600
15. Anaxandrides um 560
16. Kleomenes I 520
17. Leonidas I 491
18. Pleistarchos 480
(Pausanias (1) Vormund)
19. Pleistonax 458
20. Pausanias (II) 408
21. Agesipolls I 394
22. Klcombrotos I 380
23. Agesipolls II 371
24. Kleomenes II 370
25. Arcus I 309
26. Akrotatos (vgl. Droy-
sen Hellen. II, S. 295) 265
27. Arcus II
28. Leonidas II
(29. Klcombrotos II 242)
30. Kleomenes III 236
(31. Agesipolis III 219]
von Lacedaemon.
Eury po ntiden. a.Chr.
1. Prokies 1073
2. Soos
1032
3. Eurypon 1005
4. Prytanis 985
5. Eunomos 935
6. Polydektes 890
7. Charilaos 884
8. Nikandros 810
9. Theopompos um 770
(vgl. Clinton I, p. 338)
10. Zeuxldamos um 718
11. Anaxidamos
12. Archidamos I
13. Agasikles
14. Arislon
15. Demaratos
16. Leotychides 492
17. Archidamos II 469
18. Agis I (vgl. Krüger
Studien I, S. 151) 427
19. Agesilaos(vgl. Sievers
Gesch. Gr. S. 383) 397
20. Archidamos III 361
21. Agis II 338
22. Eudamidas I 330
23. Archidamos IV um 300
24. Eudamidas II
25. Agis III 243
(26. Eurydamidas 239)
(27. Archidamos V226)
Anhang.
569
II. Die athenischen Ep onymen von 496 — 292 a. Chr. ^
hauptsächlich nach Corsini und Clinton.
Ol. a
Chr.
Ol.
a. Chr.
71
496 Hipparchos.
79
464 Archedemides
95 Philippos.
63 Tlcpolemos.
94 Pythokritos.
62 Konon.
93 Themlstokles.
61 Euthippos.
72
492 Dlognetos.
80
460 Phraslkleldes.
91 HybrlUdes.
59 Philokles.
90 Phaenippos.
58 BJon.
89 Aristeldes.
57 Muesitheldes.
73
488 Auchlses.
81
456 Kalllas.
87
55 Sosistratos.
86
54 Arlston.
85 Philokrates.
53 Lysikrates.
74
484 Leostratos.
82
452 Cbaerephanes.
83 Nikodemos.
51 Antidotos.
82 (Theinistokles?
50 Euthydemos.
81 Kebris?)
49 Pedieus.
75
480 Kalliades.
83
448 PhlÜskos.
79 Xanthippos.
47 Tlinarchldes.
78 Timosthenes.
46 Kalliniachos.
77 Adeimantos.
45 Lysimachides.
76
476 Phaedon.
84
444 Praxiteles.
75 Dromokleides.
43 Lysanias.
74 Akestorides.
42 Diphilos.
73 Menon.
41 Tiinokles.
77
472 Chares.
85
440 Morychides.
71 Praxiergos.
fc 39 Glaukinos.^
70 Demotion.
38 Theodoros.
69 Apsephion.
37 Euthymeoes.
78
468 Thca^enides.
86
436 Lysimachos.
67 Lyslstratos.
35 Antiochidcs.
66 Lysanlas.
34 Krates.
65 Lysitheos.
33 Apseudes.
570
Anhang.
Ol. a.
Chr.
Ol . a
.Chr.
87
432 Pythodoros,
86
396 Phorniloa.
31 Eutltydeuios.
95 Diophaiitos.
30 Apollodoros.
94 Eubulides.
29 Epameinon.
93 Demostratos.
88
428 Diotimos.
97
392 Phllokles.
27 Eukles(— ides).
91 Nikoteles.
26 Euthynos.
90 Deinostratos.
25 Stratokies.
89 Antipatros.
89
424 Isarclios.
98
388 PyrrhloQ.
23 Amynlas.
87 Theodotos.
22 Alkaeos.
86 Mystichides.
21 Aristion.
85 Dexitheos.
90
420 Aslyphilos.
99
384 Diotrephes.
19 Archias.
83 Phauostratos.
18 Autiphon.
82 Evaudros.
17 Euphemos.
81 Demophllos.
91
416 Arimnestos.
100
380 Pytheas.
15 Ghabrias.
79 Nikon.
14 Peisandros.
78 Nausiüikos.
13 Kleokritos.
77 Kalleas.
92
412 KalHas.
101
376 Charisandros
11 Theopompos.
75 Hippodamas.
10 Glauklppos.
74 Sokrat'ides.
9 Diokies.
73 Asteios.
93
408 Euktemon.
102
372 Alklsthenes.
7 Antig^enes.
71 Phrasikleides
6 Kalllas.
70 Dysulketos.
5 Alcxias.
69 Lysistratos.
/ 94
404 (Pythodoros.)
103
368 Nausigenes.
/ -
3 Ellkleides.
2 Mikou.
67 Polyzeios.
/
66 Kephisodoros
1 Xenaenctos.
65 Chlon.
95
400 Lackes.
104
364 Timokrates.
99 Aristokrates.
63 Charlklcides.
98 Ithykles.
62 Molon.
97 Suniades.
61 Nikophemos.
Anhang.
571
Ol. a
.Chr.
Ol. i
». Chr.
105
360 Kalllmedes.
59 Eucbaristos.
58 Kepblsodotos.
57 Agatbokles.
114
324 Heg^esias.
<^23Jiephispdorus. ^
B 22^bilokles.
21 Arcblppos.
106
356 Elpines. •
55 Kallistratos.
54 Diotlmos.
53 Tbudemos.
«115
/?320 Neaechmos.
19 Apollodoros.
18 Arcblppos.
17 Demog^enes.
107
352 Arlstodemos.
51 Tbessalos.
50 Apollodoros.
49 Kallimachos.
116
316 Demokleides.
15 Praxlbulos.
B 14 Nlkodoros.
jB13 Tbeopbrastos.
108
348 Tbeopbllos.
47 Tbemistokles.
46 Archias.
45 Eubulos.
117
312 Polemon.
11 Slmoiüdes.
tflO Hleromuemon.
9 Demetrios.
109
344 Lykiskos.
43 Pytbodotos.
42 Sosig^enes.
41 Nikomacbos.
118
308 Charlnos.
7 Auaxikrates.
C6 Koroebos. C
5 Euxenippos.
110
340 Tbeopbrastos.
39 Lysimacbides.
38 Gbaerondas.
37, Pbrynicbos.
119
r304 Pberekles. r
BZ Leostratos.
r2 Nikokles.
1 Kalliarcbos.
111
336 Pytbodelos.
35 Evaenetos.
34 Ktesikles.
• 33 INikokrates.
120
300 Hegemachos.
099 Euktemon.
98 Mnesidemos.
97 Autlphates.
112
^332 Niketes. ^^
->^ 31 Aristophanes.
121
296 Niklas.
95 Nikostratos.
^ 30^Arigto])ltoii .
94 Diotlmos? iUtix. C
f--
29 Kepbisopboii.
93 Olyniplodoros.
•
113
^'328 Eulhykritos.
V 27 Hcjjemon.
S* 26 Cbremes.
122
292 Pbilippos.
91 - —
JX) — —
t-^ 25 Antikles. ^
89 - -
572
Anhang.
III. Alphabetisches Ferzeichniss der bekannten atheni'
sehen Eponymen bis auf Sulla^s Zeit.
(Für die macedonische Periode mit
Comra. epigraphica secuada ,
'Jya&oxXvQOl 105. 4 5 163.
3 (Joseph. Ant. I. 14)
' AyaoiagIC Inscr. n. 2035.
'yiyvöd-eog C. Inscr. n, 121,
'AyyJoTjs 73. 1.
^^dtifiavTos 75. 4.
j4ioyQCiioQ 'JSrp. agy. n. 556^
Rltschl Rh. Museum II
S. 318.
'jinearooldr^Q 69. 1 (Dlonys.
Hai. V. 37) ', 76. 3.
'Melius 93. 4. '.-1
'u^/.naioi: 89. 3.
'Mmßiädtis PoU. X. 126.
'AXKia^evTjg 102. 1.
*AfivviaQ 89. 2.
'Jva^iHQaTTjs 118- 2j 125. 2
(Pausan. X. 22. 9)
^AvTiyivt]g 93. 2.
'AvzidoTog 82. 2.
'Jvtl&eog 160. 1?' Paus.
VII. 16 extr.
'^vTtxXTJg 113. 4.
*^v%'i/nuyog ^ E(p. u. 219.
^AvTioyldfjQ 86. 2.
AvTina%Qog 97. 4.
j4vTi(fiaTi]S 120. 4.
*j4v%'t(pilog Meier C. Eplgr.
n. 66.
j4pTi(fj(jjv 90. 3.
*^7ioA;.o(ywpoff87.35l07. 35
115. 2.
'Aglfivf^otog 91. 1.
'j^Qtoiiidrjg 72. 4.
Benutzung von M. H. E. Meier'»
Halle 1854. 4, p. 79 fgg.)
j4oio%i(j)v 89. 4.
AQtoT66f]itiog 107. t.
'^QiazoaXijg 43. 4 (Böekh
C. Inscr. II, p. 335)
/^QlOTOXQDCTI^g 95. 2.
Aotorofisvfjg 52. 3 (Diog.
L. I. 79)
^j4QtoTo^evo<i C .Inscr. n.255.
' j4QiOTO(pävrig 112. 2.
'y^Qiotofpwv 112. 3.
'^QlGtWV 81. 3.
'^ggevi^t^g 128. 1 (Diog. L.
VII.lO^vgl.Ritschl'sRh.
Museumll S.409 und Zelt-
schr. f. Alterth. 1845,
S. 594)
'y^gyed^^füSt^g 79. 1.
^j4gyeXaog 'Ecp. n. 1393.
^ AgyeoTgaTldrjg 50. 4 Dlo-
nys. Hai. IV. 1)
'Jgymg 90. 2^ 108. 3.
'' AgyjLunog 114. '4^ 115. 3.
'Jaxelog 101. 4.
'AoTixpiXog 90. 1,
Aviood-ivriQ 28. 1 (Paus.
IV. 23)
^Ayuiög ^E(p. n. 386.
'jtxpevdr^g 86. 4.
'Aiprjcpion' 77. 4 5 vgl, Böclsh
C. Inscr. II, p. 340.
ßi(uv 80. 3.
rXavxi^7;g oder FXttVxlvoQ
852^ vgl.SchelberOAv/tTi.
dvayg. p. 69. ^
Anka
ng.
TlavAinTiog 92. 3.
rogylai 125. 1 (Vit.XOrat.
p. 847 D)
/ja/iuoing 35. 2 (DJoiiys.
Hal.m.36)^49. 3(Böckh
expl. Piud. p. 207).
Ml&sos 98. 4.
/Jr^fiirj'tQioQ 117. 4.
JrjfÄoyivrjg 115. 4.
/ft;fioi(XsiSfjg 116. 1.
Jf]/iiox).rs 125. ,3 (Paus, X.
23. 14).
^tjfioaiQaToc: 96. 4 5 97. 3.
^TJ/IOTIWV 77. 3.
Jiöyvr.Tos 72. 1 j 129. '^1
(BöckhC.Inscr.IIp.305.
^<o>r;.^ff92.4 5l23.2? Vit.X
Orat. p.851 E5 vgl. Zeit-
sclir.f.Alterth.l836S.168.
— Kvda&jjvaieie Meier C.
Eplgr. n. 66.
Jfo/iie^wv Meier C. Epigr.
n. 62.
/JiovvoioQ 'E(p' n. 365.
— 6 /ifTct Tlaoci/novov C
Inser. n. 124.
^^7^</o.88.l5l06.3^121.
3? Zeitschr. f. Altertb.
1845, S. 592.
^ioTcirpr]g: 99. I.
/Jiö(favjo<: 96. 2.
/i;(fiUgM. 3; 123.1? Flut.
V. Demetr. c. 46.
/j()av.0)v 40. 1? vgl. oben
'§. 102 n. 8.
/iQOIitOK\tlÖr,< 76. 2.
/Joo)nld7;s 34. 1 (Böckh C.
Inscr. II, p. 335)3 46. 4
573
V. Sophist.
(Philostr.
I. 16).
JvovlKi-Tog (Böckh C. Inscr.
II, p. 343)102.3.
'ElnivriQ 106. 1.
^Efia/isiviov 87. 4.
'Eniy.h':? C. Inscr. n.1085
vgl. Ciarisse Inscript. tres
p. 25.
'EgyoyäoTjS Meier C. Epigr.
n. 66^
'Eg^rAXslofjg 58. 1 (Paus. X.
5. 13).
Evalverog 111. 2.
Evuvd'oGQ 99. 3.
Evßovlidr^g 96. 3.
Evßov/.os 108. 4 und C.
Inscr. n. 115.
Ev&innog (Scheibel l. c. p.
62) 79. 4.
Ev&vdijfioc 56. 1 (DIog. L.
1.68)382.3387. 2.
Ev&vxQizog 113. 1.
Ev&v/iiiv^? 85. 4.
Eu&vroc (Rangabe Ant. Hel-
len.I,p. 180 3 Act.societ.gr.
Lips. II, p. 435) 88. 3.
EvH).e,St;g 94. 2.
Eiii)S;g (Clarlsse epocb.Thu-
cyd. p. 21) 88. 2.
EvKQÜir;g 47. 1? Diog. L.
I. 101.
EvKi^ftiop 93. I3 120. 2.
Ev^ivmnog 118. 4.
Ev(f>rjiog 90. 4.
Ev(fi).t]Tog Meier C. Epigr.
n. 66.
EvyjxQiaTog 105. 2.
574
Anhang.
"EyjyiQckTj? Meier C. Epigr.
p. 51.
'Hyefictyog 120. 1.
'HytoiQaroQ 55. 2 (Plut. Y.
Sol. extr.)
'Hy7]oiag 114. 1 (Arrian.
VII. 28).
'HvtoyJSf]g 41. 2 (Dionys.
HaL III. 46)
'HQaaXeld>;e Ann. dell' Inst.
arch. 1849, p. 162.
'^paK^ffTog Meier C. Epigr.
n. 66.
^Hqööotos Meier p. 38?
6)£a;^£»'7;g(Prooem.lect.Berol.
1848—49) oder-/ J^;tf 78. 1 .
QBluo^oyi^e 71. 4^ 74.3?
(Krüger bist. phil. Stud. I,
S. 22) j 108. 2.
OeöSoTOS 98. 2.
OeidoiQos 85. 3.
Oeönofinog 92. 2.
^OeocpiXog (Böckh Staatsh. I,
S. 680) 108. 1.
— f|Otot;MeierC.Eplgr.n.e6.
OsöcpQaoTog HO. 1 ^ 116. 4.
eegaiXoyog 'Ef/>. n. 1056, vgl.
Ussinglnscr. inedit.p.51.
. ©cffaaAog 107. 2.
Oiiüv C. Inscr. n. 254.
0^5<)tA»7\ 61. 4(Diouys. Hai.
IV. 41).
Qoijdf]fiog (Böckh Staatsh.
I S. 680) 106. 4.
Ov/.ioyägt]g 'E(p- n. 322.
'/uoojt' 163.4? Phlegon. mi-
rabil. c. 10.
'läocov 6 fieta IloXvKXsitov
'Etp. n. Ii57.
'leQo/iVtjfmv 117. 3.
'I&vAi]s 95. 3.
" InnuQyog 71. 1.
'Innod'äfiug 101. 2.
'In7ioKXaidt;c 53. 3 (Marcel-
lin. V. Thucyd 1).
'/aß/öowg 68.1 (Dionys. Hai.
I. 74^ V. 1).
'loaioe 'Ecf. n. 1364^ vgl.
Meier C. Epigr. p. 84.
" laagy^og 89. 1.
K.aXa!iimv1 Weissenborn
Hellen p. 188^ Rehdantz
Iphicr. p. 153.
KalUag (Böckh Staatsh. II,
p. 80) 100. 4.
KaniäfUr^g 75. 1.
KaXXidQyog 119- ^'
X«AA/«/81.1^92.1^93.3.
— 'JyyeXii&ev 'E(f. n. 24.
Kallluayog^'^. 3^ 107. 4.
KaXh/icr.övs 105. i, 140?
Ussing n. 59, vgl. Meier
C. Epigr. p. 86.
KaXXIoTQarog 106. 2.
K.^ßgiel 74. 4? Krüger Stud.
I S.23^ Act. Soc. gr. I,
p. 174.
Kf](pio6d'oTO£ 105. 3.
^»;r/)/(TO(ywßOc:103.3^114.2.
Kr,(piöO(p(äv 112. 4.
KXeio&evtjg 67. 3?
KXeoKgiTog 91. 4.
KXenfiayog C. Inscr. n. 111.
KövMv 79. 3.
KSgoißoQ 118. 3.
Anhang.
575.
KgaT'Tji: 86. 3^ vgl. Böckh
Staatsh. II, S. 342.
Kqsu)! 24. 2 5 s. oben §.102.
Kgm'ccg 46. 1? vgl. Böckh
C. Inscr. II, p. 336.
KtTjOiKh^g m. 3.
Xco/u«? 55. 1 (Plut. V. So-
Ion, extr.)
AuKOaiidr,? 73. 2? Schol.
Aristoph. Acharn. 220.
Jäyri^ 95. 1.
Aeo'wTQuxos 27. 2 (Dlonys.
Hai. III. 1)5 74.1^119.2.
Aea}y<xg7]g Meier C. Epigr.
n. 68.
jiVKlOKOS 109. 1,
Avoaviae 78. 3 5 84. 2.
JvaiS-soc: 78. 4.
AvoiKQcnrjg 81. 4.
