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Full text of "Lehrbuch der Gynäkologie; oder, Systematische Darstellung der Lehren von Erkenntniss und Behandlung eigenthümlicher gesunder und krankhafter Zustände, sowohl der nicht schwangern, schwangern und gebärenden Frauen, als der Wöchnerinnen und neugebornen Kinder ..."

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@  9  n  ä  l  o  I  o  g  t  e, 

ober 

fpftematifcfje  ©arfielltmg  bei:  Seiten 

üon  CJrfenntnifj  unb  &3efyanblung  eigentümlicher  gefunber  unb 
franfbafter3uftdnbe,  foroobl  ber  ntdt)t  fcfywangem ,  fcbroangern  unb 
gebdrenben  grauen ,  aU  ber  Sßodmertnnen  unb  neugebornen  Äinber. 

3ur 

<$hitttt&I<t$c  af<sfceitufd)cr  Stortefungen, 

unb   gum   ©ebraucfye   für  prafttfcfye  2Cerjte,    SBunbdrjte    unb 
©eburt^elfer, 

aufgearbeitet 

Carl  <&Mtat)  €axm, 

Dr.  &et  ?>l)iIofopf)ic,  SJccbicin  unb  Chirurgie,  >&ofs  unb  üülebicmol s Statt) ,  fltid)  @r.  OTa; 
jcftät  beö  -RentgS  oon  ©arbfcn  Setbarjt  unb  be§  Jtönigl.  ©äcbf.  GicüsäSerbicnftorbene!  9tttter; 
3)citgtieb  ber  Äaif.  Seopolbtn.  2ffabemic  p  SSonn,  ber  Acnigl.  Jffabcmie  ber  äBiffcnftfc..  511 
■SBerlin,  ber  Äaif.  Dvuffifrfjcn  Ifabemic  jii  @t.  Petersburg,  ber  Jtentgl.  ©c^mebifrben  2ffabc; 
mie  ju  ©tocErjolm,  ber  Satf.  Äönigl.  2Cf abernte  j"  -^pefirt)  ^  be£  Jtönigl.  SnfrirutS  jur  ft-örs 
berung  ber  Staturwiffenfd).  ju  Sleape-I,  ber  Accademia  dei  Georgotili  51t  Floren},  ber 
uieberrl)einifcfc;en  ©efellfcb.  f.  Statur  -  unb  v&eilfunbc  üu  23enn ,  ber  ©cfeUfcb.  beS  ffiötimtfdjen 
93cufeumS  «1  ^rag,  ber  Mail  ©efettfct).  be~r  Staturfor|"rf)er  ju  SRoSfau,  ber  pMitalifd)  smes 
ttctnifctjen  ©efcllfctjnft  su  erlangen,  ber  ©efeUfrtjaft  naturforfdjenber  ^rcunbe  unb  ber  mebic.s 
cfeirurg.  ©cfellfd).  5U  Söerlin,  ber  nnturferfdjenben  ju  Seidig,  ber  ©efeüfcfyaft  für  r  Statuts 
TOtffenfrbaft  unb  -^eühtnbe  ju  ^eibelberg,  unb  ber  pt)tIofephifct)  ■  mcbianifctjen  ju  SSsüräburg, 
ber  ©ctyroebtfffyen  ärjtli^en  ©efellfcfyaft,  ber  ©ctjlefifrben  ©cfeUfctyaft  für  »aterlänbifdje  (Mtur, 
ber  ©enfenbergifdben  naturforfr^enbcn  ©cfeltfcfyaft  ju  SraiiEfnrt  a.  93c.,  ber  Accademia  Pon- 
taaiana  111  Steapet,  bc$  pftarmaceutifctjen  Vereins  im  nörblieben  S>eutfci)Ianb,  ber  Äcnigt. 
©äajf.  ötcnomifcijen  unb  ber  ©cfeUfd&aft  für  Statuts  unb  ^«iltunbe  ju  Sterben. 


dritte,   butcbgdngtg  tter&efferte  unb  mit  Bleien  3ufd&en  t>ermef)rte 

Auflage. 


@  r  jl  e  r    S)|i-i. 

59iit  einer  Äupfertafel  unb  einer  d)ronologifc£)en  Sabetle. 


Seidig,    bei  (g  r  n  jt  §leifd>er. 
SBien,    bei  (Sari  ©erolb. 

1838. 

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;a  25.  i92i- 


SS  o  t  t  e  b  e 

S    u    r     e    r    ft    e   n    Auflage. 


>enn  bie  2el)re  oon  ber  33ef)anblung  gefunber  unb 
franf^after  Sujtdnbe  beö  weiblichen  ÄorperS  überhaupt, 
unb  befonberS  mdtyrenb  beö  fjpi^wfcbtigen  Seitpunfteö  ber 
©eburt,  in  neuer  3cit,  üerglicfyen  mit  bem  Sujranbe  in 
welchem  fte  ftrf)  nocf)  oor  ungefähr  tyunbert  3al;ren  be= 
funben,  fo  grofe  $ortfd)ritte  gemalt  \)at,  fo  tterbanfen 
rcir  btefeS  unfehlbar  aufer  bem  (Einfluffe  beö  ^ortfrf)rei= 
fenS  gefammter  drjtlicljer  2Biffenfcl)aft ,  bocl)  tnSbefonbere 
ber  aucf)  in  biefem  Sweige  natf)  unb  nad)  immer  metyr 
»erlofctyenben  mtbernaturlid)en  Trennung  ^mifc^en  Chirurgie 
unb  siebtem.  Sttan  barf  fieser  behaupten,  baj?  »orjög= 
lid)  bie  S3ef)anblung  be£  ©eburtSgefcfydfro  wenig  erfprieß= 
licfye  folgen  fyaben  fonnte,  fo  lange  fte  afe  blofeö  (5on= 
glomerat  gemijfer  mecl)amfcf>er  Wertigkeiten  erfcf)ien,  bie 
Beobachtung  eigentlicher  lebenbigev  Söirffamfett  beS  £)rga= 
niömuS  aber  faft  auSgefcfyloffen  blieb,  unb  man  barf  fo= 
gar  überhaupt  annehmen,  t>a$  «ftranffjeiten  beö  weiblichen 


IV  * 

St&tpex&'f  fo  lange  bem  Ar$te  nia)t  eine  flare  <ginftd>t  in 

bie  eigentümliche  $latut  biefeS  ©efdjled^tS  üorfcfywebte, 
nur:  wenig  naturgemäß  bet)anbett  werben  fonnfen.  ©ie 
Cfvfermtnijj  biefer  3ßat)rf)eiten  t)at  nun  allmdlig  immer 
mefyr  auf  S3ernicl)tung  ber  engen  ©renken,  worin  bie  dnt= 
binbungSfunjt  fta)  eingezwängt  fat),  t)ingewiefen ,  unb  bar= 
auf  gebrungen,  bie  ßejjre  Don  ber  i£mtfStetjtung  Ui  ber 
©eburt  nur  als  eine  befonbere  £)ifcipltn  ber  2et)re  t>on 
ber  Statur  unb  S5et)anblung  beS  n>etbUd)eti  ÄorperS  über= 
t)aupt  anzuerkennen.  Banner  wie  SBoer,  mein  trepdjer 
ehemaliger  £el)rer  $rofeffor  Sorg,  (BfymibtmülUx, 
9£olbe,  (Schmitt,  $auft,  traben  in  biefem  (Sinne  ge= 
te|rt  unb  getrieben,  unb  roie  iti)  mid)  felbft  praftifd) 
mefjr  mit  biefem  Sweige  ber  «gjeilfunbe  befaßte,  oorjugtict) 
aber  feit  ta)  1814  bie  £)irection  einer  bebeutenben  QtnU 
binbungSanjlalt  überfam,  würbe  mir  biefeS  fo  jur  feften 
Ueberjeugung ,  ba$  tet)  nicfyt  nur  nact)  biefen  ©runbfd|en 
meine  Vortrage  orbnete,  fonbern  fortwdljrenb  barauf  be= 
bafyt  war,  Sflateriatien  ju  fammeln,  um  eine  Sarftetfung 
ber  gefammten  (%ndfologie ,  welche  als  ©anjeS  btSt)er 
nod)  nirgenbS  abgeljanbelt  ijr,  einft  barauS  $u  gehalten. 

9^ad)bem  ic()  entließ  mit  ber  Ausarbeitung  meiner 
naturwiffenfcbaftlid)en  (Stubien  §u  einem  ©anjen,  burd)  bk 
Verausgabe  meiner  Sootomie,  nia)t  fowotpl  abgefd)loffen, 
fonbern  mict)  nur  burd)  £>rbnung  beS  Erworbenen  gu  xoeu 
tern  $orfd)ungen  vorbereitet  unb  erleichtert  fyatte,  fct)ritt  iet) 
§ur  Ausführung  biefeS  $lanS ,  welche  Arbeit  je|t  bem 
publicum  ju  übergeben  tet)  mtet)  im  SSegrijf  fel)e.  Set) 
lege   biefe   (Schrift   fortwdt)renb    meinen   Vortragen    pm 


©runbe,  unb  würbe  mid)  freuen,  wenn  aud)  anbere  Setyrer 
btefelbe  für  gleichen  3we<f  ju  benu^en  angemeffen  fdnben, 
fyabe  benn  auc^  beSfjatb  burdjgdngig  einer  $>rdcifton  nad)= 
geftrebt,  woburcfy  bie  Betrachtung  ber  »ielfadjen  i)ieri>er 
gehörigen  ©egenftdnbe,  tüeldf>e  in  anberen  SBerfen  (3.  35. 
bem  in  4  Bdnben  nodf)  nid)t  gefdjloffenen  fd)d|baren  2ef)r= 
unb  «£anbbud)e  über  ©ntbinbungSfunft  unb  ^rauenjitm 
merfranf Reiten  beS  £.  tt.  ©iebotb)  in  einem  großem 
Umfange  abgefjanbelt  worben  fmb,  in  bem  3£aum  gweter 
SSdnbe  gu  beenbigen  mogltd)  würbe.  £)effenungead)tet  l)at 
miö)  inbeß  biefe  ^üdiftdjt  aud)  nid)t  abmatten  fonnen,  bei 
möglicher  ^ürje  bod)  ben  einzelnen  ©egenjtdnben  biejenige 
2Cu§füt)rung  $u  geben,  woburd)  biefeS  23ud)  §ugleid)  ^>anb= 
bud)  für  angefyenbe  ^erjte,  unb  überhaupt  §um  9?ad)fd)la= 
gen  für  befonbere  %äUe  im  prafttfcfyen  Zehen  brauchbar 
werben  fonntej  benn  wa§  ben  münblicben  Vortrag  betrifft, 
fo  glaube  iä)  nid)t,  ba$  er  etvoa  baburd),  inbem  er  bem 
3ul;6rer  einige  ^enntniffe,  welche  in  bem  abftfyüify  ge= 
wallten  bürftigen  (Sompenbium  fehlen,  mitteilt  (obwohl 
man  fte  in  jebem  anbern  $anbbud)e  leid)t  nad)lefen  fann), 
fonberit  b'aburd)  feine  watyre  Bebeutung  erfüllt,  ba$  er 
burd)  lebenbigeS  Söort  unb  Söedjfelrebe  ben  (Sinn  für  btö 
felbjtt^dtige  Einbringen  in  irgenb  eine  SSiffenfdjaft  er= 
wecfe.  — 

Sföit  Beifügung  titerarifcfyer  Zotigen  glaubte  iö)  nur 
fparfam  »erfahren  gu  muffen ,  ba  id)  e§  fyier  für  bie  $aupt= 
aufgäbe  fjielt,  jundd)ft  bie  ©ac^e  fetbjt,  unb  §war  baö  ©e= 
prüfte  unb  burd)  Erfahrung  Bewahrte,  flar  unb  bejlimmt 
barjujMen.  —   £>aß  bie  jwecfmdpge  S5enu|ung   beö  »on 


VI 

Znbem  (geleiteten  hierbei  nifyt  übergangen  tfr,  mirb  man 
tyoffentlicJ)  bemerken ,  jebod)  auö)  ftd)  überzeugen,  ba$  id), 
mo  bte  Natur  mir  einen  anbern  SÖeg  seigre,  burdjauö  feiner 
bloßen  Autorität  gefolgt  bin.  2lußer  ben  literarifcfyen  *£>ülf&= 
mittein  unb  in  manchen  fdjmierigen  fünften  bem  SSatf)  ge= 
lefyrter  fjreunbe,  unter  benen  id)  inöbefonbere  meine  oer- 
efjrten  Kollegen  «gjofratf)  (Seiler  unb  Ärepfig  ju  nennen 
mid)  verpflichtet  füfyle,  fyähk  icf)  fo  »iel  als  mogltcl)  burd)= 
gängig  auf  Naturbeobacfytung  mid)  gejrü|t,  moju  mir  in3= 
befonbere  bie  feit  1814  in  bm  2lnnalen  ber  (§ntbinbung§= 
anmalt  genau  aufgezeichneten  meljr  als  taufenb  ©eburtSfdlle 
Materialien  liefern  fonnten,  unb  fo  unterwerfe  id)  mit  bem 
SBewußtfein  überall  ba$  23ejle  treu  beabftdjtigt  gu  f)aben, 
biefe  Arbeit  bem  Urteile  fad)funbiger  Büßtet. 

«  ©er  £5ruc?  biefeö  erjten  StyeüeS  mar  übrigens  bereits 
im  vorigen  Saljre  beenbigt,  unb  menn  er  felbft  erfr  je|t 
erfd)eint,  fo  ijt  eö  nur  um  ben  zweiten  Styeit,  welcher  bte 
»fjpftologifdjen  unb  »atl)ologifd)en  ßujtdnbe  ber  (Sdjroangern, 
©ebdrenben ,  SS6d)nerinnen  unb  Neugeborenen  umfaffen  mirb, 
btefem  erfteren  in  furjer  3eit  nachfolgen  ju  laffen. 

Bresben,  b.  1.  $Rai  1820. 


]>r.  &  ®.  @atu§« 


SS  o  r  t  e  b  e 

5  u  r    j  t»  c  t  t  e  n    Auflage 


SDer  geneigten  2(ufnafmte  biefeö  SöerfeS  »erbanfe  td)  e§, 
bap  nad)  einer  furzen  Steige  \)on  Sorten  eine  jweite  #uf= 
läge  beffelben,  tterfef)en  mit  ben  3ufd|en  unb  SSerbefferun* 
gen,  welche  wdfyrenb  biefer  Bat  wunfcfyenSwertf)  geworben 
ft'nb  /  erfreuten  fann.  SKöge  au<$  biefe  einer  wof)twotfen= 
ben  3Tufnaf)me  fttf)  erfreuen  unb  beitragen,  einen  neuerlich 
erfd)ienenen  fehlerhaften  9£ad)brutf  ber  erjten  Auflage  ju 
unterbrüden. 

Steine  gegenwärtige  (Stellung  trennt  mid)  gwar  t)on 
bem  ßetyramte  ber  (Seburtötyulfe,  welkem  iö)  gerabe  brei- 
getyn  Safyre  ttorgeffanben,  nid)t§  beftoweniger  wirb  jebod[) 
fortwdfyrenb  bie  (Ityndfofogie  ein  ©egenftanb  meiner  be* 
fonbern  55ead)tung   bleiben,   unb  hoffentlich  wirb  e§  mir 


VIII 

fonad)  aud)  fünfttgt>in  nifyt  an  ©elegen^eit  festen ,  311 
immer  weiterer  ^ortbübuna,  tiefer  äßMffenfcfyaft  nad)  Gräften 
mitjun?irfen  unb  beizutragen. 

•Dreien,  b.  14.  £)ctbr,  1827. 


@(t*tt§* 


i  • 


o  r  r  e  t>  e 

§  u  r    b  i  i  t  t  u    'Auflage. 


• 


^JlbermalS  fe^c  icf)  neun  Satyre  »erflojfen,  feit  1$  an  tie 
5tt?ette  2Cuögabe  tiefet  SöerfeS,  roelcfteS  mir  auö  ber  §erne 
unb  9lat)e  manche  Anerkennung  unb  mannen  £)<mt  wx= 
anlaßt  \)at,  bie  le|te  $anb  legen  fonnfe.  —  Söäre  nicbt 
bretmat  ein  Sftacfybrud:  Itjeilö  ber  erften,  tl>ettö  ber  $uoei= 
fen  Auflage  mit  gewohnter  §recl)f)eit  gemalt  unb  üerbrei= 
tet  worben,  fo  würbe  icf)  fcfyon  früher  tteranlafit  roorben 
fein,  ba$,  voa$  fortgefe|te§  (Stubtum  unb  weitete  G?rfal)= 
rung  auf  biefem  fäetbe  mir  t>on  Seit  gu  3eit  geboten  f)a= 
ben,  öffentlich  mitreiten.  Sftoge  nun  baS,  »a§  ify  au§ 
biefem  ©runbe  erjt  fpdter  barbteten  rann,  bocf)  beöfyalb 
nicfyt  mtnber  günjrige  Aufnahme  ftnbcn !  —  2£uf  alle  SSeife 
fyabe  i<$)  übrigenö  SSebacfyt  genommen,  t>ie  @igentl)ümlicl)feit 
ber   erjten  Anlage   be§  SBerfeö    ntc^t   $u   öerwifc^en   unb 


X 

feinen  Umfang  md)t  ju  fefjr  anschwellen,  irf)  fjabe  nur 
taö  äBidjttgfte  »on  bem,  waö  bie  Literatur  in  ben^le^ 
t>erfloffenen  Setzen  gebracht  tyat,  wieber  betgefugt;  fyahi 
wo  eö  nottyig  war  bie  2Cnftd)ten  über  (Menntmfü  unb  S3e= 
tyanblung  ber  einzelnen  ^ran^ettöformen  erweitert  unb  be- 
nötigt, unb  fjoffe  nun,  bajü  aud)  in  biefer  wieber  erneuer* 
tm  ©eftalt  ba$  25uc|)  ftd)  abermals  neue  $reunbe  erwer* 
ben  werbe. 


©reöbe.n,  b.  1.  Sttai  1837. 


ۣ<**Ǥ. 


S  n  b  a  l  t 

be£   erften  SfjeUS  ber  ©pndfologie, 


vJinleitung • 3 

I.   allgemeine  ©pndf ologie. 

(Srjtet  Hbfc&nttt. 

SSon   ben   (Sigentljümlidjt'eUen   im  Saue   unb  Seben   be§ 
SGSeibeS  (allgemeine  §>t)9fiologie) 13 

1.  @igentl)ümlid)feiten  „in  ber  ©efammtform  beö  weiblichen  ÄörperS      13 

2.  (gigentfyümlicfjt'eiten  im  SSaue  bei'  tr-eiblidjen  ©efd)led)t§tfyeile.unb 

be§  weiblic&en  SSecfeng . 17 

I.  äeidjenletjre  ber  weiblichen  ©efd)led)rörl)eile 35 

II.  3eid)en  be§  regelmäßig  gebilbeten  33ec?en§ 39 

3.  ©igent^ümlidjfeiten'  ber  weiblichen  p^jifc^en  unb  pfycfyifcljen  2«s 
benöäujüerungen 40 

Swcitet  2£bfd?nttt. 

SSon   ber    Gngentfyümttd)? eit    in   ben    Äranf Reiten    beö 
weiblichen    ©ef er) tecl) t§   (allgemeine  $>at£ologie)    ...      55 


XII 

(Seite 
£>nttet  3C6f dt>ni tt. 

S3on  ber  drjtticfyen  S3etyanblung  beö  roeiblidjen  £>rga* 
ntömuö  im  gefunben  unb  franfen  ^uftanbe  (allgemeine 
JDtd tetif  unb  Sfjerapie) 59 

I.  SSon  ber  tyttfbttiifyhit  beö  grauenarjteö  unb  ©eburt^elferS  .     59 

II.  SSon  ber  2Crt  unb  Sßeife  bie  öerfdjiebenen  3uftdnbe  beö  weib= 
liefen  Körpers  auSjumtfteln  unb  ju  unterfudjen 62 

1.  Unterfudmng  burdj  ©eftcfjr  unb  ©etafr. 

a)  2)ie  dufjerlidje 65 

b)  Snnere  SDtanualunterfuctyung 68 

2.  3nflrumentalunterfuc£)ung    71 

III.  SSon  ben  allgemeinen  Siegeln  ber  jDidteti?  unb  SEljerapie  für 
baö  weibliche  ©efcfyledjt. 

a.  SDtdtrttf 77 

b.  Sfyerapie > 80 

II.    ©pecteUe-CStynäfologt?. 

S3om  ßeben  bed  SBetbeS  on  unb  für  fiel),  im  gefunben  unb 
franfen  Sujhnbe. 

(grßer,  pfynftologtfcb,  =  biätettfcfyec  2(bfd)nttt. 

I.  SSon  ber  normalen  Gsnrnncf lung ,  Steife  unb  (Srtöbrung  beö  @e* 
fäle^tSdjarafterö 85 

II.  SSon  ben  Siegeln  ber"  ©idtetif  rodljrenb  ber  brei  roetblidjen  gebend 
pertoben  inöbefenbere  .  ..............  .  . 92 

^weiter/ patfyologtfcfystberapeutifdjer  7lb\ä)ti\tt. 

(£  r  fl  e   11 b£fy  c  U  u  n  a . 

SSon  ben  ÄranEfeeiten  in  ber  erjten  CebenSpertobe  be3  weiblichen  &6r; 
per§ .    95 


XIII 


(Seite 


I.  äJon  ben  cmgebornen  gestern  weiblicher  ©enitalien. 

1.  33on  franEtjaften  SSitbttngen  ber  äußern  ©efdjledjtgtljeile  ....  95 

2.  SSon  tranfljaften  SSÜbungen  ber  innern  ©efcfyledjtsttjeüe  ....  98 

II.  SSon  ber  trantfyaft  gu  jeitig  entwickelten  ^uoertdt .  . 101 

., 3wefte.3C6tfyettung. 

SSon  ben  Ärant'fyeiren  in  ber^eriobe  ber  ©efdjledjtSreife 107 

I.  2Cltgemeine  Äranfljeitöjuftdnbe. 

1.  Unregelmäßigkeiten  ber  Sföenflrualfunction 107 

A.  SCRangelnbe  ober  »erä&gerte  @ntn>icEtung  ber  9ttenjfruatfunction   .  108 

B.  itnoollEommene  SÄenftruation 119 

C.  Uebermäßigeö  4?eroortreten  ber  SÄenfrruatfunction 133 

D.  Hemmung  ober  UnterbrucEung   ber  SOienftruatfunction  (Menses 
suppressi  s.  obstructi)     140 

2.  SBefonbere  burcfy  Unregelmäßigfeiten  ber  $>uoertätgentttrid[Jlung 
begrtmbete  ÄrcmEljeitSjujtänbe 145 

1.  SJerjÜmmung  ber  9?eprobuction  roä^renb  ber  ^ubertdtöentroicfi 
lung. 

SSteidtfuc^t  (Chlorosis) 146 

2.  33erftimmungen  ber  animalen  Functionen  roäf)renb  ber  ty\xU& 
tä.tSentnridlung 159 

3)  SJtutteriüutl) ,   SOianntottljeit  (Nymphomania ,   Andromania, 
Furor  uterinus) 199 

4)  UnfrudjtoarEeit  (Sterilitas) 207 

5)  4?9jterie,  ^utterbefcfyroerung  (Passio  hysterica,   Adscensus 
uteri) .     213 

II.  ÄranE^eitösuftdnbe  ber  einzelnen  roeiölidjen  ©efcfyledjtSorgane  .  .    233 

I.  Äranffjeiten  ber  ©ebärmutter. 
A.  (Störungen  be§  SSilbungSlebenS. 

1.  ©ntjünbung  ber  nid)t  fttjroangern  ©ebärmutter  (Metritis)  ...    234 

2.  SBtutfluß   ber   nic()t   fdjwangern  ©ebarmutter  (Haemorrhagia 
uteri,  Metrorrhagia)  . j 249 


XIV 

Bäte 

3.  aßetfer  glujj,  ©djletmflujj  ber  tweiblic^en  ©eburtätfcetle  (Fluor 

albus ,  Leucorrhoea) 268 

4.  SBafferfuc^t  ber  md)t  fdjtrangern  ©ebdrmutter  (Hydrome- 
tra)  .  .  . 282 

5.  83on  ber  SGßtnbfudjt  ber  ntdjt  fcljroangern  ©e6drmutter  (Em- 
physema    uteri,    Physometra,   Aedoeopsophia,   Pneumatosis 

Ober  Tympanitis  uterina) 289 

6.  33on  bem  fc^mer^aften  9?ert>enteiben  ober  ber  ersten  Heroen* 
empft'nbltcfyfett  ber  ©ebdrmutter  (Hysteralgia) 290 

7.  SSon  ben  »erfdjiebenen  fpccftgen,  fafertgen,  fdjtt-amnugen  ober 
tnöcfjernen  Ausartungen  ber  ntdjt  fcfyir-angew  ©ebdrmutter 
(Steatoma,  Sarcoma,  Fungus,  Osteosteatoma  uteri,  Litho- 
metra) 292 

8.  SSon  ben  polppöfen  2Cu$n>ud)fen  an  ber  tnnern  g(dcfye  ber  @e= 
bdrmutter    . .    302 

9.  S3on  ber  2fnfd)tt>elUmg  unb  gutartigen  SSerfjdrtung  ber  ©ebdr» 
mutter  (Intumescentia  et  induratio  uteri) 314 

10.  SSon  ber  bösartigen  33erfydrtung  unb  bem  offenen  Ärebfe  ber 

©ebdrmutter  (Scirrhus  et  Carcinoma   uteri) 318 

B.  Abnorme  Cagen  ber  mdjt  fdjroangern  ©ebdrmutter. 

1.  SSorfall  ber  nicfyt  fcfytr-angem  ©ebdrmutter  (Prolapsus,  Proci- 
dentia,  Descensus  uteri) .  .     343 

2.  <Sd)tef(agen  ber  nidjt  fcfyiuangern  ©ebdrmutter 

1)  33ormdrt6neigung  (Antroversio  uteri) 357 

2)  Stüdnjdrtöneigung  ober  sJurticfbeugung  ber  nicfyt  fdjroangern 
©ebdrmutter  (Retroversio  uteri) 559 

3.  Umteljrung  ober  Umjtütpung  ber  nidjt  fdjwangern  ©ebdrmutter 
(Inversio  uteri) 361 

II.  Äranfijetten  ber  SÄutterfdjeib  e 365 

1.  S3on  ben  SÄutterfdjeibenpotypen 366 

2.  SSon  bem  SSorfatte  ber  SSKutterfcfyeibe  (Prolapsus  vaginae)  .  .  .    366 

3.  SSon  bem  9Äutterfd)etbenbrudje  (Colpocele,  Elytrocele,  Her- 

nia  vaginalis) 370 


XV 

Seite 

4.  9ttittelfleifd)bruc()  (Hernia  perinaei),  ober  ijfntercr  ©djamlefjen* 

bru# 374 

5.  SSon  ben  eigentümlichen  ©efcfyrcütjren  ber  SKutterfdjeibe  ....    376 

III.  Ärant^eiten  ber  (Sterjiocfe 377 

1.  (gntjünbung  ber  GsierftöcEe  (Oophoritis) 378 

2.  SBafferfuc^t  ber  ©ierjtöcce  (Hydrops  ovarii)  , 382 

3.  SSon  ben  ©pecf«  unb  gletf^gefdbroüljien ,  SSereiterungen,  SSer« 
f nocfjerungen  /   fon>ie  »on  ben  ©rjeugungen  frember  .Körper  in 

ben  (Sierjlocfen 388 

IV.  Äranf^eiten  ber  Stufte • 392 

1.  Äranffjafte  GJntttn'cfiung   ber  SSrüfte  in  ben  jeugungöfäfyigen 
Safjren  überhaupt 892 

1)  (Songeftionen  nad)  ben  S3rüjten  unb  <Sd)merj{)afttt)erben  ber* 
felben 392 

2)  Unr-ollEommene  2(u$bilbung  ber  33rüfte  unb  »orjcittgeö  SBelfen 
berfelben 394 

3)  Uebermdfiige  ßmdfyrung  unb  ju  grojje  gettanfjdufung  um  bie* 
felben  (Hypertrophia  raammarum) 395 

2.  SSefonbere  Degenerationen  im  Innern  ber  SSrüfte 397 

1)  SSon  ben  SÖtildjEnoten  in  ben  SSrüjren 397 

2)  SSon  ben  ffrofutofen  S3erf)drtungen  ber  SScüfre 399 

3)  SSon  ben  SSalggefc^tüülften  ber  SSrüjte 400 

4)  ßjjmp&atifdje  unb  a3tutgefdjtt>üljre  ber  SSrüjte    403 

5)  SSom  ©tirr^uö  unb  £reb§  ber  SSrüjte 404 

V.  SSon  einigen  franE^aften  3ujrdnben  ber  äußern  ©e* 
f4(e$tft$.eüc    416 

VI.  SSon  einigen  franfljaften  3ujtdnben  ber  weibtidjen 
^arnwege 420 

1)  SSon  ber  beträchtlichen  Erweiterung  ber  weiblichen  £arnröf)re  .    420 

2)  ©efdfgefdjraulft  ber  5Dcunbung  ber  ^arnröfjre  unb  SSerbicfung 
ber  bi(  £arnrö$re  umgcbenben  Iklldaut,  nebjr  »arifofer  83e* 
fdjaffenljeit  i|rer  ©efdfe .  . 421 

3)  SSon  ben  ©teinbefcfjroerben  beö  roeiblidjen  ©efc&ledjts   ......   423 


XVI 

©eite 
Scitte  2Cbtf)cttung. 

aSon  ben  ßrcmt^etten  in  bec  leiten  ßebenöperiobe  be§  tt>et6tfd)en  Ä6c= 
perS 427 

I.  3u  zeitiges  ©rlofdjen  ber  SOlenjIrualfunctton 427 

II.  SSon  ber  ju  lange  fortbauernben  SOienjirualfunctt'on    429 

(StElärung  ber  jum  erjlen  Steile  gehörigen  Safet  1 4SI 


2  e  f)  r  b  u  cf) 


©  v  |i  e  r    $  i)  e  i  L 


©ijttafologie.    I.  £&.  3te  Xitjl. 


©inlettung. 


§.  i. 

«üiel  tc§  Cngentfyümlicfyen  unb  SBeacfytungSwertfyen  fowofyl  fetner 
SBilbung,  aU  feinem  £eben  nacfy,  bietet  ber  weibliclje  Äorper  jeber 
aufmerffamen  pl)t)ftologifcfyen  unb  drjtlicfyen  gorfc&ung  bar.  2lb* 
gefefyen  fogar  üon  ben  eigentlichen  ©efcf)lecl)t3gebilben ,  ft'nben  wir 
fo  üiel  2Cu6gejeid)nete§  im  SBefen  unb  in  ber  2£rt  weiblicher  £>r- 
ganifation,  fcijen  bk$  2llle3  auf  fo  regelmäßige  unb  merfwtirbigc 
Sßeife  fiel)  entfalten,  nehmen  wafyr  fo  mannigfaltige  Äußerungen 
eines  befonbern  £eben3,  oom  ©rfdjemen  ber  ©efcfylecbtSreife  an, 
burefy  bie  työcfyjie  QüntwicFlung  be3  gortpflansungSoermogenS  bis 
jum  Gsrlofcfyen  biefer  S^ätigfeit  f)in,  unb  bemerfen  enblirf)  in  allen 
biefen  ^erioben  fo  eigentfyümlicbe,  nur  in  biefem  Äorper  mögliche 
Äranffyett^uftdnbe,  baß  bieS  un§  wol)l  berechtigen  barf,  auä) 
biefen  ÄreiS  in  ft'd)  ftreng  oerbunbener  9?aturerfd)einungen ,  gleich 
fo  manchem  anbern,  als  ein  gefcfyloffeneS  ©anje,  aU  einen  abge; 
fonberten,  für  fiel)  befteljenben  3weig  ber  Statur  =  unb  namentlich 
ber  $eitwiffenfdjaft  ju  betrachten. 

§.  2. 
Snbem  e§  nun  in  üorliegenber  Arbeit  unfer  Swecf  tji,  eine 
Ueberftc^t  fdmmtlicber  fyierber  gehöriger  ©egenftdnbe,  in  fo  weit 
fie  ben  drjtlicfyen  SBirfungSfreiS  berühren,  gufammenjuff  eilen;  fo 
glauben  wir  biefelben  unter  Um  üftamen  ber  ©r>ndfologie  *) 
fcfyicflicfy  oereinigen  ju  burfen.  SDr)ne  bemnaef)  baS  äßort  ©pnd- 
fologte  in  feiner  wettefien  S5ebeutung  ju  nehmen  (fo  wenig  al$ 
wir  bie§  hd  anbern  dlmlicfyen  SBorten,  j.  SS.  9>f)t)ftologie,  $u 
tfyun  gewohnt  ftnb)  beft'niren  wir  t$  al$i  bie  £e£re  von  ber 


*)  SJon  ywi?,  ywuixog  SB«&  tinb  Aoyo?  SSBost,  £e$re. 

1* 


@iQcntf)ümUd)feit  be§  weiblichen  ÄorperS,  feinem 
Säau,  feinem  Seben,  feinen  Äran!()eiten  unb  bev  itym 
angemeffenen  fo  bidtetifcfyen  als  drjtlicben  35el)anb  = 
lung  nad). 

§•  3. 
(So  gewifü  aber  im  allgemeinen  ber  oolle  Begriff  eines  SfyeileS 
nuv  erlangt  wirb  au3  ber  wol)(aufgefafjten  Sbee  be3  ©anjen,  fo 
unmögliel)  e$  5.  33.  fein  würbe  eine  treue  23orfietltmg  t>om  %ebm 
eine§  befonbern  £)rgan$  ju  erhalten,  ol)ne  beutlicbe  2Cnftcr>t  beS 
gefammten  organifeben  Körpers,  fo  unjwecfmdfjig  fdjeint  e3  auef) 
ju  fein,  wenn  bie  ©efcbicl)te  einiger  befonbern  SSorgdnge  bc3  weib- 
lichen SebenS  au3  bem  ©anjen  ber  ©tmdfologie  ^erauögertjjen  unb 
als  eine  in  ftd)  befcfjloffene  2el)re  bargefMt  werben  folt.  Seffen 
ungeaebtet  bat  ein  fotdt>cö  93erfaf)ren  rücfffcl)tlid)  ber  ©eburt3f)ülfc 
bisher  faft  allgemein  fiattgefunben ,  unb  wir  werben  leitet  l)ierin 
ben  ©runb  baoon  erFennen  fonnen,'  bafj  eben  bie  ©eburt£f)ülfe 
bisher  einer  jtrengem  wiffenfd)aftlid)en  £)rbnung  fo  fein*  erman= 
gelte,  ja  fogar  il)r  Begriff  oon  S3erfc^iebenen  auf  fo  üerfcln'ebene 
SBeife  erfaßt  würbe. 

§•  4. 
(Streng  genommen  ifi  aber  ©ntbinbungSfunbe  ober  ©eburtS* 
fyülfe  nur  bie  ßeljre  oon  ben  v£>ttlf3leif?ungen  bd  ber  ©eburt,  unb 
boeb,  wer  wirb  ju  ieber  biefer  v£)ulf3leifrungen  getieft  fein,  wenn 
er  ntcr)t  jugleicf)  bie  Äenntniß  ber  <Sd)wangerfd)aft,  be3  eigen- 
ttyitmlicr;  weiblichen  33aue3  unb  bergl.  mit  fiel)  bringt?  —  welcher 
©eburtSljelfer  wirb  ben  an  ibn  gemachten  2Cnforberungen  entfpre- 
eben  fönnen,  bafern  er  ntd)t  oom  normalen  unb  abnormen  83er; 
lauf  bee>  SßocfyenbettS  eine  naturgemäße  2Cnft'cbt  fiel)  erworben  l;at? 
—  unb  wie  enblicf)  fönnen  alle  biefe  merfwitrbigen  Vorgänge 
be3  weiblicben  2ebene>  begriffen  werben  oljne  Erlangung  einer  flaren 
Sbee  öom  Sßefen  unb  Gbarafter  ber  SÖeiblid)feit  überhaupt? 

§•  5. 
£>iefe  SSebürfniffe  nicf)t  in  rechter  ^olge  wurbigenb  würbe 
nun  ba$  ©pjtem  ber  ©eburt^ülfe  oft  dn  Aggregat  ber  betero; 
genffen  33eftanbtl)eile.  SSon  einem  SSerfaffer  würben  auSfülnlicbere 
anatomifebe  Betreibungen  mit  aufgenommen,  üon  einem  2£nbern 
bie  Äranf betten  ber  SBödmerinnen  jugleidf)  mit  abgeljanbelt,  üon 
einem  dritten  bloS  bie  ©efd?td)te  normaler  unb  abnormer  ©eburs 
ten  mit  ben  notln'gen  SBorfenntniffen  au§  ber  <Sd;wangerfcbaft3; 
lebre  burebgegangen  unb  bie  Betreibung  ber  gcburtSbülflidjen 
Operationen  beigefugt,  wieber  Rubere  wollten  bie  ganje  2)i3ciplin 


bloS  auf  Äenntnif?  medjantfcljct:  $ülf$letjlungen  befd;rdnfen  u.  f.  w., 
furj  man  Heg  weg,  fefcte  ju,  richtete  ein,  alles  nad)  SöillFür, 
unb  wenn  atid>  bei  fo  üerfd)iebenen  SKicfytungen  bie  Äunft  im 
©anjen  bebeutenb  gefordert  würbe  unb  ba3  Sortfdjretten  ber  |>^a 
ft'ologie  aud;  auf  manche  fünfte  biefer  £ef)ren  ein  IjellercS  2id)t 
warf,  fo  "äußerte  ftd;  bod)  noeb  im  Snnern  ber  Mangel  wabrer 
wtffenfcfyaftlicber  ©efe&mdßtglJeit ,  ein  Mangel,  welcher  fo  lange 
gefüllt 'werben  wirb,  als  man  etwas,  ba3,  gleid)  ber  ©eburtS; 
bülfe,  nur  Fragment  eines  großem  (Sangen  ijr,  als  ein  für  fiel? 
£3efrel)enbe3  düfjMen  will. 

§.    6. 

S3ereit3  fyaben  gwar  mehrere  fc^arffinnige  ©eleljrte  in  biefem 
$acb  ba3  UnooÜjldnbtge  ber  ©eburtSbülfe  buref)  Ausarbeitung  eigner 
(Schriften  über  bie  Äranfbeiten  beS  weiblichen  <Sefd>tedt?tö  ju  er; 
gdnjen ,  unb  fo  au$  biefen  beiben  Steilen  ein  georbneteS  ©anje 
gu  fcfjaffen  gefucfyt;  allein  felbjl  biefe  Trennung  fcfyeint  noeb  ju 
gewaltfam,  ba  in  ber  üftatur  baS  ©eburtSgefcfjdft  mitten  jwifeljen 
bie  23orgdnge  ber  ©d?wangerfcbaft  unb  SSocbcnjeit  eingefugt  tjl; 
ba  Äranfljeiten  fo  oft  aus»  einer  in  bie  anbere  ^)eriobe  binüber^ 
wtr!en,  unb  ba  geburtsbülflicbe  ttnterfucfyungen,  ja  fogar  £)pera^ 
tionen ,  aud)  bei  Franfl;aften  3u|rdnben  ber  ©d;wangcrn  unb 
SBödmerinnen ,  ja  aueb  fonft,  oorfommen  fonnen. 

§.    7. 

Snbem  wir  nun  aber  eben  biefe  Trennungen  ju  oermeiben, 
unb  bie  gefammte  SOkffe  l)icrbin  einfd;lagenber  Äenntntffe  ju  einem 
©anjen  ju  oerbinben  wünfd;ten,  wirb  eS  nötfytg  fein  tljeilS  oon 
bem  CJnbjwecf  unb  ber  (Sintbetlung  ber  ©Midfologie ,  tfyeilS  öon 
ber  Art  beS  ©tubtumS  unb  ben  GJigentbümlicfyfetten  in  ber  praf* 
tifdjen  Anraenbung  berfelben  nod)  einige  nähere  ©cfyilberungen  gu 
geben. 

Anmerkung,  @3  ftnb  nun  beinahe  jwanjig  Sartre ,  bafj 
biefe  Uebcrgeugung  in  mir  reifte  unb  bie  erfte  Aufarbeitung  biefer 
©xmdfologie,  welche  noeb  immer  in  biefem  Umfange  bie  ein= 
gtge  geblieben  ijf,  veranlaßt  %qX,  allein  biefe  Uebergeugung  fyat  fieb 
niebt  nur  rnebr  unb  mebr  befeftigt,  fonbern  icb  l;abe  aueb  immer 
beutlidjer  gefüblt  wie  frucbtbringenb  für  bie  Anwenbung  SBearbet- 
tungen  in  biefem  ©inne  werben,  weSfyalb  id;  benn  nod?  einmal 
unb  auSbrücflid;  ft'e  51t  empfehlen  für  ^Pflicbt  tyalte. 

§•    8. 

(Enbgwccf  ber  ©pndfologic  fann  aber  fein  anberer  fein, 
als  ben  naturgemäßen  ©ang  ber  ©ntwitflung  bcS  weiblichen  Äor- 


6 

perS,  fowie  feiner  mannigfaltigen  eigentbümlicben  SSerricbtungen 
ju  erhalten,  unb  bann  wenn  (Störungen  eintraten,  bie  (Sntwicf; 
lung  gebinbert  ifr,  bie  Functionen  unterbrochen  werben,  ben  na= 
turgemdgen  ©ang  wieberberjujtellen  ober  minbejtenS  jene  franf* 
haften  3ujldnbe  fo  unfcfydblid)  als  moglicb  ju  machen,  ©iefer 
3wecF  ijt  gugleicb  für  alle  Venoben  unb  Sujrdnbe  beS  weiblichen 
Gebens  berfelbe,  unb  aU  (SnbjwecF  ber  ©eburtSbülfe  5.  23.  burfte 
man  batyer  feineSwegeS  etwa  bloS  baS  33eenbigen  ber  ©eburt  be= 
trachten,  üielmebr  bleibt  auct)  l)ier  ©orge  für  bie  Spaltung  natur= 
gemäßen  ©eburtSoerlaufS,  unb  (Sorge  für  beffen  Sßieberfyerfretlung 
bei  abnormen  SSerljdltnijfen  (guweilen  alfo  aud)  SBerjogerung  ber  ©e* 
burt)  ober  gum  Sttinbelren  möglicbJteS  SSefeitigen  unb  Unfdjdblicbma; 
eben  i?orl)anbener  Abnormitäten  Hauptaugenmerk  beS  ©eburtSljelferS. 

§.  9. 
£)ie  ©tntbeilung  ber  ©pndfologie  wirb  ftcb  au§ 
einer  Erwägung  ber  üerfcfyiebenen  SebenSjuftdnbe  be6  weiblichen 
ÄorperS  leicht  ergeben,  urit  oolIfJommen  wiffenfebaftlid)  b.  i.  jtreng 
logifcb  fein  fonnen,  was  bisher  in  ber  gefonberten  SBefyanblung 
ityrer  Steile  nirgenbS  moglicb  war.  —  <Sie  jerfdllt  aber  juoorberjt 
in  einen  allgemeinen  unb  fpeciellen  Sljeil,  oon  welchen  ber 
erftere  a)  ben  befonbern  S5au  beS  weiblichen  ÄorperS  unb  feine 
allgemeinern  2eben3oerl)dltnif|e,  b)  tm  gemeinfamen  Gübarafter  feiner 
Äranf^eiten,  c)  bie  allgemeinen  ©runbfd^e  ber  S5ebanblung  biefer 
Äranfljeiten  unb  ber  weiblichen  Statur  im  Allgemeinen  umfajfen 
mu$.  —  £)ie  fpecielle  ©tjndfologie  hingegen  betrachtet  t>en 
weiblicben  Äper  als  begriffen  in  feinen  befonbern  SSerricbtungen 
unb  jwar  erfienS  ben  Verlauf  feiner  SebenSerfcbeinungen  im  ge; 
funben  unb  f ranf en  3uftanbe  bloS  an  unb  für  ftd> ,  otyne  9?ücf  ffebt 
auf  bie  Sujfdnbe  erboster  ©efcblecbtStbdtigfett  bei  ©cbwangerfdjaft, 
©eburt  u.  f.  w.,  inbem  ber  gange  ÄreiS  beS  weiblichen  SebenS 
allerbingS  befcfyloffen  werben  lann,  obne  bafü  biefe  3ufrdnbe  ein; 
traten.  (SS  würben  aber  brei  ^erioben  in  biefem  Seben  ju  untere 
febeiben  fein:  a)  bie  ber  (Sntwicf  lung ,  ober  ber  $inbbeit,  b)  bie 
ber  ©efcblecbtSreife  unb  c)  bie  beS  AbjterbenS  ber  ©efcfylecbtSfum 
ction  ober  beS  Alters. 

§•   10. 

3weitenS  aber  wirb  eS  ©egenjfanb  ber  ©pndfologie,  baS 
weiblicbe  Ztbtn  in  i>tm  eigentbümlicbften  3uftanbe  erboster  ©e* 
fd)lecl)tStl)dtigfeit,  b.  i.  in  bem  Sßerbdltniffe  gu  einem  (Srjeugten, 
unb  jwar  gleichfalls  im  normalen  unb  abnormen  ©ange  gu  be; 
trachten.    (SS  gebort  folglicb  l;ierber  bie  ©efcfyicbte  ber  @$wan* 


gerfcfyaft,  ©eburt  unb  be$  3Bod?enbett§;  breier  $)erioben  be3  weib; 
Itcben  ßeben§,  welche  auf  baS  S5ejltmmte|lc  jenen  allgemeinen 
£ebene>frei$  wieberljolen,  unb  einen  nicfyt  minber  befcfyloffenen  3iing 
barftellen,  in  welchem  bie  ©cfywangerfcbaft  ber  allgemeinen  .Stör; 
perentwicf lung ,  tk  ©eburt  ber  ©efdt?terf>töretfe ,  fowie  i>a$  3ßo; 
cfyenbett  unb  bie  ©tillungäperiobe,  ahB  ttebergang  unb  Sfücffebr 
51t  einem  frühem  3n|ranbe ,  ber  9>eriobe  ber  35ecrepibitdt  entfpred)en 
wirb.  Sn  allen  biefen  brei  ^erioben  ift  fonad)  nicftt  mef)r  ba3 
Sßeib  an  unb  für  ftä),  fonbern  im  SSerfydltnif?  unb  in  SBecfyfelwirfung 
mit  einem  %mitm  in  ifym  ßntjianbenen,  ©egenjranb  ber  Unter; 
fucfyung,  unb  fo  wie  man  bal;er  Idngj!  ftcb  genötigt  fa.fy,  ben 
Äörper  unb  ba§  Seben  be§  ÄtnbeS  bei  ber  ©efcbicbte  ber  ©eburt 
ausführlicher  $u  berücf  fiebrigen ,  fo  wirb  e§  nun,  bei  einer  um* 
faffenbern  S3ej)anblung  notfywenbig,  ba3  drjeugte,  gleich fam  aI5 
einen  £l)eit,  al§  ein  00m  SKutterforper  au$  emdf;rtc3  ©ebilb, 
feiner  mannigfaltigen  normalen  foroofyl  al£  abnormen  S3efctjaffen= 
fyeit  nad)  in  allen  jenen  brei  ^Perioben  ju  betrachten. 

§•    IL 

(£§  wirb  ftcr)  auf  biefe  Sßeife  ber  $lan  für  i>k  ganje  ©ynd; 
fologie  in  folgenbem  ©cfyema  barlegen  laffen: 


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2Cn  nur  Jung.  (§S  jeigt  ftd&  in  biefem  ©cfyema,  ba^  man 
bie  2Cbt^)eilung  11  ber  befonbem  ©pnafologie  aucf)  mit  bem  ges 
meinfamen  Manien  ber  (SntbinbungSfunbe  (im  wettern  ©tnne  beS 
SBortS,  benn  im  engern  begriffe  eS  nur  bie  9%ftologie,  ©Mtctrf, 
9)atbologie  unb  SSfyerapie  ber  ©eburt),  fo  wie  bte  pbt)ft'ologifcf)e, 
biatetifcbe  unb  ^>atf)otoötfdf)c  «Seite  biefer  2£btl)eilung  als  S3eretd? 
ber  £ebammenfunfr  anfefjen  fann.  SDafj  wir  übrigens  bie  tyfys 
ffologie,  93atbologie  unb  Süjerapie  be6  beugten  wdfjrenb  ber 
©cfywangerfcfyaft  irnh  ©eburt  fowie  beS  Neugeborenen  fclbjl,  tyter 
mit  aufnehmen,  wirb  auf  er  ben  §.  10.  erwähnten  ©rünben,  aucb 
baburcfy  notfywenbig ,  baf  wir  bebenden,  wie  fet)r  franffyafte  3us 
ffdnbe  beS  (^engten  fo  melfacf)  auf  ben  mütterlichen  £6rpcr  über* 
wirfen.  2BaS  enbttd^  bie  2trt  unb  §olge  ber  2(bbanblung  biefer 
©egenftdnbe  betrifft,  fo  wirb  eS  am  jwecfmdßigjten  fein  fowofyl 
im  erflen  als  ^weiten  fpeciellen  Steile,  erff  baS  ^>^jToIogifdj)c  unb 
SMdtetifcfye  burcfougefyen  unb  bann  baS  $)atl)ologifd)e  unb  &fyera; 
peutifcfye  beffelben  folgen  ju  laffen. 

§.    12. 

£)ie  2Crt  beS  ©tubiumS  ber  ©^ndfologie  ijl,  gleich 
tum  ber  übrigen  Sweige  ber  |>eilfuttbe,  um  ntdjt  ju  fagen  ber 
Naturwiffenfcfyaft  überhaupt,  eine  breifacfye.  ©pdfologifcfye  Äennts 
niffe  ndmlid)  werben  erworben  burefy  münblicben  Unterricht,  burdj 
S3enufcung  ber  üorfyanbenen  ©ebriften  unb  burefy  ^Beobachtung  ber 
Natur  felbfr.  Äein  2Beg  üon  tiefen  breien  allein  leitet  inbeß  jum 
rechten  3tel,  benn  auf  bem  legten  oerft'nfen  wir  leicht  in  rolje 
(Smpirie ,  auf  Wm  ^weiten  wirb  eine  praftifcb  unhaltbare  ©elefyr; 
famfeit  erworben,  unb  ber  erffere  fann  baS  jiirare  in  verba  ma- 
gistri  wofyl  üeranlaffen.  SBünfcbenSwertlj  bleibt  eS  bat)er  ffetS 
alle  brei  SSerfaljren  ju  einigen,  obwol;l  für  bie  üollfommenere  5(uSs 
btlbung  baS  SBeobacfyten  ber  überall  unerfcf)6pflicl)en  Natur,  in 
welcher  erff  tüele  (Srfafyrung  unS  redjt  einfyeimifcl)  machen  fann, 
baS  SBefentlicbffe  bleiben  wirb.  —  £>a§  übrigens  bem  ©tubtum 
ber  ©pndfologie  immer  öiele  unb  mannigfaltige  SSorfenntniffe  oor- 
bergeben  muffen,  liegt  wol)l  am  Sage,  unb  als  bie  wiebtigffen 
Berber  gehörigen  erwähnen  wir  1)-  menfdt)ltd?e  unb  oergleicfyenbe 
Anatomie  unb  ^)^ftologie,  2)  $atbologie,  Materia  medica  unb  $$& 
rapie,  3)  Chirurgie.  Sn  S5ejug  auf  SSerjidnbniß  unb  S3ebanblung 
beS  Mechanismus  ber  ©eburt  fann  man  aud)  wofyl  4)  bie  allge- 
meinen Sebren  ber  SDfrcfyanif  als  §u  tiefen  93orfenntniffcn  gehörig  mit 
aufjagen. 


10 

§.    13. 

SSon  ber  Cngentfyümlicbfeit  in  ber  praftifcben  2lm 
wenbung  ber  ©pndfologie  wirb  jum  SEljett  nocfj  augfül)rlt= 
cber  bei  SerücFffcbtigung  berjenigen,  Gfigenfcbaften  bie  Sfebe  fein, 
welche  ben  grauenarjt  unb  ©eburtSfyelfer  auszeichnen  muffen;  I>ier 
nur  üon  ber  angenehmen,  unb  t>on  ber  Äe&rfette  biefeS  3weige§ 
ber  $eilfunbe  einige  SÖorte.  —  Steift  ndmlid)  audj  bie  33el)anb; 
lung  be3  weiblichen  unb  finbtidjen  ÄörperS  mit  2faSfdjluf|  ber 
©eburtSperiobe  jiemltd)  bie  SSortfyeile  unb  Stacbtbeile  dr^tlicber 
9)rari3  überhaupt,  fo  ifr  bod)  bie  eigentliche  ©eburt3l)ülfe  um  fo 
mefyr  oon  legerer  unterfcfyieben.  —  2(13  angenehme  ©ctte  geburtS* 
fyülflicber  Äunjiubungen  bürfen  wir  aber  namentlich  §dl)len:  eine 
mefyr  gefiederte,  auf  feflern,  jum  3$ttl  matfyematifcben  ©runbfd^en 
berubenbe  ^Pbpftologie,  ^atfyologie  unb  Stjerapie,  fo  wie  bie  fo  oft 
ftd?  barbietenbe  9J?6glicbfeit  fdmetle  unb  entfcfyeibenbe,  bafyer  aucfy 
banfbarer  anerfannte  $ülfe  §u  leiten.  2H§  üftacbtfyeile  hingegen 
finb  He  üielfacben,  mit  biefer  ^rariS  unzertrennlich  üerbunbenen 
geizigen  unb  namentlich  forderlichen  2lnflrengungcn ,  bie  Söibers 
wdrttgfeit,  um  nid)t  ju  fagen  (Sfelfoafttgfett  mancher  Unterfucbun; 
gen  unb  Operationen,  ja  felbjr  t>k  nirf>t  geringe  üon  2lnftecfungen 
u.  f.  w.  ju  befürcbtenbe  ©efafyr  p  erwähnen.  —  £>b  man  übrb 
gen3  bei  SBeljanblung .  üon  grauen  unb  Äinbern  im  allgemeinen 
für  bie  bem  2frjte  burd)  Unfolgfamfeit,  üftacfyldfffgfeit,  9?ebfeligfeit, 
übermäßige  9?eijbarfeit  u.  f.  w.  oeranlaßten  SBefcfywerben,  bie  S5eob^ 
acfytung  unb  SBefyanblung  einer  §drtern  unb  feinern  SDrganifation 
als  einigen  <Srfa|  gelten  laffen  will,  wirb  ber  Steigung  unD  du 
gentl)ümlid)feit  be$  2Cr^teö  überlaffen  bleiben. 

§.    14. 

<So  wäre  e§  beim  am  ©bluffe  biefer  Einleitung  üielleidjt 
nur  nod)  übrig  t>on  ben  ©cbicffalen  ber  (StyndFologie  bä  ber  QtnU 
wicflung  ber  2öiffenfd)aften  überhaupt  ba$  Söicbtigere  $u  erwdbnen, 
Zugleich  aber  auf  bie  einzelnen  Scanner  unb  tljre  SBetfe  fytnjus 
weifen ,  welchen  biefe  X>iöciplinen  inSbefonbre  eine  weitere  ©Übung 
unb  Vereiterung  üerbanfen.  allein  bie  ÜRajJe  l;ierbergel)6riger 
9lacr;ricf)ten  unb  Angaben  ifr  groß  unb  weitlduftig,  unb  eine  au& 
fuf>rltd?e  ^Bearbeitung  berfelben  fann  bafyer  in  einem  Sßerfe,  beffen 
S3efiimmung  e3  ift  i>it  geprüftefien  unb  moglicbfr  er- 
fprießlicfyen  ©runbfd|e  ber  SBiffenfcfoaft  felbfr  aufeits 
frellen,  leinen  $la£  ft'nben.  2öir  begnügen  un§  bafyer  in  ber 
neb enfrefyenben  Tabelle  eine  furje  d)ronologiftf)e  Ueberftd;t  ber  ®e; 
fdjtcfyte  ber  ©lmdfologie  §u  geben  unb  üerweifen  fyinjtcfytücb  ber 


Zu  ©.  11  gebörig. 


6l)ronologtfdi)e  Ueberftcfjt  ber  ©ef#t$te  bcr  ©t>nä£  olog  tc, 


I.     |)  e  ti  o  b  t. 


S3om  Seginn  bcr  SDäiffenfcftaft   b\$  $ut  ßrfdjeinung  be6 

erften  gebruitcn  äBu^eS  über  gnnäfologifcfje 

©egenftembe. 


n  gnndfologifcbcr  unb  insbefonbere  gcbuvtstjülfu'djec  $tüw 
bei  Snbiern,  Xegnptcrn ,  3uben  unb  gbinefen. 


Des  9!uma  ©efe$,  oerftorbene  ©djroangere  fogleidj  ju  offnen 
um  baS  Äinb  ju  retten. 


■flippe  fr  ate  8  oon  graucnEranEbeiten  unb  mannlidjct  (Seburtä- 
hülfe. 


tfriftotelcS  »erbreitet  über  3eugung,  ©cbwangerfdjaft  unb  &e-- 
burt  beffere  Äenntniffe. 


gelfuS  oerooUSommnct  bie  Äcnntnifi  oon  Äranfheiten  ber  ®e= 
fdjledjtsotganc  unb  operatioer  ©eburtsbülfe. 

Mofdjion   fdjreibt  Gynaccia. 

Sälen  über  grauenfranfbeiten,  grgeugung  unb  ©eburt. 

CribafiuS  fammclt  altere  ©djriften. 

abbi  JCfcber  erörtert  im  Sudje  Nidda  bie  Stedjte  unb  ®e= 
brdudje  ber  grauen  unb  ermdiint  ben  SBaucijfdjnitt  an  Sc 
benben. 

Xetiug  t>.  Ämiba 
unb 

'Paulus  ».Regina  fammcln  altere  gondfologifdje  ©Triften. 

StbajeS  fdjreibt  über  grauenfranf Seiten. 

tflbucafis  fdjreibt  über  ©eburtsbülfe  unb  ertdljlt  ben  gall  einer 
SBauchfdjroangerfdjaft. 

Mehrere  mebicinifche  ©djulcn  entftefjen  im  Menblanbe. 

'Albert  ».  fflollftdbt   (Albertus  Magnus)  fdjreibt  de  secretis 
mulierum. 

grfter  im  ICbenblanbe  befannt  gercorbner  galt  eines  glücflid)  aus* 
gefallenen  ©ebdrmutterfdjnitteS  an  einer  Cebenbcn. 


fervais  de  la  Touche  bringt  barauf,  bie  fdjroercren  gc= 
burtlliülflidjen  gdlle  mdnnlidjer  gürforge  ju  übergeben  in  feinem 
ÜBudje :  La  tres -haute  et  tres  souveraiue  Science  de  1'art 
d'eofanter  etc. 

S.  Pineau  fdjreibt  über  mehrere  gijndEologifdje  ©cgcnftdnbe, 
ficnnicicbcn  beS  jungfräulichen  3uftanbe8  u.  f.  m. 


II.    9>  r  r  i  o  b  c. 

SSom   erften   gebrückten   a,vwiifologifci)en  SBerfe  bis   jur 

Srfmbung  beS   r»id)tigftcn  äBcrfjcugS   im  äBcveidje 

ber  operativen  ©pnäfulogie. 


gud)   SRbslin  fdjreibt  ben  Stofcgarten  ber  fdjmangern  grawen 
unb  Hebammen/ 

3ac.  SSueff  ocrfafit  ein  ähnliches  Such. 

Faventinus    de    Victoriis    fdjreibt    de    aegritudinibua   in- 
fantum. 

gonr.  ©eSncr,   gafp.  äBolf,  gafp.  Saubin  unb  3frael 
©päd)  fammeln  gnndfologifdje  arbeiten  unter  bem  Süitet:   Gy. 
s.  de  mulierum  affectibus  libri  Graecorum  etc. 


Rod.  a  Castro  fdjreibt 


mulierum  medicina. 


Fabr.  ab  Aquapendente  fbrbert  gleichzeitig  i>W  *pbnfiologic 
bcr  äeugung. 

üouife  SourgoiS  fdjreibt  über  UnfrudjtbarEeit,  graucnfranE: 
(jciten,  ©eburten  unb  itinberEranEhciten. 

.garoei)  erleudjtet  bie  9>bi)fioIogie  bcr  3cugung. 

B.  ©ennertus  fjanbclt  im  Pierren  Sudje  feiner  Medicina  practi- 
ca öon  grauen  =  unb  ÄinbertranEheiten. 

g.   Maurice  au    giebt   »idjtige   gijndEologifcije ,    insbefonbre 
burtstjülflidjc,  ©djriften  heraus. 

St.  b.  ©raaf  befdjreibt  bie  ©truetur  ber  Sparien. 

|>.  ßbambcrtaln  oerEauft  fein  ©ebeimnif)  fdjrocre  ©eburten  ju 
erleichtern. 

3oh.  ».  ^loorn,  iDeotnter,  bc  la  Motte  fdjreiben  ir 
©djroebcn,  ^ollanb  unb  grnntreidj  insbefonbre  über  ©eburtS' 
ijülfe. 

Fr.  Hofimann,   praxis  clinica  morborum  infantum. 

©trother  untetfdjeibet  juerft  ba8  Puerperalfieber. 


III.     5>  c  x  i  o  b  e. 

'U  ßrfmbung  beS  tvicfctigfien  SffierfjeugS  ber  operatioen 
©nnäfologie  big   auf  äßegrünbung  einer  naturge= 
magern  SJebanblung  ber  ©eburt. 


17SS  5).  9)alf»n  legt  baS  erfte  unfdjdblidje  SBcrfieug  jur  Jtuejierjung 
beS  ÄinbeSfopfS  bei  ber  ©eburt ,  ber  2t(abemic  ber  Sffiiffenfdjaf; 
ten  in  sparis  bor. 

1728  grfte   gntbinbungSanftalt    al«  Cel;ranflalt   begrünbet   ju    ©rraf= 

lurg. 

1729  SR  ©djurig  fdjreibt  eine  Parthenologia,    Gynaekologia,  Em- 

Iryologia  u.   f.  10. 

1737  S8.  ©.  Z  l  b  i  n  »erbollftdnbigt  bie  Anatomie  beS  gctuS  unb  Uterus 

1742  g.  Dulb  erörtert  ben  Mechanismus  bcr  ©eburt. 

1743  V.  Ken  r  et  »erooUEommnct  bie  ©eburtSjangc  unb  giebt  wichtige 

Sbndfotogifdje ,  insbefonbere  geburtsijülflidjc  ©djriften  berauS. 
1751         Mebrere   gntbinbungianftalten    als  Cetjranftalten   werben    in 
bis      JDeutfdjIanb,  gnglanb    unb  ZJdnemarE  erridjtet,  bentn  fpdtcrji 

ned)  anbere  fidj  anfdjliefcn. 
1751  SB-  ©mellic  giebt  wichtige  geburtsbülfliebe  äüerEe  IjerauS. 
1756Macaulai)  leljrt  bie  Eünftlidje  grübgeburt. 
17572f-    »■    Waller    ocrooUfommnet  bie  Äenntnifj  über   ©efchlecht 

funetionen. 
176*i)(iis  Kofcn   u.  Scofenftein  unb  S.  2Crmflrong  fdjreiben 
1769    mit  3tu^tn  ibtt  ÄinberfranEljeiten. 
17603S-  ÜB.  Stein   ucrfafjt  meljrere   gcburtsbülflidje  Sffierle  unb   cr-- 

finbet  mebrere  3nftruinente. 
17663.    21ftruc    bereidjert    bie  ©onaEoIogie    burd)    meljrere   nüjlidjc 

©djriften. 
1770JB.  Runter  erläutert   burd)   fd)6ne   Safcln    bie  ©efdjichti 

©djroangerfdjaft. 
1777Sigault  cerfudjt  eine  neue  Eperation  ( ©enefjonbrotomie )  in  bie 

©tburtsbülfe  einjufütjren. 
1778>cehr    leitet   bie  aufmerEfamEeit  ber  Äerjte   auf  SBeadjtung  ber 

Urfadjen  ber  Ijdufigen  2obeSfdUe  neugebonier  Äinber. 
1779! e   ©ue    fdjreibt  juer(l  etwa«  ooUftdnbigcr   über  ©efcljidjte    ber 

©tjndtologie. 
17818a üb eloque,   erfahrener  ©chriftfteUer   im  gadje   bcr  ©eburts= 

hülfe. 
17875-  23.  Ofianber   tritt  als    gijndEologifdjer    ©djriftfteller    auf, 

fdjreibt  unb  leljrt  fpdterbin  befonberS  über  ©eburtstjülfe,   welche 

jebod)  unter  feinen  ^dnben  fidj  meljr  unb  mebr  bom    einfad) 

Siaturgemdfen  entfernt,   unb  ifl  befonberS  als  Scfcbidjtfdjrtibcr 

ber  ©ijndEologie  $u  fdjd$en. 
179SSI)-  8   Murfinna  fdjreibt  über  grauen.-  u.  ÄinberEranEba'tcn. 
JCufierbcm  (TnbStarEe,   »enmann,  Seiler,  ©irtan. 
u.  X.  gefdjdjte   gnndfologifdje  ©djriftfttUer.     ScoStcS  iScr. 
1791  licn'1  am  S'ücfführung  ber  ©ijndEologie  %\x  einer  naturgemdfen 
SBcljanblung  ber  ©eburt  erwirbt  fid): 
ic.  3  S3oer. 


IV.     $)  e  r  i  o  b  c. 

teuere  gortfefcritte   juv   immer  _  oollfommnern   2fuSbiItung   ber  ©r.: 
näfologie. 


Sobn  SSurnS  erläutert  btn  SBau  beS  fchroangern  Uterus  unb  bie  SrunbfdM  ber 

SiburtSbülfe. 
©.  Slj-  ©6mm  erring  erläutert  burd;  fd)6ne  Xbbilbungen  bin  Ü3au  bcr  grudjt  unt 

beS  weiblichen  ©EeletS. 
gl.  o.  ©iebolb,  ein  um  bie  ©ijndEologie  b8djft  oerbienter  3trjt,  giebt  ein  Sibrb. 
b.  gntbinbungSEunft  heraus,   bem   fpdterbin   ein  Scbrb.    bcr  grauenEranEb-  folat, 
^  leitet  aud)  bie  widjtigfte  neuere  3eitfdjrift  für  ©eburtstjülfe. 
3-  21.  ©d)mibtmüller  bclcudjtet  ben  neuem  ©tanb  ber  ©eburtsbülfe  unb  Deu 
fafjt  mebrere  lebrreidje  gijndEologifdje  ©djriften. 

Sb-   ©.  36rg;  giebt  ein  fijftematifdjcS  ^>anbb.  b.  ©eburtsbülfe  berauS,   bem 
fpdterbin  bie  Seatbtitungcn  ber  grauen  --   unb  SinbcrfranEbeiten   folgen.     ÜBenbet 
jugleid)   mit  ©djarfblict   bie  »crgleidjenbe   >))hnfio[ogie   jur   SBerooUEcmmnung   bcr 
©ijndEologie  an  unb  fdjreibt  aud)  über  ©eburtsbülfe  ber  SEhiere. 
1810  OEin  crldutcrt  bie  gntftebung  ber  Siabeltrüdje. 
1812  Stdgele  bereidjert  bie  .Rennmijj  ber  grauenEranfbeiten. 

1812  3-  g.  MecEel  begrünbet  eine  ridjtigcre  SrEenntnif)  mcufdjlidjer  Monftrofitdten  buc* 
3ujiebung  ber  gntwicflungSgcfdjidjte. 
fflenjel  madjt  fid)  um  bie  grEcnntnifi  ber  ÄranEbeiten  beS  Uterus  neebient. 
b'Dutrepont   leitet  bie  2lufmcr£famEeit   ber  ©eburtSbelfer  auf  Selbfiwenbung 
unb  SBcnbung  auf  ben  Äopf. 

1820  ©.  SBS.  ©tein  macht  ben  Untetfchieb  einer  ©eburt  beS  Mtnfdjen  com  ©ebdren  ber 
Sbiere  bemerElid)  unb  liefert  anbere  wichtige  SBeitrdge. 

3.  •&    SBiganb  beroollftdnbigt  bie  Äcnntnifi  oon  bcr  ©eburt  beS  Mtnfdjen. 
3B    3-  ©cbmitt  giebt  feine  fdjdgbaren  obftctricifchen  ©djriften  berauS. 
gar  US   erfrer  SJerfudj   bie   gefammten  Sebrcn   ber  ©ljndfclcgie  ju   einem  fnftematit 
fdjen  ©anjen  ju  orbnen.     1828  in  einer  jmeiten  Auflage  oeroollftdnbigt. 

1821  3-   üejumeau    be    Äergarabec  fübrt   bie  Äufcultation    in  bie  2ebre  »on  ber 
©djroangerfdjaft  ein. 

321  Cadjapelle  giebt  itjre  oieleS  Sntereffante  entb.altenben  SBcmerfungen  über  ©eburtSj 
bülfe  IjerauS. 
1S22  ©eoffroi  ©t.  .fjilaire  fdjreibt  über  menfdjlidje  Mifigeburten. 

1822  3.  Sßenbt  giebt  eine  ausführliche  »arfteUung  ber  ÄinberEranEbciten. 
1822  gr.  Siebemann  legt  bie  Sterben  beS  Uterus  ausfübrlicber  bar  unb  bereichert  aujer: 

bem  bie  gntwictlungSgefcbidjte  beS  getuS. 

Xufierbcm   entftanben    mebrere  gntbinbungSIebranftalten ;    S3a£Eer    unter  ben 
•fcolldnbcrn,    ^logben,    Merriman,    SiamSbotbarn,    BaoiS  unb   Xnbere 
unter  ben  giigldnbern;  gapuron,  Dufen,  Sarbien,  Maogrier,  ^Jatrir, 
bie  SSoioin  unb  2(nbere  unter  ben  granjofen;  JCffalini,  SÄiüjo,  genni  unter 
ben  3taliencrn;   Siolbe,  Menbe,  SSufd),  ©umbrecht,  gbermaier,  gei. 
(er,   Safpcr,   Mao,    gboulant,   ©djweigbdufer,   ©en ff  unb  Anbere 
mebr  unter  ben  Deutfdjcn  bereidjern  bie  ©ijndEologie  buedj  ihre  2frbeiten. 
g.  ?■  Mcifiner    (teilt  bie   gorfdjungen    beS    neunjebntcn  3abrbunbctS   im    Sereid) 
bcr  ©nndfologie  lufammen  unb  Wiebtrbolt  tiefe  Ueberficbt  ber  fpdtern  gerfebungen 
im  3-  1833. 
1826  gine  allgemeine   bcutfdjc  3eitfdjrift  für  ©nndfologie  wirb  ju  begrünben  cerfudjt  unb 
oon   Stiegen    (gel'd;.;Mem  .UMuifoIogifdjell  ©djriftfteller J  in  SJerein  mit  Mebrern 
rebigirt.  —  ©ie  erf^eint  1833  als  neue  3-  f-  0cbE. 
1828  Du p untren,    Stccamicr,  SuboiS  unb  Anbere  führen  ben  häufigem  ©ebraud) 
beS  Speculum  ein  unb  oeroollftdnbigen  baburdj  bie  Beb«  ren  ben  Ärantbeiten  be« 
Uterus. 
Sn  ffnjlanb  erfdjeinen  oon  Tffbwell  unb  Stijan  neue  ^anbbüdjer  ber  SebuttSbülfe. 
'üclpeau  in  ^JariS  madjt  in  biefem  unb  ben  folgenben  3abren  mebrere  intereffante 
©djriften  über  ©eburtsbülfe  unb  febre  oom  Saue  beS  menfcblidjen  gieS  befannt. 
■?!•  g-  Äilian  giebt  eine  ausfübrlidje  DperationSlebre  für  ©eburtSbelfer. 
1835|3.  gl).  ©.  3Jrg  fdjreibt  ein  (lanbbuch  für  Merjte  am  ©eburtsbette. 


11 

ausführlichem  £)arjMuncjen  auf  befonbere  tiefen  ©ecjenftdnben  ge- 
wibmete  arbeiten  '),  fotr-te  fymftdjtltd)  ber  Literatur  t>er  ©pndfo- 
Iogte  auf  bte  Literatur  ter  9ftebicm  überhaupt  unb  ber  ber  @p; 
ndfofogte  inSbefonbere  bejttmmten  ©Triften  2).     S3et    alle    bem 

1)  Unter  ben  SBerEen,  welche  bte  ©efd)idjte  ber  ©tyndfologie  »on  bzn  dlteften 
6iö  auf  bie  neueften  Zeiten  barlegen,  »erbient  unftreitig  neben  ber  aucb  bte; 
fen  Zmeig  berü<Sftd)ttgenben  ©efdjidjte  ber  SXebicin  öon  6.  (Sprengel, 

gr.  33.  Dfianber'ö  Sebrbucb  ber  (Sntbinbungsfunft.  lrSbl.  Citera* 

rifdje  unb  pragmatifcfye  ©efdjicbte  biefer  Äunft.  ©ottingen,  1799.  8. 
ben  erften  $>la£,  benn  obroohl  hierin  eigentlich  nur  ein  Sljetl  ber  ©t)nd; 
fotogte  inö  2Cuge  gefaßt  wirb,  ftnb  bod)  auch  bie  gortfdjritte  ber  SB3tffen= 
fdjaft  in  ben  übrigen  Steilen  teincSroegä  unbeachtet  geblieben,  gerner 
geboren  hierher:  tbeitö  eine  Citerarbiftorie  ber  ©ntbinbungätunft  »on  Ce 
ERot,  überf.  1779,  tbeilS  bk  nod)  beffere  «Sdjrift: 

8e  <Sue  geteerte  unb  £rtttfdt)e  SSerfuctje  einer  ©efcbidjte  ber  ©eburtS; 

f)ütfe  a.  b.  gr.  2Cltenburg  1786.  2  Shte.  8.  (ba$  Original  crfchien 

1779.) 
gerner  geben  eine  tabellarifcfye  ©efcbidjtsüberftcfyt  ber  ©^ndfologie: 

J.  F.  Schweighäuser   tablettes  chronologiques  de  l'histoire  de 

la  medecine  puerperale.     Strasb.  1806.  8.  — 
Sann  bk  Safein  jur  ©efcfoidjte  ber  Sftebicin  nad)  ber  £)rbnung  ihrer 

©octrinen  ».  b.  dlteft.  Zeiten  bi$  jum  <Sd)luf[e  beö  18.  Sabrh.    SSon 

Dr.  £ub.  gboulant.    Sctpsta,  1822.  <S.  25—28. 
fotüte  bk  (obwohl  junäd)ft  für  (Sntbinbungörunft  berechneten). 

Zeittafeln  im  tbeoretifcb,   prartifcben  £anbbud)e  ber  ©eburtöhülfe  öon 

Sub.  grtebr.  ö.  groriep.  9u  2Cufl.  SDBeimar  1833. 
Unb  enblicb  ftnb  aud)  noch,  einigen  anbern  Cebrbücbem  ber  ©eburtSbülfe 
©efcfeicbtöerftdblungen  angefangen:  fo  unter  ben  dltern  ben  SBerren  »on 
(Smellie  unb  2Cftruc,  unter  ben  neuern  aujjer  bcm  »on  groriep  aucfe  bem 
SSerfudje  eines  »ollftdnbigen  (Stjftemö  b.  ©eburtsbülfe  »on  gr.  £etnr. 
Sttarteni  (Seipjig  1802.)  unb  bem  »on  SSufd)  (SSerlin  1836). 

2)  SBaö  bk  ^ufjd^lung  einzelner  über  gtmdEologifche  ©egenftdnbe  erfcftie; 
nener  (Schriften  betrifft,  fo  r-erroeifen  mir  eorjüglid)  auf 

Guil.  God.  Ploucquet  Literatura   medica   digesta  s.  Reperto- 
rium  medicinae  practicae,  chirurgiae  atque  artis  obstetriciae  T.  I 
—IV.  Tub.  1808.  4.  u.  Supplem.    Tub.  1813.  4.  (£auptroert.) 
Ä.  gr.  SSurbacb,  Siteratur  ber  £eilmiffenfcbaft.  2  S3be.  1810.  8.  u. 
3.83b.  1821,  bie  Siteratur  bis  1820  enthaltend    3-  <S.  ©rfd),  Zitc 
ratur  ber  SQtcbicin  feit  ber  Sftittc  bz§  achtzehnten  3abrbunbertö  btä 
auf  bie  neuefte  3eit.   Cetpj.  1812.    «Reue  fortgefe^te  2CuSgabe  »on  g. 
X  SS.  spudhelt.  1822.    (2U3  Eur&e§,  freiließ  auch,   für  biefen  Zeit- 
raum nicht  »ollftdnbigeS  -£anbbud),  %vt  empfehlen.) 
2Cud)  erfc^ienen  mehrere  literarifdje  (Sammlungen  für  ©tmäfologie  tn§be-- 
fonbre,  meiere  inbef  meifi  nur  Eurje  Zeit  fortgefegt  morben  ftnb.    35a,u 
gehören: 
Dr.  Jjb.  9t 6m er  3fnnalen  b.   ©eburtsbülfe,  grauciigimmcr --  u    &'uv 
berfranrbeiten  für  1790—91.    SBintertbur  1793  —  94. 


12 

behalten  wir  un§  iebocfy  oor ,  am  ©cfylujTe  ober  aucfy  im  Slerte  ber 
einzelnen  2Cbfd)nitte  jletS  eine  2fu§wa()l  üon  ben  geprüfte  jten, 
aud)  bem  angebenben  Srauenarjt  notfywenbigen  SSSers 
fen,  wo  moglid;  mit  einigen  benSnfyalt  Furj  anbeutenben  SBorten 
aufzuführen.  —  So  oiel  inbef?  fcfyeint  ju  erwähnen  unerläßlich, 
bafj,  wenn  e§  l)ier  unternommen  wirb,  bie  ©pndfologie  unter  ben 
feuern  guerfi  in  ifyrer  ©efammtl)eit  atö  mebidnifcfye  SBiffenfdjaft 
aufzuhellen,  bbd)  beSfyalb  biefeS  Unternehmen  nicfyt  überhaupt  aU 
früher  gdnjltc^  unüerfud;t  betrachtet  werben  bürfe,  tnbem  oielmel)r 
gerabe  bie  dltejlen  ©Triften  über  biefe  ©egenjtdnbe  feine  Trennung 
5wifcfyen  ©eburt§f)ü'lfe  unb  §rauen!ranH;eitafebre  anerfannten,  wo* 
tton  tfyeitö  bie  bem  JpippoFrateS  zugetriebenen  SBücber,  tfyeiB 
SftofdTton'S,  tl)eil3  beö  Octavii  Horatiani  Gjnaecia,  tfyeitö  be§ 
Albertus  magnus,  unb  2tnberer  Schriften  Seugnij?  geben,  welche 
man  ber  59cel)rzal)l  nad?  in,  einzelnen  Sammlungen  *)  abgebrucrt 
ft'nben  fann.  —  £od)  ifl  e$  ja  wol)l  ba§  Sdjicffal  ber  meinen 
SBifJenfcfyaften,  baß  gwar  fcfyon  ber  erjle  S3licf  in  iijr  $elb  ben  ©e= 
fammtfreiS  berfetben  aljnen  laßt,  fpdterl)in  aber  bie  größere  %w& 
Inlbung  einzelner  Sweige  mannigfaltige  «Spaltungen  notljig  macbt, 
biä  benn  enblicb  bie  Bereinigung  ber  getrennten  Steile  ju  einem 
©anjen  unumgänglich  notfywenbig  wirb. 

%.$.  SO? arteng  Eritifdjes  Sa^rbud)  ber  ©eburt$l)ülfe,  1802 5  unb  ein 
dfjnlidjeS  »onS-3f.  ©djmtbtmüller,  1807.  (So  mie  benn  «um  SStjett 
aud)  bie  allgem.  gelehrten  Beitfdjrtften  unb  nod)  meljr  V\z  Sournale  f. 
Chirurgie  u.  ©eburt£l)ülfe ,  %.  23.  bie  (Steinten  2fnnalcn,  SKurfi* 
na'$,  Stuft'S,  ü.  ©rdfe'S  Sournale  f.  Sfcirurgie,  ©tarf  S  2Crcbiö, 
ö.  © teb  ol b'ö  Sucina  u.  beren  govtfe^ung  aU  Journal  f.  ©eburtSt).,  bie 
gemeinfamc  bcutfcfye  fteitfdjtift  für  ©eburtöfyütfe,  bie  neue  3eitfcf)rift  für 
©eburtsfunbe  »on  SSufd),  b'Sutrepont  unb  ?Kitgen  u.  f.  ro.,  bie 
©aljburger  3eitungen  unb  bie  allgemeinen  mebicin.  2Cnna  = 
Un  t)ier  aufzuführen  finb.  ßnblid?  aber  ijl  $u  bemerken,  bajj  audj  in  ein= 
mm  .£>anbbüd)ern,  j.  SS.  in  t>.  ©tebolb'ö  tljeoret.  pratt.  £el)rbud)c  ber 
(gntbinbungS?.,  fo  tüte  in  beffcn  .öanbbudje  jur  ©rfennfnifl  u.  Teilung 
b.  grauenjimmertranlitjetten ,  im  tfyeoret.  praEt.  £anbbud)  b.  ©eburtö= 
t)ütfe  ».  fiub.  gr.  u.  groriep  unb  im  Seljrbucfy  ber  ©eburtöfunbe  »on 
SSufd)  bie  ßiteratur  über  bk  mciften  ©egenjidnbe  ber  ©pndüologie  jiem= 
lidj  »ollftdnbig  aufgeführt  ifl. 
*)  ©ine  foldje  Sammlung  mürbe  %■  £3.  »on  ©onrab  ©eöner  begonnen, 
r-on  6 afp.  SBolf  weiter  geführt,  von  Gsafp.  S5aul)in  u.  fpdter  »on 
3fr ael  ©pac^  erneut  unb  jwar  unter  bem  Sitel; 

G vnaeciorum  sive  de  luulierum  tum  comuiunibus,  tum  gravidanun , 
parientium  et  puerperarum  aflectibus  et  morbis,  Libri  Graecoruiu, 
Aiabuin ,  Latinorum  vcterum  et  recentium  quotquot  extant  etc. 
Argeutin.  1597.  Fol. 


fCUgemeittc  ©tjndfologte. 


drfter   tfbfd&nttt. 

£8on  ben  ©iaentfmmtic^Mten  im  Söaue  imt>  £ekit 
t>eS  SBeikS  (a%meine  tytyfiolQQk). 

§•    15. 

oüeoor  wir  ben  tt?etbltd;en  Äörper  in  ben  einzelnen  Otabten  feinet 
£eben£  betrachten  unb  »erfolgen  fonnen,  ijT  eS  notfn'g  tbeilS  ein 
allgemeines  33ilb  ber  ßigentljnmlicbfeit  feiner  SDrganifatton  wie 
feinet  2eben3  barjulegen,  tfyiU  gewiffe  Organe,  beren  SMlbung 
unb  Skrricbtung  für  ba3  weibliche  ßeben  üorjüglicb  wicbtig  finb, 
einer  genauem  ;85etracbtung  ju  unterwerfen. 

1.  GncjentfyümHdjfeiten  in  ber  ©cfammtform  beS 
weiblichen  .ftorpevS. 

§.    16. 

©teilen  wir  einen  wol)lau3gebilbeten  männlichen  unb  einen 
ar)nlid}en  weiblichen  Äorper  einanber  gegenüber,  fo  ergeben  ft'cb 
alSbatb  bie  betrdcbtltc^ften  unb  bebeutungSbollfien  S3erfcr)tebeni;et- 
ren,  beren  SBefentlicbeS ,  um  e3  .fogleicb  im  ©anjen  anjubeuten, 
für  ben  weiblichen  Äorper  auf  SSor walten  ber  für  2(ffimis 
lation  unt>  Sfeprobuction  bejiimmten  ©ebilbe,  ober 
(roaS  eben  ^terburet)  begrünbet  wirb)  auf  ein  hinneigen  $um 
SppuS  be3  jugenblicben,  jwar  noeb  n4cr>t  öollig  ge- 
reiften aber  bilb famern  $6rper§  jurücfgefübrt  werben  fann. 

2Cnmerfung.  ©etyr  üoüflänbig  f.  m.  bie  Unterfcbiebe  jwi^ 
feben  mannlicbem  unb  weiblicbem  Körper  <xb$i\)ariodt  üon  35 ur* 


14 

t>aä)  in  beffen:   $Pf)vft'ologie  als  (SrfaljrungSwiffenfcfyaft  1.  S3b. 
Seidig  1826.   ©.  195  u.  f. 

§.    17. 

Verfolgen  wir  nun  bm  allgemeinen  ©efcfylecl)tSunterfcl)ieb  in 
feinen  befonbem  Momenten,  fo  erfennen  wir  Durchgängig,  bafj  im 
Sftann  eine  qualitativ  anbere  £lrganifation  als  im  SBeibe  in 
allen  ©pflemen  unb  Organen  ft<#  beurfunbe.  ÄeineSwegeS  famt 
man  dn  ©efdjlecfyt  gerabeju  i)bi)zv  gellen  als  baS  anbere,  benn 
jebeS  tjl  in  feinem  Greife  mit  ferner  Swecfmdßigfeit  entwicfelt; 
allein  jebeS  erreicht  nur  in  einer  gewiffen  ©ptyäre  einen  fyofym 
©rab  von  £Mfommenl)eit,  unb  fo  freiten  beibe  ©efc^lecfyter 
jufammen  erjt  ben  wahren  5D?enfd>en  bar.  SBienunbalb 
in  einem  ©efcfylecfyt  baS  eine,  balb  im  anbern  ein  anbereS  SDrgan 
üorl)errfd)e ,  werben  tk  weitem  ^Betrachtungen  zeigen.  —  Sßicfytig 
ijt  juüorberft  in  biefer  $inftd!)t  bie  allgemeine  Körpergröße.  £)aS 
SBeib  ijt  ber  Siegel  nad)  Heiner  aß  ber  Sittann ,  eS  ijt  bieS  baS 
SJefultat  ber  früher  beenbtgten,  befcfyrdnftcn  inbiöibuellen  (Sntwicfs 
lung,  beren  Urfadje  wteberum  aus  ber  mel)r  Ijeroorgeljobenen  ges 
fd)led)tlid)en  ^robuettoitat  fiel)  ergeben  wirb.  Qtbm  aber  weil  bie 
geringere  Äorpergrofi  e  bie  gWge  einer  frühzeitiger  befcfyrdnften  QtnU 
wieflung  ijt,  zeigen  aueb  Äopf,  SKumpf  unb  ©lieber  anbere 
33erl)dltniffe  als  im  männlichen,  langer  fortwaebfenben,  $u 
größerer  Steife  gelangenben  Äorper,  unb  eben  biefe  ©gentfyümticfc 
feit  ber  SSerbdltniffe  ift  eS,  welche  üorjüglict)  bie  2lnndl)erung  an 
bie  finblidjen  formen  geigt  unb  jefct  noä)  eine  nähere  SBejiimmung 
forbert. 

§.    18. 

3undd)jt  aber  baS  S3erl)dltnif?  beS  9?umpfS  ju  ben  ©liefern 
angefyenb,  fo  finb  bie  le^tern  bureb  bie  Sattheit  unb  geringere 
Sdnge  ü)rer  Änocben,  wie  buref)  bie  weniger  auSgewirften  9ftuS= 
fein  (eine  <5ta,ent&ümu'cfofett  beS  weiblichen  ÄperS  überhaupt) 
befonberS  ausgezeichnet.  £)er  zartere  S5au  tjr  eS,  welcher  ftd)  in 
ben  obern  ©liebmaaßen  oorneljmlicl) ,  unb  zwar  an  ber  fcfytanfen 
gorm  beS  Dbers  unb  S3orberarmS  fowie  in  ber  fcfymalem  £anb 
gu  erfennen  giebt;  bie  geringere  2dnge  ber  untern  ©liebmaafen  ijt 
bagegen  namentlicbe  ttrfacbe  ber  verringerten  £dnge  beS  ganzen 
£6rperS,  als  welche  auS  bem  SBaue  beS  Rumpfes  aUtin  feineS; 
wegeS  ftd)  ergeben  würbe.  3(lfo  wie  bei  bem  ivinbe  ber  Stampf 
Zu  ben  ©liebern  verbdltnijjmdßig  großer  ijt  als  bei  btn  (§rwacj)s 
fenen,  fo  aufy,  obwohl  in  geringerem  SSerfydltniffe ,  im  weiblichen 
Äorper. 


15 

'§•    19- 

2fm  Stapfe  felbji  fallt  fogleid;  ber  größere  Umfang  bcS 
UtrterteibcS  im  S3erl£jdttnt^  ber  SBrujr  (wieber  wie  beim  Äinbe) 
in  bie  2(ugen,  ber  gange  9?umpf,  welcher  bei  bem  Wlanm  eine 
mit  ber  S5aftö  nad)  oben  gerichtete  ^pramibe  barftellt,  geigt  1)kt 
baS  umgefefyrte  23erl)dltniß  unb  wirb  aufwärts  nad?  ber  ©emulier* 
gegenb  garter  unb  fcfymdler,  bie  S3auct;fldcr;e  felbji  txitt  gewölbter 
fyemor,  bie  Darmbeine  weichen  mefyr  aufwärts,  bie  ©c^ambeine 
fließen  ffd)  in  einem  ftarfer  gewölbten  SSogen  unb  auS  biefer 
breitern  SBaft'S  beS  SiumpfeS  ft'nb  ferner  bie  jtärfern  ©dbenfelmuS- 
fe(n  unb  breitern  Ruften  erfldrlid).  Snnen  unterfucfyt,  geigt  i>it 
weibliche  £3aucbf)öi)le  ebenfalls,  tfyeilS  größere  Sauge  (»on  ber 
langem  ©aule  ber  ßenbenwirbet  abhängig),  tbeilS,  unb  gwar 
befonberS  abxväxt§,  größere  SBeite  (oberwdrtS,  wo  fte  üom  SStyorar 
umfd)loffen  wirb,  ift  fte  etwas  enger  als  beim  Siftann).  @bcn  fo 
tfr  bafyer  ber  £>armtanal  üerljdltnißmdßig  langer,  bie  ßeber  (als 
lungenartigeS,  als  2£bfonberungSorgan,  unb  im  oberjien  Steile  ber 
33aud)l)6l)le  liegenb)  fleiner. 

§•    20. 

©te  33ruftl)6l)le  betreffenb,  fo  tft  fte  üon  fd)lanfem,  gebogen 
nern  Stippen,  mit  üerl)dltnißmdßig  langem  SRippenmorpeln  unb 
fdf)wdd)ern  gerabem  ©cbluffelbeinen  umgeben,  xf)x  JKaum,  ber 
äußern  Sorm  entfprecbenb,  befcfyrdnfter,  unb  bie  barin  beftnblicfyen 
Drgane,  namentliche^  unb  ßungen,  f  leiner.  SO?it  le^term  Um= 
ftanbe  geigt  fiel)  ferner  bie  (Sigenfcfyaft  ber  ©timmwerfgeuge  in 
notl)Wenbiger  SSerbinbung  unb  wir  beobachten  beSfyalb  eine  engere 
5  —  6  Änorpelringe  xmi)x  fyaltenbe  2uftr6l;re,  unb  einen  engem, 
etwas  l)6l)ern,  elajttfcfyem,  an  ber  SSorberfldcfye  mel)r  abgerunbes 
ten  Äe&lfopf. 

§.    21. 

£)tefe  23erfcbieben^eiten  ft'nb  nun  in  S5egiel)ung  auf  bie  oben 
(§.  16.)  erwähnten  allgemeinen  S3ilbungSmomente  üon  befonberer 
SSicl)tigfeit.  1)  £)er  Körper,  feinem  ©toffwecfyfel  naef)  betrachtet, 
geigt  uns  ndmlirf)  in  ber  2ftl)mungS*  unb  2(bfonberungS^unction 
ein  frdteS  23erflücl)tigen  unb  2tf>fd)eiben  organifcfyen  ©toffeS,  weis 
djeS  eben  fo  ftdtig  bann  burdf)  2£fftmilation  eingenommener  ©toffe 
compenftrt  wirb.  (Eben  -  beSljalb  fefyen  wir  bann  baS  33erl)dltniß 
überwiegenber  ^robuetwitdt  im  SBeibe  burd)  baS  Ueberwiegen  ber, 
namentlich  ber  2Cfft'milation  beftimmten  S3aucfyl)6l)le  über  t>k  ber 
2ttf)mung  beftimmte  33rufrbö|)le  auSgefprocljen,  ja  in  ber  \>p4  tm 
©angen  großem  £5aucfyl;6r;le  wieber  bie  Seber  üerfydltnißmdßig 


16 

Heiner.  2)  2Bie  bte  burd)  regereg  33ilbung3leben  ausgezeichneten 
Styergattungen ,  j. 83.  $tfdje,  einen  Stumpf  befffcen,  welcher  nori) 
fafl  nid)tS  als  Sßaufyfybfyk  ifr,  wie  bie  S5aud>f)6i)te  aud^>  im 
Stumpfe  beS  menfcblicfyen  getuS  bie  33rufty6ble  außerorbentlid)  unb 
je  früher  um  fo  mefjr  überwiegt,  fo  erfc^eint  aucr)  im  SBeibe  biefeS 
23erl)dltntß  als  eine  zum  St)puS  regfamem  33ilbungSlebenS  jicb 
fyinncigenbe  <5igentl)ümltd)feit.  3)  2Bie  in  ben  bezeichneten  3tyier= 
gattungen,  5.  33.  giften,  ober  in  bem  no<#  unoollfommeu  ent- 
wickelten  ftetuS  bie  Änocfyen  unb  SttuSfeln,  furz  bte  33ewegungS* 
organe  oerfydltnißmdßig  weniger  aufgearbeitet  ft'nb,  wie  überhaupt 
größere  ÄSfeltbdtigFeit  unb  jtdrfere  fowie  auSgebelmtere  9Jefpi= 
ration  gewotynlid)  (z-  33.  bei  bem  Söogel)  ftcb  oerbunben  ft'nben, 
fo  bangt  mit  biefer  33efd)rdnfung  ber  Sftefpiration  unb  überwies 
genben  ^Probuctioitdt,  ber  fcfylanfere,  jartere  Änocben-  ')  unb 
S9?uSMbau  beS  SBeibeS  jufammen.  4)  Sie  größere  85auü)i)bf)le 
ferner,  fowie  ber  längere  Sarmfcmal,  entfprid)t  eben  fo  ber 
ftdrfern  2£fffm:lation,  als  5)  bie  geringere  (Sntwicflung  ber  33rujl- 
eingeweibe,  bie  Neigung  p  33rujHranf Reiten  unb  bie  jartere 
(finb liefere)  ©timme. 

§.  22. 
£)ie  35erl)dltniffe  am  Äopfe  beS  SBeibeS  enblicfy,  zeigen  aber^ 
mala  ein  beutlid)eS  hinneigen  jur  finblidjen  §orm,  unb  zwar 
tfyetlS  in  bem  feinern  Änod>enbau  bejfelben,  tbeilS  tn  ben  weniger 
entwicfelten  3ügen  beS  ©effc^teS,  ber  f leinern  Sftafe,  ben  nicfyt  fo 
fyeroorgefyobenen  SBangenbeinen ,  oorjüglid)  aber  in  bem,  i>tm 
Ätnbe  fo  eigentl)ümltd;en  Uebergewtcbte  beS  ©cfydbelS  gegen  baS 
2£ntluj,  welches  33erl)dltniß,  obwohl  in  geringerm  ©rabe,  auü) 
am  Sßeibe  bemerfltd)  ifr;  l)ier  jebod)  gleid)  allen  übrigen  eine  eben 
fo  eigentümliche  <3cbonl;eit  begrünbet,  wie  eS  bie  entgegengefe&ten 
2?erl)dltntffe  im  Spanne  tljun.  (5S  freljt  ferner  wieber  mit  i>cm 
33au  beS  ©cbdbelS  in  genaujrem  Sufammenbange ,  wenn  baS  ©e; 
bim  im  SBeibe  üerbdltnißmdßtg  großer  unb  fcfywerer  als  im  Spanne 
gefunben  wirb,  fo  baß,  obwohl  baS  SRücFenmarf  in  betben  ziem* 
licl)  gleid)  tjr  2),  boefy  im  SBeibe  baS  ©eljirn,  aud)  im  33er= 
bdltnifj  zum  Siücfenmarf,  mebr  als  im  Sittanne  prdbominirt, 
wobei  wir  wieber  an  baS  im  Spanne  größere,  im  Sßeibe  febwd* 
d)ere  SSermogen  willkürlicher  Bewegung  benfen  muffen. 


1)  2Cm  Sßei&e  fyaben  bte  Anoden  nur  ungefähr  8/1(W,  im  Spanne  J7i<x>  ber 
gefammten  Äörpetfdjtüe«. 

2)  3ö)  fanb  es  bei  einigen  SBägungen  ganj  gleid). 


IT 

§.    23. 

2ßa6  bie  Heroen  imt>  ©efdfe  be§  2Betbe3  betrifft,  fo  ft'nben 
bie  erjtern  ffcfy  im  allgemeinen,  unb  tyrem  fßerbdltniJTe  jum 
©ef)im  nad),  fo  wie  ba3  Sfücfenmarf  felbjr,  feiner,  mit  2luS= 
nalmie  ber  9?ied)neroen,  welche  burcfy  itjre  größere  <3tdrfe  wteber 
an  bie  frarfen  9?tecf)neroen  be§  KinbeS  erinnern,  Guben  fo  fcfyeinen 
bann  enblicb  aud;  bie  Arterien  im  33erl;dltniffe  be3  Heinern  $ers 
gen6  oon  geringerer  Sßeite  (bie  ju  ben  ©efd)led)t3organen  gerich- 
teten ©ramme  aufgenommen);  wenn  hingegen  bie  23enen  offenbar 
ein  (SrweiterungSoermogen  beft^en,  weld)e§  im  mdnnlicbcn  Korper 
nur  fetten  beobachtet  wirb,  unb  woburd)  biefe  ©efdfje  an  tm 
wid)tigflen  Functionen  be§  weiblichen  Körpers  auf  baS  @ntfd)ies 
benjle  £t)eit  nehmen.  (Sine  dr)nlkl;e  33ewanbtniß  fcfyeint  eS  mit 
ben  ©augabern  §u  t)aben,  beren  fyier  größere  Grntwicflung  unb 
S£r)dtigFeit  mit  bem  fdmellern  organifdjen  <5toffwed;fel  beS  weib* 
liefen  Körpers  in  genauer  23erbinbung  |W;t. 

§.    24. 

(Snbu'cb,  nacfybem  wir  allgemeine  Körpergröße,  fowie  bie 
§3erl)dltnifye  ber  einzelnen  Körpergegenben  unb  ber  wichtigen  innern 
Organe  betrachtet  t)abcn,  bleibt  unS  nod)  bie  (§igentr)ümlicbfeit  ber 
Körperoberfldct)e  ju  berücfftcbtigen  übrig.  2did)  biefe  aber 
beutet  bureb  il;re  S5efcbaffenl;cit  wieber  benimmt  auf  bie  oben 
(§.  16.  u.  21.)  angegebenen  4)auptmomente.  —  25ie  £>autfldd)e 
ndmlid)  tjt  weicher,  wellenförmiger,  weniger  Umriffe  oon  Knocben 
unb  SttuSfeln  seigenb,  tfyeilS  wegen  geringerer  (SntwicHung  ber 
festem,  tfyeilS  wegen  {IdrFerer  Unterlage  oon  Fett  unb  Seilgewebe 
in  Folge  ber  t>erme()rten  ?3robuctioitdt,  jugleid;  aber  wieber  felbjr 
im  jartem  S3aue  beS  ^)autorgan§  bie  2lnndr)erung  an  bm  StypuS 
etneS  finblicben  Körpers  barfrellenb.  3)af[clbe  gilt  enblid)  aud) 
t>on  ben  ^robuetionen  ber  ^)aut;  baS  $aax  ijl  weicher,  feiner, 
langer,  üppiger  beroorfeimenb,  aMn  wie  im  Kinbe  auf  Heinere 
Fldcben  befci)rdn!t,  fo  baß  9#unb,  Kinn  unb  2(fter  unbebeeft  t»on 
paaren  bleiben,  ja  and)  am  übrigen  Körper  auf  &5rujt,  Ober* 
unb  ttnterfcbenfel  eine  fparfamere  (Sntwicflung  beobachtet  wirb. 

2.   Cngentfjümlicfyfeiten  im  33aue  ber  n?eibUcf)en 
©efcr)iecf)t$tt)eUe  unb  beö  weiblichen  SSecfenö. 

§.    25. 

£)r)ne  bie  ausführlichere  anatomifdje  S3efd)reibung  $er  gu 
berücf ftebtigen ,  t)aben  wir  für  je|*t  nur  auf  biejenigen  Momente 
in  ber  (SntwicHungSgefcr;id)te  unb  in  ber  üollenbeten  Form  biefer 

®i;ndfotogte.   I.  Zt).    Sie  tfufl.  2 


18 

Steile  su  achten,  welche  für  bie  ^^ftotogie  t>e§  weiblichen  SXm 
perö  überhaupt  unb  namentlich  für  bie  ©efcin'cfjte  ber  (Schwanger; 
fcfyaft  unb  ©eburt  »on  SBidjttgfett  fein  Fonnen.  Suerfi  tterbient 
e3  babei  l)erttorgel)oben  ju  werben,  baß  audf)  ber  ttnterfd)ieb,  weis 
d;er  5roifd)en  Wlann  unb  SBeib  in  ben  l)ier  ju  betröd)tenben 
Steilen  befielet,  nid)t  ein  abfoluter  fonbern  nur  ein  relativer  ifl  — 
b.  I;.  aud)  bie  eigentümlichen  ©efd)led)t3tl)eile  beiber  ©ef$lecl)ter 
ftnb  nid)t  burcfyauS  üerfcfyiebene,  fonbern  utfprün^ltc^  fybtyft  gleich- 
artige aber  in  ben  üerfd)iebenen  ©efcfylecfytem  mftyuün  cnU 
wtcfeite  Steile. 

2Cnmer!ung.  ^Dtefe  (SrFenntnifj ,  welche  in  ber  neuern  2lna- 
tomie  feit  3.  St-  9)?ecfel  fo  vielfältig  bewahrheitet  worben  ifr, 
oerbient  ba3  befonbre  Otubium  be3  ©rmdlologen  um  fo  meljr,  als 
i|m  baburcl)  fo  9)?and)e3  in  SSeurtfyeilung  unb  33el)anblung  ange; 
borner  geiler  ber  ©efrf)led)t3organe  üerftdnblicl)  werben  wirb. 

§.    26. 

£)ie  ©efd)lecl)tatl)eile  betreffenb,  fo  nehmen  wir  tyier  guerft 
auf  bie  S5ilbuncj  ber  innern  ©efd)led)tStl)eile  Sfücfftdjt.  —  33aS 
juerft  bie  (Sterftocfe  betrifft,  fo  ftnb  fte  i>k  üollFommnen  2lnas 
loga  ber  £oben;  eS  ftnb  2(bfonberung3organe  ber  Gner  wie  jene 
2lbfonberungSorgane  beS  (Samens,  nur  mit  bem  Unterfcluebe,  baf? 
in  l)6l)ern  organifeljen  formen  t>a$  (5t  allemal  erji  buref)  bm  2lct 
einer  £>el)i3cens  *)  feinen  2luSwecj  au$  ber  $6l)te ,  in  welcher  eS 
fiel)  bilbete,  ft'nben  mufj.  Unterfucfyen  wir  ndmlicl)  bte  (Sierjiocfe 
3.  33.  ber  SSögel,  ber  2lm^ibien  u.  f.  w.,  fo  nehmen  wir  waljr, 
ba§  fte  bä  biefen  als  auS  wirflieljen  ©leimen  §ufammengefe£t  er^ 
fcfyeinen,  welche,  tnbem  fte  innerhalb  tr)rer  füllen  wcufyfm,  fcfjon 
ba$  beutlid)  ftd)tbare  Material  jur  SBilbung  unb  erjlen  (Srndfyrung 
beS  getuS  erhalten.  £iefe  @ier  erreichen  l;ier  am  Gnerftocfe  mtu 
jlenS  eine  beträchtliche  ©rofe,  fprengen  bann  ifyre  Umhüllung  unb 
fommen  enblicfy  burd)  bie  dierleiter  jur^eburt,  wdljrenb  ber9?eff 
ber  Umhüllung  als  fogen.  Äeld)  am  dierftoef  ft^en  bkibt  2lud)  an 
ben  (Sierflocfen  einiger  ©duget^iere  jeigt  fiel)  nur  üon  au0en  fdmn= 
bar  eine  dlmliclje  3ufammenfe£ung  (fo  5.  33.  an  bem  beS  ©djweinS); 
allein  l)ier  ftnb  eS  bloS  bie  Umhüllungen  beS  eigentlichen  (SieS, 
welche  jene§  2(nfel)en  ber  (Sierjiocfe  nieberer  Spiere  wieber^olen, 
unb  fdlfcblicf)  bezeichnete  man  bie  t>on  u;nen  umfdjloffenen  unb 
atten  ©dugetfyieren  eigenen,  mit  einer  eignen  vfmlle  (bem  Folliculus 
Graafii)  auSgefletbeten  #ol)len  l)ier,  wie  im  ^enfcfyen  felbf!,  naefy 

*)  <S.  tyetübex   meine  tfbijanbUmg  in  SS ül (er 'S  3(rc^to  für  Anatomie 
u.  ^^ftologte.  Satjrg.  1835.  @.  321. 


19 

bc  ©raaf,  mit  bem  tarnen  Ovula,  (grjifett  0.  SSaex  bie  wirf* 
lidbeit  (Stet  ber  ©dugetbiere  als  mtfroffopifcbc  in  ber  glfiffEgfeit 
jener  ©raaffcl/en  SBIdScfyen  fdjwimmenbe  (StbldSdjen  entbecft  t;at, 
weif  man  nun,  baß  bie  ©raaffcben  S3ldüd)en  nur  einem  mit 
gftöfftgfeit  gefüllten  Äelcfy  be§  SSogeleierftocfS  ju  üergletcfyen  ffnb.  — 
(§3  ifi  mir  gelungen  in  ben  ©raaf'fcfoen  SSldSc&en  eineS  löjaf^ 
rigen  SftdbcfyenS  fcbon  biefe  bem  bloßen  2(uge  unftc&tbaren  eigene 
liefen  @tfeime  beutlidj  barjuftelten ,  fowie  ft'e  benn  bei  halbem  frfjon 
balb  nad)  ber  ©eburt  üon  mir  wahrgenommen  würben ').  —  <$at 
bie  £)el)i3cen§  einer  folgen  $öl)le  jhttgefyabt,  fo  vernarbt  ft'e  unb 
biefe  Sftarbe  0etßt:  gelber  Körper  (Corpus  luteum). 

§.    27. 

2Ba3  ferner  bie  S3ilbung  ber  gaUoptfct) en  9?6r)ren,  be3 
SrudjtbdlterS  unb  ber  ©djeibe  betrifft  (In  welchen  wir  bie 
SRetamorpfyofen  ber  ©amen  füfyrenben  ©dnge  unb  ber  Prostata  be3 
SftanneS  ernennen),  fo  ifl  e3  juüorberft  notfjwenbig,  um  eine  na= 
turgemdße  33orjMung  üon  (Sntfrefyung  tyrer  $orm  unb  ber  ßigen= 
t^ümltdt?fett  ifyreS  #eben3  ju  erhalten ,  attt  bret  Sljeile  aB  ein 
Continuum,  als  einen  aufwarte  geteilten  Y förmigen  ©ang  ju 
betrachten,  wie  wir  im  Gümbrpo,  unb  in  tiefern £l)terclaffen  bann 
biefe  ^orm  wirflid),  ndmlidj  atö  bloßen  ßiergang  (Oviductus), 
unb  jwar  entweber  einfad)  (wie  bei  im  33ogeln,  bei  welken  re= 
gelmdßig  ber  rechte  Oviductus  üerfümmert),  ober  boppelt  (wie  hd 
im  3fmpl)ibien  unb  $ifd)en)  antreffen  2).  Sn  biefer  ©cjtalt  ers 
febeint  ein  foldjer  Äanal  öotlfommen  barmartig,  münbet  nod?  oft 
(wie  bä  ben  2(mpl)ibien  unb  SSogeln)  in  ben  untern  Sf)etl  beS 
£)armfanal3 ,  erfdjeint  baburd;  gleicbfam  als  2(nf)ang  beffelben  unb 
erinnert  baburef)  eineS  SfjeilS  an  bie  gortpflanjung  ber  niebrigften 
Sfyiergattungen ,  wo,  wie  bei  üielen  ^flanjent)f)ieren,  ber  2)arm= 
fanal  felbjl  ©efd)led)t3l)6l)le  ifi,  fo  wie  anbern  Sljeiß  baburd; 
ber  in  ber  £l)dtigfeit  üon  ©efdjlecbtS;  unb  SSerbauungSwerfjeus 
gen,  aU  urfprünglid)  gleichartigen  Steilen,  fo  beutlid;  bemerkbare 
GonfenfuS  erklärt  wirb. 

§.    28. 

-2Bie  nun  überhaupt  bie  fortfebreitenbe  organifdje  2fu3bilbung 
wefentlid;  in  immer  größerer  Sljeilung  nad)  oerfdjiebencn  dlifytttm 


1)  Ueber  ba§  (5ompatatitt=2Cnatomifd)e  fjteöon  f.  b.  2.  20tgg.  m.  »ergt. 
3ootomie  SStjl.  2.  @.  822.  —  Uebrigenö  gebe  idj  aud?  Taf.  II.  Fig.  I. 
^ xer  bk  tfbbitbung  eines  nnrEttdjen  menfdjltdjen  (Sfdjenö. 

2)  @.  mein  ße&rbudj  ber  üergt.  3ootomte.  2.  3Cuft.  2.  £i)t.  @.  754. 

2* 


20 

gen  begtünbet  iji,  fo  geigt  ft'd>  mm  aud;  bei  bei-  ©ntwieftung  be§ 
SflierförperS  ba$  brennen  biefeS  einfachen  ober  boppelten  (Sier* 
gangcS  in  mehrere  Steile.  33ci  ber  SRc^rjo^l  ber  ©dugetbicre 
ndmlid)  bilbet  ftcf;  bie  untere  2(btbeilung  beiber  Doibucte  (gaüo* 
piftyat  9i6(;ren)  in  einen  $tivfytyätttx  au§,  welker  ebenbeSfyalb 
als  gweibornig  (Uterus  bicornis),  V formig  erfd)emt.  £)ie  ^orner 
werben  bann  bei  ber  aufzeigenden  St)ierreit)e  immer  turjer,  £i3 
im  menfd)lid;en  UteruS  (obwohl  aud)  biefer  jene  SöilbungSffabien 
bttrd)lduft)  nur  bie  ©teile  be§  3ufammentreffen3  beiber  (Siergdnge 
ftd)  beflimmter  aB  §rud)tl)dlter  entwickelt,  we3l;alb  bann  auä)  bie 
SBilbung  beffetben  am  unterflen  (Snbe,  ndmlid;  am  eigentlichen 
fünfte  ber  Bereinigung  beiber  ©dnge,  b.  t.  am  Sttuttermunbe, 
früher  aU  an  ben  obern  Steilen  t>ert>ollj!dnbigt  wirb.  Untcrfud)t 
man  bal;er  ben  Uterus  eines  neugebornen  Siftdbdjen,  fo  ftnbet 
man  ben  ©nmb  beffelben  noef)  fe^>r  Hein,  bie  $öf)le  wenig,  b.  t. 
ntd)t  mefyr  aU  ben  Äanat  beS  SftutterbalfeS  entwickelt,  ben  äußern 
Sftuttermutib  hingegen  feljr  groß,  bie  Södnbe  be3  9J?utterbalfe§ 
fidvfer  alö  bie  beS  ©ebdrmutterförperS,  fur§  man  barf  fagen, 
t>a$  in  biefer  9>eriobe  bie  Legion  be3  ©cbetbentfyeilS  bee  UteruS 
bie  Legion  ber  $xud)Ü)bl]k  tUn  fo  benimmt  überwiegt,  als  bei 
oollenbeter  (Sntwicftung  ber  $rad)tl)dlterför:per  unb  (Srunb  ben 
©cljeibentbeil  überwiegt;  ja  eö  wirb  bieS  nod)  auffatlenber,  wenn 
man  an  bie  (Sntwicf tung  be3  UteruS  in  ber  ©ebwangerfebaft  benfT, 
wo  bie  £ö!)te  eine  fo  aufserorbenttiebe  tobilbung  erlangt  unb  bie 
SSaginalportion  jule^t  oollig  üerfcfywinbet  (üergl.  Taf.  I.  Fig.  I. 
u.  IL).  $)lan  barf  baber  fagen,  bafj  ber  UteruS  erpt  in  ber 
<3cbwangerfd)aft  ba§  Maximum  feiner  Ghitwtcflung  erreiche,  im 
Äinbe  ober  nod)  met;r  im  §etu§  auf  bem  Minimum  ber  dntwicFs 
umg  ftd)  befmbe,  im  reifen  ntct)t  febwangern  Suftanbe  aber  nur 
als  im  3ujianbe  einer  fyalbm  unb  unüollfommnen  (Sntwidlung 
anjufefyen  fei. 

§•  29. 
Söeit  entfernt  infteß,  ha$  ber  UteruS,  als  mel)r  entwickelter 
Sfyeil  be3  gefammten  §rud)tgange3  (gallopifebe  Slfyxm,  Uterus? 
unb  ©d)eibe),  oon  ber  barmartigen  ©truetur  biefeS  urfprüng liefen 
©ebilbeS  gdngtid)  abmifym  follte,  fo  geigt  ftd)  tnelmebr  in  biefem 
Organe  bie  Urbilbung  beS  gemeinfamen  ©anjen  in  ifyrer  öollffat 
2luSbilbung,  ofyngefdljr  auf  gleicbe  Sßeife,  wk  ba$  Jpcrj  'ok  au§* 
gejeid)netft  entwickelte  ©teile  be3  ©efdßfyfkmS  genannt  werben 
Unn.  ©erabe  fo  ndmlid)  mt  ber  SDoibuct  eierlegenber  Spiere 
gleid)  bem  £armf  anale  1)  a\\$  einer  äußern,  t>om  £3aucbfetle  fyer* 


21 

rüfyrenben  £aut,  2)  auS  einer  9ttuSf  etyaut ,  3)  auS  einer  QBefdß* 
unb  Stoenrjaut,  unb  4)  auS,  einer  innerfren  $(ocfenl)aut  befielt, 
fo  auef)  ber  gefammte  grucfytgang  beS  menfdjüdjen  SßetbeS,  unb 
namentlich  ber  auS  il)m  entwtcfelte  UteruS,  an  welchem  man  ben 
untern  £l)eil,  bie  23aginalportion,  gleicfyfam  als  eine  Sinfefyiebung 
in  bie  50?utterfd)eibe  (fntussuseeptio)  betrachten  fann;  fowie  bic 
bebeutenbe  Sage  ber  (namentlich  oenofen)  ©efdßgeflecfyte  als  @c= 
fdßljaut,  unb  bie,  t-orjügtid)  jur  3eit  ber  <Sci)wangerfd)aft  fo 
dußerjt  beffimmt  entwickelte  gafertage  att  9J?uSFeK;aut  betrachtet 
werben  muß. 

§■    30. 

3m  Uteru§  fmben  vt>tr  fonad)  alle  bie  ©ebilbe,  welche  ber 
ii)m  eigentr)umltcr)en  ÜJfydtigfcitSform  entfpredjen,  mit  ootlfommen- 
ffer  35efHmmtl)ett  t>or:  ndmlid?  1)  ©efdße,  al$  ber  bilbenben  Zl)ä- 
tigfeit  entfprecr;enb  (wobei  üorjüglicr;  baS  am  atlerftdrfften  wafyreub 
ber  (Stfjwangerfcfyaft  bemerkbare  Uebergewicfyt  ber  23enen  pfyvft'ologifd} 
wid;tig  iff,  inbem  bie  23enen  überhaupt  als  bie  frühem  unb  »erhalt- 
nißmdßig  weniger  entwicfelten  ©efdße  beS  weiblichen  Organismus 
üorberrfcbenb  fmb  [§.  13.],  unb  an  fetner  ftdrfcrn  9)robuctiüitdt 
mefyr,  als  man  wol;l  bisher  gemeint  i)at,  #ntl;eil  nehmen);  2)  9?cr= 
t>en,  obwohl  in  minberer  Hrrsaty,  unb  großenteils  wie  im  ^erjen 
ben  Arterien  angefyörig.  Zud)  biefer  ^)unft  feiner  £>rganifation 
ijl  aber  infofern  widrig,  als  bamit  gerabe  baS  außcvorbentlid) 
tl;dttge  S3itbungSoerm6gen  beS  SDrganS  jufammenl)dngt.  Sm  ganzen 
Sfyierreicbe  fcfyen  wir  ndmlid)  bie  £l;dtigfeit  ber  9?eprobuctton,  unb 
bie  (Sntwicflung  beS  ^leroenfpjremS  im  umgekehrten  S3erl)dltniffe; 
Spiere,  bei  welchen  gar  fein,  ober  nur  dn  fefyr  unoolIfommeneS 
^eroenfyftem  nacfjjuweifen  ijl,  geigen  baS  größte  SfeprobuctionS; 
vermögen  (man  benfe  j.  S3.  an  bie  ungeheuere  9?cgenerationSfraft 
ber  $Pofypen,  ber  Ärebfe,  Sdtjnecfen,  ©atamanber  u.  f.  w.),  ja 
felbfl  im  9)?enfd)en  fel;en  wir  bie  neroenlofen  ©ebilbe  ber  größten 
Oiegencratton  fdl)ig,  5  S5.  bie  $aare,  S^dgel  u.  f.  w.  @S  ift 
alfo  hiermit  üoüfommen  im  (üinf  lange,  wenn  ber  UteruS  ttber^ 
l)aupt,  unb  namentlich  in  ber  ©egenb  beS  ÄörperS  unb  ©runbcS, 
neroendrmer  gefunben  wirb,  bie  ©egenb  beS  S!J?uttermunbeS  aber 
empfmblid)er  unb  neroenreicr/er  fiel)  jeigt,  tnbem  baS  le^tere  tbm 
fowot;l  mit  ber  jur  (Smpfdngntß  nötfngen  9?eipng ,  alS  baS  erfrerc 
mit  ber  außerorbentlicfyen  (5ntrr>i<ftung  beS  obern  ©ebdrmuttertrjeitS 
in  ber  ©djwangerfdjaft  jufammenfydngr. 

SCnmerlung;     9ft.   f.   hierüber  bie   fd)6nen  Tabulae   nervo- 
rum   uteri   auet.   Fried.   Tiedemann.     Heidelb.  1822.     i©cr  23erf> 


22 

weift  l)ter  6  S^erDengeflcdjte  für  bcn  UteruS  nacl),  welche  üom 
fv>m^att)tfd)en  9toen  ftcfy  ableiten.  S3efonber3  bead;tung3wertl)  if! 
bie  SBemerfung,  i>a$  btc  Heroen  im  febwangern  Suftanbe  ft'rf)  jus 
gleid;  mit  bem  UteruS  bebeutenb  wergröfem,  im  fileinen  Wläbtym 
unb  alten  2Beibe  hingegen  dufierft  fd)tt)ad)  ftnb. 

§.  31. 
Sie  SttuSfelfafem  enblid;  ftnb  aU  integrirenbe  Steile  beS 
UteruS  kfanntfid)  t>on  mehreren  Anatomen  unb  $>b;t)ftologen  (fo 
noeb  t>on  Söenjel)  geleugnet  worben,  wir  fyaben  bafyer  bie 
©rünbe  anjufuljren,  welche  unS  ju  beren  ^nnalmte  berechtigen. 
9?dmlid)  1)  bk  S5ilbungggefcl)id[)te  beS  UteruS  als  eines  üoEfom- 
men  barmartigen  ©ebilbeS ;  2)  bie  Analogie ,  inbem  bei  bem  barm- 
artigen  UteruS  ber  großem  (Saugetiere,  felbfl  im  ungefcfywdngerten 
3ujranbe,  bie  9)?u6f elf a fern  beutlicljjt  erfd;einen;  3)  bie  unleugbare 
2Tnwefcnl)eit  t>on  Warfen  gaferlagen  am  fcljwangem  menfdjlicfyen 
UteruS,  weldje  iln*er  garbe,  ©ejfalt,  unb  ifyrem  ©erlaufe  nad) 
ganj  mit  ben  Saferiagen  ber  Jöarnblafe  tt.  f.  w.  übereinjtimmen, 
unb  weld;en  man  nicfyt  etwa  auS  bem  ©runbe  bie  muSfulofe  33e* 
fcbaffenljeit  abfpredjen  barf,  weil  ft'e  aufer  ber  «Scbwangerfcfyaft 
beinahe  unmerfliel)  ftnb,  inbem  a)  ber  UteruS  in  ber  ©dwanger; 
fdjaft  erjt  in  feiner  wafyrljaften  unb  öollfommenen  2(uSbilbung  be; 
griffen  an^ufefjen  tjt,  uib  eS  folglich  bamit  fel)r  übereinftimmt, 
wenn  wir  außer  biefer  $eriobe  niebt  aüt  feine  ©ebilbe  beftimmt 
entwickelt  ft'nben,  eben  fo,  wie  j.  S3.  niemanb  im  (Stanbe  fein 
wirb,  an  btm  nod)  ntd)t  üoMommen  entwickelten  Sarmfanal  beS 
(Smbrpo  bie  SftuSfelfafem  f t  dt>  t  X  t  d;  fcarjufrellen ;  b)  ferner  fann 
aber  aud)  baS  2(uSbitben  ber  SDhtSfelfafern  in  ber  ©c^manger^ 
fd;aft,  unb  fpdterlnn  baS  wieber  SSerwifd;twerben  berfelben,  fo 
wie  tJt)re  Sceprobuction  in  einer  fünftigen  ©d)wangerfcl)aft  feinet 
wegS  als  etwas?  ber  Statur  fo  SBiberfprecfyenbeS  angefefyen  werben, 
inbem  in  einem  ©ebilbe,  beffen  $Probuctit>itdt  im  allgemeinen  fo; 
fejt)r  überwiegt,  aud)  (Srfd)  einungen  biefer  2frt,  fo  wenig  als  baS 
SBiebcrcrjeugen  t>on  ©liebem  mit  allen  SOmSfcln  bei  Ärebfen  unb 
©alamanbern ,  unmöglid)  bleiben.  4)  Sie  2l)dttgMtSdußerungen 
beS  UteruS,  in  welchen  wir  baS  SBirfen  einer  auferorbenttid)  jrarfen 
SBewegfraft  nid)t  üerfennen  bürfen,  als  einer  teft,  beren  SDrgan 
im  ganjen  tf)ierifd)en  DrganiSmuS  eben  bie  SömSfclfafer  tji.  5)  S)aS 
aufregen  biefer  Sl)dtigfeit  burd)  9?eije,  weldje  überhaupt  SftuSfu; 
lartfydtigfeit  gu  erweefen  pflegen,  woljin  tfyeilS  mecfyanifcbe  9?ei§ung 
a,el)ört  (fo  5.  35.  erweefen  grictionen  beS  Unterleibes  Soeben),  tl)eilS 
aber  inSbefonbcre  ber  galoanifc^e  d\ ei§  als  baS  eigentlidjjie  JReagenS 


23 

für  SRuSfelfafer  gu  rennen  tjl  (beFanntlidj  fafy  9t  eil  fd)on  ba£ 
3ufammenjiel;en  t>c§.  barmartigen  trächtigen  UteruS  in  frifd)  ge; 
tobteten  Äamncfyen  unter  2(nwenbung  beS  ©awaniSmiu?;  SSev= 
fud;e,  welche  tcb  mit  gleichem  (Erfolge  wiederholte). 

2Cnmer!ung.  9ft.  f.  bie  £>arftellung  ber  SftuSfetfafern  beS 
üoUtg  auSgebilbeten ,  b.  i.  fyod)fd)wangern  UteruS  nad;  ßalja  in 
tfcei-V.S  2Crd>tt>  f.  9Wolog.  -VII.  S3b.    3.  $ft. 

§•    32. 

Siücfft'cfytltd)  ber  2frKopifd)en  Sjögren  unb  ber  6d;eibe,  fo 
ergiebt  ft'd)  nun  ferner  fcfyon  auS  bem  Vorigen,  baß  biefe  aB  we^ 
niger  entwickelte  Steile  be6  allgemeinen  grudjtgangcö  (§.  27.  28.) 
angefefyen  werben  muffen,  folgtid)  ba§  Sßefentlidje  il)rer  SDrgani; 
fation  nod)  mit  ber  be§  grucl)tf;dlter3  übereinftimmen  wirb,  betben 
baf;er  aufy  biefelben  Sagen  üon  Membranen  eigen  ft'nb,  mit  2l"u§= 
nalpmc  ber  ©djeibe,  welcher  ber  Ueberjug  be£  S3aud)fefle§  abgebt. 
Unftreitig  tft  e§  hingegen,  bafj  beiben,  gleid)  oem  ttteruS,  ©efdfie 
unb  ÜJftuSfelfafem  juFommen,  twn  welchen  leerem,  ba$  fte  in 
ben  §allcwifd)en  3fi6l)ren  üorl;anben  ft'nb,  bie  bei  ©dugtftieren  be; 
trimmt  nad^uweifenbe  pertjfaltifc&e  Fortbewegung  beS  GfteS  Seugnifj 
abgiebt,  fowie  tton  ber  muSfulofen  ©truetur  ber  ©d;eibe  anbern 
S^eUS,  bie  am  (Umgänge  berfelben  üerbidjteten  gfaferlagen  (Con- 
strictor  eunni),  ferner  bie  £luerfaltung  ber  tnnern  £aut  (gerabe 
biefelbe  (ürrfcfyetmmg  geigt  ft'd)  aud)  am  entleerten  £)arme),  unb 
cnblid)  mehrere,  5.  33.  bei  ber  ©eburt,  ber  Stfadjgeburt ,  wafyp 
nefymbare  SEljatigfeitSdußerungen  berfelben  S3ewetfe  liefern. 

§     33. 

25er  SBrüfte  enblidj  gebenfen  wir  t)ier  unter  ben  ©efd)led;tg; 
teilen  nod)  inSbefonbere,  um  tfyeilS  auf  bie  ©rünbe  tl)re§  für  bie 
praftifdje  2Cnwenbung  ber  ©vmdfotogie  fo  wichtigen  ßonfenfuS  mit 
bem  UteruS  l)inäurceifen,  tl)eil3  gewiffe  ßigentl)ümlid}feiten  if;rer 
©truetur  bemerflic^  §u  machen.  —  SBenn  ndmlicb  überhaupt  ba$ 
©efd)led)t3ft)frem  gleidjfam  nur  als>  ein  bem  lebenbigen  Äörper 
eingepflanzter  £f)eil  anjufeben  ijr,  fo  bafi  aufy  oljne  baffelbe  bie 
tnbiütbuelle  organifdbe  (griffen  j  aüerbings  moglid)  bliebe  (ob- 
wohl ntdjt  bie  ©rtftenj  ber  ©attung),  fo  gilt  bk$  üor^üglicl)  aud) 
Don  ben  @rndl)rung6organen  be§  $ztu§  im  menfd)lid;en  SSeibe, 
unb  namentlich  tton  tm  33rüflen.  3(uf  fefyr  merfwürbige  $&ü\e 
ndmlid)  ijt  bie  SBrujlbrüfe,  gleidjfam  wk  ber  9)?utterFud)en  an  ben 
UteruS,  fo  auf  bie  dufere  gldd)e  be3  Sfjorar  gel;eftet  (bie  tyla- 
centa  würbe  bafyer  febon  üon  alten  $Pr)t)ftologen  aU  Mamma  uterina 
bejeidmet);  bort  empfangt  fte  bie  ©dfte,  welche  nod;  nacb  ber 


24 

©eburt  gut  drndbrung  be3  ÄinbeS  erforbert  werben,  unb  welche 
in  niebern  GEfaffen  bem  Sungen  fogleicb  t>om  ßierjfocfe  auS  al§ 
2}otterfacf,  aB  gemeinfamer  @f)t)lu3bebdlter  mitgeteilt  gu  werben 
pflegen,  ^ier  aber,  nadjbem  ft'e  guoor  im  $;rud)tl>dlter  felbft  beni 
getuS  5ugefuf?rt  worben,  ju  ben  Prüften  ftcb  wenben.  —  §rud)t* 
Rätter  unb  SBrüfte  ffnb  alfo  in  biefer  £>inftd)t  oon  gleitet  33  es 
beutung,  unb  bafjer  ber  im  Seben  berfelben  beutlicb  bemerkbare 
3ufammenl)ang;  benn  nidjt  fowobl  in  23erbinbung  oon  einzelnen 
Sfteroenfdbcben  unb  ©efdßen  (j.  33.  wollten  Einige  ben  ßonfenfuS 
äwifcfyen  Uterus  unb  S3rit[ten  au$>  ber  2(najfamofe  ber  epigaffri* 
feben  ©efdße  unb  ber  Art.  mammaria  interna  erfldren)  ift  bie 
33egrünbung  foldjer  5D?itletbenfcbaft  ju  fucfyen,  fonbern  eben  in 
ber  orgamfeben  35ebeutung  unb  urfprünglicfyen  ©teiebattigfeit 
ober  (§ntgegenfe£ung  oerfebiebener  £l;eile,  mtyalb  bann  aud) 
mand)e  bureb  Heroen  unb  ©efdße  nabe  oerbunbene  Zfyäk  feinen 
ßonfenfuS  geigen,  ha  bingegen  bei  anbern,  wo  biefe  23erbinbung 
als  febr  unerfyeblicf)  erfcfyeint,  bie  Sftitleibenfcbaft  bebeutenb  ijf. 

§.    34. 

33ei  ber  33ilbung  ber  33rü#e  inSbefonbere  ift  ferner  tbeilS 
auf  ibre,  htm  UteruS  oollig  gleichmäßige  (Sntwicflung  überbaupt 
Stücfftcbt  gu  nebmen,  tbeil§  bie  ©leid)mdßigfeit  be3  Verlaufes  ber 
5D?ild)abern  nacb  ber  SBarge,  unb  ber  33lutabem  nacb  bem  $labtU 
jlrange  an  ber  $>lacenta  gu  bemerfen;  in  weldjer  le^tern  £>inffd)t 
aueb  erwdbnt  gu  werben  oerbtent,  baß  felbfl  bei  Spieren  eine  ges 
wiffe  ttebereinfftmmung  ber  ^lacenta  unb  §3rüfle  ftattft'nbet,  fo 
ha$  bemnad)  bä  Spieren,  wo  ha$  Chorion  am  Qtk  bie  ©teile  ber 
^Placenta  oertrttt,  aud)  bie  Prüfte  febv  platt  ffnb  (g.  33.  beim 
^Pferbe),  ba  biegen,  wo  am  Sie  oiele  ^lacenten  ftcb  ft'nben, 
aueb  bie  3abl  ber  3i&en  ftd)  oeroielfacbt  (g.  33.  bei  ber  $ub  mit 
4  3ifcen  für  ein  SungeS),  unb  enblid)  bei  mcbtfad)  werfenben 
Sbieren  bie  3al)l  ber  Sungen  (folglich  aueb  bie  3abl  ber  ^Placem 
ten)  mit  ber  ber  Bi^en  übereinflimmt  (g.  33.  bei  hm  <|)unben).  — 
(§§  wirb  l)ierburcb  erfldrlicb,  ha$  unb  warum  aueb  ba  oerfebie; 
benen  menfeblicben  Snbioibuen  bie  (Sigentbümticbfeit  ber  33rüffe 
in  ber  Siegel  mit  ter  ber  ^lacenten  übereinstimmen  werbe,  fo  wie 
umgefefyrt  bie  ^lacenta  für  bie  $)rognofe  be3  «StiltungSgefcfydfteS 
wichtig  wirb,  wooon  weiter  unten  ba3  9?dl)ere. 

§.    35. 

2Bir  fommen  nun  gur  ^Betrachtung  be6  33ecf  en3,  jenes  merfc 
würbigen  rippenartigen,  bie  innern  ©efd)lecbt3organe  umfcfyließen; 
ben  ÄnodjengürtelS ,   in  welkem  bie  üergleicfyenbe  Anatomie  ein 


25 

beutlicbeS  tfnalogon  tkt  ©dmlterfrwcpen  nac|weijt.  %üx  ben  3wecf 
ber  @mftd&t  in  um  SiJcecfjamSmuS  ber  ©eburt  aber  l)aben  wir  ju= 
ndd$  bie  räumlichen  33erbdltniffe  beS  33ecfen3  fjier  in§  2Cuge  3U 
faffen,  unb  in  biefer  mebr  matfoemattfcfyen  ©e^iebung  werben  uns 
fonaefy  bie  Dimenftonen  unb  verriebenen  Stiftungen  ber  emjels 
nen  33ecfengegenben  interefft'ren.  Sn  »böfwlogifcber  ^mftcfyt  ba; 
gegen  mu§  un§  bte  ber  (SntwicHung  ber  ©efcblecbtStbeile  gtetct>= 
madige  (5ntwicf  lung  ber  gefammten  33e<f enform  merfwürbig  fein.  — 
SBir  beginnen,  mit  Uebergefyung  ber  am  Werfen  ju  unterfebeiben; 
i>m  Änodjen  unb  23dnber,  fogleid)  bd  ber  (Sintbeilung  unb  2(u3; 
meffung  beffelben. 

§.  36. 
£)a$  ganje  SBecfen  alfo  teilen  wir  in  baS  große  unb  Heine 
S3edfen  (Cavitas  pelvis  major  s.  superior  et  minor  s.  inferior), 
fo  jwar,  ba$  bte  über  ben  23orberg  (Promontorium)  unb  ben 
obern  9?anb  beS  ©cfyambogenS  verlaufenbe  ungenannte  Sinie  (Linea 
innominata)  bie  ©renje  beiber  abgiebt. —  3Die  <J9©|le  beS  großen 
£3ecfenS  nun  inSbefonbcre  betrankt,  meldte  von  l;inten  bureb 
tk  Senbenwtrbelfdule,  von  ber  ©eite  bureb  bie  fdjieflaufenben 
©armbeinflddjen ,  unb  von  vorne  buref?  bie  weichen  SSaudjwdnbe 
begrenzt  wirb,  getdmet  ftd?  au§  bureb  eine,  oben  breite  unb  weite 
abwärts  verengerte,  alfo  beinahe  trichterförmige  quer  ovale  £6l)le' 
beren  £Utermeffer  im  wohlgebauten  weiblichen  Körper,  von  ber 
Wittt  eineä  £üftbeinFammeS  bis  jum  anbern,  10  partfer  3oll  be; 
tragt,  wdbrenb  ityre  SSrette  am  ©ingange  inS  f leine  33ecfen  bis 
auf  5  Soll  verringert  erfd)eint.  —  gür  ben  Verlauf  bcS  ©eburtS; 
gefcbdfteS  nun,  fowie  für  ben  Sufranb  ber  <3d)wangerfd)aft,  tfi 
biefe  £ricf)terform  in  mehrerer  ^inffebt  wichtig;  einmal  ndmlid), 
inbem  baburd)  ber  fc^iwangere  UteruS  bie  ftd)erfre  unb  angemeffenjre 
Unterftü^ung  erhalt,  anbern  SbeilS,  inbem  burefy  bie  febiefen  %lh 
d)en  namentlich  baS  (Sinricbten  ber  £dngenare  beS  ÄinbeS  in 
bie  gur)runcjglinte  beS  IBecfenS,  unb  baS  Eintreten  beS  ÄinbeS= 
fovfeS  in  baS  f leine  SSecfen  vorbereitet  unb  erleichtert,  \a  fogar 
bebingt  wirb. 

§;    •  37. 

50cannigfacber  begrenzt,  unb  beSb^lb  febwerer  auSjumeffen,  ift 
ber  JKaum  beS  f leinen  S3e<fen3,  an  welchem  folgenbe  brei@e= 
genben  baber  befonberS  betrachtet  unb  auSgemeffen  werben:  —  1)  ber 
(Eingang  (Apcrtara  pelvis  superior),  eine  von  ber  ungenannten  Sinie 
begrenzte  fiiäfyc ;  2)  bie  $bl)k  (Cavitas  pelvis  minoris),  ein  9?aum, 
baffen  Umfang  bureb  eine  in  bie  S3erbinbung  beS  ^weiten  unb 


26 

britten  falfdjen  Äreujwtrbelä  unb  in  bie  SDKtte  beS  ©cfyambogenö 
gelegte  ÄreiSltme  benimmt  wirb ;  3)  ber  2£uSgang  (Apertura  pel- 
vis  inferior),  welcher  oon  ben  untern  Sftdnbern  be§  Ossis  sacri 
Itnb  coccygis,  fowie  t)tn  Ligamentis  sacrotuberosis  unb  sacrospi- 
nosis,  unb  cnblid;  üon  ben  Ossibus  isehii,  pjabis  unb  ber  Sym- 
physis ossium  pubis  benimmt  wirb. 

§.  38. 
2Me  2)tmenftonen  bt'efer  ©egenben  ft'nb  beim  wohlgebauten 
wetblid;en  Körper,  unb  ^war  nad)  bem  hierbei  üblichen  parifer 
$Haa$,  folgenbe:  1.  im  Eingänge  a)  ber  gerabe  SurdEjmeffer 
(Diameter  recia  s.  conjugala)  t>om  obern  Sianbe  ber  ©cfyamfuge 
big  gum  23orberge  =  4  3oll;  1»)  ber  £luerburd)meffer  (Diameter 
transversa)  »on  ben  auSgefcfyweifteften  ©teilen  ju  beiben  ©eiten 
ber  ungenannten  2inie  =  5  Soll;  c)  bie  fcbrdgen  ober  fdlfdjlid; 
fogenannten  SDeüenter'fcfyen  £)urdnneffer  (Diamelri  obliquac),  beren 
crfier  oon  ber  redeten  Äreug  *  unb  25armbeinoerbinbung  (Sym- 
physis sacro-iliaca)  big  jur  linfen  ©d)ami  unb  £>armbeinocr; 
binbung  (Synostosis  pnbo-iliaca),  beren  ^weiter  oon  ber  linfen 
■Streif  s  unb  Sarmbcinoerbinbung  bis  gur  rechten  ©cham ;  unb 
©armbetnoerbinbung  reicht,  ==  4'/2  3olI.  2.  Sn  ber  S3ecfen^ 
f)6l)le  a)  ber  gerabe  £)urcbmeffer,  oon  ber  23erbinbung  beS  glei- 
ten unb  britten  falfdjen  ÄreujwirbeB  big  jjur  fOZitte  ber  ©d)am= 
fuge  =  4lj2  3otl;  b)  ber  £luerburd)meffer ,  oon  einem  ©i£beins 
fladjel  (Spina  ossis  isehii)  gum  anbern  =  4  3oÜ\  (2(ucb  giefyt 
man  wol)l  noch  eine  £)iagonalconjugata,  befyufS  ber  2lnwenbung 
innerer  S3ecfemnejfer,  oon  ber  üÜfttte  ber  ©djamfuge  bt'6  gum  S5or^ 
berge,  eine  £inie,  welche  bann  ber  Gonjugata  ber  33ecfenl)öf)le 
gleich,  alfo  4%  Soll,  gefunben  wirb,  unb  folglich  au3  ifyrcr  ©rofüe 
aud)  einen  ©d)luß  auf  bie  (Sonjugata  be3  33ecfeneingange3  er^ 
laubt.)  —  3.  Sm  ^BecFen a Umgänge:  a)  ber  gerabe  ©urchmeffer, 
üom  untern  3?anbe  ber  ©cbamfuge  bis  gur  ©pi&e  beS  ©d)wan^ 
beineä  ==  3%  3oll  (beim  3urücFweicl)en  be£  ©cbwangbeineg  jebocf) 
auf  4  big  4'/4,  ja  41/,  3oll  vergrößert);  b)  ber  £Uterburcbmeffer, 
t»on  einem  <Si£l)öcfer  (Tuberosifas  ossis  isehii)  gum  anbem  =  4  3ott 
(oergl.  Taf.  I.  Fig.  III.  IV.  V.). 

§:      39. 

9to  ft'nbet  fonad?  bei  biefen  2fu3meffungen,  baß  SBecfenein; 
gang  unb  .£)öf)le  als  (Stlipfen,  ber  33ecfenau6gang  hingegen  (bei 
gurücFgebogencm  ©cbroangbein)  mel;r  al3  ÄreiSform  ft'cf)  barßctle, 
baß  jebod)  ferner  ber  größte  £)urcbmeffer  ber  (Sllipfen  nicht  bie 
gleiche  $id;tung  fyabc,  fonbern  im  Cnngange  quer,  in  ber  SSccfcn? 


2T 

\)bi)U  gerabe  geftellt  fei,  eine  für  bte  ^Bewegung  be3  ÄinbeS  burdj 
baS  S5ecfen  dußerft  wichtige  SBcmerfung.  (Snblicr;  aber  J>at  man 
aurf)  gu  beachten,  baf  ber  (Eingang  be3  f leinen  SBedenS  in  ber 
Statur  niebt  afö  regelmäßige  (SUtpfe  ft'cf)  barjMe,  fonbern  burd> 
ba§  hervorragen  be3  33orbergeS  mebr  bie  ©efialt  eines»  im  %u& 
fdjmtte  fowofyl  als  an  ber  <3pi|e  abgestumpften  .ftartenberjenS 
erhalte,  fo  baß  man  eine  ctwo§  feinere  (Sllipfe  von  472  3oü  Sdnge 
unb  4  3otl  ^Breite,  am  angemeffenfren  auf  zweierlei  SBeife,  ndm; 
lief)  nacb  ber  9itd)tung  ber  jwei  fcfyiefen  £)urd)meffer,  unb  folglich 
in  bie  ju  beiben  ©eiten  be3  33orbergee>  befmblicben  2tu3biegungen 
auf  ben  Äreuj-  unb  £)armbeinverbinbungen  legen  fonne. 

§.  40. 
ferner  l;aben  wir  bte  £6l)e  beS  SBccFenS,  ben  ©cbambogen; 
winfel,  fowie  2Cbjtanb  unb  Siic&tung  ber  ©cbenfelt'opfe,  unb  cnblid; 
<xud)  Neigung  unb  Ävümmung  be3  S3eden3  genauer  ju  bejlim- 
men.  —  1.  £5ie  £6 (je  t>cS  gefammten  S3ecfen§  betreffend,  fo 
mißt  fte  V^ßoll,  wovon  bem  kleinen  S3ecfen  an  ber  9Wtdwanb 
4y2  3oü,  an  ber  ©eitenwanb  31/«  3otl ,  an  ber  Söorberwanb 
1V2  3oll  jufommen.  2.  £)er  SB  in!  et,  welker  unter  ber  ©d;am- 
fuge  burd)  ©cbam  -  unb  ©i^beine  gebilbet  wirb,  ijf  ein  SBinfel 
von  90°  b.  t.  ein  rechter  SGBtnEel  (er  unterfd;eibet  tnSbefonbcre,  nebft 
ber  großem  SBölbung  bee>  ©d)ambogen6  unb  ber  aufwärts  ge; 
brttdten  SRdnber  ber  auffteigenben  ©i^beindjre,  baö  weiblid;e  vom 
mdnnlicben  SBecfen,  unb  ift  namentlich  für  bie  Qjntwid'lung  be6 
$inbe3fopfe§  aus  ber  untern  S3ecfenoffnung  von  SBid;tig!eit.) 

§■    41. 

3.  Kucfftcbtlid)  ber  23erbinbung  ber  <Sd)enfelfnod)cn 
mit  bem  33 e den  adjtet  man  tbeilS  auf  btn  SBinfel,  wcldjen 
ber  ©d)en!etfnod)en  unb  beffen  $aU  bilbet;  er  betragt  (wie  £eoret 
bereits  von  biefem  unb  bem  folgenben  SBinfel  rid;ttg  angiebt)  obn= 
gefdfyr  120°;  tljeiB  auf  ben  Söinfel,  welken  bie  gortfe^ung  ber  &U 
rectionölinie  ber  ©d;en!ell)dlfe  vor  bem83orberge  bilbet;  er  betragt 
ol)ngefdl)r  100°.  ©ine  2inie  vom  äußern  Umfange  be§  großen  Stoß« 
l)ügel§  am  ©cfyenfelfnodjen  (Trochanter  major)  bi3  ju  bem  gleidjen 
gegenüberliegenben  fünfte  betragt  gewolmlid)  12,  feltner  13  $ßU. 

§•    42. 

4.  £)ie  Neigung  (Inclinatio)  beS  SBecfens  wirb  burd)  bie 
Sßerbinbung  beffelben  mit  ber  SÖirbelfdule  unb  fein  23erl)dltniß 
$ur  fidngenare  be3  ÄörperS  beftimmt.  @6  ft'nben  ffd)  ndmlid) 
bie  ©eitenwanbfnodjen  bes>  SBedenS  (Ossa  innominata)  unter  5iem; 
lid)  rechtem  SBinfel  an  ba3  Äreujbein  geheftet;  allein,  ba  festeres 


28 

felbft  rücf wdrtS  gebogen  iff,  fo  fann  and)  bie  9iicl;tung  jener 
knoten  nid)t  borijontal,  fte  muß  vorwärts  geneigt  fein,  welrf;eS 
fo  viel  betragt,  baß  ber  obere  Sfanb  ber  ©ebambeinoerbinbung 
bei  aufrechter  Stellung  jtemlicf)  3  3oH  tiefer  als  ber  23orberg  ge; 
funben  wirb.  Sie  gldcfye  beS  33ecfeneingangeS  iji  fonad)  jiarf 
nad)  vorwärts  abhängig  (geneigt),  unb  will  man  biefe  Neigung 
nun  noefy  genauer  beftimmen ,  fo  muß  man  ben  SBinfel  meffen, 
welchen  bie  verlängerte  Conjifgata  beS  SSedfeneingangeS  mit  ber 
v^ori§onta(ebene  bilbet,  Sie  Skjiimmung  biefeS  SSinfclS  ^at  viele 
abweichende  Meinungen  unter  ben  ©dnüffMern  über  ©ntbinbungS; 
funff  veranlaßt.  $lad)  hagele*)  war  S.  3.  Füller  1745  ber 
crjle ,  welcher  benfelben  genauer  unb  gwar  ju  45°  befummle. 
Sevret,  welcher  überhaupt  etwas  verworrene  23orftellungen  von 
ben  §8erl)dltniffen  beS  SBecfenS  |atte,  fefcte  ilm  §u  35°  fe|r  **) 
unb  biefer  Angabe  folgten  bis  auf  bie  neuefie  Seit  bie  meijren 
(Geburtshelfer.  £)fianber  gab  ben  Neigungswinkel  fogar  nur  ju 
30°  an,  bafyingegen  groriev  tyn  40—43°  fdjd&te^mbeß  über= 
geugen  mid;  meine  Beobachtungen,  ba$  aud;  bieS  noer)  viel  ju 
gering  tfl,  voit  man  leid)!  feljen  wirb,  wenn  man  genau  nad) 
biefer  2(nnaf)me  einen  S3ecfenburd)fd)nitt  aufzeichnet,  ober  an  ©fc* 
letten  biefen  SEBinfel  mißt,  wo  man  il)ri  bei  übrigens  ganj 
regelmäßiger  Äorverform  wol;l  bis  gu  60  —  65°  vergrößert  ffefyt. 
Sd)  glaube  bal;er  ber  Siegel  am  ndcbjren  ju  tarnen,  wenn  id;  ' 
benfelben,  als  bie  $cittel§al)l  auS  mehreren  Sfteffungen,  auf  55° 
fejife&e;  Nagele  nimmt  benfelben  ju  60°  an.  SBaS  bagegen  bie 
$täd)t  beS  SScd'enauSgangeS  betrifft,  fo  ft'nbet  man  aud)  biefe 
fdjief  gegen  ben  «^orijont  gejMt,  unb  jwar  wieber  fo,  ba^  h\e 
vorbere  ©cite  tiefer  als  bie  fyintere  |rel)t,  unb  folglid)  in  gleid;cr 
9tid)tung  ein  Sßinfel  mit  bem  ^orijont  gebilbet  wirb,  welcher  ge- 
wörmlid)  nad)  Stob  er  er  ju  18°  angegeben  wirb.  Suweilen  l)dlt 
er  allerbingS  biefeS  50?aaß,  allein  wteberl;olte  SDcefjungen  laffen 
mid)  boeb  mit  Nagele  annehmen,  baß  er  bei  redjt  gut  gebauten 
unb  gesellten  SSecfen  nur  10  bis  11°,  ja  oft  nur  9°  betrage, 
©ubtrab'trt  man  nun  von  bem  SBtnfcl  beS  SSecfeneingangeS  mit 
i>m  ^orijont  ben  SEinfel  beS  SScdenauSgangeS,  fo  erfydlt  man 


*)  £>aö  tt)e(6ltd)c  S5ecfen  betrachtet  in  SSejiefjung  auf  feine  Stellung  unb 
bie  Stiftung  feiner  Jpbfyte,  Äar(gru&e,  1825.   @.  51. 

**)  9Kan  barf,  nur  baä  gan«  üevjeic^nete  93ecEen  bti  Cer-ret  (i'art  des 
accoucheniens.  Paris  1766.  Tab.  4.)  anfctjcn,  um  btö  Unrichtige 
biefer  3l"ngafce  ju  fügten. 


29 

ben  SBinW,  unter  weld)cm  bie  verlängerten  Gionjugaten  be3  SBecfens 
eingangs  unb  2Cu^ancje6  äufammenjioßen ,  ndmlid)  einen  SBtnfel 
=  55°  —  9°  =  46°.  (f.  herüber  Fig.  VI.  Taf.  I.). 

2Cnmer Eung.  gajf  in  fdmmt liefen  ©dugett)ieren  ift  btc 
Neigung  beS  SBecfenS  fo  jtorf,  ba$  bie  ganje  ©cfcamfuge  bloS 
bem  ©d;wanjbeine,  unb  gar  ntdjt  mel)r  bem  Äreujbetne  gegen* 
über[rel)t,  wofyer  bann  eben  bic  flarF  rücfwdrtS  gerichteten  ©es 
fd)led;t3tl)eile  unb  bic  üerdnberte,  ben  meinen  (Gattungen  etgen= 
tl;ümlicl)e  SSegattungSweife  (Coitus  a  posteriori)  ffrf)  erftdren. 
©d;on  biefer  Sfyterdfynlicfyfeit  eine£  ftdrfer  geneigten  SBecfenS 
wegen  mochte  tcr)  bic  normale  Neigung  nicf)t  über  55°  annel)s 
men.  ®$  ijl  auef)  feftr  irrig  l;ier  bto§  oon  ber  ÜÄeforjatyt  abffrafyiren 
5tt  wollen,  ba3  üotifommen  Naturgemäße  unb  ©d)6ne  fommt 
immer  nur  einzeln  t>or.  SÖScr  wollte  j.  83.  t>on  ber  ^e^rja^ t 
ber  9)?enfci)engeftd)ter  bie  eigentliche  normale  fd?one  gorm  be3 
menfd)lid)en  2(nt%S  abftral)iren?  —  25a  inbeß  fo  üerfcfn'ebene 
Meinungen  erifliren  über  ba§  wa§  man  SBecfenneigung  nennen 
foll,  unb  ba  e§  meine  Ueberjeugung  ifr,  baß  man,  um  ft'e  richtig 
gu  befrimmen,  nur  üorjügltrf)  febon  unb  regelmäßig  ge* 
btlbete  graueng  ejlalten  in  ^Betrachtung  jtefyen  barf,  fo  er= 
fd)icn  e3  mir  fel)r  wünfdjenSwertl) ,  hierüber  ben  SppuS,  nacr; 
weld;em  bie  altgried)ifd)en  SSilbfyauer  ii)n  ibealen  formen  gebitbet 
tjaben,  gtt  fRattje  ju  gießen,  ©ei  e§  nun  in  golge  eines  öus> 
uralten  Seiten  überlieferten  ^anon,  ober  fei  eS  in  golge  eine6 
glücf lid)  aufgefcl)toffenen  reinen  Naturft'nneS,  fo  v-iel  ift  geroig,  baß 
biefe  Äünftler  feljr  wol)l  wußten,  welchem  Z\)pu$  bie  Natur  eigene 
lid)  nach  {hebt ,  unb  if)n  ju  fonbern  üerjlanben  oon  bem,  waS  in 
ber  fS?el;v§al)l  ber  formen  fümmerlid;  erreicht  wirb.  —  Seugniß 
baoon  gtebt  genugfam  ifyre  SSe^anblung  be3  menfdjlicben  2ftttli£e6, 
bei  beffen  £>arbilbung  ft'c  nid)t  anftanben ,  wo  trgenb  reine  formen 
bargeftellt  werben  follten,  ben  ©eftdjtSwinfef,  welcher  in  ber  Natur 
gewöfynlicf)  nur  bis  88  ober  89°  ft'd)  ergebt,  rein  ju  90°  an$u= 
geben.  —  ©ollte  nun  bei  biefen  ÄünfHern  nid)t  aud)  bie  üietbes 
jfrittene  grage  am  ricfytigflcn  gelöfl  werben  fonnen:  „welcfyeS  bk 
eigentlich  bem  weiblichen  S3ecfen  als  Norm  gufommenbe  Neigung 
fei?"  —  £)iefe  2(nftd)t  ift  e3  benn,  welche  mid)  beftimmt  t)at,  Dor* 
iduft'g  einige  Unterfudmngen  an  Äunftwerfen  be£  2iltertr)um§  üor= 
junetjmen,  baoon  id;  bie-  SRefuftate  l)ier  f  ürjticr;  mitteile,  eine 
weitere  2fu§fül)rung  biefe3  ©egenjtanbeS  für  bie  golge  beabft'd)tigenb. 

Sie  ^oniglidbe  2(ntifenfammlung  ju  £)re3ben  bot  ju  biefen 
Nacfyforfdmngen  mannigfaltige  ©elegenfjeit  bar,  unb  bie  ©efdt% 


30 

fett  ifjreS  rübmlid)  befannten  SnfpectorS  beS  $errn  #ofratl)  £aafe 
unterjiü&te  mid)  in  biefem  SSorljaben  auf  baS  SMfommenffe. 

2CUerbing3  lann  nun  an  einer  ©tatue  niemals  bie  eigentliche 
Neigung  beS  SBecFeneingangeS  unmittelbar  gemeffen  werben,  ha 
fyterju  baS  2(u3gel)en  üom  ^romontorio  unumgdnglid)  notljig  iji; 
beffenungeacfytet  fann  man,  tfyeilS  inbem  man  oon  ber  dufierlid) 
bem  ^Promontorio  entfprecbenben  eingebogenen  ©teile  (Taf.  I.  Fig. 
VI.  o.)  beS  9?ücfgratl)e3  aus  über  bie  burd)  eine  -£)autfalte  ange= 
beutete  ©egenb  beS  obern  ©djambogenranbeS  (p.  a.  a.  £).)  eine 
Sinte  liefyt,  ober  melmeln-  burd)  SSifiren  ft'nbet,  unb  ben  Sßinfel  biefer 
fiinie  mit  bem  ^orijonte  mifit,  tljeils  inbem  man  nafy  ben  ge= 
wolmlicben  23erl)dltniffen  ber  Änocbenftdrfe  dußerlicf)  üon  ber  <&ätt 
auS  ben  ^Punft  §u  beftimmen  fud)t,  bem  tnnerlid)  baS  ^Promon* 
torium  entfpredjen  muß,  wof)l  einen  wenigjienS  nur  fefyr  wenig 
trügenben  ©d)lufj  auf  bie  oom  Äurijtler  angenommene  Neigung 
beS  SBecfenS  gießen.  —  Sa  übrigens  aud)  baS  SSerfyalten  ber 
dufierlid)  abjunefymenben  ä3ecfenburd)meffer  nid?t  olme  Sntereffe 
fein  bürfte,  fo  will  td)  aucl)  biefe,  wie  fle  bei  ber  Stteffung  nad) 
parifer  Sollen  gefunben  würben,   mit  angeben. 

@rjie  Sfteffung.  Sie  ©tatue  tragt  im  SSerjeic^nif  ber 
ßonigl.  2lntifenfammlung  (SreSben,  1826.)  9fo>.  146.  @S  tjl 
eine  §3enuS  aus  bem  S5abe  fteigenb,  unb  ft'nbet  ftcfy  im  2ütgufleum, 
Taf.LX.,  abgebilbet. 

Sljre  gange  Äorperldnge  betragt  5  $\\$    7   Soll. 

Sie  ^Breite  oon  einer  Crista  ossis  iiei 
5ur  anbern -     —     123/*  s 

Sic  ^Breite  ber  Srodjanteren —     131/,   - 

Sie  Siefe  beS  ganzen  33ecfenS  oon  ber  Einbiegung  ber  Äreuj- 
gegenb  bis  §um  ©cfyambogen —      9      s 

Ser  Neigungswinkel  einer  du^erltd)  oon  ben  fünften  o.  p. 
(Taf.  I.  Fig.  VI.)  bis  jum  ^ortjont  gezogenen  ßtnie  betrug  35°; 
bezeichnete  man  aber  einen  ?>unft  in  ber  Sprung  ber  S5ecfentiefe 
um  3  Soll  weiter  einwärts  gelegen,  aUwo  ber  innere  3?anb  be6 
^Promontoriums  beftribttdb  fein  müßte,  fo  ergiebt  ffcfj  burd)  SSift'ren 
oon  ha  bis  %um  ©cljambogenranbe  eine  Sinie,  welche  mit  htm 
^jorijonte  einen  SBinfel  oon  45°  bilbet  unb  bie  eigentliche  Sftei« 
gung  beS  SBecfeneingangeS  fein  würbe. 

Sweite  SSfteffung.  Sie  «Statue  tragt  im  aSerjeidmif?  bie 
9lo.  203.  @S  ijr  eine  romifdje  grau  als  SSenuS,  bie  auS  htm 
S5abe  tritt.    2Cbgebilbet  im  2lugufreum,  Taf.  CHI. 

Sie  ganje  Äorperldnge  betragt  5  %u$    3     Soll. 


31 

Sie  SSreite  üon  einer  Crista  ossis  ilei 
jur  onbern —    HV2  3oü\ 

Sie  SBreite  ber  Srocljanteren —    13        s 

Sie  Siefe  be0  ganjen  S5ecfenS   ....       —      8J/2     ; 

Sie  Neigung  be3  S3ecfen§  fcfyeint  ber  vorigen  burd)au3  gleich 
angenommen,  ba  aud)  f)ier  ber  SSinfel  fcon  ber  eingebogenen 
Äreujgegenb  big  gum  Scfyambogenranbe  35°  betragt. 

dritte  Stteffung.  Sie  Statue  tragt  im  SSerjeidfmtfj  bie 
9?o.  399.  Es  iji  §3enu3  in  ber  (Stellung  ber  Sftebiceifcfyen ,  aber 
mit  2ttm>eid)ungen,  welche  bcweifen,  t>a$  biefe  (Statue  feine  @opie 
ber  glorenttner  war.  Äopf  unb  Sorfo  ftnb  alt  unb  geboren  ju 
ben  fd)6nflen  arbeiten  biefer  Sammlung.  2(bgebilbet  im  2(ugu; 
jleum,   Taf.  XX VII— XXX. 

Sie  ganje  Äorperldnge  betragt  4  $uß    8%  Sott. 

Sie  ^Breite  üon  einer  Crista  ossis  ilei 
jur  anbern —   10'/4     s 

Sie  SSreite  ber  Srocfyanteren —    12        ; 

Sie  Siefe  be3  ganzen  33ecfen3  ....       —     8         s 

$ier  iji  ber  Sßinfel,  ber  oon  ber  augern  Einbiegung  im 
Ärcuj  bis  jum  Sctyambogen  gezogenen  Sinie  mit  bem  ^orijont  42°, 
unb,  nimmt  man  ba$  Promontorium  2%  Sott  weiter  nadf)  innen 
liegenb  an,  fo  betragt  r>on  biefem  fünfte  bie  Neigung  53°. 

%u§  biefen  Reifungen  gefyt  nun  wol)l  fyeroor:  1)  baß  bie 
alten  Äimjrler  bä  ifjten  Sarbilbungen  toetbüd^er  Körper  foldje 
9iaumoerl)dttnijfe  ber  SBecfengegenb  inSbefonbere  berücffidjtigten, 
welche  ber  Erleichterung  ber  ©eburtSfunction  burcb  größere  SBeite 
be3  SSecf enfanalS  oorjüglid)  angemeffen  fmb ;  2)  baß  ft'e  au3  bem* 
felben  ©runbe,  unb  wabrfcfyeintid)  aud)  ber  großem  £l)terdl)nlid)feit 
wegen,  es>  üermieben  eine  ju  jiarfe  Neigung  be3  33ecfenfanal§  an* 
jubeuten;  3)  baß  ft'e  ttietmeljr  eine  geringere  Neigung  ber  obern 
£Becfenapertur  ausbeuten  twrjogen,  tnäbefonbre  bei  ©ejlalten,  benen 
ft'e  ben  2Cu§brucf  einer  mefyr  irbifcfyen  Statur  abftdjtltd?  geben  wölk 
ten,  wie  bieg  wirf  lieb  in  ben  beiben  erji  erwähnten  Sitatuen  un- 
üerfennbar  iji;  4)  ba$  felbff  in  feljr  feinen  unb  ibealift'rten  formen 
bod)  bie  ©roße  be§  SfteigungSroinfelS  ftd)  ^m  SBinfel  oon  55°, 
welcben  icf)  al$  ba3  mittlere  unb  normale  33er!)dltniß  betraebte, 
nur  annähert,  nie  aber  ifyn  überfteigt. 

S4>  glaube  fonadj,  baß  aud)  ba3  Sfefultat  biefer  SDZeffungen 
geeignet  fei,  ba3,  toa$  icf)  in  §.  42  über  bie  Neigung  be§  S3ecfen§ 
gefagt  fyabe,  Ijinldnglid?  §u  rechtfertigen,  unb  fyoffe,  ba$  ein  wU 


32 

tereS  Verfolgen  biefeS  SßegeS  uns  ju  nocfy  befftmmteren  2Cuffd)lüffen 
über  tiefen  merfwürbtgen  ©egenftanb  leiten  wirb. 

§.  43. 
5.  ßnblid)  bk  £5ecFenfrümmung  betreffenb,  fo  ift  e£  fo* 
w>ol)l  gum  23erjldnbnifj  beS  ©eburtSmedjamSmuS,  als  aud)  für 
groecFmaßigeS  SSoUfübren  aller  im  unb  burcfy  baS  SBecfen  üorjui 
nefmienben  Operationen  unb  Unterfucbungen  wichtig,  bie  Stiftung 
berfelben,  welche  man  in  Sorm  einer  burd;  ba§  SBecFen  geführten 
Sinie  ftd^>  öorjMt,  auf  baS  ©enauejie  ju  bestimmen.  (Seit  bem 
f$on  oben  genannten  S.  S.  Füller,  welche  eine  oom  Sfabel 
gum  ©teisbeine  gezogene  £inie  21  re  beS  SBecfenS  nannte,  fucfjtc 
man  balb  burd)  eine,  balb  burd)  mehrere  bergleidjen  ßinien  bie 
S?id)tung  beS  33ecfenfanal3  genauer  gu  beftimmen.  2fm  meifien 
beachtet  würbe  bie  erfte  ber  brei  oon  ßeoret  angenommenen 
33ecfenaren,  welche  er  befummle:  alß  eine  fenfrecfyt  .auf  bie 
Sßitte  ber  (Singang3jTdcr)e  fallenbe  Sinie,  welche  ftd)  folglid)  gur 
fenfred)ten  Sdngenare  be3  weiblichen  ÄorperS  genau  eben  fo  öer* 
galten  mufs,  al§  bie  verlängerte  ßonjugata  gur  .f)origontalebene, 
b.  t.  roeldje  mit  berfelben  einen  SBtnfel  oon  35°  (nad)  unferer 
SSefrimmung  oon  55°)  bilben,  unb  beren  SSerldngerung  oom  SSecfen^ 
eingange  aufwärts  olmgefdbr  bm  üftabel  treffen  würbe.  Offenbar 
yerbtent  nun  aber  biefe  Sinie  "om  Flamen  ber  S3ecfenare  feinet 
weg§,  inbem  für  einen  burdjattS  gefrümmten  ©ang  feine  gerabe 
£inie  äl6  eigentliche  %xt  bienen  fann.  $läd)ft  biefer  oon  Seoret 
eingeführten  2fre  btafytitz  man  ferner  tnSbefonbere  bie  fdjon  früher 
oon  dl  6  ber  er  als  eigentliche  SBecfenare  angegebene  fenfrecbt  auf 
bie  ßonjugata  ber  untern  SBecfenare  gu  fallenbe  Sinie,  welche, 
wenn  man  bie  untere  Secfenneigung  gu  18°  (mit  Eroberer)  an- 
nimmt, bie  ßdngenare  beS  weiblichen  ÄorperS  unter  bem  SBinfel 
von  ebenfalls  18°  fdmeiben  müßte.  SMefe  9?6berer'fd)e  2lre  würbe 
fonad)  mit  ber  2eoret'fd)en_  unter  einem  feljr  jlumpfen  SBinfel 
ftd)  freujen,  unb  5D?and)e  glaubten  bann  burd)  biefe  beiben  ßinien 
bie  oerdnberte  9?id)tung  ber  im  SSecfen  fortrücfenben  Äinbestbeile 
\att\am  beftimmen  gu  fonnen.  £>a  jebod)  va$  Äinb  feineSwegeS 
nad)  916 ber  er' 3  2tre  nad)  binten,  fonbern  üielmebr  nad)  vor- 
wärts auS  bem  33ed en  fyeroortritt,  fo  fal)  man  ftd?  nad)  unb  nad) 
genötigt,  bie  Sibee  einer  ober  mehrerer  SBecfenaren  gang  gu  oer^ 
laffen,  bagegen  aber  eine  gefrümmte  fiinie  (güftrungSltnie) 
angunefymen. 

§•    44. 
.  Um  nun  biefe  Sül;rungSlinie  einfach  geometrifcfy ,  unb  fo  genau 


33 

Zu  bejrimmen,  bafj  bie  35orjiellung  berfelben  einen  nüfc  lieben 
äwecf  erfüllen  fann,  b.  t.  baß  fte  bie  23orjfellung  beS  unter 
ber  (Btbntt  erfolgenben  $ert>orrollenS  ber  KinbeS* 
ttjeile  um  ben  ©djambogen,  unb  bit  Sfticbtung,  nacb 
welcher  Snftrumente  in  baS  33ecfen  einzuführen  finb, 
erleichtert,  fmbe  tdt>  folgenbeS  33erfabren  am  angemeffenfien: — 
Wlan  nimmt  bie  ffiittt  ber  ©cbambeinoerbinbung,  ba,  wo  bie 
Güonjugata  ber  S5ecfenf)6f)le  ausgebt  braucht  t)on  biefer  donjugata 
bie  £dlfte  (alfo  eine  ßinte  oon  274  3oll;  als  SKabiuS  (f.  Taf.  I. 
Fig.  VI.)  unb  befd£>reibt  nun  mit  biefem  vf)albmeffer  einen  KreiS 
um  bie  ©»ncbonbrofe  fyerum,  wo  ft'cb  bann  ergeben  wirb,  bafj 
ber  in  bie  33ecFenl)öl)le  fallenbe  2lbfd)nitt  biefeS  KreifeS  bie  mittlere 
©egenb  beS  Einganges  unb  2(uSgangeS  burcbfdmetbet  unb  über- 
Ijawpt  bergeftalt  in  ber  Sföitte  beS  SSedfenfanaleS  »erlauft,  ba$  er 
bem  bezeichneten  3wecfe  ju  oollfommner  ©enüge  entfpricbt  unb  fos 
nacfy  als  wafyre  güt)rung§ltnte  bienen  fann.  —  tiefer  Sü^rungS- 
linie  angemeffen  würbe  bemnacb  anzunehmen  fein:  bafj  bie  Svücfs 
wanb  beS  33ec?enS,  alfo  bie  innere  $läd)t  beS  Kreuzbeines  unb 
beS  im  zurücfgebogcnen3ujranbe  betrachteten ©cbwanzbeineS, 
einem  KreiSabfcbnitte  ficb  ndl;ere,  beffen  9?abiuS  gleich  wäre 
ber  ganzen  ßonjugata  ber  S3ecFen^6l)le,  ein  SSerljdltnip,  welkes 
an  red)t  normal  gefrümmten  S5ecfen  (fo  weit  überhaupt  im  Knos 
cfyenfyjtem  Annäherungen  an  reine  Kreislinien  üorfommen  fonnen) 
wirflid)  nacbzuweifen  ijr.  £>af?  jebocb  and)  i)in\i entlief)  ber  Krüm* 
mung  fowie  f)tnftd>tltd>  ber  Neigung  (f.  b.  2(nm.  j.  §.  42.)  bie 
üollfommen  normale  ^orm  fefyr  feiten  rein  ausgeprägt  oorfommen 
werbe,  lafüt  ffer)  febon  erwarten  unb  man  barf  nur  eine  Steibe 
t>on  33ecfen  burcbgeljen,  um  eS  beftdtigt  zu  ft'nben. 

2Cnmer£ung.  £>ie  per  befebriebene  SKetbobe,  eine  brauch 
bare  SüfyrungSlinie  beS  SBecfenS  barzujWlen,  fdjeint  uns  namenk 
lief)  ibrer  (iinfacr/bett  wegen  immer  bie  oorzüglicbjte,  obwohl  wir 
jte,  wie  gefagt,  nur  als  an näi) er nb  an  eine  Sinie  betrachten, 
welche  ber  Krümmung  ber  bmtern  33ecfenwanb  im  »erjüngten 
Sftaaßjrabe  genau  entfprdrfje ,  unb  genau  bie  Witte.  beS  ©eifern 
f analeS  tydlfc<  —  £)iefe  fiinie,  welche  fo  wenig  als  irgenb  eine 
Sinie  am  menfcblicben  ©feiet  eine  reine  Kreislinie  (fei  fte  abges 
jtoeben,  wo  fte  wolle)  barftellen  fann,  würbe  bann  eine  Guroe 
^oberer  SDrbnung  bilben,  ^u  beren  gefe£mdf}iger  Befrimmung  unb 
SSerecbnung  ber  £)rt  nur  in  einer  fünftigen  »bilofopbifcben  Sftors 
»bologie  ber  ©feletbilbungen  fein  fonnte,  einer  Söiffenfcbaft, 
t>on  beren  (Sigentbümlicbfeit  in  meinem  großem  SBerfe;   über 

(StynäSolosie.  I.  S§.  3te  tfufl.  3 


34 

bie  Ur;  Sfyeile    be$   $nod)engerüjt$ ,    bie    weiteren  Darlegungen 
ft'd)  ft'nben. 

§.    45. 

©o  weit  bentt  bie  S^effung  be3  SBecfenS;  wa§  ba§  in  $^ 

ftologifcfyer  $inftd)t  nocft  33emerFung3wertl)e  betrifft,  fo  muß  tfyeiB 

bie  ©efd)led)tät)erfd)iebeji!)eit  be3  SBecfenS,    tljeilS  bie  2£vt  feiner 

.ftnocftenüerbinbungen,  t&etlg  bie  @ntwtcHung  beffelben  berucfftd)- 

tigt  werben.    3Ba§  bie  ©efcbled)t3t>erfd)iebenl)eit  ber  S5ecfenform 

betrifft,  fo  ift  beim  Sßeibe  ba3  Äreujbein  breiter,  fürjer,  geraber, 

unb  mcfyr  nad)  hinten  gerichtet,  fo  ba$  ber  23orberg  ft'd)  beflimm^ 

ter  fyeroorfyebt,  als  beim  Sittanne;  ferner  tjt  im  SBeibe  ber  Umfang 

be3  flehten  33ecfen3  mefyr  runbltdt) ,  etliptifcr),  im  Spanne  ftdj  mefyt 

einem  SDretecf  ndfyernb;  bie  Darmbeine  ftnb  im  SBeibe  meljr  au& 

wdrt3  gebogen,  bie  abfteigenben  ©cbambeindfte  mefyr  nad)  aufr 

wdrtS  abgerunbet,  bie  (Silberne  niebriger  unb  mebr  t-on  einanber 

entfernt,    wdfyrenb  im  Spanne  ba§  Heine  33ecFen  burd)  größere 

©ngigfeit  unb  $b\)t  ausgezeichnet  ifi.    3Me  %xt  ber  SBecfenöer^ 

binbungen  angefyenb,  fo  ftnb  t-on  ben  ttier  Änodjenüerbinbungen 

brei  (ndmttd)  jroei  2)arms  unb  Äreujbeinfugen  unb  bie  ©cfyam- 

fuge)  im  normalen  3ujfanbe  feines  2(u3einanberweicf)en3  (worauf 

man  fonjt  wol)l  bei  ber  Sljeorie  ber  natürlichen  ©eburt  ju  t>iel 

9fcücffid)t  naljm)  fdl)ig  *) ,   baljingegen  bei  einigen  ©duget^ieren 

(fo  nad)  £e  ©alloi§  beim  9fleerfd)weind)en)  bie  ©cfyamfuge  ft'd) 

wirflicfy  öffnet,   folglid)  bie  ©eitenwanbbetne  ft'd)  allerbingS  be* 

wegen,  worin  wir  eine  2£el)nltd)Fett  mit  bem  beweglichen  35e<fen 

nieberer  S^tergattungen ,  $.  25.  ber  ©cfyilbf roten,  bemerfen.    £)a$ 

jebod)  bie  SSerbinbung  be£  ©cfywanj-  unb  Äreujfnodjenä  fnnldng= 

licfye  ^Bewegung  jutaffen  muffe,  um  eine  normale  SBette  ber  untern 

SSecfenoffnung  pjutaffen,  ergiebt  ftcfo  fcbon  au§  §.38.    fRüäfityU 

lid)  ber  Ghitwicflung  ber  ganzen  SBecfenform  enblid)  bemerfen  wir, 

baf?   btejenige   ©ejhlt,   welche  wir  im  23orl)ergel)enbett  att   bie 

*)  SS e fett  fagt  bereits  bejlimmt  genug,  baf  an  ein  foldjeS  2fuöefnanber=: 
Weichen  niä)t  JU  benfen  fei:  „Parturientibus  mulieribus  ossa  pubis 
haud  disjunguntur."  (d.  hum.  corp.  fabrica  Lib.  I.  cap.  29).  3ft.  f. 
über  btefen  ©egenjfanb  Tenon  Memoire  sur  les  os  du  bassin  de  la 
femme,  im  T.  VI.  ber  Memoires  de  l'institut  des  sciences.  9liä)t§ 
befiewemger  ift  ein  äunefymen  ber  (Stafticitdt  in  biefen  ©tyndjonbrofen 
mäfyrenb  ber  ©djmangerfdjaft  fefor  wa^rfdjetnlid),  um  fo  mebr,  ba  man 
t)in  unb  lieber  bei  roeibtidjen  Äörpern  in  SOtftte  jebec  berfetben  eine 
tt>ab,rbafte  ©elentlapfel  mit  ©elenfflüfftgfeit  erfüllt  »orftnbet,  al§  worüber 
?)rof.  4?ufc&Fe  im  anatomtfdjen  (Sabtnet  ju  Sena  tntereffante  spräpa* 
rote  aufgeji«Ut  i)at. 


35 

eigentlich  normale  für  bat  auSgebilbeten  weibltdfjen  Äorper  be; 
fctjrieben,  rttcfyt  gleict)  im  Äinbe  etwa  nur  im  verjüngten  SKaafjtabe 
üorfyanben  fet ,  fonbern  ii)re  (StgentfmmlicbÄ  erffc  fpdterf)in  erhalte, 
ttnterfud&t  man  ndmlict;  ba$  SBecFen  be3  neugebornen  9Kdbct;en&, 
fo  tjt  atlerbingS  wegen  dufüerfr  geringer  $eroorragung  be£  93or= 
berget  unb  ©cfymalfyeit  ber  ^üftgegenb  auch,  bie  obere  SSecfenoffs 
nung  mer)r  ein  ber  £dnge,  als  ber  SBrette  nact)  liegenbeS  Dual; 
fpdterbjn  wirb  bann  ber  gange  33ecfenraum  mefjr  ÜreiSrunb,  bi§ 
erft  wdfyrenb  be§  Grintrtttee»  ber  ©efcbJecljtSreife  ba3  S5ecfen  (bie 
Änocfoentyotyle  für  ©efd)lect)t3organe,  wie  e3  ber  Sfjorar  für  9te 
fpirationSorgane  ift)  feine  queroüale  ©ejfatt  erfydtt,  ja  feine  t>olle 
#u3bitbung  erjt  wdf)renb  ber  erjten  @a)wangerfa)aft  erreicbt,  wofyer 
wir  eö  leiten  muffen,  bafj  bie  Sattle  be§  weiblichen  ÄorperS  dm 
anbere  nl  im  jungfräulichen  Sujfanbe  unb  eine  anbere  nad)  ber 
erjfen  ©eburt,  ein  ttnterfcf)ieb ,  welchen  fcfjon  bie  alten  plafiifdjen 
.Svünjtter  in  ber  üerfdn'ebenen  S5tlbttng  ber  Venus  anadyomene  (bie 
bem  Speere  entlegene)  unb  ber  Venus  genitrix  (ber  (Srjeugerm) 
fet)r  wof)l  auSgebrücft  fjaben. 

2CnmerEung.  2Öir  formen  bei  biefer  ©elegent)eit  nict)t  uns 
tertaffen  ju  bemerfen,  baf  aucl)  nact)  im  oerfcbjebenen  Golfers 
jrdmmen  bie  SBecfenbilbung  üerfajiebene  S3itbungen  geige,  ju  bcren 
ßenntnij?  bie  erjie  Anleitung  gegeben  worben  ifl  oon  ©.  SSrolif 
(Cönsiderations  sur  la  diversite  des  differentes  races  huraaines, 
Amsterdam  1826;  unb  ©eburtetyulf liebe  2)emonftrationen,  Sßeimar 
1827.  VII.  £ft.).  %\xd)  i>k  2tbt)anblung  oon  9tt.  3.  SBeber 
über  ßonformitdt  beS  &o:of3  unb  SBecfenS  (Nova  acta  naturae 
curiosorum,  T.  XI,  pars  2,  pag.  411)  fütben  wir  bjer  UOCt)  be; 
merflict)  gu  machen. 

§.    46. 

d§  ift  je£t,  beoor  wir  jur  Betrachtung  ber  ©gentium* 
lieferten  beS  weiblichen  2eben6  übergeben,  nott)wenbig,  guoor  noch, 
bie  Äenngeicfjen  §u  berücfftd)tigen ,  au§  benen  am  lebenben  Äörper 
ba§  wat)rf)aft  normale  SSeft'nben  unb  ber  üerfcbjebene  Buflanb  ber 
einzelnen,  oorr)er  betrachteten  £t)eite  ju  ernennen  ijt,  als  wefcfyeS 
bann  baS  ©efct)dft  einer  befonbern  3eict)enlel)re  ber  weiblichen  ©e= 
fct)ted)tatt}eite  unb  be$  weiblichen  SBecfenS  fein  wirb. 

I.  Setcrjenterjre  ber  weiblichen  ®efct)led)f$ff)dle. 

§.    47. 

1.  3eict)en  ber  normalen,  gu  Beugung,  (§mdt;rung 
be$  ÄinbeS  unb  ©eburt  überhaupt  gefcr)tcften  weib^ 

3* 


36 

liefen  ©efd)led>t£tl)eUe.  —  $kxtyx  geboren  a)  binfirf)t* 
lieb  ber  äußern  @d)amtl)eile:  aneinanberfdjließenbe,  bod) 
nirgenbS  oerwad)fene  ober  fonji  oerunjraltete,  innerlich  gerottete 
unb  glatte,  äußerlich  mit  #aar  bewaebfene,  große  ©d)amlef$en; 
bintdnglicb  weite,  webet  ju  fel;r  rücfwdrtS  noefo  oorwdrtS  gertefc 
tete  ©cfyamfpalte  (Riina  genitalium);  nirf)t  §u  weit  oorragenber 
unb  breiter,  nod;  and)  alljufcfymaler  ober  jertiffener  £)amm  (Peri- 
naeum),  unb  fein  attjubreite§  (3d)ambdnbd)en  (Frenulum  vulvae), 
ferner  regelmäßig  gebilbete,  weber  §u  ftarfe  unb  oorragenbe,  noeb 
ju  f leine  ober  unempfmblidje,  lebhaft  gerottete,  mäßig  feuchte, 
nid)t  mit  biefem  ©ebleim  überzogene,  ober  fonjfrgen  Äranf  Gettos 
$ujfanb  oerratfyenbe  £ leine  ober  Söaffetlefeen ,  empfmblidje  obngefdbr 
V«  Sott  lange  Klitoris,  welche  wenig  oor  tm  Praepatio  clitoridis 
oorragt,  unb  unter  biefer,  olmgefdbr  in  ber  Siefe  oon  3/4  Soll, 
ber  weber  ju  febr  erfdjlaffte  unb  erweiterte,  nod)  atljufefyr  veren- 
gerte Eingang  in  bte  ^arnrofyre  (Orificinm  urethrae). 

§.  48. 
b)  |)infid)tlicb  ber  «Scheibe  unb  ©ebdrmutter:  eine 
am  Eingänge  l  bi§  llj2  Soll  weite,  weber  burd)  ein  5U  fefieS, 
nod)  all§ugroße§  $t)men  oerfdjloffene  ©d)eibe,  mlfyt  ba,  wo  ba$ 
.fernen  mangelt,  bte  mt)rtenförmigen  ^arunf  ein  erfennen  ia% 
unb  ein  mäßig  weiter,  gegen  4  Soll  langer,  nad)  ber  $id)tung 
be3  untern  Sl)eile6  ber  SBecf  enfübrungSlinie  fanft  gebogener,  mäßig 
burcl)  ©d)leim  befeuchteter,  weber  51t  febr,  nod)  ju  wenig  er* 
wdrmter,  weber  mit  ju  jtarfen  ober  gar  b^abgefunfenen  ßuer- 
falten  oerfebenec,  nod?  gan§  glatter  ©cfyetbenfanal.  ferner  eine 
»erbdltnißmdßig  gebilbete,  hinter  ©djamfuge  unb  ^arnblafe,  unb 
oor  bem  Sflajtbarme,  jwifeben  ©ingang  unb  $6fyU  beS  f leinen 
33ecFen3  liegenbe  ©ebdrmutter,  beren  ßdngenare  ber  Seoret'fcben 
SBecf  enare  entfprid)t ,  unb  bereu  unteres  ©egment  mittd§  be3 
1  Soll  langen  SftutterbalfeS  (Cervix  uteri)  in  bie  (Bd)ti\)c  (welche 
biefe  SSaginalportion  felbji  dußerlid)  bef  leibet)  Ijerabragt,  wofelbjt 
ber  äußere  Sftuttermunb  oon  gleicher  elatfifcber  Sertur,  olme  SSer= 
Wartungen  unb  2Cu3n>üd)fe,  tttotö  rucfwdrtS  gerichtet ,  mit  etxotö 
oerldngerter  oorberer  Sippe,  unb  jwar  aI3  £luerfpalte,  ober  $ur 
Seit  ber  SOZenftruattort  aB  runbe  Deffnung  bemerkt  wirb. 

§.    49. 

c)  $infid[)tlid)  ber  SSrüfte:  weber  afl^ugroße,   w«t  &u 

meiern  Sette  überfleibete  S5rujibrüfen;  gleicbförmige  ^albfugelge* 

jfalt  beiber  SBrüjte,  welche  weber  platt  aufliegenb,  noeb  ji^enartig 

berabl)dngenb ,  weber  innerlich  Verhärtungen  geigenb,  noeb  atlju* 


3T 

fel;r  erfcfylafft,  bagegen  elaftifcf),  mit  eiltet*  jarten  reinen  ^>aut 
überjogcn  gefunden  werben,  fätmtx  regelmäßig  gefaltete ,  bim 
langlid)  große,  ntdjt  gehaltene,  mit  xbtylifytx  ober  brauner  £aut 
überbecfte,  empft'nblicfye,  leicht  turgefcirenbe  2Bar$en,  unb  ein  gegen 
%  3oll  breiter  glatter,  gleichmäßig  mit  ben  SSarjen  gefärbter 
£>of  um  biefelben. 

§.  50. 
2.  Seiten  beS  jungfräulichen  3uj!anbeS  biefer 
Steile  inSbefonbere.  £>bwol)t  eS  unleugbar  iji,  ba$  ber 
waljrfyaft  jungfräuliche  3uftanb  beS  weiblichen  ÄöröerS  fd)on  in 
feiner  allgemeinen  S3ilbung  tum  fcfydrfern  S3eobad)ter  ft'd)  mit  jiem- 
licfyer  SSejiimmtfyett  batjtellt,  fo  fann  bocfy  von  biefem  ©efammt« 
überblicf  namentlich  für  gericfytlicbe  galle  wenig  2lnwenbung  ge; 
mad)t  werben ,  inbem  bie  @ntfcr)etbuncj  hierbei  ju  fefyr  ber  Sn= 
bivibualitat  beS  ^Beobachters  überlaffen  bliebe,  eS  wäre  benn,  ba$ 
in  biefer  ^tnf^l  norf)  beftimmtere  SJtterfmale  aufgefunben  würben, 
ttwa  gleicj)  inm,  welches  nad)  Söinfelmann  bereits  ben  2Clten 
befannt  gewefen :  i>a$  •  ndmlid)  bie  ©cblanffyeit  beS  £alfeS  als 
3eicfyen  jungfräulichen  3uftanbeS  gelten  fann,  unb,  fobalb  ein  um 
bm  £alS  gemeffener  gaben  leicht  über  ben  .ftoöf  weggeführt  werben 
fonne,  bieS  als  ^nbeutung  verlorener  3ungfraufd;aft  31t  betrachten 
fei.  ©idberer  als  biefe  Sfterfmale  bleibt  bafyer  jur  33efrimmung 
beS  jungfräulichen  3uftanbeS  noeb  ber  3ußanb  ber  ©enitalien,  ob; 
wol)l  aud)  fyier  im  SSorauS  bemerft  werben  muß:  erftenS,  baß, 
wenn  man,  wie  Einige  tfyun,  jwifcfyen  »l)vfffd)er  unb  moralifeber 
Sungfraufdjaft  unterfebfiben  will,  bie  ju  erwdr)nenben  Äennjetc&ert 
natürlicb  bloS  für  bie  erffere  gültig  finb;  jweitenS,  ba$  ungewöhnliche 
urfvrüngticfye  Salbungen  ber  ©enitalien,  Äranffyeiten  berfelben,  §. 33. 
ßeuforrfyoe,  Verlegungen,  Cmtjünbungen ,  Eiterungen  u.  f.  w.,  fer;r 
leicht  einen  3n|ranb  herbeiführen  fonnen,  welcher,  inbem  er  bie 
3eid)en  ber  Sungfraufdjaft  auet)  ofyne  jiattgefyabten  GoituS  5er- 
frort,  feljr  leiebt  gu  irrigen  Urteilen  verleiten  fann,  weshalb  bann, 
inbem  auä)  viele  ber  ju  nennenben  tanjeicr)en,  felbjt  baS  unver; 
le£te  ^mnen  aud)  nach  gepflogenem  @oituS  bemerft  worben  ift, 
in  jeber  $inft'cr;t  bei  ben  über  biefen  ©egenjfanb  gu  jieljenben  3?es 
fultattn  mit  möglicher  Umfielt  unb  Senu^ung  aller  2(nl)altungS= 
punfte  §u  »erfahren  ifr. 

§.    51. 

2CIS  Seiten  jungfräulichen  3ufranbeS  an  ben  ©efcr)lecr;tstf)etlen 
betrachten  wir  aber:  unverle^teS ,  aueb  nicl;t  alljufetyr  erfcfylaffteS 
#9men ;  wuljtige,  bic^t  an  einanber  fd^ließercbe,  elaftifd;e,  innerlid) 


38 

glatte  unb  lebhaft  gerottete  grof  e  ©cbamtefjen ,  n?elc^e  bie  f  leinen 
niebt  alljufcblaffen  ober  »erwarteten  unb  gleichfalls  lebhaft  gerös 
tyettn  ©4>am-  ober  SBafferlefsen  bebeefen.  ferner  eine  Heine, 
grogtentbeilS  oon  ber  83orr)aut  bebeefte  unb  jroifdjen  ben  <3cbam- 
lefjen  verborgene  ÄlitoriS;  ein  enger,  etwas  wulfftger  SRanb  ber 
^amrobrenoffnung,  unb  ein  überhaupt  jufammenge§ogener,  faum 
1  Soll  weiter  ßingang  ber  ©djeibe.  —  ferner  ber  engere,  ftarf 
quergefaltete  ©cbeibenfanal,  ber  fcfylanfere  1  $oU  lange  fimfytyäU 
terbalS  oon  fejrer  ©ubjtans  unb  glatter  £)berfldcbe,  nebjt  htm  mit 
bid)tfdjlief3enben  Sippen  (einer  ^intern  fürjern  unb  einer  oorbern 
langem)  oerfebenen,  eine  £luerföatte  (pr  3eit  ber  Sttenjfruation 
jeboeb  bei  wulfttgern  Sippen  mefyr  gerunbete  £)effnung)  jeigenben, 
tiroaS  rücfwdrtS  gefegten  SOZuttermunbe;  wobei  bureb  baS  <Scbei= 
bengewolbe  fowie  burd)  ben  Sftajtbarm  ber  ©ebdrmutter  Körper 
unb  ©runb,  obwobl  nur  unbeutlicb ,  ebenfalls  t lein  unb  von  jtarfer 
©ubflanj  wahrgenommen  werben,  (Snblicb  ber  glatte,  gewölbte, 
weber  befonbere  £>autfalten  nod)  §lecfen  geigenbe  Unterleib  unb 
bie  f {einem  elajlifcben,  balbfugligen  SSrufte  mit  bellrotben  Sßarjen 
unb  #6fen  um  biefelben  üerfeben. 

§.    52. 

3.  ßennjeteben  beS  jtattge^abten  S3etfd)lafS.  @S 
gilt  von  ibnen,  ruefftebttieb  tyrer  Unft'cberbeit,  beinahe  baffelbe, 
ix>ai>  über  bie  3eidr)en  beS  jungfräulichen  3ujtanbe3  bewerft  würbe, 
unb  man  barf  annehmen,  baf?,  wenn  bie  §u  erwdbnenben  Äenns 
geieben  benimmt  oorbanben  fein  follen,  tfyeÜS  mehrere  Sftale  wie> 
bereiter  GoituS  jtattgebabt  baben ,  t&eilS  berfelbe  oollfldnbig  (niebt 
etwa  sine  immissione  penis)  gewefen  fein  muffe,  £)ie  93erdnbes 
rungen,  welche  in  biefem  %aüt  an  i>m  ©efcblecbtStbeilen  wabrge= 
nommen  werben,  ftnb  aber  folgenbe:  —  ©cblaffeS,  jerriffeneS  ober 
gan§  oerfcbwunbeneS  £t>men,  fcblaffere,  innerlicb  brdunlicb  gefärbte, 
mebr  mit  ©ebleim  überzogene  große  ©cbamlefjen,  längere  ober 
bdrtere  ebenfalls  bräunliche  mebr  beroorragenbe  Vlympfyen,  enwftnbs 
liebere  weniger  bebeefte  ÄlitortS,  weitere  $arnr6brenmünbung,  fcf)laf= 
fere,  weniger  biebt  gefaltete  ©cbeibe,  tiefer  jM)enber,  oft  aueb 
mebr  angefcbwoUener  Ättermunb  unb  SÜmtterbalS,  ttwa$  fcblaffere 
SSrüfre,  bunflere  SBarjen  unb  etwa§  vermebrteS  SSolumen  ber 
©cbilbbmfe. 

§.    53. 

4.  Äennjetcben  vorausgegangener  ©eburten.  2Cucb 
rücfftcbtltcb  biefer  muß  bemerkt  werben,  bafj  wir  eigentlicb  fein 
einiges  fyaben,   welches  einzig  unb  allein  vollkommene  ©icfyerbeit 


39 

ber  ttnterfcfyeibung  gewahrt,  unb  baß  burcfy  oorauSgegangene  rranfs 
t?afte  Sujidnbe  ber  ©enitalten,  ^ofypen,  Eiterungen,  ©ppfyUiS, 
SBafferfucbt  t>e6  UteruS  u.  f.  w.,  mehrere  Beiden  herbeigeführt 
werben  fönnen,  welche  ganj  ben  3ujtanb  vorhergegangener  ©e= 
burten  nacr;bübenr  obwohl  im  ©anjen  genommen,  jumal  ba  <tyn= 
Itdtje  Äranff)eitä5ujtdnbe  bocr;  fettner  ft'nb,  ft'cb  aucb  fonjt  ju  er* 
fennen  geben,  biefe  Äennjetcfjen  borf)  nod)  mefyr  Suoerldfffgfeit  als 
bie  üorfyergefyenben  gewahren.  (E§  ft'nb  folgenbe;  —  9tter;r  oon 
einanber  flaffenbe  große  unb  Fleine  ©c^amlefjen  unb  erweitertere 
©cbetbcnmünbung  bei  ftarf  auSgebelmtem  ober  »erlebtem  ©cfyam; 
bdnbcben,  ober  eingeriffenem  £)amme;  fcfylaffere,  weitere,  glattere, 
oft  mit  tfyeilroeifem  Vorfalle  behaftete  Butter fdjeibe;  wuljligere, 
fcbwammigere  SBaginalportion  beS  §ruc^tbdlter6;  größerer,  burct) 
ba§  ©cfyeibengeroolbe  leichter  fühlbarer  ©ebdrmutterforper  unb  bicfe; 
rer  üDZuttermunb ,  an  beffen  weniger  genau  fcpeßenben  Sippen  bie 
(Spuren  früherer  ßinriffe  als  Farben  ftd?  barjrellen.  Ghtblid) 
fd)lafere  Skudjbebecfungen  mit  £luerfalten  ober  oerdnberter  fyauU 
färbe  bejeidmet,  ©puren  wdfytenb  ber  ©cfywangerfctyaft  oorljanben 
gewefener  Söenengefcfywüljle  ber  ©c&enfel;  fcblaffere,  guweilen  mit 
fühlbaren  oom  <3tillung3gefd)dft  jurücfgebliebenen  50Zilcr>fnoten  oer= 
febene  Prüfte  mit  buntfarbigen  mefyr  fyeroorragenben  SBarjen. 

II.  3eid)en  beö  regelmäßig  gebübeten  23ecfen$. 

§•    54. 

Zl$  f)ierl)er  gehörige  Äennjeicben  ft'nb  jundcr)fi  bie  allgemeine 
regelmäßige  S3ilbung  be3  ÄorperS  unb  inSbefonbere  be3  ©feletS 
nacfy  dd)t  weiblichem  SppuS  ju  bemerfen,  inbem  SSerbiegungen 
ber  Söirbelfdule ,  gefrümmte  ©lieberfnocben  ober  geljinberte  33ewes 
gungen  ber  ©lieber,  wie  beim  fiinhn,  fefyr  l()duftg  mit  fehler; 
fyafter  S3e<fenbilbung  ft'cf)  oerbinben.  ferner  fyinldnglicbe  SBreite 
ber  Ruften  *  (9—10  Soll)  unb  Mbügelgegenb  (12—13  3otl), 
regelmäßige  SBolbung  beS  «ScbambogenS  unb  ÄreujbeineS,  regele 
mäßige  SStefe  beS  ganzen  S5ecfenö  (7  Soll),  normale  2(uSwdrt3; 
neigung  ber  £)armbeinfdmme,  unb  weber  ju  weit  oorwdrtS  nod) 
ju  weit  rücfwdrtS  gerichtete  äußere  ©cr)amtr)eile  (Genitalia  quoad 
situm  media).  2Cußerbem  giebt  oorjüglicr;  bie  ©efcbicfyte  oorber= 
gegangener  ©eburten  (namentlich  furj  oorr,ergegangener)  über 
bie  5Befdt)affenr>eit  be£  SBccfenS  2üiffd)luß,  inbem  bie  normale  ©es 
burt  eines  aufgetragenen  normal  gebauten  ÄinbeS  unbenfbar  ijt 
obne  ein  regelmäßig  gebilbeteS  S5ec!en,  obwohl  aud)  ein  folcf)e3 
fpdterl)in  ft$  oerdnbern  unb  *?om  Sftormalbaue  beträchtlich   <\h 


40 

weidjen  fann.  £>a$  ftd^erffe  Stterfmal  bleibt  baber  immer  bie 
2Cnfiellung  einer  genauen  tnnern  geburt3l)ülf liefen  Unterfuclmng 
(oon  welcfyer  fpdtertym  bie  3?ebe  fein  wirb),  aucl)- wegen  möglicher 
SBeife  üorfyanbener  innerer  ©efcfywuljfe  unb  ÄnocfyenauSwüdjfe, 
welche  in  ber  äußern  §orm  ftcb  nicfyt  anbeuten. 

3.    Gngentf)ttmUd)f?eit  ber  weiblichen  pl)r)ftfcf)en 
unb  pft)d)ifd)en  SebenSaußetrungen. 

§.    55. 

SBenn  wir  überhaupt  an  bem  wichtigen  pfypftologifdjen  ©afce 
feff  galten,  bafj  ber  £)rgam'6mu§  nur  eins  fei  unb  folglich  feine 
S^dtigfeit  nid)t  etvoa$  üom  Organe  wefentltd?  SSerfcbiebeneS, 
fonbern  betbeS  nur  oerfcfyiebene  (Seiten  eineS  (Sinnigen,  fo  werben 
auü)  bie  §.  16 — 24  betrachteten  Snbioibualitdten  ber  weibltcben 
$orm  uns  im  23orauS  bie  wichtigem  ßigentfyümlicfyfeiten  biefeS 
£eben3  anbeuten  fonnen,  unter  welchen  le^tern  wir  übrigens  i>k 
allgemeinem  Momente  wieber  juerß:  einer  nähern  ^Betrachtung 
unterwerfen.  —  ©owie  aber  in  ber  Statur  überhaupt  eine  §weU 
fac^e  9?id)tung  allgemeiner  S^dtigFeit  bemerfbar  ift,  eine  ndmlicb, 
welche  auf  bie  ©eftaltung  be£  Gnn&elnen,  auf  Snbtmbualitat  unb 
SDfannigfaltigFeit  abjwecft,  unb  eine  gweite,  welche  auf  ba§  210= 
gemeine  unb  ©efe^maßige  ftcb  be§iel)t,  aU  S3ejireben  nad)  (Sins 
tyeit,  nad;  Totalität  erfdjeint,  fo  wieberfyolt  ft'dt)  aud)  ein  foleber 
©egenfafc  üon  Gräften  in  ben  befonbern  Sfaturwefen  auf  bie 
mannigfaltigfie  SBeife.  @o  ndmlicb  fefyen  wir  ba§  3?etd£>  ber 
$)flan§en  unb  Spiere  ft'd;  entgegengefefct,  wo  im  erlern  bie  (Sri* 
jrenj  felbfl  ber  «jpauptjwecf  ber  2eben3oerrid)tungen  ift,  unb  batyer 
alle  einzelnen  SbdtigFeiten  ber  5>flanjen  nur  auf  Slawen  unb 
2(u3fonbern,  2Bad)fen,  $ortpflangm  unb  2lbnelmien  gerietet  finb, 
hingegen  ber  3wecf  beS  tfyiertfcfyen  £>rganu>mu3  mefyr  i>a§  35es 
ftimmen  ber  @;rtften§  in  (£mpftnbung  unb  ^Bewegung,  bie 
SStllüur  ift.  @6en  fo  wieberfyolt  ftd>  biefer  ©egenfa|  in  ber  pl;i;s 
ftfdjen  unb  ^>ft>d;tfd|)en  Statur  be3  9ftenfd)en  felbfl,  inbem  bie 
erflere  auf  SSilbung,  (Erhaltung  unb  SBecbfel  be3  Otoffeg  ge* 
richtet,  bie  jweite  aber  auf  <5\ra)tit  unb  greifteit  gegmnbet  ifl; 
imti  will  man  biefe  Unterfcfyeibung  enblid)  nod)  mefyr  auf  baS 
Äperlicbe  bes>  £Drgani3mu3  begießen,  fo  beruht  auefy  baxin  ber 
©egenfa^  ber  oegetatioen  ober  probuetioen,  unb  ber  animalen 
©pfydre,  wo  wir  jur  erflem  bie  gletc^fam  au3  ber  ^Pflanzenwelt 
enttebnten  Organe  ber  2lfftmilation ,  Girculatton ,  SJefpiratton  unb 
©ecretton,  fowie  ber  gefcfytecfytlicfyen  9?eprobuctton  rechnen,  wenn 


41       v 

wir  unter  ber  jwetten  bie  ©ebilbe  ber  ©inne§wer?5euge,  33ewe-- 
fiungSwcrfjeugc  unb  be§  9toenft)ftem3  begreifen. 

§.    56. 

©nbttct)  aber  wieberbolt  ftcb  biefer  ©egenfa£  aucb  auf  ba§ 
SBejfimmtefte  in  bem  33erbdltntffe  ber  beiben  ©efcblccbter.  2Bie 
ndmlicb  ba3  Unioerfum  eben  nur  burcf)  bie  wecbfelfeittge  £)urcb- 
bringung  üon  gefeßmdfjiger  (Sinbeit  unb  SittannigfaltigMt  oon 
(Swigfeit  §u  (Swigfeit  befte^t ,  unb  in  einer  jtdten  Umwanblung, 
b.  i.  in  einem  ftdten  $eroortreten,  Qjrjeugen,  unb  2Cufl6fen,  ©ter* 
ben  begriffen  ift  (welches  auSfübrlicber  nacbjuweifen ,  <&ad)t  ber 
beeren  ^)^ttofo^tc  ber  Statur  ift),  fo  muffen  aucb,  reo  ein  3n= 
btmbuelleS  neu  ijeröortreten,  b.  i.  erzeugt  werben  foll,  (Sntgegens 
gefegte  ftcb  oerbinben,  um  in  ifyrer  2)urcbbrmgung  eine  neue  33ers 
wenbung  ber  ewigen  «Subftanj  (feine  eigentlich)  neue  ß*rfcbaffung, 
aU  welcbe  unbenfbar  ift)  ju  bewirfen,  unb  wir  fefyen  baber  benn 
fdjon  in  ber  Pflanzenwelt  ba§  ^eroortreten  üerfcfytebenartiger  ©e; 
bilbe,  t>on  benen  einige  bte  materielle  2tnlage  jur  fünftigen  gruebt 
in  ftcb  tragen  (^rucbtfnoten ,  Germen),  wenn  anbere  bie  befrueb^ 
tenbe,  b.  i.  begeiftigenbe  Sfydtigfeit,  bie  Sbee  ber  ©efe^maßigfeit, 
ber 33ejttmmung  einer  regelmäßigen  (Sntwicf  lung,  enk 
galten  (Staubbeutel,  Anthera). 

§•    57. 

SBenn  tnbef  biefe§  23erl)dltnif  in  ber  ^Oflanje ,  welche  ber 
Gürbe  eingewurzelt  gteiebfam  noeb  weniger  in  ftcb  befcbloffen  ijr, 
mit  minberer  Älarfyeit  erfebeint,  fo  tritt  e§  bagegen  in  ber  <3erual= 
t>erfcl)iebenl)eit  ber  ^bljmn  Spiere,  unb  am  fd)6nfren  im  Sftenfcben 
mit  üotlfommenfter  greibeit  $m>or;  unb  wie  wir  in  ber  %oxU 
Pflanzung  ba§  $Stib  all  rein  empfangenb,  ba3  Äorperlicbe  ge* 
jtaltenb,  ben  9Jtonn  aber  aU  befruebtenb,  als  begeijligenb  ft'nben, 
fo  ijt  aueb  in  tbrem  gefammten  £eben  ein  foldjer  ©egenfa£  au& 
gefproeben,  welker,  jobwobl  ber  ©attungad)arafter  in  Sbdttgfeit 
unb  ©ejlalt  beiben  gemeinfam  ijt,  boeb  in  bem  SBeibe  btö  $%- 
jtfd&e,  ba3  auf  oegetatioeS  ober  probuctioeS  2eben  ftcb  Bejiebenbe 
eben  fo  benimmt  überwiegen  laßt,  als  im  Spanne  ba$  ^Pfycbifcbe, 
ba§  animale  &Un  oorberrfcbenb  erfebeint.  —  @3  wirb  ftcb  bie§ 
bei  ber  nun  erforberlic^en  33etrad;tung  ber  befonbern  Steuerungen 
weiblicben  2eben3  am  ft'cberjten  unb  beutlicbtfen  ergeben. 

2£nmevfung.  Qtin  »ergeb liebet  33emül;en  ijl  e3  ©rünbe 
aufzufärben,  wobureb  i>a§  eine  ©efcblecbt  entfebieben  über  ba§ 
anbre  gejMt  würbe.  SBeibe  b^ben  ein  SJJebr  unb  ein  SBeniger 
in  jeber  23ejiebung ;  unbbeibe  muffen  für  immer  a  13  bie  beiben 


42 

$dlften  jener  ibealen  wahren,  ganzen  Sftenfcfyen  bes 
trautet  werben,  t>on  welchen  e3  febon  bei  $lato  Ijetßt:  „Mannweib- 
lief)  war  tyr  ©efcfylecfyt,  ©ejfolt  unb  ^Benennung  jufammengefefct 
au3  jenen  beiben,  bem  männlichen  unt)  weiblichen;  —  an  Äraft 
unb  ©tdrfe  waren  ft'e  gewaltig  unb  Ratten  auef)  große  ©ebanfen." 

§.  58. 
33erücFftd)tigen  wir  aber  ba$  weibliche  fceben,  inwiefern  eS 
ft'cf)  burefy  2lfftmilation ,  Giirculation  unb  3?efyiration,  ©e=  unb 
(Srcretton,  fowie  buref)  ©efd)lec!)t6functto»  auszeichnet,  fo  ft'nbcn 
wir  1)  bie  2lffimtlation,  bie  ©toffaufnafyme  betreffenb,  ba$ 
bem  SBeibe  eine  ftdrfere  afft'milattoe  $raft  ber  SBerbauungSwerfs 
geuge  ctgentl)ümltd()  fei,  welcbeS  erwiefen  wirb  bureb  baS  geringere 
aber  öfter  wieberfefyrenbe  Sßebürfniß  an  Nahrungsmitteln  bä  rfiebt»; 
beffoweniger  fefyr  reicblicfyer  (SljpluSbereitung  unb  rafcfyer  (Srfe^ung 
verlorener  ©toffe.  Sugleicfy  muß  inbeß  aueb  bemerft  werben,  baß 
bie  ©enft'bilitdt  ber  weiblicben  SerbauungSorgane  ftdrfer  fei,  als 
bie  ber  mdnnlicben,  weSfyatb  öftere  Störungen  ber  SSerbauung 
unb  größere  SBirfung  aufgenommener,  rei$enber,  erregenber  ©toffe 
auf  baS  allgemeine  SBeftnben.  Gsnblicf)  pflegen  felbft  bie  ©tubl- 
auSleerungen,  wegen  ber  großem  Sbdtigfeit  ber  2(uffaugung,  fejler 
unb  feltner  ju  fein.  —  2Ba§  2)  bie  ben  organifcfjen  ©toffwecbfel 
unterfyaltenbe  ©efdßtbdttgfett  betrifft,  fo  l)dngt  e£  tbm  oon 
ber  raffen  2lfftmilation  ab,  i>a$  ftd)  bie  SBlutmaffe  im  SBeibe 
fcfmeller  als  im  Spanne  wieber  erzeugt;  ja  überhaupt  tft  ber  Um= 
trieb  ber  (Safte  gefcfywinber,  ber  $Pul3fcblag  ba^er  frequenter,  ob= 
wol)l  gemeinigtieb  ztwa§  f leiner,  aucr)  bie  Neigung  ju  ^Ballungen 
unb  leiebtern  Sieberbewegungen  in  biefem  ©efcblecfyte  großer,  unb 
bie  Sljdttgfeit  unb  2Bid)tigfeit  beS  (UefdßfpftemS  bebeutenber  als 
im  üttanne. 

§.  59. 
3)  £>te  "tftfymung  unb  2luSfcf)eibung  betreffenb,  fo  tjr 
bie  2(uSl)auc^ung  ber  fiungen  im  weiblichen  ©efcfylecfyte  fcbwddjer, 
bagegen  bie  2lu3bünjtung  unb  brüft'ge  2(bfonberung  ber  gartem 
$aut  oerfydltnißmdßig  allerbingS  bebeutenber*),  ferner  wirb  and) 
in  ben  großem  innem  2lbfonberungSorganen  gleichwie  in  ben  £un= 
gen  geringere  (Srcretion  wahrgenommen,   bie  Heinere  2eber  laßt 


f)  Sßenn  man  nicfyt  fetten  bemerE,  bajj  männliche  grüßte  letzter  ats 
weibliche  unter  ber  ©eburt  afpt;9Etifcb  werben  unb  fdjrcerer  ju  erwecken 
ftnb,  fo  febeint  bic§  aUerbtngg  mit  bem  größern  2ftt;mitng3bebürfmffe 
im  männlichen  Äörper  in  SSerbinbung  ju  f!et;en. 


43 

auf  fdjwddjere  ©allenabfonberung  fdjlteßen ,  unb  t-on  ben  Vieren 
ftnben  wir  bie  2lu3fonberung  einer  geringem  Quantität  eines  bunfler 
gefärbten,  flärfer  ried)enben  $arne3  bewerf  ftetligt.  4)  SßaS  enb= 
lid)  bie  ©efcr;ied) töfun ctton  angefyt,  fo  werben  bie  folgenben 
2(bfd)nitte  biefer  ©djrift  bie  einzelnen  l)ierl)er  gehörigen  (Srfc^ets 
nungen  fo  ausführlich)  burd)$ugel)en  fyaben,  bafj  eine  befonbere  Qtxi 
orterung  berfelben  fd)on  be^^alb  l)ier  überflüfftg  wirb ,  unb  fo 
begnügen  wir  un§  bafyer  jefct  nur  im  allgemeinen  ju  bemerfen, ' 
baf?  aud)  in  ber  3?eprobuction  ber  ©attung,  tbm  fo  tok  in  ber 
inbiüibuellen  3?eprobuction,  bie  überhaupt  t>orl)errfd)enbe  S^ättgfett 
ber  ©toffbilbung  ffd)  beutlicfyjt  jeige,  }a  wie  e6  pl)t)ftologifd)  l)6d)ff 
merf  würbig  fei,  t>a$  ber  SBilbungSfroff,  burd)  welchen  ba3  SBeib 
bei  ber  gortpflanjung  tljdtig  tjl,  nid)t  fowofjl  wie  beim  Spanne 
afö  ein  abgefonberter  (Stoff,  wie  bas>  (Sperma,  erfcfyeint,  fonbern 
üielmeljr  burd)  bas>  S3lut  felbft  bargeftetlt  wirb,  wie  bie  Zu§\om 
berung  be3  33lute3  in  ber  ^ertöte  nidjt  reger  ©efcf)led)t§tl)dttgfeit 
(als  Sftenftruation ) ,  unb  bie  fyodjjt  bebeutenbe  2(nl)dufung  beS 
SBlutes)  im  fdjwangem  Uteru3,  bel)uf$  ber  §etu3erndl)rung ,  be; 
weifet. 

§.  60. 
Sßir  fommen  nun  ju  ben  cbarafterijlifcben  ßrfdjetnungen  be3 
weiblichen  £eben6,  weldje  auf  fenft'ble  unb  SBewegttngSfunction, 
fowie  auf  bofyereS  9leroenleben  b.  i.  pft)d;ifd)e  @igentl)ümlicl)feit 
ffd) bejieljen. —  2Ba3  f>ter  aber  juoorberjr  bie  finnttdje  SBaljrs 
nefymung  betrifft,  fo  ift  biefe  im  allgemeinen  allerbingS  feiner 
ju  nennen  aU  im  mdnnlidjen  Körper,  jeboer)  ntct>t  fo,  bafi  bie 
Sfaijbarfett  unb  bie  <Sd)drfe  unb  ©enautgfeit  ber  SBabmeljmung 
in  gleichem  $flaa$z  ftd)  entwickelt  jeigten.  ©ewifü  ndmlid)  iff  i>a§ 
2luge  be3  SÜßeibeS  gegen  l)eu"e$>  2id)t,  fcfjarf  entgegengefe^te  %axbm 
u.  f.  w.  empfmblicber ,  aber  e3  ift  weniger  für  unmittelbare  2Cufs 
faffung  richtiger  23erl)dltniffe,  großer  ©efammteinbrücfe  u.  f.  w. 
geeignet;  eben  fo  wirb  ba3  £%  be3  SBeibeS  gegen  irgenb  einen 
jjefttgen  ©djall  empft'nblicber,  für  gewiffe  einzelne  Äldnge  reizbarer 
gefunben,  bagegen  il)m  ba3  fcr)arf  unterfdjeibenbe  muftfalifd>e  ©es 
l)6r  bod)  feltner  jufommt,  unb  e3  jlimmt  mit  jener  großem  9?eij- 
barfeit  (fowie  felbjt  mit  bem  burd)  engem  ©eljorgang  auSge^eicr^ 
neten  33aue  beS  weiblichen  £)r;re3)  atlerbingS  überein,  baß  in 
biefem  ©efd)led)te  fyduftgere  2lbjtumpfung  btefeS  ©inneS  unb  öftere 
(Sd)werl)orig?eit  bemerkt  wirb,  (Snbttd)  wa§  bie  ©inneSarten  be§ 
©etalteS,  ©erucr^  unb  ©efdmiacfS  beim  SBeibe  anbelangt,  fo  ij! 
aud)  in  biefen  eine  größere  (frregbarfeit   unb    leicl;ter   mögliche 


44 

Ueberreiäung  beutlicb  wahrnehmbar.  £)ie  größere  9?eceptit>itdt  fen= 
ffbler  Organe  ifr  übrigens  aueb  in  atter  artbern  $inftcbt,  j.  B. 
ber  Sßirfung  ber  Arzneimittel,  ber  Einflüffe  auf  erer  Temperatur 
unb  SBitterungSuerdnberungen ,  ber  großem  Neigung  ju  eraltirten 
3ujrdnben  bcS  StoenfpftemS,  ber  großem  Empfanglicbfeit  gegen 
ti)tertfd)en  Magnetismus  u.  f.  w.  fo  unoerfennbar  unb  folgt  auS 
ber  meljr  berüorgebobenen  üegetatwen  Statur,  unb  fomit  weniger 
'auSgefprod)enen  inbfoibuellen  ©elbflfranbigfeit  fo  beftimmt,  baß  wir 
nocl)  weitere  Erläuterungen  herüber  für  überflüfftg  galten. 

§.    61. 

£>te  Bewegfraft  angebenb,  fo  ifr  auS  benfelben  ©rünben, 
welcbe  bie  errate  ©enftbilitdt  biefeS  ©cfd;IedE?tö  erfldren,  aueb 
ik  jwar  fcfywdcbere,  bafür  aber  aueb  bem  Stoenfyfreme  mebr 
unterworfene  Sföuelfelfraft  ju  folgern,  unb  wir  ft'nben  bemnacb  in 
tteberemjlimmung  mit  ber  früher  bemerften  geringern  Entwidmung 
be§  TluSUU  unb  ÄnocbenfyjremS,  baß  bie  Bewegungen  be§  weuV 
lictjen  ÄorperS,"  obwohl  mit  geringerer  Energie ,  bodf)  mit  größerer 
SierlicbMt  unb  Seicbtigf eit  ausgeübt  werben;  wobei  übrigens  felbft 
ber  parallele  <5tanb  ber  oerminberten  3?efpiration  unb  ber  febmd; 
cfyern  SRuSfelfraft  tnfofern  merfwürbig  ifr,  als  fcr)on  in  ber  S^ier; 
trett)e  eine  folebe  ©leicbfMung  nadjgewiefen  werben  fann,  unb 
fdt) wachere  Sftefpiration  aud)  inSgemein  mit  geringerer  9)hiSfelfraft 
öerbunben  ift.  —  2(16  Erjeugniß  enblid)  t>on  Bewegung  unb 
SCtbmung,  oon  ©inneSwabmebmung  unb  9?efIerion  jugleicb,  ge= 
I)6rt  noeb  $ttfy&  ber  Son,  t>k  ©pracbe,  aB  welche  wir  bann  in 
$olge  üerminberter  Atbmung  (§.  20.)  unb  Bewegung  aueb  febwd- 
cber  unb  bol;er  ( linblicber ) ,  jugleicr;  aber  aucr;  gemütbooller  als 
bie  männliche  ft'nben. 

§.    62. 

Enblid)  rücfftcbtlicb  beS  fybfyexn  9?erüenlebenS,  auf  weis 
cbeS  wir  bie  Eigentümlichkeit  weiblid;er  ©emütbSfiimmung,  weib- 
lieber  Temperamente  unb  Seibenfcbaften  begeben,  fo  ift  aueb  bier 
baS  ^fpcbifcbe  ein  wabrer  «Spiegel  beS  körperlichen,  ja  tnelmebr 
bie  ibeale  «Seite  beS  Organismus  felbft.  SBenn  baber  überbaupt 
tm  9?eicbe  beS  geizigen  ßebenS  (ganj  gemäß  ben  brei  Sfäcbtungen 
ober  ©pflemen  im  SDrganifcben  ber  antmalen  ©pbdre)  unterfcbie= 
cen  werben  fann  jwtfcben  ©emütb  (Empft'nbungSs,  ©efübloer- 
mögen),  ©eifr  (SfteflerionS  s ,  Erfenntnißoermogen)  unb  SBillen 
(Si;atf raft ,  Vermögen  $ur  freien  Beftimmung) ,  fo  wirb  ftcb  mm 
bereits  auS  bem  SSorbergegangenen  abnebmen  laffen,  rcelebe  (Seiten 
Im  SBetbe  fyeroorgeboben,  welcbe  weniger  auSgebtlbet  fein  muffen. 


45 

SBenn  ndmlid)  im  SBeibe  überhaupt  Animalitdt,  unb  folglich  fdjdr* 
fere  Snbioibualitdt  foroie  ©elbjfftdnbigfeit  weniger  üorl)errfd)t,  fo 
wirb  ftdj  bie§  awi>  im  ^>ft>d^tfd>en  äußern,  unb  wir  ft'nben  bafjer 
bie  Energie  ber  ©eifteSfraft  im  SBeibe  nid)t,  welche  bem  Spanne 
mogltd)  tjl  £)a£  eigentliche  $elb  ber  2ßiffenfd)aft  unb  ©pecula* 
tion,  bie  ©d)drfe  be3  ürtljeilS,  bie  Siefe  ber  männlichen  Ver- 
nunft, ftnb  ber  weiblichen  ©eele  unzugänglich;  bafyingegen  iji  ber 
©eift  beS  SBetbeS  feiner,  fdmeller  in  ber  2ütffaffung,  jur  richtigen 
Gürfenntnifj  ber  einzelnen  unb  näheren  SSer^dltniffe  beS  menfd)lid;en 
£eben3  mefyr  geeignet,  unb  ein  gewiffer  ©djarfffnn,  Neigung  jur 
Sifi,  fowie  gtrtigfeiten  im  ttebergefjen  au§  einer  33orflellungSreil)e 
in  bie  anbere/  iji  ifmt  natürlich. 

§.  63. 
3m  ©emütl)  fyinwieberum  iji  bie  grofere  Sfeijbarfeit,  bie 
SBetd^ett,  Sebenbigfeit  be£  ©efül)l0,  bie  Stfegfamfeit  ber  $)fyan= 
tafte  allerbingS  biefem  ®efd)led)te  cbarafteriflifd) ,  allein  eben  biefe 
ju  große  33eweglid)feit  laßt  bie  Siefe  be§  ©efül)l§,  bie  fdwpferU 
fcfye  Äraft  ber  9>l)antafte,  welche  bie  ©eele  fdl)ig  macfyt  gut  ^)er^ 
oorbringung  großer  unb  fyofyer  SBerfe  ber  £)id)tung  unb  bilbenben 
$unjr,  oermiffen.  UeberbieS  ijr  hierin  bie  oorljerrfcfyenbe  Neigung 
gum  Anmutigen,  3ierlid)en  unb  kleinen  begrünbet,  ka  große 
unb  erhabene  ©egenjldnbe  ju  gewaltfam  bie  «Seele  be§  SBeibeS 
erfdjüttern ,  als  baß  ein  retnel  3Bol)lgefalIen  Ijieran  ifym  wenig= 
ftcn^  ganj  natürltd)  fein  fonnte.  —  SSoräüglid)  enblid)  werben 
bie  Steuerungen  weiblichen  ©emütl)§  burcl)  bie  @efd)lecl)t§oerI}dlt= 
niffe  bes>  2Öeibe3  felbjt  benimmt.  £>ie  S3ejtimmung,  ftcf)  an  einen 
©arten  anjufd;  ließen ,  bie  SSeflimmung,  Butter  ju  werben,  iji 
fcfyon  in  ben  ^Puppenfptelen  beS  MdbcfyenS  ftd)tbar,  unb  äußert 
ftd;  fpdter,  wenn  ber  Äampf  beö  ©elbjtgefül)le>  unb  ber  Neigung 
gegen  ba3  anbere  ©efcfytecfyt  ftd)  im  S5ufen  regt,  aU  ba§  ©efül)t 
fyolber  jungfrdulid;er  ©cfyam,  ja  off  ale>  ein  geroi.ffer  ebler  jung= 
fraulicher  Zxofy,  bis  enblid),  wenn  ber  Mann  be§  Verlangend 
gefunben  ifr,  alles  tiefet  in  anmutige  unb  feelenoofljle  Eingebung 
ftd)  aufloj!.  üftod)  gewaltiger  inbeß  als  bie  ©attenliebe  l)errfd)t 
im  S3ufen  beS  SBeibe^  bie  Mutterliebe,  unb  Ijunberte  oon  S3et- 
fpielen  (äffen  unS  bie  ungemeinen  Aufopferungen  bewunbern,  beren 
Mütter  für  %e  Äinber  fdljig  waren. 

§.    64. 

2Cn  biefe  ©runb= Regung  unb  Sftdjtung  beS  weiblichen  ©e= 
mütfyS  fd)ließen  ftd)  bann  oiele  anbere  weibliche  Neigungen  unb 
£eibenfcfyaften  an.    SBir  jagten  bafyin'bie  auS  bem  $3ebürfniffe 


46 

an  einen  «Starkem  fidt)  anjufdjHefen,  unb  öu6  bem  ©efür)le  ber 
eigenen  ©cfywdcfye  r)eroorgefyenbe  SÖeid£>^>eit  unb  ©anftmutf),  bie 
aus  reger  $l)antafte  unb  geringerer  ßnergte  beS  ©eijteS  r;eroor= 
gefyenbe  Neugier,  bie  au3  $ang  ju  gefallen  unb  lebhafter  tyfyam 
tafie  ft'cf)  ergeugenbe  ©tetfett  unb  spufcfucfot,  fowie  bie  au$  Stets 
gung  unb  Sorgfalt  für  ©arten  unb  Äinber  entjier)enbe  fcr)6ne 
£ugenbber$du§lid)feit;  bagegen  aber  liegt  auc^>  tn  tt)nen  ^dfyigfeit 
gu  ben  heftigen  2üts>brücben  be§  $affe3  unb  ber  3?acr)e,  wenn 
jener  feurigen  ßtebe  gegen  ©arten  ober  $inb  ftcfy  $inberniffe  in 
ben  SBeg  brdngen,  ober  tiefe  Siebe  felbjr  ftd)  unerwiebert,  \a  bes 
trogen  fter)t. 

§:  65. 

£Me  Äraft  be3  SBillenS  cnbitdt)  geigt  in  ber  weiblichen 
(Seele  ot)ngefdl)r  biefelben  (Sigentl)ümlid)feitett,  welche  t>k  Äraft 
ber  ^Bewegung  im  weiblichen  Äorper  war)wel)men  lief.  Sm  ©ans 
gen  wirb  namentlich  bie  ^efttgfett  unb  ä3er)arrlicr;Mt  be3  QtnU 
fd)luffe3,  fowie  ba$  Vermögen,  fdmell  nad)  SBillfür  über  alle 
.Strafte  be3  ©eijreS  unb  itorperS  gu  bejlimmen  (©egenwart  beö 
©eifreS),  t>ermif?t;  obwohl  bagegen  nicr)t  gu  leugnen  ijf,  bafj  baS 
weibliche  ©efd)lecr)t  bei  2lu3bauer  in  f leinen  Singen,  gu  beren 
(Srtragung  ober  SSeftegung  nid)t  fowol)l  SDJurr)  unb  Äraft,  al6 
©ebulb  unb  9Jur)e  erforberlid)  ftnb,  r)duft'g  ben  fßorrang  üor  bem 
männlichen  behauptet;  worin  wir  (um  bieg  beiläufig  gu  erinnern) 
gewifü  ben  ^auprgrunb  bafür  ft'nben  fonnen,  baj?  ba$  SBeib  weit 
mer)r  als  ber  9)?ann  gum  jidtigen  SSeijfanbe,  gur  ruhigen  S3er- 
pflegung  unb  SBeforgung  Äranfer,  ©ebdrenber,  ber  SBocfynerinnen, 
fowie  ber  üfteugebomen  ftd)  eignet. 

§.    66. 

Sftocr)  fyaben  wir  nun,  beüor  wir  bie  allgemeinen  pr)t;ftologis 
fcr)en  ^Betrachtungen  ber  weiblichen  Snbwibualitdt  befcfyliefen,  bie 
(Entwidmung  beffelben  nad)  feinen  einzelnen  SebenSs 
pertoben  in  einer  $auprüberft'd)t  gufammengujrellen ,  wobei  wir 
guerjr  bte  grage  beleuchten  muffen,  ob  wot)l  überhaupt  bereite 
im  erften  Äeime  ein  Unterfcbieb  ber  ©efd)led)ter  angunefymen  fei, 
ober  ob  üollige  ©leicbfyeit  berfelben  uranfanglicr)  üorr)anben  unb 
tneHeidjt  (wie  einige  9)r)t)ftologen  wollen)  guerjr  alle  @mbrt)onen 
weiblichen  ©efcr)led)t3  fein  mochten?  —  äßofern  e£  aber  ges 
wifü  ift,  baff  bie  organifdje  SBilbung  nur  ein  $ert>ortreten,  ein 
2tuSeinanberweicr)en ,  ein  brennen  eine§  urfprünglid)  (Einfachen  in 
bie  »ergebenen  SBerfgeuge  be$  SebenS  fei,  baf?  folglid)  in  biefem 
©inen  unb  Suerjrgegebenen  ber  Sbee  nad)  bereits  ber  gange  £>rgas 


41 

niSmuS.  liege,  unb  nur  erjf  in  ber  Seit  aus  biefem  (Sinfadjen 
wir  Hieb  werbe  (unb  biefen@afc  ff  eilen  Vernunft  unb  (Srfabrung 
Qletd^md^tg  fefr),  fo  fann  auef)  auS  biefem  Mmt  nid)t  ein  qua= 
litatio  2mbereS  fyemorgeben,  als  ber  Sbee  nacb  barin  gegeben 
war,  obwohl  quantitative  2lbdnberungen  (§.  35.  buref)  unju* 
reidjenbe  ober  übermäßig  angefachte  SBilbungSfraft ,  Hemmungen 
ober  abnorme  Vergrößerungen)  fefyr  leicht  moglid)  ftnb:  unb  eS 
ijl  folglid)  erwiefen,  baß  bie  erjien  Äeime  gefcbledjtlicr;  üerfdjiebes 
ner  Snbiotbuen  keineswegs  allefammt  weiblich,  ober  überhaupt 
einanber  ganj  gleid)  fein  formten,  wenn  nicfyt  alfobalb  bie  dlotfc 
wenbigfeit,  baß  ffe  aud)  fpdterl)in  fiel)  gleich  fein  müßten,  alfo 
(was  borf)  nicfyt  ber  gatt)  §u  lauter  weiblichen  Äorpem  anwürfen, 
gefolgert  werben  folle. 

i    67. 

@rjie  SebenSperiobe.  £)er  Unterfcr)ieb  beS  ©efdt)Ied?tS 
muß  bal)er  als  eine  £krfcl)iebenl)eit  beS  ganzen  ÄeimeS  notljwenbig 
gugleicl)  als  urfprünglid)  angenommen  werben,  unb  eben  wiefern 
baS  ©anje  oerfdbjeben  ijr,  wirb  biefe  §3erfd)iebenr;eit  auc^  in  i>m 
großem  organifdjen  33er  l)a  Kniffen  beS  £eibeS  überhaupt,  früher 
nod)  als  in  ben  eigentlichen  ©efcbledjtSorganen  angebeutet  fein. — 
93ergleid)t  man  nun,  um  bie  SEBaljrfyeit  bicfeS  23ernunftfa&eS  auef) 
burd)  bie  (Srfaljrung  nad)juweifen ,  eine  9ietl)e  oon  ßmbnjonen 
unter  einanber,  fo  ergiebt  fiel)  atlerbingS,  baß  fdjon  in  jwei=  unb 
bretmonatlicben  regelmäßig  gebilbeten  menfd)lid)en  Früchten,  ber 
weibliche  S^puS  an  ber  großem  S5aud)l;6t)le,  bem  engem  Sfyorar 
unb  ben  jartern  obern  ©liebmaaßen  fenntlid)  fei,  wenn  bagegen 
im  männlichen  baS  umgefebrte  33erl)dltniß  ftattft'nbet  *).  —  £)b* 
wofyl  nun  alfo  bereits  in  biefer  sPeriobe  baS  @barafterifrifcbe  ber 
weiblichen  gorm  auSgeforocben  iji,  fo  erfebeint  biefe  SSe^eicbnung 
bod)  nur  febr  fdjwacb  in  ttn  ©efd)led)tSorganen,  unb  aller 
©efcblecbtSunterfcbieb  in  ber  ßebenStbdttgfett  rubt  mit  tm  wid)= 
tigfien  übrigen  Functionen  nod)  t)ollfommen.  ©elbjr  im  Neuge- 
borenen, bis  5um  beftimmten  (Srwadjen  ber  fenftblen  £ebenSer* 
fcfyeinungen,  ft'nbet  bie  größte  2Cel)nlicbfeit  §wifcben  beiben  ©efdjlecb* 
tem  jratt,  unb  baS  @efd)led)tSft)fiem  liegt  als  Mm  ju  neuen 
Entwicklungen  gleicljfam  nod)  fcblafenb  -im  Körper  beS  weiblichen 
ÄinbeS. 

§.    68. 

SBie  inbeß  bie  2£uSbilbung  beS  ÄorperS  im  allgemeinen  öor^ 

*)  Unterfdjiebe    welche  in  Sommerung' 6  Iconibus  embryonum.  T.  I. 

fefjr  fd)6n  wiebergege&en  jtnb. 


48 

f errettet,  tritt  aucf)  ber  SppuS  be§  ©efcfylecbtS  allmdlig  fct>drfer 
fyerüor;  ber  gartere  ©lieberbau,  bic  £dnge  beg  Unterleibes,  bie 
3ierUd)!ett  unb  ©efd&tdFltc&fett  ber  ^Bewegungen  unterfcbetben  ba$ 
SDJdbcijen  ftyon  bebeutenb  üom  Knaben,  unb  cbzn  fo  geben  frühere 
geifrige  Entwicklung,  größere  gerttgfeit  im  2faffaffen  unb  35et)alten, 
balb  ftcbtbar  werbcnbe  Neugier  (t>orsüglicb ,  wie  ^ocfelS  bemerft, 
aucfy  auf  ©efd;led)t3gel)eimniffe  geridjtef),  ferner  eigene  ©ptele,  in 
benen  "oa§  SOWttterlicfye  unb  bie  l)du3licl)e  (Sorgfalt  immer  üorfyerr? 
fcfyenb  ft'nb,  bejetcfynenbe  $D?erfmate  biefeS  ©efcl)letf)t3  ab.  —  9fafd)er 
entwicfelt  ftdE)  nun  bd  überwiegenber  probuctiüer  .traft  ber  Äorper, 
einer  ^flanje  üergleidf)bar,  weiche  auf  befferm  SBoben  fcfynetler  jum 
S3lül)en  gelangt,  unb  nacf>  unb  nacfy,  fowie  Beugung  ptaffifcfyer 
(Stoffe  \id)  fyduft,  bilbet  fiel)  nun  aucl)  ba$  ©efcfylecbtafyftcm,  beffen 
ftufenweife  Entfaltung  wir  nod)  im  ©peciellen  weiter  unten  §u 
verfolgen  fyaben,  oollfommner  au$. 

2Cnmertung.  X  £l  u  e  t  e  l  e  t  in  ber  bereits  angeführten  ©cfyrift : 
Sur  l'homme  et  le  developpement  de  ses  facultes,  tfyeilt  fel)r  ins 
tereffante  ^Berechnungen  über  bie  3unal)me  unb  SSerdnberung  be3 
SD?enfcr;en  an  «ftörperldnge  unb  «Schwere  mit,  welche  wir  fy'm  mfr 
fyeben  unb  beifügen  unb  mit  feinen  SBemerfungen  begleiten,  um 
btö  üD?affenr;erl)dlimJ3  in  Entwidmung  beS  2eben3gange3,  befonberS 
in  J?inftci)t  be§  ©efcl)led)tSunterfcl)iebe3  beutltcfyer  §u  machen: 


2Clter^ 

Banner 

grauen 

jaljre 

Äperldnge 

(Schwere. 

Äorperldnge 

(Schwere. 

1 

2 

3 

4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 

12 

13 

14 

15 

SMer 
0,500 
0,698 
0,791 
0,864 
0,928 
0,988 
1,047 
1,105 
1,162 
1,219 
1,275 
1,330 
1,385 
1,439 
1,493 

Kilogramme 
3,20 
9,45 
11,34 
12,47 
14,23 
15,77 
17,24 
19,10 
20,76 
22,65 
24,52 
27,10 
29,82 
34,38 
38,76 

SMer. 

0,490 

0,690 

0,781 

0,852 

0,915 

0,974 

1,031 

1,086 

1,141 

1,195 

1,248 

1,299 

1,353  . 

1,403 

1,453 

■Kilogramme. 
2,91 
8,79 
10,67 
11,79 
13,00 
14,36 
16,00 
17,54 
19,08 
21,36 
23,52 
25,65 
29,82 
32,94 
36,70 

49 


Eiters* 

Mannet 

grauen 

vtyxt 

Äorpertdnge. 

©cbwere. 

Äorpertdnge. 

©cbwere. 

Sföeter 

ÄUoc\ramme. 

SDteter 

Kilogramme. 

16 

1,546 

43,62 

1,499 

40,37 

17 

1,594 

49,67 

1,535 

43,57 

18 

1,634 

52,85 

1,555 

47,31 

19 

1,658 

57,85 

1,564 

51,03 

20 

1,674 

60,06 

1,572 

52,28 

25 

1,680 

62,93 

1,577 

53,28 

30 

1,684 

63,65 

1,579 

54,33 

40 

1,684 

63,67 

1,579 

55,23 

50 

1,674 

63,46 

1,536 

56,16 

60 

1,639 

61,94 

1,516 

54,30 

70 

1,623 

59,52 

1,514 

51,51 

80 

1,613 

57,83 

1,506 

49,37 

90 

1,613 

57,83 

1,505 

49,34 

Unter  ben  9?efuttaten,  wetcfye  er  bierauS  giefyt,  ftnb  fotgenbe  in 
pb#'ologtfcf)er  ;33ejiet)ung  jebenfatB  bie  roicfyttgjlen : 

A)  in  SBejiefyung  auf  Äorpertdnge: 

1)  Swifc^en  bem  5ten  unb  16ten  Satyr  otyngefatyr  iji  ba6  jdf>rlt4>e 
9£ad)Stt)um  fefyr  regelmäßig;  eS  iji  ndmticb  ba3  ßwolftbeil 
be3  3ßad)Stt)um$  beö  $ttu$  in  ben  Monaten ,  welche  ber  ©es 
burt  t>ort)ergef)cn. 

2)  ©ie  ©renken  be3  2öad)3tbum3  bei  betten  ©efcf)Iedf)tem  finb 
öerfdjieben:  1)  weit  ba§  SBeib  üiet  Heiner  iji  als  ber  Sflann; 
2)  weit  eS  ftd)  mef  fdjneHer  auSbitbet;  3)  weit  ber  jdf)rttcf)e 
3im>acf)3,  ben  e§  erf)dlt,  üiet  geringer  iji  atS  beim  Sttann. 

3)  @S  fcbeint  nictyt,  bafj  baS  2ÖacfyStf)um  be§  SttanneS  fcf?on 
mit  25  Sauren  üottig  aufbore. 

4)  9?acb  t-ollenbetem  öOften  gafyre  netnnen  Wlann  unb  SBeib  an 
Äorperldnge  ab,  was  nacf)  unb  nad)  immer  auffattenber  wirD 
unb  im  soffen  3at)ice  ungefähr  6  ober  7  Zentimeter  betragt. 

B)  in  S5e§iet)ung  auf  £orperfd)W>ere : 

1)  S5ei  gleicbem  2tlter  iji  ber  9ttann  geraotmlicty  üiet  fcfywerer 
at§  baS  Sßeib;  nur  ungefähr  im  12ten  Satyre  bat  ein  mdnn= 
licfyeS  unb  weibliches  Snbwibuum  gleite  (Schwere. 

2)  ©ermann  erreicht  fein  bocbjleS  ©ewidEjtumbaS  40tfe  Satyr; 
üom  60fien  Satyre  nimmt  er  auf  eine  fetyr  merfticbe  SBeife 
an  «Schwere  ab*,  im  soften  Satyre  t>at  er  beinahe  um  6  SZU 
logramme  feiner  «Schwere  abgenommen. 

©ijnctJoIogte.   I.  Zf).  Sit  2Cuft.  4 


50 

3)  £>a$  SBeib  erreicht  feine  fyocfyfie  <5d)were  oiel  fpdter  aU  ber 
Sftann.    ©egen  ba§  50jle  Sabr  wiegt  bo§  SSetb  am  meinen. 

4)  S3ei  üöHiger  2Cu3bilbung  be3  StaneS  unb  SBeibeS  wiegen 
beibe  fajr  genau  20mal  fo  üiel  aU  im  2lugenbli(f  ber©eburt. 

§.  69. 
Swette  Sebe'nSperiobe.  Um  üier  bB  fec&S  Sabre  jettt> 
ger  al3  ber  männliche  Äorper  erreicht  nun  ber  weiblicbe  bie  Seit 
feiner  Steife.  2)ie  inbimbuelle  Sortbilbung  wirb  gehemmt  unb  eS 
tritt  nun  bie  gortbilbung  ber  ©attung,  bie  gortpflanjunggt^dtig- 
feit  &eroor.  @r|t  jefct  tfi  nun  ba§  Sßeib  feinem  körperlichen  unb 
beifügen  nad),  fowie  wir  e3  tm  obigen  betrieben  l^aben,  *>om 
Sflanne  unter fdjteben  unb  auSgebilbet.  25er  größere  Sfeicbtbum 
erzeugten  SSluteS  brdngt  ffcb  periobtfcb  gegen  ba3  ©efcbled)t3fr;ftem, 
beutenb  auf  feine  33efrimmung  §ur  Mbilbung  eines  neuen  £)rga* 
niSmuS  oerwenbet  ju  werben ,  unb  erzeugt  bier  einen  3u|Tanb  t>on 
Ueberfüllung ,  welcher ,  infofern  titelt  ©cbwangerfdjaft  eintritt,  gleich 
jam  burd)  einen  frittfc&en  SBlutfluf,  b  t.  burd)  bie  ibren  befon^ 
bern  (Srfcbeinungen  nad)  weiter  unten  $u  betradjtenbe  9)?onat3rei- 
nigung  ober  Sftenjlruation ,  gehoben  wirb. 

§.  70. 
Sn  wiefern  nun  febon  auä  bem  93orf)ergegangenen  ft'dt)  ergiebt, 
bafj  jene  periobtfeben  ßongefrionen  nad)  bem  ©efd)lecbt3ft)j?em, 
welcbe  bie  9ftenfiruation  erzeugen,  auf  bie  gortpflanjung  ft'cfy  be* 
jieben,  fonnte  man  (mit  Gnwier)  biefen  Sujranb  obngefdbr  ber 
SBrunfl  in  ben  Spieren  üergleicben,  unb  e§  fnüpft  ftd)  fomit  an 
bie  S3etracbtung  biefer  Qngentbumlid)fett  be3  weiblicben  SebenS  %u~ 
gletcb  bie  eineS  neuen  ßpHuS,  weiter,  tnbem  er  auf  ÜJeprobuction 
ber  ©attung  abjwecft,  notbwenbig  bie  ©efcbidjte  ber  tnbiwbueflen 
Sceprobuctton  mit  ibren  bret  <&tatim  (Ämbbeit,  9ceife  unb  2llter) 
wieberbolt,  unb  bie  ©efcbid)te  ber  burd)  bie  (Smpfdngniß  üeram 
labten  SSerdnberungen  beS  weiblicben  ÄörperS ,  b.  t.  ber  <5d>)x>ani 
gerfebaft,  ber©eburt,  fowie  ber  Sßocbens  unb  ©ttllungSs 
pertobe,  in  ftd)  faßt,  üon  welcben  benn  gletcbfalB  noeb  bie  wieb* 
tigflen  pb^fwfogifcben  Momente  (im  (Stnjelnen  werben  fte  im 
^weiten  Sbette  erörtert)  tytx  burcbjugeben  ft'nb. 

§•    71. 

©ebwangerfebaft.    SSon  bem  Beitpunfte  an  ndmltcb,  wo 

bureb  ben  2Cct  fruchtbarer  ^Begattung  bie  hänfen  ber  $attopifd)en 

Sjögren,  s?on  S3lut  jiro^enb,   bte  Döarien  frampfbaft  umfaßten, 

um  ben  Itrjtof  einer  fpdterbtn  im  Uterus  auöjubilbenben  grud)t 

ju  empfangen,  tritt  eine  Umdnberung  im  weiblicben  %ebm  ein, 
9  K  1Qvl        ! 

J 


51 

in  welcher  ba3  Ueberwtegen  probuctioer  S^Sttgfett  (an  ftd§>  fd;on 
biefem  DrganiSmuS  cr)araftertjftf<|)  bis  gum  fyofyftm  ©rabe  ft'd) 
entwickelt.  £)a3  ©efcbled)t£ft)ftem  unb  inSbefonbere  ber  UteruS 
wirb  fyierbei  ber  $erb  biefer  neuangeregten  33ilbung  unb  e3  ccj 
folgt  bafyer  ein  3uftanb  üon  ßongeftton  rtadb  biefen  Steilen,  weis 
cfyer  ot;ngefd£)r  bem  ber  SDJenjtruation  oorauSgebenben  analog  iff, 
weS^alb  benn  fo  oiele  ©pmptome  angeljenber  ©cbwangerfcbaft  mit 
benen  angefyenber  üJKenjfruation  übereinfiimmen.  £Ba3  tnbeß  bei 
ber  le^tern  als  S3lutflufs  ft'd)  entfcbeibet,  gebt  frier  in  einen  ent* 
jünbungSartigen  Sujtanb  über,  welker  fogar  auf  bcn  übrigen 
Äorper  gleid)  einer  roafyren  beginnenben  (Sntjünbung  wirft,  $i& 
berberoegungen,  Stoenleiben ,  Semperaturwecbfel,  23erbauung3jt6i 
rungen  oeranlagt  *).  Chibtid)  in  einem  Seitraume  t  welcher  ben 
monatlichen  £t)pu3  gerabe  5  ebnmal  wteberfyolt,  erlangt  beigleicfr* 
madiger  ©ntroicflung  be6  mütterlichen  33übung3organ3,  be3  %xnd)U 
frdlterS,  aueb  bie  gruebt  felbji  ibre  3?eife,  b.  i.  ba§  $inb  erreicht 
einen  gewiffen  ©rab  oon  ©elbjljldnbigfcit ,  wobei  e§  aueb  au^er 
bem  mütterlichen  Äorper  fein  Zebm  fort§ufe£en  fdljig  wirb,  nnt) 
bieg  ijt  ber©runb,  welcher  bie  Trennung  beiber  Äorper  berbeifülnt. 

§.  12. 
©eburt.  Sßie  ndmlid)  tttoa  jwei  Körper  oon  gleichnamiger 
(Sie!  triettdt ,  vok  bie  gleicbnamigen  $j)oie  ber  SD?agnetnabel  ft'd)  ah 
jtofen,  fo  fonbern  ft'd)  am  Gmbe  ber  ©ebwangerfebaft,  fobalb  ber 
getuS  ber  SftoglicbFeit  inbioibueller  (grtfrenj  nad)  bem  mütterlichen 
Äper  gleid)  geworben,  beibe  Äorper  oon  einanber  ab,  unb  e3 
exxoad)t  fomit  im  weiblichen  Äorper  bae>  35eftreben,  wieber  in  ben 
Bufhnb,  in  weldjem  er  t>or  ber  (Smpfdngnijü  war,  jurücfjufebren 
unb  biefen  ßpfluS  §u  befcbliefjen.  SSor^ügltd)  beutlid)  tritt  bieS 
im  $?rud)tbdlter  felbji  freroor,  einem  SDrgane,  weldjeS  mit  (Snbe 
ber  ©cbwangerfdjaft  auf  ben  CiulminationSpunft  feiner  2(u3bilbung 
gelangt,  unb  in  weitem  nun  aud)  eigentl)ümlid)e  ^Bewegungen 
freroortreten,  fo  baf  er  ffd)  bü  ber  ©eburt  bureb  Sufammenjiebuni 
gen,  ßontractionen,  b.  i.  Sßefyen  dufert,   beren  3«?ecf  gum  &beil 


*)  2Bie  feljr  (gntjünbungg ;  unb  SSttbungSprocefj  im  SSefen  »erroanbt  |tnb> 
läßt  ftd)  auf  »ielfadje  2trt  nadjmeifen ;  matt  »ergteidje  nur  j.  33.  bie 
©efdfjöftbung  im  Gebrüteten  @i  unb  bie  ©efdfftitbung  an  ber  gereiften 
ftd)  entjünbenben  ^autffddje,  bie  Leitung  ü©n  SÜßunben  burd)  (Sntjün; 
bung,  ik  m'eten  burd?  ©ntjünbung  entjtefyenben  Erant^aften  ®zbUU 
u.  f.  vo.  (obtüot)l  man  allerbingö  ju  mit  getjt,  roenn  man  mit  mannen 
$>atf)ologen  alte  tranftjaften  S3erbitbungen  für  $>robucte  öon  ©nt^'m* 
bungen  fydlt). 

4* 


52 

bie  Austreibung  bev  §rud?t,  allein  eben  fo  fel;r  aueb  t>te  eigene 
SSerfletnerung  ifr ,  weSf;alb  fte  aueb  nacr)  ber  ©eburt  fortbauem.  — 
2Me  ©eburtStfyattgfett  fetbjr,  als  einen  großen  3$eil  meebamfefrer 
Äraft  in  Anfprucb  nebmenb,  als  ben  SBenbepunft  barfieltenb,  bon 
welkem  auS  bie  in  ber  ©ebwangerfebaft  fo  bebeutenb  gesteigerte 
SBtlbungStbdttgfeit  wieber  fyerabftnft,  ergreift  unb  erfdjüttert  faji 
alle  organifeben  ©pjleme  beS  ßorperS  gewaltfam,  ifr  bafyer  in  Meter 
^inftdbt  Veranlagung  311  franfbaften  (Srfdjeinungen ,  unb  über* 
baupt  eine  ber  merfwürbigften  Devolutionen,  welcbe  im  Seben  beS 
SSetbeS,  unb  jwar  mebrere  9)?ate,  ftattftnben  fann. 

§.    73. 

SBocbenbett  unb  ©dugungSperiobe  betreffenb,  fo  ftnb 
bieS  nur  $ortfe£ungen  unb  Abfcbliefjungen  ber  vorigen  ^erioben. 
Sm  Sßocfyenbett  ndmlicb  ootlenbet  ber  UteruS  feine  Sufammen* 
jiebung  unb  SÖieberberfreÜung  in  ten  vorigen  ©tanb,  fowotyl 
rücfftd)tlid)  feines  $arencbi;maS  unb  feiner  %oxm,  a\§  rücfftcbt* 
lid)  feiner  innern  gldcben.  £>ie  befonbere  ©efdfjtbdtigfeit  im 
Snnern  beffelben  verliert  ftcr;,  bie  in  SBejug  auf  gefcfjtecbtlirfje 
Functionen  überfcfyüfft'g  erzeugten  itorperfdfte  nehmen  anbereSftcb* 
tungen,  bewirf  en  tbeilS  eine  vermehrte  Sbdtigfeit  in  ber  $aut, 
tbeilS  unb  fyauptfdcblict)  hervortreten  einer  jum  SBebuf  fernerer 
(5rndt)rung  be6  ÄinbeS  gefc^eljenben  Abfonberung  in  ben  SBrüffen, 
tbeil6  enbttcb  bei  franfbaften  Sufrdnben  wobl  aueb  heftige  Gonge* 
ftionen  nadb  anbern  Organen,  ©ntjünbungen ,  lieber  u.  f.  ro.  — 
2Cm  langten  nun  erbdlt  ft'cb  unter  jenen  für  i>k  Sfcdttgfeit  beS 
UteruS  eintretenben  Functionen  bie  ber  SDftlcbfecretion;  fte  ifr  eS, 
welcbe  fortrodbrenb,  unb  jwar  t>em  ©ange  ber  9?atur  nad)  o&n* 
gefdbr  in  einem  ber  ©cbwangerfcfyaftSperiobe  felbji  entfpreebenben 
Settraum,  bie  $?enfiruation  erfc^t,  unb  eine  @mpfdngni0  eben 
babureb  gewofmlict)  fyinbert. 

§.    74. 

9iacf)bem  wir  fofort  bemerft  Ijaben,  wie  am  (Snbe  biefeS 
ßpftuS  von  ©d)wangerfcbaft,  ©eburt  unb  Sßocbenbett,  ber  Körper 
wieber  bis  auf  wenige  übrig  gebliebene  ©puren  in  ben  vorigen 
ßuftanb  prücffebrt,  wie  fieb  tiefer  GüöfluS  felbft  ein  ober  mebrere 
Male,  ja  febr  f)duft'g  roieberbolen  fann,  ober  aber  im  ©egentbeile 
aueb  wobt  ganj  feblt,  gar  niebt  eintritt,  unb  bloS  bie  jrets  wie- 
berfebrenben  monattieben  §)erioben  bie  Seit  ber  ©efcblecbtSreife 
ausfüllen,  fo  ijt  eS  nun  noeb  übrig,  hen  Suffanb  ju  betrachten, 
weiter  erfolgt,  wenn  bei  vorrücfenbem  Alter  ber  Ueberfdutf  jener, 
bcbufS  ber  SJeprobuction  ber  ©attung  erjeugten  ©dfte  fiel)  all* 


53 

mdlig  üerliert.  unb  ber  Äorper  rücfftcfjtltd)  ber  ©efdjledjtSfunction 
ft'd;  wieber  bem  finblicben  3uffanbe  anfd)ließt. 

§•    15. 

dritte  2eben§pertobe.     SBie  ndmlicr;  m  ber  erften  bie 

©efd;lccl)ter  ft'd;  mefyr  glichen,  bie  weiblichen  ©efcljlecbtstljeile  obne 
eigentliche  Function  waren,  unb  ber  UteruS  felbjr,  biefem  ange- 
meffen,  eine  anbere  ©efhlt  unb  üerbidjtete  weniger  blutreiche  SBdnbe 
§eigte,  fo  tritt  ein  dr)nlid;er  Suftanb  nun  aud;  im  fyöfyern  Alter, 
in  ber  t)xlttm  2eben3periobe  be$  weiblid;en  $6rper§  ein.  35er 
UteruS  wirb  fefrer,  ja  beinahe  fnorpelartig,  unb  bie  Sßaginalpors 
tion  ifi  bei  grauen,  welcbe  mehrere  SD?aIe  geboren  fyaben,  rculftig; 
ber  SO?uttermunb  uneben,  unb  es>  erinnert  fo  bie  allgemeine  ©c- 
jtalt  beS  Sntd;tl)dlter3  wieber  einigermaßen  an  bie  nod;  nidjt  ent; 
wtcfeite  Sotm  beffelben  im  Äinbe.  £)ie  Doarien  weifen  unb  fallen 
jufammen,  ja  fogar  bie  äußern  ©efcfylecfytStljeile  erfdjlaffcn  unb 
vertieren  bie  ilmen  t>orl)er  eigcntl;ümltct)e  ©eflalt.  Sie  äußern 
©djamlippen  weichen  auS  einanber,  bie  innern  «Schamlippen  unb 
bie  Klitoris  werben  wieber  (wie  beim  unreifen  SOMbdjen)  firf>tbar ; 
bie  33rüfre  verlieren  il;re  (Slajiicitdt,  fallen  jufammen,  unb  ft'nb, 
eben  fo  tüie  ber  UteruS  je£t  jur  Austreibung  ber  9)?enjrruation 
unfähig  wirb,  ju  einer  ert)6r)teri  abfonbernben  ©efdßtljdtigfeit  nidjt 
mebr  geeignet.  —  Auf  gleiche  SBeife  tnbeß  wie  bie  erl)6l)te  %t)fc 
tigfeit  ber  ©efdjIecbtSorgane  in  ber  ^eriobe  ber  3eugunggfdl)igfeit 
nid;t  fowol;l  Urfadje  als  vielmehr  golge  allgemeiner  Äorperoer; 
dnberttngen  war,  fo  ifl  aüü)  biefeS  ^in weifen  im  littet  nicht  als> 
Urfaclje,  fonbern  als  golge  von  Umdnberungen  anjufel;en,  wetd;e 
im  allgemeinen  .Svorperbeftnben  frattget;abt  fyabcn  unb  ftd;  auf 
©infen  reprobuetioer  &t;dtigfeit  besiegen. 

§•  76. 
£)tefe  Serminberung  ber  Afftmilatiön  unb  allgemeinen  bilbeti; 
t>en  Srydtigfeit,  welche  bem  £)rgani3mu3  überhaupt  bä  »orruefenber 
SebcnSjeit  notfywenbig  ijt,  unb  als  §olge  be3  ©egenfa^eg  jwifeben 
Snbioibuum  unb  ©efammtf;eit  ber  üftatur  crfdjeint,  äußert  ft'd;  ber 
3?cget  nad;  burd)  wirflidje  ©toffabnafyme ;  ber  Körper  fallt  jus 
fammen,  bie  reicblidjen  Ablagerungen  t>on  %ett  unb  3ellgewebe 
üerfdjwinben ,  bie  <$aut  faltet  ft'd),  bie  Änocben  treten  meljr  l)ers. 
oor,  ber  @barafter  weiblidjer  $orm  verliert  ft'd)  mefyr  unb  mel;r, 
bie  2fel)nlid)feit  beffelben  mit  bem  männlichen  wirb  (wie  im  Äiru 
bemalter)  großer,  unb  inbem  fo  ber  Körper  nid;t  einmal  für  eigene 
(Srbaltung  tl;dtig  fein  fann,  muß  notljwenbig  ba3  Aufrechterhalten 
ber  S^dttgfeit  für  @rl;altung  ber  ©attung  gan§  unmöglich  werben.  — 


54 

Sßie  benn  nun  aber  bie  2£euf?  erungen  be6  (Seifte»  unb  ©emü* 
tf)e3  immer  wefentlid)  burcfy  bte  Drganifation  benimmt  werben,  fo 
jetgt  ft'd)  bieg  aucfc  fyier:  —  3Me  Sanftheit,  Barrett,  bte  ©rreg- 
barfett  unb  Xtmutf)  be3  weiblichen  ®emütl)3  oerlieren  ftd),  bte 
minbere  Energie  be3  -2BiÜen6  unb  Älarfyeit  ber  SSernunft  machen 
ba$  SÜBeib  empfänglicher  für  bie  ©cbwdcfyen  be3  altera,  ju  weichen 
übrigens  tbm  fo  bas>  mdnnlid;e  Xter  geneigt,  obwohl  bagegen 
mefyr  gefegt  ijr,  unb  erzeugen  bann  oft  einen  ßfyarafter,  welc&er 
in  eben  fo  geringem  ©rabe,  als  ber  ber  blüfyenben  Sungfrau 
oft  in  fyoljem  ©rabe,  liebenSwürbig  gu  nennen  ift. 
SB.Stouffel  ^#'ologie  be3  weiblichen  ©efd)led)t3.  Xb.gran$. 

o.  $?i$aelt$.    Berlin,  1786.  8. 
Sac.  gib.  Leiermann  über  bie  forperltd^e §3erfd)iebenf)eit  beS 
5D?anne3  oom  2Beibe  außer  ben  ©efcfyledjtStl)  eilen,    X  b.  Zat 
von  3Ben§el.    Goblenj,  1788.  3. 

(S3ei  meiern  Sntereffanten  leiber  auf  eine  unftattfyafte  $9; 
potfyefe  gegrünbet,  ndmlid)  baf?  ba$  oermefyrte  ober  oerminberte 
SSorwalten  be3  ©auerftop  bie  ©runburfadje  ber  ©efcfylecfyt^ 
t>erfd)iebenl)eit  bebinge.) 
GL  Sr.  $ocfel3  23erfud)  einer  G^araFterifrtf  beS  weiblichen  ©es 
fd)lecbt6.    £annooer,  1806.  2te  Xtfl.  in  4  S&In. 

(Berücfftcfytigt  tyauptfdcfylid)  bie  pfycfyifcbe  Statur  biefeS  ©e= 
fc&ted&tS.) 
9?aturgefd)id)te  be3  SSeibeS,  ein  ^anbbud)  für  2Cer^te  u.  f.  w. 
nad)  S.  g.  SJftoreau  öon  fRint  unb  3.  Ä.  g.  £eune. 
4Sl)le.  Seidig,  1810.  8. 

(Gmtfyält  mele.3  Sntereffante  über  bie  33erf)dltniffe  be6  weib= 
liefen  ©efd)led)t6  in  oerfdnebenen  Seiten  unb  Sdnbern  unb 
umfaßt  jugleicf)  bie  £)idtetif.) 
2Cutenrietf)  über  bie  SSerfcbieben^eit  beiber  ©efcfylecfyter,   in 

fRetl'ö  2Cr4)to  f.  3%f.   7.  S3b.   1.  £ft. 
Ueber  bie  Analogie  ber  männlichen  unb  weiblichen  ©efcl)led[)t§; 
t!)eile  oon  Dr.  &  ßljr.  «Rofenmüller,  im  1.  S3be.  b.  %h 
fyanblungen  b.  pbpftfalifd^mebictnifcfyen  ©ocietdt  §u  Erlangen. 
T>a§  SBeib.    $>l)r;ftologifd) ,  moralifd)  unb  literarifd)  bargeftellt 
üon  D.  S.  3.  S3irep.    X  b.  $xan%.  o.  D.  £.  Jp  ermann, 
geizig,  1827. 
X  ©urun'3  gefr.  ^PreiSfdjrift  über  bie  monatliche  Reinigung 
be§  menfdjl.  SBeibeS.    X  b.  gran§.  ü.  ®.  Sßenbt.  Seidig, 
1822. 
G.  Bakker,  Descriptio  iconis  pelvis  feininae.   Gröning.  1816. 


55 

B.  N.  Gt  Seh  reger,  Pelvis  aniraantium  brutorum   cum  hu- 

mana  cornparatio.  Lips.  1787. 
@.  2.  @ret>e  oom  S3aue  beg  weiblichen  33e<fen3.  Setpjicj,  1794.  4. 
SRa$tU  über  £>a§  weiblicbe  S3ecfen.  $arl6rube,  1825. 
S.  Th.  Soeranierring,  Tabala  Sceleti  feminini.  1797.  Tra- 

jeet.  ad  M.  Fol. 
J.  H.  F.  Autenrieth  p.  Fischer  diss.  sistens  nonnullas  ob- 

servationes    de    pelvi    inammalium.     Tub.    1798.    überf.    im 

2.  #efte  2.  S3ba.  b.  beitrage  f.  3eratteberuna,Sfunbe  t>.  3fen; 

flamm  u.  Sfofenmüller. 
(Kuä)  bienen  gur  ndbern  Äenntntß  b.  weibl.  S3ecfen3  bie 

fünfilicben  SMoiaricn,  g.  25.  0.  grortep.) 
3-  ©.  28altf)er  33etracbtuncjen   über  bie   ©eburt§tl)eile   be§ 

weiblicben  ©efcblecbtS.  Berlin,  1776. 
3-  Gtyr.  ©.  Sorg  über  ba3  ©ebdrorgan  beS  S0?enfc^en  unb  ber 

©ducjtbtere.  gol.   £eipg.  1808. 
J.  F.  Lob  stein  Fragment   d'anatomie  physiologirjne  sur  I'or- 

ganisation  de  la  raafrice  dans  l'espece  humaine.   Paris,  1803. 
3.  ©.  ÄleeS  über  bie  weiblichen  SBrftffc.  granff.  a.  3».  3U  2Cufl. 

1806. 
J.  Ch.  Rosenmiiller  quaedam  de  ovariis  embryonum.  1803    3. 
3.  ©•  Änebel  ©runbrijj  gu  einer  3eicbenlel)re  ber  gefammten 

(EntbinbuncjSrotffenfcfyaft.  1798. 
X  @.  33  od  £)arjMung.  ber  weiblichen  ®efd)lecbt3organe  fos 

wol)l  im  unbefcf)wdncjerten  ale>  befcbwdngerten  Sufianbe,  nebft 

einem  2lnl)ange  üb.  b.  weibl.  33ecfen.  m.  $.   ßeipgig,  1825. 
6.  g.  SBurbacb   bie  gtypftologte   atö  (SrfabrungSwiffenfcbaft. 

ßeipg.  1826.    1.  SBb. 


3  weif  er    21' b  f  d)  ni  t  f. 

SSon  ber  ßigettt^umCi^feit  in  ben  ÄranQjetteit  be$ 

weiblichen  ©efcj>ftcf>t$  (allgemeine  spatfyofo^te)* 

§.   77. 

(Sowie  ber  weibliche  Körper  rücFffcbtlicb  be§  3%ffolojjtfd(>en 
gwar  fcfyon  im  allgemeinen  buref)  eigentl)ümlicbe  äkrbdltntffe  feiner 
organifeben  ©pfteme  unb  dufj  ern  ©efammtbilbuncj  oon  bem  mann; 
lieben  abweicht  ,  allein  nur  burd)  bie  gefd)led)tltd)err  Functionen 
unb  Organe  t-ollfommen  t>on  ihm  ftcb  unterfdjetbet,  fo  aueb  rücf; 


56 

ftcfytlicfr  ber  pat&oloöjfcfyen  3uftdnbe.  —  (SS  üerantaft  bie6  bie 
Äranfljeiten  beS  weiblichen  DrganiSmuS  einstweilen  in  folcfye,  welche 
er  mit  bem  männlichen  gemein  l)at ,  unb  welche  in  ifyrem  Verlauf 
nur  mobift'cirt  werben  burcb  bie  Snbimbualitdt  bes>  ÄorperS,  an 
welchem  ft'e  üorfommen,  unb  in  anbere,  welche,  als  auf  bie  be* 
fonbere  SDrganifation  be3  SßeibeS  gegrünbet,  nur  in  biefem  ©e= 
f<$led;t  möglich  unb  il)m  gang  eigentümlich  ft'nb.  3ur  erjlem 
@laffe  gebort  bemnacfy  i>a$  ganje  $eer  üon  Äranf Reiten,  welchen 
ber  S0?enfrf?  überhaupt  unterworfen  iff,  aU:  Sieber,  (Sntgünbuns 
gen,  2dl)mungen,  Ärdmpfe,  «Störungen  organifcfyer  33ilbung  u.  f.  w. ; 
gur  ^weiten  Gülaffe  hingegen  rechnen  wir  bie  (Störungen  weiblicher 
©efc^lecf}t^oerrid)tung  unb  bie  barauS  ftd)  ergebenben  allgemeinen 
ober  örtlichen  Äranffyeiten. 

§•  78. 
$ier  nun  fann  e§  allein  unfer  3wecF  fein,  üon  ber  ^weiten 
Cslaffe  eine  ausführlichere  £>arjMlung  ju  geben,  unb  wir  erwähnen 
bafyer  t>on  ber  erftern  bloS  baSjenige,  woburd)  bie  Snbiüibualitdt 
beS  weiblichen  itorperS  aud)  in  ben  ifyr  nicfyt  auSfcfyliefiienb  eigens 
tl)umlicl)en  Äran^eit^ujidnben  bejeicfynet  wirb.  (SS  iß  aber  hier- 
über ju  bemerken:  erftenS,  baß  bie  größere  9?ece»tioitdt  beS 
weiblichen  SDrganiSmuS  ilm  im  allgemeinen  für  ©inwirfung  fd>ab- 
lieber  (Stnflüffe  empfänglicher,  folglich  §u  Ärdnflicljfeit  überhaupt 
geneigter  macljt,  unb  baf?  burcr)  bie  großen  in  ber  Statur  beS 
SöeibeS  felbft  begrünbeten  Solutionen  (©cfywangerfcfyaft,  ©eburt, 
SSocfyenbett)  i>a$  öftere  SBieberfebren  üon  ^rdnflic^feiten  befonberS 
begünfiigt  werbe.  £)a3  SBeib  erfranft  bafyer  fyduftger,  oft  in  Folge 
fdt>einbar  unerheblicher  ©cl)dblicl)feiten,  unb  atXeS  bieg  natürlich  um 
fo  mef)r,  je  reizbarer  baS  Snbioibuum  ijl  (bafyer  baS  unaufhörliche 
Äranffein  mancher  überfeinen  weiblichen  Gionftitution) ,  unb  wir 
ftnben  aucl)  l)ier  wieber  eine  2Celmlicl)feit  mit  bem  fo  Molen  Äranfs 
Reiten  unterworfenen  ÄinbeSüörper.  —  3tt>eiten3:  £)te  geringere 
(Energie  in'  ber  Sfeaction  beS  weiblichen  ÄörperS  überhaupt  macfyt 
eS  erfldrlid),  warum  bie  üon  einwirf enben  ©cl)dblid[)feiten  erzeug* 
tm  £ranff)eit3ftürme  oft  minber  Ijeftig,  gdlle  ferneren  (SrfranfenS 
im  (fangen  feltner  gu  fein  pflegen,  als  im  männlichen  ©efdj le#t; 
grauen  jeigen  tbm  beSfyalb  oft  unter  ben  befdjwerlicbften  Sagen 
bewunbernSwertbe  2Cu§bauer,  unb  werben  weniger  leicht  ganj  nies 
bergeworfen  aufS  ^ranfenlager  als  Scanner. 

§.    79. 
Drittens.    £>aS   23orberrfcl)cn  üegetatmer  Functionen  im 
weiblichen  Äörper  bebingt  ferner  aucl)  baS  häufigere  Sßorfommen 


5T 

t>on  frönfböftcn  Suftdnben  fowobl  in  i>m  erfren  SBegen  be§  1tf\U 
mtlattonöproceffeö  unb  ben  fecemirenben  Organen,-  als  in  ber  ölige* 
meinen  33ilbungStbdtigfett,  beren  Srdger  baS  ©efdßfmlem  ijr,  wo* 
Ijer  benn  tbeilS  baS  Ijier  fo  fyduftge  8Sot!ommen  oon  ttnorbnun* 
gen  in  ber  Zxt  ber  33lutcirculation,  tbeilS  bie  oftern  §dHe  ah 
normer,  auf  patfyologifcfye  33ilbung  ober  2£u6frf>etbung  abjwecfenber 
©efdfütbdttgfeit,  unb  fomit  bie  bduftgen  Äronf^ettSformen  ber  QtnU 
junbung,  33erwacbfung ,  SßerbÜbung,  ©efaßerweitcrung,  SBaffer* 
anbdufung,  Eiterung  u.  f.  w.  erHdrlid;  werben.  —  33iertenS 
wirb  ber  Verlauf  ber  Ärönf fetten  in  golge  beS  obenerwähnten 
UebergewicbtS  probucttoer  Functionen  aud)  infofern  mobtft'ctrt,  als 
ber  Äörper  felbjt  in  Hebung  unb  Entfcbetbung  ber  ÄranÜbeiten 
fiel)  tätiger  beweifet,  wofyer  benn  bie  auf  erorbentlicbe  «£)etlfroft  ber 
Statur  oft  in  fallen  ber  bebeutenbften  organifdjen  3errüttun* 
gen  (5.  33.  bei  Eiterungen,  burefy  ©cbwangerfcfyaft  uußerbalb  ber 
©ebdrmutter  oeranlaft)  abgeleitet  werben  fonn.  —  fünftens 
beruht  eS  in  bem  befonbern  SSorwolten  ber  ©enftbilitdt  btefeS  ©e* 
fcblecbtS,  böfl  ©mnptome,  welche  00m  üfteroenfpftem  ausgeben, 
bie  meijlen  Äranfbeiten  ber  SBeiber  begleiten,  bofj  ©cbmerjen, 
Ärdmpfe,  fidfomungen,  ©inne^Sdufcbungen  ober  tteberfpannungen 
bier  fo  auSgejeicbnet  l)duft'g  erfdjcinen  unb  Sxücfwirfungen  beS 
9ccroenfi;ftemS  auf  anbere  ©öfieme  unb  Organe  aueb  öfters  ju  wei- 
tern Sßerjümmungen  2Cnlö$i  geben,  wenn  hingegen  Sfaactionen  beS 
SJhtSmlarfpffemS ,  in  %oxm  oon  Eonoulftonen,  2(u§brücben  oon 
SÖ^anie  u.  f.  w.  weniger  l;eftig  ölS  im  männlichen  ©efd)lecfyt  ju 
fein  pflegen. 

§.  80. 
2ßte  nun  burd?  bie  erwähnten  Momente  fowobl  bie  Ätiologie 
aB  (Symptomatologie  weiblicher  Ärönf&eiten  manches  (Eigentums 
licfye  erbdlt,  fo  ifr  aud)  enbltd)  rücfftcbtlicb  ber  ?>rognofe  noeb  ans 
jumerfen,  bafji,  fowie  überhaupt  ber  geringern  Energie  berSceactio^ 
nen  wegen  baS  weibltd)e  ©efd)led)t  mel;r  ju  ebronifeben  als  acuten 
Äranfbeiten  geneigt  tjt,  aud)  acute  Äranübeiten  felbft  im  2lllge* 
meinen  bier  minber  Uid)t  eine  fo  gefabrbrobenbe  $öbe  erreichen; 
woraus  benn  bie  Erfabrung  er!  Idrlicb  wirb ,  ba$  in  tt)pl;6fen  Epi= 
bemien  5.  33.  ber  Siegel  nacb  mebr  Scanner  als  grauen  oerjlarben. 
itngünjfrgcr  bingegen  muß  eben  babureb  bie  $)rognofe  werben  bei 
ebronifeben  Äranfbeiten,  tljeilS  wegen  ber  großem  Neigung  $u 
organifd;en  SSerbilbungen,  SSafferanfammlungen  u.  f.  w.;  tbeilS 
wegen  ber  fcbneller  eintretenben  Ironie,  welche  bduft'g  burd)  ben 
mehrmals  ftd)  wieber^olenben  EpHuS  ber  l)öl;ew,  fo  tief  in  im 


58 

weiblichen  £)rgani§mu§  eingreifenben  ©efcl)lecl)tSverricr;tungett  von 
©cfywangerfcfyaft,  ©eburt  unb  SBocfyenbett  unterhalten,  beforbert 
ober  bocb  vorbereitet  wirb;  üor&ügltd)  ungünfiig  muß  jebocf;  bie 
^rognofe  im  Allgemeinen  bei  ben  cr;rontfcr;en  Äronf^cttSjufidnDcn 
folcber  Organe  werben,  beren  Function  fcfyon  an  unt>  für  ftcb  im 
weiblichen  Körper  befcr)rdnfter  ift,  5. 33.  bei  Äranf  Reiten  ber  Sungen. 

§,  81. 
2Ba§  bie  jvoeite  klaffe  weiblicher  Äranf  Reiten,  ndmlicf)  bie 
biefem  ©efcblecfyt  au3fcf)ließenb  eigentbümltd;en  betrifft,  fo  ift  von 
ifynen  im  Allgemeinen  jn  bemerfen,  baß,  fowie  bie  ©ispofttton 
baju  überhaupt  nur  burcr;  ben  gefd)led)tlicl)en  ßfyarafter  sieben 
wirb,  i(;r  fyduftgere6  ober  minber  fyduftgeä  SSorfommen  aud)  an 
ba$  hervortreten  ober  Surücftreten  weiblicher  Snbwibualttdt  ge= 
fnüvft  iji.  (£:£  wirb  bal)er  erfldrlicr; ,  waxum  5.  33.  ba3  ftnblic^e 
Alter,  bei  minber  ausgeprägtem  ® efcr)lecr)t§d?araf ter ,  aud)  beinahe 
gar  feine  bem  weiblichen  ©efcfyledjte  auSfd)ließenb  eigentümlichen 
Äranf^eitSjufidnbc  jctgt,  wenn  hingegen  in  ben  zeugungsfähigen 
Sauren  Äranf  Reiten  biefer  Art  in  9ftenge  vorkommen,  unb  jwar 
aucj)  l)ier  wteber  in  größter  SKannigfältigFeit  ba,  wo  i>k  ©e; 
fcblecfytStbdttgMt  am  jrdrfjien  hervorgehoben  tfr,  alfo  namentlich 
wdfyrenb  ber  ©cljwangerfcbaft  unb  bem  S5Socf)enbette,  am  aller; 
fyduftgften  jebod£>  bei  ber  ©eburt,  als  beren  Abnormitäten  mit  il;rer 
33el;anblung  ja  fogar  &ur  SStlbung  einer  eigenen  £>t£ci:plin  bie 
33eranlaffung  gaben.  dben  beSfyalb  fefyen  wir  im  I;6r)ern  Alter, 
nad)  erlofcfyener  3eugung£functton,  jwar  wol)l  manche  ber  früheren 
Verlobe  eigentümlichen  Äranll;etten  fortbauern  ober  ft'd)  entwickeln, 
aber  wir  vermtffen  Ar  anleiten,  welche  in  biefer  £eben§periobe 
beS  SßetbeS  au§fct)ltepenb  vorkommen  fonnten,  unb  fel)en  vielmehr 
im  $)atl)ologifcf)en  wie  im  ^)l)pffologifcben  ben  weiblichen  Äorver 
wteber  mel;r  bem  männlichen  genähert. 

f.  82. 
ttebrigemS  gilt  rüdffchtlid)  ber  Aetiologte,  «Symptomatologie 
unb  $)rognofe  aucb  von  biefer  ÄranffyeitSclaffe  im  Allgemeinen 
wieber  wtö  §.  78  —  80  über  bie  erflere  ©äffe  gefagt  tjl,  fo  baß 
aucb  l)ier  5.  33.  großem  SSorwalten  ber  Neigung  ju  abnormen 
33ilbungen  unb  ebronifcfyen  Sufldnben,  fowie  §u  «Störungen  ber 
©enftbilitdt  bemerfltdb  wirb,  wob^ei  inbeß  nocb  außerbem  erwdljnt 
ju  werben  verbient,  baß,  fowie  bie  weiblichen  ©efcblecbtS  verrieb^ 
tungen  überbauet  entfdjteberter  unb  jüdrfer  in  ba3  SSeft'nben  beS 
gefammten  SDrganiSmuS  eingreifen ,  aud)  bie  (Störungen  biefer 
Functionen  von  großerm  d'influffc  auf  Erregung  allgemeiner  Äranr^ 


59 

fyeitSgujrdnbe  ft'nb,  al6  bieS  j.  33.  00m  männlichen  ©efcr)lec$te  be; 
Rauptet  werben  fann.  —  £)ie  Einteilung  biefer  eigentlichen  ©e; 
fct)(ed)t6franf t)etten ,  beren  Erörterung  nun  ttorjüglicfyer  ©egenjranb 
be3  fpecietlen  S£r)eil$  biefer  2Crbeit  fein  wirb,  fann  übrigens  na* 
mentlicf)  üon  jwei  ©tanbpunften  aus  entworfen  werben ,  b.  t.  enk 
weber  inbem  man  unterfdjeibet  jwifdjen  örtlichen  Äranffyeiten  be§ 
©efcfjlecfytSfwfbmS :  Entjunbungen ,  SSerbilbungen,  fehlerhaften  2a? 
gen  u.  f.  w. ,  unb  allgemeinen  obwohl  r>on  ber  ©efcr;lecl)t3inbiMj 
bualitdt  bebingten  Äranffyett^ufidnben ,  §.  33.  33leidE)fucr;t,  v£>t)jierie 
u.  f.  w.  —  £)ber  inbem  man  ft'e  orbnet  nacf)  t>m  einzelnen  SebenS; 
perioben,  wie  es>  gefd£)et)en  in  bem  §.  11.  entworfenen  ©c^ema. — 
$ivc  uhfern  3wecf  galten  wir  e3  am  fd£)icf  liefen ,  beibe  Qt'mtyzU 
lungSgrünbe  §u  üerbinben,  unb  fdmmtlicfye  ©efcbfedjtsfranfljetten 
ber  SBeiber  überhaupt  naefy  ben  ßeben&perioben ,  im  33efonbem 
aber  nacf)  ifyrer  £)ertlicl)feit  ober  2lllgemeinl)eit  äufammenäujMen. 


dritter  %b\6)nitt. 

SSon  ber  är$tlicf)en  SBeljanblunc*  be3  weiblichen  £)rga= 

niSmuS  im  cjefunben  unb  franfen  Sujfcmbe  (allgemeine 

Sttätetif  unb  Sfyerapie)* 

§.    83. 

Unter  ben  fyterfyer  gehörigen  ©egenftdnben  fonnen  wir  unters 
fcfyeiben,  erjtenS  bie  33eaci)tung  ber  $Perfonlicl)feit  be£  Slr^teS  für 
t>a$  weibliche  ©efcfylecbt,  zweitens  bie  Erörterung  ber  Zxt  unb 
SBeife,  fowot)l  bie  t-erfcfytebenen  pl)t)ftologifdE)en  als  patljologifcben 
3ujidnbe  be3  weiblichen  $örper§  §u  erforfcfyen  (alfo  ber  Unterfu* 
d)ung6metl)obe) ,  unb  brittenS  Erwägung  ber  allgemeinen  für  bie 
&3el)anblung  feXbft  aufjujlellenben  üJRarimeh. 

I.  SSon  ber  $erfönltd)fett  be£  ^rauenargteS  unb 
©eburtöfjelferS. 

§.    84. 

SSon  einem  jeben,  ber  fyelfenb  unb  Ijeilenb  auftreten  will, 
forbert  man  mit  JHecfyt  nocl)  aufer  ben  genügenben  Äenntniffen 
unb  fjertigfeiten  eine  gefunbe  frdftige  Snbiüibualitdt,  innere  ©ic^er- 
fyeit,  ©egenwart  beS  ©etfieS,  ©cfydrfe  finnltcr)er  SBafymefymungen, 
9?ed)tlid)!eit  unb  Sftilbe  in  feinem  ^anbeln.  2lucl)  ber  grauenarjt 
unb  Geburtshelfer  muß  baljer  mit  folgen  Etgenfcl)aften  auSgefiattet 


60 

fein,  wenn  er  feinen  S5cruf  würbtg  erfüllen  folt,  ja  er  muß  e6 
um  fo  mein*,  ba  ba3  weibliche  ©efcl)led)t  einen  ,fel;r  feinen  ©inn 
für  männlichen  SBertfo  ju  beft^en  pflegt,  unb  tym  leii)t  baS  SSer- 
trauen,  unb  mit  tl)tn  eine  fo  wefentlidje  SSebingung  ber  Teilung 
fcfywinben  wirb,  wenn  ein  unftdjereS,  fdjwanfenbeS  ober  wofyt  gar 
unfdj)tiflid)e3  33enelmien,  Mangel  eines  wofylgegrünbeten  ©elbjfc 
üertrauenö  erratl;en  laßt.  2lu£erbem  ijl  jebod)  noer)  anjumerfen, 
<oa$,  wie  namentlich  bit  GmtbinbungSfunft  bei  iljrer  Ausübung 
mit  fo  vielen  ©djwiertgfeiten  unb  2Cnftrengungen  oerfnüpft  ijl, 
auef)  ebenbe3t;alb  oon  bem  ftcf)  il)rer  Ausübung  Söibmenben  eine 
oorjüglicr;  bauerfyafte  ©efunbfyeit,  frdftige  obwohl  nidtjt  alljuoollige 
SSilbung  be3  ÄörperS,  inSbefonbere  aber  frdftige,  fdjlanfs  unb 
wofylgebilbete  2(rme  unb  £dnbe  fowie  feinfül)lenbe  Ringer  erforbert 
werben;  ©rforberniffe,  welche  auf  längere  Seit  nur  erhalten  werben 
lonnen  butc^>  eine  forgfdlttge,  allen  2£u3f$weifungen  unb  Unmäßig- 
feiten  abfogenbe  swecfmdßige  Sebensorbnung  unb  wol)lgeorbnete 
Qultur  unb  Uebung  ber  ©lieber. 

§.    85. 

jDbwofyl  nun  ber  2(rjt  mit  biefen  pl)t)fifd)cn  unb  hm  oben* 
erwähnten  pfyd)ifd)en  (§igentl)ümlicf)feiten  begabt,  fcfywerlicr;  bie 
rechte  2Crt  be3  33enel)men6  gegen  weibliche  Äranfe  verfehlen  wirb, 
unb  wir  gern  ein  fleinlidjeS  Savoir  faire  ber  Nation  überlaffen, 
welche  auf'#eußerlicl)e§  fo  jlreng  fyaltenb  biefe3  unüberfe^bare  SBort 
gebilbet  l)at  (um  fo  mefyr,  ba  burd;  dfynlidbe  Äunftgrtffe  wol;i  oft 
ein  gewöhnlicher  Routinier*)  großem  Eingang  als  ber  grünbltcfte 
unb  n)tffenfcl;aftlicl)e  2(rjt  erhalt),  fo  barf  man  beffenungead)tet 
mit  3tecr/t  einige  befonbere  fünfte  biefer  äußern  33cl)anblung  beS 
wetblidjen  ©efd)led;t§  no$  einer  nähern  SSeadjtung  würbig  erfldren. 
'    §.    86. 

©o  gehört  l)ierl)er  jundd)|t  fd)on  bie  2Cufmerf  famfeit  auf  auf  er- 
lidje  ©rfebeinung  be§  2Crgte3  in  Äleibung,  Haltung  unb  SBetra; 
gen. —  Gnn  ©efdj)led)t,  welches?  bie  (Sitte  al§  erfte  S^d^erin  an; 
ernennt,  empft'nbet  iebe  Unfd)icflid)!eit  biefer  2trt  notfywenbig  meljr 
al§  ber  SKann,  unb  eine  iebe  gefugte,  gecfenfyafte  Äletbung  ebm 
fo  fer)r  als  ein  att$uuernad)idfftgte3  2(eußere,  ein  jebeS  2tuffallenbe, 
nad)'  conoentionellen  ©runbfd^en  Unpaffenbe  be3  S5ttragen§  wirb 
ba3  weibliche  ©efül;l  ■  unangenehm  affteiren,  ja  jurüdjloßen,  wenn 
c3  Do«  einem  mdnnlid;en  Snbioibuum  faum  bemerkt  würbe. 

*)  WofyU  bodj,  fo  wenig  al§  auefj  biefeS  SOBovt  in  unfern:  ©pracfye  ftcf» 
unumfd)rieben  wiebergeben  lä|r,  eben  fo  wenig  bie  ©acfye  felbft  bei  un§ 
gefunben  werben!  — 


61 


2fuf?erbcm  fyat  ta§  ^Betragen  be3  2Crjte6  ftd;  tngbefonbcre  nad) 
weiblicher  Snbioibualitdt  511  fugen ,  tfyeitö  bei  @rforfd)ung  ber 
Äranf öcttSjtifldnbc ,  tifoeifö  bei  STnorbnung  be3  #eilplane§.  Sn 
elfterer  £inftd)t  ijr  e§  bie  Aufgabe  einerfeitS,  jart  unb  witrbig 
ben  grauen  ju  begegnen,  bamit  ft'e  c8  wagen  mögen,  oertrauen^ 
Doli  felbjt@cl)eimniffe,  welche  weibliche  ©d)am!)aftigfeit  fonft  gern 
verbirgt,  bem  2fr§t  offen  barjulegen;  ein  Vertrauen,  welcf)e§  ber 
3(rjt  burcb  eine  einjtge  unfdt>i<f ttdt?e  leibenfdjaftlicfye  2feuperung  bei 
$artfül)lenben  grauen  fcerfdjcrjen  wirb.  (W\t  SRed^t  jagt  bal;er 
fcfyon  ^x.  Jp  off  mann:  „Medicus  debet  esse  castus,  castus  sit 
in  veibis  et  factis,  quando  aegrotantes  visitare  debet  feminas.") 
2(nbererfeit3  tjt  aber  aucl)  ©cfyarfblicf,  [teuere  £)rbnung  im  Ärans 
feneramen  unb  oielfadbe  Umftdjt  nötbig,  um  burd)  ben  gewanbfen, 
oft  nur  $u  rebfeligen  Vortrag  ber  .Stränden,  ja  burd)  a&jtc&tltd&e 
auf  Sdufcfyung  abjwecfenbe  £>arjrellung  eines  gur  ßtjl  geneigten 
©efd)led)t3  ntd)t  oon  ber  richtigen  2(nftd)t  be3  eigentlichen  3u- 
Itanbeö  fidf?  abbringen  511  laffen;  eine  Aufgabe,  welche  oft  nament= 
lid;  bei  2Tuömittelung  oon  ©djwangerfcljaften  u.  bergt,  mit  nid)t 
geringen  ©cljwierigfeiten  oerbunben  5U  fein  pflegt.  —  W\t  einem 
SOBortc:  ber  Mittelweg  jwtfd;en  einer  gu  regen  £l)eilnaf)me  unb 
einer  abjtofjenben  Aalte  wirb  jeber  drjtlicfyen  2(u3mittelung  bd 
weiblichen  Snbioibuen  i)m  ft'djerjren  (Srfolg  gewahren. 

§.    88. 

2öa3  zweitens*  bie  3tnorbnung  bes>  v£)eifylane6  betrifft,  fo  wirb 
and)  t)ier  ber  2Cr$t  tfyetB  burd)  ein  gewiffeS  dingelpen  in  bie  Sns 
bioibualitdt  feiner  Äranfen,  burd)  33enu&ung  iljrer  oorl)errfd)enben 
Neigungen  u.  f.  w.  5D?ancbe§  jur  SSeroolljHnbigung  feiner  @ur  biU 
tragen,  unb  feine  Äranfe  baburd)  ju  genauerer  ^Befolgung  ber  il)r 
oorgefcfyriebenen  Siegeln  oermogen  fönnen;  t&eiW  aber  ifr  nid)t  ju 
überfein,  wie  ber  2frjt  felbjt  burd)  feine  ^Perfonltd)!  eit ,  burd) 
feinen  fejren  SBillen  oft  auf  ba3  Grntfctyiebenfre  jur  S3efettigung  res 
gelwibriger  3ufrdnbe  beitragen  fonne.  £5ie  (S'inwirfrtng  ndmlid) 
einer  kräftigen ,  geiffigen  Snbtoibualitdt  auf  eine  fdbwdd)ere  fd)on 
an  unb  für  ftd) ,  ifr  (mögen  wir  bk$  nun  magnetifc^e  ober  anbere 
Äraft  nennen)  unleugbar  unb  burd)  oielfadje  ^Beobachtungen  er* 
wtefen  *) ,  unb  baf?  oon  berfelben  nun  gerabe  bä  weiblichen  Äranfen, 
wo  aufgeregte  ober  oerfiimmte  ©enft'bilitdt  oft  eine  fo  große  Stolle 


')  9JJcm  gebenfe  nur  be§  fdjonen  2Cuffa|c§  »om  "itxfyiatt?  SBranbiS  im 
£ufelanb'fäen  2Crd)iö  f.  b.  pr.  £etl£.  1815.  S8b.  II.  ©t.  2. 


62 

fptelt,  in  Dielen  fallen  frdftige  £filfe  erwartet  werben  bürfe,  liegt 
am  Sage.  Sßie  oft  l)6ren  wir  baber  nicbt  bie  klagen  reizbarer 
weiblicher  Äranfen  fajl  augenblicHicb  ftdE>  minbern ,  fobalb  ber  ge^ 
ebrte  oertrauenSöoll  empfangene  2Trjt  ftd)  ibnen  ndbert?  —  dben 
fo  bejitmmt,  als  ba$  ©efübl  be$  ÄranffeinS  burcb  bie  2(nnd^erung 
einer  wiberwdrtigen  $erfon  geweigert  wirb. 

II.    Sßon   ber  3Crt  unb   SBeife,  bie  tterfcfjiebenen 

3uftdnbe  beS  roetbUdjjenÄdrperS  auSjumitteln 

unb  ju  unferfucf)en. 

§     89. 

SBir  fonnen  Sterbet  unterfcbeiben :  a)  ba$  allgemeine  nacr; 
regelmäßig  georbneten  fragen  eingeleitete  23ernebmen  ber  ju 
Unterfucfyenben,  ibrer  frühem  ©cfcbicbte  nacb  fowobl,  als  nacb 
ber2lrt  ibrer  gegenwärtigen  befonberen  (Smpft'nbungen;  unb  b)  bie 
burcb  ben  <Sinn  bes>  ©efidjtö,  ober  beS  ©etafte,  ober  be3©ebor6, 
unb  §war  entweber  burcb  biefe  (Sinne  allein  ober  mit  SSeüpulfe  öon 
Snjrrumenten  t-orjunebmenbe  Unterfucbung  ber  weiblichen 
Äorperbilbung  fowobl  im  allgemeinen,  als  inSbefonbere  im 
©efcblecbtstbeilen ,  fowie  (bü  JMnftcbt  auf  Geburt)  i>tm  33ecfen  na$. 

§.    90. 

2Ba6  juoörberfr  bie  £>rbnung  unb  §olge  ber  jum  33ebufe 
folc^er  2lu6mittelungen  ju  jtetlenben  fragen  betrifft,  fo  werben 
5war  im  ©anjen  wie  bei  mdnnltcben  Snbioibuen  aud)  l)ier  2llter, 
(Sigentbumlid)feiten  bei  ber  ©eburt,  ©efunbbeitSumjldnbe  ber  <£U 
tern,  ^inber!ranf Reiten ,  äußere  SBerbdltntffe,  Temperatur,  ttors 
berrfcbenbe  Neigungen,  fpdterbin  erfahrene  Äranfl)eiten  u.  f.  w. 
erörtert  werben  muffen;  eS  wirb  ferner  ber  gegenwärtige  3ttjfrmb 
nacb  ben  einzelnen  organifcfjen  ©pjlemen  gu  erwägen  fein,  fo  bafj 
man  j.  S5.  oon  ber  Function  ber  £)auung§organe  beginnt,  über; 
gebt  fobann  §ur  Function  be3  ©efdßfyftemS ,  ber  2lbfonberung&: 
unb  2ltl)mungäorgane,  unb  cnblicb  bie  SSerricbtungen  be£  fybfyzxn 
tbierifeben  2eben3,  nacb  ©enfation  unb  9Ku3fttlartbdtigfeit  unters 
fuebt;  allein  immer  wirb  nun  noeb  einen  febr  wefentlicben  Sbeil 
biefer  Unterfucbung  bie  S3erücFft'cbtigung  ber  eigentlichen  ©efcblecbtS; 
oerbdltniffe  auSmacben,  wobei  bann  auf  nacbjtebenbe  fünfte  öor= 
guglicbee>  ©ewtdrt  ju  legen  fein  würbe.  — 

§•    91. 

Bündel  aber  gehört  bierber  bie  (Sntwicflung  be§  ©efcblecbtös 
c^arafterö  im  (Srfcbeinen  ber  Sttenjiruation,  welche  bureb  ik  Seit, 
in  welcber  ffe  erfcfjeint,  burcb  bie  Sufdlle,  mit  welchen  fte  eintritt, 


63 

burd)  bie  2lrt  t^rer  2öieberfel)r ,  burdj  bie  Quantität  unb  £lualitdt 
t>e§  abfließenben  SSluteS,  oielen  2Cuffc&lujj  über  bie  urfyrunglicfye 
£l)dtigfett  be3  ©efd)led)t3ft)ftem3,  unb  bie  meljr  ober  minber  ooII= 
fommene  Harmonie  in  ben  Functionen  beö  ÄorperS  oerfjeißt.  — 
9la&e  oerbunben  ift  hiermit  (Erforfcfyung  ber  Regungen  be3  ©es 
fd)led)tStriebe§ ,  ob  fte  fpät  ober  frut)  erroac^t,  ob  ft'e  in  geringem 
ober  t)oi)tm  ©rabe,  meßetdjt  5U  2tu3fd)weifungen  füfyrenb,  empfmu 
ben  würben?  —  Erörterungen,  wobei  allerbingS  nur  burcb  be* 
fonbere  SSorft'djt  unb  ©cfyonung  ber  ©cbamfyaftigfeit,  unb  oft  mel;r 
burd)  S3enu&ung  ber2luSfagen  oon  (Sltem,  33erwanbten,  S^ebarn; 
men  u.  f.  ro.  als  burd)  münblicfyeS  ©ramen  gum  Siel  ber  dx* 
fenntnifj  beS  eigentlichen  SuflanbeS  §u  gelangen  ift. 

§•    92. 

ferner  oerbienen  bei  nid)t  mefyr  jungfräulichem  Suftanbe,  na* 
mentlid)  bei  SSerfyeiratfyeten  fyeiU  (unter  ber  erwähnten  23orftd)t)  bie 
ebelicben  23etl)dltmffe,  t&eilö  unb  namentlich)  bie  oorauSgegangenen 
ober  je£t  jrattljabenben  Suftdnbe  oon  ©cfywangerfdjaft,  Geburt,  2Bo* 
djenbett  unb  ©tillungSpertobe  bie  genauere  S5erucf ftc^tigung ,  i>a 
oor§üglid)  oon  ben  le|tern  Sufrdnben  au3  oft  bie  dntfteljung  ber  »er* 
fdjiebenartigften  franfl;aften  Suftdnbe  geredjnet  roerben  muß.  (5§ 
ft'nb  bal)er  tfyeilä  bie  2lnjal)l  unb  3lrt  vorausgegangener  ©eburlen, 
tbeilS  ber  Verlauf  vorausgegangener  ©cbwangerfdjaften,  baS  S3eftn* 
ben  in  benfelben,  bie  etroa  ftattgefyabten  pl^ft'ologifcfyen  unb  ^atr)o= 
logifdjen  (Sigentl)ümlid)feiten  ber  äöocijenbetten  ftetS  unb  gwar  nad) 
ben  einzelnen  biefe  ^erioben  djaraftertffrenben  ßrfd)einungen  (oon 
welchen  fpdter  bie  Sfobe  fein  wirb)  möglich  genau  $u  erforfdjen; 
unb  enblid)  ift  benn  aud)  bei  altern  weiblichen  Snbioibuen  ber 
(Eintritt  ber  flimafterifcfyen  Sa^re  (baS  2Cufjenbletben  ber  $Jlm* 
ftruation)  auSfüfyrlid)  §u  berüc! ftdjtigen ,  ba  aucb  in  biefem  Seit- 
raum mancher  ÄranffyeitSjuftanb  beS  weiblichen  ÄorperS  wurjelt. 

§.    93. 

2tnlangenb  zweitens  bie Unterfud)ung  ber  weiblicfyenÄor* 
perbilbung,  fo  ift  e£  biefe,  weld;e  man,  ba  fte  oorjugSweife 
bei  ©eburten  vorgenommen  werben  muß  (obwohl  fte  in  vielen 
anbern  3uftdnben  beS  weiblichen  ÄorperS  ntcr)t  minber  notf)Wenbig 
tfi),  mit  bem  tarnen  ber  geburtSI)ulflid)en  Unterfudjung 
(Exploratio  obstetricia)  bejeidmet,  unb  nad)  folgenben  ©runbfdfcen 
unterfcbieben  l)at.  —  3undcl)jr  ndmlid)  tbeilt  man  biefelbe,  je 
nacfybem  fte  über  tk  gefammte  äußere  Äorperbilbung  ft'd)  vetbreU 
tet,  ober  vor^ugSweife  auf  bie  innern  ©eburtStfyetle  unb  baS  S5ecFen 
befcfyrdnft  wirb,   in  bie  äußere  unb  innere  Unterfuc^ung  (Explo- 


64 

ratio  obstetricia  externa  et  interna),  welche  Keltere  aud)  W0l)I  nod) 
inSbefonbere  mit  bem  tarnen  beS  Sufu^teng  (Touchement,  SEou= 
cr)tren)  belegt  ju  werben  pflegt  Zweitens  aber  unterfcfreibet  man, 
je  nadjbem  bie  Unterfud;ung  burcr;  bte  $anb  be3  ©eburtSljelferS 
ober  burcb  SÖerfjeuge  üorgenommen  wirb ,  Unterfucfyung  burcr;  ©e; 
ft4)t  unb  ©etafr  unb  Snfirumentalunterfucfyung  (Exploratio  ob- 
stetricia manualis  et  instrumentales). 

§•    94. 

SQSie  nun  f$on  %tlS  im  ungemeinen  ein  becente§  unb  fc^o« 
nenbea  Söerfafyren  bem  grauenjtmmerar&te  gur  ^flicfjt  gemacht 
würbe  (§.  86.),  tfyeilS  dbnlidje  Regeln  rücfftcfytltd)  be3  Äranfen* 
eramenS  (§.  91.)  erwärmt  worben  ftnb,  fo  muffen  nun  inSbe* 
fonbere  bei  bem  genauem  (Srforfcfyen  ber  forderlichen  33tlbung  be3 
SBetbeS  bte  nacfyftefyenben  ©runbfd^e  berücfftd;tigt  werben :  — 
1)  Sjl  beim  Vortrage  ber  üftotljwenbtgfett  ber  Unterfudmng  felbft 
mit  2Cnffanb  unb  S3orffd>t  51t  »erfahren  (ofyne  wirfliebe  9lotl)wen* 
bigfett  wirb  natürlich  biefeS  jebem  unüerborbenen  weiblichen  ©es 
fcfoijjfe  fyocfyjl  unangenehme  23erfaf)ren  gdnjlicr;  übergangen),  unb 
e§  ftnb  bemnad)  bte  ©rünbe,  welche  bie  Unterfucfyung  err; eiferen, 
mit  SRutye  unb  gefltgfeit  barjulegen.  2)  @:3  wirb  jweefmdpig  fein, 
bei  ber  Unterfucbung  felbft  irgenb  eine  vertraute  $Perfon.  j.  SS.  eine 
Sßerwanbtin  ber  p  Unterfucbenben  gegenwärtig  ju  fyaben,  unb  bte 
Unterfudmng  felbft  ■  wo  moglid)  frül)  bei  nod)  niebt  buref)  (Speifen 
aufgetriebenem  Unterleibe  üorjunefymen.  3)  S5et  ber  Unterfudmng 
felbft  wirb  man  alle  mcr)t  unumgdnglidj  notfywenbigen  @tttbl6f#m= 
gen  ober  fonfttge  SBeletbtgungen  ber  aucr;  im  gefallenen  Sßetbe 
$u  ebrenben  ©cbamfyaftigf eit  forgfdltigfl  oermetben ,  unb  voaä  burcr; 
©etaft  auSgemittelt  werben  fann ,  nid)t  burcr;  ba§  ©eft'djt  erörtern. 
4)  Wlan  berette  alle  gur  Unterfuclmng  nötigen  Utenftlten,  j.  35 
ba3  Sager,  bie  gum  SBefrreicfyen  ber  £anb  erforberltdje  <3albe 
ober  be6  tt\va$,  Sucher,  SBafcljwaffer  u.  f.  w.,  unb  fer)e  barauf, 
iia$  bie  jur  Unterfudmng  felbft  am  roetjim  geeignete  Sage  ober 
(Stellung  beö  ÄorperS  juoor  angenommen  werbe. 

§.    95. 

5)  SBeöor  man  §ur  Unterfudmng  febrettet,  laffe  man  bte 
<|)arnwege  fowofyl,  als  ben  3)armfanal  (ledern  mttteljr  eineS  2a* 
öementS)  entleeren.  6)  Sftan  trage  ©orge,  bafi  bie  unterfud()enbe 
#anb  weber  burcr;  SRaufytgfetten,  (£cfen  ber  SJcdgel,  Aalte,  9?dfje,  ober 
burcr;  Sftnge  u.  bgl.  ben  Äper  ber  $u  Unterfucbenben  nadtfbeilig 
afft'cire.  7)  9J?an  gewogne  ftcb  bie  Unterfudmng  mit  beiben  ^>än- 
ttn  gleicf;  fertig  unternehmen  ju  fonnen,  unb  8)  man  »erfahre 


65 

bei  ber  Unterfucbung  fetbft  in  einer  gewifien  gefefcmdßigen  SDrb* 
nung  (ofyngefdbr  fo  rote  wir  ft'e  fyier  befcbreiben),  beginne  nad) 
i>oraus>gefd)icftem  ©ramen  mit  ber  äußern  unb  enbige  mit  ber 
innern  ober  (wenn  ft'e  notfyig  fein  follte)  mit  ber  Snjfrumentals 
unterfucbung;  auf  welche  2Beife,  roenn  jeber  $)unft  fogleicb  tyni 
langlicb  genau  beachtet  wirb,  man  ber  unangenehmen  üftotbwenbig; 
feit  ber  SBieberfyolung  einzelner  Steile  ber  Unterfucbung  am  ft'djerjlen 
entgegen  wirb. 

1.  Unterfucbung  burcr;  ©eficfyt,  ©etaft  unb  ©el)6r. 
a)  £)ie  dujjerltcfye. 

§.    96. 

Unter  ben  SBereicfy  biefer  Unterfucbung  gebort  nun  ganj  r>or* 
jüglid)  unb  guerfl  bie  S5erücffid)tigung  ber  allgemeinen 
Äorperform,  ber  ©efialt,  ber  Soroft'tdt,  ber  S5efcr)affenr)ett  öon 
$aut  unb  $aar  nacb,  unb  jwar  namentlich  inwiefern  ft'e  bem 
oben  (§.  16.  u.  f.)  angegebenen  weiblicben  2t)pu3  entfprecfye  ober 
nid)t ,  fobann  in  wie  weit  etwa  <5puren  früher  fiattgefyabter  Äranf- 
fydtm  (j.  83.  ber  SRfyafyiüä)  barauS  ftdt>  abnebmen  laffen,  unb 
enblicb  um  aud)  barau§  mit  abjumeffen,  welche  Gonjtttution,  wel= 
cbe§  Temperament  im  Äörper  ber  gu  Unterfudjenben  t>orf)errfct)enb 
fei.  3undd)ji  an  biefe  allgemeine  Unterfucbung  fd? lieft  ft'cb  nun 
unter  ben  Steilen  einer  fpecietten  äußern  Unterfucbung  bie  ber 
SSrüjre:  —  $ier  ndmlicb  ift  burcb  £3eft'dE)tigung  fowobl  al$$8t; 
tajiung,  tt)etl3  über  ©roße,  ©ejialt,  (Slajrtcitdt  ober  ©cblaffbe«* 
be3  gefammten  SSrujiÜ orperS ,  über  ba§  regelmäßige  ober  abnorme 
9)arencbt)ma  bejfelben,  3lbwe(enl)eit  t>on  Skrbdrtungen ,  2(nfüÜung 
ber  Mcbabern  (welche  üielleicbt  bei  gelinbem  £>rucfe  nad)  ber 
SBar^e  bin  milcbige  glüfffgfeit  ergießen)  u.  bgl.,  t^ctlS  über  SSa 
febaffenbett  ber  bie  Prüfte  überHeibenben^aut,  ob  fte  niebt  burcb 
$autfranfbciten  entfallt,  ober  burd)  Farben  früherer  Eiterungen 
bejeiebnet  fei,  unb  tnSbefonbere  enblicb  über  bie  §arbe  unb  fd\U 
bung  ber  SBruflwarjen ,  ob  fte  Hein,  tiefliegenb,  gehalten,  febr 
ober  niebt  febr  empfmblicb,  mit  fleinem  ober  großem,  bunfelm 
ober  gellem  |)of  umgeben  feien ,  ju  entfcfjeiben  *). 

§.    97. 

fernere  ©egenjldnbe  biefer  Unterfucbung  ft'nb  noeb  i>k  übri* 
gen  äußern  ©efcblecfytStljeUe,  ber  Unterleib  unb  ba$ 

*)  SEftan  üann  f)ier$er  aud)  bie  Unterfudjung  ber  $Slilü)  felbjt  rennen,  unb 
wir  werben  bk  3etdjen  gutartiger,  ober  weniger  guter  Sftilcb  bzi  ber 
©efdjic&te  bei  SBodjen&etteS  erörtern. 

®?inafologie.   I.  St).    3tt  2fufl.  5 


66 

£5etfen.  inwiefern  jebocb  bie  @ntbl6§ung  tiefet  Steile  inSbe- 
fonbere  weiblicher  ©cbambaftigfeit  entgegen  ijr,  wirb  man  bierbet 
nur  in  ungewobnlicbcrn,  namentlicb  fcbwerem  franft>aften  3ufrdns 
tun  tmb  bei  gevidjtlicben  galten,  baS  ©eft'cbt  ju  $ülfe  nehmen, 
ba  fcbon  ba3  ©etajr  hierüber  in  ben  meifren  $äUm  genügenben 
2(uffcl)lufi  gtt  geben  oermag.  —  2Birb  jebocb  otelletcbt  wegen  §3er= 
baebt  oon  #njtecfung,  ober  um  über  Seichen  ber  Sungfraufcfjaft 
ju  entfebeiben,  bie  genauere  Unterfucbung  notbwenbig,  fo  laßt  man 
i>k  $)erfon  eine  tjorijontate  Sage  (am  befien  bei  etwtö  erböbter 
Äreujgegenb).  annebmen ,  ttnb  wirb  fo  alsbalb  über  t>en  Sujfanb 
ber  übrigen  äußern  ©enitalien  entfcfyeiben  Tonnen,  wobei  benn 
namentlich  auf  bie  (Stellung  berfelben  (ob  mebr  oor-  ober  xüfc 
wdrtS),  auf  Surgor  ober  ©rfdjlaffung,  Sntegritdt  ober  35erle£ung, 
SSerbdrtung  ober  fonjfige  (SntfMung  berfelben  ju  aebten  t{r. 

§.    98. 

35ebarf  man  inbeß  ber  £)culatinfpcction  nicfyt,  fo  wirb  man 
buvcb  folgenbeS  23erfabren  ben  Sujtanb  biefer  Steile  am  ftefoerften 
auSmittetn:  —  Äann  ndmlicf)  bie  px  Unterfucbenbe  außerbalb  be3 
33ette§  unb  in  aufreebter  (Stellung  Derweilen,  fo  wirb  man  bie* 
felbc,  leid)t  angelebnt,  an  eine  SBanb  treten  laffen,  ftdf?  felbff  laßt 
man  fobann  auf  ba3  reebte  Änie  (wenn  man  mit  ber  rechten  |)anb 
unterfucfyt,  im  ©egentbeit  auf  ba3  unfe)  nieber,  unb  fübrt  nun 
bie  $anb  (gewobnlid)  bie  rechte)  an  bem  il)r  entfpreebenben  ©cbenfel 
ber  ju  Unterfucbenben  (alfo  am  linfen)  unter  ben  Äleibern,  jeboer) 
ol)ne  biefe  mebr  als  bis  %um  Änie  aufzubeben,  ^ur  £üfte  herauf, 
inbem  man  §ugleicb  auf  Sttcbtung  unb  gorm  ber  (3d;enfelFnocf)en, 
etwaige  SStutaberfnoten ,  obematofe  2(nfcl)wellungen  u.  f.  w.  aebtet 
$ier  angekommen  ftrirt  bie  $anb  erjit  i>m  großen  9Mbügel,  bann 
ben  ^üftbeinfamm ,  inbem  mit  ber  ^weiten  <|)anb  auf  ber  anbern 
©eite,  jebod)  über  ber  (freilieb  niebt  ju  biefen)  SSeFfeibung  baffelbe 
gefebiebt.  @o  nun  bie  ^Breite  be£  S3ecfen§  nacb  ber  Entfernung 
beiber  $dnbe  §u  bestimmen,  forbert  atlerbmgS  Uebung,  i#  aber 
bi$  $u  einem  boben  ©rabe  ber  ©icberbeit  febr  wol)l  mögltd).  3u- 
gleicb  bient  bie  SSerücfjicbtigung  ber  Neigung  be§  £>üftbeinFamme3, 
üerbunben  mit  ber  fpdrern  SSeacbtung  be§  ©cbambogenS  unb  ber 
(Stellung  ber  ©enitalien ,  um  bie  Neigung  beS  33e<f  en£  ju  erforfcfyen. 

§.    99. 

Serner  gleitet  bie  unterfucbenbe  $anb  rubtg,  obne  ju  jrar! 
ober  ju  leiebt  unb  reijenb  bie  £aut  ju  berübren,  nacb  ber  Sftücf; 
wanb  be3  SBecfenS,  unb  inbem  bter  SBolbung  be3  Äreu^nocbenS, 
Stefe  be3  äußern  Einbruch  in  ber  ©egenb  be$  S3orberg3  beaebtet 


6T 

wirb,  ftrirt  wteber  bie  zweite  $anb  über  berÄfeibung  ben  <3d)ams 
bogen,  um  auf  al)riltd)e  SBeifc,  rote  früher  bie  33reite,  nunmehr 
aud)  bie  Siefe  beS  S3ecfen§  gu  meffen.  ©obann  bewegt  man  bie 
unterfudjenbe  $anb  üorwdrtS  nad)  bem  ©djambogen,  beffen  ©tanb 
unb  SBolbung  ju  erforfcben,  man  beachtet  jugleid)  bie  Seiftengegenb 
wegen  etwaiger  S3rüd)e  ober  £)rüfengefd)wülfte  unb  benimmt  ge* 
nauer  baS  S3erl)alten  ber  aujjem  ©djamlippen,  fowie  beS  £>ammeS, 
t^rer  SSilbung  unb  S?tcr)tung  nad). 

@nbltd>  ifr  benn  üorzüglid)  bie  (Srforfdjung  beS  Unterleibes 
feiner  2CuSbel)nung  ober  (Srfcfylaffung,  unb  ben  burd)  bie  33aud)s 
becfen  gu  füljlenben  Steilen  nad),  ein  wichtiges  Moment  ber 
dupern  Unterfudmng.  ffian  wirb  aud)  biefeS  burct)  forgfdltige 
S3etajhmg  ber  gefammten  UnterleibSfldcfye  in  t>erfd)iebenen  dtid)* 
tungen  beenbigen,  obwohl  eS,  namentlicb  für  bie  2ütSmittelung 
angefyenber  ©d)wangerfd)aften  ober  furj  vorhergegangener  (Bebwtm 
fajt  ratsamer  tft,  bie  ju  Unterfucbenbe,  wenn  man  bis  fyierfyer 
in  ber  (frploration  gebieten  ijt,  eine  horizontale  Sage  mit  etwaS 
forwdrtS  gebeugtem  Dberforper  unb  wenig  gebogenen  Änien  an= 
nehmen  ju  laffen,  um  fo  bü  erfd;tafften  SBaucfymuSfeln  tiefer  ein* 
greifen  unb  Un  hinter  htm  ©djambogen  meEeicfyt  nod)  verborge; 
nen  ntcr>t  zu  fefyr  auSgebelmten  UteruS  entbecfen  zu  fonnen.  2tuper= 
bem  tft  fcter  auf  baS  23ert)atten  beS  Labels  unb  ber  Linea  alba, 
auf  ©efül)l  von  Situation  im  UteruS  ober  in  ber  S3audt)r)6f>le, 
auf  SBafyrnefymung  üon  ÄinbeStbeilen  ober  ÄinbeSbewegungen  9?uc!= 
ftd)t  ju  nehmen,  unb  waS  inSbefonbere  bie  le&tern  betrifft,  fo 
rat!)  man,  um  biefelben  mefyr  aufzuregen,  tf>eil§  baS  abwed;felnbe 
gclinbe  $ebm  unb  ©mfenlaffen  beS  UteruS,  welches  nod)  wirf; 
famer  gemacht  werben  fann  burcb  baS  bd  gleichzeitig  unternom= 
mener  innerer  Unterfudjung  ftattftnbenbe  gelinbe  2(nbrdngen  an 
baS  untere  ©egment  beS  UteruS  (ein  §3erfal;ren,  welches  aud),  um 
ben  weniger  auSgebebnten  grud)tl;dlter  ber  t>on  auf  en  unterfudjens 
ben  $anb  fühlbarer  unb  erkennbarer  zu  machen,  ju  empfehlen  ijt), 
tr)eilö  baS  auflegen  einer  etwas  falten  £anb  auf  t>cn  blofjen  2etb ; 
beibe  23erfaf)ren  fuhren  jebod)  feineSwegS  immer  zum  3wec?e.  — 
$at  man  übrigens  auf  bie  angegebene  Söeife  bie  Unterfudjung  beS 
Unterleiber  bei  aufrechter  ©tellung  beenbigt,  fo  füljrt  man  nun 
bie  unterfudjenbe  $anb  nad)  ber  anbern  £üfte  (weldjeS,  wo  man 
mit  ber  rechten  $anb  unterfud)t,  bie  rechte  fein  wirb),  betafret 
aud)  l)ier  ^üftbeinfamm  unbMtyügel,  unb  gleitet  nun  an  biefem 
©djenfel  duferlid)  cbm  fo  fyerab,  wie  man  an  tcm  anbern  her- 
aufgegangen war.     SBürbe  übrigen^  an   biefer  ©eite  nod)   eine 


68 

bcfonberS  genaue  S3ctafrung  notfyig  erachtet,  fo  wafytt  man  baju 
lieber  feie  anbere  (b-  i.  bie  linfe)  $anb,  fowie  eä  ftdj  imn  auch. 
*>on  felbjl  ergtebt,  baj?  bei  Traufen  ober  ©ebdrenben  tiefe  dunere 
Unterfucfyung  gang  im  Siegen  ober  ©i|en  oorgenommen  werben 
mujj,  obwohl  biefe  ledere  Haltung  be§  ÄorperS  namentlich  ber 
ilnterfucbung  be3  SBecfenS  weit  weniger  günfHg  ijl  als  bie  aufs 
rechte  (Stellung. 

§.    100. 

@3  ijl  nun  nod)  übrig  bie  Unterfudjung  burefy  ba3  ©el)6r  gu 
.erwähnen,  nadjbem  ntdt)t  nur  bie  neuem  SBeobacbtungen  über  Ärant^ 
Reiten  ber  SSrufrorgane ,  befonberS  feit  Säen  nee,  gezeigt  fyaben, 
wie  wiebttg  bie  Unterfucfyung  burd)  ba3  ©el)6r  ijt,  um  in  üielen 
gdllen  oom  gefammten  Äorperjujianbe  einen  richtigen  ^Begriff  ju 
erhalten,  fonbern  man  aud)  bureb  ßejumeau  be  Äergarabec 
barauf  aufmerffam  geworben  war,  baf?  ber  ^erjfcblag  be3  $etu$ 
burcr;  ben  2eib  ber  ©cbwangern  gel)6rt  werben  fonne.  ©efd;iel)t 
bafyer  bie  ilnterfucbung,  um  ©cbwangerfcfyaft  au^umitteln  ober  um 
über  ba§  &bm  be3  ÄinbeS  §u  beflimmen,  fo  mufj  bie  2lufcultation 
be§  SeibcS  nie  unterlaffen  werben.  Stimmt  man  fte  ol^ne  Snjrrument 
»or,  fo  laßt  man  bie  §u  Unterfucfyenbe  auf  ein  S3ett  legen,  bie 
©cbenfel  bebeefen,  aber  ben  Mb  nur  mit  einem  bünnen  Sucfyc 
bebeefen,  worauf  man  bann  ba$  £)i)x  eben  fo  an  ben  2eib  legt, 
wie  bei  ttnterfudmngen  ber  S5ru(l  an  biefe,  unb  fo  bie  wafyr* 
ncljmbaren  ©erdufcfye  beaü)ttt 

Ueber  2lufcultation ,  inSbefonbere  ber  33ruft,  ft'nbet  ftcfc  eine 

gute  Angabe  in  21).  £>at>ie3  23orlefungen  über  Äranf Reiten  ber 

Sungenunb  be3  £ersen3,  a.b.  @ngl.  ü.  £artmann  unb  ®ixä)s 

l;of.    $annot>er  1836;  über  2lufcultation  ber  Schwängern  in: 

$ol)l,  bie  2tufcultation  in  ifyrer  2lnwenbung  auf  ©djwanger* 

fetjaft  unb  ©eburt  1832. 

b)   Snnece  SÄanualunterfudjung. 

§.'  101. 

Sn  ben  SBereid)  berfclben  fallt  bauptfdcfylid)  @rforfcl)ung  a)  ber 
59?utterfdbeibe,  ifyrer  SBeite,  ibrer  innern  glddbe,  ibrer  £luerfalten, 
©cble'mabfonberung,  Temperatur  u.  f.  w.;  fobann  b)  ber  ©cfyeu 
benportion  be3  grucfytl)  alters  unb  be3  59?uttermunbe6;  c)  be3  oor* 
liegenben  Sbeileg  oom  (Si  überhaupt  unb  mSbefonbere  oom  $inbe, 
fowie  anberer  melleicfyt  franfbafter  l)ier  wal;r§unel)menber  ©efcbwülfle 
u.  f.  w.,  unb  enbtid)  d)  be£  innern  9caume3  oom  flehten  SSecfen.  — 
2lm  äwecfmdptgjlen  wirb  Ut  innere  Unterredung  bio6  mit  einem 


69 

^tttger/  bem  3eigcftnger,  unternommen;  feiten  wirb  man,  um 
-etwas  fyober  herauf  $u  reichen,  ben  Mittelfinger  nod)  mit  foinju 
nehmen/  tmb  nur  im  SRotfjfatX  ber  genaueren  SSefftmmung  etneä 
dwa  fet;r  üerunfralteten  33ecFen3  ober  beS  t>orliegenben  $ta®efe 
tfyetlS,  gebraucht  man  bie  ganje  <£>anb. 

§.   loa. 

Vorbereitung  jur  innern  ttnterfud&ung  ffnb ,  außer  ber  §.  94. 
u.  95.  angegebenen,  erftenS  ©orge  für  eine  gweefmaßige  ©teltung 
ber  ju  Unterfud;enben.  ?(ucb  l)ier  ndmltcr;  ifi  wteber  ber  aufrechte 
©tanb,  bei  welchem  bie  grau  an  eine  2Banb  ober  einen  Sifd) 
ftd)  etwas  anlehnt,  unb  ber  Unterfudjenbe  auf  baä  rechte  Ante 
(wenn  er  mit  ber  rechten  s£>anb  unterfud;t,  im  ©egentljeit  auf  ba£ 
linfe)  fid)  nieberldßt,  ber  genauen  Unterredung  am  gunffigffen; 
ndcbjr  biefem  fann  man  bei  Äränfltdben  ober  ©ebdrenben  and)  bie 
ftfcenbe  (Stellung  (am  bejten  bann  auf  einem  t-orne  mit  einem 
Mfcfmitt  t-erfetyenen  ©effel,  auf  einem  ©eburtSjht&le,  Sella  ex- 
jiloratoria)  ober  bie  ^orijontale  Sage  wallen,  nur  ba$  im  te&tern 
gatle  ber  Unterfud;enbe  entweber  auf  bem  SJanbe  beS  S3etteS  ftd) 
nicberlaffen  ober  jur  ©eite  beffelben  ftefjen  wirb.  —  3wettcn3  ift 
für  IDel,  %ttt  ober  ungefaljene  SButter  gu  forgen,  tnbem  ba§  @in= 
falben  be3  unterfudjenben  gingerS,  t&etlel  um  weniger  ©cbmer§  ju 
machen,  t&eilö  um  ber  ©efafjr  ber  2(nftecfung  ftd)  nid)t  auäju; 
feiert,  unumgänglich  notfyig  ijt  *).  Unb  enblid)  ft'nb  einige  Sudjer 
jum  2lbtrocfnen  unb  jum  Unterbreiten  auf  ben  SBoben  be§  Bim^ 
mers>  bei  Unterfudjung  in  aufrechter  ©tetlung,  fowie  ©erdtbfcfyaf; 
ten  %um  SÖafd)en  oorrdtfyig  ju  galten. 


£)ie  Unterfudjung  fetbji  oolljtebt  man  f o ,  baß,  nacfybem  bie 
gu  Unterfucfyenbe  eine  paffenbe  ©tellung  angenommen,  unb  2fuS- 
leerung  üon  ©tubl  unb  Urin,  fowie  (im  gälte  etwaiger  Sserun- 
reinigung ber  ©efd)led)t§tt)eite)  2(u3wafd)ung  berfelben  mittelj!  eines 
©d)wamme§  ftattgebabt  fyat,  man  ben  unterfudjenben  3eigeftnger 
fyinldnglid)  mit  einer  gettigfeit  bejlreicbt,  ilm  in  bie  $anb  ein- 
fcbldgt,  mit  Daumen  unb  Mittelfinger  bebeeft,  unb  nun  felbji  eine 


*)  Sflan  benu§t  roofyl  auä)  bei  Unterfudjung  fyp&ititifdjer  $>erfonen  ba§ 
Unguentum  neapolitanum  für  tiefen  $rv ecf,  inbef  fd)ü§t  eö  tt>ot)(  fd)tt?er= 
lid)  üiet  mzfyt  alö  getr>6f)Midjeö  gett  50c.  f.  übrigens  oon  biefem  ®e* 
genftanbe  ein  SCßetjrereö  bei  3-  §•  Sfianber:  „SBie  tonnen  ©eburtös 
Reifer  bei  (Sntbinbungen  ftd)  gegen  3Tnftecfung  unb  anbere  fd)äblid)e  (Sin* 
Wirkungen  fdjüfcen?"  in  ö.  ©iebotVS  .  Sournal  für  ©eburtöfjütfe, 
grauen*  unb  Äinberfranf  Reiten.   VII.  83b.  1.  ©tücf. 


TO 

ber  Gattung  ber  $xau  entfprecfyenbe  Stellung  annimmt.  Sftan 
füljrt  \t%t  bie  gefcbloffene  $anb  an  ber  innern  Sldcbe  beS  «Scfjen- 
felS  (wenn  man  mit  ber  redeten  £anb  unterfucbt,  am  linfen 
(Scfyenfel)  herauf,  öffnet  btefelbe  an  i>m  ©enitalien,  um  burd) 
Daumen  unb  ÜJftittelft'nger  bie  dugern  unb  innern  Schamlippen 
Porffcf)tig,  obne  ©c&merj  ju  erregen  ober  bie  Scbambaare  ju 
bebnen,  auSeinanber  &u  legen,  unb  bringt  nun  ben  Zeigefinger 
felbfi  be^utfam  in  bie  (Scfyamfpalte  ein,  tnbern  man  hierbei  ttyettö 
bie  ÄKtoriS  n$t  &u  berühren  ©orge  tragt,  fydU  bei  Jungfrau; 
liebem  Suftanbe  baS  *£>t)men  oermetbet,  jrrecFt  bann  Mittels,  vier- 
ten unb  Keinen  Singer  nacb  hinten  über  ben  £)amm  au£,  unb 
legt  bie  anbere  ^anb  äußerlich  über  bie  Reibung  an  bie  SSaucf); 
flache,  um  nötigenfalls  ben  WteruS  mefyr  ju  ft'riren  ober  gelinb 
aufgeben,  wenn  er  wegen  §u  weit  oorwdrtS  gerichtetem  ©runbe 
Vit  Unterfudmng  ber  23aginalportion  erfcfywert. 

§.  104. 
Snbem  nun  fo  ber  Ringer  im  SSecfen  aufwärts  geführt  wirb, 
unterfucbt  man  nacb  ben  §.  101.  bemerkten  Kücfftcbten  tfyeilS  bie 
Sftutterfcbeibe,  ben  50?utterl;alä  unb  Sftuttermunb  (wobei  %um  Neffen 
be$  erlern  ba£  inSgemein  jolllange  porberfte  Singerglieb  al3  be* 
quemjrer  9)?aaf$ab  bient),  fowie  ben  juroeilen  bureb  baS  ©cbeis 
bengewolbe  fühlbaren  Körper  ober  ©runb  beS  Srud)tl) alters  genau, 
unb  mittelfr  ruhiger,  ©ebritt  oor  (Schritt  gebenber  SBetafhmg. 
hierauf  wenbet  man  ftcb  jur  2tu6mittelung  ber  mettetc&t  ju  enk 
beefenben  ÄinbeStbeite  ober  anberer  Steile  bes>  Q£u$,  wobei,  wag 
ba3  SSBabrnebmen  be§  JtinbeStbeilS,  namentlich  in  früherer  Seit 
ber  ©ebwangerfebaft  betrifft,  bie  Siegel  gelten  ?ann,  bafj  man 
benfelben  immer  am  leid)tcj?en  erreichen  werbe,  wenn  ber  Singer 
gerabe  binter  tem  Scl)ambogen  beraufgefübrt  unb  tyter  ttwtö  jtill 
gebalten  wirb,  wobei  ftcb  ber  $opf  oft  al6  bewegliche  leiebte  Äu; 
gel,  namentlicb  bei  einem  äußern  3)rucFe  oon  felbft  auf  bie  Sin; 
gerfpifce  auflegt.  Cmblid)  aber  achtet  man  genau  auf  bie  £>urd); 
meffer,  wie  auf  Krümmung,  Neigung,  £öbe  unb  fonjlige  S3ilbung 
beS  SSecfenS,  welcbeS  bureb  ^in;  unb  £erbewegen  ber  Singerfpi^e 
(oorau3gefe|t,  ba$  ba3  ©effifyl  mtttelfi  oielfacber  Uebungen  an 
trockenen  S3ecfen,  ßetebnamen  unb  lebenben  Äorpern  l;inldn#licb 
gefebdrft  fei)  febr  wol)l,  ja  am  beften  benimmt  werben  fann.  — 
Sft  nun  alte6  l)ierl)a  geborige  genügenb  unterfucbt,  fo  wirb  ber 
Singer  äurücfgefüfyrt,  wieber  in  bie  $anb  eingefcb lagen,  unb  bie 
$anb  felbjt  rubig  wieber  unter  ber  Äleibung  ober  S3ettbecfe  l)er; 
fcorgefüljrt,  um  ft'e  alSbalb  p  reinigen. 


11 

§     105. 

äßitl  man  übrigeng  mit  jwei  ober  mehreren  Singern  unters 
jucken,  fo  oerfdfyrt  man  jwar  im  erjiern  $aUt  wieber  olmgefdljr 
wie  bei  ber  Unterfucfyung  mit  einem  Singer,  im  anbern  fialle. 
hingegen  mug  man  bie  ganje  £anb  mit  Del  beff reichen,  biefelbe 
jn6glicl)ff  gejirecft  unb  fonifrf)  jufammengelegt  mit  il)rer  breite  im 
geraben  £)urcr;meffer  be3  33ecfenau3gange$  gejiellt,  befyutfam,  gcs 
linb  breljenb,  unb  in  ber  Sül;rung3linie  einbringen.  3m  33ecFen 
bicnen  bann  bie  eingebrachten  aus>gefperrten  ober  aneinanberliegen; 
bcn  fünf  Singer  gu  fe|r  genauer  ©cfydfcung  be3  S3ecf  enrautneS,  unb 
3war  inbcm  man  ftd;  juoorberft  burcf)  Söergleidjung  an  einem  3olls 
frabe  genau  befannt  mad)t:  tljeilS  wie  üiel  ber  9?aum  gwifcfyen 
auSgcfpanntem  3eige=  unb  9)ftttelfinger ,  tl)eil3  wie  oiel  ber  Kaum 
äwifcfyen  auSgefperrfem  Zeigefinger  unb  Daumen  an  ber  eigenen 
$anb  betrage,  bann  aber  aucf)  mißt,  wie  breit  brci,  wer  ober 
fünf  Singer  ber  £anb  finb,  unb  nun  tiefe  ©röfjen  mit  i^em  ©e; 
fül;le  bei  ber  Unterfucbung  felbfl  oergleicfyt.  —  *ftod;  iff  benn  auct) 
ber  Unterfucfyung  burd)  ben  Maflbarm  als  einer  Zbaxt  ber 
innern  Unterfucfyung  511  gebcnfen:  inwiefern  biefelbe  namentlich  bei 
manchen  ÄranFfyeiten  ber  innern  ©enitalien,  ©djwangerfcfyaften 
außerhalb  ber  ©ebdrmutter  u.  f.  w.  oon  Sßicfytigfeit  ijt.  —  Man 
unternimmt  biefelbe,  nacfybem  oorfycr  ein  ober  einige  SaoementS 
gegeben  worben  finb,  ofyngefdfyr  wie  bie  innere  Unterfudjung  ber 
Mutterfdjeibe  mit  einem  eingeölten  Zeigefinger,  laßt  bie  ju  tta 
terfucfyenbe  eine  ©eitenlage  ober,  noefy  bejfer,  bie  Jage  auf  Ante 
unb  Ellbogen  gcfiü^t,  annehmen,  unb  bringt  nun  tm  Singer  ge- 
Unb  brefyenb  naefy  ber  Sitcfytung  beS  Majlbarmö  aufwarte,  um  fo 
ba3  23erfyalten  be§  UteruS,  be3  33ecfen3  u.  f.  w.  §u  erforfd;en. 

Sei  allen  biefen  Unterteilungen  tjl  übrigens  bie  oielfadjjle 
Hebung  allein  fdfyig,  einen  J?6l)ern  ©rab  oon  Sertigfeit  §u  ge- 
wahren, unb  ben  Siefultaten  ber  ßrploration  eine  größere  ©id;er= 
fyeit  gu  oerfcfyaffen,  weSfyalb  benn  allen  angefyenben  Srauendrjten, 
©eburtöfyelfern  unb  Hebammen  biefelbe  nid;t  bringenb  genug  empfoh- 
len werben  fann.  — 

2.  Snftrumentalunterfucfyung. 

§.    106. 

(Sie  besiegt  fiefy  tfyeilS  auf  bie  2üi§meffung  unb  Sovmbejiim; 
mung  be3  ganjen  weiblichen  ÄorperS,  tfyeilS  auf  bie  genauere 
2üt3mef[ung  be3  SBecfcnö,  unb  tfyetlt  ft'cfy  wieber,  je  nacfybem  biefe 
Meffung  üon  außen  ober  im  innern  S3ecfenraume  felbff  t?evanjia(tet 


T2 

wirb,  in  bie  innere  imb  dunere.  —  3war  fyat  man  awfy  jur 
ndfjern,  t>ur4)  ben  <2inn  be3  ©effcbtS  t>orsunel>menben  Unterfucfyung 
ber  innern  weichen  ©eburtStbeile  oor  einiger  Seit  ein  Snjtrument 
empfohlen,  welches  ber  oon  SSojjini  ')  erfunbene  fiicfytleiter  ijf; 
allein  abgefeben,  ba$  offenbar  fcter  baS  ©etafl  feiner  Sftatur  nacfy 
»tätigere  ©rgebniffe  aB  bog  ©eftdjt  oerfpricfyt,  fo  würbe  aucfy 
biefer  ganje  Apparat  in  feiner  2fnwenbung  fo  unfcf)icflicr) ,  ja  fo« 
mifd)  erfreuten,  baf?  wir  ibn  gerabeju,  wenigftenS  wa6  GJrfors 
fcljung  biefer  Steile  betrifft,  in  ba£  3?etc^?  ber  prafttfd)  üollig 
unnüßen  Srdumereien  oerweifen  muffen.  üJttujj  man  übrigens  bei 
franffyaften  Suftdnben  ber.  ©cfyeibe  (§.  Sß.  $arnft'jteln)  ober  be§ 
üüfluttermunbeS  ba3  ©effebt  jur  Ijbulfe  nehmen,  fo  bient  baju,  wie 
icb  früher  fcfyon  midb  buref)  GJrfabrung  überzeugt  ^atte,  weit  beffer 
ta§  oon  £)upur;tren  befebriebene  Speculum  vaginae ;  eine  4 — 5" 
lange  unb  l'/2 — 2"  im  3)urcbmeffer  baltenbe  metallene  innerlich 
gut  poltrte,  etwtö  fonifcb  julaufenbe  Sftofyre,  welche  in  bie  SBagina 
eingebracht  wirb  unb  eine  beutlicfye  Sßabrnebmung  il)rer  tiefem 
Partien  gemattet 2).  £)a  jeboeb  biefe  9?6bre  als  eine  unbeweglicbe 
ft'cb  nicf)t  fo  gut  einbringt  unb  man  ft'd)  boef)  oon  bem  großen 
^u^cn  biefer  Unterfudjungen  immer  mebr  überzeugte,  fo  fyat  man 
ftd),  befonberS  in  granfreid),  oiel  bemüljt  bie  §orm  biefeS  Sn* 
frrumentS  mel)r  unb  mebr  $u  oerbeffern.  (£ine  ber  legten  SSer= 
oollfommnungen  biefer  %xt  ift  bie,  welche  ber  gefebiefte  Snftru* 
mentmacfyer  ßb^rriere  in  $ari3  an  bem  Taf.  I.  Fig.  XIV.  ab* 
gebilbeten  2Berfjeuge  angebraebt  $at.  Qt§  befreit  au§  oier  SBläU 
tern,  welcbe  bureb  #anbbaben  norf)  SSelieben  geöffnet  unb  bureft 
ben  ©rabbogen  feftgeftellt  werben  fonnen.  3(ucb  ift  ba3  untere 
urib  obere  33latt  jum  2(bnebmen  eingerichtet.  —  £)a3  Snftrument 
tjt  nicfyt  blo§  jur  ttnterfucbung ,  fonbern  audf)  als  Leiter  bei  £)pe; 
rationen  fefyr  §u  empfehlen  3). 

§.    107. 
2Ba3  guerfr  bie  genauere  59?effung  unb  $ormbejftmmung  beS 
gangen  wetblicben  Körpers  betrifft,   fo  fann  biefelbe  febon  bureb 
gewöhnliche  SRaafljldbc  unb   SEajierjtrfel   oolljogen  werben;  um 


1)  @.  Dr.  spfy.  SSossini:  £>er  ßicbtfeiter ,  ober  33efd)reibung  einer  eins 
fadjen  33orriä)tung  unb  tym  2Cntt>enbung  ju  (Srleudjtung  innerer  #6|)ten 
unb  3tt>ifcbenrdume  beS  lebenben  ontmalen  £6rper§.  SBSeimor,  1806.  §o(. 

2)  SJ.  sRuft'S  imogaain  für  bie  gefammte  £eitftmbe;  VII.  S5b.  1.  ^ft. 
©.  148. 

3)  Snftrumentma^er  ©feinmann  in  £>reöben  fertigt  bfö  Snjtrument  auf 
Verlangen  in  gleiöjer  ©üte. 


T3 

jebocb  jugleicl)  einen  richtigen  Umriß  ber  ganzen  ©effalt  einer 
(Schwängern,  befonberS  im  Profil,  ju  ersten,  fyat  SRitgen  ein 
Sßerfabren  angegeben,  welcfyeS,  §umal  für  jDrte  wo  e§  an  einem 
getieften  3eicf)ner  fefjlt,  alle  Ghnpfeblung  oerbient.  dt  nennt  e§ 
ein  Umrtßbret  unb  e3  bejtefyt  in  einer  quabrirten  Safel,  oor  weld)e 
i>ie  ©cfywangere,  bloS  mit  einem  $emb  bef  leibet,  fiel)  ftetlt,  unb 
woran  eine  SBorricfytung  angebracht  iji,  einen  SeicfyenjTtft  mit  l)in= 
Idnglicber  ©tdttgfeit  um  ben  Umriß  be3  ÄorperS  gu  führen  l). 

23on  ben  eigentlicben  S3ecf enmeffern ,  beren  erfte  Sbee  öon 
©.  2B.  ©tein  bem  altern  ausgegangen  ijr,  welcber  feinen  erfreu 
einfachen  S3ecfenmejfer  1772  befannt  machte,  erwdbnen  wir  juerft 
fcie  äußerlich  anwenbbaren,  inbem  mir  gugleicb  bemerfen,  ba$  für 
i>k  Ataris  immer  bie  gefc^tefte  unb  bureb  Hebung  erworbene  5D?as 
nualunterfuebung  widriger  bleiben  wirb  als  alle  tiefe,  jum  Sbeil 
aueb  mit  oiel  unbrauchbaren  unb  bal)er  l)ier  nicfjt  metter  beact)te= 
ten  (Srfmbungen  oermebrten  Snfrrumente.  —  3u  ozn  äußern 
83 ecf enmeffern  gebort  aber  namentlich  ber  ©tefemeffer  33  au* 
beloque'3  (Compas  d'epaisseur),  ein  Safrerjirfel  mit  einem  jwis 
fdt>en  feinen  ©cbenfeln  angebraebten  oerjüngten  3oll)tabe,  mittelft 
beffen  bie  Sirfelfcbenfet  felbft  feftgefMt  werben  rönnen.  Wlan 
bejwecft  baburef)  oor^üglicf)  bie  Söefitmmung  ber  ßonjugata  beS 
SSetf  eneingangeS ,  inbem  t>on  ben  mit  platten  Änopfen  oerfebenen 
©cfyenfeln  be3  3irfel6,  einer  au$m  auf  ber  Witte  ber  ©cbamfuge, 
ber  anbere  binten  an  ber  <5pi£e  be3  ©tacl;elfortfa^e§  oom  legten 
Senbenwirbel  aufgefegt  werben  foll,  worauf  bann  nacb  fejtgejteUs 
ten  ©cfyenfetn  nun  ba$  Snftrument  abgenommen,  unb  bie  (Snt* 
fernung  beS  ÄnopfeS  am  oerjüngten  Sßaaßfkbe  gemeffen  wirb, 
üon  welcher  -Sßeite  (bei  regelmäßigem  S5ecfen  inSgemein  7  3oll) 
fobann  2%  3oll  für  bie  bintere,  unb  %  3oll  für  bie  üorbere 
SBecfenwanb  (alfo  überbauet  3  Soll)  abrieben  ijr,  um  bie  @on- 
jugata  ju  ftnben.  greilicb  laffen  nun  Ererbet  oerfebiebene  Sicfe 
fcer  ^Secfenwdnbe,  innere  ÄnocbenattSwücbfe  u.  f.  w.  ©elegenfyeit 
gu  mandjen  Errungen  ju  2),  beffenobngeaebtet  jttmme  id?  $. 
o.  ©iebolb  bei,  welcber  c3  in  ber  SÄe^rjabl  ber  gaffe  ein  m%i 
itdt>ea  unb  brauchbares  Sßerfjeug  nennt 3).  —  H$t  man  va$  Sn* 


1)  <S.  SDlenbe'S  ^Beobachtungen  unb  SSemerHungen  cju§  ber  ©eburt§f)ftfe 
unb  gend)tltd>n  50Jebicin.   II.  33b.   @.  27. 

2)  3n  metner  2CnftaXt  j.  SS.  gebar  eine  §)erfon  ein  reofylauSgetrageneS 
jtarfeöÄinb  natürlich,  unb  ber  £Md! emeffer  jeigte  nur  eine  S3ecEentiefe 
»on  6  3oll,  lief  folglid)  auf  eine  (Sonjugata  t>on  3  3oU  fdjliefkn. 

3)  Cefi^b.  b.  fröret,  praft.  ©ntbinbungSt  2.  5E$l.   @.  29. 


T4 

ffrument  in  nicfyt  51t  fleinen  £)imenffonen  verfertigen  (tttoa  fo, 
t>af  bie  größte  Entfernung  beiber  Änopfe  gegen  15  Soll  betragt), 
fo  fann  man  eS  sugleicl)  als  £üftenmeffer  benu^en,  obne 
Jjierju  nod)  eines  befonbern  3njtrumenteS  jju  bebürfen,  unb  be= 
frimmt  bemnacf)  t)ierburd)  tf;eilS  ben  £luerburcr;meffer  beS  großen 
33e<f  enS  beinahe  unmittelbar,  tfyeilS  ben  Sluerburdjmeffer  beS  SSecfem 
eingangeS  burcb;  Stteffung  ber  Skeite  an  ben  Strocfjanteren  (insge- 
mein 12  3otl),  oon  welchen  man  7  Soll  für  ©eitenwdnbe  unb 
(ScfyenfelljalS  abgießt.  — 

Eine  2(bdnberung  biefeS  £icfemefferS  ift  baS  oon  Äluge 
angegebene  oon  S3 etfdf? ter  betriebene  $)oh;cometron  *)  roo  ber 
Saftersirfel  nodfo  mit  ©rabbogen  unb  ^erpenbifel  oerfefyen  iff,  unb 
gugleicj)  als  9?eigungSmeffer  btenen  foll.  Äluge  rdtf)  übrigens 
ntdjt  an  ben  «Stachel  beS  fünften,  fonbern  ben  beS  oierten  2en> 
benwirbelS  ben  ^intern  lixm  an§ufe&en.  @S  fann  bieS  jebod)  wegen 
ber  üerfcfyiebenen  9?td?tung  ber  ©tacfyelfortfd&e  nicfyt  all  allgemeine 
Siegel  gelten,  man  l;at  oielmelrr  jebeSmal  ben  51t  wdl;len,  n>eld?er 
bem  ©cfyambogenranbe  am  meinen  in  ber  Sttcfytung  ber  Güonjiugata 
gegenüberliegt. 

Serner  ift  l)ter  gtt  erwärmen  ber  SfteigungSmeffer  (Cliseo- 
raeter)  oon  ©.  SB.  (Stein,  ein  quabrantendbnltcr;eS  SBerfjeug, 
beffen  3^ec!  ifl,  bte  Neigung  ber  untern  SSecfenoffnung  gegen 
i>m  ^orijont  gu  meffen,  beffen  2(nwenbung  jebodt)  mit  guoiel  Um; 
JMnblicr/feiten  t>erfnüpft  ift,  unb  beffen  praftifcfyer  üftul^en  fo  gering 
ifr,  bog  eS  l)6cb|renS  jur  33erid)tigung  ber  Sl)eorie  unb  2fnwenbung 
an  ©feierten  ju  empfehlen  ifi:  2).  @twaS  leichter  anroenbbar  ijt 
bagegen  ber  SfteigungSmeffer  oon  33.  §r.  Dfianber,  allein  ba 
er  bie  Neigung  beS  35ecFenS  bloS  burcr;  bie  meljr  ober  weniger 
fdjief  gesellte  SBanb  ber  ©diamfuge  bejiimmt,  fo  wirb  er  bei  öer* 
bilbetem  S3ccfen  wieber  Ijduftg  irre  leiten  3). 


3u  ben  innerltd)  anwenbbaren  SSecfenmeffern  ges 
J> ort  al§  eines  ber  einfachen  Snftrumente  ber  fteine  oerbefferte 
©tein'fcfoe  S3ecfenmeffer;  t'm  bloßer  gefnopfter  Sollftab  mit  be= 
weglicljem  Seiger,  mttteljl  welchem  man,  nad)bem  er  eingeölt, 
moglicfyft  tief  gegen  baS  Promontorium  in  baS  S3ecfen  gebraut, 


1)  ®.  Stuft' S  Wam-  f-  *>•  Cef-  £ei(£.  XVII.  SSb.  3.  ®i.  @.  466. 

2)  ®.  bclfen  3C6bübung  bei  33.  9t.  &.  ®d)reget  bie  SBerE&euge  b. 
<5ntHnbung§Eun|t.  l.SEfcl.  ©rtangen,  1799.  gol.  Tab.lII.  Fig.  16. 

3)  ®.  beffen  £mibbu$  ber  <Snt&inbungSfunjt.  58b.  1.   ®.  16  u.  f. 


75 

unb  ber  Seiger  an  ber  innern  ©cbamfugenfldcbe  ft'rirt  worben,  bie 
SMagonalconjugata  ber  §8täm§o%U  (f.  §.38.)  mißt,  unb  folglich, 
um  bie  eigentliche  (Sonjugata  be3  (Eingänge^  ju  ft'nben,  nod) 
72  3ott  abjtefyen  muß.  —  £3einabe  nod)  einfacher  unb  in  jebem 
iugenblicfe  gu  fertigen  ifr  ferner  ber  ©tarf'fc&e  £3ecfenmejfer, 
welcher  au3  einem  bünnen,  um  ben  Zeigefinger  gefd)lungenen  feü 
benen  gaben,  unb  einer  auf  biefem  gaben  burd)  ben  £>aumen  be; 
weglicben  Äorffcbeibe  befielt.  Wlan  bringt  Seigeftnger  unb  Daumen 
aneinanberliegenb ,  bie  Äorffäetbe  auf  ben  £>aumennagel  gejMt, 
ein,  entfernt  nun  beibe  ginger  in  ber  Sftdjtung  ber  SMagonalcom 
jugata  mögticbft  weit,  nimmt  bann  ba$  SSSerfjeug  berauS  unb 
mißt  bie  (Entfernung  ber  Äorffd&etbe  tton  ber  3eigefmgerfpi£e  mit; 
telfl  eineS  3otlflabe6.  desgleichen  gebort  fyter&er  baä  oon  S5aros 
t>ero  üorgefcblagene  SSerfabren  bie  v£>anb  mittelfl  einzelner  jwifcben 
bie  ginger  gefdjobenen  .Steile  als  SBecfenmcjfer  ju  braueben  (f.  ©e= 
burt6bulflicbe  2)emonjrrationen ;  SBeimar,  1824.  1.  £ft.  £af.  3.) 
ßnblid)  gebenden  wir  noeb  be§  großem  ©tein'fcfyen 
35ecfenmefferS,  weiter  au§  jwet  aufwärts  gebogenen  febeeren^ 
artig  beweglicben,  burcl;  eine  ©tellfcbraube  $u  ft'rirenben  2(rmen 
be(iel)t  (Er  wirb  erwärmt  unb  eingeölt,  gefcfyloffen  in  i)k  ©cbeibe 
gebraebt,  ber  Wintere  2£rm  an  ben  SSorberg,  ber  oorbere  an  bie 
innere  gtdebe  ber  ©cbamfuge  gefegt,  bie  (Erweiterung  beiber  2Crme 
bureb  bie  ©tellfcbraube  bejeiebnet  unb  alSbann4  ba$  SBerr^eug  ge; 
fcbloffen  unb  wieber  berauggeful;rt.  SD?an  mißt  hierauf  bie  SBeite 
ber  bi6  jur  ©tellfdjraube  wieberum  geöffneten  2(rme,  unb  ft'nbet 
aueb  fo  bie  £>iagonalconjugata  ber  SSecfenfjofjle  ').  £>ie  2Cnwem 
bung  biefeS  SnfirumentS  tyat  jebod;  am  lebenben  Körper  große 
©cbwierigfeit,  c§  erregt  leicht  ©cbmerjen,  wirb  in  feiner  (Erweu 
terung  febr  bureb  bie  weisen  Steile  gel;inbert  (wa$  fd)on  oon 
ben  betten  vorigen  einfachem  Sßerfjeugen  gilt)  unb  giebt  ein 
falfcbeä  SRefuItot,  weäfyalb  e3  jum  ^raftifcr)en  S3etyuf  gar  nidfrt 
empfohlen  werben  fann.  £)affelbe  gilt  bann  aueb  oon  ben  S3ecfens 
meffern  6outouh)'6  (welcber  neuerlich  eine  üerunglucfte  S^acb- 
abmung  fcon  2)c3berger  unter  bem  monjlröfen  Site!  ?8iar* 
gruna  erbalten  fcat),  2Citf cn'6#  Äöppe'3,  2l6brubali'3, 
Sumetin'6  unb  2£nberer,  we^alb  wir  biefelben  ganj  über; 
ge^en  2). 


1)  @.  b.  2C6bUbung  bei  <5$reger  a.  «. .0.  T.  II.  F.  2. 

2)  2(uc^  ö»n  .tiefen  gießt  ©djregev  a.-  a.  £.  nähere  5Sefctjvei6unß. 


w 

2Cnmectung.  Wlan  fmbet  bie  35efd)reibung  unb  ÄUbung 
üieler  ^elüimeter,  nebft  23efd)reibung  eines  neuen  in  S.  £.  3. 
SBeUenbergb  2(bbanbtung  über  ein  tyiMmttii  u.  f.  w.,  fyer^ 
auSgeg.  t>.  Ätc^l.    $aag  1831.  n.  4  £af. 

§.    109. 

SBeöor  wir  nun  bie  Sebre  oon  ber  Snjh'umentalunterfudnmg 
ganjlid)  oerlaffen,  muffen  wir  nocfy,  inwiefern  nad)  §.  10.  u.  11. 
triebt  bfo§  ba3  SBeib,  fonbern  aueb  hk  gruc^t  ©egenfhnb  ber 
©pnaFologie  ift,  ber  gur  Unterfucbung  be3  ÄtnbeS  erfunbenen 
SBerf^euge  gebenden,  welche  wir  unterfebeiben  in  folcfye,  bie  §ur 
2fugmefjung  be3  ÄinbeS  noeb  innerhalb  be3  mütterlicben  ÄorperS, 
unb  in  foldje,  bie  gur  SReffung  unb  SBagung  beffelben  aufjet^alb 
biefeS  ÄorperS  benu^t  werben.  —  3u  hm  erflern  geboren  aber 
bie  an  tm  ©riffen  mehrerer  ©eburtSjangen  angebrachten  ©rate 
bogen  ober  SOZaa^jlabe ') ,  oon  ©rein2),  il;rem  (Srftnber,  £abis 
meter  genannt,  welcbe,  inbem  fte  ben  ©rab  ber  (Eröffnung  ber 
Sangenblatter  anzeigen,  aueb  baä  SJJaafj  t>on  bem  jwtfcben  bie 
Sänge  gefaxten  ^opfe  angeben.  "Kitt tri,  Dfianber,  S5ufcr>, 
baben  biefe  SSorricbtung  an  ibren  Sangen  benu^t,  bod;  gewabrt 
ftc  wenig  ©enautgfeit  wegen  ber  oerfcfyiebenen  Raffung  beS  ÄopfeS, 
unb  im  allgemeinen  wirb  fc^on  jeber  ©eburtstyclfer ,  ber  feine 
Sänge  fennt,  bie  bebeutenbere  ober  geringere  Äopfgrofe  bem  Zu- 
genmaajje  nacb  bejlimmen  fonnen.  SBenig  mebr  ©tc&erfyett  al§ 
bie  genannten  SBerfjeuge  Eann  aueb  ba3  Snftrument  oon  G>.  %oüU 
l;iour  gewähren,  welcbe3  bie  2ange  ber  spfeilnatb  wdbrenb  ber 
©eburt  gu  meffen  benimmt  ift,  worauf  bann  auf  bie  Äopfgrofje 
gefcbloffen  werben  foll  3).  —  3u  bem  jweiten  SSebufe  ?ann  ato 
bing§  jcDe  größere  SBage,  jeber  Sottfrab  unb  SSaffrr&trfel  benu^t 
werben,  bod;  tyat  man  aud)  bier^it  befonbere  SBer^euge  erfunben, 
wobin  ber  ßepba lo meter  «Stein' 3  (ein  Safrer^irfel  mit  ©rate 
bogen),  beffen  SSaromacrometer 4) ,  SDfianber'3  SBage,  unb  bie 
befonberS  gwecfmafjige  23orrid;tung  (Paedioraeter)  üon  <Siebolb s) 
geboren.  —  ©nblicf)  fonnen  wir  gu  ben  Sfnjfrumenten,  welcbe  \>cn 
Suflanb  be§  ÄinbeS  im  Sftutterletbe  fennen  lebren  follen,  aud)  ba$ 


1)  SBtr  »erben  barauf  bei  ben  @c&uvt§sangen  juntcüommcn. 

2)  ®.  2ß.  (Stein  Eurje  SSefdjreibung  eines  SabtmeterS.' 4.  1782.     . 

3)  @.  ö.  groriepö  Zotigen  au$  bem  @cb.  ber  Statur*  unb  4?eütunbe. 
XI.  33b.   @t.  17. 

4)  ©.  SB.  (Stein  furje  25efc!jrei6ung  etneä  SSaromacrometerS  unb  ^^a- 
lomcterö.  4.   1775. 

5)  El.  d.  Siebold  de  Paedioraetro   Commentarius.    4.     Berol.  1818. 


TT 

©tetyoffop  rennen,  inwiefern  eS  bei  bei*  2£ufcultation  (§.  100.) 
anjtatt  beS  bloßen  §D|re§  benutzt  wirb.  —  Set)  gefiele  jeboer;,  bafj 
mir  ba§  Snflrument  ba§  £6ren  üom  ^ulSfcblage  be3  Jtinbe-3  nie 
beuttieber  aB  ba§  £>br  allein  möglid;  gemacht  \°X.  —  SSon  tum 
üon  9laud£)e  angegebenen  befonbern  5D?etroffop  ijr  fcfywerlid;  ein 
befonbrer  Sftu^en  51t  erwarten. 

III.   Sßon   ben  allgemeinen  Regeln  ber  £)tdteti? 
unb  SlKrapie  für  ba$  weibliche  ©efcr)tecr)t. 

a)    2)  i  d  t   e  t  i  t 

§.    110. 

2ltte  SMdtetif?  ober  $9giaffir\  unb  fo  auet)  bie  für  baä  weib- 
liche ©efct)lcct)t,  t)at  eines  St)eit6  ben  3wecf,  ben  SBiÜen  ber  Statur 
vücfft'ct*tlict)  ber  bem  Äorper  unerldßticben  S3ebürfniffe  gu  beuten, 
unb  bie  ©ewdl)rung  biefer  35ebürfniffe  ju  leiten  unb  ju  orbnen, 
anbern  St)eil§  ben  3wecf ,  alles  ber  forderlichen  unb  geiftigen  Sfjd- 
tigfeit  9?acbtbetlige  unb  ©efdbrlicbe  ju  oerbüten.  Snwiefern  nun 
aber  bie  (Sntwicflung  wetblidjer  Snbioibuatitdt  eine  rein  menfer^ 
liebe,  unb  infofern  ber  mdnnlicben  gleiche  tft,  welche  bemnacb  im 
SöefentltdE>en  nur  bie  SBegünjtigung  buref)  rechte  2lnorbnung  oon 
9^al)rung  unb  2uft,  Stube  unb  ^Bewegung,  <3d)laf  unb  äßacben, 
Siebt  unb  Södrme  forbert,  fo  tonnen  aud)  bie  Siegeln  ber  v£n;giajti£ 
überhaupt  fet)r  wobt  auf  bie  Leitung  be3  gefunben  weiblichen  IDrs 
ganiSmuS  angeroenbet  werben,  unb  bie  SRobifi'cationen,  weldje  ftd) 
im  fpecietlen  Steile  hierüber  ergeben  werben,  fonnen  folglich  tbetlS 
bIo§  auf  bie  bem  weiblichen  SDrgamSmuö  auSfcfjliegenb  eigentbüm- 
lieben  Functionen  (g.  33.  ©ebwangerfebaft,  ©eburt  unb  SBocbem 
betf)  ft'cb  begeben,  tbeitS  werben  ffe  burd)  bie  allgemeinen  Sigens 
tt)ümlicbfeiten  beffelben  bejtimmt  werben.  3u  ben  le^tern  geboren 
baber  namentlicb  foldje  Regeln,  wefebe  oon  ber  inbioibuellen  ©tims 
mung  weiblicher  ©enftbitttdt,  fowie  be3  weiblicben  @rndbrung§* 
proceffeS  b^beigefübrt  werben,  unb  .nur  hierüber  ijt  je£t  einiges 
habere  §u  erinnern,  babingegen  bie  Siegeln  für  S3ebanblung  be§ 
gefunben  weiblichen  Körpers  im  Suftanbe  ber  ©cbwangerfdjaft, 
©eburt,  SBocben-  unb  ©tillungSperiobe  burd)au3  für  ben  fpecietlen 
Sbeit  aufbebatten  bleiben  muffen. 

§•    HL 

&5ei  ©ntwerfung  allgemeiner  btdtetifcfyer  Stegein  für  ba$  weib; 
liebe  ©efcblecbt  werben  wir  fonacb  auf  bie  §.  58.  u.  f.  erörterten 
Siegeln  üorjüglicb  fufjen.  —  2Ba3  alfo  1)  SSeflimmung  ber 


18 

2eben3orbnung  rücfftcbtltcb  ber  2£ufnaf)me  oon  Nah- 
rungsmitteln betrifft,  fo  forbert  ber  weibliche  Korper  bei 
fdmellerem  ©toffwecbfel,  rafcberer  2Cfftmilation  unb  regerer  ©enft- 
bilftdt  ber  33erb  uungSorgane  a)  ba6  häufigere  2ütfnel)men  ndl^ 
renber  Stoffe.  Sen  grauen,  beinahe  wie  ben  Kinbern,  fcfyeint  eS 
bafyer  natürlich,  öfterer  gu  effen  unb  öfterer  gu  trinfen,  fo  bafj 
atfo  bie  &m  unb  wieber  eingeführte  ©itte  tdglicr;  nur  eine  einzige 
SRa^Ijett  ju  galten,  auf  er  berfelben  aber,  mit  2tu3nal)me  einiget 
©etrdnfeS,  faji  nichts  ju  genießen,  bem  weiblichen  Körper  offenbar 
am  wenigjren  angemeffen  ijr.  b)  Sie  SDJenge  aufeunefymenber 
Nahrung  betreffenb,  fo  jtefyt  e§  mit  ber  oorigen  Siegel  in  Uebers 
einftimmung,  baf?  biefelbe  geringer  fein  muffe,  unb  c)  bie  3Crt 
unb  HBar/l  ber  Nahrung  anbelangenb,  fo  barf  man  weber  eine 
5u  robe  unb  fcfywerüerbaulicfye  Koji  bem  SBeibe  inSbefonbere  $\xi 
txaalid)  erfldren,  nocb  bürfen  namentlich  ertjt^enbe,  jrarf  reijenbe 
©etrdnfe  unb  ©Reifen  für  biefe3  ©efcfylecbt  gebilligt,  unb  alle 
jrarfen  ©ewürje,  fiarf  gefallene  ©peifen,  fowie  geijlige  betdubenbe 
Singe  muffen  fyter  möglich  oermieben  werben,  wenn  nicf)t  nacr; 
unb  nacf)  Ijpjlerifcfye  ^Sefctjwerben ,  Krämpfe ,  Dbfiructionen  u.  f.  w. 
entfielen  follen.  (Ebenbe3l)alb  pflegen  bafyer  leichte  gleifcljfpeifen, 
Wlxld),  mehlige  83egetabilien  u.  f.  w.  eine  bem  weiblicben  ®e= 
fct)lecl)t  üor^üglid) .  angemeffene  üftafyrung  ju  fein.  —  Sie  "Xtökfr 
rungen  be6  SarmfanalS  enblicf),  welche,  wie  fdjon  erinnert,  an 
unb  für  ft'cr;  im  SBeibe  fparfamer  ju  erfolgen  pflegen,  muffen  eben 
beSfyalb  forqfdltig  berücfft'cbtigt ,  burcf)  mdfjige  Körperbewegung, 
23ermeibung  be3  ben  Unterleib  beengenben,  burcf)  weibliche  2frbek 
ten  leiber  oft  »cranialen  §u  oielen  ©i£en3,  foroie  burd)  SSer= 
meibung  aller  ben  Unterleib  nacbtljeilig  preffenber  Kleibung ,  in 
regelmäßiger  SDrbnung  erhalten  roerben, 

§.  112. 
2)  Sie  ©efäjjtfydttgfett  angefyenb,  fo  werben,  inwiefern 
biefelbe  im  SESetbe  überhaupt  fcbon  oerbdltnifmdfig  aufgeregter  ifl, 
alle  (Sinwtrf ungen ,  welche  in  btefer  £)inffcr;t  einen  nachteiligen 
(5;retr;i3mu§  oeranlaffen  fonnten,  oerminbert  werben  muffen,  heftige 
©emütb^bewegungen,  ©türme  ber  Scibenfcfyaften  muffen  bafyer  nic^t 
minber,  ale>  Uebermaaf  erl)i&enber  Bewegungen,  j.  33.  be3£an§e3, 
ober  erl)i&enber  ©peifen  unb  beraufcfjenber  ©etrdnfe  ber  ©efunbs 
f)eit  nacbtljeilig  ftcb  §eigen;  thm  fo  wie  ferner  aucb  alle  (Sinflüffe, 
welche  jur  S3ilbung  oon  localen  SBlutanbdufungen  führen,  al3: 
fer)r  beengenbe  Kletbung,  ©d)lafen  in  bicfen  geberbetten,  Ueber* 
labung  mit  warmen  ©etrdnfen,  £r;ee,  Kaffee,  ßtyocolabe  u.  f.  w., 


T9 

tyter  ju  erwdlmen,  unb  für  ba§  weibliche  ©efd)led)t  al3  nad)tf)eilig 
gu  bemerfen  ftnb.  —  3)  3Me  2Ctbmnng  unb  2£u  3  f  Reibung 
.  betreffend  fo  muß  bei  ben  Keinem  3?efpiration3organen  unb  große* 
rer  Neigung  $u  33ruftfranfl)eiten  um  fo  forgfdltiger  2(lle3,  woburd) 
bie  2Ctl)mung3tl)dtigfeit  gehört  werben  formte,  üermieben  werben; 
fyierfyer  rechnen  wir  benn  tfyettä  ßinatljmen  fe^r  erfdlteter  retner 
Suft,  ober  fonfiige  plofclidbe  2(bfül)lung  burd;  Srunf  ober  Sab 
nad)  vorausgegangener  Cürfytfcung,  üorjügücfy  burd)  anfyaltcnbeS 
Sanken  (bie  SobeSurfadje  für  mandje  blüfyenbe  9J?dbd)engejralt), 
ferner  ba§  fragen  üon  ©djmurbrujren,  fjarten  tylantytä,  all^uan* 
gejlrengte3  ©ingen  u.  f.  w.  —  SRücfffdbtlid)  ber  im  weiblichen 
©efcfylecfyt  überhaupt  tätigem  £autau3fonberung  ifl  ferner  eine 
forgfdltige  i)autcultur  fowol)l,  als  in  allen  fältern  Älimaten  eine 
biefen  angemeffene  wärmere  Äorperbefleibung  üorjüglid)  notfywenbig, 
unb  man  erflärt  mit  SRecfyt  bie  (5nt|rel;ung  t-ielfadjer  Reiben  ber 
grauen  au$  ber  23ernad)ldfft'gung  biefer  beiben  fünfte. 

§.  113. 
4)  *Dte  9?egeln ,  welche  enblid)  in'  33ejug  auf  bie  r)6r;ern 
aufmalen  Functionen  im  allgemeinen  51t  geben  ftnb,  begießen 
ft'd)  tfyät§  auf  bie  ©inneStfydttgfett,  welche  tbtn  inwiefern  fte  feiner 
unb  erregbarer  ijr,  überall  febone  fittlic&e  Mäßigung  jur  $flicr;t 
mad)t*,  tljeilS  auf  bie  ^Bewegung,  welche,  inwiefern  fte  t>on  we- 
niger auSgewirften  Organen  geübt  wirb,  atljugewaltfame  unb  hef- 
tige 2lnfirengungen  »erbietet.  2Bae>  ferner  bie  (Srfcb einungen  be6 
fyo&ern  Stoenlebenä  betrifft,  fo  ift  eine  gewiffe  pfyd)ifd)e  <$p 
giaffif  für  ba§  weiblicbe  leicht  bewegliche  ©emütfy  ganj  öorjüglicf) 
notbwenbig,  unb  man  barf  wobl  fyier  an  ben  ©a£  erinnern,  weis 
ü)m  3.  9)aul  $r.  IRtct) t er  über  geijrige  2Cu3bilbung  im  öliges 
meinen  aufjretlte,  baß  ndmlict)  ber  SD^enfcl)  nad)  ber  (Seite  r)in, 
wo  er  üon  ber  Statur  am  wentgjten  begünfttgt  fei,  ffer)  üoräüglicr) 
§u  bilben  jtreben  folle,  um  fo  ha§  r)armonifd)e  ©leidjgewidjt  im 
Snnern  ju  erbalten.  —  S3ei  ben  grauen  nun,  wo  baö  ©emütr) 
an  unb  für  ftd)  oorwaltet,  wirb  tbm  baburcr)  Cniltur  be3  23er; 
ffrmbeS  unb  ber  SBillenSfraft  ^auptaugenmerf  allgemeiner  ffitlbung 
fein  muffen ;  Dahingegen  eine  auf  ftdte  Erregung  be3  ©emüt§§ 
abjwecfenbe  geijrige  33efd)dftigung ,  Vornan enfeferei,  falfd)e  SDtyftif 
u.  f.  w.  biefeS  ®efcr)led)t  fo  letcfyt  jur  wtbrigjren  Ghupft'nbelei,  \a 
bureb  ftdte  Ueberfpannung  be3  9toenf*)jiem3  311  fo  trielfdltigen 
felbfr  förderlichen  Äranfljeiten  führen  mup.  —  SBertrauungSöoUeS 
#aften  an  einem  $'6$j)ert,  unerfcr)ütterlid)  gefren  unb  Ewigen  im 
Snnern,  jtille  gleichmäßige  woljlgeorbnete  Sfyättgfeit  im  2(euf?ern, 


80 

bei  flarcr  einfacher:  aber  wol)lgegrünbeter  (Entwicklung  be3  33er- 
ftanbeö ,  bieg  mögen  bie  (Elemente  Reißen,  in  benen  bie  ©eelen* 
gefunbljeit,  beren  SBefen  öon  bem  fetjarfftnnigen  £einrotb*)  fo 
waljr  gewidmet  worben,  oon  bem  weiblichen  ©efcljlecfyte  erreicht  unb 
bewahrt  wirb,  unb  in  welchen  bteKeinfyeit  unb  wof)ltl()uenbe  Kufye 
ber  eblen  grau  fiel)  bewahrt.  — 

b)    £  $  e  r  a  p  i  e. 

§.    114. 

9?otl)wenbig  zwar  muffen  bie  atigemeinen  ©runbfdfce,  natf) 
benen  wir  bie  Reifung  menfcl)licl)er  itranf  Reiten  einleiten ,  aucl)  für 
bie  33el)anblung  weiblicber  .ftranl^etten  inSbefonbre  gültig  fein, 
tbm  fo  wie  bie  allgemeinen  ©runbfd^e  ber  $t)giafiif  aucl)  für  i>a$ 
weibliche  <Sefdf?Ied£>t  gegolten  Ratten,  beffenungeacjjtet  fonnen  unb 
muffen  für  bie  drjtlicfye  SSefyanblung ,  felbjt  folcfyer  Äranf Reiten, 
welche  beiben  ©efcjjlecbtem  gemein  fmb,  gewiffe  befonbre  Kegeln 
aufgehellt  werben,  welche  abermals  auf  bie  im  23origen  erörterte 
Snbiotbualitat  be3  SBeibeS  im  gefunben  unb  franfen  3uftanbe  fiel) 
grünben  werben.  SBir  gel)en  bie  wefentlicf)ften  berfelben  fyter  burdf) :  — 
@3  gebort  aber  fjierfyer  gundcfyft  eine  naef)  ber  aEgemeinen  Snbioi= 
bualitdt  be&  äßeibes?  abgemeffene  SebenSorbnung  bei  ^ranlljeiten. 
Söeibliclje  itranfe  »erlangen  in  ber  Kegel  befonbere  23orft'cl)t  in  ber 
2lnorbnung  il;rer  dufjern  Umgebungen  5  ein  red)t  rubigeS  freund 
licfyeS  fenfenjimmer,  red)t  forgfdlttge  S3ermeibung  aller  gewalk 
famern  ©inneSeinbrücfe  unb  (Gemütsbewegungen  muffen  fona<# 
fyier  üorjüglici)  wünfcbenSwertl)  fein,  unb  in  SSerbinbung  mit  ans 
gemeffener  £>tdt  (wo  aucl)  bei  ber  Keconoalefcenj  i>\t  erregenben 
roborirenben  £>inge,  als  SÖein  u.  bgl.,  bei  übrigens  gleichen  Um^ 
jidnben,  in  weniger  Warfen  £5ofen  als  bdm  männlichen  ©efcljlecfyt 
gegeben  werben  bürfen)  werben  fie  bei  einem  Äorper,  wo,  faft 
wie  im  Ünblicfyen,  bie  Sfaturfraft  überhaupt  zur  Teilung  t>on 
Äranffyetten  mefyr  oermag,  tauglich  oiel  §ur  äöieberfyerjMung  ber 
©efunbljeit  beitragen. 

§.    115. 

ferner  was  bie  ©arreitfwng  oon  Arzneimitteln  u.  f.  w.  be* 
trifft,  fo  ijt  juoorberjt  überhaupt  ju  bemerfen,  baf?  febr  heftig 
einwirf enbe,  fogenannte  ^erotfd>e  Heilmittel  für  baS  weibliche  ©e- 
fd)led)t  im  ©anjen  am  wenigften  fiel)  eignen,  baf?  aber  aueb  öon 
anbern  Arzneimitteln,  ber  großem  weiblichen  Keceptiöitdt  gemdf, 


*)  ©.  in  beffen  Se^rbuct)  tut  (Seelenjiorungen  bie  aSor&egriffe.  3L%  I. 


81 

bei  übrigens  gleichen  Um jldnben,  weiblichen  Äcaitfen  immer  etwas 
fcbwdcbere  ©aben ■  als  männlichen  gereicht  werben  muffen.  —  Sic 
Jpeilmetboben  felbji  anlangenb,  fo  ifi  barttber  im  allgemeinen  wobl 
nur  fo  oiel  ju  erinnern,  ba£,  ba  jufolge  ber  oorberrfcbenben  2$& 
tigfeit  reprobuctioer.unb  inSbefonbre  ber  SSerbauungSorgane ,  aueb 
tyier  üorjitglicb  bie  Üuelle  ungdt)ltget  ^ranltjeiten  »erborgen  liegt, 
bie  2£ufmerf famfett  unb  Sßirffamleit  beS  2Cr$te3  inSbefonbre  nacfy 
biefer  ©eite  gerichtet  fein  muffe .*).  —  2£u§erbem  notbigt  uns»  inbefj 
bie  oorwaltenbe  Sfaijbarfeit  be§  weiblichen  ÄorperS,  ^k  Neigung 
gu  ©cbmerjen ,  Krämpfen  u.  f.  w. ,  l)ier  fyduft'ger  als  im  mdnnlU 
eben  Äorper  oon  Mitteln  ©ebraueb  $u  machen,  welche,  obwohl 
wieber  jundcbfi  baS  oegetatwe  Seben  anfpred;enb,  üorjüglid)  bie 
angeregte  ©enftbilitdt  berabpflimmen  oermögen;  wobin  inSbefonbre 
Um  33dber,  9carcotica  u.  f.  w.  geboren;  wobei  jeboef)  fefyr  ju 
buten  ifi,  baß  biefe,  inSgemein  nur  als  palltatio  wirfenbe  Mittel 
angejeigten  Singe,  niebt  als  |)auptmittel  angefefyen  werben,  inbem 
gerabe  bei  weiblichen  Äranfbeiten  öorjügltcb  baS  gebdufte  2fnwen- 
ben  fogenannter  antifpaSmobifcber  unb  Stoenmittel  öfters  gar 
febr  jum  9?acbtbeil  gereicht.  —  Safj  übrigens  aueb  bei  biefem®e= 
fcblecbt  bie  eigentlicb  pfycbifcbe  dinwufung  beS  2JCr$teS  burdf)  dx* 
weefung  eines  fejlen  SöertrauenS  unb  bureb  entfcbiebeneS  S5enebmen 
febr  oiel  auSricbte,  unterliegt  feinem  Zweifel,  unb  ift  febon  §.88. 
erwdbnt  werben. 

§.  116. 
Gmblicb  aber  bleibt  eS  bei  ©ebanblung  weibltcber  Äranf fytitm 
immer  oon  auSgejeidmeter  SÖßicbtigf eit ,  bie  merfwurbigen ,  fo  tief 
in  baS  weibliche  ßeben  eingreifenben  eigentbümlicben  Functionen 
ber  Staffruation ,  ©ebwangerfebaft ,  ©eburt,  SBocben-  unb  ©til- 
lungSperiobe  genau  §u  beaebten,  worauf  ftcb  benn  bie  2fnjeige 
ergiebt,  niebt  nur  Unorbnungen,  mltfyt  in  biefen  Functionen  fhtts 
gebabt  baben,  ju  befeitigen,  fonbern  aueb  bann,  wenn  gerabe  eine 
biefer  Venoben  oorbanben  ift,  unb  anbere  franf&afte  3ujMnbe 
■ — — 

*)  Ueberl)aupt  bebenft  man  roobj  p  wenig,  i>a%  eigentlich  ik  meijien 
ÄranEljeiten  beö  ÄörperS  ber  bilbenben  (üegetatioen)  <&eite  betreiben  ange* 
boren ,  bafj  bie  eigentliche  tfrjneifttnbe  eben  fo  Ijauptfddjlicb  bie  SSilbung 
(ben  ftdtigen  ©toffrüedjfel) ,  ja  iw'cM&jl  »orpglicb  nur  ben  Sarmfanal 
in  tfnfprud)  $u  nehmen  fyaU-,  unb  ba$  bie  SSerirrungen  ber  «Rerüenpas 
tljologie  unb  bc§  SBrowniantömuS  ^auptfdäjli^  barin  begrünbet  waren, 
ba$  fte  ftets  baä  (SrEranEen  t>on ■  SbitigE eiten  üor  3lugen  Ratten,  oljne 
t>k  sundcbjliegenben  unb  ber  SOlebtcin.  nnebtigew  abnormen  SSilbung^^ 
ria^tungen  ju  beachten. 

©ijnaforogie.   I.  Sb.    Ste  2CufI.  6 


82 

äratttd&c§  Eingreifen  notljig  machen ,  barauf  9tö<fftc&t  ju  nehmen, 
baß  ber  normale  ©ang  betfelben  babureb  feine  Störung  erleibc. 
Sn  festerer  $\v$$t  gefcf)iel)t  e3  ba&er,  baf  £.  33.  jur  3eit  ber 
eintretenben  fjftenflruation  ber  ©ebrattrf)  batt  Arzneimitteln  gewobn- 
lief),  unb  jwar  mit  9?e<$t  jurficFgefefet  wirb,  unb  in  eben  biefer 
$inffd)t  erforbert  bte  S3el)anblung  ber  Äranf Reiten  üon  ©cbwangern 
unb  SB6d)nerinnen ,  feien  e3  aud)  gar  feine  •  biefem  ©efcblecbt  au3- 
fcfyließenb  eigentfyümlicbe  .ftranfbeiten  (alfo  j.  33.  Steuer,  9Tl)eumatiSs 
men,  £iarrl)6en  u.  f.  ro.)  befonbere  23orftd)t,  bamitniebt  meüeicfjt  ein 
im  Allgemeinen  üollfommen  äwecfmdfjigeS  Mittel  in  biefem  fiatte 
buref)  Unterbrechung  einer  folgen  wichtigen  Function  nacl)tl)eilig  werbe. 

§     117 

inwiefern  wir  nun  über  allgemeine  ^atbologie,  ^giajlif  unb 

Söerapie  be£  weiblicben  ©efeblecfytS  feine  befonbem  2Berfe  beftfcen, 

fo  balte  td)  e3  t>ter  noef)  für  ben  fcfyicflicbften  £rt,  ber  beadjtungS- 

wertbejien  $anb ;  unb  2el)rbücr;er  tf)eil3  über  ben  gefammten  ÄreiS, 

ttjeilä  über   einzelne  Hauptfächer  ber  ©tmdfologie  ju  gebenfen. 

3uerfi  nennen  wir  bte  ©cfyriften,  welclje  jufammengenommen  jtem- 

ltdf>  bte  ganje  ©midfologie  begreifen.    £al)tn  geboren: 

•  a)  $rieb.  S3enj.  §Dfi  an  ber  Abfyanblungert ,   Beobachtungen 

unb  üftacl)ricf)ten  üon  Äranfljeiten  ber  §rauenjtmmer  unb  Äin; 

ber.    Tübingen,  1787. 

tiefer  ©eferift  folgte  fpdter  üon  SDemfelben  eine  anbere.: 
lieber  bie  dntwicflungSfranfbetten  in  ben  33lütbenial)ren  be3 
weiblicben  ©efcfrfa&tS.  1.  S&l.  ©öttingen,  1817.  2.  £r,l. 
Tübingen,  1818. 
b)  £>effelben  ©runbriß  ber  EntbinbungSfunj!  in  2  feilen. 
1)  ©cbwangerfcbaftö  s  unb  ©ebuttSlebre ;  2)  Entbinbung^ 
unb  SBerfjeugöle^re  entfyaltenb.    ©öttingen,  1802.  8. 

Sfteuerlid)  i|t  an  beffen  ©teile  getreten  ba3  üorjüglic|)  burd) 
literarifcben  SKeiebtbum  infereffante  $anbbucl)  ber  GntbtnbungSs 
fünft  üon  £)em  fei  ben.  Tübingen,  1818.  $ieröon  aber  bureb 
beffen  <3o|)n  S.  Sr.  £)fianber  eine  2tt  üerm.  Auflage  er- 
febienen  Tübingen,  1833. 

a)  S.  ö.  ©.  S6rg  ©^jtemattfc&eS  £anbbucfr  &er  ©eburt^ülfe. 
3.  Aufl.    Un-  1833  unb  £>effelben 

b)  $anbbucl)  ber  Äranf Reiten  beS  menfcfylicfyen  $ßäbe§  nebji 
einer  Einleitung  in  bie  9)l)t)ftologie  unb  ^Pfycbologte  be$ 
weiblichen  Organismus.    3.  2CufX.    £eipj.  1831.  8. 

33eibe  aucr;  unter  bem  Stiel:  Ueber  btö  p^ftologifcbe  unb 
patfyologifcfye  Seben  beS  SBetbeö. 


83 

a)  (St.  o.  ©iebolb  fieforbucfr  ber  t^eoret.  praft.  (Sntbinbunggs 
funbe.    2  S5änbe.    4tc  2Cufl.    9?ürnb.  1824;  unb  Seffen 

l))  £anbbud)  pr  (Srfenntnif  unb  Teilung  ber  grauenjimmer* 
franf Reiten.    granff.  a.  SR.  1821  bis  26.    2  S3be. 

(Ebenfalls  eine  au3fübrlicl)e  ^ftologte   unb  tyf$)oB$k 
be3  roeibl.  ©efcfytec&tS  ent^altenb.) 

Ueberftdfjten  ber' §rauenfr<mf  Reiten  allein  geben: 

3.  2Cflruc  ifoeotet  prüft.  2(bl)anblung  oon  ben  grauenjimmer- 
fcanf&eiten.'  2C.  b.  granj.  oon  Otto.  Bresben,  1768.  6S5be. 
(eiaentXtdb  gel)6rt  aueb  fyierju  norf)  eine  obwobl  fel)r  furje  2ln* 
leitung  jur  ©eburt3l;ülfe  unter  bem  SEttel:  L'art  des  aecou- 
chemens  reduit  a  ses  prineipes.     Paris,  1766). 

(SfyambonbeSDtontaur  mebicin.  praf t. 2tbbanblungen  oon  ben 
&ranfl)eiten  oerfyeiratfjeter  unb  unüerl)eiratl)eter  grauenjimmer. 
2C.  b.  granj.  o.  ©pobr.  Sftürnb.  1787.  8.  u.  Seffelben 
%nt  f.  ©c&wangere.  X  b.  gran§.  1792. 

ßbr.  2ubn>.  Sfturftnna  2tbbanblung  oon  ben  Äranf  betten  ber 
©cfywangem,  ©ebdrenben,  SBocbnerinnen  unb  (Säuglinge. 

2(1  er.  $'amtlton'S  Unterridbt  in  ber  SBeljanblung  ber  grauem 
jimmer*  unb  neugeborener  Äinberfranf fetten. 

3>ob-  2Cnt.  ©cljmtbtmüller  $anbbucb  b.  mebicinifcfyen  ©es 
burtgfyülfe  (1.  Zf).  bie  itranfbeiten  ber  ©cf)tt>angem  unb  ©es 
bdrenben.  2.  £1)1.  bie  ber  SBocbnerinnen  unb  neugeborenen 
Äinber  entfjaltenb.) 

£.  3.  G>.  Sitten be  bie  Äranfbeiten  beS  SBeibeS  nofologtfd)  unb 
tljerapeutifcb  bearbeitet.  Seips.  1810.  2  Stjte.  unb  bie  neuere 
nacb  SDlenbe'S  £obe  oon  83  a  Hing  b^auSgegebene  unb 
fortgefe^te  2(uSgabe  biefeS  Sßerf cS.    ©ottingen ,  1834. 

Äürjer  unb  oollftdnbiger  a||  bie  oorbergebenben  fmb: 
So  f.  X  SDHllmetjer  ber  2lrjt  f.  grauen jimmer.  2etp§.  1800. 
SOMltn  ber  grauenjimmerargt.    Kempten,   1807. 

teuere  vöicfyrige  ©Triften  hierüber  fmb: 

6.  21.  SB.  SBerenbS  23orlefungen  über  prafttfc&e  Ärgnetwiffctts" 
fd&aft,  ^erauSgegeb.  t>.  Äarl  ©unbeltn.  6.  ffib.  2.  2Cbt&. 
S3erl.  1828  bie  grauenfranffyetten  entfyaltenb. 

Rob.  Gooch  an  aecount  of  some  of  the  most  important  dis- 
eases peculiar   to   woman.     Lond.  1830. 

M.  N an  che  des  maladies  propres  aux  femmes.  Paris,  1827. 
2  Vol. 

D.  Ballasar   de  Vignerra  la  fisiologia  y  patologia  de  la 

6* 


84 

muger,    d   sca  historia  analitica  de  su  Constitution  fisica  y 
moral  etc.  Madrid  1833. 
Henr.    Hoehne   de   morborara   sexns   muliebris   cum  raasculo 

comrounium  peculiari  ratione.     Berol.  1834. 
D.  S-  @b-  ©•  Sorg   £anbbucb   ber  fyecieum  Sberapie  für 
tferjtc  am  ©eburtsbett.    Seidig,  1835. 

WldjT  mit  £inftd)t  auf  #vgiaf*if  unb  jum  Sftetl  mefyr  po= 
putdr  bearbeitet  ftnb  folgenbe: 
2£b.  Notbe  ©aUerien  bcr  altem  unb  neuem  ©efunbl&eitStefyrer 

für  bö6  fdjone  ©efcbled&t.    «Kojfocf,  1794. 
©.  $r.  #  off  mann  b.  j.:  Sßte  fonnen  $rauen$immer  frobc 
SOtöttet  gefunber  Ätnber  werben  unb  felbjr  babei  gefunb  unb 
jd)bn  bleiben?   3  $3be.    granff.  1791. 
S*  |%  ©-Sorg  ©tett^ia  ober  bidtetifcbe  ^Belehrungen  für 
©cbwcmgere,  ©ebdrenbe  unb  SBocbnerinnen.    Seidig,  1826. 
3.  2fo'fl. 
.&  $.  2.  SBUbb  erg  #t)gtaj!if  ober  bie  tfunfi  bie  ©efunb^eit 
be§.  Stoffen  51t  erhalten.    S3erlin,  1818. 
3um  StyeÜ  geboren  aucb  &tei#et  bie  früher  (§.  76.)  angefübr* 
te»  ©Reiften  tton  3?ouffet,  Sftoreau,  ÄleeS  u.  f.  w. 

UebrigenS  werben  aurf)  in  meiern  2ef)rbücbem  ber  ©ebuttsk 

fyülfe  wenigjienS  bie  ÄranFfyeiten  ber  ©cbwangem,  ber  SBoc^nerin; 

nen  unb  Neugeborenen  mit  abgebanbelt.    £)abin  geboren : 

Sfyeoretifcb  -  ^rafttfdje  tfbbanblung  über  bie  ©eburtafyülfe  unb 

Äranffyeiten  ber  ©cbwangem,  Äinbbetterinnen  unb  neugebore; 

nen^inber.    X  b.  %xan^.  mittfnmerf.  oon  S.  Q.f)v.  @tarf. 

2  Steile.    Erfurt,  1800. 

S.  S.  9Menf  2(nfangagrunbe  ber  ©eburtSfwlfe.  5.  2CufT.  SBten, 

1792. 
%uh.  %x.  t>.  groriep  t^eoret.  praft.  $anbbucb  ber  ©ebur&s 

bülfe.    9:  Tfufl.    SBeimar,  1832. 
5or,n   BurnS,   ©runbfdfce  ber  ©eburt$f>ü(fe.    W.  b.  @ngl. 

überf.  fc  Äölptn.    «Stettin,  1820. 
3.  &  £uffian  £anbbud)  ber  ©eburt^ulfe.    3  Style./  2Sien 
1827. 
$Ba3  nun  übrigen^  bie  widrigem  ße^rbudber  ber  (Sntbm; 
bungStunbe  felbjr,  fowie  bie  befonbem  ©Triften  über  Äinberfranf* 
Reiten  u.  f.  w.  betrifft,  fo  werben  biefe  fpdterbin  im  ^weiten  Steile 
ber  fpecietten  ©tjndfologie  namhaft  gemacht  werben. 


- 

m 

©pectelte  ®ynäiolo$it. 


@  x  fr  e  r    S  |  e  i  l. 

S5om  Beben  be$  SöeibeS  an  unb  für  ft'cf)  im  ae~ 
ftmben  unb  hänfen  3nftanbe* 


— 


@rjter  p^fiologifc^bidtetifc^er  2C6f(&nitt. 

I.    SSon  ber  normalen  (^nrnricftuna, ,   Steife  unb  @rt6bfun<j 
beö  ©efd)ted)töd)araftet'ö. 

§.    118. 

o> 

«intern  wir  bereits  früher  tfyeiß  t>cn  ber  (SntwicHung  ber  ©e^ 
fc&lec&tötfoeite  (§.  25.  u.  f.),  %Ü3  üon  ben  einzelnen  £eben3pertos 
ben  be3  weiblicben  ©efcblecbtä  im  2Cügemeinet?  (§.  66.  «.  f.)  ge; 
fyanbelt  b<*ben,  bleibt  im3  für  biefen  fpecteüen  pfmffologifcfyen  &bei( 
^au^>tfddt)itd>  norf)  bie  genauere  33ead)tung  ber  inm  SSeibe  im  nirfjt 
febwangern  Buftanbe  djarafterifttfd^en  Function  ber  SDJenjrr uas 
tion  ( Menstraatio ,  FJaxus  mensiura,  Catamenia),  t^rer  Gfüoftts 
tion,  i>auer  unb  3ta>olittion ,  ibren  Duetten,  tfyrer  Qualität  unb 
Quantität  nacb  übrig;  ©egenftdnbe,  welche  allerbingS  um  fo  ge? 
nauere  (Erwägung  forbern ,  ba  mir  gerabe  in  ^rinft'crjt  biefer  Function 
auf  bie  mannigfaltigffen  franffyaften  Suftdnbe  fto^en  werben,  beren 
rechte  2fnfid)t  boeb  allein  au$  ber  moglicfyji  üotlfommnen  Äenntnifj 
be3  ©efunben  ft'd)  ergeben  fann. 

§.    119. 

Eintritt  ber  SJttenjtruation.    SBebingt  oon  bertmSBeibe 

Überwiegenben  reprobuetioen  Sbatigfeit ,  welche,  inwiefern  fte  cbm 

btö  ©efd)ledf)t  cbarafteriftrt,  aueb  bei  fieb  minbernbem  unb  auf* 

borenbem  inbimbuellen  SEBacfyStfn'm  namentlich  bur$  bie  Organe 


86 

für  Sovtbtlbung  ber  ©öttung,  b.  t.  burd)  bie  ©efc^lcc^tSorgane 
ftd)  angeigen  unb  entlaben  mufj,  erfcfyeint  bie  Sittenjiruation  gleid)- 
fam  als>  fritifcber  S3tutflup,  woburd)  eine  vorausgegangene  @ons 
geftion  nad)  ben  ©enttalien  ftd)  entfdt;eibet.  5l)r  Eintritt  wirb 
bafyer  oon  mehreren  «Symptomen  tljeilS  oerfimbet,  t^etlS  begleitet, 
welche  wir  aU  SSorboten,  aU  SBeftrebungcn  jur  Wien- 
frruation  (Molimina  ad  menstruationem)  bejetdDnen.  SßMr  um 
terfrfjetben  bei  biefen  Sufdtlen  tbeilS  allgemeine,  tfyettö  locale  3u- 
f!dnbe:  —  3u  ben  erfiern  geboren  biejenigen  SBafjrnefymungen, 
weldje  auf  Ueberfluf?  ber  ©dftemaffe  Anbeuten ,  b.  i.  ©cbwere  ber 
©lieber,  SRbtty  ber  £aut,  Neigung  gu  ßongejftonen  naefy  v>ers 
fd;iebenen  einzelnen  Organen,  au3  benen  ftd)  manche  fdjmerjfyafte 
Empft'nbungen  erfldren  laffen,  $.  SB.  ber  bumpfe  oft  flopfenbe 
Äopffc&merj,  Salmfdjmersen,  33ruflbefcbwerben,  unb  inSbefonbere 
bie  bier  fajr  nie  fefylenben  Äreujfdmtergen ,  welche  t-on  2fnf)dufung 
be3  35lute3  in  ben  oenofen  ©eflecfyten,  fo  ba§  Enbe  be3  9?ücfen; 
tnarfö  umgeben  unb  in  ber  9?dl)e  ber  SBecfenneroen  gefunben 
werben,  gan§  wie  bei  «£>dmorrl)oibalbefd)werben,  abzuleiten  ft'nb. 
ferner  geboren  l)ierl;er  ba§  freiwillige  Entfielen  üon  rofenartigen 
ober  aud)  ©efcfywüre  (oorjüglicr;  Paronychial  oeranlafjenben ,  in 
ben  Sauren  ber  ftd)  entwicfelnben  Pubertät  fo  l)duft'g  oorfornmen^ 
ben  Ent£Ünbungen ;  bie  mannigfaltigen  23erftimmungen  beS  ©es 
mittag,  Drmmacbten ,  ©d)laffud)t  u.  f.  w.;  Sufdlle,  weldje  oft, 
wenn  fte  in  leerem  ©rabe  erfd[?etnen ,  btö  Eingreifen  drjtlicber 
Äunjf  notljig  machen. 

§.  120. 
®te  örtlichen  SSorboten  unb  Begleiter  ber  9ftenjfruation  be* 
treffenb,  fo  fangen  fte  nun  inSbefonbre  üon  ber  Sfeijung  ber  ©e^ 
fdße  unb  Heroen  beS  §rud)tl)dlter3  felbfr,  fowie  ber  ilmt  jundcfyfr 
liegenben  SDrgane  ab,  unb  fmb  namentlich  merfroürbig,  inwiefern 
wir  bie  meifren  berfelben  bei  angeljenber  ©cfywangerfcfyaft  wieber 
ft'nben.  2fm  UteruS  ndmlicr;  bemerken  wir  p  biefer  Seit  ein  2Cuf- 
fd)wellen  feiner  SBanbungen,  unb  mSbefonbre  ber  23aginalportion, 
tiefere^  £erabftnfen  beffelben  inS  SBecFen,  Umdnberung  ber  £luer; 
fpalte  beS  SDhtttermunbeS  in  eine  runblidje  Deffnung.  £)ie  Em; 
pft'nbungen,  welche  biefe  gormdnberung  begleiten,  ft'nb  £>rucf  unb 
©pannung  im  SSecfen,  erfyöf'ttr  33egattungetrieb ,  ©rangen  auf 
ben  Urin  mit  oft  oerdnberter  Qualität  beffelben,  Surgefcenj  unb 
erbäte  SBdrme  in  ^m  äußern  ©enitalien  unb  ber  Sßagtna,  oer* 
bunben  mit  oermefyrter  ©cfyleimabfonberung  in  legerer.  3ugleid) 
nehmen  bie  S3rüfi:e  aufy  an  biefer  Erregung  be£  UteruS  2(nt^eil, 


81 

fdjwetten  an,  erregen  ©teeren,  ja  fommen  wol;l,  namentltd;  bei 
etwas  oerjogertem  Eintritt  beS  9.ftonatSfIuffeS ,  jur  wirflicfyen  SRilcfc 
abfonberung. 

§.    121.  , 

£)aS  Lebensalter  nun,  wo  unter  folgen  3etd?en  bte  Siegeln 
wtrf(tcf)  erfdr>einen,  jeigt  in  oerfd)iebenen  ßänbern  unb  Ältmaten, 
nad)  oerfcfyiebener  ßebenSweife  unb  ßonfiitution,  bie  größte  SBers 
fcbiebenfyeit.  gur  unfer  Älima  burfte  als  mittlere  Seit  wol)l  jiems 
Her;  baS  funfjefmte  3al;r  als  üftorm  gelten.  5Bet  mel;r  oerfetnerter 
lururiofer  drjiefyung ,  zeitiger  Anregung  beS  ©efcfyledjtStriebeS,  unb 
ft'^enbem  ©tubenleben  ftellt  ftd)  inbeß  fyäuftg  aud;  bereits  im  jwolfs 
ten  ober  breijeljnten  Satyre  bie  fDZenjrruation  ein ,  füf>rt  aber  l;ier, 
fowie  t>a,  wo  fte  oon  fe^r  fyeijäem  Älima  begimfrigt  ifr,  ober  aud) 
burd?  fein;  falteS  Äljma  0  (wegen  früher  gehemmter  Äorperents 
wieflung)  fyeroorgerufen ,  bereits  im  afyten  ober  jeljnten  Safere  er>- 
fdjeint,  frttl^eitigereS  Altern  herbei.  £»er  nodj  zeitigere  Eintritt 
ber  Siegeln  fann  nur  als  franffyaft  angefefyen,  unb  aB  folctycr 
bel;anbelt  werben. 

§•    122. 

Sauer  unb  2öteberfel;r  ber  SÄenftruation.  9?ad>- 
bem  bie  SKenfiruation  wirfltcr;  erfcfyienen,  pflegt  fte  inögemem  4  bis  6 
Sage  anhalten,  unb  jroar  fo,  ba0  baS  ©litt  felbft  jueift  in 
etwas  mefyr  ferofer  S5efd?affent)ett  erfebeint,  unb  gegen  baS  @nbe 
meiftenS  2)  abermals  ffdt>  üerbünnenb,  aufbort.  £)er  Körper,  weis 
cfyer  wdfyrenb  biefer  Seit  bod)  inSgemein  etwas  angegriffen  ifr,  unb 
biefeS  burd)  üerminberten  Appetit,  oerdnberten  ©erud)  ber  £aut; 
auSbunftung  gu  ernennen  giebt,  fül;lt  fidt>  nad)  jrattgcfyabter  5D?ens 
ftruation  erleichtert ,  befreit,  bie  unangenehme  ©pannung  ijt  ge; 
tyoben,  unb  ebenbeSfyalb  ber  UteruS  felbft  jur  ß'mpfdngniß  jefct 
mefyr  als  oor  ber  SÄenfrruation  geeignet,  allein  nacb  Verlauf 
einiger  SBocfyen  erfd)eint  bie  2lnl)dufung  plajtifdjer  ©toffe  wieber, 
nad)  unb  nad)  feljren  mehrere  ber  obengenannten  fßorboten  jurücf, 
obwohl,  ber  Siegel  nacb,  bie  ndcfyfien  fOcale  in  weit  geringerer 
$eftigfeit  als  baS  erfte  SÄal,   unb  bie  9)?enfiruatton  ergießt  ftcl) 


1)  SSet  ben  Sartaren,  Songufen  unb  Sjttafen,  tote  bei  Negern  unb  (§Ms 
nefen  toevben  bte  Sfläbdjen  fetjr  jetttg  mannbar.  @.  #enfe  üb.  b. 
(Snüotctlungen  b.  menfdjl.  Organismus.    <3.  13t. 

2)  Dftanber  fat)  e§  allerbingö  aud)  am  legten  Sage  nodj  bunfel  auö= 
fließen  r  bod)  toawn  bte  ©efdjlcdjtstfyetle  ftanffjafr.  ©.  befielt  ttnnakn 
ber  entbtotojngSle&vanftalt.    Styl  1.   ©.  176. 


88 

*>on  neuem,  unb  gwar  ber  Siegel  nad)  je  na#  Ablauf  üon  4  2öo* 
cfyen,  ttom  Eintritte  ber  üorbergefyenben  ^Periobe  an  gerechnet. 

§'.;  123, 

SMefe  ^Periobtcitdt  nun,  weiche  einet  folgen  2(uSfonberung  ben 
tarnen  beS  SD?onat6fIuffeS  erworben  Ijat,  ifl  i^ren  Urfacben  nad) 
auf  oerfdjiebene  SBeife  erörtert  worben.  SSMen  wir  eine  gan$ 
einfache  unb  auefy  woljt  preidjenbe  2fnftd()t  hierüber  faffen,  fo  wäre 
eS  wettetest  folgenbe :  —  Seber  organifftte  Körper  auf  (Erben 
ndmlicfy  mu%  in  gewiffer  ^>tnftd?t  gebaut  werben  als  ©lieb  beS 
(ErbforperS.,  als  feinem  Seben  nad)  bebingt  burd)  baS  2eben  ber 
(Srbe.  Se  f>6lt)er  inbeß  bie  SDrganifation«  fteigt ,  um  fo  mefyr  wirb 
ffe$  bie  2(bl)cmgtgl!eit  inbimbuetlen  SebenS  t>om  irbifcfyen  2eben  min^ 
bern,  ja  felbft  in  einem  unb  bemfelben  DrganiSmuS  muffen  eblere 
Organe  freier,  oom  irbiftf)en  ßeben  unabhängiger  fein  als  bie 
niebern.  Die  23erdnberungen  im  irbifdjen  Öeben  felbji  ftnb  aber 
regelmäßig  periobifd),  ja  burd)  ibre  ^Regelmäßigkeit  pm  ©runbe 
unferer  3eiteintl)eilung  geworben,  liefen  Venoben  nun  folgt  unter 
ben  Organismen  am  ftdjtbarjlen  baS  Ztbzn  ber  $flanje,  oorjuglicr) 
ibrer  gortpflanjung  nad),  im  Stfyiere  aber  regt  fteft  gleichfalls  baS 
SJeprobuctwe  jumeiji  nad)  jenem  üom  2eben  ber  (Srbe  entlehnten 
SÜrjpuS,  unb  infonberljeit  gilt  bieS  aud)  l)ier  jumal  oon  Um  ©e= 
fd)lecl)tlid)en ,  weldjeS  febon,  inwiefern  eS  auf  baS  ©an§e,  auf  bie 
(Erhaltung  ber  ©attung  gerichtet ,  unb  ber  inbwtbuellen  SRtpxo* 
buetion  entgegengefe^t  ift ,  mefyr  bem  allgemeinen  Seben  ber  (Srbe 
uerwanbt  erfebeint.  — 

§.    124. 

SBie  baljer  bie  $)flan§e  §u  gewiffen  Seiten  blüljt  unb  g?rücf>te 
tragt,  fo  gerdtb  baS  &t)m  ju  gewiffen  regelmäßig  wieberfebrenben 
Seiten  in  33runji,  unb  eräugt  Sunge;  ja  eS  ftnbet  ft'c|)  fdjon  bei 
ben  fyoljem  Sbieren  bann,  wenn  feine  (Smpfdngniß  fJattftnbet,  ein 
periobifcfyer  SSlutfluß  auS  ben  ©efd)lecbtStl)eilen  ein.  <So  exroäfynt 
ÄaljteiS  *),  ba$  Äö&e,  unb  SJftecfel,  baß  2Cffen  menfiruiren. — 
2lud)  ber  SSftenfd)  ifl  biefen  (Smflüffen  nur  jum  &betl  entjogen, 
unb  fo  feljrt  namentlich  beim  Sßeibe  bie  bie  (trjeugung  bebingenbe 
Ciongeflion  nad)  Um  ©efdjlecfytSfojlem  regelmäßig,  obwobl  ft<# 
burd)  eine  freiwillige  (Srgießung  wieber  Ijebenb,  jurücf.  —  SBarum 
inbeß  gerabe  in  4  SBocfyen  bie  SRücffebt  biefer  ßongejüon  unb 
biefeS  SBlutfTuffeS  erfolgt  —  hUlbt  nod)  bie  grage,  unb,  fo  oft 
baS  ©egentbeil  behauptet  worben  ifl,  glauben  wir  boeb  l)ier  baS 


')  2fre&to  für  spf)t)ftotogic,  VIII.  «8b.  3.  @t. 


89 

©nwirfen  ber  burcl)  feeit  SÖlonbeSwcdjfet  im  geben  ber  (Srbe  er* 
zeugten  SSerdnberungen  (welche  ftdj  ooräüglicl)  burcf)  SBecfyfel  ber 
SBitterung  unb  (Srfcfyeinung   fcon  @bbe  unb  glutty   be3  Beetes 
aussprechen)  anerkennen  $u  muffen,  um  fo'me&r,  ba  ber  Gsinflufj 
fceS'- SJtonbeS-  auf  dljnlicfye  aucf)  im  männlichen  ©efd)(ed)t  oorfoms 
menbe  2Cu3fcf)eibungen ,  3.  33.  be3  #dmorrfyoibalfluffeS,  unleugbar 
tjr.    (Einwürfe  bagegen,  5.  S5.  baf  ber  SföonatSflufi  nicfyt  burcfyauö 
ju  einer  Seit  bei  bem  weiblichen  ©eftf)le#t  eintrete  (obwohl  er 
«UerbingS  bei  ben  meiften  im  Sfaumonb  erfolgt),  unb  baf?  er  bei 
manchen  Snbioibuen  ftatt  trierwocfyentlicf) ,  ffetS  breis  ober  fed)6- 
tt)6d)entlidt)  wieberfefyre,  finb  leicht  ju  befeitigen,  inbem  man  be= 
benft,  bafi,  wa§  ba§  erffere  betrifft,  bie  üJttenfrruation  ja  nicfyt 
ifyrem  erften  Eintritt  nacf)  (welcher  öon  eigener  Äorperentwicflung 
abfangt),  fonbern  mtfyv  ü)rer  SBieberfeljr  nad)  burd)  ben  Moni 
beSwecfyfel  benimmt  wirb  ')•    £>a$  jweite  aber  betrifft  offenbar 
3lugnai)men  oon  ber  9?egel,  unb  biefe  werben  burcf)  bie  weniger 
naturtreue,  ja  fo  oft  naturwibrige  SebenSweife  öieler  Snbioibuen 
fyinldnglicl)  erfldrt.  —  £>a$  übrigens  ber  SftonbeSjlanb  auf  treib- 
licfye  (Be[rf)leci)t3function  wirft,  fcbeinen  bie  jum  größten  Sljetl  aufy 
tton  mir  als   bewdt;rt    erfannten  S5emerfungen  £)fianber'S  2) 
§u  bejidtigen,  nad)  welchen  im  üfteumonbe  erzeugte  Äinber  mefyr 
männlichen,  bie  im  23ollmonbe  erjeugten  mel)r  weiblichen  ©efcfylecfytS 
werben.  —  Söie  aber  felbff  im  5D?enfd)engefd)lecl?t  ntcfyt  nur  Stton- 
beS*  fonbern  aucb  Sonnenffanb  auf  bie  SortpflanjungStfydtigfeit 
einwirke,  beweifen  bie  ben  SrüfylingSmonaten ,  ber  (Smpfdngnif^eit 
nacfy,  entfprecfyenben,  an  ©eburten  fo  reichen  Monate  2)ecember, 
Sanuar  unb  Februar.  —  Sollte  etwa  ttom  5)?onbe  meljr  bie  weib- 
liche, sjon  bem  öon  feuern  jfdrfer  einwirf enben  Sonnenlicht  me^r 
bie  männliche  SeugungSfraft  in  2lnfprud>  genommen  werben?  — 

§.  125. 
üftocbijt  enbtid)  bie  Qualität  unb  Quantität  be§  aus* 
fliefüenben  33lute§  fowol)l,  als  bie  2Crt  unb  «Stelle  ber 
©efdjje,  welche  eS  ergießen,  etwas  genauer  §u  erwägen.  Srüfyer 
fytelt  man  ndmlicf)  biefeS  auSfliefenbe  SSlut  für  unrein,  für  enk 
mifcfyt,  unb  oon  ber  2lrt,  tia$  felbfi  bie  $lä$t  ber  in  ber  Sftenffrua- 
tion  begriffenen  ^erfonen  einen  nachteiligen  (Einfluß  auf  S3ege= 

1)  3dj  beobachtete  i>ät)nc,  ba$,  bei  recljt  gefunbem  Äbrpev,  »0  bk  Sttem 
ftruation  rcäfyrenb  be§  ©ttllenö  ganj  wegbleibt,  biefelbe  genau,  »iet  SS5o= 
djen  nad)  bei;  gang  roiMürlid)  beenbigten  ©tillungSpetiobe,  unb  ebenbafyet 
woty  bei  asteten*  ?0lonbe3ftanbe  als  frübect)in  wtebetfe^tte. 

2)  ©.  beffen  Ännalcn  ber  @ntbinbung$*e$ranjtatt  git  ©ottingen.  2.  93b. 


90 

talionis  unb  ©dfyrungaproceffe  dufjern  fonne;  allein  beftimmte 
^Beobachtungen  hierüber  ftnb  fo  wenig  an§uful)ren,  baß  wir  biefe 
Meinung  als»  ein  S3orurtf)etl  betrachten ,  beffen  (£ntjfel)ung  nur  aua 
ber  23orauafe&ung  erfldrlicfy  wirb,  gu  $olge  welcher,  baß  ber  Äorper 
burd?  biefen  SBlutfluf?  (bafyer  Reinigung ')  genannt)  fiel)  t>on 
fcbdblicben  «Stoffen  befreie,  angenommen  würbe.  Sm  ©egentfyeil 
ft'nben  wir  aber  an  biefem  Sttonatablute,  welcfyea  burcfy  feine  bunfle 
garbe  i>cm  23enenblute,  unb  burd)  fein  Sftcbtgerinnen 2)  bem  gfcg 
tu6blute  gleicht,  weber  befonbern  ©erucb  noeb  fonjitge  ungewobn= 
Itd£>e  SBefcbaffenljett,  unb  wenn  ea  guweilen  bod)  ttxvtö  tiefer  2Crt 
geigt.,  fo  tji  bieg  mel)r  auf  Sfecbnung  bea  Aufenthalte  beffelben  in 
ber  SSagina,  ber  üerdnberten  £>rufenabfonberung  an  ben  äußern 
@efcf)lecr;tatl)eilen  unb  Unreinltcfjfeit  gu  fefcen.  —  2)ie  Quantität 
beg  in  iebem  Termin  abgeljenben  SBlutea  tji  fdjwer  genau  gu  be^ 
jfimmen  unb  aud)  dujjerji  oerfebieben,  jeoorf>  fann  man  fte  im 
®urc|)fcbnitt  wofyl  auf  gwei  bia  fecfya  ttngen  rechnen. 

§.  126. 
SBaa  bie  eigentliche  £UteHe  bea  SDZonatablutea  anbelangt,  fo 
tji,  tfyeiia  ob  baffelbe  aua  ben  Arterien  ober  SSenen  fyeroorfomme, 
(fe$3  ob  ea  aua  ber  Jäofyle  $>*$  Sruc&t&alterS  ober  ttm  banale 
bea  SKutterbalfea  auagefcfyieben  werbe,  zweifelhaft.  2Baa  t>a$  erftere 
betriff,  fo  fann  bie  ©truetur  bea  Uterua  fcfyon  auf  ben  ©ebanfen 
leiten,  baf?  wol)l  nur  bie  23enen  ea  fein  mochten,  welcbe  biefea 
SSIut  ergießen.  &a$  auaneljmenbe  Uebergewicfyt  tiefer  S3enen  über 
bie  Arterien ,  bie  befonbere  (Erweiterung  berfelben  gur"  Seit  ber 
<5d)wangerfcf)aft  3),  i>a^>  wa$  ftd£>  über  bie  Quellen  bea  SSluters 
guffea  naä)  Abtrennung  ber  ^)lacenta  im  SBocfyenbett  fpdter  er- 
geben wirb,  wo  ndmlicj)  beutlicfyfl  bie  geöffneten  33enengetlen, ;  toeU 
d>e  baa  S3lut  ergießen,  nacfyguweifen  ftnb,  geben  bief er  Meinung 
nod)  großem  v£)alt.    9?el)men  wir  aber  ferner  l)ingu,  wie  groß  bie 


1)  @S  berufien  auf  btefem  SSegriffe  bie  ©Uten  ber  JKegcr  unb  anberer 
S3ölfer,  bk  SBeiber  in  biefem  Zeiträume  abjufonbern  unb  ai§  unrein  p 
bctvafytcn.  .  <&.  Sftoreau'S  9?aturgefd>  b.  SBeibeS  »on  ßeune.  2.  So. 
©.  150. 

2)  9?ad)  Saüagna  (f.  SOJecfet'g  3frd>tt>  f.  ^wf.  IV.  1.  ©.  151.)  fcdngt 
bicfeS  9licfytgerinnen  uom .  Mangel  beö  gaferjlojfö  ab. 

3)  SJferfwürbig  tji  eö,  bajj  man  in  einigen  feltnen  gälten  bie  Sflenflruation, 
reelle  bod)  getuötmlid)  «ur  Seit  ber  ©djroangerfdjaft  cefftvt,  gerabe  nur 
u>äf)r.enb  beffelben  fliegen  faf)  (f.  <Stein'§  2tnnaten  ber  ©eburtsbilfe. 
111.  ©.  156.),  roetdjeS  ju  bemeifen  fc^eint,  ba$  eben  bie  in  ber  ©djman-- 
gerfdjaft  fiel)  jlets  erweiternben  Uterinoenen  feter  attrt)  ben  ©runb  bev 
SÄenjlruation  abgeben. 


91 

TLtyrtötyUit .  bcS  SföenjlrualftuffeS  mit  bem  offenbar  von  ben  mM 
absuteitenben  <£)dmorrboibalfluffe  tft,  bie  2(ebnlt'cfy&it  beS  9Jteni 
jlrualbluteS  mit  bem  S3enenblute  (f.  §.125.),  fo  gewinnt  biefe 
#nft'd)t  immer  mefyr  ©ewifjbe.it,  unb  eS  fann  wenig  baroiber  be; 
weifen,  wenn  bie  normale  2£rt  ber  SBlutbewegung  in  SSenen  tti$ 
gegengefefct  wirb,  ba  aud)  bd  biefer,  wenn  bie  93enen  ft'cb  bc 
trddt>tüci>  erweitern,  eine  2tuSfcl;wikung  ')  burd)  ©eitenöpungen 
frattfmben  f  önnte,  beren  SDafein  nberbaupt  um  fo  weniger  geleugnet 
werben  barf,  je  fixerer  neuere  (namentlich  bie  oon  SO?  e  t>  e  r  ange; 
ftellten  SSerfucbe  bie  (Sinfaugung  burd)  bie  23enen  erweifen.  £>b 
übrigens  ber  obere  9?aum  beS  $rud)tl)dlterS  ober  ber  Äanal  beS 
9J?utterl)alfeS  bie  Stafrruation  ergieße,  ift  wobl  ntdjt  fo  leidjt  mit 
©ewifübeit  ju  entfcfyeiben ,  benn  obgleich  ber  ©truetur  naef;  man 
annebmen  barf,  baß  wofyl  i>k  SBdnbe  ber  $ot)k  t>iergu  am  meinen 
geeignet  fein  mochten,  fo  bemerke  boeb  £.  £)fianber2)  beutlid) 
baS  SfuSfdjwifcen  oon  S3lut  auS  ©efdßen  beS  S0?utter(;alfe^ 
(woburef)  jugleid)  bie  juweilen  oorfommenbe  Sttenfrruation  jur  Seit 
ber  <5d)wangerfd)aft  erffdrlid)  wirb).  2(m  wabrfebem  liefen  er; 
gießen  eS  im  gefunben  Suffanbe  beibe  ©egenben  sugteid).  %xa$t 
man  übrigens  ob  man  baS  2fuSfItegen  beS  Sitten  ftrualblutcS  als 
blofje  ^Blutung  ober  als  ©ecretion  anjufeljen  l;abe?  fo  barf  man 
wol)l  jumeift  ffrty  gu  ber  2(nftd)t  hinneigen,  eS  als  eine  33lut; 
fecretion  §u  betrachten,  ta  eS  jwar  burd)  bie  SScnen  felbft  auS; 
gefebteben  wirb,  allein  bod)  oon  bem  £3lute  in  ben  5(bern  ftcr) 
burd;  nid)t  unwichtige  SJflerfmale  (f.  o.)  unterfd;etbet. 

§•  127. 
2Bte  nun  bie  SOfenjtruation  als  eigentümliches  ^robuet  all* 
gemeiner  Äorperentroicflung  in  bem  angegebenen  3eitraume  (§.  121.) 
erfcfyemt,  fo  aueb  verliert  ft'e  ft'cb  bei  erlofc^enber  weiblidjer  digen* 
tbumtid)!eit  in  ben  allgemeinen  SSerljdltniffen  ber  organifcfyen  Functio- 
nen, unb  erfdjeint  fonad)  überbauet  (was  für  bie  S3el;anblung  ber 
abnormen  SOZenflruation  oon  größter  2Bid)tigfeit  ift)  als  dußereS 
3eid)en  beS  gemeinfamen  SufranbeS  in  ber  SBtlbungS- 
tbdtigleit  beS  SrganiSmuS.  —  £)aS  Lebensalter  betreffend 
wo  biefeS  SSerfdjwinben  ber  SftenjJruation  unb  mit  il;m  baS  Gh- 
lofd?en  ber  SeugungSfdfyigfett  j!att  l;at,  fo  ijt  baffelbe,  bem  oer? 

1)  £afj  ba$  tfugfticfjcn  be§  Sföonats&luteö  nur  ein  "Ku^rvi^en  aus  ffetnen 
SKünbungen  fei,  fcenmfet  ber  »on  £)  [tan  ber  fceobadjtete  gau"  einer 
SJienftruation  an  einem  prolabirren  Uteruö  (f.  tfnnalcn  b.  @ntbinbuna,$= 
leftvanjlott  $U  ©öttingen.  1.  23b.  @.  175.). 

2)  2f.  a.  £>. 


f$kbcneiU<,  (Sitttritte  berfelbeu  gemdf?,;  aud; in  unferm  Älimö-  maus 
ntgfadtjen  ;  Witterungen  unterworfen,  worüber  namentlich  von 
Waller  in  fcen  Elementen  ber  $b»fiologie  viele  SSeifvicle  gefant; 
melt  wovben  fütb.  2(13  gemeingültigfre:  3}otm  barf  man  bei  unö 
ba§  45jle ggsajr  betrachten ,  obwohl  aucf)  2(bwetcl)Uttgen  vom  43ften 
bis  48jlen  S.a^r  ftduftg  vorkommen,  jaSSeifvtele,,  wo SSeiber  nocfy 
in  ben  funfttger  Sauren  concivirt  ijaben,  nicfyt  alfyufelten  ftnb  *.)• 
UebrigenS  verfcljwmbet  gewolmlicb  bie  SSftenjfruation  nid?t  vlofclicj), 
fonbern  wirb  allmdlig  fcfywdcfyer ,  unb  e3  emvftnbet  ber  Äorver 
bei  biefer  Devolution  in  ber  Sfegel  eine  9?eibe  ungewofynlicber  3u- 
jldnbe,  welche  ben  allgemeinen  23orboten  ber  SJttenjfruation  (§.  119.) 
oft  nicfyt  undfyniid;  ftnb,  unb  fiel)  leicht  erklären,  wenn  man  bes 
benft,  baß  bei  beginnenber  Decrevtbitdt  anfdnglicb  boct)  immer 
bie  tbdtigere  Sievrobuction  fort  wirfe,  obwohl  niebt  metjr  mit  f;ins 
reicfyenber  Äraft,  um  ba3  ©rfebetnen  tr)re§  äußern  3eid;en3  (b.  i. 
ber  £3lutergief?ung)  ju  bewirfen,  baf?  baljer  eine  gewiffe  lieber- 
füllung  ber  ©efdfje  nicfyt  mangeln  fonne,  unb  eben  babureb  (üott* 
gefitonen  nacl)  Äopf  unb  S3rujr,.  (Stockungen  im  ^Pfortaberfvjfem, 
$dmorrl)otbalcongejiionett  ober  @rgtef?ungen ,  gici)ttfcr)e  S3efcbwer= 
ben  u.  f.  w.  fyduft'g  entfielen  muffen.  Sa  als  einer  befonberS 
merfwürbtgen  (Srfcbetnung  ift  ^tet:  noeb  ber  guweilen  fogar  im 
l;oben  2llter  wieber  erwacbenbett  GEongejlion  naefy  ben  ©enitalien, 
unb  ber  wieberfe^renben  Sftenflruation  ju  gebenden,  Satte,  welcbe 
im  Sahnen  im  ^oljen  2llter  vergleichbar  ftnb,  bie  2fel)nlicbfeit, 
welcbe  in  fo  maneber  £inftcl)t  §wtfd>eri  £)ecrevibitdt  unb  Äinbfyeit 
ft attft'nbet  (§.  75.)  erhoben,  allein  gewofynlicl)  für  ben  Organismus 
eben  fo  febr  $um  9lacbtl)eil  gereichen,  al6  btö  ju  frü^e  ©intreten 
ber  Sttenftruation  in  ber  ^tnb^eit. 

II.   SSon  ben  Regeln  bei:  &iäUüt  röäljvettb  ber  brei  tt)etb= 
liefen  SebenSperioben  tnöbefonbere. 

§.  128. 
Se  vielfac&er  bie  9?ucfftdf)ten  ftnb,  weldje  bei  33efrimmung 
btdtetifrf)er  Pflege  für  ©cbwangere,  ©ebdrenbe,  SBöcfynerinnen  unb 
©tillenbe  genommen  werben  muffen,  um  fo  weniger  bleibt  un§ 
t)ier,  wo  wir  ba3  SBeib  auf  er  biefen  Suftdnben  betrachten,  ben 
oben  (§.  111.)  aufgehellten  allgemeinen  bidtetifeben  Sfegeln  ^tnju- 
gufefcen  übrig,  unb   e3  fonnen  ftet)  biefe  3ufdfce  allein  auf  bie 


*)  £>effentlia>  SSlättet  erjagten  noeb  »er  wenig  Salven  ben  %<x\\,   wo 
eine  grau  in  gvanfvdcb  tyt  legtes  Ätnb  im  69.  Safere  9*w« 


93 

i 

Leitung  weiblicher  ßntwicf  lung )  ber  SWenif  rualfunction  unb  beS 
©efcblecbt3oerl;dltniffe3  besiegen. 

§.    129. 

£5ie  inbiüibuette  ©ntwicflung  betreffenb,  fo  bebenfe  man  üor- 
güglid),  wk  ber  weibliche  Körper,  als  jdrtere  unb  bocf)  üppigere 
^Pflanjc,  rafdjer  ber  3eit  feiner  ffilutbe  entgegengeht,  unb  vok 
fdjon  au§  biefer  9?ücffid)t  jebe  ßebenSweife,  welche,  inbem  fte  t>m 
Äorper  vielartigen  Steigungen  auSfefct,  baS  Steifen  folglicb  nocb 
mefyr  befcbleunigt ,  üerberblicfye  folgen  herbeiführen  muffe.  Sjl 
bafyer  irgenb  ttwaö  ein  grofjcS  ^Patlabtum  fcboner  unb  naturges 
radier  weiblicher  Entfaltung,  fo  ifl  e$  ©ittenretn^ett.  — 
hierauf  jundcbfr  fei  bafjer  i>k  ©orgfalt  ber  @rjiel)er  gerichtet! 
SJermteben  werbe  (unb  jwar,  bei  ber  Neugier  junger  SD^dbc^en 
nacb  ben  ©eljeimniffen  be3  ©efcblecbtS,  boppelt  oorftdjtig) ,  xoa$ 
pfydnfd)  einwirf enb  bie  sp&antafte  beflecft,  xoa§  pb*>W  @ongejtios 
nen  nad?  ben  ©efdpen  ber  ©efcblecbtSorgane  oeranlafjt,  als  wobin 
err)ifcenbe  ©etrdnfe,  jiarf  gewußte  ©peifen,  ©djlafen  in  bicfen 
Seberbetten  unb  warmen  ©tuben,  fowie  ft'fcenbe  2ebem>weife  ge; 
boren.  —  £)er  ©efcblecbtSgenuf?  felbfi  oor  erfdjienener  Sttenftruas 
tion  ifl  üerberbticb  l).  —  Uebertyaupt  aber  wirb  burcb  forgfame 
fieitung  in  biefer  ganzen  erjien  ßebenSperiobc  ba§  (Srfdjliefüen  reiner 
unb  ebler  Sungfraulidpeit,  unb  cm§  ibr  Uz  $olge  wahrer  unb 
gefunber  SBeiblicbfeit ,  bei  urfprünglicr)  frdftiger  Statur,  tbtn 
fo  gewifj  ft'cb  ergeben,  al6  bie  S3ernacf)ldfftgung  biefer  $)ertobe 
ben  ©runb  §u  ben  oielfacbften  Äranfljeiten  pb#fd?e-r  unb  ^ft>d?t* 
fcfyer  2eben3dufierungen ,  ja  oft  ein  burcbauS  roibematurlicb  ge* 
worbeneS  jerjtorteS  %tbm  berbeifubrt 2)- 

§.    130. 

£5ie  3ett  beS  Eintritts  ber  Sftenftruation  felbjl  forbert  nocb 
befiimmter:  3fu6wal)l  leichter  nicbt  reijenber  Stabrungömittel  unb 
©etrdnfe,  SBermeibung  erbi^enber  Bewegungen,  $.  S3.  beS  Sans 
§en3,  23erbütung  oon  Grrfdltungen,  namentlich  ber  untern  (Srtres 
mitdten,  be£  Unterleibes  unb  ber  SSrüfte,  oon  beengenben  $leibun5 
gen,  ©cbnürbrüjten  u.  f.  w.  —  ©owie  enblicb  bei  |tarfgendl)rten 
Äorpern,  wo  Güongejrionen,  ©cbwinbel  unb  anbere  SSorboten  ber 
ÜJttenjtruatton  fühlbarer  werben,  bie  SBatyl  einer  befctyranften,  mefyr 

1)  9tt  eigner  über  bk  gefcbledjttfdjen  SSertrrungen  ber  Sugenb.  ßetpjtg. 
1822. 

2)  Sföan  tefe  herüber  ben  tnterejfanten  2fuffa|  son  (Stieget  über  bie 
p&pftfdje  ©r^iing  bes  SÄenfdjen  in  ©tar^'ö  neuem  2frd;tü.  I.  SSb. 
©.  516. 


94 

t>egetabtltfd?eu  ©tat,  fcerbünnenber  fduerlid)er  ©etrdnfe,  unb  oor; 
juglicr)  ber  ©ebraud)  allgemeiner  lauer  SSdber  empfohlen  §u  werben 
üerbienen.  —  ^Dte  erfrerwdl;nten  33orft'd)ten  muffen  bann  inSbe* 
fonbre  &ur  Seit  be£  5!flenfirualfluffe3  felbfr  fortgefefct  unb  alle  (Stn- 
flüffe  üermieben  werben,  weld;e  bem  Äorper  in  einer  neuen  unb 
ungewohnten  Function  irgenb  ftorenb  werben  fonnen.  —  gragt 
man  übrigens,  welcher  3eitraum  nad)  fomit  erreichter  tyubtxtät 
ber  ©efd)led)t3üerbmbung  unb  bem  neu  ftdjj  eröffnenben  @t)Hu3 
*>on  ©cbwangerfcfyaft,  ©eburt  unb  SBocfyenbett  am  angemeffenfien 
fei,  fo  barf  man  wol)l  annehmen,  bafj  ber  Sßtlle  ber  Sftatur  ftc 
md)t  er;er  forbre,  btö  ber  Äorper  auf  ba$  23ollfommenffe  ber  Witte 
flrualfunction,  als  woburd)  baS  ©efcblecbtSfyftem  auf  nacbfolgenbe 
fjo^ere  £l;dtigfeit  vorbereitet  wirb,  gewohnt  worben  ift;  unb  bte 
(Srfafyrung  betätigt  eS  oollf  ommen,  bafji  jene  bte  gefünbefren  §rauen 
werben,  welche  §wei  bis  brei  Safyre  nacfy  Eintritt  ber  Pubertät 
fiel)  üerl)eiratl)cn,  unb  ba0  hingegen  eine  $u  fdjnell  nad)  jener  Ve- 
rlobe üolljogene  SSerbinbung  oft  ber  ©efunbfyett  eben  fo  nad)tl)eilig 
werbe,  alS  eine  ju  lang  t>erfd;obene  ober  wibematurlicfy  gdnjtic^ 
t>erfd)mdl;te  ober  üerfagte. 

§.  131. 
Sötel  enbltdj  liegt  für  bie  ©efunbl)ett  ber  grau  in  ber  3Bal)l 
beS  ©arten  felbfr.  £>ie  9?atur  forbert  eine  gewiffe  ©letcfyartigfeit 
(b.  i.  eine  gleiche  (Sntwicflung  ber  ©efcblecbtSinbimbualitdt)  unter 
jwet  ftd)  'oerbinbenben  ©atten,  unb  bebeutenbe  Ungleichheit  unter 
beiben  frmn  felbfr  burd)  9ttifiüerl)dltnifi  ber  gefcblecbtlicfyen  £>rgam* 
fation  ben  3wecf  ber  23erbinbung  ganj  unerreicht  laffen1),  weS* 
|)alb  benn  auch  eine  33eratf)ung  drjtlidjer  ^)erfonen  bä  (Schließung 
er>eltcf?er  ÜBerbinbung  wenigffenS  als  wimfcbenSwertr;  anempfohlen 
werben  mu0.  —  Sn  biefer  Bereinigung  felbfr  wirb  früher  err)als 
tene  «Sittenreinbeit  am  ftd;erfien  bie  3)h;fierien  beS  ©efcbled)tS 
gegen  (Sntwetfyung  fd)ü£en;  benn  obfcfyon  ber  bduftgere  ©efd)lecr;tS- 
genufj  bem  weiblichen  Äörper  im  2Cllgemeinen  wol)l  minber  als 
bem  mdnnlicben  nad)tl)etlig  tff,  fo  entwürbigt  er  boct)  im  Ueber= 
maafs  ben  Swecf  ber  Skrbinbung  eben  fo  fet)r ,  als  er  pl)*)ftf$ 
felbfr  bem  SSermogen  $u  empfangen  nacbtr)eilig  unb  ber  Grntftelmng 
orgamferjer  Äranfljeiten  ber  ©eburtStbeile  gunftig  tfi.  —  3ur  &it 
ber  Sftcnfrruation 2)  fowol)l  als  in  ber  Seit  beS  2Bocr;enbetteS  tfr 


i)  @.  einige  SBeifpiete  tiefet  2Crt  fo  ©tarn  neuem  2Crd)iü  für  ©efcurtS* 

fjütfe.    SSb.  I.  ©.  376  tt.  337. 
2)  SMannt  tft,  ba$  man  in  ben  tfusfdjweifungen  jttufdjien  Europäern  unb 


95 

ber  ©efcfylecfytggenuß  «übernatürlich  unb  folglich  fcfyablicf),  jut*  3eit 
ber  ©cfywangerfcbaft  unb  «Stillung  wenigjten3  ntdjt  naturgemäß. 

§.  132. 
SBaS  bie  Seit  be§  aufborenben  SDJonatSfluffeS ,  bie  fogenanns 
ten  flimafterifcfyen  Saläre  betrifft,  fo  muffen  tyter  dlmlidje  23or= 
ft'cfytSmaagregeln  als  bei  ber  ©üolution  ber  Sföenjtruation  (§.  130.) 
beobachtet,  heftig  reijenbe  ©peifen  unb  ©etrdnfe  öermieben,  na* 
mentücb  aber  l)duftge  Aufregungen  ber  Heroen  ber  ©efd)Ied()t§organc 
v>erl)ütet  werben,  bamit  biefe  fo  bebeutenbe  toolution  weber  un^ 
mittelbar  Äranf fetten  üeranlajje  (wofyin  namentlich  ^Blutflüffe, 
©crjleimflüffe,  Snburationen  u.  f.  w.  geboren),  norf)  für  bie  fpdtern 
MenSjaljre  eine  fdjwanfenbe  ©efunbl;eit  nad;  fiel)  giefye. 


3weitcr  patr;ologifcl)st;()erapeutifcl;er  2£bf$nitt. 


@rjle    Abteilung. 

SSon  ben  &?antyeiten  in  beu  erften  SebenSperiobe 

be$  umblicken  ÄörperS. 

§.    133. 

(§§  i|!  fcfyon  in  ber  allgemeinen  $atf)ologie  be3  weiblichen 
ÄörperS  bemerft  worben,  warum  gerabe  in  biefer  erflen  2eben3; 
pertobe  nur  wenige  biefem  ©efd)led)t  eigentbümlicbe  Äranffoeitfljua 
ftdnbe  üotfommen  fönnen  (f.  §.  81.),  unb  inbem  wir  nun  gu 
einer  nähern  ^Betrachtung  berfelben  uns  wenben,  ft'nben  wir  Ijier 
aUdn  tfyeir»  mehrere  praftifcb  wichtige  ursprüngliche  SCftifjbilbungen 
ber  weiblichen  ©enitalien  *)  aufzuführen,  tfyeiB  bie  oorfd?ne(Ie  dnU 
wieflung  be3  ©efd)lecf)t3d()arafter3  gu  berücfftctyttgen. 

I.  9Son  ben  angeborenen  Seglern  weiblicher  ©enitalien. 
1.  SSon  ?ranf!J;aften  SSilbungen  bec  äufiern  ©efcl)lecl)t6t^eile. 

§.     134. 

SDtc  S3rüfie,  SDrgane,  welche  übrigens  bei  lebensfähigen 
weiblichen  Snbwtbuen  nie  gan$  fehlten,  bktzn  iljrer  3al)l,  ^orm, 


Snbianern  jur  3ett  bec  SDJenfrruation  felbji    bte  Duelle  bei-   ©teilte 
finben  wollte. 
")  SSorjügli^  biejenigen,  wobuedj  bte  eigentlich  wet&Kdjen  Functionen  tnel;c 
obec  minbev  gehört  werben,   welche  juweilen  audj  äcjtlicfje  4?ülfe  ju= 


96 

unb  namentlich  ber  33ilbung  ibrer  SSavjen  naefy,  eine  Sttenge  t^etXS 
weniger,  t^etB  mcfyr  einflußreicher  Abnormitäten  bar.  -Uttan  fanb  *) 
brei,  wer,  ja  fünf  $5rüße  an  einem  Äorper,  §wei  SÖar§en  an 
einer  33rufi,  bie  überfälligen  S3rüfte  faßen  juweilen  am  Sftücfen, 
ober  unter  ben  Armen,  bie  $orm  ber  S3rufr  fanb  man  juweilen 
jtfcenartig,  bie  IBrujlwarjen  mangelten  mitunter  gdn$ltd)  ober  fte 
entwicfelten  ftcf)  roofyl  aueb  nacb  ber  ©eburt  niebt  ooüfommen.  — 
Unterfucfyt  man  ndmlic^  bie  33itbung  ber  SBrujrwarjen  beim  neu^ 
geborenen  Äinbe,  fo  ftnbet  man  fte  platt  unb  quergefpalten,  gleich 
fam  einwdrtSgejlülpt  (auf  welche  gorm  fowofyi  als  auf  btn  ftcb 
barin  oorft'nbenben  Sttilcfyfaft  man  bie  Meinung,  ba$  fte  wofyl 
(SinfaugungSorgane  be3  getuS  fein  fonnten,  gegrüribet  ijat).  9?ac|) 
unb  nad)  follen  nun  bie  SBarjen  wdfyrenb  ber  erfien  £eben3periobe 
ftcf)  l)eroorl)eben  unb  auSbilben,  allein  u)eil3  burd)  feji  antiegenbc 
Kleiber  gefyinbert,  t^eil^  in  golge  unjulanglicljer  SSilbungöfraft 
üerfyarren  fte  juweilen  in  biefem  frühem  3uftanb,  unb  werben  ba^ 
buret)  bem  ©tillungSgefcfydft  fpdter  dußerfl  fyinberlidj).  23on  allen  fyier 
erwähnten  Abnormitäten  wäre  benn  nur  bie  lefctere  einer  drjtlidjen 
Abhülfe  fdl)ig,  unb  e$  wirb  baljer  tl)eil$  prop^laftifcb  überhaupt 
auf  bie  SSermeibung  eines  nacfjtbeiltgen  £)rucfe$  ber  SSrttfre  in  t>m 
$inberjal)ren  $u  fefyen  fein,  tljeil§,  wo  eine  folcfye  unootlfommene 
(Entwicklung  in  t>m  ber  Pubertät  bereite  ft'd)  ndfyernben  Sauren 
bemerft  würbe,  biefelbe  burdj  fragen  eines  angemeffenen  Söarjens 
becfelS  (oon  betten  wir  fpdterlnn  bk  jwecfmdpigjren  Soften  be* 
trachten  werben)  unterjtü^t  werben  muffen. 

§.  135. 
Sie  ©cbamlefjen  betreffenb,  fo  bieten  biefe  §iemlic|)  ^au* 
ft'ge,  jebodj  größtenteils  oollig  itnfdjdbltc^e  "KbnoxmitäUn  ober 
oielmefyr  23arietdten  bar.  <5o  fehlen  §.  23.  bie  yiympfym  juweilen 
bei  neugeborenen  SÖ?dbcr>en ,  jumat  in  aftattfdjen  Sdnbern,  wo  baS 
g3efcf)neiben  biefer  f)ter  gewof)nltd)  feljr  großen  Steile  ©itte  iji2), 
gleich  fo  wie  auef)  an  männlichen  Äinbern  bei  befd()nittenen  236lfem 
ber  Mangel  ber  23orl)aut  juweilen  angeboren  erfcf)eint.  hinwies 
berum  ftnbet  ftcf)  juweilen  ber  Umfang  ber  ©cfjamlippen  befonberS 
groß,  namentlich  ft'nb  bie  Heinern  l)duftg  verlängert  unb  umgaben 


laffen,  werben  wir  f)ier£)er  jiefjen ;  »on  im  zwitterhaften  Salbungen  wirb 
nod)  bei  ben  Äinberfranftjeiten  bie  Siebe  fein. 

1)  ©.  Otto  £anbbucfy  b.  pattjotog.  Anatomie,  <S.  238. 

2)  @.  barüber  Oftanberö  &mt\x>üxi>iq£titin  für  i>k  ^cutunbe  unb  @e« 
6urtSt)ülfe.    II.  SSb.  ©.  66. 


9T 

in  einem  üon  $  all  er  ernannten  Solle  fogar  ben  2ffter.  —  9htt 
$dlle  ber  ledern  2ftt  waren  e§  aucb  l)ier,  welche  burd)  dr^ttic^e 
Äunfi  befeitigt  werben  fonnten,  inbem  mittelfi  einer  leichten  d)ir= 
urgifcfyen  Operation  bie  überflüfftgen,  mancherlei  Unbequemltcr;fet= 
ten  oeranlajfenben  SfyeÜe  entfernt  würben. 

§.    136. 

3Me  ÄlitoriS  ferner  jeigt  mehrere  dbnlidje  Abnormitäten, 
iji  balb  gu  groß  4),  balb  ju  ftein,  feiten  (welches  aB  eine  2fa; 
ndfyerima,  an  t>erfd)iebene  Sljierbilbungen,  j.  35.  ber  SSeuteltln'ere, 
betrachtet  werben  barf)  in  gwei  <§ptytn  auslaufend  Abhülfe  wirb 
wieber  nur  bei  ju  beträchtlicher  (Entwicklung  burd)  2lbbinbung  ober 
SSefclmeibung  frattftnben,  unb  aucb  biefer  Sfyeil  wirb  baljer  in 
mehreren  fitblicben  fidnbern,  wo  er  insgemein  großer  als  in  norbs 
liefen  wirb,  einer  gewormlid)  im  jetynten  Safyre  unternommenen 
SSefcftneibung  unterworfen. 

§.    137. 

£>a§  Jpwmen.  ©o  wie  e3  in  einigen  fallen  ganjlic^  man; 
gelte  ober  eine  ungewöhnliche ,  balb  üotlig  ringförmige  ©ejtalt, 
tterbiefte  ©ubfianj,  ober  meljr  nacb  oorwdrfS  gerichtete  ?age  geigte, 
fo  üerfcfylofü  eS  aud)  juweilen  bie  ©cbeibenmünbung  oollfommen 
(Atresia  hymenaica)  unb  Winterte  baburd)  fpdterbin  ben  2£u3flufj 
be$  monatlichen  33lutes>  fowofyl  als  i>k  ßoneeption.  5m  lefctern 
Satte  wirb  bie  ßinfebneibung  ber  oorgefpannten  SKembran,  unb 
ba§  Einlegen  eineS  in  Gfft'g  getauften  33dufcbd)en3 ,  um  neue 
§3erwad>fung  gu  oerbüten,  unerldßlicb ,  ja  felbfl  bd  betrdcfjtlicber 
Sßerbtcfung  fat)  man  ftcb  guweiten,  obwobl  erji  im  oorgerücften 
2Clter,  um  ßoneeption,  ja  um  bie  ©eburt  moglicb  gu  madjen,  gu 
einer  dlmticben  £)»eration  genötigt2).  —  S3on  biefer  eigentlichen 
Atresia  hymenaica  ijr  übrigens  berjenige  Sujianb  forgfdltig  5U  uns 
terfdjeibcn ,  wo  bie  ©teile  beS  ©djeibeneingangeS  i?erfd)lojfen  ijr, 


1)  2)af$  biefer  £t)eil  fef>r  fetten  betrdcfytlid)  üergrojjert  ift,  unb  bte  meifren 
gälte,  wo  man  eine  fotetye  SSergröfjerung  beobachtet  tjaben  wollte,  toofyl 
»erunftatteten  männlichen  3>nbi»ibuen  angehörten,  ift  t>on  SDfianber 
(£anbbucb  b.  entbinbungSE.  lr  S$L  ©.  145  )  mit  Stecht  bemerft 
worben;  baf?  jebod)  juweilen  allerbingö  auefy  mat)re  unb  urfprüngiidjc 
SJergröferungen  biefeS  S&eileS  bemerkt  werben,  wirb  i>k  atSbatb  ju  ers 
wdfjnenbe  Beobachtung  üon  (Sofie  befldttgen. 

2)  2Bie  £)fianber  in  b.  ©entmürbigfeiten  11.  83b.  @.  70.  naclj  SSefal 
erwdfjnt,  tfl  e3  aufy  M  europdifdjen  SKüttern  früher  gebräuchlich  ge= 
wefen,  btö  Jörnen  immer  abjlic^tticb  als  einen  unnä^en  Zfyil  ju  jer« 
ftören  (f)ierl)er  gebort  auc^  ber  StyaUuSMenjt  ber  3(lten). 

©tjnafotogie.    I.  S^.  3te  2(ufl.  7 


98 

bieS  iebodf)  md)t  foroo&l  als  vergrößertes  ^njcn  betrachtet  werben 
fann,   fonbem  als  3eid)en  ber  gdnjlicb  feblenben  ober  wenig  jtenS 
größtenteils  obtiterirten  innem  ©cnttalten  anheben   tjr.     Sn 
folgen  fallen  muß  namentlich  bie  ttnterfucbung  burcb  t)m  sjftajr* 
barm  ju  £ülfe  genommen  werben,  woburd)  man  fid>  ju  über- 
zeugen bat,  ob  ein  Uterus  öorbanben  fei  ober  nicbt.    Sm  lefctem 
galle  (mir  ffnb  in  einigen  Sauren  jwei  bergleicben  üorgefommen) 
würbe  eS  natürlicb  oollig  unnüfc  fein  eine  Operation  oor§uttebmen, 
ia  bann  aucb  bie  gan^e  SSagina  obliterirt  fein  wirb.    £)aß  jebodr) 
gdlle  »orfommen,  in  welchen  ein  fyofyzx  ©rab  oon  SSerbilbung  bei* 
äußern  unb  innern  ©enitalien  jrattfmbet,   unb   bocb   burcb  eine 
uorficbtig   gewählte  DperationSmetbobe  2lbbülfe   gefcbafft   werben 
fann,  beweijl  ein  merfwürbiger  oon  (Softe*)  mitgeteilter  %aU, 
auS  wefcbem  tcf)  f)ier  baS  Sßefentlicbe  ausgeben  will,  um  an  einem 
Söeifpiele  ju  feigen,  waS  mitunter  l)ier  ber  Äunft  noeb  moglicb 
ift.    allgemeine  Regeln  laffen  ftcb  natürlicb  über  SBefyanblung  oon 
bergleicben  nicbt  geben,   ba  bie  ^alle  alle  etwas  GngentbümlicbeS 
ju  baben  pflegen  unb  biefem  gemäß  bie  Operation   einjuricbten 
tjr.  —  3m  erwähnten  $aU  fyatte  bie  9)erfon  weiblichen  £>abituS, 
gefdjloffene  «Scheibe,  große  ÄlitoriS,  aber  Ausfluß  ber  Süftenjlruas 
tion  auS  ber  $arnröl)re,   wdljrenb  in  ber  rechten  großen  ©cbams 
lippe  ein  rpbenartiger  Äörper  ftcb  oorfanb.    (2(lfo  wirflieb  eine  in 
bobem  ©rabe  bevmapl)robitifcbe  S3ilbung.)  —  ©ie  wünfcfyte  ftcb  §u 
fcerbeiratben  unb  unterwarf  ftcb  baber  leid)t  ber  Operation.    Güofte 
frfjmtt  hierauf  in  ber  3?apbe  unter  ber  ^arnrobrenmünbung  einen 
Soll  tief  ein,  entbeefte  bann  bureb  eine  in  bie  ^arnrobre  gebraute 
©onbe  einen  oon  legerer  abgebenben  .Stanal  §um  UteruS,  öffnete 
bier  bie  ^jarnrobre  unb  erweiterte  biefen  Äanal  bis  jum  Butter; 
munbe,  worauf  i>k  fünjllicb  gebilbete  ©treibe  mit  (übarpie  auSs 
gefüllt  unb  noeb  bie  ju  große  ÄlitoriS  amputirt  würbe.     9?acb 
2  Monaten  waren  bie  Sbeile  gebeilt;  bie  Erweiterungen  würben 
noeb  fortgefefct,  bie  9J?enflruation  floß  auS  ber  fünjrlicben  ©cbeibe 
unb  8  Sttonat  fpdter  fymatyett  bie  ^erfon,   mld)t  nunmebr  jum 
ßoituS  ooEig  geeignet  war. 

2.  SSon  franf&aften  Salbungen  ber  innern  ©efdjtecbtötfyefte. 
§.    138. 
£Me  9ttutterfcbeibe,  als  $oxtfa%  beS  ^rucbtbdlterS,  nimmt 
gewobnlicb  an  ben  Abnormitäten  beS  le^tern  febr  benimmt  2Cntbeil. 

*)  Journal  des  connaissances  medicales.   Novembre  1835;  im  2fu3$uge  in 
t.  neuen  3eUf#rift  f.  ©e&urttfunbe.  IV.  SSb.  @.  268. 


99 

S5ei  unoollfommener  @ntu>icf  lung  beö  ©efctyledjtSfyflemS  überhaupt 
ftnbet  ft'd)  bafyer  aucb  bie  SD?utterfd>etbe  auSnebmenb  fletn  unb  eng 
ober  ganj  obliterirt,  ofyne  ftd)  in  ben  fpdtern  Sauren  biefer  Ses 
benSperiobe  normal  ju  entfalten,  welcfyeS  jum  ©runb  bleibenber 
Unfrttdr;tbarPett  wirb;  ober  ft'e  tft  ferner  ber  £dnge  nact),  juweilen 
audE)  nur  am  (Eingänge  (unb  jwar  beibeS  mitunter  bei  boppeltem 
Uterus)  burrf)  eine  ©cfyeibewanb  in  jwei  ©dnge  geseilt,  23erwact)s 
fungen,  welcfje  übrigeng  im  Satte  eine§  einfachen  UteruS  biefelbe 
@ur  wie  bie  ^treffe  julaffen.  2tud)  ftnbet  fiel)  in  feltnen  fallen 
ein  freilief)  unheilbares  Sufammenmünben  beS  ©cfyeibenfanalS  unb 
SftaflbarmS  (bd  ber  fogenannten  Äloafenbilbung)  '). 

§.  139. 
£>ie  ©ebdrmutter  fal)  man  in  mehreren  galten,  felbft  bei 
oorfyanbenen  dufjem  ©enitalien  gdnjlicf)  mangeln,  ober  in  ben 
frühem  ßebenSjabren  ft'cr)  fo  wenig  entwicfeln,  baß  in  ben  Sauren 
Jjerannafyenber  Pubertät  ft'e  nocl)  in  berfelben  ©röfüe  wie  beim 
neugebornen  Äinbe  gefunben  würbe;  SOftßbilbungen ,  welche  notfys 
wenbig  Unfruchtbarkeit  jur  golge  Ijaben  uno  unheilbar  fein  muffen. 
£)ajj  übrigens  fogar  bei  mangelnbem  UteruS  9ftenflruation,  ja  felbft 
SBlutfutf?  oorFommen  fonne,  bewetft  ein  oon  SB.  S-  Schmitt 
befcljriebener  galt 2).  gerner  ftnbet  man  nicr)t  feiten  ben  ber  ©roße 
nacr;  normal  entwickelten  UteruS  ber  ©efialt  nad)  ganj  auf  biefelbe 
SBetfe  gebilbet,  wk  er  fonjr  nur  in  frühem  ^erioben  beS  $etu& 
lebend  ober  in  niebern  Spieren  getroffen  wirb  (§.  27  u.  28.). 
$Ran  ftnbet  baf>er  fowof)l  bie  $oi)k  oon  oben  fyerab  burefy  eine 
©cbeibewanb  geseilt  (Uterus  divisus)  3),  als  bm  UteruS  nacr; 
beiben  gattoptfdjen  Sjögren  l)in  gedornt  (Uterus  bicornis)  4),  ober 
benfelben,  juweilen  jugletcf)  mit  bem  ©cfyeibenüanale  oollfommen 
boppelt  (Uterus  duplex) s),  SJftißbilbungen ,  welche  übrigens  <§m- 
pfdngniß ,  @d)wangerfcf)aft  unb  ©eburt  jwar  feineSwegS  unmöglich 
macben,  wie  mehrere  gälte  beweifen,  allein  boer;  ben  regelmäßigen 


1)  @.  baaiber  3  g.  Sföetfel'ö  £anbbud>  ber  patfjolog.  2Utaromie.  I.  SSb. 
<S.  698. 

2)  Ueber  einige  SOJifbitbungen  ber  it>et6ltct)cn  ©enitatien.    S«^einffdt)e  3a§r* 
bücber  o.  £  arte  f.  IV.  S5b.  2.  <5t. 

3)  <S.   baoon   ein  SSetfpfel  in  Eisenmann   Tab.   quat.  uteri   duplicis» 
1752.     Fol.    Tab.  I.   Fig.  4. 

4)  @.  SB  alt  er  S5etrad)tungen  über  ik  ©eburtstbeite  beö  tueibl.  ©efd)l. 
Fig.  III. 

5)  @.  Böhmer   Observation,  anat.    Fase.  II.   T.  VI.  lt.  Eisenmann 
1.  c.  Tab.  II. 

7*      ■ 


100 

SSerlauf  biefer  ^erioben  mcbr  ober  weniger  jlorcn,  ja  fogar  in 
ber  tiRtfäaty  dl;nlicber  gätle  ')  ben  £ob  ber  ©cbwangern ,  ©e- 
bdrenben  ober  Sööcbnerinnen  herbeiführten,  ©ebr  feiten  fommt 
bic  bloS  einfeittge  (Entwicflung  be£  Uterus  oor,  jebocb  fennt 
man  einen  %aü  biefer  Art,  wo  bie  grau  fogar  11  Äinber  nacb 
imb  nad)  geboren  ^atte 2).  —  Auferbem  bemerkte  man  juwetlen, 
als  mct)t  minber  unheilbare  Sttißbilbung,  ©nmunben  ber  ©ebdr* 
mutter  in  i)m  Sttajfbarm.  Gmblicb  fommen  wofyl  aud>  fleifcbige 
§3erwacbfung  3)  ober  blutige  SSerfcbltefungen  be3  SftuttermunbeS 
»or,  welche  gleichwie  bte  Atresia  hymenaica  ba3  Ausfließen  ber 
^ftenftruation  unb  bie  Güonception  bwbew,  unb  bann  bei  bloS 
l)dutiger  SSerfcbliegung  burd)  (Sinfubren  unb  Surcbfbfjen  einer  ge; 
knöpften  ©onbe  gehoben  werben  fonnen,  bei  fejterer  33erwacbfung 
eine  (Eröffnung  mit  bem  |)pj!erotom  notfyig  machen,  oon  wetcbem 
fpdter  bie  9?ebe  fein  wirb. 

§.  140. 
£)ie  SDcuttertrompeten  mangeln  nur  bei  ganjltcb  feblen* 
foem  Uterus  burcbauS,  bduftger  fehlen  ibnen  bte  hänfen  am  Ab; 
bominalenbe.  Suweilen  fal;  man  äucb  nur  eine  berfelben  fehlen, 
ooer  beibe  am  Abbominalenbe  ftcb  oereinigen.  Aucb  entfpringen 
fte  guweilen  auf  ungewöhnliche  SBeife,  5.  33.  eine  auS  bem  Cervix 
uteri.  —  Aud)  biefe  natürlicb  nur  bd  ber  ©ection  §u  entbecfenben 
Abnormitäten  fonnen  Unfrucbtbarfeit  oeranlaffen. 

§  141. 
3Me  Gnerjiocfe  enblicb  fehlen  ebmfaU§  entweber  gdn^licb, 
felbfr  bti  oorbanbenem  UteruS,  ober  eS  betrifft  biefer  Mangel  nur 
bie  eine  ©eite.  Mitunter  entwickeln  fte  ft'cb  benn  aucb  febr  un* 
»ollfommen,  bleiben  fleht,  unb  oeranlaffen  bann,  (Un  fo  wk  bur<# 
ibren  gan^ticben  Mangel,  Unfruchtbarkeit. 

1)  <5.  SOUcEet  a.  a.  £).  ©.  683.  (Sinen  merfmürbigen  $all  biefer  2Crt, 
welker  ben  £ob  ber  SSödmerin  herbeiführte  nebft  Erläuterung  ber 
©rünbc,  warum  ber  Uterus  duplex  im  SBodjenbette  fo  gefdfjrtt«^  wirb, 
f.  m.  in  meinen  Heinen  2fbljanblungen  ftur  ßef)re  »on  ©cfymanger* 
fdjaft,  ©eburt  unb  Sßoc^enbett.  2.  KbÜ).  Seipjig,  1824.  @.28. 

2)  Philosophical  Transactions ,   1818.   p.  SOS. 

3)  SSon  ber  ledern  SBerbilbung  ftnbet  ftc^  ein  merftöürbigeö  Präparat  in 
ber  (Sammlung  ber  mebtc.  djirurg.  tffabemie  ju  2)reöben,  mo  Ü6er  bic 
UrfprüngticfyEeit  ber  ÜBerroad/fung  bic  Sotatform  be§  Uterus  feinen  $wU 
fei  gemattet,  beffenungeadjtct  aber  CÜonception  ftattgefunben  ^at,  bie 
grudjt  jebod)  in  ber  SSaudjljobJe  ftd)  entwickelte,  fpäterbjn  abjrarb 
unb  at§  Lithopaedion  nadj  bem  erji  im  ^ofjen  2(lter  erfolgten  Sobe 
bort  gefunben  mürbe. 


101 

II.  23on  ber  franf t;aft  ju  jeittg  entwickelten  Pubertät. 

§.    1«. 

(Sowie  mehrere  ber  bityev  betrachteten  S3ilbung§fel>ler  be§ 
Uterus  als  unoottfommene  (Sntwicflungen  bes>  ©efcblecfytSfyjtemS 
angufefyen  waren,  fo  fmben  wir  bagegen  in  anbern  Satten  autf; 
eine  ju  bem  übrigen  @t)jlem  in  SDKjjüerty&tnijj  fte^enbe  befehlen; 
nigte  tmb  oft  bem  gefammten  £>rgam§mu3  üerberblid)  werbenbe 
2(u3btlbung  beffelben.  (Sigentlid)  cbarafterijtifcf)  ijl  biefem  3ujtanbe 
bie  früher  alö  gewo^nlid)  eintretenbe  Sttenjlruation ,  wetd;e  fiel) 
tnbefj  f)äuftg  mit  gleichzeitig  bemerfbarer  (Sntwtcflung  ber  ©e- 
fcl)lecf)t3organe,  mit  2£nfcbweUung  ber  Prüfte,  23ergröfjerung  ber 
©cbamlefjen  unb  Sftutterfdjeibe ,  fowie  mit  Entwicklung  oon  £aar 
auf  titm  «Scfyamberge  oerfnüpft,  ja  wobei  ber  Uteru3  felbjt  weit 
früher  aU  gew6l)nlicl)  conce:otion3fdl)ig  wirb  ').  inwiefern  nun 
aber  bie  Entwicklung  be3  ©efrfjlccfyröfyjlemS  unb  Erfcfyeinung  ber 
50?en|iruation ,  wie  früher  gezeigt  würbe,  nur^Probuct  unb  S3lutl;e 
allgemeiner  SDrganifation  fein  foll,  fo  liegt  am  Sage,  wie  eine 
foletje  tfjeilweife  Entwtcflung  notfywenbig  entweber  fyemmenb  in  tit 
allgemeine  Entwicklung  eingreifen,  ober  felbfi  jerflorenb  auf  ben 
.Körper  wirfen  fonne. 

§.    143. 

35a3  CebenSalter  betreffenb,  in  welchem  bie  Erfcbeinung  einer 
franf  fyaft  befcfyleunigten  Siftenflruatton ,  unb  ber  tf>r  entfpreebenben 
2£u3bitbung  ber  ©efcf)lecl)tStf)eile  beobachtet  würbe,  ifi  feljr  oer^ 
Rieben.  Einzelne  gdlle  oon  SSlutabgang  au3  ber  «Scheibe  bü 
übrigens  gefunben  Äinbern  fcfyon  in  ben  erjien  £ebenSwocben  fyabt 
iä)  felbfi  beobachtet.  Mitunter,  obwohl  feiten,  trat  febon  im  erjien 
ober  jweiten  2eben3jal)re 2)  ein  regelmäßig  wieberfefyrenber  SBlutflufj 
au3  ben  ©eburtStl) eilen  ein,  unb  wenig  fpäter  erfd)ten  bann  bie 
Entwicklung  ber  Prüfte  unb  @cl)ambaare.  ^duft'g  ftnb  bie  galle 
in  ben  ndcfyjtfolgenben  Sauren,    ©o  fal)  ü.  (Siebolb  3)  biefelbe 


1)  ©.  ein  SSetfpiet  btefer  lütt  t>on  einer  erfi  im  2Cttcr  »erworbenen,  jeboef} 
fcf)ön  im  «wetten  Safjre  menjiruirten  unb  als  adjtjäfjrtgeS  50?dbc^en  ge= 
mißbrauchten  unb  gefdjwängerten  $>erfon,  im  2fccr)to  ©djweiserifctjeu 
tferjte.  I.  S3b.  2S  £ft. 

2)  ©o  in  bem  obenerwähnten  unb  in  bem  »on  Cobftein  betriebenen  galfc; 
f.  ßueina  »on  ©iebolb.  I.  35b.  1.  (St  ©.  102.  u.  IV.  S5b.  1.  ©t- 
©.  168.  ©.  aud)  Stuft  'S  SKaga&tn  f.  b.  gef.  JQtili.  XIV.  S3b.  2.  £ft. 
©.  375,  wo  bie  SÄenftruation  »on  2  bis  4  Safjren  unb  6l/2  bis  8  Safc 
ren  periobifd)  nrieberfebrte. 

3)  Seljrbuä)  ber  grauenjimmerfranf Reiten.  SEbJ.  i.  ©.  171. 


102 

im  fec^fien,  anbete  faben  ft'e  im  ftebenten,  achten  ober  neunten 
So^re  erfcbeinen. 

§     144. 

£>ie  Urfacben  einer  folgen  ju  fruben  ©efcblecfytSentwtcftung 

fonnen  entweber  m  urfprüngltdjer  SBUbungSricbtung,  ober  in  franf* 

haften  Sujrdnben  anberer  ©pjreme  unb  Organe,  ober  in  ber  2e= 

benSweife  begrunbet  fein.    3Ba3  ba3  erjiere  betrifft,   fo  erfcfyeint 

fyier  ber  Organismus  überhaupt  auf  einer  niebrigern  ©tufe,  ofyn* 

gefdbr  oergieicbbar  ben  ötelen  SEbiergattungen,  bei  benen  aucfy  bie 

gortpflansungStbdtigfeit  weit  zeitiger  als  im  9ttenfcben  ft'cb  ents 

totefett;  btefer  3ujtanb  ijt  bann  mebr  in  ber  Anlage  be§  ©anjen 

begrunbet,   er  wirb  ihm  be^b^tb  weniger  letebt  bem  ©anjen  oer= 

berblicb,  unb  man  fennt  33eifpiele,   wo  unter  biefen  Umjtdnben 

sperfonen,   wenn  auefy  niebt  ootttg  bie  gewobnlicbe  Körpergröße, 

boeb  ein  betrdcbtlicbeS  2Hter  erreichten  (zUn  fo  wie  manebe  Spiere 

aueb  nacb  ber  entwickelten  ©efcblecbtSfunction  immer  fortwaebfen, 

%.$$.  bie  Sifcbe).    £ie  (Srfenntnif?  biefer  Urfacbe  ergiebt  ft'cb 

tbeÜS  au3  ber  2£bwefenbeit  ber  anbern,  j.  35.  ber  fehlerhaften  2e= 

benSweife,  tytilS  au3  ben  weit  geringem  ober  ganj  feblenben  fon= 

jtf  gen  ^KranfbeitSfpmp  tonten.  —   3Me  %m\ti  Urfacbe  anbelangenb, 

weiebe  wir  in   anbern,  bie  ju  jeittge  ^PubertdtSentwicflung  als 

feeunbdren  Suftanb  b.erbetfubrenben  Kranfbeiten  oorfanben,   fo  ge= 

boren  unter  biefelbe  ganj  oorsugltcb  bie  ©crofelfranfbett  unb  bie 

in  golge  oon  Sntjünbung  u.  f.  w.  entflanbenen  Söerbilbungen  ber 

Unterteibaorgane ,   al$   bei  welcben  in  golge  oon  ©torung  ber 

SSmtbewegung  im  §>fortaberft)frem  ßongeftionen  nacb  ben  »£)dmors 

rboibals  ober  Uteringefdfien  fo  r>duft'9  bemerft  werben.  —   £5ie 

(Srfenntnif?  biefer  Urfacbe  gebt  b^^or  aus  ben  Beicben  jener 

Äranfbeiten.     Äinber   mit  aufgetriebenem   £eibe,   duferücb  ange^ 

fcbwollenen  Prüfen,  bleicber  ?farbe,  gebunfenem  ©effebt,  mit  9lcU 

gung  ju  äkrflopfung ,   unnatürlicbem  2Cppettt,  mit  Sßürmern  bes 

baftet  (beren  9?etj  auf  ben  £>armfanal  oft  confenfuetl  §u  (Erregung 

be3  ©efcbtecbtgf^jrem6  oiet  beitragen  fann),  ft'nb  e£  oorgugtieb,  bei 

benen  bie  unjettige  ^ubertdtSeittwicfumg  aU  feeunbdre  Kranfbeit 

oorfommt.    2(13  britte  Urfacbe  enbticb  führten  wir  bie  SebenSweife 

auf,  unb  e§  ft'nb  ooräugiieb  pb^W  «n  5«  b^uftger  .©enuf?  er* 

bi^enber,   fiarf  gewußter  ober  geiziger  ©peifen  unb  ©etrdnfe  bei 

fffcenbem  ©tubenleben,   @d>Xafen  in  p  warmen  ^Betten,  fowie 

3?ei$ungen  ber  ©efcblecfytSorgane  bureb  Onanie,  pföcbifcb  ein  fc^upfc 

ttger  Umgang  unb  jeitige  Sfcomanenlecture.    S5egunjtigt  wirb  ixbxU 

genS  bie  einwirfung  btefer  Urfacben  burefy  eine  reizbare  fcbwdcfylicbe 


103 

Cüonjiitutton ,  unb  erfannt  wirb  biefelbe  tfceilS  burcfy  bie  libwa 
fenljett  ber  unter  ben  oorber  erörterten  Urfact)en  aufgeführten  3«c&en, 
tyeilä  burd)  Unterfudjung  ber  auflern  Seben3t>erl)dltniffe  felbjr,  bei 
ä3erücfftcl)tigung  ber  biSponirenben  ßonftitution.  3u  bemerken  ijl 
inbef?,  bafi  feljr  wofyl  mehrere  ber  btöfyer  erwähnten  Urfad;en  jus 
gleicb  einwirken  fännen  unb  wirf  lieb  emwirfen,  §.  33.  fcrofulöfe 
ßonjfitution  unb  jeitige  gefcblecbtlicbe  2(u3fd)weifungen.  5Bet  ber 
jweiten  unb  britten  Urfacfye,  wo  bie  S£t)dtigfeit  be3  ©efdfjfvftemg 
im  ttteruS  unüerbdltnifjmdfng  gefteigert  worben  ijr,  fann  e3  anö) 
in  biefen  frühen  2eben§perioben  mitunter  bis  jur  Metritis  fommen. 

§.  145. 
SS  erlauf  unb  ^rognofe  ijt  bei  biefen  ÄranfbeitSjutfdnben 
eben  nad)  ben  üerfd)iebenen  urfdcfylicben  üöerbdltniffen  oerfdjieben. 
S3ei  einer  in  ^otge  urfprunglict>er  S3ilbung$ricbtung  früher  erfd;eu 
nenben  SD?enflruatton  fann  unter  günftigen  UmfMnben,  roie  fcfyon 
erwähnt,  bie  ©efunbfyeit  wobl  eben  fo  ungeflört  bleiben,  als  bti 
Nationen,  benen  biefe  frufye  ^PubertdtSentwidlung  natürltcb  ift; 
öfterer  mbejj  wirb  wenigffenS  Hemmung  be3  üolligen  Sßad)3tl)um3/ 
unb  fcbwdcblicfye  ©efunbfyeit  bie  $olge  beffelben  fein,  wobei  benn 
bte  ^Prognofe  um  fo  günftiger  gefiellt  werben  barf,  je  weniger 
zeitig  bie  Sttenfrruation  erfcbeint,  je  fdjwdcber  biefelbe  fiel)  geigt, 
je  frdftiger  bie  urfprünglid)e  ^orperconffitution  ift,  unb  je  mefyr 
bie  äußern  ßebenSoerfydltniffe  allgemeine  forderliche  ©efunbfyeit  be; 
gunjiigen.  SSSeit  nacfytfyeiliger  hingegen  muß  ein  33lutfluß  biefer 
2trt  werben,  bureb  bie  jweite  ber  erwähnten  Urfacben  erregt,  tbeilS 
weil  fcr)on  jene  Unterleibgfranf Reiten  ©efafyr  brofyen,  tl;eil3  weil 
ein  oft  wieberbolter  SBlutfluf,  für  beffen  (Srfcbeinung  bie  aU^ 
meine  Äorperbilbung  nid)t  fattfame  9iotbigung  enthalt,  bie  inbi- 
üibuelle  Sfeprobuction  üollenbS  untergraben  mufj.  SBirflid)  fafc 
man  benn  aud)  in  fallen  biefer  2frt  bie  Äinber  mit  jeber  wieber= 
febrenben  ^Pertobe  mefyr  abjebren  unb  ermatten,  ja  enblid)  fierben; 
unb  eS  wirb  bie  ^rognofe  hierbei  tytil$  jwar  wieber  nacb  ben 
oben  erwähnten  Momenten,  tbeilS  aber  inSbefonbre  nad)  bem 
®rabe  ber  ^eftigfeit  ober  v£>eilbarfeit  ber  primären  Äranfbeit  ftcb 
richten.  %m  atlerjerfiorenbften  iebod)  wirft  namentlich  bie  britte 
Urfadje,  inbem  fyier  reebt  eigentlich  i>k  ©efcfyfecbtSfunction,  als  bie 
mbiüibueller  9?eprobuction  entgegengefe^te ,  gewaltfam  tyerüorge5 
rufen  wirb,  weld>eS,  oerbunben  mit  einer  oft  fcfyon  an  ftcb  fd)wdcbs 
liefen  unb  reizbaren  Gonjiitution ,  ben  Körper  in  fur§er3eit  öollig 
jerrüttet,  fo  baf?  gerbet,  nur  wo  baS  Lebensalter  etwas  weiter 
üorgerücft  war,  wo  bie  Gonpution  urfprünglid)  beffer  ijl,  unb 


104 

bie  genauefle  2£norbnung  ber  SebenSwetfe  fcom  2Cr^te  üorgefc^rteben 

unb  burcbgefe^t  werben  fann,  aucb.  ber  ÄranfbeitSjuftanb  felbft 
nocr;  nitf)t  allzulange  angehalten  fyat,  günfiigere  Hoffnungen  gefaxt 
werben  bürfen. 

§.    146. 

<5m  ^etloerfa^ren  fann  bei  $u  früher  Sftenfiruation  nur/ 
wo  ffe  in  §olge  anberer  Äranf^ett^ujrdnbe  ober  burd)  fehlerhafte 
SebenSweife  bcbingt  ifr,  jrattfmben,  inbem,  wo  ft'e  als  ^olge  ur* 
fprungitd?  üerdnberter  SSilbungSricfytung  erfcbeint,  ftcfy  työcfyjfeneJ 
burcb  2TuSwal)l  leicht  oerbaulicfyer  nabrfyafter  ©tat ,  burd)  ßanbluft, 
SBdber  unb  notbigenfaES  burd)  ben  Apparat  ftdrfenber  ^rjneimittel, 
bie  allgemeine  9?eprobuction  unter  jlüfcen,  aber  bie  eigentliche  abs 
norm  jeitig  eintretenbe  ^ubertdtSentwicflung  burcb  feine  %xt  am 
gewenbeter  Mittel  ffcfy  fyemmen,  ober  bie  SDrganifation  ftcr;  cjdnjlicfy 
gurücfbilben  lafjt. 

§.    147. 