^t;Gi^ax/()7;? 83. 4 5 110.2.
jivoi ^layos 86. 1.
jdvßioTQUTog 78. 2; 102, 4.
MeyaxXijs 42. 1? Plut. V.
Solon. c. 12.
il!/£r6)(paT9;ffC. Inscr. n. 178.
— 'Oij&tv Meier C. Epigr.
n. 66.
Mivwv 76. 4.
Mrjd'eioc Meier C. Epigr. p.
50. 87.
Minüiv 94. 3.
MilTiuÖr;^^^. 1 (Paus. IV.
23.5)5 30. 2 (Paus. VIII.
39. 2)5 ai. 1 (Dionys.
Hai. VH. 3).
Mv'r]aiSf]iiiog 120. 3.
Mvf]ai9€i(Jf]g 80. 4.
MÖXow 104. 3.
MoQvyJör^Q 85, 1.
iUr^poc? 70.1 (Dionys. Hai.
V. 50).
Mvoityjdfjs 98. 3.
Navoiyiv7]g 103. 1.
NoiVGiHQ(xT7]g'i KirchhoflFim
Suppl.z.Miitzell Zeitschr.
f. Gyinu. 1853, S. 49.
NavaiviY.og 100. 3.
JSiuiyjiog 115. 1.
Neöftayogl 'E(p. n. 228.
NinuvÖQoe 'E(p. n. 855.
Niyifjxrig (Rh. Mus. VIII.
S. 122) 112. 1.
— Sna/iißMviÖT^s Meier C.
Epigr. n. 66.
NiHiag 121. 1.
Nizö^Viuog 74. 2.
Nixöd'ißQog 116. 3.
NiHoyiXijg H9. 3.
NiKoy.QÜT'}]g 111. 4.
Nmojitccyog 109. 4.
N/^oaT^aTo? 121. 2.
NtxoTtXfjg 97. 2.
Nmötfjrjtog 104. 4.
Mkwj/ 100. 2.
Aäv&tnnoQ 75. 2.
Aevairetog 94. 4.
Aeviagl Vit.X Oraf.p. 850;
doch vgl. Schäfer im Phi-
lol. IX S. 165.
"OXßiog 'Eff. n. 369 5 vgl.
Eöckh Staatsh. I, S. 260.
'OXvffnif')d'o}()og I2l.il Zeit-
schr.f.Alterth.l845S.592.
fJugäfiovoi; C. Inscr. n. 124.
nedtevg 82. 4.
/7«/doj7;^.oc.' 128.2? vgl. Zeit-
schr.f.Altcrlh, I845S.594.
Anhang.
IJei'aavSgoc 91. 3.
/76/o/a7()KToe27. 4(Paus. II.
24. 8)5 64.4? Hall. En-
cykl. III. i5, S. 61.
ni€ioT(xivocC.lnscr.u.37A.
TloXeiubDV 117. 1.
noXvC^los 103. 2.
ITokviiXenoc ^E(p. n. 1457.
TfokvoTQaxog ^E(f. n. 355.
HoXvyaQ jiiosl QAc. Xit.\ .i.i .
TloaeiSwviog ^Etp. n. 590.
n^a^ißovXog 116. 2.
IJQa^isgyos 77. 2.
IJgaitTfhjg 84. 1.
/7()oxA^<rMeierC.Epigr.n 37.
nv&ägatog 127. 2 (Dioff. L.
X. 15). ^ ^
nvd-iag 100. 1.
nv&öd7]log (Böckh Seew. S.
19. 439) 111. I.
nv&SdoTog 109. 2.
nv&6do>Qog 87. 1 5 94. 1.
Hv&öy.Qnog 71. 3.
HyggiMv 98. 1.
^iXfvxoc ^E(f). n. 556 5 vpl.
RltschlRh.Miis.il, S. 319.
2iitmv (C. loser. II, p. 336)
47. 3.
2ifio)vi^f]g 117. 2.
ÄAwj 46.3 5 vgl. oben §.106.
2ovvt<xd'r,c (Böekh C. Inscr.
I, p. 234) 95. 4.
2tgaxo)iXrg 88. 4.
Urgdxojv 'Efp. n. 241.
EiuöiyfvTjg 109, 3.
ÜMniHgÜTrs Ross D
n. 16.
2ujaioigatog 81. 2,
TifmQyid7]s 83. 2.
emen
TijuoyiX'^g 84. 4.
2\fi,oy,gaxi]g 104. 1.
Ti/iioodevfjg 75. 3.
T'ioavdgog Mareell. V. Thu-
cyd. 3.
TXrjii6Xe/iog 79. 2.
TXi^öiag (Schubart praef.
Pausan. II, p. xxx) 24. 4.
'r/i?()/A/j7;c 72. 2.
^aidwv 76. 1.
'Paivinnog 72. 3.
^uvagyjdyg'i C. Inscr. n. 113.
^uvöotguTog 99. 2.
^sgsxXi^g 119. 1.
^iXinniÖ7]g1 Ross Demen
n. 21.
fpiXtnnoc48. 1 (Clem. Alex.
Stromat. Ip.331);71.25
122. 1? Meier C. Epigr.
p. 89.
^iXiüHog 83. 1.
0/AoxA^,'8O.2 597.l5ll4.3.
^iXoy,gätr^g 73. 4.
^iXöfißgoTo^m. 2 (Flut. V.
Solon. c. 14).
0/;.6i'fw?? 'i?97. n. 1080.
0o()n,/'a)7' 46. 4 (Schol. Arl-
stoph. Pac. 347); 96. 1.
4>gaGiMXeiöijgm.i'^ 102.2.
0gvi'iyog HO. 4.
Xaßglag 91. 2.
Xaigsfpävi^g 82. 1.
Xuigöivdag 110. 3.
Xagrjg 77. 1.
X«()/afc? C. Inscr. I,p. 909.
X«p<xAf/(j7;? 104. 2.
JY«pn'o? 118. 1.
Xagicui>(^gog 101. 1.
Xlwv 103. 4.
Xge/iitjg 113. 3.
Anhang.
577
IV. Die attischen Phylen mit ihren bekannten Denien
nach Leake und Ross.
(A bezeichnet die Lage in der iVähe der Hauptstadt oder uarrj und
nfrftoy; P die llugui-ia, M die Miooyairi, ü die /diux^iu.)
I. Ereehtheis.
^ygvXrj {-evg oder -'ijdsv)
od:OyQvX7^{Püns.S.i7.5]1
doppelt: y.a&vneg&s «nd
v?i(V€oß'e, späterAttalls? A
AvuyvQovs {-äoios) auch
IX. P
Evwvv/iila oder -/iov(-/t£vs).
Or]/iax6g{-€vs) später Antl-
gonts und Ptolemais.
Kr^d'oi (tK KtjSojv).
Kr^cpiGiä {-evs). A
y^aßmgai {-sv<:) na ävn£Qd6
und vnev€Q&e. P
Tlajiißwtädai.
Uegyuöfj {-£vg oder -TJ&tr)
XK-üvneg&e und vnt-
vsg&€. A
^vßgldai.
0r^yovg {-ovoioq)' D
X{«aTfeic oder XtTwvtoil s.
G rote f. p. 37 und dage-
gen Bröndsted Reisen II,
S. 261.)
II. Aegeis.
^AyxvXi^ {-fvg oder -rjd-ef)
KcixfvTJfod-eiindv'ntveg&e:
auch X? A
'AXy oder '^Aa/ (-ca«r'?)
^Agccfpijvl^eg. P
*Aga(f7;v {-fjviog). P
Baxfj {~i;d6v).
JÖoi;Tä()"a/,Stepli. doch 9. VI.
I. R<l. 4. Aun.
FagyfjtTog (-/oc). M
^//o/<£/ß(-£t)<^oder-«f£i;f). A
'^gi'y.eia {-f.evg).
Egyitt {-i£vg) auch IX.
Eartaia {-cctevg oder -«i-
6d'£v):,h. Phot. '/öTi'a? A
Inccgiu (-nvg). A?
KoXXvxög {-evg). A
KoXiovög {-ijd-ev oder sn—ov)
auch IV, aber nicht mit X
zu verwechseln 5 s. Böckh
Slaatsh. II, S. 303. A
Kviiavtidai sp. Ptolemais.
MvggtvovTTT] (in -»;?)•
'Orpur?; (-«vg). P?
nX(j)&£ia {-evg)> D?
Z«/^(»a?oder Tid-gctg{noiog)
0rjnUi{~at£Vg) auch III uud
IX 5 später Hadrlanis. D
0iXaUai M?
XoXXei^at, auch IV. M?
III. Pandionis.
^AyyeXr {-r,&av).
Ai^wvf'j , Schol. Aristoph.
Vesp. G95^ doch s. VII.
rgnia {-af.t>g). D
KaXerefigl C. Inscr. n.353.
Kov&vXi] {-avg) sp. Ptolem.
Kvöu&ijvatov {-evg). A
Kvd-r^ggog (-/oi.). M?
Mvggivoi'g {-ovoiog). M?
Oo
578
Anhang.
"Oa{-ad^£v oder -asvs) spä-
ter "J2a z. Hadrlanis. M
Haiaviä {-isvs) itad'vnegS-e
und vnivfQ&e. M
TlgaGtai {-/evg). P
IlQoßäXivd-og (-Xt'öioe). P
^TeiQtd {-tevg). P
4*t]yuia s. oben II. D
IV. Le Otitis.
j4l&aXiöai sp. Demetrias.
AXifiovg (-ovaios). A
''^(ptdru, {-aiog) auch IX5 spä-
ter Hadrianis. D
JetQudtg {-di(a%f]g). M?
EhuXt] {-ij/dev oder -log'i)
sp. Ptolemais. D
JEvnvgidut. A
Kr]T'iög {-log).
KoXwvog s. II oder X?
Kgwnitt (-/%). (A? Thu-
cyd. II. 19).
jievKovörj {-oevg).
iWapofi9^wa/,Stepb.Byz. ^doeh
s. IX und Näke Opusc. II
p. 99.
Olov (e'l Oi'ov) Kegccfuixov.A
Tlutovidai. A
nrjXrjueg. A
UoTafiog {-log) xa^vnegdi
und vneveQ&E. P
^Ha/iißüivldai. A
2^ovVio»'(-/£i^g)sp.AttaUs.P.
J^oAAt/(J'a:£ auch II. M?
— •&6vu)t'i C. Inscr. n.28l.
V. Akamaniis.
'Ayvovg (-ovatog) sp. Deme-
trias und Attalis. M
Ei(jf.aiSai oder 'Hgeoi^ai. A
EiTea oder '/t«'« (-eaiop) ^
auch X? vgl. C. Inscr. I,
p. 308.
"Eg/ttog (-eiog). A
Oogtxög {-(Htos). P
Ifptaxiädai {oder' HcpatGTiä-
dail) A
Kega/ieig {ix K.) oder jSTc-
gaßeiHog. A
K€(puX7] {-t]&ev). M?
KUvvva {-evg oder -o^fj/)
früher VII.
Kvgtiudai oder Kvgxeldat.
nögog {-tog oder -«^^).
ngoonciXztt {-log). P
Z(p')]%TÖg {-log). M
^oAa();/off (-evg).
/^/. Oeneis.
Ayjagvai [-evg). A
BovxäSai sp. Ptolemais.
Eni^rnpioia {-log). A?
0()m (-ao/o?). A
Keigiädai nach Bekk.Anecd.
p. 2165 doch s. VIII.
Ko&üiKidai.
Aamäöai. A
AoVGiä {-tevg).
-M6A/T»?Steph.,doch s. VII.
"Ot; {-fjd^ev). A
üegi'&oläat.
Anhang.
579
ÜTEXia {-Küioe)'
TvQliuidat sp. Attalls.
^vh] {-äoiog). A.
VII. Kekropis.
"u4d-fiovov {-£vg) sp. Atta-
üs. A
Ail^vt] {-evg). P
'Alai {-aisvg) Al^oivideg. P
{Jada/iäratl Bekfc. Anecd.
p. 240).
/fatdaXi'dac.
^Enamidai oder \Enieiv,iSai.
K'mvvvu späterV^s.C.Inscr.
I 11. 172.
McA/tt; {-fvp) auch VI? A
AvneTt] (-ßfcwr-oder-fw^'). A
ni&og {-st'g)'
HvnuXr^TTog {oder -VTTog,
Meier Comm. epig^. p.27)
{-log).
Toiviftein [-fievg]. D.
^Xv(x oder ^Xvy [-evg oder
-ij&iv) sp. Ptolemais. M
VIII. Hippothoniis.
^AyQiäduil Bekk. Anecd.
p. 34}i^ oder AvQld'ui'i
'A^r^viü {-€vg]. P
* A,iia^ccVTeia{-evg oA.-aievg)
^ Avanaia [-uuvg)-
^Ayegdovg [-ovotog].
/JexiXeia {-evg)- D
'EXuiEvg (Stepli.) oder *£•;.«/-
ovg[-ovatog) sp.Hadrianis.
''EXeva'ig [-iviog]. A
*jBpotaJß<,aucliX,v{jl.Böckli
Secvv. S. 377.
Ov/iairddcif. A
Ktioiadai, auch VI? A
KoiXt] [ea -Tjg). A
Köngog [-eiog].
KoovdaXXog [-evg). A
Oivöi] [-vulos) sp. Hadr. A
OJov [ii Oi'ov) /jay.eXeiy.öv. D
Il6iQuievg[-evgodieviiin.). A
Z(pev8uXrj [-evg). D
IX. Aeantis.
'AvayvQOvg {-doioc) Schol.
Plat.Theag.p. 127 5 sonst
auch I. P
"Acfiö'va (-aJoe)auehlV, sp.
Hadrianls. D
'Egyiä, Schol. Plat. Alclh.
p. 123 5 sonst II.
QvQYWv'iöai sp. Ptolemais. D
KvyiaXci [-aiogi]'
MciQu&o'jv {-(jjviog)-) auch
IV? D
Otvörj [-valog) verschieden
vonVIII^sp. Attalis. D
neggidai später X. D
'Puftvovg [-ovoiog). D
Tixayiiöui später X. D
Totxögv&og [-voiog). D
fPäXi-QOv oder 4>uXr^Q(',g [-evg)
nachGrotef. in Zeitschr.f.
Alterth. 1836 S. 1040 frü-
her X? A
^^^'a/ß s. auch II und III. D
Wa(fig [-id};g). D
X. Antiochis.
'AyyvX^ {-ij&ev)'i C. Inscr.
n. 172^ doch S.U.
AiyiXtü {-levg)' P
Od 2
580
Anhang.
* A^Mfienfj i-r^d'sv). A
AfKfiixQoni] (-a/cv? oder
-ij^tv]. P
j4vä(fXvojo(: [-tog). P
Ai7]vi] [-Evg] sp. Attalis.
^^oft(-a<£U(:)sp.Hadrianis.P
'EQQtädai s. VIII.
Eiziu 8. V.
öogai [-aiEVs]' P
Ko)mvüs [-evg oder -iidei'1)
sp- Ptolemais , aber yer-
schieden von II (ci;'o()a?off,
Ross Demen S. II). A
Kqioju [-mevg).
■AfKnov [-log).
Aivuonvoa (-a/off?).
MeXatva'i [-avg). A
nuXXi]vt] [-£vg). M
Tlevrelf] {-7]&ei'). M
neogiSat früher IX. D
2f]/it,ayidai. D
Tnaxidat früher IX. D
^aXi^QOV sp. IX. A
«?^y()i'...C.Iiiscr.n.275;ob
4>VQQtvtjotoi1 Bull. Arch.
1848 p. 37.
Dazu noch später:
Evvoaiid'ai und "^Tnojgeia
z. Antig;onis.
Beofvi'AiSai (oder Bsgvixl-
ö'ai, Göttling Prooem.Jeo.
1854) und Tixgoeig z. Pto-
lemais.
' AnnXlcoviüg z. Attalis.
' AXelavdgslg z. Ahamantis?
Ross S. 27.
{/ii be stimmt:
' Avuioil Hyperides pro Eu-
xenippo p. 3.
^L'p/()a/ C.Iuscr.n.594.595^
vgJ. Boeekh att. Seewesen
S. 285 5 ob VIII?
Boio'nioi ? Demosth. Lacrit.
§.13 5 vgl. Ath. XI. 72.
rt(f)VQslg Etym. M. 5 vgl.
Böckh Seew. S. 576.
'EUeig Etym. M.
'Enizgoni) C. Inscr. n. 626.
ExeXtdut Steph. Byz.
MiXr^Togl Ross S. 46.
Ointui Arcad. p 99.H 5 vgl.
Philol. V, S 689?
nanuXrj Ross S. 89,
SnögyiXog Steph. Byz.
XeXiÖMviül AtcuAy^ 995 vgl.
SauppeEpist. crit. p 134
und Meinek. Exerc. philol.
in Athen. I, p. 40.
Register.
(Die erste Ziffer bezeichnet den Paragraphen, die zweite
die Note. — Griechische Wörter mit Spir. asper s,
unter H: Namen mit K vor e, i, y unter C.)
Abanten6,14i77,18.
Abdera 78, 26.
Abstimmun-g inSp.25.6.
— in Athen 130,
— der Richter 143,2.
— in Achnja 186, 14.
Abydus 78, 19.
Achaeerß, 17; 7, 8; 17,
10; 33, 3.
— Bund 185 fgg.
AchaeischeColonienl8,
16; 80, 10.
Achaeusl7, 10; 96, 5.
Achaja 36, 18; 42, 13;
56,13;74,12;t8l,9;
189, 5.
Achniaden 97, 1 1.
"^(f«« 124, 2; 133,3.
Adel 57, 5.
Adimnntus 166, 18.
AdniiraUchiflF 152, 5.
Adoption 99, 15; 119,7.