©ie  2Cnorbnung  beS  £eilplanS  übrigens  für  bie  beiben  anbern 
$dlle  ergiebt  ftcfo  nad)  bem  SSorberbemerften  fcbon  beinahe  »on 
felbjt.  3uerjt  bie  fcrofulofen  Reiben,  i>k  mannigfaltigen  Db|iructio; 
neu  u.  f.  w.  angefyenb,  fo  fonnen  unb  muffen  ffe  üorjuglicb  burcb 
angeregte  errate  Sbdtt'gfeit  beS  ©armfanalS  geboben  werben, 
©er  längere  3eit  fortgefefcte  ©ebraud)  gelinb  abfübrenber  Mittel, 
namentlich  ber  5Kittelfalje  (j.  33.  beS  mit  Wüü)  oerfefcten  33itter= 
wafjerS),  beS  fRfyzum,  beS  SamarinbenattfguffeS ,  ber  feifenbafc 
ten  ©rtracte,  ber  ©eife  felbft ,  (twa  in  9)illenform ,  aucr;  wol)l  mit 
2£ntimonialprdparaten  öerbunben,  wirft  bier  ausgezeichnet,  inbem 
biefe  Sftetbobe  bei  oermel;rter  ©ecretion  ber  innern  ©armwdnbe 
febr  oiel  gur  Sertfyeilung  angefcbwollener  ©rufen  unb  HerjMung 
regelmäßiger  ©dftebewegung  in  ben  UnterleibSgefdfjen  beitragen 
wirb,  ja,  wenn  ft'e  burd?  Einreibungen  beS  flücbtigen  SinimentS 
n  ben  Unterleib,  forgfdltige  Hautcultur,  ©ebraucb  üon  ©etfens 
ober  aud)  wobl  oon  falinifcben  SSdbern,  burcb  freie  2uft,  lu'nldngs 
liebe  ^Bewegung,  unb  eine  geregelte  leicht  üerbaultcfye  ©idt  untere 
{litfct  wirb,  vorzüglich  geeignet  iji,  bie  völlige  ©efunbbeit  wieber 
berjujrellen,  unb  fo  aueb  baS  ©ttmptom  jenes  ÄranffyeitSjujranbeS, 
bie  ju  frub  erfcfyienene  9)?enjtruatton,  gubefeitigen;  eben  fo  wie  wir 
auf  dljnlidje  S3el)anblung  anbere,  in  Seiben  einzelner  Unterleibs^ 
organe  begrünbete  33lutergießungen  ber  UnterletbSgefdfe  ($.  SS.  $äz 
morr^oibalflttffe,  S3lutbred)en ,  Morbus  niger)  oerfebwinben  fefjen. 
ßomplicationen  mit  9Burmbefd)werben  machen  übrigens  2fnwenbung 
antfyelmintb tfcfyer  SWtttet.  notfyig ,   fowie  Gomplication  mit  ©ebdr* 


105 

mutterentäünbung,  weldje  allerbingS  mitunter  fcbon  bei  Äinbern 
oorfommt,  ben  ©ebraueb  oon  ^Blutegeln  unb  Äalomet  forbert. 
Ueberljaupt  fonnen  bie  befonbem  Sttobift'cationen  t>iefeS  ßurplanS 
nur  oon  ber  Snbioibuatitdt  ber  Äranfen  benimmt  werben. 

§.    148. 

SBefonbere  SSemerfung  oerbient  eS  ba^er  in  biefen  Satten,  bafj 
man  nicfyt  etwa  baS  Eintreten  beS  5D?enjlruaIfluffe3  felbff,  b.  i. 
i)kx  ba$  ©omptom  allgemeiner  Äranfbeit,  $u  Ijod^  jrelle,  unb  in 
2lbftd)t  ber  burd;  bie  S3lutung  erzeugten  <Sd)wdcr)e  burefy  foge; 
nannte  jtdrfenbe  Mittel  entgegen  ju  arbeiten,  ben  3uftanb  noefy 
mebr  oerfcfylimmere;  gewifj  e£  fonnte  nidjt  leicht  tboriebter  oer* 
fahren  werben,  als  in  folgen  unb  dbnlicben  fallen  ben  S3lutflufj 
unmittelbar,  ttxoa  buret)  falte  Umfcbldge  unb  23dber,  ftdrfere  2)ofen 
für  ben  UteruS  contrabirenb  wirfenber  Mittel,  §.  S3.  ber  3immt* 
tinetur  u.  f.  w.  plofclicb  hemmen,  unb  fo  bem  SDrganiSmuS  biefe 
oft  für  ben  Augenblick  als  ÄriffS  notbwenbige  Ausleerung  entjieljen 
ju  motten!  —  Unb  mag  follen  in  dbnlicber  franfljafter  «Spannung 
ber  UnterleibSorgane  bie  eigentlich  tonifeben  bittet  auScicbten? 
Sfluffen  fte  niebt  bureb  ibre  ftimulirenbe  SSBirfung  bie  Anfcbwelluns 
gen  ber  ßmnpbgefdfje  u.  f.  w.  oermebren?  5Wan  gebe  §.  23.  einem 
ferofulöfen  üinbe  eine  3ett  lang  blofe  Gibina ,  unb  man  wirb  nidjt 
nur  feine  33efferung,  man  wirb  wie  bei  einem  oorfdmett  unter; 
brücf ten  Sßecbfelfteber ,  Auftretbungen  ber  £eber,  ber  3RH&,  beS 
sPanfreaS  u.  f.  w.  entfielen  feljen.  —  -Wut  für  bie  3ujMnbe  bafyer, 
mo,  naebbem  bureb  bie  im  oorigen  $Paragrapb  erwdbnte  SKetbobe 
imc  Äranfbeiten  beö  £mnpbs  unb  ^PfortaberfofremS  befeittgt  ftnb, 
ber  Unterleib  frei  unb  meid),  bie  3unge  rein,  bie  Ausleerungen 
natürlicb  geworben  ftnb,  unb  beffenungeaebtet  ©cbwdcbe  unb  un^ 
ootlfommene  23erbauung  anbauern,  paffen  bie  leidstem  bittern  dp 
tracte,  unb  fodterbtn  felbfi  bie  Abhebungen  ber  ßbina,  oerbunben 
mit  bem  ©ebraueb  mineralifcfyer ,  namentlich  eifenbaltiger  SSdber, 
unb  ber  fparfame  ©enufj  eines  guten  weifen  SBeinS. 

§     149. 

35er  S3lutfluf  felbjt  forbert  bier  fonadf)  eigentlich  nur  voäf)i 
renb  ber  9>eriobe  feiner  (Srfcfyeinung  befonbere  Sfäcfftcbt; 
cineS  SbeilS  ndmlicf)  wirb  eS  notfywenbig,  fyter  bie  Sftittel,  welcbe 
benfetben  irgenb  oerjrdrfen,  ober  aueb  gdnjlicf)  unb  plo£lid;  bemmen 
fonnen,  5.  S3.  bie  Abführmittel,  33dber,  grictionen  u.  f.  wv  auSs 
^ufefcen,  anbern  £l>etlS  ijit  aber  aueb  bafür  ©orge  ju  tragen,  tbn 
in  moglicbft  geringem  ©rabe  ju  erhalten,  weSbalb  man  in  biefer 
3>ertobe  befonbere  tfiufy  beobachten  laßt,  unb  bie  einfache  £>idt, 


106 

fowie  ben  ©ebraucb.  fu^lenber  ©etrdnfe  anorbnet.  ©etyr  feiten 
wirb  man  übrigens  l)ier  t>te  SBlutergtefmng  felbft  ju  copioS  unb 
mfofern  augenblicklich  ^efa^rbro^enb  ft'nben,  inbefj  würben  wir  für 
einen  folgen  gall  oorjüglicb  im  ©ebraucb  aromatifcber  ^omenta^ 
tionen  (auS  Hb.  Serpylli,  Absinthii,  Melissae  mit  (Sfftg  oermifcfyt) 
auf  bie  ©eburtStbeUe,  2Cuftr6^fe(n  t>on  9?a^f>t^a  auf  bie  Regio 
hjpogastrica,  unb  innerlich  bie  oerbünnte  ©cbwefelfdure  mit  v£)im- 
beerfaft  nebfi  % — 1  S£ropfen  ßaubanum  pro  dosi  empfehlen. 

§.    150. 
2Ba§  nun  ferner  bie  33el)anblung  unjetttger  9)ubertdt3entwicf=: 
fang  in  $olge  gewaltfamer,  mel;r  oom  Sfteroenfyftem  au3gel)enber 
(Erregung  betrifft,  fo  muß  notljwenbig  für  bie  2Cnorbnung  jrren= 
gerer  Auffielt,  23erl)ütung  unpaffenber  Secture ,  fcfylecbten  Umganges, 
ber  üJttajfurbation,  SSerfagung  aller  erfyi&enber  ©etrdnfe,  beSSBeinS, 
ber  ßljocolabe,   be3  ÄaffeeS  unb  grünen  £l)ee3,    fowie  flarf  ge> 
würjter  ©peifen,  erfleh  Augenmerk  be$  2(rjteö  fein;   altem  nicfyt 
minber  wichtig  bleibt  e3  bann  ferner,  tfyeilS  bie  gejieigerte  atlge- 
meine  unb  örtliche  ©enftbilttdt  fyerab  $u  Timmen,  tbeilS  bie  ge; 
funfene  9?eprobuctton  ju  Ijeben.  —  SßaS  ba£  erjrere  betrifft,  fo 
fonnen  baju   aufjer  ber   fdjon   erwähnten  ßntjiel^ung    fcfydblicfyer 
SJeije,  ber  bduft'ge  ©ebraucb   lauer  SSdber  mit  Mamillen,   SSales 
riana  unb  ablieben  2tufgüffen  oermifcbt,   unb  im  ©ommer  ber 
falten  Sluf3;  ober  ©eebdber,  ferner  oorjügltcb  ber  (auf er  ber  tyt< 
riobe  ber  Sftenffruation)  täglich  mehrere  SKale  o  eranjf  alteten  falten 
SBafcbungen  ber  ©eburtstljeile,  innerlich  aber  bie  2Cnorbnung  Hfyt 
lenber  (Smulftonen  unb  ähnlicher  ©etrdnfe,  ja  bei  einzelnen  tyt\u 
gern  Aufregungen  bie  2(nwenbung  beS  £)owerfd)en  $uloer3,  Heiner 
SDofett   bee>  Extr.  Hyoscyami,   beä  Liq.  Cornu  Cervi,    als?   nü^licb. 
empfohlen  werben.    3Ba3  hingegen  ba§  $6rbem  ber  SJeprobuction 
anbelangt,  fo  ifi  in  biefer  £inft'd)t  juerjl:  auf  ben  ©tanb  ber  SSers 
bauungSwerf jeuge ,   oon  welchen  \a  alle  inbioibuelle  SfaprobUction 
ausgebt,   3?ücfftd)t  nehmen,    ©afirifcl)e  Unreinigfeiten  finb  bafyer 
juoorberft  ju  befeitigen,  uub  e3  ift  nicfyt  dxoa  anjune^men,  bafj 
allgemeine  ©djwdcbe   b..burd)   oermefyrt   würbe,   wenn   bieS  auf 
äwecfmaßige  2Crt  gefcf)ief)t.    <&ttt}t  aber  in  biefer  ^inftcfyt  ber  2lfft5 
milation  nichts  mel)r  im  SÖSege,  fo  iji  oorjüglicb  burd)  jwecfmdf ige 
£)idt  a\x$  ^Bouillon,  ©rieS,  ©ago,  leicbten  gleifcfyarten ,  unb  ebm 
fo  burcr)  bie  2Cnwenbung  rein  bitterer  Sfßtttel,  be3  Extr.  Taraxaci, 
Centaur.  m.,  Trifolii ,  Gentianae,  unb  ber  ßlu'na,  fowie  fpdterfyin 
felbjt  beS  (SifenS  (anfdnglid)  alS  Tr.  martis  cydoniata,  Tr.  tonico- 

nervina  u.  f.  w.,  fpdterln'n  aber  in©ubjtan$),  üerbunben  mit  iem 


10T 

©ebraurf)  eifenbaltiger  33dber,  ber  Sanbluft,  ^tnldnglidEjer  Äorper; 
Bewegung  unb  ©enwtbSaufbeiterung,  fowobl  ber  forderlichen  atts 
gemeinen  Ermattung  entgegenzuarbeiten,  als  aucb  ber  bem  Äorper 
unangemeffene  S3lutfluf?  (wdbrenb  bejfen  Erfcbeinen  felbft  übrigens 
wieber  bie  §.  149.  gegebenen  Regeln  beobachtet  werben  muffen) 
unb  ein  ttwa  biefem  S5lutfluf?  nacbfolgenber  ©cbleimauSflufj  aus 
ben  (MurtStbeilen  ju  befeitigen. 


3  w  e  i  t  e   2(btbeUung. 
SSon  ben  ^ranf^eiten  in  bei;  ^enobe  ber  ©efd)led)t$retfe. 

§.    151. 

Wlit  bem  oollen  hervortreten  beS  weiblicben  ©efcblecbtScbarafs 
terS  ifi  aud)  bie  Sftoglidjfeit  fefyr  oerfcbiebenartiger,  überhaupt  aber 
ber  meiften  befonbern ,  biefem  ©efd)Ied)t  eigentbümlicben  ÄranF- 
^ett§erfct;etnungen  gegeben.  —  SBir  tbeilen  bie  Berber  geborigen 
abnormen  3ufMnbe  in  folcbe,  welche  ffcb  in  (Störungen  ber  atlge^ 
meinen  weiblicben  Eigentbümlicbfeit  auSfprecben,  unb  als  Unregel* 
md^igfeiten  ber  Staflruation,  S3leicbfud)t,  ^pfterte,  Sfympbomanie, 
UnfrucbtbarFeit  erfcbeinen,  unb  in  anbere,  welche  in  htn  ©efcblecbtS; 
organen  felbft  ibren  <5i£  b<*ben,  unb  -als  Äranfbeiten  beS  $xüü)U 
fydlterS,  ber  üJKutterfcbeibe,  ber  Gnerflöcfe  unb  9Jhtttertrompeten, 
foroie  ber  SSrüfte  ftdt)  barftellen. 

I.  Mcjemeine  ^tmfrjeitSjufMnbe. 
1.  Unregelmäßigkeiten  ber  Sftenfirualfunction. 

§.    152. 

33et>or  wir  §u  biefen  einzelnen  Unregelmäßigkeiten  unb  ibrer 
S5ebanblung  unS  wenben,  fcbeint  bie  gewobnlicbe  2(rt  ibrer  Eins 
tbeilung  nod)  einige  ndbere  Erörterung  §u  »erlangen.  9)?an  pflegt 
ndmlicb  fcter  baS  dußerlicbe  Seieben  be3  allgemeinen  franfbaften 
3ujtanbe3,  b.  i.  ben  SSItitfutfj  felbft,  feiner  ^Pertobicttdt,  Quantität 
unb  Qualität  nacb,  jiemlicb  allgemein  jum  Sftaaßfiabe  %u  nebmen, 
um  barnacb  ju  ftarfe  unb  ju  febwaebe,  ju  bduft'ge  unb  ju  feltene 
ober  oerjogerte  Sftenftruatton  aU  befonbere  Äranfbeiten  ju  untere 
febeiben,  niebt  bebenfenb,  bafj  man  tym  faft  um  nicbtS  beffer  oer* 
fdbrt,  als  wenn  man  Sieber  nacb  ben  babei  erfebeinenben  frdrferu 
ober  fcbwdcbern  ©cbweifüs,  »jparns  ober  ©tublauSleerungen  eintbei= 
len  wollte.  ES  gebt  aber  aus  foleber  Einteilung  offenbar  ber 
9lacl)tbeil  für  bie  ä5el;anblung  biefer  Sujtdnbe  &m>or,  ba$  bicfelbc 


108 

leicht  ebenfalls  gang  fymptomatifcb  eingeleitet  wirb,  baf?  man  leicht 
glaubt,  eS  fei  hinlänglich),  bei  gu  fcbwacber  ober  oerjögerter  5!tten= 
ftruattorj  ben  SBlutfiufj  auf  irgenb  eine  SBeife  ju  erregen  ober  gu 
fcerfldrf en ,  ober  im  entgegengefefcten  %aUt  tt)n  ju  hemmen,  welcbeS 
benn,  fobalb  tß  wirflieb  ausgeführt  wirb,  oft  jum  größten  Nadf)* 
tt)t\l  ber  Äranfen  gereicben  mu$.  SBir  galten  eö  bemnacfy  hierbei 
für  baS  Sßicbttgjie,  bie  ©efammtrtcbtung  beS  DrganiSmuS 
auf  bie  gefcl)led()tlic^e  Süljdttgfcit  gum  Wlaa$  für  SBeur; 
Teilung  unb  (Einteilung  biefer  3uftdnbe  ju  nehmen ,  unb  unter- 
fcbeiben  bafyer  1)  (im  ©egenfafc  ber  gu  zeitigen  9ftenfiruation ) 
mangelnbe  ober  oergogerte  Grntwicf lung ;  2)  unoollfommenen  3u= 
jranb  ber  Pubertät  unb  Sftenffrualfunction  (welcbeS  beibeS  Ijeroor- 
geben  fann  tbeitS  aus  mangelhafter  SReprobuction  im  allgemeinen  unb 
anbern  Äranftyeiten,  tbeilS  auS  mangelbafter  S3ilbung  unb  (Erregung 
beS  ©efcbledptSfoftemS  inSbefonbere);  3)  (im  ©egenfafc  gu  ben  beiben 
»origen  unb  oerwanbt  ber  gu  zeitigen  ^pubertdtSentwicHung)  übers 
mäßiges  $eroortreten  ber  Sftenjfrualfunctton  (tbetlS  burcb  gu  reicb- 
liebe  allgemeine  ©toffbilbung,  tljeilS  burcb  anbere  Äranfbeiten, 
tbeilS  burcb  5«  grofteS  Ueberwiegen  beS  ©efcblecbtSfyfiemS  ba 
grünbet);  4)  plo^licbe  Hemmungen  ber  Sttenjrrualfunction. 

A.  fjftangelnbe  ober  oergogerte  (Entwicklung  ber 
SJftenjirualfunctton. 

§.    153. 

SBie  oben  (§.  121.)  bemerft  würbe,  iff  ber  Eintritt  ber  $U; 
bertdt  an  fein  beftimmteS  Lebensalter  feffgebunben ,  fonbern  nacb 
Älima,  Nationalität,  SebenSweife  unb  ßonjfitutton  oerfebieben,  unb 
eS  fann  folglicb  bie  23ergögerung  biefeS  (Eintritts,  bafern  ffe  franf* 
Ijaft  genannt  werben  foll,  niebt  an  ben  Salven  abgemeffen,  fonbern 
nacb  *>em  ®^^be  allgemeiner  ÄorperauSbilbung  benimmt  werben. 
(Erfcbeint  ndmlicb  baS  gemeinfame  SöacbStbum  giemlicb  beenbigt, 
fünbigt  ffcb  baS.  SSejireben  ber  Natur  gur  2(uSfcbeibung  beS  im 
.Storper  überflüfffg  erzeugten  SMlbungSfloffeS  burcb  baS  ©efcblecbtS; 
fyjiem,  inmittelft  mehrerer  ber  oben  (§.  119.)  erwdbnten  S3orboten 
an,  erfebeint  aber  ber  SSlutfluf?  beffenungeaebtet  niebt,  jlellen  ffcb 
tuelmebr  Störungen  allgemeinen  SßoblbeffnbenS  ein,  fo  fyabm  wir 
ben  Sujianb,  weiter  als  oergogerte  (Entwicklung  ber  Sttenfirual- 
funetion  begeiebnet  wirb,  ©dnglicben  Mangel  biefer  Function  ftnben 
wir  entweber  als  Sbiofonfraffe  bei  ^erfonen,  beren  Pubertät  aller; 
btngS  ffcb  entwicfelt,  obwobl  burcb  eine  fonberbare  Naturoerirrung 
obne  \i)t  äußerliches  Seiten  (bie  ftafiruatipn),  wofyin  benn  bie 


109 

Satte  Quoten,  wo  jeugungSfdbtge  grauen  cntweber  gar  nicfrt  ober 
bocl)jfen$  nuv  wdfyrenb  ber  <3cf)wangerfcf)aft  menjlruirten ,  ober 
zweitens  bei  $)erfonen  mit  ganj  auSgebilbeten  ober  oerbilbeten  ©es 
fdt) lecf)tötl>eUen,  wo  fonad)  eine  wafyre  Pubertät  eben  fo  wenig  als 
ba£  Seichen  berfelben  eintreten  fann,  aber  aucb,  eben  weil  fym 
ein  urfprimglicfyer  33ilbung3fel)ler  ift,  unb  %\tt$  ft'cb  meljr  au§  bem 
©anjen,  au3  einem  ©runbe  ergiebt,  ©torungen  ber  Harmonie 
Forderlicher  Sf)dtigfeiten,  b.  i.  ber  ©efunbfyeit,  eben  fo  wenig  bemerft 
ju  werben  pflegen,  als  Ui  ber  in  $olge  urfprüngltcber  33tlbung3- 
ric&tung  ju  frül)  Ijeroortretenben  Pubertät  (§.  144.). 

§.    154. 

SöaSbiebloö  oerjogerte  (SntwicFlung  ber  9ftenjhuals 
funetton  (Retentio  mensium,  Amenorrhoea)  betrifft,  fo  ft'nb  bie 
Seichen,  welche  ft'e  begleiten,  tbeiB  naef)  ben  Urfacben  ber  33ers 
gogerung,  tfyeÜS  nad)  ber  Gsonftitution  ber  Äranfen  dufjerfi:  üer* 
fdneben,  imb  wir  wenben  uns  beSfyalb  fogleid?  ju  ben  Ur fachen, 
um  an  beren  SBetracbtung  bie  £ebre  t>on  ben  dufern  Seieben  p 
retten.  2)a3  wtrElidje  ^rfdjemen  ber  SOJenjrruation  fann  abtt 
Derbinbert  werben  1)  bureb  organifd&e  Urfacben,  §. S5.  2(tre|te 
ber  ©djeibe  ober  be3  $cuttermunbe3  (§.  137.  138.  139.).  Sn 
biefen  Satten  treten  jur  gewöhnlichen,  ber  übrigen  forderlichen 
ßntwieftung  entfprecfyenben  3zit,  bie  allgemeinen  unb  örtlicben 
Sßorboten  ber  Staftruatton  ein,  ja  bie  2(u3fd)eibung  erfolgt  fpds 
terfytn  wirflieb,  allein  ba3  S3lut  wirb  in  ber  $b\)\t  ber  SSagina 
unb  ©ebdrmutter  jurücfgebalten ,  bebnt  biefe  au§,  unb  l)duft  ftcfy, 
inbem  unter  periobifefy  wieberfebrenben  SSorboten  fietS  neue  (§rs 
gtefjungen  erfolgen,  nacb  unb  nacb  bebeutenb  (oft'*)  ju  mehreren 
3)funben)  in  ben  ©efcljlecbtStbeiten  an.  Q£§  entftebt  bann  2Cufs 
treibung  beS  2eibe§,  unorbentlicbe  SSerbauung,  Äreu$f$mer$  u.  f.  w., 
3ufdtte,  welche  oft  i>m  93erbact)t  oon  ©cfjwangerfcbaft  erregen 
fonnen.  £)ie  geburt§l)ülflicf)e  Unterfucfmng  wirb  übrigens  \)kx 
ben  3ujtanb  alSbalb  bejtimmt  erfennen  lehren. 

§.    155. 

2)  ©efyört  gu  biefen  Urfacben  ©torung  ber  Sfteprobuctton 
entweber  in  §olge  anberer  Äranffyeiten,  ober  in  $olge  ter  2eben&= 


*)  SSon  Sberteufer  tt>irb  5.  S5.  in  <3tarP§  neuem  2tr$iü  für  ©e= 
IburtSlötfc,  II.  S5b.  4.  @t,  <3.  637  ein  galt  evjdfjlt,  tt>o  6  ^)funb  S5tut 
nacb  ©urebfebneibung  beö  £ömen§  auSflojfen.  SOZefjr  bergleidjen  gälle 
f.  m.  Ui  SO? eigner  gorfdjungen  b.  neunzehnten  Safjrtyunberts  im  @e= 
biete  ber  ©eburtöfjütfe ,  ber  grauensimmertranEfjeiten  u.  f.  n>.  Setps- 
1826.  2.  Z$L  ©.  51. 


110 

weife.  —  SBaS  baS  erftere  betrifft,  fo  ifl  fefcr  wof)l  abjufef>en, 
wie  baS  ©intreten  irgenb  einer  Äranlfyeit,  §.  33.  eines  SieberS, 
inwiefern  babureb  eine  patfyologifcbe  Sfaoolution  öeranlafjt  wirb, 
bie  p^ftofogtfd&e  Solution  bei  Entwidmung  ber  Sttenftrualfunction 
hemmen  muffe,  unb  ebm  fo  flar  ijl  eS,  baj?  ollgemeine  cfyronifcfye 
Äranffyeiten,  ja  felbfi  ber  naefy  acuten  ober  cfyronifdjen  Äranf^eis 
ten  ^urucfbleibenbe  <Sd)wdcl)e5ujfonb  biefer  (Sntwicflung  ^inberltc^ 
fein  werbe.  2lUein  in  allen  biefen  Sollen  wirb  bie  SSerjogerung 
ber  Sttenjfruation  an  unb  für  fiel)  feiten  als  Äranf^eit  empfunben, 
inbem  ber  Organismus,  wo  fetbft  tk  inbioibuelle  9?eprobuction 
unoollfommen  ift,  ntd)t  baS  SSeburfnifi  ber  Steprobuction  ber  ®aU 
tung  empftnben  fann,  unb  nicfyt  jenen  tteberfluß,  welcher  bie  33es 
bingung  ber  5taftruation  ijt,  erjeugt  üftur  wo  bafyer  SOZifoers 
fydttniffe  in  ber  Sfteprobuction  ber  einzelnen  organifcfyen  ©pfteme 
frattftnben,  wo  bei  allgemeiner  fcfyon  frdftiger  geworbener  (Srndb* 
rung  bie  Ernährung  ber  ©efcf)lecl)tSorgane  unb  namentlich  beS 
UteruS  felbft  noefy  unoollfommen  bleibt,  welches  am  bduftgjren  bei 
ferofulöfen  Snbioibuen,  bei  2£uftreibungen  einzelner  UnterleibSor? 
gane  (etwa  naci)  intermittirenben  Siebern)  ober  franfljafter  Erre- 
gung anberer  ©ebilbe,  j.  33.  äußerlichen  ©efcfywüren,  SBurms 
ober  ^)autfranf Reiten  u.  f.  w.  üorüommt,  erfreuten  bie  Molimina 
ad  Meustruationem,  werben  heftiger,  geben  ju  (Sntftefyung  oon 
©eijieSfranfljeiten,  ju  ben  fonberbarften  ttmfftmmungen  beS  Ner* 
wnlebenS  (welche  burd)  Sbiofpnfraffen,  Ärdmpfe,  dpilepffe,  SBeitSs 
tanj,  ©omnambuliSmuS  ft'cb  dufern),  ju  @ongeftfonen  naef)  anbern 
©ebilben,  S5lutflüffen ,  ©cfyleimflüffen,  2(uftreibungen  unb  SSer- 
bilbungen  einzelner  Organe  SSeranlaffung ,  unb  inbem  oft  fo  bie 
allgemeine  Sfcprobuction  in  ifyrer  urfprttnglid)  auf  erbostes  ©es 
fcblecbtSleben  gerichteten  S£l)dtigfeit  gel)inbert  wirb,  ft'nft  aueb  fte 
felbji,  bie  SSerbauung  wirb  fcfywacb,  Objiructionen  ober  £)iarrl)6en 
ftnben  ftcb  ein,  bie  SSlutbereitung  wirb  unoolllommen,  eS  ents 
wicfelt  ffd)  83leid)fucl)t,  in  Solge  ber  ©cfywdcbe  beS  2r;mp^gefd^ 
fyfiemS  gefellen  fiel)  SBafferanbdufungen  l)in§u  unb  auf  biefe  SBeife 
fann  biefer  3ujlanb  lebensgefährlich  werben. 

§.  156. 
(Sin  dfynltcber  Suftanb  entwicfelt  fiel)  benn  auef)  juweilen  ofme 
eine  anbere  üorauSgegangene  Äranfljeit  bloS  in  Solge  fehlerhafter 
£ebenSweife.  ^erfonen,  welche  burd)  anbaltenbeS  <5\%tn  (Storun^ 
gen  in  ber  S3lutbewegung  •  ber  UnterleibSgefdfje  üeranlaffen,  welche 
in  feuchter  unreiner  Suft,  unter  ©ram  unb  «Sorge,  bei  fd)led)ten 
Nahrungsmitteln  leben,  verfallen  leicht,  wenn  bie  Seit  fyerannafyt, 


111 

wo  bte  (Sntwicflung  bei'  Pubertät  t>on  ber  9?atur  geforbert,  obwohl 
ntd>t  erlangt  wirb,  namentlich  in  bte  genannten  Äacfyerten;  bafyut; 
gegen  Verfemen,  welche  in  früherer  Seit  buref)  2£uSfcf)weifungen 
bte  ©efcblecfytSorgane  gefcfywdcfyt  unb  babureb  bie  $dl)igfeit  berfelben 
jur  50?enf!rualfunction  unb  Beugung  großen  SfyeilS  jerflört  fyaben, 
in  biefer  ^eriobe  oorjüglicf)  mit  ben  gleichfalls  genannten  Heroen; 
Übeln  ju  fdmpfen  baben. 

§     157. 

3)  $mben  ^x  als  UrfadEje  ber  oerjogerten  SSftenfrrualfunction 
bduft'g  bie  Abweichung  in  ber  ©efammtform  beS  weibs 
liefen  ÄorperS  oom  achten  ©efcfjlecfytSttjpuS ,  bie  Hinneigung 
gur  männlichen  Äorperform ,  bei  übrigens  regelmäßiger  ©ejlalt  ber 
©efd)ledf)tStl)eile  felbji.  (Solche  Snbioibuen  (59?annjungfern,  Vira- 
gines)  jeid;nen  ft'cf)  auS  burd)  bie  beträchtlichere  Äorpergroße,  brei* 
tere  unb  längere  S3ruji,  längeres  ©eftcfyt,  männlichere  3üge,  ftdrfere 
ipaarentwtcflung  auf  ber  Oberlippe,  beroorgel)obcne  Änodjenbilbung, 
flattern  Unterleib  unb  fcfymdlere  -Ruften,  unb  eS  ifi  in  iljnen 
überhaupt  bie  (Entwicklung  ber  Sttenfirualfunction  erji  einem  etroaS 
fpdtern  Lebensalter  natürlich;  allein  felbjr  wenn  nun  im  ISten 
ober  20|ien  3al)re  einige  SSorboten  biefer  ^ertobe  erfebetnen,  fo  ifl 
beffenungead)tet  guweilen  bie  SReprobuction  niebt  (wie  ffe  im  weibs 
liefen  Äorper  bod)  eigentlich  foll)  frdftig  genug,  um  bie  Entwicklung 
ju  bewerfftelligen ,  weSbalb  benn  oft  bie  Molimina  eine  franft)afte 
$bl)c  erreichen,  unb  bie  oben  (§.  155.)  genannten  S3erj!immungen 
beS  StoenfyjtemS  unb  Äacfyerten  ftcb  entwicfeln  tonnen. 

§.    158. 

4)  (Snblicb  ftnbet  ftcb  aud),  obwohl  feltner,  bte  (Srfefyeinung 
ber  Sttenjtrualfunction  burd)  überwiegenbe  £l)dttgfett  be§ 
arteriellen  ©pftemS,  womit  ftdt>  bann  gern  Auftreibungen 
ber  SSenen  üerbinben,  welche  baS  rafeber  $ugefübrte  S3lut  niebt 
fcbnell  genug  ^urü  cf  führen ,  gebinbert.  Styngefabr  eben  fo  ndmlid? 
wie  in  entjünbeten  ©ecretionSorganen,  fobalb  bie  (Sntjünbung  eine 
gewiffe  |)6be  erreicht  fyat,  bie  auSfcfyeibenbe  Sbdtigfeit  ftd^>  ju  f  ers 
lieren  pflegt ,  fo  ft'nben  wir  auch ,  namentlich  auf  bem  £anbe ,  bei 
recfyt  frdftigen,  an  5D?uSlelan|rrengung  unb  reine  Suft  (beibeS  bie 
ArterteÜitdt  erboljenbe  Momente)  gewöhnten  Äörpern  (wo  überhaupt 
bie  SPubertdtSentwicflung  immer  etwas  fpdter  erfolgt),  bafj  trofc 
ben  in  ifyrem  Äorper  reichlich  erzeugten  plajlifchen  (Stoffen  unb 
maneben  eintretenben  93orboten  ber  üJttenjiruation  bod)  biefelbe  nicht 
wirf  lieb  erfebeint,  unb  wot)l  auS  feinem  anbern  ©runbe,  als  mil 
im  ©efdßfyjfem  beS  UteruS  bie  Arterien  ein  &u  großes  Ueberges 


112 

wicfyt  über  bie  SSenen  erlangt  fyaben.  S3ei  folcben  Snbioibuen  treten 
bann  inSbefonbre  bieienigen  Molimina,  welche  rein  bem  ©efdfjfyftem 
angeboren,  in  franfbafter  #6be,  unb  jwar  oorjüglid)  ^criobifcr) 
tyeroor,  ftc  f  lagen  über  (Scbwinbel,  Äopffcbmerj,  fmb  &u  ©ntjüns 
bungS-  unb  fieberhaften  Äranf betten,  apopleftifdjen  unb  afpf)t)ftt- 
fcfyen  anfallen  biSponirt,  ja  erletben  btefe  Äranfbeiten  oft  würflig. 

§.    159. 

£>en  SS  er  lauf  beS  UebeB  unb  bie  ^Prognofe  bei  btefen 
Verzögerungen  betreffenb,  fo  ergtebt  ff$,  roaä  herüber  gu  be* 
merfen  wäre,  beinahe  au§  $>em  SSorbergebenben  oon  felbfi.  S3et  ber 
erfierwdbnten  organifcben  Urfacbe  (§.  154.)  ndmlicb  würbe  aKers 
bingS  bei  längerer  Sortbauer  ber  innern  (Srgtefjung  obne  moglicbe 
Entleerung  nad)  außen,  bie  gewaltfame  §3ergrofjerung  ber  innern 
©eburtStbetle,  ber  £)rucf  beS  angekauften  SBluteS*)  auf  bie  bes 
nadjbarten  Organe  ju  üielfacben  Unterleibs  s  unb  allgemeinen  fieiben 
führen  muffen,  unb  inbem  bie  ^eilfraft  ber  üftatur  gerbet  faffc 
unoermogenb  erfcbeint,  würbe  bie  ^3rognofe  febr  ungünftig  gejrellt 
werben  muffen,  liefe  ntcfyt  ba3  Hebel  eine  letzte  unb  fiebere  $eU 
lung  ju.  2Cngebenb  2)  ben  SSerlauf  beS  ÄranfbettSjujianbeS  bä 
ber  bureb  gefunfene  Steprobuction  oerjogerten  Sfftenftrualfunction, 
fo  ift  berfelbe  fcfyon  §.  155.  u.  156.  erörtert  worben  unb  wir 
fügen  binftcbtlicb  ber  $)rognofe  nur  bei,  bafjl  biefelbe  abzuwägen 
fei,  tbeilS  nacb  iem  ©rabe,  ber  ©auer,  fowie  ber  leidstem  ober 
febwerern  «£>eilbarfeit  ber  bie  (Störungen  berbeifüfyrenben  Äranf= 
Reiten  (wobei  benn  in  ber  Kegel  acute  Äranf Reiten  eine  beffere 
t>rognofe  als  ebromfebe  julaffen),  tbeilS  nacb  ben  dufjern  §Bers 
bdltniffen,  inwiefern  ftc  überbauet  ber  Teilung  günfftg  fmb  ober 
nid)t,  unb  inwiefern  ffe,  wenn  in  ibnen  ber  ©runb  ber  23ers 
jögerung  felbji  liegt,  geboben  werben  fonnen. 

§.    160. 

£>k  franfbaften  Zufalle  ferner,  welcbe  oon  ber  3ten  Urfacbe 
fyerbeigefübrt  werben,  fmb  gewobnlid)  befonberS  langwierig,  ibr 
SSerlauf  jeboeb  nacb  ftdrferm  ober  fcbwdcberm  Körperbau,  günfti- 
gern  ober  ungünjiigem  auf ern  23erbdltniffen  oerfebteben;  nie  fann 
jeboeb  bter  bie  ^rognofe  febr  oortbeilbaft  gejiellt  werben,  inbem 
bie  £aupturfacbe,  b.  i.  ber  unweiblicbe  allgemeine  #abituö\  niebt 

*)  SDiertroürbig  iffc  es,  tau  tiefe«  ftocfenbe  SBlut  bodj  nifyt  eerbirbt  unb 
fault,  fonbern,  wie  mehrere  gäUe  beroeifen,  als  büäify,  fcbroärsticbe, 
fonft  a6er  unöerborbene  S3tutmaffe  bei   ber  Operation  ausfliegt.    Ca* 

.  oagna  1)&lt  aueg  öon  tiefer  (Srfäeinung  ten  SKangel  beö  gaferftoffeS 
für  tie  Urfacbe.    6.  SDlecfel'S  tfrdjtü,  IV.  6.'  152. 


113 

ju  befeitigen  ifo  fcielmebr  gewollte!),  oud?  nacktem  t>te  9)?enfirua; 
tion  enbltd)  erfc^tenen  ifr,  einen  unregelmäßigen  unb  unoollfom; 
menen  ©ang  berfelben  (wooon  noef)  unten)  ju  oeranlaffen  pflegt.  — 
(Snblicb  bie  4te  Urfadje  betreffend  fo  ftnb  jwar  bie  Sufdlle,  welche 
bter  eintreten,  oft  feJ^r  fiürmifcb,  allein  ti?etta  iji  babei  bieSftatur 
felbfr  mit  mebr  als  bei  anbern  fyütfxtify,  fytiU  gelingt  eS  ber  Äunft 
fyier  weit  leiebter  unb  fixerer  2fbbülfe  ju  fcfyaffen,  unb  bie  ^Prognofe 
wirb  bafyer  im  ©anjen  oortbeilbafter  gefMt  werben  tonnen. 

§.    161. 

2Bir  fommen  nun  jur  Teilung  biefer  Uebel,  tt>etd>e  wieber 
nacb  ben  oerfebiebenen  urfacblicfyen  Momenten  auf  oerfebiebene  SBeife 
eingeleitet  werben  muß.  £)ie  Teilung  ber  bureb  organifebe  Ur= 
fachen  oerjogerten  (Srgiefjung  ber  Sftenffruation  iji  fcfyon  oben 
(§.  137.)  erwähnt  worben,  unb  bafyer  tyter  nur  noeb  beizufügen, 
ba$,  wenn  ba§  £)urcbfcbneiben  ber  oerfcbloffenen  Partie  ju  einer 
Seit  üorgenommen  wirb,  wo  febon  bebeutenbe  SSlutergiepungen 
babinter  ffcb  gefammelt  batten,  e§  notbwenbig  wirb,  mebrmalige 
Snjectionen  au§  einem  %b\ub  oon  Hb.  Serpjlli,  Absinthii,  Flor. 
Chnmomill. ,  allenfalls  mit  ttvotö  SBein  ober  Tr.  Myrrhae  oer; 
mifebt,  in  bie  innern  ©eburtStbeile  ju  machen,  tbeilS  um  bie  üollfldn- 
bige  Steinigung  ber  Steile  ju  bewirf en,  tbeilS  um  bie3ufammen= 
jiebung  berfelben  gu  beförbem.  SDie  Teilung  ber  Sufäfle  betreffenb, 
welcbe  üon  Störungen  in  ber  9?eprobuction  auSgebenb  bie  §3er= 
^ogerung  ber  Sftenjrruation  oeranlaffen,  fo  muffen  wir  guoorberfr 
erwähnen,  bafi  faum  irgenb  ein  SSerfabren  fcbdblicber  Sterbet  fein 
fonne,  als  birect  baS  ^eroortreten  jener  monatlicben  S3lutergiepun= 
gen  bureb  3£nwenbung  reijenber,  i>aä  ©efcfytecfytSfyjiem  tnäbefon- 
bere  in  2(nfprucr;  nebmenber  Mittel  $u  forbern,  wie  e§  beffenuns 
geachtet  oon  unwiffenben  (Smptrtfem  bureb  Darreichung  ber  Aloe, 
ber  Gumraata  ferulacea,  ber  Sabina  u.  f.  w.  ntd?t  feiten  ju  ge= 
fd)el)en  pflegt.  £>afj  hierbei  ndmlicb  tfyeilS  ber  £)igeflion3apparat 
nod)  mebr  zerrüttet,  unb  fowobl  f)terburrf)  als  bureb  ben  etwaigen 
33lutfluf?  bie  ©cbwdcbe  noeb  mebr  oermebrt  werben,  tbeilS  aber 
in  $ol$t  ber  reijenben  (Sigenfcbaft  jener  Mittel  aueb  2(nfcbwelluns  ' 
gen  ber  Brufen  beS  Unterleiber,  ebronifebe  ©ntjünbungen,  na* 
menttid)  ber  Innern  ©efcblecbtSorgane,  unb  in  golge  biefer,  Sfyms 
pfyomanie,  3Bafferfucf)t  ber  SDoarien  u.  f.  w.  öerahla^t  werben 
muffe,  liegt  am  Sage. 

§.    162. 

2lHein  aueb  btö  SSerfatyren,  welches  bloS  bureb  ^it  gemetnbm 
flarfenb  genannten  Atel  fotd?en  Sujldnben  ju  begegnen  |>offt; 

©ipnföologte.  I.  Xf).  3tt  Xitfl.  8 


114 

unb  $ranf  e  tiefer  2Crt  mit  (Srtracten ,  @bina  unb  dlfm  überlauft, 
ift  feineSwegS  äwecfmdßtg  ju  nennen;  melmeljr  wirb  eg  fyier  bie 
erfte  Snbication,   bie  9?atur  ber  Äranf^eit  genau  tn3  2tuge  §u 
faffen ,   welche  biefe  «Störung  ber  Sfeprobuction  l;erbeifül)rte>   f te 
allein,  unb  gang  abgefetyen  oon  ber  Sttenjirualfunctton,  ibrem  ß&a* 
«alter  narf)  ju  befyanbeln,   wobei  man  ft'cfc  bann  überzeugt  galten 
barf ,  ba^  bei  fcergeftcllter  Harmonie  allgemeiner  forderlicher  Ärdfte 
gewöbnlid)  aucfy  ba3  «Symptom  biefer  Äranffjeit,  bie  SSerjogerung 
ber  Sftenftruation,  t»on  felbji  öerfcbwinben  roerbe.    ©crofulofe  3u- 
ftdnbe,  £eberauftreibungen,  Status  pituitosus  be3  £>armf anaig  unb 
dfynüctye  Reiben  machen  bafyer  bk  refoloirenbe ,   abfüfyrenbe  CD?e= 
tl;obe,  olmgefdbr  nad)  berfclben  SBeife,  rote  ft'e  oben  (§.  147.) 
gefcfyilbert  würbe,  nur  wegen  oorgerücfterem  2tlter  in  etroag  fidr- 
ferer  gorm,  notl;wenbig.  —  Qt§  ft'nb  bieS  mSbefonbere  bie  %äUi, 
roo  oon  ben  gelinb  lofenben  5D?tneralwdffem  mit  großem  üftu^en 
©ebraucb  §u  machen  ijr,  unb  in  welchen  SBdber  wie  Sttarienbab, 
(Eger,  ^iffingen  unb  felbjr  ÄartSbab  ft$  großen  9tof,  unb 
mit  9?ecf)t,  erworben  fyabert.  —  $Ran  muß  hierbei  nur  wo^t  be= 
achten,  welche  £3ebeutung  überhaupt  9)?tneralwaffer *  unb  S5abe^ 
euren  eigentlich  fyaben,  ti&mliö)  ba$  ft'e  in  SBafyrbeit  eine  Um- 
ftimmung  ber  Gonftttution  be3  ÄorperS,  b.  i.  be3  befonbern  S3er= 
i)dltniffeS  fcer  einzelnen  organifdjen  ©pfieme  gegen   einanter,   51t 
bewirken  &ur  Aufgabe  ft'cb  machen,  baß  ft'e  aber  aueb  wirflid), 
richtig  gewählt,  biefe  Aufgabe  in  leerem  ©rabe  als  bie  meiften 
übrigen  bittet  be§  mebicinifdjen  2(pparate3  §u  erfüllen  im  ©tanbe 
ft'nb.    (ßt.  f.  hierüber  bie  auszeichnete  2tbl)anblung  oon  $r.  2. 
Ar  et)  f  ig  über  ben  ©ebraud)  b.  nat.  tt.  fünjil.  SWmeralwdffer. 
tfeipäig  1825).    $latf)  gehöriger  Abwägung  ber  Umjldnbe  alfo  oer* 
orbne  man,  wo  e§  bie  23erl)dltniffe  unb  3eit  gefiatten,  geeignete 
Sftineralwaffercuren,  unb  fe£e  anbern  befonbern  Äranffyeit^ujMnben 
jwecfmdßigc  bittet  entgegen.    Sßurmcomplicationen  erforbern  Zrn 
tt)elmtntr)tca  unb   nadbberige  S5efeittcjung   ber  23erfcl)leimung  bes3 
£)armfanal3,  fieberhafte  Äranfljeiten  bie  il)nen  angemeffene  SSe^anb* 
lung  u.  f.  w.  —  SBir  geben! en  bafyer  fyier  nur  noeb  berjenigen  $ättz 
befonberS,   wo  entweber,  nadjbem  bie  ^ranf Reiten  befeitigt  ft'nb, 
nocl)  allgemeine  ober  eine  örtliche  ©cbwdcbe  be§  ©efcl)lecbt§ft)jrem3 
äurücfbleibt,  ober  ba§  ©arnieberliegen  rprobuetioer  Stydtigfeit  übers 
fyaupt  nid)t  $olge  oon  Äranfljeit,  fonbern  oon  unzweckmäßiger 
SebenSweife  war. 

§.    163. 
Sm  erffern  galle  wirb  bei   allgemeinem  ©c^wdc^ufJanbe 


115 

wteber  äundcbft  auf  bie  Sbdtigfeit  ber  -SerbauungSwerf^euge  ju 
feben,  unb  bie  übrige  SebenSweife  gwerfmdßig  anjuorbnen  fein. 
SSlan  wafylt  bann,  um  bie  Ärdfte  beS  ©armfanatö  ju  beben,  bie 
bittern  bittet  (Extraclum  Millefolii ,  Centaurii  min. ,  2(ufguffe 
ber  £luaffta  unb  ßfyina  u.  f.  ».)',  welcbe  man,  je  nactjbem  bie 
Csonftitution  überhaupt  mefyr  fcblaff  unb  ^>^Iegmattfd>  ifr,  mit  geis 
jligen  Mitteln  (Tincr.  cort.  Auranlior,  Elix.  visc.  Whjtii  u.  f.  W.), 
oerbinbet,  man  forgt  für  regelmäßige  Unterhaltung  ber  2)armau&: 
leerungen,  laßt  ben  Unterleib  warm  galten,  troefne  ober  fpirituofe 
^rictionen  auf  benfelben  machen,  man  orbnet  ferner  at§  allgemeine, 
i>k  9?eprobuction  unb  ben  SonuS  ber  5D?u3felfafer  beforbernbe 
Mittel  innerlicb  ben  ©ebraud^  be§  (SifenS,  anfänglich  als  Sinctur, 
fpdter  in  ©ubftanj  an,  üerbinbet  bamit  ben  ©ebraucl)  aromatis 
fcf)er  Ärduterbdber,  welchen  bü  mebr  pb^gmatifcfyen  ©ubjeeten 
etwas  SBein  ober  ^Branntwein  beigemifebt  wirb,  empfteblt  bie 
fleißige  Bewegung  in  freier  £uft,  9?eifen,  ©eebdber,  ©ebraucr) 
eifenfyaltiger  Sttineralwaffer ,  wie  @ger,  ^tjrmont,  ©cbwals 
baef),  unb  eine  leidet  üerbaulicbe  nafyrbafte  £>iät,  oerbunben  mit 
t>em  ©ebraucfye  eines  guten  alten  SßeinS. 

§.  164. 
3eigt  ft'd)  inbeß  entweber  allein  ober  in  SSerbinbung  mit  jener 
allgemeinen  Untl)dtigf  eit  noeb  eine  ort  liebe  ©cfywdcbe  be6  ©efd)iecbt3; 
fpjlemS,  welche  burd)  <Scblaffl;eit  ber  äußern  unb  tnnern  dknitas 
lien,  fe^r  geringe  Temperatur  berfelben,  gdnjlicb  mangelnbe  ©es 
fcblecfytSneigung ,  ja  wobl  aueb  bureb  2(tonie  ber  benachbarten 
$awwege  unb  beS  SMcfbarmS  ffcb  §u  erFennen  giebt,  fo  werben 
aud)  nod)  außer  unb  nacb  jenen  allgemeinen,  mebrere  ortlid)  baS 
©efcfylecfytSfyjfem  in  2Cnfprud)  ne^menbe  ^Rittet  angewenbet  werben 
mitten.  —  Snnerlicb  giebt  man  baber  bie  3immtrinbe  im  2faifguß 
ober  als  Sinctur,  bie  (Safcarillenrinbe,  bie  Aqua  Melissae  vinosa 
u.  f.  w. ,  üon  3eit  su  3eit  laßt  man ,  namentlich  bei  tragen  <&t\$U 
auSleerungert ,  eine  2lbfur;rung  au6  mebr  braflifcben  (Stoffen,  ben 
Fol.  Sennae,  ber  Rad.  Jalapae,  ber  2ttoe  u.  f.  w.  gebrauchen, 
unb  fann  ferner  bei  torpiben  pblegmatifcben  «öubjeeten  aud). mit 
9lü%m  bie  ©ummibarje,  ja  felbfl  ba3  Decoct.  Sabinae  (etwa  ju 
3jj  auf  51T  Colat.  mit  bem  Sjrup.  cort.  Aur.  oermifebt),  ober 
bie  auS  dbnlidjen  ©toffen  bejlebenben  Präparate,  5.  35.  bie 
Pilalae  balsaraicae  Stahlii,  femer  d^nltd^e  Sftifcbungen  mit  guges 
festem  (Sifen  (§.  33.  aus  bem  Gum.  Ammoniaci  5j,  ber  Aloe 
lucida  unb  bem  Ferr.  oxydulat.  nigr.  üon  jebem  5ß  $u  3gran. 
Rillen,  wooon  3—4  ©tücf  frur)  unb  2(benbS  $u  nehmen)  tri 

8*  • 


116 

Anwenbung  sieben,  <§nblid&  t)abe  id)  neuerlich  m  meiern  folgen 
fallen  mit  befotlberm  dlüfym  bie  Tinct.  Kali  hjdroiodinici  gu 
8 — 10  — 12  Kröpfen  in  einem  @§loffel  SOMiffenwaffer  tdglicf) 
ein?  bis  zweimal  §u  nehmen  üerorbnet,  unb  (btn  fo  fdjeint  aud) 
bie  fürjltdt?  empfohlene  Tinct.  Guajaci  amraoniata  alle  Aufmerf; 
famfeit  ju  üerbienen.  Aeußerlicfy  üerorbnet  man  biefen  ^Perfonen 
flüchtig  reijenbe  Einreibungen  in  bie  Regio  hypogastrica ,  fragen 
eineö  aromatifd)en  ^PflafterS  bafelbjf,  Anwenbung  ber  (Sleftricitdt 
ober  be3  ©afoaniämuS ,  wöbet  i>k  «Strömungen  burefy  ba$  SSecfen 
geleitet  werben,  gujjbdber  mit  2Cf$e<,  <Salj  ober  «Senf  gefcfydrft, 
anlegen  t>on  ^Blutegeln  an  bie  dufjem  ©enitalien  unb  innere 
©cfyenfelfldcfye,  wollene  SBefleibung  ber  untern  GJrtremitdten,  reu 
jenbe  grictionett  (ttW*  öon  Spiritus  Serpylli ,  Formicarura  u.  f.  W. 
mit  Tinct.  Cantharid.,  aud)  wol)l,  xva§  mir  oft  fefyr  wirffam  festen, 
mit  Tr.  iodinae  t>ermifd)t)  an  bie  guffofylen,  aromatifcfye  |)alb; 
bdber,  fleißige  Bewegung ,  and)  woj&l  öfteres  leiten  unb  ^a|ren. 
üftoefy  muß  id)  entließ  erwdimen,  ba$  bie  (Sinwirfung  beä  flücf); 
tigen  Alfalt  auf  bie  innern  ©enitalien  unmittelbar  ein  fel)r  frdf= 
tigeS  @rregung§mittel  abgiebt.  Sei)  x)abt  gewolmltd)  ju  biefem 
SSeljuf  einen  big  §wet  reicblicfye  (Stoffel  üoll  üon  bem  Spiritus 
sal.  aramoniaci  causticus  in  ein  warmeS  33ab  mtfcfyen  unb  taxin 
20  Minuten  »erwetlen  laffen.  2(ud)  einige  tropfen  baüon  unter 
SDttlcl)  gemifcfyt  aU  Snjection  wirfen  bei  l)ol)em  ©raben  üon  Sor; 
ptbitdt  wol;ltl)dtig  ein. 

2tnmer?ung.  23or  einigen  Sauren  würbe  burefy  ©rat>c3 
unb  ßoubon  ba§  anlegen  üon  ^Blutegeln  an  bie  SSrüfre  als  an 
wirffameS  Mittel  bei  Amenorrhoe  empfohlen,  mbefj  bitrfte  bocJ^ 
nur  unter  feljr  befcfyrdnften  Umjidnben  l)ierüon  ©ebrauefy  51t  machen 
fein,  um  fo  meljr,  t>a  bie  S5rüfte  felbjt  btcfeS  anlegen  md)t  gut 
»ertragen  unb  leicht  baburd)  in  ©ntjünbungSjufianb  üerfe^t  wer; 
bzn.  50?el)r  gu  empfehlen  ijr  baS  Auflegen  oon  (Senfteigen  auf 
bie  £5rüfle. 

§.    165. 

Sft  allein  unjwecfmdfige  £eben3weife  tit  Urfacfye  ber  gefyin; 
berten  ©ntwicflung  ber  Stajtrualfunction ,  fo  muß  man  jundcbfl 
bie  äußern  33erf)dltniffe  ju  öerbeffern  fucfyen,  für  gefunbere  2uft 
unb  ^afyrung  6orge  tragen,  bie  Aufheiterung  beS  ©emütfjS  auf 
alle  Sßeife  begünfftgen,  unb  übrigens  ben  3uftanb  ber  Untl)dtigfeit 
ber  3?eprobuction  im  Allgemeinen  fowofyl  als  SBefonbem  auf  bie; 
felbe  SBetfe,  wie  in  ben  beiben  üorbergefyenben  Paragraphen  ge; 
le^rt  würbe,  bejubeln. 


11T 

§.    166. 

£)ie  britte  Urfacfye,  ben  männlichen  $abitu$  betreffend 
fo  ifr  \)kx  ba£  23ermögen  ber  Äunjt  atlerbingS  am  meiflen  be- 
fcbrdnft,  wir  fonnen  unb  muffen  aud)  t>ter  nur  erinnern,  ba jj 
man  nicbt  äwa  bie  (SntwicFtung  einer  nur  au$  bem  ©anjen  fyer* 
oorgefyenben  Function  burd)  gewaltfameö  $eroorl)eben  be§  ©t)jlemS 
berttteringefdjje,  b.  t.  burdj  unjeitig  gegebene  Emraenägoga  u.  f.  w , 
befcfyleunigen  wolle,  fonbern  biefe  (Sntwicftung,  wetcbe  einjig  SBerB 
ber  Statur  fein  mufj,  auch  biefer  ganj  gu  überlajfen,  unb  ft'cfy 
allein  auf  üorft'cfytige  Unterjtttfeung  berfelben,  fowie  auf  33efeitU 
gung  einzelner  ftcl>  barbietenber  ÄranfljeitSjufrdnbe  ju  befdjrdn^en, 
al6  Siegel  annehme.  SßaS  aber  Unterfrü&ung  ber  SKeprobuction 
betrifft,  fo  werben  wieber  namentlich  bie  SßerbauungSwerFjeuge  p 
berüdftcfytigen ,  burd)  eine  jwecfmdßige  Anwenbung  tonifd;er  Mittel 
bie  afftmilatiüen  Gräfte  ju  t)tbm,  überhaupt  aber  ber  ®tbxau<$) 
üon  33dbew,  Ijinldnglidjer  ^Bewegung  unb  freier  fiuft  üon  S'lu^en 
fein,  wobei  übrigens  burd)  wollene  S3inben  um  ben  ßeib,  wärmere 
S3efteibung  ber  Untergeber,  getinb  jur  (5rf)6l)ung  ber  Sl)dtigfeit 
in  ben  SBecfengefdfjen  mitgewirkt  werben  fann ;  and)  wirb  bei 
mel)r  torpibem  $abitü$  ber  ©enuf?  eines  guten  alten  SBeinS, 
mefjr  erfcbütternbe  ^Bewegungen  (als  Sveiten,  gafjren),  geizige 
Srictionen  ber  Regio  hypogastriöa ,  eleftrifcbe  SSdber  u.  f.  w.  fet)r 
mit  Stfufcen  Anwenbung  ft'nben.  (Snblidj  fcfyeint  naü)  ben  bissen; 
gen  ^Beobachtungen,  fowie  nad)  pl)t)ftologifd)en  ©rünben,  ber  tl?ie; 
rifcfye  Magnetismus  als  ein  oorjügtidjeS,  bie  SKeprobuction  unter- 
frü^enbeS  Mittet  f)ier  nid)t  übergangen  werben  ju  bttrfen. 

§.    167. 

3)te  SBeljanblung  einzelner  In'erbei  obwaltenber  S5efc^werben 
muß  ganj  nacfy  ber  2Crt  ber  anfalle  felbft  eingerichtet  werben,  unb 
üorjüglid)  bleibt  babei  ber  @tanb  beS  ©efdßfpftemS  ju  berüdffdji 
ttgen,  inbem  bei  frdftigen  ootlfaftigen  Körpern  bie  Ijduftgen  ßon* 
geftionen,  gteberbewegungen  u.  f.  w.  oorjüglid)  burd)  fet)r  ba 
fcfyrdnfte  £)idt,  üerbünnenbeS,  fduerlicfyeS  ©etrdnf,  gelinbe  Abfüh- 
rungen, mer>r  oegetabitifcfye  ©tat,  gugbdber  u.  f.  w.  befeitigt 
werben  muffen,  ja  fyduft'g  allgemeine  ober  örtliche  SSIutentjtefyungen 
erforbert  werben,  bafjmgegen  bie  bei  fd)wdd)ltd)en  reijbaren  @ubs 
jecten  häufiger  erfcfyemenben  £rdmpfe,  ©lieberfcbmerjen,  <5d)lafs 
loftgfeitu.  f.  w.  mebr  ein  oorjüglid?  außer  ben  frdrto  Anfallen 
ftreng  fortgefefcteS ,  aufMinberung  ju  reger  ©enfibtlttät  abjwecfen* 
beS  vpeiloerfal)ren  »erlangen,  unb  baber  burcb  taue  SBdber,  jweef- 
mäßige  einfache  SebenSweife,  ßanbluft,  rein  bittere  Mittel,  drnul* 


118 

ftonen,  fleme  £)ofen  narfotifcber  Mittel  am  ftcfjerften  befdmpft 
werben.  2Bir  erinnern  Sterbet  nur,  bap  bie  heftigem  anfalle  bei 
folgen  fenftbeln  (Sonjrttutionen  oft  wefentlidj  tfyeÜS  oom  ©efdßs, 
fynl$  t>om  23erbauung3ft)jreme  erregt  unb  unterhatten  werben,  i>a$ 
man  baber  in  biefen  Sollen  nie  unterlagen  barf,  )t)ter^trt  bie  ge* 
porige  2ütfmerffamfeit  ju  wenben,  um  burcf)  jwecfmdßige  2tn* 
wenbung  einer  gelmb  antipblogifrifcben  ober  gafirifcben  «£>eilmetb;obe 
fcfmellere  unb  oollfommnere  ^)ülfe  ale>  burcb  tteberbdufung  mit 
ben  gemeinbin  fogenannten  frampfwibrigen  59?ttteln  (Tinct.  Ca- 
storei,  Valerianae,  Moschi,  Liq.  C.  C. ,  Opium  u.  f.  W.)  JU 
gewdbren. 

§.    168. 

Sie  m'erte  Urfadje  ber  oerjogerten  Sftenftrualfunction  enblicfy, 
b.  t.  bie  überwiegenbe  arterielle  Sfyättgfett,  mad>t  ein  mebr 
antipl)logijiifcbeS  v£)eilüerfabren  notfywenbig,  beigere  fyier  erfct)et= 
nenbe  Molimina  forbern  allgemeine  ober  ortlicbe  S3lutentjiel)ungen, 
befonberS  oon  Seit  gu  Seit  2(berldffe  an  ben  Süßen,  2(bfül)rungen 
burcb  SDftttelfalse,  oerbünnenbe  ©etrdnfe,  laue  JBdber,  eine  wenig 
ndbrenbe,  mebr  ttegetabilifcbe  ©tat  unb  SSerbutung  aller  ju  fe^r 
anjrrengenben  Körperbewegungen,  fowie  im  ©egentfyeil  be$  ju 
melen  <5ifcenS. 

§.    169. 

2Bir  Ratten  nun  nocr)  ben  bleibenben  Mangel  ber 
SOZenjirualfunction  rücfftcbtlicb  feiner  SSebanblung  ju  erwdljs 
nen,  allein  fdjon  au3  ben  oben  (§.  153.)  erwalmten  Urfacfyen 
biefeS  3ufianbe3  ergiebt  ft'cb,  baß  eine  befonbere  drjtlicbe  SSebanb* 
lung  i)kx  nur  feiten  moglicb  fei.  (Srfcbeint  ndmlicb  ber  Mangel 
ber  Sttenjfruation  bti  übrigens  taar)rbaft  entwicfelter  Pubertät  unb 
regelmäßigem  3ujfonbe  ber  ©efdjlecbtStbeile  (oon  welchen  man  ft'd) 
freiließ  überzeugt  \)abm  muß,  bamit  nidjt  ttwa  bloS  mecbanifcfye 
$tnberungen  be3  2tu3fluffe§  [f.  §.  154.]  mit  eigentlichem  Mangel 
ber  Function  »erwecbfelt  werben)  als  bloße  eigentümliche  Skrietdt 
unb  als  Sbiofvm?  raffe,  fo  pflegt  bieg  and),  eben  weil  e§  bie  fem 
Äorper  natürlich  ift,  feine  franfbaften  Sufdlle  §u  oeranlaffen,  unb 
e§  muffen  bemnacb  folebe  Snbioibuen  nur  im  Allgemeinen  erinnert 
werben,  eine  ju  ftarf  ndbrenbe  ©tat  unb  ft^enbe  SebenSweife  gu 
meiben,  bamit  niebt  bei  bem  Mangel  einer  foleben  Ausleerung 
Qongeftionen,  (Stockungen  u.  f.  w.  um  fo  leiebter  ftcf)  erzeugen. 
Sji  hingegen  bebeutenbe  S5erbilbung  ober  gdnjlicfjer  Mangel  wich- 
tiger innerer  ©efcbled;t3organe  bie  Urfacbe  jener  mangelnben 
Function,   fo  werben  auä)  ^ter  nur   in   ben  fallen  allgemeine 


119 

ÄranFbeitSgujrdnbc  befürchtet  werben  muffen,  tytilS  wo  bei  einem 
fel;r  wohlgenährten  Äörper  tteberfüllung  ber  ©efdfe  burd)  ff&enbe 
SebenSweife  u.  f.  w.  begünftigt  wirb,  tbeÜS  wo  erff  fpdterl)in 
biefe  organifdjen  «Störungen  erfolgt  ft'nb,  wo  g.  S3.  burd;  @rftir= 
Ration  ber  £)t>arien  ober  beS  UteruS  Eintritt  ober  3fartbauer  btt 
•äftenffruation  unmöglich  geworben  ijf;  aucb  l)ier  muß  bann  £>idt, 
SebenSweife  unb  felbft  drgtlicbe  Setyanblung  auf  dlmlicbe  SBetfe 
georbnet  werben,  wie  eS  bei  (Gelegenheit  ber  burd)  mdnnltcben 
JpabituS  üergögerten  C^cnjlrualfunction,  fobalb  plet£)orifcf?er  3us 
jtanb  ft'cfy  geigt,  erwähnt  würbe  (§.  167.). 

B.    Unüollfommne  9ttenfhuaIfunction. 

§.    170. 

Gnn  3u^nb,  welcher  üiel  SöerwanbtcS  mit  ber  guüor  be- 
trachteten üergogerten  (SntwicHung  ber  Sftenftrualfunction  l)at,  il)r 
öfters  nachfolgt,  unb  auf  fel)r  üerfd)iebene  SBeife  ftd)  dufjerlicb  gu 
ernennen  giebt.  SSÖir  beftniren  bcnfelben  im  allgemeinen  fo,  ba|3 
alle  S3erl)dltniffe  biefer  Function  barunter  begriffen  werben,  bei 
welchen  fte,  obwohl  wirflid)  in  Sbdtigfeit  getreten,  bod)  fowobl 
ibrer  $)eriobicitdt ,  Quantität  unb  Qualität,  als  ibrer  fte  begieß 
tenben  Vorboten  unb  Quellen  nacr;,  gum  9?act) t (> et le  beS  alU 
gemeinen  S3eftnbenS,  unter  baS  SBlaa$  gurüdgefe^t  erfcbeint, 
welches  wir  oben  (§.  119.  u.  f.)  als  bie  allgemeine  Sform  fejrge; 
fefct  bitten.  —  3e  nacfybem  nun  übrigens  biefe  Unoollfommenl)eit 
in  einer  ober  ber  anbern  $inft'cbt  fid)  offenbart,  fann  man  fobann 
Skranlaffung  nebmen,  mebrere  Unterattett  gu  unterfcbeiben,  wobin 
benn  rücf  jtcbtlid)  ber  ^Periobicitdt  bie  gu  feltene  (Menstmatio  rara) 
ober  unorbentlicbe,  rücfffcbtlicb  ber  Quantität  bk  gu  geringe  (M. 
parca),  rüc!ftd)tlid)  ber  begleitenben  Moliminum  bie  fcbmergbafte 
(Dysmenorrhea)  unb  rücfftcbtlid)  ber  Quellen  bie  auS  anbern 
Organen  fltefüenbe  50?enjrruation  (M.  irregularis )  geboren;  Sren; 
nungen,  welche  jebod)  als  fmnptomatifcb  weniger  ©ewicfyt  fyaben 
unb  im  (Singeinen  felbff  für  bie  SSebanblung  nur  wenige  SD^obtft- 
cationen  erforbern,  fobalb  baS  Söefentltcr)e  ber  unüollfommnen 
Sflenffrualfunction,  feinen  urfddjlicbenSSerbdltniffen,  feinen  Zzufa 
rungen  unb  feiner  Leitung  nad)  gur  beutlicben  2tnfcbauung  ge* 
bracbt  iff,  woüon  wir  baber  gundcbfl  im  allgemeinen  banbeln. 

%    171- 

©aS  SSefen  (bie  fogenannte  ndcfyfie  Urfacfje)  eineS  fot 
ctyen  3uffanbeS  fann  aber  notbwenbig  nur  als  eine  im  5DZi§t>er; 
bdltniffe  gu  allgemeiner  SebenSt^dtigfeit  oerringert  ober  gejtört 


120 

crfcfteinenbe  £ebenStr;dtigfeit  bcS  ©efcfyledjtafyjtemS  unb  be§  UteruS 
tnSbefonbre  betrachtet  werben,  unb  wir  fcfjliefjen  burd)  btefe  ur? 
fadt)lid?e  SBeftimmung  jugleicl)  alle  jene  Suftdnbe  als  mrf)t  franf  foaft 
au3 ,  tri  welchen ,  obwohl  bie  Styättgf  ett  beS  UterinfyftemS  geringer 
ift,  als  eS  ber  Siegel  nad)  fein  follte,  boct)  biefeS  in  Uebereinjiim* 
mung  mit  bem  Allgemeinbefmben  jie^t  unb  bttyalb  nicfyt  als 
$ranfl)eit  empfunben  wirb.  @S  gilt  ndmlicfy  in  biefer  «^inftdjt 
wieber  ofmgefdf)r  baffelbe,  was  bereite  über  ben  Eintritt  ber  Wim* 
jiruatton  gefagt  würbe,  ndmlicr;  ba$  baS  9)?aa£  ber  !3ftenjfruation, 
gleidE)  jenem,  nacl)  ber  üerfdjiebenen  @onftitution ,  £ebenSweife 
u.  f.  w.  ofyne  SRad&tfyetl  ber  ©efunbfyeit  fel>r  üerfcr/leben  fein  fonne, 
unb  eS  tjl  einleud)tenb ,  ba$  bei  einem  im  ©anjen  fcfywdcfyem 
Äorperbaue,  bei  9teconüalefcenten  u.  f.  w.  bie  2Kenftruation  fetbft 
geringer  fein  muffe,  bafj  fte  aucfy  wol)l  feltener  eintreten  fonne 
u.  f.  w.,  obwohl  babei  ein  allgemeines  SBoblbeftnben  füglict)  jtatk 
ftnbet;  $dlle,  wobei  benn  jebeS  gewaltfame  Anregen  einer  jrdrfern 
ober  ^duftgern  SKenfJruation  notfywenbig  jum  größten  9?acl)tl)etf 
jener  Snbiüibuen  geretcben  würbe,  @ben  baffelbe  gilt,  wenn  bie 
©torung  ber-SJfenjfcuotton  golge  ber  ©djwangerfcbaft  tjl,  beren 
(Symptome  anfänglich  oft  23ieleS  mit  ben  3ufdllen  mwollfommner, 
unb  jwar  franfr)after  9ttenfiruation  gemein  fyaben,  weSfyalb  jtetS 
bei  Unterfucfjung  einzelner  gatte  hieran  gu  benfen,  unb  biefer  3u= 
jlanb  ntcr)t  ju  überfeljen  ijr. 

.  §.  172. 
Snbem  wir  alfo  jenes  SRtfjoerljdltntjj  jwifcljen  allgemeiner 
unb  ®efd)lecl)tStl)dtigfeit  allein  tnS  Auge  faffen,  bleiben  uns  nur 
bie  weitern,  fowol)l  im  Körper,  als  in  auf  ern  (5tn  wirfungen  liegen* 
ben  SBebingungen  (prdbisponirenbe  unb  ©elegenljeitSurs 
fachen)  gu  berucfftcfytigen  übrig,  wobei  jugleicr)  bie  Art  ber  burcfy 
eine  ober  bie  anbere  Urfacfye  am  l)duft'gften  erzeugten  Unregelmäßig^ 
leit  in  ber  üJttenffruation  erwähnt  werben  muß.  3uo6rberjr  geboren 
ober  l)ierl)er  bie  Abnormitäten  in  ber  S3tlbung  ber  ©es 
fcfylecfytSorgane,  weldbe  entweber  urfprünglidje  ober  fpdter  ent* 
jtanbene  fein  fonnen.  ©o  ftnbet  ftd)  namentlich  bei  mefyr  mann* 
liefern  $abituS  beS  gefammten  Äorperbaue3  oft  eine  geringe  AuS= 
bilbung  beSttteruS,  welche  ftcb  bei  ber  innern  Unterfucfyung  burefy 
befonbere  Sünnfyeit  ber  S3aginalportion  unb  Äleinbeit  beS  ©ebdr- 
mutterförperS  *),   unb   dußerlicr;  gewoljnltcl)    burefy  fefyr  fcfywacl) 


*)  £>tc  £>ic?e  beS  Uterus  ijl  überhaupt  Set  »et'fdjtebenen  Äörpern  fefjr  »er* 
[djicben,  unb  c§  jetgt  ftdj  btefeö  oft  bei  ©dntxuigerföaft  unb  SBoc^enbett 


121 

entwicfelte  33rttjre  $u  erfennen  giebt,  unb  e§  wirb  baburcr;  tfjeilS 
eine  gu  feltene,  tfyetlS  eine  ju  fcfywacfye  2fu6fd)eit)ung  monatlichen 
S3lute3  ju  SSege  gebracht,  welches  bann,  wo  bie  allgemeine  (§r; 
ndfyrung  gut  ijr,  unb  t-orneljmlicr;  etwa  burd)  ftfcenbe  2eben6weife, 
ndfyrenbe  ©peifen  u.  f.  w.  unterjlüfct  wirb ,  SBeranlaffung  ju  @ons 
geftionen,  Güntjünbungen,  SSrufffranffyeiten ,  Stoenleiben,  jafelbfi 
gu  fMüertretenben  Blutungen  giebt.  2fel)nlicl)e  Unorbnungen  werben 
bei  unüollfommener  (SntwicHung  anberer  innerer  ©efcl)lecr;t6tl)eile 
erfolgen  rönnen.  * 

§.    173. 

2Cufjer  ben  urfprtmglicfyen  ffnb  nun  zweitens  bie  fpdter  enk 
jianbenen  Störungen  in  gorm  unb  ©truetur  ber  ©eburt§tl)eile 
5U  erwähnen ;  eS  geboren  fjierljer  3erjrorungen,  2£bfceffe,  Söerrjartum 
gen,  namentlich  ©cirrfyuä,  ©teatomata  unb  ©arcomata,  SBaffer- 
anfydufungen  u.  f.  w.,  fowot)l  be3  UteruS,  al§  ber  SDüarien,  $u- 
jMnbe,  für  welche  bie  tonjeicfyen  fpdterfyin  bei  ^Betrachtung  ber 
örtlichen  Äranffyeiten  angegeben  werben.  (§3  tfr  hierbei  gu  be* 
merfen,  baf?  in  ber  3eit,  wo  folcfye  SSerbilbungen  fiel)  entwickeln, 
oft  ba§  fparfamere  (Srfdjeinen  ber  SSttenjiruation ,  fowofyl  ber  Seit 
al$  ber  Quantität  unb  Qualität  naef),  nicfyt  als  befonbere  Rxanb 
fyett  empfunben  werbe,  inwiefern  ber  SSerbilbungSprocef?  fclbfr,  aU> 
»^auptfaclje ,  jene  Abweichungen  notfywenbig  hwolt-irt,  allein  baf, 
wenn  bie  üerdnberte  ©truetur  als  ^robuet  ber  Äranfljeit  feftftefyt, 
ber  normale  Sujianb  im  attgemeinen  S3eftnben  jurucffefyren  lann, 
fo  i>a$  nun  bie  Irdftigere  9?eprobuction  im  ©anjen  oft  t>a$  Wlifc 
üerfydltniß  §u  ben  begenerirten,  §ur  9ftenfirualfunction  wenig  mej)r 
geeigneten  ©efcblecbtSorganen  auf  dfynlicfye  2öeife  xok  bei  urfprüngs 
liefen  Sttifftilbungen  (f.  üorigen  9>aragrapl>)  burcr;  tuelfacfje  S3e; 
fcfywerben  fyeroortreten  laffen  wirb. 

§.    174. 

2Cnbere  Urfad)en  ber  üerringerten  9ftenjiruation  ft'nb  ba3  ©in^ 
fen  ber  reprobuetioen  Sfydtigfeit,  welches  inbeß  nur  bann 
bie  fcfywdcfyere  Sftenjrrualfunctton  als  .ftranFfyeit^ujranb  erfreuten 
laßt,  wenn  fte  unüerbdltni^mdpig  jum  ©anjen  im  ©efcl)lecf)tSs 
fyftem  üerminbert  ijf.  <So  ftnben  wir  5. 83.  in  ben  meifren  (fyxonU 
fijett  unb  atuUn  tenffyetten,  in  ber  Üceconttalefcenj,  in  überhaupt 
fcfywdcfylicfjen  Snbimbuen  bei  unzulänglicher  Sprung  unb  Pflege 


üorgügiid)  beutlicc).  3$  bewahre  in  ber  Sammlung  ber  ©ebdranftatt 
ben  Uterus  einer  äßödmerin  oon  meijr  männlichem  Äörperfeau,  welcher 
nur  ik  £ä(fte  ber  £>tcüe  eines  gewöfmticljen  Uterus  jeigt. 


be3  ÄorperS  u.  f.  w.  bie  Sflenjrruation  fparfam,  wdfferig,  furj 
ju  fc^wadr,  allein  tiefet  an  unb  für  ft'cl;  ift  ntd;t  Ärant^ett,  in- 
bem  ja  offenbar,  wenn  ttc  5D?enfrruation  unter  biefen  Umjrdnben 
flarf  wäre,  ber  Körper  barunter  leiben  müßte;  ifr  hingegen  baS 
Zehen  be3  ®efd)led)t3ft)ffem$  allein  gefd)wdd)t,  fo  mu$  barauS 
atlerbingS  wieber  ein  9ftißoerl)dltniß,  wie  bei  ben  erwähnten  orgas 
nifdjen  23erbilbungen ,  fyeroorgefyen.  ©olelje  örtlich  bie  £eben3rbds 
tigfeit  biefer  ©ebilbe  fyerabfefcenbe  Momente  aber  ft'nb  tljeiia  franfljaft 
gefreigerte  2l)dtigfeit  anberer  Drgane,  woburd)  namentlich  bie  au$ 
abnormen  Quellen  fließenbe  Sftenfrruation  erzeugt  wirb ,  tl)etl3 
©ebleims  ober  SSlutflüffe  au3  benfelben,  feljr  l)duft'ge  SBocbenbetten 
unb  ju  lang  fortgefe£te§  ©tillungSgefcbdft,  au3fd)weifenbe  ßebenS-- 
art  (©cfywdcfyejujtdnbe,  welche  namentlich  bureb  (Srfcfylaffung  ober 
abnorme  2(nfcbwellung ,  oerringerte  Temperatur  ber  ©enitalten, 
febwadjere  ober  wibernatürlicfy  heftige  ©efcfylecbtSnetgung  djaraftes 
riftrt  werben),  tfyeiB  unb  oor§üglict)  aber  bie  entweber  in  ^olge 
übler  SebenSweife  ober  in  $olge  anberer  itranffyeiten  entjler;enben 
itnorbnungen  im  <2t)jrem  ber  Smnpbgefdße  unb  ber  ^Pfortaber, 
inbem  ntebt  feiten  bei  2)rüfenanfcbwellungen  unb  gejiortem  ÄreiSs 
lauf  in  ben  UnterleibSgefdßen  ba$  periobifd^e  2lnfrromen  ber  ©dfc 
temaffe  nad)  ben  Uteringefdßen  $inberung  ft'nbet,  woburd)  benn 
unter  5Kitwirfung  einer  oerjTimmten  ©enftbilitdt  Güongejltonen  nacb 
anbern  Organen,  oicariirenbe  Blutungen,  Sfteroenleiben  u.  f.  w. 
erzeugt  werben.  9Jtan  ftel)t  babei  übrigens»  leicht,  ba$  wieber  bie 
mit  SSefdjwerben,  ober  ju  feiten,  ober  ju  fcljwac^  unb  mißfarbig 
erfebeinenbe  SO?en|lruation  l)ier  nur  bas>  «Symptom  jeneS  erjrern 
ÄranfbeitSäuffanbeS  ifi,  unb  als  foldjeä  aueb  bei  ber  ^Beljanblung 
betrachtet  werben  muß,  fowie  i>ie  3eid;en  biefer  urfad;lic^en  33er- 
bdltniffe  benn  aud)  feine  anbern  al8  bie  3etrf>en  jener,  namentlich 
in  ben  Unterleibgeingeweiben  ©ü|  faffenben  Äranfbeitcn  fein  fonnen, 
•wol)in  benn  ber  äußere  ferofulofe  v£>abitu£,  £>igefriom>befcl)werbenr 
SDbftructionen ,  2£uftreibungen  einjelner  (Singeweibe  u.  f.  w.  geboren. 

§.  175. 
(Snblicb  lann  benn  aud?  bie  unoollfommne  Sttenfrrualfunction 
ebjm  fo  wie  SSerjogerung  berfelben  (f.  §.  158.)  burefy  Ueb erwies 
gen  arterieller  Zfyat'iQteit  oeranlaßt  werben,  unb  gerabe 
febr  robujre  Äorper,  in  welchen  bie  59?u3fulartl)dtigi?eit  unb  £>r^ 
bation  auf  einer  ©rufe  fW)t,  weldje  biefelben  ber  Snbtotbualitdt 
bes>  mdnnlicben  ÄörperS  ndber  bringt,  werben  oft  baburd(>  an 
normaler  Ausübung  ber  Üttenjrrualfunction  gebinbert,  unb  empft'ns 
ben  biefen  mit  ber  eigentümlichen  Statur  be3  voeiblitym  £6rper3 


123 

fo  wenig  ttbereinfiimmenben  3u|ranb  burcfy  mannigfaltige  S5efd)tx)er- 
ben,  ©cfomerjen ,  Stallungen,  Blutungen,  Neigung  su  (Sntjün; 
bung^ujlanbcn  unb  gtebern. 

§.  176. 
Säfoov  wir  nun  bie  ^Betrachtung  ber  Urfadjen  unooUfoHmmer 
Stajtrualfunction  ganj  oerlaffen,  ifr  .nod)  oon  ber  S3e|timmung 
ber  einzelnen  formen  berfelben  Einiges  beizufügen,  unb  bie  $rage 
ju  beantworten,  warum  nun  in  einem  galle  bie  fettene,  in  anbern 
gdllen  bie  fcfywadje,  in  anbern  bie  fdjmerjbafte,  in  anbern  bie 
mifjfarbige ,  unb  in  nod;  anbern  bie  burd)au§  unorbentlicfye  $?en- 
firuation  ober  bie  au3  anbern  £luetten  fliefjenbe  ft'd)  jeige?  — 
@S  fcbeint  aber,  wenn  man  btefe  üerfdjiebenen  gdtfe  unter  einanber 
»ergleicbt,  allerbingä,  bafj,  ob  baS  (Sine  ober  baä  Anbere  jtattfmbe, 
üorjitglicb  t&eil§  burcb  ba£  23erl)dltniß  jwifcfoen  Heroen  s  unb  ©e; 
fäfftijiem,  t&eitö  burcb  t>cn  ©tanb  ber  ©efäfjt&ättgfett  im  UteruS 
mSbefonbre,  t|>eiIS  burtf)  ba3  23erl)dltniß  anberer  Organe  ju  ben 
©efdjlecbtSorganen  bejtimmt  werbe. 

§.    177. 

3uo6rberfi  ba3  SSer^dltnifj  §wifd)en  Heroen  s  unb  ©efdfjfpfrem 
betreffenb,  fo  tji  Rar.,  bafjl  ein  oberer  ©rab  üon  Sorpibitdt, 
namentlich  ber  ben  ©erualorganen  bejlimmten  Heroen,  unter  (Sin; 
wirfung  einer  ober  ber  anbern  ber  früher  erwähnten  ttrfadjen, 
baS  feltnere  (5rfcbeinen  ber  SÄenfiruation  oorjitglicb  üeranlaffen 
werbe,  inbem  bei  geringerer  (SntpftnblictjFeil  fel)r  leidjt  bie  organi= 
fdje  Sfeaction  auf  ben  8?eij  ber  ft'cb  oermel;renben  ©dftemaffe  weiter 
fyinauSgefcfyoben  wirb,  bafyer  beim  bei  pl)legmatifd)en  ßonjlitutio« 
nen  unb  namentlich  unter  ©triwtrfung  gewiffer  urfprünglidjer  ab* 
normer  33ilbung3rid)tungen,  fowie  aucb  hti  fcrofulofem  £abitu3, 
(Störung  ber  Unterleiböfunctionen  u.  f.  w.  aucb  btefe  Abnormität 
am  Ijduftgfren  erfcbeint.  £>ie  fpdrlid)e  ober  mifsfarbtge  Sftenjlrua; 
tion  hingegen  wirb  tl)eil§  einer  im  Allgemeinen  gu  geringen  .ober 
unoollfommnen  33lutbereitung,  tfyeilä  einer  örtlid)  gcfunfenen  ober 
burcb  franfbafte  SSerbilbung  abnorm  geworbenen  Sbdtigfeit  ber 
Uteringefdße  angeboren,  unb  wir  ft'nben  fte  baber  t§eil§  bei  all» 
gemeinen  acuten  ober  cbronifcben  Äranf&eiten,  tfyeilS  bei  ©efcfywtu 
ren,  Verhärtungen,  Sßafferfudjten  ber  ©efd)lecf)t$organe  üorjügs 
lieb  oor. 

§.    178. 

ferner  bie  fdjmer^afte  50?enj!ruation  betreffenb,  fo  fann  man 
bei  berfelben  tyettö  eine  frampfljafte,  tfc'eUS  eine  ent§ünblicr;c  gorm 
unterfdjeiben ,  w>n  welchen  bie  erjfe  oorjüglicf)  burd;  ein  an  unb 


124 

für  ftd>  üerjtimmteS  unb  überfpannteS  9toenft)jrem ,  t>te  anbere 
tfeÜS  burd)  tag  ernannte  Uebergetütrfjt  arterieller  £l)dtigFeit,  tf)eil5 
burd)  große  S3lutanl)dufung  in  ben  S3enengefled)ten  lim  ben  UteruS 
(nacty  2£rt  ber  ^dmorrljoibalfctymeräen  unb  ber  $dmorrr;oibalent; 
gunbung),  beibe  inbeß  namentlich  burd)  gehörte  Sßilbung  unb  Sage 
ber  ©efd)led)t3organe ,  unb  oorjüglid)  burd)  irgenb  ein  ju  großes 
9ftißüerl)dltnifü  §wifd)en  ilmen  unb  bem  allgemeinen  üeranlaßt 
werben.  Ueberfyaupt  ftnb  bie  befonbern  3ufdlle  ber  fcfymer^aften 
üüftenftruation  eigentlich  nur  aU  fyofyer  gejteigerte  Molimina  ad 
Menstruationem  $u  betrachten,  unb  ee>  ijt  bafyer  juweilen  biefe 
ÄranFl)eit3erfc()einung  aucf)  nur  auf  einen  gewiffen  3eitraum,  5-35. 
auf  bk  ^PubertdtSentwicFlung  felbjt  eingefdjrdnft,  mitunter  aber 
aucb  bä  jeber  ^eriobe  wieberfefyrenb  ').  2)a3  erjtere  ijt  bann  oft 
mel)r  tk  golge  be3  Ungewohnten,  unb  gleicht  ftd)  fpdterfyin  nid)t 
feiten  ofyne  alle  drjtlicfye  £ülfe  »on  felbjt  au3.  —  ferner  bie 
überhaupt  unorbentlidje  unb  regellofe  Sfajtruation  betreffend ,  fo 
beutet  biefeS  gdnjlid;e  Verlieren  eines  gefe^maßigen  £r;pu3  in 
biefer  S^nction  immer  auf  bebeutenbe  Störungen  in  t>m  allge- 
meinen ©pflemen,  erfcr)etnt  bafyer  al§  ©pmptom  ber  <2crofelFranfl)eit, 
frampffyafter  Äranf  Reiten ,  $.  S3.  ber  ©pilepffe ,  be3  SBettStanjeS 
u.  f.  w.,  foroie  bd  angefyenben  organifcfjen  S3erbilbungen  ber  Unter;- 
leibSeingeweibe  ober  ber  ©efd)led)t3organe  felbj}2),  unb  Fann  nur 
befeitigt  werben,  fobalb  ber  allgemeine  ÄranfljeitSjuffanb 'gehoben  ijt. 

§.  179. 
(Snblicfy  bie  5D?enjfruation  au$  ungewöhnlichen  Quellen  an- 
belangenb,  fo  ftnb  juoorberj!  bie  Organe  felbfi,  welche  l)ier  für 
ben  UteruS  otcariirenbe  S^dtigfeit  ausüben,  feljr  öerfdjieben ;  einer 
ber  Ijduftgften  $dlle  ijt  i>a§  ©rgiefüen  üon  S3lut  au$  htm  untern 
Cmbe  beS  £>armfanalj>  3)  burd)  bie  $dmorrl)oibalgefdße,  ferner 
<m$  ber  mittlem  ©egenb  beffelben  beim  S3lutbred)en,  unb  au6  ber 
oberjten  beim  SSluten  be3  3af)nfleifcfye3.    2luperbem  oertreten  gu; 


1)  25iefe  gorm  ifl  benn  tooijl  in  urfprimglidjer  SSerftfmmung  beö  Seruat= 
neroenfyftemS  begrunbet,  mir  ftnb  batjer  aud)  gätfe  befannt,  wo  biefeö 
Uebe(  erbtid)  war,  unb  atfe  #et(ung§ßerfucf)e  frudjttoö  blieben. 

2)  3u  äJerjiimmungen  biefer  "üxt  fann  oft  ber  ©runb  fdjon  fru^j  gelegt 
werben;  fo  xft  mir  ein  galt  befannt,  wo  ein  übrigens  gefunbeä  unb 
ftarfeö  SDläbdjen  ftetS  ber  Seit  nad)  unorbentlid)  menftruirte,  nadjbem 
fte  im  zwölften  SalEjre  au§  bem  ^miten  ©efiocf  eineö  Kaufes  fjerabge* 
jiürgt  war,  unb  bie  Äreujgegenb  ftd)  befonberö  »erlebt  fyatU. 

3}  Sßir  werben  fjier  wieder  an  bie  pftjft'otogifdje  S3erwanbtfd)aft  jwifd)en 
©efdjtedjtswegen  unb  2)armfanal  erinnert. 


125 

wetten  tue  Sfydtigfett  ber  Uteringefdge :  bie  #arnwer?§euge ,  bte 
9?efpiration§organe  (unb  jwar  burcb  33lutf)uj!en  ober  üftafenbluten 
fowofyl,  als  burd)  oerdnberte  $auttl)dtig!eit,  entweber  im  Mge; 
meinen,  wie  bei  blutigen  ©cfyweifjen,  ober  an  einzelnen  ©teilen, 
wie  bei  pertobifd)  blutenben  Sßunben,  SBarjen ')  ober  ©efcfywüren), 
enblid)  aud)  vooty  anbere  ©efcfyledjtSorgane ,  unb  jwar  namentlich 
bie  S3rufte 2)-  ©eltner  iß,  ba$  blo6  oermeljrte  ©es  ober  (Srcre^ 
tionen  für  bie  ftajfrualtfjdtigfeit  beS  UteruS  erfcfyeinen,  unb  ©pet= 
djelflüffe,  ^Durdjfdtle,  jfdrfere  ^arn=  ober  ©cfyweifjabfonberungen 
jiatt  eines  wahren  S3lutfluffe3  eintreten,  nodj  feltner  inbefü,  bafj 
bei  einer  folgen  periobifdjen  Sljdtigfett  anberer  Organe  sugleici) 
bie  eigentliche  Sttenffruation  erfcheint,  welcbe  lefctere  §dlle  bann 
mein*  ju  ber  in  ber  folgenben  9?ubrif  abjiujanbelnben  übermäßigen 
ÜJftenflruation  gerechnet  werben  muffen.  —  2)ie  ©rünbe  betreffen^ 
welche  nun  in  irgenb  einem  gegebenen  $alle  gerabe  eine  ober  t>k 
anbere  2Crt  biefer  oicariirenben  SBlutergießungen  herbeiführen,  fo 
lonnen  fie  oerfcbieben  fein;  im  allgemeinen  aber  tft  $u  bemerken, 
ba$  oorjüglid)  bie  §.  172.  u.  173.  angegebenen  organifcben  33er= 
bilbungen,  unb  überhaupt  3llle§,  voa$  birect  ober  inbirect  bie  au3- 
fcfycibenbe  SÜ^dttgfett  ber  Uteringefdfje  Ijinbert,  biefe  ftoxm  uns 
üollfommner  Sftenftrualfunction  herbeiführen;  alfo  namentlich  i>k 
im  So^genben  abjufyanbelnbe  UnterbrücFung  ber  9ftenffruation  burc^ 
dujjere  gewaltfam  einwirfenbe  Momente,  jweitenS  aber  bie  ab* 
norm  aufgeregte  Sfydtigfeit  anberer  Organe  entweber  mitteljr  ur=: 
fprünglicber  ßonftttutton  (weSljalb  5.  S5.  bd  pbWfcbem  $abitü§ 
bicariirenbe  2ungenblutflüffe,  bei  erblicher  £dmorrl)oibalanlage  oi« 
cariirenbe  $dmorrl)oiben  bduftger  oorfommen)  ober  in  §olge  ort- 
lieber  SKeije.  (Snbltcb  wirb  aud)  bie  oicariirenbe  9ttenf!ruatton  burd) 
ba$  §.  174.  erwähnte  Sftijwerfydltnifj  reprobuetioer  örtlicher  Sfjd; 
tigfeit  be3  ©efcfylecbtSfyftemS  §u  einer  jldrfern  allgemeinen  fRcpTO* 
buetion,  namentlich  bann  begrünbet,  wenn  eine  ber  bier  jule&t 
genannten  Urfadjen  noeb  bamit  ftd)  oerbinbet 

3CnmerEung.  (Sine  tteberftd)t  ber  üerfd)iebenen  Inerter  geljos 
rigen  33eobad)tungen  f.  bei  Edg.  Michaelis  Observationes 
qaaedam  de  catameniorum  viis  insolitis.    BeroL  1830. 


1)  (Sinen  mertroürbigen  gatt  biefer  2Crt  beobachtete  gifcfyel  (öfterm'djiifcfje 
3al)rbüc&er  33b.  14.  «Kr.  3.);  ^ter  ergo£  fiel}  bei  ©toccen  ber  Siegeln 
jeben  SKonat  auö  einer  SBarje  am  Dljrfinger  %— %  2  SStut.  ©ruef 
ber  SBarje  feilte  biefen  SSlutfluf. 

2)  einen  $aü  biefer  2Crt,  beffen  Leitung  gelang,  f.  in  £ufetanb'S 
Journal  f.  b.  pr.  ^)eilf.  1816.   9cot.br. 


126 

§.    180. 

©ef)en  wir  nun  über  ju  bem  bei  unüollfommner  Sftenftruals 
function  gewöhnlichen  Äranfl; ei tSü erlauf,  unb  ber  barauS 
jtdj  ergebenben  ^rognofe,  fo  muffen  wir  wieber  ben  §.  171. — 
175.  erwähnten  urfarf) liefen  Momenten  folgen.  $ier  ft'nben  wir 
nun,  baß  namentlich  bie  urfprünglicfyen  organifdjen  $el)ler  eine 
ud)t  regelmäßige  unb  üollfommne  2fu§bilbung  ber  Sttenjfruation 
oft  für  alle  Seit  fyinbem,  baburet)  befonbere  £angwierigfeit  unb 
ttnfyeilbarfeit  ber  Symptome  oeranlaffen,  unb  infofern  eine  üble 
^Orognofe  bebingen,  welche  nur  bann  üerbeffert  werben  fann,  wenn 
bie  Störungen  ber  Sftenjfruation  an  unb  für  fteff  niebt  gu  bebeu- 
tenb  ftnb,  bie  urfprünglicbe  allgemeine  ßonfiitution  frdftig  ift, 
unb  bie  äußern  SSerbdltniffe  bem  SÖoble  ber  Äranfen  angemeffen 
geleitet  werben  lonnen.  3m  ©egentljeil  bie  unüollfommne  9ften= 
jiruation  auS  fpdter  entftebenben  organifeben  geilem  betreffenb 
(benn  bei  fd;on  entfhnbenen  unb  nun  fiel)  nicfyt  weiter  bilbenben 
gilt  wieber  baS  Dbige),  fo  ftnb  bier  biefe  Äranltyeiten,  wie  fcfyon 
erwähnt,  ^au^tfad?e,  unb  Verlauf  fowie  3)rognofe  richtet  ffcb 
nad)  ber  ilmen  eigentfyümlicben  9?atur,  üon  welcber  fpdterbin  i>k 
Siebe  fein  wirb,  unb  welche  leiber  nicfyt  immer  i>k  beflen  %ü& 
fiepten  für  i>a$  $eil  ber  Äran!en  gewahrt.  S3ei  ber  britten  ttr* 
fadbe,  ndmlicb  ber  ju  fcfywac&en  localen  @efdßtl)dtigfeit  gegen  bie 
allgemeine,  wirb  ebenfalls  ber  ÄranfbeitSoerlauf  ffdt)  fefwerer  unb 
bartndcÜger  geigen,  je  meljr  bie  ©efcblecfytSorgane  in  ibrer  SHjds 
tigfeit  gefunfen,  unb.  je  reieblicber  beffenungeaebtet  bie  @bt)lu3be; 
reitung  üort  Statten  gel)t,  unb  e§  ift  barnacb  leicfjt  abjuneljmen, 
baß  §.  33.  in  fallen,  wo  bie  ©cf)wdd)ung  beS  ©efcblecbtSfyflemS 
nur  oorübergebenb,  burefy  flarfe  ^Blutungen  ttrva  veranlaßt  würbe, 
t>a§  ©efammtbeft'nben  aber  buref)  feinen  frdftigern  ©tanb  jenen 
örtlichen  fanget  balb  ju  ^ebtn  öerfpricbt,  ber  ÄranfbeitSoerlauf 
fürjer  unb  bie  ^)rognofe  günffr'ger  fein  muffe,  als  wo  bä  einer 
bureb  ferofulofe  £)i3pofttton,  ungeorbnete  £>iät,  gefcfylecbtlicbe  %u& 
fdjweifungen  untergrabenen  (Sonftitution  ber  normale  periobifcfye 
SSlutanbrang  gegen  baS  ©erualfyjl'em  £>inberniffe  ft'nbet,  unb  nun, 
fieb  gegen  anbere  Organe  wenbenb,  bie  bebeutenbflen  33ef$wers 
ben,  fowol)t  buref)  ßongefiionen  als  bureb  ^erüenjufdtle  herbeige- 
führt j)at.  Zm  leid)te{ien  tnblicfy  üorübergebenb,  unb,  wenn  auö) 
juweilen  mit  augcnblicflicl)  luftigen  Symptomen  begleitet,  boeb 
balb  burd)  gweef  mäßige  $ülfe  pr  £>rbnung  rücffüfyrbat,  pflegt 
bie  unüollfommne  Sftenjimation  wegen  überwiegenber  #rtertentr;d* 
tigfeit  gu  fein. 


121 

§.    181. 

2Ba$  tue  einzelnen  formen  ber  unüofffommnen  $JlmftxuaU 
function  betrifft,  fo  fann  über  ft'e  ollein  eine  befonbere  33effim= 
mung  beg  Ärant1)eit3t>erlaufS  unb  ber  ^rognofe  ntdjt  flattftnben, 
inwiefern  ft'e  nur  a(3  dunere  3etcben  ber  oben  erwähnten  urfacb; 
liefen  3uftdnbe  angefeben  werben  bürfen,  unb  man  alfo  %.  35.  nid&t 
fagen  fann,  bafj  t»te  fpdrlidje  SD?enflruatton  an  unb  für  ft'df)  leichter 
♦ober  febwerer  fyeilbar  fei  al§  bie  feltene,  ober  t>k  mifjfarbige,  ober 
bie  febmer^afte;  wogegen  e3  ft'cb  jeboeb  Pon  felbft:  ergiebt,  bafj 
bei  aUm  tiefen  3ujlanben  bie  Teilung  um  fo  efyer  gu  erwarten 
fiebt,  je  weniger  eingewurzelt  unb  perjdbrt,  ober  woljl  gar  burd; 
erbliche  Anlagen  begrünbet,  biefelben  erfcfyeinen. 

§.    182. 

2Bir  fommen  nun  ju  ben  Mitteln,  welche  i>ie  Äunft  bar? 
bietet,  um  bie  Teilung  be3  ÄranfbeitSjujIanbeS,  welcher  burefy 
unpolifommne  9ftenjlruation  ft'cb  äußert,  §u  bewerf  jMtgen ,  unb 
muffen  ^>ier  wieber  jwet  Erinnerungen  t>orau3fenben :  erflenS  baf? 
man,  beüor  man  an  eine  folcfye  Teilung  benfe,  jtet§  ertrage,  ob 
bie  in  einem  gegebenen  gaffe  bemerfte  ju  fparfame  ober  fonfi  un? 
pofffommne  SKenftvuation  f)ier  aud)  wirftieb  franfbaft  genannt 
werben  bürfe,  ober  nicfyt  pielmel;r  in  bie  fem  SSlaafa  gerabe  für 
ba§  SBoblbeft'nben  be$  ÄperS  notr)tg  fei,  wofun  5.  33.  bie  pers 
minberte  ülttenjlruation  bei  angebenber  ©ebwangerfebaft,  bei  'acuten 
ober  etyronifeben  ^ranfbeit§5ufidnben  anberer  Drgane,  wdbrenb  ber 
Sceconoalefcenj  u.  f.  w.  gebort;  zweitens? ,,  bafj  man  nicl;t  etwa 
glaube,  bem  SBiffcn  ber  Statur  ©enüge  getban  gu  fyaben,  wenn 
man  überhaupt  bie  33lutergie§ung  ju  ©tanbe  bringe,,  als  in  weis 
cbem  gaffe  fonft  eine  fünftlicbe  S3ttttentjiebung  ja  febon  fyinreicben 
würbe,  bie  Äranffyeit  ju  fyeben  unb  bie  9ftcnftruation  §u  erfe^en. 
offenbar  muf  e3  ndmlicb  bei  biefem  ^eilungggefctydft  v£)auptaugen= 
merf  be3  2fr§teö  fein,  bie  ©eneft'3  be§  ÄranfbeitSjuftanbeS ,  pon 
bem  ^k  unvoüfornrnne  Genmutation  ba§  du§ere  Seieben  abgtebt, 
ftcb  flar  üor  2utgen  51t  legen,  un^  bann  bie  Momente,  beren  tyra 
buet  i>a$  Uebel  ifi,  §u  befeitigen 

§.    183. 

Söenben  wir  un§  ba^er  juerfi  jur  33ebanblung  einer 
wegen  urfprünglicfyer  33itbung3febler  ber  ©efcblecbtgs 
tl)tih  unüollfommnen  SJttenftrualfunction,  fo  fann 
allerbingS  l;ier  bte  Äunfi  am  wenigjlen  ausreißen,  um  bie  2Bur= 
gel  ber  ßranffyeit  gu  jerfioren ,  e3  wirb  pielmeljr  ^aupt^weef 
bleiben  muffen,   t>k  folgen  biefe§  GijwerfydltntffeS-  ju  Perbüten 


128 

ober  ju  beben,  welcbeS  am  ftcberfren  auf  di>nltdf?c  Söeife  gefcbeben 
wirb ,  rote  e§  oben  (§.  167.  it.  169.)  für  bie  oergogerte  ober  man= 
gelnbe  Sftenjlruation  angegeben  roorben  roar,  itnb  wöbet  benn  in 
ber  gwecfmdfiig  eingericbteten  2Mdt  unb  ßebenSorbnung  bei  weitem 
wieber  baS  wicbtigfre  Moment  gur  Sinberung  bargeboten  ijr.  SBenn 
tnbefj  oben  (§.  172.)  barauf  aufmerffam  gemacht  worben  war, 
bajj  bie  fehlerhafte  33efcbaffenbett  be3  Uterita  guweilen  ftcb  nur  in 
einer  geringern  OmtwicHung  biefeä  SDrganS  geige,  fo  muß  icb  boeb 
aitcb  noeb  bemerken,  baj?  oftmals  in  biefen  fallen  bie  Äunjr  boeb 
noeb  im  ©tanbe  ijr,  eine  fortfebreitenbe  fpatere  (Entwidmung  biefeS 
£>rgan3  51t  begünjiigen.  —  Stfamentlicb  pflegen  tyer  warme  alfa^ 
lifebe  gelinb  aromatifebe  33dber  —  noeb  mebr  aber  manebe  warme 
natürliche  SSdber,  unter  benen  I>ter  (5mS  obenan  gu  freuen  ijr, 
2Cuö9e§eid)neteö  gu  leiten.  2Ba3  ferner  bie  SBebanblung  ber  un* 
oolllommnen  ÜOtenjrrualfunction  wegen  fpdter  entjranbener  SSer^ 
bilbung  ber  ©efcbled)t3tbeile  betrifft,  fo  ijr  gu  unterfebeiben,  ob 
ber  S3erbitbungSproce$  noeb  im  ©ange,  ober  ob  berfelbe  abges 
fcbloffen  ünb  bie  SSerbilbung  aU  fertiges  ^robuet  gurücfgeblieben 
ijr.  3m  erjrern  $aUt  ijr  eber  bk  SRM bilbung  gu  normaler  Sorm, 
ober  boeb  SSerminberung  beS  UebelS  gu  hoffen,  nni>  man  bebanbelt 
baber  bajfcl.be  gang  abgefeben  oon  ber  abnormen  SJttenfrruation 
nacb  ben  Regeln,  bie  wir  im  Solgenben  für  jene  SBilbungSfranf* 
beiten  burebgeben  werben.  Sm  anbern  gatle,  wo  bie  £>e§orgas 
nifation  beenbigt  ijr ,  eben  baber  aber  aueb  drgtticber  $ülfe  wenig 
Zugang  mebr  barbietet  (g.  85.  bü  ©teatomen,  Sßerfn6d;erungen, 
23erbdrtungen,  SSerwacbfungen) ,  bleibt  e3  wieber,  wie  bei  ben 
urfprüngltcben  83erbtlbungen ,  Hauptaufgabe ,  ben  <5tanb  allge^ 
meiner  Sieprobuctton  mit  ber  ©efdfjtbdtigfeit  be3  ©efcblecbtSfpjfemS 
in  Uebereinfrimmung  gu  bringen,  eine  gu  reicblicbe  @r)^lu€erjeu3 
gung  gu  befcbrdnfen,  unb  eingetretene  (gewolmlicb  nur  erjr  bureb 
fehlerhafte  £eben3weife  berbetgefübrte)  33efcb«>erben,  g.  £3.  Gorn 
gejlionen,  Krämpfe,  febmergbafte  Sujrdnbe  u.  f.  w.  bureb  bie 
§.  167.  unb  169.  erwdbnten  Mittel  unb  23orfcbriften  gu  beben. 

§.  184. 
gerner  ijr  bte  SBebanblung  ber  unooHfommnen  Sttenfrruation 
wegen  unguldnglicber  Erregung  reprobuetioer  Sbdtigfeit  be$  ©e; 
fcb-lecbtSfyjremS  gu  erwägen.  SBieber  aber  wirb  bie  SQSirffamfeit 
be§  2(rgte3  gegen  bie  Qrrgeuger  ber  Äranfbeit,  bie  oeranlajfenben 
unb  üorbereitenbenUrfacben,  gundebfr  geriebtet  fein  muffen.  3eigt 
ftcb  i>ar)er  in  anbern  Organen  eine  überwiegenbe  (Erregung,  tok 
bieS  bei  habituellen   wobl   felbjr   gu  SBlutergiefungen  fubrenben 


129 

Gongejiionen  nacf)  Äopf,  33ruft,  $dmorrf;oibalgefdßen  it.  f.  w., 
ober  bei  Söunben,  ©efcfywitren  ober  ^autfranffyeiten  ber  $aU  ift, 
fo  wirb  wieber  oon  biefen  Äranftyeiten  bie  Urfacfye  ju  bebenfen 
unb  p  befeitigen  fein.  Sie  erwähnten  ßongejfronen  ndmlicr; 
fonnen  tbeilS  ifyren  ©runb  baben  in  ben  Sujidnben  ber  Unters 
IeibSorgane  (ber  Quelle  fo  dußerft  oerfdnebenartiger  Reiben)  unb 
ftnb  bann  bie  folgen  unregelmäßiger  ©tat,  üorfyanbener  £)b- 
jiructton,  SrtifenanfdjwelJungcn  ober  anberer  Auftreibungen,  wo 
fobann  eine  gelinb  auSleerenbe  $eilmetf)obe,  oerbunben  mit  ffrenger, 
einfacher  ©tat,  um  fo  mefyr  leitet,  ta  eine  folcfje  Aufregung  ber 
UnterleibSorgane  jugleid)  wobltbdtig  baS  ©efdjlecbtSfpftem  mit  in 
Anfprud)  nimmt,  ©inb  jene  ^Ballungen  hingegen  mefyr  folgen 
fefyr  reichlicher  33luter$eugung  unb  ber  allgemeinen  Äorperbilbung 
(wie  (twa  bei  fhrfem  furjem  Äorperbau  (üongefrionen  nad)  bem 
.Stopfe  mit  ©cfywinbel  unb  9?afenbluten ,  bei  p&tfytftfd&cm  r£>abituS 
S5efd)werung  ber  SfofpirattonSorgane  unb  S3lutbuften  gern  oorju- 
fommen  pflegen),  fo  ijl  burd)  SSefdjrdnFung  aller  auf  bie  leiben* 
ben  Steile  wirfenben  Sfeije  unb  burd)  antagonijlifcbe  Erregung 
anberer  ©ebilbe  am  meijien  auszurichten.  $flan  orbnet  in  biefen 
fallen  ein  fübleS  Regimen  an,  laßt  tk  ÄranFen  nid)t  in  biefen 
geberbetten  fcljlafen,  laßt  eine  mefyr  oegetabilifdje  ©iät  führen, 
fduerlidje  ©etrdnfe,  bd  S5rujlfranf Reiten  Wolfen  u.  bgl.  genießen, 
reicht  oon  Seit  ju  Seit  blanbe  Abführmittel,  wenbet  nötigenfalls 
felbjf  allgemeine  SSlutentjie^ungen  burd)  einen  Aberlaß  am  guße 
an,  ober  beftimmt  wenigfrenS  jur  Seit  ber  fyerannafyenben  Wim* 
jtruation  gußbdber  ober  Blutegel  an  baS  ^erindum  ober  an  bie 
Snnenflddje  ber  ©djenlel. 

§.  185. 
33et  anbern  franffyaften  Sufidnben,  als  SÖunben,  ©efcfywüren, 
^autfran!l)eiten ,  muß,  um  bie  Sflenjfruation  %u  orbnen,  bie  $tu 
lung  biefer  Suftdnbe  oorauSgeljen,  unb  §war  unter  ben  SßorftcfytS- 
maaßregeln,  welche  bie  ttxoa  bereits  längere  Sauer  berfelben  no; 
tl)tg  madjt,  weSljalb  bann  j.  33.  bei  Teilung  ferofulofer  langwie- 
riger ©efd)würe  baS  fragen  eines  gontanellS  wdfyrenb  einiger 
Seit  nüfclid)  fein  wirb  u.  f.  w.  —  Sugleid)  aber  wirb  bei  ft'cb 
fyebenber  allgemeiner  JReprobuction  auf  gelinbe  Erregung  beS  ©es 
fd)led)tSft)^emS  9?ücf  ff  d)t  genommen  werben  muffen,  weshalb  auc§ 
l)ier  Suf  bdber,  wollene  ^Befleibung  ber  Unter fdjenfel,  troefne  Sectio- 
nen  berfelben,  bei  SSottblütigen  S3lutegel  an  baS  ^Permdum,  bei 
^Pfylegmatifcfyen  fpirituofe  Einreibungen  in  bie  Regio  hypoga- 
strica,  (Sleftricitdt,  baS  fragen  aromatifdjer  Ärdutergürtel ,  üon 

©ipdfotogie.    I.  St).   3te  tfufl  9 


130 

Seit  $u  &ü  ba§  £arreid;en  einer  2lbfül)rung  au$  Senna,  Rheum 
unb  df)nlid)cn  Mitteln,  gute  SBirfung  tbun.  —  Ueberbaupt  ffnb 
bei  allen  2trtcn  einer  auf  biefe  SBeife  geborten  Harmonie  Uxptt* 
lieber  Sbdttgfeit,  SRittel ,  welche  burc^j  tl;re  an  ftd)  inbifferente 
Statur  Jperftellung  beö  ©leicbgewid)t3  beforbem,  dufjerjt  nüfclid), 
unb  baj)in  rechnen  wir  ganj  befonberS  bie  SBirfung  be3  lauen 
33abe§,  weld)e§,  oerbunben  mit  (Sorgfalt  für  (Spaltung  unb  Her- 
beiführung einer  ruhigen  unb  beitern  ©emütfySfiimmung ,  bie  $tU 
lung  fo  wefentlid)  unterfingt. 

§•  186. 
Sßeiter  fanben  wir  bie  unoollfommene  9ftenf!rualfunctton 
(§.  174.)  bebingt  burd;  örtliche  ©ebrodebe  be3  SerualfpftemS  in 
golge  oon  @'rfd)ö:pfung  ober  Ueberreijung.  ©ei  SSebanblung  biefer 
3uftdnbe  ijt  nun  aber  juerff  immer  ba3  33erf)dltnif?  allgemeiner 
S3ilbung6tl)dtigFeit  ju  bevücfftdjtigen ,  welche  jtetS,  wo  fte  jugteid) 
bebeutenb  gelitten  l;at,  juerjl  bie  2lufmerffam?eit  be3  %x#t§  for^ 
bert,  i>a,  wie  frf)on  mebrmalS  erinnert  worben,  bie  Sftenffrual; 
funetion  nur  baö  (Srgebnip  allgemeiner  2eben3tbdtigfeit  fein  Urin. 
5D?an  l)at  bal)er  aueb  tpter  mit  S3erücfftct)tigung  be§  £)rgan3,  in 
welcbem  bie  SBurjel  ber  ©efammterndbrung  ftd)  ft'nbet,  b.  t.  be3 
£>armfanal3,  ben  Anfang  ju  macben,  unb  wenn  unter  ^wecr^ 
madiger  S3el)anblung  bie  3lfffmilation  wieber  regelmäßiger  t>on 
(Statten  gebt;  bie  bie  SKuSfelfafer  ftdrfenben  Mittel,  als  Gbina, 
(£ifen,  SBein,  SBdber,  Bewegung  unb  freie  £uft  obngefdfyr  eben 
fo,  wie  oben  (§.  162.)  gelehrt  würbe ,  anjuwenben. 

§.  187. 
SSSaS  hingegen  bie  örtliche  <Scbwdd;e  betrifft,  fo  ift  gu  untere 
fd)eiben,  ob  fte  mit  erster  (Smpfinblidbfeit  ober  mit  lipathk  ft'cb 
öerbunben  jetgt.  Sm  erftern  fjalle  tjt  jundcbjr  auf  SSefdfjrdnfung 
aller  ba§  ®efd)led)t3fr;jtem  erregenber  9Iei§e  SWtcfftcbt  $u  nehmen, 
ber  (Bzbxauü)  be§  SbeeS,  ber  @bocolabe,  gewürzter  (Steifen  ju 
unterfagen,  bei  grauen  bie  dußerfle  9J?d§igfeit  im  ©efcblecbtSge* 
nuffe  jur  spfKcfyt  ju  mad;en,  unb  cbm  fo  febr  alle  ßrrtgung  ber 
^MEjantafie  burcl)  weicblitbe  9?omaneuleferei  ju  unterfagen ,  oielmebr 
auf  Serjtreuung  unb  2lufbeiterung  beS  ©emütbS  mittelft  geregelter 
SBefdjdftigung  9fücfftd)t  §u  nebmen.  SBirb  biefe§  binldnglid)  be- 
folgt ,  ba§  allgemeine  33eftnben  burcl)  bie  pafenbe  2fnwenbung  beS 
erwdbnten  ftdrfenbcn  .£>eilplanS  mefyr  unb  mel;r  jur  9?orm  jus 
rücfgefübrt ,  fo  werben  gewobnlid;  aueb  bie  UnregelmdfjigFeiten  ber 
SÄenflrualfunction  ftd)  üerlieren,  unb  wir  erwähnen  nur  noeb, 
baß  bei  einem  t)otym  ©rabe  t>on  2Ctome  auef)  $albbdber  ober 


131 

Sßafcfyungen  auS  einem  2tbfub  oon  Sei-pyllain,  Absinthium,  Zx& 
gen  eines  ©ürtelS  mit  bem  9)ulüer  ber  (Sicljenrinbe  gefüllt,  unb 
öfters  mit  rotfyem  SBein  befeucbtet,  unb  befonberS  ber  ©ebraud) 
eifenfjaltiger  Sftineralbdber  mit  oorjüglicfyem  $iü&n  angewenbet 
werben  fonnen. 

.§.    188. 

Sfi  hingegen  (was  üorjügUd)  nad)  ju  bduftgen  2Öod)enbet; 
ten,  £euforrl)öe,  f^p^ilitifd)en  Sujrdnben  unb  bei  pblegmatifcfyen 
@onf!itutionen  t>orjufommen  pflegt)  bie  ©cbwddje  ber  ©efd)lecbtSs 
tljeile  mit  bebeutenb  oerminberter  ©enftbilitdt  oerbunben,  bie  9Jes 
probuction  im  allgemeinen  aber  frdftig  genug,  um  bie  SSebingung 
ju  einer  reicl)lid)ern  unb  jur  rechten  ^tit  eintretenben  9ttenftruation 
3u  enthalten ,  fo  ift  üorjüglid)  bie  Scetye  jener  Mittel  in  lin? 
wenbung  ju  gießen ,  beren  Söirfung  baS  9toen  =  unb  ©efdßfyftem 
ber  ©efcfylecfytSorgane  befonberS  in  2(nfpruct)  nimmt,  unb  welche 
im  §.  164.  bereits  ausführlich  angegeben  würben ;  namentlich 
fonnen  aber  nocb  glufj-;  unb  ©eebdber  bier  als  ausgezeichnet 
wtrffam  gerühmt  werben. 

§.    189. 

Gmblicfy  mufte  benn  aucb  bie  ju  fefyr  beroorgefyobene  Zt)ät\& 
feit  beS  arteriellen  <2t)ftemS  unb  Änfydufung  beS  oenofen  S3luteS 
in  fefyr  erweiterten  S3enen  unter  bie  Urfacfyen  ber  unoottfommnen 
Sftenjfrualfunction  aufgenommen  werben ,  unb  wir  b<*ben  rücfftd)t- 
lid)  ber  SSebanblung  biefer  SujHnbe  nur  wieber  bie  Regeln  in 
Erinnerung  ju  bringen,  welche  bei  dljnlicfyem  Bufranbe  §.  168. 
gegeben  worben  ft'nb,  unb  welche  in  Anorbnung  eines  antipfylogt- 
jlifcfyen  ^egimenS,  befcfyrdnfter  ©tat,  ber  Abführungen  unb  ber 
S3lutentjiel)ungen  üorsüglicf)  bejianben. 

§.    190. 

Snbem  wir  nun  bisher  oorjüglid)  bie  eigentlichen  Urfadjen 
ber  abnormen  Suftdnbe  ber  Sftenjlruatton  ins  Auge  faßten,  würben 
jugleicb  aucb  bie  eigentlichen  ©runbjüge  &ter  einjuleitenber  drjts 
lieber  SSeljanblung  entworfen,  unb  bie  einzelnen  Sftobift'cationen 
in  ber  dufern  (Srfcfyeinung  biefer  Äranf ^eitSjuftdnbe ,  j.  33.  baS 
§u  feltne,  ju  fpdrlicbe,  baS  mififarbige  fließen  ber  9ftenjlruation, 
fann  ebenfalls  nur  geringe  Sftobiftcattonen  ber  SSefyanblung  oers 
anlaffen.  @S  ift  ndmlicb,  ob  bie  eine  ober  bie  anbere  $orm  ber 
unoollfommnen  Staftruation  erfd&eine,  oorjüglicb  baS  S3erf)dltnif? 
jwtfcben  ©efd^s  unb  StoenfyjJem,  unb  jwifeben  ©efcblecftfSs  unb 
anbern  Organen  beflimmenb  (§.  177—179.),  unb  man  ttjut  bar)et 
wobl,  bei  ju  feltner  29?enj!ruatton  (welche  befonberS  bei  oermin^ 

9* 


132 

berter  «Senft'bititdt  einzutreten  pflegt)  außer  ben  burcf)  fonjrige  Ur- 
fachen  inbtcirten  Mitteln,  üorsüglid)  ben  §.  168.  angezeigten  $eil~ 
plan  ju  befolgen,  unb  gegen  bie  normale  3ett  beS  eigentlichen 
(Eintritts,  namentlich  bie  gelinb  erregenben  Mittel:  gußbdbev, 
9Miffen-  unb  Valeriana =2lufguf,  dleftricitdt,  aromatifdje  SBdber, 
trodne  grictionen  ber  Itnterfcfyenfel  u.  f.  w.  anjuwenben.  £)ie 
überhaupt  unorbentlirfje  Sflenjfruation  iji  mef)r  ©pmbtom  allge= 
mein  üerjrimmten  33eftnben3,  unb  wirb  weichen,  wenn  jeneS  ges 
l)oben  iji  ©benfo  macfyt  bie  fpdrlicfye  9J?enfiruation  befonberS 
ba3  SBerücfftcbtigen  allgemeiner  unb  örtlicher  SKeprobuction ,  bie 
mißfarbige  üorjügtict)  bie  S3el)anbtung  fonftigcr  ÄranFfjeitSsujrdnbe 
beS  UteruS  (als  mit  welchen  fte  am  l)duftgj!en  bcrbunben  ifl) 
notfywenbig. 

§.  191. 
£)ie  fc^mer^afte  Sftenfiruation  hingegen  ijt  üorjuglicl)  an 
$3itbung3fef)ler  be£  Uteru§  ober  abnorme  Sagen  beffelben,  fowie 
an  benofe  «Stockungen  in  ben  ©eflecfjten  ber  breiten  Wlutkxbäm 
ber  *) ,  entjtmblicbe  3uftdnbe  berfelben  unb  franfljafte  >@m»ft'nbs 
lict^eit  be3  SfterbenfyjremS  gefnüpft,  unb  »erlangt  b'a$er  tye'tö 
SBefyanblung  jener  organtfdben  Urfadben,  ober,  wo  biefe  at§  um 
heilbar  erfcfyeinen,  mögliche  SSefeitigung  biefer  (Symptome,  tnbem 
man  bei  mef)r  entjunb lieber  Statur  berfelben,  weldbe  bei  reicbltcber 
SMuterjeugung ,  ft'^enber  £eben3wcife  unb  frdftigem  Äorberbau 
ttorjüglicb.  beobachtet  wirb,  örtliche  £3lutent§iel)ungen ,  füf)lenbe 
Abführungen,  antipb^gi|iifcl)e  £>idt,  laue  33dber  anwenbet;  ba= 
hingegen,  wo  bie  (Srfcbeinungen  urfprünglicb  minber  bem  ©efdßs 
fyftem  at6  bem  Üfterüenfvftem  angeboren ,  bie ,  bie  ©enftbilttdt 
btrect  fjerabjiimmenben ,  ober  antagonijfifcf)  biefelbe  in  i>m  ®e= 
fcl)tecl)t3t!)eilen  burefy  üermefyrte  Erregung  anberer  Organe  fyerabs 
fe^enben  Heilmittel  in  2(nwenbung  kommen.  2ßir  rechnen  ju  i>m 
erftern  bie  *£>albbdber,  £)ambfbdber  unb  Snjectionen  bon  @f)as 
mitten  =  ,  Valeriana;  unb  S3itfenfrautabfub ,  bie  bon  ben  erjlern 
Krautern  bereiteten  unb  mit  öligen  ober  fcfyteimigen  Mitteln  ber* 
festen  SaüementS,  bie  Einreibungen  bon  £>piatfatbe  in  tk  Äreu^ 
gegenb,  bie  warmen  troefnen  ^omentationen  unb  bie  Cataplas- 
mata  aus>    ben  Spec.   emollientibus   über   bie  Regio  bypogastrica, 


*)  3tt.  f.  über  biefe  häufigen  unb  fet)jc  beafytinäwntyen  .KranEfjeitgformen 
bk  TibfyanUxmQ  »on  ben  tyämorrfjoibatifdjen  3uftänben  in  ber  ©egenb 
ber  £>t>arien  in  meinen  2tbf)anblungen  jus  Seljre  ».  @ä)tt>anger« 
fdjaft  u.  ©eburt?   Cet'Paig,  1827.  2.  tfbttje«.  ©•  141- 


133 

bie  allgemeinen  lauen  23dber,  unb  innerlich  ben  ©ebraucfy  be§ 
StyuimS  in  kleinen  ©aben,  ber  ßmulftonen,  ber  Valeriana  unb 
tyrer  Präparate,  beS  Liq.  C.  C,  oe§  Sftofc&uö,'  ber  Tr.  Castorei 
u.  f.  w.  3u  ber  ^weiten  (Stoffe  hingegen  rechnen  wir  bie  reiben- 
ben  ^ufjbdber,  bie  flüchtig  reijenben  Einreibungen  in  bk  Äreuj* 
gegenb,  bie  ^Beförderungsmittel  ber  SranSfpiration  unb  ©tnäpfös 
men  an  bte  Unterfcbenfel. 

§.  192. 
3ule&t  bie  Sttenflruafion  au§  ungewöhnlichen  Duetten  be- 
treffenb,  fo  ft'nb  #er  üorjüglitf)  bie  §.  184.  u.  190.  gegebenen 
Siegeln  ju  bebenfen,  unb  e§  ifi  barnacb  bie  &5el)anblung  ber  ein- 
geinen  §dlle  anjuorbnen.  SBaS  bemnadf)  bie  33el;anblung  üon  bem 
bie  Siegeln  üertretenben  9cafenbluten ,  S3lutl)uffen  u.  f.  w.  betrifft, 
fo  tji  barüber  fcfyon  oben  ba6  habere  erwähnt,  allein  öon  ben 
übrigen  üicariirenben  2fu3fcbetbungen  gebenfen  wir  tyter  nod)  ber 
^Blutungen  au3  ben  JBruftwarjen,  wogegen  oorjüglicl)  ba£  <$2ft* 
reiben  oom  Oleo  camphomto ,  bas>  SBebecfen  mit  Emplastro  de 
Cicuta  unb  E.  mercuriali,  üerbunbcn  mit  bem  ©ebraucfye  reijenber 
Supbdber,  ber  (Sleftricitdt,  ber  ^urgirmittel,  fowie  ber  falinifcben 
Mineralquellen  unb  S3dt>er  empfohlen  werben  fann. 

C.  UebermdfHge3$ert>ortreten  berSftenffrualfunction. 

§.    193. 

<5owte  bie  mwollfommne  fOienfiruatton  ben  23erj6gerungen 
ber  ^PubertdtSentwtcflung  oerwanbt  war,  fo  bie  übermäßig  erfc^ei- 
nenbe  (Menstmatio  nimia)  ber  ju  frül)§etttg  entwicfelten  ©efdE)lecrj)tös 
reife.  ^Begriffen  werben  barunter  alle  3ujtdnbe,  wo  bie  Sftenjirual- 
functton  gum  SJcacfytbeile  bes>  allgemeinen  33efinben3 
ba§  oben  (§.  119.  u.  f.)  bezeichnete  2D?aafj  übergreifet.  211S  üer= 
fcbiebene  formen,  unter  welchen  biefer  Äranfljeit^ul'ianb  erfcfyeint, 
finb  tljeilö  bie  ber  Quantität  nad)  ya  jiarfe,  tljeilS  bie  ber  Seit 
nacb  §u  bduftge  50?enffruation  aufzuführen ;  beibeä  fann  ft'cb  inbefji 
aud)  üeretnigen  ober  abwecfyfelnb  fiel)  geigen,  ja  felbff  (bei  ber 
unorbentlictyen  SO?enjrruation)  mit  ber  mwollfommnen  Sftenffrua- 
tion  abwedffeln.  SSefentlid)  bleibt  aueb  i)hx  ba§  SBerücffi'cbtigen 
ber  urfaeblicben  Momente,  welche  ein  foldjeS  ^i^t>err)dltntp  jat* 
feben  gefd)le4)tlid)er  Sl)dtigfeit  unb  mSbefonbre  bem  Seben  ber 
Uteringefdße1  unb  allgemeiner  SBtlbungStfydtigfeit  b^roorrufen ;  benn 
auefy  bie*  tji  flar,  bafj  nur  burefy  biefeS  Sfttfjoerbdttnifj  ber  3u- 
ffanb  jur  Äranffyeit  wirb,  mbern,  wenn  bie  Menffruation  im  ©n= 
flange  mit  fefyr  reichlicher  allgemeiner  SSluter§eugung  ffdrfer  ober 


fyduftger  erfd)eint,  bieS  ollerbmga  mit  oollÜommnem  SBofylbeftnben 
üerbunben  fein  fann,  unb  folglich  feiner  drjtlicben  SBefyanblung 
unterliegen  wirb. 

§.    194. 

Snnere  »orbereitenbe  Urfacfyen  biefer  Abnormität  fmb 
ober:  1)  fanguinifcbeS  Temperament,  furjer  gebrannter  Körperbau 
mit  jtar!  entwicf  eitern  ©erualfyflem,  burcj)  bie  breiten  Ruften  unb 
febr  »ollen  SBrüfte ,  forme  burd)  jMrfere  ©efd)lect)t3neigung  d)as 
raftertftrt;  ober  auc^  im  ©egentljeile  eine  fd)wdd)lid)e  aber  »oll* 
faftige  unb  befonberS  reijbare  (Sonftitution ;  furj,  ein  urfprung= 
Iid)e3,  in  ber  organifdjen  SMlbung  felbft  bebingteg  Ueberwiegen 
ber  ©efcl)led)t3tl)dtigfett  unb  ©toffbilbung,  weld)e6,  wenn  eS  met)r 
im  ©efdffpjtem  fiel)  austriebt,  namentlich  üon  ber  p  ftarfen, 
wenn  es>  mefyr  im  9toenft)jtem  ftd)  funb  gtebt,  met)r  oon  ber 
häufiger  erfd)einenben  Sttenjiruation  begleitet  wirb.  2)  ^ofyer  ©rab 
»on  Atonie  ber  ®efcbled)tSorgane ,  wo  bei  unoottfommner  Eon* 
tractilitdt  ber  ttteringefdfj e  unb  befonberer  Erweiterung  ber  SSenen 
reichlichere  SBlutergießungen ,  als  ber©tanb  allgemeiner  S5ilbung6s 
tfydtigfeit  forbert,  erfolgen,  ein  Suftanb,  welcher  tbeiB  burd)  ju 
Ijduftge  Sßocbenbetten,  frühere  $dmorrbagien,  2lu3fd)weifungen 
unb  Äranffyeiten  ber  ©entfalten  (j.  33.  £euforrl)6e  unb  SfypfyÜtS) 
herbeigeführt  werben  fann.  3)  £)rganifd)e  SSerbilbungen  ber  ©es 
nitalien  burd)  Abfceffe,  Verhärtungen  unb  Carcinoma.  4)  Äranf^ 
Reiten  benachbarter  Organe,  woburd)  ber  regelmäßige  S3lutlauf  in 
ben  ttnterleibSorganen  gefrort  wirb,  wofyin  ferofulöfe  Sujtdnbe, 
•Frontseiten  beS  $fortaberfttjtem§,  innere  I;dmorrr)oibaltfd?e  3u- 
jrdnbe  ber  breiten  Sftutterbdnber  (als  üorjüglid)  wichtige  23eran* 
laffung),  SDbftntctionen  unb  Auftreibungen  einzelner  (Singeweibe 
gerechnet  werben  muffen. 

§.    195. 

Aeußere  öeranlaffenbe  ttrfacben  ffnb:  1)  eine  ju 
reict)licb  nd|renbe  ©tot  t>on  oielen  $letfd)f»eifen ,  frarfen  S3ieren, 
üorjuglid)  bei  ftfcenber  SebenSweifc ,  wobei  ot)ne  bie  Erndbrung 
ber  organif d)en  ©ebilbe  frdftig  §u  forbern,  nur  bie  Sftaffe  be£ 
S3luteS  ttermeljrt  wirb,  ftd)  bann  oorjüglid)  in  ben.5B.enen  (ben 
eigentlichen  9?eferüoir3  ber  S5lutmaffe)  ankauft,  unb  bober  nun, 
fowie  mancherlei  anbere  S5lutflüffe  oud)  bie  ju  reid)lid)e  Sittenftrua; 
tion  erzeugt.  2)  Aeufere  Einflujfe,  welche  burd)  Erregung  ber 
Heroen  ber  «Seruatorgane  ben  ftdrfern  SSlutanbrang  nacb  benfelben 
üeranloffen,  wofyin  a)  pfäcpfcfe  Sfeije  gehören,  als  fyaufigtx  Ums 
gong  mit  bem  anbem  ©efcfylecbt,   9?omanenlefcrei  unb  fd)ltt»frtge 


135 

9)l)antaften ;  b)  eigentliche  ©ef#led;t3retäe,- burd)  üielfacfye  2fe 
fcfyweifungen ;  c)  Sfoijungen  fcer  ©efrf?Ied?t6organe  burd)  er^t^enbe 
^Bewegungen,  §.  SS.  Sanjen,  ober  erbißenbe,  gewürzte  ober  fpU 
rituofe  ©Reifen  unb  ©etrdnfe;  d)  SDtfßbraud)  erl)i|enber  bidteti; 
fctjer  unb  arjneilidjer  Mittel,  innertid)  ober  dußerlid;  (al6  3>n- 
jectionen,  fe^r  warme  reijenbe  33dber,  £>ampfbdber,  Äofylentopfe 
u.  f.  w.)  angewenbet;  e)  enblid)  bie  ©timmung  ber  2£tmofpl)dre, 
ndmlid)  fe^r  ^>et^e  Temperatur,  trocfne  Rälte,  grüljlingS;  unb 
$erbft§eit.  3)  ©etjoren  l)ierl;er  dunere ,  ben  regelmäßigen  Sohlte 
lauf  ber  ttnterleib^organe  befcfyrdnfenbe  (Einwirfungen,  namentlich 
p  fefi  anliegenbe  Kleiber,  ©nfc&miren  be3  Seibeö  u.  f.  w. 

§.    196. 

<£ö  tft  ferner  oon  bem  ©ange,  n>eld)en  biefer  franltjafte 
3uftanb  nimmt,  t>on  ben  für  baö  allgemeine  S5efinben  ju  befürd)- 
tenben  Solgen  unb'  ber  l;ierauS  ftd)  ergebenben  ^rognofe  ju 
fpred;en,  wobei  benn  leicht  ju  ernennen  fein  wirb,  baß  aUt§  biefeS 
nad)  ber  t>erfd;iebenen  ©ntjiefyung  unb  SSegrünbung  be§  UebelS 
t>erfcr)teben  fein  muffe.  9)?an  finbet  ndmlid),  i>a$,  wo  eine  ftarfe 
reprobuctioe  £f)dtigfeit,  welche  in  ben  ©efd;led)tSorganen  üorl)errfd)t, 
üerbunben  mit  ju  reichlicher  £>idt  unb  weniger  Körperbewegung, 
ba3  Uebermaaß  in  ber  9tten|lrualfunction  v-erantaßt,  bie  SBirfun* 
gen  berfelben  guoorberft  er)et  wol)ltl)dttg  aI6  nad)tl)eilig  erfdjeinen, 
allein  baß  bei  fefjr  fyäuftger  SGBieberfefyr  fo  flarfer  2(u£fd)eibungen 
bie  Uteringefdße  ftd)  erweitern,  erfcfylaffen,  unb,  inbem  biefe  fya- 
bituell  geworbenen  Ausleerungen  aucl)  oljne  allgemeine  reichlichere 
SBluterjeugung  fortbauern  (bann  als  fogenannte  paffioe  S3lutun- 
gen),  jule&t  atigemeine  unb  örtliche  Kranf  (;eiten ,  als  S55afferfucf?t, 
©elbfucfyt,  2fuSjc^rung,  Unfruchtbarkeit,  SSorfdlle  unb  weißen  Sluß 
herbeiführen,  we6^alb  benn  l)ier  alfo  bie  iPrognofe  t>orjügltd)  auf 
bie  £)auer  beS  UebelS  SRutfftc&t  ju  nefymen  bat  —  Wod)  leidjter 
unb  fdjneller  entfielen  bie  erwähnten  3tt.foÜ*e  jebocb,  wenn  bie 
übermäßige  Üftenjlruation  meljr  burd)  SSorwalten  ber  ©enfibilitdt 
ber  ©efcl)led)tgorgane,  unb  burd)  äußere  bie  SReijbarfeit  franfljaft 
erböfyenbe  ©inflüffe  (§.  195.  2.)  erzeugt  worben  war,  als  unter 
welchen  Umftdnben  ©d;wdd)e  be3  SEßuSfutarfyftemS ,  ©infen  ber 
affi'mitatwen  Function,  Ueberljanbnefymen  ber  9?et§barFett  entfielt 
unb  fo  iü  Sfteröensufdtlen ,  ©enuWfranf  fetten  u.  f.  w.  ber  Sßeg 
gebahnt  tjl. 

§     197. 

Sft  ferner  bie  aßjureid)tid)e  SEßenftruation  $otge  einer  burd) 
ju  fyduftge  Sßodjenbetten  u.  f.  w.  t>erurfacl)ten  Atonie  ber  Uterina 


136 

gcfdße,  fo  werben  bie-  im  vorigen  ^aragrcwfy  ernannten  SSefc^wer- 
ben  nur  um  fo  rafcfyer  ft'd;  einteilen,  ja  i>m  2eben  enbtid)  ge; 
fdftlicb  werben  fonnen;  unb  e3  gilt  baffelbe  aud)  bann,  wenn 
biefer  SSlutüerlujr  burcb  organifcfye  23erbilbungen  (§.  194.  3.)  er^ 
jeugt  wirb,  wo,  obgleid)  fyier  ber  SSlutfluß  eigentlich?  nur  ©vmptom 
einer  anbern  Äranffyett  ift,  bod)  ba§  ©infen  allgemeiner  Sfepro- 
imction,  welches  an  unb  für  fiel)  fcfyon  biefe  Äranfl)eiten  begleitet, 
baburd)  nur  noeb  mel)r  befcbleunigt  wirb.  2öa3  enblicl)  bie  gdtle 
betrifft,  wo  biefe  Abnormität  ber  SiJJenftrualfunction  burefy  Rxanh 
'Reiten  anberer  unb  ttorjüglicb  ber  Unterleibgorgane  bebingt  wirb, 
fo  richtet  ftcl>  Ijier  Verlauf  unb  $rognofe  wieber  ganj  naef)  biefen 
urfad)lid)en  Äranfl)eit3§ujHnben,  unb  e3  ijl  nur  p  erwägen,  baj? 
eine  längere  2)auer  biefeS  33lutt>erlujfe3  tl)eil6  bie  ©efdjlecbtSorgane 
felbjr  ju  anbern  Äranf Reiten  bBponirt,  tljetia  bie  3erruttung  beS 
2ttlgemeinbefmben3  immer  mel)r  befdjleuntgen  muffe. 

§.  198. 
Snbem  wir  nun  ferner  bie  rechte  2(rt  ber  SBefyanblung 
übermäßiger  Sftenjtrualfunction  erwägen,  ifi  wieber  jundcbjr  barauf 
aufmerffam  ju  machen,  baß  man  niebt  überfebe,  xok  gewobnlid) 
aueb  biefer  3u|Tanb  blo§  $>robuct  ober  ©tjmptom  einer  allgemet; 
nen  23erjlimmung  fei,  unb  xok  wenig  bafyer  aud)  l)ier  blofeS  3u- 
rücfljalten  be§  SSluteS  2lbfid)t  eines  achten  £>eiloerfal)ren3  f«n 
fonne.  HUt  Mttiä  folglich,  weldje  burd)  Gontraction  ber  Uterim 
gefdße  oft  plo^lid)  eine  bebeutenbe  33lutergieß  ung  ju  bemmen  üers 
mögen,  werben  auf  bie  §dlle  eingefcbrdnft  bleiben,  wo  bie  Wltm 
jiruation  in  wafyre  $>dmorrtyagte  übergebt,  unb  werben  bafyer  aud; 
erjit  bei  biefer  Äranffyeit  ndfyer  burdjgegangen  werben  ')•  —  Um 
fo  mel)r  tjl  bagegen  auf  Sebenöorbnung  unb  £>idt  9?ücfft'd)t  ju 
nehmen,  biefe  fo  mächtigen  Mittel  in  ber  $anb  be§  aud)  außer 
t>tm  3?eceptbud)e  nod)  $eil  fuebenben  2lrjteS2),  unb  wir  ftnben 
bafyer  fcfyon  üon  2tftruc  (wie  benn  überhaupt  bie  fran§6ftfd)en 
Aerjte  biefeS  gelb  ber  $eilfunbe  jletS  auf  lobenswerte  2Crt 
berüchtigten)  unb  neuerlich  oon  ©iebolb  bie  bidtetifeben 
Regeln  in  ber  SMjanblung  biefeS  franfbaften  3uftanbe3  obenan 


1)  Sßtc  nadjtljeitig  $.  S5.  ik  RätU  i)kv  Witten  femn ,  bereifen  meiere 
SSeifpiele  »on  sperfonen,  bie ,  um  eine  jiarEe  Sftcnitruation  ju  befettigen, 
falte  SBafcfyungen  ober  SSdbev  anroanbten,  unb  batatf  in  SMritiö, 
9Jt)mpt)omanie  unb  dijnlicfye  3uf!änbe  »erfieten. 

2)  «DJ.  f.  fyetübet  ein  SEBoit  ju  feinev  3eit  von  SKitft  in  beffen  Sftagajin 
f.  b.  gef.  #eitfunbc    IV.  2,  ^>ft. 


IST 

gejMt,  welcbeS  ja  Wö$I  eigentlich  überall  gefeiten  foUte,  inbem  biefe 
allgemeinen  ©nflüffe  ja  bieSBebingungen  beSSebenS  enthalten. 


allgemein  Utui  e§  baljer  l)ter  jur  Siegel  gemadrt  werben: 
1)  heftige,  anjrrengenbe  Bewegungen  be3  ÄörperS  unb  be3  ©es 
mütf)S  51t  oermeiben;  2)  erl;i£enber,  fpirituofer  ober  gewürzter 
©etrdnfe  unb  ©peifen  ftdt?  p  enthalten;  3)  feine  engen  eins 
gwdngenben  ÄleibungSftüd'e  5'u  tragen  5  4)  ffct>  bagegen  an  fül;= 
leö  SSerfjalten ,  leichte  mefyr  oegetabilifdje  £)idt  ju  gewolmen; 
5)  befonberS  große  Ülttdßigfeit  l;inftd;tlid;  ber  ©efdjlecbtSbefriebigung, 
gu  beobachten,  unb  6)  oor,  in  unb  nad)  ber  SD?enffruationSpe= 
riobe  mefyr  bie  l)ori§ontale'  Sage  anjunefymen.  —  Ueberfyaupt  alfo 
bie  §.  195.  genannten  üeranlaffenben  Urfadjen  ju  üermeiben. 

§.    200. 

£)ie  mebicinifcfye  S5el)anblung  hingegen,  wirb  namentlich  bie 
S3efeittgung  ber  innern  23er(iimmungen ,  welcbe  biefe  ju  ftarfe 
AuSfcfyeibung  bebingen,  §u  bewirf en  fud)en,  unb  infofem  bei  »er* 
f ergebenen  fallen  üerfcfyieben  fein.  @3  nm$  batjer  immer  eine  genaue 
Unterfucfyung  üorau3gel)en,  um  in  jebem  %aUt  bie  öorfyanbene  be= 
fonbre  ttrfacfye  au^umitteln,  aucfy  unterläge  man  beSfyalb  bei  \)axU 
ndcfigen  fallen  niemals  auf  eine  innere  ttnterfucfmng  ju  bringen, 
inbem  nid)t  feiten  fehlerhafte  3uftdnbe  beS  UteruS  fiel)  nur  burd) 
ein  folcfyeS  ©pmptom  anbeuten,  aber  beftimmt  erji  burcr;  baS 
Soud)iren  entbeeft  werben.  Befielt  baljer  überhaupt  eine  reidj= 
licfje  ©tofferjeugung  unb  ift  fte  mit  üorfyerrfdjenber  probuetioer 
SfydtigMt  ber  Uteringefdfüe  öerbunben,  ober  ft'nb  beutfiebere  Seiten 
f)dmorrl)oibaltfd)er  3uj?dnbe  in  ber  ©egenb  ber  breiten  SJ^utter- 
bdnber  üorl;anben  (fte  geben  fiä)  inSbefonbre  bei  genauerem  S3e- 
taften  be3  Unterleibes  bureb  Auftreibung,  ©pannung,  oft  aud) 
ßmpftnblid[)feit  ber  Regio  hypogastrica  §u  ernennen),  fo  wirb  gwar 
i)ier  bie  jldrfere  S3lutauSfd)cibung  für  i>m  Augenblicf  felbft  \)tiU 
fam  werben  unb  nid)t  §u  jloren  fein,  allein  um  fernem  üftacfytfyeilen 
üorjubauen,  ift  fobann  notbig,  außer  einem  jlreng  antipfytogultfcben 
Regimen,  üon  gelinben  Abführmitteln  (au3  Sftittelfaljen ,  Pu]p;i 
T.amarindorum  u.  f.  w)  ©ebraueb  ju  machen,  ja  eS  fonnen  oors 
jüglicb  Anfangs  ber  Befyanblung  fclbjr  allgemeine  Blutentleerungen 
mit  bem  günjligfien  Erfolge  angewenbet  werben;  e3  muß  ferner, 
außer  ber  ^ertobe,  burd)  geregelte  angemeffene  Bewegung  fürUn= 
terfyaltung  einer  gelinben  SranSfpiration  unb  Verarbeitung  ber 
affünitirten  ©toffe  geforgt  werben,  unb  man  muß  Mittel  anwem 
ben,  um  bie  Erweiterungen  ber  UnterleibSgefdße  burd)  längere 


138 

3eit  unterhaltene  öermefyrte  Abreibungen  gegen  ben  £)armfanal 
ju  befcfyrdnfen ,  woju  namentlich  bie  ßuren  burd)  Ärduterfdfte, 
gelinb  abfüljrenbe  SJftineralwdffer  (SMtterwaffer,  (lger;<Satjbrunnen, 
Ataxia  ;Äreujbrunnen  u.  f.  w.)  t>on  Spulen  finb.  33eim  $eran= 
naljen  ber  ^eriobe  aber  iß  ber  ©ebraud;  be§  SftitrumS,  be3  ßremor 
Sartart  unb  ber  SHmonabe  ju  empfehlen. 

§..     201. 

5ft  eS  hingegen  mefyr  allgemeine  unb  örtlich  aufgeregte  ©em 
ft'bilitdt  mit  großer  ©d;wdcl)e  oerbunben,  welche  bie  Jprofufe  9tten; 
fJruatton  Ijeroorrief,  fo  muffen  bie  wettern,  guvocilcn  in  ber  £eben3art 
aUän  Itegenben,  jurocilen  aud)  burd)  nocf)  beftcljenbe  Äranffyeiten 
be3  S3tlbung3teben3  bebingten  Urfadjen,  oon  welchen  biefeS  abfangt, 
aufgefucfyt  unb  möglich  befeitigt  werben,  als  befonbere  Heilmittel 
aber  bienen  bann  innerlid)  bie  rein  bittern  bittet,  (Srtracte,  £luaffta, 
(ül)ina,  (Sifen,  welche  namentlich  außer  ben  gerieben,  unb  bei 
jrdtiger  Sfüdftdjt  auf  bie  regelmäßige  Function  beS  £>armfanal6 
angewenbet  werben  muffen;  ferner  $mr  3eit  be£  GJintrittS  ber 
^Periobe  ba3  oerbünnte  Acidum  Vitrioli  mit  ^imbeerfaft  jum  ©e= 
tränt5,  aud)  wofyl  unterjiufet  burd)  bie  SBirfrmg  frärferer  antifpaS- 
mobiler  Mittel,  3,  33.  be3  £)ooerfd;en  Zubers.  Aeußerlid; 
wirfen  in  ben  3wifcfyenrdumen  ber  ^erioben  fühle,  mit  Hb.  Ab- 
sinthii  u.  f.  w.  t>erfe£te  ober  eifenfyaltige  JBäber,  falteS  2Bafd;en 
ber  ©eburt6tbeile,  bie  §luß  =  unb  ©eebdber,  Sragen  üon  ©ürteln 
mit  bittern  9iinben=  ober  Ärduterpuloern  gefüllt,  ber  ©enuß  einer 
reinen  unb  meljr  füllen  fiuft,  unter  §weif  mäßiger,  bie  (£rl)i£ung 
ber  sp&antajte  ableitenber  S3efd)dftigung ;  oorjügtid)  wol)ltl>dtig. 
Sn  ber  speriobe  ifr  oollfommne  3?ube  $flid)t.  Sugleid)  ift  übri- 
gin§©orgfalt  für  Unterjiü^ung  ber  Sfoprobuction  nid;t  ju  über- 
gcl)en,  tfyctlS  weit  außerbem  kld)t  bie  ©d)wdd)e  unb  9?eijbar?eit 
bei  bem  übermäßigen  ©dfteoerlujf  auf  einen  gefährlichen  ©rab 
fieigt,  tl;cil3  weil  eine  Fräftiger  werbenbe  Sfeürobuction  fcljon  an 
unb  für  ft'cr;  bie  §u  große  SKei^barfeit  minbert.  SKan  orbnet  bal;er 
(außerbem,  baß  fdjon  bie  obgebad)ten  Konica  bie  Sfaprobuction 
unterjiü^en)  eine  leidjt  üerbaulidje  £>idt  oon  SSouillon,  ©ago, 
©rie6,  (Siern  an,  läßt  in  ben  3wifcf)enjeiten  ber  ^eriobe  einen 
kräftigen  alten  9?l)einwem  in  angemeffenen  £)ofen  gebrauchen  unb 
empfiehlt  Aufheiterung,  Sanbfuft  u.  f.  w. 

§•    202. 

3fr  Dingegen  wafyre  Atonie  ber  Utcringefdße  ÄranF&eitSurfadK, 
fo  muffen  bie  im  vorigen  ^aragrapl)  angejeigten  $flittzl  mitAu^ 
nafwte  ber  Antispasmodiconim ,  unb  nacr;  tm  Umfidnben  in  t?er; 


139 

jtötfter  ©öbe  unb  mit  mefyr  fluchtig  reijenben  Stoffen  üermifcbt 
gegeben  werben,  wobei  übrigens  jietS  roieber  ber  3u|runb  aflge; 
meiner  (Srndbrung  bie  erfle  9?ücfft'cbt  serbient,  inbem  wir  leicfyt 
bemerken  Tonnen,  baj?  biefe  3ujrdnbe  am  gewobnltcbfien  bei  älU 
lieben  pblegmatifcben  Äorpern ,  beren  23erbauung  fcblecbt  t>on 
(Statten  gebt,  welche  ju  £>bj!ructionen  unb  SQ3affevfucr)ten  geneigt 
ffnb,  fcorfommen,  unb  ftcb,  wo  fte  ganj  rein  ol;ne  folebe  allge; 
meinere  Äran!beiten  burrf)  ortlicbe  Urfacben,  j.  S5.  bduftge  SBocben- 
betten ,  in  einem  übrigens  Ürdftigen  Äörper  t>eranla§t  würben/ 
gemeinbin  aueb  fel)r  balb,  ja  ol;ne  alle  drjtlicfye  $ülfe,  öerlicren.  — 
2tu0er  ben  Venoben  werben  alfo,  nacb  SBerücfft'cljtigung  beS  3u- 
franbeS  im  £>arm?anal,  bie  2luflofungen  ber  (Srtracte  in  aromati- 
feben.  Sßdffern ,  bie  £>ecocte  ber  @bina  mit  geijrigen  Sincturen, 
ober  bie  weintgen  Snfufa  berfclben,  wie  auch  bie  difenprdparate 
oerorbnet,  geiffige  Einreibungen  in  bie  Regio  liypog-astrica  unb 
ossis  sacri  angewenbet,  eifenfyaltige  ober  aromatifebe  S5dber  ges 
brauebt;  pr  Seit  ber  $>eriobe  bingegen  bie  mebr  contrabirenben 
Mittel,  al6  §.  33.  Aeidum  Hallen,  Acidura  Phosphori  (ju  15 — 
20  &ropfen  in  einem  fcbleimigen  SSebifel),  ja  felbjt  bei  frdrfern 
SBlutergiefmngen  hk  TV.  Cinnamomi  in  ©ebraueb  gejogen ;  im  !i\l- 
gemeinen  enblicb  wirb  bie  33ilbungStf)dtigfeit  bureb  eine  frdftige 
nat)rr;afte  £)idt  unterer. 

§.  203. 
Gmblicb  ifr  benn  aber  auch  bie  profufe  üDcenjrrucvtion  reines 
(Symptom  anberer  Äranfbeiten,  unb  jwar  tbcilS  beS  UteruS,  tbeilS 
benaebbarter  Organe,  unb  bann  fann  eS  an  unb  für  ftcb  einer 
weitern  drjtlicben  33ebanbtung  ntctjtt  unterworfen  fein,  aufjer  baß 
wdbrenb  ber  $)ertobe  bie  obigen  Regeln  (§.  199.)  beobachtet  wer- 
ben  muffen,  unb  bajj  bei  ju  beftigem  33lutabgange  juweilen  t>on 
innerlicb  ober  dufierlicb  anwenbbaren,  bie  Gontraction  ber  ©efdße 
bewirlenben  Mitteln  (f.  baüon  bei  ber  SÖ?etrorrr)agie )  ©ebraueb 
gu  macben  ifr.  —  SSorjüglicb  ft'nb  eS  bie  maneberlei  Unterleibs- 
Iran? betten ,  welcbe  nur  §u  bauftg  als  Quelle  biefer  unb  dbnlicber 
(Störungen  ber  SEftenfhuatton  ju  bdxaü)tm  ffnb,  unb  eben  weit 
man  i>ier  fo  oft  baS  ©pmptom  für  baS  2Befentttd>e  nimmt,  unb, 
inbem  man  bureb  Ueberbdufung  mit  fogenannten  ©tdrhtngSmitteln 
t)m  SBlutfluj?  bemmt,  bie  Dbjtructionen ,  2luftreibungen  u.  f.  w. 
nur  noeb  uermebrt,  muffen  wir  wieberljolt  auf  baS  Unjwecfmd^ige 
folcfyer  S3ebanblung  aufmerffam  machen  *). 

*)  @3  tft  mk  bafyet  nidjt  fetten  üorgefommen   ju  flarice  äSlutauSfdjcibimg 
biefer  "üvt  Mos  buvcb  gelinb  öt»füt)rcnbe  SDlittct  jtt  i)cbm,  nctcljbcm  bie 


140 

§•    204. 

£5en  Unterfcfyieb  übrigens  jwtfc^en  fet>r  ftarfer  unb  fef>r  l)du= 
ftger  SKenftruation  fann  in  ber  Siegel  bie  33el)anblung  nur  ins 
fofern  bcrücf ftd&ttgcn ,  als  er  inSbefonbre  auf  baS  größere  ober 
geringere  23orl;errfd)en  beS  SfaroenfyfremS  gegrünbet,  unb  bafyer  im 
allgemeinen  bei  ber  erlern  ftoxm  mefyr  bie  baS  ©efd^fpjlem ,  bei 
ber  jweiten  §orm  meljr  bie  bie  (Senftbtlität  in  2Cnfprucr;  nefymenbe 
$eilmetl)obe  angezeigt  iji. 

D.  if> entmutig  oberUnterbrücf ung  berSDJenfhualfunction 
(Menses   suppressi  s.  obstructi). 

§.    205. 

SBenn  bie  orgamfc&e  ^ätl^Mt,  beren  ^Probuct  bie  Sßenjiritas 
tion  ift,  burd)  irgenb  eine  Umflimmung  beS  allgemeinen  SebenS, 
unb  groar  51t  einer  Seit,  wo  fte  im  üftormaljujlanbe  fortwdfyrenb 
wirffam  fein  follte,  ft'cb  ju  äußern  aufbort,  fo  begrünbet  bieg 
ben  3ujknb  ber  fogenannten  ttnterbrücfung  ber  Sföenftruation,  t>on 
welcher  alfo  baS  aufboren  ber  -Uftenjlruation  in  ber  Schwanger* 
febaft,  fowie  beim  ßrlofcöen  ber  SeugungSfunctton  atlerbingS 
unb  genau  unterfcbjeben  werben  muß,  um  fo  mehr,  ba,  wenn 
man  bei  biefen  3u|idnben  bie  SBieberfyerjMung  ber  Sftcnjlruation 
31t  bewirf en  oerfueben  wollte,  bieS  jum  großen  Sftacfytbetl  beS 
ÄörperS  gefebeben  würbe,  allein  njod)  außerbem  fann  bie  9tten= 
frruation  juwetlen  üerfdf) winben ,  unb  bieS,  obwohl  eS  in  §olge 
eines  ÄranfbeitSäuffonbeS  gefchjebt,  bod)  an  unb  für  fiel)  mit  htm 
2nigemeinbeftnben  fo  febr  in  Uebereinjlimmung  fein,  ba$  ebenfalls 
ein  ^Jetloerfabren,  welches  unmittelbar  auf  $erjMung  biefer  Function 
gerichtet  wäre,  nachteilig  werben  müßte;  unb  «S  ift  biefeS  namens 
Xtct>  bann  ber  §aü,  wenn  bie  allgemeine  bilbenbe  Sbatigfeit  ntc^t 
in  bem  ©rabe  energifcb  tfr,  um  ben  auf  baS  ©efcblechtSfyftem 
gelichteten  Ueberfluß  ju.  erzeugen,  welches  benn  §.  SB.  in  acuten 
xmb  ebronifeben  Äranf Reiten,  bei  anberweittgem  ©dfteoerlujr  burd) 
Eiterungen,  änbaltenbeS  ©chro^en  (etroa  bei  ^erfonen,  welche  in 
jrarfer  ©ommerbil^e  arbeiten),  bei  febr  bürftiger  Äofi  unb  SebenS; 
weife,  in  ber  ^econöalefcen^  u.  f.  w.  bemerft  wirb.  Smmer  alfo 
wirb  biefeS  ^emmen  ber  3J?enjirualfunction  um  fo  franfbafter  fein, 
je  mehr  ber  Äorper  im  allgemeinen  für  baS  ausüben  biefer  Function 
geeignet  war,  unb  je  plo^licber  biefeS  Sftißoerbaltniß  ber  ©efc^Iec^tg- 
funetion  %um  Mgemeinbefmben.  herbeigeführt  würbe. 

ßranfen  früher  einem  fogenannten  jldrfenben  Zeitplan  oljne  allen  9?u$en 
unterworfen  werben  waren. 


141 

§.    206. 

SMe  Ur  fachen  nun  betreffend  buvcf)  welche  tiefe  (Störung 
herbeigeführt  werben  fann,  fo  geboren  bal)tn  tbeiB  al§  geneigt 
macfyenbe:  ein  fyofyet  ©rab  allgemeiner  unb  ortlicber  Sceijbar- 
feit,  Neigung  ju  ßongeftionen  nacb  anbern  Organen,  fowie  23er* 
ffimmung  be3  £mnpbft>jtan3  unb  ber  SSerbauungäwerfjeuge ;  tf;eil6 
al3  üeranlaffenbe  Urfacben :  2tlle3,  was  einen  frampfbaften  Sujtanb 
ber  Uteringefdfüe  ober  be§  $?uttermunbe§ ,  ja  (SntjünbungSjujfonb 
beffelben  ju  oeranlaffen  oermag,  roobin  benn  roieber  tbeilS  allge- 
meine ,  tyeitö  ortlicbe  ©inwirfungen  gerechnet  werben  muffen, 
j.  33.  heftige  ©emütbSbewegungen,  ©cbrecf,  2Cerger,  anbere  ge; 
wattfame  @rfd)ütterungen  be£  üfterüenfyftemi? ,  $.  33.  burcb  ffitb 
tricitdt l) ,  ferner  erfytfcenbe  Arzneimittel ,  ©Reifen  ober  ©etrdnfe 2), 
öorjüglid)  aber  (Haltungen,  namentlich  ber  untern  ©rtremitaten 
ober  ber  ©efcblecbtStbeite  felbfl  burci)  falte  ©aber  ober  falteS  5öa= 
fcben,  reijenbe  Snjectionen,  ©efd?ied)tSret§  u.  f.  w.  —  (Snblicb 
fann  aber  bie  SSttenftrualfunction  aucb  gehemmt  werben  burcb  fln* 
bere  Äranfbeiten  be§  ©efcblecfytSfpflemS,  aU  ßntjünbung,  ©firrbuS, 
©teatomata.  ^ofypen  u.  f.  w. 

§.    207. 

£)er  Äranf beit^öerlauf  ober  i>k  folgen  ber  plo^licljen 
Hemmung  ber  Sftenjlrualfunction ,  unb  bie  fofort  ft'cb  ergebenbe 
^Prognofe,  ffnb  wieberum  nacb  ben  oerfcbiebenen  (Sntf!ebung3= 
arten  btefeS  ÄranfbeitSjuffanbeS  febr  oerfcbieben.  £>afj  ndmlicb, 
wo  bie  SDcenftruation  in  ^olge  allgemein  gefcbwdcbter  (Srndbrung 
ffcb  oerliert  (§.  205.),  biefeS  Verlieren  an  unb  für  ft'cb  bttxatytzt, 
eber  üortbeilliaft  al§  nacbtbeilig  fein  muffe,  ergiebt  ffcb  leidet  oon 
fetbff,  unb  ba3  Urteil  be§  ArjteS  wirb  alfo  bloö  jene  allgemeinen 
3uj!dnbe  nacb  il)rer  befonbern  Statur  §u  erwägen  baben.  £)affelbe 
gilt  aucfy  bei  anberweitigen  Äranfbsitcn  ber  @efcl)lecbtSorgane,  al§ 
Seirrhus  uteri  u.  f.  w.  tteberbaupt  oerfcbwinben  ^ierbet  bie  9fe= 
geln  nicbt  leicbt  fo  plo^lic^,  fonbern  oerlieren  ftdf>  nacb  unb  nacb. 

1)  ©o  if!  mir  ein  galt  Mannt,  ■  tt>o  Ui  einer  adjtunbjmanäigidljrigen 
grau,  t'nbem  ffe,  um  bei  einem  tranfen  Äinbe  bk  (Slettricitdt  anrcenben 
ju  lajfen,  biefe§  auf  bem  ©cboojje  Ijielt,  unb  fieb  folglich  fo  bem  elets 
triften  (Strome  mit  ausfegte,  in  biefer  SSeljanblung  aber,  obroofjl  ge= 
funb,  jroei  Monate  fyinburd),  unb  aucb  mdljrenb  ber  Siegeln  tierblieb, 
plö^licb  bie  Sttenffruation  »erfdjmanb,  nie  nnebertefyrte ,  bagegen  aber 
©iebt  jur  golge  fyatti. 

2)  Sofepf)  granf  erjdljlt  einen  galt,  wo  burcb  SBetn  unb  SSeifcblaf  bk 
eben  flfefenbe  Sflenfrruation  »erfebwanb  unb  SOietrttiö  »eranlafit  würbe 
(f.  beffen  Acta  instituti  clinici  Yilnens.   Lips.  1808.). 


142 

Söo  hingegen  au$  bem  äufammentreffen  ber  erwähnten  innern  unb 
dujjern  Urfacben  biefe  Function  allem  gefiort  wirb,  brechen  ttyetlS 
örtliche,  t&eilS  allgemeine  Äranf&ettSjufiänbe  balb  l)ert>or,  beren  ($.$& 
rafter,  je  nad;bem  mefyr  ba3  ©efdffttfrem  ober  ba$  9?eroenft)ftem 
überwiegt,  entweber  in  ber  gtom  öon  @nt§unbung  unb  lieber,  ober 
in  ber  §orm  ber  Krämpfe  erfdjetnen  wirb.  5m  erjlern  fjafle, 
unb  oorjüglid)  nad)  jtatf  unb  fdjnell  wirfenben  äußern  Urfacfyen 
entfielen  t>at)er  jiecbenbe  ©cbmerjen  im  UteruS,  e3  entwickelt  fiel) 
9ftetriti3 ,  e3  erfdjeinen  heftige  Güongefiionen  nacb  anbern  Organen, 
lieber  oerfebiebener  2lrt,  unb  bei  anbaltenber  Unterbringung  fonnen 
ftd)  oicariirenbe  SSlutflüjJe,  S$afferfud)ten,  23erbilbungen  ber  ©es 
jd)lecl)t3organe ,  ©emütbSfranf beiten ,  3(u^el)rungen ,  ä3leid)fud)t 
u.  f.  w.  entwicfeln;  ober  im  ©egentfyeil  bilben  fiel)  frampfbafte 
SSerfcbliefungen  be§  SKuttermunbeS,  wobei  baS  SBlut  gwar  nocl) 
auögefcbieben,  aber  ntc^t  ausgeleert  werben  fann ,  bann  oft  in  ber 
©ebdrmutterl)6l)le  ftd)  coagulirt,  ja  oft  balb  unb  balb  organifcfye 
SBilbung  annimmt*);  ober  e£  tritt  eine  krampfhafte SSerfd)liepung 
ber  auSfcbeibenben  ©efdßmimbungen  felbjr  ein,  baS  S3lut  treibt 
(oorjüglid)  bei  fcblaffem  $abitu§  unb  Neigung  ju  S3enenerweite; 
rungen)  bie  üßenen  beS  $rud)tbdlter3  auf,  unb  ^efttge  $teu§fcl)mers 
gen,  £>rucf  auf  bmad)baxk  Organe  u.  f.  w.  ft'nb  bie  ^olge  ba= 
x>on;  ober  enblid)  e£  treten  auef)  fogleid)  fyefttge  frampffyafte 
©cfymerjen  ber  UnterleibSeingeweibe ,  £5ruftfrdmpfe ,  ja  Sucfungen 
unb  wirflidje  eplieptifcbe  anfalle  ober  Sdbmungen  ein.  £>ie  $ef; 
tigfeit  aller  biefer  Sufdlle  unb  bie  2)auer  ber  Unterbrücfung  richtet 
ftd)  oorjügltcb  nacb  ber  mefyr  ober  minber  reid)lid)en  iSlnUx^u- 
gung,  naef)  bem  ©rabe  ber  9Jei§barfeit  unb  ber  ^eftigfeit  ber 
einwirfenben  Urfacben,  bafyer  man  benn  bä  frdftigen,  wenig  er= 
regbaren  Naturen  oft  biefe  franfljaften  3ujrdnbe  ft$  gan#  allein 
unb  balb  wieber  auSgleicben  ftefyt,  bcu)ingegen  unter  anbern  SSers 
bdltniffen.  allerbingS  oft  nur  febwierig  unb  langfam  ber  Normal- 
juftanb  5urüc!gefül)rt  werben  fann. 

§.    208. 
S3ei  ber  nunmebr  ju  erwdgenben  S3el)anbumg  ift  aber  wieber 
juoorberjl:  ju  erinnern,   baf?  man  aueb  ^ter  nid)t  ttwa  blo6  ba$ 
juruc!g*el)altene  33lut,  fonbern  bie  ©torung  einer  au3  allgemeiner 

*)  33ei  einer  2)ame,  wo  wegen  längere  Bett  unrerbrücüter  SDZenflruation 
bereits  @d)n>angerfd)aft  »ermüdet  roorben  war,  ging  enbltd)  eine  SSKaffe 
folgen  geronnenen  33tuteS  ab,  welche  wegen  ityrer  ganj  fleifdjartigen 
SSilbung  »on  ber  Hebamme  anfänglicb  für  ben  3Crm  eines  ÄinbeS  ge= 
galten  würbe. 


140 

organifcljer  Sbdtigfeit  ftcfr  ergebenben  wichtigen  Function  berucf= 
(tätige,  tnbem  ba§  erjlere  leicht  ju  einer  fefjr  oberfldc^ndjen  33e= 
fyanblung  verleiten  würbe,  tmb  g.  33.  eine  nmfHicbe  SBlutents 
ätefyung  allein  MnegwegS  bie  33lutfecretton  be3  UteruS  erfe^t,  ja 
man  oft  fogar  mit  erln^enben  bluttreibenben  Mitteln  in  biefen 
Sufidnben  Wi$bxaud)  treiben  ft'ebt,  als  welches  bod)  bei  (Entjuns 
bungen  u.  f.  w.  ben  größten  9?ad)tbeil  ^erbetfutjren  muß.  (£ine 
öernünftige  33ebanblung  wirb  bemnacf)  aucb  f?ter  jundd))}  baS 
Allgemeinbeftnben  inö  Auge  faffen,  uberjeugt,  baß,  wenn  biefeS 
geregelt  ijr,  aucb  bie  ortltdjc  Sbdtigfeit  gur  9?orm  jurücffe^ren 
muffe,  unb  unter  einfacher  Einleitung  balb  jurüdfebren  werbe. — 
(§8  ergiebt  ft'cb  bierauö,  bog-,  wenn  bloS  jrarfe  Ausleerungen  ober 
gefcbwdcfyte  SSluterjeugung  bie  Unterbringung  »eranlaßten,  gar  feine 
unmittelbar  auf  SBieberberjfetfung  ber  Siftenftruation  gerichtete  33e; 
banblung  weiter  ßattftnben  fönne,  fonbern  bloS  i>k  UnterfKt£ung3; 
mittel  ber  SJcprobuction  überhaupt ,  burefy  23erbefferung  ber  dufjem 
ilebenöoerl)dltniffe  u.  f.  w.  angejeigt  feien,  unb  bafj  bei  allgemeinen 
ober  örtlichen  Äranf Reiten,  infofem  ffe  Urfadje,  niebt  golcje 
biefer  Abnormität  ft'nb,  biefe  ebenfalls  ganj  abgefeben  t>on  ber 
S5er()altung  ber  Sftenftruation  bebanbelt  werben  muffen. 

§.  209. 
2Ba6  bagegen  bie  beftigern  Sufdlle  betrifft,  welche  naef)  plöfcs 
lieber  Hemmung  ber  Sttenftruation  eintreten  formen,  fo  forbern 
aueb  biefe  jundcbjt  bloS  bie  it)rer  Gngentl;ümlict)feit  angemeffene 
£Bebanblung§vr>eife;  (Sntjünbungen,  fteberljafte  Äranfbeiten,  beftige 
(Songefrionen,  madjen  baber  33lutent$iebungen,  Sfttrum,  abfübrenbe 
Mittel,  fül;lenbe  £>idt  unb 'Regimen  notbwenbig,  jebodf)  fo,  baj? 
man  jugleicb  mit  auf  bie  Art  ber  äußern  einwirfenben  ©cbdb= 
lid}feiten  9?ücfjtct)t  nimmt',  unb  alfo  nacb  beftigen  Grrfdltungen 
unb  bei  rbeumatifeber  Statur  ber  3ufdlle,  ein  biapboretifcbeS  83er- 
halten ,  dl;nlicbe  Arzneimittel,  griettonen  unb  warme  troefene  go= 
mentationen  ber  leibenben  Sbeile  ju  «£>ülfe  nimmt,  ^inwteberum 
nötigen  beftige  S'ieröenjufdlle,  weld;e  fiel;  gcroobnlicb  mit  d're? 
tl)i3mu3  beS  ©efdfüfvjtemS  »erbinben,  ju  lauen  SSdbetn,  ßaüementö 
oon  G>bamUlen  unb  Valeriana,  berubigenben  warmen  naffen  $o= 
mentationen  unb  ÄataplaSmaten ,  innerlicb  aber  jur  Anroenbung 
ber  ßmulftonen,  ber  Valeriana,  beS  £)ooerfcben  9)ult>er3,  bes> 
Liq.  C.  C.,  un\)  rücfft'cbtlict)  ber  Aufreizung  be§  ©efdffyfiemS, 
ber  mineralifeben  ©duren,  womit  benn  übrigens  aucl)  baS  bidtes 
tifd)e  S3erl)alten  burcr)  mögliebfte  £Sefd)rdnfung  aller  dufem  Sfeije 
in  Uebereinjiimmung  511  bringen  ijt. 


144 

§.    210. 

S'ladjbem  aber  auf  tiefe  -SBBetfe  bie  allgemeinen  ©türme  ge; 
mäßigt  worben,  fyat  man  gu  beobachten,  in  wie  weit  ber  Äorper 
geneigt  fei,  bte  SBieberberftellung  ber  gehemmten  Function  burd) 
eigene  Kraft  ju  übernehmen.  IDft  ndmlid)  tfl  unter  jener  allge^ 
meinen  £3el)anblung  bereits  i>k  SJttenfrruationSperiobe  üorüberge^ 
gangen,  alle  SBefdjwerben  üerlieren  fiel)  Jefct,  unb  bann  ijl  eS 
jjinreicbenb,  gur  Seit  ber  SBieberfefyr  biefer  $)eriobe  bie  Erregung 
be§  UterinfpfremS  bureb  $u£bdber,  warme  33efletbung  ber  untern 
Ertremitdten ,  mäßige  Körperbewegung  unb  einige  Zatfm  9Jte 
liffentljee  &u  unterftü£en.  £)ber  aber,  e3  bleibt  audj  nad)  beruhig- 
ten allgemeinen  3ufdllen  2Tuftreibung  bc§  ttteruS,  fdt)mergr)afte 
(Spannung  in  ber  ©egenb  beffelben  gurücf,  e§  geigen  ffdf)  an* 
bauernbe  Erregungen  ber  SBlutmaffe  gegen  anbere  SDrgane,  Neigung 
§u  fteEüertretenben  ^Blutungen  u.  f.  w. ;  bann  unterfuefce  man 
ndfyer,  ob  öielleid)t  krampfhafte  33erfd)lief?ung  be3  SiftuttermunbeS 
üorfyanben  fei,  welches  tiefte»  bie  £)is>pofttion,  t&eifö  bie  geburtSs 
fyülflidje  Unterfucbung  erFennen  lefyrt,  in  welchem  %aUt  bann  Sn; 
jeetionen  üon  Valeriana,  £t)o3ct)amu§  unb  dbnlidjen  2(ufgüffen, 
El)amomtllen  =  £>albbdber,  ÄataplaSmata  auf  bie  Regio  hypoga- 
strica,  (Einreibungen  beS  flüchtigen  SinimentS  mit  Tr.  Opii  üer- 
mifd)t,  innerlid)  bie  Tr.  Valerian.  Lent. ,  Tr.  Castorei,  i>a$  Laudan. 
liq.  in  angemeffenen  ©aben  unb  formen  üftu^en  bringen.  £>ber 
aber  e£  jeigt  ftd)  bei  fcblaffer  Safer  unb  pfylegmatifcbem  $abitü§, 
bie  2Cuftreibung  be3  UteruS  abhängig  üon  (Stockungen  be3  SSluteö 
in  ben  23enengefled)ten  beffelben;  womit  ff d)  bduft'g  bie  2(uftreibung 
ber  ^dmorrfyoibdlgefdf e  üerbinbet,  unb  bann  ftnb  namentlicb  wie^ 
bereite  blanbe  2lbfubrungen ,  Sßlutegel  an  S>a$  ^Perindum  ober 
an  ba3  Collum  uteri  felbfr*),  gußbdber  mit  (Senf  ober  <&al%  ge= 
febdrft,  flüd;tig  rei^enbe  Einreibungen  in  bie  Regio  hypogastrica 
unb  ossis  sacri  angezeigt;  feltner,  unb  nur  bei  befonberer  £or- 
pibttdt,  werben  benn  aud)  bie  eigentlich  fogenannten  Emmenagoga, 
bie  2£loe,  btö  Güm.  Ammoniacum,  baä  Becocf.  Sabinae  ange; 
wenbet  werben  muffen.  —  Ein  bem  obigen  dlmlicbeS  SSerfal)ren 
wirD  fhttfmben,  wenn  bei  ttorlduftg  jwar  befeitigten  SBefcfywerben, 
bod)  in  ber  ndd)jlen  ^eriobe  bie  flttenjiruatton  nid)t  wieber  eintritt, 
üielmefyr  anbere  franfbafte  SujMnbe  ftd)   auSbilben,  in  welcher 


')  ©inen  befonbern  (Sonbuctor,  um  tiefe  Application  leidster  mögttd)  ju 
machen,  befdjrieb  E.  J.  H.  Keinper  de  applicatione  hirudinum  ad 
portionem  uteri  vaginalem.    Berol.  1830. 


145 

£mftd)t  wir  bann  aueb  tfceÜS  auf  bie  23ebanblung  fccr  üerjögers 
ten  9Äcnflruatton  (§.  160.  — 168.),  t&ettö  auf  bie  SBebanblung 
ber  au$  ungewöhnlichen  £lueHen  fliefjenben  (§.  188.  192.)  »er* 
weifen  fonnen. 

2.  35efonbere  bureb  Unregelmdfngfeiten  ber  Zubers 
tdtSentwicflung  begrünbete  Äranff)eit§5uflanbe. 

§     211. 

SGBte  wir  im  Vorigen  bemerft  baben,  liegen  in  ben  mannig; 

faltigen  (Störungen  ber  Sttenjtrualfunction  bielöebingungen  ju  ben 

üerfcbiebenartigften  ÄranfbeitSformen  ober  Aeufjerungen  beS 

Äranffein§,  bie  meifren  berfelben  fmb  inbef?  fo  eng  an  jene  ur* 

[ablieben Abnormitäten  gefnüpft,  baf?  wir  ffe  aI8  blope  (Symptome 

berfelben  betrauten  burften;  anbere  hingegen  bitben  fo  merfwurbige 

in  ffcb  gteiebfam  ju  einem  ©anjen  gefcbloffene  ©rupfen  franfbafter 

Sufdlle,  ba$  ffe  eine  ifynen  in§befonbre  gewibmete  33etracbtung  forbern 

fonnen.  —  Qt§  gilt  biefeS  üorjuglicb  oon  gewiffen  3uftdnben,  beren 

(Sntjtebung  namentlicb  vorbereitet  wirb  bureb  allgemeine  23erdns 

berungen  be3  weiblicben  SDrganiSmuS,  Sßerdnberungen,  welche  tbtn 

fowobl  ben  ©runb  ber  SKenfirualfunction  felbft  unb  ibrer  Abnorm 

mitdten  enthalten ,  unb  baber  üorjitglicb  ber  (SntwicflungSpertobe 

ber  Pubertät  angeboren,    ©owie  ndmlicb  i>a§  ßrfebeinen  ber  $Rm* 

ftruation,  gleicb  ber  AuSbilbung  ber  Äorperform  unb  ber  &ntfaU 

tung  ber  weiblicben  ©emutbSeigentbüm liebfeit,  @rgebniffe  einer  unb 

berfelben  innerlicb  febaffenben  straft  barfiellen,  fo  fonnen  #em= 

mungen  biefer  innern  S3ilbung§tbdtigfeit  aueb  jugleicb  bureb  um 

tjollfommne  Sftenffruation  unb  Unüollfommenbeiten  anberer  ^unetio? 

nen  ft'cb  auöfprecben,  obne  bafj  gerabe  ba§  eine  alB  ber  ©runb 

beS  anbern,   fonbern  ba§  Allgemeine  als  ber  ©runb  biefer  öer* 

febiebenen  SBefonbern  anjufeben,  fonacb  aber  aueb  btö  befonbere 

AufjMen  anberer  (SntwicFlungSfranfbeitcn  neben  ben  Abnormitäten 

ber  SJftenftruation  gereebtfertigt  tjr.  —   SBarum  nun  aber  gerabe 

«Störungen  ber  innern  SBilbungStbdtigfeit  in  gewiffen  Venoben 

be§  2eben3  bduftger  als  in  anbern  bemerft  werben,   ergiebt  ftcb 

leiebt,  wenn  wir  bebenfen,  bafj,  obwobl  biefe  Sbdtigfeit  nie  rubt, 

unb  ber  Körper  nur,  inwiefern  er  im  S3ilben  begriffen  tjr,  erifrirt, 

ffe  boeb  3eitrdume  erfennen  lagt,  wo  bureb  $eroortreten  ober  3u; 

rücftreten  einzelner  Organe  unb  Functionen  ba3  innere  Sßerbdltnifj 

ber  £>rganifation  innerhalb  eines  furjen  3eitraum3  wefentlicb  urm 

gewanbelt  wirb.     ®bm  barum  muffen  nun  aber  aueb  (ba  ba§ 

^Probuct  immer  »erdnbert  wirb,  e3  mag  nun  blol  ber  innere  ober 

®i?nafotogie.   I.  Xf).  3te  2Cuft.  '  10 


146 

ber  dugere  gactor  üerdnbert  worben  fein)  alle  äußern  (Sinflüffe 
auf  ben  oerdnberten  £)vgani§mu$  anberS  wirfen,  tym  gtetcfyfam 
frembartig  geworben  fein,  wobeie  benn  j.  33.  bie  Erregbarkeit 
ber  Sugenb  überhaupt  crfldrlicr;  wirb,  inbem  tyter,  ba  bie  innern 
3ujMnbe  fdmell  wecl)feln,  unb  atleS  2(eußere  neu  unb  jrar£ 
eingreift,  aud)  tanflieiten,  burd;  §u  heftige  ßinwirfrmg  oon 
irgenb  einer  <5eite,  fo  l;duft'g  unb  in  fo  üerfcfyiebenen  formen 
entfielen. 

§.  212. 
Sm  oorigen  2Cbfci>nttte  betrachteten  wir  aber  junddjft ,  wie 
in  bemfenigen  ©t)fteme,  auf  beffen  Entwicklung  bie  Sljdtigfeit  be§ 
jugenblicben  weiblichen  ÄörperS  oorjüglid)  gerichtet  tjt,  ndmlid)  im 
©efcfyledjtSfpjtcme  unb  ber  il)m  eigentümlichen  9)?enfirualfunction 
mefyrfacfye  Störungen  eintreten  fonnen;  je£t  fyaben  wir  nun  Don 
einigen  franlfyaften  SSerjiimmungen  in  ben  allgemeinen  Sfydtigfeiten 
ju  fpreeben,  welche,  obwohl  ffe  tljeilS  minber  Ijduft'g  als  jene  ftnb, 
tl)eil§  (wie  fcfyon  oben  an  mefyrern  Orten  bemerft  worben  iff)  ftrf> 
mit  jenen  SSerjiimmungen  ber  Sftenfirualfunction  oerbinben  fonnen, 
boer;  nicfyt  minber  merfwürbig  ftnb,  ja  jum  SS^eil  bie  fonberbarjfen 
Erfcfyeinungen  barbieten.  2Bir  unterfebeiben  aber  biefe  3ufdu*e,  je 
nacfybem  ft'e  ftd)  in  ber  einen  ober  ber  anbern  ©pljdre  be§  SDrga; 
ntemuS  barjMen,  in  bie  ber  SBilbungStbdtigfeit  anfyeim  fallenben, 
wol)in  bie  burd)  unoollfommne  S3lutbereitung  mer!würbige  S5 IetdP>- 
fucfyt  gebort,  unb  in  bie  ber  animalen  ©pfydre  gugeborigen,  wo; 
i)in  bie  §3erfttmmungen  unb  Eraltattonen  ber  ©inneStbdtigfeit 
(franf  fyafte  €mpftnbungen) ,  bie  JKegelwibrigleiten  ber  SSewegungg; 
tfydtigfeit  (ßdfymungen  unb  Krämpfe),  fowie  i>k  SSerjfimmungen 
unb  ungewöhnlichen  3ujHnbe  be§  innern  SfteroenlebenS  (@oms 
nambuliSmuS,  SSer^ücfung,  ©emütl)6Franf Reiten  u.  f.  w.)  gu 
redmen  ftnb. 

1. 

SSerjümmung    bev   £Reprobuctton   wäljvenb    ber  tyubettatfc 

entwieftung. 

S5leicl)fud)t  (Chlorosis). 

§.    213. 

S5eobad)ten  wir  ben  menfct)licben  Ä6rper  in  feinen  früfyefren 
SebenSgujrdnben,  fo  bemerken  wir  an  bemfelben,  namentlich  rocti)- 
renb  feinet  SebenS  im  UteruS,  eine  reißenb  fcfmetle  Entwicklung, 


14T 

ein  SBacbStbum,  weld&eS  (wie  §.  SS.  in  ben  erffen  Monaten  ber 
©ebwangerfebaft)  ben  £eib  be§  Crmbrpo  in  wenigen  £agen  um 
btö  £)oppelte  oergroßert.  (Spaterem  na$  ber  ©eburt  feben  wir 
biefeS  SBacfyStfyum  mefyr  unb  mebr  ftdt>  verlieren ,  ja  enblicb  fliu"~ 
flehen,  unb  zwar  gebinbert  bureb  ba3  £>eroortreten  oon  ^unettos 
nen,  welche  anjratt,  wie  im  frühem  Zzben  fafl  A3,  bie  lepros 
buetion  gu  unterftüfcen,  tJ>r  oielmebr  entgegenwirken,  wobin  benn 
namentlicb  t^etld  ba3  mebr  entwickelte  animale  ßeben,  tfoeÜS  bie 
auSgebtlbetere  JKefpiration  imb  frdrfere  2(bfonberung,  ttyeiUJ  bie 
Cmtwicflung  be3  ©efcblecbtSfyjiemä  gebort  1).  £)em  ©ange  ber 
9?atur  nacb  ijr  nun  biefc  Sßerminberung  bcS  SBacbStbumS  unb 
btefeS  Eintreten  eineS  gewiffen  ©leicbgewicbtS  jwifdjen  (Srndbrung 
unb  2(u3fcbeibung  an  eine  bejrimmte  CebenSperiobe  gebunben,  allein 
bei  irgenb  einer  33erfftmmung  beS  SDrganiSmuS,  namentlicb  wo 
burd)  unzweckmäßige  ©iät  unb  fonfiige  SebenSwetfe  bie  Sfydtigfeit 
be£  lt)mpr)atifcr;en  <2»)fkm3  gelitten  l>at,  tritt  leidet  ein  9ttifjt>er- 
bdltniß  jwifdjen  Gmidbvung  unb  2tu3fcbeibung  ein,  wo  balb  ba$ 
(§inc,  balb  baS  2£nbcre  ein  franffyafteS  Uebergewicbt  erhalten  fann. 
2ftn  meijten  aber  ber  Statur  juwiber  unb  bafyer  aueb  am  feltenjlen 
üorFommenb  ifi  ba3  Uebergewicbt  ber  (Srndbrung  über  bie  llu& 
[Reibung,  woraus  bie  in  einzelnen  giften  febon  bei  Äinbern2), 
bduftger  aber  fpdterbin  ftd?  bilbenben  ungeljeuren  Settan^dufungen 
abzuleiten  ft'nb;  weit  öfterer  hingegen,  aU  bem  Sßefen  ber^eriobe 
»oüenbeter  Äorperentwicflung  ndber  liegenb,  bemerfen  wir  baS 
Uebergewicbt  ber  2tu§fcbeibung  über  bie  dmdbrung,  unb  baber 
bann  i>a§  abmagern,  bie  ©torungen  be3  ©emetngefüb^,  bie  33er- 
jiimmungen  be£  ©emütb§,  welcbe  fo  bduft'g  bei  rafdjem  2ßacb3= 
tbum  unb  unoerbdltnißmdßig  zur  ©rndl;rung  erfolgenber  33ergröße= 
rung  ber  auSfonbernben  Organe,  Zungen,  $aut,  unb  namentlich 
ber  ©efcblerf)t0tl;eile  in  i>m  ber  Pubertät  naben  Sabren  bemerft 
werben,  ja  fogar,  wie  aueb  £>fi  an  ber3)  anfüllt,  zum  ZfyU  bei 
Sbieren,  5.  S8.  ^ferben,  2(ffen  u.  f.  w.  üorfommen.  . 


1)  @.  barüber  ein  SRefjrereö  in  meinem  2ütffa£e  über  i>a$  SSer^dltnif  ber 
sReprobuction  in  SR  edel*«  3Crd^t»  f.  pbr)\iol  II.  SSb.  2.  £ft. 

2)  ©at&burger  meb.  c^ir.  Bettung.  1810.  II.  SSb.  6.  63  mirb  i>a$  23ei-- 
fpiel  eines  Ätnbe§  angeführt,  roeldjeS  ju  (Strasburg  gezeigt  mürbe,  nod) 
nid)t  5  Safjre  alt  mar  unb  208  $)funb  mog,  bei  einem  Äoroerumfange 
»on  48  30a. 

.3)  @.  beffen  (Schrift  über  bie  entmidKungSfrancfjeiten  beS  meibl.  ©e* 
f^Iec^tS.  1.  SSb.  @.  4. 

10* 


148 

§■    214. 

SQ3a§  nun  aber  junddjfi:  ba3  weibliche  ©efc&lec&t  betrifft,  fo 
ft'nben  wir  bei  ben  metjien  weniger  frdfttgen  Snbitubuen  in  ber 
9)eriobe,  wo  ba§  2Bacb3tl)um  be$  ÄperS  jtemlidj  beenbigt  ijr, 
bafj  aud)  olme  eigentliche  ©torung  beS  SBofjlbefmbenS,  bod)  eine 
blaffere  Hautfarbe,  SKitbigfeit,  eine  mefyr  melancbolifdje  ©tims 
mung,  mangelnber  Appetit  u.  f.  w.  biefe  wichtige  @pod)e  bejeic^ 
nen,  unb  merfwttrbig  ijt  jugleicb  bie  Neigung  gu  Äranf^eiten, 
welche,  obwohl  fte  bem  weiblichen  ©efd)led)t  feineSwegS  au§* 
fdjließenb  cigentljumlid)  ffnb,  bod)  inSbefo.nbere  auf  abnorme^  ^er* 
üortreten  ber  ber  Sfaprobuction  entgegenwtrfenben  Functionen  ftcb 
bejie^en,  wol)in  benn  üor^üglid)  bie  33rufHr  anleiten  unb  namcnt* 
It#  bie  fo  üielen  Sungfrauen  üerberblicfyen  £ungenfcr;wmbfud)ten  l) 
gehören.  Mein  aud)  obne  foldje  organifdje  Störungen  erreichen 
guweilen  bie  erwähnten  in  Folge  forderlicher  ßntwidlung  eintre= 
tenben  SSefdjroerben  eine  franfljafte  ^)6l)e  (ofyngefdljr  tbm  fo  wie 
bie  Molimina  Menstruationis  §uweilen  franfljaft  werben)  unb  be* 
grunben  fo  eine  9leif)e  üon  (Srfdjeinungen ,  welche  wir  unter  bem 
tarnen  ber  S3letdt>fud?t ,  Sungfernfranffyeit,  be§  blaffen  Fiebert 
(Icterus  albus)  jufammenfaffen. 

§.    215. 

Wlan  bemerft  aber  an  $)erfonen,  welcbe  an  biefer  Äranffyeit 
leiben:  weiße,  freibenfeafte,  oft  aud)  tnS  ©raue  ober  (Urünlidje 
fallenbe  (bafyer  Chlorosis,  üon  yM°e°s>  grün)  ©effd)t3farbe,  mit 
bläulichen  Stönbern  um  bie  2lugen  unb  blaffen  bläulichen  Sippen, 
meift  eine  trocfene,  gebunfene  ober  wirflieb  obematofe  $aut,  oer- 
minberte  Temperatur,  belegte  3unge,  geborten  2/ppetit,  juwetlen 
aud)  wol)l  mit  eigenen  ©elüjren  ju  ungenießbaren  fingen,  wie 
@rbe  u.  f.  w.,  üerbunben.  —  genter  fcblecbte  23erbauung,  Uebligs 
feiten,  ©dureerjeugung,  SftagenbrücFen,  33  ldl)ung3befd)  werben,.  Un= 
orbnung  in  ben  @tul)lau3leerungen ,  blaffen  wäßrigen  Urin,  ge* 
Rannten  £etb.  Studftcbtltd)  be£  ©efdßfpjtemS  bemerft  man  einen 
f leinen,  juweilen  langfamen,  juweiten  aber  auci)  fieberhaften  unb 
frequenten  9)ul3,  feltener  Neigung  ju  ßongefiionen  ober  periobi^ 
fcfyen  ^Blutungen  au$  ungewöhnlichen  Organen  2).    £)ie  animalen 


1)  @.  über  biefe  Ärantbeit  junger  SKäbdjen  oorjügltcl)  £)fianber'ö  in* 
tereflfante  a3emerEungen  a.  a  £>.  Zfy.  2.  ©.  124. 

2)  ©o  ift  mir  ein  galt  beSannt,  wo  ein  bkidjfücfytigeS  SÄäbcfyen,  bei  mU 
djem  bie  SKenftruation  nod)  gar  nidjt  crfcfyienen  xoox,  mehrere  Sabre 
fletS  in  ber  grü^tinggjeit  einen  jlarfen  ^ämorr^oibatblutflufj  befamj 
eine  anbere  litt  in  ber  £erbfoeit  an  Stutbreajen. 


149 

Functionen  betreffen*),  fo  geigt  ftcb  allgemeine  ÜüftattigFeit,  Äopfs 
fcbmerj,  «Scbwinbel,  ©cbldfrigfeit,  unb  bod;  oft  unruhiger  dngfU 
lieber  ©4>laf,  melancbolifcbe  ©emfttbSftimmung  burd)  bduftgeS 
SBeinen  unb  weniges  Sprechen  bejeidmet,  ja  eS  bitten  ftd?  $u; 
weilen  ftreSbeen,  ober  ber  3ufranb  gebt  fogar  in  2B<u)njmn  über. 
£>aS  ©cfcbtecbtSfvfiem  Ift  hierbei  gemeiniglid)  ebenfalls  in  feinen 
Verrichtungen  gehemmt,  tu  5D?enfiruation  (als  baS  ?)robuct  all; 
gemeiner  SBitbungStbatigFeit)  erfdjeint  folglich  inSgemein  nid)t,  ober 
ijr  mißfarbig>  fetten  unb  fpdrlicb;  ja  bie  Organe  fefbft  ffnb  oft 
nur  unooutommen  entwickelt,  S3rüj!e  unb  UteruS  febr  fletn,  unb 
ber  ©efcblecbtStrieb  mangelt  cntrpeber  üotlig,  ober  ijt  franfljaft 
aufgereiht  unb  ert)6l)t 

§.  216. 
Ueber  bie  Urfacben  ber  33letcbfud)t  ijt  man  ftctS  febr  oer; 
febiebener  Meinung  gewefen,  namentlicb  inbem  man  bie  fogenannte 
ndcbjte  Urfacbe  berfelben  befKmmen  wollte1),  üftun  ift  aber  unter 
ber  ndcbften  Urfadje  nidjtS  anbcrS  als  bie  ÄranF^eit  felbjt,  ibrem 
SBefen  nad),  inwiefern  biefeS  SBefcntlicbe  ben  ©runb  ber  außer* 
lieb  wabrnebmbaren  (Symptome  entbdlt,  ju  begreifen  (weSbalb 
aueb  jene  SSenennung,  wie  neuerlicb  oon  mebrern  Seiten  erinnert 
würbe2),  unpaffenb  ijl);  biefeS  SBefentttcbe  fetbft  aber  fann  fo 
wenig,  als  üwa  baS  £eben  überbauet,  als  ein  SBefonbereS,  für 
ftd)  33eftebenbeS ,  oon  bem  SDrganiSmuS  SrennbareS  naebgewiefen 
werben,  fonbern  ift  ein  ^Begriff,  in  weitem  bie  innern  unb  äußern 
gactoren  beS  $ran!beitSproceffe3  als  ©tnbett,  als  ^robuet,  auf; 
gefaßt  werben,  unb  in  wetebem  wir  nur  bann,  wenn  bie  ©efammts 
l;eit  feiner  (Srfcbeinungen  unS  red)t  gegenftdnblicb  geworben  i% 
eine  gewiffe  innere  gefefcliebe  ©lieberung  gewabr  werben  fonnen, 
welcbe  unS  bereinigt,  fte  als  einen  ibeetten  DrganiSmuS, 
als  ben  parafittfeben  Organismus  ber  Äranfbet*  «nju* 
ernennen.  —  £)aS  Sßefentlicbe  nun  in  ber  SBleicbfucbt  betreffenb, 
fo  ift  eS  gttndcbfr  offenbar  in  einem  unoollfommnen  Seben  ber 
emdbrenben  unb  bilbenben  organifeben  <5t)jreme  §u 
fudjen;  benn  baß  bie  «Störungen  ber  animaten  Functionen  Sterbet 


1)  <So  fagt  fc.  SS.  o.  ©ie&olb  (£anbb.  b.  grauenjtmmerfranf fetten. 
Zf).  1.  <3.  281.):  „2Me  S5lctc^fuct)t  ift  eine  £ranft)ett  ber  Steprobuction, 
unb  tfjre  ndc^fte  Urfacfje  liegt  in  ber  fo  fetyr  gefunfenen  S^ätigEeit  ifjrer 
einen  (Seite  ber  $probucti»ität."  Mein  tüa§  untertreibet  bann  Sleiä}* 
fuebt  »on  jebem  anbern  atropljifcben  Buftanbe,  »on  tfuSje&rung ,  Maras- 
mus u.  f.  ro.  ? 

2)  <&,  %untot1)  £e$rb.  b.  ©eetwjl&rungen.  £$i.  1.  ©.  193. 


150 

nur  fecunbdr  ft'nb,  ergiebt  ftcb  fe^r  leidet,  allein,  nodj  genauer, 
bie  (Störung  ber  33ilbung3tl)dtigfeit  geigt  ft'd£>  namentlich  im  eigene 
liefen  ^erbe  berfelben,  im  ©efdßfyftem  unb  im  2Cct  ber  SBluts 
Bereitung.  Snbem  wir  aber  gejtorteS  33ilbungSleben  im  SCllge* 
meinen,  unb  unoollfommne  ©anguift'cation  inSbefonbre  als  ba3 
SBefen  be3  cblorotifcfyen  3ujranbe3  betrachten,  ifr  bod)  noefy  gu  bes 
merfen ,  bafj  ein  fotdjer  ©runb  noef;  nidjt  allein  ba$  Eigentümliche 
ber  S3leicf)fud)t  benimmt  (inbem  gejrorteS  S3ilbung3leben  unb  um 
üollfommne  ©anguifteation  bti  fo  üielen  anbern  Äranffyetten  auet) 
be3  männlichen  d5efcfeled>t6,  g.  33.  ©corbut,  Morbus  maculosus 
u.  f.  w.  bemerfbar  ijr),  fonbern  baß  jene  Sttifjoerfydltmffe,  um  in 
ber  $orm  ber  @l)lorofe  gu  erfdjeinen,  gufammentreffen  muffen 
a)  mit  ber  Snbbibualitdt  be3  weiblichen .  ÄorperS,  welche  auf 
uberwiegenbe  ^Probuctiüitdt  gegrunbet  ijr;  b)  mit  ber  geit  ber  ficr) 
entwicfelnben  ober  oor  furgem  entwicFeften  ^übertat. 

3Cnmecfung4  d§  giebt  übrigens?  auefy  fdjneEer  ttorübergefjenbe 
bleicbfücfytige  Sujrdnbe,  welche  jeboer)  nicfyt  minber  auf  berfelben 
ndcfyjten  ttrfacfye  berufen,  g.  35.  ber  bletcfyfücbtige  Sujranb,  welcher 
nacl)  jfarfem  SBlutoerlujt,  nad)  früfygeitigen,  bureb  gewaltfame  HU 
trenmmg  erfolgten  ©eburten  u.  f.  w.  eintritt.  £>ier  »erhalt  fidt> 
iebod)  baS  gejtorte  33ilbungSleben  unb  i>k  gejtorte  ©anguift'cation 
gu  ber  hti  anbauernber  S51etdt)fudr)t  oorfommenben,  obngefdfyr  wie 
bie  bureb  gro^e  Ermübung  aufgehobenen  50?u6felfrdfte  gu  ben 
bureb  an  Sieber  aufgehobenen  SÄuSfelfrdften. 

§•    217. 

Sie  2Crt  nun,  wie  SMlbungStfydtigfeit  unb  ©anguift'cation  in 
ibren  Regierungen  auf  bie  Entfaltung  beö  ©efchlecbtSfpjrema  ge- 
jiort  werben  fann,  ijt  gwiefad),  nämficfy:  e3  leibet  entweber  bie 
©efaft&dtigfeit  urfprüngltcb ,  unb  geigt  ffd)  gur  Erregung  ber 
SJftenjfrualfunction,  wie  gur  Unterhaltung  inbioibueller  Keprobuction, 
unguldnglid) ,  ober  e3  ft'nbet  bie  reprobuetioe  £l)dtigfeit  in  iljrer 
2(eu0erung,  in  tfyrem  $mwirüen  auf  ba$  ©efcf)lecl)t§fr;jrem  §w, 
berniffe,  e§  bilben  ftcb  ©tocFungen,  23enenerweiterungen,  in  ^olge 
beffen  leibet  bie  2(fftmilation  unb  33lutbercitung,  unb  bie  3ufdlle 
ber  SBleicbfucbt  treten  ein. 

§.    218. 

SBaS  nun  bie  entfernten  Urfac&en  beS  cf)lorotifcben 
SujtanbeS  betrifft,  fo  ffnb  biefe  üorgüglicb;  naefy  bem  im  oorigen 
3>aragrapb  beigebrachten  SElieilungSgrunbe  in  gwei  Elajfen  gu  brins 
gen;  gu  ber  erfien  geboren  biejenigen,  welche  auf  bie  allgemeine 
probuetioe  Sbdtigfcit  jtorenb  einwirfen,  afS:  1)  ungefunbe  £uft, 


151 

Seucfytigfeit,  .ftdlte,  Mangel  an  Stellt ;  2)  unjwecFmdß ige ,  feftwer 
oerbaulidje ,  fd;led?t  ndbrenbe  Äojt  unb  crfdjtaffenbe  ©etrdnfe 
(oor$üglid)  Uebermaaß  in  Sfoee  unb  Äaffee);  3)  Unt&ättgfett  ot>er 
übermäßige  Anfrrengung ,  Unreinltd)feit,  ©ram,  511  fruf)  erregter 
©efd)lecf)t3trieb  u.  f.  w.,  Qnnflüffe,  welche  inSgefammt  bie  2Bur; 
jeln  ber  ^Cfftmitation,  bie  UnterleibSeingewetbe  unb  ba3  2mnpl)= 
fpftem  angreifen,  unb  befonbere,  fo  fyduftg  ber  S3letcr)fud?t  üor- 
auSgefyenbe  ÄranffyeitSsuftdnbe,  als»  Status  pituitosus,  Söürmer, 
£>bjrructionen  ober  £)urd)fall,  ja  Sienterie,  ©crofetn,  SS5afferan= 
fammlimgen  fyeroorbringen.  4)  2Cnbere  Äranffyetten  unb  Gnnflüffe, 
wetebe  bie  9?eprobuction  fd;rodd;en,  aU  S3lutflüffe,  wofyin  aud) 
bte  su  frarfe  SC^enjtruation  gebort,  ©djleimflüffe,  tppfyofe  ober  in; 
termittirenbe  Steber,  welche  eine  fefyr  langfame  JKeconoalefcenj  jur 
golge  fyaben,  anfyaltenbe  Eiterungen,  unzweckmäßig  angewenbete 
S3lutentjiet)ungen  ober  Abführmittel.  3ur  jweiten  @taffe  hingegen 
rechnen  wir  bie  organifdjen  $ef)ter,  weldje  bie  (Srfcfycinung  ber 
9?egeln  Ijinbem  ober  ganj  unmöglich  machen,  al8:  SSerfcfyließun; 
gen  be3  5D?uttermunbe3  ober  ber  <3d;eibe,  unooüfommne  Entwich 
lung  eeö  UteruS,  ober  Ausartung  beffelben  ober  ber  SDoarien 
(3ujldnbe,  welcbe  oorjüglid)  burd)  ju  zeitigen  unb  unnatürlichen 
©efcfyledjtSreij  oeranlaßt  werben  *)) ;  enblid)  aber  aud)  bie  $zm- 
mungen  ber  bereits  entwickelten  50?en{irualfunctton  burdb  gewalt; 
fame  (Sinwirfungen,  al6  heftige  ©emütl)3bewegungen,  Erhaltungen 
u.  f.  w.,  ober  plöfcltcfre  Enthebung  eines  jutn  33ebürfniß  geworben 
nen  ©efcfylecbtSgenuffeS  (bat)er  bie  Äranffyeit  aud)  juweilen  bti 
jungen  Söittwen  beobachtet  würbe). 
.  §•  219. 
SBir  fommen  nun  jur  ^Betrachtung  be£  Äranr^ettSoer* 
laufS,  woraus?  fiel)  benn  jugleid)  bie  ^rognofe  mit  ergeben 
wirb,  ätmdcfyfl  aber  bemerken  wir,  baß  t>k  Äranf&eit  bduft'g,  unb 
inSbefonbre  wo  fte  bloße  Solge  rafd)er  förderlicher  Entwicklung 
ijt,  einen  febr  gutartigen  Efyarafter  geigt,  unb  balb,  öorjüglid) 
nadjbem  bie  Sitten  fhruation  wirflid)  erfdjienen,  unb  in  regelmäßigen 
©ang  gekommen  ijt,  wieber  otme  nachteilige  Solgen  oerfebwinbet; 
gälte,  bei  welchen  bie  fBUiffluty  al§  wal)re  UebergangSperiöbe 
erfdjeint  unb  gang  btn  Moliminibus  ber  fJftenftruatron  üerglidjen 
werben  fann,  ja  oft  eines  berfelben  mit  ausmacht,  langwieriger 
unb  in  ir)ren  Sufdllen  befdjwerlicber  pflegt  fte  bagegen  ju  fein, 


*)  ©.   batüber   2£utennetf)    Unterfudjung    ausgearteter   ©ierftoefe 
St  eil' 6  tfrdjto  f.  b.  9%f.  VIT.  SSb.  2.  £ft. 


152 

wenn  bte  §.  218.  ermahnte«  entfernten  Urfacben  ber  erftett  @laffe 
auf  einen  fd;on  oon  Anfang  fel)r  reizbaren  unb  fc^wdd^Itc^cn  Äorper 
tn  t)6^erem  ©rabe  einwirken,  bte  Organe  ber  2tfftmilatton  felbft 
bereits  tn  tfyrer  33ilbung  umgednbert,  bie  ©efroSbritfen  anges 
fcbwollen,  bk  SBerbauung  jerrüttet  tft;  aueb  t)'uv  freilieb  wirb  bte 
S3leid[>fucbt  nityt  an  unb  für  ftcb  gefdfyrlidj  werben,  allein  fte 
mad)t  ben  Uebergang  §u  anbern  Äacfyerien,  eS  entfielt  #aut;, 
SSrufts  ober  33aucbwaf[erfucbt,  eS  bilben  ftcfy  faulige  ober  len* 
tefetrenbe  lieber,  eS  entfielen  (Siterungen  in  ben  ©eburtstl) eilen, 
fcorbutifebe  ^Blutungen,  ©angrdn,  unb  burdfr  biefe  anfalle  fttrbt 
t>k  ÄranFe.  GrtwaS  weniger  ungünjtig  tft  meijtenS  ber  SSerlauf, 
wenn  tk  Urfadjen  ^weiter  (ülaffe,  unb  alfo  mefyr  oom  £>rgan 
aus,  bie  Äranffyeit  erregten;  bie  anfalle  ftnb  bier  oft  mefyr  acuter 
Statur,  ©cbwinbel,  (Songejfionen ,  ^Blutungen  werben  hierbei  l)dus 
ftger  6eabacl)tet ;  biefe  S3efd)werben  inbefji,  wenn  fte  nur  burcö  eine 
gwecfmdfnge  SebenSweife  geleitet  werben,  gleichen  ftdE?  nach  unb 
nacb  wteber  auS,  oorjüglid)  wenn  bereits  bie  SEßenftruation  früher 
im  ©ange  gewefen  ijl.  9htr  wo  bie  23erbilbungen  ber  ©efcblecf)tS5 
tfyeile  febr  betrdcbtlidf)  ftnb,  bie  Rxanfyzit  bereits  längere  Seit  ge^ 
tauett  $at,  ferofulöfe  @onjiitution  unb  ungünjiige  äußere  SSer^ 
fydltnijje  bie  Teilung  erfcfyweren,  wirb  bie  $)rognofe  fcblimmer, 
unb  dbnlicfye  3ufdlle,  wie  bte  oben  erwähnten,  lieben  gu  beforgen. 
£>ufj  übrigens  aud)  bei  beträchtlichen,  aber  i)'u  Operation  gejtats 
tenben  Sttijjbtlbungen,  j.  Sä.  ben  2ltreft'en,  bie  $>rognofe  günjtfg 
gejtellt  werben  fonne,  liegt  am  Sage. 

§.  220. 
$laü)  bem  oerfebiebenen  ©ange,  welcben  bie  £ranfl)eit  ge* 
nontmen,  ijt  a\\d>,  wenn  fte  bureb  fyerbeigefübrte  anberwettige  Seiben 
mit  bem  £obe  enbigt,  ber  ©ectionSbefttnb  oerfebieben.  Sie 
bduftgjten  ©rfcfyeinungen  ftnb:  bte  allgemeine  ©cfylaffb^  welche 
oft,  tnSbefonbre  an  ber  ©ubjtanj  beS  ^erjenS,  bemerfbar  ijt,  bie 
Sßafferanfydufungen ,  bie  oerringerte ,  wdfferige ,  meljr  oenofeSBlut* 
maffe,  bie  Verhärtungen  unb  2luftreibungen  ber  Prüfen  beS 
ßpmpfyfvftemS  unb  bie  regelwibrtgen  SSilbungen  ber  ©efcfylecfytSs 
tfyeile,  als  SSerwac^fungen  beS  SOhrttermunbeS ,  befonbere  Äleinfyeit 
beS  UteruS*),  Vergrößerungen  ber  ©erftöcfe  u.  f.  w. 


*)  Sdj  kwafyre  in  meiner  (Sammlung  bie  innern  ©enitalien  eines  17jdf)s 
rigen  nidijt  menjtruirten  SÄäbcfjenS,  roelcbeS  unter  djtorotifdjen  ©ötnptomen 
an  ferofutöfen  ©efcfywüren  »erjforben  roar,  wo  ber  Uteruö  nur  etwas 
■über  einen  3otf  lang,  feine  $bt)U  jwar  geräumig,  aber  bie  SGBänbe  nur 
einige  Sinien  ftar?  imt>. 


153 

§.    221. 

83el)anblung.    Um  bie  rechte  %xt  unbSBeife  drjtltdt>er 5Be^ 

fyanblung  in  btn  t>erfcf)iebenen  abnormen  3uj*dnben  t>eS  SebenS 

aufouftnben,  ijt  eS  ofyne  3weifel  eines  ber  «jtd^tigfJen  unb,  wie 

mir  fcbemt,   ber   bisher  ebm  nidpt  oorjuglicb  beachteten  Mittel, 

bafj  man  bie  Statur  genau  beobachte  in  bem  ©ange,  welken  fte 

nimmt,  inbem  fte  ofyne  drjtlicfye  $ülfe  bie  SKucffebr  beS  9loxmaU 

5uflanbeS  bewer!jrelligt,   inbem  boct)  bie  Rettung  ber  Äranfbeit 

fletS  nur  baS  äßerf?  ber  Statur  allein  fein  fann,  unb  alle  arjt- 

liefen  Mittel  bloS  baju  bienen  follen,  bie  $inbernijfe,  welche  fid^ 

tl;r  gerbet  entgegenjMen ,  gu  befeitigen,  waS  inbefj  MoS  möglich 

wirb  burcr)  bie  genauere  Äenntnif?  btefeS  ©angeS.  —  SBeacbten 

wir  nun  bie  2Crt,  nafy  weiter  oorjüglid?  ber  bleicbfttcf)ttge  3u- 

jianb  üon  ber  üftatur  befeitigt  ju  werben  pflegt,  fo  bemerfen  wir, 

baj?  eines  SfyeilS  fdjon  ber   enblicbe  ©ttlljknb   beS   allgemeinen 

SBacbStbumS  ©elegenbeit  giebt,  bafj  ft'dt)  baS  Sttifjoerbdltnifj  %xoU 

fcfyen  bilbenber  unb  gerjforenber  organtfcfjer  Sbatigfeit  auSgleid)t, 

bafü  oon  biefem  Seitpunfte  an  bie  Afft'milation  unb  S5lutbereitung 

wieber  in  baS  angemeffene  Skrbdltnij?  jur  allgemeinen  Drganifa* 

tion  tritt,  unb  enblicfy  baS  Uebergewicbt  erhalt,   welches  baS  dt- 

febeinen  ber  SKenjtruation  begrünben  fann.    Sm  ©egentbeil,  wo 

bie  ÄranFfyeit  reines  ^robuet  ungünjliger  auf  erer  SSerfjdltniffe  war, 

fel;en  wir  fte  ftcr>  üerlteren,  fobalb  bie  JtranFe  in  eine  beffere  Sage 

üerfe^t  wirb,  wo  bie  S3lutbereitung  burd)  freie  (Sinwirfung  t>on 

ßiebt  unb  gefunber  £uft,   turet)  oermebrte  50?uSfeltl;dtigfeit  unb 

©enuf  frdftigerer  SftabrungSmittel  beforbert  wirb.    SBo  bmwies 

berum  eine  ortlid)  §u  geringe  Sfjdttgfeit  unb  Anregung  im  ©es 

fcblecbtSfyffem   ein  SJfttfüerbdltnifj   jum   allgemeinen  ©tanbe  ber 

©rndbrung  erzeugte,  fefyen  wir  bie  Äranf^ett  üerfebwinben,  wenn 

bie  Äranfe  ftrf>  üerljeiratbet  unb  wol;I  gar  febwanger  wirb.    Sa 

enblicb  felbjr  bei  unbeilbaren  SSerbilbungen   ber  ©efcbled)tStbeile 

unb  gdnjlicbem  Mangel  ber  SDJenjrrualfunctton  wirb  zuweilen  bie 

©efunbbeit  wieber  berge  jkllt,   inbem  entweber  ber  Äorper  ft'cb  an 

Dicariirenbe  Ausleerungen,   j.  83.  regelmäßigen  «ipdmorrr/oibatflujj 

gewohnt,  ober  ber  Ueberflufj  plajftfcfyer  ©toffe  auf  bie  2(uSbilbung 

anberer  Organe  oerwanbt  wirb,  weSfyalb  wir  benn  öfters  bei  fol- 

eben  unoollfommnen  weiblicben  ©efebopfen  bie  SttuSFeltbdttgfeit  in 

tjobem  ©rabe  entwickelt,  unb  überhaupt  i>k  33ewegungSorgane  in 

einem  ©rabe  auSgebilbet  fmben,  weiter  mebr  einen  mdnnlid)en, 

als  einen  weiblicben  Äorper  $u  bejeicfynen  pflegt.  —   25iefeS  .alles 

tfi  nun  bd  Anordnung  ber  drjtltcfyen  S3el;anblung  511  erwägen. 


154 

§.    222. 

.£)auptan}et<je  bleibt  eS  aber  im  allgemeinen,  tljeilS  bie 
©anguiftcation  unb  23ilbungStl)dtigfett  auf  ibren  normalen  ©tanb* 
punft  ju  fuhren,  tbeilS  bie  Siicbtung  ber  33ilbungStl)dtigfeit  aufbaS 
®efcbled)tSfv)flem  unb  bie  Sftenjfrualfunction  §u  berucfft'djttgen,  unb 
etwaige  fyter  ft'd)  entgegenfMenbe  ^inberniffe  ju  befettigen.  —  Sn 
erfterer  £inftci)t  nun  wirb  eS  ben  2Crjt  äundcbft  befestigen  muffen, 
bie  üeranlaffenben  Urfacfyen  ber  Äranffoeit  auSjuforfd^en  unb  ju  mU 
fernen ,  wobei  benn ,  ba  bie  meinen  biefer  3ufäü*e  öon  unjwecf* 
mäßiger  SebenSweife  auSgefyen,  auefy  eine  forgfdltige  Anorbnung 
berfelben  einen  ber  wtcbtigjien  fünfte  beS  £eilplanS  ausmachen 
wirb,  dltinc,  freie,  troefne  2uft,  mäßiges  SÜßarmfyalten ,  mäßige 
Körperbewegung,  Aufheiterung  beS  ©emüttyS  bureb  freunblicfyen 
Umgang,  Sfainlicbfeit  unb  forgfdltige  #autcultur,  beforbert  burd) 
t>tn  fleißigen  ©ebraud)  beS  lauen  SSabeS,  fowie  bie  SSermeibung 
aller  ben  ©efcbled)tStrieb  erregenben  9?eije,  werben  bal)er,  unter; 
jiüfct  burd;  ieicbtoerbaulidje,  ndljrenbe,  mefyr  animalifdje  £)iät, 
oft,  jumal  wo  baS  Uebel  tatest  eingewurzelt,  unb  nietyt  $robuct 
anberer  Äranf^ettSjujldnbc  ift,  baS  (Einzige  fein,  waS  ein  Un 
©ang  ber  Statur  efyrenber  Arjt  oerorbnet,  ba  ber  voreilige  ©e^ 
brauet?  ber  fogenannten  ftdrfenben  jufammenjieljenben  Mittel,  nas 
mentlicb  beS  (StfenS,  ber  falten  33dber  u.  f.  w.  fyier  nur  baju 
fuhren  fann,  baß  9?eröenfcbwdd)e,  Verhärtungen  ber  ©efröSbrüfen 
u.  f.  w.  ftcfy  bilben.  Üftan  fdjone  bemnaefy  l)ier  bie  tenffyett  als 
einen  notl;wenbigen  (Entwicf lungSsujknb ;  audj  baS  von  $ippo* 
frateS  bereite  angeratene  Mittel  ber  zeitigen  23erbeiratbung  fann 
nur  t>ann  juldfft'g  erfldrt  werben,  wenn  berÄper  bereits  feiner 
völligen  (Entwicflung  wentgflenS  nabe  gefommen,  ober  biefeS  ber 
einige  SBeg  ijt,  ber  ©efynfucfyt  einer  jtetS  angeregten  §3l)antafte, 
ober  ben  unnatürlichen  AuSfdjweifungen  ©rdnjen  §u  feigen.  — 
Sftur  bei  einer  befonbern  2Ctonie  ber  ÜRuSfelfafer,  übrigens  aber 
weber  bebeutenbem  gajfrifdjen  Suflanbe  nod)  fonjligen  innern  83crs 
bilbungen,  fann  jenes  bidtetifcfye  Söerfabren  bureb  ben  ©ebraud)  eines 
eifenbaltigen  SDftneralwafferS  (j.  33.  beS  sp^rmonter  ober  £)ribur; 
ger)  tum  Srinfen  unb  35aben,  bureb  ©ebrauefy  tton  gfojh  unb 
«Seebdbern,  bureb  ben  mäßigen  ©enuß  eines  guten  alten  SBeinS, 
unb  bie  bittern  Mittel  (@rtracte,  @bina,  ßifen  u.  f.  w.)  unterjlü^t, 
unb  fo  bie  äBieberfyerfiellung  ber  ©efunbfyeit  befcbleimtgt  werben. 

§.    223. 

|>attndcf iger ,  unb  folglid)  tätigeres  (Eingreifen  erforbernb, 
jugleid)  aber  aud>  befonberS  fyduftg,  ftnb  inbeß  biejenigen  Arten 


155 

ber  23(etc^fud)t,  welche  f)eruorgel)en  aus  bereits  entjranbenen  Ärant; 
Reiten  beS  Spm^Ijftj^em^  unb  einzelner  UnterleibSorgane.  Spkx  ifr 
eS  ganj  vorjüglid),  wo  bie  in  ^olge  vorgefaßter  Meinung  von 
t>orl)anbener  ©c&wäcfoe  gewofmlidt)  im  Uebermaaß  gereichten  toni; 
(eben  Mittel  ben  entfcfyiebenfien  9laä)it)tH  herbeiführen  muffen,  fo 
baß  wir  l)ieran  gleid)  anfänglich  bringenb  ju  erinnern  für  unums 
gdnglicf)  notfyig  gelten.  £>ie  ganje  S0?ad)t  dr§tltdt>er  Sßirffamfeit 
fei  bafyer  fyier  jundd^jt  gegen  jene  ber  abnormen  ©anguifteation 
unb  S3ilbungStj)dtigÜeit  jum  ©runbe  liegenben,  obwohl  hinwies 
berum  and)  wecfyfelfeitig  von  biefen  unterhaltenen  unb  r-erjtdrften 
ÄranffyeitSsufrdnbe  gerichtet,  unb  man  laffe  ftd;  triebt  abgalten, 
jur  S3efeitigung  berfelben  and)  önfcr)etnenb  fcr;wdct)enbe  ^etlme- 
tfjoben  in  2Cnwenbung  gu  bringen. 

§.  224. 
(Siner  ber  allgemeinen  ÄranfbeitSjuJldnbe  biefer  2Crt  ft'nb  aber 
bie  Abnormitäten  in  ber  SfydtigFeit  lömpljatifdjer  ©efdße,  oerbun^ 
ben  mit  2tnfcf> wellungen  unb  Degenerationen  ber  Jwmpfybrüfen; 
unb  wie  nun  bie  @rfal)rung  geigt,  baß  gerbet  t>or§ügltcr>  bie  S3e; 
freiung  beS  DarmtanalS  von  aufgekauftem  ©d)Ietm  unb  SSerfydr? 
tungen,  bie  23ermel)rung  einer  gletdjmdßigen  ©ecretion  an  ber 
innern  ^lacfye  beffelben  (als  antagonifitfcfyer  ^eij)  unb  bie  S3efor- 
berung  ber  2ttmpl)bewegung ,  üerbunben  mit  regelmäßiger  Sfydtig; 
feit  beS  ^auts,  Vieren*  unb  SungenorganS  wofyltfydtig  wirfen 
fonne,  fo  wirb  eS  nun  and)  ^Pflidjt,  bie  auflofenben  unb  abfur)- 
renben  SRtttel  (üorjüglicl)  bte  SRittelfalje ,  bie  grüfylingScuren  mit 
ausgepreßten  Ärduterfdften,  baS  Sfcljeum,  bie  Radix  Jalapae,  bie 
Fol.  Sennae,  ben  ÄarlSbaber  unb  ganj  vorjüglicb  ben  (Imfer 
^Brunnen,  bie  feifenartigen  (Srtracte,  Fd  tauri,  Sapo  venet.  u.  f.  w.) 
ben  Umfrdnben  gemäß  anjuorbnen,  unb  bamit  nötigenfalls  bie 
3Cntimonialien,  ben  ©ebrauefy  ber  ©eifenbdber,  ber  grictionen  beS 
Unterleibes  51t  üerbinben.  —  ©inb  SBurmer  üorfyanben,  fo  wirb 
man  jwar  bie  Entfernung  berfelben  burd)  Antljelmintijica  nid;t 
oerabfdumen,  üorjüglic^  jebocfy  auf  bie  SSefeitigung  beS  Status 
pituitosus  als  ber  eigentlichen  £luelle  berfelben  Stötffidjt  nehmen. 
Eben  fo  verlangen  ferner  SSIutflüffe,  ©d)leimflüffe,  intermittirenbe 
lieber  u.  f.  w. ,  fobalb  man  fte  als  Urfad>en  ber  33letd)fud)t 
ernennt,  bie  iljnen  angemeffene  S5el)anblung ,  unb  erjr  wenn 
biefer  Anzeige  ©enüge  gefcfyefyen  iji,  unb  ber  bleicfyfücfytige  Site 
jianb  als  felbjijidnbige  ÄranffyeitSform  jurücf bleibt,  wirb  eS  3eit 
fein,  bie  (Snbe  beS  §.  222.  erwähnten  Mittel  in  2(nwem 
bung  su   Jtefya,    inbem   jugleicr)   eine   bte  Steprobuctton  untere 


156 

jiüfcenbe  ©tat  unb  fonjfige  jraecfmd^igc  ßebenSweife  vorgefcfyrie; 
ben  wttt». 

§.  225. 
inwiefern  übrigens,  wenn  tue  S5(ctd>fud[)t  gfolge  d^nltdEjer 
primärer  Äranf&ettS&uiiänfce  ift,  bie  reprobuctive  £f)dtigFeit  ge* 
wofynlicr;  mefyr  getrottet,  unb  ber  Äorper  in  jeber  #tnjtc&t  mefyr 
gefdjwdcfyt  t|r,  als  in  ben  §.  222.  betrachteten  fallen,  fo  wirb 
eS  aud>  tyäuftg  notfywenbig ,  bie  tonifd)en  SRittcl  felbjr  langer  unb 
in  ftdrfern  £)ofen  ju  gebrauten  Sftan  beobachtet  gerbet  bie 
föorfic|)t>  mit  ben  gelinben  Mitteln  (5. 35.  ben  leichtern  (£rtracten, 
al§  Extract.  Saponar.,  Trifol.  fibr.,  Cent,  minoris)  ben  Anfang 
5U  machen ,  bann  ju  ben  flarfern  (Extr.  Gcntianae,  Cortex  Peruv. 
vorjtiglid)  in  ^orm  beS  Ghininura  salphuricum  y  welcfyeS  bei  ber* 
gleichen  Sujtdnben  befonberS  wof)ltf)dtig  anjufpredjen  fdjeint)  über- 
$ugel)en,  unb  wenn  ber  ©armfanal  hierauf  vorbereitet  ijl,  baS 
Crifen  in  2tnwenbung  311  gießen,  von  welchem  man  entweber  bie 
Tinct.  Martis  cjdoniata  unter  einen  Toffel  SBein  ju  20  —  30 
Sropfen,  bie  Flor.  sal.  ammon.  martiales,  ober,  fobalb  bie  tenfe 
eS  »ertragt,  nod)  lieber  bie  Pulverform,  mit  Flaved.  Cort.  Aurant., 
Cort.  Cinnamomi  u.  bergl.  verbunben,  anroenbet.  Ueberfyaupt  ijt 
bei  2(norbnung  aller  biefer  bittet  jugleidf)  auf  ben  ©tanb  ber 
©enftbilität  S^ücFftd^t  $u  nehmen  5  bafyer  bei  pl)legmatifd)en  <5ubz 
jecten  bie  2(nwenbung  von  aromatifcben  2lufguffen  (ber  Hb.  Me- 
lissae,  Menth,  pip.  u.  f.  vo.),  fowie  baS  33erbinben  ber  rein  bittern 
Mittel  mit  geifrigen  Sincturcn  u.  f.  w.,  namentlich  bei  Neigung 
gu  durchfallen,  mit  bem  Cort.  Cascarillae,  hingegen  bei  fefyr  auf; 
geregter  ©enftbilitdt  bie  SSeimifdmng  antifpaSmobifcfyer  Mittel, 
unb,  oorjüglid)  bei  (SretfyiSmuS  beS  ©efdfjfvjtemS,  bie  2lnwcnbung 
mincralifcfyer  ©duren  (Acid.  Hallen ,  Elix.  Vitr.  Mjnsicbt.)  jwecfs 
md§ig  ijt.  21(3  inSbefonbre  nocr;  bei  33leicr;fucf)t  empfehlenswerte 
bittet  nennen  ßentomo  unb  S3rera  baS  fcfiwarje  SSraunfteuv: 
orpb  ju  3,j  bis  5jj  tdglid)  in  Pulverform,  gorme»  unb  £off= 
mann  bie  Sobine,  unb  ^ejjoni  baS  Sannin.  Sei  großer 
2£patl)ie  r)at  man  ferner  vom  ^oSpfyordtfyer,  ju  25  Sropfen  4mal 
täglich  gereicht,  nu|lid)en  Grfolg  gefefyen.  dnbticf)  ifl  aucr;  ntdt?t 
unerwähnt  §u  laffen,  bafj  nacl)  ben  ^Beobachtungen  von  ©cfydfs 
fer  *)  bie  Herba  Adianthi  aurei  (gewofynlicr;  tdglicr;  ju  einer 
©racfyme  im  £)ecoct  mit  Wüä)  gereicht)  ein  wirffameS  Mittel 
gegen  bie  SSletctyfucfyt  gu  fein  ftyemt,  befonberS  bann,  wenn  biefeS 


0  €>.  6a 3 per  mcbictnifdjc  SBoä>nftt>tft  1835.  9h\  19. 


15T 

Uebel,  wie  fo  f)duft'g,  mit  Verzögerung  ober  Unterbrütfung  ber 
Sttenjlruation  auftritt. 

§.  226. 
ferner  ijl  eS  5ur  oolligen  SBefeitigung  beS  d)lorotifc^en  3u* 
fianbeS  angemeffen,  fobalb  tbeilS  bie  oorauSgegangenen  Äranfbeis 
Un  befeitigt,  tbeilS  bie  reprobuctioen  Sbdtigfeiten  etwas  oollfommi 
ner  ^ergefiellt  finb,  auf  baS  Srfcbeinen  ber  -ättenßrualfunction 
gelinb  mit  binjuwirfen.  —  Stterfwürbig  ijr  eS  hierbei  ju  ft'nben, 
baß  in  biefer  $inft'cl)t  altere  unb  neuere  2Terjte  in  ber  Sßebanblung 
biefer  Äranfbett  faffc  ganj  auf  entgegengefefcten  SBegen  gingen, 
tnbem  bei  jenen  baS  *£>er)Men  ber  9)?fotfrruation ,  ober  in  Er- 
mangelung berfelben  bie  S3lutcntjtef)ungen  '),  faß  eben  fo  \?t)v 
als  $auptfacbe  betrachtet  mürbe,  aB  oon  ben  feuern  im  £>urd> 
fcbnitte  baS  2tnwenben  fidrfenber  tylittel  an  i>k  ©pi&e  gefreit 
wirb;  ja  man  glaubte  fogar  jiemlicb  gewaltfame  5D?ittet,  um  bie 
#erfrellung  ber  Stafiruatton  §u  bewirfen,  erlaubt,  wobm  namens 
licr)  baS  S3erfabren|>amttton'S,  weites  @l)ambon  be  SJftons 
taur  anführt,  gebort,  £>iefer  ndmlicb,  als  er  eine  jroanjigjdbrtgc 
SBleicbfucbtige  beljanbeln  faßte,  beren  Stegein  feit  7  Monaten  ge* 
bemmt  waren,  voo  ber  3>ulS  fcbwacl;  unb  feiten,  bie  SSerbauung 
gebort  unb  bie  .Strafte  gefunfen  roaren,  glaubte  oon  ben  gewobn* 
lieben  innern  Mitteln  eine  §u  langfame  SBirFung  erwarten  ju 
muffen,  bagegen  oon  einem  meebanifeben  Mittel,  meines  ben 
S3lutlauf  mebr  gegen  bie  innern  ©enitalien  richtete,  eine  günjrige 
Umdnberung  hoffen  ju  bürfen.  üftaebbem  er  baber  ber  Äranfen 
eine  2lbfübrung  gegeben,  legte  er  einSournifet  an  ben  ©c^enfel2) 
(obngefdbr  wie  bebufS  ber  Imputation),  comprimirte  bie  ©eben* 
Marterien  mäßig,  ließ  jugleid)  ein  2)ampfbab  an  i>k  ©enitatien 
leiten,  unb  fpdterbin  ein  ßarbiacum  reiben,  worauf  alSbalb  bk 
Siegeln  floffen.  —  Unter  ben  Umjitdnben  jeboeb,  welche  wir  ^>ter 
im  (Sinne  baben,  fonnen  folefoe  gewaltfame  Mittel  eben  fo  wenig 
als  jtetlüertretenbe  allgemeine  SBlutentjiebungen  jiattftnben,  fonbern 
eS  empfeblen  ff$  bier  bebufS  ber  S5eforberung  ber  SÄenjrruation 
nur  bie  geltnbern  Mittel,  als  gufbdber,  $albbdber,  weniger  bie 


1)  Sfjambon  be  SÜlontaur  (des  Maladies  des  filles.  T.  I.  p.  119.) 
fagt  ba|)er:  „La  premiere  Indication  est  de  diminuer  Ja  masse  du 
sang,  puisqu'il  y  a  une  plethore  reelle  dans  presque  tous  les  sujets 
attaques  de  la  Chlorose." 

2)  3C.  o.  0.  ©.  204.  2fud)  bei  einigen  Wten  fdjon  ft'nbet  ftd)  bat  SSinbtn 
ber  ßHieber  <d$  33ef6rberung3mittel  ber  SKenftruation  empfohlen. 


158 

£)ampfbdber  ber  ©cnitalien,  wollene  SBefleibung  ober  trotfene 
Srictionen  ber  Untergeber,  (Einreiben  üon  Tinct.  Cantharid.  an 
bie  ^ufjfofylen,  allenfalls  bei  ftd)  geigenben  Gongejiionen  nadE) 
anbern  Organen,  ^Blutegel  an  t>a$  ^Perindum  ober  einige  blanbe 
Abführungen. 

§.  227. 
ßeibet  bagegen  bie  2lfft'milation  unb  33lutbereitung  in  §olge 
oon  Jäinbernifien ,  welche  bem  $inwirfen  allgemeiner  reprobuetioer 
S^dttgfett  auf  i>aä  ©efdjlecfytSfyjrem  ft'cb  entgegenftellen ,  wetcfyeS 
erfannt  wirb,  inbem  fyier  bie  Siegeln  gewolmlicr;  früher  bereite  er* 
fd)ienen  waren,  ober  Sßerbtlbungen  in  ben  ©efctylecfytSorganen  üor* 
fyanben  ffnb,  bann  tritt  üorjuglic^)  bie  oben  gelehrte  33el)anblung 
oerjogerter,  gdn§licl)  mangelnber  ober  gehemmter  Sftenjlrualfunction 
ein.  SMeS  ftnb  bafyer  oorjüglicl)  bie  %äUe,  wo  in  fjolge  einer 
üerfydltnißmdßig  ju  betrdcfytlicb  geworbenen  ©dftemaffe  SSlutent* 
§iel)ungen  unb  anbere  ©dfteentleerungen  burd)  t>ermel)rte  SDarm* 
fecretionen  befonbern  üftu&en  gewahren,  ?urj  wo  bie  altere  33e= 
fyanblungSweife  biefer  Äranffyeit  (§.  226.)  üorjüglicb  angezeigt  ijt. 
2)afü  ferner,  wo  fold>e  SSerbtlbungen  in  ©efd)lecbt3organen  (beren 
genauere  UnterfudEjung  bafyer  unerldflidE)  bleibt)  ftc^>  oorfmben, 
welche,  wie  j.  SS.  3ltreften,  eine  operatioe  *£>ülfe  gulaffen,  biefe 
alfobalb  werbe  jrattfmben  muffen,  i>a$  ferner  eine  wol)lgeorbnete, 
mel)r  oegetabitifcfye  £>idt,  oerbunben  mit  SBdbern,  (befonberS  fjlufjh 
ober  ©eebdbern,  Stfincralbabern,  welche  fotjlenfaureö  ©a§  unb 
©fen  enthalten),  angemeffener  Bewegung  in  freier  Suft  (wol)in 
inSbefonbre  and)  ba$  leiten  unb  gal;ren  §u  rechnen  ifl)  u.  f.  w. 
üorjüglid)  mit  benu^t  werben  fonne,  um  foldje  oft  fcorbutifdje 
ßntmifebungen  ber  ©dftemaffe  ju  fyeben ,  ergiebt  ffeft  üon  felbjf. 
Söeiter  oerbient  aber  hierbei  aucl)  bie  eigentliche  ©efdjlecbtäfunction 
SBerücfftcfytigung,  inbem  $.  35.  wo  ber  bleicbfücfytige  3uflanb  fiel) 
einfmbet,  entweber  wegen  eineS  ber  allgemeinen  ÄörperentwicHung 
nad)  nid)t  fyinldnglicl;  aufgeregten  <3erualft)ftem6,  ober  in  ^olge 
be3  entzogenen  ©efcblecbtgreijeS,  §.  S5.  bei  jungen  SBittwen,  aller* 
bingS  bie  SSerbeiratljung  eben  fo  wefentlicb  jur  S5efeitigung 
ber  Äranffyeit  bettragen  fann,  als,  wo  bie  S3leid)fud)t  in  $o\Qt 
be3  übermäßigen  ober  unnatürlichen  ©efcblccfytSreijeS  fiel)  entwickelte, 
bie  SBefcfyrdnfung  beffelben.  —  SBelcfye  befonbere  SBefyanblung 
ferner  einzelne  ©»mfctome  biefer  Äranfl)eit  juweilen  erforbern 
fonnen,  baß  g.  33.  Neigung  jur  ©dureerjeugung  bie  2lnwenbung 
abforbirenber  unb  aromatifcl)  bitterer  Mittel,  ba3  (Srfcrjeinen  feros 
fulofer  ©efcfywüre,  fowie  ber  $autau3fcr;ldge  eine  »orftcfyttge  nidpt 


159 

auf  ju  plokltcbe  Unterbrücfrmg  gerichtete  ©efyanblimg  nötbig  macbe, 
lafüt  ftcr)  fo  Tetc^t  au£  ben  Siegeln  ber  allgemeinen  2l;erapie  foU 
gern,  bafj  auSfüftrltc^e  Erörterungen  hierüber  unnötig  fcbeinen. 

tfnmerf  ung.  Einige  ntd^t  unintereffante  Sonographien  über 
biefe  Äranffyeit  noch  anjufübren  galten  wir  nicfyt  für  überflüfftg; 
^ierl;in  gef)6rcn:  A.  C.  Gerber,  Diss.  de  Chlorosi;  Berol.  1818. 
unb  J.  E.  G.  Kummer,  Diss.  Chloroseos  pathologiam  et  therapinm 
sistens;   Lips.  1823. 

§.    228. 

Eigentlich  würben  nun  an  biefcm  £)rte  aucf)  bte  übrigen,  \>em 
weiblichen  ©efcbledjt  in  ber  $)eriobe  ber  ^PubertdtSentwtcflung  wi* 
jüglid}  gefährlichen  9?eprobuction§!ranf{)eiten ,  namentlich  bie  olme 
Eiterung  erfolgenben  langfamen  2lu^el)rungen  fowol)l,  at$  bie  mit 
Eiterer^eugung  oerbunbenen  <5cr)winbfud)ten,  aufzuführen  fein;  m 
befj  ba  biefe  .StranffyeitSformen  im  Sffiefentlicfjen  auf  gleiche  SBeife 
.ouc^.bem  männlichen  ©efd)lccf)t  eigen  ft'nb,  and)  ntd?t  ju  fagen 
tft,  bafj  bie  33el)anblung  berfelben  in  bem  einen  ©efcfylecbte  auf 
irgenb  ocrfdnebenen  Regeln  al§  in  bem  anbem  beruhe,  fo  muß 
i>m  $lane  biefeS  SBerfeö  gemäß  ifjre  wettere  ^Betrachtung  über= 
gangen  werben,  unb  wir  wenben  un6  bafyer  t>telmet)r  gu  ben: 


SSevftimmungen  ber  animalen  Functionen  tt>dl;renb   ter 
^ubertätSentrmcfluncj. 

§.    229. 

SDbwofyl  ndmlicb  and)  biefe  Sufdtte  bem  weiblichen  ©efcljlecbt 
weniger  auSfcfyliefjenb  angeboren,  als  etwa  bie  S3leid)fud)t  ober 
bie  ftifykx  ber  SKenjftualfunction,  fo  finb  bod)  bie  formen  berfelben 
jum  Sfyeil  fo  auffallenb,  unb  oft  an  ba§  SBunberbare  grdnjenb, 
jum  Sfyeil  werben  fie  and)  burcfj  i>a§  Eigentümliche  ber  pfydbu 
fdjen  üftatur  be3  SBeibeS  fo  fel)r  mobiftcirt,  ba§  wir  bte  Betrach- 
tung berfelben  um  fo  weniger  auSfcl;Iiefien  bürfen,  ta  fte  gumal 
and)  als  «Symptome  anberer  Äranfl?eiten  üorfommen ,  auf  aUt 
Sßeife  aber  bem  3lrjte  für  weibliche  Äranfljeiten  bie  genaue  Äenntntf? 
berfelben  nidjt  mangeln  barf,  bamit  er  burcb  bte  üfteubeit  biefer 
Erfcbeinungen  nicfyt  überragt,  unb  in  ber  ruhigen  Entwerfung 
feinet  $eilplan3  gebmbert  werbe*). 


*)  ©S  tft  fonberbar,   in  ben  neuern  Sefjrbücfyem  über  grauentrant^eiten 
biefe  mercmürbigen  3ufdUe  immer  übergangen  ju  finben,  obwohl  anbere 


160 

§.    230. 

Um  aber  juoorberf!  ba$  eigentümliche  vieler  bierbergeboriger 
Bufdlle  ntdpt  unnatürlich  ober  üielmebr  übernatürlich  §u  ftnben, 
muffen  wir  immer  red)t  flar  oor  2(ugen  behalten,  bafj  ber  menfcb' 
liebe  £)rgani£mu$  jwar  eine  ©nbeit,  aber  nicbt  ein  wabrbaft  in 
ftcb  befcbloffeneS ,  tm  ©runb  feiner  Gfrijienj  allein  in  ftc&  tragen^ 
be3  ©anje  fei,  baj?  er  oielmebr  ntdjt  einen  tfugenbltcl  gebaut 
werben  fann  auf?  er  ber  (Einwirfung  ber  tbn  t=mgebenben  Sftatur, 
oon  welcher  er  ftetS  burcbbrungen  ift,  welche  er  fietS  in  ftcb 
aufnimmt,  unb  in  welche  er  ftcb  ftetS  auflofr.  (Eben  au§  biefem 
©runbe  wirb  er  aucb  fal)ig,  ftd£>  im  ©anjen  unb  baS  ©anje  in 
fid()  ju  füllen,  fo  baf?,  je  garter  feine  dmpfdnglicbfett,  fein  Sßa^rs 
nehmen  wirb,  aucb  um  fo  mebr  fein  Grmpftnben  duperer  33er* 
dnberungen  fiel)  auSbelmt,  unb  gwar  in  eine  SBeite,  für  beren 
SSegrdnjung  wir  burcbauS  fein  unoerrücfbareS  Wlaa$  b<*ben,  fo 
bafj  eS  als  eitle  tfnmajj ung  erfct)eint,  wenn  irgenb  ein  $Pb#'ofocj  l)ter 
eine  ©dule  mit  einem  non  plus  ultra  aufjuriebten  gebenft,  benn 
nur  wa$  ben  23emunftgefe£en  wiberftreiter,  ift  unmoglid). — 
Äann  ftd>  benn  etwa  ein  Slftenfcb,  auf  beffen  gefunben  itorper 
bie  Umjrimmungen  ber  2ftmofpbdre,  ber  SÜBitterung,  feinen  merfs 
lieben  ©nbruef  macben,  ftnnltcb  überzeugen,  wie  e6  moglicb  fei, 
bafj  ein  2lnberer,  beffen  ©enft'btlttdt  in  erbosterem  Suffanbe  ffrty 
beftnbet,  biefe  SSerdnberungen ,  noeb  et)e  ffe  wirflieb  erfolgt  ftnb, 
febon  wabrnimmt?  unb  ifl  ba$  Severe  bttyalb  etwa  weniger  in 

25$at)xt)ät  bn  $<***?  — 

§.    231. 

(£§  ift  aber  ferner  ju  bebenfen,  baß  noeb  ein  Unterfcbieb  be* 
aebtet  werben  muffe  jwifeben  ber  (Srfcbeinung  ber  £>inge  unb  ibrem 
innersten  SBefen,  b.  i.  ibrer  innern  bie  Sorm  ber  (Srfcbeinung  bes 
bingenben  Sbee.  9?un  ftnb  aber  bie  (Sinne  bem  (Srfaffen  ber  Gfr- 
febeinung  allein  bejfimmt,  feineSwegS  aber  wirb  e3  babureb  au§* 
gefcbloffen,  bafj  bie  Sbee  be$  £>rgant3mu3  niebt  unmittelbar  afft= 
cirt  werben  fonne  bureb  bie  SSerbdltniffe  unb  SSerdnberungen  an= 
berer  mit  ibm  in  einem  unermeßltcben  SBeltaH  eingeborner  ^ztxt, 
ja  &  iji  notbwenbig,  baß  ber  Sbeil  (unb  ein  £)rganiSmu§  ifr 
ftetS  nur  ein  foleber)  afft'cirt  werben  muffe,  oon  ben  Umftim* 
mungen  be§  ©anjen,  ju  welchem  er  gebort,  unb  jwar  unmittel^ 
bar,   unb  auf  gleite  SBeife,   wie  baS  Ztbm  unb  ©efübl  eines 

©Triften  (j.  35.  £enfe  »ort  ben  (SntnricfUmgen  be§  menfd)lidjen  Dr* 
gani3mu§)  ft'e  atö  franf^afte,  tn$befonbte  bem  rcei&ticben  Organismus 
eigene  ©ntttucKungSäujtänbe  mit  aufgeführt  Ratten. 


161 

einzelnen  SDrganeS  im  Äorper  ft'cb  dnbert,  jenacbbem  in  anbem 
Organen,  unb  folglicb  (ba  ein  Styeil  ntdfjt  umgewanbelt  werben 
fann,  ofyne  in  gewiffer  ^inftct)t  ba$  ©anje  mit  ju  dnbern) 
aud)  im  ©an§en  wefentlidje  ttmfftmmungen  jfattgefunben  baben. 
2)iefe3  unmittelbare  SBabrnebmen  ber  SSerwanblimgen  im  ße* 
ben  anberer  SBefcn  ift  aber  um  fo  notwendiger,  je  mefyr  ber 
SDrganiSmuS  integrirenber  Sbeil  ber  allgemeinen  Statur  ifi;  fo 
feben  wir  benn,  baf?  ba3  Snfect,  welcbeS  nie  ben  SBinter  erlebte, 
bod)  feine  ©ier  gegen  bie  Aalte  bejfelben  ju  bergen  weif,  fo 
wirb  ber  gifd)  ober  23ogel  auf  feinen  Weiten  Sßanberungen  nacr; 
bem  ü)m  geffeeften  Siele  gebogen,  obwohl  er  e3  weber  feben,  noeb 
riechen,  nocl)  füllen  fann,  fo  oermeibet  bk  geblenbete  $lebermau3 
baä  aufgefpannte  9le£,  fo  empfmben  fo  oiele  Spiere  beoorfreljenbe 
SBitterungSdnbemngen,  (Srbbeben  u.  f.  w.  —  lauter  GJrfdjeinun; 
gen,  beren  SBerjfdnbnif?  fid)  un§  balb  flar  eröffnen  wirb,  fobalb 
wir  $u  einer  red)t  tebenbigen  2lnfd)auung  ber  üftatur  in  ber 
(Einheit  un§  ergeben  fonnen,  weld;eS  inbefj  bie  ©eele  in  il;ren 
eigenen  liefen  erfaffen  muf ,  welches  il)r  üon  außen  nid)t  bevok- 
fen  werben  fann,  unb  welches  baber  Ul  benen,  welchen  biefe  2Cn- 
ftrf)ten  nocl)  niebt  eigen  geworben  waren,  2tnlafj  gab,  entweber 
foldje  @rfcl)einungen  lieber  gerabeju  §u  leugnen,  ober  ft'd)  mit  %ty 
potbetifeben  (Sinnesarten  ju  einer  febwacben  ©rfldrung  ju  oerbeU 
fen,  gegen  welche  uns  bod;  fogar  bie  eigentlicb  nur  bilblicben 
£)arffeuungen  jener  allgemeinen  SSerbinbungen,  wobin  5D?e3mer'3 
Stetfyerffromungen  gehören,  immer  noeb  vorzüglicher  fd;einen. 

§.  232. 
$lad)  biefen  allgemeinen  23orbemerfungen  wenben  wir  uns 
nun  p  ndberer  ^Betrachtung  ber  ber  9)ubertdtäentwicflung  §uge= 
borigen  ungewöbnlicben  unb  abnormen  Sufdlle  ber  antmalen  &§& 
tigfeiten  im  wetblicben  SDrganiSmuS,  unb  muffen  poorberff,  vok 
benn  alle  animale  Sbdtigfeit  biefen  beiben  9ttd)tungen  folgt,  jwi= 
feben  abnormen  (Smpftnbungen  unb  abnormen  ©egenwirfungen 
unterfebeiben.  SSeibe  Gattungen  ft'nb  inbef?  in  ber  üftatur  !eu 
neSwegS  fo  febarf  getrennt,  ba$  nid)t  oielmefyr  gerabe  bie  meiffen 
befonbern  Äranfb  einfalle  nacb  bem  SSorberr  feben  ber  einen  ober 
anbem  Abnormität  clafftftctrt  werben  müßten,  unb.  wenn  wir  ba- 
fyer  Krämpfe  unb  ßdfymungen  einerfeitS,  unb  erbebte  ober 
gefunfene  (Smpftnblicbfeit  anbrerfeitS,  allerbingS  gleid)  eigent- 
lieben  ©runbformen  ju  betrachten  l;aben,  fo  geben  boer)  bie  »er- 
fdjtebenen  Unterarten  berfelben  nebff  ibren  oielfacben  Kombination 
nen  ins  Unenblicbe ,  fo  baj$  wir  uns  begnügen  muffen ,  nur  t>on 

©pnaforogie.   I.  Zt).    Stt  2CufI.  11 


162 

bcn  großem  Ävanf&ritSgruppen  eine  allgemeine  Ctyarafterijftf  gu 
entwerfen. 

§.    233. 

Unterfucben  wir  nun  gundcfyft  t>ie  in  biefer  $)eriobe  bes>  weifc 
liefen  fiebene»  oorFommenben  ©törungen  be3  @mpft'nbungSüerm6= 
gen§,  fo  fyaben  wir  wieber  bie  Franfbaften  (Er  f Meinungen  beS  innern 
©inneS,  in  welcbem  ba§  eigentliche  Seelenleben  ft'cfy  austriebt, 
unb  be3  äußern  ©inneS  ju  unterfcfyeiben.  3u  benen  ber  erflem 
2lrt  geboren :  a)  bie  Ueberfpannungen  be3  ©elbftgefübB 
im  roacben  3uftanbe,  rcelebe,  je  naebbem  ftcb  baä  ©emütb 
ber  Äranfen  babei  auf  bie  äußern  menfcbltcben  33erl)dltniffe ,  ober 
auf  innere  geiftige  unb  retigiofe  ©egenftdnbe  rietet,  jur  ©ud)t 
bewunbert  ju  werben  (fei  e3  aueb  nur  wegen  (Srtragung 
melleicfyt  abffd)tlicb  gefefc  offener  Reiben),  ober  jur  gtontajteret,  ©preefc 
fuebt,  3Ser6fuc!)t  unb  SRuftffudjt ,  ober  enblid)  jur  religiofen 
©cbwdrmerei  fttbrt;  b)  bie  Ueberfpannung  bcs>  ©elbfb 
gefügig  im  ©eblafe,  aU  ©cfylafrcbnerei  unb  ©cf)lafs 
wanbeln,  fowie  bie  Ueberwdltigung  be3  ©etbjtgefufylS,  al6  %lp- 
brücfen  (Incubus);  c)  bie  gdn§ltd)en  2lbfpannungen  be3 
©elbftgefübB,  att  SDbnmacbt,  2Cpaibie  unb  i  wirf  lieber 
SBlobfinn.  —  3u  ben  Abnormitäten  be§  äußern  ©inneS  gebo* 
ren:  a)  bie  unoerbdltniß mdßig  ftarfe  Erregung  ber 
©inne^wabrnebmung  bureb  gcwobnlicbe  äußere  (Sin* 
flüffe,  unb  fytertyer  reebnen  wir  tl)eilS  ortlicbe  ©cbmerjen,  wo 
ein  SDrgan  oermoge  gesteigerter  Gnnpft'nbltcbfeit  bie  früher  il;m 
natürlicben  Steige  (feien  e§  nun  abfolut  ober  nur  relötio  äußere, 
$.  $3.  ßinwirfung  benaebbarter  Organe)  als  febmerjerregenb  wabr^ 
nimmt,  ttyettö  SSeftimmungen  be3  SßitlenS  bureb  ben  ju  flarü 
empfunbenen  -SRetj,  alfo  bie  9?acbabmung3fucbt.  b)  £>ie  (Erres 
gung  ber  ©inneäajabrnebmung  auf  ungewöhnlichem 
SBege,  bie  fogenannten  ©inneSoerfe^ungen ,  als>  baS  fogenannte 
©eben  bureb  bie  Sftagcngegenb ,  ober  ^)6ren  auf  biefelbe  SSeife 
ober  bureb  bie  gtngetfptfcen  u.  f.  w.  —  c)  £> ie  SSSaljrne^ 
mung  äußerer  SSerfydltntffe,  welcbe  im  gewöhnlichen 
3uftanbe  gar  niebt  empfunben  werben,  unb  gwar  beS 
©cfyauenS  ober.  $üblen3  in  entfernte  £>rte  (Kböbbomantie) ,  ba$ 
Sßabrnebmen  beoorjtefyenber  £)inge,  entweber  nur  bureb  ein  bunfleS 
©efu^l  (2(bnung),  obec  mit  flarem  SSewußtfein  (SBeiffagung). 

§.    234. 

2ßir  fommen  nun  §u  i>m  ©törungen  be3  33ermogen§,  auf 
äußere  ©egenflanbe  biird?  SWuSfulartljdtigFett  ju  wirfen.    £terber 


163 

geboten:  a)  Sdbmu  ngen,  unb  jwar  entweber  mit  ubrtggebtte- 
bener  Senftbilitdt  in  Dem  gelähmten  ©liebe,  ober  mit  aufgehobe* 
nem  (EmpftnbungSüermogen  (torpibe  ^aratyfe).  b)  Gfrftarrung, 
unb  §war  mit  üoutommener  Unbeweglichst  ber  ©lieber,  Starr* 
frampf  (Tetanus)  mit  feinen  Unterarten  (Trisraus,  Opisthotonus 
etc.),  ober  mit  wdcbfener  SBiegfamfeit  berfelben  (Catalepsis) ,  wo 
ft'e  jebe  gegebene  Stellung  behalten-  c)  ^eftig  aufgeregte 
unwtllfürltcbe  SftuSfelbewegung,  Sucfungen,  flonifcbc 
Krämpfe,  (Spilepffe,  SBeitStanj  u.  f.  w.  —  Crnblicb  aber  galten 
wir  biefeS  audj  für  ben  angemeffenjren  £)rt,  einiger  fonberbaren 
im  t>egetatwen  £eben  ftcb  dufüernben  Abnormitäten  §u  gebenfen, 
welche  wir  gleichfalls  t-orjuglicb  üon  franfbaften  (Sinwtrfungen 
beS  9toenft)fremS  ableiten  ju  bürfen  glauben,  unb  welche  in  ber 
ungewöhnlich  langen  SuSpenft'on  mehrerer  bem  Sehen  fonjr  um 
unterbrodben  notbwenbiger  Functionen  ftcb  barfMen,  wohin  ju 
rechnen:  a)  bie  lange  (Entbehrung  oon  SftabrungSmits 
teln,  womit  benn  aud)  bie  lange  Unterbrechung  naturti^ 
eher  Ausleerungen  jufammenbdngt;  b)  bie  lange  Unters 
breebung  beS  AtbembolenS;  unb  c)  bie  ungewöhnlichen 
Appetite. 

§.    235. 

(SS  ijt  nun  im  $olgenben  unfere  Abftcbt,  biefe  Äranfheitg; 
formen  noch,  im  ßinjelnen  burchjugehen,  ft'e  nach  ihrer  ©ntftehung 
unb  ihrem  SSorfommen,  fowie  nach  ber  2(rt  ihrer  (Erfcbeinungcn 
mit  ben  ©runbfd^en  ber  $Pbt)ftoIogie  moglichjt  in  Ueberetnftimmung 
§u  bringen,  ju  beleuchten,  unb  bann  üon  ben  Mitteln  §u  hanbeln, 
welche,  inwiefern  ffe  baS  9toenft)jtem  unmittelbar  in  Atrfprucb 
nehmen,  t-orjuglich  jur  SBebanblung  berfelben  empfohlen  ju  wer= 
ben  üerbienen,  inwiefern  nämlich  biefe  ÄranFbeitSerfcbeinungen 
felbji  ntcr)t  oielleicht  bloS  Symptome  anberweitiger  (Störungen  bar= 
jiellen;  als  welches  auS  ber  SSerbinbung  ober  vielmehr  Anreihung 
biefer  3ufdlle  an  anbere  primär  üorhanbene  (5.  33.  Störungen 
ber  Uttenjiruation  u.  f.  w.)  ftcb:  ergiebt,  unb  bann  wefentlich  nur 
bie  ä3el)anblung  jenes  primären  ßeibenS  forbert. 

§.    236. 

1)  Sie  Ueberfpannungen  beS  SelbflgefublS  im 
wachen  Sufranbe  betreffenb,  fo  ft'nb  ft'e  üorjüglich  bei  fcbwdcb* 
liefen  überreifen  Jungfrauen,  beren  ©eijieSentwicflung  bev  Hx- 
perlicben  weit  üorgeeilt  ijt,  p  bemerfen;  eS  ijr  hier,  als  ob  ber 
©eiji  auf  alle  SBeife  bie  (Schwache  unb  Unöollfommenbett  beS 
ßorperS  üerbeefen  wollte,  unb  gugleich  als  ob  ber  ©eifr  bä  ber  un* 

11* 


ttollfommncn  forderlichen  Drgantfation  gtctcl)fam  beö  feftcn  S3o- 
beng  in  ber  ftnnltcben  SGBclt  ermangelte,  unb  bafyer  üon  einer  ©r; 
[Meinung  leidet  lmüer&dltaifjmäfjtg ,  ja  big  $um  aufgeben  alter 
innern  greibett  angezogen  würbe.  3J?dbcf)en  biefer  2frt  jeiebnen 
ffd)  üorjüglicb  aug  burcl)  einen  garten  Körperbau,  feine  $autf 
fpred)enbe  ©eficfyt§$üge  unb  üorjüglid)  ein  äufjerft  lebenbtgeg  2(uge, 
fte  ft'nb  gu  $ieberbewegungen  unb  Unordnungen  in  ber  33erbauunggs 
funetton  geneigt,  fyaben  unruhigen  ©d)laf  unb  lebhafte  Srdume. 
35emerfen  biefe  Snbit-ibuen  nun  (unb  fte  fügten  eg  öermoge  i^rcr 
9?etjbarfeit  früher  unb  fldrfer,  alg  gemeinhin  geglaubt  wirb),  baß 
man  fte  ifyrer  um>ollfommnern  pbpftfc&en  2(ugbilbung  wegen  be* 
mitleibet,  baß  tfynen  be^^alb  wol)l  gar  weniger  2(nfprüd)e  auf 
fünftigeg  el)elid)eg  ©lue?  tfcrjrattet  werben,  fo  erwacht  il)re  dlUU 
feit,  fte  wollen  buref;  bie  gewaltfamflen  2Cnffrengungen  bie  %n- 
f^prüd>e  auf  £3eac|)tung  erzwingen ,  welche  ibnen  bie  Sftatur  'oerfagt 
ju  fyaben  fcfyemt,  unb  nur  attjuleidjt  gefdjiebt  bieg  bann  auf  Un* 
fojren  ber  2Bal)rl)eit,  ja  fte  f ebenen  bie  fyeftigjren  forderlichen 
©cr;mergen  niebt,  wenn  hamxt  bag  3iel,  2Cufmerf  famfett ,  ja  £3e= 
wunberung  §u  erregen,  erreicht  werben  fann;  baber  benn  bie  Satte, 
wo  ^erfonen  biefer  Zxt  vorgaben,  lange  Seit  ofyne  alle  üftabrunggs 
mittel  gu  leben ,  unb  allerbingg  babei  nur  febr  wenig  genoffen ')/ 
bie  Satte,  wo  anbere  ungewöhnliche  £)inge  erbietet  würben  (g.  33. 
üerjfellte  «Somnambulen,  ober  bag  ©cbwetgermdbcfyen,  welcfyeg  eine 
Gatter  im  ßeibe  gu  fyaben,  unb  burd)  bie  SSagina  mit  Wüd)  gu 
ernähren  üorgab),  ja  wo  t>k  9)erfonen  fogar  bie  fd)tnergl)afteflen 
^ranfljeiten  naebbilben,  unb  djtrurgtfdpe  Operationen  ntdjt  freuen, 
wie  ein  gatt  beweifet,  wo  ein  9ftdbd;en  ftd)  Äiefel  üerfd)iebener 
©rofie  in  bie  ^arnbtafe  einbrachte  unb  ftd)  ben  fcfymergfyaftejren 
(Srtractionen  ber  über  bie  Üftatur  biefer  £3lafenjreine  nicfyt  wenig 
üerwunberten  2Cergte  unterwarf2). 

©er  merfwürbigfie  $aU  biefer  2frt  tfi  jebod)  wol)l  unfrretttg 
ber  ber  SRadjel  £>erg.  (ßl.  f.  2luggüge  aug  ben  über  bie  $ranf= 
fyeiten  ber  9?ad)cl  £>erg  wdbrenb  ber  Safyre  1807  —  1826  geführ- 
ten Sagebüdjern;  mit  SBemerfungen  oon  D.  3-  ©•  $erl)olbt; 
a.  b.  ©an.  überf.  Äopenfyag.  1826.)  ©iefer  ^erfon,  welche  an 
mancherlei  l)t)jiertfc|ien  S5efd)werben  wirf  lieb;  litt,  würben  im  3- 
1819:  90,  im  3.-1820:  183,  im  3.  1821:  77,  im  3.  1822: 

2)  ©.  ©fianber  übet*  \>le  @ntitucflunggfranf  Reiten.    1.  SEty.  @.  188. 
2)  9Ran  lefe  tiefen  fefyr  merfttutrbigen  oon  «£>.  Ate  in  mitgeteilten  $ail 

in  $  atief  3afyrbt%rn  bei'  bcutfc&en  Sföebicm  unb  (SbJntrgie.  III.  SSb« 

2.  £ft. 


165 

32  9tdl;nabeln  au§  Trinen,  33einen,  Sörtijl  unb  SBuucf)  fyerauS; 
gefcfynitten,  aufierbem  veranlagten  fonberbare  Abgänge  von 
SÖaffer  unb  ßuft  au§  $arnbfafe  unb  SJJtotterfd&etbe  ju  unenblicb 
oft  angeheiltem  (Einlegen  be6  Äat^eterS  unb  anbern  l)öcj)ft  befd)wer= 
liefen  üJttaafäregeln ,  bt§  enblicl)  im  Safyre  1826  man  ftcf)  über- 
zeugte, ba£  alle  biefe  Nabeln  abfidtjtitdr)  oorfyer  eingefroren  roorben 
waren,  unb  überhaupt  fortwdfyrenb  bte  fte  bef)anbelnben  2Cerjte  auf 
bae>  2Cergfte  oon  ber  Äranfen  Untergängen  roorben  waren.  —  ©in 
ginger^eig  bei  folgen  ungewöhnlichen  ©rfcfjeinungcn  ja  immer  mit 
größter  ttmftcfyt  unb  SSorffc(;t  51t  beobachten  unb  ju  beurteilen !  — 
•  §.  237. 
#efitltcfe  Ueberfpannungen  hingegen,  wenn  babei  ba3  (Se= 
mütl)  auf  innere  ibeale  ©egenjfdnbe  geriebtet  ijr,  bringen,  obwohl 
ffe  urforünglid)  jiemlicfy  bei  benfelben  ©ubjeeten  unb  unter  dl;n= 
liefen  Söerfydltniffen  wie  bie  obgebacfytcn  entfielen,  bann  ganj 
anbere  (Srfcfyetnungen  fyeroor,  unter  -welken  oor^ügltcb  bie  religiofe 
(Schwärmerei  eine  eigene  unb  fyduft'g  oorfommenbe  $oxm  barftellt- 
9Jlan  bemerkt  fte  oorjüglicb  bei  SDfdbc&en,  treibe  bei  einer  mit 
unoerjtdnbticben  9?eligion3begriffen  überfüllten  sp&antafte  oon  irgenb 
einem  Unglücksfall  febwer  betroffen  werben,  ober  bei  anbern  Sn- 
bioibuen,  welche  bei  retsbarem  ©emuflf)  unb  einem  oielleicbt  früher 
weniger  als  redljt  um  göttliche  £)tnge  bekümmerten  ©tnne,  nun 
burd)  mpftifebe  ^rebiger  plö£licb  aufgefcfyrecFt  würben  *).  S^r 
ganjeS  Söefen  febeint  bann  bem  Srbifcben  entzogen,  eine  Siebe, 
bereu  Snbrunjt  an  ©efctylecbtSltebe  erinnert,  ijt  ben  ^eiligen  ober 
bem  ^etlanbe  jttgeroenbet,  unb  nur  bie  nähere  ©rwdgung,  bafj 
in  biefem  Sujtanbe  weber  «ftlarfyeit  unb  M)e,  nod)  oernunftge^ 
maße  2BiHen3freil;ctt  unb  SSefonnenfyett  obwaltet,  fann  gegen  ben 
leictrt  beftecfyenben  $eij,  ja  gegen  bie  unleugbare  geijrige  @r= 
Hebung  einer  fronen  ©cfywdrmerin ,  biefen  3uflanb  als  Eranfljaft 
barjtellen.  —  Mitunter  aber  richtet  ftcJ?  wol)l  aucr;  biefeS  SSejIreben 
auf  Äunjr  ber  Sprache  ober  ber  9J?uft'f,  fo  l;6rte  man  oon  foleben 
eraltirten  Äranfen  lange  (Sebidt)te  improoiftren  unb  mit  feurigem 
3lu3brucFe  vortragen,  man  fyorte  fte  mit  weit  fernerem  2Cu3brucF 
unb  metyr  Äunjt  auB  im  natürlichen  Sujranbe  fingen,  ja  Snftrus 
mente  fpielen  unb  ©»racben  reben  2) ,  barin  fte  fonjt  wenig  ge* 
übt  waren;   obwohl  biefeS  insgemein  frf?nell  oorübergefyenbe  3u= 

1)  <So  fal)  man  ja  nod)  in  unfern  3eiten,  burefy  tim  befannte  <3dm>är= 
merin  angeregt,  junge  SJläbdjen  bem  4?aufe  '&«1'  ©ttevn  entweichend 
unb  fid)  füt*  SBräute  (Sfyrijlt  etElämi. 

2)  SDfianber  a.  a.  S,  5Tf).  1.  ©.  94 


166 

fidnbe  ftnb,  unb  $um  Styetl  als  blofie  Symptome  mit  ber  ©ud)t 
nad)  Auszeichnung  ober  ber  religtofen  Schwärmerei,  ober  forper= 
liefen  Äranfljeiten  ftdt?  verbtnben. 

§.    238. 

SBir  lommen  nun  gu  ben  Abnormitäten,  welche  auf  ber  $lad)U 
feite  beS  Gebens  bei  weiblichen,  in  ber  CmtwicflungSperiobe  be* 
griffenen  Snbivibuen  nicfyt  feiten  bemerkt  werben,  unb  als  lieber- 
fpannungen  ober  SDppreffionen  beS  <5elbjigefül)lS  im 
Sujianbe  beS  ©cfylafS  oben  bejeidjnet  worben  ftnb.  —  2£llc 
tiefe  3uftanbe  aber  baben  etwas  befonberS  ©ebeimnifvolleS,  l)aben 
beSfyalb  §u  ben  fonberbarfien  Meinungen  33eranlafi  gegeben,  unb 
können  wol)l  überhaupt  nie  bem  erwachten  Steffen  in  allen  33e* 
äiebungen  fo  flar  unb  verjidnblid)  werben,  als  eS  baS  SBacfyen 
felbji  ifi,  eben  weil  baS  ftnnli#  23orbanbene  nur  burety  bie  Qtx> 
fatyrung  erfannt  wirb,  ber  «Schlaf  aber  mit  bem  in  ifym  befdjloffe; . 
neu  Greife  von  ßrfdjeinungen  eine  ju  fe|r  in  fiel)  begrdnjte  @pl)dre 
barjMt,  als  bafs  fte  vollkommen  in  ben  ÄreiS  ber  freien  23er= 
franbeStfydtigfeit,  bem  erfren  S3ebingnifü  ber  (Srfafyrung ,  eingeben 
tonnte;  bmwieberum  aber  berSDfenfeb,  wenn  er  in  bie  ©vfydre  beS 
©cfylafS  unb  ber  Srdume  eingegangen  ifi,  ju  wenig  ftmfytit  unb 
Älarljeit  fyat  (eben  weil  feine  l)ier  erregten  Suftdnbe  felbji  freies 
©viel  ber  $l)antafte  ftnb)  um,  fo  lange  er  in  berfelben  befangen 
tji,  ber  wtjfenfcbaftlicljen' ©rfa^rung  fdl)ig  ju  fein. 

§.    239. 

(Sueben  wir  beffenungeacfytet  tiefer  in  biefe  ©egenjrdnbe  eins 
zubringen,  fo  fann  bieS  nur  gefebeben,  inbem  wir  bebenfen,  bajj 
überhaupt  nic^t  baS  2Bad;en,  fonbern  ber  ©cf)laf  ber  urfvrüng; 
liebe  3ujianb  beS  menfcblicfyen  Organismus  fei,  ba$  im  ©cf)laf 
bie  Snbivibualitdt  immer  wieber  bem  großen  ©anjen,  aus  wel; 
cljem  fte  hervorgetreten,  ndfyer  gebracht,  mel)r  von  biefem  ©an§en 
burcfybrungen  werbe,  als  in  ber  jhrrern  ©elbftjrdnbigfeit  beS  wa* 
eben  SuftanbeS  möglich  ifi.  «So  ft'nben  wir  benn  im  tiefen  <Scl)lafe 
bie  ber  ©inneSwelt  jugefefyrte  SBirfung  ber  ©eele  gleicfyfam  auf; 
gelojl  in  bem  ©anjen  ber  Sftatur,  unb  baS  ©efübl  beS  tnbivi; 
buellen  £)afeinS  überhaupt  aufgehoben,  allein  im  leichteren  «Schlafe 
fann  aueb  baS  ©efubl  beS  £>afeinS  bejiefyen,  eS  bejieljt  jeboeb 
bann  auf  anbereSBeife,  ndmlicl)  weber  beengt  von  ben  ©cfyranfen 
ber  B^t  nocl?  beS  SvaumeS,  in  wunberlicfyer  Ungebunbenbeit;  furj 
ber  £  räum  fyebt  an.  —  Sji  inbejj  ber  Sraum  fo  lebenbig,  ba# 
er  felbji  über  willfürlicfye  3teactionen  feine  $errfcbaft  verbreitet,  fo 
erzeugt  ftd>  eine  wtbernaturlicfje  SSerbinbung  von  Sag;  unb  $la$U 


16T 

feite,  ein  Schlafwagen  (fcfyon  ber  äBiberfprud;  in  biefem  SBorte 
bejetcfynet  bae>  Äranffyafte) ,  unb  eS  tritt  Ijierbei  nun  ein  Doppelter 
%aü  ein,  ndmtid)  entweber  entfpricbt  Sraum  unb  SBirffamfeit  be3 
©cfylafenben  ben  äußern  33erl)dttniffen  ober  nid)t  £)a£  erjrere 
geigt  fiel)  in  oorjuglid)  bol)em  ©rabe  im  ©cfylafwanbeln 
(Somnambulismus),  wo  ©cfylafenbe  bekanntlich  ba3  leifefre  ©efu^l,. 
ja  meljr  afö  biefeS,  einen  gewiffen  Snjtinct  »erraten,  welcher  fte 
in  oielerlei  fingen  ffcfy  orientiren,  unb  in  ben  gefährlichen  ©teilen 
ft'cfo  erhalten  unb  fortbewegen  lefyrt,  unb  welcher  eben  au3  Um 
weniger  bewußten  SBcrftnfcn  ber  Snbimbualttdt  in  ben  großen 
9?aturfrei3  üerffdnblid)  wirb  (f.  §.  231.)  —  £)iefe3  ©eblafwan; 
beln  aber  ft'nbet  ft'cb  oorsüglidj  bd  fet)r  fanguinifdjen  SDWbcben 
unb  oorjüglid)  wenn  bie  UnterteibSorgane  in  ntcr)t  ganj  naturge= 
mdßem  3ujranbe  ft'nb,  bei  aufgetriebenen  £mnpl)brufen ,  SSerfcblet^ 
mungen  bes>  £)armf  analS ,  Sßürmern  u.  f.  w.,  weld)ee>  bartl)uu 
fann,  baß  allerbingS  ba6  ©angüenfpftem ,  wenn  wir  auef)  barin 
feineSwegS  ben  alleinigen  ©runb  biefer  S3cr|!immungen  fiteren 
mögen,  bodf)  wichtigen  2(ntl)eit  an  benfelbett  nehmen  muffe.  — 
£5aß  übrigens  auch  ber  ßinfluß  be§  SttonbeS  auf  Erregung  biefer 
Sujidnbe  bebeutenb  fei,  ift  befannt,  unb  baß  biefer  Einfluß  gerabe 
bdm  weiblichen  ©efcfyledjt  wegen  ber  ©inwirf ung  beffelben  auf 
bie  Sttenjfruation  (§.  120.  u.  f.)  bebeutenber  fein  fonne,  mir  feljr 
wafyrfcfyeintid). 

§.  240. 
£)te  ©cfyla  fr  ebnerei  betreffenb,  fo  ijf  biefelbe  offenbar 
fct)on  meljr  bem  bloßen  Sraume  genähert  unb  beäfjalb  aud)  mtb 
jrenS  ben  ndcfyjfen  äußern  23erl)dltniffen  weniger  entfprecfyenb,  fo^ 
mit  t)k  Äags  unb  S^acljtfeite  weniger  untereinanbermengenb,  unb 
folglich  weniger  unnatürlich,  übrigens  ft'nb  bie  S5ebingungen,  unter 
welchen  fte  entfielt,  §iemlid)  biefelben.  —  dagegen  fyabtn  wir 
nocl)  biefe  (Erlernungen  beS  SraumtebcnS  in  anberer  ^inft'cfyt  §u 
betrachten,  ndmlid?  inwiefern  fte  felbji  burd;  äußere  (Sinwirfungen, 
ober  bureb  befonbere  franfbafte  Stimmungen  beS  letbltd^en  £>r- 
ganiSmuS  (welche  immer  für  bie  ^Pbantafte  ein  2(eußerlicr;e§  ft'nb) 
bejtimmt,  unb  bie  §reil)eit  be3  $l)antaftefptelS ,  ba$  reine  2Cufc 
lofen  in  einen  großem  SftaturfreiS  beetntrddjtigt  wirb,  $terber 
geboren  nun  fd?on  bie  dngfitidjen,  erfn^enben  ober  ermattenben 
Srdume,  welche  oon  fcfywerer,  ungefunber  ober  mit  ftarf  riecben= 
ben  Singen  gefcfywdngerter  Simmerluft,  nad?  fdjweren  (Steifen 
u.  f.  w.  erregt  werben;  oorjüglid)  aber  ge|6rt  ^terfjer  bae>  foge; 
nannte  2npbrüd!en,  welches  bei  oollblütigen ,  in  ber  (Entwich 


168 

lung£periobe  begriffenen  weiblichen  ©ubjeeten  nicfyt  feiten  vor* 
fommt,  unb  mir  im  äöefenttidjen  barin  ju  befielen  fd&emt,  ba£ 
burefy  inbdufung  etneg  nicfyt  hinlänglich  orpbirtcn  33lute3  in  ben 
©efdfjien  ber  grof  en  Gentralnerttenmaften  bie  SßirlfamFeit  be3  S^er- 
t>enft)ftemS  mtft  noety,  als  ft'e  eS  im  ©c^lafe  fein  fotl,  gehemmt 
wirb,  §ule£t  felbjr  bie  9?efpirationSberoegung  §u  unterhalten  »er; 
fagt1),  «nb  ba3  ©efül)l  einer  ferneren,  auf  bie  S5ruft  gelegten 
Saft  erzeugt,  wobei  felbjr,  wenn  burcl)  biefen  ©ctjmerj  ba$  Ott? 
wachen  enblicb  herbeigeführt  wirb,  bie  aEgemeine  ßdfymung,  ber 
gleicbfam  afp^ftifebe  3ujianb,  ntcfyt  e&er  nacbläjjt,  bis  eS  ber 
angefrrengten  2Billen3ricf)tung  be$  Äranfen  gelungen  ijl,  laut  auf- 
gufebreien,  b.  i.  bie  Sdfjmung  ber  gur  2Ctl)mung3bewegung  nötfyts 
gen  C!Jcu3feln  §u  überwältigen.  (§3  erfldrt  ft'cb  nun  febr  wofyl, 
warum  bie  einzelnen  anfalle  oorjüglicl)  naef)  Ueberlabungen  beS 
9ttagen6,  nad)  feigen  ©etrdnfen,  bei  fcfywerer  ©ewitterluft u.  f.  w. 
erfolgen 2). 

§.  241. 
ferner  bie  3fbfpannung  beS  <3elbjigefül)l3  ift,  wo 
fie  in  ber  (SntwicflungSperiobe,  unb  gwar  niebt  etwa  bebingt  burdj 
anbere  jtranfbeiten ,  oorfommt,  gewolmlicl?  bie  golge  oo«raugge; 
gangener  Ueberfpannung ,  unb  §war  entweber  burrf>  eine  auf  §u 
geitige  Qmtwicflung  pft>d)ifcber  Ärdfte  gerichtete  (Srjiebung,  ober 
in  golge  pfypjtfd&er  Steigungen,  fowie  heftiger  (S5emutf)Serfdt)ütte= 
rungen  herbeigeführt,  ©ie  äußert  fiel)  am  gewöhnlichen  in  ber 
§orm  ber  2fyatl)ie,  bie  Äranfen  geigen  ein  gebunferteS  fcfylaffeS 
2Cnfeben,  ifjr  3luge  flarrt  geijHoS  gerabe  au3,  ft'e  ft'^en  wo|l  fiun= 
benlang,  olme  eine  beftimmte  wiüfürlicfy  geregelte  ©ebanfenreilje 
gu  »erfolgen,  $lid)t§  regt  if)re  Sl)eilnal)me  befonber§  an,  unb 
felbjr  bie  leiblichen  Verrichtungen  geljen  trage  unb  unoollfommen 
üon  <5tattm.  £)er  SSlöbfinn  felbjf  ifr  ber  bösere  ©rab  biefer 
2fyatr;ie,  unb  bie  ßrfebeinungen  bejfelben  bebürfen  jjftec  feiner 
nähern  S5efcl)reibung.  —  dagegen  wäre  nod)  oon  ben  gewol)nli# 
fcf>neß  oorübergeljenben  2(bfpannungen  be§  ©elbj?gefül)l3 ,  welche 
al3  leichte  ober  ftarfe  SDrmmacbt  (Lipothymia  unb  Syncope)  er* 
fc^etnen ,  gu  fprecfyen,  allein  biefe,  obwohl  ft'e  in  ben  (Sntwicf; 
lungeren  bduftg  genug  oorlommen,  ftnb  fo  gdnglicfy  bie  dupern 
©tymptome  förderlicher  ßranftyeit,  unb  üorgüglid)  oon  franf haften 


1)  äßie  fe^r  bie  3ftt)mungökwcgung  »om  £irn  abljdrtgt,  tyabcn  bie  @j:pe= 
rimente  »on  IBrobte,  8.e  ©alloiS  unb  2Cnbwt  hinlänglich  6ewiefcn. 

2)  ©.  »om  2Clj>  9teü'§  gk'beviefjvc   IV.  S5b.  §.  94  «•  f- 


169 

3ufidnben  be3  ©efdßfyfremS ,  "o<x$,  wenn  fte  aud?  juweilen  faf! 
allein  ba3  tonffein  bejeidmen  ')»  btcfclbcn  bod)  in  wiffenfcfyaft= 
lieber  #mjt<$t  eine  befonbere  S3etracbtung  ntd;t  gefhtten. 

§.  242. 
Üftun  $u  ben  Abnormitäten  tn  3Bal)rnel)mungen 
äußerer  ©egenjrdnbe,  wol)in  wir  juoorberjt  bie  erboste 
Sceijbarfeit  für  gewöhnliche  ©inneSeinbrücfe  rechnen  2).  — 
SBenn  aber  ber  regelmäßige  ©tanb  ffnnlicber  SBabrnefymung  afa 
bangt  üon  einer  gleichmäßigen  £)urcb;bringung  ber  Außenwelt  unb 
ber  Snbioibualitdt,  fo  ift  offenbar  eine  £U  große  Sceijbarfeit  ber 
©inne  gewiffermaßen  anjufefyen  alö  ein  Verlieren  an  ba§  Aeußere, 
womit  ba3  fhtfenweifc  Abnehmen  ber  ©elbjlfrdnbigfeit  unb  fraf-- 
tigen  ©egenwirfung  beim  3unel)men  ber  SceijbarFeit ,  enblid)  aber 
baS  fo  bebeutenbe  (Srfdjlaffen  tnbtotbueller  S&ättgfeit ,  baß  felbjl 
bie  9ceceptiüität  gelahmt  wirb,  übereinstimmt.  2Bir  bemerfen  ba= 
fyer,  ba$  eine  febr  l)äuftge  SKeipng  ein  t>ermebrte§  vfunwen- 
ben  auf  ba$  Aeußere  veranlaßt,  unb  bie  (Erregbarkeit  tbtn 
baburd)  bis  auf  einen  gewiffen  ©rab  immerfort  fteigert,  bann 
aber  läbmt,  unb  werben  t>on  l)ier  auS  aud)  über  bie  ttrfad;e  ber 
fo  beträchtlich  gefteigerten  ©enffbtlität  junger,  fun|!reid)  unb  jdrt= 
lid)  erlogener  (b.  i.  üon  Sugenb  auf  mit  ben  mannigfaltigen 
JReijen  umgebener)  50?dbd)en  Auffcl)luß  erhalten  fonnen,  eine  ©cn= 
ftbtlttät,  bie  fic^  bann  oft  bureb  bie  fonberbarften  (Srfd;einungen 
funb  giebt.  £ierber  geboren  bie  Sbiofynfraft'en  /  wo  §)erfonen 
btefer  Art  ben  ©erud)  ober  ©efebmaef  gewiffer  £>inge,  |a  felbff 
gewiffe  färben  ober  Sone,  fowte  bie  Anwefenljeit  mancher  Spiere 
(befonbera  ber  Äa^en,  wabrfc^einlid)  jumSbetl  ibrer  flarfen  ^le!= 
triettdt  wegen)  nid;t  »ertragen  fonnen,  fonbern  bat>on  ofynmdcfytig- 
jum  (Srbrecben  gereift  ober  fonjr  franfljaft  afft'cirt  werben;  befon= 
berS  merfwürbig  aber  ift  bie  au§  einem  ju  flarfen  (SinbrucF  ents 
fpringenbe  9?ad>abmung3fud)t,  welche  in  einem  gewiffen  ©rabe 
aud)  bem  gefunben  Sttenfcfyen,  ja  fcljon  fo  fielen  gieren  einge= 
prägt  iffcjc  unb  über  beren  ©runb  wir  no$  einige  ^Betrachtungen 
beifügen. 


1)  ©o  bie  mit  .Krämpfen  »er6tmbenen  Dijnmadjtcn  ber  $prin5efft'n  2  a  m  = 
baut,  tt>elä>  Dfianber  a.  a.  S.  1.  Z$l  ©.  190  nacb  ©aifert 
ergdtjlt. 

2)  ©ie  habituellen  <3d)merfien ,  an  beleben  retjfeare  ÄranSe  gen>6l)nlicb 
leiben,  übergeben  nrir  Ijier,  inwiefern  fte  gcmolmlicb  an  ovfltdjc  S3ev= 
bilbungen,  ©ntjunbungen  u.  f.  w.  geknöpft  ftnb. 


1T0 

§.    243. 

SBenn  wir  ndmlirf)  bie  oerfdjiebenen  2Crten  ber  (Erregung  über^ 
fcaupt  burcfygel)en,  fo  geigt  ftd),  ba^  ba,  wo  nocf)  bie  (Einheit  ber 
£)rganifation  unoollfommen,  il)r  leiblicher  SKeprdfentant,  ba6  Sfter; 
oenfyftem,  nocb  nicfyt  gebilbet  ifr,  eine  (Erregung  oon  außen  aucf) 
unmittelbar  bie  Sleaction  bebingt;  ein  $olpp,  ein  33latt  ber 
Dionaea  Muscipula  gießen  ft'cf)  bafyer  unfehlbar  jufammen,  fo^ 
balb  fte  berührt  werben.  Wlit  ber  großem  ©elbftfrdnbigt'eit  l)tn= 
gegen,  ber  großem  2Cu3bilbung  ber  im  Stoenfyftem  wirfenben 
Äraft,  wirb  e3  immer  oollfommner  in  bie  Söiüfür  be3  SDrgani^ 
mu3  gejteEt,  ob  eine  S^eaction  erfolgen  fotle  ober  ntd?t.  tiefer 
©ang  wieberbolt  ftd?  oollfommen  in  einer  fyöljern  ©pl)dre.  £)ie 
fcfywdcbere  Snbioibualitdt,  wie  fte  im  Äinbe,  vok  fte  jum  Sl)eil 
aucl)  im  SBeibe  erfcfyeint,  erfennt  leicht,  unb  §war  eben  weil  fte 
nod?  inniger  im  großen  9?aturfreife  unb  weniger  ifolirt  lebt,  hm 
fremben  SBiEen  für  ben  eigenen;  unmittelbar,  wenn  fte  aucl)  ju- 
ndcfyft  gar  nicfyt  auf  fte  gerichtet  war,  folgt  fte  ber  fremben 
äötllenSricfytung,  unb  unbewußt  aljmt  fie  nad).  £al)er  ber 
außerorbentlicfye  ^actjafymungStrieb  ber  Äinber,  t>ar)er  aber  aucl) 
ba3  9lacl)al)men  oon  £l)dttgfeiten,  welche  oon  niebern  Organen 
geübt  werben,  5.  33.  ber  Srieb  %um  ©dlmen,  wenn  ein  2mberer 
gdlmt,  bie  Uebligfeiten  ober  ba3  wirHiclje  (Erbrechen,  wenn  ein 
2lnberer  ft$  erbricht  u.  f.  w. ;  benn  ftetS  je  niebrtger  bie 
Function,  um  fo  mefyr  gebort  fte  ber  ©efammtfyeit  ber  Statur  an, 
unb  um  fo  meljr  entfernt  fte  ftcl)  üon  oemunftgemdßer  (§mll)ett 
unb  greife  it.  ©0  lange  nun  biefer  9£acbafymung3trieb  in  i>en 
©rangen  ber  ^aturgemdffyeit  bleibt,  ijt  berfelbe  aud)  nid)t  als 
franffyaft  ju  betrachten,  geigt  e§  ftd?  iebod),  baß  baburd)  in  einem 
£)rgani§mu§,  welcher  51t  freier  2ßillen§ri4)tung  befümmt  ijj,  unb 
fte  burcfy  wiümrlicf)  geregelte  £l)dtigfeit  auSfpredjen  follte,  biefe 
beeinträchtigt,  bie  greifyeit  aufgehoben  werbe,  fo  ifr  fte  franfl;aft, 
unb  e§  ergiebt  ftd),  baß,  je  l)öl)er  bie  9?eijbarfeit  überhaupt  ge= 
ftetgert  tjf,  bie  Neigung  ju  biefem  franf fyaften  3ufranbe  um  fo 
großer  fein  muffe;  ©runb  genug,  um  emjufefyen,  warum  bie 
meinen  auffallenben  33eifpiele  '  franffyafter  9lafy afymungSfucfyt  *) 
ba$  weibliche  ©efc|)lecf)t,  unb  jwar  befonberS  in  ben  (Entwicflung^ 
jähren,  wo  bie  Grregbarfeit  immer  großer  tji  (f.  §.211.),  haxbkUt. 


*)  @o  23ocvl)aaüe'§  bekannter  gall  von  ben  im  Sßaifenfcaufe  5«  $avkm 
aus  9?acfyal)mung$tn'e&  mit  Krämpfen  befallenen  SDfäbdjen  unb  d^nltctje 
mcl)r. 


Serner  tft  eine  ber  fonberbarften  unb  feltcnjten  Erlernungen 
baS  Erhalten  t>on  ©inneSeinbrücfen  auf  cjanj  unge; 
wbt) nlic^zm  SB e 9 e ,  ndmlici)  burd)  bie SKagengegenb,  ober  anbere 
fonjl  für  biefe  Einbrüche  unempftnblidje  Äorp  erfreuen.  sSlanfyt 
©djriftjMer  §war  Ijaben  aUm  nähern  Erörterungen  hierüber  mit 
einem  Sföale  baburcf)  ausweichen  wollen,  baß  fte  alle  S5eobad)tun- 
gen  biefer  2(rt  gerabeju  als  Sdufdjungen  verwarfen,  weil  fte  mcf)t 
mir  ü)rcn  vorgefaßten  Meinungen  üon  bem,  waS  bie  üftatur  t>er* 
möge,  pfammenfitmmten.  Snbeß  tfi  bieS  nid)t  minber  \%fa\tytt 
als  bei  2fufnel)mung  fo  feltener  Erfahrungen  nicfjt  mit  ber  mog; 
Xtd£>fien  Umftcfyt  unb  ©cfydrfe  §u  Söerfe  5U  gefjen,  wcSfyalb  wir 
SDfianber  ')  fet)r  beipflichten,  wenn  er  gegen  bie  erfiern  i>m 
Montaigne  anführt,  welcher  bie  %xt  über  ^elmltcfyeS  im  33orauS 
abzuurteilen  bitter  tabelt,  unb  gebenfen  hierbei  auct)  £eibn'i£enS, 
welcher  bei  Gelegenheit  beS  2ltl?eiSmuS  bemerft,  ba$  leichtgläubig; 
feit  unb  Ungldubigfeit  firf)  oft  fonberbar  üermifcfyen,  ja  baß  ju; 
weilen  nur  ber  eigene  33ortl)eil  bictirt,  waS  geglaubt  unb  waS 
ntc^t  geglaubt  werben  folle 2) ;  —  eine  Meinung ,  welche  vielleidjt 
ganj  befonberS  an  foldje  2lerjte  erinnern  fonnte,  bei  benen  nichts 
©lauben  ftnbet,  waS  ber  bequemen  $rart'S  beS  SJeceptfcfyreibenS 
l)inberlid)  werben  mochte. 

§.    245. 

gragt  man  aber  juvorberft,  ob  Erfd)ei.nungen  biefer  2(rt  wirf; 
lid)  mit  ber  Statur  beS  menfct)lid)en  ÄotperS,  wie  wir  ftc  fonji 
fennen,  in  üollfommnem  -SBiberfprud)  flehen  ober  nid)t,  fo  fcbcint 
unS  foüiel  jtd&er,  baß  allerbingS  eigentliches  ©e&en,  eigentltcbeS 
$6ren  u.  f.  w.  außer  mtttelfr  ber  für  biefen  ©inn  beflimmten 
SBerfjeuge  nicfyt  jiattfmben  fonne;  allein  biefeS  anjunel;men  ftnben 
wir  aud)  in  ben  ju  erwdl)nenben  £3eobad)tungen  feinen  d>runb, 
inbem  man  inSbefonbre  fehlten  mu$,  baß  bie  üftatur  ein  ©an; 
jeS,  in  unenblidjen  Ärdften  ft'd)  wecfyfelfeitig  £)urd)bringenbeS  tjf, 
t>a^  alle  Singe  burd?  einanber  erijttren,  ba^  baljer  in  einem 
beS  ©efüfylS  fähigen  Stfcpto  bie  mannigfaltigen  äußern  SSerdnbe; 
rungen  aufy  als  Umjrimmungen  biefeS  ©efüfylS  ft'd)  notfywenbtg. 
abriegeln  muffen,  wobei  eS  jebodf)  gefcfyeljen  fann,  baß  nur  ein 
SE&etl  biefer  Umjümmungen  ;§um  SSewußtfetn  fommt,   ja  ta^  fte 


1)  2C.  a-  O.  2.  SE&l.  ©.  304. 

2)  ©.  ©eift    beö  £.  ü.  S  c  i  6  n  i  j|  u.  f.   tt>.     2Cu$  b.  $anj.  ö&tffejt! 
SKMttenfcevg,  1775.    1.  Sf)t.  @>.  70. 


112 

fd£)on  olme  SSewufjtfem  bie  SbdtigtYit  be3  ÄörperS  umdnbcrn 
(wolun  bie  Stiebe  unb  Snfiincte  nieberer  Spiere  [§.  231.]  ges 
Ijoren).  Nun  tjt  aber  überhaupt  ba3,  roaS  wir  2Bal;rne$men 
dupcrer  ©egenfidnbe  nennen,  bekanntlich  femeSwegS  ein  SBa&r* 
nehmen  ber  Singe  an  fiel),  fonbern  tag  2Bal)rael)men  eines 
33ilbe3,  weld)e3  bie  ^antape  erzeugt,  angeregt  üon  tuen  Ä 
fcfyiebenartigen  9?ei$ungen  be3  Äorper6;  unb  eines  Silben  jwar, 
n>eld?e0  au§  ben  färben  gemalt  tjr,  welche  bie  einzelnen  ©inne& 
formen  barbieten,  unb  in  welchem  baljer  beim  Mangel  einzelner 
©inneSformen  aucfr  bie  färben  mangeln  muffen,  welche  biefen 
mangelnben  ©innen  entfpredjen,  fo  baß  ein  SSlinbgeborencr  baljer 
wo|l  in  Sonen,  nacfy  ©efö&ISs,  ©erucbS-  unb  ©efcbmacf£empftns 
bungen  SSorjlellungen  fyaben  wirb,  aber  nid)t  nacb  färben  unb 
fiicfyt.  ©owte  nun  aber  5.  S3.  ein  SÖ^enfcf)  obne  gäfje  wol)l  ft'dt) 
fortbewegen  lernt,  biefeS  fortbewegen  aber  nie  ©el)en  genannt 
werben  fann,  fo  Jann  nun  nmfl  ber  Mangel  ober  bte  Untfyätigs 
feit  eine3  ©inneä,  5.  S5.  be§  ©eftcf)t§,  burd)  eine  anbere  SBaljr- 
ncfymung  etfefct  werben ,  allein  bieS  ij!  ntdt)t  <S et) en  §u  nennen ; 
unb  l)ier  liegt  nad)  unferm  dafürhalten  ber  v^auptFnoten  in  bem 
föerftdnbmfl  ber  fraglichen  ©rfcfjeinungen. 

§.  248. 
Sftdmltdj  audt)  bie  innere,  ntd>t  unmittelbar  üon  äußern  Gür; 
Meinungen  angeregte  S'pdtigfeit  ber  ^)^antaf:e  bilbet  in  ben  fmn; 
lieben  formen,  baljer  glauben  wir  einen  lebhaft  gebadeten 
©egenftanb  5U  fefjen ,  wir  glauben  ju  l)6ren,  §u  fefyen  u.  f.  w. 
im  Sraume,  unb  bod)  fel)en  wir  eigentlich  nicfyt.  ©0  nun 
auefy,  wenn  ba3  unmittelbare,  nid)t  burd)  tu  einzelnen ©inneS; 
formen  erregte  ©efül)l  eineö  äußern  ©nfluffeS,  beffen  ©timmung 
unfer  SnnereS  mit  burd;brungen  l)at,  wirflid)  $um  SBewuftfein 
gelangt,  wirb  eö  bod)  angefdjaut  werben  unter  ber  $orm  ber  ge= 
wolmten  ©inne,  welches  man  im  gemeinen  £eben  fel)r  paffenb  im 
©eifte  feljen,  l)6ren  u.  f.  w.  nennt.  3-  33.  ein  Teufel),  wel= 
cfyer  mit  plo^lid)  gelähmtem  ©effcfyt  unb  ©ebor  in  einen  füllen 
grünen  23alb  üerfe^t  würbe,  unb  ftd)  bur<3)brungen  füllte  i)on 
ber  frifdjen  3tatur,  bem  eigenen  ©uft  ber  Sldttcr  unb  ber  er= 
quiefenben  Äül)le,  beffen  $)t)antafte  würbe  angeregt  werben,  wenn 
er  früher  oft  an  dfjnltc^en  £)rten  gewefen  wäre,  ft'cb  i>m  SBalb 
felbft,  ba3  ©rün  ber  Blatter,  ba3  ©erdufd)  be§  SöinbeS  in  ben 
3weigen  auSjubilbcn,  ja  er  würbe  bei  lebhafter  $)l)antafte  enblid) 
btefeS  felbjt  gu  feben,  51t  boren  glauben,  unb  c3  tji  beutlid),  baß 
biefc§  $p|arttdftebili>  ber  2Birflid)feit  um  fo  mefyr  entfprecfyen 


1T3 

würbe,  je  lefcenbiger  ber  Genfer;  üon  bem  ©efüfyle  tiefer  Statur 
burcl)brimgen  war. 


9?un  tfi  aber  fcfyon  mehrmals  bemerft  worben,  baj?  ber  nies 
bere  £3rgamSmuS  notfywenbig  gugleicl)  inniger  in  ber  Statur  lebt, 
mefyr  r>on  ifyr  burdjbrungen  wirb,  als  ber  I; 6 r; e r e ,  unb  hierauf 
muffen  wir  3iüdftd)t  nehmen  bei  jenen  ^Beobachtungen  ber  fdjeim 
baren  23erfe£ungen  ber  ©inne.  —  2fud)  ber  SD?enfdb  ndmlid)  enthalt 
jugleicf)  eine  niebere  unb  eine  l)öl;ere  Statur  in  ft'cf),  unb  eS  ift 
Uax,  bafj  bte  niebere  ©pl)dre  inSbefonbre  geeignet  fein  muffe,  t>on 
äußern  Sßerbdltniffen  bergejtalt  burd)brungen  ju  werben,  baf?  an 
biefen  innern  Sftobtft'cationen  unmittelbar,  infofern  fte  bureb  bte 
wom  2Ceu£em  abgewogne  unb  in  ibr  SnnereS  ftfjauenbe  ©eele 
wahrgenommen  werben,  bie  (Srfenntntß  jener  äußern  23err;dltntffe 
moglirf)  wirb,  wobei  natürlid)  wieber  burd)  bie  ^anfafte  eine 
fold;e  SSorfMung  in  bie  gewohnten  ©inneSformen  eingebilbet 
werben,  unb  ber  Genfer;  glauben  mu§,  biefe  ©egenfrdnbe  gu 
feljen,  §u  fcoroi  u.  f.  w.,  obwohl  er  fte  eigentlich  oielmebr  in 
einem  bem  2Ceuj?ern  wafyrfyaft  entfpredjenben  Sraume 
wahrnimmt.  —  SÖie  mit  übrigens  t>k  ©pfydre  biefer  Sßabrner^ 
mung  gelten  fonnc,  laßt  fiel)  a  priori  burdjauS  ntdr^t  bejfrmmen. 
£>er  ©eifi  ijl  über  3ett  unb  3?aum,  Seit  unb  3?aum  ftnb  wU 
mefyr  in  il)tn,  unb  wenn  wir  bestimmte  SBeifpiele  fyaben,  bafj 
felbffc  Sl)iere  bte  ©egenwart  üon  ^Perfonen,  gu  welchen  fte  große 
2Cnl)dnglid)!eit  Ratten,  in  einer  Entfernung,  wo  bie  gewöhnlichen 
©inne  nid)t  hinreichten,  empfanben,  wie  bürften  wir  In'er  bem 
3J?enfcf)en  ein  non  plus  ultra  willfürlid)  öorfc^reiben  wollen?  — 
(5S  gilt  hierbei  ütelmel;r  treu  unb  unbefangen  gu  beobachten,  welche 
merf würbige  (5rfd)einungen  bie  Statur  l)ier  unS  barbietet,  als  ibr 
im  33orauS  ©rangen  gießen  gu  wollen. 


gragt  man  übrigens,  wetdjeS  bte  niebere  ©pbdre  fei,  fturd) 
weldje  ber  9J?enfcl)  px  $erceptionen  ber  erwähnten  ILxt  fdl;ig  werbe, 
fo  fann  biet  feine  als  bte  ©pl)dre  ber  3?eprobuction  gemeint  fein, 
welche,  inwiefern  ifyre  ©enftbilitdt  fogar  an  ben  Srdger  eines 
eigenen  SfterüenfpftemS  gefnüpft  ijt,  nod)  mefyr  gu  biefen  @rfd;eb 
nungen  geeignet  wirb;  womit  benn  übrigens  bte  ©efd)icr;ten  biefer 
(Srfcfyeinungen  felbji  übereinftimmen,  inbem  man  immer  bemerkt 
fyat,  baß  »orgügltcr;  bie  ben  äentralpunften  ber  SKeprobuctton,  b.  i. 
ber  ©egenb  gwifeben  $erg,  SKagen  unb  Mer  am  meifien  gendl)er= 
ten  Partien  beS  Körpers  foldjer  ^ereeptionen  fdfyig  waren,  obwohl 


114 

mir  beSl;alb  tiefer  ©egenb  nid)t  bog  SSermögen  beS  ©eftcbtS,  beS 
©el)örS  u.  f.  w.  felbft  gufd?retben  fonnen.  —  2Barum  bdtte  man 
benn  wol)l  nie  bemerft,  baß  eine  Äranfe  oorgab,  mit  ben  Obren 
p  feben?  mit  ben  2lugen  §u  boren?  mit  bem  ötefyim  überhaupt 
©mneSwabrnebmuncjen  ju  fyaben?  —  SBarum  fmben  wir  überall, 
fclbjl  bei  ^erfonen,  welche  ifyrer  geringen  33ilbung  nacb  unwtber* 
leglicb  oon  dr^tlicben  ^typöfcbefen  feine  ©plbe  wuften,  immer 
wieber  bic  9)?agengegenb  als  bureb  biefe  (Senjtbilitdt  besorge; 
l;oben?  — 

§.  249. 
Q£l)t  mir  nun  ganj  üon  biefer  SMgrefft'on  juröcf festen  (meldte 
mir  übrigens  nid)t  gemacht  l)aben  mürben,  waren  bic  t)'m  jur 
flarem  (Smftdjt  boeb  unumgdnglid)  nötigen  Sbttn  in  ben  ty\ty 
ftologien  bereits  allgemein  Hat  genug  entwickelt  511  fmben),  nur 
noeb  einige  -SBBortc  über  bie  ÜRojjItcbfett  beS  SBabrnebmenS  eigener 
innerer  Körperteile  in  folgen  craltirten  3ufidnben.  2Cucf>  biefeS 
ndmlicb  fonnen  mir  nur  als  $l)antaftebtlber ,  ober  wenn  man 
lieber  will,  als  Srdume  oon  ben  ©eftalten  biefer  einzelnen  £>& 
gane  betrachten,  unb  eS  fcfyeint  Wol)l  natürlich,  bajj,  wenn  Um|rim= 
mungen  beS  ©emeingefüblS  wa^rbafte  23orjleilungen  oon  2Cufüen; 
bingen  oeranlaffen,  aueb  bie  Organe  an  unb  für  ftcb  felbjt  35or> 
Teilungen,  unb  jwar  üon  ifyrem  eigenen  3ujhnbe,  erregen.  Sa 
cS  liegt  wol;l  ^erin  noeb  eine  bejfimmtere  Rechtfertigung  obiger 
2lnftdjt,  benn  wäre  eS  nicfyt  ein  SSiberfprucb ,  wenn  man  fagte, 
baf?  ein  £>rgan  ftcb  fclbjl  fdfje?  ftet>t  ja  boeb  fogar  baS  3luge 
ntd[)t  ftd)  -felbft.  S3telmel)r  beuten  alle  biefe  (Srfcbeinungen  fowie 
baS  ©cfübl,  welches  in  febweren  Äranfbeiten  ntcr)t  feiten  bemerft 
wirb,  unb  mir  bei  einem  bösartigen  ^eroenfteber  burcl?  eigene 
(Srfaljrung  befannt  würbe,  wo  ber  Äranfe  ndmlicb  ftcb  boppelt 
glaubte  unb  einzelne  feiner  ©lieber  als  ju  einem  anbern  Äörper 
gehörig  betrachtete,  —  ta$  t)ier  Srdume  (welche  inbefü  aucr)  ber 
SBttf liefert  juwetlen  in  bobem  ©rabe  entfpreeben  fonnen)  ftd) 
geftalten.  —  ©ben  beSfyalb  tjl  aber  auch  auf  bie  Siicbttgfeit  biefer 
Sorftellungcn  niebt  ju  oiel  ju  geben,  benn  wenn  fcf)on  beim  wirf; 
lieben  ©efyen  oiel  baoon  abfangt,  wie  man  ftefyt,  unb  baS  reebte 
©el)en  erjt  erlernt  werben  mup,  ja  um  fo  mebr  gefeiten  wirb, 
je  meljr  man  weif},  fo  fonnen  in  fo  leben  ungewöhnlichen  2ßal)r= 
nebmungen,  unb  jwar  oft  fefyr  unwiffenber  Steffen,  große  Zau; 
febungen  leicht  jrattftnben,  obne  bafj  man  biefe  Srrtbümer  beSbalb 
allein  als  S3elegc  abftcbtlirfjen  SSetrugS  aufjrellen  barf.  —  dublier) 
ergiebt  ftcb  aber  aueb  ^icrauS,  bafj  auf  biefe  Sßeifc  bie  tyfyantafo 


1T5 

feine  SBilber  erhalten  wirb,  beren  fte  nid)t  bereits  auf  anberem 
SBege  fdfyig  geworben  tft;  fo  5. 35.  bafj  feiner  S3linbgebomen 
burd)  SSftagengegenb  ober  fjingerfpi^en  u.  f.  w.  ©eftd)t3oorjrcllun; 
gen  angeregt  werben  fonnen,  obwohl  eine  S3linbgeworbene  bereit 
fyterburcfy  cbtn  fo  lange  erhalten  fonnte,  al6  tbr  bie  Erinnerungen 
be3  ©eftdjtöftnneS  jurücfbleiben. 

3Cnmerfung.  @8  ft'nb  nun  beinahe  16  3al)re  üerfloffen,  feit 
td^>  biefe  ^Betrachtungen  über  bie  ungewolmlicben  <Sinne3erfd)eu 
nungen  juerji  niebergefcfyrieben  Ijabe,  unb  inbem  td)  fte  \i%t  nad> 
m'elfadjem  prüfen  anberer  2fnft'4)ten  unb  nad)  mannigfaltigen  wei= 
tern  arbeiten  über  baS  &bm  be§  SfteroenfyftemS  wieber  genau 
burcbgefye,  fmbe  tcf)  fte  immer  nocb  einfad)  unb  naturgemäß  wie 
fte  ft'nb,  aB  mein  eigenffeS  ©laubenSbefenntnijj  über  biefe  ©es 
genjidnbe  auSfprecfycnb. 

§.    250. 

3Ba3  nun  bie  einzelnen  $äUz  foId;er  fdjeinbaren  ©innegöer- 
fefcungen  betrifft,  fo  ft'nb  beren  atlerbingS  nod)  ju  wenige  genau 
beobachtet,  atö  baf  man  angeben  fonnte,  unter  welchen  Um- 
frdnben  unb  bei  welchen  Snbioibuen  fte  oor^üglid)  bemerft  würben; 
jebod)  fcbeint  e§,  als  ob  fte  metjieml  nur  in  23erbinbung  mit 
anbern  ungewöhnlichen  (Stimmungen  ber  ©enftbilitdt ,  ndmlicb 
entweber  in  bem  burcb  eigene  üftaturtfydtigf eit  ober  burcr;  Äunjr 
entftanbenen  «Somnambulismus ,  ober  Ui  frampfljaften  ,3ujrdnben, 
unb  namentlich  bei  ber  fyt)jrerifd)en  ÄatalepftS  üorfommen.  ZB 
(MegenbeitSurfad;en  ju  ßntjieljung  biefer  Sufdtle  fyat  man  oors 
^üglid)  l)duft'g  Svegetwibrigfetten  ber  COJenjTruation,  inSbefonbre  bie 
ploßltdje  Unterbrücfung  berfetben  unb  heftige  (Gemütsbewegungen 
beobachtet.  £>ie  ©ubjecte  waren  tl)eil3  fd)wdd)ltd)e  reizbare  $)er= 
fönen  üon  feiner  Erhebung,  tyzitt  aber  auct)  ^erfonen  auS  ber 
niebern  SßolfSclaffe  unb  an  j!arfe  förpcrlicbe  arbeiten  gewohnt 
3u  ben  le^tern  gebort  ber  oon  Dr.  SRenarb  befannt  gemachte, 
burd)  ba3  gericbttidje  Seugnip  jweier  anbern  2Cerjte  unb  eines? 
$>rebiger3  beglaubigte  %aU  einer  SaglobnerSfrau  üon  23  Sabren, 
welche  im  fataleptifdjen  Sujranbe  burd)  Sftagengegenb  unb  gingen 
fpi^en  l)6rte*),  unb  jwar  nid)t  nur  wo  biefe  Steile  unmittelbar 
t>om  Saute  getroffen  würben,  fonbern  and)  bann,  wenn  nur  eine 
Zuleitung  ju  biefen  feilen ,  5.  83.  burd)  eine  Stütz  üon  mehreren 
§)erfonen  gebilbet  worben  war.  Gtbtn  fo  geboren  %u  bm  galten 
ber  <5inne3t>erfefcung  in  fataleptifdjen Sujidnben  bie  üon  $)etetin 


*)  £ufelanb'3  Sournal  f.  b.  pu  4?etlf.  1815.  2.  <St. 


gemachten  SSeobacfttungen  l),  welcher  juerfl:  bie  2Cufmerffami:'eit  ber 
2Cerjte  auf  biefen  ©egenftanb  lenf  te.  Sßon  ben  fogenannten  «Sinnet 
oerfe&ungen  bei  oon  felbjr  entjlanbenem  ober  fünfllicf)  erregtem 
«Somnambulismus,  fowie  ben  babei  niffyt  feiten  beobachteten  jtem* 
lief)  wafyrfyaftcn  Srdumen  oom  innern  Körperbau  enthalten  bie 
jablreicfyen  ©Triften  über  animalen  3)?agnetiSmuS  SBeifpiele  in 
Stenge,  diu  äu$ erft  merfwürbigeS  33eifptel  einer  ol;ne  ÄatalepftS 
unb  «Somnambulismus  entjlanbenen  «SinneSoerfe^ung,  ndmlicfy  beS 
(SrregenS  oon  ©eftcbtSoorftellungen  mtttclfi  ber  $mgerfpi£en,  würbe 
hingegen  bie  neuerlich  2(uffef)en  erregenbe  $Ki$  2C  o  o  9  in  Gfnglanb 
barbieten,  fobalb  hk  Sbatfadje  felbjr  Ijinldnglid)  fejrgejMt  wäre 2). 

§.  251. 
(Snblicl)  fommen  roir  §u  ben  fonberbarften  unb  feltenjren  (§r* 
fcfyeinungen  ber  aufgeregten  «Senft'bilitdt,  wo  bie  «Scfyrant'en  beS 
Raumes  unb  ber  Seit  fajt  aufgehoben  fcfyeinen,  unb  wobin  guerfl 
baS  «Scbauen  ober  $üt)lm  oon  ©egenjfdnben  gehört,  welcbe  nacf) 
ber  gewöhnlichen  Söeife  ftnnlicfjer  2Bal)wel)mung  nicfyt  ju  erlennen 
waren.  %\\tf)  biefeS  ift  feiten  als  einzeln  oorfommenbe  ßrfc^eis 
nung,  fonbern  gewol)nlicl)  als  Symptom  beS  «Somnambulismus 
beobachtet  worben;  jebocl)  würbe  baS  ;S5eifpiel  ber  Sflab.  $Pebe= 
gacfye  in  «Spanien,  welche  baS  Vermögen  befeffen  fyaben  foll,  in 
baS  Snnere  ber  Äorper  ju  flauen,  foter^er  gerechnet  werben 
muffen,  bafern  ftcl)ere  unb  glaubitmrbigere  Nacbridjten  barüber 
oorfyanben  waren  3).  (Sin  merfwürbigeS,  oon  erfahrenen  3eugen 
beglaubigtes  unb  burcb  SSerfud)e  erprobtes  SSeifpiel  einer  fyofym 
rfyabbomantifcben  Senft'bilitdt  bei  einem  olmgefdfyr  20  Sfa&t 
alten,  ftcf)  fön|  hm  %m$zxn  naä)  wol)l  beftnbenben  $rauen§im= 
mer,  oon  blaffer  garbe,  fcblanfem  SBucbS  unb  lebhaftem  ©emütl), 
ift  bagegen  baS  oom  SBergmetjfer  %.  ©linSberg  in  2(arau  be* 
fannt  gemachte4),  wo  eine  Sftcblung  oon  «Stetnfoblenlagem  burcfy 
biefelbe  angegeben  würbe,  welche  hm  SBergmeifter  unerwartet  unb 
unbefannt ,  beffenungeacfytet  burcb  bie  Nachgrabung  betätigt  worben 
war.  £>ie  (Sinpftnbungen ,  burcf)  welche  ft'e  baS  S3erl)dltnif  ber 
-Soffitten  entbedt,  ftnb  (Sngbrüffigf  eit,  Sucfungen,  «Schweiß,  bä 


1)  SKati  f.  btefe  33eobad)tungen  nebfi  anbern  öon  D.  Seen arb  als  (Sin* 
lettung  jum  eben  angeführten  2Cuffa£e. 

2)  25tc  ^Bemerkungen ,  rcetclje  •%>.  Sceeö  t>.  SfenbecE  im  2Crd)tt>  f.  b. 
tljier.  SttagnetiSm.  III  23b.  2.  @t.  hierüber  mitteilt,  jetgen  atferbmgS, 
baj?  man  mefjr  Urfadje  ^abe,  bte  Sfjatfacfye  für  erbietet  anguneijmen. 

3)  @.  barübec  Öftanber  über  @nt«)t(Jlung§Jrangf)etten  tm  1.  u.  2.  Sl}le. 

4)  2Crcl)tü  ^»eijwtf^er  3ferjte.  1.  Sa^rg.  1.  ^ft.  1816.   ©.  56. 


m 

<Stetnfol)len  f$»efelartigcr  ©erud;  u.  f.  ».  (Sie  gab  ju  @lgg 
t>te  5Kdd)ttgfeit  bcS  glo^eö  jiemlid?  befiimmt  an  unb  bejetc^nete 
ben  tytafe  einer  verborgenen  Quelle  richtig. 

§.  252. 
SCBett  fyduftger  fmb  bagegen  tifyhlxifyz  (Srfcfyeinungen  in  i>m 
»genannten  magnctifcben  ober  aud)  in  fataleptifdjen  Sufidnben 
beobachtet  »orben,  all»o  benn  aud)  i>a$  23orgefül)t  jufünftiger 
2)inge  oft  mit  befonberer  ©cfydrfe  ^eroortrttt.  23on  betben  wollen 
»ir  nur  einige  SBeifpiele  erwähnen.  <3o  erfannte  5.  83.  be3 
Dr.  Sienarb  fatateptifctye  Äranfe  ^Perfonen  in  anbern  3immem 
nnb  bie  S3efcbdftigung  berfelben,  fo»ie  ©elbfummen,  ©cfylüffet 
u.  f.  ».  in  ben  Saferen  ber  2(n»efenben  ');  fo  fagte  Um  «£>of* 
mebicuS  Älein  eine  üon  felbfl  in  «Somnambulismus  geratene 
Äranfe  üon  21  Sauren  am  30.  Sunt  1812  auf  eine  an  fte  ge3 
richtete  $rage:  baß  eine  ge»iffe  grau  ben  20.  Suli  mit  einem 
Änaben  leidet  nieberlommen,  ber  Ärjt  aber  nacfyfyer  ftd)  in  2M;t 
§u  nehmen  fyaben  »erbe,  »eld)eS  pünftlid;  eintraf,  inbem  i>m 
20.  Suli  bie  ©eburt  eines  Knaben  fetjr  leicht  erfolgte,  ber  $ofs 
mebicuS  Älein  hingegen  einen  ganzen  Vormittag  »egen  (Sin* 
faefung  ber  üftaebgeburt  bei  ber  (Sntbunbenen  p  tl;un  fyatte 2).  — 
SO?erf»üvbige  £()atfad;en  enthalt  aud)  in  biefer  $inftd;t  be3  Dr. 
SujiinuS  ferner  (£>b.  2£mt5=2CrjteS  ju  2Öein3perg)  @efcf)id)te 
jweier  (Somnambulen  (ÄarlSrufye,  1S24).  SSefonberS  intereffant 
ift  in  bem  erlern  $alle  »abrjune^men ,  »ie  ein  gan§  einfaches 
©emtttl)  burd)  einen  heftigen  «Sdjmerj  erfdjüttert  gu  einer  l?6f)em 
©el)nfud)t  er»ad)t,  bie,  »eil  fte  auf  ba3  innerfte  SBefen  ber 
£>inge  gerichtet  ift,  oiele  rdumlicbe  unb  jeitlicbe  (§rfd)etnungen 
burd)ftd)tig  »erben  lagt.  2eiber  fmb  inbefü  f»dterl)in  bergleicfyen 
magnetifdje  (Srfcfyeinungen  gerabe  00  n  biefem  23  er  f.  auf  i>a$ 
SBunberbarjfe  mij»erftanben  »orben  3).  (§r  £ji  fo  mit  gegan^ 
gen  ben  mannigfaltigen  Srdumen  unb  fonberbaren ,  bloS  auf  fub« 
jeetbem  ©runbe  berufyenben  SßorjMungen,  »elcbe  in  gereift  ner- 
oofen  3ufidnben  biefer  %xt  gerabe  im  weiblichen  ©efdjlecbt  fo 
fyduftg  oorFommen,  eine  objecti'oe  SBa^rljeit  beizulegen  unb 
aB  S3e»ei3  biefer  SBaljr^eit  e§  ■  anjufe&en,  »enn  mitunter,  »0  ft$ 


1)  2C.  0.  o.  @.  72  u.  75. 

2)  «öufelanbs  SoucnaK  b.  pt.  £ei(f.  1815.  2.  @t.  @.  112. 

3)  SSefannt  in  biefer  aSejietjung  ftnb  fein  öietuer&reiteteö  Sud):  „£>ie 
©efjerm  üon  spreöorft",  feine  „©eföic&te  ber  SSefejfenen"  unb  dfjniic^e 
$)robucte. 

Oijnafologie.    I.  Xf).  3te  Aufl.  12 


1T8 

magnetifcbeö  33orau§fet)en  ober  ©urc&fe&en  mit  tiefen  Srdumen 
ober  23ifionen  oerbinbet,  c§  ben  Äranfen  fd>etnt  als  würben  tiefe 
magnetifcben  (Sifenntniffe  öon  ben  ©ehalten  tyrer  Srdume  tt)neit 
mitgeteilt.  Siefer  Satt,  ber  ganj  berfelbe  iji,  als  wenn  wir 
in  unferm  Snnern  mehrere  oerfcfyiebene  (Stimmen  wal)r§unel)men 
glauben,  W  formt  in  ber  neueren  Seit  wieber  bergleicr)en  Äronfc 
balb  für  ©etjlerfefyerinnen,  balb  für  SSefeffene,  erfldren  laffen,  imb 
fo  tfet)en  wir  ber  ©efafyr  ganj  nai)e,  wieber  in  allen  ©rduel  beS 
£erenglauben3  unb  ber  £erenproceffe  ju  »erfaßten,  blo3  weil  mau, 
wie  baS  fo  fyduftg  gefdnel;t,  ba3  ©ubjectwe  oon  tem  £)bjectiöen 
gehörig  ju  unterfcfyctben  nict)t  im  ©tanbe  war.  ©afj  übrigens 
dl)nlict)e  §3orgefüt)te  unb  beftimmtere  SßorauSfagungen  ebenfalls 
ot)nc  fomnambülen  Sujtanb  oorfommen,  ijl  wobl  unleugbar;  33e* 
lege  baoon  fonnen  mehrere  oon  Dfianber  über  i>a§  20)nung&= 
oermogen  gefammelte  (Erfahrungen  werben  *) ,  fowie  aß  einer  ber 
fct)onjten  Ställe  bc£  #mau§fc&aueh§  über  bte  gewolmlidjen  ©djranfen 
ber  (Sinne  bie  ©efct)ict)te  beS  9)?dbct)en3  oon  Orleans  2)  erfct)eint, 
beren  ft'ttlicfye  <Scr)6nl)ett  gugleicf)  au§  ben  trocfenften  Gmmmak 
acten  fo  rein  fyeroorleucfytet,  ba$  ft'e  einen  großen  beutfcfyen  £>ict)ter 
ju  einer  unterblieben  ©ctjopfung  entjünben  fonnte. 

§.  253. 
Sßirft  man  aber  hierbei  wieber  bie  $rage  auf  über  §3ereins 
barfeit  tiefer  mit  ben  anbern  pb#'ologifct)en  @rfct;einungen,  fo 
glauben  wir  weber  $u  2(u3nabmen  oon  übrigens  gültigen  S^atur^ 
gefefcen,  noct)  ju  einem  mtjjiifct)  oerjierten  Dualismus,  welker 
ben  ©eift  fyter  ttwaS  weiter  au$  ber  Äopfel  beS  ÄorperS  i)eroors 
fefyen  laßt,  unfere  3ufluct)t  nehmen  §u  muffen,  fonbern  wir  mifm 
nur  wieber  auf  bie  obigen  2Cnjtct)ten  (§.  246  u.  247.)  oon  £>urct> 
bringung  beS  ßinjelnen  burä)  baS  ©anje,  oon  bem  9ftenfct)enleben 
ol§  integrirenbem  St)eil  be§  SRaturlebenS  gurücf ,  unb  ftnben  e£  mit 
biefer  dint>it,  in  welcher  MeS  ftcb  wect)felfeitig  bejftmmenb  forte 
wirft,  oollfommen  übereinftimmenb ,  baß  unter  §wei  S5ebingungen 


1)  Ueber  b.  ©ntwicfatngätranftjeiten  in  b.  33tüt]()enjat)ren  b.  tr-ei&lictjen  65c= 
ftijpfedßel  1.  &t)fc  ©.  Hl  u.  f. 

2)  Söfan  Xefe  bte  actenmäjjige  @5efd){ct)te  berfeXben  in  Q5av>ot  oon 
Ottawa l  fonberbaren  unb  merttüürbigen  StecfjtSfäUen,  beutfdt)  »on  6.  SS. 
granj.  Sena,  1792.  4.  St)i.  —  ©te  war  nie  menjtruirt,  obwoW,  wie 
buret)  bie  Unterfiufyung  ber  .Königin  »on  «Stellten  unb  jtt>ei  anberer  £)a= 
men  ertr-iefen,  eine  üolKfommne  unb  reine  Sungfrau.  3t)re  @et)ergab£, 
tl)re  Äraft  unb  @ntfct)loffenf)ett  im  gelbe,  it)re  ©infa^^eit  unb  finbticfje 
Unfcfyulb  leuchten  aus  jebem  3uge  t)eruor. 


1T9 

ber  W$<tf)mtf)ikw0$t$&  ber  inneren  menf$licf)en  (Sinfyeit,  b.  t. 
ber  Sftenfcfyenfeele,  in  Seit  itnb  9?aum  betrdcbtltcf)  erwettert  werben 
fonne,  rtamltrf):  erfienS  wenn  ber  SKenfdE)  ber  üftatur  fiel)  ooll- 
fommen  tyingiebt,  gleicbfam  in  t&r  untergeht  (in  welcher  #mftc&t 
wir  bie  wohltätigen  Snjlincte  bei  Äranfen,  bie  2H)nungen  beoor= 
ftel^enber  Sftaturereigntffe  u.  f.  ;w. l)  betrauten) ;  zweitens  wenn 
ber  Sftenfcf)  bie  Statur  geiflig  in  ftd)  aufnimmt,  bie  Statur  ffcfy 
unterwirft,  otyne  baburcb  .Straft,  gretyett  unb^tarl)eit  beS  ©eifteS 
aufzugeben,  fonbern  melme&r  im  erlebten  S3eftfegeffi&l  berfelben 
(ein  nur  ößenigen,  oon  ben  SBanben  ber  irbifc^cn  S3egel)rungen 
^Befreiten,  eigentümliches  SSermogen,  welches  baS  SSoIE  gewobn* 
tief)  nur  ^eiligen,  unb  in  einem  gewiffen  ©inne  fe&r  mit  St&fyt 
jugefebrieben  i)at). —  25aß  übrigen^  f>ter,  wenn  von  Äranf&ett 
bie  S^ebe  tjr,  nur  baS  unter  ber  erften  SSebingung  entjknbene 
SernfcftauungS  *  unb  2trmungSüerm6gen  gemeint  fein  fann,  liegt 
am  Sage;  benn  ber  teuere  Suftanb  ftefct  eben  fo  |o$  über  bem 
gewöhnlichen  Seben  ber  Stenge  oon  Sag  §u  Sage,  als  btefeS 
felbj!  etwa  über  bem  33lobfmn. 

§.  254. 
9?ocr)  bleiben  uns  nun  bie  franf&oftcn  Gfrfcfyeimmgen  ber 
$?uSfulartl)dtigfeit  unb  9?eprobuction,  bureb  abnorme  Stoeneins 
wirfung  oeranlaft,  ju  betrachten  übrig.  2BaS  bie  abnorme  $Jlü& 
futartbdtigfeit  betrifft,  fo  fommen  bie  Sufdlle  berfelben  in  ben 
dntwicflungSperioben  beS  weiblicben  d5efdt>ied?ta  öorjüglicl)  bei  an 
unb  für  ftcb  reijbaren  unb  fcfywdcblicben  ©ubjeeten  in  ber  $oxm 
oon  ßdfymungen  bann  t-or,  wenn  burd)  oorauSgegangene  frfi&s 
Zeitige  2tuSfcbweifunqen  Ueberreijung  ftattgefunben  fyat,  unb  bureb 
bie  entffrmbene  ©cbwaclje  bie  oollfommne  2(uSbilbung  beS  ©e^ 
fcfylecbtScfjarafterS  gel)inbert  wirb;  ober  wenn  febr  heftige  ©e^ 
mütfySbewegungen  plo^licl)  einwirften.  5m  ©anjen  pflegt  inbef 
gerabe  biefer  Äranfl)eit3suftanb  bod?  weit  weniger  l)duft'g,  als 
anbere  einzutreten,  ba  er  &u  fefyr  mit  ber  in  biefer  Seit  für  ben 
Organismus  natürlichen  (Stimmung  in  SBiberfprucl)  fte&t;  wenige 
ftenS  ift  er  gemeiniglich  nur  oorüberge^enb ,  unb  erfdjeint  bann 
oft  mefyr  als  ßrfrarrung,  oorjüglicf)  als  ÄatalepftS.  häufiger 
fommen  bagegen  bie  eigentlichen  Krämpfe  oor,  unb  zwar  zuweilen 
mit  einer  ^»eftigfeit,  welche  alle  SSefcfyreibung  überjf eigt 2; ;  man 

1)  "Kuf  biefe  SQBetfe  ft'nb  ja  eben  aueb  ik  SBorgefüfjte  ber  Spiere  erfrärbar. 

2)  SOfan  lefe  &.  83.  nur  bie  ©c&ilberimg  ber  Ätämpfe,  rceldje  ber  2Crdjt<u 
ter  83tanbi§  bei  einem  19j%igen  grauensimmer  beobachtete  («§ufe; 
lanb'S  3otröiai  b.  praft.  £rilf."41.  33b.  2.  @t.  @.  9.). 

12* 


180 

bemerft  Sterbet  SetanuS,  DpiftyotonuS ,  wobei  ber  Äorper,  pöllig 
im  ©prenfet  gebogen,  ft'cb  nur  auf  Surfen  unb  Hinterhaupt  auf; 
jKifet,'  SriSmuS  u.  f.  w.  —  Mitunter  befc^rdnfen  ffd)  wol)(  aueb 
biefe  Krämpfe  auf  einzelne  Steile,  beftefyen  §.  33.  in  heftigem 
Äopffcbütteln*),  ober  tactmdßigen  ©Iteberbewegungen  (93ett6tanj), 
üerbinben  ffd>  mit  «Somnambulismus  u.  f.  w.  —  2utcb  biefe  3u= 
falle  werben  übrigens  üorjüglicb  bei  febr  reizbaren  Snbitribuen, 
unb  befonberS  nacb  ©emütbSleiben  beobachtet,  begeben  ntct?t  feiten 
(wie  in  bem  unten  angeführten  erflen  gatle  üon  SSranbiS)  mit 
regelmäßiger  Sttenjlruatton,  ffnb  gewofynlicf)  du^erfi  fyartndcfig  unb 
fpotten  oft  ber  wirffamjien  innern  ^rjneimittel. 

§.  255. 
(Snblicf)  bemerfen  wir  audj  ben  Einfluß  folcfyer  SSerj^immun- 
gen  beS  SJlerpenfpftemS  auf  ben  ©ang  ber  reprobueti- 
oen  Functionen  im  ®an§en  5wa;  in  einem  gewiffen  ©rabe 
immer,  aber  in  einzelnen  $äüen  an  befonberS  auffalienben  (Sr* 
fd?  einungen.  Hierher  rechnen  wir  namentlicb  baS  lange  Gmtbefyren 
r>on  Nahrungsmitteln,  welcbeS  üorjüglicb  bei  weibücben  Snbiotbuen 
bemerft  würbe,  unb  allerbingS  gerabe  wegen  ber  überhaupt  tyfc 
tigern  9?eprobuction  tyiet  weniger  überrafebenb,  ja  im  allgemeinen 
wol)t  nid)t  fo  unbegreiflich  fct)einen  fann,  als  man  großenteils 
glaubt.  2)er  Körper  ndmlicb,  beffen  (Sriffenj  nur  eben  in  einer 
jMten  SkrwanbluUg ,  in  einem  jtdten  SBecbfel  üon  2uifnal)me  unb 
3erjiorung  be|W)t,  fyat  ycoex  SBegc,  biefe  @rtj!en$  $u  fiebern,  enk 
weber  bie  2ffft'milation  ju  erbten,  ober  bie  (Srcretton  yn  minbern, 
bureb  ben  ©tanb  welcher  gactoren  ftd)  benn  üiele  (Srfcbeinungen 
erfldren  laffen.  ©o  fet)en  wir  in  acuten  Äranfbeiten  oft  bei 
Hemmung  fo  Meter  SebenSdußerungen  aud)  tiefen  ©toffwecbfel 
febr  jurücfgetreten  unb  bie  (Sriftenj  bureb  eine  dußerff  geringe 
©toffaufnabme  lange  3eit  unterbalten,  mit  welcber  immer  noeb  bie, 
wenn  aueb  oft  fefyr  merflidje  ©toffabnäbme  beS  ÄorperS  in  feinem 
SSerbdltntffe  fiebt;  fo  ft'nben  wir  aud)  bei  üielen  Spieren  ($.  33. 
%mpi)ibien  unb  §ifd)en)  eine  lange  SebenSbauer  obne  merfltcbe 
©toffaufnabme  unfebwer  moglicb,  unb  baß  bieS  ganj  befonberS 
wdbrenb  ber  (SntwicflungSperiobe  üorfomme,  fcfyeint  in  ber  Natur 
beS  Organismus  begrünbet,  welcber  l)ier  (eben  fo  wie  in  Äranf- 
beiten,  bereu  ©anjeS  immer  wieber  als  organtfdje  Gmtwicflung 
betrachtet  werben  muß)  §u  febr  in  fieb  befdjdftigt  ijf,  unb  ba= 
buref)  in  fcfywdcbere  2Bed)felwirfung  mit  ber  Außenwelt  txitt,  weS* 


*)  @.  einen  au§geseid)neten  gall  tiefer  2Crt  &.  S5ranbtö  a.  a.  £?.  <S.  19. 


181 

f)alb  wir  üorjüglid;  an  Spieren,  wenn  ft'e  ftrf>  oerwanbeln,  eine 
fefr  oerminberte  üMjrungSaufnafyme  bemerfen.  Raupen  j.  33.  fyörcn 
auf  ju  freien,  wenn  ft'e  ftd?  einfpinnen,  unb  i>a$  gerabe,  wenn 
in  ber  tynppe  ba3  SEfyier  pm  Schmetterlinge  umgejtaftet  wirb, 
eine  äußere  (Ernährung  gar  nid^t  weiter  ftattft'nbet,  ift  be* 
fannt;  eben  fo  freffen  236gel  in  ber  $?aufe  weniger  u.  f.  w. 

gtnben  wir  nun  pr  Seit  ber  (EntroicFlungSperiobe  dfjnltdje 
(Erfcfyeinungen  im  !ttafd;en,  fo  ffnb  wir  gewiß  ntcfyt  berechtigt, 
biefelben,  t^rer  Unmoglicfyfeit  wegen,  fteta  für  abft'djtlicbe  £3etrü= 
gerei  gu  erfldren,  unb  mnn  gleid)  in  mehreren  galten  tfyeilS  in 
golge  unoorftd;tigen  drjtlidf)en  33enel)men3,  tfyeilS  buref)  gleichseitig 
erroacfyte  QtiUlhit  ber  Äranfen  (f.  §.  236.)  Uebertreibungen  ber 
Sftatfadjen  jtattgefunben  fyaben,  fo  ffnb  boef)  tfyeilS  biefe  gälte 
felbji1),  tl)eit§  anbere2)  SSewete  genug,  bafj  ber  weibliche  Äorper 
in  gewtffen  (Stimmungen  wirflicfy  mit  außerorbentltd)  geringer 
3?al)rung  lange  Seit  ausreichen  fonne.  —  SBeit  feltner  hingegen, 
unb  nur  in  golge  außerorbentltcfyer  Umdnberungen  ber  SDrgantfas 
tion,  wirb  ba3  ^emmen  bec  2Ctl)mung6function  ber  2ungen  bz- 
obacf)tet,  wofyin  ber  oon  IDfianber  angeführte  £acconi'fd?e 
Sali  gebort,  wo  zin  fJttdbcfyen,  nacfybem  e3  im  fünften  Safyre  einen 
©turj  au§  bem  genfter  erlitten  (alfo  bod>  wabrfcfyeinlicl)  eine 
fyefttge  $irnerfd>ütterung  jtattgefunben  Ijatte),  10  Safyre  lang  olme 
<iUz§  bemerflid;e  2ttbeml;olen  (bie  2ttl)mungSbewegung  l)dngt  ha 
fanntlid)  in  f)of)em  ©rabe  oom  ©e^irn  ab)  jugebracfyt,  unb  alfo 
ofyne  kleinen  Kreislauf  (bemnadf)  auf  bloße  v£>autrefpiration  bz- 
fcfyrdnft)  gelebt  fyatte 3).  (Sine  (Srfcfyeinung ,  welche  inbeß,  wenn 
wir  baS  überhaupt  geringere  2ttl)mungSbebürfmß  im  weiblichen 
©efd)led)t  (§.  59.)  ausnehmen,  boef?  in  gu  entfernter  35erbinbung 
mit  ber  ©efcfylecfjtSeigentfyümlicbfett  ftefyt,  um  weitere  Qiv 
orterungen  barüber  fyier  ju  erlauben, 

§.    256. 

Sine  anfere  ©gentl)ümlid)!eit  in  ber  (Erregung  ber  23ers 
bauungSorgane,   welche  ebenfalls»  öon  SSerfttmmung  be$  fenft'beln 


1)  Dfianber  über  b.  (gntK>ic?tungSfranf£)etten.   1.  Z$L  ©.  188. 

2)  @o  ergäbt  2Cbair  in  feinem  ptnlofopf).  mebicin.  2Cbrifs  b.  5Katurge= 
fcfyidjte  b.  SKenfc^en,  aus  b.  (Sngl.  übtrf.  t>.  Sfticfyaelis,  1788,  ©.195 
baS  SScifpiel  einer  gettuffen  Sofjanna  Raunten,  welche  87  Sage 
ofme  alle  Scafjrung,  auf  er  etwas  Simonienfaft  »on  3eit  ju  Seit,  ju- 
bradjtc,  fowie  ben  galt  einer  ©cfyt-inbfücljtigen ,  rcelcfje  35  Sage  bloS 
»on  SBaffer,  mit  einigen  Sropfen  Spiritus  nitri  dulcis  t>ermifd)t    lebte. 

3)  e.  Dfianber  a.  a.  S.  ©.  187. 


182 

gebend  abfydngt  unb  in  ben  (EntwicflungSjabren  t>eS   tt>et6ltdt>en 

(SefcbtecbtS  oftmals  beobachtet  wirb,  finb  bie  ungewölmticben  ©e= 
lüjie  unb  Appetite  (Pica,  Malacia).  <£§  gebort  biertyer  bie  nid)t 
fetten  oorfommenbe  Neigung  Äofyten,  treibe,  ja  nocb  feftere  ©rb; 
arten  ju  »ersten.  3umal  btö  Äobleneffen  beobachtete  icl)  meb= 
rere  9Me  bei  jungen  Sfldbcben  mit  t>er$6gerter  Stafiruation; 
biejV»,  wie  ba£  (Sjfen  oon  Äalf  unb  Äretbe,  fcbeint  oft  burcb  un= 
gewobnlicbe  33efcf)affenbeit  beS  SftagenfafteS  bebingt  gu  fein,  tarnt 
aber  immer  tjduft'ger  beim  weibltcben  aU  beim  mdnnlicben  ©e= 
fcblecbt  oor,  unb  fann  wol)l  aucb  mit  Söurmbefcbwerben  jufam- 
menl;dngen.  (©o  in  meinem  in  <£)ecfer'3  2lnnalen  1827.  5D^dr§ 
©.  356.  erjagten  §aEe,  wo  ba£  itreibeeffen  eine6  SOtöbcbenS  auf; 
borte,  als  ein  S5anbwurm  abgetrieben  war.)  S3i3  &u  welcher  $6be 
biefe  ©elüfte  übrigens  fteigen  Tonnen,  jeigt  bie  ©efcfyicfyte  einer 
63jdl)rigen  grau,  welche  in  30  Sauren  45  Gentner  ©cbieferjtein 
oerje^rt  f)atU  unb  fiel)  wotyl  babei  befanb.  (£ufelanb'S  Sour* 
nal  1809.  Wläxt  ©•  109.).  2(ucb  bie  ©egenfldnbe  finb  guweilen 
nocb  oiet  ungewobnlicbere:  Ceber,  2Tfd>e,  ©anb,  Äotfc,  ©iegelfacf 
u.  f.  w. 

Enmerfung.  SSftebrereS  über  biefen  ©egenj!anb  f.  m.  bei 
Sßogef;  merf würbiger  %aü  einer  Pica  £ufel.  Sournat  1836. 
9.  ©t.  ©.  11. 

§.    257. 

Sßir"  fommen  nun,  naebbem  wir  eine  ©cbilberung  biefer 
mannigfaltigen,  fonberbaren,  oom  Sfteroenleben  auSgebenben,  ober 
in  i^m  ftd)  oorjüglicb  dupernben  @ntwicflungSfran?betten  gegeben 
fyaben,  ju  einem  febr  febwierigen  fünfte,  ndmlicb  §u  ber  ßefyre 
oon  ber  SSebanbfung  berfelben.  @S  ijt  aber  tjter  beinabe 
berfetbe  Sali,  wie  in  ber  S3ebanblung  ber  ©emütbSfranfbeiten 
unb  ©eiffaSoerimmgen  überbauet,  wo  bureb  bie  bunfeln  S8or= 
Teilungen  oom  SSerbdltnip  beffen,  waS  wir  ©eete  nennen,  jum 
Körper,  bie  oerfcbiebenflen  2lnftcbten  erzeugt  worben  finb.  —  $ier 
formen  unb  follen  nur  fürjlicb  biejentgeri  Regeln  §ufammengeftellt 
werben,  welche  Vernunft  unb  (Srfabrung  als  bie  minbejr  jweis 
beutigen  unb  als  bie  einfachen  barjMlen. 

§.    258. 

3uer|t  aber  bemerken  wir  in  biefer  ^infferjt,  bafj,  inbem  offen- 
bar in  fo  oielen  fallen  eS  ftcb  erfennen  latjt,  wie  ©torungen  in 
ben  niebern  Functionen  auf  bie  t)or)ern  jurücFwirfen,  eS  baS  oor; 
^üglicbe  2Cugenmerf  beS  2l"r£teS  fein  müjfe,  in  t>tn  oben  betrachte- 
ten anfallen  ber  QrntwicflungSpeviobe  beS  weiblicben  @efcr)lecbtS 


183 

ben  <3tanb  ber  niebem  organifcfyen  Verrichtungen  genau  ju  un- 
terfudjen,  auf  franftyafte  3ujHnbe  ber  SßerbauungSwerfjeuge,  S3er- 
fd)leimung,  SDbftructionen,  fehlerhafte  ©allenabfonberung,  f)inldng= 
lidje  9tücFffd)t  $u  nehmen,  ferner  ben  3uftanb  be3  SpmpfyfyfkmS 
fowie  beS  @efd§fr;frem3  unb  mSbefonbre  ber  »cnofen  ©efdfüe,  enb- 
lief)  aber  bie  SSilbung  unb  Sljdttgfeit  ber  ©efcfylecfytSorgane  $& 
beachten,  gtnben  ft'cfy  nun  ^ter  auf  irgenb  eine  Ttxt  bebeutenbe 
(Störungen  t>or,  fo  wirb  bie  S5el)anblung  unb  SBefeitigung  ber* 
felben,  nad[>  ben  Regeln,  welche  flplä  bie  fpecielle  £l)erapte,  tf)eil§ 
ik  £efyre  üon  ben  ©efdjlecfytSfranf fetten  aufhellt,  ben  2Crjt  tfetS 
juerft  befcbdftigen  muffen,  inbem  entroeber  ba3  Seiben  beS  üfter; 
»enfvftemS  felbft  f)ferburd?  üerfdjwtnben,  ober  bod)  eine  bie  Reifung 
beffelben  erfcfywerenbe  ober  gdnjlidE)  fyinbernbe  @omplication  baburd? 
entfernt  werben  roirb. 

§.  259. 
@inen  ^weiten  v£>auptpunft  drjtlic^er  SSefyanblung  m\x$  ferner 
bie  Unter  fucfyung  unb  SRegultrung  ber  gefammten  SebenSorbnung 
ber  Äranfen  ausmachen.  @S  roirb  ganj  üergebenS  fein,  für  bie 
meinen  gdlle  t>on  Ärdmpfen,  üon  überfpannter  (5nwftnblid)feit 
u.  f.  ro.  einen  norf)  fo  jroecfmdjjigen  Zeitplan  ju  entwerfen,  ge* 
lingt  e3  bem  3Crjte  nid)t,  bie  üielfadjen  2Mdtfel)ler,  ben  SDcißbraucf) 
üon  warmen,  erf)i£enben  unb  erfcfylaffenben  ©etrdnfen,  bieSReijung 
ber  $l)antafie  burdj  ungewdl)lte  Secture  unb  unpaffenben  Umgang, 
ba3  9kd)tfd)tt>drmen  unb  fo  triele  anbere  ©proffen  etneö  immer 
weiter  greifenben,  immer  mefyr  t>on  ^aturgemdfjfyeit  gurücfweicfjens 
ben  SuruS  ju  üerbannen.  Wlan  eroffne  bar;er  bie  Seljanblung 
bamit,  folgen  Äranfen,  ifyren  UmjHnben  gemäß,  eine  £eben3orb^ 
nung  üon  ber  3eit  be3  2fufftel)en3  bis  jum  ©djlafengefyen  üorjus 
jeic^nen,  ifynen,  wenn  e§  bie  UmjHnbe  ertauben,  eine  gwecfmdfü ige 
forderliche  £3efd)dftigung ,  ^du§Iidje  arbeiten  u.  f.  w.  jur  §)flid;t 
gu  madjen,  unb  fyalte  mit  §ej!igfett  auf  ber  pünftlicben  Befolgung 
biefer  SSorfdjrtften.  ^inbet  man  aber  bie  Äranfen  unfolgfam, 
ft'nbet  man,  bafü  fte  nacb  eigenem  ©utbünfen  ftd)  2lbweidmngen 
erlauben,  wie  bteS  wol)l  namentlich  in  manchen  mit  ßinbilbungen 
überhäuften  Snbimbuen  au$  bm  l)6l)em  ©tdnben  ber  Sali  ju  fein 
pflegt,  fo  gebe  man  lieber,  wenn  ©egenüorjfellungen  ntdt?t  biafytit 
werben,  eine  SSeljanblung  auf,  bei  welcher  weber  für  bie  Äranfe 
Erfolg,  noefy  für  ben  2Cr§t  greube  ju  hoffen  tji. 


(Sin  brttter  für  bie  SBefyanblung  biefer  fowie  anberer  Rtanh 
beiten  befonberS  wichtiger  ©egenflanb  ijf  bk  SBefeitigung  ber  ent^ 


184 

[ernten  Urfacfyen.  Snbem  nun  aber  in  Äranffyeiten  nieberer  orga* 
nifcber  ©pjteme ,  fowie  in  ber  SebenSweife  üorgüglicl)  häufige  S3er* 
anlaffungen  gu  ben  genannten  Selben  beS  ^erüenfyftemS  gegeben 
ffnb,  wirb  atlerbingS  burcb  bie  ^Befolgung  ber  in  ben  beiben  »ort* 
gen  Paragraphen  gegebenen  Stegein  ein  großer  Sfyeil  ber  gegen* 
wdrtigen  Snbication  erfüllt,  obwohl  aud)  aufüerbem  nocfy  Stackes? 
gu  tbun  übrig  bleibt.  Sftamentticf)  gebort  aber  tytäfyif  bie  allmds 
tige  äkrbefferung  allgemeiner  Qonftitution,  befonberS  SSerminberung 
ber  unglücflicben  franfljaften  3Jeijbarfeit,  worin  atterbingS  burdE) 
anfyaltenbeS  ^ortwirfen  auf  bem  rechten  SBege  t>iel  gefcfyefjen  fann, 
namentlich)  inbem  man  23erdnberung  beS  Aufenthalts ,  33enufcung 
mineralifcfyer  33dber,  innerer  unb  dunerer  $Jlittd  jjur  @rl)6bung 
Saftiger  5D?us>fulartf)dtigfeit  unb  9?eprobuction  gu  |)ütfe  ruft. 
2Cuj3erbem  ifr  aber  S3erl)ütung  ber  ©elegenbeitSurfacben ,  wofyin 
befonberS  beftige  ©emütl)3bewegungen  unb  ^luSfcfjweifungen  ge* 
fyoren,  ju  berütf  ftcfyttgen ,  ja  e3  fann  felbfi,  nacljbem  irgenb  gc- 
waltfame  ©emütfySerfcbutterungen  jtattgefyabt  Ijaben,  ober  längere 
3eit  binburefy  nteberbrücfenbe  Stimmungen  ba$  pfycfnfcfye  2Bof)lfein 
ber  Äranfen  jtorten,  ein  rubigeS  unb  angemeffeneS  SSenefjmen  beS 
2CrjteS  fowofyt,  aB  ber  üon  ifym  geleiteten  dufjern  Umgebungen, 
ein  SSeneljmen,  burcl)  welcbeS  ber  ^ranfen  baS  2luffaffen  be3  rechten 
©effcbtSpunfteS  für  i>k  SBürbigung  wibriger  dufüerer  SSerljdttniffe 
erleichtert  wirb,  fefyr  üiel  §um  Unfd)dblicbmacben  biefer  (Belegen* 
fyeitSurfacben  beitragen,  wobei  wir  nod)  bemerfen,  bafj,  wenn  ber 
2Crjt  in  ftrf)  felbjt  niebt  btejenige  Snbimbualitdt  füblt,  welcbe  auf 
biefe  SBeife  für  bie  Äranfe  fyeilbringenb  werben  fann,  e3  bann 
fef)r  gu  wünfdjen  ift,  bafj  er  ben  Söeiftanb  eines  erleucbteten  ©eifb 
liefen  ober  erfahrenen  SreunbeS  fuelje,  auf  feine  SSeife  aber  bie 
$ranf|)eit  üon  biefer  ©eite  31t  befdmpfen  öollig  unterlaffe. 

g.  261. 
SStertenS  aber  tft  e§  bie  Aufgabe  be3  2lr§te3,  auf  ba3  geborte 
Stoenleben  felbjt  einzuwirken,  unb  fein  Üftormawerfydltnijj  Ijergu* 
ftellen,  wogu  tl)m,  unferer  2Cnftc^t  nacb,  brei  SBege  offen  flehen.  — 
Ghitweber  ndmlid)  erregt  er  23erdnberungen  in  t>zn  ntebern  orga* 
nifeben  ©fernen,  welcbe  ben  (Sinwirfungen  ber  Außenwelt  über* 
Ijaupt  am  meinen  gugdngticfy  ft'nb,  unb  bewirft  baburd)  unmittelbar 
woljlt^dttge  Umftimmungen  im  Stoenleben;  ober  er  bebient  fiel) 
fotdjer  Mittel,  welche  ba3  9?eröenleben  unmittelbar  in  2lnfprucf) 
nehmen,  wol)in  bie  narfotifcfjen ,  geißigen,  antifpaSmobifrfjen  SCrg* 
netjtoffe  geboren,  obwohl  aucl)  bei  biefen  oorgügltcb  unb  junäc&ji 
Dtefleidjt  met>r  ba§  S3itbungSleben  ber  3?ert>en  unb  burcl)  biefcS 


185 

bie  fenft'ble  Sljdtigfeit  afftcirt  wirb,  inwiefern  biefe  Stoffe  als 
materielle  SSefranbtfyeile  beS  ÄorperS  aufgenommen  werben  unb  in 
baS  ©efdfjfyfrem  eingeben  muffen,  um  t^rc  Sßirfung  ya  geigen. 
drittens  enblicl)  benufy  ber  2Crjt  bie  tmponberabeln  (Sinflüffe, 
welche  ofyne  irgenb  nachweisbare  ©toffüb  ertragung  bie  Umfümmung 
beS  fenftbeln  £ebenS  unmittelbar  bewirf en,  unb  oon  welchen  benn 
eine  (Stufenfolge  fefyr  oerfcfyiebener  S^dtigMten  aufzuführen  ijf, 
weldje  wir  fo  orbnen  mochten:  SBdrme  unb  Ratte,  Stcfyt  unbgin= 
fternif?,  tellurifrfjer  Magnetismus,  (Sleftricitdt,  ©awaniSmuS,  \%xfe 
rtfc^er  Magnetismus,  ßf$$$ßg)0  ©nwirfung;  unb  roir  bemerken 
hierbei,  baß  uns  fein  wahrer  ©runb  oorljanben  ju  fein  fcfjeint, 
welcher  bie  Meinung  einiger  ©eleljrten  rechtfertigen  fönnte,  baf? 
bie  meifren  biefer,  ober  aüe  biefe  (Erlernungen  im  Snnern  gleich 
artig  unb  nur  »ergebene  formen  einer  berfelben,  namentlich 
ber  (Sleftricitdt  ober  beS  ©alüaniSmuS  waren;  blofäe  2lel;nttcbfeit 
einzelner  Aeuferungen  biefer  Sl)dtiglcit  fann  hierfür  ntdt)t  bemu 
fenb  fein,  unb  baS  qualitativ  33erfct)iebene  berfelben  leuchtet 
beutlidj  genug  l)eroor;  jwar  ft'nb  ft'e  inSgefammt  Steuerungen  beS 
allgemeinen  9?aturlebenS ,  allein  fo  wenig  wir  6erecf)tigt  ffnb,  im 
tnbwibueften  Organismus  CBefdfütbdtigfeit,  MuSfelfraft,  d)emtfd&e 
SSorgdnge  als  biofüe  Mobiftcationen  etroa  ber  Stoentfydtigfeit  ober 
befj  etwas  gu  betrachten,  fonbern  alles  biefeS  als  eigentümliche 
3weige  beS  einen  Gebens  ernennen  muffen,  fo  audf)  ifl  bieS  bei 
jenen  Sfydtigfeiten  ber  Satt.  —  SBir  werben  nun  biefe  einzelnen 
SSeljanblungSweifen,  inwiefern  fte  atterbingS  in  ben  eben  betraf 
teten  Äranffyeiten,  fobalb  biefelben  wirf  lieb  ibtopatlnfc^e  üfteroens 
leiben  ffnb,  oon  öorjügltc^er  SBirfung  fein,  ja  bie  eigentlichen 
unb  wefenttieljen  Heilmittel  berfelben  barftellen  muffen,  ndfyer  er= 
ortern,  unb  jwar  mit  $inft'd)t  auf  bie  abgefyanbelten  befonbern 
3tranfl)eitS5ujHnbe,  woburcl).  benn  baS  für  einzelne  gdtte  paffenbe 
§3erfar)ren  auS  bem  3ufammenl)alten  ber  üftatur  ber  Äranfl)eit 
unb  ber  £el)re  oon  ber  SBirfung  biefer  Mittel  ftcb  leicht  oon  felbft 
ergeben  wirb. 

§.  262. 
3unsfcf)ft  aber  bie  Söefyanblung  ber  üfteroenleiben 
burd)  ßinwirfung  auf  bie  niebern  (S^ffeme  betreffenb, 
fo  fonnte  man  btefelbe  aud)  bie  antagoniftifd)e  Wlefyobe  nennen 
unb  mehrere  2Crten  berfelben  unterfeljeiben.  2Bir  rechnen  bat)in: 
1)  bie  auSleerenbe  Metfyobe,  welche  befielen  fann  in  ber  3tnwen= 
bung  oon  33recl)  =  unb  Abführmitteln,  ober  in  23ermel)rung  an; 
berweitiger  ©ecretionen ,  ober  in  SSlutentjie^ungen.  —   SBaS  bie 


186 

S3red>-  unb  Abführmittel  anbelangt,  fo  bemerk  man  biefelben  üon 
befonberer  SBirffamfeit  in  allen  übermannten  Sujrdnben  mit  frdfc 
tigern  SßirfungSüermogen,  unb  jwar  inSbefonbre  wenn  bie  Äranfs 
fyeit  nicbt  blo6  in  ungewöhnlichen  ©eijreSricbtungen,  fonbern  aueb 
in  33erjttmmung  be3  forderlichen  3ujfanbe3  ft'dj  äußert,  als  5.  35. 
im  ©ct)lafreben,  «Scblafwanbeln ,  2Clpbrücfen  unb  bei  meiern 
2lrten  tton  Krämpfen,  fobalb  ft'e  üollfaftige ,  Irdftige  ©ubjecte  be; 
fallen.  9lod)  mebr  wirb  inbefj  biefe  SD?etl)obe  angezeigt  fein,  wenn 
Neigung  §u  gajTrifcben  Suftdnben,  £>bjlructionen ,  £)rüfenans 
fcbwettungen  u.  f.  w.  üorbanben  ifr;  ertfitren  inbeg  biefe  ober  dl?n- 
liebe  Äranf  leiten  wirf  lieb,  fo  werben  refoloirenbe  unb  abfübrenbe 
bittet  febon  nacb  ben  §.  258.  erwähnten  Siegeln  ft'cb  notbwenbig 
machen.  £)ie  Sßabl  ber  einzelnen  üMttel  unb  ibre  £)ofen  muffen 
ft'cb  nacb  ber  Snbwibualitdt  ber  üorfommenben  §dtte  rieten,  jeboer) 
werben  leiebtere  33recbmittel  (Ipecacuanha  aueb  in  refraeta  dosi 
§ur  Efelcur),  namentlicb  bei  ben  mebr  bureb  gewaltfame  ©es 
mütbSaufregung  ftcb  dußernben  Äranfbeiten,  ^antajierei  unb  ©cbwdr- 
merei,  franfbafter  9veijbarfeit  ber  «Sinnesorgane  u.  f.  w.  nü^licb 
wirfen,  babingegen  brajrifdje  2(bfubrungen  au6  Jalapa,  Mercur. 
dulc,  Fol.  Sennae  u.  f.  w.  üon  Seit  ju  3^tt  angewenbet,  mebr 
bei  blöbft'nnigen  3ufitdnben,  bei  pblegmatifcben  ©ubjeeten,  mit 
uerfcbleimtem  £>armfanal  unb  SBurmbefcb werben,  blanbe  2Cbfub- 
rungen  (bureb  SÖftttelfalje ,  Electuaria  lenitiva,  unb  totö  bei  febr 
fenftbeln  Äorpcm  ft'cb  üorjüglid)  empfiehlt,  bureb  Oleam  Ricini) 
üorjüglicb  bü  ent§ünblicber  &iatt)tfi$t  Eongejtionen  u.  f.  w.  nü|s 
li$  werben. 

§.  263. 
23on  ben  Erregungen  anberweitiger  ©ecretionen  erwdbnen 
wir  guerjt  bie  fünflltcb  bew  erffitelligte  unb  unterbaltene  Eiterung 
bureb  Fontanelle,  ^aarfetle  ober  offen  erbaltene  Vesicatoria;  Mittel, 
welcbe  namentlicb  wo  bie  Äranfbeit  nacb  plo^licb  üerfebwunbenen 
anbernÄranfbeiten,  j.  S5:  $autauSfcbldgen  u.  f.  w.  entfknb,  ober 
aueb  nacb  ©emütbSerfcbütterungen  eine  SSerftimmung  be£  Stoem 
lebend  folgte,  befonbern  S'lu^en  gewdbren,  unb  befonberS  bei  ah 
norm  aufgeregter  ©enft'bilitdt,  flonifeben  Krämpfen,  S3eit§tan§ 
u.  f.  w.  angewenbet  ju  werben  üerbienen.  Söeniger  b<*uftg  fmben 
ftdf)  bagegen  Satte,  wo  öon  ben  bie  ^autau^fonberung,  bie  ©peis 
cbel  5  ober  ^arnfecretion  *)  beforbernben  Mitteln  in  biefen  $ranf= 

*)  ©elinbe  Diuretica  werben  tnbejj  »orjügtfcb,  reo  nodj  anbete  Slmnfytite- 
floffe  im  Äoi-per  finb  (namentlid;  2Cuöfcf)lagömatericn)  aUevbingö  juwetlen 
mit  9tu|en  angewenbet. 


18T 

Reiten  2(nwenbung  gemacht  werben  fann,  jum  wenigften  werben 
fte  gewolmlid)  mebr  burd)  anbere  biefe  9toenleiben  bebingenbe 
Äranf fetten  (§.  258.)  tnbicirt  fein,  öfterer  hingegen  tjt  oon 
SBlutentäiebungen  9?u£en  ju  erwarten,  einem  Atel,  welches  man 
jwar  fejjr  oft  als  für  Störungen  be£  Heroen leb enS  ganj  unpajfenb 
betrachtet  ^oX,  unb  welcbeS  beffenungead)tet  fo  vielfältige  (Erleich- 
terung fogar  bü  an  fiel)  fcbwdcfylicben  unb  reizbaren  ©ubjeeten 
gerodet;  benn  foroie  immer  bie  S3lutmaffe  gern  nad)  einem  in 
aufgeregter  £bdtig!eit  ftdt>  befmbenben  Steile  l)tnbrdngt,  fo  aud) 
ftnbet  fiel)  bd  abnorm  gesteigerter  ©enftbilitdt  bie  ^eroenfubjlanj 
(an  unb  für  fiel?  febon  eine  ber  blutreichen)  burd)  Güongefiionen 
nod)  mel)r  in  iljrcr  Sl)^igfeit6du0erung  gehemmt,  unb  e3  erfcfyeint 
baburd)  S5lutent§ieljung  hierbei  wobltbdtig  wirfenb.  2Cuf  welche 
SBeife  übrigens  bie  S5lutentjiel)ung  oorjunebmen  fei,  muffen  bie 
Umftdnbe  beftimmen.  Sei  oollfaftigen,  an  £)l)nmad)ten ,  2£lpj 
brücfen,  heftigen  3uc!ungen  leibenben  ^erfonen,  jumal  bei  fpar= 
famer  ober  oerjogerter  Staftruation ,  ffnb  gewobnlid)  fldrfere 
Ausleerungen  notbwenbtg,  bä  fel;r  fdjrodcblicben  mit  9toen§u; 
fallen  behafteten  Sftdbcben  roirb  hingegen  bie  2lnn?enbung  oft  wie; 
bereiter  Heiner  S3lutentsiebungen,  unb  jroar  entweber  nad)  33er= 
lingfyieri'S  SD?etl;obe *)  burd?  f leine  SScndfectionen,  ober,  was 
oor§uglicb  bei  meinem  ftxalleiben  (fmpfeljlung  oerbient,  burd) 
SSlutegel  ober  ©cfyropffopfe  jlattft'nben. 


2)  £>ie  irritirenbe  Sftetbobe  grünbet  ftd)  oorsügltd)  auf  $>a§ 
©efe^,  bafü  bei  fefyr  berüorgebobener  Sbdttgfeit  in  einem  Sfyeil 
be§  ÄperS,  Sl)dtig!eiten  anberer  Organe  berabgejtimmt  werben, 
©ie  !ann  auf  fef)r  oerfdjiebene  SBeife  in  biefen  Äranfljeiten,  unb 
jwar  oft  mit  feljr  großem  Sftu^en  angewenbet  werben,  unb  §war 
gewdbrt  fte  Sterbet  einen  boppelten  SSortbeil,  einmal  ft'rirt  fte  burd) 
ben  mit  ber  2lnwenbung  biefer  Mittel  oerbunbenen  ©d)merj  ba§ 
©elb|tgeful)l  mel)r  auf  einen  gewiffen,  oorber  t>telleicr)t  gefcbwdd); 
ten  Styett,  ober  auf  ben  forderlichen  Suflanb  überhaupt,  unb  beugt 
baburd)  maneben  Ueberfpannungen  beffelben  oor,  anberntl)eil§  er= 
regt  bie  heftigere  SJeijung  eine  (Sntjünbung ,  welche  oft  ju  einem 
nod)  wobltbdtigern  2£bleitung3mittel  ber  SBlutmaffe  oom  Heroen- 
fpftem  wirb,  als  Slutentjiel)ungen  an  unb  für  ffer)  werben  fonnen. 


*)  <S.  Öfianber  übtr  bie  <gntttricfUing§franff)eitett,  2.  Zt)l  @.  285. 
äSerlingfjteri  feilte  heftige  tonttutftotfdje  anfalle  eines  ^jterifdjen 
SttäbcfyeniS  buxfy  gegen  400  .Keiner  2fberldffe  ju  einer  ftal&en  ttnje. 


188 

(§3  gehören  l)ier$u  Vcsicatoria ,  ©inaptSmen ,  bie  SKora;  ba§ 
Einreiben  mit  Tr.  Cantharfdüm ,  Liniment,  volatile,  Spiiit.  sal. 
ammon.  caust.  u.  f.  w.  —  Die  2(nwenbung  biefer  Mittel  betreff 
fenb,  fo  finb  ft'e  üorjüglid)  bei  örtlichen  ©cfymerjen,  2df)mungen 
imb  partiellen  Ärdmpfen  fffiftätifö  nur  bemerke  man,  baf?  eine 
Neigung  ju  Sieberbewegungen,  unb  eine  fefyr  gejreigerte  allgemeine 
Steijbarfeit  ben  ©ebraucl)  berfelben  cmfdjrdnfen ,  oft  <ui$  wol)l 
ganj  »erbieten. 

§.  265. 
SBir  fommcn  ferner  %m  S3el)anblung  jener  Äranfr;eit3§ufidnbe 
burcl)  innere  ober  dunere,  baS  Sfteroenfpjlem  oorjüglicl)  in 
2£nfprucl)  nefymenbe  2Crjneimittel.  SBBir  unterfc^etben  oor^ 
güglicr;  bie  inbiffercnjirenben,  abfpannenben,  inbirect  ober  birect  bie 
aufgeregte  Stoentfydtigfett  minbernben,  unb  bie  erregenben  Mittel. 
Unter  ben  erjlcrn  fe^en  wir  ben  inbiff  er  enteren  ber  ©toffe,  weldje 
un3  bie  dunere  Sftatur  barbietet,  oben  an,  ndmlicfy-baS  Söaffer, 
bejfen  treffliche  SBirfung  aß  laueS  S5ab  bei  aufgeregter  ©enftbis 
litdt,  ©c^mer^cn,  Krämpfen,  ja  felbjr  naä)  fiürmifcfyen  ©emütl)S= 
bewegungen,  burd)  bie  oielfdltigjlen  ^Beobachtungen  anerfannt  iji  *). 
dbm  fo  wofyltfydtig  aber  wirft  t>a$  SBaffer  in  einer  ber  Äorper; 
warme  entfprecr;enben  Temperatur  innerlich  unb  ber  grof  e  9?u£en, 
welchen  £l)eeaufgüffe  unb  SaoementS  (eigentlich  nichts  als  warme 
SSdber  für  !3ftagen  unb  Darmfanal)  bei  ärmlichen  Seiben  gewdbs 
ren,  ift  feinem  2(r§te  unbefannt  2tber  nid)t  nur  als  warntet 
Sßaffer  unb  als  mit  aromatifcfyen  ober  antifpajlifcfjen  ©toffen 
fünfilicf)  gefcfywdngerte  glüfffgfeit,  fonbern  aucfy  als  reines  unb 
namentlich  als  MteS  SBaffer  (b.  Ig.  in  einer  Temperatur  üon 
10—18°)  ijr  bieSBirfung  bä  Stoenfranf Reiten  fe^r  grop.  Aalte 
SBafc&ungen  frül)  unb  2(benbS  über  ben  ganzen  Körper,  baS  re* 
gelmdfjige  Srinfen  eines  frifcfjen  reinen  £UtellwafferS ,  a\xd)  befon; 
berS  frül)  unb  2(benbS,  unb  baS  ©ebraucfycn  ber  in  neuerer  3ett 
(man  mochte  fagen  faff  infrinctmdfjig  bei  ber  allgemeiner  geworb; 
nen  ©ereijtfyett  ber  ©encration;  fo  in  ÜD?obe  gefommenen  $lu{^ 
bdber  finb  ft'cfyer  grofüe  Mittel,  um  baS  Sfteroenfpffem  in  feiner 
Styätigfeit  gu  reguliren.  Sfterfwürbig  iji  eS  aucl),  wie  oiel  felbjl 
ein  fe^r  gefcfywdcfyter  Organismus  in  biefer  $inftä)t  »ertragt,  unb 


*)  Sftan  Xefc  herüber  befonberö,  was  fdjon  £.  50?.  SOlarcarb  übet  b. 
Statur  unb  b.  dkbraud)  b.  SSdber.  4>amioüer,  1793,  gefagt  fjat,  t>ot= 
vorjögltdb  baö  7.  @ap ,  wo  audj  ber  (Sdjtaf  madjenben  SBufung  be§ 
SabeS  gebadjt  |-ft* 


189 

e$>  ift  öon  tiefem  «Stanbpunfte  aus  mtereffant,  bie  ßurmetbobe 
jenes  (SmpiriferS  in  ©rdfenberg  gu  beachten,  wo  bie  ftrcngfle  @m- 
wirfung  be£  falten  SßafferS,  unb  nicfyt  fetten  mit  gutem  Erfolg, 
bei  fcf)wdd)licf)en  fonjl:  fo  froftigen  ^erfonen  angeroenbet  wirb.  — 
(Enbticb  geboren  fyterber  aud)  einige  ber  bifferenter  einroirfenben  Wi- 
neralbdber,  j.  S3.  GtmB,  ©djlangenbab,  felbjt  @ger,  unb  bie  ©eebdber. 

§.  266. 
Sunäcfoji  an  bie  allgemein  inbifferenjirenbe  SBirfung  bcs>  23affer§ 
fd^lte^t  ftcb  bie  nun  fc^on  mefyr  inbfoibuelte  oieler  ^robuete  be3 
^)flan^enreid)ä,  welche,  inwiefern  fte  aud)  im  tbierifeben  £)rganiS= 
mu3  bie  üegetatioe  ©eite  (ba3  ruhige  in  ffcb  gefebrte  33ilbung6- 
leben  ber  ^flanje)  fjeroorrufen ,  bie  übermäßigen  (Erregungen  be§ 
animalen  ßebenS  berabftimmen.  —  2ötr  jdbten  bierber  gunddjfl 
t>k  milben  SDcle,  entroeber  rein  al3  folebe  innerlicf)  ober  dußerlicb 
angeroenbet,  ober  in  ber  33erbinbung  mit©cbfeim  unb  Söaffer  al§ 
(Smulft'onen;  ferner  ben  ^Pflanjenfcbleim  unb  3ucfer,  bann  aber 
bie  betdubenben  bittet,  roelcbe,  obroobt  oft  anfänglich  eine  leb- 
hafte 9?eaction  gegen  ibre  (EinroirFung  bemerft  wirb,  boeb  in  %u* 
reicr;enber  Quantität  balb  ben  SDrganiSmuS  bem  ^>flan^en leben  naiver 
bringen,  b.  t.  berubigen,  einfcfytdfern.  $ierber  gebort  benn 
ba3  £>pium  oorjüglicl),  beffen  oorfiebtiger  ')  (inSbejonbre  bie 
2(broefenl)eit  t>on  (5ongej!ionen  nacb  ben  £irngefd£ en ,  forote  tum 
Neigung  ju  £)bftructionen  forbernber)  ©ebraueb  bü  neroofem  ®lk; 
berfcljmerj  unb  gejleigerter  @mpftnblicf)fe>t  einzelner  ©inneSorgane 
oft  großen  üftu^en  gewahrt.  %^nüd)  ijt  tbm  ber  Crocus,  i>a$ 
Extr.ictum  Hyoscyami  2)  unb  ba§  bei  IBrujlfrdmpfen  üovjüglicb 
votrffame  Extractum  Lactucae  virosae  3).  SBeniger  fcfyeinen  für 
btefe  Äran!t)eiten  §U  paffen:  Aconitum,  Stramonium,  Cicuta  unb 
Fol.  Laurocerasi,  gum  minbefien  fyat  i>k  (Erfabrung  nocl)  niebt  fo 
entfebieben  für  biefelben  gefprocfjen.  9J?el)r  mit  fcljarfem  (Stoffe 
oerbunben  tft  baS  SftarFotifcfye  in  ber  SMabonna,  inbefj  wirft 
fte  gerabe  beSfyalb  wof)t  in  conoulffoifcljen  £ranff)eiten  fefyr  nü£= 


1)  3im>et(en  »ertragen  Sttäbdjen,  an  eerjlimmter  ©enft&Üifät  let&enb,  bk\e 
Narcotica  gar  ntc^t.  3$  faf)  einjt  fetjon  nad)  V4  ©r.  Dpium  bk  aUet= 
fyeftigfien  .Krämpfe  entfielen. 

2)  2)iefe  fSlittd  ftnb  eö  aud?  fcefbnberö,  roeldje  in  meiern  biefer  Äranfz 
Reiten  in  Stau  deform,  raetjr  atö  geft^xe^t  /  angeroenbet  ju  werben  »er* 
btenen.  @.  £ufelanb  06.  b.  Jfnrcenbung  ber  4?et(raitte(  ät§  9?aucb, 
in  beffen  Sournal  f.  b.  pr.  ^>eitf.  1809.  5.  (St. 

3)  ®.  barü&er  ©c^leftnger  in  ^ufelanb'ä  Sournat  f.  b.  pr.  $tüt 

xxi.  ssb.  i.  et 


190 

liä)  ?).  %ud)  bie  Niix  vomica  (btefeS  aucb  tri  fef)r  fleinen  £)ofen 
noch  wirffame  Sfltttel  unb  beSfyalb  ber  9iotr;an!er  ber  $al>neman= 
matter)  oerbient  l)ier  befonbre  (Erwähnung,  unb  i$  ^abe  oorjüglicl) 
t>on  fdjwacben  2(uflofungen  be£  (SrtractS  mit  SBemgetjl:  unb  Aqua 
laurocerasi,  ju  8 — 12  Sropfen  gereicht,  oft  duf?erft  voo^lt^dttge 
SBirFungen  ju  S5efd)tt)td£)tt3ung  einer  fransen  ©enft'bilitdt  gefeljen. 

§.  267. 
Sßeniger  narfotifd),  aber  burrf)  tfjre  SDftfdjung  au3  bittern 
unb  dtl)erifcf)= öligen  ©toffen  gugleid)  ba3  WluöhU  unb  Stoens 
fnflem  in  2Cnfprud?  nefymenb,  unb  beSfyalb  bm  franfbaften  ßonflict 
beiber  (Ärampf)  oorjüglid)  ju  befeittgen  geeignet,  ft'nb  bie  Vale- 
riana, bie  Flor.  Chamoraill.,  Hb.  Melissae  u.  f.  W.  —  33efonber§ 
ift  ber  Skibrian  ein  >  mit  ditfyt  gefegtes  Mittel  für  oiele  ber 
oben  befcf)riebenen  (SntwicHungSsufdlle,  fobalb  er  nur  in  fyinldngs 
lief)  fiarfer  ®abz  (etwa  nad)  Dfianber  $u  einer  falben  bt§ 
ganzen  ttnje  tdglid))  unb  in  $)uloerform  angewenbet  wirb.  — 
SSerroanbt  in  ber  SBirfung  ft'nb  ben  genannten  ferner  einige  tfote« 
rtfdje  ©ubjianjen,  ndmlidf)  i>a§  @ajbreum  uni>  ber  $Ro\d)u§,  *>on 
welchen  baS  erjfere  mefyr  ben  <5enftbilttdt3j!6rungen  in  ben  Unter- 
leib6neroen,  ba§  gleite  mtfyx  ben  Störungen  im  @entvalnett>en= 
fyftem  angemeffen  fcfyeint;  unb  einige  SDftttel  au$  ber  Steige  ber 

metallifd^en ,  al6  bie  Flor.  Zinci  unb  Magisterium  Bismuthi,  welche 
bei  2£bwefenl)eit  oon  gajlrifcben  3ujidnben  unb  ©dureer^eugung, 
fowie  oon  ent^ünblicber  £)iatl)eft3  befonberS  in  Ärampfjufdllen  mit 
Sfcufcen  gebraucht  werben.  —  2Cüe  biefe  Wtitiä  bilben  übrigeng 
burd)  il)re  fcfyon  meljr  erregenbe  SBirfung  ben  Uebergang  §u  ben 
eigentlichen  flüchtigen  Heilmitteln,  üon  welchen  jebocf)  gerabe  in 
biefen  @ntroicllungg!ranfl)eiten  im  ©an^en  feltner  ©ebraucb  ju 
machen  ift.  —  3uerfl  aber  ift  l)ier  ber  arjn ei  liefen  2£nwenbung 
bc3  Söein§  gu  gebenfen,  welcher  burc^  eine  berufyigenbe,  ber  erre= 
genben  balb  nacfyfolgenbe  SBirfung  fiel)  noef)  ben  narfotifcfyen  WiU 
lein  in  ttwtö  oerwanbt  §eigt,  unb  bal)er  bei  fd?w>drf>Itci)en,  ret§= 
baren,  i lemmütl)tgen ,  mit  3tttern,  ©inneSfcbwdcfye  unb  dlmltcfyen 
S3ef$werben  behafteten  ©ubjeeten  fo  dußerfl  wol)ltl)dtig  wirb, 
gerner  l)at  man  ben  itampfyer  fett  längerer  3eit  bei  ©emütl^ 
Franffyeiten  überhaupt,  oorjügltcl)  aber  auef)  in  ben  burefy  ®e* 
mütl)§erfcl)ütterungen  erregten  ober  nacb  anbem  Äran^eiten  ftdf> 
auSbilbenben  melancfyolifcfyen  3ujldnben  junger  grauenjimmer  nü^ltc^ 


*)  ©.  Sftanber  über  b.  (SntwtcHungSfrantyetten ,  2.  Z$l.  @.  297.  unb 
£arle£  3a$*&ud&er  b.  teutfö.  SK-ebic  u.  (5^r.  II.  33b.   1.  4>ft   . 


191 

gefunben.  (£r  wirb  t>or§üglicf)  pljlegmatifcfyen  Snbioibuen  toofyU 
tlmn,  bei  entjünblicljer  SiatfceftS  hingegen-  riufyt  gegeben  werben 
bürfert.  Snbem  wir  bie  übrigen  f)ierl)er  gehörigen  Mittel,  oB 
Serpentaria,  Imperatoria,  bte  Sfapljtfyen ,  bie  oerfcfyiebenen  Stinctus 
ren  u.  f.  w.  übergeben,  erwähnen  wir  nur  nocb  be3  flüchtigen 
£augenfaljej> ,  Weld^eS  aU  Liquor  C.  C,  Spirit.  sal.  ammon.  foe- 
nicul.  u.  f.  w. ,  üorjüglid)  in  SSerbinbung  mit  narfotifcben  <Buh 
fangen,  mit  bem  bejren  Erfolg,  namentlich  in  i>m  frampffyaften 
(MwicflungSfranffyeiten  angewenbet  wirb. 

§.  268. 
Gmblid)  l>aben  wir  nocb  bie  @laffe  ber  tmponberabeln 
Heilmittel  für  btefe  Äranfljeiten  ju  betrachten,  welche,  fo  wichtig 
unb  fachgemäß  ft'e  aucl)  immer  erfdjeinen  mögen,  bodt>  eben  in 
tfyrer  Smponberabilitdt,  barin  ba$  ft'e  nicfyt  nadf)  einem  Stecepte 
üerorbnet  werben  fonnen,  barin  baß  ft'e  reinen  SBttlen  &u  Reifen, 
S3el)arrlicl)fett  unb  Aufopferung  in  ifyrer  Anwenbung  forbern,  ben 
©runb  baoon  erhalten,  ba$  ft'e  weit  weniger  ÜlM  billig  benufct, 
ja  oft  wobl  gar  yix  ÜRobetyor fytikn  tyerabgewürbigt  werben.  — 
SBir  feaben  aber  fyierfyer  gerechnet  juerji  £ict)t  unb  $injremijj, 
Södrme  unb  &<Slte.  SMefe  mächtigen  Cnnflüffe,  benen  ber  Bis 
ganiSmuS  fortwdfyrenb  unterworfen  iff,  oon  weisen  in  ber  ganzen 
un§  umgebenben  Statur  £eben  unb  ©ntroicflung  abfangt,  beren 
SBirfung  inSbefonbre  auf  ba3  9toenleben  fowofyl  im  gefunben 
als  franfen  Suftanbe  fo  bebeutenb  ift,  werben  aucl)  für  bie  gegen* 
wdrtig  betrachteten  ÄranfljeitSformen  in  üieler  ^triftdjt  wol)ltl)dttg, 
wenn  ft'e  oon  ber  $anb  eines  umft'djtigen  ArjteS  geleitet  ftnb. 
SBdrme  unb  2icl)t  (wol;in  aucb  bie  Snfolationen  ober  ba3  @on* 
nenbab  gebort)  wirfen  oorjüglid)  bei  fcbwdcblicfyen,  tneland^oltfc^ert 
©ubjeeten  in  angemeffenem  naef)  unb  nadf?  gevettertem  &xctiz 
üorjüglid),  ja  ft'e  ftnb  felbj!  jur  SSerfjütttng  frampft'ger  Anfalle 
mit  9?u&en  anwenbbar*).  Aalte  unb  ginftevnij?  hingegen  werben 
§u  33efeitigung  mancher  eraitirten  SujMnbe,  §u  Swanggmitteln  bei 
eingebilbeten  ober  t-orgegebenen  Stoenfranf  Reiten  manches  wir& 
fame  Mittel  an  bie  $anb  geben,  nicljt  yk  gebenden,  baf?  bte 
plo&licfye  örtliche  Anwenbung    ber  Ädtte   fowie   ber  SSSdrme  gu 


*)  Bo  beo&acfytete  Staffe  einen  galt,  reo  epiteptifdje  2fnfdlle  nur,  wenn 
ber  Äranfe  im  £)unüet  getaffen  mürbe,  vtrieberfefjrten.  "Xwfy  fefje  man 
herüber  t>on  Dftanber  (9<ceue  Senf mürbigfeiten ,  I.  Sbl.  1.  #ft- 
<3.  120  u.  f.)  bie  fcfyon  öon  ben  3C(ten  für  fyödjft  tüicfyttg  gehaltene  ©in= 
nrirfung  c-on  8id)i  ober  ginjiernifi  bei  Erampftgen  Äranf^eiten  erörtert. 


192 

einem  ber  wirffamjten  ^ve^mittel  wirb,  unb  bafter  bei  sparatyfen, 
Krämpfen  u.  f.  w.  otel  jur  Teilung  beitragen  Fann. 

§.  269. 
ferner  ben  tellurifcben  ober  metallifcfyen  SSttagne^ 
tiSmuS  betreffenb,  fo  ijl  btefeS  fcf;on  feit  einigen  Saljrlmnberten 
oon  Syrern  empfohlene  unb  angewenbete  Mittel  befonberS  gegen 
£dl)mimgen,  ©d&merjen  unb  Krämpfe  oon  üftufeen  befunben  worben, 
unb  oerbient  gewiß  aufy  in  inn  genannten  (SntwicFlungSfranfbeiten 
fyduftgern  (Sebraucb,  als  neuerlich)  baoon  gemacht  gu  werben  pflegt 
Sie  $orm  feiner  2lnwenbung  muß  übrigens  ber  Sftatur  biefer 
Äranffyeit  angemeffen  fein,  unb  fcbwerlidE)  wirb  bafyerSemanb  ben 
Magnet  afß  $>uloer  unb  in  $)f!ajlerform,  wie  er  oon  ben  alten 
2t'erjten  l)duft'g  gebraucht  würbe,  nocf)  je|t  anwenben.  2lm  fcbidf* 
liefen  ftnb  <&täbe,  eiförmige  ober  herdförmige  platten,  ober  ©ars 
nituren  oon  Sflagnettdfelcben ,  wo  immer  Sftorbs  unb  ©übpol  ftd^> 
berühren  muffen,  welche  in  ©eibe  eingefcfylagen  auf  ben  leibenben 
Steilen  getragen  werben.  S5ei  2(nwenbung  oon  EKagnetfldben 
muß  übrigen^  namentlich  bie  9?td)tung  berfelben  beachtet  werben, 
txx  befannt  ifr,  baß  bie  Sficbtung  eines  GnfenjrabeS  in  i>m  magne= 
tifcf)en  Sßeribtan  allein  fc^on  benfelben  magnettfc^  machen  fann, 
unb  fonad)  erwartet  werben  muß,  baß  aueb  bei  bem  bereits 
magnetifcf)  gewefenen  <&tabt  bie  |)eilfraft  oerfidrft  ober  gefcfywdcbt 
werbe,  ie  naebbem  bie  Stiftung  beffelben.  paffenb  ober  unoaffenb 
iji.  im  befien  fcfyeint  eS  ju  fein,  bie  9tarbpolf»i£e  an  bm  UU 
benben  Sfyeil,  bie  ©ubpolfptfce  aber  gegen  ben  9?orb»ol  ber  (Srbe 
§u  galten.  $ell,  Unjer  0  unb  einige  fran§6ftfcr>e  2ler$te  (2lnbrt> 
unb  Sbouret)2)  t>abm  ftdf>  beS  9J?agnetS,  unb  swar  gum  Sfjeil 
auty  in  ben  genannten  (SntwtcffangSfranf&etten  beS  weiblichen  ®& 
fct)lecl)tS  oorjüglicl)  bebient.  '  teuere  ^Beitrage  für  biefen  ©egem 
ftanb  l)at  Dr.  o.  SSulmerincq  in  ütußlanb  gefammelt3)  unb 
aucr)  feine  SSeobacbtungen  fprecfjen  für  bie  SBirFfamfeit  beS  Magnets 
in  neroöfen  Sufrdnben.  SBefonberS  wichtig  aber  würbe  eS  fein, 
wenn  bie  oon  tiefer  *)  gemachte  ^Beobachtung  über  bie  Äraft 
beS  (SifenS  einen  3ttjianb  oon  ©c&laf,  ja  oon  (Schlafwagen,  unb 


1)  3.  6.  Unjer'S  Seföreibimg  eines  mit  im  fünjtlicfjen  Magnete  an- 
gebellten mebicin.  SerjudjcS.  4?am&.  1775. 

2)  tfnbrp'S  u.  Sfcouret'S  «Beobachtungen  u.  SJerfu^e  üb.  b.  ©ebraud) 
b.  SJJagnetö  in  b.  2Crjnetf.    2£uS  bem  gran§.   Seipj.  1785. 

3)  ©.  beflfen  beitrage  jur  drstlic^en  S3el)anblung  mittels  be§  mineratifcfjen 
SSKagnettgmuö.  «Berlin  1835. 

4)  tfrrfjiü  f.  b.  t&fer.  SftagniSmuS.  III.  «Bb.  2.  @t. 


193 

burcfy  tiefen  (Schlaf  bte  Teilung  oon  Äranffyeiten  51t  bewtrfen, 
burcr;  weitere  (Erfahrungen  l)inldnglicl!)  befldttgt  würbe,  inbem  ba; 
üon  gewiß  für  bie  83el)attblung  ber  t)ier  betrachteten  9toenäu= 
falle  ausgezeichneter  ^ht^en  erwartet  werben  bürfte.  Ueberfyaupt 
ndmlicfy  fcfyeint  ber  tellurifcfye  SD?agneti§mu§  fyerabjüimmenb  auf  ben 
SDrganiSmuS  ju  wirfen,  ber  inbioibuellen  Äraft  beffelben,  als  eine 
ttom  (SrborganiSmuS  auSgeljenbe  £l)dtigfeit,  entgegengefc&t ,  au$ 
welchem  ©eftcfytgpunfte  wir  bcnn  üorjüglid)  feine  Ijinreictjenb  be^ 
jfdtigte  fdbmerjlinbernbe  .Kraft  erfldrlicb,  unb  namentlich  and)  bie 
üon  großem  Waffen  be§  (EifenS  (be3  oorjüglirfjen  SrdgerS  biefe* 
Äraft)  bemerfte  fcfylafmacfyenbe  Sirfung  begreiflich  ft'nben. 

§.  270. 
Sftod)  fyaben  wir  aucfy  be3  ©aloaniSmuS  unb  ber  (Slefs 
tricitdt  a\$  Heilmittel  für  bie  Stoenleiben  gebaut,  jebocfy  muß 
ber  ©ebraud)  berfelben  fyier  atlerbingS  manche  (Sinfcfyrdnmngen 
erleiben,  ba  t>u  meifren  jener  ßufidnbe  auf  abnorm  getigerter 
©enftbilitdt  berufen,  unb  ©aloantemuS  wie  (Sleftrtcttdt  an  ftdf> 
fforf  erregenbe  (Sinflüffe  ffnb.  Sßorjüglidj  oerbienen  ft'c  bafyer  nur 
bei  ßdfymungen,  ©cbwadjesuffanben ,  Sorpor  unb  SBlobfmn  ange- 
wenbet  §u  werben;  allein  aud)  bann  nie  oljme  bie  gehörigen 
pf>t)fifaitfd^en  Äenntniffe,  oljne  l)inldnglid)e  SDrbnung  unb  %u& 
bauer  in  ber  (5ur,  ofyne  33ead)tung  ber  in  ben  beffcrn  (Schriften 
über  biefe  ©egenftdnbe  *)  üorjüglitf)  empfohlenen  unb  burcl;  du 
fafyrung  bewahrten  Sftetljoben,  unb  nur  unter  ber  gehörigen  S5e= 
tücfftcfytigung  be3  3uftanbes>  ber  übrigen  organifcfyen  ©*)jteme, 
namentlich  beS  ©efdßfyjremS,  inbem  5.  83.  bei  vollblütigen,  ju 
GEongejftonen  unb  ßntjünbungen  geneigten  ©ubjecten  von  ber  2ln= 
wenbung  biefer  Mittel  leicbt  gefaljrbrofyenbe  Zufalle  beforgt  werben 
müßten.  —  S5ei  bem  ibiopatfyifdjen  neroofen  Äopffcfymerj  folcfyer 
Äranfen  inSbefonbere  fyat  ft'cr)  mir  neuerlich  einigemal  ba§  fragen 


*)  gr.  %.  hatten 6  uoUfldnbtge  2Cmt>eifung  jur  tfjerapeutifcfyen  2Cnroens 
bung  beö  ©atöaniömuä  u.  f.  n>.  SQSeif enfelö ,  1803.  —  Gsbenberfetbe 
überfe^te  eine  Heine  ©djrift  »on  ©  e  i  9  e  r  (2t bfjanblung  über  ben  ©al* 
öaniSmuö  unb  bejfen  2Cnn>enbung  0.  Dr.  6.  %t.  ©eiger.  Seipj.  1803.), 
in  welcher  unter  anbern  <&.  42.  bk  '«Rettung  einer  Amaurosis  bei  einer 
20}%igen  an  unterdrückter  SÜtenjlruation  letbenben  'JPerfon  burdj  @al= 
»aniömuä  erjagt  ift. 

Sib.  SauaUo'g  SSerfud)  über  b.  Sfjeorie  unb  ^ntcenbung  ber  mebtcint* 
fcfyen  eieftricitdt.    2fu§  b.  @ngl.   Setpj.  1799. 

6.  ©.  ßüfjn  ©ef^te  b.  mebicin.  u.  p^ficat  (Sieftricitdt.  ßeipjig,  1783. 
2  £f)te.  nebft  2  gortfe^ungen ,  1796.  u,  1805. 

®i>na?ologte.  I.  Zf).  3te  tfufl.  13 


194 

galoanifd;er  SKcbatflonö  fe&r  oortbeityaft  bewahrt.  $Jlan  lagt  ber- 
gletcr;en  verfertigen  au§  einer  ooalen  3  Soll  langen  unb  2  Soll  breiten 
3tnf=  unb  eben  folgen  .Stupferplatte,  welche,  naebbem  eine  «Scheibe 
£udj  jwifeben  beibe  gelegt  worben,  an  ben  Sufnbern  jufammenge; 
lotset  werben.  £>urd)  eine  am  obern  Sfanbe  bie  £)oppelplatte 
burcbbobvenbe  £)effnung  wirb  ein  gaben  gebogen,  unb  naebbem  man 
bzn  ganzen  Apparat  eine  @tunbe  in  ©aljwaffer  gelegt  bat,  tragt 
tl;n  bie  Äranre  fortwdfyrenb  am  $alfe  bdngenb,  fo  baj?  baS  Wta 
baillon  auf  bem  Sfücfgratlje  liegt.  SSon  Seit  ju  Bett  wirb  ein 
neues!  Einlegen  tn  ©aljwaffer  notfywenbig.  £>a$  S3erfabren  bei 
fonfriger  2£nwenbung  oon  ©aloaniSmuS  unb  (Slettricitdt  fyter  übris 
genS  ausführlicher  ju  betreiben,  würbe  ju  t>tcl  Kaum  bebürfen, 
unb  wir  ferweifen  bafyer  auf  i>k  angeführten  ©ebriften. 

§.    271. 

©nbltd)  ij!  nod)  öon  ber  S5e|anblung  biefer  Äranfbetten  burcr; 
bie  mittelbare  (Einwtrfung  eineS  Sftenfcben  auf  ben  anbern  gu 
fprecfyen,  wor)tn  ber  fogenannte  animale  9ftagneti$>mu3  unb 
bie  pft)d)ifcr;e  SBebctnblung  gel;6rt  —  &a$  nun  aber  übers 
tyaupt  eine  folebe  SBirfung  lebenbiger  Körper  auf  einanber  fratk 
fyaben  fonne,  lagt  ft'rf>  febon  au$  fo  maneberlei  Sbiofpnfraft'en, 
au6  ben  SSeifpielen,  welche  felbfr  als  Bufdffe  anberer  ^tranff;etten 
fo  fyduftg  bemerft  werben  unb  eine  natürliche  Abneigung  ober  Su* 
neigung  gegen  gewiffe  Snbioibuen  quSfprecben,  ernennen.  SBirft 
nun  auf  willfürlicb  befltmmte  SBeife  ber  Inbegriff  gefammter  or^ 
ganifcfyer  fiebeneitfyättgfettlauf  ben  ©efammtorganiSmuS  ber  Äranfen, 
fo  giebt  biefe§  ben  begriff  be§  neuerlich  fo  oielfacf)  befproebenen 
tbterifeben  SO^agnetiSmuS,  beS  9tte§mertSmu3  ober  2eben£magnetiS; 
muS ;  wirft  hingegen  bie  straft  ber  SSernunft  be3  %x^U§,  mit  greis 
fyeit  auf  bie  geizige  Sbdtigfeit  ber  Äranfen  gerietet,  auf  bie  23er; 
befferung  forderlicher  3ujidnbe,  fo  nennen  wir  bieg  bie  pfpdnfcJje 
SBel;anblung. 

§.    272. 

2ßa§  ben  tfyiertfcfyen  9ftagneti3mu3  betrifft,  fo  wirb  wob*  V%t 
ntebt  leiebt  mebr  irgenb  ein  unparteitfeber  Sftann,  weiter  tk  »er; 
febiebenen  ©dniften  *)  über   biefen  ©egenftanb   oerglid^en,   ober 


*)  Jptitftaft  be§  tfyiertfcben  SttagnettSmuS  nadj  eigenen  95eo6a^tungen  t>." 

Dr.  2trnolb  SBtenfcolt.    3  Sfjte. 
SSerfuä)  einer  ©arjtellung  be§  animalifeben  SttagnetiömuS  aU  Heilmittel 

oon  (S.  2C.  §.  Ätuge.    SScrlin,  1811. 
gerner  mehrere  3eitf^riften:  ba3  altere  3frcbtö  f.  b.  ttyier.  SflagnettömuS 

»on  9?orbl;off/  b.  neuere  »on  JUefer,  JBolfart'S  tffflepiäon, 


195 

felbjt  einige  ^Beobachtungen  Herüber  ju  fammeln  ©elegenbeit  Ijatte, 
in  2fbrebe  flehen,  baß  bie  burd?  magnetifebe  Manipulation  (beren 
auSfü^rlidje  Befc^reibung  man  ebenfalls  in  ben  unten  angeführten 
(Schriften  nacbfefyen  möge)  fyeroorgerufenen  3uffdnbe,  nicfyt  nur 
feineSwegS  etwa  immer  Sdufc^ung  feien,  fonbern  Ijocfjft  mtxb 
würbige,  oft  ben  thm  erwähnten,  oon  felbfl  entfranbenen ,  un; 
gewöhnlichen  ^Pbdnomenen  fran!l;aft  aufgeregten  üfteroenlebenS  etyn- 
ltdE>e  Erfebeimmgen  abgeben.  ES  befielen  aber  befanntlid)  bie  an 
unb  in  bem  magnetift'rten  Snbioibuum  wabrjunefymenben  S3erdn= 
berungen  junddbft  im  ©efü&l  üGrmebrter  SBdrme,  wobltl;dtiger 
allgemeiner  Aufregung  unb  nacbfolgenber  2lbfpannung,  enbltcb  in 
ruhigem  «Schlaf,  welcher  bann  oft  in  ©cblafwacben  SSerfe^ung 
ber  <2inne,  SSerjücEung  u.  f.  w.  übergebt,  immer  aber  erfr  wieber 
bixxd)  gewöhnlichen  ©dfjluf  in  baS  SBadjen  prücfgefübrt  wirb,  unb 
babureb  beroeijl,  bafj  (wie  bieS  namentlich  oon  Äiefer  bargejrellt 
rourbe)  alle  jene  ungewöhnlichen  Erregungen  beS  üfteroenlebenS 
ber  Stfacbtfeite  beS  £ebenS  angeboren,  unb  baljer  and)  nid)t 
(wie  bieS  Rubere  gern  fyätkn  btyaupkn  mögen)  über  bm  3u- 
jtanb  beS  natürlichen  S55acl)enö  gefegt  gu  werben  berbienen.  SBenn 
bieg  nun  aber  anerkannt  ijl,  fo  erfd;etnt  bagegen  bk  eigentliche 
£>eilfraft  biefer  3uftdnbe  mit  mebr  in  Sweifel  gejogen,  unb 
wenn  ftet)  nun  auS  bem  SSergleicl)  einer  %n%aty  oon  ÄranfljeitS; 
fallen,  burd)  Magnetismus  befyanbelt,  alierbingS  ergiebt,  ba$ 
erjtenS  bie  Euren  fdmmtlid)  ungewobnlicb  lange  Seit,  oft  ein 
unb  mehrere  Säfyxt  bauerten,  jweitenS  bie  Äranfbeiten  oft  nur 
augenblicf  lief)  in  ibren  auffallenbjlen  ©mnptomen  gemäßigt  würben, 
übrigens  aber  oft  gan§  im  alten  3uftanbe  blieben,  manebe  Äranf; 
Reiten  wobl  audj  oerfcfylimmert,  wenige  aber  wab,rbaft  gel;eilt 
würben,  fo  müfjte  gewig  baS  Sutrauen  ju  biefem  Mittel  febr  er- 
febüttert  werben,  wenn  wir  nid)t  jugleicb  bie  Urfacben,  weldje  baS 
üfticfytgelingen  oieler  magnctifcfyer  Euren  bebingen,  berücfft'cfytigen 
wollten.  ES  febeinen  biefe  aber  ju  fein:  1)  nidjt  binldnglicbe 
SSeacbtung  ber  Snbication  beS  Magnetismus.  SebeS  Arzneimittel 
ndmlid?  wirft  nur  ba,  wo  eS  nad?  wiffenfcfyaftlic^en  unb  Erfab- 


ferner  5Br  an  bis  über  pfpdjifc^e  Heilmittel  unb  SKagnetigmuS ,  1818; 
unb  baS  neuere,  befonberö  in  SDteSmer'S  ©eijl  bearbeitete  SDBerE  über 
ben  SftagnetiömuS  »on  ©nnemofer. 
SSorjuglicbe  3CufmerEfam?eit  »erbienen  bie  neuerlid)  tn  biefer  S5ejief)ung  in 
SDariö  in  ber  Academie  royale  de  medecine  ju  ?pari3  gefammelten  t 
Rapports  et  Discussions  sur  le  magnetisme  animal  par  M.  P. 
Foissac.    Paris  1833. 

13* 


196 

rungSgrunbfd^en  xolxtliti)  «nge^etgt  ift,  allein  bei  bem  Magnetis- 
mus fyat  man  oft  fe'br  wenig  an  Snbication  ober  ßontrainbication 
gebort,  fonbern  bei  ÄranfbeitSjufidnben,  fte  mochten  9lamm  babcn 
unb  @onf*itution  betreffen,  welche  fte  wollten,  aufS  ©eratfjewobl, 
namentlich  wenn  ttvoa  einige  anbere  Cmrmetfyoben  olme  (Srfolg 
geblieben  waren,  magnetift'rt,  unb  gwar  auS  bem  gewiß  fcfywer 
ober  vielmefyr  gar  nicbt  gu  vertbetbigenben  ©runbe,  weit  ber 
9J?agneti3mu3  ein  Uniüerfalmittel  fei.  2)  $at  man  gu  viel  grembs 
artiges  i>m  Suren  bcigemifd)t ,  bie  (Srfcfyeinungen  beS  ©d}tafwa= 
cbenS  nur  Ijeroorjubringen  getrachtet,  um  feine  92eugter.be  an  im 
fonberbaren  Äußerungen  ber  Äranfen  gu  befriebigen.  3)  Sji  man 
oft  mit  gu  weniger,  ja  olme  alle  drjt  liebe  Äenntniß  babei  ju 
SBerfe  gegangen,  unb  4)  enblicb  werben  bei  fo  langen  (Suren  oft 
anbere  Sßerfydltniffe,  angeregte  Neigungen  jwifc^en  Magnetifettr 
unb  ber  Magnetiftrten,  ©emütbSleiben,  gebier  ber  SebenSorbnung 
u.  f.  w.  leicht  irgenb  einmal  vorkommen  fonnen,  bann  aber,  wenn 
fte  gerabe  einen  entfdjeibenben  ßettpunft  treffen,  wol)l  bie  S3es 
mülwngen  ganzer  Monate  fruchtlos  machen. 

§.  273. 
SBirb  baljer  ber  Magnetismus  mit  reinem  SBitfcn  ju  Reifen, 
abgefeljen  von  aller  <&ud)t  nacfy  wunberbaren  (Srf Meinungen,  23or^ 
berfagungen  u.  bgl.  mit  binreicbenber  drjtlidjer  Umft'dbt,  am  redeten 
sbrre,  mit  fcbicf  lieber  Leitung  ber  äußern  23erbdltniffe,  unb  fatfe 
famer  ©tdtigfeit  (welche  freiließ  oft  Aufopferungen  forbert,  beren 
ber  »raftifebe  2£rjt  nid)t  kityt  fdtjig  ijl)  ausgeübt  unb  angewenber, 
fo  muß  er  gewiß  als  ein  großes  Mittel  geachtet  werben,  unb  wir 
furchten  aud)  niffyt1),  baß  er,  wenn  man  fo  jrrenge  2Cnforberun= 
gen  mact)t,  atSbalb  auS  ber  Steige  bduft'g  gebrauster  Mittel  vers 
febwinben  werbe. —  SöaS  nun  aber  inSbefonbre  bie2(nwenbung~) 
beS  Magnetismus  in  ben  genannten  ©ntwicflungSFranfbeiten  bes 
trifft,  fo  forbert  fte  gewiß  bie  SSerücfftcbtigung  ber  im  vorigen 
§)aragra»b  genannten,  ber  Gmr  naebtbeiligen  ©mflüffe  in  vor$üg= 
lid)  ^obem  ©rabe  unb  überbaust  befonbre  SSorftdjt;  viele  biefer 
3uftdnbe  berufen  ndmlitf)  an  ffrf?  febon  auf  abnorm  gesteigerter 
Stoenwirfrmg,  werben  baber  buref)  eine  fiarf  eingreifenbe  magne= 
tifcfye  SBebanblung  betrdcbtlid)  verfcblimmert  unb  fonnen  nur  von 
einer  einfachen,  berufyigenben ,  ben  vom  natürlichen  ntc^t  fefyr  ver- 


1)  Oft  an  ber  über  bte  @ntwtdKuns§franf  fetten.  2.  Sfjt.  ©.  222  u.  223. 

2)  «Die  »crfdjtebenen  SJietijoben  ber  2tmt>enbung  ftnb  namentlidjj   in  bem 
oben  angeführten  SOSetfe  t-on  Äluge  fel)r  gut  neben»einanber  gejiellt. 


19T 

fcftiebenen  ©cblaf  betvtvfenben  (ftnwtrfuttg  $ulfe  erholten  l).  S5e- 
fonberS  berufyigenb  febeint  bte  oorffcfytige  2Cnwenbung  be3  SSttagne^ 
tiSmuS  aber  immer  bei  frampfbaften  Sufdllen  biefer  Venoben  ge- 
wefen  ju  fein,  wooon  bie  genannten  ©Triften  über  ben  tl)ierifd;en 
SftagnetiSmuS  oiele  35eifpiele  enthalten;  bann  mufj  aber  inSbefonbre 
bte  frdftige  2(tmofpl)dre  tmb  (Einwtrfung  eines  gefunben  £)rgani3s 
mu§  bei  ten  an  allgemeiner  ©cfywdctye,  3ittew,  partiellen  £df)- 
mungen  unb  barnieber  liegenber  9?eprobuction  leibenben  ©ubjeeten, 
wo  anbaltenbe  beprimirenbe  Effecte,  überfeine  pl^ftfc&e  ©rjiel)ung, 
frübe  2fu§fcl)weifitngen  it.  f.  w.  bie  $ranfr)eit$urfacl)en  abgeben, 
borjuglicr;  nü^licb  werben,  allein  eS  wirb  beöljalb  hierbei  auc$ 
bie  SBal)l  be3  Sftagnctiftrenben  t>on  SBicbtigfeit  fein,  in  weldjer 
«£>mffd[>t  benn  gewij?  befonberS  eine  getfltg  unb  forperltcl)  moglicbjt 
gefunbe,  ber  ^ranfen  fonft  and)  nal)e  unb  wertfye  ^erfon  (Butter, 
SBater,  ein  älterer  SBruber  j.  33.)  in  üieler  £inffcbt  i>m  Sßorjug 
tterbient. 

§.  274. 
£>ie  rein  pfpcbifcfye  SBeljanblung  biefer  Äranf&etfen  an- 
gebenb,  fo  tjf  juoorberjt  ju  bemerfen,  ba$  iljre  2Cnwenbung  immer 
noefj  eine  gewiffe  Chnpfanglicbfeit  t>on  (Seiten  ber  Äranfen  üor* 
auSfefct,  benn  e§  ijl  leiebt  ju  erf  ernten,  ba$  5.  33.  im  auSgebik 
beten  S3l6bfmn,  überbauet  fd>ort  bei  fel)r  oerminberter  ©eijregfraft 
aud?  bie  2Bal)rnel)mung  frember  geiziger  (Sinwirftmg  üermmbert 
fein  muffe.  ferner  wirb  biefe  33ebanblung  mel)r  fitr  gdlle  paffen, 
wo  bie  Äranfljeit  bmd)  abnorme  ©emütbSricfytung ,  alfo  g.  33. 
buref)  ^aebabmung^fuebt,  bureb  retigiofe  ober  poetifcfye  ©c^war^ 
merei  it.  f.  w.  ffcb  äußert;  unb  enblicb  febeint  fte  aueb  üorjüglicb 
ba  geeignet,  wo  plo^ltcfye  Jtjefttge  ©nbruefe 2)  biefe  unb  d^nltdE)e 
Zufalle  erregt  Ratten,  obwobl  fte  aucl)  mitunter  in  langwierigen 
unb  allmdlig  entftanbenen  frampffyaften  Äranfbeiten  3)  mit  9ht£en 


1)  ©0  ergäbt  SBienfyoU  (bret 2Cb$anblungen  über  ben  rbjerifeben  9ttagne= 
ttSmuS,  fjeraugg.  ö.  D.  3.  (Sfcr.  g.  ©et)  er  f.  SBrem.  1807.)  bte  ©e= 
fcbidjte  etneö  eitfjdfyrigen  an  SDMantfjolie  unb  einzelnen,  gewattfame  ©ci= 
fteSöerttnrrung  brofjenben  Unfällen  leibenben  &inbe§,  n>etcbe  burdj  ben 
unter  äBtentjoU'S  Seitung  »om  SJater  ober  »on  ber  SKutter  angewen* 
beten  SOcagnetiSmuS,  welker  ^ter  blo§  täglid)  einige  ©tunben 
(Schlaf  bewirkte,  gän^lid)  geseilt  mürbe. 

2)  3Cuf  biefe  SSeife  feilte  man  öfters  plößlid)  burefy  SDtftttyeifung  entjfanbene 
Ärämpfe  burefy  Srofjungen;  fo  S3oert)aa»e  im  £ar(emer  SGSaifentjaufe. 
Sflefyrere  d^nlicbe  galle,  aufy  ben  jiemlicb  Jomifcben  »on  2(1  9?afd)ib'§ 
Seifc^ldferin  erjd^t  5Reil,  gieberle^re  IV.  SSb.  ©.  108  u.  655. 

3)  SJcetyreve  gdlle  biefer  3Crt  ft'nb  »on  SSranbiS  in  tarn  gan&  bi^er 


198 

angewenbet  wovben  tjf.  —  Waffen  ftd?  jebocr)  über  tvgenb  eine 
üJttetfyobe  im  allgemeinen  rucfftdjtlicb  tfyreS  ©cbraucbS  wenig  SSor* 
fünften  geben,  fo  ijt  e3  tiefe.  Me3  beruht  ndmlid)  gerbet  fajt 
auf  ber  Snbiüibualitdt  be6  2lrjte3,  welcher  fte  anwenbet.  Sftur 
ber  mit  Äraft  be§  ©eifte§,  mit  energifcbem  SBitten  unb  reiner 
Sljeilnabme  an  fremben  Setben  2CuSgerüjlete  wirb  auf  biefe  SBeife 
jum  2Bof)te  feiner  Äranfen  wirfen  fonnen,  für  tfyn  aber  bebarf 
e3  and)  feiner  Regeln,  benn  e£  fagt  ttytn  bie  (Srwdgung  oorlies 
genber  Umftdnbe  balb,  wa§  in  biefem  Satte  gu  tfyun  fei.  — 
SJftan  mochte  bafyer  wol)l,  n>ie  2.  9) au!  ben  ©intern,  tyter  ben 
2£ev$ten  jurufen:  „S3or  allen  fingen  fyabt  ©enie!"  unb  wir 
fi'nben  bafyer  aucb  glücflicbe  2lnwenbung  biefer  SKetfyobe  immer 
nur  bei  wenigen  aber  auSgegetcbneten  ^er^ten  in  ber  ©efcf)icf)te 
ber  ^eilfunft  bemerft*).  —  (Erinnert  mufj  jebocb  werben,  ba£ 
wir  unter  folcfyer  pfncl)ifc^er  S3el)anbtung  keineswegs  bloS  ba$  ge^ 
waltfame  @rfcl;üttern  ber  5tranfen  burcb  einzelne  SKacfytfprucfye  im 
©inne  fyaben,  fonbern  t-orjüglicf)  glauben,  baf?  bie  ruhige  aber 
fejre  unb  jrdtige  (Einwirkung  einer  gefunben  geizigen  Snbiöibua^ 
lität  auf  eine  üerfftmmte,  f  leinmütbige ,  gefcfywdcbte  ©eeleneigens 
tl)ümlidjFeit  nicbt  anberS  als  fyocbft  wofyltbdtig  für  baS  innerjre, 
unb  inwiefern  tiefet  bie  Söurjel  beS  dufern  £ebenS  ift,  and)  für 
ba3  dupere  Zehen  foldjer  Äranfen  wirken  muffe.  SBobei  wir  an 
beS  trefflichen  Seffing  2Cu§fprud)  gcbenfen,  welcher  fagt,  bafj 
ber  Umgang  mit  einem  Fraft'oollen ,  weifen  unb  guten  Sftenfcfyen 
bie  eigentliche  ©eelenar-jnet  fei. 

§.  275. 
3?acl)bem  nun  alfo  bie  t>erfd)iebenen  Sftetboben,  welche  bie 
Äunft  gur  SSefyanblung  jener  dntwicf lungSfranfbeiten  barbietet,  ifyrer 
Statur  nacb  im  (Einzelnen  erwogen  werben  fmb,  fann  ftcfy  au6 
ber  23ergleicbung  mit  bem,  voa§  oben  über  bie  Statur  ber  ÄranF* 
fyeit  felbft  erinnert  worben  ijt,  leicht  bie  nacb  allgemeinen  drjtlicben 
©runbfdfcen  ju  leitenbe  SBatyl  ber  für  befonbere  §dlle  fcbicllicben 
^>eilüerfabren  ergeben,  nni>  wir  fügen  bafyer  fcblüplicb  nur  nodj 
%mi  SSemerfungen  bei:  erjfenS,  baf?  man  niebt  überfeinen  bürfe, 
wie  manche  jener  3ujldnbe,  welche  in  ber  (EntwicflungSperiobe  beS 


gehörigen  2Cuffaße  übet  bie  Rettung  öon  Äranf Reiten  butfy  tmponberabie 
2Crjnetmittet  (£ufetanb'S  Sonor,  b.  pr.  £etlf.  4L  S3b.  2.  <3t.)  mit* 
geteilt. 
*)  SKefjrere  tntereffante  SSemerfungeit  tywübtt  ftnben  ftdj  in  Heinroth 
de  voluntate  medici,  medicameoto  iasaniae.     Lips.  1818. 


19i) 

weiblichen  ®efd;led)t§  üon  Seit  jtt  3eit  beobachtet  worben  fi'nb, 
ttber^au^t  gar  fetner  drjtltdjcn  SSebanblung  unterworfen  fein 
fonnen. —  2Ber  mochte  bie  eble  ^Begeiferung  einer  Sobanna  oon 
SDrleanS  Franft)aft  nennen?  wer  bie  ©igentbitmlicbfeit  ber  rI;abbo= 
mantifcfyen  ©enft'bilitdt,  welche  in  ba3  innerjte  Seben  be3  SDrga* 
niSmuS  verflochten  fein  Fann,  bureb  Arzneimittel  Ijeben  wollen?  — 
3weiten3,  baf?  üiele  tiefet*  (SntwicflungSäitlfdnbe  burd?  ba3  gort; 
febreiten  be£  SebenS  felbft  gehoben  werben,  ju  rafdjeS  drjtliclje6 
(SinwirFen  folgtieb,  inwiefern  eS  einen  notfywenbigen  organifdjen 
9)roceß  jlört,  leidtjt  jum  Nacbtbeil  ber  ÄranFen  geraden  fonne, 
unb  baf  baber,  beoor  überhaupt  bie  drjtlidje,  oft  allcrbingS  aitct) 
febr  notbwenbige  33ebanblung  jtattft'nben  Faun,  bie  genauere  @r- 
forfcfyung  ber  Snbioibualitdt  be3  gatleS  befonberS  wiebtig,  unb  ftetS 
bie  einfachere,  i>k  Natur  mebr  leitenbe  als  jwingenbe  f8t- 
fyanblung  bie  angemeffenjle  fein  werbe. 


§.    276. 

SSSir  wenben  un§  jejgt  ju  einigen  anbern  ÄranFbeit§erfd)ei= 
nungen,  welche  nun  ganj  befonberS  ber  ^eriobe  auSgebilbetcr 
S55eibltdt)?ett  angeboren  unb  entweber  in  bem  mit  Franfbafter  v£>efc 
tigfeit  fyerrfebenben  ©efd)led)t§trtebe,  ober  in  bem  oöllig  gehemmten 
^ortpflanjungSoermcgen ,  ober  enblirf)  in  item  oerjfimmten  23er; 
fydltniß  jwifeben  ©enftbilitdt  unb  3ieprobuctton  begrunbet  ffnb, 
unb  in  ben  Sonnen  ber  Nymphomanie,  Unfrudbtbarfeit 
unb  Jpyfterie  erfebeinen. 

3)  SJiutterWUtl),  59?anntolll)ett  (Nymphomania,  Androuiania, 
Furor    uterinus). 

§.  277. 
(Sine  traurige ,  ber  auf  ©itte  unb  @4?amr;aftigfeit  ge* 
grünbeten  weiblicben  Natur  $ot)n  fprecfyenbe,  unb  thtn  beSljalb 
einen  boebft  wibrigen  Anblicf  gewdljrenbe  ÄranFbeit,  welche  in 
übermäßig-  fyerüorbrecbenbem,  Skrfranb  unb  ©ewiffen  faft  ober 
»ollfommen  uberwdltigenbem  Sriebe  jur  ©efd;lecbtSluff  ftdt>  ju 
erFennen  gtebt.  Wtan  bemerFt  biefelbe  bei  jungem  unb  altern  ?>ers 
fönen,  üorjttglicr)  fanguinifeben  ober  ct)olertfd>en  Temperaments, 
mit  Frdftigem  Körper,  tbeilS,  obwobl  feltner,  nod)  in  ben  dt\U 
wicflung§jal)ren  unb  juweilen  mit  djlorotifcben  Symptomen  »er* 
bunben,  tytiU  wdfyrenb  ber  ganzen,  jebod?  oorjüglicb  wdl)renb  Der 
fpdtern  $eriobe  ber  ©efd)led)täreife,  ja  fogar  wdfjrenb  ber  ©djwan; 
gerfcfyaft,   unb  e$  fonnen  fügli$  mehrere  ©rabe  biefeS  ttebelä 


200 

unterfcr; leben  werben.  Eifer  ©rab  ndmlicr;,  bie  ©eityett  (Sala- 
citas),  wo  jwar  noc^>  ntrfjt  atteg  (Schamgefühl  verloren  iji,  ober 
tfyeila  ba3  tafere  beS  Körpers  (ba$  erbäte  ©eft'cfyt,  bte  ftywmis 
menben  2Cugen,  bte  ftarfgerotr) eten  aufgeworfenen  Sippen  u.  f.  w.) 
bte  angeregte,  ©innlicfyfeit  offenbaret,  tr)eÜ8  fein  Mittel,  bte  ä3e* 
friebigung  gu  er§wecfen,  »erfcfymätyt  wirb,  wofyin  wir  $u&,  un* 
gurfjttge  Äletbung  unb  Sieben  üorgugltct)  reebnen,  obgleich  auef?  bie 
SDJajturbatton  folgen  Äranfen  fefyr  gewofynlicl)  iji. 

§.  278. 
£>er  jwette  ©rab  tjr  bie  eigentliche  Melancholia  uterina,  ins 
ttm  t>k  Äranfe,  welche  bie  tteberwdltigung  tr)re3  beffern  «Selbjr 
burd;  einen  rof)en  gewaltfamen  Srieb  empfmbet,  in  Srübfyett  bes> 
©emütl)S  üerft'nft,  ein  flilleS  t>or  ftdt>  r)tn  Darren  eintritt,  ber 
Äorper  fetbji  leibet,  abmagert,  bie  SSerbauung  unb  ber  ©d&Iaf 
gejiort  werben,  beffenungeacfytet  aber  alle  ©ebanf  en  auf  ©efcfylecfytSs 
befriebtgung  gerichtet  ftnb ,  aucl)  wol)l  febamtofe  Entblößungen  unb 
Verbieten  uerfuebt  werben,  bei  Annäherung  mdnnlicber  Snbwibuen 
aber  bk  innere  SSegier  burd?  Unruhe,  unfrdte  SBlicfe,  SÖBorte  unb 
©ebdrben  fiel;  üorjüglicb  funb  giebt.  —  £)er  britte  ©rab  enblicl) 
»erbient  ben  tarnen  Mania;  bie  greifyett  be3  SSillenS  tft  t)ter 
ganjltd)  aufgehoben,  bie  Äranfe  würbet,  reift  ftcf>  bie  Äleibung 
ab,  fallt  9)?ann3perfonen  mit  SRaferei  an,  fcljreiet,  i>k  Ausleerun- 
gen erfolgen  oft  bewußtlos,  unb  wenn  buref)  folelje  Anjirengungen 
bie  Gräfte  erfebopft  ftnb,  folgt  jritfeS  Jpinbrüten,  SDcelandpolie  ober 
felbjr  foporofer  Sujfanb.  ©ewofyntid)  pflegt  übrigens  ber  britte 
©rab,  wenn  er  niebt  balb  gehoben  wirb,  ben  £ob  ju  befcfjleuni; 
gen,  tnbem  babet  bie  ^eprobuetion  immer  mein-  ft'nft,  SBlobfmn,* 
SCuSjefyrung ,  2Bafferfud)t  ober  Apoplexe  eintritt  unb  btö  t)kx 
gewiß  wünfd)enSwertl;e  Enbe  herbeiführt;  aud)  ©elbjTmorb  iji  r)ter 
nietjt  ungewollter;. 


Heber  baS  eigentliche  SB ef entließe  biefer  traurigen  $ranfr;ett 
(bie  fogenannte  ndcbjte  Urfacbe)  t)abm  bisherige  ttnterfucfyungen 
nodj  gu  wenig  Auffcfyluß  gegeben.  £>ie  altern  Aerjte  fugten  ft'e 
in  ber  ©cfydrfe  unb  ©dfyrung  beS  weiblichen  <3amen3,  bie  feuern 
gewollter;  in  übermäßigem  ©efcbled)tstricbe,  mit  SBatynftnrt  ober 
Melancholie  t-erbunben  *).    SSetracljtet  man  inbeß  tljetia  bie  bi$po= 


*)  Ue6et  Ctteratur  unb  bte  »erfdjtebeneri  2Cnft<$tm  öon  biefer  Änm^ctt 
barf  folgenbe  fteinc  vScfy'rift  empfohlen  werben:  F.  A.  Peschek  Diss. 
in.   de  furore   uterina.    Lins.  1810.  —    Sftuv   beiß   bot"  SSerfaffcr   ben 


201 

nirenben,  tljeilS  bte  ©elegenfyeitSurfactyen  ber  9tympt)omanie,  tfyeilS 
wa§  bte  (Erwägung  ber  t-erfcfyiebenen  Ausgange  ber  Äranffjeit  jctgt, 
t|ctl6  enbltd)  was  bie  3)l;v>ft'otogie  über  ben  <St'k  ber  ©cfcblecfytS; 
luft  im  weiblichen'  Körper  leint,  fo  wirb  eS  mel)r  als  wafyrfcbein; 
lieb,  bag  namentlich  d; r o n x f et; e  (Sntgünbungen  ber  jDöas 
rien,  üerbunben  mit  einer  auS  ber  Snbiöibualitdt  ber 
^Perfon  f td>  beroorbilbenben  eigentümlichen  <5eelen  = 
ftorung,  bie  Urfacr)e  aller  jener  (Srfcfyeinungen  barftellen,  welche 
ben  begriff  ber  $fyttip§omdnk  geben.  —  9ftct)t  ju  leugnen  nam* 
lici)  ift  eS,  baß  bie  £)oarien  cbm  fo  ber  erjre  ©runb  ber  weiblichen 
SeugungSfdfyigfett,  unb  fomit  aud)  beS  3eugungStriebeS  ft'nb,  als 
bie  £oben  ber  männlichen.  SSiete  ber  niebern  weiblichen  Spiere 
entbehren  baljer  alle  ©efd)lecl)tSorgane,  nur  bie  SDoarien  nicfyt,  ja 
ba$  felbfl  im  Sftenfcfyen  bie  Doarien  aUzin  ber  (Erzeugung  unb 
2(uSbilbung  eines  neuen  SnbioibuumS  fdl)ig  ft'nb,  beweifen  bie 
fpdter  ju  betradjtenben  (SierffycfSfcbwangerfdjaften.  —  $lim  fel;en 
wir  aber  allerbingS,  wie  ftet)  biefeS  in  ber  ausführlichen  ©efcfyicfyte 
ber  normalen  ©cfywangerfcbaft  nodf)  beftimmter  ergeben  wirb,  in 
beginnenber  ©cfywangerfdjaft ,  alfo  bei  ber  j!dr!ffen  gefcblecfytlicfjen 
(Erregung  beS  weiblichen  Organismus,  bie  SDoarien  in  einem  3u= 
ftanbe,  welcher  bem  ber  (Sntjünbung  in  üicler  ^)tnftctpt  üerglicfyen 
werben  fann,  unb  eS  ijr  alfo  leicht  begreiflich ,  wie  umgefeljrt  ber 
entjünblidje  patfyologifcfye  3uftanb  ber  ©enitalien,  wenn  bie  Sn= 
bioibuatitdt  ber  ^Perfon  eine  berartige  Stidjtung  ber  ©eele  begüns 
fügt,  bie  auf erfte  bis  sunt  SBalmftnn,  §ur  ©djwermutl)  ober  gur 
2Butl)  geljenbe  (Steigerung  ber  ©efcbled)tSbegierbe  (gletcfyfam  ben 
SÜrieb  bzn  im  Sftormatsufhnbe  biefer  erl)6^ten  ©efdfjtljdtigfeit  üers 
bunbenen  3ujfonb  angefyenber  ©d;wangerfd)aft  tjerbeisufüjjren)  jur 
golge  l)aben  fonne  unb  muffe. 

3CnmerSung.  $Jl.  f.  übrigens  nod)  manche  einzelne  3Tnftd)ten 
neuerer  ©cbriftfretlcr  über  biefeS  Uebel  pfammengeftellt  bd  9ttei|3  = 
ner  gorfcljungen  b.  neunzehnten  Sabrfy.  V.  £3b.  ©.  51. 


©ollte  man  t>ielleid)t  unfrer  2Cnffct>t  entgegenjleHen ,  bafj  eS 
mit  il)r  unoereinbar  fei,  baß,  wie  bie  (Erfahrung  jeigt,  ©cfjwans 
gerfcfyaft  gerabe  bei  biefer  Äranrfyit  bod)  fo  feiten  eintrete,  fo 
fann  erwiebert  werben,  bafj  biefeS  üielmefyr  jur  SBefrdtigung  biene, 


eigentlichen  <3i|  ber  Ätant^eit  in  bie  auf  et  n  ©enitatien  »erlegt,  ijl 
tooty  fo  wenig  ju  billigen,  als  wenn  man  ben  <St§  beS  $itngevö  in  bie 
S0?ttnb^6l)te  »erlegen  »rollte. 


202 

tnbem  wir  dlmlidje  (Erlernungen  aucfy  in  ben  (gntsünbungen  an- 
berer  Drgane  nur  afljuljduft'g  ft'nben.  ©o  wirb  j.  35.  befanntlid; 
bie  Wagens  unb  ©armcntjünbung  t>om  befttgjten Durfte  begleitet, 
unb  bejfemmgeacrjtet  gewofynlid)  atle§  ©etrdnf  ausgebrochen  unb 
nid)t  afftmilirt,  unb  eben  fo  ft'nben  wir  fe&r  einleudjtenb,  baf  bie 
jDöarien,  wenn  ft'e  in  einem  wahren  franf^aften  @nt§ünbungs>; 
proceffe  begriffen  ftnb,  ber  normalen  (Erregung,  welche  jur  (Son* 
ceptton  notl)ig  ijr,  unfähig  werben.  —  SßaS  bie  ©cctionen  betrifft, 
fo  l)at  man  ft'e  überhaupt  feiten  angejrellt,  auch  t>k  SDoarien  baUi 
weniger  beachtet;  jebodE)  werben  wir  bei  bm  fpdter  ju  befdjreibcn- 
ben  Äranf Reiten  ber  (Eierjtödfe  ft'nben,  in  wie  naber  23erbinbung 
heftiger,  ju  2fu3fd)weiftmgen  fufyrenber  ©efd)lecbtStrieb  unb  ah 
normer  3uflanb  ber  ©enitalien  §u  freien  pflegen;  aud)  faf)  id)  in 
mehreren  fallen  bie  Quarten  üon  ^erfonen,  welche  einer  <m& 
fcfyweifenben  ScbcnSwetfe  ergeben  gewefen  waren,  etwa£  t-ergröfiert, 
gerottet  unb  mit  fleinen  ^ujteln,  fafi  wie  mit  einem  djronifd?en 
^autau§fci)lage,  bebeeft. —  SBenn  idf)  aber  au§  obigen  ©rttnben  ba§ 
ÄrarJfein  ber  £)oarien  al3  wefentticfyjre  Urfadje  biefer  9?eil)e  von 
$ranfl)eit3erfd)einungen  l),  al3  ibren  eigentlichen  SKittelpunft  unb 
$ern,  betrachte,  fo  foll  bamit  ntd^t  auSgefdjloffen  fein,  baß  hierbei 
gleichseitig  aud?  anbere  ©egenben  be3  ©efdjtecr/tSfpjfemS  affteirt 
fein  fonnen,  ja  ba$  üon  Äranfljeiten  biefer  bie  abnorme  9\eijung 
bis  §u  ben  £)oarien  fortgeben,  unb  baburd)  bie  Äranffyeit  üerjrdrft 
werben  fonne.  SSte  benn  allerbingS  33eifpiete  öorfyanben  ftnb, 
wo  (Sntjünbungen  ober  tfyeilweife  2Bud)erungen  auf erer  ©enitalien 
bmü)  SDcaffurbation  unb  eingebrachte  frembe  Äper2),  ober  <$>ty 
batiben  in  ben  SSruflwarjen 3)  bie  itranfbeit  unterhielten;  allein 
wa§  fyatte  biefen  £rieb  §u  fo  gewaltfamer  SOkjrurbation  ober  jene 
$r;batiben  b^öorgerufen  ?  muß  bie§  ntcr)t  üon  einer  innern  ah 
normen  3?id)tung  be3  ©efd)led)tSfi;|rem§  unb  feinet  SpbenS  bebingt 
fein?  unb  welcfyeS  SDrgan  ijr  fonjl  ber  eigentliche  Mittelpunkt  beS 
weiblicben  ©efd)led)t§ft)f!em§   atö   ba§   Düarium?  —   ©elbjr  in 


1)  SScnn  ä5ud)t)eim  (aUgcm-  tticbtctnifdje  2CnnaIen,  1323.  gebr.)  bie 
91t)mpftomanie  forcoijt  at§  ik  Giötorofe  nid)t  für  eigene  ÄranJ&eitSfors 
men  erfennen  Kult,  fo  beruht  bie§  auf  Söortftreit;  benn  eben  fo  gut 
fonnte  man  Puerperalfieber  u.  anbere  meijr  leugnen,  weit  fid)  ik  ©ruppe 
öon  Srfdjeinungen  in  mehrere  einzelne  gönnen  cuftöfen  läßt. 

2)  ©.  ben  galt  »on  Äetterling  unb  £>anjer  in  SOletfsner  gorfdjun; 
gen  be§  neunzehnten  Safjr&unbertö,  S5b.  2.   @.  109. 

3)  ©0  nad)  Zuccarl  in  Oraodei  annali  univers.  di  medicina,  Vol. 
VIII.  1818, 


galten,  wo,  wie  S?otf)amel  beobachtete,  eine  unterbrücfte  Siedete, 
welche  nun  bie  dufern  (Genitalien  befiel,  9h)mpl)omanie  erregte, 
muß  immer  Woatyt  werben,  baf?  i>a$  Xäifere  md)t  teiben  wirb, 
orme  confenfuetl  ba§  Snnere  ju  afftctren,  um  burd)  btefee  auf  ba$ 
Snnerlid)jte  —  ba3  Seelenleben  §u  wirfen. 


lieber  bie  entfernten  Urfacben  ijf  p  bemerfen,  baf$  fps 
wol)l  bie  bigpomrenben  als  bie  (Gelegenljeit3urfad)en  namenttid)  auf 
jweierlet  SÖßege  bie  Äranf&ett  ju  erzeugen  vermögen,  ndmlid)  ents 
voeber  Dom  (Gemütl)  au§,  ober  vom  SDrgan.  3u  ben  bi  Sporn« 
renben  Urfacfyen  gehören  aber  lebhafte  s])l)antafie,  auf  wotlüfHge 
(Gegenfldnbe  burd;  l)duftge  unfd)icflid)e  £ecture,  burd)  fd)lüpfrigen 
Umgang  unb  üielcS  ganzen  gerichtet;  ferner  SMblütigfeit,  leb; 
fyafteS  Semperament,  (Genuß  ftarf  ndl)renber  unb  jugleid)  crl)i^enber, 
G>ongejrionen  nad)  t)m  (Gefd)led)tSorganen  I)erbeifül)rcnber  ©peifen 
imb  (Getrdnfe,  ©d)lafen  in  fel)r  warmen  ^Betten,  Sttißbraud)  ber 
Äorjlentopfe,  übermäßige  S3efrtebigung  be6  (Gefd)ted)tStriebeS,  gumal 
wdljrenb  ber  ©d)wangerfd)aft  (wo  um  fo  eljer  bei  ber  an  ftd) 
jfdrfern  ©rregung  beS  @efd)led)tSft)jiemS  unb  Unfrattbaftigfeit  neuer 
ßonception  bie  d)ronifd)e  (Sntjünbung  ber  SDoarien  eintreten  fann), 
3Burmbefd)werben,  üorjüglid)  2(ffariben  (roelcfye  fid?  juweilen  wol)l 
felbjl  §u  ben  (Gefd)led)t6organen  verbreiten),  fdjarfer  weifer  glufü, 
©teine  in  t)tn  ^arnroegen  u.  f.  w.  —  ©elegenl)ett3urfad;en 
fonnen  faft  bie  meiften  berer,  baS  (Gemütl)  ober  bie  (Gefd)ledbt3s 
organe  afftcirenben  heftigen  9?eije  werben;  wir  sdljlen  baljin  na« 
mentltd)  Ungtücf  in  ber  Siebe  (eine  fefyr  l)duft'ge  SSeranlaffung), 
plöglid)e  (Sntjiefyung  be§  gerool)nten  (Gefd)led)t§genuffe3  (we6t)alb 
bie  Äranfbeit  bei  jungen  SBittroen  nid)t  feiten  beobachtet  wirb), 
Sfoijung  ber  (Genitalien  burd)  unpaffenbe,  fd)led)t  verfertigte  ober 
gelegte  $)effarien,  burd)  brafttfd)e  Abführmittel,  burd)  Emmenagoga, 
jur  Unjeit  bei  Amenorrhoe  üollfaftiger  $erfonen  angewenbet,  burd) 
flarf  retjenbe  (§infpi%mgen,  f»pl)ititifd)e  Anfrecfung,  gled)tenfd)drfe 
unb  anbere  jucfenbe  2(uSfd)ldge,  wetcbe  bie  (Genitalien  befallen, 
I)ei0e  2)ampfbdber  u.  f.  w.  —  2(t!e§  Urfad)en ,  beren  Statur  htm 
oUn  angegebenen  urfprünglid)  ent5Ünblid)en  Gfyarafter  ber  Äranfs 
I)eit  üollfommen  entfprid)t. 

§.    282. 

£)ie  ^rognofe  tff  bei  biefer  Äranffyeit  immer  mipd),  jebod) 
am  übeljfen,  wenn  ft'e  bereits  hm  gweiten  ober  gar  ben  britten 
(Grab  erreicht  l>at,  in  welchem  le&tern  ft'e  in  ber  9?egel  unheilbar  ju 
fein  pflegt,  vielmehr  in  t-oflfommner  £olll)ett,  burd)  (Spilepfte  ober 


204 

bie  übrigen  §.  278.  entminten  Äranfbeiten  ftdf?  enbigt;  günfttget* 
u>trt>  t>at)er  bie  33orauSfagung  nur  t>a  fein  formen ,  wo  tue  Äranf; 
l;eit  auf  einer  ntebern  ©tufe  oerweilt,  nocb  nicbt  oon  langer  Gatter 
t|r,  unt>  bie  oeranlaffenben  Urfad)en  eine  tetcf>te  SSefeittgung  ge; 
jfatten.  ©elten  beobachtete  man,  baf?  bte  Äranfbeit  olnie  dr^tUct)e 
£ülfe  ffcr;  glücflicr;  entfcbieb,  unb  bann  oorttebmlicb  unter  folgen^ 
ben  öon  2£firuc  *)  aufgejetcb rieten  ttmjtdnben,  welche  übrigens 
fdmmtltcb  oon  ber  Zxt  finb,  bafi  ft'e  mit  unferer  oben  aufgeteilten 
Zn\id)t  oon  bem  eigentlich  2Befentlicr;en  ber  Äranfljeit  üollfommen 
überetnfrimmen:  —  1)  ndmlicb  l)ob  ft'd)  bie  Äranffyeit  juroetlen, 
tnbem  ein  fiarfer  ©ebdrmutterfluft  entftanb;  2)  bei  eintretenbem 
ftarfen  ^dmorrboibanluffe ;  3)  burcl)  langwierigen  fcbwdcfyenben 
weißen  §lu§  (welcbeS  aUeS  auf  ^efettigung  entjünbltdjer  $äbm 
Ijinweifr);  4)  burcb  eintretenbe  wirf  liebe  ©ct>n?angerfcr>aft  (welche 
inbep  auS  oben  erwähnten  ©rünben  faum  anberS  als  im  erjten 
©rabe  beS  Hebels  frattfmben  wirb);  5)  wenn  ber  ttteruS  einen 
beträchtlichen  Vorfall  erlitt  unb  nun  ber  ©inwirfung  fdlterer 
äußerer  Temperatur  ausgefegt  ift  (wo  bie  Aalte  antipf)logijtifcb 
wirft), 

§.    283. 
Sie   Regeln  gur  33ebanblung  ber   Sttutterwutb;   mußten 
übrigens  ebenfalls  1)6ü)ft  febwanfenb  bleiben,  fo  lange  man  über 
baS  SÖefentlicl)e  ber  Äranfl)eit  noer;  feinen  bejtimmten  ^Begriff  ge= 
faßt  fyatte,  unb  eS  fcfyeint  allerbingS,  als  wenn  aueb  l)ier  tljeilS 
bie  bisher  burcb  (Srfabrung  bwaljxkn  Kegeln  mit  ber  Meinung 
oon  ber  ent§ünblitben  Statur  beS  UebelS  oollfommen  übereinjtimms 
ten,  tljeilS  biefe  2Cnftcbt  felbft  ju  neuen  &5ebanblungSweifen  ntdr>t 
unwichtige  Fingerzeige  gewahrt.    3m  allgemeinen  barf  man  hafyex 
wobl  fagen,   baß  bie  S3el;anblung  gwar  nacb  hm  oerfcfjiebenen 
©tabien  oerfcfjieben,   aber  bocl)  immer  oorjüglic^  antipblogifHfd) 
werbe  fein  muffen,  wobei  inbeß  jugleid;  bie  fpeciellen  oeranlajfens 
t>m  ttrfacfyen  berücfftcbtigt  werben  muffen,  unb  namentlich  aueb 
bie  allgemeinen  bidtetifeben  Kegeln  für  bergleicben  Ungtücfliclje  oon 
befonberer  SBicbtigfeit  ft'nb,  beren  wir  baber  J)ier  jundebft  gebenfen. 
(£S  gebort  aber  t>tert)er :   1)  Aufenthalt  in  reiner  fübler  Cuft; 
2)  SSermeibung  $u  warmer  <3djlaf  jMen ,  bafyer  leiste  SSebecfung, 
50?atra^en  u.  f.  w.  empfohlen  werben  muffen;   3)  fütylenbe  £>iät, 
SDbjf,  fduerlicbe  wdfferige  Früchte,  als  ©urfen,  Melonen  u.  f.  w.; 
4)  reicl)licbeS  oerbünnenbeS  ©etrdnf,  aus  S)ecocten  üon  "Kltyäa  unb 


*)  Maladies  des  Femmes.    T.  IL  p.  370. 


205 

£luecf enwurgel ,  ber  ©erjrcntranr*  mit  @remor  Sartari',  ftmonabe 
u.  f.  w.  —  5)  hinlängliche  SSefc^aftigung  ber  Äperfrdfte  burct) 
arbeiten,  namentlich  (Gartenarbeiten;  6)  3erjtreuung  burd)  üerdn* 
bcrten  Aufenthaltsort  unb  Umgebungen,  weSljalb  fleine  Steifen  fefyr 
wopr)dttg  gu  fein  pflegen;  7)  jrrenge  S5ewaf)rung  r>or  allem,  wo* 
burd)  ©efd)led)tSlufr  erregt  werben  fonnte,  als  g.  23.  l)duftgeS  ©efyen 
männlicher  Snbhnbuen,  mtyälb  ntdtjtS  ber  $c-ihmg  l)inberlicf)er  fein 
fann,  als  wenn  in  übelgeleiteten  Srrenanflalten  fold)e  arme  ©efdjopfe 
neugierigen  gremben  $ur  <Scl)au  bargeboten  werben;  üorjüglicr;  aber 
mufj  fykxfyx  bfe  SBewacfmng  ber  ^erfonen,  um  ft'e  üon  ber  ü)nen  fo 
gewöhnlichen  ©elbftbefriebigung  abgalten,  gerechnet  werben,  wel- 
che Aufgabe  inbef  oft  fcfywer  genug  auszuführen  ift,  inbem  ft'e  tl)rem 
franf&aft  Ijerrfdjenben  Sriebe  auf  alle  SBeife  genug  §u  tl)un  fucfyen  *), 
unb  oft  baS  Anlegen  tum  3wangSwejien  unb  a^nltd>en  SSorric^ 
tungen  nötbig  mad)t 

§.    284. 

£Me  eigentltd)  arjtlicfye  S3el)anblung  mu§  nun  inSbefonbre 
unb  jundc^ft  bie  ücranlaffenben  ttrfadjen  berücfft'cb/tigen,  unb,  in 
wiefern  biefe  boppelter  Art  ft'nb,  b.  i.  tbeilS  t>om  ©emütf),  tfyeilS 
öom  Drgan  ausgeben,  au$  tfyeils  auf  bie  ©eele,  tbeilS  auf  ben 
Äorper  wirfen.  —  Sn  erjlerer  Jpinft'cbt,  welche  befonberS  in  gaffen, 
wo  bie  Äranfljett  burd?  pft)d)ifd;e  (Smftöjfe  herbeigeführt  würbe, 
wichtig  tjr,  fann  namentlicl)  bei  geringerem  ©rabe  beS  UebelS  bie 
frdftige  (Srwecfung  beS  im  SBeibe  bod)  fo  mächtigen  (Schamgefühls 
burd)  einbringenbe  33orjMungen  beS  üerjtdnbigen  ArjteS  ober  auef) 
wobl  eines  erfahrenen  ©eijrlidjen  fe|r  t-iel  ausrichten.  Außerbem 
ftnb  mehrere  anbere  entgegengefe^te ,  t-orjüglicfy  beprimirenbe  dte 
mütbSbewegungen  als  Heilmittel  ju  $ülfe  ;$u  nehmen;  bierfyer 
gel)6rt  namentlich  in  bem  erjien  (Grabe  ber  Äranfl)eit  (Erregung 
ber  %mä)t  üor  ben  traurigen  Ausgängen  berfelben,  aud)  fpdterbin 
(Scfyrecf  burd)  2>rolmngen. 

§.    285. 

Sn  ÜJücfft'cfyt  auf  ben  Äörpcr  »erlangt  bie  Äranftjeit  jundd)|t 
(Entfernung  fortwdljrenb  einwirfenber  localer  Urfadjen.  fragen 
bie  ^erfonen  $Pejfarien,  fo  ft'nb  biefe  entweber  ganj  ^erauSjuneb^ 
men  (inbem,  wie  oben  bemerlt  würbe,  bei  ©ebdrmutteröorfdffen 
oft  bie  Sfympljomanie  &on  felbji  t>erf$wanb) ,  ober  wemgjienS, 


*)  SOZan  6eo6ad)tet  j.  35.,  baf  biefe  *JPerfonen,  trenn  jte  an  Stetjung  ber 
<3ä)amtytiU  gefjinbert  werben,  burdj  Steijung  ber  SSruftraarjen,  ja  burd) 
Speisung  ber  STCafentoä/er,  xfjre  traurige  Suffc  ju  &üjjen  fuetjen. 


wenn  f?e  anberer  Urfacfyen  wegen  nicfyt  ganj  entbehrt  werben 
fonnen,  ftnb  fte  burcl)  minber  retjenbe  Unterftü^ungSmittel,  5.  iB. 
burcl)  einen  eingelegten  ©cljwamm,  ju  erfe&en.  @ben  fo  muffen 
SBurmcomplicationen  gehoben,  2(u3fcl)lag3franfbeiten,  jebod)  mit 
SBorftc&t,  geseilt  werben,  ©cfyarfer  weiter  gluß  macfjt  befonberS 
fyduft'ge  Reinigung  ber  ©enitalien  burcl)  falteS  AuSwafcfyen  mit 
bittern  £>ecocten  notfywenbig,  obwohl  ©cfyletmftöffe  felbft,  gleich 
anbern  metleicf)t  eintretenben  SSlutflüffen ,  Sterbet  ntcfyt  &u  fc&nett 
unterbrücft  werben  bürfen.  —  SBdre  übrigens  (Sntjieljung  beS 
naturgemäßen  ober  gewohnten  ©efd;led?tSgenuffeS  $ranfl)eitSurfacl)e, 
unb  l)at  baS  Uebel  noefo  feinen  l)6l)era  ©rab  erreicht,  wie  namens 
iid)  gleid)  naeft  entwickelter  Pubertät,  fo  muß  atlerbingS,  wenn 
eS  fonjtige  Umjtdnbe  erlauben,  balbige  $erfyeiratl)ung  empfohlen 
werben,  inbem  bann  oft  t>k  SSerdnberungen  ber  ©eburtStljeile  burd? 
©cfywangerfdjaft,  ©eburt  unb  SBocbenbett  baS  Hebel  am  grünbs 
liefen  Ijeben  fonnen,  bal)ingcgen  bzi  weiter  oorgerücfter  Stxanh 
fyeit  audj  bie  natürliche  Sefriebigung  ber  ®efcl)lecl)tSlufi  nur  bie 
Äranfbeit  erl;6l;en  würbe. 

§.  280. 
ferner  muß  in  ^>inffd)t  ber  entjünblicl^en  Statur  ber  Äranfljeit 
außer  "otm  oben  erwähnten  antipl)logijiifcf)en  Siegimen  oorjüglicb 
aud)  eine  antiplitogijlifcfye  är&tltc&e  33el)anblung  burcl)  innere  unb 
äußere  ffixttd  empfohlen  werben.  2Bir  rechnen  bal)in,  bei  frdftigen 
üollfaftigen  Snbioibuen,  bie  oon  Seit  ju  Seit  wiebertjolten  retdE>Htd?en 
fowoljl  allgemeinen  als  örtlichen  in  ber  ©egenb  ber  Doarien  unters 
nommenen  ober  auef)  burd)  mittels  eines  Speculum  an  bie  Portio  va- 
ginalis uteri  angelegte  ^Blutegel  bewirf  ten  S3lutentjie^)ungen  unb 
fuflenbert  Abführungen  auS  9)Jittelfal§en ,  Pulpa  tamarindorum 
u.  f  w.,  bie  füllen  SBdber  unb  ©turjbdber,  bie  falten  SSafdjmngen 
ber  ©enitalien,  bte  Umfdjldge  oon  (Sampljorefftg  über  biefelben. 
93on  §  er rar  eft  würben  mit  großen  üftul^en  (SiSfomentationen  auf 
bie  ©egenb  beS  f leinen  ©el)irnS  angewenbet.  gerner  wirfen  antago* 
mjiifcfy  erregte  2fbfonberungen  feljr  oortfyeilfyaft;  afö:  bie  Csfelcur 
burcl)  läufige  f leine  £>ofen  ber  Specacuanlja,  ja  felbft  WltxzvnaU 
einreibungen  in  bie  Seijrengegenb ,  fogar  bis  jur  Erregung  eines 
leichten  ©petcljelfluffeS,  ober  oberflächliche  (Siterungen  burcl)  ©ns 
reibungen  oon  Tartarus  emeticus  (welche  wir  rjter  in  fyofyexn 
©raben  beS  UebelS  empfeblen  mochten).  Sn  einem  oon  £>$anam 
befcfyriebenen  $aUt  würbe  bie  Sfympfyomanie  geseilt  burd?  öfteres 
^Betupfen  ber  gefcbwollenen  SJcmnpfyen  unb  ÄlitoriS  mit  einer  ßofung 
»on  4  ©r.  Lapis  infernalis  in  einer  Unje  äßafjer.  —  Snnerlicr; 


20? 

fmb  Heine  £>ofen  neroenberufyigenber  Mittel,  wie  ber  Cicuta,  ber 
Aqua  laurocerasi,  t>er  Nux  vomica,  oft  r)Ülfreicr).  —  2)er  t)\tv  fo 
öiet  empfohlene  Güampfyer  leifret  nicbt  immer  ba§,  xvaä  man  üon 
tym  erwartet.  —  3Ba§  nun  ben  r;6ci)fien  ©rab  ber  Äranf&ett  unb 
oft  fd)on  ben  ^weiten  betrifft,  fo  fann  allerbingS,  namentlich  bei 
frf>on  betrddjtlicber  Sauer,  oft  überhaupt  feine  t-ollfommne  Teilung 
gehofft  werben,  unb  jwar  immer  um  fo  weniger,  je  mer)r  ffcfy  iik 
geifrigen  £r)dtigfeiten  babei  gefrort  jeigen,  unb  bann  bleibt  baS 
Unterbringen  folcfyer  Unguteren  in  eine  jwecfmdfjige  SJerfor^ 
gungSanjMt,  um  ffe  ben  2(ugen  ber  neugierigen  9ttenge  ju  ent- 
^ierjen,  oft  ba§  einige  ©efcbdft  beS^rjteS;  obwohl  man  t>ielleicr;t 
aucr)  fyter  nod)  bie  $rage  aufwerfen  fonnte,  ob  nid)t  burcr)  eine 
längere  3cit  nocr)  anr)altenb  fortgefe^te  antipr)logifiifcr)e  S3er)anb; 
lung ,  ja  im  auf erfreu  galle  wol)l  felbfr  burct)  bie  Grrfiirpation  ber 
£)oaricn  (eine  anerfanntermaß en  ol)ne  alljugrofje  ©efafyr  beS  2eben3 
üorjunefymenbe  Operation)  $filfe  mögltcf;  fei?  —  £>aß  ba$  2luS= 
rotten  üon  ^batiben  aus>  ben  SSrufTwarjen  (f.  §.  280.)  in  einem 
Satle  bie  9h)mpbomanie  r)ob ,  unb  in  einem  anbern  $atle  bie 
©rfrirpation  einer  üergroferten  ÄlitortS  einen  burd)  Onanie  ents 
franbenen  S3Iöt>fmn  rjob1)^  fyti  man  wenigfren£  beobachtet. 

4)  Unfruchtbarkeit  (Sterilitas). 

§..     287. 

SBir  bejeidjnen  auf  biefe  SBeife  benjenigen  Sujtanb  be»  htm 
2Tlter  nacr)  jeugungSfdfyig  fein  follenben  weiblichen  ÄorperS,  wo 
unter  ben  dufüern ,  im  Sftormafoer&äl'tnijj  bie  (Smpfdngnifj  jur 
golge  r)abenben  SSebingungen  biefelbe  beffenungeatfjtet  gar  nict)t 
erfolgt;  biejenigen  $Me  bafyer  fernliegen  wir  t-om  ^Begriffe  ber  Uns 
frudjtbarfeit  au$,  wo  bie  (Smpfdngnif?  burd;  $?ifwerbdltnig  btU 
berfeitiger  ©efcr)lect)t3tr)eUe 2) ,  bureb  Abneigung  §weier  ©arten,  ober 
burd)  männliche  Smpotenj  oerr)inbert  wirb,  inbem  unter  folgen 
UmfMnben  wor)l  bie  C5l)e,  aber  nict)t  ba§  SBeib  unfruchtbar  fein 
Fann,  über  welct)e  23err)dltniffe  bie  ndl;ere  Erörterung  in  "ok  ge- 
rid)tlid)e  üÜfebicin  gebort3). 


1)  ©.  ©rdfe  in  ©räfe  unb  SBatt^er  Sourn.  f.  Chirurgie;  VIII.  «8b- 
1.  £ft. 

2)  einen  %aü  biefet  2Crt  f.  in  ©tarf'S  neuem  2Crd)tö  f.  ©eburti^filfe. 
I.  S3b.  IV.  ©t.   ©•  376. 

S)  ©.  barüber  ben  7.  tf&fönitt  in  bem  turjgcfa^ten  ©öftem  ber  geriet 
lidjen  Ersnetnnjfenfdjaft  »on  3.  £>•  Sftefcger.  SSierte,  »on  ©runer 
beforgre  Auflage.  1814. 


208 

3Cnmerfung.  2(13  eine  ber  öollfidnbigften  neuem  <3d;riften 
über  tiefen  ©egenftanb  ijr  ju  nennen:  §r.  int).  Meißner  über 
bie  Unfrud)tbarfett  be3  männlichen  unb  weiblichen  ©efcblecbtS. 
Seidig,  1820. 

f.    288. 

<Die  Unfrucbtbarfeit  be3  SBetbeS  ijr  nun  aber  eigentlich  nicbt 
an  unb  für  f t df>  als  Äranfl)eit  ju  betrachten,  fonbern  fann 
ttielmebr  nur  bie  Solge  allgemeiner  ober  örtlicher  Jtranfs 
l;eitS§ufidnbe  fein,  welche  jebocb,  ba  innert  biefe  für  ba§  weib= 
liebe  %eben  fo  einfluf reiche  SBirFung  gemeinfam  ijt,  unter  btefem 
©eftefotspunft  befonberS  jufammengej!ellt  ju  werben  oerbienen.  Qt§ 
geboren  aber  Inerter:.  1)  allgemeine  fel)r  pblegmatifcbe  ober  mebr 
mdnnlidje  Cüonjiitution ,  oft  burcl)  mangelnbe  !3ftenftruatton  unb 
febr  febroacben  ober  gdnjlicb  feblenben  ©efcblecbt§trieb  noeb  ndber 
cbarafteriftrt.  2)  Urfprünglicbe  bebeutenbe  SSilbungSfebler  ber  ©es 
fcblecbtstbeile ,,  al§  Mangel  ber  Quarten,  ber  ©ebdrmutter,  be- 
beutenbe SSertoacbfungen  ber  SSagina  ober  bes>  üDhtttermunbeS  (obs 
wofyl  wir  febon  früher  bemerft  baben,  baf  biefe  SSerwacbfungen 
allein  boef)  wobl  bie  @onceptton  niebt  immer  unmoglicb  machen 
[f.  2£nmert\  ju  §.  139.],  wobin  aueb  ein  oon  SDfianber  *)  ers 
3abtter,  unb  ein  noeb  wichtigerer  oon  Dr.  336nifcb  2)  beobad)- 
teter  §all  gebort),  allgemeine  fefjr  betrdcbtltcbe  Verengerung  be§ 
©cbeibenfanala ,  febr  großes  unb  fejteS  lernen,  ja  felbjt  ein 
au^erorbentlicb  verengertet  35ecfen.  3)  ©pdter  entftanbene  SBer* 
bilbungen  ber  ©enttatten ,  welcbe  ben  ßoituS  überbauet,  ober  we- 
nigjtenS  bie  normale  2(ufnabme  unb  Surürfbebaltung  beS  mdnm 
lieben  ©perma  ^intern.  £terber  geboren:  jlarfe  (Sinriffe  be§ 
SDtfttetfleifcbeS  bis  in  ben  2£f ter ,    betrdcbtlicber  <Scbetbenoorfall, 


1)  Scffen  neue  SenEwurbigEeiten.  1.  Sfel.  1.  £ft.  ©.  259.  Sine  5)erfon 
featte  öor  8  Saferen  jum  ^weiten  SXale  geboren,  unb  war  4  Safere  nad)= 
feer  üon  öenerifdjer  Ärä^e,  weißem  glujj  unb  2Cugenenrjünbung  burd) 
Sluedfttüer  grunbtid)  curirt  werben,  bann  wofet  gewefen,  nun  fdjwangec 
geworben,  baut  auefe  in  ber  ©efewangerfefeaft  ntcfetä  ÄranEfeafteö  empfun* 

"  ben,  unb  bejfenungeacfetet  fanb  man  ik  Jßagina  über  jwei  3oÜC  lang 
üerwaebfen.  $ätte  feier  ntefet  »ermutfeet  werben  f ollen,  baf?  ik  f8a- 
waefefung  wäferenb  ber  <St)pfeitiS  »or  4  Saferen  gefefeefeen  fei?  ober  barf 
man  annefemen,  ba$  eine  SSagina  wdferenb  ber  <Sdjwanger= 
fcfeaftöjeit  unb  olme  anbere  Zufalle  2  3otl. weit  r>erwad)fen  fönne? 

2)  Berger  Diss.  Ad  Theoriam  de  foetus  generatione  analecta.  Lips. 
1818.  Sie  Werfen  fyattt  nie  gefeörig  menjtruirt,  lange  in  ber  ©fee  ge* 
lebt  unb  bei  enblicfe  bod)  erfolgter  ©djwangerfdjaft  jetgte  ft'cb  nad)  langen 
©eburtöwefeen  burc^auö  fein  SJJuttermunb. 


209 

(Schieflagen,  Umjfülpung  ober  Vorfall  beS  Uterus,  unb  bebeutenbe 
3erreij?ungen ,  Verhärtungen,  ©efcbwüre  beS  SfluttermunbeS  *). 
SSefonberS  aber  and)  Ausartungen  ber  @ierftö<fe  (5.  33.  SBaffer^ 
fudjt  berfelben),  SSerroacbfungen  ber  SKuttertrompcten  u.  f.  vo , 
ober  \vot)l  gar  3erj*6rungen  ober  (Srjfcrpationen  einzelner  Steile 
ber  innem  ©enitalien,  forote  beren  allmdlige  föerf ümmerung,  welche 
jroar  naturgemäß  erf!  im  l)6l)em  Alter  eintreten  foll,  aber  juroeilen 
aueb  frf)on  früher  erfdjeint. 

§.  289. 
4)  grembe  Körper  in  ben  ©enitalien,  als  übelgelegte  $Pef[a= 
rien,  ^Pofypen  öon  beträchtlichem  Umfange  in  ber  Skgina  ober 
im  Uteruö  (Heinere  9)olt)pen  beS  UtcruS  gejfotten  w$  suroeilen 
bie  Gionceptton,  f)inbern  jeboeb  in  ber  Siegel  baS  Austragen  ber 
gruebt),  Siejfe  ber  ^lacenta,  ©ebleimpfröpfe  u.  f.  ro.  —  5)  ©in 
l;ol)er  ©rab  oon  Atonie  ber  ©eburtStbetle,  welche  entroeber  als 
torpibe  <3cbrodd;e,  mit  gdn^lid)  gefunfener  ©enft'bilitdt  (bureb 
stalte,  ©cfylaffbeit,  Unempft'nblicbfeit  ber  ©enitalien  cbarafterift'rt), 
ober  als  ©djrodcbe  mit  franfl)aft  gesteigerter  ©enft'btlitdt  (burd) 
©cfymer^aftigrat  unb  Krämpfe  in  ben  ©efcblecbtSorganen  unb  oft 
aueb  in  ben  ilmen  nal)e  liegenben  Steilen,  als  im  Sarmfanal 
ober  in  ben  ^arnroegen  fid)  dufernb)  erfebeinen  fann.  ©tefe 
©d)Vodcl;e  felbft  fann  benn  roieber  burd)  oerfebiebene  SSeranlaffun= 
gen  berbeigefütjrt  roorben  fein,  5.  S5.  burd)  auSfcl)roeifenbe  ßebenSs 
art,  befonberS  aud?  AuSfdjroeifungen  im  ©enuffe  fpirituöfer  ©es 
trdnfe,  langwierigen  weißen  gluß,  übermäßige  Sftenftruation,  fel;r 
bduft'ge  SBocbenbetten ,  öfteres  Abortiren,  febwere  Gmtbinbungen, 
Metrorrhagien,  @i;pln'ltS,  SBafferfucl)t  bcS  Uterus,  Äranfbeiten  ber 
©efdße  ber  innern  ©efdf)led)tStbeile ,  inSbefonbre  Äranfbeit  ber 
SSenengeflecljte  in  ben  breiten  9)?utterbdnbern  u.  f.  ro.  —  6)  All- 
gemeine bebeutenbe  Äranf Reiten  aller  Art,  Sieber,  äBajJerfudjten, 
bol)er  ©rab  oon  33leid)fud)t,  bebeutenbeS  gettroerben  u.  f.  ro. 
7")  £)er  ju  fyduftge  GoituS. 


3Me  sprognofe  über  ^»eilbarfeit  ober  Unfyetlbarfeit  ber  Un- 
frucfytbarfeit,  welche  namentlicb  in  gertd)tlid)er  ^>tnftci?t  oft,  §.33, 
um  baS  Urtbeil  in  GityefdjeibungSfadjen  ju  beffimmen,  oon  befon= 
berer  SßSidjtigfeit  ift,  richtet  ft$  natürlich  ganj  nacb  ber  Art  ber 
erwähnten  oerfdjiebenen,  gerbet  möglicher  SBeife  §um  ©runbe  lies 


*)  Saf   übrigens  fetbfr  M  offnem  ßreoö  ber  (Seüärmutrer  juweifen  boeb 

nod)  (Sonception  erfolgen  tonne,  tyat  bie,  @rfaf)rung  gelehrt. 
©»jnoSorogie.    I.  Zf).  3tt   2CüfI.  .    14 


210 

genben  Urfadjen.  —  Ungünjrig  m\x$  fte  baber  ausfallen  bei  beträcht- 
lichen, feine  2Cbf>utfe  burd)  Operation  gefiattenben  9ftißbilbungen, 
ober  fpdter  jrattgebabten  3erj*6rungen  einzelner  ©efcbled)t§tbetle, 
äöafferfucfyten  ber  (gierflocf  e  u.  f.  ro. ;  gunfftger  hingegen  bn  23er- 
bilbungen  ber  ©efd)led)t§tf)eile,  welche  drjtlid)e  $ülfe  gejfatten, 
5.  35.  ©djeibenpofypen,  Heinern  SBorfdllen  unb  (Scfyieflagen  be3 
UteruS.  Ueberbaupt  aber  werben  bpnamtfc^e  Urfacben  (g.  33.  2ftonie 
ber  ©efd)lecbt3tf)eile)  immer  eine  weit  gunfligere  ^rognofe  geben, 
att  organifclje. 

§•    291. 

(Sben  fo  wie  bic  ^rognofe  wirb  ffd>  nun  ciuc^  bie  dr  5  t  liebe 
SBebanblung  ber  Unfruchtbarkeit  nad)  ben  öerfcfjiebenen  urfad)s 
liefen  Söerbdltniffen  richten,  fo  bafj  benn  einleucbtenb  tjt,  wie  bei 
mdnnlicbem  £abitu§,  oerbunben  mit  Mangel  ber  Sttenjiruation 
unb  beS  ©efcblecbtStriebeS ,  bei  Mangel  einzelner  @efcbled)t3tl)eile, 
befonberer  Äletnbeit  be3  33ecfen ;  ober  ©cbeibenfanalS ,  überhaupt 
gar  feine  v£mlfe  jiattfmben  fann,  batyrngegen  anbere  heilbare  Äranf- 
jjeiten  ber  ©efcblecbtStbeile,  als  2Ctrefte  ber  ©treibe  ober  beS  UteruS, 
lleuforrboe,  ®tbäxmuttex  *  unb  ©cbeibenpofypen ,  nachgebliebene 
9?efte  ber  ^Placenta  u.  f.  w.  tbeilS  febon  erörterte,  tbeilS  noeb  ju 
erorrernbe  ^)eilung§metboben  notbwenbig  machen,  weSfyalb  un$ 
benn  nur  bie  i)m  ein  befonbereS  ^eiloerfabren  gebietenben  Urfa- 
cfyen  noefy  etvoa$  ndl;er  §u  erwägen  übrig  bleiben. 

§.    292. 

Söir  rechnen  fyterber  jundebfr  tk  allgemeine  pblegmattfcfye 
ßonjütution ,  bureb  febwammigen  Körperbau,  langfamen  $ulS, 
traget  Temperament  u.  f.  w.  cbarafteriffrt.  ȣ)ier  werben  benn 
namentlicb  eine  mebr  reijenbe  X)\ät,  ber  ©ebraueb  eines  guten 
alten  äöeinS,  aromatifebe  Ärduterbdber,  fpirituofe  SBafcbungen  bes> 
SKücFgratbS  unb  ber  Äreujgegenb  nacb  benfelben,  bie  2ütwenbung 
ber  ßleftricitdt ,  innerlicb  ber  @btnaabfod)ungen  mit  ber  Tinct. 
Cinnamomi,  Corlic.  Aurant.,  ber  t>orft'd)tige  Qdebxaüd)  ber  Saliina 
u.  f.  w.,  ferner  ba§  Reifen,  ba§  Srinfen  be3  Sriburger  ober 
9)t>rmonter  SttineralwafferS,  ba§  Anwenben  ber  aufjieigenbcn  £)oud)e 
in  S3ocflet  ober  (SrnS,  oerbunben  mit  Aufheiterung  bes>  ©emütbS, 
nüfclicl)  werben.  —  3weiten3  bei  befonberer  (obwobl  niebt  abfos 
luter)  (§ngigfeit  ber  (Genitalien  muffen  laue  feifenfyafte  33dber, 
Sampfbdber,  eingebrad)te,  mit  erweiebenben,  fcbleimigen,  öligen 
Singen  befeuchtete  ©cfyrodmme,  Einreibungen  be§  sperindi  mit 
mitbem  gett  ober  Del  befonberS  empfohlen  werben.  SSor^üglicb 
tfl  jebod)  aud)  gu  bemerfen,  baj?  bei  fo  engen  (Genitalien  oft  bte 


211 

^Befruchtung  am  erpten  jhttfmben  wirb,  wenn  ber  @oitu6  in  ber 
legten  3ett  ber  Staflruation ,  ober  gleid)  nad)  SBeenbigung  ber; 
felben  oolljogen  wirb,  inbem  fyter  bie  Genitalien  nocf)  meljr  er= 
weicbt  unb  erweitert  ju  fein  pflegen,  unb  jugleid),  wie  fd)on  oben 
bemerft  rourbe,  ber  weibliche  Äorper  ju  biefer  Seit  am  metjlen 
ber  @onceptton  fdf)ig  tft. 

§.    293. 

2Ba§  brtttenS  bie  oerfd)iebenen  abnormen  Sagen  beS  UteruS 
betriff,  fo  machen  biefe  jwar  bie  Söefyanblung  notfyig,  üon  welcher 
nod)  fpdterfyin  bei  ben  organifdjen  Äranffyeiten  beS  UteruS  befon- 
berS  i>k  Siebe  fein  wirb,  allein  es>  ift  bocb  audj  gu  bemerfen,  baf* 
bei  gewiffen  fehlerhaften  Sagen  beffelben  aud)  burd()  eine  befonbere 
Spaltung  be3  ÄorperS  wdfyrenb  be3  G>oitu3  felbft  (5.  S5.  nad) 
©djmibtmuller*)  bei  ©cfyieflagen  be3  UteruS  nacb  rucfwdrtS, 
wegen  be£  nad)  bem  ©djambogen  gebrdngten  9J?uttermunbe3  burd) 
ben  @oitu3  a  posteriori)  ber  3w.ec?  ber  (Smpfdngnifjl  efyer  erreicht 
werben  fann.  Zuweilen  fann  wol)l  auch  eine  betrdcbtlidje  SBeite 
unb  ©cfylafföett  bie  Urfadt>e  fein,  welche  bie  jur  Beugung  nötige 
(Erregung,  fowofyt  ber  mdnnlicben  als  weiblichen  Genitalien  $tft* 
bert;  eS  ft'nb  bann  bie  SBebingungen  ber  ©cfylaff&ett  auf^ufuc^en, 
bei  betrdcbtltcben  ©nriffen  beS  9ftittel|Teifd)eS  wirb  bafyer  eine  neue 
©carift'cation  ber  SBunbrdnber,  Anlegung  ber  blutigen  9lafyt  unb 
rut)ige  Sage  notfywenbig,  um  bie  SBieberoeretnigung  gu  bewerfe 
jtelligen;  aufüerbem  hingegen  bei  blofüer  ©cfylaffbett  tjt„  2lnwenbung 
abjtnngirenber  Mittel,  beS  3Bafd;en3  mit  rotbem  Sßein,  ber  ©n« 
fpri&ungen  ber  2)ecocte  oon  @id)en  s,  SBeiben^,  Ulmenrinbe,  ber 
Sormentißwurjel,  ber  ©alldpfel  ober  fdjwadjer  (Sifemntriolauflos 
fungen  ju  empfehlen, 

§.    294. 

SBo  ferner  anberweitige  allgemeine  Ärant^eiten,  Unregelmäßig^ 
feiten  ber  9flenjfruation,  SBleicbfucfyt,  <stwl)ili3,  ©cirrfyuS,  ÄrebS, 
SBafferfucfyten  u.  f.  w.  bie  Gonception  l)inbern,  muß  tfceÜS  nad? 
oben  entwickelten  ©runbfd^en,  tl)eil£  nacb  ben  Regeln,  welche  bie 
fpecielle  Sljerapie  hierüber  erteilt,  bie  Teilung  berfelben  bejwecft, 
unb  nacfybleibenbe  allgemeine  Ztonk  nad)  ben  §.  292.  angegeben 
nen  9Jucfftd)ten  beljanbelt  werben.  —  £3efonber§  fyduft'g  ijr  bie 
örtliche  ©d)wdcf)e  ber  ©enitalien  Urfacfye  ber  Unfrud)tbarfeit,  unb  1 


*)  6.  bejfett  4?anbfcud)  ber  mebictmfcfjen  ©efotrtsfcülfe.  Zf)l  L  @.  46.,. 
üoo  überhaupt  bie  Ce^ce  »on  ber  Unfrucfyt&arfett  fefir  tjoltjtdnbtg  abge* 
tycmbelt  tji. 