'Advvaxoi 152, 14.
Aeantiden ICT], 9
Aegeu8 92,9 5 95; 5,9;
96. 12.
A«gialea 17, 5 ; 96, 5.
Aegident5,16}24,22}
79. 16.
Aeginiius 16, 4.
Aegina 18. 11; 33, 9j
36, 17} 112,4; 117,
6; 176, 14; 186,19.
Aegium 18G, 1.
Aegoiipotauios Schlacht
166, 18,
Aegypt. (Kolonien 4.10.
— in Athen 91, 15.
'AnvuvxHt 87, G.
'AiiaiToi 127, 16.
"Autfvyia 9, 16; 124, 4.
Acltestc 8, 17; 56, 3.
Aenianen 12, 12.
Aeuu8 76, 16.
Aeoler 7, 9; 15, 10.
— in Kleinasien 76.
Aepytus 20, 4.
Aeschines 173, 12.
— in Sicyon 65, 6.
Aesymneten 63, 9.
Aethiker 6, 16.
Aetna 84, 12.
Aetoiien 3, 12; 15,6.
Aetolier 13, 6; 14,7;
50, 12; 182, 15.
— Bund 183. 184.
Agaens 18, 8.
'Ayu&ofQyoi 29, 17.
'AyxtOTiia 1 18, 4 ; 1 19,
12.
"Ayü^ai 22, 4; 26, 4.
Agesilaus 39, 12; 41,
12; 49. 5.
Agesipolis IIl 50, 3.
Agiaden 20, 5.
Agis 32. 1.
— 11 174, 9.
— III 49, 10.
'Aywyrj 25. 12; 26,2.
Ayü)v Tiftr^TOi und uvi-
iutiTo<: 143, 7 fgg.
'Ay()a(piov dUi] 124, 7.
"AyQiKfoi. vo/xoi 5, 1.5;
51, 10.
Agraulos (Hain) 121,6.
Agrigent85, 11; 88,2.
AgyrrhiuR 128, 13;
170, 11.
Ahnenstolz 57, 5.
Aldfinüai. 104. 11.
A'i-yi>toQfi:<; 94.
^Ixiuq dixTj 135, 9;
143. 6.
Aknnthus 81, 4.
Akarnanier 177, 10;
!_ 183, 8.
V/xo;/i'^tt(iTi'()*ri'142, 15.
'Axoo/.ti(t 21 , 18.
lAkrae 84, 15.
Akraephia 179, 9.
Akrisius 14, 2.
Akrokorinth 188, 6.
Aktaeus 92, 2 u. 6.
Axzaiui, TiokiK; 76,14.
AxT^ 92, 9.
AlaricL 190, 14.
Alcibiade8 38, 14; 111,
20; 157, 15; 163,15;
166, 8 fgg.
Alcidamidas 82, 10.
Aletes 18, 10.
Aleuaden36,14; 178,8.
Alexander d. Grosse
174, 3; 182, 10.
— ▼. Pberae 172, 13;
178, 19.
Alkmaeoniden 101, 10;
103,9; 106,3; 110,
7; 163, 1.
Alkman 31, 17.
'Akoyiov y^ntfi^ 154, 7.
Alopekonnesus 76, 16.
Alter, gesetzliches, in
Sparta 25, 7.
— in Athen 121,8; 123,
3; für Beamte 149,8;
zum Kriegsdienste
152, 13.
— in Achaja 186, 3.
Altersehre in Sp.27,19.
Alterthuuisvrissenschnft
1, 3.
Althiimenes21,7; 79,6*
Alyzia 86, 3.
Amarynthns 12, 6.
Amazonenkrieg 97, 2.
.Ambracia 65, 9; 86, 5.
Amisus 78, 10 u. 17.
Amnestie 71,6; 168, 9.
Amphiktyon 12,3; 93,2.
Aniphiktyonen 12 — 14.
Ampliilochns 76, 3-
Ainphipolis 76, 3 ; 86,
14; 172, 17.
582
Register.
'Antpiaßi^TiXv 140, 14.
Amphisa 13, 5; 173.
17; 184,24; lS9extr,
Amtsiocale 138, 14.
Amtszeit 149, 10.
AmyMae 18, 13.
— in Italien 80, 2.
AiDynandriclen 98, 7.
Amythaoniden 17, 11-
^KtöctOfioq 63, 1.
u4v(tdi.xo^ dUi] 145, 6.
"AvnyxTj 142, 7.
Avaiödu 105, 15.
'AvüxQiatq 141, 4.
Anaktorium 86, 4.
Anaxilas82, 12; 83, 10.
Ancaeus 77, 10.
Andocides? 163, 17.
'Ayii(}n:f( 22, 5.
Andreas 65, 3.
Androkles 165, 7.
Androklu.s 77, 2.
Avö^okTjxpLa 104, 7.
Andropompus 101, 8.
Aiidios 77, 4 ,• 81, 4;
172, 4.
Antalcidas40,ll; 41,1,
Anlandrus 176, 14.
Antbedon 179, 3.
Aatbela 14, 1.
Av9vn(DfionUt 144, 14.
'Aviidoüiq 162, 19.
Antigonia 187, 7.
Antigonis 175, 8.
Anligonus Doson 49,14;
183, 17; 187, 6.
— Gonnatas 175, 21;
185, 6. ^
AvTiyqacprj 141, 2.
vTiyQuff/nq 127, 19;
,151, 16.
Avnhr/fZv 145, 1.
Antiochus v. Svrien
184, 19.
Antipater 174, 17.
Aiitipbemus 85, 4.
Antiphon 166, 1.
Anlipbus 15, 9; 79, 5.
Antiquitates 1.
ApTiTtfiürjOui 143, 9.
Avrwfioniu 141, 3.
Antonius 176, 14.
Anwalte 142, 17.
— öffentliche 131, 11;
132, 12; 133, 12;
154, 15.
[Anytus 160, 9; 168, 1.
Aonier 6, 16.
'A7tuyojy,}i21Aii 137,
9; 139. 14.
'^.1«^/«^ 74, 4; 151,11.
Apaturien 99.10; 101,7.
'AnfXft'&fQog 114, 14.
Aniviaiu.Ofiöq 104, 1 1 .
A(f,nfiiünai 22, 10.
^AquÖQiaTn'iovztq 179,
11; 182, 13.
'A(f(llijq 149, 9.
'AiffToq 127, 1.
'AqiiÖQVGiq 74, 2.
Aphobetus 174, 6.
Apia 17, 5.
A:io/n.(joToviiv 12S, 2;
154. 2.
Apodekten 151, 7.
AnoyQcqidv 105, 9.
'A7ioyQn(f7]\21A\; 126,
3; 136, 13.
Apokleten 184, 10.
Apollo 7iaT(jdJoq 96, 8;
100. 4.
A^oHodorus 170, 15.
— von Kassandrea 72,5.
ApoUonia amAous86,6.
— am Pontus 78, 22.
Anojfiooirx 132, 4.
'An6(puatq 109, 11.
Anoipogä 19, 6; 28,8;
114, 13.
'A7lO(pQ(tq 127, 1.
'A:ioaraoioii rftxTj^l 14,18.
'Anoarokiiq 171, 20.
Appellation 102, 13;
140, 16; 145. 2 fgg.
An()rtyftoniivr^ 123, 6;
160, 11.
j'^.T^öaxAjyro? 140, 5.
I AriQoatuniov ypu(pn
I 115, 8.
Aratusl75,26,l85,9;
\ 186, 17; 187, 3.
Archaeanaktiden78,23.
I A(j/aioXoyiu 1, 1.
'^'A^/ai()fniiti, 121, 8;
148, 3; 152, 2.
Arcbanderu.Architeles
17. 10.
'A()y^ 125,4; 147. 10.
Archias 75. 6; 84, 6.
— V. Theben 180, 14.
Archinus 168, 2-
Architheorie 16 1, 11.
'Archiv 127, 7.
A^X''>*V'^ 126, 14.
Archonten 56, 16; in
Athen 99,5; 100,4;
102, 1 ff.; 107, 9;
109, 1; 124, 13; 137,
7; I38,2ff.;149, 6;
154, 1; 161, 14; 162,
14; 175,7; 176,22;
IQ Boeotien 180, 16-
Ardettus 134, 9.
Areopag 105, 8 ff.; 109,
2 ff.; 160, 3; 168,
12; 176, 10.
Areshügei 102, 18;
105, 4.
AfjfTT] 57, 4.
Areus 49,2; 175, 22;
183, 13.
'Agyadliq 94-
Argantbonius 78, 28.
Arginussen (Schlacht)
130, 11; 166, 15.
Argivische Amphiktyo-
nie 12, 4.
Argosl7,5;20,llfgg.,
33,2fgg.;36,13;38,
14; 56, 13:66,12:71,
5; 186, 18; 190, 8.
"Agyoq 6, 8.
AQyvijoXoyilv 165, 3.
Arimer 82, 2-
Aristaenus 188, 5.
Aristide-s 112, 7; 155,
5; 156,, 8; 157, 14.
AQi.ffxivöl]v 58, 4.
Aristion 176, 7.
Aristodemus v. Cumae
82, 6.
Ariftogiton 174, 7.
Aristokrates 166, 4.
Aristokratie 57 fgg.
Aristomachus 18, 8.
- V. Argos 186, 18.
Aristophon 118,9; 169,
13.
Aristoteles 3, 3.
Arkadien 7, 12; 13,6;
17,4; 32,1; 42,6;
77,23:177.6:184,5;
187, 2: 189, 14.
Arne 15. 11.
Aroe 189, 17.
Asklepiaden 5. 16.
'AofßfKi 105. 5.
^'Aanovdoqnöhfioq 10,3.
Register.
583
Assus 76, 14.
Astakus 86, 12.
Asterius 21, 3.
Asteropus 45, 9.
"Aaxi: 97, 7.
'AaTVyi'f40t 150, 10.
Asyle 10, 9.
'Anvkia 11 6, 6.
^Azfliia 116, 5.
— Xaxovoyiüv l62, 15,
— aTQaTiiu(; 152, 15.
Athen 97, 7.
Athen's Colonien 86,
23 %g.
— Hegemonie 36, 7;
42,11;156,5;169,8.
Athenae Uiades 91,4;
96, 5.
Athenais 93, 12.
Athene 9l, 6.
— Polias 92, 2.
Atlienion 176, 6.
'A&koOiT(uibQ,^; 161,
14.
'Aji/iTjToi uyojv 137, 12;
143, 8.
'ATiftia 124, 3 flP.
— bedingte l32, 10;
143, 16.
Atlantis 91, 3.
Atriden 17, 11.
Attalis 175, 10.
Atthiden 3, 3.
Attika 11, 8; 91 fgg.
Augustusl4,l8;5ü,l8;
176, 14; 184, 23; 189,
15; 190, 1.
Aushebung 152, 12.
Ausstattung 120, 10.
Austrägalgerichte 116,
11.
Auswärtige Einflüsse
4. 9.
Autochthonie7, 12; 91,'
12.
AvTonQÜxüiQ 125, 12.
At'Toyofxiit 41, 1.
AvroTiXdi; 55, 6; 102,
11.
"^lovfc 107, 1 ; 163,2.
üakcbiaden 56, 16;
59, 4.
5«v«.ao.27, 9; 52, 13;
57, 7.
BiJutuOqov 144, 8. '
Bi'iQßu(joq 6, 1.
Bartbelemy 2, 8.
Büaa*o<; 141, 15.
BuoD.fioq oroü 109, 4.
Baoikfi'q 8, 3 ; 56, 14 ;
102, 2.
— (af?'^>')105, 2il38,
7; 161, 14.
BaaiXii caroq 56, 5.
Battus 79, 17.
Beamte 53 — 55.
— in Athen 124, 13;
I 125, 1; 137, 2; 139,
2; 147-154.
— in Sparta 24, 15 fgg.
— inBoeotien 180,16.
— in Aetolien 184,
8 %g.
— in Achajal86,8fgg.
Befestigung Sparta's
49, 4.
Begnadigung 124, 19.
Beisitzer 138,15; 148,
11 ; 154, 10.
Bekränzung 126, 17;
154, 18.
Berathende Gewalt 53.
Bergwerke 126, 10;
136, 9; 156,3; 162,
20.
— Klagen 146, 8.
Bestechung 160, 9-
— inSparta45, 14; 46,
20.
Bovkrj 55, 7.
— in Athen 125 — 127.
— in Achaja 186, 2.
BovkulrfTTuoit; 119, 1 1.
BoiXfini(; 105, 5.
Boi'XivTrjiJiov 127, 2.
Bov/.fvitxov 53, 10.
BovXö^fyoq (o) ot? i'|f-
nr^ 124, 2; 135, 6.
Bra«idas38, 11; 39,4.
Boaaiöiioi 47, 7.
Brea 86, 25.
Bruttier 82, 16.
Brytiden 100, 1.
Bürgen 126, 5.
Bürgereid 121, 6.
Bürgerrecht 52, 4-
— in Snarta 25, 15.
— in Athen 117. 121.
123. 130.
Bundesform 177, 7.
Bundesgenoss. Athen's
156 u. 157; 165, 5;
169, 8;^ 173, 8.
— Sparta's 34.
Bundesgenossenkrieg,
athenischer 172, 10.
— achaelscher 184, 1 3.
Bundesgenossenschaf-
ten 11, 4.
Bura 185, 4.
Butas 92, 2; 94, 8.
Byzanz 19, 12; 86, 16;
166, 12; 173, 10.
Bewaffnung 30, 7
Beweismittel 141, 13. (Cekrops 4, 10; 91, 6
B^öio, 24, 17. r -^ -
Bithyner 19, 12.
Blutgerichtsbarkeit in
Sparta 24, 13.
Blutrache 98, 9; 104, 5.
Blutrecht 104, 4; 105,8.
Boedroniien 95, 10.
Boeotarchen 179, 10;
Ibl, 4; 182, 20.
Boeotienö, 14; 15, 11 ;
101, 7; 112, 3;
179 fgg.
Zfo»a)rt(<sO»TK 169, 11.
Bohnen 148, 3.
BoCyui 150, 2.
Borysthenes 78, 21.
Bosporus 78, 23.
Bovui 26, 4.
BovHoktioy 100,10; 138,
14.
18; 95, 6.
Gelten 4, 9.
Census 59, 8; 67, 1.
— in Athen 108,7; 123.
1; 171, 3.
Ceos 77, 5; 176, 14;
184, 6.
Cepballenia 6,11; 176,
19; 184, 2.
Cephalus l69, 12.
Cersobleptes 172, 21^
Chabrias 169.9; 172,15.
Chaeron 185, 6.
Chaeronea 179, 7.
- (Schlacht) 173, 20.
Chalcedon86. 13; 184,6.
Cbaicidensiscbe Colo>
nien8l-83; 88, 7.
Chalcidice8l.5;172, 7.
CLalcifil2,6;65,9;77,
584
Register.
3; 81, 2; 112, 3;
188, 7.
Chalia 179, 4.
XuXxfia 93, 5.
Chares 170, 18; 172,15.
Charidemus 170, 17;
174, 3.
Charikles 168, 6.
Charilaus20,12;23,t9.
Charondas 88 u. 89-
Xfi^ottQurifi 54, 7.
XfiQOTOvia 130, 1.
XfiQOTOvrjral UQ^ui 148,
1; 150, 1; lö2, 1.
CherrLonesus 86, 17.
Chersikrates 86, 8-
Chersonesus Thracica
172,8u.l6; 173, 9.
— Taurica 78, 23.
Chicanen 142, 1; l68,
10.
Xikia? oqiXiaxcxniv 143,
17.
XD.ioi 88, 2.
ChiloD 45, 9; 50, 4.
Chios 77, 16; 157, 5;
172, 11; 184, 6.
Chonen 15, 7.
CLoregiel6l,9;171,7.
Chorr.uten 152, 15.
Xo)qI<; olKovvTiq 114, 13.
CborlscheLyrik26,16.
Xqiwv unoKOTiT] 63, 1.
X()r^ßHTii^nv 129, 2.
CkremonideischerKrieg
175, 21.
Chronologie 4, 1.
Chtbonopbyle 20, 11.
Cimmerier 78, 18.
Cimon 36.10; 37, 11 ;
158, 1.
— (Friede) 39, 7.
Cinadon 47, 1.
Cio8 184, 6.
Cirrba 13,15; 56, 12;
65, 5.
CIubbs70,2; 163, 13;
165. 8.
Colonicn 73-90.
— römiscbe 189, 16 —
18.
Compromiss 145, 13.
Coiifi9cationenl22, 12;
124, 17; 136, 13; 139,
11; 140,13; 144,5;
151,2; 160,8.
Contumaeialurtheile
144, 10.
Copia 80, 22.
Cykladen 77, 9.
Cyklopen 5, 5.
Cyklopenmauern 4,11.
Cyloa 102, 14; 103,1.
— in Kroton 90, 10.
Cyme 56, 14; 76,2; 88,2.
— Opika 82, 1.
Cynaetbus 71, 5.
Cynosaiges 118, 5.
Cynosura 24, 22.
Cynuria 33, 12; 96, 6.
CyprischerKriegl69,7.
Cypseliden 65, 2.
Cyrene56, 15; 79,18.
Cytbnus 77, 21.
Cyziku8 78, 14 j 94,9.
Daedaliden5,16;93,10.
Ja/^oaia 24, 8.
Dämon Hl, 20.
üanaus 4, 10.
Danaer 17, 9.
Daulis 6, 14.
Decelea 165, 6.
Decius Jubellius 82, 13.
Deipbontes 18, 7.
^fiaiö'utfioviu 113, 6.
üekadarcbie 178, 22.
Dekarcbien 39, 8.
Delos77,8; 117,6; 156,
lOf 176, 2.