14* 


212 

ber  2Tr$t  muß  bafyer  trauten,  erftcnS  bte  Urfacfyen  berfelben,  aß 
$dmorrbagien,  ju  (;duftge  ober  ju  jrarfe  SÜZenflruation,  ©cfyleim* 
pfiffe  u.  f.  w.  ju  entfernen,  tbeilS  ben  ©cfyrodcfKjujianb  felbji 
fetner  Statur  angemeffen  §u  bebanbeln.  ©teilt  ftd)  baljer  bte 
@dt>wddt)c  oerbunben  mit  febr  ert;6r)ter  ©enftbtlitdt  bar,  fo  enk 
fteben  ooräüglicb  leidet  frampfbafte  Sufammenjiebungen  ber  50?u6- 
felfibern  be3  ©cbeibenfanalS  (33aginalframpf  nacl;  ©cbmibt^ 
muH  er),  macben  ben  ßoituS  |>5d§>ft  fcbmer^aft,  jumal  roenn  ftcb 
gugletd)  in  go^e  mangelhafter  ©ecretion  ber  Sßagina  eine  Srocfen* 
fyeit  berfelben  bin^ugefcllt,  unb  bie  SBefrucbtung  ft'nbet  ntrfjt  flatt. 
SBei  btefem  2eiben  ift  fobann  oorjüglid)  auf  ben  <5tanb  ber  <3en* 
ftbilitdt  überhaupt  Jftücfffcbt  ju  nehmen,  inbem  e$  am  bduft'gjlen 
bei  r;t)fterifcben  Snbioibuen,  bei  ^erfonen,  roelcfye  an  fcbmergbafter 
Staftruation  leiben  u.  f.  *r>.  oorfommt.  9Äan  muß  baber  bie 
allgemeine  Güonjiitution  burcb  beffere  SebenSorbnung  unb  3Mdt  jur 
9lorm  jurucffttbren,  babei  laue  SBdber,  bie  33dber  oon  Q£m§,  aucb 
bie  ©aSbdber  oon  SSSafferfloffgag  ober  !ol)lenfaurem  ©a£,  foroie 
bie  ©eebdber,  Sanbluft,  roborirenbe  Mittel  gu  $ulfe  nehmen,  unb 
enblid),  um  bie  abnorme  SfeijbarÜeit  ber  ©enitalien  $u  minbern, 
erroeicfjenbe  £)ampfbdber  *),  Einreibungen  beä  Olei  Hyoscyami, 
öftere^  ©inbringen  eines  ©cbwammeS  in  laue  mit  £)piattinctur 
»ermifcbte  Sftilcb  getaucht,  (Sinfrtungen  oon  2(bfocbungen  ber 
5Dlor)nfo^fe,  oon  aufgriffen  beS  33ilfenÜrauteS,  ber  Gbamillen,  ber 
Valeriana  u.  f.  ro.  amr-enben.  — 

§.  295. 
3m  ©egentbeil  aber  fann  aud)  torpibe  ©cfnt-dcfye  oorljanben 
fein,  unb  bann  iji  oorjüglicb  tyeiB  im  allgemeinen  auf  Erregung 
einer  frdftigern  Sfteprobuction  burcb  jrdrfenbe  £>\ätf  9?eifen,  33e= 
fudjen  ber  errodbnten  mmeralifcben  33dber  (§.  292.)  unb  bie  ubri= 
gen  bort  angezeigten  Mittel  9fttcFftd)t  ju  nehmen,  tytifö  oon  ben 
i>a§  ©efcblecbtSfyjtem  inSbefonbre  in  2(nfprucb  nebmenben  Mitteln 
©ebraud)  ju  mad^n,  welches  üor^üglicb  biejenigen  fein  werben, 
beren  bei  ^Betrachtung  ber  auS  Sorpibitdt  öerjogerten  ober  ju 
fcfyroacfyen  SDfenjrruation  6fter3  gebadet  roorben  ijr.  Sßir  reebnen 
bafyin  namentlicb  bie  Sßerbinbung  beS  (Srtractio  *  unb  beigen 
(Stoffe^  mit  dtberifcb  öligen  S3ejranbtl)eilen ,  alfo  bie  (übina  mit 
ber  3immttinctur ,  ber  @a3carille,  tm  ©ummtyar^en,  ja  bei  fel;r 


*)  2Cud)  bie  örtlichen  Säber  buref)  bm  SOBeibticb'f^n  S5abeßu^t  (f.  befien 
fleme  <Sd)rift  über  ben  SSabcftufjt.  SBten,  1818.)  »erfpred^en  ijter  be- 
fonbern  9?u§en. 


213 

f)ol)tm  ©rabe  t>er  2Ctonte,  ber  ©abina  unb  ber  Äant(;avtbenttnctur ; 

gleichzeitig  ben  ©ebraucl)  dugerer  Mittel,  ber  geijtigen  (£inreibun= 
gen,  be3  (StnreibenS  t>on  flüchtigem  Liniment  mit  Tr.  Cantharidum 
in  bie  Äreujgegenb,  bie  Urtication  (ba3  ©treiben  mit  Steffeln, 
fo  baß  bie  SSldtter  in  einer  ben  feinen  $dfcben  berfelben  entge- 
gengefe&ten  Sftd&tung  bie  <$aut  berühren),  baS  SEragen  etneö  mit 
dtfyerifcfyen  £)elen  gefcf)drften  Emplastri  aromatici,  ba£  trocfne 
Srottiren  ber  ©cbenfel,  örtliche  aromatifcbe  35dber,  bie  Anwenbung 
ber  ßleftricitdt  u.  f.  w.  —  Aucb  üon  brajtifcfyen  Abführmitteln, 
auS  Rad.  Jalapae,  Rlieuin,  Senna  u.  f.  w.,  wenn  ft'e  üOtt  Seit 
gu  3ett,  al§  (SrregungSmittel  be3  bem  ©efcfylec&tSftjiem  fo  nafye 
»erwanbten  DarmfanalS,  bargereicfyt  werben,  fyat  man,  in  23er- 
binbung  mit  ben  übrigen  Mitteln,  üorgüglicbe  SBirfungen  bei 
biefem  3ujranbe  t>on  Atonie  beobachtet.  £)a  übrigens  oben  ba$ 
ju  retd£?ltrf)c  Ablagern  oon  %ät  at§  befonbereS  ^inbernij?  ber  dx? 
geugung  aufgeführt  worben  ijt,  fo  wirb  aud)  ber  Arjt  gegen  biefee> 
Uebel  öfters*  feine  Mittel  gu  richten  babcn.  SBefanntlid)  ijl  aber 
biefer  Suftanb  oft  nur  fefyr  fcfywer  heilbar  unb  forbert,  wie  ©rdf  e  *) 
neulich  in  einem  merfrmtrbigen  galle  gezeigt  fyat,  bie  eingreifenbffe 
SBefyanblung ;  tnSbefonbre  S3lutentgief)ungen  Abführungen  au$ 
Äalomel  unb  Salapa,  ©cfywifcbdber ,  Cnnreibungen  ber  Sobine- 
falbe,  fel;r  fycrabgefefcte  £)idt  u.  f.  w.  —  (Snblid)  wirb  e3  ber 
Argt,  wo  er  über  ben  3ujtanb  ber  Unfruchtbarkeit  ju  9?atl)e  ge; 
jogen  wirb,  nie  umgeben  fonnen,  rucfftdt>tlidt>  be§  el;elicben  Um- 
gangeS  felbfl:  beiben  ©atten  jwec!mdpige  btdtetifcf>e  23orfcf)riften 
31t  erteilen,  üorjüglid)  ba3  Uebermaaf  beffelben,  eine  gar  nicfjt 
feltne  Urfacfye  ber  Unfruchtbarkeit,  cingufcfyrdnfen,  bie  fonjtigen  9?e; 
geln  aber  nad)  ben  einzelnen  uotfommenben  fallen  $u  beftimmen. 

5)  «£)  9  ji  e  r  i  e ,    Sßutterbefcfywerung  (Passio  hjsterica, 
Adscensus    uteri). 

§.    296. 

£>ie  vf)t)|lerie  ijl  eine  oon  beneh  $r  anleiten,  welche  ber 
öufierorbentlicben  SSielgeflaltigfeit  tljrer  ©pmptome  wegen  fcf)wer 
eine  üotlftdnbtge  S5efd)reibung ,  fajf  gar  nicf)t  eine  furje  Definition 
julaffen,  unb  welche  beffenungead)tet  fo  fenntlid?  ft'nb,  baf?,  wer 
ft'e  nur  einigemal  gefeiten  fyat,  ft'e  wenigftenS  nic^t  leicht  wieber 
oerfennen  wirb.  —  33or§üglic|>  l)at  man  ft'e  mit  ber  $t)pod)onbrie 


*)  ®efd)td)te  einer  gettfudjt  im  Sournctl  f,  ß&tiurgte  t>on  ©täfe  ttnb 
2ßaltt)er,  IX.  83b. 


214 

be§  männlichen  (SJefcfylecbtS  äufammengejiellt ,  unb  e$  f;at  bieS 
fogat  Seranlaffung  p  ber  «Streitfrage  gegeben,  ob  bette  ntcfyt 
emö  unb  baffelbe  feien?  —  S5ejai)enb  würbe  biefe  fftage  fdjon 
t>on  mehreren  altern  2Cerjten ,  aU  Spbenfyam,  Stffot  unb 
©eile  entfebieben,  unb  unter  ben  üfteuem  tritt  t^nen  oucr;  Sorg 
bei1),  weiter  felbjt  ber  Meinung  ift,  e§  fei  bejfer,  im  Spanien 
ber  ÄranFfyeit  gu  oertilgen,  jumal  ba  ifyr  ©ifc  ntc^t  im  ©efcfylecfytS* 
fyjtem  (worauf  ü)r  9lamt  oon  varlqa,  uterus,  beutet)  unb  e3 
baber  febief  lieber  wäre,  fte  aU  weiblicbe  $t)pod()onbrie  $u  bejeieb* 
nen,  beren  @barafter  oon  ber  mdnnlicben  Jptwocbonbrie  nur  inbem 
er  burd()  ben  ©efd)lecbt3cfyarafter  mobifteirt  werbe,  ftcb  unterfebeibe. 
Gmtgegengefe^tcr  Meinung  ffnb  Rubere,  j.  33.  ^>aafe 2),  welcber 
fowobl  m  ben  wefentlicben  ÄranFfyett3erfd)einungen ,  als  in  ber 
2frt  fte  ju  beljanbeln,  wichtige  Unterfcfyiebe  jwifeben  beiben  ft'nbet, 
(Slliotfon,  welcher  fte  als  befonbereS  ©ebirnletben,  unb  So  f. 
granf,  roelcber  $*)pocbonbrie  unb  $t$erie  a(3  jroet  wefentlicfy 
oerfebtebene  Äranfb^iten  betrachtet.  —  2Bir  gebenfen  nun  fyier  i\x- 
erjl  bie  2(rt  be3  SBorfommenS  unb  bie  2(eufjerungen  ber  Jppjlerie 
ju  febilbern,  unb  hoffen ,  baf?  ftcb  fobann  aus  ber  SSetracbtung 
über  btö  Söefentlicbe  unb  Urfacfjlicfye  tiefer  (Erlernungen  auü)  baS 
8Setl)dltnif$  biefer  Äranfbeit  jur  #*)pocbonbrie  ergeben  werbe. 

■§.  297. 
£>er  b#erifcbe  3ujianb  alfo,  oon  welchem  wir  oorlduftg  nur 
erinnern,  ba$  er  oor§üglic^)  bureb  Störungen  afftmilatioer  unb  res 
probuetioer  Sbdtigfeit,  oerbunben  mit  §3erjttmmungen  im  %ebm 
beS  centralen  unb  inSbefonbre  be3  fympatbifeben  ^eroenföjiemS  ftcb 
auSfprecbe,  fommt  gwar  namentlicb  in  ber  eigentlich  jeugungS* 
fangen  SebenSperiobe,  oorjüglicb  gwifeben  bem  20  —  4e>fJen  ober 
48jlen  Sabre  oor ,  pflanjt  ffd)  jeboeb  juweilen  aud)  auf  t>a$  fpd= 
tere  2eben3alter  fort,  fowie  er  mitunter  wofyl  aueb  in  ber  <§nt* 
wicHunggperiobe  unter  t>m  l)ier  einbeimifcfyen ,  oben  befebriebenen 
Stoenleiben  eine  ©teile  mit  einnimmt,  ja  oiele  berfelben  wol)l 
.  erji  felbjt  |eroorruft.  @in  lebhaftes  Temperament,  eine  reijbare 
Äperconjtttution,  wie  fte  namentlich  jartgebauten  SBrünetten  eigen 
gu  fein  pflegt ,  bilben  ferner,  oerbunben  mit  jiarf  entwickelter  ©ei- 
fteStbdttgfett,  biejenige  Snbioibualitdt ,  welcbe  biefer  ßranffyeit  am 
meijten  unterworfen  5U  fein  pflegt;  übrigens  fommt  fte  bei  Staue» 


1)  Ätan^eiten  beö  mcnfc^ttd)en  SBetbeS.  <&.  586. 

2)  Ucbec  bie  Gä'fenntnifj  unb  (Sur  bei*  cbvomfdjen  Äfan^etfen.  2.  gfyl 
@.  282.  ' 


215 

unb  Sungfrauen  oor,  unb  obwohl  oorjüglicb  nid)t  oerfyeiratbete 
ober  ungliicFlid)  ücr^eirat^ete,  ftnberlofe  grauen,  befonberS  aber 
junge  SBittwen,  baran  ju  leiben  pflegen,  fo  bleiben  bocl)  felbft 
©cfywangere,  SBocbnerinnen  unb  ©ttffenbe  oon  biefen  anfallen 
ntc&t  ganj  befreit. 

§.    298. 

33et  bm  Steuerungen  ber  Äranffjeit  fyabtn  wir  guttörberjt 
ber  ^periobicitdt  ifyrer  anfalle  ju  gebenfen,  burcfy  welche  ft'e  an 
anbere  ebenfalls  in  gewtffen  Zeiträumen  wteberfer)renbe  üfteroem 
franf Reiten,  §.  £5.  bie  (Spilepfte  unb  ben  SSeitätanj  erinnert.  SMefe 
§)eriobicitdt  aber  ijt  infofern  jwiefacb,  als  in  einem  gaffe  bie  $Bie; 
berfeljr  ber  anfalle  burcfy  dunere  SBeranlaffungen,  ©emiitf)3bewes 
gungen,  ftatfe  ©inneSeinbrücfe  u.  f.  w.  l;erbeigeful)rt  wirb,  of)ne 
biefe  (Sinflüffe  aber  bie  anfalle  auf  unbejftmmte  3eit  außen  bleiben, 
unb  biefeS  ^eriobifcfye  tjr  bann  ganj  ^robuct  ber  Steijbarfeit  beS 
üfteroenfyjtemS  unb  beS  äußern  Moments;  ober  im  anbern  gaffe 
wirb  bie  SBieberfeljr  beS  $Parort)3mu3  mefjr  nad)  regelmäßigen 
3eitrdumen  (obngefdfjr  wie  bie  2Bieberfel)r  eines  SÖecbfelfteberans 
falls)  befiimmt,  unb  ifr  baS  Urfad[)lid)e  baüon  mel;r  ber  anbere 
Factor  ber  Äranffyeit,  b.  t.  baS  reprobuetioe  (Softem,  welches  als 
ein  lieberes  bem  wed)felnben  ©ange  beS  äußern  9?aturleben3  mebr 
Eingegeben  tjt,  unb  üon  feinen  Venoben  mit  affteirt  wirb,  wol)in 
benn  ganj  befonberS  bie  bei  oielen  $r;fterifd)ett  gur  Seit  bec  Wim-* 
jfruation  fidrfern  anfalle  geboren.  —  UebrigenS  barf  bie  *PertobU 
citdt  btefer  Äranf^eit  ntebt  fo  oerjfanben  werben,  als  ob  außer 
ben  anfallen  ein  oofffommneS  2ßot)lbeftnben  ftattfyabt,  tnbem  oor- 
jitgltd)  bie  fran^afte  üfterttenreijbarfeit,  ©emütl)Soer|timmung,  bie 
föerbauungSbefcfywerben ,  bie  ^ranfen  nie  ju  oerlaffen  pflegen. 

§.    299. 

Sßir  gelten  nun  jur  ©cbilberung  ber  oerfebtebenen  Äranf* 
fyeitSfymptome  nacb  ben  einzelnen  organifeben  ©pjtemen  über,  unb 
werben  fobann  oon  ber  Grrfcbeinung  beS  ^jlerffc^en  Unfalls  fe 
befonbrebanbeln:  '—  2Cnimale  ©pbdre.  l)©t)mptome  ge* 
fiorter  ©enfibtlitdt.  (£in  üorjugltcl)  geroobnlicber  3ufaff  tji 
bie  fetyr  gcjteigerte  JKeceptiottdt  ber  ©inneSorgane ,  fo  baß  baS 
fdjwdcfyjte  ©erdufd),  baS  fallen  eineS  $3ud)3,  baS  Deffnert  einer 
Sbüre,  eine  jrarfe  2tnrebe  u.  f.  w.  bie  Äranfen  wirf  lieb  fd^merj; 
Jjaft  ober  fdt)recfC;aft  affteirt;  tbm  fo  pflegt  eS  mit  ben  übrigen 
©innen  ju  fein:  baS  2tuge  oertrdgt  weber  IjeüeS  £icbt  nod)  frdfc 
tige  garbe,  nur  toa$  matt,  fcbwdcbltcb,  fcfymacbtenb  aber  jierlicb 
tjr,  gefallt  folgen  Äranfen.    SBefonberS  aber  tjt  auef)  bie  Grmpfmbs 


216 

licfyfeit  im  ©erud)  unb  ©efdmtacf  geweigert;  fcfyon  ber  ©erucfy 
einer  33lume,  nocl)  weit  mefyr  aber  t>er  oon  jfdrfem  flüchtigen 
2f rjneijtoffen ,  .ftampfyer,  9ttofd)u3  u.  f.  w.  erregt  oft  ©cfywinbel 
unb  £)fynmad)ten,  ber  ©enufj  beS  SBrobeS  erregte  5.  33.  nacfy 
SDufour*)  bei  einer  an  enormer  glatulenj  leibenben  jungen  $ty 
fterifcben ,  in  jeber  $orm ,  aucf)  wenn  e3  it)r  unbewußt  beigebracht 
worben  war,  ba3  fyefttgjie  (Srbrecben,  unb  überhaupt  fmb  i>k  fon; 
berbarfien  Sbiof^nfraften  l)ier  ganj  in  ber  £>rbnung,  fo  bafj  üa* 
gegen  oft  wieber  anbere  fer;r  wibrige  £)inge,  j.  33.  ßajioreum, 
3(fa  fotiba,  ganj  leid)t  genommen  werben.  3u  biefer  gefcfydrften 
©enft'btlitdt  gebort  aud)  ba3  feinere  ©efüljt  für  bie  Snbiotbualitdt 
anberer  ^erfonen,  unb  fonfüge  dunere  §3erfydltnif[e,  welche  auf  i>k 
(Sinne  eines  gefunben  ÄperS  feinen  Güinbrucf  machen,  in  welcher 
^>inft'd)t  wir  wieber  an  baS  erinnern  muffen,  wa$  oben  über  Stfer^ 
»entfalle  in  ben  GmtwicflungSperioben  gefagt  ijl.  gerner  gehören 
fyterljer  bie  mannigfaltigen  ©inneStdufdmngen ,  unb  i>k  fefyr  tx- 
i)bt)tt  (§mpftnblid)fett  be3  innern  ©inneS  gegen  alle  2Crten  t>on 
^ranff)eitöju|rdnben.  2113  Solgen  ber  erjtern  ndmlid)  ft'nb  bie 
glecfen,  gunfen,  SSilber,  ^PfyantaSmata  oor  ben  2htgen,  ba3  &oy* 
peltfefyen,  ba§  33raufen  oor  ben  SDfyren  u.  f.  w. ,  als  folgen  ber 
lefctern  bie  fyduftgen  klagen,  %um  S£l)eit  über  ganj  eigene  Äranf- 
fyettSempftnbungen,  51t  betrachten. 

§.  300. 
£iefe  befonbern  ÄranfbcitSempfmbungen  bejie^en  ftcfj  oor- 
nefymlid)  auf  Äopf  unb  Unterleib.  Sm  erjrern  jiellen  ftd^>  oft  $ef* 
tige,  bofyrenbe,  immer  auf  einem  §)unft  ft'rirte  ©c^mer^en  ein 
(Clavus  hystericus ) ,  ober  ber  ©cfymer§  erfc^eint  als  fyeftigeS  be- 
fd)werlid)e6  Sieben  in  ber  $interbaupt3gegenb,  als  Sttigrdne,  aucb 
als  dufjerltcbeS  Reifen,  ©efübl  üon  Aalte,  ©cbmer§en  IdngS  beS 
9tüc?enmarfS,  (Smpftnbung  oon  2£meifenfrtecr;en  in  bemfelben;  im 
Unterleibe  als  fcfymerjbafte  ©pannung  in  ben  ^rdcorbien,  ©efül)l 
üon  3ufammenfdmürung  an  einzelnen  ©teilen  beS  £)armfanalS, 
welches  oft  ben  £)rt  wecfyfelt,  unb  bafyer  oon*  ben  Äranfen  mit 
ber  ßmpfmbung  einer  ftd)  fortbewegenben  $ugel  üerglidjen  wirb 
(Globus  hystericus),  üorjüglic^  aber  oon  ©djmerj  im  UteruS  felbjr, 
melleicfyt  oft  burd)  Ärampf  ber  SftuSfelftbcm  in  ben  runben  SSluU 
terbdnbern  oeranlagt,  welcbeS  oon  ben  Äranfen  als  fcfymer^afteS 
Sütfgefyobenwerben  beS  Uterus  betrieben  wirb. 


+)  Gazette  de  Santl,  131?,  Septlr. 


21T 

§.    301. 

Ueberfyaupt  aber  muffen  fyierfyet  ßwfj  W$)  bie  23evjHmmim- 
gen  be3  Ijofjem  9toenteben3,  fowobl  im  ©d&tafe,  als  hn  roacben 
3ujianbe  gerechnet  werben.  £er  ©cfylaf  ndmticb  ijt  gewolmlicr) 
bocbft  unruhig  bis  jur  wahren  2fgn#nic,  unruhige,  du^erft  leb; 
f;afte  Srdume,  <3df)lafrebnerei  unb  fetbjt  9?acbtwanbeln  fommen 
nicbt  feiten  oor.  ©eltner  ftnb  bagegen  btc  §dtle  oon  tiefen  lange 
anfyaltenben  ©cfytafjujMnben ,  wie  $.  £3.  Meißner*)  nacb  $r. 
Sttülter  einen  Sali  anfuhrt,  reo  eine  ©c&laffucfyt  bei  einem 
religio^  übermannten  bvfterifcben  Sttdbcben  4  Saljrc  3  Monate  unb 
16  Sage  wahrte.  3m  wachen  3ujianbe  geigt  ft'd£>  eine  aujjeror- 
bentlid)e  (Srreglarfeit  be3  ©emütl)3,  bie  ücrfcbiebenften  ©timmun= 
gen  wecbfeln  fel)r  rafd),  bie  unbebeutenbften  Sßeranlaffungen  erregen 
2Cergerlid;feit,.Srübftnn,  SOBetnen;  auS  SJMandjolie,  weld;e  jeboeb 
im  ©anjen  üorberrfcfyenb  ijt,  fprtngt  oft  eine  Äranfe  biefer  llxt 
gur  Jujtigfeit  über,  befonberS  aber  werben  i)t>ftertfc^)e  Snbtwbuen 
burd)  eine  ungemeine  OJebfeligfeit  cbarafteriftrt,  mit  welcher  fie 
oft,  ju  nid)t  geringer  £luat  be3  SlrjteS  alle,  auef)  bie  unbebeutenb; 
ften  Äranf  beitSfymptome ,  ja  oft  biefe  gerabe  am  meijten,  eror; 
tern,  Sterbet  aud)  eä  ftd)  angelegen  fein  laffen,  2We3  reebt  gewaltig, 
gefabrbrofyenb  unb  unertrdglicb  $u  febilbern,  ja  oft  ju  @rbicfytungen 
ityre  Bufluc^t  nehmen,  unb  \ity  beleibigt  füllen,  wenn  ber  2Crjt 
nid)t  mit  berfelben  SEBicbtigfeit  wie  fie,  bie  Äranfljeit  betrachtet. 
(Sebr  gewöbntieb  ift  eS  babei  ju  bemerken,  wie  in  il;rem  gefamm; 
Un  (Seelenteben  eine  gewiffe  Ueberfpannung  unleugbar  üorbanben 
ift.  £>ie  £eben§anftd)t  ift  meijtenS  trübe  unb  SSrücÜ  t)at  nicbt 
ganj  unrecht,  wenn  er  ein  gewiffeS  ©efübl  üerfeblten  SebenS  für 
bag  Gfyaratterijfifcbe  in  bem  pfyc&tfcfcen  3uflanbe  ber  #9Jiertfc&en  fydlt. 

§.    302. 

2)  £>ie  ©ymptome  gefiorter  SföuSfulart&ätigfett 
betreffenb,  fo  ftnb  tytxfyx  bie  melfacfyen  2lrten  t>on  dampfen  gu 
reebnen,  woran  ^jlerifdbe  Äranfe  §u  leiben  pflegen,  Sufdlle,  beren 
eigentlicbe  Statur  in  üteler  $inftd)t  noeb  eine  wiebtige  Aufgabe  für 
^öl)t)ftologen  unb  ^Patbologen  ift,  unb  worüber  benn  juüorberfl  im 
allgemeinen  noeb  einige  SBetracbtungen  bier  freien  mögen.  9?ebmen 
wir  aber  pttorberft  bie  (Srfcbeinung  bes>  ÄrampfeS  in  einem  roitt- 
fürlicben  SJhtSfel,  wo  er  ftd)  am  beutlicbften  »erfolgen  laßt,  fo 
ftnben  wir  benfetben  in  einem  fonjt  gang  gefunbeh  Äorper  nament; 
licr;  unter  §wet  SSebingungen,  entweber  ndmlicfy  Ui  $u  heftig  eim 


goi-föungen  beö  neunj^nten  Safcv&unbertS.  5.  fßb.    ®.  58. 


218 

jfrömenber  SBlutmaffe,  ober  bei  ju  fiarf  einftromenber  $limm 
wirfung;  bat  $.  Sß.  ein  SJtosfel  geruht,  ober  ijl:  er  aucb  fcbon 
ermitbet,  unb  wirft  ptöfelicfo  eine  heftige  SBillenSerregung  auf  ben^ 
felben,  fo  tritt  Krampf  ein,  bie  SJtoSfelfubjianj,  burcb  plofclicf) 
getigerten  Einfluß  beS  Heroen  gewaltfam  gegen  bie  nerüige  Wittz 
angezogen,  erharrt  gleicbfam,  preßt  ben  Heroen,  erzeugt  Unbe* 
weglicfyfeit  (©tarframpf)  ober  bei  fd)wdcf)erer  9J?u3fulartf)dtigfett 
nur  periobtfcfyeS  2fngejogenwerben ,  Sittern  (3uc!ungen)  unb 
heftigen  ©d^merj,  wie  bieg  Seber  juwetlen  befonberS  in  ben  großem 
9ftu3feln,  5.  SB.  ben  SBabenmuSfeln,  erfahren  baben  wirb.  QttxvaS 
2W;nlicbe$  gefcbtefyt  aber  aucb,  wenn  ber  SBlutlauf  gegen  eine  ru^enbe 
SJfluSfelpartie  längere  3eit  einigermaßen  burd)  £)rucf  gefyinbert  war, 
nun  biefer  £5rucf  aufbort,  unb  eine  üerfydltnißmdßig  größere  SBluk 
menge,  aU  bie,  woran  ber  SttuSfel  bereits  ftcf>  gewohnt  fyatte, 
juftromt;  aud)  fyier  ift  ber  SD?u6fet  gekannt,  feiner  freien  SSe* 
wegung  beraubt,  e3  entfielt  ein  prtcfelnber  ©cfymerj  (ba3  foges 
nannte  ßtnfcfylafen  ber  ©lieber),  unb  nur  erjr  wenn  ba§  ©letd^ 
gewicht  ber  SBlutüertfyeilung  wieber  &ergefteUt  ift  unb  biefer  Sfyeil 
fiel)  wieber  an  bie  ifmr  §ugetl)eilte  9)?enge  gewohnt,  tritt  bie  freie 
^Bewegung  wieber  ein,  welche  jeboeb  Jjier  überhaupt  ntrfjt  in  bem 
üJftaaße,  als  im  erlern  gaffe,  geraubt  ju  fein  pflegt,  l)ier  abet 
aucb  niebt  wie  im  erftern  gaffe  burcf)  äuefungen,  fonbern  nur 
burefy  mefyr  ober  minber  gelähmte  ^Bewegung  (<2tarrframpf) 
ft'cfy  äußern  wirb. 

§.  303. 
(Sowie  nun  auf  biefe  zweierlei  SBeife  im  gefunben  Äorper 
ein  fd)nell  t-orübergebenber  Krampf  entließen  fann,  fo  entfielen 
burcb  biefe  SSeranlajfungen ,  bie  ffcb  woljl  aud?  %um  Zfytil  mit 
einanber  üerbinben  fonnen,  im  franffyaft  üerflimmten  SDrganiSmuS 
heftigere  Krampf jufdffe ,  wobei  bie  Urfacfye  ber  ftdrfem  S^erüener- 
regung  entweber  in  äußern,  bie  Stoenenben  afft'cirenben  Steigen, 
ober  in  innern,  auf  bie-  (Sentralmaffen  be§  9?ert>enfr;fiem3  wirfen^ 
ben  Momenten  liegen  fann,  in  welchem  le^tern  gaffe  bie  Krämpfe 
(©tarrwerben  ober  cont>ulfwifcf)e  ^Bewegungen)  allgemein  ju  werben 
pflegen.  Gtbm  fo  fann  benn  aud)  bie  ©efdßtfydtigfeit  entweber 
im  allgemeinen  l)efttg  aufgeregt  fein  unb  Ärdmpfe  bewirfen  (wo^ 
l)in  bie  frampfbaften  Suftdnbe  in  entjunblicben  fiebern  geboren), 
ober  ortlid)  angeregt  frampfljafte  (Srftarrungen  oeranlajfen  (wobin 
bie  Ärampfjufäffe  bä  Gntjünbungen  unb  Gongeflionen  geboren). 
3m  ©anjen  febeinen  auf  bie  ledere  SÖeife  (00m  ©efdßfpftem  aus) 
vorsuglid)  t)k  Krämpfe  in  ben  unwifffurltd;en  SttuSfeln  &u  mU 


219 

jle^en,  fo  ba§  wir  t>ie  frampffjaften  Cänfdmurungen  be6  £>axmi 
fanoia  in  ber  Äolif,  bic  frampffyaften  3ujtdnbe  in  ben  $arnwegen, 
bic  @infd)nürungen  be$  Uterus  u.  f.  vo.  üorjüglicb  aus?  biefem  ©e; 
ftcfytSpunft  betrachten  mochten,  womit  bag  ©efellen  biefer  3ufdtle 
§u  entjunblicljen  3ujiänben  unb  ßongejlionen ,  unb  bk  fyierbei  oft 
fo  entfcfyieben  ^ülfretdje  antipl)logifttfcl)e  S3el)anblung  in  öotlfomm; 
nem  ©inflange  ftef)t. 

§.    304. 

3Ba§  nun  bie  Ärampfeufdlfe  f^fterifdjer  Snbimbuen  tn^be- 
fonbre  anbelangt,  fo  gehören  ftc  beiben  erwähnten  ©attungen  an, 
unb  erfcfyeinen  überhaupt  f)ier  faft  in  allen  möglichen  formen; 
©tarrframpf,  ßomntlftonen,  Äatalepftö,  SSettötanj,  farbontfdjeS 
Sachen,  oerloreneS  ©pracb'oermogen,  £)p3pl)agte,  JpunbSframpf, 
befonberS  aber  bie  Ärdmpfe  in  ben  ber  SQBitlfur  im  Sftormaljujbnbe 
entzogenen  ©ebilben,  33ruftfrdmpfe ,  «Scfylucbjen ,  Sttagenframpf, 
$olif,  ©ebdrmutterframpf  ft'nb  balb  einzeln,  balb  mehrere  gu^ 
gleich  in  i>m  anfallen  ber  $pfrerie  6fter3  bemerfbar,  unb  bringen 
mehrere  ber  oben  genannten  befonbern  ©cbmerjgefufyle  fyerüor.  — 
£)k  Ärdmpfe  felbft  erreichen  übrigens  aucb  f;ter  oft  eine  ungemeine 
$eftigMt ,  fo  baf  wir  roteber  an  9ttel)rere3  oben  bei  ben  Krampfs 
pfdllen  in  ber  (SntwicflungSperiobe  @rn>ä&nte  (§.  254.)  erinnern 
Tonnen. 

§.    305. 

SfJeprobuctiüe  ober  oegetatioe  (Sphäre.  1)  ©pm- 
ptome  geftörter  ©efd§tf)dtigf  eit  finb  gundcfyjr  ber  foroofyl 
außerhalb  al§  namentlich  innerhalb  ber  anfalle  öerdnberte  ty\\l& 
fcfylag,  geroöbnlicb  burd)  grequenj  unb  .ftleinljeit,  feltner  burdj  Sangs 
famfeit,  bagegen  oft  burcb  Unorbentltct)feit  auSgejetcbnet ,  ferner 
grofe  Neigung  ju  (5ongeflionen  unb  gieberberoegungen ,  fyduftgeS 
^er&flopfen ,  fdmcller  2ßed?fet  ber  Temperatur  an  ber  SDberfldcfye 
be3  ÄorperS,  foroie  ber  Hautfarbe,  namentlich  aber  bie  üielfacben 
Stficfrmrfungen,  welche  bie  abnorme  ©efd£tl)dtigfeit  auf  anbere 
€fyfteme  äußert,  rooljin  bie  anfalle  üon  ©cfwinbel,  SDljnmacfyten, 
[a  üollfommen  afp^ftifc^er  3ujianb,  forme  mehrere  ber  oben  er= 
warnten  Oinneötdufcbungen  u.  f.  w.  ju  rechnen  ft'nb». 

§.    306. 

2)  3Me  (Symptome  gefiorter  SSerbauung  betreffenb, 
fo  fehlen  ffe  faft  nie  unb  äußern  ftcfy  auf  bie  üerfdnebenfte  SBeife, 
ndmucfy:  1)  burd)  2Cppetitloftgfeit  ober  wibewaturlicfye  Appetite 
(§.  S3.  bie  bei  ben  (SntroicflungSfranftyeiten  erwähnte  Pica) ;  2)  oer* 
borbenen,  balb  bittern  ober  fauligen,   balb  fähigen  ober  fauren 


220 

©cfdjmacf;  3)  eine  belegte  fcfyleimige  3unge;  4)  burd?  6fterc§ 
2£ufffoj?en  unb  überhaupt  gang  befonbere  Neigung  p  jlarfer  ßuft* 
entwicflung  im  £)armfanal;  5)  (Erzeugung  oon  (Saure  in  ben 
erjfen  SBegen  (obwohl  eS  mir  fdjeint,  als  ob  tiefet  ©pmptom  ber 
$9pocbonbrie ,  unb  jwar  oielleicbt  ber  im  Spanne  überhaupt  oor* 
waltenben  SDrpbation  wegen,  weit  mefyr  aB  ber  $9Jierie  eigene 
tfyümlicb  fei);  6)  fd)led)te  SSerbauung,  wo  entroeber  bie  Wal)* 
rungSmittel  jum  SEfyeit  unoerdnbert  wieber  abgeben,  ober  £5rucf, 
©c^mergen  unb  Krämpfe  üeranlaffen,  aud)  wof)l  überhaupt  bie 
2CfftmÜation  fefyr  langfam  oon  (Statten  gefyt,  fo  baß  bafyer  Äranfe 
fold^er  %xt  mitunter  eineS  ungewo^nlid)  langen  §ajren3  fat)ig  ftnb ; 
7)  fehlerhafte  ©atlenabfonberung  tljeilS  ber  Sttenge  nad)  ($>ofys 
djolte),  tfyeilS  ber  Qualität  nacb  (wo  ftd^>  guweilen  ©allenfteine 
erzeugen);  8")  Unorbnung  in  hm  <Stul)lau3leerungen,  ba^er  oft 
fleter  Söerf)fel  oon  tfjettö  flüfftgen,  tfyeilS  »erwarteten  ©tul)lau§lees 
rungen,  obwohl  bie  feltnen  tragen  fnotigen  £)armercretionen  biefen 
Äranfen  am  gewöl)ntid)jren  ju  fein  pflegen. 

§.  307.  - 
3)  (Symptome  gejrorter  2ttfymung,  fowie  abnorm 
mer  fecernirenber  Sfydtigfeit.  3u  bm  erfrern  rechnen  wir 
namentlich  bie  gewolmlid)  burct>  abnorme  Sfeijbarfeit  ber  SSrondn'en 
begrünbeten  aftymatifcfyen  anfalle,  i>m  frampft'gen  £ujfen  u.  f.  w.  — 
3u  ben  leerem  tfyeilS  bk  abnormen  Sufldnbe  ber  £autau3bunfrung, 
burcf)  Ijduft'gen  (Schweif?  ober  aud)  im  ©egentl;ei(  burd)  fer)r  trocfne 
$aut  bejeidmet ,  %il3  abnorme  33erf)dltniffe  in  ber  Sl)dtigfeit  ber 
übrigen  großem  2Cu3fd)eibung§wertVuge ,  unter  welchen  wir  nocfy 
ber  ^arnwege  inSbefonbre  gebenfen  muffen,  inbem  bie  Vieren  oor^ 
äüglicf)  in  unb  nad?  ben  anfallen  eine  abnorme  Stenge  gellen 
wäßrigen  Urins?  auS^ufcbeiben  pflegen,  unb  felbfl  in  ber  S3lafe 
eine  fDcenge  Krampf  Ijaftcr  unb  fdjmer^after  3uftdnbe  bd  £*)jleri; 
fd;en  nicbt  feiten  bemerkt  werben. 

§.  308. 
£)b  enbtid)  4)  ba3  ©efcbled)t§ft)jrem  an  biefer  Ärant1)eit 
bebeutenben  2Cntl)eil  nelmie,  baruber  ftnb  wieber  Vu  Meinungen 
geseilt,  inbem  bie  altern  2lerjte  fajr  alle  übrigen  3ufdüe  üon 
biefem  ©pftem  ableiteten,  mehrere  teuere  hingegen  behaupten,  i>a$ 
ber  2Cntf)eit  beffelben  dußerfi  unbetrdcbtlid)  fei.  (£rwdgt  man  nun 
aber  genauer,  wie  bei  ben  meijien  |»;jrerifcfyen  beobachtet  wirb, 
ba£ ,  wenn  aucb  bie  S3ilbung  ber  ©efcfylecbteiorgane,  ja  felbjr  bie 
9)cenjiruation  feine  l^eroorjied)enben  Sfiegelwibrigfeiten  geigt,  bocb 
gewöljnlicfy  ber  eigentliche  3wc(f  be$  @ef$ted)t3orgam3muei ,  bie 


221 

Erzeugung,  utwollFommen  erreicht  wirb,  inbem  e3  unt>cr^etratlt)ete, 
oorjuglicb  ober  oerfyeiratfyet  gewefene,  ober  unglucflid)  oerl)eiratr;ete, 
aud)  bk  bert  flimafterifcben  Safjren  ffd)  ndfyernben  Snbioibuen 
ft'nb,  bei  welchen  bie  Äranityeit  am  ofterffen  oorfommt;  erwägt 
man  ferner,  rpie  tief  ba§  (Uefd)led>t§ft>ftem  überhaupt  in  ba£  SSßefen 
be§  weiblichen  ÄörperS  eingreift,  welcbeS  zben  burcr;  bie  oorwak 
tenbe  9>robuctioitdt  beffelben  ausgeflogen  tjl,  unb  wie  notljwenbig 
eS  allgemeine  Serrüttung  unb  23erj!immung  oeranlaffen  muß,  wenn 
t>k  eigentliche  33effimmung,  ber  3wecf,  auf  welchen  2Cfle§  binweiff, 
gar  nicbt  ober  unooütommen  erreicht  wirb,  fo  mi\$  man  woljl 
mel)r  ber  altern  2lnft'df)t  oon  biefer  Äranfl)eit  beipflichten ,  wooon 
nod?  bei  ber  Unterfucbung  ber  fogenannten  ndcl)|ren  Urfadje  weiter 
bie  Sfebe  fein  wirb.  ttebrigenS  ijt  benn  bod)  aucb  nidt)t  gu  leugs 
nen,  1>a$  Unorbnung  ber  Sttenftruation ,  oorjuglid)  bie  ju  Ijduft'ge 
ober  ju  feltne,  ober  unterbrücfte  9ttenjtruation,  ferner  anberweittge 
Äran!t)eiten  ber  ©efc&lecfotSt&etle,  al3:  weißer  §luß  (ein  bcfonberS 
l;duftger  Begleiter  ber  ^)pfterie),  Verhärtungen,  Ärdmpfe  im  UteruS 
u.  f.  w.,  fowte  abnorme^  Skrfydltniß  be3  ©eftf)lecf)t3triebe3 ,  gar 
nicl)t  feiten  bei  folgen  Äranfen  wahrgenommen  werben. 

§.  309. 
SBir  fommen  nun  jur  Erörterung  be6  SÖefenS  (ber  mty 
fien  Urfacfye)  ber  $t)jterie  unb  £5efitmmung  iljreS  23erl)dltniffe3 
jur  $t)pocbonbrie ,  eine  bei  ber  SÖielgeftaltigfeit  be3  ©egenftanbeS 
allerbingS  fdjroierige  Aufgabe;  beffenungeaebtet  fcfyeint  un£  in  fol* 
genber  35ejlimmung  ba£  2Befentlid)fre  aufgefaßt  werben  px  fonnen, 
inbem  wir  fagen,  baß  bie  (Srfdjeinungen  ber  «£n;frerie  §undd)jr  ba 
bingt  werben:  burefy  eine  SSeriümmung  bee>  üfteroenfps 
jremS,  welche  eine  Folge  ifl  be$  SÄtjjöer&ältntffeS 
gwifeben  allgemeiner  unt>  gefcf)led)tlicber  ^robuetb 
vitiität  £ergleid?en  SKißoerfydltmffe  reprobuetioer  Functionen 
fonnen  übrigens  felbj?  wieber  in  fefyr  oerfrfjiebenen  Organen  ibren 
©iß  fyabm.  ©an§  befonberS  aber  muffen  babei  bie  23erl)dltniffe 
ber  UnterleibSneroen  ju  ben  ifynen  benachbarten  SB litt  *  unb  Stympl)* 
gefdßen  ins  2Cuge  gefaßt  werben.  2(ufmerffame  ^Beobachtungen 
üon  Dergleichen  Sufidnben  fyabm  mir  ndmlicr;  gezeigt,  baß  bei 
weitem  ber  größere  SSfyeil  jener  oben  gefcfyilberten 
Krämpfe  unb  Sfteroenleiben  bebingt  fei  burcr;  fKt'n 
gung  einzelner  Swetge  ber  UnterleibSneroen  in  %oU 
ge  cr>rontfrf>er  Entpnbungen  unb  Degenerationen, 
welche  in  ttn  benachbarten  Rauten,  ©efdßen,  £»rü* 
fen  u.  f.  w.  tfjren  ©ifc  fyaben,  Weisungen,  welche  (wie  2ob; 


222 

flein  *)  in  33ejug  auf  bie  großen  ©efledjte  be§  fympatfyifdjen 
Heroen  beutlitf)  gezeigt  bat)  fogar  bis  ju  (Subfranjdnberungen  im 
9cert>en  felbft  geweigert  werben  fonnen.  —  (So  baß  wir  alfo 
immer  auf  (Stanb  ber  33ilbung3tl)dtigfeit  im  allgemeinen  unb  ge= 
fd)Ied)tlid)e  33ilbungStbdtigfeit  foroie  Suflanb  ber  Heroen  inSbe* 
fonbre  9iücfftd)t  ju  nehmen  Reiben,  wenn  wir  ein  richtiges  Sßilb 
vom  Snnern  biefeS  ÄranfbeitSjujtanbeS  un6  macben  wollen.  2Cuf 
tiefen  innern  Äranfbeiftgrunb  wtrfen  nun  auety  bie  entfernten, 
fowol)!  bisponirenben  als  ©elegenfyeitäurfacben  fyin,  benn  2llle3, 
wa§  Sftifwerfydltniffe  in  ber  reprobuettoen  Sbatigfeit  erjeugt,  unb 
juglcid)  bie  Erregbarkeit  be£  9cert>enft)flem§  jreigert,  füfyrt  bie 
Jjpfierifcfyen  SBefcbwerben  herbei;  hierin  gebort:  fcbwdcfylicfye,  reijs 
bare,  angeborene,  ober  burefy  lururiofe  Erhebung,  ju  jeitig  ange- 
strengte (UeifreStbdtigfeit  unb  fonftige  unpaffenbe  2eben6weife  er* 
worbene  Eonjfttution ;  ferner  unorbentlidje  £>idt  (Äoclnnnen  leiben 
beSfyalb  nicfyt  feiten  an  offene),  ba§  in  ben  l)6r)em  (Stauben 
gewofynlicbe  Untereinanbermifdfren  t>on  Sfyee,  Äaffee,  S3acfwerf, 
Efyocolabe  u.  f.  w.,  babei  üteleS  (Stfcen  unb  S5efcl)dftigung  mit 
weiblicben  arbeiten,  wobureb  eben  fo  wie  burefy  beengenbe  Äleiber, 
©djnürbrüfte  u.  f.  w.  ber  Unterleib  pfammengepreßt  unb  Ue  33er; 
bauung  gehört  wirb,  audf)  üble  Suft,  fcbweroerbaultcbe  Üftafyrung;, 
bann  pf^cr>tfc^e  Einflüffe,  alS:  Erregungen  ber  ^bantaffe  bureb 
ungewollte  £ecture,  Einwirfung  üerfebiebenartiger  Seibenfcljaften 
ober  beprimirenber  Effecte,  unglücflicbe  ßiebe  unb  enblicb  gefcblecbt; 
liebe  2lu§fcbweifungen  ober  ganglic^cr  Mangel  an  naturgemäßer 
S3efriebigung  be£  ©efcblecbtStriebeS,  (Störungen  ber  Sttenjfruation, 
Äranfbeiten  ber  ©efcbledjtäorgane,  Unfrucf)tbarfeit  ober  ^u  häufige 
SBocfyenbetten ,  \a  auef)  wobl  juweilen  plo&lid)  gebemmte  anbere 
$ranf beiten ,  ©icfyt  ober  ctyronifcfje  v£)autauSfcfyldge. 

§.  310. 
£>a$  §3erf)dltniß  aber  ber  |>t)fierie  §ur  ^>t)poc^onbrte  betreff 
fenb,  fo  febeint  e3  fein  anbereS  als  ba§  be3  weiblichen  ©efcblec^tS 
jum  mdnnlicben  überbauet;  aud)  bie  £>t)pocl)onbrie  ndmlicb  ift 
$war  in  23er(!immung  beS  9?eroenleben§  in  Folge  abnormer  3u- 
jtdnbe  ber  reprobuetioen  Functionen  begrünbet,  allein  wie  im 
mdnnlicben  Körper  überbauet  tk  afftmilatioen  Functionen  weniger 
überwiegen,  wie  va$  @efc|)lecl)t3ft)fiem  l;ier  weniger  als  im  SBeibe 
in  ba§  ©ange  eingreift,  wie  bagegen  gerabe  l)ier  bie  $Probuctiüitdt 
unb  Äraft  mel;r  in  einer  fyofyem  (Sphäre  ftcf)  offenbaren  follen, 


*)  De  nervi  syropathetici  humani  fabrica,  usu  et  morbis.    Parisiis,  1823. 


223 

fo  nehmen  nun  aud)  Störungen  tiefer  Sfydtigfeiten  fytx  eine  ganj 
andere  $orm  olS  im  Sßeibe  an,  äußern  ftd)  in  SBerft'nfrerungen 
bes>  ©emütl)g  (befonberS  in  Steffen,  welche  überhaupt  mit  ftd^> 
nid)t  ju  Älarfyeit  unb  Rieben  gefommen  ft'nb)  unb  burd)  alle 
jene  33efd)werben,  welche  üorjugtid)  auf  gehörte  UnterleibSfunctios 
nen  l)inweifen,  tnbe0  gerabe  fyter  wegen  biefer  Unflarljeit  be£  ©e- 
miityä  mit  fo(cf)er  ^eftigfeit  empfunben  werben. 

§.    311. 

£)en  ÄranfljeitSoerlauf  be3  ^flerifc^en  3uftanbe§  an- 
belangenb,  fo  ift  er  im  ©anjen  langwierig,  im  33efonbern  ein 
remittirenber  ju  nennen.  £)ie  Äranffyeit  pflegt  ndmlicf),  wie  fd)on 
oben  (§.  299.)  erinnert  würbe,  anfalle  ju  machen,  welche  tfyeilS 
ber  2(rt  ifyrer  (Srfcl)  einung,  tl;eil3  bem  ©rabe  ifjrer  ^eftig!eit  nad), 
dußerft  oerfd)ieben  fein  fönnen.  <Stnb  biefe  anfalle  burd)  innere 
Sujldnbe,  r)erannaf)enbe  ober  fließcnbe  Sflenflruation,  gajfrifdje  3u* 
fldnbe,  glatulenj  u.  f.  w.  oeranlaßt,  fo  fünbigen  ftc  ftd)  oft  burcft 
erl)6l)te  SKeijbarfeit,  oerdnberte  ©emütfysfttmmung ,  Sftattigfett, 
Sieben  in  ben  ©liebern,  unfldte  frampft'ge  ^Bewegung  ber  2Cug^ 
dpfel  u.  f.  w.  an,  baljingegcn  nad)  auf  cm  oeranlajfenben  sfilo* 
menren  ft'e  gan$  plofclid)  einzutreten  pflegen.  £>ie  anfalle  felbft 
afymen  oft  bie  (Srfcfyeinung  anberer  Äran^etten  fo  oollfommen 
nad?,  baß  ber  2lrjt,  welcher  feine  Äranfe  guerft  in  biefem  anfalle 
erblicft,  oft  nicfyt  wiffen  wirb,  ob  er  eine  SDZaniaca ,  eine  ^pilep- 
tifcfye,  eine  am  fyeftigften  §teber,  ober  eine  am  SBunbftarrframpfe 
Seibenbe  oor  ftc^  fyabe,  wobei  nur  ein  fcfyarfer  23licf  auf  ben  ge* 
fammten  $abitu3  ber  Äranfen,  ifyre  Zxt  be§  SknebmenS,  wmn 
bie  ^eftigfeit  be3  2Cnfall§  ftd;  ttrotö  mtnbert,  namentlich  aber 
33erücfftd)tigung  ber  oorfyergegangenen  Umfrdnbe,  ba$  (Eigentums 
lid)e  biefer  $mnfl)eit  bemerken  laffen  wirb. 

§.    312. 

Sie  «Symptome,  welche  in  ben  anfallen  erfd)ets 
nen,  ftnb  übrigeng  wieber  bie  oben  angeführten,  nur  immer  ge; 
wiffe  ©ruppen  berfelben ,  5. 33.  entweber  oorjüglicb  bie  (Spmptome 
abnormer  9ftu§feltf)dtigfeit  (Krämpfe)  unb  jwar  entweber  in  i>m 
wiüfürlidjen  SNuSfeln  ober  in  ben  reprobuettoen  Organen,  ober 
befonberS  Setben  be3  ©efdßfpjtemS,  als  ßongeflionen,  £)l;nmad)ten, 
$erjflopfen,  ober  Reiben  ber  SSerbauunggwerfjeuge ,  SBld^ungSbe* 
fdjwerben  bi§  §ur  SpmpanittS ,  wodjenlange  £)bjtutctionen,  Qtx; 
brechen  u.  f.  w.;  ober  enblid)  werben  §uweiten  bie  anfalle  and) 
burd)  bloße  «Symptome  getigerter  ©enftbilitdt  cfyarafteriftrt,  als 
burej)  SBeinen,  Sadjen,  ©tngen,  Sieben  in  Werfen,  SSiftonen  u.  f.  w.  — 


224 

Sic  Sauer  ber  anfalle  tft  fel?r  oerfdn'ebcn,  oon  einer  Viertel- 
flunbe  bis  §u  bret  imb  meiern  ©tunben,  ffe  enbigen  fidf)  ge= 
wolmlidf)  mit  @rfcl)6pfung,  @d)Iaf  ober  felbfi  mit  tiefer  ^nmacfyt. 

§.    313. 

Sie  ^rognofe  ifl  in  biefer  £ranfl)eit  etneS  £l;eil3  gunfifg, 
anbern  £l)eil3  ungünffig;  günfltg  ijt 'ffe,  weil  bie  Äranffjeit  an 
ftcfo  nid)t  tobtlicl)  ift,  ja  felbft  bie  fyeftigf!en  Ärdmpfe,  welche  oft 
augenblicHtcfye  2fpoplerie  ju  broljen  fd;einen.,  pmobifcb  wieberfel)= 
renb  Safyre  lang  oon  fyocbft  fcbrodcb liefen  Snbioibuen  auSgeffanben 
werben,  olme  ba$  ffe,  fo  lange  ffe  blo3  (Symptome  ber  $\)ftexk 
ffnb ,  bem  2eben  ber  Äranfen  wirf lidf)  ©efafyr  brachten.  Ungünfrig 
hingegen  ijt  bie  ^rognofe  1)  weil  bie  £t>fterie  oft  fo  in  bie  SBur^ 
§eln  be§  £eben£  ber  Äranfen  oerflodjten  ijt,  baß  ffe  in  ber  9?egel 
eine  dußerjt  langwierige  Sauer  jeigt,  ja  oft  nur  gu  Ijcben  ijr, 
nacfybem  im  innern  Seben  felbjt  irgenb  ein  bebeutenber  SBenbepunft 
vorüber  war,  j.  33.  natu)  ten  flimafterifcfjen  Sauren.  2)  SBeil 
tfyeilS  buvdf?  unenblidje  Siei^barfeit  ber  Äranfen,  »erbunben  oft  mit 
großer  Sebfjaftigfeit  unb  Unfo  Igfamf  eit,  ba$  (Sinwirfen  neuer  ®cbdb= 
licfyfeiten  fajt  gar  nid?t  oermieben  werben  fann,  unb  bafyer  oft 
febon  auf  bem  SBege  ber  S3efferung  oon  feuern  t>a$  alte  Reiben 
herbeigeführt  wirb.  3)  SBeil  oft  bie  Unterhaltung  ber  Äranffyeit 
oon  äußern  §3erf)dltnijfen  ber  Äranfen  bebingt  wirb,  welche  ah- 
judnbern  nid)t  in  ber  Sßlatyt  be3  %x^U§>  jtefot.  4)  SBeil  bie Sxanh 
fyeit  tbm  il)re§  oerdnberlicfjen  @barafter3,  fowie  ber  ©cmutl)3art 
ber  Äranfen  wegen,  §u  ntcf?t  geringer  unb  langwieriger  £lual  ber 
^ranfen  felbft,  iljrer  Umgebungen  unb  iljreS  2Cr§teö  $u  gereichen 
pflegt.  5)  SBeil  eine  fefyr  lange  Sauer  be3  UebelS  oft,  naments 
lief)  bureb  immer  größere  3^vüttung  in  iim  Functionen  ber  repro- 
buetioen  ©pbdre,  juie^t  anbere  wirflief)  gefährliche  Äranf|)eiten 
oeranlaffen  muß,  wol;in  Verhärtungen  unb  2luftreibungen  ber  Uns 
terleibSorgane,  SBafferfucfyt  unb  2lu^el;rung,  ober  ©  emittier  anf= 
l;eiten,  Melancholie  u.  f.  w.  gehören. 

§.    314. 

Sie  Abwägung,  ob  in  einem  gegebenen  Falle  bie  Teilung 
ber  <|jt)jterie  leid)t  ober  fd>wer  gelingen  werbe,  richtet  ftdt>  aber 
1)  naefy  ber  ßonjtitution  ber  Äranfen;  je  fd)Wacf)litf)er  biefelbe  tjt, 
je  mein*  erregt  bie  9?eceptioitdt  bes>  StoenfpjtemS  erfc^eint,  je 
mefyr  oielleicf)t  t>a$  Uebel  felbft  buref)  erbliche  Anlage  aB  begrünbet 
angenommen  werben  fann,  ober  auf  unoollfommen  erfolgter  QtnU 
wieflung  be£  gan$en  ÄorperS  beruht,  um  fo  geringer  ijt  bie  2lu3- 
ftdf>t  auf  balbige  ©enefung.    2)  5Ra§  bem  ©tanbe  ber  SigejtionS- 


225 

unb  2lfftmitatton3organe ;  ie  weniger  biefe  etxoa  burd)  eine  fefyr 
lange  £)auer  be3  Hebels  zerrüttet  ftnb,  um  fo  großer  wirb  bic 
Hoffnung  $ur  Teilung  [ein.  3)  9laä)  bem  3ujranbe  ber  gefdjledjts 
liefen  Functionen,  welche,  je  regelmäßiger  fte  oon  (Statten  geben, 
'  auefy  um  fer  mefyr  bie  |)eilbarMt  be6  Hebels  erwarten  lajjen  (bafyer 
juweilen  SBieberemtritt  ber  5D?enjfruation,  ober  beginnenbe  ©djwans 
gerftyaft  bie  |>9Jierie  befeitigen).  4)  $lad)  bzm  SSerf)dltniffe  ju 
anbern  Äranfbeiten,  inbem  ber  Eintritt  fectmbdrer  Äranf Reiten 
(§.313.)  natürlich  bie  ^Prognofe  öerfcfylimmem  muß,  bafyingegen 
bie  Sßieberfefyr  üorljer  unterbotet  gewefener  Äranfljeiten ,  §.  35. 
üon  #autau§fd)ldgen ,  v£)dmorrl)oiben ,  ©icfyt,  auc^>  öortfjeityaft 
wirfen  fann.  5)  9£acfy  ben  Urfacfyen  ber  £ranfl>eit  unb  ben  fon* 
jiigen  23erl)dltniffen  ber  Äranfen,  ob  eS  überhaupt  möglich  ober 
wentgfienö  in  ber  ©ewalt  beS  2Cr§teö  ift,  bie  le&tern  für  feinen 
3wecf  günjftger  §u  orbnen,  unb  bie  erjlern  $u  befeitigen. 

§.    315. 

SSefyanbtung.  SBie  bei  SBefyanbhmg  ber  S^erüenjufdüe  in 
ben  (SntwicflungSperioben  (§.  274.)  i#  auef)  bei  $t)jTerifd)en ,  ja 
t>teUeid^t  fyier,  ber  großem  @rfal)ren()ett  ber  Uranien  wegen,  noefy 
mel)r,  bie  Snbwibualitdt  be3  %x%U$  üon  wichtigem  Einfluß.  (Swjfe, 
ruhige,  Vertrauen  erregenbe  S3efonnenl)eit  be$  2(rjtea,  übrigens 
o|ne  abffoßenbe  Stalte,  wirft  auf  folelje  Äranfe  dußerft  wol)ltl)dtig, 
unb  oft  minbert  bann  febon  bie  ©egenwart  beffelben  tm  Unfall 
um  23iele3.  Söte  nun  aber  ein  foldtjeS  33enel)men  eines  £f)eil3 
ben  Äranfen  dußerft  mitlief)  wirb,  fo  tji  biefe  S3efonnenl;eit  auä) 
Um  3Crjte  befonberS  notfywenbig,  um  Ui  ben  gewaltfamen  ©tür^ 
men  ber  Äranffyeit  nicfyt  beS  §8ermogen§  einer  ruhigen  Erwägung 
beS  eigentlich)  SBefentlicfyen  üerlujiig  ju  gelten,  um  auS  i>tn  wxU 
reiben  SSertc^ten  ber  Äranfen  baS  SBidjtige  fyerauSjunefymen  unb 
eS  üon  bem  minber  SSSic^ttgen  §u  fcfyeiben,  wobei  man  benn  oft 
ftnben  wirb,  baß  gerabe  biejenigen  ©mnptome,  worauf  bie  Äranfen 
in  ifyren  ©rjdljlungen  ba$  meijite  ®ewicbt  legen,  unb  tu  fte  oft"" 
mit  unermüblic^er  ÜKebfeligfeit  fcfyilbem,  weit  weniger  beafytd  §u 
werben  üerbienen  als  anbere,  welcbe  fte  oft  wdl)renb  ttyveS  Joe* 
rtcfytS  ganj  unwillfurli$  »erraten  ober  nur  nebenbei  erwähnen. 

§.    316. 

•gerner  iji  niefct  %u  überfein,  baß  biefe  ßranfen  eine  große 
Steigung  fyaben,  t^reÄran^eitSfmnptome  als  reebt  gefdbrlicfy  ttor* 
jujiellen,  ja  beren  wirflicfy  mitunter,  auS  einer  gewiffen  &ßfyt 
bewunbert  ju  werben,  erbieten;  welcfyeS  inbeß  ben  2lrjt  auef) 
nidjt  ba^in  bringen  barf,  ifynen  bas  ©el)6r  gdnjltcfy  &u  öerfagen, 

®t?naSotogte.    I.  Z't).    3te  tfufl  15 


226 

al£  woburcty  leicfyt  eine  nachteilige  (Spannung  awifcljen  ber  Äranfen 
unb  bem  Zx^tt  erzeugt,  unb  wenigstens  bte  pfycfytfcfye  (Sinwtrfung 
be§  lefctern  gdnjlicb  gehemmt  wirb,  ja  welches  %um  £l)eil  aud) 
be3l)alb  ungerecht  wäre,  ba  bie  Äranfe  ifyr  eingebtlbetee»  fieiben 
oft  nid)t  minber  heftig  al3  ein  wirfltd)e6  empfmbet. 

§.    317. 

S3ei  ber  33el)anblung  felbft  oerbienen  nun  jwei  fünfte  oor* 
3itgli<$  berüchtigt  jfu  werben:  (SrjlenS  baß  ber  2Crjt  alle  ®e* 
walt,  welche  er  über  bie  Jtranfe  beft'^t,  gundcbft  barauf  oerwenbe, 
bie  gcftjMung  einer  gwecfmaßigen  SebenSorbnung  unb  ©tat  gu 
erhalten.  —  Sn  Vergebungen  gegen  folcfye  ^egelmdfngfeit  ij!  ja 
in  ben  meijren  fallen  bie  Urfacfye  be3  $ranffein$  ju  fefcen  unb 
foar)er  and)  feine  Hoffnung  jur  Teilung  51t  faffen,  wenn  nid)t  bie 
Äranfen  bafyin  ju  bewegen  ft'nb,  awecFmdfüigen  SSerorbnungen  in 
tiefer  «£)mff$t  ftdb  $u  fügen.  3weiten3  aber  muß  im  allgemeinen 
gegen  bie  bei  biefen  ÄranFfyeiten  fo  gewöhnliche  bloS  fymptomatis 
fd?e  ober  palliatioe  S3el)anblung  gewarnt  werben.  2Bie  wir  ndm= 
lid)  erinnert  Ijaben,  ifr  jwar  bie  (Srfcfyeinung  ber  Äranlfyeit  oft 
eine  bloße  Äette  oon  (Symptomen  aufgeregter  ©enftbilitdt,  aüdn 
t>a§  SSebingenbe  berfelben  ijt  oielmefyr  bie  ©torung  ber  9Jepro- 
tuetion,  unb  5war  fteljer  nicfyt  bloS  inwiefern  ta3  üfteroenfyjfem 
tiefe  «Störungen  wahrnimmt,. fonbern  auef)  inwiefern  feine  S3 i(= 
tung  felbjl:  leibet.  Sßirb  bafyer  bie  Äran!l)eit  fortwdljrenb  mit 
fogenannten  Sferoenmitteln ,  frampfwibrigen  Mitteln  u.  f.  w.  be* 
fdmpft,  auf  bie  SBurjel  aller  3$ilbung3tl)dtigFeit  aber,  b.  i.  auf 
£>igefrion  unb  ©anguift'cation  feine  ober  nicfyt  genügenbe  JHücfftcbt 
genommen,  fo  fann  e3  leicht'  ber  Sali  fein,  baß,  obwohl  bin  unb 
wieber  bie  Äranftjeit  zttoa§  erleicbtert  wirb,  ft'e  bodf)  im  ©an^en 
immer  tiefer  einwurzelt,  immer  mcfyr  bie  Quellen  be§  ßebenS  um 
tergrdbt,  unb  immer  unheilbarer  wirb. 

2Cn  nur  Jung,  ©erabe  in  folcfyer  33ejiel)ung  muß  ee>  Sebem, 
ter  jit  ttrotö  tieferer  (Sinftcfyt  in  ba$  SBefen  ber  Äranfl)eiten  unb 
teren  $eilung3gefcl)icf)te  gelangt  ift,  auf  erjr  §uwiber  fein,  bei  fo  com; 
pltcirten  Äranfl)eit3formen  wie  biefe  unb  manche  anbre,  fo  l)duft'g 
lefen  unb  l)6ren  ju  muffen:  „&iefe  Äranffjeit  wirb  mit  bem  unb 
bem  Mittel  geseilt,  5.  33.  gegen  bie  £r;fierie  fyelfe  Chenopodium  vul- 
varia,  ober  Scrpentfyinol,  ober  ba§  unb  jenes  Sftineralbab  u.  f.  w."  — 
SBer  ba  weif,  baß  eine  Äranffyeit  nur  baburef)  jweefmdpig  ba 
|>anbelt  wirb,  ba$  ber  2(rjt  ifyre  ©eneft'S  uerjtelje  unb  ft'e  biefer 
gemäß  §u  ifyrem  naturgemäßen  2lufl)6ren  %ü  leiten  wiffe,  ba$ 
bk§  aber  nie  mit  einem  Mittel,  fonbern  nur  buref)  einen  xoofyu 


22T 

georbneten,  ber  lebeSmaligen  Snbiüibualitdt  angemeffenen  ßurplan 
gefdjefjen  fonne,  ber  wirb  bergletc^en  Anpreifungen  immer  nad) 
ifyrem  SBerlbe  p  oerjtefyen  wiffen. 

§.  318. 
©6  wirb  fonad)  and)  fyier  Aufgabe  ber  25el)artblung ,  juoors 
berj!  bem  ©ange  ber  Kranit,  ben  in  irgenb  einem  gegebenen 
galle  oorbanbenen  befonbern  Urfacben  ifjrer  (Sntftefyung  nacfyju; 
fpüren  unb  biefe  ju  befdmpfen.  Stnben  ftcfc  bdr)er,  waä  ^tcr  fo 
fyduft'g  bemerft  wirb,  in  golge  früherer  ferofulofer  3ujtdnbe  Auf; 
treibungen  ber  UnterleibSetngewetbe,  oevfd)leimter  3ujlanb  be3  Sarms 
fanau?,  fehlerhafte  ©allenbereitung,  £)bftructton  u.  f.  w.,  fo  muf, 
abgefeljen  oon  allen  anbern  (Symptomen  (oon  patliatfoer  33el)anb; 
lung  ber  brmgenbften  fpredjen  wir  weiter  unten),  burd)  gweefs 
mäßige  Anwenbung  refoloirenber  bittet,  be3  Extract.  Taraxaci, 
Saponariae,  Chelidooii,  ber  SOitttelfalje  mit  Rheum,  Senna  u.  f.  W., 
ber  ©eife,  ber  Anttmonialien,  ber  frifeben  Krduterfdfte,  burefy  33es 
fudjung  beS  KarlSbabeS,  burd)  Anorbnung  einer  fe^r  einfachen 
jkengen  ©tat,  bei  fleißiger  Körperbewegung  im  freien,  äußerlich 
burd)  grictionen  be§  Unterleibes  unb  ©etfenbdber ,  junddjfi  bie 
SBefeitigung  ber  abnormen  3ufidnbe  be3  SarmfanalS  3we<f  ber 
SBefyanblung  bleiben,  ©leidjermafjen  fann  aber  aud)  baS  ©efdfji= 
fpjlem  felbfi  ber  ©tfc  ber  Kranff)ett  fein,  bie  S3lutbereitung  iji  bei 
^pftertfe^en  oft  fefyr  retcr)Udt> ,  ba§  S3(ut  felbjt  oft,  au§  ber  2£ber 
gelaffen,  bief  unb  fel)r  wenig  gerottet,  e§  bilben  ft'd)  bann  lieber* 
füEungen,  namentltd)  beS  23enenft)jtem3,  unb  ganj  befonberS  be§ 
burd)  einen  3wifcbentm3lauf  (in  ber  £eber)  oom  allgemeinen 
Kreisläufe  unb  ber  @inwtrfung  bee>  ^er^enS  mel)r  entfernten  ^Pforfc 
aberfyjtemS ,  e§  wirb  baburd)  ba$  ©angltenfr;{iem  nad)tl;etlig  affü 
cirt,  ja  e§  werben  Cüongejtionen  nad)  23ruft  unb  $irn  oeranlaßt. 
liefen  Suftanb  bemerfen  wir  oorjügltdj  bd  furjen  gebrdngten 
Korpern,  weldje  eine  retc^Iid^e  2)idt  führten,  befonberS  mit  Ab- 
normitäten ber  Sföenfiruation,  Söerbilbungen  ber  ©efd)led)tstl)eile, 
welche  (Smpfdngmjj  ^tnbern,  »erbunben,  unb  er  pflegt  fidt^  bann 
aud)  namentltd)  buref)  ©cbwmbel,  Alpbrücfen,  £>fynmad)ten  unb 
heftige  Krämpfe  ber  willfurlidjen  SßuSfefo  ju  äußern. 

§.  319. 
Unter  folgen  23er^dltnijlfett  wirb  bann  aueb  baB  $eiloerfatyren 
Sundc^jt  gegen  bie  Abnormitäten  be§  ©efdfjfpjtemS  gerietet  fein 
muffen.  2>en  Anfang  ber  @ur  wirb  man  öfters  burefy  eine  ober 
einige  allgemeine  SSlutentjiefyungen  ju  machen  genötigt  fein,  ob* 
wobl  ber  S3ort^etl,  ben  fte  gewahren,  in  ber  Siegel  nur  oorüber- 

15* 


228 

gefyenb  ifi,  oorjüglicl)  aber  ifr  burcfy  wenig  ndljrenbe,  mefyr  fcege* 
tabilifdje  £>idt,  burcb  retd)licf)e6  fduerlid&eg  ©etrdntY  burd)  %\n* 
längliche  ^Bewegung  gut  £3erminberung  ber  SBlutmaffe  ju  wirfen. 
£>abei  ft'nb  namentlich  SDbjrructionen  im  £>armfanale  ju  t>erf)üten, 
öftere  blanbe  Abführungen  erwetfen  ft'cr)  wol)ltl)dtig,  unb  nacty 
benfelben  ijl  öprjügticj)  oon  langem  awecmidßig  angeorbneten  Gmren 
mit  ausgepreßten  ^rduterfdften  unb  9Kineraltodffem,  woburd)  eine 
allmdlige  Degeneration  ber  SBlutmaffe  *)  eingeleitet  unb  bewerfe 
freUigt  wirb,  mit  Sftu^en  ©ebraucl)  ju  machen.  Aucl)  bte  rein 
bittern  Mittel,  j.  33.  £luafffa,  werben  jum  8$efd£)luß  ber  @ut 
9?u£en  fct)affen  fonnen.  —  (Eben  fo  oerbienen  bte  cfyronifcfyen  QinU 
jünbungen  in  Rauten,  Prüfen  unb  ©anglien  felbjt  (f.  §.  309.) 
große  SSerücfffcijtigung ,  forbern  ableitenbe,  auflofenbe,  jertbeilenbe 
Mittel  unb  werben  gewofynlicfy  auö)  am  bejten  burefy  folcfye  jweefe 
mäßig  angeorbnete  längere,  auf  organtfcfye  5D?etamorpl;ofen  ah 
jwecfenbe  ßuren  gehoben.  —  Außerbem  gelten  jcbod)  nid)t  feiten 
hk  (Störungen  ber  9?eprobuctton  in  ber  $t)j?erie  oon  franffyaftem 
Buflanbe  ber  ©efcfylecbtSfunction  felbji  aus,  unb  bann  muß  aucij 
gegen  biefe  bte  S3el)anblung  oorjügltd)  gerichtet  fein :  Abnormitäten 
ber  Sflenfiruation  muffen  fobann  nad)  oben  erörterten  ©runbfd^en 
befeitigt,  Rranf fetten  be3  UteruS,  ber  £)oarien  u  f.  w. ,  nad) 
fpdter  burd^ugefyenben  Regeln  befyanbelt  werben,  bd  einer  bem 
Allgemeinbeftnben  unangemeffenen  erjwungenen  gefdjlecljtlicfjen  QtnU 
^altfamfeit  muß  ber  Arjt  jur  SSerelilic^ung  ratben,  tnbem  bei 
Snbioibuen  biefer  Art  oft  ißefdjwerben ,  welche  keinerlei  Mitteln 
roetcfyen  wollten,  in  ber  eintretenben  ©d)n>angerfcl)aft  ober  wenig* 
frenS  nad)  ber  ©eburt  oerfcfywinben.  dben  fo  fel)r  fonnen  inbeß 
anbern  2$etl§  AuSfcfyroeifungen,  namentlich  ©clbjrbefriebtgung,  Wlifc 
öerl)dltnifl"e  ber  Sieprobuction  unb  SSerjltmmung  ber  ©enfibilttdt 
üeranlaffen,  unb  bann  muffen  tl)eil3  einbringenbe  23orjMungen, 
tfyeilS  genaue,  freilief)  oft  fdjwer  mögliche  Auffielt  al§  wefentlicfye 
Mittel  ber  Teilung  in  Ausführung  gebracht  werben. 
•  §.  320. 
(Snblid)  aber  bemerfen  wir,  i>a^  oft  bie  £t)frerie  auf  ganj 
dfmlicfye  SBeife  an  bie  flimaftertfcfyen  Safyre,  wie  tu  oben  er= 
warnten  Stoenjufdlle  an  bie  $Pubertdt§entwicf lung ,  gefnüpft  fei. 
inwiefern  ndmlicfy  bei  fyerannafyenbem  Alter  bie  §)robuctioitdt  immer 
jtufenwetfe  abnimmt,  bei  einer  gewiffen  «Stufe  aber  unfähig  wirb, 


*.)  <3.  Äce^ftg  über  b.  ©efcraucl)  ber  natürlichen  unb  Etinfftic&m  9Jitnc= 
ralwäffer,  Setpjtg,  1825 


229 

bie  $?enflruatum.  als  gletcfyfam  fritifc&en  S3lutfluß  monatlicher 
Eongejrionen  $u  erzeugen,  obwol;l  eine  im  33erl)dltnifj  511m  Äorper 
reichlichere  ©dfteerjeugung  nichts  befioweniger  nod)  eine  Zeitlang 
jrattft'nbet,  fo  fann  baburd)  (ba  fetbfl  bei  gefunben  .Körpern  um 
biefe  ^eriobe  mancherlei  obwohl  gett)dr)nlid^  balb  oorübergefyenbe 
S3efd)werben  ft'cf)  erzeugen)  bei  franf^aft  gesteigerter  ©enffbilitdt 
oft  bie  gan5e  3?eü)e  l)t)jterifcber  Zufalle  rege  gemacht  werben, 
tiefer  Suftanb  giebt  bann  jwar,  inwiefern  man  erwarten  barf, 
baß  nacb  beenbigter  S^eoolution  aud?  jene  franffjaften  Erfd)einun; 
gen  ftcfy  üerlieren  werben,  im  (Sanken  eine  günjttge  ^Prognofe, 
laßt  jebod)  aud)  nur  ein  feljr  befcfyrdnf iß ,  fait  allein  auf  W\x\* 
berung  ber  l)en>orjtccf)enbften  ©omptome  ab^wecfenbeS  $eilt>erfal)ren 
31t,  unb  inwiefern  nun  überhaupt  bei  ber  ^pfrerie,  namentlich 
wdl;renb  ber  anfalle  6fter3  bie  einzelnen  ©pmptome  eine  befonbre 
augenblickliche  S5el;anblung  notfyig  machen,  geben  wir  jefct  nod; 
bie  hierfür  geltenbcn  Siegeln  in  ber  obigen  £rbnung  (§.  300. 
u.  f.)  burcfy. 

S.  321. 
1)  $üt  bie  SBefyanblung  ber  Sufdlle  oon  gejteigerter  ©enfi* 
bilitdt  aber,  welche  tl;etl3,  wo  Un  frübern  Anzeigen  l)inft'cf)tlid) 
ber  9teprobuction3ftörungen  bereite  ©enüge  geleitet  ijf,  jur  $aupU 
inbication  wirb,  tbeilS  in  i>m  ©türmen  ber  anfalle  bringenb 
nötfyig  erfdjeint,  mochten  wir  jwet  SBege  unterfd)eiben ,  weld;e 
man  ben  negativen  unb  pofttioen  nennen  fönnte.  £>er  erjlere 
ndmlid)  wirb  auf  ÜJttinberung  auf erer  Erregungen  abjwecFen,  es> 
wirb  bafyin  geboren  Aufenthalt  ber  Äranfen  an  einem  ruhigen, 
weber  ju  gellen  nodj  ju  bunWn,  mäßig  erwärmten,  mit  reiner 
Suft  erfüllten  £>rt,  Entfernung  oon  ^erfonen,  weldje  wibrig  ober 
überhaupt  erregenb  auf  bie  ÄranFe  wirfen.  £>er  anbere  wirb  auf 
bie  2Cnwenbung  oon  Mitteln  gerichtet  fein,  welche  bie  allgemein^ 
ober  locale  abnorme  Erregung  fyerabfiimmen,  unb  fyterfoer  gebort 
nun  wieber  ber  ganje  $cilapparat,  welchen  wir  bd  bm  ber  $ty 
fterie  nal;e  oerwanbten  Sftero  entfallen  ber  EntwicFlunggperiobe 
burdjgegangen  fyaben  (f.  §.  265.  u.  f.),  alfo  laue  allgemeine  SBfc 
ber,  örtliche  £>ampfbdber,  ^omentationen,  ÄataplaSmata,  grictio^ 
nen,  bie  Narcotica,  Antispasraodica  unb  bie  imponberabeln  Ittfr 
neimittel,  oon  benen  allen. am  angeführten  SDrte  bereite  txi§  9?d^erc 
angegeben  worben  ift,  bd  ^jierifc^en  Äopffcfymerjen  bie  Ableitun- 
gen,   bie  Einreibung  OOtt  Tr.  Stramonii  mit  Balsam  vit.  Hoffm., 

bei  ©cfymerjen  in  ber  Uteringegenb  ba$  Eafioreum,  ba3  £)pium 
u.  f.  w. 


230 

§.    322. 

2)  £>a  bie  Störungen  ber  SftuSfulartfydtigfeit  ooräuglicfy  $Pro> 
bucte  abnormer  (Sinwirfungen  be§  9toen=:  unb  ©efdf3ft)jiem8  auf 
tJte  !3Jht3felfafer  ffnb,  fo  werben  ffc  aucfy  nur  t>on  biefen  ©eiten 
i)tt  bemäntelt  werben  f  önnen.  Ärdmpfe  alfo ,  oon  abnormer  Sfar* 
t>entb;dtigfeit  erregt,  machen  wteber  baS  im  oorigen  ^aragrapfy  er- 
wähnte 23erfal>ren  notfywenbig,  baljtngegen  bie  burcfy  ßongejtionen, 
entjünbltcbe  SKeijungen  u.  f.  w.  bebingten ,  bie  33el)anblung  franf* 
fyafter  ©efdf3tl)dtigfeit  forbern.  3)  £)ie  Störungen  ber  SSlutbe* 
wegung  felbjt  betreffenb,  fo  fann,  wie  oben  bemerft  würbe,  in 
ber  33ef)anblung  biefer  Abnormität  atterbingS  oft  bie  ^duptinbii 
cation  liegen,  oft  aber  wirb  ffc  aucfy  nur  fymptomatifcfy  geforbert, 
ha  fcfyon  früher  bemerft  ijr,  wie  fyduftg  felbjt  bd  anfcfyeinenb 
reinem  Steroenleiben  ba§  ©efdfüfyjtem  im  ©piel  gu  fein  pflegt. 
SBlutentjiebungen,  namentlich  örtliche,  magert  bann  wdfyrenb  ber 
Anfalle,  nebjt  ableitenben  Mitteln,  fid>  notfjwenbig,  ju  welchen 
lefctem  bie  füljlenben  ^omentationen  be§  letbenben  £r)eil3  (j.  £5. 
be3  ÄopfeS),  oerbunben  mit  gujsbdbern,  S3eforberung  ber  $auU 
auSbunflung  burcb  trocfne  warme  $rictionen,  ÄataplaSmata ;  ferner 
innerlich  blanbe  Abführungen,  oerbunnte  oegetabitifcfye  ober  mine^ 
ralifcfye  ©duren,  (Smulftonen,  ber  Tremor  SEartari,  ba$  Stttrum 
«.  f.  w.  geboren. 

§.    323. 

4)  Mcfftdjtlidf)  ber  gejtßrten  SSerbauung^function  ijl  l)ier 
wieber  nur  oon  ben  einzelnen  beldjtfgenben  ©pmptomen  ber  An* 
falle  bie  3?ebe,  welche  oft  befonbere  Sftaaf? regeln  ju  tfyrer  SSefei* 
tigung  forbern;  l)ierl)in  geboren  wieber  Äolif anfalle,  5D?agenframpf, 
SBldfyungSbefcfywerben,  Objlructionen,  £)tarrl)6en,  (Erbrechen  u  f.  w. — 
Sn  aEen  biefen  tjr  aber  üor§ügli$  auf  brei  fünfte  JRücfffcbt  %u 
nehmen:  erjlenS  auf  Entleerung  be£  £)armfanal3  oon  fcbdblicfjen 
(Stoffen ,  wo  nun  bie  tlmfidnbe  anzeigen  muffen,  ob  bie  (£ntlee* 
rung  burcr)  ^Brechmittel  (beren  SBirfung  auf  ba$  gefammte  Stter* 
oenfyj!em  hierbei  jugleicr;  in  Anfdjlag  gu  bringen  ijr),  ober  burcfy 
Abführmittel,  ober  burcfy  £aoement3,  beren  dujjerft  wol)ltl)dtige, 
Jranwflofenbe  SBtrfung  in  biefen  Äran!l)eiten  jur  ©enüge  befannt 
Wt  gefeiten  muffe.  Zweitens  auf  fßerljütung  ber  SBiebererjeus 
gung  foldt)er  «Stoffe,  %il£  burcb  Erdung  beS  SonuS  in  ber 
pertjraltifcfyen  Sfyatigfeit,  tljeilS  bur<$  SSerbefferung  ber  ©ecretio* 
nen  beS  £>armfanalS,  wpbin  benn  bie  bittern,  abforbirenben  unb 
SMgejfiomittel :  Mentha  crispa  unb  pipcrita,  bie  romifcben  G>l;as 
willen,  Extract.  Taraxaci,  Saponariae,  Cenlaurii  minoris,  Casca- 


231 

rillite,  bie  Ädmpf'fchen  23ifceralflt)fiiere,  mehrere  Sitttelfalje,  bie 
Sftagnefta,  äußerlich  SÖBafchen  bei*  Sföagengegenb  mit  Sttifcbungen 
dU$  Spirit.  Serpylli,  Spirit.  Sal.  atninon.  caust.  unb  einigen  Kröpfen 
t>om  Oleo  Menth,  p.,  STragen  aromatifcber  ^Pflajter,  Ärdutergürtcl 
u  f.  w.  gehören.  drittens  auf  SSerücfft'chtigung  ber  üerfftmmten 
Üfteroens  unb  ©efdfjthdtigfeit  ber  UnterleibSeingeweibe ,  in  welcher 
$inft'cbt,  jeboch  erfl  nacty  gehöriger  Erfüllung  ber  erflen  Snbica; 
tion,  üorjügltcb  üon  ben  frampfwibrigen  unb  ableitenben  5D?ttteIn 
©ebraucb  gemacht  werben  fann,  wohin  wir  tbetlS  bie  Valeriana 
unb  Flor.  Chamomill.  tri  2f ufgüffen  r  bm  Liq.  C.  C,  ba3  Opium, 
bte  milben  SDele,  bie  fcbleimigen  Mittel,  Emulftonen,  bie  Saoe; 
mentS  au3  SSalerianaaufgüffen ,  bie  Einreibungen  einer  SDpiatfalbe 
ober  beS  (ShamillenölS  in  ben  Unterleib,  bie  warmen  gomenta- 
tionen  unb  ÄataplaSmata  mit  antifpaSmobifcben  Mitteln  oermifch^ 
unb  bei  ßongejfionen,  oorjuglicb  in  $o\$t  ber  £dmorrboibalbig= 
pofttton  ober  gehemmter  Sittenjlruation ,  Anlegung  oon  SBlutegeln 
an  baS  ^Perindum,  grictionen  unb  warme  S3ebe«fungen  ber  Unter; 
fcbenüel  reebnen. 

§.  324. 
5)  £)ie  «Symptome  gehörter  Athmung  unb  Abfonberung  ftnb 
im  ©anjen  abermals  üorjügltcb  bie  folgen  t>on  Unorbnungen  im 
©efdtj;  ober  Heroen;  unb  9Ku6fularft)j!em ,  unb  hiernach  ju  be= 
banbetn;  nur  forbern  einige  berfelben  oerfchiebene  SKobift'cationen 
biefer  33ebanblung,  fo  Ärampfhufren  ober  afthmatifcr)e  anfalle  a!6 
folgen  abnormer  Güontraction  in  ben  ^afern  ber  Sungenjellen  unb 
Bronchien  ober  in  ben  großem  ben  SKefpirationSbewegungen  bie; 
nenben  üüftuSfeln,  forbern  warme  ^omentationen  ber  S3rufr,  fehlet'; 
migeS  bemulcirenbeS  ©etrdnf,  Inhalationen  burch  tk  üon  Sftubge 
erfunbene  ßinathmungSmafcbine  *),  bie  Anwenbung  t>on  Extract. 
Hyoscyara.,  Nucis  voruicae,  Lactueae  viros.,  ableitenber  SRetjmittel, 
reijenber  Einreibungen ,  ber  23eftcatorien  u.  f.  w.  —  Sterben  hin; 
gegen  biefe  3uftdnbe,  wa$  hduft'g  ber  Satt  ifi,  mehr  üom  ©efd0; 
fyftem  bebingt,  oon  Cüongejfionen  nach  ber  SSrufl,  wohl  gar  oon 
Abnormitäten  be3  ^erjenä,  bann  ftnb  allgemeine  unb  örtliche 
Sßtutentjiebungen,  leidbte  Abführungen,  ^ußbdber  unb  ber  übrige 
für  biefe  Sdlle  geeignete  #eilapparat  in  Anwenbung  §u  jieben.  — 
Auf  ähnliche  SBeife  ftnb  auch  bie  oftern  Anfalle  üon  Ohnmächten 


*)  ®.  barü6ej:flu^Dftant)er,S(gnt»t^un3gEranE{)etten.  2.£f)l.  ©.142.? 
auch  b.  2Cb6tfbung  einer  folgen  in  S^om.  ^>a?eö  SQSarnung  wt  b. 
folgen  ber  Ratavxty,  ü&ecf.  ü.  SKtc^aelis ;  Cetp&.  1787. 


232 

5U  beljanbeln,  wobei  wir  nur  nocb  erwähnen,  bafj  biefe  anfalle, 
üorjügltd)  wenn  ftc  auf  heftige  ©türme  oon  Krämpfen  u.  f.  w. 
folgen,  nie  ju  plo^licb  burcb  2(nwenbung  ber  gewobnlicben  (Sr* 
wecfungSmtttel,  flarfe  ©erttcbe,  ber  $rictioncn  u.  f.  w.  Derfd?eud)t 
werben  bftrfen,  inbem,  worauf  namentlich)  klaffe  aufmerffam  ge= 
macbt  fyat,  iljnen  unter  biefen  ttmjrdnben  atlerbingS  eine  wobl- 
tätige  ^eilenbe  Äraft  jugefcbrieben  werben  mufü,  in  ü)nen  ber 
SDrgamSmuS  red>t  eigentlich  auSruben ,  ft'cr)  erholen  foll ,  bar)er 
burcb  ju  jeitige  Unterbrechung  ber  £)lmmacbt  neu  aufgeregt  unb 
beunruhigt  werben  mujj. 

§.    325. 

2fuf  giemlid)  gleicbe  SBeife  fmb  benn  aucb  lf?ren  Urfacben 
nacb  bie  t-erfcbiebenen  Störungen  ber  2(bfonberungen  ju  bebanbeln. 
v^autfrdmpfe,  trocfne  brennenbe  $aut,  forbern  taue  S5dber  unb 
gelinbe  grictionen  in  ober  nacb  benfetben;  bei  £3lafen?rdmpfen  jtnb 
©mulft'onen,  f  leine  £>ofen  Opium,  fd}leimige  ©etrdnfe,  Jörnen? 
tationen,  ÄataplaSmata ,  allgemeine  unb  $albbdber,  fowie  Scucf* 
ftcbt  auf  etwaige  «Störungen  im  ^Dfortaberfofrem,  ^dmorrljoibal; 
congeflionen ,  ober  wobl  gar- entjünblicbe  Sujtdnbe  oorjüglicb  an- 
gezeigt,  (Snbticb  6)  bie  (Störungen  ber  ©efcblecbtSfunctionen  hp 
treffenb,  fo  ift  baoon  bereits  früber  (§.  319.),  inwiefern  bie  35es 
rücfftcbtigung  berfetben  oft  einen  v£)aupttbeil  ber  allgemeinen  Giur 
ausmacht,  gebanbelt  worben.  (Sinjelne  fcl)mer§r;afte  3ujidnbe  aber, 
wetcbe  in  ben  anfallen  erfcbeinen,  als  Krämpfe  im  UteruS,  frampf: 
bafte  93er fcb lief  ung  beS  SüftuttermunbeS  wdbrenb  ber  SKenfrruation 
u.  f.  w.  erforbern  ^iemlicb  btefelbe  ^eilmetbobe,  wie  bie  üorber 
erwähnten  SBIafenfrdmpfe,  nur  bafj  man  ^tcr  nocb  bie  mebr  birect 
auf  ben  UteruS  wufenben  Snjectionen  auS  ßbamillen,  Valeriana, 
SSitfenfraut  ober  ScbierlingSaufgufj,  Äocbung  ber  üDcobnlopfe  in 
5D?ilcf)  u.  f.  w.  oft  mit  -Dfaifcen  &u  #ulfe  nebmen  fann.  —  £>a$ 
übrigens  aucb  bei  allen  biefen  ßrtlicben  fcbmerjbaften  Symptomen 
ber  Jptyjlerie  bie  (Einwirfung  beS  animalen  SJttagnetiSmuS  oft  oon 
großem  9?u|en  befunben  ift,  fann  nur  ber  ^Befangene  leugnen, 
unb  baß  baljer  aucb  in  biefer  $inftcbt  üon  einem  Mittel,  welkes 
guweilen  bie  ©türme,  welche  feinem  anbern  weidjen,  bocb  nocb 
berubigt,  unter  ^)tntdngttrf?er  S3erü(fficbtigung  ber  wefentlicben 
ÄranfbeitSurfacben,  2(nwenbung  gemacbt  gu  werben  oerbiene,  liegt 
am  Sage. 

(Snblicb  macfyc  tcb  nocbmalS  barauf  aufmerffam,  wie  atö 
allem  Obigen  .mit  genugfamer  £)eutltcbfeit  tyeroorgebe,  baj?  in  leiner 
Äranfbeit  weniger  t>on  irgenb  einem  fpecififd;en  Mittel 


233 

bie  9?ebe  fem  fonne  aU  in  ber  fo  oielgeftaltigen  #t)jrerie.  Unb 
wenn  beider  33rera  ba3  S3raunjtemort)b ,  23lacfett  bie  concen; 
trirte  Sinctur  ber  SMabonna,  gtnajjt  ben  ©aft  üon  Senecio 
vulgaris,  ZI).  SJaoen  bie  Tr.  Colchici,  ©uerfent  ben  Äampfyer 
empft'efylt  u.  f.  w.,  fo  wirb  man  biefe  Empfehlungen  nad)  SDbigem 
ju  würbigen,  b.  &.  auf  gewif[e  einzelne  gfdUe  5U  befcfyrdnfen 
wififen  *). 

II.  Äranf^eitöjuftdnbe  ber  emselnen  weiblichen  ©e= 
fdjtedjtSorcjane. 

§.    326. 

Söir  bürfen  e§  al§  ein  ©efefc  für  bie  ßebenSerfdjeinung  menfd)s 
lieber  SDrganifation  betrachten,  baß,  je  oollfommner  eine  gewiffe 
Oette  berfelben  ber  oegetatioen  ©pfyare  angehört,  fte  um  fo  met)r 
ber  dinwirfung  äußerer  J^atur,  folgltcb  aueb  ben  fdjdblicben  Gnn; 
fluffen  ber  Außenwelt  unterworfen,  um  fo  mebr  gu  Äranf^eiten 
geneigt  fei;  unb  jwar  biefeS  in  bemfelben  ©rabe  att>  bie  Strang- 
hxt,  bie  SBtcbtigfeit  biefeS  SDrganS  geweigert  ift.  £>al)er  $.  33. 
bie  fo  oielfadjen  unb  bauft'gen  $ranf Reiten  ber  SSerbauung§roert^ 
geuge,  welche  mefyr  als  alle  anbere  (gtyjieme  benfelben  ausgefegt 
ftnb,  bat)er  aber  aud)  im  weiblicben  ©efcblecfyt,  wo  bie  ©efcblecfytSs 
funetion,  wie  fcfyon  früher  bemerlt  würbe,  atlerbing§  tiefer  in  ba3 
gefammte  ßeben  eingreift  als  im  männlichen ,  ba3  öftere  Söorforn* 
men  ber  Äranf betten  ber  ©efcblecbtSorgane,  unter  welchen  £>rga= 
nen  fobann  wieber  feines  fyduftger  unb  auf  fo  oerfc^iebenartige 
SBetfe  affteirt  wirb  al§  ber  UteruS,  ihm  weil  er,  wenn  audj  nicfyt 
bie  SBurjel  (beim  biefe  liegt  in  t>m  SDoarien),  bod)  ben  eigene 
lieben  ^>erb  gefcijlecfytlicfyer  ^Probuctiöitdt  enthalt.  —  Unter  ben 
Abnormitäten  nun,  welche  ber  UteruS  unb  jum  §£|jfeil  aueb  bie 
übrigen  @efc(;lect)t§organe  barbieten,  \)at  man,  infofern  ber  niebt 
febwangere  ßujlanb  berücFft'cbtigt  wirb,  oorjüglid)  zweierlei  klaffen, 
ndmlicb  Abnormitäten  t r) reg  SStlbungSlebenS  unb  Abs 
normitdten  t^reS  rdumltcben  SBerbdltniffeS  §u  anbern  Organen, 
b.  i.  ibrer  Sage  51t  unterfebeiben.  —  3u  ben  erfrern  geboren 
tfyeilS  bie  (Srfcfyeinungen  abnorm  aufgeregter  @efdptbdttg!eit,  als 
©ntjünbungen,  Blutungen,  abnorme  ©ecretionen, 
unb  bie  So  Igen  ber  abnorm  aufgeregten  ®efdßtl)dtigfeit:  Qittz 
rungen,  ©efcfywüljfe,  Auswürfe,  SBaffers  unb  ßufts 


*)  <S.  Sföctjjner   gorfefoungen  b.    neunzehnten  Sa&ti&unberts  >  2.  33b. 
©.116  u,  f.  unb  5,  SSb.  @.  59  u.  f. 


234 

anbdufungen,  Verhärtungen,  ÄrebSgefcbwure;  ju  bm 
ledern  geboren  bie  @enf  ungen  (namentlich  in  SBrucbgefcbwüljre), 
unb  bie  t>orjüglicb  auf  ben  UteruS,  jttm  SJjeil  aucb  auf  bie  S3a; 
gina  ftdt>  befcbrdnfenben  Vorfalle,  Vorwärts*  unb  SJucfs 
wdrtabeugungen,  ©cöteftagen  unb  Umhüllungen. 

I. 

&c anleiten   bcr    ©ebärmutter. 


A.    (Störungen  beö  S3Ubung6teben$. 


©ntjunbung  ber  ntrfjt  fcfjwangern   ©ebdrmutter 
(Metritis). 

§.    327. 

Sßenn  tiberbaupt  im  oorigen  ^aragrapb  gefagt  würbe,  bafj 
bie  v^duft'gfeit  ber  Äranfbeiten  oorjuglicb  mit  abfange  oon  bem 
©rabe  ber  £f)dtigfett  unb  SBidjtigfeit  eines  Organa,  fo  gilt  bie§ 
inSbefonbre  oon  ber  ^ntjünbung,  unb  rva$  baber  ben  UteruS  be; 
trifft,  fo  ftnben  wir  tfjn  aucb  ffetS,  um  je  angeregter  feine  Sbd* 
tigfeit  tft,  um  fo  mebr  jur  (Sntjünbung  geneigt,  gajr  nie  tnU 
gunbet  ftcb  baber  ber  UteruS  im  jungfrdulicben  Körper  oor  bem 
Eintritte  ber  Äatamenien,  auf  er  etwa  fecunbdr  ergriffen  oon  ber 
(5nt$ünbung  benacbbarter  ©ebilbe,  ober  unmittelbar  burcb  mecba* 
nifcbe  Verlegung  gereijt  *).  (StwaS  leichter  fcbon  fann  tiefe  &xanb 
\)tit  ftcb  auöbtlben  nacb  oollig  entwicf elter  Pubertät,  jebod)  aucb 
bier  am  leicbtejlen  gu  ber  3eit,  wo,  mit  2Tu6nabme  ber  ©cbwan- 
gerfcbaft,  ba§  ©efd§leben  biefeS  SDrganS  am  bocbften  geffeigert  tfr, 
b.  t.  5ur  Seit  ber  Sftenjlruation  felbft.  —  <£§  ijr  aber  bie  SftetritiS 
nicbt  bloS  an  ftcb,  fonbern  oorjüglicb  aucb  wegen  ber  oielfacben 
an  fte  ftcb  anfcbließenben   anbern  SBtlbungSfranfbeiten  ■  eine  ber 


*)  ty>  %tant  fagt  (Epitom.  d.  curand.  hom.  raorbis,  Lib.  II.  p.  217.): 
Hoc  ipsuiu  viscus  in  virginibus  necdum  menstruatis  rariasime,  ne- 
que  conspecto  unquam  a  nobis  exemplo,  inflammatur.  25a« 
gegen  %at  man  neuerlich  behauptet,  baj?  alterbtngö  ©ntjünbung  beS 
nidEjtfdjmangern  Uteruö  nid)t  fo  fetten,  fogar  bei  ganj  ftetnen  Äinbern, 
eorrame.  SBaö  jebodi)  baö  teuere  betrifft,  fo  bin  id)  ber  Stteinung,  t>a$ 
man  ftd)  burcb  bk  nacb  bem  Sobe  gefunbene  Stötbu  ng  beS  Uterus 
unb  feine  hier  immer  oorfyanbenen  jatjtreidjen  Gkfäfje  fyabe  tauften 
tajfen,  roelcbe  EeineSwegeS  al6  Cetebe»  »on  ©ntjvinbung  gelten  tonnen. 


235 

wtcbttgjfen  ÄranffyeitSerfcfyefaungen,  welche  baS  weibliche  geben 
außerhalb  be§  G^fluS  üon  ©cbwangerfcfyaft ,  ©eburt  unb  äBoc^en* 
bett  barbietet,  unb  e§  wirb  beöfyalb  notfjtg ,  ifyre  ©efcbid&te  mit 
beförderet  ©enauigfeit  ju  »erfolgen. 

§.  328. 
Crntjünbung  überljau^t  aber,  bieS  bürfen  wir  n>of;I  als  ba§ 
Slefultat  fowol;l  ber  gcfunben  Sftaturanfcbauung  biefer  Äranrfyit, 
als  ber  üielfacben  Unterfucfyungen  barüber  betrachten,  ijt  ifyrem 
SBefen  nad):  ortltcb  abnorm  fyer&orgefyobeneS  ©efdß  = 
ober  SSitbung^leben;  allein  weniger  beachtet  fdjetnt  e3,  bafj 
man  ben  ©a£  ntd;t  umlegen  barf,  unb  bafj  e§  ju  einem  falfcfyen 
S3egrtffe  führen  mufj,  wenn  man  fagt:  jebeS  abnorm  fyerüortre; 
tenbe  33ilbungSleben  fei  Gmtjünbung ,  inbem  offenbar  eine  SJftenge 
franf^after  2CuSwttcbfe  (,j.  33.  tyolypm,  gettgefcbwülfie),  23er- 
wacbfungen  u.  f.  w.  unter  @rfcl)einungen  entließen,  welche  aucb 
nict)t  eine§  ber  cbarafterijlifcben  Sdfytn  ber  (Sntjünbung  (dlbtyt, 
tttrgefcirenbe  2Cnfd)wellung ,  üermefytte  SBdtme  unb  (Scfymerj)  bar= 
bieten,  unb  baber  nur  in  föolge  gefaxter  Söorurtbeile  jur  dnU 
günbung  gerechnet  werben  fonnen.  25efjenungead)tet  tjl  nid)t  p 
»erfennen,  wie  fcfywer  e3  fei,  bie  ©vdnje  jwifcben  biefer  falfdjen 
3Bilbung3tl;dtigfeit  (Degeneratio)  unb  wahrer  Ghitjünbung  ju  bes 
ftimmen,  ja  man  barf  überzeugt  fein,  ba$  in  ber  Statur  eine 
waljre  ©rdnje  §wifcf)en  beiben  gar  nid)t  eriftire,  baß  fte  üielme^r 
unmetflid)  in  einanber  übergeben  unb  fogar  gleichzeitig  an  einer 
(Stelle  »orfommen  fonnen,  benn  wie  oft  fefyen  wir  nid)t  franf* 
fyafte  ©efcbwulfte  fiel)  entjunben.  —  SßtU  man  inbejj  eine  fcb<fc= 
fere  S3ejeid)nung  ber  ßntjünbung,  fo  fann  e£  wol)l  nur  bie  fol* 
genbe  fein,  welche  fagt:  (Sntjünbung  fei  ortlicb  abnorm 
fyetüortretenbeS  S3ilbung3leben,  in  ber  Srfcbeinung 
beftimmt  burdj  Scötfye,  ertyö&te  SBdrme,  turgefeirenbe 
2Cnfcl)wellung  unb  üermel;rte  (SmpfinblidjSeit,  im  SBe* 
fen  begrünbet  buref;  einen  3?ugung3act,  welker  jwi- 
feben  Sfterüenmarf  unb  SBlut  innerhalb  etneS  gewiffen 
»DrganeS  r)eroortritt  unb  ein  nicfyt  &um  begriffe  üom 
gefunben  ßeben  btefeS  SDrgancS  gehöriges  §)robuct 
jjetfcorbringt.  —  £)iefe3  festere  Moment,  ttebtig  aufgefaßt, 
enthalt  bann  jugleicb  ^)cn  ©cblüffel  §um  §3erjMnbmfj  ber  üerfebie* 
benartigften  Ausgange  ber  (§nt§ünbung;  benn  inbem  wir  beachten 
wie  ba3  foleberweife  erzeugte  ^robuet  ber  (Sntjünbung  fefyt  ux- 
[ergebene  ©ehalten  annimmt,  werben  uns  fowobl  bie  frtttfdjen 
3Cu§fonbevungen  bei  jertyetWen  ©ntjunbungen,  als  bie  mannigfals 


236 

tigen  Degenerationen,   (Siterbilbungen,   2fu3f$wi£ungen  u.  f.  w. 
mtt'einemmale  t>erjidnblicb  unb  flar. 

§.    329. 
Diefe  Anftcbt  in  t'brem  ganzen  Umfange  nacf)juweifen  iji  tyier 
nid)t  ber  prt,  allein  will  man  felbjt  etwas  barüber  nacfybenfcn, 
fo  wirb  ftcfo  ba3  grucbtbringenbe  berfelben  auf  ba3  SMfommenjre 
bewahren,    #ier  will  tc§  nur  barauf  aufmerffam  macben,  ba$,  wie 
fd)on  ba3  gefammte  SE&terleben  bureb  Sneinanberwirfen  üon  9?er; 
üenmarf  (SKdnnlicbem)  unb  S3lut  (äöeib  liebem)  fotttod^renb  er; 
galten  ober  melmebr  anbauernb  neu  erzeugt  wirb,   fo  aueb  bie 
abnorme  ©rjeugung  innerhalb  etne6  £)rganeS  wefentlicb  auf  biefen 
beiben  betören  berufen  muß.    gerner  baß  eS  eben  in  Abwefen; 
beit  ber  Heroen  bei  $)flanjen  begrünbet  fei,  baß  in  biefen  feine 
(SntjünbungSFranfbeit,  fonbern  nur  Degeneration  »orfomme,  unb 
enblicb  baß  au3  biefem  ©eftcbt&punfte  allein,  tf)t\U  bie  eigentliche 
SSebeutung  ber  nacb  geseilten  ©ntjünbungen  eintretenben  foge^ 
nannten  fritifeben  2fbfonberungen  unb  Ausleerungen  begriffen,  tyeitä 
üerjhnben  werben  fonne,  roie  ein  ya  übermäßig  gejreigerter  3eus 
gungsreij  bas>  eigene  urfprünglicbe  33ilbung§leben  beS  Organa  t>ollig 
aufbeben  unb  bureb  fogenannten  33ranb  baS  Abjferben  beffelben 
herbeiführen  fonne.  —  dS  ergiebt  ftc^  übrigeng,  baf?  bie  fogenannte 
ebronifebe  (Sntjünbung  ba3  eigentltcbe  Sftlttelglieb  jrotfdjen  acuter 
ßntjünbung  unb  abnormer,  ^robuetioitdt  fei,  unb  wenn  ee>  oft 
febon  febwer  ober  unmogltd)  i|r,  in  ber  Statur  ben  ©rdnjpunüt, 
wo  acute  dntjünbung  aufbort  unb  d}ronifcbe  ^ntjünbung  beginnt, 
anzugeben,  fo  wirb  benn  enblicf)  ein  folget  fejier  $unFt  jwifeben 
cfyrontfcfjer  (Sntjünbung  unb  reiner  Degeneration  um  fo  mebr  t>er; 
mißt  werben,  je  gewobnlicber  ba$  @ine  anfangt,  wenn  ba$  Anbere 
noef)  nicfyt  aufgebort  i)at 

(So  weit  benn  alfo  $>a$  ©laubenSbefenntniß  be£  SSerfafferS 
über  bie  Snt^ünbung  im  Affgemeinen ,  worauf  im  Solgenben  öfters 
wirb  üerwiefen  werben  muffen,  unb  welcfyeS  Ijier-  gleicb  bei  ber 
juerjr  abgebanbelten  QmtjünbungSfranf i)ät  niebergelegt  ijr,  bamit 
icm  Sefer  bie  ©ntfebeibung ,  ob  er  biefe  2Cnftct)t  jur  ©einigen 
mad^n  fönne,  ober  ob  nicj)t,  unb  ob  er  ttm  gu  golge  Sftobift; 
cationen  aueb  ber  weitern  DarfMungen  ftcfy  §u  machen  notbig 
babe,  erleicbtert  werbe. 

§.    330. 

Die  ©nt^ünbung  ber  niebt  febwangern  ©ebdrmutter  aber,  eine 
Äranfljeit,  beren  befonbere  Äennjeic^en  weiter  unten  aufgefübrt 
werben  follen,  i)at  man  auf  »erfefnebene  SBeife  eingeteilt,  einmal 


231 

SÄücfftdjt  nel;mcnb  auf  bie  öerfcfjiebenen  ©ebilbe  am  Uterus,  in 
bie  rofenartige  (Metritis  erysipelatosa),  welche  burcb  Ergriffen- 
fein  be$  SSaucbfellS,  inwiefern  e3  ben  UteruS  übergießt,  d)araüte= 
riftrt  wirb  (benn  eine  befonbere  rofenartige  dntjünbung  aucfy  ber 
inner n  ©ebdrmutterfldcbe  anjune^men,  ijt  man  wofyl  überhaupt 
fdjwerlicl) ,  unb  auf  er  ber  ©cbwangerfcbaft  unb  SBocbenperiobe 
gar  nid)t  anjune^men  berecbttgt) ,  unb  in  bie  pl)legmonofe 
(Metritis  phlegmonosa),  wo  baS  gefammte  ?)arencf)*)ma  ber  Uterina 
wdnbe  leibet.  Sin  anbermal  nimmt  man  9Cucfftcl)t  auf  bie  ©es 
genb  ber  ©ebdrmutter,  welcbe  üon  ber  (Sntäimbung  befallen  ijt, 
unb  unterfcfyeibet  fonad)  ©ntjünbung  be£  ©ebdrmutter* 
grunbeS,  beS  SRutter&alfeS,  ber  Sßorber^  unb  hinter* 
flache,  ober  ber  rechten  ober  linfen  Seitenfläche  be$ 
©ebdrmutterforperS.  SMefe  lederen  Unterfcfyeibungen,  weis 
d)e  überhaupt  im  ntcr)t  fdjwangern  UteruS  mit  geringer  Deutlich 
feit  erfcbeinen ,  ft'nb  voeit  weniger  tvefentltc^ ,  unb  werben  bafyer 
*>on  5Kel)reren*)  gdnjlicf)  übergangen. 

§.    331. 

ferner  unterfctyeibet  man,  unb  jwar  mit  meljr  9?edE)t,  bie 
urfprünglicfye  (Sntjünbung  be3  Uterus  (Metritis  idiopa- 
thjLca  s.  primaria)  unb  bie  übertragene  ober  nacbfolgenbe 
(Metritis  secundaria  s.  sjmptomatica),  welche  festere  ttorjüglicl) 
an  Äranf Reiten  benachbarter  ©ebilbe,  an  ßntjünbung  be§  Darm* 
f  anale» ,  ber  ^arnblafe,  ber  übrigen  ©trecfen  be£  SBaucbfetlS,  ber 
9J?utterfcl)eibe  u.  f.  w.  fiel)  tbtn  fo  anfcbliept,  wie  benn  anbrer 
©ettS  auä)  i>k  ©ebdrmutterent§ünbung  auf  jene  ©ebilbe  ft'dE)  fort- 
pflanjen  fann.  (Snblicb  muffen  wir  oor^üglicf)  unterfebeiben  %wb 
\d)m  ber  acuten  unb  cbronifcfyen  ^ntjünbung  ber  ©ebdr* 
mutter,  unter  benen  bie  le^tere  befonberS  in  einem  £)rgan,  welcfyeS 
fo  feljr  gu  Degenerationen  feiner  ©ubfitanj  unb  gorm  geneigt  ijr, 
oon  großer  SÖicbtigfett  erfebeint  unb  eine  ausführlichere  ^Berufe 
ft'cbtigung,  al§  fte  bisher  in  ^m  ©cfortften  über  §rauenfranfl)etten 
gefunben  l;at,  üerbient. 

§.    332. 

Die  (Symptome,  welche  «16  Äennjeic^en  t&etlei  bie  9)?e; 
tritiS  überhaupt,  tljeiB  il)re  einzelnen  Gattungen  begleiten,  ft'nb 
nun  folgenbe:  —  Suoorberjr  bie  acute  §orm  betreffenb,  fo  tritt 
fte  mit  nacl)  ©rab  unb  Ausbreitung  ber  (Sntjünbung  balb  mefyr 


♦)  @o  frei  (5.  SSBenjel  von  ben  Äran^etten  fceS  Uterus,    gol.  1816. 
©.  23. 


238 

batb  minber  heftigem  lieber  ein,  welcfyeS  burd)  $roft  unb  nacfys 
folgenbe  $'\fy,  einen  nadt)  ber  ßonjlitution  ber  Äranfen  jwar 
t>erfcl)iebenartigen,  im  allgemeinen  jebocö  frequenten  imb  gefpann* 
Un  tyutt,  heftigen  SDurft,  oerfftmmteS  ©emeingefüfyl  u.  f.  w. 
cfyarafterifirt  wirb.  3l>re  befonbern  Sufdlle  ftnb  brücfenber  jiecfyens 
ber  ©cfymerj  im  afftcirten  SDrgan,  beffen  ©i£  gewöfynlicf)  auf 
einen  flehten,  nad)  bem  $erbe  ber  (Sntjünbung  t>erfd)iebenen  £)rt 
befcbrdntt  ijt,  unb  burd)  einen  äußerlichen  £)rucf  über  bie  ©c^am* 
bemoerbtnbung  fowofyl,  als  burd)  bie  innerliche  Unterfucfyung  auf 
baS  Aeußerfie  gefieigert  wirb,  ferner  werben  mehrere  anbere  &V 
gane  in  tfyrer  Sunction  gefrort  unb  fonf!  fdjmerjljaft  afftcirt;  fo, 
wenn  üorjuglid)  mefyr  bie  SfäcFwanb  beS  UteruS  entjünbet  tfr, 
werben  bie  ©c^merjen  oorjüglicr;  auf  i>k  Äreuj*  unb  ßenbengegenb 
ftd)  erfirecfen,  ber  SÜfafibarm  leibet,  eS  treten  ©tubloerfyaltungen, 
ferner jljafte  Ausleerungen,  unb  im  SSerfolg  ber  £ranfl)eit  leicht 
fjeftige,  juweilen  etterartige  £)urd)fdlle  ein.  Sft  bagegen  mefyr  bie 
üorbere  ßkbdrmutterflddje  ergriffen,  fo  wirb  bieS  tfyiiU  burcfy  i>m 
üerdnberten  <&ty  beS  ©dmterjeS,  tfyeilS  burd)  baS  Setben  ber 
$arnblafe  (fcfymerjljafreS  Uriniren,  Urinoerfyaltung,  fpdterbin  eiters 
artige  ©ebimente  im  Urin  unb  unwillkürlichen  Ausfluß  beffelben) 
bejetcfynet.  §>ie  (Sntjünbung  beS  ©ebdrmuttergrunbeS  unb  öors 
güglicb  beS  fjier  il)n  begleitenben  33aud)felleS  fommt  mit  ben  3u- 
fallen  ber  ^Peritonitis  überhaupt  fefyr  überein,  unb  giebt  ftcb  burcr; 
jidrfere  Auftreibung  beS  Unterleibes  ju  erlernten.  #albfeitige  QtnU 
jünbung  wirft  oorjüglid)  auf  bie  feitltdt)en  33ecfenmuSfeln  unb 
baburcl)  auf  bie  ^Bewegung  beS  ©djenfelS;  dntjünbung  ber  SSas 
ginalportion  enblid)  ift  befonberS  mit  großer  (§:mpftnblid)feit  beim 
Unterfudjen,  erster  Temperatur  unb  ©efcfywulfi  beS  Cutters 
munbeS  unb  gleichseitigem  Reiben  beS  ©cfyeibenfanalS,  wenigftenS 
in  feinem  obern  Steile  (Srocfenljeit,  brennenber  ©dmters,  fpdter- 
fyin  gern  Abfluß  oon  eiterartigem,  oft  mißfarbigem  ©cfyleim  auS 
bemfelben)  bekämet. 

2Cnmerfung.  3>n  bem  galle  einer  fef/r  heftigen  SfletrittS, 
welchen  Sefymann  *)  in  §olge  einer  (Srfdltung  ber  Süße  wäfe 
renb  ber  50?enj!ruation  beobachtete,  geigte  ftd)  inSbefonbre  bie  jidte 
Sage  auf  bem  9cü<fen  mit  ausgepreisten  ©c^enfeln  als  tymah 
terijftfdKS  3^en. 


*)  @.  9?uft  Sftagajtn  füc  b.  gefammte  £ettfunbe;   VIII.  SSb.   1.  @t. 
©.  169. 


239 

§.    333. 

£)ie  cbrontfdje  ßntjünbung  ber  ©ebdrmutter  betreffenb,  fp 
fann  ft'c  entwebcr  an  bte  acute,  bei  unüotlfommen  erfolgter  3er* 
tbeilung,  ft'd)  anliefen,  unb  jwar  wirb  fte  üoräitgltcr;  bemerft, 
wenn  eine  SttetritiS  bei  SBocbnerinnen  in  golge  heftiger  Steigung 
ober  wotyl  felbpt  SSerle^ung  be3  SftuttermunbeS  unter  ber  ©eburt 
entjranben  war,  obne  ftdt>  re<$t  üolljMnbig  §u  jert^eilen;  ober  fte 
entwicfelt  ft'd)  in  gofge  fpectftfdtjer ,  ben  UteruS  in  2£nfprucb  neb- 
menber  Entwirrungen  aucb  felbjijrdnbig.  St)re  3ufdlle  aber  ft'nb 
weit  weniger  fyerüorjiecbenb ,  als  bie  ber  acuten  SttetritiS,  unb  fte 
wirb  baber  öfters  überfeben  (5.  23.  als  blojje  SDfenjrrualrolif  be; 
trachtet)  ober  mit  anbern  Äranf Reiten  üerwecbfelt,  welcbeS  bocb  um 
fo  übler  ijr,  aB  gerabe  an  biefe  gorm  ff^  oorjüglicb  bie  £eges 
nerationen  ber  ttterinfubflanj  anjufnüpfen  pflegen.  Äranfe  biefer 
2Crt  ffnb  e3  üorjüglicb,  bei  welchen  bie  Sttenffruation  fortwdbrenb 
mit  ©cbmerjen,  allgemeinem  ülttifjbebagen ,  Sieberbewegungen,  ge= 
ftörter  ^erbauung  unb  £>armau3leerung  eintritt,  inbem  bureb  bie 
periobifebe  (Songeflion  gegen  bie  Uteringefdfe  bie  ebronifebe  (£nU 
jünbung  bann  oft  ber  acuten  ndber  gerücft  wirb;  aueb  auf  er  ber 
Bett  ber  monatlichen  9)erioben  bleibt  inbefj  oft  ein  ©efübl  t»on 
©cbwere  im  SBecfen,  unüollfommne  ©tublauSleerung,  ober  be* 
fcbwerteS  Urinlajfen,  bei  grauen  fcbmerjbafteS  ©efübl  beim  GoituS, 
große  Empftnblicbfeit  bei  ber  innern  Unterfucbung ,  fowie  2Teufje= 
rung  t>on  ©cbmerj  bei  tieferm  Eingreifen  ber  $anb  über  ben 
©cbambogen ,  Neigung  gu  Äreusfd;merjen ,  üermebrte  ober  ju  febr 
oerminberte  «Scbleimabfonberung  au$  ber  SSagina,  gekannter  $)uI3, 
öftere  leidste  gfaberbewegungen  unb  belegte  3unge  surücf,  fowie 
benn  bie  monatlicben  Venoben  leicht  felbft  in  ibrer  £)rbnung  ges 
jfort  werben  —  3ufdlle,  welcbe  bann  oft  nod;  mit  allgemeinen 
b#erifcben  Reiben  ftcb  üerbinben  ober  gleicbfam  babureb  maSftrt 
werben. 

§.    334. 

Verlauf  unb  Ausgange  ber  ßranfbeit  2>iefe  Äranfs 
beit  burcblduft  gleicb  anbern  entjünblicben  uno  fieberhaften  Rxanb 
beiten  mebrere  ©tabien;  man  fann  namentlicb  ein  Stadium  irri- 
tationis,  inflammationis ,  Stadium  criticum  unb  Stadium  reconva- 
lescentiae  unterfebeiben.  SSefdUt  bie  acute  ©ebdrmutterentyünbung 
junge  frdftige  Snbwibuen,  wirb  fte  niebt  bureb  all^ugewaltfam 
einwirfenbe  Urfacben  bebingt  unb  richtig  geleitet,  fo  bemerkt  man 
Swar,  bajj  nacb  vorausgegangener  Unbebaglicbfeit  unb  leidster 
©cbmerjbafttgfeit  ber  Regio  hypogastrica,  ©cbmer§  unb  gieber 


240 

oft  bi§  gegen  ben  ftebenten  ober  neunten  Sag  anhalten,  ja  ge- 
fieigert  werben,  unb  babei  jugleicf)  bie  «Störungen  beS  (Bemeins 
gefübB,  SSeangfiigung,  Uebltgf eiten ,  (Erbrechen,  £5ur#*tl,  3fos 
gegriffenfein  be3  ÄopfS,  alfo  ©cbwinbel,  £5fyrenbraufen ,  £5eltrien 
u.  f.  w.  guneljmen;  allein  am  (Enbe  biefer  ^Periobe  fangen  bei 
eintretenber  3ertf)eilung  bie  fritifdjen  (Erlernungen  an,  ft'cft  mit 
*  einlief)  auSbrecfyenben  ©cbweißen,  reieb  liefern  Harnabgänge,  üer* 
mefyrtem  Abgänge  auS  ben  ©eburtStfyeilen ,  oorsuglicfy  aber  mit 
tum  SBiebereintritt  ber  üielleicbt  gehemmt  gewefenen  9J?enj!ruation 
gu  manifejtiren,  ber  Scbmerj  laßt  nad>,  bie  3eid)en  be3  gteberö 
mäßigen  fiel),  ruhiger  <2d)laf,  reinere  3ungc  u.  f.  w.  erfolgt,  unb 
bie  Steconoalefcenj  l)ebt  an.  —  Se  robujier  übrigens  ber  Äorper, 
um  fo  heftiger  unb  acuter  pflegt  biefer  ÄranffyeitSoalauf  ju  fein, 
je  fc^wdd^ltc^er  unb  reizbarer,  um  fo  anfyaltenber,  wobei  äugleid) 
ber  Uebergang  in  bie  cljronifcfye  (Entjünbung  fe^r  leicht  erfolgt, 
tnbem  bei  weniger  bemerflicfyen  fritifc^en  (ErfcfyeinUngen  jwar  baS 
lieber  allmdlig  abnimmt  unb  ber  ©cfjmerj  nachlaßt,  allein  bagegen 
bie  §.  333.  erörterten  Symptome  eintreten. 

§.  335. 
25er  2Tu3gang  ber  SJftetritB  in  (Eiterung  wirb  wofyl  überhaupt 
nur  fef)r  feiten  bemerkt,  benn  felbji  in  ber  ülttetritiS  ber  äBodjs 
nerinnen  geboren  (Eiteranfammlungen  in  bem  ©ewebe  be3  UteruS 
gu  ben  feltenften  (Erlernungen,  wie  oon  SBenjel  *)  gewif?  mit 
fRtfyt  behauptet  wirb,  unb  wir  fonnen  batyer  nur  annehmen,  bafj, 
wo  auefy  im  nicfyt  fdjwangern  Äorper  biefe  Söenbung  ber  Äranfs 
beit  oorfrfme,  ft'e  auf  gleiche  SBeife,  wie  anbere  innere  (Eiterungen, 
burd)  neu  anfe&enbeS  gieber  mit  Sroji,  pulftrenbem  ©cfymer^ 
©puren  oon  (Etterabfe^ung  im  Urin,  3lbenbfteber  u.  f.  w.  bes 
getc^net  werben  bürfte.  25er  2lu3gang  in  SSranb  hingegen,  obgleich 
bei  nid?t  Schwängern  (fcfyon  wegen  ber  Seltenheit  ber  SftetritiS 
überbauet)  ebenfalls  nur  in  wenigen  fallen  beobachtet,  fommt 
fcodt)  |ier,  fowie  aueb  bei  SBoclmermnen,  häufiger  als  bie  (Eiterung 
üor.  (Er  wirb  bebingt  burd)  eine  fd)lerf)te  ßonfritution,  ungünjlige 
dunere  SSerbdltniffe,  epibemifd)  b^rrfebenbe  boSartige  §ieber,  unb 
üor&üglid)  burd)  oerfdumteS,  frdftig  einwirfenbeS  antipfylogijiifcbeS 
9Serfal)ren  in  ben  erfien  ©tabien  ber  Äranffyeit.  (ES  giebt  ftd& 
biefer  2lu3gang  oorgüglid)  burd)  ben  oerdnberten  (Styarafter  beS 
SieberS  ju  erfennen,  welches  aus  einer  ©miocfya  ober  einem  ©9^ 
ocfyuS  in  ben  Gfyarafter  beS  £ppl)uS  übergebt  unb  bur<#  duperjl 

*)  2f.  o.  D.  @.  52. 


241 

frequenten,  oft  intermitttrenben  tyutt,  fiebrige  profufe  <Srf>n?et0e, 
unwillfürlidje  Ausleerungen,  ^erabrutfcfyen  im  SSdte  mit  gegen 
ben  2eib  gezogenen  Anten,  trocfne  braune  3unge,  5D?eteori3mu3, 
<3elmenl)üpfen,  ©cfoludfoen  unb  Aalte  ber  ©rtremitaten  ffd)  an- 
zeigt unb  gewollte!?  balb  t>a$  @nbe  herbeiführt. 

§.  336. 
dagegen  fann  bann  aucb  bie  ^ntjünbung  oljne  organifcfje 
Serjtorung  burcl)  AuSfcfyetbungen  fiel)  enbigen,  woburcl)  benn  üor* 
jüglicl)  ber  Uebergang  in  anbere  Äranf&etten  unb  namentlich  in 
Degenerationen  bewirft  wirb.  Qt§  gebort  bierfyer  bie  2Cu3fcbwi&ung 
plaflifdjer  Stympfye  in  i>m  Seilen  ber  Uterinfubftanj  unb  baran  fiel) 
fnüpfenbe  gutartige  ober  ffirrljofe  SSerl;drtung ,  ober  bie  lluZ-- 
fd)wi£ung  dljnlidjer  ©toffe  auf  ber  SDberfIdcbe,  unb  bie  baburef) 
bewirfte  23erwacl)fung  be3  UteruS  mit  benachbarten  Steilen,  ober 
enblicb  bie  GJrgiepung  ferofer  glüfft'gfeit  entweber  in  ber  ©ebdrs 
mutterl)6l)le  ober  in  ben  Sßdnben  berfelben,  wcldEjeö  jur  SBajJers 
fudtjt  ber  ©ebdrmutter  fütyrt.  Sn  allen  biefen  fallen  erfolgt  t>k 
3ertl)eilung  unoollf  ommen ,  ber  heftigere  ©cbmerj,  ba3  Sieber  unb 
bie  fonftigen,  baffelbe  begleitenben  «Symptome  minbern  fiel)  jwar, 
aber  e3  treten  an  beren  ©teile  bie  3eicl)en  biefer  $olgefranfl;eiten 
ein ,  oon  welchen  bie  ©efebic^te  ber  2Bafferfud)t,  ber  23erl)drtung  unb 
be3  ©HrrbuS  fpdter  auSfüfyrlicber  betrachtet  werben  muffen,  fo  ba$ 
wir  i)kx  nur  über  bie  SSerroad)fung  bemerken,  wie  ffe  ft'ct>  oorjüglicl) 
burcl)  ©torung  ber  Function  berjenigen  Organe,  mit  welchen  ffe  fratfc 
gefunben  bat,  ju  erfennen  giebt.  $aben  ftd^)  bafyer  Woaihnbz 
Überwachungen  mit  inn  SBinbungen  be§  Darmfanalä  ober  bem 
5fte£e  gebilbet,  fo  bleiben  gewobnlid)  Unorbnungen  in  ben  <5tul)U 
entleerungen,  oorjüglid)  SDbfrructionen ,  Neigung  ju  ßongeftionen 
u.  f.  w.  im  $fortaberft)fiem  jurücf;  finb  23erwad)fungen  gwifcfyen 
©ebdrmutterforper  unb  ©runb  unb  ben  gleicbnamigen  Steilen  ber 
SSlafe  zugegen,  fo  giebt  ftcb  bieS  burcl)  befd)werte3  Urinlaffen, 
SSlafenframpfe,  Sfclmrie  u.  f.  w.  ju  erfennen.  (£nblid)  wtrfen 
aber  biefe  SSerwacbfungen  auty  auf  t>k  ©ebdrmutter  jurücF,  wer- 
ben bie  23eranlaffungen  ju  fct)tefen  Sagen  berfelben,  unb  bebins 
gen  enbltct)  tnSbefonbere,  wie  alle  übrigen  Degenerationen,  folebe 
SSerdnberungen  ber  innern  ©tructuroerbdltniffe  berfelben,  welche 
iljren  weitern  Sbdtigfeiten  auf  oielfacbe  SBeife  bemmenb  werben 
muffen,  wol)in  benn  Störungen  ber  SJftenjfruation,  Unfruchtbar 
feit  ober  DiSpoft'tton  p  ben  Ijeftigjten,  \a  lebensgefährlichen 
$5efcl)werben  bti  angefyenber  ©cfywangerfcbaft  gerechnet  werben 
muffen. 

©twafotogie.   I.  2$.   3u  3fUfI.  >  16 


242 

§.    337. 

SBir  Fommen  nun  ju  ben  Ur fachen  ber  ©ebdrmutterent; 
gunbung,  wofyin  wir  jebocb  fyiet  bloS  bie  bisponirenben  unb  ©e- 
IegenbeitSurfad)en  jaulen,  inbem  bie  2Cnftd)t  beS  93erfaffer6  üom 
SBefen,  ober  wenn  man  will,  üon  ber  ndcfyjten  Urfacbe  ber  (Snt; 
junbung  übtx^aupt  unb  folglich  auci;  ber  ©ebdrmutterentjünbung, 
fd)on  oben  (§.  328.  329.)  auSgefprocben  worben  ifl.  —  3u  ben 
bisponirenben  33eranlaffungen  affo  muß  gundc^ft  bte  allgemeine, 
üollfaftige,  robufte,  gu  (SntjünbungSfranFljeiten  im  allgemeinen 
neigenbe  Gionjiitution  ge§di)tt  werben,  welche  namentlich  bte  dnU 
ftebung  ber  acuten  ättetritiö  begünjftgt;  ferner  bte  reijbare  fd;rodc|)- 
lid^e  (Eonjtttution ,  welche  tnSbefonbre  jur  c^vontfcr;en  gorm  tiefer 
Äranffyeit  geneigt  madjt,  außerbem  bte  epibemifcfye,  ber  ©ntjlebung 
yon  GnttjünbungSfranfbeiten  gttnfKge  allgemeine  $rani?l)eitSconfiU 
tution  unb  bie  SaljreSjeit;  enbltd;  aber  ganj  oor^üglicb  bie  3eit 
ber  fyerannafyenben  ober  wirfltd)  eingetretenen  SRenfrruation ,  als 
ber  BeitpunFt  größter  ©efdßtbdtigfeit  in  ber  nicfyt  fcbwangern  ©es 
bdrmutter,  außerhalb  weitem  bemnacb  and),  wie  fcbon  oben  im 
(Eingänge  bemerkt  werben,  biefe  Äranfbeit  fajl  gar  nicfyt  beobachtet 
wirb.  t>b  übrigen^  Sungfrauen  ober  grauen,  welche  bereits  ge* 
boren  fyaben,  l;duft'ger  an  ber  SftetritiS  leiben  unb  größere  £>iS; 
pofition  baju  oerratben,  tji  wofyl  fo  leiebt  niebt  ju  bejftmmen, 
beffenungead)tet  glauben  wir  annehmen  p  bürfen,  baß  allerbingS 
tfyeilS  beS  jugenblicben  Alters  im  Allgemeinen,  tfyeilS  ber  größeren 
Derbheit  unb  (Slajiicitdt  beS  UteruS  im  jungfrdulid;en  Äorper  we; 
gen,  gur  acuten  ©ebarmutterentjünbung  bei  erlern  bie  Neigung 
großer  fei,  wenn  bagegen  in  bem  fd?laffern  UteruS  bd  grauen, 
mlä)t  bereite  geboren,  unb  oorjüglicr;  oft  buref)  vorausgegangene 
©eburten  felbfi  bebingt,  eine  größere  Neigung  jur  ebrontfeben 
©ntjünbung  unb  baran  ftcb  fcfyließenbe  Degeneration  nicfyt  geleug- 
net werben  fann. 

§.    338. 

£)te  ©elegenbeitSurfacben  betreffenb,  fo  muß  ju  tiefen  AlleS, 
waS  pfWfd)  ober  pb^ftfeb  baS  ©efcblecfytSfpjrem  heftig  erregt, 
ober  waS  ben  UteruS  felbjr  meebanifd)  foeftig  reijt,  gejdblt  werben. 
Alfo  unglückliche  £iebe  in  ffnn lieben  Snbioibuen,  aueb  anbere  befc 
tige  ©emütbSbewegungen ,  befonberS  wdbrenb  ber  SKenjiruation, 
S^mpljomanie ,  unterbrücfte  SDZenffruation ,  erl)i&enbe  Arzneimittel, 
üorjüglicf)  jur  Unjeit  angewenbete  ßmmenagoga  (5.  83.  bei  ber 
wegen  überwiegenber  arteriellen  SEfydtigFeit  fhttft'nbenben  SSerjoge- 
rung  ber  SRenjfruation) ,  brajiifc^c  Abführmittel,  Uibixmaafi  geu 


243 

fiiger  ©etrdnfe  ober  flavf  gerotteter  ©peifen,  (Srbifcungen  (j.  33. 
burd)  Sanj)  unb  nacbfolgenbe  (Haltungen  (befonberS  falte  Sßdber, 
Snjectionen  ober  SBafcfyungen  »dfyrenb  ber  Siflenftruation),  plofclid) 
gehemmte  33lutflitffe  ober  ©cbleimflitffe  ber  ©eburtstbeile,  ober 
$autau§fd()idge ;  ferner:  £>ru<f  be£  UteruS  bei  falfct)en  Sagen,  burd) 
frembe  Äorper,  j.  §8.  ^efjarien,  9>oh)pen,  Sfeijung  beö  UteruS 
burd)  unpaffenbe  Snjectionen,  ju  bduft'gen,  mit  3?ol)beit  oottjoges 
nen  @oitu§,  burd?  Dnanie,  enblid)  anberwettige  Ärant^eiten,  @t)= 
^t)iliö,  SO?etaj?afen ,  Gmtjünbung  benachbarter  Organe,  ©efct)voüre 
ber  SDmtterfcbeibe  u.  f.  w. 

§.    339. 

Die  9)rognofe  ber  ©ebdrmutterentjünbung  ift  j»ar  nac^ 
ber  Snbioibualitdt  ber  Äorper,  narf)  tyren  oerfcbiebenen  Urfarfjen 
u.  f.  ro.  fet)r  oerfcfyieben,  im  ©anjen  muß  jebod)  biefe  Äranffyeit 
gleich  anbern  innern  ©nfyunbungen ,  tfyeitS  wegen  ber  Sßidjtigfeit 
beö  DrganS,  tl)eil3  wegen  ber  $efttgfeit  be§  bamit  ftd)  oerbin^ 
benben  SieberS  jiet§  ju  ben  gefafyroollen  gejagt  »erben,  obwohl 
nid)t  ju  leugnen  ifT,  bafj  burd)  ein  311  rechter  Seit  eintrctenbe3 
frdftigeS  antipfylogifrifcfyeS  v£)ei»erfal)ren  fefjr  »ol)t  ein  gunjliger 
2£u3gang,  unb  j»ar  in  ber  fWe^rja^t  ber  gdlle,  herbeigeführt 
»erben  ?ann.  2(m  ungimJTigften  »irb  bie  *})rognofe  bd  ber  pblegmo- 
nofen  (Sntjunbung,  namentlich  unter  innern  unb  äufjern  S3erf)dtt- 
niffen ,  »elcfye  jum  tt>pf?6fen  lieber  unb  S3ranbe  führen  f onnen. 
SBaS  ba§  2(tter  betrifft,  fo  erfcbeint  j»ar  ge»6fynlid)  bei  jungem 
3)erfonen  bie  (Sntjünbung  mit  mefjr  ^efttgfeit,  entfdjeibet  ftd;  aber 
aucb  in  ber  Sfegel  oolifommner  unb  gebt  weniger  leicht  in  9?acb- 
franfljeiten  über,  als  bei  altern.  Sßorjüglid)  aber  »irb  ber  "Xxtf 
bei  ber  acuten  SttetrittS  Urfad)e  l;aben,  bie  ^rognofe  nad)  bem 
Seitpunfte,  in  »eldjem  bie  Äranffyeit,  als  er  gerufen  »urbe,  ftd) 
befanb ,  ju  bejtimmen ,  inbem  bteroon  auferorbentlid)  oiel  ab* 
fydngt.  —  ßnblid)  bie  djronifdje  (Sntjünbung  betreffenb,  fo  »irb 
hierbei  auf  bie  Gatter  ber  Äranf&ett,  auf  im  ©rab  berfelben, 
üorjuglid)  aber  auf  bie  üvoa  fdjon .  eingetretenen  ober  nocb  ntdt)t 
üorfyanbenen  Degenerationen,  Verhärtungen,  23er»ad)fungen,  Sßafc 
ferergiefnmgen  u.  f.  ».  Sfcücfftdjt  genommen  »erben  muffen,  um 
ben  »afyrfcb einliefen  fernem  ©ang  ber  Äranffjeit,  fo»ie  bie  $z\U 
barfeit  p  beurteilen. 

§.    340. 

Die  SBeljanblung  ber  SDiettttiS  mu§  gleicbfalß  na<$ 
Urfadjen,  ©rab  unb  Gtyarafter  ber  Äran!^  oerfdbieben  fein. 
3uo6rberji  aber  gebenden  »ir  be§  alten  bewahrten  2(u3fprud)$: 

16* 


244 

piincipiis  obsta!  unb  betrauten  batjev  ba§  fßevfal;ven ,  welches 
fogletcl)  im  SBegtnn  ber  ÄranHjeit  angewenbet  ju  werben  oerbtent, 
um  bert  Äetm  berfelben  oor  feiner  weitern  Verbreitung  ju  er; 
{liefen.  —  Entfielt  aber  nacfy  ttnterbrücfung  ber  9ftenjlruation, 
nad)  Erfdltung  gut  3eit  ber  l)erannal)enben  9ftenjfruation  ober 
ar;nUd)en  Einwtrfrmgen ,  unb  jvoar  oorjüglid)  bei  fefyr  reizbaren 
Naturen,  ©cfymerj  im  UteruS,  2£bfpannung,  oermefyrter  Surjr 
unb  erljöfyte  Temperatur,  fo  orbne  man  fogleidj  oollfommenfte  S'tufye 
an,  fefye  auf  Entleerung  ber  ^arnblafe  unb  be3  £)armfartal3,  in 
welcher  festem  vfnnftcbt  einige  crweicfyenbe  £aoementj>  fet)r  §we<f= 
mdfjig  finb,  laffe  ein  laueS  Saab  nehmen,  warme  gomentationen 
über  bie  Regio  hypogastrica  unb  bie  ©eburt3tt)eile  legen,  ober 
auü)  ein  £)ampfbab  bereiten;  Snjectionen  in  bie  SSagina  ftnb  bei 
jungfräulichen  Snbioibuen  unpaffenb,  machen  ©cbmerj  unb  f)eben 
feurcr;  tJjren  mecfyanifcfyen  SJeij  bm  üftulen  auf,  ben  fie  in  btma* 
mifdjer  #inffd)t  geraderen  konnten;  bä  grauen,  welche  geboren 
fyaben,  fonnen  fte  hingegen  unter  biefen  SSerbdltniffen  ebenfalls 
mit  Stufen  gebraucht  werben,  unb  werben  bann  au$  bem  2Cuf- 
guffe  ber  Hb.  Hyoscyami,  Cicutae,  Flor.  Chamomill.,  au$  warmer 
Wliltfy  mit  einigen  Kröpfen  Laudanum  liq.  S.  unb  dlmlicfyen  W\U 
teln  bereitet.  Snnerlicl)  laßt  man,  aufkr  flreng  antipfylogiftifcber 
£)idt,  eine  9ftol;nfamenemulfton,  einen  Siamarinbenaufgujs  mit 
etwa§  9?itrum  unb  dl)nlict)e,  bm  Erethismus  beS  ©efdfjfpfiemS 
f)erabj!immenbe  Mittel  nehmen,  fuct)t,  namentlich  wo  Erhaltungen 
oorauSgegangen  finb,  bie  ^>auttl)dttgfeit  §u  beforbern  bureb  2Cn; 
wenbung  beS  glieberaufguffeS,  beel  Liq.  Minderen,  beS  Liq.  C.  C, 
,unb  trachtet  entließ  bureb;  ^Befolgung  ber  oben  für  SBebanblung 
ber  unterbrücften  SKenftruation  aufgehellten  Siegeln,  biefe  Function 
wteber  l;eroor§urufen. 

§.  341. 
Sn  gar  manchen  ^dllen  nun  wirb  allerbingS,  wo  bie  ÄranF* 
fyeit  noeb  im  Studio  irritationis  oerweilte,  bie  gebaute  SSebanblung 
l)inreicben,  ben  Eintritt  etneS  eigentlichen  Stadü  inflammationis 
gdnjlid)  abjuwenben;  xft  jeboef)  beim  Erfcfyeinen  be§  2(t%U§  biefer 
erfte  3ettraum  bereits  oorüber,  ober  bie  Äranrtyit  mit  folcfjer  $efc 
tigfeit  eingetreten,  baf?  ein  fotdjeS  oorbereitenbeS  ©tabium  über^ 
fyaupt  ntcr)t  füglicf)  untergeben  werben  fonnte,  fo  mu$  bann 
fogleicb  eine  jidrfer  eingreifenbe  SSebanblung  bem  SBeitergreifen 
be6  UebelS  ©cljranFen  fe£en.  allgemeine  S3tutent§iel)urtgett  na= 
mentlid)  finb  bann,  oor^ügltd)  bd  jungen  oollfaftigen  Snbioibuen, 
niebt  ju  entbehren ;  bei  fcl)wdd)licben  Äorpew,  bei  geringerm  ©rabe 


245 

be§  UebelS,  ober  wenn,  nacfybem  burd)  allgemeine  33lutentleerung 
jwar  ber  erfre  Unfall  ber  (Sntjunbung  gemäßigt  ijt,  nun  bei  2Öie; 
bererjeugung  ber  £3lutmaffe  aud)  ber  ©d;mer&  wieber  an  ^eftigs 
feit  junimmt,  ft'nb  bann  örtliche  SBlutentjiebungen  notbig,  welche 
mittel  Anlegung  üon  16  —  20  ^Blutegeln  an  bte  fcbmerjenbe 
©teile,  oft  auü)  mit  befonberm  S^ufcen  an  bte  äußern  <5cbam; 
tiefte,  ja  felbfi  mitteljt  be§  Speculum  vaginae  an  ben  SOhtttermunb 
felbff,  am  fd}i<flicbjten  bewirft  werben,  and)  bei  nochmaliger  SSBte- 
berfebr  unb  nocb  ntdjt  brnldnglirf)  befeitigten  ©cbmerjtn  oft  meb- 
rere  Wlak  wieberbolt  werben  muffen,  wogegen  9?ücfftd)t  auf  an- 
febeinenbe  (Sntfrdftung  ja  nid)t  gu  fyod)  angefangen  werben  barf, 
mbern  baj>  ©efüfyl  üon  ©cbwdcbe  golge  ift  be3  §ieber£,  ba$ 
Sieber  aber  $olge  ber  ßntjunbung,  unb  gegen  tk  ©ntjünbung 
alo  abnorm  gesteigerte  Sbdtigfett  be3  ©efdßfyjfemS  bie  $zxabz 
jiimmung  biefeS  ©t)ftem3  burd)  SSlutentjiefjung,  ba3  wirffamjle 
Mittel  bleibt. 

§.  342. 
£)te  innern  bittet  betreffend ,  fo  ft'nb  l;ier  v>or$üglid)  biejenu 
gen  angezeigt,  welcbe  tbeilS  als»  ber  probuetioen  organifeben  Äraft 
überbauet  entgegen  wirfenb  erfebeinen,  tbcilS  burd;  üermebrte 
©ecretionen  be3  DarmfanaB  bte  Erregung  anberer  Organe,  »er; 
minbern,  tbeilS  überbauet  berubigenb  auf  ba£  ©efdßfyjtem  wir- 
ren. 3u  ben  erflern  reebnen  wir  üorjitglid;  ba§  £luecffilber, 
weld;e3,  gleicb  anbern  mineralifeben  ©iften,  üorsugürf)  ber  3Je= 
^robuetion  unmittelbar  entgegengefe^t  ift  (eben  babureb  in  großem 
QUaben  unb  in  gewiffen  SSerbinbungen  als  etn§  ber  gerfiorenbflen 
©ifte  ft'cb  barjtellt),  baber  als  £3efcbrdnfung3mittel  abnorm  auf= 
geregter  Slfydtigfett  in  ben  feinern  SSerjweigungen  beö  @efd^ft?flem^ 
(fowol)l  bei  ßntjünbung  als  Degeneration,  in  welcber  letztem 
$inftd)t  befonberS  an  bie  SBirfung  be3  rotben  £luecfft'lberprdcipt* 
tat$  bei  feb wammigen  2(u3wücbfen  erinnert  werben  iann),.  einer 
febon  üon  £egewifd)*)  aufgehellten  2£nficf)t  §u  ^olge,  fo  außer; 
orbentlicb  lf)ulfretdt)  ft'cb  erweijt.  2lucb  in  ber  ©cbdrmutterentjün= 
bung  baber,  unb  jwar  üorjüglicb  ber  Neigung  biefcS  £)rgan3  ju 
Degenerationen  wegen,  geigt  baS  £luecf  ftlber ,  unb  inSbefonbere 
i»a$  Äalomel,  fiel)  üon  ausgezeichnetem  dlu&nt,  nur  muß  bie  ©abe 
nacb  ber  Snbioibualitdt  beS  Äranfen  abgemeffen  werben,  bamit 
öorgüglicf)  jldrfere  Dofen  (2— 4  ©ran)  m#t  etwa  §u  fcbnellüber; 


*)'.£>«  fclanb' 8  Sournal  b.  pr.  4>etCB.  XXI.  SSb.  <3.  ©t. 


246 

mäßige  25armau§lecrungen  fyeroorbrmgen,  unb  fo  bte  weitere  lim 
wenbung  eerfnnbert  wirb.  S3eim  Stfacfylaß  ber  acuten  5Dletvttiö 
unb  üorgüglicb  bei  (Symptomen,  welche  einen  Uebergang  in  bte 
d)ronifd;e  oerratben,  ift  namentlich  aucb  öon  ben  äußerlichen  ©n* 
reibungen  be3  Unguenti  mercurial.  in  23erbtnbung  mit  bem  Lini- 
mcnto  volat.  ©ebraud)  gu  macben. 

§.  343. 
3Sa3  bte  ben  übrigen  £eilangeigen  (f.  »origen  §.)  entfpre* 
cfyenben  Mittel  betrifft,  fo  ftnb  »on  bm  ben  £)armfanal  tnSbe* 
fonbere  in  2fnfprucb  nelmtenben  oor^üglid)  ba§  Sfttrum  unb  bie 
blanben  2fbfül;rmittel  gu  erwdlmen;  erjlereS  fann  gu  5 — 10  ©ran 
pro  dosi  allein,  ober  in  ©mulffonen  aufgelöst,  gegeben  werben. 
$lod)  ffdrfere  £5ofen  paffen  nur  für  bie  acutefien  gdlle,  inbem  bä 
anbern  baburd)  tl)eils>  l;eftige  SMahrfyoen  gu  fd)nell  erregt  werben, 
tfyeilS  felbft  ber  GionfenfuS  gwifcben  &axm  unb  Uterus  biefe  f>ef- 
tigern  Stauungen  «erbietet.  23on  ben  2£bfül)runggmitteln  muffen 
aber  wegen  legerer  3?ücfftcbt  nur  bie  weniger  reigenben,  al3 
Manna ,  Oleum  Ricini ,  Pulpa  Taraarinclorum ,  Pulpa  Cassiae, 
aucr;  wol)t  bei  größerer  Unempft'nblicbfeit  bie  Senna,  ferner  bie 
leidstem  SÖftttelfalge,  al§  Tartarus  tartarisatus  u.  f.  w.  in  2(ns 
wenbung  gegogen  werben.  Sn  ber  Siegel  pflegt  eS  für  bie  WliU 
berung  be3  gieberS  am  gwecfmdßigften  gu  fein,  wenn  tdglid)  bret 
big  fed;3  mebr  flüfft'ge  Ausleerungen  erfolgen,  welche  gum  Sfyetl 
aucl)  burcl)  gegebene  2at>ement3  gu  bewerfffelligen  ftnb. 


allgemein  berul)igenbe  Mittel  ftnb  tfyeilS  mittelbar  fcfyon  bie 
in  ben  beiben  oorigen  §§.  genannten  im  tyotyen  ©rabe,  tfyeilS 
fonnen  fyierber  noeb  einige  befonbere  Mittel  gerechnet  werben, 
unter  welchen  bann  ba$  bidtetifebe  Skrfyalten  mit  Slttyt  obenan 
gejtellt  wirb.  $)lan  forgt  baber  für  ben  2(ufentt)alt  ber  Äranfen 
in  reiner,  mäßig  erwärmter  2uft  unb  niebt  gu  erl)i£enber  SBe* 
beefung,  erlaubt  blo§  fcfywad)  ndbrenbe,  fü^lenbe  ©peifen  unb 
©etrdnfe,  leiebte  ©uppen,  $altefd)alen  oon  SSSaffer,  ©tronenfaft, 
Sucfer  unb  3wtebacf,  ^lieber*  unb  G>bamillentbee ,  abgelebtes 
SSaffer  mit  v^tmbeerfaft,  ßitronenfaft  u.  f.  w.  gum  ©etrdnf,  laßt 
gwifcfyen  ben  übrigen  Mitteln  bie  fcfyon  für  baS  Stadium  irrita- 
tionis  empfohlenen  Mittel,  oorgüglicl;  bie  ©mulftonen,  fortgebraus 
cfyen,  unb  wenbet  eben  fo  aucb  bie  ortlicb  berubigenben  Wlitttl, 
Somentationen,  ÄataplaSmata ,  £>ampfbdber  unb  (unter  ber  an= 
gegebenen  (Sinfdjrdnhtng)  and)  Snjectionen  no$  fortwdljrenb  big 
gur  Smberung  beS  ©cfymergeS  an. 


24T 

§.    345. 

«Sowie  nun  unter  folgern  33erfaf>ren  bie  3ufdtle  bie  Äranffjeit 
fid;  minbem,  gef)t  man  mit  bemfelben  gleichfalls  jurücF,  unb  wenn 
enblid)  bei  Eintritt  beS  ft'ebenten  ober  neunten  SageS  tntifcfye  Aus- 
leerungen ftcb  jetgen,  treten  i>k  ftdrfer  einwirf enben  Mittel  öotlig 
5urücf,  unb  eS  bleibt  nun  bie  £auptinbicatton,  biefe  33efrrebungen 
ber  Üftatur  $u  unterfrüfcen.  33et  erleid)ternben  ©cbweißen  giebt 
man  beSljalb  gelinb  biapboretifetje  Mittel,  5.  33.  Liquor  Mind. 
mit  bem  gtieberblumenaufguffe;  bä  ft'rf?  wieber  jeigenber  SD?en; 
firuation  beforbert  man  biefelbe  burefy  £)am:pfbdber,  gfufjbäber, 
SOMiffentbee,  grictionen  ber  ©d)enfel  u.  f.  w.  —  [IdrPeve  ^arn- 
abfonberung  unterfingt  man  burd)  uerbünnenbe  ©etrdnfe,  laßt  bie 
obige  antipljtogiftifclje  2Mat  babei  fortführen.  —  ©efd)iel)t  inbeß 
bie  3ertt)eilung  unootlfHnbig ,  fo  baß  innerlicher  ©cfomerj,  Abenb- 
fieber,  2)urft,  belegte  3unge  jurücfbleiben,  fo  fann  man  bann  mit 
9hi&en  aud)  frdrfere  ableitenbe  Mittel  ju  $ülfe  nehmen,  unter 
welchen  gan§  üorjüglid)  bie  ©inapiSmen  auf  bie  äöaben ,  bei  tor= 
pibern  ©ubjeeten  auf  bie  Regio  hypogastrica  felbft,  empfohlen 
werben  muffen.  Sßeft'catorien  unb  flüchtig  rcijenbe  Einreibungen 
ftnb  fjter  weniger  paffenb,  erfrere  wegen  tfjrer  reijenben  Einwir; 
fung  auf  Vieren  unb  ©efd)lecbt3fv)frem,  (entere  wegen  beS  bamit 
üerbunbenen  mecf)anifd)en  JKeijeS;  bagegen  ift  fyier  bie  fortgefe^te 
Anwenbung  beSÄalomelS,  üerbunben  mit  reijminbernben  Mitteln; 
§.  33.  f leinen  Sofen  Opium,  Extract.  Hyoscyami  ober  Cicutao, 
im  fyier  ganj  befonberS  wirffamen  33laufdure  faltigen  Mitteln, 
§.  33.  Aqua  Laurocerasi,  Infusum  Valeiianae  unb  dlmltd)en  Wi'lU 
teln  gan§  jwecfmdßig;  aud)  ffnb  Einreibungen  üon  33recbwetns 
fteinfalbe  in  bie  l^pogaftrifcbe  ©egenb  mit  9?u£en  anjuwenben. 
©et)t  (wtö  inbeß  feiten  ber  ^all  ift)  bie  Ent^ünbung  in  Eiterung 
über,  fo  muß  burd)  erweidjenbe  Umfcbldge,  fd;leimige  Snjectionen, 
unb  £>ampfbdber  bie  Entleerung  beS  AbfceffcS  burd)  bie  SSagina 
beforbert  unb  fobann  für  Erhaltung  gutartigen  EiterS  unb  allge^ 
meinere  frdftige  9?eprobuction  burd)  mefjr  ndljrcnbe  £)idt,  Eljina 
u.  f.  w.  geforgt  werben. 

§.    346. 

21m  wenigften  üermag  bie  beilenbe  Äunft,  wo -bei  anfange 
lieber  SSernacl)ldfftgung  ober  ganj  irriger  erregenber  33ebanblung, 
ober  aud)  tppbofer,  epibemifd)  berrfdjenber  Eonjltrution  bie  QtnU 
jünbung  §ur  ©angrdn  fiel)  neigt,  bem  gemäß  aud;  ber  lieber; 
djarafter  ftd)  dnbert  unb  bie  fogenannten  neroofen  (Symptome 
bereits  eingetreten  ftnb.     ES  wirb  bann  üorjüglict)  bie  Aufgabe 


248 

beS  2(*5te§,  bie  organifdje  Sfeaction  ju  erl;6fyen  unb  baS  Heber* 
winben  unb  <Scf>ranfenfe^en  örtlicher  Äbjferbung  burcb  baS  Gebens 
bige  gu  beforbem.  Snnerlicfy  tfl  baljer  in  biefen  fallen  t>on  beit 
mineralifcben  ©duren,  bem  Elix.  Hallen,  aucl)  t>on  ber  $Pbo3- 
pfyorfdure,  in  23erbinbung  mit  ber  Valeriana,  ©erpentaria,  bem 
$ampl)er,  bem  SßofclmS,  ben  Sta^tfm  u.  f.  w.  ©ebraucb  ju 
machen.  £)a§  ivalomel,  welches  fjter  leicht  p  colliquatiüen  £>ux& 
fallen  SSeranlaffung  giebt,  muf  (wenn  eS  nicfyt  in  f  leinern  £5ofen 
in  §3erbinbung  mit  £ampl;er  ben  Umjtdnben  nacfy  gegeben  werben 
!ann)  gewöfmlicl)  ausgefegt  unb  für  binldnglicbc  2)armentleerung 
burcb  £at>ement3  geforgt  werben.  £5ie  £)idt  erforbert  nur  infofern 
einige  Abdnberung,  als  für  Äranfe  biefer  Art  als  3umifcf)ung  §u 
Äaltefd;alen  unb  jum  ©etrdnf,  ber  SBein  ein  üortrefflicfyeS  Mittel 
wirb.  Aeufjerltd)  fmb  gleichfalls  bie  mebr  erregenben  Mittel  in 
Anwenbung  §u  gießen,  als  ©inapiSmen  über  ben  ßeib,  gomenta= 
tionen  üon  Aufgüffen  ber  Hb.  Menth,  crisp. ,  Meliss. ,  Majoran, 
u.  f.  w.,  mit  Sßein  üermifcljt,  über  bie  ©eburtstbeile,  ja  felbfl  bei 
fefyr  trocFner  brennenber  $aut  allgemeine  aromatifcfye  SBdber. 

§.  347. 
SBaS  bie  S5el)anblung  ber  cfyronifcfyen  (Entjünbung  betrifft, 
fo  muj?  bier  üorjüglic^  auf  bem  oben  (Qtnbe  345.  §.)  angezeigten 
SSege  fortgegangen  werben,  unb  namentlich  wenn  bie  Äranfljeit 
nur  in  ber  Siefe  fortfcbleicfyt,  nur  burcl)  pertobifcfy  eintretenbe 
©c^mer^en,  erbäte  (Empft'nblicbfeit  unb  allgemeine  SSefcfywerben 
ft'cb  su  erfennen  giebt,  üorjüglic^  burcb  Abwenbung  aller  dtte* 
gungen  unb  fortbauernbe  Ableitungen  gewirft  werben.  —  ©olcben 
^erfonen  bafyer,  obwohl  fte  fiel)  ju  Seiten  reebt  wofyl  beftnben, 
mup  boeb  eine  fefyr  genaue,  mefyr  üegetabilifdje  füf)lenbe  £)idt, 
SSermeibung  aller  erfyifcenben  ^Bewegung,  üorjüglicb  23ermeibung 
aller  Keimungen  beS  ©efcf)lecbtSft)jfemS  jur  $Pflicj)t  gemacht  werben; 
man  laßt  babei  baS  $alomel  mit  bem  (Ertract  ber  Güicuta  in  flet- 
neren  £5ofen  fortnehmen,  wenbet  (Einreibungen  mit  bem  üaguent. 
neapolit.  unb  Tartarus  stibiatus  an,  Idpt  üom  Infuso  Hyoscyami, 
Cicutae  unb  Valerianae  üorftebtig  (Sinfpri^ungen ,  ober  burcl)  ben 
S55eib  ltct)'fci)en  Skbejlubl  innere  ortlidje  S5dber  gebrauchen, 
einen  Schwamm,  mit  folgen  Aufgüffen  getrdnft,  in  bie  ©e- 
burtStfyeile  legen,  üor§üglicl)  aber  empfehlen  fiel)  bann  au<#  Son= 
tanelle  an  ben  ©cfjenfeln,  bei  jldrfer  erregten  ©cbmerjen  lt)du= 
ft'ger  wiebcrljolte  ^Blutegel  an  baS  ^erindum,  an  bie  ©cfyams 
tbeile  unb  an  ben  Sftuttermunb,  unb  öfters- bargereicl)te  Manbe 
Abführungen. 


249 

§.  348. 
Sn  allen  fallen  entlieft,  wo  tue  SRetrttiS  als  feeunbdre 
itranffteit  erfeftemt,  ober  üon  befonbern,  noeft  fortwirken  ©e; 
legenfteitSurfacften  erregt  wirb,  muß  herauf  aueft  bte  Seftanblung 
noeft  befonbere  SRM  ftcftt  nehmen.  Vorausgegangene  ©ntjünbungen 
benachbarter  Organe  muffen  bafter  jwar  im  allgemeinen  gerooftn; 
lieft  naeft  dftnlicften  9tucfftcftten,  roie  bie  (Entjünbung  ber  Gebär- 
mutter ,  jeboeft  §ugleicft  naeft  benjenigen  SKobificationen,  wetefte  bie 
Statur  beS  afftetrten  DrganS  forbert,  beftanbelt  werben,  brücFenbe 
§)effarien,  2(uSwücftfe  am  Sftuttermunbe,  3)ofypen  muffen  entfernt, 
feftterftafte  2agen  beS  UteruS  naeft  unten  anjugebenben  Regeln  be- 
feitigt,  unb  Unterbrucfungen  ber  29?enj?ruation ,  ber  Seuforrftoe, 
ber  ^)dmorrftoiben  geftoben,  fowie  fftpfttlttifcfte  unb  anbere  ©c; 
feftwure  ber  ©eburtStfteile  gefteilt  werben.  —  SSleibt  übrigens  naef) 
geftobener  SftetritiS  (welcfteS  oorjüglicft  bei  tppftofem  ober  eftroni; 
feftem  ßftarafter  ber  §atl  §u  fein  pflegt)  allgemeine  ober  ortlicfte 
bebeutenbe  (Scftwdcfte  gurücf,  fo  forbert  bieS  hm  bei  ben  Siegels 
wtbrigfeiten  ber  SUtenftruation  meftr  erwdftnten  roborirenben  $eils 
plan,  unb  was  bie  juweilen  ft'cft  anfcftlicfienben  golgetranffteiten 
unb  Degenerationen  betrifft,  fo  wirb  oon  beren  SSeftanblung  noeft 
fpdter  auSfüftrlicfter  geftanbelt  werben. 

2. 

SSlutflufj    ber    nieftt  feftwangern   ©ebdrmutter 
(Ha^morrhagia  uteri,   Metrorrhagia). 

§.  349. 
(Ein  Prgan,  gleicft  ber  ©ebdrmutter,  511  beffen  normaler 
23erricfttung  fo  ftduft'ge  SSlutauSfdjeibungen  geftoren,  beffen  Oceicft; 
tftum  an  ©efdfjen  fo  groß  i(r,  beffen  ©efdße  oorjüglicft  in  S5enen 
befieften,  beren  2luSbeftnbarfeit  noeft  überbieS  fo  außerorbentlicft  ifr, 
muß  febon  babureft  aueft  bie  Anlage  §u  bebeutenben  franfftaften 
SBlutergiefmngen  erftalten.  S3ermeftrt  wirb  inbeß  biefe  Anlage,  je 
meftr  biefeS  £)rgan  bereits  an  2Cufnoftme  unb  2(uSfeftetbung  be= 
trdcfttlicfter  S3lutmaffen  gewoftnt  i{r,  welcfteS  benn  im  UteruS  um 
fo  meftr  ber  gatt  ijl,  je  ftduftgere  ©eftwangerfeftaften  unb  ®ebur= 
ten  ftattgeftabt  t^abm  unb  ie  fcftlaffer  babureft  feine  ©efdfje,  ja 
fein  ganjcS  sparencftpma,  geworben  ft'nb.  —  Qtbm  ftterin  liegt 
benn  aui)  ber  ©runb  baoon,  i>a$  namcntlicft  §ur  3ett  ber  normal 
aufgeregten  ©efdßtftdtigMt  felbjr ,  alfo  oor^itglicft  wdftrcnb  ber 
Sttenjiruation ,  ©eftwangerfeftaft ,   ©eburt  unb  SBocftenperiobe  bie 


250 

fyeftigjfen  S3lutergießungen  üorfommen,  nac^fl  biefen  gerieben  aber 
bann,  wenn  burd)  franftjafte  33ilbung  ber  UtcruS  »erobert,  auf- 
getocPert  unb  fonff  üerdnbert  ift.  ©ie  SSlutergießungen  übrigens, 
weldje  ben  erlern  Suftdnben  angeboren,  bleiben  *>on  ben  gegen* 
wdrtigen  ^Betrachtungen  natürlich)  au3gefd)loffen. 

§.    350. 

&k  ©ntljeitung  ber  ijter  gu  berradjtenben  9Ketrorrl)agie  an- 
gefjenb,  fo  ifr  tiefe  Äranfbeit  oerfebieben  1)  ber  Quantität 
beS  S3lutftuffe3  nad),  unb  jwar  oom  tropfenweifen  %bi 
gange  (Stillicidium  sanguinis)  b'l$  jum  S3 1 Utflur J  (Haemor- 
rhagin),  worüber  jeboeb  gu  bemerken  ift,  ba$  bie  Quantität  an 
unb  für  ftd)  fetewegeS  ein  ttrtfyeit  über  bte  SBirfung  beg  SäluU 
fluffeS  auf  ben  Äorper,  welcher  t/axan  leibet,  begrünbet,  inbem 
natürlich  eine  unb  biefelbe  SSlutmenge  für  einen  Äorper  t>6d£>fl  an* 
greifenb  unb  beträchtlich,  für  einen  anbern  gering  fein  fann,  wie 
bieS  fd)on  bei  bem  normalen  SStutfluffe  ber  Sttenjfruation  bemerkt 
worben  ift.  2)  2) er  Qualität  na  et),  inbem  ba£  abfließenbe 
SSlut  entweber  fyellrotbeö  arterielles,  ober  bunfelgefdrb* 
teS,  üenofeS,  unb  ferner  flüfftgeS  unb  reines,  ober  coas 
gutirteS  unb  miß  farbiges,  mit  2mnpl)e  ober  Gfiter  gemifd)- 
teS  SSlut  ift. 

2Cnmer!ungv  SöaS  bie  SSlutergießungen  auS  bem  UteruS 
betrifft,  fo  fonnte  man  wof)t  bie  grage  aufwerfen,  ob  eS  übers 
$aupt  arterielle  ^Blutungen  in  einem  Organe  geben  fonne,  beffen 
natürliche  3Cu6 Reibungen  (wie  bieg  bie  $>f)t)ftotogie  ber  Üüftenftrua* 
tion  lehrte)  borf)  f)6d)ft  wabrfebeinlid)  allein  burd)  Söenen  bewerfe 
heiligt  werben?  —  unb  ob  id)  nun  gleich  jiemtidf)  fefr  überzeugt 
bin,  baß  allerbingS  aud)  tit  Metrorrhagie  außer  ber  Sftenflrua; 
tionS  =  unb  <5d)wangerfcbaftS§eit  burd)  bie  an  ber  innern  Uterina 
flache  ftd)  üorftnbenben  SSenenmünbungen  gefcl)et)e,  fo  fyaltt  id; 
bocl)  jene  Unterfcbeibung  niebt  für  ganj  überflüfffg,  inbem  eS  bod) 
gewiß  etwas  2lnbereS  ift,  wenn  baS  in  bie  feinern  23enenjweige 
ergoffene  arterielle  SSlut  fogteid)  wieber  auS  biefen  ÜBenenjweigen 
auSfiromt,  ober  wenn  SSlut,  welcbeS  febon  längere  Seit  in  ben 
SSenenfldmmen  »erweilte,  burd)  eine  retrograbe  ^Bewegung  (welcbe 
im  23enenft>ftem  metleidjt,  fyauftger  als  gemeinhin  angenommen  wirb, 
oorfommt)  ftd)  ergießt. 

§.    351. 

(Sine  britte  ©nt^eitung  begießt  ftd)  auf  baS  SS  er  weilen 
ober  ausfließen  beS  SSluteS,  naef)  weiter  wir  innern  unb 
äußern  ©ebdrmutterfluß  unterfcfyeiben,  unb  f;ier  wirb  eS 


251 

benn  nocb  erforbcrttrf? ,  ber  befonbem  Äennjeid)en  be§  erjlern  ju 
gebenfen,  inbem  für  fdmmtlicbe  übrige  2£rten  fidt?  bie  cbarafteriflU 
fcben  $?erfmate  leicbt  t>on  felbjl  barbieten.  (Sin  ©ebdrmutterblutflujj 
alfo,  wo  ba3  SBIut  in  ber  ^>6(?le  beS  Uterus  fclbjl  ftct>  anbduft, 
wirb  erfannt:  1)  auä  ben  3etcr>en  be3  33lutt>erlufle3  unb 
ber  (Srfcböpfung  überhaupt,  alS:  ©infen  unb  oermeijrte  grequenj 
be3  $ulfeö,  SWatttgfeit,  ©cbwinbel,  gtywnbraufen,  Äälte  ber  ^ 
tremitdten,  f alter  ©cbweif,  eingefallene  ©eftcbtSjüge,  Uebligfeiten, 
Erbrechen ,  Sittern ,  SDbnmacbten  unb  3ucfungen.  2)  2Cu3  ber 
SSergrogerung  be£  Uterus?,  wobei  ber  auf  erlief  bureb  bie  33aucb= 
beefen  fühlbar  werbenbe  ©runb  beffelben  weieb,  teigartig  gefunben 
wirb.  3)  2lu3  üorljergegangenen  ober  nocb  emroirfenben  Urfad)en, 
welcbe  eine  Skrfcbliefung  ober  23erjlopfung  be3  SttuttermunbeS  $ur 
Solge  i)abm  Tonnen.  UebrigenS  fann  begreiflieb  ein  wirflicb  bes 
beutenber  innerer  S3lutfluf?  aufer  ber  ©cbwangerfdjaft  unb  2öo; 
cbenperiobe  nur  feiten  unb  nie  olme  oorauSgegangene  franf^afte 
•Uttetamorpbofe  bc£  SDrganS  jlattft'nben. 

§.    352. 

4)  (Snblicb  unterfebeiben  wir,  ben  Urfacben  nacb,  jroifcbcn 
actiücm  unb  paffiüem  ©ebdrmutterblutfluffe,  welcbeS 
namentlicb  in  9fürfft4>t  ber  S3ebanblung  wtebtig  ijl.  £>er  aetbe 
SSlutfluf  ijl  ^robuet  ortlicb  erböbter  ©efdftbdtigfett,  unb  wirb 
gewobnlicb  bureb  oorauSgegangene  ßongeflionen  bebingt,  wttyalb 
ibm  mand)erlei  Vorboten:  ©cbwere  ber  ©lieber,  IDbrenbraufen, 
Äopffcbmerj,  ©cbwinbel,  üermebrte  Sßdrme,  £>ru<f  im  SSecfen, 
drangen  jum  Urinlaffen  u.  f.  ro.  bduft'g  »orauSjugeben  pflegen. 
SMefe  actioen  ^Blutungen  ffnb  übrigens  geroobnlicb  mel)r  arterieller 
SBefcbaffenbeit;  i>a§  SSlut  wirb  gtxotynlld)  tetn  unb  flüfffg  auSs 
geleert,  unb  ft'e  fmb  mebr  frdfttgen,  jungem,  fonjl  gefunben 
Äorpem  eigen.  2>er  paffioe  SSlutflufj  ijl  bie  golge  ortlicb 
gefunlener  ®efd$tbdtig?eit  ober  organifeber  Sevflorung  ber  ©efdfe 
fclbjl,  wobureb  ft'e  auf  er  ©tanb  gefegt  werben,  bem  normalen, 
unb  noeb  weniger  bem  abnormen  abrangen  ber  SMutmaffe  (bei 
(Songeftionen ,  welcbe  allerbingg  aueb  bem  paffwen  S3lutfluj]e  üor^ 
ausgeben  fonnen)  SBiberjlanb  §u  leijren,  obwobl  hierbei  aueb  auf 
bie  SSerbdltniffe  ber  SSlutmifcbung  SRücfffcbt  ju  nebmen  tjl,  unb 
aueb  üerminberte  ©erinnbarfeit  berfelben,  wie  bei  fforbuttfeben 
unb  tppböfen  3ujldnben,  paffwe  Blutung  bebingen  fann. 

3Cnmer!ung.  £)te  Gnntbeilung  btefeS  33lutfluffe3 ,  welcbe 
Siebter  (fpecielle  Sberapie,  3.23b.  <S.  606.)  unb  £aafe  (ebron. 
Äranfljeiten,   1.  £b-  ©.  499.)  angenommen  fyabm,  erjlerer  in 


252 

entgünbltdfjen,  frampfljafren  unb  pafftoen,  leitetet  üt  Sftetrorrbagte 
mit  bem  @l)arafter  ber  ©pnoeba,  be£  (Erethismus  imb  ber  $ara= 
Ipfe ,  fcfjeint  unS  tm  ©anjen  weniger  naturgemäß  unb  fallt,  fo 
weit  wir  fte  paffenb  ft'nben,  eigentlich  mit  ber  l;ier  angenommenen 
©ntbeilung  gufammen. 

.§.  353. 
2B  e  f e  n  1 1 i  d)  ift  bemnad)  biefer  Äränf &ett§erf$etrmng  tfö  2Ctt* 
gemeinen:  ülftifmrfydltntfj  einer  im  UteruS  jrattfinben* 
ben  28lutauSfd;eibung  §u  bem  ©tanbe  allgemeiner 
©efdßtfydtigfett  unb  ber  Steprobuction  überhaupt, 
burdj  welche  SBeflimmung  benn  alle  2lrten  normaler  S3lutergie(3un= 
gen  biefeS  £DrganS  am  ffcfyerjien  auSgefcfyloffen  werben,  ©tc  ents 
f ernten  Urfacfyen  ft'nb  naef)  im  »ergebenen  Arten  ber  S5lu= 
tung  oerfdjieben.  3uerft  ijl  ju  berücfffcfytigen ,  baß  eine  gewiffe 
Anlage  ju  5!ftutterblutflüffen  fcfyon  »on  ber  ©eburt  auS  gegeben 
fein  fonne.  ©owie  man  bafyer  Neigung  ju  ^Blutungen  überhaupt 
bei  gewiffen  ßonftitutionen  (ben  fogenannten  33  Intern)  als?  erb= 
licfye  Äranffyett  angetroffen  l)at,  fo  ftef)t  man  and)  Neigung  gu 
Sftetrorrljagten  in  einer  Familie  fyduft'ger  als  in  ber  anbern  t>or- 
kommen,  unb  $>erfonen  mit  biefer  Anlage  geboren  geiefmen  ftd? 
inSbefonbre  auS  buxd)  einen  fein*  jkrf  auSgebrücften  weiblichen 
$abituS,  breite  Ruften,  fcfywammigen  Äörper  unb  Sßeite  ber 
SSenen,  felbft  in  ifytm  oberflächlichen  SSerjwetgungen.  §ür  im 
aetwen  S3fotflu{?  fowofyt  als  für  ben  paffwen  geben  1;  gewiffe 
abnorme  (Erregungen  ber  allgemeinen  ©efdßtfydttgs 
feit  (beS  einen  Factors  ber  Ärartf^ett)  bie  SSeranlajfung.  ©ie 
werben  bebingt  burefy:  a)  fefyr  reicfylicfye  &iät,  befonberS  ben  ©enuf 
fiarf  ndfyrenber  ©etrdnfe,  §.  33.  flarfer  23iere;  b)  fü§enbe  SebenS; 
weife;  c)  Sprungs*  ober  Argneimittel ,  welche  bie  Heroen  unb 
©efdße  beS  Unterleiber  unb  namentlich  ber  ©efcl)le$tSorgane, 
heftig  anregen  unb  anfyaltenbe  ßongejfroncn  unb  &ule|t  bleis 
benbe  (Erweiterungen  ber  Unterleibs*  unb  nament- 
lich ber  33ecfengefd§ e  herbeiführen,  als  geiflige  ober  über- 
haupt erl;i£enbe  ©ctrdnfe,  SBein,  d^ocolabe,  grüner  2$ee,  fJarf 
gewürgte  (Steifen,  braftifcfye  Abführmittel,  jur  Unjeit  angewen* 
itte.  (Emmenagoga  u.  f.  w.;  d)  pfycbifcbe  Steige,  als  heftige 
ßcibenfdjaften ,  3orn,  <2cl)recf,  ^reube  u.  f.  w.,  bei  welchen  bie 
SBlutbewegung  entweber  überhaupt  auSnefymenb  geweigert  ober 
aueb  momentan  gehemmt  unb  Anhäufung  in  ben  %$mm  baburd) 
begünfttgt  wirb;  e)  fe|t  l;ei#e  Temperatur  ber  Mit  unb  dl)nlid)e 
SBdber. 


250 

§.    354. 

2)  gürten  actioen  SStutflufü  inSbefonbre  wirfen  oor- 
SÜgltd)  aufüer  ben  genannten  folgenbe,  mebr  örtliche  SSebingungen 
erregenb:  a)  ein  bober  ©rab  oon  SReijbarfett  überhaupt,  unb  be= 
fonberS  in  t>m  Revuen  be3  ©efcbledjtSfyjlemS,  welcber  namentlich 
bie  golge  fehlerhafter  ^>{;pftfd?er  (gr^tefjun^,  jettiger  unb  übermäßi- 
ger ©eifteSanjfrengung,  früher  AttSfcbweifungen  unb  beS  ÜftifjbraudfjS 
erbi&enber  ÜftabrungSmittel  unb  ©etrdnfe  ^u  fein  pflegt;  b)  Äranfs 
Reiten  benad;barter  UnterleibSorgane,  welche  ben  Kreislauf  be§ 
9)fortaberft)frem3  beeinträchtigen,  unb  Anbrang  nad)  ben  ©efcblerfjtö- 
Organen  oeranlaffen ,  cbm  fo  aud;  allgemeine-  Äranfbeiten,  welcbc 
fid)  juweilen  fogar  burd;  SJletrorrbagien  entfdjeiben,  wo  bann  bie 
^Blutung  atlerbtngg  fetjr  wobltbdtig  fein  fann;  c)  örtliche  Steige 
oon  brücfenben  ^effarien,  reijenben  Snjectionen  u.  f.  w.  3)  gür 
ben  paffioen  35lutflufj  ft'nb  befonbere  23eranlaffungcn  oor= 
jüglid)  Äranfbeiten,  weldje  entweber  allgemeinen  fehlerhaften  3u- 
ftanb  ber  ©anguift'cation  bebingen  (Scorbut,  gaulft'eber,  dntmU 
febung  burd)  ju  bduftgeS  Aberlaffen) ,  ober  in  23erbilbung  ber 
tttcrinfubftanj  ft$  barjMen,  als  ©t)pbili3,  fcfywammige  Auftrei- 
bung  be3  UteruS,  ^Polppen,  ©ftrrr)ug ,  ÄrebS,  ©teatomata,  2eu= 
torrf;oe,  febr  bduft'ge  oorauSgegangene  Sßocbenbettcn,  juvüdgebliebene 
9?acbgeburt£refte,  ttmftülpung,  23orfall  unb  ©d)ieflage  beS  UteruS, 
fowie  (Sinflüffe,  roelcbe  entweber  med)antfd)  tm  UteruS  erfd)üttem, 
ober  bpnamifcb  bie  Auflockerung  fetner  ©ubftanj  oermebren,  a\$ 
Sampfbdber,  Äol)lent6pfe  u  f.  ro.  5e  mebr  fid;  nun  mit  tiefen 
ortlicben  Seranlaffungen  bie  allgemeinen  Abnormitäten  ber  ©efdfs 
tt;dtt*Qfett  (§.  353. 1.)  oerfnüpfen,  um  fo  fMrfer  tritt  ber  S3lutflu£  ein. 

§.    355. 

25er  ©ang,  weldjen  biefe  ^ranfljett  ju  nebmen  pflegt,  t>k 
folgen,  roelcbe  ft'e  herbeiführt,  unb  i>k  ^terauö  ftcr)  ergebenbe 
^Prognofe  mufs  roieber  tbeilS  nad)  t>m  oeranlaffenben  Urfac^en, 
tbeil3  nacb  bem  ©rabe  ber  Äranfbeit  febr  oerfebieben  fein.  2öa§ 
bie  actioen  SBlutflüffe  betrifft,  welche  au$  ber  kräftigem  (5onfrttu= 
tion  ber  Äranfen,  ber  gewobnlid)  mebr  tyUxotym  S3efdt)affenf)ett 
be3  au3fliefjienben  SBluteS,  ber  Abwefenbeit  beoeutenber  SSerbilbun^ 
gen ,  bagegen  oft  burd)  bie  dufüerjr  gejleigerte  SKeijbarfeit  beS  ©es 
fcbled)t3fr;j!em3  erfannt  werben,  fo  ft'nb  ft'e  gewobnlid)  m  ibrem 
Verlaufe  me|r  acut,  unb  §roar  um  fo  mel)r,  je  oollfommner  ft'e 
ber  allgemeinen  ©efdgtbdtigfeit  angeboren,  je  mebr  ft'e  aus  einer 
wahren  ^letfjora  b^öorgeben.  1Lud)  ergiebt  e3  ftdt>  leicht,  bafji 
ein  foldjer  Sölutfluß  gerabe  wie  bie  unter  dfynltcfyen  Umjfdnben 


254 

gewöhnliche  übermäßige  Menflruation ,  für  bett  2(ugenblicf  efjer 
beilfam  at§  gefd^rlid)  erfcbeinen  werbe,  nur  baß  bei  einer  öftem 
SBieberfebr,  ober  bei  langer  3)auer,  ber  Uebergang  in  einen  gafft's 
t>en  S3Iutjbt.fi  gefürcbtet  werben  muß.  Sjl  bagegen  jene  allgemeine 
SBebingung  ntc&t  oorbanben  unb  bie  actioe  Metrorrhagie  btoS  burd) 
unoerbdltnißmaßig  getigerte  Sfjdtigfeit  ber  ttteringefdße,  namenk 
lief)  bei  einer  im  allgemeinen  fcfywdcblicben  (Sonjfitution,  in  golge 
ortlicber  9?eije  ber  ©efcblecbtSorgane,  in  $olge  üon  «Störungen 
beö  Kreislaufs  im  $fortaberft>fton,  etxoa  bei  fcropbulöfen  SnbU 
tnbuen  entjtanben,  fo  ift  niebt  nur  ber  SBlutoerlufr  oft  weit  be- 
beutenber  unb  anljattenber,  fonbern  feine  3?ü<fwtrfungen  auf  baS 
allgemeine  SBefmbcn  ffnb  jugleicb  weit  eingreifenber,  bie  Seichen 
ber  Verblutung  (§.  351.)  treten  weit  leichter  ein,  SBafferfucbten, 
©etbfucbten,  2£uS$ebrungen,  Unfrucbtbarf  ett ,  unheilbarer  weißer 
$luß,  folgen  weit  leichter  nadf),  unb  bie  ^rognofe  wirb  folglicl) 
weit  ungünjliger. 


Vorjüglicl)  ©efafyr  brobenb  pflegen  inbeß  bie  paffwen  SBluts 
flüffe  ju  fein,  eines  Zf)tx%  weit  überhaupt  Snbiotbuen,  bei  weisen 
^Blutungen  biefer  Tlxt  üorfommen  fonnen,  gemeiniglid)  fdjon  fefyr 
gefcbwdcbt  ffnb,  befonberS  bie  reprobuetioe  S^idtigfeit  tyreS  Ä6rs 
perS  gewofmlid)  fyofyft  jerrüttet  ijl,  anbern  Steile»,  weil  ber 
S3lutoerluj!  fetbft  in  ber  9?egel  bebeutenber  unb  anfyaltenber  ijl, 
als  bei  ben  übrigen  2trten.  —  2)er  @ang  unb  bie  $)rognofe  ber 
Äranfljeit  im  (Sinjelnen  richtet  ftcf>  übrigens  naef)  ben  befonbern 
abnormen  SujHnben  beS  ttteruS,  welche  am  fyduftgfien  biefe  33lu= 
tungen  jur  Solge  baben,  unb  welche  eben,  inwiefern  fte  gewöhn; 
lieb  langwierige,  febwer  ober  gar  nicfyt  heilbare  SujUnbe  ffnb, 
ttorjüglicb  babituell  werbenbe,  bei  jeber  fiärfern  Körpers  ober  ©es 
mütl)Sbewegung ,  ober  fonftigen  SSeranlaffung  wieberfebrenbe  SStuts 
ergießungen  bebingen  unb  fomit  bie  s])rognofe  dußerft  ungünjfig 
macben.  Sßabre  Verblutung  unb  plo^licber  Sob,  ober  gefdbrticbe 
Solgefranf betten ,  Sßafferfudjt,  ^fuSjebrung ,  heftige  ©cfyteimflüffe 
fonnen  baber  ^>ter  febr  leicht  eintreten. 

§.    357. 

2BaS  bie  fonfiigen  befonbern  formen  ber  Metrorrhagie  be* 
trifft,  fo  tjl  eS,  ob  eine  ober  bie  anbere  berfelben  oorbanben,  im 
©anjen  t>on  geringerm  (Einfluß  auf  $ranfl)eitSoerlauf  unb  ^rognofe, 
als  bie  oorber  erwdbnten  Momente;  nur  oon  t>em  Unterfcfnebe 
jwifeben  innerem  unb  äußerem  S3lutfluffe  tfl  gu  bemerfen,  ba^ 
atlerbtngS  ber  erftere,  tiE)eil3  wegen  ber  febwierigen  ©rfenntniß, 


255 

t&eilS  wegen  ber  UtxafylifyUto  2(uSbel)nung ,  fo  ber  Uterus  babet 
crleibet,  unb  woburd;  er  ju  neuen,  oorjüglicfy  paffwen  ^Blutungen 
immer  mefyr  biSponirt  wirb,  gefdt)rltcl)er  fei  als  ber  dufere.  — 
£>afj  enblid)  bei  (Stellung  ber  ^rognofe  aud)  ganj  oorjüglicfy  auf 
bie  Gwnjiitution  ber  Äranfen,  fowie  auf  bie  Quantität  beö  au& 
flromenbcn  33lute$,  auf  minber  ober  heftiger  einwirfenbe  ©ele* 
genbeit3urfad)en,  auf  fürjere  ober  längere  £»auer  be3  Hebels  unb 
auf  bie  dufüern  23erbdltniffe  ber  Äranfen  9lucPftdt)t  genommen  werben 
muffe,  ergiebt  fielt)  oon  felbji. 

§.    358. 

SSon  ber  $3efyanblung  ber  Metrorrhagie.  —  Sn 
wiefern  bei  jebem  SBlutflufj  immer  bie  allgemeinen  Sufidnbe  be3 
©efdfifyjiemS  oon  befonberer  SBtcfotigf  ett  fmb ,  unb  jeber  SBlutfluf?, 
wenn  aufy  burefy  gan§  örtliche  23eranlaffungen  fyeroorgerufen,  bocl) 
wenigjienS  bureb  ben  2£nbrang  oom  allgemeinen  ÄretSlaufe  au§, 
fortwdbrcnb  unterhalten  wirb,  fo  muß  es  notbwenbig  al§  bie  erfte 
unb  wiebtigfie  Snbication  erfcfyeincn,  negatio  $u  »erfahren,  unb 
3CUeS  abjuwenben,  woburcl)  ber  (SretfoiSmuS  unterhalten  ober  t?ers 
mebrt  werben  fonnte,  ein  ©runbfa^,  worin  benn  aud)  alle,  übris 
genS  oft  oon  febr  oerfebiebenen  ©eftcbtSpunften  auSgebenbe  ©ebrifts 
jieller  über  biefen  ©egenjianb  einftimmig  ft'nb.  —  ©te  borijontate 
Jage  wirb  bafyer  juoorberft  ber  Äranfen  angeroiefen,  unb  wir 
ftimmen  2(jiruc  bei*),  wenn  er  bie  Sage  mit  erbosten  <Sd)enf ein 
bierbei  niebt  für  jwecfmdßtg  erfldrt,  inbem  babureb  jwar  oft  ber 
2CuSfIu|j  beö  33lute3  oerminbert,  aber  2(nbdufungen  in  i>m  innern 
©eburt§tl)eilen  (innere  ^Blutungen)  begünjiigt  werben.  Sn  biefer 
Sage  ifi  ferner  bie  oollfommenfie  9?ube  be3  ÄorperS,  wie  be3  ©es 
mütbS,  ju  beobaebten,  unb  ba§  ©efcfydft  be3  "äx^US  wirb  e3  Sterbet 
oft  fein,  tbeilS  bureb  Entfernung  aller  beunrul;igenben  ^erfonen 
unb  ©egenfidnbe,  tl;eil§  bureb  freunblicbe  3ufpracbe,  baS  über  ben 
etwa  plo^licb  eingetretenen  SMutflufj  felbji  gewobnlicb  auf  erfi  auf= 
geregte  ©emütb  ber  Äranfen  ju  berul;igen.  Sugleicb  achtet  man 
barauf,  2(Ue6  gu  entfernen,  xva$  eine  gleicbmdfige ,  rul/tge  9?efpU 
ration  (welcbe  für  S3erubigung  ber  S3lutbewegung  fo  wiebtig  ifi) 
unterbreeben  fonnte;  man  tragt  ©orge,  bafü  alle  beengenbe  Älei; 
bungSjiücfe  gelöfi  feien  unb  eine  reine,  fefyr  mäßig  erwärmte  3im= 
merluft  bie  Äranfe  umgebe. 

§.    359. 

2Ba3  bagegen  bie  pofttioe  drjtlic^e  SSebanblung  betrifft,  fo 


*)  Maladies  des  femmes.   T.  II.   p.  115. 


fonnen  fyier  burcfyauS  feine  fo  bestimmten  unb  allgemein  gültigen 
vfmlregeln,  wie  rücfftdfjtlid)  be§  £)tdtetifcl)en,  gegeben  werben,  unb 
weber  bie  fcl)on  tjon  ^tppofrateö  empfol)lnen  SBredf)::  unb  tyuxi 
girmtttcf,  noeb  bie  oon  2fnbern,  $.35.  oon  2£ jiruc  an  bie  ©pi^e 
gesellten  Sölutentjielmngen  ?) ,  noef)  bie  einzelnen  gerühmten  %tfr 
neimtttel,  oom  £5racf)enblut  bis  jur  3intmttinctur  unb  neuerlich 
jur  SRatanfyta,  bürfen  als  fpeciftfcfy  ^ulfreicf)  betrautet  werben, 
fonbern  bie  »ergebenen  Bedingungen  ber  Äranlfyeit  ft'nb  in§  2luge 
p  faffen ,  bie  innern  unb  äußern  entfernten  ttrfacfyen  ju  befeitis 
gen,  unb  baljer  tn  tterfclnebenen  fallen  öerfcfyiebene  Wlaa$ regeln 
gu  •  ergreifen.  £>amtt  man  aber  im  ©tanbe  fei  naef)  biefen  ©runb= 
fd£en  ju  üerfatjren,  muß  natürlich  ber  2lrjt  bei  feinen  Unterfucfyuns 
gen  ffd?  ?eine3wege3  bloS  an  ba§  ©pmptom  ber  Blutung  galten, 
fonbern  tljeilS  ben  Suftanb  ber  übrigen  organifcfyen  ©pfteme  burd) 
ein  genaue^  Grramen  au^umitteln  fiel)  bemühen,  tfyeilS  md)t  un^ 
terlaffen,  bie  Sefc&affentyett  be§  Uterus  feibft  burrf)  bie  geburtS- 
i)u If lief? e  Unterfuctjung  (worauf  audj  inSbefonbre  Sorg 
bringt)  fennen  gu  lernen.  £)a3  Severe  iß  um  fo  unerläßlicher, 
ba  tfyeitö  in  Degeneration  unb  falfdjer  Sage  biefe£  SDrganeS  nic^t 
feiten  bie  ndcfyjre  SSeranlaffung  §ur  Blutung  gegeben  ifr,  tljeilS 
fetbj!  ein  (üietleicbt  fonfr  oerbeimlidjter)  2lbortu3  babet  alt>  ttrfactye 
ber  Metrorrhagie  entbeeft  werben  fonnte. 

§.  360. 
Suerjl  alfo  bie  Befyanblung  ber  actioen  Blut5 
fluffe:  —  $ier  ifl  gu  unterfingen,  ob  tk  örtliche  Aufregung 
ber  Uteringefdße  $)robuct  allgemeiner  3ufMnbe,  namentlich  be3 
burefy  §u  retcfylicfye  (Ernährung  unb  f%nbe  SebenSweife  erzeugten 
allgemeinen  SBlutüberfluffeS  fei,  wobei  bann  ber  $ul§  &ofl  unb 
befcbleunigt,  ba6  ©effebt  roty, '  Äopffcfomerg  ober  $reujf$merj  ttor* 
fyanben  §u  fein  pflegt ,  mehrere  SSorboten  gewofynltcl)  t-orauSge* 
gangen  ftnb,  unb  bie  Blutung  felbfl  in  größerer  $eftigfeit,  aber 
aurf)  in  rafcjjerm  SSertaufe  erfefteint.  iDiefetenfljettSform  iji  t§ 
alSbann,  in  welcher  ein  rein  antipfyfoöijiifcfyeS  SSerfaljren  inbicirt 
iß,  unb  wo  baö  plofclicfye  $emmcn  ber  (l)ier  felbfi  aU  l)ülfreicb, 
gleidjfam  frttifd)  erfcfyeinenben)  Blutung  bureb  abjfrmgirenbe  Mittel 
ten  größten  Sftacfytfyeil  bringt.    $ier  alfo  ft'nben  gang  befonberS 


*)  P.  Frank  Epitome  d.  cur.  hom.  T.  V.  P.  II.  p.  110.  faßt  U&er 
biz  S3endfectton :  Saepe  sanguis  vel  utrumque  per  ostium  aufugit,  vel 
imposito  venae  sauoiatae  spleniolo,  ex  viscere  sponte  cruorem  fun- 
dente  pergit  fluere  rebellis. 


25T 

bie  23Iutentjtef)ungen  felbjl  flatt,  unb  e3  muf?  Sterbet  bie  Quantität 
be3  mittelfl  emeS  am  Arm  öorjunebmenben  2CberIaffeö  ju  entjier;en= 
beit  SSluteS,  fowie,  ob  oielleicbt  bie  3Bieberl)olung  be3  2CberIaffeg 
nötfttg  werbe,  tjorjugticb  burd)  bie  Umfidnbe  fetbfl  benimmt  werben. 
Snbep  fann  man  im  allgemeinen  behaupten,  bafj  e3  beffer  fei, 
etroaö  ju  üiel  als  ju  wenig  S3lut  wegjunefymen,  inbem  ber  mibt 
ltd>e  Äorper  überhaupt  leidet  SBlutüerlufre  erfe|t,  unb  außerbem,  bei 
ntd)t  l)in  länglicher  33lutentleerung,  bie  Slftetrorrfyagie  langer  tiamxt, 
bie  Uteringefdße  nacfytfyeilig  erweitert  werben  unb  bie  ^Blutung 
enblicb  5ur  habituellen  wirb. 

§.    361. 

2)a3  übrige  $eiwerfaf)ren  wirb  ebenfalls  üornefymlicr;  auf 
SDMgigung  be3  SDrgaSmuS  unb  $inberung  einer  $u  raffen  9Bte= 
bererjeugung  oon  33lut  abjwecfen  muffen.  Sftan  lagt  bar)er  bie 
Äranfe  nict)t  in  warme  SBetten,  fonbern  am  befiten  auf  eine  Sftas 
tra^e  unter  leichte  SSMbecfen  legen,  orbnet  oegetabilifcbe  <3duren, 
©tronenfaft,  ^>imbeerefftg  u.  f.  w.  unter  ba3  ©etrdnf,  lagt  t>on 
3eit  ju  Seit  etxvtö  $imbeer  *  ober  @itroneneis>  genießen ,  giebt 
SBafferfaltefcbalen  jur  9?al)rung,  wenbet  innerlich  ben  Tremor 
Sartari  mit  bem  0litrum  an,  unb  fobalb  bie  $eftigf eit  ber  S3lus 
tung  felbjt  gemdfigt  tjl,  matyt  man  mit  üftui^en  oon  fufylenben 
Abführmitteln  au3  Palp.  Tamarind. ,  Manna,  Tart.  tartarisatus 
©ebraucf).  (SnMicf)  ijr  aucb  nact)  gdnjlid)  befeitigtem  Anfalle  bar* 
auf  p  galten,  bafi  ^k  Lebensart  angemeffener  eingerichtet  unb 
baburcb  bie  ©elegenljeit  51t  einer  fonjt  letdjt  üon  feuern  eintre; 
tenben  SSlutung  gehoben  werbe.  £>te  SJeconoalefcentin  mujü  baljer 
eine  befcfjrdnftere ,  meljr  üegetabilifcfye  ©tat  fübren,  ifyre  ftfcenbe 
£eben§weife  aufgeben  unb  ffdE)  öor  allen,  ba$  ©efcr;lect;t0ft)jlem 
tnSbefonbre  erregenben  ober  allgemeinen  @retl)i3mu3  oeranlajfenben 
©nflttffen  l)üten. 

§.    362. 

3ji  aber  jweitenS  bie  actioe  ^Blutung  ntcfyt  bie  golge  üon 
wahrer  ^Pletfyora,  fonbern  üon  einer  im  SDttjjoerljdltnij?  jur  allges 
meinen  Sieprobuction  aufgeregten  S^dttgfett  ber  Uteringefdfüe ,  fo 
ijr  bie  $auptinbication  jwar  tfyeilö  immer  wieber  v£>erabjrimmung 
allgemeiner  SBlutbewegung,  tfyetlS  aber  23erminberung  ber  gejiei* 
gerten  ©enftbilitdt.  Sie  befonbern  Mittel  jur  Erfüllung  biefer 
Snbication  ftnb  in  üerfcfytebenen  Snbioibuen  t>erfd)ieben.  S5ei 
übrigens  wohlgenährten,  blutreichen  $latuttn,  wie  man  fte  gerabe 
bei  gejreigerter  ©enftbilitdt,  oorjüglic^  in  ben  l)6f)eren  ©tdnben, 
gar  ntcr)t  feiten  ft'nbet,  ftnb  ebenfalls  33lutentjier;ungen  am  Arme, 

©^naEotogie.  I.  Zi,.  Ste  »uff.  17 


258 

wenn  aud)  in  etwas  freinern  Quantitäten  unb  mefyr  olö  %bk'v 
tungen  betrachtet,  ober  örtliche  S3lutent§iel)ungen  auS  entfernten 
©egenbcn,  unter  weldben  üon  ©onbret  befonberS  bie  jwifd;en 
bie  «Schultern  gefegten  ©d^ropffopfe  gelobt  werben,  fefyr  wofyU 
tl)dtig,  unb  man  fann  bamit  wieber  jtemlicb  baS  im  oorigen  ^Pa- 
ragraph gcfd)ilberte  weitere  $eiloerfal)ren  öerbinben,  nur  baß  man 
nacr;  jweifmdfiger  33lutentleerung  unb  9?ücfft'ci)t  auf  ^Befreiung 
beS  £)armfanalS  mefyr  üon  ten  mineralifcben  ©duren,  als  Aqua 
Rabeliana  ober  Elixir  acidum  Hallen,  ober  üom  2(lautt,  ©ebraud? 
maä)t. 

§.  363. 
S3et  einer  mefyr  fd)wdcblid)en  Gionjfitution,  ober  wo  ber  SBluts 
flufj  fcbon  längere  Seit  angehalten  unb  burd)  feine  ^eftigfrit  bie 
.Strafte  bereits  fefyr  erfd)6pft  fyat,  iji  bann  jiatt  ber  33lutent§iel)un; 
gen  t>on  anbern  ableitenben  Mitteln,  üon  gelinber  £>auterwdrmung 
burd)  §riction,  t?on  33eforberung  allgemeiner  SranSfpiration ,  oon 
2(uffe&en  trocfner  ©cfyropffopfe  auf  ben  Unterleib  ober  auf  bie 
innere  ©d;enfelfldd;e,  ober  auf  bie  S3rüj!e,  (Sebxaüd)  gu  mad;en 
ja,  wenn  baS  fonfl  empfohlene  anlegen  üon  £3inben  um  Dber^ 
fdjenfel  unb  2Crme  jemals  einen  wirflid)  wohltätigen  (Sinfluf? 
gezeigt  fyat,  fo  ijt  eS  olme  Zweifel  namentlid)  in  biefen  fallen 
gewefen.  2(eußerlid)  wenbet  man  aromatifcben  (Sfffg  als  gomens 
tationen  auf  bie  ©eburtStf)eile,  ober  2lufgiiffe  öon  aromatifdjen 
Ärdutern,  mit  dfft'g  unb  SBein  üermifdjt,  &u  dfynlicben  Omenta; 
tionen  ober  ju  Snjectionen  in  bie  Sßagina  an,  mad)t  Einreibungen 
t>on  dlaptjt^d  auf  i>en  Unterleib,  unb  üon  einigen  (5.  33.  t>on 
ßbauffier)  ft'nb  aud;  bie  etSfalten  Umfdjldge  auf  bie  §üße  ge; 
rüfymt  worben.  Snnerlid;  ft'nb  wieber  gan§  üorjüglicf)  i>ie  mine^ 
ralifdjen  ©duren  ju  empfehlen,  unb  jwar  wdl)lt  man  bei  am)aU 
tenbem  33lutfluffe,  wo  bie  Mittel  oft  längere  Seit  gegeben  werben 
muffen,  um  bie  nachteilige  2Btrfung  berfelben  auf  bie  33er; 
bauungSwerf^euge  ju  üermetben,  üorjüglicr;  bie  SSerbtnbung  mit 
bittern  (Srtracten,  obrr  baS  an  ficb  mit  bittern  unb  aromatifcben 
©toffen  bereitete  Elix.  acidum  Mjnsichtü.  *£)ier  ijr  eS  auä)  wo 
als  reoulfwifclje  SDtfttel  entweber  wir!lid>e  33red)mittel,  ober  33red)s 
mittel  in  refracta  dosi  mit  9lu%en  angewenbet  werben,  ßnblicb 
ft'nb  benn  audj  bie  narfotifdjen  unb  frampfwibrigen  -Mittel  für  - 
biefe  gdfle  üon  ^Blutungen  fyulfreicb,  unb  t^eilS  baS  Sooer'f^e 
$)uwer,  tfyetlS  bie  SSerbinbung  beS  Landani  liq.  mit  i>en  minera; 
lifd;en  ©duren,  twjuglid)  aud)  baS  Dpium  in  Älpfrieren  ange^ 
wenbet,  üerbienen  f)ier  Empfehlung. 


259 

§.    364.      , 

2Me  bidtetifcfyen  Wittd  betreffenb,  fo  muß  bei  bem  §.  362. 
berührten  ftäüt  wieber  eine  d^nltd^>e  SebenSorbnung ,  wie  §.  361. 
üorgefcbrieben  ift,  beobachtet  werben;  bei  benjenigen  (üonfiitutionen 
hingegen,  mm  weisen  §.  363.  bie  SRebe  war,  i|t  eS  notbwenbig, 
tfyeilg  für  etxotö  mefyr  äußere  SBdrme  j$u  forgen,  tyeÜS  burcf)  ba3 
übrige  23erbalten  bie  Sieprobuction  mefyr  ju  begünjtigen,  imb  einer 
^u  beträchtlichen  ©cbwdcbung  be§  SfaröenfyjlemS  burcb  gelinb  er* 
regenbe  unb  ftdrfenbe  Mittel  üorjubeugen.  Sttan  reicht  einer  fo 
crfcfyöpften  Äranfen  etwas  Simmts  ober  9)Miffentbee  mit'Sßem, 
fpdterbin  2ttaunmol£ en ,  erlaubt  tfyr  eine  frdftigere,  obwohl  leicht 
öerbaulicbe ,  Sprung,  ttroaö  ^Bouillon  mit  dt,  £irfc|)bomgallert, 
laßt  bei  ©djwinbel  unb  Dbnmacbten  bie  ©cbldfengegenb,  üorjügs 
tity  aber  ben  Unterleib,  mit  folnifcbem  SBaffer  wafcbenu.  f.  w. — 
©anj  |befonber§  inbeß  muß  bei  biefen  3uftdnben  bie  obwaltenbe 
33eranlaffung ,  welche  oft  in  anbem  itranfbeit^uftdnben  liegt,  be; 
rüdft'cbtigt  unb  barnad)  benn  oft  bie  angegebene  SSefyanblung  nocfy 
mobift'cirt  werben,  ©inb  baber  Unregelmäßigkeiten  in  ber  Function 
ber  UnterleibSorgane,  fcrofulofe  3ufidnbe,  £)bf!ructtonen  u.  f.  w. 
ttorfyanben,  fo  ift  nic^t  efyer  eine  üollfommne  Teilung  ber,  wenn 
aucb  üteUetdjt  für  furje  Seit  jieljenben,  aber  immer  t>on  9ceuem 
wteberfebrenben  Blutungen  ju  boffen,  beoor  ntrfjt  burcb  bie  fcr)on 
bei  ben  Unregelmdßigfeiten  ber  Sftenftruation  erwdbnte  refolöirenbe 
unb  auSleerenbe  SKetbobe  eine  grünblicbe  S3efeitigung  biefe£  gas 
jfrifcben  SufranbeS  ftattgebabt  §at*y,  unb  I>tev  ifl  e3,  wo  wieber 
au$  einer  anbem  SJücfft'cbt,  namentlicb  bei  nacb  oben  turgefcirem 
ben  Unreinigf  eiten,  bei  einer  burcb  Ueberlabung  erzeugten  SSerbor^ 
benljeit  ber  SSerbauungäfrdfte,  bei  ber  naö)  heftigen  ©emütbSbes 
wegungen  oft  ftattft'nbenben  ^ol^cbolie  u.  f.  w.,  felbfi  bie  SSxtty 
mittel  (Ipecacuanha)  eine  bocbft  wobltbdtige  SSBtrfung  üben,  inbem 
fte  nicbt  nur  bie  Ausleerung  bewerfpelligen,  fonbern  aucb  burcb 
tbre  SBirfung  auf  ba3  Stoenfyjrem  jur  S3erminberung  ber  ortlicb 
franf^aft  erregten  ©enftbilitdt  wefentlicb  beitragen. 

§.    365. 

Außerbem  tonnen  biefe  öon  ortltcr)  gejletgerter  (Erregung  be^ 
bingten  S3lutflüffe  mitunter  burcb  äußere  3?ei§e  unterbalten  werben, 
5.  Sä.  burcf)  9>effarien,  welche  fofort  §u  entfernen,  tmb,  wenn  fte 


*)  SMefe  germ  bet  Wtetton^k  ijt  es  ut56efonbi-e,  welche,  wie  iüeil 
Cgkbevkfoe,  95b.  III.  @.  309.)  nad)  ©toll  anfuhrt,  jutüetlcn  epfbe= 
mtfcb  öorEommt. 

17* 


260 

ntcfyt  gan$  entbehrt  werben  formen,  mit  einem  in  Infus.  Serpylli, 
mit  etn?a6  SBein  »ermtfc&t,  getauchten  Schwämme  ju  »erlaufenen 
ftnb.  S^ner  ifr  SSermeibung  atfeS  ©efcblecbtSreijeS,  fo  lange  nocr; 
bie  geringste  Neigung  jur  wieberfefyrenben  ^Blutung  üorfyanben  ifr, 
jur  jirengften  $Pflicr)t  ju  machen.  7luä)  cbronifcbe  dntjünbungen, 
©efcbwüre,  fcbarfer  weißer  gluß,  ©pp^ilia,  2£u3wücbfe  ber  WtuU 
terfdr)ett>e  u.  f.  w.  fonnen  33erantaffung  jur  (Sntfrebung  ober  Uns 
terbaltung  tiefet  SBlutfluffeS  fein,  unb  muffen  bann  nadj  ben 
tljrer  Statur  angemeffenen  Siegeln  bemäntelt  werben.  —  £)aß  enb; 
lieb,  wo  biefer  SBlutfluß  ttvoa  an  anbere  ^ranf Reiten  als  eine 
fritifcfye  Ausleerung  ffcfo  fct)ließt,  gu  feiner  fc^nellen  Unterbrücfung 
gar  nichts  gefcbeben  burfe,  fonbern  bloS  gwecfmdßige  33el)anblung 
ber  jum  ©runbe  liegenben  Äranfl)eit  angezeigt  fei,  ergiebt  fiel) 
^um  Zfytil  fcfyon  auS  bem  23orbergel)enben.  2öir  bürfen  jebod) 
nid)t  untcrlaffen,  fcter  inSbefonbre  ben  in  unfern  Sagen  fo  f)duftg 
»orfommenben  Sufianb  erweiterter  UnterleibSgefdße  (Plethora  ab- 
dominalis) etwas  befiimmter  ju  erörtern.  Sn  biefen  fallen  muß 
ndmlict)  öorjuglicb  ber  Seitraum  außerhalb  ber  ^Blutung  gu 
2fnorbnung  unb  #uSfut)rung  etneS  jwecfmdßtgen  v£>eilt>erfar;renS 
benufct  werben,  gu  biefer  Seit  muffen  Resölventia  angewenbet 
werben,  burd)  welche  bei  gefteigerter  AuSfonberung  auS  ben  Partus 
wdnben  ber  Suffanb  oon  Erweiterung  in  ben  ^Blutgefäßen  allmdltg 
gehoben  wirb,  unb  folcbe  Suftdnbe  ftnb  eS  bafyer,  wo  bie  öfters 
wieberfetyrenben  v^dmorrbagien  nur  burcf)  längere  GEuren  oon  Ärdu* 
terfdften,  Mineralwdffem  wie  Marienbab,  @ger,  Äiffmgen  u.  f.  w, 
gehoben  werben  fonnen. 

§..  366 
2Bir  fommen  nun  gur  S3ebanblung  pafftoer  Metrorrhagien. 
2(ucr;  f)ier  ifi  außer  ben  allgemeinen,  §.  358.  angegebenen  Regeln 
gundcbji  baS  allgemeine  SBefmben  ins  2(uge  ju  faffen  unb  banacb 
baS  £eilüerfabren  einzuleiten,  Giolliquatioe  Blutungen)  als  golge 
tppfcöfer  Sujldnbe  ober  fcorbutifdjer  Äuflofung  ber  SBlutmaffe,  er? 
forbern  bafyer  htn  Apparat  ber  analeptifdjen,  Güontraction  unb 
£ebenStl)dtigfeit  überhaupt  forbernben  Mittel;  oft  jebod)  muffen 
aucr;  bie  Mittel,  welche  jur  fdjnellen  ©tillung  lebensgefährlicher 
^Blutungen  überhaupt  empfohlen  werben  fonnen  unb  tum  welchen 
unten  bie  Sfabe  fein  wirb,  angewenbet  werben.  3fr  hingegen 
(SretbiSmuS  beS  AberfpflemS  oorbanben,  welcher  bei  gefunfener 
93italitdt  ber  ttteringefdße  fax  burcb  33lutergießung  ffcr)  auSfpricbt, 
fo  muß  bann  ^undcbfr  wieber  ein  allgemeines  SSerfa^ren,  als  oben 
bei  ben  actioen  ^Blutungen  empfohlen  worben  ifr,  auct)  tytx  lin- 


261 

wenbung  fmben,  befonbcrS  finb  t>ie  mineralifcfyen  «Sauren,  unb 
nocf)  metyr  bie  tyex  ganj  paffenbe  9)bo§pborfdure  in  äkrbinbung 
mit  ben  §.363.  erwähnten  ableitenden  Mitteln  in  ©ebraud)  ju 
gießen,  unb  SSeranlaffungen,  burdi)  welche  allgemeiner  (§retl)i$muS 
unterhatten  wirb,  wojnn  auc^  gafrrifdje  ßujldnbe  geboren,  ftnb  ju 
entfernen. 

§.    367. 

SBoräugltd)  aber  üerbient  bei  biefer  ©attung  ber  Metrorrhagie 
ber  örtliche  3uftanb  beS  Uteruö  ©ertt<f  ffcbtigung ,  unb  genaue  ges 
burtSlmlflicbe  Unterfudjung ,  unb  t>a  aufy  in  biefer  ^)inftdjt  ha 
fonbere  ©elegenl)ett§urfad)en  einwirfen  fonnen,  fo  muß  auf  (£nU 
fernung  berfelben  S3ebad)t  genommen  werben,  obwohl  aucf)  Ijter 
oft  üor^er  bie  fcbneller  wirfenben  blutftiüenben  Mittel  in  2lnwen* 
bung  ju  gießen  fmb,  fobalb  ber  SBlutfluß  (§efal;r  brol)t  unb  baS 
@rftere  in  furjer  3eit  ftcb  ntd;t  auSfubren  laßt.  3it  jenen  ©ele^ 
genl)eit3urfacl)en  geboren  aber  t&etlS  med)anifd)e  Urfadjen,  als  £>rucf 
oon  ^effarien,  welche  fofort  ju  entfernen,  ober  burd)  einen  in 
abfiringirenbe ,  mit  Branntwein  üermifcbte  £)ecocte  getauchten 
©cbwamm  ju  erfe&en  finb,  falfdje  Sagen  be3  UteruS,  namentlich 
Vorfalle  unb  ©djieflagen ,  welcbe  gurücfjubringen  unb  burc^  ba3 
vorgenannte  Mittel  jurücfpljalten  finb.  ferner  üorjüglicb  Aus- 
artungen ber  Uterinfubftanj,  namentlid)  ©ebdrmutterpotypen,  welche 
burcfy  bie  unten  $u  befcfjreibenbe  Operation  entfernt  werben  muffen ; 
eben  baffelbe  gilt  aucf)  r>on  ben  SftacfygeburtSrejren.  ÄrebSbafte 
Sufrdnbe  be£  ttteruS  hingegen  taffen ,  infofern  ft'e  $dmorrf)agien 
erregen,  gewobnlicfy  nur  bie  tbeilS  oben  erwähnte  SJücfftdjt  auf 
Hebung  be3  GfretbiSmuS ,  tfyeilS  bie  auf  unmittelbare  ©ijiirung 
ber  SSlutung  geriebtete  ä3efyanblung  ju. 

§.    368. 

SßStr  gelten  bafyer  je&t  bie  Mittel  inSbefonbre  burefy,  welche 
ju  fcfyneEer  Hemmung  lebensgefährlicher,  oorjüglid)  auf  2ftonie 
gegrünbeter  Mutterblutfluffe  ftcb  immer  am  fyülfreicfyften  bewtefen 
baben.  SBie  man  tnbeß  am  beutlid)j!en  bei  äußerlichen,  bureb 
§3erle|ung  entjfonbenen  Blutungen  beobachten  fann,  wirb  eine 
folcfye  (Srgießung  üorjüglid)  auf  zweierlei  SBeife  fcbnell  gefußt, 
erfrenS  burd)  medjanifebe  3ufammen:preffung  ber  blutenben  ©efdße, 
fei  bieS  nun  burify  innere  MuSfulartbdtigfett  ober  burd)  äußere 
©ewalt  gefdjefyen;  §wetten3  burd)  aufgeregte  ßontractilitdt  ber  blu* 
tenben  ©efdße  felbjt.  S3eobad)ten  wir  nun  ben  Sßeg,  welchen 
bie  üftatur  felbji  einfc|)ldgt,  um  bie  normalen  SSlutergteßungen  aus 
ben  Uteringefdf en  ju  beenbigen,  fo  giebt  bieS  wieber  für  biß  rechte 


262 

%xt  ber  S5el)anbumg  franf&after  ßrgiefjungcn  tiefer  2frt  einen 
wichtigen  gingerjetg  ab.  ©er  SOtönatSflufj  ndmlicb,  als  eine  watyre 
actioe  ^Blutung,  wirb  in  feinem  aufboren  bebingt  burrf)  9)?inberung 
beS  ttnbrangeS  oom  allgemeinen  ©efdffyfrem  auS,  ber  Sßocfyens 
flufj  hingegen,  welcher  mefyr  als  eine  burcb.  Eröffnung  berSSenens 
gellen  beS  UteruS  oom  2(bl6fen  ber  ?>lacenta  bebingte  pafft'oe 
SSlutung  betrachtet  werben  farih,  ^cbt  ftc§  burcb  bie  Güor.traction, 
burcb  bie  Söerfleinerung  beS  entleerten  ^rucbtbdlterS  unb  burd? 
bie  auf  biefe  SBeife  bewirke  Sufammenbrücfung  ber  blutenben 
©efdfmünbungen. 

§.  369. 
@cbon  ^ierauS  ergiebt  ftcf>  nun  wofyl,  baf  gewifü  aucfy,  fowie 
für  bie  Hemmung  franffyafter  SMutergief ung  actioer  2£rt  baS  oben 
erwähnte  allgemeine  SSerfaforen  baS  §wecfmdfjigfte  ijr,  für  bie  fcbnelle 
«Stillung  ber  paffwen  S5lutflüffe  hingegen  tk  auf  Erregung  all- 
gemeiner Sufammenjiefyung  beS  ^rucfytbdlterS  abjwecfenben  Mittel 
am  meiften  angezeigt  fein  werben.  SBir  unterfcbeiben  oon  biefen 
Mitteln  bie  innern  unb  äußern,  unb  betrachten  bie  erflern  jus 
nacj>jij  —  a)bte3itnwttinctur  ff  eilen  wir  wobl  billig  oben 
an,  ba  faum  ein  2frjt  ober  (Geburtshelfer  fein  wirb,  ber  nicfyt 
üon  ifyren  au^terf!  wohltätigen  Sßirfungen  ©ebraud)  gemalt  unb 
fte  duferft  nüfclid)  gefunben  fydtte.  Wlan  giebt  ft'e  &u  20—60 
Kröpfen,  unb  eS  f)at  mir  immer  gefdjienen,  als  werbe  ü)re  SBir* 
fung  (t>tettetd?t  burcb  gleichzeitige  Skrminberung  allgemeiner  ©ens 
ftbilitdt)  fel)r  beforbert,  wenn  man  ber  angegebenen  ©oft'S  einige 
tropfen  Tr.  thebaica  beifüge,  b)  £>aS  SKutterforn  (Seeale 
cornutum),  ein  üon  SD  Hüter  $)reScot,  llxtf  in  S^orbamerifa, 
empfohlenes  Mittel,  um  frdftige  @ontractionen  ber  ©ebdrmutter 
gu  erregen1)'  @*  empfiehlt  eS  in  folgenber  $orm; 
1^.     Secal.  cornuti  5j 

Coq,  c.  Aquae  fönt.  q.  s.  ad  Col.  51V. 
Sv  ^»ieroon  alte  12  Minuten  ben  britten  S^etl  äu  nehmen, 
©er  Sftu&en  beffelben,  tl)eilS  in  biefer  gorm,  tfyeilS  in  ©ubjfonj, 
tj!  feitbem  oon  mehreren  2(erjten  betätigt  worben  2),  unb  icb 
felbft  l)abe  oon  ber  geijtigen  Sinctur  beS  ÄtterfornS  wol)ltl)dtige 
SBirfung  bei  unfrdftigen  SBeben  beobachtet,  unb  fo  bürfen  wir  eS 
woljl  als  ein  niebt  ju  übergeljenbeS  Mittel  auefy  in  ©ebdrmutter- 

1)  £ufelanb'§  Sournat  f.  b.  pv.  4>et({.  1815.  ©ec&r.   @.  342. 

2)  S.  33.  Dom  fOlebicinalr.)/  ©ebnetber  in  ^u(ba  (f.  2lUgem.  mebte  2Cn= 
naUn.  1817.  ©.  90,  t>on  Sabin i,  SKarffc.  £atl,  9? e 9 1* t  u.  X, 
wetyrenb  SB  liefe  unb  (Sapuron  es  »erroerfen. 


263 

btutfluffen  (gegen  welche  eS  fcfyon  t>on  ^PreScot  befonberS  mit 
empfohlen  würbe)  namhaft  madigen,  obwohl  wir  eS  ntd>t  als  ein 
5UüerldffigeS  unb  gleichartig  wufenbeS  Mittel  ju  empfehlen  wagen. 

§.    310. 

c)  £)ie  Cassia  Hgnea,  ber  Simmtrinbe  nafye  uerwanbt,  unb 
von  Sujti  x)  t>or§ug(tc^  ju  10  —  20  ©ran  alle  ©tunben  empfol); 
len.  d)  £)te  ^PfyoSpfyorfdure,  welche  als  burcbbringenbeS, 
erregenbeS  Mittel  in  flüfffger  gtorm  ju  15  —  20  3!ropfen  in  fcfylei; 
migen  SSefyifeln  allerbingS  frdftig  jur  ßontraction  ber  blutenben 
©efdße  wirft.  —  IO?e(;r  noef)  birett  bie  @ontractilitdt  ber  bluten^ 
ben  ©efdfümünbungen  felbft  in  2(nfprucb  netymenb,  eben  bal;er 
aber  aucl)  weniger  jur  fdfjnellen  Hebung  heftiger  SBlutjrürje ,  als 
tuelmefyr  jur  Teilung  anfyaltenber  Blutungen  geeignet, 
ftnb  bie  folgenben  fBlitttl:  —  e)  2(1  au n  ju  8—10  ©ran  in 
$)ulüerform  mit  Sucher,  ijr  ein  wirffameS  Mittel,  fobalb  gaftrifcfye 
Cüomplicationen  oorljer  gehörig  befeitigt  ft'nb.  f)  £)aS  25racl)en; 
blut,  ein  bem  üorigen  in  feiner  Söirfung  fel)r  üerwanbteS  Mittel, 
unb  bafyer  non  ben  alteren  #erjten  als  Specificum  Hclvetii 2), 
in  SSerbinbung  mit  jenem,  bduft'g  angewenbet  unb  empfohlen. 
g)  3)aS  Äinogummi,  ebenfalls  als  Puhis  stypticus  mit  bem 
2ttaun  üerbunben,  unb  bie  Sapani fdt>e  (Srbe,  jwet  bem  $>m 
djenblute  ähnliche,  inbep  je£t  nicfyt  eben  tyduftg  mefyr  angewenbete 
Mittel,  h)  9)Jel)r  2CufmerffamFeit  üerbient  bie  neuerlich,  namenk 
lidj  üon  S.  *£>•  Äopp  3)  empfohlene  Herb.  Sabinae  (ju  einer 
falben  ttnje  mit  5jj  3immt  ju  §vj  ßolatur).  i)  Serner  würbe 
t>on  $orta  gerrario  unb  Gaüalter  ber  ©erbefloff  felbjr  als 
üorjuglicbeS  Mittel  empfohlen4). 

§.    371. 

k)  ferner  wirb  t>on  SR  eil5)  naety  23iSrjopri£  ein  Mittel 
auS  gebranntemÄupferöitriol,  2)racbenblut  unb  S55ein= 
geij!  empfohlen,  beffen  Sßirfungen  fel)r  gunfrtg  in  dr)nUct>en  fallen 
gewefen  fein  follen.  Qlbm  fo  ber  Qnfenüitrtol  unb  baS  foty- 
lenfaure  Gnfen.  1)  2(ucb  ben  33letjucfer  tyat  man  bei  Sttes 
trorrfyagien  empfohlen,  nur  tji  boeft  ntdtjt  ju  überfein,   bafj  bie 


1)  ®tavV$  2Cra>.  58b-  III.   @t.  1.  <S.  93. 

2)  @ö  tieftest  auö  jwet  fetten  2ttaun  unb  einem  Steile  Stradjenblute; 
f.  3ai)n  praft.  Materia  medica.   Styl  I.   @.  85. 

3)  sDenEttntrbigEeiten.  1.  £f)l.  ©.  449. 

4)  @    »on  tiefen  unb  einigen  3(nbern  neuerlich  gerühmten  SOltttetn  ixt 
t\ai)etn  2Cnga6en  in  SfReißnet's  gorfc&ungen.  5.  Zi)l  <S.  74  u.  f. 

5)  giefcerte^e.  S3b.  III.  ©.  329. 


264 

anberweitige  SBirfung  tiefet  SittittelS  oft  fetyr  nacfjt^ctltg  werben 
fonne  tmb  man  baljer  eS  äwecfmdfjig  mit  anbern,  gewif  nid?t 
minber  wirffamen,  üertaufcfyt  SöaS  m)  baS  $od)faf£  unb  ben 
(Salpeter1)  betrifft,  fo  fonnen  fit  wol)l  nicfyt  fugtidt)  anberS,  als 
burcf)  SRcöuIfion  wirfen,  bafyer  fic  mef)r  bei  heftigen  actiöen  SßluU 
flüffen  auS  getigerter  9Jei§barfett  2(nwenbung  ftnben,  wo  benn 
aud)  bie,  freilich  wicber  auf  anbere  Söetfe,  wirfenbe  Digitalis 
purpurea  mit  SKectyt  empfohlen  werben  fonnte.  n)  ®.  (&.  %t- 
noglio2)  f)at  ferner  5D? utterb lutfluffe  geseilt  mit  bem  ^Puloer  ber 
im  2Cuguft  gefammelten  unb  im  ©chatten  getrocfneten  33ldtter  ber 
fcbwarjen  9ftuSfatellertraube  pro  dos.  5j  in  SSouitton  ober  SBaffer. 
(SS  wirft  waf)rfd?etnltc^  ber  JRatanfyia  d^nltdt)  —  enblid)  ijt  ntc^t 
gan$  mit  ©tillfcfyweigen  ju  übergeben,  baß  man  früher  oft  Mittel 
gegen  t>m  33lutfluf?  empfohlen  l)at,  benen  man  nicht  fttglicf)  an= 
berS,  als  burch  ben  2Cbfdt)eu  ber  Äranfen  gegen  biefelben,  eine 
l)ier  üortbeiltjaft  werbenbe  Erregung  beS  StoenfyftemS  auftreiben 
fann.  £>abin  gehört  eS,  bie  Äranfen  etwas  üon  ifyrem  eigenen 
33lute  getrocfnet  nehmen  gu  laffen,  bie  2fnwenbung  ber  calcinirten 
SJJenfdjenfnocben ,  baS  fragen  einer  getrockneten  Ärote  auf  ber 
^erjgrube,  baS  2mrtthren  eines  Sobten  unb  anbere  abergldubifcbe 
£>inge  mefyr,  t>on  welchen  man  bei  2Cj!ruc 3)  noch  mehrere  aufs 
geführt  ftnben  fann. 

§.  372. 
SBir  tyaben  femer  ber  wirffamjten  d ufern  Mittel  ju  ges 
benfen:  —  a)  eins  ber  hulfreichtfen  berfelben  iß  aber  bie  d ufere 
(Einreibung  beS  SeibeS  mit  ber  flachen  $anbw  wobei 
ftcher  nicht  attein  bie  medjantfcfye  Steigung,  fonbern  jugleicfy  eine 
bönamtfche  einwirfung,  welche  man  wohl  mit  Sffec^t  eine  magne* 
tifdt>e  nennen  fann,  in  2lnfcf)lag  ju  bringen  tft.  SSerfidrft  wirb 
biefeS  bittet,  wenn  man  noch  erregenbe  2Crjneiffoffe  bamit  üer* 
binbet,  j.  33.  bie  Naphtha  Vitrioli  auftropfelt  unb  einreibt,  wobei 
aud)  ber  Skij  ber  burch  ba§  fcbnelle  SSerbunjten  beS  M)er3  er* 
regten  flüchtigen  Ädlte  wohltätig  ftd>  geigt;  ferner  tft  baS  Lini- 
mentum  volatile,  unb  bzi  fefyr  fyoben  ©raben  üon  2(tonie  felbji 
ber  reine  Spirit.  sal.  ammon.  jum  einreiben  anwenbbar.  b)  2)  i  e 
Snjectionen  ft'nb,  gleich  ttm  oorigen  Mittel,  in  allen  fallen 


1)  SSefonberö  3ucc<ui  ttymt  biefeS  SDltttet  j«  §/S  bis  5vj  tn  24  ©tun« 
ben   (Omodei  Annali  univers.    di  Medicina.    Vol.  29.  1824.  Marzo). 

2)  %.  a.  O.  Vol.  SS  Agosto. 

3;  Maladie3  des  feromcs.   T.  IL   p.  185. 


265 

beträchtlicher  Erweiterung  unb  Erfcfylaffung  tcS  Uteru§,  r>on  aus* 
nebmenbem  Sftufcen.  2(ucb  fte  bat  man  in  jwei  klaffen  ju  feilen, 
je  nacfybem  fte  entweber  bie  SSerftdrfung  ber  ßontractilitdt  in  ben 
blutenben  (Befdfmumbungen  überhaupt  jum  3wed  l;aben,  ober  auf 
Erregung  oon  (Sontraction  im  ganzen  Organe  l;inwirfen.  3u  ben 
erftern  geboren  bie  (5infpri|ungen  oon  abflringirenben  £»ecocten 
(Cort.  Quercus,  Ulrai  camp.,  Salicis  u.  f.  W.)  unb  üorjuglid)  ber 
2Claunauflofmtg ,  ju  ben  (entern  bie  2(ufgüffe  aromatifd;er  Ärduter 
(Hb.  Serpylli,  Meliss.,  Majoran.,  Rutae,  Menth,  crisp.  U.  f.  W.), 
mit  SBein  ober  ^Branntwein  oermifcbt.  2öas>  bie  erjrern  betrifft, 
fo  ft'nb  fte  üorjügticb  in  galten  fcfywammiger  2(uflocFerung  ber 
grucfythdtterwdnbc  ol)ne  befonbere  SSergroperung  ber  ©ebdrmutters 
l)b\)U,  roa6  bie  te^tern  betrifft,  fo  ft'nb  fte  bagegen  mebr  bei 
SSergrößerung  ber  ©ebdrmutterhoble  felbfi,  burrf)  juritcfgebliebene 
Sftacbgeburtärefie,  $Polt)pen,  coagulirteS  33lut  u.  f.  w.  angezeigt. 
Snbeß  wirb  eS  immer  5wecfmdf?iger  fein,  bei  ben  aromatifcben 
Snjectionen  (wetcfye  im  ©anjen  in  ben  meinen  %äUm  angezeigt 
ftnb)  einen  3ufa£  ju  machen,  welcber  auf  Gwntraction  ber  btu* 
tenben  ®efdjj e  mit  ab^wecft,  unb  bierjtt  taugt  oorjuglicl;  ber  3ufafc 
jfarf  bitterer  trauter  unb  be3  Efft'gS.  £>ie  Einfpri^ung6maffe, 
oon  weicher  icfy  bafyer  immer  bie  oorsügticbjle  Sßirhtng  fab/  be; 
reitet  man  olmgefatyr  fo,  bafj  man  eine  Äanne  oom  2lufgujj  ber 
Hb.  Melissae,  Serpylli  unb  Absinthü  mit  einer  reicfylicben  Saffe 
guten  SBeinefftgS  unb  einer  Saffe  Branntwein  ober  jroei  Waffen 
Söein  oerfefct  unb  biefe£  burcb  baS  wofyt  eingebrachte  (für  ben 
nicbt  fcbroangern  UteruS  nicfyt  ju  große)  3?obr  ber  S9?utterfpri£e, 
n>elcr)e  oben  am  beften  ofyne  Änopf  mit  einer  3  bis  4"'  breiten 
abgerunbeten  SJKmbung  oerfefyen  ifr,  langfam  in  bie  ©cbdrmutters 
^6i>(e  felbfi  leitet. 

§.  373. 
c)  £)aS  SSampontren  wirft  wteber  nur  auf  bie  blutenben 
©efdjjmünbungen  unmittelbar,  tbeilS  burcr;  medjanifdjen  £)ru<f, 
tbeiB  burcb  bie  bamit  oerbunbenen  fh?ptifd)en  SRtttel,  unb  laun 
folglicb  nur  angezeigt  fein,  wo  bie  blutenben  ©efafmünbungen 
felbft  erreicht  werben  lonnen.  ®$  ftnbet  fonad)  fiatt  bei  33lutun; 
gen  in  golge  oon  ©efchwüren,  carcinomatöfen  Eroftonen,  fd)roam= 
miger  2(uflocferung  ber  SSaginatportion  u.  f.  ro.,  unb  wirb  ent- 
weder nad)  £e  fRoux  angewenbet,  inbem  man  weiche  ßeinwanb 
in  Efftg  taucht  unb  biefe  fobann  in  bie  Sttutterfcbeibe  unb  jum 
Sfyetl  in  i>m  Uterus  felbft  einbringt,  ober  aber,  inbem  man  2BolIe, 
ßfyarpie  ober  ©cfywamm  auf  dl)nlicr/e  SBeife  befeuchtet  (woju  man 


266 

ffifl  ber  erwähnten  abjtringirenben  2>ecocte,  ober  bei  großer  Ztonk 
aud)  be6  reinen  ^Branntweins  bebient)  imb  biefe  fogenannren  ^BluU 
terjapfen  in  bie  Sflutterfcfyeibe  einbringt  unb  gegen  ben  Mutter* 
munb  gelinb  anbrücFt.  (Sie  mit  einem  $>ulöer  auS  2(laun,  ara* 
bifcbem  ©ummi,  ©racbenblut  u.  f.  w.  gu  bejlreuün,  fyalte  tcfy 
nicfet  leicht  für  ratbfam.  —  2)afjj  übrigens,  wo  ber  Sampon  bie 
blutenben  ©efdße  ntcr>t  erreicht,  fonbern  nur  ben  Muttermunb 
oerfropft,  feine  2Cnwenbung  oft  innere  ^Blutungen  herbeiführen 
unb  baburcb  Ijocbjt  nacb%tlig,  ja  gefdfjrlicl)  werben  Fann,  liegt 
am  Sage. 

§.    374. 
d)  ©ürtel,   mit  abjiringirenben  ©ingen,   als  gepuloerter 
©icfyenrtnbe,  ©aUdpfeln,  Gtytna  u.  f.  ro.  gefüllt,  mit  fpirituofen 
fingen  befprengt  unb  um  ben  Unterleib  getragen,  fonnen  oor* 
juglicb  gegen  lang  bauernbe  geringere  Metrorrhagien  oft  mit  Stufen 
gebraucht  werben,    e)  3ufammenbrucfen  beS  UteruS  oon 
2luf$en  ifr  bei  ben  ^Blutungen  ber  üfticbtfcfywangern  in  ber  9fas 
gel  gar  nicfyt  tfyunlicb,  aufer  wenn  burdj  innere  ^Blutung  ttrva 
bie  Uterinfyöble  beträchtlich   ausgebest  war.    f)  2lnwenbung 
ber  Aalte.    $Jlan  fyat  bie  beprtmirenbe  jufammenjieljenbe  2öir* 
fung,  welcbe  bie  .Stalte  auf  ben  tl)ierifcf)cn  £)rganiSmuS  überhaupt 
äußert,  bei  SDcetrorr^agten  inSbefonbere  auf  oerfcbiebene  SBeife  be* 
nu£t.    WfyüU  ndmlicf)   als  2lnfprifcen  beS  Unterleibes,  ober  2£uf* 
gießen  oon  eiSfaltem  SBaffer  ober  Auflegung  fefyr  faltet ,  naffer 
Umfd)ldge,  tfyeilS  als  (§infpri|ung  burcfy  baS  Mutterrofyr,  ober 
Einbringung  oon  ©S  in  bie  innern  ©eburtstfyeile.  —  £5af?  nun 
im  allgemeinen  bie  Aalte  t)kt  wegen  ber  nacbtljeiligen  Einflüffe, 
welche  fte  auf  anbere  Organe  unb  ben  UteruS  felbft  leicht  r)aben 
fann,  immer  eine  gewiffe  SSorftcfyt  erforbere,  ijt  wol)l  unleugbar, 
jebocr)  ijt  aucb  jujugeben,  bafi  bie  (SrFdltung,  unb  in  ^olge 
biefer,  Entjünbung,  SSerl)drtung  u.  f.  w.  um  fo  weniger  jtattbaben 
werben,  je  flü-cbttger  bie  SBirfung  ber  Ädlte  war.    Sßenbet  man 
bafyer  bie  Satte  auf  ben  Unterleib  an,  fo  ijt  eS  notfyig,  gleich 
nad)  bem  2luffpri£en,  ober  gleicb  nacf)  Jpinwegnabme  ber  Um* 
fcfyldge,  welche  nur  fel)r  Furje  3ett  jebeSmal  liegen  bleiben  bürfen, 
ben  Selb  forgfam  abjutrocFnen  unb  mit  burcfywdrmten  wollenen 
Suchern  ju  bebecFen;   eben  fo  ijl  baS  fcr)nelle  Slbfiiegenlajifen  ber 
falten  Snjection   (alfo,   inbem   man  bei  nidjt  ju  fein*  erbeten 
©cbenfeln  ber  Äranfen  bie  ©nfprikung  matyi)  twrtfyeilbaft.  — 
Unter  biefer  93orftct)t  nun  unb  namentlich  bei  wirflicben  Söergro§es 
rungen  ber  ©ebdrmutter^o^le  burcfy  $>olopen,  innere  ^Blutungen 


26T 

u.  f.  w.  barf  allerbtngS  bte  MlU  bei  Sttutterblutflüffen  nicbt 
nur  angewenbet  werben,  fonbem  fte  oerbient  aud)  gerabe  wegen 
ber  oft  fefyr  fcfyttellen  SBirf  famf  eit ,  tmb  inSbefonbere,  weit  man 
bie  ©elegenfyeit  §u  ttjrer  2lnwenbung  überall  oorft'nbet,  ein£  ber 
wicl)tigjren  Mittel  mit  9?ed;t  genannt  ju  werben.  —  (Srfyofyt  Fann 
übrigen^  biz  SBirfung  ber  Aalte  nocb  werben,  wenn  man  jlatt 
be§  reinen  SBafferS  eine  SDHfdwng  au§  Gffft'g  ober  ^Branntwein 
unb  SBaffer  gebraucht.  33ei  cbronifdjen  ^Blutungen  biefer  2trt  fi'nb 
aud)  bie  falten  #albbdber  befonberS  ju  empfeblen. 

§.    375. 

9?acl)bem  wir  nun  biefe  Mittel,  auf  welche  wir  aud)  bei  i>m 
^Blutungen  ber  <5d)wangem  unb  SBodmerinnen  jurücfweifen  wer; 
ben,  l)ter  ausführlicher  burcfjgegangen  fyaben,  fann  nur  über  bie 
SSebanbtung  ber  t>erfd)iebenen  formen,  fowie  über  bie  9?adjcur 
beö  ©ebdrmutterblutfluffeS  (Einiges  hinzugefügt  werben.  25te  g-or* 
men  betreffenb,  fo  iji  rücffid)tlicl)  be£  plöfclidjen  heftigen  iBiuU 
fiuffeS  unb  ber  langwierigen  fdjwadjern  ^Blutungen  fcbon  im  S5or- 
bergefyenben  auf  bie  entweber  bem  erftern  ober  i>m  lefctern  anges 
meffenen  Mittel  9?ücfftd)t  genommen  worben.  2Ba3  ben  äußern 
unb  innem  ©ebdrmutterblutfluß  hingegen  betrifft,  fo  fann  iljre  S5e^ 
banblung  nur  infofern  oerfcfyieben  fein,  als  bei  bcm  te^tern  erjrenS 
bie  Urfacben,  welche  gerabe  biefe  §orm  oeranlaffen,  j.  SS.  85luU 
f lumpen  im  ÜJKuttermunbe,  5ftad)geburtSrejre  u.  f.  w.,  befeitigt  unb 
bann  oorjügtid)  (wegen  ber  bier  immer  jrattfmbenben  Vergrößerung 
ber  ©ebdrmutterboble)  bie  genannten,  auf  ßontractton  beS  ge; 
fammtcn  UteruS  ■  abjwecf enben  bittet  angewenbet  werben  muffen. 

§.    376. 

£>ie  S?acbcur  ber  Metrorrhagien  fyat  inSbefonbre  jwei  3>nbi* 
cationen,  erftenS,  im  folgen  beS  33lutfiuffeS  felbft  gu  begegnen; 
zweitens,  bie  ttrfacben,  welcbe  erneuerte  Gfrgießungen  oeranlaffen 
fonnten,  ju  befeitigen.  £>ie  folgen,  welcbe  namentlich  bei  bm 
actioen  Blutungen  burc!)  örtliche  Erregung,  unb  nocb  mebr  bä 
ben  paffwen  ^Blutungen  fiel)  geigen ,  befteben  tfyeitS  in  6rtlid)er 
unb  allgemeiner  (Srfcbopfung,  tljetlS  in  befonbern  Solgefranffjeiten. 
2)em  erlern  3ujranbe  tji  buref)  ein  jweef  mäßig  eingeleitetes,  auf 
Hebung  ber  Steprobuction  abjwecfenbeS  ^eiloerfaljren  ju  begegnen. 
£>er  2lrjt  hat  bemnad)  juoorberjr  fein  2(ugenmerf  auf  ben  3uj!anb 
ber  SSerbauungSwerfjeuge,  oon  welchen  alle  SReprobuction  au£; 
gelten  m\\$,  ju  richten;  benn  eS  ift  befannt,  wie  fcfmelt  ein  <Sdf- 
teoerlujr  biefer  2Crt  erfe^t  wirb,  fobalb  bie  im  weiblichen  Äorper 
überhaupt  frdftigere  2Cf|tmttatton  regelmäßig  t>on  statten  ge^t, 


268 

unb  bafj  e3  t\)bvlä)t  fei,  p  erwarten,  baf?  ofyne  biefe  9Jucfftd)t, 
burcl)  blofe  fogenannte  roborirenbe  Mittel  eine  größere  Seben^ 
tbdtigfeit  erzwungen  werben  fonne.  ©inb  batyer  gatlrifc^e  3u* 
jfdnbc  befeitigt  tmb  ifi  überhaupt  bie  Söerbauung  burd)  ein  ange^ 
meffeneS  23erfal)ren  regulirt,  fo  orbnet  man  eine  leidjt  »erbauliche, 
nat)rr)afte  £>idt  auS  (Siem,  ^Bouillon,  ©ago,  ©rie6  u.  f.  w.  an, 
unb  empfteblt  ben  ©ebraucf)  eines  guten  alten  SBeinS;  äugleid? 
giebt  man  bie  Qityiwx,  welcber  in  biefen  Ratten  tt>ot)l  Üaum  ein 
anbereS  Mittel  oon  gleicher  ausgezeichneter  SBtrf famfeit  an  bie 
©eite  gefegt  werben  fann,  lafit  bie  eifenbaltigen  fDftneralwdffer 
trtnfen,  äfynlicfye  9)?ineralbdber  ((£ger,  ^Pm-mont,  Driburg,  ©cfywals 
bafy  u.  f.  w.)  befugen,  empfiehlt  überhaupt  Sanblufr,  mdf  ige  ä3e* 
wegung,  Aufheiterung  be§  ©emutl)3,  unb  rücfffcfytÜcr;  ber  ortli* 
eben,  oft  buref)  unorbentlicbe  Sftenjrruation  u.  f.  w.  begeiebneten 
©cbwdcfye  ber  ©efcbledbtStbeile  bebient  man  ftd^>  ber  Einreibungen, 
beS  Sragenö  ber  §.  374.  erwähnten  (Störtet,  ober  beS  Emplastr. 
aromatici,  ber  Eleftricitdt,  ber  wollenen  SSefleibung  ber  ©cbenfel 
u.  f.  w.  —  Söabre  allgemeine  ober  örtliche  golgefranfbeiten  (§.  SB. 
3öafferfud;ten,  weif  er  glu^)  muffen  ityrer  befonbern  üftatur  ;na<$ 
bebanbelt  werben.  —  Enblicb  ijr  oorjüglicb  nacb  pafftoen,  ober 
überbauet  oon  ortlicben  Äranff)eit^ufrdnben  be§  Uterus  bebingten 
S5lutflüffen  barauf  ju  benfen,  bafj  bie  organifer/en  23eranla|fungen, 
als  pofypofe  2£u3wücbfe,  SSorfdlle,  ©cbief  lagen  u.  f.  w.  grünblid) 
gehoben,  erl)i^enbe  ^Bewegung,  fptrttuofe  ©etrdnfe,  beftige  ©emütbS- 
bewegungen  unb  t>oröüglid)  ©efcbled)t3reiae  oermieben  werben. 

3. 

Sßeifer  $lu$,   ©c&Uimflufj  ber  weiblicben  ©eburtS* 
tbetle   (Fluor  albus,   Leuconhoea). 

§.    377. 

SBir  reiben  an  bie  ^Betrachtung  ber  Metrorrhagie  fogleicfy  bie 
ber  ßeuforrböe,  als  einer  fer)r  bduft'gen  Solgefranfljett,  an,  oh 
wofyl  fte  feineSwegS  allein  auf  ben  UteruS  eingefcljrdnft  i|r.  Qt$ 
ijt  ndmlicb  unter  ber  ^Benennung  beS  weifen  SluffeS  begriffen  eine 
jebe  abnorm  oermebrte  <5d)teimabfonberung  ber  bie 
SSagtna,  ben  UteruS,  bie  #arnrob;re,  ja  felbfr  i>ii 
äußern  ©enitalien  auSfleibenben  unb  uber5iebenben 
#dute.  Quantität  unb  Qualität  btefeS  2Cbfluffe3,  Enthebung 
unb  Verlauf  biefer  Äranftyeit  ftnb  gerbet  febr  großen  S3erfc|)ieben; 
Reiten  unterworfen ,  welches  ju  mefyrfacfjen  (Sintbeilungen  berfelben 

V 


269 

• 

S3eranlaffung  gegeben  bat.  Suborberfi  bte  Ö.  u  a  n  1 1 1  d  t  betreffenb, 
fo  ijr  fte  guwcilen  nur  gering,  unb  befcbrdnft  ftcb  auf  feltnen, 
tropfenwetfen  Abgang,  juwetlen  aber  aucb  fo  ftarf,  baß  ber  ©cbleim 
fajt  anbaltenb  ausfließt;  überbauet  aber  ijt  fte  in  oerfcbiebenen 
9)erioben  ebenfalls?  üerfcbieben,  bd  berannabenber  SJttenjtruation, 
beginnenber  ©cbwangerfcbaft  gewöbnlicb  betrdcbtlicber,  ja  felbjt 
nacb  üerfcbtebenen  SageS  =  unb  Sabre^eiten  balb  ftdrfer ,  balb 
fcbwdcber. 

§.  378. 
Serner  ber  Qualität  nacb,  ijt  ber  weiße  $luß  ju  unters 
fcbeiben  in  ben  wäßrigen,  milcbartigen,  grünlichen  ober  mtßfar; 
btgen,  gerucblofen  ober  riecbenben,  milben  ober  fcbarfen,  bie  ©e* 
burtgtbeile  unb  bie  innere  ©cbenfelfldcbe  wunbmacbenben  Abgang: 
ttnterfcbiebe,  welche  jebocr)  wenig  wefentltcb  ftnb  unb  jum  Zfytil 
nur  oon  Unreinlicbfeit,  fremben  Äorpern  in  ben  ©eburtStbeilen, 
j.  33.  ^Peffarien  ober  $)oh)pen,  abfangen.  —  3?ücfft'cbtltcb  be3 
©angeS  ift  tk  Äranfbeit  entweber  $ö$lid)  nacb  2(njtecfung  unb 
©ntjünbung,  ober  langfam  entftefyenb,  entweber  habituell  unb  jretS 
anbauernb,  ober  intermittirenb  unb  periobifcb,  ober  aucb  o^ne 
SDrbnung  wieberfebrenb.  SBetter  fyat  man  überhaupt  gutartigen 
unb  bogartigen  weißen  Stoß,  oenerifeben  unb  niebt  üenerifeben, 
einfachen  unb  comptteirten  unterfebteben.  SQ3aS  inbeß  bie  ©utars 
tigfeit  ober  SSoSartigfeit  ber  ^ranfbett  betrifft,  fo  ifi  biefer  Unter; 
febieb  niebt  im  SBefen  berfelben,  fonbern  in  ber  ßonftitution  ber 
Äranfen  unb  ben  äußern  Sßerbdltntffen  begrunbet,  unb  am  we* 
ntgjren  barf  man  annebmen,  baß  etwa  ber  bureb  2TnfrecFung 
entftanbene  allein  boSartig,  ber  oon  felbft  entflanbene  gutartig  fei, 
inbem  oft  allerbing§  gerabe  ba3  Umgefebrte  frattfmbet.  £>ix  Um 
terfebieb  jwifeben  oenerifeber  unb  niebt  oenerifeber  £euforrboe  enbs 
lieb,  wenn  er  anbeuten  foll,  "oa^  e§  wirflieb  einen  toa^x\)a\t  fyyfyu 
litifeben  weißen  gliiß  geben  forme,  ifi  unjrattbaft,  inbem  tkk 
©ebleimflüffe,  obwobl  fte  contagiöS  werben  fonnen,  wie  bieg  aueb 
üon  anbern  ©ebleimflüffen,  3.  SS.  bem  ber  üftafe  (<3cbnupfen), 
anerfannt  werben  muß,  bod)  mit  ber  ©pp&tltS  an  unb  für 
fieb  gar  nichts  gemein  fyabtn  *)  (obwobl  fte  allerbingS  mit 
©pptyiltS  »erbunben  oorfommen  fonnen),  wooon  ft'cb  beflfenunge* 
ad)kt  manebe  2£erjte,  unb  gewiß  jum  Sftacbtbeil  ibrer  Äranfen, 
niebt  überjeugen  fonnen.  (Snbltcb  fann  man  fte  nacb  ber  (Snts 
jtebungSweife  eintbeilen  unb  bann  ndcbfi  bem  bureb  2ürfrecFung 


*)©•  P.  Frank  Epit.  T.  V.   P.  I.  p.  152. 


2T0 

ober  nicfyt  burdE)  2(njfecfung  entjianbenen,  ben  ft>mptomatifd)en, 
ben  üon  localer  Sieijung  entjranbenen,  ben  f atarrfyalifcfyen ,  t>m 
t>on  allgemeinen  ober  örtlichen  ©cfywdcfyejufrdnben  bebingten,  ben 
metaftatifcljen,  ft>m^atl;tfd)en  unb  frttifcfyen  wetzen  gtufü  unterfc^etben. 

§.  379. 
Sie  (Sntwicflung  unb  bie  ©pmptome  ber  Äranf* 
^ et t  ftnb  üerfd)teben:  wo  ft'e  ofyne  2(nfiecfung  allmdlig  entfielt, 
beginnt  fte  in  ber  Sfegel  mit  einem  jur  3ett  ber  Ijerannaljenben 
unb  ber  oorttbergegangenen  SÄenflruatton  fiel)  jeigenben,  nidjt  att- 
juftarfen,  milben  ©cfyleimabgange  aus  ben  ©eburtstljetlen ;  übrigens 
ijr  ber  Äorper  gefunb,  unb  alle  feine  Sljdtigfeiten  gel)en  regelmäßig 
tton  ©tatten.  9?ad>  unb  naefy,  oor§ugltd()  wenn  fd)wdcl)enbe  (Sins 
flüffe  ben  Äorper  betroffen  fyaben,  nafy  fcfyweren  $ranfl)eiten ,  bei 
juneljmenben  Sauren  u.  f.  w.,  oft  aber  aud)  bei  ju  reichlicher 
(Ernährung,  öfterer  gefcfylecbtlicfyer  2Cufretjung  u.  bergl.,  nimmt  ber 
Abgang  §u,  e3  gefellen  fiel)  fcljroammige  2Cuflocferung  ber  Sßagi* 
nalportion,  runbwerbenber  Ättermunb,  (Smpft'nblicl^eit  ber  ®e* 
fd)led)t3organe,  Urinbefdjwerben,  ©tortmgen  ber  SSerbauung  unb 
allgemeine  Abmagerung  Ijin^u.  3ugleicf)  belmt  ft'd)  bk  3)eriobe 
be£  2£us>fluffe3  oor  unb  naej)  ber  Stajlruation  immer  mefyr  au3, 
ja  julefct  ifl  5U  feiner  Seit  bie  Äranfe  oon  biefem  beldfltgenben 
2Cbfluffe  ooüig  frei.  (£nbltcl)  aber  nimmt  bie  Quantität  be£  au3s 
fliefjenben  ©ci)leime>  immer  mein*  ttberljanb,  bie  Qualität  beffelben 
wirb  immer  mißfarbiger  unb  oerborbener ,  bie  Sftenjfruation  oer- 
liert  fiel)  enbu'4>  oollfommen,  bie  (Srcoriatlonen  unb  <5ct)mer§en  ber 
©efcf)lect)tStl)eile  nehmen  5U  unb  bie  SReprobuction  ft'nft  immer  mel)r. 

§.  380. 
Sft  bagegen  bie  2euforrf)6e  $olge  ber  AnfrecFung,  fo  iji  if)x 
SSerlauf  gewofynlicl)  meljr  acut,  e3  entjtefyt  am  jweiten  ober  britten 
Sage  nadj  erfolgter  Snfectton  ^Brennen  in  ben  ©eburtStljeilen,  bie 
Temperatur  ber  SSagina  tjl  erl)6l)t,  bie  aufern  ©enitalien  ft'nb 
wuljriger  unb  meljr  gerottet,  ber  ©efcfyledjtSreij  iji  fidrfer,  ber  Urin= 
abfluß  fdpmer^aft  ober  audj  etwas  gewintert,  felbjt  leichte  Silber* 
bewegungen,  ocrmefyrter  £)urjt  u.  f.  ro.  gefellen  f£$  oft  Ijinju,  obwohl 
eben  wegen  ber  geringeren  Sfeijbarfeit  ber  innern  S3aginalt)dute, 
im  SSergleid)  ber  weit  großem  Gmpfmblid)feit  ber  innern  $ldd)e 
ber  mdnnlicben  $awrol)re,  bie  3ufdlle,  welche  bei  htm  oon  2Cn* 
jtecFung  erfolgten  <^cbleimfluffe  (Tripper)  ber  weiblichen  ©enitalien 
eintreten,  weit  geringer,  al§  V\t,  welchen  ba§  männliche  @5efd)lecl)t 
hierbei  auögefefct  tfr,  gu  fein  pflegen.  —  Üftadjbem  biefeS  entjünb; 
licfye  ©tabium  einige  Sage  angehalten  l)at,  tritt  bann  ber  <3d)leim= 


211 

flufj  felbfr  ein,  welcher  ()ier  gewofynlid)  oon  mel;r  oerbicFter,  beut 
(Siter  fiel)  ndbernber  donfijrenj,  felbjr  oon  anjtecfenber  S3efd>affen= 
beit  iji,  unb  nun,  je  naebbem  bie  (üonjiitution  ber  Äranfen  frdfs 
tiger  ober  minber  frdftig  iji,  entweber  fürjere  ober  längere  3cit 
anbdlt,  ja  felbjf  habituell  unt  bleibenb  werben  fanri. 

§•    381. 

dbm  fo  pflegt  ber  Verlauf  biefer  Äranf^ett  mefyr  acuter 
Statur  ju  fein,  wenn  ffe  als  frtttfebe  Ausleerung  nacb  Siebern, 
ober  als  Sttetajrafe  oon  fatarrbalifdjen ,  rfyeumatifcfyen  unb  gicbtU 
fd>en  Sufrdnben,  ober  als  (Stellvertreter  für  anbere  gewobnteAuSs 
leerungen  eintritt,  obwohl  in  ben  lefctern  fallen  wieber  baS  lieber- 
gefyen  in  eine  babttuelle  2euforrl)6e  febr  kld)t  jrattftnben  ffann. 
2)ie  Ausleerungen,  für  welche  bie  £euforrl)6e  öfters  oicariirt,  ffnb 
tbeilS  v^dmorrboibalflüffe,  tfyeilS  fcbnell  geseilte  ©efcbwtire  ober 
cbronifcfye  $autauSfd)ldge ;  ferner  tritt  ft'e  öfters  ein  bü  Unter? 
brücfungen  ber  Sftenftruation,  nad;  fdjnetl  oerfcfywunbenen  gu{}= 
febweißen,  unterlaffenen  gewohnten  33lutentleerungen  ober  Abfub= 
rungen,  ober  enblicf)  aud)  oeranlajjt  bureb  anbere  Äranfbeiten  unb 
in  ^Begleitung  berfelben  (5. 33.  mit  oerfcbleimtem  3ujranbe  beS  Dann- 
fanalS,  SBürmern  l),  fallen  Sagen  ber  ©ebdrmutter  u.  f.  w.). 

§.    382. 

£)aS  23orfommen  ber  Äranf^eit  ift  jwar  am  fyduftgfren 
bei  Srauen,  welche  bereits  ein  ober  mehrere  SÄale  geboren  baben; 
inbefj  wirb  eS  aueb  bei  Sungfrauen,  in  feltnen  fallen  fogar  oor 
ber  ^)ubertdtSentwicftung  unb  felbjt  bei  9?eugebornen  bemerft,  unb 
pflanzt  ftcb  beSgleicfyen  noeb  auf  baS  l)öl;ere  Alter  fyduft'g  fort. 
3m  Allgemeinen  ifl  ft'e  wobl  eine  ber  bduft'gften  Söefcbwerben  beS 
weiblicben  ©efcblecbtS  ju  nennen,  unb  üorjuglicfy  bei  erfcblaffenber 
itpptger  SebenSweife  ber  obern  ©tdnbe  dußerfr  gewöl)nltcb?  $JliU 
unter  t)at  man,  unter  atmofpl)drifct)en  (Sinflüffen,  welcbe  überbauet 
bte  @nt(lebung  oon  $tcmfyt\tm  ber  (5d)leiml)dute  begunfjigen, 
j.  33.  in  naffer  £>erbft$eit,  i>k  ßeuforrl)6e  epibemifd),  unb  in  Ali* 
maten,  wo  biefe  (Stimmung  ber  Atmofpbdre  oorberrfc^enb  ifr, 
aueb  enbemifety  beobachtet,  wooon  ©iebolb  2)  mebrere  Sßetfptele 
angeführt  §at. 

§.    383. 

Aetiologte.  SaS  SBefen  ober  bie  ndcfyjie  ttrfac^e  ber 
lleu!orrl)6e  tji  eine  im  Sttifjyerfydltnig  §ur  allgemeinen 

1)  ^Dergleichen  fonnen  aueb  ™  H*  SSagtna  felbjt  »orlommen;   wie  benn 
@tun&  2Cf£ariben  bort  »orfanb. 

2)  £anbfcucb  *>et  grauenjimmerfvanf^etten.   fty%i  1.  <3.  451 


212 

9leprobuction  gefolgerte  fecernirenbe  Sljdtigt'eit  in 
ben  ©d)leiml)duten  unb  namentlich  in  ben  Folliculis  macosis 
ber  ©efcfylecfytStljeÜe.  Sie  ©cPetmfydute  überhaupt  aber 
bilben  ein  auf  ben  niebrigjren  (Stufen  ber  SDrganifation  üerfyarrens 
be3  ©pftem,  ft'e  ft'nb  am  meinen  entwickelt  unb  felbft  über  bie 
gefammte  dunere  Äotöerfldcfye  verbreitet,  n>o  ber  SDrganiSmuS  am 
unoollfornmenften  ijt,  wie  in  ben  niebrigern  £l)iergattungen  (ßRoU 
luffen,  Urtieren)  unb  werben  erjl  bei  üollfommnerer  3fu6bilbung 
auf  ba$  Snnere  unb  auf  einzelne  Organe  jurücfgebrdngt,  einen 
©egenfafc  bilbenb  ju  ben  ^6r)ern  Stf>dttgfeiten  be3  $6rper§.  dben 
bafyer  fann  nun  bte  franf^aft  gejteigerte  2lbfonberung  ber  ©cbleims 
fydute  überhaupt,  unb  inSbefonbere  ber  ©efcfylecfytStbeile,  üorjuglid) 
auf  boppeltem  Sßege  entfielen ;  erftenS,  inbem  bte  fyöfyem  ©t)freme 
überhaupt,  oorjüglid)  aber  Stoen  s  unb  9ttu3fulartl)dttgfeit,  ent= 
weber  an  unb  für  ftcfy,  ober  nur  relatio  gefd)wdrf)t  erfcfyeinen,  unb 
fomit  tfyeile?  wucfyernbe  allgemeine  Sfaprobuctton ,  unb  in  $olge 
beren  übermäßige  2lu3fct)eibung  in  ben  ©d)leiml)duten  bebtngt 
wirb,  tfyeilS  aucfy  ofyne  abnorm  erl)6l)te  allgemeine  reprobuctioe 
£l)dtigfeit  bloS  örtlich  bie  wucfyernbe  S^dttgfett  ber  ©cfoletm&äute, 
im  ©egenfafc  be3  gefunfenen  l)6ljern  animalen  ßebenS,  Ijeroors 
tritt.  —  3weitem>,  inbem  bei  normalem  ©tanbe  be3  animalen 
ßebenS  unb  ber  3?eprobuction,  burcfy  örtliche  gewaltfame  Aufregung 
eine  abnorm  vermehrte  2(u3f4)eibung  ber  ©cfyleimfydute  jtattftnbet. 

§.  384. 
5Benn  wir  alfo  bemerken,  baß,  wenn  aucfy  oft  oerbunben 
mit  allgemeiner  ©c&wdcfye,  bodt)  eigentlich  ber  ndcfyfte  ©runb  biefeS 
©cfyletmfluffeS  ert)6l)te  auSfdjeibenbe  Sljdtigfeit  ijt,  fo  ergiebt  ffd) 
hieraus,  wie  irrig  e3  fei,  wenn  fo  manche  mebtcinifcfye  ©cfyrtfts 
fieller  hierbei  nur  2£ftl)enie  faljen  unb  bem  51t  $olge  jebem  ©cftletms 
fluß  biefer  2trt  mit  fidrfenben  innern  unb  äußern  Mitteln  ju  bes 
gegnen  rieten,  welche  2lnffcbt  gewiß  nur  jum  SJtod&t&etl  ber  Äranfen 
lange  3eit  »erfolgt  würbe,  gegen  welche  wir  unö  bafyer  gleich  im 
Eingänge  oerwafyren  wollten,  oerljoffenb,  i>a$  hie  oben  angeheilten 
^Betrachtungen  über  ndcfyften  ©runb  fold;er  ÄranffyeitSerfcfjeinungen 
nod?  bei  Erwägung  ber  entfernten  Urfacfyen  fiel)  immer  mel;r 
betätigen  werben.  3u  biefen  rechnen  wir  aber  juoorberfl  bie  (Son* 
flttution.  ©erabe  fdjwammige,  »blegmatifcfye  Naturen  aber,  bei 
welcbcn  im  allgemeinen  feijon  bie  bofyern  Sljdttgfetten  unter  ber 
Saft  einer  wudjernben  SReprobuctton  barnieber  liegen,  jetgen  fcor* 
pglic^e  2)tSpofftion  jur  £euforrl)6e,  unb  bte  £rant>it  bilbet  fity 
um  fo  letzter  au§,  je  mefyr  bie  ©enftbilitdt  unb  Gontractilitdt 


2T3 

ber  ©efcbledjtSorgane  burd)  l)duftge  (Erregungen  ifyrer  SReprobuction, 
öftere  ©cljwangerfcbaften,  auSfdjweifenbe  SebenSart,  erlittene  33(ut- 
flüffe  u.  f.  w.  niebergebrücft,  ober  and),  roaä  bie  ©enfibilitdt  be* 
trifft,  tfyeilS  burd)  dJ)nlic^e  (Einflüffe,  tfjetlö  burd)  SO?t^braucr)  ers 
fyi&enber  ©etrdnfe  unb  ©peifen  franf^aft  erbost  ijt.  (üben  fo  m\x§ 
gu  biefen  Urfadjen  gejault  werben  2(tle3,  wa$  bie  (Entwicklung  einer 
folgen  otonifcben  Gsonjfitution  beforbert,  als  üppige,  untätige 
ßebenSweife,  Aufenthalt  in  feuchter,  warmer  Suft  u.  f.  ro. 

§.    385. 

£)urd)  örtliche  Erregung  be3  ©efd)led)t3ft)jlem§  entftef)t  ferner 
ber  weiße  $luß  juweilen  bei  jungen  9J?dbd)en  in  golge  ber  t^dtU 
gern,9ieprobuction  biefeS  ©tyftemS  in  benSafyren  eintretenber  tym 
bertdt,  ferner  in  ber  ©cfywangerfcfyaft  felbft;  eben  fo,  wo  in  fjolge 
anberer  $ranfl)eit§äujldnbe ,  j.  33.  »erwarteter  UnterleibSbrüfen,  £>bs 
jtructionen  größerer  (Singeweibe  u.  f.  w.,  ober  in  §o(ge  oon  Wl& 
taftafen  rfyeumatifdjer,  erantbematifdjer  unb  gid)tifd)er  Äranf^eitSs 
jfoffe,  @ongeftionen  gegen  bie  Uteringefdße  ft'dj  bilben,  ober  burd) 
SDtfßbraud)  brajfifdjer  Abführmittel,  treibenber,  jur  SSSieberfyerfMung 
ber  Sttenfiruation  angewanbter  Arzneien,  burd)  fd)weroerbaulid)e, 
ober  bie  ©d)leimf)dute  befonberS  anregenbe,  gefaljne,  eiweißfloffs 
reiche  ©petfen  (&.  33.  $ifd)e,  Ärebfe)  oerurfacbt  werben.  fyxntx 
gebort  l)ierl)er  bie  AnftecFung  felbfi,  ober  aud),  ofyne  biefelbe,  ber 
ju  bduftge  ©efcfylecbtSgenuß  unb  bie  SDnanie ')  Außerbem  frembe 
Körper,  als  ^effarien,  Spofypen,  reijenbe  Snjectionen,  warme 
33dber,  Äoljlenbdfen.  Außerbem  entfielt  er  leid)t  bei  Keimungen 
benachbarter  Organe,  befonberS  aB  Begleiter  ber  $dmorrl)oiben 
(obwohl  bte  33ef)auptung  oon  9ftet)er2),  welcher  ilm  größtenteils 
üom  @oitu3  mit  Scannern,  welcbe  an  £>dmorrf)oiben  leiben,  fyers 
leitet,  ftd)  fcbwerlid)  ganj  betätigen  bürfte),  «Steinen  in  ben 
$arnwegcn,  Sßurmern;  oorjüglid)  leicfjt  enbltcr)  bei  Verlegungen 
ber  ©eburtStljeile  felbft,  nad)  (Einriffen  be£  5D?ittelfIeifd)e3 ,  ©d)eu 
benoorfdllen  unb  jlarfen  (Sinriffen  be£  SftuttermunbeS. 

2C  n  m  e  r  f  u  n  g.  9ft  e  i  ß  n  e  r  bat  in  feinen  fyorfcfyungen  be3  neun= 
je^nten  SafyrfypbertS  33b.  5.  ©.  199.  eine  jtemlicfye  Anjal)l 
neuerer  Angaben  über  ©ntbeilung,  ttrfadjen  unb  SMgen  t»eS 
weißen  §foj|e8  jufammeng ejMt,  weldje  iä)  inbeß  im  Sßefentltcfjen 
ntc^t  gerabe  als  jur  ^Bereicherung  ber  Äenntniß  ber  ©ac&e  bei* 
tragenb  anfe^en  mochte.. 

1)  SRug  giert  (Storia  di  una  blennorrea   Venez.  1809.)  fafy  tf)n  burcl) 
btö  8ec?en  eines  ^)unbe§  on  ben  ©efdjledjtötfjetlen  erjeugt  werben. 

2)  Mgem.  SKebtcin.  2Cnnaten.  1812.  San.  6.  58. 
©vwafotogte.    I.  21).  Sie  tfufl.  18 


2T4 

§.    386. 

UebrigenS  ijl  äud)  nod)  §u  gebenden,  baß  ber  weiße  gluß, 
fo  leicbt  aud)  im  Mgemeinen  feine  ©rfenntniß  iji,  bod),  wie 
fc&on^jtruc  bemerft,  oorjüglid)  unter  sweierlei  UmjMnben  2(ebn= 
lidjfeit  mit  anbern  Äranf  betten  gewinnt,  ndmlicf)  entwebet,  wo 
er  ganj  neu  entjlanben,  ober  wo  er  bereite  tnoeterirt  unb  baburd) 
bie  Qualität  be§  tfbfluffeS  gednbert  ijl.  Sn  beiben  Sollen  icbocfy, 
üorjüglid)  im  lefctern,  fonnte  er  wofyl  mit  einem  ©efcfywure  am 
ober  im  Uteruö  oerwecbfelt  werben;  allein  bie  genaue  Sßerucfftcl)- 
tigung  ber  vorhergegangenen  3ujtdnbe,  Mangel  jfattgefyabter  @nts 
jünbung  unb  2(bwefenl)eit  eines  SieberS,  fuhren  balb  jur  richtigen 
(Srfenntniß.  2Cuf  dlmlidje  SBeife,  oorjuglicb  aber  burcf)  tfbwefem 
beit  ber  biefer  Äranfbeit  eigenen,  unten  gu  befcbreibenben  ©»mpto; 
me,  unterfcbeibet  er  ftcb  oon  ©firrfyuS  unb  ÄrebS,  fowie  burd) 
ben  fanget  be6  regelmäßigen  2t)»u3  oon  ber  mißfarbigen  SOte 
jiruation,  burd)  SBerucfftcbtigung  oorfyergegangener  (Sreigniffe  vom 
SBocfyenfluffe  u.  f.  w. 

§.    387. 

Ueber  Verlauf,  Solgen  unb  ^rognofe  ber  ßeuForrfyoe 
fjaben  wir  ju  bemerken,  baß  ft'e  namentlicb  oerfd)ieben  ft'nb  naö) 
ber  Gsonjiitution  ber  Äranfen,  nacb  ber  großem  ober  geringern 
$eftigfeit  fctjdblicber  ©inwirfungen,  unb  oorjüglid)  nad)  ber  £5auer, 
fo  baß  bann  öorjüglicb,  wenn  bte  Jtranlfyeit  als  Solge  unheilbarer 
Söerbilbungen  ber  ©eburtStbeile,  jrarfer  ©ebdrmutters  ober  <Sd?et- 
benoorfdlle  u.  f.  w.  eingetreten  iji  unb  bei  allgemeiner  fcfywdc&licfyer 
(5on|titution  bereite  lange  angehalten  lf>at ,  bie  ^rognofe  am  ftbtU 
ften  ijl  unb  (Srcortationen ,  Verhärtungen  unb  mancherlei,  nid)t 
feiten  bei  ©ectionen  foldjer  Äranfen  bemerfte  Ausartungen  ber 
innern  ©eburtStbeile,  ttnfrud)tbarfeit,  allgemeine  2lbjel)rung,  SBafs 
ferfud)t  u.  f.  w.  am  leicbteflen  herbeigeführt  werben.  %m  günffigs 
jlen  iji  bagegen  ok  ^rognofe,  wo  ber  weiße  gluß  in  fjolge  ber 
jhrfen  $Probuctiüitdt  in  ben  (StitwicFlungSjabren  ober  bei  ber 
©cbwangerfcfyaft  eintritt,  inbem  er  tym  gewolmlicfy  balb  wieber 
unb  unter  ber  Anwenbung  bloßer  bidtetifcber  SJiittel  ftdj  oers 
liert.  —  S3efonbere  Srwdbnung  oerbient  eS  enblid),  baß  bei  ber 
Scuforrfyoe  eben  fo,  fafi  wie  bei  ber  SKenfiruation,  eine  »löfcs 
l i  <fy  e  $  e  m  m  u  n  g  (Unterbrücfung)  jtattfmben  f ann ,  welche  bann 
oft  dfmlkfye  Sufdlle  wie  bie  Hemmung  ber  9Äen  jiruation,  Stopf* 
fcbmerj,  Äreusfc^merj,  lieber,  Krämpfe,  ^>urcr)fdtte,  #dmorrl)ois 
ben  u.  f.  w.  veranlaßt,  fobalb  biefe  franffyafte  tfbfonberung  bereits 
bem  Äorper  jur  ©ewolmfyeit  geworben  iji. 


215 

§.    388. 

SQßir  kommen  nun  jur  33el)anblung  ber  2euforrf)oe. 
Tlixdt)  l)ier  fyatte  früher  ein  audj  jefct  noc^  bei  weitem  nicfyt  genug 
oergeffener  einfeitiger  33rowntam3mu§ ,  inbem  er  M  biefer  Äranf - 
fyeit,  rote  fcfyon  oben  erwdbnt,   nid)t3  al§  ©cbwdcfye  im  (Sinne 
r)ielt,  ftdb  oft  oon  hinlänglicher  S5erücfftc^tigung  ber  wahren  0latur 
ber  Äranf^eit  unb  fomit  auch  oon  ber  SQBat>l  eines  jroecfmd^igen 
$eiloerfal)renS  entfernt.    (Sin  folcr>eö  fann  aber,  ^  roir  in  obigem 
bie  fefyr  oerfd)iebene  (SntwicflungSart  ber  Äranff)eit  »erfolgt  fyaben, 
ebenfalls  für  bie  einzelnen  gdlle  nur  ein  oerfcbiebeneS  fein.    Um 
baS  paffenbe  Verfahren  auSft'nbig  ju  machen,  wirb  alfo  bie  größte 
Umftcbt  bei  2luSmittelung  beö  ÄranifyeitSsujranbeS  geforbert,.  ju 
welchem  S3el)uf  roieber  bie  geburtSfyülflicfye  Unterfudjung  nicfyt  ju 
tternacbldfftgen  ift,  ba,  roie  bemerft,  falfcfye  Sagen,  Verlegungen, 
$Polt)pen  u.  f.  ro.  allerbingS  biefe  Äranf^cit  bebingen  tonnen  unb 
fyduftg  wirflid)  bebingen.  —  Suerjr  alfo  oon  berjenigen  £euf?orrl)6e, 
welcbe   burd)   eine   im  Uebermaafj  tljdtige  Reprobuction  bewirft 
wirb,    hierbei  fommen  jwei  $aUt  in  ^Betrachtung :  entweber  ndm= 
lid)  if!  Vit  9Jeprobuction  im  allgemeinen  gejieigevt  unb  5D?ifwer= 
fydltnifj  jur  Irritabilität  entjianben,  ober  eS  ijt  bei  normalem  2CU- 
gemeinbeft'nben  bie  ^Probuctiottdt  ber  ©cbleimfjdute  abnorm  erhobt. 
Sn  beiben  fallen  wirb  33efd)rdnfung  abnormer  9)robuctiüitdt  erjte 
Snbication  ber  S5e^anblung.    Sttan  erreicht  biefeS  im  erjrern  $aüe 
juoorberji  burd)  §wecfmdfHge  Sfegulirung  täglicher  2eben3orbnung, 
burd)  hinlängliche  33ewegung,^  burd)  (Sntjieljung  ftarf  ndfyrenber 
©etrdnfe  unb  ©peifen,  Unterfagung  ju  langen  ©d)lafen3,  2lufents 
fyalt  in  mefjr  füfyler  2uft,  «Schlafen  auf  S0?atra^en  unb  forgfdltige 
SSermeibung  oon  2(Uem,   wa§  Csongefrionen  nad)  btn  ©efd^lcdbtSs 
Organen  oeranlafH,  ober  bie  «Senftbilitdt  berfelben  crl)6l)t    genier 
burd)  jirenge  «Sorgfalt  für  Reinhaltung  ber  ©eburtStfjeile,  öfteres 
SGBafcfyen  berfelben  mit  faltem  SBajfer  ober   einem  2lufguffe  ber 
Hb.  Serpylli,  Absinthii  u.  f.  w.,  unb  oorjüglid)  ber 'allgemeinen 
S5dber  unb  im  «Sommer  beS  $lufh  ober  «SeebabeS,  fowie  ber 
mmeralifdjen  S5db.er  oon  «Sdjwalbacb,  @ger,  ^prmont,  Driburg, 
beren  SBabl  bann  burcf)  bie  übrigen  Äranf&ettSfgmptome  bejrimmt 
werben  muß.    Drittens  nimmt  man  auf  ben  3ujianb  beS  Darm* 
fanalS   befonbere  SJücf  ficht,  fud)t  nicht  nur  gaftrifcbe  3ujidnbe, 
SSürmer  u.  bgl.  $u  befeitigen,  fonbern  orbnet  auch  aujjerbem  fcu* 
weilen  leidbte  Abführungen  auS  ber  Pulp.  Tamarind.,  Manna, 
einem  Infus.  Sennae  u.  f.  w.,  bocb  olme  toiele  5DZittelfal§e,  an. — 
Unter  biefer  SSe^anblung  verliert  ftcb  ber  wei^e  glu§  übrigens 

18* 


2T6 

gefunber  Äörper,  wenn  er  in  ben  EntwitflungSjabren  ober  bei 
angebenber  ©cbwangerfcbaft  eintritt,  gewobnticb  balb,  obwohl  ber 
lefctere  oft  fcöon  ^artndcFiger  gu  fein  unb  erfr  nacb  ber  9fteberfunft 
ju  weichen  pflegt. 

§.    389. 

3Ba3  bie  £euforrboe  oon  bloS  örtlicher  Erregung  betrifft,  fo 
muß  man  wieber  unterfcfyeiben,  ob  babei  nocb  wirfltcr)  eine  oer- 
mehrte  avterieüe  Sbatigfeit  ftattft'nbet,  wie  üor^üglicb  in  bem  erjfen 
(Stabium  ber  Äranfbtit,  balb  nadjbem  Vit  franf haften  Steige  ein* 
gewirft  baben,  ber  Sali  ju  fein  pflegt;  ober  ob  biefe  »ermebrte 
Sfeaction  bereite  aufgebort  unb  bem  3uftanbe  ber  2ttonie,  ber 
franf  fcaft  fortwuebernben  2tu3fcbeibung ,  ^lafc  gemacht  fyal  ©o 
lange  baS  erjtere  ber  §all  ijr,  wirb  wieber  tfyeilS  baS  im  oorigen 
3>aragrapb  gefebilberte  allgemeine  23erfabren  angewenbet  werben 
muffen,  tfjeilS  auf  Entfernung  ber  öielleicbt  nocb  einwirfenben  6rt= 
liefen  9?eije  unb  Ableitungen  biefer  franfbaft  erregten  Sbdtig!eit 
burd)  üermebrte  Erregung  in  anbern  Steilen  SBebacbt  genommen 
werben  muffen.  Sfi  bemnacl;  Anjiecfung  bie  Urfacbe,  unb  b^t 
man  ftcb  überzeugt,  t>a$  nid)t  etwa  jugleicb  ft>y>t>tltttfdf>e  Snfection 
jlattgebabt  tyabe,  fo  wirb  oorjuglicb  bureb  öftere  33dber,  2£u3wa* 
febungen  ober-  and)  üorfiebtig  gemaebte  Snjecttonen  bie  Steinigung 
ber  ©enitalien  bewerfffelligt,  unb  man  fann  ftcb  Sterbet  §u  ben 
le&tem  Mitteln  üorjüglicb  ber  bureb  ^alfwaffer  oerbünnten  SÖHlcb 
mit  9ht&en  bebienen;  ganj  falte  S3dber  ober  SBafcbungen  bin- 
gegen  ft'nb,  um  niebt  SJftetajtafen  nacb  anbern  Drganen  §u  oeran? 
laffen,  Sterbet  wenigjtenS  für  ben  Anfang  unjwecfmdfjig.  3nner? 
lieb  giebt  man  einige  Abfubrungen,  ju  benen  t)iex  and)  mit  üftn^en 
bas>  Äalomel  gebrauebt  werben  fann,  unb  laßt  bamit,  wenn  bie 
Entjünbunggjufdlle  beträchtlicher  ft'nb ,  ben  ©ebraueb  be§  Sfttrttm 
öerbinben.  UebrtgenS  fcl)rdnft  man  Vie  £>iät  ein,  empfiehlt  füb- 
lenbe  ©etrdnfe,  befonbere»  Emulftonen,  unb  fucfyt  bie  $antan& 
bünflung  gu  beförbern. 

§.    390. 

$dngt  biefe  neuentfranbene  ßeuforrböe  bagegen  ab  üon  ferofulo* 
fen3ujrdnben,  Störungen  beS  ^PfortaberfreiSlaufS,  SBurmbefcbwers 
ben  u,  f.  w.,  fo  muß  baS  £auptaugenmerf  t»e§  2Crjte6  barauf  gerietet 
fein,  biefen  primären  Äranfbeiten  ju  begegnen,  unb  and)  bter  barf 
man  breijl  anfebeinenb  fcbwddjenbe,  b.  i.  auSleerenbe  $eilmetboben  in 
Anwenbung  bringen,  fobalb  jene  Sujldnbe  e£  forbern;  ortlicb  bleibt 
aueb  %\ex  bie  Anwenbung  jfarfer  abffringirenber,  leiebt  gefdbrlicbe 
©upprefft'onen  berbeifübrenber  Mittel  unäwecfmdfjig  unb  fcl)dblicb, 


2TT 

fonbern  nur  ba§  im  vorigen  ^Paragrapfy  angezeigte  23erfabren  ^oaffcnb. 
$aben  unterbrächte  S5?en|lruation  ober  plö&licbe  Hemmungen  anberer 
■ftranfl;eiten,  5  83.  t>on  $autau3fcbldgen,  bie  Seuforrboe  oeranlafüt, 
fo  if!  im  erlern  Falle  baS  oben  (§.  208.)  gelehrte  |>eiloerfabren 
paffenb,  im  ledern  burcb  2tbleitungSmittel,  5.  33.  Fontanelle,  Iße^ 
ftcatorien  ober  Einreibungen  oon  Tartarus  stibiatus  auf  bie  Äreujs 
gegenb,  ber  Urfacfye  ju  begegnen.  2(uf  dbnlicbe  Sßeife  ijt  ju  oer* 
fahren,  wenn  anbere  gewohnte,  nun  pl6£licj)  gehemmte  Auslee- 
rungen, $  So.  unterbrücfte  Fufjfcbweiße  (welche  burcb  reijenbe 
Fußbdber,  trocfne  Frictionen  u.  f.  ro.  wo  moglid?  roieber  fyergejfetlt 
werben  muffen),  ober  perfekte  rbeumatifdje  unb  artbritifcbe ©toffe 
(welche  bann  bie  t^rer  Snbioibualitdt  angemeffene  S3el)anblung 
forbern)  biefer  franffyaften  2(u3fonberung  gum  ©runbe  liegen.  £>t& 
gleiten  fonnen  (Srfdltungen  unb  überhaupt  gefd)wddf)te  Sjauttyä; 
tigfeit  bie  2euforrl)öe  als  fatarr^altfc|»e§  ßeiben  ^eroorrufen ,  unb 
bann  finb  Sßafcbungen  unb  (Sinfprifcungen  oon  lauwarmem  (Sibtfcfc 
bldtterbecoct ,  bie  33eförberung  ber  £auttbdtigfeit  burcl)  Liq.  Min- 
deren, 3)oüerfcbe3  $>uloer,  2(nwenbung  ber  ©cbröpffopfe  u.  f.  w. 
an$uratf)en.  Eben  fo  enblicfy  ftnb  mecbanifcbe  Sfetje,  ^effarien, 
9)oltwen,  SSorfdtle,  ju  befeitigert;  betrddbtlicbe  ßinriffe  beS  WiU 
telfleifcbeS  erforbern  bie  blutige  9?atb  u.  f.  w. 

§.  391. 
Sji  bagegen  bie  arterielle  9?eaction  gegen  bie  einwirfenbe  dx- 
regung  bereits  ooruber,  ein  atonifcfyer  3uftanb  eingetreten,  wo 
eben  in  Steige  ber  gefunfenen  2ebenSt()dtigfeit  überhaupt  biefe 
niebere  Sl)dtigfeit  ber  ©cbleiml)dute  übermäßig  beroortritt,  fo  Fann 
biefeS  wieber  entweber  nur  bie  ^olge  ber  gefcbwdd)ten  animalen 
l)6f;ern  £eben3tbdtigfett  im  gefammten  SDrgantSmuS,  ober  bie  Folge 
eines  örtlichen  ©cfywddjeäujhnbeS  fein  —  £)a§  erjrere  pflegt  ber 
Fall  51t  fein  nacb  fcfyweren  acuten  ober  cbronifcben  Äranfbeiten, 
bei  ungefunber  SebenSweife  in  f alter  feuchter  Suft,  bei  fdjlecbter 
üftabrung,  beprimirenben  ©emütbSjufrdnben ,  ja  bie  anfänglich 
mellcicfyt  bloS  ortlicb  erregte  2euforrl)oe  felbft  wirb  bei  längerer 
2)auer  biefe  (Scfjwdcfje  jur  Folge  fyabm.  —  $kv  gilt  eS  nun 
wieber,  bie  Urfadjen  aufjufucfyen,  welche  einen  ©cfywdcfyejujianb 
biefer  2(rt  jur  Folge  gehabt  ^abm,  fte  fobann  ju  befeitigen  unb 
gleid)$ettig  ben  ©ebraueb  roborirenber  Mittel  bamit  §u  oerbinben. 
Sft  bafyer  auf  bie  Freiheit  ber  erjlen  (£mdl)rungSwege  bie  gehörige 
SÄücfft'cbt  genommen,  fo  fuebt  man  \)it  SSerbauungSfraft  burcl) 
bittere  Mittel,  Extr.  Centaurii  min.,  Gentianae,  Trifol.  fibr., 
Codex  Cascarillae,  Simarubae,  bie  S9?t)rrl)e  unb  dl)nltcl)e  in  5Ber= 


2T8 

binbung  mit  Sfyeeaufgüjifen  Oon  Hb.  Marrubii  alb.,  Uvae  ursi  unb 
Flaved.  anrantiorum,  unb  bei  mefyr  torpiben  ©ubfecten  aucfy  in 
33erbinbung  mit  getfiigen  Mitteln ,  Elix.  viscerale  Hoffm. ,  Tr. 
cort.  Aurant.,  Balsam,  vit.  Hoffm.,  allmdlig  JU  Rebelt,  Mtb  Wcnbet 
bann  bie  ßfyina  (oorjuglid)  in  ?>uloerform),  9?atanl)ta,  ba§  Garns 
ped)e^>oIj  unb  fpdterfyin  ba$  (Sifen,  oor&uglicb  in  gorm  ber  (wo 
möglich  an  ber  £luelle  §u  trinfenben)  eifenljalttgen  Sttineralwdffer 
an.  gerner  empfiehlt  man  eine  ndfyrenbe,  leicht  oerbaulicfye  &\at, 
ben  mäßigen  ©enuj?  eines  guten  alten  SGBeinS,  Sanbluft,  2lu$ei* 
terung  be3  ©emutljS  unb  befonberS  ben  ©ebrauct)  ftdrfenber,  oors 
güglidf)  etfenfyaltiger  S5dber.  #ier  ijl  übrigens  auch;  ber  Drt,  wo 
man  oon  ben  mefyr  reijenben  innern  Mitteln,  5.  33.  ben  Äubeben l) 
unb  ber  Sobine2),  mit  ^u^en  ®ebrauc|)  machen  fann. 

§.  392. 
&ie  2euforr|6e,  weg*n  örtlich  gefunfener  Sebens'tljdttgfeit  unb 
baburd;  profus  geworbener  2Cbfonberung  ber  ©chleimfydute ,  tritt 
aUmdlig  immer  bei  längerer  £)auer  beS  UebelS  ein,  wenn  audf) 
melleicbt  anfänglich  gleicfjjettig  erl)6l)te  arterielle  £l)dtigfeit  bemerft 
würbe,  unb  jwar  erfolgt  ber  Uebergang  in  biefe  2trt  beS  weisen 
SlujfeS  um  fo  leichter,  je  mefyr  im  allgemeinen  SSeftnben  bie 
fyofyem  SReactionen  gefctjwdcljt  fmb,  je  mefyr  baS  Temperament 
pfylegmatifcfy  ifi,  je  übler  bte  auf ern  SBerfydltniffe  ber  $ranfen 
fmb  unb  je  weniger  eine  jirenge  Sieinlicfyfeit  oon  ber  Äranfen 
beobachtet  wirb.  —  2Tuferbem,  bafj  nun  fyier  wieber  gilt,  wtö 
bereite  oon  mehreren  froheren  formen  gefagt  ijl,  ndmlicfy,  bafj 
bie  (Entfernung  oon  medjanifc^en  Weisen  unb  unterfyaltenben  Urs 
fachen  ber  ©ecretion  (5.  35.  anbern  Äranf Reiten,  Snburationen, 
©efcfywuren  u.  f.  w.),  ferner  jfrenge  3?einltcfyfeit  unb  S3ermeibung 
aller  ©nfluffe,  woburd)  (wie  ztxva  oon  erfyi^enben  warmen  ©es 
trdnfen,  tretbenben  Mitteln  unb  befonberS  oom  ©efcfyledjtSreije 
gilf)  dongeflionen  nad)  ben  ©enitalien  erregt  werben,  befonberS 
tk  ^ufmerffamfeit  beS  2CrjteS  forbern,  fo  ijl  eS  fyter  ferner  notl)s 
wenbig,  jugleicfy  Mittel  anjuwenben,  welche  tfyetlS  birect,  tfyeilö 
inbirect  bie  ©ecretion  ju  befdjrdnfen  im  ©tanbe  fmb. 


1)  3Ä.  f.  Dr.  3.  o  r  r  ab.  ben  SRufcen  ber  Äubeben  gegen  ben  wetzen 
gluf .  @r  ratzet  fte  tpßfify  breimal  ju  5ß  bis  3j  in  9)utoer  mit  SBaffer 
ober  SÄttd)  §u  geben,  ober  avtfy  mit  Sfjeriaf  alö  Catwerge.  (Sourn.  für 
auötdnb.  Siterat.  1822.  S.  £ft.  ©.  471. 

2)  ©ie  wirb  befonberS  tton  ©imeHe  empföhlen  (Journal  univcrs.  des 
scicnces  med.  T.  25.  Jan,  1822.  p.  5. 


219 

§.    393. 

3u  ben  birect  bie  ©ecretion  oerminberiiben  Mitteln  t>arf  wofyl 
juoorberjt  bie  jfrenge  $erabfefcung  aller  <2tojfaufnabme  auf  baS 
möglich  fteinfie  9Kaaj?  gerechnet  werben,  rote  e§  in  ber  foge* 
nannten  «£mngercur  in  2(nwenbung  gebracht  wirb;  welche  wir 
baber  md[)t  anfielen,  für  einen  tief  eingewurzelten,  üorjüglicr;  etwa 
fru^er^m  mit  ©typfyiliS  compltart  gewefenen  weisen  $lu$  als  ein 
nicfyt  ju  übergefyenbeS ,  unb  felbjt  wo  bie  anbern  Mittel  ofyne 
(Erfolg  angewenbet  worben  ft'nb,  noeb  «£mlfe  oerfprecbenbeS  Mittel 
|«  empfehlen,  oowefmilicb  bann,  wenn  bie  SebenStbiftigfeit  in 
ber  ©efammtfyeit  beS  SDrganiSmuS  noefy  niebt  ju  tief  fyerabgefiimmt 
ijt.  Serner  geboren  l)ierl>er  bie  ber  9Jeprobuction  überbaupt  ent; 
gegenwirf enben ,  oorjuglicb  ber  (Staffe  ber  mineralifc^en  unb  nie- 
taUifctyen  2Crjneijroffe  angefangen  W,  welche  ebenfalls  oors 
Zuglicj)  bei  febr  langwieriger  ßeuforrboe,  unb  naebbem  man  bie 
notbige  JKucfftdjt  genommen  fyat  barauf,  bafj  nidjt  etwa  eine  ju 
plofclicbe  Hemmung  frattft'nbe,  in  2Cnwenbung  ju  jteben  ft'nb.  9ta 
wdblt  ba%ü  entweber  baS  reine,  ober  nur  mit  wenig  SDfilcb  t>er- 
fefcte  Äalfwaffer,  bie  ebenfalls  mit  etwas  Wüä)  ober  mit  einer 
Wocbung  ber  Sftofynfopfe  oermifcl)te  Aqua  vegeto-min.  Goulardi, 
bie  Aqua  phagedaenica ,  bie  2£uflofungen  beS  2£launS,  beS  3tnf;, 
(5ifen=,  fowie  beS  ÄupferoitriolS  ober  SBleizucf  erS ,  ofjngefdfyr  ju 
einem  £luentcben  auf  ein  $funb  glüfft'gfett,  ober,  in  befonberS 
fyartndcfigen  galten,  üorgugltcf?  wo  oielleic^t  früher  fvpl)ilitifd)e 
(Somplicationen  oorfyanben  gewefen  ft'nb,  ben  Mercurius  sublima- 
tus  coitos.  ju  2  bi§  4  ©ran  in  berfelben  Quantität  ftlüfftgfeit 
aufgelöjl.  Swecfmdßig  ift  aueb  baS  oon  $opp  oorgefcblagene 
©erfahren,  einen  f  leinen  formalen  ©efywamm  in  9Jatanl)iabecoct 
burcl)  Tr.  Catechu  unb  Kino  oerfidrft,  einzutauchen,  unb  jeben 
2(benb  oor  ©cfyfafengefyen  t\aü)  entleertem  Urin  tief  in  bie  (Scheibe 
einzubringen. 

jCnmetfung.  SBefonbern  (Erfolg  fal)  $b-  9?icorb  neuerlicb 
bei  Fluor  albus  oon  (Sinfpri^ungen  einer  ßofung  oon  10  ©r. 
Lap.  infernalis  in  5J  SGßaffer  ober  auefy  oom  £oucl)tren  mit  $bU 
lenjfein  felbfi.  <3.  ^Berliner  mebic.  Cientralzeitung  5.  Safyrg.  47.  ©t. 

§.    394. 

2Clle  biefe  Mittel  werben  entweber  als  Snjectionen  ober  als 
SBafcijungen  ber  äußern  (Genitalien  (oorjuglid)  wenn  bie  ßeufor* 
rboe,  obwobl  bieS  feiten  ber  Satt  ift,  ftdj  mefyr  auf  bie  aufjem 
©efcbled)tstr;eile  befcfyrdnfte)  angewenbet,  ober  fonnen  enblicfy  and) 
mitteljt  eines  befeuchteten  ©cfywammeS  in  bie  fßagina  gebracht 


280 

werben.  Smmer  ijf  eS  Sterbet  awecfmafig,  oor  tfnwenbung  biefer 
Wllttd  bte  ©eburtstfyeile  oon  anhaftendem  ©cbleime  reinigen  unb 
abtrocfnen  ju  (äffen,  bann  bie  Mittel,  fei  e§  nun  burcb  langfame 
Snjection  ober  turcr)  ben  ©cbwamm,  10  Minuten  bis  eine  S3iers 
telfiunbe  mit  ber  abfonbernben  gldcbe  in  SBerüfyrung  ju  laffen 
unb  nacb  biefer  Seit  abermals  burcl)  ein  SBibetbab,  ober  burcfy 
lam$  SBaffer  unb  ©cbwamm  eine  Reinigung  unb  2£u3trocfnung 
oornefymen  ju  laffen.  —  3«  biefen  Mitteln  ijr  ferner  aucfy  bie  to 
wenbung  ber  Aalte  §u  gießen,  obwohl  fte,  fei  eS  nun  al6  fefyr 
falte  (Smfprifcung  ober  SSafcbung  (in  ber  le^tem  §orm  atlerbingS 
nocf)  am  erfren),  wegen  ber  oft  anbcrweittg  nact)t^etltg  werbenben 
SBirfung  nid)t  allgemein  empfohlen  werben  fann.  —  (§:nbltcf>  ge* 
boren  aucfy  bie  falten  33dber  unb  $albbdber,  fowic  bie  mit  abs 
firingirenben  Mitteln  (5.  SB.  ßifenoitriol  ju  1 — 2  Sotfy)  oerfe^ten, 
fyterfyer ,  bei  welchen  Mitteln  fdmmtlicb  bie  im  üorigen  9)aragrapfy 
erwähnte  23orffd)t  nic&t  §u  übergeben  ijf. 

§.  395. 
2ÜS  inbirect  bie  ©ecretion  oerminbernbe  Mittel  betrachten 
wir  biejenigen,  welche,  inbem  fte  ortlicb  bie  SebenStbdtigfeit  über* 
fyaupt  unb  inSbefonbere  2£rterieliitdt  unb  9fluSfelfraft  er^d^en,  an* 
tagoniftifcf)  bie  wucfyernbe  $)robuctit>itdt  ber  (Schleimhäute  fyerabs 
jlimmen.  |)terf)er  geljort  nun  jwar  fcfyon  bte  §.  391.  erörterte 
allgemeine  33el;anblung,  allein  nocf)  mefyr  bie  2£nwenbung  tonifcber 
Mittel  auf  bie  leibenben  Organe  felbft.  £>abin  ftnb  aber  ju  jaulen 
bie  2lbf  od^ungen  ber  (Siemens,  Ulmen  -  ober  SÖßeibenrinbe,  fowie  ber 
©alldpfel,  bie  2Cufgttffe  ber  Hb.  Serpylli,  Absinthü,  bei  mel)r 
torpiben  Äorpem  oermifebt  mit  fluchtig  reijenben  ©toffen,  mit 
rotjjem  Söein  ober  etwaS  ^Branntwein,  bei  feljr  fenftbeln  Äorpern 
mit  einem  2Cufguffe  ber  Valeriana,  be3  |)t)ofq)amu$ ,  mit  einigen 
tropfen  ber  Tr.  thebaica,  unb  wteber  entweber  al6  (Sinfprikun- 
gen  ober  aU  SBafcfjungen ,  ober  enblid)  aueb  aB  allgemeine  S5dber 
(2ol)bdber,  S3dber  üon  naturalen  ober  fünfllicfyen  Gnfenwdffew, 
ober  tton  ben  genannten  bittern  Ärduteraufgüffen).  ferner  ftnb 
fyierfyer  ju  jaulen  ba§  fragen  t>on  ©ürteln  *)  mit  (£id)enrinbe  unb 
aromatischen  Krautern  gefüllt,  ba3  Emplastrum  aromaticum  über 
bie  Regio  hypogasirica,  bie  geijtigen  Einreibungen  bafelbft  unb  be- 


*)  2>enen  iebodj  SBenjel  (Rtanfy.  b.  Uterus  ©.  106.)  bte  in  bte  25a-- 
gina  gelegten/  mit  ©idjenrinbenpulüer  gefüllten  unb  rooftl  auef)  mit  etn»a§ 
rotljem  SBein  angefeuchteten  ©äcfdjen  überhaupt,  unb  ganj  öorgügli^ 
bei  gteidfoeitigen  fallen  Sagen  be$  Uteruö,  üorgietjt. 


281 

fonberS  aud)  bie  trocfnen  9?ducberungen  bcr  ©ebitrtstfyeile  mit 
SOZaftt?:  ober  SSernftein.  Söie  bei  melen  dfynlicbcn  Äranf{)eiten  bat 
man  aud)  bei  bem  Fluor  albus  gewiffe  2£r§netftoffe  al§  fpectftfrf) 
fjeilfam  empfohlen,  bereit  mehrere  oon  SDceifjner  (gorfcbungen 
be$  neunzehnten  Sa&r&unbertS,  S&1.2.  <3.  192  u.  f.  unb  £bl.  5. 
©.  208  u.  f.)  jufammengefMt  worben  ftn'o,  unb  üon  welchen  einige 
fdbon  genannt  würben,  anbere  noty  genannt  werben  follen.  üfticbtS 
beffr  weniger  empfehle  id)  aud)  l)ier,  ftd)  ntd?t  auf  biefe  Mittel  ju 
üerlaffen,  fonbern  immer  bie  ßntwicflung  ber  Äranffyeit  ju  flubts 
ren  unb  barnacb  jeben  befonbern  gall  aud)  feiner  befonbern  Statur 
nad)  ju  bebanbeln.  —  (Sinjelne  folcber  fpecift'fd)  fein  follenber 
Mittel  ftnb  aber:  1)  bte  SMutfren  oon  Lamium  album  nad) 
<5one>brucb  unb  2)  bie  ber  Urtica  dioica  nach  #artmann; 
3)  2£bfocbungen  oon  fol.  Lauroceras.  nad)  & o m ma  f in i;  4)  2£bs 
foduwgett  ber  Ratanhia   nad)  dlatf^    5)  bie    faba  Pechurira  tdgs 

lieb  ju  3iv  nad)  3immermann,  be  ^>eS  unb  (Sgeling. 
6)  ber  gekochte  Serpentin  ju  5jß  tdglid)  mit  Sucfer  aB  Satwerge 
nach  X>ubo\xä)tt  be  Romano;  7)  bas>  Argentum  nitncum  §u 
gr.ß  in  Wen  3mal  täglich  nach  3.  SBife;  8)  bal  Ferrum 
sulphuricum  nad)  ö.  SSelfen. 

§.  396. 
SBirb  nun  ber  weiße  glufj  auf  bie  oben  angegebene  SBeife 
jletS  feiner  befonbern  ßntftebung^weife  angemeffen  beljanbelt,  fo 
wirb  e3,  üorjüglicb  wenn  baS  Uebel  nod)  neu  ift,  in  oielen  Odilen 
gelingen,  bie  oollfldnbige  Teilung  ju  bewerffteltigen ,  wobei  nur 
noch  ju  erinnern  ift,  baß  aucb,  wenn  ber  2(u§fluß  aufgebort  f)at, 
gewöhnlich  noch  eine  beträchtliche  (§rfd)laffung  ber  ©cnitalien  unb 
Neigung  ju  Sötebererjeugung  ber  Äranfbeit  jurucfbleibt,  we6l)alb 
bann  inSbefonbre  tfyeilS  nod)  für  längere  Seit  bie  in  obigem  oor* 
gefcfyriebene  SebenSorbnung  pünftltcb  ju  befolgen  bleibt,  t&eÜS  mel)s 
rere  ber  genannten  Mittel,  unb  befonberS  bei  gefcbwdcfyten  Körpern 
bie  Qfyma  unb  ber  innere  unb  auf  ere  ©ebraud)  eifenbaltiger  Södffer 
längere  Seit  fortgefe&t  werben  muß.  £>a§,  wag  inbeß  bie  Tei- 
lung biefer  Äranffyeit  gewofynlid)  am  meifien  erfcfywert,  tft,  ba$ 
bie  Äranfen  in  ber  frühem  $zit  be£  UebeB  tljeilS  auö  ©chams 
tjaftigfeit,  tfyeilS  au3  Unac^tfamfeit  bie  £ülfe  be§  SCr^teS  aufju^ 
fucben  oerabfdumen,  baß  berfelbe  bafyer  gewöhnlich  bie  franfbafte 
2Cbfonberung  bereite  tief  eingewurzelt  fmbet,  unb  enbltd)  feine 
2£norbnungen  felbjl  junt  großen  Sfjeil  in  bidtetifcfjen  SBorfcbriftett 
begeben  muffen,  auf  beren  genaue  ^Befolgung  man  ft9  oft  jel>r 
wenig  t>erlajfen  barf. 


282 

§.    397. 

üJtocJ)  wdre  benn  auü)  baoon  ju  fprcc^en ,  wa§  bem  2Crjte 
bann  ju  berücfftcbtigen  bleibe,  wenn  burcfy  irgenb  eine  gewaltfame 
Urfacr)e  eine  plofclicbe  Unterbrücfung  biefer  bem  Äorper  uielleicbt 
längere  3eit  fcbon  jur  ©ewofynbeit  geworbenen  2(bfonbcrung  ent= 
ftanben  wäre.  —  5m  ©anjen  werben  gerbet  wieber  jtemltc^  bie* 
fetben  Regeln,  welche  oben  (§.  208.)  für  bie  SBefyanblung  ber 
unterbrächten  Sftenfiruation  gegeben  worben  ftnb,  2lnwenbung  fmben, 
unb  oorjügticty  in  ben  Sauen,  wo  bie  ßeuforrboe  §olge  einer  im 
ganzen  fDrgani&nuS  abnorm  beroortretenben  probuctwen  Äraft 
war,  jleUoertretenbe  allgemeine  Ausleerungen  (SSenafectionen,  2lb= 
fü^rungen,  SBeforberung  ber  SranSfptration  u.  f.  w.),  fowie,  wenn 
Unorbnungen  im  ©rüfenfyfrem ,  SDbjiructionen  u.  f.  w.  eingetreten 
ftnb,  bie  refoloirenben ,  bei  ^pftertfdben  Sufallen  hingegen  bie  be= 
tufyigenben  Mittel  (S5dber,  Ableitungen  u.  f.  w.)  2(nwenbung 
fmben.  Tiud)  fann  burcfySniecttonen.auS  aromatifcfyen  2Cufgüffen, 
Rubefacientia  an  bie  ©cfyenfelfldcfyen,  2)ampfbdber,  gelinbe  Diure- 
tica  unb  Purganiia  ztwa$  jur  erneuten  SSerme^rung  ber  ©ecretion 
getban  werben,  obwohl  man,  wenn  ftcf)  burc^  eine  oielleicbt  für 
einige  3eit  unterhaltene  anberweittge  2fbfonberung  (j.  S5.  ein  §on= 
tanell)  biefe  franfljafte  ©ecretion  erfefcen  unb  bem  £)rgant3mu3 
enbltrf)  ganj  unnötig  machen  laßt,  biefe  (Gelegenheit  ergreifen 
wirb,  um  bie  rabicale  Teilung  ju  bewerfftelligen. 

4. 

SBafferfucrjt  ber  nicljt  fcfywangern  ©ebdrmutter 

(Hjdrometra). 

§.    398. 

SEbeilS  in  ben  jcugungSfdlngen  Sauren,  unb  jwar  t?or§üglicf> 
bei  grauen ,  welche  mehrere  Sittale  geboren  babm,  tbeiB  aber  aucb 
nocb  im  fpdtern  2llter  unb  bei  ertofcfyenber  ©efc^led^tfjdtigfeit 
bilben  ftd)  juweilen  SBafferanfammlungen  in  ber  (Gebärmutter, 
welche  man,  je  nact)bem  ber  £>rt  ijt,  an  welchem  bie  Anhäufung 
gefcfyieljt,  in  bie£ßafferfucl)t  ber  ©ebdrmutterf)6fyle,  wenn 
ba§  SBajfer  frei  in  ber  lefctem  jlagnirt  (Hjdrometra  ascitica),  in 
bie  2Bafferfucl)t  ber  ©ebdrmutterfubjlanj  (Hjdrometra 
oedematosa),  wo  ba§  äßaffer  ba3  fcfywammige  (Gewebe  ber  (Ge= 
bdrmutterwdnbe  erfüllt,  unb  in  33lafenwafferfu#t  ber  (Ge- 
bärmutter (Hjdrometra  hjdatica)  abheilt.  35ei  ber  le^tem 
gorm  ijl  ba$  SSSaffer  in  flcinern  ober  großem  S3lafen  etngef^loffen, 


283 

unb  e§  wirb  fonad)  burd)  tiefe ,  t)'m  wie  an  anbern  Seilen  be§ 
ÄorperS,  imb  jwar  obne  Beugung  entfief)enben  2Cftergebilbe  ein 
wahrer  Uebergang  ^ergejleüt  §u  ben  bureb  Beugung  entjiefyenben 
falfcben  grttebten  ober  Sftolen,  befonberS  ben  fogenannten  S£rau= 
benmolen,  oon  welchen  im  ^weiten  Zfydk  bie  Siebe  fein  wirb  *). 

§.  399. 
25ie  2öaffcrfu$t  be§  UteruS  iji  ober  eine  tfyrer  (5rfenntniß 
xiad)  befonberS  febwierige  Äranrfyit,  welcbe  tfyeilS  mit  SBafferfucfyt 
ber  Skucbboble,  SBafferfucbt  ber  SDoarien,  tbetlS  unb  jwar  oor* 
jüglicb  leiebt  mit  wirfltcfyer  ober  SDtolenfcbwangerfcbaft  oerwecbfelt 
werben  fann,  ja  enblicb  (wie  wir  bei  ^Betrachtung  ber  ÄranfbeU 
ten  ber  ©d^wangern  ftnben  werben)  am  atterfebwerffen  auSjus 
mittein  ift,  wenn  fte  jugletcf;  mit  wabrbafter  ©ebwangerfebaft 
üorrommt,  weSbalb  benn  i^re  £)iagnofe  eine  gan$  befonbere 
SBerucfftcbtigung  erforbert.  Äennjeidjen  berfelben  ffnb  aber  ju 
entnehmen  aus  folgenben  Momenten:  1)  aügemeine  Äorperconfiu 
tution  unb  befonbere  t-orauSgegangene  Äranfbeit8urfact>en  ober  fon= 
füge  fcfjablicbe  ©nflüfie.  SSorjüglid)  biejenige  Äorperbilbung  alfo, 
welche  überbauet  ju  SBafferanfammlungen  biSponirt,  b.  i.  pl)leg= 
matifcfyer,  febwammiger  #abitu3,  bie  fpdtern  ßebenSjabre,  bestimmte 
Ueberjeugung ,  baß  ©cbwdngerung  niebt  fhttgebabt  baben  fonne 
(etwa  wegen  bereits  erlogenem  SeugungSoermogen) ;  ferner  öors 
ausgegangene,  nicfyt  jur  reinen  (Sntfcbeibung  gebiefyene  ©ebdrmuts 
terentjünbung,  unterbrächte  Sttenfiruation  unb  ßeuforrboe.  2)  eins 
tretenbe  ©efdjwulft  beS  Unterleibes,  wobei  inbeß  bte  oergroßerte 
©ebdrmutter  bureb  bie  äußere  Unterfucbung  als  Urfacbe  ber  ÄuS; 
bebnung  ftcb  auSmitteln  laßt,  fo  baß  jebodj  btö  2(nwad)fen  ber 
©ebdrmutter  weniger  regelmäßig  (bduft'g  fcbneller)  als  bei  ber 
©cfywangerfcbaft  erfolgt,  bie  iuSbefynung  felbjt  fyocbfl  feiten  ben 
Umfang  ber  boebfebwangern  ©ebdrmutter  erreiebt,  aueb  wobl  pes 
tiobifcb  <&;  unb  junimmt.  3)  ©n  oon  3eit  ju  Seit  ftcb  «n- 
jiellenber  Abfluß  üon  SBaffer  auS  ben  ©eburtStbeilen,  welches 
entweber  rein  ober  mit  ©cbleim,  SBlut  ober  S3lafen  oermifebt  i|t 
(baS  entfd)cibenbfte  Seieben.)  4)  3Die  geburtSbülflicbe  Unterfucbung 
geigt  ben  SDhtttermunb  unb  SittutterbalS  fcblaff,  febwammig,  ober 

*)  2)at3  aber  Hydrometra  hydatica  nicht  etwa  blofe  SBolenfcferoangetfcbaft 
fei,  beroeifen  bte  öon  ©reinig  (£anbb.  b.  ^atbotogie  ber  d)ton. 
Ärantb.  S5b.  2.  ©.  484 )  gtfammelten  SSeifpiete  berfelben  in  Sung- 
frauen  unb  bejahrten  grauen.  SSiele  gälte  ber  Hydrometra  hydatica 
i>at*aud}  33urnö  (®runbfd|e  ber  ©eburtöbülfe ,  1820,  6.  133.)  ju= 
fammengefteUt. 


284 

bei  ber  Hydrometra  oederaatosa  teigartig  Otljltfu^ten,  Welche  £>,  fowte 
bie  gewofynltd)  fefyr  gefundene  Temperatur,  oft  auü)  an  bem  äußern 
Umfange  ber  ©efd)wulji  ftd)  entbecfen  la^ft.  Der  SJttuttermunb 
felbft  pflegt,  auger  bei  tmb  furj  nacfy  bem  Abgänge  be£  SBafferS, 
gefcfyloffen  gu  fein.  Enblid)  geigt  aud)  entweber  bie  aufere  Un- 
terfudjung,  ober  bie  innere,  ober  beibe  Zürn  gleichzeitig  angebellt, 
eine  gfajrtualH^  im  UteruS,  jebocfy  natürlid)  nur  in  t>m  %äUm, 
wo  ba$  Söajfer  wirflicfy  frei  in  ber  ©ebdrmutterfyofyle  jhgnirt. 

§.    400. 

SBeniger  $arafteriffifd)  ftnb  bie  nacbj!el)enben3ufdü'e:  l)©t6; 
rungen  ber  23erbauung,  burd>  oerlorene  Eßluft,  Efel,  Erbrechen, 
SSerjlopfungen,  S3ldl)unggbefcl)werben,  UnterleibSfdlMteräen  oerfcfyies 
bener  2Crt;  2)  ©efüfyl  oon  £)rucf  unb  (Schwere  im  S5ecfen;  3)  nad> 
imb  nad>  ftd?  minbernber  Abgang  beS  UrinS,  welcher  üon  trüber, 
molfiger  SBefcfyaffenfyeit  ijf,  unb  bd  beträchtlicher  SSecgroperung 
ber  ©ebdrmutter  oft  aud)  in  feiner  Entleerung  ©d?roierig!eit  ft'nbet, 
i>a  hingegen  bie  übrigen  Begleiter  ber  Sßafferfucfyten,  al§  namenk 
licr;  fetjr  oermel;rter  Dürft,  l)ier  entroeber  ganj  mangeln  ober  in 
weit  geringerm  ©rabe  oorfyanben  ftnb ;  4)  SSorfdtle  ber  9)?utter= 
fcfyeibe  ober  ber  ©ebdrmutter  felbft ,  als  ^olge  ber  2Ctonie  bej>  ©es 
fcfyledjtSfyftemS ; .  5)  obematofet:  Bujfonb  ber  äußern  ©eburt6tl)etle 
unb  ber  untern  Extremitäten ;  6)  f$leid)enbe§  lieber.  —  ES  er= 
giebt  ftd)  bemnacty  auö  bem  SSorl)ergel)enben  fctyon,  roenn  man  e3 
5ufammenl)dlt  mit  ber  im  ^weiten  Steile  ju  gebenben  ©efcbidjte 
ber  natürlichen  ©cbwangerfcfjaft,  woburcl)  biefe  Äranf^ett  nament; 
\id)  oon  ber  ledern  ftd)  unterfcfyetben  laffe;  inbep  ifi  bocb  fyter 
nod)  tnSbefonbere  ju  bemerken,  baf*  oorgüglirf)  ok  für^ere  Dauer 
ber  SBafferanljdufung  (welche  feiten  fed)3  Sftonate  überfteigt) ,  ganj 
befonberS  aber  ber  Mangel  aller  fühlbaren  Äinbe^tfjeile  ober  Ätn= 
beSbewegungen  unb  ber  oon  3jit  ju  Seit  jkttftnbenbe  2Bafferab= 
gang,  in  SSerbtnbung  mit  ixm  allgemeinen  ttebelbeftnben ,  gu 
biefem  Enb^weif  berücfftdjttgt  ju  werben  oerbienen. 

§.    401. 

2Cetiologie.  SSSie  eine  jebe  anbere  SBafferanfydufttng  fann 
bie  ©ebdrmuttertoafferfucbt  nur  burcl)  oermebrte  2üt3fd)eibung,  ober 
burd)  oerminberte  2Cuffaugung,  ober  burd)  betbe  Momente  gleichzeitig 
ifyrem  SBefen  narf)  begrünbet  werben;  betrachtet  man  inbe§ 
bie  Statur  ber  Äranfbeit  ndfyer,  fo  muf?  man  rooljl  geneigt  wer= 
ben,  fte  üor^üglicfy  in  bie  oerme^rte  2Cu3f#eibung  git  feiert,  eines 
SbeilS,  weil  eine  gewiffe  Erregung  beS  DrganS  fcf)on  erforberltd) 
ijl,  um  bie  S3crfcbliepung  be$  SttuttermunbeS  (o)()ngefdl)r  \vk  bei 


285 

ber  ©cbwangerfcbaft)  ju  bewirFen,  ofyne  welche  bie  2fnfammlung 
überhaupt  ntc^t  fiattfmben  würbe;  anbern  ZfytiU,  weil  wir  ft'e 
öorjiiglid)  ^duftg  nacb  (Sinfluffen  entließen  fe^en,  welcbe  offenbar 
eine  oermebrte  Erregung  ber  Uteringefdjje  bebingen,  wie  biefeS  ftdE> 
noeb  ndber  bei  ^Betrachtung  ber  entfernten  Urfadjen  ergeben  wirb. 
$ierbin  geboren  aber  1)  bie  §.  399.  erwähnte  allgemeine  Äper* 
bilbung;  2)  vorausgegangene  ©cbarmutterentjünbung ;  3)  23er;= 
bilbungen  berfelben,  als  Eiterungen,  Snburationen,  2TuSwücbfe; 
4)  bober  ©rab  oon  2ltonie  beS  gefammten  ©efcblecbtSfyftemS  in 
$olge  oorauSgegangener  ^Blutungen,  $eblgeburten,  langwieriger 
ßeuforrboe,  \)äüfi$  nacb  einanber  fommenber  Sßocbenbetten ,  ft^ens 
ber  SebcnSweife,  fcblecbter  Äojf,  beprimirenber  Effecte,  febr  warmer 
ober  Falter  feuebter  Suft  u.  f.  w.;  5)  b^uftg  einwirf enber  ©e- 
fcblecbtSreij  obne  wirFlicb  erregte  <3dE)wangerfcbaft,  ober  wobl  felbfi 
bei  bereite  erlofcbener  3eugungSfdbigfeit,  unb  eben  fo  bei  biSpo* 
nirten  ©ubjeeten  2llleS,  wobureb  ßongefKonen  nacb  ben  ©efcblecbtS= 
organen  veranlagt  werben,  als  geijtige  ©etrdnFe,  erbi&enbe  <&peu 
fen,  treibenbe  Mittel  u.  f.  w.;  6)  lonnen  aueb  ©efcbwüljfe  be* 
naebbarter  Drgane  bureb  ib^en  £>rucf  bie  JKeforption  froren  unb 
SQBafferanbdufungen  bevbeifubren,  ober  SSerwacbfungen  beS  50?ut- 
termnnbeS  nacb  vorausgegangenen  febwierigen  ©eburten,  SSer- 
fcblie^ungen  beffelben  bureb  ^acbgeburtSrefte ,  ©cbleimpfropfe  unb 
coagulirteS  S3lut  bie  2tnbdufung  oon  glüfffgFeiten  innerhalb  ber 
©ebdrmutterboble  begünfrigen.  Gntblicb  7)  ijr  gewig  niebt  feiten 
bie  2Bafferfucbt  beS  UteruS  felbfi  als  eine  2lrt  oon  unoollfommner 
©ebwangerfebaft  ju  betrachten,  bei  weiter  bloS  ber  UteruS  jeugte, 
niebt  aber  baS  SDoarium,  fo  baß  bloS  eine  Tunica  deeidua,  jus 
weilen  aueb  ^»pbatibenblafen  im  UteruS  gefunben  werben.  — 
(£>iefer  gall  blof er  Uterin^eugung  ifl  fyäufiQex  als  man  glaubt, 
unb  eS  rubren  namentlicb  oftmals  baoon  bie  guweilen  mit  ber 
Sftenftruation  abgel;enben  £dute  tyx,  obwobl  biefe  ©ebilbe  ftcb 
aud)  juweiten  als  ^»robuete  ebronifdf)  entjünblicber  Steigung  im 
UteruS  felbji  bei  jungen  SSttdbcben  bilben.) 

§.  402. 
Ausgange  unb  Solgen  ber  ©ebdrmutterwaffer- 
fuebt  nebjt  ber  barauS  ftcb  ergebenben  ^rognofe.  ©e= 
wobnlicb  nimmt  bie  SBafferfucbt  ber  ©ebdrmutter  einen  i>tm  Seben 
weit  weniger  gefdbrlicben  ©ang,  als  bie  übrigen  Sßafferfucbten. 
©rofjfentbeilS  entfebeibet  ft'e  ftcb  ndmlicb  bureb  bie  $eilfrdfte  ber 
Statur  mittelji  beS  2lbfluffeS  bureb  bie  SJZutterfcbeibe,  obwobl  bie 
2(nbdufung  aueb  juweilen  von  Steuern  ftcb  bilbete.    £>ie  Urfacben 


286 

m 
biefer  Entleerung  ftnb  entweber  wal)re  eintretenbe  Eontractionen 
beS  UteruS,  ober  aueb  m0  äußere  meebanifebe  Einftäffe,  wie 
j.  83.  mm  Dreißig  *)  ein  galt  mit  angeführt  wirb,  wo  nacb 
einem  <Stur&  auf  ben  £eib  baS  2CbfXteff en  oon  SBaffer  erfolgte. 
9?ad)  bem  Abfluffe  felbjt  bleibt  jwar  gewobnlicf)  noef)  eine  be* 
trddjtlicbe  Erfcblaffung  ber  ©eburtStbeile  längere  Seit  jurücf,  fo 
bafj  man  juweilen  nacbfolgenbe  pafft'oe  ^Blutungen  entfielen,  ober 
aueb  wol)l  Neigung  gu  ßuftentwieflung  im  UteruS,  unb  ju  ®e* 
fcdrmutterbldljungen  gegeben  ff  ebt;  ja  felbft  allgemeine  unb  jwar 
bie  beträchtlichen  Abfpannungen  fal)  man  nacb  btefen  Entleerun; 
gen  eintreten  unb  £)bnmad)ten  ober  wobl  gar  ben  £ob  oeranlaffen. 
Enbltcb  \)QX  man  wobl  aueb  Sßeifpiele  oon  ungewöhnlichen  SBegen 
ber  SBafferentleerung,  wie  bureb  ©efcfywüre,  unb  gwar  felbjt  burcl) 
bie  25aucl)bebecfungen  unb  burefy  öerjldrft  eintretenbe  anberweitige 
Abfonberungen,  $.  33.  buref)  oermebrten  Harnabgang ,  ©cf)wei§, 
ja  fetbjl  bureb  Speichelfluß-  ©elten  unb  gewofynliity  nur  bei 
gleichzeitig  oorbanbenen  Abnormitäten  in  anbern  Organen  beS 
ÄorperS  wirb  bie  Hydrometra  tobtlicb,  uns  man  ft'nbet  bann  mit; 
unter  fel)t  bebeutenbe  Anbdufungen  oon  SBaffer,  ben  UteruS  t>on 
weifjlicber  §arbe,  leberartigem  sparendwma,  tyduft'g  mit  anberweu 
tigen  Degenerationen  bfytfUt  unb  gugletcb  oft  bie  übrigen  EJe? 
fctylecbtStbeile  ausgeartet. 

§.    403. 

SSenn  bafyer  aueb  im  Allgemeinen  bie  ^Prognofe  niebt  febr 
ungünjlig  ju  nennen  ijr,  fo  muß  ftc  boer)  befonberS  auf  folgenbe 
Momente  Sfäcfftcfyt  nebmen:  1)  auf  bie  gefammte  Eonftttution : 
je  weniger  fd)laff  unb  pfylegmatifcb  biefelbe  tj},  um  fo  leichter  unb 
tjollfommner  ifi  bie  Teilung  burefy  freiwillige  Entleerung  ju  er; 
warten;  2)  auf  bie  Dauer  ber  Äranfbeit:  je  langer  biefelbe  ijr, 
je  öfter  ft'cb  i>aö  SBaffer  oon  feuern  angefammelt  fyat,  um  fo 
febwieriger  wirb  bie  gdnjlicfye  ©enefung  $u  bewirfen  fein;  3)  auf 
bie  oeranlaffenben  Urfac^en:  je  mebr  wirfliebe  organifebe  SSerbil; 
bungen  im  ©piel  ftnb,  je  mebr  bureb  beren  Druc?  bie  Auffau* 
gung  gebmbert,  ober  ber  2Beg  jur  freiwilligen  Entleerung  ge= 
fyemmt  ijt,  um  fo  ungunjtiger  mu$  bie  33orl)erfagung  werben. 

§     404. 

Sie  SSefyanblung  ber  ©ebdrmutterwafferfucfyt  muß  sundcl)ji 
auf  Entleerung  beS  angefammelten  SBafferS  gerichtet  fein.  3n 
ben  Satten  fonadb,  wo  auS  ben  oben  erwähnten  3eicf>en  mit  3u= 


k)  $atyotogte  b.  djron.  Äranfy  S$l.  2.  ©.  496. 


28T 

oerldfffgfeit  bie  Statur  ber  Äranf&eit,  unb  jugletcr;  baS  ntc^t  etwa 
gleichzeitige  83orl)anbenfein  wirf  lieber  ©cbwangerfcfyaft  erfannt  wors 
ben  ift;  ferner  ba,  wo  baS  SBaffer  wirfliefy  in  ber  ©ebdrmutters 
i)bf)U  fiagnirt,  ffcfy  bort  burefy  gluctuation  ju  erfennen  giebt  (wenn 
im  ©egentfyeil  ber  obematofe  Sujlanb  beS  UteruS  bureb  baS  tetg- 
artige  ©efüfyt  an  feinen  SBdnben  ft'd)  aus seiebnet) ,  wirb  bie  Ent= 
leerung  burd)  ben  SJKuttermunb  gu  beforbern  fein.  ES  gefc^iefyt 
bieg  entweber  auf  b^namifcfyem  ober  auf  med)anifd)em  SGBege.  3m 
erftern  %aüe,  welcher  ben  SSorjug  oerbient,  wenn  j.  SS.  wegen  feljr 
febief  jiefyenbem  9J?uttermunbe  bie  2tnwenbung  ber  festem  fteberern 
$ülfe  niebt  tbunlid)  ifr,  werben  einige  ©aben  ftdrferer  2lbfübrun= 
gen,  baS  Galbanum,  bie  Mjrrha  unb  Sabina  nebjt  warmen  «£>albs 
unb  33ibetbdbern,  nebjl  dbnlicfyen  Snjectionen  unb  fluchtig  reiben; 
ben  Einreibungen  oon  S^u^en  fein.  2lm  beften  ijt  eS  jebod),  wenn 
fofort  ber  9ftuttermunb  funftltd)  eröffnet  unb  fo  ber  SBafferabflufj 
unmittelbar  bewirft  werben  fann.  Wlan  oollbrmgt  bieS,  wo  feine 
SBerwadjfung  ftattftnbet,  entweber  bureb  Einfd)ieben  oon  tyufc 
fcfywamm,  ober  unb  jwar  am  bejien  burd)  bie  Einführung  einer 
mit  einem  etwas  breiten  Änopf  oerfefyenen  @onbe;  wo  hingegen 
ber  ÜJttuttermunb  oerwadjfen  gefunben  würbe,  burd)  Einbringung 
eme§  bünnen,  etwas  gebogenen  unb  Ijinldnglicl)  langen  SErodarS. 
©leicbjeitig  fucfyt  man  Sterbet  bie  Sufammenjiebung  beS  gruebts 
fydlterS  burd)  dunere  unb  innere  Mittel,  als  Einreibungen  oon 
sfla^fya,  Lin.  vol.,  burd)  einige  ©aben  ber  Simmttinctur  u.  f.  w. 
§u  beforbern,  laßt  aud)  wol)l,  um  ben  SBafferabflujj  5U  beforbern, 
einen  elajlifcfyen  Äatljeter  längere  3eit  im  9tturtermunbe  liegen, 
empftel)lt  nad)  ber  Söafferentleerung  eine  33aud)bmbe  mäßig  fejl 
um  ben  Unterleib  ju  legen,  unb  fd?rettet  bann  pr  3lnwenbung 
ber  fonfl  tnbicirten  innern  Mittel,  welcbe  übrigens  bei  ber  Hy- 
drometra  oedematosa  ülä  bie  einigen  £ülfSmittel  benufct  werben 
fonnen. 

§.  405. 
2Me  innere  SBefyanblung  l)at  aber  gerbet  einen  breifacfyen 
3wecf:  1)  ben  Urfacfjen  biefer  SBafferanljdufung  ju  begegnen; 
2)  bem  Abgänge  beS  SBafferS,  wenn  er  burd)  ben  Sftuttermunb 
nidjt  jiattft'nben  fann,  anbere  SBege,  buref)  23ermefyrung  fonfiiger 
Ercretionen,  anjuweifen;  3)  ber  erneuerten  SBafferanbdufung  bur<# 
SSerbejferung  ber  allgemeinen  Eonjittution  ©djranfen  ju  fefcen.  — 
SBaS  baS  erjrere  betrifft,  fo  wirb  bie  S3el)anblung  naefy  ben  Um- 
tfdnben  oerfcfyieben  fein,  bei  ben  fcfynell,  etwa  nacb  oorauSgegan* 
gener  Entjünbung  ober  in  golge  oon  Eongejüonen  ftc^>  bilbenben 


288 

Söafferanfammlungen  ftnb  füljlenbe  Abführmittel,  fduerlicbe,  öer* 
bünnenbe ,  ben  Harnabgang  beforbernbe  ©etrdnfe ,  SSeforberung 
ber  ^autauSbünjlimg  burd)  Liq.  Minderen,  glieberblumenaufgufj, 
trocfne  grictionen  angezeigt;  ftnb  babei  felbft  (Spuren  nod)  ans 
bauernber  cfyromfcfyer  Entjünbung  oorbanben,  fo  muf  bamit  btö 
oben  für  biefe  ÄranfbeitSform  befcbriebene  ^eilt-erfabren  oerbunben 
werben  (f.  §.  345.  u.  348.).  ©tnb  bagegen  franfbafte  3uf!dnbe 
beS  Ipm^fjatifdjen  <3r;ftemS ,  SDrüfenanfcbwellungen,  Scirrlms  uteri, 
unterbrücfte  cbronifdje  «£>autauSfcbldge,  SReffr  unooutommen  ge* 
fyeilter  ©9»I)ilt6  it.  f.  w.  im  ©piel,  fo  muffen  biefe  Äranf Reiten 
tfyrer  Statur  gemdf?  bebanbelt,  Antimonialien,  refoloirenbe  unb  auS= 
leerenbe  Mittel  p  £ülfe  genommen,  ober  baS  £luecfftlber  in  Am 
wenbung  gebogen  werben. 

§.  406. 
v  2)  Bur  mittelbaren  Ausleerung  beS  SßafferS  burd)  ttermetyrte 
anberweitige  Abfonberung  ftnb  ferner,  wie  hd  anbern  SBafferfu.cb' 
ten,  bie  Diuretica,  als  Squilla,  Senega,  Digitalis,  Abtönungen 
ber  SBacbolberbeeren  u.  f.  ro.  nüfclid),  »erbunben  nötigen  gaflS 
mit  reijenben  Einreibungen  unb  Epispasticis.  3)  2)er  9?ücfftc^t 
auf  bie  Eonflitution  wirb  ©enüge  geletjlet  burd)  $wecfmdfüige  Ans 
orbnung  ber  dupern  SSerbdltntffe,  Aufenthalt  berÄranfenin  reiner 
£uft,  ©orge  für  $erjtetlung  einer  guten  SSerbauung,  ferner  (nad) 
bewirkter  Entleerung  beS  UteruS),  wenn  man  eS  mit  blofjer  Er* 
fcblaffung  ju  tbun  bat,  burrf)  Anwenbung  ber  bittern  Ertracte,  ber 
ßbina,  ber  eifenljaltigen  Sttineralwdffer  unb  beS  EifenS  in  &vfos 
j!an§,  burd)  Anorbnung  einer  jwed  mäßigen ,  leid)t  oerbaulicfjen, 
nabrfyaften  £)tdt,  ben  ©enug  eines  guten  alten  SBeinS,  unb  wo 
inSbefonbre  im  ©efcblecbtSfyftem  ein  fyotyv  ©rab  üon  Atonie .%% 
rücfgeblieben  iji,  burd)  bie  Anwenbung  örtlicher  roborirenber  Mittel, 
ber  tonifcben  SBibetbdber,  ber  geijiigen  Einreibungen  in  hk  Regio 
hypogastrica ,  ber  .ftrdutergürtel  u.  f.  w.  Oftmals  wirb  man  aber 
aud)  anberweitige  ÄranfbeitSjuftdnbe  beS  UteruS  unb  ber  übrigen 
Abbominaleingeweibe  als  Urfacben  anerfennen  muffen  (unter  wel= 
eben  befonberS  bdmorrboibalifebe  ©toifungcn,  Auftreibungen  ober 
SSerbdrtungen  in  ber  ©ubjfanj  beS  UteruS,  Plethora  abdominalis 
unb  bergleicfyen  eine  große  3Me  ju  fielen  pflegen),  unb  bann 
muffen  biefe  3uj!dnbe  tim  forgfdltige  fachgemäße  S3e^anblung 
erfabren.  , 

n:      '■•;.;.-.. 

.'      :.  .  .      . 


289 

i 

5. 

SSon  ber  3Binbfud)t  ber  (Bzbäxmuttex. 

(Emphysema  uteri ,  Physometra,  Aedoeopsophia,  Pneumatosis  ober 

Tympanitis   uterina.) 


£>ie  Anfammlung  üon  Suft  in  ber  $of)k  ber  ©ebdrmutter 
gebort  gu  ben  t»or§ögItd?  feiten  üorfommenben  Ärönf&etten.  Wlan 
beobachtet  babei  ein  Anfd;wellen  ber  ©ebdrmutter,  welches  mit 
ber  9J?enge  ber  verhaltenen  fiüft  in  SGer^dltm^  fteljt,  unb  welcfyeg 
ffcb  gewölmlid)  üon  Seit  ju  Seit  buref)  Abgang  einer  balb  groß ern 
balb  geringern  Sttenge  werborbener  ßuft,  eben  fo  wie  bie  SBaffer^ 
gefcbwulfl  buref)  Abgang  üon  SSSaffer,  verminbert.  £)iefe§  Suffe 
au3jfo£en  wirb  ©ebdrmutterbldbung  (Oepitus  uteri,  Aedoeopso- 
phia) genannt.  Sergleidjen  ßuftanfammlungen  fornnten  üor  tfyeilS 
balb  nad)  ber  ©eburt  (befonberS  nad)  ©eburt  von  fauligten 
Stückten),  tfyeiB  balb  nad?  ber  ober  aueb  bd  ttntevbrücfter  9)?en- 
jftuation,  tfyeilS  aud)  bei  anberweittgen  Ausartungen,  33ereitcrum 
genu.  f.  W. —  ßbambon  be  Sftontaur  (Maladies  des  femmes, 
Vol.  I.  3.  part.  C.  2.  p.  351.)  befcfjretbt  bie  Zufalle  biefer  von 
mehreren  feuern  ganj  unbeachtet  gebliebenen  Äranff?eit  giemlid) 
au§fül)rlicb.  —  ©emeiniglid)  tft  fte  fel;r  fcfymer^aft  unb  äußert 
alle  3ufdtle  einer  fyeftigen  Colica  flatulenta.  $lad)  ©reinig 
($atl)ologie  b.  ebron.  £rant>iten ,  2.  £1)1.  @.  533.)  gebt  fte 
fogar  §un?eilen  in  ßetyrftebei;  über,  wobei  jeboeb  ft'djer  immer  am 
berroeitige  Degenerationen  be§  UtcruS  vorauSgefe^t  werben;  öfterer 
ift  fte  aud)  burd)  erfolgten  Abgang  üon  ßuft  balb  unb  ff  dt?  er  ent- 
fd)ieben  worben. 

2)ie  Unterfcbeibung  biefeS  ttebelS  üon  normaler  AuSbefynung 
ber  ©ebdrmutter  bei  ©cbwangerfcfyaft  wirb  buref)  bie  franfljaften 
unb  befonberS  febmer^aften  Sujldnbe  bei  ernenn  unb  bie  fpdter 
anjugebenben  Seicfjen  ber  le^tern  leidet  §u  erlangen  fein;  febwerer 
bingegen^  wirb  fte  ft'd)  juwe.ilen  t>on  2Bafferfud)t  beS  Uteru£,  frem^ 
ben  Äorpem  im  Uteru§,  innern  ©ebdrmutterblutflüffen  u.  f.  w. 
unterfebeiben  Haffen-  Um  in  biefer  ^>inftcl)t  bie  £)tagnofe  ju  bz- 
riebtigen,  wirb  man  tnSbefonbre  ben  trommelarttg  aufgetriebenen 
Sujranb  be3  UteruS ,  welcher  ftd)  tro£  feiner  ©rofje  btx  ber  innern 
Unterfud)ung  mit  Seicfytigfeit  aufgeben  laßt,  bie  befonbern  folitv 
artigen  ©dmterjen,  unb  ben  üerjfoöften  ober  Krampf  l)aft  §ufam- 
mengejogenen  5^uttermunb,  üorjuglid)  aber  ben  Abgang  üon  ßuft 
felbfr  berücfftcfjtigen  muffen.    (6.  #enntng'3  Beobachtung  einer 

©ijnafotogie.    I.  Sf).  Sit   tfufl.  19 


290 

3Binbfud)t  b.  ©ebdrmutter  in  £ufelanb'S  Sourn.  f.  pr.  £eilf. 
23b.  44.  ©.  40.). 

SSeranlaffung  jur  ©ebdrmutterwinbfucbt  fcbeinen  fyauptfdcblid; 
furj  vorausgegangene  AuSbefynungen  ber  ©ebdrmutterboble  ju  ge; 
hm,  wobei  §ufdlligeS  Einbringen  von  £uft  ftattge(;abt  ^atte  l); 
ferner  (Spaltungen,  faulenbe  ©ubftanjen  in  ber  ©ebdrmutterbofyle, 
al§  9?ad)geburtSrefte,  jurücfgebalteneS  Sflenjtrualblut  u.  f.  w. 

Die  S3ebanblung  wirb  tbeilS  bie  oeranlaffenben  Urfadjen 
($.  33.  frembe  Äorper  im  UteruS,  frampfbafte  23erfd)tie0ung  beS 
ÜDhtttermunbeS ,  Degenerationen  ber  Uterinfubjfanj  u.  f.  w.)  ju 
befettigen,  tf;eilS  bie  Entleerung  ber  £uft  §u  beforbern,  unb  cnblicb 
eine  oollfommnere  Eontraction  beS  UteruS  IjergujleÜen  t^abm.  3ur 
Entleerung  ber  Suft  fonnte,  wie  bei  2Bafferfud)t  beS  UteruS,  Ein; 
füfyrung  einer  ©onbe  ober  eines  ÄatfyeterS  (SJcitcbell  ließ  in 
einem  $alle  biefer  Art  ben  elajiifcben  Äatbeter  eine  Seitlang  im 
SDhtttermunbe  liegen) ,  Erregung  ber  Erpulfwfraft  beS  SDrganS  unb 
Hebung  beS  Krampfes,  welker  ben  Sftuttermunb  öerfdjlieft  (be; 
fonberS  burcf)  laue  £3dber,  2aoementS,  gelinbe  Abführungen  u.  f.  w.), 
üon  Stufen  fein.  9?acb  ber  Entleerung  würben,  jumal  wo  fauligte 
3ujrdnbe  baS  Uebel  veranlagten,  Aufgriffe  aromatifcber  Ärduter  als 
Einengungen  oon  üfti^en  fein.  Die  9?ad;cur  würbe  ber  nad> 
Hjdroiüetnt  gleichen.  — 

6. 

SSon    i>tm    fcbmersbaften   Sfteroenleiben   ober  ber   er; 

fyobten  ^eroenempfinblidjt'eit   ber  ©ebdrmutter 

(Hysteralgia. ) 

§.    408. 

33eoor  wir  jur  33etracbtung  ber  orgfanifdjen  SSerdnberungen 
beS  UteruS  übergeben,  oerbient  bie  üon  9i  ©ood)2)  als  befonbre 
Äranfljeit  §uerft  aufgehellte  £t>fteralgie  nähere  Erwähnung.  3war 
tjf  eS  aud)  \)kx  wie  bei  manchen  anbern  als  eigene  ÄranFbeitSa 
formen  bebanbelten  3ufidnben,  b.  I).  man  mu{?  zugeben  eS  fei 
biefelbe  eigentlich  nur  eine  ©ruppe  üon  ©pmptomen,  welcbe  aber; 
malS  auf  tiefere  Reiben  beuten ;  eS  fommt  jebocfy  bie  «£n#eralgie, 
welcbe  icb  früher  eben  nur  als  «Symptom  bei  ber  fcfymersbaften 

1)  SSurnS  (a.  a.  £).  <3.  180.)  glaubt,  baf  btefe  Cuft  »on  ben  SKuttcr= 
blutgefäfien  abgefonbert  werbe,   roeldjeö  geroijj  fyödjft  fetten  ber  ftail  t'ji. 

2)  Ueber  einige  ber  u>id)tigften  Äranf tjeiten ,  bk  ben  grauen  eigen  ft'nb. 
SÖeimar  1830. 


291 

Sttenflruation,  bei  cfyronifcfyer  Ghttjünbung ,  bei  Verhärtungen  be§ 
UteruS  u.  f.  w.  aufgeführt  hatte,  fo  t)duft'g  als  eine  befonbre 
.Klage  bei  fttaum  »or,  ba0  man  e3  wohl  ber  SDtftbe  wertb  galten 
barf,  fte,  gleich  ber  fparfamen  ober  ju  l;auftgen  9ttenjlruation  u. 
bergl.,  als  felbjfftdnbige  Äranffjeitaform  ju  nennen. 

3Ba§  bie  S3efcbwerben  betrifft,  über  welche  bie  Äranfen  fla- 
uen, fo  befielen  fte  gewobnlicb  in  folgenben:  2Cnf)altenbe  ober 
periobifch  t-erjldrfte  ©cbmerjen  in  ber  Äreuj  -  unb  ganzen  &5ecte 
gegenb,  Biegen  bureb  ba3  Seelen  beim  2fufftet>en  unb  auftreten 
im  ©eben  ober  (Srfcbütterungen  buref)  ^a^ren;  ©cbmerjen  beim 
33eifcblaf,  (Smpftnblicbfeit  beim  $arnlaffen  ober  ©tublgange,  unb 
Sunebmen  aller  biefer  ©tjmptome  Ui  herannabenber  Sttenftruation 
ober  beim  enblicfyen  6rl6fd)en  biefer  Function.  3Die  innere  Uns 
terfud)ung  laßt  bann  bie  Gmtpftnblicbfeit  be3  Uterus  noch  bejftmms 
ter  ernennen,  jeigt  juweilen  fatfd>e  ßagen,  2luftreibungen,  üer^ 
mehrte  SBdrme  be$  SÖhtttermunbeS. 

3Me  Urfacben  beS  UebelS  fonnen  feljr  mannigfaltige  fein  unb 
man  fann  bie  Äranffyit  auch  wohl  hiernach,  in  mehrere  formen 
unterfcfyeiben.  Urfacben  biefer  "Kxt  ft'nb  namentlich  rbeumatifcfje  ober 
gicbtifcbe  2(ffectionen  (Hysteralgia  rheumalica  ober  arthritica) ,  2ütfc 
regungen  ber  Heroen  ju  frampffyaften  ©rfebeinungen  (H.  spastica), 
fypljilitifche  SujHnbe  (H.  syphilitica),  Unregelmäßigkeiten  ber  33lut= 
beroegung  im  Unterleibe  unb  üenofe  ©toefungen  (H.  haemostatiea, 
eine  befonberS  l)duftg  üorfommenbe  §orm)  u.  bergl.  m. 

§.    409. 

£)a3  (Sefcbdft  beS^teS  muß  e3  baber  fein,  wenn  il)m  kla- 
gen biefer  Zxt  vorgetragen  werben,  juerjl  bureb  bie  forgfdltigfie 
Unterfucljung  auSjumttteln ,  auS  welcher  £Utelle  biefe  ©chme^en 
fließen,  unb  bimiacb  l)at  er  feinen  «fmlplan  ju  entwerfen.  Qt'm 
ober  einige  allgemein  gültige  Mittel  gegen  $t)j!eralgie  aufzuteilen 
wäre  ein  tboricbteS  Unternebmen.  —  ©o  fam  mir  üor  Äurjem  ber 
Sali  t>or,  baß  eine  febon  etwas  bejahrte  grau  über  bte  beftigfien 
frampft'gen  ©cbmerjen  in  ber  Regio  hypogastrica ,  welche  j?ets> 
8  Sage  üor  ben  Regeln  anbielten,  flagte.  S5ei  ber  Unterfucbung 
ergab  ftd^>  Plethora  abdominalis  unb  23ov*wdrt3beugung  bea  ©e= 
bdrmuttergrunbeS.  S$  ließ  9  Sage  t>or  ben  Regeln  S5lutegel  an 
bie  SSecfengegenb  legen,  gab  refoloirenbe  Mittel,  ließ  milbe  SSdber 
braueben  unb  in  wenig  Monaten  war  bie  #t)j!eralgie  öerfebwuns 
ben.  —  2ütf  ähnliche  Steife  \)at  man  bemnacb.  auch,  bei  anbern 
3uj!dnben  ju  üerfabren.  —  Sj!  ber  3ufatl  bei  magern  neröofen 
^erfonen  wirklich  mehr  t>on  franfl)aften  3u|tdnben   ber  Heroen 

19* 


292 

abhängig,  fo  ft'nb  außer  allgemeinen  milben  lauwarmen  SSä&ern, 
©cfyetbeneinfyrt&ungen  Heiner  Portionen  £>aferfcbleim  mit  3j  ober 
oß  Extract.  hyoseyami  unb  5jj  ober  5/i  Aqua  laurocerasi  fers 
mifebt,  unb  mittelfr  einer  flehten  <Spri£e  (rote  fte  ju  Snjectionen 
in  bie  Urethra  gebraucht  werben)  angewenbet,  fet>r  wobttbdttg.  — 
3Me  öon  9ft  eigner  wiebergegebene  ßmpfeblung  oon  ©oorf>, 
10  ©ran  SDptum  in  5J  |>aferfcf)leim  naef)  jebem  ©tufylgange  in 
ben  50?aj!barm  $u  injtciren,  ij!  nur  unter  großen  SSefcbrdnfungen 
ju  billigen,  ba  £)pium  aud)  in  biefer  &orm  leidjt  tyeftig  betdubenb 
wirft  —  Snnerlid)  wirfen  Valeriana,  Flor,  zinci,  Äalomel  mit 
SDpium,  Pulv.  Doveri,  Crmulftonen,  dufierlicb  (Einreibungen  öon 
Ol.  Charaomillae  unb  Hyoscyami,  Ableitungen  buret)  Rubefacien- 
tia,  ©ebropffopfe  u.  bergl.  feljr  5wecfmdfjig. 

Sft  bie  ßntjlefyung  rfyeumatifcber  %xtr  fe  werben  tu  btapljo- 
vetifet) e  $?etbobe,  mit  3ugiebung  ber  2Cntimonialien,  e3  werben 
bie  £>ampfbdber,  bie  Jjjautreije,  bie  gußbdber  u.  bgl.  wofyltbdttg 
fein,  eben  fo  wie  bei  v£>t)jleralgte  au3  oorfyerrfcfyenber  23enofttdt 
2lberldffe,  ^Blutegel  an  bie  ®eburt§tbeÜe ,  (Suren  mit  Sftaria 
Äreujbrunnen  unb  angemeffener  fparfamer  2Mdt  oon  au6ge5eid)= 
netem  9?u£en  ftnb.  —  (Entbecft  man  enblicb  Sfejre  fr/pbiu'ttfcber 
Äranfbeit,  fo  barf  oon  2Cnwenbung  be3  3ittmann'fcben  2)ecoct3, 
Oom  ©ebrauet)  be3  Aurum  muriaticuin  natronatum,  unb  OOU  OOP 
ffcfytig  geleiteten  £luecffübeicuren  |>ulfe  erwartet  werben. 

7. 

SSon  ben  öerfcfyiebenen  fpeefigen,  faferigen,  fcfywam  = 
migen  ober  fnocbemen2lu3artungen  ber  nicfyt  fcfywan* 

gern  ©ebdrmutter. 
(Steatoma,  Sarcoma,  Fungus,    Osteosteatoma  uteri,   Lithometra.) 


SBenn  an  unb  für  fiel)  febon  ber  weiblicbe  Körper  bureb  oor* 
l)errfc^enbe  $)robuctioitdt  au3gegeicbnet  ift,  fo  gilt  bieg  bodj  in 
gang  ooröüglicbem  ©rabe  oon  ben  weiblichen  ©efcblecbtSorganen 
unb  namentlich  00m  UteruS.  ©urcljauS  fein  £)rgan  im  menfeb- 
lieben  Äper,  außer  biefem,  beft'^t  t>k  fydfyigfett,  ftcb  $u  gewijjer 
Seit  auf  ba3  Beim*  bi3  3wölf  ^  unb  9ftebrfacbe  feiner  Sftaffe  bureb 
wirflicfye  2tnwacf)fung  gu  oergroßern,  unb  wieber  auf  ten  frübern 
©tanbpunft  gurttcfjufebren :  nur  bie  SDoarien,  al§  bie  eigentlicben 
$erbe  neuer  Salbungen,  ft'nb  ifym  ber  ^Probuctiüttdt  nacb  t>ers 
gleicfjbar.    2)ie3  dufjert  ft'($  nun  auef)  in  patbologifcc)er  $tnftcbt, 


293 

unb  bie  weiblichen  ©efd)led)tSorgane ,  üorjüglicl)  aber  ber  UteruS, 
werben  jum  ©i£e  für  bie  manmgfaltigjren  £)eSorgamfationen,  fo^ 
wo|l  ber  gorm  all  SDftfcbung  nad);  Ausartungen,  welche  tfyrer 
(Sntjtefyung ,  (Srfenntniß  unb  folgen  nacb  befonberS  merfwürbig 
ft'nb,  wenn  ft'e  aud)  großenteils  ber  fyetlenben  Äunft  nur  wenig 
Selb  oerftatten. 

£>iefe  Ausartungen  ft'nb  nun  fowofyt  htm  Umfange,  als  htm 
©ifce  unb  ber  ©ubjtanj  nad)  fefyr  oielen  23erfcbiebenl)eiten  unter- 
worfen. Sn  legerer  £inft'cf)t  unterfcfyeibet  man  bie  garten  weißlU 
tyzn  mitunter  fnorpelartigen  ©efcfywuljfe,  welche  An oten  (Taber- 
qula)  genannt  werben,  unb  t>on  welchen  S5urnS  (a.  a.  £).  ©.  118.) 
einen  gfaU  erjagt,  wo  er  ben  UteruS  bis  ^nr  ©roßc  eineS  ÄtnbeS= 
fr>pfS  unb  mit  mebrem  SuberFeln  befeßt  gefunben  Ijabe,  aud)  einen 
dlmlidjen  oon  tyt\)tx  erjagten  ftäll  erwdtjnt;  ferner  bie  fpecüs 
gen  AuSwüdbfe  (Steatoraata) ,  weldjc  oft  auc^  weichere  Waffen, 
ja  r)elle  ober  trübe  ^lufftgfeit  in  fiel)  enthalten  (ju  ben  ©tcatomen 
gel;6rt  5.  33.  ber  gall  oon  Kummer  ')/  bafytngegen  mitunter 
fdlfdjlicl)  aud)  große  9)oltwen  als  ©teatome  befcfyrieben  werben2)); 
ferner  bie  fettner  oorfommenben,  mel;r  berben  fleifcfyarttgen  S0?af[en 
(Sarcomata,  oon  benen  x>.  ©iebolb  u.  9ftecfef  gdlle  er^d^len, 
baljingegen  bergall  bd  £ille3)  fdlfdjlid)  l;ierl;er  gerechnet  wirb), 
unb  enblid)  bie  wahren  üöerfnocberungen  ober  Ablagerungen 
erbiger  5D?affen  an  einjetnen  ©teilen  beS  UteruS  (Osieosteatomata), 
ober  im  ganzen  Umfange  beS  DrganS  (Lithometra).  Syrern  ©t£e 
nad)  betreffen  ft'e  entweber  bie  obere  ober  untere,  bie  oorbere,  Wintere 
ober  bie  ©eitengcgenb  beS  UteruS,  bie  innere  ober  äußere  gldcfye, 
ober  baS  eigentliche  sparend^ma  beffelben.  £)er  Umfang  ijt  gleich 
falls  feljr  oerfdjieben ;  man  ft'nbet  ft'e  oon  ber  ©roße  einer  $ahU 
ober  weiften  9htß,  bis  gu  fotcber  SRaffc,  baß  baburcl)  baS  ©e; 
wid)t  beS  ntcfyt  fcb wangern  UteruS  bis  ju  40,  ja  wie  £)tto4)  ein 
SBriftjtcl  anfuhrt,  bis  ju  40,  ja  SO  sp'funö  anwuchs.  £)er  fleinern 
ft'nb  bann  ntd)t  feiten  mehrere  oorfyanben.  Aud)  ton  ben  SSer- 
fnodjerungen  biefeS  £>rganS  ftnb  dußerjt  betrdd;tlicl)e  gdlle  be- 
gannt geworben.    Sn  einem  berfelben  wog  ber  oerfnoctjerte  UteruS 


1)  Diss.  de  uteri  steatotnate,   Lips.  1819. 

2)  3-  SS.  ber  %aU  M  (Sngetyarbt;  f.  SJtetfner  a.  a.  £).  83b.  2.  ©.316. 

3)  @.  Sttetjjner  a.  a.  £).  ©.316.5  baö  »cm  £tUe  unterounbene  ©e= 
tt>äd)§  fafj  ntdjt  in  ber  ©ebärmutter,  fonbetm  am  Sauden  ber  grau. 

4)  £anbbuc()  ber  patfjol.  3Cnat.   ®.  364  u.  365.  ogt.   aud)  g.   50?  e  c6  c  t 
$<mb&.  b.  pat^olog.  23b.  2.  s$i.  2.  ©.  242  u.  f. 


294 

b%  spfunb,  unb  eS  würben  jwei  ©tunben  jum  £5urcf)fdgen  ber 
fc^r  fejien  Änoefyenmaffe  gebraucht l).  ©ebr  feiten  ftnb  bie  gälte, 
in  benen  burcb  allgemeine  fteatomatofe  Vergrößerung  ber  Uterus 
fefyr  bebeutenb  anfcbwitft,  ofyne  babei  feine  Sormenoerbdttniffe  boct) 
wefentlicb  gu  dnbem  2).  —  dbm  fp  üerbienen  bie  gaferges 
f c^> wütfie  nod)  befonbre  (Srwdfynung,  welche  aus  ber  Uterinfub- 
ftanj  fowoljl  nad)  innen  ata  nad)  äugen  (b.  t.  nacf)  ber  $eritos 
nealfldcbe)  fyerüorwacbfenb,  im  erftern  Stoße  juweilen  ftcfy  freiwillig 
mit  Erlernungen  oon  Sdulnifj  abtofen,  unb  welche,  wenn  fte 
Ijduftg  unb  blumenfoblartig  f)eroorwa>cbfen ,  ben  Uebergang  in 
Fungus  haematodes  bitten.  3n  ber  Siegel  ftnb  fte  jebod)  mebr 
febnenartiger  Sertur,  unb  enthalten  fogar  juweiten  Äalfmajfen, 
erreichen  einen  fefjr  bebeutenben  Umfang  unb  geben  oft  ju  &nU 
jiefyung  tton  Sßafferfucfyt  Veranlagung.  (Snblicb  geboren  aud)  bie 
mebr  ben  ^Potypen  ftd)  ndfyemben  ©cbwammgefdjwulfre  tjier^ 
ber ,  welche  etwa  einer  ©ruppe  blutiger  SD^ord^etn  dfmlid)  au§  ber 
innern  ©ebletmbaut  be3  Uterus  beroorwadrfen,  tjduftger  ju  2tu&= 
flüffen  unb  gu  fauligten  2Cblofungen  Veranlagung  geben,  bei  übelm 
2(u3gange  burcb  Sebrfteber  ju  tobten  pflegen  3)/  unb  bem  Fungus 
haematodes  uteri  nod)  ndber  oerwanbt  ftnb,  welcher  nur  baburdj 
ftdf>  unterfcfyeibet,  ba$  er  bie  gange  ©ubjranj  be3  UteruS  ergreift. 

tfnmerfung.  2Ba3  bie  ©efcfywttljfe  unb  namentttcb  bie  Äno= 
cfyenmaffen  ober  «Steine  betrifft,  welche  tnnerbalb  ber  ©ebdrmuts 
terl)6l)le  gefunben  werben,  fo  geboren  fte  nid)t  bierber,  inbem  fte 
al§  begenerirte  grttebte  angufeben  unb  baber  unter  ben  abnormen 
©cfjwangerfcfyaften  ju  betrachten  ftnb. 

§•    411. 

3Me  (Srfenntnifj  biefer  oerfebiebenen  Ausartungen  ber  ©e; 
barmutterfubflanj  ift  oft  mit  ben  bebeutenbjten  ©cbwierigfeiten 


1)  ©.  allgem.  mebte  tfnnat.  1814.  Jfnnat.  b.  ^eilfunft.  ©.  555.  (Sine 
giemlidje  2Cn«at)l  neuerer  35eobad)tungen  ä|)nticber  gälte  tjat  SDt  eigner 
a.  o.  D.  S£$l.  5.   ©.  176  u.  f.  gefammelr. 

2)  .gierbjn  gehört  ber  üon  mir  in  Stalten  beobachtete  galt  etne§  fajt  jur 
©rofe  einer  acbtmonatlid)  fc^wangern  ©ebärmutter  fortgelaufenen  jrcas 
tomatöfen  Uterus.  —  ©.  m.  2CnaleEten  gur  Scatur;  unb  ^eilfunbe. 
Sreöben  1829.  ©..59. 

3)  @m  merE»ürbtge§  ©ebilbe  ber  2frt,  roelcbeö  im  SBocbenbette  aus  3ta 
flen  ber  Decidua  fyerDorgetuucbert  wat  unb  ftd)  ablöfte,  fyabe  iti)  be= 
fdjrieben  in  ber  gemeinfamen  beutfdjen  3eitfd)rift  f.  ©eburtsfcülfe.  1.  S3b. 
©.  137.  3j{et)r  herüber  f.  bd  SDieifJner  in  f.  ©enffebrift:  über 
fdjroammige  2Cu3ttutcbfe  ber  weiblichen  ©efcbledjtSorgane.  ßeipjig  1835. 
mit  3  Safein. 


295 

Derbunben,  juweilcn  wirb  fte,  ba  bie  (Störungen  be§  allgemeinen 
SS5ot)Ibeftnt>en6  burcb  biefelben  oft  fein*  gering  ftnb,  ein  2(rjt  bafyer 
nicfyt  leicht  um  diaty  gefragt  wirb,  gar  ntdjt  ju  erlangen  oer^ 
fucfyt;  juweilen  fann  fte  aucb  wobl  bti  einem  <5i£e  folcfyer  ©e; 
fcfywüljte  an  ber  obern  ©egenb  ber  3?ücffeite  be§  UteruS  unmöglich 
bleiben;  auf  alle  SBeife  ijr  jebocfj  ber  Meinung  SBenjel'S  ') 
beijuflimmen ,  wenn  er  fagt,  baß  beim  lebm  ber  Äranfen  in  ber 
Sftebrjafyl  ber  %aUt  ba3  Hebel  oerfannt  worben  fei.  —  £)ie  3u- 
jtanbe,  mit  welchen  biefe  ^Degenerationen  oorjüglirf)  oerwecbfelt  ju 
werben  pflegen,  ftnb  aber,  tfyeilS  bei  fefyr  beträchtlichem  Umfange 
bie  ©djwangerfcbaft,  worüber  ein  33eifpiel  oon  t>.  ©iebolb2) 
angeführt  ijr,  tfyeilS  falfcbe  Sagen  ber  ©ebdrmutter,  wie  bieS  in 
einem  Satte  angenommen  worben  war,  wo  man  früher  bie  3u^ 
rücfbeugung  be3  im  ^weiten  ober  britten  9J?onat  fdjwangern  Uterus 
ttermutbet  Ijatte ,  bis  icfy  bei  meiner  Unterfucfyung  e§  als>  ein  an 
ber  Wintern  ©ebdrmutterfldcbe  (ein  IDtt,  wo  mir  biefe  SÖftßbtl^ 
bungen  febon  mehrere  50?ale  aufgeflogen  ftnb)  ft'fcenbeS  Steatom 
erfannte,  tbeilS  etgentlicbe  ^)olppen. 

inwiefern  nun  aber  biefe  ©efcbwüljfe  feiten  oon  entjtmblicben 
3ujrdnben  bebingt  werben,  fo  geben  fte  firf)  aueb  namentlich  im 
^Beginn  burrf)  Störungen  im  ©efcblecbtSfpjreme  fajf  gar  niebt  ju 
ernennen,  fonbern  muffen  oft  efyer  bureb  ^Beeinträchtigung  in  ben 
SSerricbtungen  benachbarter  Organe  wahrgenommen  werben;  über- 
fyaupt  aber  fallen  ibre  Äennjeicben  tbeilS  in  bie  *Perception3fpbdre 
ber  Äranfen  unb  fpredjen  ftcb  burd)  gewiffe  Äran?beitögefül)le  au£, 
tl)eil3  ftnb  fte  au3  ber  innern  unb  äußern  geburtSbulflicben  Unters 
fuebung  ju  entlegnen,  ©te  le&tern  ftnb  oorjttglicb  wiebtig  unb 
etgentlicb  allein  im  ©tanbe,  eine  genaue  £>iagnofe  feftjufel-3en, 
tnbeß  allerbingS  beutlicr;  nur  oorljanben,  wenn  ba£  Uebel  fdjon 
giemlid)  oorgefdjritten  ijr.  —  3u  ben  erlern  3eicben  gehören  ©e= 
fübl  oon  2)rucf,  SMbeit,  ©d)were  im  S5ecfen,  Scbmerjen,  welcbe 
ftcb  auf  bie  untern  (Srtremitdten ,  ^arnwerfjeuge  unb  ben  SD?afl- 
barm  fortpflanjen ;  ferner  bei  beträchtlicher  2tnfcbwellung  be3  Uterus, 
Hemmungen  in  ©tubl-  unb  v£)arnau3leerungen,  nacb  unb  nad; 
cintretenbe  25erbauung3leiben ,  facbeftifebeä  2(nfeben ,  SiSafferans 
fammlungen  in  ber  S5audjr)6r)te  unb  obematofe  ©efcbwulft  ber 
guße.  (Snbltcr;  üorjüglicb  Störungen  ber  ©efcblecbtSöerricfttungen, 
unorbentlicfye,  ju  ftarfe  unb  fyduftge,  ober  ju  fcfjwacfye  unb  feltene 


1)  Ueber  bte  Äranf&etten  beS  ItteruS.  <3.  67. 

2)  £<mb&.  b.  grauenäimmerfranf^  S5b,  I.  ©.  535. 


SRenffruation ,  Scuforrt)6e,  unb  in  $A$etttt  ©rabe  be§  Uebclg  Un- 

frucfytbarfeit,  obwohl  bei  Heinerm  Umfange  ber  ©efcfywülfre  Q^xcän- 
gerung  fefyr  wol;t  eintreten  form,  iebocl)  ©cfywangerfcfyaften  eines 
fteatomatofen  UieruS  oft  burd)  Fehlgeburten  unterbrochen  werben, 
überhaupt  aber  bie  £>iagnofe  bann  burd)  gleichseitige  (Schwanger; 
fcfyaft  auSneljmenb  erfcfywert  roirb. 

§.  412. 
Sie  geburtSfyülf  liebe  Unterfucfmng  gewahrt  folgenbe  ÜltterFmale: 
1)  bie  SSrujie  geigen'  ftcr;  guweilen  ungleich  angefcfywollen  unb 
fd;merjt)aft;  2)  ber  Unterleib  ifi  nad)  ber  ©röße  ber  ©efcfywülfre 
balb  mein*,  balb  weniger  ausgebest,  namentlich)  ifi  jebod^  bie 
$arte  über  bem  ©cfyambogen  oft  wie  bei  einer  Söodmerin  am 
vierten  ober  fechten  Sage  nad)  ber  (Sntbinbung  cljarafterifttfd), 
unb  wirb  als  UteruS,  namentlich  burd)  gleichzeitig  vorgenommene 
innere  Unterfucljung ,  erfannt  unb  oon  anbern  !ranfl)aften  ©e- 
fdjiwuljfcrr  ber  33aucr)r)6l;le  untergeben.  3)  Sie  innere  Unter; 
fudmng  burd?  bie  Sagina  geigt  ben  SKutter^olS  unb  Sfluttermunb 
gewolmltd)  etwas  gefcfywollen,  übrigem?  aber,  wenn  i>a§  3(fterqe; 
bilbe  fyofyex  jtfct,  im  natürlichen  ßujranbe,  allein  ifyrer  £age  nacr; 
oerdnbert.  <3o  fanb  icb  fte  bei  |!eatomat6fen  2(us>wüd)fen  an  ber 
9?ücffeite  be6  grucfotfcätterö  fyocbftefyenb  unb  gang  gegen  ben  ©cfyams 
bogen  geöreft;  fo  ifi.  fte  mitunter  nad)  ber  bem  <2>i£e  ber  @e; 
fcbwulj!  gleichnamigen  ©eite,  guweilen  aucr;  ftarf  nad)  rücfwdrtS 
gcbrdngt  unb  fcfywer  gu  erreichen.  Sjr  iebocl)  bie  gange  ©ebdr? 
mutterfubftang  begenerirt,  fo  geigt  auef)  bie  Saginalportion  be; 
trdcfytltcbe  Abweichungen ,  fufylt  ftd)  t;6cferig,  oergrößert,  verwartet 
an.  ©inb  e3  enblicb  2Cu§wücfyfe  ouS  ber  innern  gldd;e  beS  UteruS, 
fo  wirb  t>a§  SBefül)len,  baö  SSeftcfytigen  berfelben  burd)  ba§  <&pe; 
eulum,  unb  bie  SBeadjtung  ber  cigentl)ümlic^en  bie  Safer;  unb 
©cbwammgefcfywülfte  djarafterift'renben  ©vwptome  (f.  §.  410.) 
gur  (Srfenntnifi  leiten. 

§.  413. 
Sie  2fu6wüd)fe  felbfr,  wenn  fte  meljr  bem  mittlem  unb  obern 
Steile  beS  UteruS  angeboren,  werben  oorgügtid)  burd)  ba3  SSagi; 
nalgewolbe  entbeeft,  burd)  weld)e§  fte  aU  ungleiche,  fcfjwammige, 
balb  größere,  balb  Heinere  Waffen  in  bie  33e<fenl)6r;le  fjereinragen 
unb  oft  biefelbe  gum  großen  Zfyzil  ausfüllen,  gum  £l)eil  auf  äfyni 
licfye  SBeife,  wie  bieS  bei  <Sd;wangern  in  ber  legten  &ü  ber 
©cbwangerfcfyaft  burd)  oorliegenbe  größere  $inbe3tr;eile  gu  gefdjeljen 
pflegt.  Saß  man  nun  abn  biefe  ©efd)wüljre  md)t  mit  wirflidjen 
ÄinbeSttyeilen  oerwecl>fele,  unb  überhaupt  biefen  patl)ologifc^en  3u* 


29T 

jfänb  t>on  bem  pfyvftologifcfyen  ber  ©d^wangerfdjaft  unterfcfyeibe, 
baju  bient  namentlich  bie  S5erü(fftd£)ttcjtmg  beS  (SangeS,  wetzen 
baS  Uebel  nimmt  unb  genommen  \)at,  inwiefern  eS  nur  in  Safyren 
ftd(>  auSbilbet  imb  nicfyt  in  ber  SRegelmdfsigfeit  üorfdjreitet ,  wie 
bie  ©djwangerfcfyaft;  ferner  bte  Serüdft'cbtigung  beS  2(lterS  unb 
ber  fonftigen  SebenSüerbdltniffe ,  inbem  biefe  Äranfljeiten  oft  erfi 
in  ben  Sauren  bereits  erlofdjcner  SeugungSfdljigfeit  ber  Unter; 
fuc&uncj  beS  2frjteS  übergeben  werben,  unb  enblid)  bie  SSefdjaffen- 
fyeit  ber  ©efcbwuljt  felbft ,  inbem  tfyeilS  bie  ungleiche  fdbwammige 
glddje  fte  üon  ben  ÄtnbeStljeilen  unterfebeibet,  tfjeilS  baS  23er; 
tyältntjj  berfelben  jum  SKuttermunbe  d£?araftertfttfd)  ift,  inbem  man 
tljeilS  erfennt,  bafi  bei  (Einbringung  ber  gingerfpt&e  in  ben  Äanat 
beS  SD?utterl)aIfe§  ber  frembe  Körper  außerhalb  tiefer  innern  SJdume 
liegt,  tfyeilS  bie  Sage  unb  2(uSbel)nung  beffelben  an  fiel)  fd)on 
fcbliefien  ld§t,  baf?  er  nicfyt  in  bem  innern  ©ebdrmutterraume 
liegen  fonne.- 

§.  414. 
4)  Äann  oft  aud)  bie  Unterfudjung  turrf)  ben  Sttajlbarm 
über  biefe  2(uSwüd)fe  befonbern  tfuffcfolufj  geben;  tfyr  Umfang  ifi 
f)\tt  zuweilen  üollfommner  ju  umgeben  unb  bie  2(rt  ibrer  Sertur 
fidlerer  auSjumitteln.  —  2)a  übrigens?  aucl)  bei  btefer  2£rt  ber 
Unterfucfyung  bie  §3erwed)felung  mit  9?üdwdrtSbcugung  beS  UteruS 
feljr  wol)l  moglid;  ijr,  fo  ift  aud)  über  bie  Unterfcfyeibung  t>on 
biefer  unb  drmlicfyen  fatfcfyen  Sagen,  fowie  t>on  bm  krebsartigen 
Verhärtungen  unb  bem  ©cfyeibenbrucfye  (Colpocele)  nod)  (SinigeS 
§u  erinnern.  33on  falfdjen  Sagen,  wo  ber  ©ebdrmuttergrunb  in 
baS  ©cfyeibengewölbe  fyerabgefunfen  ift,  untevfcr;eit>et  man  aber 
biefe  ©efdjwülfte  burd)  bie  33ead)tung  ber  Sfacljtung  beS  SKuttcrs 
l^alfeS  (f.  §.  412.)  unb  üorjügltd)  beS  ÄanaleS  im  $?utterl)alfe. 
SBBdrc  5-.  £B.  baS  ©teatom  an  ber  SWtcfwanb  beS  UteruS,  fo  wirb, 
wenn  eS  l)od)  anfügt,  ber  9J?utterl)alS  rücfwdrtS,  wenn  eS  tief 
ftfct,  gegen  ben  ©einbogen  gepreßt  fein,  unb  in  legerem  galle 
baS  gan^e  Verhalten  ber  Surüdbeugung  bem  erften  %n\ä)dm  nad) 
■»oUfommen  gleichen;  allein  unterfud)t  man  genauer,  fo  ft'nbet  man 
ben  G5ang  beS  SftutterfyalfcS,  anjlatt  ba$  er  bei  jurüdgebeugtem 
Uteruä  fd)rdg,  «fidfs  unb  abwärts  feigen  fottte,  t-ielmefyr,  wie 
gewol)nltd),  jiemlid)  fen!red)t. —  23on  bem  ©firrl;uS  unterfdjeibet 
ftd)  baS  ©teatom  burd)  feine  beträchtlichere  ©roge  unb  £eröor; 
ragung,  unb  burd)  weit  geringere  ober  ganj  mangelnbe  ©etymer^ 
fyaftigfeit.  —  23on  bem  <5d)eibenbrud)e  enblid),  wo  ebenfalls  oft 
eine  weiche  ©efd&wulji  in  baS  «Scfyeibengewolbe  fyereinragt,  unter; 


298 

[Reiben  ft'd;  btefc  2CuSwüdjfe  burd)  größere  $effigfeit  unb  ooräüg* 
lief?  bureb  Unbeweglichen",  ba  hingegen  bei  bem  ©ebeibenbruebe 
bte  ©efcbwulfl:  bei  einer  fyorijontalen  Sage  ber  Äranfen  nad)  einem 
angebrachten  £)rucfe  leicht  suruefweiebt. 

§.    415. 

Ueber  bie  eigentliche  (5nt  freijung  biefer  oerfdjiebenen  !tu& 
artungen  ftnb  noeb  ndtyere  2Cuffd?lüfJe ,  als  bisherige  ttnterfudjuns 
gen  geliefert  fyaben,  ju  wtmfcben,  nur  fo  üiel  fcfyeint  mit  <5id)er= 
beit  angenommen  werben  ju  Tonnen,  baj?  ft'e  als  ^)robucte  eines 
ortlicben  franfbaften  2Bad)Stl)umS  überbaupt,  unb  niebt  etwa  bloße 
^Probucte  vorausgegangener  (Entjünbung  anjufeben  ftnb,  baß  ft'e 
entfielen,  inbem  oon  bem  bem  UteruS  melleicbt  im  Uebermaaß  ^ 
geführten  S3lut  unb  plajrifdjen  ©toff,  robe,  wegen  Mangel  wabrer 
energifcr)er  2ebenStr)dtigfeit  nid)t  l)inldnglid)  verarbeitete  Waffen 
ftd)  ablagern,  beren  <3ubfran§  baljer  auet)  ber  SKtfdmng  nad)  um 
ttollfommner  bleibt  (ba  ber  SJttifcbung  nad)  gewiß  eben  eine  folcfye 
jlufenwetfe  $eroorbilbung  auS  einem  urfprünglicfyen  homogenen 
[auS  (Siweißjtoff]  jrattftnbet,  als  ber  Sovm  nad)),  weSbalb  benn 
biefe  Ablagerung  vorpglid)  als  eine  jwifeben  geronnenem  fdffgtem 
©iweißjtoff  unb  $ett  in  ber  «Kitte  jiebenbe  «föaffe  ftd)  barj!eüt, 
in .  welcher  in  ber  Sdnge  ber  3eit  oft  aueb  Änocbengebilbe  tnU 
freben1),  ja  bureb  welche  nad)  unb  nad?  bie  oollfommne  23erftiös 
djerung  biefeS  Organs  5U  ©tanbe  fommen  fann. 

§.    416. 

2CI6  entfernte  Urfacben  fonnen  jur  (Sntjrebung  biefer 
franlbaften  5D?etamor»bofen  Grinflüffe  febr  öerfcfjiebener  2Crt  wirfen. 
(SineS  SbeilS  giebt  oorjüglicb  baS  fybtyxz  Lebensalter 2)  unb  febwam; 
mige,  atonifdje,  pb^gmatifebe  Gionjritutton  SSeranlaffung  \)kx^u, 
inbem  gerabe  bier,  roo  ber  Einfluß  beS  ben  £DrganiSmuS  ju  ge; 
fefcmdßtger  (Sinbeit  oerbinbenben  SfteröenfttjlemS  fcbwdcber  gefunben 
wirb,  ein  jum  ©an^en  unoerl)dltnißmdßigeS  unb  folglicb  abnormes 
^ortwaebfen  einzelner  Sbeile  am  letd)tejren  jtattftnben  fann.  Sftod) 
mebr  wirb  ber  Körper  inbeß  fyiergu  biSponirt,  wenn  nod)  Äranf- 
beitSjroffe,  wie  ©wpbiliS,  ©td?t,  unterbrücfte  AuSfcblagSftoffe  u.  f.  w. 
l)injutreten ,  unb  oorjüglicb,   wenn  heftige  ober  wenigfienS  anfyaU 


1)  lieber  bie  @nttt>icEUnig  biefer  ©efdjroütjte  f.  m.  mehrere  intereffante  SBe= 
merfungen  üon  S3at)le  (Journal  de  Medecine,  an  XI.  Vendemiaire) 
im  TCuöguge  in  b   otlgem.  mebicin.  "Knnal  1805.  <S.  806. 

2)  S5at)le  fanb  unter  bieten  gälten  Jemen  ^  wo  ba$  liebet  unter  bem 
Soften  Safyu  ftcb  enttriefett  I;ätte. 


299 

tenbe  Erregungen  be§  ©efd)led)tgfr;ffemg  ^injufommen.  2Bir  red); 
nen  fyierju  Störungen  ber  Sttenftruation,  wo  btx  gehemmter  33lut; 
ergiefnmg  bte  SMutmaffe  im  $)arend)t)ma  be'ffelben  ftd)  ankauft, 
wegljalb  benn  aud)  bie  Seit,  wo  bie  SSftenftruation  wegen  beS  jus 
nefymenben  Alterg  oerfdjwinbet,  ber  Entfleljung  fowofyl  alg  weitem 
Augbilbung  biefer  ©efdjwülfte  befonberg  gimftig  §u  fein  pflegt,  ja 
we^l)alb  namentlich  bie  Ablagerungen  oon  erbiger  SKaffe  (bie  SSer^ 
fnöcberungen)  faft  nie  efyer,  alg  im  fpdtern  ßebengalter  ju  ©tanbe 
fommen.  Serner  ffnb  fyierfyer  ju  jaulen  bie  plo^ltdjen  ^>emmun= 
gen  gewohnter  Augfdjeibungen  ber  ©efd)lecl)tgwege ,  bie  plö|lid)e 
Unterbrücfung  ber  ßeuforrfyöe.  Qtberx  fo  med)anifd)e  ©djäblic&fets 
ten,  namentlich  fdjwere,  fowofyl  natürliche,  alg  burd)  ein  roljeg 
Eingreifen  ungefd)i<fter  ©eburtgljelfer  ober  Hebammen  beenbigte 
©eburten,  Augfdjweifungen  in  ber  pl)t)ftfd)en  Siebe,  aber  axid) 
(üorjüglid)  nad?  33at)le'g  ^Beobachtung  l)duftg)  bie  Efyeloftgfeit, 
brücfenbe  ^Peffarten,  treibenbe  Arzneimittel,  reijenbe  Snjectionen 
u.  f.  w. 

§  417. 
SSon  i)tm  ©ange  ber  Äranffyeit  unb  ber  Herauf 
fiefy  ergebenben  ^rognofe.  25er  ©ang  ber  Äranfljeit  ift  in 
ber  Sfteget  ein  feljr  langfamer;  xd)  habt  eine  ^erfon  mit  einem 
bebeutenben  Steatom  einige  Saljre  lang  beobachtet ,  unb  immer 
nur  eine  fefyr  geringe  9ftaffenjunaf)me  bemerft;  ftduft'ge  ßongeftio; 
nen  nad)  ben  ©efd()led)tgtl)  eilen  fonnen  inbefj  voo\)l  bag  2Bacfo§* 
tljum  befcbleunigen.  £)ie  33efd)werben ,  welche  ftd>  biefen  Aug- 
artungen anknüpfen,  ftnb  oorjüglid)  nad)  ber  Augbelmung  ber  ©es 
ftywulft  oerfdjieben ,  bafyer  aud)  gewölmlid)  nur  langfam  ftd)  ftei- 
gernb,  im  ©anjen  jebod)  üon  ber  Art,  wie  ffe  §.  411.  gefehlt- 
bert  roorben  ftnb,  oon  letztem  £rucf  unb  erfdjwertem  fiatix* 
laffen  ober  ©tul;lgange  big  jur  allgemeinen  2Bafferfud)t.  —  SBag 
fonad)  bie  ^rognofe,  unb  jwar  5undd)ft  rucfftcfytlicl)  beg  ©efaftr* 
broljenben  ber  Sufdlle,  betrifft,  fo  ifr  ffe  oorjüglid)  bem  ©rabe  unb 
ber  £>auer  beg  Uebelg  nad)  feljr  üerfd)ieben.  33ei  geringerm  Ums 
fange  roerben  oft  felbfl  bie  ®efd)led)tgfunctionen  fo  wenig  gefrört, 
bajj  5D?enftruation,  <Sd)wangerfd)aft  unb  ©eburt  ol;ne  bebeutenbe 
$inberniffe  »erlaufen  fonnen;  fpdterljin  leiben  immer  biefe  gunetios 
nen  jundc^ft,  Abortug  unb  Unfruchtbarkeit  treten  ein,  unb  Reiben 
ber  allgemeinen  SKeprobuction  folgen  nad).  3m  ©anjen  wirb 
iebocl)  biefe  Steigerung  beg  Uebelg  weniger  &u  fürdjten  fein,  wo 
atle^fernere  (Sinwirfttng  ber  im  vorigen  ^aragrapfy  genannten  Ur; 
fachen  forgfdlttg  oermieben  wirb,  unb  bann  bläbt  juweilen  ^  Hebel 


5eitleben§  auf  einer  Stufe,  wo  ba6  allgemeine  2Bol)tbefmben  wenig 
beeinträchtigt  wirb,  fowie  im  ©egentfyeil  bie  lebensgefährlichen 
folgen  beS  UebelS  um  fo  raftf)er  eintreten  Fonnen.  ScitcFftcljtlicb 
ber  $etlbarfeit  tfl  bie  ^rognofe  fietS  mißlief),  ba  oollfommene 
9cucfbilbungen  in  ben  9?ormal§ujknb  fojl  nie  gelingen,  operative 
.ftunjfyülfe  feiten  frattftnben  fann,  unb  felbft  bem  gortfd&reiten 
beS  UebelS  oft  fcfywer  ©rangen  ju  {teilen  ft'nb. 

§.  418. 
23on  ber  SBefyanblung  biefer  Degenerationen.  Der 
3wecf  biefer  S3el)anblung  tji  tljeilS  oollfommene  33efeitigung  beS 
UebelS,  tl;eil3,  reo  biefe  niebt  moglicl),  23erl)utung  ber  gortfrf)ritte 
beffelben  unb  Säuberung  ber  burdj  baffelbe  oeranlaßten  33e- 
febroerben.  —  Die  eigentliche  Teilung  nun  tfi  ju  erlangen 
burc^)  Operation,  ober  burefy  2Cnwenbung  innerer  unb  äußerer 
Slrjneimittel.  Die  Operation  ijt  nur  möglich,  wenn  bie  (Se* 
fcfywülffe  in  ber  ©egenb  ber  SSaginalportton  ftfcen,  ober  ber 
UteruS  in  baS  SSecfen  fyerabgefunfen  ijf,  unb  wenn  eS  freiliegenbe 
<&teatomata,  «Schwamm  =  ober  gafergefdjwülfte  ft'nb.  ©ie  ift  mcU 
fleug  auf  ähnliche  SBeife,  wie  an  äußerer  Jtorperfldcfye  bie  @rjrir- 
pation  oon  S3alggefcl)wülften  ober  wie  bie  ber  Polypen  (f.  §.  437.) 
bewerf  jMigt  wirb,  oorjunefymen ,  ja  felbft  bie  (Srftirpatton  beS 
gefammten  UteruS  fann  fyier  unter  gewiffen  Umftdnben,  namens 
tü$  üollfommner  Degeneration  feiner  ©ubfranj,  anwenbbar  wer; 
ben,  nad)  2(rt  unb  SBeife,  oon  welcher  bei  ^Betrachtung  ffirrljofer 
unb  carcinomatofer  2tuSartung  biefeS  Organs  i>a§  $lä§ ere  bemerft 
werben  foll.  ©ottte  baS  ©teatom  an  einem  ©ttele  befefiigt  fein, 
fo  würbe  bie  Operation  gan§  auf  dlmlicbe  Söeife  wie  bei  ^n 
fpdter  ju  betracfytenben  $olr;pen  gemacht  werben  fonnen.  2lud^ 
wollen  SStatty  unb  (§ngell)arbt*)  auf  biefe  SBeife  glücHidje 
Operationen  ausgeführt  fyaben,  inbeß  ijt  e£  fefyr  wafyrfcfyeinlicfy, 
feaf  fte  wirflid)  große  ©ebdrmutterpolt>pen  ober  ©c^wamm;  unb 
gafergefdjwülfte  unb  feine  &teatomata  oor  ft'cf)  Ratten.  Die 
©cfywammgefcfywüljle  geben  nur  leiber  wenig  Hoffnung  burcr)  Ope- 
ration grünblicb  befeitigt  ju  werben,  ba  fte  fcfynell  wieber  $u 
warfen  pflegen;  mtnbeftenS  barf  beSfyalb  nie  oergeffen  werben, 
bie  ©teile,  wo  t>k  ©d)wammgefci)wuljt  gefeffen  fjat,  mit  $ülfe 
beS  Speculum  §u  cauteriftren.  —  S5ei  ©efcfywülfien,  welche  eine 
weiche,  fyalbflüfffge  SSRajfc  enthalten,  fann,  wenn  gluctuation  burd) 
baS  ©cfyeibengewolbe  gefüllt  wirb,  audi)  i>k  bloße-  Eröffnung  ber- 


")  6,  SM  eigner  a,  a.  ©.  ©.  310  u.  316 


301 

fetben,  etwa  burcf)  ba3  £)ftanber'fcfye  ^jlerotom  *)  (Taf.  I. 
f.  VII),  f)inretd)en,  um  nacb  Entleerung  ber  ©efcfywuljr  unter 
forgfdltiger  Erhaltung  gutartiger  Eiterung ,  mittel]}  öfterer  Sn* 
iection  aromatifcber  Aufgüffe,  ber  Auflösungen  beS  SJJtyrrbenertractS, 
ber  'innerlid)  gegebenen  ober  auci)  dußerlicb  benu^ten  Qtf)'ma  unb 
jwecf mäßiger,  leicht  oerbaulicfyer,  nar)rf)after  £)iät  bie  Teilung  gu 
bewerffrelligen.  2fef>nttd)e  SBefyanblung  wirb  inbeß  aucb  natf)  ben 
übrigen  DperationSweifen  ft'cf>  nötbig  machen. 

§.    419. 

£>ie  Reifung  burcfy  innere  ober  äußere  Arzneimittel  fp  f)öcf)s 
ftenS  nur  ba  ju  erwarten,  reo  bte  ttrfacfyen  beS  ttebelä  in  bete 
baren  allgemeinen  ÄranfbeitSjuftdnben  beruben  unb  ber  ©rab  be6 
ttebetS  nur  gering  ijr.  Stfamentlicb  iß  baber  bei  ft>y>f)tttttfdf>  ©e; 
wefenen  ober  noeö  iiaxan  Erfragten  oon  ben  SD?ercurtatten  ©e- 
braueb  ju  machen;  bei  gicfytifcben  Äranf Reiten  tjt  ber  ©ebraueft 
warmer  Sftineralbdber  §u  empfehlen.,  unb  außerbem  oerbienen 
überhaupt  noeb  biejenigen  Wittd  Anwenbung,  welche  bte  örtltcf) 
abnorm  gesteigerte  ^robuetimtdt  fyerabfiimmen ,  wobtn  fonadr)  ber 
äußerliche  ©ebraucl)  ber  ©abina,  beS  ÄirfdjlorbeerS,  ber  Eicuta, 
foroobl  innerlicb  al§  Ertract,  als  dußerlicb  im  Aufguß  als  5n* 
jeetion,  gerechnet  werben  muß.  Aucb  örtliche  ^Btutentjiebungen, 
Ableitungen  burcf)  gemachte  Einreibungen  oon  Tartarus  stibiatus, 
bie  Jpungercur,  Einreibungen  ber  Sobine  unb  innerlicber  ©ebraueb 
berfelben  ober  bc§  gebrannten  ©cbwammeS,  welker  auf  biefe  ©es 
fcbwülffc  mitunter  ebm  fo  wie  auf  tropfe  wirft,  ffnb  feljr  ju 
empfehlen.  Außerbem  ijr  barauf  ju  [eben,  i>a$  bie  allgemeine 
sprobuetioitdt  gehoben  unb  geregelt  werbe,  wobei  bie'  ©timmung 
be§  StoenfyfremS  oorjüglicb  infofern  S3erü(fft'cbtigung  oerbient, 
als  bei  lebenbiger  unb  frdftiger  Einwirfung  beffelben  aueb  alle 
dbnlicbe  Afterorganifationen  um  fo  weniger  entjleben  unb  um  fo 
leiebter  oerfcfjwinben  fonnen.  5D?an  empfiehlt  baber  Bewegung 
in  freier  reiner  £uft,  fleißige  SBdber,  Erweiterung  beS  ©emütbS, 
bei  febr  gefcbwdcbten  ^erfonen  mäßigen  ©ebraucl  eineS  guten 
SBeinS,  bei  forgfdltiger  SSermeibung  oon  Allem,  xva§  SSerjropfuns 
gen  unb  Eongejfionen  nacb  ben  innern  ©enitalien  erregen  ober 
unterhalten  fönnte. 

§.    420. 

©anj  auf  dbnlicfte  SBeife  fyabm  wir  ferner  ju  »erfahren,  wo, 
obwobl  i)k  oöllige  Teilung  Un  Umjrdnben  nacb  nicfyt  mebr  er; 

*)  3n>ei  in  einer  (Scheibe  bewegliche  «Keffer  (eins  fpifcig,  efnö  a&gerunbet) ; 
f.  Sfianber'S  Senttrürbigt.  S5b.  I.  $eft  1. 


302 

wartet  werben  fantt,  e3  bloS  barauf  anfommt,  ba3  Sortfdt)retten 
be3  UebelS  gu  binbern,  unb  es>  bleibt  bafyer  nur  nocb  übrig,  üon 
ber  SDZtlberung  ber  unerldfjlid)  mit  großem  ©efdjwülfien  biefer 
2frt  üerbunbenen  33efcfywerben  gu  fprecben.  2(ud)  l)ier  vermag  tnbefj 
bie  Äunjt  nur  wenig.  Anorbnung  einer  fefyr  mdfigen,  burcfyauS 
nicfyt  befcfywerenben  ©tat,  SSermetbung  heftiger  Anflrengungen  unb 
jiarfen  Treffens  beim  ©tufylgange,  wobei  biefe  ©efcbwülfie  ftcr) 
oft  norf)  fefler  in  ba$  flehte  SBecfen  Ijereinfenf en ,  öon  Bett  gu  3eit 
gereichte  blanbe  Abführmittel,  biefeS  Ijabe  id)  immer  bei  Äranfen 
biefer  Art  am  gwecfmdfsigjkn  gefunben,  um  il)re  Seiben  wenigjfenS 
in  etwas  gu  madigen. 


SSon  ben  polt>pöfen  Auswürfen  an  ber  tnnern  gldcfye 
ber  Gebärmutter. 

§•    421. 

£)ie  (Schleimhaut,  welche  bie  oerfd)iebenen  ©egenben  be$ 
grucljtgangea  (^alloptfdje  9?6bren,  Uterus  unb  SKutterfcbeibe)  über- 
gießt, ift  namentlid)  im  UteruS  tfjrer  Statur  nacb  gu  einem  fyoben 
©rabe  ber  ^Probuctiüitdt  benimmt  *),  tnbem  au3  tßr  fiel)  bie  fo* 
genannte  Slocfenr;aitt  gur  SSefeftigung  ber  $xwfyt  entwickelt,  ja  bei 
fielen  (Saugetieren  (namentlich  ben  SBieberfduem)  bie  Äottylebo^ 
nen  au3  ii)x  ftcb  bilben,  welche  als  ttoEfommen  pitgformige  @r= 
Habenseiten  oft  golllang  an  bünnern  (Stielen  über  bie  ©ebdrmuk 
terflddje  ftd)  ergeben,  da  tfi  bafyer  fefjr  natürlich,  bafj  bei  ah 
norm  angeregter  33ilbung3tbdtigfeit  biefer  Organe,  eben  fo  wie  in 
ber  gefammten  ©ubjtang,  auefy  in  biefer  $aut  Afterorganifationen 
entheben,  welche  bann  tfyrer  §orm  nad)  oft  auffallenbe  Aebnlicb* 
feit  mit  jenen  Äotplebonen  ßaben  unb  mit  bem  tarnen  ber  tyo* 
lt)pen  belegt  werben. 

§.    422. 

Aeu£ere3  unb  SnnereS  biefer  AuSwücbfe  geigt  üielfacfje  33er* 
febiebenbeiten ;  gemeiniglid)  fiellen  fte  ft'd)  in  birnformiger  ©ejklt 
bar,  mit  bem  btefen,  abgerunbeten  @nbe  abwärts  gerietet,  mit  t>m 
bünnern  (Stiele  aufwarte  anft^enb;  guweilen  ftnb  fte  aud)  mefyr 
abgerunbet,  einem  Apfel  ober  einer  Zwiebel  dfmlid)  unb  mit  einer 


*)  2ftf)n(id)e  ^robuctiöität  jeigen  ja  aud)  ik  ©djtetmfmute  tn  anbern  Dt; 
ganen,  j.  35.  ber  S)lafent)6fjtett  unb  5Kad)ent)6f)te ,  \a  fet&ffc  bie  (Singe; 
roeiberoürmer  beö  SarmEanalS  können  nur  ©rjeugungen  feiner  tnnern 
glääje  fein. 


303 

breitem  Skft'3  auff%nb.  Sfyre  £>berfldcr;e  ifr  au3  einer  gort; 
fefcung  ber  innern  ©cfyleimfyaut  be3  UteruS  ober  ber  ©rfjetbe 
gebilbet;  ifyr  inneres  bejfebt  au3  fd)  wammigem  Zellgewebe,  wel; 
cbeS  reicblicr;  oon  Sßlut  burdjbrungen  tfr,  beffen  (Eintritt  man 
fid)  wol;l  au§  ben  Sßenenjetlen  beS  UteruS,  unb  jwar  ol;ne  be^ 
fonbere  ©efdße,  burcfy  ©dnge  in  bicfem  fcfywammigen  Zellgewebe 
gu  benfen  l)at,  welche  @dnge  öfters  (wie  icf)  an  jwei  betraf 
lidjen  9)oh;pen,  fo  tcr;  in  meiner  ©ammlung  bewabre,  beutlicf) 
bemerken  fann)  an  ber  S)berfldd)e  bureb  ^Poren  ftet?  offnen,  worauf 
jum  Sfyeil  ba3  bduft'ge  Anliefern  oon  S3lut  au3  benfelben  ju  er= 
fldren  tfr.  —  t>.  ©tebolb  *)  errodbnt  inbefj  aucl?  eines  mebr 
bornartigen  9)olppen,  welcher  auS  einzelnen  ©cbidjten,  gleicf)  ber 
$ornbaut  im  Auge,  äufammengefeßt  roar.  6ben  fo  ft'nbet  man 
in  ü)nen  juweilen  fiarfe  fefynigte  gaben,  Ablagerungen  oon  ge; 
ronnenem  fdffgtem  (Siweißftoffe  it.  f.  ro.  Äönnen  bemnaefy  fcljon 
binffcfytlict;  ber  oerfcfyiebenen  ©ubjianj  ber  ^otypen  mehrere  Untere 
febeibungen  gemacht  werben,  fo  l)at  man  beren  aud)  gemaebt 
naä)  bem  ©rabe  ibrer  leichtern  ober  febroerern  Heilbarkeit,  tt>eöt)alb 
SRetgner2)  nacb  £3um3  3)  gutartige  unb  bösartige  ^olppen 
unterfebeibet,  welche  lefctere  burd)  bie  breite  33aft'$,  mit  roelcber  ft'e 
aufff&en,  unb  ibre  @omplication  mit  Eiterung  ober  ÄrebS  ber  ©es 
bdrmutter  cfyarafteriftrt  werben.  —  Aud?  unterfcfyeibet  33  um  5  noer) 
aufjerbem  febwammige  ©efcfywüljre  an  ber  innern  gldcbe  t>cS  UteruS, 
wclcbe  glcicbfallS  für  Degenerationen  ber  innern  ©ebdrmutterfldcr;e 
ju  galten  ft'nb,  unb  meinem  Dafürbalten  nacb  nur  bann  bureb 
einen  befonbern  tarnen  oom  wabren  tyelyp,  ©teatom  unb  Fun- 
gus haematodos  (welcber  beim  ÄrebS  erwdbnt  werben  wirb)  ab* 
gefonbert  $u  werben  oerbienen,  wenn  ft'e  obne  Carcinoma  fcf)nell 
entjrebcn,  eine  febwammige  ßonjtftenj  bebalten  unb  entweber  bureb 
9?atur=  ober  ÄunfMlfe  auSgefonbert  werben  fonnen,  wie  tcb 
einen  merfwürbigen  gafl  biefer  Art  befcfyrieben  ^abe*). 

§.    423. 

Der  £>rt,  wo  bie  ©ebdrmutterpo  typen  entfielen,  ijr  ebenfalls 

oerfcfyieben,  tbeilS  ndmlic^  bilben  ft'e  ft'cb  in  bem  ©runbe  ber  ©e= 

bdrmutterboble,  tljeilS  im  banale  be3  5Dhttterbalfe3 ,   tbeilS  am 

Sfluttermunbe,  tfyeitö  in  ber  SJttutterfcfyeibe  (wooon   fpdterfyin), 


1)  £anbb.  über  b.  frauensimmatfranfy.  2.  3CufI.  3$l  I.  @.  686. 

2)  2C.  a.  D.  SSb.  II.  @.  180. 

3)  2C.  a.  £>.  ©.  123  u.  130. 

4)  ©.  gentemf.  beutfdje  3eitfdbrift  f.  ©eburt^unbe;  1.35b.  l.£ft.  ©.137. 


Weshalb  fcfyon  %X.  #ug.  SBaUer*)  1.  polypös  uterinos  stricte 
sie  dictos,  2.  p.  cervicales  unb  3.  p.  vaginales  unterfebieben  fyat. 
@te  Hegen  ba^er  §uwetlen  ganj  oon  ben  ©ebärmutterwänben  um- 
fcbloffen,  unb  ft'nb  bann  immer  üorjügltdt)  febwer  p  entbeden, 
zuweilen  ragen  fte  in  ben  SWuttermunb  unb  in  bie  SJttutterfcbetbe 
fyerab.  Da3  Severe  gefebiebt  immer,  wenn  ber  tyotyp  ftd)  bes 
tradfjtüd^  ju  oergroßem  beginnt;  fein  SBacbStbum  ndmlicb  tjt 
.giemltd)  bem  ber  oorl;er  befebriebenen  2(u3wücbfe  oergleicbbar,  an- 
fänglich ifi  er  ftem,  unb  wenn  er  burrf)  gefüllte  S3efcbwerben 
guerft  entbeeft  wirb,  oft  nur  oon  ber  ©röße  etneS  SaubeneieS, 
fpdterbin  aber  gewinnt  er  immer  mefyr  Umfang,  unb  man  t)<xt 
beren  oon  mehreren  ^Pfunben  ©cbwere  unb  im  Umfange  eines 
ÄinberfopfS  unb  großer  gefunben.  Scb  felbjl  bewahre  in  meiner 
(Sammlung  einen  ©ebdrmutterpotypen  oon  4  9>funb  ©cbwere  unb 
11  Soll  Sauge,  welcher  mebrere  Safyve  f>efttQe  Reiben  oerurfadtf 
fjatte  unb  bei  unoollfommnen  Unterfucbungen  mebrerer  2terjte  immer 
unerfannt  geblieben  war.  Daß  wir  aia  etgentltcben  ©t&  ber  $o- 
typen  bte  ©ebleimbaut  ber  innern  Uterinfldcbe  betrauten ,  fte  im 
fofern  ber  PJacenta  uterina  (f.  b.  2ten  Ztytil)  gletcbjrellen  unb  fte 
bafyer  niebt  mit  anbern  ©cbriftjMem  au3  ber  50?tttelfubfian§  be3 
UteruS  ableiten  fonnen,  tjt  fdjon  oben  (§.  421  u.  422.)  er* 
wdbnt  worben. 

§.  424. 
S3on  ber  (Srfenntnijä  be3  ©ebdrmutterpolt)pen. 
Söie  bei  ben  im  üorigen  2(bfcj)nitt  betrachteten  Degenerationen  tjü: 
aueb  tyter  bte  @rfenntni£  oft  mit  bebeutenben  ©cbwierigfetten  üer= 
fnüpft,  unb  wieber  wirb  §u  biefer  (Srfenntmfj  tbeilS  tk  33ead)tung 
ber  $ranfbeit3gefüble  ber  ßeibenben,  t^ctlS  bte  geburtSbulfltcbe 
Unterfucbung  führen  Fonnen.  Die  erjlern,  welcbe  jiemltrf)  ben 
einigen  Seitfaben  ab^thn,  fo  lange  ber  $olpp  noeb  oollig  in  ber 
©ebdrmutterboble  eingefcbloffen  ijr,  ft'nb  nun  gemeiniglicb  ben  SSe^ 
febwerben  einer  angefyenben  ©cbwangevfcbaft  du^erjt  dbnlicb,  ein 
febwacber  Drucf  in  ber  SSecfengegenb,  öftere  Äreu^fcbmer^en,  pxlU 
feinde  (Smpft'nbungen  in  t^m  Prüften,  2Cufsenbleiben  ober  Unregek 
mdfjigMten  ber  Sftenffruation ,  juwetlen  fidrferer  SBlutabgang, 
S5efcbwerben  im  Uriniren,  gejiorte  23erbauung,  Uebligfeit  unb  (§r- 
breeben  laffen  f;ter  leiebt  SSerwecb  feiungen  mit  wirflieber  <&d)mrn 
gerfd)aft  §u.    Unterfdjeibtmg  oon  btefem  3uftanbe  wirb  einigem 


*)  <S.  beffen  Annotationea  acadeuiicae ;    Berol.  1736.  4.  mit  fronen  2f6= 

btlbttngen. 


maßen  möglich:  erftenS  bind)  SSertKfftdjttQung  be3  ZlüxB,  inbem 
$olt)pen  juweiten  aucf)  bei  nid;t  mel)r  jeugungSfdbigen  Snbiwbuen 
ftd)  bilben;  ferner  burd)  Berücfftd)ttgung  be3  ©angeS,  welchen 
bie  Sufdtle  nehmen,  inbem  fein  fo  regelmäßiges  gortfd^retten,  leine 
foldje  ftufenweiS  erfolgenbe  23erdnberung  im  Umfange  be§  2eibe3, 
lein  foIdE)e6  SSerminbem  anberweitiger  S3efd)werben,  lein  fo  regele 
mäßiget  SBieberfefyren  unb  aümdligeS  2(bnebmen  ber  atlerbingS 
zuweilen  aucf)  bti  ©cbwangem  bemerfbaren  55ttenfh:uatton ,  wie  bei 
wahrer  ©cbwangerfcfyaft  bemerlt  wirb,  fonbern  ber  3uj?anb  oft 
fyalbe  Saljre  unb  langer  auf  ber  gleichen  ©tufe  üerweilt. 

§.    425. 

üftimmt  ber  ^)o!pp  an  ©röße  511,  fo  werben  bie  Seiten  be3- 
felben  immer  beutltcber,  unb  üor§ügltcf)  üermag  bann  i>k  ge» 
burt3l)ülflid)e  ttnterfucfyung  bestimmtere  2fuffd?Iüffe  ju  geben.  £)ie 
SSaginalportion  ndmlidf?  jeigt  ft'cb  gewölmlid)  harter  unb  fidrfer, 
ben  !iDhrttermunb  runblid?,  unb  fowie  ber  $Poh)pffd)  gegen  unb  in 
benfelben  fyerabfenft,  wirb  er  geöffnet,  ber  SD?utterl;al3  »erlügt 
ftef),  unb  in  btm  SOMtermunbe  wirb  eine  berbe  lugltgte  ©e- 
fdjwulft,  welche  bei  ber  Berührung  unfcfymer^aft  ift,  aber  leicht 
blutet,  fühlbar  (nod)  leichter  freilieb  wirb  er  bureb  bie  Unterfudjung 
entbeclt,  wo  er  ganj  am  üKuttermunbe  entlauben  war).  Sugleid) 
nimmt  bie  ^tuSbebnung  bee>  ttteru3  ju,  ber  Sftajtbarm  unb  S3Ia= 
fenfyala  werben  gebrücft,  öftere  Srgiefungen  entweber  t>on  reinem 
üenöfem  Stute  ober  üon  wdfferigtem,  fcbleimigtem ,  mit  Safem 
be§  flippen  üermifd)tem ,  übel  riecfyenbem  S3lute  |Men  ftd)  ein, 
ber  Äörper  magert  ab,  (Sntfrdftung,  ©cbwmbel,  bd  ben  Blutun- 
gen niebt  feiten  £>bnmacbten,  ©cfywere-ber  ©lieber  unb  fd)letd)en= 
be§  gieber  unb  2£bjel;rung  treten  ein. 

§.    42& 

Sn  biefem  ©rabe  ij!  nun  fcf)on  baS  Uebel  mit  wahrer  ©cl)wan- 
gerfcfyaft. gar  nicfyt  mel;r  p  üerwecfyfeln ,  inbem  namentlid)  ber 
fi*dE>  gteieb  bletbenbe  geöffnete  3)?uttermunb,  fowie  bie  2trt  ber  %u& 
pfiffe,  bie  £)auer  be£.ttebel3,  ber  Mangel  fühlbarer  Ätnb^t^eile 
ober  Bewegungen  ju  ftdljere  Seieben  ft'nb;  bagegen  lann  jefct  ba$ 
ttebel  leichter  mit  anbern  Iranffyaften  SujHnben  be3  UteruS,  nament- 
lich mit  Vorfall  unb  Umflülpung  beffelben,  oerwecbfelt  werben. 
£em  Vorfalle  wirb  ber  Wyp  dlmlidjer,  wenn  er  beträchtlich  in 
bk  Vagina  ^erabgefunlen  ijt  unb  an  feiner  unteren  $ldd)e  etwa 
eine  Vertiefung  jeigt,  ifr  jebod)  t>on  erfterem  balb  31t  unterfctyeis 
ben,  wät  er  unempfmblidE)  i%  weit  man  bureb  ©onbiren  leine 
wafyre  üJttuttermunbSöffnung  entbeclt,  weit  er  unten  breiter  als 

©i)na?orogte.    I.  Zf).    3te  3Cuff.  20 


306 

oben  gu  fein  pflegt  imb  oben  oom  9?inge  be§  ÜJttuttermunbeö  um* 
geben  ijt.  (Schwerer  iji  bie  Unterfcfyeibung  beS  $Pofypen  üon  ber- 
unoolUfommnen  Umfiülpung  ber  ©ebdrmutter.  ^ter  ftnb  üorjug* 
lieb  &w  oorauSgegangenen  3uftdnbe  §u  berM  ftdrtigen ,  ber  ^Polpp 
entfielt  nur  allmdlig  imb  ofyne  bafi  notbroenbigerroeife  eine  ©eburt 
vorausgegangen  fein  mufjte,  bie  Umjtulpung  ift  immer  bie  gfolge 
einer  regelroibrigen  ober  oernacbldfft'gten  ©eburt,  fonft  famt  i>k 
unoollfommne  Umjiülpung  ben  $Potypen  oft  dußerfi  tdufdjenb  nacb- 
btlben  *),  fo  ba£  nur  tfyetlS  ber  boeb  getoobnlid)  bei  $olt)pen 
oerbünnte  ©tiel,  tbeilS  unb  ^auptfddöttdt)  aber  bie  Crmpftnblicbfett 
be3  umgejiulpten  UteruS  gegen  £>rucf,  Äneipen  ober  gar  gegen 
bie  umgelegte  ßtgatur,  ©elegenbeit  geben,  biefen  3ujfanb  oom 
tyolypm,  roelcber  ft'cb  an  unb  für  ftcb  ftetS  unempfmbltcb  ^eigt, 
§u  unterfebeiben.  UebrigenS  lapt  ftcb  aüerbingS  aueb  ber  $jktpp 
niebt  reponiren,  voa§  aber  oon  einer  langbauernben  Snoerft'on 
ebenfalls  gilt. 

§.  427. 
Stimmt  nun  ber  ©ebdrmutterpofyp  noefy  mefyr  ju,  fo  brdngt 
er  ftcb  m  bie  SKutterfcbeibe  berein,  ja  tritt  »o§l  felbfi  ttor  bie; 
felbe  beroor,  erregt  beftige  (Spannung  unb  ©cbmerjen  im  33ecfen, 
giebt  ben  ©runb  be§  UteruS  fyexab,  bewirft  SSorfaü  ober  tbeiltoetfe 
ttmftülpung,  ei  entheben  bie  ^artndcftgften  SDbfiructionen  unb 
$arm>erbaltungen,burcb  ben  £)rucf  auf  SSluts  unb  StjmpbQefdpe 
bilben  ftcb  2Bafferfud)ten  au$>,  unb  fo  fann,  oerbunben  mit  3eb*s 
ft'eber,  dufüerfter  ßntfrdftung  unb  oftern  Blutungen,  ber  Sob 
eintreten.  #öcbfi  feiten  ift  e3,  baß,  naebbem  ber  Itofyp  eine  be= 
beutenbe  ©rofje  erreicht  bat,  er  ftcb  felbft  abloft  unb  ausgeflogen 
wirb,  unb  wenigftenS  gereift  biefe  Sftaturbülfe  niebt  leiebt  %um 
Sßortbeil  ber  ^ranfen,  ba,  roie  aueb  o.  ©iebolb  enodbnt,  I;ter= 
bei  ftet§  ba3  Uebel  febon  auf  eine  ju  t;ot>e  ©tufe  gebieben  ifl, 
unb  aueb  bie  2(bl6fung  felbft  geroobnlicb  mit  ftatfen  Blutungen 
erfolgt.  —  2(ucb  in  biefem  ^6dt?f^en  ©rabe  ift  ba$  Uebel  groar 
noeb  maneben  anbem  Äranfbeiten  dbnlicb,  aber  bod)  leiebt  genug 
tton  tbnen  31t  unterfebeiben.  23on  ber  gdnjlid)  oorgefatlenen  ©e= 
bdrmutter  unterfebeibet  e§  ftcb  ndmlicb  bureb  ben  feblenben  $RüU 
termunb,  oon  ber  oollfommen  umgeftülpten  ©ebdrmutter  burd; 
bie  ©erbfcett  be3  ©tieB,  ba  bei  legerer  bä3  obere  bünnere  (Snbe 


*)  @.  b.  tntereffanten  3£uffa|  uon  £au?  übet  bte  bisherigen  2CuSrottungS: 
metfjoben  bei-  ©cbärmutterpotypen  in  ftujTS  SKagoj.  f.  b.  gef.  4?eilf. 
S5b.  IV.  #<sft  3. 


30T 

ber  üorfydngenben  ©efcbwulft  weicher  iji  wegen  ber  $öl)lung,  unb 
burcft  bte  Unempftnblicf)feit. 

§.    428. 

2Cetiologte.  Dafj  wir  ba§  SBefentlicfye  biefeS  ItebelS  in 
einen  franf|)aften  33ilbung3proceß  ber  innern  ©ebdrmutterljaut 
glauben  feigen  gu  muffen,  tjf  oben  bemerft  worben,  unb  e§  ijt 
bafyer  \t%\  nur  nocf)  t-on  bm  oerfcfyiebenen  innern  unb  dufern 
Momenten,  welche  biefe  Degenerationen  begünjitgen,  Einiges  ju 
erwähnen,  obwohl  ba§  SOZetfte  bem  gleid)  lauten  wirb,  wag  wir 
im  oorigen  @apitel  über  bie  Entjlefyung  ber  ©teatome  u.  f.  w. 
aufgeführt  fyabm.  2£ucb  bie  pofypofen  2lu3roüd)fe  ndmlicf)  fommen 
fyduftger  bd  ^erfonen  oor,  welche  fcfyon  geboren  fyaben,  bei  fcfylaffer 
torptber  Gonfiitution,  unb  in  folgen  Sauren,  wo  fcfeon  bie  wal)re 
sprobuctfoitdt  be£  UteruS  abnimmt,  unb  eben  beSfyalb  bie  Neigung 
ju  franffyaften  9)robuctionen,  oor$üglic()  bei  öfterem  ©efcfylecfytSreij, 
zunimmt.  SSeftimmtere  SSeranlaffung  ju  biefen  2(u$wücbfen  wirb 
ferner  gegeben  burcb  fd?vt>ere  ©eburten,  welche  nid>t  gehörig  be? 
fyanbelt,  fonbem  burcl)  ror>e6  Eingreifen  ber  Äunjl  beenbigt  worben 
ft'nb,  befonberS  üble  S5el)anblung  ber  üftacbgeburtäoeriobe,  wo, 
wenn  wir  aucf)  nicljt  annehmen,  bafj  Svefte  ber  spiacenta  ju  tyot 
typen  ft'cb  umbilben,  borf)  namentlich  bie  innere  gldefye  be3  Uterus 
fo  geregt  wirb,  baf?  eben  baburcl)  d^nlidje  Degenerationen  ber 
innern  $aut  nur  um  fo  leichter  eintreten,  gerner  unoollfommen 
gebeilte  ©twfjilia,  feljr  au3fcl;weifenbe  ßebenSart,  Wifybxawty  geU 
ftiger  ©etrdnfe  unb  anberer  erbifcenber  Dinge  u.  f.  w. 

§.    429. 

SSon  bem  33er  l av, fe,  welchen  biefe§  Hebel  gu  nehmen  pflegt, 
ift  bereits  in  ben  oorigen  §§.  bei  ber  Äennjeicbenle^re  bie  3?ebe 
gewefen,  worauf  ft'cf)  benn  aud)  fcfyon  bie  §w  ju  ftellenbe  ^rognofe 
fafl  oon  felbfi  ergiebt,  über  welche  wir  bafyer  nur  nod)  golgenbeS 
erinnern.  9lotl)wenbig  ndmlicf;  äußert  ft'cf)  ber  üftadf)tl)eil  berfelben 
guerfl  in  ben  Functionen  be3  ©efcblecbtSfyjiemS,  in  Unorbnungen 
ber  Menfrruatton  unb  entWeber  in  oolliger  ^)inberung  ber  ©ms 
pfdngnij?  ober  öfterer  SSeranlapng  unjeitiger  ©eburten',  in  23er? 
anlaftung  abnormer  Sagen  ber  ©ebdrmutter,  33eranlaffung  gu 
Metrorrhagien,  £euforrfyoe,  ja  felbjt  bur4>  anfyaltenben  Drucf  beS 
9>oltwen  auf  bie  SJcuttermunbSrdnber  ju  ffirrljöfen  Snburationen 
berfelben.  (Späterhin  broljt  ba3  Uebel  fo  ber  allgemeinen  £eben&= 
tljdtigfeit  ©efafyr.  Die  9>rognofe  wirb  bafyer  JJJücfftcfyt  nehmen 
jundcf)fr  auf  bie  Dauer  be3  UebelS  unb  auf  ben  ©rab,  welchen 
baffelbe  erreicht  fyati  ferner  auf  ben  ©ifc  beS  $)olr;pen,  inwiefern 

20* 


308 

tiefer  für  bie  Seidjttgfeit  ober  <3#wterig?eit  ber  Operation  wichtig 
ijr,  bann  auf  bie  übrigen,  burcfy  ben  ?>ol9pen  bereite  oeranlaßten 
örtlichen  Seiben,  als  Vorfalle  ber  ©ebdrmutter  u.  f.  w.,  enblid) 
aber  tnSbefonbre  auf  ben  Sujranb  ber  allgemeinen  9?eprobuction 
unb  SebenSfraft.  Daß  übrigens  felbfi  fel>r  große  ^oltwen  nidjt 
nur  glücflicf)  befeitigt  werben  fonnen,  fonbern  felbff  (Sc^wanger^ 
fdjaften  juweilen  balb  nacl)l)er  wieber  eintreten  unb  regelmäßig 
»erlaufen,  beweift  eine  oon  ©auter  erjagte  ^Beobachtung *). 

§.    430. 

SBefyanblung.  DaS  SBefentltd&jte  berfelben  tft  natürlich  bie 
Entfernung  biefer  Aftergebilbe  felbfi,  ba  biefelbe  fyier  weit  mel)r 
als  in  ben  früher  betrachteten  Degenerationen  erleichtert  ijr.  3u 
biefem  Enbjwecfe  nun  fielen  oorjüglid)  jwei  SBege  offen,  erffenS 
i>k  Unterbinbung ,  jweitenS  bie  Ausrottung  burd)  fcfyneibenbe  SBerf- 
geuge;  benn  baS  bloße  Abflößen,  Ausreißen,  Abbrefyen  unb  Ab^ 
fneipen  entroeber  mit  ber  £>anb  ober  burcf)  ^olppenjangen  ijt 
wegen  ber  9?eijung  ober  23erle£ung  ber  Uterinfubfhnj  gar  nicfyt, 
nocb  weniger  aber  bie  Ausrottung  burdf)  erregte  Eiterung  mitteljt 
beS  ©lüfyeifenS  ober  ber  Ae^mittel  31t  empfehlen,  inbem  für  fef? 
tere  Mittel  biefe  Auswürfe  tfyeilS  iljreSSDrtS  wegen  nirfjt  geeignet 
ft'nb,  tljeilS  biefe  Ausrottung  langwierig,  fdjmer^aft  fein  unb 
meijienS  nur  mwollfommen  gelingen  würbe.  —  2Bir  fprectyen  ju- 
erfl  oon  ben  oerfcljiebenen  Sftetljoben  ber  Unterbinbung  ber  ©e- 
bdrmutterpofypen.  9^ur  bei  ben  erwähnten  fcfywammigen  ©es 
fcfywüljten  (f.  §.  422.)  im  UteruS  Tonnte  oielleidjt  juweilen  bie 
3)?anuall)ülfe  ausreißen,  wooon  aucl)  ber  früher  angeführte  gall 
ein  ä3eifr>tel  abgiebt.  Aue!)  würben  l)ier  Mittel,  welche  bie  Er= 
pulfwfraft  ber  ©ebdrmutter  anregen ,  wie  (&ab'ma  unb  ßajtoreum, , 
füglich  ju  vjpülfe  genommen  werben  fonnen. 

§.    431. 

$Ran  lann  aber  bie  Unterbinbung  ber  ^ofypen  entwebec  bttref? 
einen  mit  bloßer  £>anb,  ober  burdE)  ben  mit  Snfrrumenten  umges 
legten  gaben  bewerfjMigen.  Die  Unterbinbung  mit  bloßer  $anb 
tft  ooräügltcfy  jweef mäßig,  wo  ber  tyol\)p  entroeber  dußerlidE)  am 
ober  im  SDtuttermunbe  anfffct,  ober  jugleid)  Vorfall  ober  Umfrük 
pung  beS  UteruS  jfottfmbet.  Wlan  bebarf  fobann  bloS  eines  |)ins 
reicfyenb  flarfen  feibenen  ober  Ijanfenen  gewddjjlen  Habens,  in 
welchen  man  eine  ©djleife  matyt,  biefe,  nacfybem  bie  Äranfe  naefr 
gehabter  Darms  unb  #arnauSleeumg  fyalbftfcenb  unb  fyalbltegenb 


*)  ©.  S5.  ü.  Bie bolb '8  tyixon.  S3b.  II.   ©t.  2.  ©.  427. 


309 

quer  auf  ein  33ett  gebracht  »orten  ift  (ofmgefdbr  fo,  wie  im  jwek 
ten  Steile  baS  2ager  gum  Unternehmen  ber  SBmbung  befefmeben 
werben  wirb),  mit  einer  in  bie  9ftutterfd)eibe  gebrachten  $anb  bis 
an  bie  SBurjel  beS  ^ofypen  herauf  leitet,  ft'e  bort  mit  ber  $anb 
ft'rirt  unb  alSbann  burd)  einen  ©efjülfen  jujie^en  laßt,  bis  ber 
3ug  öon  ber  Äranfen  fd^merjr)aft  empfunben  wirb,  hierauf  be> 
feftigt  man  ben  gaben  dufjerltcb  an  einer  ßeibbinbe,  unb  jtetyt 
benfelben,  immer  bei  eingebrachter  £anb,  in  ben  ndcbften  Sagen 
tdglicb  einige  $Jlal  fefler  ju.  —  Snbem  nun  aber  biefeS  3ujieben 
beS  gabenS  oft  o&ne  weitere  $ülfSmittel  etwaS  fd)wieriger  iff, 
»erbienen  bod)  jweefmd^ig  eingerichtete  Snftrumente,  oorjügüd)  bie 
einfacher  conjtruirten ,  namentlich  für  alle  bie  gdlle  empfohlen  gu 
werben,  wo  ber  ©i£  beS  fyofyqm  etwas  fyoljer  tft. 

3Cnmerfung.  £)a§  bie  Unterbinbung  aud)  bei  ?>oh)pen  im 
UteruS  moglicb  fei,  beweift  ein  üon  Dr.  SSecf  in  ßübeef  beobad); 
teter  gall;  f.  ^ujTS  ^agajin  45.  S3b.  1.  £ft. 

§.    432. 

Unter  ben  üerfcfyiebenen  Snjirumenten  aber  nennen  wir  guerjl 
als  eins  ber  einfachen  ben  üon  ©auter*)  empfofylnen  unb  bem 
S3oucber'fcl)en  Snftrumente  nadjgebilbeten ,  auS  einer  9?eil)e  Don 
9)aternojlerFugelcben  unb  gwei  gübrungSftdbdjen  üon  gtfd)bem  bes 
jtebenben  $oh)penunterbinber.  £>ier  b<*t  unteres  unb  oberes  Stü* 
gelegen  jwei  SDeffnungen,  ein  dfynlicber  gaben  wirb  mit  beiben 
(S'nben  burd)  bie  SDeffnungen  beS  oberfren  ÄügelcfyenS  geflecft, 
beibe  Gntben  werben  burd)  ben  einfachen  Äanal  ber  einigen 
breißtg  $aternofterFugeld)en,  unb  unten  wieber  einzeln  burd)  bie 
gwei  SDeffnungen  beS  unterjten  $ügeld)enS  geführt;  bie  Äranfe 
wirb  ebenfalls  in  bie  im  üorigen  3)aragrapl;  betriebene  Sage  ge* 
bracht,  bie  auS  i>m  oberjten  Äugelten  l)eröorragenbe  ©djlinge 
wirb  mittelft  ber  beiben  ft'fcbbeinernen  gttl)rungSfrdbd)en  gefaxt, 
bis  jur  Sßurjel  beffelben  auf  ber  Wintern  Seite  f)eraufgefcl)oben, 
wofelbft  bann  bie  beiben  «Stabilen  um  i>k  $Polt)penwurjel  berum- 
geführt  werben,  bis  bk  Äügeldjenreibe  üor  bem  $oh)pen  liegt, 
bann  jiel)t  man  bie  auS  bem  untern  jtügelcben  l)erüorl)dngenben 
Gmben  an,  brdngt  bie  Äugeldjen  nad)  aufwärts,  bamit  fiel)  bie 
©dringe  fejt  um  bie  Sßurjel  beS  $olt)pen  legt,  unb  fcfylmgt 
bann  bie  IjerauSljangenben  $äbm  ju  einem  Änoten  jufammen, 
weld;er  ebenfalls  naefy  unb  nad)  fejler  angezogen  wirb. 


*)  2C.  a.  O.  ©•  420.  (f.  Ta..  I.  f.  VIII.) 


310 

§.    433. 

#nberer2Crtfmbber2eoret'fcl)e,  9Hffen'f#e,  unb  Sorg'; 
fcfye  ^Potyoenunterbtnber.  S3et  biefen  ndmlicb  taufen  bic  ßnben 
beigaben*?,  welcher  bie  <5cl)linge  bilbet,  in  fRofyxm.  S5et  bem 
oon  £eoret  empfofylnen x)  ftnb  $wet  ftlberne,  etwas  aufwärts  gebos 
gene  9?6l)ren  burd?  ein  ©ewinbe  mit  einanber,  gleich  einer  Sänge, 
oereinigt.  2)a3  Snftrument  fott  gefcfjloffen  neben  bem  fyotypm 
bi§  $ur  Staätf  eingebracht,  bann  geöffnet  werben,  wo  man  bann 
ben  $)olo»en  burd)  beffen  2frme  fyinburcfybrdngt,  bie  2lrme  wieber 
fcfyliep  unb  bie  unten  fyerauSfydngenben  ^abenenben  burcb  einen 
knoten  oereinigt.  £)iefe§  Snjtrument  1)at  tnbef ,  rote  fdjon  oon 
9?tcfyter2)  bemerft  worben,  mancherlei  ttnjwecf  mäßiges,  üorjugs 
ltd)  weil  bie  ©rofjie  unb  Krümmung  be6  SnjtrumentS  oerfcfyieben 
fein  muf  für  oerfcfyiebene  §dtle,  weSfyalb  baffelbe  oon  Riffen  3) 
bergejfalt  oerbeffert  worben  ijf,  ba^t  bie  jwet  Sjögren  frei  unb 
nad?  ber  33ecfenfrummung  gebogen  ft'nb,  unb  nur,  wenn  fte  wie 
bie  güfyrunggftdbcben  be£  ©auter'fcfyen  SnjlrumentS  ben  -ftaben 
um  bie  SBurjel  be£  §)ol»pen  gelegt  ijaben,  burcb  eine  boppelt  ans 
gehobene  ßwinge  vereinigt  werben,  (Sine  Einrichtung,  welche 
enblid)  oon  Sorg*)  nodt)  bal)in  abgednbert  worben  ift,  ba£  an 
ber  untern  angefcfyobenen  Sw.inge  eine  (Schraube  angebracht  würbe, 
burefy  welche  bie  Gmben  be3  gabenS  aufgewickelt  werben,  unb  bie 
9)olt)ttenwur§el  ganj  allmdlig  jufammen  ju  fdjnüren  ijr.  Eine 
abermalige  33erbefferung  btefeS  SnjfrumenteS  ift  bann  wieber  oon 
Sftetfjner5;  angegeben  worben. 

§.    434. 

2tufier  biefen  giebt  e3  noefy  eine  nicfyt  unbeträchtliche  Zn^t 
dfynlictjer  Snjlrumente ;  fo  emoftefylt  35  e  1 1 6)  jum  S3el)uf  biefer  Uta 
terbinbungen  bloS  einen  jMfylernen  ftn^m  mit  %wi  fingen,  burefy 


1)  <S.  b.  2C66U&.  in  Stidjter'S  2Cnfangögrünben  ber  SBunbarjnetf.  Z%I. 
<&.  414. 

2)  (Sbenbaf.  @.  415. 

3)  Nissen  de  polypis  uteri  et  vaginae  novoque  ad  eorum  ligaturam 
instrumento.  Götting.  1789,  unb  in  SRidjtcr'S  2£nfangggrunben  ber 
SBunbarjneit".  Zt)l  I.  <3.  416. 

4)  £anbb.  b.  Äranf fetten  beö  menfcfyl.  3Beibe§;  f.  b.  Äupfert. 

5)  g.  2.  SJteif  ner  über  bie  Polypen  in  Un  »erfdjiebenen  Stylen  b& 
menfdjlicfjen  ÄörperS;  Seipj.  1820.  8. 

6)  A  system  of  operative  Anatomy  by  Charles  Bell.  Lon<3.  1814. 
nad)  ber  2fnjcige  bejfelben  in  b.  ©ötrtng.  gelehrten  3Cnj.  9?r.  145  unb 
146.   ©eptb.  1818. 


311 

welcbe  ber  gaben  gejoi^en  wirb,  fo  t>a$  bie  ©djlinge  au§  bem 
oberften  Sftnge  berüorragt.  £Mefe  wirb  bann  um  bie  SBurjel  be£ 
9?oh)r>en  gelegt,  bie  (Snben  beS  gabenS  werben  burd)  ben  untern 
SKing  angezogen  unb  gefnüpft.  gerner  geboren  fyuxtjtt  bie  t>on 
©tarf,  t-on  Soffler,  r>on  Gefault  unb  2Cnbem  angegebenen 
Snjirumente,  welcbe  wir  tnbeß  um  fo  el)er  übergeben  fonnen,  ba 
ft'e  weniger  brauchbar  ft'nb,  als  bie  oben  genannten.  Grfyer  mocbte 
nocb,  befonberS  wenn  fdmell  fein  geeignetes  Snjtrument  ju  er* 
langen  tjr,  ba$  33erfabren  oon  33afebow  (Srwdbnung  üerbienen, 
bie  UnterbinbungSfcblinge  baburcb  an  bk  SBurjel  beS  ^)oh;pen  ju 
bringen,  baß  man  fte'in  bie  2Cugen  zweier  elafiifd)en  Äatbeter 
einsangt,  auS  welchen  ft'e  fidt)  lojt,  wenn  man  bie  inliegenben 
£>rdbte  jurücfjiebt.  2(ud)  bie  t>on  £>uboi3  ')  angegebene  @ra« 
rtebtung  bie  ©dringe  burd)  einen  innen  unb  oben  am  ©uillon's 
feben  SDcutterfpiegel  berumlaufenben  Äanal  jur  SBurjel  beS  ^Polppen 
ju  fuhren,  worauf  jener  Äanal  geöffnet  unb  bie.  (Schlinge  juge^ 
jogen  wirb,  fann  unter  Umftdnben  (b.  b-  wenn  ber  $>olr;p  jiems 
lid)  frei  am  SDhtttermunbe  ftfet)  ibve  93ortbeile  baben.  2Ba3  ben 
Sßerf.  betrifft,  fo  giebt  berfelbe  bem  ?)oh)penunterbinber  oon  JKibf  e2) 
unbebingt  ben  SSorjug.  d$  bejtebt  bcrfelbc  ebenfalls  auS  jwet 
mäßig  gebogenen  gitbrungSftdbcben ,  in  beren  abgerunbeten  unb 
gefenjterten  dnben  bie  <3d)linge  liegt,  aber  burd)  2Cnjt'e&en  ber 
in  biefen  ßonbuetoren  laufenben  trabte  fogleid)  gelöff  werben 
fann.  Sie  <5d)linge  felbff  lauft  mit  ibren  (Snben  burd)  eine  $a; 
ternofferfebnur  unb  enbigt  ft'd)  an  einer  mit  einem  ©perrbafen  feffs 
guftetlenben  SBalje,  burd)  beren  Umbrebung  bie  gabenenben  aufge; 
roicfelt  werben  unb  bie  ©cblinge  fejlgejogen  wirb.  £)a3  Snjtru* 
ment  |at  ben  SSor^ug  1)  baß  burd)  bie  bmreicbenb  langen  unb 
feften  ßonbuetoren  bie  <Sd)linge  bequem  unb  ft'cber  an  bie  ^Polys 
penwurjel  gebradjt  werben  fann;  2)  baß  man  herauf  bie  Qom 
buetoren  gdnjlicb  entfernen  fann,  welcfyeS  für  bie  ^ranfe  eine 
große  Erleichterung  ijf;  unb  3)  baß  man  buccb  bie  SBalje  fer>r 
ft'cber  unb  mit  bwreidjenber  Äraft  bie  $Polt)penwurjel  Rammen* 
febnüren  fann.  —  Sn  bem  erwdbnten  galle  eines '  4  9)funb  febweren 
9>oltwen,  wo  alle  bie  übrigen  ^olppenunterbinber  unbrauebbar 
erfebienen,  leiffete  biefeS  Snjirument  bie  äwecfmdßigjien  SMenfte; 


1)  groriep'ö  «Rotten  für  «Rat.;  u.  Jöexit  9er.  582.  <S.  160. 

2)  abrieben  unb  abgebübet  in  Seuft'ö  SWaga^'n  f.  b.  gef.  $eBf.  KI.  35. 
•£>ft.  1.  unb  mit  einer  SSerbefferung  in  b.  Dissätt.  v.  C.  G.  Mayer 
de  polypis  uteri,    Berol.  1821. 


312 

bocfy  ratfye  tcf)  bie  Änopfe  ber  (üonbuctoren  etwa§  Heiner  als  in 
ber  juerft  angeführten  2(bbilbung  einrichten  §u  laffen. 

§.    435. 

(£$  tjr  bafyer  jefct  nur  noeb  oon  einigen  anfallen  gu  fprec^en, 
welche  wdl;renb  ber  2(bbinbung  eines  ffatyptn  ftrf>  juwetlen  auf  ern 
fonnen,  fowie  oon  ber  33el)anblung ,  welche  naefy  jrattgefyabter 
2lbl6fung  beffelben  notl)tg  wirb.  £)efter3  ndmlid)  entfielt  balb 
nad)  angelegter  Unterbinbung  heftiger  ©djmerj,  mit  anbern  Sto 
üenjufdtlen  gepaart,  c8  entließt  Sieber  unb  entgunblicfyer  3uftanb 
ber  ©ebdrmutter.  tylan  fyat  fobahn  gleich  ju  unterfucfyen ,  ob 
etroa  t>te  £igatur  gleich  anfänglich  ju  jlarf  angezogen  fei,  ober 
ob  ft'e  einen  STfyeil  be3  Uterus  mit  gefaxt  Ijabe,  »eldf>e§  bann  ab* 
gudnbem  tjt;  ober  enblicb,  wenn  oorjjer  meüetd&t  bie  £)tagnofe 
nod)  nid)t  pr  oollfommenften  ©ewiffyeit  gebieten  war,  fo  muffen 
3ufdEe  biefer  2Crt  fogleicb  auf  oollige  ßöfung  ber  Ligatur  bringen, 
i>a  felbft  oon  erfahrnen  ©eburtStyelfern  juweiten  unooEfommne 
Umjlüfyungen  be3  UteruS  mit  $olt)pen  oerwedtfelt  würben.  2(uf  er* 
ttm  fann  jur  Sinberung  ber  bei  reizbaren  ?>erfonen  boeb  guweilen, 
aud)  bei  ber  öorftcf)tigfren  Unterbinbung,  eintretenben  3ufdUe  inner* 
lief)  eine  füljlenbe  (Smulfton,  bä  eintretenben  Krämpfen  ztwaS 
£>pium  u.  f.  w.,  auf  erlicl)  Snjectionen  oon  (Mamillen*,  SSaleriana;, 
SBilfenFrautaufguf  u.  f.  w.  mit  9?u£en  2tnwenbung  ft'nben;  ©tufyl* 
unb  ttrinoerfyaltungen  werben  burd;  Älpftiere  unb  ben  Äatljeter 
befeitigt.  £>k  Äranfe  muf  babei  übrigens  rufytg  liegen  unb  nur 
bünne  unb  leichte  ©peifen  geniefen. 

§.    436. 

§dngt  ber  ^Oot^p  an  \id)  ab§ulofen,  fo  treibt  er  ft#  oft  auf, 
ein§elne  Steile  planen  unb  ergießen  fauligte,  fcfjleimigte  Sftöfftgs 
feiten;  bann  werben  aromatifebe  2(ufgüffe  oon  ©erppüum  u.  bgl. 
not^wenbig.  $at  er  fidE>  enbticb  am  üierten  big  fechten  ober 
neunten  Sage  abgelöft,  fo  fann  er  mit  htm  UnterbinbungSfaben 
felbjt  (wenn  er  niebt  alljugrofi  ift)  herausgenommen  werben,  auf  er- 
htm  entfernt  man  tyn  mit  ber  ^olppenjange,  mit  ber  $anb, 
(mnn  er  fel)r  grof  tjl,  wie  bei  einem  2!/2  $)funb  ferneren,  oon 
©auter  operirten)  mittelfi  ber  eingebrachten  ©eburtSjange.  @r* 
folgt  bei  bem  abfallen  tiwa§  jidrfere  S3lutung,  fo  mafyt  man 
oon  gelinb  reijenben  unb  gufammenjieljenben  Snjectionen  ©ebrauefy, 
giebt  tnnerlidj  etwas  3immttinctur  unb  oerfdljrt  naä)  Sfftaaf gäbe 
ber  ^Blutung  eben  fo,  wie  oben  bei  ben  paffioen  ^Blutungen  ge* 
Wi)xt  würbe. 

Sjl  nun  aber  ber  $oh)p  oöllig  befeitigt,  unb  fmb  t>k  erjlen 


313 

bringenbjfen  Sufdlle  beruhigt,  fo  erfolgt  getn&ftnlk}  nod)  baS  ooflige 
2(bfrerben  unb  ausrotten  ber  SSurjel  burd)  eine  mdfige  Eiterung. 
(£S  ifl  Sterbet  nod)  baS  ©efdjdft  beS  2Cr§te^ ,  tljeilS  auf  Unterhal- 
tung eines  gutartigen  (Eitert  gu  fefyen,  »elcfyeS  nad;  ben  ttmjrdnben 
bei  febr  gcfd)»dd)ten  ?)erfonen  burd)  Snjectionen  oon  (übinabecoct 
mit  Äalfroaffer ,  ©erpptlumaufguf?,  SK^rr^eneffenj,  ober  bei  fiär* 
fern,  ootlblütigem  unh  irritablem  ©ubjecten  burd)  Snjectionen  oon 
^lieber*  ober  (üfyamillenaufguffe  gefdn'cr)t;  tfjätä  auf  33efferung  ber 
allgemeinen  Sfeprobuction  unb  Hebung  ber  Äräfte  9iücfftd)t  51t 
nehmen.  $Jlan  orbnet  ju  biefem  SSefyuf  ben  ©ebraucb  ber  Gtyina 
tnnerlid)  an,  giebt  eine  leid;t  oerbaulidje,  nabrljafte  ©tat,  unb 
laßt  fpdterl)in,  jur  oolligen  2Bieberl)erjtellung  ber  ©efunbtyett,  eifen* 
faltige  S3äber  befudjen,  ober  aud)  »ot)l  dt)nlid)e  SD?meral»dffer 
tnnerlid)  gebrauchen. 

§.  437. 
SBir  t)aben  nun  noct)  oon  ber  ^weiten  2trt  ber  33el)anblung, 
ndmlidj  oon  bem  AuSfcbneiben  ber  ^ofypen  gu  fpredjen.  grüner 
§at  man  biefe  SJcctbobe  »enig  ange»enbet,  unb  ft'e  auf  bie  Saite 
eingefd)rdnft l) ,  »0  ber  ^Poltjp  einen  fetjnigten  «Stiel  l;at,  ober  in 
ber  9D?utterfd)eibe  ft'&t,  ober  »enigjfenS  tief  in  biefelbe  tjerabge* 
treten  ift,  ob»ol)l  man  aud)  für  biefe  gälte  oor  "om  AuSfdjneiben 
baS  anlegen  einer  Unterbtnbung  empfahl.  Sfteuerlid)  fyat  man 
hingegen  bie  Ausrottungen  burd)  fdmeibenbe  Snjtrumente  »eit  all; 
gemeiner  fo»of)l  empfohlen,  als  »irftid)  ausgeführt.  SDftanber 
namentlich  ftimmte  gundcbjt  für  biefe  £)perationS»eife,  unb  ibm 
bat  fiel)  aud)  0.  ©tebolb  angefcbloffen ,  aud)  £>up  untren  unb 
SiSfranc  §ogen  ben  ©ebnitt  cor.  50can  oerrid)tet  baS  2luSfd)nei; 
ben  aber,  »ie  fd)on  oon  Siebter  bemerft  »orben  ift,  am  fdtjidP- 
lid)jten  mittelft  einer  langen,  oorn  abgerunbeten  unb  trumpfen 
<Sd)eere 2) ,  mit  et»aS  auf  ber  breiten  «Seite  aufwärts  geFrümm* 
ten  ^Blattern,  ober  (ob»ot)l  biefe  S^etljobe  »egen  leid)t  möglicher 
§3erle£ung  ber  ©eburtStl;eile  feineS»egeS  gu  empfehlen  ijr)  mittelft 
eines  fdjneibenben  £>afenS,  »ie  man  beren  ftd)  frür)er  gur  3er* 
ftücfung  bcS  ÄinbeS  bebiente.  2)ie  Äranfe  muß  gu  biefem  S5et)uf 
nacb  oorauSgegangener  ©tul)l*  unb  UrinauSleerung  auf  ein  0uer= 
bett  gebracht,  ber  3etge  *  unb  Mittelfinger  ber  linfen  #anb  muffen 
als  Rubrer  in  bie  23agina  bis  gur  Sßurget  beS  $oh)pen  gebracht, 


1)  @.  dliüttt'S  XnfcmgSgr.  b.  93.  £.  ££).  I.  @.  419. 

2)  50t.  f.  eine  größere  unb  fteinere  ©ctjeete  biefer  2Crt  aögebitbet  in  ber 
angef.  Stffert  uott  SÄ  a 9 er. 


314 

unb  bann  bie  mit  ber  rechten  #anb  gefaßte  (Speere  bebutfam 
eingefcfyoben,  an  ben  Stiel  beS  ^olppen  geleitet,  bort  geöffnet  unb 
bann  ber  ^Pofypenfiiel  fclbft  mit  einem  ober  mehreren  (Schnitten 
getrennt  werben.  Siegt  ber  UteruS  fel)r  l)od),  fo  ift  aud)  baS  SBer* 
fahren  2)uput)trett'S  ratl)fam,  ndmlid)  ben  ^olppen  mittelft 
einer  Sauge  gu  fajjen  unb  fammt  ben  Uterus  fytafywßfyn.  — 
2fuf  biefe  SBeife  fonnen  atlerbingS  bergleidjen  2(ftergebilbe  am 
fdmellfien  unb  fdjmerjlofejren  entfernt  werben.  3d)  felbft  l;abe 
einen  $olt)pen  oon  2%  3oll  im  £)urdnneffer  auf  biefe  Zxt  au$ 
bem  itanale  beS  SDhttterfyalfeS  getrennt  unb  faum  ein  paar  @J3= 
loffel  33lut  abgeben  feiert.  CJben  fo  glücflidp  gelang  bie  Operation 
eineS  Keinem  $Pofypen  oon  einem  meiner  ©cfyüler  ausgeführt,  unb 
id)  fiefye  bafyer  ntdt>t  an  biefe  SJttetfyobe,  roo  bie  £>iagnofe  fyinrei- 
cfjenb  fejt  jtefyt  unb  ftc  wegen  (§rreicl)barfeit  beS  ©tieleS  irgenb 
ausführbar  ift,  oorsüglicfy  §u  empfehlen.  2Cud)  baj?  ftcb  bie  9)o* 
Ippen  nad)  htm  ©cfynitt  wiebererjeugen  follten,  ift  ntc^t  beobachtet 
worben  außer  nact)  ©tone*)  bei  benen,  welche  mit  einer  brei* 
ten  SBaffS  aufft&en,  welche  aber  überhaupt  nicfyt  unter  bie  operir* 
baren  geboren  unb  meijtenS  mel)r  in  ©teatome  ober  ©arcome 
übergeben.  —  £)ie  SBefyanblung  aud)  naef)  biefer  2Crt  ber  Zu^ 
rottung  wirb  übrigens  giemlid)  wieber  biefelbe  fein  fonnen,  welche 
wir  empfohlen  fyaben  für  bie  Ausrottung  burd)  bie  Unterbinbung.  — 
£)b  übrigens  in  einem  üorfommenben  $aUt  bie  Unterbinbung  ober 
baS  2ütSfdf)neiben  üorgejogen  werben  folle,  l)dngt  t>on  Umjrdnben 
ab,  unb  namentlich  würben  wir  immer  bei  fefyr  großen,  unb  bei 
fiarf  blutenben  ^olppen  tk  Unterbinbung,  bti  ben  frei  ff^enben, 
mit  fd)malem  feimigten  ©tiel  befejügten  aber  baS  2tbf$neiben  jtetS 
üorjiel)en.  Suweilen  laffen  fiel)  and)  bäht  Sftetboben  bereinigen, 
tnbem  man  ben  ^olppen  erft  unterbinbet,  unb  bann,  wenn  bie 
gdulnijj  ju  groß  wirb,  abfebneibet.  33et  irgenb  zweifelhafter  £>iai 
gnofe  muß  natürlich  immer  mit  ber  Unterbinbung  angefangen  werben. 

9. 

SSon  ber  2Cnfd?wellung  unb  gutartigen  SSerl)drtung 

ber  ©ebdrmutter. 

(Intumescentia  et   induralio    uteri.) 

§.    438. 

inwiefern  ber  UteruS  ein  ©ebilbe  ift,  in  welchem  bie  23enen 
fo  auffallenb  oorberrfcfycn,  unb  inwiefern  getabe  bie  SBenen  eS  ft'nb, 

♦)  gtotfep'8  SRotf&cn  fit&aU  u.  ^eitfunbe ;  16.23b.  «TCo.8.  <&.  127. 


315 

in  beren  ©efledjten  oorjüglid)  Gongejfionen ,  Hemmungen  be§ 
S3fotfoufS  unb  ©erinnungen  ber  S3lutmaf]"e,  mitunter  fogar  (nad) 
fiangjtaff'S,  SBatter'S,  Stebemann'3  ^Beobachtungen  *)) 
gu  erbigen  @oncrementen ,  üorjuglid)  fiattft'nben,  fann  e3  nid)t 
tiberrafdjen ,  wenn  gerabe  burd)  bergleicfyen  Hemmungen  freier 
SMutbewegung  im  UteruS  felbff,  ^duft'ger  als  in  ben  meinen  ÜbxU 
gen  Organen,  2(nfd)wellungen  entweber  be£  ganzen  DrganeS  ober 
einzelner  Steile  beffelben  oorfommen.  £>iefe  2Cnfd)Wellungen  unb 
Verhärtungen  ftnb  ei;  welche  man  burd)  obigen  befonbern  tarnen 
ganj  oont  ©Etrr^uö  abtrennen  mu£,  unb  welche  il)re  eigenen 
Äenn§eid)en,  Ätiologie,  ^rognofe  unb  33er;anblung  fyaben. 

§.    439. 

Vorkommen  unb  £)iagnofe.  £>iefe  Sntumefcenjen  fom= 
men  bei  fcfywammigen ,  üollfaftigen ,  reiebltd)  ft'd)  ndfyrenben  unb 
wenig  fic^)  beroegenben  Körpern,  am  meifien  in  ben  fpdtern  Sauren 
ber  jeugung§fdl)igen  ^eriobe,  oor;  ft'e  gleichen  in  ityren  ffc  begleb 
tenben  3ufdllen  befonberS  ber  Plethora  abdominalis  unb  ben  $d; 
morrfyoiben,  mit  welchen  Hebeln  ft'e  and)  Ijduft'g  üergefellfcfyaftet 
ftnb,  unb  befallen,  eben  fo  rote  $dmorrl)otbalfnoten  ba3  OriUcium 
iatestini  recti ,  fo  inSbefonbre  ba§  Orificium  unb  ben  Cerrix  uteri. 
<Sie  geben  ft'd)  gewofynlid)  juerft  funb  burd)  vielartige  l)t)jterifd)e 
S3efd)werben,  burd)  Störungen  ber  9)?en{truation,  pertobifdje  SBluU 
flüffe,  ©d)leimflu§ ,  £>rucf  im  SBecfen,  Neigung  gu  23erfiopfung, 
oft  auä)  (Störung  ber  Urinabfonberung ,  werben  jebod)  am  be= 
Itimmteften  immer  nur  ernannt  burd)  bie  dufiere  unb  namentlich 
burd)  bie  innere  geburtSlmlflicbc  Unterfudjung ,  wo  man  juweiten 
ben  ganzen  UteruS,  l)duftger  aber  nur  bie  SSaginalp  ortton  ge* 
fdjwollen  unb  Ijöcferig  anjufüljlen  ft'nbet,  babei  jebodt)  bie  fnorpligte 
$drte  ober  bie  Dielen  fefywammigen  2Tu3wud)fe  oermifjt,  unb  nicfjt 
jene  grofe  ©djmerjljafttgt'eit  ber  vergrößerten  Partien  bemerft, 
weldje  ba$  Carcinoma  uteri  djarafterift'ren,  oielmefyr  ganj  eine 
drmlicfye  33efcfyaffenf)eit  wahrnimmt,  wie  ft'e  bei  ben  ^dmorrljoibak 
fnoten  am  ülftafibarme  getroffen  wirb. 

2Cnmerfung.  @3  ijr  wol)l  feinem  3weifet  unterworfen,  bafjj 
biefe  ©efdjwitlfte  fyduftg  mit  ©ebdrmutterfreba  oerwecfyfelt  worben 
ftnb,  unb  bafj  namentlid;  oiele  %äUe,  wo  man  ben  $reb3  ber 
©ebdrmutter  gtücflid)  geseilt  Ijaben  wollte,  nicfjtS  anbereS  waren 
oXß  dergleichen  ©efcfywuljte. 


*)  9)udjeU,  ba$  SJctienft)jtem  in  feinen  franEtjaften  2Jeti)ä(tm1Ten ;  1818. 
©.  200.  u.  f. 


316 

§.    440. 

Verlauf,  ^rognofe  unb  Urfacben.  £)er  SSerlauf,  weis 
cfycn  tiefe  Sntumefcenjen  machen,  ift  nacb  ifyrem  oerfcbiebenen 
©rabe  unb  ber  belfern  ober  fcfytecfytern  allgemeinen  @ori|iitution 
be3  ÄorperS  febr  oerfcbieben.  Munter  fann  t>a§  Hebet  atlmdlig 
jleigen,  bureb  ^Blutungen,  frarfe"@cbleimflüffe,  Uebergang  in  Car- 
cinoma gefdfrlitfj  werben,  \a  §u  2Bafferfuct)ten  Söeranlaffung  geben ; 
l'duftger  aber  ift  ber  Verlauf  gutartig,  bureb  oermebrten  Wim* 
jlrualfluj? ,  eintretenbe  ©cbwangerfcfyaft  ober  bei  einer  §wecfmdfjigen 
refoloirenben  S5ebanbtung  oerfcfywinben  bie  Sufdtte  mel)r  4unb  met)r 
unb  ber  UteruS  fet)rt  ju  feiner  natürlichen  SSefcfoaffenljett  juruef. 
5m  ©anjen  iji  jeboc^>  ber  Verlauf  immer  langwierig.  —  £>te 
^rognofe  ergiebt  ftdE)  auS  bem  SSorfyergebenben.  @ie  ijt  im  ©ans 
jen  nicfyt  ungünflig,  jumat  bei  übrigens?  gefunben  ©dften;  bei 
giebtifdjen,  leberfranfen,  ferofutofen  Snbioibuen  hingegen,  ober 
bü  unoollfommen  geseilter  (SpptyUig  unb  ungünftigen  äußern  23er- 
fydttniffen,  marfje  man  ftd?  jeboa)  jlctS  auf  einen  hartnackigen  $&U 
berjlanb  be§  UebelS  gefaßt  —  2)ie  Urfacben  betreffenb,  fo  gebort 
bal)in,  auf  er  ber  angeführten  Güonfiitution ,  2(lle$>  roa§  überhaupt 
SSolIblütigleit  ber  UnterleibSgefdße  beforbern  unb  Cwngejftonen  naa) 
ixm  Uterus?  fyeroorrufen  fann.  3-  23.  ftarf  ndfjrenbe  &iät,  ft^enbe 
Seben'Sweife,  ©ebraueb  oon  Äofylentopfen,  gefcfylecfytlicbe  %u$\<fymU 
fungen,  SDftßbraucf)  oon  Abführmitteln;  ferner  (Spaltungen,  mes 
djanifebe  ©djdblicf^eiten,  £luetfcbungett  ber  23agmalportion  bei 
febweren  ober  auf  eine  rofte  SBeife  fünfiticfy  beenbigten  ©eburten 
(oorjüglici)  bureb  gewaltfame  Erweiterung  beS  9)htttermunbe3) ; 
aua)  ©tope  auf  ben  Unterleib  fonnen  zuweilen  i>a%\x  SSeranlaffung 
geben  *) ,  foroie  plo^licbe  Hemmungen  ber  SKenjlruation,  einer  jur 
@ewolml)eit  geworbenen  2euforrl;6e  u.  f.  ro. 

§.    441. 

SSebanblung.  ©ie  hat  ftrf>  namentlich  ba3  Siel  JU  fteefetr; 
1)  ba§  innerhalb  ber  erweiterten  ©efdße  jlocfenbe  SSIut  bureb  ge; 
linb  bie  ßirculatton  befcfyleunigenbe  Mittel  wieber  in  Umlauf  ju 
fe£en.  (SSBenn  man  mtfroffopifdje  Unterfucbungen  über  i>m  fBluU 
lauf  oornimmt,  $.  35.  hti  Srofa)larüen  u.  bergt.,  fo  t)at  man  oft 


k)  ^»oiüfMp  erjdt)lt  tri  f.  practic.  Observations  einen  galt,  mo  ein 
24jdt)rige3  Sftdbdjen  nact)  ber  «Sntbinbung  einen  <Stoj$  auf  ben  Ceib  zx-- 
|>xett  5  ein  3at)r  fpdtcc  entjlcmb  @ef$nmlfi  über  bem  @ct)ambogen,  ft'e 
ftarb  unb  man  fanb  im  Uterus  jmet  grofie  SJcbenfmuS,  >uelct)e  4  ^pfunb 
»tut  entgelten.    (ßal$-  meb.  itr.  Leitung,  1816.  9lo.  22.) 


31T 

Gelegenheit  mit  Augen  511  fefyen,  wie  in  ganjen  Swetgen  beS  ©es 
faßfyjiemS  ber  Umlauf  jroeft,  baS  gedornte  SSlut  bewegungslos 
xui)tf  wdfyrenb  einzelne  Steige,  oft  mitten  in  ben  rufyenben  tyat* 
tteri,  lebhaft  jiromen,  unb  wie  bann  bei  eintretenber  err)6r)ter 
Sl)d(ig!eit  ober  bei  aufgehobenem  £)rucf,  auefy  bie  ruljenben  Waffen 
ffd)  wieber  in  Bewegung  fe£en,  welkes  für  bie  Einfielt  in  bie 
Teilung  foldier  ?ranfl;aften  Sufrdnbe,  wk  ber  l)ier  fcefprodjne,  fefyr 
leljrreid)  ifl.)  2)  £>ie  erweiterten  ©efdfüe  felbfl  gu  iljrem  natura 
ltdben  £)urcl)meffer  5urücf§ufül)ren.  3)  Sie  etwaigen  AuSfcfywi&uns 
gen  in  baS  umliegenbe  Seilgewebe  burd)  (Srl)6l)ung  ber  9?eforptton 
gu  befeitigen.  —  liefen  Anzeigen  wirb  benn  nun  tl)eÜS-  burd) 
innere,  tr)eilS  burcl)  dttfüere  Mittel  entfprodjen  werben  fonnen. 
3u  ben  timern  geboren  befonberS  biejenigen,  welche  burd)  eine 
anfyaltenb  üermefyrte  AuSfcfyetbung  ber  £>armwdnbe  in  entferntem 
Organen  ©toefungen  befeitigen  tonnen;  alfo  bie  abfüfyrenben  $RU 
neratwdffer  ju  ÄarlSbab,  !3ftarienbaö,  Eger,  ©aljbrunn*),  ©atbs 
fd£>t^ev  unb  ^Pütlnaer  SSitterwaffer ;  ferner  bie  feifenljaften  ^Pflans 
^enertracte,  Mellago  Graminis,  Taraxaci,  u.  f.  w.  mit  <3al$en  in 
SSerbinbung  gegeben,  ber  ©cfywefet  unb  felbjr  ber  madige  ©e= 
braud)  ber  Anttmonialien  unb  SÜJercurialien ,  fowie  baS  Aurum 
muriaticum  natronatum.  ferner  wirfen  burd)  ifyre  ebemifef)  aufs 
lofenben  Eigenfdjaften  r)ier  wol;ltl)dtig  bie  Valien,  unb  befom 
berS  baS  Sftatrum  unb  9?atruml)altige  SÖdffer,  wie  EmS,  £eptik, 
(innerlich  gebraust),  Pfeffers,  fowie  aud)  alfalifebe  Arzneimittel. 
Aufierbem  l)aben  bie  Digitalis,  bie  Aqua  Laurocerasi,  baS  Ex- 
tractum  Chelidonii  fyter  oftmals  tt)re  wobltljdtigen  Sßirmngen  be= 
wdljrt  unb  oerbienen  wieberfyolte  Anroenbung.  —  3u  ben  duj?er= 
lidjen  SÄttteln  geboren  namentlich  alfalifd;e  SSdber,  ©etfenbdber, 
Einreibungen  einer  Sobinefalbe  in  bie  Seijrengegenb,  Ableitun- 
gen burd)  Einreibungen  t>on  S5red)wein{iein,  fragen  refoloirenber 
Äräuterftffen,  nid)t  ju  warme  Sampfbdber  ber  ©enitalien,  audj 
bie  ortlicbe  Anwenbung  ber  Eleftricitdt  !ann  feter  oftmals  oon 
üHu^en  fein.  —  £>afj  man  enbltd)  auf  SBieberfyerjrellung  etwaig 
unterbrttefter  Abfonberungen  S5ebad)t  nehmen,  unb  SMdt  unb  £es 
benSweife  jenem  allgemeinen  |)eifylan  angemeffen  anjuorbnen  r;abe, 
t>erjiel)t  ffd)  t>on  felbjr. 


*)  S3et  eigentlicher  Plethora  abdominalis  fdjeinen  inbetj  immer  SGSaffcr, 
treibe  nid)t  ju  triel  Eofjtenfaure  Suft  enthalten,  beffer. 


318 

10. 

SSon  ber  bösartigen  ©erbdrtung  unb  bem  offenen 

Ärebfe  ber  ©ebdrmutter. 

( Scirrhus    et    Carcinoma    uteri. ) 

§.    442. 

Wtt  biefem  tarnen  belegen  wir  biefenigen  l)6d)ji  gefdfyrlicben 
unb  leiber  in  biefen  Sagen  ntefet  alijufeltnen  9ftetamorpj)ofen  ber 
©cbdrmutterfubftanj,  wo  biefelbe  oon  einer  garten  ober  aueb  fd)wam= 
migen,  um  ft'd)  wudjernben,  fcfymerjljaften,  oorjuglicl)  oom  WluU 
termunbe  auSgefyenben  ©efcfywuljt,  namentltd)  tn  ber  gweiten  £>dlfte 
ber  5eugung3fd|)igen  MenSperiobe,  befallen  wirb,  welche  nad)  unb 
nad)  an  Umfang,  (£mpfmblid)feit  unb  £)erbl)eit  junimmt,  unb 
enblid),  oft  angeregt  buref)  bie  Sfeoolution,  welche  ber  Körper  in 
ben  fümafterifeben  Sauren  erleibet,  übergebt  in  gefcfywürtge  2lufc 
löfung  ber  ©ubjranj,  mit  immer  junefymenben  ©djmerjen,  2CuS* 
fliegen  einer  l)6cbfr  nbelried)enben  Sauere,  wobei  benn  l)duftg,  unter 
immer  junebmenber  Sntfrdftung,  bei  ofterm  SBlutoerlujt  unb  MU 
ger  Störung  eines  großen  SfyeilS  beS  UteruS ,  nur  ber  £ob 
biefen  ßetben  baS  erwünfdtfe  ßnbe  giebt.  —  2)iefe  Äranfljeit  flellt 
ftd?  übrigens  niebt  immer  unter  benfelben  formen  bar;  ü.  ©ie* 
bolb')  bat  neuerlicb  inSbefonbre  barauf  aufmerffam  gemacht,  bafi 
man  %mi  $auptgattungen  berfelben  ju  unterfebeiben  fyabe,  üon 
welcher  er  bie  erftere  £>rufenfrebS,  bie  anbere  SBlutfrebS 
genannt.  £)er  erftere  gel)t  nacb  ibm  mefyr  öon  ber  bie  ©ebdrs 
mutter  umfleibenben  $aut  aus,  ijt  inSbefonbre  burd)  bie  babei 
jhttfmbenbe  23erl)drtung  bejeiebnet,  unb  er  ijt  eS  oorjuglid),  ber 
bei  ben  frühem  ©d)ilberungen  biefeS  UebelS  inS  2Cuge  gefaxt 
würbe;  ber  zweite  gebt  mefyr  oon  ben  SMutgefdgen  auS,  jtebt  in 
näherer  S3e§iel)ung  mit  ben  im  oortgen  ßapitel  befebriebenen  $n* 
tumefeenjen  unb  fallt  buref;  feine  Neigung  $u  wucfyernben  febwam* 
migen  2(uSwüd)fen  mit  t^tm,  waS  man  aud)  Fungas  haematodes 
genannt  fyat,  jufammen.  —  ©tefe  ttnterfcfyetbung  ijt  jebenfallS 
weit  widriger,  als  bie  oon  3>atrtr2),  welcher  1)  ÄrebS  burdj 
(Smporwucbern;  2)  ÄrebS  burd)  2ftro$>te  unb  3)  $rebS  burd? 
SluSnagung  unterfcfyieben  wiffen  will. 


1)  Uefcer  ben  ©ebärmutterfrebö  unb  beffen  @ntftef)ung  unb  SSerbütung  5 
SSei-tin,  1824.  @.  58. 

2)  ueber  ben  ©ebärmuttetfrebs  unb  bk  Äran^eiten  ber  ju  bem  Uterus 
fufjrenben  Steile.    3C.  b.  granj.  Setps-  1821. 


319 

inwiefern  nun  tiefet  Itebel  oft  einen  fefer  f Irincn  unb  oer^ 
borgenen  Anfang  nimmt,  oft  Safere  lang  oon  ben  Äranfen  ofene 
bebeutenbe  33efcfewerben  getragen,  ober  wenigfrenS  leiefet  mit  anbern 
SufdEen  oerwecfefelt  roirb,  bann  aber,  roenn  eS  mit  ooEer  £efc 
tigfeit  feeroorbrtefet,  auefe  oft  fcfeon  einen  ©rab  erreicht  fyat,  wo  eS 
ber  Teilung  bereits  unüberffeiglicfee  $mberniffe  entgegenfe^t,  muß 
eS  feier  oon  größter  SBicfetigfeit  fein,  bie  Äennjeicfeen  biefer 
Äranffeeit  moglicfe  genau  fefr§ujreEen. 

2CnmcrEung.  Sfterfwitrbtg  fmb  bie  im  Tratte"  pratique  des 
maladies  de  l'uterus  et  de  ses  annexes  par  Mad.  Boivin  et 
Prof.  Dugls  Paris  1833  gemachten  Angaben  über  baS  23orfommen 
beS  SDhttterfrebfeS  naefe  im  2ebenSjaferen:  —  <3ie  beobachteten 
biefeS  Uebel  oor  bem  20.  Safere 1  mal 


83  — 

102  — 

106  — 

95  — 

7  — 

4  — 


jwifefeen  tQ\n  20.  unb  30.  3. 

—  —    30.  —    40.  — 

—  —    40.  —   45.  — 

—  —    45.  —    50.  — 

—  —    50.  -    60.  — 

—  —    60.  —   70.  — 

§.  443. 
SSir  unterfefeeiben  aueb  feier  wieber  folefee  5D?erfmale,  welcbe 
in  bie  ^erceptionSfpfedre  ber  Äranlen  faEen,  unb  folefee,  roelcfee 
burefe  auf ere  unb  innere  drjtlicfee  unb  geburtSfeülflicfee  Unterfucfeung 
auSgemittelt  werben.  Sßtr  fefeilbern  feier  juerjt  bie  Äennjeicfeen 
beS  oon  bösartiger  JDrüfenoerfedrtung  (Scirrhus)  auSgefeenben  £>rü- 
fenfrebfeS.  £)ie  Äranfen,  roelcfee  fedufig  oon  ferofulofer  Anlage 
finb,  bemerfen  feier  anfdngltcfe  leiefetere  fefemer^feafte  (Smpfmbuns 
gen  in  ber  Siefe  beS  SBecfenS,  welcfee  niefet  anbauernb  ft'nb,  fon^ 
bem  burefe  ben  GoituS,  ober  wdferenb  beS  (SintrittS  ber  monak 
liefeen  ^eriobe,  beim  Urinlaffen,  beim  ©tufelgange,  bei  ffdrferer 
S3etajlung  beS  Unterleibes  ober  inneren  Unterfucfeungen ,  guweilen 
auefe  bd  SBttterungSoeranberungen  feeroortreten.  9?acfe  unb  naefe 
werben  biefe  @mofinbungen  jrdrfer,  anfealtenber,  unb  oerratfeen 
fiefe  befonberS  burefe  baS  ©efüfel  oon  ©teefeen  ober  brennen,  weis 
cfeeS  immer  oon  (in cm  fünfte  auSgefet  unb  oft  bie  ganje  Siefe 
beS  SSecfenS  burefebringt.  $ierju  gefeilt  fiefe  oft  ©efewere,  jiefeen^ 
ber  ©efemerj  ober  fidfemung  eines  ober  beiber  ©cfeenfel,  unb  oaris 
föfe  2CnfcfeweEungen  an  benfelben;  bie  Äranfen  bemerfen  fefemer^ 
feafte,  oft  ebenfalls  ffirrfeoS  oerfedrtete  ©teEen  in  btn  SBrüfien, 
fie  bemerfen,  baß  bie  Stajiruation  weniger  regelmäßig  erfefeeint, 
atte  3ufdEe  um  biefe  3eit  bebeutenb  junefemen,  baß  baS  monak 


320 

ltd)C  S5lut  felbjt  unregelmäßig  gemifcfyt  tjr,  wdffcrtg,  rtecfyenb  unb 
mip  farbig  crfcbemt,  unb  dt;nltd;e  2(u3flüf[c  allmdlig  auty  auf  er 
ber  SftonateSjett  ftd?  einteilen;  ferner  treten  Störungen  ber  SSers 
bauung,  Sttagenbrücfen,  falfcfyer  ©efdmtacf,  belegte  Bunge,  Uebligs 
feit,  (Erbrechen  ^tnju,  ber  @d)laf  wirb  unruhig,  unb  burd)  bie 
oftem  üorjüglid)  2lbenbS  fyduftger  wieberfebrenben  ©d)mer§en  unb 
gieberbewegungen  unterbrochen,  bie  Gräfte  fmfen,  unb  bte  Ärans 
fen,  roelcbe  oft  fcbon  anfdnglid)  eine  auffallenb  graue,  gelbliche 
Hautfarbe  fyaben,  befommen  biefe£  fad)eftifd)e  2(nfel)cn  immer  mebr. 

®d)t  nun  baS  Hebet  in  ^tebSgefcfywür  über,  fo  werben  alle 
ttorfyergenannten  ßufdlle  immer  heftiger.  £)ie  ©c^merjen  pflegen 
oft  in  ber  9?acbt  mit  unauSjM)licber  £>eftigfeit  ftdt>  ein^ujlellen, 
bie  Functionen  ber  benachbarten  Steile  be§  SarmfanalS  unb  ber 
^arnwege  werben  immer  mebr  geftört,  bie  Äranfe  oermag  i>a$ 
33ett  nid)t  meljr  ju  öerlaffen,  z'm  bdpltcb  riedbenber  2(uSflup  tft 
fortwdbrenb  t>orl)anben  unb  üeranlapt  fyduft'g  @rcoriationen  ber 
aupern  ©eburtStbeile,.  ein  fcbleicbenbeS  lieber  unb  immer  fMrfere 
2(b5el)rung  be3  ÄorperS  fiellen  fidt>  ein,  unb  unter  ber  abfliegen- 
ben  Sauere  werben  nicljt  feiten  Heinere  ober  größere  abgelofre, 
fcfywammige,  faulige  ©tücfe  ber  wrborbenen  ©ebdrmutterfub|ran§ 
bemerft. 

§.    444. 

£)ie  3etct)en  betreffenb,  welche  buref;  duperc  unb  innere  ge= 
burt6l)ülf iiebe  Unterfucbung  aufgefunben  werben,  fo  geboren  babin 
v>erl)drtete  febmer^afte  Änoten  in  bm  Grüßen,  ber  Unterleib  ift, 
wenigftenS  bureb  ben  UteruS,  feiten  aufgetrieben,  a\ldn  bti  ber 
dupern  SSerübrung,  ober  üielmebr  bei  bem  tiefern  Eingreifen  ber 
v£>anb  über  ben  ©cbambogen  fdjmerjbaft;  bie  dupern  ©eburt&= 
tbeile  fmb  guweilen  obematöS,  guweilen,  obngefdbr  wie  bei  einer 
SÖodmerin,  mebr  fübl  unb  fcblaff  anjufüblen,  an  welchem  3u= 
ftanbe  aud)  bte  ©djetbe  2lntl;eil  nimmt.  SBei  ber  innern  Unter- 
fucbung bureb  bie  9ttutterfcbeibe  (welcbe  für  bte  £)tagnofe  l)ter 
überbauet  bie  wtd)tigfre  unb  entfdjeibenbfle  ift)  geigt  ffcb  namens 
lief)  ber  SÜhtttermunb  unb  $?utterbal§,  fo  lange  baS  Uebel  noeb 
auf  einer  frühem  ©tufe  üerweilt,  in  begrdnjten  ©teilen  t-erljartet 
unb  boebfi  empft'nblicb;  wenn  bie  ÄranFbeit  bereits  weiter  um  ft'cb 
gegriffen  f>at,  tft  bie  33agtnalportion  gugletcb  aufgetrieben/  ^ 
SftuttermunbSlippen  fmb  ungleich,  boeferig  unb  bart  anjufüfylen, 
bie  9Jmtterfd)eibe  i|t  fcblaff  unb  an  itjren  SBdnben  mit  rieebenbem, 
mipfarbigem  ©d)leim  überwogen,  bie  Äranfe  flagt  bei  ber  Unter- 
fudjung,  wenn  bie  23erl)drtung  jtdrfer  berührt  wirb,  über  grope 


321 

(Smpfmblicbfeit  ober  heftigen  <Scl)mer§.  —  SSringt  man  i>a$  <Bpa 
culum  *)  ein  unb  unterfucbt  ben  Sttuttermunb,  nad)bem  ber  an= 
bdngenbe  (Schleim  mittelfi  eines  spinfelS  entfernt  ijt,  burcfy  ba3 
©eft'cbt,  fo  jtellt  er  ftd)  oon  blduticb  weißlicher  Sorbe  unb  mott= 
gldnjenbem  2£ufel)ett  bor  (auf  welches  lefctereS  Setzen  nament; 
licfy  2i3franc  at§  UnterfcljeibungSmerfrnal  oon  gutartiger  §3er= 
Wartung  ©ewicf)t  legt.) 

33ei  oöllig  aufgebrochenem  Güarcinom  werben  bie  SKdnber  be3 
SttuttermunbeS  unebner  unb  wie  auSgenagt  fiel)  barjiellen,  ein 
bebeutenber  Sfyeil,  ja  oft  bie  ganje  SBaginalportion,  ijt  oerfcfywuns 
ben,  bie  ouSfließenbe  Sauere  ifi  oon  bem  unerträglichen  ©erucfye 
begleitet,  oft  ijt  ein  £l)eil  ber  SSogina  felbjt  mit  ergriffen  unb  mit 
l)6cferigten  ©efcfywüren  bebeeft,  ja  felbjt  bie  £arnwege  werben  mit 
baoon  ergriffen  gefunben.  ©efyt  man  etwas  in  ben  Äanal  be3 
'Sftutterfyalfeö  ein,  fo  ft'nbet  man  biefen  ooll  fcljwammiger,  leicht 
btutenber  @rcrefcen§en ,  unb  butcf)  ba§  ©cbeibengewolbe ,  oft  nocl) 
beutlicljer  bei  ber  Unterfucfjung  burd)  ben  SDcajtbarm,  entbeeft  man 
oueb  i)m  ©ebdrmutterförper  aufgetrieben  unb  »erwartet,  ja  gu= 
weilen  felbfi  bie  Sßdnbe  be3  SKectumS  angegriffen;  wie  benn  bie 
3erjforungen  biefer  Äranf^ctt-  ftd£>  nicfjt  nur  auf  bie  ^uttertrom; 
peten,  £)öarien  unb  S)?utterfd)eibe,  fonbern  ouf  bie  gangen  &5ecfen; 
eingeweibe  fortfe^en  fonnen. 

3Cnmer?ung.  9ft.  f.  bei  SBen&el  («ber  bie  Äranfljeiten  be3 
UteruS)  auf  Taf.  I.  IV.  V.  fefyt  naturgetreue  £arjtellungen  tiefet 
3uftanbe3. 

§.    445. 