— ' Ampbiktyonie 12,5.
Delpbi23, 11; 183, 11.
Delphinium 104, 17.
DelpbischeAmphiktyo-
nie 12—14.
Demades 174, 16.
Demagogie 69.
— in Atben l63, 164.
Demarcben 111, 10;
122,6; 148,8; 152,
12.
Demen 111,4; 121,6;
122, 6; 154, 6.
Demetrias 188, 7.
— (Pbyle) 175, 8.
Demetrius v. Pbarus
187, 14.
— Pbaler. 133,8; 139,
6; 145, 12; 150, 5;
175, 4.
— Poliorcetes 175, 5;
182, 14; 183, 12-
Demiurgen 97, 10.
— in Larisa 178, 7.
— in Achaja 186, 12.
Demochares 175, 11.
/itjfiöxoivoi 144, 7.
Demokratie 54, 6; 62,
4; 65—72.
-in Alben 97, 5; 107,5.
— in Tbeben 180, 16.
— in Acbaja 186, 16.
Demopbantas 166, 10.
Demopbon 101,4; 102,
13.
/trjfiojioirjToq^^, 4; 117,
15.
^r>o? 11, 10; 69, 1.
j7]nlaioq 114, 11; 144,
7; 147, 8.
Deraostbenes 171, 17;
173, 15;174, 8u. 18.
Demucben 180, 11.
DentbeliatiscbesGebiet
31, 3.
Denunciatlonen 133, 4 ;
136, 4.
^(afiO(f>vlaxi(; 139, 7.
JiaßaxTjQiu 29, 10.
JiaßiTljg 26, 4-
/itudtxuaia 140, 11;
141, 9.
Diaeteten 145, lOfgg.
Diaeus 188, 16.
/iiftyQU^fiv 141, 7.
JtuyfjutpfZq 171, 4.
Diakria 92, 9.
Diakrierl06,2; 110,2.
/diuxoviat 147, 3.
jdiafiuQTVQiu 141,8 fgg.
^iay.aoTiywai.(; 26, 6.
^taipr^quatq 121, 13.
Dias 93, 11.
Dicaearcbia 82, 4.
Dicbter 3, 5
//t'xat 135, 8.
— uno avfißöXwvHß, 2;
157, 7.
jdUuioq 112, 7.
/fixuoral xaru 6rjnovg
146, 10.
^ixuaxi'jQia 134, 15
z/tx«aT.xövl34,19; 170,
12.
/1U,j 8, 8; 135, 10.
Dinokrates 188. lO.
JtmßiUu 159, 5.
Ji.oix7jatq 151, 15.
Register.
Diokles 89, 7.
— in Athen 168, 12.
Dioinedes 17, 11; 76,3.
/lioifioaLa 141, 3.
Dioiiys V. Svrakus 72, 5;
82. 13; 83, 13; 84,9.
Dionysien 161, 14.
»iophanes 188, 8.
Diopithes 173, 9-
/tioOTjuia 128, 16.
^i(fiQO(fiO(jia 115, 10.
Uodoua 7, 17.
^0)t:nuoiu 120, 8.
— u{}y'QVT(i}v 149, 1.
— dft/^f«? 117, 14.
— Inniwv 152, 22.
UrjTCQMV 129, lO.
— fit; av(i()ftq 121, 12.
Doloperl2, 12; 178,4;
vgl. Scyros.
Domänen s. rinhrj.
Ju)Q(ä 126, 17.
Doridas u. Hyantidas
18, 13.
Dorier7,21;l6,l;20fgg.
Colonien 79 und 80
84 fgg.
Dorieus 75, 6.
Doiimacbus 184, 12.
Doris 16, 11-
Dorische Sitte 20, 11.
^OQV(pÖ{}Ot. 63, 7-
Drakonl02,9ff.:l03,2flf.
Drakontides 167, 5.
J^aonaKttv 105, 17.
Dreihundert 102, 17;
171, 12-
Dreissig Jahre 25, 7;
123,3; (129,5;) 134,
2; 186, 3.
— Männer 146, 10.
— Tage 147, 4.
— (Tyrannen) 167.168.
Dromoklides 175. 6.
Drusus Priester 176,16.
Dryoper 6, 15 ; 13, 8 ;
16, 10; 77, 21.
Dynianen 16, 6.
Djme6,l3;24,22;l85,
6 ; 189, 18.
/tuvftoifin 58, 12 ; 72, 9
Dyrrhachium 86, 7.
Eibeiiliürtigkeit 52, 4;
118, 1.
Ecfaemus 16, 3.
'ExZvoq 141, 13.
'EyyQa(f7/ m,9', 151,3.
'EyyvrjOiq 118, 12.
'EyxCitTTjfiivoi 111, 17.
"EyxTr/niq 1 |6, 4-
'EyxTrjXiy.ov 122, 15.
Ehebrecher 104, l3.
I'ben in Athen 119. 3
— in Sparta 27, 5.
iihrenbezeugungenl 16,
6; 164, 4; 170, 5.
Ehrgeiz 153, 9.
Eide 54, 13; 141, 17.
— derüiaeleten 145,19.
— der Epheben 121, 6.
— ues Rathes 126, 4.
— der Richter l3l, 1.
134, 9.
ElxoaToXöyoi, 165, 4.
Eilfmänner 137,8; 139,
3 fgg.
Einbürgerung 52, 6 ;
117, 11; 130, 4.
Einkünfte Athens 126,
7 ff".; 156, 1 ff.
Einreden 141, 5.
Ei;»wanderung 4, 9.
KCqi^v 27, 18.
ßatiyav 137,2; 142,2.
— — fle (fQUTQiav 99.
— «yy*/li«l33,6; 134,8.
— «ywyfi? l39, 1-
— iTqqia 127, 2.
— (ff^fiv 137, 2.
— ,fo(jä 122, 14; 162,
2; 171, 1 fgg.
Eisernes Geld 27, 11.
'Enf/ngia 10, 14.
'Exy.XrjaLa 67, 5.
_ in Kreta 21, 12.
— in Sparta 25, l.
— in Athen 128—133.
— in Achaja l86, 4.
^EnxhjOLuo-iiKÖv 128, 13 ;
166, 13; 170, 12.
'ExulrjTivuv 142, 12.
"HxxkrjToi 25, 10
— xi.}^Toqx(jifliq \16,\1
— Xfynv 126, 13.
— Äoy^r? 157,12: 171,4.
— ^«(iTj'(ii'« 142, 15.
(f:l).ku(fO(ifiV 126, 18
Elacus 78, 9.
Elatea 173, 18.
Elea 78, 27.
535
Eleusis 91, 9; 168, 5.
Eleutherae 117,1; 179,
4.
Eleutherolakonen 50,
22.
Elis 17, 3; 34, 8; 40,
4; 177, 4; 184, 4.
EUops 77, 3.
'Ef^ßuTftHv 144, 2.
Emmeiiiden 85, 12*
'Eft/ir/voi dixui 146, 7.
"E/unaaiq 116, 4.
Enipedokles 85, 14.
'E/nniXojQoi. 24, 19.
'EfiTiogixai dixai 146,5.
'Enn'Qiov 150, 13.
'Eftffdyüv xaräoraaiq
141, 18.
'■Ev6e,b<; 137, 11.
'ifvf/j'p'iuf 122, 5;
144, 2.
'Erf7iiaxTJ:i-tio&ai 140,
13.
^Evotxlov dixT] 144, 3.
'Evo)uoTia 29, 5.
Eutimus 85, 4.
EnayyfXia 129, 8.
'iinnywyf '"? ' 139, 1;
146, 7.
'Endixlu 28, 1 1 •
'En«Ke/«91, 11; 97,11.
Epaminondas 30, 17;
42,2j 172,5; 181, 1.
Epeer 6, 11; 17, 3.
'EntvvaxTci 80, 5.
Epeus 76, 3.
'ETlfllhui. iftTJ) 143, 18.
Epheben 99, 16; 121,4;
176, 15.
'Eifii'/yrjotq 137, 10.
"Etffotq 145, 9.
Ephesus 56. 15:77,12.
Epheten 102, 12; 104,
3 ff.
Ephialtes 109,7; 160,
3; 163. 2.
Ephoren 24, 14; 43-
45; 48, 10; 50, 5.
— in Athen l67, 1.
'Etpi'doxj 142, 8.
'Eni Q{>((xt/q 81. 5.
'Hnißnriu 108, 14.
— (iokt} s. Geldbusse.
— }(ftooTovin 1 28, o ;
154, 2.
— — vo^wv 131, 5.
586
Register.
Epidamnus 86, 7.
üpidaurus 18,7; 19,9;
77, 24; 185, 11.
'EmöifTf? r/ßäv 121, 3.
— dixoi 120', 7.
— Soaiq 161, 6.
— yce^Mta 59, 5 ; 116,33
118, 1.
— y^u<pfiv 160, 10.
— yQuq:ftq 171, 4.
— y(iäipfa&Ui 115, 5;
135, 5.
— xA^ypo? 119,5; 120,7.
in Sparta 24, 12;
48, 12.
— XttxfZv i48, 6.
— AixTot 187, 4.
— fifkau 147, 3.
— ftiX;jTiti 150, 1.
XrixoVQyO)V 139, i2.
— — ;i^ooödw>'151,l5.
Tftiv (pvi.G)V 111,
13; 122, 2.
Epiinenes 63, 11.
Epimenides 103, 10.
'Entftiiia 10, 15.
— fiOQTOl 100, 12.
— ^jjffii^Hv 129, 16.
Epirus 15, 5.
'Ema^fictivia&ui 154,13.
— oiTioi 100, 12.
— ox7jx(,cg89, 17; 141,
10.
— OKonog 157, 8.
— öTaT^e 127,6; 129,
14 fßg.
— aruTUv tQymv 139,
2; 148, 7.
— OTokti<; 46, 13.
Epitadeus 48, 12.
'ilntrt//o? 124, 2.
TQOTHJ 145, 13.
X()OTlTj<; dixT] 136,6.
"EnwßfXia 143, 15.
Etioixoi, 86, 21 .
'Eno')vnt 26, 11.
'Etimvji/uoi der Pbylen
111, 2; 122,3; (7i(>o
Twv) 131, 9.
'Eno')v\/f{oc; {u())((,)i') 138,
5; 175, 8; (fv xor?)
152, 17.
"Equvoi. 146, 9.
Eralosthenes 4, 4.
Erbfolge 56, ü.
Erhllclikeit 5, 16.
Erbrechte 118, 2; 119,8.
Erbstrelt 138, 5; 140,
14; 141, 9; 145, 4.
Erbtöchter 24, 12; 119,
5; 120, 7.
Erdbeben in Sparta 37,
5 ; 48, 5.
— in Ac'^aja 185, 4.
Erechtheus 91, 17 ; 92,
2 u. 8.
'EQTjfio!; dUt] 144, 10.
Eretria 12, 6; 77. 3 ;
81, 3; 176, 14.
Erichthonius 92, 2. 8.
Ersatzmänner 148, 6.
^E()iixTfj()fi; 19, 7.
Erythrae 77, 13.
Erziehungin Sparta26.
— in Kreta 22. 2.
Eteftbutaden92,2;lll,
15.
'E&vrj 97, 16.
Evagoras 86, 1 j 169, 7.
Euboea 6, 14; 37. 12;
77, 3; 81, 1; 96, 5;
172,9; 173, 4;182,1.
Eubulus 151,20; 170,
13—16; 173, 13.
EviQytTTjq 116, 6.
Evyivda 57, 4.
Euklidesll8,10;168,ll.
Eutnenes 184, 16.
Eumolpus 91, 9.
Eumolpiden 146, 3.
Euniden 5, 16.
Eiivo/iLa 51, 12.
Eupatriden97, 10; 100,
6; 101, 10; 102, 5.
Euphemiden 79, 18.
Euripides 168, 6.
Eurykles 50, 18.
Euryklides 175, 28.
Eurypontiden 20. 5.
Eurysthenes 18, 5.
Ev&i'Jixla 141, 4.
Ei'&vvT] s, Verantwort-
lichkeit.
Euthynen 154, 6 fgg.
Ev^nvoq Ttövroq 78, 24.
'E^yrani 104, 4.
'Ehh'v&mo^ 114, 14.
Exil 9, 16; 124, 4.
'E^i/xvva&ai, 1 42, 11;
148, 5.
"EloiQo, 123, 5. 12.
'Elovkrjq rftxjy 144, 3.
Fackellauf 161, 10.
Falsche Bürger 121, 15.
— Zeugen 141, 16;
145, 7.
Familien 5,1; 119,1 fgg.
— rechte24, 12; 138,6.
Feigheit 27, 22; 134,9.
Feldherrn s. Strategen.
Festspiele 10, 16.
Festtage 127,1; 170, 16.
Finanzbeamte 123, 1;
126, 3; 151, 1 fgg.
Finanzen Athen's 126,
4; 156 %g.
— Sparta's 46, 4 fgg.
Finanzreform 171.
Flamininus 50, 1 1 ; 188,
6.
Flöte 30, 3.
Flotte 30, 20; 152,5;
162, 5.
Flurbücher 122, 10.
Frauen in Athen 120.
— inSparta26,20;27,3.
Freibeuterei 9, 5.
Freigelassene in Sparta
25, 17; 47, 7.
— in Athen 114, 16.
Freiheit 51, 6; 66, 2;
72, 1.
Frem'de 9, 2; 27, 14;
118,2; 135,5; 138,
10; 146, 6.
— als Feldherrn 153
16.
Frieden des Antalcidas
40, 11; 41, 1.
— — Cimon 39, 7.
Kaliias 41, 17;
169, 10.
Nicias 38, 4.
Perikles 37, 13.
Philokrates 172,
21.
Friedenschlüsse 9, 8.
Fristgesuche 142, 1;
144, 13.
Fruchtmesser 150, 9.
Fünfhundert 111, 8
125-127; 176, 17.
Fünflausend 165, 12
166. 4.
Fünfzigjährige 123, 5
129,5; 145,16; 152,
16.
Register.
Funfzigstell22,3;126,
11; 151, 11.
Furcht, Tempel 26, 7.
Gallier 175,20; 183,14.
rafiijXiuv Ha(ff{iHv 99, 1 .
Gastrecht 10, 1 fgg.
Gebrechliche 149, 9;
152, 14; 162, 13.
Gefängtiss 126,45 137,
5; 139, 7.
Gegenschreiber 127,19;
151, 16.
Geheime Abstimmung
130, 4; 143, 2.
Gehorsam 27, 16.
Gela 83, 3-9.
Geld in Sparta 27, U;
46, 6.
Geldbussen in Athen
129,12; 133,10; 137,
3; 144, 9; 160, 8.
— in Sparta 46, 5.
Geleonten 94.
Gelo83, 7;84,95 85,5.
Gemeindebuch 121, 5.
Genealogie 4, 3-
rivoq, Yivv'iTitt. 5, 8 ; 98,
5 fgg.; 100, 1 fgg.;
111, 3.
Geographie 6, 3-
Geomoren60, 4;97,10.
rtü){)yilv 1 17, 7.
Gephyraeerl5,16;101,
9.
riQu 8, 9.
Gergithen 87, 6.
Gerichte in Sparta 24,
1'^ »es
_ in Athen 134—146.
Gerichtsgelder 140, 7;
151, 5.
_ Stätten 104,3; lOo,
3; 134, 15.
— stillstand 134, 4.
Gerontcn 8, 17.
Gerusia in Sparta 24, 1
fgg. 27. 20.
— in Achaja 186, 2.
Ge.snndtclO, 10; 154,5.
Geschlechter s. yhoc,.
Ge8chlechtstafeH20,2.
Geschworene 131, 1 ;
134, 1 fgg.
(Jesctz 31, 7 ; 53, 4;
67, 8.
GesetzfoderPsephisma)
des Agyrrhius 170,
11.
— Apollodorusl70,15.
— Aristophon 118, 9.
— Demophantus 166,
10.
— Demosthenes 171,
17 fgg.
_ Uiokles 168, 12.
— Epitadeus 48, 12.
— Eubulus 170, 15.
— Hegemon 151, 20.
— Kannonus 133, 11.
— Nikomenes 118, 9.
— Patrohlides 167, 2-
— Periander 171, 9.
— Phormisius 168, 12.
— Skamandrius 141,
15.
— Tisamenus 168, 12.
Gesetzgebung 53, 3 ; 88
u. 89; 131, 3.
Geständniss 137, 9.
Getreidebeamte 150, 15.
Gewerbsteuer 126, 12.
rrji; draötiofioq 63, 1.
Glaukon 175, 18.
Gleichheit 66, 8.
r'i'o'jQifioi 58, 7.
Gorgias 178, lO.
Gorgidas 181, 2.
Gorgus 82, 10; 86, 5
Gortyna 21, 7. ]
Gothen 190, 13. I
Gottesdienst d. Könige
5, 13; 56, 15. I
Gottesdiensiliche Be-
amte 150, 1 fgg.
Gottesfriede« 10, 14.
/^(iöixot 7, Ib.
r()a(fini 135, 8.
rua(fri n(t(javöfiriiv 132.
_ Jfvi«? 121,17; 146,4.
rQ(t/4iu(trn'q 127, 20;
147, 6.
— in Achaja 185, 8.
Gras 76, 6.
Greise in Sparta 27, 19-
Gross-Griechenland 15,
7; 80, 1.
Gryneischer Apoll 76,
12.
Gütergleichheit 28, 5.
— j'emeinschnft 90, 6.
(iylippus 46, 9.
587
Gymnasiarchie 161, 10;
176, 15.
Gymnasien in Athen
118, 6.
Gymnastik 22, 2 ; 26,
13; 27, 7.
rvnv^T«; 19, 9
Gymnopaedien 26, 17.
rvvaixovo/ioi 150, 5.