2Ba3  ik  Seiten  be3  33lutfrebfe3  betrifft,  fo  entwickelt  ftcfc 
biefer  immer  ouS  einem  3ujlanbe  oenofer  Sntumefcenj  beö  UteruS, 
beren  3eicl)en  im  SBefentlicfjen  bie  oben  §.  439  angegebenen  finb. 
£>ie3  Uebel  rufyt  auf  ber  allerbingS  l)duft'g  erblichen  Anlage  jur 
Plethora  abdominalis,  ifr  fojt  immer  mit  ^dmortboibols  unb  £e; 
berleiben  oerbunben  viril)  bie  meijten  S3efd)werben ,  welche  bie 
Äronfen  bober  anfänglich  flogen,  finb  olle  mel)r  oon  ber  litt  wie 
fte  bei  jenen  allgemeinen  ÄranffyeitSpjtdnben  überbauet  oorfom- 
men.  Qtvft  fpdterl)in  werben  pertobifcf)  eintretenbe  ©cbmerjen  unb 
©efubl  oon   SSollfein  im  SSecfen,    «Störung   ber  9ftenjtruation, 


*)  SSefoncerS  in  biefen  ÄranE&eitöformen  ift  e§,  wo  ftd)  boö  ©peeuutm  als 
ein  fefjr  wndjtigeg  $ülfömittd  ber  9)rori§  bewährt  tyat.  50J.  f.  tnteref= 
fönte  Zotigen  über  8 ig  frone'S  Älini!  ber  ©ebdrmutterfronf^eiten  tion 
£otfd)er  mitgeteilt  in  b.  £onnoöerfd)en  2tnnolen  SSb.  I.  £ft.  2. 

©ynd!o.t03te.  I.  £&.   Ste  2C«f.  21 


322 

©ctyleimflüffe,  Störungen  ber  ©tutyU  imb  |>arnauSleerung,  allge; 
meines  mij?farbigcS  #nfef)en,  S3erbauungSbefcf)werben  unb  llbma- 
gerung  bemerft,  bie  23aginalportion  fcfrwtllt  an,  eS  bilben  ftd) 
außerlicf)  unb  befonberS  innerlid)  fydutige,  fcfywammige  33'lafen  mit 
fcbleimigem  S3Utte  erfüllt,  n>eid?e  allmdlig  ft'cr;  offnen,  jaudjige 
nicfyt  immer  gerabe  ftaxt  riedjenbe  fd)Ietmig  blutige  ^lüfjtgMten 
ergießen,  unb  bie  Uterinfubfianj  mef)r  unb  me^r  gerfioren ,  ja  %e 
gefcbwürigen  3er|16rungen,  unter  manntgfaltigen  fcbwammigen  $ort- 
Wucherungen,  burcfy  meiere  bie  franfen  ©ebilbe  enorm  oergropert 
werben  tonnen,  immer  weiter  auf  bmafybaxte  Steile  ausbreiten, 
unb  fomit  unter  oielfacfyen  ßeiben  t>m  Sob  ebtn  fo  ftdt? er  als  ber 
SDrüfenfrebS  herbeiführen. 

§.  446. 
9J?an  fonnte  fonad)  allerbingS  ben  JBlutfrcbS  betrachten  als 
eine  Gsomplication  jener  im  vorigen  @ap.  erwähnten  oenofen  Sn^ 
tumefeenjen  mit  einer  allgemeinen  facfyeftifcben ,  ju  bogartigen  ges 
fcfywürigen  Serjtorungen  geneigt  madjenben  ßonjfitutton,  unb  ge- 
rabe  biefe  §orm  ijt  t>ar)er  auet)  fyduftger  mit  hm  gutartigen  SSer^ 
Wartungen  oerwecbfelt  worben,  worauf  bereits  SÖenjet  l)  unb 
x>.  ©iebolb  2)  aufmerffam  gemacht  fyaben.  (Eigentliche  ffirrfyofe 
S3erl)drtung  unterfdjeibet  ftcf>  allerbingS  fdjon  leichter  buref)  bie 
befcfyriebenen  Seiten,  unb  fo  aud)  fonnen  ntcfyt  leicfyt  bie  Sufdlle 
ber  fftrr^ofen  Verhärtung  beS  UteruS  für  blofüe  fcfymerjfyafte  ober 
unorbentlidje  50?enj!ruation ,  auS  Urfadt)e  allgemeinen  franf haften 
3ujtanbeS  beS  Heroen  *  ober  ©efdßftjfremS,  ober  für  reine  ^flera^ 
gie  genommen  werben,  obwohl  früher  fcfyon  (§.  176.  unb  191.) 
bemerft  worben  ijt,  baf?  gar  nidjt  feiten  Verbtlbungen  ber  ©e- 
fcfylecfytSorgane  unb  namentlich  felbjf  ffirrljofe  Verhärtungen  jenen 
9?egelwibrig?eiten  ber  Sftenfrruation  ju  ©runbe  liegen.  — ■  £>te  ge; 
burtSljülflicbc  innere  ttnterfudjung  fann  frier  bie  SMagnofe  groß; 
tentfyeilS  berichtigen,  obwohl  Se'allier  3)  mit  S?ed?t  barauf  aufs 
merffam  mad)t,  ba$  audj  frier  bie  £>tagnofe  oft  mit  niefrt  geringen 
©cfrwiertgfeiten  üerfnüpft  fei.  (Eben  fo  wenig  ijr  bd  genauerer 
Unterfud;ung  bie  23erwecfrfelung  mit  gu  jtarfer  Sftenfiruation  mog= 
Itcfr,  i>a,  wenn  hk  3ufd$e  beS  ©ebdrmutterfrebfeS  bis  batyn 
gebieten  ft'nb,  baf?  paffwe  ^Blutungen  ft'd)  einteilen,  and)  hk 


1)  Äranftjeiten  beä  UteruS.   @.  117. 

2)  £anbt>.  ber  grauengtmmei^ran^.  1.  S5b.  <S.  640.  (2.  tfufl) 

3)  2)er  SWutterfrcbS ,   feine  Urfacfren,  feine  Sia^nofttf  unb  feine  SSefjanb^ 
lung,  'eine$)reisfd)t-tft;  ü&erf.  ö.  ßre^fdjmat*.  ©rirnnw  1836.  @.  81. 


innere  (frploration  fdjon  bebeutenbe  3erft6rungen  fietS  nx$tm$ff 
men  taffen  wirb.  —  (Sfyer  wäre,  wegen  t>er  oft  wdfyrenb  be3 
ÄrebfeS  im  SDhttterbalfe  fiel)  btlbenben  fungofen  2CuSn>üdbfe ,  eine 
§3erwecbfclung  mit  bem  ©ebdrmutterpofypen  unb  ben  Safere  unb 
©cfywammauSwttcbfen  benfbar,  obwol;l  aueb  fyter  bie  ©efcbid)te 
ber  Äranfbeit  unb  namentlich  bie  minbere  ©cf)meräf)aftigfeit  ber 
festem  2Cuffcf)luß  giebt.  Schwieriger  ifr  bie  Unterfcfyeibung  ber 
nid)t  feiten  am  SDZuttermunbe  oorfommenben  gutartigen  ©efcbwttre 
oom  beginnenben  Güarcinom.  Snbeß  wirb  aud)  tyier  bie  niebt  fo 
große  Scbmerjbaftigfeit  unb  bie  minbere  23erf)drtung  im  Umfange 
gur  Unterfcbeibung  fuhren*). 

§.  447. 
Gmblid)  ijr  e3  wofyl  aud)  guwetlen  ber  %aU  gewefen,  unb 
aud)  mir  oorgefommen,  baß  unwifienbe  2anb;  unb  SBunbdrjte, 
ober  Hebammen,  ben  ©ebdrmutterfrebS  mit  angel;enber  ©rfjwan? 
gerfebaft  ober  mit  einem  SSorfalle  ber  ©ebdrmutter  oerwecbfelt 
baben;  allein  oon  beiben  äujidnben  ijl  ber  Unterfcbieb  beutlicb 
aufäuft'nben,  nur  wenn,  waö  allerbingS  feiten  ber  %aU,  aber  boeb 
mebrmalS  wirflieb  beobachtet  worben  ijf,  mit  ©firrbuS  ober  Guar- 
cinom  bie  ©cbwangerfcfjaft  ffd)  oerbinbet,  wirb  bie  £>iagnofe  fo^ 
wobl  beS  UebelS  als  ber  Scfywangerfcbaft  betracbtltd)  erfdjwert, 
tnbem  c£  bann  oft  ungewiß  bleibt,  welcbe  3ufdlle  bem  Uebel  unb 
welcbe  ben  pb^ftologifcben  un^  gefunben  SSerdnberungen  bureb 
©ebwangerfebaft  jujujcbretben  ftnb.  —  S5efonber3  iji  tykt  ba3 
S3ergleicben  ber  Üfefultate  innerer  unb  dunerer  Unterfud)ung  wicb= 
tig;  bei  ber  Sdjwangerfcbaft  ndmltcb  fcbwtllt  ber  Zeih  nacb  unb 
nad),  unb  jwar  in  -  regelmäßiger  2(ufemanberfolge  an,  fpdter£?in 
ftnb  wobt  bei  genauer  ttnterfucbung,  gumal  ba  t)'m  ber  Mxptx 
abgemagert  ju  fein  pflegt,  dußerlid)  ÄtnbeStbetle  ober  bie  gluctua* 
tion  be3  $rud)twaffer3  ju  füblen,  X>a  bingegen  beim  bloßen  @ar- 
cinom  ber  UteruS  felbfr  gar  ntdt)t  bebeutenb  anschwellen  unb 
über  ba§  SBecfen  ft'cb  §u  erbeben  pflegt,  woburd)  iienn  namentlicb 
aueb  (Srfenntniß  ber  23erbinbung  biefer  Suftdnbe  moglicb  wirb. 
Snnerlicb  ijr  bie  SSerfur^ung  ber  SSaginalportion  burd)  (Sroffon, 
unb  ber  fyaxte,  ungletcbe,  oft  mel)r  runbe  Sftuttermunb  beim  @ar; 
cinom,  wenn  beibe  Sufrdnbe  gefonbert  oorfommen,  leiebt  oon  bem 
natürlid)  oerjrreicbenben  WlutUtya'Z  unb  bem  turgefeirenben  runben 
Sttuttcrmunbe  bei  «Schwängern  51t  unterfebeiben.    Uebrigeng  »er; 


*)  ©evabe- in  tiefet  S3e%tef)ung  enthalt  bie  ©$rift  öon  Seaüier  fefjc 
ot'el  ßei)vcetd)e§. 

21* 


324 

Heren  ffcb  gewobnlicl)  bie  SBefcbwerben  bet  (Scfywangerfcfyaft  unb 
bie  »teilest  anfdngltd)  nocfy  fliefenbe  Sttenjtruation  fpdterl)in  met)v 
unb  mefyr,  bei  bem  $rebS  nehmen  biefe  Sufdtte,  je  langer  ba3 
Uebel  bauert,  um  fo  mefyr  §u;  djarafterifiifd)  aber  oor^uglicb  ft'nb 
bte  grofje  (gmpfmblictyfeit  unb  bie  heftigen  ©cbmerjen  be§  UteruS. 
2lllerbing3  ft'nb  inbeß  $dlle  oorgef ommen ,  wo  bei  nod)  nicbt  gu 
weit  oorgerücfter  Störung,  ©cfywangerfcfyaft  mit  (Sarcinom  in 
Söerbinbung  oorfam. 

§.    448. 

2(etiologie.  SBorin  btfttyt  ba§  SBefentlicfye  ber  fftrrty&fen 
33erbdrtung  unb  be§  ÄrebSgefcfywürS  ?  —  £>iefe  §x<*ge  b<*t  bte 
^atbologen  t>on  ieber  öielfad)  befcfydftigt*);  iji  e3  ein  fpectftfd>e§, 
an  einem  fünfte  au3gefonbertes>  unb  entjlefyenbeS  ©ift,  ifi  e§  eine 
blope  2(bart  ber  ßntjünbung,  iji  e3  ortlidjeö  offenbaren  einer 
allgemeinen  fehlerhaften  (Sonfiitution  unb  ©dftemifcfyung ,  ifl  e§ 
eine  rein  örtliche  Degeneration  ber  ©ubjfanj?  barüber  wtmfcbte 
man  in§  $lare  &u  fommen.  —  2Öir  wollen  öerfucben,  ob  eine 
ganj  einfache  SBetracbtung  be6  ©angeS  biefer  ^ranf^eit  hierüber 
2Cuffcf)luf5  gewahren  fann.  —  ©owie  aber  ba3  %ebm  überhaupt, 
fo  fann  aucb  bie  Äranfijeit  nur  unter  Sufammenwhfung  eines 
innern  unb  äußern  Moments  entfielen  unb  befielen,  unb  t$  ift 
eine  rein  örtliche  Äranfbeit  ofyne  SSeiroirfung  be3  allgemeinen  nicbt 
benfbar,  ba  ja  jebe§  ©njelne  nur  tbm  ftetS  burcfy  baä  ©an^e, 
unb  inwiefern  eS  im  ©anjen  ijr,  beftel)t  unb  lebt.  —  2ln  biefe 
©dfce  glauben  wir  erinnern  ju  muffen,  inSbefonbre  wenn  man 
in  ba$  SBefen  einer  fo  viel  dtgentl)ümlicbes>  barbietenben  Äranfs 
beit,  wie  ©ftrr^uS  unb  $reb§,  einzubringen  r;offt. 

§.    449. 

<2o  oiel  ifi  nun  aber  Sterbet  ft'd£?er ,  bie  SBurjel  be3  UebelS 
tjt  franfbafte  33erbicbtung  einer  organifdjen  ©ubs 
ftans  unb  jwar  beim  S)rufen!reb6  beS  faferigen  $ar= 
encb^maS  oom  UteruS,  beim  33lutfreb3  ber  S5lut^ 
gefdf?ne&e  be3  UteruS  felbjt.  ©tefe SSerbicbtung  entjlebt  aber 
offenbar  auf  mebrfacbe  SBeife,  tfoeilS  burcb  öorauSgegangene  GtnU 
günbung  unb  erfolgte  2lu3fcbwt'kung,  tfyeilS  burcb  eine  ol^ne  wafyre 
©ntjünbungSjufdlle  eintretenbe  franfbafte  SD?etamorpr;ofe,  bur#  £>e= 
generation  (f.  §.  328.),  tljeiB  wobl  aucb  burcr;  anbaltenben 
SDrucf,  burcb  Sufammenpreffung  unb  mecfyanifcfye  23erbt$tung  ber 


*)  SÄ.  f.  mehrere  Meinungen  neuerer  2ferjte  fjteruber  jufammengeftetft  t>on 
Sft  eignet  a.  a.  £>.  3$l  2.  @.  349.  u.  Zty.  5.  @.  262  u.  f. 


325 

©ubfhnj  unmittelbar,  welches  ter  %aü  ju  (ein  fdjeint,  wenn 
burd)  brüdfenbe  ©cbnitrbrüfre  ftd?  $reb§frtoten  in  ben  SBrüfren, 
unb  §war  ben  Äranfen  oft  t>6ütg  unbemerkt,  bis  ffe  biefetben  §u; 
fällig  entbecfen,  bilben,  wenn  burd?  £)ru<f  t>on  fa(fdf)  gelegten 
ober  unpaffenben  9ttutterf rangen,  ober  burd)  ADruc?  oon  in  ben 
Sttuttermunb  gebrdngten  ^ohwen,  burd)  £luetfcbung  bei  ©eburten 
u.  f.  ro.,  nad)  unb  nacl)  Scirrhus  uteri  entfielt.  Sie  forgfdltigen 
anatomifcfyen  Unterredungen  oon  ÄrebSfnoten  fjaben  bemjufotge 
benn  aud)  nirgenb3  etroa  einen  befonbern  33alg,  weldfrer  iim  ÄrebSs 
fnoten  etnfc^toffe,  fonbern  nur  jufammengebrdngtc  feimigte  ober  fa; 
ferfnorplige  S3ldttcl)ett  als  wefentlicfyen  Äcrn  ernennen  laffen.  — 
Sßtr  fonnen  tyierauS  nun  wol)l  abnehmen,  roie  eine  fold;e  bebeiu 
tenbe  franfbafte  33erbicl)tung  organifcber  SKaffe  biefelbe  nottjwenbig 
bem  lebenbigen  ©toffwedjfet  mit  ber  ©efammtbeit  be3  £>rgani3= 
mu3  entjief)t,  e§  wirb,  fann  man  fagen,  eine  folcfye  <5teüt  für 
t^m  übrigen  Äorper  oft  ein  wa^rbaft  frember  S^eil.  d'm  foldjer 
frember  Äorper  aber  innerhalb  ber  ©rangen  be3  £)rgant'3mu3  ift 
i)tm  Söefen  beffelben,  wo  2(lle3  ineinanber  greifen,  2Tüeö  burd) 
unb  in  einanber  befreien  fotl,  guwiber ;  e3  wirb  baljer  bie  SReaction 
beS  allgemeinen  gegen  biefeö  SSefonbere  angeregt,  e3  oermel;rt  ftd) 
ber  3nbrang  oon  ©dften,  um  biefe  ©teile  wieber  aufjulofen  ober 
burd)  irgenb  einen  anbern  Sßeg  auSjufonbem,  ja  gu  jerftoren. 

§.  450.  . 
Sft  nun  bie  allgemeine  9?eprobuction  frdftig  unb  nid)t  burd) 
anberweitige  £ranff)eit$fpuren  geftort,  fo  gelingt  woljl  aud)  unter 
fd)i(f lieber  Leitung  biefe  2(ufl6fung  oollfommen;  i>a  inbefj  biefeS 
fettner  ber  %aU  ift,  tbm  weil  in  folgen  gefunben  Äorpern  ba3 
Hebet  weniger  teicjjt  ftd)  entwickelt,  fo  entjrebt  nun  am  gewol)n= 
Hellten  im  Umfreife  ber  33erl)drtung  unb  felbft  in  ben  ©efdßen, 
welche  noeb  in  bie  »erwartete  ©teile  einbringen,  ein  3uftanb  oon 
anfjaltcnber  ßongejfton,  ober  ein  (Sntjünbung^uftanb,  welcher 
burd)  ben  Sieij  biefeS  ÄärperS  jiets  untcrbalten  wirb,  burd)  S3ren^ 
nen,  ©ted)en,  gro£e  (Smpftnbltcfcfeit,  ja  felbjf  Sieberbewegungen 
ftd)  ju  erfennen  giebt,  unb  wobei  benn  eben  bei  biefem  jrdrfern 
3ubrdngen  ptafHfcfyer  ©toffe  bie  2)id)tigfeit,  foroie  bie  ©rojje  ber 
»erwarteten  ©teile,  immer  mel)r  ^uneijmen  muß  (inbem  ein  foldjer 
^Punft  gleid)  einem  Punctum  ossificationis  burd)  jtete  Anlegung 
neuer  ©Siebten  oon  auf  en  wdcfyjt),  jugleid)  aber  eine  Gmtmifdmng 
ber  angekauften  ©dfte  felbfl  begünjtigt,  unb  bas>  allgemeine  33es 
ft'nben  burd)  biefen  ftetS  geregten  Sujlanb  be3  ©efdfäfyflemS  ge; 
jtort  unb  enblicj)  gemittet   wirb,   wofyer    baS    fad)eftifcl?e  Zrn 


326 

fefyen  foldjer   £ranfen,    tyx  Mangel  an  @jjutjfc  u.  f.  w.  ftcb 
erfldren. 

§.    451. 

|>at  nun  ba§  Uebel  auf  biefer  <5tufe  längere  3ett  behauten, 
fo  fann  bureb  innere  ober  äußere  Momente,  welche  ben  Sufluß 
oon  ©dften  plo^licb  nod)  mebr  jreigern,  ber  Uebergang  ber  (kr\U 
^ünbung  in  (Eiterung,  b.  i.  2(uflöfung  ber  geronnenen  ober  feften 
©ubjranä  in  flüfftge,  leicht  beforbert  werben  *).  2fllein  bte  2Cufs 
lofung  eineä  SfyeilS,  welcher  fcfyon  in  bem  5D?aaj?e,  roie  ber 
©firrbu§,  titm  retner  organifcber  ©tructur  abgerieben  unb  üon 
htm  ©efunben  gleicbfam  abgefonbert  ijt,  ober  ftattft'nbet  in  einer 
febon  längere  0ett  geronnenen  unb  entmifrfjten  33lutmaffe,  eine 
2Tuflöfung  ferner,  roelcbe  ftattft'nbet  in  einer  fcf;on  balbjerrütteten, 
gewobnlicb  fd^on  oor  (Snt'jfefüng  be3  ©ftrrfyue»  facbeftifeben  unb 
bureb  bie  d)ronifd)e  dntjunbung  noeb  meljr  gefd£>n)dd?ten  6on(!itu= 
tion,  fann  unmöglich  eine  gutartige  fein,  jtc  roirb  im  ©egentbctl 
ber  fauligten  2(uflofung  nafye  tarnen;  baber  benn  baS  ©igem 
tJ)ümltd)e  ber  abgefonberten  ÄrebSjaucbe,  roelcbe,  wenn  aixd)  bureb 
2Uibert'£2)  SnoculatiottSoerfucbe  oollig  bargetfyan  fein  follte,  i>a$ 
ft'e  für  ben  gefunben  Äorper  feine  2(nffecfung3fraft  beftfct,  unb  wir 
aud),  roie  bereite  Söenjel3)  bemerft  ^at,  an  feine  wixflid)  cbe* 
mifcf)  auflofenbe  unb  corrobirenbe  digenfebaft  berfelben  ju  glauben 
Urfacbe  baben,  boeb  gewiß  für  bie  benaebbarten  gldcben  beS  franfen 
Sbeil§  fefbjl,  b.  i.  für  bie  SBanbe  be3  ©efcbwürS  als  9?eij  wirft, 
woburcl)  bie  (Sntgünbung  immer  mebr  unterboten ,  bie  ffirrbofe 
SSerbdrtung  immer  weiter  ausgebreitet,  unb,  in  $olge  berfelben, 
bie  Störung  unb  2luflöfung  immer  weiter  fortgepflanzt  wirb, 
wobei  benn  ntcfyt  fetten  gan§e  Partien  beS  UteruS,  aueb  obne 
oorber  xoa^xt)^t  aufgelojr  ju  fein,  ftcfy  abfonbern  unb  im  eigene 
lieben  ©inne  abfaulen. 

Sft  nun  aueb  bei  btefer  ©cfnlberung  pndcbjf  ber  Prüfen: 
frebS  ins  3(uge  gefaßt,  fo  gilt  boeb  ba§  SBefentlicbe  berfelben  aueb 
oollfommen  für  ben  sBlutfrebS.    ©ewoljnltcl)  ifr  eS  nur  l;ier  mebr 


1)  2)ie  fonberbare  2Cnftd)t  SSatyle'S,  ba{j  biefe  ÄrebSgefcbttmre  be§  UteruS 
bk  Urfadje  beö  ©EirrtyuS  benachbarter  Steile  feien  (f.  b.  3Cuäjug  »on 
beffen  im  Journal  de  Medecine  gegebenen  2Cbb,anbUmg  im  Saljrg.  1805 
ber  allgem.  mebte-  2Cnnal.  ®.  809.),  errechnen  wir  hierbei  nur  J)iffco= 
rifd),  i>a  eine  augfüfyrlicbe  SBiberlegung  berfelben  w?oI;l  überflüfft'g  ifi. 

2)  ©atjburg»  meb.  d)irurg.  Leitung.   1809.  gebruar. 

3)  <S.  beffen  SBerS  über  bie  Äran^eiten  b.  Uterus  (@.  119.)  unb  über 
bie  Sttbuvfltion  unb  ba$  @efcbȟr  in  inbuvitten  Steifen.  Sflainj,  1815.  8. 


ein  .Knduet  üerbidjteter  angefdm)otlencr,  namentlich  oenofer  ©e= 
fäfje,  welche  ben  $ern  be3  Ärebeifnotenä  bilben,  unb  erfolgt  bann 
ber  Uebergang  in  (üarcinom,  fo  tjpt  e§  meljr  eine  fdjroammige  blu- 
menfofylartige  unb  jule^t  gefcfyroürige  SÖucberung  ber  ergriffenen 
Partie  (Fangus  Imematodes),  mit  welcher  bie  traurige  ©cene  fcbtießt 

§.    452. 

SBenn  nun  fonacb  baö  SBcfentttc^e  biefev  Äranffyeit  ntd>t  fos 
wotyl  in  einem  ÜÄpmcnt  allein,  als  oielmefyr  in  bem  3ufam; 
mentreffen  mehrerer  t>erfd;iebenartiger  allgemeiner 
unb  befonberer  auf  einem  fünfte,  ju  berufen  fcfyeint 
(roorauS  fiel;  benn  aud)  bie  antworten  auf  mehrere  ber  genannten 
fragen  §.  448.  ergeben),  fo  bleiben  l;ierndd;ft  nod)  bie  einzelnen 
entfernter  unb  oeranlaffenb  voirfenben  Urfacfyen  ttvoa$ 
ndfyer  ju  errodgen  übrig.—  3ufldnbe,  roeldje  namentlich  jur QtnU 
flel)ung  ber  ffirrfyofen  SSerbdrtung  unb  beS  ÄrebSgefcfyroare»  bei; 
tragen,  ft'ttb  aber  n)eÜS  allgemeine  ferofulofe  ober  l;dmorrboiba; 
tifcl;e  Güonflitution,  beprimirenbe  ©emüifySjujlänbe,  Unorbnungen 
im  ^Pfortaberfyftem ,  fypbilitifcbe  2(n|ieifung,  fnjfterifcfye  Suffdnbe, 
ganj  unbefriebigter  ©efd()led)t3trieb,  Unterbrücfungen  ber  SRenjrmte 
tion,  be3  Jpdmorrfyoibal  s  ober  weisen  SlttffeS;  ferner  roirb  nod) 
beftimmtere  SBeranlaffung  ba^u  gegeben  burcl)  fcfyroere  ©eburten, 
befonberS  burefy  geroattfame,  mit  3>nj!rumenten  verrichtete  fünft- 
ltcr;e  Eröffnung  be§  SD?uttermunbeg ,  rob  aufgeführte  3angenent; 
binbungen  bei  nicfyt  fattfam  erroeitertem  SERuttermunbe,  gevoaltfame 
Sogtrennung  ber  Stfacbgeburt;  bureb  auSfcbrceifenbe  £eben§art,  jJarf 
äufammenjiefyenbe,  falte  ober  veijenbe  Snjectionen  ober  2ampon§. 
2CUe§  £)inge,  welche  oorjüglicl)  ben  SKuttermunb  unb  bie  Sßagi- 
natportion  l;eftig  reiben,  roobureb,  jumal  ta  gcrabe  biefe  ©egenb 
i>k  neroenreiebfte  am  UteruS  tjl  (infofern  man  biefen  2(u3brucf 
üon  einem  überhaupt  fo  neroenarmen  ©ebilbe  braueben  fann), 
@ongeftionen ,  (Sntjünbungen  unb  Degenerationen  fo  leicfyt  t>er= 
urfaebt  roerben,  unb  rooburd)  e3  crffdrlid;  roirb,  roarum,  wenn 
unter  SSegünjIigung  ber  allgemeinen  ßonjittutton  $reb3  enthebt, 
biefer  fafr  immer  oom  SfRuttermunbe  beginnt. 

§.    453.  > 

$loü)  nähere  S3eranlaffung  ju  (§nt#ebung  tt)eft§  fftrr^ofcr 
23erbdrtungen,  tfyetfö  be3  S3lutfr*ebfe3,  geben  ferner  oft:  unootk 
fommen  sertfyeilte  ßntjünbungen  bei  oernacfjldfftgten  puerperal; 
fiebern  ober  nacb>  Unterbrücfung  geroobnter  ©ecrettonen  entfran^ 
ben,  SOct^braurf)  erfyifcenber  2fbfül>r-  ober  treibenber  fücittel;  ferner 
bas  untertaffene  ©elbjijiillen   bei  ^erfonen,   roeld)e  boer;  ifyrem 


328 

Attgemeinbeftnben  nacb  recfyt  wol;l  Ratten  füllen  fonnen  (eine  in  im* 
fem  Sagen  gewiß  nebft  bem  ttebermaafe  im  ©efcblecbtSgenuffe  ntc^t 
feiten  fiattftnbenbe  Urfad&e);  zbm  fo  bie  2£ugfc^tt>etfungen  im  ©enuf 
fpirituöfer ,  gcwürjbafter  £>inge,  baS  unter  ben  tarnen  ntdjt  feiten 
fyerrfcbenbe  übermäßige  Äaffee  =  unb  SEtyeetrtnf en ,  ber  ©enuß  oon 
Siqueur,  ßfyocolabe  11.  f.  tu.  —  (Snblicb  aud)  bte  ^Periobe  be6 
weiblichen  SebenS  felbfi,  in  welcher  bte  ÜÄenffruation  naturg'emdfj 
cefft'rt,  namentlich  wenn  aueb  fyier  frucbtlofe  ©efcbtecbtSreijungen 
unb  fonft  ungeorbnete  SebenSweife  anbauem.  —  S5on  weisen 
©inflüffen  benn  fdmmtlicb  noeb  ju  bemerfen  ifr,  baß  fo  wie  fte 
etneS  £l)etl§  im  ©tanbe  ft'nb,  bte  boSartige  oenofe  Sntumefcenj 
unb  ffirrt)6fe  SBerbdrtung  gundebfi  ju  erzeugen,  fte  anbern  SbeitS 
aueb,  wenn  fte  bei  febon  entroiefetten  Sntumefcenjen  ober  ©firrben 
einwirken,  ben  Uebergang  in  offenes  ÄrebSgefcbwrtr  beforbertt» 

§..  451. 
SSon  bem  Verlaufe,  welken  biefe  Äranfbett  gu  nebmen 
pflegt,  t)at  bereits  bie  üorbergegangene  SSefd&reibung  tbrer  tarn 
geilen  ein  SSilb  gegeben,  unb  ebzn  fo  wirb  ftcb  barauS  leidet, 
waS  über  bie  ^Drognofe  bei  berfelben  ju  fagen  iff,  abnefymm 
laffen.  5m  ©anjen  ndmlicb  ift  alterbingS  bie  SBortyerfagung  auf  erff 
ungünffig,  benn  felbff  f leine  ©finden  oergroßem  ftcb  oft  ftfmell 
unb  unaufbaltfam,  werben  oft  ber  dt^tlicben  Unterfucbung  erfl  auf 
einer  ©rufe  betrdd;titd?er  AuSbilbung  unterworfen,  laffen  bei  tbrer 
Derffecften  ßage  weit  fernerer  oolltge  Ausrottung  ju,  unb  eben  fo 
wenig  Erfolg  iff  oft  oon  ben  wirffamffen  innern  ober  äußern 
Arzneimitteln  ju  erwarten;  bie  Anfange  beS  S3tutfrebfeS  hingegen 
laffen  jwar  eine  beffere  ?)rognofe  ju,  allein  baS  auSgebilbete  Hebet 
tfr,  wie  o.  ©iebolb  mit  S?edt)t  fagt,  noeb  ungünffiger  als  ber 
£5rüfenfrebS.  (StwaS  beffer  wirb  immer  noeb  bie  ^rognofe  ge= 
ffellt  werben  fonnen,  fo  lange  baS  ttebel  noeb  neu  tfr,  fo  lange 
noeb  bk  allgemeine  @onfiitution  weniger  angegriffen  unb  jerrüttet 
iff,  fobalb  bte  Urfacfyen  beS  UebelS  oollfommen  llar  unb  beilbarer 
Art  (5.  m.  fep&tltäfdb)  ft'nb,  üorjüglkb  -  aber  fobalb  baS  ttebel 
noeb  bloS  als  SSerbdrtung  erfebeint  unb  ber  Uebergang  in  offenes 
ÄrebSgefcbwür  noeb  niebt  eingetreten  ifr;  in  welcbem  te^tern  Satte, 
fobalb  namentlicb  ber  größere  Sbeil  bereits  jerffort  ift,  Teilung 
faff  immer  unmogltcb  bleibt,  auf  er  guweilen  burd)  eine  Operation, 
für  roelcbe  bann  bie  AuSfübrung  fowobl  als  ber  Ausgang  nod) 
gunfriger  fein  wirb,  wenn  mit  ber  Snburation  unb  bem  ©efebwür 
beS  UteruS  eine  betrdcbtlidbe  «perabfenfung  in  baS  fleine  Werfen 
üerbunben  ifr.    , 


329 

§.    455. 

SBebanblung.  3iworberji  [jj  bier  ju  betrachten,  wog  burcb 
Arzneimittel  für  Sinterung  unb  Teilung  eines  fo  bogartigen  Uebelö 
gefct)ef)en  fann,  fobann  oon  ber  operativen  Äunftbülfe  ju  fprecben. 
%m  btjnamifcbe  SSebanblung  be3  ©firrbuS  aber  (benn 
bei  aufgebrochenem  ©efcbwür  fcbeint  überhaupt  ber  btmamifcbe 
SBeg  wenigjrenS  für  bie  Teilung  ntcr)t  gefunben)  glauben  wir  fol- 
genbe  Snbicationen  aufteilen  §u  muffen:  erftenS,  bie  veranlaffen- 
benf  nocb  fortwirfenben  ttrfadjen  be§  UebelS  aufjufucben  unb  ju 
entfernen:  —  ^)ierl)in  gel)ört  alfo  bte  vfrinwegnabme  brücfenber 
$)effarien  ober  im  SSttuttermunbe  tiegenber  ^Polvpen,  fowie  bie 
Entfernung  aller  tn  SebenSart  unb  £>tdt  baS  ©efcblecbtgfpfrem 
fyefttg  anregenber  Momente,  ferner  SSebanblung  unb  ^erjiellung 
be3  unterbrücften  Sttenfirual  s  ober  weisen  $lu\\c§  natf)  oben  ans 
gegebenen  Stegein,  ^Beru(fftd)tigung  unterbrücfter  £autausfcbldge, 
welche,  wo  fte  nidjt  wieber  fjerjuftellen  ftnb,  burcb  anberweitige 
3(bfonberungen,  funfilicbe  ©efcbwure,  aufgelegten  ©eibelbafi  u.  f.  w. 
ju  erfe^en  ftnb,  unb  enblicb  S5efeittgung  etwaiger  verborgener 
Äranfbeit^jloffe ,  vor^üglicb  ft>^>t>iltttfdt>er  3ufldnbe. 

§.    456. 

3tx>eite  Snbtcatton:  £)ie  mit  bem  ©ftrrbuS  fietS  ver* 
bunbene  fcfyleicbenbe  ©ntsünbung  ju  minbern  unb  ibrem  @barafter 
gemdfj  ju  betjanbeln.  50?an  erreicht  bteS  tbeilS  burd)  ffierücfft'cbtigung 
be£  3ujianbe3  benachbarter  Organe,  unb  namentlich  be3  £>arms 
fanalS,  welcher  §undd)ft  frei  öon  allen  £)bfiructtonen  unb  Gwns 
geftioncn  gehalten  werben  muß,  51t  welchem  3wec?e  baber  blanbe 
2lbfül;rmittel  au$  Samarinben,  Sittanna,  tartariftrtem  SSSeinftein, 
mitbe  ßavcmentS  u.  f.  w.  du^erft  nü^lid)  wirfen,  wobei  benn 
aucb  bie  £)idt  bem  entfprecben  unb  mefyr  au3  gelinb  ndbrenben, 
leicbtcn,  lüblenben,  vegetabilifcben  ©toffen  gewählt  werben  muj?, 
tnbem  gutn  ©etrdn?  Wolfen,  Emulft'onen  u.  f.  w.  empfohlen 
werben,  ferner  wirfen  bittet,  welcbe  ba3  ©leiebgewtebt  aUges 
meiner  Gtirculatton  beforbern,  dufjerjr  wobltbdtig,  wie  ba3  laue 
33ab;  unb  cbm  fo  ift  burcb  ableitenbe  unb  ben  S5lutanbrang 
gegen  bie  geregte  ©teile  birect  fd)wdd)enbe  Mittel  wefentlid)  p 
nü^en,  §u  welkem  3wecf  benn  SSlutegel  an  ba$  SKtttelfletfcb, 
ober  an  bie  Regio  hypogastrica,  Fontanelle  an  bie  ©cbenfel  ans 
guwenben  ftnb,  unb  greibeit  ber  £>auttbdtigfeit  erbalten  werben  muf . 
Sugleicb  nimmt  man  auf  ben  mit  biefer  @nt§ünbung  ft'd)  verbüß 
benben  fyeftigen  9toenreij  Stucfftcbt,  51t  wetebem  ßweef  jwar  febon 
bte  meijien  ber  genannten  Mittel  mit  binwirfen,  obwobl  aucb  noeb 


330 

außerbem  $albbdbcv  ober  Snjectionen  mit  bem  Wube  t>on  SKofyn; 
t%fen ,  üon  ßicuta  tmb  33ilfenfraut  gu  biefem  23el;uf,  fowtc  Quin* 
reibungen  r>om  Oleo  Hyoscyami  in  ben  Unterleib,  bei  heftigen 
©cfymerscn  felbff  Älpjltere  mit  etwas  ßaubanum,  ober  steine  £)ptate 
innerlich  nü£licf)  werben. 

§.    457. 

SSor^üglid)  enblicb.  ifl  jebod)  üon  ben  Mitteln  ©ebraucb.  ju 
machen,  welche  bie  SKeprobuction  in  ben  deinen  ©efdßen  berate 
fe£en,  unb  i)ter  üerbtenen  namentlich  bie  wieberljolt  an  bie 
©cbamtfyeile  ober  (mittelß:  beS  ©peculum)  an  ben  9ftutter= 
$<äl8  felbft  angelegten  ^Blutegel  bie  er jie  ©teile;  eS  muffen 
ferner  beSfyalb  bie  bei  dl)nlicben  dbronifcfjen  Gmtgünbungen  über; 
fyaupt  fo  wol)ltl)dtig  wirf enben  Mittel,  unter  wetzen  bie  £luecf= 
ftlberprdparate  obenan  flehen,  5.  SB.  innerlich  i>a$  Äalomet  ober 
$abnemann'S  Mercurius  solubilis  in  f  leinen  £>ofen,  üorjüglid; 
in  ^Ptllenform  mit  auflofenben  (Srtracten,  tljeilS  äußerlich  als  (Utim 
reibung  ber  Sftercurialfalbe  in  bie  Regio  hypogastrica  in  %n- 
wenbung  fommen.  ferner  fdpeinen  bie  günftigenSSufungen,  welche 
man  öfters  in  dftnlicfyen  fallen  t>om  Extract.  Cicutae,  t>on  ber 
SMabonna  unb  ber  Aqua  Laurocerasi  mnerlid),  unb  üon  t>em 
2Cbfub  ber  ßicuta  unb  ber  Äifcfjtorbeerbldtter  äußerlich  bemerft 
fyat,  ebenfalls  Berber  gerechnet  werben  gu  muffen.  — •  Selten  ifl 
eS,  baß  bie  ßntjünbung  im  Umfange  ber  33erl)drtung  einen  fo 
fyofyen  ©rab  erreicht,  ba$  ft'e  über  ben  großem  Umfang  ber  ©e; 
bdrmutter  fiel)  verbreitet,  gieber  unb  bie  übrigen  Sufdlle  ber  Wl& 
trtti§  erregt,  wobei  benn  gan^  ein  ähnliches  23erfal)ren,  wie  bei 
ber  SOZetrtttS  felbfr  (f.  §.  340  u.  f.),  eintreten  müßte. 

2Cnmerfung.    D.  SBeper  (*£)om'S  %xd)h,  1820,  1.  £ft 
©.137.)  fanb  bie  SMabonna  befonberS  wirffam.    Gr  empfiehlt: 
Fy.     Extract.  Belladonn.  5j. 

F.  1.  a.  c.  pulv.  Hb.  Belladonn.  q.  s. 
pil.  gr.  $,  consp.  pulv.  Hb.  Belladonn. 
D.  S.    2Me  3  ©tunben  ein  ©tue?. 
2£eußerlid)  laßt  er  gugleicf)  etn  £)ecoct  ber  £3ellabonna  in  9Ättd&  am 
wenben.   Sticht  minber  frdftig  einwirfenb  ift  oftmals  bie  oon  SSeife 
empfohlene  Carbo  animalis  ju  1  dir.' —  l©crupel,  bei  welcher  Wl'üd), 
Sföel)lfpetfen ,  £)bft  unb  erl;i£enbe  £)tnge  gemieben  werben  muffen. 

§.    458. 

£)ie  britte  Snbtcation  würbe  ben  ©tanb  beS  allgemeinen 
SBefmbenS  unb  üor§üglicb  ber  SReprobuction  betreffen,  in  welcber 
•£>inftd;t  auf  S3erbefferung  ber  allgemeinen  Gwnjlitution  burd;  Qtx; 


331 

Haltung  unb  ^ebung  afffmitatioer  SljdtigMt  ber  öerbauung3ors 
gane,  burd)  ben  2Cufcnt^)att  in  freier  gefunber  £uft,  burcf)  2£uf= 
Weiterung  be3  ©emütl)3  unb  madige  ^Bewegung  l;ingewirft  werben 
mttf.  ©tdrfenbe  2lrsneimtttel,  rote  Qfylxia,  Sßein,  (Stfen  u.  fegt, 
ftnb  jcbod)  immer  nur  J)6d>ft  fparfam  ober  gar  ntdjt  anjuroenben, 
inbem  gewotjnlid)  auf  ber  einen  (Seite  hierbei  mefyr  gefcfyabet  wirb 
(ndmtid)  in  Erdung  be3  örtlichen  ßntjünbunggjulianbe^) ,  als 
im  allgemeinen  (burd)  (SrfyS&ung  ber  2eben3tf)dtig!eit)  genügt 
werben  fann.  2öid)ttger  ftnb  batjer,  üorjttglicb  bei  fcrofulöfem 
^>abitu§,  bie  SRittet,  welche  ba$  £t)mpf)ft)fiem  in  2(nfprud)  neh- 
men unb  tbtn  baburd),  unterjtttlt  oon  ben  SSdbern,  Snjectionen, 
Einreibungen  u-  f.  w.,  ba3  3urücf  bilben  jener  Verhärtungen  unb 
bie  2lufl6fung  berfelben  begtmjttgen,  ju  welchem  £3el)ufe  benn, 
außer  hm  oben  fcbon  in  anberer  $inft'd)t  empfol)lnen  5D?ercurias 
lien,  ber  ßicuta  unb  SSetlabonna,  nod)  bie  frtfdtjen  bittern  unb 
feifenfyaften  ausgepreßten  Ärduterfdfte,  bie  Sttolfencuren,  bie  dfelS; 
mild),  bie  warmen  ©eebdber  unb  bergl.  geboren. 

§.  459. 
Sft  nun  aber  fd)on,  felbfr  bei  geringern  ©raben  bc3  ©firrljuS, 
bie  drjtlidje  S3el)anbtung  oft  feineSroegS  oon  gewünfcbtcm  (Srfolg, 
unb  $war  eben  weit  bie  oerbitbeten  ©teilen  gu  feljr  auö  ber  ©es 
meinfcfyaft  mit  bem-  gefammten  SDrganiSmuS  berauSgetreten  ftnb 
unb  ftd)  baburd)  sugleicb  ber  (Sinwtrhmg  btinamifcfyer  Mittel  gu 
feljr  entheben,  fo  ift  nun,  wie  fd)on  bemerkt,  nod?  weniger  auf 
biefe  Söeife  bei  wirflidiem  aufgebrochenem  ÄrebSgefcfywür  ju  tl)un 
moglid),  we3l)alb  wir  l)ter  nur  nod)  einiger  bittet  gebenfen,  üon 
welken  man  felbjl  nod)  auf  biefer  ©tufe  be3  UebelS  l)ülfreid)e 
SöirFung  gefeiten  fyabm  will.  —  v£)ierl;er  gehört  gundcbjr,  nad) 
SBefh'tng'3*),  wie  nad)  altern  ^Beobachtungen,  bie  Ringelblume 
(Calendula  offieinaiis) ,  beren  (Sjctract  nad)  Sßefiring  in  Rillen 
§u  2  ©ran,  üon  6  bi§  16  ©tüdl  3J?orgen3  unb  2(benb§,  gegeben 
werben  foll,  wobei  pgleid)  x/e  ©ran  oon  htm  ©olbfalj  (®olb, 
in  ©alpeterfdure  aufgelofi,  mit  faljfaurem  Ammonium  gefdttigt 
unb  mit  fofylenfaurem  Äali  niebergefd)lagen)  jtyrifS  in  bie  ©djam; 
lefjen,  tl)eil3  in  ba3  Salmfletfd)  einzureiben  ifl,  unb  Gnnfpri£um 
gen  ÜOU  einer  2(uflofung  be§  Extract.  Chaeiophylii  sylvestris  in 
icm  2fufguffe  beffelben  Äraute6,  ober  2ütflofung  be3  drtröCte»  ber 


*)  S.  $•  SDScftrtng'«/  Äonigl.  ©cfyrceb.  Mf>ax-bi:i,  Erfahrungen  ü&er 
ik  Rettung  ber  Ärc&ögefdjwüre.  tfuö  b.  ©cljnxb.  üücrf.  mit  0ttf%n 
t>on  G>.  Sprengel.    ^>alle,  1817. 


332 

Ringelblume-  in  ir)rem  2tufguffe  gemacht  werben  foHen.  35a  inbefj 
bei  ben  t>on  SBeftring  erjagten  $ätttn  bie  ttnterfudnmg  ber 
Äranfen  hiebt  t>on  ü)m  felbfr,  fonbern  nur  burd)  Hebammen  t>or= 
genommen  worben  war,  fo  bleibt  benn  freiließ,  obbaS  bureb  biefeS 
Atel  geseilte  Uebel  wirfliel)  ÄrebS  gewefen  fei,  fef)r  im3weifel. 

§.  460. 
@ben  fo  fyat  man  gu  mehreren  Scalen  üon  bem  frifdjauSges 
preßten  ©afte  beS  Mauerpfeffers  (Sedum  acre)  bei  ilrebSges 
febwüren  »ortljeilbafte  SBirfungen  bemerft.  ©obann  wirb  aud) 
burd;  <§t  ü.  ©iebolb  bie  nacb  granf'S  l)  Mettjobe  geleitete 
SBefyanblung  burd)  Mercur  fefyr  empfoblen.  ferner  werben  öon 
9?id)arb  ßarmicljael  bie  fofylenfauren  unb  pl)oSpl)orfauren  di* 
fenmittel  gegen  ben  ÄrebS  befonberS  empfohlen,  unb  in  jiemlid) 
ftarfen  £)ofcn,  gu  30  big  40  ©ran  tdglid),  gereicht.  2Bir  fyaben 
$war  oben  fd;on  ein  S5ebenfen  wegen  2(nwenbung  ber  tonifeben 
Mittel  bei  SujMnben,  welche  mit  fteter  cfyronifcfyer  Gmtjünbung 
üerbunben  ft'nb,  geäußert,  unb  mochten  baljer  audj  baS  (Sifen, 
wenn  nid)t  t>ielletd)t  bie  ©duren  in  ben  genannten  Präparaten 
als  corrigirenb  wirf en,  nur  unter  befonberer  SSorft'cbt  anraten; 
beffenungead)tet  wollen  9?ujt  unb  236lfer2)  neuerltcb  t>on  biefen 
Mitteln,  fowie  üon  bem  (Safte  beS  Mauerpfeffers  günjüge  Söir* 
fungen  bemerft  fyaben,  unb  eS  i|t  bann  wafyrfcr;  einlief) ,  ba$  bie 
§dlle,  wo  eS  gunjrtg  gewirft  i)at,  mebr  jutn  2BlutfrebS  gehört 
l;aben.  ferner  erwähnt  SBenjel  fy  beS  ©ebraucbS  beS  2CrfenifS 
(in  ber  §owler'fd)en  (Solution)  als  eines  bebeutenben  ©rletcf>= 
terungS-,  wenn  auä)  nid)t  Heilmitteln,  bei  ben  ftabenben 
©cbmerjen,  welche  ben  Uebergang  in  ßarcinom  bejeic^nen,  üer^ 
wirft  bagegen  ben  t>on  2Cnbem  ebenfalls  empfofylnen  ©ebraucr) 
ber  ©abina  als  ju  reijenb.  ©obann  ijr  abermals  burd)  vf)aroet) 
bie  SEßirfung  beS  2(rfentfS  (als  $owler'fd)e  ßofung  mit  Qfo 
nabecoct)  \)bd)lid)  gerühmt,  aueb  bie  Sobine  in  Sinctur  $u 
5  bis  10  Kröpfen,  namentlich  burd)  ^ennemann4)  empfohlen 
worben,  le^tere  moebte  jebod)  nur  in  bem  erjlen  ©tabium  beS 
33lutfrebfcS  wal;ren  üftu&en  gewähren.  Unter  dljnlidjen  Umjldnben 
fönnte  üielletd)t  auefy   ber  üon  SB.  Sarr  s)   empfohlene  Fucus 


1)  ©rdfe  u.  SBalt&er  Souvnat  f.  <5|nrurgtr>  III.  SSb.  4.  £ft.  ©.679. 

2)  «Ruft's  ^agaj.  f.  t.  gef.  £eitf.  S3b.  I.  £eft  2. 
S)  &ran£ Reiten  be§  Utevuö;  ©.  187. 

4)  £ufetanb'ö  cJcam.  f.  pt.  &t  1823.  $ebr. 

5)  Ati  Essay  on  the  effects  of  the  fucus  helminthochortos  upon  Cancer; 
Lond.,  1821 


333 

Helminthocliortos,  bte  öon  2Clibert  empfohlene  tyf>oä$)oxfäme 

(6 — 8  Kröpfen  mit  äBaffer  »erbünnt  als  @infpri£ung)  unb  ber 
Don  Sacquot  be  ©t.  £>ie  gerühmte  Zlaun  l)  einigen  S^u^en 
geigen.  —  IJKe^r  S&äcfytung  üerbient  vtö  t>on  SBaubeloque2) 
empfohlene  SSerfabren,  örtliche  SBlutent^iebungcn  an  ber  SSaginal; 
portion  felbjf ,  mitteljr  mehrerer  burdj  ein  Speculum  vaginae  ans 
gefegter  SSlutcgel  üorjune^men,  bie  ulcerirten  ©tetten  mit  £)pium= 
faltigem  Gerat  p  üerbinben  unb  (Srcrefcen^en  burcfy  $6tlenftetn 
megjud^en.  %ud)  eine  £ungercur  würbe  hierbei  öfters»  mit  tflufyn 
angewenbet  werben  fonnen.  —  2Cucfo  lonnen  wir  enblicb  ftvfyt 
umbin  auf  33  um  3  SSerfabren  (f.  a.  a.  £).  ©.  116.)  jur  SSers 
bütung  be3  &reb§gefcf)wur3  bei  »orbanbener  2Cnlage  aufmcrffam 
ju  machen,  welches  in  2tnorbnen  üon  Fontanellen,  fparfamer  ©tat, 
laratioer  SKineralwdffer  unb  wollener  Äleibung  befielt,  unb  alfo 
auf  S3erl)utung  congejtiüer  üJujiänbe  abjwecft. 

§.  461. 
Sfttfcr  ber  2fnwenbung  folcfyer  SKtttcI,  welche  eigentliche  £ei= 
lung  be§  UebelS  bewirfen  follen,  unb  woln'n  wir  benn  aud)  nocb 
bie'  im  ^olgenben  p  betrad)tenbe  Operation  rennen,  t)at  inbejj 
ber  %t$  nocf)  tyüB  auf  bie  häufigen  Blutungen,  ttyrtö  auf  bie 
oft  fo  heftigen  ©cbmerjen  unb  bie  baburcb  erregte  du0erj?e  ©cfylafs 
loftgfeit  unb  (Sntfrdftung  9?ücfftdt>t  ju  nebmen.  2Ba3  jundcr)fl 
bie  Blutungen  betrifft,  welche  burcl)  bie  immer  fortfcfjreitenben 
3erfiorungen  be3  UteruS  r>eranlafüt  werben,  fo  mufj  er|llid)  forg* 
faltige  SRufyz,  23ermeibung  aller  aufregenben  ©emütljSbewegungen, 
©peifen  unb  ©etrdnfe  propl)t)laftifcb  beoba&tet,  unb  allgemeiner 
(Srefl&tSmuS  ober  ßongejftonen  muffen  burcb  ful;lenbe  ©etrdnfe, 
üerbünnte  mineralifcfye  ©duren  unb  dbnlicf)e  Mittel  befeitigt  werben, 
baf)ingegen  bie  eingetretenen  ^Blutungen  felbjt  burct)  2lnwenbung 
abfiringirenber  SRtttel,  burc^  Sampons?  tton  ©cbwdmmen  in  ca§ 
Decoctum  cort.  Salieis,   Quercus,   Ulmi  camp,   gefaucht   unb   mit 


1)  @.  SDleif  ner  a.  a.  £>.  SSb. 5.  @.  280  u.  f.,  tuo  nod)  mehrere  neuer» 
ltdt>  empfohlene  SSerfafyren  aufgejagt  ft'nb.  —  Sflerfroitrbig  tffc  baf?  im 
©anjen  bte  neuere  33ef)anblung  aud)  be§  fOtutterfrebfeö 
f t et)  offenbar  mefjr  jur  einfachen  anttp^logtffctfctjen  50ie« 
tfjobe  (fo  aueb  in  ber  ermahnten  SOreiSfcbrift  »on  Seallter)  fyin-- 
geneigt  fyat,  unb  bafj  mit  biefer,  ndc^ft  ber  örtlichen  djirurgifeben 
SBefonbOmg  be3  SQluttermunbeö ,  noci)  bie  glücf  liefen  Stefuttate  erjielt 
würben. 

2)  groriep'ö  5«otijen  atä  bem  ©eb.  b.  STCat.*  u.  ^eilfunbe;  XI.  S3b. 
9co.  10. 


334 

rotbem  SBein  befprengt  ober  mit  einem  jtyptifcben  $Pulüer  beffrcut, 
balbigft  gu  Rillen,  jebocf)  aueb  ffarfere  Blutungen  bei  ber  @nk 
jünbung,  welche  noeb  ben  bloßen  ©ftrr^uS  begleitet,  burcbauS 
niebt  &u  fdmell  51t  unterbrücfen  fmb.  —  2Ba3  bie  ©cfymergen  be= 
trifft,  fo  fmb  fte  %ttä  folgen  erboster  (Sntgünbung  unb  werben 
burrf)  anttp&logijitfW  Regimen  gemilbert,  t&etlS  folgen  be3  Ifters 
t>enretjea,  unb  werben  bann  narfotifebe  Mittel,  Opiate,  &wement§ 
mit  Saubanum  u.  f.  w.  erforbern,  obwobl  ff<$  bie  Äranfen  balb 
an  btefe  Atel  gewonnen  unb  bann  gu  beträchtlichen  £)ofen  fietgen 
muffen,  um  nur  einige  Sßirfung  ju  empftnben.  2(16  Antisepticum 
l;at  man  aueb  ben  $ol§efffg  befonberS  empfoblen,  boeb  fcfyeint  er 
feinen  S^ufcen  nicf)t  gu  bewdbren.  9J?ebr  Erfolg  in  biefer  Jpinft'cbt 
unb  gugleid)  aB  fcfymergfiillenbeS  Mittel  fab  SÖi eigner  (a.  a.  £). 
£1)1.  2.  ©.  364.)  üon  ^albbdbern  auS  gefönten  gjtö&ren.  »et 
heftigem  guweilen  Sterbet  ftcb  geigenbem  (Srbreeben  iff  oft  bloS  bie 
niebt  genugfame  ^erüdftebtigung  regelmäßiger  ©tufylentleerungen 
bie  Urfacbe;  wo  e§  9?eroenleiben  ift,  üerbienten  S^arfotica  unb 
bie  üon  ©tebolb  unb  S5et>er  empfoblene  S3ellabonna  gu  einem 
falben  bis  1  ©ran  Anwenbung. 

2£nmerEung.  Recamier  (Recherches  sur  le  traitemeut  du 
Cancer  par  Ja  compression  methodique.  Paris  1829.),  Welcher  Über 
bie  Anwenbung  beS  £)rucfeS  bei  Ärebäfnoten  ber  SSruft  üielfdltige 
S3erfucbe  unb  Seobacbtungen  gemacht  i)at  (woüon  weiter  unten), 
ratbet  aueb  gu  bemfelben  Mittel  gegen  bie  ©firrben  be3  SDhttters 
balfeS  bureb  ein  fonifcfyeS  9)effarium,  allein  biefe  Sttetbobe  bat  na; 
mentlicb  f)ter  fo  wenig  an  Zfytoxk  unb  drfabrung  für  ft'cf),  baß 
wir  fte  niebt  au3fübrlid£)er  erwähnen. 

§.    462. 

SSir  fommen  enblitf)  gur  (Srwdgung  ber,  einer  b^namifcb  fo 
fd)wer  gu  fyetlenben  Äranfbeit  noeb  bureb  unmittelbare  Abtrennung 
be£  Äranfbaften  t>on  bem  ©efunben,  $ülfe  üerfprecbenben  IDperas 
tion,  unb  muffen  Sterbet  guerft  i>k  Srage  aufwerfen,  ob  überljaupt 
man  berechtigt  fei,  t>on  ber  Operation  I;ter  wabrbafte  Teilung  gu 
erwarten,  welcbeS,  fo  lange  man  ben  ortlicb  franfen  Suffanb  alS 
bloßes  ^Probuct  allgemeiner  Abnormität  anfielt,  wofyl  verneint 
werben  müßte.  Au3  ben  Unterfucbungen  über  bie  (Sntffebung  be§ 
ÄrebSgefcljwürS  x)aitt  ftcb  inbeß  ergeben,  baß,  wenn  biefelbe  auef) 
atlerbingS  gum  Sbeil  bureb  ba§  Allgemeine  bebingt  werbe,  boefy 
aueb  eine  bebeutenbe  Sfeaction  auf  ba§  Allgemeine  ffattfmbe,  unb 
wir  fönnen  bieraug  folgern,  ba^,  wenn  audf>  bas>  bloße  .frinweg; 
fcljaffen  ber  franf&aft  umgednberten  Partie  niebt  aB  üollfommen 


335 

bie  Reifung  beiverfflcUtgenb  gu  betrachten  fei,  boeb  biefe  babureb 
in  einem  wefentlicben  Steile  oollbracbt  unb  baS  gefammte  $tu 
lungögefd;aft  auSnebmenb  begitnjligt  werben  fönne. 

§.    463. 

5m  2({lgemeinen  wirb  fonacb  bie  Operation  um  fo  mebr 
leijten,  a)  je  localer  bie  (Sntftebung  beS  UebelS  ijt  (§.  33.  wo  fte 
bloS  oon  £)rucf  etneö  9)?utterrranjeS  abging);  b)  je  weniger 
baffelbc  ftcb  bereits  ausgebreitet  $at,  unb  jemebr  eS  auf  einen 
ober  einige  fünfte  ber  23aginalportion  eingefcbrdnft  ift;  c)  je  mefyr 
bie  Äranfbett  noef)  auf  ber  «Stufe  blojjer  ffirrböfer  Snburation 
verweilt,  je  neuer  folglich  il;re  Güntfrebung ;  d)  je  beffer  bie  all* 
gemeine  föroerlicbe  ßonfiitution  ijt,  unb  je  weniger  oon  biefer 
©eite  aus,  etwa  burtf)  langwierige  Störungen  im  ßpmpbfvjtem 
u.  f.  w.  jur  @tttftel)ung  ber  örtlichen  Abnormität  beigetragen  worben 
war;  e)  je  gtmftiger  bie  äußern  Skrbdltniffe  einer  weitern  jwecFs 
madigen  (Sinricbtung  oon  35idt  unb  £ebenSovbnung  ft'nb,  um  auf 
biefem  SKege  unb  unter  Sujiebung  jwecfmdfjiger  Arzneimittel  bie 
vf>erfMung  eines  allgemeinen  SftormaljuftanbeS  ju  erlangen,  unb 
f)  je  mebr  ber  ItteruS  bureb  feine  tiefe  £age  bie  Operation  felbft 

§.    464. 

^inbet  baS  ©egentbeil  oon  ben  im  oorigen  sparagrapfy  nam- 
baft  gemarf;ten  fünften  ftatt,  ift  namentlicb  baS  Ärebt-gefcbwür 
bereits  ausgebrochen,  fo  wirb  ber  Erfolg  ber  Operation  um  fo 
unserer;  ja  man  barf  Wbavupkn,  ba$  fte  gar  niebt  mebr  üor; 
junebmen  fei,  fobalb  a)  bereits  bie  bm  UteruS  benachbarten 
Drgane  oon  ber  gefebwürigen  Störung  mit  befallen  ft'nb;  b)  bei 
offenem  ÄrebSgefcbwur  bie  allgemeinen  organifdjen  ©rjjieme  ber; 
gejlalt  erfranft  ftnb,  ba£  tbeilS  SÖiebercintritt  ber  fran!baften 
örtlichen  Sftetamorpbofe  (ötö  ^Probuct  allgemeinen  ÄranffemS)  ju 
befürchten  jfe&t,  tbeilS  felbji  bie  Teilung  unb  Degeneration  ber 
operirten  ©teile  ntcfot  jü  erwarten  ifi. 

§.    465. 

£>ie  DoerationSmetboben  felbft  laffen  ftcb  eintbeilen  in  bie; 
jenigen,  welche  b'xt  Abtrennung  ber  ertranften  ©teile  allein,  unb 
in  biejenigen,  welcbe  bie  Ausrottung  beS  ganjen  SDrganS  %um 
3wccf  i)abm.  —  3u  ben  erjrern  geboren  bie  beiben  ü}?etl;oben  oon 
£)fianber,  welcbem  baS  SSerbienjl  jufommt,  in  neuerer  Stit 
juerji  barauf,  ba$  bti  biefem  fürebterlicben  Hebel  bureb  bie  SDpera; 
tion  boeb  juWetlen  $ulfe  moglicb  bleibe,  aufmerffam  gemaebt  unb 
feine  (Emöfeblung  burd?  bk  Zi)at  bewiefen  §tt  §abm.  —  Sic 


336 

(Schwierigkeit  ber  Operation  wirb  namlicb  Sterbet  oorjüglicb  burcl) 
bie  SSerborgenfyeit  beS  SDrteS,  an  welchem  operirt  werben  rrmfj, 
gebilbet-,  unb  fallt  bafyer  größtenteils  funweg  unter  ben  Umftän; 
ben,  wo  ber  UteruS  bereits  tief  in  baS  f  leine  SBecfen,  ober  üor 
bie  äußern  ©eburtStfyeile  Ijerabgetreten  ifr,  fo  bafji  bafyer  <m<$  in 
biefem  $alle  wenig  anberS  bei  ber  (Srjfirpation  etneS  (^ebarmutters 
fftrrljuS  jit  »erfahren  fein  würbe,  als  ben  Regeln  ber  Chirurgie 
gemäß  bei  Ausrottung  frebsfyafter  ©teilen  in  anbern  Körperteilen 
gu  »erfahren  tji.  2)ie  £)fianber'fd)e  Sttetbobe  begießt  fiel)  bafyer 
oornefymlid)  barauf ,  bie  (Schwierigkeit  ber  (Srflirpation  beS  Rxanh 
haften  bei  niebt  oorgefallenem  UteruS  §u  uberwinben,  unb  bie 
beSfyalb  oon  tbm  oorgefdjlagenen  unb  ausgeführten  Operations^ 
tnetfyoben  ftnb  nad)j!e^enbe,  weld)e  wir  fym  ber  SMftanbigfeit 
wegen  ganj  fo,  wie  ffe  juerft  befannt  gemacht  würben*),  mit* 
tfyeilen  wollen: 

Gsrfre  DperationSart 

„£)ie  $u  operirenbe  $)erfon  wirb  auf  einen  f)of)en  ©eburtöflurjl  ober  auf 
einen  Sifd)  wie  in  eine  GmtbinbungS  -.  ober  (SteinfdmittSlage  gebraut 
unb  fefigeljalten.  £>ie  ©enitalien  werben  burd)  2tuSfpri£en  gereiniget 
unb  mit  ©alben  erweist.  £)aS  gungöfe  wirb  mit  ben  gingern  ober 
einem  (SrfHrpationSinjtrumente  weggenommen.  Sffc  bie  SSlutung  barauf 
ftarl,  fo  wirb  fie  mit  einem  eingebrachten  ©cfyroamme,  in  (Sfftg  unb 
fh)ptifd)eS  3)uwer  getauft,  gefüllt;  wo  ntcrjt,  fo  wirb  gleid)  mit  ber 
Operation  fortgefahren.  3u  bem  Surctjftecfyen  beS  UteruS  bebient  ftd) 
4?r.  4?ofr.  Ö.  Heiner  gebogener  Nabeln  »on  nid)t  gewartetem  ©taljl, 
beren  ©pigen  ftd)  leicht  biegen  laffen.  ©efydrtete  Nabeln  fegen  in  bie 
©efafyr,  t>a$  fte  abbrechen,  unb  bie  abgebrochenen  @pi|en  aisbann 
in  ben  Verborgenen  Steilen  tiieüeifyt  nie  wieber  aufgefunben  Werben, 
aber  ben  größten  ©djaben  anrichten  tonnten.  2)aS  £>urd)fred)en  ber 
«Kabeln  burd)  ben  Uterus  mad)t,  bis  man  ftd)  burd)  Uebung  bie  nötige 
gertigf eit  erworben  t)at,  bie  größte  ©djwiertgfeit ;  wie  mit  man  es 
aber  barin  bringen  tann,  bewikt  unter  anbern  ber  Umftanb,  baß,  als 
im  »erwiesenen  Saljre  bei  einer  öffentlichen  Operation  in  bem  fjxeftgen 
2Cccoud)iert)ofpital  ftd)  ber  gall  ereignete,  baß  bie  burcfygeijogenen  gaben 
au§  ber  bereits  im  Uterus  fteefenben  9cabet  ausgesogen  würben ,  ber 
£r  £ofr.  £).  bte  9?abet  ftedren  ließ  unb  bie  gaben  innerhalb  ber  SSagtna 
burd)  baS  Sftabelötjr  führte,  ot)ne  ftd}  eines  SidjtteiterS  ju  bebienen.  S)er 
fet)enbe  Operateur  tann  unb  muß  in  foldjen  galten  eben  bie  spräcift'on 
unb  ©efcfcjicElid^eit  burd)  Uebung  bekommen,  welche  ftd)  »iete  S3linbe 
erwerben,  ba  et  ot)nel)in  ganj  roie  ein  SSlinber  t)anbetn  muß.  (Sin  SKa* 
bemalter  fommt  nur  bei  bem  einführen  ber  Nabeln,  fenft  m'd)t,  %\x 
(Statten;  baS  übrige  £)urd)jred)en  muffen  bie  ginger  allein,  fowie  alles 
Ucbrige,   nad)  bem  @efül)t  unterfdjeiben.    £)ie  ©ttd)e  gefjen  fowot)l  t>on 


")  @.  ©aljburg.  mebt'cm.  d)irurg.  Leitung.   1818.  9co.  88. 


337 

fjtnten  nadj  t>orn,  als  »on  »orn  nad)  binten  unb  »on  ber  ©eite.  £h'e 
größte  SSorfidjt  ift  notfywenbig,  bafj  bie  Nabeln  nidjt  ju  weit  ge^en,  ftd) 
in  bem  SXuttergang  anbauen ,  ober  in  eins  »on  ben  arteriofen  ober 
grofen  »en&fen  ©cfäjjen  hinter  ber  SSaginatöaut  Eommen.  £>ies  ju  »er« 
Ijüten /  mufj  ber  Operateur  feine  Singer  ?>reis  geben,  bk  <§yi§m  ber 
fyereorjiedjenben  5XCabet  foglttd)  mit  ber  gtngerfpi^e  umbiegen,  unb  mit 
einer  fteinen  3ange  faffcn  unb  anjiefjen.  Oöne  Slabelftic^e  m  bk  ginger 
gebt  es  babei  nidjt  ab,  unb  man  füllte  glauben,  ba  nad)b«  bfe  ginger 
nodj  lange  in  ber  fdjarfen  Saucfyc  arbeiten  muffen ,  eine  gefährliche  2Cn* 
ftedung  fei  unoermeiblicfy.  25er  %v.  4?ofr.  O.  ift  aber  baoon  immer 
frei  geblieben,  inbem  er  gleich,  nad)  geenbigter  Operation  bk  #dnbe  wie= 
berbolt  mit  Seife  wäfdjt,  bann  bie  ©tidjwunben  mit  »erbunnrem  2au= 
genfalje  aus  wäfdjt  unb  julefct  anljaltenb  auSfaugt,  oljne  nad)öer  auf  bk 
Söunben  etwas  (SitermadjenbeS  ju  legen.  9lafy  üier  bis  fed)S  Sagen 
finb  bk  ©ttdjwunbeh  obne  alle  weitere  folgen  beil.  £>urd)  bk  Nabeln' 
wirb  »ierfadjer  gewichter  3wirn  gejogen.  5Ü?and)mal  finb  %mx  burd)-- 
gejogene  gaben  bjnreidjenb,  bie  Gebärmutter  in  ben  Sftuttergang  bcrab* 
jujieljen;  ein  anber  93M  erfobert  ber  Umfang  oier  gaben.  (Sine  irrige 
SSorftellung  fyaben  mandje  2(erjte  »on  bt'efer  Operation,  weldje  glauben, 
bie  ©ebärmutfer  muffe  »or  ben  Zäb  IjerauSgejogen  unb  gum  gän5lid)cn 
SSorfallen  gebracht  werben.  Gben  fo  irrig  ift  btejenige  aSorfreüung,  ngd) 
welcher  Sinige  glauben,  bie  ganje  ©ebärmutter  werbe  auSgefdjmtten, 
unb  beSwegen  bie  Operation  beS  SXutterfirebfeS  als  unmöglich,  leugneten 
ober  »erwarfen,  2>urd)  bk  gaben  wirb  nun  ber  ganje  Uterus  in  ber 
Siefe  ber  SJdgina  jum  2Cbfd)nciben  fi'rirt.  £)aS  tiefe  ^erabjfeben  wirb 
aber  ^weiten  burd)  baS  8Serwad)fen  beS  äufiern  SftuttergrunbeS  mit  bem 
9?e£e  fefyr  erfdjwert,  —  2116  neultd;,  aus  gleicher  Urfadje,  ber  Uterus 
nidjt  in  bie  Siefe  tytab  bem  3iel;cn  an  ben  gäben  folgen  wollte,  bk 
gaben  felbft  aber  bei  Um  (Sinfütjren  beS  SStftdurt  aus  gJerfeljen  burdjs 
fdmitten  würben,  fo  ergriff  ber  <%v.  £°fv-  O.  gefdjwinb  eine  Slafen« 
fieinjange,  fafte  ben  Uterus  am  Oriftcio  bamit  unb  fdjnitt  ben  Gserüir 
ab.  £aS  ÄrebSbafte  unb  ©Eirrböfe  braudjt  nur  bis  auf  baS  ©efunbe 
auSgefdmitten  $u  werben.  3)aS  ©efunbe  unterfdjetbet  man  nad)  bem 
©efübl  burd)  bk  glattere  Oberfläche  unb  elajtifdie  ge)ligfeit  »on  ben 
raupen  unb  ^otjarttgen  <Sl:irrbofttäten.  £>aS  gebogene  SSifiourt  mu^ 
fdjmat  unb  ftairE,  fd)arffc^neibenb,  vom  abgerunbet  fein,  bierjt  auf  ben 
@er»ir  unb  fo  boc^  wie  möglich  geführt  werben,  wdljrenb  ein  ©ebülfe, 
biz  Seften  ber  ©efcb,lec^tStbeile  oon  einanber  bätt.  —  ©er  ©djnitt  wirb 
im  SSogen  geführt:  erft  fodftig,  bann  langfant/  um  ^  Vagina  nidjt 
ju  »erte|en. 

Sie  %w?iU  OperatipnSart  i|!  folgende:  SBenn  ber  (Serm'r  bereits 
größtentbeilS  öom  ÄrebSfd;wamme  sernid)tet,  tvdt  ausgebest,  unb  bk 
'Jfrbfylt  eoir  t)6cferid)ten  carcinomatofen  @d)wammeS  ift,  bie  ©ebdrmutter 
ftd)  nid)t  met)t  mit  ber  SKabel  faffen  unb  berabjieben  täfit:  fo  bringt  er 
bk  ju  operirenbeÄranfe  in  eine  iorijontale  Cage,  lagt  einen  @el)ulfeh 
mit  ber  gauft,  auf  bk  ©egenb  bee  Fupdi  uteri  gelegt,  bie  ©ebgrmutter 
^erabbrücfen,  ft'rirt  ben  «Otuttergrunb  in  ber  3(uSl)öbtung  beS  Ossis  sacri 
mit  bem  3eigeftnger  ber  linten  ^anb;  ben  Mittelfinger  unb  ©olbfmgee 

©Vnafologie.  I.  Sb-  3te  2(ufl.  22 


338 

ftecft  er  in  bic  ©ebdtmutter  imb  fd^neibet  nun,  wdljrenb  tiefe  ginget 
bie  ©djeercnfcljnitte  leiten,  mit  einer  aufä  SStatt  gebogenen  (Speere  unb 
feinem  (SrfrirpationSinftrumente  alles  ©djwammige,  Unebne  unb  ©ürrfjofe 
in  deinen  ©tM'en  auö.  ©obalb  bieö  gefdjeben  ift,  füllt  er  bie  £6blc 
mit  SSabefdjwamm,  welcher  in  SBcin  unb  baö  gemelbete  ftyptifdje  ^»utoer 
getaudjt  worben,  aus,  unb  »erfährt  bei  ber  Teilung  auf  bie  bereits  er* 
wähnte  Sßeife.  ©tefe  Operation  ift ,  nad)  ber  2£u6fage  oller  grauen, 
welche  fie  ausweiten,  lange  nidjt  fo  fdjtner^aft,  als  man  fidt)  oorftellt, 
unb  bie  Teilung  getyt  über  alle  Erwartung  fccjnetl  oor  ftd).  £)ie  Statur 
fdjetnt  bei  feinem  Steile  be§  menfä)lid)en  &orper§  in  Sieprobucirung  beS 
Verlornen  unb  Teilung  beö  SSerle^ten  tl)dtiger  ju  fein,  atö  bei  ben 
3eugung6tljeilen  betberief  @efä)led)t$.  äJiit  (Srftaunen  ftefyt  man  j.  33. 
in  oier  SGBocc;en  ein  burcl)  SSranb  üertorncS  ©crotum  urieber  erfefct,  unb 
mit  33erwunberung  ben  öollig  abgefdjnittenen  (Serttfr  ju  einem  £Uiaff« 
SÖiuttermunb  in  wenigen  SBodjen  regenerirt,  unb  au$  bem  reftirenben 
falben  UteruS  nad)  wenigen  3ßod)en  bie  SXenftruation  wieber  regelmäßig 
tjerüorfliejsen.  Sie  Sauer  ber  Teilung  i(r  fefjr  t?etfdn*eben ,  fo  wie  fie  eö 
bei  allen  ÄrebSoperationen  ju  fein  pflegt.  —  (Sin  Umfranb  unb  ©r= 
faljrungSrefultat  ift  fdjon  üon  großer  SBidjtigfeit,  ndmlidj  baß  bei  biefer 
mit  fo  großer  (Schwierigkeit  im  Verborgenen  ju  unterne^menben  Dpera* 
tion  6iö  ie|t  ntc^t  eine  Operirte  wäfyrenb  ber  Operation  ober  in  unb 
wdfyrenb  ber  Teilung  gejtorben  ift-  3tlle  feilten  erft,  unb  einige  ftarben 
nad)  Satyr  unb  Sag  an  ganj  anbern  3ufdllen,  xoie  9cer»enfd)(ag ,  SBaf* 
ferfud)t  u.  bergt-,  ober  baä  Uebel  erneuerte  ftd)  bei  neuer  Urfadje  plog« 
lid)  wieber,  unb  natym  fäwell  unb  unheilbar  ubertyanbj  anbere  blieben 
brei  unb  mehrere  Sabre  lang  gefunb." 

Sfauerltcl)  fyat  man  nun  namentlich  in  ^ranfreid)  tiefe  pars 
tielle  2lue>rottung  ber  ©ebdrmutter  fefyr  l)duftg  vorgenommen.  Sftadf) 
2lüenel'3  9)?ittl)eilung  t>atte  allem  ßiSfranc  in  trier  Salden 
biefe  SDperatton  36  mal  (33  mal  foll  ber  (Srfolg  glüdlic|)  gewefen 
fein)  gemacht,  unb  a\&  icf)  im  3.  1835  feine  $linif  befugte,  üers 
fieberte  er  mid)  fte  noef)  immer  l)duftg  ju  unternehmen.  —  £>ie 
Operation  wirb  {ebenfalls  burcl)  ben  ©ebraud)  be$  ©peculum 
febr  erleichtert;  biefeS  wirb  eingebracht,  ber  5D?utterfyal3  bann, 
burcl)  bajfelbe,  mit  einer  gebogenen  an  beiben  33ldttern  in  §wei 
fcfyarfe  ©pt&en  auSlaufenben  Sänge  gefaßt,  hierauf  wirb  ba3  <5pe~ 
culum  jurücfgenommen ,  ber  UteruS  nun  aber  mittelj!  ber  Sänge 
fyeroorgejogen  unb  ber  5D?utterl)al3  fobann  mittelft  eineS  gefrumm* 
ten  S3tflourtS  i?on  unten  naefy  oben  bidjt  amÄorper  abgefd)nitten. 
<§m  tßerfaljren,  welrf)e§  nid)t  fe|r  fdjmer^baft  ifl  unb  gemobnlicfr 
nur  eine  einfache  antip^logiftifd^e  9?acl)bel)anblung  jur  Teilung 
forbert.  —  Sn  einem  neuerlichen  Salle  würbe  auefy  oon  Dr.  ©  a  = 
lomon*)  bei  tiefliegenbem  Uterus,  ber  burefy  ein  fcblec^teö  §)e|Jai 


*)  ßagper'S  fESocrjenfc^rift  f.  b.  gef.  £eiltunbe  18S6.  «reo.  49. 


339 

rium  frebftg  geworbene  50?utter^al§  mit  gutem  ©rfolg  burd)  Uns 
terbinbung  weggefcbafft.  —  Äurj  wir  fefyen  fyierauS,  baß  bte  ope* 
ratioe  SSefyanblung  biefeS  fürcbterlicben  UebelS  in  neuerer  3eit  immer 
erfolgreicher  geworben  ijr,  wenn  wir  auct)  jugeben,  bajj  mcr)t  in 
allen  fallen  baS  Weggenommene  wirf  lieb  er  ©firrftuS  war. 

§.  466. 
AIS  ©egner  biefer  SJttet^obe,  partielle  Ausrottungen  beS  JSranfc 
haften  im  Uterus  üor^unebmen,  geigte  ftcfo  oorjüglicb  SBenjel1^ 
inbem  er  bie  Meinung  auSfprad),  bafj  eine  fo  oollfommen  ortlicbe 
ffirrl)6fe  ober  carcinomatöfe  9)?etamorpl)ofe  einer  Uterinpartie  übers 
baupt  wobl  nie  oorfomme,  ofyne  baf?  niebt  wenigftenS  bie  benach- 
barten ©efdße  unb  Heroen  beffelben  Organs  jum  Sbeil  fdjon  mit 
affteirt  waren,  fo  baß,  felbjt  wenn  \a  baS  ©firrbofe  wirf  lieb 
ausgerottet  worben,  boeb  oon  bem  3ujianbe  ber  übrigen  Partien, 
wegen  nidjt  regelmäßig  ju  erwartenber  (Sntjünbung  unb  diu* 
rung  2) ,  feine  günftige  Teilung  §u  fyoffen  fei.  £)erfelbe  bringt 
bafyer,  fo  lange  überbauet  nur  ber  Uterus  ber  ©ifc  ber  Äranfbeit 
ijt,  auf  bie  Ausrottung  beS  gangen  Organs,  unb  jwar  gugleicb 
mit  ben  SSKutter  trompeten  unb  £5oarien,  unb  gwar  fo,  ba$  erfl 
ein  fünjilicber  SSorfall  beS  UteruS,  burefy  $txab%ul)m  rnitteljt  einer 
^Polppengange  etwa,  bewerf frelligt  werbe,  bann  aber  ber  oorge^ 
fallene  UteruS,  oberhalb  feines  ©runbeS,  bureb  eine  angelegte  unb 
nad)  unb  nacb  jugejogene  Ligatur  fo  abgebunben  werbe,  wie  wir 
bie  Ausrottung  potypofer  ©efcbwüljfe  oornebmen.  —  £>iefe  £5pes 
ration  ijt  inbeß  oon  SBengel  felbjt  nid)t  unternommen  worben, 
unb  jeber,  ber  bie  mit  einer  Abbinbung  fo  wichtiger  Steile  notl;* 
wenbig  oerfnüpfte  bebeutenbe  ©efat)r  bebenft,  wirb  nur  nad) 
reiflicher  (Srwdgung  §u  berfelben  febreiten.  Am  erjren  fdjeint  bie; 
felbe  ju  gelingen  bei  oeralteten  mit  Äranffyeit  ber  ©ubftanj  oer- 
bunbenen  Umjtülpungen  beS  UteruS,  unb  ijt  bier  oon  (5 koalier 
unb  Sßeber  mit  gutem  Erfolge  gemacht  worben. 3)  -^  3u  erinnern 
ijr  inbef?  noeb,  ba$  aud?  o.  ©tebolb  4)  nac|  ©truoe  bereits 
ben  SSorfcblag  getrau  t)(it,  ben  oorgefallenen,  bereits  gu  fel)r  t>on 
franfljafter  Sittetamorpbofe  ergriffenen  UteruS  entweber  nad)  nnt> 
nad)  auS  im  ©djeibengewolbe  heraus  £u  prapariren  unb  biefeS 


1)  SR.  f.  bterüber  ben  gan&en  XXV.  2C&f#n.  b.  SSerfeS  über  b.  Äranf* 
fjetten.  beö  UteruS. 

2)  sbaf.  ©.  150. 

3)  SR.  f.  btefe  unb  äfjnlidje  Operationen  neuerer  Jktt  pfammengejleUt  bei 
3Ret£ner  a.  a.  ©.  S$l.  5.  ©.  295  u.  f. 

4)  £anb6.  ber  grauenjimmertranf fetten  5   SSb.  L  ©•  504. 

22* 


340 

ju  fyeften,  ober  aud;  oberhalb  be6  öorgefallenen  Uteru§  eine  SHga^ 
tur  anzulegen  unb  bann  ben  ganjen  UteruS  mit  bem  spott'fdfcen 
SBtflourt  ober  einem  ähnlichen  Snftrumente  ab§ufd)neiben.  £e|tere 
Operation,  ndmlicft  bie  Ausrottung  be3  ganjen  franfen  UteruS 
burd)  ben  ©dmitt,  bat  benn  aud)  Soft.  S^e^.  ©auter1)  mir!« 
lid)  ttifowett  glücflicb  ausgeführt,  als  baS  ©cbeibengewolbe  naefy 
ber  {Operation  oottfommen  oerfyeilte,  bie  Äranfe  wieber  tfjren  ©es 
fcbdften  nacbgefyen  fonnte  unb  erft  einige  9)?onate  fpdter  an  anbern 
Äronf^cttljufdttcn  üerftarb. 

§.  467. 
2£ebnlid)e  Operationen,  obwohl  meiftenS  mit  batb  fdmetfer 
balb  fangfamer,  oft  aUerbingS  erjl  nad)  Saftren  eintretenbem  uns 
günjftgen  (Srfolge  fyabm  auSgefubrt  Sangenbecf 2),  ö.  ©ie* 
bolb  J),  Valetta *),  SJlunbetl,  &i$taJ8,  Beamter  u.  2C. 
%\\ü)  £>olfd)er  (©rdfe  unb  3Balt&er'§  Sourn.  f.  Chirurgie; 
VI.  S5b.  4.  Joft.  ©.  638.)  erjdbtt  einen  bergleicfyen  unglücflicb 
abgelaufenen  §afl. —  ferner  gab  ßenni  (Suir  estirpazione  della 
bocca  e  del  collo  dell'  utero  nei  casi  di  scirro  o  cancro ;  ]VIilano, 
1821.)  bie  SSefcbreibung  unb  3tbbilbung  eines  SnjitrumenteS,  mit 
welchem  bie  Saginalportion  burd)  ein,  in  einem  Speculo  vaginae 
laufenbeS  Keffer  fiefter  unb  leiebt  abgefdjnitten  werben  fann,  unb 
wenn  auü)  btefeS  Snjfrument  nod)  nid)t  bureb  bie  (Srfabrung  be* 
wdfyrt  ijr,  fo  fyat  eS  bod)  ffdjer  meftr  für  ftd),  aB  ber  23orfd)lag 
t>on  ©ut beriet  5)-  ^>ter  ndmlid)  fott  juerjl  ber  S5aud)fd)nttt 
gemacht,  bie  ©ebdrmutter  fobann  bureb  eine  üon  bem  (Srfmber 
fo  genannte  eüiptifcbe  vf)oblfonbe  aufgeboben,  unb  auf  biefer  ^onbe 
t>on  oben  ffttiab  auS  iftren  33erbinbungen  getrennt  werben,  wobei 
benn  bie  Arteme  iliacae  burd)  einen  ©ebulfen  pfammengebrücft 


1)  £)ie  gdnätidje  (Srjlirpatton  ber  carcinomatofen  ©ebdrmutter ;  Äonffong, 
1823.  (ßSlan  ftnbet  feiet  aud)  bk  2C6biibung  jwccBmdfjiger  Snjtrumente 
$u  einem  folgen  Unternehmen.) 

2)  «Reue  fStbtiotbet  für  bk  (Sbirurgte  unb  Spbrbatmologie  ».  (5.  S.  SÄ. 
Sangenbecr,  S3b.  I.  @t.  3.  @.  461.  (2Cud)  tjter  feilte  bie  operirte 
©teile.)  ftfadjttag  gu  btefer  ©efcfeidjte  im  II.  S3b.  4.  @t.  @.  669.  — 
©eögleidjen  2.  Dpcrationggefcfyidjten  oon  bemfelben  in  Ed.  Casp,  Jac. 
de  Siebold  Diss.  de  scirrbo  et  carcinomate  uteri,  adjeetis  tribus 
totius  uteri  exstirpationis  observationibus ;   Berol.  1826. 

3)  @.  b.  ong.  ©tjf.  feine«  <3obne3,  ©.  37. 

4)  Sournat  f.  ouäldnb.  Siteratur,  V.  fßb.  @.  472. 

5)  @.  ö.  ©ieboib'ö  Sournal  für  ©cburtsfcälfe  u.  f.  w.  SSb.  I.  €5t.  2. 
©.  228. 


341 

werben  foHen,  um  erft  nad)  unb  nad)  bte  großem  ©efdße  unter; 
btnben  ju  fonnen.  £)te  ©ebdrmutter  felbji  wirb  fonacb  burd)  bie 
SBaucfywunbe  entfernt  unb  bann  ein  mit  ftyptifcben  Mitteln  be= 
feud)teter  ©cbwamm  burd?  bie  Sfftutterfdjeibe  eingebracht.  —  S3ei 
einer  ber  erwärmten  Operationen  £angenbecf'S  rourbe  ber  UteruS 
fo,  nad)  gemachtem  äBaucfyfcfynitt,  erfttrpirt,  unb  ber  ©rfolg  war 
feljr  balb  töbtlid).  ©in  anbereS  Snftrument  jur  (Srjtirpation  be3 
©ebdrmutterbalfeä  ijt  üon  Dr.  2Cron3fol)n  in  «Strasburg  neuer; 
lic^>  ber  franj.  2lfabemie  unter  tcn  tarnen  Secateur  uterin  forge; 
legt  worben,  welcbeS  inbej?  nicfyt  wefentltd)  meljr  aU  baS  üon 
(üennt  ju  feijfen  fc(>etnt. 

§.  468. 
Hm  ein  SSetfpiel  wenigftenS  ber  üotligen  (Srftirpation  be§ 
UteruS  ausführlich  aufzunehmen,  jtctye  l)ier  nocf)  bie  (Srjdljlung 
be6  erft  angeführten  2angenbecf'fd)en  ^aüe6;  welcher  burd)  ben 
üorfjanbenen  Prolapsus  uteri  fo  begünjfrgt  rourbe,  baß  ein  günjtU 
ger  2lu3gang  erfolgen  fonnte. 

„S3or  Pier  Sauren  (erjdbjt  Sangenbed'  im  Safyve  1817)  be?am  id)  9?adj* 
tid)t  oonbem£rn.  ©encral=(5l)irurgus  Äirdjmeper  in  Gaffel,  bat?  eine 
grau  in  Äaffcl  am  Carcinoma  uteri  leibe,  unb  ber  ganje  begenerirte  Uterus 
»orgcfatlen  fej,  beSwegen  er  glaube,  bajj  bie  (SrfHrpation  (td)  gut  machen 
(äffe.  Sie  grau  £).,  einige  50  Safyre  alt,  tjatte  fdjon  lange  an  ©d)mcr= 
jen,  ^Brennen  unb  ©teeren  in  ber  ©ebdrmutter  gelitten;  nad)  unb  nad) 
war  biefe  tjerunter  getreten ;  eS  jeigte  ftd)  nun  ein  2(bflufj  übel  riedjenber 
Saudje,  woüon  bie  4?aut  ber  benachbarten  Steile  wunb  warb.  Sie 
beim  (Sarcinom  d)arattertftifd)en,  brennenben,  ftedjenben  ©djmerjen  nafjs 
men  fo  feljr  ju,  bajj  bie  grau  fei)Mid)|t  wünfd)te,  burd)  eine  Operation 
pon  ii>tem  Seiben  befreit  ju  werben.  S3ei  meiner  Unterfudjung  fanb  id) 
2CtleS  betätigt.  25ie  Portio  vaginalis  ragte  etwas  über  bie  Labia  maiora 
fyinauS.  Sie  Labia  orificii  uteri  waren  fteinfyart,  baS  Orificium  rotl) 
unb  erulcertrt;  aus  bem  Orificio  flof  Sauere;  an  ben  Labiis  orificii 
geigten  ftd)  (Srulcerationen ;  burd)  bie  innere  äßanb  ber  Skgina  füllte 
id)  ben  Uterus  fteinljart,  fyödericfyt  unb  fel;r  üergröf  ert.  £>aS  allgemeine 
SSefinben  war  nod)  giemlid)  gut,  fo  baf?  id)  bie  ßrjttrpation  unternel)* 
men  tonnte,  öd)  jrimmte  bafyer  fogleid)  mit  bem  £rn.  ©eneral* 
(5t)irurguS  £trd)me*)er  für  bie  Gfrfrtrpation ,  bie  td)  am  folgenben 
Sage  auf  folgenbe  SBeife  c-ornafym:   2)te  grau  warb  auf  ben  Sfanb  bcS 

•  ■  SSetteS  gelegt ,  nnb  beibe  güjje  auf  ©tüfjle  gefreltt.  3d)  fegte  mid)  gwi= 
fd)en  beibe  ©djenfel,  prdparirte  mit  einem  Skalpell,  mit  33eü)ülfe  ber 
spincette,  bie  tjeröorgetriebene  ffiagina  oon  ttjrer  SSerbinbung  mit  bem 
Uterus  ab,  ol)ne  jebod)  bie  SBagina  ju  burd)fd)neiben.  Sftun  Eam  td)  ^u 
bem  Steile  beä  Uterus,  ber  gteid)fam,  »on  porn  betraditet,  in  ba$ 
$>eritonäum  wie  in  ein  Sud)  Ijineingeftedt  tjl.  3c^  trennte  ebenfalls 
feljr  genau  pon  ber  ©ubftanj  ber  ©ebdrmutter  ba$  ^)eritondum,  ol)ne 
es  fcu  burdjfdjneiben,  weil  fonft  ©ebdrme  Ratten  herausfallen  können, 


342 

unb  jog  ben  Uterus  immer  weiter  heraus.  £iefe  Trennung  fefcte  tcf) 
fort  bt§  an  ben  obern  obgerunbeten  Stanb  beS  Fundus  uteri,  unb  fdmitt 
nun  ben  Uterus  »om  $>eritondo  ab,  welches  mit  ganj  gefunb  ju  fein 
fdn'en.  ©S  war  bte§  folglicb  eine  wafwe  2Cusfcbdlung  beS  Uterus  aus 
bem  23aucbfelle,  fo  bafj  bajfetbe  in  SSerbtnbung  mit  ber  SSagina  einen 
leeren  SSeufet  bilbete*  &ie  SSluturig  war  fetjr  ftacE,  unb  mufjte  burd) 
Unterbinbung  gefüllt  werben»  £>ieS  war  baS  fdjwerfre  ©efcfjdft,  ba  ber 
$r.  ©en.=G>l)irurg.  Ä. ,  welcher  jwar  bei  ber  Operation  gegenwärtig  war, 
mir  babti  nidjt  fjelfen  Eottnte,  weil  er  am  $>obagra  litt.  öd)  Ijielt  bafjer 
bie  blutenbe  glddje  mit  ber  linfen  4?anb  feft,  umftacb  ft'e  mit  Stabel  unb 
gaben,  fcfylug  mit  ben  gingern  ber  rechten  4?anb  bk  (Schlinge,  jog  mitbct 
rechten  4?anb  baS  eine  (Srtbe  beSgabenS  an  unb  baS  anbere  mit  ben  3dbnen. 
2tuf  biefe  SBeife  Würben  üier  ßigaturen  angelegt,  worauf  bk  83(utung  ftanb* 
9tacf)  btt  Operation  war  bie  Dpertrte  feJ&t  fdjwacb,  erl;olte  ffdj  aber 
balb  wieber*  2)aS  ffaoum  warb  mit  (Sfjarpie  ausgefüllt;  2)ie  Teilung 
ging  rafd)  oon  (Statten,  unb  bie  Äranüe  ijt  bis  auf  biefen  2Cugenblic£ 
bolüommen  gefunb*  2)aS  $eritöndum  ünb  bie  SSagina  Ijaben  ftdj  fo 
jiarf  contrafn'rt,  bafj ,  wenn  man  bk  Labia  majora  auScinanber  jiebr, 
man  nicfyt  ben  ginget  hinaufbringen  fann,  fonbern  man  ftebt  eine  feft 
benarbte  £aut,  als  wäre  es  eine  Imperforatio  vulvae.  SOiit  bem  Ijer« 
ausgenommenen  Uterus  waren  in  JSerbinbung  bk  Ovaria  unb  bie  abge* 
fdmittenen  Ligamenta  rotunda. 

§.    469. 

§ftoc|  wdre  nuit  bte  ^rage  anzuwerfen,  ob  außer  unb  nacfj 
ber  Operation  (einem  Wittd,  welches  freiticb  bei  bem  oollig  öu8* 
gebrochenen  ©ebdrmutterfrebS,  gleicb  allen  anbetn,  nur  feiten  t)tU 
fen,  inbefj,  wie  bereits  erwähnt,  unter  gunfügem  ttmffdnben,  bocb 
©nigeSf  leiten  fann),  nocb  etwas  burcb  innere  ober  dufjere  bmtas 
mifcbe  Mittel  $u  wirfen  fei?  —  £5ftanber  empfiehlt  ndmticf) 
bie,  nacb  ber  auf  feine  SBeife  verrichteten  Operation  rticfbleibenben 
fßerbdrtungen  nacb  unb  nacb  burcb  ben  ©ebraucb  tefolöirenber 
SKtttel,  oorguglicb  ber  Aqua  laurocerasi,  wo  mßglicb  §u  erweicben 
unb  fo  bie  Jpeilung  gu  beenbigen^  allein  mit  SRttyt  zweifelt  man 
roobl  an  bem  ©elittgen  biefer  S5ebartblung ,  wenn  man  erwdgt, 
wie  wenig  bei  artbern  dufüerlkbert  unt)  folglicb  genauer  ju  beobacb* 
tenben  ^reböfcbdbert  bie  bloS  partielle  Ausrottung  nü£t;  unb  man 
barf  folglicb  wofyl  ben  ©a&  aufhellen,  ba$  überbauet  bie  SDoera* 
tum  nur  bann  grünblicbe  Teilung  hoffen  laffen  werbe,  wenn 
alles  Äranfbafte  wirf  lieb  ausgerottet  worben  ift,  ba£  aber  aueb 
nacb  einer  foleben  oollptdnbig  verrichteten  Operation  ein  weiteres 
^eiloerfabren  überflüfftg  werbe  >  auger  baß  man  ftcb  bemübe,  bie 
Urfacben,  welcbe,  oom  allgemeinen  33efmbett  auSgebenb,  bie  S>tu 
limg  erfebweren  (als  gebier  beS  $h)mpbf#etn3  «•  f-  »•)  hn  ü^ 
feitigen  unb  bie  SJe^robuction  immer  regelmäßiger  unb  oollfommner 


343 

wieberfKrjujMen,  aucfy  bie  bem  £)rgani3mu£  jur  ©ewofynfyeit  ge= 
worbenen  2£bfonberungen  burd?  ein  Sontanell  für  einige  Seit  ju 
erfefcen. 

tfnmerfung.  SO?,  f.  nocb  über  bie  ße^re  wm  ©ebarmutters 
frebfe:  Dr.  §.  3.  83eperle  über  i>m  ÄrebS  ber  ©ebdrmutter; 
ein  fyijrorifcfysfritifcfyer  SSerfucl);  SJttannfyeim,  1818. 

B.    abnorme  Sagen   ber  ntdjt  fcbroangern  ©ebdrmutter. 


1. 

SSorfaü  ber  nicfyt  fcfywangern,  ©ebdrmutter. 
(Prolapsus,  Procidentia,   Dcscensus  uteri.) 

§.    470. 

SBenn  bie  ©ebdrmutter,  beren  normale  Sage  greiften  bie 
©egenb  beS  33e<feneingange§  unb  bie  eingebilbete  gfadje,  in  welcher 
wir  bie  S3ecfenl)6l)le  meffen,  unb  gwar  mit  %er  Sdngenare  in 
bie  güfcrungSlmie  fallt,  merflicb  tiefer  in  ba3  Keine  S3ec?en 
fyerabgetreten  ijr,  fo  bejeitbnen  wir  biefe  Sfegelwibrigfeit  mit  bem 
tarnen  be§  ©ebarmütteröorfallS. 

§.    471. 

£)er  ©ebdrmutterüorfati  wirb,  je  nacfybem  i>k  Sage  be3  UteruS 
mefyr  ober  weniger  üon  ber  Sftorm  abweicht,  in  üerfebiebene  ©rabe 
eingeteilt.  S3(eibt  ndmlid)  bie  ©ebdrmutter  jwifeben  ber  mitk 
lern  fiiäfye  ber  33ec?enl)6l)le  unb  bem  2lu3gange  berfelben,  fo  ijr 
e§  ein  unoollfommner  ©ebdrmutteroorfall  (Descensus  s.  Prolapsus 
uteri  incompletus);  tritt  bagegen  ber  Uterus  aus  ber  S3ec?enf)öl)le 
Ijerüor  unb  jwifdjen  bie  dujjem  ©eburtStbeile  herein  ober  burcr) 
fte  l)inburcb,  fo  ijr  eS  ein  üoUfommner  Vorfall  (Prolapsus  com- 
pletus  s.  Procidentia  uteri).  —  S3ei  einem  jeben  bebeutenben  ©e= 
bdrmutteröorfaü  ijr  übrigens  zugleich  bie  Sage  ber  9ftutterfcf)eibe 
üerdnbert,  fte  ijr  $um  Sbeil  ober  üollfommen  umgejtülpt,  unb 
fobalb  fte  auf  biefe  äBeife,  gleicbfam  aU  äußere  £ecfe  beS  ©e^ 
bdrmutterf orperS ,  betrdct>tttd?  mit  au3  ben  ©eburt£tf)eilen  fyeroors 
ragt,  erleibet  gen>6r)nlicr)  bie  ©truetur  it)rer  innern  2Banb  felbjr 
eine  ganj  merfwürbige  ?ßerdnberung ,  inbem  bie  ©cbleimfyaut  ber* 
felben  mit  einer  wahren  (SpibermiS  fiel)  überjiefjt,  unb  Butter; 
munb  unb  umgefiülpte  ©cfjeibe,  welche  bann  juweilen  faft  ba§ 
2l"nfef)en  eineg  männlichen  ©liebet  erhalten,  alSbalb  oottig  bie 
Sarbe  ber  innern  ©ctyenfelfldcbe  annehmen,     ©ine  (Srfcfyeinung, 


344 

welche  für  bie  SBilbungSgefdu'cbte  ber  überbaut,  »on  welcher  fpd* 
terl;in  bie  Siebe  fein  wirb,  nicbt  unwichtig  tjt. 

§.    472. 

$at  ein  bebeutenber  SSovfaü  ber  ©ebdrmutter  längere  Seit 
ftattgebabt,  fo  tfr  gewobnlicb  aucb  bie  ©ubfianj  beS  UteruS  »er* 
dnbert,  aufgefcbwollen  unb  oft  leidet  blutenb.  UebrigenS  iji  ber 
Vorfall  beS  UteruS  entweber  beweglicb  unb  leicht  jurücfjubringen, 
ober  nic&t  £>aS  fiebere  tritt  gewobnlicb  nur  bei  fe^r  üeralteten 
Vorfallen  em,  wo  bann  am  obern  Steile  beS  UteruS  felbft  mit 
ber  umgeftülpten  Söagina  ftcb  33erwacl)fungen  ju  btlben  fcbeinen, 
bie  bie  Siepofttion  burcfyauS  r)tnbern. 
t  -  §.    473. 

&fe  Sufdlle,  welche  bett  ©ebarmutteröorfaH  begleiten  unb 
tf)m  §um  Sl)eil  als  Seiten  btenen,  ftnb  Ormpfmbungert  t>on£)rucf 
unb  ©pannung  in  ber  SBecfengegenb,  üorjüglicb  bei  längerem 
©ttttffefyen  ober  ©eben ,  $tnberungen  in  hen  Ausleerungen  beS 
5D?ajibarmS  unb  ber  $arnblafe,  welche  leerere  Ausleerung  oft  nur 
in  ben  grübfhmben,  ober  wdfyrenb  ber  SRücfenlage,  ober  nacbAuf* 
Hebung  beS  UteruS  burcb  §wei  eingebrachte  Ringer,  leichter  üon 
<5tattm  gebt  ©inft  ber  UteruS  nocb  me&r  fyerab,  fo  nimmt  baS 
©efübl  ber  Sßreffung  nocb  mebr  §u,  obwo|l  ber  @cbmer§,  burcb 
(Spannung  ber  bem  obern  Steile  beS  UteruS  angehefteten  Steile 
erregt,  nacb  unb  nacb  burd?  .größere  Grrfcblaffung  fowobl,  als 
burcb  ©ewobnung  ftdt)  minbert;  jugleicr;  fcbwillt  oft  ber  UteruS 
an,  unb  eS  jeigt  ftcb  2euforrl)6e.  9?ocb  mel)r  werben  biefe  Bus 
falle  geweigert,  wenn  t)k  ©ebdrmutter  ganj  auS  ben  ©eburtS* 
feilen  hervortritt  unb  fo  $amblafe,  $caftbarm,  Futterrohren 
unb  dierftocfe  getvaltfam  auS  ifyrer  Sage  bringt,  unb  aufjerbem 
treten  benn  b^bet  leicbt  ©rcoriationen,  IBerbdrtung  unb  SSer^ 
bicfung  ber  ©cbeibenwanb ,  forme  felbjr  frebSartige  33efcbaffenbeit 
ber  SSaginalportion  ein. 

§•    474. 

3u  ernennen  i(r  im  ©anjen  ber  ©ebdr  mutterbor  fall  fefyr 
leicht  burcb  genau  angeheilte  geburtshilfliche  Unterfucbung,  wobei 
man  jebod£>  bie  23orftd)t  brauchen  muf ,  bei .  fleinen  23orfdlIen, 
welche  juweilen  in  ber  Stttefenlage  gdn^liel)  §urucfgeben  unb  bafyer 
in  i>zn  SKorgenjIunben  mitunter  felbji  nacb  angenommener  auf* 
rechter  ©tellung  tatest  mebr  bemerft  werben,  jletS  in  aufrechter 
©tellung  unb  naebbem  bie  ÄranFe  febon  einige  3ett  aufer  bem 
S3ette  ftcb  befunben  fyat,  bie  Unterfucbung  »orpnebmen.  &1<)nt 
forgfdlttge  innere  Unterfucbung  hingegen  wirb  baS  Uebel  atlevbingS 


345 

6fter5  oerfannt,  unb  oft  ein  bloßes  ©pmptom  beffelben,  §.  S5. 
weiter  §luß  ober  ^Blutung,  für  bie  eigentliche  Äran^ett  genoms 
men,  ober  aber  man  fdjlieft  roofyl  aucb  au3  ber  ©mpfmbung  bes> 
^rangenS  in  ben  ©eburtStbeilen,  au3  ber  Verjlopfung  u.  f.  w. 
auf  einen  Vorfall,  wo  feiner  üorbanben  ift,  fonbern  biefe  33es 
[^werben  oon  $amorrboibalcongeftionen  u.  f.  w.  abfangen,  (Snb; 
lieb  fonnte  aucb-wobl  ber  tbeilS  bei  ber  Sftenftruation,  tfyeilS  in 
bem  ^wetten  ©cbwangerfcbaftSmonat  regelmäßig  etwas  tiefer  j}el;enbe 
UteruS  für  vorgefallen  gebalten  werben,  welcber  Srrtbum  jebod) 
burd)  geborige  S3erücfftd)tigung  ber  übrigen  Umftanbe  unb  furje 
£3eobad)tung  beö  Hebels?  balb  berichtigt  werben  fanrt.  (Sben  fo 
leid;t  ift  e£,  ben  jfarfem  ©ebarmutteroorfalt  nacb  ben  oben  an- 
gegebenen Seieben  t>on  bem  ©ebarmutterpolppen  ober  oon  ber  Ums 
flülpung  be§  UteruS  (wooon  weiter  unten)  $u  unterfebeiben,  inbem 
er  ftcb  immer  burd?  ben  am  unterften  @nbe  ber  ©efebwulft  fübl= 
baren  quergefpaltnen  Sftuttermunb  binlanglicb  d;aralterift'rt. 

2CnmerEung.  (Sine  febr  jweefmaßige  Uftonograpbie  be§  ©e; 
barmutteroorfalleS  giebt  2.  Meißner  im  1.  S3be.  feiner  ©cr)rift: 
£>ie  ADiSlocationen  ber  ©ebarmutter  unb  9ftutter= 
fc^eibe;  ßeipjig,  1821. 

§.    475. 

2Cettologte.  £>aS  Söefentlicbe  beä  Uebelg  begebt 
§war  atlerbingS  in  abnormer  Verlängerung,  (£rfd;laffung  un'o 
2(u§bebnung  ber  ©ebarmutterbanber,  allein  biefe  (Srfcblaffurtg  unb 
Verlängerung  wirb  erfi  bebingt  babureb,  baß  in  tm  tiefern  £)rs 
ganen  beS  SBetfenS  bic  (Slafticitat  unb  33efejftgung  fel;lt,  bureb 
welche  im  gefunben  3ufianbe  ber  UteruS  in  ber  £obe  erbalten 
unb  bort  mitteilt  jener  SBanber  in  feiner  natürlicben  Stellung  fttfrt 
wirb.  £>ie  entfernten  üeranlaffenben  fowobl  alS  ©elegenbeitSur; 
facben  ft'nb  fetjr  oerfebiebem  Sm  allgemeinen  tjf  §u  bemerfen, 
baß  Vorfalle  ber  ©ebarmutter  bti  ^Perfonen,  weldje  noefy  nie  ge- 
boren baben,  überfyaupt  feiten  oorfommen,  unb  faß  nie  fel)r  be* 
beutenb  ftnb,  baß  ferner  fcblaff er,  pb^gmatifeber  ^abituS,  ein 
weite§  unb  wenig  geneigtes  ä3ecfen,  unb  namentlicb  2(lle§,  waS 
ben  SSonuS  ber  ©eburtStbeile  febwaebt  unb  Vagina  unb  dußere 
©enitalien  erweitert  unb  erfcblafft  (bafyer  namentlicb  bebeutenbe 
ßinriffc  be3  £>amme3  in  golge  oorauSgegangener  ©eburten),  ju 
biefer  regelwibrigen  £age  biSponirt.  ^ierber  geboren  öfters  wies 
berfebrenbe  bebeutenbe  Blutungen,  ßeuforrboe,  ber  ©ebraud;  oon 
$ol)lentopfen,  ju  warmen  örtlichen  ober  allgemeinen  SBabern,  unjeitige 
©eburtert  unb  überbauet  ju  balb  auf  einanber  folgenbe  äßod;enbetten. 


346 

2fnmer?ung.  @n  einziger  $aU  tjf  mir  t>orcjef ommen ,  wo 
bei  einem  9ttdbcj)en,  weldjeS  noefe  nie  geboren  fyatte,  ber  gange 
UteruS  bergeftalt  prolabtrt  unb  oergroßert  war,  ba$  er  nur  mit 
großer  ©cbwierigfeit  gurucfgebrad)t  werben  fonnte. 

§.    476. 

Sn  je  größerem  $flaa$  nun  biefe  bteponirenben  Momente 
jtattgefunben  b<*ben,  um  fo  letc&ter  wirb  burd)  bie  je£t  namhaft 
gu  madjenben  ©elegenbeitSurfacben  bie  Äranffyeit  fetbfi  gu  ©tanbe 
fommen.  $ierr/in  geboren  aber  Unacbtfamfeit  unb  gu  geittgeS  2£ufc 
fielen  ißt  3ßod)enbett  (eine  ber  bduftgjten  Sßeranlaffungen  gu  23ors 
fallen),  f)eftige3  ^reffen  wdfyrenb  ber  ©eburt  felbjf,  oorgüglicb  bei 
nirf)t  fyinldnglid)  eröffnetem  5D?uttermunbe,  ober  bei  i>em  Abgänge 
ber  Sfacfygeburt,  ober  enblirf)  beim  ©tuljlgange  in  ben  erjren  Za* 
gen  be3  SBocbenbetteS.  ferner  anfirengenbeS,  öfter  wieberfeljrenbeS 
(Erbrechen  ober  Ruften,  anfyaltenber  £)urd)fall  mit  jrarfem  SeneS* 
mu3,  anjrrengenbe  Arbeit,  ba§  $tbm  feftwerer  Saften,  «Springen 
u.  bgl. ,  burd)  welche  Momente  guweilen  fogar  plo^licb  unb  ot)ne 
oorfyergegangene  wefentlicfye  ©ispofttton  ein  ©ebdrmutteroorfall  gu 
©tanbe  fommen  fann,  welcher  inbeß  bann  and)  um  fo  frdrfere 
3ufdlle  beroorjubrtngen  pflegt  unb  gu  Gfntflebung  oon  Grntgünbung, 
Sieber,  ©djwinbel  u.  f.  w.  Veranlaffung  geben  fann.  (Enblicb 
fann  and)  burd)  ben  £>ru<f  oon  ungwecfmdßigen  ÄleibungSjrücfen, 
gu  weit  fyerabragenben  unb  gu  feft  anliegenben  ©cbnttrbrttfien,  ober 
burd)  £)rucf  oon  abnormen  Vergrößerungen  benachbarter  Styetle, 
alfo  bei  Ausartungen  ber  ©erftoefe,  abnormen  (Erweiterungen  unb 
Anfügungen  ber  2)drme,  Vollblütigfeit  be3  Unterleiber  unb  abnor- 
mer gettanlagerung,  ber  ©ebdrmutteroorfatl  gu  ©tanbe  fommen  *). 

§.    477. 

£)te^)rognofe  richtet  ffd)  bei  biefem  ttebel  nad)  bem  ©rabe, 
nad)  ber  £)auer  unb  ber  @ntfiel)ung3weife  beffelben.  din  unoolk 
fommner,  beweglicher,  erjl  in  §olge  oon  <Sd)wdd)e  neuentjianbener 
SSorfaü  mad)t  im  ©angen  wenig  SBefdjwerbe,  nimmt  jebod)  in 
ber  Siegel  naefy  unb  nad)  immer  mef)r  gu,  unb  forbert  batjer  bal* 
bige  SBefeitigung;  ein  betrdd)tlid)er  Vorfall  hingegen  frort  oft  ntd)t 
nur  bie  ©erualfunctionen  bebeutenb,  fonbern  wirb  burd)  Veran* 
laffung  gu  Ausartung  ber  Uterinfubjiang  fogar  gefdljrlid),  fowie 
gugletd)  bie  9ttöglid)feit  rabicaler  Teilung  ftcfc  immer  mel)r  oer* 


*)  50?.  f.  einen  mecEwucbfgen  gaü,  reo  ein  grofet,  fpäterljin  burd)  ben 
Sftuftbarm  ft'd)  entteerenber  (Siterfacf  ben  SSorfaU  tjerabbrängte ,  in  ben 
allgemeinen  meb.  3fnn.  1811.   linn.  b.  £eilEunjr,  ©.  841. 


347 

ringcrt.  (£in  Vorfall  beS  UteruS  enblicö,  wetd)et  bereite  23er* 
größerung  ber  Uterinfubjiattä  unb  regelwidrige  33erwacl)fungen  beffels 
ben  mit  benachbarten  Steilen  jut  golge  gehabt  bat,  iji  juweilen 
heilbar,  unb  überbieS  burcfy  immer  weiter  gefyenbe  Degenerationen, 
ißlutergiejjungen  u.  f.  w.  oft  gefdbrlid). 

$    478. 

Sn  ber  SSefyanblung  beS  ©ebdrmutterüorfaÜS  öerbienen 
nun  inSbefonbre  bret  Snbicationen  ©rwdgung :  1)  bie  bringenbjren 
Äranfbeitgjufrdnbe,  welche  burcb  ben  Vorfall  t-eranlajjt  würben, 
gu  befeitigen  unb  bie  etwa  nocfy  fortwirfenben  ©elegenbeitSurfacfyen 
beffelben  ju  beben ;  2)  ben  t-orgefallnen  UteruS  in  feine  naturale 
Sage  jurücfjufubren ,  unb  3)  u)tt  in  biefer  Sage  %ilS  burcb  $e; 
bung  ber  ndcbfren  $ran! t)ettöurfacr)e ,  b.  i.  ber  (Srfdjlaffung  feiner 
S3dnber  unb  ber  ber  tteferltegenben  (Genitalien,  flffetlS  burcb  mecfyas 
nifctye  Unterjiü|ung3mittel  gu  erbalten. 

§.    479. 

Die  Erfüllung  ber  erften  Snbication  richtet  ftcb  nacr;  ber 
Statur  ber  burcb  ben  Vorfall  üeranlaften  3ufdlle.  S3et  einer  in 
§olge  plo^licljer  DiSlocation  ober  allmdliger  Vergrößerung  unb 
(Sinflemmung  entfianbenen  entjünblicben  Sfeijung  beS  UteruS,  wirb 
ber  antipblogifiifcbe  #eilapparat  unb  felbjt  SBlutentjiebung  ein* 
treten  muffen;  33dber,  örtliche  ^omentationen  a\x§  erweidjenben, 
ober,  bei  mefyr  fcfywammiger  2luftreibung,  au§  bittern  unb  narfos 
tifcben  Ärdutern,  bei  großer  ©cbmer^baftigfeit  au§  roarmer  Wüd) 
mit  2aubanum>  ober  au§  warmem  Oleum  Hyoscyami,  bei  ©reo* 
riationen  beS  UteruS  unb  ber  ©cbeibe  au&  bem  nacb  SSeft'nben 
mit  ben  erwähnten  3lufgüffen  gu  t-erbünnenben  S3leiwaffer,  ftnb 
außerbem  nu^lidt>.  Sugleicb  fud)t  man  2Ctle6,  maa  baS  Jperab* 
preffen  beS  UteruS  t-ermebrt  unb  unterhalt,  ju  entfernen,  wobin 
üorjüglicb  (5rbrecben,  £uj!en  unb  ©tub^wang  ju  rechnen  ftnb, 
welche.  tfyeilS  palliativ  burcb  bemulcirenbe  berubigenbe  Mittel  ge; 
milbert,  tbeitS  nad)  ibrer  (Sntffelmng  befyanbelt -werben  muffen. 
Die  S3erüc!ftd)ligung  folcber  Urfacfyen  be§  ©ebdrmutteröorfalleS  tjl 
aber  insbefonbere  wichtig,  wenn  innere  organifcbe  Urfadjen  bie 
©enfung  beS  Uterus  üeranlaßten.  DiefeS  war  5.  SS.  ber  ffall 
(f>  §.  4760  M  grauen,  wo  üergroßerte  ßingeweibe  gegen  baS 
SBecfen  Ijerabpreßtcn ,  unb  unter  folcben  Umfldnben  wirb  eine  res 
fotoirenbe  Sftetbobe  am  beffen  baju  beitragen  ben  Vorfall  gu  rieben, 
eine  33el)anblung ,  weldje  bter  feiten  gehörig  btatykt  wirb,  unb 
böd;  um  fo  wichtiger  ijl,  ^a  ft'cfy  bei  ^erfonen  mit  VollblätigFeit 
beS  Unterleibes,  Vergrößerung  ber  UnterleibSorcjane  unb  abnormer 


348 

gettablagerung  behaftet,  oft  6lo3  burd)  eine  jwecnndßig  geleitete 
auSleerenbe  Sfletbobe,  oerbunben  mit  jtdrfenben  S3dbem,  Vorfalle 
biefer  2trt  üollfommen  l)eben  taffen ,  n?elc^)e  öielleicbt  früher  burd) 
^Peffarien  jum  nja^ren  üftacbtbeile  ber  Äranfen  befyanbelt  worben  ftnb. 

§.    480. 

©tnb  nun  bie  9cucfffcbten,  welche  bie  erfle  Snbication  forbert, 
genommen,  ober  waren  überhaupt  feine  SufdQe  biefer  2Crt  oor^ 
banben,  welche  eine  befonbere  S3el)anblung  nötbig  macben,  fo 
febreitet  man  gut  Erfüllung  ber  ^weiten  Snbicatton,  ndmlicb  jur 
9?epoft'tion  beS  S3orfall3.  hierbei  wirb  nun  ba3  23erfabren  oer= 
fdjieben  fein,  je  naebbem  ber  SSorfaH  mein*  ober  minber  bebeutenb 
tjl  @tn  f  leiner  Vorfall  ndmlicb  weiebt  oft  fd>on  oon  felbji  §urürf, 
foroie  bie  Äranfe  bie  horizontale  Sage  annimmt,  ober  burd)  ben 
wie  gur  Unterfucbung  eingebrachten  Seigeft'nger  noct)  etroag  mebr 
jurücfgebrdngt  wirb;  um  einen  großem,  namentlid)  einen  com^ 
pleten  SSorfall  jurüd zubringen ,  wirb  hingegen  ein  etvoa$  §ufam= 
mengefegtereS  fßerfabren  notfywenbig.  Wlan  laßt  gu  biefem  (Snbe 
ber  $ranfen,  am  bejlen  gleich  früb,  beoor  ft'e  baS  S3ett  oerlaffen 
\)at,  burd)  ein  Saüement  ben  ©tufcl  entleeren,  foroie  für  Entlee- 
rung ber  SHafe,  entweber  auf  natürlichem  ober  runjllicbem  Söege, 
$u  forgen  ift.  . hierauf  bringt  man  biefelbe  auf  ein  Sager,  wo 
burd;  eine  in  ber  Äreujgegenb  untergefebobene  3?olle  eine  madige 
©rböbung  l)eroorgebracbt  worben  ift,  befireidjt  bann,  wenn  ber 
UteruS  noeb  innerhalb  ber  ©cbeibe  liegt,  ben  3eige;  unb  WitteU 
ft'nger  mit  Sei,  bringt  fte  in  bie  SSagina  ein  unb  brdngt  befyuU 
fam  unb  ber  güfyrungSlinie  gemäß  ben  ttteruS  mittelfi  angefe&ten 
gingerfpi^en  an  ber  SSaginalportion  in  feine  regelmäßige  Sage  jurücf. 

§.    481. 

Siegt  ber  UterttS  oollig  außerbalb  ber  ©efd)led)t3tbeUe,  fo 
bejfreid)t  man  benfelben  erjl  mit  jDel,  fefct  bann  Säumen,  3eige=, 
Mittels  unb  eierten  ginger  ringS  an  bie  SSaginalportton,  unb 
brdngt  nun  oorftebtig,  unb  tnbem  man  bett  UteruS  babet  gelinb 
brebenb  l)ia  unb  ber  bewegt,  benfelben  in  bie  Siefe  be£  £3ecfen3 
unb  in  feine  regelmäßige  Sage  jurücf,  inbem  man  jugleicf?  barauf 
acbtetA  ob  bie  Sfcpoft'tion  etwa,  b^ftige  ©cbmerjen,  welcbe  auf 
£)rucf  wichtiger ,.  bem  UteruS  otelleicbt  fdwn  naebgefunfener  Steile 
binweifen,  oerurfac|)t,  in  wüd^m  galle  man  lieber  bie  Sfepoft'tion 
nid)t  4>ollf ommen  madjt,  fonbern  grabweife  oollbringt,  fo  baß  man 
guoorberjt  ben  UteruS  nur  in  ber  Sagina  ju  erbalten  unb  erfi  nad) 
einiger  Seit  ibn  weiter  herauf  §u  führen  fucfyt.  Sßirb  ber  Vorfall 
burd)  £>rucf  ausgearteter  Organe  in  ber  S3edenr;öl)le  unb  erfolgte 


349 

SSerwatfjfungen  unterhalten,  fo  fyüte  man  ftd) ,  ntdjt  burd;  ©ewalt 
bte  3?epofttion  vollbringen  gu  wollen,  fonbern  eS  mufi,  fobalb  man 
ft'cf)  ftcfyer  fyierüon  überzeugt  fyat,  ber  SSorfall  -als  unheilbar  be; 
trachtet  werben,  als  welches  jwar  feiten,  aber  boct)  mitunter 
vorkommt. 

§.  482. 
3)ie  Erfüllung  ber  brttten  Snbtcatton,  welche  bte  Spaltung 
in  ber  normalen  Sage  bejwecft,  tji  gleichfalls  nacf)  bem  ©rabe 
be§  UebelS  üerfcbieben.  2113  allgemeine  Siegel  ifi  e3  tnbef?  fejb 
Zufallen,  baß  man  guerft  fucfye  bte  etwaigen  biSttonirenben  Ur* 
fachen  §tt  befeitigen,  bie  2lnfcf)oüpungen  beS  Unterleiber  ju  fyeben, 
bie  3erret£ung  be£  £>amme3,  bie  Seuforrfjöe,  Ut  oftem  SBlutuns 
gen  ju  feilen  u.  f.  w.  —  S|i  e§  fobann  ein  ntd£>t  beträchtlicher, 
neuentftanbener  ©ebarmutteroorfall,  fo  ift  e£  gu  erwarten,  ba§  bte 
rabtcale  Teilung  burcfy  Sßieberfyerjietlung  einer  normalen  ©pam 
nung  ber  Un  Uterus»  fyaltenben  ©ebilbe  gelingen  werbe,  unb  bann 
muß  juüorberft  für  2  bi§  3  Söocben  bie  horizontale  Sage  jur 
^>fltc^)t  gemacht,  unb  burct)  ben  Apparat  tonifcfyer  Mittel  i>k 
ßontractilitdt  ber  ^afer  beförbert  werben.  £terl)er  geboren :  1)  ftdr; 
fenbe  S5dber,  namentlich  %l\x$t  unb  ©eebdber,  fidrfenbe  £>alb? 
unb  S3ibetbdber  unb.  ^njectionen  t>on  2lbfodnmgen  ber  ©alüia, 
©erpttlluin,  2lbft.ntfy.ium,  ber  ©cl;en=,  Ulmen  -  ober  SBeibenrinbe, 
audf)  wofyl  mit  etwaä  rot|)em  ©ein  ober  2llaunaufl6(ung  üerfe^t; 

2)  Einreibung  fpirttuofer  JJftittet  auf  ben, Unterleib,  Sragen  be§ 
aromatifcben  ^Oflaflera    auf   ber  Regio  hjppgastric^  u.  f.  w.; 

3)  Einbringung  eineev  ©cbwammeS  in  bie  Vagina,  welcher  mit 
im  genannten  bittern  unb  abjiringtrenbentD?itteW>  befeuchtet  wirb, 
ober  eines  ©dcfcbenS  mit  Eicfjenrinbenpuloer  gefüllt  unb  mit 
rotbem  ©eine  befprengt. 

§.  483. 
Äann  man  nun  hoffen,  i>a$  bttr#  biefe  Siftaafjregeln  bie  Er* 
fdblaffung  ber  ©ebdrmutterbdnber  unb  ©cfyeibenwdnbe  gehoben  fei, 
fo  erlaubt  man  berÄranfen  etwas  aufzuliegen,  unb  acbtet  barauf, 
Qb  bä  aufrechter  (Stellung  unb  bei  getinber  witlfürlicfyer  ^rejfung 
ber  £3aucbmu3feln  ber  SSorfall  nicfyt  von  feuern  erfc^emt.  Sji 
bk§  nun  nicbt  ber  %aü,  fo  faßt  man  bte  Äranfe  allmaltg  langer 
auf  fein,  warnt  tnbej?  vor  allen  heftigen  unb  anfirengenben  ^Be- 
wegungen, nimmt  9cücfftcl)t  auf  Erhaltung  letzter  unb  natürlicher 
$axn*  unb  ©tublauSleerungen  (bü  benen  alles  treffen  jireng  ju 
unterfagen  tfl) ,  unb  fdfyrt  nocfy  einige  Seit  mit  2(nwenbung  beS 
örtlich  bte  Gwntractilitdt  erfyofyenben  2tp»arat6  fort. 


350 

§.    484. 

SBo  biegen  ber  23orfall  überhaupt  ju  veraltet  ijt,  al§  bafj 
man  auf  bem  angegebenen  SBege  beffen  Rettung  erwarten  burfte, 
ober  aud)  bie  angezeigte  SDfetbobe  fruchtlos  geblieben  tjl,  forbert 
baS  Uebel  entweber  bte  fpdter  gu  beforecfyenbe  Operation  ober  ein 
Mittel,  welches  wenigffenS  bie  mit  ber  tief  beigetretenen  ©e= 
tydrmutter  notfjwenbig  oerbunbenen  35efd)werben  etwas  minbert. 
SMefeS  wirb  bewirft  burd)  eine  medjanifcbe  Unterffüfcung  beS  UteruS, 
ju  beren  2CuSfül)rung  man  fel)r  oerfdjiebene  Mittel  in  23orfcfylag 
gebracht  fyat  QnnS  ber  jwecfmdjjigften  §u  biefem  S3el)uf  ijt  bie 
fcfyon  erwähnte  Einbringung  eines  ^tnidngttd?  großen  ©djwammeS 
in  bte  SSagina,  bei  welcbem  alle  nachteilige  Neigung  ber  23aginals 
portion  wegfallt  unb  man  jugleicl)  burd)  SSefeuc^ten  beS  (Scbwams 
meS  mit  einem  Eicfyenrinbenbecoct  unb  etwas  rotfyem  SBein  jur 
oollfommnen  Teilung  immerfort  beitragen  fann.  —  (Sin  folcjjer 
©cljwamm  muß  an  feinem  untern  bunnern  (5nbe  mit  einer  ©klinge 
»erfeben  fein,  tbeilS  um  ttyn  bequem  &eräuSne&men  ju  fonnen 
(welches  uberljaupt,  namentlich  aber  jur  Seit  ber  monatltcben  SRtU 
nigung  öfters  gefeiten  muf?) ,  tbeilS  um  tyn  an  eine  Setbbinbe 
mit  jwifcfyen  hcn  ©cftenfeln  locfer  burcbge^ogenem  S5anbe  (obnges 
fdfyr  wie  ber  33emriemen  an  einem  S3rud)banbe)  etwas  befejftgen 
ju  Ipnnen,  woburd)  man  tbeilS  baS  $eroorbrdngen  beS  ©cbwammeS 
in.  $olge  oon  23aginalframpf,  ober  in  Solge  betrdcbtlicber  (grwei* 
terung  ber  Rima  genitalium  bei  oielletc&t  früher  jtattgel;abten  (Sms 
riffen  beS  3!tttttelfleifd)eS  oerbinbern  lann  (in  welkem  le&tern  gälte 
man  jur  S5erl)inberung  beS  ^eroorbrdngenS  burcl)  eine  oor  bie 
©eburtStbeile  gelegte  Gompreffe  unb  bie  TsSBinbe  nocb  mel)r  bei- 
tragen lann),  tbeilS  auf  alle  Söeife  baS  herausfallen  beS  ©cbwam^ 
meS  im  ©eben  ju  üerlmten  iji.  —  2(njhtt  beS  <3d)wammeS 
empfteblt  501  eigner  (a.  a.  £>.)  bunne,  leinene  mit  abjrringirenben 
Ärduterpuloern  gefüllte  C^linber,  welche  burcb  eine  TsSSinbe  in 
tfyrer  Sage  erbalten  werben  follen.  Söenn  man  tnbef?  bebenft,  bafj 
biefe  ßolinber  allmalig  fefyr  fyart  werben,  i>a$  fte,  bitnn  gemacbt, 
notbwenbig  ben  UteruS  brücfen,  unb  bicf,  bie  (scbeibenwdnbe  nod> 
mefjr  als  ber  <&<$)toamm  auSbelmen,  fo  barf  man  wol)l  mcr)t  ml 
baoon  erwarten,  aucb  baben  fte  ft'cfy  mir  wenigjienS  in  berErfab* 
rung  ntdjt  bejtdtigt,  unb  id)  würbe  ilmen  bafyer  immer  nocb  bie 
elafttfcf?en  ©djetbencülinber,  weldje  innen  ^>o^>lt  bleiben,  trieben. 

§.    485. 

SBo  inbefj  ber  @cf>wamm  feine  binldnglicbe  UnterfKtfcung  ge^ 
wdbrt,  was  oorjuglicb  bei  einem  fcfyon  Safyre  lang  befteljenben 


351 

fefyr  bebeutenben  ©cbdrmutteröorfalle  unb  bei  fetjr  weitem  SSecFen 
eintreten  wirb,  tj!  man  genötigt  auf  fejrere  UnterjiufcungSmtttel 
5u  benfen,  unb  gu  biefem  33el)uf  bienen  bie  9ftutterfrdnge 
(Pessaria),  beren  bie  SSanbagenlefyre  *)  eine  beträchtliche  2£ngat)l 
auftdljlt,  unb  üon  welchen  wir  jefct  nocb  einige  ber  empfefylenSs 
'Wertteilen  betrachten  unb  t^re  2Cnwenbung3art  befc^retben  wollen. 

tfnmerfung.  2>afü  man  bie  eigentlichen  ^Pejfarten,  wo  man 
trgenb  fonne,  ju  »ermeiben  \)<xbz,  weil  fte  immer  eine  nachteilige 
Nebenwirkung  auf  bie  ©efcblecbtstbeile  herbeiführen,  ijtüon  $lm$i 
ner  (a.  a.  ID.  unb  in  ben  Sorfd)ungen  beS  neunzehnten  Safyrl). 
2&I.  2.  ©.  152  u.  f.-  unb  SE&l.  5.  ©.  98  u.  f.)  nicbt  nur  mit 
guten  ©rünben  bargetfyan,  fonbern  aucf)  burcf)  mehrere  SBeifpiele 
eingeklemmter  ^Peffarien  u.  f.  w.  belegt  worben.  Scb  felbft  erinnere 
mtct)  zweier  $dtle,  wo  fcbledjte  ^effarien  bergefralt  eingeflemmt 
gefunben  würben  (ba  fte  feit  Sauren  olme  t>on  Neuem  t>orgenom= 
mene  Unterfud)ung  gelegen  Ratten),  baß  baburcfy  nictjt  nur  ein 
bösartiger  weif  er  §luß  veranlaßt  worben  war,  fonbern  aud)  bie 
notfywenbig  geworbene  ^>erauSbeforberung  berfetben  nur  mit  größter 
SDKtbe  unb  nicfyt  olme  S5eil)ulfe  üon  Snjirumenten  t>on  mir  au§= 
geführt  werben  fonnte. 

§.    486. 

Sßir  Reiten  bie  ^effarien  ein  in  gejiielte  unb  ungejlielte. 
SBeibe  2frten  fyaben  ifyre  befonbern  SSortbetle  unb  Nacheile.  2)ie 
ungeftielten  werben  orme  ©djmerjen  getragen,  beburfen  feiner  be= 
fonbern  S3mbe  jum  3urucf  galten ,  ja  ^inbern  (gut  gelegt)  nictjt 
einmal  bie  (Smpfdngniß;  bagegen  fmb  fte  nicfyt  leicht  ben  geges 
benen  Umjrdnben,  üorjüglid)  bem  S3eden,  genau  angupaffen, 
muffen  bafyer,  wenn  fte  ju  groß  ft'nb,  bie  benachbarten  Steile 
bebeutenb  brucfen,  ober  werben,  wenn  fte  gu  flein  ft'nb,  balb  o.\\& 
fallen,  \a  ba3  Uebelfle  tjt,  baß  bie  weichen  Steile  gewo^nlic|) 


*)  ©.  S-  ©tob.  83 er nft exn'S  ftjjlemat.  ©atfreUung  t>e§  djirurgifdjen 
SSerbanbeö;  Sena  1798.  unb  (Sbenbeffetben  Äupfertafeln  mit  ©cfldrum 
gen  unb  3uf%n  §.  ft>ftemat.  2)arfl.  b.  djtrurg.  SSerb.  Sluerfol.  m. 
51  Äpf.  1802.  Suötlle  2C&$anM.  über  bk  SSrucbbänbet  u.  cmb-  bei 
©ebärmutterfenfungen  tt.  f.  w.  anroenbbaren  SSerbdnbe.  li.  b.  grang. 
o.  ©erreget.  S^urnb.  1800.  2tuj3erbem  ftnbet  fid)  bie  ausführliche 
^Betrachtung  ber  »erfdjtebenen  §>effarien  bn:  Hunold  Di$s.  de  Pes- 
sariis;  Marb.  1799.  8.  unb  in  Stidjter'S  2(nfang§gr.  ber  SBunbar^ 
neifunft;  33.  VII.  <S.  16.  «Obrere  neuerlich  angegebene  ?)effarien  be= 
fdjreibt  SOle tf  ner  gorfcfyungen  beS  neunzehnten  3al)rl).  5.  SSb.  <3.  97 
«•  folg.  , 


352 

burtf)  ben  £)rucf  be3  $effartum6  nachgeben,  unb  fo,  wenn  e3 
auä)  anfänglich)  fcjl  lag,  boeb  fpdterbin  baS  2Cu§fallen  beffelben 
bewirfen.  —  2Ba3  bie  geffielten  Sftutterfrdnje  anbelangt,  fo  galten 
ffe  gwar  ben  UteruS  mit  ©icfyerfyeit  jurücf ,  bagegen  machen  ft'e 
aud)  üiele  S5efrf)werben,  forbern  baS  fragen  einer  befonbern  S3inbe, 
beren  £)urcbndffung  Dorn  Urinabgange  unoermeiblicb  ift,  ber  ©tief 
be§  SD?uiterFranjeS  reibt  unb  brüeft  bie  23agina  unb  bie  äußern 
©eburtStfyeile,  üeranlafjtt  £euforrr}6e  unb  ©rcortationen.  Rufers 
bem  ftnft  aud),  felbfl  bei  heftend  angelegter  SSinbe,  ber  UteruS 
boef;  im  ©eben  ztwtö  fyerab,  unb  wenn  ftcr)  bie  tanfe  bann 
fcbnell  unb  unoorffdr/tig  nieberfe^t,  fo  jißft  ber  5D?utterfran§  ben 
ttteru3  geroaltfam  in  bie  $ol)e,  welches?  benn  nidjt  nur  fcfymer^ 
fyafte  (Smpftnbungen  mad)t,  fonbern  ju  nachteiligen  Neigungen 
be§  9ftunbermunbe3,  felbft  §u  (Sntjlefyung  üon  ©firrfyofttdten 
fuhren  fann. 

§.    487. 

2)a  fonacl)  bie  ung ehielten  $)eff arten  allerbingS  wem* 
ger  befdjwerlid)  unb  gefdljrlid)  ft'nb ,  al§  bie  gezielten ,  fo  wirb 
man  iljncn,  wo  nur  immer  moglicb,  ben  SSorjug  geben.  —  £>te 
gorm  voit  ba3  Material  berfelben  ifl  inbep  dußerfl  oerfcfyieben,  am 
wenigften  gu  empfehlen  ft'nb,  ifyreS  £)rucf3  unb  ifyrer  $oxm  wegen, 
bie  ajlinber*,  apfel*  unb  birnformigenJPeffarien;  beffer,  unb  boef) 
fefyr  einfacb,  ifi  ber,  and)  tton  3?id)ter  befonbere>  empfohlene 
ßeoret'fcbe  SKutterfranj  (Taf.  I.  f.  IX,),  welcher  au3  einem 
9iinge  üon  Äorf,  gegen  3  3ott  im  £luerburcbmeffer  unb  ein 
©ec|)3tl)eil  weniger  im  graben  JDurcljmeffer  betragenb,  verfertigt 
unb  mit  einem  Ueberjuge  au6  3Bacf)3,  mit  etwas  ©t)»3  üermifebt, 
überwogen  wirb  *).■  SBeniger  gut  ft'nb  bie  l)6ljernen,  bloS  tetler- 
formigen,  runben,  ober  "ok  naef)  litt  be3  SSrüningrjauftfcben 
hinten  unb  oorn  etwas  auSgefdmittenen  (nacl)  %xl  einer  oo ), 
welche  fel)r  leidet  abgleiten  unb  auSfatten.  Smmer  $ot  man  barauf 
§u  feljen,  baß  bk  SDeffnungen  be3  SKutterfran^ä  nicfyt  p  groß 
ausfallen,  weil  auferbem  leiebt  ber  9ttutterl)al3  felbft  in  biefe 
£)effnung  ft'ct;  bineinbrdngen  unb  einklemmen  fann,  welcfeeS  wirf- 
ttdt>  zuweilen  oorgefommen  ijf. 

ttnmerfung,  ©anj  befonberS  muß  idt>  fyier  bie  ooalen  ftar* 
fen,  etwas  elajHfcfjen  ^Peffarien  empfehlen,  welche  nacl)  ber  §orm 


*)  2ßenn  ein  foldjer  Äranj  gut  liegen  foll,  fo  mug  er  namentlich  nicfyt 
ju  bunn  (ein,  benn  je  breiter,  natürlich  ber  an  ber  SSaginalwanb  liegenbe 
Slanb  ift,  beffco  weniger  wirb  er  abgleiten. 


353 

ber  Settret'fcfyen  JU  ^)art6  t>on  SS  erb  i  er  (Chirurgien  herniaire 
de  la  marine  etc.;  Rue  notre  Dame  des  victoires,  No.  40.) 
gefertigt  werben,  imb  in  Seidig  bü  ©ellier,  in  Bresben 
SKobrenapotbefe  unb  bei  bem  SBanbagijt  ©cbrobel  fduflity  jn 
fyaben  ftnb. 

§.    488. 

Serner  geboren  Berber  bie  elajtifcfyen  ungeftielten  ^effarten, 
worunter  baS  $unolb'ftf)e,  auS  einem  §ifcbbeinringe  mit  ©eibe 
umwicfelt  unb  mit  einem  SRe^c  oon  $aarbdnbern  innen  burcf)= 
floaten  (f.  T.  I.  f.  X.),  (Srwdbnung  oerbient,  obwohl  aucf)  biefeS 
wegen  beS  bunnen  9?anbeS  leicht  auffallen  fann.  *£5iefeS  leichte 
$erauSgleiten  ijt  inbefü  aud?  oon  ben  anbern  elajitfcben  ^effarien, 
5.35.  t>on  bem  Suoille'fcben  unb  SSernarb'fdjen,  ju  befürcf;-« 
ten,  oon  benen  baS  erfte  aus  einer  Keinen  ^lafcbe  elajitfcben  <$axi 
$eS,  am  SSoben  mit  einem  eingelegten  golbnen  9fange  (T.  I. 
f.  XII.) ,  baS  jweite  auS  £einwanb,  mit  2(ufl6fung  beS  elajtifcben 
^arjeS  betrieben,  befielt,  unb  welche  namentlich)  burd)  bie  6rs 
wdrmung  ffd)  erweichen  unb  fo  herausfallen.  (§ben  biefeS  nicbt 
fejt  Siegen  fann  man  aucb  bem  nacf)  £)eweeS  Angabe  auS  üer* 
golbetem  ©Über  oerferttgten  ^Peffarium  jum  Vorwurf  macben. 
S3effer  tjt  baS  üon  £)eleau  angegebene,  auS  einer  aplinbrifcb 
aufgerollten  ©piralfeber  aus  gewartetem  mit  Äautfcbucf  überzogenem 
©ilber  oon  2  bis  2%  Soll  Sangen  -  unb  £luerburcbmeffer,  welcbe 
mitteljf  eines  Porte-pessaire  enger  gufammengerollt  eingebracht  wirb, 
worauf  ftc  ftdt>  innerlicb  aufrollt,  bie  ©cbeibenwdnbe  etwas  fpannt 
unb  ben  Uteru§  unterjtüfct,  womacb  ber  Porte-pessaire  gurucfge* 
Sogen  wirb.  — 

§.    489. 

&k  geflielten  SJÄutterfrdnje  betreffenb,  fo  f)at  man 
auü)  oon  biefer  3lrt  tbetlS  elafiifcfye,  tbeilS  unelajtifcfye.  £)ie  er^ 
jfern,  gewobnltcb  auS  Seinwanb,  mit  aufgelojiem  elajitfcben  ^arj 
beflric^en ,  oerfertigt,  erweichen  ftc^>  jebocb  balb,  fnicfen  jufammen 
unb  laffen  ben  SSorfaH  wieber  heraustreten,  fonnen  baljer  nur  für 
febr  empftnblidje  9>erfonen  unb  bei  nicbt  alljubetrddjtliclKn  SSor^ 
fallen  fiattftnben,  unb  muffen  öfters  erneuert  werben,  ©ie  baben 
baS  ®utt ,  bafj  ftc  beim  Sftieberfefcen  nicbt  fo  gegen  bie  ©ebdr; 
mutter  froren,  unb  i$  f)obe  ffe  bajjer  nicfyt  obne  Sfafcen  gefunben, 
jumal  ba  mitunter,  wenn  ber  Vorfall  nocb  nicbt  gar  ju  jtarf 
war,  er  ft'cfy  burcb  ein  b^^idbngeS  ober  etwas  längeres  fragen 
eines  gejrielten  SJZutterfranjeS  entweber  gan§  oerliert,  ober  fobann 
burcfy  einen  bloßen  ©cfywamm  ffcb  jurüc!l;alten  laßt. 

©*maBotogie.    I.  Zf).  3tt  tfufl.  23 


354 

§.    490. 

Die  garten  gezielten  SÄutterfrdnje  fmb  am  beften  mit  einem 
foliben,  nacb  ber  gübrungSlinie  mäßig  gebognen  ©tiele  oerfefyen, 
ber  Seiler  wirb  entweber  oon  bem  (Stiele  unmittelbar  (wie  M 
bem  £unolb'fd)en)  getragen,  unb  bann  muß  ber  in  ber  fO?ttte 
vertiefte  Seiler  mit  einigen  £6d)ern  üerfefyen  fein,  ober  ber  Seiler, 
3«r  Unterjiü&ung  ber  33aginal»ortion,  wirb  in  einen  bloßen  9£ing 
oerwanbelt  unb  bann  oon  brei  auf  bem  (Stiele  aufft^enben  ^tüt^m 
getragen  (wie  bei  bem  3  e  U  e  r '  fd^en  f.  T.  I.  f.  XI.).  @in3  ber 
gewolmlicbften ,  wol)lfeiljten  unb  befien  $>effarien  biefer  2(rt  ifi 
ba3  oonv£>unolb,  welcbeS  au§  überftrnißtem,  oorfyer  inSeinolges 
foebtem  ^olje  be|tel)t  unb  wetcbeS  man  aud)  mit  einer  2Öacb§- 
maffe  überleben  laffen  fann.  Um  übrigens  bei  biefen  garten 
gezielten  SPeffarien  ba3  ©tauchen  gegen  bie  ©ebdrmutter  beim 
üftieberff&en  $u  oerljüten,  giebt  SRitytn  ben  dlaty,  ben  (Stiel  ju 
burcbfdmeiben,  an  jebem  @nbe  eine  etwa  golllange  ft'lberne  SJobre 
anzufügen,  eine  bünner  aU  bie  anbere,  fo  baß  eine  fiel)  in  bie 
anbere  einfcfn'eben  laßt,  unb  nun  in  biefe  Stttyren  eine  §eber  oon 
foiralformig  gewunbenem  Dratb  fo  ju  legen,  baß  ffc^>  bäm  Drucf 
ber  (Stiel  oerfürjt  unb  oon  felbji  wieber  oerldngert;  aUein  eS  tjf 
toofyl  §u  jweifeln,  ob  eine  fo  fünjiltcbe  SSorric^tung  f)'m  lange 
3eit  wiberbalten  würbe.  (§ber  fonnte  man  bafyer,  nad)  bem  23ors 
fcblage  (Sbenbejfelben,  ben  Äranfen,  welche  ba3  ^unolb'fdje 
ober  Seller'fcbe  ^)eprium  tragen,  ben  Sfatb  geben,  am  ^intern 
unb  obern  Steile  ber  (Scbenfel  Stiften  §u  befestigen,  welcbe,  wenn 
bie  Äranfen  ficf>  fefcen,  ben  «Stoß  gegen  ben  (Stiel  bes>  Cutters 
franjeS  oerf)inbern,  bocl)  iji  bieS  wieber  ben  Äranfen  ju  mtbes 
quem.  3Cu6  biefem  ©runbe  fyat  2)  uff  in  ein  fogenannteS  (Scbilfc 
speffarium  erfunben,  an  welchem  ber  (Stiel  mitteljr  grabuirter 
<Sd?raube  ber  Sdnge  ber  SSagina  angepaßt,  unb  ber  $um  2tb= 
fcfyrauben  eingerichtete  Seiler  jur  Unter  jiüfcung  be$  UteruS,  nadj 
ben  Umfidnben  gewallt  werben  fann.  Der  (Stiel  iffc  bol)l  unb 
für  (Sinfori^ungen  geeignet  unb  oerbinbet  ffcb  unten  burefy  ein 
^Pfannengelenf  mit  einen  (Scfyilbe,  welcbeS  am  Damme  burefy  eine 
T;S5inbe  fejigebalten  wirb.  —  Daß  übrigens  and)  alle  anbern 
gezielten  ^effarten  am  untern  (Snbe  be3  (StieB  mit  einer  ober  eini- 
gen £)effmmgen  jum-  Durcbjtel)en  be£  an  eine  ßeibbinbe  befejrigten 
SBanbeS  oerfeljen  fein  muffen,  ergiebt  ft'dt)  fd>on  oon  felbji. 

§.    491. 

Söir  fyaben  nun  noefy  oon  ber  litt,  SSttutterfranje  einzulegen 
unb  berau^unelnnett,  ju  fpved^en :  —  Um  einen  ungeflielten  $JlnU 


355 

terfranj  einzulegen,  mufj  juüorberft  nacb  oben  (§.  480  u.  481.) 
angegebenen  9J?etf)oben  bie  oollfommne  Sffepofttion  beS  Vorfalls 
bewerf jielligt  fein;  man  lagt  bann  bie  Äranfe  (welcbe  nüchtern 
fein  unb  Urin  imb  ©tufyl  entleert  Ijaben  mufj)  in  ebm  bie  Sage 
bringen,  welche  §ur  Stepoft'tion  notf>tg  war  (§.480.),  lä$t  bie  Änie 
etwas  anheben,  beffreicbt  ben  SJJutterfranj  mit  IDel,  unb  bringt  ti>n 
bann  mit  feiner  Sänge  in  ber  2Cre  beS  SBecfenS,  mit  feiner  breite 
in  ber  3?id)tung  ber  geraben  £>urcbmeffer  beffelben  in  bie  Cutters 
fcfyeibe  ein,  wobei  bie  Äranfe  alles  treffen  forgfdltig  oermeibet. 
Sm  33ecfen  nun  giebt  man  itmi  bie  Stiftung,  baj?  er  mit  feiner 
ßdnge  in  ben  £Uterburcbmeffer  ber  £3ecf  enbof;le ,  unb  mit  feiner 
S3reite  in  ben  geraben  £)urcbmeffer  berfelben  ju  liegen  fommt, 
unb  ber  Sföuttermunb  über  ber  £)effnung  beS  9ftuttcrfran §e6 ,  unb 
gwar  auf  ber  concaoen  ©eite  beffelben  fiel)  beftnbet.  —  <$at  man 
ft'd)  oon  ber  guten  Sage  beffelben  überzeugt,  unb  empft'nbet  bie 
Äranfe  weber  beftigeS  £)rucfen,  nod)  fonfligen  ©cbmerj,  fo  be* 
beeft  man  bie  äußern  ©eburtStfyeile  mit  einer  bie?  en ,  allenfalls  mit 
rotljem  SÖein  befprengten  (üompreffe ,  welche  an  etne  üeibbinbe  hinten 
unb  oom  befejftgt  wirb,  lafjt  ii)x  bie  ©djenM  jufammen  legen 
unb  ft'd)  rubig  galten. 

$laty  einer  i>m\  bis  brei  Sage  beobachteten  fRut)t,  wenn  ffcb 
ber  SKutterfranj  in  bie  weichen  Sbeile  beS  S3ecfenS  gehörig  eins 
gebrücft  fyat,  lagt  man  bie  Äranfe  gwar  auffielen,  allein  alle  an; 
jtrengenben  ^Bewegungen  in  ben  ndd)jrfolgenben  Sagen  forgfdltig 
oermeiben,  bie  ßompreffe  noeb  mehrere  Sage  fort  tragen,  Skrjlopfuns 
gen  burd)  oon  Seit  &u  Seit  §u  nebmenbe  SaoementS  oorbeugen 
unb  beim  ©tul)lgange  bie  ©eburtstbeile  mit  ber  #anb  bebeefen, 
bis  man  ft'd)  oon  oollFommen  guter  unb  fefter  2age  beS  ^effas 
riumS  binldnglid)  überzeugt  l)at.  Ueberbaupt  mug  and)  fpdterl)in 
oon  Seit  ju  Seit  bie  innere  Unterfucbung  oorgenommen  werben, 
t>a  pweilen  baS  SPeffarium  jtcf)  oerrücft  ober  fd)ief  legt  (mit  ber 
breiten  glddje  nacb  oorn),  ober  aud)  wofyl  ber  UteruS  ftd)  neben 
bemfelben  tyerabbrdngt ,  ober  enblicr;,  wenn  baS  Snjfrument  lange 
gelegen  fyat,  baffelbe  and)  fdjabbaft  werben  tonnte.  —  3m  lefc 
teren  $afo,  ober  wenn  eS  eine  ganz  falfc^c,  im  S5ecfen  felbjr  burd) 
einen  gelinben  £)rucf  nid)t  abjudnbernbe  Sage  befommen  bdtte, 
muj?  eS  herausgenommen  werben,  wobei  benn  bie  Äranfe  wieber 
biefelbe  Sage,  wie  bei  ber  Einbringung,  annehmen  muß,  unb  man 
ben  Seigeft'nqer  in  bie  Deffnung  beS  SflutterfranzeS  bringt,  tyn 
erfi  mit  feiner  ßdnge  in  bie  Sü^rungSlinie  beS  SSecfenS  r,erabzu= 
brdngen  unb  fo  herauszunehmen  fuebt,  weldjeS  allerbingS  zuweilen 

23* 


356 

bei  ^effarien,  weld&e  meiere  Sabre  gelegen  t)aben,  mit  ntd^t  ge; 
ringen  ©cbwierigfeiten  oerbunben  §u  fein  pflegt  unb  woju  man 
ftcb  juweilen  aucb  ber  SSeibulfe  einer  etwas  jtarfen,  frumm  ges 
bogenen  ©onbe  bebienen  fann.  —  £>a§  £erau3nebmen  be3  Sföuts 
rerfranjeS  ijt  übrigens  aucb  notfywenbig,  wenn  er  weißen  $luß, 
Entjünbung,  ©efcfywuljt  ober  überhaupt  ©cbmerjen  oerurfacbt; 
eben  fo  ijt  e3  ratbfam,  tf>n  wdfyrenb  ber  SÄenjrruation  ju  entfers 
nen,  unb  burcbauS  notbwenbig  wirb  bie§  jur  SSermeibung  naä)- 
tfjeiliger  Neigung  in  ber  ^weiten  $dlfte  einer  etwa  eingetretenen 
<3cbwangerfcr)aft.  tteberbaupt  befommen  oft  bie  Äranfen  felbft  bie 
nötige  gertigfeit  im  ^erauönebmen  unb  Einlegen  be$  5D?utters 
franjeS,  welcbeS  %ux  oftern  Reinigung  ber  ©eburtStfyeile  unb  beS 
SnjtrumentS  am  oortt)eilr)aftefren  ijt. 

§.  492. 
£>ie  Anlegung  etneS  geftielten  SttutterfranjeS  forbert  im  SBe* 
fentltcben  baffelbe  Söerfabren.  Wlan  laßt  f>ier^u  ber  -ftranfen  eine 
Seibbinbe  verfertigen,  an  welker  binten  §wei  lange  feibene,  einen 
balben  Sott  breite  SBdnber  befejrigt  werben,  um  burcb  ben  ©riel 
be$  ^utterfran^eS  gebogen  werben  ju  fonnen.  2£n  ber  üorbern 
©egenb  ber  Seibbinbe  befejrigt  man  ju  beiben  &titm  ein  paar 
fürjere  SSdnbcr,  um  bie  oon  bem  Sflutterfranjjriel  Vformig  nacb 
vorn  unb  oben  gefügten  bintern  SBdnber  baxan  ju  fnüpfen,  burcb 
welche  SJicbtung  ber  SSdnber  i>a$  Verunreinigen  berfelben  bei  ©tubl 
unb  Urinabgange  in  etwas  oermieben  werben.  £)en  SDfutterfranj 
felbft  wdblt  man  nad)  ber  Spbty  unb  SBeite  be£  33ecfen3,  inbem 
fein  Seiler  weber  $u  groß  fein  barf,  bamit  er  niebt  brücfe,  noeb 
ju  flein,  weil  fonft  ber  Uterus  ftcb  neben  bemfelben  r)erabbrdngen 
wirb.  Sftan  bringt  it)n  nact)  gemachter  Sfapoft'tion,  unb  jwar 
ebenfalls  bmldnglicb  eingeölt,  ein,  jteltt  ibn  fo,  ba$  ber  Butter; 
munb  auf  bem  Seiler  rubt,  befejligt  bann  bie  bintern  S5dnber, 
welcbe  febon  oor  bem  Einbringen  bes>  Sfftutterfranjej)  burcb  bie 
SDeffnungen  beö  ©tielS  gebogen  fein  muffen,  an  bie  oorbern  fürs 
gern  S3dnber,  fo  baß  ber  UtcruS  babureb  gerabe  in  feine  normale 
©tellung  geboben  wirb,  unb  mad^t  nun  ber  angelegte  SDZutterfranj 
weber  £)rucf  noeb  ©cbmer§,  fo  fann  ber  Äranfen  t>a§  #ufjfet)en 
balb  wieber  erlaubt  werben,  jeboeb  fo,  baß  3ln|trengungen  noefy 
längere  3ett  öermieben  werben,  oorjüglict)  um  ba$  Jc>erab§wdngen 
bee>  Uterus  neben  i)tm  ^effarium  p  oerbinbern.  —  UebrigenS 
lernen  bie  Äranfen  gewobnlub  aud)  mit  biefen  Snjirumenten  balb 
felbjt  umgeben,  unb  fonnen  ba§  #erau3ner)men,  Peinigen  unb 
Einbringen  beffelben  fobann  ftdt>  felbjt  beforgen. 


35T 

§.    493. 

SBir  gebauten  §.  484.,  baf?  in  fyartndcfigen  Satten  biefeS 
9>rolapfus>  aud)  eine  Operation  ^ülfe  oerfprecbe  unb  aud)  biefeS 
Mittels,  welches  erft  in  ber  ncueften  3eit  2£nwenbung  gefunben 
i)at,  muffen  wir  nun  nod)  fdjliefjlid)  erwähnen.  (£S  ift  bieS  bie 
gunddjfi  auf  33erengerung  ber  ©d)eibe  unb  baburcfy  auf  frdftigere  Uns 
terftüfcung  be3  UteruS  abjwecfenbe  (Sltytrorapfyie  (©cfyeibennatlj) 
ober  (Sptftorapfyte  ( <Sd()amlefjennatl) ) ,  welche  t>on  Renting, 
5D?arffyall  $all,  Srelanb,  SSe'rarb  unb  SiSfranc  empfo^ 
len  unb  ausgeübt  worben  ijf,  ober  bie@olpobe3morapf)ie  ober 
2tbfd)nürung  eineS  SEfoeÜeS  ber  innern  ©djeibenfjaut,  weiche  SSeU 
Uni  »errichtete  unb  empfahl.  —  Sn  ben  erftern  Operationen  ges 
lang  e3  $eming,  9JUrfl)all  $att  unb  £)ieffenbad)  burtf) 
2(u$fcfyneiben  eineS  ©treifeS  ber  innern  ©cfyeibenfyaut  an  ber  ^in- 
tern unb  ben  ©eitenwdnben  ber  23agtna,  worauf  bie  Söunbrdnber 
wieber  burcfy  ©uturen  bereinigt  würben,  bie  ©djeibe  betrdcfytlid)  ju 
verengern  unb  baburcf)  fefyr  oeraltete  SSorfdtte  be3  UteruS  grünb^ 
licfy  ju  l)eben  l).  —  @anj  benfelben  3wecf  fyat  SSelltni'S  SSers 
fahren,  bocfy  fdjeint  ba$  ersterwähnte  einfacher  unb  fixerer. 


©cfyieflagen  ber  nidjt  fdjwangern  ©ebdrmutter. 
1)  33orn>ärt6neigung  (Antroversio  uteri) 

§.    494. 

£er  nicfyt  fcfywangere  UteruS,  auf  beiben  ©eiten  burd)  boppelte 
SSdnber  befejtigt,  fann  oorjuglid)  nad)  oor=  unb  hinterwärts  mit 
feiner  fidngenare  t>on  ber  ^üfyrungSlinie  be§  S5ecfen§  ftcf>  entfern 
nen,  feitwdrtS  hingegen  wirb  er  nur  guweilen  burd?  abnorme  ©es 
fdjwuljle,  entweber  feiner  eigenen  ©ubftanj,  ober  benachbarter 
Organe ,  gebrdngt.  3Me  Neigung  mit  bem  ©runbe  nad)  oors 
wdrta,  im  gewöhnlichen  Sufianbe  fcfyon  burcb  bie  2lnfyeftung  ber 
rünben  9flutterbdnber  im  geringen  ©rabe  oorfyanben,  befommt, 
wenn  fte  beträchtlicher  wirb  unb  franfljafte  3ufdlle  erregt,  ben 
tarnen  ber  ©cfyieflage  nad)  oorn  ober  ber  33orwdrt3nei= 
gung  2),  baljingegen  bie  abnorme  Sage  mit  t>tm  ©ebdrmutter« 


1)  9ER.  f.  SSe^tenb  roöcfyentlidjeö  Stepertorium  b.  neueften  Stterat.  b.  2tu& 
lanbö.   9co.  4.  1886. 

2)  2><fy  wai)U  &Jer  ba$  SBort  Neigung,  um  bte  ÄtanEfyeit  ju  untecfäjeiben 
öon  ber  bei  SBödjnettnnen  beobachteten  eigentlichen  SSorwärtSbeugung 
(Pronatio  uteri),  oon  welcher  im  jweiten  Steile  bie  Sfebe  fein  roivb. 


358 

grunbe  nacb  rucfwdrtS   ben  $lamn  ber  SKucfwdrtSneigung 
ober  ber  ©cbieflage  nacb  hinten  credit. 

§.  495. 
2BaS  bie  fjtcr  jundc^fi  51t  betrachtende  23orwdrtSneigung  ans 
belangt,  fo  ift  fte  oorsügticb  wegen  beS  £>rucfS  auf  bie  |>arnblafe 
mit  fyefttgen,  oon  biefem  SDrgan  auSgebenben  SSefcbwerben  oer* 
fnüpft,  bie  Äranfe  f)at  jtetett  Srieb,  ben  Urin  $u  laffen,  empftnbet 
bei  jfdrferem  25rucfe  auf  bie  ©cbambeingegenb  ©cbmer^en,  fyat 
itä  ©efitbl  eines  fyarten,  im  ©teben  ti>r  auf  bie  SBlafe  fallenben 
.StörperS,  welcher  juritcfweicbt,  wenn  fte  bie  Sfäcfenlage  annimmt, 
ja  eS  erfirecfen  ftcb  bie  fcbmer^aften  (Smpfmbungen  juweilen  bis 
in  bie  £enben;  unb  Snguinalgegenb ,  welcbeS  2Cüeö  benn  letcbt 
Skranlaffung  geben  fann  unb  aucf)  in  einem  oon  ßeoret  be* 
fcbriebenen  galle  wirf  lieb  gegeben  fyat,  bie  Äranfbeit  mit  <&teim 
befebwerben  §u  oerwecbfcln.  £>aS  fieberte  Äenn§eicben  berfelben  ijl 
baber  nur  auS  ber  innern  Unterfucbung  ju  entnebmen,  bei  welcber 
man  bie  23aginalportion  weit  nacb  rücfwdrtS  unb  oft  fo  boefy  ges 
jiellt  ftnbet,  ba$  man  t^n  faum  erreiebt,  ta  bingegen  bureb  t>m 
oorbern  Sbeil  beS  ©cbeibengewolbeS  ber  auf  ber  ^arnblafe  Üa 
genbe  ©runb  beS  UteruS  wabrgenommen  wirb. 

§.  496. 
©ie  ßntjiebung  beS  UebelS  ijt  oerfdn'eben.  S3egünfligt 
wirb  fte  bureb  ©nflüffe,  welcbe  (Srfcblaffung  ber  ©ebdrmutters 
bdnber  bewürfen,  fowie  bureb  ben  3ufianb  be6  SÖBocbenbetteS ; 
ferner  bureb  feljr  jrarfe  Neigung  ober  Krümmung  beS  SBecfenS 
mit  fiarf  be^öorragenbem  SSorberge;  ferner  entjiebt  fte  bureb  @*' 
weiterungen  ber  Flexura  sigmoidea  beS  @olonS  oon  angebduften 
(Srcrementen,  bureb  ÄnocbenauSwitcbfe  an  ber  bintern  SSecfenwanb, 
Ausartungen  ber  ©ebdrmutterfubjtanj  felbjl,  ober  wibernaturlicbe 
SSerbinbungen  berfelben,  namentlicb  mit  t)tm  Sttajibarme  in  §olge 
urfprünglicber  üttißbilbung  (f.  §.  138.). 

§.  497. 
3Me  ^Prognofe  tjr  für  letebtere  ©rabe  beS  UebelS  ntdt)t  ungün* 
fltg,  inbem  tfyeiB  bie  33efcbwerben  baoon  ntd>t  betrdcbtlicb  ftnb  (außer 
baß  babureb  öfters  bie  Gonception  gebmbert  wirb),  tbeilS  aueb  bie  3us 
rueffubrung  ber  normalen  Sage  feinen  befonbern  ©cbwierigfeiten  um 
terworfen  $u  fein  pflegt,  i>a  bingegen  bie  beeren  ©rabe,  tbeilS  wegen 
ber  (Störung  ber  Urinercretion,  tbeilS  wegen  gern  entjrebenber  $fc 
morrboibaljufdlle,  üorjüglicb  wenn  SJttifjbtlbungen  beS  SBecfenS  ober 
ber  ©ebdrmutter  §um  ©runbe  liegen,  eine  üble  ^rognofe  geben 
unb  im  (entern  §aHe  oft  als  ganj  unheilbar  51t  betxatyttn  ftnb. 


359 

§.    498. 

£)ie  £3el)anblung  fyat  biefelben  brei  Snbicationen ,  welcbe 
beim  ©ebdrmutteroorfall  aufgeftetit  worben  ftnb.  3unddjjt  alfo 
befeitigt  man  Verwaltungen  be3  ©tul)l$  unb  UrinS,  fo  wie  mU 
jimblidjc  3ufdlle,  bringt  bann  bie  Äranfe  in  eine  SJücfenlage, 
wobei  bie  Äreujgegenb  burcr;  eine  untevgefdjobene  9?olle  erl)6f)t 
wirb,  unb  nun  leitet  man  tl)eilö  burd)  einen  über  i>tm  ©d)am- 
bogen  angebrachten  £5rucf,  %ÜS  burd)  Einbringung  jweier  ftincpt 
in  bie  SSagina  unb  gelinbeS  SSorwdrt^brucfen  ber  23aginalportion 
t>m  UteruS'm  feine  normale  ßage  jurucf,  wobei  zuweilen,  wo 
bie  Söaginafyortton  bereite  mit  ber  ^intern  ©cfjeibenwanb  »er; 
wacbfen  wäre,  e3  atferbingS  notfywenbig  werben  fonnte,  nacf) 
o.  ©tebolb'3  SRaty  biefe  S3erwacbfung  juoor  burcty  ba$  Keffer 
ju  trennen. 

§.    499. 

3Me  meijle  ©djwierigMt  fyat  tnbefj  bie  Erfüllung  ber  britten 
Snbication;  ndmlicb  ber  Erhaltung  be3  Uterus  in  ber  normalen 
ßage.  Sftan  empfiehlt  ju  biefem  Enbe  für  mehrere  Sage  bk$8eU 
bebaltung  ber  9Jücfenlage,  bringt  einen  ©cfywamm  in  ben  Wintern 
SSfyeil  be§  ©d)eibengewolbe3  (duferer  £>rucf  burct)  SMnben,  über 
tcm  ©cfyambogen  angelegt,  fann  bei  ber  tiefen  2age  be3  UteruS 
im  S3ecfen  wenig  nü^en),  oerfyütet  forgfdltig  Anhäufungen  feften 
©tul)B  im  untern  Sfyeil  beS  2>icfbarmS,  unb  lafüt  im  dußerfien 
galle  felbfi  einen  ringförmigen,  bie  SBagmalportion  umfdjliefenben 
Sftutterfranj  für  einige  3eit  tragen. 

tfnmerEung.  3Me  eigentliche  SSorwdrt^beugung  (Pronatio 
uteri),  wo  ber  UteruS  in  feiner  Mte  reifenförmig  nad)  oorn 
umgebeugt  ijt,  fommt  auf  er  bem  SBocbenbett  faß  gar  nicht  oor, 
nur  ein  gatt  biefer^rt  i{t  oon  S3refcr>et  (f.  £arlefj  rfjetnt- 
fcfoe  3al)rbüc6er  f.  Siebte,  u.  <5&ir.  V.  33b.  3.  ©t.)  bei  einer 
jungfräulichen  2etd)e  gefunben  worben,  wo  erttrfadje  (ober  So^e?) 
einer  unheilbaren  Onanie  gewefen  fein  foü\ 

2)  Siücfroärtönetgung  ober  i$urücE6eugung  ber  ntdjt  fd)tt>an  = 
gern  ©ebärmutter  (Retroversio  uteri.) 

§.    500. 

£)iefe  abnorme  Sage  beS  Uterus,  wo  ber  ©ebdrmuttergrunb 
in  bie  2(u3l)6r;lung  be3  ÄreujbetnS  ft'nft  unb  ber  SD^uttert)al6  ft'cr; 
hinter  ober  über  Um  ©djambogen  ftnbet,  fommt  auf  er  ber 
©cfywangerfcfyaft  §iemlid)  feiten  üor,  fyduft'ger  aber  in  ben  erften 
Monaten  ber  ©tywangerfcfyaft  (f.  b.  2.  £1)1.),  obwol;l  man  gerabe 


360 

ber  SSeljauptung  beS  verewigten  SRitytex  *),  c§  taffc  ftd>  eine 
folcfye  3urücfbeugung  außer  t>et  ©cfywangerfcbaft  faum  gebenden, 
titelt  fugltdf)  beipflichten  fann.  3$  fetbfl  beobachtete  einen  Satt, 
wo  jrdte,  mit  ber  SBieberfeljr  ber  monatlichen  Reinigung  t>er* 
fnüpfte  Ärdmpfe  unb  heftige  Jpdmorrfyoibalbefcf)  werben  mit  einer 
folgen  falfcfyen  Sage  beS  Uterus  ftd)  üerbunben  Ratten,  unb  fcfyon 
t>.  ©iebolb  bemerft,  ba£  biefe  Sage  gewif?  oft  bloS  wegen  um 
terlaffener  geburt3l)ülflicf)er  Unterfucfyung  nidjt  erfannt,  fonbern 
mit  aus  anbern  Urfacfyen  entjianbenen  $dmorrfyoibaljufdllen  üers 
wecfyfelt  werbe. 

§.    501. 

23eranlaffungen  $u  biefer-  abnormen  Sage  werben  üorjugUd) 
geben  f onnen :  ein  weites,  wenig  geneigtes  unb  gelrümmteS  Sßecf en, 
heftiges  drangen  beim  ©tufylgange,  Ausartungen  ber  ©ebdrmuts 
terfubflanj,  längere  Urim>erl)altungen  u.  f.  w.  Sie  Solgen  muffen 
in  £)rucf  auf  ben  SDJaflbarm,  £)bjiructionen,  Äreusfctjmersen,  S3lu- 
tungen  u.  f.  w.  befreien,  unb  bie  33efyanblung  wirb  auf  dfynlicbe 
SBeife,  wie  bei  ber  SSorwdrtSneigung ,  öolljogen  werben  muffen, 
nur  bafj  man  fyier  (nacfybem  man  atte  aufjuftnbenbe  Urfac^en 
biefer  fallen  Sage  <m$  bem  SBege  geräumt  fyat)  ber  Äranfen 
bie  Sage  auf  Änie  unb  Ellenbogen  geflutt,  giebt,  unb  bie  jwei 
eingeführten  Singer  gegen  ben  ©ebdrmuttergrunb  anfiemmt  unb 
biefen  gegen  ben  SSorberg  hinauf  fcfyiebt,  bann  aber  ben  Uten«» 
burefy  längere  Bett  beibehaltene  S5aud)lage,  Einbringen  eines 
©cfywammeS  in  im  öorbern  £fyeit  beS  ©cfjeibengewolbeS  ober 
burd)  einen  eingelegten  Sftutterfranj  in  ber  angewiefenen  Sage  ju 
erhalten  fud^t- 

3fnmet*fun9.  9ft.  f.  über  biefeS  Uebel  bie  intereffante  ©ebrift 
ü.  SB.  3.  ©cfymttt:  ^Bemerkungen  unb  Erfahrungen  über  bie 
Surücfbeugung  ber  ©ebdrmutter  bei  ©cbwangern  unb  üfticbtfcfywans 
gern,  nebjr  einigen  S5emer!ungen  über  bie  33orwdrt3beugung ; 
Söien,  1820.  —  2(ud)  über  biefe  unb  bie  jUüorbefcfjriebene  «ftranf* 
t>ett  ben  jweiten  Sfyeit  ber  erwähnten  ©d)rift  t>on  üiÖJeifsner: 
bie  2)i3locationen  ber  ©ebdrmutter. 


§.    502. 

2Cufer  biefen  beiben  <3ct)ieflagen  konnten  enblicr)  ju  ben  fats 
fdjen  Sagen  beS  UteruS  aucl)  tl;eilS  bie  ©enfungen  ber  ©es 
bdrmutter  in  Seiften*,  S3auct)  =  ,  9?ucf  en  -  unb  SKutterfcljeiben; 


*)  EnfangSgritobe  b.  SBunbarjneif.  8$.  7.  ©.  47. 


361 

brücke*),  oon  welken  man  üon  3ett  ju  Seit  S5eifpiele  beobachtet 
bat,  tbeilS  bie  #tnaufpreffungen  (fte  werben  üon  Stteifner 
wobl  ntd)t  ganj  paffenb  ©ebdrmutterentweicfyungen  ge; 
nannt)  gejault  werben;  allein  tbeilS  fmb  bie  Säße  ber  erftern  fo 
duferfi  feiten,  unb  e3  tjt  tyter  fo  gan§  bte  33eacbtung  unb  SBebanb* 
lung  ber  S3rucbgefcbwutjt  felbft  #auptfacbe,  baf  üon  biefen 
ßagenüerdnberungen  ber  ©ebdrmutter  als  befonbern  Äranfl)etten 
niebt  bie  9?ebe  fein  fann,  unb  wir  hierüber  üielmebr  auf  bie  cbirurgi> 
feben  ßebrfdfce  t-on  ben  33rüd)en  üerweifen,  tbetia  ft'nb  bie  le^tern 
nur  aB  folgen  anberer  organifeber  Äranf  betten,  b.  t.  aU  %oU 
gen  üon  jleatomatofen  unb  dfynlidjen  SBud)erungen  in  ber  £6f)te 
be3  flehten  S3ecfen§  moglicf)  (fo  fab  tcb  i>cn  Uterus  bei  bem  un« 
gebeuren  oberwdbnten  ^otypen  am  SJttutterbalfe  ganj  in  bie  $b\)k 
be3  großen  S3ecfen3  Innaufgepreft)  unb  tonnen  beSfyalb  ju  be* 
fonberer  S3el)anbfung  ntd^t  2Cnlafj  geben.  SBtr  wenben  un§ 
bafyer  jefct  ju  ber  legten  SKegelwibrigfeit  am  UteruS,  ndmltd)  ju  ber 

3. 

Umfe^rung  ober  Umjtülpung   ber   nicfyt    febwangern 

©ebdrmutter    (Inversio   uteri). 

§.    503. 

T>md)  biefen  Stauten  bejeiebnen  wir  ba§  £erabffnfen  be§ 
©ebdrmuttergrunbeS  in  bie  ©ebdrmutterböble,  in  ben  Butter* 
munb,  ja  julefct  bureb  bie  9ttutterfd)eibe  unb  bie  äußern  ©eburt&= 
tbette,  wobei  benn  natürlich  bie  innere  §ldd)e  ber  ©ebdrmutter 
$ur  dufern  wirb,  unb  im  fjalle  bie  ©ebdrmutter  bi§  üor  bie 
ctufjem  ©eburtStbeile  berabgefunfen  ijr,  ber  SJhtttermunb  ben  obem 
Sbeil  be3  üorliegenbcn  Klumpens?  ringförmig  umgiebt  unb  bte 
ebenfalls  ^erabgefunfene  unb  umgejfttlpte  SKutterfcbeibe  ben  l)ot)len 
©ttet  btefer  metyr  !ugligen  ©efcbwulft  btlbet  —  $flan  untere 
febeibet  hierbei  jwtfdjen  unoollfommner  unb  ooEfommner  Umjlüls 
pung  (Inversio  uteri  incompleta  et  completa)  unb  begreift  unter 
ber  erjrem  2(btbeilung  biejenige  v^erabfenfung,  wo  bie  umgejiülpte 
©ebdrmutter  noeb  ntcfyt  ganj  bureb  ben  Sttuttermunb  ffcfo  gebrdngt 
fyat,  ba  ba3  ©egentijeil  bie  üollfommne  Umjlülpung  barjMt.  — 

§.    504. 

(Sine  fotcfye  2£enberung  im  SBertyältntfjl  ber  einzelnen  <5Jebdr; 
muttergegenben  nun  tjt  nict)t  gebenfbar,   auf  er  wo  bte  ©ebdr* 


!■)  3u  welchen  man  etgentttd)  fel6ft  bte  fyofyern  ©rate  »on  3utücl:6euguna, 
bec  ©ebdrmutter  rennen  Unn. 


362 

mutterfyofyfe  unb  ber  Sftuttermunb  eine  bebeutenbe  Vergrößerung 
erfahren  Ratten,  weld;e3  eineS  SfyeilS  burd)  bie  @d)wangerfd)aft 
gefrfjtefet,  oafyer  benn  auci)  im  äöocfyenbett,  ober  öoräüglicl)  unmits 
tetbar  nad)  ber  ©eburt  beg  Äinbe3  bie  Umjlulpung  am  fyduftgfien 
»orfommt  (wooon  ba3  9?dt)ere  im  ^weiten  Sfyetle),  anbem  &f)eils> 
ober  attcb,  obwohl  feltner,  burcf)  abnorme  2üu)wuct)fe ,  namentlich 
burcf)  ©ebdrmutterpofypen,  bewirft  wirb.  —  (Eben  beSfyalb  aber, 
weit  bte  ttmfiülpung  am  ge«>6r)nltd)|Ien  im  SBocbenbette  entfielt, 
fyat  man  fte  aud?  unter  ben  Äranffjeiten  ber  SBocbnerinnen  ber 
Siegel  nacf)  mit  abgeljanbelt;  allein  ba  e3  an  S3eifptelen  ni#t 
fefylt,  roo  bergleicfyen  fehlerhafte  Sagen  erjt  mehrere  Saljre  tiad) 
bem  SBodjenbette  bemerkt  würben,  fo  tfi  e£  boc^>  notfytg,  audj) 
unter  ben  Äranfljeiten  ber  9ftd[)tfd)wangem  biefem  $aUe  eine  be* 
fonbere  ^ufmerffamfeit  jujuwenben. 

§.  505. 
£)tagnofe.  £te  Äranfe  fül)lt  entweber  Mo3  innerlich  in 
ben  ©eburtsttjeilen  einen  ffumpfen  Drucf,  mit  ©efüljt  üon  £>rdn; 
gen  unb  ^reffen  üerbunben,  leibet  an  oftern  ^Blutungen,  an 
©djleimfluß,  Störungen  ber  @tul)ls  unb  #arnau$leerungen,  Jäd* 
morrtjoibatsufdtlen  u.  f.  w.,  ober  fte  wirb  burd)  eine  gwifdjen  unb 
üor  ben  äußern  ©eburtStfjeilen  fühlbare  ©efcbwulfl  incommobtrt, 
empfmbet  bie  genannten  SSefcfywerben  bann  gewolmlid)  in  nod) 
fyofyerem  ©rabe,  unb  fyat  noc|)  außerbem  ©djmerj  üon  (Srcoriatto- 
nen,  entjünblid>en  Sufdllen  be3  UteruS  u.  f.  w.  —  S3ei  ber  am 
gejMten  Unterfudjung  giebt  ffcfy  bie  üottfommne  ttmjfttlpung  ju 
ernennen  baburd),  baß  bie  ©efdjwufjt  empfmblid)  iji,  unb  baß 
man  jwifcfjen  ben  ringförmig  tcn  ©tiel  ber  ©efcfywulft  umgeben^ 
ben  SDhtttermunb  unb  ben  ©tiel  feine  ©onbe  einführen  fann  (wo; 
burd)  fte  fiel)  oon  einem  $Pohwen  unterfcfjeibet) ,  ferner  ba$  abwärts 
fein  SKuttermunb  bemerft  wirb  (woburd)  fte  oon  bem  SSorfalt 
.abweicht). — \£>ie  unoollfommne  Umjtttlpung  ift  oft  fcfywerer  51t  er= 
fennen;  f)ter  jetgt  ffd)  eine  fugtige  ©efdjwulfi  im,  Sttuttermunbe, 
welche  oft  alle  äußerliche  Sfterfmale  eines  gegen  bie  9ttutterfd)eibe 
ffd)  fyerabbrdngenben  $oh)pen  l)at  *) ,  am  meijien  jebod)  oon  bem; 
felben  baburd)  ftd)  unterfdjeibet,  baß  fte  empfmblid)  ijr,  fo  baß 
bie  ^ranfe  anzugeben  vermag,  auf  weldje  SBeife  biefelbe  burety 
'om  unterfucfyenben  Singer  berührt  ober  geregt  wirb. 


*)  SSet-gt.  ben  %cill,  welken  £attce  (SRufTö  SKag.  SSb.  IV.  £ft.  3.) 

bifdjwi&t. 


363 

§.    506. 

Den  tjollfommenfien  "tfuffcblufj  aber  wirb  in  ber  Siegel  bte 
Beobachtung  ber  oorfyergegangenen  Umfrdnbe  geben,  benn  ba,  wie 
fdjon  bemerft,  nur  in  2Bod)enbetten ,  ober  burd)  betrdcbtlicbe  $o* 
fopcn  bte  Umfiülpung  entfielt,  fo  fann  burd)  Serücfffd)tigung 
btefer  Dinge  unb  befonberS  burd)  @rforfd)ung  be$  testen  ©eburt&= 
oerlaufS  unb  be3  S3eft'nben3  im  2Bod)enbett  alsbalb  bie  nötige 
2£uffldrung  erhalten,  unb  bie  Diagnofe,  mit  23erüdftcbtigung  be3 
9?efuftat3  ber  geburtSfyülfUcfyen  Untcrfudjung,  berichtigt  werben  *). 

§.    507. 

23on  ben  S3ebingungen  ber  Grntfrefyung  einer  ©ebdr^ 
mutterumfrulpung  iji  ttjettö  oben  bei  ber  ©efd)id)te  ber  $olt)pen 
bie  Sfabe  gewefen,  tyülä  werben  wir  bei  t>m  9tegelwibrigfeiten 
ber  ©eburt  unb  be§  SßBodjenbetteS  wieber  barauf  jurücFfommen. 
Die  ^rognofe  betreffenb,  fo  iji  jwar  bie  ^>lo^ltdt>  eingetretene 
Umfrutyung  oft  mit  ben  gefdbrlicfyjien  Sufdüen  oerbunben,  t&etl3 
an  unb  für  ftdt>  flar,  wie  fetyr  bei  fo  ganj  wibernatürlid)er  £age 
bte  Functionen  be3  UteruS  gefiort  werben  muffen,  unb  wie  leicht 
er  ber  ©efafyr  ber  (Sntjünbung  unb  felbfl  be§  33ranbe$  auSgefefct 
fei;  beffenungeacbtet  §at  bie  ^Beobachtung  feltne  Sdlle  gegeigt,  wo 
ber  UteruS  ftdj  nad)  unb  nacb  fo  ttoüig  an  biefe  Sage  gewohnt 
fyatte,  bafl  felbjl  bte  Sflenjiruation  fortbauerte  unb  ba3  Sßoblbes 
ft'nben  ntc^t  mefyr  als  burd)  einen  gewof)nlid)en  ©ebdrmuttert-orfatt 
gefiort  war,  batyingegen  atterbingS  bduft'ger  burd)  tiefet  wibernas 
türlicfye  Söerbditnifj  Entartung  unb  felbjr  carcinomatofe  3erff6rung 
ber  ©ebdrmutterfubjlanj  oeranlafjt  wirb. 

§.    508. 

Die  35ef>anblung  bat,  wie  bei  Um  ©ebdrmutteroorfatte, 
namentlich  brei  Snbicationen  $u  berücfftc|)tigen,  ndmlicb:  1)  bie 
burd)  ein  ptöfettcfoeS  v^erabtreten  ober  äußere  <3d)dbiid)feiten  oer; 
anlasten  3ufdlle  §u  befeitigen,  in  welcber  #inftd)t  bä  (Sntjün* 
bungSgefcbwutjl  be§  UteruS  auf  dr)nltcr;e  SBeife  oerfabren  werben 
muj?,  wie  oben  (§.  479.)  für  dr)nltcr)e  3ufdUe,  wenn  ft'e  an  ber 
prolabirten  ©ebdrmutter  ftd)  jeigen,  erwähnt  worben  ifr;  nur  mufj 
erinnert  werben,  bajj  biefe  3ufdlle  bei  ber  Umjlütyung,  mtmttt 


*)  ©in  mcr?tt)ürbtge§  SSetfptel  öon  einer  26  Saljr  bauernben  ttrojitütpung, 
bei  welker  jule§t  burd)  einen  £Uiactfalt>er  eine  ßigatur  angelegt  würbe, 
hk  nad)  ötägigen  fdjrecKidjen  Seiben  unb  brotyenbem  33ranbe  »on  bem 
nun  baju  gerufenen  b'£)utrepont  abgenommen  würbe,  ftnbet  ftä)  in 
E.  B.  Herzog  Diss.  de  inversione  uteri.   Wirceb.  1817.  4. 


364 

wenn  biefelbe  eben  erft  entffanben,  ober  (xoa§  aucb  gefdjeben  fann), 
wenn  ber  üielleicbt  oorber  nur  $um  S^eil  umgeftülpte  UteruS  nacb 
einer  gewaltfamen  ^Bewegung,  nacb  heftigem  treffen  u.  f.  w.  ftcb 
plö&licb  üollfommen  umgejfttlpt  batte  unb  wobl  gar  oor  bie  äußern 
©eburt£tf)etle  getreten  war,  weit  heftiger  als  bei  bem  bloßen  ©e= 
bdrmutteroorfaU  §u  fein  Pflegen  unb  bafyer  gewobnlid)  aucb  ein 
frdftigereS  antip^ogi{!ifcbe6  #etlt>erfabren  forbern. 

§.  509. 
X>k  zweite  Snbication  gebietet  bie  SBieberberfhllung  ber  na= 
türlicben  Sage  ber  ©ebdrmutter;  ibre  (Erfüllung  ftnbet  jebocb,  je 
mebr  bie  Umfiülpung  oeraltet  tjt,  um  fo  bebeutenbere  ©djwierigs 
feiten.  2Bo  ber  Uterus  noeb  beroeglicb  tjl,  oerriebtet  man  ftc, 
inbem  man  ber  Äranfen  eine  9?ücfenlage,  wie  gur  Sfapoft'tion  beö 
©ebarmutterüorfaüö ,  anweift,  bann  mit  fonifcb  sufammengelegter 
unb  binreiebenb  eingeölter  ^anb  ben  Fundus  uteri  mit  ben  %'m- 
gerfpi£en  faßt  unb  ü)n  bureb  bebutfameS,  in  ber  Sfäcbtung  ber 
SubrungSlinie  beS  33ecfen3  fortgefefcteS  Brüden  unb  drangen  nacb 
unb  nacb  einwärts  febiebt,  bem  ÜJttuttergrunbe  bann  bureb  ben 
fJttuttermunb  binbureb  nacbfolgt,  unb  fo  ben  UteruS  bi$  ju  ber 
tbm  naturlicben  Stellung  im  33ecfen  b^auffubrt.  $at  bie  regeis 
wibrtge  Sage  noeb  niebt  allzulange  gebauert,  fo  wirb"  btefeS  obne 
atfjugroße  iDtftbe  gelingen;  ift  ba3  ©egentbeil  aber  ber  $aU,  fo 
wirb  oft  ber  Äranfen  ber  SfapoftttonSoerfucb  felbjr  bie  beftigfien 
Sufdtle  oerurfacben,  unb  man  wirb  genötigt  fein,  S3dber,  er= 
weiebenbe  Umfcbldge,  SSejfreicben  mit  £>el  unb  dbnlicbe  Mittel 
längere  Beit  fortjufe&en  unb  bann  erjl  bie  9?epofftion  oon  feuern 
$u  oerfueben,  obwobl  man  in  mebreren  oeralteten  Hebeln  biefer 
Ttxt  ffcb  gule^t  befennen  mnfytz,  ba$  bie  JKepofttion  überbauet 
tyier  gdnjlicb  unmoglicb  fei.  —  £>ie3  ft'nb  bann  bie  §dlle,  welcbe, 
jumal  wenn  bie  umgejlülpte  ©ebdrmutter  bureb  ^Blutungen,  <Sftr- 
rbu§  ober  Äreb§  bem  2eben  ber  Äranfen  ©efabr  brobt,  bie  Cur* 
jtirpation  be3  UteruS  anzeigen.  £)aß  fte  bter  mit  mebrerer  $offs 
nung  jur  ©rbaltung  be3  SebenS  ausgeführt  werben  fann,  al3  bti 
bem  ÄrebS  ber  niebt  oorgefallenen  ©ebdrmutter,  beweifen  mebrere 
glücflicb  abgelaufene  gdlle;  fo  operirte  febon  Runter  einen  lange 
umgeftülpten  UteruS  nacb  angelegter  Ligatur  bureb  ben  ©ebnitt, 
unb  auf  dbnlicbe  SGBeife,  pweilen  aueb  bureb  t>k  Ligatur  aUtin, 
baben  Sobnfon,  ßlarfe,  Sobn  Sßinbfor,  (Sfyivaliex 
glücflicb  operirt  (f.  Meißner,  ^orfebungen  be3  neunjebnten  3abrb- 
2.  S3b.  ©.  176.  unb  5.S3b.  <3  300.  u.  f.).  £>ie  £unter'fcbe 
9Äetbobe  würbe  ffcfyer  am  meijUn  dmpfel)lung  oerbienen. 


365 

§.    510. 

£)ie  britte  Snbication  forbert  (Erhaltung  beö  Uterus  in  feinet: 
wiebererlangten  natürlichen  Sage,  ju  welchem  (Snbe  benn  äuoors 
berft  bie  Qontraction  beffelben  bewerFfklligt  werben  m\\%,  ba  aujjers 
bem  jietS  bie  Neigung  §um  SBiebereintritt  ber  ttmjfülpung  ver- 
bleiben würbe.  £>ie  Ctontraction  aber  wirb  erregt  tljeilS  buref) 
(Einreibungen  üon  9?ap^>tf>a  unb  flüchtigem  Linimente,  t&etlS  burety 
Snjectionen  aromatifcfyer,  mit  (Efffg  unb  Söein  t>ermtfd>ter  ^rdu^ 
teraufguffe,  t^ctlS  nad)  t>.  ©iebolb'S  S3orfc^lage  burd)  (Ein- 
führung be3  SftutterrofyreS,  auf  beffen  Änopf  ein  ©tue!  in  aroma= 
tifcfye  2l'ufgüffe  getauchter  ©cfywamm  gebunben  ijr,  unb  welches 
man  längere  Seit  in  biefer  £age  erhalten  laßt,  tlpeilS  buref)  innere 
liebe  Mittel,  worüber  icb  auf  bie  bei  ©elegenfyeit  ber  ©ebdrmutters 
blutungen  befcfyriebene  33el)anblung3art  üerweife.  Sfi  bie  3ufams 
menjiefjung  üoüfommen  gefc^eljen,  fo  ijr  äßieberumjrülpung  nicfyt 
moglicb  unb  bie  @ur  ijr  beenbigt.  ©tnft  aber  bei  wieberfyerges 
jietltem  normalen  23erl)dltnij|e  be3  UteruS  berfelbe  beffenungeacljtet 
nocl)  tief  in  ba$  f leine  SBecfen  fyerab,  fo  tritt  bie  SSefyanblung 
be3  ©ebdrmutterborfallS  ein,  fowie  benn  enblicf),  wo  bie  9?e> 
pofttion  ber  Umffülüung  überhaupt  gdnjlicl)  unterbleiben  mußte, 
man  wenigjrenS  ba3  3urücfbringen  be$  UteruS  in  bie  #6l)le  ber 
SKutterfdjeibe  nid)t  unterlaffen  barf,  unb  gum  3wecf  be£  3urücf- 
tyaltenS  fiel)  bann  (fowie  bteS  5.  33.  in  bem  erwähnten,  r>on 
$er§og  befdjrtebenen  galle  gefcfyal))  etne§  furjgejtielten  ^)effa; 
riumS,  ober  eines  (ScfywammeS,  ober  beiber  jugleid)  bebtenen  fann. 

£)afj  übrigens  bei  oollfommner  Umfiülpung  auä)  ^erabfenfung 
ber  25armwtnbungen  in  ben  umgefüllten  UteruS  jtattfmben  wirb, 
ergiebt  ftdf)  oon  felbji  (man  fann  bieS  einen  Sttutterbarmbrucfy, 
Enterocele  hjsterica,  nennen);  allein  bie  S3eljanblung  ber  umge^ 
jiülpten  ©ebdrmutter  tybt  biefen  2)armbrucl)  gugleic^. 

n. 

Äranf fetten   ber   Sttutterfd)  eibe. 

§.    511. 

£ie  fühttterfcfyeibe,  inwiefern  fte  eigentlich  waljre  gortfe&ung 
be§  UteruS  unb  t>on  legerem  nur  burd)  bie  geringere  (Entwicklung 
%er  Sßdnbe  belieben  ijr,  geigt  a\xä)  gang  d^nlid^c  £ranffyeit$s 
gufrdnbe,  wie  bie  im  UteruS  bemerften,  obwohl  gewofynlic^  r>on 
geringerer  #eftigfeit  unb  minberer  2luSbe^nung  auf  baS  allgemeine 
SBefmben.    ^e^rere  ÄranffjeitSgujidnbe  berSöagina  fmb  batyer  mit 


366 

gleichnamigen  be§  UteruS  genau  oerbunben,  unb  werben  burcb  biefelbe 
S5efyanblung ,  wie  jene,  gehoben;  bafytn  gebort  ber  weiße  glu^f, 
bie  @ntsunbung,  bie  Eiterung,  ber  frebSfyafte  3ujtanb  unb  audj 
bie  gutartigen  mefyr  l)dmorrl)oibalifcfyen  2Cnfd)wellungen  ber  SSagi^ 
nalfubfian^;  anbere  fmb  ber  SJcutterfcfyeibe  mit  ber  (Gebärmutter 
gemein  unb  forbern  nur  l)ter  eine  ztxvtö  anbere  SSefyanblung ,  wos 
tyn  ber  $cutterfcbeibem>orfall  unb  jum  Styetf  aucfy  bie  SKutter^ 
fcfyeibenpofypen  geboren;  wenige  ftnb  biefem  £)rgan  eigentbümlid), 
wofyin  wir  nur  ben  9Jcutterfd)eibenbrud)  unb  i)k  eigentfyüm liefen 
(Sefcfywitlfte  ber  SKutterfc^eibe  rechnen. 

1. 

23on  ben  SÄutterfc&etbenpolppen. 
§.    512. 

SBir  fonnen  un3  %m  ber  $a\iptfad)t  nad)  in  2(llem,  xotö 
(SntftefyungSweife,  (Srfenntnifj,  ^rognofe  unb  S3efyanblung  betrifft, 
auf  ba3  begeben,  toa$  Don  §.  421.  an  über  bie  pofypofen  2CuS* 
wud)fe  ber  ©ebdrmutter  felbjt  gefagt  worben  tjl;  nur  einige  S3e* 
merlungen  ftnb  nod)  anzufügen:  —  3undrf)fi  bie  ©ntfiefjung  be* 
treffenb,  fo  ftnb  t)kt  oorjugltcfyfcbarfer,  burd)  2£nftecf ungen  entjkns 
bener  weißer  $lu$,  fypbilitifcbe  2(njte<fung,  Onanie,  ober  Huetfcftun* 
gen  einzelner  Steile  ber  SJfutterfdjeibe  burefy  fdjwere,  fünjtlicfye 
©ntbinbungen  oI§  bie  gewolmlicbften  SSeranlaffungen  §u  erwähnen. 
2)ie  (Srfenntnifj  anbelangenb,  fo  wirb  biefe  felbjf  bei  bem  SSeginn 
be$  UebelS  fefyr  leiebt  bureb  bie  geburtSbitlflicbe  ttnterfucbung  er* 
worben.  2Cuc^>  bie  ^rognofe  ferner  wirb  günfiiger,  als  für  bie 
©ebdrmutterpo  typen,  ba  bie  3ufäfle,  welcbe  5D?utterfd)eibenpotypen 
üeranlaffen ,  oon  weit  minberer  .^eftigfeit  ftnb  unb  bie  Leitung 
febr  erleichtert  ijt.  —  (Snblid)  rucfffcbtlicfy  ber  33el)anblung ,  fo 
mochten  wobt  gerabe  biefe  ^Potypen  am  erjren  bureb  2£u3fcbneiben 
$u  entfernen  fein,  bann  aber,  wenn,  etwa  wegen  beträchtlicher 
©rofje  berfelben,  S5ebenfen  obwaltet,  oon  biefer  #eilung3art  ©e= 
braud)  ju  machen,  wirb  bie  Sigatur  angewenbet  werben  muffen, 
welche  ebenfalls  bureft  ben  ©i&  beS  UebelS  bebeutenb  erleichtert 
wirb,  unb  gew6fynlic|)  ofyne  Snjfoumente  ausgeführt  werben  fann. 

2. 

S3on  bem  SSorfalle  ber  SDiutterfcr)eit>e  (Prolapsus  vaginae). 

§.    513. 

Söenn  bie  SJcutterfc^eibe  entweber  mit  tfyren  ganzen  $duten, 
ober  bloS  an  ifjrer  innern  #aut  ftd)  beträchtlich  auSbefynt,  &erab= 


367 

ftnft  unb  ftd>  babei  notfywenbig  gum  Sljeil  in  ba§  ndcbftfolgenbe 
@tücf  be£  ©d)eibenfanal3  einfdtjiebt  (gleicf)  ber  Intussusceptio  be3 
SarmfanalS;  unb  umjiulpt,  fo  nennen  wir  bieg  einen  9ttutter= 
fcbeibenoorfall ,  oon  welcbem  man  mit  Siebter*)  eigentlich  oier 
2trten  unterfcbeiben  fann.  Sie  erfreu  betten  2£rten  werben  burrf) 
©rfcblaffung  unb  Verlängerung  ber  innern  £aut  ber  SJcittterfcbeibe 
gebilbet,  welche  entweber  im  ganzen  Umfange  be§  ©cbeibenfanalS 
abgetrennt  unb  ^erabgefunfen  tji,  ober  nur  an  einer  einzelnen 
©teile  ben  Vorfall  bilbet;  biefe  2frten  fommen  am  bduft'gfren 
oor.  —  Sie  beiben  anbern  Zxkn  entließen,  wenn  ber  gefammte 
©cbeibenfanal,  alfo  bie  5D?u^felt)aut  mit,  entweber  partiell,  ober 
im  ganzen  Umfange  ber  ©djeibenwdnbe  r)erabtritt. 

§.    514. 

Sie  (Srfenntntfj  beS  9)Jutterfcbeibem>orfall3  tft  im  Mge* 
meinen  febr  leicbt,  gumal  wenn  er  weit  au§  ben  ©eburtStbeilen 
fyeroorgetreten  ijr,  wo  berfelbe,  wenn  er  ben  ganjen  Umfang  bes> 
©cbeibenf  anaB  einnahm,  c^linberformig  unb  oft  betrdcbtlid)  oer= 
langert  erfdjeint,  inbem  er  ftcb  j.  33.  oon  einem  ^olppen  (mit 
welcbem  tnbep  ber  partielle  unb  nur  bureb  bie  innerffe  $aut  ge* 
bilbete  Vorfall  allein  bebeutenbe  2Cebn  liebfeit  fyat)  bur<#  bie  (Sm* 
pfmblid^feit,  bureb  bk  oollfommncre  organifebe  Sertur  unb  in  tm 
meijren  fallen  bureb  bie  $dbig?eit,  unter  mdfjigem  Srucf  gdnjlicb 
^uruefjuweieben ,  unterfebeibet.  Um  ben  SSorfall  ber  innern  $aüt 
allein  oon  bem  Vorfalle  be3  ganjen  ©cbeibenfanalS  ju  unter* 
febeiben,  muß  man  tbeilS  auf  (Sntfrebung  beffelben,  tbeilS  auf 
Sertur  ber  oorliegenben  SBuljt,  tbeilS  auf  bie  Sage  ber  (Bebdrs 
mutter  JKucfftcbt  nebmen.  din  Vorfall  ber  innern  $aut  ndmlicb 
entjrebt  nacb  unb  nacb,  ein  Vorfall  ber  ganzen  ©cbeibenbdute 
entjiebt  plo^ltcb;  im  erjiern  $aUt  bilbm  bie  oorliegenben  &t)tite 
einen  blinben  ©atf,  neben  welcbem  man  ben  Singer  einbringen 
mu$,  um  ben  SDfuttermunb ,  welcber  babei  ganj  in  feiner  reget 
mäßigen  Sage  bleiben  fann,  ju  erreieben,  im  le&tern  $aüt  ifl  ber 
oorgetretene  Sbeil  mebr  ein  biefer,  wuljiiger,  oollfommner  ober 
unoollfommner  SJing  ober  @t)linber,  obngefdbr  gleich  htm  Vors 
falle  be3  SSÄafrbarmS,  bureb  welcben  man  ben  Singer  einbringen 
mu$,  um  bann  bie  Sttünbung  ber  fy'wc  notbwenbig  ebenfalls  mit 
beigetretenen  ©ebdrmutter,  unb  jwar  weit  unten,  ju  füllen. 

§.    515. 

Sie  S5efcl)werben,  welcbe  ein  SKutterfcbeibenoorfatl  veranlaßt 
unb  woburefr  er  ftcb  bem  ©efttyle  ber  Äranfen  felbjt  ju  erfennen 
*)  @.  Stiftet'«  Anfanget.  i>.  So.  JE$.  VII.  @.  53. 


368 

giebt,  ftnb  Drangen  unb  SSoUfem  in  ben  ©eburtStbeilen ,  ^in* 
berungen  beim  Urinlaffen  unb  ©tublgange,  fowie  beim  (SoituS, 
erfcbwerte  @onception,  SSeranlaffung  be3  weifen  f^IuffeS ,  imb  bei 
weit  bert-ortretenbem  33orfalle  (Srcoriattonen  burcb  ben  $arnabflufi, 
Degenerationen ,  (Sntjünbung  unb  felbft  ©angrdn  *).  Süperbem 
entfielen  burcb  bebeutenbe  ©cbeibenüorfdlle  nacb  unb  nacb  ge* 
wöbnlicb  SSorfdlle  ber  ©ebdrmutter,  fowie  baburcb  bei  eintretenber 
©cbwangerfcbaft  unb  ©eburt  manche  regelwibrige  3ufdlle  üeram 
laft  werben  fonnen. 

§.    516. 

Die  Urfacben  be$  SÄutterfd^ctbcnüorfaBfS  ftnb  t&etlS  ©d&laffs 
f)t\t  ber  ©efcbled)t$organe  unb  ber  biefelben  gunddjjl  umgebenben 
Steile  überhaupt,  in  gfolge  öfterer  SBlutfutffe,  fcäuftger  SBocben* 
betten,  ungefüger  ©eburten,  auSfcbweifenber  SebenSweife,  unb  be? 
gtmjiigt  burcr)  ein  fefyr  weitet  Werfen,  tfoettö  Ironie  in  ben  SBdnben 
be3  ©djeibenfanala  mSbefonbre,  wclcbe  t-eranlaft  werben  fann  burcb 
heftige  unb  lang  bauernbe  2Cu3befynungen  berfelben  bei  fcbweren 
©eburten,  burcb  erlittene  Sluetfcbungen  ober  partielle  Berreifjun* 
gen,  ttorjüglicb  burcb  beträchtliche  (Sinrijfe  be3  SKittelfleifcbeS,  burcb 
langwierigen  weifen  $lufj  u.  f.  w.  ^Plofclicb  fann  biefer  SSorfaH 
erzeugt,  ober  wenigftenS  feine  allmdlige  dntftebung  febr  beforbert 
werben  burcb  $eben  fcbwerer  Saften,  (Springen,  Süllen,  anfyak 
tenben  ^ujlen,  ©tubljwang  ober  beftigeS  Gsrbrecben,  burcb  b^fti- 
ge3  SSerarbeiten  ber  ©eburtSweben,  öorjüglicb  in  einer  unange^ 
meffenen  Sage,  5.  35.  auf  einem  ©eburtsfhtble  mit  fenfrecbter 
Mcfenlebne  u.  f.  w.  3uweilen  enblicb  entjiebt  ber  S^utterfcbeis 
benoorfall  aucb  in  $olge  t>on  Äranfbeiten  benacbbarter  Drgane, 
in  Solge  üon  ©enfungen  be§  UteruS,  oon  langwierigen  $arnt>ers 
Haltungen,  großen  33lafenfteinen ,  SBafferanfammlungen  in  ber 
SSaucbboble,  unb  S3rücben,  welcbe  ftcr)  &egen  "oa§  ©ewolbe  ber 
f^utterfcbeibe  berabfenfen. 

§.    517. 

Die  S3ebanblung.be$  ÄtterfcbeibenöorfallS  bejrebt  tytitB 
in  Surücf  bringung  beffelben,  tbeilS  in  ber  (Sorgfalt  für  feine  3"s 
rücfbaltung.  &a$  erjfere  i{r,  wo  btö  Hebel  nocb  nicbt  »eraltet 
unb  weber  mit  (Sntjünbung,  nocb  mit  Degeneration  ber  SSagina 
tterfnüpft  ift,  gewobnlicb  febr  leicbt,  inbem  man  bei  angeorbneter 
9vücf  enlage  ben  SSorfaE  mit  jwei  eingeölten  Singern  allmdlig  jurücfs 
fcbiebt,  bie  erfcblaften  ©cbeibenwdnbe  gegen  bie  SSecfenwanbungen 

*)  (Sin  metfroürbigeS  SSetfpiel  biefer  2Crr  hrirb  t>on  SB  inj  mann  erjagt 
in  0.  ©iebolb'S  Sourn.  f.  ®tbwtt$.  S5b-  I.  6t  2.  6.  244. 


369 

anbrücft  unb  gleicbfam  ausgleitet,  ©euerer  bagegen  gelingt  bie 
9?epofttion,  wo  bei:  Vorfall  betrdc|)tlicl)  angefebwotten  unb  ent= 
jünbet  ift,  wo  man  ^uoor  Umfrage  tton  tfy\U  erweiebenben  unb 
narfotifcfyen,  %ÜS  fpdterbin  oon  gelinb  jufammenjietjenben  SSliU 
teln  machen  mufü;  am  fcfywerfren  jeboeb  iji  biefelbe,  wenn  ber 
Vorfall  betrdd&tlicb  grojj,  weit  au£  ben  ©eburtStbeilen  fytTatyam 
genb  unb  üielleicfyt  überbieS  t>er{?drtet  tft.  Sßtll  man  fyier  nietjt 
(xva§  in  meiern  folgen  Satten,  namentlich  wenn  e3  bloS  Vorfall 
ber  innern  <3cr;eibenbaut  tft,  febr  füglicl;  gefebeben  fann  unb 
mehrmals  bereite  mit  @lücf  oerfuebt  worben  ift)  lieber  jum  %h- 
fcfyneiben  ober  2Cbbinben  be3  prolabirten  £&eilö  (breiten,  fo  fann 
bie  SJepofition  nur  burd?  längere  3eit  (juwetlen  mehrere  SBocfyen 
lang)  fortgefefcte  Siücfenlage,  bei  febr  jrrenger  &\at,  oftern  Hb- 
fubrungen  unb  anbaltenbem,  burcl)  Gompreffen  unb  eine  TiSSinbe 
fortgefe^tem,  gelinbem  £>rucf  bewerf |Migt  werben. 

§.  518. 
2)a3  3urücfl)alten  be3  repontrten  ©cf)eibent>orfall3  wirb  bewerf- 
fteUigt:  1)  bureb  Entfernung  ber  noef)  einwirfenben  Urfacfjen ,  welche 
biefeS  Uebel  veranlagt  fyattin,  Hebung  ber  Urinoerbaltung ,  Teilung 
großer  Einriffe  im  Sttittelfleifcbe  bureb  bie  blutige  SJtotfy ,  33efeitigung 
ber@teinbefcbwerben,  be3<3tublswangeS,  (SrbrecbenSu.f.w.;  2)  bureb 
angemeffene  meebantfebe  Unterfiü^ung  unb  jwecfmaf ige  Sage.  2(13 
Mittel  jur  Unterjtü^ung  be£  ©cbetbenüorfallS  ifr  aber  befonberS  ein 
qjlinberförmiger,  oberwdrtö  etwas  ftdrferer  ©cbwamm,  mit  abftringi; 
renben  SDecocten  befeuchtet,  ju  empfeblen,  welcher,  wenn  Vit  Äranfe 
ba3  S3ett  oerldgt,  burefr  eine  T;S3inbe  befefiigt  werben  mufj.  3u 
bemfelben  ©nbjwecf  bienen  ferner  bie  ©cbeibenqjlinber  au3  Seinwanb, 
mit  (Sicljenrinbenpulüer  unb  rotbem  2ßein  gefüllt,  unb  enblicb  fann 
man  ftd)  baju  aueb  mehrerer  ber  oben  befdjriebenen  5D?utterfrdn§e, 
fowie  ber  bohlen  elafrifcfyen  ©cbeibencplinber  bebienen,  jumal  wenn  eS 
ein  23orfall  ber  ganzen  ©cbeibenwdnbe,  unb  berfelbe  alfo  aueb 
mit  einem  unoollfommnen  ©ebdrmutteroorfall  oerfnüpft  ifr.  9cacb 
Renting,  SSftarfball  $all  unb  Stelanb  in  ©nglanb  unb 
S3erarb  unb  93elpeau  in  $ranfreicb  fann  allerbingS  tk  (Sfys 
trorapljie  unb  Gfpiftorapbie,  üon  welcber  beim  ©ebdrmutteröorfall 
bie  SKebe  war,  aueb  bei  ©cfyeibenüorfall,  wenn  er  fefyr  bebeutenb 
tft,  unb  ben  genannten  Mitteln  wiberftebt,  in  2(nwenbung  ge; 
bracht  werben.  —  2113  ein  übrigeng  feiner  golge  nacb  bem  ers 
wdbnten  operatiöen '  jiemlicb  nabe  fommenbeS  23erfabren  ifr  ba£ 
früher  fcr)on  angewenbete  üon  Sftebing  *)  ju  erwdbnen,  weiter 

*)  ©«Sbner  3etrför.  f.  9iat.  --  «.  ^ettf.  SReue  $o(ge.  I.  S5b.  2.  £ff. 

©9n5£oi08te.   I.  Zt).  3te   2CufI.  24 


3T0 

einen  nid)t  $u  reponirenben  blafenformig  vor  ben  du§ern  ©enitalien 
ü'egenben  SSovfaü  wer  SBocfyen  lang  burd)  2(e&mittel  bemäntelte 
unb  §erj!6rte. 

3. 

93on   bem   £OZutterfrf)etbenbrud)e   (Colpocele,    Eljtrocele, 

Hernia  vaginalis). 

§.    519. 

Sn  ben  vertieften  galten,  welche  aU  gortfe^ungen  beg  Sßauty 
felis  oom  ©ebdrmuttergrunbe  nad)  ber  v£>arnblafe  fon>o^l  aU>  nad) 
bem  SRajlbarme  l)in  gebilbet  werben,  fenfen  ftd?  juweilen  ein  ober 
mehrere  benachbarte  UntetleibSeingeweibe  fyerab,  befynen  fte  nad) 
unb  nad)  betrdcb.tlid)  aus>,  unb  verurfacfyen  fo  eine  SSrud^gefc^wuItT, 
welche  an  bem  ©rtmbe  ber  Üftutterfcbeibe  entweber  vor  ober 
hinter  ber  SSaginalvortton  fühlbar  werben  muj?  unb  bttyalb  ben 
tarnen  beS  ^utterfdjeibenbruc^a  bekommt,  inwiefern  jebod)  bie 
gälte,  welche  vom  UteruS  nad)  bem  Sftaftbarme  reicht,  fcfyon  im 
regelmäßigen  3ujtanbe  tiefer  ijr,  aU  bie  vom  UteruS  nad)  ber 
«^arnblafe,  *unb  inwiefern  noefy  uberbies>  ber  Uterus  gewofmlic^  mit 
bem  ©rttnbe  etvotö  mefyr  gegen  ben  ©cbambogen  geneigt  ijr,  unb 
baburd)  bie  vorbere  gälte  noeb  mefyr  verengert,  fo  ft'nben  wir  aueb 
Un  Sttutterfdjeibenbrucb  häufiger  fyinter  al3  vor  ber  SSaginalvor* 
tion  im  ©djetbengewolbe,  jebod)  überhaupt  feiten  genau  in  ber 
Sflitte  ber  ^intern  ober  vorbern  ©egenb,  fonbern  meiftenS  etwas 
fettwdrtS,  als  welcfyeS  burd)  tbie  aneinanberftofenben  runblicfyen 
Äorver  be3  9ttaf!barm3,  ber  ©ebdrmutter  unb  ber  $arnblafe 
Ieid)t  erfldrlid)  wirb. 

§.    520. 

3Ba3  bie  ^ereinfenfung  be§  33rud)facfe§  gegen  ba3  ©cfyeiben^ 
gewolbe  inSbefonbre  betrifft,  fo  ft'nben  wir  entweber,  baf  ber  burd? 
ba§  S3aucfyfell  gebilbete  35rud)facf  bie  gefammten  ©djeibenwdnbe 
unb  alfo  §ugleid)  bie  SföuSfelbaut  auSbetynt  (bieS  ijt  j.  83.  ber 
Sali  bei  ber  Surücfbeugung  ber  ©ebdrmutter,  welche,  wenn  aud) 
in  geringerem  ©rabe,  not^wenbig  einen  9Kutterfd)eibenbrucb  mit 
veranlagt),  ober  baf?  ber  £3rud)fa(f  bie  gafern/  ber  SJtoöfetyaut 
ber  SJttutterfcftetbe  auSeinanber  brdngt,  jwtfc^en  biefelben  beretntritt 
unb  bann  bloS  bie  innere  $aut  ju  feiner  äußern  SDecfe  auSbebnt. 
$Db  ba§  eine  ober  ta§  anbere  ber  %aU  fei,  wirb  %il£  au§  ber 
©ntftel)ung  ffd)  abnebmen  laffen  (ein  vlo^lid)  entjtanbener  WtuU 
terfebeibenbrueb,  %.  S5.  mit  Surttcfbeugung  ber  ®tbätmuttev,  wirb 
immer  eine  2Cusbefynung  ber  ganzen  ©djetbenwdnbe  fyerootbringen), 


3T1 

tl)eil§  wirb  es?  burcr;  bie  ttnterfudjung  auSgemittelt  werben  formen, 
inbem  man  bei  bem  5D?utterfc^eibenbrud)e,  welcher  burdr;  2Cuöein= 
anberbrdngen  ber  SttuSfelfafern  entjranben  ift,  -nadjbem  in  fyorU 
jontaler  Sage  ber  S3rud)  t-ollig  jurücfgebrdngt  worben  ijl,  im 
©tanbe  fein  wirb,  im  ©cbeibengumbe  bie  ©palte  au^umttteln, 
burd)  welche  ber  SSrucbfacf  fyerabaebrdngt  war. 

§.    521.  I 

Sie  (Srfenntnij?  be,S  SKutterfcfyeibenbrudjS  tft  ntdr;t  fe^r 
fdjwierig,  unb  e£  fann  biefeö  Uebel  nicr)t  leicfyt  mit  anbern  üers 
wecfyfelt  werben.  Sic  @mpft'nbungen ,  burd)  welche  fiel)  bie  (£nt; 
flelmng  bejfelben  ber  ßranfen  felbß:  anftmbtgt,  ftnb:  dn  nad) 
irgenb  einer  gewaltfamen  Bewegung  ober  2Cnfirengung  plo&licb 
entffrmbeneS ,  anfänglich  aud)  wt>U  geringes,  allmdlig  aber  fldrfer 
werbenbeS  ©efttl)l  üon  SSoü(?ett  unb  ^)erabbrdngen  in  ber  Cutters 
f4>etbe  mit  nad)folgenbem  ©cfmterj,  welcher  öfters»  wieberfefyrt, 
foltfartig  erfcfyeint,  unb  mit  welchem  ft'd)  üerfdjiebene  Zufalle  öer; 
binben,  je  nadjbem  btefe  ober  jene  Steile  in  ben  ;83rud)facf  fyer* 
abgefunfen  ftnb.  S5et  einer  nunmehr  oorgenommenen  drjtltcfjen 
unb  geburtgfyülflicben  Unterfudjung  wirb  ft'd)  alSbalb  ergeben,  ba$ 
in  bem  ©ewolbe  ber  50?utterfd)eibe  am  t>orbem  ober  Wintern  Steile 
ober  an  ben  ©eiten  berfelben  eine  weiche,  regelwibrige  ©efcljwulft 
f)  er  ö  ortritt,  welcher  f (einer  wirb  ober  ft'd)  üotlig  üerliert,  fobaib 
bie  Äranfe  auf  bem  SKücfen  liegt  unb  bie  ©efc&wulft  felbff  mit 
ben  gingerfpiken  etwas»  gebrücft  wirb,  bagegen  weiter  fjerüortrttt 
in  aufrechter  ©tetumg,  beim  £ujien  unb  treffen.  —  Surd)  bie 
le^tern  Umftdnbe,  fowie  burd)  ben  größeren  Umfang  unb  innere 
5Bollt)eit  unterfcfretbet  fiel)  bie  ©efcfywulft  beutlid)  üon  einem  bloßen 
«Borfalle,  fowie  bie  greifyett  unb  9iegelmaßigfeit  beS  9ttuttermun= 
be§  feine  23erwe$felung  mit  ^oippen  ober  Vorfallen  unb  Um= 
ftulpungen  ber  ©ebdrmutter  juldßt. 

§.    522. 

Sie  Steile,  welche  in  einen  9)?utterfd)eibenbrucr;  fyerabtreten 
fonnen,  ftnb  »erfdrieben;  am  fyduftgjien  ftnb  e§  Sarmwinbungen, 
baS  Ileum,  bie  Flexura  sigmoidea  bes>  Stcfbarms»  u.  f.  w.;  feltner 
unb  nur  bei  9flutterf$eibenbrttcl)en  jwifd)en  UteruS  unb  Sftajibarm 
tft  eS  moglid),  bafj  Styeile  beS  S^e^eö  mit  frerabtreten;  außerbem 
fann  in  einen  folgen  £3rud)  aucr;  bie  $arnblafe  fiel)  fyerabfenfen 
welches  bann  gewolmlid)  Ürinbefdjwerben  (Ischuria)  üeranlaffcn 
wirb,  unb  wobei,  fobaib  bie  S3lafe  gefüllt  ifr,  bie  ttnterfucfjung 
eine  gluctuation  ber  5Brud)gefd)Wuljl  unb  drangen  %um  $axn~ 
lajfen  beim  Srucf  auf  btefe  ©efcfywulfi  §u  erfennen  geben  wirb. 

24* 


3T2 

Sag  ferner  fettjt  ber  UtcruS  suweilen  in  s  tiefen  33rüd)en  betnerft 
wirb,  ijl  fd)on  oben  erwähnt  worben.  —  Sie  ©rofj e  biefer  33ritd)e 
ijt  juweilen  bebeutenb,  unb  ft'e  fonnen,  wenn  ft'e  alljutief  hinter 
ber  23agina  fyerabfmfen,  jugletd)  bureb  ibren  Srucf  auf  ben  SD?afl= 
barm,  33orfdlle  biefeS  (entern  oeranlaffen. 

JCnmerfung.  5m  §alle,  bafj  bie  Unterleib§i>6f)le  eine  bebeiu 
tenbe  Sttengc  SBaffer  enthalt,  preßt  ficr)  aueb  biefeg  oft  in  jenen 
SBaucfyfellfalten  fyerab  unb  bilbet  fo  eine  %xt  äöafferbrucf). 

§.    523.    - 

ttrfad)en,  welcbe  ben  SJftutterfcbeibenbrud)  tbeilS  oeranlaffen 
unb  bie  langfamere  (SntjWjung  beffelben  begunjligen,  tl)eil3  fcbnell 
herbeiführen,  ft'nb:  1)  bduftge  oorau3gegangene  ©eburten,  befon- 
berS  febr  großer  Äinber,  wobei  bureb  @inf  eilung  be6  ÄopfS  in 
ber  $oble  bc3  f  leinen  SSecfenS,  burd)  Snftrumentals  ober  Sofa* 
nualfyülfe,  üor§ügltdt?  obne  bie  nötige  23orft'd>t  angeroenbet,  bie  > 
gefammten  Sßutterfcbeibenwdnbe,  ober  bie  SD?uö£eU;aut  insbefonbre, 
auögebelmt,  gequetf d)t  ober  bie  gafern  ber  (entern  oon  einanber 
getrennt  worben  ftnb;  ferner  Unoorftd)tigfeiten  im  SBodjenbett, 
ju  zeitiges  23erlaffen  ber  horizontalen  Sage,  2(nfirengung  burd; 
$eben,  ober  beim  ©tublgange,  burd)  febr  fjeftf^ert  $ufien  u.  f..»., 
welcbe  le^tem  Urfacben  juroeilen  (obwohl  feiten)  and)  bei  grauen, 
weld)e  noef)  niebt  geboren  fyaben,  ben  SD?Utterfd)eibenbrud)  fyerbei* 
führen  fonnen. 

§.    524. 

Sie  SWqw  ünb  bie  ©efdbrlicfyfe'tt  ber  9ftutterfcbeibenbrüd)e 
ftnb  im  ©anjen  weniger  als  bei  anbern  S3rücben  gu  fürd)ten; 
tin  9ftutterfd;eibenbrud;  ndmlid)  flemmt  ft'd)  febr  feiten  ein,  unb 
e$  tjt  biefeö  faum  möglieb,  außer  in  bem  galle,  wo  ber  burd) 
ba§  SBaudbfefl  gebilbete  $aB  be£  &5rucbfa<fe3  befonberä  üerbdrtet 
unb  oerbieft,  ber  S5rüd)  felbjf  folglid)  febon  fel;r  veraltet  i(r,  ober 
jur  3eit  einer  oor  ft'd)  gebenben  ©eburt,  obwohl  and)  t)kx  ber 
33rud)  gewobnlid;  oon  felbjl  §urücfweid)t.  Sie  meiflen  SBefcbwer- 
ben  wirb  ber  S3ntd;  mad)en,  wenn  bie  $arnblafe  in  benfelben 
fyerabgefunfen  ifl,  obwobl  and)  außerbem  ber  33rud)  burd;  Äolif* 
fdpmerjen,  £>bftructionen  u.  f.  w.  öfters  ber  Äranfen  befebwerlid) 
werben  wirb. 

§.    525. 

S5eba nblu'ng.  Znd)  t)kx  ftnb  öorjüglid)  %wi  Momente, 
bie  Surücfbringung  be3  S3rud;3  unb  bie  3urücfbaltung  beffelben, 
öU  berücf  ft'cfytigen ;  xva$  baö  erjtere  betrifft,  fo  gelingt  bk  £ari§ 
jjier  geroöfynlid)  fein*  leid)t  bei  ^orijontaler  JRücfenlage  unb  mäfriQtm 


313 

2Cnbrdngen  jweter  eingeölter  unb  in  bie  Vagina  gebrachter  ^mger^ 
ifi  t>er  ffirud;  großer  unb  an  ber  Wintern  ©cbeibenwanb  ()erabge= 
fliegen,  fo  wirb  man  für  fcbwierigere  §dlle  bie  Sage  auf  Änie 
unb  Ellenbogen  geflutt  anorbnen ,  immer  aber  bafür  forgen 
muffen,  bafj  bie  33ecfengegenb  mebr  als  bie  SSruffgcgenb  ber 
-ftranfen  erl)6l)t  fei.  S3et  biefer  Surücfbringung  be3  33rucb3  ift 
e3  übrigens,  mie  aud)  oon  Seichter  bemerft  wirb,  feineSwegeS 
binldnglicb,  bie  ©efdfjwulfl  felbfi  fo  lange  §u  brücfen,  bis  ft'c  üer* 
febwinbet,  fonbern,  ta  feljr  wobl  £5armftücfe  in  bem  Srucbfacf* 
balfe  (b.  i.  ber  St)eil  be$  SSrucbfacfeS,  welcher  §wtfcl;en  ©ebdr- 
mutter  unb  SDcaftbarm  liegt)  liegen  bleiben,  unb,  wenn  beffenun* 
geartet  ein  ^effarium  eingelegt  wirb,  beftige  Äoliffcfymerjen  »er- 
anlaffen  fonnen,  fo  mufj  man,  wenn  e3  ein  binterer  Sttutterfcbei* 
benbruef)  ifl,  bie  ganje  Wintere  gldcbe  ber  SKutterfdjeibe  bis  an 
ben  Sttuttermunb  b^rauf  brücfen  unb  auSftreicben ,  bis  man  biefe 
ganje  gldclje  ööliig  frei  fül)lt. 

§.    526.     * 

2Ba$  nun  bie  3urücf Haltung  beS  S3rurf)S  betrifft,  fo  pflegt 
biefe  immer  etwas  febwieriger  ju  fein,  unb  fann  nur  tbeilS  bureb 
SSermeibung  unb  SBefeitigung  ber  öeranlaffenben  Urfacben,  buref) 
mehrere  Sage  flreng  beibehaltene  bortjontale  Sage  unb  Einbrin^ 
gung  einer  bie  S5rudEjofnung  binldnglicb  comprimirenben,  in  bie 
SJiutterfcbeibe  eingebrachten  25orrid)tung  erhalten  werben.  %hx  Ufa 
teren  33ebuf  fonnen  inbefj  bie  gewolmlicben  febetben^  ober  ring^ 
formigen  ^Peffarien  niebt  empfoblen  werben,  t>a  fte  leiebt  SSerans 
laffung  jur  ßinflemmung  biefer  SSrücbe  geben  würben,  man  wählt 
üielmebr  b^u  fa  cpltnberformigen,  welche  man  entweber  bloS 
au$  einem  ber  ^orm  unb  SBeite  ber  S3agina  üollfommen  anges 
meffenen  <2tücf  <Sd)wamm  »erfertigt,  welcbeS  man  fowobl  mit 
SßacbStaffent  überleben  laffen  fann,  als  baffelbe  aueb  obne  lieber* 
jug  unb  mit  abftringirenben  £>ecocten  befeuebtet,  einbringen  lafjt 
(wobei  nur  bas>  öftere  Einlegen  unb  <f)erau§nebmen  unangenebm 
wirb),  ober  man  bebient  fiel)  baju  ^o^ler  elajlifcber  E^linber  (5.  33. 
beS  ^icfel'fcl)en  ©cbeibena;linber3) ,  welcbe  man  entweber,  um 
bie Sufammenbrücfung  berfelben  ju  »erlitten,  nacb  0.  ©iebolb'S 
9?atb  mit  SJofjfyaaren  auffüllen,  ober  üon  bid;t  an  einanber  ge= 
wunbenem  £)ratb,  welcher  t>on  innen  unb  aufjen  mit  Seinwanb 
überwogen  unb  bann  gut  gefirnißt  wirb,  oerfertigen  lafjt. 

Söill  man  ein  folcbeS  ©cbeibenpeffarium  einlegen,  fo  mufj 
ber  SSrucb  in  ber  angemeffenen  unb  oben  betriebenen  Sage  üötlig 
jurücfgebracfyt  fein,  unb  bann  ber  Cnjtinber  fo  eingelegt  werben, 


374 

top  er  bis  btcbt  ort  ben  SÖcuttermunb  reicht  unb  fomit  aud)  baS 
^erabftnfen  be6  &5rucf)S  in  ben  33rucl)facff)alS  üerbinbert  werbe, 
worauf  er  fobann  burcfy  eine  T;S3inbe,  ot)ngefdr)r  nacb  2Crt  eines 
gezielten  gerDdtjnltc^en  ^effariumS,  ju  befejligen  ift,  obwohl  er 
bei  grauen,  welche  nocb  nicbt  geboren  fyaben,  faum  biefer  Untere 
jiü^ung  bebarf,  fonbern  burd)  Engigkeit  ber  äußern  ©eburtStljeile 
felbft  fcbon  binldnglicb  jurücfgefyalten  wirb. 

2Me  Satte,  wo  3ftutterfcbeibenbrüct)e ,  namentlich  auf  er  ber 
©cbwangerfcfyaft  unb  ber  ^eriobe  ber  ©eburt,  ftcf)  eingeflemmt 
Ratten,  ft'nb  fel)r  feiten,  unb  gewolmltcb  wirb  eine  foldje  (Sin* 
flemmung  nur  burcb  betracbtliclje  2(nfüttungen  eines  S^eilS  oom 
®armfanal,  feltner  ber  ^arnblafe,  bewirft  werben  fonnen.  Äommt 
bafyer  eine  folcfye  Einflemmung  oor,  fo  wirb  juerfr  immer  für 
Entleerung  ber  £arnblafe  unb  beS  @tul)lS ,  le&tereS  burct)  er* 
weidjenbe  ölige  Ätyjfiere,  ju  forgen,  bann  aber  t>k  SariS  nacfy 
ben  oben  angegebenen  Regeln  oorjunebmen  fein,  welches  aud)  ge* 
wo^nlicb  balb  unb  üottfömmen  gelingt,  fo  baß  man  biSber  fein 
SSeifpiel  fennt,  wo  eine  SSrucbeinflemmung  biefer  2lrt  bie  Dpera* 
tion  erforbert  fyätt?)  in  einem  folgen  gatte  jebocb,  wo  bie  erwähnte 
3Ketl)obe  jur  Surucfbringung  burdbauS  nicfyt  binreicbte  unb  beffen* 
ungeachtet  biefelbe  unumgänglich  notbwenbig  würbe,  müßte  bie 
Operation  allerbingS  mit  oielfadjen  ©cbwierigfciten  oerbunben  fein, 
unb  fonnte  nur,  entweber  burcb  Eröffnung  ber  innern  SBanb  ber 
S5rucbgefd)wul|r  in  ber  ©cbeibe,  2luSbel)nung  beS  S3rudt>facft;alfe§ 
mittelfi  ber  Ringer  ober  angemeffener  SBerfjeuge,  unb  fofortige 
Surücfbringung  bewerfjMtgt  werben,  ba  ber  §3orfcblag,  bie  SBaucb* 
bol;le  über  bem  ©cfyambogen  gu  offnen  unb  oon  hieraus  ben 
£)arm  herauf %ut) eben,  nod)  weit  weniger  ausführbar  unb  mit  weit 
größerer  ©efal;r  üerbunben  fein  müßte. 

üftur  eine  weitere  Entwicklung  beS  3Kutterfcbeibenbrutf)S  enb* 
lieb  ifi  ber 


IKittelfleifcbbrud)  (Hemm  pcrinari),  ober  birtteret 
©d)amlef$enbrucb. 

§.    527. 

$ter  tft  ber  öom  SSaucbfell  jwifcben  Uterus  unb  Sfftaßbarm 

Qebtlbete  SSrucbfacf  ndmlicf)  fo  weit  auSgebelmt,  baß  er  bte  SftuS^ 

lelfafern  ber  9ftittelfleifd)gegenb  auSeinanber  treibt  unb  jwifcben 

feer  ©djarnfpalte  unb  bem  2lfter,  entweber  mefyr  $ur  linfen  ober 


3T5 

juv  rechten,  al$  eine  balb  propere l)  balb  Heinere  weiche  (*>e> 
fcfywulfr  hervortritt,  welche  beim  Ruften  ober  treffen  unb  in  auf= 
rechter  "Stellung  ftdt>  vergrößert,  beim  Siegen  unb  unter  einem 
gclinben  £>rucfe  hingegen  ffdt>  verfeinert,  innerlid)  aber  in  ber 
Sagina  ftcb  ebenfalls  burct)  2Cuftreibung  tyrer  ^intern  SBanb 
ju  erFennen  giebt.  £)ie  Skfcfjwerben ,  welcbe  biefer  SSrucr;  ber* 
anlaßt,  ftnb  jiemlicfy  biefelben,  wie  bie  bti  (Gelegenheit  be£  WluU 
tcrfcbeibenbrucbö  befdfrriebenen ,  obwohl  oft  nod)  heftiger;  aucr;  bie 
@ntj!ebungSweife  tfi  biefelbe,  unb  felbfl  rücf  ft'cljtlid)  ber  ©efal;r  ber 
(Sinflemmung  ij*  aud)  bier  p  bemerken,  baß  ffe  feiten,  jebocb 
leichter  aü  bei  bloßem  Sttutterfcbeibenbrucbe  vorkommt. 

2CnmerEung.  5Jft.  f.  hierüber  %.  <2carva'3  neue  ILbfyanin 
lungen  über  bie  ©c&enfel«  unb  9ftittelfleifd)brücfye  u.  f.  w.,  übers 
fcfet  unb  vermehrt  von  Dr.  33-  SB.  ©eil er;  Seipjig,  1822. 
©.  105.  Sn  ben  trefflieben  J3ufd£en  ©eil  er '3  ju  biefer  %b- 
banblung,  worin  ©carva  befonberö  bemerflicb  machte,  baß  ber 
Sftittelfleifcfybrucl)  bei  S^uen  nid)t  wefentlicf)  von  bem  ©cbeiben= 
brücke  ftdt>  trennen  laffe,  ift  e3,  wo  eben  vorgefd) lagen  wirb,  biefe 
S3rücfye,  welche  2{ftlet)  Güooper  <Sd?amtt)etlbrucr)e  (Pudendal 
hernia)  genannt  wiffen  will,  bejeicfynenber  Inntere  ©cfyamlefjens 
brücke  gu  nennen.  —  UebrigenS  ftnb  aueb  bie  Bemerkungen  von 
Sacobfon  über  bie  SOZtttelfleifdt)brüdt>e  unb  il)re  SMjanblung  bes 
merfenSwertb,  welcl;e  in  ©rdfe'ö  Journal  für  Chirurgie,  IX.  33b. 
3.  $eft,  enthalten  ftnb. 

§.    528. 

2Ba3  bie  S5el>anblung  betrifft,  fo  erforbert  bie  £ari3  folgen- 
be$  SSerfar)ren  2):  9Jfan  laßt  bie  Äranfe  auf  ben  Mcfen  legen, 
83ecfen  unb  &5ruj!l)6l)le  t)ocr),  buref)  Äiffen  untertfü^t,  um  fo  hk 
SBaucfywdnbe  ju  erfct)(affen ;  bie  ©djenfel  laßt  man  von  einanber 
fpreijen  unb  gegen  ba§  33ecfen  beugen,  jtellt  ftcb  nun  ber  Äranfen 
gegenüber,  unb  fut)rt  hm  Seigeftnger  ber  rechten  £anb  in  bie 
50iutterfd)eibe,  wenn  bie  Äranfljeit  tfyren  ©i^  auf  ber  rechten 
(Seite  fyat  (unb  umgefeljrt).  £>iefer  Singer  bient  nun  baju,  von 
ber  ©cfyeibe  au§  gegen  bie  ©efcljwulft  gelinb  ju  brücken,  wdfyrenb 
bie  Singer  an  ber  anbern  #anb  bie  in  ber  großen  ©cfyamlefee 

1)  SBetcfye  auSneljmenbe  ©r60e  biefe  33rüd)e  mitunter  erreichen  tonnen,  jeigt 
ber  ^alt  »Ott  $)apen  (^Epist.  ad  Hallerum,  1750,  de  stupenda  hernia 
dorsali.  Disput.  Chirurg.  Halleri  T.  IL),  iüo  ber  33rud)  in  ©röfie  einer 
großen  Slafc^e  an  ber  redjten  ©eite  ber  2Cfter6ffnung  tyeröortrat  unb  bis 
gegen  ik  Sßabe  fjerabragte. 