Hadrian 176,17; 190,7.
Hagestolze 27, 21-
AlQital fnQX"-'' 148, 1.
Halbgeschwister 119,
13.
'Akia 134, 4.
Haliartusl76,2;l79,3.
Halikarnasus 79, 10.
'A/iiü^tov 186, 1-
Handelsgesetze 136,10.
— gerichte 146, 5.
Harmodius 110, 6.
Harmosten 39, 9; 41, 6;
47, 8.
Harmosynen 24, 18.
Harpalus 174, 7.
Härten der Gesetzge-
bung 103, 7.
"Hßrj 121, 8; 152, 13.
Heer in Sparta 29. 30.
— in Athen 152.
— in Achaja 187, 3.
'Hyi/^oJv ovmLioQiu<; 171,
6 u. 12.
Hegemon 151, 20.
Hegemonie 11, 4.
_ Sparta's 34,1; 48,11.
_ Athen's36,4;41,l6.
— Theben's 178, 20;
181. 7.
— Macedoniens 174,5;
187, 8.
'Hyi/^ovla xö)v äi»naxi]~
Qiü>v 137, 1; 139,1;
d. Feldherren 153, 5;
d. Loßisten 154, 14.
Heilige Kriege 13, 15.
— Schanr 181, 2.
Heimathlosc 10, 2.
Hekatombneon 127, 5.
Hekatonnesoi 76, 8-
'ExdXOOXTj 126, 11.
'HxX^flOQlOl 100, 12.
Hektenen 6, 16.
Heliasten l34, 4; 149.
U.
588
Register.
Heiice 185, 4.
HelladarcLes 14, 18.
Heilanodiken 34, 6.
Hellas 7, 19.
Hellen 7, 6.
Helleiien6,l8;7, 1;13,
4; s. ai<ffd{iiov.
Hellenotamieu 148, 11 ;
156, 9.
Heloten 19, 10; 25, 16;
28, 7; 47, 2.
"£.(JfK« 137,8; I39,_3fg{j.
Hephaestias 93, 5.
Hepbaestus I6l, lO.
Heraklea in Lucanlen
80, 21.
— amOeta86,26;l83,
10; 188, 15.
— Pontlca 19, 14; 72,
5; 86, 17.
— (Peiinthus) 78, 8.
Herakles 8, 2; 18, 2; 96,
16.
Herakliden 16, 5; 49,
16; 79, 5.
— in Thessalien 15, 9.
— zug 15, 2.
Hermokopiden 163, 8;
164, 16.
HerodesAüicus 176,20.
Heroen 7, 23.
Herolde 8, 16; 10, 3;
129, 1; 147, 7.
'foTiaa^ie 1,1 3; 170,16.
'EaxifirojQ 122, 3.
'Eazionüfiiüv 48, 2.
'ETui^T^atq 124, 11.
'ExruQiailOyZ; 155,3;
163, 14.
Hetoemaridas 36, 6.
'/»(JfTS XÜIV aiDTTjQlDV 175,
7.
Hiero82,7;84,ll;85,6.
If{>ofiiivi(t lO, 14.
Hieromnemonen 14,
6 fgg.
' Jf[)OTlOloi 150, 7.
— iö)v affivüiv 150, 1.
Himera 83, 6 u. l5.
— (Schlacht) 85, 13.
Hippagreten 29, 15.
Utj>parohen in Athen
152, 3; 153, 7.
— in Uoeoticu 180,13.
— in Actolien 184, 9.
— in Achaja 186, 9.
Hipparchus 110,6; 111,
20.
'Inntli; 57, 3.
— in Sparta 29, 14.
— in Athen 108, 7 ;
123,1; 152.23; 167,9.
— in Orchom. 180, 9.
— in K-eta 21, 16-
Hippias HO, 7.
'innoßÖTfti, 57, 3-
Hippokles 82, 1.
Hippokrates 84, 16;
85 5.
Hlpp'olyt 97, 2.
Hippomeues 102, 4.
Hipponium 80, 24.
InnoTQocfia 57, 3; 152,
21.
Histiaeotis 16, 9.
Homer 4, 7.
— in Sparta 26, 15.
HomerischeZeit8,lfgg.
OfioyalaxTK; 98, 8;
100, 6.
"Onoior25, 11 fgg. 48, 8.
Hopleten 94.
Hopiiten67,2; 152,20.
'OtJOi 106, 8.
Hüifsvollstreckungen
122, 11.
Hülfsvereine 146, 9.
Hyantcn 6, 16.
Hybla 84, 3.
'Y,-i(j^q 39, 10; 135, 8
u. 12.
— gegen Sclaveu 1 14,7.
'Y6^tu(fiogiu 115, 10.
"Y^ojQ 142, 6.
Hyksos 4, 10.
Hylleer 16, 6.
Hyllus 16, 5.
Ynj'ixooi 22, 7; 117,3.
Hyperakijer 106, 2-
Hyperbolusl30,9;l63,
12.
'r.i;?t)fr7? 144,2; 147,6.
'Ynf()ijf(ooq 144, 1.
Hyperides 174, 12.
'Ynfvüt'voq 53, 9; 56,
14; 145,7; 154, 16.
'Y<p>iyrjntq 137, 10; 143,
14.
' YTioyiXtfiftdTit'q 147,6.
' Ynofteiovfq 48. 9.
'YTiujfioniu 132, 4; 142,
Ij 144, 13.
'YTioaTftTQjjyoq 186, 10.
YnoTifiäa&uii 143, 9.
Hyrnethier 20, 11.
Hyinetho 20, 2.
Jagd 27, 6.
Jahresanfang iu Sparta
45, 2.
— in Athen 127, 5.
— in Achaja 186, 8.
laniiden 5, 16.
Iapy8»er75, 11; 82, 13.
lasonv. Pherae 178,16.
Idiui yoKgxtil 135,11.
Idomeneus 76, 3.
Ikus 81, 8.
llen 26, 5.
IncFsa 84, 13.
Inschriften 1, 5.
Iitstruction d.Processes
141, 1 fgg.
lutestaterbrechtl 19,10.
Ion 94-96.
Ionier7,7;l7,8;95,8;
96, l fgg.
Ionische Colonien 39,
6; 77. 78; 87. 1.
— Phylen 94.
IphikratesSO, 14; 169,5.
Iplütus 23, 20.
isagoras 110, 10.
'lar/yo^iia 66, 5.
Ismenias 180, 17.
laov 66, 8.
'loonoXiTfia 117, 9.
'laoTikilq 116, 1.
Istros 78, 20.
Isthmische Spiele 10,
17; 65, 4.'
Italische Colonien 15,
7; 76. 3; 80 fgg.
Itonia 180, 1.
Kadme 77, 20.
Kadraea4l, 11; 180,14.
Kadmeonen 15, 14; 16,
8; 77, 20.
Kadmus 4, 10.
Kitöoi oder xadiaxot
143, 2.
KuKOTfyviibvdiyi.t] 145,8.
Ka»ol-,^'yo. 137,9; 139,
12.
KÜYüiotq 124, 10; 133,
13: 142, 6.
Kalauria 12, 8.
Register.
589
KalcLas 76, 3.
KaX^ijöaiy 86, 13.
Kakrj ftxTTJ 83, 8.
Kallatia 86, 17.
Kalliaslll, 20; 169,10
Kallikrates 188, 12-
Kallikyrier 19, 13.
Kallipolis 83, 15.
Kallippus 175, 19.
Kallistratusl28,l3;l69,
16.
KaÄOi xuyu&ol 58, 7.
Kamarilla 84, 16.
Kampfrlcbter 148, 13.
Kannonus l30, 1 1 ; 133,
11.
Kapliyae(Scblacht)l84,
13; 187, 11.
Karier 6, 1 1 .
— Könige 79, 10.
Kagnov dixT/ 144, 3.
Karlhager 78, 28; 83.
17; 85, 16.
Kartbngo 163, 18.
Karystus 77, 21.
Kasmenae 84, 15.
Kassander l75, 3; 182,
12.
Kassandrea 72, 5; 81, 6
Kasten 5, 18; 94, 4.
Ka&ÜTiai uriftoq 1 24, 5-
KuTnnlr^ala 128, 6.
— koYdq 165, 11.
— /löyoi-(fx)67,2;108,
13.
— Arat^Tor (J///<oi'163,8.
— OT«oic 152, 23.
— — fiox'aixfj<; 26,15.
XHQOXOVflv 130, 12.
KaOi'iptriiq 143, 18-
Katana83,3;84,12;88,
7; 89, 4.
K.ar())vay.o<po()oi, 19, 18
Kaufleute 135, 4; 136,
10; 146, 5.
Kaukonen 6, 13; 17, 2-
Kaulonia 80, 7.
Kebsweiberei 118, 17.
Ktjqvxuov 10, 3.
Kfmvl 8, 16; 147, 7.
Klagen 135, 7.
Kläger 135, 3; 143,
13 Ige-
KknQonai 22, 10.
Klnzonienae 77, 23.
Kleander 85, 5.
Kleandridas 45, 14.
Klearchas 46, 17.
— V. Heraklea 72, 5 ;
86, 19.
Kleinasicn39, 6;40, 1;
76 - 79.
Kieonienes I 33, 14.
— 111 49, 11; 187,5.
Kleon 128, 13; 163, 9.
Kleonymus 49, 6.
— in Phlius 186, 18.
Kleophon 166, 18 20.
Kleopbron? 83, 10.
Klepsydra 142, 7.
Kh/ijoi'a&iu 123, 10;
134, 12; 148, 3.
Klerucheu86, 23; 117,
5; 161, 20; 172, 4.
KXriQovofioi uxi/iin<; 124,
18.
K)S]a,q 140, 2.
la.rjxH'uv 142, 12.
Kk^riJQfi 140, 2.
Kleuas u. Malaos 76,1 1 .
Klisthenes v. Sicyon
65, 5.
— V.Athen 110,8; 111.
Klitarcbus 173, 6.
Klytiaden 5, 16.
Knabenliebe in Kreta
22, 3.
— in Boeolien 181, 2-
— in Sparta 26, 19.
Knidus 79, 8.
— (Schlacht) 40, 10.
Knoüus 21, 7.
Kodrus 17, 17; 101, 11.
— Söhne 77, 3.
Könige 5, 13; 54, 4; 56.
— d. Heroenzeit 8, 3.
— dorische 20, 6-12.
— in Sparta 23, 6; 24,
5; 44, 6; 45, 10; 49,
6; 56, 16.
— in Athen 92 fgg- 101.
— in Colonien 87, 1.
/CW 11, 3; 177, 7.
Koivil XU (fikwv 90, 6.
Koii'oi.oyfToOai 143, 1.
Kolakreten 134, 18;
151, 5.
Kolophon77, 13; 88,2.
Koftüv 30, 10.
KwMUi 5, I; 11, 10;
61, 0.
— in Sparta 24, 22.
Komische Dichter 170,
11.
Koviuoöfq 19, 19.
Konen 40, 10; 169, 4.
Kopae 179, 3.
Kopais (See) 12,7; 91,
4; 92, 5.
Korcyra 71, 5; 86, 8;
87, 6.
— fifkdiva 79, 8.
Korinlh 17, 7; 18, 10;
19, 17; 20, 11; 34,
12; 41, 3; 65, 2;
185. 10.
-- römische Colonie
189, 16.
Korinthischer Krieg
40, 9.
Koronea 179, 3; 180, 1.
— (Schlacht) 37, 11;
158, 10.
Korybanten 6, 12.
KoQlirrj<po()oi 19, 9.
Kos 79, 9.
Kosmen 21, 13-
Kosmeten 150,4; 176,
15.
Kosmopolis 89, 18.
Kostoboken 190, 11.
Kö&ofjvoq 166, 6.
Kothus 77, 3.
Kottyphus 13, 6.
Kotys 172, 14 u. 16.
Kovonov 99, 16.
Kragftiiden 13, 15.
Kranaus 92, 2.
K^)uyitoi 91, 8.
Kranon 178", 9.
Kranze d. Archonten
124, 13; 154, 18.
— d.Buleulenl26, 17.
— d. Redner 129, 11.
KQfftvofiftv 99, 14.
Kreon 102, 6-
Kresphontes 18,4; 20,3.
Kreta 21. 22.
Kreusa 94, 2.
Kricgscasse 151, 19
170, 15; 178. 18.
Kriegsdienst 108, 13
123, 11.
Kriegserklärungen 9,4
10, 3.
Kriegsgefangene 9, 6
10, 8.
Kriegsgerichte 146, 2
590
Register.
Kriegsrecht 9, 9.
Kriegspiele 26, 6.
Kriegswesen 2, 6.
— in Sparta 29, 30.
— in Athen 152.
Kriegerstand 5, l6; 7,
24; 95, 3.
Krisa 13, 15.
K^iral nivTi 148, 13.
Kritias 70,9; 167, 13;
178, 14.
Kritolaus 188, 16.
Kroesus 32, 6.
Kroton80,6;88,2; 90,
2 fgg.
KQVTlTfla 47, 6.
li-Qvmol 157, 8.
/üztOTT^'s 74, 3.
Kureten 6, 12.
Kvnntvxoi 108,3; 148,
2; 8. Loos.
Kvvö(fakoi 19, 17.
KvQßHq\m,\\ 163,2.
KvQiu 144, 12.
— V7»o? 143, 2.
— (xxXjjout 128, 3.
Ke/\uov, tö, 52, 14; 53,
10.
Är^toc 118, 13; 135, 5.
KvQmoiq 117,4; 132,2.
JLiBcedaemon 17, 12.
Lacedaemouier 19, 3.
Lachares 175, 13.
Laches 38, l6; lB4, 3.
Aa/ftv dUtp 140, 4.
Ladung 140, 1.
Ladezeuge'ii 140, 2.
yLatov vo/jioq 181, 2.
Lakonika 18, 6; 20,9.
Lakonisten 163, 13;
166, 5.
Lakonismus des Aus-
drucks 26, 14.
Lamachus 164, 3.
Lamia 184, 3.
Lamischer Krieg 174,
14; 183, 4.
Aafin.uäu(jj(i(t 161, 10.
Lainpsakus 78, 10.
Lange Mauern 61, 6;
169, 4.
Laos 80, 19.
— (Schlacht) 82, 16.
yfaö? 8, 19.
AaoxQaria 54, 7.
Lapithen 6, 16; 16, 7.
A(i(j^au 6, 8; 7, 8.
— iu Thessalien 178,8.
— in Kleinasien 76, 1 1.
Larynina 179, 5.
Laurium 156,3; S.Berg-
werke.
Laus Julia 189, 16.
Lebadea 179, 3.
Ledernes Geld 27, 11.
Legitimation 118, 18.
Leihwachen 63, 7.
y/{tToi'()y tt!t 1 6 1 . 1 6 2. 1 7 1 .
Leichtbewaffnete 19, 8.
Leichtes Fussyolk 30,
14; 169, 5.
An,nofiuiJXVQiov 6ixr]
142, 13.
LelantischesFeld 12, 6.
Lelegcr6, 11;17,2;77,
10; 79, 10.
Lemnos 15, 18; 153,2.
— Imbros, Scyros 41,
2; 117, 7; 172, 20;
176, 2.
Lenaeen l6l, 14.
Leou T. Salamis 168, 5.
Leontiades 180, 14.
Leontini 70, 7; 83, 3.
Leophron 83, 10.
Leosthenes 174, 13.
Leotychides 36, 14;
45, 14; 178, 10.
Leshos 76, 6.
AfO/ai 27, 8.
Leukas 86, 2.
Aivxij xprjifoq 142, 3.
Leukon 78, 23.
Leukopetra (Schlacht)
189, 1.
Leuktia (Schlacht) 42,
2; 181, 5.
Lexiarchen 128, 11.
^/^St«^;ftxov 121, 5;
123, 10?
Limnae 24, 22.
Lilybaeusi 85, 17.
Ai/ii'6w()iiig 16, 11,
Lipara 79, 8.
Liquidation 143, 6.
Locaiculte 122, 7.
Aixoi 29, 10.
Ao}(uyoi 29, 5; 152, 4.
Lösegeld 9, 6; 10, 8.
Logisten 154, 6 fgg.
AoyoyfiüifOt, 142, 18.
Lohn 147, 5.
Lokrer 6, 11; 177, 9;
183, 9.
— epizephyrische 80,
11; 88, 3; 89, 18.
Loos 67, 4.
— in Athen 108,3; 112,
1; 123, 10; 148, 3.
Luxus in Athen 161,3.
Luxuspolizei 150, 6.
Lycinus 175, 24.
Lydiadas 186, 18.
Lygdamis 87, 8.
Avy.(iov 134, 14.
Lykomedes 177, 6.
Lykophron 178, 15.
Ljkortas 188, 11.
Lyktus 21, 7.
Lykurg v. Sparta 21,
8-10; 23 fgg.
— König 50, 3.
— V. Athen 174, 6.
Lykus 92, 2; 97, 3.
Avxbj (inl) 134, 15.
Ly Sander 46, 15.
Lysikles 163, 6.
Lysimachia 184, 6.
iTlacedonlen 15, 4.
IVIacedonischePartei72,
10; 173,11 ; 174,10.
— Hegemonie 174, 5;
187, 8.
Machanidas50,6; 188,2.
Magnesia 75, 9 ; 76, 17.
Magneten 12, 12; 178,4.
Majorate? 48, 2.
Makkabäer? 49, 2.
M(XX(J(iV Tiftäv 143, 10.
Malaus 76, 1 1.
Malier 12, 12.
IMamertiner 83, 1 1.
Mannbarkeit 121, 3.
Mantinea 41,8; 42,7;
184, 5; 187, 7.
— Schlacht (418) 38,
16.
(362) 42, 19.
(206) 50, 7; 188,
2.
Mantikles 82, 10.
Mu(tu&o)vufiu/ai 112, 4.
Marathon95, 10;96, 16.
Mariandynen 19, 14.
Märkte 10, 16.
— d. Städte 61, 7.
Register.
591
Marktmeister 24, 19; Mr^rgig 22, 15.
150, 12.
Markus 185, 8.
Marschiren 30, 3.
Massilia 78, 28.
MaoTTjQiq 151, 4.
Mausolus 79, 10.
Mazaka 89, 8.
Mrj oi'Oa dix.T] 145, 1.
Medon tOl, 13.
Megakles 106,3; 11 1,20.
Mfyülii] 'Ekkäi; 80, 1.
MegalopoUs42,8; 177,6
— (Schlacht) 49, 2.
Megaral8, 12; 34,10
36,6; 56, 12; 65,9
63, 1; 71,9; 92, 10
182, 17; 185, 11.
— Colonien86, 1 1 %g.
— in Sicilien 84, 3 ;
85, 1.
Megarisches Pgephisma
37, 15.
Megasthenes 82, 1.
Mnuywyilv 99, 13.
Melanthus 101, 8.
MiXuq t^Wfiöq 28, 12
j\lrjT{i(iJov 127, 7.
Metronomen 150, 16.
Meursius 2, 1.
Micion 175, 28.
lyiicythus 83, 10.
iMiethtruppen 30, 15.
MixqÜ ixxi}/nia 25, 9.
Milet 65,8; 66, 12; 70,
7;71,5;77, 11;87,6.
— Colonien 78, 3 fgg.
Müetopolis 78, 21.
Miltiades 111,20; 112,
5; 133, U.
IMilitärbehörden 152,
153.
— vergehenl24,9;146,
2; 153, 5.
Minervae calculus 143,
4.
Minos 21, 3—6.
Minyer6,16;l5, 13;77,
19; 79, 15.
Mio&o(foQÜ 68, 7; 125,
3; 128, 13; 134, 19;
159,4; 160, 2; 166,
13; 170, 12.
Melden zu Aemtern 123, Mitgiften 48, 1 2; 120, 6.
10; 130, 3.
Melos 79, 13.
Meltas 33, 11; 56, 13.
Mende 8l, 3.
Menestheus 101, 1.
Meno 111, 2Ü.
Mijvvatq 133, 4.
MfQTj {(V To:c) 152, 17.
Mesembria 86, 14.
Miaiöio<; (x()}(ü)v 178, 13.
Mesogaea 93, 1.
Messana 83, 10.
Messenicn6, 13; 17,13;
18,4; 20,10; 32,2;
42, 10; 187,1; 188,10.
Messenier in Rhegium
82, 10.
Messeniscbe Kriege 10,
6; 31, 2 fgg.
— 3r Krieg 37, 3.
Messoa 24, 22.
Mtrakktxul tJtxttt 146,8-
Metapont 80, 15.
Methone 81,3; 172, 7.
Methymna 157, 5.
Metioniden 93, 9.
Meloeken 115, 1 fgg
138, 10.
irieg
%g-
Mithridatischer
176, 9.
Mitylene s. Mytilene.
Mvdt^wv 14, 8.
MvTjatxaAHv{n7])\%Q,{2
MvOJTtU 22, 9.
Moiosser 15, 5.
Monarchie 8, 1
56, 1 fgg.
Monate 127, 5.
Mopsopia 91, 8.
Mora 29, 3 u. 7.
Mord 104. 105.
— einesSklaven 1 14,9.
Mothakeii oder Motho-
nen 25, 20.
Munycbia 128,10; 175,
2.
Musenhügel 175, 17.
Musik 26, 11.
Mündigkeit 121,2 fgg.
Münzen 1, 6.
— in Aegina 33, 8.
Münzfuss 106, 9.
Münzrecht 122, 17.
Mycenae 4, 1 1 i 17, 11;
18, 15; 36. 13.
Mykalc 77, 28.
Mylae 83, 16.
Myrmidonen 6, 16; 7,
20; 12, 12; 15, 10.
Myronides 37, 10;
168, 2.
Myrtenkranz 124, 13.
Mysteriengerichte 146,
3.
MfOTrjfjibtridfi; anovöut
10, 14.
Myscellus 80, 10.
Mythenzeit 4, 6.
Mytilene 76, 9; 157,4.
Myus 77, 11.
Nabis 50, 8.
Näaoq 84, 7.
A'«r«o;i'o?46, 13; 152,6.
Naukrarien 98.3; 111,
9; 122, 4; 162, 5.
iVa(;xt)«v°?98,3;l02,l5.
>aukratis 78, 12-
iNausinikus 171, 1.
jVai'nxoq 'ö;(koq 61, 6.
^'autodiken 146, 4.
Naxos 77, 6; 157, 4.
— Sicil. 83, 2.
Neapel 82, 5.
iNeleus 77,2; 101, 12.
Neliden 17,14; 18, 13.
>'enieische Spiele 10,
17; 65, 4.
Neodamoden 47, 7.
Neubürger 99, 4; 117,
15.
Nicias 163,7; 164, 3.
Nikanor 175, 2-
Nikomachus 168, 12.
Nikoinedia 86, l2.
Nikoraenes 118, 9-
Nikopolis 14,18; 184,23.
Nisus 92, 10.
Noia 82, 3.
I\'on(i)doq 89, 8.
No/iO(f,vX(ty.fq 120, 17;
139, 6.
- in Sparta 50. 21.
Nomotheten 113, 5;
131, 6.
jYöaoi 118, 2.
Nothwehr 104, 14.
Nullitätsklagen 145, 1
u. 20.
Oben in Sparta 24,21.
Ochlokratie 54, 7
592
Register.
Odeum 134, 14.
Odessus 78, 22.
Oeffentlichkeitd.Rath-
sitzungen 127, 3.
Oeniadcn 184, 3.
Oenoklus 06, 12.
Oenoe lOt, 7.
Oenopliytae (Scblacht)
37, 10; 180, 6.
OlviavTJtJiu 99, 14.
Oetaeer 12, 12.
Ogyges 92, 4.
Oixiiy friiTiQooTÜTov 115,
üibia 78, 21.
Olenus 185, 4.
Oligarchie 58 — 60.
Oligarchen 70. 71.
— in Athen 165, 8;
174, 11.
— in Boeotien 180, 4
— in Achaja 186, 16.
Olympiaden 4, 5.
Olympiodor 175, 18.
Olympische Spiele 10,
17; 23, 20.
01ynthus41, 10;8l,7;
172, 18.
Onchestus 12, 7.
'ÜTunäädofioQ 151, 9.
Orakel (delph.) 13, 12;
23, 11 fgg.
— b. Colonien 75, 4.
— fälsche 164, 14.
Orchestik 26, 17.
Orchomenus 12, 8; 15,
13; 180, 11; 181, 5.
— in Arkadien 184,5;
187 2
Orestes 17, 13; 76, 4.
'Oi>yföni<;m,lO; 100,6.
Orient 4, lO.
Orneatenl9, 4; 36,13.
Oropus li7, 2; 172, 9;
174,2:176,3; 179,6;
182, 9.
Orthagoriden 65, 3.
Ortspolizer 122, 9.
Ortygia 84, 7-
"Ouiiyfifi 144, 8.
Ostracismus 66, 12; 97,
5; 111, 19; 130, 4.
Othryades 33, 13.
Oi'Xa^oi 29, 11.
Ovoiitq diitt) 144, 3.
Oxjlns 16, 16; 17, 3.
flaches 164,3.
Paestum 80, 23.
riutdoyo/xoq 24, 16.
rialiv^ixia 145, 6.
riukivToxia 63, 1 .
IJaUuxrj 118, 17.
Palladium 104, 10.
Pallas 92, 9.
Pallanliden 97, 4.
Pallene 81, 3.
Pamboeotien 180, 1.
ParaphylcD 16, 6.
Panaetolika 184, 7.
Panathenaeen 93, 12;
150, 3; 161,9 u. 14.
Pandia 93, 11.
Pandion 92, 9.
Pandosia 80, 8.
/7«.f;.A7vf?6,18;190,'8.
Panionien 77, 27.
nav?^yVQH(; 10, 11.
Panopea 190, 10.
Pantikapaeum 78, 24.
nuQÜßokov 140, 16.
— ßvOTOV 139, 14.
— YQUfpt] 141, 5.
— xaraßoXij 140, 12.
— xA/^Tot 142, 16.
Paraiia 92, 11.
Paralier 61,6: 106,3.
/7«^aAo? 140, 3.
flugavö/xcov yQU(fij 132,
1 fgg-
/7ap«ör«o«c 140,9; 145,
11.
/7«^«0T«T«t 144, 6-
IJuüfyyQttaroq 121, 14.
— fdyot s. Beisitzer.
— fxßdnfiq 54, 5.
Parische Chronik 4, 1.
Parore? 15, 16.
Paros 77, 7; 78, 6.
IIuQQTjnia 52, 8 ; 66, 5 ;
120, 1; 123, 7.
Parteihass 70. 71.
Parthenier 31, 14:80,4.
Part'.enope 82, 5.
fid&itv fj unoTiaai 143,
12.
nÜTQa 5, 3; 98, 7.
Patrael86, 10; 189,17.
Patriarehcnthum 5, 4-
Patroklldes 167, 2.
Pnlroklus 175, 22.
Patrouomen 50, 20.
Pausanias 36, 5.
Ufdui 'EUädot; 188, 6.
Pedias 92, 11.
Pediecr 106, 2.
Pelasger 6 u. 7.
— in Ättika 91, 5.
Pelasgus 17, 5.
/7*A«Tat 60, 5 ; 100, 13.
Pellene 185, 6; 186,
16.
Pelopidasl80, 18; 181,1.
Peloponnes 17 fgg.
186 fgg.
— Krieg 34, 1; 164,1.
Pelops 7, 5.
Peltasten 30, 12.
Penesten 19, 11; 178,11.
Pentakosiomedimnen
108,7; 109, I ;123, 1.
Peotapolis Tbracica 78,
22.
IltVTTJXOGTTJ 126, 11.
Pentekostys 29, 5.
Penthilus 76, 4.
Peparethus 81, 8.
Periander 64,3; 05,2.
— in Athen 171, 9.
Periklesll8,7;152,l9',
159 u. 160.
riiQDixiovK; 10, 12.
Perinth78, 8; 173,10.
Periocken 19,2; 20,7;
23,17; 25,8; 47,8.
UfoinoXot 121, 9.
rifQtnriaQ/oi 129, l.
Perrhaeber7,ll;12,12;
ir., 7 ; 178, 4.
Perserköuige 40, 14.
Perserkriege 35, 4.
Petalismus 66, 12.
Petes 91, 17.
Pfändung 122, 11;
144, 2.
Phaeax 163, 17.
Phalanlhus31,14;80,4.
Phalaris 85, 12.
Phalces 18, 9.
(l>uv(Qa ovain 162, 3.
Pharae 185, 7.
Pharsalus 178, 9.
fHuocq 126, 3; 134, 7;
136, 1 fgg.
0nTt>ia 98, 7.
Pherae 178. 15 fgg.
'iJiJUta 28, 1 fgg.
Phidon 33, 7.
Register.
593
0tlav&gü)nia9, 12; 114,
2.
Philippus Amvntas S.
13, 16; 172,"l2; 178,
21 ; 182, 6.
— Dcmetrius S. 176, 1;
184, 13; 187, 10.
Philistäer 4, 9-
Philokrates 172, 20.
Philoktet 76, 3.
Philolaus 180, 10.
Philonoinas 18, 13.
Pbilopoemen50,l3;l86,
7; 188, 1 fgg.
Philotas 77, 20.
Phintias 85, 9.
Phistelia 82, 4.
Phlegyer 6, 16.
Phiius 20, 11; 41, 9.
Phocaea77, 14; 78,10.
PLocis 177,8; 183,9.
Phocischer Krieg 13,15;
182 3
Phociön 173,6; 174,15:
175, 1.
Phoebidas 41,11; 180,
14.
Phoenicier 4, 11; 7, 5.
0oifiHiq 30, 1 1.
0oy,x,i 104. 105.
Phormisius 168, 12.
PLoroneus 17, 5.
06(}oq 157, 16.
Phralrienö, 10; 97, 11
u. 15; 98. 99; 111,3.
PhratriarcLen 99, 3 ;
148, 8.
Phreatto 104, 12.
PLricium 76, 11,
fI>{jov{)uii quiviiv 44, 12.
0^ov(juQxoq 157, 8 ;
175, 24.
PhrjnJcbus 166, 3.
Pbtbiotis 7, 19.
~ Achaeer 12, 12;
178, 4.
— Tbeben 184, 3.
^lyv 71, 4.
Pbylarcben 111, 13;
152, 3; 153, 8.
Pbyle (Castell) 168,3.
*<>li/ 5, 11.
Phylend. üorier 20,11.
— in Sparta 24, 22-
— in Athen 93 fgg.
122,2; 148,7; 161,14.
I. Dd. 4. Aufl.
Pbyien, klistbenische
11 U 2 fgg.
— neue 175,8:176,17.
— im Heer 152, 9.
Phylenricbter 145, 18.
0v/.lTixüöfZ:iru l6l,12.
fpv'/.oßuoiXiZq 97, 14;
100, 9.
Jliväxiov 134, 11.
riivui h.y.Xr/0. 121, 11.
Piraeeus 128, 10; 150.
10; 175, 18.
Pisander 166, 2.
Pisistratus 64,6; 110,2.
riioTig axf/voq 141, 14.
Pitana 24, 22; 29, 10.
Pitbekusen 82, 2.
Pittabus 63, 11; 88,6.
Plataea 35, 1; 117, 8;
169, 15; 181, 5.
Plistonax 45, 14.
I IJ^ovroxQUTia 59, 8.
jPnyx 128. 8.
' Podalirius 76, 3.
I Polemarcben in Sp. 29,
3.
— in Athen 138, 9.
j — in Boeotien 180, 15.
|— in Aetolien 184, 11.
;Poleten 115,9; 151,2.
77oA.?5,2;51,2;52, 1.
IJoÄlTCiu 54, 6.
Tlokixivua 52, 14.
nohriyM 29, 4.
IIokiTotfiJ.uxiq 178, 14-
Polizei 109, 10; 122, 9;
127, 11 ; 150, 8.
PoUis 21, 7.
Poljbus 17, 2.
Polydamas 178, 13.
Poivdorus 3l , 5 u. 9-
Porykrates32, II; 64.
4; 87, 8. ^
riolvnQUYfioaivTj 123,6;
135, 6.
Polysperchon 175, 1;
183, 7.
Pontiis Kux. 78, 24.
rio{)llXClV Tf'/oe 126, 12.
Poristen 151, 17.
Porpbyrion 91, 8.
l'o8eidon93.8;96, 12.
— ivrecbthei.s 92, 8.
— Heiikonins 77, 28.
Posidonia 80, 23.
Posidonias 93, 6.
Potidaea 74, 10; 86,1.
Prakloren 151, 3,
n^uatv unila&ui 114,
18.
JlQfiyiaToq 21, 17.
Priapus 78, 19.
Priene 56, 15; 77,20.
Priestergeschlecbter 5,
16; 94, 5; 95, 1;
100, 2-
— Avabl 148,14; 149,6.
Prioritätstreite 140,11 ;
141, 9.
Privatklagen 135, 10 ;
143, 15.
ngoayoQii'ifiv 105, 10.
— ßcüMoaut 130, 3.
— ßoXii 130, 12.
— [joi'Xfv^a 125, 10.
— ßov/.oi, 55, 7; 165,
10.
— yguf^na 128, 7.
— äixuaia 105, 10.
— 6iy.iu 116, 6.
— dtxo? 6inr] 145, 13,
— fdgu'ovoa ifvXij 129.
12.
— fdgin 116, 6.
— (6go, 127, 8; 129,
13 fgg.
— fiotfogri 171, 6.
— 6>*ffi<t« 141,5; 144,1.
— xki/Oiq 141, 20.
— /xfxgTjTai 150, 9.
— Ifrin 10, 10; 116,7.
— atXtjvoi, 1, 12.
— araTj^d 15,4; 135,5.
— — To?" cljjMoii 03, 3 ;
69, 4.
— yHgoTovia 129, 3.
Proeoi.sul 190, 4 n, 15.
Prokies 18, 5.
— V. Kpidaurus 77,24.
Proko:inesus 78, 19.
Proinetbeus l6l, 10;
178, 14.
ngöaxXTjaiq 140, 1.
//(lonrd^tiq 124, 6.
riQOOTtftÜv 143, 11.
Prostitution 124, 11.
Protagoras 89, 10.
//()(T«»fi« 140, 7.
//^i'7av*rov5, 12; 74, |.
— in Alben 97, 6; lOO.
10; 104,18:127,15.
— Speisung 127, 17.
Pp
594
Register.
Il^JVTUVfK; 56, 16.
— in Athen 127, 4 fgg.
137, 6.
Wr/9>^^fa&ai 130, 1.
■'yr^<f,ca,uaGl,8; 129,10.
Wijfoq 143, 3.
Pseudeponymi ? 138, 5.
'PfvdoxÄ/jTfia 140, 6.
141, 10; 145, 7.
Ptolemais 175, 10.
Puteoli 82, 4.
rivXuyüQut 14, 6.
Uvkata 14, 4.
Pylus 17, 14.
fll'fJifOQOl. &fol 16l, 10.
Pythagoras 90.
Pytheas l82, 20.
nv&io, 23, 11.
Pythische Spiele 13, 12;
14, 15.
Rath 55, 7; 56, 3.
— in Kreta 21, 17.
— in Sp. 24, 1 fgg.
— in Athen 108, 1 ;
111,8; 125-127; 131,
10; 149, 12; 176, 17.