2)  ©.  ©carpa'S  angeführte  ©djrift.  ©.  147. 


3T6 

fyeroorragenbe  ©efd&wuljt  faffen  r  um  ftc  in  paralleler  £Rid)tung 
mit  ber  SRutterfc&etbe  in  bie  UnterleibSljoble  ju  brücfen.  Sft  bie 
©efcfyrouljr  äitrücfgebrad)t,  fo  ftnbet  man  an  ibrer  «Stelle  eine  große 
$6l)le,  roag  fiel)  barauS  ergiebt,  baf?  man  bie  große  ©djamlefje 
ber  franfen  ©ette  unb  ben  an  berfelbcn  liegenben  StyeÜ  ber 
©djetbe  mit  ßeidfotigfett  jurücfbrücfen  fann.  Sie  Mittel,  welche 
nacl)  ber  SJepoft'tton  angeroenbet  »erben,  um  ein  neueS  Vorfallen 
ber  Gftngeroeibe  ju  üerljüten,  Tonnen  t&eÜS  befielen  in  einem  ela* 
ftifcfyen  fpunbformigen  Sttutterfranje,  tfyetlS  unb  oor§üglicl)  in  bem 
oon  ©carpa  befcbrjebenen  SBrucbbanbe,  tfyetlS  enblicf)  in  ben  oon 
Sacobfon  a.  a.  £>'.  abgebilbeten  SSanbagen. 

5. 

33  o  n  ben   eigentbumtieben   ©efcbrottlften  ber 
Sflutterfcbetbe. 

§.    529. 

Sn  ber  SRutterfcfyeibe  fommen  außer  ben  erwähnten  33rttcben 
unb  Söafferbutcbcn  an  befonbern  ©efcbrottlften  noef)  oor:  33lut* 
gefcfyrottlfre,  obematofe  ©efcbroüljre,  SSalggefcfyroüljte  unb  ©cfyroamms 
gefdjwitljre.  £>ie  erjrern  beiben  geboren  inbef  metyr  ju  ben  ftxanb 
Reiten  ber  (Schwängern  unb  SBocbnerinnen,  ba  bie  SSlutgefdjrouljt 
nur  in  $olge  febwerer  ©eburt,  wobei  in  ber  Siefe  be§  SBecfenS 
©efdße  §errtffen  fmb,  unb  bie  obematofe  ©efebwutjt  fcbwerltd) 
anber§,  benn  aB  ^ortfeljung  ber  oft  fefcr  bebeutenben  obematofen 
2lnfd)wellungen  ber  aufern  ©eburtStfyeile  ber  ©cfjwangem  üor« 
fommt.  SStr  werben  bttyalb  an  anbern  SDrten  auf  btefe  2(bnor* 
mttdten  gurücffommen.  2Ba§  bie  Scfywammgefcljwulfre  betrifft, 
fo  gilt  i>a§,  \va$  §.  410  u.  418  oon  ben  ©cfywammgefcfywüljien 
be3  UteruS  gefagt  ijt  im  2Befentliel)en  and)  gdnjltcib  oon  ifynen. 

2CnmerEung.  @tnen  merfwurbtgen  fialt  einer  ©cbwammge* 
fcbwulfi  ber  Butter fcfyeibe,  beren  Ausrottung  burcl)  zweimaliges 
2Cu3fdmeiben  unb  @auteriffren  gelang,  f.  b,  Meißner  gorftyuns 
gen  u.  f.  w.  5.  23b.  ©.  156. 

■§.    530. 

Crigentbüm  lieber  if!  ba§  SSerr)alten  ber  Äfften  ober  SBalg* 
gefcfywüljie  ber  Sttutterfcbeibe,  auf  meldte  neuer lid)  befonberä 
SUfranc,  SSerarb  unb  SSaillot  aufmerffam  gemacht  l)aben, 
obvt)or)l  auö)  Renting  unb  2lfllet)  @ooper  fcfyon  bergletcfyen 
operirt  unb  befc^rteben  Ijaben.  —  ©ic  unterfcfyeiben  ftd)  im  ©anjen 
wenig  oon  ben  auefy  an  ber  äußern  Äorperfldc^e  fyduft'g  oorfom- 


3TT 

menben  33alggefcl)wüljjen,  entfielen  aber  namentlich  gern  aus 
begenerirten  Folliculis  mucosis  ber  ©cfyeibenwanbungen.  tyx  Sns 
Ijalt  tji  oerfdjteben,  am  Qe«)6^nltdt)(len  eine  Mftge  febr  übelrtecbenbe 
Stoffe,  juweilen  aber  aueb  ^Pfcuborganifationen,  felbjl  3al;nbtlbuns 
gen,  unb  bann  baben  ffe  biefelbe  £3ebeutung  wie  bie  Degeneration 
nen,  welcbe  wir  bei  ben  SDoarien  erwdbnen  werben.  Die  (§rs 
^enntntf  biefer  ©efcfjwülfte  tft  nicfyt  ferner,  ba  ft'e  ffcb  oon  tyo: 
typm  burcb  ifyx  breitet  2Cufft^en,  bort  ßmtyzn  burct)  ifyre  Unbe* 
wegltcbfeit,  unb  oon  ffirrfyöfen  SSer^artungen  burd;  ibre  SBetcbbeit 
unb  ©cbmerjloftgfeit  imterfcbeiben.  —  ©tc  fönnen  übrigens  in  allen 
©egenben  ber  Sagina  öorfommmen  unb  ffnb  an  fiel)  mel;r  bin- 
berlicb  als  gefdbrltcb,  außer  wenn  ft'e  eine  bebeutenbe  ©röfü e  erreichen, 
wo  ft'e  ju  anbern  Uebcin,  namentlich  SBafferfucbt  leiten  fönnen. 

3)tc  33el;anblung  berfelben  Fann  nur  bie  operattoe  fein, 
wie  bei  83alggefcbwüljien  an  ber  AufjenjTdcbe  beö  ÄörpcrS,  unb 
jwar  niebt  bloS  bie  (Eröffnung  unb  Ausleerung  berfefben,  fonbern. 
bie  AuSfcbdlung  beS  ganjen  SklgeS,  inbem  fonfi  bie  ©efcbwulfi 
gewöfynlicb  ftcb  balb  wieber  füllt  unb  gurücftebrt.  —  2Öir  muffen 
baber  fytet  auf  bie  allgemeinen  Regeln  ber  G>b«urgie  für  folebe 
gdlle  oerweifen  unb  nur  bmjufügen,  baß  aueb  fyut  baS  oon  uns 
empfoblene  unb  abgebilbete  ©peculum,  ber  oft  giemlicb  fcbwierU 
gen  unb  wegen  leidet  möglieber  23crle£ung  oon  Sftaflbarm  ober 
Sftafe  ntrfjt  unbebenHicfyen  Operation  wefentlicbe  (Srleicbterung 
gewdbren  wirb. 


$  r  a  n  1 l)  e  i  t  e  n   bei:   ©terftöcfe. 

i  531. 
Die  Doarien,  fowie  bie  SKuttertrompeten,  nehmen  5roar  eben* 
fatl§,  gleicl;  ber  Sftutterfcfyetbe,  an  mebreren  Äranfl)eiten  beS  UteruS 
2Cnflj>etl,  unb  wir  feigen  fte  baber  öfters  gleicbjeitig  bei  ©ebdr* 
mutterentjünbungen  oon  ber  (Sntjünbung  ergriffen  werben,  wir 
ftnben  ft'e  üerbdrtet,  frebSljaft,  [a  bureb  offene  ÄrebSgefcbwüre 
völlig  jerjiört,  fobalb  ber  UteruS  in  fyofyem  ©rabe  oon  biefem 
Hebel  leibet,  unb  enblicb  tft  notbwenbig  aueb  \\)tt  Sage  oft  mit 
üerdnbert,  wenn  bie  beS  UteruS  bebeutenb  oon  ber  Spornt  abweidet; 
beffenungeaebtet  feblen,  wenigstens  für  bie  (Sierjlöcfe ,  aueb  «sens 
tljümlicbe,  in  ibnen  primär  entftebenbe  ÄranfbeitSformen  feines^ 
wegeS,  ju  welcben  wir  namentlicb  bie  (Sntjünbung  berfelben,  bie 
SBaferfud)t  unb  bie   vielartigen  Degenerationen  unb  Ißergröfje« 


3T8 

rungen  ber  «Subjranj  berfelben  rechnen,  welken  ledern  fran^aften 
3ujrdnben  biefe  £)rgane  wobl  mebr  als  irgenb  ein  anbeter  Streit 
be3  weiblichen  ÄorperS  unterworfen  fmb. 

1. 

(Sntjünbung   ber  Cn  e  r  jr  6  efe  ( Oophoritis). 

§.    532. 

(Sine  $ranfr)eit,  welcbe,  $umaf  i>a  fte  unter  bte  feltnem  ge^ 
bort,  tf)rer  SSerjiecFtbeit  wegen  leicht  oerfannt  unb  felbft  bei  ber 
2tufjdblung  innerer  (Sntjünbungen  in  drjtlicben  ©Triften  oft  uber^ 
gangen  wirb.  —  Um  ein  richtiges  S3ilb  berfelben  §u  entwerfen, 
tft  e§  baber,  wie  aud)  namentlich  oon  ßlaruS,  welchem  wir 
eine  treffliche  2tbbanblung  über  biefen  ©egenjranb  oerbanfen  *), 
gegeben  ift ,  unerläßlich,  auf  bte  SSerbdltniffe,  unter  welchen  bie 
Äranfbeit  gewöbnlid)  entfielt,  aufmerffam  ju  machen,  tnbem  hieran 
fte  eben  fo  fcl)r,  als  au3  ibren  duferltcb  wabrnebmbaren  Seiten, 
erfennbar  ijl.  / 

§     533. 

$3lan  \üt)t  jte  aber  oorjüglicl)  bei  fel;r  jtnnltd;en,  burd)  Sto? 
manenleferei,  frübe  2(u3fcbweifungen  u.  f.  w  oerborbenen  ^)erfo- 
nen,  unb  jwar  wobt  nur  innerhalb  ber  jeugunggfabigen  Sabre, 
unb  bie  2Ut§btlbung  ber  ©ntjünbung  Fommt  gewobnlicb  bureb 
(Sinflüffe  §u  ©tanbe,  welcbe  entweber  pl^t>ftfd^  bureb  SSeranlaffung 
beftiger  ßongefftonen  unb  (Stockungen  in  'oen  innern  ©enitalien 
wirfen,  wie  plö^licbe  ttnterbrücfung  ber  SOZenjJruation ,  in  golge 
beftig  reijenber  ^urgirs  ober  treibenber  ÜRtttel,  ber  bduftg  flatt* 
ftubenbe  ©efcblecbt^ret^  olme  baburci)  bewirf te  ©cfywangerfcbaft, 
übermäßiger  ©emtß  geiziger  ©etrdnfe  unb  ftar!  gewürzter  «Spei* 
fen,  plo&licbe  (Mdltttngen  u.  f.  w.;  ober  oon  ber  pfycbifcben 
©eite  au$  ba3  (Sefdjledjtgfpjlem  f>eftfg  erregen,  als  unglücf  liebe 
ßiebe,  ploßliebe  Umwanblung  ber  SebenSweife,  jumal  wo  bei  um 
befriebigtem  ©efcblecbtSbeoürfniß  bte  ^Pbantafte  um  fo  gewaltfamer 
aufgeregt  wirb,  baber,  \vk  ßlaruS  bemerft,  ba§  Uebel  namens 
lieb  bei  feilen  kirnen,  wenn  fte  wegen  ®\)pt)\{i$  ober  $rd£e  in 
^>eilanjf alten  ober  3ucf)tf)dufer  gebraut  werben,  auSbricbt. 

§.    534. 

£)ie  Seieben,  welcbe  bie  au3gebrocb*ne  Äranfr)eit  cbarafterifü 
ren,  ft'nb:  1)  ©cbmer^afttgfeit  be£  afft'ctrten  £)rgan3,  welcbe  tnbeß 


*)  ©.  3Cnnalen  tcS  Ktniföm  Snjrttutt  §u  Ceipjig,  1.  S3b«.  2.  2»t$.  1812. 
©.  194. 


3T9 

Oft  nur  bei  angebrachtem  auf ern  £)rucfe  empfunben  wirb ;  2)  baS 
©efübl  einer  2£nfcbwettung ,  ttrva  oon  ber  ©röge  einer  welfcben 
9?uf ,  bei  tieferem  (Singreifen  hinter  bem  ©cbambogen  in  ber  ©es 
genb  ber  ©cbam  *  unb  Sarnwerbinbung  5  3)  gteberfmnptome, 
Surft,  oerminberter  Harnabgang,  belegte  Sungc,  23erjropfung, 
Unrube,  Äopffcfotnerj  u.  f.  w.$  4)  üorjüglirf)  2(ffectionen  beS  ge- 
fammten  SRerüenftyfiemS.  2Bir  fyaben  aber  oben  bereite  bie  9Jcei 
nung  aufgeteilt,  bafj  bie  SJtymp&omanie  wefentlid)  in  d;rontfd)er 
(Sntjünbung  ber  Eterfiocfe  begrünbet  fei,  unb  ba§,  was  man  bei 
acuter  Entjünbung  btefer  SDrgane  beobachtet  bat,  fann  als  ein 
neuer  SSeleg  bafür  gelten;  bie  Äranfen  ftnb  ndmlicb  hierbei  me* 
lanc^olifd; ,  mit  ©egenjrdnben  ber  ©tnnlicfyfeit  fajl  ftetS  befdtjdf- 
tigt,  machen  babin  abjwecFenbe  Bewegungen,  brechen  auefy  wobt 
in  Delirien  au&,  welrfje  ft'cb  jtetS  um  oerliebte  tyfyanttfkn  breben ; 
unb  fyierju  gefeiten  ft'cb  eine  Sftenge  oon  anbern  üfteröen$ufäUen, 
Ärdmpfe  u.  f.  w.,  beren  Erfcfyeinung  ft'd)..wobl  letdfrt  erftdrt,  wenn 
man  bebenft,.  wie  bebeutenb  bie  Erregungen  be§  Sfteroenfyfiem!? 
ftnb,  welche  ft'd)  mit  ber  normal  erbeten  ^robuetioitdt  ber  Düa^ 
rien  (bei  ber  (Smpfänanijj)  oerbinben. 

§.    535. 

tlebrigenö  fann  bie  SDo^r)ortti6  ft'cb  Ietdt?t  mit  Entgünbungen 
benaebbarter  Organe  oerbinben,  unb  namentlich  mit  ber  SftetritiS, 
mit  welcher  ibre  2tet)nlicbfeit  überhaupt  fer)r  groß  tft,  fo  bc\$  wir 
t)ier  noeb  bie  namenttieb  oon  EtaruS  für  beibe  ÄranfbeitSformen 
aufgehellten  biagnojiifcben  SDcerfmate  nidtjt  übergeben  fönnen,  roelcbe 
barm  bejteben,  bafj  bei  ber  Stritte  weit  heftiger  ba§  ©efdfj; 
fyjtem,  bei  ber  £)opt)oriti?  mebr  ba3  9?eroenfr;ftem  in  Sftitletben; 
febaft  gebogen  wirb,  auef)  bei  erfterer  fowobl  ba$  SkrbauungS- 
al§  ba3  urinauSfonbernbe  ©pftem  in  boberem  ©rabe  in  #nfprud) 
genommen  wirb;  ferner,  ba{$  ber  ©tfc  ber  ©#mer$aftigfeit  nad) 
ber  Sage  ber  Organe  oerfdjieben  tft,  unb  i>a$  bei  ber  SftetritiS 
bie  innere  Unterfucbung ,  fowie  f)duftg  bie  confenfuelle  2tffection 
ber  SBrüfie  ba$  Uebel  erfennen  lefyrt.  —  2lucb  mit  ©cbwanger* 
fcfyaften  auper  ber  ©ebdrmutter  t)at  bie  £>opboriti§  juweilen  große 
2lebnlic^feit,  worauf  wir  im  jweiten  Steile  jurüif fommen  werben. 

§.    536. 

Sie  2Cu3gdnge  unb  Sorgen  ber  SDoplt)orttt§  ftnb  benen  ber 
SSJcetritiS  dr)nltd? ;  aueb  f)ier  fann  ba3  Hebet  entweber  ft'cb  unter 
fritifeben  Erfcbeinungen  jertbeiten,  ober  in  Eiterung,  ober  in  Se; 
generationen,  fowie  in  cfyronifcfye  Entjünbung  unb  bureb  biefe  in 
^tompfyomame  übergeben,  ober  (wa3  fyier  wegen  öfterer  Werfen- 


380 

mm«}  be$  UebelS  *)  unb  t»eöf)alb  unjwecfmdfjigcr  33ebanblung  ntd£>t 
feiten  beobachtet  worben  ijl)  burci)  plo^licb  eintretenbe  ©angrdn 
in  £ob  ft'cfy  enbigen.  Smmer  i|t  tiefe  Ent^ünbuttg  fonacb  tbetlS 
an  ffcb,  ttyetlS  namentlid)  wegen  ber  fo  leicht  ficJ>  anfcbltefenben 
unb  unheilbaren  Degenerationen  unb  Eiterungen,  welcbe  leerere 
mitunter  Safyrelang  fortbauern  unb  ftd)  nur  feiten  burd)  Eröffnung 
unb  Entleerung  be£  2(bfceffe3  nad)  außen  enbigen,  eine  fefyr  be= 
benf  liebe  Äranfr;eit  p  nennen,  welche  bie  ÄufmerffamFeit  bes> 
2Crjte3  im  t?6rf?flen  ©rabe  Derbient. 

§.    537. 

Die  SBebanblung  ber  DopborittS  ifi:  im  allgemeinen  nad) 
dl;nlicben  ©runbfdfren,  wie  bie  ber  SfletritiS,  einzuleiten,  nur  mit 
bem  Unterfcbiebe,  bafj  man  berücfftcbtigt,  wie  in  ber  lefctern  ge= 
metniglid)  ba§  gefammte  ©efdßfyjtem  unb  confenfuell  ber  Darm* 
Fanal  ^efttger  in  Sftitleibenfcbaft  gebogen,  bagegen  in  ber  erftem 
mefyr  ba3  üfterüenfyjtem  mit  affteirt  fei.  £>bwobl  bafyer  Blutend 
jiebungen  auä)  in  ber  SDopb.oritiS  ntdjt  entbehrt  »erben  tonnen, 
fo  ftnb  ft'e  bod)  gewobnlid)  in  geringerer  Quantität  unb  bdufig 
nur  burd)  örtliche  Ausleerungen  (tttva  bureb  Blutegel  an  bie 
(Sdjamlefjen  ober  bae>  Sftittelfleifcb)  ju  üeranjialten.  Didt  unb 
Regimen  muffen  antipblogifrifd)  fein,  auf  binreiebenbe  Entleerung 
be3  DarmFanalS  burd)  blanbe  2£bfubrmittel  ober  2at>ement3  ift 
tyrnjuwirfen,  foroie  burd)  örtliche  Södrme  mitteljr  aufgelegter  trocF= 
ner  gerodrmter  Ärduterf if?en ,  burd)  ableitenbe  ÜRtttel,  als  Äata= 
plaSmata  auf  bie  gufjc  unb  fpdterl;in  ©inaptSmen  an  bie  Sßaben, 
unb  überbauet  gehörige  S3ead)tung  unb  S3eforberung  ber  Frttifcben 
AuSfonberungen ,  bie  3ertbeilung  gu  beforbern. 

§.    538. 

2fl§  innere  Mittel  werben  mit  befonberm  S^u^en  bie  üon 
ElaruS  empfoblnen  23erbinbungen  be3  $alomel3  mit  bem  £)pium 
ober  ben  3infblumen  unb  bem  Eafforeum,  abwecbfelnb  mit  SBltyn? 
famenemulft'onen  mit  etwae»  Sfttrum,  gegeben  werben,  jebod)  fo, 
baß  tjterbet  nodj  befonbre  3?itcfftd)t  auf  bie  fpecteUen  SSeranlaffun^ 
gen  ber  ÄranFbeit  genommen  wirb,  folglid)  bei  unterbtueften 
v^autauSfd; lagen  unb  nad)  heftigen  Erfahrungen  befonberS  auf 
^»erfrellung  ber  ^autfunetton  gewirft  werbe  burd)  2£nwenbung  be5 
^lieberblumenaufguffeS  mit  bem  Liquor  Minderen,  ober  ber  Tun- 
timonialien,   wie  be§  Vin.  emet.,  —  baß  bie  unterbrücfte  50?en- 


")  @.  baxtihet  SKcfjcereS  in-Dftanber's  ©djiift  über  bie  Shtwicftuugfis 
fratifyeitcn.  2.  Zi)l  @.  120. 


381 

firuation  nad?  oben  aufQejlellten  Siegeln  wieber  in  Slufj  gebracht 
werbe  u.  f.  w.  —  5m  weitem  Serlauf  ber  Äranfljeit  unb  na« 
mentltd)  wenn  ft'e  ft'd)  mefyr  ber  d?ronifd)en  &orm  ndfyert,  werben 
ferner  allgemeine  laue  SBdber,  (Einreibungen  ber  £luecfft'lberfalbe 
mit  bem  flüchtigen  ßiniment,  ber  33red)weinjteinfalbe,  unb  wo  ft'e 
oöllig  übergebt  in  bie  §orm  ber  Sftmnpljomanie,  bie  oben  bargen 
legte  £5el)anblung  biefer  Äranfr)eit  angezeigt  fein. 

§.    539. 

©et)t  bte  (Entjünbung  in  (Eiterung  über,  welches  fid)  anFün* 
btgen  wirb  buref)  ^rofi,  burcr)  flopfenben  <Scbmer$,  burd?  S3e= 
fcl)werben  bei  ber  Bewegung  bee>  ©cbenfelS  ber  leibenben  ©eite, 
lentefcirenbeS  lieber,  eiterartigen  33obenfa&  im  Urin,  23ergrojjerung 
ber  dußerlid)  fühlbaren  ©efcbwuljt,  fo  fann  bie  33ef)anblung  fer- 
nerhin allein  e3  ft'd)  jum  3wecFe  machen,  eine  üortt)eill)afte  QtnU 
leerung  be3  gebilbeten  2lbfceffe3  §u  begünftigen.  3u  biefem  (Enb* 
Swecf  enthalte  man  fiel)  ber  2(nwenbung  aller  ftdrfer  eingreifenben, 
ben  £>armfanal  ober  ©efdfj  =  unb  ^evyenf^ftem  gewaltfam  afficis 
renben  Mittel,  als  woburcl)  ein  folcfyer  3)roce£,  ber  allein  SBerf 
ber  Sftatur  fein  fann,  nur  geftort  werben  müßte,  orbne  bagegen 
ben  ©ebraud)  milber  bte  9teprobuction  begünjrigenber  Mittel  an, 
%.  S3.  Wolfen,  Mcb  unb  ©elterfer  SBaffer,  <Eibifd)becoct  u.  f.  w., 
fefce  bm  ©ebraud)  ber  lauen  SBdber,  ber  gomentationen  ober  Äa; 
taplaSmen  be3  Unterleibes,  ber  linbernben  eroffnenben  Älüftiere 
fort,  unb  beobachte  genau,  nad)  welchem  £l;eile  bin  bie  (Entlees 
rung  be3  2(bfcef[e3  beabft'djtigt  wirb.  5jt  e§  gegen  bie  SSauty 
beefen,  welcbe3  buref)  3unal;me  Unb  beutlid)ere  gluctuation  ber 
©efdjwulfi  ft'd)  ju  erfennen  geben  wirb,  fo  beforbere  man  biefe 
(Entleerung  bureb  eine  ©eitenlage,  buref)  fortgefe^ten  ©ebraud)  ber 
erwetdjenben  Umfcbldge  unb  SSaber;  ijt  e3  baö  ©cljeibengeroolbe, 
^egen  weldjeg  ber  2lbfce§  binbrdngt,  welcbeS  burd)  treffen  in  ben 
©eburtötl)eilen  unb  burcr;  bie.  innere  Unterfudmng  abgenommen 
werben  fann,  fo  ft'nb  erweid)enbe  Snjectionen  üortljeilfyaft;  in 
betten  fallen  aber  wirb  man  immer  bie  (Eroff nung  felbjt  am  lieb- 
jten  ber  Statur  überlaffen,  unb  gur  fünjf  lieben  SDeffnung  wenig; 
frenS  ntcfyt  efyer  fcr)reiten ,  bis  man  jtcr)  oon  ber  S3erwacbfung  be3 
(EiterfacfeS  mit  ben  S3aucr)becfen  ober  bem  ©cbeibengewolbe  (in 
welchem  galle  oon  SDfianber'3  ^jterotom  ©ebraud?  gu  macben 
wäre)  Ijinldnglicr;  überzeugt  ^at. 

§.    540. 

<5\\ü)t  ber  2£bfcefj  ben  Uebergang  in  ben  Sarmfanal,  fo  gtebt 
jtcr;  btefeS  burcr;  oermefyrteS  ©rangen  auf  ben  9ttajrbarm  ju  er* 


382 

Fennen,  unb  tfi  bur$  eröffnende  Äfyfrtere  ju  beforbern,  wobei 
benn  bie  Ausleerungen  feXbft  jretS  51t  unterfucfyen  ft'nb,  um  bie  be* 
ginnenbe  Entleerung,  welche  als  eiteriger  ©urcfyfafl  erfdjeint,  nicbt 
$u  überfein.  —  SBon  innern  Mitteln  fonnen  auger  ben  erwdfyn; 
Un  bemulcirenben,  gelinb  bie  Ausleerung  beforbernben  fingen, 
aB  Wolfen ,  Decoctum  rad.  Althaeae ,  Graminis ,'  Liquirit.  u  f.  W. 
$um  ©etrdnf,  feine  füglicl)  angewenbet  werben,  unb  bie  ©tat  mug 
fefyr  leicht  unb  gelinb  ndfyrenb  fein.  Sfr  bagegen  ber  Abfceg  ge* 
öffnet,  fo  ft'nbet  bie  Anwenbung  ber  Efyina  jratt,  um  bie  .Strafte 
ju  erhalten  unb  gutartige  Eiterung,  fowie  Teilung  beS  AbfceffeS 
ju  bewirfen.  33et  ber  unmittelbar  nacfy  äugen  erfolgenben  Ent- 
leerung  beS  EiterS  tfl  übrigens  bann  biefelbe  gan§  na$  ben  9te 
geln  ber  Chirurgie  51t  bezaubern. 

2. 
SBafferfucfyt  ber  Eier frocfe  (Hjdrops  ovarii). 

§.    541. 

Ein  ätemltcfy  fyduftger  ÄranfbeitSjujIanb  biefer  Steile,  beffen 
SSorlommen  ftd>  wofyl  leicht  erfldren  lagt,  wenn  man  bebend, 
bag  bie  normalen  §)robuctionen  beS  EierftorfS  naty  ber  Empfang* 
mg  in  Erzeugung  tton  S3ldSd)en,  mit  gtäfjtgfett  angefüllt,  be; 
flehen,  bag  überhaupt  gtäfftgfett  ben  Anfang  aller  organifcfyen 
S3tlbungen  barjrelle  unb  fomit  audj  tn  einem  Organe,  beffen  ge* 
funbe  unb  franffyafte  ^Probuctimtdt  gleich  frarf  ifr,  bie  Anhäufung 
t>on  rodffrigen  ©toffen  gletcbfam  als  bie  erfre  ©tufe  ju  anberweis 
tigen  33erbilbungen  betrachtet  werben  fann,  weSfyalb  man  benn 
aucfy  nid)t  feiten  §ugleid)  mit  biefen  Sßafferanfammlungen  23er* 
Wartungen,  fpecfige  Ausartungen,  Erzeugung  frember  ©ebilbe 
u.  f.  w.  wahrnimmt. 

§.    542, 

Sie  SBajJerfucfot  ber  Eierfrocfe  fommt  aber  in  üerfcfyiebenen 
formen  t>or:  entweber  ndmlicb  tfi  ber  ganje  Eierftocf  ju  einem 
juweilen  augerorbentlicb  grogen  ©ade  auSgebelmt,  welcher  mit* 
unter  20  bis  80,  ja  100  ^funb  SBaffer  enthalten  fyat  *),  ober 
eS  tft  bie  ©ubfranj  beS  £)t>arium  §u  mehreren  befonbern  Bellen 
ausgebest,  welcije  gum  Sbeil  unter  einanber  gufammenmunben 
unb  älpnltcfoe  Mengen  SBaffer  enthalten,  ober  enbltcb,  eS  bilbet 
baS  Doarium  einen  grogen  ©acf,  melier  eine  Stenge  ^batüm* 


0  @.  baüon  SSetfpule  angeführt  bei  Svetjh'g:  Jpanbbud)  ixt  tyatyolo-- 
gte  ber  djromfdjen  Äran^ettm.  ££.  II.  @.  502  u.  3. 


383 

artiger  33lafen  in  ftcfy  enthalt  *).  Sie  glüfftgfeit,  welche  in  tiefen 
33lafen  ober  in  ben  größeren  <5dcf en  oorfyanben  tfi ,  geigt  ftd)  ge; 
wofynlicl)  al£  bellet  gelblich  SBaffer,  guwetlen  jebocf)  fyat  man 
fte  aucl)  mefyr  gallertartig,  ober  als  gallertartige  ©ubflanj  ge* 
funben.  —  Stterf  würbig  tfr  t$,  baf?  oorjüglid)  ba3  linfe  £)oa= 
rium  ju  biefer,  foroie  §u  anbern  Sßerbilbungen  befonberS  hinneigt, 
welches  offenbar  mit  ber  auf  ber  linfen  Äorperfeite  überhaupt 
Überwiegenben  $robucttt)itdt  (Sttagen  unb  $er§  liegen  ja  au$  auf 
ber  linfen  ©feite)  in  33erbinbung  jietyt.  UebrigenS  nehmen  öftere? 
auef)  bie  $allopifd)en  Sjögren,  foroie  bie  breiten  Sttutterbdnbcr  an 
btefer  SBaffcrfud^t  Hnt&etl. 

§.    543. 

Sie  Äennj eichen  biefer  Sßafferanfammlungen  ftnb  oft  feljr 
febwiertg  aufjuftnben,  unb  werben  gewolmlicr;  nicfyt  efyer  wahrge- 
nommen, bis  bie  ©efcbwulft  einen  gewiffen  Umfang  erreicht  l)at, 
tnbem  bei  geringern  ©raben  bie  Äranfen  felbft  feine  bebeutenbe 
SBefcfywerbe  babet  ju  empft'nben  pflegen,  unb  bafyer  ntdtjt  feiten 
hei  ©ectionen  bergleicfyen  fleinere  2lnfammlungen  gefunben  werben, 
wo  im  ßeben  fein  «Symptom  biefelben  oermutljen  ließ.  35ct  jidr* 
ferer  2Cuftreibung  be3  leibenben  Steiles  hingegen  geigen  ftdf>  oor^ 
jüglid)  folgenbe  SKerfmale.  Sie  Äranfe  empftnbet  in  ber  franfen 
©ette  (gewoljnlid)  ber  linfen)  einen  ftumpfen  brücfenben  ©cfymerj, 
womit  ftct>  jugleicl)  S5efc|)werben  bei  ber  ^Bewegung  be£  ©d)enfel§ 
biefer  Seite  unb  2tnfd)wetlungen  oerbinben ;  gugletcb  entwief elt  ftdE? 
in  ber  Regio  iliaca  eine  begrdnjte,  feiten  beutlicl)e  gluctuation 
geigenbe  ©efcfywulfi,  welche  nad)  unb  nad)  ftd)  oergroßert  unb 
cnbltd)  ben  gangen  Unterleib  erfüllt,  bann  aber,  unb  jwar  je 
weniger  gugleid)  bie  Subjhng  be£  GfierftocfS  oerbieft  tjr,  um  beffo 
beutlicfjer  gluctuation  wafyrnefymen  laßt.  Zud)  burcr;  ba$  <Sd)ei; 
bengewolbe  ifl  biefe  ©efcbwulft  oft  bemerfbar,  unb  e3  geigt  ft'dt> 
gewolmlid)  ber  UterüS  burd)  biefelbe  bergeftalt  aug  feiner  Sage 
getrieben,  baß  bie  Saginalportton  nadj  berfelben  (Seite,  auf  welcher 
bie  ©efcfywuljr  fiel)  beftnbet,  ber  ©ebdrmuttergrunb  aber  naef)  ber 
entgegengefe^ten  «Seite  fyingebrdngt  tfr. 

§.    544. 

Sm  Serlaufe  ber  Äranf^eit  gefetten  fTdE>  bann  ju  ben  ge= 
nannten  Äenngetdjen  nodj  mehrere  anbere,  welche  innere  2ßaffer= 


*)  (Sin  merfwürbt'geS  SSetfptet  btefer  2frt  f.  man  in  Möbius  Dissert. 
in.  de  Virgine  ascitica  post  paracenthesin  purpura  maligna  exstineta. 
Lips.  1725. 


384 

anfammlungen  überhaupt  §u  begleiten  pflegen,  aU  Mangel  an 
Appetit,  Qthl  unb  (Srbredjen,  üftiebergefcblagenbeit  unb  9ttelan= 
cfyolie,  Ünorbnung  ber  monatlichen  Reinigung,  2euforrl)6c,  trüber 
fparfamer  Urin,  Abmagerung,  (Sngbrüjftgfeit  u.  f.  w.  —  friUfy 
tritt  nid)t  feiten  allgemeine  Söafferfucbt  Ijinju,  unb  bte  ^ranfen 
gerben,  entweber  an  biefer  ober  an  oollfommner  Abmagerung. 

§.    545. 

Sic  Äranffyeit  fann  üorjüglicb  üerwecfyfelt  werben  entvoeber 
mit  ©cbwangerfcbaft  ober  mit  2Bafferfud)t  ber  $8aud)i)bt)k  (Ascites); 
t>on  ber  erjtern  unterfebeibet  fte  ftd)  tnbejj  bureb  weit  längere  Sauer 
unb  langfamereS  Sunebmen  ber  ©efcbvouljr,  burd)  bie  ungleiche, 
mebr  üon  einer  ©eitc  auSgefyenbe  ©efcfywulft  be3  SetbeS  (obwohl 
aucr;  bei  <3d)wangerfd;aften  außer  ber  ©ebdrmutter,  oon  welken 
bie  Unterfdjeibung  überbauet  fd;wieriger  ift,  dbnlid>e§  23erl;alten 
ber  jebod)  aud)  ^>ier  fcbneller  anwaebfenben  ©efcfywulfr  ftattftnbet), 
ferner  burefy  ben  Mangel  ber  wefentlicben  Seichen  ber  ©djwans 
gerfdjaft,  ber  Auflocferung  unb  23erfürjung  ber  23aginalportion 
unb  be3  ©efübß  oon  ÄinbeStfyeilen  unb  ÄinbeSbewegungen  (mit 
welchen  le^tem  jwar  zuweilen  oon  ben  Äranfen  felbft  t>a§>  ©efübl 
ber  gluctuation  üerwecbfelt  wirb,  wobei  benn  bie  genaue  geburtö- 
bülflicbe  Unterfucbung  biefen  Srrtbum  wiberlegen  mu§),  bureb  bie 
SSerdnberung  in  bm  Prüften,  welcbe  bei  ©ebwangerfebaft  ans 
fcbwetlen,  bei  biefer  Äranf&ett  fdjlaff  werben.  —  23on  ber  SSrufc 
wafferfud)t  ijt  bie  GüerfbcfSwafferfucbt  unterfebieben  bureb  bie  be= 
grdnjte  ©efebrouljt,  bie  unbeutlicbere  ^luctuation  unb  ba$  febnettere 
(Eintreten  allgemeiner  Äronf^cttSjulldnbe.  ©cbwerer  tjr  fte  wn 
(Eiterung  in  -  begenerirten  SDoarten  ju  unterfebeiben  unb  if!  aueb 
nid)t  feiten  mit  biefen  oerbunben,  fo  bafi  man,  wenn  bie  $aras 
centefe  gemalt  wirb,  jlatt  klaren  gelblicben  SßafferS  ein  mit  (Eiter* 
floefen  ober  felbft  mit  üiel  (Eiter  oermifcbteS  SBaffer  ausfließen 
ftel)t.  —  Sn  ber  Sfeget  fann  man  auf  fo  ttwaZ.  fließen,  wenn 
neben  ben  Rieben  ber  2Ba{ferfucbt  noeb  t>orber  eine  Seit  lang 
l;eftige  ©c&merjen  unb  gieberbewegungen  beobachtet  worben  ftnb. 

§.    546. 

Sie  oeranlaffenben  Urfacben  biefer  Äranfbeit,  welcbe 
ibrem  SBefen  nadj  bebingt  wirb  bureb  eine  abnorm  aufgeregte, 
ieboeb  auf  ber  niebrigflen  (Stufe  ber  S3ilbung,  b.  i.  bei  ber  2lu§= 
febeibung  oon  Söaffer  oerroeilenbe,  ^Probuctioitdt,  ffnb  tbeilS  ba§ 
«Sinfen  normaler  $)robuctit>itdt  in  ben  oberen  Sabren,  wetcbeS 
biefe  Organe  ju  ibrer  eigentlicben  SBefiimmung,  ber  (Erzeugung 
neuer  Snbioibuen,  unfdbig  madtf,  tytiü  öftere  Sfei^ungen  beS 


385 

©efd)lecbt§ft)jfem3 ,  ofyne  Herbeiführung  normaler  ©cbwangerfcbaft 
(j.  S5.  burcb  Onanie),  ferner  vorausgegangene,  unoollfommen 
jertbeilte  Entjimbungen,  ober  mecbanifd)e  Srfcbütterungen  burcf) 
©tofj  ober  fcbwereS  fragen,  Einflüffe,  welcbe  heftige  Eongejtionen 
gegen  bie  ©efcblecbtSorgane  üeranlaffen ,  aU  Unterbrücfung  ber 
Sttenjtruatton ,  er^i^enbe  ©etrdnfe  ober  2Crjneimittel ,  fcbwere  ©es 
burten,  auSfcbwetfenbe  SebenSweife  u.  f.  w.,  enblicb  and)  2CUe3, 
woburcb  bie  Function  ber  rücffuf)renben  ©efdße  gehemmt  wirb, 
als  £>rüfenanfcbwellungen ,  früher  ffattge^abte  ft)p^tlitif4)c  "Kn* 
ftecfung  u.  f.  ro.  unb  ndcbftbem  Plethora  abdominalis  unb  Anlage 
ju  oenofen  tjdmorttjotbaltfcfjen  ©tocfungen  in  i>m  ©efd£igefled)ten 
ber  breiten  SDZutterbdnber. 

§.  547. 
£>ie  ^Prognofe  ij!  bei  ber  SBajferfud^t  ber  Eierjiocfe  im 
Mgemeinen  febr  ungünjiig  unb  bie  $ranfl;eit  metjfenS  unheilbar; 
beffenungeacbtet  roerben  SBetfpiele  aufgeführt,  roo  bie  Äranfbeit  ft'cb 
tljeilS  burcb  Entleerung  be§  SBafferS  mitteljt  heftigen  ErbrecbenS, 
burcfy  Uebergang  beS  SBafferS  au$  bem  SDoario  in  ben  mit  ü)m 
üerwacbfenen  unb  perforirten  ©armfanal,  t^erlS  mittelfi  Ergießung 
an$  ben  ©eburtstbeiten  burcb  bie  Sittuttertrompeten  glücflicb  ge* 
fyoben  fyaben  foll.  W\x  fetbfl  ijl  ein  Satt  oorgefommen,  in  welcbem 
eine  grau,  an  ber  wegen  einer  mit  Eiterung  üergefellfcfyafteten 
EierjiocBwafferfucbt  mehrmals  bie  Function  gemalt  worben  mar, 
erjr  mebrere  SRale  fleine  Rupturen  be$  EierjrocfS  in  bie  SSaud)* 
fyoble  (worauf  bann  ba3  äöaffer  burd)  Tubae  unb  tbeilS  burd; 
Urin  mittelft  2ütffaugung  ft'd)  entleerte),  tbeilS  enblicb  eine  fleine 
Ruptur  burcb  bie  S5aud)bebecfungen  (mitteljl  eines  fiel)  bilbenben 
gijfefgangeS  in  ben  mit  ben  S3aucbbecfen  berwadjfenen  Eierftocf3s 
bullen)  erlitt,  unb  obroobl  fte  fo  mehrere  9Me  oon  ber  ßaft  beS 
SßafferS  obne  Äun^ülfe  befreit  würbe,  boeb  enblicb  unterliegen 
mufte.  Sn  einem  anbern  febr  mer!rourbigen  ^alle  blieb  nad)  ber 
erjten  Function  ein  Keiner  burcb  Sluctuation  in  ber  Unterbauet)- 
gegenb  ft'cb  oerratbenber  ©aef  übrig,  bie  ^Perfon  fiel  nacb  mebrern 
Sabren  fiarf  aufS  Äreujbein,  fte  füblte  ein  SSerfien  im  Seibe  unb 
allmdlig  üerfcbwanb  nun  bie  ©efebwulfi  üoEfrdnbig.  —  Severe 
Äranfe  mar  tnbej?  nur  einige  30  Safyre  alt.  —  ©cwobnlicb  siebt 
ftcfc  bie  Äranfbeit  fe|r  in  bie  ßdnge,  unb  fann  in  geringern 
©raben  immer,  juweilen  aber  felbjt  bei  betrdcfytlicber  Entwicklung, 
Zange  obne  afljugrofje  SSeeintrdcbtigung  be3  allgemeinen  SBeftn- 
benS  befleben,  fte  wirb  baber  infofern  wenigfienS  eine  etwa§  beffere 
^rognofe  als  bie  SSaucbwafferfucfyt  gejktten,  wenn  fte  and)  allers 

©pnaJologie.   I.  Zi).   3te  2CufI.  25 


386 

bingS  weit  geringere  Hoffnung  für  bie  Teilung  gerodet,  wooon 
ein  $auptgrunb  mit  barin  liegt,  baß  ft'e  feiten  rein  üorfommt, 
fonbern  fajr  fietS  mit  anberweitigen  jieatomatofen,  purulenten  unb 
dt>nltcr;en  Degenerationen  be3  Doarium  oerbunben  auftritt. 

§.    548. 

•Die  S3e|>anblung  laßt  bd  ber  Sftatur  beS  ItebelS  befonberS 
günjttge  Stefultatc  nicfyt  erwarten,  einmal,  weil  ba$  ttebel  gemein 
niglicf?  erfl,  nacljOem  e3  fcfyon  einen  beträchtlichen  ®rab  erreicht 
\)at,  ber  drjtlicfyen  Sßebanblung  übergeben  wirb;  gweitenS,  weil 
bie  Sßdnbe,  welche  ba£  SBajfer  umfcfyließen,  in  ber  Siegel  fo  fefyr 
in  tt>rer  ©tructur  oerdnbert  ftnb,  baß  ft'e  feine  Hoffnung  gur 
«Reforption  julaffen;  brittenS,  weil  felbfi  bie  unmittelbare  (Sntlee; 
rung  be3  äßajferS  mitteljr  einer  Operation  nid;t  immer  moglidf) 
tjr,  tnbem  fyduftg  mehrere  3eMenwdnbe  üorljanben  ftnb,  welcbe 
biefclbe  ^inbern.  2)a$  ©efct)dft  be3  ArjteS  wirb  ft'cb  bafyer  nur 
auf  Sinberung  ber  burd)  bie  ©efcbwulft  oeranlaßten  33efcf)werben 
unb  Vergütung  einer  weitern  Vergrößerung  berfelben,  fowie  in 
fallen  bereite  fel)r  angewachsener,  dußerlicf)  beutliclje  gluctuation 
geigenber  Söafferanfammlung  auf  unmittelbare  Entleerung  beffelben 
burcl)  bie  Operation,  unb  mögliche  23erf;inberung  neuer  Anfamm- 
lungen  befcftrdnfen. 

§.    549. 

Sn  erflcrer  $inffcl)t  muffen  bie  fpeciellen  Urfacfyen,  welcbe  bie 
dntfiefyung  ber  2Bajferanl)dufung  jur  §olge  Ratten,  berücfftdjtigt, 
£)rüfenanfd)wellungen  burd)  bie  Anwenbung  refoloirenber  Mittel, 
©puren  fypfytlitifdjer  3n|tdnbe  burcb  SDfercurialien  gehoben  werben, 
bie  ©nfaugung  be3  ergojfenen  SöajferS  felbft  ift  burcl)  SBeforbes 
rung  ber  £auttf)dtigfeit,  fowie  ber  *£)arnfecretion,  unb  Anwenbung 
jertljeilenbe*  Einreibungen  ju  beförbem,  bei  noct)  oorfyanbener  ent* 
günblicfyer  Neigung  ftnb  örtliche  S3lutentjiebungen  unb  frdftige  Ab- 
leitungen unerldßlicl),  unb  enblid)  ift  befonberS  bie  2eben6weife 
unb  2)idt  einer  jirengen  Drbnung  ju  unterwerfen.  Aufenthalt  in 
reiner  trocfner  ßuft ,  leicht  oerbaulicfye,  bei  ntrf>t  entjtmblicfyer  £>ia; 
tfyeft'S,  frdftige  ©tat,  fo  wie  ber  mäßige  ©enuß  etneS  frdfttgen 
2ßein3  unb  r;inldnglid)e,  ben  .Straften  angemeffene  ^Bewegung  ftnb 
bafyer  ju  empfehlen,  fowie  S3efd)werben ,  welche  oom  £>rucfe  ber 
©efd)wul|t  abfangen,  als  23erflopfungen ,  Gwngefrionen  u.  f.  w., 
burcf)t>on  3eit  juSeit  bargeretdjte  Abführungen  u.  f.  w.  ju  befeittgen. 

§.    550. 

£>ie  Operation,  welche  jur  eigentlichen  Teilung  be3  UebelS 
angewenbet  werben  fonnte,  tjl  jweifacr;,  entweber  bie  ^aracentefe 


38T 

ober  bte  (SrfHrpation  be3  ausgearteten  £>rgan§.  Severe  (auf  welche 
wir  im  folgenben  @ap.  ausführlicher  ju  fpredjen  fommen  werben) 
würbe  allerbingS  i)zn  SSor^ug  oerbienen,  wenn  ifyrer  2(u3füf)rung 
ffcb  ntcr)t  §u  bebeutenbe  ©djwiertgfeiten  entgegenfe^ten.  ©ie  fonnte 
ndmlicfy  riutyt  fttglicf)  anberS  als  im  S3eginn  ber  $ranfl)eit  fratts 
ft'nben,  ba  bei  weiterer  dntwicftung  ber  ©efcbwulft  bie  SDeffnung 
ber  SBaucbJjobie  aüjubetrddjtlic^  werben  mütjte;  fann  tnbeß  gerabe 
in  biefer  erj!en  Seit,  wo  entweber  bie  Äranfe  nod?  gar  feine  S3e= 
[erwerben  baoon  empfmbet,  ober  baS  Uebel  nod?  nicfyt  mit  üotfc 
fommner  ©icfyerbett  §u  ernennen  ift,  fetten  ausgeführt  werben. 
SBaS  bagegen  i>k  ^aracentefe  betrifft ,  fo  wirb  fte  inSgemem  §war 
bä  biefer  "Kxt  ber  2Bafferfucl)t  meljr  wiberratljen,  als  empfohlen; 
t>a  eS  inbefj  feineSwegeS  an  23eifpielen  fet>It,  wo  burd)  biefelbe 
tljeilS  baS  Uebel  wirfltct)  geseilt  l),  tfyeilS  bocl;  baS  %tbm  ber 
Äranfen  auf  oiele  Safyre  gefrtftet  worben  ift 2),  fo  oerbient  biefelbe 
ffd)er  häufiger  als  bisher  gefd>el>en ,  in  2(nwenbung  gebogen  ju 
werben,  unb  mochte  auef)  wobi  ber  (Eröffnung  Durd)  ben  ©ctmitt, 
oon  welcher  nur  alljuleidjt,  wie  ^).  granf  bemerft,  giftein  jus 
rttcf bleiben,  üorgejogen  werben.  $lad)  gemalter  ^aracentefe  bte 
@anule  einige  Seit  liegen  ju  laffen,  um  fo  eine  abfydfwe  dnt%mu 
bung  ber  Sßdnbe  beS  ©acfeS  %u  oerantaffen  unb  babureb.  bie  ra* 
bicate  Rettung  §u  bewerf  jMigen,  wirb  feiten  ju  einem  guten 
Erfolge  führen,  unb  fann  leicfyt  ju  Uebergang  in  (Eiterung  beS 
SDüarii  SSeranlaffung  geben.  SD?et)r  wäre  oielleidjt  oon  gettnb  er* 
regenben  ©infpri^ungen  in  bie  $bUzn  foldjer  ©acfgefcbwüljre  51t 
erwarten,  Sttagenbie  wenigftenS  ful)rt  gwei  gdlle  an3)  in  benen 
burd)  wieberljolte  (Einfpri&ungen  oon  tyalb  SBein  f)alb  SBaffer  erfr 
gwar  befebjeunigte  2(nfüllung,  aber  enblid)  Teilung  btroittt  worben 
war.  Sine  dlmlicbe  (Erfahrung  ift  oon  $  offener  gemacht  wor; 
ben.  —  £>uxü)  einen  ftarfen  anfjaltenben  £)rucf  bie  SSieberan; 
füllung  beSSDoarii  ju  oertnnbern,  wk  ©earle  »orfcfyldgt,  mochte 


1)  <55.  P.  Frank  epitome  de  curand.  hom.  morb.  Lib.  VI.  p.  I. 
p    476. 

2)  v^terfjer  gebort  ber  »on  3-  ftuntez  befdjriebene  galt,  roo  burd)  atyU 
jigmatige  tfnrüenbüng  ber  ^aracentefe  eine  grau  25  Safere  erhalten,  unb 
ba6ei  nac|  unb  nad)  eine  SDfenge  SßafTer  oon  13  Dröoft  entteert  it>urbe. 
(Sine  fotdje  ÄranEe,  Ui  welker  bte  $)aracentefe  nad)  unb  nad)  64  mal 
»erridjtet  worben  war,  ^abe  tdj  felbft  beobachtet. 

3)  @.  beffen  SBortefungen  Ü6.  b.  pbt)ftEa(.  (Srfdjeinungen  be§  Sebenä,  beutferj 
».  ä5a3tüt£.  Äotn  1837.  ©.  77.  SÖJebrereS  über  ik  Operationen 
wafferfüdjtiger  Doarien  f.  bei  SÄ  eigner  a-  a.  D.  5.  Sbt.  ©.230  u.f. 

25* 


388 

fefyr  feiten  ju  hoffen  fein.  —  $lod)  ijt  j«  erwähnen,  baß  man 
aud)  oorgefcfylagen  l)at,  bie  ^aracentefe  be3  (SierftocFS  burd?  bie 
SBagina  ju  oerrtdjten.  £>a  inbeß  bduft'g  ba$  wafferfucfytige  SDoa* 
rium  ju  fel)r  au3  ber  $ol)le  be£  fleinen  33e<fen3  ftd>  ^ert>or^>ebt, 
unb  bafyer  juweilen  oon  ber  Söagina  au§  faum  ju  erretten  fein 
bitrfte,  ba  ferner  gerbet  aud)  SBerlefcung  beträchtlicher  ©efdße  leicht 
jiattfmben  fonnte,  fo  barf  biefe  Operation  wofyf  nur  auf  bie  wes 
nigen  %aüt  eingefcferdnft  werben,  wo  bie  fluctuirenbe  ©efdjwutft 
tief  in  ba§  ©djetbengewolbe  fiel)  fyerabbrdngt  unb  bie  gluctuatton 
innerlich  beutlidper  als  dußerlid)  fühlbar  ijt. 

3. 

SSon  ben  ©peef;  unb  g'letfcbgefcfywulfien,  S3eretterun- 

gen,  33erfnöd)erungen,  fowie  oon  iitn  (Srjeugungen 

frember  Äörper  in  ben  (Sierfrocfen. 

§.    551. 

SSenn  bie  SBafferanfammlung  in  ben  (Sierjiocfen  al§  ber  erjle 
©rab  ifyrer  franf^aften  ?)robuctioitdt  betrachtet  würbe,  fo  erfd)eint 
in  ber  §3ergroßerung  i&ro  ©ubftanj  burd)  eiwetßjroffartige,  fett* 
artige  Waffen,  in  welchen  ftd),  wie  in  ben  gleichartigen  ©efc&wüls 
jren  ber  ©ebdrmutter,  ofter^  Änocfyenferne  anfefcen,  bie  jweite, 
unb  in  ber  33ilbung  oon  einzelnen  organifdjen  Steilen,  oon  3at)- 
nen  unb  paaren  (welche  lefctere  bann  in  ber  äußern  *£)aut  be3 
(SterjlocB  wie  SBartfyaare  wurzeln,  unb  juweilen  aud)  aufgefallen 
in  einer  bunnen  fsettmaffe  liegenb  gefunben  werben)  bie  britte 
unb  Ijocfyjle  (Stufe  biefer  abnormen  £3tlbung§tl)dtigfeit,  außerbem 
jebodjfommen  blutfdf) wammartige  Degenerationen  fowie  SSers 
eiterungen  ber  ©ubftanj,  unb  gwar  oft  mehrere  biefer 
Sujrdnbe  ju  gleicher  Seit  oor  — .  S3erbilbungen ,  oon  weldjen  bie 
$anbbücfyer  ber  patfyologifcfyen  Anatomie  oon  £)tto,  5D^ecf e I, 
SBaillie  eine  große  Stenge  oon  SSeifpielen  auffuhren.  Sn  drjt; 
lieber  v^inftdjt  Ijaben  inbeß,  wa$  bie  (Sntjlebung ,  (Srfenntniß, 
Solgen  unb  S5el)anblung  betrifft,  alle  biefe  Ausartungen  mit  ber 
2Bafferfud)t  ber  (SierjiocFe  fo  oiel  gemein,  baj?  wir  bei  ber  SBe* 
tracfytung  berfelben  fur^er  fein  fonnen,  tnbem  wir,  wa$  ba$  9%s 
fiologifcfye  anbelangt  (in  welcher  #inftd)t  namentlich  bie  (Srjeus 
gung  frember  ©ebilbe  oon  befonberm  Sntereffe  ifl),  auf  bie  fcfyone 
2Cbfyanblung  oon  2Cutenrietl)  *)  oerweifen. 


*)&.dttiV$  "Kx^iv  für  $f)#'otogte.  SSb.  VII.  £ft.  2. 


389 

2C  n  m  e  r  f  u  n  g.  Sie  ©efcfyicbte  einer  (Sierfrocf  3gefd;wulfr,  welche 
40  it>-  wog  unb  üom  rechten  SDoarium  mittel^  etneS  ©ttelS  auS; 
ging,  f.  mitgeteilt  ö.  ©rptljropel  in  #otfcf)er'3  #annoüer; 
fc&en  2fonalen.  1.  S5b.  4.  £ft.  ©.  705.  (£ier  ftattl  man  febon 
bei  ber  legten  ©eburt  bie  anfangenbe  ©efcfywuljr  gefüllt  unb  für 
ein  2.  Äinb  gehalten.  Sie  grau  war  aber  trofc  eines  fo  auSges 
arteten  Doarii  wieber  fcfywanger  geworben.) 

§.    552. 

Sßie  fonadf)  bie  3etlen  beS  wafferfucfytigen  GnerjiocFS  gewo^ris 
iid)  nur  franf^aft  weitergebilbete  ©raaf  febe  SBldScben  fmb,  fo 
aud)  bie  meijten  biefer  fpedigen  2(u§wud)fe  unb  fonjligen  Sege; 
nerationen  biefeS  SDrganS.  Sie  Änoctjenfittife  alfo,  bie  3dfme, 
bie  £>aare,  bitrfen  nicfyt,  wie  juweilen  gefd^e^en  ifr,  atS  SJubb 
mente  üon  ©cfywangerfcfyaften  aufser  ber  ©ebdrmutter,  äU  lieber; 
bletbfet  üon  ganjen  ßmbr^onen  betrachtet  werben,  wogegen  e§  ber 
befre  33eweiS  ifr,  tfyeÜS  ba$  dbnlicfye  ©Übungen  aueb  an  Organen 
üorfommen ,  wo  an  Gonception  unb  ©d)wangerfd)aft  gar  nicfyt 
ju  benfen  ifr  (fo  fanb  ^enaba  l)  t>a$  v£>er$  einer  Gfnte  auf  er; 
lieft,  unb  icf)  felbfi  eine  ber  großen  ßuftjetlen  in  ber  33rujt  eines 
$ubn$  innerlich,  mit  Sebern  befefet),  tbeilS  ba$  bie  bier  üorge; 
funbenen  ©ebilbe  folefte  fmb,  welche  im  IDrganiSmitS  felbjt  auf 
ber  niebrigften  ©rufe  ber  Drganifation  fielen,  unb  bag  hingegen 
i.  33.  Sßirbel;  ober  <Scbdbel!nod)en ,  üfteroenmaffe  u.  bgl.  ft'd;  nie 
in  foleben  ausgearteten  (SierfiöcFen  gefunben  fyaben;  eine  ZfyaU 
fadje,  auS  welcber  £egewifd)  folgerte,  baj?  überbaupt  nur  bie 
Cnrjeugung  reprobuctiüer  ©ebilbe  ben  3(ntf)eil  beS  SÜBeibeS  an  ber 
33ilbung  etneS  neuen  SnbimbuumS  auSmacfye 2) ,  worauf  wir  im 
^weiten  Steile  jurücüommen  werben,  gfreilicb  fnüpfen  ffcfo  biefe 
2£fterorganifationen  auf  eine  merfwürbige  Sßeife  an  bie  in  neuerer 
3eit  immer  fydufiger  beobachteten  Satte  üon  Fetus  in  Fetu  (f.  bar; 
über  mefyr  im  2.  Steile) ,  unb  man  muß  atlerbingS  jugeben,  bafj, 
fo  gut  man  einft  auf  biefe  Sßeife  in  ben  $oben  eines  Änaben 
bie  Änod)enrejIe  eines  $etuS  ft'nben  fonnte,  aueb  in  ben  £>üarien  bie 
9kjle  eines  folgen  üorfommen  fonnen,  ja  eS  wirb  bei  Änocbcn; 
jlucfen  mit  3dl)nen  unb  paaren  im  SDoarto  oft  fcfywer  fein  gu  ents 
febeiben,  ob  fte  t>on  einem  üerfummerten  unb  in  biefen  SDrganiSmuS 


1)  ©•  beffen  Saggio    d'osservazioni   e   memorie   sopra   alcuni  casi  sin- 
golari  u.  f.  w.  5  angezeigt  in  b.  (Srg.  S31.  b.  aUgem.  Cit.  =3eit.  1810. 

SRO.  136. 

2)  ©.  neues  norbifdjeS  2£rd)i»  wn  ^faff,   e^eet  unb  S?ubolpt)i. 
1.  S5b.  1.  @t. 


390 

bineingejogenen  SwiHing ,  ober  ob  fte  tton  einer  SÖucberung  im 
£)oario  feüjt  abfangen,  allein  nie  werben  btefe  ©ebilbe  eigene 
liebe  Ueberrefle  einer  ©<$wangerfcl)aft  beS  ÄorperS,  in  bem  fte  ge; 
fttnben  würben,  fein. 

§.  553. 
Die  Äennjetcfyen  biefer  Ausartungen  ftnb  jiemlicb  biefelben 
(mit  2fu6nabme  ber  $luctuation) ,  wie  bie  ber  (SierftocfSwaffers 
fuebt,  nur  ba$  oft  bie  Unterfcbetbung  oon  ©cbwangerfcfyaften 
außerbalb  ber  (Gebärmutter  j^ler  noeb  febwieriger  wirb,  unb  ofym 
liebe  Degenerationen  (wenn  fte  niebt  mit  alljufiarfer  Vergrößerung 
oerbunben  ftnb)  oft  noeb  langer  aU  bie  2Bafferanl)dufungen  obne 
Störungen  be3  2(llgemeinbeftnben3  ertragen  werben  —  (Sine  redjt 
genaue  äußerliche  unb  innerliche  geburtöbülfliebe  itnterfucfyung  wirb 
gewobnlicb  balb  ju  Qürfenntniß  berfelben  führen.  SSefonberS  wer* 
bm  ftcb  (Siteranfammlungen  bureb  bie  bumpf  gu  füblenbe  §luctuas 
rion,  burd)  oorauSgegangene  jrdrfer  entjünblicbe  ©c^mer^en  unb 
bureb  Sieberbewegungen  funb  geben.  —  2(13  oeranlajfenbe  Urs 
facben  tji  ganj  oor^üglicb  2llleS  waS  congefrioe  3ujldnbe  nad)  hm 
großen  SSenengeflecbten  ber  breiten  Sftutterbdnber  unterbalten  fann, 
§.  35.  auSfcbweifenbe  2eben3art  unb  bduft'ge  ©efc^lecbtSreijung 
obne  (Eintritt  normaler  ©cbwangerfdjaft,  nebfr  ben  anbern  bei  ber 
SBajferfucbt  ber  (Sierftocfe  nambaft  gemaebten  Güinflüffen  aufeus 
§dblen.  Sßoburcb  e3  aber  bebingt  wirb,  baß  in  einem  Safte  fafe 
(Sinflüffe  SBafferfucbt  im  anberen  Safte  Degeneration  fyerbetfübren, 
wirb  fajr  nie  mit  ©irfjerbeit  auSjumitteln  fein.  —  2eben§gefdbrlicb 
werben  btefe  Degenerationen  nur,  wenn  fte  einen  febr  beträcht- 
lichen Umfang  erreieben,  bureb  Drucf  auf  benaebbarte  Steile,  oer* 
urfaebte  SBafferergießung  in  ber  S3aucbl)6l)le  ober  burd)  fyeftifcbeS 
Sieber  (bei  Eiterung). 

§.  554. 
©ine  drjtltcbe  SBebanblung  fann  bei  biefen  S3erbil* 
bungen  gewobnlid),  wenn  fte  einmal  eine  betrdcbtlidje  (Sntwicf* 
lung  erreiebt  b^ben,  nur  auf  palliative  SBeife,  bureb  Mbes 
rung  ber  öon  bem  Drucfe  berfelben  oeranlaßten  SSefcbwerben, 
jiattftnben;  bie  rabicale  Teilung  würbe  nur  burd)  (Srfiirpation 
moglicb  werben ,  welcbe ,  wenn  fte  afterbingS  in  anbern  Sdften 
einige  SM  auSgefubrt  worben  ijl  *),  boeb  foter,  wo  bei  weiter 
auSgebilbetem  Utbd  gewobnlicb  fcfyon  bie  Sfeprobuction  be§  ge^ 
fammten  ÄorperS  barnieber  liegt,  nur  unter  befonbere»  gunjiigen 

*)  Einige  SSeifpiele  biefer  litt  f.  bei  P.  Frank  'vEpitomed.  hom.  morb. 
cur.   Lib.  VI.  p.  1.  p.  479.)  angefügt. 


391 

Umfldnben  mit  ©lücf  unternommen  werben  bürfte.  £)ergleid)en 
Umjtdnbe  würben  aber  fein:  1)  eine  beutlidje  S3evt»egltd?fett  ber 
©efcfywulfl,  weld;e  barauf  fernliegen  liege,  bag  biefelbe  burcb  einen 
bünnen  leicht  ju  unterbinbenben  ©tiel  befeftigt  wäre;  2)  "ilbwa 
fenljeit  t>on  (Somplicationen  mit  anbern  Äadjerien ,  unb  3)  eine 
nocf)  frdftige  33egetation  im  übrigen  Äorper.  —  £)ie  meinen  neuem 
operativen  Unternehmungen  biefer  Art,  von  welchen  alterbingS 
mehrere  mit  glücf  liefern  (Erfolge  gefront  worben  ftnb,  ft'nDet  man 
bei  ^eigner  (a.  a.  £.  ©.  345.  unb  5.  Zi)l  ©.  236.)  jufam- 
mengejfellt  £>a§  SSerfafjren  wirb  immer  wefentltd)  befreien:  1)  in 
funjfgemdfer  Ausführung  be3  SSaucbfcfynitteS  (von  welchem  im 
2.  Steile  bie  9?ebe  fein  wirb);  2)  in  Auffucfyung  be6  ©tiele£  ber 
©efcbwuljt,  beffen  Unterbinbung  unb  2)urd)fct)neibung ;  3)  in  einer 
jwecfmdfjigen  Leitung  ber  Sßieberoereinigung  ber  getrennten  33aucf)s 
becfen  unb  ber  Abjfoßung  ber  innern  Unterbinbung.  —  SBenn 
nun  aucb  in  fo  weit  oorgefdprittenen  SdUen  biefe  Operationen  l;duft'ger 
al§  bisher  unternommen  ju  werben  allerbingS  üerbienen,  fo  ift 
eS  bocb  oorjujieljen,  wenn  man  bie  erjlen  anfange  folcber  £>eges 
nerationen  aufftnbet  (unb  würben  nur  bie  ©eiten  ber  Regio  hj- 
pogastrica  unb  ba3  ©cbeibengewolbe  bei  Befyanblung  von  grauen; 
franffyeiten  häufiger  in  genaue  Unterfudjung  genommen,  fo  würben 
fte  öfterer  entbecft  werben)  unb  fte  auf  biefer  ©tufe  ju  jertfyeilen  ober 
minbeftenS  im  weitern  £Bad)$tl)um  aufhalten  fud)t.  —  £>a§  ge= 
eignete  33erfat)ren  l)ierju  ift  1)  baß  man  bie  Urfacfyen  auffuhr, 
burd?  welche  tfyre  dntjreljung  veranlagt  warb  (©crofetn,  ©»pfyi; 
Itö,  Plethora  abdominalis  u.  f.  W.)  unb  biefe  bejubelt;  2)  bafj 
man  a)  burd)  2£br)alten  aller  Bewegungen  biefer  Steile,  b)  burct) 
Ableitungen  unb  c)  burd)  fpecift'fd)  bie  (Ernährung  einzelner  ©e; 
btlbe  f  erminbernber  Mittel  ba3  3ßacr;3tl)um  berfelben  fdjwdcbt  ober 
aufgebt  Unter  ben  leerem  Mitteln  fcerbienen  jebenfalJS  (Smrets 
bungen  öon  Sobfalbe,  innerer  ©ebrauel)  ber  Spongia  tosta,  bie 
fatinifdjen  S3dber  (fo  be$  33abe3  ju  3fd)0  f  leine  (Bahn  von 
ßicutaertract  unb  Äatomel,  unter  vorausgegangenen  fypljititifcfyen 
SujHnben  ©ublimatbdber  u.  bgl.  juerfl  genannt  ju  werben.  2113 
Ableitungen  ftnb  Fontanelle,  SReijöflafter,  33red)wemfteinfalbe  u. 
bgl.  §u  empfehlen. 

2tnmer?ung.  (Einige  galle  <o0n  gemachten  (Srjfirpationen  f.  m. 
ausführlich  befcbrieben  unb  burd?  bilblicfye  ©arfMungen  erläutert 
tn:  Beobachtungen  über  bie  (Erfttrpation  franf^after 
Sparten  von  So&n  2i§arS.  «Kit  5  Safein.  X  b.  (Engl. 
SBeimar,  1826.  gol. 


392 

IV. 

$  r  an  ff)  ei  t  en   ber   Sörüjie. 

§.    555. 

23on  ben  ©ruften  gilt  im  SBefentlicben  baffelbe ,   wag  wir 

über  bie  Äranf  betten  beö  UteruS  erinnert  tyaben,  b.  i.  bajj  fte 
namentlicb  ju  ber  3eit,  reo  tijre  SJ)dtigfeit  am  meijien  gejteigert 
ijt,  ndmltcb  jur  3eit  ber  ©cbwangerfcfyaft  unb  ©tillungSperiobe, 
ben  meijlen  Äranff)eiten,  unb  §war  inSbefonbre  ben  acuten  Äranf* 
beitSformen  unterworfen  ftnb,  babingegen  aujäer  biefer  3eit  fte 
entweber  nur  an  allgemeinen  ÄranftyeitSjuftdnben  ober  an  Äranf- 
Reiten  folcber  Organe  Zi)t\i  nehmen,  welche  ibnen,  roie  baupts 
fdcblicfy  ber  UteruS,  burcb  GonfenfuS  eng  üerbunben  ftnb ,  ober 
burcb  unmittelbare  ortlicbe  (Einwirkung  fcbdblicber  (Sinflüffe  in 
franfbaften  3ujtanb  öerfefct  werben.  £>a  nun  ber  urfprimg  lieben 
S3ilbimgSfebler  ber  Prüfte  febon  §.  134.,  ber  franfbaften  über* 
eilten  2lu$bilbung  ber  33rüjte  febon  bei  ber  gu  zeitig  eintretenben 
Pubertät  §.  142.  u.  f.  gebaebt  werben  ijt,  bie  acute  dntjünbung 
ber  eigentlicben  S3ruj!brüfe  aber  üorjüglicb  bei  ©cbwangern  unb 
im  SBocbenbett  üorfommt,  bie  abnorme  2lu§fcbeibung  be3  Sflo* 
natSbluteS  burcb  bie  SBruftwarjen  ebenfalls  febon  oben  betrachtet 
würbe  (§.  179.  u.  f.),  unb  dußerlicbe  Ätartfb.eit3jujtänbe  enbltct), 
j.  85.  Verlegungen,  $autau3fcbldge  u.  f.  w.,  \)kx  ntebt  wefent* 
lieb  anbere  SSebanblungSmaagregeln ,  al§  an  anbern  ©teilen  fors 
bern,  fo  bleiben  \)kx  tyzilZ  nur  einige  franfbafte  3ufdlle,  welche 
bie  üollige  (Sntwicflung  ber  S3rüj!e  ju  Anfang  unb  im  Verlauf 
ber  jeugungöfdbigen  £eben§periobe  betreffen  fonnen,  tbeilS  £)ege* 
nerationen  ber  S3riijtbrüfe  felbfr,  welcbe  tbeilS  mit  ober  nadf)  ebros 
nifeber  (Entjunbung  ber  ADrüfenfubftanj ,  tbeil6  obne  entyünblicbe 
Sufdlle  hervortreten,  ju  betiatytm  übrig. 

1. 

5tranfb<*fte  (Entwicklung  ber  SSrttjte  in  ben  jeugungS* 
fdbigen  Sabren  überbauet. 

1)  (Songefttonen  nadj  ben  SSrüften  unb  ©^mevj^aftwerben 
tecfel  ben. 

§.    556. 

d§  ijt  eine  febon  bei  ber  sp&gftofogte  ber  weiblichen  normalen 
(Entwicflung  bemerke  (Srfcbeinung,  ba£  bei  unb  nacb  bem  erfolgten 
Eintritt  ber  fOcmjfruatton  bie  SSrujre  auffcbwellen  unb  ftcb  erji 


393 

bter  ooUfommen  auSbilben;  juweilen  nur  Fann  aucb  biefe  oer* 
mehrte  ©efdßtbdtigfeit,  wie  bte  ber  9ttenj!ruation  511m  ©runbe 
liegenbe,  mit  franfbafter  SJeijung  ffd)  oerbinben;  ba£  2fnfcbwellen 
ber  33rüfte  gefcbiel)t  ju  rafcb,  bte  (Smpftnblidjfeit  berfelben  wirb 
rege  gemalt,  e3  entjteben  flüchtige  (Stiege,  ein  pricfelnbeS  ©es 
ful;l,  ©djmerj^afttgfeit  bei  geringem  £>rucfe  u.  f.  w.,  welcbe  ent* 
weber  jur  3«t  ber  wieberfebrenben  Sftenjfruation  blo§  ft'cb  jetgen, 
ober  aucb  außer  biefer  ^Pertobe  anhalten,  unb  mitunter  felbjl  ju 
©ntjfebung  einzelner  knoten  unb  Verhärtungen,  oon  welchen 
unten  bie9cebe  fein  wirb,  33eranlaffung  geben,  ©elten  ftnb  biefe 
©cbmerjen  fefyr  (jeftig  nn'o  fonnen  bann  entweber  ber  ganjen 
SSruft  angeboren  unb  gleicb  einem  Tic  douloureux  periobifcb  fom= 
men  (Mastodynia  nervosa),  ober  nur  in  flehten  ganglionartigen 
©efcbwulfien  ber  SBrujt  iljren  ©ifc  fyabzn. 

§.  557. 
Urfacfyen  biefeS  ÄranffyettSjujlanbeS  ftnb  gewobnlicb  unjwecf; 
madige  SebenSwetfe  im  allgemeinen,  unb  örtliche  9?eijungen  ber 
S3rüjie  inSbefonbere.  £)a$  allgemeine  SSerbalten  angeljenb,  fo 
fcfyaben  ftcb  SDMbcfyen  in  ber  (SntwicflungSperiobe  namentlich  burefy 
§u  üieleS  ©tillft&en,  mangelnben  ©enuf?  ber  freien  2uft,  ju  reief)- 
licfye  unb  erbifcenbe  üftabrung,  bureb  ju  warmes  SSerbalten,  öors 
jüglicb  ju  warme  ©cblafftellen,  unb  bureb  Aufregung  oerliebter 
spfyantaften ,  ober  wirf  liebe  2tu3fcbweifungen.  2(13  ortlidje  SReijung 
wirft  ba6  öftere  SSetaften  ber  33rüj?e,  namentlicb  bureb  einen 
fJttann,  ju  warmes  ©nbullen  ber  SSrüfte,  SBefprengen  bcrfelben 
mit  woblriecbenben  Sßdffem  unb  Seelen,  fowie  ba§  ©cbminfen 
berfetben ,  t>a$  ^eraufjwdngen  ber  S3rüfte  bureb  ©cbnurleiber, 
felbfi  $>a§  SSragen  oon  mancherlei  $pufc,  Letten  u.  f.  w.  auf  unb 
jwtfdjen  ben  Prüften.  —  ©ebr  heftige  ©cfymerjen  bdngen  ges 
wolmlicl)  mit  giebtifeber  35i3pofttion ,  früherer  ©twbiliS  u.  bgl. 
jufammen.  ©ne  eigentbumlicbe  ©cbmerjbaftigfeit  würbe  oon 
X  (5 00p er  aucb  bei  S3lutunterlaufungen  ber  S5rufl  beobachtet, 
welche  allemal  in  ^orm  einer  (Sccbpmofe  wdbrenb  ber  5ftenj!ruas 
tion  an  ber  S3ruji  einzelner  9)erfonen  tiorfamen. 

§.  558. 
SDbwofyl  nun  bie  erjierr2£rt  oon  ©dnner^aftigfett  ber  S5ru|ie 
an  unb  für  ft'dj  tbm  nid)t  bebenflief)  genannt  werben  fann,  fo 
fann  fte  boeb  leiebt  p  tnnern  f leinen  SSerbilbungen ,  SSerbicfung 
in  ben  Sßdnben  ber  SD?ilcl)fandle  u.  f.  w.  fubren,  unb  babureb  für 
bte  fünftigen  Functionen  biefer  Steile  beim  ©tillen  febr  nacb- 
ttyeilig  werben,  unb  barf  fcf)on  in  biefer  ^>mftd)t  ntc^t  unberücf; 


394 

ft'cbtigt  bleiben.  3ur  S3efeitigung  berfelben  tfi  e£  ttorjugltcb  notf); 
wenbig,  bte  im  vorigen  ^aragrapb  genannten  Urfactjen  gu  enk 
fernen,  bie  SebenSorbnung  unb  ©tat  jwecfmdßig  ju  beflimmen, 
auf  regelmäßige  Unterhaltung  ber  Staftruation  binjuwirfen ,  bei 
Ueberbdufung  beS  Körpers  mit  nabrfyaften  (Stoffen  einige  blanbe 
Abführungen  unb  füblenbe  ©etrdnfe  anjuorbnen,  unb  befonberS 
ben  oftern  ©ebraud)  lauer  allgemeiner  S3dber  ju  empfehlen,  wclcbe, 
ndcbjr  ber  SSebecfung  ber  SBrüfte  mit  ^Baumwolle  unb  ämm  feinen 
Sbierfclle,  unb  ber  (Einreibung  eineS  gan$  reinen  milben  SDelcS, 
allenfalls  mit  etwas  Extract.  hyoscjami,  ganj  t-orjüglicb  im  t&tatiDe 
ftnb,  biefen  3uftanb  t>on  ©<#mer$aftia,!eit  grünblicb  §u  fycben. 
S3ei  ben  tjeftigen  ©dbmerjen  muß  nadt)  ber  obwaltenben  Urfacbe 
oerfabren  werben.  S3ei  ©icbt  werben  ft'cb  Abführungen ,  fleine 
£)ofen  vorn  Vinum  colchici,  ©cr)wefelbdber,  üDftneralbdber,  wie 
£epli&  unb  Aacbcn  u.  f.  w.  notl)ig  macben.  S3et  fpp^Uittfd£?en 
heften  ftnb  Mittel  wie  bie  Pilulae  Plummeri  mit  ttxvaS  £>pium 
§u  empfehlen.  3C13  ortlid)  befdnftigenbe  Mittel  wenbe  man  Äatas 
ptaSmata  vom  ^poScpamuS  unb  ^PfTajler  mit  SMabonnaertract 
an.  —  ©inb  ganglionartige  ©efcbwülfte  bie  Urfacbe  beS  ©Emer- 
gens, fo  muffen  biefe  erjlirpirt  werben.  —  Sie  mit  SÖIutunter« 
laufung  üerbunbenen  ©tf)mergen  verlieren  ft'cb  gewobnlicb  bti  Am 
wenbung  bitterer  roborirenber  Mittel  wie  Ferrum  carbonicum, 
Chininum  unb  Rheura. 

2)  UnüoUüommne  2lu3bilbung  ber  SS  ruft  e  unb  »orjetttgeS 
SSetten  berfelben. 

§     559. 

SBenn  bie  SBrüjte  in  ben  Sabren  nad)  (Eintritt  ber  9)?en; 
jiruation  fdjlaff  unb  flein  bleiben,  fo  ift  bieg  entweber  $olge  einer 
im  Allgemeinen  gefriedeten  SJeprobuction,  ober  einer  mangels 
baften  AuSbtlbung  ober  anberweitigen  «Störung  beS  ©efc&lecbtSs 
fvftemS;  unb  au$  benfelben  ©rünben  fann  aucb,  nacbbem  früher 
biefe  SEbeik  geborig  auSgebilbet  waren,  ibr  vorzeitiges  3ufammens 
fallen  unb  iCbwelfen  verurfacfyt  werben,  £)ie  ©cbwdcbung  ber 
SJeprobuction  felbjr  ift  aber  entweber  birect  burcb  ©dftet-erluff, 
vorausgegangene  angretfenbe  allgemeine  Äranfbeiten  veranlaßt,  ober 
eS  ftnb  bie  afft'milirenben  Organe  unb  namentlich  bie  Svmpbge- 
fdße  in  Unorbnung;  bie  Unüotlfommenbeit  beS  ©efcblecbtSfvfremS 
tfi  entweber  $olge  urfprünglicber  !3ttißbilbung ,  ober  burcb  ortlicbe 
Äranfbeiten  unb  Störungen  beffelben  herbeigeführt,  tote  man 
benn  &.  £5.  nacb  Ausrottung  beS  UteruS  <2cblaffwerben  unb  din* 
fcbrumpfcn  ber  SSrüjte  bemerft. 


395 

§.    560. 

(|g  ergtebt  ft'cb  fyierauS,  baß  mehrere  <5dUe  biefeS  franffjaften 
3ujtanbe6  ber  SBrüfte  burcfyauS  leiner  ^öulfe  fdfyig  ft'nb,  welcbeS 
eintreten  wirb,  reo  bie  ttrfacfyen  ber  allgemein  barnieber  liegenben 
9?eprobuction  niebt  $u  befettigen  ft'nb,  ober  wo  ba3  Hebel  auf  ur= 
fprüngUcfyer  $?ifjbilbung  be3  ©efdjtecbtSfyfkmS,  ober  auf  unfyeik 
baren  Störungen  widriger  innerer  ©efd)lecbt3organe  beruht.  3n 
anbern  fallen  biegen  tfl  e§  oft  moglid),  eine  üotlfommnere  2üi3- 
bilbung  ber  S3rüf!e  gu  begtmftigen  ober  wteberberjujMen,  wobei 
benn  bie  Urfacfyen  berücfffcbtigt  werben  muffen.  Suftanb  »on 
©cbwdcbe  wirb  im  allgemeinen  ben  ©enuß  reid/lid)  ndbrenber, 
leidet  t-erbaulicber  ©Reifen,  ben  dkbraueb  eineä  frdftigen  2Betn§, 
bie  2Cnwenbung  tonifetyer  bittet,  ber  @rtracte  ber  G>l)ina,  be3 
(SifenS,  ber  eifenbaltigen  Sftineralbdber  notbig  machen,  welche 
Mittel  ortlid;  burd)  Sßafdjen  ber  SBrufte  mit  Eau  de  Cologne, 
warmen  SBein  u.  bgt,  fowie  bureb  wärmere  SBebechmg  ber  S5rü|re 
unterjlü^t  werben  muffen.  Sft  ber  ©cbwdcbejuftanb  hingegen  bloS 
$olge  üon  Reiben  ber  UnterIeib3organe,  be3  i)rüfenfr;freme>  u.  f.  w., 
fo  muß,  biefe  3uftdnbe  burd)  refolüirenbe  unb  anbere  Mittel  p 
fyeben,  tk  erfie  ©orge  be3  2Crjte§  fein.  2Bie  enblicb  bem  X)ax- 
nieberliegen  ber  9?eprobuction  im  ©efcblecbtSfyjIem  begegnet  werben 
fonne,  ift  bei  ben  Unorbnungen  ber  9}?enjtruation  unb  bei  anbern 
(Megenbeiten  fdjon  mebrmaB  erörtert  worben,  worauf  wir  baber 
tjter  jurücfweifen.  2£ucb  entwickeln  ft'cb  juweilen  bie  fefyr  in  ber 
2tu3bilbung  jurüdfgebliebenen  SSrüfte  bureb  bie  33erf)eiratf)üng,  wo* 
t>on  Meißner  x)  ein  S3eifpiel  anfuhrt. 

3)  Uebermäjnge  (Srnäfjrung  ber  SB r ü ffc e  unb  ju  grofie  gctt= 
ant)dufung    um   tief  et  t>  en    (Hypertrophia   mammaruru). 


3Ba§  ba§  311  betrdcbtlicbe  2£ntx>acbfen  ber  SBrüjte  felbfl  be= 
trifft,  fo  ift  e£  größtenteils  bie  $olge  dbnlicber  (Sinflüffe,  aU 
oben  §.  556  u.  557.  für  bie  fcfymer^aften  dmpftnbungen  in  biefen 
Organen  genannt  worben  finb,  unb  man  fann  babei  mit  Dr.  gin* 
gerfyutb,  bem  wir  eine  rec^t  gute  Sonographie  über  ^pertro^ 
pbje  ber  33rufibrüfe  tterbanfen  2)  feljr  wol)l  jwei  formen  unters 
fdjeiben:  eine  langfam  öerlaufenbe  mit  ber  Pubertät  oIS  (Sntwicf; 


1)  gotfcfyungen  beö  neunzehnten  Safjrfjunbertö;    2.  SS.  ©.  201. 

2)  Ue&er  ^)»pertropf)te  ber  Skufftvüfe  o.  Dr.  gingerfjutfy  ju  @fd)  (3tiU 
fd)r.  f.  b.  gef.  Siebte,  üon  £>ieffenbac&,  grtefe  u.  Oppenheim. 
3.  SSb.  3.  £ft.   ©i  159.) 


396 

.  tungSFranfljeit  jufammenfaUenbc,  unb  eine  erjr  fpdter  langfam  ftcf? 
bilbenbe  unb  burd)  (Störung  in  ben  ©erualfunctionen  bebingte. 
5D?it  ber  lefctem  fallen  aud)  bie  $ettanl)dufungen  jufammen,  welche 
immer  ^olge  einer  franffyaften  9?eprobuction  finb ,  wobei  bie  auf; 
genommenen  ©toffe  nidtjt  gehörig  »erarbeitet,  fonbern  als  rol)e 
gettmaffen  in  baS  Setigewebe  niebergelegt  werben;  eS  entjfefyen 
bafyer  bergleidjen  Ablagerungen  ttor§üglid),  wo  bä  an  ftdt>  pblegs 
matifcfyen  Snbtmbuen  burcb  Mangel  an  £()dtigfeit  beS  .ftörperS 
unb  beS  ©eifteS,  fcfylecfyte  2uft  unb  erfcfylaffenbe  Äoff,  ©toifung 
ber  ©dfte  unb  unöoutommne  Aufarbeitung  berfelben  öeranlafjt 
wirb,  ober  and)  wo  bie  normale  reprobuctioe  St)dtig!eit  burcf) 
bduft'ge  Ausleerungen  (33lutflüffe  ober  l)duftgeS  Aberlaffen,  jur 
©ewolmfyeit  geworbenen  ©ebraucfy  t>on  erbi&enben  Abführmitteln 
u.  f.  w.)  erfcbopft  ijr,  inbem  hierbei  bie  üftatur  gleicfyfam  bavan 
gewohnt  wirb,  fcfynell,  aber  eben  beSljalb  auty  unüollfomms 
ner  bie  ©ubftanjerjeugung  ju  bewerfjrelligen. 

§.  562. 
25er  Arjt  t)at  gerbet  junddjft  fein  Augenmerf  auf  bie  23er= 
bauungSwerfseuge  ju  richten,  unb  ntdt)t  fowofyl  auf  bie  Termini 
berung  ber  ©tofferjeugung  überhaupt  ju  benfen  {etwa  buref) 
große  (Sinfcfyrdnfung  unb  SSerfurjung  ber  £>idt),  fonbern  eine 
beffere  Verarbeitung  ber  bilbenbm  ©toffe  einzuleiten.  3u  biefem 
dnbjwecfe  bebient  man  ftdt)  ber  refolmrenben ,  fowie  ber  aromas 
tifd)  bittern  Arjneien,  empfiehlt  ien  mäßigen  ©enuß  eines  frdf; 
tigen  SBeinS  unb  überhaupt  eine  frdftige,  naljrljafte,  erregenbe 
Äoft,  bringt  auf  fleißige  ^Bewegung  in  freier  troefner  ßuft  unb 
SSefcljdftigurtg  im  «£>aufe,  tä$t  aromatifcfye  SBdber  gebrauten,  unb 
fann  and)  wofyl,  nad)  t>.  ©ieb  olb'S  S3orfdE)lag,  bie  S3rüjte  felbjt 
mit  üon  sBernftein  ober  3uc!er  burcfyrducfyerten  Flanellen  gelinb 
frottiren  ober  fomentiren  laffen.  AB  befonberS  wirffameS  örtliches 
SRtttct  würbe  übrigens  baS  (Einreiben  einer  Sobinefalbe  ju  empfefys 
len  fein,  ba  man  ©cbwinben  ber  SSrüjle  befanntltrf?  juweilen  als 
ntcfyt  beabft'cbtigte  Sftebenwirfung  bei  Äropfcuren  hnxd)  Sobine  be* 
obaebtet  fyat.  dbm  fo  wirft  and)  ber  üorficfytige  innere  ©ebraud) 
ber  Sobine  unb  bie  Anwenbung  iobinefyaltiger  Sföineralwaffer,  wie 
ber  AbelfyeibSquelle,  fefyr  t>ortf)eilliaft.  ße^tere  fcfyeint  mir  nament- 
lich and)  in  berjenigen  §orm  biefer  $t)pertropfyie ,  welche  in  ber 
9)ubertdtSentwicflung  fcfynetl  entfielt,  t>on  großem  9?u£en.  Sßin; 
beftenS  gelang  eS  mir  nod)  üor  Äurjem  fyuxbnxd)  bei  einer  ganj 
übermäßigen  (Sntwicflung  ber  SSrüfte  bei  einem  jungen  Sftdbctyen, 
feljr  balb  biefer  Abnormität  ©cfyranfen  gu  fegen. 


39T 

2. 
SSefonbere  Degenerationen  im  Snnern  ber  SSritfie. 

§.    563. 

$ierl)er  geboren  bie  oerfd)iebenen  ©efcfywuljie  biefer  Steife, 
wellte  tfyeilS  al8  Verhärtungen,  t&eitö  aß  Jjotjte,  mit  gtufftgfeiten 
ober  geronnenen  Waffen  angefüllte  2(nfd)wellungen  erfdjeinen,  unb 
welche  wir  unterfdjetben ,  je  nadjbem  ffe  entweber  einem  befonbem 
©ebilbe  ber  33ruji,  ober  beren  gefammtem  $)arend[)Mna  ange= 
fyören.  3u  ben  erjlern  rechnen  mir  bie  2tnfd)wellungen  ber  Wü& 
gefdße  (9flild)fnoten),  bie  2(nfd)welJungen  ber  ßtjmpfygefdße,  aus 
welchen,  wenn  fte  ftd)  oerbiefen  unb  »erwarten ,.  bie  ferofulofen 
Snburationen,  roenn  fte  ftd)  erweitern  unb  flüfftge  Spmpfye  in  be; 
fonbere  <3dcfe  ergießen,  bie  Stympfygefcbwülfre ,  ober  wenn  ftd) 
biefe  <3d<fe  mit  geronnenen  «Stoffen  ausfüllen,  bie  S3alggefd)wüljie 
l)eroorgel)en ;  ferner  bie  franffjaften  3uftdnbe  ber  ©lutgefdße,  in- 
bem  ftd)  (Srtraoafate  (33lutgefd)wul|Te)  bilben.  Sie  örtlichen  23er* 
dnberungen  beS  ganjen  ^arendjpma  hingegen,  welche  bann  aller; 
bingS  jundcbji  burej)  franftjafte  2t)dtigfeit  ber  fleinern  33lutge* 
fdße,  burd)  dbrontfd)e  (Sntäünbung ,  unterhalten  unb  vergrößert 
werben,  unb  enblid)  ju  allgemeiner  3erjrörung  führen,  ft'nb  ber 
©firrljua  unb  ÄrebS. 

1)  9Son  ben  SQtttdjfn  oten  in  ben  Stuften. 

§.    564. 

£)iefe  2tnfd)wellungen  djarafteriffren  ftd)  namentlich  burd)  ifyre 
(Sntjreljung,  tnbem  fte  ftd)  entweber  bei  ober  nad)  einem  SBod)en= 
bette  entwickeln,  ober  burd;  anberweitig,  j.  33.  bei  Unterbringung 
be3  üftonatSfluffeS,  antagonijrifcb  oeranlaßte  9ftild)fecretion  bebingt 
werben,  ©ie  füllen  ftd;  meijrenS  ungleid),  als  ein  ßonooiut  auf; 
getriebener  ©efdße,  an,  ft'nb  stemlid)  beweglid)  unb  bei  ber  S3e* 
rüljrung  ntd?t  fcljmer^aft;  aud)  vergrößern  fte  ftd)  nid)t,  machen 
fonft  feine  beträchtlichen  S5efd)werben  unb  jertfyeilen  ftd)  gewöhn* 
lid)  entweber,  fobalb  eine  neue  ©dpwangerfdjaft  ober  @tillung& 
pertobe  eintritt,  oermoge  ber  großem,  neu  aufgeregten  ©efdßtjjd; 
tigfeit,  ober  nad)bem  bie  etwa  urfad)lid)  oortjanbene  Hemmung 
ber  Äatamenien  wegfallt,  ober  aud)  atlmdlig  buref;  jiattft'nbenbe 
Sfaforption  ofjne  befonbere  äußere  Veranlagungen.  ©efyr  feiten 
tjr  e§,  baß  fte  außer  ber  ^Pertobe  ber  Stillung  in  ©ntjünbung  unb 
©terung  übergeben,  unb  wenig  häufiger,  unb  nur  bei  fefyr  verbot 
bener  allgemeiner  äonjritution,  fommt  e§  oor,  t>a$  fte  in  ffirrl)6fe 
Änoten  burefy  fyinjutretenbe  cfyronifdje  Sntjünbung  ftd)  wrwanbeln. 


398 

§.    565. 

£Me  SBefyanblung  fotdjer  Äd)fttoten  l)at  §undcl;ft  auf  btc 
Urfacben  SJücfftcbt  §u  nehmen  unb  btefe  ju  entfernen,  alfo,  wo 
t>ie  2luftreibttng  ber  Mdjfandle  t>on  Hemmung  ber  Äatamenien 
abfangt,  bie  (entern  nacfy  oben  (§.  208  f.)  gegebenen  Regeln  §u 
befeitigen ,  bti  plofclid)  unterbrochenem  ©tttlimgSgefcfydft  ben  "Xufc 
fluf  ber  WUlä)  burcb  warme  trocfne  Somentattonen,  £>ampfbdber 
u.  bgl.  ju  unterjiü^en  u.  f.  w.  —  Anwerbern  aber  ftnb  oorjüg* 
lief),  um  bte  Sertfyetfimg  biefer  ©efd)wulft  ju  bewerffteliigen,  SBittel, 
welche  bte  ortltcbe JPerfpiration  unb  bie  2l)dttgfeit  ber  auffangen^ 
ben  ©efdpe  er^o^en,  in  2Cnwenbung  ju  gießen.  2CIS  fo!ci>e  er* 
warnen  wir  für  dufüerlicben  ©ebraueb  baS  SSebecfen  ber  33ruj! 
burd)  gewärmte  Ätffen,  mit  ben  troefnen  Specieb.  resolvent.,  ber 
Hb.  Serpylli,  Majoranae,  Hjoscyami  u.  f.  W.  gefüllt,  i>a§  auf- 
legen oon  SSaumwolle  ober  ^anfwerg  mit  bem  feinen  ^uloer  ber 
Ebamillenblumen ,  be§  SJMÜotenfrautes?  u.  f.  w.  befireut;  ferner 
ba$  ^Bebecfen  ber  S5ruft  mit  feinem,  weitem,  äufammengelegtem 
Flanell ,  mit  ämm  weichem  paarigen  £l)ierfell  (j.  23.  oon  Äa^en, 
Äanincben,  #afen),  ferner  ba3  auflegen  jertbeilenber  $fiaj?er  unb 
ba$  2fnwenben  d^nltc^er  Einreibungen. 

§.    566. 

3u  ben  erlern  bebient  man  ftcb  be§  Hein  gewiegten,  frifeben 
<Sd)terltng3fraute3  al§  ttmfcblag,  be3  Emplastr.  de  Meliloto,  de 
Cicuta,  de  Ammoniac.  mit  bem  Emplastro  mercuriali;  gu  ben 
Einreibungen  benu^t  man  baj>  Liniment,  vol.  camphor.,  ferner 
ba3  Unguent.  mercur. ,  btö  Unguent.  rosatum  mit  etwaä  Kali 
Irydroiodinic. ,  baä  Unguent.  Digitalis  p.,  de  Althaea,  ba3  Oleum 
camphoratum.  Enblicb  fonnen  gum  Swecf  ber  Sertbeilung  bie 
£)ampfbdber,  ba3  Einreiben  mit  burdjrducbertem  Flanell,  bte  Etef- 
tricitdt  unb  ber  ©aloaniSmuS  in  Anwenbung  gebogen  werben. 

§.    567. 

W>  innerliche  Mittel  hingegen  oerbtenen  biejenigen  oorjüglicb 
angewenbet  ju  werben ,  welche  tftetlS  auf  ba3  Stympbfyfrem  gelinb 
erregenb  wirfen,  tbeilS  anberweitige  3(uSfd;eibungen  beforbern. 
3u  ben  erftern  geboren  bie  2Cntimontalten  unb  bie  auflofenben 
Ertracte,  ober  frifd)  gepreßten  Ärduterfdfte,  bie  ©etfe,  t>k  SRtt* 
telfalje,  ba3  Fei  tauri  u.  f.  w.;  §u  ben  ledern  geboren  bte  oon 
^dt  ju  3eit  barjuretebenben  Abführungen ,  bie  mdf ige  SSeforberung 
ber  ^Perforation  bureb  Liq.  Minderen,  Liq.  C.  C.  unb  ä>we<f~ 
mäßiges»  Verhalten. 


399 

2)  58on   ben  ferofulofen  Verhärtungen  ber  SSrüfie. 

§.    568. 

£5ei  jungen  ^erfonen,  namentlich  gegen  unb  nacb  bem  (Sin* 
tritt  ber  9J?enftruation ,  erzeugen  ftd>  oft,  fobalb  bureb  un^wecfi 
mäßige  pbgfifc&e  Erhebung,  ungefunbe  Suft,  unpaffenbe  ^!>tdt 
u.  f.  ro.  bic  Functionen  bes>  tymptyoM^tym  ©pjlemS  überhaupt  ge^ 
litten  tyaben,  knoten  in  ben  S3ru|1:en,  tt>eld;e  i>m  2tnfcbroellungen 
unb  Verhärtungen  ber  £mnpbbrüfen,  bie  unter  biefen  UmjTdnben 
geroobnlicl;  aueb  an  anbem  £rten  üorfommen,  im  SBefentlicben 
ganj  gleicb  ft'nb.  ©ie  jeigen  ftcb  geroöbnlicb  empft'nblicb ,  oorjügs 
lieb  fobalb  Erregungen  be§  ©efcblecbtSfyftemS,  rote  $.  83.  in  ben 
monatlichen  Venoben,  frattft'nben,  ober  ©emütb^beroegungen,  £>iäU 
febler,  plo&licbe  Semperaturt-erdnberungen  ober  anberroeitige  Rxanh 
&ettel|toffe  fypbilitifcber,  artbritifeber  ober  rbeumatifeber  Itxt  u.  f.  w. 
ben  Äorper  beunrubigen.  2(ucb  üergrofjem  ft'e  ftcb  oft  unb  tonnen 
jule|t  bie  üollige  Statur  be3  ©firrbuS  annebmen,  im  ©egentbeil 
aber  §ertbeilen  ft'e  ftcb  aueb  mitunter,  %iB  unter  Sttinberung  be3 
allgemeinen  ferofulofen  3ujtanbe§  in  Folge  günjftgerer  äußerer  £e; 
benSoerbdltniffe,  tbeiuB  bei  anberroeitiger  größerer  (fntroieflung  ber 
Prüfte,  j.  S3.  in  angebenber  ©ebroangerfebaft  ober  rodbrenb  ber 
©tillungSperiobe.  Von  bm  Sttilcbfnoten  unterfebeiben  ft'e  ftcb  inS' 
befonbre  bureb  ibren  mebr  oberfIdcr)lid£)en  ©i£,  üon  bem  ©firrbuS 
bureb  ba3  gleicbjettige  Vorkommen  gefcbroollener  Prüfen  an  anbern 
£)rten  unb  bureb  bie  geringere  ©cbmcrjbafttgfeit. 

§.    569. 

©te  33el)anblung  muß  #fet  »orjüglicb  auf  Ausrottung  anbers 
weitiger  ÄranfbettSfpuren  unb  «£>erjMung  regelmäßiger  £l)dtigfeit 
beS  allgemeinen  Stjmpb  -  unb  33lutgefdßfr;ftem3  gerietet  fein,  unb 
es>  ift  baber  im  allgemeinen  bie  refoloirenbe  unb  auöleerenbe  SD?es 
tbobe,  unb  erfr  wenn  biefer  ©enüge  geleifret  ijt  ber  ©ebraueb  ber 
ftdrfenben  Mittel  (Ferrum  carbonicuin,  Ghininura,  le^tereS  aueb 
wobl  in  SSerbinbung  mit  £lue<f ft'lberprdparaten  nacb  X  Gooper), 
angezeigt,  (SJleicbjettig  nimmt  man  33ebacbt,  bit  Qnnflttffe,  roelcbe 
ben  ferofulofen  3u|tanb  unterbalten,  ju  befeitigen,  bie  2uft  unb 
9?abrung  ju  üerbeffern,  binlanglidje  Körperbewegung  unb  befon^ 
berS  bie  #er  fo  wichtigen  S5dber  (üorjüglicb  bie  lauen  ©eifen= 
unb  ©eefaljbdber)  gu  empfeblen.  £)ertlicb  aber  ft'nb  namentlich 
§u  beftig  reijenbe  Mittel  ju  üermeiben,  um  niebt  $u  cr)ronifcben 
ßntjünbungen  im  ttmfreife  ber  33erbdrtung  2fnlaß  §u  geben ;  fyn= 
gegen  tji  mebr  bie  troefne  äßdrme,  bureb  aufgelegte  Ärduterfiffen, 
aufgelegte  Baumwolle,  mit  ßbamillenpulüer  bejtreut,  ba$  fragen 


400 

oon  Sfyterfetlen ,  bie  Anwenbung  oom  Emplastr.  de  Cicuta  unb 
Emplastr.  mercuriaL,  ber  Sobinc  u.  f.  w.  ju  empfehlen.  Aucf) 
pflegen  fyter  faltntfc^c  SDfineralquellen,  befonberS  baä  Äifftnger 
Sßaffer,  fowie  bie  AbelfyeibSquetle  oon  Sftufcen  ju  fein. 

§.  570. 
(gnb(td)  muffen  biefe  Änoten,  wo  burcfyauS  bie  Betreuung 
berfelben  nicfyt  §u  erlangen  ift,  fte  üielmer)*  ben  ttebergang  in 
©firr&uS  broben,  burcb  bie  CJrfitrpation  mtttelft  be3  Steffen?  t)tn- 
weggenommen  werben,  oon  welcher  bei  ^Betrachtung  beS  ©ürrlmS 
nocj)  ausführlicher  bie  3?ebe  fein  wirb.  —  ©otlre  enblid)  eine 
fcrofulofe  23erl)drtung  burcfy  irgenb  eine  gewaltfame  (Stnwirfung 
in  bm  Suftanb  heftigerer  dntjünbung ,  unb  baburcfr  jule^t  in 
(Siterung  oerfefct  werben,  fo  tji  namentlich  (wie  e$  in  brüftgten 
Steilen  überhaupt  Kegel  iff)  bie  (Eröffnung  be3  ffcb  bilbenben 
AbfceffeS  oorft'cfjtig  ju  leiten  unb  burd)  erweiternde  ÄataplaSmata 
-gu  beforbem,  nie  aber  burd?  §u  jettig  gemachte  (Smfcimitte  ju 
übereilen,  oielmel)r  bie  gange  S3ef)anblung  auf  dlmlicfye  SBeife  eins 
Juristen,  wie  wir  e3  im  jweiten  Steile  nocr;  ausführlicher  bei 
^Betrachtung  ber  tn  ©terung  übergegangenen  SSrufte  flillenber 
grauen  betrachten  werben. 

3)  jßon    ben  SSatg gefc^mulften   ber  ©rufte. 

§.    571. 

S3eina^e  auf  dfynlicbe  Sößeife  wie  ber  ttteruS  in  feinem  ^)aren^ 
d)t)ma  ber  Ablagerung  rober  eiweigftofftger  unb  fettartiger  Waffen 
entweber  in  gefcfyloffenen  ©defett  ober  gulegt  aud)  wol)l  im  ganjen 
Umfange  feiner  ©ubfranj  fdljig  war,  wie  ft'cb  in  biefen  ©efcfjwül- 
jien  guweilen  felbjt  fnöcbeme  Ablagerungen  entwicfeln  fonnten,  fo 
ft'nb  and)  bie  £3rüfre  afmlicber  Ausartungen  fdfytg.  50?an  bejeicfynet 
biefe  ©efcfywülfle  l)ier,  je  nacljbem  bie  in  iljnen  enthaltene  Sftaffe 
weicher  ober  fejiter  ijr,  mit  bem  Flamen  ber  S5retgefd)wuljt  (Athe- 
roma,  Meliceris),  ober  ber  <3pecfgefd)WUl{l  (Steatoma),  unb  aucl) 
in  biefen  ©efcbwülften  ber  S3rüfle  fyat  man  juweilen  Änocben- 
ferne,  ja  ausgebreitete  93erFnod)erungen  *),  ober  frembe  ©ebilbe, 
wie  |)aare  ober  ^^batiben,  angetroffen. 

2£nmerEung.  lieber  biefe  ©efcbwülfre  enthalt  namentlich  btö 
SBerf  oon  Ajtlet)  @ooper  (£arjtellungen  ber  ftrattfyeiten  ber 
©ruft.    i.  %ty.   A.  b.  engl.   Sßeimar  1836.  4.  mit  8  bunten 


*)  @.  baöon  SSeifptele  gefammelt  bei  Otto:  £anbb.  b.  potrjol.  3fnat. 
@.  241. 


401 

Safein)  oiel  2efyrreicr;eS  unb  giebt  gugtetrf)  bie  2(bbilbung  einer 
Sfeifye  merftoürbiger  $dlle  foldjer  ©efcbwulfte.  Er  unterfcbeibet 
bei  ben  v£»)batibengefcbwüljlen  1)  (Sellulofe  #.;  2)  #t)batibens 
©acfgefcbwüljre;  3)  fuglige  |)^batiben.  —  gerner  Änorpels  unb 
Änocbengefcljwuljt,  gettgefcfjwuljr ,  fcrofulofe  unb  reizbare  ©es 
fcbnmlfieber  ©rufte,  unb  erläutert  baS  23orfommen  berfelben  bureb 
mancherlei  mtereffante  Sdlle. 

§.  572. 
Site  äußere  SBefcfyaffenfyeit  biefer  ©efcfywülfk  überhaupt  (welches 
jebocl)  aucb  üon  ben  S3alggefcl)Witlffen  ber  33rüfie  gilt)  ift  oon 
S? id)t er  *)  fefyr  treffenb  in  folgenben  SBorten  cbarafteriftrt,  inbem 
er  fagt;  „©ememtglidr)  ftnbet  man  biefe  ©efcbwüljte  unmittelbar, 
unter  ber  $aut,  im  Zellgewebe,  juweilen  aber  bocb  aucb  in  innern 
Steilen  (oon  ben  35ritjren  gilt  bieS  wobl  nic|?t,  inbem  icb  fein 
SSeifpiel  auffmben  fann,  wo  bie  S3alggefcf)wulfr ,  j.  35.  unter  ber 
SSrufibrüfe  gefeffen  bdtte).  Sie  $aut,  bie  ftc  bebecft,  ijt  unoer; 
dnbert.  ®ie  ft'nb  ganj  unfcfemer^aft  unb  meiflentbeilS  weiter 
an§ufüblen,  als  ber  ©ftrrbuS.  9Zur  feiten  entjünben  fte  ftd£>  auS 
innern  ober  äußern  Urfacben;  nocb  feltener  geraten  fie  in  Eite- 
rung. Zuweilen  warfen  fte  feljr  langfam,  juroeilen  feljr  fcfjnell. 
Zuweilen  boren  fte  dnt  Seit  lang  auf  unb  fangen  nacbber  oon 
feuern  wieber  an  gu  warfen.  Einige,  oornefymlid)  bie  ©peif- 
gefcfywülfte ,  erreichen  eine  ungeheure  ©roße."  — 

§.  573. 
(SS  ergiebt  fiel)  bierauS  aueb,  wobureb  fte  ft'd).  üon  anbern 
3Cnfd)wellungen  ber  SSrüjle  unterfdfjeiben,  t>on  bem  ©firrbuS  ndm; 
lieb  fyauptfdcblicfy  bureb  bie  ©cbmerjloftgfeit,  oon  ben  Md^noten 
burefy  bie  (Sntjlel)ungSweife ,  inbem  ben  le&tem  fretö  wirllid;e 
SßilcfyauSfcfyeibung  oorauSgegangen  ift,  t>on  bm  ferofulofen  ©e* 
fcbwüljlen  bureb  SSerücfftcbtigung  ber  allgemeinen  GüonjHtution  unb 
ebenfalls  bureb  bie  ©cbmerjloffgf eit ,  unb  oon  ben  tympty?  unb 
SBlutgefcfywülfien  bureb  bie  mangelnbe  gluctuation  unb  bie  unser- 
dnberte  Hautfarbe. 

§.  574. 
33erurfad)t  werben  biefe  ®efcf)wüljle  am  l)duftgj!en  bur$ 
mec^anifebe  ©cbdblicbfeiten,  burcr/ Srucf ,  ©top  u.  f.  w.,  inbem 
bureb  £luetfcbung  einer  <5ttUt  beS  Zellgewebes  ober  eines  tympba* 
tifeben  ©efdßeS  eine  fleine  Ablagerung  eiWeißjlofftger  Sßaffe  her- 
beigeführt wirb,  welcbe  ftcr)  mit  einem  ^aefe  oon  oerbid[)tetem 


")  tfnfcmgSgrünbe  ber  SBunbarjnetE.  58b.  I.  ©•  302. 
©yndfologie.   I.  Zt).   3tt  tfitfl.  26 


402 

Bellgewebe  umgiebt,  unb  nun  bergeftalt  retjcnb  auf  bie  benad); 
barten  Steile  einwirft,  baß  ein  anbauember  ober  ^ettobtfdt)  vote^ 
berfef)renber  3ufluß  plajiifcber  Stoff e  gegen  biefe  ©teile  ff<$  bilbet, 
welche  benn  t&eilS  gu  23erbicFung  be3  gebtlbeten  ©acfeS,  tbeilS 
gur  SSergrößerung  ber  gefammten  @efd)wulfi  beitragen.  33egün= 
jtigt  wirb  ferner  bie  Gmtwicflung  folcber  ©efcfywülfte  burcb  aüge* 
meinen  fcrofulofen,  p&legmattfc&en  *£)abitu3,  ober  burcr;  SBortjan* 
benfein  anberer  ÄranF^eitSfloffe,  ber  ©id)t,  ber  <&wi)'\Ü$,  burcb 
unterbrücfte  anberweittge  jur  ©ewolmfyett  geworbene  2Cuöfdt)etbun= 
gen  u.  f.  w. 

§.  575. 
£)ie  33  ef erwerben,  welche  dfmltcbe  ©efd&wülfre  erregen, 
ftnb  naci)  bem  Umfange  berfetben  oerfdpieben.  kleine  33algge* 
fcbwüljie  jioren  bie  Function  ber  SSrüfte  ntcfyt  unb  werben  oft 
faum  bemerft;  größere  hingegen  fyinbern  niebt  nur  bie  regelmäßige 
Function  berfetben,  fonbern  erfc^weren  äulefct  felbjt  bie  ^Bewegung 
be§  %xme$  ifyrer  ©eite,  erregen  burcb  £)rucf  tfyeitö  (Sinfcfjrumpfen 
ber  33ruftbrüfen,  tbeiß  (Sntjünbung,  welche  in  (Siterung  übers 
gelten  fann,  wobureb  benn  im  günfligfien  %aUt  bie  ©efcbwulfi 
felbft  jerjiort  wirb,  mitunter  aber  aueb  bösartige  ©efd)wure  übrig 
bleiben.  —  Sangfame  Serttjetlttng  biefer  ©efcbwüljle  burdj  die* 
forption  iji  faft  nie  ju  erwarten  unb  auefy  bureb  Äunjt  nur  feiten 
5U  bewerfftelligen, 

§.  576. 
£)ie  33el)anblung  biefer  ©efcbwüljie  jweeft  entweber  ab  auf 
ibre  33efeitigung  burefy  eine  aufgeregte  Station  be3  Mgemei; 
nen  gegen  bie  befonbre  leibenbe  ©teile,  welcbeS  namentlich  bes 
forbert  werben  fann  burcb  2(u3rottung  anberweitiger,  ferofulöfer, 
fypfyilitifcber,  artbritifeber  £)t)3fraften  unb-  3tnwenbung  oon  ffiite 
teln,  welcbe  im  allgemeinen  fowobl  als  ortlicr;  bie  Ztyaügfyii  ber 
Imnpbatifcben  ©efdße  erhoben;  bittet,  oon  benen  oben  fd;on 
(§,  565  —  567.)  bie  3?ebe  gewefen  tji,  oon  welchen  tnbef  bei  ber 
geringen  (ümpfmblicbfeit  biefer  2tnfcbwetlungen  immer  bie  jM'rfs 
jren,  $.  35.  t>a$  Gummi  Ammoniacum,  mit  (Sfftg  jum  Linimente 
gefocfyt,  ber  ©almiaf ,  mit  itati  in  $Pult>erform  auf  Baumwolle 
gefireut,  ber  üerbünnte  £>irfcbborngeifi  u.  f.  w.  angewendet  $u 
werben  üerbienen,  inbem  obnebieS  ber  burcr;  9Jei§e  biefer  2£rt  t>ers 
<mla$ti  Uebergang  in  ©ntjünbung.  mebr  ju  wünfeben  atö  ju 
fürebten  tji.  —  23on  ber  2£nwenbung  ber  (Sompreffton,  welche  bei 
33alggefcfywülften  anberer  Zfyzik  mitunter  empfohlen  worben  ijr, 
würbe  ftd^>  fyier  nur  bann  CRu^en  erwarten  laffen,  wenn  bie  ©es 


403 

fcbwulfi  mtyv  am  9?anbe  ber  S3ruji  ftd)  befdnbe,  fo  ba$  fte  gegen 
eine  9?ippe  angebritcft  werben  fonnte. 

§.    577. 

2CHen  biefen  Mitteln  aber  iji  bte  Operation  oorgugtefyen,  unb 
eS  oerbienen  jene  überhaupt  nur  ta  2Cnwenbung ,  wo  bie  Äranfe  gu 
biefer  ntct;t  bewogen  werben  fann.  —  9ttan  oerridjtet  fte  entweber 
fo,  bap  man  gang  auf  bte  SQSetfe,  wie  bte  (Srjfirpation  beS  <5ftrrl)uS 
vorgenommen  werben  muß,  bte  SBalggefdjwuIft  auSfdbdlt  unb  babei 
S3ebad)t  nimmt,  bafj  tbeilS  ber  ©acf  berfelben  bolljidnbig  r;in* 
weggenommen,  tl)eilS  baS  oft  fyartndcftg  blutenbe  2£bergewebe  im 
Umfange  beffelben  mit  entfernt  werbe,  ober  man  gebraucht  bie 
Operation  nur  (weldjeS  namentlich  oon  ttxoa$  tiefer  in  bie  <&\\bt 
jiang  ber  S3rujlbrüfe  einbringenben  &5alggefd)wülfien  unb  ben  SBxtu 
gefcfywuljien  gilt),  um  ben  ©acf  gu  eroffnen,  tk  inneltegenbe 
Materie  auSguleeren  unb  bann  burd?  eingebrachte  9?eigmtttel  eine 
Eiterung  gu  erregen,  um  ben  guritcfgelaffenen  ©acf  burd)  biefe 
Eiterung  gu  gerjJoren. 

§.    578. 

9Udt)ter  fd)ldgt  gu  btefem  GrnbgwecF  ein  Dreifaches  SSerfar)- 
ren  oor  *):  entweber  ndmlicb,  ben  ©acf  burd)  ein  2Ce£mittel  gu 
offnen,  bie  Materie  auSguleeren,  bie  innere  gldcfye  beS  ©acfS 
burd)  (Scarift'cationen,  ober  burd)  33ejh:etd)en  mit  (SpiefglaSbutter, 
§3itriolgeiji  u.  f.  w.  in  ßntjünbttng  gu  fefcen,  bann  bie  Eiterung 
burd)  erweic|)enbe  Mittel  gu  beforbern  unb  fo  bie  oolitge  Serjlos 
rung  beS  ©acfeS  abzuwarten;  ober,  wenn  bie  SD?affe  ber  £3alg= 
gefd)wuljr  fefyr  weicj)  ijt,  fte  burct)  einen  eingefrorenen  Sroifart 
ausfließen  gu  laffen,  bann  burd)  reigenbe  Snjectionen  oon  aufges 
loftem  ^oÜenjiein,  Tr.  Cantharidum  u.  f.  w.,  welche  man  bis 
gur  angeljenben  Grntgunbung  gurüdldft,  (Stterung  gu  erregen  unb 
biefe  bann  burd)  eitermacbenbe  Mittel  gu  bebanbeln;  ober  enblid) 
ein  mit  eitermadjenben  Mitteln  beftridjeneS  £aarfetl  burd)  bie  @es 
fcr;tt?ulfl  gu  sieben,  urtb  fo  ebenfalls  entweber  bie  ©efdjwulji  gang 
auszurotten,  ober  fte  bergejialt  gu  oerf leinern,  baß  fte  leichter 
erjttrpirt  werben  fann. 

4)  gijmptyatifdje  unb  fSlutgef^wüljle  tn  ben  SBruffcen. 

§.    579. 

Sie  33alggefd)Wulfie,  wenn  fte  eine  fefyr  fiüfftge  (Subjfang 
enthalten,  bitten  ben  unmittelbaren  Uebergang  in  bie  Ipmp^atis 

*)  2£.  a.  £>.  @.  311. 

26* 


404 

fcfyen  ©efcfywulfte,  unb  wö§  bafyer  oon  ©ntfrcbung,  ©rfenntniß 
wnb  SBeljanblung  jener  gefagt  ift,  gilt  auch  im  SÖefentlicben  üon 
biefeu,  nur  bafj  fte  e§  inSbefonbre  ffnb,  bie  mit  Verlegungen 
etneö  Spmp^gefd^eS  ober  allgemeinen  Reiben  be3  StympJjfpjlemS  in 
33erbinbung  flehen,  weöljalb  bei  ihrer  Eröffnung  mit  befonberer 
SSorftcbt  ju  »erfahren  ifi.  —  £>ie  SBlutgefcbwülfte ,  wobei  in  eine 
freie  $6ble  flüfffgeS  33lut  ergoffen  ift,  fommen  beinahe  noch  fels 
tener  als  bie  fympfyattfcben  ©efcbwülffe  üor,  unb  banden  oorjüg; 
Itdt>  mit  Unterbrechungen  ber  SJKenffruation  ober  Qongejftonen  nach 
ben  S3ruften  §ur  Seit  ber  flimafterifcben  Safere  jufammen,  wenn 
fte  nicht  unmittelbar  burcb  äußere  ©eroalt  unb  3en:eißung  t>on 
^Blutgefäßen  entffonben  ft'nb.  —  S5et  ihrer  S3ebanblung  ifl  jus 
näd&jt  auf  bie  biefelben  bebtngenben  allgemeinen  23eranlaffungen 
hinlängliche  SRM\id)t  ju  nehmen,  tbeilS  örtlich  burcb  eine  Heine 
£>effmmg  (fobalb  bie  SSflaffe  be3  ausgetretenen  33lute3  beträchtlicher 
ift)  bie  Entleerung  ju  bewerfflelligen  unb  bann  burcb  fortgefefcten 
©ebraucb  bitterer,  bie  Sceforption  unb  ßontraction  beforbernber 
Mittel  (^omentationen  aus>  ben  Fl.  Äraicae,  Hb.  Scrpyll.,  Hb. 
Absinth.,  Flor.  Ghamomill.  rom.  u.  f.  W.,  mit  Söetn,  Äampberfpiri- 
tu3  u.  f.  w.  oermifd)t)  bie  (Schließung  ber  $bfyh  ju  beförbern.  — 
SSon  ben  Mchgefcbwülften  unb  bem  Sßilcbfluß  ber  S3ru(le  wirb 
fpdterbin  im  2.  £bl.  bie  9?ebe  fein. 

5)  33om  @Etrrt)u§  unb  ÄrebS  ber  SSrüjle. 

■§.    580. 

(53  ifi  ber  ffirrfyofe  unb  carcinomatofe  3uft<wb  ber  SSrujfe 
in  fo  üieler  Einfielt  tm  gleichnamigen  Buflanbe  be3  UteruS  »er* 
wanbt,  $>a$  wir,  namentlich  wa$  ba§  eigentlich  S55ef entließe  bie f er 
Äranfbeit3form  betrifft,  wieber  ganj  auf  baSjenige  jurücf  weifen 
muffen,  xva$  oben  in  biefer  £inft'cbt  bemerft  würbe.  Seffenuns 
geachtet  begrünbet  auch  binwieberum  ba3  oon  bem  33au  ber  ©es 
bdrmutterwdnbe  ganj  abwetebenbe  ^arendjpma  ber  SBrufibrufe 
tbeilS  ba3  häufigere  SSorfommen  an  biefem  £>rte,  tfyeilS  manche 
digentbümltcbfeiten  im  Verlaufe  be§  UebeB,  fowie  in  feiner  S3e- 
banblung.  SSorjuglicb  ift  e$  in  bem  eigentlich  brüftgten  S5aue 
ber  SBruft  begrünbet,  ba$  ber  Äreb3,  welcher  an  ber  SBrufi  wr* 
fommt,  bei  miUm  %um  größten  £beile  bem,  was>  wir  im  ttferu3 
£5rufenfreb6  genannt  haben,  entflicht.  Sn  feltnern  $äüm 
lommt  ieboch  auch  an  ber  ©ruft  eine  folche  ÄranFbettSform  »or, 
welche  burcb  fcbneueS  2(uffchießen  blutig  febwammiger  ©ebilbe,  bei 
beren  3evpla£en  ffarfe  ^Blutungen  eintreten,  ganj  an  bm  Salut- 


405 

heb§  be3  Uterus  erinnert ')•  —  Stoß  l)aben  einige  Neroon  ben 
SBafferfrebS  (Noma),  ber  burd)  3erfe&ung  organtfcfjer  ©ubjranj 
(etwa  wie  in  ber  Gastrobrosis )  ft'd[)  auSjeicbne,  unterfcbeiben 
wollen.  —  S3enebift2)  unterfcbeibet  im  SSlutfrebfe  folgenbe 
formen:  1)  $autfreb3  ber  33ruft,  welcben  er  in  ben  feltnem 
primären,  unb  ben  bduft'ger  ootfommenben,  Um  Ärebg  ber  SBrujb 
brüfe  fiel)  anfcblie§enben,  feeunbdren  ÄrebS  einteilt.  1)  <BVix- 
rbuS  ber  SSruftbrüfe,  üon  wetebem  wieber  a)  Änotenff irrl;u§ ; 
b)  fpeef  artiger  ©firrbuS;  c)  S3lafenffirrl;uö ;  d)  Funsus  haenm- 
todes  unterfd)ieben  werben,  üon  welcben  inbefj  wol;l  bie  beiben 
erjfen  unb  beiben  kfyttn  Arten  im  SBefentlicben  aufammenfallen. 

§.    581. 

£)ie  (S'rfenntnifü  be6  Skuflfftrrben  wirb  gegeben  burrf;  S5e- 
acljtung  feiner  (SntwtcflungSweife  unb  ber  bamit  üerbunbenen 
fct)mer§t)aften  ßufdtle.  ©cwöbnlicb  aber  geigt  ft'd)  anfdnglicb  ein 
f leiner,  wenig  fcfomerjtyafter,  beweglicher  Änoten,  welchen  bie 
Äranfe  oft  längere  Seit  getragen  l;at,  obne  ibn  ju  bemerfen; 
nad)  unb  nad?  wdcl)f!  biefer  Änoten  $war  niebt  immer  an  Um= 
fange,  aber  bafür  alSbann  an  $drte;  feine  SSeweglicbfett  öer^ 
minbert  fiel),  feine  ©ebmeräbaftigfett  nimmt  ju,  unb  bie  Äranfen 
flagen  entweber  über  ein  anbaltenbeS  ^Brennen  an  biefer  ©teile, 
ober  über  oft  wieberfebrenbe  flüchtige  ©tiebe,  welche  befonberS  bei 
plofclicben  SßitterungSüerdnberungen ,  bei  ben  eintretenben  monat* 
lieben  Venoben  u.  f.  w.  fiel)  toerftdrfen  £5abei  jeigt  gewobnlicb 
ber  allgemeine  *£)abitu3  etwa§  Äac&efttfc&eS,  eine  blaffe  gelblicbe 
Hautfarbe,  Abmagerung  u.  f.  w.  —  (ünblid)  aber  wirb  ber  Äno= 
ten  plößlicb  noeb  weit  febmergbafter,  bie  £aut  über  bemfelben 
wirb  blaulicf)  unb  mifjfarbig,  unb  nun  bilbet  ft<#  ein  offenes  ©e^ 
febwür,  beffen  Statur  bann  freilieb  nicljt  mebr  ju  üerfennen  ifr, 
wo  aber  aucl)  meifienS  ber  Suftanb  unheilbar  geworben  tjl. 

§.    582. 

(§in  folcbeS  ÄrebSgefcbwür  jeicfynet  ffd;  bann  au$  buret)  bie 
garten  ungleichen  9?dnber,  bureb  ba3  fybfyft  mifjfarbige  Anfeben, 
bureb  ben  in  ber  Siefe  meifteng  anbaltenb  beftigen  ©cbmerj  unb 
bureb  ben  (Srgufü  einer  aucl)  l)ter  (wie  beim  ©ebdrmutterfrebS) 
bod)f^  Übelriedjenben  Sauere,   bei  beren  2lbgang  ftcb  oft  ©tücfe 


1)  SÄ.  f.  einen,  tion  SenebiEt  jum  S3Iafen!rcb§  gerechneten  $att  biefer 
2Crt  befdjrieben  r-on  (Spangenberg,  in  £orn'ö  2Crd)tü,  18^3.  l.£ft. 

2)  SSemerEungen  nba^iu  Jtran^cttcn  ber  SSrujb  unb  2Cd)felbrüfen.  SSreS- 
lau,  1825.  4.   ©.  59  u.  f.' 


406 

öuS  bem  ©runbe  beS  ©efcbwürS  mit  ablofen,  womit  fiel)  oft 
heftige  ^Blutungen  oerbinben  (wenn  ba§  tief  eingreifenbe  ©ef<^»irx>ür 
©efdfje  jerftort  b<*0,  unb  wobei  im  allgemeinen  bie  SJeprobuction 
immer  mebr  ft'nft,  3et)rftcber  eintritt,  ber  ©eblaf  bureb  bte  |>eftt- 
gen  nddjtlicben  ©cbmerjen  üerfcbeucfyt  wirb,  unb  jule^t  unter 
dujjerjter  2tbmattimg  ber  erwünfebte  £ob  eintritt. 

§.    583. 

9?ücfft'cbtlicb  ber  (£ntftebung  be$  S3rujIf?irrbuS  unb  Ärebfe? 
bemerken  wir,  baß  aueb  |ier;  fo  wenig  alö  bei  bem  ©ebdrmutter* 
frebS,  irgenb  etwaö  un§  berechtigt,  einen  eigentümlichen  ^tranfs 
beitSftoff,  ein  befonbereS  ÄrebSgift  anjunebmen,  ütelmebr  bie  SSer^ 
Wartung  an  unb  für  ftcb  oon  anberwdrtigen  Snburationen  ntctjt 
wefentlid)  bifferirt,  jeboeb  bureb  eine  allgemeine  franf&afte  ©tims 
mung  ber  Sfaprobuction  niebt  nur  an  ifyrer  Sert^eilung  gebinbert, 
fonbern  bureb  eine  im  Umgreife  berfelben  ftcb  bilbenbe  ebronifebe 
(Sntjünbung  tbeilS  oergrofjert,  tbeilS  ju  einer  boaartigen  Eiterung 
geführt  wirb. 

2Cnmer!ung.  G.f)avU$  SBell  fagt  über  bie  innere  33efcbafs 
fenbeit  eineS  33ruftf?irrben :  „i^urebfebneibet  man  ein  wabreSGar* 
cinom  in  feinen  frübern  ©tabien,  fo  ft'nbet  man  bie  ©ubftanj 
febr  feft  unb  arm  an  ©efdfjen.  Sn  ber  SOfttte  ftnbet  ftcb  gleicb* 
fam  -ein  b<*rter  Äern,  \>on  weitem  fefle  ftcb  bttrebfreujenbe  IBdnber 
auslaufen,  unb  in  ben  3wifcbenrdumen  entbecFt  man  eine  eigens 
tbümlicbe  ©ubftanj.  £)urcb  bie  betriebenen  S3dnber  wirb  bie 
SBarje  fpdterbin  bineingejogen."  (©.  SDi  eifjner  §orfd)ungen  b. 
neunj.  Sabrb-  2.  Zty.  ©.  389.) 

§.    584. 

SDbwobl  man  bemnacb  o.  SBinter*),  welcber  ben  SBrufrfrebS 
überbauet  mebr  für  eine  allgemeine  Äranfbeit  gebalten  wiffen 
will,  ntebt  füglicb  ganj  beiflimmen  fann,  ba  bie  ^ranfbeit  wobl 
gleicbmdjjigeS  $)robuct  fowobl  allgemeiner  aU  localer  Skrbdltniffe 
ift,  fo  barf  man  boeb  oon  ber  anbern  Seite  aueb  nie  feine  ©igen? 
tbümlicbfett  ju  fetyr  in  localer  33ejiebung  betrachten,  fonbern  mufj 
ba$  2ßefentltcbe  jrets  al$  ba$  (Srjeugniß  allgemeiner  unb  los 
caler  Momente  auff äffen.  —  $ierau6  ergiebt  e3  ftcb,  wie  23ers 
bdrtungen  urfprüngltcb  üerfdf)iebener  9?atur ,  5.  33.  fcrofttlöfe  $nos 
ten,  ÜÄilcbFnoten ,  S5erbicbtungen  be6  SellgewebeS  ^m^  erlittene 
£liretfcbung  unb  (Srgief  ung  plaftifcber  ßtjmpbe,  t>odt>  bd  ungünjligen 


*)  Sjl  ber  SBrujifw&S  urforönglufc  eine  ortttdje  ÄranE&cit?  in  ».  v>.  ©te* 
bolb'8  (gbtvon.  35b.  2.  ©t.  3. 


407 

allgemeinen  SJer^dttntffen  eben  fo  in  ben  £rebS  übergeben  fönnen, 
rote  fte  im  ©egentbeil  bei  gimfiigen  allgemeinen  23erbdltniffen  jur 
3ertl)eilung  gelangen,  unb  ferner,  roie  wirflicb  bereits  ffirrboS 
geworbene  Änoten,  wenn  fie  an  einem  Sfyeil  erjttrptrt  worben 
ftnb,  an  einem  anbern  Steile  gern  ftcb  wieber  erzeugen  (SBeifpiele, 
auf  welcbe  namentlicb  o.  SÖinter  feine  oben  erwärmte  2Cnftdbt 
grunbete). 

§.    585. 

(SS  folgt  aus  allem  biefem,  baf?  bie  entfernten  Urfa* 
eben  beS  SBrufifrebfeS  öorjüglicb  breierlei  2(rt  fein  fonnen, 
tbeilS  ndmlicb  folebe,  bureb  welcbe  überhaupt  SSerbicjjrungen  unb 
SSerbdrtungen  entfielen  fonnen,  wobin  ©tofii,  2)rucf,  unterlaffeneS 
©elbfifiillen  u.  f.  w.  geboren,  tbeilS  folebe,  bureb  welcbe  eine 
ebronifebe  ^ntjünbung  veranlaßt  unb  unterbalten  werben  fann,  als 
(Spaltungen,  SDfißbraucb  erbi&enber  ©etrdnfe,  Giongefrionen  nacb 
ben  S5rüjren  bureb  fehlerhafte  Sftenfiruation ,  ober  bureb  bie  fli; 
mafterifeben  Satyre  bebingt,  2tmr>enbung  ju  reijenber  Mittel  u.  f.  w., 
tbeilS  enblicb  folebe,  welcbe  bie  Sfeprobuctton  im  allgemeinen  uns 
tergraben,  bie  Function  ber  Stympbgefajje  unb  beS  oenofen  ©9= 
fremS  froren,  als  ungefunbe  ßuft,  fcblecbte  üftabrung,  frühere  ftwbu 
litifdje,  ferofulofe,  rbaebitifebe  Äranfbett  unb  ©emütbSleiben.  — 
3u  errodbnen  tfi  jeboeb  noeb,  ba$  bie  ffirrbofen  23erbdrtungen  ber 
SBrüjfe  juweilen  aueb  nur  dufjere  Seieben  eines  franfb^ften  3u* 
ftanbeS  beS .  ©efcblecbtSfyfiemS  überbauet  unb  mfonberbeit  beS 
UteruS  ftnb,  weSbalb  benn  £3rufrf  finden  febr  bduft'g  gleicbjeitig 
mit  ©firrbuS  unb  Carcinoma  uteri  ijorfommen.  —  £)ie  ©inwirs 
fungen  enblicb,  welcbe  oorjüglicb  ben  Uebergang  beS  ©ftrrbuS  in 
offenes  ÄrebSgefcbwur  beforbern  fonnen,  ftnb  im  ©anjen  wieber 
jiemlicb  biefelben,  welcbe  t>k  (Sntflebung  beS  ©finbuS  überbauet 
begünjiigen;  tk  bduftgjien  unter  benfelben  ftnb  meebanifebe  fRcu 
jung,  ber  ©ebraueb  erweiebenber  SRtttcI,  oorjuglicb  ber  ©retum* 
fcbldge,  bie  flimafterifeben  Sabre  u.  f.  w.  —  3m  (Uanjen  pflegt 
ber  Uebergang  in  ÄrebSgefcbwür  immer  um  fo  eber  ju  erfolgen, 
je  oerborbener  bie  allgemeine  ßonjittution  ifi,  um  fo  fpdter  jjin= 
gegen  unb  oft  erfi  nacb  einer  langen  5Retr)e  oon  Sabren,  ober  gar 
niebt,  je  frdftiger  biefelbe  ift. 

§.    586. 

£)ie  ^rognofe  muß  bd  einem  Uebel  biefer  2lrt  fietS  um 
günflig  ausfallen,  i>a  eS  immer  ein  Sufammentreffen  befonberS 
glücf lieber  Umfldnbe  erforbert,  wenn  bie  Teilung  gelingen  foll. 
9cur  wo  bie  SSerbdrtung  unb  (Sntjünbung  im  Umfreife  berfelben 


408 

offenbar  in  #olge  anberweittger  franfbafter  Suftdnbß,  g.  33.  bei 
Unterbrechung  ber  Sttenftruation ,  entfranben  tfr,  unb  biefe  prU 
mdren  Abnormitäten  günfitge  2Cuöftd)t  für  Rettung  gewdbren,  ober 
binwieberum,  wo  baS.Uebel  mebr  aus  örtlichen,  namentltcb  me=s 
djanifcben  ßinflüffen  entfyrungen,  an  ft'cb  nocb  neu,  unb  bie  all* 
gemeine  @onjritution  frdftig  ift,  über^au^t  aber  weber  wegen  gu 
beträchtlichem  Umfang  unb  23erbdrtung,  nocb  wegen  üerdnberter 
Hautfarbe  unb  tyeftiger  werbenben  Stieben  unb  Sucfen  ber  nabe 
Hebergang  in  $reb3  befürchtet  werben  barf,  fann  eine  günftigere 
^rognofe  geflellt  werben,  baljingegen  bei  1)bt)mm  ©rabe  beö 
UebelS,  befonberS  wenn  febon  bie  benaebbarten  Zfytiti  mit  ergriffen 
ft'nb,  bie  Änoten  mit  ben  barunter  tiegenben  Steilen  ft'cb  fefi  oer= 
bunben  baben,  bie  2Ccbfelbrüfen  mit  angefcbwotlen  ft'nb ,  unb  gang 
oorgüglicb,  wo  baS  ÄrebSgefcbwttr  bereite  oollig  ausgebrochen  ijt, 
Rettung  ber  Äranfen  fafr  nie  mebr  gelingen  frtnn. 

§.    587. 

3)ie  SBebanblung  fann,  fo  lange  baö  Uebet  noeb  als  für* 
rbofe  SSerbdrtung  erfebeint ,  entweber  auf  Sertbetlung  ober  unmit^ 
tetbar  auf  Ausrottung  be6  ÄnotenS  gerietet  fein;  im  $alle  beS 
auSgebrocbenen  JtrebfeS  ftnbet,  wenn  überbauet  nod)  $ülfe  mog* 
tieb  ijt,  biefe  insgemein  nur  mittelfr  beS  Keffers  fratt,  unb  in 
ben  fallen  enblicb,  wo  wegen  ausgebreitetem,  ben  benaebbarten 
Äbeilen  bereite  mitgetbeiltem  frebSbaftem  3ufranbe  an  ber  $th 
lung  gdnglicb  oergweifelt  werben  muf ,  fann  bloS  oon  palliativer 
S3eb anbiung  bie  Sfebe  fein. 

§.    588. 

Buerjt  betrachten  wir  Diejenigen  Mittel,  welcbe  gur  3 er tb eis 
lung  freb&trtiger  knoten  ber  SBrujte  bie  beilenbe  Äunjr  tatbieUt. 
hierbei  ift  eineS  Z\)ül$  wiebtig,  eben  fo  wie  bei  ben  ©firrben 
beS  UteruS,  auf  bie  allgemeine  franfbafte  ©iSpofttion  Stucfftcbt 
gu  nebmen,  gegen  ferofulöfe,  fypbtlitifcbe,  rbeumatifebe,  artbriti* 
febe  ßujMnbe  ein  gwecfmdjjigeS  SSerfafyren  eintreten  gu  Haffen,  unb 
auf  SBerbefferung  ber  äußern  SSerbdltniffe  ber  Traufen  babureb  gu 
wirken,  bafj  man  ft'e  in  gefunbere  ßuft  bringt,  ibnen  eine  leiebt 
öerbauliebe,  gelinb  ndbrenbe,  befonberS  mebr  oegetabilifebe  Stdt 
anorbnet,  unb  bureb  ben  ©ebraueb  oon  allgemeinen  SBdbern,  fo 
wie  oorgüglicb  bureb  Aufbeiterung  beS  ©emütbS  bm  ©tanb  ber 
Sfaprobuction  gu  erbten  Unb  gu  oerbeffern  fud;t. 

§.    589. 

Aufer  btefen  allgemeinen  Sftaajjregeln  muß  nun  ferner  baS 
fpecielle  ^eiloerfabren  namentlicb  begweefen:   tl;eilS  bie  ebronifebe 


409 

Qmtjünbung,  burcr)  welche  bie  abnorme  SBilbung  ffet§  fcerftdrft 
wirb,  §u  mäßigen,  tytlU  bie  2(uffaugung  unb  Sfttcfbilbung  ber 
Verhärtungen  gu  beforbem.  3n  erfferer,  befonberä  wichtiger  .f)ins 
ftcf)t  ')  wirb  bie  forgfdltige  33ermeibung  aller  ben  £>rgani3mu$ 
gewaltfam  erregenbcr  (Einfluffe,  erl)i£enber  ©etrdnfe  imb  reid;licber 
©tat  namentlich,  gur  ^Pfltcfyt,  man  reicht  t>on  Seit  ju  3eit  für)- 
lenbe  Abführungen,  unb  ?ann,  loorjugUd?  wenn  bie  (Snt^unbung 
burcf)  lebhaftere  ©cfymerjcn  ftd)  äußert,  bei  frdftigern  Naturen 
felbfl  wieberfyolte  örtliche  ober  allgemeine  S3lutent§iel)ungen  (bocr) 
burfen  ^Blutegel  nie  ju  nafye  an  bie  SSerbdrtungen  gefegt  werben) 
in  23erbinbung  mit  einer  auf  ba§  Minimum  l)erabgefe|ten  (5rs 
ndfyrung,  tm  ©ebraucfy  füblenber  Emulftonen ,  be3  ©alpeterS 
u.  f.  w.  niefyt  entbehren  2);  bafyingegen  bei  fel)r  fd)wdcblid;er  ober 
facbeftifdjer  ßonftitution  ber  Güntjunbung  mef)r  burcb  ba§  antU 
pljlogijtifcbe  Regimen,  burcr;  mäßige  S3eforberung  ber  £auttl)dtig; 
feit,  fo  wie  burd)  ben  ttorftcfytigen  innern  unb  äußern  ©ebraud) 
be3  £luedftlbers>  entgegengewirkt  werben  muß. 

§.  590. 
Um  ferner  bie  3ertr;etlung  ber  fdjon  franffyaft  oerbilbeten 
©teilen  felbj!  ju  bewerffleEigen,  bienen  bie  |tdrfem,  unter  bm 
fdjon  oben  (§.  565  u.  566.)  erwähnten,  Mittel,  ba3  Emplastr. 
de  Cicuta  unb  Empl.  mercuriale,  bas>  Fei  Tauri  mit  Sal  am- 
moniac. ,  bie  frifdt)  gequetfcbten  S3ldtter  üon  ber  Calendula  offi- 
cinalis,  bem  Sedum  acre,  ber  Belladonna,  ba£  Unguentum  noapolit. 
mit  bem  Liniment,  vol.  camphorat.,  baS  faljfaure  ©olb,  bie  Sobine 
u.  f.  w.  hierbei  muß  übrigens  immer  bie  SBirfung  ber  örtlichen 
Södrme  mit  juge§ogen  werben,  ba§  Sragen  §ertl)eilenber  Ärduter- 
ftffen  ober  warmer  3l)ierfetle  jtattft'nben,  fo  xoit  innerlich  ba3 
Extract.  Cicutae,  Belladonnae,  bie  SKercurialien  unb  2(ntimonialien, 
ber  Äirfd)lorbeer  angewenbet  werben,  Mittel,  welchen  nacr)  %.  %. 
SBeife'3  Erfahrungen  inSbefonbre  bie  tfyierifdje  Äol)le  beigebt 
werben  muß,  welche  man  ju  1  bis  einigen  ©ranen  tdglid)  jwet= 
mal  nehmen  laßt  unb  welche  aucb  mir  ft'cr)  al8  ein  wirFfameä 
Mittel  bewäfyxt  fyat;  unb  fo  fann  benn  allerbingS  §uwetlen,  nament- 


1)  33efonber§  tjat  herauf  Safferte  in  einem  intereffanten  2Cuffa|e  be$ 
Journal  universel  des  sciences  laedicales;  Juin  1819.  p.  289.  auf* 
merffam  gemacht. 

2)  2fuf  biefe  SSeife  fya&en  namentlich  SHeuffcur.  (de  la  saignee  et  son 
usage  dans  la  plupart  des  maladies;  Paris  1825.)  unb  SSacco  SSet^ 
t  i  n  3  f)  i  e  x  i  günfttge  Siefuirate  ermatten. 


410 

tict)  m  fallen,  wo  bie  ten!en  burct)au$  pr  Operation  ft'ct)  ntd£>t 
etitfcfelte^en  formen,  mttteljt  ant)altenber  Befolgung  biefer  9tte; 
tt)obe,  iftücfbitbung  in  ben  normalen  3uftanb  bewirft,  ober  in 
anbern  galten,  wo  bie  33erwact)fung  be3  ÄrebSfnotenS  mit  bem 
SSrufimuSM  bie  Operation  t>eri)inberte,  erfterer  oielteict)t  bewege 
lieber  unb  fo  pr  Operation  gefct)icfter  gemacht  werben  '). 

§.    591. 

2Cußer  ben  genannten  Mitteln  unb  ber  Operation  be§  offnen 
ÄrebfeS  nun  muß  noct)  juoor  eines  §3erfat)ren3  erwähnt  werben, 
welct)e3,  fo  wenig  e§  für  ben  erflen  2lnbticf  für  fiel)  ju  t)aben  fct)eint, 
ft'ct)  boct)  in  einer  nict)t  geringen  2Cn$at)l  oon  Valien  bewahrt  t)at,  unb 
bteS  i|r  bie  Sföett)obe  ber  (Sompreffton  nacb  $oung  unb  9Jeca- 
mier2). —  2Cu3gefül)rt  wirb  bie  @omprefff  on,  inbem  eine  größere 
©cbeibe  $Preßfct)wamm  mitten  auf  ben  ©firrt)en  gelegt  unb  bann 
oon  met)rern  an  ©röße  abnet)menben  dbnlict)en  ©ct)eiben  ein  Äegel 
barüber  aufgetürmt  wirb,  welcher  nun,  inbem  er  buret)  eine  aus 
mdlig  fejrer  angebogene  S3inbe  aufgepreßt  wirb,  ben  gewünfct)ten 
£)xü<£  ausübt.  —  £)abei  muß  ein  antipt)logiftifct)e3  Regimen  be= 
folgt  unb  bie  ^>auttt)dtigfeit  moglict)jt  beforbert  werben.  Sfi  ber 
©firrt)u6  oerfct)wunben,  fo  laßt  man  ben  £>rucf  nur  atlmdlig 
buret)  nact)  unb  naü)  gefct)et)enbe  3Begnat)me  ber  ©ct)eiben  $)reßs 
fct)wamm  aufboren.  —  Unter  45  Raufen  oon  SBrujtffirrljen  will 
Stecamier  bei  30  buret)  biefe  9ftett)obe  einen  glücflict)en  (Erfolg 
gefet)en  l)aben.  —  $3efonber§  wo  bie  <Sfirrt)en  noct)  ftein  unb 
beweglict)  unb  ber  Uebergang  in  ÄrebS  noct)  entfernt  ijt,  fct)eint 
biefe  9ftett)obe  auet)  in  £>eutfct)lanb  met)r,  al§  ft'e  biSt)er  gefunben, 
33eact)tung  ju  oerbienen. 

§.    592. 

(St)e  wir  nun  bie  Operation  felbjt  ndi)er  burct)get)en,  ijr  c$ 
noct)  notl)ig,  (Einiges  über  bie  mebicinifct)e  S5et)anblung  be3  offenen 
SBrujtfrebfeS  beizufügen,   welct)e  ndmlict)   einen   boppelten  3wecf 


1^  3utueiten  fyat  man  auä)  (namentlich  §)oung)  gegen  -Krebstoten  ber 
SSvüfte ,  mie  gegen  i>k  SSalggefcf)n>ütfte  berfelben,  bie  2Cnroenbung  eines 
medjanifcfyen  ©rucfcS  empfohlen,  allein  nrir  jtueifeln  fefyr  an  ber  Sflufc 
lictyüeit  biefeö  SSerfatjrenö ,  ja  befürchten  üielmetjr  baburet)  ben  Uebergang 
in  &reb3gefcb,tt>ür  befdjteunigt  ju  fet)en  (m.  f.  bte  SRadjridjt  üon  einer 
unglücflid)  abgelaufenen  S3el)anblung  biefer  2frt  in  b-  ©aljb.  mebic 
Chirurg.  3eit.  1819.  9<cro.  13.  auä  b.  Edinbargh  med.  and.  surg. 
Journal.) 

2)  <S.  beffen  Recherches  sur  le  traitement  du  Cancer  par  la  compression 
methodifjue.    Paris  1829    4  S3be. 


411 

fyaben  Urin,  b.  i.  entweber  aucf)  in  btefem  (Stabtum  ber  ^ranfr 
beit,  wo  ftc  in  ber  SRegel  unheilbar  ifr,  nocb  einen  SSerfud)  juc 
Rettung  ber  Äranfen  ju  machen,  ober  nur  paUicttto  gegen  bie 
heftigen  ©cbmerjen  unb  öfters  eintretenben  Blutungen  ßinberung 
ju  febaffen.  £)en  erjfern  3wecf  t)at  bie  fortgefefcte  innere  unb 
dunere  2(nwenbung  mehrerer  Ärduterfdfte ,  %.,  SB.  beö  ©cbierlingS, 
ber  SMabonna,  be§  Äirfd)lorbeer§,  be§  rotten  SingerbutS,  ber 
9iinge(blume  (Calendula  officinalis),  be3  Onopordon  Acanthium, 
be§  Chenopodium  bonus  Henricus  U.  Ö.  m.  —  S^ner  ber  @e; 
braueb  bes>  2Crfenif§  (obwobl  biefer  l)ter  nur  mit  ber  größten  SSor- 
ftebt  angewenbet  werben  barf  unb  man  ftd)  überzeugt  tyat,  baf 
felbft  in  ber  Sonn  be3  in  anbern  ÄrebSformen  otel  leijtenben 
^eUmunb'fcben  SRtttefö  *).  ber  2frfentf  gegen  SBrujtfrebS  ntd&t 
otel  auSricbtet),  ber  duftere  ©ebraueb  ber  faljfauren  Kampfe2), 
ba$  2(uf{treuen  be6  ÄoblenpuloerS  3),  ba3  auflegen  einer  lebenben 
Äröte  auf  ba&  ÄrebSgefcbwttr 4),  ber  ©ebraueb  be3  SBleiwafferS 
unb  S0?öbrenbreie§,  bie  fdtjon  oben  erwdbnte  2(nwenbung  be3  ©olbs 
falje§  unb  mebrerer  anberer  balb  fykx  balb  ba  empfoblener  Mittel, 
welcbe  inbep  gewobnlicb  bei  wieberbolter  2(nwenbung  wenig  ge* 
Ieijret  i)ahm  (oergt.  §.  459.  460.). 

3Ba§  bie  blo§  ßinberung  ber  qudlenbften  3ufdu*e  bewirfenben 
Mittel  anbelangt,  fo  fl:ef>t  roieber  unter  ben  bie  beftigfren  ©cbmerjen 
berubigenben  ba§  SDpium  oben  an,  roomit  auf  erlicb  Somentationen 
be3  ÄrebSgefcbwurS  mit  2Cufgüffen  ber  ©cuta  ober  ^bforfwngen 
ber  Sttobnfopfe  oerbunben  werben  fonnen.  3ur  SSerminberung 
be§  MfluffeS  unb  be3  tybtyfi  Übeln  ©erudjö  biefer  ©efebwüre 
empfiehl  ftcb  ferner  ba§  2(uf(lreuen  oon  Äoblenpuloer  ober  %m 
wenbung  oon  Äoblenfalbe  jum  23erbanb,  baö  auflegen  eineS  £a« 
rottenbreieS  mit  etwtö  £)piattinctur,  tnellcidbt  aud)  ganj  oorjüglicb 
be§  emppreumatifeben  ^o^effigg,  beffen  jfarf  antifeptifebe  Äraft 
man  neuerlicb  erprobt  t)at  3ur  SBefeitigung  ber  ^Blutungen  be= 
nu^t  man  ba$  2£ufbrücfen  eines  ©cbwammeS  mit  einer  Sftifcbung 
au§  bem  concentrirten  Infus.  Serpylli  unb  5Beingetjr  befeuchtet 
unb  mit  etwas  jroptifebem  ^Puloer  betreut,  ja  in  maneben  %äUm 
wirb  bie  2£nwenbung  bes?  glübenben  (SifenS  faum  umgangen  werben 
fönnen.    Snnerlicb  orbnet  man  fduerlicbe  ©etrdnfe  (oor§uglicb  mit 


1)  Stuft' S  SDtagajm  f.  b.  gef.  &ÜL  SSb.  XIX.    1.  £ft. 

2>  ©.  ^ufelanb'«  Soutn.  f.  b.  pra».  JfctiX-   1809-  6-  ©t- 

3)  @.  e&enbaf.  SSb.  XXV.  ©t.  1. 

4)  @.  Stiftet' t  Änfanflggr.  b.  aBunba^nctE.  S3b,  T.  ©.  298, 


412 

mineralifcfyen  «Sauren) ,  baS  £5ot>er'f$e  $uwer,  bie  90ftoSpljorfdurc 
it.  f.  w.  an,  unb  lä$t  ein  fefyr  rufyigeS  löer^alten  beobachten. 

§.  593. 
Sie  oft  fo  geringe  SBirfung  btjnamifcfyer  Wlittd  laßt  nun, 
namentlich  fo  lange  tag  Uebel  nod)  auf  t>et  ©tufe  beS  ©ürrfyuS 
»erweilt,  bie  Operation  allerbingS  als  baS  gwecfmdjäigfie  bittet 
jur  Teilung  ernennen;  ©egenanjeige  ju  berfelben  würbe  eS  jebocf> 
abgeben,  wenn  man  ben  ©firrlmS  me|r  für  allgemeine,  als  für 
örtliche  Äranffyeit  ju  galten  berechtigt  wäre;  allein  wie  oben  be- 
merkt würbe,  tfi  er  beibeS,  oft  nur  baS  eine  mefyr  als  baS  an* 
bere,  unb  eben  beSfyalb  muß  eS  ein  wichtiger  Sfyeil  ber  Teilung 
fein,  wenn  man  baS  £ocal!eiben  fürS  erjre  öollig  befeitigen  fann, 
um  fobann  audj  ben  Urfacfyen,  welche  im  allgemeinen  liegen,  mU 
gegen  ju  arbeiten.  @o  lange  bafyer  bie  Statur  beS  Uebelö  eine 
üollfUnbtge  Ausrottung  ber  franfen  ©teilen  üerjtattet,  fobalb 
bie  (Sntjiebung  beffelben  b.urcfy  locale  (Sinwirfungen  bebingt  war, 
unb  jugleicl)  bie  allgemeine  reprobuctioe  ^raft  ntdjt  all^ufeljr  ge- 
funfen  iff,  barf  unb  muß  fogar  bie  Operation  als  einS  ber  we* 
fentltd£>ffen  Mittel  §ur  Rettung  ber  Äranfen  angefefyen  werben, 
tnbem  ft'e  felbft  im  unglücftid)jren  galle  ber  Sötebererjeugung  beS 
ÄnotenS,  boer)  eine  bzhtuUrioe  Söerjogerung  beS  UebergangeS  in 
iim  offenen  ÄrebS  bewirken  wirb*). 

§.  594. 
SSefdjleunigt  muß  inSbefonbere  bie  Operation  werben^  wenn 
plo&licbe  33ergroßerung  ober  SSerl)drtung  beS  Knotens,  fowie  bie 
fyerannabenbe  flimafterifclje  9)eriobe,  befürchten  laffen,  ba$  ber 
Uebergang  in  baS  offene  ÄrebSgefcbwür  berannafye;  nicfyt  ju  uns 
ternefymen  tjr  ft'e  hingegen,  wenn  ber  ©firrfyuS  mit  ben  benacb* 
barten  Steilen  bereits  ju  fejl  üerwadjfen  tjr,  als  ba$  t-ollfommne 
2tuSfd)d(ung  §u  hoffen  wäre,  wenn  bie  2fcbfelbrüfen  jugleid)  mit 
»erwartet  ft'nb  u.  f.  w.,  in  welchen  fallen  üielmebr  bie  Operation 
ftdjer  ben  Uebergang  in  baS  offene  .ftrebSgefcfywür  bureb  heraus 
laffen  bösartiger  ©efebwürigfeit  in  ben  jurücfgebliebenen  ffirrbofen 
©retten  §ur  §olge  baben  würbe.  —  9?un  ft'nb  aber  bei  offenem 
©efcfywür  gewolmlid)  biefe  SSerwacbfungen  fefyr  entwickelt  üorban* 
ben;  e§  ijt  jugleicb  meiffenS  baS  allgemeine  S3eftnben  bereits  ju 
tief  erfcf)üttert,   unb  bafyer  fann  auefy  (jter  nur  feiten  (allenfalls 


*)  Ueber  btä  Unternehmen,  ben  SSrufrErebS ,  forcie  ben  ©ebärmuttetfrebS 
burd)  Operation  ju  feilen,  f.  m.  nrieber^oltt  §.  3.  SSe^erte  üb-  b. 
.Krebs  ber  ©ebärmutter.  SOlann^.  1818. 


413 

beim  erjien  2lu§brud)e  be§  ©efcfywürS  ~  mitten?  Imputation   bei- 
gaben S3ruj?)  tue  Operation  ftattfmben. 

§.    595. 

£)ie  Operation  beS  ©firrfyuS  unb  ÄrebfeS  ber  S3ruft 
(welche  gugleid)  biefelbe  tft  für  önberwetttge,  früher  abgefyanbelte, 
Verhärtungen)  wirb  nun  entweber  bloS  auf  ba$  £erauStrennen 
ber  einzelnen  fftrr^ofen  ©teile  ftd)  befcfjrdnf en ,  ober  bie  ganjeSöruft 
|)inwegnel)men.  (Sanella  (Giornale  di  Chirurgia  pratica  compil. 
daD.  G.  Canella,  Ann.  1825.)  giebt  für  bte  Operation  felbft 
folgenbe  Regeln  an  *):  „man  folle  1)  moglicfyft  gefunbe  Sbaut 
erfparen,  um  burcf)  fcfynelle  Teilung  ber  SBieberfefyr  unb  @ntwicf= 
lung  ber  fftrrl)6fen  2)iatl)eft3  ju  begegnen  (?)  — ;  2)  forgfdltig 
bte  $aut  überall  wegnehmen,  wo  ft'e  bünn  über  bte  ©efdjnmlff 
auSgefpannt  tjl  ober  ganj  mit  berfelben  jufammenl)dngt ;  3)  alleS 
Äranffyafte  §u  einer  Seit  üollfommen  fyinwegnefwten ;  4)  nichts 
ÄranfbafteS  ber  (Eiterung  jutn  2öegfd;affen  überlaffen;  5)  nid)t 
@auffifa  jur  oolligen  Swjiorung  be3  UebelS  benufcen,  ba  ft'e  allemal 
bas>  Uebel  oerfd^immem ;  6)  alles  ben  ©firrfyuS  umgebenbe  Bell- 
gewebe entfernen,  wenn  e3  nur  im  SDftnbeften  oerbicft  ober  »er- 
wartet tfl;  unb  7)  enblicf)  forgfdltig  alle  Arterien  unterbinben, 
tnbem  nichts  ungegrünbeter  fei  al6  bte  Hoffnung,  burcf)  ftarfeS 
S3luten  ber  Arterien  SRecibioe  ju  oermeiben."  3m  $aUe  ber  SBeg; 
naljme  einer  einzelnen  SSerl)drtung  macbt  man  entweber  burc^  eine 
gebilbete  gälte  auf  ber  Verhärtung  einen  ßdngenfcljnitt,  ober  wenn 
lefctere  fefyr  grof?  ifr,  ober  fefyr  feft  ber  £aut  abfydrirt,  mad)t  man 
burcl)  bie  angefpannte  $aut  einen  oüalen  «Schnitt,  tnbem  man 
bie  üerborbene  Joautftelle  folglich  felbft  mit  entfernt.  Sft  nun  ber 
©firrl)u§  bloßgelegt,  fo  fcbreitet  man  §um  2Cu3fd)dlen  beffelben, 
wobei  man  tfyeilö  ben  knoten  felbft  (mtttelfl  be3  üergroferten 
SSromfielb'fcben  ^afenS  etwa)  au§  ber  SBunbe  dwa$  fyeroor* 
fybt,  unb  jugleicfy  bie  SSerbinbungen  beffelben  mit  ben  benach- 
barten Steilen  fo  oiel  als  moglid)  olme  33eil)ülfe  frfmetbenber  3n= 
jrrumente,  mit  bem  Singer  ober  einem  fhtmpfen  Keffer  i>om 
Änocfyen  forgfdltig  abtrennt,  baö  Äranfe  üollftdnbig  entfernt  unb 
nur  bie  fejlern  ©teilen,  j.  33.  bie  @5efdf$dmme  u.  f.  w.,  mit 
bm  Keffer  burc^fc^netbet. 

§.    596. 

2ßdl)renb  nun  ba$  2fu3fcl>dlen  be3  ©firrlutS  auf  biefe  Seife 
»errietet  wirb,   entjfel;en  öfters  nicfyt  unbeträchtliche  Blutungen 


*)  ©•  SHetpner  gelungen  b,  neunj.  Sa^rl).  2.  Sf)l.  <S.  387. 


414 

au§  ben  gewölmlid)  franffyaft  erweiterten  ©efdfen  im  Umgreife 
beffelben,  unb  man  muß  bafyer  einen  ©cbwamm  nebft  f  altem 
SBaffer  unb  etrva$  SBeingeijt  bereit  galten,  um  baburcfy  bie  SSlu* 
tung  ju  minbern,  ober  wenn  fte  heftiger  ifr,  burd)  3ubru<fen  be§ 
blutenben  ©efdfeS  00m  Singer  eines  ©efyulfen,  aucfy  burcb  ange* 
legte  UnterbinbungSfdben  biefelbe  befeitigen. 

§.    597. 

Sjt  bie  23erfydrtung  gdnjlid)  herausgenommen,  fo  reinigt 
man  bie  SBunbe  unb  unterfudjt .  fte  forgfdltig ,  ob  üielleicfyt  an 
benSBdnben  berfelben  nocf)  oerl)drtete$  Seilgewebe,  ober  franfljafte 
©efdße  ffcfy  üorftnben;  aud)  biefe  muffen  bann  l)inweggenommen 
werben,  unb  nun  erji  fcbrettet  man  jum  <5d)luf}  ber  SBimbe.  -  Sn 
fallen,  wo  e3  möglich  war,  ben  ©runb  berfelben  oon  allem 
Äranf fyaften  §u  reinigen,  unb  feine  Unterbinbung  oon  ©efdfen 
notljig  war,  jiefyt  man  fobann  bie  Sßunbe  burcl)  v£>eftpflajterfireU 
fen  jufammen,  bewirft  burcl)  ba$  Mittel  einer  ftarfen  Gompreffe 
unb  umgelegte  S3inben  ba§  2Cnbrücfen  ber  v£>aut  an  ben  ©runb 
ber  SBunbe,  unb  fud)t  fo  bie  fclmelle  ^Bereinigung  §u  bewerf jMk 
gen;  aufjerbem  würbe  e3  notl)ig  fein,  bie  SBunbe  mit  (Sfyarpie 
anzufüllen  unb  bie  Teilung  burcl)  (Eiterung  ^u  ©tanbe  ju  brin* 
gen,  weld)e6  fretlicl)  nie  günfiige  9>rognofe  gewahrt. 

§.    598. 

Sft  nun  aber  ber  ©firrlmS  irgenb  »on  betrdcfytlicbem  Ums 
fange,  fo  tfjut  man  auf  leben  $aü  beffer,  fogletct)  bie  gan&e  S3rujr 
Ijinwegjune^men  *;,  welc&eS  bann  nod)  unerldfilicber  wirb,  wenn 
bereite  ÄrebS  eingetreten  tji,  ober  wenigjtenS  bie  SBruji  in  it)rem 
ganjen  Umfange  »erwartet  iji,  \a  juweilen  muffen  gerbet  fogar, 
wenn  gleichseitig  fcfyon  eine  ober  mehrere  2ld)felbrüfen  »erwartet 
ftnb  (ein  galt,  in  welchem  freiließ  juwetlen  ba$  Uebel  febon  all= 
jufeijr  überfyanb  genommen  l)at  unb  mitunter  bie  Operation  gar 
niebt  mefjr  erlaubt),  auefy  biefe  mit  binweggenommen  werben; 
obwohl  man  aufy  berechtigt  ifr,  ba,  wo  ztwa  biefe  2ld)felbrufen 
fefyr  tief  liegen  unb  bie  Operation  berfelben  beSljalb  fel)r  gefdfyr* 
lieb  erfdjeint,  juoorberjt  bie  2(uSrottung  ber  SSrufl  allein  ju  uns 
terne|)men,  unb  unter  allgemeiner  jwecfmdßiger  S3efyanbltmg  bann 


*)  3?id)ter  (2Cnfang$gr.  b,  Sßunbarjnf.  4.35b.  ©.  416.)  mad)t  eö  fogar 
watjrfcfyeinlicb ,  bafj  ber  «Scfymerj  Sterbet  nicljt  Biet  großer  fei,  att  bei 
btojjer  ©rjtirpatton.  Ueberfyaupt  »erbtent  hierüber  bie  ganje  treffttdje 
tfbfjanblung  Stieb ter'S  a-  <*■  £>•  nacfygelefen  ju  werben?  aud)  enthält 
bie  Qngef.  2(bi)anblung  »on  SSenebiEt  über  bie  Operation  beö  S3rujr= 
frebfeö  m'el  SSeadjtenöroerttyeS. 


415 

abjuwarten,  ob  oielleicbt  bie  mitunter  (wie  bureb  einige  oon 
Siebter  angeführte  §dlle  erwiefen  wirb)  nur  confenfuell  ange* 
fcbwollenen  Prüfen  fiel)  oon  felbji  jertljeilen,  babingegen  allerbingS, 
fobaib  ft'e  oielmebr  jldrfer  anfcbweüen,  if>rc  (Srjtirpation  unge* 
fdumt  nacbgebolt  werben  mufj. 

§.    599. 

2)ie  Ausrottung  ber  gefammten  33rujl  »errichtet  man  am 
bellen  bei  einer  ft^enben  Stellung  ber  Äranfen,  wo  ft'e  oon  gwei 
©el)ülfen  binldngltcb  unterjlü&t  wirb,  unb  nacb  hinlänglicher  Vor- 
bereitung ber  Apparate  $ur  Stillung  eintretenber  ^Blutung  unb 
gum  SSerbanb.  Sftebrere  Ijaben  aueb  bei  ber  Äranfen,  felbji  als 
SSorbereitung  jur  Operation,  bie  Sftilcbbidt,  mehrere  Abführungen, 
baS  2egen  eines  gontanellS  empfohlen,  welcbeS  allerbingS  aueb 
unter  manchen  Umjldnben,  namentlicb  bei  Neigung  ju  gajtrifcben 
Unorbnungen ,  bd  anberweitigen ,  baS  Uebel  unterbaltenben,  noeb 
md>t  ganj  ausgerotteten  ÄranfbeitSftoffen  gewig  mit  S^en  ju 
befolgen  ijl.  —  £>ie  $autöffnung  jur  AuSfcbdlung  ber  S3ruft  wirb 
fobann  in  fdn'efer  Ülic^tung  oon  ber  Schulter  gegen  ben  untern 
SSfyeil  beS  33rujlbeinS  gemaebt,  fo  bajj  jwei  balbmonbförmige  in 
ber  SOJitte  (fobaib  übrigens  bie  $aut  noeb  gefunb  ijl)  nur  gegen 
brei  Ringer  breit  auSeinanberftebenbe  ©cbmtte  bie  Sßar^e  eins 
fließen  (ifl  bie  $&ut  felbji  febabbaft,  fo  mujj  freilieft  bie  $auk 
wunbe  großer  werben,  allein  aueb  bie  Teilung  erfolgt  bann  weni- 
ger leiebt).  £)k  Singe  beS  ScbnitteS  mujj  bie  ber  33rujlbrufe 
aufwärts  unb  abwärts  obngefdbr  einen  Singer  breit  übertreffen. 

§.    600. 

Um  nun  baS  AuSfcbdlen  felbji  ju  bewerf  jleEigen,  trennt  man 
er#  bm  einen  $autla»»en  oon  ber  SSrufl  oon  außen  nacb  innen, 
bann  bie  S3rujt  oom  SSruflmuSfel  unb  enbltcb  bie  äkuji  oom 
anbern  $autlapoen  oon  innen  nacb  äugen  ab.  Snbem  man  tjter 
§uerji  bie  S3rujl  oon  bem  einen  unb  julefct  oon  bem  anbern 
Jpautlaooen  abfonbert,  welcbeS  bureb  baS  Keffer  gegeben  mujj, 
nimmt  man  fieb  febr  in  2fcbt,  bajü  nid)tS  ÄrebSbafteS  an  ber 
$aut  ff^en  bleibe;  unb  eben  fo  forgfdltig  üerfdbrt  man  bei  bem 
Äblofen  ber  33rujl  oom  SBrujlmuSfel  felbji,  welcbeS  wieber  mebr 
bureb  bie  Ringer  unb  ben  ©caloellfliel  gefebeben  m\x%,  inbem  man 
ßetS  oom  untern  SBinfel  ber  SBunbe  anfangt,  bamit  man  niebt 
bei  bem  brennen  in  entgegengefe^ter  Stiftung  gulefct  bureb  bie 
^Blutung  gejlort  werbe,  ginbet  man  tyuxbei  S5rujt  unb  ä3rujl- 
muSfel  fejl  oerbunben,  fo  mu$  ein  ©tuef  beS  ledern  felbji  mit 
binweggenommen  werben,  unb  ijl  enblicb  bie  SSrujl  ganj  b^weg* 


416 

genommen,  fo  muf?  man  ben  ©runb  ber  SBunbe  nochmals  auf 
i>a3  ©enauejie  unterfueben,  bamit  2flle3,  wa$  nod?  irgenb  üer* 
bdcfytig  febeinen  fonnte,  üöllig  l)inweggenommen  werbe;  hierauf 
lä$t  man  bie  SBimbe  etroaö  ausbluten,  füllt  fobann  ba§  Blut 
burd)  2(ufbrucfen  eineS  in  falteS  SBaffer  mit  etwas  SBetngcift  ges 
tauchten  ©cbwammeS,  ober  bei  großem  ©efdfen  burcfybie  Un* 
terbinbung. 

§.  601. 
&a§  ©fließen  ber  SBunbe  gefcfytetyt  in  btn  meiffen  fallen 
bloS  burd)  v£>effcpflafierflreifen,  nur  wo  fefyr  oiel  $aut  oerloren 
gegangen  ifr,  mochte  bie  blutige  9tot&  nidjt  ganj  ju  entbehren 
fein.  $flan  bebeeft  bie  SBunbe  fobann  burefy  eine  flarfe  (Sompreffc 
unb  befefftgt  biefelbe  burefy  bie  oon  9^  t  dt?  t  e  r  *)  empfofylne  Binbe. 
Sugleirf)  muffen  bie  Bewegungen  bes>  "Kxm§  biefer  (Seite  burdj 
fragen  in  einer  Binbe  befrfjrdnft  unb  ein  antipljlogijrifcfyeS  SSer- 
galten  beobachtet  werben.  Sie  weitere  Beljanblung  i)at  nichts 
iuSgejetcfmetea.  £>a  man  guweilen  üble  Sufdlle  in  ber  SBunbe 
üom  Eintritte  ber  monatlichen  ^eriobe  bemerft  fyat,  fo  tljut  man 
wol)l,  bie  Operation  ftetS  naefy  bem  legten  Eintritte  biefer  $)eriobe 
ju  unternehmen.  —  Sfi  nun  aber  enblicb  aud)  bie  SBunbe  wir£= 
lid)  glücflid)  geseilt,  fo  muß  beffenungeacfytet  bk  @ur  noefy  niebt 
al§  üötlig  beenbigt  angefeuert,  fonbern  e3  muffen  ade  bie  oben 
(§.  588 — 590.)  genannten  9ftaaßregeln  fortwdbrenb  angewenbet 
werben,  welche  baju  bienen  fonnen,  and)  bie  im  allgemeinen  be* 
grünbete  franfljafte  Sfceprobuction  ju  befeitigen;  suglet$  muß  bie 
Sftarbe  fortwatyrenb  bur4>  ein  aufgelegtes  £f)terfetl  warm  gehalten 
unb  gegen  alle  Steigung  gefcfyü^t  werben,  unb  nur  bureb  gleich 
jeitigeö  Beobachten  aller  biefer  £eilregeln  fann  benn  mitunter  bie 
üollige  ©enefung  gehofft  werben. 

V. 

SSon  einigen  franf^aften  Suftanben  ber  auf ern 

§.    602. 

Sie  auf? ern  weiblichen  ©efcblecl)t3tl)eile  fonnen,  auferbem 
bafj  ft'e,  wie  jeber  anbere  Sljeil  ber  Dberfldcbe  beS  ÄorperS,  »er* 
fcfyiebenen  Verlegungen  unterworfen  fmb,  welche  bann  niebt  wes 
fentlicb  anbere  Bebanblung  als  an  anbern  ©teilen  beS  ÄorperS 

*)  2C.  a  a  ©,  411. 


41T 

forbern,  t>oräugltcf)  mancherlei  Degenerationen,  ober  aucf)  wot)I 
franffyafte  2lu3fonberungen  jeigen,  oon  benen  wir  nocf)  einige  ber 
wicfytigfien  befonberS  aufführen  muffen. 

§.  603. 
(SrftenS  feie  Verlegungen  betreffenb,  fo  ift  fy'ux  nament- 
lich "ber  Sufdlle  $u  gebenfen,  welche  bd  üfteuüerfyeiratbeten  mit* 
unter  auf  bie  Verlegung  beS  intens  folgen  unb  ju  welchen  ftcb, 
namentlich  bei  beträchtlicher  GüngigMt  ber  ©cbeibenoffnung ,  leicht 
(Sntjünbung  unb  2(nfcf)wellung  ber  ©djamlefjen  gefellen.  Sßlan 
wirb  biefe  3ufdlle  am  fdjnelljlen  burcb  3lnroenbung  folcfjer  Mittel 
befeitigen,  welche  aucf)  an  anbern  ©teilen  be§  Körpers»,  fobalb 
£luetfd)ung  unb  25rucf  allein  bie  £>berfldcf)e  wunb  gemacht  fyaben, 
am  fcfjnelljfen  £ulfe  gewähren;  Umfrage  tton  33leiwaj|er,  ober 
t)Om  2(bfub  ber  Hb.  Serpjlli ,  Absinthii,  be3  Cort.  Qaercus  u.  f.  W., 

mit  etwas  SBein  ober  ^Branntwein  öermifcbt,  ftnb  baljer  in  lim 
wenbung  ju  ^en/  uni:)  werben  in  SSerbinbung  mit  gehöriger 
fKufyt  unb  ©c^onung  ba$  Uebel  balb  minbern. 

§.  604. 
SweitenS,  ju  ben  franfbaften  2lu3fonberungen 
gebort  bie  2Crt  be§  weifen  3NT^,  welche  in  ben  äußern  ©enb 
talien  iljren  <St£  fyat  unb  fcbon  oben  erwähnt  worben  tjr.  ©es 
wofynlicf)  tfi  ft'e  ^olge  tocal  einwtrfenber  Steige,  $.  33.  ber  SD^aflur- 
bation  ober  2(ffariben.  <Sie  fann  ft'cf)  übrigens  mcr)t  bloS  an  ben 
eigentlichen  ©cfyamtf) eilen,  fonbern,  wie  ich  in  einem  %aUe  faf), 
aucf)  an  tum  SBarjenfyofe  üorftnben,  forbert  aber  immer  ju  ifyrer 
SBefeitigung  öorjüglicl)  bie  äußerlichen,  bie  wucbernbe  JReprobuction 
unb  ©ecretion  befcbrdnfenben  Atel,  welche  oben  (§.  393—395.) 
gegen  bie  2euforrf)6e,  aucf)  ber  innern  ©efcblecfytStljetle ,  empfohlen 
worben  ftnb,  benebjr  ber  Entfernung  ber  bie  franffjafte  3lbfonbes 
rung  felbjt  bebingenben  3?eije.  2(13  ein  febr  äwecfmdßigeS  Ver* 
fahren  ijl  aucf)  ftier  bie  2Cnwenbung  ber  aufjleigenben  mit  einer 
SSraufe  bebecften  £)oucf)e,  wie  man  ft'e  an  ben  S5abef#rdnfen  eins 
gerichtet  ftnbet,  ju  empfehlen. 

§.  605. 
Drittens,  bie  Ausartungen  unb  SSerunffaltungen  ber 
äußern  ©enitalien  betrefenb,  fo  geboren  l)ierl)er  bie  2lnfcf)wellun; 
gen  unb  abnormen  Verlängerungen  ber  ÄHtoriS  unb  ber  <2cf)dm- 
lefeen,  bie  warjend^nlicfjen  Auswürfe  an  benfelben,  bie  33rucf)s 
gefcf)wüljte  ber  ©cbamlefjen,  fowie  ber  burci)  Serreißung  üerur^ 
fachte  Mangel  beS  ©cbambdqbdjenS  ober  be§  MtelfleifcbeS.  SRufe 
ft'cbtlicf)  ber  cf)ronif$en  Anfcf)wellungen  ber  äußern  «Schani 

®9nd?orogie.  I.  SS).   Ste  2CufI.  27 


418 

tfyetle,  fo  fonnen  fte  oon  febr  »erfdjtebenen  Urfacben  entfielen,  unb 
ftnb  balb  r>on  üariföfer,  balb  t>on  öbematofer  SBefcfyaffenbcit.  ©ie 
geigen  fiel)  oorjuglicb  bei  ©cfywangern  unb  werben  oft  für  baS 
©eburtSgefcbdft  jrorenb,  mfyalb  fte  im  jroetten  SEbetle  ausfuhr* 
lieber  betrachtet  werben  muffen.  v£>duft'g  aber  ftnb  eS  wirflieb 
wucfyemöe  Sortbilbungen  (gleid)  ben  Sßudjerungen  in  ber  ©ubs 
jianj  ber  ©ebdrmutter  unb  Gnerjrocfe),  unb  bann  bewirfen  fie 
t>ie  bebeutenbjfen  Sßerunfialtungen,  benen  namentlich  bie  üJtympben 
oft  in  febr  fcofoem  ©rabe  au^gefe^t  ftnb. 

§.    606. 

2focb  §u  biefen  franfljaften  3ujtdnben  geben  tfcetlö  gefcblecbk 
liebe  2(u3fcbweifungen,  tbeilS  aber  oorjuglicb  oorauSgegangene  f^s 
pl)ilitifcr/e  Sujldnbe  23eranlafftmg.  Störe  33efeitigung  gefebiebt  am 
furgejten  unb  üollfornmenften  bureb  ba3  Keffer,  fobalb  wirf  lieb 
bie  ©röße  ober  SSerunjtaltung  oon  ber  Zxt  ift,  baf  fte  ben  SSer- 
ricfytungen  biefer  Sbeile  binberlicb  wirb,  unb  $war  ganj  fo,  wie 
früher  bei  ben  angebornen  Sttifübilbungen  gelebrt  worben  war 
(f.  §.  135.).  SBeifpiele  oon  unternommenen  Ausrottungen  biefer 
2trt  lehrten,  bafj  niebt  nur  bie  babureb  oeranlaßten  SBunben  balb 
beilten,  fonbern  felbjr  baburef)  bie  (5mpfmblicbfeit  ber  äußern  ©e^ 
burt^tbeile  unb  ber  Sceij  %um  GoituS  niebt  oerloren  ging  ')• 

§.    607. 

3u  biefer  Zxt  oon  Ausartung  an  ben  äußern  ©efcblecf)tg; 
feilen  geboren  ferner  aud>  bie  warzenartigen  2lu§wücbfe, 
welche  befonberS  ^duftg  bie  Solge  oon  niebt  ooUfommen  gebeilter 
®$%$M  fmb,  unb  oft  auf  ber  ©teile  felbjr,  wo  öenerifebe  ®e- 
febwure  gebeilt  ftnb,  junt  SSorfcfyein  fommen,  balb  an  ben  äußern, 
balb  an  i>tn  innern  ©cfyamlefeen ,  ober  an  ben  Camuculis  mjr- 
tiform.  gefunben  werben ,  zuweilen  in  feljr  beträchtlicher  Sftenge, 
guweilen  nur  einzeln  üorbanben  fmb,  unb  mitunter  (wie  auef)  oon 
ßlarfe2)  bemerft  wirb,  felbjr  an  ©teilen  üorfommen,  bie  oorber 
niebt  an  Sfyp&tttS  gelitten  tjaben. 

§.    608. 

Sic  SBarjen  ftnb  üon  ungleicher  £>berfidcbe  unb  wenig  oer- 
dnberter  Hautfarbe;  fte  ftnb  t>on  geringer  @mpftnblicbFeit,  warfen 
aber  fcfynell,  oerurfaetjen  auf  ber  gegenüberliegenben  SBanbung  ber 

1)  3n  b.  ©alj&.  mebte.  djtrurg.  Bett.  1819.  9*o.  42.  ijt  au§  bem  Medical 
Repository  üon  New  York  ein  galt  biefer  2£rt  mitqctynit 

2)  Charles  SDlanSfielb  (Starke  SSeobadjtungen  über  b.  Rxanfyeitm 
be§  SBei6e§,  welche  mit  2CuäfIüjfen  begleitet  ftnb,  ii6erfe£t  Don  ^etne-- 
fen.  £anno»er,  1818.  SSb.  I.  ©.  185. 


419 

©efcbledjtStfteile  anfyaltenbe  Steigung,  unb,  fobalb  fte  In  größerer 
An^t  üorljanben  ftnb,  einen  fd)leimigen  2Cu3fIuß. 

§.    609. 

£5a  biefe  2üt§wud)fe  fajl  immer  üenerifcfyen  UrfprungS  ftnb, 
fo  muß  man,  wenn  gleicl)§eitig  nod)  anbere  ©puren  ber  %m 
jjecfung  ober  n>ot)(  gar  nod)  offene  ©efdjwüre  gefunben  werben, 
gwndd>ft  jur  anttfppt>tttttfd>en  S3el)anblung  burd)  Sttercurialmittet 
fcfyreiten,  unb  bamit  fortfahren,  bi$  alle  nad)  Teilung  ber  Genfer 
etwa  jurucfgebliebene  £drte  oerfdjwunben  ijt.  £>ie  SBarjengci 
fcbwülfie  felbft  werben  am  bejien  burdr)  SBegfdjneiben  mitteljt  ber 
©djeere  entfernt,  nur  wo  wenige  SBarjen  ffd)  oorftnbcn  unb  bei 
fel)r  empft'nblicben  ©ubjecten  fann  man  fratt  beffen  ba3  2Cbbinben 
burd)  einen  feibenen  gewid)ften  $aben  wagten.  SBo  fte  bagegen 
fefyr  jafylreicb  ft'fcen,  ratzet  @larfe,  bie  ganje  #autpartic,  auf 
welcher  fte  ff  er)  beft'nben,  burd)  einen  ©d)nitt  mit  ber  ©cfyeere  $u 
entfernen.  Die  ^Blutung  fann  man  burd)  SSetupfen  mit  $6Uett= 
jtein  ftillen,  unb  bie  SBunben  feilen  gewßlmltdj  fefyr  bafb. 

Söo  burd)  @9^UÜ6  bie  £aut  ber  ©djamlefeen  überhaupt 
»erwartet  unb  51t  bergteid)en  ^rcrefeenjen  geneigt  ijt,  ober  aud), 
wo  bie  SBarjen  gern  natu)  ber  Ausrottung  wieberfefyren,  ijt  e§ 
^wecFmaßig,  Mittel  anjuwenben,  welche  bie  Sljdtigfeit  ber  feinern 
©efdße  in  biefen  Steilen  erhoben  unb  einen  regem  ©toffwecbfel 
unb  baburd)  gefunbere  ^robuetioitdt  beforbem.  £>aju  bienen  aro* 
matifcfye  S5ibetbdber,  bie  Aqua  phagedaenica ,  bie  Äuflofung  üon 
$upferoitriol;  oon  $6llenjtein  u.  f.  w.  Um  enblid)  ben  guweilen 
nad)bteibenben  ©ebleimflüß  gu  feilen,  wirb  man  nad)  dbnlid)en 
Siegeln,  wie  oben  (§.  604.)  gegeben  ftnb,  »erfahren.  —  Sftcbt 
alle  fcfymerjfyaften  Säuberungen  biefer  auf  ern  ©efcfylecfytstljeile  ftnb 
tnbeß  fpp&tltttfc&en  UrfprungS,  eS  fonnen  juweilen  aud)  wal)re 
fftrrljofe  unb  carcinomatofe  Ausartungen  bort  üorfommen  (jumat 
an  ber  ÄlitoriS),  unb  wo  bteS  ber  $aU  ijl,  muß  nidjt  ju  lange 
mit  ber  Operation  gefdumt  werben,  ba  fyier  baS  Keffer  gewofym 
lidj  bejlimmte  Abhülfe  suftebert. 

§.    610. 

3ule|t  gebenden  wirber  franfbaften  ©enfibilttdt  ber 
äußern  ©enttalien,  welcbe  entweber  in  $orm  einer  frampfc 
haften  ©mpft'nblicljfeit  biefer  Steile  bei  jeber  jtdrfern  SSerüfyrung, 
(§.  S3.  beim  @oituS),  ober  in  gorm  eines  lajiigen  anf>altenben 
SucfenS  (als  Pruritus  genitalium)  unb  fo  namentlicb  bei  altern 
ttwa§  pljlegmatifdjen  ^erfonen  ftcb  äußert.  £>a3  erjtere  ft'nbet 
ffdj  bei  jartgebauten  jungem  empft'nblidjen  ^erfonen  nicfyt  feiten, 

27* 


420 

mad&t  tbnen  nad)  ber  93erl)eiratbung  fcielfdltige  Reiben,  erfcbwert 
bie  SÖJogltdjMt  ber  @mpfdngnt§  unb  fpdterbin,  wenn  leitete  borf> 
erfolgt  tjl,  bie  £3cl)anblung  unb  ben  §3erlauf  ber  ©eburt.  #du= 
ftge  S3dber,  S5ibetbdber  mit  SJHld)  unb  ern>eid)enben  Ärdutem, 
befonberä  Hyoscyamus,  Anwenbung  öon  OJ.  hyoscyami  u.  bgl. 
ftnb  geroobnlid)  bie  äwecfmdfjigften  Mittel.  —  £)a3  anbere  Uebel 
bat  fetjr  bduftg  in  fled)tenartiger  ©cbdrfe  feinen  ®runb,  wirb  m 
bef?  aud)  zuweilen  burd)  Unreinlicbfeit,  üeralteten  wetzen  $l\x$, 
3(ffartben,  ^)dmorr|)oibaljufdtte  u.  bgl.  unterhalten.  @8  ifl  ein 
fe^jr  befcbwerlicbe3  Uebel  unb  fann  auferbem  felbjr  §u  Sfympbo3 
manie  Skranlaffung  geben.  9)?an  ^ot  juerfl  bie  erwähnten  tlr- 
fachen  gehörig  auSjumitteln  unb  burd)  geeignete  @ttt  ju  befeitigen. 
ZU  ortlicbeS  Mittel  empfiehlt  ftd)  inSbefonbre  ba3  bduft'ge  3Ba= 
fd)en  mit  einem  jtarfen  35ecoct  ber  Herba  Althaeae,  welcbem  man 
etwas  Merc,  sublimat.  corros.  jufe^t.  2Cnbere  l)aben  tm  2Cufguf? 
ber  Plantago  media  mit  Sacchar.  saturni,  bie  Aqua  phagedaenica, 
t>a§  Stabelol  mit  Ol.  tart,  p.  deliqu.  ober  ba3  ©njireuen  t>on 
Amylum  unb  Lapis  calaminaris  empfohlen. 

VI. 

SSon  einigen  franf^aften  Sujtßnben  ber  rr>eib  = 
liefen  ^arnweeje. 

§.    611. 

(£$  iß:  tjter  enblid)  noeb  ber  £>rt  berjenigen  fwnl^aften  3u? 
j!dnbe  ber  ^arnwerfjeuge  ju  erwähnen.,  welche  bem  weiblidjen 
©efcblecbt  eigentbumlid)  ftnb;  unb  e£  üerflebt  ff  d)  fonacb  üon  felbjr, 
bag  bie  Äranfl)eiten  ber  Vieren,  ber  Ureteren,  unb  felbjr  bie  meb- 
rejren  berer,  weldje  bie  SMafe  befallen  fonnen,  nicf)t  b^rber  jit 
rechnen  ftnb  *).  dagegen  bietet  bie  weiblicbe  ^arnrobre  mebrere 
Ausartungen  bar,  unb  biefe  foroobl  als  bie  befonbere  2£rt,  er- 
geugte  ^)arnjtetne  auö  ber  S3lafe  ju  entfernen,  macben  bw  noeb 
eine  eigene  S3etrad)tung  notbig. 

1)  23  o  n  ber  oeträdjtlicben  Erweiterung  ber  w  tib- 

l  idje  n  £arnröt)re. 

§.    612. 

tiefer  Äanal,  welcber  überl;aupt  an  SOBette  bei  grauen,  üor* 

güglid)  wenn  fte  ein  ober  mebrere  SRale  geboren  b<*ben,  bie  SBeite 

*)  SSon  ber  £>n§urie,  Sföurie,  ©nureft'S  unb  ben  £arnftjMn,  infofern  fte 
in  golge  ber  @cbn>angerf<$aft  ober  @«burt  eintreten,  wirb  im  zweiten 
Steile  bie  Siebe  fein. 


421 

ber  jungfräulichen  Urethra  bebeutenb  übertrifft,  beft&t  eine  ft>  große 
2Cuöt>et)nbarfett,  bafj  man  in  einzelnen  fallen  ifyn  bis  §um£)urci)' 
meffer  eineS  batben  ober  ganzen  3oUt$  erweitert  gefunben  l)at, 
unb  baburcb  öfters  (obwohl  ntcfjt  immer)  ein  gdnjlicbeS  Um>ers 
mögen,  ^m  Urin  jurücfju^alten,  entjJefyen  fal).  £)ie  Urfacfye  biefer 
Erweiterung  wirb  immer  burcb  dunere  mecbanifcfye  Äraft  gegeben, 
unb  tljeilS  fann  fte  burd)  gewaltfameS  einbringen  frember  Äörper 
in  bie  |>arnblafe  l),  tfoetlö  burcf)  ben  GoituS  bewerfftetligt  werben, 
welcher  t>or$üglidb  bei  grauen  mit  völlig  ober  größtenteils  »er; 
wacfyfener  9ftutterfcl)eibe  oft  lange  Seit  auf  biefem  SBege  ausgeübt 
WOrben  tft,  WOÜOn  Champion  im  Journal  universel  des  scien- 
ces  medicales  (Mai,  1819.  p.  241.)  einen  merfwürbigen  Sali  be= 
fannt  macfyt,  unb  bafelbjr  jugleicb  bie  ^Beobachtungen  t>on  Zux- 
ner,  ßatour,  Morgagni  unb  2(nbern  gufammenjrellt. 

§.  613. 
25ie  SSeljanblung  einer  folgen  franfbaften  2£u§bel)nung  wirb 
äundd)ft  auf  SBcfeitigung  ber  erregenben  Urfacfye  gerichtet  fein,  ba* 
l)er  in  mehreren  folcl;en  fallen  bie  Operation  ber  Atresia  hjme- 
naica  (f.  §.  137.)  unb  bie  Eröffnung  beä  natürlichen  ©efcbledjtö- 
wegeS  bie  üollfommenjte  £ülfe  gewahrt;  aufierbem  aber  tonnen 
unb  muffen,  namentlich  fobalb  Incontinentia  urinae  ft'd)  eingeteilt 
f)at,  Mittel,  welche  ortlid)  bie  Eontractilitdt  erhöben,  angewenbet 
werben,  unb  falte  gomentationen  üon  rotbem  SÖein,  bem  2lufgu{3 
ÜOlt  Serpyllum,  Absinthium,  mit  ber  Tr.  terrae  Catechu,  nebjt 
©inbringen  eineS  ©cl)wamme&  bittet)  ä&nltdfre  glüfftgMten  befeuch- 
tet, in  bie  S3agina,  ftnb  beSljalb  ju  empfeblen.  —  Sn  Saßen 
einer  burcl)  bpnamifcfye  Mittel  unheilbaren  Incontinentia  urinae 
würben  bann  ^arnrecipienten  angewenbet  werben  muffen,  üon 
welchen  td£>  tytx  vorläufig  nur  als  einen  ber  jwecfmdßigften  ben 
üon  SEty.  S3ro wn  angegebenen,  aus  Elfenbein  naö)  ber  §orm 
Fig.  XIII.  Taf.  I.  gearbeiteten,  nennen  will.  (2R.  f.  ©räfe.'S 
Sournat  für  ßljirurgie,  Sab.  IX.  4.  £ft.) 

2)  ©efdfgefd&tüulfl    ber  SMnbung   ber  $atntbt)te  unb  2Jer  = 

bidung  ber  bie  £arnr6$re  umgefcenben  SeUfyaüt,   n e bft  »an5 

fofer  SSef dtj affen^eit  itjrer  ©efäfe. 

§.    614. 

SBeibe  ÄranffyeitSformen  werben  üon  Glarfe2),  welcher  ir)nen 

1)  ©in  SSeifpiel,  wo  ein  SJläbcfjen  ftc&  abftdjttidj ,  um  ifjre  2(er&te  ju 
tauften,  (Steine  u.  f.  n>.  in  bie  Urethra  brachte,  ijt  oben  (§.  236.) 
etwäfynt  worben. . 

2)  X  a.  £>.  ©.  188.  192. 


422 

äuerft  eine  nähere  ^ufmerffamfett  gewtbmet  I>at,  al§  jn>ei  toer* 
fcbiebene  Suftdnbe  befrfjrteben,  ftimmen  aber  offenbar  im  äöefents 
liefen  völlig  oberem.  £>ie  ©efdfigefdjwuljf  ber  |>arnrol)renmüns 
bung  ndmlicb  befd;reibt  berfelbe  als  eine  auf  bem  Sianbe  ber 
$arnr6brenoffnung  ft^enbe,  fcbarlac^rotfye,  blutreiebe,  etwas  for* 
nige  @efd)wulfr,  welche  dufüerfi  beweglid),  bei  bem  Urinlaffen  unb 
Unterfucben  febr  fcijmerj^aft,  unb  gewobnlicb  oon  einem  fcbleimi* 
gen  2Cu§fIuffe  begleitet  fei.  3Me  23erbic?ung  ber  ^arnrofyre  aber 
foll  ffcb  bureb  83efcbwerbe  unb  @d?merj  wdbrenb  be6  ßoituS, 
burd)  einen  jum  Sbeit  wol;l  oon  ber  innern  $aut  ber  *£)arnr6bre 
erregten  ©ebleimfluf,  unb  burd)  bie  fühlbare  ©efcbwulft  hinter 
i>m  ©cbamfnocben  gu  erfennen  geben.  UebrtgenS  feien  bie  ©es 
fdfjie  ber  Uretbra  febr  angefcbwollen,  unb  gwar  ganj  oorjitglicb  in 
aufrechter  (Stellung  ber  Äranfen;  wenn  biefelbe  etwas  treffe, 
werbe  bie  ©efcfywulffc  felbft  auf erlicb  ftdjtbar;  befonbers  aber 
werbe  bie  Äranfe  babureb  befebwert,  bafj  im  bintern  Sbeile  bet 
«£>arnrobre  gewobnlicb  eine  Vertiefung  ftd?  bilbe,  in  welcber  einige 
Kröpfen  Urin  ft'cb  anfammeln  unb  ein  jfeteS  drangen  §um  SBaffer* 
lafjen  oerurfacfyen. 

§.    615. 

Unterfud)t  man  nun  ndber,  wobureb  biefe  üerfcfyiebenen  ©pm* 
ptome  eigentlicb  veranlagt  werben,  fo  ernennt  man  balb,  baf?  bloS 
ein  franfbafter  Sujranb  be3  fBenenfyjiemS,  welcbeS  in  ben  weib* 
liefen  ©efd)led)t3tbeilert  an  ft'cb  fo  fer;r  überwiegenb  tjr,  btefelben 
bebinge.  (5$  geratben  ndmlicb ,  üorjüglid)  bei  jungen  oollfaftigen 
grauen,  5umal  wenn  biefe  Steile  bureb  auSfcbweifenbe  £eben3- 
weife  öfteres  gereift  werben,  bie  Venen  ber  SSagina  fowobl  als 
ber  Urethra  leiebt  in  einen  3ujranb  bleibenber  Ueberfüllung,  fcbwellen 
an  unb  erregen  babureb  Sufdlle,  welcbe  ben  ^dmorrbotbalbefcfywers 
ben  ganj  analog  ftnb,  wie  biefe  ftd?  mit  SeneSmuS,  oermebrter 
(Smpftnblicbfeit  unb  <5d)leimabgang  gern  oerbinben,  unb  felbjr  ju 
wuebernben  2fuSwud)fen  ober  entjünblicben  3uftdnben  Veranlaffung 
werben  fonnen.  (Srfotgt  btefeS  mebr  an  ber  -üftünbung  ber  ^arn= 
roljre,  fo  bilbet  bieg  bie  erjre,  entfielt  e3  im  gangen  Verlaufe 
berfelben,  fo  bilbet  e3  bie  jweite  ber  oon  Qlaxtt  befebriebenen 
$ranfl)eit3formen. 

§.    616. 

£)ie  35ebanbluncj  anlangenb,  fo  mufj  fte  tfyeilS  allgemein, 
tbeilg  ottlid)  fein;  in  erfierer  ^mftcfyt,  welche  namentlicb,  wo 
ba3  VUbd  bie  gange  Uretbra  trifft,  oon  Sötd>tigfeit  iji,  mup  bie 
Iranfe  auf  eine  Üufylenbe  antip^>logijltfcbe  £>iät  unb  ßebenSorb; 


423 

nunc)  gefegt  werben,  gelinbe  Abführmittel  auä  ben  ©c^wefelMu's 
men  unb  äöeinfteinrabm,  ber  Pulpa  Tamariiidoram  tt.  f.  w.  ft'nb 
anjuwenben,  unb  alle  9?etje,  woburcb  bie  ©efcblecfytSwer^euge 
unb  $<wnwege  aufgeregt  werben  fonnten,  forgfdttig  ju  üermeiben. 
Sjt  bie  spietfoora  überbieS  betrdcbtlicf) ,  bie  9J?enjrruation  üietleicbt 
fparfam  ober  unterbrttcft,  fo  fönnen  felbjt  allgemeine  S3lutent- 
jiebungen  mit  Sfufcen  angewenbet  werben. 

§.    617. 

3öa3  bie  @cfdßgefcl)wulft  an  ber  SJftünbung  ber  v£>arnrol)re 
betrifft,  fo  ratt)et  (ülarfe  üorjügticf)  jur  SBegfcbaffung  berfelben 
entweber  burcb  bie  Abbinbung  ober  burcb  t>k  ©cbeere,  welches 
atlerbingS ,  fobalb  fte  eine  beträchtliche  ©roße  unb  (Scbmerjbaftig- 
feit  erreicht  fyat,  ba§  Swecfmdßigfte  oleibt,  batnnge^en  bei  einem 
geringem  ©rabe  be3  UebetS  oft  fd;on  abftringirenbe  falte  §omens 
tationen  au3  bem  Aufguß  oon  Absmthium,  Serpyllum,  mit  rott)em 
SBein,  Tinct.  terrae  Catechu  u.  f.  w.  nebft  bem  ©inlegen  einer 
ftarfen  Äerje  unb  bem  baburcb  oerurfacbten  3ufammenbrücfen  ber 
©efcfywulft  ooüfommen  ausreichen.  SBtrb  bie  Ausrottung  notf)- 
wenbig,  fo  ijt  bie  Ligatur  oorjujieben,  welche  meiftenS  in  Seit 
üon  üier  unb  ^wanjig  ©tunben  baS  liebet  befeitigt.  S5ei  bem 
Söegnefmten  mit  ber  ©cfyeere  wirb  oon  (Starfe  ba§  SSetupfen 
mit  bem  Causticum  commune  mitius  oor§üglicb  empfohlen,  um 
ba$  Söieberfeljren  ber  ©efcbwutft  ju  oerbinbern. 

§.    618. 

Sei  dbnlicfyen  Anfdjwetlungen  ber  innern  ^arnrofyrenwanbung 
überhaupt  ijt  bie  33ef)anblung  jwar  namentlich  auf  baS  oben  er- 
wähnte allgemeine  S3erfal)ren  eingefcfjrdnft,  aufoxbem  aber  ft'nb 
fjier  ganj  oorjüglid)  bie  örtlichen  S3lutent$ief)ungen  unentbebrlicb, 
entweder  burct)  Anfeilen  oon  S3tutegeln  neben  btn  großen  ©c^ams 
lefjen,  ober  nacf)  ßtarfe'S  9?atl)  burd)  unmittelbares  Eröffnen 
ber  ftdrfer  angefcbwotlenen  23enen  auf  ber  innern  fyeroorgetretenen 
glddt)e  ber  Urethra.  9lad)  fotogener  S3lutentleerung  aber  muffen 
bann  wieber  bie  im  borigen  9>aragrapt)  angeführten  Mittel,  ober, 
bei  großer  Qrmpft'nbticbfeit,  baS  Äalfs  ober  33teiwaffer  falt  ange; 
wenbet  werben,  unb  fte  tonnen  aucfy  tjter  burcfy  ben  £)rucf  einer 
Äer§e  unterftü^t  werben. 

3)  SS oit  t>en  ©tnnbefdjimrben  beö  weiblichen  ©efdijUdjtö. 

§.    619. 

Vermöge  ber  betracbtlictjeren  Sßeite  ber  weiblicben  Urethra 
tjl  eS  jwar  feltener,  baß  bei  grauen  ft'ty  größere  ©teine  in  ber 


424 

$arnblafe  erzeugen  fonnen,  tnbem  fte  gewolmlicfy  balb  nacr;  ifyrer 
SBilbung  ausgeflogen  werben;  beffenungeact;tet  fommt  e$  zuweilen 
t>or,  unb  e3  iji  befonberS  notfyig,  bajj  ber  2£rjt  für  grauenfranf* 
Reiten  barauf  acbte  unb  bte  3eidben  berfelben  fenne,  weil  er  bie 
Urfacfyen  ber  ©cfymerjen  unb  fonfligen  SBefcfywerben  aufü erbem  leidet 
in  i>m  ©efcfylecbtSorganen  felbjr  fucfyen  unb  baburd)  üon  Ergreif 
fung  eines  allein  zwecfmdfngen  $eiloerfal)ren3  abgehalten  werben 
tonnte  *). 

§.    620. 

2tt3  3eid)en  beS  33lafenj!ein3  ft'nb  öor^figltd)  biß  mannigfal* 
tigen  fcbmerjfyaften  ©mpfmbungen  in  ber  S3lafengegenb  ju  be* 
trachten,  welche  in  bo^em  ©rabe  §unef)men,  wenn  bie  Äranfe 
ftdj  oiel  betont  ober  längere  Seit  fielet.  23orjüglicr;  nad)  ber  (Ents 
leerung  ber  33lafe  oom  Urin  bleiben  franfljafte  (Smpfmbungen  zu* 
xM,  ja  ber  2Cbflufj  beS  UrinS  felbjr  wirb  oft  pl$&tt$  (inbem  ftcr; 
ber  ©rein  vorlegt)  unterbrochen,  unb  nur,  naebbem  bie  Äranfe 
bie  horizontale  Sage  angenommen  fyat,  wirb  ber-  Abgang  wieber  frei, 
Sugleid)  bewirft  ber  Steift  beS  (Steint  confenfuelle  Erregungen  be; 
nacfy'barter  Organe,  Süden  ber  dufüem  ©efcblecfytStfyeile,  ^reffen, 
£)rang  zum  ©tul)lgange,  ja  wirHicfye  Sufdlle  einer  SBlafenenk 
günbung  (oorzüglid?  xomn  ber  ©tein  fefyr  uneben  ifi),  ober  ©cfyleims 
flüffe  aus  ber  3D?utterf$eibe  unb  £>arnr6l)re.  £)er  Urin  felbft  tjr 
meifienS  trübe,  mit  meiern  ©cbleim,  oft  mit  (Siter  ober  SSlut 
üermifcl)t,  unb  fefct  gewofynlid)  (welches  ein§  ber  wtcfytigjren  $enn* 
geilen  aba^kbt)  bei  ruhigem  <&te$a\  ©anb  ab. 

§.    621. 

©anz  Zuoerldfftg  tnbeß  fann  man  ftd)  t>om  33orl)anbenfeirt 
beS  (Steint  erjr  burcl)  baS  ©onbiren  ber  ^arnblafe  mitteljr  beS 
Äatl;eter3  überzeugen,  wobei  übrigens,  wenn  ütelletc^t  ber  33lafen; 
jrein  in  einer  gälte  ober  Vertiefung  ber  SSlafe  ftcfy  oerbergen  follte, 
bie  Äranfe  t)tn  Urin  fo  lange  anhalten  mup,  bis  ju  erwarten  ifi, 


*)  <So  fudjte  bot  einigen  Saftren  eine  grau,  angebitet)  wegen  etneö  ©e= 
bärmutteroorfallg  (gegen  welchen  fte  ftd)  fdjon  einige  $>effarien  anber* 
wärtg  oftne  Erleichterung  t;atte  legen  (äffen)  bei  mir  «giulfe.  2)a  wirf; 
lid)/  wafyrfdjeinlid)  ingoige  öftern  fdjmerjftaften  Treffens  beim  Uriniren, 
ber  Uterus  etwa$  üorgefallen  war,  follte  ein  elajtifdjeö  $>effarium  ein; 
gelegt  werben,  allein  i>xe  (Scfymerjen  würben  alöbalb  heftiger.  3$  ent- 
fernte btö  $>effarium,  beobachtete  ben  ■fyam,  fanb  tljn  mit  ©rieS  »er* 
mifcfyt,  unb  entbehre  nun  beim  ©onbiren  einen  betrdccjtlicfyen  ©tein 
als  ik  Urfadje  tljreg  ßeibenö,  welcher  fobann  burd)  ben  ©äjnitt  glücElicg 
entfernt  würbe. 


425 

bti$  tmd)  tiefe  2luSbel)nung  ber  Stein  fetbft  frei  geworben  fei. 
%ud)  t>on  ber  S5efd?affen^ett  ber  Dberflctcfye,  x>on  ber  ©roge  beS 
Steint  hnn  ber  2Cr§t  burd)  biefe  Unterfudmng  Äenntnijj  erhalten, 
ja  man  ifi  zuweilen  recfjt  wobt  im  Staube,  ben  Stein  burd)  ben  in  bie 
SSagina  eingebrachten  Singer  fetbfi  51t  erreichen  unb  ju  unterfudjen. 

§.    622. 

SBaS  nun  bie  Urfadjen  zur  @ntfrel)ung  beS  SteinS,  bie  drjt- 
ltdje  S5ef)anb(ung  ber  Anlage  zur  Steinerzeugung  unb  bie  lixa 
wenbung  ber  bittet,  um  bie  2Cuflofung  beS  SteinS  ju  bewirken, 
betrifft,  fo  fann  biefeS  weiter  nid)t  ©egenjlanb  tmferer  (Srorterun^ 
gen  fein,  ba  eS  nid)t  wefentlid)  oon  bem  abweicht,  was  übet  bie 
Steinfranfbeit  überhaupt  bie  fpccielle  Sljerapie  leljrt.  @S  ift  ba^er 
nur  ju  erwdfynen,  tfyeÜS  bajü  bie  SDMbobe,  ben  Stein  burd)  (Sins 
fpri&ung  d;emifd)er,  ber  Statur  beS  SteinS  angemeffener  Süffig3 
feiten  aufzulösen*),  l)ier  wegen  ber  Söeite  unb  Äur^e  ber  weiblis 
d>en  Urethra  leichter  2lnwenbung  ftnbet,  tljeilS  baß  bie  5D?etl)obe, 
ben  Stein  burd)  bie  Operation  wegzunehmen,  gleichfalls  leichter  als 
beim  mdnnltcben  ©efd)ted)t,  überhaupt  aber  in  mehrerer  $infid)t 
Don  bem  im  männlichen  ©efd)led)t  ju  unterneljmenben  Steinfd)nitt 
öerfd)ieben  fei,  worüber  bafyer  nod)  (StnigeS  beizufügen  tft. 

§.    623. 

9J?an  fyat  aber  bei  ber  (Steinoperation  im  weiblichen  ©e= 
fd) leckte  mehrere  2lrten  gu  unterfdjeiben;  erftenS  ndmlid)  bie  Sr> 
traction  ofyne  «Schnitt,  burd)  bie  blope  2tuSbelmung  ber  Urethra, 
wobei  ber  Stein  entroeber  auS  ber  #arnblafe  fetbft,  ober  auS  ber 
$arnrol)re ,  wenn  er  bereite  in  biefe  ^abgetreten  ift,  ausgezogen 
wirb,  jweitenS  bie  (Srtractton  turd;  ben  Schnitt,  unb  brittenS  Uz 
Operation  burd;  bie  SHtfyontritie. 

.§.    624. 

£)a,  wie  fd)on  oben  erwdljnt,  bie  2tuSbebnbarfeit  ber  mihi 
liefen  $arnrobre  fet)r  groj?  ift,  fo  üerbient  bie  2tuSjiet)ung  beS 
SteinS  obne  Schnitt  in  allen  fallen,  wo  man  fid)  burd)  forg* 
faltige  Unterfucbung  üon  ber  Äleinfyeit  beS  SteinS  überzeugt  i)at, 
ben  Vorzug.  £>ie  2£uSbel)ttung  felbft  muß,  bamit  nid)t  ein  ttn* 
vermögen,  ben^arn  zu  galten,  zurückbleibe,  fefyr  langfam  gemacht 
werben,  unb  man  fann  ftd)  §u  biefem  Gmbzwecf  entweber  nad) 


)  Jpkttyt  gehört  ber  iöotfdjtag  Sftitter'ö  (f.  ^»ufetanb'ö  Sournal 
für  bk  pra«.  $ettf.  SSb.  XXV.  £ft.  2.),  ik  alfalifd&e  3?tnbe  ber  ^arn* 
fteine  burd)  »erbtinnte  ©aljfäure,  ben  gelben  gefauerten  Äevn  berfelben 
burcl)  Äalilauge  aufjulofen. 


426 

S3r omftelb  eine6  deinen  tf)ierif$en  33ttnbbarm$  bebienen,  mU 
d)cr  erft  burd)  eine  (Sonbe  in  bie  SSlafe  gebracht,  unb  bann  burd) 
eingefprifcteS  SBaffer  ausgebest  wirb,  ober,  nad)  9Ud)ter,  jweter 
ßonbuctoren,  oon  welchen  bcr  mdnnlid)e  juerjl  auf  einer  geraben 
$ol)lfonbe,  unb  bann  ber  weibliche  auf  bem  männlichen  einge= 
bracht  wirb,  unb  woburd)  man,  inbem  ber  eine  unbewegliche  unter 
bem  ©einwogen  liegt  unb  ber  ^mitt  bewegliche  nad)  unten 
unb  rechts  unb  linB  bewegt  wirb,  bie  Urethra  aUmdlig  fo  weit 
auSbefynt,  bis  ber  ©tein  gefaßt  unb,  wie  in  anbern  fallen 
burd)  bie  ©dmittwunbe,  ausgesogen  werben  fann.  —  ©tecft  ber 
(Stein  bereits  in  ber  v^arnrobre  (welches  jebod)  beim  weibtid)en 
©efcbledjt  feiten  oorfommt),  fo  fann  er  gewolmtid)  mittelft  eines 
lleinen  gebogenen  ©teinlöffelS  ausgesogen  werben;  außerbem  müßte 
bie  .fwnrobre  feitwdrtS  gehalten,  unb  bann  baS  2Cuöjtet)en  öer* 
richtet  werben.  —  3>n  bm  meiflen  übrigen  fallen,  wo  ber  ©tein 
nid)t  unoerfleinert  ausgesogen  werben  fann,  wirb  baffelbe  mogs 
lief)  werben,  wenn  ber  (Stein  oorfyer  nad?  @ioiate'S  9)?etl)obe 
mit  ben  baju  erfunbenen  tfyeilS  bofyrenben ,  tl;eilS  jertrümmernben 
Sßerfjeugen  genugfam  jerjlücft  worben  ifl. 

§.  625. 
£)ie  ^uSjtelmng  beS  ©teinS  burcb  ben  (Schnitt  enblicb  ge= 
fcbiel;t  am  beften  fo,  baß  nad)  eingebrachter  gerinnter  ©onbe  §us 
erjr  mittel]?  eines?  fcbmalen  geraben  jlumpffpi^igen  SBiftouriS  feit= 
wdrtS  in  ber  9?id)tung  nad)  ber  Ttitti,  jwifd)en  ber  Deffnung  beS 
2(fterS  unb  bem  ©i^b-embocfer  (um  bie  Sftutterfdjeibe  nidj>t  ju  oers 
le^en),  eingefdmitten ,  bann  in  bk  ©dmittwunbe  auf  ber  ©onbe 
baS  ©orgeret  unb  enbltd)  auf  biefem  bie  ©teinjange  eingebracht 
wirb,  um  fo  nad)  benfelben  Regeln,  wie  beim  männlichen  ©es 
fcfylecfyt,  ben  ©tein  ju  faffen  unb  auSjujieben.  $ür  fel)r  große 
©reine  fyat  man  juweilen  ben  ©teinfdmttt  burd)  bie  SSftutterfdjeibe 
§u  madjen  empfohlen;  allein  immer  wirb  tjter  ju  fürchten  fein, 
i>a$  eine  giftet  jurücf bleibe,  ober  eS  ft'nb  anbere,  befonberS  für 
nad)folgenbe  (Sntbinbungen  unangenebme  anfalle  nid)t  ju  oermeU 
btn,  weSljalb  eS  benn  für  dlmlicbe  gdüe  allerbingS  swedmdßiger 
fein  bürfte,  bk  r)or;e  ©erdtbfd)aft  anjuwenben,  unb  ben  (Stein 
fonad)  über  bem  ©djambogen  bevauSjuneljmen,  wobei  ber  33ortf)eil 
frattft'nbet,  baß  man  tytt  burcfy  bie  9#utterfd)eibe  gegen  bie  SBunbe 
binbrücfen  fann.  —  ©ie  SSebanblung  nad)  ber  Operation  ijt 
übrigen^  oon  ber  hdm  männlichen  ©efc^tec^t  anwenbbaren  mc^t 
wefentlid)  unterfdjicben. 


42T 

©ritte    tfbtbeilung. 

S5on    ben   &xant\)eiten   in   ber    le|ten    £eben£* 

pertobe  beS  weiblichen  Äorperö. 

§.    626. 

(§3  ifl  bereits  früher  (§.  81.)  erwdbnt  »orten,  bafü  in  bem 
bobem  2eben6alter  beS  SBetbeS  eigentbümlicbe  Äranf^etten  fajr  ebm 
fo  wenig  oI§  in  ber  erfien  SebenSperiobe  üorfommen,  wooon  ber 
©runb  in  bem  fykx  immer  ffcbtbarer  werbenben  (Srtöfcben  ber  ©e=» 
fdjlecbtgetgentbümlicbfeit  überbauet  gefugt  werben  mujj.  Sßenn 
aber  aucb  neue,  biefer  testen  SPertobe  auslief  enb  eigene  Äranf« 
beitSformen  faum  aufgeführt  werben  fonnen,  fo  ijt  eS  bagegen 
um  fo  häufiger,  baß  Äranf Reiten,  welcbe  wir  unter  ber  jweiten 
2lbtbeilung  baben  fennen  lernen,  in  biefe  brttte  ^Periobe  ffcb  fort« 
pflanjen.  83orjüglicb  geboren  babin  alle  Diejenigen,  welcbe  an 
unb  für  ftcb  felbjt  auf  ©cblaffbeit  unb  2Tbwelfen  ober  £>egeneriren 
ber  ©efcblecbtöorgane  beruben;  baber  fommen  benn  pafft'oe  S3lu* 
tungen,  ©cbletmflüffe,  Serbartungen  ober  23erfnocberungen  ber 
©efcblecbtstbeile,  fehlerhafte  Sagen  berfelben,  freb6t>afte  Sufidnbe, 
polppofe  2tuSwücbfe  u.  f.  w. ,  in  ben  tyofyem  Salden  be3  wetbli= 
eben  @efcblecbt§  fet>r  bduft'g  r>or,  inbem  ft'e  entweber  au$  t>tn 
frttberen  Sabren  mit  in  biefe  fpdtern  übergetragen  werben,  ober 
inbem  ft'e  wirflicb  erfr  in  ben  Sabren  nacb  (Srlofcben  ber  Wlini 
ftruation  entfteben,  wenigjlenä  bureb  biefe  9ceüoIution  öerfcblimmert 
werben,  ober  einen  anbern  G>barafter  annebmen. 

§.    627. 

S5ei  allen  biefen  33efd)werben  fann  nun  aucb  in  ben  fybtym 
Sebenöjabrcn  eine  anbere  Sebanblung,  aU  bereits  oben  angegeben 
worben,  ntd)t  frattfmben,  unb  wir  muffen  hierüber  auf  bie  jwette 
2(btbeilung  gurücfweifen.  dagegen  bleiben  un§  i?ter  noeb  biejeni^ 
gen  S^egelwibrigFeiten  §u  betrauten  übrig ,  welcbe  baS  2Cufboren 
ber  üJftenffruation  ücrurfaebt,  inbem  eS  entweber  §u  geitig  erfolgt, 
ober  ber  SKonatSfluß  ju  lange  anböuert. 

I.    3u  zeitiges  (Srtofcben  ber  SSftenjrrualfunction. 

§.    628. 

©owie  ber  Eintritt  ber  SJcenftruation  nacb  ber  üerfebiebenen 
Snbwibualitdt  an  febr  üerfebiebene  Sabre  gefnüpft  ijt,  unb  fonacb 
ber  begriff  ber  ju  zeitigen  Sflenjiruation  bloS  nacb  ber  ©nwir* 
fung  ber  erfebeinenben  Regeln  auf  ba§  2£tfgemeinbefmben  abge- 


428 

mejfen  werben  formte,  fp  muffen  wir  aucr),  ba  gleicher  Söetfe 
ba3  2(uff)6ren  ber  Sftenftruation  nicbt  in  allen  grauen  an  benfel* 
ben  bejfimmten  3ettpunft  gefnüpft  ifr,  baS  ju  jeitige  aufboren 
berfelben  nur  in  ben  fallen  annehmen,  wo  bemerft  wirb, 
baf?  baburcb  eine  Disharmonie  mit  ben  übrigen  for^ 
perlicfyen  Functionen  gefegt,  unb  franfl;afte  3ufdlle 
oeranlapt  werben. 

§.    629. 

Die  Urfad)en  unb  folgen  be3  ju  zeitigen  23erfcbwinben3  ber 
SSKenftruation  fyaben  33iele§  gemein  mit  tzm,  roa§  früfyer  über  bie 
fparfame,  feltene  unb  unterbrücfte  Sflenfrruatton  bemerft  werben 
ifh  SSebtngt  wirb  t>a§  zeitigere  2lufboren  ber  Regeln  ndmticb 
wteberum  tfyeil§  bureb  locate,  tl)eil§  burd?  allgemeine  SRegelwtbrig- 
feiten:  bie  localen  bejreben  oorjüglid)  in  franffyaften  3ujrdnben 
be§  UteruS  felbjr,  in  Degenerationen  feiner  ©ubftanj,  in  ©ebleim; 
flüffen  u.  f.  w.,  wobei  bie  Solgen  für  i>a§  allgemeine  SBeftnben 
jietS  um  fo  betrdcbtlicfyer  fein  werben,  je  mel;r  bie  Keprobuction 
überhaupt  noct)  frdfttg  ijr.  Diefe  Solgen  bejrefyen  bann  in  @ons 
gejiionen,  oicariirenben  ^Blutungen,  unb  al3  SKücf  wirfungen  bes> 
©efdßfyfremS  auf  ba$  Heroen  *  unb  SSerbauunggftjjrem  in  mV 
fachen  Iwfierifcfyen,  rbeumatifcfyen,  giebtifdjen  3ufdtlen  unb  maus 
ntgfaltigen  23erbauungöbefd)werben,  roetebe  ßeiben  bann  fdmmts 
lieb  oft  burd)  bie  örtlichen  franf haften  3ufMnbe,  bie  baburd)  oers 
urfadjten  ©cbmerjen,  9iücfroirfungen  auf  benachbarte  Organe 
u.  f.  w.,  erfyoijt  werben. 

§.    630. 

SSon  allgemeinen  itranfbeit^uftdnben,  welche  btö  zeitigere 
2lufl)6ren  ber  SSKenfiritation  bebingen,  ijr  oorjüglic^  ber  Grrfcbopfung 
reprobuetioer  Sbdtigfeit,  buref;  acute  ober  ebronifebe  Äranf Reiten, 
unter  welcben  oorjügltcb  bie  mannigfachen  UnterletbSletben  buret) 
bie  im  työ&ern  2Üter  fo  oft  eintretenben  Unorbnungen  im  ^Pforts 
aberfyfiem  51t  erwdbnen  fmb,  ober  bureb  ungünjlige  äußere  23er= 
fjdltniffe,  ungefunbe  2uft  unb  üftabrung,  bureb  ©emütbSleiben 
u.  f.  w. ,  §u  gebenfen.  $ier  ift  ba§  2£u£enbleiben  ber  Sftenjirua- 
tion  bloS  ©t>mptom  ber  allgemeinen  Äranfbeit,  unb  fann 
auef)  an  unb  für  fidt)  einer  befonbern  S3el)anblung  niebt  untere 
werfen  fein.  —  @3  ifi  fonad)  für  alle  gdlle  ju  zeitig  oerfebwin- 
benber  Stafiruation  eine  genaue  Unterfudjung  be3  3ujranbe3  ber 
@efcblecl)täorgane  ganj  oorjüglicb  wichtig,  um  fowofyl  bie  $)rognofe 
als  ben  ^unft,  auf  welchen  bie  drjtlicfye  #ülf3leijhmg  ju  wirfen 
t)abc,  ndfyer  ju  bejtimmen. 


429 

§.    631. 

Mcfftrf)tUd)  ber  SBebanblung  ift  aucf)  l)ier  ganj  t-orjüglicl) 
üor  bem  bloS  ft)mptomattfd)en  SSerfalfjren  ju  warnen,  welcfyeS 
barauf  au§gel)t,  nur  ben  S3lutflu£  felbji  wieberum  burcb  2Cnrpcn; 
bung  treibenber  Mittel  u.  f.  w.  Ijeroorjurufen;  melmefyr  muß  e3 
ber  ^aupt^wecF  be£  2Crjte§  bleiben,  ba3  ©leicbgewtcfyt  allgemeiner 
organifcfyer  £l)dtigfeit  wieberfyerjujlellen,  örtliche  Äranffyeiten  ber 
©efcblecfytSorgane  nacr)  oben  angegebenen  Kegeln  moglicfyft  ju  be= 
feitigen,  unb  bann  unter  einem  angemeffenen  SSer^alten  ber  Äranfen 
abzuwarten,  ob  bie  periobifcfye  33lutau3fct)eibung  nodl)  für  einige 
&it  wieberfel)re  ober  nicf)t,  in  welkem  ledern  $alle  fobann  ges 
wofynlid)  nur  bie  93ermeibung  oon  allen  ba§  ©efdfj-  unb  9lex* 
oenfyfiem  gewaltfam  erregenben  (Sinflüffen  btö  allgemeine  $5$ol)k 
J>efmben  ju  erhalten  oermag. 

II.    33  on  ber  ju   lange  fortbauernben   SDien^ 
jtrualfunctton. 

§.    632. 

2Cucf)  biefe  SKegelwibrigfett  lagt  ftcr;,  gleich  ber  ttorfyerger>n* 
ben,  ntd£>t  naefy  einem  gewiffen  Lebensalter,  fonbern  nacr;  ber  Sfätcf- 
wirfung  auf  ba3  aßgemeine  SSeftnben  beft'niren,  unb  j!el)t  infofern 
namentlich  ber  gu  reichlichen  ober  $u  bduft'gen  Sttenftruation  nafye. 

§.    633. 

Die  franfljafter  SSeife  ju  lange  fortbauernbe  Sfftenjiruation 
tarnt  öorjüglid)  in  Dreifacher  Jpinffcfyt  üerurfaebt  roerben:  entweber 
buref)  allgemeine  Sßollfaftigfeit  in  fjotge  fefyr  reicfylid)-  ndfyrenber 
Didt  unb  f%nber  2eben§weife,  wobei  buref)  bie  Siftenjlruation 
felbji  gwar  für  ben  2Cugenbli<f  Erleichterung  gefdjafft  wirb,  aber 
jugleicb  burcb  bie  öfters  wieberfeljrcnben  @ongejlionen  natf)  ben 
©efdjledjtSorganen  pafft'oe  Blutungen  unb  oielfdltige  Degeneration 
nen  vorbereitet  werben;  ober  bie  anbauernbe  Sftenjfruation  wirb 
bebingt  bureb  fetyt  errate  ©rregbarfeit  ber  @efd)lecr;t3organe,  welche 
bie  golge  iji  einer  im  allgemeinen  fel)r  reizbaren  ßonjtitution,  ober 
einer  reijenben,  erl)i&enben  £)\ät,  ober  auSfcfyweifenber  2eben§art; 
ober  enblicf),  e3  ffnb  organifelje  ÄranFfyeiten  ber  ©efcfylecbtStfyeile 
unb  namentlich  be3  UteruS  üorfyanben  (wofytn  oorjüglicf)  Vit  fe|)= 
ler^aften  Sagen  unb  bie  fcfjwammige  2Cuflocferung  feiner  ©ubjlanj 
geboren),  welche  biefe  anbauernben  periobifcfyen  SMutergiefwngen 
bebingen. 

§.    634. 

Die  folgen  be§  burd)  bie  ledern  betben  Urfacfyen  bebingten 


430 

verlängerten  SKenjfrualfluffeS  ft'nb  gewofmlid)  weit  einbringenber 
unb  gefdfyrltcber ,  als  be3  burc^  bie  erjrere  veranlagten;  ft'e  bei 
liefen  in  ©ntfrdftung,  ©torung  ber  S3erbauung3function,  ©cfyleim* 
flüffen,  2Bafferfucf)ten,  $ieberbewegungen  u.  f.  w.;  ja  ft'e  geben 
woljl  ju  wahren  Metrorrhagien  23eranlajfung  unb  fonnen  unmit* 
telbar  töbtlicj)  werben. 

§.    635. 

£)ie  SSefyanblung  muß  gdnjlid)  ben  genannten  Urfac^en  ent* 
fürecfyen,  barf  baljer  nie  birect  bie  ttnterbrücfung  biefer  SSluters 
gießung  ftd?  §um  3wecf  machen,  unb  muß  bafyer  gan$  nacfy  ben 
©runbfdfcen  eingeleitet  werben,  welche  wir  oben  bei  ber  $u  retcijs 
liefen  Sftenjiruation  au6fuijrüd>  erörtert  fyaben. 

§.    636. 

3Cucb  bie  im  fyofyen  2Uter  fiel)  juwetlen  von  feuern 
jetgenbe  Menftruation  ijt  nacl)  dljnlicfyen  ©runbfdfcen  ju  be* 
trauten,  wie  bie  p  lange  anljaltenbe,  unb  forbert  mit  biefer  eine 
jiemlicb  gleiche  33efyanblung.  — ■ 

Sm  allgemeinen  fann  man  übrigens  bzfyaupUn,  baß  alle  bie 
genannten  regelwibrigen  (Srfcfy einungen  ber  Sftenjfrualfunction  im 
fyofyern  2ttter,  auf  er  infofern  ft'e  burcl)  anbere,  namentlich  organi* 
fcfye  Äran?l)eitm  ber  ©efcblecfytStfyetle  veranlagt  ft'nb,  niebt  leicht 
jrattft'nben  werben,  wenn  ba$  SSeib  bä  2(nndfyerung  ber  flima= 
ftertfdt)en  Safyre  bie  Regeln  ber  $»giafti£,  welche  früher  überhaupt, 
unb  für  biefe  9)eriobe  inäbefonbre  aufgeführt  ft'nb  (§.  111  u.  f. 
§.  130.  132.),  forgfdltig  beobachtet;  fowie  fyinwieberum  aud)  bie 
Serücfftcljtigung  ber  ©tat  unb  be3  SfagimenS  obenan  ftel)t,  wenn 
e§  sur  Aufgabe  wirb,  entfianbene  Siegelwibrigf eiten  biefer  2£rt  ju 
befeitigen. 


©rflärung 

t>  et  3  u  tn  cxften  Steile  gehörigen  £  a  f  e  l  I. 


Fig.  I.  3Me  innern  ©enitalien  etneS  neugebornen  Sftdbs 
<cben3.  —  a.  b.  ©ebdrmuttergrunb  unb  Äorper;  b.  c.  Cutters 
fyalät,  d  d.  Futterrohren;  e  e.  SDüarien;  f.  Sttutterfcbeibe ; 
g  g.  runbe  Futterbanber ;  h  h.  breite  Sftutterbdnber. 

Fig.  II.  £>er  boebfebwangere  UteruS,  in  welchem  ber  du§erfk 
@rab  ber  (Sntrotcflung  biefeS  £)rgan£,  wo  e3  faß  ganj  ©ebdr* 
mutterforper  tjt,  unb  ber  ÜÖtotterfyalS  beinahe  tterfebwunben  tff, 
im  ©egenfafc  ju  Fig.  I.,  wo  ber  ©ebdrmutterforper  noeb  ber 
fletnjlc  SSbeit  tjf,  ftrf>  barjfrUt.  —  a.  ©ebdrmuttergrunb;  b.  ©e- 
bdrmutterforper ;  c  SKuttermunb  mit  einem  f leinen  Ueberrejl  beg 
SJflutterbalfeS;  d.  SSagina;  e  e.  runbe  Sflutterbdnber. 

Fig.  III.  £arfMung  ber  obern  SDeffnung  beS  fletnen  weib* 
Itcben  SSecfcnS.  ©ie  bilbet  einen  ÄreiS,  t>on  welcbem  bureb  ba$ 
(Sinfpringen  be$  föorbergö  a  ein  monbftcbelformiger  Zfyt'ü  abge= 
febnitten  wirb.  —  ab.  Cionjugata;  c  d.  £luerburcbmef|er;  e  f, 
g  h.  febrdge  £>urcbmeffer. 

Fig.  IV.  35arfMung  ber  mittleren  SDeffnung  ber  $ß\)U  be$ 
fletnen  33ecfen§.  ©te  bilbet  einen  ÄreiS,  welcbem  bureb  bte  @nä 
biegung  be§  ÄreujbeinS  ein  monbftcbelformiger  2tbfcbnitt  jugefe^t 
wirb;  a  b.  geraber,  c  d.  £hterburcl)mef[er. 

Fig.  V.  £>ar|Mung  be3  2lu§gange3  Dorn  fletnen  S3ecfen. 
<5r  bilbet  einen  Äret§,  üon  welcbem  bureb  ba3  (Stnfprtngen  be3 
©cbwansbeinS  (außer  ber  ©eburtSpertobe)  ein  ©tuef  weggenom* 
men  wirb;   a  b.  geraber,  c  d.  £luerburcbmeffer. 

Fig.  VI.  ©enfreebter  £>urcbfcbnitt  ber  Jpoble  bee>  fletnen 
S5ecfen§:  a  b.  Äreujbem;  b  c.  ©cbraanjbem;  d  f.  ©cbamfuge. — 
d  a.  ßonjugata;  e  g.  geraber  25urcbmeffer  ber  SBecfenböble; 
f  c.  geraber  £)urcbmef[er  be3  33ecfenau3gange$;  h  i.  %n  ter 
obern  SBecfenapertur,  1  m.  2Cre  ber  untern  S3e<fenapertur;  k.  2Bin* 
fei,  wo  ffcb  bette  2ta  febnetben;  i  1.  3Cbfc&mtt  beS  mit  ber 
#dlfte  be§  geraben  £>urcbmefTer3  ber  SBecfenboble  betriebenen 
Ärctfeö,  weiter  bte  eigentliche  gubrungSltnte  ber  SSecfenfrummung 
barfiellt;  x  y.  $ort$ont;   v.  z.  ^erpenbtfularlmte  be3  weiblichen 


432 

ÄorüerS;  o.  äußerer  @inbug  ber  Äreu^gegenb;  p.  dufere  $ldcbe 
be3  ©cbambogenS ,  gwifdjen  welchen  betben  fünften  tue  SEtefe  be3 
ganzen  33ecfen3  gemeffen  wirb. 

Fig.  VII.  £)fianber'3  £üfrerotom.  £ie  £dnge  be$  ©an- 
$en  11  3oll;  »  b-  meffmgene  (Scheibe;  c  d.  jwei  S^effer  einzeln 
ober  jufammen  fyerüorjufcbieben  burcl)  ben  ©rttcfer ;  e  f.  £>anbgriff 
üon  &m\)otfc 

Fig.  VIII.  ©auter '3  Snjfrument  jum  Unterbinben  ber  ®e* 
bdrmutterüolüüen;  a  b.  bie  ftf#einernen  (Sonbuctoren,  welche  9  3oll 
lang  ft'nb;  h.  ©cfmur  üon  $aternofferfttgeld)en,  beren  unterleg  itnb 
oberfteS  üon  9?inb3()om  gearbeitet,  mit  jwei  Deffnungen  üerfefyen 
unb  für  bie  Unterbinbunggfrfjnur  etroaö  auSgefdmitten  ftnb ;  f.  ober? 
fteS;  g.  unter fteö  Äügelcfyen;  d.  spolüüenwurjel;  e.  ^Polü». 

Fig.  IX.  2eüret'3  ungefiielter  eiförmiger  9ttutterfran$  au§ 
5torF  mit  Söad)6maffe  überwogen. 

Fig.  X.  $unolb'S  ungefüelter  elajiifcfyer  5Kutterfran§  au$ 
einem  Sif4)beinringe  mit  einem  üfte^e  üon  paaren. 

Fig.  XI.    3 euer H  gezielter  SJhrtterfranj  au§  #ol§. 

Fig.  XII.  3  u  o  t  n  e '  3  ungejlielter  efojtifcfoer  SÄutterfranj  au$ 
einer  glafc&e  »ort  elafitfd^em  |>arj,  mit  einem  eingelegten  Flehten 
golbenen  Zxifykx  (a),  unten  mit  einem  SBanbe  üerfetyen  (b). 

Fig.  XIII.  %%>,  SSrown'S  #arnf»errer;  f.  §.  613.  £er 
SHjeil  b  c  ijt  oon  Elfenbein,  ber  pfropf  unb  btö  Sefcbldge  üon 
©Über.  £>a3  ©an§e  wirb  3  bis  3*/2  3oll  lang  gemacht  unb 
bleibt  wegen  be3  (SinbugeS  üon  felbjr  in  ber  ^arnro^re  liegen; 
wo  bann  ber  $axn  burcb  üon  Seit  ju  3eit  jlattftnbenbeS  $erau3* 
nehmen  be$  Pfropfes  entleert  roirb. 

Fig.  XIV.  £>a$  üon  Güfyarriere  üerbefferte  ©peculum  £>u? 
puütren'3.  a.  giebt  beffen  2Cnftrf>t  üon  üom,  roie  man  burcb 
bafjelbe,  inbem  e§  mefyr  ober  weniger  geöffnet  tji,  in  bie  ©e=« 
fct)lecl)tatbeile  r)  er  einfielt;  b.  giebt  beffen  2fnftd)t  üon  ber  <5eitt, 
bamit  man  bie  Cdnge  be3  ©anjen  überblicfe,  unb  ba$  SSerbdltnijj 
ber  ben  ©cbeibencülmber  bilbenben  S3ldtter,  üon  welchen  auch  t>a§ 
obere  (*)  unb  untere  abgenommen  werben  fönnen,  beurteilen 
fonne.  Sie  ßdnge  ber  S5ldtter  betragt  37z,  bie  ber  ©riffe 
2  ^arifer  3oß. 


©nicf  üon  %.  2f.  SBrodE^aus-  in  Sefpjig. 


i'Tlnil 


LU,/»J.