Räthe inAchaja 186,2.
— in Boeotien 179, 11.
Rathseid 126, 5.
Räuberei 9, 10.
Rechenschaft s. Ver-
antwortlichkeit.
Rechtschutz 123, 8.
Rcchtsbegrifl'8,8;72,8.
Redefreiheit52, 8;66,5;
123, 7; 129, 11.
Rcdner25,5; 69,2; 173,
2; 129, 6.
— >or Gericht 142, 16.
Regierungsf'ormen 54.
Rehabilitation 124,20;
167, 2.
Reiseverbot 27, 13 ; 46,
12.
Reutcrei in Sp. 29, 11.
— in Athen 152, 21.
— in Thessalien 1 78, 1 7.
Rhadaroanthys 141, 3.
Rhegium 82", 9; 88,2.
'Pr/Tii yfQtt 8, 9.
'P,;ti,u 23, 7.
Rhodus 79, 2; 177,5.
Richtereid 131,1; 134,9.
Rit-hlerge'walt 53, 6.
Richtergewalt inSparta
24, 12 fgg.
— in Athen 107, 9; 134,
4; 137,2; 160,4.
Richtersold 134, 19;
151, 6.
Ritter, s. iTiTifVq.
Römer 189. 190.
Rubi 80, 10.
Rhypes 185, 2.
'Pvatoti,nv 9, 11.
Sabiner 80, 2.
Sängerschulen 5, 16.
Sagalassus 79, 12.
Sagra (Schlacht] 80, 13.
Sais 91, 15.
^aXufiiyia 140, 3.
Salamis 117,4; 153,2;
168, 5; 175, 27.
Samos 56,12; 70,7; 71,7;
77, 15; 78,8; 157,4;
159, 10; 172, 4.
Samothrace 78, 7.
Sandion 56, 12.
Satyrus 166, 20.
Seepsis 56, 15.
Schaltmonat 127, 5.
Schandsäulen 144, 15.
Schartrichter 144, 7.
Schatz Athen's 156, 6
— d. Götter 15 1,9 fgg.
— in Sparta 46, 4.
Schatzmeister 1 5 l,8fgg.
Schätzung 59,8; 108,7;
171, 3.
Schätzung 143,7—10.
Schiedsrichter 133, 14;
145,10—20; 154,3.
Schierling 139, 9.
Schiflfahrt 61, 6.
— Gerichte 146, 4.
Schiffswerfte 150, 14.
Schlacht bei Aegospo-
tamos 166, 17.
— Arginussen l66, 15.
— Chaeronea 173,20.
— Cyzikus 166, 12.
— Delium 38, 6.
— Himera83, 17; 85,
13.
— Ilysiae 33, 7.
— Kaphyae 184, 13;
187, 11.
— Knidn8 40, 10.
— Kvvdq arjfiu 166, 12-
Schiacht bei Koronea
37, 11; 158, 10.
— Lada 83, 7.
— Laos 82, 16.
— Leukopetra 189, 2.
— Leuktra 42, 2.
— Mantinea38, 16;42,
19; 50, 7; 188, 2.
— Marathon 112, 5.
— Megalopolis 49, 2.
— Naxos 169, 9.
— Oenophytoe 37, 19;
180, 6.
— Sagra 80, 13.
— Sellasia49, 15;187,
7.
— Skarphea 189, 1.
— Tamynae 172, 9.
— Tanagra 37, 10-
— Tiryns [iv (ßdlfitj)
33, 15.
Schnauzbart 30, 10.
2j(oivLov ftffuXrwfXfvov
128, 12.
^xo^ 52, 11 ; 62, 3.
Schreiber 127, 14 fgg.
Schriftliche Ge8etze23,
55 51,10; 102, 11.
Schuldenerlass 63, 1.
Schuldknechtschaft
106, 11.
Scbutzflehende 10, 2.
Schutzverwandte 115.
Sciathus 81, 8.
Scidrus 80, 19.
Scioue 81 , 3.
Sciriten 30, 13.
Scyros 13, 5; 41, 2;
81,8;101,3; 117,7;
176. 2.
Scylletium 101, 4.
Scythen32, 6; 78, 20.
— in Athen 129, l3.
Scythes 83, 9.
Sechshundert 175, 9.
Sechstausend 130, 4;
134, 2.
Seetaktik 30, 20.
2noüx&nu 106, 6.
Selge 79, 12.
Selinus 85, 10.
Sellasia (Schlacht) 49,
15; 187, 7.
Sflkoi 7, 17.
Selyrabria 86, 15.
Sept. Severug 176, 21.
Register.
595
Sestus 76, 16.
Sicilien 83 — 85-
Sicinus 77, 9-
Sicyon 17,6; 18,9; 19,
9; 20,11; 65,3; 177,
2; 185,9; 189,11.
Sigonius 3, 7*
Simonides 178, 10.
Sinope 73, 3; 78, 15.
Siris 80, 21.
Sisyphiden 17, 7.
SlTljQiOkOV 152, 19.
SiTTjOiq iv nqvTuvilw
127, 17.
SlTWVUt 150, 9.
2iT0(fv^uxi<; 150, 15.
Skamandrius 141, 15.
S*a(prjq>oqia 115, 10.
2*rJTix(}ov 8, 5.
2xiad)jq>oQia 115, 10.
Sxcig 127, 13.
— in Sparta 50, 21.
Sklaven 9, 15; 19, 5;
135, 5; 141, 15.
_ in Athen 114; öf-
fentl. 147, 4.
Skopaden 178, 9.
Skopas 184, 12.
ZxviÜIt} 44, 13.
SxvraXi.aiu6(; 71, 5.
Smyrna 76, 18.
Sold 8. ßta&oipoqä.
— des Heeres 152, 19.
SöldnerSO, I5;170, 17.
Solon 106-109; 113,4;
162, 19.
Solygios 18, 14.
Sophistik 72, 2.
Sopbronisten 150, 4.
Sous 31, 1; 32, 1.
Sparta 24, 22.
— befestigt 49, 4; er-
obert 188, 8.
Spartanisebe Coloaien
79, 12.
2nuqToi 180, 9.
Spartokus 78, 23.
Spei8ungenl61,l2;170,
16.
Spina 15, 7.
Snovdrj 9, 8.
2Ttoy6o<fo{)ot 10, 14.
Sporaden 77,9; 79,3.
Snoi<än()}(iU 153, 9.
Staat 51 fgg.
Staatsgewalten 53, 1.
Staatsgüter 126, 9.
Staatspächter 126, 14.
Staatsklaven 114, 11 ;
147, 4.
Staatschiffe 140, 3.
Staatschreiber 127, 20;
185, 8.
Staatschuldner 124, 7
u. 17; 144,4; 154,16.
Staatsiegel 127, 7.
Stab d. Richter 134,16.
Stämme 5, IL
Stagira 81, 4.
Stammbündel 1,3; 12,3.
2Tnriio)TfZut 54, 5.
Stehlen in Sparta 26,6.
Steinigung 8, 24.
13.
^rufuvovv 116, 6; 126,
17; 154, 18,
y:TriXiitvnv 144, 16.
Steuercapital 108, 10;
171, 3.
Stimmsteine 143, 3.
^Toil ßaaiXnoq 109, 4;
138, 14.
Stock in Sparta 27, 19.
Strafe 143. 5; 144,7.
Strategen 128,5; 146, 2;
152 n, 153; 154, 1;
170,3; 171, 2;176,11.
— in Aetolien 184,9.
in Achaja 185, 8;
186, 10.
SxqaTfiii iy ftiQtOi, 152,
17.
SxQUXKOTlxä 170, 15 j
171, 18.
Stratokies 175, 6.
Stratusl77,12; 184, 3.
Succumbenzgelderl40,
15.
Sulla 176, 8.
Summarisches Verfah-
ren 137 u. 139.
Sybaris 80, 14 fgg. ;
90,8.
Svyyqü((in.v 129, 10;
142, 18.
— YQn<ftl<; 165, 11.
XUTTjyOflÜV 142, 5.
_ x/li/ro. 128,6; 186,6.
— %oT]XiOftö<; 21, 2.
Sykophantie 69, 11 ;
136, 7.
Sykophantie in Athen
160, 10; 170, 7.
SvXXoytKi 151, 4.
SvfißoXov 116, 10; 134,
17.
— {SU. «Jio) 116, 12;
157, 7.
2'i'A<i9oj;Aot44,14;47,9;
55, 7; 138, 16-
SvunoXiamK; 61, 7.
^vfinoXixfia 186, 15.
Symmorien 171, 1 u. tO.
2^ll/il7lQÖf6qOl, 127. 9.
Svvdixfiv 142, 16.
— rftxo. 131, 11 : 132,
12; 133, 1 ; 151, 4;
154, T5:
— trtwx«v98,9; 104,5;
119, 12.
— fdoiov x(öv 'EXXtjviov
13,'li 35,7; 174,5.
— ry^'o^ot 131 , 1 1 ; lo2,
12; 133, 12; 142, 16;
154, 15.
— oLkm 97, 9.
— oi.xi<Jfxöq 11, 12; 61,
7; 97, 9; 177, 3.
— oiKoi 86, 21.
— xüIik; 172, 3.
— Tan«ll,7;171,ll;
179, 7; 186, 15.
XQlTJQUQXfTv 171, 8.
— ftj^oota(.70,2; 166,20.
Syrakusl9, 13; 66, 12;
84, 2 fgg.
— Tyrannen 72, 5; 84,
9.
2v(J»T]V0l 28, 16.
Syssitien22, 5; 25, 13;
28, 1 fgg.
Taggelder 186, 2.
Tayh 178, 6.
Ta^iL,n 122,13; 147,6;
151, 8 fgg.
171, 18.
Tamynae(Schlaobt)172,
9.
Tanagral79,3; 182.22.
— (Schlacht) 37, 10.
Tarent75, 11; 80,3; 90,
11.
Tnrtessus 78, 28.
Tanromenium 83, IS-
Tausend 88, 2.
Pp2
596
Register^
Tauseud DrachmeDl43,
17.
y«!«? 152, 10.
Taxiarchenl52,3;153,8.
Tegea 32, 3; 34, 11;
184, 5; 187, 2.
Tit%onoioi 150, 9.
Tektamus 21, 2.
Tiku/xwvK; 30, 8.
Teleonlen? 94, 7.
Telesilla 33, 15.
Tikrj in Sparta 25, 9;
44, 10.
— in Athen 108, 7;
126, 6.
TtXdv ^^TtXOV^lOS, 11.
— iTinüö'a 123, 1.
Tekwyai 126, 14.
Telys 80, 18; 87,8.
Tffihr; 8, 11; 126, 9.
Temenus 18, 3; 20, 2.
Teinmiker 6, 16.
Tempel 10, 9.
Tenedos 76,7; 172,11.
Teos77, 19; 78, 9; 94, 9.
Terina 80, 9.
Terpander26, 15; 31,10.
Testament 107,4; 119,9.
rfT4)«'i<6j^(o.91, 11; 179,8.
Tetropolis Dor. 16, 11.
— Att. 91,11; 95,10.
TiTQUQxia 178, 22.
TfTQTjfihr] ^^cpoq 142, 3.
Thaies 11, 9.
Thaleta826, 15; 31, 18.
Thargelien99, 15; 161,
9 u. 14.
Thasos 78, 6.
Theater 128, 9.
Grjßctyfvltq 180, 9.
Theben 35, 5; 36, 3; 37,
7; 40,7; 41, 14; 169,
15; 172,5u.9; 179,8;
180, 2; 182, 23.
— in Phthiotis 184, 3.
&ffliOTfq 8, 14.
Themison 172, 9.
Themistokles 36,8; 155,
11; 156, 3.
Theodosia 78, 23.
&ioi }iaT(jwoi 5, 14.
— ßovkaioi. 127, 2.
Thcokles 83, 2.
Theoporapus 43, 4.
Qiwqoi 10, 16.
©fw^ixiv 151, 18; 159,5;
170, 15.
Thera 79, 14.
Theramenes 166, 6 u.
16; 167, 3 u. 14.
QfQÜnovTfqS, 15; 19,7.
Thermae 83, 18.
Thermopvlen 14,3; 172,
22; 183, 7 u. 14.
Thermus 184, 7-
Theron 83, 17; 85, 12.
Thersites 8, 21.
Theseus8,2: 12, 5;95,
9;96,16;97,3;10I,
3.
0i}a fVov 114,8; 148,4.
Thesmophorien 161, 12.
Qeafio&iaiov 138, 13-
Thesmotheten 128, 13;
131,12; 138,3; 146,
4; 148, 4; 149, 11.
Gfo/uoi 102, 7.
Thespiae 180,11; 181,
5 ; 182, 22.
Thesprotien 15, 8.
Thessalien 15, 8; 178,
QFjreq 52, 13; 60, 5;
67,2; 100,14; 108, 11.
0JAo? 127, 13.
Thracien 6, 14; 15,15.
0^)«>j7^? {f^i) 81, 2.
Thrasybulus 166, 12;
168, 1 ; 169, 6.
— in Milet 87, 8.
— Thraso's S. 166, 14.
Thronstreit 56, 9.
Thucydides 111, 20;
163, 4.
Thurii80,20;89,4fgs.
Thymaetas 101, 5.
Thyrea 33, 12.
T^ft?} 52, 7; 124, 1.
Tifi^fia 59, 8; 143,7—
10; 171, 3.
TifiT^/iara 108, 7.
Time8ias75, 6; 78,26.
Tifirjrog uyo'iv 143, 8.
Timokratie59,8;67, 1;
88, 1 ; 189, 4.
Timoleon 84, 14.
TimotheH8l69,9; 172,6.
— V. Milet 26, 12.
Tiryns 17. II; 18, 15.
— (Schlacht) 33, 15.
Tisamenus 168, 12»
Tissaphernes 39, 7.
Tlepolemas 79, 5.
Todesstrafe 104,8; 139,
9; 144, 7.
— gegen Sklaven 114,
10.
Todtenhestattung 10,7.
Tolmidas36,18; 158,8.
Tomi 78, 22.
Tortur 141, 15.
ToÜrai 129, 13.
Trapezunt 78, 16.
TQioaq 27, 22.
T(j,axÜQ 29, 9; 98, 5.
TQi.u»öai,ot 171, 12.
Tribut 157, 11; 172, 3.
— in Sparta 20, 7.
Trierarchie 152,7; 153,
4; 154, 4; 162, 4;
171, 10.
TQlTjQOTlOloi 162, 8.
TQiyofiuq (ix) 149, 6.
TQixmfioi 91, 11.
Tq.wßokov 134, 19.
Triopiscber Apoll 79, 4.
~ Inschriften 176,20.
Tripbylien6, 13; 15,16.
Tritaea 185, 2.
TqnakuvToq oixoq 161,
13.
TQLxrvqm, 11; 98, 2 ;
111, 6; 122, 4.
Tri Ityarchen 122,4; 148,
8.
Troas 76, 14.
Troerkrieg 4, 4; 11,5;
84, 2.
Troezen 18. 8. ''<
Tropaeen 13, 10.
TQoqiifxot, 25, 20.
Tydeus 166, 18.
Tyndareas 17, 12.
Tynnondas 63, 11.
Tyrannen 20, 12; 32,7;
54, 4; 63-65; 72, 3;
185, 6; 186, 18.
— in Colonicn 87 , 8.
Tl'QUVVOXTOvia 72, 6.
Tyrrhener 6, 9 ; 15,17.
Tyrtaeus 31, II u. 16.
|Jnmündigel21,2; 136,
6.
ünverantwortlichkeit
125, 2; 145, 2.
UnTCrletzlichkeit 124,
12; 129, 11.
Velia 78, 27.
Verantwortlichkeit 53,
9; 56, 14; 101, 14;
145, 7; 147, 12; 154.
Verbannte 71, 4.
VerbannungQ, 16; 124,4.
Verfassungsforinen 54.
Verjährung 141, 5.
Verlöbniss 118, 12.
VcrloosuDgl23,10il48,
3; der Richter 134,12.
Vermögensteuer 162,1
hS-l 171, 1 fgg.
Vermögenseinziehung
124,4u. 17; 126,15;
139, 11; 160, 8.
VermögeDstausch 162,
19.
Verräther 72, 10.
Verschwörung 70, 2;
163, 1 u. 13; 166,20.
Verträge 9, 7; 10, 4;
116, 10.
Vespasian 190, 6.
Vibo Valentia 80, 24-
Vierhundert 108, 1; 166.
Vierzigmänner 146, 10;
16S, 6?
Völkerrecht 9, 5; 10,5.
Register.
Volksversammlung 8,
20;25,lfgg. 128fgg.
186, 3 fgg.
Vormünder 121, 2;
136, 6.
Vorsitzer 127, 8.
» T äffen in Sparta 30,
— in Athen 152, 20.
Waffenbesitz 67, 2.
Wnffenknechte 19, 7.
Wahlen 53, 2; 57, 4;
67, 4.
— in Athen 130, 3 ;
148, 1.
— in Achaja 186, 8-
Weiber in Sparta 27, 3.
— in Athen 120.
— schutzverwandte
115, 6.
Weibliche Gymnastik
26, 18.
Weltalter 7, 4.
Widerklage 141, 2.
Wiederwählbarkeit 125,
1; 152, Sj 186, 11.
Wolf 2, 11.
Xanthippus 111, 20.
Jfvayot 34, 4; 170,18.
SivTjXuoiu 27, 14.
597
Sfvlaq ygagiij 121, 17;
145, 5; 146, 4.
£f*lKU TfAfl»' 115, 6.
£'fv.xöv30,15;170, 18.
Jivo?9,2; 115,3; 118,2;
135, 5.
Xuthus7, 6u. 8; 94,2;
96, 2 u. 8.
Aaleukus 53, 4; 88 u.
Zankle 83, 4.
Zm 104, 12; 105. 4.
Zehnmänner 165, 10;
168, 6.
Zehnte 8, 12; 151, 11.
I Zehntstätte 166, 12;
169, 6.
Zehnzahl 111, 7.
Z?/T;;Tßt 133, 5 ; 151,4.
Zeugen 141, 11; 142,10;
145, 7.
Zeugiten 108, 7.
Zeus 10, 2; 93, 4.
— ßaaüfvq'} 101, 12.
— f'^xfto? 100, 4.
■ — ö^ayvQioq 186, 1.
— ofiCtQioq 90, 12.
— ifQÜr^toq 99, 13.
— nuTQüJoq 93, 4.
Zinswucher 106, 10.
Zölle 126, 11.
Zwanzigstel 165, 4.
Tl»f.
Berichtigungen und Zusätze.
S. 4, Z. 9 füge zu : Inghlrami pitture di vasi fittili , 4 Bde. Fie-
sole 1833. 4.
— Z. tO: J. A. Ernesti Archaeologia literaria ; ed. II cnr. G. H.
Martini, Lips. 1790. 8.
S. 7, Z. 0 füge zu; io zwefter Auflage berichtigt und mit Zu-
sätzen versehen von K. Fr. Hermann, 3 Bde. I^pz. 1854. 8
(nach welcher Auflage auch von §.91 an die Citate zu verste-
hen sind).
— Z. 31 1. 1843 St. 1846 und füge zu: K. F. H. Schwalbe Lehr-
buch d. griech. Antiquitäten, IVIagdeb. 1854. 8.
S. 9, Z. 28 füge zu : Henkel Studien zu einer Gesch. d. griech.
Lehre vom Staat, im Philol. IX S. 401 — 411.
— Z. 38 1. fniyuj^iat,.
S. 11 Z. 27 füge zu: Fr. Kortüm Gesch. Griechenlands von der
Urzeit bis zum Untergang des achaeischen Bundes , 3 Bde.
Heidelb. 1854. 8.
S. 15 Z.29: K. Ch. Planck über Begriflf und Bedeutung der mythi-
schen und heroischen Zeit in N. Jahrb. 1855 LXXI S. 77 fgg.
S. 16 Z. 27 : K. B. Stark Forschungen z. Gesch. u. Alterthums-
kunde, Jena 1852. 8, S. 98—120.
S. 17 Z. II: E. Curtius Gesch. d. Wegebaus bei den Griechen,
Berl. 1855. 4.
S. 20 Z. 4 1. 111 St. 108 und füge Z. 23 zu: C. Bötticher Andeu-
tungen über das Heilige und Profane in d. Baukunst der Hel-
lenen, Berl. 1846. 4, S. 21 fgg. oder dess. Tektonik (Potsdam
1852. 4) II, S. 349 und Meier de vita Lycurgi p. xcii.
S. 24 Z. 10 1. periegetische und füge Z. 38 zu: Thirlwall in Nout.
Annales des voyages 1854 p. 29S — 347.
S. 25 Z. 26 füge zu: G. Hupfeld Exerc. Herod. spec. III sive re-
rum Lydiacarura part. I, Marb. 1851. 4 , p. 17 fgg. und für
den ganzen Rest des Paragraphen E. Gerhard über Griechen-
lands Volkstämme und Stammgotlheiten , Berl. 1854. 4.
S. 29 Z. 15 füge zu: J. G. v. Hahn albanes. Studien, Jena 1854.
4 S. 221 fgg. , der lllyrier und Pelasger als Barbaren identifi-
cirt. Richtiger hat in meinem Sinne Planck in IV. Jahrb.
LXXI S. 88 fgg. die ganze ethnographische Frage aufgefasst,
wenn mir gleich seine natursymbolische Deutung des Pelops
(zu §. 7, n. 5) noch zweifelhaft bleibt.
S. 30 Z. 32 füge zu: Abel Macedonien S. 96: • Pelasger und Aeo-
lier sind nie scharf zu unterscheiden in den alten .Mythen •,
und mehr bei Gerhard über den Volkstamm der Achäer , Berl.
1854. 4, der zwar die Aeolcr lediglich als i in Mischvolk {nU-
Xoxtq) und nur in diesem Sinne die Achäer als einen Theil von
ihnen gelten lässt, um so mehr aber leztere als Verwandte der
Pelasger und Hellenen zugleich anerkennt.
S. 31 Z. 41 lüge zu: Franc. Rossi Cenni storici intoruo agii nntichi
Italiani in Mem. dell' Instit. Lomb. Veneto 1854 IV p. 181 fg^;.
Berichtigungen und Zusätze. 590
und insbes. W. Mure of Caldwell bist, of tbe language and
literature of ancient Greece l, p. 54 fgjj. , der sieb aufs Ent-
schiedenste für die gleiche Sprache bei Pelasgern und Helle-
nen erklärt.
S 40 Z. 31 vgl. die lokriscbe Inschrift von Chaleion oder Oean-
theia (herausg. v. L. Hoss , Lpz. 1854. 8) mit der d.a^wr.a.?
▼on J. N. Oekonoinides (Corfu 1850. 4) p. 51; wo übrigens für
uvii To vrahrscheinlich «vurwc ovf.Tjy zu lesen ist.
S. 47 Z. 8 vgl. im Allg. ni. Prooem. lect. Gott. 1853—54: de syn-
telia in jure Graecorum publice.
S. 51 Z. 6 füge zu: Iloaudü)* KaXuvQfürTjq in Athen selbst; Tgl.
Berl. Monatsber. 1853, S. 573.
S. 50 Z. 12 füge zu: Auch das von Lebas Revue archeol. 1854
p 577 auf argivische Aiuphiktvonen bezogene owiÖQiov t(Z»v
'ii-U«»(üv dürfte Schneiderin Philol. IX S. 589 richtiger von
delphischen verstanden haben.
S. 55 Z. 38 füge zu: Th. Flathe Gesch. d. phokischen Kriegs,
Plauen 1854. 4, und übev Krisa und sein Verhältniss zu Kirrha
und Uelphi Preller in Ber. d. Leipz. Gesellsch. d. Wissensch.
1854 S. 119—140.
S. 62 Z. 10; J. G. V. Hahn albanes. Studien S. 215 fgg.
S. 69 Z. 28: Kempen die Sagenkönige von Sikyon , Clansthal
'l853. 4.
S. 72 Z. 10: L. Stephan! d. ausruhende Herakles, Petersb. 1854.
4, S. 279 fgg.
— Z. 15 l. Polyaen. I. 6 st. H. 6.
S, 83 Z. 3 füge zu: insbes. aber den neuentdeckten Ageleneid von
Dreros im Philol. IX H. 4 oder Gott. Nachr. 1855 S. 102 fgg.
S. 93 Z. II: Cobet's Conjectur (Comm. philol. tres , Amstel. 1853.
8) 11 1 p. 14 nanoi^oq für nctTiwv/oq kann ich mir nicht so
schnell wie Scbneidewin in G. G. A. 1853 S. 1056 aneignen;
Tgl. Poll. III. 33. Die Ableitung von rtari^Q ist freilich ab-
surd; aber warum nicht von nürqul
S. 100 Z. 5 V. u. füge zu: Mure bist, of liter. III p. 504 fgg.
S. 102 Z. 13: das hier gegen Müller Bemerkte habe ich schon zu
Becker's Charikles II S. 178 stillschweigend zurückgenommen.
Die euripideische Stelle spricht von Gelegenheiten, wo beide
Geschlechter wenn auch nur in leichter Bekleidung zusammen
verkehrten ; yi uvuaiu zu nackten Uebungen konnten dabei im-
merhin getrennt seyn,
S. 104 Z. 6 V. u. 1. dvi'tyy.Tj statt (ivnQyr/.
S. 113 Z. 2 V. u. füge zu: R. Lehmann Xenophon v. Staate d.
Lac. u. d. panath. Rede d. Isokrates, Greifsw. 1853. 8, S. 104.
S. 114 Z. 9: vgl. Grote IX, p. 456 fgg. 467 fgg., der übrigens
den Sieg des ipbikrates erst Ol. XCVil. 3 sezt.
S. 116 Z. 6: Campe histor. Skizzen: I Andeutungen z. Gesch. d.
ersten messen. Kriegs, Greiffenberg 1853. 4.
S. 119 Z. 2 1. Ur^y St. \-/yt».
S. 121 Z. 37: diese ganze Frage habe ich genauer, obwohl
Wesentlichen die obigen Resultate festh.iltend , in dem Vor
trage »über die dorischen Könige von Argos • bei der Philol.
im
600 Berichtigungen und Zusätze.
vers. zu Altenburg- 1854 bebandelt und zugleich auch das Nö-
tbige gegen Mahly bemerkt, der im Rb. Museum IX S. 614
Phidon gar bis Ol. XXXIV herunterdrückt.
S. 122 Z. 7 V. u. i. ^(vuyov^.
S. 130 Z. 18 füge zu: und §.103; daun Z.21 : wogegen ihn Helfe-
rich in dem Heidelb. Gymn. Programm 1854 vergebens ver-
tLeidigt.
S. 136 Z. 7: Grote IX p. 33b fgg. X p. 500 fgg.
S. 142 Z. 9 V. u. 1. 39 St. 30.
S. 144 Z. 1 V. u. füge zu: Scheibel 'OXvfin. dvuytj. p. 35.
S. 135 extr. ist jezt insbes. noch Schömann's Recognitio quaestionis
de Homoeis (Greifsw. 1855. 4) hinzuzufügen, deren kleine Ab-
weichungen von meinen Resultaten das (icwicbt ihrer Zustim-
mung in allen wesentlichen Stücken nicht aufheben.
S. 159 Z. 33 l. 332 St. 382.
S. 160 Z. 31 füge zu: Die Ansicht von Ross adoptirt auch Grote
X p. 297 ; die von Schömann Heinrichs in Mützell's Zeitschr.
1855 S. 209 fgg.
S> 162 Z. 1 V. u. füge zu: G. Vischer Inscr. Spart, partim ineditae
octo, Bas. 1853. 4 und Ussing Indskrifter i Kjöbenbavn 1854
p. 6.
S. 169 Z. 15 T. u. 1. Anecd. p. 198. Daher Metoeken ontaQqrjaLa-
oro*, vgl. §. 115 n. 10.
S. 176 Z. 6 V. u. füge noch zu: Eine eigenthümliche Combination,
die allerdings auch Aristot. IV. 11. 3 bereits erwähnt, ist uns
erst jezt durch Inschriften näher gerückt, die ovvuqx^«^! •••
welchen sämmtlicbe Beamte vereinigt ein RathscoUegium bil-
den; vgl. Gerbard's arch. Anzeiger 1853 S. 382 oder Vischer
Inscr. Spart, p, 7 und dess. Archäologiscbes und Epigraphiscbes,
Basel 1854. 4, S. 13,- auch Gervasio Medaglie di Dalvon p. 12.
S. 192 Z. 19 füge zu: auch in Megara, Archäol. Anzeiger 1853
S. 383 oder Vischer Archäol. u. Epigraph. S. 13.
S. 195 Z. 34 I. X. 7. 3 und 37. 6.
S. 198 Z. 24 1. §. 111 n. 19 st. 16.
S. 205 Z. 31 1. §. 155 St. 158.
S. 207 Z. 19 konnte das bereits §. 32 extr. citirte Buch von Ros-
patt nochmals erwähnt werden; ausserdem Wächsmuth Gesch.
d. polit. Parteiungen des Alterthums, Braunschw. 1853. 8.
■ S. 209 Z. 28 füge zu i auch Grote X p. 615 fgg. und Lachmann
Gesch. Griechenlands II S. 247 fgg.; dann über Hiero II Campe
im Fhilol. IX S. 577 fgg.
S. 222 Z. 27 I. Prokies st. Proklus.
S. 225 Z. 9: Ueber Tius in Bithynien Becker in Klotz Archiv XfX
S. 189 fgg.
— Z. 32: auch Blau in Zeitschr. d. deutsch mor^^enl. Gesellsch.
1855 S. 79 fgg.
S. 226 Z. lOi Inschrift von Tyras Arch. Zeit. 1853 S. 160.
— Z. 17 : Ueber Toml A. Papadopulo Vreto suUa scoperta di Tomi
e sulla bilingue iscrizioite i-itrovata in Varna, Athen 1853. 8,
mit Revue archeol. 1853 p. 379 fgg. und Klotz Archiv XIX S.
315 fgg.
Berichtigungen und Zusätze. 601
S. 227 Z. 23: auch Giraud sur Taaroentum . . . colonie Phoccenne
in Mem. pres. ä l'A. d. Inscr. 1854 Serie 11. 3, p 1 — 103.
S. 228 Z. 4 1. Sagalassus st. Salagassus, obgleich auch leztere Me-
tathese durch die iNebenforin I^t/.yTjaooq gerechtfertigt werden
könnte.
S. 233 Z. 4 V. n. füge zu: Sollte der Name mit dem Sjbariten
Oovyoq bei Theon. Progymn, c. 3 zusammenhängen?
S. 235 Z, 31 luge zu: und Grote X p. 68 fgg. ; zur Chorographie
aber im Allg. Hofi'mann Descr. Chalcidicae Tbracicae s. Mace-
donicae , Broniberg 1854, 4.
S. 241 Z. 3: O. Siefert Zankle - Messana , ein Beitrag zur Ge-
schichte Siciliens , Altona 1854. 4.
S. 250 Z. 27: auch Grote X p. 413.
S. 261 Z. 16 V. u. füge zu: A. S. v. Noroff die Atlantis, Petersb
1854. 8.
S. 263 Z. 14: Gut hat hierüber wie über die verwandte Frage von
der Abstammung der lonier (§. 96) neuerdings auch Planck in
dem oben zu S. 15 u. 29 nachgetragenen Aufsatze gehandelt.
S. 271 Z. 10 1. TfkfO)v St. Tfhojv.
— Z. 20 : vgl. jezt Preller selbst über Zo'; /"f/ftuv in Gerhard's arch.
Zeit. 1854 S. 287.
S. 297 Z. 1 1. welcher st. welchen.
S. 313 ist der Golumnentitel nach dem Inhaltsverzeichnisse S. XII
zu berichtigen.
S. 323 Z. 2 füge zu: und neuerdings D. Surmelis 'Attixu ^ nfQi
ÖTjtxMv AxTinriq , iv ok; »ul niQi Ttvwv f^f^ojv toi* aOTtw; , Athen
1855. 8.
S. 324 Z. 36 1. §. 163 n. 17 st. 164.
S. 329 Z. 17 füge zu: und desselben Animadversiones de nomotbe-
tis Atheniensium , Greifsw. 1854. 4.
S. 335 Z. 16 füije zu: und die ftfroixixaq ai'ftfioginq bei Poll, VIII.
144 mit Böckh Staatsh. I S. 696, Bake Schol. hyponin. IV, p.
177 — 183, Meier Comm. epigr. II p. 115; wogegen die folgende
Verweisung zu streichen ist.
S. 368 Z. 14 V. u. füge zu: und mehr bei Böckh Staatsh. II S. 348.
S. 372 Z. 19 vgl. jezt noch naher .Meier de Epistatis Atheniensium
commentariolum vor dem Ind. lect. Hai. 1855, der die Aende-
rung geradezu zwischen Ol. C. 3 und CII. 4 sezt ; also wohl
gleichzeitig mit der ScLatzungsänderung §. 172.
S. 376 Z. 6 1. RL. Museum X S. 30 — 76 st. 1—48 und füge zu:
Boss in N. Jahrb. LXXI S. 181—185.
S. 378 Z. 5 V. u. füge zu: G. Haupt de lege, quam nd poetas
comicos pertinuisse ferunt , annali, Giessen 1847. 4.
S. 380 Z. 24 ist not. 18) nachzutragen: ^Avay)/Tj<fii,ttv Thuc. VI. H
Tgl. Schömann p. 128.
S. 437 Z. 22 füge zu: Heimbrod de Atheniensium tacerdotibua,
Gleiwitz 1854. 4.
S. 447 Z. 8 I. §. 162 st. 161.
S. 470 Z. 31 1. Qt^iOioxkiovi;.
602 Berichtigungen und Zusätze.
S. 489 ist sowohl zu not. 13) über die Dauer der Fünftausend als
zu dem ganzen Reste des Paragraphen jezt noch die inhalt-
reiche Abh. von L. F. Herbst: die Schlacht bei den Arginus-
gen , Hamb. 1855, 4, nachzutragen, wo namentlich Grote mit
Schärfe und Erfolg bekämpft ist.
S. 519 Z. 22 füge zu: Rabe de Tita Hyperidis oratoris attici , Oels
1854. 4.
S. 531 Z. 6: vgl. insbes. auch die von Spratt im Journal of class.
and sacred philol. 1855 p. 6 und Curtius in Gerhardts Arcb.
Zeitung 1855 S. 35 fgg. bekannt gemachte Ehreninschrift, wo
n. A. TO XO*»'OV T(ÖV /ItOQlfWV, TWV H7lll(JWTÖ}V , TW» yioX(jÜ)V TW»
ijoiwv , TW» Olraiitov vorkommt; und dieselbe zu §. 188, n. 8,
insofern ^ nöh^ r/ Kogo)vHifwv lüv iv yi^aiti, die Beziehung auf
Korone in Messenien vornusgesezt, auch dieses Land in der
Gemeinschaft des ISamens Achaja begriffen zeigt.
C!öttin§^eit ,
Druck der Dieterichs« .en Univ. Buchdruckerei. ^ ^^^ ^
(W. Fr. Kae»tner.) ..^ ^
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DF Hermann, Karl Friedrich
81 Lehrbuch
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1855
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